Grundzüge altrömischer Metrik

Richard Klotz

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ALTRÖMISCHER METRIK

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RICHARD KLOTZ.

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LEIPZIG,

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1890.

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DKM ANDENKEN

FRIEDRICH RITSCHL'S

GEWIDMET.

Vorwort.

Die vorgedruckte Widmung ist nicht der gewöhnliche Zoll, der dem unvergesslich um Plautinische Kritik verdienten Meister von jedem Mitforscher geschuldet wird, sondern der Ausdruck sehr persönlicher Gefühle. Ich verlasse den Weg der aller- strengsten Observanz und zähle in Kitschl'schem Sinne nicht zu den eigentlichen Bdx%oi, wenn ich auch den erhobenen frvQöog nicht von mir werfe. Bei einem ehemaligen Mitgliede der Ritschl'schen Societät und Senior des Leipziger philologischen Seminars könnte man darin eine Impietät um so eher finden, als besonders im Eingange dieses' Werkes die Gegensätze wiederholt schroff hervor- gekehrt sind. Einem derartigen Gedanken soll die Widmung von vornherein vorbeugen. Auch ist der Unterschied nicht so gross, wie er scheint. Jene scharfe Form soll dazu dienen, das Neue der eignen Methode in s rechte Licht zu stellen, nicht in Schatten zu setzen, was ich persönlich dem Lehrer verdanke, der überall den kritisch - historischen Standpunkt betonte und nach der ratio zu forschen anwies. So finde man auch hier die Ritschl'sche Methode wieder, wenn auch, wie ich hoffe, nicht ganz unwesentlich erweitert. Richten sich aber manchmal die Ausführungen gegen Ritsehl, so soll darin zugleich die An- erkennung liegen, dass aller Fortschritt an dessen Leistungen anzuknüpfen ist.

Dasselbe gilt auch von Ritschl's Schule, vor allen von den durch Ritsehl selbst erkorenen Fortsetzern der Plautusausgube, Georg Goetz und Friedrich Schoell, ganz abgesehen davon, dass der Erstgenannte mich persönlich trotz principiell abweichender Stellung zu den grossen Fragen der Plautinischen Kritik durch Anregung und Belehrung sich verpflichtet hat.

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VI Vorwort.

Die ganze Anlage des Buches bringt es mit sieh, dass vieles Gute nicht ausdrücklich erwähnt wird, woraus man nicht gleich 8chliessen möge, dass es unbekannt oder weniger anerkannt geblieben ist. Im Citiren bin ich sparsam gewesen, nur nicht bei eignen Leistungen, hier jedoch nur darum, um bereits Gesagtes nicht zu wiederholen.

Der Titel „Grundzüge" ist in dem Sinne gemeint, dass hier kein vollständig durch- und ausgearbeitetes System vorliegt. Zu einem solchen fehlte es mir an Zeit und Sammlung. Ich ver- sehe seit Jahren ein Lehramt, mit dem lateinischer Unterricht in zwei Leipziger Primen und griechischer in einer Prima mit 8ämmtlichen dazu gehörenden Correcturen verbunden ist. Für diejenigen, die nicht mit den besonderen Verhältnissen bekannt sind, sei dazu erwähnt, dass eine lateinische Primanercorrectur bei uns schon nach dem äusseren Umfange der Arbeiten so viel wie eine deutsche und griechische zusammen ist. Unter solchen Umständen habe ich nur die Wahl ein nach den gewonnenen Principien durchgeführtes System auszuarbeiten, dessen Aus- führung nur sehr stückweise möglich und dessen Vollendung unabsehbar ist, oder einen kühnen Wurf zu wagen, alle Feier- stunden und Ferientage eines Jahres zusammen zu nehmen und ein Werk wie das vorliegende zu verfassen.

Damit ist angedeutet, wofür ich um besonders gütige Nach- sicht zu bitten habe. Hier sei davon nur zweierlei hervorgehoben. In der ersten Freude des Findens mag ich den Fortschritt der metrisch-rhythmischen Kunst, der sich mir herausstellte, zu sehr verfolgt und darüber die Schattenseiten in der consequenten, aber auch etwas einseitigen Technik der römischen fyvftyLOTtoioC zu wenig hervorgehoben haben, wie ich das bei dem kretischen Versmasse nachgeholt habe. Sodann gehört vielleicht das eine oder das andere von dem, was ich den lateinischen Dichtern zu- zuschreiben geneigt bin, noch den Griechen an. Doch ist die neue attische Comödie, sicherlich eine hochzuschätzende Kunst- leistung des nachclassischen Hellenenthums, so trümmerhafi erhalten, dass es schwer ist hier scharfe Grenzlinien zu ziehen. Jedenfalls bleibt den Hörnern noch genug, die hohe Meinung von dem in Italien erreichten Kunstfortschritt zu rechtfertigen.

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Vorwort.

VII

Schliesslich ergreife ich die Gelegenheit allen denen zu danken, die in irgend einer Weise mich und mein Buch gefördert haben. Es sind ausser dem bereits genannten Prof. Dr. Georg Goetz in Jena Herr Prof. Dr. Heinrich Bellermann in Berlin, dem ich durch freundliche Vermittelung meines hiesigen Collegen Dr. Reinhard Kade Aufklärung über die in einem Terenzcodex stehenden Musiknoten verdanke, sowie mein Freund und Vetter Dr. Alexis Schumann hier, der für mich eine sorgsame Collation der erwähnten Noten besorgt hat, sodann mein Bruder Gymnasialoberlehrer Dr. Walter Klotz, der einzige, der das Werk vor dem Drucke vollständig gekannt hat, und ganz besonders mein lieber College Dr. Richard Opitz hier, der in aufopferndster Weise fast sämmtliche Druckbogen einer gründ- lichen Revision unterzogen hat.

Leipzig, im Januar 1890.

Richard Klotz.

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Inhalt.

Einleitung. Seite

Bedeutung der Kunstforni des altrömischen Dramas 3

Bisherige Leistungen über dieselbe 9

Methode der Forschung 27

Frosodie.

I. Das metrische Kürzungsgesetz.

1. Allgemeines. Unterschied zwischen metrischer Kürzung und pro- sodiBcher Kurze . 39

2. Gewöhnliche Fälle des metrischen Kürzungsgesetzes G3

3. Weitere Erscheinungen des metrischen Kürzungsgesetzea 68

Ergebnisse 94

4. Prosodie der Saturnier 97

II. Hiatus.

1. Allgemeines 102

2. Der logische Hiatus 104

1. Im Satzbau begründet 104

2. Bei Eigennamen 107

3. Bei Personenwechsel 110

Ergebnisse 118

3. Der proßodische Hiatus 119

1. Allgemeiner Gebrauch im Griechischen und Lateinischen 119

2. Bei Plautns 123

8. In der Senkung der Iamben und Trochäen 137

Ergebnisse 141

4. Metrischer Hiatus 142

1. In der iambischen Cäsur iambischer Langverae 142

2. In der trochäischen Cäsur trochäischer Langverse .... 14« 8. In der iambischen Cäsur trochäiscner und der trochäischen

Cäsur iambischer Langverse 167

4. In den Cäsuren des iambiechen Senars zu verwerfen . . 165

5. Ergebnisse 179

Hiat in den Cäsuren der anapästischen, kretiBchen und bacchiischen

Laugverse . . 180

Ergebnisse 183

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Inhalt.

IX

Metrik.

I. Bildung der Cäsuren und Schlüsse.

Seite

1. Allgemeines. Durch Elision getrübte Casaren 187

2. Vernachlässigung der Hauptcäsnren 199

1. Im griechischen Vorbilde 199

2. In den iambischen und trochäischen Versen der römischen Comödie 207

Ergebnisse 213

3. Vernachlässigung der Cäsuren in anapästischen, bacchiischen

und kretischen Langversen 216

Ergebnisse 828

3. Trochäische Schlüsse 223

4. Iambische Schlüsse 232

Ergebnisse ' . . 248

II. Bildung der Hebung und Senkung.

1. Allgemeines. Bildung der iambiHch - trocbiiischen Hebungen . . 250

1. Allgemeines 260

2. Hebung durch zwei verschiedenen Wörtern angehörende Kürzen gebildet im Griechischen 251

3. Desgleichen im Lateinischen 254

Ergebnisse 266

4. Hebungen durch zwei ein Wort schliessende Kürzen ge- bildet im Griechischen 208

6. Desgleichen im Lateinischen 273

Ergebnisse 278

2. Die Hebungen im anapästischen Rhythmus ........ 281

1. Nach griechischem Vorbilde 281

2. Unter dem Einfluss der Iamben und Trochäen ... 287 Ergebnisse 29G

3. Die aufgelösten Hebungen in kretischen und bacchiischen Verden 297

1. In kretischen Versen 297

Ergebnisse 298

2. In bacchiischen Versen 299

Ergebnisse 303

4. Verschiedenheit der Senkungen im ytvog taov und ävtaov .... 304

1. Im Allgemeinen 304

2. Der erste Fuss der iambischen und trochäischen Verse. . 308

3. Unterschied zwischen den äusseren und inneren Senkungen des ytvog aviaov. Anapästisch - choriambische Wortfiisse

in innerer Senkung 311

5. Spondeen in den inneren Senkungen des ytvog uviaov 315

In -den Saturniern 317

In Plautus' und Terenz' Iamben und Trochäen 319

In Kretikern und Baechien 341

Ergebnisse . . 344

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X Inhalt.

Seit«.

t). I>as Zusammenstoßen der aufgelösten Hebung und au gelösten

Senkung '{40

Ergebnisse 357

Rhythmik.

I. Elemente der Rhythmik.

1. Ergehnisse über Plautinische und Terenzische Metrik 'M\f

•_' Bedeutung der einheitlichen metrischen Technik für die

l.'hythmik . :t7(»

3. Vortrag der Cantica nnd Diverbia 379

Ergebnisse

t. Symmetrie und Eurhythmie .'.'Jl

Die strenge und die freie Art der ununterbrochenen Taktfolgr Kit

Systematische Bildung 404

Continuatio numeri 40h

Ergebnisse 415

»'., Katalektwhe Bildungen 1 1 0

Ergebnisse 432

7 (lebrauch und Ethos der einzelnen Uhvthmeugattuugen ,

a. Das ytvog icov . . Mili

b. Das yivog SinXüciov . . 1 1s

c. Da« yivog ijUtöliov 401

d. Allgemeine*. Ergebnisse ti'.rs

II. Die rhythmische Metabole.

1. Mtzaßolr} %ax' ayrtöiatv .... 471

2. Die Epiinixis alloeometrischer Reihen . 477

Ergebnisse .~>u*

3. Tuktwechaelnde Verse in stichim-hem (iebraucli. 5J_L

■i, Takt wechselnde Cantica . , . , ,

Bei Terenz. . . , , . &2Ji

Iri der Tragödie 530

Bpi Plantim 5Ji3

Die M etahole der Compositionaartcn . . . . . . . 544

6. Schlüsslet nie htung. Ergebnisse . .... 551

Nachträge 502

S.ichtr^iHt'-r . , . . -'ii'.s

Stellcnregiatcr . 57tf

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Einleitung.

Kunz, GrumlsttiKO altromiHchcr Metrik. 1

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In der alten Geschichte ist die grossartigste und für Mittel- alter und Neuzeit folgenschwerste Erscheinung das Emporkommen Roms. Diesem gelang es die Völker der alten Welt zu einem Reiche zu vereinigen. Wurden dabei auch die Nationen des Abend- landes in ihrer Eigenart vernichtet und das in den* griechischen oder griechisch-niacedonischen Staaten fortlebende Hellenenthum militärisch und politisch überwunden, so musste doch Rom die griechische Cultur als weltgebietenden Factor anerkennen. Wenn man nun behauptet, das besiegte Griechenland habe die barbari- schen Sieger durch seine höhere Bildung bezwungen, so ist das natürlich nicht in dem Sinne zu verstehen, als sei das Römerthum der Cultur des Besiegten auch nur annähernd so vollständig unterlegen, wie etwa die germanischen Stämme, welche die alt- römischen Gebiete eroberten. Vielmehr geht neben dem welt- historisch-politischen Kampfe fortwährend ein viel verzweigter, für den Verlauf der Weltgeschichte höchst wichtiger, manchen Fortschritt zeitigender Kampf einher auf den verschiedenen Ge- bieten der Kunst und des Wissens, der in wechselreichem Ver- luste bald der griechischen Welt siegreichen Eingang in das Abendland verschallt, bald wieder die echt nationalen Elemente des Römerthums zu reagirender Bewegung zusammeni'asst, bis sich das Schlussergebniss dahin herausstellt, dass Rom, allerdings unter mancher Einbusse und nur mit Hilfe der in Spanien, Gallien und Afrika gemachten Eroberungen, sich neben der hellenischen Cultur behauptet. In diesem Jahrhunderte währenden Process der Angleichung und Abstossung der beiden weltgebietenden gei- stigen Potenzen bildet natürlich die Literatur und besonders die Poesie ihrem Inhalte wie ihren Kunstformen nach ein sehr wich- tiges, aber auch eins der umstrittensten Gebiete. Diese Kunst- formen der römischen Poesie, soweit sie in den vollständig erhaltenen Dichterwerken aus der Blüthezeit der Republik uns entgegentreten, behandelt unser Versuch.

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Schon lange, mindestens mehrere Generationen vor der Zeit, der die ältesten uns erhaltenen T.iteraturwerke der Römer an- gehören, halte der trwünnte Process seinen Anfang genommen. Denn dass bereits vor Mitte des dritten vorchristlichen Jahr- hunderts der griechische Einfluss in den Formen der römischen Dichtkunst sich geltend gemacht hat, beweisen unverkennbar die Scipionengrabschriften. Schon die älteste uns erhaltene Sciturnier- poesie steht unter griechischem Einflüsse, wie wir später aus- führen werden, vgl. Rhythmik I, 1. Hier erscheint die metrische Technik schon ausgebildet, wie sie in den Hauptmassen des römischen Dramas gehaudhabt wird. Livius und Naevius haben also in ihren Iamben und Trochäen nichts erfunden und geordnet, sondern die in der saturnischen Poesie herrschende und für die gewöhnlichen Metra ausreichenden Anhalt gebende Praxis befolgt. Dagegen haben Männer wie Naevius, Plautus und Ennius da- durch, dass sie sämmtliche Metra ihrer griechischen Vorlagen nach- bildeten, einen J? •khtlniiu der poetischen Kunstformeu entwickelt, der für ihre 'Ht.'gabung das beste Zeugniss ist, zumal da es ihnen vollständig gelungen ist, die für Athen allerdings historisch be- rechtigte metrische Zwitterhaftigkeit, die der Comödie von den ' i-eben Zeiten her anhaftete, und die fast zur Spielerei aus- ueur.'f'i» lY.Vmetrie der spätem attischen Tragödie durch ein sei,!- wirk.-unie.s Mittel auszugleichen. Wie nämlich die Einheit der Handlung durch die neue attische Comödie bereits errungen war, so wahrten die römischeu Dichter die formale Einheit des Kunstwerkes in der durch alle verschiedensten Versarten streng durchgeführten Einheitlichkeit der metrischen Technik, deren Darlegung die besondere Aufgabe unsres Versuches ist

Griechische Künstler waren mit und nach Alexander in Schaaren nach dem fernen Osten gewandert, aber auch in den hellenischen' Culturcentren des römischen Reiches zu Hause ge- blieben. Als der römische Staat den auch in Rom heimisch gewordenen dionysischen Künstlern griechischer Abk mit1) Cor-

1) Die griechische Herkunft ist besonders bezeugt bei Livius aus Tarent und Ennius aus Rudiae, 'Podtcti, noiig'EXlrivtg nach Strabo VI. j>. 281; vgl. über beide Sneton. de gramm. 1 seinigraeci quos utraque lingua domi forisque doeuisse adnotatum est; über Ennius noch Festus sub v. solitanrilia p. 293 ut pote Graecus graeco more usus. Aus italischer Land- schaft, die längst unter griechischer Cnltur stand, stammt u. a. der Cam- panier Naevius.

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Einleitung.

porationsrechte verlieh und dein Livius Andronicus zn Ehren im Minervatempel auf dem Aventin den Dichtern und Schauspielern eine geweihte Stätte anwies, fand das im Ersterben begritlenc attische Drama eine Erneuerung, die z-ugu -ich in Mündiger Ent- wickelung das fortsetzte, wozu bereits der Ansatz in der helleni- schen Kunst gemacht war. Man verstehe dies nicht falsch. In den Zeiten des Hellenismus wurden die Dramen eines Sophokles, Euripides und Menander beständig aufgeführt, die griechische Schauspielkunst teierie allenthalben grosse Triumphe. Aber so manches im attischen Drama hatte nur in den besoudern atheni- schen Einrichtungen sacraler oder localer Natur seine historische Berechtigung. Als aber die Kunst in Folge ihrer ungeahnten Aus- dehnung aus einer attischen zu einer gemeingriechischen, ja fast universalen geworden war, als das griechische Schauspiel wie an den Höfen und in den grossen Städten des Morgenlandes, so auch in den Grossstädten des römischen Reiches und in Rom selbst in Originalsprache l) zur Aufführung kam, verlor gar vieles, was in Attika voll berechtigt war und verstanden wurde, Sinn und Berechtigung vollständig, wie die dreifn<\ "BeVamllun.; der Tri nieter und Tetrameter und überhaupt die v rschiedenartigsten Stile gleicher oder ähnlicher Kunstformen, denen wir im attischen Drama bf gegueu. Solche althergebrachte l;-.itei\schiedc festzuhalten wäre nicht mehr stilvoll gewesen, sondern geschmacklos. Wie dies Gustav Hroysen in seiner Geschichte des Hellenismus so tri «! ausführt, besonders III, 1. S. 331, III, 2. S. 171 und III, 1 . S. 332, gab es zur Zeit, als die Blume der attischen Schön- heit verblüht war, nicht mehr jenes urkräftig erwachsene oder die im» 'TwüchMgi'U . . luIi«; unmittelbar beseelende Leben frühere«- Jahrhunderte; was sich davon noch zeigte, wu* nur in z.ts 'tzier Rest. iiberm-Jt ;hu-.|, andre uj < « vlui'a: , denen sich, alle. Anerken»«-jsis> Miiweii und die strebende Förderung der Besten .nulte. Es waren nur die zertrümmerten und zerschlissenen !ie , i i- naturgetreuen Eniiaitungeti, in denen sich das Griechen- thura so überreich ausgestaltet und erschöpft hatte; die Zeit der monadischen, nur diesem vJrie, diesem Stamme angehörenden Bihluntren war vorüber; und wie sie sonst die bedingende Grund- lage, gieicnsaui das konstitutive im hellenischen Leben gewesen

i) üeber die ludi graeci in Horn vgl. Welcker, Die griech. Trag. S. 1323 fgg.

Einleitung.

waren, mussteii sie nun, sobald erst die Formen für die neuen Bildungsmomonte gefunden waren, von diesen subsumirt und allmählich vertilgt oder durchdrungen werden. Das ist die un- geheure Revolution, die seit Alexander und Aristoteles der grie- rhi . ho lieist über die Welt gebracht hat. Die erste granitne Schale der Menschheit in ihren starr gewaltigen Formen ist zer- setzt uud zerbröckelt, es beginnt sich ein Boden zu weiterer, reicherer Lebensentwickelung zu bilden; vgl. a. 0. III, 2. S. 177. So war eine ganz andre Zeit heraufgekommen, neue Charaktere beherrschen das hellenische Leben, wie sie sich bis zu einem gewissen Grade auch im spätem attischen Drama wiederspiegeln. Allein der ganz veränderten Gesammtrichtung des hellenischen Lebens trug das neuere attische Lustspiel von der Tragödie können wir hier nicht reden, da sie uns zu wenig bekannt ist in seinen Kunstformen nur wenig Rechnung, fnst nur dadurch, dass es die formale Einheit durch Anwendung möglichst wenig verschiedener oder überhaupt möglichst weniger Metra annähernd zu errcir1)» ;! suchte. Und das war der Tod. Die Consequenz dieser Richtung führte zum steifen alexandriuischen Drama, das nie vuiksthümlich werden konnte.

Da ist es nun ein wirklicher Fortschritt in der formalen Kunst gewesen, dass man in Rom unter Erhaltung manches echt attischen Körnchens und überhaupt in lebendiger Anknüpfung au die attische Art bei reichem Wechsel der Metra die höhere formale Einheit durch eine gleichmäßige Behandlung aller Vers- arten, erzielte. Denn dass die Zwiespältigkeit, die man durch die Unterscheidung zwischen „zahmen" und „wilden" Rhythmen in das römische Drama hat hineinbringen wollen, gar nicht in demselben vorhanden ist, gedenken wir in diesem Werke zu erweisen.

Man wende nicht ein: Unsre Auffassung der dramatischen Metrik der Römer setze eine grössere Reflexion bei den Dichtern Rums voraus, als mau anzunehmen berechtigt sei; die Dichter hätten mehr nach innerem Drange, nach Eingebungen des Augenblicks gehandelt. Es lag vielmehr eine solche Speku- lation ganz im Geiste ihrer Zeit. Eben das ist das Wesen des Hellenismus des dritten und zweiten vorchristlichen Jahrhunderts, das Droyseu, wie wir sahen, uns zu verstehen gelehrt hat, a. 0. III, 2, S. 177. Mit ihm zum ersten Male erfüllen und durchdringen die Welt gemachte Zustäude, Formen, die Verstandeswillkür schuf,

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Einleitung.

7

Tendenzen mehr von dem, was gesucht wird, als von dem, was gegeben ist, bestimmt. Es ist die Zeit der Absichtlichkeit, des Bewusstseins, der Wissenschaft, des verschwundenen Jugendhauches der Poesie, wie des zerstörten Rechts. Wie alexandrinische Be- rühmtheiten, ein Zenodot, Alexander Aetolus, Philetas, Callimachus, Apollonius zugleich Vertreter der Wissenschaft, der Grammatik und der verschiedenen Dichtungsgattungen sind, so war es auch in Rom: Appius Claudius Caecus, ein Zeitgenosse der genannten Alexandriner, in dem wir wohl den Ordner der römischen Saturnier- poesie zu suchen haben, war abgesehen von seiner sehr prakti- schen staatsmännischen Wirksamkeit und seiner grossen Rechts- kenntniss der erste uns persönlich entgegentretende Dichter Roms und zugleich ein Mann der Theorie, der sich mit Fragen der Grammatik befasste.1) So waren auch im folgenden Jahrhundert Dichter zugleich Grammatiker, Andronicus und Ennius waren Lehrer der griechischen und lateinischen Sprache und wie nach ihnen u. a. der Tragiker Accius Männer der grammatischen Theorie. Ganz entsprechend dieser damals ganz gewöhnlichen Verbindung der Dichterpraxis und Grammatikertheorie ist das Ergebniss unserer Betrachtung über die Kunstformen der altrömischen Dichtung. Der vom griechischen Vorbilde abweichenden Behandlung der einzelnen Versarten sowie den grundlegenden Normen für die römische Poesie überhaupt ging eine zielbewusste Speculation vielfach be- gabter Männer voraus oder zur Seite. Die römischen Dichter haben nicht etwa nur einen vielfältig nach Inhalt und Form rohen oder inissratheneu Abklatsch des griechischen Dramas gegeben, sondern sie haben ganz im Sinne ihrer Zeit schattend auf dem Punkte, wo die althellenische Kunst erstarrte, mit Beseitigung alles Veralteten, zu der sich das attische Drama nicht verstand, iu lebendiger Anknüpfung an die in Rom bereits unter griechi- schem Einfluss ausgebildete poetische Form eingesetzt und die dramatische Kunstform denn von dieser können wir nur reden, da alle übrigen gleichzeitig mit dieser in Rom entwickelten Dichtungsgattungen uns nur noch in verhältnissmässig geringen Trümmern vorliegen durch ein an sich echt künstlerisches und

1) Zwei Einzelheiten aus dieser seiner Thätigkeit sind uns überliefert Dig. I 2, 2 § 36 Appius Claudius Caecus . . . Idem R litteram invenit, ut pro Valesiia Valerii essent et pru Fusiis Furii, und Martian. Capell. p. 64, 4 ed. Eyssenhardt. Z vero ideirco Appius Claudius deteatatur, quod dentes mortui dum exprimitur imitatur.

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8

Einleitung.

der ganzen Zeitrichtung entsprechendes consequent durchgeführtes Princip ähnlich bereichert, wie dies einst in Athen das Euripi- deische Drama erreicht hatte, das seiner Zeit iu seiner Kunst- form eine moderne Richtung vertrat und auch in den Glanzzeiten der römischen Republik allgemein herrschte. * Denn, um nur ein Beispiel anzuführen, der trochäische Tetrameter eines Plautus und Ennius verhält sich zu dem des altern und spätem griechi- schen Dramas in seiner metrischen Bildung etwa so wie zu des Aeschylus erhabenen, aber schon dem nachfolgenden Geschlechte ziemlich steif erscheinenden Trimetern diejenigen des Euripidei- schen Dramas, die neu belebt worden waren durch Uebertragung der metrischen Variationen, die das alte Drama nur in den Doch- mien und Klaganapästen zum Ausdruck der tiefsten Erschütte- rung und Klage stilgerecht verwandt hatte.1)

Die weitere Ausführung dieses Gedankens müssen wir uns auf einen späteren Abschnitt aufsparen, Rhythmik I, 2. Hier haben wir nur zu betonen, dass die römischen Sceuiker in ihrer metrischen Technik ausführten, was bereits das griechische Drama in einzelnen Phasen zu erringen wohlgelungene Versuche ge- macht hatte, aber, da es sich von manchen auf attischem Roden entwickelten und durch Jahrhunderte festgehaltenen, allein in der Zeit nach Alexander bedeutungslos gewordenen Gepflogen- heiten nicht frei machte, nicht vollständig durchsetzen konnte. Mag mau also auch mit einem gewissen Rechte behaupten, nach Inhalt und sprachlicher Form stehe das römische Drama weit unter dem griechischen Vorbilde, was jedoch nicht unbedingt zuzugeben ist2); wir gedenken den Nachweis anzutreten, dass das metrische Princip, die Kunstform des römischeu Dramas im Allgemeinen durchaus kein Rückschritt war, sondern auf römischem Boden in lateinischer Sprache sich die natürliche. Weiterentwicke- lung vollzog, die auf dein ausgesogenen, für neuen Samen un- empfänglichen Boden Attikas in hellenischer Zunge nicht mehr zu Stande kam.

1) Vgl. Verf. "s Beobachtungen, <le numero dochmiaco obaorw. i>. 30 bis 3*2. 2) Ueber die Unterschiede in den Adolphen des Menander und Torenz haben wir z. B. ziemlich viele Nachrichten, die jedoch durchaus nicht zum Nachtheil des römischen Nachahmers zeugen. Wenn ferner Cicero Stellen der römischen Dramatiker über das griechische Vorbild stellt, so braucht man allerdings Cieero's Urtheil nicht gelten zu lassen, muss aber doch zugeben, dass der belobte römische Dichter dem tJeschmatke semer Zeit betser entsprach.

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Einleitung.

In den grossen Familien Roms fehlte es nicht an Verständ- niss für diese Entwicklung der römischen Metrik und Rhythmik. Seit der Zeit des erwähnten Appius Claudius finden wir beständig auch in hellenischem Sinne hochgebildete Kreise unter den römi- schen Senatoren und Rittern. Mau kann dies förmlich durch die einzelnen Generationen verfolgen. Für die frühesten Epochen des römischen Dramas beweisen dies verschiedene Thatsachen, wie das Benehmen der Gönner eines Livius und Ennius; auch Naevius erfreute sich wohl der Gunst der Marceller. Für das nächste Menschenalter lässt sich erwähnen die allgemeine Achtung, in der der insubrische Freigelassene Caecilius Statius, Terenz' unmittelbarer Vorgänger, stand. Accius war eng befreundet (anii- cissimus) mit D. Brutus, der Consul des Jahres 616 war, summus vir et imperator.1) Und über die Proteetion des Terenz hatte sich schon im Alterthum ein reicher Kranz von Sage und Klatsch gebreitet.*) Jedenfalls war der Dichter, der, wie wir in der Rhythmik I, 1 sehen werden, einen wichtigen Wendepunkt der metrischen Kunst bedeutet, ein vertrauter Freund des Laelius und Aemilian und verkehrte und fand Anregung und Anleitung in dem berühmten Scipionenkreise, dem nachher auch der römische Ritter und Satirendichter Lucilius angehörte. In der Generation nach dem jüngern Scipio und Laelius scheint sogar ein römi- scher Senator sich mit Plautinischer Metrik in eingehender Weise beschäftigt und Coninientare zu Plautinischen Stücken ver- öffentlicht zu haben, der Historiker L. Cornelius Sisenna, den Ritsehl3) zu ungünstig beurtheilt. Denn schon die wenigen bei Rutinus4) aufgeführten Bruchstücke beweisen, dass er auf Pro- sodie, Metrik und Rhythmik einging und besonders die letztere mit feinem Stilgefühl behandelte, insofern er für das Erbos der einzelnen Rhy thmenguttungen Verständniss zeigt; vgl. unten Rhythmik I, 7. Cicero, wenig jünger als Sisenna, spricht mit wahrem Stolz und hoher Anerkennung von der römischen Tra- gödie und Comödie sowie den andern Dichtungsarteu an vielen Stellen, die von 1. Kubik:>) zusammengestellt und besprochen sind. Er und sein schon ziemlich verwöhntes Zeitalter erfreuten sich

1) Nach Cic. pro Archia poet. 11, 27. 2) Belege dafür in Teuffel» röni. Litt. § 82. 89-95. 3) Parerga 8. 374-386. 4) Kuiin. couim. in metr. Terent. 6«0. 561 ed. Keil. 5> I. Kubik, De M. Tullii Ciceroiiis poe- tarunf Latinorum studiis, Dissertationen philologao Vindouoncmes. Vol. 1. p. 237 fg.

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10 Einleitung.

au diesen poetischen Froducten, (He nunmehr über hundert Jahre alt waren, aber durch treffliche Schauspieler fort und fort dem Volke vorgeführt wurden, das mit Verständniss zuhörte; vgl. Cic. de orai III, 50, 196 u. 51, 198.

Cicero's Zeitgenosse ist M. Terentius Varro aus altsenatori- schem Geschlechte, ein echt alexandrinischer Polygraph, vielseitig zugleich als Poet und Gelehrter. Für uns handelt es sich nicht um seine literarischen und antiquarischen F orschungen über Plauti- niscüe Comödien und ä., sondern um seine "1 '*n Studien.

Direct ist uns in dieser Hinsicht weni^ uLeineiert wie dass er die recht praktischen Bezeichnungen versus quadrati, octonarii, septenarii u. ä. aufbrachte und dass er als Annänger der nach F. Leo's1) ansprechender Veruiuthuug den Pergamenern entstam- menden s. g. Derivationslehre die einzelnen Lang- und Kurzverse aus dem Triineter und Hexameter entstehen Hess, aber dabei die Plautinisch - Terenzischen Langverse ihrem rhythmischen Werthe nach richtig verstand. Ganz der altrömischen Technik, wie wir sie in der Metrik I, 3 entwickeln werden, entspricht auch Varro's Theorie der Versschlüsse, die mit der Trennung der octonarii und septenarii zusammenhängt, wonach er die Katalexis im grie- chischen Sinne nicht kennt, d. h. die vorletzte dreizeitige Länge, sondern die betreffenden Formen durch Fehlen von semipedes erklärt. ä) Er wie der auf ihm fussende zu Nero's Zeit lebende Metriker Caesius Bassus hat die altrömischen Dichter in seiner

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Theorie vielfach berücksichtigt, und auf diese ist mittelbar das Meiste zurückzuführen, was die römischen Grammatiker über alt- römische Verse uns erhalten haben, wie denn in Varro's Werken Alles das verarbeitet sein mochte, was bereits Einzelne über altes Drama veröffentlicht hatten. Freilich lag Varro's Blüthezeit weit über hundert Jahre hinter der Schaffenszeit eines Plautus; ob der von uns geschilderte tiefere Zusammenhang zwischen griechi- schem und römischem Drama ihm klar war, lässt sich nicht ent- scheiden; dass er ein ähnliches Verständniss wie Sisenna für Ethos und Gebrauch der Rhythmen besass, ist angesichts seiner eiguen poetischen Thätigkeit wahrscheinlich; ob jedoch das volle Ver- ständniss, ist zweifelhaft. Denn er wie sein ganzes Zeitalter standen dem immerfort zunehmenden Einfluss des Alexandrinismus

1) Herme« XXIV. S. 280 301. 2) Vgl. darüber F. Leo, a. 0.

S. 283 Anroerk.

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Einleitung. 1 1

lange nicht mehr so selbststandig in echt römischer Technik schaffend gegenüber wie die römischen Dichter der voraus- gegangenen Jahrhunderte. Auch bei Cicero lässt sich das be- ginnende Schwinden des Verständnisses für altrömische Metrik wahrnehmen, so darin, dass er erklart, manche Cantica, wie bacchiische Verse mit irrationaler Senkung, die doch noch Terenz einmal in seinem ersten Stücke angewandt hatte, könne man nicht verstehen ohne die dazu gehörende Musik.1) In den nächsten Generationen fehlte das Verständniss für die alten Kunstformen schon fast ganz. Bekannt ist ja das Urtheil des Horaz über die numeri Plautini2) und noch charakteristischer die Aeusserung Quintilian's über die Comodieri des Terenz, die er durchweg in iambischen Trimetern verfasst wünscht.8) Das war die Wirkung der längst zur allgemeinen Anerkennung durchgedrungenen neuen Grundsätze für die poetischen Formen, die in einer noch nicht ganz klargelegten Verquickung altgriechischer Tradition und neu- griechischer Theorie ihren Ursprung haben.

Das Hadrianische und Nachhadrianische Zeitalter beschäftigte sich wieder vielfach und eingehend mit der altrömischen Dichtung wie überhaupt mit der archaischen Zeit. Man edirte von neuem v für die Leetüre die alten Comödien und versah sie mit Argu- menten in iambischen Trimetern, die, charakteristisch für diese archaistische Richtung, ein wunderliches Gemisch bieten von alter- thümlicher und moderner Technik, insofern sie echt Plautinische, aber bereits von Terenz gemiedene Hiate, das metrische Kür- zungsgesetz in alterthümlicher Ausdehnung sowie die Irrationalität der inneren Senkungen der Dipodien beibehalten, aber in der Cäsurstelle die Elision meiden und den Hiat zulassen.4) Wir verdanken auch dieser Epoche in prosodisch- metrischen Dingen manche Belehrung, wie dem bereits unter Traian lebenden Flavius Caper über die Versarten der Diverbia, worüber unten Rhythmik I, 3, dem Q. Terentius Scaums einzelne prosodische Bemerkungen '') und dem ungenannten Gewährsmaune des Marius Victorinus6) die Beobachtungen über den Gebrauch der Senare und Langverse, in denen ein Einfluss der Eupolideisch- Aristophanischen Comödie auf das alte römische Drama, allerdings in ziemlich oberflächlicher

1) Or. 45, 184. 2) Epist. II, 1, 70. Art. poet. 270. 3) Inat. or. X, 1, 99 plus adhuc habitura gratiae, ei intra vergas trimetros stetiesent. 4) Vgl. darüber unter Prosodie II, 4 gegen Ende. 5) Kitsehl , Parerga S. 375. 6) p. 7b. 79 ed. Keil.

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Begründung, behauptet wird. In dieser Stelle jedoch finden wir einen Beleg dafür, dass man kein rechtes Verständniss für die Bedeutung der dramatischen Kunstforni der Römer und ihren Zusammenhang mit der griechischen Eutwickelung hatte, was ja bei der Eutwickelung, die die zwischenliegenden Jahrhunderte - genommen hatten, nicht Wunder nehmen kann. Jedenfalls aber hat man in dieser Zeit die alten Dichterwerke ileissig studirt und commentirt.

Dann kamen die Jahrhunderte der reinen Compilation , in denen das Wissen über die alten Dichtungsformen immer dürftiger wurde. Doch neben dieser antiquarisch-gelehrten Beschäftigung mit der Comödie geht die praktische, theatralische einher, diese blieb in ununterbrochenem Zusammenhange mit den alten Zeiten. Noch in der Kaiserzeit behaupten die Tragödie und Comödie einen Platz im Theater, wenn sie auch immer mehr hinter dem Mimus und Pantoniinius zurücktreten. Spuren von Aufführungen alter Comödien finden sich noch in sehr später Zeit.1) Doch waren ' das wolil vielfach nur noch Recitationen im Theater und in andern Kreisen, aber immer noch in gewissem Zusammenhange mit den alten Auiiührungen. Ein solcher Recitator scheint Calliopius ge- wesen zu sein nach einer im codex Victorianus des Terenz er- haltenen Notiz.2) Derselbe hat eine Recension des Terenz, nicht die palatinische des Plautus veranstaltet, die letzte in einer Art orga- nischen Zusammenhangs mit der alten Tradition stehende Gabe des classischen Alterthums, die wir über das altrömische Drama haben. Diese Recensionen sind zwar weder für Plautus noch für Terenz die ältesten uns erhaltenen, und das Urtheil über ihren Werth für die Textkritik ist noch schwankend, jedenfalls aber sind sie für unsre Betrachtung höchst wichtig, weil sie uns viele Spuren der alten echten, von uns in einem besondern Abschnitt, Rhythmik I, 3, besprochenen Semeiosis im Plautus und v<Toihz«lte im Terenz erhalten haben, von der sich kein Rest vorfindet in unsern älteren Recensionen, die wohl mittelbar auf die Reeen-iouen der Hadrianischen Zeit zurückgehen. Ein Rest von Gelehrsam- keit über altrömisches Drama sammelte sich in reichhaltigen Glossarien und einigen Scholiencomplexen, in denen von Prosodie

1) Vgl. Teuffei, röm. Litt. § 85. 1 Anmerk. 2) Scholien zu Andr. 9M verba Calliopii. Calliopias . . recitavi hanu fabulani. finita tabula in theatro recitator fabulac aiobat.

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und Metrik nur selten geredet wird. Die letzte Spur einer in selbststündigen Werken niedergelegten Kenntniss der alten Metrik zeigt das ausgehende Alterthuui in einigen dürftigen Grammatiker- commentaren de nietris Terentianis. Denn Terenz wurde noch viel und gern gelesen und wurde es das ganze Mittelalter hindurch.

Desshalb ist es kein Zufall, dass die erste mit altrömischer Metrik sich befassende Schrift der Neuzeit de metris Terentianis 6%edCaciia von Richard Bentley ist, in dem der bahnbrechende englische Philolog im Anschluss an seine Textrevision der Teren- zischen Comödien (zuerst Camtabr. 1726) ein metrisches System in einzelnen Zügen entwirft. Im Anschluss an Bentley hat Gottfried Hermann von jeher theoretisch in seinen verschie- denen Schriften über antike Metrik (besonders in den Elementa doctrinae metricae, Lips. 1816 und de cantic. in Rom. fabulis sceuicis, Lips. 1811), und praktisch in seinen Einzelausgaben Plautinischer Stücke (wie des Trimimmus, Lips. 1800 und der Bacchides, Lips. 1845) eine Gesetzmässigkeit des Versbaues der altrömischen Comödie behauptet, die nicht nur innerhalb ihrer eigenen Grenzen einer ähnlichen Regelstrenge unterworfen sei wie die der griechischen Dichter oder des Augusteischen Zeit- alters, sondern selbst qualitativ den Principien des letztern näher stehe, als die Beschaffenheit des überlieferten Textes unmittelbar erkennen lasse. Das hat auch Friedrich Ritsehl, opusc. II S. 183, anerkannt. So verdanken wir Richard Bentley, Gottfried Hermann, Friedrich Wolfgang Reiz u. a. manche auch jetzt noch werthvolle Beobachtung. Allein das Meiste beruhte ausschliess lieh auf genialer Diviuationsgabe, der eine exaete Beweisführung nicht zur Seite ging/ da man selbst eines Hermann ziemlich willkürliches kritisches Verfahren nicht als solche annehmen darf. Einen Schüler wie Friedrich Ritsehl hatte Hermann nicht von der Richtigkeit seiner Theorie überzeugen können. Vielmehr hatten sich in diesem desto stärkere Bedenken geregt, je mehr die Fortschritte der Philologie subjective Willkür zu verbannen anfingen, die objectiven Grundlagen zu respectiren lehrten und für die Wortkritik vor Allem den streng historischen Gesichts- punkt ala ebenso unerlässliche Forderung stellten, wie er für andere Gebiete, deren Object auf urkundlicher Ueberlieferung beruht, längst gegolten hatte. Ritsehl, der unterdess selbstständig im Plautus arbeitete (man vergleiche: Ueber Kritik des Plautus, jetzt opusc. II, S. 1 16f>), hatte sich einen Uniriss der für Plautus

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geltenden metrisch -prosodischen Hauptgesetze gemacht, kam je- doch, wohl nur zum Vortheil für die Sache, in Folge seiner italienischen Heise nicht mehr zur schriftlichen Ausarbeitung desselben, vgl. opusc. II, S. 161. 185. Erst der gelegentlich dieser Reise gewonnene Einblick in die Blätter des Mailander Palimpsestes, der etwa die Hälfte aller Herinann'schen Auf- stellungen bestätigte, machte Ritsehl zum überzeugten Anhänger der Hermann -Bentley'schen Theorie, die die Grundlage seines eigenen Systems wurde. Alsbald wagte er den kühnen Wurf, die Gesetze der Plautinischen Metrik zum ersten Male in einem geschlossenen Zusammenhange darzulegen und zwar iu umfassen- derer Weise, als Bentley für Terenz gethan hatte.1) Und doch fusste damals Ritsehl im Wesentlichen auch nur auf Bentley 's Terenz und einer geringen Anzahl Flautinischer Stücke, zu denen er erst selbst einen verlässlichen kritischen Apparat zusammen- brachte. Unter solchen Umständen ging es nicht ganz zu ver- meiden, dass auch bei einem so genialen hochverdienten Forscher was um der Sache willen und wegen der Folgen, die es gehabt hat, hier nicht verschwiegen werden darf, einige einseitige Auf- fassungen und Unklarheiten bestehen. So lehrt Ritsehl den s. g. griechischen oder prosodischen Hiatus für Plautus ganz so wie ihn Bentley für Terenz richtig festgestellt hatte, merkte aber doch, dass bei Plautus auch ein bei Terenz unerhörter Fall von derartigem Hiat sich findet, und erkannte diesen an, allerdings nur als eine Singularität des Mercator, des Stückes, in dem er ihn wiederholt und so vorfand, dass eine Stelle die andere stützte, vgl. prol. 204. Diesen im Mercator beobachteten Hiat auch in anderen Plautinischen Stücken, wie A. Spengel, T. Maccius Plautus, Göttingen 1865, S. 204-209 that, anzuerkennen hat Ritsehl nicht vermocht; allerdings fehlte bisher noch jede rationelle Begrün- dung eines solchen Hiates. Ritschl's Schule verwarf schliesslich auch noch die von ihm im Mercator anerkannten Fälle, sich hier unter den Einfluss des Hiatus tilgenden C. F. W. Müller, s. u., stellend.

Auch in der Frage über die Hiate in den Hauptcäsuren der Langverse ist Ritschl's Standpunkt, wie wir sehen werden, der,

1) Prolegomena de rationibus criticis grammaticis prosodiacis metricis emendationi« Flautinae, zuerst in Keiner Trinuuiimifmupgabe, lionn 1848, jetzt opusc. V, S. 285—561.

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welchen die Ueberlieferung für Terenz als den richtigen erweist, wahrend sie für Plautus einen anderen Sachverhalt giebt. Ferner das Kürzungsgesetz, wie es dargelegt zu haben das hauptsäch- lichste Verdienst des genannten Müller ist, hat Ritsehl nicht an- erkannt, wenn er auch im Laufe der Zeit über diese Frage seine Ansicht geändert hat. Fälle wie eömpedes in Iamben oder

lniperä und öbsScrÖ in Anapästen und Daktylen wusste er nicht zu erklären. Bei Terenz finden sich solche Messungen nicht mehr, weil bei diesem die Voraussetzung derselben, das ana- pästische Versmass und der auf den beiden Endkürzen betonte Daktylus in Iamben oder Trochäen fehlte. Dazu kam noch, dass Ritsehl gerade in den ersten Stücken, die er herausgab, in vielen Anapästen, wie öfters auch später noch, theilweise nach dem Vorgänge von Reiz, Hermann u. a., freier gebaute akata- lektische trochäische Tetrameter sah und dann in den wenigen Scenen, die er wirklich anapästisch niass, solche Erscheinungen, da sie ihm vereinzelt sich zeigten, mit Hilfe der Textkritik zu beseitigen sich für berechtigt hielt, in einer Weise, für die z. B. seine Behandlung der ersten Scene des zweiten Actes des Persa charakteristisch ist.

Ein entschiedener Anhänger Bentley's ist Ritsehl auch in der Frage über den Eintluss der Wortbetonung auf den Versbau und hat hierin im Ganzen stets den Standpunkt vertreten, den zuletzt P. Langen im 46. Bande des Philologus, S. 400 420 geistvoll und umfassend dargelegt hat. Der genannte Gelehrte giebt selbst zu, dass hier lediglich eine Hypothese vorliegt. Es ist eben auch eine Divination Bentley's. Einheimische und aus- wärtige Mitforscher haben wiederholt und noch in neuester Zeit gegen dieselbe polemisirt Es scheint, dass man auf beiden Seiten zu weit geht. Man wird wohl z. B. kaum, wie dies Ritsehl in seiner Ausgabe that, mil. 71 mit Camerarius lediglich um Wort-

und Verston in Einklang zu bringen öperani dare negötio stellen

statt des überlieferten dare öperäm negötio. Ueberhaupt lässt sich nicht sicher beweisen, dass der lateinische Wortton schon zu Plautus' Zeiten eine grössere Intensität als der griechische ge- habt hat. Dass später sowohl in lateinischer als auch in grie- chischer Poesie die Wortbetonung sehr intensiv wirkte, ist unleugbar; aber dass das spätere Verhältniss bereits in den clas- sischen Zeiten bestanden habe, ist nur Vermuthuug. Unser Ver-

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such vermeidet daher jede derartige petitio principii, verwirft aber darum noch nicht die Bentleysche Theorie so vollständig, wie Ritschis Gegner thun. Denn ein wesentlicher Unterschied, mit dem der Metriker zu rechnen hat, besteht allerdings zwi- schen dem lateinischen und griechischen Wortaccent. Während der griechische ziemlich frei, nur durch das Schlusssilbengesetz gebunden, Worte derselben Quantität sehr verschieden treffen kann: ^ ^ , u^; o_ , ^ ± , , _ c*, ^ ^ u , «^^^, _ o ^ ,

-vO; v^_w, u-^w, ^_ o; , _ (wie TQECpSTCCL U. ä) ;

y_, _ j:, -i - ^, -, -v z, -\j iu. (wie fiaLVSxai

u. ü.) u. s. w., ist er im Lateinischen, weil er sich nach der Quantität der vorletzten Silbe richtet, für jedes Wort gleicher Quantität ein fester; es kann hier nur ^ - - - , , - _ , o_, Owu, u. s. w. und nicht anders betont werden. In dieser unwandelbaren Betonung lässt sich auch der Grund dafür finden, dass im römischen Verse z. B. ein fäcile nur als aufgelöster Trochäus Co^ oder allenfalls mit elidirter Schlusssilbe als Sen- kung eines Anapästs gemessen wird, nie aber als aufgelöster Iambus üoo, während im griechischen Trimeter auch iu der spä- testen Comödie die Wörter von der gleichen Quantität auch als aufgelöste Iamben u. ä. verwendet werden, da die Wortbetonung dies oft geradezu unterstützte, z. B. in OÄOtfa, onvQiöi, naxgido^ XojtdSa, icaxiga neben raxaoa, vdocgtg, xa&ccQog, aitakov7 txarov, kafivgov und den mit der lateinischen übereinstimmenden Be- tonungen f^ofifr, vdatos u. a.

Im Ganzen aber bewährte sich dem Meister seine Theorie noch nach zwei Decennien, vgl. Ritsehl, opusc. II. S. VIII. als ein haltbarer Grund, auf dem jedoch erst ein vorläufiges Gerüst aufgeschlagen war, welches erst noch durch den Verein vieler Kräfte nach allen Seiten hin zum fertigen Hause auszubauen war. Besonders diesen Zwecken hatte die Bonner Schule dienen sollen. In dieser sammelten sich geeignete Kräfte, die im Ver- laufe der Zeit sich mehrten und unter beständiger Leitung und Anregung des Meisters weiter schufen. Jetzt sind an Stelle des einen Schulhauptes längst mehrere getreten, die im selbstständigen Schaffen wieder einen Kreis zielbewusster Forscher um sich zu sammeln und anzuregen wussten. So erweiterten sich immer mehr die Plautinischen Studien, die ja den Mittelpunkt aller For- schung über altrömische Metrik bilden; es wurden die einzelnen Gebiete von verschiedenen Seiten in eingehender und ausführender

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Weise bearbeitet. Vieler Gelehrten angestrengte methodische Forschungen haben so reiche Früchte gebracht, dass hier auf eine Aufzählung der einzelnen Leistungen verzichtet werden niuss.1) Diese Vertiefung und Ausbreitung der Studien hatte aber auch Schattenseiten. Es war vielfach die Gefahr unver- meidlich, dass der ursprüngliche Zusammenhang, je mehr die Forschung ins Einzelne ging, um so mehr sich verlor.

Li der That hat die Specialisirung der Forschung zu manchem offen zu Tage liegenden Missstande geführt. Nicht bloss die Textkritik wird nach verschiedenen Grundsätzen gehandhabt, son- dern auch die Untersuchungen über einzelne prosodische und metrische Erscheinungen gehen von so verschiedenen Grundlagen aus und kommen zu so von einander abweichenden Ergebnissen, dass es Zeit wird, den gemeinsamen Grund hervorzukehren, den zu diesem neu aufgeführten Ausbau zu prüfen, etwa sich morsch zeigende Grundlagen zu entfernen und wo möglich zu ersetzen, die hier und da noch fehlenden Stützen und Verbindungsglieder zu suchen und jeden einzelnen bisher gewonnenen Baustein ge- hörig unterzubringen. Hat man doch so Manches zum Ausbau des allerdings auch jetzt noch lange nicht fertigen Systems zu Tage gefordert, das schlechterdings nicht zum Ganzen passen will und schon oft zu sehr gereizten oder ziemlich unfruchtbaren Debatten geführt hat. Ist doch die Specialisirung längst so weit gegangen, dass man für einzelne Rhythmen besondere pro- sodische und metrische Gesetze aufstellt und zugiebt, ohne sie in der eigensten Natur des Rhythmus genügend begründen zu können. Allerdings war auch hier Ritsehl wenigstens in Einzelheiten vor- angegangen, wenn er z. B. eine laxere Praxis 'in versibus libe- rioribus', besonders in seinen trochäischen Octonaren annahm, vgl. prol. p. 161. 170 u. ö., auch noch opusc. II, S. 595 fgg. III, S. 23, zuletzt III, S. 145, und für die Kretiker eine von dem sonstigen Gebrauche abweichende Prosodie von ego, mihi u. ä., vgl. prol. 170. 171, was z. B. A. Spengel, Reformvorschläge u. s. w., s. u. S. 240. 262 und anderwärts auf ttä in Bacchien ausdehnt, das sicher immer nur pyrrhichisch zu messen ist, wie quia. Der Unterschied zwischen zahmen und wilden Rhythmen beruht nur

1) Dae Wesentlichste hat Hugo Gleditsch, Metrik der Griechen und Kömer in Iwan Müller'e Handbuch der classischen Altertumswissenschaft, II. S. 591 u. 692 zusammengestellt, worauf hier verwiesen sein mag.

Kro-rx, Urundzilgf altruintich« r Metrik. «J

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auf conventionellen Usancen der Textkritik. Die angeblichen „]>rosodi8chen und Accentuationslicenzen" lassen sich nicht durch die Natur der sog. wilden Rhythmen begründen. Denn es ist von vornherein klar, dass ein Octonar dieselbe Behandlung wie ein Septenar verträgt, z. B. im trochäischen Versmass so gut wie im iambischen, wo das Niemand bestreitet.

Zudem waren im Verlaufe einer so vielseitigen Forschung neue Probleme hinzugetreten, deren Lösung schon viel Arbeit erfordert hat, aber bisher meistens noch nicht gelungen ist Auch die beiden seit Ritschi s bahnbrechendem Werke erschienenen zusammenfassenden Darstellungen haben diese kurz angedeuteten Missstände nicht beseitigt

C. F. W. Müller, Plautinische Prosodie, Berlin 1869 XI und 800 S. in gr. 8. mit Nachträgen dazu, Berlin 1871 XVI und 159 S. desgl., der sich im Wesentlichen auf Prosodie und Hiat beschränkt, und A. Spengel, Reformvorschläge zur Metrik der lyrischen Versarten bei Plautus und den übrigen lateinischen Scenikern, Berlin 1882 IV und 430 S. desgl., der sämmtlichc Cantica des Plautus und Terenz behandelt, haben Manches ge- leistet, ersterer besonders durch Aufstellung des metrischen Kür- zungsgesetzes für Plautus und Terenz, das dann Ludwig Havet, De saturnio Latin orum versu, Paris 1880 XII und 517 S. gr. 8. und cours elementaire de metrique grecque et latine. Redig« par Louis Duvau, Paris 1886 u. 1888. S. 133—144 zu dem Gesetz der breves breviantes gestaltet hat, während A. Spengel's Haupt- verdieust in dem wohlgelungenen Nachweis des strengen Baues der trochäischen Octonare besteht, wodurch erst Einheit in die Theorie der Iamben und Trochäen gewonnen wird.1) Das Ziel einer zusammenfassenden Darstellung aber haben diese Forscher nicht erreicht. Sehen sie sich doch genöthigt für einzelne Vers- arten von den übrigen abweichende Gesetze der Prosodie, Metrik und Wortbetonung anzunehmen, was von vornherein ganz un- wahrscheinlich ist. Müller sagt selbst am Schlüsse des Abschnittes über die besonderen Freiheiten der Anapäste S. 423: „Ich habe mich vergeblich bemüht, irgend welche nähere Bestimmungen

1) Ueber Spengel, Havet und andere ähnliche V ersuche hat sich Ver- fasser ausgesprochen in Bursian-Müller's Jahresbericht 36. Band S. 387 428 n. 48. Band S. 126 fgg., und über Havet's neueste Schrift in der Ber- liner philolog. Wochenschrift VIII (1888). 3, S. 84 88.

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ausfindig zu raachen, wünsche aber aufrichtig, dass andere glück- licher darin sein möchten; denn ich gestehe gern ein, dass das, was ich zu geben im Stande bin, mich selbst äusserst unbefrie- digt lässt." Die Müller'schen Freiheiten der Anapäste kehren auch bei Spengel wieder, wie folgende Kürzungen: mitte, magna, cfignä, ädpftcäre u. a., vgl. besonders S. 317— 310.

Nur eine solche Theorie der Anapäste, die dieselben me- trischen, prosodischen und Betonungsgesetze lehrt, die sich unter gleichen Verhältnissen in jambischen und trochäischen Versen nachweisen lassen, wird dies so lange schon ungelöste Problem lösen. Bentley hat sich mit den lateinischen Anapästen nicht befasst, weil Terenz diese Versgattuug nicht anwendet, und Ritsehl ist hier nicht zum Ziel gekommen, wie wir oben ermähnten, ja er hat noch in seinen letzten Jahren sich zu ziemlich heftiger Polemik über diese Frage hinreissen lassen. Anfangs in seinen ersten Plautusausgaben suchte er, wie Hermann, die metrischen Schwierigkeiten mit Hilfe der niederen Kritik zu beseitigen. So wollte er Mil. 1016 muller ämät statt ämnt raulter schreiben, 1024 üt Übt inugts est cöncinnüm, bloss um der Messung maxüme' zu entgehen, ähnlich 1031 imperftä, quid vis statt imperü st quid vis, 1043 digntÖr hoc fuit, Bacch. 1180 nüllüm statt neminem n. v. a. Später, als er sah, dass die Zahl der mit solchen Mes- sungen überlieferten Stellen viel zu gross war, um durch Text- änderung beseitigt werden zu können, gab er das durch nichts begründete und durch nichts zu begründende Gesetz, dass jedes kretische Wort in anapästischen Gedichten beliebig als Anapäst oder Daktylus gemessen werden könnte, ein Gesetz, das zwar jetzt ziemlich allgemein von der Plautinischen Textkritik gehand- habt wird, aber im Grunde genommen weiter nichts war als eine Bemäntelung der Verlegenheil, in der man sich den überlieferten Texten gegenüber befand. Den Versuch,, die einzelnen Stellen zu bewältigen, der dem jugendlichen Eifer eines Ritsehl miss- lungen war, nahm in viel späterer Zeit ein Mitglied des Bonner philologischen Seminars wieder auf, P. E. Sonnenburg, De ver- suum Plauti anapaesticorum prosodia in: Exercitationis grain- maticae speeimina ed. Seminarii Philologorum Bonnensis so- dales. Bonn 1881 S. 16—29; nur ging dieser nicht textkritisch vor, sondern rief die Sprachwissenschaft zu Hilfe; allein sein Versuch scheiterte gleichfalls, denn Formen wie venrant, die er coustruirt , sind der Plautinischen Sprache sicher fremd ; an/.u-

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erkennen bleibt, dass er die Messung des kretischen Wortes als Anapäst verwarf.

Von welcher Bedeutung aber solche metrische Fragen sind, ersieht man sofort, wenn man bedenkt, dass um ihretwillen trotz vieler ausführlicher Auseinandersetzungen der Mitforscher auch jetzt noch das Versmass ganzer Plautinischer Scenen wie ein- zelner Partien bestritten ist, wie die vielbehandelte erste Scene des vierten Actes des Trinummus. Diese unserer Ansicht nach wohlgelungene anapästische Scene wird von dem neuesten Heraus- geber noch in der dritten Auflage der Ritschl'schen Ausgabe als trochäisch bezeichnet, wenn auch an einzelnen Stellen, vgl. zu 832. 835—837, geschwankt und sogar die Annahme aufge- stellt wird, vgl. zu 820, dass ein grösserer erster Theil 820—834 trochäisch, der kürzere zweite Theil anapästisch zu messen sei, wofür erst recht jeder Anhalt fehlt. Doch es mag die Pietät gegen Ritsehl, dessen Namen die Ausgabe trägt, mitbestimmend gewesen sein gerade in dieser Scene. Denn der Meister war hier für den trochäischen Rhythmus wiederholt und zuletzt noch besonders heftig eingetreten. „Ganz sauber, glatt und anstosslos flössen" ihm hier die Trochäen in seinen „philologischen UnVer- ständlichkeiten", opusc. III, S. 144 154, in einer zuerst im rhei- nischen Museum Bd. 31 (1876) S. 530 ig. zum Abdruck gebrachten Abhandlung. Brix' Ausgabe, die bis jetzt vier Auflagen erlebt hat, giebt in jeder Auflage die Scene in verändertem Rhythmus: 1. trochäisch, 2. anapästisch, 3. trochäisch und 4. wieder ana- pästisch. Aehnliches Schwanken findet sich auch anderwärts. Rudens 928—937, Verse, iu denen sich kein Wechsel der Stim- mung zeigt, der ein anderes rhythmisches Ethos bedingen könnte, früher bald trochäisch, bald anapästisch gemessen, giebt die neueste Ausgabe in der ersten Hälfte anapästisch, in der zweiten tro- chäisch. Unter Kretikern finden sich Capt. 208 u. 209 zwei ganz richtig überlieferte trochäische Octonare, diese werden durch drei unnöthige Aenderungen gleichfalls in der neuesten Ritschl- schen Ausgabe zu zwei anapästischen Septenaren umgestaltet u. dgl. mehr. Wie weit bleiben wir aber unter solchen Umständen davon entfernt, von metrischen Gesetzen, von einem bestimmten Ethos eines Rhythmus zu reden.

Nicht anders ist das Bild, das sich uns zeigt bei einer Be- trachtung der verschiedenen Ansichten über den Hiatus. Die Einen, wie A. Spengel, vertheidigen den Hiat nicht bloss in jeder

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Cäsur, sondern auch au anderen Versstellen; Andere wieder, ausser Ritsehl uud seiner Schule besonders der Schüler von K. Lehrs, der bereits genannte C. F. W. Müller, geben ausser dem s. g. hiatus legitimus oder graecanicus in qu! ämant u. ä., der mit prosodischen Erscheinungen zusammenhängt, und dem durch die häufig vorkommende syllaba aneeps geschützten Hiatus in der Hauptcäsur der iambischen Langverse überhaupt keinen Hiatus bei Plautus und Terenz zu. Auch Fr. Leo vertritt noch ganz Ritschl's Standpunkt, wenn er in der Vorrede zu seiner Plautu8ausgabe, 1. Bd.; Berlin 1885, p. VII, den Hiat bei Plautus in demselben Umfange wie Müller in Abrede stellt und dies u. a. damit begründet, dass nicht bloss in zusammenhängender Rede, sondern auch bei Personenwechsel und in der Cäsur Silben- verschleifung eintritt. Welche dieser Amiahmen ist die richtige'? Die consequenteste scheint jedenfalls die Ritschl's, Müller's und Leo s u. a. Unsere handschriftliche Ueberlieferung entscheidet ihnen nichts, da sie nicht über die Hadrianische Zeit zurückgehe. Alle die fraglichen in unseren Handschriften vorkommenden Hiate, erklärten sie darum, sind erst mit und nach Hadrian's Zeit in den Plautinischen Text gekommen. Aber ihre Beweisführung ist nicht zwingend. Denn die gerade als entscheidendes Moment angeführte Silben verschleifuug an den Stellen, wo Andere wirk- liche Hiate annehmen, findet sich ja auch in der Hauptcäsur der iambischen Septenare, wo das Vorkommen des Hiatus durch unbestreitbare metrische Thatsachen bewiesen und auch von jenen Kritikern nicht bestritten wird. So scheint es fast, als gebe es keine Möglichkeit in diesen beispielshalber hervorgehobenen und manchen anderen Fragen altrömischer Metrik ein entscheidendes Moment zur Geltung zu bringen.

Hier sei nur noch ein Problem, bei dem die Forschung in ähnliche Widersprüche gerathen ist wie in der Anapästen- und Hiatusfrage, berührt, das bereits erwähnte Kürzungsgesetz, weil man sich hier fälschlich auf die Plautinische Sprache berufen hat. Hier liegt der Fall vor, dass Ritsehl zu einer von seiner ursprünglichen wesentlich abweichenden Ansicht gekommen ist. In seinen epi graphischen Briefen, jetzt opusc. IV, besonders S. 404, erklärt er, wie vor ihm schon Bentley und Corssen u. a. gethan, solche Verkürzungen wie studSnt, pätrSm vor folgendem Conso- nanten als Vulgärbildungeu, glaubt also, dass z. B. Bacch. 404

patrSin sodalis et magistrum hinc atfscultabo quam rem agant

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Plautus pätrS' ohne Zweifel sprach und sehr möglicher Weise schrieb. Dass aber auch diese Erklärung nicht das Richtige trifft, läset sich daraus ersehen, dass mau ihr zufolge ebenso gut solche Kürzungen bei vorausgehender Länge finden müsste, etwa inätrem uiäglstrum u. ä. in Anapästen oder anderwärts, was bekanntlich unstatthaft ist. Auch kommen solche Kürzungen in solchen Endsilben vor, wo kein Abfall des oder der Endcouso- nanten nachzuweisen ist, wie in pater, amör, vgl. Th. Mommsen, corp. inscr. lat. I, 78 adnot. u. a., oder in obsequens, sedens u. s. w.

Hier sei abgesehen von Allem Anderen nur hervorgehoben, dass wir keine Berechtigung haben, der Sprache der fabuhi palliata solche Vulgarismen in einigermassen grösserer Ausdeh- nung zuzuniuthen. Denn alle diese so häutigen Kürzungen ge- hören nicht ausschliesslich der Comödie an, sondern nachweislich auch der Tragödie, die wohl eine mass volle Anlehnung an den gebildeten Umgangston verträgt, aber nicht das Eindringen des gewöhnlichen Volkstones, was eine so grosse Stillosigkeit wäre, wie wir sie einem Naevius und Ennius u. a. auf Grund dessen, was wir von diesen Dichtem noch besitzeu, nicht zutrauen können. Die Sprache des römischen Dramas ist im Wesentlichen der vor- nehme Umgangston. Diesem entsprechend hat zwar die römische Comödie eine Anzahl Kürzungen aufgenommen, allein wie wir Prosodie I, 1 sehen werden, sind das meist nur wenige gewöhn- liche Pronominalformen, auch handelt es sich da nicht um End- silben, sondern um die erste Silbe bei Doppelconsonanz, nicht aber um dreifache Consonanz, wie sie oft in diesen metrischen Kürzungen begegnet. Aber in allen solchen sprachlichen, me- trischen und rhythmischen Erscheinungen steht die Comödie ihrer Schwester der Tragödie völlig gleich. Also liegt in solchen Fällen sicher kein Vulgarismus vor. Z. B. die sehr gewöhnlich scheinende Wendung vldßn ut ist auch echt tragischem Stile eigen, lässt ja noch Vergil, Aen. VI, 780 den Anchises in seinem Ge- spräche mit Aeneas in der Unterwelt sie brauchen gerade in einer sehr gehobenen Stimmung. So kann man in solcher Hin sieht nur von Sprache und Metrik der Fabula, des Dramas über haupt, nicht der Comödie insbesondere reden. Wenn wir Plau- tinische Sprache und Metrik sagen, meinen wir in einfacher Ab- kürzung auch Naevius, Ennius, Pacuvius, Accius u. s. w. mit, nennen aber nur Plautus, weil von diesem vollständige Werke vorhanden sind.

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Diese Gleichmassigkeit der Sprach- und Kimstforni des rö- mischen Dramas lässt sich auch auf natürliche Weise aus dem griechischen Vorbilde erklären. Denn schon die spätere attische Comödie und Tragödie zeigte nicht mehr den grossen sprach- lichen und metrischen Stilunterschied, wie in der ersten Hälfte des fünften vorchristlichen Jahrhunderts, besonders seitdem Euri- pides vielfach die alten tragischen Helden und Heldinnen, wie Telephos und Elektra, in gewöhnliche bürgerliche Verhältnisse gebracht und anstatt der Satyrspiele Schauspiele zur Aufführung brachte, wie Alcestis und Orestes, die zwar den alten Schauplatz der Tragödie beibehielten, in ihrer Handlung aber, besonders durch die allgemeine, ziemlich heitere Versöhnung am Ende des Stückes der späteren Comödie ziemlich nahe kamen. Denn dem Inhalte entsprach auch die Form. Den tragischen Trimeter z. B. hatte Euripides durch massenhafte Anwendung der aufgelösten Hebungen auch bei irrationaler Senkung und durch häufigen Ge- brauch des Anapästes statt des Iambus dem komischen Verse so weit genähert, dass hier der Unterschied trotz einzelner principieller Verschiedenheiten immer mehr zurücktrat. Denn abgesehen von der Bildung der vorletzten Senkung, die für die römische Metrik nicht in Betracht kommt und vielleicht auch bei Euripides laxer war, was jedoch noch Streitfrage ist, blieb der wesentliche principielle Unterschied zwischen tragischem und komischem Dialogvers nur noch darin bestehen, dass die Tragödie den Ana- päst als Ersatz für den Iambus häutig und in allen Wörtern nur im ersten Fusse zuliess, in den folgenden lediglich bei Eigen- namen, so jedoch in jeder Senkung ohne Unterschied mit Aus- nahme der letzten, selbst vor der Hauptcüsur, wie im Tetraineter Eur. Or. 15o5 övyyovov x1 i^irjv TIvXdöriv xe | tbv tdöe ^wÖQmvtu ftot, während die Comödie die Anapäste auch im zweiten bis fünften Fusse nicht auf Eigennamen beschränkte. Andere Unter- schiede sind ganz unerheblich und auch dieser eine in Praxi nicht so gross, da er in dem späteren attischen Drama sich immer mehr ermässigte. Dass gegen diese metrische Technik der späteren attischen Tragödie in Alexandrinischer Zeit eine Reaction eintrat, die schliesslich noch weit über Aeschylus hin- ausging, hat keinen Einfluss auf das römische Drama haben können. Denn die Alexandriuische Tragödie wurde nicht Vorbild der altrömischen. Dagegen beherrschte Euripides und Menunder die griechische Biiliue zur Zeit, wo das römische Drama ins

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Leben gerufen wurde. Und da der Letztere auch in seiner metri- schen Technik von der Ungebundenheit der ausgelassenen Aristo- phanischen Comödie abgekommen war, so zeigte sich bereits, wie oben angedeutet, der Unterschied zwischen tragischem und komischem Stile, ausserlich metrisch genommen, als ein ganz minimaler.

So beruht auch Sprache und Versbau der Tragödie und Comödie Roms, im Wesentlichen übereinstimmend, durchaus nicht auf Vulgärlatein, sondern auf dem color urbanitatis, wobei natür- lich der individuelle Stil der einzelnen Schriftsteller sich recht gut geltend machen kann, wie dies besonders P. Langen, Bei- träge zur Kritik und Erklärung des Plautus, Leipzig 1880, für Plautus und Terenz dargethan hat. Dass Terenz uns die feine Umgangssprache Roms wiedergiebt, bestreitet Niemand. Denn hier liegt eine authentisch bezeugte Thatsache vor, vgl. z. B. Adelph. prol. 15 fg. Dennoch finden sich bei Terenz, dessen Stil so grosse Verwandtschaft mit dem Briefstil Cicero's zeigt, auch die in Frage stehenden Kürzungen, wie stödent, l£vl u. ä. Aber auch dafür, dass Plautus und Naevius die Sprache der gebildeten Senatorenkreise vertreten, die man in dem letzten Jahrhundert vor Christus etwa incorrupta antiquitas nannte, haben wir voll- giltige Zeugnisse, vgl. Ritsehl, opusc. III, S. 155. Unter diesen erwähnen wir nur das unanfechtbare des grössten lateinischen Stilisten. Cicero, de or. III, 12, 44 und 45, lässt den Redner Crassus von der Sprache seiner Schwiegermutter Laelia sagen: sie audio, ut Plautum mihi aut Naevium videar audire. Und führt dies in folgender Weise aus: Sono ipso vocis ita recto et simplici est, ut nihil ostentationis aut imitationis afferre videatur . . . non aspere, non vaste, non rustice, non hiulee, sed presse et aequa- biliter et leniter. Es ist ihm die certa vox Romani gencris urbisque propria, in qua nihil oflfendi, nihil displicere, nihil ani- madverti possit, nihil sonare aut olere peregrinum.

- Eine solche Sprache kann stellenweise auch derb und echt volksthümlich sein, aber Ausdrücke des ganz gemeinen Lebens, wie caballus u. v. a., stehen ihr fern, auch eignen ihr schwerlich solche alterthümliche Formen, die wohl vereinzelt noch in In- schriften aus Plautinischer Zeit sich vorfinden, wie die Ablativ- endungen -ad, -od, -id oder Pluralnominative auf is und as statt i und ae bei Substantiven, eubi und cunde statt ubi und unde u. ä. Für alle diese Formen kann Ritsehl, Neue Plautinische

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Excurse I. Leipzig 1869, keine durchschlagende innere Begrün- dung geben. Doch um ihre Berechtigung nachzuweisen, führt er ein äusseres Moment an, das an sich zu beachten ist, nämlich die gute handschriftliche Ueberlieferung. Allein keine einzige der von Ritsehl angeführten Stellen kann als ein unbedingtes Zeugniss für diese Alterthümlichkeiten im Plautustexte gelten, ausgenommen natürlich die Stellen, an denen med und ted für ine und te erscheint Ein wirkliches Zeugniss für einen solchen Ablativ von irgend einem Substantiv fehlt in der Plautinischen Ueberlieferung. Denn dafür nimmt man weder ein dicto ad est opus Amph. 109, wo Ritschls Ausgabe jetzt mit Recht nach Bergk dicto adeost opus giebt, noch eine ganz vereinzelte Variante in B Merc. 982, über die C. F. W. Müller, Nachträge S. 74—77 zu vergleichen ist. Für die Form eubi (quobi) glaubte Ritsehl ein sicheres handschriftliches Zeugniss in B gefunden zu haben, Trin. 934 illa eubitus gignitur, während die übrigen Handschriften nur illa ubi etc. geben. So steht auch jetzt noch in der dritten Auflage von Ritschl's Trinummus Illa ciibi tus gignitur. Allein die Lesart von B lässt sich viel ungezwungener als Müller, a. 0. S. 29 meint, dadurch erklären, dass man eine falsche Trennung der Buchstaben annimmt, wie sie zu ungezählten Malen alle unsre besten Plautushandschriften geben: illac ubi tus gignitur, unter der Voraussetzung, dass man illa vor ubi, hier allerdings fälsch lieh, als adverbium loci nahm, wo die Ansetzung eines c in unsern Handschriften ganz gewöhnlich ist. Darnach bleiben zwei Stellen mit einem Nominativ hisce für hi, nämlich Mil. 374 u. 486 vielleicht zu beanstanden. Ueberliefert ist an der ersten Stelle allerdings Non pössunt mihi minäciis ') tuis hisce oculis (so ABF) oder oculi (so CDZ) exfodiri (A, reliqui fodiri). Hier Hegt kein unanfechtbares Zeugniss vor, sondern es kann sich um einen ganz gemeinen Schreibfehler handeln, den unsre Plautus- handschriften oft bieten, der darin besteht, dass die Endungen gedankenlos gleichmässig fortgeschrieben werden. Dasselbe Ver- sehen begegnet z. B. Trin. 820, wo nach vier Endungen auf i, unter denen der Genetiv Iovis steht, schliesslich auch Neptuni statt Neptuno geschrieben ward: Salsipotenti et multipotenti Iovis

1) A mini8, aber minäciis der Palatini, auch liud. 796. Truc. 948, ist aicher, vgl. ausser M. Haupt, lud. lect. aest. Berolin. 1856. p. 10 noch G. Groeber, Vulgürlateinische Substate romanischer Wörter, im Archiv für latein. Lexikogr. IV, 1. S. 116.

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f'ratri et Nerei Neptun/, Truc. 483 Manibus duellü statt ni. duella, Mil. 1049 tili cupientes statt t. cupient* u. ä. o. a. Auch au der zweiten Stelle ist es ähnlich. Hier ist sogar in BCD überein- stimmend hisce als Nominativ überliefert, allein da ein hominis statt homines folgt, kann auch diese Stelle nicht als vollgiltiges Zeugniss angenommen werden. Ja einmal, Pseud. 183, findet sich derselbe Fehler in nnsern Handschriften und zugleich vou Nonius p. 500 unter der Rubrik Ablativus pro geuetivo als ziemlich alt bezeugt: vino modo cupidae estis offenbar statt vini modo cupi- dae estis. Keinen höheren Werth aber hat es, wenn derselbe Grammatiker ebenda unter der Rubrik Accusativus pro nomina- tivo dem Pomponius folgenden Vers, dessen Zusammenhang wir nicht kennen, zuschreibt: Quod laetitias insperatas modo mihi iurepsere in sinuin.1) Einzelue Archaismen, wie hisce und Aehn- liches, aber nur in Pronominalformen, nicht im Substantivgebiet, ferner das bereits erwähnte med und ted, sowie noenum statt non, für die wir ausdrückliche Zeugnisse haben, vgl. Ritsehl, opusc. II. S. 242, wird man nicht verwerfen. Dagegen für langes a im Nominativ der ersten Declination giebt es kein wirklich beweisendes Zeugniss in der zahlreichen Sammlung bei Brix zu Trin. 187 und Müller, Prosodie u. s. w. S. 3 10. Alle Stellen, die man für diese Annahme aufgeführt hat, lassen sich, wie wir im Verlaufe unsrer Darstellung sehen werden, anders erklären, meist sogar mit kurzer Nominativendung messen, selbst die schein- bar sicherste Stelle Trin. 251 lässt nach Form und Inhalt^ aua- ^ pästische Messung zu nöx dätür, dücltür fämiria tötä, aMeufSlis lässt sich aogar familia tota bei kretischer Messung als Ablativ fassen, sodass zu: ducitur die Hetäre Subjekt wäre, wenn auch dann die Aufzählung der famuli im Nominativ erfolgt.

Mit dieser Auffassung der Plautinischen Sprache fallt aber wieder ein Auskuiiftsmittel für viele Verse, das Ritsehl besonders in der letzten Zeit, allerdings unter beständigem Widerspruche Theodor Bergk's u. A. zu häufiger Anwendung brachte.2)

1) Etwa inrepsisse in sinum sc. arbitratis oder dergleichen. Mil. 44 Sardis ist nicht beweisend, weil sexaginta folgt. Dagegen hisce, von Priscian XII p. 693 Keil sogar für Terenz bezeugt, ist glaublicher an den von Brix zu Trin. 877 beigebrachten Stellen. 2) Und unter andern auch Verfasser im Zittauer Üsterprogramm vom Jahre 1876, der dafür tüchtig und zwar in diesem Falle mit Recht gescholten wurde, vgl. Philol. Anzeiger Vll^. 1876. S. 292- 294 und IX. 1»77. S. 278—280.

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Eine zusammenfassende Darstellung, die sich das Ziel setzt, den Versbau des altromischen Dramas in rationeller Weise zu erklären, muss nach neuen Stützen suchen. Das Ergebniss aller bisherigen Bemühungen auf diesem Gebiete ist gewesen, dass unsre Handschriften allein keine metrische Theorie stützen können, wenn auch die Plautinische Textkritik eine nach Ver- fassers Ansicht wohlberechtigte eminent conservative Richtung einschlagen sollte. Bei Terenz liegt die Sache freilich günstiger. Denn für diesen haben wir eine sehr alte Handschrift im Bem- binus (A) und ausserdem die Calliopische Recension in zwei von einander innerlich durch abweichende Lesarten und äusserlich durch andre Reihenfolge der Stücke und durch künstlerische Aus- stattung unterschiedene Handschriftenclassen spätestens aus dem zehnten Jahrhundert in DGV d. i. Victorianus, Decurtatus und Fragmentum Vindobonense einerseits und iu PCF, eventuell E d. i. Parisinus regius, Vaticanus von einem Hrodgarius geschrieben, Ambrosianus und Riccardianus andererseits, die am ausführlichsten in Umpfenbach's Ausgabe, praef. p. IV sqq. beschrieben werden.1) Das Verhältniss dieser beiden Classen zu einander und zum Bembinus ist zwar, so viel auch darüber schon geschrieben ist, ebensowenig klar dargelegt und entschieden, wie insbesondre die Frage, ob A auch unbedingt da, wo die beiden andern Classen völlig übereinstimmend von ihm abweichen, den Vorzug ver- dient, natürlich abgesehen von offenbaren Flüchtigkeiten, wie wenn Ad. 701 ego in A fehlt in dem Schlüsse nunc ego amö meos u. ä. Da jedoch nur in sehr vereinzelten Stellen für unsre metrischen Untersuchungen etwas auf diese Handschriftenfrage ankommt, behandeln wir die Sache lediglich im Anschluss an diese. Ungünstiger sind wir mit der Ueberlieferung des Plautus gestellt Denn in der s. g. Classe der Palatini BCD, beziehent- lich E und I d. i. Vetus oder Palatino- Vaticanus, Decurtatus oder Palatinus Heidelbergensis, Ambrosianus und Londinensis, am aus- führlichsten beschrieben in Ritschl's proleg. p. VII LI und in den Vorreden der einzelnen textkritischen Ausgaben Ritschl's und seiner Genossen, haben wir nur eine einfache Recension und die Blätter des Mailänder Palimpsestcs A (beschrieben a. 0.) d. i. Ambrosianus geben uns trotz ihres hohen Alters bei Weitem nicht das, was für Terenz der Bembinus giebt. Auch über das

1) Vgl. auch f. Dziatzko's Ausgabe, Leipzig 1884 \>. IX sqij.

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Verhältnis» der beiden Recensionen ist man hier bisher noch nicht ins Klare gekommen. Denn auch der neueste Versuch über diese Frage, Bruno Beyer, de Plaut, fab. recens. Ambros. et Palat. Vratislaviae 1885, hat die Sache nicht entschieden.

Nichtsdestoweniger brauchen -wir für unsre metrischen Fragen nicht von vornherein zu verzweifeln und die gewöhnliche An- nahme gelten zu lassen, dass sich für diese Dinge keine diplo- matische Beglaubigung finden lasse, die gut gerechnet etwa bis über die Zeit Hadrians zurückreiche. Denn es giebt für Plautus eine nicht unerhebliche Nebentradition in den Citaten Plautini- scher Verse bei Varro, Festus, Nonius, wenn auch bei diesem verschieden, je nach der Quelle, die er benutzte, und andern Grammatikern. Diese wird zwar recht schlecht gemacht, und es ist erwiesen, dass z. B. Nonius und selbst Varro entweder Citate schlecht aus dem Gedächtniss gaben oder schon vielfach sehr verderbte und stellenweise verdorbenere Exemplare hatten, als wir. Ueber Varro und Festus in dieser Hinsicht handelt Müller, Prosodie S. 693 fg., und für Nonius haben wir selbst oben Belege gegeben. Aber aus einem grossen Theile dieser Abweichungen geht eben hervor, dass sie einen alten, oft von dem unsern ab- weichenden Text hatten. Es findet sich auch ziemlich häufig, selbst bei Nonius, der Fall, dass der Grammatiker uns eine viel bessere, ja die sicherlich richtige Lesart überliefert. Daraus folgt aber, was man besonders für metrische Erscheinungen nicht con- sequent verwerthet hat, dass Überall da, wo die Lesart unserer Handschriften mit den erwähnten Grammatikercitaten überein- stimmt, ein durch verschiedene Tradition als sehr alt beglaubigter Text erhalten ist. Wir werden bei unserm Versuche, ein System der metrischen Eunstformen des römischen Dramas zu begründen, für eine Reihe prosodisch-metrischer Erscheinungen so eine wirk- lich gute und alte diplomatische Grundlage gewinnen können; aber selbst in diesen glücklichen Fällen, noch mehr aber, wo wir auf die einfache Tradition unserer Handschriften angewiesen sind, können wir das urkundlich Ueberlieferte im Einzelnen wie im Ganzen nur halten, wenn es sich durch andre rationelle Gründe stützen lässt. Denn auch das kommt vor, dass durch Ueberein- stimmung unserer Handschriften mit dieser Nebentradition eine Textverderbniss als sehr alt bezeugt wird, wieRud. 183, Amph. 238, Stich. 502, Pseud. 183 u. a.

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Die Verpflanzung der attischen Tragödie und Comödie auf römischen Boden, die Umgiessung der bei den Griechen nach festem Herkommen gebrauchten Rhythmen in lateinische Verse lässt sich bis auf einen gewissen Grad recht wohl mit einem chemischen Process vergleichen. Dass hier nicht Alles in un- veränderter Gestalt aus der einen Sprache in die andere herüber- genommen werden konnte, lag nicht bloss an dem verschiedenen Sprachmaterial, sondern, was bisher theils noch nicht genug, theils noch gar nicht beachtet worden ist, auch daran, dass die dramatischen Dichter in Rom an die bereits vorhandenen Kunst- formen der nationalen Dichtung anzuknüpfen hatten. So kam von vornherein in die einzelnen Erscheinungen eine Zwiespältig- keit, über die man sich vielfach nicht klar geworden ist, weil mau sie nicht durch historische Betrachtung zu begreifen und zu erklären suchte.

Dies sei zunächst an zwei Beispielen erläutert. Wie erwähnt, kam man nicht über die Thatsache hinweg, dass in den Lang- versen Elisionen über die Hauptcäsur hinüber, ja auch noch engere Verbindung der beiden rhythmischen Glieder des Verses durch Unterlassen jeder trennenden Cäsur und zugleich ausgedehnte Hiate, beziehentlich syllabae ancipites an den gleichen Cäsur- s teilen geduldet wurden. An sich ist ein solches Bedenken ge- rechtfertigt. Das griechische Vorbild weist diese verschiedene, einen innern Widerspruch enthaltende Behandlung nicht auf. Aber eine historische Kritik der Elemente, aus denen die dramatische Dichtungsform der Römer erwachsen ist, hilft über alle Bedenken hinweg und verstärkt das bereits erwähnte Beweismoment der jambischen Septenarcäsur. Das erste rhythmische Kolon durch Elision und sogar durch Vernachlässigung des die rhythmische Gliederung markirenden Haupteinschnittes mit dem zweiten zu- sammenwachsen zu lassen, entspricht vollständig der griechischen Praxis. In iambischen Tetrametern findet sich z. B. unter andern bei Aristophanes wie bei Plautus und Terenz:

Equ. 419 öxeipaöd-e , naldeg' ov% OQad-' ; | &Qa vecc, %tkid<6v vgl. ibid. 366 u. a.

Mil. 915 Nam, mi patrone, hoc cögitato: | ubi pröbus est architectus.

Ad. 707 Quod hoc est negoti? hoc est patrem esse | aut htfc

est filium esse? u. a. Nub. 1353 xal ftr^v o&sv ye tiq&zov rjg\^d^sa^a Aorfoptftffru.

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Ibid. 1039 iv rolöi (pQovi 'KSralöiv , ort | jrpraTitfTOs sjiei'urjöa, vgl. ibid. 1354. 1359. 1430. 1440 u. a.

Amph. 257 Velatis manibus orant, igno scdmus peccatiim suom.

Andr. 261 Amor mi'sericordia, htfius nuptidrum sollicitatio u. a.

. Aber neben dem griechischen Beispiele wirkte auch der in Rom vor Livius häufig gesungene saturnische Langvers, den Livius und Naevius in ihren epischen Dichtungen anwandten und der auch sicher das Hauptmass der altrömischen Lyrik und Epik war, soweit von einer solchen die Rede sein kann. Dieser, be- sonders wenn der erste Theil kretisch schliesst, dem iambischen Septenar der Comödie so ähnliche Langvers besteht, ja ist erst zusammengesetzt aus zwei selbstständigen, durch Hiatus oder syllaba anceps oft getrennten Kurzversen z. B.:

Corp. inscr. lat. I, 32, 5 hec eepit Cörsicw | ^leriaque ürbe. Darnach bauten die römischen Dramatiker unbedenklich aucli solche asynartetische Verse, wie:

Mil. 1226 Namque edepol vix fuit cöp«? | adeündi atque im- petrandi u. v. a. Ganz das Gleiche aber wie von der iambischen, gilt auch von der trochäischen Cäsur. Im gewöhnlichen trochäischen Tetra- meter z. B. ist bei den Griechen Hiat und syllaba anceps in der Hauptcäsur ebenso unerhört, wie im iambischen Tetrameter, da- gegen Elision vor der Hauptcäsur und gänzliche Vernachlässigung der Hauptcäsur eine gewöhnliche Erscheinung. Darnach haben sich auch die römischen Nachbildner dieser Verse gerichtet, z. B.:

Ar. Nub. 589 «rr' av vpus Igapaprqr', | im ro ßeXtiov rpeWtr, vgl. 1121 u. a.

Ibid. 607 l]vC% i]^€lg Ösvq äyoQtta öftai TcaQsaxfväo^ted-a. vgl. 609 u. a.

Plaut. Amph. 738 Prfmulo dilüculo abiisti | fid legiones. :: Quö- modo? u. s. w.

Poen. 554 Dfdicimus tecum rina, ut respon\derc possiimis tibi u. s. w.

Ter. Ad. 864 Clemens, placidus, nülli laedere | 6s, adridere, omni- bus u. s. w.

Andr. 231 Tarnen eam adducam? Importuni tutem spectate aniculae u. s. w.

Der Saturnier aber kennt auch bei trochäischem Schlüsse des ersten Heinistichs die syllaba anceps und den Hiatus zwischen seinen beiden rhythmischen Bestandteilen, wie:

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Liv. Od. 1 Virdm mihi Caniena | /nsece vorsütutu u. a. Darnach bildet der römische Dichter unbedenklich:

Cure. 567 Priusquam te huic meae machaera« | o'bicio, mastigia, auch von Festus bezeugt, und so eine grössere Reihe Tetrameter.

Im ersteren Falle bei iam bisch- kretischen Schlüssen kann statt der ursprünglichen Schlusslänge auch eine Kürze eintreten, braucht also eine Mora der letzten Hebung nicht durch sprach- liches Material ausgedrückt zu werden. Bei trochäischen Schlüssen aber kann dieser Fall nicht vorkommen, da es sich hier nicht wie bei iambischen Schlüssen um eine zweimorige Hebung, sondern um eine einmorige Senkung handelt, deren Kürze auch mit einer irrationalen Länge vertauscht werden kann. Der Hiat aber bleibt in beiden Schlüssen derselbe, die syllaba aneeps ist in dem einen Falle nur ein nebensächliches Moment. Vorhanden aber ist sie sowohl bei trochäischen wie bei iambischen Schlüssen, bei ersteren nur unabhängig von dem Schlüsse. Man sieht daraus, wie äusser- lich und falsch es ist, den Hiat principiell nur da zuzulassen, wo der Gebrauch der syllaba aneeps in der Hebung ihn an- gezeigt erscheinen läset, mit andern Worten, ihn von vornherein auf iambische Schlüsse zu beschränken. Bei trochäischen Schlüs- sen konnte eben das fragliche Indicium gar nicht in Erschei- nung treten.

Noch ein zweites Beispiel soll angeführt werden zur Erhär- tung unserer Behauptung, dass die dramatische Metrik in Rom ausser durch das griechische Vorbild auch durch die bereits vor- handene altrömische Technik ihre Impulse erhielt. In den kata- lektischen Zeilenschlüssen des iambischen Tetrameters ist eine Auflösung der vorletzten Silbe im Griechischen unerhört; diese kann nur schliessen, wie:

Ar. Nub. 1039 aitavtcc tavt ivavzUxig yvci^icciöL GvvTaQccfccu.

Flaut. Mil. 886 Regiönem fugere cönsili priusquam repertam haberent.

Ausserdem aber schliesst er bei den Römern auch ganz regel- recht mit aufgelöster Vorletzter:

Plaut Mil. 1249 Immo öpperiamur, dum exeat aliquis. :: Durare nSqueö.

Ter. Heaut. 733 Currfculo percurre: äpud eum miles Dionysia ägitat, u. ä. a.

Auch hier war offenbar das altlateinische Vorbild massgebend, «las Schlüsse wie:

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Corp. inscr. lat. I, 33, 3 Honos fama virtiisque glöria atque

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ingenium u. a. bietet. Diese Andeutungen, auf die im Verlaufe der systematischen Darstellung näher einzugehen ist, mögen genügen zum Beweis dafür, dass das römische Drama in seiner Verstechnik nicht bloss durch das griechische Vorbild, sondern ebenso sehr durch die saturnische Poesie der Römer beeinfiusst wurde.

So gewinnen wir zwei Stützen, die uns einen Halt ge- währen bei unserm Versuche, die einzelnen metrischen Erschei- nungen rationell oder, um einen bereits in der Berliner Akademie eingebürgerten Ausdruck zu brauchen, „entwickelungsgeschichtlich" zu erklären, die Technik des griechischen Dramas und die alt- nationale der Römer. Dazu tritt noch ein drittes Moment, das in demselben Masse für die Erkenntniss der Metrik des alt- römischen Dramas fruchtbar zu machen ist. Wie das römische Drama nicht als ganz fremdes hellenisches Kind, sondern viel- fach in noch jetzt trotz der Geringfügigkeit der in Frage kom- menden Bruchstücke der alten Poesie nachweisbarem, organischem Anschluss an die heimische Art gedieh seiner Metrik wie seinem Inhalte nach, so findet sich auch eine breite Brücke, die zur gleichzeitigen und späteren epischen und lyrischen Poesie führt. Auch dies mögen zwei Beispiele aus verschiedenen hier in Frage kommenden Gebieten erläutern.

Wir mussten oben S. 21 die Erklärung verwerfen, wonach solchen Messungen wie stüdönt, pätrem, p^gSt, sedens, öbse- quens u. a. Vulgärlatein zu Grunde liegen sollte, etwa studS', patre', pigß' oder gar sßdß', obsSquß'. Es liegt offenbar die- selbe Kürzung vor wie in völö, pütä, öbsecrö, ImperÖ u. ä. Dass Ennius, der durch diese Beschränkung des Gesetzes tonangebend für die spätere Kunstpoesie wurde, in seinem daktylischen Hexameter nur noch die Kürzungen bei vocalischen Ausgängen zuliess und nicht mehr bei doppelter und dreifacher Consonanz am Ende des Wortes, hängt nicht mit einer angeblichen „prosodischen Locker- heit", mit dem vielbehaupteten „Nichtvorhandensein des Positions- gesetzes" in der bisherigen Poesie zusammen. Im nächsten speciell über dies Gesetz handelnden Abschnitte werden wir erörtern, welcher Grund den Dichter Ennius veranlasst haben mag, in seinen Annalen das metrische Kürzungsgesetz so zu beschränken, während er in seinen dramatischen Werken sich an keine solche

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Beschränkung gebunden hat. Hier heben wir für unsern Zweck hervor, dass uns diese Silbe nniessungen nur so lange eine Singu- larität des alten Dramas erscheinen, als uns die Analogie des Vergil'schen vÖlÖ, des Horazischen öbsecrö, wie Epist. I, 7, 95, oder quo mÖdo Serin. 1, 9, 43, ferner pütä u. a. entgeht. Denn durch diese erklärt sich nicht bloss die öfters bei Plautus vorkommende daktylische Messung kretischer Wörter und Wortausgänge, wie öbsScrö, mäxüme, iiissSro, sondern zugleich auch die anapästisch- daktylische, wie öbsecro, Imperä u. dgl., insofern die letztere Messung doch der hexametrischen Poesie von Ennius bis Vergil und Horaz nur darum fern bleibt, weil dieser die Voraussetzung für diese Messung, die in zwei Kürzen aufgelöste Hebung, fehlt.

Auch für die aus verschiedenen Momenten zu erklärenden, an sich verwunderlich erscheinenden, aber doch gut überlieferten Arten des Hiatus gewinnen wir zum Theil durch Anknüpfung an die spätere Zeit bedeutsame Parallelen. Wenn man z. B. bei Horaz den Hiatus bei Eigennamen auch in der Senkung iambischer Verse gelten lässt, wie:

Epod. 5, 100 Et Esquilinae | alites,1) so kann man sich füglich nicht weiter sträuben gegen denselben Hiatus bei Plautus:

Amph.275 Nec iugulae neque vesperugo neque Vergiften! Jccidunt, in einem Verse, wo derselbe möglichst gut überliefert ist, da er zugleich durch Varro und Festus bezeugt wird. Jedenfalls ist eine Aenderung wie Vergilias als Nominativ, an die Ritsehl dachte, hier abzuweisen; s. oben S. 26.

Eine andre Art von logischen Hiatus kommt z. B. auch bei Vergil in dessen gefeiltestem Werke vor. Er steht z. B. und zwar nicht in der Hauptcäsur:

Georg. 1, 4 qui cultus habendo

Sit pecori, apibus quanta experientia parcis, ein Hiat bei einer scharfen, durch chiastische Wortstellung her- vorgehobenen Gegenüberstellung von cultus pecori und apibus experientia. Niemand denkt jetzt an Beseitigung dieses Hiates durch Textänderung. Aber warum soll denn nicht Plautus mit dem gleichen Rechte bei ähnlichem, durch dasselbe rhetorische Mittel gehobenem Gegensatze dasselbe wie Vergil sich erlaubt haben z. B.:

1) Iam Daedaleo | ocior Ieuro, Carm. II 20, 13 wird auf Gm ml ver- schiedener Lesarten der Handschriften bestritten , ist jedoch ganz der- selben Art.

Ki.otz, (triinilzügi« nltroininclu r Metrik Ii

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Cure. 436 Argen tum des lenont : huic des virginem. Trin. 776 Det alteram illj, alteram dicat tibi Dare sese velle. Wenn vielfach über Plautinische Hiate gespottet worden ist, so sind das ganz andre, deren Behandlung einem besondern Theile unseres Werkes zufallt, vgl. Prosodie II.

Hier sollte nur an wenigen Beispielen die Methode gewonnen werden, die wir anzuwenden haben, um die metrische Technik des altrömischen Dramas zu begreifen. Es sind immer drei Elemente in Betracht zu ziehen: das Vorbild des Euripideisch- Menandrischen Dramas, die Praxis der saturnischen Poesie und die nicht ausser innerem Zusammenhang mit der altrömischen Dichtkunst stehenden Gepflogenheiten der classischen Epik und Lyrik. Fassen wir so das altrömische Drama als natürliches Glied in der Entwickelung der lateinischen Poesie und zugleich als organische, der ganzen Zeitrichtung entsprechende Erscheinung der hellenistisch - römischen Culturwelt, die noch in manchem Widerstreit sich befand, dann steht zu erwarten, dass auf manche jetzt noch dunkle, miss verstandene , vielumstrittene Partien ein helleres Licht fällt. Und gelingt es uns wirklich, die römischen und hellenischen Elemente der dramatischen Metrik der Lateiner abzusondern, so muss das zurückbleiben, was die römischen Dra- matiker Eigenartiges geschaffen haben, wovon wir den Ergeb- nissen vorgreifend und sie einleitend im Eingange dieses Ab- schnittes gehandelt haben.

Den umfangreichen Stoff gruppiren wir in folgender Weise. Zunächst betrachten wir die prosodische Grundlage, vorzugs- weise das öfters erwähnte Kürzungsgesetz, das ganz auf römi- schem Boden erwachsen ist, weshalb sich in natürlicher Weise ein Anhang über die Prosodie der Vorplautinischen Saturnier anschliesst. Daran reihen wir eine zusammenfassende Besprechung der verschiedenen Arten des Hiatus, die ja zum grossen Theile auch prosodischer Natur sind; hier werden wir, wie bereits an- gedeutet, den griechischen und römischen Einfluss friedlich neben einander hergehen sehen.

In einem zweiten Theile behandeln wir das Wesentlichste der eigentlichen Metrik und suchen besonders unsre Behauptung einer durch alle Versarten durchgeführten einheitlichen Technik zu erweisen, die, ein grosser Fortschritt gegenüber der bisherigen

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Praxis, neues Leben in alle metrischen Formen brachte, die zum Theil in Griechenland bereits abzusterben drohten und bald nach- her wirklich abstarben. Hier werden wir finden, dass sich grie- chische und romische Elemente in der verwickeltsten Weise kreuzen, aber trotzdem wirklich harmonisch wirkende Kunstformen erreicht worden sind.

Der letzte Theil soll die rhythmischen Verhältnisse der einzelnen Versmasse darstellen und namentlich auf Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengeschlechter und ihrer eigenartigen Erscheinungen eingehen und dabei die Composition einzelner Par- tien und ganzer Scenen wenigstens in charakteristischen Typen zur Darstellung bringen.

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Prosodie.

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I. Das metrische Kürzungsgcsetz.

1. Allgemeines. Unterschied zwischen metrischer Kürzung

und prosodischer Kürze.

Schon Richard Bentley hatte beobachtet, dass Terenz sich einer von Plautus und Caecilius überkommenen „Licenz" bediene, wenn er besonders im ersten Fusse, wo der Schauspieler nach der Ruhepause wieder mit vollem Athem einsetze, einzelne ein- und zweisilbige oder mit Präpositionen zusammengesetzte positions- lange Wörter mit anscheinender Vernachlässigung der Positions- kraft der Consonanten kurz misst und als Erklärung dafür anführt populärem pronuntiandi morem, vgl. schediasma p. XLVI ed. Vollbehr. Es betrifft dies meist iambische Wörter und Wort- anfange. Fr. Ritsehl in seinen Prolegomena fügt zu diesen von Bentley aufgestellten und von ihm selbst im cap. X behan- delten Fällen, in denen es sich um Positions Vernachlässigung handeln soll, in cap. XI noch eine grössere Anzahl iambischer Wörter mit Naturlänge hinzu, bei denen die gleiche Verkürzung eintritt, wie bövßs, manüs u. dgl., und sucht diese durch eine Art tx&Xtil>LS oder Synizese zu erklären, da es nur solche Wörter wären, die ein v oder eine Liquida zwischen den beiden Vocaleu hätten. Diese Auffassung hat jetzt noch u. a. W. Christ, Metrik8, S. 31 u. a. Im Anschluss an Studien über altlateiuische Sprache ist später, vgl. oben S. 21 fg., Ritsehl hierüber zu einer anderen Ansicht gekommen. Wie bereits W. Corssen, Aussprache, Vo- calismus und Betonung der lateinischen Sprache II8, S. 618, und Fr. Bücheler in seinem Grundriss der lat. Declination, s. u., erklärt er die angenommene Vernachlässigung der Position aus vulgärer Aussprache. !)

l) Mit Recht beruft man sich nicht auf (Grammatiker, wie Priscian I, p. 693, 10, der Andr. 468 illic ohne Noth mit Apokope lesen will, oder 1, p. 17, 2 zu Andr. 66 Sine Invidia meint, v wie griechisches Digamma pro nihilo invenitur. Denn da« sind niÜBBige Einfülle ohuo Werth für die Sprachgeschichte.

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40 Prosodie. I. Das metrische Kürzungsgeaetz.

Wie schon Ritsehl hier schwankte, so auch andere Mit- forscher. Den entscheidenden Punkt übersah man und constatirte eine Vielheit von Regeln oder sprachlichen Vorgängen, wie dass iambische Vocalformen und selten andere Wörter ihre Endsilben verkürzen, in einer grossen Anzahl von anderen Wörtern die Positionskraft vernachlässigt wird, andere wieder Synkopen oder irrationale Vocalaussprache erleiden, vielfach nicht bloss einzelne Endvocale, sondern ganze zweisilbige Wörter elidirt werden, wie quidein, tibi, so früher Bücheler, Grundr. d. latein. Declination, S. 113 W., letzteres noch jetzt Luc. Müller, Der saturnische Vers, Leipzig 1885, S. 154 und F. Leo, Hermes 18. Bd. S. 584 und in seiner Plautusausgabe, vol. I, Berlin 1885 zu Aniph. 918. Bacch. 491 u. a. Dazu kommt die schon erwähnte Abstossung consonantischeu Auslautes, wie pige', sede', patre', auch bei apud, soror u. a., sowie die Annahme, dass die einfache Schreibung der Doppelconsonanz die Verkürzung der vorhergehenden Silbe zur Folge gehabt habe u. a., worüber die Belege bei Müller, Prosodie S. 83 und 84 stehen, sowie auch für die folgenden Citate.

Zuerst bemerkte Fleckeisen und nach ihm Corssen uud Brix daran, dass wohl vide und cunSs u. ä., aber nicht vide und mores die letzte Silbe kürzen können, die Wichtigkeit iambischer Silbenfolge. Aber erst Müller gebührt das Verdienst, diese zunächst nur an einzelnen Wortclassen zur Beobachtung gekom- mene Erscheinung als eine allgemein giltige erwiesen zu haben. Aus der so eben erwähnten Thatsache, dass cänes die letzte Silbe bei Plautus kurz haben kann, aber nicht mores, folgert er, dass bei Verkürzung der Endsilbe nicht irgend eine Eigen- schaft dieser Endsilbe es, sondern die Quantität der anderen Silbe des Wortes das massgebende gewesen ist, und dadurch, dass er in einer ausführlichen Zusammenstellung nachwies, dass ganz dasselbe Verhältniss bei allen übrigen Declinations- und Con- jugationsendungeu sowie bei den Partikeln, bei Positionslänge, bei zwei oder mehr Consonanten nicht minder als bei Naturlänge vorliegt, gewinnt er den Beweis, dass es sich hier nicht um sprachliche, sondern um metrische Erscheinungen handelt. Quan- tität, Betonung und Zusammengehörigkeit der fraglichen Silben ist ihm das entscheidende.

Ludwig Havet, a. 0. s. oben S. 18 schliesst sich zwar vielfach in .seiner Lehre von den breyes breviantes an Müller an,

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1.* Allgemeines.

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geht aber seinerseits zu weit, wenn er hier eiu allgemein giltiges prosodisches Gesetz findet. Er stellt nämlich die Regel auf, dass jede im Anfang eines mehrsilbigen Wortes stehende oder ein einsilbiges oder durch Elision einsilbig gewordenes Wort bil- dende Kürze eine folgende Positions- oder Naturlänge ohne Weiteres verkürzen kann.1) Dies begründet er so: jede erste Silbe habe ganz unabhängig vom eigentlichen Wortaccent eine „intensivere Pronuntiation", die die folgende Silbe merklich „affi- cire." So werde aus pro facto ein profecto, aus ad-focio ein afficio u. a.a) Diese „Affection" des facio zu -ficio ist unleugbar und Havefs Beobachtung vollkommen richtig, aber einseitig ver- werthet. Denn bei ad-ficio handelt es sich nicht einmal um eiue brems brevians, sondern um eine Länge, und ähnliche Affectionen, wenn auch nicht in demselben Umfange, finden sich sogar bei zweisilbigen, aus Längen bestehenden Präpositionen, z. B. circum- sptcio, uicht circumspccio, circumeädo, circumclwdo und andere zum Theil schon ganz alte Bildungen. Wir haben hier offenbar eine rein sprachliche Erscheinung bei Wortcomposition. Die Anfangssilbe oder der erste Theil des coniponirten Wortes kann wohl Trübung des folgenden Vocals oder Diphthongs bewirken, aber keine prosodische Verkürzung auch nur eines Vocals, ge- schweige denn einer ganzen Silbe. Denn stets bleibt die ur- sprüngliche Quantität trotz der Vocaltrübung gewahrt, z. B. caedo concldo, cädo concido, audio oboedio u. s. w.

Wir haben also kein rein prosodisches Gesetz, sondern ein metrisches Positionskürzuugsgesetz, wie wir sehen werden, bei dem noch zweifelhaft bleiben kann, wie weit die Aussprache der Endsilben einen Einfluss gehabt hat. Denn nicht sowohl das ist entscheidend, dass die Silbe, die der zu verkürzenden Länge vorhergeht, die Anfangssilbe eines iambischen oder mehrsilbigen iambisch anlautenden Wortes ist oder aus einem einsilbigen oder durch Elision einsilbig gewordenen Worte besteht bei folgender langer Anlautssilbe, als vielmehr der Umstand, dass eine in irgend einem näher zu begrenzenden Zusammenhange stehende Kürze und Länge zugleich in dieselbe Hebung oder Senkung des Verses

1) Vgl. darüber Verfasser in Bursian- Müllers Jahresbericht 36. Bd. S. 391—894 und in der Berliner philolog. Wochenschrift VIH. 3. S. 87. 2) Aach die Analogie mit Agrtgmtuin gegen 'Anqayavxtt beweist nichts. Diesen Städtenamen hat die römische Sprache sich wohl bequem gemacht durch volksetymologische Anknüpfung an agri gentea, argentum u. ä.

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Proßodie. I. Das metrische* Kürzung*gesetz.

kommen. Denn es ist klar, dass Müller s Gesetz noch viel mehr zu erweitern ist. Die Erscheinung eines verkürzten vÖlö" ist nicht zu trennen von der eines öbsöcrö, weil beide Kürzungen an den gleichen Versstellen sich finden. Z. ß. ganz wie in der classischen Zeit sie völö und öbsecrÖ regelrechte Daktylen sind, so bei Plautus1)

Aul. 715 Öbsccrö vös SgÖ mi aüxißum.

ibid. 725 - dämno päti nequeö.

Pseud. 597 Hl Iba sunt ätque häe reglönes.

Rud. 222 Perdtdt spem qua me öblectilbäm u. s. w.

Auf der gleichen Stufe wie die Plautinischen Anapäste stehen in dieser Hinsicht die Daktylen in Ennius' Annalen und in den von Th. Moinmsen, corp. inscr. lat. I, p. 267 270 her- ausgegebenen sortes. Hier begegnen uns I, 1438 cörrtgt vis tandem, 1442 sed tv veKi non pötSs istöc, 1444 quöd metuät id seqtii sätlüst, 1451 übet profüi grätiä nemöst, 1453 ttbei quöd daiür spernSre nolei, 1454 cönslliüin quöd rogäs non est; bei Ennius z. B. annal. 15 mSmlni me ftert privöm, 76 lüdtcre saxä u. ä.

Der einzige principielle Unterschied zwischen dem Drama und den Orakelversen einerseits und dem Ennianischen Kunstepos andererseits, das auch hierin die Norm für alle spätere hexa- metrische Dichtung wurde, besteht darin, dass Ennius die Ver- kürzung nur bei naturlangem Vocal vornimmt und somit die Positionslängen hierbei ausschliesst. Das kann aber nicht daran liegen, dass allgemein im römischen Drama das Positionsgesetz wesentlich anders wirkte als im Ennianischen Epos. Denn auch in jenem hat, etwa abgesehen von diesen an ganz bestimmte Versstellen gebundenen Kürzungen, die ja ebenso wenig die Natur- länge wie die Positionslänge aufheben, worauf wir im Verlaufe unserer Darstellung zurückkommen werden, das Positionsgesetz seine volle Kraft. Ein stüdent z. B. in anderer Stellung, als wo das Gesetz wirkt, ist im altromischen Drama ebenso unmöglich, wie im gleichen Falle ein manu, hömö, ja auch übt, tbi u. ä. Gewiss liegt hier ein berechtigtes Streben nach einem Stilunter- schied vor, das jedoch schwerlich in einer auffälligen sprachlichen Thatsache begründet ist, da ja Ennius in seinen Tragödien und

1) Citate immer nach der Ritscbrschen Ausgabe, nur für Casina und Cistellaria nach Ussiug.

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1. Allgemeines.

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Comödien ganz auf seiner Vorgänger Standpunkte beharrt. Wir haben also hier das bewusste Eingreifen eines Theoretikers, dessen Praxis vorbildlich; für alle hexametrische Poesie wurde, aber doch nicht gleich vollständig durchdrang, da bei Lucilius und Lucretius und vielleicht sogar bei Horaz vereinzelt noch Spuren der alten Praxis wahrnehmbar sind, wovon wir später handeln werden. Das griechische Vorbild ist wohl hierbei von Bedeutung gewesen, wie denn im epischen Verse die Positionskraft der Consonanten sich auch bei den Griechen starker zeigte als im Drama, vgl. Kossbach-Westphal, Metrik III3, 1, S. 103 fgg. Allein es können auch daneben recht praktische Erwägungen gewesen sein, die Ennius bestimmten, bei Positionslängen das Kürzungsgesetz ausser Wirksamkeit zu setzen sowie auch die Hebungen nicht in zwei Kürzen aufzulösen. Die dramatischen Dichter brauchten einen Unterschied zwischen Positions- und Naturlänge nicht zu be- achten, die episch-lyrischen Dichtungen dagegen waren zugleich auch für die Leetüre einzurichten, wobei die Positionskraft schon äusserlich durch die Schrift augenfälliger war, ebenso wie häufige Auflösungen der Hebungen bei Zusammenziehung der Senkung den Versbau für das Auge verdunkeln mussten. Horte man eine oder mehrere Hebungen hinter einander in der im Drama so beliebten Auflösung richtig vortragen, so glitt der Vers dem Ohre ebenso glatt und wohllautend hin, wie bei der einfachsten Gestaltung desselben. Dagegen das Auge brauchte bei der Lee- türe, wenn uicht erst längeres Suchen oder Versuchen zum Ver- ständniss des Verses eintreten sollte, einen festen Halt für die Hebungen und Senkungen, um sogleich einen klaren Einblick in den Versbau zu gewinnen. Beide principielle Abweichungen von der bisherigen auch von ihm selbst in seinen Dramen befolgten Praxis hat Ennius demnach vielleicht nicht bloss nach dem griechischen Vorbilde eingeführt, sondern auch um der leichteren Lesbarkeit willen.

Die Sortes dagegen behielten in beiderlei Hinsicht die alte Praxis auch in ihrem Hexameter bei. Denn wenngleich die Täfelchen mit dem Texte dem Rathsuchendeu ausgehändigt wurden, der gewöhnlich nicht selbst lesen konnte, so war doch das Wichtigste wohl die Verkündigung durch geweihten Mund, und man wählte die metrische Form eben darum, dass der Aus- spruch feierlicher klang und sich so dem Gedächtniss effectvoller einprägte.

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l'rosodie. 1. Das metrische Kürzungsgesetz.

Ehe wir unser Gesetz weiter verfolgen, ist die Frage zu erledigen, wo wirklich prosodische Kürze vorliegt und wo me- trische Positionskürzung langer Silben eintritt. Denn erst die Beantwortung dieser Frage ermöglicht einen Einblick in die wirklich unter das metrische Kürzungsgesetz gehörenden Fälle.

Im Wesentlichen stimmt die Prosodie der Plautinischen Zeit mit der classischen Überein. Die im Verhältniss zu dem grossen Material recht geringen Abweichungen sind am ausführlichsten in dem bereits öfters genannten Werke C. F. W. Müller's, Pro- sodie S. 1 80 behandelt. Verfasser hat demselben in allen wesentlichen Punkten einfach beizustimmen, wenn auch über ein- zelne Verse abweichende Auffassungen bestehen bleiben, die im Verlaufe unserer Darstellung begründet werden sollen.

Während demnach die Endung a im Nominativ sing, und Nom. und Accusativ plur.1) sowie in quia, ita immer kurz ist, ebenso c im Ablativ der dritten und im Vocativ der zweiten Decli- nation und im Imperativ der dritten und im Infinitiv und Passiv- imperativ aller Conjugationen, ferner er in pater, super, circiter, propter u. ä., ur in igitur und in der dritten Person des Passivs und its im Nominativ der zweiten und vierten Declination und im Ablativ und Dativ der dritten Declination, wie im Nominativ und Accu- sativ sing, der Neutra der dritten, weiter met in egomet u. ä., zeigen die Substantiva und Comparative auf or, die Verbal- endungen auf or, er, ar, at, et und in der vierten Conjugation und im Perfect und Conjunctiv des Präsens auf it die ursprüng- liche Länge in Widerspruch mit der späteren Verkürzung und umgekehrt die ursprüngliche Kürze frusträ.

Dass Synizesen wie eb, mebs, debs u. ä. zu verwerfen und immer ßö, meös, d6Ös mit Verkürzung der Endsilbe zu messen «ei, meint mit Müller auch L. Havet, metrique a. 0. S. 142, wäh- rend Ritsehl und Andere sie verfochten. Es waren entschieden beide Messungen zulässig, wie sich im Verlaufe unserer Unter- suchung wiederholt herausstellen wird. Die Müller-Havet'schen Messungen führen zu bedenklichen Consequenzen, wie eädem als Ablativ für eädem; ein dreisilbiges eorundem bei Ennius, zwei-

1) Vgl. darüber unten II, 3. Metrik I, 2, 2 u. a. Säninitliche von W. Corssen, Aussprache u. s. w. IIS, S. 449 fg. aufgeführten Stollen werden sich im Verlaufe unserer Untersuchung von selbst erledigen.

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1. Unterschied zwischen metrischer Kürzung u. prosodischer Kürze. 45

silbiges mearuia, e^rum, duaruni u. ä. bei Terenz muss Havet anerkennen. Wenu er sich darauf versteift, dass wohl ein quid ais? als Versschluss vorkommt, aber gerade kein quid eo oder atque mea, so sei hier nur bemerkt, dass wenigstens Cas. 297 = II 5, 10 die Ueberlieferung lautet:

Cum eadem, qua tu Semper es . :: Cum uxöre mea? nur dass die Handschriften ausser E das es hinter semper fort- lassen und E tua statt mea giebt.

Endlich dass nach kurzem Vocal s am Ende der Wörter fdr die Quantität belanglos war, wie Ter. Ad. 839 tempüs fert und ähnliche Versschlüsse beweisen, braucht hier nicht besonders erwähnt zu werden, da diese Erscheinung ja noch bis in Cicero's Zeit hinein fortbesteht.1)

Abweichend von der classischen Prosodie und offenbar ein Zugeständniss, aber auch wohl das einzige derartige an die ge- wöhnliche Umgangssprache ist eine andere Erscheinung, nämlich die, dass persönliche Pronomina und ähnliche häufig im gewöhn- lichen Gespräche gebrauchte Wörter vom Umfang eines Trochäus oder Spondeus, und in ihren auch dreisilbigen casus obliqui ihre aus kurzem Vocal bei einfacher Doppelconsonanz bestehende Silbe verkürzen können. Dieser Vorgang hat nichts mit dem später weiter zu entwickelnden Kürzungsgesetze gemein. Denn die fraglichen Silben stehen nicht bloss an den ganz bestimmten Stellen, wo metrische Kürzung eintritt, sondern solche Wörter ver- theilen sich beliebig auf Hebung und Senkung des Verses. Auch lässt sich hier nicht ein eigentlicher Vulgarismus, nämlich der Abfall der Anfangssilbe annehmen, etwa stuc, stoc, ;le, 'la für istuc, istoc, ille, illa u. s. w. Denn diese Formen finden sich auch kurz gemessen an Stellen, wo ein solcher Abfall ganz ausgeschlossen ist, z. B. in der Hebung llle, llltc hÖmö, omnlbüs u. ä., während au keiner einzigen Stelle der Abfall der ersten Silbe angezeigt wird. Wir haben hier wirkliche Kürzen, wie folgender durchaus

1) Dagegen spricht nach Verfassers Ansicht Manches für folgende von Müller nicht anerkannte Messungen: Men. 921 päreipit insunia, Amph. 665

facis ut tufs nulla apüd te fidea sit, Cure. 267 faclt hic, quod pauci, wie Cure. 864 qu6d cupls efFecero; da dies nicht gewöhnliche Verha der dritten Conjugation sind, wie percipi'o, percipmnt, percipiam, percipi'ebam u. a. be- weist; bei cupls kommt noch die Nebenform nach der vierten Conjugation in Betracht, wie Inn-ret. 1, 72 cupTret u. a.

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Prosodie. I. Daa metrische Kürzungsgesetz.

nicht erschöpfender und aus dem von Müller a. 0. gegebenen Materiale leicht zu vervollständigender Ueberblick lehrt.

In Hebungen steht llle Trin. 853. 947. Merc. 446. 540. 975. Stich. 559. Bacch. 550. 950. Poen. 533. 613. Aul. 107 llle me nun videt, wo man gewöhnlich haud statt non setzt; bei Terenz, wo diese Erscheinung C. Conradt, metr. Compos. der Comödien des Terenz, Berlin 1876, S. 147 geleugnet hat, findet sich sicher: Ad. 863 llle suam Semper, Eun. 618 llle cönttnüö, Hec. 465 llle rgvivescet iam nunquam etc., ferner lllud Rud. 425. Asin. 123 Nam ego lllud argentum, ohne Noth geändert; llllus Bacch. 494. lllani ämabam olim: nünciam alia ciiro impendet pectori Epid. 135.

tlllc Trin. 862. Aul. 185. 260. 265. Capt. 901. Amph. 323. 431. Asin. 272. 288. Poen. 917. Rud. 79. 147. 1058.

Istlc Rud. 572; Istlus Trin. 552, allenfalls auch zu messen qui quldem istius sit inÖdi oder mit kürzerer Endung.

tpse capt. 580 Ipse nec praeter se linquam Sl servos fuit. Cure. 170 wohl Ipse se exerüelät, qul h6mö etc., weil sonst hömu in eine innere Senkung käme, worüber unten zu handeln ist. Andr. 377 Ipse sibi, aber beides nicht ganz sicher, Amph. 170 wird bei der Messung Ipsß dominus etc. den umgebenden Versen gleich, vgl. unten unter Senkung.

ecquls Trin. 870. Amph. 1020. Poen. 327. Rud. 413. Bacch. 582 (581 Conjectur). Capt. 830; ecquld Bacch. 583, ecquldem nach A Stich. 342, vgl. eccum, eccani eecos u. ä. Müller S. 295 fgg.

ötunls Capt. 536 6mnts in incertö, möglich auch Ömnls In incerto; omnlä Poen. 834. 905 (unnöthig geändert). Rud. 1100. 1359. Stich. 336. Mil. 982; omnlum Trin. 236. 973. Stich. 526; oinnlbus Stich. 114. 684. Amph. 55. [Naev. com. 58, wo andre Messungen allerdings nicht ausgeschlossen sind: Atque ex bonis meis oinnlbus ego te berede oi faciam.] Man vergleiche Pers. 775 bSne Ömnlbüs, Hec. 367 illco ömnls simul möglich. Trin. 621 sine omni. Truc. 448 Quam mihimet omnlä qui mihi faciö mala.

In Senkung: llle* qui u. ä. Trin. 137. Poen. 72. 119. 182. Asin. 637; Illä , Trin. 809 Lepidust lllä causa. Merc. 728 lllä sunt. Eun. 342 lllä sese interea. HKc ^ Asin. 676. Poen. 435. 625. 680 (ohne Noth geändert). Rud. 887. Stich. 605. Capt. 1034. ibid. 39 ohne Noth geändert. ecquis l^xit Bacch. 583. ömnla tiiunes Hec. 867 u. v. a. derartige.

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1. Unterschied zwischen metrischer Kürzung u. prosodischer Kürze. 47

Auf Hebung und Senkung vertheilt.: Inter tllud tarnen negö tium meis curavi amicis Stich. 679. Aufer Istaec quaeso Cure. 245 unnöthig umgestellt. Auch Poen. 584 ist Näm Istorum zu messen, worüber unten, vgl. auch oben Pers. 775 bene ömntbus. Cas. 411 ut llle trepidabat, vielleicht richtiger ut llle trgpldabat, vgl. unten mit erlaubtem Proceleusmaticus. Truc. 309 non enim llle mere- triculis, desgleichen, ebenso bei ipse, wie sed Ipse Heaut. 1023, Andr. 176, bei omnes wie Mil. 55 quod omnes. Trin. 78 qula cmnis. Aehnlich auch bei huius und eius: Poen. 882 mäle eius, Capt. 1015; besonders bei Terenz: Heaut. 552 si quid huius simile. Eun. 980 quid huius. Phorm. 505 slbi eius. Phorm. 113 per eius Phorm. 483 u. ä. mehr.

Endlich sind besonders auch in der inneren Senkung der Dipodien sehr häufig Fälle wie Epid. 326 hercle 8go lllum. Andr. 266 hüc vel tlluc. Truc. 317 verum ego lllum. Stich. 513. 599 . äd lllum. Amph. 660 Näm quöd llle huc. Epid. 217 atque ego lllam tili, ferner Poen. 265 intßr tstas (richtig wie pröpter umörem s. unten). Bacch. 52 non Sgo tstuc. Truc. 842 Te quldeni Istänc. Rud. 1100 ömnla tstaec (nicht zu ändern, doch ist Ömnla istaec möglich 8. o.). Truc 309 non ßnim Wie, wie Bacch. 1160 etsi iam ego tpsüs in Anapästen ; ähnlich auch Capt. 810 tpsis. Pers. 650. Andr. 202. 359; weiter Aul. 606 nunc sine Ömni, so in innerer Senkung auch Amph. 1013. 1022; ähnlich Trin. 78 qula Ömnis. Andr. 694 pßr ömnis. ibid. 393 sine Ömni u. a. mehr.

Andre Messungen können auch unter das metrische Kürzungs- gesetz fallen, wie Ad. 866 ego llle ägrestis, ibid. 703 Quid llle abist Hec. 885 In lllum Iniquos. Andr. 745 quid Uli homlnuni und vieles derartige, was wir desshalb nicht erst zur Sprache bringen.

Zweifelhaft ist es, ob ambo diesen Pronominalformen bei- zurechnen ist. Denn die beiden dafür angeführten Stellen be- weisen das nicht unbedingt. Stich. 741 st tibi ämbo aeeepti suraus kann selbst in der inneren Senkung einer Wirkung des metrischen Kürzungsgesetzes die nöthige Quantität zu verdanken haben, und Heaut. 338 quöd ambo confiteamini, wo quod gewöhn- lich gestrichen wird, lässt sich gleichfalls unter das metrische Kürzungsgesetz bringen. Auch die Messung össe ist selbst nach der reichen Materialsammlung bei Müller, a. 0. S. 298 fgg. nicht sicher. Vielleicht aber gehört hercle in diese Wortklasse, vgl. Müller, n. 0. S. 317, auch quippe, wie Amph. 745.

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Prosodie. .1. Das metrische Kürzunff'sgeaetz.

Gleichfalls wirkliche prosodische Kürzen sind n£mpe, in den Handschriften auch nepe geschrieben, wofür Belege bei Ritsehl, prol. p. 131. 132, sogar ganz wie ille u. s. w., in der Hebung nempe Bacch. 188. Epid. 449, wohl auch Ad. 742 u. a., wogegen auch, wie bisweilen Ille, illud, auch nempe' als Trochäus richtig ist: so Phorm. 310; ferner Imo, wie Merc. 737 Imö sie sequestro, vgl. Hec. 650. 437. Phorm. 936 u. a. Ebenso sicher ist auch lüde und iinde, Belege bei Müller, a. 0. S. 351. 372, darum ist auch nicht zu ändern Aul. 679. 707 Indeque exspectabam, Gas. 133 ündS tu avscultare.

Zweifelhaft bleibt, ob inter, interim, interea, intus als solche prosodische Kürzen genommen wurden oder als Zusammensetzungen mit in unter solche Fälle des metrischen Kürzungsgesetzes fielen, wie Mil. 28 at Indiligenter. Unter den bisher beigebrachten Stellen, bei Müller S. 354 fgg., findet sich keine entscheidende. Jedenfalls bleibt Ritschl's Bedenken gegen tntro an Stellen wie Stich. 534 und Aul. 451 gerechtfertigt.

Jedenfalls nicht hierher gehört älter wegen einer einzigen Stelle, Pseud. 1260, wo entweder ubi Älter alterrfm bilingui etc. jambisch zu messen oder ubi nicht etwa nach alter, was fehler- haft und geschmacklos ist, sondern hinter alterum zu stellen ist, wo es leicht ausfallen konnte: alterü bilingui.

Aus der angeführten Liste, die sich leicht vergrössern liesse, geht unzweifelhaft hervor, dass wir in diesen Pronominalformen wirkliche Kürzungen haben. Diese können sogar da gebraucht werden, wo ein reiner Schluss unbedingte Regel ist, z. B. im trochäischen Zeilenschlusse

Hec. 613 Quid vis, Painphile? : : Hinc abire mätrem ? Minume. ::Quid ita Istüc vis? und vor der iambischen Hauptcäsur in Fällen wie'

Mil. 1231 spero ita futurum quämquam lllüm | multae sibi expetescunt.

sowie bei trochäischer Hauptcäsur vor einsilbigem Worte, wie Bacch. 41V» Nun sino neque equidem lllilm me | vivo corrumpi sinaui.

Andr. 359 Redeunti interea ex Ipsä re | mi meidit suspicio. hem.

Heaut. 266 Quantum ex Ipsä re | cöniecturam feciuius.

Aus demselben Grunde stehen alle diese Formen, wie bereit« erwähnt, sehr häufig in den inneren Senkungen der Trochäen und Iamhen, ohne eine Ausnahme von dem s. g. Dipodiengesetz

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1. Unterschied zwischen metrischer Kürzung n. prosodischer Kürze. 49

zu bilden, von dem später Metrik II, 5 zu handeln ist. Nur in- sofern sind sie nicht ganz vollständige Kürzen, als sie, wenn auch trochäischen Cäsur- und Zeilenschluss mit einsilbigem Schluss- wort und iambischem Cäsurschluss, so doch nicht iambischen Zeilenschluss geben. Wenigstens findet sich dazu kein Beleg. Natürlich kann auch eine solche Kürze wie die erste Silbe von illaec oder lllum vor Consonanten, nicht eine s. g. brevis brevians sein, d. h. ein solcher Iambus kann unter keinen Umständen durch das metrische Kürzungsgesetz zum Pyrrhichius werden, was uns ein Fingerzeig bei der Erklärung dieses Gesetzes sein kann. Z. B. Trin. 137 kann die Lesart von F nicht richtig sein: illüm qui mandavit, (eum) exturbasti ex aedibus, sondern nur die der besten Handschriften IIIS qui mandavit, so dass wir hier dieselbe grammatische Erscheinung haben, wie bei Vergil Aen. 1, 573 urbein quam statuo vestrast. In allen übrigen Beziehungen aber, wie ausführlich dargelegt wird, gelten diese Silben als wirkliche Kürzen. Diese Kürzen aber haben sicherlich in der Aussprache dieser Wörter im Umgangstone ihre sprachliche Be- gründung, was näher darzulegen ins Gebiet der Sprachwissen- schaft gehört, bisher jedoch noch nicht befriedigend durchgeführt wurde.1)

Ganz anders ist es mit den unter das metrische Kürzungs- gesetz fallenden Wörtern. Die Endsilben in volo und obsecro und sämmtlichen Wörtern von gleicher prosodischer Beschaffen- heit gelten nur an der bestimmten Versstelle, als die zweite Mora einer aufgelösten Hebung oder zweisilbigen Senkung und im letzterem Falle, wie wir sehen werden, nicht ohne Einschränkung als metrische Kürze, sonst aber bleiben sie durch alle Zeiten der guten Latinität volle Längen, eine Thatsache, die zwar von Müller behauptet, aber noch lange nicht gehörig gewürdigt ist. Z. B. cänö, übi, tbi sind zu allen Zeiten prosodisch ein richtiger Iambus, und wieder ausschliesslich jambisch, als das metrische

1) Am eingehendsten versuchte es VV. Corasen, a. 0. II S. G11 fgg., allein er beschrankte Bich nicht auf diese von uns ausgehobenen Formen. Kg ist auch der Nachweis im Einzelnen hier schwer zu liefern, da wir eben die wirkliche Aussprache nicht kennen. Fruchtbar scheinen hier auch Ver- gleiche mit ähnlichen griechischen Eigenheiten, wie Verfasser durch Richard Meister auf die Analogie zwischen nepe statt nempe und griechischem reite statt nivrt aufmerksam gemacht wird; vgl. K. Meister, die griechischen Dialekte II, S. 202.

Klotz, Gründung* i\lr .inincher Metrik. 4

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ProEodie. I. Das metrische KürzungsgeseU.

Kürzungsgesetz ausser Gebrauch kommt, besonders in der spätem Augusteischen Zeit. Der in seiner metrischen Technik mit über- triebener Consequenz noch über Ovid hiuausgehende Provinciale Lucan giebt bis auf ganz wenig Keste, nämlich die Pronominal- formen mihi, tibi und sibi, das alte Kürzungsgesetz ganz auf. In Consequenz davon erscheinen bei ihm Ibi, übi, cänö u. ä. ausnahmslos wieder als Iamben mit voller langer Endsilbe, vgl. darüber E. Trampe, de Lucan i arte metrica, Berlin 1884.

Eine Verkennung dieser Thatsache war es, wenn Ritsehl u. A. lange Zeit alles Ernstes glaubten, es könne bei Plautus und Terenz sibi, mihi, tibi, Ibi u. ä. nur als zwei Kürzen gemessen werden. Sie kamen schliesslich so sehr in Widerstreit mit den durch die Ueberlieferung gewährleisteten Thatsachen, dass sie die fraglichen Wörter schliesslich sämmtlich auch als richtige Iamben gelten lassen mussten.1) Nur bei ibi schwankt man, aber auch hier mit Unrecht. Denn Thatsache ist, dass alle diese Wörter sich stets als Iambus messen lassen, ja Über- haupt immer so gemessen werden müssen, wenn ihre Schlusssilbe nicht die bestimmte zweite Mora eines Halbfusses bildet. So erklärt sich auch ganz natürlich eine Thatsache, die Ritsehl, vgl. opusc. II. S. 638, grosse Schwierigkeiten machte. Unsre älteren metrischen Inschriften schrieben regelmässig, sobald sie ei für I anwandten, sibei, ubei u. s. w., auch wo die letzte Silbe für den Vers eine Kürze ist, vgl. corp. inscr. lat. I, 38, 3 sibei, 542, 1 tlbel, 1008, 19 suae gnatae sibei que uxori hanc constituit, 1009, G und 1027, 1 übel. t)amit wird sicher sibi, tibi und ubi ge- meint, und das ist die ganz natürliche Schreibung. Denn sprach- lich -prosodisch genommen blieb eine solche Silbe immer lang an sich und fiel nur in dem besondern Falle zu einer metrisch gekürzten, aber darum nicht wirklich kurzen herab. Ferner kommt Ritsehl, ebenda S. 618 fg., mit Fleckeisen und Dziatzko nicht über die Thatsache hinweg, dass Phorm. 284 öbstüpefecit in einem an sich ganz unverdächtigen Verse steht: ita eüin tum timidum ibi öbstüpefecit pudor. Allein der Vers ist ebenso in Ordnung, wie jeder mit mihi, sibi u. dgl. So findet sich auch vereinzelt Asin. 599 vlde licet gemessen gegenüber dem gewöhn- lichen vldellcet; so ferner auch vlde z. B. Meu. 220, Mil. 376, hier

1) Vgl. Niemeyer in Brix, Trinummus4 zu v. 761, wo ein Ver/eichniss iarabisch gemessener mtliT, ttbT uud sibi gegeben wird.

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1. Unterschied zwischen metrischer Kürzung n. prosodischer Kürze. 51

in folgender Gestalt: finde nisi domo. ::Dömö. ::Me vide. :: Te vldeö; sicher ist auch cäve als Iambus gemessen: Pseud. 1296 cäve ne cadam, wohl auch Heaut. 1031 et cäve pösthac si ine araäs, unquam, istuc verbuui ex te aüdiam, sicher auch iübe Eun. 836. Capt. 843 u. a. Ebenso kommen auch die gewöhnlich gekürzten Formen mit voller Länge vor, wie sciö, uesciö, lbi, ubi, quasi, msi, mödö auch als Adverbium u. ä. Man messe

Bacch. 324 Profecto de uno nihil sciö nisi nescio.

Meu. 406 Nesclö quem mulier alium höminem, non me quaerites.

Merc. 365 Söllicitus mihi nesciö qua re videtur. :: Ättatae, jede Aenderung ist unnöthig.

Cure. 340 Dico me illi advenisse animi causa: Tbl rae iuter- rogat. Denn ein lbi zu bezweifeln liegt kein Grund vor, die Inschriften bezeugen es an 36 Stellen im corp. insc. lat. I, an- geführt im Index p. 582, dazu interibei ibid. 196, 21 u. ä., auch Cas. prol. 73 lässt sich messen Maiöreque opere lbi serviles nuptiae.

Poen. 325 Obsccro hercle ut mülsa loquitur. : : Nihil nisi laterculos. A et reliqui codd.

Rud. 1092 Hic msi de opinione certutn nihil dico tibi.

Poen. 243 Ntsl multa aqua üsque et diu macerantur.

Amph. 89 Quid id admirati esti's quasi vero novom; mit s. g. caesura latens. ibid. 74 quasi sibi magistratum.

Aul. 700 Ibo intro, üH de cäpite meo sunt comitia, unnöthig geändert; Truc. 506 Quin übt natdst machaeram etc.

Poen. 241 Quasi salsa etc., jedoch BCD geben dafür Quam si salsa.

Dasselbe ist es mit modo, quömödö z. B. Aul. 47. Poen. 558. Tace mödö Asin. 869. 876. Merc. 426. 876; so auch modö als Adverbium Poen. 216. 926. Aul. 239. Asin. 5. Pseud. 689. Andr. 630 u. a.

Dagegen ego ist sicher ein richtiger Pyrrhichius. Denn so muss es gemessen werden vor allen Mil. 1138 Neminem pol Video nisi hunc quem völuraus couventum. : : Et egö vos. Dazu lässt sich in zweiter Linie anführen Rud. 238 Die ubi's? :: Pol egö uunc j in malis plüruinis, auch Mil. 925 Qui növerit me, qui's egö simV :: Nimis lepide fabulure. Auch in der classischen Zeit ist ego fast ausschliesslich pyrrhichisch. Doch findet sich vereinzelt auch iambische Messung, wie Verg. Catalect. III, 1 im Anfang eines prosodisch und metrisch tadellosen Gedichtes: Hüne egö

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Pro8odie. I. Das metrische Kürznngsgesetz.

iüvenes löcürn.1) Daher scheint es, als ob die letzte Silbe dieses Wortes, vielleicht unter dem Einflüsse des griechischen iy(6 als anceps zu betrachten sei. Da auch bei Plautus und Terenz einzelne Endsilben ancipites sind, wie quandö, so liegt die Frage nahe, ob auch schon bei Plautus neben der allgemein üblichen pyrrh ichischen Messung auch eine iambische zulässig sei. Dafür sprechen einige Stellen, die sonst zu ändern oder weniger natürlich zu messen wären, wie Poen. 1185 spero equl- dem et pol egö, quöm ingeniö statt pol egö quom tng. Rud. 1184 Suinne egö scelestus. Aul. 570 Non pötem egö quidem hercle. :: At ego iussero. Truc. 357 Vah, vapulo hercle ego nunc atque adeö male. Capt. 1021 Sed die, oro, pater meus tun es?:: Egö sum, gnäte mi. vgl. Cist 577 Sgö sum nach Ussing. Asiu. 609 Ego te? gewöhnlich Egon te? vgl. ferner Mil. 1379. Amph. 577. Epid.427 (hier wohl egö si adlegassem). Amph. 199.G01. Rud. 1077. Aul. 45. Andr. 864 ed. Dziatzko (SgÖ iam); so auch Schoell Rud. 188. Auch Trin. 281. 293 zieht man wohl Nölo ego cum improbis und His egö de ärtibus der Messuug egö cum impr. und ego dt* artibus vor.

Ferner bette und male, die sogar in der gewöhnlichen Schul- praxis als besondere Ausnahmen gelten, haben ganz dasselbe Recht auf iambische Messung, wie mihi u. s. w. Dass man sie in der Sprache als entschieden iarabisch und nicht pyrrhichisch empfand, dafür haben wir in einer sprachlichen Tliatsache einen vollgiltigeu Beweis. Denn wenn bene, male wirklich die letzte Silbe entschieden kurz gehabt hätte, dann hätte man bemne, maline statt benene, malene bilden müssen nach dem von Ritschl, opusc. II, S. 556 fgg., entwickelten Gesetze, ganz wie hociue statt hocene u. dgl. In der Tliatsache aber, dass unsre Ueberlieferung ausnahmslos benene, mälene giebt, ebenso wie bendiciunj, makficium, drückt sich die Wirkung des langen c am Ende des ersten Wort- theiles aus, vgl. a. 0. S. 566. Daher dürften wir, selbst wenn sich nur eine vereinzelte Stelle mit bSne oder male fände, diese grundsätzlich nicht ändern, da ja schon die Analogie der übrigen iambischen Wörter massgebend ist. Es giebt folgende Stellen: Cure. 508 Vos faenore, hi male suadendo et lristris lacerant homines.

Cure. 517 Elöquere, quid vis? : : Quaeso ut hanc eures, bene sit isti.

1) Andre Belege bei Corssen, Aussprache n. s. w. II* S. 483.

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2. Gewöhnliche Fälle des metrischen Kürzungsgesetzes. 53

Ferner setzt die Ueberlieferung an folgenden zwei Stellen ein i arabisches male voraus, vgl. II, 3

Aul. 658 hfppiter te dique perdant. hatfd male ägit gratias.

Pseud. 133 Exite agite exite ignavi malß habiti et male concüiati, so nach A. Auch die folgenden Verse bis 137 bietet die Ueberlieferung als anapästische Octonare. Trochäische Octonare hat Ritsehl erst durch Tilgung des durch A und die Palatini ge- sicherten ego in v. 136 hergestellt. Darnach wird mau mit ein- facher Umstellung male te statt te male, das unmetrisch ist,

Cure. 622 Itfppiter male te perdat: intestatus vivito schreiben, weil der sich wiederholende iambische Ausgang plter male hier zulässig ist, da er verschiedenen Dipodien an- gehört, vgl. darüber Metrik I, 4. Vielleicht ist auch Cist. 57 dadurch herzustellen, dass man einfach male, nicht male ego statt des überlieferten mea schreibt, also Mäle exerucior, me'a Gymnasium; male mihist, male maceror; vgl. II, 3. Endlich Aul. 208 lässt sich nur messen Nnuis male timui etc., nicht n. male tlmui. Denn alle diese iambischen oder iambisch aus- gehenden Wörter können ihre Schlusslängen nur dann kürzen, wenn sie die die Kürzung bedingende Position haben, d. h. die zweite Silbe einer aufgelösten Hebung oder zweisilbigen Senkung bilden.

2. Gewöhnliche Fälle dos metrischen Kürzungsgesetzes.

Nachdem wir die Wirkung der metrischen Positionskürzung im Allgemeinen festgestellt und besonders von den Kürzen der Pronominalformen geschieden haben, welche in allen Hebungen und Senkungen mit Ausnahme der letzten bei iambischen Schlüssen, ja in der verschiedensten Vertheilung auf Hebung und Senkung auftreten, kommt es darauf an, statistisch die Masse der metrisch gekürzten Wörter, Wortformen und Wortcoraplexe geordnet dar- zulegen.

Was zunächst die iambischen Wörter betrifft, so kann Verfasser auf die Stellennachweise verzichten, weil diese Wörter bereits mit den Belegen von Müller, Plautinische Prosodie S. 86 bis 222, zusammengestellt sind. Hier nur ein Verzeichnis« der Wörter selbst, aus dem hervorgeht, dass man es mit einem ganz allgemein geltenden, nicht etwa auf einzelne besonders geartete Wortgruppen beschränkten Gesetze zu thun hat.

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Prosodie. I. Das metrische Kfirzungsgesetz.

Von einfachen iambischen auf einem naturlangen Vocal aus- gehenden Wörteru begegnen: ago anio, uvi. bibi (zweifelhaft ist jedoch Cas. 863), bibo, bona (abl.), bonae, boni, bono. cado, cani, cave, cibo, cito, dabo, dari, dato (aber dato Merc. 777 ganz nach A mit regelrechter Cäsur nach dari), dedi, doce, doli, domi, domo, eini, erae, eri, ero (dat. u. verb.). fere, feri, fero, fide. habe, heri. Iovi (Most. 243), iube. levi, loci, loco, loqui, lupo (Ter. Euu. 832). mali, malo, niane, manu, meri, metu (Ter. Ad. 613 nach der über- lieferten Versabtheilung), modi, modo, moro, move. nego, nova (abl.), novae, novi, novo, pati, probe, probri. queo. roga, rogo. seni, sino. tace (Pseud. 600 unsicher), tene, tuli. vale, veni, via (abl.), vide, viri, viro, voco, vola, volo, voto. uti.

Von einfachen iambischeu auf einen oder mehrere Couso- nanten endigenden Wörtern: agas, agit, agunt, amas, amat, amant, amans (Asin. 141), ames, ament, amor, anum, apud, aquam, avcs- bibunt, bonum, bonam, bonas, bonis, boves, brevin. canes, Caput, clues, cluet, cluens, cocum>, cocos, colas, colunt, color, culex (Cas. 221 als trochäischer Octonar zu messen), dabit, datin, datur, dedin, dedit, decem, decet, decent, dolet, dolis, dolos, domum, domos, duas (jedoch Merc. 402 düäs neu), duplex, edunt, egon, ehern, enim, erum, eram, eris (dat. plur.), erat, eraut, erit, erunt. facit, facin, feror, feres, fidem, foret (aber Rud. 218 wohl mit B si servä forem nata), forum, fori« (= fores, oft, in innerer Senkung Araph. 1021. Mil. 328 von Ritsehl geändert, aber so auch Ter. Ad. 168 8. unten), foris (adv.), fugit, fugat, fuaiu, fuit (Synizese möglich), habes, haben, habet, habent. iacit, iocon, iuben, iubes, iubet, iit, idem, itan, lovem. labos, licet, licent, loces, locum, locis, loquor, loquar (auch Asin. 152, wo keine Veranlassung ist umzustellen quo loquar mödÖ statt quo modo löquär), lubens (zweifelh. Trin. 821, wo auch laetüs lubens möglich ist), lubet (oft, jedoch Pers. 277 zweifelhaft), malam, malum, manen, manum, memor, merum, metum, mihin (mihi, tibi, sibi, ubi, ibi u. ä. er- wähnen wir nicht erst besonders), minam, minas (doch Phorm. 662 ob decem mlnäs etc.), miser, modis, moror. nätis, uegat, negas (ohne Noth geändert Men. 1028, desgl. Capt. 571), nequit (Truc. 553 zweifelhafte Lesart), novom, novos. opuin (Cistell. 27 oder volunt). parem, parit, parum, pater, patrem, pedes (Mil. 344 vielleicht pedo ego statt pedes ego gehört nicht hierher), petit, piget, placet, pluet (doch ist areüs plüet möglich), potes, potest, potin, prior, proeul (jedoch andre Messung möglich), pudet, puer, putet. queant,

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2. Gewöhnliche Fälle des metrischen Kürnrngsgesetzes.

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q ui an, quidem. rogat, rogant, rogem, ruont. salus, sacrum, satin, sciam (Pers. 575 nach BC, mit D ut sciäni), sciat, sciens, sciunt, sedens (Bacch. 48 ist jede Aenderung überflüssig), semel, senex, senem, simul (Stich. 306 aber simülque), sinas, solent, sopor (Cas. 163 wohl Nam übt domi sola sum, sopor nianus calvitur), soror, studet, student, Syrum. tacet, tacen, tarnen, times, tulit. valet, vehes, veliin, velis, velint, veni, vides, viden, videt, vident, virura, viros, vocat, volet, volunt, volat. utin, utrum. Dabei haben wir eine grössere Anzahl Wörter gar nicht erwähnt, weil Synizese möglich ist, so die Formen von meus, tuos, suos, deus, eo, eum, eam, dies, duint, duo, duae, trium, scio u. a.

Ebenso wie die gewöhnlichen iambischeu Wörter werden auch solche behandelt, die erst durch Zusammensetzung mit Präpositionen entstanden sind, auch diese ohne jeden Unterschied zwischen positionslanger oder naturlanger Endsilbe:

adest, inest (oft, jedoch nicht Capt. 250), subest, abi (sehr oft, zweifelhaft Capt. 870), abis, redin, redit (auch Men. 37, zweifel- haft Phorm. 686).

Aus diesem gewissenhaft von Müller zusammengestellten Ver- zeichniss sicher belegbarer Beispiele für unser Gesetz geht hervor, da«8 es sich hier um alle möglichen Endsilben handelt, besonders auch um die schwersten Längen, zu denen die diphthongischen zu rechnen sind, wie bonae, und die diesen gleichstehenden Plurale loci, locis u. a. Auch unter den consonan tischen Endungen finden sich viele besonders schwere, so solche auf ns wie sedens (vgl. weiter unten obsequens), auf x (culex, senex1), auf 1 und r, wo ein Abfall des Endconsonanten unerhört wäre, vgl. Theod. Mommsen, corp. inscr. lat. I, 78 adnot.; auch finden sich unter diesen Beispielen solche Formen, die durch Verlust ihres End- consonanten geradezu einen andern Sinn bekämen, wie eigent- liche Passivformen feror u. ä. Alles dies weist darauf hin, dass wir für dieses Gesetz eine mehr mechanische Begründung suchen müssen, sowie auch verschiedene andre Beobachtungen, die wir machen werden.

Eine nähere Betrachtung der Versstellen, wo sich solche Verkürzungen finden, ergiebt, dass dies metrische Positionsgesetz in sämmtlichen auflösbaren Hebungen ohne jede Ausnahme

1) Diea, öfter» überliefert, ist sicher nicht in eine unerweisliche Neben- form senis zn ändern, wie Fr, Blass in FletkfiBen'B Jahrb. 1886. 136. Band. S. 461—464 vermuthet hat.

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Prosodie. I. Das metrische Kürzuugsgesetz.

wirksam ist, bei trochäischen Schlüssen also auch in der letzten, wie

Pers. 316 Inspicere morbuui tüom lubet. :: Ahäh, abi atque cave sis,

ferner in allen Senkungen der Anapäste ohne Unterschied; da- gegen in den iambischen und trochäischen Versen zeigen sich solche Kürzungen regelrecht nur in den äusseren Senkungen der Dipodien, den geraden bei den Trochäen und den ungeraden bei den Ianiben; im iambischen Senar am häufigsten im ersten Fusse, ziemlich oft auch im fünften, doch auch im dritten, wie Eun. 832 Scelesta ovem lüpÖ cömmisisti. dispudet, wo Bentley's Conjectur commisti dem Verse jede Cäsur rauben würde, eine Umstellung aber unnöthig ist, da ja auch in den iambischen Langversen in dritter und in trochäischer in zweiter Senkung die gleiche Erscheinung legal ist. Kommt sie in den iambischen Trimetern recht selten vor, so erklärt sich dies einfach daraus, dass die Hauptcäsur dieselbe fast unmöglich machte. Doch findet sie sich bisweilen, wie ausser der angeführten Stelle vielleicht auch Phorm. 686 Ad restim mihi quldem | res redit planissume u. ä. beweisen, wo gleichfalls keine Umstellung vorzunehmen ist, da der Proceleusmaticus gleichfalls ein legaler ist, wie wir Metrik II, 6 sehen werden; weiterhin Stellen wie Hec. 107 u. a.

Dagegen in der vorletzten Senkung der iambischen Septenare, die im griechischen Vorbilde immer ganz rein gehalten werden musste, bietet unsre Ueberlieferung kein Beispiel einer solchen Kürzung.

Auch in den inneren Senkungen der Iamben und Trochäen sind diese Kürzungen fast ganz ausgeschlossen. Nur die aller- hänfigsten Kürzungen erscheinen hier und zwar so vereinzelt, dass die Absicht unzweifelhaft hervortritt, sie an diesen Stellen zu meiden, die auch im griechischen Verse rein gehalten werden, ähnlich wie die vorletzte Senkung der iambischen Tetrameter, in der wir die gleiche Behutsamkeit in Bezug auf unser Kürzungs- gesetz soeben erwähnten.

Ausser den gebräuchlichsten Formen wie mihi, tibi, sibi u. ä. begegnen uns bei Plautus in solchen inneren Senkungen die so oft angewandten Imperative cave nur dreimal, Mil. 1125. 1372. Most. 1031, und iube zweimal: Most. 1091. Stich. 396 (oder lieber iube Pinaeiuni V), mane nur in manedum, womit es, wie wir später sehen werden, eine ganz andre Bewandtniss hat, insofern durch

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2. Gewöhnliche Fälle des metrischen Kürzungsgesetzes. 57

die angehäugte Enclitica die Verbindung eiue besonders enge ist, nur einmal, Cas. 363; ferner quidern und tarnen, wie Capt. 297. Mil. 585 Verüm tarnen; enim Stich. 302, apud Stich. 515 nach A, Bacch. 79, und der parenthetisch gestellte Ausruf maluui Bacch.696 Quam, malum, facile, Stich. 597; vielleicht auch das sonst oft gekürzte domi Asin. 237. Capt. 21 (wo jedoch Umstellung leicht ist).

Alles andre aber ist sehr zweifelhaft oder entschieden anders zu messen; so wohl abi Capt. 870 und abis Cas. 213 Quo abis nunc? statt Quo ntfnc abis?, velis Amph. 703 von Kitsehl entfernt, vielleicht mit Unrecht, ero Epid. 585 (tarnen ero statt tarn ero); trium an drei Stellen erleidet Synizese, ebenso meae, meo, tuo, suo u. ä.; vidßn honiines Poen. 979 ist richtig viden kurz zu messen, ferner ist

Rud. 218 Nunc qui minus <ego> servio quam si servä förem näta mit B zu lesen.

Bacch. 592 non lt, negat se itüram, wo die Handschriften esse statt se bieten.

Cas. 143 Hic quidem pol certo nihil äges .sine' me ärbitro oder Hi quidem etc.

Poen. 1405 ist zu messen im pater, ne quid tibi cum istoc rei sit incassum öbsecro.

Stich. 121 nach A und BCD zu lesen qui pötest mulier vitare vi'tiis etc.

Pers. 216 steht prior jedenfalls nicht in innerer Senkung, sondern es ist mit Verdoppelung des prior

Quo ägis? : : Quo tu? : : Die ttf prior: priör rogavi. : : At pöst scies zu lesen.

Bacch. 923 Lubet mi etiam statt etiam mi. Merc. 435 ecce Muni video etc. Truc. 879 corrupt, vielleicht: multum amö te ob tstänc rem ecastor. Dagegen giebt die beste Ueberlieferung B

Pers. 30 Sicut et tibi bene esse pöte päti, vönt, vives mecuui, einen metrisch correcten trochäischen Octonar, dem bei richtigem Verständniss des sicut, das wie einfaches ut gebraucht wird, auch ein richtiger Sinu sich abgewinnen lässt.

Mil. 328 ändert Ritschl und vor ihm schon Lindemanu: Sed fÖres crepueruut, doch lässt sich die Ueberlieferung halten, wenn man misst Sed fores concrepüerunt nostrae. At etc., der Schluss ist verdorben Überliefert. Nach A und nicht nach den Palatiui ist zu stellen und zu messen Stich. 602 Mihi modo auscultä: iübe | döml cenam cÖqui. :: Non me quidem; längst ist Pseud. 544 Quasi

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Proeodie. I. Das metrische KürzuagageBetz.

quom in fibrö scribüntur calamo h'tterae richtig gestellt, während die Handschriften in libro cum und mit Ausnahme von B litterae calamo geben, beides uumetrisch.

Trin. 328 wird uevis falschlich und unnöthig in die innere Senkung gebracht; es ist vielmehr zu messen: nön nSvIs. :: Nempe de tuo? Most. 66 liisst sich verschieden messen, wir behandeln diesen Vers später. Aul. 660 miss Fügin ab oculis? Äbin hinc an non? mit Tilgung des ersten hinter fugin überlieferten hinc, während gewöhnlich das zweite gestrichen wird. Capt. 250 Memoriter memimsse inest spes nöbis In häe astutia mit L. Havet, vgl. unten 3. Mil. 1085 Quin ergo abis, quandö responsumst :: Ibo atque illam addücam huc oder quandöst responsum. :: Ibo atque illam huc addücam oder nach B fbo 8t illam huc addücam. Endlich Cure. 170 werden wir unten messen.

Auch bei Terenz findet sich diese metrische Positionskürzung in innern Senkungen nur bei vielgebrauchten Formen und zwar eher noch seltner. Die Falle sind folgende: vidg Hec. 223, in E aus quidem corrigirt; cave vielleicht gar nicht. Denn Heaut. 1031 haben wir schon oben S. 51 gemessen: Et cäve, posthäc si me ämäs, umquam istuc verbum ex te aüdiam, und Andr. 760 lässt sich nach Donat (isto statt istoc) schreiben: Mäne: cäve quoquam ex isto excessis loco, jedoch bleiben die beiden iambischen Worte hinter einander im Anfang zweifelhaft. So findet sich nur noch einmal, Ad. 517, apud in siebenter Senkung des trochäischen Octo- nars und öfters quidem: Eun. 731 (iambischer Octonar 6. Senkung), Heaut. 396 (trochäischer Septenar 3. Senkung), Heaut. 566 (iam- bischer Dimeter 2. Senkung), Hec. 278. 430, sowie enim, jedoch nur in den Wendungen verum enim, immo enim und immo enim vero: Eun. 742 (troch. Octonar 3. Senkung). Andr. 823. Phorm. 338. Ad. 201, jedoch Ad. 168 nur nach A, die übrigen tu enim. Ver- einzelt findet sich und ist wohl zu ändern Hec. 753 Quid völö potius auffällig statt Quid potius vÖltf, und Ad. 167 ac iÖres aperi (atque aperi förßs oder ac forem aperi? Wenigstens steht Bacch. 833 forem aperi).

Andre Stellen erlauben eine solche Messung, dass die inneren Senkungen von diesen Kürzungen frei bleiben. Es sind:

Andr. 299 Sed cur tu äbis ab lila? :: Öbstetricem accerso. :: Propera atque aüdin?

Ibid. 538 Per te deos etc. mit Synizese, ebenso 664. Heaut. 148 meo, 659 spei, 851 tuo. 1038.

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2. Gewöhnliche Fälle de» metrischen KüntungfgeBetzea. 59

Ibid. 976 Trios nunc est Chremea: factürum quae völes scio esse dinnia.

Heaut. 910 Quid? Istüd tlmes, quöd llle öperam amico dat suo.

Ibid. 998 Erit, tarn facillume pätris pacera in leges conficiet suas, patri ohne Schluss-s.

Phorm. 337 Non potß sätls pro merito ab illo tibi referri grä- tiam mit erlaubtem Proceleusinaticus.

Ibid. 489 Nequeo te exorare ut maneas triduom hoc? quo nunc abis, so Calliopius, A non queo mit Synizese, aber ver- gleiche 511.

Hec. 527 Peperit filia? hem taces? ein besonderer Dimeter nach A.

Ibid. 064 Vosmet videte iäm Lachet et tu Pamphile, oder tu zu streichen.

Ad. 264 Nihil potest süprä. : : Quid näm förls crepuit? etc., föri ohne Schluss-s, s. oben Heaut. 998.

Heaut. 812 Huius modl mihi res Semper comminiscere.

So selien wir also an der Ausdehnung und Beschränkung des Kürzungsgesetzes, dass die inneren Senkungen der Iamben und Trochäen, sowie der vorletzte Fuss bei katalektischem, tro- chäischem Schlüsse, die im griechischen Vorbild keine irratio- nalen Längen vertrugen, auch in der römischen Verstechnik zar- ter behandelt wurden, was wir später weiter verfolgen werden.

Für die Verkürzung der Schlusssilbe kretischer Wörter giebt es in den Anapästen des Plautus sichere Belege in grosser Menge. Wir führen hier nur folgende an, ohne den Unterschied zwischen vocalisch oder consonantisch endigenden durchzuführen, da er wie bei den ia in bischen Wörtern völlig gleichgiltig ist.

Die Verkürzung in der Hebung zeigt die grössere Zahl: Pers. 768 tempert zweimal. Cas. 685 illco zweimal. Mil. 1088 dicttS. Pera 173 litteras. Pers. 500 pgllego. Rud. 222 perdldl, dasselbe Poen. 1190 und Aul. 724. Cistell. 213 perdltS. Cist. 205 ditteror, disträhor nüblläm mentem. Bacch. 1182 päenltet. Cure. 140 glitt url Poen. 1183 ceteris öwnlbüs. Stich. 43 Iinprobl. Cure. 134 öppldo. Pers. 181 llberä (abl.). Aul. 437 augülos us<que> omnes. Trin. 829 divltes. Trin. 835 türbtnes. Cure. 139 vlneas. Pers. 181 öbsequens (vgl. oben sedens). Bacch. 1180 neminem. Rud. 934 öppldum magnum. Rud. 936 vldulüm coudam (vgl. Sjhrüm fieri Ad. 960 u. ä. s. oben). Rud. 956b növeräm (nöram

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Prosodie. I. Das metrische Kürzungsgesetz.

unnöthig). Truc. 112 ädgerant (falsch gemessen ist adgeränt). Bacch. 1184 ältcrum tan tu tu. Poen. 1181 veneräut. Truc. 113 verberät verbis. Aul. 446 dlfferäm. Aul. 722 öbtiillt. Poen. 1187. 1191 Iüpptter vor consonantischem Anlaut. Truc. 111 grätläni fürlbus nostris. Pseud. 166 gläudlum sumen. Pseud. 597 septu- mäs. Pseud. 598 symbolum. Bacch. 616 nequlor nemo. Pseud. 603 nüntlum. Pers. 174 Interim. Pers. 757 divtdäm u. a. In andern Fällen kann man an Abfall des schliessenden s denken, wie Bacch. 1150 pössumüs nos. 1169 reddltts uobis. 1181 victlbus. 1190 fillus. 1202 nemlnts1) quam mea. Cas. 202 ömnlbüs. Bacch. 1094 Chrysälüs.

Aber an folgenden Stellen wird man schwerlich eine sonst bei Plautus nicht nachweisbare Synizese annehmen, sondern die bereits beobachtete Wirkung unsers Gesetzes: Trin. 838 ötlo, 839 filto, desgleichen filH, fllTIs Bacch. 1076. 1091. 1204. 1206, fillüm 1175; auch Cure. 139 aürea (abl.). Pseud. 181 präebeo. Rud. 961b censeo. Trin. 821 grättäs. Pers. 772 PaegnlÜm u. a.

In der Senkung findet sich die gleiche Erscheinung etwas seltner: Pers. 785 machinäs. Aul. 715 obsßcrÖ (^wie bei Horaz vgl. unten). Mil. 1024 maxüme cönciunumst. Aul. 713 öccldi. Mil. 1031 impßrä. Pers. 755 Iiippltiür, iüvisti. Truc. 125 aüdiens (sicher ohne Synizese). Pers. 786 cönip£des. Mil. 1043 dignior. Pers. 497 ättlnSnt. Pseud. 1317 grätiäm. Bacch. 1108 ütimür. sie. Aul. 438 perviüm facitis, vgl. Rhythmik II, 3 gegen Ende. Wie bei den bereits genannten audiens und gratiam wird mau auch keine Synizese annehmen: Mil. 1081 filii. 1083 pridlß. Bacch. 1164. 1197 fillÖ, eher Abfall des Schlussconsonanten in Chrysälüs und fißüs Bacch. 1181.

Ganz vereinzelt sind Stellen, wo ein mehr als dreisilbiges kretisch ausgehendes Wort unter den gleichen Bedingungen wie kretische und iambische Wörter in der letzten Silbe Kürzung erfährt. Sicher sind folgende Fälle in Hebung: Cure. 127 se merum ävärlter. Pseud. 603 stratlöttcum, in der Senkung Bacch. 617 IndignlÖr, ganz wie Mil. 1043 dignlÖr.

Dazu kommen noch einzelne Stelleu, wo anstatt des Creticus der entsprechende Paeon mit erster aufgelöster Silbe steht, so in Hebung Cist. 211 märltumls. Truc. 111 rßferlmüs, wenn man hier nicht Abfall des letzten Consonanten vorzieht, und etwa

1) Nach F. Leo's uns evident scheinender Conjectur statt ne iB.

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2. Gewöhnliche Fülle des metrischen Kfirzungsgesetzes.

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Trin. 833 sätgllttes, in Senkung wohl nur Bacch. 1205 sequlminl1) Natürlich ist der Gebrauch dieser zuletzt aufgeführten Formen ein sehr beschränkter, für den wir unten, Metrik II, 2, die näheren Bedingungen angeben werden; wie ja auch der Gebrauch des Daktylus statt des Anapästs im anapästischen Rhythmus an be- stimmte Regeln gebunden ist, über die wir a. 0. in andern] Zu- sammenhange handeln werden.

In den daktylischen Versen des Plautus und Terenz, wie etwa Cas. 867 fg. Cure. 96 fg. Andr. 625 finden sich natürlich wie in den Ennianischen und classischen Hexametern nur in der Senkung gekürzte kretische wie iambische Wörter und zwar nicht sehr häufig, wie Cas. 867* ardöö. Cure. 97 prollcit per teuSbras; bei Terenz nur Andr. 625 hocmSst, worüber weiter unten zu sprechen ist.

Dass in dieser Kürzung kretischer Wörter keine besondre Freiheit des anapästischen Rhythmus anzunehmen ist, ist schon hiernach klar. Denn soweit das Gesetz in Evidenz treten kann, nämlich in den Senkungen, findet es sich auch in den Daktylen, in den Plautinischen so gut wie in den Ennianischen und classi- schen. Ja es begegnet sogar bei Horaz in den logaödischen Daktylen der Alcäischen Oden, wie carm. II, 1, 14 Et consulenti Polltö curia beweist; andre Belegstellen für Horaz geben wie später.

In den iambischen und trochäischen Versen kann wieder der in der Senkung gekürzte Creticus nicht vorkommen, weil dessen Voraussetzung, der Daktylus mit den zwei Kürzen in der Senkung, unmöglich ist, z. B. ein mäxümß verslbus in Iamben und Trochäen ebenso verpönt ist wie ein dtcßrS versibus. Nur in einem ganz bestimmten Falle, wo ein solcher Daktylus in gewissem Sinne möglich ist, werden wir die entsprechende Kürzung finden, worüber wir im nächsten Abschnitt handeln. Dagegen wäre ein solcher durch Kürzung entstehender Daktylus wenigstens da denkbar, wo auch der gewöhnliche Daktylus als Wort- und Versfuss, wie wir später Metrik II, 1 sehen werden, nicht unerhört ist, nämlich im Eingange iambischer Masse sowie im zweiten, nach der Haupt- cäsur iarabisch einsetzenden Theile der Langverse und etwa bei akatalekti schem trechäischen Ausgange so, dass die vorletzte Hebung die beiden Endliingen des daktylischen Wortes enthielte.

1) Aul. 724 Violleicht sedülo. rgömet me defamlävi

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Prosodie. I. Das metrische Kfirzungsgesetz.

Zu allen diesen Möglichkeiten werden wir a. 0. Beispiele bei- bringen. Die Belege für diese Daktylen sind jedoch wenig zahl- reich, wenn auch ganz sicher; etwas häufiger ist der Daktylus nur im Anfange des Senars. Für Terenz kommt dieser Fall gar nicht in Betracht, da dieser grundsätzlich solche Daktylen wie das ganze anapästische Versmass meidet. Sollte sich aber bei Plautus neben solchen in Iamben und Trochäen recht vereinzelt vorkommenden Daktylen kein gekürzter Creticus finden, so wür- den wir darum noch keinen Beweis gegen unsre Annahme einer einheitlich durchgeführten prosodisch-metrischen Technik sehen, sondern einen von vornherein nicht unwahrscheinlichen Zufall. Allein wir würden immerhin eine unliebsame Lücke in unsrer Beweisführung haben. Nun der Zufall hat es anders entschieden, die Ueberlieferung giebt wirklich eine Reihe solcher metrischer Kürzungen im iambisch- trochäischen Rhythmus. Wie man die Senareingänge z. B. ömnta, cönsultt, öptümä, möribfis, pisctbiis, die Dimeter türpldä tempestas he"ri fuit u. ä. bildete, wofür die Belege a. 0. unten angegeben werden, so finden sich auch fol- gende, an sich ganz untadelige Anfänge jambischer Verse, die man zum grössten Theile durch Textänderungen oder durch un- natürliche, von der Ueberlieferung abweichende Verseintheilungen beseitigen wollte:

Poen. 1348 Ncnüriem venire, qiu istas adsereret manu, so nach A und den übrigen massgebenden Handschriften, ganz wie wir neminem in Anapästen hatten, s. oben.

Rud. 944 Eriecas iam me odio, quisquis es, ist ganz wie kurz vorher 942 Nön vtdes referre me tfviduni gebaut. An eine andre Verseintheilung ist hier sicher nicht zu denken, da mehrere Dimeter, mindestens acht, vorausgehen und noch einer folgt: Non sinam ego abire te: maue.

Truc. 119 Enccas me miseram quisquis es, in der Vers- abtheilung des A. *) Auch

Stich. 223 Herciiles te amabit, prandio? cena tibi bietet, so nach A und reliqui, nicht den geringsten metrischen Anstoss, die Bedenken von Ritsehl und Goetz lassen sich wohl durch die an- genommene Interpunction beseitigen.

In andern Versen wird man an Abfall des schliessenden

1) Dagegen ist Stich. 389 ridtculösissumos sicher in ridtcüllgsümus zu ändern mit F gegen ABD.

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2. Gewöhnliche Fälle des metrischen Kürzungsgesetzes. 63

Consonauten denken, wie Bacch. 574 Ml litis, qui. Poen. 65 Unl- cus qui u. ä. Dagegen Jialten wird man auch

Naev. com. 23. 24 l) Alfens nuces in proclivi proftfndere.

Capt. prol. 8 Alterum quadrimum ptferum servos stfrpuit, wie ülterum tantum in Anapästen Bacch. 1184.

Anth. epigr. lat.s) X, 1 Immlnet Leoni Virgo caelesti situ, vgl. Cönsullt vor Consonanten bei Plautus, s. o.

Ibid. IX, 1 Hercules invicte sancte Silvanc etc., wo weder lmlnet nocli Herdas zu messen ist; auch Plautus misst Hercules kretisch, wie Epid. 178.

Wie sich der Daktylus im Anfange des zweiten Theiles eines iambischen Octouar findet, z. B.

Pseud. 185 Nunc adeo hoc factumst öptumum, ut | nomine quemque appellem suo,

so erklärt sich auch die entsprechende Messung von cömpedes, das Ritsehl willkürlich in pe'dfcäs änderte, und Hercull, das sich nicht zu Hercli zusammenziehen lässt, wie wir soeben gesehen haben; cömpSdßs in Anapästen begegnete uns bereits u. ä.

Pers. 269 Verberibus caedi iiisserit | wmpedefi impingi : väpulet.

Epid. 179 Neque sexta aerumna acerbior | Hercüti quam illä mihi obiectast.

Wie ferner Pseud. 1269 höstlbüs fugatis und Rud. 922 süscltet öflflclum den Schluss eines trochäischen Octonars bilden, so kann man auch daran denken in einer ganz eigenartigen Stelle Cas. 211 einen ähnlichen iambischen Octonarschluss zu halten; also nach Postquam opus meum ömne ut volui pörpetravi hosttbus fugatis und

Nön Snim lllum ezspectäre oportet, dum erus se ad suom süscitrt officium

Uxör raea meaque amoenitas, quid tu agis? :: Abi atque äbstlrie manum.

Alle von Müller, a. 0. S. 226, vorgeschlageneu Aenderungen dieses eigentümlichen Verses sind unrhythmisch. Die einzige Möglichkeit, mit den überlieferten Worten einen gewöhnlichen ganz regelmässigen Schluss zu gewinnen, ist die Aenderung von atque in ac und Umstellung von abstine und manum. Aber man lese aufmerksam die beiden Ausgänge neben einander, den

1) Citate der Fragmente der römischen Tragiker und Komiker nach ttibbeck*. 2) a Fr. Buechelero conf. spec. I.

uigmz

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Prosodie. 1. Das metrische Kürzungsgesetz.

glatten, durch Vermuthung erst zu gewinnenden ac uianum äbstine und den überlieferten, aber rauheren, und man wird finden, dass der Dichter das abweisende Wesen der Cleostrata kaum durch drastischeren Versbau auch metrisch hat wiedergeben können.

So tritt uns das metrische Positionskürzungsgesetz, wie in den Anapästen, so auch in den Daktylen, Iamben und Trochäen in dem Umfange, in welchem es die Eigenart eines jeden Rhythmus zulässt, in unzweifelhafte Erscheinung, und wir können darum hier mit Recht von einem allgemein wirkendeu Gesetze reden. Denn auch in Kretikern und Bacchien ist dasselbe zu erkennen, soweit es dort Oberhaupt vorkommen kann.

In Kretikern muss die Senkung rein gehalten werden, ent- spricht überhaupt der inneren Senkung der iambischen und tro- chäischen Dipodien, desshalb ist auch dort eine solche Kürzung unmöglich, da die Voraussetzung derselben, die Zweisilbigkeit der Senkung, gänzlich fehlt, vgl. unten Metrik II, 5 gegen Ende. Da- gegen die auflösbaren Hebungen bieten diese Kürzungen und zwar häufiger die erste, wie Cas. 605 Cäve tibi, Cleöstrata ab- scede ab ista, obsecro. Trin.272 Bont sibi haec expetunt. Cas. 164 Nam übt domi sola sum, s6p6r manus cälvitur, auch von Nonius bezeugt. Vgl. Trin. 266 Äpage sis, äm6r tüäs etc., worüber unten II, 3, sowie auch in der erst noch zu besprechenden Vertheil ung Trin. 250 Quod eebibit, quöd comest. Cas. 167 domi et föris, seltner in der zweiten Hebung des Kretikers: Asin. 131 vösträque ibl nöminä. Pers. 758 Itö foräs : hi'c volo ante östium et iäuuam.

In den Bacchien findet eine solche Kürzung am leichtesten auch in der ersten Hebung statt, wie Cas. 624 Mal ihn pessu intim quod modo hic intus äpiid vos, wie in jedem trochäischen Schlüsse aller übrigen Versarten, vgl. das oben S. 56 angeführte Pers. 316 atque cäve sis, doch auch in der zweiten Hebung wie Aul. 131 Neque decultum id haberi neque per metvim mussäri. Zweifel- hafter könnte sein, ob das Kürzungsgesetz auch in den Senkungen der Bacchien wirken darf; nach der Analogie der katalektischen iambischen Dipodie, wie am Schlüsse der iambischen Septenare, wäre dies nicht zu erwarten, vgl. oben S. 56, und im letzten Bacchius eines Verses lässt sich auch kein Beleg finden, ebeuso wenig in dem zweiten Takte vor der Hauptcäsur; allein im ersten Takte aller bacchiischen Verse und gelegentlich im dritten der Tetrameter könnte man solche Verkürzungen nicht principiell

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2. Gewöhnliche Falle des metrischen KürzungsgeseUes.

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abweisen. Die Ueberlieferung giebt uns eine solche im Anfangs- takte eines Trinieters Rud. 205 Ita hic solis locis compotita, und für den zweiten Fall Poen. 222 Binae singuh's quae dätae nobfs ancillae, beide Stellen sind jedoch und wohl mit Recht geändert worden. Auch andere Stellen sind sicher ohne solche Kürzung zu messen , wie Merc. 335 HÖmr me miserior uulhist aeque opi- uor und Pers. 816 Cäve sis me attingas, ne tibi hoc scipione.

Hiermit haben wir die gewöhnlichen Erscheinungen des metrischen Kürzungsgesetzes besprochen; was wir in dem folgen- den Abschnitte als weitere Wirkungen desselben zusammenstellen, ist nur geringfügig gegenüber der Masse der bisher aufgeführten Verkürzungen, und wir können jetzt recht gut einmal Halt machen, um eine Begründung dieses der römischen Sprache ganz eigenthümlichen Gesetzes zu suchen.

Wenn, wie wohl unzweifelhaft ist, die unter den ganz glei- chen Verhältnissen vorkommende Verkürzung der iambischen und kretischen Wörter, eines vfde und Impörä, den gleichen Grund hat, dann kann dieser nicht oder doch wenigstens nicht in aus- schlaggebender Weise die Wortbetonung so direct sein, wie man annahm und besonders L. Havet a. 0. mit seiner Aufstellung der breves breviantes. Denn die „intensive Pronuntiation", die ja nur im Anfang des Wortes vorhanden ist, erklärt die Kürzung von impera nicht. Freilich haben wir es in unsern beiden Fällen mit Wort- und Versbetonung irgendwie zu thun. Die der Kür- zung verfallende Silbe ist stets eine unbetonte Endsilbe, der im ersten Theile des Wortes Vers- und Wortton gegenüberstehen, und zwar in den iambischen Wörtern auf der einen vorhergehen- den Kürze vereint, insofern man auch in aufgelöster Hebung die erste Kürze vor der zweiten heraushebt, während in den kreti- schen Wörtern sich diese beiden Betonungen auf die erste und zweite Silbe vertheilen, natürlich nur, wenn die Verkürzung in der Hebung eintritt. Findet sie dagegen in der Senkung statt, so . wird man wohl der ersten Silbe auch in der Senkung eine ge- wisse durch den Vers gebotene Auszeichnung nicht absprechen wollen. Bei dem anapästischen Rhythmus kann die erste Silbe, brevln an longinquo seYnioui, eines etwas kräftigen Einsatzes nicht entbehren und der Vorgang des ersten Fusses mag sich unwill- kürlich durch die übrigen zweisilbigen und auch zweimorigeu Senkungen fortsetzen. Aehnlich wenigstens ist es auch im iam-

Klotz, Oruüdxug« altr»iuUelj«r Mvtrilt. b

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Prosodie. I. Das metrische Kürzungsgesetz.

bischen Eingang. Der Umfang der irrationalen Senkung, soweit er sich überhaupt exact ausdrücken lässt, sinkt nicht unter den Wert von 1% Moreu; der Einsatz ist beim Sena ran fang wesent- lich so wie im Anapäst, und auch im Versinnern steht die Kür- zung meist so, dass von Neuem angehoben wird, wie Aul. 584 Fides, novisti me et ego te: cave sis tibi, oder Amph. 1126 Äbi domum, iube väsa pura acttftuni adornan mihi u. ä. Darnach liesse sich auch erklärlich finden, wesshalb die inneren Senkungen von der Kürzung so verschont geblieben wären. Doch würden wir so schwerlich alle Erscheinungen erklären können.

Wichtiger ist das Moment, dass es sich, wie bereits gesagt, um unbetonte Endsilben handelt. Denn überhaupt ist Endsilben zu kürzen und zwar sowohl vocalische wie consonantische eine durch die ganze lateinische Sprachgeschichte durchgehende, nie unterdrückte Tendenz, die ganz ohne jede Rücksicht auf rhyth- misch-metrische Verhältnisse auftritt. Unter andern hat W.Corssen, a. 0. II* S. 436—511 diese Thatsache durch reiche Sammlungen von allerdings nicht immer zutreffenden Beispielen klar gemacht. In den archaischen Zeiten lässt sich dieselbe auch bei conso- nantischen Endungen aus den Inschriften und durch Grammatiker- zeugnisse nachweisen. Erst gräcisirende Theorie hat diesen drohenden Verfall der Endsilben aufgehalten, wenn auch nicht ganz verhindert, während die Vocalkürzung, besonders mit Aus- gang der Augusteischen Zeit, seit Properz, Ovid, Seneca, Martial u. a. reissende Fortschritte macht, vgl. besonders a. 0. S. 473.481. 485. Mit Recht findet auch Corssen, a. 0. S. 511, den letzten treibenden Grund jener Verkürzungen in der eigenartigen Be- tonuug der lateinischen Sprache, die deu Hochton in den Wort- leib zurückzog und die Endsilben mit ganz wenig Ausnahmen niemals des Hochtons würdigte.

So hat diese Tendenz wohl in der Aussprache ihre Ver- anlassung. Allein, wie gesagt, alle diese Momente können höch- stens die fraglichen Schlusslängen zu einer Verkürzung geeignet gemacht und vorbereitend oder begleitend gewirkt haben. Die wirkliche letzte Entscheidung enthalten sie nicht. Denn, wie L. Havet, metrique etc. S. 142. 143 richtig bemerkt, liegen in dönö oder auch sölvendö u. ä. die Verhältnisse der Wort- und Versbetonung ziemlich gleich, und doch tritt bei solchen Wörtern wenigstens in der guten alten Zeit keine derartige Kürzung ein. Bedeutsamer müssen also hier schon die Quantitätsverhältnisse

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2. Gewöhnliche Fälle de« metrischen Kürzongagesetzes. 67

gewesen sein. Denn wahrend in douö die tonlose, an sich zur Verkürzung geneigte Schlusssilbe an der unmittelbar vorher- * gehenden Länge, auf der der Hochton breit und voll ruhen kann, einen festen Halt gewinnt, ist die letzte unbetonte in iinpero schon darum der Kürzungstendenz gegenüber weniger widerstands- fähig, weil sie in ihrer quantitativen Eigenart ganz isolirt da- steht. Selbst in Fällen, wie vi de, kann sie an der betonten Kurze keinen Halt gewinnen, weder quantitativ noch prosodisch, weil der Wortton auf der Kürze natürlich auch nur flüchtig sein, keines- falls sich so breit machen kann, wie auf der Länge in dono. Denn die lutensivität des Aceeutes war eben in dieser Zeit lange nicht so gross, dass sie, wie später zu Commodians Zeit, aus eiueui tenet auch nur annähernd ein tenet für den Vers gemacht hätte.

Aber dies alles reichte immer noch nicht aus, diese nach- tonigen Endsilben für den Vers wirklich zu kürzen. Denn vide, tibi, mihi, impera, obsecro u. s. w. bilden immer im Verse einen Iambus, beziehentlich Creticus, wenn eben nicht noch das ent- scheidende Moment hinzukommt. Das ist der Umstand, dass eine solche tonlose, in ihrer gäuzlichen Verwaisung wenig wider- standsfähige, an keiner vorhergehenden oder folgenden Länge einen Halt gewinnende Schlusssilbe mit der vorausgehenden Kürze in die eng geschlossene Gemeinschalt einer aufgelösten Hebung oder zweisilbigen Senkung kommt. Dies erst bewirkt, dass sich die in ihrer Eigenart isolirte Silbe ihrer metrischen Quantität nach an die vorhergehende Kürze assimilirt Wir haben also in erster Linie eine Art Schwächung des Moreugehalts der nach- tonigen Silbe unter metrischem Hochdruck anzuerkennen, wesshalb wir auch nur metrische Positionskürzung, nicht schon wirkliche sprachliche Kürze sehen, wie wir bereits oben S. 40 eingehend erläuterten. Dass wir mit dieser allerdings mehr mechanischen als organischen Erklärung den entscheidenden Punkt treffen, be- weist uns die Thatsache, dass alle die erwähnten Nebeunioinente wegfallen können, ohne die metrische Kürzung in Frage zu stellen; weiterhin auch der Umstand, dass auch die allerschwersten con- sonantischen und vocalischeu Endsilben widerstandslos der Kür- zung verfallen können, wie diphthongische Endungen bonae, wozu % unsre sogleich zu besprechende Ueberlieferuug noch weitere Be- lege giebt, wie tibi aüt, quia huic u. s. w., ferner sedens, obsö- quens, auch solche Formen, die bei Abfall der Consonanten ganz andern Sinn erhielten, wie feror als Passiv u. a.

r.*

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Prosodie. I. Das metrische Kfirzungagesetz.

An dieser Annahme, dass eine mehr mecbanisch wirkende metrische Positionskürzung hier das ausschlaggebende Moment ist, müssen wir festhalten, wenn wir die im folgenden Abschnitte anzuführenden Wirkungen unsers Gesetzes verstehen wollen, be- sonders bei solchen Silben, die in einigem, allerdings mehr oder minder lockerem Zusammenhange mit den folgenden Silben stehen.

3. Weitere Erscheinungen des metrischen Küraungsgesetzes.

Wir haben bereits den Fall berührt, dass das Kürzungs- gesetz wirkt, obgleich eigentlich eine Zusammensetzung vorliegt, wie in äb-i, rgdl, süb-e"st, äd-est u. ä. Denn die Präpositionen haben sprachlich wie metrisch genommen eine gewisse Zwitter- stellung, bald werden sie als selbstständigere Wörter behandelt, bald messen sie mit dem nächsten Worte ganz zusammen. So erklärt sich Manches in der Praxis der Alten, z. B. wenn diese die Präposition mit ihrem Casus zusammenschrieb, wie eDavo, exore. Auch metrisch kommt diese enge Verbindung zwischen Präposition und Substantiv in Bildungen zum Ausdruck, wie prÖpte> ämörem, vgl. Mil. 1284 und ibid. 184. 1288 u. a., die mit den beiden neben einander stehenden, aber genau genommen, verschiedenen Wörtern angehörenden Kürzen in jeder Senkung der Tamben und Trochäen stehen können, während das Gleiche bei zwei andern Wörtern, wie Bacch. 1160 scire püto me u. ä. im iambischen und trochäischen Versmasse ganz unmöglich ist. Trotz- dem haben aber die Präpositionen ein selbstständiges Gepräge, das metrisch zur Erscheinung kommt. Zwar bei Messungen wie Heaut. 825 deämo te Syre, oder Epid. 219. Poen. 894 deamat. Poen. 1170 deämavit, Truc. 703 Meä dönä deamata aeeeptaque häbita esse apud Phronesium könnte, wie wir unten II, 3 gegen Ende sehen werden, rein sprachliche, prosodische Kürzung wie bei ptäre u. ä. vorliegen. Aber bezeichnend sind andre Fälle, in denen sich diese Zwitterhaftigkeit der Präpositionen auch metrisch zeigt. Während nämlich Rud. 145 circümis. Asin. 742 cireümit und ähnliches bei introire u. a. sich findet, was sich nur unter der Voraussetzung erklärt, dass circumire, introire, anteire u. 8. w. als ein Wortcomplex gefasst wurde, vgl. unten II, 3 gegen Ende, kommt auch eine solche Messung vor, in der die Präposition als selbstständiges Wort elidirt wird, wie z. B.

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3. Weitere Krecheinungen des metrischen Kürzungsgesetzes. 69

Andr. 202 Ita aparte ipsaru rein uiödo locutu's, nihil circutnl- tlone usus es,

wo also tircuru itio wie zwei Wörter, etwa wie domum itio, be- handelt wird.

Dieser Thatsache gewinnen wir für unser Kürzungsgesetz zwei Consequenzen ab. Wie ab-i uiid ad-est der metrischen Kürzung verfallen, so ist dies auch angänglich in Fällen wie in hoc, in hac, ob haue, per haue, weiter auch bei andern pro- klitischen Wörtern, wie sed has, sed hoc, sed est, is est, id est, auch wo die Präposition das zweite Wort ist, sed in, quis est, sed ex, quod est, sat est, et hunc u. ä.

So kann eine stattliche Reihe Beispiele angeführt werden dafür, dass zwei einsilbige Wörter, die zusammen einen Iambus bilden, wenn sie eine Hebung oder Senkung ausmachen, ganz wie ein wirklicher Iambus zum Pyrrhiehius herabsinken. Die Belege dazu findet man bei Müller, a. 0. S. 281—380, be- ziehentlich 393 fg.

Anerkannt sind solche Kürzungen zweier einsilbiger Wörter bereits überall da, wo es sich um Positionslängen handelt, also ausser den bereits genannten is hunc, vel hunc, vel hic, sat hoc, ut hoc, pol is (Ad. 293), pol id, et id, quid id, in id, quid in, ut in, vel in, sed in, is in, vel ut, quis ad, et ad, nec ab.

Bestritten aber wird die gleiche Erscheinung, wo es sich um Naturlängen handelt, allein ohne jeden triftigen (»rund, da ja die Analogie von äbi, redi'u. ä. für ein In hac, in hÖc u. ä. entschieden spricht. Den Ausschlag giebt demnach lediglich die Ueberlieferung. Wir führen Folgendes auf:

Asin. 59 Bene hercle facitis et a me tnitis gratiam.

Capt. 206 Quid ä nöbis metuit? senuus nos. Vgl. Epid. 607.

Most. 1012 Quid ä Tränione servo? :: Multo (hercle) id minus, in B Raum für hercle o. ä.

Triu. 969 Quod ä me te accepisse passu s. : : Abs te aeeepisse? : : Ita loquor.

Amph. 773 Si haec habet pateram lllam. : : An etiani id credit» quae hac cistellula. libri credis id.

Capt. 250 Me'moriter meminisse tuest spes nöbis in hac astü- tia; alle andern hier vorgeschlagenen Messungen, wie lnßst spes oder einsilbiges nobis sind zu verwerfen.

Epid. 620 Se*d quis haec est muliercula et ille grävastellus qui advenit bleibt kaum zweifelhaft, obgleich es sich hier um innero

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70 Proaodie. I. DaB metrische Kümingdgeactz.

Senkung handelt und Festus metrisch correcter Sed quis haec est mülier et ille giebt. Sicher dagegen ist

Stich. 237 Adibo ad hominem. : : Quis haec est, quae advorsüui venit.

Poen. 1171 üt haec fnveniantur hödie esse huius filiae. Truc. 335 Sed quid haec hic autem tarn diu ante aedes stetit? Pers. 195 Abi modo. : : Ego laudäbis faxo. : : Sed htis tabellas, Paegniuni.

Cist. 531 In Jufc iam loco cum altcro constitit; lue meis türba oculis modo se obiecit.

Pers. 37 Quös continuo tibi reponam in hoc tnduo aut quadn'- duo. Pers. 231 zweifelhaft.

Poen. 619 Sed quid huc tantum hominum incedunt? ecquidnam ätlerunt?

Stich. 10? Quid istuc est, quod huc exquaesitum niülierum mores venis?

/Truc. 480 Übi<st A>staphium? fir huc verbenam mi intus et belläria.

Eun. 071 Quid hüc tibi reditiost? Vestis quid mutatiostV Hec. 807 Ab nostro adfine exeuutem Video V quid huic hic est reiV Ad. 638 Quid huic hic negotist? :: Tüne has pepulisti forisV

Endlich wohl auch

Amph. 195 Me a portu praemisit domum, | üt haec nuntiem

uxon suae.

Selbstverständlich tritt die gleiche Verkürzung ein, wenn ein Iambus aus zwei Wörtern unter Elision entsteht, da ja durch die Elision die Verbindung nur noch enger wird. So

ego äbs te. ego ab iänua. nlsi ab sese. tibi äb sodali. neque äb hlventute. qula äd tres viros. cito äd me (Seyfferts Coniectur Most. 1 134). nSquc äd ddtexundum. quldem äd carnu- ficemst. Ita äd me. Sho an. sclo ät. bibo, ät. däbo.ät. böni.ät pöstquam, ferner ltäst tbist. üblst. quidemst. tlblst mlhist. siblst. doinlst. quia et. ddmi et. bene et. erum et. ego et. dabo et. növa ßt. sclo et. tibi et. ägo 6t. quldem ex. modo ex. Stiche, hem. ego hänc, auch Pers. 233. ego httne. tibi hänc. übi hänc. quasi hünc. qula haue, quldem hänc. nlsi hinc. Ita hinc. ego hmc. viri hinc. ita Inc. quideni hic. quldem Id. malum Id. äbi in malam rem u. ä. cäve In. tibi In. quldem In. lüpum In. ego In. tibi In. übi In. era in. domum üt. vide üt. Ita üt. modo üt. ibi üt. ütö's. niälä's. quldem es u. ä., wofür Belege bei Müller a. 0.; ausserdem

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3. Weitere Erscheinungen de« metrischen Kürzungsgesetzes, 71

Pseud. 1143 Tüne is es? :: Clamydate, cave sis tibi ä curvo infortünio; ttem ä Truc. 375 nach A.

Bacch. 491 Satin ut quem tu habeäs fidelem tibi aitt quoi cre- das, nescias?

Pers. 563 Verba quidem haüd indocte fecit. :: Ex tuo inqnani ustfst, eme hanc, doch lässt sich hier auch Verba quidem haüd indocte messen, indem man quidem enklitisch nimmt

Amph. 733 Neque meum pcdem hüc mtuli etiam in aedis, ut cum exercitu.

Mil. 997 Dömina si clam domo hüc transibit, quae htfius cu- piens c<5rporist, der Anfang zweifelhaft.

Ebenso ggo hüc Bacch. 1066. hömo hüc Amph. 309.

Bacch. 610 Neque indignior, quoi di bene faciant, neque quem quisquam homo aut amet aiit adeat.

Bacch. 480 Manus ferat ad eius papillas, labra a labris nus- quam aüferat.

Cas. 475 Quibus batuatur tibi os, senex nequissume? allenfalls auch Übt os senex s. unten.

Alle diese Fälle finden sich entweder in der Hebung oder in solchen Senkungen, wo wir bereits die Verkürzung der iain- bischen Wörter regelrecht eintreten sahen. In der inuern Senkung der Trochäen begegnet diese Kürzung ausser Hec. 528. Eun. 290. Heaut. 658 >

Andr. 302 Qui scis? : : Apud fortfm modo e Davo audivi. : : Vae miserd mihi,

wofür wir den (Jruud unteu in anderm Zusammenhang angeben werden; vereinzelt noch Ad. 559 und 706 fite üt dixi si sapis und he*m vide üt discidit labrum, wo Umstellungen wie fac tu ut dixi und hem labrum vide ut discidit kaum vorzunehmen sind.

Auch in einem andern Falle, wo die Verbindung zweier ein- silbiger Wörter besonders eng wird, nämlich bei prosodischem Hiatus wie tarn In brevi und quae" In te, kann das metrische Kürzungsgesetz wirken. Allein wir sind meist nicht in der Lage zu entscheiden, ob prosodischer Hiatus mit Kürzung oder ein- fache Elision vorliegt. Doch ist der erstere Fall offenbar viel öfter anzunehmen, als man denkt, uud es entfällt so eine grössere Menge von vollständigen Silbenverschleifungen. Nur in zwei Einzelheiten haben wir einen sichern Anhalt für das wirkliche Vorkommen dieses Hiatus mit metrischer Kürzung. Bei Plautus finden sich logaödische Verse, in denen eine Zusammenziehung

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72

* Prosodie. I. Das metrische Küreungsgeeetz.

der regelrechten Daktylen zu Spondeen ausgeschlossen ist So giebt Bacch. 980 fgg. viermal hinter einander folgenden Vers

stets mit reinen Daktylen, desshalb ist der eine dieser Verse so zu messen: üt scias quae bic scripta sient, vgl. unten Rhythmik I, 7.

Haben wir hier einen Beweis dafür, dass Plautus diese Mes- sung kannte, so lässt sich das Gleiche, dass auch Terenz öfters so mass, durch eine besondre Beobachtung einleuchtend machen. Terenz meidet es nämlich trochäische Verse mit einem einsilbigen vollständig zu elidirenden Worte zu beginnen aus demselben leicht ersichtlichen Grunde, der auch die hexametrischen Dichter diese Eingänge zu umgehen veranlasste. Daraus aber geht her- vor, dass Terenz uicht, wie man allgemein notirt, Andr. 308 Quam l'd loqui, sondern quam Id loqui mass, desgleichen lleaut. 955 tarn tu brSvi, wo das Wort tarn auch durch Inhalt und Stellung stark hervorgehoben ist. Solche Stellen sind ein Fingerzeig, wie andre ähnliche zu messen sind. Im Anfange trochäischer Verse begegnet noch so Andr. 322 s! td fäcis. 376 s! Id sus. 331 quoni 1s nil; ähnlich Ad. 880. Eun. 211. Phorin. 208. 524; ebenso quam ob rem Heaut. 897. 944. Phorm. 861. 864. 1020. Hec. 453. 562. Ad. 560; ferner Hec. 230. 543. Ad. 687. Heaut. 649. 954. Hec. 285. Andr. 964. Eun. 752, vgl. dazu Andr. 362. 380. 345. 608. 980. 982; auch 376. Heaut. 963. 1021. 1024; ferner ibid. 322. 388. 633. 658. 878. 880. Phorm. 212. 330. 547. Eun. 232. 797. 1053. Hec. 464. 475. auch 377. Ad. 168. 322. Ueberhaupt finden sich bei Terenz keine trochäischen Verse, die mit elidirtem einsilbigen Worte beginnen. Denn Hec. 750 ist Si aliud scirem Fleckeisens Vermuthung, für die die Handschriften Aliud si sc. geben; ebenso schreibt Bentley Hec. 537 de häc re gegen die Hand- schriften (ex hac re); Andr. 922 Näm quae dixi nach Priscian und C, vielleicht auch mit A, ohne ego. Phorm. 347 SI eaiu sustinueris post illa, dt lubet, ludäs licet nach A. Denn das iam, das die Calliopischc Keceusiou nach post illa bietet, scheint nur durch den alten Fehler post illam, den auch der Bembinus hat, veranlasst zu sein. Phorm. 483 geben die Handschriften Nain per eius unam etc. Phorm. 549 ist zu messen Tum Igttür, dum licet dumque adsunt etc. und ibid. 529 Näm hlc me huius niodl sciebat (wohl nicht hüiüs lnöctt sciebat) esse, ego hüue esse aliter credidi. Darnach können wir diese Erscheinung unseres Kürzungs- gesetzes mit Sicherheit an sehr vielen andern Hebungen im Vers-

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3. Weitere Erscheinungen des metrischen Kürziingagesetzes. 73

innern vermuthen, ja es macht sogar alles den Eindruck, als ob sie die gewöhnliche gewesen sei.

Der Thatsache, dass die Präpositionen in Zusammensetzungen mit Verben und Verbalsubstantiven eine gewisse metrische wie sprachliche Selbstständigkeit gewahrt haben, gewinnen wir noch eine zweito Consequenz ab. Eine solche Präposition kann mit einem vorhergehenden einsilbigen oder durch Elision einsilbig gewordenen Worte wie ein selbstständiges iambisches Wort oder zwei einsilbige zu einem Iambus zusammentretende Worter unter das metrische Kürzungsgesetz fallen. Mit andern Worten, wie man z. B. Rud. 904 Sed äd prandium uxor me vocat, Poen. 844 Sed ad postremum nihil apparet u. ä. niass, so konnte man auch unbedenklich in folgenden Fällen kürzen, wie Pseud. 1055 et ub-\ ducere. Aul. 645 Quid afojtulisti. Amph. 125 tn esjercitum. Mil. 28 ät in di'ligenter u. ä.

Für diese Erscheinung lassen sich aus Plautus und Terenz mit Leichtigkeit so viele Beispiele (weit über sechzig) aufstellen, dass man hierin eine eigne Art unter den vielen Besonderheiten dieses metrischen Kürzungsgesetzes auerkennen muss. Weitere Belege sind folgende:

In Hebung Amph. 873 memet, ut occepi semel. Trin. 964 Quod accepisti. 250 Qu6d ecbibit. Acc. trag. 538 nee äffari. Epid. 474 tibi addam. Cure. 648 Quis arripit. Mil. 341 fit exire hinc. Amph. 1061 sibi luvocat am Versende. Trin. 318 Quid? exprobras. Caec. com. 196 Quod imperat. Most. 507 Quid 6b- secro. Pseud. 130 tace obsecro. Stich. 618 ubi äceubes. Cure. 121 ägc eefunde. Pers. 267 bene ädmordere (zweifelhaft). Trin. 664 In occulto, wie Capt. 83 in öcculto, Ritsehl, proll. p. 123; in Schreibungen wie oculto braucht durchaus kein Vulgärlatein zu sein; denn die Handschriften geben derartige Lesarten auch, wo die Kürze durch das Versmass ausgeschlossen ist, wie E Cistell. 32 ocaslÖ in Bacchien. Truc. 907 Nuuiquam hoc uno die «/Kciatur opus quin onus Semper siet, über den Proceleusmaticus s. Metrik II, 6. Stich. 514 tibi exoptatum. Bacch. 1195 ld even- turum. Poen. 1078 bene evenisse. Truc. 753 feine experiri (nach Bothe statt exp. sine). Men. 468 ita ignoräbitur. Poen. 276 mage inmortalis. Capt. 70 Eo quia invocatus. Cas. 828 forem obdo. [Pers. arg. 5 Ita Intricatum]. Cure. 268 quidem l neu- bare. [Amph. 257 üt Ignoscamus nach Nonius u. C.J Most. 308

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74 Prosodie. I. Das metrische Kürzungsgesetz.

äge accumbe. Capt. 571 nego lu-quain. Heaut. 1010 äd Integram. Andr. 289 et Ingenium allenfalls zulässig, doch wohl richtiger in et genium geändert; andre Beispiele besprechen wir noch unten.

In Senkung: Stich. 418 Äge äbdric. Pseud. 594 dabo ln- si'dias. Bacch. 616 NSque tndignior. Cist. 210 id Östentat. Pseud. 946 übi effe'ceris. Pseud. 950 msi öffecero. Merc. 652 tibi exi'lio. Mil. 1011 tibi ßxöptatum. Poen. 733 ibi extemplo. Mil. 58 nSque ininria. Most. 896 tibi öbtemperem. Aul. 482 St Invidia. Aul. 47 üt incedit. Amph. 140. 504 ab Sxercitu, äd exercitum. Gas. 815 und Poen. 1182 tta inridiculo und ibi ln- n'diculo. [Epid. arg. 8 Sed inveuta. Asin. arg. 2 Siib lnperio.j Eun. 777 Quid tgnäve. Heaut. 734 Quid Inceptat. Heaut. 932 Quöt incöminoditates. Andr. 466 Bönum mgenium. Phorm. 143 vel Öccidito. Eun. 506 Douii invidia. Phorm. 793 ego usten- derem. Ad. 142 sunt mihi: seil östendere. Heaut. 600 quod In- ceptat. Ad. 238 pe"r öppressionem u. ä.

Alle diese Beispiele zeigen die Verkürzung ganz legal, meist im ersten Iambus oder im vorletzten, aber auch im dritten Fusse der Langzeilen wie

Heaut 600 Väh vide, quÖd luceptat facinus. füit quaedam anus Corinthia.

Aber es finden sich auch ziemlich viel Beispiele einer solchen Verkürzung in den inneren Senkungen der iambischen oder trochäischen Dipodien, wie Pers. 268 virtüst, übi öccasio äd- monet. Truc. 698 ubi male äccipiar. Epid. 729 Si quid luprudens. Poen. 981 Quid iäniV :: Quta incedunt. ibid. 577 ändert man aller- dings gewöhnlich mit Bothe incedit in einfaches cedit, allein Hermanns Herstellung Basilico exornatu incedit verdient wohl den Vorzug. Stich. 576 ne quid ädveniens perderem. Trin. 1052 Si mäge Sxigere. Aul. 613 Quin übi äccessat ine meam extemplo. |Hud. arg. 1 de märi extraxit vidulum.| Poen. 1207 Nös före invito domino. (Amph. prol. 36 braucht nicht Iusta aiitem ab luiustis peterest insipientia umgestellt zu werden, sondern der Vers ist richtig überliefert mit caesura hephthemimeres: lusta autem ab iniustis petere | insipientiast.) Phorm. 439 Dicäm tibi Inpingam grändem. Phorm. 707 anguis per lupluvium. Eun. 589 vem'sse clanculüm per lnpluvium. Andr. 830 Filiam ut darem in seditionem atque In incertas nuptias. Diese Stellen sind vielfach von den Herausgebern angetastet worden, aber sicherlich mit

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3. Weitere Erscheinungen des metrischen Kürzungsgesekes. 75

Unrecht Mit Ausnahme vielleicht der letzten, Andr. 830, die durch Streichung des ganz überflüssigen und nicht zum Vortheil für die Euphonie wiederholten in vor incertas gewinnen kann, sind sie sämmtlich zu halten; dazu noch die folgenden gleich- falls in den neusten Ausgaben zum Theil veränderten: Capt. 791 ne quis mi Öbstiterit obviam. Stich. 435 Äge äbdtfc eas nach den Palat. Epid. 237 sese: ego äbscessi sciens nach A und allen andern Handschriften. Capt. 71 scio äbsürde. Pers. 758 böne äccipere. Truc. 571 neque datori neque acceptrici, da letzteres weder mit Guyet in captrici noch mit Schoell in factrici zu ändern ist. Denn die meretrix wird acceptrix genannt, quia numuios accipit a datore, wie Mil. 1062, man braucht darum die Stelle noch nicht unbedingt in ganz obscöneui Siune zu fassen; ferner Most. 186 bene edüctam. Cure. 271 tibi eveiriat, da der Proceleusmaticus nicht unmöglich ist, vgl. Metrik II, 6; doch ist G. Goetz' Um- stellung ev. tibi sehr gefällig. Wie Poen. 1078 bene evenisse, so auch Merc. 774 si quid tibi evenit, fd non est culpa mea nach der Recension der Palatini, mit der A stimmt, nur dass er das erklärende secus zusetzt. Dieselbe Messung ist herzustellen uach den Handschriften Poen. 1227 Tene. :: An putruos.

Auch Messungen wie Poen. 489 uec um -quam (so A und reliqui, nicht non u.), Truc. 231. 240 u. ä. erklären sich daraus, dass man die Zusammensetzung der beiden Adverbia noch fühlte. Auch ergo, aus erogo (nicht erigo), vgl. I. M. Stowasser, Wiener Studien XI. 1889 S. 161 168 scheint hierher zu gehören in den von Müller a. 0. S. 297. 298 aufgeführten Stellen; erga Pseud. 1020 bleibt zweifelhaft, da Elision eintritt, also auch üt £rga als lanibus verkürzt sein kann, worüber wir unten weiter handeln. Dagegen Capt. 724, wo die Handschriften richtig ibi quom alii octonos geben und Bacch. 1069 üt övans sind nur durch einen Irrthum Müllems in dieses Verzeichniss gekommen.

Da diese Erscheiuuug jedenfalls eine ziemlich ausgebreitete ist, kann man recht gut daran denken, eine Anzahl Stellen als Analogiebildungen aufzufassen, wie Stich. 493 ego tnfumatis m- furaus nach A. Merc. 329 sed optume (nach optinere u. ä.), ebenso Pers. 543. Most. 410 vel öptumo vel pessunio, was jedoch andern Bedenken unterliegt; Ritsehl und in neuerer Zeit P. Langen, Plautin. Studien, S. 330 verwerfen den ganzen Vers. Bacch. 97 ego obsonabo trotz griechischem otyibviov u. ä. Men. 320 an obsono. Capt. 832 vel assulutiin, das ja in Wirklichkeit durch

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ProBodie. I. Das metrische Künsangsgeseta.

Veruiittelung von assula mit assilio zusammenhängt, wie ag^er mit ad-gerere. Pers. 472 tta ancllla mea, da ancilla, dessen Ety- mologie auch uns noch unklar ist, wohl mit ancisus u. ä. zu- sammengestellt werden mochte. Man vergleiche Varro's, Ovid's u. A. Erklärung von an-cilia (Reinhold Klotz, Handwörterbuch s. v.) als Zusammensetzung mit an-amb, nicht um die wirklich richtige Etymologie zu finden, sondern um zu begreifen, was die Alten bei solchem und ähnlichem Anlaute empfanden. Stich. 179 ist per annonam caram überliefert, nach dem unten zu besprechen- den Fall wie cum nÖvo örnatu u. ä., doch stellt man gewöhnlich per caram annonam wohl auch sinngerechter. Aehnlich liesse sich das oft in seiner ersten Silbe verkürzte ärgentum fassen nach Analogie von ar-bitror, ar-cesso u. ä., vgl. Cure. 613 quod ärgentum, quas tu mihi tricas närras? ähnlich Pers. 676. Pseud.378 (hier in innerer Senkung), ibid. 1321. Capt. 1031 nec ärgenti. Phorm. 557; allein es lässt sich dies auch noch unter eine später zu behandelnde Rubrik bringen.

Zu erklären bleibt uns hier nur noch, wie es möglich war, dass gerade diese Kürzungen, was beim selbstständigen Iambus nur ganz besondre und seltne Ausnahme war, in einem ziemlich er« heblichen Umfange wir haben es bei den einzelnen Stellen bemerkt auch in den inneren Senkungen der Iamben und Trochäen erscheinen. Man bedachte sich wohl darum nicht, an diesen sonst zart behandelten Stellen die Kürzung eintreten zu lassen, weil bei der engen Zusammengehörigkeit der gekürzten Silbe mit dem nächsten Bestandteile des Wortes ein qma ln- cedit z. B. fast wie ein Wort recübäre wirkte, während bei einem dömö cedunt noch die am Schlüsse jedes Wortes unvermeidliche Pause den zwei Silben ein grösseres Gewicht beilegte, das eben in der regelrecht irrationalen Senkung, die die alte Theorie als etwa l72morig mass, sowie vollends in der zwei volle Moren be- tragenden Senkung der Anapästen und Daktylen den für diese Versstelle bestimmten Zeitraum noch nicht überstieg, aber in den inneren iambisch-trochäischen Senkungen, die nicht merklich über eine Zeitmora beanspruchen durften, zu schwer fiel. So erklären sich die sonst vereinzelt dastehenden Messungen:

Merc. 176 Tu qxCtdem ex ore orationem mihi eripis. : : Taceö. : : Tace u. ä.1) Von Terenz

1) Wie Truc. 443 ego isti non uiunua mfttam? iam modo ex h6c loeo.

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3. Weitere Erscheinungen des metrischen Kürzungagesetzes.

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Andr. 302 Qui scis? : : Apud foniin modo e Davo audivi. :: Vae misenS mihi.

Eun. 290 Mirör qtiid ex Piraeo abierit: uam ibi custos publice est nunc; gewöhnlich geändert qui ex.

Heaut. 658 De illa. :: Nescio nm ex ipsa quaeras, unde hunc häbuerit.

Hec. 528 Perii: ex quo cense's ntsi ex illo, cm datast nuptum, öbsecro?

als erträglich in den innern Senkungen, weil zwischen e Davo, ex illo u. ä. keine merkliche Pause war, sondern eDavo, exillo gesprochen wie vielfach geschrieben wurde ; Stellen, zu denen uns die folgende Betrachtung noch weitere Analogien bringen wird.

Ist das Gesetz, wonach Formen wie vide und obsecrö ge- kürzt werden, ganz das gleiche, so muss auch die zuletzt erwähnte Erscheinung, die wir bisher nur auf dem Gebiete eines gekürzten lambus verfolgten, auch von dem gekürzten Creticus gelten und, soweit möglich, auch wirklich vorkommen. Das ist zunächst in den Plautinischen Anapästen der Fall. Beispiele, die einem zum Pyrrhichius gekürzten lambus wie tSne hoc pellege u. ä. ent- sprechen, finden sich bei kretischen, beziehentlich kretisch endigen- den Wörtern. Wir führen Folgendes auf:

Pseud. 592 Söd hunc quem vldSÖ? quis h\c est qui öculis m£is obvtam «raobifts oblcitur, nach A, reliqui und Festus.

Pers. 176 Mgmfni et scto et callco et commemlni.

Pers. 767 Sägärlstfo accümbe in sümmo.

Men. 367 Prändtum td iüssisti hlc curütumst.

Pseud. 575 M8o in pectörß cönditümst cönslliüm.

Pers. 754 Inteyro exircUn et präestdtis oder integro exercttu H pruesldits, vgl. II, 3.

Cas. 689 LSplde excüratüs mcessisti.

Pers. 796 fgg. schliessen eine längere anapästische Partie folgendermas8en ab:

Quid ais crux? stimulonim tritor?

Quomddo me hodie vorsavisti?

Ut me in tricas coniecisti?

Quomtfdo de Pers« mämts äddttast?

: : Iürrjium Kinc aüferäs, si sapias.

Ueberall in den markirten Takten wird man zu dem kretischen Gegenstück das iambische Vorbild leicht entdecken. Denn selbst

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Pro8odie. I. Das metrische Kürzungegesetz.

ctnditünist, äddttäst sind nach Analogie von dätuinst Pers. 272. 773 u. ä. und Bacch. 11G1 haud maläst mülier erträglich.

Schwierig ist die Messung von Mil. 1062, da dem Vers in unserer Ueberlieferung ein Halbfuss fehlt:

Minus ab nemine aeeipiet. :: Heu ecastor niuiis vilest tandem lautet diese mit ganz unerheblichen Abweichungen. Ritsehl ver- vollständigte den Vers, indem er hoc vor nimis einsetzte. Allein dadurch, zerstörte er die Hauptcäsur. Eine genaue Betrachtung des Versbaues giebt uns die Stelle an, wo der Halbfuss fehlt. Der letzte Theil ist nämlich ganz richtig. Wir haben eine s. g. caesura latens, von der Metrik 1,1 zu reden sein wird, also Heu | ecastrir nimis vilest tändein. Doch der Anfang scheint nicht in Orduung. Die Messung nein ine äeeipiet wäre zwar ebenso richtig, wie oben Sägäristfo äccumbe, aber der Daktylus im zweiten Fusse nach voraufgehendem Anapäst minus ab nemtne ac- ist von Plautus, wie wir Metrik II, 2 sehen werden, gemieden. Demnach fehlt im Anfang ein Halbfuss, den man sich beliebig ergänzen kann: Pol, Hic oder Nain. Letzteres scheint auch kurz vorher v. 1047 in allen Handschriften ausgefallen zu sein, während B wenigstens noch eine Spur in dem quam statt qua zeigen mag Qua nam ab illarum, möglich freilich auch Qua ab illarum. Demnach hier etwa:

(Nani hic) minus ab tvnütie accipiel. : : Heu ecastor nimis vilest tändem.

Dieselben Conseq uenzen des Kürzungsgesetzes finden sich auch in den Daktylen, z. B. Ter. Andr. 025 Hocimst credlblle aüt memÖräbilS, vgl. Rhythmik II, 2.

Das Gleiche begegnet in den Hexametern der Sortes, wie corp. inscr. lat. I, 144G

Hostia «Hcertus de certo, nisi eaveäs, <fiet>.

Endlich giebt es selbst in der iambisch- trochäischen Verstechnik einen solchen aus einem zusammengesetzten Creticus gekürzten Daktylus in einem Falle, den Müller a. O. S. 312, sowie Andre nicht verstanden haben, der jedoch die Identität der iambischen und kretischen Kürzung in überraschender Weise be- stätigt. Oben hatten wir das Vorkommen von Kürzungen in inneren Senkungen, wie -um modo e Di»vo, si mage Bxtgere, quin iibi ärcessat, nos före invito. dicam tibi tnpingam damit er- klärt, dass wir behaupteten, alle diese Verbindungen seien so eng, als ob die Wortformen ^, ^ v, z. B. nos möderari u. ä. vor-

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3. Weitere Erscheinungen des metrischen Kürzungagesetzes. 79

lügen. Nun kann aber eine solche Dipodie auch aus einem einen Adonius bildenden Worte bestehen, wie eripiätur, inferiore, oder aus einem Wortcouiplexe, wie die enge Verbindung einer Prä- position mit ihrem Substantiv bildet, z. B. propter ulnarem. War also unsere Erklärung der angezogenen Fälle richtig, so folgt, dass auch allenfalls nach Analogie von si muge exigere ein maxüme exigere, wie ein Integro exercitu u. ä. in Anapästen, möglich ist. Solche Stellen aber, deren Messung, wie gesagt, bisher noch niemand rationell hat erklären können, begegnen uns in unzweifelhafter Ueberlieferung:

Stich. 716 Haiid tuom istuc est te vereri: erlpe tx ore tibias. Vgl. Merc. 176 Tu quldem ex öre.

Stich. 696 Sed amica mea et tiia dum comit dütnque se fa- ornat, n<5s volo, dazu vgl. u. a.

Capt. 791 Eminor interminorque, nequis mi <#stiterit öbviam, s. oben S. 73 fg. vgl. Stich. 331.

Dagegen von Poen. f)77 Bäsilice exornatus incedit etc. war bereits oben S. 74 die Rede. So lassen sich wohl noch manche vereinzelte Stellen finden, wie

Capt. 240 Audio. :: et propterea saepius | ted üt memineris niöneo, vgl. oben csllle'o et in Anapästen; hier in einem iambi- schen Septenar, wie auch der folgende Vers: Non ego erus tibi, sed servös sum. | nunc öbsecro te hoc tfnuni, u. ä.

Dass es nicht viele solcher Stellen giebt, ist natürlich. Allein solche, wie besonders Stich. 716 eripe 8x öre bilden ein be- weiskräftiges Schlussglied für unsre Behauptung einer gleich- massig alle Versarten durchdringenden Technik; sie zeigen, wie das Ktirzungsgesetz in allen Versarten unter gleichen Voraus- setzungen völlig gleich wirkt und vor allem, dass die Anapästen nicht die geringste Freiheit aufweisen, die nicht auch, soweit sie nach Lage der metrischen Verhältnisse es kann, überall in Evidenz tritt.

Zuletzt haben wir solche Fälle behandelt, in denen sprach- lich wie in einzelnen metrischen Erscheinungen ein engerer An- schluss der metrisch gekürzten Silbe an das Folgende wahrnehm- bar war. Wir müssen schliesslich, um alle Consequenzen unsers Gesetzes zu entdecken, die zuletzt hervorgetretene Frage weiter verfolgen und untersuchen, wie weit ein engerer Anschluss der zu kürzenden Silben an das Folgende gehen darf, ohne dass er

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Prosodie. I. Das metrische Kfirgungsgesetz.

die Kürzung beeiu trachtigt. Dass die Elision zwei Wörter nicht trennt, sondern verbindet, haben wir wiederholt beobachtet. Es entsteht nun die Frage, ob ein erst durch Elision zwei- silbig, beziehentlich dreisilbig gewordenes und also in seiner für die Wirkung des metrischen Kürzungsgesetzes mass- gebenden zwei-, bez. dreisilbigen Gestalt eng an das folgende sich anschliessendes Wort noch Kürzung erleiden kann. Wir werden diese Frage nicht von vorn herein verneinen können. Denn es finden sich Belege dafür, dass die Verkürzung auch bei Elision eintritt.

Trin. 109 Vuletque ipse ad paupertatem protractum esse se.

Stich. 347 Miinditias volo fi'eri: ecferte huc scopas simiUqtte hantndincni. A. reliqui.1)

Rud. 957b Fcroque ei condicionem hoc pacto.

Trin. 1116 Voluptatibus gauditsque antepotens.

Pseud.184 Eo v6s vostr<um> os päntt ctsque ädeo nach O.Seyffert's uns evident scheinender Vermuthung.

Pseud. 574 Lepide omnia pröspcnquc eveniunt.

Trin. 821 Laetüs lubens laudes ägo et grates gratiasque habeo et flucti bus salsis.

[Asin. prol. 3 Gregique huic et dominis atque conductöribus.J Hier finden wir prospßrß mit angehängtem qtte ganz so ge- messen wie Mil. 1024 mäxüme concinnüuist, ferner pänttcesque ädSö, gratiasque habBo wie Trin. 835 türblnes venti oder 829 pärcere sölltum u. ä. Das angehängte elidirte que hat also gar keinen Einfluss auf die prosodische Gestaltung des ersten Wortes. Das Gleiche liegt entschieden in den vielen Fällen mit gekürztem atque vor, das offenbar mit que zusammengesetzt ist, ursprüng- lich adque wie litt oder at-que wie namque u. ä. gebildet, aber schon ein viel unselbstständigeres que hat. Man vergleiche nur die abgekürzte Form ac, in der keine Zusammensetzung sich herausfühlen lässt. Diese Nebenform ac vor Vocalen, was in der guten Latinität unerhört ist, statt atque in den Plautustext zu setzen war ein unglücklicher Gedanke. Sicher sind folgende Beispiele mit atque:

Ad. 351 äbi atque Hegioui. Aul. 273 ttce atque abi. Cure 146 monbus esse Ire atque ingenio. Rud. 227 sunt quam hae'c loca

1) Dagegen ibid. 30G ist sYuiülqne zu messen in einem iumbiachen Octonac mit trochaiacher Hauptcilanr.

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3. Weitere Erscheinungen des metrischen KürzungsgeseUes. 81

ätque Lae rßgiönes. Triii. 824 deös gratläs ägo ätque habcu süniniäs mit regelrechtem Proceleusmaticus, s. Metrik II, 6. Truc. 112 bona ätque etiam ultro ipsi adgerunt ad nos. Andr. 614 Nec nie qmdem ätqtte ld ago sedulo, hier in einer irinern Senkung eines iainbischen Octonars. Einmal giebt unsre Ueberlieferung diese Verkürzung sogar bei doppelter Elision:

Poen. Hin Sed i atquc evoca und zwar A übereinstimmend mit den übrigen Handschriften. Ausserdem noch in anapästischer Senkung, wie Rud. 227 und Truc. 112, bei kretischem Worte: Truc. 125 Tins scrvio ätque audiens sum itnpßriix

Schon die vollständige Analogie mit que ergiebt, dass hier überall atque beizubehalten ist

Wenigstens ebenso eng wie que verbindet sich das enclitische ne mit dem vorhergehenden Worte, ja wohl noch enger, wie Ab- kürzungen in vlden, täcen u. ä. beweisen. Auch bei dieser Ver- bindung tritt, im Fall dass ne elidirt wird, iauibisch-pyrrhichische Kürzung ein:

Truc. 931 Venitne in mentem tibi, quod verbuni iu cävea dixit histrio?

Cure. 401 Licetne inforare, si l'ncomitiare hatfd licet? Aul. 812 Erumnc ego aspiciö nieurn?

Merc. 130 Äperite aliquis. tibi Chariuus erus est? domtnest an foris?

Phorm. 546 SeM pärümtie est, quod ömnibus nunc n<5bis suscenset senex ?

In Anbetracht solcher Thatsachen kann man der weiteren Frage nicht ausweichen, ob nicht auch andre wirklich erst durch Elision des Endvocals iambisch gewordene Wörter oder Wortcomplexe der metrischen Positionskürzung verfallen. Bejaht mau diese Frage, dann liisst sich noch manche Stelle nach der guten Ueberlieferung halten, die man bisher ändern zu müssen glaubte. Wir wollen zwar auf folgende Fälle noch kein Gewicht legen, weil da eine andre Auffassung möglich ist, vgl. oben I, 1 den Abschnitt über prosodische Kürzen:

Stich. 520 tit quoique houiini res paratast, p' rinde amicis ütitur.

Bacch. 1194 lam pol id qmdem esse haud perlönginquom.

Mil. 1118 Dicäs uxorem tibi necessum esse dticere. Vgl. Asin. 217.

Aul. 831 Itä loquar. : : At sein quo* modo? : : lu-rclc enica etc. nach 0. Sejffert's Verranthung.

Ki. <>Tr, (iruml/.iK«1 uhr.imWchf r Metrik <J

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H2

Proßodie. I. Das metrische Kürzungsgegetz.

Anders ist es schon bei intro: Gas. 819 übi Intro hac novain nuptani deduxi.

Allein ausserdem giebt es noch eine Reihe von Stellen, wo jede andre Auffassung ausgeschlossen ist als die, dass das durch Elision iambisch gewordene Wort ganz wie ein wirklicher Iainbus durch die beschriebene Positionskürzung pyrrhichisch wird. So erklären sich verschiedene Stellen mit angeblich anapästischem profScto, die sich die unwahrscheinlichsten Aenderungen haben gefallen lassen müssen; dazu kommen noch andre, die keinen sonstigen Anstoss bieten; hier sind solche:

Poen. 907 Troßcto ad incitas lenonem rediget si eas abdu- xerit, mit A und den übrigen Handschriften, wo die Lesart auch durch ein Citat des Nonius in allem Wesentlichen gesichert wird. Mil. 186 Profccto ut ne quoquani de ingenio degrediatur müliebri. Pseud. 255. 256 Manta. : : Omitte. : : Ballio, audi, sürdu's. : : Profccto inanilogistae.

So schreiben wir, während die Ueberlieferung surdus sum giebt. Ballio's Bemerkung beginnt mit profecto, zu dem natür- lich aus dem surdu's ein surdus sum zu deuken ist, wodurch wohl auch erst das sum hineingekommen ist, das den Rhythmus zerstört hat. Endlich Pseud. 201 liegt kein anapästisches pro- fecto vor, sondern man misst es iambisch: Id tibi profecto tadrus fiet etc. Mil. 290 ist doch wohl Propcto <id> vidi etc., da der Ausfall eines id vor vidi leicht denkbar ist. Andre Beispiele sind:

Men. 689 Tüte ultro ad me detulisti: (fidtsti eam dono mihi.

Stich. 713 Bibe tibicen: age si quid agis. Vtbendum hercle hoc est: ne* nega.

Aul. 599 Enle imperium edi'scat, ut quod fröns velit oculi sciaut.

Stich. 700 Amica(my uter utrobi äccumbamus? :: Abi tu sane süperior. libri amica; dies verstand Camerarius als amicae. Leider ist in A gerade das erste Wort nicht zu lesen gewesen, kann aber auch kein anderes gewesen sein.

Most. 504 Scelrstae hae sunt aedes: impiast habitatio. Daraus folgt also noch nicht, dass auch sonst scelestus, inolSstus ohne Weiteres gemessen werden kann. Studeiuuiul's Coujectur zu Mil. 69 ist richtig, wenn man Molestae hae sunt etc. liest.

Ilud. 456 giebt unsre beste Ueberlieferung den Versanfang ScSIrstus leno, nicht quam huc scelestus 1.

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3. Weitere Erscheinungen des metrischen Kurznngsgesetzes. 83

Merc. 448 Qutesce inquam istanc rem ego recte videro. : : Quid agis? : : Quid est, wo man kaum au eine Synizese quiesce denken wird.

Capt. 90 Vel tre extra portam tngeminani ad aaccdm licet, wo jede Aenderung wie ilicet mit Ausstossung von ire unnöthig wird; auch Pseud. 1182 ist kein Grund ilicebit statt licebit zu ver- muthen. Denn ire ist dort überflüssige Erklärung. Eine so ab- sonderliche Conjugation wäre uns doch irgendwo von Gramma- tikern notirt worden, wenn sie öfter in Plautushandschriften zu finden gewesen wäre. Selbst Stellen wie Capt. 409 decken eine solche nicht.

Ferner lässt sich eine verzweifelte Stelle halten, zu der schon eine Menge Conjecturen gemacht worden sind:

Bacch. 51 Ddae ununi expetitis palumbem: perti haründo äläs verberat.

Der Vers giebt nach Inhalt und sprachlicher Form durchaus keinen Anstoss; dass der erste Theil metrisch ganz richtig ist, gedenken wir unten II, 3 in auderm Zusammenhang zu erweisen. Endlich auch der zweite Theil ist metrisch in Ordnung, sobald wir das elidirte harundo eiuem Iambus gleich als zwei Kürzen

0*

messen. Denn auch der Proceleusmaticus, der so entsteht, perli häründo ist bei Elision und in diesen Betonungsverhältnissen ohne Anstoss, wie wir unten, Metrik II, 6 erkennen werden.

Pseud. 168 Intro abtte ätque häec cltÖ celernte, ganz nach Analogie von intro ab! tu, nicht intro äbtte zu messen.

Epid. 99 Ttf quidem ante hac aliis solebas däre consilia mütua. Dagegen

Stich. 331 Respice ad me et reltnque egentem pärasitum, Pane*gyris lässt sich auch respice äd me et reh'nque messen, wie oben S. 79. erlpe 8x cre. Cas. 231 ist wohl jambisch Reh'nque aliquantum orätionis etc. Ebenso ist kaum anzuführen, weil lückenhaft überliefert:

Cas. 222 Senecta aetate ungent<is unct>us per vias, ignäve, incedis.

Most. 131 ist Ritschl's Angabe: tibi ünum emeritumst Stipen- dium wohl falsch, vgl. 0. Fr. Aug. Lorenz z. d. St

Auch wird man zu Gunsten der erörterten Erscheinung nicht Stich. 256 negato esse anführen, da A dort negat esse bietet. Auch Trin. 983 ist schwerlich ein Beispiel für verkürztes ablre äctiitum, da die Hauptcäsur dazwischen treten würde; es ist woM

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Prosodie. I. Das metrische Kürsungsgesetz.

mit ire ab his statt abire: Pröperas au non pröperas ire actiStum ab Iiis regiönibus zu lesen. Endlich ist Poen. 1301 und Cist. 126 wohl Synizese von puellani anzunehmen. Jedoch scheint Bacch. 615 nach der besten Quelle (B) wie sicher die folgenden Verse anapästisch zu messen, nicht als trochäischer Octouar, da B nach natus eine Rasur von fünf Buchstaben hat: MalS volente ingenlö natus ^ - : postremo mist quod n61o aliis. Cre- dibile hoc est? nequior nemost | Nec indignior, quoi di bene faciant etc.

So Hesse sich endlich allenfalls die Messung Trin. 270 äd- pltcäre änimüin in anapästischem Rhythmus wie ädpltcäs änimüm denken, nicht etwa, wie A. Speugel misst, sidpficare animüm, allein die fragliche Stelle ist so, wie sie A bietet, überhaupt un- metrisch und eher kretisch als anapästisch zu fassen; dasselbe gilt von der Relation der Palatini.

Auch andre Stellen, wo man eine ähnliche Messung finden könnte, wie Cure. 258 Facit hic quod pauci, ü*t si<e>t magistro obsequens (etwa facit hic ut si't magistro <swo> öbsequens) und Poen. 1406 Aüsculta söröri: ab! diiunge sind hier schwerlich an- zuführen. Stich. 474 LübSnte hercle me facies t(u^>. : : Idcm ego istiic scio nach A, doch da von tu in den übrigen Handschriften keine Spur vorhanden ist, sebeiut die Umstellung me hercle facies ohne tu vorzuziehen.

Demnach bleiben nicht gerade viele Beispiele für diese Messung elidirter Wörter, und ein Theil derselben gestattet, wie bereits angegeben, auch andere Messung. Dennoch können wir diese Wirkung des metrischen Kürzungsgesetzes, durch deren Annahme doch eine Reihe Stellen vor jeder Aenderung bewahrt wird, nicht unbedingt verwerfen, da sie auch eine gewisse Stütze in den später noch zu besprechenden Messungen vÖlupta- tibus, inägisträtus, verebämini u. ä. finden. So lässt sich die Scansion von vel ire extra portam, scelestae ha<* sunt u. ä recht gut in Parallele mit verebamini stellen, da die Elision die Wörter eint Darum darf es auch nicht von vorn herein abgewiesen werden, wenn man versucht mit solchen Messungen andre Stellen zu halten oder zu heilen, die, obgleich sonst ohne Anstoss un- geheilt oder unheilbar schienen, wie wir das mit perii: arundo alas verberat u. a. thaten. Einfach ist z. B. die Aenderung:

Stich. 721 Äge tibicen: quando blblsti,<i> refer ad labeas tibias. Vgl. Bacch. 1051) i, fer Mio u. ä.

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3. Weitere Erscheinungen des metrischen KürzungHgesetzeB. 85

Stich. 614 Non metuo: per hörtum <6go> transibo, non pro- dibo in publicum.

Endlich haben M. Haupt und Fr. Ritsehl zwar geistvoll übereinstimmend hergestellt:

Mil. 24 Nisi ünum epityrum illi estur insane bene, allein eine nähere Prüfung der Ueberlieferung dieses Verses, der bereits eine kleine Geschichte hat, kann sich nicht bei dieser Vermuthung beruhigen. An sich ist schon wenig wahrscheinlich, dass ein vorhandenes apud illa für apud illum verschrieben und dies als Glosse für illi eingesetzt sei. Denn apud illum ist lediglich Lindemann's Conjectur, wie auch epityrum, das für unsern Plautusvers nicht überliefert ist. Sicher ist zunächst der zweite Theil, dieser wird uns, abgesehen von geringfügigen Ab- weichungen, wie estuer in Varro's codex Florentinus und estu- rieusa uebene in B und esturiens ane bene, unzweifelhaft als estur insane bene überliefert. Ebenso sicher aber ist, dass weder unsre Plautushandschriften noch das so wichtige Varrocitat epi- tyrum bieten, sondern den Plural epityra. Die gegenteilige An- nahme beruht auf einem Missverständnisse des Varrotextes. Varro citirt ganz richtig und mit den Palatini des Plautus überein- stimmend epityra. Nur in seiner dem Verse folgenden Erklärung sagt er: epityrum vocabulum est eibi quo frequentius Sicilia quam Italia usa. Id vcJicnienter quom vellet dicere, dixit insane, quod insani faciunt omnia vehementer. Dass er also den Singular des Wortes bei der Worterklärung setzt, ist doch ganz natürlich, und wenn id im Anfang des zweiten Satzes verderbt sein soll, was nicht uubedingt anzunehmen ist, so kann man ebenso gut dafür edi wie C. 0. Müller's id edi lesen. Jedenfalls aber giebt Varro und die Palatinische Kecension des Plautus den Plural epityra für den Text des Verses. Der Ambrosianus giebt uns jetzt zwischen unum und -tur eine Lücke. Zufällig ist auch in dieser Stelle das Varrocitat lückenhaft, wie oft bei solchen Citaten, in denen mehr nur auf die zu erklärenden Worte (hier epityra * und estur insane bene) geachtet wurde. Die Stelle lautet bei Varro si unum epityra estur insane bene, was an sich sinnlos ist, da etwas zur Vermittelung der Construction fehlt, offenbar das apud illa der Palatini. Denn diese sind die einzige Kecension, die wirklich einen lückenlosen und völlig sinngerechten Text bieten. Nisi unum: epityra ut apud illa estur insane bene. Ueberflüssig und störend ist nur das ungeschickt zwischen epityra

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ProBodie. I. Das metrische Kürzungsgesetz.

und den dazu gehörenden Worten apud illa gesetzte ut. Es war vermuthlich übergeschrieben über das vel des folgenden Verses, das im Sinne von ut, velut steht, und im Archetypus der Palatini recht gut gerade unter epityra apud illa stehen konnte: Ubi tu* es. ::eccum. edepol vel elephanto in fndia; so konnte es auch mitten in die zusammengehörenden Worte hineingerathen. Aehn- liche Versehen sind sicher in unserem Plautustext vorgekommen, vgl. z. B. Schoell, praef. ad Capt. p. XV, wo nachgewiesen wird, dass Capt. 59 ein esse aus einem ähnlichen Versehen in den vor- hergehenden Vers kam u. a. Darauf scheint auch der Ambrosianus zu führen, dessen Lücke augenscheinlich nicht alles deckt, was im Palatinischen Texte steht. Jedenfalls aber stand auch im Ambrosianus wie bei Varro und in den übrigen Plautushandschriften epityra, nicht epityrum. Da aber apud illa nicht fehlen darf, bleibt nur, wie angedeutet, das überflüssige ut der Palatinen zu streichen. Die Construction epityra apud illa estur insane bene ist echt Plautinisch und giebt einen guten Sinn: „Bei solchen Leckerbissen isst sich's unsinnig gut/' Die Wortstellung ist wie Cure. 195 maledictis pro istis. Asin. 130 at malo cum tuo, vgl. Capt. 406. Asin. 187 u. a., und über die locale Bedeutung von apud ist nicht weiter zu reden: ja man kann hier sogar eine treffliche Pointe des Parasiten auf den Bramarbas finden, wenn er statt apud illum eben sagt apud illa epityra, weil dies das einzige ist, das ihn bei diesem hält. Dies alles erwogen er- halten wir folgenden auf alter Ueberlieferung fussenden Vers: Nisi ünum: epityra apud illa estur insane bene.

Das ist ein neuer Beleg für die in Rede stehende Messung. Die Krage, ob ein erst durch Elision iambisch gewordenes Wort oder ein solcher Wortcomplex metrische Positionskürzung erleiden kann, sind wir demnach zu bejahen geneigt Zehn unter den angeführten Stellen bieten eine solche Kürzung deutlich in unserer Ueberlieferung. Eine Anzahl Stellen müsste geändert werden, wenn man das Gesetz nicht zugiebt. Wir erklären diese Fälle um so mehr für legal, weil alle hier in Frage kommenden Wort- gruppen, wie bereits oben angedeutet, in der noch zu besprechen- den letzten Erscheinung unsers Kürzungsgesetzes ihre Analogie finden. Bindet die Elision die einzelnen Wörter, so finden wir in einem hilründo ülas, nisi unum epityra, vel ire extra u. ä. die- selben Betonuugs- und metrischen Positionsverhältnisse, wie in voluptates, seneetüti, verSbäinini u. ä.

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3. Weitere EracheinnDgen des metrischen Kürzungsgesetzes.

87

Es ist aber bei Plautus eine ganz gesetzmassige und von der Textkritik längst allgemein anerkannte Erscheinung, dass die zweite an sich lange Silbe in mindestens viersilbigen Wörtern, deren Hauptton auf der dritten langen Silbe ruht, in der be- stimmten metrischen Position gekürzt wird, wie in mägistratus, mäglstratibus, während mägister immer die zweite Silbe lang hat. Dies letztere ist ein Fingerzeig für die Erklärung dieser Kürzung. In solchen iambisch beginnenden Wörtern haben wir ähnliche Tonverhältnisse, wie bei einfachem iambischen Worte, denen noch ein anderes zwei- oder mehrsilbiges Wort folgt. Schon Ritsehl, prol. p. 327 macht auf die Analogie von pÖtS-

stätem mit pötSst aufmerksam. Man mass eben pot&stgtem ganz

wie potgst tantum; voluptätem wie völup tatein. Die Tonverhält- nisse sind also die gleichen, nur dass der Silbencomplex volup auf der Stammsilbe natürlich nur einen Nebenaccent hat, während der volle Hochton auf der dritten Silbe ruht. Sichtlich aber wird durch diese Accentverhältnisse der erste Theil in pote-

s tat cm, iiWen-tütem wenigstens so weit von der Haupttonsilbe und der folgenden Silbe isolirt, dass er der metrischen Kürzung verfallen konnte, wie ein einfaches iambisches Wort Da er jedoch näher mit dem Folgenden verbunden wird, als ein selbst- ständiges iambisches Wort, erklärt es sich, dass diese Art Kürzung, wenn auch nicht allzu häufig, ebenso in den inneren Senkungen der iambischen und trochäischen Dipodien erscheint, wie in dem zuvor besprochenen Falle mit Dlcam tibi tnpingam u. ä.

Unter solchen Verhältnissen gekürzte Wörter sind die folgen- den: Fgrentärium Trin. 456. iüventutis u. s. w. Amph. 154. Cure. 38. Most. 30. Pseud. 202. gubernabant Mil. 1001. mägi- stratus Belege bei Müller, a. 0. S. 243; dies auch in innerer Senkung Pers. 76. Truc. 761, jedoch Epid. 592 Epidicus mihi fiüt magister oder nach Spuren in A: Epidicust mihi inagister; ferner mlriisträre, auch in innerer Senkung Cure. 3G9. Stich. 689. pÖtestateni, aber Trin. 822 nicht pÖtgstas bei falscher Ergänzung, sondern quom penes nie <fuit nullä) pötestäs oder ähnlich; quä- drlngönti oder quädrigenti u. ä., aber nicht dücentös, sondern Bacch. 272, wie immer gerade bei dieser Zahl mille et ducentos; säglttatus, aber nicht sägltta; Aul. 395 ist statt cönfigß sägttüs oder cönftge' saglttls oder silgltls, was alles ungebräuchlich ist, unter Vertauschung eines Buchstaben mit einem sehr ähnlichen

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Prosodie. 1. Das metrische Kürzungsgeeet«.

cöiiftcc sägittis zu schreiben; es ist der gewöhnliche Ausdruck an Stelle des gewählteren gesetzt worden, vgl. Plaut. Pseud. 464 Conficiet iam te his verbis u. ä., vgl. Reinh. Klotz, Handwörter- buch I S. 1037; und Pers. 25 Sagitta Cupido cor meum trans- ffxit. :: lam servi lue amant ist nicht mit Ritsehl cor Cupido meum zu stellen, weil dadurch dem Verse die Hauptcäsur ge- raubt würde, sondern nur meum cor, wie Trin. 223 meo corde, wo A corde meo hat, ähnlich ibid. 257 cum meo animo, A cum animo meo; und dann bacchiisch zu messen: Sagitta Cupido meum cor transfixit. :: Iam servi hic amant, worüber unten Rhythmik II, 4 am Ende zu handeln ist; in Bacchien findet sich so meum cor Sext. Turpil. 88 Satin tft se meum cor voluptatibüs dat? ähnlich Stat. 230 nünc meum cor cumulätur ira u. ä. o. Ferner sSdön- tarius Aul. 513. seneetüti u. s. w. Trin. 398. Phorm. 434. [süb- Örnäta Pers. arg. 4]. süpellectilis u. s. w. Poen. 1145. Stich. 62. Phorm. 666. täbgrnaculuni Trin. 726. vßnüstatis, vgtüstate, vÖlün- tatis, vÖluptatem u. s. w. völüptarii, s. Müller S. 260 fgg., in innerer Senkung davon vÖlüntate Mil. 1124. Stich. 50 und vö- luptatis u. ä. Auiph. 039. Pseud. 60. 537. 1280. Poen. 1263.

Dies sind sämmtlich Positionsliingen, und man hat gemeint, vgl. Müller, Plautio. Prosodie, S. 266 280, es sei diese Kürzung auf Positionslängen zu beschränken, nicht auch auf Naturlängen auszudehnen. Allein wir haben in allen den zahlreichen Fällen, wo wir dieses metrische Kürzungsgesetz beobachtet haben, ge- funden, dass nicht der geringste Unterschied zwischen naturlangen und positionslangen Silben gemacht wurde, weil eben dies Ge- setz in erster Linie ein metrisches, das entscheidende Moment eine bestimmte Position bestimmter Silben im Verse ist und keine vulgäre Vernachlässigung des gewöhnlichen Positions- gesetzes vorliegt. So würde es von vorn herein auffallen, wenn in diesem einen Punkte eine wesentliche Unterscheidung zwischen den nur im Sprachmaterial begründeten Arten der Länge ge- macht worden wäre. Dazu kommt, dass wirklich derartige Bei- spiel*1 mit Naturläuge in der gekürzten Silbe durch unsre beste Ueberlieferung bestätigt werden, wie

Phorm. 002 Quid ad me ibatis?:: Ridiculum :: Fmbämini, wenn auch in der einen Klasse der Calliopischen Handschriften herumcorrigirt sein mag. Allein diese von Bentley wieder auf- genommene Lesart veremini ist nach der ganzen Construction unmöglich und die von Dziatzko aufgenommene Conjectur Müller's

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3. Weitere Erscheinungen des metrischen KürzungBgesetzes. 89

rebäminin Me nön id facere? statt Verebämini, Ne nön id facerem

nicht wahrscheinlicher. Die Form vere-bliniini ist metrisch nicht

anders behandelt worden als cäle-fTeri; die zweite unbetonte Silbe ist durch den Nebenton der Stammsilbe, durch den hier überdies der erste Theil der Compositum eine gewisse Selbstständigkeit er- hält, ein wenig von den nächsten Silben isolirt, und schon diese geringe Selbstständigkeit dieses jambischen Einganges genügte, die unbetonte zweite Silbe gegen die metrische Kürzungstendenz ebenso un widerstandsfähig zu machen, wie im einfachen iam- bischen Worte vidf», vidg licet u. ä.

Wie weit man dieser unzweifelhaften Belegstelle für der- artige Kürzung bei Naturlänge noch andre aus Plautus an die Seite setzen will, ist eine specielle Frage der Textkritik. Ueber- liefert sind uns verschiedene Stellen mit solchen Kürzungen. Hier führen wir Folgendes an:

Amph. 930 Ibo egoniet: comitem mihi j»r«#citiai)] dtixero,

wo nur ganz gewaltsame Aenderungen diese Erscheinung weg- schaffen können. Auch der so entstehende Proceleusmaticus ist regelrecht gebaut, vgl. Metrik II, G. Andre Stellen bei Müller a. 0. S. 275.

Pseud. 1262 prqnn&xv äwitcissuniam amicitiam,

wo sich die an sich tadellose Ueberlieferung halten lässt, wenn man die den zwei vorhergehenden Stellen ganz aualoge Kürzung in demselben Dimeter zweimal au nimmt.

Merc. 846 Vitam, amtcitiam civitatem, laetitiam, ludiim, iocum.

civitatem ist jedenfalls richtig, es bildet den Gegensatz zu exi- liuni in der zwei Verse später folgenden Aufzählung; aber man kann daran denken, cm als eine Silbe zu messen, wozu sich obliscere u. ä. stellen lässt, vgl. Metrik II, 2. Rud. 601 wird vldebatur überliefert, jedoch folgt später videtur, Men. 37 viel- leicht Sjhracusas u. ä.

Die Messung verSbämini lässt sich nicht aufechten, selbst wenn nur wenige Beispiele aus Plautus sich daueben stellen lassen. Denn sie erhält noch einen Rückhalt in einer andern, aber ganz ähnlichen Erscheinung. Wir sahen oben, dass einem einfachen vlde ganz gleich behandelt wurde eine unter Elision erfolgte Verbindung zweier Wörter, wie vlde üt discidit labrum ganz wie vlde discidit labrum u. ä. Die Consequenz davon ist

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l'rosodie. I. Das metrische Kflrzungsgesetz.

für unsern Fall klar. Eine Messung wie növo Örnatu in dem Dimeter:

Trin. 840b Cum növo örnatu specleque sliuul.

ist ebenso legal, wie z. B. Heaut. 1025 volöntate öbsecro; doch auch hier findet sich Positious- und Naturlänge ohne Unterschied gekürzt. Denn gerade ornatus hat naturlange Anfangssilbe. Man wird also mit der Möglichkeit rechnen müssen, auch andre Stellen so zu messen, vgl. Capt. 340 ut aestimatum, Cure. 594 neque vidi neque aüdivi, so besonders nach L. Havet, wo jedoch Fleckeisens nec vidi aut audivi immerhin eine leichte und gefällige Aende- rung ist. Stich. 213 quöt aiitem lässt sich halten, wenn man

quÖt aiitem mit enklitischem autem betont, wofür qu6t Item conjicirt ist.

Jedenfalls haben wir hier nur eine sehr vereinzelte Er- scheinung. Es lassen sich fast nur noch Beispiele mit uxor auf- stellen, die mehrfach recht zweifelhaft sind. So Phorm. 770 ist wohl mit Streichung des zweiten überflüssigen ut zu lesen: lta faciain, ut frater eensuit: uxorem eius huc addücam. Doch scheint, wiewohl auch hier geändert wird, sicher zu sein

Merc. 244 Ad me domum intro ad üxoreni dueturam inean», schwerlich intro ad üx.

Dreimal begegnet die Wendung sed uxör, wo es sich wegen der Betonung um eine der schwersten Kürzungen handeln würde:

Rud. 904 Sgd uxör vocat me ad prandium. redeö domum.

Kud. 895 Sed uxör scelesta me omnibus servät modis.

Cas. 209 Sed uxör me exeruciat, quia vivit. Und die Stellen scheinen sich gegenseitig zu schützen. Aliein die erste beruht gar nicht auf handschriftlicher Ueberlieferung, sondern auf Fleckeiseu s Vermuthung, sie lautet vielmehr in den Handschriften ohne diese harte Kürzung: Sed ad prandium uxor me vocat. redeo domum ohne Variante. In der dritten Stelle, die noch nicht endgiltig hergestellt scheint, ist Sed ßxerriciat me uxor quia vivit eine siungerechte Umstellung, wahrend die zweite sich vielleicht Sed me uxor scelerata oder ähnlich lesen lässt.

Allein so selten auch der hier erwähnte Fall vorgekommen sein mag und so leicht sich vielfach ändern lässt, wie növö cum omati u. dgl., als unmöglich kann man ihn nicht hinstellen. Ja es findet sich sogar zu diesem cum novo örnätu die analoge Kürzung bei kretischem Worte überliefert:

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3. Weitere Erscheinungen dea metrischen Kürzungsgesctzes. 91

Aul. 721 mälß perditüs pessüme ornätus eo. Auch hier konnte man nachhelfen wollen mit pessume eo Jrnatus oder pessume omistus eo nach Epid. 375 dolis astutiisquc onu- 8tam u. ä. Doch trifft alles zu, wie bei cum novo Örnatu. Die gekürzte Silbe ist tonlos und durch Elision mit dem vorher- gehenden Creticus verwachsen. Aber eine Messung wie cöntü- bernalis ist haltlos, vgl. Müller, a. 0. S. 263—265.

Wir haben beständig hervorgehoben, dass die zu kürzende Silbe eine unbetonte war. Aber selbst davon scheinen Aus- nahmen vorzukommen, zwar lange nicht soviel als L. Havet, a. 0. S. 137 fg. annimmt, der Verkürzungen wie fenestra als ganz legal hinstellt. Denn ein grosser Theil der hierfür auf gestellten Beispiele entfallt bei näherer Betrachtung. Für fenestra ist uns ausdrücklich die Nebenform festra für des Ennius Zeit durch die besten Grammatiker verbürgt, aufgeführt von Müller S. 239, für ävonculus an vier Stellen der Aulularia, s. Müller S. 232. 233, lässt sich mit der Form avonclus auskommen, ein- mal allerdings mit Umstellung; unbedenklich aber ist es eine solche Form einzusetzen, da ja auch periculum u. v. ä. unsere Handschriften da bieten, wo der Vers die kurze Form periclum u. s. w. verlangt. Poen. 1206 ist ein ärüspex durch Beseitigung eines que von Müller gebessert: quod ärüspex. Es ist wohl gleichfalls unter Streichung eines que zu lesen

Capt. 246 IVr commune servitiuni, quod hostica evemt manu, libri perque c. conservitium, da man die Geschmacklosigkeit eines conmune conservitium dem Phutus kaum zutraut und die Cäsur nach servltmm, quod ganz legal ist, vgl. Metrik 1, 3 gegen Ende. Ferner hat Ritsehl mit Streichung des dritten quibus Pseud. 180 Quibus vitae, quibus deh'ciae estis, savi'a mämillae mellitae, wie es scheint, richtig geschrieben. Auch griechische Eigennamen, wie Alexander, Most. 775. Bacch. 947 u. u. PhilÖxenus Bacch. 1106 oder Philippus, doch vgl. unten, und Achilles (Nebenform 'AjtfXtv<$) u. ä., s. Müller S. 231 fgg , können natürlich hier nicht angeführt werden. Andre Stellen sind bereits oben gelegentlich besprochen worden.

Cas. 199 ist kein Grund nitorlbus zu messen. Denn Ussing sagt richtig: 'rebus et uitoribus' iuepte iunguntur. Nur durfte er desshalb nicht rebus und et streichen. Man vermuthe moribus statt nitoribus und lese: Omnibus rebus auiorem ego credo et moribus nitidis antevenire.

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02 Prosodie. I. Das metrische Kürzungsgesctz.

Andr. 613 stände die Messung fidüciä einzig bei Terenz da, der Vers bietet noch einen Anstoss, von dem weiter unten zu handeln ist; es ist, wie wir sehen werdeu, anders als gewöhn- lich die Versabtheilung vorzunehmen. Ferner ist zu schreiben

Most. 217 Dum tibist nunc haec aetätula, in sßnecta etc. statt des uberlieferten tibi . . . aetatulast, wie est gern ans Ende oder ans Particip, zu dem es gehört, gerückt wurde, vgl. ib. 314 u. v. a.

Allein es bleiben einige ganz unzweifelhafte Fülle, wo ein Wort von der prosodisehen Gestalt eines Bacchius oder Diiambus (<^__ und in der zweiten Silbe gekürzt ist. Bei slnitl-

liunae und sätSllites Asiu. 241 und Trin. 833, vielleicht auch bei tabellae, das jedoch nirgends sicher als anapästisch gemessen erscheint und leicht mit tabulae zu ersetzen geht, mag mau zu einer sprachlichen Erklärung greifen; aber sich nicht etwa darauf berufen, dass zu Plautus' Zeit die Doppelconsonanz nicht durch die Schrift ausgedrückt wurde, was j*a,^ wie Müller a. 0. S. 253 ausführt, für die Aussprache nicht massgebend ist, sondern entweder auf die Natur des 1 mouille hinweisen, das auch in der griechischen Poesie vielfachem Schwanken unterworfen ist, wie sich AlejyXXov und Al<i%vXo$ u. ä. neben einander findet, oder auf die ältere Art die Stammsilbe zu betonen, die besonders W. Corssen, Aussprache u. s. w. IT S. 892 906 wahrscheinlich zu machen suchte.

Mit der Betonung hängt wohl die Quantität vÖlüptas zu- sammen. Dies wird an zehn Stellen (Müller S. 262) so über- liefert, dass man es unbedingt als Anapäst messen muss. Aber diese Ausnahme, scheiut es, bestätigt gerade die Regel, dass die der Kürzung verfallende Silbe eine unbetonte sein muss. Denn das gekürzte voluptas findet sich nur in der Verbindung mit mea im Versausgange voluptas mea, sonst aber, wie Pseud. 52 und Truc. 899, wo im Versinnern ineä vÖlüptäs steht, hat es die natürliche bacchiische Messung. Das mea hinter voluptas ist offenbar ein Enklitikon, es wirft seinen Acceut auf die letzte Silbe des vorhergehenden voluptas, und dies wahrte unter diesem Einflu8s seine Betonung voluptas, so dass vÖlüptäs mea als enge auf der drittletzten Silbe betonte Wortverbindung im Verse wie völüptärii galt. Auch sonst scheinen sich Anzeichen für die Be- tonung der Wörter auf äs, ätis in Plautinischeu Versen erhalten zu haben, wie Kud. 901 Ut tempestäs est, wo gleichfalls ein

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3. Weitere Erscheinungen deB metrischen Kürzungagesetzes. 03

enclitisches Wort nach einem Substantiv auf äs steht, eine Stö- rung des s. g. Dipodiengesetzes ebensowenig ist, wie ein pergin an der gleichen Stelle.

Dies kann ein Fingerzeig sein, wie wir die vereinzelten Aus- nahmen, die sich sonst noch in dieser Beziehung finden, zu er- klären haben. So dedistiu im Anfange zweier Verse Trin. 127. 129, auch Cure. 345. Ist in Folge des Autretens des enclitischeu ne der Hochton des Wortes einmal verrückt und bleibt auf der dritten Silbe auch nach Abfall des letzten Vocals, so gilt diese Form für den Vers ganz wie ein längeres regelrecht auf der dritten Silbe betontes z. B. vÖlüptatem, vßrSbamini, verebarne, und die zweite Silbe ist dann gegen die Einwirkung der Positionskürzung nicht geschützter als in den längeren Formen d^cßsting. Freilich steht an der Curculiostelle dedisti überliefert und, da beide Stellen offenbar gleich zu gestalten sind, kann man an der ersten Stelle schwanken zwischen dedi'sti argentum und dedistin argen- tum. Doch Plautinischer Sprachgebrauch empfiehlt die letztere Form.

Ebenso lehrreich ist eine andre Ausnahme: Mil. 1061 Dabitür quantum ipsus preti poscet. : : Tälentum Philippum huic opus aifrist.

tälentum behielt, wie auch die Vocalisation zeigt, seinen griechi- schen Accent auf der ersten Silbe und verfiel daher mit seiner unbetonten Mittelsilbe der Kürzung etwa wie ein tamSn tüm, was man auch für Philippus, s. oben, geltend machen kann.

Zum Nachweis etwaiger weiterer Consequenzen unsers Ge- setzes giebt unsre Ueberlieferung keinen Anhalt. Auch sind nach unserer Erklärung kaum andre als die besprochenen Fälle denk- bar. Die Messung

Aul. 723 Perdlttssümüs ego suni Ömriium in terra ist in unserer handschriftlichen Grundlage nicht unmittelbar be- gründet, da diese Worte in einem besonderu Vers geschrieben stehen, einer trochäischen katalektischen Pentapodie. Da jedoch der Vers sich sonst sehr gut in den anapästischeu Rhythmus, der durch die ganze Scene geht, einreiht, so könnte man allenfalls die regelwidrige Positionskürzung der hoch betonten Mittelsilbe mit der Länge des schwerfälligen Wortes einigermassen für ent- schuldigt halten.1) Dass auch in griechischen Anapästen bei

1) Sicher ist dies jedoch keineswegs, da auch im zweiten Theile de« so entstehenden Octonars: Natn qnid mihi opus est vita, qui tantum auri,

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94 Proeodie. I. Das metrische Kürzungsgesetz.

langem, schwer in den Vers sich fügenden Wörtern eiuzelne Frei- heiten gestattet wurden, hat Verfasser, studia Aescbylea p. 32 mit Beispielen belegt. Aber nirgend heben solche vereinzelte Nothstände, mit denen sich der Dichter abfinden muss, die Regel auf.

Wir haben daran festzuhalten, dass bei all diesen Kürzungen das Entscheidende allerdings die Assimilation der Quantität unter metrischer Beeinflussung ist, eine gewisse metrische Positions- kürzung, dabei aber sehr wesentlich bleibt, dass die der Kürzung verfallende Lange nach beiden Seiten hin möglichst isolirt und überhaupt möglichst wenig widerstandsfähig ist. Letzteres wird sie aber, wenn der grammatische Hochton auf ihr ruht, daher

die Verschiedenheit der Quantität eines mäjrlsträtus und eines

maglster u. ä. Wie weit in den einzelnen Fällen sprachliche Vor- gänge wirksam waren, ist eine nicht leicht zu beantwortende Frage, wir haben auch hierfür verschiedene Anhalte oben an- gegeben. Ob dagegen vor der zu kürzenden Silbe nur eine Kürze oder ausser dieser eine oder mehrere Silben stehen, ist an sich für den Vorgang der Kürzung gleichgiltig. In Trochäen und Iamben waren Kürzungen wie erlpe Sx dre nur darum selten, weil eine Form ertpß ttbias oder mitte täbellas nicht zulässig ist. Gewöhnlich und zwar in weitaus den meisten Fällen war die gekürzte Silbe die letzte eines iambischen oder iambisch endigen- den Wortes oder Wortcomplexes. Allein es konnte auch eine Anlehnung an das Folgende stattfinden. Je lockerer diese ist, desto zahlreicher erscheint die Kürzung. Je enger sie ist, um so seltner begegnet die Wirkung des metrischen Kürzungsgesetzes. Um so mühsamer war für uns der Weg der Beobachtung und Untersuchung, die sich sogar öfters in einzelne Textbetrachtungen verlieren musste.

Allein diese ausführliche Betrachtung ergiebt, dass in die- sem zuerst zur Erörterung gelangten Gesetze die Einheit- lichkeit der metrischen Technik durch alle verschiedenen Rhythmengeschlechter hervortritt, die auch auf andern Gebieten zu verfolgen und darzulegen eine Hauptaufgabe für uns ist.

auch wenn man mi opüst liest, eine Silbe zu viel bleibt. Porditissumus kann aus dem Anfang des folgenden Verses I'erdidi vorschrieben sein und etwa für Pes8timu8 stehen, wodurch ein richtiger Octonar gewonuen würde.

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3. Weitere Erscheinungen des metrischen Kürznngsgesetzes. 95

Es entspricht ganz der eigenartigen Natur des slöog ncaco- vtx6v, dass in bacchiischen und kretischen Versen unser Ge- setz am seltensten ist, sich überhaupt nur auf iambische Wörter und Wortcomplexe beschränkt und besonders in Senkungen der kretischen Versarten, die auch sonst noch reiner als die gewöhn- lichen inneren Senkungen sind, vgl. Metrik II, 5 am Ende, gar nicht und in denen des Bacchius auch nur sehr spürlich vor- kommt, während es in den Hebungen entsprechend den Verhält- nissen der Auflösungen wahrnehmbar ist.

Umgekehrt muss in den Anapästen das Gesetz am meisten in Evidenz treten. Dass gerade hier alle Consequenzen desselben sich in grösserer Zahl zeigen, liegt augenscheinlich in der Natur dieses Rhythmus. Da dieser lauter zweimorige, der Hebung gleichwerthige Senkungen hat und die Hebung häufig in zwei Kürzen auflöst, so kann das Gesetz unbeschränkt in allen Vers- stellen und in allen möglichen Wortformen wirken.

In Iaraben und Trochäen kann die Kürzung zwar in den Hebungen ausser bei iambischen Wörtern auch in kretischen vorkommen, aber längere kretisch auslautende Wörter, wie merum avärifer faucibus plenis, vgl. Cure. 127, sind ausgeschlossen, auch der gekürzte Creticus ist nur im Anfange der iambisch anhebenden Reihe möglich; in den iambisch -trochäischen Sen- kungen aber trat nach den Grundregeln des yevog iapßixöv hier nothwendig die Beschränkung auf iambische oder iambisch be- ginnende Wörter und Wortcomplexe ein. Denn verkürzte Krc- tiker waren einfach dadurch ausgeschlossen, dass die der Hebung nicht gleichwerthige Senkung nur die flüchtigen Kürzen duldete, vor allem keine Endkürzen eines daktylisch auslautenden Wortes. Dennoch sehen wir auch hier die einheitliche Technik durch- geführt, insofern selbst in trochäisch- iambischen inneren Sen- kungen in dem einen speciellen Falle, wo sie denkbar war, die Verkürzung eines Creticus auch wirklich eintrat, vgl. Stich. 710 eripe 8x öre u. ä.

Ganz im Gegensatz zur iambisch -trochäischen Rhythmen- gattung konnte im daktylischen Versmasse das Kürzungs- gesetz naturgemäss nur in der Senkung zur Geltung kommen, weil die Hebung nicht aufgelöst wurde. Hier aber traten die- selben Erscheinungen ein, wie in der anapästischen Senkung, lediglich in der einen von uns im Eingange unserer Untersuchung begründeten Beschränkung auf vocalischen Ausgang. Die Con-

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or»

Proßodie. I. Das metrieche Kurznngßgesetz.

sequenz des Gesetzes zeigt sich auch in den Daktylen. Dass der Ennianische Hexameter selbst Kürzungen wie lucficrS, fißri nicht verschmähte, haben wir bereits oben S. 42 belegt. Aber selbst solche Fälle, wie excürätüs incesslsti, die der Plautinische Ana- päst wie die alten Sortes vereinzelt bieten, sind nicht mit einem Male aus den daktylischen Hexametern verschwunden. Schon Isidor, de natura rerum cap. 30 las einen Vers des Lucretius, VI 1133 ganz so wie ihn unsre Handschriften haben: an caelum nobis ultro natura cÖrüptum | deferat in völlig sinngerechter Form, an der nichts zu ändern ist. Ebenso bezeugt uns die ars Consentii de barbarismis et metaplasmis, eine Schrift, der gute Quellen zu Grunde gelegen haben, p. 30, dass Lucilius, üb. inc. 171, ore cörüpto gemessen habe, und auch bei Ennius muss sich nach derselben Stelle Aehnliches gefunden haben. So wird man selbst einem Horaz noch ein pyrrhichisches pälüs, das uns Uberliefert ist. zutrauen, trotz Luc. Müller, de re uietrica p. 342. So scheint das Kürzungsgesetz noch in einer Specialität wirksam, wo aller- dings auch sprachliche Vorgänge es erleichterten. Auch die clas- sische Hexameterdichtung der Augusteischen Zeit hat sich prin- cipiell noch nicht von diesem Gesetze frei gemacht. Wir führen hier nur an, dass selbst Horaz, der über die Plautini nuraeri spottet, ausser dem oben S. Gl aus den Oden angeführten Pölttö in seinen Hexametern sich folgende Kürzungen gestattet: cäve epist. I 13, 19. dixerö sat. I 4, 104. mentiö Ibid. 93. nesciö oft, besonders in nescio quts. quömÖdÖ sat. I 9, 43. sat. I G, 119. vetö sat. I 1, 104 u. ä. bei Luc. Müller, de re metr. p. 337.

Entschieden mit dem Kürzungsgesetz zu brechen hat sich erst der Provinciale Lucan entschlossen, bei dem, wie wir bereits erwähnten, immer nur cänö, ämö, ubl, Ibi u. ii. begegnet. Ganz hat aber auch dieser auf metrischem Gebiete consequent vor- gehende Neuerer das Gesetz nicht beseitigen können. In den Pronominal formen mihi, tibi und sib! hat sich dies Gesetz auch bei ihm forterhalten und darnach bis in die Zeiten der allgemei- nen Schwächung des Auslauts und zeugt von der römischen Zähigkeit ebenso gut, wie das Festhalten alter nicht mehr ver- standener Formen und Formeln auf dem Gebiete des Cultus und des Rechtes.

Denn dass wir auch in diesem metrischen Gesetze eine acht römische Eigenheit haben, ist klar, da sich in der ganzen grie- chischen Poesie nicht eine einzige ähnliche Erscheinung wahr-

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4. Prosodie der Saturnier.

97

nehmen lässt, die für dieses so allgemein wirkende Gesetz vor- bildlich hätte werden können. Nur fehlt noch zu der von uns angestellten kurzen Betrachtung über spätere Nachwirkungen des Gesetzes der Nachweis, dass Livius und Naevius dies Gesetz nicht willkürlich gemacht, sondern bereits in der römischen Vers- technik ihrer Zeit vorgefunden haben. So reiht sich anhangs- weise ein Abschnitt an über die Prosodie der römischen Saturnier. Wir glauben nämlich mit einiger Wahrscheinlichkeit folgende Beispiele für unser Gesetz anführen zu können:

Corp. inscr. lat. I 32, 6 DSdet tempestatebus aide mereto. Ibid. I 33,3 Hönös famä virtusque glöria atque ingenium,

zu denen sich aus späterer Zeit stellen lässt

Ibid. I 1006 Bene re*ni geras et väleas, dörmias sine cüra.

4. Prosodie der Saturnier.1)

Um die zu Livius' und Naevius' Zeiten herrschende prosodisch- metrische Technik der Saturnier darzulegen, besitzen wir als authen- tische Quelle unter den Elogia Scipionum die Grabschrift auf Lucius Cornelius Scipio Barbati filius, den Consul des Jahres 259, einen Helden des ersten punischen Krieges, Corp. inscr. lat. I 32, die ihrem Alter nach unter den metrischen Inschriften einzig und darum auch eigenartig dasteht. Mit ihr lassen sich noch verbinden die erst nachträglich von der Familie gesetzte Grab- schrift auf den Vater des obengenannten Scipio und die auf den frühzeitig verstorbenen Sohn des ältem Africanus ibid. 30 und 33.

Sie lauten in Minuskelschrift umgesetzt folgendermassen:

hone oino ploirvme cosentiont H<omai>

dvonoro optvnio fvise viro

Lvciom Scipione filios Barbati

consol censor aidilis hic fvet a<pvd vos)

hec cepit Corsica Aleriaque vrbe

dedet Tempestatebvs aide mereto<(d)>.

1) Ueber die Theorie, welche unprosodiBche Saturnier annimmt, luit Bich Verfasser ausführlich geäussert in Bursian-MüllerH Jahresbericht 48. Bd. S. 117 125 und in der Berliner philologischen Wochenschrift VI. 18 S r>G0 503. VII. 45. S. 1408—1411.

Klotz, (ir Izitj/o nltr .miM. )u-r Metrik 7

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Prosodie. J. Das metrische Kürzungsgesetz.

Oornelivs Lvcivs Scipio Barbatvs

Gnaivod patre prognatvs fortis vir sapiensqve

qvoivs forma virtvtei parisvma fvit

consol censor aidilis qvei fvit apvd vos

Tavrasia Cisavna Saninio cepit

svbigit ouine Lovcanam opaidesqve abdovcit.

[Qvei apice insigne dial^is fl>aniinis gesistei] mors perfe<cit> tva vt essent omnia brevia bonos fama virtvsqve gloria atqve irgenivm qvibvs sei in longa licv<i>set tibe vtier vita facile facteis svperases gloriam maiorvm qva re Ivbens te in gremiv Scipio recip<i>t terra Pvbli prognatvm Pvblio Corneli.1)

Die älteste Scipioneniuschrift unterscheidet sich von den beiden jüngern vielfach durch ihre Sprachformen und ihre Ortho- graphie, die sichtlich auf einer altern Stufe stehen, vgl. Ritsehl, Opusc. IV, S. 223, ebenso aber auch in metrischer Hinsicht. Wäh- rend die beiden jüngern offenbar unter dem Einfluss des Livianisch- Naevianischen Kunstepos nur noch die sog. vorletzte Senkung unterdrücken, erscheint hier die doppelte Katalexe in beiden Halbversen sechsmal und nur zweimal im zweiten Theile einfacli im vorletzten Fusse. Dagegen findet sich viermal in den sechs Versen der kretische Ausgang des ersten Hemistichs, den die jüngern Inschriften nicht aufweisen. Dass diese älteste metrische Inschrift durchaus keine Singularität in ihrer Technik war, be- weist das Elogium auf dem Grabe des Calatinus, dessen Anfang

1) Unbedingt von unserer Betrachtung auszuscheiden ist cor», inscr. lat. I 34, eine nicht genau datirbare, spätere Grabschrift auf einen L.Cor- nelius Cn. f. Cn. n. Scipio. Der erste Satz bietet bei einer harten Con- struetion: virtutes parva cum aetate possidet hoc saxum, wenigstens einen richtigen Sinn; im zweiten Satze, cui vita defecit, non bonos honore, ist das letzte Wort sinnloses Füllsel des Verses; im dritten, is hic situs qui nnmquam victus est virtuti, ist das letzte Wort nicht unbedenklich. Der letzte Satz ist wohl sinnlos, doch nicht fehlerhaft überliefert. Wie die grammatische, so ist auch die metrische Form im ersten und letzten Verse unverständlich. Die Inschrift hat keine Versabtheilung. Verse Bind aber offenbar gemeint. Vermnthlich hat der Verfertiger derselben ohne Ver- ständnis des Rhythmus sich seine Verse nach den Schemata der ältern zusammengestellt. Dann erklärt sich neben manchem Richtigen auch ein Halhver» wie ne quiürätfs honorem nach tffrra Publl prügnütuiu u. ü.

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4. Proaodie der Saturnier.

99

Cicero an zwei Stellen uns erhalten bat, vgl. Cat. mai. 17, 61 und fin. II 35, 116 hunc ilnum plüximae | consentiunt gentes || populi primariura | füisse virum. Der wiederholt sich zeigende Abfall des Accusativ-tw scheint ziemlich willkürlich. Hierbei hat wohl nur die Laune des Meisslers gewühlt, einmal scheint er auch ein Nominativ-s fälschlich gesetzt zu haben, auf Z. 3 der ersten Inschrift. Der quantitative Werth des Wortes erscheint unab- hängig davon, ob der Endconsonant m wirklich ausgeschrieben war oder nicht. Aehnliches Schwanken findet sich auch bei co- sentiont gegen consol censor, während auf einer etwas altem Scipioneninschrift, corp. inscr. lat. I 31,2 aidiles cosol cesor steht.

Die erste Scipioneninschrift, in die spätere Schreibart und die gewöhnlichen Formen umgesetzt und mit den die Anfiiuge der Dipodien bezeichnenden Accenten verseilen, lautet demnach:

Hunc imuni pldrimi | consentiunt R6mae Bonorum Optimum | Wisse virum Lucmm Scipiönem | fflium Barbäti. Consül censor aedilis | hic fuit apüd vos. Hic cepit Corsicam | Äleriamque urbem. Dedit Tempestatibus | ae'dem merito.

Die Messung Lucius statt Lucius angenommen, bietet sie in

prosodischer Hinsicht kaum eine Abweichung von der späteren

Praxis. Denn an den Versausgaug füisse virum ist kein Anstoss

zu nehmen, da sich ähnliche Ausgänge noch bei Plautus und

Terenz nachweisen lassen: Bacch. 105 aqua cälet und Ad. 523

ntst quia pröpest nach bester Ueberlieferuug. Das einzige, was

auffallig ist, ist der Hiatus nach bonorum. Dieser lässt sich

aber gut durch die Katalexe erklären. Denn offenbar dehnte

man in solchen Versen nicht zweimal hinter einander die lange

Silbe zur zQfatipog, wie im Griechischen, sondern liess lieber

eine sog. XQÖafrtGig, d. i. Pause eiutreten, ganz wie im iambischen

Septenar die Katalexis behandelt wurde, sodass der Bacchius

bonorüm genau dieselbe Geltung hat, wie Mil. 907 Lepide et sa-

pienter, commode et facete res | pardtäst u. ä. So ausser bonorum

A Optimum, auch hic cepit a Corsicam. In dem gleichen Falle

zeigen die beideu andern Inschriften je einmal syllaba anceps,

die ja in solcher Hinsicht dem Hiatus gleichzustellen ist. Beide

Erscheinungen, Hiatus und syllabae ancipites, haben den gleichen

Grund und schützen und erklären sich gegenseitig: pänssunui

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Prosodie. I. Das metrische Kürzungsgesetz.

A fiiit und onirilä a brevia. Demnach sind die beiden spätem Inschriften wohl folgendermassen zu messen:

Cornelius Lucius | Scipio Barbatus Gnaivdd patre prognätus [ fortis vir sapiensque, Quoius vita virttftei | pänssümä a frtit, Cons<51 censor aidilis j hic fuit apiid vos, Tauräsiam Cisaiinam | Sämnio a ce*pit, Subiglt omnem Loucanam | öbsidesque abdoücit.

Mors perfecit, tua ut essent | <5mniä a brevia: HÖnös, fämä virttfsque, | glöria atque iugenium, Qulbüs sei in löngä Kcüiset | tibe utier A vita, Facile factis süperases | 'gldriani inaiörum. Quare lubens te in gremiuni, | Sciptö, a recipit Terra, Publi, prognatum | Pdblio, Corneli.

Finden wir so eine Bestätigung dafür, dass das ausführlich im römischen Drama nachgewiesene Kürzungsgesetz ein acht römisches ist, in den zwei höchst wahrscheinlichen Messungen dedet Tempestatebus und hÖnös fama etc., so beweist anderer- seits unsre älteste metrische Inschrift in lateinischer Sprache, dass die Quantität der Silben in jeder Weise correct auch im Verse zum Ausdruck gekommen ist. Lucian Müller, Der satur- nische Vers S. 67 fgg. und vor ihm L. Havet, a. 0. haben für die saturnische Poesie als ein festes Gesetz aufgestellt, dass jede kurze Endsilbe in der Vershebung gelängt werden könne, ein Gesetz, das ihren Gegnern ein willkommenes Argument für un- prosodische Saturnier geworden ist, vgl. darüber Verfasser, in Bursian-Müller's Jahresbericht, 36. Bd., S. 392 fgg. Berlin, philol. Wochenschrift VI, S. 562. Das älteste authentisch überlieferte Monument der saturnischen Poesie zeigt von diesem angeblichen Gesetze keiue Spur, ganz wie auch die oben erwähnte Inschrift des Calatinus. Auf der /.weiten Inschrift findet man zwar sublgit, nicht subicit, wo man die Länge als ursprünglich nehmen könnte, und auf der dritten sogar fäcile und terra Allein daraus folgt noch nicht die Richtigkeit jenes Havet-Müller'schen Gesetzes. Es ist eine solche Verlängerung nicht Gesetz, sondern Ausnahme, die sich auf den ersten Fuss beschränkt zeigt. Bei Livius tritt allerdings noch eine Versstelle hinzu, wo eine solche Kürze in der Hebung sicher bezeugt ist, die zweite Hebung des zweiten Halbverses bei dreisilbigem Worte im Anfange dieses Verstheiles,

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\. Prosodie der Saturn ier.

101

wie Odyss. 1. Virum mihi Cainena I insece vorsiituni. Allein auch hier handelt es sich nicht um Regel, sondern um Ausnahme. Nach dem uns vorliegenden Material zu urtheilen, waren solche Längungen der alten Poesie der Römer, der die erste Inschrift zugehört, ganz fremd und Bind in die zwei jüngeren vereinzelt hineingekommen unter dem auch in anderer Hinsicht wahrnehm- baren Einflüsse des saturnischen Kunstepos. In diesem aber er- klaren sie sich ganz natürlich aus dem griechischen Vorbilde, der homerischen Dichtung ganz in der gleichen Weise, wie in Ennius' Annalen, denen doch Niemand alle prosodische Grund- lage absprechen wird, weil sich dieselben Längungen wie in den Saturniern rinden, z B. v. 148 äquila und 00 pöpülua atque, in der Vershebung wie insece, facile und terra, eine Erscheinuug, die ja selbst bei Vergil noch ziemlich häufig ist, vgl. Ph. Wagners Vergilausgabe, im Index unter productio syllabarum.

Solche Längungen aber sind im saturnischen Epos nicht häufiger als im hexametrischen. Denn ausser dem augeführten insece Odyss. 1 lässt sich aus Livius mit einiger Wahrscheinlich- keit nur anführen Od. 2 ed. Müller mea puer. 6 und 48 tuque mihi; inque manum, aus Naevius bell. poen. 4 ordine ponuntur, wohl richtige Länge, wie öfters sonst anzunehmen, zweifelhaft 7 cäpitibüs opertis, 18 summe deum regnätor, vgl. Fl 72 tpilä IxvqI dstvog te u. ä. o., ferner 32 sägmina sumpserunt, 57 pectoni pos- sidet. Bedenkt man nun den Zustand, in welchem uns die meisten saturnischen „Verse" des Livius und Naevius überliefert sind, nämlich lediglich in gelegentlichen Citaten, die unwesentliche Wrorte häufig sparen und dadurch die Constituirung wirklicher Verse äusserst schwierig und zweifelhaft erscheinen lassen, ho wird man auch von dieser Liste noch so manches Beispiel vor- sichtigerweise lieber ganz streichen. Jedenfalls zeigt sich die prosodische Grundlage der Saturnier gesichert. Und um diese handelt es sich jetzt. Auf die metrischen Eigenheiten dieser Verse kommen wir in den folgenden Kapiteln wiederholt zu sprechen, wie wir bereits in der Einleitung andeuteten, gleich im nächsten, in dem wir die verschiedenen Arten des Hiatus zusammenfassend behandeln.

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II. Hiatus.

1. Allgemeines.

Wohl die verwickeltste Frage der altrömischen Metrik ist die über den Hiatus. Die Forscher stehen sich hier ziemlich schroff gegenüber, wie bereits in der Einleitung S. 20 fg. ausgeführt wurde. Die strengste Richtung lässt den Hiat, abgesehen von dem sog. prosodischen oder griechischen bei einsilbigem vom Verston getroffenen Worte, wie qut ämant, nur an solchen Stel- len gelten, wo er durch wiederholtes Vorkommen der syllaba anceps unzweifelhaft gesichert ist, d. h. nur in der iambischen Hauptcäsur der iambischen Septenare und Octonare. Eine ver- mittelnde Richtung entschliesst sich auch noch die Hauptcäsuren einiger andrer Langverse als Hiatus -begünstigend hinzustellen. Vielfach schwankt man und ist rathlos. Andre wieder lassen nicht bloss in jeder Cäsurstelle der Langverse und des Senars, sondern auch noch in Hebung und Senkung an andern Versstellen ihn gelten. Auch darüber, ob der verkürzende Hiat bei ein- silbigem Worte auch auf die Senkung der Trochäen und Iamben auszudehnen sei, was A. Fleckeisen, Jahrb. für class. Philologie u. s. w. 61. Bd. S. 49 fgg., und August Luchs, Studemunds Studien 1 S. 18, gethan haben, ist man nicht einig. Einen ähnlichen Hiat bei zweisilbigen Wörtern hatte Ritsehl, prol. p. 204 an drei Stellen des Mercator zugelassen und A. Spengel, T. Maccius Plautus, Göttingeu 1865, S. 203 unter Zustimmung von Job. Ludw. Ussiug, Prolegomena, in seiner Plautusausgabe I. S. 224, auch in andern Plautinischen Stücken zur Anerkennung zu bringen gesucht. Allein wie Müller, a. 0. S. 699 714 auch diesen Hiat gänzlich verwarf, so ist er auch in den neuern Plautustexten nicht anerkannt. Dagegen hat L. Havet, metrique etc. S. 147, und Verfasser in Bursiau-Müller's Jahresbericht 36. Bd. S. 405 und Berliner philol. Wochenschrift VIII (1883) 3, S. 86 auch in der zweiten Silbe einer aufgelösten Hebung bei einsilbigem Worte die Verkürzung

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1. Allgemeines*.

103

anstatt voller Elision für erlaubt erklärt: Most. 696 ducere me änüs, Mil. 1314. 1338 ömnlä quae Isti dedi; und endlich hat Aug. Luchs, in Studemunds Studien I. S. 22 und 23, an 21 Stellen Plautinischer Comödien Hiatus auch bei mehrsilbigen Wörtern in der drittletzten Hebung der Senare u. s. w. behauptet, wie schon K. Lachmann ad Lucret. VI 743.

Doch von einzelnen Zustimmungen abgesehen, sind diese sämmtlichen Hiate nicht zur Anerkennung gekommen. Das Stärkste in Zulassung von Hiaten hat neuerdings Erich Below, de hiatu Plautino quaestionum prima pars, Berlin 1885, geleistet. So werden verschiedene Hiate behauptet und wieder abgewiesen. Der Boden ist hier aber besonders darum so unsicher, weil alle diese Aufstellungen bloss auf textkritischer Empirie beruhen, rationelle Begründungen bisher nicht gegeben, ja meist gar nicht versucht wurden. Darum war auch bei dem jetzigen Stande der Forschung eine Einigung bisher nicht zu erzielen gewesen.

Um eine solche in dieser Frage womöglich herbeizuführen, haben wir zweierlei vorzunehmen. Es muss jede Art von Hiatus aus einer der drei von uns in der Einleitung besprochenen Quellen begründet und zugleich nachgewiesen werden, wesshalb er gerade nur an ganz bestimmten Versstellen vorkommt, an andern wieder nicht Gehen wir auch nach diesen Grundsätzen an die Prüfung dieser Frage, so darf man sich von vornherein nicht verhehlen, dass die Verhältnisse bei dem bedeutend älteren Plautus ganz anders liegen können als bei Terenz. Auch lässt sich nicht leug- nen, dass, so geschickt auch mancher Hiatus wegdisputirt und wegconjicirt sein mag, die massenhaften kleinen Einschiebereien überflüssiger und die Rede schleppend machender Wörtchen, wie sie vielfach beliebt und sogar als evident angenommen werden, im Allgemeinen nicht gerade sehr glaublich sind.

Vor Allem aber bleibt zu beachten, dass wir die einzelnen Arten des Hiatus wohl auseinander halten. Deren aber giebt es in der altrömischen Poesie drei ganz verschiedene. Der Hiatus ist rein prosodischer Natur, wo eine Verkürzung eintritt, die man ansprechend so erklärt, dass von den zwei Moren einer Länge eine elidirt wird und durch die übrig bleibende Mora die Silbe den Werth einer Kürze behält. Den Hiat dagegen, der die einzelnen rhythmischen Glieder der einzelnen Metra, zunächst der Tetrameter trennt und in der Pause zwischen den einzelnen Hemistichien seine Erklärung findet, können wir den metrischen

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Prosodie. II. Hiatus

oder rhythmischen nennen. Zu diesen zwei Arten, die in pro- sodischen Vorgängen und metrisch -rhythmischen Verhältnissen begründet sind, tritt noch ein ganz anderer, den wir zum Unter- schiede den logischen nennen wollen, der ohne jeden Zusammen- hang mit Prosodie oder Metrik lediglich beruht auf irgend einem sprachlichen Verhältnisse. Dieser hat, genau genommen, mit der Metrik gar nichts zu thun, muss jedoch desswegen mitbehandelt werden, damit man nicht Gefahr läuft, metrische Vorgänge zu suchen, wo keine vorliegen. Befassen wir uns zuerst mit diesem.

2. Der logische Hiatus.

1. Im griechischen Drama findet man Uiat und syllaba an- ceps bei Personenwechsel am Ende oder auch in der Mitte des Verses; sonst kommt ein logischer Hiatus, wie etwa bei So- j>hocle8 Ant. 1324 äystt p öxv rcfyög, | äysre p ixitodtbv, bei Euripides Phoen. 1497 aifian dttva, | aiuccri XvyQip, Hcl. 685 tcyct- fiog, ttTexvog, a> jrö\ft, xataött'vfi itya(iov 0Li6%vvavf vgl. Verfassers de numero dochmiaco observationes p. 25, bei rhetorischen Fi- guren wie in der Anaphora u. ä. vor, allein so selten und wohl gar nicht in der Comödie, dass man hier von einem Einfluss des griechischen Vorbildes zu reden kaum berechtigt ist. Das Gleiche gilt vom Hiatus am Satzende und nach Ausrufungspartikeln, vgl. W. Christ, Metrik2 S. 40.

Die saturnische Poesie giebt uns nicht den geringsten An- halt für einen derartigen Hiatus. Desshalb werden wir, um zu sehen, was man einem Plautus gestatten darf, an die classischen Dichter Roms anzuknüpfen haben. Da bieten sich Vergil und Horaz. Aber selbst von Vergils Aeneide sehen wir lieber ganz ab, weil man hier den' Einwand machen kann, dass der Dichter bei wiederholter Durchsicht seines Entwurfs die Hiate beseitigt hätte, abgesehen etwa von den prosodischen Hiaten bei den griechischen Eigennamen und einzelnen ganz besonders gearteten Stellen, wie Aen. IV, 667 femineö ululatu. Ein solcher Einwand aber kann nicht gegen die Hiate in dem gefeiltesten Werke Ver- gils erhoben werden. Ein logischer Hiat, und zwar, wie aus Georg. 1,4 hervorgeht, unabhängig von der Hauptcäsur, erscheint bei Aufzählungen, in Anaphora und iu scharfen Gegensätzen: Georg. 1,341 Tum pingues agm, et tum mollissima vina,

Tum somni dulces densaeque in montibus umbrae.

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2. Der logische Hiatus.

105

Ibid. 2, 86 Orchades et radü et amara bausia paca

Pomaque et Alcinoi silvae. Eclog. 10, 13 Illum etiam laun\ etiam flevere myricae;

Pinifer illum etiam sola sub rupe iacentem Maenalus et gelidi fleverunt saxa Lycaei. Ibid. 3, 6 Et sueus pecon et lac subducitur agnia. Ibid. 8,41 Ut vidi, ut per«, ut me malus abstulit error. Georg. 1, 4 qui ctdtus habendo

Sit pecori, apibus quanta ezperientia parcis.1) Bei Terenz findet sich kein derartiger Hiatus. Denn an Stellen, wie Ad. 574 schreibt man lieber sursus statt sursum; ebenso Andr. 264 Misera timeo 'incertura' hoc quorsus accidat statt quorsum, vgl. Heaut. 713, wo A rursum, die Recension des Calliopius rursus bietet u. ä. Darum aber können wir bei Plautus Hiate, die den Vergil'schen entsprechen, principiell nicht aus- schliessen und einzelne Stellen es sind allerdings, wie bei Vergil, nicht gerade viel unverändert lassen.

Cure. 46 Kam volt meretricem facerc : ea me de'perit. Stich. 728 Uno cantharö potare, ünum scortum dücere, zugleich in Hauptcäsur.

Truc. 466 Id Uli morbo, id Uli seniost, ea illi misera miseriast, ein dreifaches est würde den Vers nur schlechter machen.

Pseud. 673 Hie argentww, htc amanti anrica erili fflio.

Cure. 436 Argcntum des lenöni : huic des virginem.

Trin. 776 Det ältoram Uli, älteram dicät tibi.

Mil. 23 Mc sibi habefo : ego me maneipiö dabo.

Capt. 444 Tu höc ägc : tu mihi erus nunc es, tu patronus, tu pater.

Afranius 63 Septembris herc Calendac : halte ater dies.

Trin. 185 Km mea malefacfo, cm meam avaritiäm tibi. Vgl. auch Poen. 383. 388—390.

Poen. 1290 fta replebo dtritate dtrior multo ilt siet.

Cure. 369 Tu tabellas ctfnsignato : hie ministrabit, <d\lm> ego edam.

Mil. 8 Praestringat oculorum ädern in acic hostibus, im Wortspiel. Most. 1032 Turbdvit. : : Imo exturbuvU ömnia, betonte Correctur. Men. 550 lamne dbiit intro? äbiit, operuit foris.

1) Gelegentlich sei bemerkt, dasa in der handschriftlichen Ueberliefe- rung VergiU eine hititustilgende Richtung Tage tritt, die z. Ii. hier hinter pecori ein atque überschrieb; bei Piautas begegnet etwas Aehnliches, wie wir später sehen werden.

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ich;

Prosodie. II. Hiatus.

Most. 498 Hic häbifo, haec mihi deditast habitatio.

Mil. 1330 0 mei oculi, 6 mi an i nie. : : Obsecro, tene miilierem.

Truc. 579 Erus rncüs, oce'Uus tuos nie ädferre haec iussit tibi.

Trin. 1059 Eo domum. :: Heus tu, asta. üico autfi, hcus tu. : : Non sto. : : Te volo.

Trin. 447 Homo cyo sunt] homo tu es : ita me amabit Itfppiter. A stellt es tu, dieser letzte Vers lässt sich jedoch ohne Hiat messen hÖnio tü's.

Ueberhaupt wird man einige dieser Stellen lieber ändern wollen, wie Poen. 1290 replebo eam, Truc. 579 u. a., dennoch lässt sich diese Art des Uiates nicht ganz beseitigen. Vielfach kann auch der äussere Vortrag, wie ihn der Dichter beabsichtigte, Ver- anlassung zum Hiat gewesen sein. Z. B. wird das unsichere Stocken

Trin. 907 Ltfbet audire. :: Uli edepol illi Ali vae uii- serö mihi

trefflich bezeichnet. Hierin liegt vielleicht auch der Schlüssel für die vielen auf den ersten Blick auffallenden Hiate in dem Asin. 756 fgg. zum Vortrag kommenden Contract. Sollte etwa gerade eine recht komische Wirkung erzielt werden, wenn der Vortragende, etwa weil ihm das Lesen schwer wird, stockend, ja buchstabirend vorliest? Wer will das jetzt noch sicher wissen?

Eine wirkliche natürliche Pause, die nicht auf willkürlicher Annahme beruht, kann gleichfalls einen Hiat entschuldigt haben, wie Most. 484, wo auf ausculta eine längere Erzählung folgt; ähnlich vielleicht Trin. 1071, oder wenn eine den Vortrag unter- brechende Gesticulation statthat, wie wenn nach eccum Men. 567. Most. 686 offenbar eine Wendung des Kopfes oder des ganzen Kor- pers nach der Seite geschieht, wo die angekündigte Person auftritt. Durch eine wirksame Pause lässt sich der Hiat halten

Cure. 334 Quod tibist, item sibi esse mäguam argenti inopiam, i% ärtQoödoxtfTov , wo man cöpiani statt inopiam erwartet.

Aehnlich ist es auch bei Interjectionen, wie heus, heu u. ä.

Rud. 830 Sed vöbis dico : heiis vos : num molestiast.

Men. 737 Heu : Aertle, mulier, miiltuui et audax et niala's. Vgl. Truc. 695. Rud. 415. 821. 833, eine auch in der Augusteischen und griechischen Dichtung nicht seltne Ercheinung, vgl. Christ, Metrik2 S. 40.

Ausserdem ist der lateinischen Dichtung, wie wir bei Vergil beobachteten, eigenthümlich der Hiatus bei asynthetischen oder polysynthetischen Aufzählungen. So bei Plautus:

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2. Der logische Hiatue.

107

Men. 476 Prandi, potavi, scörtum accubin, | äbstuli.

Ibid. 1158 V^nibunt servf, supellex, fundt, | aedes: omnia.

Merc. 745 Videre, amplecJ*, | atfsculari, | adloqui.

Bacch. 428 Ibi cursu, luctando, | hasta, disco pugilatü, pila.

Merc. 852 Egomet mihi comes, calator, equos, agaso, ] armiger, ein nach agaso eingesetztes sum wäre geschmacklos.

Auiph. 1012 Äpud emporium atquc in macella, | in palaestra atque in foro, zugleich in Hauptcäsur.

Rud. 420 Sed quid ais, mea le*pida, | hilara? :: Ah nimium familiäriter, zweifelhaft.

Cas. 529 Pröpter operam ilh'us hirqui, | improbi, | edentuli.

Truc. 33 Aut aera aut vinwm | aüt olewm \ aut tnticum; vgl. Rud. 778 in Hauptcasur. Dagegen Aul. 511 ist aüt murobala- narii ohne Hiat zu schreiben; aut in sonst asynthetischer Auf- zählung, wie Stich. 226-230. In asynthetischer Aufzählung Hiatus bei kretischem Versmass

Most. 152 Ärte gymnastica, disco, | hastis, pila, Cürsu, | arm 13, equo vöctitabam voiup, wo jedoch die Annahme von trochäischen Tripodien möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich ist. Schliesslich gehört auch hierher

Men. 882 Lumbi sedendo, 1 öculi spectandö dolent. Denn daraus, dass Ausonius, sept. sap. Chil. 1 den Vers ohne Hiatus verwendet: Lumbi' sedendo ocuhque spectandö dolent, folgt nicht, dass Plautus so, wie Ausonius schrieb, sondern nur, wie Kitschi, Neue Plautiu. Excurse S. 72 richtig bemerkt, dass Letzterer den Vers auf eigne Hand so modificirte, wie es seine Metrik verlangte, vgl. auch Pers. 67.

In den angeführten Beispielen findet sich mit Ausnahme von zwei Stellen Gas. 529 und Truc. 33 der Hiatus in der Senkung, und man kann fragen, ob hier eine Verkürzung der Schlusslänge eintrat. Nöthig ist es in keinem Falle; ist Rud. 420 richtig, was jedoch zweifelhaft bleibt, geradezu ausgeschlossen. Die Frage lässt sich nur in Verbindung mit den folgenden Hiaten lösen.

2. Hiatus bei Eigennamen mit Verkürzung in der Senkung weist bekanntlich die hexametrische Poesie in ziemlich grosser Anzahl auf, wie Verg. eclog. 10, 12 Aouie | Aganippe, Aen. 10, 179 Hos parere iubent Alpheaö Örigine Pisae. Allein ein solcher Hiatus könnte nur für die gleiche Erscheinung in den Plauti-

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ins

ProöOdie. II. Hiatus.

nischen Anapästen verwerthet werden, nicht aber für jambischen und trochäischen Rhythmus, der in der Senkung ganz andre Quantitäts Verhältnisse zeigt. Da ist es besonders bedeutsam, das«, worauf wir oben S. 33 hingewiesen haben, Horaz in einem iani- bischen Gedichte einen Hiatus bei Eigennamen

Epod. C>, 100 Et Esquilinae | alites gestattet Aehnlich ist zwar Vergil. georg. 1, 221 Eoae Atlan- tidea, doch kann dort auch der gewöhnliche prosodische Hiat bei griechischen Eigennamen vorliegen; gleich ist nur ibid. 431 der Verseingang Glaucö et.1) Auch hier wie bei Horaz ist die An- nahme eiues kürzenden Hiatus etwa Esquilinae alites nicht ge- boten; Horaz lässt in diesem Gedichte die irrationalen Längen in den ungeraden Senkungen regelmässig zu. Dass man mit gleichem Rechte Uhuliche Hiate bei Plautus zu halten hat, wurde bereits oben 8. 33 einleitungsweise dargelegt. Mit unserer hand- schriftlichen Ueberlieferung übereinstimmend bezeugt ihn Varro, de ling. lat. VII, 3 p. 335 ed. Sp. und Festus, p. 368, 16.

Amph. 275 Nec iugulae neque vesperugo ne*que Vergil iae üccidunt, ferner

Naev. trag. 68 Quam numquam nobis GratV | atque barbari Cicero or. 55, 152.

Demnach sind folgende ganz gleiche Fälle zuzulassen:

Racch. 7 Verum m'c adulescens mülto Ulixc?» | anteit.

Asiu. 804 Ancillam ferre Vener* | aut Cupidini.

Amph. 872 Si id Alcumena« | innocenti<ae> expctat.

Hacch. 307 Qui ilh'c sacerdos est Dianae | Ephcsiae.

Mil. 1326 Ni'nn nil miror, si lubenter, Philoeoinasim«, | lue eras.

Amph. 486 Sed Älcumenw | huius honoris gnitia.

Ibid. 498 Simul cum Älcuuicu« | uxore usuaria.

Asin. 85 Dotalem servom Saurectw | uxor tua, in Hebung, vgl. 364. 372; dagegen

Stich. 270 Sed eccum Rinaei/im | eius puerum: hoc vide ist irgendwie verdorben.

Cure. 485 Di'tis darnnosos maritos apud Leueadiam | Öppiam.

Racch. 171 Postfjuam hinc in Ephesnw | abii, conspiciö lubens.

Ibid. 354 Senex in EphesMW | ibit aurum arcessere.

1) Wenn Wagner u. A. diesen auffallenden Hiat mit Stellen wie 11. 17, 40 riccvQvi Iv vergleicht, so ist zu bemerken, tlass Homer IlavQoto Iv meinte. Doch findet Bich ein ähnlicher Hiat bei Eigennamen im griechischen Drama und bei Pindar, vgl. Rossbach-WeBtphal , Metrik3 III, 1. S. 129 und 130.

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2. Der logische Hiatus.

109

Merc. 312 Lysiraache, | auctor süm uti me amando enicas; bei offener kurzer Endsilbe.

Poen. 1130 Cognostin Giddemnew | ancillam tuam.

[Poen. prol. 94 Huc cömmigravit in Calydowew | haüd diu.] In allen diesen Beispiefen tritt der Hiat nach den Eigen- namen ein. Nur Bacch. 307 steht er zugleich vor einem solchen. Ist aber einmal der Eigennamen die einzige Veranlassung zu dem Hiat, so nimmt man wohl als Erklärung desselben das Bestreben an, die an sich weniger verständlichen, meist griechischen Eigen- namen von allen andern Wörtern abzutrennen und so deutlich ohne Silbenverschleifung zum Vortrag zu bringen. Nun aber leuchtet ein, dass ein solches Bestreben sich nicht ausschliesslich auf die Endung, die am ersten noch römisches Gepräge hatte, bezieht, sondern der Hiat mit gleichem Rechte auch vor solchen Eigennamen beliebt werden konnte, wie

Cure. 358 Tälos arripio, l'nvoco alinain meani nutriem j Herculeni.

Capt. 339 Fac is homo ut redimätur. : : Faciam, sed id te<d> oro, | Hegio.

Poen. 443 Nam isti quideni hercle oratio«/ | Oedipo || Opust., so A cum rell. et Prisciano.

Aul. 569 Potare ego hodie, | Etfclio, teciim volo.

Amph. 145 Sub petaso: id sigtmw | Ämphitruoni non erit.

Ibid. 401 Qui cum | Amphitruöne hinc una l'erain in exercituni, zweifelhaft.

Ibid. 785 Tu* peperis/* | Äniphitruonem, ego aliuin peperi Sosiam.

Cure. 389 Quis hic est qui operto capite | Aesculapium, mit kurzer Silbe in der Senkung vor dem Eigennamen, mau stellt gewöhnlich um operto capite qui.

Capt. 1024 Quasi per nebulam , Hegionem meuni patreni vocarier.

Bacch. 799 Constnnge tu | Ärtamo, actutüm manus.

Ibid. 987 Nunc sdperum limen scinditur, nunc adest exitium I flio, vgl. ibid. 946.

Capt. 426 fd ut scias Iovem supremum testem laudo, | Hegio. laudo Nonius, do codd. Palatini, dagegen wäre do laudo oder laudo do geschmacklos. Ferner folgende drei Stellen:

Capt. 93 Ita nunc belligerant Aetoli cum | Aleis. Vgl. ibid. 24.

Ibid. 169 Nam hic eccum captivom adulcscentm |.Äleum, andre Lesart eccum hic.

Ibid. prol. 31 Suinmuque genere captuin esse equitew | Äleuin.

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110

Prosodie. II. Hiatus.

Was Fr. Schoell, praef. ad Capt p. XIV gegen diesen Hiat oder vielmehr gegen die Form Valeis u. 8. w. vorgebracht hat, ist Verfasser bekannt, und die Schreibung Valeis ist entschieden zu verwerfen. Dagegen das von Schoell eingeschobene illi 24 und 93 ist bei der Bedeutung von belligerare nicht nur über- flüssig, sondern nach Aetoli, wo es schwerlich als Adverb ver- standen wird, eher störend. Man vgl. noch Truc. 562. Cure. 438. Most. 885 u. a.

Bei Terenz begegnet man solchen Hiaten vereinzelt, so in der Hauptcüsur des iambischen Octonars, die jedoch sonst bei Terenz keinen Hiat gestattet

Ad. 947 Quid nü*nc quod restat? Hegio | est his cognatus pro- xumus, dagegen ist

Hec. 830 Eum haec cognovit Myrrhina in digito modo me habente mögliche Messung.

Auch hier sei bemerkt, dass einzelne Verse den fraglichen Hiat oder die syllaba aneeps in der Hebung geben. Dass bei diesen Hiaten eine Verkürzung eintritt, etwa Esquilinaä alites, Vergiliaß occidunt u. ä., ist, wie bereits gesagt, nicht nothwendig anzunehmen, wie es auch nicht nöthig war im ersten Falle des logischen Hiates; selbst nicht in den kretischen Stellen, Most. 152, da die beiden Hiate in der ersten, beziehentlich dritten Senkung des Tetrameters stehen, wo die Länge ganz gesetzmässig ist, also cursü armis equö, wie Rud\ 234 certö vox mullebrts u. ä. sich messen lüsst.

Dasselbe gilt endlich auch von der zuletzt zu besprechenden Art dieses Hiates, dem bei Personen wecli sei. Auch hier ist es gestattet, dass selbst eine Kürze in Hebung eine Länge vertritt, da die hinzutretende Pause die fehlende Zeitmora ausfüllt. Des- gleichen findet sich, wenn auch seltner, die Kürze in der Senkung vor vocalisch anlautender Rede der andern Person. Damit sind aber selbst Stellen wie Merc. 312 Lysiinache auetor; Rud. 420 u. a., wie Truc. 579 erus mgus, Öcrllus etc., Capt. 444 u. ä. entschuldigt, wenn man auch einzelne dieser Stellen lieber textkritisch be- seitigt. Denn bei Personenwechsel zeigen sich diese Erscheinungen so häufig, dass ein Zweifel nicht aufkommen kann.

3. Bei den bisher behandelten Hiaten ist ein Zweifel immer- hin leicht begreiflich. Manches erscheint recht vereinzelt und Anderes beruht auf einer Auffassung, die ziemlich subjectiv ist.

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2. Der logische Hiatus.

111

Nur in der Praxis der classischen romischen Dichtung fanden wir einen gewissen Anhalt. Der Hiatus bei Personenwechsel dagegen ist nach dem griechischen Vorbilde zu erklären. Schon die classische Tragödie bietet ihn nicht selten, vgl. Rossbach- Westphal, Metrik5 III, 1. S. 127, Metrik2 II. S. 411, ganz wie die syllaba unceps, die wir von solchen Hiaten nicht trennen dürfen. Im altrömischen Drama ist diese Erscheinung eine ganz gewöhnliche; sie geht so weit, dass, ganz sowie wir es vereinzelt auch bei andern Arten des logischen Hiates fanden, selbst kurze Silben so Längen vertreten. Der Versuch C. F. W. Müller s a. 0. S. 628 674, diesen Hiatus in der Hebung wenigstens dann zu leugnen, wenn die kurze Silbe dabei gelängt wird, ist, abgesehen davon, dass sich genügende Belege dafür finden lassen, auch darum abzuweisen, weil das griechische Vorbild gleichfalls solche syllabae ancipites aufweist, selbst in den anvsvöxt vorgetragenen anapästischen Systemen, wie Soph. Ant. 932 ßQadvTtjros vtcbq. : : ofuot. Oed. Col. 131) cpaxi^^svöv. : : Ith. Ibid. 143 Ttpiößvg. : : ov itdvv u. ä., allerdings regelmässig in der Hebung. Solche Hiate in Hebung sind bei Plautus: Merc. 1 82 Qm potuit videre ? : : Oculis. : : Quo" pactoV : : Iliäntibus, mit noch einem zweiten, s. unten.

Ibid. 726 Scio innoxiu.9. : : Audäcter quamvis dicito.

749 Abi. : : Quid abeaui? : : St', äfct. : : \hmm? : : Abi.

788 Ut veniat ad me iam siraul tecum. : : Eo. A cum rell.

900 Die igitur, ubi illäst? :: In nostris aedibüs. :: Aedis

probas.

Ibid. 930 N6n slno. :: Ego me moror. tu pdere abi hinc intro deius. Prisciau hat allerdings egomet memor, wonach man auch Ndn sino. : : Egomet ine m<or^>or schreiben kann.

Ibid. 934 Stilltus es. noli istuc quaeso dicere. : : Certum exsequist. Vgl. Amph. 345.

Trin. 375 Ducore uxorem sine dote. : : Sine dote uxorem? :: Ita. Die Aenderung uxoremne ist abzuweisen, da das an das dritte und letzte Wort angehängte ne, geschmacklos an sich, nicht einmal dem betouten Worte sine dote sich anschliesst; die von Ritsehl angezogene Stelle ibid. 178 ist andrer Natur; ein sinene dote uxorem endlich wäre unschön; andre Aenderungen der Stelle sind noch willkürlicher. Der Vers ist, wie ihn der Mai- länder Palimpsest übereinstimmend mit allen Handschriften giebt, richtig.

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1 12 Prosodie. II. Hiatus.

Trin. 584 Nain certumst sine dote haud dare. :: Quin tu i modo. 818 Mittrim. :: Eo ego igitur nitro ad officium meum. 1185 Mi'seria <una> uni quidem homiuist adfatfm. :: Imuio huic parumst.

Amph. 38G Fügit te ratio. :: Utinam istuc pügni fecissent tili. Vgl. 543.

Ibid. 719 Verum non est püero gravida. :: Quid igitür'? :: In- sania, dagegen ist andre Messung möglich Aul. 459. Cure. 41. Poen. 191.

Aul. 636 Ecquld agis? : : Quid ngaw? : : Auferre nön potes. : : Quid vis tibi?

Asin. 828 Age de*cumbamus sis pat<r. ::Ut idsseris.

Bacch. 78 Scfo quid ago. : : Et pol ego scio quid metuo, sed quid ais? :: Quid est? unsicher.

Ibid. 774 Atque hiquidem, opinor, Chrysalus. :: Accessero. 806 Et sycophantiamV :: Egone istuc dix«? :: Ita.

Capt. 139 Ne üc. :: Egone illum nön fleam? egon non deHeani? allenfalls auch fle . . ego.

Poen. 432 Neque quäntum aqua^rum^st in mari. :: Abiturun es? Desgleichen marl. :: abiturun; ahnlich

Poen. 739. 1136. Kud. 1275.

Poen. 722 Quid si auimus esse nön %\mtt : : Esto ut sinit. Kud. 1086 Etcrepundia. :: Quid si ea sunt aiire«.:: Quid istuc tua? Epid. 485 Heör peccatum largitff. :: Immo haec east. Pers. 4.S2 Quid agis? :: Credo. :: Hude agis te, Dördah ? : : Credo tibi.

Mil. 1316 Tibi salutem me iusserunt dicerr. : : Salvae sient

Hud. 975 Mare quidem commune certost öuinibus. :: Adsentio.

Ibid. 1170 Et suculu. : : Quin tu l dierecta cum sueula et cum pörculis- Priscian bezeugt sueula.

Cas. 395 ist mortuö's zu schreiben, Poen. 705 kaun Quid ita? oder Quid ita gemessen werden.

Pseud. 347 Quid ego ex te audio.:: Amicam tuam esse factam argentearu.

Men. 147 Die hominem lepidissumum esse im . :: Ubi essun sumusV 216 Sequere tu. : : Ego hercle vero te et servabo et te sequor. 299 Sed ü"bi novisti »«/ ?:: Ubi ego te növerim? Amph. 805 fn eodem lecto? : : In eodem. : : Ei, nön placet con- vivium.

Asin. 733 Argentuin ad ic. :: Ut tempore opportitneque attuhsti.

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2. Der logische Uiatu9.

113

Cure. 493 Et ntfnc idem dicö. : : Et commemimsse ego haec volam te, zweifelhaft wegen fehlender Cäsur, die jedoch bei einem fiinf- silbigen Worte vernachlässigt sein könnte. Vielleicht Et nihic idem dico. : : Et <quidem> comme*minisse ego haec volam te.

Asin. 306 Vae* tibi. : : Hoc te'stamento Servitus legät tibi,1) ähn- lich Most. 948.

Cist. 474 Periimus niiserö^. : : Utrum hac me fe*riam an ab laeva latus. Dagegen ist

Cas. 755 Ät ego amö. : : At ego hercle nihil<i> facio. Tibi amor perdit<ust> Vermuthung.

Merc. 490 Tanti quanti pöscit, vin tanti fllani emt. : : Auctarium gegen A mit Festus und den Palatini zu schreiben, während ibid. 298 die Lesart des A ohne Hiat vorzuziehen ist.

Mil. 49 Edepdl meraoria's optumü. : : Offae monent mit A.

Rud. 107 Virile secus numquam tfllum habui. : : At di dabunt, zweifelhaft, weil die Handschriften und Priscian sexus haben.

Stich. 77 1 Fac tu höc modo. : : At tu hoc modo. : : Babae. : : Tatae. : : Babae. : : Pax.

Truc. 899 Male volö. : : Ego mea voluptas, si quid peceavi prius.

Merc. 677 Da säne hanc virgam latfri: abi tu intro. ::Eo. Vgl. Most. 392.

Von Terenz lässt sich anführen

Eun. 697 Fraterne? : : Itö. :: Quando? :: Htfdie. :: Quam dudrfni? ::Modo; doch Fatc'rne :: Ita möglich.

Phorm. 542 ftane? : : Itä. :: Sane hercle pulchre suades: etiani tu hinc abis.

Heaut. 83 Quaesö quid de me tantum meruisti? :: Eheu. So A cum rell., nur E ei' mihi, Claud. Sac. p. 25 heu.

In Senkung begegnet derselbe Hiatus: Trin. 432 Temptist adeundi. : : 6stne hic Philto qui ädvenit? Ibid. 790 Paterni signum nossg? :: Etiam tu* taces? növisse liegt nahe.

Amph. 344 Äin vero? :: Äio enim vero. :: Verbero. :: Mentiris nunc, äin, äio kann auch langes ä haben, wie Epid. 29 Sed quid ais? u. ä. Ibid. 356 besser snm servos.

1) Asin. 592 wohl mit Verdoppelung des ersten Wortes: Vale vule. : : Aliquanto uniplins valdres, »i hic manercs. So schon Hibbeck.

Klotz, GrunilzUgo nltrJ.mUchor Metrik- 8

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114

Prosodie. II. Hiatus.

Ibid. 720 In somnis fortassc? :: Imnio vigilans. :: Vae raisero mihi.

Ibid. 1100 Maxumi* eontinuo extollunt ämbo capita. :: Ei mihi. Aul. 307 Inimo equidem credo. ::At sein etiam quomodo?

538 An audivisti? :: Üsque a prineipio dmnia. Vgl. 570. Asin. 100 Atque aifdin etiam? :: Ecce. : : Si quid te volaui. Vgl. 941. Cure. 88 Ita fiiciaw. : : Agite, bibite, festivae fores.

512 Tacuisse niallem. :: Hatfd male nieditate maledicax es. Baech.114 Cumtanta pouipo. : : Huc. :: Quidhuc? quis isti'c habet 21 1 Tanto hercle melior. : : Immo. : : Immo hercle abiero. 203 Turbare in portu. : : Edepol mortalis malos. Ibid. 552 Improbum istunc esse oportet nomine»«. : : Ego ita esse arbitror.

Ibid. 707 Ego dabo. : : Tum nobis opus est stimpttf. : : Ah placide volo.

Ibid. 785 Ego faciani verbum <nüll«m.> :; Etiam, carnufex. Vgl. Capt 152.

Ibid. 824 Numquam aiiferes hinc aurww. : : Atqui iäui dabis. Denn die von Müller a. O. S. 64G angeführten Stellen mit At pol qui beweisen nichts, da sie kein iam dabei zeigen. At pol qui iam ist hier eben vermieden und mit Recht. Vgl. Merc. 727 u. a.

Capt 354 Mihi des pro illo? :: Optuma immo. :: Sölvite istunc ntfnciam.

Merc. 182 Qui potuit viderc. : : Oculis. :: Quo pacto? :: Hiantibus, mit einem zweiten Hiat, s. oben S. 111.

Ibid. 982 Fateor, deliqui profecto. :: Etiam quaeris, improbe? 860 Estne illic Channus? Cives, bene valet£. : : flico.

Ibid. 888 Tüam amicam :: Quid eerm? :: Ubi sit, ego scio. : : Tune öbsecro.

Ibid. 889 Sanam et salvam. :: Übi eam salvamV :: Ego scio. : : Ego nie mavelim.

Ibid. 054 Meo patri cum matre: nam nunc e*st iratö. :: ( modo. Vgl. Stich. 147.

Poeu. 608 Complexum contrectare. : : Is lenö viam, so auch A.

1041 Popularitatis causa. :: Habeo gratiam. Ibid. 783 Vae vestrae aetaft. : : id quidem <in> raundöst tuae, Lesart zweifelhaft. Ibid. 107(5 Mi patrue, salve. :: Et tu salve, Agorastocles. Kud. 7*5 Tangam hercle vor«. :: Agedmu ergo, accede huc modo. S70 Mannte, dum ego huc rede«. :: Equidem suadeo.

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2. Dor logische Hiatus.

115

Epid. 398 Sed tu hanc iübe sis (tubcs oder lubens codd.) nitro abduct. : : Heus foras.

Ca8. 300 Quid agit, quid loquitur tecww. : : Orat, obsecrat.

Asin. 445 Non etiaro. :: Hern non? si velis, da coramoda honiiui aun'co.

Ibid. 579 Argenti viginti uiinas habesne. : : Ariolare.

755 Addöw«? : : Adde et scnbas vide plane et probe. 910 fnvocasü. : : Ecquis currit pollictorem arcessere. Hiat allerdings leicht zu beseitigen.

Pseud. 846 It incenatus cubitttw. : : I in malam crucem. Cas. 260 Quo id velis modo, ld velim nie scire. :: Ausculta: *:go loquar.

Cist. 376 Extunuit tum ill«. : : Hdrret corpus, cor salit.

418 Iam mihi monstrare. : : Ät non missum oportuit, vgl. 430. 439. 325.

Ibid. 257 Quid faciam? : : Ad matrem eius deveniäs domum.

Epid. 302 Face modo: est lucruni hic tibi amplum. :: Deös qui- dem oro. :: fmpetra<s>.

Men. 547 Non habeo. : : At tu, quando habebis, tum dato. Vgl. ibid. 380.

Ibid. 898 Atque eccum ipsum honrinew. : : Öbservemus, quam rem agat

Ibid. 954 Iam hic erunt. adserva tu istunc, medicc. :: Immo ego ibo domum, wenn man nicht ego ganz streichen will, da es nur in B steht.

Merc. 283 Tantümst. : : Lysimache, salve. : : Euge, Demipho. 709 Disperit. : : Equidem hercle öppido perii miser. 723 Nescio quid dicawt? : : Haeres. haud vidi magis. 727fcDic lgitur. :: Dicam? : : Atqui dicundümst tarnen. 762 Mihi quidem herc/c. : : fta me amabit Iuppiter. Müller's (a. 0. S. 653) Einschub von ille (ita me ille a. I.) ist schon desshalb verfehlt, weil wir es mit einer stehenden Formel der feierlichen Versicherung zu thun haben, vgl. Trin. 447. Truc. 276.

Merc. 928 Mane, mane, Chaniic. : : Erras etc. ist zweifelhaft.

Mil. 303 Certumst facere. : : Hic te opperiar, eadem il Ii insidias dabo; leicht zu änderu.

Ibid. 534 Complexum atque osculanttm : : Eancst. : : Nescio. Vgl. 351 esse fateart:. : : Äge face zweifelhaft.

Ibid. 794 At 8cies. sed ecqune ancillast llh"? : : Est pritn«* cs«ta.

8*

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110

Prosodie. II. Hiatus.

Mil. 1158 Däte modo operam. :: fd dos ad te, si quid velles, venimus.

Ibid. 1219 Tuonist principiwm. :: Obsecro, tute ipsum convenisti?

1267 lila ad nos pergit : : V6s volo. : : Et nos te. : : Ut iussisti. Mil. 1307 Habeo equidein hercle oculum. : : At laevom dica : : Eloquar.

Ibid. 1315 Philocomasium, salv*. ::Et tu salve. :: Materque et soror.

Ibid. 134G Quid istuc est negöti? :: Aniraus hanc modo hic reli- querat. Vgl. 1357.

Ibid. 1385 Pacetum pueraw. : : fntro te ut eas rtbsecrat Most. 567 Spes est de argeuto. :: Hilarus est: frustrast homo. 586 Iam hercle ego illum nominäbo. : : Euge streuue. 1175 Nihil opust profec/o. :: Age iam siue ted exorarier. Pers. 159 llo&sv örnamenta. : : Abs chorago stfmito. Vgl. 198. 482 Quid agis ? : : Credo. : : Ünde agis te, Dordale. : : Credo" tibi. 726 Inimicum ulcisct. : : Ecce me. numquid moror. 750 Sine dicani. : : Nolo. :": Aildi. : : Surdus sum, anibula. Poen. 347 Bellula hercle. :: f dierecte in maxumam malam cruceui. 329 Eamus, mea germana. :: Age sis, itt lubet, sequerc hac. : : Sequor.

Ibid. 1381 Qui hasce emt. :: Et tute ipse periisti, Lyce.

173 Nou scis? :: Non hercle. :: At ego iam faxö* scies. Pseud. 31 Lege vel tabellas redrfc. :: Immo enim pellegam.

452 Tibi aüsculta&o. : : Itur ad te, Psetidole. Vgl. 1079. Rud. 337 Quid agis tu? :: Aetatem hatfd inalam male. :: Melius omina'ire.

Stich. 381 Sambucas advexit secum forma exiuiia. : : Eugepae. Vgl. 388 nach den Palatini.

Cas. 447 Bona mülta faciam meara uxorewi. :: Ättatae, unsicher. Terenz wendet einen solchen Hiatus zwar seltner an als Plautus, scheint sich aber principiell nicht von ihm zu unter- scheiden, da er Verse baut, wie

Phorin. 146 Quod det fortasse? :: Immo nil nisi spem meram. 963 Ulcisci. :: Attat, m'si mi prospicio, haereo.

Ad. 697 Öbsecro, nura Iridis tu nie?:: Ego te? quamobrem? : : Nescio.1)

1) Die auch bei Plautus (vgl. Per«. 616) wahrnehmbare hiatustilgende Hand zeigt sich auch hier, da in den zwei Classen der Calliopistben Recen- sion ein nunc an verschiedenen Stellen eingeschoben wurde.

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2. Der logische lliatu».

117

Phorm. 542 und Euu. 697 siehe oben S. 113. Ad. 604 Egoraet narräbo quae mihi dixti. : : Iinuio ego ibo. : : Bene facis.

Wir haben uns bisher auf die jambischen und trochüischen Verse beschränkt. Manche von den angeführten Beweisstellen mag nicht beweiskräftig sein und anders aufgefasst werden können. Besonders ist der Hiatus bei sog. Sinnespause, in Aufzählung, in Gegensätzen ein sehr dehnbarer Begriff, und Verfasser mag hier zu viel für möglich gehalten haben. Allein au dem Vor- handensein eines logischen Hiatus bei Plautus und in beschränk- terem Masse bei Terenz lässt sich nicht zweifeln. Insbesondere ist der Hiatus bei Personenwechsel in allen möglichen Versstellen gestattet, in Hebung und Senkung, auch innerhalb der Dipodien bei langen und kurzen Silben. Der Versuch, diese Art von Hiat auf die Senkung zu beschränken und auch da nur bei Ausgängeu auf langen Vocal oder m muss schon angesichts der angeführten Beispiele als verfehlt betrachtet werden. Es würde auch jede rationelle Erklärung für eine solche Beschränkung fehlen. Denn dass hier unmöglich ein sog. prosodischer, d. h. die lange End- silbe verkürzender Hiat vorliegen kann, werden wir im nächsten Theile erklären. Darum kann aber auch eine kurze offene End- silbe, wie Viderß. | ocülis, wofür 22 Beispiele vorliegen, ebenso gut wie jede andre Kürze oder Länge vorkommen. Denn mit eigentlicher Metrik und Prosodie haben* diese Hiate gar nichts zu thun. Sie beruhen lediglich auf sprachlich-logischen Verhält- nissen, die mit Metrik nicht im mindesten Zusammenhange stehen.

Wie in Iamben und Trochäen sind wir natürlich berechtigt auch in den Versen der andern Rhythmengattungen einen ähn- lichen Hiatus zu finden. Für den Hiatus bei Personenwechsel führen wir noch einzelne Stellen an und zwar in anapästischem Rhythmus folgende: Mil. 1058 Meam ne sie volgo pollicitare operäm. : : Audiu tu, indlier?

so mit der besten Quelle (B). Die Vorschläge pollicitares und pollicitarere beruhen nicht auf handschriftlicher Ueberlieferung, sondern auf einer kaum zulässigen Combination aus derselben und zerstören noch dazu die Hauptcäsur des anapästischen Sep- tenars; man kann den Satz recht gut selbstständig fassen und

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118

Piosodie. 11. Hiatus.

(las vorhergehende quotiens hoc tibi intertlixi fassen: „Wie oft habe ich dir so etwas untersagt". Zulässig wäre natürlich auch liitschl's Verinuthuug pol Heitere operaui.

Aehulich messen wir ein längeres System mit demselben Hiatus:

Bacch. 1167 fgg. Probri pellecebrae et persuustriees, Quid nünc? etiam redditis nobis Fih'os et servoin? an ego experiar Tecum vim maiorew? :: Abin hiocV Non homo tu quidem es, qui istöc pacto Tarn lepidam inlepide appelles. Pers. 29 Basihce agito eleutheria. : : Quid iam V : : Quia eru's peregrist. :: Ain tu peregrist.

Der Vers ist nach unserer Ueberlieferung ein anapästischer Octonar und die syllaba aneeps nicht auffallender als ein dicere u. s. w. bei Personenwechsel in Iamben uud Trochäen.

Pseud. 24 1 It dies, ego mihi quom cesso. i prae, puere. : : Heus abit: quin revocas,

weim man nicht das Perfect der Handschriften beibehält, das jedoch schwerlich zur ganzen Situation passt; vgl. Bacch. 1157.

Im kretischen Versmass begegnet: Uud. 243 Cedo nianüw. :: Äccipr. :: Die vivisue, öbsecro? Denn da neun kretische Tetrameter vorhergehn und ebenso viele folgen, ist dies sicher auch ein ganz regelrechter kretischer Vers mit dem in allen ander» Metren legalen Hiatus.

Für bacch iisches Metrum endlich lässt sich aufführen:

Cas. (597 Servös sum tuos. :: Optume'st :: Obsecrö. Most. 798 Ut istas remittat sibi. : : Haud opinor. Wahrschein- lich auch

Cas. 785 Tene hanc lampadtm. :: Iinmo ego hanc iam teuebo. Der Vers lässt sich nur vermuthungsweise constituiren, da die Plautushaudschriften nur iam statt hanc iam, der die Stelle citirende Priscian (VII, p. 758, nicht 785 wie bei Ussing falsch- lich steht) nur hanc ohne iam bietet.

Mit dieser Zusammenstellung haben wir eine grössere An- zahl von Stellen der verschiedensten Versarten zu halten gesucht und dabei das Beweismaterial für andre Hiate, die man annehmen wollte, bedeutend vermindert. Eine grosse Zahl solcher Verse, die man für die Zulässigkeit eines Hiatus in der Hauptcäsur des

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3. Der prosoilisthe Hiatus.

119

Seuars auführte, ist hiermit beseitigt. Das Gleiche gilt von den Belegen für einen Hiat in der Haupteäsur der Langverse bei Terenz, insbesondere der trochäisehen Septenare. Denn allen deu bereits oben angeführteu Stellen der Art und, wie wir sehen werden, sind es die einzigen, die sich für diesen Hiat anführen lassen müssen wir auf Grund unserer Listen jede Beweiskraft für etwas Anderes absprechen als dafür, dass Terenz bei Personen- wechsel Hiatus gestattet.

3. Der prosodische Hiatus.

1. Der logische Hiatus hat vielfach acht römisches Gepräge und selbst, wo sich in der griechischen Poesie eiu vorbildlicher Vorgang nachweisen lässt, wie im Hiat bei Personenwechsel, zeigte sieh der griechische Keim (Hiat fast nur in der Hebung von Anapästen) in reicher, selbstständiger Entfaltung. Ganz anders liegt die Sache bei dem prosodischen Hiatus. Dieser, der sog. hiatus legitimus oder graecanicus, besteht darin, dass beim Zu- sammentreffen eines langvocalischen Wortausganges mit voca- lischem Anlaut keine vollständige Elision der auslautenden Silbe eintritt, sondern nur eine partielle, nämlich der Hälfte des Moren- gehaltes, insofern von der langen oder auf w ausgehenden Schluss- silbe nur eine Mora elidirt wird, sodass diese Schlusssilbe für den Vers genau einer Kürze gleichkommt. Im Griechischen und Lateinischen lag ein solcher Hiatus darum nahe, weil jede Silbe die lange wie die kurze, durch die Elision nicht vollständig ver- schluckt wurde, sondern bei voller Elision auch nur einer Kürze die Silbe immer noch wahrnehmbar gesprochen wurde, wenn auch so schnell, dass sie für den Vers weiter nicht messbar war, ähn- lich wie es in der modernen Musik mit den sog. Vorschlags- uoten gehalten wird. Aus welchen Thatsachen diese Vortrags- art für die beiden alten classischen Sprachen folgt, werden wir unten Metrik I, 1, 1 bei der in der Elision latenten Cäsur sehen, die die römische Verstechnik, der sie ursprünglich ganz fremd war, gleichfalls aus dem griechischen Vorbild herübernahm. War also schon eine Kürze auch bei voller Elision noch hörbar im römischen Bühnenvortrag, so lag es wahrlich nicht weit ab, die zu elidirende Länge ein wenig vor der elidiiten Kürze zu bevor- zugen, mit andern Worten, den griechischen Hiat in die römische Praxis herüberzunchmen, da man doch der Sprache dabei nichts

120

Prosodie.* 11. Hiatus.

Unerhörtes zuinuthete, sondern eben in der Aussprache dieselbe Stütze fand, die im Griechischen der Grund dieses Hiates gewesen war. Dieser demnach in der römischen Metrik nicht vereinzelt dastehende Vorgang ist auch gar nicht bestritten. Denn man giebt allgemein Fälle, wie omnes qul ämant bei den Scenikcrn, si nie* ämäs in der hexametrischen Dichtung zu.1) Nur Ober die Ausdehnung dieser Erscheinung ist es zu keiner Einigung ge- kommen. Eine römische Eigenheit ist der prosodische Hiatus allerdings nicht. Denn die altnationale Poesie bietet uns nicht den geringsten Beleg dafür. Es ist vielmehr sicher ein proso- disches Gesetz, das im griechischen Epos und Melos ziemlich allgemein ist, von den altrömischen Dichtern ins Lateinische übertragen worden. Dass man hier wirklich etwas Fremdes sah, erhellt schon daraus, dass dieser Hiatus in keiner metrischen Stilgattung je recht zu vollem Leben kam und nach vereinzelten meist auf griechische Wörter beschränkten Anwendungen, die bis in die classische Zeit hinein sich verfolgen lassen, schliesslich ganz ausser Gebrauch gesetzt wurde. Schon Terenz hat hier Plautus und Ennius gegenüber, wie wir sehen werden, die römische Reaction gegen den griechischen Brauch in energischer und mass- gebender Weise durchgesetzt.

Die verschiedenen von uns hier zum ersten Male in inneren, rationellen Zusammenhang gebrachten Erscheinungen des proso- dischen Hiates wurden bisher wohl in einzelnen Fällen beobachtet, aber nicht erklärt und darum wieder abgeleugnet und wegconjicirt. Hier zeigte sich die Folge davon, dass die Plautinische Metrik, wie wir einleitungsweise erläuterten, im engsten Anschluss an die zunächst doch nur für Terenz geltenden Normen, wie sie Richard Bentley aufgestellt hat, dargelegt wurde. Bentley giebt die für Terenz unzweifelhaft richtig gefasste Regel über die Beschränkung des prosodischen Hiates auf einsilbige Wörter in der ersten Kürze der aufgelösten trochäischen oder iambischen Hebung, wenn er sagt: Tria observanda sunt: numquam hoc fieri nisi in verbo monosyllabo; quod verbum si in vocalem exit, oportet syllabam esse longam; ictum denique habere in prima syllaba anapaesti vgl. schedia8ma p. 48 ed. Vollbehr. Anders war aber die Praxis

1) Im Grunde genommen ist es ja nur die Anwendung der bekannten Rtgel: vocalis ante vocalem corripitur, die die lateinische Sprache unab- hängig vom Metrum auch sonst auwendet prehendo, ptärc u. s. w.

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3. Der proaoditsche lliatus.

121

bei Plautus und Ennius und von dieser finden sieb vereinzelt auch in der nachterenzianischen Zeit Belege.

Ennius hatte z. B. gemessen ann. 321 S&pw invicte, 486 Dum quulem uuus, rut saepe apud Ennium' Festus 673, 336 am Ende eines Hexameters mifttüm Öcto, so von Priscian I, p. 30 ed. Keil aus- drücklich bezeugt; ferner Epigramm. 1, 1 Aspicite, o cives, senis

knni «mäginis formam. Aehnlich findet sich z. B. bei Lucilius VIII, 1 auophclc inquit, allerdings in griechischem Worte, bei Lucrc- tius 6, 743 remufi öblitae, bei Catull, carm. 57, 7 in Hendeka- syllaben ein ähnlicher Daktylus: uno in leetülo erudituli atnbo, in Vergil's Eclogen 3, 79 vale vale inquit, ibid. 6, 44 Hylä üyla

ouine sonaret, georg. I, 281 Petiö üssam, Aen.3, 211 tnsülae Ionio,

in Ovid, amor. II, 13, 21 Lenis ades preeibusque nieTs fave Ilithyia, metam. 3, 501 dictoque vale vale inquit et Echo und in andern bei Christ, Metrik2 S. 26 angeführten Stellen. Selbst die Ver- kürzung einsilbiger Wörter in der ersten Kürze der Senkung in daktylischen Versen, von der doch Terenz in seinen aufgelösten Hebungen noch einen ausgedehnten Gebrauch gemacht hatte, ist nach Terenz nur noch recht vereinzelt wahrzunehmen, nach Horaz und Vergil gar nicht mehr. Wir führen auf Lucret 3, 1080 sed dum abest 2, 681 cum Ödore. 6, 716 qut etesiae esse feruntur, in CatiüTs Liedern 97, 1 ita me di äment, für Vergil Aen. 6, 507 te amice nequivi. Eclog. 8, 108 an qul umäut und in Horaz' Satiren I, 2, 28 coctö nüm ädest honor idem. Ibid. I, 9, 38 Si me ämas u. ä. bei Luc. Müller, a. 0. p. 307.

Prosodischer Hiatus zwischen zwei Wörtern ist in allen Uhythmengattungen der griechischen Poesie zulassig, sobald zwei zusammen zwei volle gpoVoi Ttqmxov betragende Kürzen in Hebung oder Senkung vereinigt stehen. Dagegen ist er ausgeschlossen, wo die beiden in Frage kommenden Kürzen verschiedenen örjuetoc des Verses, also die eine der Senkung und die andre der Hebung angehören und auch da, wo nur zwei flüchtige Kürzen für eine an sich nur 1 VfaxQovoi itQaxot, betragende Senkung eintreten, d. h. in allen Senkungen des aviöov yivog, insbesondre auch der Iamben und Trochäen. Die Hebung iambischer und trochäischer Verse dagegen erträgt diesen Hiat ebenso wie die der Anapästen, der sie an Morengehalt gleichwerthig ist.

Sehen wir vom daktylischen Hexameter ab, weil dort diese

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Proaoiüe. II. Hiatus.

Erseheiiiiiiigen des prosodischen Hiats ganz gewöhnliche sind, so ergiebt sich besonders für das griechische Drama folgendes: Häufig findet sich unser Uiat in daktylischen und anapusti- schen Versen des Dramas ganz wie bei Homer, zunächst in der

Senkung Sophocl. Oed. rex 155 ap<pl üoi a^o^ievog. Ibid. 172 X&ovog aultrat ovxe xixouftv. Oed. Col. 237 a %ivoY aidoygoveg. Philoct. 1204 & £fW, iv yi po? ev%os ogi&xe. Ibid. 1100 <o %ivoY9 ik&sx' inrjkvÖeg av&ig. Ibid. 1111 (in Logaöden) (6%ov dkkä po? aoxojta. Ibid. 1200 iggixdt *7Atov, oi vit ixeivcj. Ibid. 1135 nolvprixavoi) ävdgog igictsav. rhid. 1130 r\ nov iknvov ogag, <pgivag st uvag. Ibid. 1097 akko&sv et xvx« ad1 dno pti- lovog. Eur. Troad. 511 c^upi poi "Miov, ©, im Chorgeaang, aber ebenso wie bei Sophocles in der Monodie ibid. 605 anoktUexar

vficiv u. ä. o., so ferner Soph. Oed. Col. 143 Ztv äkt%rjxog, xig

srod1' 6 xgiößvg; Eur. Troad. 788 xat dvavÖgtia u. s. w., auch in der neuem attischen Coiuödie, wie bei Eubulos 107, 3 ix pofiot)

ikfttov. 107, 17 onT iyd> og viog Sv. 107,4 nokkcc xat av tqwöTj xtg dxgatxog. 107, 26 iXa%ov ßtov, ot dl nkavavxai, 139, 1 ovxot dvixxoiiodtg\ bei Anaxandrides 41, 55 goat tgnvkkog, Mnesimachos 4, 30 xokoxvvxrj sxvog. 4, 48 xditgov atyog dkexxgvovog vt}xxt^ wie auch bei Aristophanes z. B. nub. 293 xal ßovkopat dvxano-

nagdslv. 316 neydkai &eat dvdgdötv. 346. 347 Kevxavga ofioiav j ?; nagddkst tj kvxa rj xavga. 355 xal vvv y ort Kkuöd'ivrj

Ganz derselbe prosodische Vorgang in sämmtlichen zwei- morigen Hebungen, wie daktylisch -anapästischer Gedichte, wie

Eur. Med. 1085 dkkd ydg iöxiv povea xat ijfiiv. Troad. 145 xgv-

Xtxcu "Iktov aidfapsv. Arist. nub. 324 yavzy avxdg, iu der neueren Comödie z. B. bei Anaxandrides 41, v. 46. 47. 48 xdgaßoi onxoi.

atrial £(p&ai. xeoßtot iipdoi. Ephipp. 12, 7 öfjjri« ogqxog. Alexis

162, 11. 12 y(v%xoti toxgov. xov ßtov ioxivy auch bei einsilbigen Wörtern, wie in einzelnen Stellen au9 Sophokles und Earipides,

s. oben, so bei Aristophanes z. B. nub. 327 vvv yi xot -Sjdtj.

Ganz dasselbe kommt auch in den Hebungen der laiuben und Trochäen vor z. B. Sophocles Oed. rex. 167. El. 164.

(o xojrut dvagtftna yag (piga «= av nötig dvdgt,&(iog okkirxat. ov y iysa dxduaxa noxipivova axtxvog.

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3. Der probodischc Hiatus. ]2'.\

Ferner Philoct. 854. Trachiu. 847. Oed. Cul. 207. l>hiloct. 851

».

fidXa rot anoQa nvxivoig ividstv ncc&rj. rj nov ädtvtav gAapaV.

w &voi anoTttohg.

i&dov, ottös rtQa&ig = (pQovxiÖog bgag Sjöy.

Dasselbe zeigt sich im ionischen Rhythmus, nur dass dieser Hiat da wie beim Daktylus nur in der Senkung möglich ist, z. B. Aesch. suppl. 1020

itokiov%ov$ tb xat o'C %ti>p 'EqccOlvov.

Bei den Dochmien kann dieser Hiat nur in den beiden ersten Hebungen vorkommen, wie Soph. Oed. rex 686. 06 1. Eur. Or. 1546.

(paivtrat £v&' iXtj£tv, "AkioV imi ä&eog. tikog ünä iftiktt, = vtpeöig ig *EXivav.

Allein weder der ionische noch der dochmische Rhythmus kommt für uns weiter in Betracht, da derartige Verse im römi- schen Drama nicht nachweisbar sind. Wir führten sie hier nur mit auf, um anschaulich zu machen, dass es sich hier um ein rein prosodisches Gesetz der griechischen Metrik handelt, wie denn solche prosodische Hiate in den verschiedensten Stil- gattungen, Chorgesang, Monodie, Recitativ vorkommen, wie wir in unserm Verzeichniss kurz andeuteten. Wohl aber bleibt zu beachten, dass auch die Hebung des päonischen Taktes, die ja auch je zwei %qovoi ffponu beträgt, bei Auflösungen diese pro- sodische Kürzung der vocalischen Endsilbe gestattet, wie folgende, auch für die römische Nachahmung wichtigen Stellen lehren: Find. Olymp. II, 150. Ibid. 166. Aesch. Eum. 244

nokkd uof vit | dyxmvog. av\ödoopat iv\oQxiov j Xoyov dlct - i/o'co.

opa op|a pal' av j Xevöös tbv \ naviä, so richtig nach dem Me- diceus, was man gewöhnlich in einen dochmischon Dimeter ab- ändert, vgl. Verfassers de numero dochmiaco pag. 11.

2. Ganz nach dem griechischen Muster erscheinen solche prosodische Hiate bei Plautus zunächst, wie auch im griechi- schen Drama, in Anapästen, nämlich

in Senkungen bei einsilbigem Worte Bacch. 1165 si auiant, 1192 te amäbo. Cure. 141 qui ämät Sgt't. 144 si Id »wspectas. Aul. 714 quo eäm. 716 qui eam abstulcrit. Cas. 685 st ea-. 688 tu ämäs. 818 quae ego intus. Mil. 1012 quem ego

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l'roöodie. II. Hiatus.

hic audivi. 1047 qu& ab ] Harum (jedoch da B quam giebt, auch quäuam ab lllärum gemessen). Rud. 222 iia res se habet 225 quo Säin. 930 iam übt. 937 cum äceto (vgl. bei Lucrez cum ödore u. a. s. oben). Pers. 492 ita ine di äment (wie Catull. 97, 1). 778 qul erant. Poen. 1174 qul amabilitati. [1176 deaiuavi.] Pseud. 231 ämicam. Stich. 321 quas Sdis sainmtlich in der ersten Kürze der Senkung, dagegen auch in der zweiten nach dem griechischen Vorbilde, vgl. z. B. vvv yl rot u. ä. möglich und auch Mil. 1007 Sed ämäbö uiitte" m8 äctutum richtig überliefert, dem eutsprechend auch bei zweisilbigen Wörtern Truc. 113 Me Ulis qutdem häec verberät verbis, ganz wie bei Ennius s. oben dum quidem unus homo; so wohl auch Bacch. 1205 quo lübet tamquam qutdem addictos, vgl. 1184. 1204, a. unten Rhythmik I, 6, gegen Ende. Mil. 1036 voco ergo hanc quae quaerit1). 1040 mültae ältae item istüc cuplunt. Pers. 495 Viväs. :: Bene dictis tuis bene facta äTires mSaS aüxilium exposcunt, so die Ueberlie- ferung, die Ritsehl ganz willkürlich geändert hat in aüxilium ex- pöstulant; endlich bei dreisilbigem Worte, wie ij nctQÖalu rj Xvxa i} zavQG) und Eunius rniUtüm octo, s. oben, Mil. 1049 Nam hihic anülüm ab tui cüpienti. Pers. 498 Nam ex Perstä adlatae mihi sunt ab ero istaec. :: Quando? :: Haud ditdum. 182 Cön- venlam hünc Töxtlüm, eius aüris quae sunt mandata onerabo u. a.

Die gleichen Erscheinungen begegnen natürlich auch in der aufgelösten Hebung: Mil. 1041 te häbes cum in. Pseud. 912 ulinls metuebäm niäle, ne äbisses. Pseud. 599 Bälllon leno ubl hlc häbttet nach der Ueberlieferung. Bacch. 1204 quam quidcm äctu- tum emorlämur, vielleicht auch 1184 quem qutdem Sgo ütl nöu excriktein statt quem quidem t»go üt non excruclem. Ferner Bacch. 1193 Nön tibi vtmlt in nient&m </mäbÖ. Cure. 137 Phäe- droine mi, ne plöra ämäbo *). Dieser ganz rationell gebildete Hiatus ist gleichfalls von einem Theile der Textkritiker durch unwahr- bcheiuliche Conjecturen entfernt worden; dass sich im iambischen und trochäischen Yersmass nichts Aehnliches findet, erklärt sieb, wie wir später, Metrik II, 1 sehen werden, ganz natürlich daraus, dass das Prototyp für diesen gekürzten Spondeus, der auf der letzten Kürze betonte Trochäus bei folgendem bacchiischen Worte,

1) Leicht 7.u andern voco (ego^ ergo, doch ist ego nicht überliefert. 2) Mit ähnlichem Hiat hält Ritbehl auch einen nicht ganz sichern Prolog- ren* vidi äru^at^ores. Merc. 13.

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3. Der proaodiacho Hiatus.

12f>

also ein mente mänebö oder Aehnliches unmöglich ist. Endlich für dreisilbige Worter mit solchen End kürzen, die ja auch in der griechischen Comödie selten sind, wie rjOv%^ ccvtdg lassen sich nur unsichere Beispiele anführen: Mil. 1060 Non hic suo semineo quemquam pörculum (codd. proculem; porculem) impertittfrust. Pers. 273 Päegnlum äüscülta, wahrscheinlich trochäisch zu messen.

Manche der angeführten Stellen lässt sich leicht verbessern, andre wieder nicht, keine erfordert, abgesehen von der fraglichen Prosodie, eine Aenderung; insbesondere haben wir keinen Grund Hiate wie mentem äinabo, plorä ämabo, mitte me* actutum, ja auch Perslä ädl. u. a. zu verwerfen. Diese Messungen sind zwar selbst nicht besonders häufig. Aber man bedenke dabei, dass auch ihre Prototype, der auf der ersten Silbe betonte Daktylus und die Verbindung eines trochäischen und bacchiischen Wortfusses zu einer anapästischen Dipodie (wie mirä vldentur) nicht besonders häuög sind, erstere, weil sie die Vernachlässigung der dipodischen Cäsur voraussetzen, letztere wegen der bereits angedeuteten Be- tonungsschwierigkeiten. Und so bieten sie uns immerhin im Verein mit dem griechischen Vorbilde den Schlüssel zum Ver- ständniss einer grösseren Anzahl ähnlicher Stellen im trochäischen und iambischen Rhythmus, zu deren Betrachtung wir jetzt tiber- gehen wollen.

Doch es begegnet uns hier eine Abweichung vom griechischen Vorbilde, die geeignet sein konnte, von vornherein bedenklich gegen die im nächsten Abschnitt verfochten en prosodischen Hiate zu raachen. Das griechische Drama bietet den fraglichen Hiat nur im Melos, wenn auch da in allen Versarten, aber nicht im ge wohnlichen Dialog der iambischen Trimeter und trochäischen Tetrameter, bei Plautus dagegen begegnet er uns im Senare eben- sogut wie in den Langversen des Dialogs. Allein es ist darum nicht zu zweifeln an dem thatsächlichen Vorkommen desselben, da ja bei einsilbigem Worte diese Erscheinung im gewöhnlichen Senar und Septenar ganz unbestreitbar vorliegt, während sie der iambische Trimeter des griechischen Dramas nicht aufweist. Eine Brücke mögen hier die Anapästen gebildet haben, in denen ja auch das griechische Vorbild lange Dialogpartien nicht scheut, die wir darum auch an die Spitze gestellt haben. Wir beobachten hier, was wir bereits wiederholt thaten und noch in vielen Fällen thun werden, dass durch die römischen Dramatiker grundsätzlich die verschiedenen (fo#|tot und pi-tga nach ganz einheitlicher

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12Ü

Froaodie. II. Hiatus.

Technik gestaltet werden. Ob bereits Livius und Naevius diesen Hiat eingeführt haben, lässt sich nicht mehr feststellen. Denn bei Plautus' Vorgängern findet sich keine Stelle, die sich mit einiger Sicherheit so messen lässt. Selbst Naev. com. 108. 109 lässt sich zwar messen : Etiam qui res magnas manu j saepe gessit gloriose || Cuius facta viva nunc vigent, | qui äpud gentes sölus prae- stat, allein andere Auffassungen sind nicht ausgeschlossen, be- sonders da die Folge von iambischen Dimetern und akatalektischen trochäischen Dimetern eine rhythmisch sehr auffallende ist. An dem Vorkommen solcher Hiate aber bei Plautus ist nach dem Gesagten kein principieller Anstoss zu nehmen, und wir deuteten oben auch an, wie eine Eigenart der Aussprache der elidirten Endsilben, die im römischen und griechischen Bühnen Vortrag die- selbe ist, diesen Hiatus naturgemäss begünstigen musste. Die Ueberlieferung bietet uns eine Reihe Belege für denselben, die wir im Folgenden anführen.

Uebereinstimmend mit Nonius' Citat geben unsere Hand- schriften

Bacch. 51 Duae ünum expStttis pälumbem. perti, häründo iiläs verberät,

einen Vers, der nach Inhalt und sprachlicher Form tadellos ist Ambae, das man vorgeschlagen hat für duae, .um den gut be- zeugten Hiat zu entfernen, ist ganz unpassend, da hier gerade das „zwei gegen einen" hervorgehoben wird. Was die metrische Form betrifft, so haben wir das zweite Hemistich mit Hilfe des Kürzungsgesetzes oben S. 83 gehalten, und die Zulässigkeit des Proceleusmaticus in dieser Form wird unten, Metrik II, 6 darge- than werden. Der Anfang bietet ganz denselben Hiat, wie im Griechischen etwa:

ov y iytb axdpata TtoTi^tvovö' atexvog u. a., zu dem hier weitere Belege folgen.

Merc. 181 Ttutm amicam. : : Quid eam? : : Vidit. : : Vidit? vae misero mihi.

Ibid. 208 Si illam matri meae emisse dicam, post autem mihi, vgl. 211.

Merc. 286 Dicäm si videam tib\ esse operam aut otiuin.

257 Navem ex Epheso, quast Äm advectus filius nach A, r<*ll.. u. Priscian. Vgl. Amph. 714.

Merc. 475» Tv'am amicam.:: Ni'minm multum sei's. : : Tuis in- grutiis.

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3. Der prosodische liiatun. 127

Merc. 765 Non nön te odisse aibat, verum uxorem suaiu. A roll. ni8i in A spatium pro Verum*.

Merc. 766 Et südm uxorem rtfri esse aibat. :: Haec east. So A; rell. uxorem suam wie oben, unmetrisch.

Merc. 794 Cum tüä amica ctfnique amatiönibus, vgl. 239 uxoris dotem suae ambedisse öppido.

Merc. 796 Conci'vit hostis, dom\ uxor acerrumast. 712 ntst ut adeam atque adloquar.

Merc. 845 Dornt erat, quod quaeritabain. sex sodales repperi. 888 Ittam amicam. :: Quid eam? :: Ubi sit, ego scio. :: Tune öbsecro?

Merc. 966 Di ine servant. :: Tibi amicam esse nullam uüntio. Amph. 622 Nön soleo ego soramculose ort imperia persequi, vgl. 577 dömt.

Amph. 675 Magis nunc meum officium facere, si huic eam ad- vorsuni, arbitror.

Amph. 714 Ecastor equidem te certo Acr* advenientem llico. 924 Da mihi hanc veniam, ignösce, irata ne sies. 1086 Ämphitruo piam et pudicam tutim esse uxorem üt

scias.

Amph. 1106 Nön metuo quin mear. uxori latae suppetiae sient. 252 Ipsüsque Ämphitruo regem Pterelam suä obtrun- cavi't manu, vgl. 193 ägro.

Asin.313 Tantum faciuus modo inveni ego, ut nos dicamur duo. 141 Quae priusquam istam adii atque amans ego ani- ujum meum isti dedi.

Ä8io. 316 Äriolari quae öcceperunt, stbt esse in mundo malum. 894 Sic amabo, an foetet an ima tuac. uxoris? :: Nauteani; so Nonius; codd. uxoris tuae.

Asin. 75 Ut s1b7 amanti facerem argen ti cöpiam. Aul. 329 Atque tibi intro illuc et vos illum sequimiui zweifel- haft, vgl. 455. !)

Aul. 463 Quf 8imulavit nitit honoris mittere huc caussi coquos.

Bacch. 381 Tun infamia fecisti gerulifigulos flagiti.

946 Miles Menelaust, ego Agamemno: tdem Ulixes

Lartius.

1) Vielleicht Capt. 403 quin te manu emittat gratiis. Ibid. 304 i»t cKmH hnic statt hnic ilotli die einfacli»te Acn<lernnR.

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12S

Prosodie. II. Biatus.

Capt.415 Merito ttbt ea evenerunt a mc: nam nunc Phflocrates, vgl. Merc. 766.

Capt.387 Petäm id persequarque corde et aniino atque viribus; BDE jedoch atque auribus unmetrisch.

Capt.749 Periistis ntst hunc iam e conspectu adddcitis.

950 £76* estis vos? fte actutu.i Tyndarum huc arcessite. 824 Mirumqueadeost,ni htfnc fecere sibt Aetoli agoranorautn. Cas. 733 Cena übt erit cocta, ego ruri cenavero.

756 Mtht inanitäte iaui duduni intestina milrmurant. 915 Tut amoris catfsa ego istuc feci. :: Immo hercle fllius. 447 Bona miUta faciam trieam uxorem. :: Attatae s.S. 116. C^stelL 152 Nam mtht Auxiliost nömen. Nunc operära date 324 Et me, si umquam üb% uxorem ffliam dederö mearo. Cure. 178 Sibi sua habeaut regna reges, si'bi divitias divites, 179 Sibt honores, sibi virtutes, sibi pugnas, sibi proelia; slbt honores wegen der Anaphora vorzuziehen, wahrend auch s!bi honöres slbt virtutes möglich ist.

Cure. 549 Quid nunc? Quod mandasti, feci, tut honoris gratia. 497 Alienos manu emittitis alienisque imperatts. 597 Nego me dicere: ut eum eriperet, mänum arripuit mordicus.

Epid.580 NT;gb ego eam me novisse. Pro deum atque homi- nü*m fidem. [432 nach Nonius.]

Men.389 Egon te iussi coquere? :: Certo Jifc! et parasito tuo. 690 Eandem nunc reposcis: patiar: tWt habe, aufer, ütere, wo mit Ritsehl habeto zu schreiben wegen der folgenden Impera- tivformen aufer, utere nicht angeht

Mil.23 Me stln habeto. ego me maneupiö dabo.

620 A te expetere: ex dpibus summis mrt honoris gratia. 626 Hancine aetatem exercere met amoris gratia. BCD hier allerdings me statt mei, unmetrisch.

Mil.644 i&m ero; neque ego <5blocutor suni alteri in convivio.

685 Ubi eiim possim invenire, wo jedoch Bothels possieni sehr nahe liegt.

Mil. 932 A tun uxore mihi data esse eamque fllum depenre.

Pers.217 ego hinc, haud longe. :: Et quidem ego hau«! louge. :: Quo ergo? :: Scelus.

Pers. 226 Ubi illa alterast furti'fica laeva? :: Dornt eccam: huc nullani attuli.

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8. Der prosodische Hiatus. 129

Pers. 651 Emtim opiiior. :: Etiani 'opinor'? :: Siimnio genere esse arbitror.

Pers. 93 Ne mihi incocta detis :: Rem loquitür uieram.

Poen. 873 Völucres tibi erunt tuae hirquinae. : : I in malam rem. :: I tu atque erus. A cum rell.

Poen. 888 Ntst ero meo indicasso: atque ei quoque ut ne entfn- tiet. A. cum rell.; wobl auch

Poen. 301 Bono ingenio me esse ornatam quam aüro multo mävolo zu schreiben, da bono me ingenio esse, was A bietet, unmetrisch ist; ähnlich 1200 ex meo amore; ferner

Poen. 571 At edepol nos tibi in lumbos h'nguam atque oculos in solum.

Poen. 1144 Matrem hic salutat suam, haec autem filiani. suain fehlt in A.

Poen. 1308 Quod tibi hanc digito tactiost? : : Quia mihi lubet, A cum rell.

Pseud. 650 Suam huc ad nos, ctfm eo aiebat velle mitti müli- erem, A cum rell.

Pseud. 1202 En imagine tfbsignatam epistulam hic ante östium. 739 homo aceti nach den Palatini.

Rud.581 Tibi ego numquam quicquam credam, ntsi accepto pignore. nisi si wäre hier unpassend. Man sagt doch numquam nisi, nicht, wie man hier vermuthet hat, numquam nisi si bei accepto pignore.

llud. 752 Tttae Istae sunt. : : Contende ergo, uter sit tergo verior. 484 Si quhlcm bis mihi intro adgerunda etianist aqua ist an sich nicht anstossig, obgleich derselbe Hiat hier zweimal vorkommt; beides quidt'tn und mlh! wird öfters gekürzt, wie

Asin. 463 Salvom horcle erit : : Credam fore, | dum rjmdtm ipse in manu habeo; wie bei Ennius, s. oben S. 121. 123.

Truc. 842 Eundein pol te iüdicasse qmdcm istam rem intellego. (pul te B, pulte CD.)

Truc. 77 Nam mihi hacc meretrix quae hic habet Phronesiura. 465 Male quod mulier facere incepit, mst ecficere per-

petrai

Truc. 762 Postid ego (in) te manvm iniciam qusldrupuli, ve- n«*fica.

Truc. 759 Tarn horcle ego tibi, inlecebra, ludos faciam clair-' in via.

Klotz, GrunilxOgc »UrömlBclier Metrik. *J

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130

l'rosodie. II. iliatns.

Truc. 733 Quia enim plus dedi. :: Plus cnim es nitro missus, quoui dabas.

Truc. 885 Verumst verbum quöd ineinoratur: übt auiici, ibi- dem opes.

Most 377 labe abire rursuni. quid i 11 i reditio etiani lnSc fuitV über den zweiten Iliat vgl. unten S. 133.

Most. 1179 Jb\ utrumque et hoc et illud poteris ulcisci probe, vielleicht Amph. 462 üti ego etc., während Asin. 23f> statt dabo ut scire possis sich leicht dubo uti sc. p. schreiben liisst.

Dagegen hilft ein eatu, eum u. ä. über diesen Hiatus hinweg Bacch. 472 Mil. 919 u. a.

Trag. inc. 59 v. 111 Mento sumiuam äqunm attingens enectus siti l).

In den Prologen finden sich diese Hiate öfters z. B. Poen. prol. 120. Cas. 50. 58. Desgleichen in den Argumenten, wie Mil. arg. 1, 5 u. s. w.

Endlich bei Plautus noch Stich. 152 Sf quae forte ex Asia navis Am aut hodie venerit. A. cum rell.

Stich. 338 Pröpere a portu tut honoris cailsa. :: Kcqnid ad- portas boni?

Diese Stellen sind natürlich in ihrer Beweiskraft nicht gleich- werthig. Eiu Theil derselben lässt sich durch ziemlich leichte Aenderungen, wie sie auch sonst viel mit Recht zur Anwendung kommen, beseitigen, und über die Ausdehnung dieses Hiatus im Einzelnen lässt sich streiten. Allein eine nicht unerhebliche An- zahl Verse gewinnt durch keine Aenderung, sondern kann dadurch nur verlieren. Bei mehreren aber ist jede Aenderung geradezu ausgeschlossen und das entscheidet unbedingt. Z. B. um noch- mals auf den an die Spitze gestellten Vers Bacch. 51 zu kommen, verliert der Ausdruck duae unum expetitis durch jeden Einschub, und der neuste Vorschlag, unter Aenderung des zweiten Thciles dies duae unum, das durch Nonius, Charisius und eine Glosse (cod. Paris, nouv. acqu.) lat. 1298 als feste alte Lesart bezeugt ist, ganz zu streichen, macht den Satz kahl und nimmt ihm allen

♦) Der Vera craeheint bei Cicero, Tnsc. T, 5, 10 in die Conntruction hineingezogen und darum eine kleine Aenderung deraelben nicht ansge- schloaaen. Triu. 111 vielleicht unum uxorem statt des sinnlosen Miamque ux Are. 85 zweifelhaft.

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3. Der prosodische Hiatus.

131

Reiz. Ebensowenig liisst sich etwas durch Einschub oder auf andere Weise andern in den verschiedenen Stelleu, die offenbar eine stehende Wendung enthalten, wie tui honoris, tui amorts causa oder gratia u. ä. Vor allen ist sicher nicht mei nie honoris u. ä. zu ändern; ein solches nie, te, se verlangt der Plautinische Sprachgebrauch durchaus nicht. Was er in solchen Constructionon wagt, zeigen Stellen wie Merc. 667.

So ergiebt sich eine genügende Anzahl Stellen, die beweisen, dass der durch Hiat gekürzte Trochäus unbeschränkt an allen den Hebungsstellen stehen kann, wo sein Prototyp der Pyrrhichius häufig ist, d. h. in allen Hebungen mit Ausnahme der letzten und in iambischen Schlüssen auch der vorletzten.

Erkennt man aber diesen Hiatus an auf Grund der Ueber- lieferung und weil er nach dem griechischen Vorbild sich rationell gebildet erweist und auch in der gleichzeitigen und späteren Hexameterdichtung unzweifelhaft vorkommt, so folgt daraus auch die Zulässigkeit eines Hiatus bei einsilbigem Worte in der gleichen zweiten Kürze einer aufgelösten Hebung, wie im Griechischen ein paka rot, vvv y% tot u. ä. ganz analog der Kürzung wie KVÖga po7 £vv67te, lateinisch mitte mS äctutuin legal erscheint. Von mehr als zweisilbigen Wörtern kommt nur der auf den beiden Endkurzen betonte Daktylus als Prototyp für ähnliche Kürzungen eines Creticus in Betracht. Allein auch im griechischen Iamb ist ein solcher selten, und nur einmal sicher nachweisbar: i%idov ojtag = <pQovTidog voag. Im römischen Drama ist er ebenso wenig zu erwarten, weil ja auch der auf den beiden Schlusskürzen betonte Daktylus fast nur im iambischen Eingang gebraucht wird. Dennoch wird er uns auch einmal, wie es scheint, ganz richtig überliefert Asin. 709 Tosfeä ad pistores dabo, ut ibi crucierecurrens. In gleicher Weise ist die Voraussetzung für ein in der zweiten Silbe der Hebung gekürztes einsilbiges Wort nicht gebräuchlich, näm- lich ein lpsSmet In exercitum Ainph. 102. Daher wird man gegen einen dem entsprechenden Hiat bei einem einsilbigen Worte zwar keine principielle Einsprache erheben, aber es auch nicht ver- wunderlich finden, wenn er nicht gerade häufig ist. Er erscheint in unserer Ueberlieferung :

Cas. 134 Quoni mi lila dicat: mi anlmütä, tnt Olympio.

Mil. 1314 Quid vis? :: Quin tu iiibes ecferri ommV'i qua*' isti dedi. 133« Exite atque ecferte huc intus umni« quar isti dedi.

Poen. 1052 Haec mi hospitalis tesser'/ cum illo fuit

9*

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132

Proßodie. II. Hiattw.

Anipb. 438 Qins ego sum saltem, si non sum Söst«? tc interrogo.

Merc. 995 Eutych£ it or6, sodalis eius es serva et stfbveni. Auch im letzten Verse darf nicht geändert werden, etwa Eutyche ted oro, was einen falschen Eingang gäbe, da der erste Fuss des trochäischen Septeuars durchaus nicht freier gehalten wird als jeder andere, vgl. darüber Metrik II, 4. Anführen könnte man

Truc. 703 Meä dönä deamata acceptaque habita esse apud Phronesium, wie etwa deämat, 8. oben S. 68.

Most. 696 Völuit in ctfbiculuin abducer?' nie anus, vielleicht auch

Asin. 199 Cetera quae uti solemus Graeca mercamür fide, docli ist diese Lesart ganz unsicher.

Amph. 752 ist dicere quae illa aütumat nur Lesart von F, da- gegen kann man verbessern

Men. 405 Deslne iäm amäbo ludos facere atque i hac mecum semul

durch einfache Umstellung der unmetrisch überlieferten Worte iam amabo desine ludos etc.

Aber noch eine weitere Consequenz ist zu ziehen. Wenn einmal dieser prosodische Hiat, wie sich jetzt zeigt, eine Ueber- tragung einer griechischen Eigenheit ins Lateinische ist, dann ist es von vorn herein unwesentlich, ob er bei einem einsilbigen oder mehrsilbigen Worte eintritt Die Beschränkung auf ein einsil- biges Wort ging, wir wir sehen, erst von Terenz aus. Dagegen gab es auch im griechischen Vorbilde neben rj itov ikeivbv

oQ</g auch xoXoxvvtrj hvog, wie im Hexameter et dr; opov und nXdyifti] ind u. ä. Daher wird man im lateinischen Verse einen solchen prosodischen Hiatus in der ersten Silbe der aufgelösten Hebung wie bei einsilbigen so auch bei mehrsilbigen Wörtern nicht unnatürlich finden. Bei einsilbigen Wörtern, wie

Bacch. 966 Post cifm magnifico nu'lite, urbes verbis qiu hi- ermüs capit,

ist es eine so allgemein anerkannte Erscheinung, dass kein wei- teres Beispiel nöthig ist. Allein ebensogut wie es einen Ver- schluss wie qut anlmö süo giebt, kann es auch einen solchen wie sequi ultimo süö oder öbsequi änlmü süo (nicht aber öbsequi äriinio süö) geben. Für diesen Hiatus an dieser Versstelle haben wir eine grössere Zahl von Belegen, vgl. Aug. Luchs, Stude- munds »Studien I, S. 22. 23. Wir stellen folgende zusammen:

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3. Der prosodische Hiatus.

133

Poen. 176 Se aniare velle et öbseqtu //ulnio suo, vgl. ibid. 432 bei Personenwechsel.

Merc. 615 Nec tibi istuc inagis dividiaest quam miht hodle fuit, libri cum Varrone.

Bacch. 134 Ibidem ego meam operam perdldt, übl tu tuam, so auch Charisius.

Pers. 433 Mirtfm quin tibi ego crederdw, üt Itein mihi.

Poeu. 088 Prob di inmortales, plürum? äd illuin modum.

Cure. 308 Eloquere, obsecro hercle. : : Eloquere te öbsecro, nb\ sint meae.

Most. 999 Numquid processit ad fon/m /jodle novi.

1090 Experiar, ut opinor. : : Certum est. : : Miä* /umil- nein cedo.

Capt. 373 Sequcre. em tibi hominem. :: Gratia m häh&ö tibi. Asin. 775 Neque lllaec ulli pede p^/?m Ziomin! premit.

Poen. 497 Certüm. : : Tum tu igitur die böno .4phrödisiis.

Cist. 585 Isüc quidem edepol mo! vi/* //abitat gener.

Pseud. 346 Militi Macedonio; et iam quindSm/i 7<abeo minas.

Aul. 671 Qui indicium fecit, ut ego Uli «liquid boni.

Most. 1165 Si höc pudet fecisse sumptum, süppfta AabCÖ satis, vgl. 377, s. oben S. 130.

Amph. 401 Qui cum Amphitruone hinc uua ieram in exercituni, der Anfang vielleicht nach Spuren bei Nonius Ni'si qui cum A.; den Vers für unächt zn erklären ist kein triftiger Grund da.

Poen. 903 Qui etfm surripuit, hric devexit meoque Src tum lue vendidit; vgl. Cure. 41. Poen. 191.

Rud. 183 Si apüd me esuru's, mlh! därl operam volo, möglich auch esurus es mihi dari operam volo.

Mil. 1425 öbsecro vos. :: Sölvite istunc. :: Gratia?/* ZiabSo tibi.

Aul. 658 IiSppiter te dique perdant. häüd inäZc agit gratias.

Vidul. I, 7 Dare pössum opinor sätls bÖUMW öperärium. IT, 32 Quom mihi, qui vivam, copiaw inöpi facis.

Men. 258 Nam itust haec hominum nätrö ^pidämuia nach den Palatini; doch nach A nätöo. In Epidamniis.

Pseud. 925 Numquam edepol erit ille Harpax potior quam ego ; habt: anlmüm bouum. libri: potior Harpax.

Aber der Ausgang Mil. 1357 habe" bönüm unlraüni ist un- möglich, wie auch nübere mülier oder dergleichen.

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1 i

Prosodie. II. liiutus.

Ampi). 1) (prol.) Me adferre voltis, ea ad feiern ni\ mintiem, wohl ohne ein zweites ea vor uti.

Cure. arg. 1 Curculio missu Phraedönu <*>it Ciiriam oder it in Cariaui.

Im gewöhnlichen Senar ist kaum eine andre Stelle denkbar, an der ein solcher Hiat eintreten könnte, als eben in der Mitte des zweiten Theiles. Denn selbstverständlich muss ein zwei- oder dreisilbiges Wort wie mihi und öbsequt in diesem Falle ganz so behandelt werden, wie jedes pyrrhichisebe oder daktylische, das mit seiner letzten Kürze in die erste Silbe der Hebung zu stehen kommt, worüber wir später die näheren Normen aufstellen, vgl. Metrik II, 1, 3. Es muss also immer ein solches zwei- oder drei- silbiges Wort folgen, das den Wortton auf der ersten Silbe hat,

wie öbsSqul änimö und öbsScro übi, oder ein längeres, das auf seiner ersten Stammsilbe einen starken Nebenton hat wie sätis

bönüm öperäriuin nach den Beispielen dicere völul. nübßre tüo

und bona mala toleräbimus. Dadurch ist aber das Vorkommen dieses Hiatus im ersten Theile des Senars ausgeschlossen, da dieser zu wenig Umfang hat, um diesen unbedingt erforderlichen Wortverbindungen gehörig Raum zu bieten. Höchstens in dem ganz besondern Falle, dass die Hauptcäsur zurückgezogen ist und das der im Hiat verkürzten Endsilbe folgende Wort womöglich Elision erleidet, könnte einmal auch im ersten Theile genügender Platz für diese Erseheinuug da sein. Und wirklich wird unter solchen Umständen uns ein solcher Hiat überliefert

Most. 675 Atque evöca aliquem intus | ad te, Träuio; so A cum reih,

wo also jede Aenderung (evocato, evocadum; evoca aliquem huc) überflüssig ist, wenn auch dieser Versbau sonst nicht nachweisbar ist ausser etwa:

Stich. 488 Haud pöstülo eqnldem me in | lecto accümbere, equidem med unnöthig.

Ausserdem ist noch im Anfang des Verses mit zweisilbigem Worte ein solcher Hiat, wie

Cist. 160 UM h ab itabat-, tum lila quam compresserat möglich nach dem allerdings auch recht seltnen pyrrhichischen Senareingang wie

Ibid. 149 Itä inroperavit de puellae pröloqui.

Dagegen im ersten Theile der Septenare ist dieser Hiatus

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3 Der prosodische Hiatus.

185

mit Verkürzung, wenn auch bisher noch nicht beobachtet, doch recht gut denkbar, da dort genügend Spielraum für diese Art lliat ist, wenn auch immer nur die zweite Hebung in Betracht kommen kann. Gar zu viel Falle wird mau jedoch auch hier nicht erwarten können, wenn man bedenkt, dass das Prototyp zu diesem Typus des prosodischen Hiates, also ein Pers. 6G6 T6- xile quid ägo?, wie unser Verzeichniss, Metrik II, 1,3 ergiebt, recht selten ist. Aber hier findet sich unser Hiat wenigstens in einigen Versen, die sonst keinen Anstoss geben, überliefert:

Amph. 523 Clancü/«m abii ä legione : öperam surrupui tibi.

Poen. 824 Quoi hoiniw mis e'st cousimilis, velut ego habeo huuc huius modi.

Rud. 1060 Qu<5 modo Aabeas, id refert, iureue anne iniuria. Men. 081 verschiedene Messung möglich.

Cas. 238 Quoi hornim /«klie peculi nniumus non est pltfmbeus. Vgl. Truc. 957 dedt üti.

Asin. 871 Euin eturw /wmiuem in senatu däre operam aut cluentibus.

Asin. 372 Möx quoni Sauream /tnitabor, cave tu ne suscenseas, codd. caveto, doch vergl. Capt. 431 caveto statt cave tu, ahnlich Trin. 495 iuito B statt quin tu u. a.

Accius apud Non. p. 15 MeleagrS tibi t<5rris esset interfectus llammcus = 452 ed. Ribbeck.

Demgemä8s wird mau besser mit diesem lliat als mit un- gewöhnlicher Elision die folgenden Verse scandiren:

Most. 259 Una öpSra ebur atrameuto caudefacere pöstulas st. uua Öpera ebur.

Cure. 204 Aedltüoro apen're fanum. Quo üsque quaeso ad hiiuc modum statt aedttiiom äperire. Denu eine Aenderung ist hier überhaupt nicht nöthig; audio aedituom aperire fanum ist ebenso- gut wie Bacch. 798 audio aperiri fores u. a.

Amph. 827 vielleicht Ämplntrüo älius qui forte etc.

Endlich wird man unbedenklich deuselben Hiatus auch im zweiten Theile eines Langverses für möglich halten, falls dieser katalektisch ist, wenn nur die vorhin angegebenen und später a. 0. zu entwickelnden Betonungsgesetze gewahrt sind, wie etwa

Cas. 751 Suavi cantu concelebra omnem haue pläteam /»yme- uaeo oder hymenaeo, io.

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136

Prosodie. II. Hiatus.

So linden wir diesen prosodischen Hiat bei ein- und mehr- silbigen Wörtern im iatubisch- trochäischen Rhythmengeschlecht überall, wo er überhaupt auftreten kann, bei Plautus nach den festen Regeln angewandt, die für die Wörter und Wortformeu gelten, denen die in der letzten Silbe verkürzten Wörter ent- sprechen, zugleich ein Beweis dafür, dass wir mit Recht nur die Messung öbsßqul anlmo suo u. s. w., nicht öbs€qui äniniö suo ansetzten. Ein iambisches und kretisches Wort kann hier nur so eintreten, wie ein pyrrhichisches und daktylisches gebraucht wird. Dies haben wir in allen denkbaren Verhaltnissen durch- geführt gefunden, eine Beobachtung, deren Tragweite erst voll- ständig klar wird, wenn die entsprechende Partie, Metrik II, 1 u. s. w. abgehandelt ist. Hier recapituliren wir nur kurz, dass z. B. pöstea mit der Betonung der beiden Kürzen (griechisch ^0i>2>}) wie ein pisctbus nur im iambiscben Eingang begegnet; ein öbsßqul nur an den Stellen und unter den Umständen, wo ein dtcere möglich ist. Ferner ein dorn! in allen Hebungen, wo ein neque erscheint, dieser Fall darum der verhältnissmässig häu- figste; endlich ein däri nur in den Fällen, wo ein auf der letzten

Kürze betonter Pyrrhichius vorkommt, also mihi däri Öpßräm

volo ganz nach tibi quid süperest, dolet. Auch der auf der letzten Silbe verkürzte Spondeus wie plörä ämäbö fand in einem uiirä vldentur seine Begründung. So lässt sich hier bei diesem verkürzenden Hiat der zwei- und dreisilbigen Wörter der Kreis der Beobachtung vollkommen schliessen und dabei auch das nu- merisch so verschiedene Vorkommen der einzelnen Erscheinungen, insbesondere die verhältnissmässige Häufigkeit der iambisch- pyrrhichischen Kürzung in den Hebungen ganz rationell erklären. Die einsilbigen Wörter dagegen sind nicht an solche strenge Regeln gebunden, da sie auch ohne unsern Hiat überall frei ver- wendet werden können. So ist z. B. Versbau und Betonung

Bacch. 966 Post cü*m magnifico niflite, urbes verbls qwt twer- lnüs capit

ganz unanstössig, weil auch der Ausgang verbis et Inermiis capit ganz legal ist, während ein obsßqul tnermüs cito ebenso unmög- lich ist, wie ein dicere modestö modo, was wir Metrik II, 1 aus- führlich darlegen werden. Daher erklärt es sich auch, dass die- ser verkürzende Hiat bei einsilbigem Worte noch am häufigsten, gebraucht wurde, auch noch von Terenz in solcheu harten Be-

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3. Der prosodische Hiatus.

137

touungen, die ihu bei mehrsilbigen Wörtern unmöglich machen, vgl. Eun. 119 rem häbebam. Hec. 448 quam aniori u. a.

So erscheint der prosodische Hiat in den Plautinischen Iam- beu, Trochäen sowie Anapästen überall da angewandt, wo er überhaupt in Evidenz treten kann. Uebrig bleibt noch, diesen Iliat in dem päoni sehen Rhythmengeschlechte zu constatiren. Auch die griechische Metrik kennt ihn in diesem Rhythmus, wie wir bereits an Fällen wie noXld poi vri dyx., avödtioncu ivoQxiov, oqü oqci pdl' av sahen. Für Plautus lässt sich anführen: Trin.272 Bont slbi haec expetunt rem ftcföm /iSnörem als kretischer kata- lektischer Tetrameter; ibid. 266 Apage* sis amor, tüas res tibi ha- b*;tö oder nach der Lesart der Palatini rüs tibi habe ein eben- solcher Tetrameter mit weitergehender Eatalexis. A bietet zwar statt apage sis ein AÜArETE unsiuniger Weise in griechischen Buchstaben, allein daraus darf man nicht apage te sis amor res tuas tibi habeto combiniren, weil dies apage te eine natürliche Verschreibung scheint, hervorgerufen durch das kurz vorher V. 258 gleichfalls im Anfang des Verses dagewesene apage te amor, das dort ganz richtig ist, worüber wir später, Rhythmik II, 2, 25, handeln werden.

Dagegen Trin. 281. 293 scheint, wie bereits oben S. 52 be- rührt, kein Hiat, sondern ein iambisches ego vorzuliegen Nölo egö cum impröbis und His ggö de ärtlbüs, nicht 6gS cum iuipr. ego de artibus.

3. So haben wir diesen prosodischen, der griechischen Praxis entlehnten Hiat in allen Versarten der römischen Comödie da gefunden, wo er möglich war. Andre als die bereits besproche- nen Hiate kommen im Versinnern durch das ganze griechische Drama nicht vor; insbesondere wird ein solcher verkürzender Hiat nur in solchen Hebungen und Senkungen gebraucht, die den Umfang von zwei vollen xqovoi ngmtoi nach Aristoxenischer Theorie haben, aber nicht in der einmorigen Senkung der Iamben und Trochäen. Vereinzelte Stellen sind längst beseitigt, wie Pind. Pyth. 8, 136 Gxiag uvccq dv^ganol' dkX' oxav statt dv&ga- itog, hier nach Schol. Nem. 6, 4. Plut. de consol. 6. Eustath. II. 757, 32 offenbar ein Schreibfehler. In keinem Falle war bei den zuerst besprochenen logischen Hiaten eine prosodische Kür- zung nöthig. Ein verkürzender Hiatus in ianibibch- trochäischer

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Prosodie. II. Hiatus.

Senkung lässt sich also weder durch prosodische noch durch metrische Verhältnisse erklären. Es müssten denn die römischen Dichter, die doch entweder Griechen von Geburt oder semigraeci waren, geradezu die griechische vorbildliche Praxis aufs gröbste luiss verstanden haben. Das einzige beachtenswerthe, auch von A. Luchs a. 0. hervorgehobene Moment, ist die Thatsache, dass

Pseud. 800 Sed quör sedebas in foro, si erds coquos?

Eun. 400 Verbis saepe in se tränsmovet, qui habet salein u. ä. ganz legale Senarschlüsse geben, während ein einfaches gras co- quos und habet salem am Versende unmöglich ist Allein dass auch hier keine Messung qui habet, si gras, sondern gewöhnliche Elision anzunehmen sei, werden wir in anderm Zusammenhange nachweisen, Metrik I, 4 gegen Ende.

Doch bei einer solchen zweisilbigen Senkuug könnte man immer noch eher an eine Analogiebildung nach der anapästischen und daktylischen Senkung denken, wiewohl das schon darum ausgeschlossen scheint, weil der quantitative Unterschied zwischen den zwei volle Moren ausfüllenden zwei Senkungskürzen des ydvog iöov und den minderwerthigen des yivos iafißixov trotz aller Aehnlichkeit, die die Einheitlichkeit der Technik schuf, stets auch metrisch wohl gewahrt wird, wovon später wiederholt zu handeln ist. Aber noch viel unrationeller wäre eine Kürzung unter Uiat bei einsilbiger Senkung, für die jeder Anhalt fehlt. Und doch hat man auch diese behauptet, wie A. Fleckeisen und A. Luchs, 8. oben S. 102, so auch A. Speugel T. Maccius Plautus S. 209 fgg., vgl. schon Hermann, Philologus III. S. 467. Speugel bucht diesen Hiat mit eiuer grössern Zahl Beispiele zu belegen, a. 0. S. 211-214, deren Beweiskraft Müller, a, 0. S. 725-766 nicht zugeben will. Und gewiss ist ein grosser Theil der an- gezogenen Stellen nicht dazu zu verwenden, einen solchen Hiat zu beweisen. Die zahlreichsten Beispiele sind die mit me te uud se, diese sind gar nicht in Anrechnung zu bringen, weil dafür ein med, ted und sese ohne Weiteres eingesetzt werden kann. Viele andre lassen sich anders messen oder leicht verbessern, wie auch meist geschehen. So der auch in A überlieferte Vers Pers. 512 Nam is mihi honores statt Nam is mi h. Stich. 158 Nam lila med. Rud. 888 Nam in columbari. Asin. 130 Nam iam ex hoc locö. Rud. 190 Nam hoc mihi haud (uil). Triu. 15. Truc.688 ut<i> luecum oder niecum ut. Pers. 120 argentum quoi st. qu. a. Cist. 408 di med. Merc. 451 u. s. w.

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3. Der prosodische Hiatus.

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Allein einzelne wenige Stellen scheinen wirklich tadellos zu sein eben bis auf diesen metrisch unerklärbaren Hiatus. Eine ist uns auch besonders gut überliefert

Asin. 706 Demam hercle iam de hördeo, tolutini ni badizas gleichlautend in unsern Plautushandschriften und bei Nonius, wo Luc. Müller iamiam vermuthet. Diese kann einen Fingerzeig geben, was für eine Erscheinung wir hier haben. Nonius bezeugt auch Capt 672 ein funfsilbiges deartuasti, und Aehnliches werden wir weiter unten aus andern Plautusstellen anführen. Ziemlich Gleichartiges giebt die Ueberlieferung

Cas. 591 Cum hac cum istac cümque amica etiäm tua.

Capt. 395 Dicito patn quo pacto mihi cum hoc convenerit, wo cum hoc mihi conv. allerdings nahe liegt Der vereinzelte Senarschluss Aul. arg. I, 2 cum opibus kann hier jedoch nicht geltend gemacht werden.

Die angeführten und noch ein paar ähnliche Stellen1) schei- nen wirklich richtig zu sein, erklaren sich aber dann nicht aus einem verkürzenden prosodischen Hiatus und überhaupt nicht aus metrischen Verhältnissen, sondern aus sprachlichen. In der durch Nonius bestätigten Lesart des Asinariaverses z. B. kann allenfalls iam dehördeo gemessen werden, weil die Präposition mit ihrem Substantiv eng verwachsen war. Ueber die auch in prosodisch-metrischen Dingen hervortretende Zwitterhaftigkeit der Präpositionen haben wir bereits oben S. 68 gehandelt. Substantiv und Präposition wurden ja in der alten Orthographie in einem Worte geschrieben und konnten ein- und das andre Mal als ein Wort behandelt werden, wie dies auch bei den Präpositionen vor Verbis verschieden geschieht. Gerade von cum und de aber wissen wir, dass sie sich' auch mit dem Casus des nächsten Wortes besonders eng verbinden, beide können ihm enklitisch nachgesetzt werden. Man denke an mecum, quocum, res qua de agitur u. ä., an deinde, das dreisilbig bei Andr. 483 überliefert ist, dehortor, prehendo, circumire, anteire, introire, die in der Plau- tinisch-Terenzischeu Metrik verschieden behandelt werden können.*) An eine Verkürzung braucht man zunächst auch hier nicht zu denken. Denn wenn clrcümirß gemessen wird, so geschieht dies

1) Wie Aniph. 562 Scclcstissumüin te arbitrör. : : Nara quam 6b rem mit dreisilbigem quamobrem u. U. 2) Besonders introire, wodurch eine Anzahl Aenderuugen wegfällt, wie Andr. 860 Modo tutroivi.

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140

Prosodie. II. Hiatus.

schon darum, weil circüm die letzte Silbe kurz bat, die bier nur nicht durch Position gelängt wird; daher kann man sogar

Rud. 145 Heus qui fana ventris causa circtfcnis schreiben, nicht circüis; ebenso ist es mit niedere

Trin. 250 Quod ecblbit, quöd camest, quöd facit sümpti, vgl. Men. 637. Cure. 451. Asin. 742. Truc. 407 u. ä. Dass daneben die Elision eintreten kann, haben wir bereits oben S. 69 gesehen an

Andr. 202 Ita aperte ipsam rem modo locutus, nihil ärc(um)t- tionc usus es.

So findet sich neben Terenzischem coeniisse Ad. 225 ein cöäc- eedunt bei Plautus Cure. 344 Triginta niirils vestem, auruni, et pro his deceui coäccedunt minae. Dagegen Epid. 7 coadsolet (A eoadsolet, B eoassolet). Cas. 497 coaddito (B eo addito). Asin. 203 coactio. Bacch. 976 coeniptionalem. Dass hier nicht Silbenverschleifung, also Synizese, sondern gänzliche Elision ein- tritt, scheint durch Pers. 100 Terrestris te coepülonus compellat tuos bewiesen zu werden; daher man Phorm. 346 prima cottiost acerruma nicht coitio lesen mag, ebenso Trin. 1019 cohiberent Doch herrscht hier überall, wie gesagt, Schwanken, neben ge- wöhnlichem praebpto findet sich Capt. 688 präeoptfivisse, zu quöd cÖmest s.o., Trin. 360 quin cömedit, ibid. 753; Cure. 560 coniedini, Andr. 361 Nöu cohaerent. Gegen deartuatus Capt. 640. deasciari Mil. 884 auch deartüasti Capt. 672, ferner dreisilbiges dehortor. Poen. 674 Neque vos hortari neque dehortari decet Capt. 209 Fdgitivos imitäri. : : Immo edepol, si erit occasio band dehortor,

ein ebenso regelrechter trochäischer Octonar wie der vorher- gehende Vers:

Nös fugiamus? Quo fugiamus? :: fn patriaui. :: Apage haud nös id deceat.

Jedenfalls aber bleibt dies eine vereinzelte Erscheinung, die, selbst wenn Verkürzung des einsilbigen Wortes eintritt, mit pro- sodisch-metrischen Verhältnisse nichts gemein hat, vgl. oben S. 68. Als griechische Analogie lässt sich vielleicht apöVixopat, tcqo u0t€os u. ä. anführen.

Wie weit sich dieser Vorgang ausgedehnt hat, das Material bei Müller a. O. S. 451—455, weiter zu untersuchen fällt einer sprachwissenschaftlichen Monographie anheim. Häufiger finden sich Beispiele bei dum u. ä., in dem man einen proklitischen Ge-

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3. Der proaodische Hiatus.

141

brauch finden konnte. Hier sei nur auf die Thatsache hingewiesen, dass noch in den romanischen Sprachen ein Unterschied zwischen ein- und mehrsilbigen Wörtern auf m gemacht wird, insofern die mehrsilbigen ihren Auslautsconsonanten einbüssen, die ein- silbigen ihr m voll erhalten, eine Wahrnehmung, die Verfasser einer freundschaftlichen Mittheilung G. Gröber's in Strassburg verdankt.

Ueberhaupt glauben wir hiermit alle im Innern des Plautini- schen Verses vorkommenden Hiate aufgeführt zu haben. Man könnte ja daran denken nach dem Vorbilde der daktylischen Poesie der Griechen auch in Anapästen einen Hiat wie den Vorgesehen femineö ululatu anzunehmen. Allein nur ein einziger I3eleg Hesse sich anführen:

Trin. 834 Bonaque omnla Item una mecum passim caeruleos per campos,

was allerdings, da die ganze Scene aus Octonaren besteht, nicht als Septenar gemessen werden kann. Allein der Vers ist so ver- einzelt und wird durch Umstellung (item passim mecum una, eine in Anapästen durchaus nicht unerhörte Wortfolge) oder durch naheliegende Aenderung, wie item una <mea> mecum oder i<bid>em una mecum, leicht beseitigt, sodass man auch diesen in den griechischen Anapästen unzulässigen Hiatus dem Plautus mit Recht abspricht

So ergiebt sich, dass Plautus den prosodischen Hiat nur in der ganz rationellen Weise angewandt hat, die er bei den Grie- chen vorfand. Denn die einzige wirkliche Abweichung von dieser, nämlich dass der römische Dichter auch in den Iamben und Trochäen des Dialogs diesen Hiat zuliess, der im griechischen Drama nur in den melischen Iamben und Trochäen gebraucht wurde, haben wir zu erklären verstanden. Als einen besondern Gewinn unserer Untersuchung sehen wir an, dass es uns gelungen ist, abgesehen von dem aus sprachlichen Gründen zu erklärenden Hiat, der an sich gar nicht ins Gebiet der Metrik, sondern in das der Grammatik gehört, alle die verschiedenen Arten dieses Hiates im Innern des Verses nach dem griechischen Vorbilde aus einem einzigen consequent festgehaltenen Princip zu erläutern.

Uebrig bleibt noch die Frage, wieweit in den verschiedenen Verseinschnitten ein Hiatus gestattet ist. Im griechischen Drama

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142

Prosodie. IL Hiatus.

ist Hiatus in Folge einer Cäsur nicht zugelassen, selbst die ans zwei Diraetern zusammengesetzten Tetrameter gestatten keinen Hiat zwischen beiden die Langzeile bildenden Kurzversen. Auch in den anapästischen Systemen der Tragödie und Comödie ist Synaphie strengste Regel. Nur die Skolienpoesie und die lesbische Lyrik scheint etwas nachlässiger in dieser Beziehung gewesen zu sein, was natürlich für das römische Drama ganz belanglos ist. Wie wir schon einleitungsweise andeuteten, ist hier römischer Einfluss massgebend gewesen, den im Zusammenhange zu ver- folgen wir im nächsten Abschnitt unternehmen.

-

4. Metrischer Hiatus.

1. Ganz unbestritten ist der Hiatus bei der gewöhnlichen Hauptcäsur des iambischen Septenars. Denn hier tritt zu den zahlreichen Beispielen desselben, die unsre Ueberlieferung des Plautustextes bietet, die nicht minder grosse Zahl der Stellen bestätigend hinzu, wo ebendaselbst die syllaba aneeps angewandt ist. Beide Erscheinungen sind so häufig, dass wir darauf ver- zichten, die einzelnen Fälle anzuführen. Als Beispiele dienen: Mil. 1239 Si p<51 me nolet dücerv | ux<5rem, genua amplectar. 1226 Namque edepol vix fuit copui | adeiSudi atque iui- petrandi.

Mil. 1269 Indtfxi in animum, ne oäerlm | item ut alias, quando orasti, vgl. 1275.

Rud. 388 Sed quid flet? :: Ego dicam ft&i: | hoc sese exeruciat animi.

Rud. 390 Qui süos parentes noscerl \ posset : eam veretur. Wir haben bereits auf das massgebende Vorbild der römi- schen Saturnierdichtung hingewiesen. Gerade der iambische Septe- nar kommt dem saturnischen Verse mit kretischem Ausgange sehr nahe in seinem Baue und besonders, wenn noch ein Auftakt im zweiten Saturnierhemistich hinzutritt, auch ganz dem rhyth- mischen Werthe nach, z. B. s. oben S. 30 u. 99.

Hunc ünum pliirumae conse*ntiunt g^ntes

Popli primarium ftfisse* virum.

Und gerade auch bei kretisch endendem ersten Theile findet sich diese sog. asynartetische Bildung: Corp. iuscr. lat. I, 32, 5 u. 6.

Hic cepit Corsicam \ Älcriamque urbem

Dedet T('inpes^7i7/fi.<? | aedem mereto.

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4. Metrischer Hiatus.

h:5

In der Saturnierpoesie ist diese Behandlung offenbar darin be* gründet, dass hier zwei Kurzverse zu einer Langzeile vereinigt sind. Aber auch die iambischen Tetrameter sind, im Grunde genommen, nichts anderes als die Zusammenrückung zweier Di- nieter zu einem Verse, die im Septenar nur darum etwas enger wird, weil, ganz wie im Saturnier, der zweite immer katalektisch ist.

Beim iambischen Octonar ist die Zusammensetzung die gleiche, nur dass beide Dimeter akatalektisch sind, sodass man oft wirklich nicht genau weiss, ob man Langzeilen oder Kurz- verse vor sich hat. Es ist jedenfalls eine ganz natürliche, ja selbst- verständliche Consequenz, dass man auch beim Octonar zwischen beiden selbstständig gebauten Dimetern Hiat und syllaba auceps gestattete. Dies geschieht z. B.

Amph. 190 Quod nitflta Thebanö poplö \ acerba obiecit fiinera, vgl. 157. 192.

Amph. 208 Redücturum, abiturös agrö | Argivos, pacem atque otium vgl. 199. 203.

Amph. 211 Haec tibi Telebois ordirih | iterarunt quos praefecrat. 250 Perduelles penetrant se m fugam: | ibi nöstris ani- mus additusi

Amph. 262 Nunc pergam eri imperia ex sequi | et me domum capessere, wo Nonius sinnlos persequar statt exsequi giebt; ferner 999. 1000. 1055. 1069 von Nonius bestätigt. Bacch. 930. 933. 934. 942. Capt. 780. Epid. 27. 48 zweifelhaft Men. 596. 597. 598. 599. Merc. 115. 125 (syllaba anceps). Pers. 23. 255 durch Nonius be- zeugt. 256. Poen. 818. Pseud. 157 (syllaba anceps). 191. 923. Truc. 216.

Anders liegt die Sache bei den iambischen Langversen des Terenz. Hier führt man gewöhnlich an als iambischen Septenar in folgender Messung

Hec 830 Eum haec cognovit Myrrlurw | in digito modo nie habente

und als Octonar

Ad. 947 Quid nunc quod restat? : : Hegiö | his est cognatus pröxumus.

Allein beide Verse bieten an der entscheidenden Stelle Eigen- namen1), die jede Aenderung wie cognatus his est unnöthig machen. Der erste Vers lässt sich ausserdem auch ganz anders messen,

1) Ebenso Ueaut. 688. G96. 699. Ad. 611». Andr. 957.

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1-U

Prosodie. II. Iliatus.

nämlich Myrrhina in digitö mödö nie haben te mit caesura latens und iambischem mödö, was beides ganz legal ist, vgl. oben S. 110. So beweisen diese Stellen den fraglichen Hiat gar nicht Auch was man sonst dafür anführen kann, bildet für die Annahme des Hiatus in der Hauptcäsurstelle iambischer Septenare und Octonare bei Terenz keine besondere Stütze:

Heaut. 698 Si abdüxeris celäbitür, Itidem dt celata adhrfc est.

Eun. 1014 Adulescens ni miserum insuper, ößam patri indiea- res, doch E giebt den Vers mit correcter caesura latens misertfui patri | iusuper etiam ind. Aehnlich Heaut. 575 ömnni mea | oc- ciilta, Phorm. 248 ömnla mea | incöninioda.

Phorm. 727 Rogabo. :: Ubi illas nunc egÖ röpenre possim co- gito nach A; rell. ubi ego illas nunc.

Hec. 344 Labörem iuanem ipsus capit et Uli molestiam adfert. Dieselbe Form bei Eigennamen

Phorm. 784 Agedum tft soles Nausisträtä, fac lila tft placetur nöbis.

Hec. 243 Etsi scio ego, Philümeua, mßum iü*s esse, ut te cögam. Hec. 325 Quonam modo, Phiiümena mea, ntfnc te offendam affectam.

Alle diese Verse können nicht beweisen, dass Terenz die iambischen Septenare asynartetisch bildete. Denn ein Theil der- selben hat trochtiische Cäsur, in der der Schluss wie Philumena mea. omniä mea gestattet ist; vgl. Ad. 523 m'si quiä propest, worüber unten Metrik I, 3 gegen Ende, und die andern können allenfalls ganz ohne Cäsur sein, wie

Ad. 711 Ne forte imprudens faciam quod noh't; scieus cavebou.a. Ferner Eun. 261 u. 1012 sind die asynai tetischen Bildungen quaerere: | hÖmö coepit und credere | quae di'xi lediglich Ver- muthung. Die Handschriften bieten noch ein ibi und ea:

Tarn facile victum quaerere : ibi homö | coepit me obsecrare und

Quid? llicone credere ea quae | dixi oportuit te. Das sind ganz correcte Verse mit der auch sonst üblichen tro- chaischen Hauptcäsur.

Eun. 593 It lavit rediit deinde eam in lectulo eonlocarunt giebt zwar A, aber immetrisch. Daraus wird mau nicht gerade 6äm | in lecto machen, sondern eher mit Berücksichtigung der Lesart der Calliopischen Uecension (in lectü illae co.) einen richtigen Septenar mit trochilischer Cäsur:

It hivit rediit, deinde eam in lectulo | illae eonlocarunt

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4. Metrischer Hiatus.

145

Andr.613 qui süm pollicitus dtfcere qua flducia id facere aüdeam? ist doppelt anstössig, a. oben S. 92. Zunächst verräth sich facere, das an verschiedenen Stellen überliefert wird und unpassend, jedenfalls überflüssig ist, als Glossem gerade wie in den beiden nächsten Versen de und iam und sonst, wie Hec. 745 amicum. Ad. 697 nunc. Wahrscheinlich sind, wie in demselben Stücke 635—639 in diesem lebhaften Gespräche Dimeter anzunehmen; an der citirten Stelle giebt die Ueberlieferung sie wenigstens zum Theil. Hier also: Nam quid ego nunc dicam patri? | negabon velle me, modo (| qui silm pollicitus ducere? || Id qua fiducia aiideam? j Nec quid me nunc faciam scio. || :: Nec me quidem atque id ago sedulo. So sind wahrscheinlich schon von 610 an Dimeter an- zunehmen.

Heaut. 724 Decem minas quas mihi darö | pollicitus est. quod si is ntfnc me

ist wohl darest | pollicitus zu schreiben, eine Verbesserung, wie sie sehr häufig vorgenommen werden muss. Ein est, sunt, sum - wird oft zu der Verbalform gestellt, zu der es grammatisch ge- hört, so auch Andr. 613 Donat und D pollicitus sum statt sum pollicitus, ferner Pers. 182 u. ä. o.

Heaut. 739 Quid? :: Tränseundura huc nunc tibi ad Menede- mum est et tua pömpa

richtig nach DG, die andre Classe der Calliopischen Itecension lässt huc nunc weg und giebt in Folge dessen unmetrische Worte. A hat huc nicht und stellt est zu trauseundum nach der soeben erwähnten Gewohnheit, wodurch allerdings ein Hiat entsteht:

Quid? Tränseundumst nunc tibi | ad Menedemum et tua pöinpa. Hec. 609 Quod faciundum sit post fortasse idem hoc nunc si feceris ist jedenfalls arg verderbt und nicht für einen Hiat in Hauptcasur beweisend.

Hec. 784 Quod mi istaec narras? an qulä non tüte dudum audisti ist nur Conjectur, A mit den Hauptvertretern der beiden andern Classen giebt än quiä non tüte | l'psc dudum audisti mit einer Cäsur, die eben so richtig ist, wie viele andre z. B.

Hec. 252 Haud ita decet, si perpgtüom vis | esse adfinitatem hanc, vgl. Metrik I, 3 gegen Ende. Vgl. auch

Ad. 188 Lend sum, fateor permcies | communis adulcscentium, wo jedoch gewöhnlich fateor hinter communis gestellt wird.

Da alle diese Stellen eine asynartetischc Bildung der Teren- zischen iambischen Langverse nicht beweisen können, bleibt nur

Klotz, Grund«(igo altn.miicher Metrik. 10

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146

rrosodie. IT. Hiatus.

eine Stelle, die eine syllaba anceps in tadelloser Form bietet, mim lieh :

Hec. 741 Est magna ecastor gratifi | de istac re quam tibi habeam,

wo Bentley kaum richtig magnam gratiam vermuthet. Eher könnte man eine Stellung Ecastor magna gratiast wahrscheinlich finden. Andr. 702 u. a. geben Personenwechsel.

Jedenfalls geht aus diesem Verzeichuiss hervor, dass der fragliche Hiatus bei Terenz nicht mit Gewissheit nachzuweisen ist. Man könnte ja aus Stellen, wie Heaut. 739 herauslesen wollen, dass der Bembinus eine ältere Tradition mit einzelnen Uiaten böte, die Calliopius getilgt hätte. Allein der Anhalt ist zu gering. Denn gerade hier ist die Stellung des est nach Mene- demum, die die Calliopischen Bücher geben, sicher das Richtige,

der Bembinus hat einen oft vorkommenden und vielfach nach-

<

zuweisenden Irrthum. Umgekehrt Heaut. 668 giebt A richtig * ohne Hiat, während die übrigen Handschriften einen solchen bieten, allerdings nur, weil sie aus leicht begreiflichem Versehen eins der multum weglassen.

Vielmehr hat Terenz diesen Hiatus vermieden. Eine Be- trachtung des überlieferten Textes muss zu diesem Ergebniss kommen, dass Terenz diesen Hiatus entweder gar nicht mehr oder höchstens ganz vereinzelt gestattet hat. Und das stimmt vollkommen zu unserer Annahme, dass die Einführung dieses Hiatus, die im Widerspruch mit der griechischen Technik steht, dem Einflüsse der Saturnierpraxis zuzuschreiben ist. Denn als Terenz dichtete, war bereits die Zeit der Saturnier vorüber. Und so erklärt sich der Unterschied zwischen Plautinischer und Te- renzischer Gepflogenheit ganz natürlich.

2. Ebenso entschieden und ganz mit dem gleichen Rechte, wie bei den iambischen Cäsuren der iambischen Langverse, müssen wir für Plautus den Hiat bei den trochäischen Hauptcäsuren der trochäischen Langverse anerkennen. Lange ist darüber gestritten und geschwankt worden, ob man auch diesen Hiat zulassen dürfe. Denn hier fehlte ja die Bestätigung desselben durch die Erscheinung der syllaba anceps, da ja die trochäische Senkung, um die es sich bei diesem Hiat handelt, an sich schon lang oder kurz sein kann. Allein selbst wenn man das massen- hafte Vorkommen dieses Hiatus in unserer Ueberlieferung nicht

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4. Metriacher Hiatus.

147

für beweisend ansieht mit Müller, a. 0. S. 542—610, so fehlt es doch nicht an einer Bestätigung dessen, was unsere Handschriften als Plautinische Praxis vermuthen lassen. Der zur Erklärung der Hiate der iambischen Hauptcäsur herbeigezogene kretische Schluss im ersten Hemistich der Saturnier ist ja der seltnere Ausgang; gewöhnlich schliesst auch der erste Theil, und zwar ganz regel- mässig in der Saturnierpoesie des Livius und Naevius trochäisch. Und auch bei diesem trochäischen Haupteinschnittc ist Hiatus und syllaba anceps eine ganz regelrechte Erscheinung, z. B.

Li?. Od. 1 Virü*m mihi Camemi | fnsece vorsiftum.

Corp. inscr. lat. I, 32, 0 Subigit omnem Lucnnam | dbsidesque abducit.

Nach diesem Vorbilde konnte und musste sich Plautus den Hiat in trochäischer Cäsur ebenso gestatten, wie bei kretisch-iambi- schein Einschnitte. Denn ganz wie der iambische Septenar sich ans zwei selbstständigen iambischen Dimetern, einem akatalekti- schen und einem katalektischen zusammensetzt, ebenso besteht ja der trochäische Septenar aus einem akatalektischen und einem katalektischen trochäischen Dimeter. Wir führen für diesen Hiat Belege in grösserer Anzahl an, damit die auch jetzt noch von verschiedenen Seiten bezweifelte Erscheinung, die wir vollkommen ausreichend durch principielle Erwägungen erklärt zu haben glauben, sich als durch die Ueberlieferung in derselben Ausdehnung bezeugt erweise, wie der von der Plautuskritik ganz anders an- erkannte parallele Vorgang in den iambischen Langversen. Ganz besonders sicher ist

Men. 778 Nescio quid vos ve'litati | estis inter vös duo. Denn hier wird die Ueberlieferung der Plautushandschriften durch Festus und Nonius bestätigt als eine gute und alte. Wir stellen dies Beispiel auch darum au die Spitze, weil es beweist, dass eine enge Verbindung zweier Worte den Hiatus, der in einer rein äusserlichen metrischen Thatsache seinen Grund hat, nicht unmöglich zu machen braucht. Enger als velitati estis, das ja nur eine einfache Verbalform bildet, können zwei Worte kaum verbunden sein und doch kann dieser Hiatus dazwischentreten, der offenbar, nicht wie der im vorigen Abschnitte besprochene prosodische Hiat, die Wörter bindet, sondern trennt. An der Richtigkeit der alten Ueberlieferung ist desshalb nicht zu zwei- feln. Denn eine solche Trennung eng zusammenhängender Wörter gestatten die altrömischen Dramatiker auch durch den Zeilen-

10*

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Prosodie. II. Hiatus.

schluss, der doch sicher noch viel mehr trennt, als einfache Ciisur im Versinnern; so z. B. Ad. 331, wo ein iambischer Octo- nar schliesst spes opesque omnes sitae und der nächste beginnt Erant? qin sine hac etc., ebenso Heaut. 293 ancillula || Erat : ea. Ad. 382 laudi putat || Fore, si perdiderit, zwischen Senaren, dazu noch andre ähnliche Stellen, angeführt bei C. Conrad t, me- trische Composition der Comödien des Terenz S. 67. Darum wird man also an diesem velitat* | estis und ähnlichen wie plds triginta | annis. negott | est. certwm | est nicht den geringsten Anstoss zu nehmen» haben, und wir machen von vornherein kei- nen Unterschied zwischen engerer und loserer Verbindung bei unserer Aufzählung. Durch Festus wird die Lesart der Plautini- schen Handschriften ferner bestätigt

Cure. 567 Pn'usquam te huic meae machaerae | öbicio, mastigia; durch Nonius ausser Men. 778 noch

Amph. 631 Nö*n ego cum vinö simitw | ebibi imperiüm tuom.

Amph. 673 Nf ego illi puteö, si oeeepso | animam omnem inter- truxero.

Asin. 320 Si istam firmitüdinem animi | öbtines, salvi suraus und Men. 859 Össe fini(?) dedola&o | assulatim viscera.

Zu diesen sechs besonders gut bezeugten Hiaten lassen sich

folgende stellen nach den Plautushandschriften:

Amph. 272 Credo ego hac noctü* NocturnMm | öbdormivisse

ebrium.

Amph. 319 Mirum ni hic me quasi muraenam | ^xossare c<5gitet, wo gewiss nicht exdorsuare einzusetzen ist, ein Verbum, das No- nius, wie wir unten sehen werden, deutlich für eine ganz andre Stelle giebt Denn hier steht exossare muraenam in Wortspiel mit dem folgenden Verse qui exossat hömines, ferner vgl. Amph. 401, oben S. 109 u. 133.

Amph. 429 Cadus erat vini: mde impleW | hirneam. :: Ingres- süst viam.

Amph. 518 Carnufex, non ego te novi? | abin e conspectd meo? 523 Clanculum äbii a legiom: | öperam hanc subrupui tibi. 622 Nön soleo ego somniculose | eri imperia persequi. 714 ^castor equidem te certö | heri advenientem flico. 839 Nön ego illam mihi dötem dueo | esse quae dos dicitur. 849 Quid si addueo tüom cognatum | hüc a naviNaücratem? 1012 Äpud emporium atque in macelb, | in palaestra at- que in foro, vgl. S. 107.

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4. Metrischer Hiatus.

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Amph. 1015 Nimc domum ibo atque ex uxorc | haue rem per- gam exquirere.

Amph. 1032 Qufdum? :: Quia senecta aetate | a me niendicas mal um.

Amph. 1050 Seil patrem sive ävom videbo, | tfbtruncabo in ae*dibus.

Amph. 1094 Manibus puris, capite operto, | ibi continuo cdn- tonat, ea ist jedoch Ibi möglich.

Amph. 1128 Ego Teresiam cöniectorem | ädvocabo et cdnsulam; dazu

Amph. 350 Quid apud hasce aedis negott | est tibi? : : Immo quid tibist? und

Amph. 253 Haec illi est pugnäta pugna | dsque a mani ad vesperum, siehe darüber unten S. 159.

Asin. 198 Di'em aquam solem ltfnain noctew, | haec argento ndn emo.

Asin. 515 Et meam partem legendi | et tuam tradö* tibi.

332 Animum advorte, ut aeque inecHW | haec scias. : : Taceö. :: Beas.

Asiu. 347 Äit se ob asinos ferre argent«m | ätriensi Saüreae. 366 Defraudare : di'xit sesc | öperam promiscam dare. 379 fliest ipsus : iam ego recurro | hüc : tu hanc interea hic tene.

Asin. 532 Nunc adeo nisi mi hüc argenti | adfert viginti minas, vgl. 534 apud me.

Asin. 542 Sine me amare unum Argyrippaw* | animi causa, quem volo.

Asin. 851 Äin tu meum virum hic potan?, | öbsecro, cum fflio. 883 Quid fatere? :: Me ex amore | hüius corruptum öppido. 887 Censen tu illuin hodie primura ire | adsuetum esse in ganeuin?

Asin. 934 Cäno capite te* cuculum | üxor ex lustns rapit.

946 Nünc si voltis deprecar* | huic seni, ne väpulet. Aul. 176 Et tu frater. : : Ego conveniaw | Eüclionem, si domist, bei Eigennamen, wie 252. Capt. 605. Psend. 1244.

Aul. 602 Ne"c sua opera rediget umquam | in splendorem cömpedes. Capt. 331 Elim si reddis mihi, praeterea | ünum nummum ne duis, vgl. 349 periclo | hüius.

Capt. 429 fstaec dicta tüa experin | et opera et factis volo. 438 Scito te hinc minüs viginti | aestumatum mittier.

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Prosodie. II. Hiatus.

Capt. 449 Sequere ine viaticuni ut dem | a tarpezita tibi. Vgl. Haccl). 687 hodie dedisti statt dedisti hodie.

Bacch. 602 Quid vis curein? :: Ut tid seneui etmm | alteram facias viaui.

Capt. 840 Juben an non iubes astitu/ | aülas, pätinas elui. 861 Vasa tibi pura adparan | ad rem divinum cito. 977 Plnlocrates, per tuoui te genitrm | obsecro, exi : te volo. Vgl. 1116 iWum | hiiius (nicht huiiis).

Bacch. 86 Ätque ecastor apud hunc fluvium | aliquid perdun- dumst tibi.

Bacch. 394 Nam pol meo quideni aniino ingrato | nomine nihil impensiust.

Bacch. 416 Paülisper, Lyde, est lubido | höinini suo animo obsequi; schwerlich homim suo animo öbsequi.

Bacch. 446 Ita magister -quasi lucerna | lincto expretus h'nteo. 462 Verum ingenium plus triginta | annis maiust quam

alteri.

Bacch. 757 Nüm quid aliud? :: Hoc atque eti«m: | übi erit ac- cubitüm semel.

Cas. 229 Si ego in os meum vini gutterw | indidi. : : Immo age, üt lubet.

Cas. 239 Mmnn ecastor, te senecüi aetate officiiim tuoin.

243 Nön oportet dpitulari | unico. :: At quamquam üni- cust. Vgl. 269 te | esse.

Cas. 529 Propter operam illius hirqu* | improbi, edentuli. Vgl. oben S. 107.

Cas. 531 Quasi catillatilm. Flagitiwm | hominis, qui dixit mihi. Sonst kommt die Wendung flagitium hominis im Versanfang vor und ist wohl zu erganzen: o flagitium hominis.

Cist.467 Quamquam invita te careba, | animum ego inducam tarnen.

Cure. 180 Verum totum insanum amare | hoc est quod meus erus facit.

Cure. 612 Cum bolis, cum bulbis? redde | etiam argentum aut virginem.

Cure. 614 Mc reposcisV :: Quam ab lenoue abduxti hudie, scelus viri, vgl. 369.

Cure. 618 Kgo quidem pro istae rem solii | ab tarpezita meo, vgl. 619 abs te.

Cure. 680 Nam et bene et male credi dico: | ul adeo hodie expertus sum nach B, rell. hodie ggo exp.

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4. Metrischer tiiatua.

151

Cure. 690 Atque ita te nervo torquebo, | l'tidein ut catapultae solent.

Epid. 130 Hercle miserumst nigratum esse | houiinem id quod facias bene.

Epid. 243 Quam tacile et quam iörtunate | evenit Uli, öbsecro, möglich illic oder Aehuliches.

Epid. 270 Ubi erit empta, ut aliquo ex urbe | amoveas, nisi quid tuast.

Men. 219 Spörtulam cape atque argentttw. | eecos tris nuin- mös habes.

Meu. 399 Ego quidem neque ümquam uxorem | habui ueque habeo, neque huc.

Men. 407 Neseio quem, mülicr, aliwm | hominem, nou rae quae- ritas. Vgl. 431 te : | hunc.

Men. 435 Habeo praedam, täntnm ineepi | operis, i quantiim potest.

Men. «11 Certe familiarium aliquo/ | irata s? :: Nugäs agis. 62« Ne illam ecastor faenerato | äbstulisti. sie datur. 667 Nam ex hac mmilia me plane | excidisse intellego. Vgl. «81. 694.

Men. 796 Postulas virös? dare uno | opera pensum pdstulas. 847 Ni öecupo aliquod mihi consilittm, | hi domum me ad se aiiferent.

Men. 851 Ne lue te obtundet. :: Fugio, ainabo, | udserva istunc, nu' pater.

Men. 870 Sed quis lue est, qui me capillo | hme de curru deripit. 913 Nou potest haec res ellebort | unguine obtinerier nach Laehmann.

Men. 923 Die mihi hoc: solent tibi umquam | öculi duri ft'eri. 930 Perdormisco, si resolw | argentuiu, quoi debeo. 950 Helleboruin potatis faxo | aliquos viginti dies, viel- leicht 1013 Maximo hodie nialo hercle vostro: istinc.

Men. 1091 Memorat : meliust vös adirc | atque hunc percon- tarier.

Men. 1112 Cum patre ut abii' Tarentuw | ad mercatum: pustea nach Eigennamen, auch Mil. 448.

Merc. 428 Milndavit, ad illam faciem | ita ut illast, emerem sibi. 470 Fuissc credo, praeüt quo pacto [ ego divorsus distrahor. 598 Sed isnest, quem currentem video? | ipsus est, ibo obviani. codd. inest wie satin est u. ä.

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152 Prosodie. II. Hiatus.

Merc. 858 Me vlsque quaerere fllani quoquo | hinc abductast gentium.

Merc. 862 Non concedam neque quiescaw | dsquani noctu neque dius.

Merc. 057 Quasi tu nuinquain quicquam adsiinife | hüius facti feceris.

Merc. 966 Di me servant : : Tibi amicam | esse nullam mintio. .1021 Neu quisquam post hac prohibeto | adulescenteni

filium.

Mil. 237 Nunc sie rationem incipissaw. | hanc instituam astü*- tiara.1)

Mil. 339 Sem tu nullum cumuieatt/m | hinc esse a nobis? : : Scio. 639 Ut apud te excmpluin experiund/ | habeas ne<u quaer>as foris, zweifelhaft.

Mil. 692 Praecantrici, cöniectrici, | nriolae atque hartfspicae. 11G8 Ne flle mox vereatur intro | ire in alienam domum. Vgl. 1180.

Mil. 1314 Quid vis? :: Quin tu iübes eefern | omnia quae isti dedi.

Mil. 1322 Näm tu quamvis p6tis es facere, ü*t fluat facetiis. 1342 Age, Palaestrio, bono animo | es. :: Heu, nequeo quin fleam. Vgl. oben zu Men. 778.

Mil. 1376 Stülte feci, qui hiinc amist. | lbo hinc intro nünciam. 1395 Facite inter terram atque caelwm | mtersit discindite.

libri ut sit d. i. int sit.

Mil. 1398 Quin iamdudum gestit moecho | hoc abdomen adimere. 1408. 1426. te.

Mil. 1402 Quor es ausus sübigitarc | alienam uxorem, impudens. 1411 Itfra te non nociturum esse | hoinini de hac re nemini.

Most. 389 Satin habes si ego advenientew | l'ta patrem faciani tuom. 380 übj.

Most. 394 Natu intus potate haü*d tantillo | hac quidem causa minus.

Most. 1047 Eaque eduxi omnein legioucw | et maris et feuiinas. qua m. qua f. hat andern Sinn, desshalb nicht zu ändern.

1) Mil. 279 ist richtig Maxumum in maliim cruciatunique insiliainue. : : Tu sali. Denn malum ist Substantiv und durch explieativea quo mit cru- ciatum verbanden.

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4. Metrischer Hiatus.

15JI

Most 1090 Experiar, ut opinor. :: Certuin | est. mihi honiine'm cedo. Vgl. 1098.

Mo9t. 1157 Sttfltitiae adulescentiaeque | eius ignoras: tuost.

Pers. 234 Sed ego cesso. : : Mane. : : Molesta | es. : : Ego quo- que, nisi scio. libri: ergo quoquc.

Pers. 566 Evortes tuo arbitrato | honiines fundis, familiis. Vgl. 665, wohl periculo.

Pers. 576 Quid agis, hospes? :: Venio, adduco | haue, ut dudum d ix er am.

Pers. 836 Te mihi dicto esse aiidientem | äddecet. naui hercle absque ine.

Poen. 294 Quid eo opust? : : Ego dicam: ut Uli | et tibi limem caput, oder illic? Vgl. 383. 1290.

Poen. 371 Ego faxo, si udn irata | es, nitnium pro te dabit, Rost: irata es, aes nimium unnöthig.1)

Rud. 637 Et tibi eventurum hoc omne | übereui messem mali. Vgl. 715. 1152.

Rud. 1266 Mi liberte, uri patrone, | immo potius, mi pater. Vgl. Stich. 734 me.

Pseud. 390 Paüci ex multis sifnt amict | homini qui certi sieut. 614 Nam haec mihi ineus est. proeudaw | ego hodie hinc multos dolos.

Pseud. 751 Sed quid es actiirus? :: Dicam: | tfbi hominem ex- oruavero. Vgl. 1232.

Rud. 643 Quibus advorsum ius legesqw | insignite iniüria hic. 766 fbo hercle aliquo quaeritatow | ignem. : : Quid quom inveneris?

Rud. 778 Carnufici aut tale'utum magmwt | aiit hunc hodie sistere. Desgl. 1357.

Rud. 1410 Miixume. :: Pro illo diuiidio | ego Gripum emittaui manu.

Stich. 716 Haüd tuom istuc est te veren: | eripe ex ore ti'bias. 728 Üno cantharo potarc, | tmum scortuui dücerc, zu- gleich logischer Hiat möglich, s. oben S. 105.

Trin. 606 Non credibile dicis. : : At tu | edepol nullus creduas. Donat citirt nullus credas.

1) Ibid. 863 ist nichts au ilndera, aber auch kein Hiat; man messe nach A: At ob banc möram tibi1 reddam operam, xxbi voles, ubi iusseris. rell. rem statt moram. Epid. 184 kein Hiat, sondern j. avi simstra auspicio h'quido atquo ex aentöntia, doch ist Alles unsicher.

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154

Prosodie. II. Hiatus.

Triu. 052 Ätque istuui ego agruiu tibi relinqiu | ob eaui rem enixe expeto.

Triu. 1)57 Mihi concederet, ui nie ille | et ego illuui iiossem äpprobe, allerdings leicht zu beseitigen.

Triu. 1W0 Vapulabis ineo arbitrato ! et novorum aedilium. Desgl. Ii 13. Ü07.

Trin. 1025 Nisi etiam laborcin ad daninffw ! apponaui epithecaui insu per. Vgl. 1059 vor heüs tu.

Truc. 270 Ne attigas ine. : : Tene ego tangamV | ita nie aiuabit surculum.

Truc. 570 Pallidast. ut peperit puenw*. ädloquar, quasi nesciuui. Vgl. 400 ist Hiat, s. 8. 105 logischer Hiat.

Truc. 7!M) Mco nepote? capita rentm | expedite. :: Istue dedi. 852 Sed nimium pol opportune ; ecce ab se egreditur foras. 902 Puero opust eibo, opus est ruatn' | aüteiu quae puerüm lavit, zweifelhaft.

Truc. D03 Meura quidem te tectuiu certe | occupare uon sinain. Nichts ist verdorbeu. Denn quidem certe zu verbinden ist acht Plautinisch, vgl. Bacch. 1177.

Wir haben eine lange Reihe Beispiele angeführt, ein nicht geringer Theil derselben lässt sich allerdings durch leichte uud an andern Stellen ohne weiteres gerechtfertigte Aenderungen be- seitigen. Wir werden selbst später ausfuhren, wesshalb an man- chen Stellen ein Hiat in der Hauptciisur erst nachtraglich in den Plautustext gekommen sein mag. Andererseits lässt sich auch die Möglichkeit nicht ableugnen, dass mancher ursprüngliche Hiat bei einer Textreceusiou entfernt wurde. Darauf weisen doch solche Erscheinungen in unserer Ueberlieferung hin, wie z. B. Pers. 510, wo die Palatinischen Handschriften die Worte falsch gestellt, aber ohne Hiatus folgendennassen geben: Quae istaec Fortuna ludi- licast :: l.stas quae norünt roga, A dagegen die richtige Wort- folge mit Hiat erhalten hat: luditicast Fortuna. :: fstas., ebenso Aul. 610, wo, um den Hiat hominem | audio faeiniis loqui zu mei- den, mau die beiden Worte umgestellt hat, wodurch ein unrhyth- mischer Versausgang entsteht. Vgl. Metrik I, 4.

Ziehen wir aber auch eine grössere Zahl der angeführten Belegstellen ab, der Hiatus am Ende des ersten rhythmischen Kolons des trochäischen Septenars bleibt darum ausser allem Zweifel. Denn wir haben ihn rationell begründen können, und die Ueberlieferung unserer Plautushaudschriften steht ganz im Eiu-

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4. Metrischer Hiatua.

155

klang mit den Texten, die den alten Grammatikern Festus und Nonius vorlagen. Denn kein einziges Grammatikereitat bietet da, wo unser Plautustext den Iiiat giebt, einen hiatuslosen Vers, sondern bestätigt stets den Hiatus und zwar sicher an sechs Stellen, darunter zwei bei Festus.

*

Selbstverständliche Consecjuenz dieser Wahrnehmung ist, dass auch der trochäische Octonar ebenso den Hiat zwischen den beiden Dimetern, aus denen er besteht, zuliisst, wie der trochäische Septenar und die jambischen Langverse. Bei Plautus finden sich dafür folgende Belege:

Bacch. 612 Petulans, protervo, iracundo | änimo indomito, in- cogitato.

Bacch. 614 tncredibilis nnposque aninn | inamabilis, inlepi- dus vivo.

Men. 504 Nec magis manufe'stum ego hoininew | ümquam ullum teneri vidi.

Merc. 341 Miser amicam mihi parav/| änimi causa, pretio eripui. Ampi». 159 lta quasi incudem me unserem | hömines octo vä- lidi caedunt.

Amph. 575, anders zu theilen. Aul. 822. Stich. 329 ist an der- selben Stelle Hiatus mit Personenwechsel.

Das sind zwar nicht viele Belegstellen, allein da der trochäische Octonar bei Plautus nicht häufig ist, kann man von vornherein nicht viel erwarten. Das Verhältniss der hiatuslosen Octonare zu diesen fünf, beziehentlieh acht mit Hiatus wird nicht wesent- lich anders sein als bei den trochäischen Septenaren und den iain- bischen Langversen. Die fragliche Erscheinung ist also schon durch die angezogeneu, an sich ganz tadellosen Stellen sowie durch die Erwägung erwiesen, dass hier ganz dieselben rhyth- mischen Verhältnisse walten, wie bei den übrigen Langversen.

Ganz anders Hegt die Sache bei Terenz. War es schon bei den iambischen Langversen recht zweifelhaft, ob er den Hiatus in dem die beiden Dimeter trennenden Haupt einschnitt zuliess, so kann man auf Grund der Ueberlieferung kaum daran zwei- feln, dass bei trochäischen Langversen Terenz sich keinen Hiatus in der trochäischen Hauptcäsur gestattet, sondern hierin mit der strengen Praxis der Griechen übereinstimmt. Sämmtliche Verse, die man etwa anführen könnte, sind nicht beweisend.

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156

Prosodie. II. Hiatus.

Phorm. 528 Sic hunc decipi. :: Immo enim vero, Äntipho hic rae decipit.

käme, wenn man ja mit Hiatus messen wollte, nur ein solcher vor Eigennamen heraus, doch kann man auch immo enim vero

oder decipi. : : Immo enim vero messen.

Adelph. G97 Öbsecro, num liidis tu me? :: Ego te? quam ob rem? : : Nescio.

Es ist zwar gewiss diese Lesart des A den beiden andern Hand- schriftenklassen, die nunc an verschiedenen Stellen einschieben, vorzuziehen, allein der Hiatus ist, wie so oft, wegen Personen- wechsel1) gestattet. Umgekehrt ist mit DG zu schreiben:

Heaut. 902 Est mihi ultimis conclave in aedibus quoddam retro, da die auch in D hineincorrigirte Umstellung des 'in' vor ultimis sich sehr natürlich erklärt. Wenigstens kann Verfasser auch an dieser Stelle, wie in den bereits oben S. 146 angeführten Stellen keinen ausreichenden Beweis dafür finden, dass im Bembimus eine ältere Hiatus gestattende und in den Calliopischen Handschriften eine jüngere Hiatus tilgende Recension vorliegt. Das Gleiche gilt von

Hec. 561 Peccatum: aderam cilius consilio ea par fuerat prö- spici.

Denn zieht man auch diese Lesart des Bembinus derjenigen der übrigen Handschriften fderat par ea pröspici, die auch Donat im Lemma hat, vor, so lässt sich ohne Hiat cüius cönsilio lesen.

Hec. 762 Näm non sunt solae ärbitratae haec: ego quoque etiam credidi

ist gut verbürgte Lesart, die auch Donat zweimal im Lemma hat. Wenu die eine Classe der Calliopischen Handschriften hae statt haec bietet, das nachträglich, wie dies so oft geschieht, in D hineincorrigirt ist, so bedarf die Einsetzung der spätem regel- rechteren Form für die alterthümlichere keiner weiteren Erklärung. A ist gerade an dieser Stelle verschrieben. Uebrig bleibt noch eine Stelle, wo man

Ad. 994 Haec reprehendere et corrigere et secundare in loco mit Hiat lesen könnte. Denn das nach corrigere überlieferte me ist, da ecce me als Nachsatz folgt, geschmacklos und muss ent- fernt werden, wie es auch in Donat's Lemma fehlt. Allein darum

1) Wie auch Andr. 957 Pamphilus: | atque.

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4. Metrischer Hiatus.

157

ist hier noch kein Hiat anzunehmen. Denn sämmtliche Hand- schriften und Douat's Lemma geben das in seiner Bedeutung ganz passende et öbsecundare in loco. Man vergleiche nur Heaut. 827 obsecundato in loco und Cic. de imp. Cn. Pompei IG, 48 venti obsecundarint. Nach Donat's Worten ist höchstens anzunehmen, dass man einmal secundare für öbsecundare gelesen hat, vermuth- lich nur, um Raum für das me zu finden, das, wie gesagt, fälsch- lich hinzugefügt wurde, was nicht auffälliger ist als z. B. Hec. 215. Unzweifelhaft ohne Hiat zu lesen ist schliesslich

Heaut. 950 Sed Syrum. :: Quid eum? :: Egone? si vivo, adeo exornatüm volo.

Denn diese Lesart bestätigt Nonius in einem zweimaligen Citat und Donat ad Ad. 400. Wenn aber der Bembinus ohne Personen- abtheilung quidem statt quid eum, darnach aber übereinstimmend mit den übrigen Handschriften egone si vivo giebt, so kann man daraus nicht ein Sed Syrum quidem ego si vivo herauslesen und etwa eine andere Lesart mit Hiat construiren wollen, wie dies Umpfenbach that, sondern, wie das auch im A richtig erhaltene egone si vivo beweist, liegt ein ganz gewöhnlicher Schreibfehler quidem statt quid eum vor, der sich ja sehr leicht erklärt. Damit aber ist die Frage dahin entschieden, dass Terenz in der Haupt- cäsurstelle trochäischer -Verse keine asynartetische Bildung ge- stattet, was doch Plautus gethan hat.

3. Haben wir somit als Ergebniss festzuhalten, dass Plautus die beiden Dinieter der Langzeilen, ganz nach der Technik der Saturnier, durch Hiatus und syllaba anceps als selbstständige rhythmische Glieder trennen konnte, im Widerspruch mit dem griechischen Vorbilde und der Technik seines Nachfolgers, so tritt nunmehr die Frage hinzu, wie dies bei den seltneren Cäsuren gehalten sein mag, also in den iambischen Versen bei tro- chäischer Hauptcäsur und in den trochäischen Versen bei iambischer. Um zunächst bei Terenz zu bleiben, bemerken wir, dass dieser in seinen iambischen Septenaren viel häufiger als Plautus die stellvertretende trochäische Hauptcäsur anwendet, aber dabei kein Beispiel von Hiat oder syllaba anceps zeigt. Für Jam- bische Octonare Hessen sich zwar zwei Verse dieser Art an- führen :

Audr. 204 Incertumst quid agam? :: Misera timoo | 'inccrtum' hoc quorsum uccidat.

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158

ProBodie. II. Hiatus.

Ad. 313 Satis mihi id habeam stfpplici, dum | lllos ulciscar modo.1)

An der ersten Stelle, wo übrigens ein logischer Hiat angenommen werden konnte, hat bereits Bentley alle Schwierigkeit beseitigt, indem er quorsus statt quorsum einsetzte, ganz wie Ad. 574 sursus statt sursum, die einfachste Art diese beiden sonst einzig im Terenz dastehenden Hiate zu entfernen. Denn aus Pseud. 871 ergiebt sich, dass die beiden Formen auf -um und -us in diesen und ähn- lichen Worten bei Plautus und wohl auch bei Tereuz üblich sind.2) Den andern Vers aber kann man erst recht nicht als Beleg für Hiatus in trochäischer Hauptcäsur ansehen, da wir doch offen- bar iambische Hauptcäsur nach supplici haben, höchstens für den bereits oben S. 140 besprochenen Hiatus einsilbiger Wörter in Senkung; allein auch hier konnten wir nur vereinzelte Fälle an- erkennen, die nicht aus der Analogie mit verwandten Erscheinungen heraustreten. Unser Vers aber ist schwerlich in Ordnung. Denn der Zusatz dum illos ulciscar modo passt zu dem ersten Dimeter, wie man diesen verstehen muss, gar nicht und zeigt, da dum aegritudo haec est recens den vorhergehenden Vers schliesst, eine schwerfällige Wiederholung derselben Partikel in ganz anderem Sinne. Bentley hat auch hier bereits das Richtige gesehen. Die Worte dum modo entfernt er aus dem Terenztext. Sie sind eine verunglückte Erklärung des nicht ganz leicht zu verstehen- den id in den Worten satis mihi id habeam supplici und der Versuch ein Heinistich zu vervollständigen, das man in neuster Zeit gleichfalls auswerfen will. In die Anordnung der ganzen Scene passt ein solcher Dimeter ganz vortrefflich, wie wir später Rhythmik IT, 1 im Anfang sehen werden, aber nicht die zwei Dime- ter A. Spengel's. Auch ist der Sinn der Worte satis supplici nach ähnlichen Stellen desselben Dichters, wie Andr. 903 klar.

Demnach können wir behaupten, dass in den trochäischen Cäsuren der iambischen Langverse Terenz keinen Hiatus gestattet, was ja schon von vornherein wahrscheinlich war, da er die ent- sprechende trochäische Hauptcäsur in den trochäischen Versen

1) Ileaut. G68 ist die Tilgung des ersten multum von späterer Hand ein Irrthum und Ileaut. 1001 bietet A zwar: mir6r continuo hone ärripuisse. | ad Mencdenuiui bunc p»-rgam; allein schon das doppelte bunc beweist, dass hier die Call ionischen Bücher die bessere Ueberlieferung haben. 2) Hier durch A ein rursus gesichert, auch durch eine Glosse, bei Ritsrhl, opusc. II, S. 25«», wohl auch Aul. 049, sieber Per«. 71.

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4. Metrischer Hiatus.

1 59

gleichfalls nach strenger Praxis behandelt. Ebenso aber findet sich in der auch bei Terenz anzuerkennenden iambischen Haupt- cüsur der trochäischen Verse, wie sie z. B. in der kurzen Schluss- scene des Heautontimorumenos V. 1041. 1040, wohl auch 1055. 1056 u. a. erscheint, kein einziges Beispiel von Hiatus oder syl- laba anceps.

Müssen wir also bei Terenz hier jeden Hiat in Abrede stellen, so folgt daraus noch nicht, dass die Plautinische Praxis ebenso streng war. Zwar für die bei Plautus viel seltener angewandte trochäische Hauptcäsur iambischer Langverse lässt sich kein einigermassen sicherer Beleg aufführen, weder für die Septenare noch, wo diese Cäsur überhaupt häufiger ist, für die Octonarc. Man schreibt zwar:

Amph. 253 Haec lllis est pugnata pugna | tfsque a mani ad vesperum

und könnte diesen Fall mit der Analogie der trochaischen Cäsur der trochäischen Langverse entschuldigen. Allein dass diese sowie das Vorbild der Saturnier, steng genommen, einen solchen Hiat nicht decken kann, werden wir alsbald ausführen. So lange also dies das einzige derartige Beispiel ist, haben «vir guten Grund zu zweifeln. Auf die verschiedenen Vorschläge, die zur Beseitigung des Hiatus bereits gemacht sind, ist nichts zu geben; evident ist keiner. Wohl aber lässt sich der Vers, wenn auch die ganze Scene fast aus lauter iambischen Octonaren besteht, recht wohl tro- chäisch fassen. Ulis bietet nur Nonius, i 1 11 E, der auch sonst in diesem Stücke öfters allein die richtige Lesart bewahrt hat, die übrigen Handschriften illic; darnach kann den Vers, für sich allein betrachtet, eine methodische Textkritik nur schreiben:

Haec illi est pugnata pugna | tfsque a mani ad vesperum als trochäischen Septenar mit legalem Hiatus. Dass aber diese Stelle wirklich trochäisch gemessen werden kann, sowie noch ein- zelne andere Verse derselben Scene, wird in der Rhythmik II, 1 im Abschnitt über die ^naßolt} aar avxl^iaiv erklärt werden.

Anders liegen die Verhältnisse wieder bei der iambischen Hauptcäsur in den trochäischen Septenaren. Diese Cäsur hat zwar Wilhelm Meyer, Ueber die Beobachtung des Wortac- centes in der altlateinischen Poesie, München 1884, S. 7(5 fg., gaur verworfen, allein Verfasser denkt in Bursian-Müller's Jahresbe"' 48. Bd., S. 131 dieselbe, die auch die griechischen Komiker kf als berechtigt erwiesen zu haben. Besonders sicher is

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160 Prosodi«. II. Hiatus.

Araph. 269 Ätque hunc telo su6 sibi, | inalitia, a foribus pellere und aus demselben Stücke noch 286 veni huc | invenies. 338 mandata eri | perierunt. 605 quid est | mali. 655 cöntra amo: | praesertim. 971 quantuin potest | paräta. 809. 1072; ferner Amph. 616. Asin. 145. 255. 378. Aul. 589. Bacch. 461. Capt. 326. 343. 804. 1031. 580 ipse nec. 1007 (latent). Cure. 342. 554. Epid. 673 (tlle quidenj zweifelhaft). 618. Men. 641. 1086. Merc. 923. 619. Mil. 604. 986 illius quae hinc |. Most. 306. 310 sodäfis qui huc |. 830. 984. 812. Poen. 866. Kud. 646. 574 zweifel- haft. 660. 1119. 1103 latent. Trin. 364. 370. 656. 1147. 845. 338. Andr. 364. 377. 907. Eun. 1061. 1068. 704. 762. Heaut. 883. 963 habere' nec. u. ä. s. S. 159. Phorm. 199. 551. 863. 1037. 1045. 881. Hec. 379. Ad. 591. 967. 983 u. a.

Diese Cäsur zeigt fünfmal die asynartetische Bildung, wie so oft die iambische Hauptcüsur der iambischen Laugverse, nämlich: Amph. 860 Quidquid est, iam ex Nattcräti | cognato id cog- noseäm meo.

Capt. 534 Nunc enim vero ego oeetdi: | eü*nt ad te hostes, Tyndare.

Bacch. 736 Quia tibi aurum rtddidi | et quia non te fraudu- verim.

Pers. 191 Fäciam. :: Quo ergo is nunc? :: Dornum: | uti dömi sim, quom il Ii censeas.

Pers. 274 Exhibeas molcstuim, | ut opinor, siquid debeain. An diese könnte man noch solche Stellen reihen, wie Stich. 513 Quiim me ad illum promittere, | nisi nollem ei advorsärier. Mil. 226 Reperi conmini'scere, | cedo cälidum consiliiiiu cito, u. v. ä., wo jedoch die Scansion promittere nisi, comminiscere, cedo wenigstens nicht ganz unmöglich ist, vgl. Metrik I, 3 am Ende.

Da kein Grund vorliegt, die fünf zuerst angeführten Stellen zu ändern, ja manche derselben durch die vorgeschlagenen „Ver- besserungen", wie Guyet's Naücrate id cognato und quia non te <(de>fr&udaverini entschieden verlieren, so wird man geneigt sein auf Grund dieser Zeugnisse diesen Hiat bei Plautus anzuerkennen. Er wird wenigstens äusserlich leicht begründet durch die entsprechenden Erscheinungen bei der iambischen Cäsur des iambischen Octonars, von dem sich ein solcher trochäischer Septenar nur dadurch unter- scheidet, dass er die Auftaktsilbe des ersten Dimeters entbehrt, also einen trochäischen Dimeter statt eines iambischen im ersten Heinistich aufweist. Dass aber dann der Hiat in der trochäischen

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4. Metrischer Hiatus.

10]

Cä8ur der iambischen Langverse nicht ebenso legal sein soll, kann man auffallend finden. Allein diese verschiedene Behandlung der iambischen Cäsur in trochäischen Septenaren und der trochäischen in iambischen Langversen versteht man, wenn man auf unsere historisch-rationelle Erklärung der im griechischen Vorbilde nicht zugelassenen asynartetischen Behandlung der Mitte der Tetra- meter zurückgeht. Der Saturnier kann, seinem ganzen Baue nach, da er aus zwei selbstständigen Versen, gewöhnlich einem iambischen Dimeter und einem trochäischen Kurzvers besteht, nur Vorbild und Veranlassung zu dieser freieren Art bei solchen Langversen sein, die aus zwei rhythmischen Gliedern bestehen, die selbstständigen Werth bei selbstständigem Gebrauch haben können.

Dies ist bei folgenden Verbindungen zweier Dimeter zu Lang- versen der Fall:

1) Iambischer Octonar besteht aus zwei iambischen akatalektischen Dimetern, die sich häufig, auch in stichischer Compositum selbstständig zeigen.

2) Trochäischer Octonar aus zwei trochäischen aka- talektischen Dimetern, die im trochäischen Octonar ähnlich zusammengereiht sind, wie in den trochäischen Systemen der griechischen Komödie, nur dass sie paarweise im romischen Drama erscheinen, doch nicht immer, nämlich nicht in den Fällen, wo wir auch in lateinischen Komödien längere Systeme oder ein Ge- dicht in fortlaufender trochäischer Taktfolge annehmen, worüber im dritten Haupttheile zu handeln ist. Diesen Messungen ent- sprechen die gewöhnlichen Hauptcäsuren, welche, dem Rhythmus nach die natürlichsten, die beiden gleichgebauten Dimeter son- dern. Durch dieselben gewöhnlichen Cäsuren werden aber auch die Septenare in regelrechte Dimeter zerlegt, nämlich:

3) Iambischer Septenar in zwei iambische Dimeter, deren zweiter katalektisch ist und wie der erste a k ata lek tische auch als selbstständige rhythmische Reihe im Melos vorkommt, wofür der letzte Hauptabschnitt Belege bringen wird; ebenso:

4) Trochäischer Septenar in zwei trochäische Di- meter, deren zweiter katalektisch ist, wie er sich in den Canticis sogar öfters als der akatalektische fiudet.

In allen diesen vier Verbindungen ist der Einfluss der Sa- turnier, wie man sieht, vollkommen erklärlich, da zwei selbst- standige Kurzverse ganz wie im Saturnier zusammengerückt sind.

Klotz, Gnindttlge altrftmUcher Metrik. 11

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162

Prosodie. II. Hiatus.

Aber selbst hier wirkte das saturnische Vorbild zu Terenz' Zeiten entweder gar nicht mehr oder nur noch ganz unbedeutend, näm- lich da, wo der von Terenz mit Vorliebe in den eigentlichen Can- ticis und dem parakatalogisch vorgetragenen Dialog gebrauchte akatalektische Dimeter mit seiner katalektischen Nebenform ver- eint wird.

Dagegen muss auch schon Plautus die Verbindung eines sog. hyperkatalektischen iambischen Dimeters mit einem trochiiischen Dimeter, in welche zwei Verse der iambische Octonar und Sep- tenar bei trochäischer Hauptcäsur metrisch zerlegt wird, als eine viel engere Verbindung angesehen haben, auf die der Vor- gang in der Mitte der Saturnier nicht übertragen werden konnte. Denn ein sog. hyperkatalektischer Vers ist in Wirklichkeit ent- weder ein katalektischer, wie z. B. hyperkatalektischer iambischer Monometer ^ _ ^ _ _ meist eine iambische katalektische Tripodie, eine hyperkatalektische iambische Tripodie in Wirklichkeit ein katalektischer Dimeter, oder solche Verse sind nur metrisch be- trachtet, in Folge des Haupteinschnittes hyperkatalektische Bil- dungen, rhythmisch genommen aber gehört ihr überschiessender Halbfuss zur benachbarten Reihe, die dadurch erst verständlich wird; also:

Iambischer Octonar bei trochäischer Hauptcäsur ist metrisch angesehen zwar ein hyperkatalektischer iambischer Dimeter und ein katalektischer trochäischer Dimeter, nämlich

dabei bleibt er aber rhythmisch dasselbe, wie bei der gewöhn- lichen iambischen Hauptcäsur, die ihn in seine zwei rhythmischen Kola scheidet

daher wohl die Diärese völlig legal ist, aber nicht der Hiatus. Ueberall wo durch die Cäsur ein hyperkatalektischer Dimeter ent- steht, haben wir daher ein Kennzeichen dafür, dass die metrische Verbindung der zwei Dimeter eine so enge ist, dass eine asyn- artetische Behandlung nach dem Vorgange der Saturnier aus- geschlossen ist. Dies trifft zu bei den trochäischen Cäsuren der iambischen Langverse sowie bei der iambischen Cäsur der trochäi- schen Octonare.

Nicht so aber liegen die Verhältnisse bei dem durch iam- bische Hauptcäsur getheilten trochäischen Septenar, dass eine Hyperkatalexis entstände. Zwar hebt die metrische

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Zerlegung desselben in trochäischen katalektischen Dimeter und iarabischen akatalektischen Dimeter die ursprüngliche rhyth- mische Zusammensetzung desselben aus einem akatalektischen und katalektischen trochäischen Dimeter nicht auf, wie z. B. im epischen Hexameter trotz der männlichen Hauptcäsur nicht etwa eine katalektisch-daktylische und hyperkatalektiseh-anapästische Tripodie, sondern zwei akatalek tische daktylische Tripodien, nur in engerer metrischer Vereinigung erscheinen. Aber wir haben in einem so gegliederten trochäischen Septenar immerhin eine Zusammenrückung zweier Metra oder vielmehr Dimeter, die jeder für sich allein recht gut selbstständigen rhythmischen Werth haben können und beide vielfach auch als selbstständige Verse vorkommen. An einzelnen Stellen kann man wirklich schwanken, ob man nicht beide Elemente als getrennte rhythmische Glieder fassen soll. Charakteristisch ist hierfür unter andern die erste Scene des dritten Actes der Aulularia in der Versfolge, die die Handschriften geben, auch ohne wesentliche Aenderung des über- lieferten Textes, nur dass 413 statt aperit die von allen Heraus- gebern gebilligte Aenderung des Camerarius aperitur, die noth- wendig der Sinn erfordert, eingesetzt wird und im Anfang das verschriebene und sinnlose Optati vires als 0 atti d. i. 0 Attici cives gelesen wird, sodass das 0 mit dem folgenden Eigennamen nach Art der griechischen Krasis zu einer Silbe verwächst, wie z. B. Ter. Ad. 449 ojVeschine u. ä.1)

Diese Scene, Aul. 406—414, besteht aus fünf trochäischen Octonaren, einem trochäischen Septenar und drei iambischen Oc- tonaren, ist also eine rhythmische Continuation von trochäischen Takten im Umfang von neun Tetrametern oder 36 dipodischen Takten, deren letzter katalektisch ist. Hätte nun der Dichter diese Masse so weiter gruppirt, wie er angefangen, so wäre der kata- lektische Schluss sehr unvermittelt gekommen und der fortwährende trochäische Ausgang, achtmal allein am Ende der Langverse, die trochäischen Cäsurausgänge noch gar nicht mitgerechnet, wäre entschieden höchst monoton gewesen. Desshalb geht der Dichter nach der Mitte ganz allmählich, um den iambischen Schluss bei dem athemlos nach Rettung schreienden Koch natürlich vorzu- bereiten, aus dem trochäischen Octonar in das Schema der iam- bischen Octonare über; sollte der für die ganze Situation sehr

t) V. 412 natürlich Acidalius' docet statt doeuit.

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Pro8odie. II. Hiatus.

bezeichnende fortlaufende Rhythmus nicht durch irgend eine Ka- talexis unterbrochen werden, so musste ein trochäischer Septenar den Uebergang vermitteln, in dessen Katalexe der Auftakt des folgenden iambischen Octonars ohne jede Pause eingreifen konnte. Wie fein hat nun der Dichter diesen Uebergang metrisch ge- staltet, indem er eine iambische Hauptcäsur bereits im trochäi- schen Septenar eintreten lässt und zwar mit asynartetischer Be- handlung, sodass, genau genommen, schon mitten in der sechsten Langzeile, nicht erst mit der siebenten iambischer Rhythmus hörbar wird. Um diesen Uebergang recht zu veranschaulichen, könnte man auch die letzten vier Verse, ohne den Rhythmus irgendwie zu stören, wirklich als lauter Dimeter schreiben.

Also erst trochäisch:

0 Ätti<ci> cives senex gymnasium, dann

Trochäischer Dimeter katalektisch. |

Ättat perii hercle ego miser, . , « . , 0 T ... * . f . . . . M trochaischer öeptenar.

Iambischer Dimeter akatalektisch.

Apent<(ur^ Bacchanal adest: I

Sequitiir, scio quam rem gerani: hoc 1 . ... ~

•w . j * j i > iambische Octonare.

Ipsüs magister me docet. )

Neque lingua ego usquam gentium! Praeberi vidi ptilchrius.

Itaque ömnis exegit foras Me atque hösce onustos fiistibus.

In dieser rhythmisch-metrischen Selbstständigkeit der beiden Versglieder findet demnach der Hiat in dieser iambischen Cäsur eines trochäischen Verses seine Erklärung. In einem trochäi- schen Octonar dagegen zeigt sich keine asynartetische Glie- derung bei iambischer Hauptcäsur. Denn Bacch. 628, das einzige Beispiel, das sich anführen Hesse, ist ganz zweifelhaft, in einem Canticum, wo sowohl die vorausgehenden als auch die folgenden Verse streitig sind. Das Unterbleiben aber jeder asynartetischen Behandlung ist hier ganz natürlich und entspricht den bereits dar- gelegten Grundsätzen. Denn bei der fraglichen Gliederung ist zwar metrisch gerechnet das erste Glied ein trochaischer katalek- tischer Dimeter, das zweite aber ein an sich unselbstständiger hyperkatalektischer iambischer Dimeter, also ^. u _ o ± ^ _ und

Damit aber haben wir alle rhythmisch-metrischen Cäsuren

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4. Metrischer Hiatus.

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erklärt und zugleich eine Grenze gefunden, wie weit bei denselben Hiat und syllaba anceps zulässig siud. Denn was sich im An- schlus8 hieran über die anapästischen Septenare und Octonare sagen lässt, vgl. am Ende dieses Abschnittes, ist eine einfache Consequenz dieser Beobachtungen. Das Gleiche gilt von der Cäsur uach dem ersten Dimeter der kretischen und bacchiischen Lang- verse, worüber der bereits erwähnte Schlussabschnitt Auskunft giebt.

4. Denn ehe wir von den Rhythmen des iambischen Takt- geschlechtes scheiden, haben wir noch die letzte Consequenz aus dem Erörterten zu ziehen. Diese betrifft die Cäsuren des iam- bischen Senars. Diese sind selbstverständlich keine rhythmisch oder metrisch gliedernden Einschnitte. Denn der Trimeter ist nach Aristoxenos' hierin allgemein anerkannter Theorie als eine einheitliche Reihe anzusehen, ein einziges fihgov von 18 xQovoi xq<dtoi, demnach wird man den Senarcäsuren nicht einmal eine solche Bedeutung beizulegen haben, wie etwa der trochäischen Cäsur in iambischen Langversen. Denn diese scheidet und bindet zugleich zwei an sich selbstständige di^arQa zu einem retgafts- tqov und nimmt nur die auftaktische Senkuug des einen zum an- dern herüber, kann daher auch nicht über eine Hebung vorwärts oder rückwärts geschoben werden, sondern hat ihre feste Stelle. Die Cäsur des Senars dient zunächst dazu, das Athemholen an einem geeigneten Orte zu ermöglichen, giebt also keine feste rhyth- mische Gliederung des Verses an, desshalb kann sie auch sowohl vor der dritten, wie vor der vierten Hebung eintreten. Dass man keine andre Stelle für einen Einschnitt wählte, hatte äusserliche Gründe. Da der Vers iambisch schliesst, entschied man sich für einen trochäischen Einschnitt, und da die Cäsurpause in erster Linie das Athemholen unterstützen und so einen geordneten Vor- trag des ziemlich umfangreichen Kolons fördern sollte, durfte man sich nicht allzuweit von der Mitte entfernen, wo das Athemholen eben stattzufinden hatte. Aber im Laufe der Zeit ist die Senar- cäsur zur festen Praxis geworden, bis zu dem Grade schliesslich, dass man jedem Trimeter eine regelrechte Cäsur gab, wie dies bald nach Terenz' Zeit strengste Regel ward. Geben wir darum immerhin diesen, wenn auch beweglichen, so doch an die unge- fähre Mitte des Verses gebundenen Senarcäsuren einen gewissen metrischen Werth, so kann es immer nur höchstens derselbe sein,

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Prosodie. II. Hiatus.

wie der der trochäischen Cäsuren in iambischen Versen über- haupt, und diese waren auch bei Pluutus nicht Hiatus begünsti- gend, wie die iambischen Cäsuren ianibischer Langzeilen und trochäischer Septenare oder die trochäischen Hauptcäsuren trochäi- scher Tetranieter. Immer kommt auch bei der Theilung des iam- bischen Senars ein hyperkatalektisches Glied zum Vorschein, nämlich entweder hyperkatalektischer iambischer Monometer mit katalektischem trochäischen Dimeter:

oder ianibische hyperkatalektische Tripodie nebst trochäischer katalektischer Tripodie: Mit andern Worten

die Cäsuren des iambischen Senars sind nicht trennender Natur und darum Hiatus begünstigend, sondern sie binden das Ganze wie jede trochäische Cäsur in iambischen Versen. Die durch die beiden Cäsuren geschaffenen metrischen Partikeln des Verses sind keine selbststandigen rhythmischen Ttaka. Denn wenn auch z. B. Discrü- cior animi wiederholt bei Plautus Senaranfang ist und bei Terenz Ad. 610 als sog. clausula im Anfange einer trochäisch- choriam- bischen Monodie gut bezeugt ist, so ist doch der Werth in beiden Fällen eiu ganz verschiedener. Denn seiner rhythmischen Geltung nach ist der Anfangsvers der Monodie kein hyperkatalektischer Monometer, sondern ein katalektischer Vers, an dessen Ende ganz der Situation angemessen eine Pause eintritt, wie dies iu dieser Monodie, die wir in der Rhythmik I, 6, Mitte, ausführlich be- sprechen werden, noch öfters wiederkehrt. Nicht anders ist es bei der zweiten Hauptcäsur, der sog. iq>&ijfU(iSQ^ ^er erste durch diese vom übrigen Senar abgetrennte Theil gleicht zwar äusserlich einem katalektischen iambischen Dimeter, wie er oft in Canticis vorkommt, hat aber in Wirklichkeit nur den Werth einer hyperkatalektischen Tripodie, die kein selbstständiger iam- bischer Vers ist. Eine Katalexe, die diese erst zum Dimeter macheu würde, kann ja unmöglich angesetzt werden.

So ergiebt eine solche Betrachtung, dass Hiate in den Senarcäsureu principiell mit Entschiedenheit zu verwerfen sind. Der Saturnier kann nicht vorbildlich gewirkt haben und andere Hiatus fordernde Einflüsse lassen sich in Plautinischer und Tereuzischer Zeit nicht finden, weder in einer Betrachtung der rhythmisch- metrischen Verhältnisse, noch in den griechischen Vor- bildern oder in sonst einer an alte Technik des römischen Dramas etwa anknüpfenden Gepflogenheit der classischeu Metrik.

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4. Metrischer Hiatua.

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Alleiii die Frage ist durch diese principielle Erörterung noch nicht entschieden. Denn thatsächlich giebt es in unserni Plautus- text ziemlich viele Senare mit Hiaten in der gewöhnlichen Haupt- eäsur überliefert. Es ist eine lange Reihe, am vollständigsten aufgeführt bei Müller, Plautin. Prosodie S. 481—525. Wie lässt sich aber diese Thatsache mit unserer principiellen Entscheidung in Einklang bringen? Wir können uns nicht ohne Weiteres ent- schliessen, wie das Müller thut, allen diesen Ueberlieferungen als unglaubwürdigen Zeugnissen den Glauben zu versagen, ohne in eingehender Weise ihre Unglaubwürdigkeit erwiesen zu haben, was Müller mit seiner Sammlung angeblicher an andern Stellen im Senar überlieferter falscher Hiate noch nicht erreicht hat. Denn nach den neusten erst wirklich überall zuverlässigen Col- lationen unserer besten Plautushandschriften stellt sich die Plau- tinische Ueberlieferuug unbedingt als viel besser heraus, als sie Müller darstellt; ist sie oft recht fehlerhaft, so kann man doch vielfach den Ursprung der Fehler feststellen und gewinnt mit ihr den wirklichen Text. Jedenfalls muss die alte Ueberlieferuug, wo sie in einer solchen Weise vorliegt, wie über den Hiat in der Senarcäsur, wenn wir auch unsere Bedenken gegen sie haben, uns mehr gelten als ein noch so geistvoller moderner Gelehrten- witz, der eine solche Thatsache, wie diesen vielfältig bezeugten Hiat kurzer Hand mit Hilfe der niedern Textkritik beseitigt. Denn es sind viel zu viel Stellen, als dass wir sie dieser niedern Kritik überlassen könnten. Auch lässt sich nicht leugnen, dass eben in der Hauptcäsur der Hiat viel öfter bezeugt ist, als au irgend einer andern Stelle des Verses, wo er keine Erklärung tiudet. Solche Zeugnisse könuen wir also nicht darum für un- giltig erklären, weil wir sie ebenso zahlreich an jeder andern Versstelle fänden. Denn die Zahl der als wirklich falsch ange- nommenen Hiate, die unsere Handschriften au andern als der Cäsurstelle geben, ist durch unsere Erörterungen über den logi- schen und prosodischen Hiat so weit zusammengeschmolzen, dass wir diese geringe Zahl wohl als irgend wie verderbt erklären und der niedern Kritik zur Heilung anvertrauen können. Aber mit jedem Verse, in dem wir einen regelrechten prosodischen oder logischen Hiat nachweisen, schwindet nicht bloss die Zahl der an- geblich fehlerhaft überlieferten Hiate, sondern wird auch das Ge- wicht der den Hiat in der Senarcäsur bietenden Stellen erhöht, da sich dadurch unsre Ueberlieferung, richtig verstanden, als besser

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Prosodie. II. HiatuB.

herausstellt als man sie bisher ansah, und das Zahlen verhältniss sich immer mehr zu Gunsten der Cäsurhiate der Senare ver- schiebt. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich zwar manche Fehler in unsern Plautustext eingeschlichen, deren Entstehung auf Zufall beruhen mag, jedenfalls von uns im Einzelnen nicht mehr nachgewiesen werden kann. Wo aber eine bestimmte Er- scheinung deutlich erkennbar in unserm Texte gegeben ist, wie dieser Senarhiat in eiuer stattlichen Reihe von Beispielen, da müssen wir mit einer historisch gegebenen Thatsache rechnen. Sollen also diese Hiate nicht dem Plautus angehören, dann muss man ihre Entstehung in einer spätem Zeit nachweisen oder we- nigstens irgendwie wahrscheinlich machen. Unwahrscheinlich ist allerdings nach unsern Darlegungen, dass Plautus diese Hiate selbst verschuldet habe, die mit den Grundsätzen nicht zu ver- einbaren sind, die für ihn sonst in der strengeren oder freieren Behandlung der Cäsurbildung massgebend sind. Auch lüsst sich eine grössere Anzahl ohne Weiteres durch andre als die gewöhn- lich angenommenen, aber durchaus zulässigen Messungen besei- tigen. Der eifrigste Verfechter dieses Hiatus, A. Spengel, a. 0. S. 189—199, führt die grosse Zahl von 240 Stellen aus allen Plau- tinischeu Stücken auf, die diesen Hiat zeigen. Allein 22 sind von vorn herein in Abzug zu bringen, weil zugleich mit der Cäsur Personenwechsel eintritt, der an jeder Versstelle Hiatus zur Folge haben kann. Ferner lassen sich allenfalls noch 59 der angeführten Hiate unter die andern Arten des logischen Hiatus, besonders des bei Eigennamen rechnen.

Es sind Amph. 103. 125. 134. 145. 471. 486. 498. 872. 978. (1131). Asin. 756. 757. 759. 769. 778. 779. Aul. 354 (doch ergiebt sich hier nach Festus ein hiatusloser Vers). 569. 712. Bacch. 7. 171. 354. 799. 880. 907. Capt. 169. Cas. 322. Cisi 454. Cure. 276 (doch wohl exi viermal statt dreimal). 278. 429. 446 (jedoch corrupt). Men. 544—546. 550 (Anaphora). 567. 898. Merc. 239 (wohl mit Umstellung uxöris dotem süae ambedisse 6ppido). 745. Mil. 1379 (ego iam conveniam illünc ubl übist gentium mit cae- sura latens?). Most. 484 (doch ut wohl in uti zu ändern). 675. 686. 1032. Pers. 392. Poen. 694. 1075 (jedoch corrupt). 1113. 1127. Pseud. 410. 532. 897. Rud. 106 (zweimal unam). 830. Stich. 233. Trin. 185. Truc. 33. 684.

Die noch verbleibenden 159 Stellen sind weiter zu vermin- dern. Denn 51 Verse lassen sich ohne jede Aenderung anders

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4. Metrischer Hiatus

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als von A. Spengel geschehen messen , sodass der anstössige Hiat wegfallt:

Amph. 89 Quid ädmirati estfs, quasi vero novom mit caesura latens. AuL 707 üb! abstrudebdt senex. Cas. 570 (oder uxoreni zweimal). Cisi 160, s. S. 134 mit prosodischem Hiat. 179 eain. 180. 374 e"L 403 8am. 453 eam. Epid. 390 ego me excruciare animi quäsl mit caesura latens oder me"d excruciare quäsl. Men. 251 enlm verbo. 276 prlüs iam. 524 &it te. Merc. 89 ipsüs süa. Most. 685 itä mea. 760 äit. 423 ne etiam. Mil. 142 eo. Pers. 66 8Ü1 oder mägis quam. 69 5a. Poen. 1367 hüius mälö. Pseud. 490. Itud. 484. 1236 übi. Stich. 238, desgl. Trin. 10 intröierit als ein Wort behandelt wie circumis u. ä., s. II, 3 S. 140. Triu. 781 tu Igitur. 794. Truc. 85 eo zweisilbig;

oder mit ganz geringfügigen Aenderungen:

Amph. 909. Aul. 65 ut<i>. Bacch. 304 exte'mp<u>lo. Es liegt kein Grund vor, diese Form aufs Ende des Verses zu beschränken, wo die Handschriften gleichfalls mit ganz wenig Ausnahmen die kürzere Form geben, wie umgekehrt auch öfters im Versinuern die längeren, wo nur die kurzen passen, wie vehicula, periculo, wo der Vers vßblclä, pSriclö verlangt u. ä. Capt. 372 ut<i>. Cist. 137. Cure. 386 me<[d>. Merc. 742 Coquenda cenast statt coquen- dast cena, vgl. oben S. 145. Most. 432 me<d>. 484 ut<i>. Pers. 167 me<d>. 524 pßricülo nach A. Pseud. 775 lenonist hödie (vgl. zu Merc. 742). Pseud. 1027. Rud. 608. Stich. 504 me<d>. Truc. 666 extemp<u>lo;

oder sind nach der jetzt bekannt gewordenen Ueberlieferung zu verbessern:

Aul. 336 usque in den Plautushandschriften und bei Nouius. 354 nach Festus, s. unten S. 174. Cure. 3 nach Nonius und Ser- vius. Pers. 392 nach A mit caesura latens. Poen. 701 ganz nach A ibi ego te re"plebo(?). 1369 reecidit nach A statt redit. Pseud. 897 noch nicht sicher hergestellt. Trin. 574 quoiquam tarn nach F(?), jedoch lässt sich auch die Lesart von ß und den übrigen Handschriften allenfalls messen num-quäni edepol quöiquain cx- spectatus filius. Truc. 24 nach Prisciau.

Somit bleiben immer noch 112 Stellen. Aber von diesen müssen noch in Abzug kommen alle Hiate in den Argumenten und einzelnen nachweislich in nachplautinischer Zeit abgefassteu Prologen. Denn diese sind, wie wir sogleich sehen werden, nach einer wesentlich von der Plautinischen abweichenden Verstecbiiik

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Prosodie. II. Hiatua.

gebaut, die in der Cäsur Elision verwirft und Hiatus gestattet. Dies sind bei Spengel 31 und es bleiben somit ungefähr 80 Se- nare mit Hiatus in der Hauptcäsur. Von diesen ist zwar eiu Theil als corrupt auch aus andern Gründen anzusehen, wie Poen. prol. 105. Poen. 137, in andern lassen sieh durch Umstellungen die Hiate beseitigen, wie oben zweimal von est angegeben u. ä., wieder andere empfehlen von selbst die leichtesten Verbesserungen laudavisse, adlegavissem, exivissem anstatt der kQrzeren Formen, ein Fragment bei Festus s. v. profanum ist überhaupt nicht in Anrechnung zu bringen, da kein vollständiger Vers vorliegt. Allein im Ganzen gerechnet wird sich diese Zahl von 70—80 Hiaten kaum sehr wesentlich vermindern lassen, da Spengel's Verzeichuiss nicht ganz vollständig ist, wie Müllers Nachträgen, a. 0. S. 502 511 zu entuehmen ist

Es bleiben jedenfalls noch so viele Stellen, die nicht das geringste Anzeichen einer Verderbniss bieten, dass man hier, wie bereits gesagt, kein blosses Werk des Zufalls erkennen kann, son- dern mit einem gut beglaubigten bestimmten Vorgänge sich ab- zufinden hat.

Trotzdem müssen nach unsern principiellen Erwägungen alle solche Senare mit Hiatus in der Hauptcäsur Kinder einer andern Zeit als der Plautinischen sein. Damit ist unter solchen Ver- hältnissen natürlich nichts gewonnen, wenn man sich darauf be- rufen wollte, dass unsre älteste Ueberlieferung von der Zeit des Plautus mehrere Jahrhunderte abliegt und dass eben im Verlaufe dieser langen Zeit die für uns jetzt nicht mehr erkennbaren Ver- derbnisse in den Text gekommen sind. Denn wir haben hier wohl Zufälligkeiten anzuerkennen, allein, wie schon erwähnt, liegt hier sicher eine in irgend einem Zusammenhange mit einem be- stimmten Vorgange stehende, sich gleichmässig wiederholende Er- scheinung vor. Und darum lässt sich eher bis auf einen gewissen Grad sogar zur Evidenz bringen, dass die Verse mit dem frag- lichen Hiat Geschöpfe einer späteren Zeit sind, in der eine audre Verstechnik herrschte.

Niemand merkt z. B., abgesehen von dem in Frage stehen- den Hiat, folgenden zwei Versen, die iu unsern Plautushaud- schriften ohne jede Variante überliefert werden, an, dass sie einer späteren Aenderung ihren Wortlaut verdanken: Aul. 398 Dronitf, desquama pisces: tu Machaerio 399 Congrüm, muraenaw exossata nie sient

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4. Metrischer Hiatus.

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Und doch sind diese Verse im Verein mit einer Anzahl ähnlicher Fälle besonders geeignet, uns Klarheit in dieser Sache zu bringen. Denn wir wissen genau, dass der letzte Theil des zweiten Verses, der ganz alterthümlich aussieht und sonst nicht im Geringsten anstössig ist, nicht von Plautus herrührt, sondern durch eine spätere Aenderuug seinen jetzigen Wortlaut erhalten hat. Es ist ganz evident, dass Plautus vielmehr schrieb:

Congriün, muraenam exdorsua, quantilm potest (oder potes). Denn so citirt den Vers an zwei verschiedenen Stellen Nonius mit Nennung unsere Plautinischen Stückes im Verein mit den vorhergehenden Worten, so dass kein Zweifel möglich ist, dass Nonius eben unsre Stelle meint. Plautus hatte also hier keinen Hiatus, wohl aber eine sogenannte caesura latens in muraenam | exdörsua zugelassen, von der wir später handeln werden.

Eine solche in der Elision latente Cäsur liebte Plautus und noch Terenz sehr. Plautus hatte sie in seinem griechischen Vor- bilde als eine ganz gewöhnliche Erscheinung vorgefunden und wendet sie nach Ausweis unserer Ueberlieferung an jeder Cäsur- stelle unbedenklich an. Allein die spätere Verstechnik hatte sich von dieser griechischen Art wieder ganz frei gemacht, dul- dete überhaupt in den beiden Hauptcäsuren der Senare keine Elision mehr. Das beweisen die Trimeter des Tragikers Seueca. Denn dieser baut seine Verse so, dass keine Elision in der Cäsurstelle entsteht. So finden sich bei ihm, wenn auch schon recht vereinzelt, Verse wie:

Thyest. 405 miserisque sunirnum ac | maximum exulibus bouum.

Herc. für. 75 perge ira, perge et magna | meditantem opprime.

1287 monstrum impium saevumque et | inmite ac

ferum.

Vgl. Herc. für. 101. 315. 02<>. 783. 1156. 12G4. 1274. Thyest. 42<> u. a.

Herc. für. 824 ira furentum et bella | temptautem inrita.

280 subitusque ad astra emerget. | inveuiet viam,

wo natürlich die Hauptcäsur nach emerget anzusetzen ist, vgl. ibid. 93. Thyest. 214. 722 u. a.

Ganz vereinzelt ist Herc. für. 347 quod civibus teuere te iu- vitis scias, wo jedoch auch tenetur statt teuere te ohne Elision in der Hauptcäsur tiberliefert wird, eine Lesart, die guten Sinu giebt urfd vorzuziehen ist

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Prosodie. II. Hiatua.

Dagegen findet sich bei Seneca keine solche Elision in der Cäsur, wie sie bei Plautus und Terenz beliebt sind: Aul. 282 Ut dispertirew | obsöniww | hie bifäriara.

352 TibicinainqMe | obsöniumque in nuptiis u. ä. Ja nicht einmal die einfachste Elision, wie

Aul. 336 Ubi si quid poscam usqi/c | ad ravim poscam prius. 350 Heus Stäphyla, prodi atque | östiutn aperi. :: Qui

vocat?

Aul. 313 Collegit, omnia | abstulit praesegmina u. s. w.

Offenbar hängt damit, dass die späteren Dichter in der Cäsur- stelle jede Elision sorgsam vermieden, eine andre Erscheinung eng zusammen, nämlich die, dass sie an der gleichen Stelle weniger empfindlich gegen einen Hiatus sind. Schon im Texte des Seneca finden sich Verse überliefert mit solchen Hiaten :

Herc. für. 1291 pavidamque matrem? | arma nisi dantur mihi.

Thyest. 301 prece commovebo. | hinc vetus regni furor.

Herc. Oet. 1205 mortis carercni. | o ferae victae ferae.

Octav. 528 Tristes Philipp*. | hausit et Siculum mare. Die Conjectur zur letzten Stelle exhausit statt des überlieferten hausit beseitigt zwar den Hiat, bringt aber dafür eine in der Elision latente Cäsur in den Vers, die in diesem Gedichte, wie überhaupt jede Elision in der Cäsur sicher nicht g^tattet ist. Hier handelt es sich zwar immer um ein h und m sowie um eine „Sinnespause", doch sind es ganz dieselben Hiate; wie in uusern Plautushandschriften.

Phaedrus steht in dieser Beziehung der Technik des Seneca sehr nahe, insofern er nur noch vereinzelt Elision in der Haupt- cäsur gestattet, dagegen kennt er Hiatus an dieser Stelle noch nicht. Weiter aber hatte sieb diese neue Technik nach Seneca's Zeit entwickelt.

Denn mau kann nicht zweifeln, welche Technik die Ver- fasser der Argumenta zu den Plautinischeu Stücken befolgt haben. Es ist hierin dieselbe wie bei Seneca, nur dass der Hiatus sich in der gewöhnlichen Hauptcäsur noch viel breiter macht. Man findet ihn unter 136 Versen sicher 20 mal, sodass es gauz verlorene Mühe ist, denselben, wie immer noch geschieht, weg- zueorrigiren. Je häufiger Hiat iu der Hauptcäsur ist, um so mehr wird die Elision an derselben Stelle vermieden. In den Argumenten giebt es überhaupt nur scheinbare, nicht wirkliche

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4. Metrischer Hiatus. 171)

Ausnahmen an zwei Stellen des ersten Arguments zum Pseudolus, v. 3 u. 7 bei einsilbigem Worte qui eum und quem is, wo natür- lich qui Sum cum reliquo adferet zu messen ist und quem is supposuit. So giebt es überhaupt keinen Fall, wo in der Haupt- cäsur elidirt werden muss. Vereinzelt steht zwar ein Vers im zweiten Argument zum Miles gloriosus in unsicherer Ueberliefe- rung: Deportat Ephesum invitat | servos Attici, was Unsinn ist. In der gewöhnlichen Aenderung invitam statt invitat ist es ein Vers wie Sen. Herc. für. 75 perge ira pergc et magna | meditantem opprime, und tritt also nicht aus der gewöhnlichen Praxis dieser Zeit heraus, wie denn auch die Argumente diese zweite Haupt- cäsur verwenden. Demnach haben wir hier in solcher Hinsicht eine feste von der alten Plautinischen ganz abweichende Technik, die sich auch chronologisch bestimmen lässt, denn sie tritt uns deutlich erkennbar entgegen in einem Gedicht, das uns inschrift- lich erhalten ist und sich fest datiren lässt.

Bücheler, Anthol. epigr. lat. XXXVIII zeigt die innere Sen- kung noch in alter Weise irrational gebaut, dazu den griechi- schen prosodischen Hiat de äpotheca, streng gemieden die Elision in der Cäsurstelle, auch v. 15 Sensu decore adque arte | supti- lissima, dagegen unter 19 Versen zweimal Hiat in der Haupt- cäsur 8 und 10:

Foliöque niulto | adque unguento macido und Nignim Palermo» | atft Setinum aut Caecubum, also in allen Einzelheiten genau dieselbe metrische Technik, wie die Argumenta, die ungefähr derselben Zeit angehören. Denn die Erwähnung des ter consul Verus patronus ergiebt für die Inschrift unzweifelhaft das Jahr 169 nach Chr.

In dieser im Laufe der Zeit ganz veränderten Technik suchen wir die Erklärung für die unzulässigen Cäsurhiate in den Plau- tinischen Senaren. Für die Plautinische in Elision getrübte Cäsur hatte man damals kein Verständniss, ja jede Elision in der Cäsur galt für verpönt

Dass wir aber nicht willkürlich eine fremde Erscheinung in Zusammenhang mit der Plautinischen Textüberlieferung bringen, dafür haben wir den Beweis. Denn die oben nur beispielsweise angeführte Stelle aus der Aulularia, in der ein solcher Hiat der späteren Praxis nachweislich erst lange nach Plautus' Zeit in den Text gekommen ist, ist nicht die einzige in dieser Art. Denn sehen wir von einer nicht voll beweisenden Stelle ab:

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Prosodie. II. Hiatus.

Stich. 502 *) und von zwei andern: Rud. 534, wo exissem statt exivissem steht und Poen. 791 mit bedeutsamer Variante, alles Stellen, wo es sich nur um Noniuscitate handelt, so findet sich, dass sonst keiner dieser Hiate durch Citate der Grammatiker bestätigt wird, während wir doch für die andern Hiate Bestäti- gung durch Varro und Festus und verschiedene Andre haben. Im Gegentheil die Citate bei Festus, Nonius, Servius und Cha- risius weisen uns h iattislo.se Verse auf und auch sonst haben wir in unsern Plautushandschriftcn vielfachen Anhalt, diese Hiate als erst später eingedrungen zu erweisen. Es sind

Aul. 399 Congrü*m muraenam | ^xossata fac sient, die Plautus-

handschriften (BDI). Gongrtfm muraenam exdörsua quanttfni potest. Nonius. Aul. 354 Gerenn Strobile | has facturi nifptias, Plautushand- schriftcn (BDIF). Cerenn Strobile has su*nt facturi nuptias. Festus. Cerenn Strobile hi sunt facturi nüptias. Macrobius. Bacch. 95 6go tibi argenttfm iubeo tarn | intus ecfem foras,

Plautushandschriften (BDCF), an sich richtig; Ego tibi argentüm iubebo iam intus ecfem2) foras. Charisius, mit Elision. Cure. 3 Quo Ve*nus Cupido | imperat suadetque Amor. Plautus- handschriften (BEIF). Quod Venus Cupidoque imperat suadetque Amor. Nonius.

Quem Venus Cupidoque imperat suade't Amor. Servius. Truc. 950 Pecua ad hanc collo ego in crumina | obsignata defero.

Plautushandschriften (BCDL), an sich richtig; Pecua ad hanc collo in crumina3) ego obsignata de- fero. Charisius, mit Elision. Allein unsre Handschriften reichen manchmal aus, das Ein-

1) Hier bietet allerdings Nonius in Uebcreinstiinmung mit unsern Handschriften: ego auspieavi mit Hiatus statt des richtigen auspieavi ego. Doch ist die Beseitigung der unnatürlichen Wortstellung in unsern Hand- schriften ganz naturlich; bei Nonius aber stand in der vorhergehenden Zeile bereits ein Citat mit der dort richtigen gewöhnlichen Wortfolge ego auspi- eavi, konnte also leicht dem Schreiber dieselbe im nächsten Verse ohne jede tiefere Veranlassung in die Feder kommen. Aber seibat wenn hier durch Nonius unsre Ucberlieferung als älter bezeugt würde, ändert das nichts an der Sache. 2) et ceteri bei Charisius. 3) nerumina d. i. (i^n crumina.

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4. Metrischer Hiatus.

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dringen der Praxis der spätem Zeit zu illustriren. Wer darauf achtet, findet auf manchem Blatte einen bedeutsamen Fingerzeig in dieser Richtung. Z. 13. bieten die Plautinischen Handschriften

Most. 1010 Minas triginta | accepisti, quöd sciam. mit dem spater ganz legalen Hiatus ohne jede Variante. Doch ist es ganz klar, dass Plautus Minus quadraginta accepisti mit Elision schrieb, da nur diese letztere Summe die richtige und anderwärts erwähnte ist.

Bacch. 687 geben unsre Plautushandschriften unmetrisch fstoc pacto dedisti hodie | in cruciatum Chrysalum, während es doch offenbar tu" dedisti (oder dedidisti) hodie mit Elision heissen rauss. Oder greifen wir beispielshalber die Verse Aul. 475—500 heraus, so finden sich nach der handschriftlichen Ueberlieferung alle Verse mit richtigen Cäsuren ohne Elision in tler Hauptcäsur. Nur im Senar 482 ist offenbar falsche Um- stellung der Worte eingetreten: Et invidia minore nos utamur quam utimur, die in solcher Folge keinen Vers geben. Heben wir die unmetrische Wortfolge auf, so erscheint folgender Vers: Et nös minore invidia utamur quam ütimur, ein acht Plautini- sches Kind, aber die beiden möglichen Hauptcäsuren in Elision getrübt. Und so könnte man noch Manches anführen.

Selbst in den beiden verschiedenen Recensionen, die wir in unsern Plautushandschriften besitzen, können wir noch oft das Umsichgreifen gerade dieser Verderbniss wahrnehmen, nämlich dass hier Hiat eintritt, wo dort noch die ursprüngliche Elision in der Hauptcäsur steht.

So hat der Mailänder Palimpsest den Hiat, wo die Recen- sion der Palatini noch die ursprüngliche Elision bezeugt:

Trin. 1071 Video j e*stne hic statt Video : estne | ipsus. Mil. 211 poetae | e*sse audivi statt poetae esse | indaudivi, Palatini inaudivi. Poen. 375 sine prehendam | atfris statt sine prehendam | aunculis mit caesura latens. 964 liberah' | ädseres statt Kberali iam | ;'id- seres. 1322 lubido | tfbsecro statt lubidost öbsecro. 1351 fiirto | opus est statt furto mi | <5pus est u. a.

Und umgekehrt giebt der Ambrosianus den hiatuslosen Vers mit Elision in der Cäsur, während die übrigen Handschriften die spätere Entstellung durch Hiat bieten:

Poen. 701 s. oben S. 169. Ibid. 1369 Maliim postremo omne äd lcnonem reccidit. Pal. postremo | omne ad lenonem redit. Cas. 92 Quasi ilmbra quoquo tu | ibis te Semper sequi; während

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Prosodie. IL Hiatua.

in den Büchern der andern Recension die erste Silbe von Semper ausgefallen ist und dann unschön mit Hiat quoquo | fbis tu te persequi umgestellt wurde, vgl. Most. 937 Tranio, etiamne ] aperis?, Palatt. etiaw | aperis. Ferner Mil. 1159 nunc hoc tibi ego | impero Palatini, dagegen nach A nunc tibi hanc ego | fmp. Epid. 165 Ne hmc foras exambulet neve | öbviam veniat seni A gegen nec hie fÖräs ambulet neve usquam | öbviam etc. Vgl. auch Pseud.655. Weiter 871 rursus | ex sene A, rell. rursum | ex; Ober die Berech- tigung der Form rursus s. oben S. 158. Poen. 1061. 1306. Pers. 524 periculo u. a. dgl. In andern Stellen ergiebt vielleicht eine Coni- bination aus beiden Recensionen das Richtige, wie

Poen. 1327 Si quidem (A) quid (Pal.) lenoni öbtigit magni mali.

Nach diesen und ähnlichen Wahrnehmungen wird man darin, dass eine Elision in der Hauptcäsur statt des Hiatus dabei ent- steht, die Ansetzung verschiedener längerer bei Plautus Qblicher Formen anstatt der kürzeren vollständig gerechtfertigt finden.

So uti statt ut Amph. 909 revorti | uti Truc. 688 habeto, | uti mecum. Aul. 65 uti visam, | estne. Vgl. Capt. 372 servitutem ita | fers, uti fern decet. Most 484 ausculta: | uti foris cena- verat laudavisse Most. 760, jedoch unnöthig, wenn man äit misst. adlegavissem Epid. 427. Aehnlich Amph. 797 Huic dedisti, p6st- hac rursum | obsignavisti clänculum (rursum | öbsignasti jedoch auch möglich), exivissem Rud. 534, so wohl auch Bacch. 900 lila atfteni in arcem abivit aedem visere. Pseud. 26 Int^rpretari | aliü*m po<te]>s8e neminem mit der später so verpönten caesura latens. Rud. prol. 65 Lenönem abi<v>isse. dd portum adulescens venit; ferner sies statt sis ist nach Pylades' Verbesserung wieder aufzunehmen Rud. 103 Pater salveto | amböque adeo. :: Salvös si<e>s mit caesura latens. med statt me Most 432 Quom med amisisti | a te vix vivtfm modo. Rud. 829 Ut pöt<is> est, ignavi | homines satis rect^ monent, nach Bothe, jedoch auch ohne Aen- derung Ut potest, ignavi hominis satis recte monent mit latenter Cäsur. Merc. 15 Quos (ede)>pol ego credo | hümanas querimönias. Aehnlich esse beim Infinitivus perf. pass. wie Capt. 709 Sed m&lene id factum esse | arbiträre? : : Pessume. Most. 83 Video* corruptum esse | ex adulescente öptumo; weiter extempulo auch im Innern des Verses: Bacch. 304 Quom extempulo a portu | ure nos cum aurö vident Truc. 666 Qui n6n extempulo | l'eris? : : Anne opör- tuit?, endlich priüsquam: Rud. 494 Utinäm prnisquam te | öculis vidiss^m meis.

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4. Metrischer iliatua.

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Bestätigung erhalten so die Verniuthungen SchoeH's zu Meu. 292 <I>: ns'rni equidem insanum | esse te certo scio. Ritschl's zu Bacch. 306 omne | aürum depos<f>uimus, vgl. 577. Pseud. 873 Immo edepol vero <suni> hominum servator. : : Ehem. Aehnlich Stich. 489 und Pseud. 44 Lacrumäns titubanti<que> änitno, corde et pectore. Bacch. 279 Dum circumpecto <me>, atque ego lembum eonspicor, ebenso Fleckeisen's und Müllers Verbesserungen zu Auiph. 874, des Letztern zu Poen. 453 Sex immolavi (ego)> | ägnos nec potui tarnen. 662 At enim hic clam furtim <(se^> | esse volt, ne quis sciat, wenn die Verderbniss nicht tiefer liegt, des Came- rarius zu Poen. 982 Adibo <(ad^ hosce atque | appellabo Punice; Mahler's zu Asin. 20 Si quid <tu> med erga | hödie falsum dixeris. Leo s und Guyet's zu Poen. 455. 456 Quoniam litare nequeo, abi<v>i illim llico | Iratus votui<que> exta prosicarier. L. Havet's Er- gänzung zu Aul. 69 Queo cömminisci : ita me miseram ad hünc <semper> modura. Hermann's Bacch. 261 Continuo <ibi> anti- quom | hospitem nostnlm sibi. Fleckeisen's Men. 91 Suo arbitrato <usque> | adfatim cotidie, da an andern Stellen, wo keine Eli- sion in der Cäsur dadurch entsteht, immer usque adfatim über- liefert ist, vgl. zu Poen. 534. Müller's Men. 26 Impönit geini- num <item> | alteruiu. Fleckeisen's Amph. 875 Hodie frustatiönem | iniciam statt frustr. ho., ähnlich Cas. 326 Non istuc ego verbura | empsini; ferner Trin. 48 0 ami'ce salve, salve aequalis. üt vales statt atque aequalis. Pseud. 443 w Zev <Z«£>, quam pauci estis homiues comniodi. em. Poen. 791 nach Nonius' Lesart quam statt quom ein Adverb zu verrauthen wie Eheu. || Quam ego häbui <pervorse> äriolos hanlspices; und manche andre Vorschläge, die wir hier nicht sämmtlich aufführen, um uns nicht allzusehr in nicht ganz zu entscheidende Einzelheiten zu verlieren. Denn eine Anzahl Stellen wird sich nicht mit auch nur einiger Wahr- scheinlichkeit wieder herstellen lassen, was natürlich an der Sache selbst nichts ändert.

Ist aber aus inneren Gründen und nach äussern Indicien der Hiatus in der Hauptcäsur der Senare zu verwerfen, so versteht es sich als Consequenz von selbst, dass er an jeder andern Stelle im Versinnern noch mehr verpönt ist. Bei Tercnz ist dies beides längst anerkannt. Für Plautus dagegen behauptet man, beson- ders A. Spengel a. 0. S. 232—237 und Aug. Luchs, Studemund's Studien I, S. 6. 7, dass an bestimmten Stellen, besonders in der Senkung vor dem letzten Creticus und in der Hebung vor dem

Kmitz, (immlzUgo altrüniiaclicr Mutrik. 12

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Prosodie. II. Hiatus.

letzten Diiambus Hiat eintreten könne. Ein grosser Theil dieser Hiate, insbesondre fast alle der letzteren Art hat bereits uusre Betrachtung über die ersten zwei Classen von Hiaten genügend erklärt. Die noch übrig bleibenden Stellen aber können nicht als voll beweisend angesehen werden. Auch hier gilt, dass die Nebenüberlieferung der Grainniatikercitate nicht als Bestätigung dienen kann. Denn selbst Kud. 533 lässt sich des Nonius Lesart Utinam fortunam nunc anatinam terent nicht zu Gunsten des in den Plautushandschriften überlieferten Hiatus fortuna nunc ana- tina uterer anführen.

Unter den von Luchs aus Senaren angeführten Beispielen für Hiate vor dem letzten Creticus sind bereits erledigt Asin. 700. Bacch. 7. 307. Cure. 258. Epid. 398. (Personenwechsel). Men. prol. 13. 40. Men. 476. Mil. 4. Poen. 443.

Sonst findet sich fast überall eine leichte Verbesserung oder andre Messung: Amph. 872 innocenti<ae> expetat. 897 miserain med statt me m. Capt. 682 parvi <id> aestumo. Cist. 157 ist auch abgesehen von dem anstössigen Hiatus lückenhaft, ebenso mit doppeltem Hiat Rud. 859 und Pers. 67, ähnlich Most. 39, wo auch der nächste Vers lückenhaft ist Cure. 415 öbdormivi (cgo)> ebrius. Men. 519 tft si^e^t gesta eloquar. 526 atfri pondo <(unam) dneiam. 533 Non <com)>ineministi, öbsecro. 563 nach CD cum coronam ebrius zu verbessern. Most. 21 Corrümpe <nostrum> erflem adulescentem optumum, wo nostrum nicht nach erilem einzuschieben ist Most 625 id<que> me scire expeto, vorher Id völo mihi dici. Pers. 697 commonuisti <id> hatfd male. Poen. 486 necabam <ego> üico oder necabam <iam> llico. 1025 sese statt se oder ut<i> iubeas. Stich. 271. Trin. 15 Dedi ei m&im gratara, quicum | aetatem exigat mit Hephthemimeres und zuläs- sigem Spondeus im dritten Fusse. 158 Quae mihi mandatas^t, e>i habeo dotem, ünde dem, obgleich illius filiae vorhergeht, ähnlich wie Ter. Ad. 358 u. a., die Handschriften haben sämintlich mandata si. Trin. 539 Nam fulguritae <(istf> sunt alternae ärbores. 540 erledigt sich wohl durch Umstellung Moriüntur angina sues acerrume, die erst im Capitel über die Cäsurvernachlässigung erklärt werden kann.

Aehnlich ist es mit dem Hiat an der entsprechenden Septenar- stelle; erledigt sind bereits folgende Stellen: Amph. 275. Asin. 379 (Hiat in der Hauptcäsur ganz legal). Capt. 337. Cure. 358. Merc. 852. Mil. 1326; zu bessern Asin. 873 noctu ad (me) venit. Men. 1115 gnitus <tum> cum. Poen. 835.

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4. Metrischer Hiatus.

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Andre Hiate sind zu beseitigen, wie Bacch. 577 Tu düdum, puer(e>, cum lllac usque isti' seinul. Auiph. 911 ted. 948 ea ego exsolvani öninia. Aul. 111 veri siniile nun est. Men. 495 Mihi qui male dicas homini hic ignoto insciens, nach A und Bb. Capt. 196 Üecet id pati anirao aequo. 263 Hüc secede. Aul. 251 nach L. Havet linpero auctorque <tibi> sum ut ne cuivis castrandüm loces, viel- leicht nnpero <ip8e> auctörque sum oder nnpero<que> auctorque sum u. ä.

5. Wir haben sämmtliche in iambischeu und trochäischen Vrersen vorkommenden Hiate besprochen. Es ist eine lange Reihe von Beispielen, aus verschiedenen Gründen zu erklären. Am meisten zweifeln wird man über die sog. logischen Hiate, weil hier dem subjectiven Ermessen Vieles zu überlassen ist. Nichts- destoweniger haben wir für diesen Hiatus Anhalt in der classi- schen Poesie gefunden und sein Vorkommen durch Varro's Auto- rität bestätigt gesehen.

Grossem Bedenken begegnet vielleicht auch unsre Ausdehnung des prosodi8chen Hiatus auf mehrsilbige Wörter. Allein auch hierfür konnten wir ein Varronisches Zeugniss beibringen, und wir suchten die allgemeine Giltigkeit desselben durch den Nach- weis festzustellen, dass dieser Hiatus überall da, wo er möglich ist, auch wirklich in Evidenz tritt, endlich die Gesetzmässigkeit desselben zu erläutern dadurch, dass wir dieselben Beschränkungen im Gebrauche desselben aufdeckten, denen die Wörter gleicher Quantität ohne prosodischen Hiat in den gleichen Versstellen unterworfen sind, wodurch auch die ganz verschiedene Ausdehnung dieses Hiates bei den verschiedenen Wörtern an den verschiede- nen Versstellen ihre Erklärung fand, insbesondre das vcrhältniss- mässig häufige Vorkommen der iambischeu Wörter wie dornt in der aufgelösten Hebung und die Seltenheit aller übrigen der- artigen Erscheinungen mit Ausnahme der prosodisch in der ersten Uebungsstelle gekürzten einsilbigen Wörter. In allen diesen Be- obachtungen, das ist unleugbar, findet dieser Hiatus eine ganz natürliche indirecte Bestätigung.

Der Gebrauch der Cäsurhiate endlich wurde uns voll- kommen klar, sobald wir den richtigen Ausgaugspunkt für seine Erklärung besassen in dem Vorbilde der Saturnierpoesie, der asynartetischen Behandlung der Heinistichien der altlateinischen Langzeile. Es ergab sich, dass die römischen Sceniker dies Vor-

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Prosodio. II. Hiatus.

bild consequent verfolgten, aber auch gegenüber der griechischen Technik sich zu keiner Neuerung verstanden, die nicht unmittel- bar durch dies ihr römisches Vorbild gedeckt wurde.

Jetzt bleibt uns nur noch übrig zu erörtern, wie weit dieses Beispiel der Saturnier, das für die Behandlung der Hauptcäsuren der iambischen und trochäischen Langverse von so eminenter Bedeutung gewesen ist, auch mit und nach diesen die andern Versmasse, also Anapäste, Cretiker und Bacchien massgebend beein llusst hat. Denn wir erwarten auch hier, was wir bereits im Gebrauch des metrischen Kürzungsgesetzes beobachteten, dass die Gepflogenheiten des einen Rhythmengeschlechtes auch auf die übrigen übertragen werden, und zwar um so mehr, weil wir auch in den übrigen Gattungen des Hiates die Einheitlichkeit der prosodisch-metrischen Technik gewahrt sehen. Dasselbe ist unschwer auch in diesen rhythmisch-metrischen Hiaten wahr- zunehmen.

Ueberall wo auch sonst selbstständig verwandte metrische xgU« zu einem grosseren fittgov zusammentreten, ist Hiatus in der diese Glieder markirenden Hauptcäsur zulässig. Wo aber durch die Gäsur auch nur ein unselbstständiges, hyperkatalekti- sches Glied entsteht, ist diese asynartetische Behandlung aus- geschlossen.

Dies ergiebt für die anapästischen Septenare und Octo- nare ganz wie bei den entsprechenden Reihen des iambischen Rhythmus Zulässigkeit des Hiates und der syllaba anceps am Ende des ersten, stets akatalektischen Dimeters, da sowohl aka- talektische als katalek tische Dimeter vielfach als selbstständige Reihen vorkommen.

Beispiele für die Septenare sind: Mil. 1055 Exprome benignum ex te ingeniMW, | urbicape, occisor regum.

Mil. 1012 Homo quiclamst qui seit quöd quaerls | ubi sit. :: Quem ego hic audi'vi; vgl. Truc. 019. und für die Octonare:

Bacch. 1093 Omni'a me mala consectantwr, | omnibus exitiis mterii.

Pseud. 168 Intro abite atque haec cito celeratr, | ne niura quae sit, cocus quom veniat.

Trin. 837 Ruere antemnas, sciiuh're vehi, | ni ttia propitia pax foret praesto.

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4. Metrischer Hintun.

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Vgl. Bacch. 1178. 1183. 1184. 1082 nach Hermann's Umstellung l'nstitul, | animo öbsequium ut suiuere possit

Kein Hiat ist gestattet bei der überhaupt sehr seltnen tro- chäischen Hauptcäsur, wie Bacch. 1097 Ommaque ut quidque actum st mßuionivit: | eäm sibi hunc anuum cöndnctani, wofür der Grund auf der Hand liegt.

Dagegen kann neben Synaphie, die das griechische Vorbild kennt, auch die asynartetisehe Behandlung erfolgen zwischen den einzelnen Dimetern der Systeme und zwar nicht bloss der ana- pästischen, sondern auch der trochäischen und iauibischeu, wofür wir im dritten Abschnitte Beispiele geben werden. Denn hier sind ja die einzelnen Glieder noch viel selbstständiger als in der regelrechten Vereinigung zu Tetrametern, was weiter keines Be- weises bedarf.

In den kretischen Laugversen ist Hiatus erlaubt nach der Hauptcäsur am Ende des Diiueters, der ja vielfach einen Vers für sich allein bildet:

Cas. 178 Ne'c mihi iüs meum | öbtiuendi optiost.

Asin. 135 Naui in mari repper*, | hic elavi bonis.

Aul. 144 fd quod in rem tuam | optumum esse arbitror.

Cas. 149 Quando is mi et filio | advorsetur suo.

Kud. 234 Certo vox müliebrid* | aüris tetigit meas.

Asin. 134 Näm mare haud est mari;, | vos mare acerrunium.

Rud. 199 U navem atque öinnui | perdidit in mari. || Haec bo- norum eius sunt reliquiae, vgl. Uud. 243. Most. 718 mit Personen- wechsel. Asin. 137 ist bßne | fe'ci zu messen.

Ganz das Gleiche gilt von den katalektischen Tetrametern oder denjenigen Versen, die einen kretischen Dimeter mit einem trochäischen Kolon verbunden zeigen:

Trin. 273 Glöriam et gratiaw: | hoc probis pretiumst.

Bacch. 1112 Ät mihi Chrysaltte | <5ptuuius homo.

Most 340 Salve amicissuuir | mi omuiuui hominüiu.

342 Ünde agis teV :: Ünde homo | ebrius probe. 710 Peius posthac for< | quam fuit mihi. Vgl. Most. 337. Pseud. 1294.

Nach denselben Grundsätzen wird sich in den bacchiischen Tetrametern der Hiat in der Hauptcäsur nach dem zweiten Fusse halten lassen, wenn man auch dagegen, vgl. Müller a. 0. S. 019 fg., Bedenken erhoben hat. Denn er wird durch die Analogie der

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Proaodie. II. Hiatus.

trochäischen Hauptcäsur der trochäischen Septenare und Octonare genau so gerechtfertigt, wie der Hiat in der Hauptcäsur der kretischen Tetranieter durch die iambische Hauptcäsur der jam- bischen Langzeilen.

Ein sicheres Beispiel dafür ist zunächst Men. 968. Denn der Anfang der sechsten Scene des fünften Actes dieses Stückes wird als vier bacchiische Tetraineter überliefert, am Ende des zweiten syllaba anceps, die nicht zu tilgen ist, der vierte kata- lektisch, worüber unter Rhythmik I, G Anf. gehandelt wird, im dritten der Hiat in der regelrechten Hauptcäsur, also: Spectämen bonö servo id 4st qui rem enlem Prociirat videt collocät cogitätque, Ut äbsente erö* rem | eri diligenter Tutetur, quam si ipse adsit aiSt rectiiis. Truc. 463 Vosmet iam vidoü.s, | ut ornata iucedo, vgl. Kud. 103. 459 Lucn causa avärä | probrtfm sum exseciita, Seyffert's avare liegt nahe.

Cas. 633 Quid est? : : Intereniert' | ait velle vitam. Poen. 242 Sine omni leportf | et sine suavitäte recht gut mög- lich, da die umgebenden Verse gleichfalls bacchiische Tetra- meter sind

Quam si salsa mtiriatica esse autumäntur und Nisi multa aqua usque et diu* maceräntur. Dagegen kann bei der ianibischen Nebencäsur wohl kein Hiat eintreten, wofür nur eiue Stelle in Betracht käme. Poen. 211 Navem et niulierew | liaec du6 comparäto, man vermuthe: Et nävem et mulierem haec duo comparäto. Cas. 785 u. 697 ist an dieser Stelle Hiat wegen Personenwechsel gestattet. Diese Cäsur trennt ja den Tetrameter in einen katalektischen bacchiischen Diineter und einen hyperkatalektischen kretischen Dimeter, steht also den oben erwähnten Nebencäsuren gleich, die ähnliche un- selbstständige Glieder des trochäischen und iambischen Rhythmus markiren und darum nicht Hiatus begünstigend sind.

Einmal ist wohl auch im bacchiischen Pentameter Hiat nach dem ersten Dimeter anzuerkennen, nämlich

llud. 193 Tum ini höc indecöre ) im'que immodeste datis di. Die Handschriften geben datis di im Anfang des nächsten Verses, der jedoch nicht bacchiisch ist, und den Eingang in der Wort- folge Tum hoc mihi, was man ohne jede Aenderung mit proso- dischem Hiat messen könnte Tum hoc mthS Indeeöre etc.

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4. Metrischer Hiatus.

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So tinden wir auch in diesem Capitel vom Hiatus überall eine einheitliche Technik, nach der alle Versmasse, nicht bloss Ianiben und Trochäen, in deuen wir die zuletzt besprochenen Eigentümlichkeiten zunächst beobachteten, sondern auch die Ana- päste und die Masse des paonischen Rhythmengeschlechts gebaut werden. Wir verfolgen diese Einheit der metrischen Technik weiter auch im übrigen Bau der Verse und sind uns dabei immer der Elemente bewusst, aus denen sich die Kunstform des alt- römischen Dramas gebildet hat, die wir gerade in der Hiatus- frage in der verschiedensten Weise wirksam fanden, die es uns erst ermöglichten, die verschiedenen Arten von Hiat und asyn- artetischer Bildung zu ermitteln und zu begründen, die uns end- lich wichtigen Anhalt gewährten bei Entscheidung der bisher noch ungelösten Frage, wie weit man in Zulassung und Ver- werfung der Hiate gehen darf. Wir haben dabei schon mehrfach das Gebiet betreten, dem der folgende Hauptabschnitt gewidmet werden soll, insofern wir den Bau der Hauptverseinschnitte unter dem Eintiu8s der altrömischen Technik verfolgten. Am natürlich- sten beginnen wir daher in Auschluss hieran den nächsten Theil damit nachzuweisen, wie weit das griechische und römische Vor- bild für die verschiedenen anderweitigen Erscheinungen mass- gebend war, die man in dem Baue der Hauptcäsuren beobachten kann.

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Metrik.

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I. Bildung der Cäsumi und Schlüsse. 1. Allgemeines. Durch Elision getrübte Cäsuren.

1. Haben wir iui vorigen Abschnitte den Einfluss der altröuii- schen Verstechnik verfolgt, der sich in der Zulassung asynarte- tischer Bildung in gewissen Hauptcäsuren zeigt, so kehren wir jetzt das griechische Vorbild hervor, das neben dem römischen die Behandlung der Cäsuren und Zeilenschliisse im altrömischen Drama massgebend bestimmt hat.

Was insbesondere die Vernachlässigung der Hauptcäsur be- trifft, so war schon die neuere attische Comödie zu einer ziemlich strengen Praxis in Einhaltung der Hauptcäsur gekommen, na- mentlich in den iarabischen Trimetern, den einzigen Versen, wo das erhaltene Material ein vollkommen sicheres Ergebniss ermög- licht. So ist z. B. ohne jede Vernachlässigung in dieser Hinsicht das grösste G8 Trimeter umfassende Bruchstück aus des Damoxenos ZvvTQo<poi V, Kock III, S. 349 und das erste Bruchstück des Anaxippos von 48 vollen Versen.1) Schon Menander beobachtet die Trimetercäsuren sehr genau, viel genauer als Aristophanes, und im Laufe der Zeit wurde man, wie wir weiter unten sehen werden, hierin immer strenger, so dass die römische Praxis nur eine Weiterführuug der im hellenischen Drama begonnenen Rich- tung scheint. Nur müssen wir, um den richtigen Standpunkt in dieser Frage zu gewinnen, von dem Grundsätze ausgehen, dass unter allen den Bedingungen, unter denen Versschluss nachweis- bar ist, auch ohne Weiteres ein Hauptcäsurschluss angenommen werdeu kann.

Trimeter und Tetrameter können in der neueren attischen Co- mödie — aber selbst das classische Drama war hierin voraus-

1) Citate der griechischen Eomikerfraguieute nach Kock, des Ariito- phanes nach Bergk, des Aoschylua nach Wecklein, des Sophokles nach Dindorf, des Euripides nach Kirchhoff.

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Metrik. I. CiUuren und Schlüsse.

gegangen, man vergleiche Aesch. Choeph. 666. Soph. Oed. tyr. 015. Eur. suppl. 727 u. ä. unbedingt schliesseu mit Wörtern wie ydg Antiphanes 26, 22. Alexis 126, 12, auf ^ Antiphanes 77, 1. 119, 3. Amphis 30, 3. Alexis 108, 2. Timokles 12, 1. Philem. 44, 1, be- sonders mit Elision wie Men. 547, 5 ei pi} öex rj evdexa yvval- xag, nach xai Antiphanes 140, 3. Ephipp. 14, 2. Eubulos 38, 1. Mnesarch. 3, 4. 7, 8. Xenarch. 8, 2. Fhileni. 71, 4. Antiphanes 194, 10 (im Schluss eines trochäischen Tetrameters); te xai Ti- mokles 22, 5. Philem. 103, 3, nach ov Alexis 92, 3; nach ver- schiedenen Formen des Artikels, dem das Hauptwort im Anfang des nächsten Verses folgt, wie Men. 319, 11 ovx etada rrjv || otf- <pvv. Id. 320, 1. 402, 9 u. 12. Antiphanes 85, 4. Amphis 30, 5. Alexis 20, 4. Ephipp. 7, 1. Philem. 126, 2 u. a. in., endlich nach Präpositionen, zu denen der andere Vers den abhängigen Casus bringt, so schon bei Aeschylus Euin. 238. Sophocles Ai. 425 /io- Xovx dito 1 'EXXavCdog. Oed. tyr. 555. Phil. 626. Oed. Col. 495, XQog am Ende eines trochäischen Tetrameters Aristophon 4, 5; Hexet Timokles 22, 1 u. ö., auch in Elision wohl Eubulos 119, 5

Nach solchen Beobachtungen über das Ende des Verses muss man für folgende Trinieter auch noch regelrechte Hauptcäsureu anrechuen: Alexis 173, 2. 219, 12. 263, 7. 272, 3. 143, 2. Aua- xandrides 15, 2 (vgl. id. 37, 2). Axionik. 6, 2. Herakleides 1, 1. Men. 177, 2:

xolg oifraQiotg 7j | t6 tttöov r xccrcortgco . wenn man hier nicht Ilephthemimeres ansetzt.

dtptL^evovg ix \ xov ftavccxov xal xov tixoxovg.

xotipov de tc5 ßi'(p to | Totot>Toi> yioag.

iv xtp öradib) x(ov | dvxayfovMitmv [it xig.

näg avpßoXdg; :: xäg j xcccvi'ag ol XaXxiöttg.

cog evQVtf^og Xaßcjv xi> \ iieXexqxijQiov.

<PiXo£ivov xijg | UtQVQXonidog vtog ix' av.

\lXtxxQvovfx xov | xov <PiXi'n7tov jtaQccXaßfov.

xaxa<p&apelg ev \ ^laxQvXei'oi xov ßiov. Desgleichen Alexis 173,9. Antiphanes 08, 12. 129, 6. 190,6. 202, 0. Anaxaudrides 2, 3. Eubulos 1. 107, 0. 119, 5 (zugleich mit latenter Cäsur). Nikostrat, 10, 3 (dgl.). 2, 2. Anaxilas 3, 1. 9, 2. 25, 2. Alexis 9, 10. 30, 0. 128, 7. 135, 12. 141, 7. 145,3. 170. 1. 200, 0. 209, 7. 222, 10. 242, 2. 200, 2. 278, 4. 290, 1. Philem. 04, 2. Timokles 9, 3. 11, 4. 18, 1. 23, 4. Theophil. 6, 3. 12, 0.

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1. Allgemeines.

189

Diphilos 94, 3. 103, 1. Menander 42, 1 u. a. o. So auch schon die classische Tragödie, z. B. Soph. Oed. Col. 280 ßtiiteiv 81 itQog rovg | dvCösßeig, (pvyr^v de zov.

Unter dem Einflüsse der in solcher Hinsicht sehr strengen Saturnierpraxis scheint die Technik der altern römischen Comödie nicht ganz so lax gewesen zu sein. Wenigstens finden sich bei Plautus Zeilenschlüsse auf aut, et oder gar Präpositionen nicht sicher überliefert Vereinzelt begegnet Capt. 244 per precem et | Per fortunam, ein Versschluss, der wohl bei Plautus zu verwerfen ist. Ein Versausgang aber, wie ihn Fr. Schoell auf Grund der besten Ueberlieferung constituirt hat

Rud. 455 Palaestrae, prius in aram ut confugiämus quam huc n Scelestus leno veniat.

ist darum nicht zu beanstanden. Denn in den Hauptcäsurschlüssen sämmtlicher Verse begegnet derartiges nicht selten, wie Mil. 986 gleichfalls nach Bilh'üs quae hinc || , Most. 310 sodäßs qui huc |j u. iL o., wegen des verstummenden s auch im Versausgang bei Plautus, vgl. Bacch. 192 moribündüsque est u. ä. Ueberhaupt befolgt Plautus in dem Bau der Cäsurschlüsse offenbar das laxere Vor- bild der Griechen. Denn Stellen mit Cäsuren wie Capt. 987 füit, quem |. Bacch. 408 leniter, quiji, oder wo die Cäsur nach aut eintritt, wie Trin. 89. 1128

Haben tu amicum aut | familiärem quempiam oder nach et, wie Trin. 79. 164. 461, nach ut Trin. 180. 443 u. ä. besonders in Elision, sind so häufig, dass wir uns mit wenigen Belegen begnügen: Cure. 213. 215. 252. 281. 282. 336. 349. 368. 539. 617. Asin. 38 u. s. w.

Ebenso auch bei Präpositionen, wie Trin. 82. 579

Suspiciost in | pectore alienö* sita.

8ed Stäsime abi huc ad | meam sororem ad Calliclein. So ferner Trin. 462. 468. 508. 784. Asin. 413 u. v. a. Aehnlich

Amph. 912 Quor dixisti, inquies. ego | expediani tibi, wie auch

Ter. Andr. 783 Quis hic löquitur? O Chremes, per | tempus advenis.

Ganz so bei ne, wie Capt. 308 non verear, ne u. v. ä.

Wenn also Plautus in der Bildung der Zeilenschlüsse sich mehr an die Saturnierpraxis gehalten zu haben scheint, so be- obachtet er sie sicher schon nicht mehr in den Cäsurausgängen, sondern baut die gewöhnlichsten Cäsuren ebenso frei wie seine griechischen Vorgänger.

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190

Metrik. I. Cäsuren and Schlüsse.

Ennius vollends scheint bereits ganz die griechische Praxis auch in den Versschlüssen angenommen zu haben. Denn man muss Joh. Vahlen, Ueber einige Bruchstucke des Ennius, in den Sitzungsberichten der kgl. preuss. Akademie der W. in Berlin. 1888. III. S. 31 48, besonders S. 44, beistimmen, wenn er die bei Cicero, de orat I, 45, 191) gut überlieferten Trimeter des En- nius folgendermassen abtheilt:

Summarum rerum incerti, quos ego öpe mea ex Incertis certos cömpotesque consili Dimittam, ut ne res te'mere tractent ttfrbidas. Alle andern Messungen nämlich, die man zu diesen Versen auf- gestellt hat, wie 8x incertis oder x incertis, sind unhaltbar. Höchstens könnte man sich mit der Annahme einer längeren con- tinuatio numeri behelfen, aber auch diese ist für unsre Stelle un- wahrscheinlich.

Ferner hatte bereits G. Fabricius, Aluret u. A. bei /Terenz Eun. prol. 7 male, ex | Graecis bonis Latinas fecit haüd inalas abgetheilt, allein hier sicher mit Unrecht; zwischen: male und ex ist Interpunction und desshalb keine Synaphie anzunehmen, und die Präposition lässt sich sehr wohl im folgenden Verse, wo sie uns überliefert wird, unterbringen in folgender Messung male, || Ex Graecis bonts Latinas etc. Dagegen zeigen andre Terenzische Stellen die Ennianische Eigenheit sicher:

Eun. 859 Conservam? vix me cöntineo, quin involem in

Capfllum: monstrum etiam ültro derisum advenit Denn es erleidet keinen Zweifel, dass jede Aenderung, wie in- volem jj Monstro m capillum, vgl. Conradt, Hermes X. S. 107, den Vers nur schlechter macht. Auch geben der Bembinus und ein Hauptvertreter der Calliopischen Hecension die Präposition richtig am Versende. Ebenso giebt die handschriftliche Ueberlieferung die Präposition am Versausgange:

Eun. Aliäm rem ex alia cögitare et ea omnia in

Peiorem partein etc., wo Bentley's Umstellung om- nia || Peiorem in partem unnöthig ist. Vielleicht theilt man auch Hec. 513 lieber pacto hoc iürgium ad |] Ux<5reui ab, als dass man äd üxörem misst, vgl. oben S. 90. Ferner

Andr. 226 Sed Mysis ab ea egreditur. at ego hiuc me ud-

feram, ut

Conveniam Pamphilüm, ne de hac re pater impru-

dentem o]>priinat,

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1. Allgemeines.

191

wo jedoch offenbar eine fortlaufende rhythmische Reihe beab- sichtigt ist.

In diesem Zusammenhange wird man auch die bei Terenz überlieferten Versausgänge auf aut, et u. ä. etwas anders ansehen, als dies gewöhnlich geschieht, vgl. F. Leo, rhein. Mus. 38. Bd. S. 12. Mancher solche Ausgang ist mit Recht beseitigt, wie Ad. 465, wo atque in A fehlt und desshalb selbst von Umpfenbach getilgt wird. Allein andre wieder sind kaum in Zweifel zu ziehen, wie Audr. 560, vgl. Reinhold Klotz z. d. St

Uxörem demus. spero consuetudine et

Conidgio liberali devictüm, Chremes. Ferner ausser Andr. 51 (Sösia, et). Eun. 349 Die mihi aut Vi- distiu? Ad. 38 instituere aut || paräre; aber Ad. 217. 375 ein zu elidirendes atque ist sehr zweifelhaft. In allen diesen Fällen han- delt es sich um iambische Schlüsse vor iambisch beginnenden Versen. Die gleiche Erscheinung wird aber auch bei iambischem und trochäischem Schlüsse vor folgenden trochäischen Versen an- zunehmen sein:

Andr. 256 proloqui aut || L'llain causam, ineptam saltem fälsain iniquam? obmütui.

Doch giebt P das aut am Anfange des nächsten Verses, und das kann richtig sein, dann haben wir die Folge von trochäischem Septenar und iambischem Octouar, die durchaus zulässig ist, da die Stelle einem Canticum angehört. Der Bembinus fehlt zu dieser Stelle.

Eun. 260 llle libi miser faraelicus videt mi esse tantum ho- norem et

Tarn fäcile victum quaerere: ibi homo coepit me

obseeräre,

wo A das et im Anfange des zweiten Verses hat, allerdings un- metrisch.

Lassen sich in unserm Plautustext derartige Erscheinungen in den Zeilenschlüssen gar nicht oder wenigstens nur ganz ver- einzelt, s. oben S. 189, erkennen, so ist der Anuahme nicht aus- zuweichen, dass Ennius und Terenz im Gegensatz zu ihrem Vor- gänger sich bisweilen am Versende solche Freiheiten gestatteten, die in den Cäsurschlüssen von jeher das römische Drama ge- stattete. Hierbei näherten sie sich wohl der griechischen Praxis, doch bleibt immer noch ein wesentlicher Unterschied der römi- schen und griechischen Art. Die erstere hat solche Wörter am

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11)2

Metrik. I. Cäsuren und Schlüsse.

Verschlusse immer nur in Elision, überträgt also lediglich auf die Versausgänge eine Cäsurenschlussbildung, die der altern Praxis ganz geläufig war. Z. B. in der iambischen Hauptcäsur iambischer Septenare bei Plautus Asin. 413 Quor nön venisti ut idsseram in | tonstnnam? :: Hic me niorätur, u. o. a. Diese Cäsurschlüsse haben sich auch in der classischen Zeit erhalten, so bei Horaz Carm. I, 1, 2 o et praesidium et | dulce decus meuui u. ä., ja sogar noch bei Seneca tragicus, der sonst jede Elision in der Cäsur meidet, wie oben S. 171 bereits angegeben ist Horaz hat ganz wie Ennius und Terenz auch die Zeilenschlüsse gebaut, die in der spätem Praxis unerhört sind, z. B. Carm. I, 35, 40. III, G, 3:

Inende diffingens retrusum in

Massagetas Arabasque ferrum und

Aedesque labantes deorum et

Foeda nigro simulacra fnmo. Ebenso nimmt Horaz eine Mittelstufe zwischen altrömischen Dra- matikern und den Dramen des Seneca dadurch ein, dass er in der Cäsur noch griechische Elision kennt, wie:

Carm. III, 1, 5 Regum timendorum | in proprios greges. Dagegen andere Elisionen in der Cäsurstelle, die die alten Sce- niker dem griechischen Vorbilde entlehnten, hat auch Horaz bereits aufgegeben. So die in der Elision latenten Cäsuren, die wir zu- nächst behandeln.

2. Schon für die griechische Tragödie der classischen Zeit haben Siegfried Mekler und M. W. Humphreys, der erstere im Jahresbericht des k. k. Gymnasiums in Wien 1878 und Wiener Studien III, 1881, S. 37—42, letzterer in verschiedenen kleineren Abhandlungen, die vom Verfasser in Bursian-Müller's Jahresbe- richt 36. Bd. S. 368 zusammengestellt und besprochen sind, be- obachtet, dass die Hauptcäsur der iambischen Trimeter auch so gebildet werden kann , dass die eigentliche Schlusssilbe des ersten Abschnittes elidirt wird und der zweite Abschnitt iambisch statt trochäisch einsetzt, wie:

Aesch. Ag. 20 vvv tVTvxyg yivoiro | aitaXXayrj novtov.

Soph. Ai. 435 ta tiqcotcc xakkiöreta \ agiarevtSag örgatov.

Oed. Col. 1317 rhagrov ' Iitnopiäovta \ antötuXtv itatriQ u. ä. Auch in den Tetraraetem des Aeschylus findet sich bereite diese Cäsur:

IVrs. 168 tavrd ftot diitlr^ fitgiftva \ a<pQa6tog icxiv Iv <pQ£<sh>.

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1. Durch Elision getrübte CiUuren.

193

Nicht so eingehend erörtert ist jedoch, dass diese durch die Elision latent gewordene Cäsur auch in der neuern attischen Co- raodie eine ganz gewöhnliche Erscheinung ist, wie dies folgende Beispiele beweisen:

Alexis 269, 2 rj no&ovvxa \ <p9ag itoiy\xx\v xal fiikrj.

Anaxilas 27, 1 rj povticxr] 91 \ aiöitBg sttßvrj ngbg rmv &tmv.

Eubul. 116,2 xaxmg djtokoi&\ \ oaxig ywalxa devrsgog.

Nikostrat. 4, 2 r«9eiQixov | vitoydaxgiov itagBiOixco.

Epikrates 3, 13 xaneiza xovxo \ elvccv vopitjtxai xigag, vgl. An- tiphan. 106, 1.

Alexis 36, 9 i^ipccfte , xrjv 91 \ dgxrjöfav 6wiqgita6BV.

77, 1 xovg XaignpCkov 91 \ vUlg 'A&rivaCovg ort, wo 7touiz% für vUlg falsche Coujectur ist, vgl. den folgenden Vers.

Diphilos 32, 10 iav 91 pridl | bxtovv £%<o £jj nokvxskag.

73, 3 nag av ßdkoifii | EvQinidrjv; : : ovx av xoxb.

Menand. I <o pBigdxiov p Zotig yvvatx ov kapßdva, aller- dings nach Conjectur.

Menand. 131,2 xbv sv novovv&' | okag dnoyv&vaC nors, vgl. 118, 1. 127, 2. 129, 6 u. v. a. Stellen.

Eher noch häufiger lüsst sich die in der Elision getrübte Casur als Hephtheminieres finden, so

Anaxandrides 15, 5 xcodaviöag 7te)iipat ob \ dycoviovfisvov.

Antiphanes 191, 11 xj\v \uf\xig" dyavaxx&v 91 \"A9ga6xog Bv&i&g.

Anaxandr. 52, 13 (doV ovdaftag xaxov ye | apagxBlv yCvBxai.

Ephipp. 6, 1 iicsixd y sCoiovxa | iav Xvnoviievog, vgl. Anaxilas 4 und 5.

Alexis 45, 4 ngmxiOxov dtpvßgioai xb \ dnav&rjöavxi d*ij, vgl. 36, 9. 65, 3 xmv ivdoftev xouiovvxa \ ixst&Bv. : : pav&dvco. 219, 17 navr\yvgi6ag rjdißra \ ditijkd'BV otxaöe. 234, 4 pakiOza nQoatÖQtveiv xb \ dgCoxovg reo Ttofte*. 276, 8 og av Big ixigav krjtpftij Öl \ dxoöxikkav nokiv. Epigenes 7, 2 axmkrjxag £xi xovxovg | iaoov xaxayayilv. Dionys. 6, 1 ngbg xbv xBkBvxrj<Sav&y \ Bxaoxog, xav 0(p69ga. Henioch. 5, 11 oxs xcöv tpogcov iyivovxo \ iksv&Bgtxi 6xb96v. Philem. 48, 1 dxb öxopaxog aitavxa, \ iav ßovktj<S&\ igw. 68, 1 i^bv dno(sdxtB6&ai dl \ okrjv xijv r\uigav. 79, 16 xr\v koitdd* f^ons ukkoi 91 \ idCaxov xaxd x69ag. 100, 1 oxav 91 Ttagaxygovvxa \ t9<o, xig BitxagBv; 120, 2 6xBicxoiiB%a xdvayxala \ ixdoxrjg rjpigag. 124, 1 yvvaixbg i^oitiG&B \ ikBV&igag ßkiita.

Klot*, Grundlage nltrömiachor Motrik. 13

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194

Metrik. I. Cüauren und Schlüsse.

Diphilos 32, 19 oQäfisv o^favovv^ \ ixdöxijg tjptQag. Menand. 96, 4 dtxaiog av aittdm'i \ o<sag av xataßäXco.

118, 1 xrjv &vyaT£Q* iteSax' | ixtlvog, cog s<pr}.

127, 2 OvXriv, xb Nvptpatov Öh \ o&ev XQoeQxofiai.

129, 6 xal X7]v %oXr^v oöxä xe | aßgaxa xotg faolg u. v. a. Stellen.

Auch bei Personenwechsel, wie es im Lateinischen oft der Fall ist, z. B.:

Mnesimach. 3, 4 (isxqi(6x£q\ & datfiov*' ; :: oicag; ävvxtfiva xal. Vgl. Nikostrat. 10, 3 u. a.

In ähnlicher Weise mag man auch einige Stellen ohne Haupt- cäsur entschuldigen, in denen sich an der Cäsurstellc eine Krasis und dergleichen zeigt, in der die Cäsur ebenso latent vorhanden sein kann, wie in der Elision. Derartige Stellen sind:

Alexis 36, 1 6 dtGitotrig 6 \ ipbg (ov[ibg) nsQl Xoyovg yaQ noxt 46, 6 elg xrjv dyoQav xo | ofov (xovtyov) XQidfiavog

oÜ%£xai.

Antiphanes 191, 13 £xsi&' oxav prjöftv dvvcovx* tlntiv in.

Bei Formen mit dem deiktischen t Anaxilas 5 ovx av y ipol xovx\l ysvrjxai xeQdpivov, ebenso vvv£, 6o7, xadi.

Vgl. Araros 16, 2. Diphilos 19, 3; desgleichen

Anaxandrid. 28, 2 i£bv xoiovxov\l dv aydX(iax' dyoQctöai, ferner Theophilos 12, 5 iya) fifv ovv xal | avxbg (xavxbg) xt^aQiCxQCag

igcjv.

Vereinzelt ist Alexis 220, 4, wo vielleicht *Eiu%aQCdiig fiev\xoi xvvag xaxstöUi 2u scandiren ist, aber recht gut wegen der zwei viersilbigen Wörter die Hauptcäsur ganz vernachlässigt sein kann, wofür wir weiter unten Belege aus griechischer und römischer Praxis beibringen werden.

Die hier geschilderte Art einer freieren Cäsurbehandlung kommt natürlich für römische Dichter nicht näher in Betracht, wenn man nicht Fälle hierher ziehen will, wie

Plaut. Trin. 734 Paräta dos domist, nisi exspectäre vis.

Ter. Ad. 389 Ellam intus. :: Eho an domist babiturus? :: Credo ut est,

wo man jedoch eine regelrechte Elision annehmen und wirklich lesen kann: domi est.

Dass in allen diesen Fällen von Elision eine trochäische Cäsur noch vorhanden war, wenn auch nur latent, erklärt sich daraus,

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1. Durch Elision getrübte Cäsuren.

195

dass die zu elidirende Silbe stets noch hörbar war; sie wird ähn- lich behandelt worden sein, wie in unserer Musik die sog. Vorschlag- noten^ für die rhythmische Gestaltung der Worte sind diese Silben ohne Werth, werden aber, wenn auch in unmessbar kurzer Zeit vorgetragen, ohne dass dadurch irgend eine Störung im Me- trum eintritt. Darauf führt auch die Sitte, die wir vielfach in alten Handschriften und metrischen Inschriften erkennen, die elidirte Silbe, wie wir es oben thaten, auszuschreiben, was ja in der rö- mischen Poesie immer geschah. Dass insbesondre im attischen Bühnenvortrag die elidirten Vocale irgendwie wahrnehmbar waren, beweist unzweifelhaft die von den Scholiasten zu Eur. Or. 279 und Aristoph. ran. 306 erzählte bekannte Geschichte von dem fehlerhaften Vortrag des Schauspielers Hegelochos, der die Eu- ripidesstelle yaXrjv' opto so sprach, dass man yaXijv oqco heraus- hörte, und darum verlacht wurde.

Nahmen nun die Römer diese iu Elision latenten Cäsuren aus dem griechischen Drama auf, so versetzten sie damit schwer- lich etwas Unnatürliches in ganz fremdartigen Boden. Vielmehr muss der Vortrag der Elisionsvocale bei ihnen ein ähnlicher wie bei den Griechen gewesen sein. Und darin finden wir eine Er- klärung des so häufigen Vorkommens der Elision bei Plautus und Terenz, deren Verse bei vollem Verschlucken der elidirten Silben vielfach gar nicht mehr verständlich sein würden. Die Voraus- setzung ist offenbar falsch, dass schon in Plautinischer Zeit die elidirten Vocale so unausgesprochen geblieben wären wie in der modernen italienischen Poesie. Wie eine solche Voraussetzung nicht zu beweisen ist, so spricht auch Manches direct dagegen. So lässt die Aeusserung bei Gellius XIII, 21, 6, dass Vergil im Vers Aen. 2, 224 die Form tum'm, nicht turrem sagte, also Tur- rim in praeeipiti stantem, allerdings vermuthen, dass noch in Augusteischer Zeit die Dichter die Elision ganz so behandelten, wie die classisch griechische und mit dieser übereinstimmend die altrömische Bühne. Erst in der Zeit des Seneca mied man die Elision in der Cäsur ganz, und in dieser Zeit mag auch eine der spätem italienischen Praxis ähnliche Behandlung der elidirten Silben aufgekommen sein oder sich vorbereitet haben. Es hat ja auch manche metrische Vorschrift, die die classischen Dichter einhalten, wie den zweiten Theil des Pentameters von Elisionen rein zu halten u. ä. eben nur Sinn, wenn die fraglichen Silben

nicht ganz verschluckt wurden. So, scheint es, haben die Augustei-

13*

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196

Metrik. I. Cäsuren und Schlüsse

sehen Dichter sich der Vortragsweise des römischen Dramas an- geschlossen. Ja man kann indirect eben aus den vielen Elisionen bei Plantus schliessen. Denn nur wenn die elidirten Vocale hörbar vorgetragen wurden, konnte man so viele Verschleifungen eintreten lassen, ohne dass dadurch der Vortrag schwer verstandlich wurde.

Es bedarf kaum der Beispiele: Trin. 114 Et rem suam omnem | et illtfm corruptum filium. 302 Triis ser vi vi Servituten! | imperiis, praeceptis, pater. 305 Quf homo cum animo inde ab ineunte | aetate de- pugnat suo.

Trin. 40G Exessum, expotum, | exünctum | elutum in balineis.

759 Potin 6st ab animo | aliciinde | exoran. :: Potest, Andr. 28 Vos istaec intro | aufe'rte, | abite. Stfsia. Vgl. 34. 123. 120 Adeö* modesto, | adeö venusto, ut nii supra. 343 Sed ubi quaeram? quo nunc primum | intendani?:: Cessas adloqui.

Phorm. 87 Nos ötiosi | operani dabamus Phaedriae. Heaut. 675 Nihil tarn difficilest, quin quaerundo | investigari possiet. Vgl. 518. 752.

Beispiele, die sich leicht zu Hunderten vermehren Hessen. Trotz- dem dies eine ganz gewöhnliche Erscheinung ist, sind solche latente Cäsuren noch öfters verkannt worden. Ohne jede Aenderung der Ueberlieferung lassen sich so lesen, z. B.:

Ampi). 89 Quid id admirati | estis, quasi vero novoin. Vgl. Trin. 206. 427. 794. Epid. 422. Merc. 305. Cist. 403. Truc. 85. Mil. 484. Most. 774. Cure. 28. Poeu. 738. Pseud. 29.

Mil. 554 Fate<5r. : : Qui ni fateare | egomet quod vi'deram.

Poen. 151 Mihi quidem hercle. | :: Inimö mihi :: Istuc miivelim; Phorm. 146 fortasse | :: Imm6. 644; 'ahnlich Cure. 26.

Auch Amph. 36. 151 sind richtig Überliefert, doch tritt hier nicht caesura lateus, sondern die regelrechte Cäsur nach der Elision ein: lusta aütem ab iniustis petere | insipientiast. Adeste, eilt operae pretium | hic speetäntibus. Bei Terenz noch:

Heaut 63 Aut plü*s eo ut conicio | agrum in bis regionibus, da der Proceleusmaticus mit Elision und bei den vorliegenden Tonverhältnissen zulässig ist, vgl. II, 6. Ferner:

Phorm. 134 lila quidem nostra | erit. : : Iocularem audäciara. 637 partem | aequi. Vielleicht auch Poen. 720 ergo | abdde me. Man vergleiche die besonders ausführliche Behandlung der Elision

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1. Durch Elision getrübte Cäsuren.

197

in der Cäsur bei W. Meyer, Beobachtung des Wortaccents etc. S. 60 fgg. 81 fgg.

Die Römer konnten in der Anwendung solcher latenten Cä- suren noch weiter gehen als die Griechen. Diesen war ein häu- figer Gebrauch dieser Erscheinung nur möglich bei trochäischen Cusurausgäugen, nicht bei iambischen, da sie keine langen End- silben elidirten mit ganz wenig Ausnahmen, wie

Arist. equ. 886 ov pel£ov tlvai cpaivizai I i^svQr^ia xov %it&vog.

Im Lateinischen aber, wo Elision langer Vocale ganz ge- wöhnlich ist, lag kein Bedenken vor die Erscheinungen, die bei den trochäischen Cäsuren sich einbürgerten, auch auf iambische Cäsursch lüsse zu übertragen. Und das ist in reichem Masse ge- schehen. Es genügt auch für diese in Elision latenten iambischen Cäsuren aus der grossen Zahl von Beispielen einige Belege her- zusetzen, wie

Stich. 304 Exaugeam atque illam aügeani | insperäto oppor- tune loco.

Rud. 1103 D£xi equidem: sed sf paruui | intellexti, dicam denuo.

Mil. 1246 Nam nulli mortah' scio | obtigisse hoc, nisi duöbus.

Audr. 181 Speräntis iam amotö metu | interea öscitantis öpprimi. 488 Cumque huic est veritus optumae | adulesce'nti fa- cere iniiiriam. Vgl. Eun. 1012 und v. ä., besonders bei Terenz.

Plautus scheint mit dieser Art von Cäsur noch sorgsam zu sein. Zahlreicher sind bei ihm nur solche Fälle, wo ein ein- silbiges Wort auf die elidirte Stelle folgt, wie iüsscram in | tonstn'nani, s. oben S. 192, wo allenfalls auch regelrechte Cäsur eintreten kann, wie Merc. 115 Detrüde, deturba in viam. haec | hic diseipliua pessumast nach Coujectur, wo jedoch die hand- schriftliche Lesart recht gut beibehalten werden kann:

Detrüde deturba in viätn. haec diseipliua hic pessumast;

oder es folgt ein zweisilbiges Wort, nach dem gleichfalls ein Haupteinschnitt möglich ist, wie

Mil. 1242 Prohibendani mortem mülieri esse | Video, adibon? :: Mumme nach Ritschi.

Doch ist eine in der Elision latente Cäsur bei iambischen Schlüssen bei Plautus unbestreitbar, wofür wir oben typische Verse ausgehoben haben.

Wendet doch Plautus diese Cäsuren, was wir nach allem, was wir über die einheitliche metrische Technik gesagt haben,

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108

Metrik. I. Cäsaren und Schlüsse.

schon von vornherein erwarten, auch in den anapästischen Versen an, sowohl in der dipodischen Diärese, wofür wir später S. 216 Beispiele anführen, als auch in den Haupteinschnitten:

Truc. 105 Sin vident quempiam se adservare [ oMudtfnt qui custodem öblectent

Mil. 1062 <Nain hic> minus ab nemine accipiet. :: Heu|ecastör nirnis vilest hindern.

Cure. 126 Hoc vide, ut ingurgitat impura | in se Hierum avariter faucibus plenis, wenn man hier nicht vorzieht den Einschnitt zwischen in und se zu macheu-, sicher auch Fers. 782. l)

Ebenso weisen die päonischeu Rhythmen die ihrem Charakter entsprechenden latenten Cäsuren auf. Wir führen beispielsweise an für Bacchien mit gewöhnlicher Hauptcäsur:

Trin. 229 Utram aetati agündae | arbitrer firmiörem.

Bacch. 22 Quam fölles taunni | halitant quom liquescunt. Vgl. Amph. 171. 173. 174. 552. Bacch. 1125. 1131. Cas. 625. 657. 665. 778. Capt. 782. (Men. 762b.) Most. 91. 795. Pers. 806. Poen. 223. 233. Pseud. 1105. Rud. 911. 915.917. Andr. 481. 482. Dieselbe latente Form kann auch die iambische Nebencäsur der bacchiischen Tetrameter haben, wo es sich um iambischen Schluss handelt.

Trin. 226 Magister mihi | exercitör animus nü"nc est

Capt. 786 Quom extemplo ad forum | advenero, ömnes lo- quentur.

Vgl. Cas. 153. 802. Merc. 360. Poen. 213. 248. Kud. 280 u. a.

Endlich in den kretischen Langversen findet sich der gleiche Vorgang, wie in den andern iambischen Cäsuren; so in der Cäsur der Tetrameter:

Asin. 128 Promerenti öptume | hocin preti redditur? Cas. 181 Quin mihi ancillulam | ingratiis postulat,

Quae meast, quae meo | cdiicta sumptü siet. Vgl. Cas. 605. 632. Cure. 118. Most. 106. 699. 733. Rud. 213. 277. Andr. 626.

Selbst in den kretisch-trochäischen Versen findet sich diese latente Cäsur nach dem ersten Dimeter ganz nach Analogie der durchweg kretischen Tetrameter, wie

Amph. 233 Cae'luin fremitü' virum | ex spiritu atque anhelitu,

1) Wo Ritsehl unnöthig zweimal ändert: Vehicluui argenti miscr eieci amißf, neque quam ob rem eie'ci habeo.

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1 Durch Elision getrübte Cäsuren.

199

wo jede Aenderung wie halitu für das auch von Nonius bezeugte anhelitu uiuiöthig ist

Dasselbe gilt natürlich auch von den katalektischen kretischen Versen und ähnlichen:

Pseud. 1299 Cum corolla ebriuui | ince'dere? :: Lubet. Most. 696 Völuit in cdbiculuin | abddcere nie auus u. ä.

2. Vernachlässigung der Hauptoäsnren.

1. Nachdem wir gefunden haben, dass für so Manches im Baue der Cäsuren das griechische Drama vorbildlich gewirkt hat, sehen wir uns die neuere attische Comodie in Bezug auf wirklich ciisurlose Verse an, die auch nicht in einer sog. caesura latens ihre Erklärung finden. Dabei können zunächst die trochäischen und iambischen Tetrameter nicht in Betracht kommen, da die Zahl derartiger auf uns gekommener Langverse zu geringfügig ist Für die Triraeter aber ist der Sachverhalt durch eine hin- reichend grosse Menge von Belegstellen völlig klar zu machen. Da jedoch darüber bisher noch keine einigerrnassen genügende Untersuchung angestellt ist, so haben wir dieselbe erst selbst vorzunehmen. Wir thun das in der Weise, dass wir ausführlich zuerst die Bruchstücke berücksichtigen, die in Kock s Comicorum Atticorum fragmenta vol. II als novae comoediae fragm. pars 1, Lipsiae 1884, Aufnahme gefunden haben, und die Ergebnisse des zweiten Theiles Com. Att. vol. III novae comoediae fragm. pars 11 iu verkürzter Zusammenstellung anschliessen.

Im iambischen Trimeter der Comödie wie der Tragödie könuen wir nach der alten Theorie, vgl. Rossbach- Westphal, Metrik II2, S. 481, nur die beiden trochäischen Cäsuren, die sog. penthemimeres nach der dritten und die hephthemimeres nach der vierten Senkung anerkennen. Sämmtliche Trimeter, die keinen dieser beiden Einschnitte aufweisen, selbst nicht latent in Eli- sion, gelten uns als cäsurlos. Eine solche Vernachlässigung der Iiauptcäsur ist aber in den Trimetern der neueren attischen Co- mödie ziemlich selten und muss als völlig entschuldigt gelten, wenn ein oder mehrere Wörter unterzubringen waren, die ohne diese Vernachlässigung der Cäsur entweder gar nicht oder doch nur sehr schwer sich dem Verse fügten.

So zeigen ein oder zwei mehr- als viersilbige Wörter, zum

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Metrik. 1. Cäsuren und Schlüsse.

Tlieil mit einem oder zwei viersilbigen oder dreisilbigen Wörtern folgende 29 Stellen:

Antiphan. 108,4 xrjgvxxo^dvoig oßoXoöxdxrjg av ixgiaxo.

Eubul. 122,3 xal nivxe :: ite vxrjxoöxoXoyog yivx\Qtxai.

Philetairos 12, 1 xig dort fiai^axxrjgLtov; : : öixaöiuog.

Alexis 245, 13 död^avxog, r\ <piXoxiiita datfiovog.

Ephipp. 8, 6 xal ytxg nagapaövvxag xivag Jtagaßoöxofiiv.

Anaxandrid. 47, 2 xal xdg aXexxgvovag ^sagovö1 aöfisvoi.

Alexis 40, 2 xoiovd' axsgov. Xi&ivi]g inE&vntjoav xcgqg. 112,5 tnavöe, paivopivag xaxaöxi'iöeiev dv. 141, 10 xal %iova plv nivnv nagaöxevdlo^sv.

146.7 oC piv ye övyyvd^iijv e%ovöy döixov^svot.

210.8 iyvaxa yovv ovxtog iitioxoitovpevog. 221,8 Xenxol di ea piXevutvai xs ipgovxidsg.

Diodor. 2, IG xccl xtjv ftvgav dvscoyiidvrjv Ei6ig%o pai. Alexis 278, 3 oivor 6s xbv TtaXaioxaxov oicovöd^oiisv. Klearchos 3, 1 ei xotg ^e^vöxo^iivoig ixdöxijg ^fisgag. Dromo 1, 4 igv&goxegov xoxxov itegiitaxovvx* eö&' bgdv. Eubul. 41, 2 f] xr\gonXa<Sxr\6ag "Egafr' vxonxegov. Auaxilas 20, 1 xov xsaxgeag xaxedridoksv xo xgaviov. Alexis 2, 7 taag exegag iffvxxrjgidiov xe dtx oßoXovg.

125,4 l%&vv V7toxi^irjöag dnodoax* iXdxxovog. 222,8 rj xov itaga\La6vvxy\v fd© xbv dvoüiov. 33,2 itivovötv dv&gc&xoig dniovg naoccxsi utvccg. Diodor. 2, 30 £%ovxag ovötag xaX&g ßsßuoxoxag. Henioch. 4, 1 Ttgbg ifiavxbv iv&vftov^ievog vi] xovg ftsovg. Timokles 18, 5 foetvog, dXX' ixagxigi\c\ a tptXxaxe, aller- dings in Elision.

Timokles 32, 5 xav iöxiaiiivcav idei Öl xov^ixaXtv. Alexis 245, 4 xbv "Eqcoxcc, övvxofKoxaxov d' eiitelv, oöoi. Antiphan. 136, 2 tpiguv dnovCtyaö&ai. :: Öota xig dsvg1 vdag. 192,4 xdxxuv yswixag itaQaoxsvdfcxai. Ferner zwei oder mehr viersilbige Wörter, oft mit schweren dreisilbigen 22 Verse:

Antiphan. 1, 6 xL Xtya; :: xgayaÖ luv ittgaivm EoyoxXeovg.

331, 2 xov Xevxoxdxov ndvxav iXaiov 2Japiaxov = Alexis 342, 2.

Eubul. 57, 4 Tipoxgixog iXXelitav nvaXCxr\g iittösxog.

110, 1 w noXvxeXmg, dXXa xa&agsi<og oxi av y. Nikostrat. 6, 2 w noXvxsXmg, dXXa xa&agei'ag datvitoda.

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2. Vernachlässigung der HauptciUuren.

201

Aniphis 26,3 QatpavtÖag im&vpet itQiaöfrat ^aivetai.

27, 1 ^qIolöl xovg xoC%ovg xvxka M Lkrjöiog. Ephipp. 22, 3 7} Ztxektxcig uitxijv Jtoitjöa; :: Uixekixwg. Anaxilas 19,3 ovoöCxlov pikksig voarikevstv; Zöov.

20,2 avctQxdoag Mdzav, iya 6* dxokkv^ai. Epikrat. 2, 2 avkrjXQtdag ndöctg 'Anokktavog vofiov. Alexis 46, 5 inccv yag ixvetpiag xaxaiyiöccg tvxV-

133.4 itctQuö%i,oov iQr\oxa>g dianxv^ccg okov. 135,3 ineix' dvayvciöei, ndvv yt diaöxonav. 141,3 £Q(üuev dkkoxQi&v, itaQOQG>ii£v övyyeveig.

Klearcb. 2, 3 to (pcovaQiov rjfimv nsQtCaQyov ytyvtxai. Diodor. 2, 32 x<av evnoQ&v xivlg itctQctöixovg ikoptvot,.

2,36 (aq>avtdag rj aanQOV oikovQOV xaxayccycov. Henioch. 5, 8 öxrjvqv bgdv &stoQixrjv vofiifcrat. Tiraokl. 27, 5 cov ikeyev inivsvov dtaxivrjg. :: x<p Ö* aper. Philem. 88, 9 wötkq tt xaxd%Qeiov xeqxtkaiov ixxivei. Diphil. 43, 31 otyaQiov dyoQcclov notstv xtg ßovkertu; Mit der Lunge dieser Wörter müssen wir unbedingt das Unterbleiben des Hauptabschnittes für entschuldigt halten. Er- giebt doch der Augenschein, dass in den meisten Fällen die langen Wörter ohne diese Vernachlässigung gar nicht in den Vers zu bringen waren. Die gleiche Beurtheilung müssen auch solche Verse finden, in denen erstens viersilbige Wörter mit zwei oder drei dreisilbigen zusammentreffen oder zweitens nur vier- silbiges und dreisilbiges Wort vorkommen, zumal wenn diese be- sonders schwer sind, d. h. aus mehreren Längen gebildet sind, die ihre Unterbringung im Verse schwierig machen , ja vielfach an einzelnen bestimmten Versstellen fordern.

Der erste Fall ist häufiger bei Alexis, kommt aber auch sonst vor, im Ganzen 16 mal:

Alexis 124, 13 "Alto kkov, dtg taxQixcSg. <a rkavxCa. 36,4 cig <pao\ 'Agioxinitog <So<pi0xt)g tv<pvr]g. 15, 13 dta xovxo xb xdgi%og xl&fixag öinkaciov. 59, 2 Iv uQyvQtß itoxtiQCa itexd%vcn xivi. 9 146,11 exovoi xal xdpvuv ktyovö' txdaxoxe.

234.5 izoirjxLXOvg t&aiiovg itQoftvpovg evno govg. 291, 2 lÖCcc xb xal xotvy xvkixa ngonio^ai.

Antiphan. 68, 1 1 xovg yccQ peydkovg xovxtwg ctnavxag ve- vofiixa.

Antiphan. 76, 2 r) Kakkiptdcov ykavxov xqooix' av xoaviov,

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Metrik. I. Cäsaren und Schlüsse.

Antiphan. 126, 2 vtiov 'slygodCxy, yiXoiov. :: dyvoelg.

168,7 fti^d* av 6 riv&ayogag ixsivog rjOftiEv. Eubul. 119, 12 dV a6%okiav ijxatv itagov& f}(iega. Amphis 17,3 ittviav xe OvyxgvTixeiv intoxaxai fiovog. Anaxilas21,3 ix xtjg ixaigCag txaiga xovvofta. Diodor. 2, 24 iv anaöi xolg dqiiotg ftvöiag noiovptvri. Diphil. 55, 4 ix rrjg dyogäg og&bv ßadi&iv vnoXdßoi.

Zum zweiten Fall folgende 24 Verse: Antiphan. 20, 5 igitpov' dta xrjv dxagniav ydg xmv ccdgüv.

44,4 ditoXavE xov ^a^iov, <pogei xovg ßväxaxag.

152.3 sxoifidösi, önovddg noitjasty xdXX' oöa. 168,2 d<ptx6fi7jv ax&els vxo xivog ipKOQOv.

206.4 tjuIv dl totg frinjroig ingidnqv x&ßtovg. 212,2 iv ysixovav avva xaxoixovötjg xivog.

Anaxaudrid. 52, 2 opfhog, dioxi ßovXevixni iovxa yttfiet. Eubul. 80. 2 xrjg o ix tag xoivbv xanrjXflov niya.

117, 14 xu%i(og yi p al xgtjdxal yvvalxeg iniXinov. 120,4 dXX' ovÖE^Cav dXXijv ixaCgav iidi xig. 128,2 XQtifraö' bfiov öpvgvr] didxaxxe xi)v bdov. Anaxilas 21, 2 totg dsopivoig xivmv vnovgyfj irgbg %dgiv. Alexis 16, 8 idv d' igax rjöyg 'noöov xovg xt<Sxgiag\ 41,2 Vficcg xa&i^ovoag fttagelv dag %e'vag. 47,2 xbv Kogvöov sl Öolca avvagi6xnv xidiv. 173,4 av&QfüJtogi ovx inCöxaöai %t}V ii>v%gd öoi. 213, 2 ovg av öotpaxdxovg dvvioti' iv xy itoXu. 222,6 xal xotg piu dyevstoig ictog intGxi xtg. 255, 1 sl xov [is&vöxaöfrai ngoxtgov xb xgatnaXäv, besser zum ersten Fall.

Alexis 296 Xvnr\ paviag xoivwvCav i%u xivd. Diodor. 2, 25 e(g xag ftvöiag xavxag nagaalxovg rc5 &e<p. Tiniokles 35, 3 ovxog pexa frovxav x£&v)jX(ag Tttginaxtt. Philem. 3, 3 otu xi xäv aXXoov öiafpigetv &i]gC(ov. Diphil. 87, 3 xaxa xyv bÖiv n&Xtiv negiitaxtov ßovXo^iat. JSs bleibt noch ein kleiner Rest ciisurloser Trimeter, allein auch von diesem müssen wir noch manche Verse als hinreichend entschuldigt ansehen, wie wenn ein viersilbiges Wort in die Cäsur- stelle fallt, wobei die Einhaltung der Cüsur unmöglich wird: Antiphanes 33, 3 Xevxrj ^Aai/tg, (pcubg %ix(ov£6xog xaXvg.

184, 1 iyd) ntgl xr\v btycovlav fiev ov ndw. Vgl. 190, 5 vielleicht umzustellen.

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2. Vernachlässigung der HaitptciUuren.

203

Antiphanes 207, 4 öxQotprj Xoyav ineX&txo xtg, rjdv xot. Eubul. 25, 4 xovxovg povovg iXsv&egovg^ xdv öovXog y. Ephipp. 16,3 fäong xs xazcc dtlnvov GeodaQog poi Xiyu mit Eigennamen.

Droino 1, 2 psXXav dävpßoXovg ndXiv demvetv. itdvv. Vgl. Alexis 126, 1.5 unsicher.

Diodor. 2, 9 ov d1 av xaXmg iöxQapevrjv xXi'vtjv Cdt). Alexis 146, 5 nixqdv ye xal f/etfrifv yvvaixeCag ioXr\g.

Das Gleiche hat auch noch von solchen Versen zu gelten, wo mehrere dreisilbige Wörter vorkommen, von denen mindestens eins schwer ist, d. h. aus drei Längen besteht oder zwei Längen neben einander hat:

Eubul. 57, 2 xrjgvvog svdaificjv xvväxeg aprta.

110,4 ftijrpai/, 20'pt«, nvov, XdßQaxog xquvlov. Anaxilns 15, 1 iya dl ßaQßixovg TQixoQÖovg, Jiqxztöag. Alexis 21, 2 6 Xatgtag xvd&ovg nqoitivtiv elxoöiv. 36, 5 uuXXov Öl ito&xsvcov aitdvxav xmv rote. 59, 1 EtoijXd-ev r\ itaiga yiQOvöa xbv yXvxvv. 145,2 %ivovg ixsQovg vftcav, ysvolpijv £y%eXvg. 213, 1 i'yays Svo Xaßetv pay&igovg ßovXo^at. 265, 3 noulv 6 yaQ&eog dsdcaxmg xdyct&d. Vgl. 135,2. 172,8. 201,4 unsicher. Alexis 271, 5 xa d* ctXXa TtQoöfryxag anavxa %9V xctXslv. Mnesimach. 3, 3 ptxQict Öi y d>g &e£& oeavxov. :: xmg ixt; Timokles 33, 2 &£Q(triv Oxd<pi]v dspfimv litvixcäv rjö&iov. Xenarch. 2, 4 r\ xov Öl ocoxrjQog dibg xd%i<5xd ys. Diphil. 33,3 avxäv aitb xrjg xifiijg exdoxrjg ijuegag. Dionysios 4, 2 nXdvov xiv iv 'A&^vatg ysveö&ai, xi\v

Axionik. 6, 4 oöxmv xe xb piye&og xotfavxag möxs pe.

Man wird auch da endlich keine leichtsinnige Vernachläs- sigung der Hauptcäsur annehmen, wo drei dreisilbige Wörter in den Vers zu bringen waren in folgender Art:

Aristophon 9, 3 txovxag rj tpoQttv xgiß&vag ijdi&g und

Alexis 245, 5 tou daifiovog tovxov noiovöiv aixovctg oder wo zwei dreisilbige und noch ein spondeisches Wort in ihrer Nähe unterzubringen war:

Anaxandrid. 17, 1 6 ro öxoXiov svqiov ixetvog, 06x1g rjv, wo 6 el'QOJv ein Begriff ist.

Kratin. neoter. 12,3 xrjv lyyvi\v &xt\v Xiyovx ; : : r\V dXX' iyri.

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Metrik. I. Casaren und Schlüsse.

Philem. 114, 1 ag avq>vlg £t5ov xoxXiag vi\ xbv &sov.

Theophil. 12, 7 xdXXsi xaXrjg, (isys&ei fisydXrjg, rixvV 4°<PVS-

Alexis 1,2 nXdxovv xal yvoitiet, XCxgov xal xqou{xvoi>.

Aristophon 8, 3 ovxcog iv fj^tgaig oXCyaig vexQovg noulg, wenn man nicht oXCyaig ^tgaig umstellen will.

Darnach bleiben aus der grossen Masse Triuieter noch zehn übrig, und selbst da kann man nicht unbedingt einen leichtfer- tigen Versbau finden wollen, sondern die Eigenart der Wort- verbindungen war das Massgebende. Denn:

Antiphanes 68, 6 l%ftvv xiv \ rideag <pdyoig av\ :: dg dyQov besteht genau besehen aus drei oder vier dreisilbigen Wörtern, da xiv und sig enklitisch und proklitisch sind.

Anaxandrid. 39, 6 riiietg dl \ x6v otfxov | piyiöxov naga xoXv ist wohl xcLQanoXv gemeint uud somit ein vier- und dreisilbiges Wort entschuldigend.

EubuL 119, 10 nXtiv f) Svolv \ nodolv nccQtlvai xrjg öxiäg entschuldigt sich ähnlich, da die untrennbare Wendung itXelv % dvolv als viersilbiges Wort gilt, wie der Anfang in

Kratin. neoter. 7, 3 xijg xmv Xoycov \ Qcopijg \ xagdxxetv | xal xvxäv als sechssilbiges. Desgleichen werden als vier dreisilbige Wörter gefasst die Wendungen in

Alexis 30, 4 pigog xi | x&v ft&iav \ xooovxo | re5 xqoicg). So bleiben überhaupt noch fünf Stellen, nämlich

Eubul. 116, 5 o d' olov rjv yvvri xaxbv nEJtva^ivog, wo wenigstens ein viersilbiges Wort vorkommt.

Epikrat. 5, 4 ij xrjv dpida ytQuv \ ugäv xt | xft'/if^a, wo zwei dreisilbige und ein durch Euklisis dreisilbig gewordenes Wort die wesentlichsten Bestand theile bilden.

Alexis 16, 6 inav idco xdtca ßXtitovxag, xag d o<pQvg, wo das nicht zu trennende xdxa ßXtnuvxag wie ein füufsilbiges Wort in der Cäsur steht; endlich

Alexis 79, 6 dv av d' föij hqüxov ntvtjxa xal viov mit einer zusammenhängenden Phrase von sechs Silben, und der allerdings zweifelhafte Vers

Philemon 128, 1 cj ytgoV) sxav idtjg ytQovxa xal povov mit Wortspiel wie Timokles 33, 2 und Theophil. 12, 7, s. oben S. 203.

Aus diesen Zusammenstellungen geht, was keiner weiteren Darlegung bedarf, unzweifelhaft hervor, dass die neue attische C'omödie überhaupt viel seltner die Trimetercäsuren verletzt als die ulte und fast ausnahmslos immer nur aus einem klar ersicht-

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2. Vernachlässigung der Hauptcäanren.

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liehen Grunde, nur unter dem Zwange, den die Unterbringung längerer Worter herbeiführte. Man sucht vergebens so leicht- fertig gebaute Verse, wie sie bei Aristophanes häufig sind:

Ach. 111 ays drj 6v (pQaöov ipoi öcupäg itQog rovxovC oder auch nur, wie

Ach. 170 xolg &qo.%\ ittQl piöd-ov' Xfyco $* vptv ort u. a. Menander huldigt ganz der gleichen Praxis, wie seine nächsten Vorgänger. Die Stellen, die dies beweisen, sind folgende: 5, 3. 66, 1 n. 5. 94, 2. 102, 2. 113, 3. 128, 1 u. 3 u. 10. 158 zweifel- haft. 204, 2. 223, 2. 245, 1. 248, 5. 273, 2. 281, 2. 282, 3. 283, 1.

292, 2 u. 5. 294, 1. 302, 6. 306. 2. 325, 16. 354, 2. 376 zweifel- haft. 393, 2. 402, 2 u. 13 u. 15. 404, 9. 406, 1. 418 corrupt 453, 2 zweifelhaft. 462, 6 u. 10 u. 11. 467, 2. 481, 2. (481, 5 falsche Con- jectur). 481, 10. 482, 4. 489, 4. 492, 1. 504, 1. 518, 4 u. 6. 530, 1. 532, 12. 534, 12. 538, 1. 539, 5. 546, 1. 547, 1 Eigennamen. 554, 2. 562, 3. 599, 3. 600, 2. 602, 3. 604, 2. Caesura latens z. B. 252, 2.

293, 3. 301, 6. 302, 9. 344, 2. 348, 9. 532, 10. 544, 2. 625, 1 u. 631, 2. Alle diese Stellen beweisen zur Genüge, dass die Vers- technik des Menander in dieser Hinsicht ganz die gleiche wie die der neuen Comödie überhaupt ist. Sicherlich aber ist, das lässt sich auch aus den erhaltenen Bruchstücken schliessen, im Ver- laufe der Zeit die Beobachtung der Trimetercäsuren immer sorgfaltiger geworden. Ausser der in der Elision ge- trübten Cäsur kommt z. B. nur eine Stelle ohne Cäsur mit zwei mehrsilbigen Wörtern vor bei Apollodor. Gel. 4, 2, bei Apollodor. Karyst 5, 3 u. 19. 15, 2. 16, 3 idaxs, rdöv xextrj^svcav dJ dq>£t- /Utro, Anaxippos nur 3, 4, Philippides 9, 3 u. 6. 25, 6. Eine Ver- nachlässigung der Hauptcäsur zeigt gar nicht äegesippos mit 36 Versen, Euphron bei 92 Trimetern, Machon mit 15, Baton mit 57, Epinikos mit 20, Phoinikides nur an 2 Stellen mit vier- und fünfsilbigen Wörtern, und 2 mit vier- und dreisilbigen, Sosipater einmal bei sechssilbigem Worte. Nur Verse mit Cä- suren sind überliefert ferner von Poseid ippos 77, Damoxenos 82, Krito 9, Demetrios 12, Dioxippos, Stephanos, Strato (47), Theo- gnetos (14) u. A.

So stimmt die Praxis der Comödie im Wesentlichen zu der der classischen Tragödie, die auch nur ausnahmsweise bei langen Wörtern das Unterbleiben eines trochäischen Einschnitts in der Mitte der Trimeter gestattet, wie Aesch. Pers. 51 2 bei negaöavzeg in Cäsurstelle, ibid. 504 xQvtfrakkonrjya. 468 SsQ^g ava^ailev.

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206

Metrik. I. Casaren und Schlüsse.

Prom. 667 ovx otö' oVrag ijfitv ajtiörrjöai XQ'h Sept. 444 u. a. s. Bursian-Müller's Jahresbericht 46. Bd. S. 222 u. 223.

Von den trochäischen Tetrametern der neuen attischen Comödie haben wir zu wenig Material, um etwas Sicheres aufzu- stellen. Aeschylus wahrte hier ausnahmslos die Cäsur, einmal nur, wie wir oben sahen, gestattete er sich die sog. caesura latens. Allein schon Sophokles scheint den Haupteinschnitt bisweilen ganz unterlassen zu haben, wenn ein schweres Wort in die Cä- surstelle fiel, wie Philokt. 1402 tl doxsl öttCx&iiEv. :: co yev\- vatov ££qt]xco$ &tos, wenn man hier nicht iambische Cäsur nach to vorzieht, die jedoch auch ihr Bedenkliches hat.

Aristophanes erlaubt sich neben der trochäischen Hauptcäsur auch die iambische, ganz wie die römischen Comiker, vgl. Ver- fasser in Bursian-Müller's Jahresbericht 48. Bd. S. 130 fg., wie in den Vögeln in 155 trochäischen Tetrametern 120 trochäische Hauptcäsur, 20 iambische und nur 15 Verse keine Hauptcäsur zeigen, davon 9 durch längere Wörter entschuldigt Dass in der neuen attischen Comödie neben der trochäischen auch die iam- bische Hauptcäsur vorkam, beweist

Timokles 16, 6 Tr\Xiyi,a%ov *A%aQvia \ öcoqov ts xvdfiav xaxa- kaßdv.

Ebenso konnte wie im iambischen Trimeter, so auch im trochäischen Tetrameter die neuere Comödie bei längeren Wörtern jeden Haupteinschnitt in der Mitte unterlassen. Darauf scheint wenigstens ein Vers schliesseu zu lassen, den man mit Meineke (itäaiv statt des überlieferten ndciiq) so liest:

Autiphanes 17(J, 2 diaytQovta xäaiv 'Iititovixs, trjg oixov- lievrjg.

Was die iambischen Tetrameter anbetrifft, so bietet uns, was aus der neuen attischen Comödie auf uns gekommen ist, keinen Anhalt. Doch behandelt Aristophanes in seinen iambischen Langversen die Hauptcäsur ganz so wie in den trochäischen, vgl. Verfasser a. O. S. 130. Von den 147 iambischen Septenaren der Kitter haben 110 die regelmässige iambische Hauptcäsur nach der vierten Hebung, 22 die trochäische nach der fünften Senkung, und von den übrig bleibenden 15 Fällen zeigen zwei in der Cäsur- stelle sechssilbige, drei fünfsilbige, fünf viersilbige schwere Wörter (eines mit Elision) und nur fünf molossisches Wort, wie ftcolnsCcis. Demnach aber ist zu vermuthen, dass die neue attische Comödie iambische wie trochäische Langverse etwa gleich behandelte.

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2. Vernachlässigung der HaaptcUsnren.

207

2. Dieser hier dargelegten griechischen Praxis entspricht thatsächlich die der römischen Dramatiker principiell und in allen wesentlichen Einzelheiten.

Das beweisen für Plautus Senare wie folgende:

Cure. 393 De Cdclitum prosäpia te esse drbitror, von Varro und Servius bestätigt.

Merc. 29 Inhaeret aüiditds, desidia, inciiria, bei drei viersilbigen Wörtern, ähnlich

Merc. 49 Perfidiam iniustitidm lenonum exprömere, bei einem fünfsilbigen uud zwei viersilbigen Wörtern; sodass sicher nichts zu ändern ist.1)

Aul. 510 Flammdrii vidlärii carindrii mit zwei fünfsilbigen und einem viersilbigen Worte.

Merc. 58 Amöris vi diftunditari ac di'dier mit schwerem fünf- silbigen Worte.

Stich. 227 Ac pcricratiünculas parasüicas mit sieben- und fiinf- silbigem Worte.

Rud. 525 Equidem me ad velitätionem exerceo mit sechssilbigem und viersilbigem Worte.

Rud. 1341 Isque m potestatem meam perv&tcrit bei zwei vier- silbigen Wörtern.

Capi 159 Multis et multigeneribus opus est tibi mit sechs- silbigem Worte.

Capt. 664 At dt conßdcnttr mihi contra ddstitit mit schwerem viersilbigen und einem dreisilbigen Worte.

Stich. 300 Secündas fortunds decent sujitrhiae bei einem vier- und zwei dreisilbigen Wörtern, in lyrischen Versen, aber als Senar gut bezeugt, in A eingerückt.

Andre Stellen sind Mil. 485. Pseud. 430. Pers. 410 u. s. w. Dagegen Amph. 139 ist wohl umzustellen donis sit donatus statt sit donis donatus.

Dies sind zunächst nur einige sichere Beispiele aus solchen Stücken, zu denen wir einen neuen zuverlässigen kritischen Appa- rat besitzen. Allein auch schon aus diesen geht hervor, dass principiell kein Unterschied zwischen griechischer und römischer Praxis in dieser Hinsicht besteht. Wenn auch Terenz an dieser Praxis noch festhält, so darf man darin keinen ungesunden Still-

1) Die Behandlung des Mercatorprologs durch Leop. Reinhardt ist Ver- fasser bekannt.

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208

Metrik. I. Cäsuren nnd Schlösse.

stand in der Entwickelung sehen, vielmehr war gerade mit Me- nander die griechische Entwickelung auf eine gesunde Mässigung gekommen. Wenn Plautus und Terenz Bedenken trugen die nach- menandrische Entwickelung mitzumachen, was ja nach Terenz wirklich geschah, vgl. W. Meyer, a. 0. S. 113, so haben die beiden Koryphäen nur mit grossem Takt gehandelt Einen numerischen Unterschied kann man wohl herausrechnen zwischen Plautus und der neuern attischen Comödie, worauf wir sogleich zurückkommen werden, und zwischen Plautus und Terenz. Er mag jedoch nicht so erheblich sein, wie es nach der jetzigen Ueberlieferung scheint. Denn es besteht kein Zweifel, dass ähnlich wie bei den Senar- cäsurhiaten, s. S. 171 fgg., die spätere Technik Veranlassung war die Ueberlieferung auch hierin zu trüben. In manchem Verse scheint der Mangel der Cäsur, den man später unbedingt als etwas Un- schönes empfand, erst nachträglich durch Umstellung beseitigt zu sein. Charakteristisch hierfür sind Verse, wie:

Epid. 498 Potuit : plus iam qninqumnium sum libera, den die Hand- schriften mit richtiger Hauptcäsur, aber falscher Quantität geben: Potuit : plus iam sum | h'berü quinquennium, in sehr unnatür- licher, ja wohl unzulässiger Wortstellung, da plus, iam zu quin- quenuium, nicht zu libera gehört. Darum wird man auch ander- wärts, wo ähnliche Tndicien dafür sprechen, bei längeren Wörtern lieber durch Umstellung unter Missachtung der Hauptcäsur als durch Textänderungen abhelfen oder, wo dies bereits geschah, die überlieferte Wortfolge, die nur wegen der fehlenden Cäsur anstössig erschien, halten. Zum ersten Falle gehören:

Merc. 233 In simiac custodiam concvderc statt in cust. s. conc.

Trin. 540 Morimitur angind sues aevrrume st. sues in. ang. ac, wohl auch

Aul. 546 Plus phisque sospitmt istuc quod niinc habes u. a. Zum zweiten Falle:

Capt 146 Alicnus quom eius inedmmodum tarn aegre feras.

Bacch. 344 Id mi haiid utrum velim licere intcllego u. a. Vgl. Truc. 680. Dagegen ist

Rud. 127 Nam ego pröpter L-iüs | m6dt viros vivo* miser zu messen.

Zur Erläuterung der Terenzischen Praxis führen wir beispiels- halber an:

Andr. 66 Eoruni öbsequi studiis, (uJversus nemini vier dreisilbige Wörter, dazu eorum.

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2. Vernachlässigung der Hauptcäsuren.

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Andr. G0 Gaudebam. :: Non iniuria : nain id ärbitror. 737 Ego quid agas nihil intellego : sed si quid est. 767 0 fäcinus animadvtrtendum. : : Quid cldmitas, wo kaum caesura latens vorliegt.

Andr. 801 Quem Video? estne hic Crito sobrinus Chrysidis? Hec. 176 Quid adhtfc habent inftrmitatis mipüacY 177 Nunc atidies. primös dies complüsados. 508 Deliberet renüntietque hodi^ mihi. Ad. 57 Pudare et Itberdlitate Uberos.

373 Ehem Demea, haud aspexeram te. Quid agitur? 463 Quem fratri adoptandtim dcdisti, neque boni. Ferner Eun. 190. 436. 929. Phorm. 60. 454. 447. 609. Heaut. 64. 444. 776 u. a. Eun. 836 zweifelhaft.

Alle diese Fälle von Vernachlässigung der Hauptcäsur er- klären sich, wie die aus Plautus angefahrten, ganz nach dem griechischen Vorbilde. Irgend eine sonst nicht gebrauchte, der alten Theorie gänzlich unbekaunte Neben- oder Hilfscäsur oder andre künstliche Mittel, wie Annahme einer Cäsur bei Zusammen- setzungen mit Präpositionen u. ä., sind nach diesen vergleichen- den Zusammenstellungen wohl ohne Weiteres zu verwerfen. Be- denklich ist nur ein Vers, wie Andr. 801, da hier keine längeren Wörter als die nicht besonders schweren dreisilbigen am Ende des Verses vorhanden sind. Hier ist wohl nach der bei Umpfenbach angeführten Nebenüberlieferung folgendermassen zu schreiben:

Quem Video? estue hic Crito consobrinus Chrysidis? wobei Crito pyrrhichisch gemessen wird in der dritten Senkung, wie Eun. 832 lüpÖ, s. oben S. 56, oder man entachliesst sich hic vor estne zu stellen.

Die gleichen Gründe sind massgebend für die Vernachlässi- gung der Hauptcäsur der Langverse. Die meisten Beispiele weist natürlich der am meisten gebrauchte Tetrameter auf, der tro- chäische Septenar, z. B.:

Amph. 707 Kölner it salütarc. :: Inritdbis crabrones. :: Tace, in allen Handschriften und bei Nonius. Hier handelt es sich um drei viersilbige Wörter; ferner bei viersilbigem Eigennamen und vier dreisilbigen Wörtern:

Trin. 604 Quoi homini despundet? :: LysitcU Philtonis filio.

646 Ad quaerundum honorem : tu fecisti ut difficilis foret Viersilbiges Wort mit drei dreisilbigen.

Klüt/., ÜruntUUtfo ftltrüniitcbur Metrik. 14

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Metrik. I. Cäsnren und Schlösse.

Trin. 853 ftle qui me condüxit, ubi conduxit, adduxü domum. Drei dreisilbige schwere Wörter in Wortspiel.

Trin. 1145 Neu* qui rem ipsam pösset intellegerc thesaurüm tuom. Fünfsilbiges Wort in Cäsurstelle.

Trin. 1148 Bvnevolens emmentust. :: Quin collaüdo consilium et probo. Zwei viersilbige, zwei dreisilbige Wörter.

Epid. 239 Nec satis exaudibam nec sermonis faUebdr tarnen. Viersilbiges und zwei dreisilbige Wörter.

Epid. 546 Hüne congrediar astu. : : Muliebris mi adliibcnda md- litiast. Vier viersilbige Wörter.

Epid. 626 Quem Apella atque Zeiixis duo pingeut pigmentis dlmeis, zweifelhaft; anders zu stellen?1)

Cure. 604 Nügas garris. : : Söleo : nani propttr eas vivo fäcilius.

Asin. 233 Nön omnino iam perii : est rcUctwm, quo pcreäm magis.

Aul. 180 Ve'nit neque tnagister quem divtdere argentum oporluit 644 Ätque id quoque iam fiet, nisi fatere. :: Quid fatear tibi, oder nisi fatere, fiel?

Amph. 267 Decet et facta ratfresque huius habere me simitis item. 297 Credo misericörs est : nunc propterea quod me meus

erus.

Amph. 962 Sed age respondc : iam vos redistis in concördiam? oder redistis iam vos?

Amph. 973 Recte loquere et profnde diligmtem ut uxoretn decet 1117 Mira memoras : nimis formidohkum facinus praedicas.

Mil. 223 Jnterclude inimteis commeätum, tibi nium viam; BCD intercludite.

Merc. 216 Quin quieque ut dicebam, mihi credebat. :: Verum ut tibi quidem.

Stich. 759 Si hoc eduxetis, proinde ut consmHus antehac, ccln iter. Poen. 554 Dtdicimus tecum rina ut respondere possimiis tibi. Cure. 537 Nön edepol nunc ego te medioeri macto infortüuio. Capt. 285 Quod erat ei nomen? :: Tlwsaurwhrysonicochrysidcs. 306 Qui Imperare insiieram, nunc alterius imperio öbsequi. 592 Eum vero iam nequeo continoti. : : Heus quid ait? Quin fugis? Ba in rasura: heus audin quid ait.

Capt. 962 Ät ego faciam ut piideat : nani in rnb&rem te totiim dabo.

1) Schwerlich ZeuxY» duo, denn ähnliche Synizeaen finden sich hei scio u. ii. am Ende des Dimeter«, wie Bacch. 1158, oder Que"m Apella ac Zeiixis düö etc.

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2. Vernachlässigung der Hauptcäeuren.

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Cas. 378 Quondam proynatis, in sortiendo sors deUctwrit. Vgl. Rud. 423. Men. 825 Eigennamen. Mil. 208. 966. Rud. 1049 u. a., aber nicht Pers. 216, wo mit Verdoppelung des einmal überlieferten prior zu schreiben ist:

Quo ägis? : : Quo tu? : : Die tu" prior : prior rogavi. : : At pdst scies. Vgl. S. 57. Aehnlich:

Cas. 523 Vm vocem? :: Sine, <sioe)> nolo, si öccupatast. :: ötiumst.

Auch andre Stellen sind zweifelhaft, so Trin. 675. 1049, wo nicht A, sondern die Palatini das Richtige zu geben scheinen mit caesura latens. Dagegen ist wohl zu stellen

Trin. 1127 Nam absque te foret, me exaedificasset ex his aedibus. Zweifelhaft ferner ist Epid. 50. Cure. 554, wo nach den Hand- schriften eher si veis per uie<d> statt si lubet per rae zu schreiben ist. Truc. 579. Aul. 249. Amph. 344 Äin vero? :: Äio enimvero. : : Verbero. : : Mentiris nunc; nach den Handschriften s. oben S. 113, ferner Amph. 356. 513. 1035. Stich. 750. Rud. 591. 767. Bacch. 964. Capt. 316 messe man tüom tum | pater; und Capt. 580 Nam 1s est servos Ipse uec praeter se | dm quam el servös fuit. Capt. 408. Pers. 656. Mil. 986 nach B mit iambischer Cäsur Haec celox illiüs quae hinc J egreditur etc. wie Most 310 sodäKs qui hüc. Most. 831 (quid statt quidquid oder quidque). . 376 corrupt. Poen. 505 amanti, qui quid | quid.

Unter denselben Bedingungen wie Plautus verletzt auch Te- reuz die Hauptcäsur der trochäischen Septenare, z. B.

Andr. 231 Tarnen eam adducam? Importunitdtem speetate äniadac. 317 Abiu hinc in inalain rem cum sttspteione istäc, scelus? 326 Nihil. :: Quam Vellern! :: Nunc te per amidtiam et ;w,t amorem öbsecro. Dagegen in

Andr. 258 Quod si ego rescissem ld prius quid facerem, si quis nunc me roget ist wohl nunc zu streichen.

Audr. 896 Ego me amare hanc fätcor : si id pecearest, fateor ld quoque.

Andr. 945 Heus Chremes, quod quaeris, Pasibnlast. :: lpsa east. :: East.

Heaut. 599 Pcssima haec est tneretruc. : : Ita vidäur. : : Immo si scias.

Heaut. 961 Quidquid ego huius feci, tibi prosi*!xi et stultitiac tuae. Phorm. 1042 Nihil pudere? quo dre illum obiurgäbis? respondc mihi.

14*

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Metrik. I. Ciisuren und Schlüsse.

Phorm. 327 Quöd me censes hömines iam devtrberasse usque ad necem.

Hec. 234 Sätis scio peccdndo detrimenti nil fieri potest, ebeuso 370 viersilbiges Wort.

Ferner Hec. 220. Ad. 627. 633. 700. 972. Zweifelhaft ist Phorm. 535.

Die gleichen Regeln könnten natürlich auch für die tro- chäischen Octonare gelten, aber es findet sich kaum eine sichere Stelle mit fehlender Hauptcäsur, was ja in diesem langen Verse nicht auffällig ist. Vereinzelt und unsicher sind

Epid. 69 Ibi manere iüsstt eö. ventürust ipsus. :: Quid ita? :: Dicam oder iüsslt eo?

Capt. 240 Audio. : : Et propterea saepiüs ted ut nicmineris rao- neo, s. oben S. 79.

Sicher dagegen sind Beispiele für die iambischen Octo- nare, wie

Amph. 257 Velätis inanibus orant, (ut) ignoscämus peccatüm suom; auch zweimal bei Nonius.

Capt. 196 Dece't id pati animo aequo : si id facietis levior liibos erit, nicht ganz sicher.

Andr. 239 Praescfsse me ante? nönne prlus conimünicatum opör- tuit (möglich non priüs).

Andr. 261 Amor nüsericordia hilius nuptiärum sollicitdtio.

499 Quid credas? quasi non tibi rcnuntuita sint haec sie fore. Phorm. 742 u. a.

Dagegen Andr. 949 lässt sich messen De uxöre, ita ut pos- sedi, nihil | mutät Chreraes? :: Causa öptumast. Aehnlich kaun ibid. 508 mit DG fd ego iam nunc tibi renuntio, ere, futurum ut sis sciens gelesen werden.

Endlich auch in den iambischen Septenaren finden sich Verse, in denen die beiden rhythmischen Bestandtheile durch Unterlassen jedes Haupteinschnitts eng verbunden werden:

Cure. 493 Et nunc idem dicö. : : Et commminisse ego haec volam te, doch vgl. Prosodie II, 2, 3 S. 113.

Eun. 1021 Tu iam pendebis, qui stultum adxdesccntulum nobi'litos.

Ad. 711 Ne forte impnidcns fdeiam quod nolit, scieus cavcbo u. iL. Doch sind derartig gebaute Verse recht selten; die meisten halten die Hauptcäsur ein, gewöhnlich die iambische, seltner die tro- chäische nach der fünften »Senkung, doch etwas häufiger bei Terenz. Belege für die letztere sind Rud. 318. 1296. Cure. 526. Asin. 556. 720. Eun. 2««. 603. 604. 606, vgl. 593. Heaut. 703.

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2. Vernachlässigung der Ilaaptcäsuren.

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Phorni. 754. 759. 777. 794. 828. Hec. 250. 252. 254. (359.) 832. (833.) 834. Ad. 708; in Elision latent Hec. 790. 818.

Ueberblicken wir nochmals alle hier aufgeführten Fälle von Vernachlässigung der Hauptcäsuren in den trochäischen und iam- bischen Versen, so finden wir das griechische Vorbild befolgt, wie dies bei den Trimetern nach unsern Zusammenstellungen ohne Weiteres in die Augen springt. Wenn in den lateinischen Senaren, rein statistisch betrachtet, die Hauptcäsur seltner ver- misst wird als in den griechischen Trimetern, so bleiben die Verhältnisse, unter denen man den Haupteinschnitt aussetzt, wie gesagt, principiell dieselben, und der äusserliche Unterschied der geringem Frequenz erklärt sich ganz natürlich. Im griechischen Verse drängten sich alle schweren zwei-, drei- und gar viersilbigen Wörter, soweit sie nicht im Eingang des Verses oder in den Längen der Schlussdipodie unterzubringen waren, noth wendig in die Cäsur- stellen, z. B. schon ein avrtjv, v^itv u. ä. neben ytveaftai, ytvoC- Itqv u. a. ganz gewöhnlichen Formen, machte dem griechischen Dichter Schwierigkeit, wie Alexis 145, 2 beweist &tvov$ ittgovs vficov yevoi'iirjv ty%Ekv$ u. ä. Dagegen im lateinischen Senar war für schwere Wörter mit auch noch so viel Längen überall im Verse Raum, daher uns schon Verse, wie der oben S. 207 angeführte Capt. 6G4 auffallen, weil ein confidenter u. ä. im Lateinischen leicht auch anderwärts als in der Cäsurstelle unterzubringen ist. Können ja sämmtliche Senkungen mit Ausnahme der letzten in den iambisch schliessenden Versen lang sein. Eine grössere Rücksicht auf Wortbetonung braucht also auch hier nicht ange- nommen zu werden, sondern da sich schwerfällige Wörter an viel mehr Versstellen verwenden Hessen als im griechischen Tri- meter, so war es ganz natürlich, dass diese sieh nicht so sehr in die Cäsurstellen drängten. Das Princip aber ist ganz das gleiche. Auch war, wie wir sehen werden, die Beobachtung des Wortaccents im dritten nicht mehr oder weniger erforderlieh

als in dem ersten und fünften Fusse. Verse, wie SeeCndäs ivr~

tuntts decent süperbiae und isque in pötesfrif-Tttt meäui pervenerit, sind abgesehen von der fehlenden Cäsur nicht minder correct

als süperbiae secündas iörtnnas decent und is autem venlt in putesfe/lcm meäin. Die Beobachtung von W. Meyer, a. 0. S. 77 fgg., wonach in den Langversen ohne Hauptcäsur nach der auf die fünfte Hebung folgenden Senkung ein Einschnitt gemacht werde,

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Metrik. I. Ciisuren und Schlüsse.

sucht zwar P. Langen, Philo!. Bd. 46 a. 0., zu dem Schlüsse zu verwerthen, dass man bestrebt gewesen wäre auch hier die Won- betonung möglichst in Einklang mit dem Versictus zu bringen. Allein massgebend war doch lediglich die Länge des Wortes, das die Vernachlässigung der regelrechten Cäsur veranlasste. Wo dies nicht trochäisch oder kretisch endigt, treten auch hirr abweichende Tonverhältnisse ein z. B. wie oben Stich. 300 fortiina-,

Kud. 1341 pÖtestatem, so ferner Capt. 159 raultlgeneribus. Cure

537 mediöcri. Merc. 29 avldftäs. Andr. 66 stüdiis. Hec. 177

primös, Epid. 546 müliebris. 626 pingent. Trin. 604 Lysiteli. Andr. 258 fäcerein. Capt. 1009 adsiinüles u. a. m.

Auch das ist nicht auffällig, dass in den Langversen die Vernachlässigung der Cäsur nicht seltner ist, als in den Senaren. wo scheinbar weniger Kaum ist, um schwerfällige Wörter unter- zubringen. Denn der iambische Senar, z. B. verglichen mit dew trochäischen Septenar, bietet im Wesentlichen denselben Spiel- raum für lange Wörter. Da die Scnarciisur beweglicher war, :n zwei verschiedenen Vcrsfiissen eintreten konnte, so stand für d-:: zweiten Theil immer ganz der gleiche Umfang eines katalektiscliei: trochäischen Dimcters auch im Senar zu Gebote, für den erst-: Theil aber auch ziemlich der gleiche Raum, da dieser eint!:: katalektischen iambischen Dimeter gleich kommen kann. iKr gegen ist in den Langzeilen die die beiden Dimeter rhythuii.«' scheidende Hauptcäsur viel unbeweglicher, da sie nur zwische: einer einzigen 1 l'/.morigen Senkung schwanken kann.

Jedenfalls aber haben wir in den römischen Langversen hie: bei ganz die griechische Praxis anzuerkennen. Denn es zein- sich für diese ciisurlosen Verse besonders zwei Typen ausgebiU-' nämlich

Dulicimus tecum üna ut rcsjxmdnc possimüs tibi.

Vgl. dili gentem, ignoWimus, conti neri, sorti endo, obiurga' i- detri nienti u. a. sowie

flle qui me coruhixit, hb) am dtixit, adduxit domum.

Vgl. tut, ntsi fa tere. nönne prlus coinjmünicatuin. quasi non t: . renüntiata. nieretrix Vtt vi|de'tur. Zeiixis duT» pin|gent, wozu iw ' diejenigen Verse kommen, in denen wir oben S. 144 cäsurl •<■ erkannten im Abschnitt über die Cäsurhiate, Prosodie 11,4, An- fang, wie nunc ego repe'rire, Phaedria poteretur, wo es auch meist um sehr lange Wörter handelt.

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2. Vernachlässigung der Hanptcäsuren.

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Zu jedem dieser beiden besonders scharf ausgebildeten Typen erscheint auch das Prototyp im griechischen Vorbilde unver- kennbar. Man vergleiche nur für den ersten

Antiphanes 179,2 öiacptgovra naöivtIitii6\vi'iiE rijg oixovpiivrjg

und viele bei Aristophanes, und für den zweiten solche Verse, wie sie Aristophanes häufig bietet:

Nub. 1031) sv tolöi (pQovTiöTcciöiv ort ngtor torog iizevori<Sa.

Auch wird man in allen solchen einigermassen typisch ge- wordenen Formen nicht eine unverzeihliche oder verzeihliche Nach- lässigkeit oder Rohheit des Versbaues sehen dürfen, sondern die Hindung der beiden den Langvers bildenden Diuieter gab, mit Mass angewandt, den durch regelrecht wiederkehrende Cäsuren leicht monoton werdenden Langversen einen eigenen Reiz, eine vielleicht manchmal wohlberechnete Abwechselung, die den rhyth- mischen Aufbau einer Scene eher zu beleben als zu erschweren seinen. Ist es doch derselbe Vorgang, den die classischen Rhyth- mopoioi, eiu Aeschylus an ihrer Spitze, gern im Melos eintreten Hessen, wenn sie eine rhythmisch zusammengehörende Periode von zwei oder drei Dimetern auch metrisch banden, indem sie in der Commissur der einzelnen xc5A« Wortende vermieden, be- sonders gern und absichtlich in der Schlussperiode einer Strophe, wie Aesch. Sept. 823-825 830-833 u. o. a.

3. Auch hier stellen wir uns schliesslich die Frage, wie sich die bei den Iamben und Trochäen beobachtete Technik in den übrigen Versarten zeigt. Zufolge der im römischen Drama durch alle Metra durchgeführten einheitlichen Behandlung linden wir auch hierin die entsprechenden Verse der andern Rhythmen- gattungen beeinflusst und doch dabei das griechische Vorbild noch wirksam, insbesondre bei den Anapästen.

Bereits die Aristophanische Comödie hatte die in der Tra- gödie streng eingehaltene dipodische Cäsur der akatalektischen Dimeter nicht mehr als ausnahmsloses Gesetz behandelt. Verse wie Arist. nub. 346. 353. 355 tiör\ töV äva'ßleilfag tldeg. tavz7 äga ravta Kke avvfiov avtai. xttt vvv y öti Kkti 6&£vri udov, ogag u. ä. sind in der griechischen Comüdie häufig, besonders allerdings bei längeren Wörtern, vgl. Verfassers de numero ana- paestico p. 44 sq.

Dass auch die neue attische Comödie in Vernachlässigung

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Metrik. I. Cäeuren und Schlüsse.

dieser dipodischen Cäsur, die allerdings die Verse sehr steif zu machen geeignet ist, den gleichen Standpunkt, wie die älteren Komiker Athens einnahm, beweisen folgende Bruchstücke deutlich:

Mnesimach. 4, 17 XQaxr\Q ijj£(»|pot/3 6*171:' otvov.

Id. 4,48 naitQov atyog aXsx\xQvovos vqxxr\g.

Alexis 162,5 övo d' avxolg avy\xoiva)vovfi6v.

Nach diesem Vorgange gestattet sich Plautus diese dipo- dische Cäsur zu vernachlässigen. Er bindet so die beiden Dipo- dien des Diraeters etwa in dem gleichen Masse wie die griechi- schen Komiker. Z. B. in der ersten Scene des vierten Actes des Trinununus, also unter 18 Octonaren1) d. i. 36 Dimetern und ausserdem in einem System von vier Dimetern beobachten wir die Bindung zweier Dipodien sieben- bez. neunmal, nämlich in 1 Iovis frätri aetherei Neptuno. 2 Laettfs lubens laudes ägo grates. 5 deos grutias ago atque habeo suuiinas. 6 Nam te öinnes saevomque severumque | atque ävidis moribus cömmemorant. 15 passim caeruleos pe> campos. (16 Ha iäm quasi canes | haud accus circum.) 20 fiho dum divitias quaero. (23 Pol quamquani domi | cupio, <5pperiar.)y während die dipodisclie Cäsur allein innerhalb der einzelneu Dimeter eingehalten wird nicht weniger als 30 mal, darunter einmal als trochäische Cäsur, wie bei Aeschylus und Aristophanes, nämlich 5 Atque ego Neptune | tibi ante alios, so auch Fers. 494 ünde tu pergrande | hierum facias uud Cist. 204 vorsör in amoris | rotä misera2), und einmal als caesura latens 13 Fidüs füisti | Infidum esse iterant. Das ent- spricht im Wesentlichen der griechischen Praxis. Von einem freien Versbau, den man diesem als „wild" verschrieenen Rhyth- mus aufdrängt, ist auch hier, wie in den prosodischen Verhält- nissen, nichts zu bemerken. Denn die andern anapästischen Verse und Scenen sind nicht anders als diese Scene, die Ritsehl gerade wegen der Ungeheuerlichkeiten, die bei anapästischer Messung entständen, einer andern Rhythmengattung vindiciren wollte.

Am Ende jedes Dimeters dagegen sowohl in den Systemen als auch in den Tetrametern forderte auch die griechische Co- mödie unbedingt die Einhaltung einer Cäsur. Nur konnte diese auch ausnahmsweise die trochäische Hilfscäsur nach der ersten Kürze des folgenden Dimeters sein; wie in Tetrametern:

1) 9 nnd 12 gehören nicht zum Plautustext, vgl. unten Rhythmik 1,7. 2) Auch noch in der spätem ComÖdie gebraucht, wie Mnosimachos 4, 49

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2. Vernachlässigung der Hauptcasuren.

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Ar. vesp. 568 xav firj rovzoig ävaitSL&cineO&cc, \ za naipdoi iv&i>g uvikxsi.

Ar. av. 600 z&v aQyvgCav avtol yap factar j keyovGi de toi tads ndvzsg.

Ar. nub. 987 dv Öl zovg vvv tvftvg iv [pazioiöi \ öiödexeig ivtezvlixd-at.

Plat. Symmach. fr. 2 etg d' a^KpozEgav oötqccxov avzafoiv \ avfyö' etg petiov töz&g.

Kallias Kyklop. fr. 2 zi yaQ tj zQvytQa xal xaXAizQane&g | 'IcovCa eixp o rt XQccOOei;

so auch in den anapästischen Systemen nur einmal:

Ar. vesp. 752 tV o xifouj; tpr\ci^ \ zig utyri<pi6zog \ aviOtd-

6&tü Xzk.

Auch Plautus befolgt diese Gesetze; die trochäische Cäsur wendet er an, wenn auch nur, wie es scheint, an drei Stellen:

Bacch. 1007 Omm'aque, ut quidque actümst, niemörävft, | eam sibi hunc annum conductaro.

Cure. 141 Qui me m terra aeque förtunätüs | 8nt, si illa ad nie bitet, im Systeraschluss. Endlich

Pers. 779 Solus ego oranibus antideo facile | miserrumus ho- minum ut vivam, allerdings bei Auflösungen, die bestritten wer- den, aber bei Plautus, wie in jedem trochäischen, selbst kata- lektischem Schlüsse kaum zu beanstanden sind, wovon im nächsten Abschnitt zu handeln ist.

Soweit stimmt des Plautus Praxis zum griechischen Vorbilde. Es erübrigt aber noch die Frage, ob er sich abweichend von der griechischen Technik durch die Analogie der iambischen und trochäischen Laugverse habe bestimmen lassen, auch in anapä- stischen Langversen bei längeren schweren Wörtern die Haupt- cäsur gänzlich zu vernachlässigen. Von vornherein ist dies nicht abzuweisen, zumal da Plautus in der Behandlung der Hauptcäsur der anapästischen Tetrameter die iambische Praxis, wie wir be- reits in zwei Fällen beobachteten, annahm, nämlich die Zulassung des Hiatus, vgl. oben S. 180 fg., und die Anwendung der in der Elision getrübten Cäsur, vgl. oben S. 198. Demnach wird man einen wenn auch vereinzelten Vers halten, wie den zwischen lauter richtigen Anapästen stehenden

Aul. 715 Nequeo cum animo certum investigarc : öbsecro vos ego mi auxilium

mit der analogen Erscheinung, die wir soeben bei Iamben und

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Metrik. I. Cäauren und Schlüsse.

Trochäen behandelt haben, wie velätis mauibus örant igno\scdmus peccatüm suom; darnach wird man auch

Trin. 835 Ita iam quasi canes haud secus ärcumlstabdnt naveni turbines venti

nicht nöthig haben eine tprjäig in circum und stabant oder gar Umstellung navem circümstabant anzunehmen. Fraglich bleibt, ob noch andre Stellen in Betracht zu ziehen sind, wo andre Messung möglich oder Abhilfe leicht ist, überhaupt auch kein langes Wort in die Cäsurstelle käme, wie Cas. 165. Bacch. 651. Cist. 532 (illuc | hinc). Truc. 559 nicht fehlerfrei überliefert und wohl mit Tilgung des zweiten quidera so zu schreiben: Quandö quidem ipsiis1) perditum sese it, secreto hercle illam aditftabo. Ferner ist Pseud. 178 bereits von Goetz nach Spuren in A mit gewöhnlicher Cäsur hergestellt und ibid. 1111 Cum his mihi nec locus nec sermo umquam | conveuit ueque is nobilis süi durch Umstellung von umquam verbessert.

Endlich haben wir auch in den Bacchien und Kretikem die gleiche Praxis anzuerkennen in Bezug auf die Cäsarbildung wie bei den Iamben und Trochäen.

In den bacchiischen Tetrametern giebt es, wie bereits oben S. 198 erwähnt, zwei Einschnitte, den gewöhnlichen nach dem ersten Dimeter und eine Cäsur nach der ersten Hebuug des zweiten Bacchius, die zu der trochäischen Hauptcäsur in einem ähnlichen rhythmischen Verhältnisse steht, wie die iambische in trochäischen Langversen. Diese letztere ist auch da immer an- zusetzen, wo die zweite Hebung des zweiten Bacchius aufgelöst ist, wie in folgenden Versen:

Pers. 815 Restnn tibi | cape crassam äc te suspende.

Poen. 230 Postremo modus | mullebris nullust: nüuiquara.

Andr. 484 Quod iiissi ei däri | btbere et quäntum imperävi. Vgl. Amph. 750. Pseud. 1129. Bacch. 1126. Cist. 514. Meu. 755. Cas. 173 istüc, wie Bacch. 419 u. a. s. oben S. 48. Die An- setzung dieser Cäsur bei solcher Auflösung ist auch immer an- gänglich, weil der erste Theil, der den Umfang eines katalekti- schen bacchiischen Dimeters hat, den schliessenden Iambus im- mer rein hat. Die Cäsur ist wie metrisch stets richtig gebildet,

1) Vgl. Bacch. 1160 Sed quid istuc est? etel iam ego IpHÜa quid eit prope ßcire puto me.

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2. Vernachlässigung der Hauptcäsnrcn.

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so auch rhythmisch wohl begründet. Denn sie zerlegt den Te- trameter wie die Hauptcäsur iu zwei Diineter, nur nicht in zwei gleiche, sondern in einen katalektischen bacchiiscben uud einen hyperkatalektischen kretischen; also ganz wie eine iambische Cäsur den trochäischen Octonar theilt. Belege sind: Amph. 554. 567. 640 (im Hexameter). 642. 643. 650. Bacch. 1130. Capt. 786 (latent). 780. 922. 924. Cas. 145. 153 (latent). 626. 627. 632 (la- tent). 639. 642. 643. 645. 646. 649. 658. 659. 664. 670. 672. 675. 783. 797. 802 (latent). 804. 805. 806. Gist. 4 (durch Umstellung). 22. 29. 34. Men. 571. 754. 759. 765. 767. 768. 967. 970. Merc. 336. 343. 345-348. 354. 360 (latent). Most. 86. 95. 97. 126. 783. 786. 796 (ven<um> dedisse). Pers. 814. Poeu. 234. 235. 238. 244 (katalektische Tetrameter). 249. Pseud. 245. 250. 254. 258. 1128. 1281. 1282. Uud. 194. 204. 281. 286. Trin. 225. Truc. 713. Zweifelhaft Pers. 804. Truc. 715.

Wie dies Verzeichniss lehrt, ist die Annahme dieser Cäsur eine wohl berechtigte. Durch sie aber wird die Zahl der cäsur- losen bacchiiscben Tetrameter so stark vermindert, dass kaum ein Dutzend solcher Verse ohne jede Hauptcäsur übrig bleibt. Eine nähere Betrachtung dieser Verse aber hat zum Ergebniss, dass auch die bacchiischen Tetrameter nur da cäsurlos sind, wo es auch andre Tetrameter sein können, nämlich wenn besonders schwerfällige und lange Wörter in der Mitte des Verses zu stehen kommen. Das beweisen sämmtliche cäsurlose Tetrameter dieser Khythmeugattung, die wir anführen:

Cas. 641 Insänit. :: Scclvstis\sumum me esse credo, mit fünf- silbigeni W'orte.

Most. 99 Auseultale argumenta dum dico ad haue rem, mit zwei viersilbigen Wörtern, ebenso

Most. 121 Et fundamentum substrw'mt liberdrum.

791 Sinuil flare sdrbcrcquc haud factu fäcilest.

Poen. 236 Vix aegreque amdtorculds invenimua.

241 Quani si salsa müriatiea esse autumdulur.

Pseud. 1126 lamne llluni eomessurus es? :: Dum recens est.

1334 Verum sultis ddplaudere ätque adprohdre haue nach O. Seyttert.

Truc. 462 Nisi ästu (dockte ddcurateque exscqudn:

Dazu noch zwei Stellen, wo man latente iambische Neben- cusur ebenfalls annehmen kann:

Cas. 668 Nemo audet prope | decedere, : : Exoret. : : Örat und

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Metrik. I. Cäsuren und Schlüsse

Rud. 280 Manüs mihi date | vxsurgite a genibus ämbae.

Dagegen ist Most. 330 Iacentis tollet pöstea | nos ämbos aHquis kein bacchiischer Vers7 wenn man ihn auch durch Aen- derung dazu hat machen wollen, wie wir unten Rhythmik II, 4 im Anfang sehen werden.

Vereinzelt steht, da zwei dreisilbige in den bacchiischen Rhythmus sich fügende Wörter nicht das Fehlen der Hauptcäsur entschuldigen können, nur

Bacch. 1138 Grassentur? quin aetate credo esse nnitas, wo jedoch kaum eine Umstellung wie quin miitas aetute esse credo vorzunehmen ist. Der Vers bildet den Abschluss eines längern bacchiischen Tetrametersystems mit vorletztem katalekti- schen Dimeter. Hier mochte die engere Bindung des Schluss- tetrameters denselben rhythmischen Zweck haben, wie der gleiche Vorgang im Paroemiacus, der auch gern als Schlussvers eines längeren Systems ohne jede Hauptcäsur bereits von den griechi- schen Tragikern gebaut wurde. Vgl. unten Rhythmik II, 2.

Die Amph. 633 fgg. als Hexameter überlieferten und sicher auch aufzufassenden Verse geben überall regelrecht gebaute di- metrische Cäsuren.

Was schliesslich die kretischen Verse anlangt, so liegt die Sache darum nicht so klar, weil es zweifelhaft erscheint, ob über- haupt ausser der die beiden Dimeter regelrecht trennenden Haupt- cäsur für den kretischen Tetrameter noch eine andre nach der ersten Hebung des dritten Fusses in Betracht kommt. Diese würde den Tetrameter zwar ähnlich, wie die Nebencäsur der bacchiischen Langzeilen, in einen hyperkatalek tischen kretischen und katalektischen bacchiischen Dimeter scheiden. Allein sie würde immerhin, was sonst keine der rhythmischen Nebencäsuren thut, weder in den jambischen oder trochäischen noch in den anapästischen oder auch in bacchiischen Tetrametern, die den Hauptton eines ganzen Fusses tragende Silbe diesem entziehen und dadurch die rhythmischen Verhältnisse dahin verschieben, dass man einen Trimeter gegen einen Monometer mit Auftakt empfände. Sodann lnüsste natürlich der um seine Uaupthebung gebrachte zweite Theil kretisch fortgelesen werden. Wollte man ihn wirklich als katalektischen bacchiischen Dimeter betonen ^ r _ v ± statt ^ - ^ -, so würde eine vollständige Verschiebung nicht bloss der Versicten, sondern auch der Wortbetonung ein-

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2. Vernachlässigung der Hauptcasaren.

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treten müssen, also etwa Rud. 250 Li'tus hoc persequamür. :: Sequdr quo lubet statt Sequor qud lubet. Nun könnte man zwar einwenden, dass das bei der entsprechenden iambischen Nebencäsur der bacchiischen Verse nicht anders sei. Allein es ist in Wirklichkeit nicht völlig dasselbe. Zunächst raubt diese Nebencäsur dem ersten bacchiischen Dimeter keine so wesent- liche Silbe, wie das die angenommene Kretikercäsur mit dem zweiten Theile thut, wie bereits angedeutet wurde. Denn der zweite bacchiische Versfuss eines Dimeters wurde, wie wir unten II, 3 darlegen wollen, metrisch einer katalektiachen trochäischen Dipodie gleichgestellt. Den Charakter einer Hebung hat die letzte Silbe des ersten wie des zweiten Dimeters einer bacchiischen Reihe metrisch nqr dann bewahrt, wenn sie mit dem folgenden Fusse gebunden wird, wodurch sie ja oft wieder auflösbar wird; und das geschieht ja erst bei dieser Nebencäsur, wie wir soeben sahen S. 218. Ferner müssen zwar die Versicten auch bei den Bacchien, wollte man den zweiten Theil eines Tetrameters bei iambischer Nebencäsur wirklich kretisch lesen, ebenso verschoben werden, wie bei der fraglichen Cäsur diejenigen des Restes des zweiten Theiles eines kretischen Langverses, aber die Wort- betonung bleibt in der iambischen Nebencäsur der Bacchien auch im zweiten Dimeter ganz dieselbe. Da die Bacchien lange nicht so streng in Bezug auf Senkungen gebaut sind, wird man stets einen kretischen Vers an einen bacchiischen Anfang in der be- schriebenen Weise ohne jede Störung anreihen können. Wollte man aber das Gleiche umgekehrt machen, an einen kretischen Eingang bacchiische Verse reihen und doch kretisch weiter scan- diren, so würden die ärgsten Missklänge möglich sein. Doch es ist zuzugeben, dass besonders das zuletzt angeführte Moment kein durchschlagendes Bedenken erregt. Desshalb wollen wir die Thatsachen reden lassen, indem wir hier die kretischen Tetra- meter aufführen, die nicht durch die gewöhnliche Hauptcäsur regelrecht in zwei kretische Dimeter halbirt werden.

Rud. 250 Latus hoc persequamür. : : Sequor quo* lubet. 252 Hoc quod est, id necessäriumst perpeti.

Pseud. 92(j Ptflchre ego hanc cxplicaülm tibi r6m dabo.

1303 Miissici raontis uberrumos quattuor. 1300 hat A andre Wortstellung als die Palatini.

Andr. 631 Post ubist tempus promtesa iam perfici. codd. ubi tempust, CP und Donat ubi tempus ohne est

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Metrik. I. C&suren und Schlüsse.

Andr. 632 Tum coactf necessärio se äperiunt.

634 fbi tum eorum tmpudenUssuma orätiost.

Epid. 174 Quam tu uxorem txtulisti pudore exsequi.

Bacch. 28 Mel meum, suävitudö, cibus, gaüchum.

Epid. 175 Quoius quotiens septdcrüm vides sacrtificas.

323 Scire cupio. :: Per illum tibi copiam, unsicher überliefert.

Amph. 228 Cönsonat terra, clamorem utrimque efferunt. 231 ist kein bacchiischer Vers, vgl. Rhythmik II, 2.

Gas. 176 Corde accepi querelds tuas; öbsecro ist nach der Ueber- lieferung ein Pentameter:

Nam pol haud sätis meö | cörde accepi quereläs tuas mit regel- rechter Cäsur nach dem zweiten Creticus.

Most. 729 Müsice hercle agitis aetdtetn ita ut vös decet 140 unsicher-

Diese Liste entscheidet gegen diese Nebencäsur. Denn es lässt sich, genau genommen, nur die eine Stelle Epid. 323 an- führen. Sechs andere Stellen, die man für sie noch anführen könnte, lassen sich anders erklären, nämlich so wie die übrigen Tetrameter ohne Hauptcäsur. Bei den fünf- und sechssilbigen Wörtern, necessarium, necessärio, impudentissuma ist es ja ganz klar, dass die Hauptcäsur gänzlich vernachlässigt ist, um die langen Wörter unterzubringen, wie bei jedem andern Tetrameter. Aber auch bei den viersilbigen extulisti, persequamur, explicatam haben wir dasselbe nach Analogie der iambischen und trocbäi- schen Langverse anzunehmen, man vergleiche sie nur mit dili- gentein, commeatum, respondere u. ä. oben S. 209. Aber selbst solche dreisilbige Wörter, wie aetatem, clamorem, sepulcrum und selbst proinissa, wo mindestens zwei Längen nebeneinander- treten, machten in dem kretischen Rhythmus, der bis auf die AnfangsfUsse der beiden dimetrischen Verstheile die Senkung rein von jeder Länge hielt, bereits erhebliche Schwierigkeit. Zu Gunsten der angeblichen Nebencäsur aber wird man sie kaum verwerthen können, da von den vier Stellen eine dieselbe gar nicht und zwei nur mit Elision zulassen. Vereinzelte trochäischc Septenare, wo bei dreisilbigem in die Mitte fallenden, schwerem Worte die Hauptcäsur unterblieb, fanden sich ja auch in uusern Verzeichnissen S. 210.

Jedenfalls hat sich, mag man immerhin wegen dieser Neben- cäsur noch einige Stellen anders erklären, auch für die kretischen Tetrameter bestätigt, was für alle übrigen Versarten als Regel

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3. Troch&ische Schlüsse.

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nachgewiesen ist, dass bei längeren Wortern jede Hauptcäsur fehlen kann.

Dies beobachten wir sogar auch in solchen Versen, die eine Verbindung eines kretischen Dimeters mit einer trochäischen Reihe enthalten, wie

Pseud. 1309 Quae tibi dixi, ut cffeda reddidi.

Most. 134 In fabrorum potestdte dum fui, kretischer Dimeter mit trochäischer Tripodie, eine sehr häufige Verbindung, vgl. Rhyth- mik II, 3. Ebenso bei kretischem Dimeter mit trochäischem Di- meter:

Aniph. 223 Deinde utrique imperatöres in medium exeunt. Auch hier ist die Hauptcäsur, welche die beiden selbstständigen, sogar verschiedenen Rhythmusarten angehörenden xmka zu trennen hatte, unterblieben offenbar unter dem Drucke eines fünfsilbigen Wortes, besonders im Verein mit einer Anzahl dreisilbiger Wör- ter. Darin können wir aber nicht mehr etwas Auffallendes finden, da wir gerade schon bei diesen beiden Verscombinationen S. 198 die ähnlich verbindende Erscheinung der in der Elision getrübten Cäsur beobachteten, wie

Amph. 233 Caelum fremitü* virom ex spiritu atque anhelitu; ja sogar häufig ganz richtige Elision in der Commissur, wie

Pseud. 1314 At negabäs daturum esse te mihi u. ä.

So sehen wir, wie eine im griechischen Vorbilde nur bei iambischen Trimetern und Tetrametern, sowie bei trochäischen Tetrameteru geltende metrische Erscheinung, von den lateinischen Dichtern in verständiger Consequenz durch alle Rhythmengattungen durchgeführt wird und schliesslich sogar auch bei Versen zur An- wendung gelangt, die selbst erst aus verschiedenen Rhythmen nach einem bestimmten, unten Rhythmik II, 3 zu besprechenden Principe gebildet sind, eine glänzende Illustration für die von uns behauptete einheitliche metrische Technik, die wir auch in den andern metrischen Erscheinungen wirksam finden werden, zu- nächst bei den trochäischen Schlüssen.

3. Trochäisohe Schlüsse.

Nachdem wir die Frage erledigt haben, nach welchen rhyth- mischen Gesetzen die Cäsuren eingehalten und unter welchen Be- dingungen sie ausnahmsweise vernachlässigt werden, gehen wir daran, die Bildung der Cäsuren- und Zeilenschlüsse, die ja im

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Metrik. I. Cäsaren und Schlüsse.

Wesentlichen die gleichen sind, nach ihren Hauptzügen zu be- trachten.

Strenge römische Weise war, einen rhythmisch berechtigten Einschnitt, der ein (idiQov in seine zwei xwXa, also ein xbxqol- [istqov in seine zwei öCptxQa zerlegte, ausnahmslos einzuhalten. Wenn dies die römischen Dramatiker nicht thaten, so war ihnen, wie wir in den zwei vorhergehenden Abschnitten darlegten, die griechische Praxis massgebend. Denn nur unter denselben Be- dingungen, wie die griechischen Dramatiker, erlaubten sie sich, diese wichtigen Haupteinschnitte zu verletzen. Was jedoch den Bau der Schlüsse der Verse oder Yersglieder anlangt, so befolgten sie einfach die heimische Praxis und zwar bei den trochäischen Ausgängen sicher in jeder Weise. Für iambische Schlüsse giebt uns zwar das vorhandene Material nicht überall festen Anhalt zur Beurtheilung; allein da auch diese vom griechischen Vorbilde ganz abweichen, wird man vermuthen können, dass die römische Art auch hier allenthalben gewahrt wurde. Es mögen auch in der altrömischen Poesie einzelne Gepflogenheiten, wie die Rein- haltung der vorletzten Senkung in Schlüssen wie äpud vös, süas res u. ä. trotz ihrer Eigenartigkeit bereits griechischen Einfluss verratheu; allein da hier eine alt eingebürgerte Art vorliegt, deren Aufkommen sich jeder historischen Betrachtung entzieht, müssen wir uns begnügen, die dramatische Praxis aus der heimi- schen zu erklären, ebenso wie bei dem auch bereits in der saturnischen Poesie in derselben Ausdehnung wie im Drama vor- liegenden sog. Dipodiengesetz, das, wohl gleichfalls eine Conces- sion an die im griechischen Metrum ziemlich streng durchgeführte dipodische Messung, in Rom so früh eingebürgert war, dass die Begründer der dramatischen Kunstform der Römer mit ihm als einer bereits längst festgewordenen Praxis zu rechnen hatten. Alle weiteren Aufstellungen über die Zeit der Entstehung dieser Gesetze sind Hypothesen. In der ältesten römischen Poesie treten sie uns fertig und eigenartig entgegen. Eine wirkliche weitre Entwicklung könnte man nur bei den iambischen Schlüssen an- nehmen, die darin bestände, dass man sich der griechischen Praxis näherte durch Einführung eines iambischen Wortes am Ende des Verses, wofür die alte Poesie kein sichres Beispiel aufzuweisen hat. Allein, wie gesagt, kann hier auch eine Lücke unserer in diesem Punkte gerade äusserst dürftigen Ueberlieferung vorliegen. Behandeln wir darum erst die trochäischen Schlüsse.

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3. Trocbüische Schlüsse.

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Das griechische Vorbild kennt diese fast nur ohne Auflösung der Hebung. Nur im Melos ist der trochäische Schluss bisweilen mit aufgelöster Hebung gebildet, aber nur in akatalektischen Versen, wie in den trochäischen Dimetersystemen u. ä. Alle ka- talektischen trochäischen Ausgänge aber gestatten nirgends im griechischen Drama eine Auflösung. Im Dialog zeigt nur der iam- bische Tetrameter trochäischen Versschluss, immer in Katalexe, die trochäischen Tetrameter wenigstens den gleichen Cäsurschluss akatalektisch. Beide sind im Griechischen streng gebaut. Auf- lösung der Hebung findet sich in den Zeilenschlüssen, die kata- lektisch sind, gar nicht, in den Cäsurschlüssen und dem diesen gleichstehenden Endfusse des Dimeters innerhalb eines Systems nur ganz selten, ja fast nur in den Systemen, wie Arist. equ. 284. 300, wobei man beobachtet, dass in diesem Systeme am Dimeter8chlusse nicht einmal immer Wortende stattfindet, wie an der gedachten Stelle gleich im folgenden Verse 301, eine Er- scheinung, die schon darum für die Zeilenschlüsse des römischen Dramas nicht in Betracht kommen kann, da dies in derartigen Systemen Wortende am Schlüsse jedes Dimeters erfordert.

Die Zeilenschlüsse der römischen Comödie und ihnen ent- sprechend auch die Cäsurschlüsse sind vielmehr ganz dieselben wie in den Saturniern. Zunächst ist in Bezug auf die vor dem schliessenden Trochäus stehende Senkung ein ächt römisches Verfahren anzuerkennen. Diese ist im griechischen Drama immer rein, in den Cäsurschlüssen schon nach dem Dipodiengesetze, aber ebenso streng rein gehalten in den Zeilenschlüssen, wo es sich um die anlautende Senkung der Dipodie handelt, die an sich irra- tionale Behandlung verträgt. Und zwar hält die griechische Co- mödie diese Senkung noch reiner als die inneren der Dipodien, insofern selbst die leichten Doppelkürzen nur ganz ausnahms- weise bei Eigennamen geduldet sind, wie Arist. Thesin. 547 JItj- vilönr\v ös, was um so mehr als eine ganz singulare Licenz zu gelten hat, weil sich Aehnliches sogar in iambischeu Cäsur- schlüssen findet, Ar. Thesm. 550 IlrjveloTCriv |. Ran. 912 rj JSrt6- ßtjv \. Ibid. 932 innaXexrQvovä | £qrx5v in einem langen, einem Eigennamen gleich behandelten Worte, wenn man nicht vorzieht in allen diesen Tetrametern Vernachlässigung der Cäsur anzu- nehmen. Vgl. Rossbach-Westphal IF, S. 49G.

In der Bildung dieser Senkung weicht die Saturniertechnik vom griechischen Drama ganz in derselben Weise ab, wie das

Klotz, UruudnOgu nllrdmisclHr Mutrik. IT»

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Metrik. I. Cäsuren und Schlüsse.

romische Drama. Natürlich finden sich auch die strengen Schlüsse, wie Liv. Odyss. 16 l) Gräeciäm redire. 19 prae pävöre frlxit. Naev. bell. Poen. 1 filläe söröres. 44 mävölünt Ibidem. 68 fe- cSrät quletem. Aber daneben kommen noch ganz andre Schlüsse vor. Wir betrachten zunächst nur die dem schliessenden Trochäus vorausgehende Senkung weiter. Diese behandelt die saturnische Dichtung ganz wie jede andere inlautende Senkung, d. h. sie kann sie sowohl durch eine Länge als auch durch zwei Kürzen aus- drücken; Letzteres geschieht z. B. Corp. inscr. lat. I, 30, 2 förtis vir säplensque" «*» Lucian Müller, Carm. sat. rel. inscr. 4, 2, ebenda 7 inäxümäs legiönes. 8 regibüs sübigündis; Corp. inscr. lat. I, 1006 dörmiäs stnß qüra, ferner Liv. Od. 38 <töppßr> insüfrmüntur. Naev. bell. Poen. 53 content iSgiönes, 45 äd süös populäres (oder po- plares?); ebenso in Cäsurschlüssen, wie Corp. inscr. lat. I, 33, 4 u. 5 longa llcüiset. facteis süperäses. Inscr. ed. Müller 8 magno dirimündo. Natürlich müssen die beiden Kürzen sog. leichte oder flüchtige sein, wie in jeder Senkung der Iamben und Trochäen, d. h. sie dürfen nicht durch Wortende von einander oder von der zunächst folgenden Hebung getrennt sein.

Beispiele für die Länge in dieser Senkung sind Corp. inscr. lat. 1, 32, 3 fillös Bärbäti. Ibid. I, 33, 5 glöriäm mäiörum. I, 30, 6 öpsldesque äbdöucit. Liv. Od. 1 insece vörsütum. 24 meäm do- inüm vemsse. Naev. bell. Poen. 63 quömodö Titäni. 56 öbsldes üt reddant. 58 hösttüm pro möene. Epigramma Naevii 1 si föret las flere. 2 träditüs thesaüro. Corp. inscr. lat. I, 1175, 2 u. 5 pä- rens timens höc vövit. sömöl te öriit se vöti.

In allen diesen Beispielen wird die irrationale Länge dadurch gemildert, dass entweder zwischen Senkung und Hebung kein Wortende eintritt und die Senkung durch unbetonte, die Hebung durch betonte Länge gebildet ist, wie mäiörum, vörsutum oder, wo Hebung und Senkung durch Wortende getrennt sind, nur ein einsilbiges Wort die Senkung füllt, wie ut, fas. Die vorher- gehende Senkung ist eine reine Kürze, was jedoch einen Grund hat, der nicht mit der Bildung des Schlusses zusammenhängt, wie wir später sehen werden. Selbst solche Schlüsse, wie der einer nicht ganz alten saturnischen Inschrift Corp. inscr. lat I, 1006, 2 angehörende restttistei | seedes scheinen ursprünglich,

1) Citate nach Lucian Müller, carm. saturn. reliquiae. Der satnr- niache Vers, S. 121—160.

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3. Trocbilische Schlüsse.

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wenn auch nicht ganz gemieden, so doch selten gewesen zu sein. Jedenfalls ist Christ's Umstellung im letzten Verse des Naeviani- schen Epigramms höchst bedenklich, da sich ein ähnlicher Schluss aus guter alter Saturnierpoesie nicht nachweisen lässt, während der hier überlieferte saturnische Vers in seiner Wortfolge einen richtigen Schluss giebt, dabei aber allerdings kein sechsfüssiger Alexandriner sein kann: obliti sunt Romae löquier linguä lätma. Eine betonte Länge wird jedenfalls in der dem schliessenden Trochäus vorausgehenden Senkung ferner dann vermieden, wenn die folgende Hebung durch eine unbetonte Silbe gebildet wird. Gestattet ist z. B. Naev. bell. Poen. 69 rümltänt inter se. Liv. Od. 31 nexebant multa inter se, weil der Wortton hier auf der Hebung liegt, inter se etwa wie interne betont wird; dagegen unerhört sind Schlüsse wie inagnis dis, miiitas res u. ä. Viel- mehr muss bei einsilbigem Schlussworte diese Senkung kurz ge- halten werden, wie es regelmässig geschieht z. B. Corp. inscr. lat. I, 30, 4 quei fuit äpüd vos. Naev. bell. Poen. 23 süstülit süas res u. ä.

Es bedarf kaum eines eingehenden Nachweises, dass in allen diesen Fällen die Praxis des römischen Dramas mit der saturni- schen Poesie übereinstimmt. Nur die Schlüsse wie restitistl | sedes sind im Drama wie scheint geläufiger, aber doch nicht sehr häufig. Die dritte Scene des dritten Actes des Plautinischen Miles glo- riosus 874—946 giebt 19 Schlüsse auf trochäische oder anapä- stische Wörter, aber stets geht eine Kürze voraus: 876 percipiatls plane. 882 egone frustra. 885 saepS vidi. 892 facietis ambae. 904 peccetts paveo. 908 adsimulare. :: Fiet. 911 futurä dicis. 913 verä dicis (nicht etwa verum dicis). 914 commemiuere? : : Meliust. 921 paratä navis. 922 rogarß mirumst. 929. 934 aliä ciSra. 940 mulier öperaiu; zweifelhaft ist 899 oruatus incedit, jedenfalls irgendwie corrupt. 912 detulerlt äd me (F ad me de- tülerit). 920 quod opus qui det. 924 num-quam vidit, auch sonst gilt numquam und ähnliche metrisch als zwei Wörter, vgl. nec umquam u. ä. 937 habeat hodie. Also es findet sich in dieser umfangreichen Scene kein einziger Schluss wie restitistl sedes. Doch in der andern iambischen Septeuarscene desselben Stückes 1216 1283 kommen mehrere dieser Schlüsse vor, wie 1218 peiores fieri. 1223 amnri videör. : : Dignus. 1235 specietn spernat. In allen andern Punkten baut das römische Drama diese Senkung ganz wie die Saturniertechnik, so besonders in der Gestattung

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Metrik. I. Ciiauren und Schlüsse.

der zwei flüchtigen Kürzen statt einer: z. B. Mil. 1276 est mßtü- endus. 879 pölltcitäri. 1283 hanc. ::Itä credo und viele andre Stellen in allen Versmassen mit trochäischem Ausgange. Das Gleiche gilt von der vorsichtigen Behandlung dieser Senkung bei einsilbigem Schlussworte, wie Mil. 1227 ita Venus volt. 1234 viderit me. 1238 pulchrior sis. 1253 niutüom fit. 1261 miMem pol, und viele andre Stellen, wie Amph. 583 miser sis. Cist. 561 impKcat sc Es scheint sich hier jedoch der trochaische Cäsur- schluss vom trochäisch-katalektischen Zeilenschi uss in etwas zu unterscheiden. Denn während im Cäsurschluss Fälle wie Trin. 351 habeäs St tllüc, quöd. Stich. 702 lubet Stlam nunc. Merc. 728 sunt etiam vis. Amph. 481 dßcumö post. Aul. 55 Abscide gtlam nunc.

540 nitidior sis. 614 atque gfiani nunc. Cure. 264 inter se. 628

servä me. Epid. 249 retrudSret homlnüm me. 666 lüdibrtö nos. Bacch. 149 videö nimiö iam. 419 illum me. Capt. 110 advÖrte untmüm sis. 262 nön Igltür nös. 292 sübrüptat. proinde | aliis.

308 non verear ne. 420 intör se. Poen. 397 propter te. 858 sälvos sis oder sälüos sis, vgl. 331. 1131 sSd ubi sunt (oder sed übt sunt). Rud. 467 ßtfamne hänc. 606 ariimö iära. 1060 inter vos; vgl. 1034. Asin. 230 ätto sit. 395 non rediit. :: Nön, vgl. Eun. 1007 u. v. a.1) vorkommen, begegnet etwas dem Aehnliches nicht im Zeilenschlusse. Denn Ad. 712 ist meis nüptiis egoniet sim nur Conjectur von Dziatzko statt egomet siem, das ganz richtig ist. Es werden fünf iambische Septenare durch einen Octonar wirksam abgeschlossen. Und der Ausgang Amph. 582 Amphi- trüo sum beruht nur auf Ausfüllung einer vermutheten Lücke durch A. Spengel. Sollte sich jedoch wirklich einmal ein solcher Vers- ausgang finden, so wird er -wohl kaum principiell zu verwerfen sein, da die entsprechenden Cäsurschlüsse ihn öfters bieten. In den Saturniern und dem römischen Drama jedoch, soweit wir diese kennen, findet er sich nicht, was recht gut eine Nachahmung der strengen griechischen Praxis sein kann, die in dieser Senkung

1) Auch ist für den Bau trochiiischer CäBnren ein Unterschied, ob sie in solche Stellen fallen, wo nach dem za besprechenden Gesetz für innere Senkung der Dipodien der auf der letzten Silbe betonte Spondeus zulässig ist; worüber unten 11, 5. In Bacchien begegnet auch einmal ein Cäsur- schlusH der Art: Most. 101 cxtemplo sunt, wie im Senar bei Uephtheinirneres- Cäsur. Vereinzelt auch bei der Penthemimeres Per«. 617 qnäntüm tu, v?l. 625.

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3. Trochäische Schlüsse.

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die Doppelkürze verwirft. Denn die oben vereinzelte Stelle bei Aristophanes, dergleichen sicher nicht in der neuen Comödie vor- kommen, Thesin. 547 TIriviXbnr]v da kann ebenso wenig ins Ge- wicht fallen, als die bereits in der alten attischen Comödie ganz seltnen Fälle wie devgö itttkiv, litfaxbitbq rjxco u. ä. unten zu be- sprechende Stellen für den Bau der Senkungen.

Ueberhaupt gehen hier die Erscheinungen im römischen Drama und der saturnischen Poesie so parallel, dass wir eine be- reits fest gewordene heimische Praxis anerkennen müssen, die Livius und Naevius lediglich übernommen haben, eine Praxis, die zwar wie natürlich unter dem Einfluss der griechischen Poesie, aber doch vielfach selbstständig sich entwickelt hat.

Noch selbstständigere Entwickelung zeigt die Behand- lung der Hebung der trochäischen Schlüsse. Im griechischen iambischen Tetrameter durfte diese nicht aufgelöst werden. Im entsprechenden iambischen Septenar lösen die römischen Drama- tiker sie sehr häufig auf. Dafür war gleichfalls die Technik der Saturnier vorbildlich. Denn der Saturnier bietet diese Auflösung in fast allen möglicheu Wortfüssen z. B.:

Corp. inscr. lat. I, 33, 3 glörfa ätque Ingenium, ibid. 6 quäre lübens In gremlum, ibid. 2 omnia brevla. Corp. inscr. lat. I, 1006, 3 bßnS rem gßräs et väleas, ferner Corp. iuscr. lat. I, 32, 6 aede mereto d. i. aedem merlto. Ibid. 2 fuise vlro d. i. fuisse vlruin. Liv. Od. 14 quändo dies ädvenlet Naev. bell. Poen. 49 auspl- cat aüsplclum u. ä. theils im Zeilenschlusse, theils am Ende des ersten Hemistichs. Auch bei diesen Auflösungen ist die zwei- silbige Senkung im vorletzten Fusse gemieden, was natürlich ist. Dass in dieser Senkung nie eine Kürze erscheint, wie überhaupt auch bei unaufgelöster Hebung, kann Zufall sein; man wählte wohl unwillkürlich hier lieber eine Länge, weil die vorhergehende Senkung ausnahmslos durch eine kurze Silbe wiedergegeben wurde, wovon unten II, 5 zu handeln ist. Auch giebt es kein Beispiel für eine Verbindung wie recte memoras, was offenbar damit zu- sammenhängt, dass man auch Schlüsse wie restitisti | sedes nur erst in denjenigen Saturniern findet, die unter dem Einfluss der dramatischen Verstechnik stehen können.

Auffällig ist dagegen der Versschluss fuisse vlrum. Dass dieser in der alten Saturnierposie nicht vereinzelt dastand, ergiebt sich daraus, dass uns Cicero, der an zwei Stellen, (Jat. mai. 17, 61 und tin. II, 35, 116, wenn auch in modernisirter Form das

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Metrik. I. Ctlsureu und Schlüsse.

Elogium auf A. Atilius Calatinus citirt, offenbar als Ausgang des zweiten Saturniers ebenfalls fuisse vlrum verbürgt. Wir werden nachweisen, dass solche Bildungen der Hebung wie Bacch. 103 meüs ille quldemst. Aul. 732 Quo! tänta mäla u. s. w. im Innern der dramatischen Verse sehr häufig und ganz legal sind, und begnügen uns hier ihr Vorkommen auch im Zeilen- und Cäsurschlusse zu belegen, wodurch die Uebereinstimmung zwi- schen saturnischer und dramatischer Technik in diesem Punkte evident wird. Solche Stellen sind:

Bacch. 105 Ciipio. :: Dabitur öpera aqua calet: eämus hinc intro üt laves. Vgl. Aul. 261.

Stich. 741 Sl amäbilltäs ttbt nösträ pläcet. Bacch. 83 Übi tu lepide voles esse tibi.

Ad. 523 Et lllud rus uulla alia causa tarn male odi, n!sl qula propest,

im Zeilenschlusse; allerdings in einer weit ausgesponnenen con- tinuatio numeri; im Cäsurschlusse :

Ad. 348 Postre'mo quaudo ego cönsclä mihi sum | 6, me culpam esse hänc procul u. ä.

Auch Asin. 430 ist wohl zu schliessen in aedlbus habet, wofür die Handschriften unraetrisch habitat haben, Hec. 620 ist der Schluss fabülä sünius || Paniphlle senex atque änus nur Veruiu- thung Faber's und Guyet's.

Das Charakteristische dieses Zeilenschlusses scheint eben gewesen zu sein, dass er auf eine Weiterführung hindeutet, woraus es sich erklärt, dass er in den alten Elogien, die meist aus drei Distichen bestanden, immer nur das erste Distichon be- endete. — Dass auch sonst die dramatische Poesie sich derselben Schlussformen bedient, wie die saturnische, bedarf keines Nach- weises. Nur wurde bereits erwähnt, dass hier auch die im feier- lichen Elogienstil der Saturnier nicht vertretenen laxeren Schluss- formen vorkommen, die zwischen der Länge der Senkung und dem letzten Anapäst oder Trochäus Wortschluss zulassen, wie Mil. 1218 peiöres | üen. 1273 istuc | factunt. Asin. 407 inagui facere u. v. a., wie auch, was jedoch anders zu erklären war, die- selbe Form mit schliessender Kürze in der Senkung Mil. 940 mulier operam. 1249 durarg nequeo u. dgl.

Bisher behandelten wir die Schlüsse in jambischen und trochäi- schen Versen. Uebrig bleiben noch die trochäischeu Schlüsse in

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8. Trochäische Schlüsse.

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bacchiisehen und anapästischen Reihen. Am Ende und in der Hauptcäsur der bacchiisehen Verse zeigen sie den gleichen Bau wie in den iambischen katalektischen Versen, denen sie ja auch sonst metrisch ganz gleich stehen. Sie haben nicht immer reine Senkung, sind öfters molossisch, meist aber rein bacchiisch; selten finden sich Schlüsse mit zweisilbiger Senkung, ganz aber fehlen sie nicht, da sie ja auch in den Iamben ganz legal sind; z. B. in den bacchiisehen Tetrametern wie Men. 754 pröperäbo, 80 Poen. 229 Ornantur, läväntur, | terguntur, pöUilntur.

Der schliessende Molossus ist entweder ein drei- oder mehr als dreisilbiges Wort wie Men. 763 ärcersät oder Men. 766 süb- servire oder besteht in seinem letzten Theile aus einem spondei- sehen Worte, wie Most. 100 rem mecum, Merc. 345 incerti certant, oder den entsprechenden Auflösungen, wie Merc. 348 cönslllum. Men. 765 esse altquid u. v. a., alles ganz wie bei dem vorbild- lichen trochäischen Schlüsse. Auch bei einsilbigem Schlusswort gelten dieselben Regeln wie für die übrigen trochäischen Schlüsse, wie Cist. 20 ämo vos, vgl. ibid. 519. Merc. 343 perdldit me. Ibid. 351 mihi me. 352 existümet me. Men. 756 consttus sum 759 advenit fert. 764 sISt rei. Amph. 568 slmül sit. Poen. 215. 227 u. a., oder Cäsurschlüsse wie Poen. 252 ämö te beweisen. Ebenso begegnet Cist. 22 Hunc esse ordlnem | benevole'ntes inter se. Nur Most. 101, vgl. oben S. 228 Anm., ist überliefert Aedes quam extemplö sunt paratae expoh'tae mit sonst unerhörtem Cäsurschluss, doch ist eine Umstellung Quom extemplö sunt aedes wenig wahrscheinlich. Vielleicht fasst man sunt enclitisch.

Endlich im anapästischen Rhythmus kommt der trochäische Ausgang nur in den katalektischen Reihen in Be- tracht. Derselbe hat sich und darin ist eine der wesentlich- sten Wirkungen der einheitlichen Behandlung der verschiedenen Rhythmengattungen zu sehen ganz nach dem in iambischen und trochäischen Versen erläuterten römischen Vorbilde ge- richtet, durchaus nicht nach der strengen griechischen Praxis, die im katalektischen Anapästenschluss keine aufgelöste Hebung und seit Sophokles und Aristophanes bis auf die jüngste Zeit der neuen attischen Comödie herab auch keine zusammengezogene Senkung duldete. Beides gestattet sich Plautus mit vollem Rechte nach den Principien, die wir bisher in Bezug auf Prosodie, Cäsur- hiat, latente Cäsuren und Vernachlässigung der Hauptcnsuren consequent auch in den Anapästen durchgeführt fanden; die Auf-

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Metrik. I. Cäsuren und Schlüsse.

lösung der Hebung also sicher nach der Analogie der in Rom längst üblich gewordenen Auflösung aller trochäischen Schlüsse, auch der katalektischen, die ^usaninienziehung der Senkung in consequenter Befolgung des unten noch weiter zu entwickelnden Princips, nach dem im metrischen Baue der Iamben, Trochäen und Anapästen alles, was in dem einen Versmass gewonnen war, auch dem andern zu Gute kam, soweit es das Wesen der Rhyth- men irgend zuliess. So wurde auch diese Senkung ebenso frei in den Anapästen wie in den Iamben und Trochäeu behandelt. Das ist eine so häufige Erscheinung, dass Beispiele kaum nothig «ind. Die auapästische Septenarscene des Miles 1011 1093 bietet solche Schlüsse gleich in den ersten vier Versen, wie sie im griechischen Drama verpönt waren : ne förmida. iam ad te redeo u. s. w., in grösseren Auflösungen, wie Bacch. 1 102 Viden haue? :: VidSo. :: Haiid mäläst uiülier. Bei einsilbigem Schlüsse jedoch musste in iambisch-trochäischen wie bacchiischen Reihen diese vorletzte Senkung stets rein gehalten, d. h. kurz sein: aino te u. ä. Dem entsprechend durfte auch in den Anapästen bei einsilbigem Schlusswort die vorletzte Senkung nicht zusammengezogen werden, eine Regel, von der es in den Plautinischen Anapästen auch nicht eine Ausnahme giebt, vgl. Bacch. 1160 quid sit prope scire j>wtö me. Pseud. 937 ntfttlb sit, nicht etwa nilo sit Aul. 443 mortaßs üti sis. Und hier tritt das griechische Vorbild, das diese Senkung durchweg rein hielt, d. h. aus zwei Kürzen bestehen Hess, in Wirksamkeit, aber doch nur in einer Beschränkung, wozu die andern trochäischen Schlüsse die feste Norm hergegeben haben.

4. Iambisohe Schlüsse.

Ebenso eigenartig wie die Bildung der trochäischen Schlüsse ist auch die der iambischen. Eine Beobachtung des im Trimeter und Tetrameter der griechischen Tragödie geltenden sog. Por- son'schen Gesetzes, nach dem die einem kretischen Wortschlusse vorhergehende Endsilbe eines mehrsilbigen Wortes eine Kürze sein muss, wird man schon darum nicht erwarten, weil dasselbe ausschliesslich für die Tragödie gilt und nicht liir die Comödie, Uberhaupt aber im spätem Euripideischen Drama schon laxer ge- liamlhubt wird. Es handelt sich hierbei auch gar nicht um ein Versschlussgesetz, sondern auch im ersten Theile der Tetrameter am Ende der ersten trochäischen Dipodie gilt ganz dasselbe, z. B.

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4. Jambische Schlüsse.

Pers. 176 ev tod' fofriy yijg ävaööcc TrjgÖs^ ob dlg tpQaöcu wird ganz nach Hegel die erste Dipodie geschlossen, während eiu ev rdd' avftiSy yijg avaööa u. ä. fehlerhaft wäre, vgl. L. Uavet, cours eleinentaire de uietrique greeque et latine, p. 104. 105. Der feierliche Elogienstil der Römer giebt keine Ausnahme von diesem griechischen Dipodienschlussgesetz. Der bewegliche Charakter der dramatischen Metra bindet sich nicht an diese Fessel, ein Dipodienschluss wie restitisti | sedes war ja, wie wir sahen, hier ganz legal. Denn es ist natürlich überhaupt nicht bloss in der Comödie, wo es auch bei den Griechen nicht wirksam war, sondern auch in der Tragödie Roms dies Gesetz aufgegeben worden. Denn auch die Dipodienschlüsse, wie ld magis verl | siinile esse oder Nämque Apollo | fätis fandis oder mulier meliör | miilierum sind in der römischen Tragödie ebenso untadlig wie in der Comödie. Abgesehen aber von diesem eineu nicht einmal direct mit dem Zeilenschlusse zusammenhängenden Gesetze waren die iambischen Schlüsse in der griechischen Tragödie wie Comödie ganz frei.

Anders im Lateinischen. Die saturnischen Inschriften bieten iam bische Schlüsse nur mit kretisch oder daktylisch endigenden Wör- tern. Corp. iuscr. lat. I, 32, Vers 1. 2. 5 u. 6: plöerüme. optumö. Cörsfcä. tempestatSbüs, das von Cicero 8. oben S. 99 citirte Elo- giuin auf Calatinus in V. 1 u. 2 plurimäe, primäriüm. Corp. inscr. lat. I, 1175, 4 HercÖlei. Die Reste der epischen Saturnier geben uns keine sicheren mit kretischen Worten schliessende Kola. Denn Naev. bell. Poeu. 42 sin illos deserant fortissumos viros, magnum stuprum populo fieri per geutis ist ofifeubar kein ganz wörtliches Citat Denn es lassen sich daraus nur mit erheblichen Test- änderungen gerade des ersten Theiles zwei Saturnier construiren, die natürlich gar keine Beweiskraft haben. Das Gleiche gilt von dem durch Priscian p. 792 citirten Bruchstück aus Appius Claudius: amicum cum vides, obliviscere miserias. inimicus sies commeutus uec übens aeque. Bei dieser Geringfügigkeit des Materials ist es misslich eine feste Norm aufzustellen, nichtsdestoweniger er- hellt deutlich die Thatsache, dass kein einziger in Satur- niern überlieferter iambischer Schluss gegen die Regeln verstösst, die die römischen Dramatiker streng ein- hielten, denen ein Vers wie der Horazisehe Suis et ipsa Roma viribds ruit in seinem Ausgange eine unerträgliche Kakophonie bot, für die der alexandrini.sch gebildete Verskünstler kein Ge- fühl hatte. Offenbar entstammen die Regeln, welche die iainbi-

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Metrik. !. Cäsuren und Schlüsse.

sehen Schlüsse im Widerspruch zur griechischen und späteren römischen Technik so streng beschränkten, der altheimischen Poesie der Saturnier und sind in der Eigenart der römischen Sprache begründet.

Schon Ritsehl, Prol. p. 210 fg., hatte in Anschluss an eine ähnliche Beobachtung Richard Bentley's zu Horaz, Sermon. II, 5, 75 festgestellt, dass nie mit drei, recht selten (z. B. dreimal in Trinummus und Bacchides) mit zwei iambischen Wortfüssen ein Vers geschlossen werde. Darüber ist in neuerer Zeit August Luchs, in seinen im Anfang des ersten Bandes der W. Stüde« niund'schen Studien auf dem Gebiete des archaischen Lateins, Berlin 1883. S. 1 75 abgedruckten quaestiones metricae weit hinausgegangen; er erweitert die Beobachtung Bentley's und Ritschl's dahin, dass Überhaupt jeder Schluss auf iambischen Wortfuss, dem ein zweites iambisches oder kretisch schliessendes Wort vorausgeht, gemieden wurde. Die widersprechenden Bei- spiele beseitigt er entweder durch meist1) recht ansprechende Conjecturen oder dadurch, dass er sie in irgend einer Weise weg- disputirt, was ihm weniger gelungen ist. Wenn er z. B. 29 Schlüsse bei Plautus auf mäläm crucem damit rechtfertigen will, dass er meint, mala crux werde als ein Wort empfunden, weil es eine ganz feste, untrennbare Verbindung sei, so widerlegt dies eine Plautusstelle Men. 849 Nf iam ex meis ocuh's abscedat in malam maguani crucem, die ganz heil ist. Ritschl's und Luchs Aenderungsversuche maxumam in malam crucem oder maxumam malam crucem haben keine Wahrscheinlichkeit. Denn wenn Plautus auch sonst immer malam erücem zusammenstellt und miset, so kann er es doch an einzelnen Stellen anders machen. So ist auch an der Messung:

Rud. 1162 Pergite, obsecrö, continuo. :: Placido aut ite in malam crucem.

Phorm. 368 Videäs te atque illum, ut narras. :: Äbi htne in

malam crucem} doch hier nach A I In malam crucem,

kein Anstoss zu nehmen. Ebenso hat Plautus gewöhnlich auch die Wendung volui dicere gebraucht, an 8 Stellen nach Ritschl's Beobachtung opusc. II, S. 438, aber darum mit vollem Rechte doch

1) Doch einzelne Stellen widerstehen jedem AenderungsYersuche, wie Trin 533 quoius ille ager fuit. Merc. 749 s. S. 111 u. a. Cure. 479 euprä lacum ist wohl als ein Wort zu nehmen.

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4. larabische Schlüsse.

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einmal dicere volui gestellt, wo das zur Verbesserung dienende Wort diese Stellung erforderte, nämlich Mil. 27. Desgleichen billigen wir nicht, wie wir im Abschnitt über Hiatus sahen S. 138 in Versen, wie Pseud. 800 die Messung st gras coquos, sondern nur mit richtiger Elision si gras coquos.

Aber anzuerkennen bleibt jedenfalls Luchs' Beobachtung, dass nicht bloss zwei iambische Wortfüsse hinter einander, sondern schon ein solcher anstössig ist, wenn ein kretisches oder kretisch schliessendes Wort vorausgeht. Nur hat er eine Anzahl Stellen verworfen, die an sich keinen Anstoss geben und sich gegen- seitig decken. Dies hängt mit der eigenartigen Begründung zu- sammen, die Aug. Luchs für diese Erscheinung giebt, gegen die wir aber von vornherein etwas misstrauisch werden, weil ihre Consequeuz alle die erwähnten Ausgänge zu verwerfen mit der Ueberlieferung in Widerspruch bringt. Luchs geht von einer Stelle des Grammatikers Diomedes aus p. 507, wonach der ko- mische Senar den Spondeus und Anapäst an erster, dritter und fünfter Stelle haben kann, der tragische Senar dagegen ut gravior iuxta materiae pondus esset, setnper quinto loco spon- deum reeipit; aliter enim esse non potuit tragicus. Demnach sei auch im altrömischen Senar principiell der Spondeus oder Anapäst im fünften Fusse anzusetzen. Wo dieser nicht steht, sei das beson- ders zu erklären; so bei vier- und mehr als viersilbigen Wörtern, ferner sobald der Vers mit einem kretischen Wortfüsse schliesst. Denn davor sei eine Cäsur mit Pause anzusetzen, die die fehlende Zeit ausfülle edidissö | creditur; eine Cäsur, die auch Hiatus be- günstige, vgl. dagegen oben S. 178, wie parvi | aestumo. Plautus und Terenz hätten zwar nicht die Silbenfolge ^ ^ wohl aber ^ u ^ u _ und ^, ^ ^ _, o _ zugelassen, weil hier der Iamb numerorum varietate rhythmique celeritate quasi furtim sese in- sinuat. Allein auf diese Weise lassen sich nicht alle Ausnahmen, deren es, wie wir sehen werden, auch ausser den bereits auge- führten giebt, erklären, ja nicht einmal die zuletzt angeführten. Ueber die Cäsur vor dem letzten Creticus haben wir a. 0. oben gehandelt Diese Cäsur beruht keinesfalls auf besonderu rhyth- misch-metrischen Verhältnissen, ist daher auch nicht Hiatus be- günstigend, sondern es liegt lediglich Wortende mitten in einem Versabschnitte vor, das keine bemerkenswerthe Pause bedingt, sondern nur eine solche, die für den Vers nicht ins Gewicht fallt. Dass die angeführte Grammatikerstelle nicht auf Plautus

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Metrik. 1. Cäsaren und Schlüsse.

und Terenz geht, hat Luchs selbst richtig geseheu. Die Beobach- tung des Grammatikers ist zutreffend, aber nur für die Tragödien des Seneca und ähnliche Dramen der Kaiserzeit.

P. Langen, in dem bereits oben S. 15 citirteu Aufsatze, scheint denselben Staudpunkt zu haben, wenn er den Spondeus im vorletzten Fusse mit der gravitas der Horner erklären will, die zur häufigen Auwendung des Spondeus veranlasst habe. Es lässt sich natürlich nicht leugnen, dass Spondeen den Vers schwerer und gewichtiger machen. Auch zeigen die alten Komiker wohl Sinn für die ethische Wirkung der Verbindung langer Silben, wie das z. B. die feierlich klingende Versicherung Mil. 51 be- weist: Conmünicabo Semper te mensa mea u. ä. Allein dies erklärt nicht den Spondeus gerade an dieser Stelle, sondern den Ge- brauch desselben im Allgemeinen und überhaupt nicht den Ge- brauch der flüchtigen Anapästen, die doch im komischen Trimeter ganz wie bei Aristophanes und in der griechischen Comödio überhaupt eine dem Spondeus entgegengesetzte Wirkung haben, worüber wir später II, 4 sprechen werden. Nichts von romischer gravitas steckt doch z. B. in den Versen der Bacchis:

Bacch. 83 Übi tu lepide völes esse tibi, mea rosa, mihi dicito: 'Dato qui bene sit\ ego ubi bene sit, tibi locum

lepMm dabo.

Besonders auch in den letzten Worten mit dem Anapäst tibi locum lepidüm dabo hört man nur den leichtfertigen Ton der griechischen Hetäre. Ganz im Einklang mit dem Inhalt giebt der Vers das Graziöse, Tänzelnde, Verführerische, aber von Ernst und Würde keine Spur. Dagegen sollte die mala crux in den so häufigen Versschlüssen malani crucem sicher nicht als etwas Leichtes erscheinen.

W. Meyer, a. 0. S. 105 meint, aus der Beachtung der be- tonten Wortschlüsse sei auch das Verbot von zwei reinen iam- bischen Wortschlüssen, wie cäput dÖlet hervorgegangen. Allein abgesehen davon, dass in auapästisch-iauibischen und spondeisch- iam bischen Schluss Wörtern, die doch ganz legal sind, die Beach- tung der betonten Wortschlüsse dieselbe sein müsste, gewinnen wir schon darum nichts, weil Beachtung der betonten Wortschlüsse nur ein anderer Ausdruck für die Sache selbst ist Da keine weitere Begründung folgt, bleibt diese Aulfassung unverständlich. Du gegen zeigt W. Meyer das richtige Gefühl an einer andern Stelle S. 40: „Zwei völlig gleiche iambische Wörter hinter einander

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4. lambische Schlüsse.

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wie quis potest pati, klangen im Versschluss klappernd und mo- noton; dasselbe ist der Fall, wenn der vorletzte Iambus nur Wort- schlu8s zu einer langen Silbe ist, wie in äntea fui't."

Dies lässt sich noch weiter ausführen. Auch in audern Dipodien hat man es gemieden, zwei iambische Wörter neben einander zu stellen. Z. B. in Plautus Amphitruo, Asinaria und Stichus und in Terenz' Adelphen finden sich nur folgende aus zwei lamben gebildete Dipodien: Amph. 991 (von Guyet getilgt), PaUr vocat me, etfm sequor, wahrscheinlich vocat me zu betonen, 995 amat, sapit. 1059 captft dolet (könnte auch nach der unten zu besprechenden Ausnahme am Versende stehen). Asin. prol. 13 Inest lepos. 681 virütn quidem. Ad. 242 minas decem; sonst tritt noch Elision dazu. Stich. 647 cadüm modo hinc, wie Aul. 68 malae rei eveni'sse. Ad. 836 bonae' tuae istae. Ad. 392 ist pude't piget- que nicht als zwei lamben zu fassen, sondern pige*tque wird ganz wie etwa pigere accentuirt und metrisch behandelt. Im Griechi- schen finden sich die im römischen Verse verpönten iambischen Schlüsse sehr häufig und erregten offenbar dem Ohre des Athe- ners nicht den geringsten Missklang. Darum ist aber der Athener sicher nicht als minder feinfühlend in dieser Hinsicht anzusehen, sondern im Griechischen waren eben solche Ausgänge gar nicht monoton und klappernd, weil durch den Wortaccent eine ange- nehme Modulation in den zwei quantitativ gleichen Bestand- teilen der Schlussdipodie eintrat, wie dies folgende Triineter- ausgänge bei Menander veranschaulichen: xaxaöxgafpdg oXog. slaußyicc, cptQei. xqvgCov Xäßot. anoXXvxai XQta. ifitpavrig (pCXog. ava^ta xivi. atxica &eov. xaXov ndvv. aXag tpaxovg. UvQovg Xaßi. tvxv%mv povog. 6v6xv%a ftovrj. &ebv Xoycp. £&£i xivi. i%oi vexQog. ßiov mxQov. xwbg noXv. odov xq£%hv. xaXcö X6y&. ayttv OioXrjv. ftscov tycog u. v. a. Im Lateinischen war dagegen der Wortton immer ein fester, mit ganz verschwindend wenig Ausnahmen betonte man jeden Iambus (o _) auf der ersten Kürze. Ein solcher Schluss auf Iambus war der einzige, den die römischen Rhetoren unbedingt verwarfen, während sie die übrigen Wortfüsse als rhetorische Schlüsse gelten Hessen: multa, miUtos, multabo, selbst e"xigunt u. a., der Wortton ruht dabei auf einer langen Silbe. Bei agit, ägunt u. ä. fällt der letzte Wortton auf eine Kürze, wodurch ein Missverhältniss entstand, sobald man den letzten Wortton länger aushalten wollte. Wiederholte sich nun ein solcher Iamb am Ende des Verses, so wurde das an-

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Metrik. I. Casuren und Schlüsse.

stossig, weil dazu, dass der gleiche Wortkörper zweimal hinter einander erschien, auch jeder Wechsel in Vers- und Wortton fehlte, da diese zweimal nach einander in ganz gleicher Weise dissonirten. Wo einer dieser Anstösse wegfiel, gestattet man solche Schlüsse auf zwei jambische Wörter:

Most. 670. Tuos emit aedis fifiik : : Hönau f ide. Pseud. 700 Növos mihist : : Nimiilrast mortalis graphicus: ivQBtrjg mihist.

In beiden Versenden fallt der eine Missklang weg, da auch bonan den Wortton auf die letzte Silbe zurückzieht und somit ebenso wenig Anstoss erregt wie etwa id est ffdes, vgl. Bacch. 574. 682. 705, also eine Variation, wie sie der griechische Accent häufig bietet.1)

Ganz so schwer wie bei zwei i am bischen Wörtern im Ver- schluss war der Anstoss nicht, wenn ein regelrecht betonter Iambus mit einem ein anderes Wort schliessenden Iambus in der Enddipodie zusammentraf, aber viel geringer konnte er auch nicht sein. Der Versschliessende Iambus hat den Wortton auf der ersten Kürze, der das vorletzte Wort sch liessende hat gar keine Wort- betonung und beide erhalten nun auf ihre unbetonte Schlusssilbe den Versictus. Durch die Pause nach dem längern vorletzten Worte wird der unschöne Schlussiamb etwas isolirt und tritt da- durch mit seiner Dissonanz mehr hervor. Der Anstoss war hier jedenfall schwerer als in dem angeführten Mostellariavers. Da stimmte ja im vorletzten Iamb Vers- und Wortton überein, bot also nur der zweite Iamb denselben Anstoss, wie in jedem andern unbedenklich zugelassenen Schluss mit letztem Iambus, hier aber kam noch der Anstoss hinzu, dass der Versictus zweimal hinter einander in derselben Dipodie auf unbetonte Endsilbe fiel. Es lässt sich auch der Beweis erbringen, dass die Wiederholung zweier Iamben, die sechs einzelne Momente des Anstosses ent- hält, am Ende des Verses mehr gemieden war und mithin un- schöner erschien als der Ausgang mit kretisch endendem Worte vor Versschliessendem Iambus, wo man nur fünf derartige Mo- mente herausfinden kann.

August Luchs dehnt das in Frage stehende Gesetz nur auf

1) Ausführlicher hat hierüber gesprochen Verfasser in Bursian Müller's Jahresbericht 48. Bd. S. 127. 131 fgp. Mil. 1120 wird man nicht Itane tu censes? halten nach Analogie von bonan fide, sondern Itan achreiben.

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4. lambische Schlüaae.

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die Schlüsse der jambischen Dinieter, Senare und Octonare, sowie auf die des trochäischen Septenars aus; hinzuzunehnien ist natürlich auch der trochäische Seiiar, der überhaupt selten ist, doch bis- weilen im Cauticum vorkommt, wie Ad. 615, vgl. Rhythmik I, 6, sowie der trochäische Dimeter, der ausser im Canticum besonders im ersten Theile der trochäischen Langzeilen erscheint, wenn diese iambische Hauptcäsur haben. Es ist August Luchs jedoch entgangen, dass das Gesetz nicht unbedingt für die trochäi- sche Tripodie gilt, die besonders in Verbindung mit kretischem Dimeter nicht so gar selten ist A. Spengel, Reform vorschlage u. s. w. S. 80 fgg. führt gegen 50 Beispiele auf, zu denen man noch eine Reihe gleichfalls ganz sicherer solcher Verse hinzu- setzen kann. Bacch. 620. 643. 645. Pseud. 259 u. v. a., wo zwei solche Tripodien zu einem Verse verbunden stehen. In diesem reichlichen halben Hundert trochäischer Tripodien findet man den doppelten Iambus am Ende sehr selten, nämlich Pseud. 1294. Cas. 616 in der auch im Senarschlusse oft vorkommenden Formel in malam crucem; ähnlich lässt sich, wie wir sehen werden, Most. 707 quam domi cubem fassen, eine Aenderung wie domi accubem wäre verfehlt; ferner durch Elision sind entschuldigt, wie in den iambischen Senarschlüssen, worüber wir sogleich han- deln werden, Pseud. 1292. Bacch. 663 sitast mihi, aüruni erus sibi; ferner Most. 690. 710 lassen sich mit vorletztem Spon- deus messen, der in der trochäischen Tripodie zulässig ist, vgl. A. Spengel a, O. S. 83 quam fuit domi. quam fuit mihi. Endlich ist Most. 133 der überlieferte Vers nur zu halten als kretischer Tri- nieter: Nain ego ad lllud frugi üsque et probüs fül.1) Keinesfalls kann es ein kretischer Dimeter mit trochäischer Tripodie sein. A. Spengel S. 35 fgg. hat bewiesen, dass im kretischen Tetra- meter der zweite Creticus immer reine Senkung haben muss, selbst wenn die Hauptcäsur vernachlässigt ist. Ter. Andr. 631 8. S. 221, die einzige Ausnahme, die sich anführen lässt, beweist nichts gegen diese Regel. Wird aber einmal der kretische Dimeter in durchweg kretischen Reihen so streng gebaut, so muss man das unbedingt auch da verlangen, wo dieser Dimeter als erstes Glied mit einer alloeometrischen Reihe, wie eben mit der trochäischen Tripodie zusammentritt. Von den dieser Forderung widerstrebeu-

1) Wenn man nicht ändern will, da usque neben ad illud uncorrect scheint, Tg). Lorenz z. <1. St., etwa: Näni ego ad illud probusque e*t frugi fui.

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Metrik. I. C&suren und Schlüsse.

den Versen, die A. Spengel S. 82 aufführt, lässt sich Most. 113 mit reinem kretischen Dimeter messen: Nequiör factüs iamst | üsus aedium, ganz wie Asin. 132 Fäxo ßrünt, capitis te | perdo ego et fiham. Pseud. 1300 ist wohl Quid lubet? Pergis ructare in os mihi dem auch durch Nonius verbürgten pergin vorzu- ziehen, doch ist der Vers nicht sicher, da A offenbar andre Wort- stellung hatte. Most. 703 ist unraetrisch überliefert, aber ganz in Ordnung, wenn man, was Spengel S. 88 aus andern Gründen thut, das am Ende unmetrisch stehende Verbum an die richtige Stelle einsetzt: si quis dotatam habet | ätque uxorem anum. So kommen wir zu der Beobachtung, dass in trochäischen Tripodien zwei schliessende iambische Wortschlüsse ebenso selten sind, wie in allen sonstigen iambischen Schlüssen. Denn drei Stellen, wo die Ritschl'sche Ausgabe solche iambische Schlüsse bietet, sind gleichfalls zu verwerfen. Denn Most. G98 geben die Handschriften nicht me dedi foras, wie Ritsehl nach Gnlielmus, Verisimilia II, 22 schreibt, sondern me edidi foras. Ibid. 699 haben die Palatini: Töta turget mihi uxör scio nü"nc domi einen ganz richtigen kre- tischen Tetrameter mit latenter Cäsur oder einen kretischen Di- meter mit trochäischer Tripodie, jenachdem inan scio niisst; der Ambrosianus lässt zwar nunc aus, verdient aber darin keine Be- achtung, weil er auch sonst in den benachbarten Versen für den Sinn ganz nothwendige Worte auslässt, wie 707 potius nach Schwarz- mann's zuverlässiger Collation. Und so werden wir auch in der dritten, demselben Canticum angehörenden Stelle ibid. 695 lieber der Lesart der Palatini folgend im Einklang mit der Technik der übrigen Verse lesen Melius quom pnlndium quam solitum dedit statt mit dem Ambrosianus unschön quam solet dedit. Vereinzelt bleiben fast nur noch Pseud. 1288. Rud. 924b nach B. Man wird diese Vermeidung zweier iambischer Wörter im Schlüsse der Tri- podien wohl kaum aus rein mechanischen Gründen, an die man auch denken könnte, erklären, sondern eine analoge Erscheinung zu den übrigen iambischen Schlüssen darin zu suchen geneigt sein. Giebt man somit zu, dass auch in den Tripodien der dop- pelte Schlussiambus in derselben Weise wie sonst in den gleichen Schlüssen gemieden wurde, so ist doch andererseits unleugbar, dass der Iambus nach kretischem Worte hier eine ganz legale Erscheinung ist, die wir beinahe in der Hälfte aller Tripodien finden, nämlich sicher: Bacch. 643. 645. Callidum senem. Callidis dolis. filio sonis. Tbid. 4 Quae sodalem sUque me exercitos habet.

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4. Jambische Schlüsse.

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(kretischer Dimeter und trochäische Tripodie mit latenter Cäsur). Pseud. 1285 exciet foras, ferner Bacch. 664. 667 reddidi patri. <5bviam mihist. Most. 141. 337. 342. 343. 691. 692. 694. 698. 708. 714. 717 neglegens fui. öptume volo. ebrius probe. Delphiuni mea. itfverit magis. perbonum dedit. llico fuit. edidi foras. moribus sient. adloqui mihi, plurumuni, Simo. Most. 711 fece- rit male. Pseud. 1287 u. a. Nur eine Stelle Most. 109 fmbri- cesque ibi ist durch Elision entschuldigt und würde auch sonst regelrechten Schluss geben. Man wende nicht ein, dass Plautus ohne diese Freiheit überhaupt zu sehr beengt gewesen wäre, um Tripodien in grösserer Anzahl bauen zu können. Er hat ja in der grösseren Hälfte der Verse diese Freiheit sowie den Schluss auf doppeltem Iambus vermieden und leicht hätte er in den meisten Fällen anders stellen oder sich ausdrücken können, da ja sowohl irrationale Senkung als auch Auflösung der Hebungen gestattet war, vgl. Spengel S. 81 u. 82. Vielfach lag die Vermeidung des iambischen Ausganges sehr nahe, so htfuc mihi adloqui. füi neglegens. me foras exciet. habet exercitos. suö patri j quäntutn reddidit. mihi dedit üxor perbonum. füit ilico, me foras edidi. tft sint moribus u. ä. lediglich durch sinngemässe Wortstellungen. Es ist vielmehr klar, dass Plautus sich hier nur bemühte die auch sonst gemiedenen zwei Ianiben nicht zu gebrauchen, da- gegen sich an eine weitere Beschränkung bei kretischem Worte vor iambischem Schlusswort nicht gebunden fühlte. Wir werden für diese Thatsache noch eine indirecte Bestätigung erhalten und sie bei Erklärung der Senarschlüsse u. s. w. zu verwerthen suchen.

Hier müssen wir zunächst nach einer Erklärung dieses Plau- tinischen Gebrauchs uns umsehen. Wir suchen sie in Folgendem: Was den kretischen Ausgang vor schliessendem iambischen Worte besonders anstössig machte, mag der Umstand gewesen sein, dass von diesem kretischen Ausgange die letzten zwei eben einen lambus bildenden Silben mit dem Schlussiambus im Senar zu einer Dipodie sich vereinigten. Erst dadurch wird der doppelte iambische Ausgang mit seinen vom Versictus getrofl'enen unbe- tonten Endsilben unerträglich. Genau genommen ist ja nur in dem iambischen Üiuieter, Senar und Octonar nach äusserem Schema der ganze Iambus von dem kretisch endigenden Wortcomplex abgesondert; allein auch im trochäischen Septenar, der ja viel- fach, sobald er iambische Hauptcäsur hatte, in seinem zweiten Thcile factisch ein iaiubischer Dimeter wurde, konnte der iambische

Klotz, OrumlnUg« »Hroniwcher Metrik. 10

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242

Metrik. I. Cäsuren nnd Schlüsse.

Schluss nicht anders sich gestalten wie bei jedem von Anfang an iambischen Verse. Dagegen in der Tripodie findet entweder überhaupt keine dipodische Gliederung statt oder es wird gerade dadurch der letzte Fuss für sich gestellt, ist also z. B. ein ebrius probe ebenso richtig, wie ein ebrius probissunie, wo sich durch- aus dieselben Silbenverhältnisse zeigen.

Ist dies aber richtig, so erklärt sich auch eine Erscheinung, die bisher dunkel blieb, und dient zugleich zu weiterer Bestä- tigung. Schon Aug. Luchs a. 0. S. 13 u. 14 hat richtig beobachtet, dass die Silbenfolge revennlnt dorn um und ut alti cÖqut sowie sät agttat, tamen und erüs operäin däre, endlich insuper ettam stet u. ä. einen legalen Schluss geben, dagegen solche wie iueüs eriis dömüin einen unerlaubten. Was ist wohl der Grund von dieser verschiedenen Behandlung von sät ägität tarnen oder sub- tgltat tarnen oder insuper ägitat täinen einerseits und dem doch so ähnlichen sätts ägät tarnen andererseits? Stände die Frage nur zwis'chen einem sätts ägität tarnen oder tnsüper a gl tat tarnen und diesem sätts ägät tarnen, so träfe 0. Brugmann a. 0. S. 17 das Richtige, wenn er diese Sache so bezeichnet: si ultima versus vox est iambica, verba quae praecedunt non ita se habere lici- tum est, ut iusta eis conclusio versus formari possit, eine an sich recht feine Beobachtung, der sich L. Havet a. 0. S. 124 anschliesst, wonach also ein insuper etiam vor dem Schlussiamb noch zu- lässig ist, weil es keinen Versschluss auf giebt, da- gegen satis agat vor tarnen unmöglich ein Versausgang ist, weil der Vers auf ein oo,^_ recht gut schliessen kann. Doch auch diese Begründung ist noch anders zu fassen. Denn sie erklärt nicht alle Erscheinungen. Brugmann musste lediglich in Conse- quenz seiner Erklärung eine Anzahl Stellen verdächtigen, die ganz heil sind, nämlich sämmtliche Fälle mit dem Schlüsse oo^,^. Denn es ist ganz unbestreitbar, dass z. B. revenlünt ein ganz richtiger Versschluss ist; desshalb kann Brugmann ein reveuiünt domum am Ende des Verses nicht dulden. Solche Schlüsse finden sich aber sicher überliefert: Amph. 188 revenidut domum. Most 57 reveniät senex. Fhorm. 507 retineäm scio. Men. 550 operuit foris. Truc. 539 ex Arabiä tibi *) u. a., weiterhin solche Fälle wie

1) Nur Bacch. 220 Philipp»"©" quidem ist unsicher. Vgl. i\ Langen, Beiträge 8. 8G. Poen. prol. 27 heri <Vo>veniant domum lässt sich schwerlich andern emomliren. Vgl. Capt. arg. 4. Mil. 871 Kern otnnem tibi, Acrote-

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4. Iambische Schlüsse

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qut tnvidet mihi u. v. ä., schliesslich auch Verbindungen wie äd antmüm uief.m u. ä., und überhaupt würde diese Ausstellung auch die Schlüsse, wie sät ägität tarnen treffen. Denn ein solcher Schluss 0,0^^. ist zwar nicht häufig, principiell aber ist er nicht zu verwerfen und findet sich sicher überliefert, z. B. Ad. 40 Is ädöö, vgl. auch Mil. 1138 et egö vos u. ä., Aul. arg. I, 2 ist sogar cum oplbus gewagt.

Auf die richtige Begründung der fraglichen Erscheinung kann uns unsre Beobachtung über die Tripodien führen. Man darf nicht rein äusserlich fragen, ob das dem Sehlussiamb vor- ausgehende Schema an sich schon auch einen Versschluss geben kann. Vielmehr ist allen den verschiedenen Fällen die Auflö- sung der drittletzten Hebung gemeinsam und zwar eine solche, die die beiden letzten Dipodien eng verbindet. Denn weder in insuper etiam siet noch in novos erüs Öperam dare oder condio üt älti coqui noch in rerum sat ägitat tarnen oder rerum sutls agat tarnen findet sich am Ende der vorletzten Dipodie eine den Schluss dieser Dipodie markirende feste Silbe, wie etwa in- super | iamiäm siet oder auch nur novos et operam dabat erus u. ä. Tritt aber in den angegebenen Silbenfolgen keine wirklich wahr- nehmbare dipodische Scheidung ein, so ergiebt sich im iambi- schen Ausgange metrisch und euphonisch das gleiche Silben- verhältniss wie in den trochäischen Tripodien. Die iambische Schlussdipodie in der Wendung reventünt dömüm oder insuper ettäm siet wird unwillkürlich mit dem vorhergehenden Fusse un- trennbar verbunden, es kann also nicht der vorletzte, einem mehr- silbigen Worte augehörende lauibus mit dem Schlussiambus zu einer für sich allein wirkenden missklingenden Dipodie eng zu- sammentreten und verliert so das Anstössige, was er sonst haben würde, gerade so wie der entsprechende iambische Ausgang im wirklich tripodischen Takte. Aber wie dort der doppelte Iambus trotzdem gemieden wurde, weil er ein ärgerer Missklang war, der auch bei weniger fühlbarer Verbindung nicht paralysirt wird, so blieb auch in diesen iambischen Schlüssen trotz der engeren Bindung der letzten Dipodie mit dem vorhergehenden Fusse der doppelte iambische Wortfuss verpönt.

So bestätigen wir im Wesentlichen das Luchssche Gesetz.

leutium, tibique una, Milphidi'ppa. Denn das zwischen Acrotele und utium gerathene tibi ist dem Nuinen vor, uicht nachzustellen.

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Metrik. I. Cäsuren und Schlösse

Nur müssen wir mehrere, bei unserer Erklärung aber wohlbe- rechtigte Ausnahmen anerkennen, nämlich, wie bereits angegeben:

1) Alle Formen auf o o « ^, ^ ^ wie Cure. 86 Quisnam istic fluvius, que'm non reeipiät mare? Dafür bei Luchs 7 Beispiele, mehrere s. oben S. 242, ferner solche auf 0,0^1,^1, wie Mil. 39 Facete advortis tiiom animum ad animüm mcumf ebenda S. 16. 17 in 16 Beispielen, gewöhnlich aber mit Elision wie Pseud. 524 Priusquam istam pugnam prignabo, ego etidm prius] dafür 24 Beispiele S. 15 u. 16, dazu Pers. 733 Ne ego hodw tibi; sodann Ausgänge in „0,0^,^ Capi 362 Vobisque: volt te n<5vos erus operäm dare. Phorm. 162 Alh's quia defit, qu<5d ainant, aegrest: tibi quia mperest, dolct, vgl. Asin. 110 ausser Luchs a. 0. auch 0. Brugmann a. 0. S. 18 Anmerkung, oder ^^o, o^^,^^ Trin. 906 Capere soleo. :: Quid eist nomen? :: Qu6d edepol homini probo. Men. 211, endlich von der Form ^0,0^,^ sehr viele Bei- spiele wie Merc. 693 Ni siimptuosus instiper etidm siet, dazu Luchs S. 17 u. 18 noch 18 Beispiele, auch bei Brix zu Mil. 27.

2) Dazu stellen wir die bereits oben S. 241 fg. aufgeführten Schlüsse mit iambisch endigendem Worte vor schliessendem Iam- bus in den trochäischen Tripodien, wie Bacch. 643 Callidum senem callidis dolis.

3) Eine dritte Classe von Ausnahmen finden wir in allen den Stellen, wo durch irgend ein Moment das Monotone der beiden Iamben aufgehoben wurde.

Oist. 93 Coepi amare cöntra ego illum. : : 0 raea Silem'um. : : Quid est?

wo die zwei einsilbigen Wörter, wie in quid agara u. ä., zwar als ein Iamb metrisch angesehen wurden, aber auch Personen- wechsel zwischen den beiden Iamben eintrat, ähnlich Andr. 1 16 Hem quid est. :: Scies. Auch Phorm. 667 mag man dece*m iuinas wie das bereits von Luchs erwähnte suprä lacum als ein Wort mit verschobenem Accent gelten lassen. Ob dagegen Cas. 374 lücrüm facit, Men. 750 patrem raeuni, ja selbst Amph. 1058 aquäm velliu, Aul. 417 coquöm decet eine gewisse positio debilis und die Eigenartigkeit der Verbindung qu mildernd wirkte, lässt sich schwer entscheiden, doch scheinen derartige Stellen sich gegenseitig zu schützen.1) Dazu tritt noch Titinius apud Non.

1) An der letzten Stelle würden wir sonst wenigsten* coquom (cocum) <con>deoet dem addecet SpongH** vorziehen.

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4. Iambische Schlüsse.

245

p. 157, 8 (65 R.) und ähnl. Most. 164 perpluit meum vor der Hauptcüsur eines iaiubischen Octonars ist wohl perplüit oder perplüvit meum zu messen. Auch das oben S. 238 erwähnte bönän fide Most 670 u. Ii. gehört hierher. Allein das sind nur Einzelheiten. Eine grössere Zahl von Ausnahmen erklärt sich daraus, dass das Vorkommen irgend einer Elision die Mo- notonie vollständig hob uud die beiden Iamben selbst im Schlüsse uuanstössig machte. Und das ist ganz natürlich, da die elidirte Silbe immer noch etwas hörbar blieb. Und zwar ist es gleich- giltig, ob die Elision ein einsilbiges Wort im letzten oder vor- letzten Iamb trifft oder ein mehrsilbiges. Das entscheidende Moment war eben, dass bei Elision der Iambus nicht mehr ganz rein war und durch die hörbare Vorschlagssilbe, wenn diese auch für unmessbar galt, Mannigfaltigkeit anstatt der Einförmigkeit entstand. Demnach halten wir nicht bloss solche Stellen, die Luchs hielt, wie si eras coquos, diese freilich unter der falschen An- nahme eines prosodischen Hiatus; sondern auch solche, wie ille ager fuit, quando amör iubet u. ä., also ausser

Pseud. 800 Sed quör sedebas in foro, si erds coquos, ebenso Poen. 200. Eun. 400. 474. Hec. 495. Ad. 143.

Dazu vor allem auch solche, wo ein wirklicher Hiatus aus- geschlossen ist, wie nach A cum rell.

Men. 480 Ait hanc dedisse me sibi atquc eäm meäe.

Trin. 533 Neque tfmquam quisquam quöius ille ager fuit.

Poen. 447 Ibo utque arcessani testis: quando dmor iubet, ferner

Cure. 204 Aedituom aperire fanum: quo üsque quaeso äd hünc diem, ähnlich Pers. 689. Wohl auch

Most. 583 Iinmo äbi domum. verum hercle dico: übt domüm.

Amph. 991 Pater vocat me, cum sequor, | eius dicto imperio sum audiens im Cäsurschluss.

Aehnlich vielleicht Cas. 924 faciam ut<i> iubes. Epid. 668 iam üt(iy sciäs u. a. Natürlich auch

Merc. 585 Null um hercle praeter hünc diem illa apüd me crit.

Stich. 394 fmmo venisse etfm siinitu mi ai bant Uli: ego hüc citus. 537 öptumest: iam istöc raorae minus crit. iam ego apud te ero.

742 Mörigerabor, meae deliciae: nam ita me Venus amoena amat.

Heaut. 304 Ubi dieimus redisse te et rogarc, üti.

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Metrik. I. CiUuren und Schlüsse.

Andr. 1*45 Heris Chreines, quod quaeris Pasibulast. : : Ipsa edst. : : East. mit Personenwechsel.

Vgl. Stich. 275 nuntiäbo erae. Merc. 677 Intro abite. : : Eo. Aul. 325 Uticrdrum hömo u. a.

4) Die letzte Ausnahme bestätigt nur die Hegel. Es sind dies die von Luchs S. 18fgg. aufgeführten Verse mit dem Aus- gang mal «-im crucem, wie

Cas. 590 Ducas easque in m-dxümäm malam crucvm. Vgl. Capt. 526.

Zu diesen treten noch einige Stellen mit ähnlichem In- halte, wie

Rud. 775 Quaere erum atque abduce. :: At hic ne :: Maxt/wö mälo süö.

Asin. 419 Qui latera contiraw tüä, | quae occälluere plägis u. ä., zu denen man auch die bereits angeführte Stelle Most. 707 stellen kann. Hier war der Missklang gesucht, weil er ganz zum Ausdruck des Sinnes dieser Stellen diente, die immer gerade in diesem Schlüsse von einer höchst misslichen Sache redeten. Die Kakophonie kann hier als Tonmalerei dienen. Denn wie mala crux keine feste Wendung war, die als ein Wort sich nehmen Hess, vgl. oben S. 234, so wird dies Niemand von m aluin suum behaupten wollen und dies maxumo malö" suo (in A u. rell.) ist ebenso zuverlässig überliefert als die Ausgänge in maxumam ma- laui crucem, mit denen es im Sinne übereinstimmt.

Bei Terenz finden sich fast nur Ausnahmen der ersten Classc: Andr. 89. 749. 762. 907. Ad. 655. Phorm. 162. Andr. 267; mit Elision Euu. 400. 474. Hec. 495. Ad. 143 u. a. Dagegen Ad. 559 discidit labrum, kommt das discldit von discldo, nicht als discidit von discindo.

Was endlich das Vorkommen der Elision und einsilbiger Wörter im letzten Versfusse sowohl bei trochäischen wie jambischen Schlüssen betrifft, so halten wir uns hier kurz. Diese Fragen sind von W. Meyer a. 0. S. 44 t'g. eingehend behandelt, und Verfasser hat sich in Bursian-Müller's Jahresbericht 48. Bd. 'S. 127. 128. 132 geäussert, sodass hier ein weiteres Eingehen überflüssig ist. Das Ergebniss ist, dass die römischen Dichter die Elision im letzten Fusse zwar meiden, aber durchaus nicht gänz* lieh aus8chliessen. So Trin. 467 ätque opes. 663 te honor. 749 se habet. 986 an tu is es? 1169 quidnam id est? (auch öfters

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4. lambische Schlüsse. 247

anderwärts). 1003 quam rein agant. Asin. 78 contenteque habet. 79 dmnia haec. 147 eadem era's. 220 sum ego. 383 advocäto huc. 537 mone. :: Em. 614 vitä's mi. 679 auiplexäre banc. 36 dicere. :: Ah. Truc. 29 fidem! hui. 285 inquain abi. 366 asper- sisti aquam. 406 in sese habet. 421 dsque ero. 513 Coniectur. 776 tranquilldsque homo. 885 esse opes. 919 adrum habes. 939 si amas. Poen. 122 didici ego. 327 mumme amat. 426 ätque abi. 431 etiämno abis? 873 ätque erus. 978 antiquösque. habet. 1025 atque eo. 1075 atque adest. 1112 ipsa east. 1128 atque eho. 1361 praetdre opust. Rud. 216 esse (ita) uti sum. 349 öpdmque huc. 454 dicere hanc. 455 confugiäinus quam huc nach SchoelPs ansprechender Vermuthuug. 691 habete hanc. 715 ae- tatemque ibi. 844 eccum adest. 1072 Quid tu ais? Capt. 672 deärtuavistique opes. 823 hiquidem habet. 928 macerävi hoc. 960 rede adhuc. Bacch. 192 nioribundusque est (ähnlich teinpüs fert u. s. w. mit Abfall des s). 214 i'psum amo. 247 wie Truc. 366, ferner Bacch. 387 esse ita. 398 obvigiläto opust. 404 quam rem agant. 505 planeque amo. 718 immo adest. 806 dixi. : : Ita. 822 abddcite hunc. 901 estne ibi. 1063 res se habet. Epid. 417 esse eam. 485 east. 493 homo's. 640 mi homo. Cure. 3 suadetque Amor. 323 ömnia haec. 412 Quis tu horao's? 419 Time is esV 422 Mihine :: Ita. 455 di te ament. 664 vivät, me alat. Aul. 47 res se habet. 55 etiamne? :: Ohe. 325 litterärum homo. 331 i8ti habent. 377 est qui emam. 574 rem agat. Amph. 91 pro- scaenio hic. 94 ipse aget. 214 promde uti. 261 dicam erae. 270 quam rem agat. 443 atque ego. 614 aetate item. 796 atque eam. 954 llle agat. Merc. 155 volo ah. 330 viso opust. 487 dnde erit. 567 intro eas. 655 si habes. 677 abite. : : Eo. 720 vidistine eam? 755 hercle anet. 897 ätque is est. 918 contra amo. 924 ipsa abest. Vgl. 585 s. oben. Stich. 258 datariaui : : Au. 265 ätque abi. 330 Finäcium. : : UbistV 275. 537 u. 742 s. oben. 582 ätque is est. 634 cäpto opust. 710 \indm tu habes u.v.a. Weitere Belege auch bei W. Meyer a. O. Terenz unterscheidet sich nicht wesentlich vou Plautus in dieser Hinsicht; Belege bei Meyer a. 0.

In Anwendung einsilbiger Wörter am Ende iambisch wie trochäisch ausgehender Verse befolgen die römischen Dichter, ab- gesehen von den in Elision bei trochäischen Schlüssen stehenden Monosyllabis, wofür bereits Beispiele aufgeführt sind, im Allge- meinen dieselbe Praxis wie die griechischen Dramatiker. Schon

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Metrik. T. CHsureo und Schlüsse.

die Saturnierpoesie hatte, wie wir sahen, in iainbischen Schlüssen einsilbiges Wort zugelassen, in Fällen wie rümitant inter se ohne Beschränkung, dagegen in Ausgängen wie sdstulit suäs res immer mit reiner vorletzter Senkung, von welchen Regeln die Dramatiker nicht wesentlich abweichen: Ausgänge mit sämmtlichen Formen des Personalpronomens und des verbum substantivum, die enkli- tischer Natur sind, finden sich ziemlich häufig, sodass Beispiele unnöthig sind, deren viele, aber lange nicht alle von W. Meyer a. 0. verzeichnet werden; Öfters bei res. Andre Schlüsse sind bei Plaut us : vis, volt, dem (bei Euripides öovg), gens (Trin. 286 hiulca gens, von Meyer nicht angeführt), bei Terenz vis, mos, fert (auch Ad. 839 ita tempüs fert), fit (Ad. 822) u. ä. Dass dies dem griechischen Vorbilde entspricht, hat Verfasser eingehend besprochen, Bursian-Müllers Jahresbericht 48. Bd. S. 128.

Ebenso kurz lässt sich schliesslich die Frage erledigen, wie es mit der Behandlung jambischer Schlüsse in den übrigen Rhythmengattungen steht Ausser den bereits besprochenen Trochäen und Iamben kommen solche Schlüsse nur in den kre- tischen Tetrametern und vereinzelt in katalektisehen Bacchien am Versende und in der Hauptcäsur der kretischen und der Neben- cäsur der bacchiischen Langverse vor. In allen diesen Fällen stimmen die iambischen Schlüsse zu den strengsten Regeln des iainbischen Senarschlusses, weil ein doppelter Iambus hier über- haupt unmöglich ist, da vor dem schliessenden Iambus stets zwei Hebungen hinter einander stehen, also sämmtliche Ausgänge epi- tritisch sind, nämlich wie Amph. 224 conlÖquöntür slmfd

in kretischem Verse, ibid. 642 Sed höc nie bÖät in bacchiischem, oder die aus diesen aufgelösten Formen: und _ ^ w _ ,

wie Amph. 235 nösträ süperat mänüs, Asin. 131 vösträque Ibl nöminä oder Amph. 235 Denique ut vclüinius, Capt. 924 Quora- que ex mlserfis u. ä. Das sind ganz dieselben Schlüsse, wie die legalen des Senars gnätäm süäm, erücier unser, ut volüimüs u. a.

So stellt sich auch in dieser Untersuchung über den Bau der Cäsuren und der Zeilenschlüsse als Endergebniss dasselbe heraus, wie in den früheren Abschnitten über das metrische Positions- kürzungsgesetz und den Hiatus. Die römischen Dramatiker be- handeln sämmtliche auf wirklichen rhythmischen und metrischen Verhältnissen beruhende Cäsuren nach dem Princip der einheit-

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4. Iambische Schlüsse.

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liehen Technik. Im Arischluss an das griechische Vorbild nahmen sie die in der Elision getrübten Cäsureu als Ersatz für einen wirklichen Einschnitt auf und zwar durchaus in Uebereinstim- mung mit dem römischen Sprachgebrauch, der die elidirten Vo- cale im Vortrag nicht gänzlich unterdrückte. Die Hauptcäsuren vernachlässigten sie nur, wo es galt schwere Worte unterzu- bringen. Beides war von den griechischen Dramatikern nur in den iambischen und trochäischen Dialogversen zu reichlicherer Anwendung gebracht worden. Beides dehnen die römischen Dichter auf sämmtliche andern Rhythmengattungen aus.

Das Priucip einheitlicher Behandlung aller Versmasse zeigt sich 'auch im Bau der Cäsur- und Zeilenschlüsse im romischen Drama durchgeführt, nur war hier dieselbe leichter gemacht, weil die saturuische Poesie feste, dem Geiste der lateinischen Sprache, besonders dem Systeme der nach der Wortquantität starr geregelten Wortbetonung entsprechende Gesetze ausgebildet hatte, die für trochäische Schlüsse freier, für iambische strenger waren. Bei den iambischen Schlüssen trat das Princip aus Grün- den, die im qv&hi£6ii6vov, d. h. in der durch die metrischen Schemata geforderten Silbenfolge beruhen, nicht in volle Erschei- nung, für die trochäischen Schlüsse zeigt es sich durch alle Rhythiuengattungen in höchst charakteristischer Weise gleich- massig durchgeführt.

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II. Bildung der Hebung und Senkung.

1. Allgemeines. Bildung der iambisch-trochäischen Hebungen.

1. Nachdem wir durch Darlegung des metrischen Kürzungs- gesetzes und der verschiedenen Arten des Hiatus die prosodische Grundlage gewonnen hatten, haben wir die für die Zerlegung der Verse in ihre rhythmischen xmXa massgebenden Hauptein- schnitte behandelt und die Bildung der Cäsuren- und Zeilen- schlüsse durch alle Metra verfolgt. Dabei sind wir bereits mehr- fach vom Ende der Verse aus ins Innere derselben mit unserer Betrachtung eingedrungen. Wollen wir unsre Behandlung der metrischen Verhältnisse der eiuzelnen Versglieder zu einem ge- wissen Abschlüsse bringen, so bleibt noch übrig diesen Kern näher zu untersuchen. Gewöhnlich wird gerade dieser ziemlich abfällig beurtheilt, wobei man sich auf die Thatsache stützt, dass die alten Dramatiker Roms die irrationale Bildung in allen Senkungen mit Ausnahme der letzten bei iambischem Schlüsse anwandten, wodurch sie schwer gegen die hergebrachte dipodische Messung Verstössen haben sollten. Diese Thatsache hat man bereits anders zu beurtheilen angefangen und wir werden sie noch voll zu würdigen haben. Unsre Betrachtung, die einige wesentliche Punkte berücksichtigt, hat nicht das Ziel eine Vor- stellung zu geben von der vielfach wahrhaft souverän über das Sprachmaterial schaltenden Genialität der alten Dichter, die sich in jeder grösseren Sceue verfolgen lässt. Schon Euripides, der den tragischen Trimeter durch Aufnahme der zuerst im doch- mischen Rhythmus aufgekommenen aufgelösteren Formen leb- hafter gestaltete, verfuhr nicht willkürlich in Anwendung dieser metrischen Mittel. Man lese nur aufmerksam auf diese achtend eine grössere Scene, z. B. den Anfang des Orestes, und mau kann finden, wie jede Auflösung wohl berechnet sein mag, nicht bloss den Vortrag belebt, sondern eine bestimmte Nüance mar- kiren kann. Aehnlich wirken auch die römischen Dichter mit

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1. Bildung der iambisch-troebiiisclien Hebungen.

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ihrer freieren Gestaltung der regelrechten Folge von langen und kurzen Silben. Sie suchen mit diesen Mitteln den Ausdruck zu variiren und zu verstärken, die Affecte zu steigern, wenn es auch von uns vermessen wäre in jedem einzelnen Falle gleich eine bestimmte Nüance des Inhalts hineingeheim nissen zu wollen. Hier walteten sicher sehr oft individuelle Gründe, die sich nicht säuberlich statistisch nachweisen lassen. Vieles ist da Sache des Gefühls, wie in der Musik. Einzelnes lässt sich jedoch auch jetzt noch ziemlich deutlich erkennen. Um nur ein Beispiel von Terenz anzuführen, dem man in metrischen Dingen fast allgemein weniger Begabung als Plautus zuschreibt, welche Tonmalerei zeigt, richtig gewürdigt, das Canticum des Ctesipho, Ad. 517 sqq. in den Versformen ita se defetigant velim oder misere niinis cu- pio ... in laetitia degere, ferner in Auflösungen gerade am Schlüsse, wo der steigende Unmuth oder die Angst hervortritt, die unwill- kürlich grösser wird, je mehr sich der furchtsame Sprecher die beängstigenden Folgen seines Benehmens klar macht und aus- malt. Et lllud rus nulla älia causa tarn male odi, nlsl quiii pröpest oder quam hü*c revorti pösset Herum und dem Aehnliches in jeder Scene.

In dieser Weise die Gestaltung der Wortkörper im Einzelnen zu verfolgen ist unmöglich, würde auch vielfach zu subjectiven Auffassungen führen; auch war gewiss manche Nüance im Vortrag und in der begleitenden Musik, von der unser Text keine Spur 'aufweist. Unter diesen Umständen müssen wir unbedingt darauf verzichten, auf solche Einzelheiten und Eigenartigkeiten, die viel- fach lediglich Gefühlssache sind, einzugehen und begnügen uns mit allgemeinen Betrachtungen über Bildung der liebungen und Senkungen, auf deren Wechsel und Verhältniss zu einander der Wohllaut der Verse vor Allem beruht.

2. Um zunächst die Bildungsgesetze für die iambischen und trochäischen Hebungen richtig zu beurtheilen, haben wir das griechische Vorbild ins Auge zu fassen, das auch hierin die römische Praxis vielfach, aber durchaus nicht in jeder Hin- sicht bestimmte.

Während in den zweisilbigen Senkungen des ytvog aviöov zwei auslautende Kürzen oder die Vertheilung der beiden Kürzen auf verschiedene Wörter, bei Aristophanes nur noch in ein paar ganz vereinzelten Fällen av. 1022 emaxoxog ijxa öivqo xW^w

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Metrik. II. Hebung und Senkung.

Xa%mv. Thesm. 637 xantw ditoövöex' ivvia Ttatdcov jUT/xt'p« und ran. 652 av^ganog Cegog. Ösvqo ndXiv ßadiöxeov. Ach. 6 xotg nevxe xaXdvxoig, olg KXetov f jjijftftffv, iu der attischen neuen Comödie unbedingt vermieden wurden, hat Aristophanes die Hebung so gebildet, dass sie aus einer Schluss- und Anfangs- kürze besteht wie xaöixd Xeytov. ipbg dvqg. aOitida Xäßetv. itct&og d^ieyaQxov. fta xbv /tia xbv ^OXv^tniov. dxovsxe Xia (alte Forme], bereits bei den ältesten Komikern), avxCxa (idXa. xa%v Ttdvv u. a. Vgl. nub. 884. Lys. 52. 102. Thesm. 1049. nub. 817. equ. 115U. Ach. 161. 1023. Plut 838 u. a. War diese Praxis bei Aristophanes schon sehr selten, sodass sie sogar, wenn auch mit Unrecht, von Ottomar Bachmann, zur Kritik der Comödien des Aristophanes, Philologus, Supplement-Bd. V, 2 (1885) S. 229 260, ganz geleugnet wird, so tritt sie noch vielmehr in der neuen attischen Comödie zurück.

Abgesehen von der Verbindung der Präposition mit Sub- stantiv und der ähnlichen mit di und dem Artikel, wie vico xtvog. viieq ifiov. icsqI Xoyovg. Öia xv^v. litt xb. ipl dh. dia öe u. ä. findet sich und zwar ganz selten in der neuern Comödie die Erscheinung, dass ein aus zwei Kürzen bestehendes Wort mit seiner letzten Kürze im Verein mit der anlautenden Kürze des folgenden Wortes die erste oder zweite Hebung eines Tri- ineters bildet und zwar nur in folgenden Stellen:

Herakleid. 1, 4 eva xaxaxtyvtyag pdXa <3v%vovg idsCnviCsv.

Philemon 150, 1 otia Sia xovg ngdxxovxag avxovg yiyvsxai.

Antiphan. 177,3 ov yaQ xaxbv £%& fiijä* exoifi. idv Ö' aga.

Ibid. 55, 12 toxai ndvv noXvg. :: ngbg dsav reo xoTtdßco.

Ibid. 140, 3 [iccXaxag ö(p6$Qa, dV ctg piXixi itQoöitaifci ßia. und in der vierten Hebung des Trimeters ganz vereinzelt

Eubulos 127,2 qdcpavov xs vopiöad Big ips 6v xr\v XQaindXqv. Ferner vgl. Antiph. 26, 22. Anaxandrid. 33, 5. Alexis 135,8. 187,6. Philemon 143, 2. Weiter:

Men. 481, 10 6%Xog dyoQcc xXenxai xvßetat ötaxQißat in einer hastigen Aufzählung; mit dV:

Men. 531, 10 xb öl xetpdXaiov xmv Xoyatv, dv&Q<ßizog el.

Ibid. 776 Xiysig, ade Xeyeig evexa xov Xaßelv Xiyeig. Vgl. 533,2.

Apollodor. 13, 10 o&ev £7U%£iQst itdvx' aTtijQvfrQiaxox&g.

Anaxipp. 1, 23 eph xaxaxoif>ccg, ov% o ftveiv peXXofiev.

Ibid. 1,47 Iva bieyeiqag nvevfiaxa xbv adgec.

Euphron 1,26 TtoXvv Inoirfiag %6$vßov. 'ovx £j<» vetpQov9.

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1. Bildung der iambisch-trocbäischen Hebnngen. 253

Baton 5, 4 xlvti dia ah vvv ngoxsgov ovx sid-ia^evog bei einer Präposition.

Ibid. 7,7 xiva yag £%ei, itgbg xrjg ^A^vag, ätaqpooav; Kriton 3, 6 ovxog xgia povov aya&d xextija&ai dornt, Kock fiovov xgC

Demetrios 1,2 oaov aitb xavxrjg xijg xi%vv\g tlgyaap iyci. Kock richtiger oöov d' dnb . .

Das sind wenig Beispiele, aber bis auf die des Anaxippos und Euphron herab schwerlich zu bezweifeln. Wir erinnern hier daran, dass es sich stets um pyrrhichische Wörter handelt, bei denen selbst noch die spätere epische Verstechnik die Verlänge- rung der Schlusskürze unter der Wucht der Hebung unbedenk- lich gestattete, wie dies Alois Rzach nachgewiesen hat in seinen Neuen Beiträgen zur Technik des nachhomerischen Hexameters. Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. Wien. C. Band. 1. Heft (1882) S. 308-343.

Etwas häufiger ist es, dass ein trochäisches Wort mit seiner Endsilbe in die zweisilbige Hebung fällt, jedoch geschieht dies nur im Anfang der Trimeter:

Alexis 105, 2 öcpatgav dnsdsi^s xrjv itaxgnav ovaiav.

Ibid. 110,26 ngolxa ngoÖiddaxuv, av dtky zig pav&dvtiv.

Ibid. 214, 1 kevxbg 'A<pgod£xrig etpl yag xsgiaxegog.

Ibid. 286, 1 i%&hg intnivEg, elrcc vvvl xgainakäg.

Diodor. 2, 8 ov%l öiaxgCvag xrjv ittvi%gäv tj nkovcCav.

Sotades 1, 20 yoyygov iitl xovxoig iitgidiirjv ita%vv Gcpodga.

Philemon 71, 10 nkovxov vyieiav alxov olvov rjdov^v.

Philem. neoter. 1,5 xovxo itdkiv, eig xr\v adgxa Ö' ovx eigövstai.

Diphilos 32,20 ov%i pexgC&g ßikxtaxi a\ äkk' vitegrjipavcog.

Ibid. 66,9 ourog anoxgivtx av igcaxrjarig *3t6aov\

Ibid. 17, 1 oio v äyogdfav itdvxa, (ir^dh ¥v <T i%tlv-

Amphis 71,4 aaxv dh ftiaxgov dxv%iag 6a<pov$ y(\iov.

Alexis 127,2 dkkd kty oxov dst. krjifjopai yag ndvx tyd.

Ibid. 203, 1 nslgav iiti&vfiovv ftdxdgov ßiov kaßslv.

Dionys. 2, 18 iaxlv b xoiovxog, 6 dh pdyeigog dkko xi.

Xenarch. 11, 1 iitxa dh xaitdvt\g frgeyov etg 'Okvfima. Vgl. ferner Antiphanes 163,2. Amphis 26, 2. Alexis 59, 4. 116,11. 135,9. 219,3u.l6. 230,3. 245,7. 246,3. 261,4 (ib. 47,4. 116,14. 163, 1. 59,4). Epigenes 4, 4. Mnesimach. 7,7. Sophilos 4, 1. 8,2. Xenarch. 4,11. Philemon 68, 1. 91,3. 134,1. 135,3. 142,1. 154,1. 155 2. 200. Diphilos 61,3. Aehnlich bei Menander 30 Stellen u. a.

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*

254 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Im dritten Fusse mochte überhaupt die Hauptcäsur ein häu- figes Vorkommen dieses auf der letzten Silbe betonten Trochäus verhindern; möglich ist er^nur bei Hephthemimeres, wie

Men. 549, 1 av&Qconog av (irjdd itots \ trjv aXvniav, wo firjÖBTtoTS als ein Wort gilt, wie in iXfretv opcog £v%oiufta xal ö7tovda^ofisv u. ä., oder bei Vernachlässigung der Hauptcäsur

Ibid. 187, 1 nrj fteofiaxu, ^tjäe TtQoödyov riß ngaytiau, wo man allenfalls fiq-ite getrennt fassen könnte, wie bei fiav roi u. ä., ausserdem

Eubulos 110, 1 = Ephipp. 15,3 fi?? TtoXvreXwg , ccXXcc xccfragetog, ort ccv und

Nikostratos 6, 2 itoXvTsXäg, aXXa Ttafragetog daövitoda, wo die Noth gross war, die viersilbigen Wörter unterzubringen. Im fünften oder vorletzten Fusse ist diese Erscheinung ganz

unerhört; einen Schluss wie dXXä rifate verwarf man.

Hiernach kann man mit vollem Rechte behaupten, dass in der griechischen Comödie nur der Fall und zwar auch recht selten vorkam, dass ein trochäisches Wort in der ersten und ein pyrrhichisches Wort in der ersten und zweiten Hebung (beziehent- lich ausnahmsweise in der vierten) mit der Endsilbe in die auf- gelöste Hebung trat. Denn von längeren Wörtern begegneten uns nur noch vereinzelte bei Aristophanes, in der Redensart axovere Xsa; bei diesem haben wir nur eine Reminiscenz aus den alten Komikern anzuerkennen.

3. Ganz abweichend von dieser griechischen Praxis ist die- jenige der römischen Dichter. Was im griechischen selten, ist im römischen Drama eine häufige Erscheinung. Was gerade im Griechischen besonders beachtet wurde, nämlich dass das erste mit seiner Endsilbe zur Bildung der ersten Hebungskürze ver- wendete Wort trochäisch im ersten Fusse oder pyrrhichisch im ersten und zweiten sein muss, ist im Lateinischen ganz gleich- giltig. Einzelheiten in dieser Hinsicht haben Brix zu Mil. 27, Otto Podiaski, Berliner Doctordiss. 1882 Quomodo Terentius in tetrametris iambicis et trochaicis verborum accentus cum nume- ris consociaverit, vgl. Verfasser in Bursian- Müllers Jahres ber. 36. Bd. S. 425 fg., Ritsehl, prol. S. 225. W. Corssen, Aussprache u. s. w. II2 S. 993 u. a. beobachtet, allein im vollen Umfange hat noch Niemand diese Verhältnisse erkannt.

Denn wie die unten anzuführenden Beispiele zeigen, finden

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1. Bildung der iambiach-trochäischen Hebungen.

255

sich neben pyrrhichischen and trochäischen Wörtern wie bona, nösträ auch tribrachische, sodass ein Proceleusmaticus entsteht, wie res ägitur apud iüdices , ferner daktylische wie dicöre und noch längere wie homluibüs, mültigeneribus, redtisse u. s. w. verwendet. Auch ist die Bildung nicht auf die erste und zweite Hebung des Senars u. s. w. beschränkt, wiewohl sie auch da ganz gesetzniässig auftritt, wie Men. 236 Märe süperum onine Grae- ciamque exötieain. Eun. 1 IG niäter ubi accepit, coepit studio.se omnia. Phorna. 725 Volo ipsius quoque vclüntäte haec fieri etc., sondern sie erscheint überall, wo sie überhaupt möglich ist, in Senaren, Dimetern, Septenaren und Octonaren ohne Unterschied.

Nur eine Beschränkung hat die römische Technik mit der griechischen gemeinsam. Im vorletzten Versfusse der iambisch ausgehenden Verse darf keine mit solchen Silben gebildete Hebung vorkommen. Wie man im Griechischen Ausgänge wie akka ÖC- doraiy aXXcc didots mied, so auch im Lateinischen; also war multä nlhili als iambischer Ausgang nicht zu brauchen, eine Be- schränkung der Auflösung der Hebung, für die der Grund nach dem, was wir über die iambischen Schlüsse erörtert haben, sich unschwer erkennen lässt. Durch eine solche Auflösung war der Uebergang von einer Dipodie zur andern förmlich aufgehoben, daher mit sätis ägitat, dtcere vc lüt u. ä. kein regelrechter dipo- discher Schluss zu erzielen war; dagegen fällt in trochäischen Schlüssen eine solche Rücksicht hinweg; tibi nösträ placet, ntst qulä popest, ja tarnen ego u. ä. sind noch erträgliche Cäsur- Schlüsse und zum Theil sogar Versausgänge.

Eine andre Beschränkung ist dem Lateinischen eigentümlich. Während bei unsem aufgelösten Hebungen im Griechischen das erste Wort immer ein Pyrrhichius oder Trochäus ist und im Lateinischen jede in den Vers passende Ausdehnung haben kann, ist es mit dem zweiten bei einer solchen Auflösung nöthigen Worte gerade umgekehrt. Im Griechischen ist dies freigegeben, denn es begegnen uns ein- bis vier- und fünfsilbige Wörter. Im Lateinischen dagegen ist dies durchaus nicht ins freie Belieben gestellt, sondern es muss, abgesehen von einsilbigen Wörtern, die nicht sehr häufig sind wie Amph. 102 u. ä.,

entweder ein zweisilbiges, iambisches oder pyrrhichisches, wie tuö, calöt, oder ein solches dreisilbiges Wort sein, das wie die vorgenannten den Wortton auf seiner ersten Silbe trügt, wie volül, nicht vglnnus,

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256

Metrik. II. Hebung und Senkung.

oder ein solches vier- oder mehrsilbiges Wort, das auf seiner ersten Silbe gleichfalls einen starken, für die Metrik bedeutsamen Wortton trägt, während die zweite Silbe gänzlich -

tonlos ist, wie tolSräbimus, iuventütis u. ä. bereits im Abschnitt über das metrische Kürzungsgesetz behaudelte Wörter s. S. 87.

Dagegen war ausgeschlossen ein solches drei- oder mehr- silbiges Wort, das den Wortton auf der zweiten Silbe trug, wäli-

rend die erste unbetont blieb. Z. B. dlcere ISpldö modo gäbe einen

richtigen Versausgang, falsch aber wäre dicere mödestö raodö. Der Grund hierfür liegt in der eigenartig starren lateinischen Wortbetonung. Die das erste Wort schliessende Kürze in böuä, ägitiir, dicere, nüllä, generibüs u. s. w. erhält durch die am Ende jedes Wortes eintretende Pause unwillkürlich, wenn auch nicht einen merklichen, metrisch messbaren Zeitzuwachs, so doch eine Verstärkung, die sie befähigt, die erste Ictussilbe zu vertreten. Aber die zweite Hebungssilbe kann nur dann gleichberechtigt sich der ersten anschliessen und der folgenden Senkung gegen- über sich abheben und als Ictussilbe behaupten, wenn sie bei sonst gleicher Quantität durch einen Wortton ihr überlegen ist. Diese Praxis ist nicht durch das griechische Vorbild veranlasst, sondern war schon vor Einführung des hellenischen Dramas in Rom üblich, wie die Saturnierausgänge auf fuisse vlrum in den bereits öfters citirten Elogien beweisen. Anders lagen natürlich, worauf wir schon jetzt aufmerksam machen, hierin die Quantitäts- verhältnisse bei dem anapästischen Rhythmus. In diesem ist ein nüllä potestäs u. ä. etwas Legales und erregt ebensowenig Be- denken als ein nulla pote oder nüllä potest in Iaraben und Tro- chäen. Denn im Anapäst ist die Senkung der Hebung quantitativ ganz gleichwertig uud steht ihr in metrischer Hinsicht gleich- berechtigt gegenüber. Doch lässt sich nicht leugnen, dass auch in anapästischen Gedichten Dipodien aus solchen Wortfüssen wie unrä vtdentur viel seltner als im Griechischen sind, worüber im nächsten Abschnitt zu handeln ist.

Dies sind aber auch die einzigen beschränkenden Bestim- mungen; sonst finden sich diese aus zwei verschiedenen Wort- theilen gebildeten Hebungen überall im Verse, wo sie sich nur anbringen lassen. Nur ein Unterschied ist noch zwischen Plautus und Terenz anzuerkennen. Während Tereuz eine solche Hebung mit vorhergehender irrationnler Senkung nur an den ungeraden

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1. Bildung der iambiack-trochäischen Hebungen. 257

Senkungen des Senars u. s. w., meist nur in der ersten anwendet, gestattet sich Plautus solche unreine lange Senkungeu auch im Innern der Dipodien, d. h. er stellt auch in die innere Senkung die betonte Läuge eines trochäischen Wortes in allen den Fällen, wo er in gleicher Lage einen spondeischen Wortfuss zulässt, was im Abschnitt Über die Senkungen, vgl. unten II, 5, weiter zu

besprechen ist, z. B. tibi nostra placet nach Analogie von nieas pugnas dum praedicem u. ä. Daher kann z. B. der zweite Theil eines iambischen Septenars ganz wie ein Paroemiacus gebildet erscheinen: z. B. Pseud. 171 dicere paene fui obh'tus, Rud. 218 quam si servä forem näta u. ä.

Im zweiten Theile iambischer Senare, Septenare und Octo- nare sowie der trochäischen Septenare und Octonare und zwar in der gewöhnlichsten Form finden sich solche aufgelöste Hebungen:

Trin. 1046 Ndn hoc publice änimadvorti? nam fd genus Äomt- num höminibus.

Epid. 471 Estne 6mpta mihi istis tegtbus? :: Häbeäs licet. Cure. 27 Nec me ille sirit Iuppttcr. : : Ego item volo.

V

Asin. 184 Volt famulis, volt etiam ancillis: et qitoqiw cätülö meo. Truc. 297 Quöd scias? Eriiis noster flUus äpiid nös Strabax.

333 Quem iam revocabas tmpröbe nih'Uiquc homo. Aul. 378 lta ilh's impuris ommbus äclii manum. Amph. 94 Hanc fabulam inquam hic Iüppiter Iwdie ipse aget.

102 Is priusquam hinc abiit ipsemet in exercitum.

882 Duräre nequeo in aerfibus. tta me probri.

Merc. Cll MiÜier alienatast abs te. :: EutychX'y cäptUd facis; hec in B nach Eutyche ist wohl Dittographie.

Merc. 693 Ni srimptuosus Insüpvr ctium siet?

1008 Erit; eamus. :: Hic est intus f itius äpmi nös tuos.

Stich. 209 Damna eveuerunt maxüma miaero mihi.

574 Sed quid agit parasitus noster (Jcla-simus? ctuim valet? Vgl. 615.

Stich. 660 Stiche, quid fit. :: Euge, Säyarinv Upulissuim.

Poen. 93 (proi.) Is ex Anactorio, übi priüs ItabUavcrat.

628 Euin oportet amnem quanvre cotmfrm sibi. Vgl. 129 1 bei Personenwechsel.

Klotz, Grunriz.üyo iiltrüiniüdu-r Metrik. 17

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258 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Poen. 901 Ni'mium lepidum me*moras facinus: nam erus meus Agorastocles.

Bacch. 83 Übi tu lepide völe8 esse tibi, mea rosa mihi dicito.

Capt. 143 Quoni quae in potestate luibuimüs ea ainisimus.

159 Multis et mülttgenh ibüs opus est tibi.

362 Vobisque: volt te n<5vos crtis opicram dare. Vgl. Rud. 1086 mit Personenwechsel.

llud. 1158 Post altrinsecrist securicula äncipcs, itidem atirea.

Most. 402 Tämquam si intus nätus nemo in aedibus häbittt : : Licet.

Most. 1118 Ciim pedibus, nianibiis, cum digitis, aüribtis, octdts, labris.

Pers. 186 N6n edepol scis. : : Da hercle pignus, ni ömriia me- mmi et scio.

Men. 887 Utnim me dicam dücerc niedicwn an fabruni?

Pers. 653 Iam hoc tibi dico : actiituin ecastor meus patlr übl me seiet

Pseud. 59 Haec praestitutast prdxütm Dionysia.

1185 Quid meret machaera? :: Helleborum hisce Jiomtnthas

opus est. : : Eho.

Mil. 27 Quid bracchiuni? :: Illud dicere volui 'feniur'.

618 Me tibi istuc aetatis homini fticmora puhllia. Most. 256 B mulieri memorärier.

Cist. 61 Quid faciam? :: In latebns abscondas pectort perittlssunio.

Cas. 406 Quid opus est qui sie mortüos equidem tarnen. Capt. 973 Quoi homini Theodoromedi in Ältdc Fblyplusi» u. v. a. Vgl. Cist. 610. Epid. 127. Amph.345. Cure. 312. Pseud. 660 u.s. w.

Dieselbe Auflösung bei zweisilbiger Senkung, sodass ein Proceleusmaticus entsteht:

Men. 211 Aüt sineipitamenta porcina aüt iiUqiüd ad eum modum. Pseud. 645 Ät illic nunc negotiosust. res ägttur tipüd iudices. Pers. 552 Haud potui etiam in priino verbo prrspuxre sapientiam.

Ferner in den trochäischen Octonaren, hier auch in der dritten Hebung des zweiten Theiles:

Pers. 14 Similis est Saganstionis. : : Toxtlus hiqutdem meus amicus.

Pers. 16 (3 Sngaristio, di ament te. : : ToxtÜ;, dnbnnt di quae exoptas.

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1. Bildung der iambiBch-trochiiiachen Hebungen. 250

Pers. 487 f ad forum, e praetöre exquire, si quidein crederc mihi non vis.

Pers. 263 Nunc et amico prösperabo et genio meo multa bona faciam.

Pers. 273 Paegnium ausculta. : : Emere oportet, quem tibi öboti-

(Ure velis. :: Asta.

In den letzten Stellen ist die irrationale Senkung eine ganz legale; bei irrationaler innerer Senkung löst Plautus gleichfalls die Hebung in der geschilderten Weise auf. So

Poen. 365 Mea voluptas, mea delicia, mea vita, mea amoenitas.

Gas. 220 Üt te bonus Merctfrius perdat, myropolay quia haec mihi dedisti.

Stich. 714 Quia hic fastidis, qu<5d faciendum vides esse tibi? quin bibis?

Ganz die gleichen Erscheinungen beobachtet man auch bei iambisch einsetzendem zweiten Theile, wie folgende Beispiele zeigen, sogar hier auch in der ersten Hebung:

Marc. 451 Pöst autem communis est | ilUi mihi cumalio. quiscio.

Stich. 537 Optume8t: iam istdc mörae | minus ertt. iam ego apiid te ero.

Rud. 291 Praesertim quibus nec quaestus est | ncqiic ditticcrc artem üllam, vgl. 166.

Poen. 1245 Et prae*dicabo, quoinÖdö | fürtti ßeuitts mtflta; aber auch in der zweiten:

Pseud. 153 Huc ädhibete auris, quae ego löquar, | plan%(ßrüla

genera höminum.

Merc. 540 Nullum adulescentem plus ämö. | : : Puer est Uli qtü- dem, stülta. Aehnl. Bacch. 634.

Aul. 40 Exi inquam, age exi cxeilnduui herete tibi hinc est foras.

Trin. 329 De meo. Nam quod tilömst, | ineumst, omni meum autem tuomst, nicht nach A.

Epidic. 179 Neque sexta aerumiui acerbiör | Hercult quam iUa

mVii obiectast.

Poen. 1194 Stulta, soror magis es quam völö. an tu eo pülcra videre öbsecro.

Rad. 218 Nunc qm minus <ego> servlö, | quam si serra forrm niita nach B richtig, s. oben S. 57.

17*

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260 Metrik. II. Hebung und Senkung.

<

Pseud. 171 Vel opperire : est quod dorm : dlcere paene füi obh'tus. Im ersten Theile beobachtet man naturgemäss diese Er- scheinung am häufigsten bei den trochäischen Septenaren, be- ziehentlich Octonaren, am häufigsten in der zweiten Hebung:

Trin. 938 Nisi quiti lübet experiri quo evasurust denique.

Epid. 82 Eptdtct:, nisi quid tibi in tete aüxilist, absiimptus es.

Ebenso 161 Epidicc, vidc.

Epid. 055 Epidtcr, ßttor.:: Abi intro ac iiibe huic aquam calefieri.

Cure. 599 Phat:drdme propicra. :: Quid properem? :: Parasitum ne amiseris.

Aul. (»03 Nam erus meus ätnat fi'liam huius Euclionis pauperis. Vgl. 053.

Ajnph. 409 Quid igitnr ego diibito? aut quor non nitro eo in nostram domum. Vgl. Aul. 204. 223.

Stich. 133 Placet illc meus mihi mendicus : sdos rex reginae placet.

Stich. 528 Quid ag'üür, Epignömc? :: Quid tu? quam dudum in portdm venis.

Stich. 56 1 Hercle illc qutdem certo adulescens docte vorsu- tüs fuit.

Stich. 700 Ämicam ittrr ütrifoi accumbanius? :: Äbi tu sane superior.

Stich. 749 Sugarinh:: Quid est? :: Totus doleo. :: Totus? tanto miserior.

Bacch. 89 Agc igitur cqüidim pol nihili fäcio nisi causa tua.

103 Meus Ufo quidemst. tibi nunc operani dabo de Mne- siloeho, soror.

Baccli. 481 Näm aliä mhmnriire quae illum fäcere vidi, dispndet.

751 Qina mi da lübet : pdtin ut eures te atque ut n? parcas mihi?

' r

Rud. 100] Quod scelus hodie hoc inveni. :: Verba faeimus. lt dies. WliiFiha im«/, salve: ego is sum qui te produxit pater.

0

Pers. 258 Eaui fort: mihi occasiouera, ea nunc quasi decidi't de caelo.

Pers. 661» Toxilr, quid ago? :: Di deaeque te agitant iratf, scelus. 627 Mihi qwxpii't Lurndim eonfido fore te. :: Tu si haue

euieris.

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1. Bildung der iambiech-trochaibchen Hebungen. 261

Most. 1111 Nain ömrita malcfucta vostra repperi radicitus u. s. v. a.

Ebenso mit irrationaler Senkung oder bei pyrrhichi- schem Worte so, dass ein Proceleuswaticus entsteht: Trin. 320 Bencfücta henef actis aliis pertegito ne perpluant.

005 Sine dötc. :: Sine dote iile illam in tantas divitias dabit; ebenso 714 Sine dote neque.

Cure. 166 TuTinüre lJätinüre. :: Eloquere, quid est, quod Pa- linurüm vocas. Vgl. 211.

Asin. 175 Übi Ima bene agat cum quiquam anianti qui Irugi esse volt.

Asin. 178 Quasi plscts itkfcmst auiator lenae : uequamst m'si recens.

Aul. 732 Quoi hinta mala maestitudoque obtigit. : : Animo bono's.

Merc. 417 Neque propttr cam quicquam eveniet noatris foribus flagiti, doch gilt propter eam wie ein Wort.

Stich. 507 livd^issc vidcö bene gesta re ambos te et fratrem tuom.

Stich. 683 Ägite Ue föras : terte pompam . cado te praeficiö* Stiche.

Stich. 603 Suoni qtwmquc deeet : quibus divitiae domi sunt, sca- phiis, cantharis.

Stich. 696 Sed ümica mca et tüa dum couiit düuique se exornat, nos volo.

Stich. 737 Mea sxtiwts ämäbWis auioena, Stephanium, ad amo- res tuos.

Stich. 746 Ntmtoqub sibi mulier meretrix reperiet odium ocius. 755 Äge mulsa nun suavitudo, salta : saltabo ego simul. Ebenso Pers. 472 lta ancillä mca.

r V

Poen. 841 Et ädire lübet hominem et autein m'inis eum ausculta lubens.

Capt. 424 Boucfaäa ettmuhire, ut erga hunc rem geras lideliter. Vgl. 640.

Capt. 648 Subru/us atiquantüm, crispus, cineinnatus. : : Cönvenit.

Pseud. 964 Tercyrina facics videtur hominis atque ignobilis u. a. Vgl. 363. 364 bei Personenwechsel.

Trin. 715 Siu älitcr tmimatüs es, bene quod agis eveuiat tibi.

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262 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Trin. 852 Hllüricu föcies videtur hominis: eo ornatu advenit. Vgl. Cure. 167 mit Personenwechsel.

Aul. 204 Credo edepbl uln mentionem ego fecero de filia.

215 Certe edepbl cqnide~m te civem sine mala omni niali-

tia. 470 Credo edepbl ego.

Merc. 444 Certe edepbl udülescens ille, quoi ego emo, efÜictun perit. Ebenso Stich. 573. 575.

Merc. 900 Dtc igititr, ubi illäst. : : In nostris aedibus. : : Aedi's probas.

Stich. 532 Nös pottus oneremüs nosmet vicissatim voluptatibus nach A, jedoch zweifelhaft.

Poen. 293 Curram igitur uUquo ad piscinam aut ad locuni, limtfni petam.

Rud. 948 Eloqucrc quid id est vide etc. unsicher.

Ferner auch in der dritten und in der vierten Hebung, ein- mal sogar in diesen beiden zugleich: Trin. 624 Euntque uterque: tllc reprchcndU hü*nc priorem pallio. 629 Lesbonice, esse vtdeätür, glö*riae aut famae, siuam. 889 Quid istuc est nömen ädülesecns? : : 'Pax' id est no- nien mihi.

Trin. 941 Süb solio Iovts? :: Itä dico. :: E caelo? :: Atque e mediö quidem.

Amph. 700 Hic in aedibus, übt tu habitas. : : Nümquam factumst. :: Nun taces?

Merc. 439 Nequiquam poscXt : ego habebo. :: At fllic pollicitust prior.

Men. 1021 tt tibi di Semper udülescens, quisquis es, faeiänt bene. Vgl. 991.

Stich. 62 Iäm quidem in sub qulcquc locö, nisi erit mihi situm supellectilis.

Stich. 85 PvrpUxubUttvr cärutn hodie perpavefaciam pectora.

Rud. 1130 Estne hic vldulus, übt cistellam lue tuain inesse

aibat? :: Is est; 1219 Et tua ßttä fäcito.

Pers. 558 Nona iniüria decumüm, quod pessumum adgressüst, scelus.

Pers. 573 Ferreas tüte tibi impingi vi'deas crassas cömpedis. Rud. 1 1 14 Eo tacent, qtua taetfä botuist niiilier Semper quam loquens.

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1. Uildung der ianibisch-trochäiscben Hebungen. 263

Truc. 505 Tani hoc in inare abit mtserequc perlt sine bona omni gratia.

Truc. 786 Nlsl quin tinico tarnen egoy ne quod peccavi sciat

Aul. 764 Te abstulisse. :: Neque edqwl dixi neque feci. :: Nega.

Stich. 741 Si amabilitas tibi uösträ pläeet, sT tibi ambo accepti sumus.

Bacch. 83 Ubi tu lepide v<5Ies esse fibi, inea rosa, mihi dicito. Vgl. Cas. 609.

Stich. 634 Iämne abierunt? Geläsitne vtdc, quid es capturus cönsili nach den Palatini oder nunc consilio capto opust besser nach A. Jedenfalls wird man hier nicht mit iambischer Haupt- cäsur und syllaba aneeps messen Gelasime | vide ntfnc etc. Denn dieselbe Wendung kommt auch au andern Stellen in unserer

Messung vor, z. 6. Ad. 343 Sostril vide, quam rem agas. Und so wird man auch «sonst noch öfters zu messen vorziehen, wie

Rud. 1119 Üt id oeeepi dicere senex, eam te quaeso cistulam. Derselbe Fall liegt ferner vor:

Ainph. 1024 Sösia mal. Aul. 261 cöntröverslu mihi. Mil. 226. Asin. 641 u. a. So sicher auch

Bacch. 105 Cüpio. :: Dabitur öpera: iußiii outet: eämus hinc in- tro dt laves:

Die parallelen Erscheinungen bieten auch die i am bischen Verse im ersten Theile: Besonders häufig ist die erste Hebung in dieser Weise aufgelöst, aber auch die zweite erscheint öfters so, sogar bei proceleusmatischer Form:

Trin. 425 M\Ut- drachümariim tarpezitac Olympico, wenn nicht mille zu messen, Ygl. Bacch. 928.

Trin. 568 Si untc vblülsses, esses : nunc serö" cupis.

Epid. 7 Cenä tibi dabitur. :: Spöndeo. :: Quid? :: Me aeeeptu- rum, si dabia.

Epid. 340 Crcdt- modo tu mihi : sie ego | ago : sie egerunt ntfstri.

Cure. 9 Tüte tibi puer es: laütus luces cereuin, vgl. 48. Asin. 773 Ne Uta minus aut plus quam tu sajiiut. : : Satis pla- cet. Vgl. 762. Truc. 385 Quömqtie bene provemsti salva, gaiideo.

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264 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Stich. 252 lila qu'idcm nulluni säcruficavit :: Quo modo? Vgl. 260 nülla tibi. A nullam tibi.

Poen. 420 Perqtfe tüäm libertatera. : : Em nunc nibil öbsecras. Vgl. Stich. 422 Servos hömö.

Poen. 467 Afinä mihi argenti d6no postilla datast.

687 Mülta tibi di dent bona quom me salvom esse vis. Vgl. 691.

Poen. 1194 StüUa sbror niagis es quam volo. au tu eo pulcra videre obsecro.

Poen. 1246 Quöque modo vos huius fflias apud v6s habeatis seVvas.

Bacch. 808 Nüllus hörnö dicit: hae tabellae te arguont.

Capt. 104 Nüllä iüventii/is spes est': sese omnis auiant, Conjectur.

371 Tiltt tibi tuopte ingenio prodes pliirunium. Rud. 166 Neque gtübirniUor tfinquain potuit rectius.

942b Rc& sine sqamosö* pecu?

1253 Nüllus trat illo pacto, ut illi itfsserant. Vgl. 1348 lila negat.

Rud. 1327 Milte dabo nuninniin.:: Sömnias. :: Nihil addo. :: Abeo

igitur. :: Audi. Mille ist hier ausgeschlossen.

•r

Pers. 57 Pätir ävos proavos, abavos, atavos, tntavos. 63 Neque quädrüphlrl me volo : ueque enini decet. 355 PäCir} liotninnm immortalis est iufämia. Cist. 149 Hh propemvit de puellae proloqui.

r

Most. 637 Vusmct u/Uür, si salvomst. : : Aedis fi'lius u. v. a., wo- bei wir Stellen wie Poen. 1193 inter alias. Bacch. 1146 praeter eos. Capt. 287 propter uvaritiam nicht mit anführen.

•t

Amph. 1080 In aedibüs, ubi tu habitas, nimia mira vidi . vae mihi.

Asin. 382 Demaenetus übt dicitur habitare. i, puere, ptflta.

615 Complictire. :: Fäcw lubeus. :: Utinsun sie efferämur.

831 Pietas, patir, ocülts dolorem prohibet. quamquam ego istunc amo.

Aul. 139 Nam öptumä nulla potest eligi mit innerer irrationaler Senkung.

Poen. 239 Nimia omtnu nimutm exhibent negoti hominibus ex se.

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1. Bildung der iambiBch-trochäischen Hebungen. 265

Epid. 334 Quippe tu rui illiquid äliquö modo alicunde ab ali- quibtis blatis u. a.

Auch Ainph. 120 (pro!.) Nam nleus päter Intus nunc est | eeeum luppiter kann richtig sein.

Diese zahlreichen Beispiele, die sich leicht vermehren Hessen, haben wir angeführt, um zugleich die Thatsache zu erhärten, dass hier die Hebung durch zwei verschiedenen Worten angehörende Kürzen gebildet wird, nicht etwa eine Dehnung kurzer Endsilben stattfindet. Es mag in einzelneu Fällen, wie bei den Ablativen auf c eine alte Länge noch im Gebrauch gewesen sein, worauf wenigstens die Lesart mulieri Most. 256 u. ä. führt, aber in weit- aus den meisten Fällen ist an eine ursprüngliche Länge gar nicht zu denken. Eine Langung kurzer Schlusssilben unter der Wirkung des Versictus ist in griechischer wie römischer Lite- ratur nur der epischen Poesie eigen, natürlich unter gewissen Einschränkungen, vgl. oben S. 101 und A. Rzach a. 0. besonders S. 365 385, und dort auch anzuerkennen; im Drama aber ist sie abzuweisen. Der beste Beweis dafür ist, dass unter so vielen Stellen, abgesehen von ganz vereinzelten, sicher corrupten Versen, in keinem Falle nur eine Silbe für die der angeblich gelängten Endsilbe folgende Senkung bliebe, sondern immer zwei. Wir haben daher eine alte römische Gepflogenheit anerkannt, die sich bereits in den ältesten authentisch überlieferten Saturniern er- kennen lässt. Besonders für die Kürze dieser Endsilben sprechen Stellen, wie Truc. 786. Stich. 62. 634. 741. Bacch. 83 u. s. w.

Auch die von uns aufgestellten Regeln sind bei dieser Art Auflösungen eingehalten. Nur zweimal unter so vielen Fällen stossen wir hinter der die erste Hebungskürze ausmachenden Endsilbe auf ein dreisilbiges Wort mit zweiter langer Silbe, aber beidemal in Elision und demnach regelrecht angewandt, vgl. G. Hermann, elem. doctr. metr. p. 64 u. v. a., nämlich Stich. 85 eörum hodie, wo die Umstellung hodle eörum unnöthig ist, und Poen. 1194 vldere dbsecro, da bei der Elision der Accent vor- rücken kann, vgl. auch Ritsehl, opusc. II S. 209. Endlich ist

Stich. 737 eine besondre Abweichung mSä sujivts umabllls ämoena, die sich begründen lässt. Es handelt sich hier um eine beab- sichtigte Tändelei, in der offenbar die Stammsilbe am in auia- bilis und amoena verschieden behandelt werden sollte, nach der bekannten Regel, die K. Lachmann ad Propert. II 3,44 aufstellte und L. Buchhold, De paromoeoseos etc. usu auf ävaÖMcoöis

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266

Metrik. 11. Hebung und Senkung.

und intfßviig beschränkt wissen will, vgl. Verfasser, Bursian- Mülier's Jahresber. 48. Bd. S. 147.

Die letzte iambische Dipodie wird unbedingt frei gehalten von derartig aufgelösten Hebungen, die sich jedoch nicht selten bei trochäischen Schlüssen sogar ganz am Ende finden, wofür sich schon die Saturnierpraxis entschieden hatte und unser Ver- zeichniss verschiedene Beispiele aus Plautus giebt, wie Stich. 513, Mil. 226 u. s. w., zu denen sich Analoga aus Terenz stellen lassen, s. oben S. 229. 230.

Endlich ist noch zu bemerken, dass Terenz die gleichen Liegein in diesen Hebungen befolgt hat und zwar ohne jede Aus- nahme. Dass bei Terenz ein Trochäus nie so verwandt wird, dass er mit seiner ersten langen Silbe in eine innere Senkung der Dipodie fällt, was bei Plautus, wie unsre Sammlung aus- weist, öfters geschieht, ist eine einfache Consequenz von dieses Dichters verschiedener Behandlung der spondeischen Worter an gleicher Stelle, die Plautus vielfach ganz so wie die erwähnten trochäischen Wörter verwendet, während bei Terenz nur noch vereinzelt solche unreine Dipodie vorkommt, worüber in anderm Zusammenhang zu handeln ist, unten unter 5.

Da aber sonst die Terenzische Praxis in diesem Falle mit der Plautinischen übereinstimmt, halten wir es für überflüssig sämmtliche Terenzische Beispiele ihrem vollen Wortlaute nach zum Abdruck zu bringen. Wir geben sie daher in anderer Forin, die nochmals zur Anschauung bringt, was wir bereits oben kurz erläuterten, aber bei der Anführung der Plautinischen Beispiele nicht zum directen Ausdruck gebracht haben, nämlich dass das erste Wort in allen diesen Verbindungen völlig frei ist, also wie ein einsilbiges, so ein pyrrhichisches, trochäisches, dakty: lisches und noch längeres sein kann, soweit der Vers nicht Ein- schränkungen gebietet.

So wird bei Terenz, abgesehen von einsilbigen Wörtern, wo es ja sehr oft geschieht, die erste Hebungskürze gegeben durch die kurze Schlusssilbe vou

1) pyrrhichischen Wörtern, natürlich auch in der zweiten Hebung der Dipodien: Andr. 950 pater ait. Heaut. 898 quoque Syrus. Phorm. 725 quoque voluntate. 'Phorm. 162 qulä siiperest. Ad. 523 qulä propest. Phorm. 877 ego quoque. Ad. 749# eg& tuam. Ad. 553 tarnen ego. Phorm. 556 mala tolerabimus. Ad. 281 Syre quid est. Zweifelhaft bleibt Phorm. 654. Hec. 344. Andr. 322

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1. Bildung der iambisch-trochäisehen Hebungen. 267

(facis hodie). Ad. 538 Pater ädest nur die eine Calliopische Hand- schriftenklasse.

2) trochäischen Wörtern, nur locis imparibus bei iani- bischein, paribus bei trochäischem Versmasse: Andr. 77 tinüs et item. 809 Semper enim. Heaut 237 pergln Istuc. 679 nüllä mihi. Euu. 116 mäter übi. Hec. 650 nüllä tibi. Hec. 255 caüsä retinendi. Hec. 398 esse sclo. Phorm. 372 pergln ero. Eun. 131 nüper eius cf. ibid. 980. Phorm. 134 illiquidem. Ad. 139 iste tuos. 457 ille tibi; unsicher dagegen Andr. 978 u. a. Abgesehen ist dabei von solchen Verbindungen wie inter eas (eos) Eun. 726. 734. Andr. 852. Hec. 178. 313. 419. 479 u. a., propter egestatcm Phorm. 416. Heaut. 190, ferner ectmls eani Eun. 523. ecquld ego Ad. 877 u. ä.

3) häufiger durch daktylische Wörter: Heaut. 189 ömrilä pätris. 575 omniä mea. 942 omniu bona. 1055 omniä faciam. Eun. 789 omniä prlus. Ad. 262 omni? slbi. (Phorm. 248). Andr. 23 male dicere mäle facta. 535 nubere tuo. Eun. 1023 munere tibi. Hec. 531 tempore süo. Ad. 346 pro virgine däri. Ad. 598 virginls eas. Heaut 879 desine deos. Eun. 601 oppri- ralt ego; ähnlich Eun. 1082 acciplt honio, vgl. Eun. 214. 484; zweifelhaft Phorm. 160 angeret animum, so auch 250. 297. Ad. 839, dagegen Phorm. 510 vendidlt. :: Ain; ähnlich Heaut 316. Eun. 230 turpiter hodie. Heaut 256 Iuppiter ubinamst; ähnlich Andr. 930 mit Personenwechsel. Eun. 1014 insuper etiam. Ad. 348 consciä mihi vor trochäischer Hauptcäsur, ebenso Heaut 217 filiüs erit. Ad. 521 rectius. : : Ita Personenwechsel. Bei Eigennamen Andr. 267 Pamphile quid agit. 301 Burriä däturne illa, vgl. bei Plantus eörum und vldere in Elision, siehe Seite 265. 965 Pam- philus ubi. Eun. 558 Chaerea quid est Phorm. 154. 179 Phae- dria patrem. 484 Phaedriä tibi. 865 Sophronä modo. 1037 Nausi- stratä prlus. Hec. 290 Pamphile sclo. 621 sumus, Pamphile, senex atque anus im Dimcter. Ad. 260 Aeschinus übist 343 Sö- stratä ?lde. 588 Aeschinus odiose. 634 Aeschinus ego; wohl auch Eun. 707. Phorm. 830. Ad. 619, da Terenz in der Hauptcäsur nicht syllaba anceps anwendet: Phaedriä poteretur. Chaerea tiiam. Famphilä quid agat; s. oben S. 143 fg. 155 fg.

4) bei tribrachischen Wörtern: Andr.519 Quls lgitur cum. Ad. 568 möttÜ8; ldem vor der trochäischen Hauptcäsur. Eun. 107 Samiä mihi. Vgl. Hec. 561.

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268

Metrik. LI. Hebung und Senkung.

5) bei proceleusmatischen Wortern: Heaut. 803 faclKus ego. 1059 faclliä. : : Fäciaui, letzteres mit Personenwechsel.

6) bei viersilbigen daktylisch endigenden Wortern: Eun. 264 vocäbula, pärasiti. Heaut. 216 ex stfa lubidine inöderantur. Hec. 325 Philomena mea. Vgl. Heaut. 955. Hec. 413. Vereinzelt ist Andr. 596 Ego vero solus. :: CÖrrlgere mihi gnätum porro emtere überliefert, eine bei Terenz unerhörte proceleusmatische Complication, zu der sich bei Plautus nicht volle Analogien fin- den lassen. Doch die gewöhnlich gebilligte Umstellung Fleck- eisens macht den Vers nicht viel besser. Vielleicht ist er doch richtig überliefert. Dieselbe proceleusmatische Form begegnet ja auch bei Plautus, nur nicht gerade an dieser Stelle, s. S. 258 fg.

Selbstverständlich gehören noch als Beispiele hierher alle diejenigen Stellen, oben S. 133 fg. u. 135 angeführt, an denen unter ganz gleichen Bedingungen die auf langen Vocal auslautende Endsilbe vermöge des prosodischen Hiatus gekürzt ist; ein Vorgang, der abgesehen von einsilbigem Worte in erster Hebungs- kürze nur bei Plautus zu beobachten ist Wie aus unseren Ver- zeichnissen erhellt, treten diese prosodischen Hiatus au denselben Stellen auf, wo die eben behandelten aufgelösten Hebungen mög- lich und wirklich vorhanden sind, die ja die Voraussetzung für diese Hiate sind. Nur scheint im letzten Fusse vor trochäischer Cäsur der verkürzende Hiatus gemieden, also in den Fällen, die entsprechen würden einem cönscia mihi vor trochäischer Haupt- cäsur und wohl auch im ersten Iambus, wo doch Verbindungen wie nullä mihi ziemlich häufig, nur solche wie märe superum u. ä. seltner sind. Denn nicht beweisen dies Stellen wie Aul. 323 Cocüm ego, wohl Cocum ergo, oder Merc. 19 vidi äm<at>oris, wo Ussing vi vidi amoris sehr passend vermuthet. Sonst aber stimmt dieser Hiat bei Plautus vollständig zu den behandelten Auflösungen.

Endlich wenn die zwei eine Hebung bildenden Kürzen im Aufauge oder im Inlaute eines Wortes stehen, ist bekanntlich eine derartige Beschränkung nicht wahrzunehmen. Selbst Mes- sungen wie niediöcriter, praeterleris u. s. w. sogar im Versausgauge sind zulässig.

4. Dagegen ist im Lateinischen der Gebrauch zweier ein Wort schliesseuder Kürzen in der Hebung ein sehr be-

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1. Bildung der iambisch-trochäischen Hebungen. 269

schränkte!*, bei Terenz noch mehr als bei Plautus. Doch gewinnen wir zunächst in der gleichen Weise wie in früheren Fällen einen Ueberblick über die Praxis der neuern attischen Comodie in dieser Beziehung.

Betonungen wie r&ere = ^ ^ und (ivrjaxbgeg = ^ ^ 8ind im griechischen Drama überhaupt häufig. Dionysius, de comp, verhör, cap. 11 bezeugt uns ausdrücklich ein n'^ftf, iu dem ßagvxtga filv rj tcqcott} yivexat,) al dvo dl (lex* avxfjv 6%vxovo£ xs xal o{i6<pcovoL als Anfang eines Dochmius xfötts ^irj xxvitstx1 als v^oo-^_# Auch für die neuere attische Comödie ergiebt das Material, welches wir im Folgenden anführen, dass solche Silben- folge, nämlich zwei auslautende Kürzen in der Hebung weit häufiger vorkommen als die soeben besprochenen Hebungen der

Form ^ . . . und - °, ^ So findet sich der mit den beiden

letzten Kürzen in eine Hebung fallende Tribrachys in allen Hebungen, z. B.

in der ersten Hebung: Antiphanes 44,2 yeyovag; ixnvav xmv vo^icjv ^eO-exreW.

228,6 ixopev 6(ioiag' ovxl xolg Xa^iTtgoiöt de'. Nikostratos 6,4 bito6a 6v ßovUi xal xi%\ag xal xoiftLxovg. Alexis 110,3 ikaßov txCvovg t' aöxi yäg ngootfiLov.

127, 5 ndga&Qov avrj&ov vänv xavXbv ö£X<piov. 198, 2 vdaxog aniy&ov xva&ov' av d' oa^ivv itCyg. 202, 5 Ex parte, (piAttg drjnov pe, Ov dl XafiTtgäg zgtysig. 230,4 &d0iog. :: opoiov xal öCxaiov xovg %ivovg. 253, 2 txega dt %coQig iöxi xalg iktv&igaig. Dionysios 2, 12 dvvapiv, 6 fieVroi dvvapsvog xdv Ttgdypaöiv.

3, 7 xaxsga noujöag xavta xal ££öag <S<podga. Mnesimach. 3,3 pixgia de' y iv #etö aaavxov. :: nag er*. Diphilos 17, 13 xd&aXa noirjffag icdvxa xdöxogodiotisva.

58,3 vdaglg dnav xom iöxi rij ipvxf] xaxov. Vgl. Amphis 20, 3. Aristophon 13, 8. Alexis 186, 10 u. a.

Ebenso häufig in zweiter Hebung: Antiphanes 34, 1 iv xaig öitvgCd dl xi nox' ivsaxi, yiXxaxt\ 122, 7 our' st ngoxegov iöxiv o ys vvv yivtxat. 124, 7 ividgag d' evexa. vvvl öl xom iyvoi>x\ im. 183, 2 yvvai' 6x6 gada xvgbg jtXaxovvxeg ngdy^iaxa. Anuxandrid. 17, 1 o to oxuXiov fvgwv ixftvog oöxig r]r. Alexis 221, 10 agxog xctitagbg tig txaxiga, 7toxr\giov.

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270 Metrik. IL Hebung und Senkung.

Heniochos 5, 1 iya) d* ovofia xb plv xa&' ixdöxrjv avxixa. Timokles 11, 3 6 yovv KoQVÖog axXrjxog, 6g iuol Öoxtt. Theophil. 9, 1 tW iv %aQaxi plv xavxa xal xagspßoXfj. Philemon 48, 1 dxb Gxopaxog d%avx\ iav ßovXri<s&', iQa.

79, 8 ovxag ana-Xbv idaxa xal ngäov xb xvq.

91, 7 iv xatg TtoXeOi xdöaiötv, iv xatg olxiaig.

104, 1 xi £ijv oweXog, & pt] f6xi vb £rjv etötvai; Diphilos 60,5 dXX* ov% sxsqov dyytlov iv tc^qcc wiQotg. Aristophon 11,8 tag de nxigvyag ag slxs xfj Nlxy woqhv. Epikrates 5, 4 rj xr\v apida tpiQEiv 6(päv ts xeifuva. Alexis 15, 17 möxsQ xvQtxbg dvijxsv elx* iv imxilti.

172,11 nvovy psXixog otvßawov, dxoxayriviä. Vgl. Anaxandrid. 52, 2. Eubulos 75, 14. 110, 2 und 4. Alexis 107, 2 u. v. a.

Seltner steht natürlich ein solches tribrachisches Wort wegen der Cäsur in der dritten Hebung, aber es ist dort durchaus nicht unerhört, wie

Alexis 135, 12 Hipov xi%vriv iXaßeg. :: b £l(wg d* iöxl x£$- beweist, wohl auch

Dionysios 2, 24 ' AQjiGxqaxog yiyQawi xs xal do£d££r<u mit Enklisis.

Antiphanes 277, 1 iav fisv ctgct xs'xsqi <ptQtj XQidpsvo^. codd. av plv n. xig w. xg.

Menander 481,5 xvq' xavxa xav ixaxbv htj /3(.c3g, dsc, codd. ixt} xav i. ßi<o6sxai (-rjxai).

In der fünften Hebung finden sich solche Wortformen nicht, was leicht begreiflich ist, ausser Ephippos 22, 1 xoxeqov iyei, was ein sehr verdächtiger Schluss ist. Dagegen in der vierten ebenso oft wie in der zweiten:

Antiphanes 89, 5 = Epikrat 5, 8 ydöXQiv xaXovöa xal Xauv- qov og av ffdyrj.

Eubulos 31, 2 xa&aQ(DT£QOV yaQ xbv xigapov slQya^optjv. Amphis 36, 3 xal xoivop avxb xrjg xaxqldog iv xotg xqoxois. Epikrates 3, 18 ixsl ds öoXi%ov xotg sxs6iv rjdrj xgi%si.

9, 3 xav Osgtsiwaxxav , mg ddpaX ig, a>g xagbivog. Alexis 135, 4 dxo xmv ixiyQappdxav dxQipa xs xal 6%oX{]. 141,5 iffdvov tptQovxeg ov <p£Qopsvf dXX* rj xaxag. 188,2 XQmxiCxov vxo&slg s(g Xoxdda veavixrjv. 291, 2 iöia xs xal xoivy xvXixa XQoxtopai. 297, 1 cj diöxo&\ vyCaiv. mg iQoviog iXt\Xv&ag.

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1. Bildung der iambisch-trochüischen Hebungen.

"21 \

Tiniokles 10, 4 ov NslXog aX(pix\ ov Kogvdog davfißoXog.

Theophil. 7, 1 novrigbv vtbv xal itaxiga xal firjtega.

Philemon 188 ovog ßadd&ig et$ a%vga xgayrjfidxav.

Diphilos 17, xb xcöv idopevcav tu öxo^axa itgoBidevai.

Menander 663, 2 xr\do^Bv aXrj&äg, ovx itpBÖgov t£sig ßiov. Vgl. Anaxandrid. 51, 1. Nikostratos 15, 4. Timokles 34, 1. Phile- mon 42, 3 u. v. a.

Das Gleiche gilt von den entsprechenden Stellen des tro- chäischen Tetrameters, z. B. findet sich die zweite Hebung so gebildet:

Antiphanes 40, 5 Big acpodov iX&<bv opoiov naGiv avxbv obstat.

Euphanes 1 ig xogaxag' rfea yigav xb dsvgo xbv Ildgv^ oXov. Vgl. Antiphanes 204, 6. Timokles 16, 6. und in der sechsten Hebung:

Alexis 301, 2 xb dioQL&6&cu ßeßaccog xa 6x6 (tax t xa ygd^ifiaxa.

Philemon 213, 9 xav pBv bg^ia&tj xig ^cov Big Xipiva xbv xijg ti%vrig.

Nicht in Betracht kommen natürlich die erste und fünfte Hebung, wohl aber bietet auch die dritte Hebung derartige Wort- formen, wie bewiesen wird durch Alex. 156, 2.

Dasselbe wie von tribrachischen Wörtern gilt auch von längeren tribrachisch endigenden, nämlich schon in der zweiten Hebung:

Antiphanes 68, 3 /ZtW, dgyigiov. :: dXXog yag ovx inCöxapai.

120, l iig dvofiBvog eig nogxov, o&ev ££a> ndXiv. 273,2 ovö1 iyxitpaXov, mitxa de xal tag xoiXiag. Anaxandrid. 7 7tBgiGxigia ydg tfoayav xal Cxgovftia.

50, 2 imxaigixaxov tog bI povov xov odftarog. Ephippos 15, 10 (og (iixgoXoyog ei. :: 6v dt ye XCav itoXvrBXiqg. Anaxilas 34, 1 aititfxoxBgog bI xc5v xoxXlov itoXXa ndvv. Alexis 45, 1 opoioxaxog av&gamog otva xr\v yvtiiv.

116,6 vnoxQivofiBvov bi xolg ßiotg, oygvg ixov- 158,2 t6 d' a&dvaxov iirjgs ngbg xbv diga. 186,2 xaditofiBvog ivxav&a xtjv o^xavCav. 186,9 iitBöxidaOa xovXaiov el&' tyav noim. Klearchos 2, 3 xb (povdgiov rj^iav nBgißagyov ylvBxai. Philemon 61, 1 iibqI xovnxdviov ov yivB%* r\ Gxtvcagia. Diphilos 64, 1 xo ÖBinvdgiov dvftt]gbv ijv, yXd(pvgov OtpoÖga. 66, 14 xax' ä (Mpox £ gct Öb xqv xaraXXayriv *x{l- Vgl. Anaxandr. .'», 2. Araros 16, 2. Nikostratos 6, 5. 32, 2. Alexis

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272

Metrik. II. Hebung und Senkung.

51, 1. 195, 5. Diodor. 2, 23. Herakleides 1, 1. Timokles 9, 3. 12, 4. Theophil. 11, 5 u. v. a.

In der dritten Hebung findet sich, offenbar wegen der Oäsur, kein Beispiel, dagegen sehr viele in der vierten He- bung, wie:

Antiphanes 122, 6 ovd' iöxi ydg neu yivoptvov o yivexai.

260, 1 xig d* ov%\ ftavdxov fiitffroqpo'pos,«» yikxdxtj. Anaxandrides 9, 3 "Avxua. :: xal xov& yuexsgov i]\> xaiyvi'ov. Eubulos 69, 1 uiöcä xdxiöxov ygapiiax ixov ixTca^i au.

72, 1 o itgcöxog svgav xdkkoxgia dunviiv avyg. Nikostratos 10, l % vavg xoxegov sixoöogo g lex rj xvxvog. Ephippos 15,4 oCiag evex dgxel xevfrtdia öijmdia. Alexis 62, 6 fggaiöov i)iunv d-oi^axia xal (fxgmpaxa.

127,4 akV iöxiv ivdov. :: daxafptda xsxo^ivrjv. 261, 10 vitstpaivev a6v rj^Lxofia xovg döxsgag. Timokles 8, 14 xsxfiijgiov xi itapiisyefteg olpai y igelv. Philemon 97, 6 ovxog yeeg tj^kov pvgidöag incäv ygayu. Diphilos 43, 26 xoiovxog 6 xgoitog' petgaxiov igtov itdkiv. Vgl. Ephippos 10, 2. Epikrates 10, 1. Alexis 46, 4. 88. 179, 3. Kle- archos 1, 3. Diodor. 2, 31. Xenarch. 10, 1. Philemon 137, 1 u. s. w. Für die fünfte Hebung führen wir an: Antiphanes 209, 9 itotovöiv i^Tckixovxeg dkkurgia [itkrj.

Die gleichen Erscheinungen unter den gleichen Verhaltnissen zeigen die trochäischen Tetrameter, wie in der zweiten Hebung:

Antiphaues 142, 1 doxatpidog dkcSv OigaCov öiXyiov xvgov &vpov.

Ebenso Antiphanes 142, 4. 204, 6. Anaxandrid. 6, 3. Nikostratos 24, 3. Amphis 8, 2. Timokles 16, 6. Menander 23, 2 u. a. In der dritten Hebung: Alexis 156, 2 xal xd 6v{i7i6<5ia zu nokkd xal xaO-' yut'gav xouiv.

Für die sechste Hebung, im trochäischen Tetrameter bei Aristophanes nicht selten, wie:

Equ. 277 rjv d* dvatdeta nagik&i] ö\ \ rjpexsgog 6 nvgapovgi bei trochäischer und

Lys. 654 tW dvakdaavxtg ovx dvxtiöyigexe xeeg eiöyogdg bei iambischer Hauptcäsur bietet der Rest der neuern Comödie zufällig kein Beispiel in trochäischen Tetrametern; dagegen gieht eins folgender i am bische Tetrameter:

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1. Bildung der iambiseh-trochiiischen Hebungen. 273

Anaxandrides 34, 11 iäv dl xqiov, 4>Qi£og' av dl xcotidgiov, 'Idöav.

Daktylische Wörter als Vertreter der Iamben sind viel seltner, ihr Gebrauch ist nur an den drei ungleichen Stellen der Trimeter möglich; im dritten Fusse tritt aber die Cäsur hem- mend ein, sodass sich nur im ersten Fusse ein häufigerer Ge- brauch nachweisen lässt, wofür folgende Beispiele:

Eubulos 119, 7 tlxoGi noömv (iszqovvzl zo <szol%sIov y. Ephipp. 8, 3 tzQta, zQwyripa&1 ^xc, 7tVQanovg, a^g.

24, 1 xaQva Qoag tpoCvtxag (zegee vooyaXa. Alexis 108, 2 etdtzi, zoiovzog ysyovsv Otvomav rig rj. 239, 4 ctQficcxa övvwoidsg re nsvzsxaidexa. 283,3 dvÖQciöi novriQotg ovdy dnatösvza ßto. Axionikos 6, 15 avQiov ZaXov zovz' £%(ov ovx ag&o/tat. Theophilos 8, 3 zezzoQag vEiovg. i'/Ugaxkeig. :: ßoog öl zgelg. Philemon 39, 2 uöptvog £%oig av, Nixoqxov, ä vvv £%ug.

60,2 pccQTVQag yap, ort povog <pv6xz\v xoia. 116, 2 nvquata naQek&mv xal zdyovg dv&Qamvovg. 122,3 örjGaiiov ikeuov XQOfivov o£og aiktpiov. Diphilos 55, 2 OzQoifiaza öiyvvov döxonrjQav ftvkaxov. 65, 2 oq&qiov ixoxxv£ aQzicog dXsxzQvav. Vgl. Antiphanes 26, 4. 58, 3 = Eriphos 2, 3 (nctQ&ive). Eubulos 38, 1. 67, 10. 94, 6. Ephipp. 16, 5. Alexis 107, 3. 135, 6. Axioni- kos 7, 1. Diodor. 2, 17. Dionysios 2, 9. Timokles 9„4. Philomon G7, 1. 92,3. 125,2. 150, 2 u. v. a.

Aehnlich im ersten Fusse des zweiten Theiles des iam- bischen Septenars:

Antiphanes 25,4 tfovzog vdazog; ei 61 pj, | pridi7to&' vÖodq

Für den dritten Fuss des Trimeters sind Beispiele: Anaxandrid. 39, 10 zovg ftQiag iv&dde plv onoxXrj Qovg vo^iog. Aniphis 9, 5 ovoyuxxa zmv ötodexa fcäv Öul^kv^ag.

Im fünften Fusse giebt ein daktylisch schliesseudes Wort: Nikostrat. 26, 4 pvQov özstpdvovg hßavanbv avkrjzQida kaßi.

5. Dies die griechische Praxis. Ganz anders auch hier die römische. Ein tr ibrachisches Wort als Vertreter für einen Jambus braucht weder Plautus noch gar die Terenzische Zeit. Vereinzelte Stellen, wie:

Kixvrz, GrundcOgc i»UrOtiii*cher Metrik. 18

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274

Metrik. IL Hebung und Senkung.

Most. 1100 Quöd agis id agas. quöd tu porro vis serere ne- götium und

Men. 877 Qui me vi cogunt, iit validus insäniem sind als falsch erkannt und durch Umstellung verbessert serere vis und validus ut vesäniam oder validus uti insaniaru. Die folgende Erscheinung deckt diese Ueberlieferung schwerlich.

Bei längeren tribrachisch schliessenden Wörtern hat Plautus dreimal eine Betonung der beiden letzten Kürzen durch den Versictus sich gestattet, nämlich:

Stich. 378 Tüm Babylonica peristroma <et> fönsilta tapetia, wie Goetz unzweifelhaft richtig hergestellt hat, und

Men. 842 Üt ego illi<c> oculös exuram lampadlbus ardentibus, sowie sicher:

Pseud. 147 nec Alexandrina beluata tonsittä tapetia.

Für diese drei ganz vereinzelt dastehenden Messungen, die offenbar nach dem griechischen Vorbilde, wie tEv&Cdia örimdia, zu verstehen sind, lässt sich geltend machen, dass es sich um Unterbringung langer griechischer Fremdwörter handelt, Um- stände, die die sonst beispiellos dastehende Messung wohl ent- schuldigen können. Wir sehen hier lediglich eine bei Plautus auch sonst nachweisbare Concession an die griechische Art. Denn Messungen wie prÖpittä neben cörporä in Anapästen haben mit ihnen, wie unten II, 2 ausgeführt wird, nichts gemein.

Dagegen ist der Daktylus als Wortfuss für einen Jambus in Iamben und .Trochäen dem Plautus unanstössig. Schon im grie- chischen Vorbilde war ein solcher auf seinen beiden Endsilben betonter Daktylus ursprünglich eine Eigenart des anapästischen, beziehentlich dochmischen Rhythmus, vgl. Verfassers de numero dochmiaco p.,30sq., und dort hat er sich bis in die spätesten Zeiten als ganz gewöhnliche Erscheinung behauptet Plautus übertrug ihn, wie gesagt, unbedenklich ins römische Drama und zwar nicht bloss in den Anapästen, worüber im nächsten Ab- schnitt ausführlich zu handeln ist, sondern auch, wie dies be- reits längst im griechischen Vorbild geschehen war, in den Versmassen des aviCov yivog. So gewahrt man einen solchen Daktylus besonders wie im Griechischen als ersten Fuss des iambischen Verses, auch im Anfang desjenigen iambischen Di- meters, der den zweiten Theil einer Langzeile bildet: Trin. 54 Ommbus amicis, quöd mihist, cupio esse item. 75 Omnibus amicis mörbum tu incuties gravem.

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1. ßildong der iambisch-trochäischen Hebungen.

275

205 Qui omriiä se simulant scire neque quicquaui sciunt. 396 Cönsutit advorsum filiuru, nugäs agit.

Aul. 139 Nam optima nullä potest eligi.

395 Cönfice sagittis fiires thensaurärios, codd. confige un- raetrisch ; vgl. Truc. 1 1 transi^imus statt transicimus u. ä. s. S. 87. 88.

Aul. 504 Mbribüs praefectum mdlierum hunc factüm velim. Rud. 513 piscibüs in alto credo praehibent pabulum.

526 Nam omniä corusca prae tremore fabulor.

940 Türtfida tempestas heri fuit.

944 Enccäs me iam odio qufsquis es.

290 Omnibus modis qui patfperes sunt hömines miseri

vivont.

Truc. 119 Enecäs me miseram, qufsquis es. Vgl. Bacch. 624. 656b.

Bacch. 574 Milltts qui amicam secum avexit ex Samo. Vgl. 511 ütpote etc.

Bacch. 588 Bdcchidem. :: utrain ergo? :: Nfl scio nisi Bac- chidem.

Bacch. 782 Omnta rescivit scelera ex Mnesilochö* tua.

850 Chrysale, quis illest, qui minitatur ftlio. Vgl. 981 öptüinus zweifelhaft.

Poen. 65 Ünicus qui fuerat, abditivos a patre (prol.).

85 Altem quinquennis, altera <erat> quadnmula (prol.). 464 Omnibus in extis ai'bat portendi mihi. 1340 Nam ömntbus amicis meis idem ununi convenit. 1348 Neminem venire, qui istas adsereret manu.

Merv. 261 Filius quam avexit meus matri ancillam suae. Men. 741 Degcris amicae. satin haec recte fabulor? Stich. 223 Hercules te amabit, prandio? cenä tibi.

Capt. 8 Alterum quadrimum püeruin servos sürpuit (prol.). Pers. 406 Töxile, quid agitur? :: Eho lutum lenönium.

412 Accipin argentum? accipesis argentum, impudens.

Cas. 55 Filius is autem armigerum adlegat suom (prol.) un- sicher.

Cist. 573 Cömmodä loquellast; ttf tibi nunc prödes. Confitemur. Lesart zweifelhaft.

Im zweiten iambisch beginnenden Theile der Langverse be- gegnen:

18*

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276

Metrik. II. Hebung und Senkung.

Pseud. 171 Vel öpperire: est quöd domi | (Heere paene fui oblitus.

Pseud. 185 Nunc ädeo hoc factust öptumum, ut | nomine quem- que appellem suo.

Pers. 269 Verberibus caedi iüsserat, cönipedcs impiugi: väpulet. Vgl. dazu Baccb. 960 detuli ego. 939 Bäechldem habet. 988 Chrysäle ädes u. ä.

Bei Naevius findet sich:

Com. 23 Alfens inanem bülbaui madid<at>ain dari,

24 Al&rh nuces in pröclivi proftfndere.

Bei Terenz wird ein solcher Daktylus nur ganz vereinzelt überliefert:

Hec. 701 Omnibus modis miser sum n^c quid agäm scio, wo jedoch auch ömnibus betont und gemessen werden kann, da Te-

renz auch Hec. 867 Oinnia ömnes. Ad. 971 Omnibus, wie Plautus, u. ä. misst, während

Eun. 348 Deslne: iam conclamatumst. :: Alias res agis.

eine Umstellung, wie Iam cönclamatumst: desine weniger wahr- scheinlich ist. Jedenfalls hat Terenz diese Betonung als hart empfunden und absichtlich gemieden, abgesehen von solchen Fällen, die nur scheinbar solche Daktylen bieten: Quo modo als zwei Worte, nescio; ferner haecine (haecin) sicine u. ä. auch im Versinuern.

Aul. 707 ist indeque spectabam unberechtigte Aenderung; das Ueberlieferte indeque exspectabam ist ganz richtig. Selbstver- ständlich sind auch Fälle, wie Amph. 514 höclne placet (hoem placet). Aul. 335 hüclne detrusisti (huem detr.). Rud. 884 sicine u. v. ä., wie bei Terenz, nicht erwähnt

Vereinzelt steht auf Inschriften (nicht alter Zeit): Bücheler, Antholog. epigraph. lat.

X, 1 lmminet Leoni Virgo caelesti situ (nicht fnrtnet zu messen) und

IX, 1 Hercoles invicte, sänete Silvane etc.

Schon viel seltner zeigt sich ein solcher auf seinen End- kürzen betonter Daktylus im Anlaute der späteren Dipodien, am ersten noch der Schlussdipodie:

Pseud. 1269 Pöstquam opus meum omne ut volui perpetravi IwstXbus fugatis,

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1. Bildung der iambisch-trochäischen Hebungen. 277

so wohl auch 1261 mit dem Schlüsse si lübet, cörpörä cöndüpll- cant, doch ist die Messung zweifelhaft.

Rud. 922 Ndn enim illum exspectäre oportet, dum erus se ad suom süscitet officium.1)

Cas. 211 Ux<5r mea, meaque anioenitas, quid tu ägis? :: Abi atque äbsttne manum, wozu man das oben erwähnte avXrjrQida Xaßi vergleichen kann.

Bei mehrsilbigen, daktylisch endigenden Wörtern begegnet das Gleiche:

Pseud. 146 Ut ne* ^nstromatd quidem aeque picta sint Cam- pänica.

Stich. 737 Meä suävls kmäbtlts amoena, Stephanium, ad amores tuos.

Endlich findet sich an zwei Stellen der Daktylus so gestellt, dass er mit seiner ersten Länge in die innere Senkung der Di- podie fällt, allerdings ganz unter denselben Bedingungen, unter denen Plautus auch die auf der Endsilbe betonten Trochäen (s. oben S. 259 fg.) und Spondeen (s. unten II, 5) an gleicher Stelle zulässt:

Pseud. 218 Ain exceträ tu quae tibi aiuieos tot habes tarn probe 6\eo onustos.

Bacch. 614 fncredibilis nnposque animi, inamabitis inlepidus vivo. Vgl. Rud. 921.

Und ganz vereinzelt ist es, dass im Anfang eines iambischen Dimeters ein solcher daktylischer Wortfuss zweimal hinter einander überliefert wird:

Bacch. 656 Improbls quom Improbus sit, harpaget, | furtbtts furetur, qu<5d queat,

in einem Verse, der sonst keinen Anstoss gewährt und wohl richtig ist, da jeder der beiden Daktylen für sich auch sonst, wie wir sahen, nachweisbar und, weil ein mit seiner Länge in die innere Senkung fallender Daktylus eine aufgelöste Hebung vor sich erfordert, der erste Daktylus durch den zweiten nahe gelegt wurde. Diese Auflösung der Hebung scheint aber dadurch

1) 8elbat der vorhergehende Vers braucht kein anapastischer Octonar zu «ein, sondern läset sich, wie er unter lauter Trochäen steht, als trochäi- scher Octonar fassen: Vigf lärtj dt*cet höminem qui volt süä tempen (s. so- gleich unten) conficere officia. Doch ist schwer zu entscheiden, ob der Dichter hier durch complicirten Versbau oder lieber gleich durch rhythmi- sche ptTaßoXq charakterißiren wollte.

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278

Metrik. II. Hebung und Senkung.

begründet zu sein, dass wir in dieser zuletzt genannten Art Dak- tylen ein Eindringen der anapästischen Technik verinuthen können, wie denn umgekehrt die iambische Technik vermöge des Princips möglichst einheitlicher Behandlung aller Metra in die Anapästen eingedrungen ist, was erst im nächsten Abschnitt klar wer- den kann.

Im Ganzen also finden wir bei Plautus den Gebrauch des daktylischen Iambus im Vergleich zum griechischen eher erweitert. Denn dass der Daktylus mit seiner Länge auch in die innere Senkung der Dipodie zu stehen kommt, ist im Griechischen selbstverständlich ohne Vorbild; doch wird, wie im griechischen Vorbild, dieser Daktylus vorwiegend im ersten Fusse iambischer Verse angewandt. Erst Terenz hat auch mit diesem Daktylus so gut wie ganz gebrochen, da ihm die Betonung cörpöra mit Recht unschön erschien. Eine Betonung wie fäclle hat aber be- reits Plautus nicht zugelassen. Denn die zwei oben angeführten Se- nare beweisen nichts. Verfasser hat als Grund für die verschiedene Behandlung von cörpöra und faclle, in Bursian-Müller's Jahres- bericht 48. Bd. S. 13$, den Umstand bezeichnet, dass das auf der Anfangs- und Endsilbe betonte cöpörä nur schwer in den iani- bisch-trochäischen Vers passte, etwa am Ende und höchstens im Anfang des zweiten trochäisch anhebenden Theiles, wobei die von uns unter 3 besprochenen Beschränkungen noch hemmend wirkten, wogegen ein fädle" überall sich leicht einfügte, sogar noch im letzten Takte wie erfniectura facile fit u. a. Wir möchten auch noch einen inneren Grund angeben. Bei einer Verwendung der ersten Silbe von cöpörä, in Senkung wurde die Wortbetonung nicht in dem Masse alterirt, wie es der Fall gewesen wäre, wenn faclle mit seiner ersten hochbetonten Kürze in die Senkung ge- kommen wäre. Denn auf der langen, auch im Verse noch 1% Xqovol ngmtoi zufolge der alten Theorie ausgehaltenen Silbe in corporä konnte der Hochton des Wortes doch breiter ruhen als bei faclle, wo die Silbe, die den Wortton trägt, für den Vers als eine ziemlich flüchtige, als ein einziger %qovo§ ngaxog gilt Sicher aber war es für das römische Ohr ein ziemlicher Miss- klang, wenn zwei an sich unbetonte, ein drei- oder mehrsilbiges Wort schliessende Kürzen eine Vershebung bildeten. Sie waren dazu an sich viel schwächer als zwei auf Wortende und betonten Wortanfang sich vertheilende Kürzen, die auch bei Plautus viel häufiger in der Hebung gebraucht werden als die beiden End-

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1. Bildung der iambisch-trochäi sehen Hebungen.

270

kürzen. Bei der schliessenden Kürze kam noch die kleine Ver- stärkung durch die Pause am Wortende hinzu und die folgende Hebungskürze war stets eine betonte, hob sich also von den fol- genden etwas ab, wahrte aber auch immer die enge Verbindung mit den folgenden Verstheilen, was bei aufgelöster Hebung nöthig war. Diese zweite Hebungskürze gehörte ja fast immer einem zwei- oder mehrsilbigen Worte an, oder, wo sie ein einsilbiges Wort ist, schliesst sie sich immer eng an das Folgende an, wie ad ßüm modum u.a., 8. oben S. 257 fg., oder wurde durch prosodischen Hiat mit dem Nachbarworte verbunden, wie omnia quae Isti dedi s. oben S. 131 fg. Nichts von alle dem findet sich bei cörporä, fa- clle. Im Gegentheil, obgleich die aufgelöste Hebung, da sie keinen dipodischen Abschluss giebt, wie wir S. 243 sahen, auf eine Ver- bindung wenigstens mit der folgenden Senkung in trochäischen Schlüssen und mit der folgenden Senkung und Hebung in iam- bischen Schlüssen hindrängt, wird dann diese nur in innern leicht hinfliessenden Versgliedern zugelassene zweisilbige Hebung durch die Pause am Schlüsse des Wortes nur noch mehr von dem Fol- genden abgesondert. Dies auch der Grund, wesshalb eine solche Silbenverbindung meist nur im Anfang gestattet wurde. Dabei wollen wir gar nicht besonders betonen, dass die beiden Hebungs- kürzen in diesem Falle recht ungleich werden, insofern die erste eine flüchtige, nachtonige und gänzlich tonlose Silbe ist, während die zweite ihr offenbar in verschiedener Hinsicht überlegen ist. Im Griechischen lagen die Betonungsverhältnisse auch hier ganz an- ders. Der Hochton war nicht so fest und hing insbesondere von der Quantität des Wortes durchaus nicht in dem Masse ab, wie dies im Lateinischen der Fall ist, wo ein tribrachisches Wort, weil es immer den Hochton auf der ersten Silbe trug bei Verwendung als Iambus stets mit seinem Wortton in Wider- spruch zu der Versbetonung gerieth. Im Griechischen zeigen sich die verschiedensten Touverältnisse auch bei tribrachischen Wör- tern, wie bereits einleitungsweise S. IG ausgeführt wurde. Denn es begegnet neben t%o{iev u. a. ojrdöa, 671vq{<h, a/u'da, nat gidog, londda, itaxega und zaxsQa, vdctQsg, xa&aQog, anedov, itvQsrog, exaxov, kapvQOv, wie neben ägyvQiov u. ä. pixpokoyog, (iiG&o- <p6gog, ccörayidag, fivQicidag und yQa^fiattxov u. a. Eine so vielfach wechselnde, von dem Umfang des Wortes unabhängige Betonung konnte im Versbau keine Berücksichtigung finden, was Dionysius, de compos. verb. cap. 11 des breiteren im Anschluss

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280 Metrik. II. Hebung und Senkung.

an das erste fiüog in Euripides' Orestes auseinandersetzt. Aehn- lich wird im Griechischen auch der Gebrauch der daktylischen Worter anstatt eines Iambus durch die Wortbetonung nicht ge- stört, sondern öfters sogar nahe gelegt. Denn vielfach stimmt ja auch hier Wort- und Verston überein, jedenfalls war die Wort- betonung bei daktylischen Wortern ebenso beweglich wie bei tribrachischen; es erscheint neben efxoöi u. a. auch dvdgdöi, iv- d-dds u. s. w. Im Lateinischen war bei der festen Wortbetonung ein fädle im Vers unerträglich. Und da ein corpora auch viel- fach anstössig war, so hatte es seine volle Berechtigung, wenn Terenz nicht bloss faclle oder, was Plautus noch gestattete, ton- s* IIa, lämpädlbüs mied, sondern auch den bei Plautus ziemlich häufigen mit seinen Endkürzen in die Hebung fallenden Daktylus.

Andre Bildungen der Hebung als die bereits besprochenen, sind vielfach gestattet, so auch der Fall, dass ein einsilbiges kurzes und die Anfangskürze eines mehrsilbigen Wortes zusammen die Hebung ausmachen, dies selbst in vorletzter Hebung bei iam- bischeni Ausgange noch bei Terenz gebräuchlich und mit Unrecht

angezweifelt, wie Ad. 40 Is ädßö. 373 Quid agitür, ähnlich

Mil. 1138 et egö vcs u. a. Aul. arg. I, 2 findet sich in einem

derartigen Schlüsse sogar prosodischer Hiat cum Öplbus.

Wir haben Iamben und Trochäen stets zusammen behandelt, weil sie als demselben avidov yivog angehörig nach den gleichen Grundsätzen auch in dieser Hinsicht gebaut sind. Denn es war die erste Wirkung des Princips der einheitlichen metrischen Tech- nik, dass all der Formenreichthum, die mit diesem verbundene grössere Beweglichkeit, die der iambische Trimeter im griechi- schen Drama, seit Euripides auch in der Tragödie erreicht hatte, ohne Weiteres auch auf sämmtliche andre iambische sowie auf die trochäischen Metra übertragen wurde. In allen bisher be- handelten Kapiteln haben wir gesehen, dass das gleiche Princip auch auf die Masse der andern Rhythmengattungen ausgedehnt wurde. Alles was wir an lamben und Trochäen beobachteten über asynartetische Behandlung der beiden Hemistichien der Lang- zeilen und der einzelnen x&Xa der Systeme, über die Erscheinung der latenten Cäsuren und die Vernachlässigung derselben, über Zeilenschlüsse, fand sich immer auch auf die Anapästen, Bac- chien und Kretiker angewandt, soweit die Eigenart der einzelnen

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2. Die Hebungen im anapästischen Rhythmus. 281

Rhythmen es irgendwie in Erscheinung treten lassen konnte, ohne jede Rücksicht darauf, ob hier römische oder griechische Gepflogenheit vorlag. So erübrigt auch hier noch zu untersuchen, wie weit die übrigen Rhythmen in der Bildung ihrer Hebungen durch die Iamben und Trochäen beeinflusst wurden.

2. Die Hebungen im anapästischen Ehythmus.

1. Im anapästischen Rhythmus wird von Plautus eine Be- tonung wie facile ebenso gemieden, wie in Iamben und Trochäen. Eine Messung wie lampädlbus, tonsiltä schloss der Rhythmus aus, dagegen findet sich bisweilen, aber, wie wir unten sehen werden, in ganz bestimmter Beschränkung eine Betonung wie facitöä, pröplttä, die eine Consequenz der häufig den Anapäst ersetzenden Daktylen sein mag, worauf auch ihr besonderer Gebrauch hin- weist. Diese Daktylen aber entstammen dem griechi- schen Vorbilde. Das geht ganz entschieden aus ihrem Ge- brauche hervor. Denn ein daktylischer Wortfuss darf nur unter ganz denselben Bedingungen den Anapäst vertreten wie im Griechi- schen. Ja im Lateinischen sind diese Bedingungen aus einem leicht ersichtlichen Grunde noch strenger eingehalten als im hel- lenischen Vorbilde.

Nach dem jetzigen Stande der Forschung, vgl. Verfasser in Bursian-Müiler's Jahresbericht, 48. Bd. S. 107 u. 108, wird im griechischen Drama der Daktylus regelrecht im ersten Fusse der Dipodie ohne jede Einschränkung zugelassen, abgesehen etwa davon, dass in den strengen Systemen der Tragödie und meist auch der Comödie die Folge von vier kurzen Silben dabei ver- mieden wird; an zweiter Stelle der Dipodie dagegen wird er regel- mässig nur gebraucht, wenn bereits der erste Theil durch einen Daktylus gegeben wird, ausgenommen bei Eigennamen und sonst noch in ein paar bestimmten, ziemlich vereinzelten Fällen, wie wenn ein Daktylus folgt:

Mnesimach. 4, 35 u. 45 ftvvvls xaßibg riXaxatijveg. Zulässig ist auch, dass durch zwei benachbarte Dipodien der Dak- tylus ganz durchgeht. Ja unter solchen Umständen verträgt sogar der letzte Fuss eines akatalektischen Dimeters im System oder ersten Hemistich des Tetrameters diese Auflösung, wie Ver- fasser bereits in seinen quaestiones metricae p. 42 dargelegt hat. Man betrachte nur Verse, die. ganz heil sind, wie:

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282 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Vesp. 350 iattv onij dij&\ r\vxiv av ivdo&ev \ otog x ftyg

Besonders im Euripideischen Drama vgl. a. 0. p. 14: Med. 160 (5 fisydXa (dipi xal noxvC "^Qxefii, | Xsvööeft' a

Med. 1405 Zev, xdd' dxoviig, ag dneXavvo^s^ , old xe näo- Xoptv ix tijg pvatQag.

Troad. 107 f; 7taiQig iggei xal xixva xal noGtg; o noXvg oyxog u. a.

So bereits auch bei Aeschylus, wie:

Ag. 1552 xdjiictoe xdx&ave xal xaxafrdil>oii€v ov% vnb xXavft- [iciv u. a.

Ganz der gleiche Gebrauch liisst sich auch in den Plautini- schen Anapästen wahrnehmen. In der ersten Stelle der Dipodie begegnet wie im griechischen Drama häufig der Daktylus in allen den Formen, die auch in der spätem attischen Comodie noch ganz legal sind, wie wir dies aus jeder beliebigen anapästischen Scene exemplificiren können, etwa aus der ersten Scene des vierten Aktes des Trinummus v. 820—842:

1. _ o o, _ ^ Mnesimachos 4, 45 syzsXvg agxxog. fräugere iuä-

luin, scindere vela. atque ego Neptuue. spürclftcum Inmanem int. in pätrtam ürbis. dlvltes damuare atque. türblnes veuti. Pseud. 236 vincere päcto u. a.

2. _ o, o _ i Axionikos 4, 10 Oa^ia Xiitdvag. atque domäre. dis- que tulissünt. usus sum In ältö (nur ähnlich), fldüs fbisti: in- fidum. sät scto In älto. Men. 361 mlrä vldentiir. Pseud. 167 esse reäntur, im Lateinischen verhältnissmässig recht selten, dazu mit prosodischem Hiat: Bacch. 1193 mentem äinäbo. Cure. 137 plörä ämäbo.

3. .oo.i Mnesimachos 4, 43 novXvnodeiov. sälslpotenti et uiülslpotönti. intoleraudüin. Pers. 760 laedlficantis. Mil. 1013 cönslllörum et u. s. w., ähnlich Ag. 42 ijd' 'Aya^i^ivav^ so Pseud. 595 hae reglöues. Mil. 1057 hercle odlösas u. a. Pseud. 181 niüne- rtggrüli s. unter 5.

4. _oo_, ^ Mnesimachos 4, 24 avxix £pc5 tfot. Choeph. 1066 naidoßoQot, (itv u. a. äbsque foret te. pauperlbüs te u. a.

5. .oo, wv/i Ephipp. 12, 8 xaßibg aqptW. Arist. pac. 169 xal hvqov iiti%tig', Thesm. 822 xavxiov, b xuvav. pärcere soHtüni. ötlo däre" nie, nicht gar häufig. Vgl. Mil. 1076 vendere pottiit.

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2. Die Hebungen im anapiistischen Rhythmus.

283

1082. Rud. 223. Bacch. 640. 641. Trin. 821. 287. 288. Poen. 11 Hl veiieräiit Veuerem. 1191 öinnlä faclet. Pseud. 184. 230. 233. Vers. 763. 795. Aul. 716 sitls et hominem. Stich. 18. 20. 35 tuom

läets. : : Itä pol. Cist. 201. Gas. 685 u. ä.

Ebenso entspricht der griechischen Praxis der Gebrauch dieses Daktylus an der zweiten Stelle der Dipodie oder er ist vielmehr in einer Beziehung noch strenger. Denn richtig ge- messen zeigen die folgenden Beispiele mit dem Daktylus an zweiter Stelle der Dipodie den Daktylus auch als ersten Fuss oder wenigstens, doch nur selten, dessen Stellvertreter, den Pro- celeusraaticus, über dessen Gebrauch noch zu handeln ist: Trin. 822 böuls mels quid forct et ineae vitäe.

823 Quom sftts me ex locis in pätrtam ürbis. 827 meo üsque modo üt rolüi usus sum In älto. Vgl. 264. 269 Quös tibi ohnöxihs fecisti. Cure. 127 in | se nierum avärtter fäüclbus plenis. Vgl. 134. 135. 140 Quäe tu6 guttun slt möiiumentüui. 145 Quid si ädeam ftd fores ätque öccenteui? :: Si lübet nequg (nec) voto nßquS (nee) iubeo.

Cure. 146 Quändo ege tc Video immutätis murlbüs esse ere a/que Ingenium.

Cure. 139 Tibi ne ego si ftdem servas mecum vlneuin pro aürtä statüä statüiiin,

wo eine Synizese von aurea wohl nicht anzunehmen ist, da solche Verbindungen zweier Dipodien, bei denen vier Kürzen zusainmeu- stossen, nicht bloss im alten Drama, s. Rossbach- Westphal II2, 409, sondern auch in der spätem attischen Comodie vorkommen, vgl. Mnesiinachos 4, 44 xagcißog ftfjrcpog | atpvai, ßekoveu.

Mil. 1063 Nön mihi üiaritia ürnquam innätast. Pers. 173 iäm fteri üt proU interna sclret, Vgl. 174.

181 Ire decc/ me \d c/ae öbsequens fiäiu.

754 integro vxrrciiu et präesldlis; möglich ist auch iu-

tegro exercitu et präestdils.

Pers. 761 Quorum opera hacc mihi facilta fäctu.

762 Nam improbus cat homo qui beiiefleium seit aceipere et reddere nescit.

Pers. 767 Sagäriäl?o f/eeiimbe iu sümniö.

779 Sölus ego ömnibus änttdeö tactle j mlserrümus honilnum üt vivam.

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284

Metrik. II. Hebung und Senkung.

Pers. 780 PBrli Intern, pessumüs hic miKi | diös hodle mlüxlt cörrüpter.

Pers. 784 Töxllüs käcc mihi cöneivit

787 Si quldem hüc ütnquam erus rScnerlt eiüs zweifelhaft. 791 Dördäle howtö %)!dissunie salve. 796. 797 quöniodo de Persä raäniis äddttast :: Iürglum hlnc aüferas im System. Vgl. 800.

Pseud. 1G7 Magnuflcc Ä me vlros sümmos | äcelpere üt mVn rem esse reäntür.

Pseud. 177 Fädte hodle üt mihi münerä mültä | hüc äb äniä- torlbüs cönvenlant, nicht etwa mülta hüc | äb sunttförttäs cön- venlant zu schliessen.

Pseud. 241 It dies, ego tntht quöm cesso. i präe 8. auch S.288.

242 Quid properas? pUtcide. : : At prlüsquam äbSat. | : : Quid, mal um, täm pläcide Is, püere?

Pseud. 603 Iäm pol ego hünc straltötlcum nüntium | ädvenlen- tem prÖbe" percütlam. Vgl. 596.

Pseud. 910 Tum pol ego inttrii, hÖmÖ si ille äblit | neque hßc opus qubd volni, hÖdle ecfielam.

Pseud. 1326 Rgcft modo; nön ens deeeptus.

Rud. 961 völo üt dicäs. :: Immo hercle etlam ämpttüs im Sy- stem. Vgl. 937. 959.

Rud. 221 pectort» sunt cürae exanlmäVilcs im System wäre mög- lich, da Nonius p. 376, 12 exanimabiliter bezeugt, doch ist exä- nlmäles gut überliefert, wie Plautus auch Bacch. 848 schrieb.

Bacch. 1076 quäs meus filiüs türbas türbet. Vgl. 1082. 1085. 1091 quäe meus filiüs türbävit.

1093 Omnlä me mala cönsectentür. 1169 Nön homo qutdem es, qui istöc pacto | täm le- ptdam Intepide appelles.

Bacch. 1182 Me nihil päentfet, üt sim aeeeptus. Vgl. 1179.

1190 EgÖn übt filiüs cörriimpätür. Vgl. 1201. 1202.

1163 Tüne höino püfide ainätor Istac ftßri äetäte äüdes. : :

Qui non?

Der hier und an ähnlichen Stellen angewandte Einschnitt findet sich bei solchen daktylischen Auflösungen auch im grie- chischen Drama z. B. Arist. nub. 353 ravt* apa, | xavta \ KXeci- vvpov avtai, noch freier av. 566 ijv Öl IJooUdmvi zig olv &vij

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2. Die Hebungen im anapüstischen Rhythmus. 28 f>

u. ä., doch fast nur bei Eigennamen und längeren Wörtern, wie dtxaaT^Qiov u. ä., aber auch sonst Arist ran. 1517 rjv ao' iyci xote ösvq* aqpt'x&furi.

Aul. 720 die Igltör, qms habet? nescis? Vgl. 714.

722 mi hic dies obtuttty famem H päupßriem.

Truc. 111 rSfertmus grätiam fürtbus nöstris. Dagegen ist un- sicher überliefert:

Tnic. 612 Meöne ero tu improbe et 5 male dicere | äüdes, föns vtti et periuri, so nach B, vielleicht m. ero impr. et o male tu audes male dicere fons v. et p. oder nicht anapästisch, sondern mit den folgenden Versen trochäisch zu messen.1)

Poen. 1179 Äräblus mürfmus ömnis etc. nach den Palatini; A

hat unrichtig Äräbus mürrlnus.

Poen. 1183 Quöd soror ceCeris ömnlbus föetümst; codd. quod pol soror, doch quod pol ohne soror würde den Rhythmus zer- stören.

Poen. 1185 quibüs sumus ätque ali&e gnoscö, ebenso 1184. % 1187 Iüpptter qui genus cÖlis ällsque hömtnwn. 1190 präemlum ut esse sei am ptetäti.

Stich. 43 Et sl Uli imprbbi siut atque äßter. 28 Decet: neque td inmeri to evenlet 41.

Men. 361 Animule mly mihi mlrä vldentur.

Gas. 206 döml facto niagts quam ex äüditis. 202.

199 Omnibus rebus ämörem ego credo et | mörlbiis nitidis

äntevenire, die Lesart ist jedoch zweifelhaft, da ego vor amorem und mroribus statt moribus überliefert ist, s. oben S. 91.

Cist. 205 ExanlmöV flror differcr dlstrakbr | dlrlplor; I/« nü- blläm meutern.

Cist. 208 ltä me ämor lässutn antnü lucftftcät, lässt sich auch, wie ein Theil der hier angeführten Stellen in anderer weiter unten zu besprechender Weise fassen. Zweifelhaft ist auch 211.

Cist. 212 mi ülla abest perdtib pernlcles; ähnlich 533 Ad tuSs ättlnet, jedoch unsicher.

Durch diese Stellen, von denen sich nur ein Theil nach der sogleich von uns zn besprechenden Bildungsart erklären Hesse, ist wohl unzweifelhaft geworden, dass die lateinischen Anapästen

1) Ibid. 619 Tielleioht: Quid nunc ergo hic es ödiose | ömnlbus te(8ttb>us confessus statt odiose es confessus omnibus te ua.

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28tJ

Metrik. II. Hebung und Senkung.

auch in ihren Hebuugen nicht so regellos gebaut sind, sondern vielfach nach dem griechischen Vorbilde sich richten, wie wir das Gleiche bereits in andern Beziehungen beobachtet haben, so bei den dipodischen und trochäischen Cäsuren, bei den Schlüssen wie scire püto nie, mhilo sit, mörtalis üti sis. Eine grossere An- zahl der oben ausgehobeneu Verse zeigen ein daktylisches odrr daktylisch endigendes Wort am Ende einer Dipodie, aber »tets geht dann im ersten Fusse, wie im Griechischen eine aufgelöste Hebung voraus, vgl. quös tibi ÖbnöxiÖs. se merum äväriter. quäe tüö* güttüri. vln€äm pro äüreä. hercle eflam äinpliüs. quäs (quäe) niSüs fillüs u. ä., roe nihil paenttSt. hlc dies öbtülit. quöd soror ceterls. et si illi impröbi. dlfferör disträhÖr.

Von diesem Gesetze giebt unsre Ueberlieferung nur drei Aus- nahmen, eine wirklich auffällige, nämlich Pseud. £>47 et inter pöculä pülpämentis, und zwei zulässige:

Pers. 781 Itä nie Tuxtlüs perfäbrtcävit ätque meäm rem di vexüvit,

ein Vers, der sicher nicht zu ändern ist etwa in Ita Töxilus me. sondern eine auch ganz nach griechischer Technik gerechtfertigte Ausnahme enthält, da er einen Eigennamen in dem fraglichen Daktylus bietet und in der nächsten Dipodie die Fortführung des Daktylus in perfabrt . Es bleibt noch ein Vers, wenn wir messen :

Pocn. 1187 lüpptter qul genüs cöfts ällsque hÖminum, j*r qium vlvhntis vitalem aevom,

der zunächst mit dem durch Cicero's indirectes Zeugniss gegen Athetese geschützten Senar des Terenz

Andr. 52 Liberius vivendi fiiit potestas nam äntea, sich zusammenstellen lässt. In beiden Stellen sind zwei Formen desselben Verbums eine dritte Stelle übergehen wir absichtlich scheinbar um eine Silbe zu lang. Denn auch in dem Terenzvers lässt sich nicht librlüs schreiben und messen, was eine unterenzi- sche Form und einen bei Terenz ungebräuchlichen Daktylus geben würde. Da liegt es nahe nach Analogie von obliviscor, an vielen Stellen obliscor zu sprechen, dites, dis, ditiae, navis, das z. B. Bacch. 797 Bene nävis agitatur, ptflcre haec confertur ratis ein- silbig zu messen ist, u. ä. sowohl vivimus wie vivendi zweisilbig zu fassen, wodurch beide sonst ganz unanstossige Stellen rich- tiges Vcrsmass erhalten.

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2. Die Hebungen im anapästischen Rhythmus. 287

2. Trotzdem giebt es noch eine grössere Anzahl von Aus- nahmefällen. Wollten wir die Regel dahin erweitern, dass nicht bloss ein daktylisches oder daktylisch schliessendes Wort, sondern überhaupt jeder in seiner Hebung aufgelöste zweite Anapäst der Dipodie eine gleiche Auflösung im ersten Fusse fordere, so wür- den wir mit der Ueberlieferung arg ins Gedränge kommen. Viel- mehr ist im Lateinischen ganz abweichend vom Griechischen eine Auflösung der zweiten Hebung der anapästischen Di- podie ganz legal, sobald vor ihr, also nach der zweiten Sen- kung Wortschluss eintritt. Solche Stellen sind:

Baccb. 1078 Magis cüräest | mäglsque ädformidÖ.

1080 dedi döuavi: | ätenim id räro.

1096 Ita miles | memorät meretriceni. Vgl. 1094.

1098 stultissumus | homo prounsissein.

1152 Meum pensum ego | lepide accürabo. 1158 Tacttfs sum | vehementer visco.

1161 Verum aüdire | eüam ex te studeo.

1176 Abin ä me, | scelüs. :: Sine niea pietas.

1181 I hac mecum intro, | üb\ tibi sit lepide. Vgl. 1179. 1180.

Bacch. 1183 Quadragmta | Phitippis fflius me.

1188 Etiäm tu homo | mhtli, quöd di dant.

1193 Caput prürit: | perii. vix negito. Rud. 957 Post ad furem | egomet devenio.

962 Nunc advorte | ätiimum: nauique hoc omne|ad te etc. Trin. 824 deos gratias | ägo atque habeö* summas.

V

835 Ita iam quasi | cänes haud secus circum.

841 Fol quamquam | dornt cupio öpperiar. Cure. 129 bibit arcus: 1 plucty credo, hercle hodie.

131 Male tibi di | facianf. :: Dice isti. Poen. 1183 Malim istuc | älUs videatur.

Pseud. 176 quam venalein | hoctie experiar, doch ist et quam venalem hodie experiar wahrscheinlicher.

Pseud. 179 ubi isti sunt, | qutbtis vos 6culi estis, allenfalls auch nach griechischer Art zu rechtfertigen. Vgl. oben zu Pers. 781, ebenso:

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288 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Pseud. 180 Quibus vitae, | qutbus deh'ciae estis. Ferner:

235 Quid opüst? :: Potin | aliatn rem ü"t eures?

237 quam re advorsa | änimum ausctfltes.

241 It dies, ego | mihi quom cesso. i prae; doch ist it dies recht gut möglich s. oben S. 284.

Pseud. 601 Nova re*s haec | sütfito mi öbiectast.

907 mihi tarn doctum | hömtnem atque ästutura.

1322 mihi grätiam | fäcere hinc argenti.

1324 hoc si non | liodic effecissem. Pers. 169 pro rüstica (rulla) | rebr habitam esse abs te. 180 Qui ml amat, | quid ei homini opus vitast?

801 Cor tfritur, j cäput ne ardescat.

769 Meum natalem | ägitemus amöcnüm, vgl. oben Bacch. 1158. Sonst handelt es sich um ein-, zwei- oder dreisilbige auf der ersten betonte Wörter; hier um ein längeres, noch dazu im zweiten Theile in eine neue Auflösung verstricktes Wort. Lassen wir aber einmal die Vernachlässigung der dipodischen Gliederung durch das lange Wort als entschuldigt gelten, so kann uns dies ägitemus nicht mehr stören, als ein age | demüs amöenüm oder Aehnliches. Vgl. Pers. 271 S. 284.

Mil. 1032 Ait lllam | miscram erüciari.

1048 Ab illa quae | digttos despoliat suos e"t tuos | digtios decorat.

Mil. 1068 quid illam miseram | ämmi exerdeias. 1069 Quae nümquam | mute de te meritast? 1078 vivönt. : : Vae | tkbi nugätor. 1088 cordate. : : ut ehr ei säliat (?).

Aul. 717 Quid ais tu? | tibi credere certumst, allenfalls nach griechischer Art zu verstehen s. S. 286. Vgl. Pseud. 176.

Stich. 22 Spes est euru | melius fäcturum.

42 Maneo ü*t tuom | memineris öfficium, wegen des Pro- celeusmaticus s. unten.

Stich. 310 Nimis haec res | sine cura geritur.

312 Nimis velleni haec | ßres erum fügissent.

Cas. 201 Habeat. coquos j eqmdcm demiror | nimis qui ütuntur condi'inentis; codd. nimis demiror.

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2. Die Hebungen im anapäatischen Rhythmus. 289

'0

Cas. 204 Neque sälsum | neque suave e*sse potest.

208 ubictinique est | lepidum ungue*ntum unguor.1) Daran reihen sich einige Verse, in denen in der zweiten Hebung ein viersilbiges Wort mit seinen zwei mittleren Kürzen so steht, dass die Betonung ganz die gleiche ist, wie in den so- eben angeführten dreisilbigen, beziehentlich zweisilbigen Wörtern in derselben Hebung:

Trin. 834 passi'm caerüieos per campos.

820 Iovis frätri aetherei Ne*ptuno, Vermuthung statt Iovis

fratri et Nerei Neptuni s. S. 25.

•/

Pseud. 1329 Si is atft dimidium aut plüs etiam. 911 ut it tft magmfice infert sese.

Rud. 957b Feroque e*i condicionem hdc pacto, letzteres jedoch lässt sich auch nach griechischer Art erklären.

Diese Auflösungen der zweiten Hebung widerstreiten mit ganz wenig Ausnahmen, die wir andeuteten, der vom Verfasser de numero anap. p. 14 sqq. 42 sqq. studia Aeschyl. p. 32 dargelegten Praxis der Griechen. Ebenso unverträglich mit derselben sind Bildungen der ersten Hebung, die den aufgeführten Auflösungen der zweiten Hebung conform sind, aber nicht einmal in der griechischen Comödie sich nachweisen lassen, vgl. Verfasser, de numero anap. p. 48, also Wortfüsse, wie folgende:

Bacch. 1080 Duxi, habui scortum, pötavi.

1081 Neque placitant mores quibus video. Rud. 959 Indicium döniino nön faciam. Vgl. 959b.

Trin. 825 atque ävidis moribus cömmemorent.

•i .

Pers. 753 Re pläcida pacibus peVfectis.

Mil. 1017 de dlgtto donum mi'ttunt. Vgl. ibid. 1053. 1085. Stich. 23. 24 u. a.

Ja selbst solche Wortfüsse, wie:

Bacch. 1179 Omma quae cüpio cömmemoras.

1180 Vidi ego nequam tömines, verum te neminem de-

terlorem. :: Ita sum.

Pseud. 166 Facito In aqua iactant. sätin audis?

1) Ibid. 209 wohl sed excruciat mc uxor quia vivit zu stellen, 8. oben

8. 90.

Klotz, Grundlage »ltrömiicher Metrik. 19

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1

290 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Pseud. 596 Ut ego öculis rätiouem capio,1) sind in griechischen Anapästen nicht geläufig.

In allen diesen Formen haben wir ein dem römischen Drama eigenthümliches Bildungsprincip anzuerkennen. Alle diese Formen gestatteten sich die römischen Dichter nicht etwa aus Nachläs- sigkeit oder weil sie ohne solche „Freiheiten" überhaupt keine Anapästen hätten bauen können. Denn dass Plautus ganz nach der strengen Praxis der Griechen in diesem Rhythmus dichten konnte, beweist die. grosse Zahl solcher Anapäste, die zum grie- chischen Vorbilde stimmen, die, besonders wenn man von der freieren Behandlung des Schlusses absieht, sehr beträchtlich ist. Aber man vergleiche nur die heitere Beweglichkeit der Plauti- nischen Anapäste mit den steifen, fast monotonen Gebilden der neuern attischen Comödie, wie Mnesimachos fr. 4 u. ä., ja selbst mit den vielfach in feierlichem Tone gehaltenen und diesem ent- sprechend wenig bewegten Tetrametern des Aristophanes, und der grosse Unterschied in Gebrauch und Ethos, dem die Technik ent- spricht, wird in die Augen springen. Offenbar hat der ana- pästische Rhythmus in der römischen Comödie ganz denselben Process durchgemacht, den z. B. auch die Trochäen bestanden haben. Wie in diesen letzteren alle Freiheiten des i ambischen Senars eingeführt wurden und dadurch neues Leben sich ent- wickelte, ganz so erklärt sich die römische Technik der Ana- pästen aus dem Streben, die verschiedenen Metra und Rhythmen, soweit es das Wesen derselben einigermassen zuliess, nach einer gemeinsamen Technik zu behandeln. Es ist ganz dasselbe Princip, das wir bereits in den katalektischen Schlüssen der Anapästen, wie quem vldeo, cömmerltumst u. ä. anerkannten, auf die inneren und ersten Hebungen der Verse übertragen. Demnach sind, um es kurz zu sagen, neben den im griechischen Vorbilde gebrauchten Auflösungen der anapästischen Hebung alle die Formen derselben gestattet worden, die an den entsprechenden Stellen der iambi- schen Verse legal sind. Z. B. wie omnia quae ctfpio cömmemoras mit denselben Ictussilben ausser einem anapästischen Dimeter Bacch. 1179 auch den Anfang eines iambischen Senars bilden kann: omnia quae cupio cömmemoras. sane* quidem, so ist es

1) Truc. 714 pröme venüstätera tuam amäntl erklärt eich wie agitemus oben S. 288, vgl. Pera. 769.

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2. Die Hebungen im anapästischen Rhythmus. 291

mit 8ämmtlichen soeben angeführten im griechischen Verse un- erhörten Wortfüssen, wie:

Bacch. 1103 Caput priirit: perii vix negito. non tibi venit als Senar ganz richtige Wortfüsse und dieselben Versaccente wie im anapästischen Rhythmus hat, und so ist es bei allen den übrigen Beispielen mit derartig aufgelöster zweiter Hebung.

Das ist natürlich auch der Schlüssel zum Verständniss der- selben Formen im ersten Versfusse, wie der zuletzt angeführten

Trin. 825 Atque ävidis moribus cömmemorant.

Mil. 1017 De di'gito donum mi'ttunt u. s. w.

So finden wir also auch in dem anapästischen Rhythmus die- selben Regeln durchgeführt, wie in den Iamben und Trochäen, und daneben auch aus der griechischen Technik das für den Rhythmus Charakteristische nicht ganz aufgegeben. Aus dem Princip der einheitlichen Technik1) erklärt sich auch das so häufige Vorkommen der proceleusmatischen Formen. Denn überall da, wo in Iamben und Trochäen in Folge der Auflösung der Hebungen erst ein Tribrachys eintritt, muss in den Ana- pästen ein ganz legaler Proceleusmaticus entstehen. Gehäufte Kürzen an sich bietet das anapästische Versmass nicht mehr als die Iamben und Trochäen gestatten, nur sind es beim Anapäst stets gleich vier, wo es sich im avitiov ytvog nur um drei handelt Immer aber werden diese Kürzen, was Wortfüsse und Wortbe- tonung betrifft, denen in iambischen und trochäischen Versen ganz gleich behandelt. Die bestimmteren Regeln stellen wir im letzten Abschnitte dieses Theiles auf, der sich mit den Proceleusmatikern beschäftigen soll. Hier betonen wir nur vorläufig, dass folgende und ähnliche anapästische Proceleusmatici auch in iambischen

f

Versen stehen könnten: Bacch. 1082 EgÖ däre me. 1153 factto. ego quod dixi. 1162 Quid multa? ego tuno. :: An ämas. Mil. 1011

bonum habe änlmum, ue formida, wie im lamb Ad. 118 Amät:

dabltur a me u. v. ä. Ebenso ist, wie wir sehen werden, die iam- bisch-trochäische und anapästische Praxis nicht bloss bei steigen-

1) Denn sicherlich haben nicht die freieren anapästischen Systeme, gerade die sog. Klageanapäste, wie Aescb. Pera. 924 fgg. hier Vorbild sein können, ebensowenig die im (itlog vereinzelt Torkommenden, wie Aristoph. av. 327 fgg. Eur. Or. 1484—1487 u. ä., in denen ein ganz anderer Ton herrscht.

19*

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Metrik. II. Hebung und Senkung.

dem, sondern auch bei fallendem Proceleusmaticus die gleiche.

Z. B. Bacch. 1081 qulbus video. 1105 mall video. Eine Vor- stellung von dem ausgedehnten Gebrauch dieser Proceleusmatici, auf die wir, wie gesagt, im letzten Abschnitte zurückkommen, giebt folgendes Verzeichniss :

Bacch. 1176. 1177. 1181. 1182. 1187. 1191. 1194. 1202. Rud. 221. 931. 937. Trin. 822. 824. 835. 841. Cure. 128. 139. 140. Poen. 1174. 1176. 1181. 1187. Pseud. 168. 176. 177. 182. 183. 239. 240. 241. 596. 598. 910. 912. 1325. 1326. Pers. 169. 170. 177. 180. 767. 772. 773. 784. 785. 801. Truc. 112. 611. Mil. 1011. 1016. 1030. 1037. 1040. 1063. 1082. 1084. Aul. 713. 726. Stich. 28. 33. 47. 312. 325. Men. 363. Cas. 194. 201. 206. 210. Cist. 202; wobei natürlich von der bereits aus dem griechischen Vorbilde entnommenen Form j o o | vi u ^ abgesehen ist, für die oben Belege angeführt stehen S. 282 fg., ebenso von den beim Zusammenstoss der Dipodie sich ergebenden Proceleusmatici, wie Aul. 722, wofür man die bei Rossbach- Westphal II2, S. 409 angeführten griechi- schen Verse als Vorbild nehmen kann.

Eine andre Frage ist die nach dem Gebrauche der proce- leusmatischen Wortfüsse in Anapästen. Diese erscheinen au wenigen Stellen theils auf den ersten, theils auf den letzten Silben betont, also:

oowv zu belegen durch

Bacch. 1205 Vesper hlc est: sequtmini. :: Duette* nos. Pers. 494 Unde tri pergrande lucnim facias: föclam ut mei metrinerts, dum vltam.

Stich. 42 Möneo üt tüÖm metmnerts officium.

47 PläcSt: taeeo. :: At memineris faclto.

Mil. 1024 Nulliimst hoc stbtidiüs saxüm; also immer nur in der zweiten Hebung des Dimeters unter Ver- nachlässigung der dipodischen Cäsur, in derselben Auflösung, wie in den oben S. 287 fg. angeführten Stellen.

w o o offenbar etwas öfter gebraucht.

Bacch. 1098 Belicuom %d äüri factiim quod ego ei.

1106 Philoxerie sälve. :: Et tu unde agis? :: Unde homo. 641 DüpUcibus spÖKi8 sum affectus. Trin. 833 Sätelli&s tül me miserüm foede. 837 Ni ttta pröpitta päx firet präestö.

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2. Die Hebungen im anapästischen Rhythmus.

2\)S

Pers. 761 Quorum operä mVti faciUa factii facta haec sunt quae volui ecfieri. x)

Truc. 111 Nam ecastor nos rurstfm lepide | refenmüs grätlam fürlbüs nöstris.

Men. 361 Äntmule ml, mihi mira vldentür.

Cist. 211 MarUtmns uiörlbüs mecum experitur (?).

Poen. 1179 Ärafous mürrlnus etc. nach der richtigen üeber- lieferuog der Palatini. A bietet Arabus.2)

Hier könnte man einwenden, das sei eine unerhörte Wort- betonung, hier zeige das anapästische Versmass doch eine sonst verpönte Freiheit Aber auch hier haben wir keine dem ana- pästischen Rhythmus ganz eigenthümliche Art. Denn Wörter wie facilia finden sich ja auch in Iamben und Trochäen, müssen aber dann zweimal durch den Versictus getroffen werden, so:

Mil. 618 ßmnora puerflia. Capt. 143 häbmmus ea amisimus u. a. Heaut. 803 Et simul conficiam | fäciliüs ego quöd volo. 1059 faclßä, :: Facläm pater u. ä.

Da haben wir also die gleiche Betonung facilia wie in ine- inlnerls der Anapästen. Der einzige Unterschied, dass in iam- bischen und trochäischen Versen noch ein zweiter Versictus die letzte Silbe treffen muss, ist lediglich durch das Silbenschema bedingt. In dem anapästischen Verse wurden eben die beiden letzten Kürzen für die Senkung verbraucht, während im aviäov yivog ein solches fäclftä fäctu wegen der metrisch und quantitativ schwächeren Senkung ausgeschlossen war. Den Anapästen stehen in dieser Wortbetonung diejenigen daktylischen Hexameter gleich, welche Auflösung der Hebung gestatten, wie in den metrischen Inschriften Corp. inscr. lat. I, 542 v. 5: Cögendei dissölvendei tu üt ßäUä faxseis.

So ist die Betonung niemlnerls, sequlmint nicht anstössiger als müne'ris, mäxüinS, memtni u. ä., und die andre Betonung facilia u. h. ist lediglich die Consequeuz der ersteren, gerade so wie neben cörpÖrä, impSrä auch cörpora, impera trat. Ein fäclllä

1) Das nach opera überlieferte baec ist zwischen facta sunt zu setzen; sonst ist der Vers ganz heil; ebenso der vorhergehende: Unde ego Ömnis hfläros ltidentis laedificantis facio üt fiant. 2) Ist Pseud. 590 anapästisch, so ist umzustellen: Factnora magna decet me efflcere, wahrend die über- lieferte Stellung magna me facinora die in solchen Fällen später allgemein übliche i»t, vgl. magna me «pes teuet, Tusc. I, 41, 97 u. ä.

294

Metrik. II. Hebung und Senkuog.

als seltene Nebenform von cörporä wäre im yevog aviöov nur im Anfangstakte der lamben überhaupt denkbar. Dass man aber iarabische Verse nicht mit faciliä begann, darf nicht Wunder nehmen. Der Gebrauch eines Daktylus im ersten Fusse der Iauiben war überhaupt nicht sehr häufig, und war schon die Be- tonung cörpcrä misslich, so war es mindestens ebenso ein faciliä. Allein der statt des Iambus gebrauchte Daktylus ist ja nicht die einzige Voraussetzung für eine Messung wie faciliä, sondern auch der Proceleusmaticus, der wohl in besondern Wortverbindungen an dieser Stelle zulässig, aber doch etwas erst in den iambischen Rhythmus Hineingetragenes ist, wie wir sehen werden, und aus guten Gründen nur unter Bedingungen angewandt wurde, die ein

faciliä ausschlössen, wie ja auch ein Samtä mihi u. ä. ein sehr seltner jambischer Eingang ist. Dagegen deckt sich das anapä- stische faciliä eher mit den in Trochäen und lamben von Plautus vereinzelt gestatteten tonsillä, lampädlbus. Im Anapäst ist ein Proceleusmaticus eine viel häufigere Erscheinung als im iam- bischen und trochäischen Rhythmus aus Gründen, die in der eigensten Natur der anapästischen Versart liegen. Und die zweite Voraussetzung, der auf den beiden letzten Kürzen betonte Daktylus ist ja in Anapästen eine ganz gewöhnliche Erscheinung. Daher braucht man nicht an ein griechisches Vorbild für diese Formen zu denken, etwa an den Proceleusmaticus, der vereinzelt in Klaganapästen vorkommt, wie Aesch. Pers. 945 pirdtposro? in ifioi u. ä., sondern es lässt sich eine solche nur selten ge- brauchte Wortform genügend auf römischem Boden erklären. Denn dass wir hier weiter nichts als einen, wenn auch recht selten gebrauchten Ersatz für den aufsteigenden Daktylus haben, beweist die sehr vorsichtige Behandlung dieser proceleusmatischen Wörter. Denn sie stehen ausnahmslos entweder im Eingang des Dimeters, wo die eigentliche Stelle des Daktylus war, oder mit- ten unter diesen ihnen so nahe verwandten Daktylen. Ersteres ist der Fall Bacch. 641. 1098. 1106. Trin. 833, das andere Trin. 837. Pers. 761, beides zugleich Truc. 111. Men. 361. Cist. 211. Poen. 1179. Daraus aber, dass Plautus überhaupt nur selten und immer in besonders vorsichtiger Weise solche nach lateini- schem Sprachgefühl nicht gerade schön betonte Wortfüsse setzt, kann man auf die Sorgfalt schliessen, die er gerade in seinen Anapästen nicht minder als in andern Rhythmen zeigt.

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2. Die Hebungen im anapästiachen Rhythmus.

295

So lassen sich alle Erscheinungen, die sich bei aufgelöster Hebung der Anapästen ergeben, ganz wie bei den vorher be- handelten Iamben und Trochäen aus zwei Quellen hinreichend erklären aus dem griechischen Vorbilde und dem den römischen Dramatikern eigentümlichen Kunstprincip, die formale Einheit des Kunstwerkes durch einheitliche Behandlung der verschiedenen Rhythmen zu gewinnen. Nur eine Lücke würde anzuerkennen sein, die die Consequenz der an zweiter Stelle genannten Quelle allerdings in Frage zu stellen geeignet wäre, nämlich wenn nicht auch die auf zwei Wörter vertheilten zwei Hebungskürzen in allen den Fällen nachweisbar wären, wo sie Iamben und Tro- chäen zeigen. Allein auch diese Consequenz hat Plautus gezogen und er bestätigt somit unsre Auffassung in allen Stücken. Man beachte bei den folgenden Stellen, die ganz abweichend von der griechischen Praxis derartige Auflösungen zeigen, dass auf die aus einer Schlusskürze gebildete erste Hebungssilbe ein zweisilbiges, also mit betonter Kürze beginnendes Wort folgt nach der bei Trochäen und Iamben streng durchgeführten Regel, wodurch die Identität dieser Hebungen bestätigt wird. Ein dreisilbiges auf erster Kürze betontes Wort, das in diesem Falle Iamben und Trocnäen gleichfalls zulassen, wird durch das anapästische Vers- ma8s ausgeschlossen; ein auf zweiter Silbe betontes und somit die erste Kürze unbetont lassendes dreisilbiges Wort, das das anapästische Versmass ebenso zulassen würde, wie das iambische und trochäische, wird gleichfalls in allen hier in Frage kommen- den Formen gemieden und regelrecht nur in der ersten Hebung der anapästischen Dipodie zugelassen, wo es im griechischen Vorbilde ganz geläufig war, im römischen Drama aber schon viel seltner.

So wird also ganz nach dem Anfang z. B. von Aul. 731 quo! tänta mala maestitudoque etc., einem trochäischen Langverse die entsprechende Silbenverbindung auch in derselben zweiten Hebung der Anapästen zugelassen:

Bacch. 1162 Pol vero Ista rnäla et tu nihilt

Rud. 930 Iäm übi" tibvr cro, lgltür demüm, wo eine andre Mes- sung unmöglich, aber auch keine Aenderung nöthig ist; ferner

Rud. 228 NSque st vivU eäm viva ümquäni quin inveniam de- sistain.

Poen. 1178 in süo quique Vkö s!tä münde, dies allenfalls auch nach griechischer Art zu rechtfertigen.

296 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Cure. 128 Mint quoque sttmülo ßdere lübet te. *)

Dies nach Analogie von Merc. 900 Die tgitur übt. Amph. 409. Quid

igttur igo. Aul. 204 Credo edepol tibi. Poen. 841 Et adire lübet.

'i •> Eun. 107 Sämta mihi. Ad. 568 mßliüs; Idem u. ä., wie wohl auch

Pers. 801 Da illi cäntharum: extingue ignem, si | cor tfritur, caput

ne ardescat.

Dazu sind noch solche Fälle zu stellen, wo im ersten Fusse der Dipodie eine durch das griechische Vorbild nicht gegebene Wortverbindung eintritt. Dies ist jedoch nicht der Fall Cas. 700 Cenä tibi si | slt cöeta, vgl. Trin. 827, da derartige Formen das griechische Vorbild bietet, s. oben S. 232; eher Pers. 781 ttaque meäm rem; wohl aber in einzelnen Versen, wie

Trin. 821 Laettis lubens laudes ägo gratas.

Truc. 614 Tange modo\ iam ego hic ted agnum faciam etc. Bacch. 1205 Vesper Ine est. sequimini. : : Dücite nos u. ä.

So ergiebt sich die Bildung der Hebung in den Anapästen ganz nach den gleichen Grundsätzen, wie die der trochäischen und iambischen Hebungen. Das griechische Vorbild, die alt- römische Technik und das Streben nach einheitlicher Gestaltung der verschiedenen Versmasse wirkten mit der gleichen Consequenz zusammen, um ein reich bewegtes Leben zu bringen in ein Vers- mass, das nach den erhaltenen Bruchstücken der neuern attischen Comödie zu urtheilen steif und starr geworden war, das bereits im classischen Drama der Griechen vermöge des streng durch- geführten dipodischen Aufbaues meist zu dem regelrechten Marsch- schritt erklang.

Mag man auch bei unserer eingehenden Scheidung der Ele- mente des anapästischen Rhythmus manches Zwitterhafte finden wollen, so ist das, wie die römische Comödie, ja nur ein achtes Geschöpf dieser ganzen Zeit; allein einen wirklichen Verstoss gegen eine höhere Harmonie kann man in den nach festen Kegeln in die Anapästen versetzten aufgelösten Hebungen nicht ent- decken. Denn das, was aus der Technik der Iaraben und Tro- chäen fürs anapästische Versmass gewonnen wurde, ward nicht

1) Vielleicht läset sich auch Most. 323 so fassen: Quod tfbi cordist

fiicere licet: :: Leplda'a, doch stellt man hier wohl besser um, worüber wir später handeln werden, Rhythmik II, 4.

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3. Die aufgelösten Hebungen in kretischen und bacchiischen Versen. 297

als etwas ganz Unorganisches hineingetragen; insbesondre finden sich sämmtliche Arten der aufgelösten Hebungen bereits im anapästischen Masse nach griechischem Vorbilde, nämlich im ersten Fusse der Dipodie gegeben. Dass sie aber nicht von da aus sich principlos über die übrigen Stellen des Versmasses ver- breiteten, sondern wie der nur der römischen Technik der Iamben und Trochäen eigenthümiiche Schluss mit aufgelöster vorletzter Silbe durch das Princip der einheitlichen metrischen Technik zu erklären sind, beweist uns die Thatsache, dass alle nicht im griechischen Vorbilde gegebenen Auflösungen der Hebung an die gleichen Beschränkungen gebunden sind, wie die entsprechenden der römischen Iamben und Trochäen. Wie wenig man also auf Grund der Bildung der Hebungen hier von einem „wilden" Rhythmus reden kann, leuchtet demnach ein. Dass auch die zweisilbigen Senkungen, besonders wo sie mit den aufgelösten Hebungen zusammentreffen, denselben festen Normen in den Ana- pästen wie in den Iamben und Trochäen unterworfen sind, wer- den wir im letzten Abschnitte dieses Theiles erörtern. Zunächst betrachten wir noch die aufgelösten Hebungen der Rhythmen des yivog rjfiiokiov.

3. Die aufgelösten Hebungen in kretischen und bacohüsohen

Versen.

1. Sehr einfach liegt die Frage nach den aufgelösten Hebungen bei den kretischen Versen, die ja grösstenteils Tetrameter, beziehentlich Dimeter sind. Diejenigen Kretiker, die das Vers- ende bilden oder vor der Hauptcäsur stehen oder überhaupt mit Wortschluss enden, werden ganz so behandelt wie der letzte Creticus bei iambischen Schlüssen der Verse des aviöov yivog. Da begegnen alle die Auflösungen in der Anfangssilbe der Kre- tiker wie in der vorletzten Hebung bei iambischem Schlüsse überhaupt, z. B. Amph. 235 volnhnm. Truc. 622 tuDttust. Andr. 632 apmünt. Rud. 679 bono «nimö s. Rud. 232. 238 pol faß nunc (vgl. Mil. 1138 et egÖ vös im trochäischen Septenarschluss). 239. rseud. 1306. Most. 106. 696. Epid. 178. Cure. 152. Cas. 180. Most. 729 u. ä. Ebenso sind im Anfang des Dimeters die Auflösungen unanstössig, wie

-

Amph. 234 Nebüla cön^stat, cädunt. 240 ^iwlmam ö mittönt prlua. Rud. 274 grrifa egüntes Öpiim. Most. 141. 690. 695. 696.

298

Metrik. II. Hebung und Senkung.

707. 736. Epid. 168. 169. 173. 175. 176. Cure. 149. Cas. 605 cave

tibi. Most. 733 bei caesura latens: oc ctcümus ömneB, Simö.

Beides stimmt ganz zur griechischen wie zur römischen Praxis. Vereinzelt steht

Pseud. 1304 Fructüs eblbere In una höra. :: Hlberna ädeßtö, " wo zugleich mit Bindung der beiden Cretici des Dimeters eine Auflösung der Anfangshebung des letzten Taktes stattfindet Ge- wöhnlich werden diese beiden Fttsse nur durch die Auflösung der Schlusslänge des ersten Fusses verbunden, wie

Amph. 233 Caelüm fremitü virüm. 235 nösträ superät mänfs.

241 quisque üt stätcrat iäcet 243 Rico eqiütes iübet. Cas. 600

membrä nuserae trßmunt. Epid. 175 Quoiüs quottetis sSpulcrum.

Most. 136 Perdldi operam fabrörum. Rud. 234 aüris tätigt t m8äs,

ähnlich ibid. 233. Truc. 594 Tristls ocutts malts, stets bei drei- silbigem anapästischen Worte. Vereinzelt ist Asin. 131 vosträque IM nomlnä und die doppelte Auflösung bei katalektischem Schlüsse, die an sich keinen Anstoss giebt:

Rud. 273 Undg nös höstiäs ägerS völutsti hüc, auch von No- nius bezeugt.

In einer andern katalektischen Form, der sog. in unam syl- labam findet fast immer Auflösung statt, wie

Most. 693 Ntfnc dormitüm iubet | me irß min um e u. a.

Vielleicht ist auch Andr. 629 zu stellen homlnüm genus pes- sümüm.

Diese Uebersicht ergiebt immerhin einige Beweglichkeit in dem meist recht streng gehaltenen kretischen Rhythmus. Allein so sehr Trochäen und Iamben durch das neue Leben, das die einheitlich durchgeführte Technik ihnen brachte, gewonnen haben, die römischen Kretiker nehmen am wenigsten an dieser allge- meinen Belebung Theil, sie lassen sich nicht entfernt mit dem päonischen Rhythmus der alten und neuen attischen Comödie in dieser Hinsicht vergleichen. Welches Leben und welcher Silben- weehsel tritt uns in den wenigen kretischen Bruchstücken der neuern attischen Comödie entgegen, wie

Eubulos 104, 6 av^opevog \ ectQog 6Xo\Xvy6vog, oder Eubul. 112 a>g yctg iioi\k&e tec yeQovna roV | stg dopovg, ev&vg avt xXivsro' naQtfv Otitpavog | iv xa%H%

u<5£« %aQi\roßki<paQog u. ä.

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3. Die aufgelösten Hebungen in kretischen und bacchiischen Versen. 299

Das ist wirklich päouisches Versmass. Die römischen Kre- tiker bleiben dagegen immer Kretiker mit einigen Auflösungen. Zum guten Theil trug hierfür das Sprachmateriai die Schuld. Denn ein päonischer Takt wie av^ofievog (- «-» ^) u. ä., also etwa latnpädlbus, tönsilta war ja auch in Iamben und Trochäen ver- pönt und gar solche kühne Formen wie fads tu ys-govtiu tot sind in lateinischer Sprache unerhört. Die römischen Kretiker sind eher nach solchen Versen gedichtet, wie

Anaxilas 12, 2 tovg dl 7tav&rjQag, äkkovg äyQCOörug Xvxovg oder Eur. Or. 1419 fiij tig eCrj dolog. [) xccdoxet, tolg plv ou, | totg d'

ig ccQxvctatav pa%avuv IpnXlxuv \ naiöa tnv Tvvdagi'd1 6 pr\-

tgofpovtag öquxcöv,

eine Frage, die wir im dritten Haupttheile, Rhythmik I, 7 gegen Ende weiter verfolgen.

2. Umgekehrt ist es bei den Bacchien. Diese hatten nach griechischem Stilgefühl nur sehr selten Auflösungen, bestanden vielmehr gewöhnlich aus schweren Langen, hatten meist, wenn auch nicht immer Wortschluss am Ende jedes Fusses, vgl. Aug. Nauck, Euripid. Stud. I S. 61, Verfasser de nuraero dochm. p. 9 sqq. und stud. Aeschyl. p. 19. Das alles gab einen ziemlich einfachen und schwerfalligen Gang. Hier brachte das Princip der einheit- lichen metrischen Technik einiges Leben hinein. Denn jeder Bacchius mit Wortende erfuhr alle die Freiheiten, die ein tro- chäischer Schluss in Iamben und Trochäen gestattete, und ausser- dem fand wenigstens zwischen den zwei Nachbarfüssen innerhalb des Dimeters öfters Bindung in Verein mit Auflösung der Hebung statt. Dies erläutern uns die folgenden Beispiele.

Im Schlusstakt, in dem selbstverständlich nur die erste Hebung aufgelöst werden kann, begegnen uns die bekannten Formen aller trochäischen Ausgänge wieder. Die einfachste Form der Auflösung ist diejenige ohne Bindung mit dem vorhergehen- den Takte, eine Form, die jedoch verhältnissmässig recht selten angewandt wird aus dem einfachen Grunde, weil ein solcher belebte Schlusstakt dann leicht isolirt erscheint; manchmal findet sich daher wenigstens Elision, wie Amph. 563 dabiint

atque ego hö'dle, ausserdem nur Amph. 570 pröui&rltus. Merc. 348

cönsi'ltum. Capt.782 in änlmö. Cist. 2 mihi hödle. 516 intro äbli.

Most. 91 ego hömlnem. Truc. 717 sit ödtö; zweifelhaft ist Cas.662

300

Metrik. II. Hebung und Senkung.

und Most. 326. Etwas öfter findet sich dieselbe Schlussform in Bindung mit dem vorletzten Takte: Amph. 558 lubet quidquß

factäs. Capt. 783 essg mi hö'dle. 787 verbä däta sunt. Cas. 671

•/ •/ •/

nuböt hÖdle. Cist. 4 irS rai häbltum. Poen. 250 dicere ällös.

256 sunt Aphrodista hÖdle. Rud. 675b rebus mlseris. Truc. 455

corde cäptö. 456 mortö püeri. Andr. 482 essS vldeö, also immer mit kurzem Vocal vor dem dreisilbigen Schlussworte, und zwar hierin dem alten Saturnierschlusse entsprechend, s. oben S. 226 fg. Nur Capt. 229 tüo cärö cäplte oder ist tud* capitS cärö umzustel- len? Most. 791 factü fädlest (oder facilest fäctu oder facilS fäctust)

und Poen. 223 öpSräm dßderunt(?) u. ä. begegnet eine Länge, die zwar an ähnlichen trochäischen Schlüssen einen Halt findet, aber doch verdächtig ist und wenigstens als gemieden zu gelten hat

Auch Poen. 258 liegt veterts vmi statt vinl vöteris nahe.

So wird nun auch im Innern des Verses die erste Hebung des Bacchius öfters aufgelöst und zwar in allen Füssen. Steht das die beiden Kürzen enthaltende Wort ohne Verbindung mit dem vorhergehenden und folgenden Takte, so kommen ganz die- selben Formen zum Vorschein, wie am Schlüsse:

Amph. 637 expertor. 640 nunc vldeor. Bacch. 1120 Quis söinltu ac. Cas. 800 rellcüom. Merc. 345 ita anlnii. Aul. 130 et mihi te. Most. 124 materlae. 126 expoliunt. Poen. 255 et cele- brem. Pseud. 1252 probe äbeo. Truc. 455 in änlmo. 716 sie faclat, wohl auch Poen. 225 apägesis, nur muss man mit C wirklich die Wendung als ein Wort fassen und darf nicht trennen apage sis, weil ein apage an sich ebenso unmöglich in dieser Stelle der Bacchien ist, wie ein entsprechendes fädle u. ä. in den Iamben, s. oben S. 274.

Eine Bindung kann hier regelrecht nur zwischen den beiden ersten und beiden letzten Füssen stattfinden, nur ausnahmsweise begegnet eine solche bei aufgelöster erster Hebung zwischen dem zweiten und dritten Takte, wenn bei einem schwer unterzubringen- den Worte die Hauptcäsur vernachlässigt wird an einer Stelle Poen. 241 Quam si salsa mürtatica esse autumantur. Wird das die beiden Hebungskürzen enthaltende Wort nur mit dem vorher- gehenden verbunden, so ergeben sich gleichfalls ganz dieselben Formen wie am Verschlusse:

Amph. 571 Kogäsne imprÖbe etlam. Pseud. 1252 edepÖl ego nunc. Cas. 669 Negat ponere älio. Amph. 647 belli clüeat, aber

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3. Die aufgelösten Hebungen in kretischen und bacchiischen Versen. 301

nach Spuren in D wohl Dattfr mi, metfs victor vir belli ut clüeat, mit geläufiger Schlussforui; Cist. 12 wohl lubenti edepöl tintnio. Ebenso ist auch ohne Anstoss Cas. 633 Quid est interemere, wie- wohl sich nicht gerade ein ganz entsprechender Schluss findet; doch vergleiche man Poen. 250 dicSre ällos u. ä.

Nähere Bindung mit dem folgenden Takte tritt nur ver- einzelt bei langen Wörtern ein: Rud. 281 mlsertcördiör. Poen. 249 Seit mürlattca üt (dasselbe Wort in Bindung des zweiten und dritten Taktes ibid. 241 s. oben). Cist. 3 Aperuistls tu atque haec. Ibid. 20 Nemo ältenüs hic est. Poen. 242 et sine suavttate. Ganz vereinzelt giebt die Ueberlieferung Cist. 519 perdttä perdidit me, was recht gut richtig gemessen sein kann. Denn aus der ganzen Behandlung der aufgelösten Hebung geht zur Genüge hervor, dass man, wie dies auch die griechische metrische Technik that, den Bacchius einem katalektischen iambischen Monometer gleich stellte. Es wäre also hier im Anfange des zweiten selbstständigen Theiles des Tetrameters eine Analogie nicht gerade fernliegend, wie die oben S. 276 besprochenen nomine quemque appellem suo oder die Ausgänge höstfbus fugatis. cörporä conduplicant süscl- tet officium. Eine Auflösung der ersten Hebung, die die beiden Kürzen auf zwei Worte vertheilt, wie Most. 316 Itä mäle convivi sermönisque taesumst, ist nicht nachweisbar; in der ausgehobe- nen Stelle geben unsere Handschriften Ita me male convivi etc.

So hat man in Durchführung der einheitlichen metrischen Technik in das ziemlich steife Schema der griechischen Bacchien schon durch Auflösung der ersten Hebung sämmtlicher Füsse vielfach neues Leben gebracht, aber dabei durch die vorsichtige Behandlung dieser Auflösungen den ursprünglichen Charakter des Versmasses nicht zerstört

Noch viel beschränkter musste die Auflösung der zweiten Hebung des Bacchius sein, wenn das Wesen dieses Rhythmus dadurch nicht schwer getroffen werden sollte. Dies zu verhüten beschränkte man diese Auflösungen auf drei ganz bestimmte Fälle.

Zunächst stört eine solche Auflösung am wenigsten, wenn sie nach der iambischen Nebencäsur, also im Anfang des zweiten kretisch einsetzenden Theiles vorkommt, wie in folgenden schon oben S. 218 behandelten Fällen: Ampb. 553.570. Bacch. 1126. Capt.230. Cist. 4 (zweifelhaft). 22.514. Men. 755. Pers.815. Most. 890. Pseud. 1129 (zweifelhaft). Andr. 484, z. B.

uigiiizea oy

302

Metrik. II. Hebung und Senkung.

Dendert? nös. \ :: Sine suo üsque arbiträtu.

Hunc esse ordirüm | fcewevolentes inter se.

Qui se'mper mäld \ multebri sunt lube*ntes. Ebenso an der entsprechenden Stelle im Hexameter:

Amph. 640 Sola hic mihi nunc videor, | quia llle hic äbest, \ quem ego amö* praeter ömnes.

Dies ist ganz wie bei einem Eingange des kretischen Tetrameters, Asin. 129 Benevolenü' mala's, wa/evoleuti bona's u. a.

Terenz kennt ausser dieser überhaupt keine weitere Auflösung. Piautus gestattet sie auch da, wo eine Bindung von zwei Takten möglich ist, d. h. im ersten und dritten Fusse, aber immer nur so, diese Beobachtung stammt von 0. Seyffert, zuletzt aus- gesprochen in der Berlin, philolog. Wochenschrift 3887 S. 1629 dass Wortschluss mit der ersten Hebung eintritt, die zwei Kürzen also neben der ersten Hebung, die dann nie aufgelöst wird, durch eine kleine Pause abgehoben werden. Im ersten Fusse, wo die Senkung sehr häufig durch eine irrationale Länge gebildet wird, erscheint trotzdem wenigstens vielfach vor der aufgelösten zweiten Hebung ein reiner Iambus, im dritten ist er die Regel. Die Beispiele hierfür sind:

Im ersten Fusse: Amph. 567 Vidit | nec, nicht neque. 640 Sola hic | mihi nunc videor (oder sola hic mi?). Aul. 122 Causa | fä- cere ut aequomst. Capt. 924 Quömque ex | mtsertis. Cas. 650 Nüm quid | mlht minatur? Cist. 519 Nüllast | neque ego. Poen. 256 Dignum | Venere. Men. 769 Verumst | modus tarnen; mit reinem Iambus Pseud. 1252 Pröfecto | edepol. Rud.280 Mänus | mihi date. 675 Nöque est | melius mörte. Trin. 228 üträm | pottus harum.

Im dritten Fusse begegnen nach reinem Iambus folgende Auflösungen: Amph. 556 quidem hercle | ego tibi fstam. 645 zweifelhaft. Bacch. 1131 arbltrör | malltia esse. 1133 sclö | quls eo opüs sit. Capt. 781 mSo | magts volüto. Most 91 arbltrör | 8lm!Iem ego höminem. Pers. 814 suadeÖ | iac!s? :: Quid est id? Poen. 215 sätis | sätletäs est. 223 elüendo | operam dederunt 227 sätis | däre potis sunt. 245 sümus: | muller^s sunt. Cf. ibid. 248, ferner Poen. 260 excldit, | ut ego opinor, im vorletzten Takte eines Trimeters, ganz wie beim vorletzten des Tetrameters; weiter noch im dritten des Tetrameters Pseud. 1247 iäcentem | ällquls töllat. Rud. 280 exsur^lte ä|genlbus ämbae. Trin. 226 exercitör | änlmüs nünc est. 230 obsequi | pottus par sit. Truc. 457 mägis | stüdeo vi'tae; mit vorausgehendem Spondeus nur Most. 93 veri |

3. Die aufgelösten Hebungen in kretischen und bacchiiachen Versen. 303

st mlle vöbis. Poen. 225 Quantum ia|mültere dnast. 231 scimüs j facerS mecum nicht ganz sicher, Cist. 11 Semper | ineminSrinius. Dagegen mit Truc. 464, ebensowie ebenda 210 und 251 fgg., lässt sich keine solche Auflösung belegen; es scheint dies ein iam- bischer oder trochäischer Vers im Uebergange von Bacchien zu trochäischen Septenaren zu sein:

Puerperio ego nunc esse me aegram adsimulo.

Wir erkennen aus diesen Verzeichnissen einen stilgerechten Gebrauch der Auflösungen, insofern diese den Rhythmus in sei- nem ganzen Wesen durchaus nicht zerstören, wohl aber nicht unerheblich beleben.

Nur in drei vereinzelten Stellen finden sich freiere Auf- lösungen, entschuldigt durch ziemlich lange Eigennamen, die sonst schwer, zum Theile gar nicht im Verse unterzubringen waren:

Poen. 248 Coquast haec quidem ^iyrästÖcles, öt ego opinor mit latenter Nebencäsur.

Capi 788 Sßd Ergoplus e"stne hic prÖcul quem <egÖ> vi'deo; ähnlich :

Cist. 2 Mea Gymnasium et mätrem tuäm tum id mihi hddie. Dagegen

Poen. 256 Dignüm VerierS p6l quoi sunt Aphrodisia. Kbdle bietet bei zwei Eigennamen und regelrechter Hauptcäsur zwar drei Auf- lösungen, doch sind diese letzteren auch bei gewöhnlichen Wör- tern nicht unerhört und jede einzelne für sich ganz legal, wie

Pseud. 1252 Pröfecto edepöl eg6 nunc | probe äbeo mädulsä

bei ganz regelrechtem Bau drei aufgelöste Hebungen sich finden.

Ja es scheinen überhaupt in den bacchiischen Canticis, ihrem metrischen Baue nach zu schliessen, verschiedene Stilarten hervor- zutreten. Denn manche Lieder zeigen in Folge häufiger Auflösungen grössere Lebhaftigkeit, andere wieder verschmähen jede aufgelöste Hebung und gleichen ganz dem griechischen Vorbilde. So viel aber lässt sich jedenfalls nach diesen Zusammenstellungen be- haupten, was wir später ausführen werden, dass ein Vergleich zwischen griechischen und römischen Bacchien in dieser Hinsicht nicht zu Ungunsten der letzteren ausfällt

So haben wir auch in der Frage nach den aufgelösten Hebungen durch lamben, Trochäen, Anapästen und Bacchien hin-

304

Metrik. II. Hebung und Senkung.

durch gehend eine in bedeutendem Masse neu gestaltende Wir- kung des Princips der einheitlichen metrischen Technik wahr- nehmen können. Nur bei den Kretikern zeigte es sich, dass die römischen Dichter nicht die Beweglichkeit der griechischen Päo- nen erreichten, wiewohl auch einige Anläufe zur lebhafteren metrischen Gestaltung, ja sogar fünfsilbige leichte Kretiker vorkamen. Für diese im Ganzen zahmere Behandlung der Kre- tiker hat schwerlich ein tieferer Grund gewirkt, etwa die Be- obachtung, dass die Bacchien eigentlich nur Kretiker mit Auf- takt seien und als solche in ähnlicher Weise das lebhaftere Mass sein sollten wie die Anapästen gegenüber den Daktylen. Viel- mehr war, wie wir bereits andeuteten, diese strengere Bauart der Kretiker wohl nur aus dem andersartigen römischen Sprach- material zu erklären. Uebrig bleibt unserer Betrachtung noch die Bildung der Senkungen, welche in den letzten drei Abschnitten behandelt werden soll.

4. Verschiedenheit der Senkungen im ysvog taov und üviöov.

1. In den letzten Abschnitten dieses metrischen Theiles haben wir die Bildung der Senkungen und diejenigen Complicatiouen zu besprechen, die durch Auflösungen und Zusammenziehungen der benachbarten Hebungen und Senkungen entstehen, d. h. die Frage, unter welchen Umständen Spondeen und im kretischen und bacchiischen Rhythmus auch Molossi sowie andererseits Pro- celeusmatici zulässig sind. Diese beiden zuletzt genannten Fragen nach den gehäuften Längen oder Kürzen sind in dieser Beziehung die wichtigsten, haben aber auch die meisten Debatten hervor- gerufen. Denn die übrigen Regeln über Bildung der Senkungen sind einfach und meist bereits allgemein anerkannt Nur in dem einen Punkte weicht hier Verfasser von der bisher herrschen- den Annahme ab, dass er nicht anzuerkennen vermag, dass im ersten Versfusse eine Reihe von „Licenzen" zulässig wäre, die zum Theil mit den Grundregeln der Versmasse, wie sie in allen übrigen Füssen streng durchgeführt sind, ganz unverträglich scheinen. Doch geben wir erst einen Ueberblick dieser Haupt- regeln.

Ganz verschieden ist bereits in der griechischen Metrik die Behandlung der Senkungen des foov und aviGov ytvog, d. h. der Daktylen, Anapästen, Choriamben u. ä. einerseits und der Iamben,

4. Verschiedenheit der Senkungen im yivog taov und ävicov. 305

Trochäen, Kretiker und Bacchien andrerseits. Diese verschiedene Behandlung findet ihre volle Begründung in dem ganz verschie- denen quantitativen Werthe dieser Senkungen. Denn die Senkung der Daktylen und Anapästen beträgt zwei volle %qovoi tcqcötol, d. h. genau so viel wie die Hebung; daher sind hier alle die Formen zulässig, die die aufgelöste Hebung kennt, und ebenso kann in jeder Senkung, besonders in der ersten wie der zweiten der anapästischen Dipodie jede lange Silbe als Ersatz der zwei vollwerthigeu Kürzen stehen. Das braucht nicht erst ausführlich erläutert zu werden. Wir führen nur an i-X(6\-Qia \ t£v\xs xv\- viööi in Daktylen und Zevg | 7toXv\d\voQog \\ d(i\<pl yv\vaixbg |j xoX\Xä na XaC\6^axa \ xal \ yvioßa\Qrj in Anapästen. Auch der prosodische Hiat war hier in Hebung und Senkung gleichmässig in Gebrauch, wie wir oben S. 122 sahen: äv\ÖQa (iot \ ivvene. nXdy\%%i\ iptl in Daktylen, fiovfia xal | rj^tv. KX£i\a&ivy | eldeg u. ä. in Anapästen, in Hebung wie Senkung. Dagegen in den Versen des yivog (apßixov und rjnioXiov haben nur die Hebungen den Werth von zwei vollen Moren oder xQovoi icqcüzoi und können daher auch alle die Silben Verbindungen haben, die in den ana- pästischen Hebungen und Senkungen sowie in den Senkungen der Daktylen vorkommen, was in den vorigen Abschnitten ausführlich erörtert wurde, so besonders an Fällen wie omnibus ämicis, niäxuwa mtsSräe mihi u. ä. Ebenso war auch der prosodische Hiat ganz nach dem griechischen Vorbilde in den Hebungen der lamben und Trochäen zulässig, worüber gleichfalls im Abschnitt über den Hiat S. 126 fg. ausführlich gehandelt ist; das Gleiche gilt von den Kreti- kern, wie rem tidem honorem u. ä. Dagegen liegen die Quantitäts- verhältnisse der Senkungen im aviöov yivog, also in den lamben, Trochäen, Kretikern und Bacchien ganz anders, und darin hat der wesentliche metrische Unterschied seine Begründung, der im Versbau der verschiedenen Rhythmengattungen zum scharfen Aus- druck kommt. Nach der alten Theorie beträgt die Senkung im Iambus und Trochäus gewöhnlich einen zqovoq itQatog; nur in den äussern Senkungen der Dipodien kann der Zeitwerth von IV, Mora verbraucht werden. Das kommt metrisch so zur Gel- tung, dass die innere Senkung nur aus einer einzigen Kürze, die eben einen %o6vog TtQcäxog ausmacht, gebildet wird, während die äussere Senkung auch durch eine aXoyog paxoa, eine irrationale Länge, a oder a, die ungefähr I1/* %q6voi nQcotot nach Aristo- xenischer Theorie beträgt, bestehen kann.

K-Lotx, Uruudicügu altroiniaclivr Metrik. 20

306

Metrik. II. Hebung und Senkung.

Ausserdem aber sind in allen Senkungen mit Ausnahme der letzten auch zwei besonders flüchtige Kürzen zulässig, und zwar in der Comödie ohne Einschränkung, im Euripideischen Drama nur im ersten Fusse bei gewöhnlichen Wörtern (wie auch bei Aeschylus und Sophokles), in den übrigen Senkungen aber nur in Eigennamen, jedoch selbst vor der trochäischen Hauptcäsur, wie Or. 1535 tivyyovov x* ipr\v Ilvkadnv xs \ tbv tctds %vv- Ögmvxd poi.

Nun hat man nach Hephästion's (21) Vorgange den folgen- schweren Fehler begangen, den bereits Rossbach- Westphal II2 S. 455 gründlich abgewiesen haben, dass man diese Kürzen als die Auflösung der irrationalen Länge ansah und darauf hin in den Texten der Tragiker die zwei Kürzen in der inneren Senkung vielfach wegconjiciren wollte, vgl. Aug. Nauck, Euripid. Studien I S. 63 u. a., sicher mit Unrecht. Denn diese beiden Kürzen unter- scheiden sich durchaus von den die zweimorige Hebung sowie die anapästische und daktylische Senkung ausfüllenden Kürzen und ebenso auch von den die äussern Senkungen der trochäischen und iambischen Dipodien bildenden irrationalen Längen, von jenen dadurch, dass sie nicht durch Wortpause von einander getrennt oder Endsilben eines mehrsilbigen Wortes sein und als solche vom folgenden Worte getrennt werden dürfen; von diesen aber dadurch, dass sie weder in der Tragödie noch in der Co- mödie bloss an die äusseren Hebungen gebunden sind. Daraus aber geht mit Evidenz hervor, dass diese Kürzen Stellvertreter nicht etwa der irrationalen Länge, sondern der regelrechten Kürze sind, also in ihrem quantitativen Umfange noch nicht den Werth der irrationalen Länge, 1% xqovol itQcoTOi erreichen, sondern etwa denn alle diese Messungen sind doch nicht völlig exact 7.U verstehen, sondern nur approximativ in der Mitte zwischen V/2 und 1 XQQV°S iiq&ios, höchstens etwa 1 l'/i mora, also etwa, was in unserer exacten Notenschrift, die aber auch die wirklichen Zeitwerthe nur annähernd giebt, vgl. darüber W. Bram- bach, rhythmische und metrische Untersuchungen S, 16, zwei ein Achtel vertretende Sechszehntel sind. Damit stimmt auch der metrische Charakter und ethische Werth dieser flüchtigen Kürzen vollständig, wie diesen die Verstechnik der griechischen und römischen Comödie fest ausgeprägt hat; sie retardirten nicht, wie die irrationalen Längen, sondern belebten den rhythmischen Fluss. Pis beweist jede Aristophanische oder Plautinische Stelle, die

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4. Verschiedenheit der Senkungen im yivog taov und üviaov. 307

solche flüchtige Kürzen in erheblicher Zahl bietet, unzweifel- haft, wie

Vesp. 979 xatdßa xatdßa xatdßa, xatdßa. : : Kataßr^öo^ai u. v. a. Trin. 457 Abin hinc dierecte etc. u. v. ä.

Desshalb sind es auch immer ganz flüchtige Kürzen, wie oben bemerkt. Wortende innerhalb eines solchen einen Iambus vertretenden Anapästes ist bereits bei Aristophanes äusserst selten und nur mit gewissen Cautelen zugelassen, vgl. Rossbach- Westphal, Metrik II2, S. 486, in der neueren attischen Co- mödie aber ganz verpönt; in den Trochäen war der ent- sprechende Vorgang bereits der alten Comodie fremd.

Die gleiche strenge Technik in Bezug auf diese Kürzen in den Senkungen der Iamben und Trochäen finden wir auch in der romischen Dichtung. Die alte Saturnierpoesie in ihrem feierlichen Tone gestattet sie nur in der äussern Senkung, und zwar auch da nur in der flüchtigsten Gestalt, d. h. ohne Wortende inner- halb der Senkung und meist mit der folgenden Hebungssilbe zu einem Worte vereinigt, wie Corp. inscr. lat. I, 30, 2 fortls vir | soptensque; ibid. I, 33, 4 qulbüs si in löngä | ßcüisset u. ä. Die allerälteste Scipioneninschrift, ibid. 1, 32 weist keine solchen Kürzen auf, die ja auch ihrem ganzen Wesen nach wenig zu dem ernsten Elogienstil passen, vielleicht mit einer Ausnahme. S. 97.

Das romische Drama behandelt diese Kürzen ganz wie die neuere attische Comödie, wie dies zuerst Lachmann ad Lucret. II, 719 und Ritsehl, praef. Mil. p. XXII bewiesen haben. Denn während in der zweimorigen Hebung der Iamben und Trochäen Wortende ganz gesetzmässig eintreten konnte wie in den zwei- morigen Hebungen und Senkungen der Anapästen, ist dies in der Senkung der Iamben und Trochäen wie der Kretiker und Bacchien unmöglich. Nur die Verbindung der Präposition mit dem Sub- stantiv und Wendungen wie quid ägäm u. ä. sind zulässig. Allein hier ist auch der flüchtige Charakter dieser leichten Kürzen voll- kommen gewahrt, da alle diese Verbindungen wie ein Wort an- gesehen und vielfach auch geschrieben wurden. Solche Stellen sind z. B.:

Mil. 1284 Alium alio pacto proptSr ämorem nf sciam. Merc. 780 Opsönium istuc ante" pÖdes illi seni, wohl nicht ante pedes.

Ad. 386 Istdc est sapere, n6n quod ante* pödes modost. Vgl. Mil. 184. 1288. Poen. 880. Cas. 540 u. a.

20*

308

Metrik. Ii. Hebung and Senkung.

Ad. 542 Vidi: is filiüm negat esse ruri: nec quid agtni scio, nicht nec quid agam u. v. a.

Vgl. Ritsehl, Prol. p. 237.

Andre vereinzelt überlieferte Ausnahmen beruhen auf falscher Lesart, wie Aul. 297 aridüs nach uusern Handschriften statt ärdüs, wie auch Lucilius nach Nonius' Zeugniss p. 74, 30 sagt und Corp. inscr. lat. I, 577. 2, 21 arda caementa steht. Most. 40 ist ni8ticu8 entschieden alte Glosse für rullus, vgl. Usener, rheiu.

Mus. 17. Bd. S. 469 u. 24. Bd. S. 331. Stellen mit hosclnS, häe- cinS u. ä. statt hoscin, haecin u. s. w. sind natürlich hier gar nicht in Anschlag zu bringen. Men. 405 haben wir oben S. 132 durch Umstellung verbessert, der Vers ist jedenfalls unmetrisch überliefert und beweist nicht eine Senkung desing lüdos in Tro- chäen. Weiteres bei Müller, Nachträge, S. 13 fgg. In solchen und ähnlichen Stellen wird Niemand eine Ausnahme anerkennen; auch ist diese Auffassung allgemein anerkannt.

2. Dagegen hat man behauptet, dass der erste Fuss i am- bischer und trochäischer Verse besondere Freiheiten gerade in dieser Hinsicht gestattet, vgl. Fleckeisen, Jahrbücher 1867, Bd. 95. S. 625 fg. Brix zu Plaut. Mil. 721, Dziatzko zu Ter. Ad. 971.

Zunächst kann nicht von besondern Freiheiten des ersten iambischen Fusses die Rede sein. Anfänge wie 1116 qui, Inde iam u. dgl. bieten Messungen, die auch an andern Stellen ganz legal sind. Ebenso finden sich alle durch das metrische Kürzungs- gesetz im ersten Iambus hervorgerufenen Abweichungen von der gewöhnlichen Quantität auch besonders häufig im fünften Iambus, im dritten nur, soweit es die Cäsur zulässt; z. B.:

Mil. 28 Ät Indiligenter lcerani. : : Pol si quidem u. ä. sind ebenso zu verstehen wie:

Mil. 58 Amänt te(dy omnes mülieres, näque Iniüria u. v. a.

Einige Einzelheiten, wie der Stich. 768 überlieferte Anfang RöddÖ cäntionem, wofür man wohl richtig CßdÖ cantionem ge- schrieben hat, ändern nichts an der Thatsache, dass der erste lamb der Senare, beziehentlich der erste und fünfte der Lang- zeilen durchaus keine andern Quantitätsverhältuisse kennt als jeder andere ungerade iambische Fuss. Es waren hier nur die letzten Nachwirkungen von Bentley's bereits durch die Darlegung

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4. Verschiedenheit der Senkungen im yivog taov und &viaov. 309

des metrischen Kürzungsgesetzes beseitigten Aporien, vgl. Sche- diasm. p. 45. 46 ed. Vollb.

Langer hat sich, wie unsre Citate beweisen, die gleiche Theorie in Bezug auf die trochäischen Eingangstakte erhalten; hier liegt eine ausführlich entwickelte Theorie RitschFs vor, Prol. p. 240 sq.; es ist wohl die Derivationslehre der alten Metriker nicht ohne Einfluss gewesen, wonach der trochäische Septenar erklärt wurde als iam bischer Senar mit vorgesetztem Creticus, der iambische Octonar als derselbe Vers mit vorgesetzter iambischer Dipodie il s. w. Wir begnügen uns hier den Nachweis zu liefern, dass auch im ersten Takte trochäischer Verse ganz wie in jedem andern Takte iambischer oder trochäischer Verse die beiden die Senkung bildenden Kürzen die gleiche flüchtige Beschaffenheit zeigen, d. h. nicht durch Wortende getrennt werden, noch die Schlusssilben eines mehr als zweisilbigen Wortes bilden.

Eine grössere Anzahl der für die entgegengesetzte Behaup- tung angeführten Stellen ist von uns bereits anders, ohne diese angeblichen Freiheiten gemessen worden. So:

Cure. 599 Pkaedröme jwoperä. :: Quid properem? :: Parasitum ne arafseris.

Merc. 995 EÜtyche te orö : sodalis eius es : serva et sribveni, nicht in Eutyche' | ted orö" oder Erityche id te orö zu ändern, sondern mit demselben Hiat zu messen wie Auiph. 438 Susiä te Interrogo u. ä. s. S. 131 fg.

Pers. 666 Töxlle, quid ägö? Di deaeque te ägitant irati, scelus, nicht Toxlle" | quid ägö di deaeque.

Ferner enthalten keine Beweiskraft alle Eingänge mit ille, omnibus u.a., da, wie wir glauben nachgewiesen zu haben, auch an andern Hebungsstellen llle, omnibus, ferner Ömnia und vieles andere derartige vorkommt; demnach ist zu messen:

Mil. 713 llle wuserrumiim se retur, mmumum qui misi't mihi. Vgl. Trin. 611. 1070.

Mil. 1192 Ute iwbebit me ire cum illa ad pörtum. ego adeo, ut tri scias.

Bacch. 90 llTe qutdem hänc abdricet : nullus tu adfueris, si u6n lubet, mit Umstellung von tu und nullus; möglich ist allerdings

auch die Lesart der Handschriften llle qutdem hanc libdücet : tu nullus etc. Vgl. unten Abschnitt 6.

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310 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Ad. 971 Omnibus grütiam liabeo et seorsum tibi praeterea, Demea. Vgl. Hec. 380. Trin. 655. Stich. 114 u. ä., in unbedenk- licher Messung, da Terenz z. B. auch Hec. 867 Ömnla tfmnes ubi resciscunt : hic quos pär fuerat resciscere oder nach A hic quos füerat par resciscere und Plautus unter andern im Innern des Verses cimnlbüs giebt s. oben S. 46. In Fällen, wie

Trin. 855 Quo* mÖdÖ quidque agerem etc. ist nichts Anstössiges, da quo modo auch als zwei Wörter behandelt werden kann, so Ter. Ad. 614 Quo rnödo me ex hac expediani turba? Ebenso be- weist nichts

Asin. 199 CetSrä quae völuraus uti graeca mercamür fide, s. oben S. 132. Ferner

Trin. 347 Multä bonä benS pärta habemus, beue si amico fe- ceris und

Trin. 880 Mültä sluiul rogitäs nescio quid expediam potfssu- mum ist der Proceleusruaticus anzuerkennen, den wir im letzten Abschnitte dieses Theiles besprechen, nicht aber mültä slmül, mültä böna bene zu scandiren, oder in mültä slmul rogäs zu andern. Trin. 1010 Adde gradum adproperä etc. beweist keine besondere Freiheit des ersten Fusses, sondern auch hier ist der Proceleusmaticus möglich, da in der Messung äddS grädum äd- propSrä prosodisch ein grädum äd pröperä einem dornt cüplö u. ä. gleichkommt, worüber unter 6 ausführlich zu handeln ist.

Bacch. 981 ist zwar ein trochäischer Octonar wahrscheinlich, obgleich andre Messung nicht ausgeschlossen ist. Wie jedoch der Vers überliefert ist, lässt er sich überhaupt nicht messen, darum

ist auch dör Anfang Öptümüs sum orätör erst durch Umstellung gewonnen. Man nehme coegi lieber vor ad lacrumas statt nach

horainem und messe es wie cÖemfsse Ad. 225 u. ä., s. oben S. 140, so erhält man:

Öptumüs sum orätor coegi ad lacrumas hominem cästigando. So bleiben nur äusserst wenige Stellen, die in ihrer Ver- einzelung eben so wenig etwas beweisen können, wie ähnliche für andre VersfÜsse, wie Men. 405 im Innern dösine ludos, s. oben S. 132 oder Most. 40 Germäna inluvies rüsttciis hircus hära suis, s. S. 308, dies wie scheint sogar durch ein Citat Donat's zu Phorm. 709 als alte Lesart bestätigt. Auch aus dem vereinzelten

Iönküs äüt (Ionlcüs äut) lässt sich nichts folgern in

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4. Verschiedenheit der Senkungen in» yivos foov und üvioov. 311

Stich. 769 Qui IÖrfcus aut cyuaedicus, qui hoc täle, facere possiet? u. a.

So kommt es schliesslich für den ersten Fuss der trochäischen Verse auf zwei Stellen hinaus:

Men. 386 Accipe dum hc c : iam sci'bo utrum haec me mäge amet

an marsüppium.

Epid. 3 Itesjnce ve"ro, Thesprio! :: Oh. Allein keiner von diesen beiden Versen kann eine besonders freie Behandlung des ersten Fusses beweisen. Denn hier haben wir eine Enklisis anzuerkennen; accipedum gilt als ein Wort und ist im Versanfang ebenso richtig, wie Pseud. 696 CÖmuiSmtni öm- nia u. a. Aehnlich ist es mit sis, z. B. Poen. 225 äpage sis als Bacchius und Pers. 412 äcclpe sis im Innern eines iambischen Verses. Ueber Kesplcedum u. ä. handelt ausführlich Ritsehl, opusc. II, S. 568. Dass aber die gleiche Entschuldigung auch für respice vero gilt, beweist der Umstand, dass enimvero, verum enim- vero u. ä. zusammengeschrieben werden, wie nondum, cedodum, agedum u. dgl. Aehnlich wäre es auch mit Truc. 262 Comprlme' sis nach A, wo jedoch ReprlmS sis nach den Palatini und Sa- cerdos* Citat richtiger scheint. Demnach gilt ein respice vero ganz als ob der Vers mit respicöretur u. ä. begönne.

Es ergiebt sich also, dass sich keine ausreichenden Beleg- stellen finden lassen für die Behauptung, dass der erste Fuss irgendwie freier gebaut werde als andre. Es zeigt sich überhaupt die Bildung der iambisch-trochäischen Senkungen auch hier ebenso streng wie im griechischen Vorbilde. Auch in einem andern be- sondern Falle stimmt der Bau dieser Senkungen mit der griechi- schen Praxis überein. Wie wir bereits gesehen haben, ist jeder prosodische Hiat mit Verkürzung, etwa näm ttast hömö diesen Senkungen fremd, die nie den Umfasg von zwei vollen Morcn erhalten, was auch im Bau derselben deutlich ausgedrückt wird; wogegen die Hebungen, weil sie zwei volle %q6voi 7tg(öroi be- tragen, wie in den Anapästen, so auch hier solchen Hiatus nicht gar selten bieten.

Die äussern Senkungen der iambisch-trochäischen Dipodien können ganz wie im Griechischen ausser durch Iamben und Ana- päste auch durch jeden beliebigen Spondeus gegeben werden.

3. Doch gehen wir von den Anfangstakten mit unserer Be- trachtung in die inneren vor, so ist die Hauptfrage, ob überhaupt

312

Metrik. IT. Hebung und Senkung.

und wie weit die romische Metrik den Unterschied zwischen den äussern im griechischen Drama auch durch volle Lange aus- drückbaren und den innern nur durch eine oder zwei flüchtige Kürzen wiedergegebenen Senkungen gewahrt hat. Die verschie- dene Behandlung dieser Senkungen beruhte auf alter Theorie und erlitt keine Ausnahme. Im Lateinischen haben wir bisher nur in der Wirkung des metrischen Kürzungsgesetzes gefunden, dass ein merklicher Unterschied zwischen äusserer und innerer Senkung der Dipodie gemacht wurde. Vor allem aber ist auch hier zu betonen, dass der Anapäst, beziehentlich der Choriamb, der in die inneren Stellen zwei Senkungskürzen bringt, wie im griechi- schen Drama, so auch in den römischen Versen ebenso legal ist wie in den äusseren. Also darin, dass ein solcher Versfuss den zweiten lambus der iambischen Dipodie oder die entsprechende Stelle in den trochäischen Versen inne hat, kann man keine Stö- rung* des Dipodieugesetzes finden. Man vergleiche nur Verse wie Arist. Ach. 40 aAA' ol itQvrdveig yaQ ovtod ^sör^ißgiroC, 56 (»vdQeg itQvtdvfig, adixette r^v ixxXi\<sCav. 58 onovdag xoitj- 6ai xal xQspdö ai rag atiitidag und unzahlige ähnliche und die latei- nischen, wie, wenn auch etwas seltner, im zweiten Fusse des Senars

Trin. 458 Nisi quid me aliud vis, Philto responde mihi.

Trin. 397 Miser ex ämmo fit, fäctius nihilö* facit.

Cist. 449 Prior pdsterwr sit et posterior Sit prior.

Truc. 347 Ita ego lllam edepöl servem itaque parce victitem.

Poen. 1093 Leno hic habitat vicinus. :: Male faxim lubens.

Aul. 507 Sed hö*c etiäm pulchrümst, praequam ubi sumptris petunt. Doch ist hier andre Messung möglich.

Truc. 66 Nam niisquam äUbi si sü*nt, circum argen tarias.

Capt. 110 Advorte änimum sis tu: fstos captivös duos. Dagegen

Kud. 606 Atque üla änimö iam fieri feröcior und

Enn. trag. 170 Seuex sum : üt'inäm mortem | oppetam prius quam evenat lassen sich anders messen. Aber sicher ist

Heaut. 912 Quemquarane änimö tarn comi esse aut lern putasV Ferner Bacch. 149 uitiilo iam. Pseud. 808 drächümis post. Poen. 681 Videre Öquldem vos. Pers. 372 öp&räm do. Men. 300 Qui amicam häbcas eram. Doch nach A häbcs. Amph. 481 Alter dS- cüuiü post. Merc. 728 ßtiäm vis. Bacch. 518 nihilö plus. Mil. 547 gquldeni nie (zweifelhaft). Ad. 486 Sciö*. :: Mlsöräm me. Hec. 507 Sublati änlmt sunt. Heaut. 113 ädßö res u. v. a., ebenso natür- lich auch im zweiten Fusse der iambischen Langverse, wie Asin.499

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4. Verschiedenheit der Senkungen im yivoe i'aov und &vtaov. 313

Fortasse. :: Etiam nunc. Pers. 282 CaedeVe hodte tu restibus. Asin. 449 Quam möx mi Öperäm das? u. a.

Sehr häufig ist ein solcher Anapäst oder Choriamb auch in allen andern inneren Senkungen, sei es im zweiten oder ersten Theile der iambischen oder trochäischen Verse von jeder Aus- dehnung, wie Trin. 1013 esse kontinent te. Cure. 534 Quös ego äpüd te z. B.:

Trin. 184. 310. 320. 334. 348. 352. 363. 381. 397. 476. 582. 622. 636. 701. 886. 910. 918. 931. 941. 951. 965. 1008. 1013. 1022. 1033. 1042. 1051. 1056. 1060. 1124 (zweimal;. 1128. 1129. Epid. 50. 67. 77. 80. 126. 148. 155. 195. 230. 264. 279 (zweifelhaft). 292.

405. 442. 567. 587. 591. 613. 659. 664. 666. 722. Cure. 183. 191. 198. 314. 333. 338. 366. 476. 483. 536. 5G4. 565. 567 (oblctö?). 713. Bacch. 52. 70. 90. 144. 151. 246. 300. 348. 432. 532. 565 (zweifelhaft). 572. 634. 964. 1119. Capt. 287. 296. 301. 322. 509. 551. 563. 604. 617. 671. 723. 725. 798. 805. 815. 816. 878. 881. 895. Pnen. 30. 66. 192. 209. 278. 346. 358. 359. 368. 369. 371. 381. 403. 475. 510. 546. 570. 581. 637. 681. 887. 900. 927. 1202. 1212. 1224. 1283. 1284. 1294. 1335. 1384. Rud. 27. 54. 93. 107. 113. 143. 441. 473. 515. 587. 606. 729 (zweimal im trochäischen Sep- f enar). 738. 761. 776. 855. 998. 1021. 1067. 1084. 1095. 1103. 1120. 1156. 1167. (1189.) 1208. 1215. 1243. 1273. 1387. 1391. 1408. 1417. 1420. Merc. 64 (zweifelhaft). 159. 171. 182. 365. 378.

406. 421. 453. 464. 483. 491 (zweifelhaft). 592. 622. 705. 708. 728. 831. 839. 846. 851. 963. Stich. 64. 81. 105. 118. 122. 142. 263. 276 (troch. Octon.). 347. 358. 363. 367. 490. 509. 513. 523. 583. 599. 603. 614. 617 (edepol, dies noch sehr oft wie Pseud. 555. Gas. 128 u. s. w.). 659. 684. 704. 753. 760. 761. Vgl. auch 719. 756. Truc. 225. 258. 262 (zweifelhaft). 267. 274. 286. 291. 298. 344. 429. 599. 769. 773. 778. 781. 783. 794. 809. 833. 836. 842. 844. 852. 872. Asin. 279 u. 886 mit edepol, ausserdem 105. 157. 184. 230. 243. 297. 362. 449 (zweifelhaft). 516. 532. (779.) Amph. oft edepol, wie 371. 399. 441; ausserdem 363. 366. 368. 385. 481. 526. 576. 590. 605. 664. 678. 086. 707. 709. 718. 739. 741. 1016. 1027. Fr. XIV zweimal. 1061. 1106, ferner bei edepol 753. 843. 1041. Aul. 55. 102. 164. 165. 199. 291. 365. 421. 424. 437. 444. 458. 464. 523. 540. 557. 600. 609. 614. 635. 734. 753. 774. 791. Mil. 6. 18. 29. 845. 1094 1110 und an vielen andern Stellen

U. S. W. U. 8. W.

Zufolge des Princips der einheitlichen metrischen Technik

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314

Metrik. II. Liebung und SenkuDg.

vertheilen sich solche Anapäste und Choriamben auf alle Jambi- schen und trochäischen Versmasse so gleichuiässig, dass wir nicht erst eine besondre Trennung vornehmen. Ueberall finden sich zahl- reich solche Formen der Hemistichien , die bei spondeischen, be- ziehentlich molossischen Wortfüssen in gleicher Stelle verboten sind, wie

Capt. 322 Me \ sätürüm j scrvTrc | äpud tc j stfmptu et vestitu tuo. 509 Eo prötinus ad fratrem inde ubi | mci \ sunt \ äUi \

cäptivi.

Poeu. 30 Ne et fpsae sitiant j et j puert \ penfent \ fäme~. Vgl. 200. 371 Ego faxo, si non irata es, aes \ trifft mm | pro tc | däbit Vgl. 475.

Cas. 743 Quid hic speculare? :: Nil \ eqtüdem \ spccülör. :: Abi.

Rud. 1021 St | venmt \ nunc \ dominus \ qtwiüst, \ ego qui in- spectavi procul.

Rud. 729 Occipito \ modo | ülTs ädferre | vim \ iocüto \ pausfl- lulum.

Rud. 1215 Sed \ properü. \ :: Licet, :: Iam htc | fac Sit, | cena ut curetür. :: Licet.

Merc. 159 Quid id est igitur quöd vis? : : Dicam. :: Dtce. :: Ät i entm \ pläclde | völo. Vgl. Rud. 1387. 1273.

Mil. 31 Nolo istaec iiic nunc. : : Ne | hercle \ öpcräe \ pretiümst \ qmdem. Vgl. Most. 3.

Men. 873 Vel hi'c qui insanit | quam | valüJt | päulc | prius.

Pers. 385 Tace stülta : non tu | nunc \ hbnünüm \ mores \ vides? Aehnlich 579 vendiderö | prgtiö | süö.

Merc. 705 Perii hercle : rure | iätn \ redtit | üxor \ mcä u. s. w.

Die Masse der Stellen, von der unser aus nur wenigen Partien zusammengestelltes Verzeichniss wenigstens eine Vorstellung geben kann, ist überhaupt so gross, dass hier unbedingt eine ebenso legale Bildung im römischen Drama anzunehmen ist, wie die ent- sprechende im griechischen. Wenn wirklich diese sog. inneren Anapäste etwas seltner sind, als die in den äussern Senkungen, auch im vierten Fusse des Senars gegen den fünften, so hat dies seinen natürlichen Grund. Da der folgende vorletzte Fuss nach den iambischen Schlussregeln gewöhnlich aus Anapäst oder Spon- deus besteht, so wurde an dieser Stelle ein reiner Iamb schon darum vor dem Anapäst bevorzugt, um Wechsel und Klarheit des Versbaues zu fördern, vgl. darüber Verfasser in Bursian-Müllers

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5. Spondeen in den inneren Senkungen des yivog &vioov. 315

Jahresbericht 48. Bd. S. 133. Terenz meidet geradezu die Folge zweier anapästischer Füsse nach J. Krauss' Beobachtung, N. rhein. Museum VIII, S. 550, was allerdings Plautus nicht thut. An sich aber haben solche Anapäste in der innern Senkung durchaus nichts Anstössiges, stehen sie doch ziemlich häufig auch in der inneren Senkung vor der trochäischen Cäsur, wie Andr. 858 ntl öquldem, nisi | u. a. s, oben S. 228.

5. Spondeen in den inneren Senkungen des yivog aviöov.

Dies müssen wir festhalten, dass Gebrauch und Ethos dieser anapästischen Iamben oder daktylischen Trochäen ganz verschieden ist von den Spondeen an derselben Stelle. Während erstere den Gang des Verses beschleunigen, jedenfalls beleben und leicht machen wie im griechischen, so auch im romischen Drama, sind die Spondeen feierlicher, würdevoller und dienen somit gerade zur Hervorhebung des entgegengesetzten Effekts. Wir haben schon oben erwähnt, dass in Versen, wie

Bacch. 84 'Dato qui bene sit,' ego ubi bene sit, tibi locum Upidum dabo u. ä.

durch die Auflösungen und den Anapäst im vorletzten Fusse ganz der leichtfertige Ton der griechischen Hetäre getroffen ist, während

Mil. 51 Cönmf mcäbö Semper te mensä.mea, und in vielen ähnlichen hochpathetischeu Stellen der Tragödie, auf deren Aufzählung wir hier verzichten, ein feierlicher Ton unverkenn- bar ist. Auch hier stimmt das romische Drama mit dem griechi- schen Vorbilde völlig überein, wie letzteres Verfasser, de numero dochmiaco p. 30—32 dargestellt hat. Darum finden sich solche Anapäste in der ältesten Scipioneninschrift wohl nicht, in den nächst älteren aber bereits unter dem Einflüsse des saturnischen Epos stehenden wie in diesem nur in den äusseren Senkungen, was ganz zu dem feierlichen Elogienstil passt, vgl. oben S. 307.

Mit diesen Ausführungen aber fällt die Erklärung vom Ge- brauch der Spondeen statt der Iamben und Trochäen in den in- neren Senkungen, wie sie zuletzt noch W. Meyer, Beobachtung des Wortaccentes in der altlateinischen Poesie, S. 39. 24 gegeben hat, wonach der Ordner der altlateinischen Iamben und Trochäen „ganz verständiger Weise" keinen Unterschied zwischen spon- deischen und anapästischen Wortschlüssen gemacht haben soll, und die Regel, dass jede Senkung mit Ausnahme der letzten durch

316

Metrik. II. Hebung und Senkung.

eine lange Silbe ausgedrückt werden könne, „auf natürliche Weise" dadurch entstanden wäre, dass jener, da ihm zwei Kürzen einer Länge gleich galten und er nicht einsah, warum die beiden Kürzen vor der Länge den Vorzug verdienten, überall, wo er die Senkung durch zwei Kürzen wiedergegeben fand, auch eine Länge setzte. Auch im römischen Senar ist die Behandlung des Anapästes und des Spondeus eine verschiedene, und wie im Senar, so auch in allen andern iambischen und tro- chäischen Versen. Hier finden wir Anapäst für Iambus und Dak- tylus für Trochäus, abgesehen von der Einhaltung des strengen Baues dieser flüchtigen Senkungen, von denen wir im vorigen Abschnitte handelten, gar nicht gemieden, sondern ganz wie im Menandrischen Drama angewandt. Spondeen in der inneren Senkung sind sichtlich schon von Plautus und noch mehr von Terenz gemieden worden. Sie kommen an sich schon viel seltner vor als die Anapästen, sind, wie wir sehen werden, nur unter ge- wissen Voraussetzungen zulässig und werden manchmal sogar durch sehr auffällige Wortstellung umgangen. Hat doch z. B. Plautus

Bacch. 050 Dolis ego deprensus, Ille mendicäns paene inventus interit1)

lieber eine so verschrobene Wortstellung gewählt statt der natür- lichen flle inventus mendicäns paene interit, die jedoch einen an- stössigen Spondeus geben würde.

In zahlreichen Fällen haben die römischen Dichter die Spon- deen auch in den inneren Senkungen unbedenklich zugelassen und sie thaten Recht daran. Denn sonst hätten sie ihrer Muttersprache in unverantwortlicher Weise Gewalt anthun, einen wesentlichen Theil des lateinischen Sprachgutes bei Seite werfen müssen. Wir sahen oben S. 213 bereits, welche Mühe es im griechischen Tri- meter machte ein molossisches Wort, ja manchmal auch schon uur zwei spondeische ganz gewöhnliche Wörter wie at/rcp, ysvoi- firjv u. ä. unterzubringen, weil die inneren Senkungen ausnahmslos von Längen freigehalten werden mussten. Für vier Längen hinter einander bieten die iambischen und trochäischen Verse überhaupt keinen Raum. Wörter mit vier und noch mehr langen Silben sind freilich im Griechischen nicht allzu häufig, aber im Lateini- schen finden sie sich zahlreich. Iambische und trochäiache Verse,

1) So nach den Palatini, nach A DoUb ego prensus.

6. Spondecn in den inneren Senkungen deB yevog aviaov. 317

die einen ernsten Ton einhalten und nicht geziert klingen sollen, liessen sich gar nicht ohne die Freiheit einer Länge auch in den inneren Senkungen vermöge der lateinischen Sprache bilden. Das beweisen zur Genüge die leichtgeschürzten lamben eines Horaz und Catull, besonders des letzteren carmen IV., wo gar keine Spoudeen gebraucht werden; gerade dieses recht artige Gedicht ist ein Beweis, wie weit man die lateinische Sprache mit der Zeit wider ihre eigene Natur gezwungen hatte, macht aber doch ent- schieden den Eindruck des Manierirten. Nun aber erst in der alten Zeit, wo die Sprache in solcher Hinsicht noch wenig aus- gebildet, eine wirkliche römische Kunstpoesie noch gar nicht vor- handen war; da wäre bei strenger Beobachtung des griechischen Dipodiengesetzes überhaupt kein ernst gehaltener Vers in den einfachsten trochäischen und iambischen Rhythmen den Römern möglich gewesen. Darum hatte sich die römische Praxis schon vor Livius' und NaevW Zeiten für die Zulassung der Längen auch in den inneren Senkungen entschieden. Ob wir hierin eine uralte der römischen Sprache aus vorhistorischer Zeit überkom- mene Gepflogenheit zu erkennen haben, nach der überhaupt kein dipodischer Zuschnitt der alten Kurz- oder Langverse nöthig war, lässt sich jetzt nicht mehr beurtheilen. Jedenfalls hatte aber auch in einem solchen Falle das griechische Vorbild schon lauge vor unseren ersten lateinischen Literaturwerken die dipodische Messung und eine dem entsprechende metrische Behandlung der lamben und Trochäen durchgesetzt Das erkennen wir aus den am Ende des ersten prosodischen Abschnittes, oben S. 97 fg. an- geführten ältesten, inschriftlich erhaltenen Saturuiern, in denen das sog. Dipodiengesetz nicht weniger scharf hervortritt, als in dem späteren Drama.

In diesen Scipioneninschriften tritt der dipodische Bau der Verse zunächst deutlich in dem Gebrauch der inneren Katalexeu hervor. Denn diese markiren die Dipodien ganz so, wie in den Aeschvleischen Churgesängen iambischen und trochäischen Vers- masses u. a,, vgl. Rossbach- Westphal, Metrik II*, §. 39. 43 u. 46. Innere Katalexis tritt immer nur am Ende der Dipodie ein, im ersten Fusse der Dipodie aber nur im Verein mit der Katalexis des zweiten, was ja auch eine Grundregel der griechischen clas- sischen Metrik ist. Letzteren Fall bietet die älteste Scipionen- inschrift dreimal im ersten und zweimal im zweiten Hemistich in Vers 1. 2. 4 u. 5, ebenso zweimal und einmal die des Calatinus,

318

Metrik. II. Hebung und Senkung.

deren Anfang uns Cicero erhalten hat. Die etwas jüngeren Sci- pioneninschriften bieten überhaupt, abgesehen von den kata- lektischen Schlüssen, nur einfache Binnenkatalexis immer am Ende der Dipodie wie quoius forma virtütei. pärlsümä | fuit. Samnl6<m> | cepit. omnlä | brevla. hönÖs famä vir|tüsque. tibi ütler | vita. Sctpio | reclpit Ferner werden wohl in den äussern Senkungen zwei Kürzen, selbst zwei erst durch das metrische Kürzungsgesetz entstandene Kürzen gestattet, wie fortös vir | sä- plensque. dSdSt tempestätibus. hÖnÖs färaa virttfsque; ebenso qulbüs si in longa | ßcüisset Fädle factis | süperässes. sübigit omnem Lucänam, aber es findet sich kein Fall, wo zwei Kürzen in der inneren Senkung stehen. Das sind alles Anzeichen dafür, dass man dipodiscbe Messung mit vollem Bewusstsein anwandte.

Ebenso aber zeigt die Vertheilung der Spondeen unzweifel- haft bereits in den Scipioneninschriften das Streben nach dipo- discher Markirung. Nur sechs Längen fallen in die inneren Senkungen in den zwanzig angeführten saturnischen Langversen. Darunter ist V. 3 der ältesten Inschrift, wenn er Lüciom Sclpio- nem zu messen ist, nach der allgemein im Drama herrschenden Praxis ohne jeden Anstoss, da er in der fraglichen Senkung eine unbetonte Schlusslänge zwischen zwei betonten Längen bietet. Die auch im Drama geltende Vorschrift, dass, wenn die der inneren Senkung folgende Hebung durch eine Endsilbe gebildet wird, diese innere Senkung kurz sein soll, erscheint in denselben 20 Saturniern 26 mal streng beobachtet. Das Dipodiengesetz ist im zweiten Theile sämmtlicher Verse ausnahmslos durch- geführt Ausnahmen im ersten Hemistich finden sich, wenn tmnem im letzten Verse der zweiten und perfe..., ut tua im ersten des dritten Gedichts nicht gerechnet wird, wiewohl an letzterer Stelle kaum anders als perföcit ergänzt werden kann, nur in folgenden drei Fällen, die ganz zur Praxis des römischen Dramas, wie wir sogleich sehen werden, stimmen, nämlich in dem gleichlautenden Anfang des je vierten Verses der ersten und zweiten Inschrift und in der dritten V. 3 u. 4:

consöl censör aidilis. quibüs si in longa ßcüisset ladle factis süperässes.

In diesen drei Versen ist eine gewisse Nothlage unverkennbar. Die Namen der drei Staatsämter Hessen sich nicht so einfach in den Vers bringen. Ordnete man die Aemter in der chronolo- gischen Reihenfolge: aidilis consol censor, so gab das, wie Ver-

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6. Spondeen in den inneren Senkungen des yivog ävicov. 319

fasser in Bursian-Müller's Jahresbericht, 48. Bd. S. 124 dargelegt hat, eine arge Kakophonie, dreimal hinter einander trochäischen Wortaasgang, der auch einem weniger geschulten Ohre um so auffälliger sein musste, weil trochäischer Ausgang am Ende des vorigen Verses da war und auch im zweiten Theile nicht zu vermeiden ging. Die umgekehrte Reihenfolge censor consöl aidi- lis war durch die Endkürze von consöl ausgeschlossen. So blieb die wirklich gesetzte immer noch der beste Ausweg. Dass ganz dasselbe auch von den beiden andern Versen gilt, leuchtet ein- handelt es sich doch hier sogar um viersilbige Worter, die noch viel mehr Schwierigkeiten machten.

Für diese der lateinischen Sprache angemessene Behandlung der inneren Senkungen, die wir in der altheimischen Epik und Lyrik noch an einzelnen Stellen verfolgen konnten, entschieden sich auch die dramatischen Dichter Roms ebenso, wie sie es mit den Gesetzen für die Bildung der Versschlüsse und der Hebungen t abweichend vom griechischen Vorbilde gethan haben; ohne darum in den ernsten Ton der Elogienform zu verfallen, insofern sie die belebenden Doppelkürzen besonders in Verbindung mit den schwersten Längen und als milderndes Gegenstück dazu, wie wir im Folgenden sehen werden, häufig einmischten. Und wir können in dieser Entscheidung durchaus nicht eine Rohheit oder Ge- schmacklosigkeit finden, wie es die späteren alexandrinisch ge- bildeten und theilweise verbildeten römischen Dichter und ihnen nachsprechend auch neuere Gelehrte vielfach gethan haben, son- dern wir meinen, dass die Livius und Naevius ganz richtig wählten, wenn sie die bereits eingebürgerte Metrik bei ihrer neuen Kunstgattung in einer Weise zur Anwendung brachten, die mit dem Wesen ihres Kunstwerkes wohl verträglich war, wobei wir noch absehen von der schon oben S. 316 hervor- gehobenen nothwendigen Rücksicht auf das lateinische Sprach- material, das Über so viele Wörter mit mehreren Längen im In- und Auslaut verfügte. Gingen doch Wörter, wie folgende, die wir einer kurzen Plautinischen Scene beispielsweise ent- nehmen: consolari, lamentetur, fortunatum, bellatorem, difflavisti, praefregisti, adsentandumst, quinquaginta, sexaginta, occidisti, invictissumis, fortunatae, praeterducerem , consignavi u. v. ä. gar nicht ohne eine solche durch eine Länge wiedergegebene innere Senkung in den Vers. Noch grösser musste in solcher

320 Metrik. 11. Hebung und Senkung.

Hinsicht der Nothstand in den oft hochpathetischen Scenen der Tragödie sein.

Bei dieser ganz sachgemässen Entscheidung haben die römi- schen Dramatiker das Dipodiengesetz immer noch gewahrt, wenn auch in beschränkterer Weise als es im Griechischen geschah.1) Sie haben diese Senkungen von den allerschwersten Längen rein zu halten gesucht, wie sie dies auch mit der von den Griechen sehr streng behandelten vorletzten Senkung bei trochäischen Schlüssen thuteu, von denen oben S. 227 fg. die Rede war. Dass aber darum nicht etwa eine Uebertragung dieser Zeilen- und Cäsurschlussregeln auf diese Stellen anzunehmen sei, wie W. Meyer glaubt, denkt Verfasser a. 0. genügend bewiesen zu haben, ins- besondere durch Hervorhebung der Thatsache, dass bei der Hephthemimeres des iambischen Trimeters die schwerbetonten Laugen ganz regelrecht in dritter, also dem trochäischen Schlüsse unmittelbar vorausgehender Senkung stehen, weil diese als un- gerade auch im griechischen Trimeter alle Längen verträgt; wie z. B. das überlieferte

Mil. 828 Accede huc: periisfl iam, | nisi verüm scio ebenso richtig ist, wie jede andre gleich schwere Länge in der äussern Senkung der Dipodie, etwa Trin. 378 Egon iudotatam te uxorem ut pätiar? : : Patiundümst, pater oder Trin. 358 Quof tu egestatem tolerare u. v. a., was alles nicht selten und ganz legal ist Der Grund ist, dass im griechischen Vorbild an diesen Stellen eine Länge gesetzmässig war. Man vergleiche beispiels- halber griechische Trimeter, wie

Aesch. Prom. 11 özsQyew, (piXav&gioxov dl \ nave6ftai xqoxov Aribt. equ. 722 ovx, <oyd&\ iv ßovXy (is \ do&ig xa&vßQLöcu mit lateinischen Beispielen, die verhältnissmässig nicht wenig, jedenfalls in ausreichender Zahl und in ihrem Texte gesichert sind, wie

Mil. 853. Pers.456. Cas.317 (ibid. 63 zweifelhaft;. Bacch. 1065. Cist. 154. Cas.403. Andr.540. 718. Eun.418.856. Heaut. 147. 429. 543. Ad. 139. Capt. 51 (prol.) u. a.

Sed in ce'lla erat paulüm nimis | loculi lübrici.

1) Dieser Gedanke ist zuerst von J. Draheim, Herraes XV. S. 238—243 ausgesprochen, vgl. Verfasser in Bursian-MüUer's Jahresb. 36. Bd. S. 427. 428, sodann auch von W. Meyer a. 0., jedoch mit einer Begründung, der Ver- fasser a. O. 48. Bd. S. 129 130 entgegengetreten ist.

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6. Spondeen in den inneren Senkungen des yevog &vtoov. 321

Igitür provenMräw bene | confidö mihi.

Opuiione eiüs res ! tibi habeät tua, andre Messung möglich.

Amicam ama/orem, virum | in quo vis loco.

Quid fecSras? :: Päillvm quiddam. | :: Eho paulum, impudens.

Numquidnam de gndto meo | audistf, Chremes?

Et niinc quid expectat, Syre? | an dum hinc denuo.

Quom ita tft volo est: iste töos | ipse se*ntiet u. s. w. Daraus geht hervor, dass sowohl im katalektischen trochäi- schen Schlüsse wie in den inneren Senkungen der iambisch-tro- chäischen Dipodien das griechische Vorbild für die römische Technik massgebend war. Denn nur gerade da, wo im griechi- schen Verse die Länge ganz verboten war, haben die Römer die fraglichen schweren Längen gemieden ohne jede Rücksicht auf Cäsurschlüsse. Demnach haben wir auch nicht in erster Linie eine Rücksicht auf die Wortbetonung anzunehmen, die man auch in den benachbarten Füssen nicht nahm, die die vollen, auch schwersten Längen in ihrer Senkung ertrugen, sondern wirklich das Streben, das griechische Dipodiengesetz, das in der inneren Senkung eine leichtere Silbe als in der äussern erforderte, soweit, zu wahren, als es anging, ohne dass der lateinischen Sprache Zwang an- gethan wurde. Dies erreichte man dadurch, dass man von diesen inneren Senkungen möglichst die schwersten Längen fern hielt. So wurden unbedenklich die Spondeen und spondeischen Aus- gänge im zweiten lambus der iambischen Dipodie und in der entsprechenden Stelle der trochäischen Verse überall so zugelassen, dass eine tonlose Länge in diese Senkung und eine vom Hochton

getroffene Länge in die Hebung kam, wie ne \&mentctur. Quo

pacfö pügno prae/re^Fsti bräcchium. häs acrürnnÄs auribus. Fa-

cete ädvöriis u. s. w., natürlich auch bei aufgelöster Hebung, wie

Itä res est ßfeor. et cöndücdnle. pro cömmcritä nöxia u. ä. Denn die Hebung hat da immer noch Vers- und Wortton vor der Senkung voraus. Ja man ging noch einen Schritt weiter und gestattete sich an den fraglichen Stellen noch solche Spondeen, deren beide Längen entweder gleichmässig vom Wortton ge- troffen oder vernachlässigt waren, weil dann die in Hebung stehende Länge immer noch wenigstens den Versictus voraus

behielt ceteris paribus, also auch cön*rä cönserta manu, mihi

omsoluri volo. qui bis tarn pulcher. acta haec res Sit u. a. Aehn- liches gilt vom Verhältniss zur vorausgehenden Hebung, worauf

Klotz, Grundxügo altrOmiaobrr Metrik. 21

322

Metrik. II. Hebung and Senkung.

wir später gelegentlich kommen werden. Aber man vermied ein drittes Verhältniss, wie cönsul censor äedilis. qulbüs si in longa Iicuisset und ähnliches, wie Quod si tu obicias formt eis päpä- vereui. Denn in diesem Falle hat die durch keinen Wortton ge- troffene Länge der Hebung kaum noch etwas voraus vor der ihr quantitativ gleichstehenden, aber noch durch den Wortton ge- hobenen Länge der Senkung, sondern beide Längen erscheinen im Wesentlichen gleichgewichtig, trotzdem auf der einen der Versictus liegt, da dieser durch den Hochton der Senkung in seiner Wirkung paralysirt wird. Dagegen konnte natürlich in den Fällen wie ömnes äinant te der Wortaccent auf der Senkungs- silbe gar nicht den Vers alteriren, weil diese Silbe als Kürze quantitativ der Hebung nur halbwerthig gegenübertritt und ihr Hochton eben nur auf der einen Zeitmora kürzer ruhte und für den Vers flüchtiger war, die Quantitätsverhältnisse überhaupt ganz so wie im griechischen Vorbilde waren. Ganz anders aber die hochbetonte Länge in der inneren Senkung. Hier ruhte dieser im Lateinischen fest an der vorletzten langen Silbe haftende Hochton entschieden länger als eine Zeitmora, machte sich darum breiter und in seiner Wirkung auch für den Fluss des Verses bedeutsamer, ja er störte so das natürliche Verhältniss von Hebung und Senkung, und darum wurden solche hochbetonte Spondeeu in innerer Senkung gemieden.

Diese Erklärung des der alten römischen Dichtung eigen- thümlichen Dipodiengesetzes hat Verfasser bereits in Bursian- Müller's Jahresbericht 48. Bd. S. 135 fgg. ausführlich gegeben, ohne, soweit ihm bekannt ist, bisher auf directen Widerspruch zu stossen. Denn selbst P. Langen, der in einem längeren Aufsatze „Zur Accentlehre", Philologus 46. Bd. (1887) S. 400—420 noch- mals den alten Bentley-Herinann-Ritschl'schen Standpunkt in die- ser Frage darlegt, giebt die Möglichkeit von Verfassers Er- klärung zu, hält sie jedoch besonders darum nicht für zutreffend, weil sie nicht für die Anapäste an der gleichen Stelle gilt. Für jeden aber, der den in der griechischen Metrik bereits überwun- denen Irrthum des Hephästion nicht theilt, wonach der Anapäst entstanden sein soll durch Auflösung der irrationalen Länge der lamben, eine Lehre, die durch die griechische Verstechnik der Iamben und Trochäen unzweifelhaft als irrthümlich erwiesen ist, enthält gerade dieser Umstand eine treffliche Bestätigung. Denn bei unserer Auffassung wird eben nur das erklärt, was allein als

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6. Spondeen in den inneren Senkungen des yhog aviaov. 323

von der griechischen Praxis abweichend bisher unerklärlich war. Also man mied einfach da, wo im Griechischen reine Senkung erforderlich war, wenigstens keine Länge in der Senkung ge- duldet wurde1), eine hochbetonte Länge in der Senkung gegen unbetonte Länge in der Hebung zu stellen.

Und dass hier der fest auf der vorletzten langen Silbe haf- tende Wortton wirklich das bedeutsame Moment war, geht auch daraus hervor, dass diese Spondeen ganz anstosslos in den frag- lichen Stellen sind, sobald in Folge von Enklisis oder aus einem besondern sprachlichen Grunde der Hochton nicht auf die innere Senkung zu ruhen kommt, wodurch ja an sich die Quantität des Wortes nicht geändert wird. Sehr lehrreich sind in dieser Hin- sicht Stellen wie die folgenden u. ä.

Andr. 235 Opperiar ut sei am nümquidn&m haec türba tristitiae ädferat

Ein einfaches numquid oder ein quantam wäre an dieser Stelle auffällig gewesen, durch die Enklisis von nam aber tritt der Hochton um eine Stelle zurück von der Senkung auf die Hebung, und somit fällt jeder Anstoss weg. Aehnlich

Eun. 1037 Bene, ita me di ament, factum. : : audin tu, hic qui'd ait? : : Tum autem Phae*driae,

wo ein äüdis tu unmöglich gewesen wäre, wogegen bei ange- hängtem ne (n) Alles in Ordnung ist, weil dadurch der Wortton von der inneren durch eine Länge gebildeten Senkung auf die benachbarte Hebung gezogen ist, sodass die Wortgruppe audin tu hinc keine andern Accentverhältnisse hat, als das an gleicher

Stelle ganz regelrechte äudito hic. An gleicher Stelle erscheint so ferner:

Capt. 917 Cocüm percöntabatür, pössenttä seriae fervescere.

Trin. 905 Növislin hömmem? :: Ridicule rögitas, quocuin una eibum.

Stich. 393 VidistJn vlrüm sororis Pämphilippum? Nun adest?

ebenso ValuistTn Stich. 586. Amph. 679. prÖmlstln Cure. 709 u. ä. Asin. 333. 932.

Kud. 901 Ut tempestas est | nunc atque ut noctü* fuit, s. S. 92.

1) Denn selbst in den troebäiechen Schlüssen kommt vereinzelt eine aus zwei Kürzen 'bestehende Senkung vor, wie Thesm. 647 nrjveloicTiv 8e, igi. Eur. Or. 1635 u. a., sogar im Veraausgang, vgl. ran. 937.

21*

324

Metrik. II. Hebung und Senkung.

Enn. trag. 197 Plebes in hoc regi antestät loco: licet zweifelhaft.

Aehnlich Capt 431 hörünc, wie hörüncö accentuirt u. ä. Ueber tili u. a. ist bereits ohen S. 48 gehandelt, vgl. noch Capt 314. 595. 600. 658. 810. 954. 964. 969. Bacch. 301. 485. 599. 1018. Stich. 675. Rud. 436. 752. 966. 978. 1034 (in der Cäsur). 1063. 1076. 1100. Poen. 265. 364. 381. 385. 898. 389 (huius). 1319. Ebenso bilden keine Ausnahme die Formen mit Elision von est u. a., z. B. Epid. 599 visumst non oder Visum est non; Bacch. 470. Poen. 633 tantündemst 643 Ita vöstrast. 959 mönsträtust Cure. 275 Estne hic parasitus qui mlssust in Cäriam. Capt. 91 nül- lümst. Merc. 610 odiösäst. 663 quäntümst Stich. 427 äütemst Aul. 76 Megädörüst. Amph. 100 präefeetüst. Truc. 508 Iäm mäg- nüst?, Poen. 991 nüllust med(?). Dasselbe gilt von der Verbin- dung der Präpositionen und der Personalpronomina und ähn- licher Enklisis: pröpter te, inter se (auch in Saturniern s. oben S. 227), inter vos u. s. w. Poen. 397. 440. 775. 1143. 1398. Merc. 417. Capt. 420. 590. 702. 746. Cure. 264. Bacch. 413. 1146. Trin. 619. Rud. 1060. 1104 (ambo). (1401.) 1411. Trin. 682 täntam rem wohl zu halten und mit der enklitischen Natur von res zu ent- schuldigen; so schon Ritsehl, prol. p. 237, während er später um- gestellt hat Vereinzelt ist Cure. 628 serva nie. Andre Fälle ähnlicher Art sind: mülto pöst: Asin. 168. Capt. 854. Cure. 182. Anders Cure. 502 vcbiscum. Amph. 818 mecüm; ebenso erklären sich als Zusammensetzungen Asin. 427 täm-quäm. Capt. 118. 340 nüm-quam, quem-quam. Merc. 1021 quis-quam. Merc. 195 ne- qui-quäm. Cure. 295 ex ünöquöque eorum u. v. ä.

Aber es finden sich bei den Dramatikern noch andere Aus- nahmen an diesen Senkungsstellen, wie sie auch die Saturnier- poesie zuliess. Bei Terenz sind es verschwindend wenig, bei Plautus in unserer Ueberlieferung eine grössere Reihe, die ohne Noth vielfach durch Conjectur vermindert ist. Es handelt sich ent- weder, wie in der Saturnierdichtung um längere besonders schwer- fällige Wörter oder es wird die schwere Senkung dadurch einiger- massen aufgehoben, dass eine benachbarte Hebung in zwei Kürzen aufgelöst ist und so durch ihre grössere Lebhaftigkeit ein Gegen- gewicht bildet, oder es vereinigen sich diese beiden Momente, um die schwere innere Senkung erträglich zu machen.

Wir führen zunächst Beispiele für den ersten und dritten Fall auf.

Am häufigsten begegnen uns solche schwere Wortverbin-

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5. Spondeen in den inneren Senkungen des ytvog äviaov. 325

düngen im zweiten trochäisch anhebenden Theile des Senars und trochäischen Septenars, beziehentlich iambischen und trochäischen Octonars.

Asin. 159 iSgo pol istum portitorem prtväbö pörtirio, von No- nius bestätigt

Asin. 298 0 catenarüm Colone. : : 0 virgärum läsclvia. Ebenso: 834 ägltemus cönvlvium (im zweiten Theile des iam- bischen Octonars). 864 ad cenam cötidie. 897 ülciscar pötissu-

mum und 907 dldlcistt rullöniam, auch wie 834 nach 2. Da- gegen 207 ist vielmehr zu messen Tum mihi äedes quoque ädri- debant etc. 334 falsch umgestellt. Vgl. Bücheler z. d. St, Pällaßö zu messen.

Trin. 410 Quam sf tu öbicias ßrmicTs päpäverem, nach Nonius regelrecht formicis obicias papaverem gestellt.

Trin. 648 Praeöptavisti amorem tuom uti vtrtuti praeponercs. 673 Insanumst et mälum id hospitium.

Trin. 862 Ni fllic homost aut dörmitator out sector sömrius.

886 Cöncubium sit noctis, priusquam ad pöstremüm per-

veneris.

Trin. 947 De'putare opörtet qui abs terra ad caelüm pervenerit.

977 Pom tute itidem ut chdrmidatus es, rursüm recJiärmida, von Ritsehl geändert. Epid. 288 Rem hercle loquere. : : Et repperi haec te qut äbscedat

süspttio, auch nach 2.

Epid. 497 Neque me qui dem emere qmsquam uüä pecünia, s. unten, magna p£cunia.

Cure. 352 Ntfque diem dece't remorari neque nocti nbcerier im Wortspiel, auch unter 2.

Cure. 371 Beatus videor : sübduxt rattünculam, besonders dieser Fall ist längst anerkannt und von 0. Brugmaun, a. 0. p. 49 mit Beispielen belegt.

Cure. 375 Verum he*rcle vero quom belle recogito, codd. cum velle recogito.

Cure. 380 Qui homö* mature quaestvit pecüniam. 481. 482 Ei- gennamen. 572 Coniectur.

Capt 40 (prol.) Et hic hödie expediet hänc doäe fälUiciam.

192 Ibo intro atque intus subdueätn rattünculam.

326 Metrik. II. Hebung und Senkung-.

Capt. 258 Quös tarn grandi si'm mercatus praesentt pecünia.

482 Dico unum ridiculum dictum de dictts mefiöribus. 557 ist corrigirt.

Capt. 813 Qui av.ehuntur quadrupedanti cruciatm cäutherio, auch nach 2; zweifelhaft 863. 965.

Capt. 822 6t petronem et döininuin reddain mortalts tmscrrth mos; falsch ist 1022.

Capt. 914 Adveniens totum deturbavit cum cdrnt crirtiärium. Bacch. 39 Sequere hac. : : Quid agunt dtfae germanae tucre-

trices cögnötnincs, auch unter 2.

Bacch. 277 Postquam atfrum abstulimus, in ndvtm cönscendimtis. 544 gehört nicht hierher; der Vers ist corrupt über- liefert und nur mit Aenderungen zu halten: Ne sibi invideatur ipsi ignävi<a> recte cavent. Ignavi recte cavent ist gemieden.

Bacch. 675 Sic hoc digituh's duobus sumebas primöribus.

Rud. 14 (prol.) Pettfnt, quique in iure äbiurtmt pecüniam, ebenso:

89 abduxi negotium. 91 lenonem prghendere. 461 üx- träxt präefi seine.

Rud. 997 cäpluntür päuxlllulum, auch unter 2.

633 Sänun es? :: seu tibi confidis fire multäm magti- darim, auch unter 2.

Rud. 651 Fraudis sceleris parricidi ptriuri plenlssume.

872 Bono animo meliust in nervont conreperc] aber 805 eccum clavatör venit mit B.

Rud. 987 Sed tu enumquam ptscatorem vidisti, venefice.

1081 Ädmodum : et ea quae öl im parva gestävit crepündia. 1136 zweifelhaft.

0

Rud. 1246 Semper cavere hoc saplentts äequlssumumst, zugleich auch unter 2.

Rud. 1394 Sälvos sum : lenö labascit : Vibertäs portenditur, etwa libertäs, s. S. 92,

Rud. 1396 Ego tibi hunc porrö* servavi cüm nmgnä pecünia. 1345 corrupt.

0 j

Poen. 7 (prol.). 28 (prol.) fecistis säplentius. infaiitis mlnütulos. Ebenso:

Poen. 155 Lenönis huius meretricPm mäiüsculam, auch nach 2, 498 meretricem mintfscularu.

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6. Spondecn in den inneren Senkungen des yivog ävioov. 327

Poen. 339 mercatus merStri'cius. 402 de nöstro nSgötio. 480 zweifelhaft.

Poen. 650 Nisi dtfdum mane ut ad portüm pröcessitmis.

1341 Ut me suspendam, ne addicar Agorästocli. 1406 zweifelhafte Lesart.

Merc. 6 (prol.) Eadem latine MercätÖr Mäcci Titi mit Eigen- namen.

Merc. 15 (prol.) humänas querlmö'nias; ferner 328 äd portfim

'/ *9 *0

negotium. 380 ädversum sententiam. 206 dixisti verissumum.

Stich. 194 praecouis cömpendiuin. (273 sübrnSrüni scltlssume.) 306 (im iambischen Octonarausgang) äd ludos Olympios. 400 dC* dictis mgllöribus. 447 ad cenam cöndicere. 515 cum vöstris üxöribus.

Amph. 42 (prol.) Vidi' Neptunum, Virtutctn, Victbriam,

490 celetur cönsuetio. 840 sedatuui Cüpi'dineni. 841 cognätüm cöncordiain. 962 u. 1049 ist die Lesart unsicher.

Aul. 375 Vituh'num, cetum, jwrcinäm, cara ömnia, wohl noch zu entschuldigen.

Aul. 576 Post höc quod habeo ut commütät cöloniam.

Pseud. 456 Si quid superfit, vteinos inipertio. Truc. 892 Ne istum ecastor hödie hostissim (codd. hastis) cön- feetüm falüciis.

Truc. 272 zweifelhaft, nach Studemund arinilias an e<5's ferox. A armilia. B arme, rell. arma.

Vidul. fr. II, 1 Ibo et quaeram si quem possim socibrum nän-

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ciscier, auch unter 2.

Alle diese Fälle sind als legal anzuerkennen; sie werden durch lange Worte sümmtlich hinreichend entschuldigt und da- durch zugleich die Wiederholung eines solchen, den Gang des Verses stark beeinträchtigenden Spondeus ausgeschlossen. Nur im Mercatorprolog begegnet uns ein solcher Spondeus doppelt, V. 6 Mercafor Macci, allein hier ist der Versbau gleichfalls durch die Noth entschuldigt und wegen der Eigennamen gewagt Noch eine zweite Ausnahme würde es geben, wenn Aul. 336 richtig ist: Ubi quid poscam usque ad raviin poscam prius, allein trotz der Citate eines Festus (poscamus quod) und Nonius (poscamus

328

Metrik. II. Hebung and Senkung.

que) ist der Vers unsicher. Brugmann's Herstellung pdscam usque ad ravim prius ist ansprechend.

Auch im Anfang der trochäischen Langverse, der ja im Wesentlichen mit dem trochäischen Eingang des zweiten Theiles übereinstimmt, wird ein solcher Spondeus oder Molossus nur so gebraucht, dass die missliebige Betonung A ± ^ nicht zweimal hinter einander erscheint; fast überall handelt es sich auch hier um längere Wörter:

Trin. 702 CÖgnatos, adftmtätem, ami'cos factis ntfptiis.

720 Ftdmhüas iübeäm suppingi söccis? non sisti potest. 1021 Eigennamen, zweifelhaft.

Trin. 1082 Ärgenti mims numeratis. : : Quöt? : : Quadraginta. : : Öccidi.

Trin. 1160 Postremo quöd vis non duces, nisi illud quod non vis feres. Dass postremo am Anfang steht, darin braucht man noch keine Freiheit des ersten Fusses zu sehen, sondern das be- deutsame Wort fand sich auch im Innern des Verses so, vgl. 886. Bacch. 570.

•/ _r_ .

Epid. 44 De praedä mercätust oder De praedast mercatus; 46 corrupt und lückenhaft.

Epid. 123 Quam ärgentt fuero elocutus ei postremam syllabam, doch ist wohl Quäm ärgenti zu messen und die Ausnahme unter den zweiten Abschnitt zu setzen, ebenso 252 Eum ärgentum.

Epid. 326 Absurde facis, qui angas te animi, si he*rcle ego illüm semel prendero, doch ist das Versmass unsicher, hei tro- chäischer Messung vielleicht Fäcls absurde.

Cure. 289 Qul tncedünt stiffärcinati, cüm libris, cum spörtulis, auch unter 2; ebenso Rud. 437.

Cure. 344 Trigintä mlnis vestem aurum et pro his decem coaccedünt minae; vgl. zu Merc. 429.

Cure. 591 Äntiquom poäam audivi dixisse in tragoedia.

632 Quäerätts chlamydem et machaeram hanc, ünde ad me pervenerit.

Cure. 706 Dicundi, non rem perdundi gratia haec natast mihi

Capt. 257 An verö non iüsta causast, tit vos servem s^dulo, derselbe Anfang Poen. 533, vgl. postremo.

Capt 335 Prtvdttm medtet Menarchi. : : Pöl is quidem huius est cliens.

6. Spondeen in den inneren Senkungen des yivoq avicov. 329

Capt. 482 Dtco unum ridtculum dictum de dictis meliöribus.

898 Äetcrnüm tibi dapindbo vi'ctum, si vera atftumas. 851 HoraSum. Vgl. Pellaeo, s. S. 325.

Bacch. 9 1 Sumne autem rithilt, qui nequeam itigenio moderari meo. 416 PaiUispSr, Lyde, £st lubido hömini suo animo öb- sequi; eine Umstellung, etwa Lyde, paulisper lubidost würde den Vers nur schlechter machen; entschuldigt wird der harte Anfang hier vielleicht durch die Zusammensetzung paulis-per, vgl. sem-per Cure. 292, vobiscum, mecum u. ä., auch wurde Lyde und lubido wohl absichtlich neben einander gestellt, ähnlich Rud. 1036.

Bacch. 441 Extemptö puer paedagogo tabula disrumpit caput.

Rud. 1373 Iürätus sum et ntfnc iurabo, sf quid voluptatfst mihi, wohl Enklisis von sum.

Merc. 407 Contempfönt, conspfciant omnes, ntftent, nictent, si- bilent.

Merc. 414 Ändllam virdginem aliquam nön malam, forma mala. 429 VTgtnti minfs opinor pösse me illam vendere, hier wie oben Cure. 344 ist zu beachten, dass das ungefüge undecli- nirbare Zahlwort nicht vom Substantiv minis zu trennen ging, daher triginta minis u. ä. wie ein fünfsilbiges Wort zu gelten hat. Vgl. Asin- 348.

Merc. 451 Post äüttm comtminis est illa mihi cum alio : qui scio. Vgl postremo am Anfang des Verses, vgl. ferner Amph. 303 Iam pridem.

Merc. 644 NÖn pössum (aus potis sum) durare etc. giebt keinen Anstoss, vgl. Amph. 340.

Stich. 381 Sämbucäs advexit secum förma eximia. : : Etfgepae.

Amph. 508 Ecastor te experior quanti facias uxorem tuam ; ecastor so auch 537. 663. 714.

Amph. 661 Qui dudum properäre se aibat? an ille me temptat sciens.

Aul. 168 Clämoris, impdria, eburata vehicla, pallas, pürpuram. 232 ÜJt te utär iniquiore et meus med ordo inrideat.

Asin. 351 Extemptö faew facetum me atque magnificiim virum drei dreisilbige, ein viersilbiges Wort.

Asin. 530 Ecastor nobts perichm et fämiliae portenditur. Der auffallend harte Eingang wird durch zwei vienulbige und zwei dreisilbige Wörter einigermassen entschuldigt.

330 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Asin. 930 Ecästor, qui stibruptuntm pällaui promistt tibi.

939 De pdlla memento, amabo. : : Itfben hanc hinc accedere?

Truc. 830 Näm vinüm si fdbulari posset, se defenderet.

Rud. 656, wo die Ueberlieferung unmetrisch scheint, lässt sie sich, die Messung mälÖ in erster Senkung zugegeben (mälüm findet sich so einmal, s. oben S. 57), allenfalls halten: Ät malo cum magno süö | fecit hercle. ite istinc foras; gefalliger wäre hercle fecit; jedenfalls ist diese Stelle frei von auffallenden Spondeen.

Endlich bleiben noch übrig die Spondeen im zweiten Fusse iambischer Verse, die überhaupt sehr selten sind (im zweiten iambisch einsetzenden Theile der bereits erwähnte Asin. 834 agttemüs cönvivium, auch nach 2 zulässig). Meist sind sie ohne jeden Anstoss, wie in Wendungen nümquid vis und ähnlichen Cure. 516. vobiscum Cure. 502. Satis est. nüm-quam, wo ein aus zweien zusammengesetztes Wort den Spondeus ausmacht. Säramt- liche Fälle des Senars bespricht 0. Brugmann, a. 0. S. 22 u. 23 so sachgemäss, dass hier einfach darauf verwiesen werden kann. Ueber die iambischen Septenare vgl. P. Mohr, de iambico apud Plautum septenario. diss. Lips. 1883. S. 18.

Bacch. 968 Eum ego adao Und menddeio devici, uno ictu ex- tempulo, auch nach 2.

Rud. 1284 Nam talionis cx gattdio credo esse proereätos. Poen. 991 wohl nulldst med.

Asin. 555 Vi jmgnändo periuriis nostrfs fugae poti'ti.

561 Ubi ftdvnthn fraudäveris, ubi ero in fidel is fderis. 571 damno <et>.

Das ist zwar eine grosse Reihe von Ausnahmen, allein sie sind zu entschuldigen. Sicherlich gilt dies von den zahlreichen Stelleu, gegen 60 aus 13 Plautinischen Stücken, wo im Versaus- gang drei- oder viersilbiges Wort vor schliessendem viersilbigen steht, wozu man ohne Weiteres die Fälle rechnen kann, wie de dictis meliöribus, da doch de dictis, cum magna u. s. w. als ein Wort gelten kann. Aehnliehe Stelleu finden sich auch bei den Tragikern, wie Enn. 93 de mürö iactarier. Nel. carm. II Foede stupreque castigör coü'die. Inc. inc. 17 Omnis aequalis vincebat quin- quertio u. ä. Aber auch im ersten Theile der trochäischen und iambischen Langverse müssen wir unter ähnlichen Bedingungen dieselben Ausnahmen gelten lassen. So sind als legal zu behan-

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5. Spondeen in den inneren Senkungen des ysvos ävicov. 331

dein Anfange, wie bei trocbäischen Septenaren Cögnatos adfini- tatem. Clamores irnperia eburata. C<5ntemplent conspfciant. An- cillam viräginem oder bei iambischen Langzeilen Vi ptfgnando periüriis. Ubi fidentem fraudaveris. Nam lenones ex gaddio. Aber auch schon solche Stellen, wie Eum ego ädeo uno mendacio. Dico unam ridiculum. Et te utar im'quiore, före multam magädarim, abgesehen davon, dass einzelne auch in die andere Classe von Aus- nahmen sich bringen lassen, wie Nlsl multis blanditiis, können nach solchen Saturniern wie Qulbüs si in longa Hcüisset. Consul censör äedtlis als völlig nach alter Technik gerechtfertigt ange- sehen werden.

Andre bisher nicht angeführte Spondeen finden Entschul- digung darin, dass sie in einem dreisilbigen kurzen Satze von einer Person gesprochen wurden und so ganz isolirt sind. Das sind in den 13 oben genannten Plautinischen Stücken:

Bacch. 699 Quid dixit? : : Si tu fllum solem sibi solem esse diceres.

Ferner Rud. 1027 (eiozelne Frage QuC pacto?). 1278. 1372. 1393. Poen.592. Merc. 182.391. 395. 907. Stich. 379. Amph. 802, ähnlich 726. Asin. 261 (CÖnsuadent im Anfang des Verses als Schluss des Satzes isolirt). Most. 595 ist die auffallende Stellung ausserdem noch entschuldigt dadurch, dass dasselbe spondeische Wort zweimal in einem Senar unterzubringen war: Non dat, non debet. ::NÖn de- bet?::Ne gry quidem; ähnlich Pers. 408 bei viermaliger Zusam- mensetzung mit in. Impüre inhoneste iniüre inlex labe's popli.

Andre Stellen lassen sich vielleicht auch auf andre Weise entschuldigen, wie Rud. 749 durch drei viersilbige Wörter, Amph. 832 Iunöuem als Eigennamen. Rud. 1075 scheint hic noster nos Enküsis, ähnlich in Kretikern Amph. 221 nös nöstras. Rud. 1 132 ist nur Ergänzung. Rud. 630 schwankt die Versabtheilung und Ueberlieferung in B C. So bleiben nur ganz wenig Stelleu, wo. zunächst von keiner formalen metrischen Entschuldigung die Rede sein kann: Cas. 426. Rud. 1104. Truc. 64. Poen. 1105, Lesart unsicher, wohl: una sünt subreptae etc., Mil. 502, jedoch in B zweifelhaft. Manchmal mag ein gewisser Zwang im Satzbau ge- legen haben. So bei Versen, die mit postremo, an vero, post autem, dem betonten aeternum anfangen, so auch im gleichen Sinn aetatem Asin. 274. Poen. 332 Salve extra pretitfm, wohl nicht als sälue extra prßtlum aufzufassen mit L. Havet, cours elera. de metrique grecque et latine p. 144. 145.

332 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Dass an manchen Stellen beabsichtigte Tonmalerei vorliege, hat Verfasser in Bursian-Müller's Jahresbericht, Bd. 48, S. 136 behauptet, wie von Eun. trag. 93 de" muro iäctarier (vorher vidi videre quö*d sum passa aegerrume). 174 cruclatü perbiteret; ahn- lich bei Plautus cum magna pecünia s. oben, ferner Rud. 437 Nisi magnis blandi'tiis, Capt. 822. Cure. 352 im Wortspiel u. ä., wie bei Vergil Aen. 3, 12 penättbüs et magnis dis iL a. So Hessen sich wohl manche Stellen fassen, wie Cure. 361.

Daher bleibt es recht zweifelhaft, ob man einen solchen schwerfalligen Spondeus ohne Weiteres als eine besondre Freiheit des ersten Fusses etwa in trochäischen Septenaren auffassen soll. Eine solche Freiheit wird man ja eher zugeben als den Daktylus

als erstes Wort oder gar einen Anfang wie AddS | grädum, die beide nur im daktylischen und anapästischen Rhythmus zulässig sind. Mit einer solchen Schwerfälligkeit des Anfangs, die sich allenfalls mit dem Wesen des trochäischen Yersmasses verträgt, Hessen sich die üben als unbefriedigend angeführten Stellen sämmtlich genügend erklären, sowie eine kleine Reihe noch nicht angeführter. Es sind Cure. 292. 333. 632. Epid. 326, s. oben, ferner Cure. 344. 580. 728. Rud. 1051. Amph. 795. Poen. 409 (lässt sich auch anders entschuldigen). Aul 214. 275. Asin. 299. 938. (421?) Merc. 428. 465. 483. Stich. 369. 390. Trin. 1160 u. a. Man sieht, dass diese Erscheinung jedenfalls vereinzelt war.

Die Richtigkeit der Beobachtung, die bereits Hermann und Ritsehl, vgl. dessen prol. p. 206 250, gemacht haben, wonach ein Spondeus in den ungeraden Senkungen in der ausgeführten Weise gemieden wurde, ist wohl ausser Frage, trotz der nicht unbedeutenden Zahl besonderer Ausnahmen, die wir auf Grund der Ueberlieferung anführten. Allein manche Stelle mag auch in dieser Hinsicht nicht richtig auf uns gekommen sein; Aus- lassungen und Umstellungen sind ja unzweifelhaft im Laufe der Jahrhunderte vorgekommen. Sehr lehrreich dafür sind Stel- len wie:

Rud. 745 Argentüm pro istisce ambabus quöiae erant domino

dedi, wo nur B das richtige ego nach argentüm giebt: Argentüm ego pro istisce etc.

Aul. 657 Yostremö iam hunc perscrutavi : hic nihil habet, abi quo" lubet,

nach unseru Handschriften also ein Beispiel, wie oben Trin. 1160

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6. Spondeen in den inneren Senkungen des yivog ävioov. 333

u. a.; allein Nonius p. 172 belehrt uns, dass Pöstremo nunc iam pe*rscrutavi die richtige Stellung war.

Hier handelte es sich in weitaus den meisten Fällen um Aus- nahmemessungen, die aus einem bestimmten Zwange hervorgehen mochten, den das Sprachmaterial mit sich brachte. Es giebt aber bei Plautus noch eine längere Reihe von ganz gesetzmässigen der- artigen Spondeen in der inneren Senkung, für die sich nicht ein Vorbild in der saturnischen Poesie finden lässt, wiewohl nicht ausgeschlossen bleibt, dass hier eine Lücke in unserer dürftigeu Ueberlieferung vorliegt. Die bisher erwähnten Ausnahmen waren bereits vom Verfasser, in Bursian-Müller's Jahresbericht, 48. Bd. S. 135 u. 136 bei Gelegenheit einer Besprechung von W. Meyer, Beobachtung des Wortaccents u. oben, aufgestellt wordeu.

Die folgende Beobachtung ist jedoch neu und muss desshalb hier besonders erläutert werden. Sobald eine innere Senkung aus einer hochbetonten Länge eines molossischen Wortes besteht, findet eine Verletzung der rhythmischen Verhältnisse dieser Senkung nicht bloss zur letzten Hebung, sondern auch zur ersten der Di- podie statt; ja sogar bei dieser Hebung eher eine stärkere. Denn da die letzte Hebung ausnahmslos aus einer langen Schlusssilbe in diesem Falle gebildet wird, wie in allen den bisher angeführten Stellen, so kommt zur einfachen Länge hier immer noch die un- umgängliche Pause, die am Ende jedes Wortes eintritt. Diese ist zwar eine für die Metrik unmessbare, giebt aber doch der Schlusssilbe einiges Gewicht, wie wir oben S. 225 fg. sahen, wo wir die zahlreichen Fälle besprachen, in denen die aufgelöste Hebung aus unbetonter Schlusskürze und betonter Anfangskürze gebildet erscheint. Daraus erklärt es sich nun, dass alle diejenigen Fälle dem Plautus nicht für Ausnahmen vom sog. Dipodiengesetze galten, in denen sich auch die erste Hebung der Dipodie leb- hafter gestaltet zeigt, sodass sie einiges metrisches Gegengewicht gegenüber den durch den sprachlichen Hochton ausgezeichneten Längen besitzt. Das geschieht aber, wenn die erste Hebung auf- gelöst ist, sei es in einem selbstständigen zweisilbigen Worte, das einen besondern Hochton hat, oder in einem viersilbigen

Worte von der Form wie mörtätür, erüelätü, das auf der Stamm- silbe einen Nebenton hat und also ähnliche Tonverhältnisse bietet,

wie fÖre magnam. Solcher Stellen führen wir folgende an, ohne

334 Metrik. II. Hebung und Senkung.

einen Unterschied zwischen dem ersten oder zweiten Theil des Verses zu machen, der hier nicht vorhanden ist:

Epid. 33 Sine perdat : alia ädportabunt ei Nerei ftliae (transp. Nerei ei f.).

Epid. 200 Roifitandö sum radcus factus, paene in cursu concidi. 217 Quam ad pbrium venio ätque ego illam illi Video praestolarier.

Epid. 380 Atque attquantü lubentius quam abs te sum egressus intus, allenfalls auch nach dem ersten Fall zu entschuldigen, wi umgekehrt aus dem oben angeführten Verzeichniss sich eine grössere Anzahl Stellen auch hierher ziehen lassen; ferner:

Epid. 400 Atque addin? :: Quid vis? :: Cävc siris cum filia.

Triu. 664 In bcculto iacebis, quom te mäxume darum voles. 186 nach den Palatini nialedictas famas ferunt.

Trin. 693 Te Itbnestet, me cönlutulentet, si sine dote duxeris.

716 Ego amtcüs numquam tibi ero alio pacto : sie sen-

tentiast.

Trin. 850 JSeque novt neque natus necne füerit, id solide scio; ebenso 844 Trlbus nummis etc.

Trin. 883 Faciam ita ut vis. aged um nomen tuom prtmüm memora mihi; ebenso 898 sub guato.

Trin. 891 Quast dteas, si quid crediderim tibi, cpax' periisse llico; ähnlich Men. 499 quasi nömen.

Trin. 968 Adülescens cedodum istuc aurum mihi. : : Quod ego dem aunim tibi?

Cure. 175 Emm vero nequeö durare, quin ego erum accusem meum.

Cure. 179 Sibi honores, sibi virtutes, st&i pugnas, sibi proelia. 312 Et äqualem cum aqua? properatin öcius? :: Animo

malest.

Cure. 599 Phaedrome, propera. :: Quid properem? :: Pärasitüm ne amiseris.

Cure. 613 Quod ar<ßntum} quas td mihi tricas narras? quam tu vi'rginem.

Capt 15 (prol.) Vos qui potestis ope vfetra censerier. Cure. 649 neque vivam neque mörtuam zu schreiben.

Capt. 85 Prolatis rebus parasttt venatici, auch nach 1; ebenso 209 Ftufttivos imitari. : : Immo edepol, si erit occasio haud dehortor.

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6. Spondeen in den inneren Senkungen des ytvog aviaov. 335

Capt. 254 hti vincliS custtfdiisquc ciicummoeniti suuius, auch nach 1.

Capt. 468 Ith ventvr guttürque resident eswrialis ferias.

592 Enim verd iam nequeo contine'ri etc., das übrige unsicher.

Capt. 620 Sed Iwc prlmftm uie expririgare tibi volo nie insauiaui. 929 Satis iain audivi tüas aerumnas tqriid partum mihi quas meinorasti, wo freilich ad portuui A und andre, nur I je- doch apud portum, wodurch die Stelle regelrecht wird.

Bacch. 44 Id amliba te huic caveas. : : Quid isti caveam? :: Ut revehatür doniuin.

Bacch. 53 Quv timäbo'? :: Quia, Bacchis, Bacchas metuo et Bac- chanal tuoin.

Bacch. 74 Equideui tibi do hanc operam. :: At niniium pretlösas operaria, jedoch Elision.

Bacch. 75 Stmuldta me amäre. : : Utruin ego istuc iöcon adsi- muleni an serio?

Bacch. 428 Itä cnrsü, luctaudo, hasta, disco, pugilatü, pila.

429 Sülihuta sese exercebant inägis quam scorto aut

säviis.

Bacch. 438 Nam ölim populi pnus honorem cäpivbat suffragio, auch nach 1. 672 zweifelhaft.

Bacch. 682 Qiu in menföm venit tibi istuc facinus facere tarn

malum? 487 Üt opino tlltus?

Bacch. 712 St id cdpsa, geritöte amicis vöstris aurum cörbibus. 96S Eum ego adeo una mendacio devici, uno ictu ex- tempulo, schon oben S. 330 angeführt

Bacch. 1145 Qniä nostros agnös conclusos l'stic esse aiünt duos. 445 geben die Handschriften Ne ättlugas, aber Nonius bezeugt ausdrücklich Ne atflgas.

Rud.421 M% (tdtrcdäs'i :: Pro di immortales, Veneria effigia haec quidemst. Me at trectas B.

Rud. 437 Nist magrits blanditiis a me gütta non fern' potest, auch nach 1.

Rud. 588 Qtt(%i vtnts Graecis Neptunus nöbis suffudit mare.

589 Itaque dlvom prodi speravit nöbis salsis pöculis. 997 Quo colorest? :: Hoc colore captuntur pauxi'lluli, auch nach 1.

Rud. 1151 7 t: ad vrrüm convörti, nugas, nnflier, maguas egeris.

336 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Poen. 276 Quid nabelt s, qui mäge inmortalis v<5s credam esse quam ego siem?

Poen. 283 Heu ecästb~ry quom ornatum adspicio nöstrum am- baruni, paenitet.

Poen. 286 Nön enim pote quaestus fieri, ntst sumptus se- quitür, scio.

Poen. 287 ftidem ut quaestus non consistet, si tum sumpius superat, soror.

Poen. 304 Meretricdm pudörem gerere mägis decet quam pür- puram.

Poen. 371 Ego fäxö, si nön irata's, aes nimium pro te dabit. 519 Quom argtntttm pro capite dedynus, nöstrum dedi- mus, nön tuom.

Poen. 540 Tua causa neraö nostrorumst süos rapturus ramices. 584 Näm tstorum nulltfs nefastust, cömitiales sunt meri. 844 Sed ad postremum nihil apparet: male partum male

disperit.

Poen. 871 St m pinnts volare haud facilest: meae alae pinnas nön habent.

Poen. 1223 Sed ut dstü sum adgr^ssus ad eas. :: Lepide hercle atque cömraode.

Merc. 154 Egon äüstm tibi üsquam quicquam facimus falsum pröloqui?

Merc. 221 Befinebtt, rogitabit unde illam e*meris, quando ömeris. 401 Labi'fäcto paulatim. verum quöd praeterii dicere. 495 Satin tsttic mandatumst? : : Potin ut aliud eures? :: Nön potest. Istuc möglich.

Merc. 634 Rogttäris, quis esset aut unde esset, qua prosapia. 647 Stcybriem, Cnidtfm, Zacy nthum, Lesbumne an Boeötiam. 796 Concivit hostis : dornt uxor acerrumast 860 Nec calor nec frigus metuo neque vlntum neque grändineui.

Merc. 873 Näm ämteus tibi benevolenti advenio multum be*ne- volens.

Merc. 931 läm tn currüm conscendi, iam lora in manus cepi meas.

Merc. 992 Modo pdctm faciatis oro, ut ne mihi irattfs siet Stich. 77 Quast nümquäm quicquam ddeo adsimulem ac quasi quid indaudiverim. Vgl. S. 330.

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6. Spondeen in den inneren Senkungen des ytvoq avtaov. 337

Stich. 98 Viros nostros, quibus tu* nos voluiati esse matres fumilias?

Stich. 130 Nam aut olim, nisi tibi placebant, non datas optfrtuit. 137 Quid illos exspectätis qui abhinc iam abterünt tri- ennium? auch unter 1.

Stich. 144 Probwres, credo ärbitrabunt si probis narräveris. 188 Nunc reppererunt iam et verbo vicarium. 331 Respice ad me et relinque egentem parasitum, Pan6- gyris, auch unter 1.

Stich. 398 Enimvero, Gelasime, opinor pr<5venisti fiittile. enlm- vero auch Amph. 723.

Stich. 457 Ut eum advenientem weis dfcits deleniam; wahr- scheinlich auch 532.

Stich. 580 Cum amicts deliberavi iam et cum cognatis meis. 661 Fer<5 convivam Dionysum mihique et tibi.

Amph. 511 Ego fäxim ted Ämphitruonem malis esse quam Iovem. 400 wohl Neque nobis.

Amph. 608 Cäve qutcquam nisi quöd rogabo te, mihi respönderis. 611 Neque pöstquam sum uätus, habui nisi te servoni

Sösiam.

Amph. 683 Sic salutas atque adpellas, quäst dudum non vfderis und der Parallelvers:

Amph. 685 Atque me nunc promde adpellas, quasi mülto post videris.

>

Amph. 729 Übt primüm tibi sensisti, miüier, impliciscier?, viel- leicht auch 808.

Amph. 968 Blepharontm qui re divina facta mecum prandeat. 1042 Iam ad regem recta me ducam resque ut factast

eloquar.

Amph. 1112 Ego cunäs reeessim rursum vörsum trahere et ducere.

Aul. 240 Eo dich, ne nie thensauros repperisse censeas, vgl. 76 neque qulcquam.

Aul. 279 Näm ecastor maliim maerorem metuo, ne iminixtun bibain, s. Asin. 188. Truc. 315.

Aul. 407 Neque ego ümquam} nisi hödie, ad Bacchas veui in Bacchanal coquinatum.

Aul. 594 Retinere ad salütem, noenum quo incumbät eo impel- lere, codd. non enim quo.

Klotz, Cmncluflffo altriimischor Metrik. 22

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338

Metrik. II. Hebung und Senkung.

Aul. 742 Vehs credo volm'sse : nam ni vellent, non fieret, scio. 745 Qtua vtnt vitio atque amoris feci. : : Homo audacissume.

Asin. 156 Fixus hic apud n6s est animus tuos clavd Cupidinis, vgl. 178 Quaal pisces.

Asiii. 188 St ecästör nunc häbeas quod des, älia verba prae- hibeas, ähnlich Truc. 315 St ecastör nach B, s. S. 337.

Asin. 192 Quta nobts lucrö" fuisti pötius quam decon tibi, ähnlich

268 Üt ego Illös.

Asin. 266 Metuo quod illic öbscaenavit meae falsäe fallaciae. 529 Te facturum divitem, si nwrtätür mater sua, ähnlich Cist. 450 quäm txörem?

Asin. 800 Neque lilli verbo male dtcat : si di'xerit, ähnlich Men. 499 quasi nömen. Pers. 60 nach B u. a.

Asin. 834 Merito* tuo facere possum. :: Age ergo hoc agiiemus convfviuin, auch nach 1. Truc. 284 Mihi närräs, ubi müsca nulla femiuast in aedibus? 305 Nihtl mirum vetus est maceria läteres si ve- teres ruont nach A und Priscian; rell. non mirum unrhythmisch. Truc. 334 Tibi nulle passum peplrtsfi niöre moram.

482 Ne exspectetis, spe'ctatores, mväs pugnas dum prae-

dicem.

Truc. 545 Vehementer nunc mihist irata : sentio atque intellego. Aehnlich Pers. 825 Fäctebät.

Truc. 823 Neque vivos neque niörtuos sum neque quid nunc faciam scio.

Truc. 943 Cäve fäxis : volntfs tibi icam , quoi sunt dentis ferrei, vgl. Cas. 733.

Diese Beispiele Hessen sich leicht noch vermehren, doch ge- nügen die aufgeführten zum Beweis dafür, dass hier eine ganz legale Erscheinung vorliegt. Denn wenn sich auch ein Theil nach der ersten Ausnahme mit der Nothwendigkeit, längere Wörter in dem Verse unterzubringen, erklären lässt, so bleibt doch immer ein grosser Rest, wo durch einfache Umstellung, die man auch vielfach fälschlich vorgenommen hat, oder sonst sehr leicht die schwere Länge aus der inneren Senkung zu entfernen war, und gerade diese Zahl Hesse sich noch vermehren durch Beispiele wie Men. 394 Tibi pal 1 am dedi quam uxori meae surrupui? sanane's?, nicht Tibi dedi pallam und viele ähnliche. Und darin besteht der wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden Ausnahmen. Während die erste mehr aus metrischer Noth zugelassen sein

6. Spondeen in den inneren Senkungen des yipog &vicov. 339

mag, findet die zweite in rhythmischen Verhältnissen eine ge- nügende Erklärung, wie bereits dargethan.

Aus denselben rhythmischen Gründen ist aber selbstverständ- lich eine solche betonte Länge in innerer Senkung zulässig, wenn die folgende Hebung aufgelöst ist im Verein mit der vorher- gehenden, an einzelnen Stellen auch ohne diese zweite Auflösung. Solche Fälle sind bei Plautus nicht gar selten und sogar in der zweiten Dipodie der Langverse vor der Hauptcäsur gebräuchlich:

Bacch. 83 Übi tu lepide | voles esse tibi, [| meä rösä mihi dicito. 331 Sed disne (divesne) est istic Theotimus? : : JStiäm

rogas?

Bacch. 614 fncredibilis imposque animi, tnämdbtlts inlepi- dus vivo.

Bacch. 656 Improbts cum improbus sit, harpaget. Capt. 424 Benefadä CMmulare, ut erga hunc rem geras feh'citer. Stich. 507 Redttsse vtdeö bene gesta re anibos te et fratrem tuom.

Stich. 693 Süom quemquc decet : quibus divitiae dömi sunt, scaphiis, cantharis.

Stich. 696 Sed ämica mea et tü"a dum comit dümque se exornat, n6s volo, so 683.

Stich. 714 Quid hic fastidis, quöd faciundum indes esse tibi? quin bibis? ähnlich 753.

Stich. 737 Meä snävts «mabilis amoena, Ste'phanium, ad amo- re*s tuos.

Stich. 741 Si amabilitas übt nosträ pläcet, si tibi ambo accepti' sumus.

Stich. 755 Age mulsä mea suavitudo, salta : saltabo ego simul. Poen. 365 Mea voluptas, mea delicia, mea vita, mea amoeuitas.

841 Et ädtre lübet höminem et autem m'mis eum auscultö*

lubens.

Poen. 1194 Stulta soror magis es quam volo. an tu eo pukrä vfdere, obsecro?

Trin. 320 llenefäcta tönefactis aliis pertegito, ne perpluant. 605 Stne dote? :: Stne döte ille illain in täntas divitias

dedit.

Trin. 714 Stne dote tieqtie tu hinc abituru's, quö*d meumst, id erit tuom.

340

Metrik. II Hebung und Senkung.

Cure. 166 Tatinure, Polin tfre. :: Eloquere, quid est, quod Pa- linunim vocas, ähnlich 211.

Asin. 175 Übt lena bene agat cum quiquam amanti qui frugi e*sse volt.

Aul. 139 Nam öptuma nÜUa potest e'ligi.

732 Qum tdnta mala maestitudoque öbtigit. :: Animö bono's. Capt. 648 Subrußs aliquautuin, crispus cincinnatus. : : Cönvenit.

Pseud. 218 Ain excetra tu quae* tibi amicos t6t habes tarn probe öleo onus tos?

Pseud. 964 Peregrina /«cies videtur hominis atque ignöbilis.

Rud. 218 Numqui minus <ego> seVvio, quam st serva forem näta? nur nach B, s. oben S. 57.

Men. 991 Sapt enter Aabeätis curae, quae imperavi atque nnpero. 1066 u. a.

Damit haben wir die Plautinischen Beispiele für diese freiere Behandlung der innern Senkung erledigt. Denn nur ganz ver- einzelt finden sich solche Spondeen, wo man keinen besondern Grund für dieselben erkennt, aber auch eine Aenderung nahe liegt, wie Men. 294 (Umstellung). Ibid. 484 (höchst unsicher, es fehlt ein ganzer Fuss). Mil. 820 und einige andre. Hier heben wir nochmals hervor, dass von besonderen Freiheiten des ersten Fusses kaum die Rede sein kann, da alle die in Frage kommenden Er- scheinungen auch im Innern des Verses, gelegentlich sogar in der letzten Dipodie vor der Hauptcäsur der Langverse nachweis- bar sind.

Bei Terenz giebt es überhaupt nur noch verschwindend wenig Verse mit schwerbetonter Länge in einer inneren Senkung. Solche irrationale Dipodien, wie die zuletzt aufgeführten, finden sieh bei Terenz gar nicht. Vereinzelt sind Verse, wie:

Hec. 488 Amöque et laudo et vehementer destdero bei zwei vier- silbigen Wörtern.

Hec. 320 Profecto, Parmenö, me celas. : : Uxotvm Phtlümenam mit langem Eigennamen.

Hec. 506 Quia patflum vobis ttecesstt pecüniae; vielleicht Quia accessit nobis paiilulum peedniae, da A, die eine Calliopische Classe und Donat paululum überliefern.

Phorm. 619 Visiitnst mi ut eius temptdrem senlentiam.

Andr. 7 Vetens poetae maCe dictis respondeant.

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5. Spondeen in den inneren Senkungen des ytvog avioov. 341

Andr. 490 Non imperabat ccram, quid opus facto esset püer- perae u. ä.

Endlich gleichfalls vereinzelt nach Plautinischem Vorgange: Ad. 865 Sibt viztt, sibi sümptum fecit : dmnes bene dicünt, amant.

Phorm. 985 Rape hünc. :: Sic agitis? emm vert vocest opus, vgl. Andr. 221 futt 6ltm.

Dagegen ist schwerlich richtig überliefert:

Ad. 748 Cur nön? :: Sanum te credis esse? :: Equidem ärbitror. Da eine Calliopische Handschriftenclasse Sanumne te er. e. giebt, hat Beutley wohl richtig geschrieben: Sanumne credis te esse? Endlich ist durch besonders langes Wort entschuldigt:

Andr. 767 0 fäcinus anlmädvertendum. :: Quid clamitas? Kerne Ausnahmen bilden Fälle wie Phorm. 710 quae cäussast iustissuma; auch Phorm. 667 ist unsicher überliefert; doch ist wohl inquit richtig, wie ibid. 911 popuii Inqutt, si id feceris.

Nachdem wir die Bildung der inneren Senkungen in den Iamben und Trochäen besprochen haben, erübrigt noch ein Blick auf die andern Rhythmen. Ausser Betracht bleibt der anapä- stische, da dort Hebung und Senkung gleich werthig ist und gleich - massig gebildet wird, die Zusammengehörigkeit zweier Anapäste aber zu einer Dipodie, wie wir bereits oben II, 2 sahen, nach dem griechischen Vorbilde in ganz anderer Weise zur Geltung gebracht wird.

Der Kretiker ist in Bezug auf seine innere Senkung der trochäischen Dipodie gleichzusetzen, wird aber in Wirklichkeit viel strenger gehalten. Denn da der je zweite Kretiker in Di- metern, Tetrametern u. s. w. immer rein gebildet ist, so ist eine irrationale Senkung Überhaupt selten. Es finden sich ziemlich viele kretische Gedichte, völlig übereinstimmend mit dem griechi- schen Vorbilde, durchweg mit reiner Senkung, wie Bacch. 1109. Cas. 599. Cure. 105. 147. Men. 112. Pseud. 926, Gedichte zum Theil schon von einigem Umfange. Eine lange Senkung im ersten und beziehentlich im dritten Fusse ist gestattet, aber dabei wird die schwerbetonte Länge sorgfaltig gemieden. Sie findet sich nur ganz vereinzelt im ersten Fusse des Langverses:

Amph. 221 Nos nöstras morö nostro et mÖdo tnstrüximüs, vielleicht in Enklieis.

3 42 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Most 109 Cönfnngit tegüläs l'mbricesque ibi und wohl auch

717 Äccedam. Di te ament plürumum, Sinio, aber nicht

108 Atque lllüd saepe* fit etc., sicher auch nicht im ror letzten Fusse

Epid. 177 vivendö vtncSre. 6h. Der Vers ist vielmehr ein al loeometrisches nagariXamov nach unserer Ueberlieferung: Quü tibi licitumst (licuit) eam vivendo vüicere. Auch im Anfang dieser kurzen Scene v. 166 giebt der Ambrosianus einen richtig«. Senar. Man wird also nur in den drei zuerst aufgeführten Ver>er eine schwerbetonte Länge im Anfangsfusse annehmen.

Demnach finden sich auch die unbetonten Längen im erst* und dritten Fusse entweder nur bei längeren Wortern, wie:

Amph. 220 Disjwrtiti viri, disperditi Ördmes.

Capt. 210 Ü num ororäre vos sfnite nos. :: Quidnam id est? Vgl. Capt. 205. 206». 220. Cas. 176. Epid. 320. Most, 693. Tul 713.735. Rud. 267. 272. 673; ähnlich auch bei Tereuz Andr.621 Üt malis gaddeant atque ex incömmodis, wie einsilbiges Wort auch Amph. 241. Most. 739,

oder so, dass der erste oder dritte Fuss mit einem Spondei? beginnt, der mit seiner unbetonten Endsilbe in die Senkung fall::

Amph. 236 Höstes crebri cädünt, nostri contra tngrüöni Ibid. 224. 232. 233. 246. Capt. 211b. (Men. 113.) Most 734. 242. 267, auch bei Auflosung der ersten Hebung mit Anapä*' im Anfang, wie:

Amph. 244 Equltes pareut citi, ab dextfcra mäxümf oder mit Elision, wie ausser Capt. 218. Rud. 242.

Asin. 136 Ingräta atque irrlta esse Öninla intellSgo.

Anders ist es bei den Bacchien. Denn da diese der iac- bischen Dipodie gleichgestellt werden, kann wenigstens im erst^ Racchius, beziehentlich im dritten ein spoudeisches Wort den Anfang bilden, was sich zwar nicht in den vier bacchiiscbf: Tetrameteru des Terenz, Andr. 481 fgg. findet, aber bei Plauts und sonst nicht selten ist, wie:

Amph. 648 Virtus prä^miümst t ptümäm etc. Ibid. 567.570.64 '

Aul. 122 Causa fäcere ut aequo in st germauam sordreni. Men. 765. Poen. 256.

Racch. 1120 Quis sönltu äc tümultu täntfr nCmlnat me\ W 1123. Most. 93. Trin. 223.

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5. Spondeen in den inneren Senkungen des yivos ävioov. 343

Capt. 782 Täntö mi äegrttüdo auctlor est in änlmo. Pseud. 251. Rud. 286. 909.

Cas. 628 Possüm sctre ego istvic ex te, qulä negott. Ibid. 642. 798. Cist. 28. Truc. 211.

Vereinzelt ist Cist. 519 Nulläst neque ego sum üsquam; per- dtta perdldit me.

Dass diese schwerbetonte Länge nicht auch im zweiten und vierten Fusse vorkommt, ist lediglich eine Folge des Zeilen- und Cäsurschlusses. Denn vor einsilbigem Schlusswort wird im bac- chiischen wie in dem entsprechenden Schlüsse der iambischen Septenare u. s. w. ein reiner Iainbus gefordert, wovon oben S. 231 gehandelt und eine Ausnahme, allerdings nur bei Cäsurschluss, angeführt wurde. Jedenfalls bilden keine Ausnahmen von dieser Kegel Most 101. 121. 330. Cas. 173 (istuc, wie llium vor iambi- scher Hauptcäsur des Langverses), s. oben S. 48.

Dagegen ist die zweisilbige Senkung, gebildet durch die flüchtigsten Kürzen überall, auch im letzten Fusse (wozu Bei- spiele oben S. 231 gegeben sind) zulässig:

Amph. 565 Tun me\ verbero, arides erum ludißcärt. Men. 971. Most. 89. Poen. 229.

Aul. 123 Quamquam haüd falsa sü*m nos ödfösas haben. Ibid. 124. Most. 800. Truc. 460.

Bacch. 1129 Vetüläe sünt minae ämbae. : : At bonäs fuisse credo. Trin. 225 Egömet me etc.

Cas. 631 Iniitatür malärum maläm disciplmam. Aul. 131 Neque öccultum Id haben etc.

Nur wird die zweisilbige Senkung nie durch Wortschluss von der folgenden Hebung abgetrennt, sondern durch Bindung mit der folgenden Hebung in einem Worte möglichst schwach und un- »elbstständig erhalten. Aul. 124 findet immer noch Bindung durch Elision statt: Nam miÜtum loquäces merito ömries habemur und Amph. 175 ist opus est als onust zu fassen: Habendum et fenindum hoc önust cum laböre.

Trotz dieser Vorsicht entsteht durch alles dies eine Freiheit der Bildung, die Cicero's Ausspruch, s. oben S. 11, dass man bacchiisches Versmass ohne die dazu gehörende Musik nicht ver- stehen könne, zwar einigermassen rechtfertigt, aber doch ganz rationell in der Wirkung der einheitlichen metrischen Technik eich erklärt. Auffallen könnte, dass die Kretiker, wie A. Spengel, Reformvorschläge, S. 16 fgg. nachgewiesen hat, nie eine Senkung

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344

Metrik. II. Hebung und Senkung.

aus zwei Kurzen bieten, während doch der Anapäst in der in- neren Senkung der iainbischen und trochäischen Dipodien im römischen Drama ebenso legal ist, wie im griechischen Vorbilde. Das ist ein sicheres Zeichen, dass das Streben nach gleich massiger Behandlung aller Rhythmen nicht über ganz bestimmte Grenzen die römischen Rhythmopoioi hinausgeführt hat. Wie wir trotz der vielfachen gegenseitigen Berührung und Beeinflussung zwi- schen den Iamben und Trochäen einerseits und den Anapästen andererseits doch immer das in jedem Rhythmus beachtet fanden, was das wesentliche Merkmal des yivog faov und äviöov ist, nämlich die verschiedene Quantität und dieser entsprechende me- trische Behandlung der Senkung, so haben diese feinfühligen Männer bei der Neugestaltung des päonischen Rhythmenge- schlechtes doch auch dessen Grundcharakter gewahrt. Denn so- bald der Kretiker eine zweisilbige Senkung erhalten hätte, wäre er bei der monopodischen Messung dieses Versmasses kein Vers des ydvog ri^toXiov mehr, sondern ein Choriamb, während in den Iamben und Trochäen, die dipodisch gemessen werden, eine zwei- silbige Senkung den Grundcharakter des Verses nicht aufhebt Auch bei den Bacchien lag nicht dieselbe Gefahr, wie bei den Kretikern vor. Eine massvolle Belebung der Senkung durch zwei Kürzen der allerflüchtigsten Art verwischte den Grundcharakter noch nicht allzu sehr, da diese flüchtigen Kürzen sofort in den folgenden zwei schwergebauten Längen ihr Correctiv finden. Im- merhin aber wurde der bacchiische Rhythmus im Vergleich zu dem griechischen Vorbilde fast ebenso belebt und in seinem Ethos verschoben, wie die trocbäischen Langverse. Desshalb haben auch nur in verhältnissmässig recht wenigen Takten solche Doppel- kürzen Aufnahme gefunden und zwar, wie wir oben anführten, nur solche, die mit dem folgenden Worte eng verbunden sind; meist auch nur im Anfang längerer Wörter, wie odiösas, poliiintur u. ä. Nur vereinzelt sind Dimeter, wie Amph. 565 eröm ludift- cari und Poen. 240 Söror cogita, ämabo, | ttem nos pßrhtberi. Denn sorör cogita, araäbo ist zulässig wie ertfni ludificäri, weil die Elision die beiden auch grammalisch zusammengehörenden Wörter bindet

So finden wir auch in dem Gebrauche der langen Silben in den Senkungen ein einheitliches Princip, das nicht bloss in den Iamben und Trochäen wahrnehmbar ist, sondern auch bei der

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6. Das Zusammenstoasen der aufgelösten Hebung and Senkung. 345

Behandlung der Kretikersenkung, die der inneren Senkung der iambisch-trochäischen Dipodien entspricht, und der Senkungssilbe der Bacchien, die der ersten Senkung der iambischen Dipodie gleichsteht, noch viel strenger durchgeführt wird. Trotzdem haben die römischen Dichter den eigentümlichen Charakter des päoni- schen Rhythmus, der durch freiere Behandlung der Senkungen ganz verloren zu gehen drohte, zu erhalten gewusst, indem sie die zweisilbige Senkung im kretischen Versmass gar nicht, bei den Bacchien nur vereinzelt gestatteten und dann in einer Weise, die jede Annäherung an einen andern, etwa den ionischen Rhyth- mus aussen liesst.

6. Das ZusammenatoBsen der aufgelösten Hebung und

aufgelösten Senkung.

Nachdem wir die Bildung der Hebungen und Senkungen in den verschiedenen Versmassen betrachtet hatten, kamen wir im Anschluss daran auch zur Erörterung der verschiedenen Compli- cationen, die entstehen, wenn die Hebung aufgelöst und die Sen- kung irrational ist. Nur eine derselben ist noch nicht im Zu- sammenhang behandelt, nämlich die Frage, wie weit Hebung und Senkung neben einander durch je zwei Kürzen gegeben werden dürfen, mit andern Worten die schon viel umstrittene Frage nach der Zulässigkeit der Proceleusmatici in Iamben und Trochäen. Denn auf diese beiden Versmasse beschränkt sich die Unter- suchung, da die Proceleusmatici in den Anapästen nicht bestritten werden und von uns bereits oben S. 291 berührt sind, die Kre- tiker und Bacchien aber überhaupt zu wenig aufgelöste Hebungen, beziehentlich zweisilbige Senkungen gestatten, als dass hier eine grössere Menge von Kürzen hinter einander vorkommen könnte, wie im Verhältniss der Senkung zur Hebung so auch etwa durch gleichzeitige Auflösung der benachbarten Hebungen, auch wo sie an sich nicht bedenklich ist, da beide Hebungen vollwerthige Längen zu je zwei %q6vov tiqcötol sind. Solche Complicationen sind im gewöhnlichen Gange dieser Rhythmen schon durch das Ethos ausgeschlossen. Damit soll natürlich nicht in Abrede ge- stellt werden, dass wie im Griechischen vereinzelt sich Kretiker oder Päone aus fünf Kürzen nachweisen lassen, vgl. Verfasser, de numero dochm. p. 11, so auch im römischen Drama bei Auflösungen eine grössere Zahl Kürzen vorkommt, wie Rud. 273

34(3 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Ünde nos htfstias ägerS voluisti huc. Doch bleibt derartiges stets eine Singularität, die in der besondern Beschaffenheit der ein- zelnen Stelle ihre Erklärung findet.

Schwierig ist es im römischen Drama, die ziemlich zahlreich überlieferten Procelensmatici als Ersatz der Iamben und Trochäen zu erklären. Wir ziehen zunächst das attische Drama herbei. Die ältere attische Comödie kennt wohl den Proceleusmaticus statt des Iambus im gewöhnlichen Dialogtrimeter, aber in sehr beschränktem Grade, sodass hervorragende Kritiker ihn ganz zu entfernen such- ten, vgl. darüber Rossbach-Westphal, Metrik III3, 2, S. 228 fg. und besonders August Nauck, Nachlese zu den Fabeln des Phaedrus in: Melanges Greco-Romains etc. Petersburg. V. 3, 1888, p. 303. Der Gebrauch einer aufgelösten Hebung mit folgendem Anapäst ist nur mit sehr wenigen und unsicheren Stellen zu belegen und sicher zu verwerfen; aber auch der proceleusmatische Iambus ist nur ganz vereinzelt wahrzunehmen und lässt sich vielfach durch leichte Textänderung beseitigen (aufgeführt a. 0.). Das Euripi- deisch-Menandrische Drama ist frei von diesen schon in der alten Comödie nur vereinzelt zugelassenen Proceleusmatici. Denn die wenigen Stellen, die unsre Ueberlieferung giebt, beweisen mit einer einzigen Ausnahme gar nichts. Es sind Men. 583, 2, ein Vers, den Stobaeus an einer Stelle als einen regelrechten Vers giebt und nur an einer zweiten Stelle durch ein zugesetztes de nach fieva erweitert, das Porson nach ywaixbg setzt, das aber wohl besser ganz entfernt wird, also xa fttxä ywaixbg (ö1) etatovx' sig oixtav; ähnlich Alexis 209, 2 im Anfange eines Citats, das mitten im Verse beginnt, wohl dnokaßs \\ xovxi, :: xi xovxo <$' iöxiv; :: 6 naQ1 vfimv iya nach Kock statt des ungeschickten und sicher- lich falschen iaxl xi\ Diphilos 104, 2 ist zur Verbindung der beiden Sentenzen ein yorp eingesetzt; fälschlich wird Damoxenos 2, 22 angeführt, vgl. Kock zu d. St., ibid. 59 lässt sich gleichfalls durch Streichung eines Öe leicht ändern. Am sichersten scheint demnach noch zu sein

Machon 2, 11 sfaaye ölcc xaöav Nixokatdag Mvxoviog, ein Vers, der im Verein mit den noch um besten verbürgten Aristo- phanischen Beispielen, wie Nub. 663 dXexxQvova xaxä xavxb xal xov aQQSva (selbst Lysistr. 1148 ddixiofisg^ aXX1 6 ngcoxzog aqxxxog mg xakog ist nicht die handschriftliche Ueberlieferung, vgl. Nauck, a. 0.) u. ä. gerade für die im römischen Drama vorkommenden

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6. Das Zusammenstoesen der aufgelösten Hebung und Senkung. 347

Proceleusniatici kein Vorbild gewesen sein kann, da diese ganz anders geartet sind.

Läset uns also in dieser Frage das griechische Vorbild im Stich, so müssen wir zunächst das Material untersuchen, welches das romische Drama bietet.

Der aufsteigende Proceleusmatiker ist gewöhnlich im Eingang iambischer Senare oder Dimeter, sowie im Beginn des zweiten iambisch einsetzenden Theiles der Langverse. Man ver- gleiche darüber Ritsehl, Prol. p. 289. Nur muss die zweisilbige Senkung aus einem oder zwei besondern Wörtern bestehen und die erste Hebungskürze entweder den Hauptton bei einem zwei- oder dreisilbigen Worte oder den Nebenton auf der Stammsilbe bei vier- und mehrsilbigen Wörtern tragen:

Trin. 66 Sed /toc äwlmum advorte atque adfer ridicularia. 538 Magis «page dicas, si 6mnia ex me audiveris.

p

440 Ego quoque volo esse liber. nequiquam volo u. a.

Andr. 43 Sed hoc nüht molestumst : uam istaec commemorätio.

150 Satis retemens causa ad öbiurgandum. :: Qui cedo? Dasselbe gilt vom zweiten, dritten und selbst fünften Fusse:

Trin. 472 Si quid tibi pkkeat, quöd illi congestum siet.

773 Illura bene gercre rem et valere et vivere.

86 Ätque td tarnen mihi lulkut suspieärier.

Capt. 920 Dlcam Öt slbi penüs aliud ornet, si quidem sese uti volet, codd. penum. Prician. aliud penus.

Andre Beispiele bei Ritsehl, a. 0.

Längere zusammengesetzte Wörter, beneficium, Philopolemus u. a., können nur so verwendet werden, dass die beiden Bestand- theile des zusammengesetzten Wortes zu einander treten, wie die zwei- oder mehrsilbigen Wörter, z. B.:

Capt. 873 Tuom modo in pörtu PJülÖ'polemum vivom salvom

et söspitem, und so in den vielen Fällen, wo man bgngflctum,

mattficium, wie benS föclas u. ä., z. B. Poen. 635 lesen kann, ohne zu einer vulgärlateinischen Form benficium, inalficium zu greifen, für die die Ueberlieferung bei Plautus und Terenz sonst nicht den geringsten Anhalt bietet.

Noch freier sind die Wortfüsse, wenn eine Elision zwei den

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348 Metrik. II. Hebung and Senkung.

Proceleusinaticus bildende Worter verbindet. Denn dann kann auch das erste Wort ein mehr als zweisilbiges sein:

Trin. 576 Di förtunabunt vöstra constfta. : : lta volo. Andr. 118 Quae ibi aderant, forte unaui asptcto odwlescentulani u. s. w.

Einen fallenden Proceleusmaticus dagegen hat 6. Her- mann uud F. Ritsehl, vgl. dessen Prol. p. 290 sq., unter keinen Umständen zulassen wollen und sie können dafür geltend machen,

dass in Fällen wie itä fäctam, bSneficlum, PhllÖpölemus der Vers- und Wortton sofort die Gliederung klar hervortreten lässt, sodass der rhythmische Gang des Verses hier immer leicht und gefällig bleibt; dagegen in Fällen wie PhllöpÖlSmüs z. B.:

Capt. 157 Quoi obtigerat postquam captust PhllopÖlemüs tuos,

wo man im Eigennamen eine Entschuldigung finden könnte, die rhythmische Durchsichtigkeit nicht die gleiche sei, insofern nur die erste Kürze den Ton trage und nach ihr drei unerhörte Kürzen vor dem nächsten Ictus zu stehen kämen, jedenfalls also die richtige Gliederung äuaserlich nicht gehörig markirt sei. Allein ganz so ungünstig liegt doch die Sache nicht. Denn auch die zweite Kürze einer aufgelösten Hebung hatte einen Ictus wie die erste, das ist in der alten Semeiographie, z. B. Anon. mus. § 100 u.a. und von Dionysius de comp. verb. 11 bezeugt. Letzterer beschreibt uns die metrische Gestaltung eines tigere als ooo: ßctQVTSQa pev rj xq(6ttj yCvstaL, al dvo dl ft£t' avtr^v 6%vzovol xai biLotpavoi. Und auch im römischen Drama war es hierin so wie im griechischen. Das war aus der Behandlung der beiden Hebungskürzen zu erkennen. Man erwäge, was wir oben S. 256 Über die Beschränkungen der verschiedenen Wörtern angehörenden Kürzen der aufgelösten Hebung beobachtet haben, wie dass

niäxüma miserae mihi zulässig, dagegen Ömniä modesto modo unzulässig war. Waren also die beiden Hebungskürzen als be- sonderes Wort enger verbunden und durch Wortende von der folgenden Senkung getrennt, so war die Gefahr, dass die drei letzten Kürzen der ersten gegenüber im Proceleusmaticus zusam- mengenommen wurden, bedeutend geringer, ja sie schwand noch mehr, wenn eins oder beide Wörter, wie mihi quidem nou pla- cet, erst durch das Kürzungsgesetz pyrrhichisch geworden war, weil dann die richtige Gliederung auch durch dies metrisch-pro-

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6. Das Zusammenstossen der aufgelösten Hebung und Senkung. 349

sodische Moment unterstützt wurde. Wenn nun sonst die Silben flüchtig und leicht waren, so kann mau einen fallenden Proce- leusmaticus wirklich noch erträglich finden. Sind solche Proce- leusmatiker in einer gewissen Anzahl in unserer Ueberlieferung gegeben, so wird man sie hinnehmen müssen. Solche Stellen sind:

Mil. 1437 Mägis me/uant, minus häs res studeant. : : Eamus ad me. Platidite.

Most. 384 Cedo soleus mihi , ut ärma capiam : iam pol ego oc- cidam patrem.

Aul. 595 Quasi piieri qui nare discunt, scirpea induitiir ratis, libri cum Festo et Donato.

Dazu das von Cicero, Tusc I 39, 94 überlieferte Bruchstück eines Tragikers:

Modo puerös, modo adulescentes m cursu a tergo insequens. Amph. 581 sq. Näm quor istuc dicis? equidem väleo et salvos

su*m recte. : : At te ;j Ego fäctam hodte proinde ac meritu's, dt minus valeas et miser sis.

Amph. 161 Ita peregre adveniens hospitio, libri cum Chariäio et Prisciano, Messung zweifelhaft.

Amph. 889 Aut säüs fäcivit mi ille atque adiuret msuper. Phorm. 394.

Bacch. 306 Nos äpud Theotimuw omne atfruni deposivimus.

Amph. 947 Ut quae äpud legtonem vöta vovi, si domum. Capt 731 Diu ego hünc cruciabo nur nach F.

Trin. 347 Multa bona, bene pärta habemus, bene si amico fe"ceris.

Ad. 563 Quem ego modo jw<e>Üni tantillum in mänibus gestavi meis; andre Messung ausgeschlossen, s. oben S. 72.

Epid. 668 Tace sis sine modo me höminem apisci. : : Dico egö tibi nunc tft scias.

Trin. 880 Mültä simül rogttas; nescio quid expediam potissu mum. Vgl. Bacch. 385.

Merc. 965 Uxör ttbi pldctda. et placatast. cette dextras nünciam; Bothe : placata et placidast.

Iiud. 1008 Iam ego te hie Itldem qttäst pt'mcillus növos exsur- geri solet.

Stich. 517 in hünc dleni. Sed sättn ego tecuui paeificatus sum, Ätitipho.

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350 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Truc. 363 Veh'in, si fieri pössit. : : Cedo solea,s mihi.

Aniph. 718 Äuiphitruo, speravi ego istain tiln jwnturam ffliuin.

Most. 1116 Exempla edepol faciam ego in te. :: Qtnä pläceo : exemplum expetis.

Amph. 442 Quemädmodum ego sum (saepe in speculura

inspexi) : nimts simtlest mei. Truc. 507.

Zu diesen 20 Versen könnte man noch manche hinzufügen, wie:

Cist. 334 Sättn tibi istuc in cörde certumst etc., doch giebt Ussing Satin istuc tibi ohne Variante.

Eine Anzahl Proceleusmatiker sind mit mihi in der Hebung überliefert, das man wohl kaum in mi ändern wird, das an dieser Stelle sogar ganz verworfen wird, wiewohl es an einzelnen Stellen, wie Truc. 653 gut Überliefert ist. Jedenfalls ist mihi in der Hebung so gewöhnlich, dass wir in folgenden Versen proceleus- matische Verbindungen nach der Ueberlieferung ganz unverändert lassen können:

Hacch. 334 Nescit quid faciat aü*ro. : : Mtlii dedgrit velim.

Amph. 512 lllxperiri istüc mavellem nie quam mVfi twemorarier.

Cure. 539 Ne te mlin /«ciäs ferocem aut supplicare censeas.

Trin. 968 Ädulescens, cedodum istuc aurum mtlu. :: Quod ego aurum dem tibi?

Trin. 927 MÜii /«/ttabat. : : Si adpellasses, respondisset nömini.

Ad. 337 An hoc pröferundum tibi videtur üsquain? : : Altlü qtadem nön placet

Phorm. 686 Ad restim mihi qutdem res redit plamssume. Vgl. Aul. 226 m!hl MSgadore. Anderes s. Müller, Nachträge S. 67.

Andre jedoch weniger sichere und zum Theil der Verbes- serung bedürftige Stellen sind:

Rud. 740 mSä pÖpülaris, möglich auch poplaris oder mea; ähn- lich Trin. 185 Em niea inälgfäcta. Cure. 93 V!d6n Üt apSrfüntur wäre regelwidrig, wohl vide ut äperiuntur. Aul. 603 Nunc erus

nißüs amät füiaiu huius Eüclionis paüperis. Amph. 513 lecti übi | cübüisti, nicht leetüs übt cübuisti. Poen. 1198 Quid est? :: Est

lepide et lauta üt sapit. : : Ingenium pätrts häb&t, quod sapii Stich. 87 Mülta scio faeuinda. Amph. 74 (prol.) wohl quasi slbl mä-

gistratum etc. 90 (prol.) Iövem facSre htstriöniam, nur Conjectur. Trin. 338 Qulä stne Ömni mah'tiast tolerare ei egestatem volo.

6. Das Znsammen8to88en der aufgelösten Hebung und Scnknng. 351

Asin. 902 verbessert Goetz gut sine <re^>venias; schwerlich ist der Proceleusmaticus richtig Bacch. 751. Cas. 242. Epid. 585 tain ero statt tarnen erÖ u. a.

Wir finden die Regel eingehalten, dass ein zweisilbiges Wort die aufgelöste Hebung bildet und die Senkung durch eine vom Wortton getroffene Silbe einsetzt, sodass die metrische Gliederung nicht bloss durch Wortende, sondern auch durch Wortbetonung klar zum Ausdruck gebracht wird. Denn auch das gerade die zwei Kürzen der Senkung enthaltende Wort muss immer ein zwei- oder dreisilbiges auf der ersten Kürze betontes sein oder ist auf der ersten, der Stammsilbe mit einem Nebenton versehen, wie parituram, penicillus, legionem, memorarier, latitabat.

Wie bei dem aufsteigenden Proceleusmaticus längere zusam- mengesetzte Wörter nur dann zulässig sind, wenn ihre beiden Be- standtheile den beiden öTjpela des Iambus nach ihrer Gliederung entsprechen, so können wir unter den gleichen Verhältnissen auch den fallenden Proceleusmaticus nicht unbedingt verwerfen. Stellen, wie die bereits angeführte

Capt 157 Quoi obtigerat postquam cäptust PJulopolemus tuos, ferner:

Rud. 43 Eam vidit ire e ludo ftdidnlö domum. Mil. 451 Dornt et tiümat, Athenis domus est. : : At erus est. : : Ego istam domum,

sind nicht vereinzelt. Denn es treten die Beispiele mit benefi- cium, maleficium u. 8. w. hinzu. Eine vulgärlateinische oder alter- tümliche Form wie benficium, malficium anzuerkennen liegt kein durchschlagender Grund vor. Was wir über den Charakter der Plautinischen und Terenzischen Sprache denn auch bei Terenz finden sich diese Messungen wissen, muss uns gegen derartige Annahmen sehr vorsichtig machen. Sämmtliche Verse mit diesen Worten fügen sich den angeführten beschränkenden Bestim- mungen:

Rud. 1247 Ne cönscii sint ipsi malefictis suis. Asin. 673 Redinie istoc beru f icit te ab hoc et tibi eme hunc isto argento.

Poen. 635 Malö si quid bßnefucläs, beneftCium mterit Eun. 149 Cupio aliquos parere auncos betirftctö meo.

871 Ut sölidum parerem hoc mlht &c??eficlum, Chaerea.

Phorm. 394 Di tibi »wa/efaclant. : : Prunus esse memoriter.

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352

Metrik. II. Hebung und Senkung.

Trin. 638 Ntfllum beneficium esse duco id, qu<5m, quoi facias, nön place t.

Trin. 1051 Quöm repetas, inimicum ainicuni invenias Wme- fictt tuo.

Rud. 1221 Atque ut gratum mihi benSftcluni factis experiar. :: Licet

Daneben kann recht gut einmal bßneflclum gemessen sein, wie bei bßne, so

Trin. 1130 Nam beneftcl um htfmini proprium quöd datur, pror- stfm perit,

sodass hier keine Aenderung nöthig ist; aber nicht Nam beneflcium homini oder ähnliches. Denn ein bSneftcium ist nach unsern Aus- einandersetzungen über das metrische Kürzungsgesetz unmöglich; wesshalb denn auch ein Versschluss bildendes beneftcium, gegen das Ritsehl, opusc. II, S. 720 nichts einzuwenden hat, überhaupt nicht vorkommt. Publilius sent. 48 giebt die Ueberlieferung Benc-

ftetum aeeipere h'bertatem est vendere mit richtigem Eingang,

wie Bonus änluius laesus gravius multo iräscitur. Dagegen giebt sententiae falso inter Publianas reeeptae 49 ed. VVölfl'lin jedenfalls einen Anstoss, wenn man messen soll Beneflci numquam cito dati

obliviscere statt B^nßflcii.

Weiterhin wird man auch solche Fälle nicht verwerfen, wie: Cure. 271 Petas ne forte tibi tveriiäi magniim malum, doch s. oben S. 75, da auch hier durch das metrische Kürzungsgesetz die Gliederung nach Hebung und Senkung scharf hervortritt, wie bei

beue veniät.

Dies alles zusammengenommen giebt eine ziemliche Anzahl Beispiele für fallende Proceleusmatici, die nach bestimmten Regeln ohne Schaden für den rhythmischen Fluss der Rede in die Iamben und Trochäen eingeflochten werden. Es giebt aber ausserdem noch eine Reihe eben solcher Proceleusmatici, die darum leicht und gefällig sind, weil die einzelnen Silben durch Elision enger verbunden sind. Dass in diesem Falle die Elision eine Folge von vier Kürzen erträglicher macht, lässt sich durch eine Analogie klar machen. Eine daktylische und auch als Daktylus betonte Wortform ist an sich in Iamben und Trochäen verpönt; allein ist sie erst durch Elision daktylisch geworden, so ist sie metrisch erlaubt. A. Spengel zu Ter. Ad. 827 führt ausser der genannten Stelle mit intellegSre in loco noch an: Eun. 933 perpStuo oderit.

6. Das Zu8aniineusto8öeii der aufci-lusten Hebung und Senkung. 353

Heaut. 86 consilio aut rc iüverit Phon». 101 cöntinüo, Antipho,

G01 pertiuiüi äüteni; dazu Ad. 318 eripercm Öcülos in regelrechtem Proceleusmaticus; ebenso bei Plautus, Bacch. 528 Mnesilöchuni üt und oft. Eine ähnliche bindende Wirkung der Elision fanden wir in Dipodien, wie Stich. 716 eripe Sx Örß u. ä., s. oben S. 79.

So brauchen auch Plautus und Terenz solche fallende Pro- celeusinatiker in Elision gleicher Weise, wie die aufsteigenden, vgl. oben S. 348. Bei Terenz:

Ueaut. 63 Aut plus eo ut conicio arjrum in his reghSnibus, da In his nicht Terenzisch scheint.

Heaut. 502 Contmuo hic ädero. : : ltä quaeso. di vostrain fidem; öfters bei Plautus:

Capt. 493 Qui constfium tmere, quo nos victu et vita prtfhi- beant.

Aul. 539 Tarnen meo quidem antmo a/tquanto facias rectius. Asin. 634 Quos hodic atfulescens Diabolus ipsi daturus dixit. Trin. 804 Contintw ujterito denuo, sed clanculum.

806 ltä /äctam. : : At emm nimis l(5ngo sermone ütimur, vgl. Poen. 455.

•i

Aul. 168 Clamöres, iinpena, cbüraia. ve'hicla, pallas, pürpurani.

Rad. 940 Nihil häbco mtölesceus piscium.

Truc. 656 Fuit JuxTte edeyöl Mors meo (pe^riratüs patri.

Men. 119 jVtmiuni njo te häbüi delicatam. nunc adeout facturus dicam.

Meu. 617 Quo ego rcdcam. :: Jüqtttdem ad phrygionem censeo:

ei pallam refer, oder Quo Sg6 redeam.

Merc. 1016 JVtttöquam iÄius, qua se lege teueant contenti- que sint.

<

Bacch. 148 O bärathrum, ubi nunc es? üt ego te usurpem lubens; leichte Aendcrung ist: ubi's uunc.

Pseud. 314 Apud novercam querere. :: e)w an fimquam tu htfius nupsisti patri.

Bacch. 51 Duae unum expctitis palumbem : peri 'i ärttwdo iilas verberat; wohl auch

Mil. 1351 Parvi ego ältös /ücto. äyite <i>te cum dis benevolen- tibus u. a.

Ki,ot/, Oruii<l/üR<* altrrimi eher Metrik. i>3

354 Metrik. II. Hebung und Senkung.

Mil. 1118 Dicas uxorem tib% «ecessum esse dücere, wo man allerdings esse sireichen kann.

Hier sind überall die strengen Bestimmungen eingehalten, wie bei den gleichen Formen ohne Elision. Nur wie wir oben bei aufsteigenden Proceleusmatikern, die man allgemein an- erkennt, in der Elision etwas freiere Silbenverbindungen be-

merkten, wie Trin. 576 consißa. : : Ita volo. Andr. 118 ädspielo

ädulescentulam. Ad. 318 eripSrem Öculos, die ganz den ange- führten daktylischen Ausgängen wie intellSggre in loco entspre- chen, so zeigen sich auch bei fallenden Proceleusmatikern ähnliche

Formen consillum Inlere. contlnüo Öpgrito u. ä.

Endlich der Fall, dass die Elision nicht '6 o, ^ ^ verbindet, sondern ^,o^^ und 3oü, u, bei längeren Wörtern, ist so ver- einzelt, dass Zweifel gestattet ist, nämlich nur:

Mil. 985 Venus ine amat. : : St täce apenuntur föres : concede huc clanculum und

Epid. 205 Ißctpisun cwhelittfni. : : Clementer requiesce. : : Ani- mum advörtite.

In Bacchien erscheint Cas. 153 Ego pol tllum ganz vereinzelt, auch kaum richtig gebildet, vgl. S. 343.

So lässt sich also das Vorkommen von vier Kürzen im fal- lenden Proceleusmaticus durch 50—60 Stellen belegen und ist ausser Frage zu stellen, da dieser fallende Proceleusmaticus ganz nach denselben Gesetzen gebildet erscheint wie die aufsteigenden, wonach nicht beliebig vier Kürzen zusammentreten dürfen, son- dern bestimmte Verhältnisse vorliegen müssen, die die metrische Gliederung erleichtem.

Es bleibt aber noch übrig diese Proceleusmatiker rationell zu erklären, und zwar gilt dies nicht bloss von den verhältniss- mässig seltneren fallenden, sondern ebenso von den steigenden. Denn beide finden, wie wir sahen, kein eigentliches Analogon im griechischen Vorbilde, noch viel weniger natürlich in der alt- heimischen Saturnierpoesie oder gar in den Gepflogenheiten der classischen römischen Dichtkunst. Hier lässt uns die Betrachtung der geschichtlichen Entwickelung zunächst rathlos. Und doch ist, wollte man auch die mehr als 50 Stellen mit vier Kürzen im fallenden Rhythmus, weil man sie metrisch nicht erklären könnte, durch die Textkritik beseitigen, damit gar nichts ge- wonnen. Die ziemlich massenhaften Beispiele wie Trin. 440

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6. Das Zusamnienstossen der aufgelösten Hebung und Senkung. 355

Egö quoque,Capt. 912 Quasi lÜpÜs, Merc.235 Male mihi u. s. w. u. s. w. bringt man nicht hinweg. So wären wir bei dem letzten Punkte unserer metrischen Untersuchungen vollständig rathlos, wenn wir nicht längst im Verlaufe unserer Darstellung das Princip der ein- heitlichen metrischen Technik als das alle die verschiedenen prosodischen, metrischen und rhythmischen Einzelheiten und Eigenheiten im grossen Zusammenhange ordnende und dabei selbstständig schaffende gewonnen hätten.

So ist auch in diesem Falle die Erklärung sehr einfach. Von den lamben war die einheitliche Gestaltung und Neube- lebung der übrigen Versarten ausgegangen, und da kann es nicht Wunder nehmen, wenn die allgemeine Wirkung schliesslich ein- mal wieder auf diese zurückfällt. Wir haben oben nachgewiesen und ausführlich mit Beispielen belegt, dass die im Vergleich zum griechischen Drama viel zahlreicheren Auflösungen der Hebungen der gewöhnlichen Anapästen weiter nichts bedeuten als ein Ein- dringen der Praxis der iambischen Hebungen, zu denen sie auch genau in allen Einzelheiten stimmen. Der durch den Grund- charakter der beiden Rhythmen bedingte Unterschied dabei war nur der, dass, wo im Iambus ein Tribrachys entsteht, im ana- pästischen Versmasse der Proceleusmatiker unvermeidlich wird, da man doch nicht immer die Senkung zusammenziehen konnte, ohne den leichten Gang des Rhythmus gänzlich zu zerstören oder doch wenigstens die durch die häufigen Auflösungen der Hebungeu gewonnene Belebung sofort wieder aufzugeben. Diese in den Anapästen sehr häufigen Proceleusmatici gleichen aber in ihrem Aeussern und in ihren Baugesetzen denen der lamben und Tro- chäen wie ein Ei dem andern. Man vergleiche nur folgende ana- pästische Dimeter, die zugleich auch iambische Versanfänge sein könnten. Das ist die Wirkung gleicher metrischer Technik.

Mil. 1011 fomuni lidbe antmum, ne formida. 101G amät müh er quaedam quendam, vgl. Ad. 118 amät : däbttur a me Ar- gentuni in lamben u. ä. o.; ferner Mil. 1030 Ältquäm mihi pärtem hodte Öperae des. 1037 adi midier. : : Pulcer salve. 1063 satia liabc'6 divitiärum. Bacch. 1152 Meuni pensum tgo Itjnde acciirabo. 1153 Factto:6g6 quod dixi haud miitabo. 1162 Quid multa? ego

ämo. :: An amas. :: val yccQ. 1172 Tibi mulum magnum dabo

iäui. : : Patiar. 1177 Egö quidem ab hoc certe exörabo. 1188

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350 Metrik. II Hebung und Senkung.

boni cäve culpa tua amfssis. 1190 egon übt meüs ibt pötem.

Nun aber begegnen auch die fallenden Proceleusmatici in den Anapästen als ganz legale Erscheinung, wenn auch, wie in den Iamben und Trochäen nicht ganz so häu6g, wie die auf- steigenden, so doch ganz unbestritten in ausreichender Menge. Auch hier sind sich die vier Kürzen in Anapästen und Iainbo- Trochäen völlig gleich gebaut. Man vergleiche folgende Anapäste mit den oben angeführten Beispielen:

Mil. 1082 Postrfduo natus sum ego mutier. 1084 Iani iam

sat amabost : stritte abcaw. Bacch. 1173 Nön metiiö ne quid

mihi doleät. 1174 Ei nühi mttüö. 1176 Abiu a nie scelus. :

Sine mea piettis. 1187 Mmüme, nölö : nihil mörbr'.sinc sie. Trin.

841 Pol quamquäni dornt cüpio, oppSriar. Pseud. 136 Neque ego

hoiniues mätfi-s ästnos ümquam. 182 Quör ego vesteni äürum

ätque qutbus est. 183 Dornt nist malüm vostra öperast hodie u. s. w.

Es sind ganz dieselben metrisch-rhythmischen und Accent- verhältnisse, und es hat offenbar ein gegenseitiger Austausch zwischen Anapästen und Iamben stattgefunden. Wie die aufge- lösten Hebungen der Anapästen ihre Erklärung durch den Einfluss der Iamben und Trochäen erhielten, und umgekehrt der dakty- lische lamb im Eingang iambischer Verse unter dem Eiufluss der iu\ anapästischen Versmasse ganz legalen Daktylen bei Plautus sich auch im Innern der iambisch - trochäischen Verse zeigt, vielleicht auch ein Theil der inneren Spondeen (besonders die- jenigen nach aufgelöster erster Hebung der Dipodie) durch die analoge Erscheinung in den Anapästen wenigstens gestützt wurde, so hat im iambischen und trochäischen Rhythmus die zweisilbige Senkung vor oder nach aufgelöster Hebung ihre Stütze und wohl auch Quelle in den entsprechenden anapästischen Senkungen. Es ist hier nur die fast selbstverständliche Kehrseite zu der oben erörterten Wirkung der gleichmässigen metrischen Behandlung aller Rhythmen. Wie man solche anapästische Dimeter: passim

caerüleos per campos. Pol vero ista mala et tu nihili u. ä. darum abweichend vom griechischen Vorbilde baute, weil sie sich ganz mit dem entsprechenden Senaranfange deckten, so war ein Ana- päst: Pol quaniquäm dorn* ctqno, oppßrlär. bonum habe anlmüm,

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6. Das Zusammenetosaen der aufgelösten Hebung und Senkang. 357

ne förmtda u. ä. vorbildlich für ut quae äpüd %<Önein. Iani ego

te hic tttdem quasi 2>cmcillus. Täce sis sitie modo nie homlneni.

Di tibi male factant. Nihil häbeo ärfulescens u. s. w. Denn das könnten alles auch anapästische Takte sein. Gerade so ist es auch in den Fällen, wo die vier Kürzen sich im zweiten Theile

des Senars u. s. w. finden: Veh'm si fieri possit cedo sdle&s mihi u. ä.

Daraus ergiebt sich aber auch, dass der Anapäst, wie er im Baue seiner Hebung sich nach festen Regeln gebildet zeigte, vgl. oben S. 281—296, so in Bezug auf die Senkungen auch bei noch so vielen Kürzen durchaus nicht ein 'wilder' Rhythmus ist, son- dern so viel und so wenig streng gebaut ist, wie die Iamben und Trochäen.

Somit haben wir die metrischen Erscheinungen des Princips einheitlicher Verstechnik in allen wesentlichen Punkten bespro- chen. Es hat sich nunmehr eine zusammenfassende Erörteruni; Uber dieselbe anzuschliessen, in der kurz darzulegen ist, was in den Kunstformen des altrömischen Dramas der altheimischeu Technik entlehnt ist, was dem griechischen Vorbilde entstammt und was die Schöpfer und Hauptvertreter des römischen Dramas durch eigne Leistungen für Fortschritte gegenüber der bisherigen hellenischen Dichtung erreicht haben. Eine von dieser Erörterung abhängige Entscheidung ist dann zu suchen in der Frage, wie weit diese einheitliche Gestaltung der Versmasse, die die alt- römischeu Verskünstler so cousequent durchführten und durch dieses Princip erklären sich alle die verschiedenen Probleme und die Abweichungen von der bisherigen Art in einfachster und un- gezwungenster Weise den wesentlichen Charakter der einzelnen Versgattungeu alterirt, das Ethos der verschiedenen Rhythmen zu verschieben vermocht hat. Damit eröünen wir unsern dritten Theil.

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Rhythmik.

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I. Elemente der Rhythmik.

1. Ergebnisse über Plautlnische und Terenzisohe Frosodie

und Metrik.

Wir haben einen ziemlich langen Weg zurückgelegt, indem wir die Plautinisch-Terenzische Verstechnik nach den wesentlich- sten Gesichtspunkten erörterten. Dabei haben wir uns begreif- licherweise überall nur an die gebräuchlichsten Versarten und Versmasse gehalten, selten vorkommende Verse nur in einzelnen Fällen, wo sie ein wesentliches Moment der Entscheidung brach- ten, iu die Betrachtung gezogen. Diese Beschränkung war un- bedingt geboten, wo es galt, erst Grundzüge für ein System der Metrik darzulegen. Die seltneren Versarten sind vielfach ihrer Existenz nach Gegenstand des Streites, der sich erst entscheiden lässt, wenn man au den sicher anerkannten Formen einen festen Halt gewonnen hat. Trotz dieser Beschränkung aber denken wir erreicht zu haben, was wir Eingangs in Aussicht stellten. Wir haben überall nur in der Frage über den Bau iambischer Schlüsse und in einer Einzelheit des Gebrauchs der Spondeen in den inneren Senkungen der Iamben und Trochäen lässt uus viel- leicht das überlieferte Material in Unsicherheit Normen ge- funden, nach denen sich zwei Bestandteile ausscheiden liefsen, die altrömischen Elemente und die Wirkung des griechischen Vorbildes. Nach Ausscheidung dieser beiden Faktoren blieb uns alles das zurück, was die römischen Dramatiker selbstständig geschaffen haben, und für das alles stellten wir eine einzige und sehr einfache Erklärung auf in der Annahme der einheitlichen metrischen Technik. Man mag da einwenden, auch das sei nur eine neue Hypothese an Stelle verschiedener alter. Allein sie hat doch den Vorzug, dass sie sich einfach schon aus einer Ver- gleichuug der römischen Trochäen und Iamben mit den griechi- schen ergiebt und auf einem bisher schon anerkannten metrischen Uniwandlungsprocess als Ausgangspunkt beruht und, was nicht

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

minder zu beachten, alle Probleme, auch die bisher noch ganz ungelösten, mit einem Schlage erklärt und so vielfach, wie wir sahen, die Bestätigung in sich selbst enthält. Haben wir aber unser Princip mit Consequenz durch die wichtigsten prosodischen und metrischen Erscheinungen hindurch verfolgt, so dürfen wir schliesslich auch nicht davor zurückschrecken, zu untersuchen, ob das altrömische Drama auch in seiner Rhythmik durch Ein- führung dieses Princips ähnliche Umwandlungen hervorgerufen hat; selbst wenn wir von vorn herein uns bewusst sind, wie schlüpfrig bei dem heutigen Stande der Forschung und der Geringfügigkeit des in den Bruchstücken der neuen attischen Comödie vorliegenden Materials hier der ganze Boden ist

Doch fassen wir zunächst die bisherigen Ergebnisse zu- sammen, ehe wir auf diesen weiter bauen. Das römische Drama hat eine ziemlich hundertjährige Entwickelung durchgemacht, die manche Veränderungen brachte. Gewiss sind auch für die Aus- bildung der metrischen Kunstformen Livius und Naevius, Ennius, Accius und Caecilius u. a. von hoher Bedeutung gewesen. Was aber die metrische Behandlung der allgemeinen Vorgänge und der einzelnen Versmasse betrifft, so sind für uns nur noch zwei Epochen klar zu unterscheiden, die sich lediglich an die Namen Plautus und Terenz knüpfen, wenn auch in Wirklichkeit vieles, was wir kurz diesen beiden Dichtern, von denen wir noch voll- ständige Dramen haben, zuschreiben, auf andere zurückgehen mag. Auch können wir die metrische Technik der Römer ebenso wenig wie die römische Poesie selbst bis zu ihren Anfangen zurückverfolgen, und es wäre zwecklos, hier die einzelnen Zeug- nisse über die verschiedenen uralten poetischen Erzeugnisse der Römer zusammenzustellen. Selbst das Arvallied und Anderes kann uns keinen verlässlichen Anhalt für eine metrische Theorie geben. Auch die älteste uns bekannte Saturniertechnik hatte gewiss eine längere Vorgeschichte. Die nächste Verwandtschaft mit ihr mögen die wiederholt von Cicero (Brut. 19, 75. Tusc. I, 2, 3. IV, 2, 3 unter Berufung auf Cato's Origines) erwähnten uralten carmina de clarorum virorum laudibus in epulis cautitata a singulis con- vivis gehabt haben, sowie die nach Varro's Zeugniss (bei Non. p. 76) von pueri modesti assa voce oder cum tibicine vorgetra- genen mit den von Cicero genannten vielleicht identischen Lieder, in denen sich unter Einwirkung bestimmter altheimischer Me- lodien so eigenthümliche Versformen lange vor der Scipionenzeit

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1. Ergebnisse über Plautinische u. Terenzische Prospdie u. Metrik. 363

(nach Cato multis saeculis ante aetatem suam) entwickelt haben mochten, wie sie uns die ältesten uns erhaltenen Saturnier als althergebracht vermuthen Hessen, vgl. S. 229 fg.

Diese in den Grabsteinen der Scipionen eingemeisselten Sa- turnier gehören zwar einer von der Comodie grundverschiedenen Stilgattung römischer Poesie an, aber so sehr sie auch in ihrem feierlich gehaltenen Elogienstil von dem in dem römischen Drama herrschenden lebhaften Tone abweichen, lassen sie doch den gemeinsamen Boden hinreichend erkennen. Sie zeigen uns acht römische Eigenheiten der metrischen Technik, wie die sorgfäl- tige Behandlung iambischer, grössere Freiheiten bei trochäischen Schlüssen, einen scharf trennenden und darum Hiatus duldenden Einschnitt, der noch die Entstehung der Saturnischen Langzeile aus zwei Kurzversen erkennen lässt, die Unterdrückung von Senkungen nicht bloss am Ende des Verses, irrationale Langen auch in den inneren Senkungen der Dipodie und Eigenheiten in der Bildung der Hebungen, die Wirkungen des metrischen Kür- zungsgesetzes u. a.

Dagegen ist auch bereits der griechische Einfluss wahrnehm- bar, der ja ganz natürlich ist. Denn zu der Zeit, da das unter Rom 8 Herrschaft geeinte Italien des dritten vorchristlichen Jahr- hunderts in den politisch-militärischen Kampf mit den hellenistisch- makedonischen Reichen und der in Karthago vertretenen letzten Macht des Phönicierthums eintrat, beherrschte griechische Lite- ratur, die eine nach Praxis und Theorie völlig entwickelte poe- tische Technik besass, vielfach die Culturcentren des römischen Gebietes, ohne dass die heimische Kraft irgend etwas Nennens- werthes dagegen stellen konnte. So hatte der Process der Ein- wirkung griechischer Bildung auf römisches Wesen auch bereits die poetische Form ergriffen. So erklärt sich der unverkennbare Ansatz zu dem im Laufe der nächsten Jahrhunderte immer mehr zum Durch bruch kommenden Dipodiengesetze, das in den Satur- niern ungefähr ebenso durchgeführt ist, wie bei Plautus, s. oben S. 317 fg. und S. 319 fg., bei Terenz aber noch sorgsamer beachtet wird S. 240 fg., ebenso die Vermeidung der schweren Länge wie in den inneren Senkungen, so auch in der letzten Senkung bei trochäischen Schlüssen, s. oben S. 225 fg. u. a.

Bei Plautus finden sich die hauptsächlichsten Eigenheiten der römischen Verstechnik erhalten, die Auflösbarkeit der vor- letzten Silbe in den katalekti sehen trochäischen Schlüssen, die

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Irrationalität aller Senkungen mit Ausnahme der letzten bei iambiscbem Schlüsse und die den Laugvers zu zwei selbststän- digen Kurzversen gestaltende Kraft der Hauptcäsur. Aber er nimmt natürlich auch alles das an und bildet es weiter aus, worin wir auf griechischem Einfluss beruhende Erscheinungen in den Saturniern suchten, vor allem hält auch er die im griechi- schen Vorbilde nur durch ein oder zwei Kürzen, aber nie durch eiue lange Silbe ausdrückbaren Senkungen frei von den aller- schwersten Längen.

Ueberhaupt aber ist in der Plautinischen Metrik keine Re- action gegen griechischen Einfluss zu erkennen, im Gegentheil sie weist viele nach griechischem Vorbilde geschaffene Neuerungen auf. Dahin gehört in erster Linie die Elision in deu Haupt- einschnitten auch der Langverse, die sogenannten latenten Cä- suren, die Vernachlässigung der Hauptcäsur selbst in Lang- versen, die Annahme zahlreicher daktylischer Wörter und Wort- ausgänge mit der Betonung der letzten beiden Kürzen durch deu Versictus, und zwar nicht bloss in dem anapästischen Rhythmus, sondern auch in den Iamben und Trochäen, desgleichen verein- zelt sogar die gleiche Versbetonung bei längeren tribrachisch schliessenden Wörtern, wenn auch nicht bei tribraebischen Wör- tern selber, endlich die sog. prosödischen Hiate mit Verkürzungen in Hebung und Senkung der Verse des ydvog i'oov, sowie in den Hebungen der Iamben, Trochäen und Kretiker. Hier geht Plautus, soweit wir nach dem vorliegenden Material urtheilen können, sogar weit über die griechische Praxis hinaus. Denn im attischen Drama begegnen wir diesen prosödischen Hiaten wohl in deu indischen Iamben und Trochäen sowie in den Logaöden, Dakty- len und Anapästen, allein in den eigentlichen Dialog versen, den iambischen Trimetern und Tetrametern sowie den trochäischen Tetrametern sind sie nicht gebräuchlich gewesen. Den Grund für diesen ausgedehnteren Gebrauch haben wir bereits oben S. 125 angegeben und wir werden im nächsten Abschnitte darauf zurück- kommen. Jedenfalls aber ersieht man aus diesen Thatsachen, wie vielfach sich die griechische Technik in die altheimische eindrängte, wie wenig die letztere Widerstandskraft zeigte, ihre Eigenart zu bewahren.

Dem gegenüber finden wir in der Terenzischen Verskunst eine entschiedene Reaction in nationalrömischem Sinne. Zwar die laxere Art der Anfügung der beiden Hemistichien zu einem

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1. Ergebnisse über Plantini8che u. Tereuzische Prosodie u. Metrik. 365

Langverse hat Terenz in seinen trochäischen, bacchiischen und kretischen Tetranietern ganz aufgegeben, bis auf einen ver- schwindend kleinen Rest oder vielleicht auch ganz in den Jam- bischen Octonaren und Septenaren. Darin aber braucht man kein erhebliches Fortschreiten des griechischen Einflusses zu sehen. Denn diese asynartetische Compositionsweise der Kurz- verse zu Langzeilen hatte nur in den Saturniern ihr Vorbild und dies Vorbild mochte zu Terenz' Zeit mit dem Abkommen dieser Verse selbst unwirksam geworden sein; es war diese Art dem- nach für Terenz weder eine historisch-berechtigte, noch hatte sie irgend eine innere Begründung. Denn es lasst sich nicht leugnen, dass diese verschiedenartige Behandlung der Cäsur in den Langzeilen, wie sie Plautus zeigt, einen offenbaren Wider- spruch in sich selbst enthält. Denn es ist unverträglich Hiatus, syllaba anceps und somit völlige Trennung zwischen Heraisti- chien eintreten zu lassen, die doch rhythmisch eng zusammen- gehören, und diese enge Zusammengehörigkeit wieder durch Eli- sionen, latente Cäsuren, Vernachlässigung aller Hauptcäsureu und Bindung durch lange, von dem ersten bis weit ins zweite hinein- reichende Wörter auch in der metrischen Technik vielfach zum Ausdruck zu bringen. Diese zwiespältige Behandlung erlitt weder der Saturnier noch der griechische Tetrameter. Vor diese bei Plautus, wie wir sahen, noch historisch berechtigte Zwiespältig- keit und Zwitterhaftigkeit gestellt, konnte bei Terenz die Ent- scheidung nicht zweifelhaft sein. Elision und latente Cäsur waren sehr wohl verträglich mit der römischen Aussprache und haben sich auch in der classischen Zeit erhalten. Wir finden sie zuerst in Seneca's tragischen Versen gänzlich gemieden. Terenz ver- zichtete lieber auf die freiere asynartetische Behandlung der Te- trameter, was unter den vorliegenden Umständen das nächst liegende war. Wenn das also auch eine thatsächliche Annähe- rung an die griechische Praxis war, so lag doch der Grund dazu in der Sache selbst; es war hier lediglich eine Consequenz, die zu ziehen den Plautus wohl nur die Wirkung der damals noch nicht abgestorbenen Saturnierpoesie abhielt. Wir sehen also hier nur den Kampf gegen die Zwitterhaftigkeit, der auch Altrömi- sches beseitigt, wenn es mit der einmal reeipirten Praxis un- verträglich ist.

Eine andre Annäherung an die griechische Technik bei Ennius und Terenz, s. oben S. 100 fg., könnte man darin suchen,

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

dass diese beiden Dichter einsilbige Präpositionen u. ä. ans Ende der Verse stellten, was Plautus nicht zu kennen scheint. Allein das ist kaum als etwas Wesentliches zu bezeichnen und ent- sprach auch nicht der griechischen Praxis vollständig, sondern war vielmehr nur eine consequente Uebertragung eines auch bei Plautus ganz gewöhnlichen Vorganges in den Hauptcäsurschlüsseu der Langverse auf die Zeilenschlüsse. So sehen wir in diesen Fällen bei Terenz wohl einen rationellen Fortschritt, aber nicht sclavischeu Anschluss an dir fremde griechische Art. Dasselbe gilt von dessen Behandlung der schwerbetonten Längen in den inneren Senkungen der Dipodien. Hier hat Terenz gegenüber den ziemlich zahlreichen Ausnahmefällen bei Plautus verschwin- dend wenige zugelassen, principiell aber unterscheidet er sich nicht von seinem Vorgänger. Ebenso in allen andern Fällen, wo Plautus im Gegensatz zur griechischen Praxis die acht romi- schen Gepflogenheiten wahrte, ist auch Terenz ganz auf dem gleichen Standpunkte geblieben. So in Anwendung des metrischen Kürzungsgesetzes, sowohl in Fällen wie lSvi, wo es sich um iambische Wörter handelt, als auch in kretischen, soweit diese ausserhalb des anapästischen Rhythmus bei ihm möglich sind, wie in Daktylen Andr. G25 Hocincst credibile äüt memöräbile, und auch in Zusammensetzungen mit Präpositionen, wie p£r up- pressiones, und längeren Wörtern, wie vÖlüptäÜ, vßrßbämini; ferner in den Gesetzen über iambische und trochäische Schlüsse, in der ganz eigenartigen Bildung der zweisilbigen Hebungen, dies selbst in Schlusshebungen, wie nlsl quiä propest nach Plau- tinischem aqua cälet u. ä., endlich in der vom griechischen Vor- bilde abweichenden Zulassung der fallenden wie aufsteigenden Proceleusmatici u. a.

Aber auch eine entschiedene Reaction gegen manches Un- römische in des Plautus prosodischer und metrischer Technik ist bei Terenz wahrnehmbar. Dahin gehört vor allem die Beschrän- kung der prosodischen Hiate, die im griechischen Drama bei Daktylen und Anapästen sowie in den Hebungen der Päonen, melischen Iamben und Trochäen vorkommen und von Plautus gleichfalls in allen diesen Versarten verwendet wurden. Denn alle diese Plautinischen Hiate sind bei Terenz verschwunden bis auf den einen ganz besondern Fall, nämlich bei einsilbigem Wort in der ersten Stelle der aufgelösten Hebung der Iambeu und Trochäen; dort aber wie bei Plautus in stichischen und melischen

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1. Ergebnisse über Plautinische u. Terenzische Prosodie u. Metrik. 367

Partien gleichniässig. Plautus' Zeit mochte solche Uiate darum noch gern zulassen, weil so der noch schwerfalligen und spröden Sprachform manche Kürze abgewonnen wurde, wie in öbsßqul anlmo suo. Aber es geschah dies doch durch ein prosodisches Experiment, das sich, wie wir sahen, nie auch nur in einer Gat- tung der romischen Dichtung recht hat einbürgern können.

Noch folgenschwerer war die Reaction des Terenz in einem zweiten Punkte. Plautus hatte eine ziemliche Menge im Grie- chischen zwar ganz gewöhnlicher, dagegen mit dem römischen Accentgesetz durchaus unverträglicher Betonungsarten aus dem fremden Vorbilde herübergenommen. Wir heben hier weniger solche Fälle wie lämpädlbus, tönslllä und pröpittä u. ä. hervor, weil diese auch bei Plautus nur vereinzelt und besonders die letzteren nur unter gewissen strengen Cautelen vorkommen. Aber ganz gewöhnlich sind doch bei ihm Betonungen wie corpörä nicht bloss in Anapästen, sondern auch in Iamben und Trochäen, oft allerdings in prächtiger Spielerei wie meä suavls äinabllls änioena, 8. oben S. 277, aber auch sonst ziemlich häufig, gewöhn- lich, aber nicht ausschliesslich, im Anfange iambischer Verse. In den Anapästen wagt Plautus unter der Einwirkung des grie- chischen Vorbildes und nur an der Versstelle, wo sie das grie- chische Vorbild giebt, nämlich in dem ersten Fusse der Dipodie die Betonung möre modesto, die in lamben und Trochäen selbst bei Plautus ganz unerhört ist, auch in dessen Anapästen nicht so häufig erscheint, wie in den griechischen, aber doch an der bestimmten Stelle ganz legal ist. Diese Betonung hat Terenz gar nicht und die erste in daktylischen Worten vielleicht in zwei ganz vereinzelten iambischen Eingängen, die jedoch Zweifel gestatten, a. oben S. 276. An sich müssen wir hierin eine recht gesunde Reaction des römischen Wesens gegen einen ausländischen Eindringling erblicken. Denn sie beseitigt nur unnatürliche, dem römischen Ohre widerlich klingende Betonungen. Allein die Con- sequenz davon ist, wie wir andeuteten, eine höchst wichtige, das völlige Aufgeben des anapästischen Rhythmus, in dem so manche schöne und wirksame Partie dem Plautus gelungen war. Wenn trotzdem Terenz ganz auf diesen Rhythmus ver- zichtete, so that er das wohl im vollen Bewusstaein des Wertes dessen, was er aufgab; aber um so entschiedener und ziel- bewusster zeigt sich auch seine reagirende Richtung. Mit sol- chen dem Griechischen entlehnten Messungen, wie perdere, mira

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

vtdentür war das charakteristische Merkmal der Anapästen ver- schwunden. Aber schon Plautus hatte nicht gewagt mit den griechischen Formen allein ohne jede Neuerung lateinische Ana- päste zu bauen, was er da herausgebracht hätte, beweisen uns genugsam die monotonen, klappernden auapästischen Di- meter eines Seneca , sondern schon Plautus hatte eine grössere Anzahl Gepflogenheiten der entsprechenden iambischen Verse, besonders beim Baue der Hebungen zur Hilfe genommen. So war der Plautinische Anapäst eine rechte Zwitterbildung aus griechischen und römischen Elementen. Wollte nun Terenz dies Zwitterhafte beseitigen, etwa indem er die griechischen, mit der römischen Sprachgewohnheit unverträglichen Elemente entfernte, so blieb eben kaum noch ein Anapäst zurück, sondern besonders in sämmtlichen Hebungen ein fast ganz iambischer Vers, der sich nur am Ende erst und da auch bloss in den akatalektischen Versen und bisweilen durch seine schwerere Senkung von den gewöhnlichen Zeilen des aviöov ytvog einigermassen abhob. Da that Terenz den am nächsten liegenden Schritt Er brauchte als Ersatz für den anapästischen Vers die entsprechenden iambischen Langverse, die dem Charakter der lateinischen Sprache seit alter Zeit schon viel mehr angepasst waren, wie z. B. im Finale der Adelphen v. 934 957 Me dücere autem etc. solche iambische Octonare erscheinen an einer Stelle, die Plautus wohl in Ana- pästen componirt hätte. Die iambischen Langverse genügten ihm in den Dialogpartien vollständig als Ersatz der Plautinischen Anapäste. Freilich für die in den Canticis vereinzelt ganz nach griechischem Vorbilde, wie wir sehen werden, vgl. I, 7, gebrauch- ten, also sog. melischen Anapäste konnte der Iambus kein rechter Ersatz sein. So mag Terenz darauf gekommen sein Ersatz zu suchen in einem Rhythmus, der seinem Ethos nach recht gut die bewegten melischen Anapäste vertreten konnte, auf deu Choriambus, den er in seinem letzten Stücke recht gewandt und bedeutsam, wie wir sehen werden, nach ähnlichen Monodien der neuern attischen Comödie zur Anwendung bringt Wir finden in dem jugendlichen Terenz einen der strebsamen Künstler. Von manchen dem römischen Wesen zuwiderlaufenden Neuerungen hat er sich abgewandt, die Anapäste ganz aufgegeben, Kretiker und Bacchien nur noch in seinem ersten Stücke nach Flau tini- scher Art gebaut, nach neuen Kunstforuien Lateinische Chor- iamben vor Terenz sind nicht sicher zu erweisen, worüber

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1. Ergebnisse über Plautinische u. Terenzische Prosodie u. Metrik. 309

unter I, 7 sich umgesehen. Er stand offenbar noch am An- fange seines Schaffens und Wirkens, als er in Griechenland reiste und neue Stoffe für küuftige Dichtungen sammelte; sein sechstes Stück ist im Vergleich zu seinen früheren schon ein grosser Fortschritt in jeder Beziehung. Der vielverheissende Dichter ge- langte nicht zum reichen Abschluss seines künstlerischen Stre- bens, da ihm nicht die Jahre eines Plautus oder Caecilius be- schieden waren. Dennoch zollt Horaz besonderes Lob seiner ars, ep. 11,1,59, worunter doch sicher seine dem römischen Wesen angepasste Verstechnik mit zu verstehen ist. Und dem Terenz ist auch im Kampfe gegen die alte Richtung der Sieg geblieben. Abgesehen von dem bereits gleichzeitig mit ihm wir- kenden, aber viel später gestorbeneu Sextus Turpilius hat erst der tragische Dichter Seneca wieder Anapästen gebaut und zwar ohne jeden äusseren oder inneren Zusammenhang mit den von heiterer Lebenslust übersprudelnden Plautinischen, von denen die steifen Dimeter Seneca's grundverschieden in jeder Hinsicht sind. Die Einführung der Choriamben in Verbindung mit trochäischeu Versgliedern, wie sie uns sicher nachweisbar in der römischen Literatur zuerst bei Terenz entgegentreten, ist nicht ohne Nach- ahmung geblieben, sie bildet wohl die Brücke zu Catull's, Horaz' u. a. asklepiadeischen Oden u. a.

Zeigt sich bei Plautus die Richtung, die mit Erhaltung einiger zum Theil allerdings auch schon schwankend werdender alt- römischer Eigenheiten dem Eindringen des griechischen Wesens freie Bahn schafft, so finden wir hier ein Abweisen verschiedener ausländischer Formen oder Mittel zur Formgebung, die in einer Weise importirt werden, die mit dem römischen Wesen auf die Dauer unverträglich ist. So bietet uns die Geschichte der metri- schen Technik wie die römische Literatur überhaupt ein getreues Bild der welthistorischen Entwicklung. Charakteristisch ist hierbei, dass wie die ersten Begründer der Kunstforui des römi- schen Dramas nicht geborene Römer, sondern ltaliker sind, zum Theil wie Livius Andronicus geradezu griechischer Herkunft oder wie Ennius Halbgriechen, so auch wieder die Gegenbestrebungeu durch einen Nichtgriechen vertreten sind, der mit dem vornehm- sten Kreise der gebildeten Römer in beständigem, vertrautem Verkehre stand. Doch wir verfolgen solche allgemeine Betrach- tungen hier nicht weiter, sondern nachdem wir kurz wiederholt haben was unsre bisherigen Untersuchungen als speciell grie-

Klotz, Grundzügr altrümisclier Metrik. 2A

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

chisch und was als ursprünglich römisch in der metrischen Technik des römischen Dramas ergeben haben, wenden wir uns zu einer zusammenfassenden Betrachtung dessen, was wir als selbststäu- dige Elemente in dieser Technik, die weder dem griechischen Vorbilde noch der römischen Saturnierpoesie entlehnt sind, heraus- gefunden haben, worin wir den eigentlichen Fortschritt in der jetzt zusammenlaufenden hellenistisch-römischen Technik des Dra- mas erkennen müssen.

2. Die Bedeutung der einheitlichen metrischen Technik für

die Rhythmik.

Wir haben gefunden, dass es bei der Nachbildung der grie- chischen Versmasse im römischen Drama recht natürlich herging. Die Abweichungen der Verstechnik von dem griechischen Vor- bilde ergeben sich folgerichtig aus der Entwickelung, die die römische Poesie zur Zeit der Einführung des griechischen Dramas bereits genommen hatte, und noch im Verlaufe der hundert- jährigen Weiterentwickelung des römischen Dramas wurde so Manches, was bereits in ausgedehnter Weise von den Griechen her übergenommen war, mit Bewusstsein wieder aufgegeben oder doch beschränkt. Aber eine durchgehende Neuerung, die das eigentliche einigende Band der verschiedenartigen Kuustelemente bildet, ist noch nicht zur zusammenfassenden Besprechung ge- kommen. Das ist die durch alle Rhythmengattungen streng in Prosodie und Metrik durchgeführte einheitliche Technik. In ihr glauben wir einen zeitgcmässen, aber auch wahrhaft künstlerischen Fortschritt der metrischen Kunst nachgewiesen zu haben.

Die griechische Tragödie, ein in historischer Entwickelung durch religiöse und locale Traditionen reich gegliederter Organis- mus, war als Kunstform an sich betrachtet mit jenen fest nor- mirten melischen und Dialogpartien, die ja nicht bloss durch die metrische, sondern auch durch die sprachliche Form streng ge- schieden waren, für die hellenistische Zeit, sobald das Verständ- ni83 für die in Athens Leben begründeten Stil unterschiede inner- halb des einen Kunstwerkes ausging, in sich nicht mehr homogen, eine Zwitterbildung von sehr ausgeprägter Art. Eher noch bunter war eine attische Comödie des füuften Jahrhunderts in ihren for- malen Elementen zusammengestellt. In den Aristophanischen Stücken finden sich Stellen vom höchsten dichterischen Schwünge

2. Die Bedeutung der einheitl. metr. Technik für die Rhythmik. 371

in diesem entsprechenden lyrischen Formen vereinigt mit dem verschiedenartigsten Dialog und Partien in reiner Prosa. Eine wirklich künstlerische formale Einheit war in einer solchen Co- mödie nicht zu erkennen. Das änderte sich bereits etwas mit dem Wegfall des komischen Chores. Denn dadurch verminderte sich das rein melische Element der mittlem und neuen attischen Comödie und wäre ganz geschwunden, wenn nicht der Sologesang schon vor der Entfernung des komischen Chores ein fester Be- standteil des griechischen Dramas gewesen wäre. Wie weit in der neueren Comödie auch dieser letzte Rest des eigentlichen Gesanges zurückgedrängt war, können wir jetzt nicht mehr be- urtheilen. Nur so viel steht fest, dass in der Menandrischen Comödie der iambische Trimeter das ganz vorwiegende Mass war, neben dem die trochäischen und iambischen Tetrameter weit mehr zurücktraten als bei Aristophanes. Darin kann man wohl das Streben nach einem, wenn auch nicht in strenger Ein- heit durchgeführten, so doch wenigstens das ganze Kunstwerk unbestritten beherrschenden gleich massigen Tone wahrnehmen. Aber alle die andern Rhythinengattungen fürs Drama aufzugeben wäre ein zu hoher Preis gewesen. In der nachclassischen atti- schen Tragödie entwickelte sich sogar im Gegensatz zur Comödie eine übertriebene, oft wohl recht stillose Polymetrie. Auch die attische Comödie hat sich nie dazu verstanden, alle andern Masse ausser den gewöhnlichen Dialogversen ganz zu beseitigen. Dann hätte ja das griechische Drama seine ursprüngliche Natur, das pikos ganz verleugnet, und trotz der mannigfaltigen zweihundert- jährigen Entwickelung hat es bis zuletzt an seineu Wurzeln, den im attischen Volksleben seit unvordenklichen Zeiten eingebürger- ten Gesängen festgehalten. Durch diese localgeschichtliche Ent- wickelung war es gekommen, dass jedes Versmass eine feste besondre Technik hatte; ja ein und dasselbe Metron und zwar gerade die am häufigsten gebrauchten hatten nach festem Her- kommen eine verschiedenartige Behandlung und liefen in solcher mit der ihr entsprechenden verschiedenen Wirkung sogar in eiu- und demselben Drama neben einander her, wie denn z. B. in den Aristophanischen Comödien der iambische Trimeter drei verschiedne Formen annahm, er erscheint als gewöhnlicher komischer mit unbeschränkten Auflösungen der Hebungen und zweisilbigen Senkungen, als lyrischer in den melischen Partien ohne Anapästen und mit wenig oder gar keinen Auflösungen

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372 Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

und als sog. tragischer mit reichlichen Auflosungen, aber ohne die Anapästen der komischen Dialogtrimeter, den der Chor aus- nahmslos braucht. Auch der trochäische Tetrameter vertrug eine zweifache Behandlung, der iambische Tetrameter wie der Tri- meter eine dreifache, vgl. Rossbach- Westphal, Metrik III3. 2. S. 237 ff. Th. Zieliiisky, Gliederung der altattischen Comödie S. 292 ff. Alle diese feineren Unterschiede waren sicher althergebracht, hatten ihre volle historische Berechtigung auf der attischen Bühne, es brauchte nicht einmal verschiedener, musikalischer und nicht- musikalischer Vortrag dabei eine Hauptrolle zu spielen, vgl. Ver- fasser, Bursian-Müller's Jahresber. 48. Bd. S. 113 fg. Der Stil- unterschied in solchen Fällen war jedenfalls eine feste Forderung der metrischen Technik der attischen Comödie, den auch, wie scheint, die neuere nicht ganz verwischt hat.

Noch viel grösser nun war der Unterschied der metrischen Behandlung bei Massen verschiedener Rhythmengattungen. Hier herrschten überall strenge Normen, die dargelegt zu haben immer ein Hauptverdienst der Rossbach- Westphalschen Metrik bleiben wird. Ein kleiner Verstoss gegen solche Stil Vorschriften wurde streng gerügt, wie wir aus Aristophanes, besonders in dessen Fröschen an vielen Stellen ersehen können, vgl. Arisiran. 1301 sqq. Der Athener war mit allen diesen Stilfeinheiteu vertraut und hatte einen wohlberechtigten Genuss davon. Nur einmal ist auf dem Gebiete des fiiXog eine grosse Neuerung vorgekommen, jedoch nicht aus der Tragödie selbst heraus, sondern unter dem Einflüsse des Dithyrambus und der verfeinerten Musik, einmal aber auch eine solche aus innen heraus in dem gewöhnlichen Dialogverse gründlich und erfolgreich durchgesetzt worden. Es war dies eine nur ein einziges Versmass betreffende Neubelebung, der bewegtere iambische Trimeter des classischen Dramas im letzten Drittel des fünften Jahrhunderts. Die Häufung der Auflösungen und der durch aufgelöste Hebungen und irrationale Senkungen ent- stehenden scheinbaren Daktylen als Vertreter eines Iambus hatte zwar das Aeschyleische Drama schon gekannt, aber es hatte alle diese Mittel im tragischen Trimeter entweder gar nicht oder nur in sehr beschränkter Weise angewandt; ihre stilgerechte Stelle hatten sie vielmehr nur in den Klaganapästen und besonders in dem dochmischen Rhythmus, der die höchste im Drama denkbare Aufregung darzustellen hatte. Das nachäsehyleische Drama nahm alle diese Eigenheiten in den iambischen Trimeter auf und zwar

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2. Die Bedeutung der einheitl. metr. Technik für die Rhythmik. 373

in grosser Ausdehnung und erreichte damit eine sehr wirksame Belebung des dramatischen Dialogs, wie dies Verfasser de numero dochmiaco p. 30—32 dargethan hat. Das ist aber derselbe Vor- gang, den wir bei den römischen Dramatikern nur in viel aus- gedehnterem Masse in der durch alle Versmasse gleichmässig durchgeführten metrischen Technik beobachteten. Alle die Kunst- mittel, die in dem einen Rhythmus geschaffen waren, werden auch, soweit irgend möglich, in allen übrigen angewandt und dadurch alles neu belebt und zugleich einheitlich gestaltet, ein grosser Kunstfortschritt an sich, für die Livianisch-Naevianische Zeit aber geradezu unbedingt geboten durch die veränderten Verhältnisse, die für alle Kunst massgebend waren.

Denn in Folge der welterobernden Feldzüge Alexanders war auch die dramatische Kunst der Griechen nicht mehr eine attische geblieben. Diese hatte wohl in voralexandrinischer Zeit, wo Athen die geistige Metropole des Hellenenthums war, überall volles Ver- ständniss gefunden, selbst in fernen Colonien, die andern griechi- chen Volksstämmen angehörten. Allein seitdem man in den mor- genländischen Residenzen der Diadochen der griechischen Kunst eine Stätte bereitet hatte und hellenischer Bildung und Kunst auch die im Abendland gebietenden Römer wie sonst überall den besten Willen entgegenbrachten und ihr helfend, fordernd, verbreitend zur Seite traten, war das ursprünglich ganz an die localen Tra- ditionen Attika's gebundene Drama zu einer viel umfassenderen Ausdehnung gelangt. Es fand seine Würdigung nicht mehr bloss im Bereiche der Stadt Athen, sondern es war jetzt ein organischer Bestandtheil der hellenistischen Welt und der weiten Kreise, die von dieser unmittelbar oder mittelbar ihre geistige Anregung erhielten.

Die attische neuere Comödie hatte wohl diesem universellen Zuge der Zeit in vielfacher Weise nachgegeben, andre Charaktere und anderes Leben stellte das auf weite Kreise ausgedehnte Drama dar, manches rein locale wurde auch in der Metrik beseitigt, für das man in den fernen hellenistischen Städten kein Verständniss hatte. Aber zu einer gründlichen Umgiessung der ursprünglichen Kunstform oder gar zur Einführung neuer Masse und Rhythmen, ja auch nur zu einer mit den attischen Traditionen brechenden Neugestaltung einzelner wichtiger Versmasse, wie sie das Euri- pideische Drama wie im Melos so besonders im Trimetordialog schon einmal vorgenommen hatte, zu irgend einer lebenskräftigen

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

umfangreichen formalen Neuerung hat sie sieh, soweit wir aus den Bruchstöcken sehliessen können, nicht entschlossen, sie ist immer attisch geblieben, nicht eigentlich hellenistisch geworden. Und gar die Kunstform der spätem attischen Tragödie war zu meist wohl recht geschmackloser Polymetrie ausgeartet uud be- reitete durch ihre Uebertreibungen nicht etwa ein verfeinertes, mannigfaltigeres Kunstwerk von internationaler Bedeutung vor, sondern die Reaction der steifen Alexandriuischen Tragödie, die nicht mehr ins Volksleben eindrang.

Sollte nun aber dem hellenistisch-morgenländischen Drama, das sich den Forderungen der neuen Zeit gegenüber vielfach ver- schloss, ein lebensvolles hellenistisch-römisches Drama für die abendländischen Volkskreise zur Seite treten, so lagen insofern die Verhältnisse für eine aussichtsreiche Entwickelung oder Neu- schöpfung viel günstiger als in der von der griechischen Zunge beherrschten morgenländischen Culturwelt, weil hier alle die Fes- seln wegfielen, die das Drama an althergebrachte, feste, wenn auch historisch nicht mehr vollberechtigte, so doch noch willig anerkannte Localtraditionen knüpften. Es war die Bahn frei ge- worden. In Rom, in lateinischer Sprache fühlte man sich nicht an altattische Tradition gebunden, hatte keine Rücksicht auf at- tische Eigenheiten zu nehmen. Dafür hätte ja jedes Verständ- niss gefehlt. Tanz, Musik, ja auch noch vieles andre, selbst das ganze Aeussere war anders. Das andere Volksthum war noch nicht an feste, unverrückbare Grundsätze der Composition oder gar feinern Stilunterschied innerhalb desselben Kunstwerkes ge- wöhnt, so sehr man auch an vorgefundene Sitten und Bräuche aller Art anknüpfen mochte. Was lag da für ein Hindern iss vor, den Schritt, der schon einmal mit grossem Erfolge in der helle- nischen Kunstentwickelung gethan war in Werken, die noch die Bühne beherrschten, weiter zu thun und unter Beseitigung aller der feinen Stilunterschiede, die nur für die verwöhnten und von Jugend auf mit ihnen vertrauten Athener eigentlich Sinn hatten, für die hellenistisch-römische Welt unverständlich und, wo sie sich über- lebt hatten, wirklich geschmacklos geworden waren, consequent vorzugehen und nach streng durchgeführtem Kunstprincip neues Leben iu abgenutzte Formen zu giessen? Wer mag darum die attischen Dramatiker tadeln, wenn sie vielfach zu sehr an der aus glanzvoller Zeit überkommenen Technik zu hängen scheinen? Das Wesentliche bleibt immer, dass das, was in Griechenland

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2. Die Bedeutung der einhcitl. metr. Technik für die Rhythmik. 375

sich regelrecht entwickelt hatte und wofür im Volke, mit desseu Leben es eng verknüpft war, noch nicht alles Verständniss ge- schwunden war, seine historische Berechtigung hatte. Auf dem römischen Theater aber, das keine continuirliche Tradition mit dem altgriechischen verband, fiel diese Berechtigung weg. Wie konnte ein römisches Publicum ein Verständniss dafür haben, wesshalb der trochäische Tetrameter oder die i ambischen Lang- verse steifer behandelt werden sollten als ein iambischer Senar? War aber einmal diese Lage geschaffen, so kann man nur dem Geschmack der römischen Dichter Beifall zollen, die einem in solchen metrischen Stilfeinheiten componirten Kunstwerke, wenn auch keine unbedingte metrische Einheit, so doch bei allem Wechsel der Rhythmen ein im gleichmässig durchgeführten Grundtone gehaltenes Drama entgegensetzten. Hierin liegt die künstlerische Berechtigung des Princips der einheitlichen metri- schen Technik, dessen Wirkung wir auf den verschiedensten Ge- bieten bisher verfolgt haben.

Dass man in der Prosodie keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Rhythmengattungen machte, sahen wir im ersten Theile. Denn wie man das metrische Kürzungsgesetz in allen Versmassen zur Anwendung brachte in iambischen und kretischen Wörtern, Wortschlüssen und Silbenverbindungen, soweit es die besondern Verhältnisse nur einigermassen gestatteten, so wurden alle bei dem Hiatus möglichen Kürzungen nicht wie im griechi- schen Drama, dem man sie entlehnte, auf die rein melischen Partien, einschliesslich der Daktylen und Anapästen beschränkt, sondern auch in sämmtlichen Dialogversen zugelassen, in den melodramatisch oder recitativisch vorgetragenen Laugversen wie auch im iambischen Senar. Die Hiate, welche die Tetrameter in selbstständige Kola zerlegten, die im römischen Vorbilde zunächst nur für Iamben und Trochäen galten, wurden auch in den übrigen Versarten zugelassen, nämlich in den anapästischen, kretischen und bacchiischen Tetrametern. Desgleichen wurde die im Griechischen auf iambische und trochäische Tetrameter beschränkte Art, die zwei rhythmischen Glieder derselben durch Wortbindung untrennbar zu vereinigen, unter denselben Bedingungen auf die Anapästen und die Tetrameter des yivos rjfiiokiov übertragen. Die acht römischen Gesetze für trochäische Zeilenschlüsse, die ziemlich frei sind, gelten ohne jeden Unterschied auch für die gleichen Schlüsse der

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Anapästen und Bacchien uud, wie wir gelegentlich unten II, 3 sehen werden, auch für Logaöden. Noch viel bedeutender endlich ist die gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Metra in Bezug auf Bildung der Hebungen und Senkungen. Die Anapasten können alle die aufgelösten Hebungen habeu, die die römische Praxis in Iamben und Trochäen gestattete, und die für die Anapästen so charakteristischen mit beiden Endkürzen in die Hebung fallenden Daktylen oder daktylische Wortausgange sind bei Plautus nicht bloss im Anfang, sondern auch im Innern der jambischen und trochäischen Reihen zu finden, sowohl im ersten wie im zweiten Fusse der Dipodie, ja selbst in Bacchien giebt es einen verein- zelten solchen Daktylus, Cist. 519 perdttä perdidit nie. Eben- so gross ist, wie wir sahen, der Austausch bei den Senkungen zwischen den Anapästen und Iambotrochäen. Die Existenz der zahlreichen Proceleusmatici hat in diesem alles durchdringenden Principe ihre einfache Erklärung. Die Bacchien sind besonders durch diese Beeinflussung getroffen worden in Auflösung der Hebungen wie in der Bildung der Senkungen. Dass alle diese gegenseitigen Einflüsse und Belebungen, insbesondere in der Bil- dung der Senkungen und Hebungen zwischen Iamben und Tro- chäen stattgefunden haben, ist so augenfällig, dass wir darüber kein Wort verloren haben. Und dabei beweist uns jede Sceue, dass die alten römischen Dichter für die Wirkung flüchtiger Kürzen, wie sie der griechische komische Trimeter in Hebung und Senkung liebte, und für eine grössere Folge von schweren Silben volles Verständniss hatten. Bauten sie also die Langverse ebenso frei wie die Senare, so thaten sie das sicher mit vollem Bewusstsein, wie wir oben S. 250 fg. und S. 311—315 u. a. aus- führlich entwickelten.

Dabei aber drängt sich eine andre Frage auf. Ist einmal die Wirkung der einheitlichen prosodisch-metrischen Technik, wie wir sie an einer Menge Thatsachen erläuterten, eine so bedeutend uuiformirende für alle Versmasse gewesen, dass z. B. ein iambi- «cher und anapästischer Octonar sich noth wendiger Weise nur noch durch die letzten Senkungen unterscheiden, so kann man wohl auch als unvermeidliche Folge des übereinstimmenden Baues eine Zerstörung des ursprünglichen besondern Charakters der ver- schiedenen Rhythmengattungen verniuthen, eine Auffassung, die anscheinend einige Berechtigung hat Denn mit Verwischung der

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2. Die Bedeutung der einheitl. metr. Technik für die Rhythmik. 377

metrischen Stilunterschiede scheint auch in Gebrauch und Ethos der Rhythmen eine Uniform iruiig gegeben zu sein. Diese Ansicht hat auch manche Vertreter in der jetzigen Gelehrteuwelt. Bei- spielshalber erwähnen wir, dass J. Winter, Ueber die metrische Reconstruction der Plautinischen Cantica, München 1880, eine Theorie aufgestellt und durchgeführt hat, wonach die beiden Gruppen der fallenden und steigenden Rhythmeu, also Trochäen und Kretiker einerseits, Iamben, Anapästen und Bacchien andrer- seits sich wesentlicher unterscheiden sollen, als die verschiedenen Rhythniengattuugen selbst, das yivog iöov, ducXdoiov und ripi6- Xiov. Beide Gruppen bestunden nur aus Variationen derselben Gattung, insofern Anapästen nur belebtere Iamben und Bacchien katalektische iambische Dipodien seien, ebenso Kretiker nur ka- talektische trochäische Monometer. Auch für die in ihrem ganzen Baue so charakteristischen Versgattungen der Kretiker und Bac- chien haben die Specialbearbeiter übereinstimmend versichert, dieselben bezeichneten keine besondre Gemtithsstimmung, man vergleiche A. Spengel, de versuum creticorum usu Plautino p. 14 und 0. Seyffert, de bacch. vers. usu Plautino p. 6. Damit aber spricht man den Versen jedes besondre r\&og einfach ab, und unsre Ergebnisse Uber die einheitliche metrische Technik scheinen diese Auffassung durch sehr greifbare Thatsacben zu bestätigen.

Allein eine solche Ansicht lässt sich bei genauerem Zusehen nicht festhalten. Denn haben wir auch eine vielfache Veränderung und Verschiebung in der metrischen Technik der einzelnen Vers- gattungeu wahrgenommen, so ging doch in keinem Falle die Wirkung so weit, dass sie den Grundcharakter der Rhythmen zerstörte, sondern es entstand nur organische Belebung und viel- fach Bewegung und Mannigfaltigkeit an Stelle von Schwerfällig- keit und Steifheyt. So wurde durch die Belebung der Trochäen durchaus nichts Fremdes in den trochäischen Rhythmus hinein- getragen, sondern nur grössere Bewegtheit, sodass der trochäische Septenar jetzt fähig wurde zum Ausdruck einer lebhaften Action, hitzigen Wortwechsels und der vielberüchtigteu Prügelscenen, die im Dialog der attischen Comödie man vergleiche z. B. den Prolog der Frösche des Aristophanes mit der Sosiuscene im Ain- phitruo I, 1, besonders Amphitr. 295 fg. dem iuuibisehen Tri- meter zufielen. Der neue Trochäus hatte eben alle die Elemente des Iambus in sich aufgenommen, die diesen Ton hervorbrachten, und daher ist es ganz natürlich, wenn so manche Scene, die im

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Rhythmik. I. Riemente der Rhythmik.

griechischen Vorbilde dem TtgaxtLXoireQog fapßog eignete, in der römischen Nachbildung den trochäischen oder iambischen Lang- versen — denn auch die letzteren, besonders der iambische Octonar hatten ja die gleiche Belebung erfahren zufielen.

Auch die freiere Gestaltung der Anapästen hat nie den wesentlichen Unterschied zwischen Iamben und Anapästen zer- stört. Denn der quantitative Unterschied zwischen beiden Rhyth- mengattungen blieb auch in der metrischen Bildung stets genau ausgeprägt. Die schon im griechischen Vorbilde zwischen diesen Versarten gezogene Grenzscheide wurde nie überschritten, wodurch aus dem Iambus ein gerader oder gar aus dem Anapäst ein un- gerader Takt geworden wäre. Denn die Senkung der Anapäste bleibt unverrückbar eine volle zweimorige, zu deren Umfang sich die iambische Senkung nie, ebenso auch die trochäische nicht erhebt, auch nicht im ersten Fusse.

Ferner die wesentlichste Wirkung des bacchiischen Rhythmus beruht auf den unmittelbar hintereinander auftretenden, im Ganzen vier xqovoi tiqcoxoi füllenden zwei Hebungen, gegen die eine bloss aus zwei doch nur sehr flüchtigen Kürzen oder einer irrationalen Länge gebildete Senkung, die nie bis zwei Moren aufstieg, immer noch merklich zurücktritt.

Erheblicher hätte bei den Kretikern die Wirkung einer zwei- silbigen Senkung sein müssen, weil hier die Hebungen am An- fang und Ende des Taktes sich um diese gruppiren. Allein eben darum wurde die kretische Senkung viel vorsichtiger behandelt Die zweite und vierte Senkung wurde immer nur durch eine Kürze gegeben und auch im ersten und dritten Takte nur unbetonte Senkungslängen zugelassen, schwere Längen und -zwei Kürzen aber gemieden. Denn erstere finden sich nur ganz vereinzelt im ersten Fusse der Langverse, wie Amph. 221 nös, nostras, letztere aber sind nach A. Spengel's Untersuchung gar nicht gestattet, vgl. a. 0. S. 16 35, oder will man ein paar Verse zweifelhafter Bildung, weil sie unter oder neben Kretikern stehen, durchaus kretisch mit zweisilbiger Senkung messen, was jedoch in keinem Falle unbedingt nöthig ist, so sind es immer nur ganz vereinzelte Stellen, vgl. 0. Seyffert, Bursian-Müller's Jahresb. 31. Bd. S. 43.

Aus allen diesen Thatsachen ergiebt sich, dass das Princip der einheitlichen Technik in dieser Hinsicht nicht irgendwie zer- störend wirkte, sondern nur belebend, dass es nie einem Rhyth-

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2. Die Bedeutung der einheitl. metr. Technik für die Rhythmik. 37D

mus etwas Wesentliches nahm, sondern seinen Wirkungskreis höchstens erweitern konnte, wie dies aus der metrischen Bildung bei den trochäischen und iambischen Tetranietera, bei den Ana- pästen und besonders auch bei den Bacchien, die ja einen gegen das griechische Vorbild sehr erweiterten Geltungsbereich haben, sich ganz natürlich ergiebt. Allein was hier besonders betont werden soll, die römischen Dramatiker waren in der Lage den Ge- brauch der einzelnen Rhythmengattungen ihrem Ethos entsprechend in wesentlicher Uebereinstimmung mit den griechischen Vor- gängern zu gestalten. Und daraus ergiebt sich für uns wenig- stens die Berechtigung, die wir in den folgenden Abschnitten uns nehmen, wo wir den Nachweis versuchen, dass abgesehen von den angedeuteten Verschiebungen auch im römischen Drama die Wahl der Versarten nicht willkürlich erfolgte, sondern in einer mit dem Ethos der Rhythmen und ihrer Variationen verträglichen Weise. Verfasser ist sich bewusst, dass hier ganz besoudre Schwierigkeiten vorliegen, schon weil das Ethos der einzelnen Rhythmen auch im Griechischen nicht so über allem Zweifel steht und ein Versmass, je nach der Behandlung, die es findet, anders wirkt, z. B. durch häufig eintretende Katalexen retardirt wird oder durch das Gegentheil, wenn die Verse in ununterbrochener Takt- folge dahinlaufen, einen heftigeren Charakter erhält. Ferner ist sicher auch von grosser Bedeutung für die Wirkung 'einer Com- position das declamatorische und musikalische Element, nicht bloss das Tempo u. a., sondern auch schon die Art des Vortrags an sich. Alles dies müssen wir daher wenigstens umrissweise er- örtern, ehe wir daran gehen können, Ethos und Gebrauch eines gewöhnlichen Rhythmus einigermassen zu bestimmen.

3. Der Vortrag der Cantica und Diverbia.1)

Die Frage nach dem Vortrag der einzelnen Scenen ist nicht leicht zu beantworten, weil wir darüber durchaus nicht aus- reichende Zeugnisse besitzen. Schon im griechischen Vor-

1) Es lässt sich schwer entscheiden, ob tfeverbia oder t/tverhia richtig ist. Für erateres spricht das griechische nccxaXoyiU naQa*ccTcdoyri, während die Wortbilduug in diverbium unklar ist. Die handschriftliche Ueberlie- ferung schwankt und giebt fast ebensowenig Anhalt, wie in den Ausdrücken describere und discribere, delectus und dilectus u. ä. Für diverbia eut-

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

bilde ist vielfach nicht zu voller Klarheit darüber zu kommen, wie jede Scene, jede Versart in dieser Hinsicht behandelt wurde, ob sie melisch oder parakatalogisch oder ohne jede Musikbeglei- tung war, wo Tanz hinzukam u. a. Verfasser hat sich in An- schluss an Zieliriski's Untersuchungen bereits ausgesprochen in Bursian-Müller's Jahresbericht 48. Bd. S. 113 u. 114. Zunächst sind in der griechischen Tragödie wie Comödie die rein lyrischen Partien, die Chorlieder und Sologesänge, insbesondre die Mono- dien als richtige (ieXi] gesungen worden. Dagegen wissen wir durch ein altes, zuverlässiges Zeugniss, bei Plutarch, de mus. c. 28 1), dass die {apßeta der Tragödie ta (ilv adfffthu, xa öl Xiyeö&at, nQog xqovöiv, d. i. theils, wenn auch nur recitativisch, gesungen, theils zu Musikbegleitung gesprochen wurden. In Letz- term findet man wohl mit Recht die viel besprochene naQmtuxu- Xoyrj. Wie trochiiische Tetrameter in der Tragödie vorgetragen wurden, ist nirgends überliefert, abgesehen von einer unten zu besprechenden Stelle, die jedoch auch auf die Tetrameter einer Comödie bezogen werden kann und für xaQaxaxaXoyrj spricht. So weist man dieses Versmass gewöhnlich ins Gebiet der xctQa- x«r«Aoyij, so schon Westphal, prolegg. ad Aeschyl. S. 200 und zuletzt Christ, Metrik * S. 680. Allein das ist nur Vermuthung. Fest steht nur, dass die ersten trochäischen Tetrameter in des Aeschylus Persern (von V. 158 an) © ßa&v&vav avaööa IJeg- ötdcav vjtiQxaxri xtA. mindestens recitativisch gesungen wurden. Denn sie müssen einer Aufforderung des Chorführers zufolge (v. 157 itdvxag ilv&ousi nQoöavdäv) vom Gesammtchor vorge- tragen sein und können desshalb kein Melodram gewesen sein. Auch über den Vortrag anapästischer Systeme giebt es kein Zeugniss und gilt demnach dasselbe wie von den tragischen Te- trametern.

In der griechischen Comödie bleibt die Sache gleichfalls zweifelhaft. Dass der komische Trimeter eine Leistung der 1>iXtj Xs£ig gewesen sei, ist allgemeine Annahme, wird jedoch nirgends

scheidet sich Verfasser auf Grund einer persönlichen Belehrung durch Georg Goetz in Jena, der darauf aufmerksam macht, dass Diomede* III, pg. 491, 22 offenbar diverbia las, da sich in seinen Worten: diverbia, sunt partes co- moediarum, in quibus diversorava pensonae wrsantur mit Reeht ein etymo- logischer Versuch finden lässt. Dass dieser misslun^en ist, äudert ja an der Lesart diverbia nichts. 1) Vgl. darüber Verf., Bursian-Müller's Jahresb. 36. Bd. S. 373 und Arist. nub. 1371 i i' - jo Etiquiidov ffjatv tiv\

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3. Der Vortrag der Cantica und Diverbia.

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ausdrücklich überliefert. Die entschieden als tragisch charakteri- sirte naQaxaxaXoyr] l) kann hier allerdings nicht in Frage kommen. Aber es ist von vornherein nicht glaublich, dass gerade die so frei gebauten komischen Trimeter so vorgetragen wurden, dass der Schauspieler bloss auf seine eigne Stimme beschrankt war. Für musikalischen Vortrag lässt sich jedoch auch nicht das ge- ringste Moment beibringen. Denn dass vereinzelte Trimeter- syzygien auch symmetrisch gebaut waren, wie uns z. B. zu Pac. 922—938 = 956—972 Heliodor besonders auf die gleiche Vers- zahl der mit der gleichen Phrase ays drj beginnenden Parallel- scenen aufmerksam macht2), braucht, wie wir sehen werden, nicht unbedingt mit musikalischer Begleitung zusammenzuhängen. Wohl aber lässt sich der Vortrag der komischen Trimeter ähn- lich denken und verstehen, wie derjenige bei den gleichfalls viele Auflösungen und sonstige metrische Freiheiten bietenden Sota- deen, dass er nämlich zwar Xd&g war, auch keine Musikbe- gleitung hatte, aber doch nicht ^tkrj M&g, sondern durch Tanz- bewegnng unter ausdrucksvoller Gestikulation gehoben wurde. Man vergleiche Aristides 12 Qv&fibg piv xa& avxbv inl tffilrjg oQxrjötcog, psta dl fit'Xovg iv xciXoig, psxä dl ki&ag novrjg fiercc ji£7tXa6[i£vrig vxoxQtöeag olov xcfrv Ecozddov xaC tivav xoiovx&v. Hephaestion p. 19 W. erklärt die Freiheiten des komischen Tri- meters (wohl mit Aristoteles) ausdrücklich so: xbv yaQ ßCov ovxoi (oC xapixoC) fiifiovfievoi, ftiXovöt, doxslv dialeXv^idvag Öia- Myso&ai xal prj ififiixg&g, vgl. Rossbach- Westphal, Metrik P, S. 23. Da, wo wir im komischeu Trimeter Symmetrie wahrzu- nehmen glauben, ist auch eine lebhafte Parallelaction im Texte irgendwie gegeben, wie in der bereits citirten Syzygie die Opfer- handlungen. Für diese Vermuthung über den Vortrag der komi- schen Trimeter spricht auch die Aristotelische Charakteristik der jambischen Trimeter und trochäischen Tetrameter. Arist. poet. c. 24 to . . . tctftßstov xal xsxQüfisxQOV xivrjxixa' xal xb filv (nämlich xexQafiexQOv) oqx^öxixov, xb dl (iafiß.) jiqccxzixov, vgl. Ari8tid. Quint, p. 98 M = 60, 5 I. xmv ...iv diitXaöCovi yivo^ievtav 6%i6si ot . . . aitkol xQoxaiot xal fapßoi xd%og xi ixitpaivovat xai slot &£Qpol xal oQ%ri(ixixot.

Endlich die Tetrameter der Comödie wurden wohl sämmt-

1) Vgl. Aristoteles, problemat. XIX, 6. 2) Vgl. Verf., Üursian- Mttller's Jahreab. 48. Bd., S. 116.

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Rhythmik. I. Elemente der Khythniik.

lieh musikalisch vorgetragen. Darauf führt das Zeugniss des Xe- nophon, avfinoö. VI, 3, wo vom Schauspieler Nikostratos gesagt wird: itgbg xbv avXbv xsxgdfitxQa xaxsXeytv, wo man allerdings auch an tragische Tetrameter denken kann; beide vertrugen die Behandlung durch die nagaxazakoyi]. Musikalischer Vortrag macht auch Schol. Arist. nub. 1352 wahrscheinlich, eine Notiz über die iambischen und anapästischen Tetrameter der Comödie, wonach zu diesen getanzt wurde. Ja nach einer gelegentlichen Bemerkung des Aristoteles, poet. cap. 4 xb . . . itQaxov xEXQapixQtjj ixQÜvxo (die Tragiker) öux tb 6axvQixi}v xal ogx^tfxixaDxeQav rivai xr)v itoirfiiv ist zu vermuthen, dass auch wenigstens in der älteren Tragödie die Tetrameter mit Tanz begleitet wurden, was man selbst noch von Stelleu, wie die oben aus den Persern augeführte gelten lassen kann.

Aus alle dem aber sehen wir, dass uns in der vorliegenden Frage das griechische Vorbild nur geringen Anhalt gewährt. Doch ist dies nicht unsre einzige Quelle, aus der wir die Frage nach dem Vortrag der einzelnen Versmasse in dem römischen Drama beantworten können.

Es tritt noch eine zweite Quelle hinzu, das sind die besonders von Kitsehl, Bergk und Dziatzko (Literatur bei Christ, Metrik2 S. 677) besprochenen Spuren einer alten öijfXEtcoöig in unsern Plau- tushandschriften, Kitsch], Opusc. III, S. 13 18, zu denen sich noch einige Nachträge aus Plautushandschriften, Gas. III, 3 Senare als DV. V, 1 Bacchien als C. Cist. I, 2. I, 3 Senare als DV. III troch. Septenare als C. Poen. V, 5, vgl. Ritsehl 2, praef. ad Asiu. p. XIV sq. Amph. II, 2 Bacchien mit C u. a. und eine vereinzelte Terenz- scene, Phorm. II, 4 Senare als DV bezeichnet im codex P, hin- zustellen lassen, die jedoch die bisherigen Angaben nur bestätigen. Ausserdem haben wir noch einzelne in der Literatur zerstreute Notizen, wie bei Cicero und einzelnen Grammatikern, damit zu verbinden; vieles zusammengestellt von 0. Ribbeck, röm. Tragödie 632 fgg. Demnach gewinnen wir folgendes, in einem wesent- lichen Punkte von der bisherigen Forschung abweichendes Er- gebniss.

Die römische Comödie wie Tragödie zerfällt in Cantica und Diverbia oder, wie vielfach auch überliefert wird, Deverbia. Diese beiden Theile werden auch in einer grösseren Anzahl Plautinischer Stiu-ke, iu einem fast vollständig, durch die Zusätze C und DV

3. Der Vortrag der Cantica und Diverbia.

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unterschieden, die ganz wie die alten Grammatiker angeben, nach dem Personenverzeichniss über dem ersten Verse der Scene stehen ; wo eine Scene in Oanticum und Diverbium zerfällt, wird sie ge- trennt und erhält jeder Theil eine besondere Vorzeichnung. Bei Terenz hatte die alte 6rj^isi'a6ig noch das vollere Zeichen C. M. M. offenbar für die lyrischen Partien „mit Wechsel der Rhythmen oder Melodien.

Die Chöre der Tragödien, wie der nach 0. Ribbeck's An- nahme antistrophische Soldatenchor in der Ennianischen Iphigenia, v. 183— 186 = 187 190, waren sicher eigentliche Cantica; wohl auch die nur vereinzelt vorkommenden Chorlieder der Comö- die, in den uns erhaltenen Stücken ein Fischerchor Rud. III, 1, eine iambische Septenarperikope und einzelne Schlusschöre, die wie die Ueberschrift besagt, von der Caterva oder Grex, nicht vom dominus gregis vorgetragen wurden und auch ihrem Inhalte nach der letzte Rest der alten komischen Parabase sind. Ob wir uns aber solche Chorgesänge in jedem einzelnen Falle mehr 'recitativmässig' behandelt denken sollen oder nicht, entzieht sich der Entscheidung.

Die Sologesänge der Tragödie, insbesondere die be- rühmten Monodien des Ennius, die der Andromacha, Enn. 75—88 und der Cassandra, Enn. 48 53, stehen dem Euripideischen Vor- bilde so nahe, dass man trotz Ritsehl, opusc. III, S. 23 fg. wohl kaum an etwas anderes als *arienmässigen' Gesang wird denken können. Dies beweist auch Cicero's Bemerkung über den Gesang der Klageanapäste, der Tusc. III, 19, 46 ein solches Gedicht Carmen et rebus et verbis et modis lugubre nennt; diese Anapästen aber gehören zu einer taktwechselnden Monodie. Auch in den eigent- lichen Cantica der Comödie herrscht kein wesentlich ab- weichender Ton, sodass man richtigen Gesang von vornherein nicht ausschlie8sen darf. Doch mag auch manches Canticum mehr Recitativ gewesen sein. Entscheiden lässt sich die Frage prin- cipiell gar nicht. Aber die römische Palliata bietet viele Lieder, die sich zur Grundlage eines Gesanges ganz besonders eignen, wie das liebliche naQaxkavGi^vQov im Curculio, 147 fgg., das man auf eine Stufe mit ähnlichen griechischen zu stellen hat, wie in Aristophanes, eccles. 960. Die überlieferte öTjpttoöig widerspricht dem nicht. Denn sie giebt für alle eigentlichen Monodien und sonstigen Cantica im engeren Sinne die Vorzeichnuug C, sowohl für solche im iambischen und trochäischen Rhythmus, als auch

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Regel. Allein schon bei Aescbylus finden sich aitolsXvueva, vgl. N. Wecklein, Ueber die Technik und den Vortrag der Chorge- sänge des Aeschylus, Jahrbuch für classische Philologie. 13. Sup- plementband, S. 213—238. Diese letztere Form ist aber die gewöhnliche geworden für allen Sologesang, sei er nun Wechsel- gesang oder Monodie. Nur vereinzelt begegnet man später noch durchgeführtem antistrophischeu Bau. Eine besondere Art der Mo- nodie bei Euripides ist eine Mischung aus beiden Compositions- weiseu, wie die Monodie der Elektra im Orest, v. 9G0 fgg. xa- T<xQiouai crevaynov, die mit einem Strophenpaar beginnt und dann erst in die Form des anolelv^vov übergeht. Auch von der Compositionsart der lyrischen Poesie giebt es im griechischen Drama vereinzelt Beispiele. Die dem chorischen Melos entlehnte epodische Bildung kommt bei allen drei Tragikern vor, bleibt aber doch an jeder Stelle aus besondern Gründen zu erklärende Ausnahme, wie in der Parodos des Aeschyleisehen Agamemnon, 104 169, und dem ziemlich gleich gebauten, ebenfalls daktylischen Chorliede bei Euripides, Phoen. 784—833. Die Art der lesbi- schen Lyrik und der Skolienpoesie dagegen, wonach ein Lied nur in einer immer wiederholten Strophe verläuft, hat in dem ernsten Drama überhaupt keinen Eingang gefunden, im Satyrspiel, vgl. Eur. Cyclop. 495 518, und in der Comödie trifft man sie, jedoch auch nur besonders in der letzteren so selten, dass sie sich als ein stilfremdes Element charakterisirt, vgl. Acharn. 836 859, viermal dieselbe Strophe u. ä.

Viel gestritten ist über die Frage, ob und wieweit auch im dramatischen Dialog Symmetrie und Eurhythmie anzunehmen sei. Sehen wir hier von allem Zweifelhaften ab, so muss man zunächst die Frage, ob überhaupt irgendwo solcher symmetrischer Aufbau beabsichtigt war, für den tragischen wie komischen Dialog be- jahen. Längere Dialoggruppen, die sich an ein fisAos anschliesseu, bietet das Aeschyleische Drama wie auch das Sophokleische, und selbst noch bei Euripides ist solche symmetrische Anordnung in manchen Stellen unzweifelhaft. Allein man hat ebensolche Grup- pirungen auch da in dem tragischen Dialog, wo man von einer unmittelbaren Wrirkung der Gesangsstücke nicht reden kann; selbst im einfachsten Dialog, wie um nur ein paar Einzelheiten hervorzuheben: Prometh. 960 fgg. eine regelrechte Stichomythie Prometheus mit zweimal drei Trimetern abschliesst und daran sich ein Gespräch zwischen Hermes und Prometheus anreiht, das

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4. Symmetrie und Eurhythniie.

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in folgender klar durchgeführten Anordnung verläuft, wonach erst Hermes dreimal drei Trimeter und Prometheus zwei Trimeter (976—986) spricht und dann dieselbe Gruppirung des Dialogs nur mit Vertauschung der beiden Personen repetirt wird, nämlich dreimal drei Trimeter des Pronietheus und zwei desgleichen von Hermes (987—997), oder im Finale des Agamemnon 1613—1636 folgende Gruppen der Trimeter überliefert werden: a Chor 4. a Aegisth 4. ß Aegisth 4. Chor 3. Aegisth 1. Aegisth 4. Chor 3. Aegisth 1. Aehnliche Anordnungen wird man öfters fiuden auch bei Sophokles und vereinzelt bei Euripides, wo ein Zufall aus- zuschliessen ist. Die Diagramme von Heinrich Weil u. a. haben diese Frage so in Verruf gebracht, weil hier viel zu weit ge- gangen wurde. Man wollte eben den tragischen Dialog ganz in symmetrische Taktgruppen auflösen und das konnte nicht gelingen. Aber darum steht doch ausser Zweifel, dass es einzelne symme- trische Partien gab, die wegleugnen kann nur wer auf die Seh- kraft seines Auges verzichtet. Ebenso sicher aber muss man von vornherein festhalten, dass sehr viele und umfangreiche Scenen, besonders im Sophokleischen und Euripideischen Drama, ja ganze Stücke selbst ganz frei von jedem symmetrischen Zwange gebaut sind und auch bei einem Vorgehen mit den subjectivsten Mitteln nicht symmetrisch zu gestalten sind. Darum aber kann man sich der Annahme von Symmetrie in den einzelnen Fällen nicht ent- ziehen, wo sie sich ohne jedes Zwangsmittel im natürlichen Gange des Gesprächs oder der Rede ergiebt. Dass solche Partien bei Aeschylus häufiger erkennbar hervortreten als bei Sophokles und Euripides und dass bei den beiden letzteren ein grosser Unterschied zwischen ihren frühern und späteren Stücken herrscht, ist ja nur eine Bestätigung und stimmt zu der Thatsache, dass auch im eigentlich melischcn Gebiete die antistrophische Com- positionsart immer mehr abkommt.

Aehnlich liegt die Sache in der griechischen Comödie. Noch bei Aristophanes finden sich grosse Dialogpartien unzweifelhaft in symmetrischer Anordnung. Hier lagen in der Parabase und andern althergebrachten Formen feste Typen vor, die wir auch jetzt noch nachweisen können. Hier wissen wir auch, dass zu dem musikalischen Element vielfach auch in den Dialogmassen das orchestische fördernd hinzukam. Allein mag man auch die Musik hierbei in den Vordergrund stellen, so lässt sich doch kaum leugnen, dass auch ohne solche symmetrische Gruppirung

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

des Dialogs denkbar ist. So ist uns z. B. durch Heliodor, vgl. oben S. 381, ausdrücklich auch eine solche Gleichartigkeit zweier schlichter Trimetergruppen allerdings vor melischen, aber nicht antistrophischen Partien bezeugt in Aristophanes pac. 922 938 = 95G 972. Es sind zwei kleine Scenen zu je 17 iambischen Trimetern, beide mit dem gleichen Anfange aye di{. Hier tritt wohl das nQOLY.Tiy.6v* die vnoYQiCiq besonders hervor. Es wird während dieser Verse eine bestimmte Handlung vorgenommen, die recht gut parallele Momente aufweisen konnte und so den symmetrischen Eindruck erhöhte. Die mittlere und neuere attische Comödie hat vielleicht noch Aehnliches gehabt, wir können aber nichts derartiges nachweisen. Selbst der vermuthlich einem Stücke der mittleren Comödie nachgebildete Fischerchor in Plautus' Rudens II, 1 giebt keinen Anhalt zu antistrophischer Gestaltung; er ist eine sechszehnzeilige Tetrameterperikope, wie sie in Ari- stophanischen Parabasen und sonst gewöhnlich sind.

Diese Betrachtungen, auf das römische Drama angewandt, lassen keine besondre Vorliebe für symmetrische Gestaltung von vornherein erwarten.

Bei der römischen Tragödie sind wir auf Bruchstücke angewiesen. Die tragischen Monodien standen wohl denen des Euripides am nächsten. Das lässt die bereits erwähnte Cassandra- Monodie, s. oben S. 383, vermuthen, die alle Anzeichen eines a7tolskviiivov fis'log hat, u. a. Dagegen könnte man bei dem tragischen Chorliede antistrophischen Bau erwarten, da diesen die römischen Tragiker in ihren Vorlagen noch vorfanden. Das grösste Bruchstück eiues tragischen Chorgesanges, der Soldateu- ehor in der Ennianischen Iphigenia, Enn. 183 186 = 187 190 ed. Ribbeck2 widerspricht dieser Erwartung nicht, sondern scheint ein wohlgelungenes Strophenpaar zu zeigen. Für den tragischen Dialog endlich fehlt uns ein fester Anhalt; wahrscheinlich ist symmetrische Anlage auch hier nicht, wenigstens nicht in aus- gedehnter Weise, da ja das Euripideische Drama vor allen mass- gebend war. Doch bearbeitete man sogar auch Aeschylus, und darum könnten immerhin einzelne Partien nach Aeschyleischem Vorbilde gestaltet sein. In den Fragmenten lässt sich allen- falls Accius 4 9 ed. Ribbeck2 darauf hin ansehen. Symme- trische Anordnung scheint dort natürlich und findet eine ge- wisse Bestätigung an der Wiederholung der Worte pervica- ciain uud pervicacem in den einander entsprechenden Stellen.

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4. Symmetrie und Eurhythmie. 395

Allein, wie gesagt, es fehlt uns zur Entscheidung an genügen- dem Material.

Ganz anders liegt die Sache für die römische Comödie. Hier haben wir ein reiches Material, und man sollte denken, die Entscheidung wäre nicht schwer. Es sind verschiedene Versuche gemacht worden, auch hier weitgehende Symmetrie sowohl in eigentlichen Canticis als auch in den Dialogscenen zu consta- tiren.1) Allein die grosse Masse Plautinischer Scenen bietet ent- schieden den Beweis, dass die alten römischen Komiker weder in den Gesangs- noch den Dialogpartien strenge antistrophische Anordnung durchgeführt haben. Und diese Praxis stimmt ganz zu dem, was sie in ihren griechischen Vorbildern fanden. Doch wenn es auch die allgemeine Regel ist, dass die Cantica ctnoks- Xvpivu und die Dialogpartien einfach stichisch gebaut sind, ohne erkennbare regelmässig wiederkehrende Gruppen zu bilden, so ist damit noch nicht principiell jede Uesponsion abzuweisen.

Im eigentlichen Canticum kann sie ebensogut einmal und das andre Mal vorkommen, wie in den Euripideischen Monodien, die sich in ihrem ganzen Baue nicht wesentlich von Menandrischen Monodien unterscheiden mochten. Und wirklich scheinen wir auch bei Plautus solche Cantica zu haben, die mit einem einzel- nen Strophenpaare beginnen und dann erst in die Form der eigentlichen anolsXvniva übergehen, vgl. Verfasser, a. 0. 30. Bd. S. 406 und 424 und unten unter II, 2 Pseud. 243-248 = 249 —254 u. a. Wir begnügen uns je ein Beispiel aus Plautus und Terenz zur Prüfung herzusetzen, ein Duett und eine eigentliche Monodie:

Plaut. Pers. 1 52, ein längeres Canticum, auf das wir noch zurückkommen müssen, weil sich in ihm die verschiedensten Com- positionsarten vereinigt finden, beginnt mit zwei correspondirenden Monologen, und die symmetrische Vertheilung der Rede geht auch in dem darauf folgenden melischen Dialog weiter, nämlich in den nächsten trochäischen Octonaren, worin eine gegenseitige Begrüssung sich vollzieht; auch später findet sich v. 30 35 zweimal hinter einander eine Continuation von 24 Dipodien. Der

1) Literatur besprochen vom Verfasser, in Bursian Müller's .Tahresber. 36. Bd. S. 403 fe. 417. 419 fg£. 48. Bd. S. 113 fa. 117. Dazu Kudolf Meyer, Programm dea LeibnitzgymD. Berlin 18»6.

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Anfang lautet, wenn man ira ersten Verse die unmetrisch über- lieferten Schlussworte zu einem richtigen Versausgang umstellt und im zweiten Verse, der um einen Fuss zu kurz ist, die denk- bar geringste Ergänzung vornimmt, indem man statt des über- lieferten Genetiv Herculis (oder Herculi) durch Zusetzen eiuea Buchstaben das entsprechende Adjectiv einsetzt:

Tox. Qui amans egens ingressust prineeps in vias Ainöris, Superavit aerumm's suis aenimnas Hercuh'<(a)s.

Nam cum leone cum excetra cum cervo cum apro Aetolico Cum avibtfs Stymphalici's cum Antaeo deluctari niavelim, Quam ciini Amore: ita fiö* miser quaenfndo argento miituo: 5 Nec qmcquam nisi 'non e'st' sciunt mihi respondere quos rogo.

Sag. Qui erö" suo servire volt bene servos servittftem, Ne illum edepol multa in pectore suo cdnlocare oportet,

Quae ero" placere censeat praesenti atque absenti suo. Ego nec lubenter servio nec satis sum ero ex sententia: 10 Sed quasi lippo oculo me erus meus manum abstinere haud

quit tarnen,

Quin mi imperet, quin me suis negdtiis praefülciat.

Dann folgen die vier bereits erwähnten trochäischen Octonare mit symmetrisch vertheiltem Zwiegespräch zwischen Toxilus und Sagaristrio.

T. Quis illic est, qui cöntra me astat? S. <Ät> quis hic est,

qui cöntra me astat? T. Similis est Sagan'strionis. 8. Toxilus hiquidem meus amicus. T. ia est profecto. S. Eum esse oportet. T. Cöngrediar. S. Con- tra adgredibor. 15 T. 0 Sagaristrio, di ament te. S. Töxile, dabunt di quae exoptas. *) Als Beispiel für Terenz führen wir an das bereits von Bentley beobachtete, Phorm. 153 158.

A. Ädeon rem redisse, ut qui mihi cönsultum optume velit esse, Phaedria, patrem ut extimescam, ubi in mentem eius adventi

veniat!

Qudd ni fuissem inc<5gitans, ita eum exspectarem, ut par fuifc. Ph. Quid istuc? A. Rogitas? qui tarn audacis facinoris mihi

cönscius sis.

1) Vor Toxile fehlt 0 in A, mit Recht.

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4. Symmetrie und Eurbytbmie.

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Quöd utinam ne Phörmioni id suadere in mentem incidisset Netf nie cupidum eo mipulisset, quöd mihi principiunist mali! Der Conjunctiv in der Wendung qui cönscius sis ist ächt Terenzisch und sicherlich nicht zu ändern (etwa consciu's). Da- gegen hat wohl Bentley in demselben Verse mit Recht Quid istuc? geschrieben, wie Terenz auch sonst sagt; ein solches est findet sich in C zugesetzt Ad. 544 u. a., wo es ganz unmetrisch ist. Hier hätten wir mit Beibehaltung desselben eine Continuatio von 24 trochäischen Dipodien, deren Ethos ganz gut zum Inhalt passen würde. So sind es zwei solche im Umfange von je 12 Dipodien. Daran schliesst sich noch eine Continuation von 18 trochäischen Takten als Epode an, dann kommt eine stichische Partie in iambischen Octonaren, sodass also genau genommen bis zu V. 176, dem Schlüsse der Scene, die continuirliche Takt- folge reicht

So kann ja noch das eine oder andre Canticum des Plautus und Terenz gebaut sein; auf einzelne kommen wir in unserer späteren Darstellung zurück. Für einzelne bei Terenz ist vom Verfasser a. 0. 36. Bd. S. 424 eine Möglichkeit solcher Anord- nung angedeutet. Allein gewiss ist für Terenz kein einziges sol- ches Canticum nachzuweisen und sicherlich ist darauf keine Theorie zu bauen. Denn auch das vorliegende Gedicht kann nach der Ueberlieferung, wie gesagt, als eine zusammenhangende Reihe trochäischer Takte in continuirlicher Bindung betrachtet werden. Für Plautus dagegen lassen sich eher analoge Bildungen finden. Ja im anapästischen Finale der Bacchides, in dem es sich allerdings um Parallelhandlungen, die Verführung zweier Greise durch die Bacchides handelt, scheint, wie wir später am Ende des 6. Abschnittes ausführen, eine wirkliche Responsion durchgeführt zu sein. Dasselbe nur in freierer Form ergiebt wohl auch die Monodie des Geta in den Terenzischen Adolphen, auf die wir in anderm Zusammenhang, II, 1 eingehen. Und so Hessen sich vielleicht noch andre ähnliche Bildungen finden. Allein selbst, wenn man diese Auffassungen theilt, so bleibt alles dies nur ganz vereinzelt als letzter Nachhall der alten Art, die längst der freieren der neuen Zeit gewichen war.

Aehnlich ist es in den Dialogpartien, die jedoch bei ihrem stichischen Baue an sich noch weniger Anhalt geben einen regelrechten Parallelismus zu erkennen. Die weitaus grösste

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Masse der stichischen Dialogpartien sind frei gebaut, wie die Trinieter und Tetrameter des Euripideischen und Menandrischen Dramas, das ist eine unbestreitbare Thatsache, die in Versuchen, wie der K. Meissner'«, Die strophische Gliederung in den stichi- schen Partien des Terentius, Jahrbücher für classische Philol. 120. Bd. S. 289—330, vgl. darüber Verfasser a. 0. 48. Bd. S. 143. 144, nur von Neuem Bestätigung erhält. Allein hin und wieder mag auch hier die althergebrachte Art des komischen Epirrhenia oder Epirrhemation, die bei Aristophanes noch in voller Blüthe stehende Syzygiebildung zur Anwendung gekommen sein.

Zunächst für trochäische Septenare führen wir ein Plau- tinisches und ein Terenzisches Beispiel an. Eine conservative Kritik wird ein solches Mittel, wodurch die Richtigkeit der über- lieferten Verszahl bestätigt wird, gern ergreifen. Ist doch die schon früher im Zittauer Osterprogramm 187G S. 32 aufgestellte Syzygie bereits in einer Anzahl Versen verdächtigt worden und, wie scheint, nicht ohne jeden Erfolg. Es ist Trinummus 843 8(>2. Sind darunter wirklich die Verse 857 8G0 erst nach Plautus' Zeitalter hinzugefügt, so könnten sie uns ein Fingerzeig dafür sein, dass diese Compositionsart erst in der Terenzischen Zeit aufkam oder häutiger wurde und bei der späteren Aufführung erst in Plautus hineingetragen sein mag. Allein die ganze Scene ist acht Plautinisch. Mau vergleiche P. Laugen, Plautiuische Studien S. 83. Die Symmetrie ist jedenfalls da. Denn nur unter der Voraussetzung beabsichtigter Symmetrie und Eurhythmie er- klärt sich die Wiederkehr derselben Gedanken an gleicher Stelle hier wie auch in andern ähnlich gebauten Partien, die wir zum Theil noch erwähnen. So bieten uns die Trinummusverse eine epirrhematische Partie nach dem Vorbilde der griechischen (Jö- rn öd ie, wie sie recht gut noch in der mittleren und neuern ver- einzelt vorkommen mochte, wenn wir auch bei der Dürftigkeit unserer Ueberlieferung dies nicht beweisen können. Der Syko- phant ist der eigentliche Sprecher und der lauschende Charmides vertritt den Chorus der alten Comödie. Die Form ist die ge- wöhnliche ab ab.

S. llmc ego die nomen Trinuramo facio : nam ego operäm meaui Tribus nummis hodie locavi ad artes nugatörias. Ädvenio ex Seleucia, Macedonia, Asia atque Ärabia, 845 Quäs ego neque ocuh's neque pedibus üraquam usurpavi meis.

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4. Symmetrie und Eurhythmie.

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Viden egestas quid negoti dat homini miserö niali? Quin ego nunc subigör trium nuninium causa, ut hasce epistulas Dicani ab eo nomine nie äccepisse, quem ego qui sit hoino

nescio,

Neque novi neque natus necne füerit, id solide scio. 850

Ch. Pol hiquidem fungino generest : cäpite se tottfm tegit. Hflurica facie videtur höminis : eo ornatu ädvenit.

S. h\e qui me condüxit, ubi conduxit, adduxit domuui: Quae voluit, mihi dixit, docuit et praemonstravit prius, Quo modo quicque agerem. nunc adeo si quid ego addidero

amplius, 855 Eo conductor melius de me nügas conciliaverit.

Üt ille me exoruävit, ita sum ornutus : argentum hoc facit: fpse ornamenta ä chorago haec siiinpsit suo peneulo. Nünc ego si potero örnainentis hominem circuniducere, Dabo operam, ut me esse ipsum plane sycophantam sentiat. 8G0

Ch. Quam magis specto, minus placet mihi hominis facies.

mi'ra sunt,

Ni lllic homost aut dormitator aüt sector sonärius.

Der Parallelismus ist hier so in die Augen fallend, dass wir ihn anzuerkennen nicht anstehen. In der gleichen Lage befinden wir uns einer Terenzischen Partie gegenüber, Ad. 509 580. Es ist dies der dritte und letzte Theil einer trochäischen Septeuar- scene. Im ersten Theile reden die Personen für sich, wie sonst; es ist das nur scenische Einleitung. In dem mittelsten Theile, einer Perikope von IG Septenaren macht der schlaue Syrus, um seiue frühere Lüge zu verdecken, dem wider Erwarten zurück- gekehrten Demea eine Geschichte vor, er wäre von dessen Sohne Ctesipho tüchtig geprügelt worden. In dem angeführten letzten Theile beschreibt er dem Demea zwei Irrwege, auf denen er sei- neu gesuchten Bruder angeblich finden würde. Der Parallelismus der Handlung ist also hier entschieden durch den Inhalt gegeben. Dem entspricht aber auch die Zahl der Septenare, die im je ersten Verse das Charakteristische non est an der gleichen Stelle bieten und am Schlüsse jedes Abschnittes das nicht minder cha- rakteristische Verbuni pergito und pergere, um das sich ja alles dreht, also:

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400 Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

D. Sed estne fratcr intus. S. Non est. D. Übi illum inveniain

cogito.

S. Scio ubi sit, verum hodie numquain mönstrabo. D. Hern

quid ais? S. Ita. 570

D. Diminuetur tibi quidem iam cerebrum. S. At nomen nescio

/llius hominis, sed locum novi, libi sit. D. Die ergo locum.

S. Nostin porticum sipud macellum hac deörsum? D. Quidni

növerira?

S. Praetcrito hac recta platea siirsus : ubi eo veneris, Clivos deorsum vörsumst : hac te praeeipitato : pöstea 575 Est ad hanc man um sacellum : ibi angiportuin pröpter est. D. Quödnam? S. Uli ubi etiain caprificus magnast. D. Novi.

S. Hac pergito.

D. td quidem angipörtum non est pervium. S. Verum

hercle : vah,

Censen horainem me esse? erravi : in porticum rurstfm redi: Sane hac multo propius ibis et minor est erratio. 580 Sein Cratini huius ditis aedes? D. Sci'o. S. Ubi eas praeterieris, Ad sinistram hac recta platea; ubi ad Dianae veneris, Ito ad dextram : pnusquam ad portain venias, apud ipsum lacum Est pistrilla et exadvorsura fabrica : ibist. D. Quid ibi facit? S. Lectulos in sole ilignis podibus faciundos dedit 585 D. Übi potetis vos. S. Bene sane. D. Sed cesso ad eum pergere.

Eine ähnliche Symmetrie bei zwei Parallelhandlungen be- gegnet auch im Finale der Adelphen; V. 958 970 = 971 —984 wird in gleich viel trochäischen Septenaren erst die Frei- lassung des Syrus, dann die seiner Frau und ihrer Ausstattung verhandelt. Auch hier fehlt es nicht an äussern Indicien: die je ersten Verse der Syzygie schliessen mit Demea, die je dritten mit dem bedeutsamen liberum. :: Istunc liberum? und tnecum vi- deam liberam u. ä. Auch die vorhergehenden iambi sehen Octo- nare enthalten zwei Handlungen, Micio's Heirath und Hegio's Bescheukung, die in je 12 Langzeilen vollzogen werden. Denn auch V. 957 ist als iambischer Octonar überliefert in folgender Form

Nunc tu* mihi germanus pariter et animo et corpore. Nur das offenbar nach pariter und vor et ausgefallene esf das der Sinn nothwendig erfordert, ist in den beiden diese Stelle ent-

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4. Symmetrie und Eurhythmie.

haltenden Handschriftenclassen hinter tu oder hinter mihi, beide Male an falscher Stelle eingesetzt. Auch der vorhergehende Vers ist ein iambischer Octouar, wenn man die Ueberlieferung recht versteht. Die Verschiebung der Schlussworte von V. 955 ist ja schon längst nach F, der einzigen alten Handschrift, die sie nicht mitgemacht hat, beobachtet und verbessert worden. Aber un- beachtet liess man, dass die eine Handschriftenclasse zwischen Gatfdeo und Nunc tu" mihi, Worten, die von Demea gesprochen werden, den Namen Micio bietet; es steht nämlich B, die Sigle für Micio in D, während G giebt: Mi. nunc etc. Demnach ergänzt man unschwer:

Quid fsticV dabitur, quandoquidem hic volt. D. Gatfdeo; <o mi>

Micio,

Nunc tu mihi gerraanus pariter es et animo et corpore, wodurch die Symmetrie und Eurhythmie zwischen Ad. 933 945 946—957 gesichert ist.

So wird man einzelne Nachklänge der ursprünglich der Comödie eigenthümlichen epirrhematischen Compositionsart der römischen Comödie ganz abzusprechen nicht in der Lage sein.

Uebrig bleibt noch die Frage, ob auch in Senarscenen ähnlich wie im griechischen Vorbilde die römische Comödie bis- weilen symmetrische Anordnung zeigt. In derselben Einschränkung wie bei den trochäischen Septenaren glaubt Verfasser diese Frage bejahen zu müssen. Für Plautus begnügen wir uns auf zwei kleinere Stücke zu verweisen.

Kud. 450 457 in der Schoell'schen Ausgabe, der sich Ver- fasser vollständig anschliesst, sind am Ende einer Septenarscene acht iambische Senare, die sich durch Satzbau, Inhalt und den gleichen Eingang in zwei Gruppen von vier Versen auflösen: Seil quid ego misera Video procul in litore? Meum ertfm lenonem Siciliensemque höspitem, Quos periisse ambos misera censebam in mari. lam illtfd mali plus nöbis vivit quam ratae.

Sed quid ego cesso fdgere in fanuin ac dicere haec J'alaestrae, prius in aram ut confugiämus quam huc Scelestus leno veuiat nosque hic dpprimat? Confugiam hinc: ita res sitppetit subito" mala.

Das ist ganz der Text, wie ihn diö beste Handschrift B giebt; es ist lediglich zweimal umgestellt. Denn V. 4 steht mali in den

Klotz, liruuiUUgu allrOmiachcr Mutrlk. 26

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402

Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Handschriften nach plus und V. 6 prius vor quam; in beiden Fällen ist die gewöhnliche prosaische Stellung für die dichterische ein- gesetzt. Ueber den ganz richtig gebauten Schluss von Vers 4 ist bereits oben S. 180 gehandelt. Ausserdem hat Schoell im letzten Verse trefflich mala ergänzt; wesshalb dies ausfiel, erklärt sich aus B leicht. Es folgt auf 457 in B v. 466, der gleichfalls mit mala schliesst.

Aehnlich ist der Anfang von Mil. glor. 1 8 gebaut. Curäte ut splendor me'o sit clupeo clarior,

Quam sölis radii esse 6\\m quom sudümst solent,

Ut ubi tfsus veniat cöntra conserta manu

Praestnngat oculorum aciem in acie J^stüms. Nam ego hanc machaeram mihi consolari volo,

Nc lamentetur neve animum despöndeat,

Quia se iampridem feriatam gestitem,

Quae misera gestit frä<(gmeu) facere ex fujstibus.

Die Lesart ist in allen Versen sicher, nur im letzten ist fra- tem oder fratrem überliefert statt fragmen, das nur unsre Ver- muthung ist, ein Nothbehelf, wie stragem, frusta, fractum, far- ctum, fracta u. ä. An feriatam im vorletzten Verse (fieri attain in den Handschriften) ist wohl nicht zu zweifeln. Auch in den folgenden Versen dieser Einleitungsscene scheint es nicht an Spuren für Symmetrie zu fehlen; Verfasser hat wenigstens eine Möglichkeit für eine solche besprochen im Zittauer Osterpro- gramm 1876 S. 10—21.

Gemeinsam ist diesen beiden Epirrhematien eine bewegte Action; besonders auch im zweiten muss mau sich parallele Handlungen des Bramarbas mit dem Schild und Schwert denken. Sie erfüllen also die Forderung, die auch im griechischen Vor- bilde an ähnliche Compositionen gestellt wurde.

Auch an kleinen Indicien für Responsion fehlt es nicht. Sehr charakteristisch und im Vortrag sicher besonders markirt war das meo und mihi an der gleichen hochbetouten Stelle im ersten Verse, sowie das hostibus am Ende, das an das pergito und per- gere am Ende der Beschreibungen der Wege im oben S. 399 besprochenen Septenarepirrhema erinnert. Man mag über solche Kleinigkeiten spotten, es ist ja bereits geschehen. Allein es sind doch objective nicht wegzuleugnende Bestätigungen für die auch sonst in die Augen springende Responsion, wie dergleichen in Menge auch das griechische pJXog und die griechischen Dialog-

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4. Symmetrie und Enrhythmie.

403

masse bieten in Partien, deren symmetrischen Bau niemand be- streitet. Aus der grossen Masse wählen wir nur ein Beispiel für letztere, Aescb. Sept. 356-358 = 359—361.

HMIX. f toi xatonxTjg, ag i^oi doxel, argarov

HMIX. xal fii)v ava£ od* avrog OtÖCnov xoxog fiö' agxixokXov uyytkov koyov pa&ttv 6 nov dij Öl xal rovd1 ovx aitagxC&i noda.

Aehnliche Indicien bietet der Monolog des Chalinus Cas. 403 -407 = 408 -412, Verf. a. 0. S. 23 u. a.

Auch Tereuz bietet symmetrisch gehaute Triinetersyzygien. So mit besonders bewegter Action der beideu altern Brüder Ad. 88 -100 = 101 113, je zehn Senare grjdig, die Behauptung und Widerlegung enthalten, und je drei Verse des erregtesten Wechselgesprächs, worin der eine dem andern den grössten Un- verstand vorwirft. Es seheint immer noch die Form des alten Epirrhema a b a b vorbildlich gewirkt zu haben.

Auch in der trefflichen narratio der Adelphen, v. 40—77, bat man Verse entfernen wollen, weil sie allerdings lediglieh Gedanken wiederholen, die innerhalb desselben Abschnittes vor- kommen, so Ritsehl v. 55 58, obgleich davon Augustin die bei- den letzten citirt, vgl. Otto Schubert, Symbolae ad Terentiuui emendandum, Weimar Progr. 1878 S. 7 u. 8. Allein die ganze Erzählung Micio's besteht aus lauter prächtigen Versen, nicht einer bietet für sich den mindesten Anstoss, nicht einen möchte man missen. Ja wenn nur nicht fast alles in dieser gerade von Varro so gepriesenen und sogar über die griechische Vorlage gestellten Partie zweimal gesagt würde. Nun alle diese paralle- len Gedanken geben eine ungezwungene Symmetrie, eiue klare eurhythmische Gliederung, die sich wiederholt. Man zerlege nur die Erzählung in ihre zwei Hälften und sehe, wie alles an seinem richtigen Orte ist, wie nicht bloss die Gedanken selbst, sondern auch der äussere Umfang derselben gleich ist. Wie schön reihen sich hier an die speciellen Darlegungen über des Micio und Demea verschiedene Lebens- und Erziehungsweise die je zweimal zwei Senare mit allgemeinen Grundsätzen: 55—58 = 74—77.

Atque ex me hic natus uön est, sed ex fratre. l's adeo bis Ea ne nie eelet cänsuefeci filiuni.

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Nam qin meutiri aut fällere insuen't patrem Aut <(pätruoin}>, tanto magis audebit ceteros.

Pudöre et liberalitate h'beros Retinere satius esse credo quam metu.

Haec fratri mecum nön conveniunt neque placent bis

»Studet par referre, praesens absensque idem erit. Hoc pätriumst potius cönsuefacere filium

Sua spönte recte facere quam alienö* metu.

Hoc pater ac dominus filterest : hoc qui nequit,

Fateatur nescire imperare liberis.

Tliatsächlich liegt hier Symmetrie vor. Denn man wird wohl zugeben Jsönnen, dass ein redseliger Alter dasselbe zweimal sagen darf, allein dass dieselben Gedankenreihen auch die gleiche Vers- zahl in Anspruch nehmen und sich auch durchsichtig im Einzel- nen weiter gleich massig gliedern, wer will das erklären, indem er bei einem solchen Kunstdichter wie Terenz wiederholtes oder vielmehr beständiges Walten des Zufalls annimmt? Offenbar steht dieser Monolog Micio's mit dem folgenden, nur durch ein Wechselgespräch von zehn Trimetern getrennten Epirrhema in innerem Zusammenhang. Er soll auf das alles Mass uber- steigende Poltern und Gegeupoltern vorbereiten, kommt doch schon Micio unwillkürlich, indem er den Bruder redend einfuhrt, aus der einfachen fäöig in den Dialog und bildet schliesslich mit seinen zuletzt selbstgefällig vorgetragenen kritisirenden allgemei- nen Sentenzen selbst den Chorus, sodass hier Inhalt und Form immer noch an die alte komische Syzygie erinnern.1)

5. Die strenge und die freie Art der ununterbrochenen

Taktfolge.

Wir wiederholen, dass im römischen Drama nachzuweisende oder zu vcrniuthende Symmetrien und Eurhythmien nur noch etwas vereinzeltes sind; sie können uns beweisen, dass die neue Zeit das altgriechische Vorbild allseitig zu verwerthen suchte, und

1) Aehnliches mag sich auch, wie bereit« angedeutet, bei Plautus finden lassen, z. B. Pseud. 737 750 lassen sich die Wiederholungen in dem Examen über die Begabung des Sinimias nur unter ähnlichen Voraussetzungen er- klären. A. Kießling, symbol. philol. Bonnens. p. 339 und P. Langen, Stud. Plautin. S. 364 weisen 745—760 ein<>r jüngern Diaakoue zu.

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5. Die strenge nnd die freie Art der ununterbrochenen Taktfolge. 405

entfernen sich nicht von demselben, soweit wir für die mittlere und gelegentlich wohl auch noch für die neuere attische Comödie vermuthen mögen. Eine irgendwie befriedigende oder gar in allen Stücken durchzuführende Erklärung für den Bau der Can- tica und der Dialogpartien können sie uns nicht bieten. Denn die grosse Masse der komischen Scenen ist ganz frei von dieser, wie man sieht, immer noch lebensfähigen Compositionsart, und wer will, mag sie ungläubig ganz verwerfen. Unser System wird dadurch wenig oder wohl gar nicht berührt. Denn für die römi- schen Cantica müssen wir andre massgebende Bildungen an- nehmen. Zu denen hat auch das griechische Drama die Normen hergegeben; allein die römischen Dichter haben diese frei aus- gebildet und erweitert, ganz wie sie das auch im Bau der ein- zelnen Versmasse thaten. Wir stellen hier diejenigen Compo- sitionsarten in den Vordergrund, die die Römer am eigenartigsten und ziemlich häufig verwandt haben, das ist besonders die Con- tinuatio numeri, die jetzt gleichberechtigt neben die System- bildung tritt, mit der sie wohl verwandt ist, von der sie sich jedoch innerlich wie äusserlich unterscheidet. Die System- bildung kennt die römische Poesie auch und hat sie sogar organisch weiter entwickelt, wie wir sehen werden.

Die römischeTragödie zunächst scheint wie die griechische nur anapästische Systeme gebaut zu haben, deren uns eine An- zahl, wenn auch recht trümmerhaft erhalten ist, zusammengestellt Trag. Ribbeck2 S. 368. Sie entfernen sich nirgends, wie wir unten 7, 2 sehen, von den griechischen GepÜogenheiten uud Gebrauchs- arten.

Auch die römische Comödie kennt regelrechte anapä- stische Systeme. So haben schon Hermann und Ritsehl ein sol- ches mit Monometer angenommen:

Mem 361 Animrfle mi, mihi mira videntur

Te hic stäre foris, fores cui pateant,

Magis quam domus tua, doinus haec tua sit.

Omne* paratumst,

Ut iüssisti atque ut völuisti.

Neque tibi <iam>st ulla mora intus. Zwei kleinere nimmt W. Christ, Metrik2 S. 260 richtig nach der Ueberlieferung in B an Most. 858 861. Sicher scheint auch nach der Versabtheilung in A ein solches System nach einer längeren Octonarscene: Trin. 840 fg.:

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406 Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Sed quis hic est, qui in plateam ingreditur

Cum n«5vo oruatu specieque simul.

Pol quainquam domi cupio, öpperiar:

Quam hic rem ägät animum advörtam. Wir finden nach der be9ten Ueberlieferung in B noch ein solch* System mit Monometer als *«p««Wov Most. 331 -335, s.wto 11 4 Längere derartige Compositionen sind anzunehmen \m 490 i'gg., auch in der zweiten Scene des fünften Actes in selben Stücke. Denn nur so lässt sich v. 796 nach der Leber-

lieferung halten:

Ut me in tricas coniecisti?

Quomödo de Persä inänüs äddltäst?

:: Iürglum htne äüferäs, si saplas u. s. w. bis 8<H>

Ürltur cor mihi

Da tllt canthäruin extingue fgnem, si Cor uritür, caput ne ärdescat. Aehnlich bilden Rud. 056-962 ein System. Das beweisen u.a..*l Volo ut dicas :: Immo hercle etlam äuipltus. Nara nisi dat, domino di'cendum Censeo. : : Tuo consiliö faciam: Nunc advorte animum : nämque hoc omne Attinet ad te. : : Quid factuinstV Bicher sind endlich die Systeme Pers. 168-171. 172-182, da, auch 175-180 in A Dimeter sind.

Ueberhaupt scheinen auch da, wo Octonare und Septem in unsern Handschriften geschrieben sind, systematische Bildung vorzuliegen, sobald ein Septenar als Schlussvers zu Octonare steht, sei es, dass man die Langverse in Dimeter zerlegen * überhaupt Systeme aus Langzeilen annehmen soll. Zu letzte Annahme werden wir später noch verschiedene Analogien ^ stellen. Cure. 137-141 haben wir ein System im Umfange r acht Dimetern, deren letzter mit dem Paroemiacus zu er, Septenar vereinigt erscheint durch die trochäische Cäsur, die jedoch auch in» "griechischen Dimetersystera unmittelbar in- einander tindet: Arist vesp. 752; also:

Qui me m terra aeque förtumitüs | erit, si illa ad me bitf Cure 12(5—132 sind nach der guten übereinstimmenden l ^ lieferung in HEI ein System aus fünf Octonaren und «*- Septenar, der dem Paroemiacus im Dimetersystem gleiche also:

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6. Die strenge und die freie Art der ununterbrochenen Taktfolge. 407

Hoc vide ut ingurtitat l'mpura in se meruni avariter fauci'bus

plenis bis

lamue ego huic dico. :: Quid dices? :: Me pernsse. :: Age dice. ::

Anus, atfdi.

Dieselbe Systembildung mit Dimetern und Monometern und katalektischem Scbluss begegnet uns ganz wie im griechischen Vorbild, auch bei Trochäen und Iamben. Wir führen je ein Beispiel auf. Trochäisch ist nach Leo's Beobachtung, rhein. Mus. N. F. 40. Bd. S. 138 u. 139 das au ein Canticum mit llhythmen- wechsel sich hliessende System Men. 590 fg.:

Äpud aedilem pro eins facti 8

PlüTumisque pessumisque

Dixi causam : cdndiciones

Tetuli tortas cönfragosas.

Arft plus aut minüs quam öpis erat

Mrilta dixeräm controrsiam,

Ut <e>i sponsid finirefc.

Quid ille? quid? praedem dedit. mit Synaphie zwischen dem dritt- und vorletzten Üimeter, ganz wie in den regelrechten anapästischen Systemen z. B. omne | ät- tlnefc ad te. : : Quid factumst, s. oben S. 406.

Ein regelrechtes iambisches System am Ende eines kreti- schen Gedichtes Ter. Audr. 635—638:

fQuis tu es? Quis mi es? Cur meäm tibi?

Heus pnSxutnus sum egome*t mihi.'

At tarnen: fubi fideV? si roges,

Nihil pudet hic, ubi opust; llli, ubi

Nihil öpust, Ibi verentur. Dabei ist nichts geändert als opust statt opus est und mi statt mihi. Die ersten beiden Dimeter giebt die Ueberlieferuug über- einstimmend richtig abgetheilt; dann hat P andre Verstrennung als A, vgl. auch Rud. 938—945.

Endlich haben die romischen Komiker die Systerabildung noch insofern erweitert, als sie auch in Bacchien ähnliche Com- positionen erfanden, wie Bacch. 1122—1138 ein Tetrametersystem mit katalektischem Dimeter als TtctQctTtXevtov und Aiuph. 633—643 sogar ein Hexametersystem, worüber wir erst in anderm Zusam- menhang handeln, vgl. II, 2.

Im Wesentlichen aber ist dies immer noch die alte Systein- oder hypcrmetriscbe Bildung, die die römischen Dramatiker ganz

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

wie im Griechischen auwenden, wie sie Oberhaupt keine der vor- gefundenen Kunstformen aufgeben, selbst nicht die Syzygien- composition, sondern die alten einfachen Formen an geeigneter Stelle wirksam anbringen. Allein auch die Systembildung ist gegenüber der griechischen Comödie recht selten geworden, be- sonders in ihrer steifsten Art Man hatte eben reichere Formen als Ersatz entwickelt. Jede solche hypermetrische Compositions- art, besonders die anapästische, die wir allein noch in der neuern attischen Comödie nachweisen können, hatte etwas Mo- notones und Steifes. Haben nun auch die römischen Dichter diese Bildung als berechtigten Factor anerkannt, sie sogar, wie wir andeuteteu und später ausführen, nach zwei Seiten hin erweitert, indem sie sie nach dem Frincip der einheitlichen Technik auch aut Verse und Rhythniengattungen übertrugen, in denen diese im griechischen Vorbilde unerhört war, so wandten sie sich doch mit Vorliebe der freieren Art der Bindung und Verkettung der rhyth- mischen Reihen zu, die im Wesentlichen den gleichen Effect er- reichte, wie die Systembildung, aber doch das Eintönige derselben mied. Das ist die sog. continuatio nunieri.

Auch diese war dem alten griechischen Drama bereits be- kannt, aber sie war doch sehr beschränkt. In charakteristischer Weise braucht eine daktylisch-anapästisehe in ununterbrochener Folge ohne Katalexen fortgeführte Taktreüie Sophokles, Oed.Col.22!»:

ovöevl (ioiQLÖia tfaig tQ%extu \ av itQondfrt] to tivetv antritt Öy t\na\xaioi htgccig srega TtaQaßttlXo^i va novov, ov %txQtv dvti- didtoöiv i\%uv. ov ds tmvd1 eögdvtov nctXiv üxtoiiog | av&ig atpoQ- pag itidg gd-ovog fYftopf | /u?J ri ttsqu XQ^og || i(iä xoksi XQOödiyg mit alloeometrischem Epodikon.

Aehnlich ibid. 241 254 aAA' tctv ptks'av, Cxfrevofiev xtk. liebrauch und Wirkung solcher Taktfolgen ist im griechischen Drama woblbereehnet. Eindringliche Mahnungen und Bitten, die nicht eher ruhen, als bis sie befolgt sind, und Aehnliches wird durch diese rhythmische Form veranschaulicht. Die alte Tragödie wandte solche Formen sparsam an und zog überhaupt die strengere hypermetrische Bildung der Reihen vor. Die römischen Dichter nahmen lieber die freiere Art und gebrauchten sie besonders häutig in lamben und Trochäen. Für diese war aber auch das spätere griechische Drama mit etwas häufigeren Beispielen vor- angegangen. So hat Euripides z. B. ähnlich wie Sophokles com-

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5. Die strenge und die freie Art der ununterbrochenen Taktfolge. 409

ponirt. Or. 1005 1011 in anapästisch-dakty lischer Forin, in ianibiscil-trochäischer in der Monodie des Phryx, Or. 1409 f gg. und 1444 u. fg.:

ot de 7tQog d"QOvovg iöa \ fioXovxeg \ ag iytjfi* 6 xofcoxag IJccotg \ yvvaixog, \ bfifia daxpvoig \ ne<pvQ^iivoi, xaiteivoi \ ?£ov&\ 6 fiev to xetfrev, 6 de xelfrev, aXXov aXXo&ev %e-

tpoaypivot, . . .

ayei d' ayei viv a d' i<pehtex\ \ ov ngo^nvxig av ifieXXev \ 6 de öweQybg aXXy eitgaöö' \ iav xaxbg Ocoxevg;

also in vorletzter Reihe ein hyperkatalektiseher iambischer Octo- nar nach römischer Auffassung und, wie öfters im römischen Can- ticum, mit trochäischem Dimeter fortgesetzt; sodann ebenda weiter:

*ovx ifinodav ix\ dXX1 del xaxol <I>Qvyeg;9 \ exXrjOe d* aXXov etXXoo* iv öxiyccig' \\ rovg ftev iv Gxa&noiöiv CTCxtxotat, \ xovg d' fv i£eÖQ(utit., xovg ixelo' ixeföev.

1456 afupl 7tOQ(pvQHöv itinXtov vnb cxoxov \ £1917 öitdoccvxeg iv %eQolv.

1466 ag xditQoi d> ÖQiöxeooi, ywcuxbg dvxioi öxa&svxeg \ ivvi- nov6i* xaxftaveZ.

1473 la%& So (uov frvtstoa xal 6xa&(tovg \ fio%Xoiöiv ixßaXovxeg* ev& ipiiivopev, | ßorjdQopLovuev aXXog aXXo&ev Oxiyrjg. | 6 piv nexQOvg, 6 d* dyxvXag, \ 6 dt &(pog xqoxcotiov iv %eoolv e%(ov. \ evavxa d' r\X&ev. Aehnlich Arist. Ach. 262 276 u. a.

Das ist ganz die Compositionsart mit durchlaufendem Rhyth- mus, die die römischen Dichter so oft zeigen. Die Wirkung ist die gleiche. Denn wenn man, wie Winter, Metrische Recon- struction der Plautinischen Cantica, München 1880, zwei Arten der continuatio numeri unterscheidet, nämlich die mehr aus for- malen Gründen angenommene, bei Clausein, die zum Abschluss eines metrischen Systems dienen, sich als iambische Auslaufer an Trochäen und in trochäischer Form an iambische Verse an- schliessen, und diejenige Art, die mehr aus logischen Gründen sich erklärt, nämlich wenn der Redende ob der Fülle des Stoffes und der Gedanken in grosser Eilfertigkeit spricht, zumeist im Anfange der Scenen, wo die Personen neu auftreten, so kann man diese beiden Arten mit dem gleichen Effect auch in der citirten Monodie des phrygischen Sklaven finden. Aber ein Moment stellt sich im griechischen Vorbild besonders charakteristisch für diese Compositiousform heraus. Die grosse, ruhelose Angst spricht aus

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

findet, der recht gut mit denselben rhythmischen Mitteln darge- stellt sein konnte, wie der eben erwähnte des Callidamates. Die alte Ueberlieferung giebt die Verse folgendermaßen: Discrucior animi

Hocine de iinproviso mali mihi obici tantum Ut neque quid me faciam nec quid agam certum siet 'Membra motu debilia sunt öAnimus timore obstipuit Pectore consistere nihil consili quit vah Quomodo me ex hac expediam turba Tanta nunc suspicio de me incidit neque ea inmerito Sostrata credit mihi mc psaltriam hanc emisse id anus mihi

indicium fecit.

Die drei kurzen Verse sind im Bembinus nicht in eine be- sondre Zeile geschrieben und der letzte Vers wird nach anus ab- gebrochen. Allein die kürzeren Verse der Calliopischen Recension sind die richtige Ueberlieferung. Das bestätigt Varro, der nach einer Notiz bei Rufin. comm. in metra Ter. p. 556 ed. Keil discru- cior animi als Beispiele für eine im Eingang stehende sog. Clausel ausdrücklich angeführt hat. Im Bembinus jedoch ist zweimal ein kürzerer Vers mit seinem Nachbarverse zusammengeschrieben, eine Erscheinung, die so häufig gerade in der Terenzüberlieferung vorkommt, dass man kaum begreift, wie Hermann hier lieber einen Irrthum des Varro und der Calliopischen Handschriften voraussetzen konnte. Im Gegentheil, es ist derselbe Vorgang noch an zwei andern Stellen unsers Canticum anzunehmen, näm- lich in den beiden letzten Versen. Für den vorletzten beweist die sonst inlautende Katalexis, dass mit incidit ein Vers schliesst und neque ea inmerito für sich steht, und der letzte Vers ist so lang, dass eine Zerlegung desselben in zwei oder mehrere Kola unbedingt vorgenommen werden muss. Ganz unmethodisch aber wäre es aus der Clausel des vorletzten Verses und dem ersten Worte des nächsten einen besondern Vers herzustellen, etwa mit Hermann : Neque ea immerito : Söstrata, da das letzte Wort So- strata als Subjekt des neuen Satzes nicht von dem Nächsten ab- getrennt werden kann. Man wird vielmehr: Neque ea inmerito ebenso als selbstständig zu fassende Clausel anzusehen haben, wie Discrucior animi, zumal das Satz- und Versende in unserm Ge- dichte regelmässig zusammenfällt, wofür auch der Grund nahe liegt. Denn am Ende eines Gedankens, und war dieser auch noch

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6. Die strenge und die freie Art der ununterbrochenen Taktfolge. 411

das grosse Geschick hinwiesen, mit welchem der allmähliche Uebergang aus dem trochäischen Rhythmus in den iambischen fast unmerklich sich vollzieht. Offenbar haben die römischen Dichter in diesen Compositionen eine besondere Stärke, ein feines Gefühl für rhythmische Uebergänge und Effecte entwickelt, eine Beobachtung, die sich in den Plautinischen und Tereuzischen Stücken durchfuhren lasst. Einzelne solche fortlaufende Takt- complexe sind von der Plautinischen Textkritik noch nicht voll gewürdigt. Hier führen wir nur ein paar Einzelheiten auf, die zu den bereits genannten zwei Scenen weitere Orientirung ge- währen können, vor allem aber unsre Behauptung bestätigen, dass die Wirkung dieser Compositionsart ganz die gleiche wie in der griechischen Rhythmik ist.

In der gleichen Angst, wie der phrygische Sklave, der aus dem eroberten Palaste fliehen will, oder der seine Furcht keinen Augenblick vergessende Ctesipho oder der feig vor seinem Ver- folger flüchtende Koch schwebt der Sklave Tyndarus, capt. III, 3, der sich für seinen Herrn in der Gefangenschaft ausgab und nun erleben soll, dass sein Betrug entdeckt und grausam bestraft wird. Er spricht zuerst in iambischen Octonaren:

Nunc fllud est, quom nie fuisse quam esse nimio mavelim bis 524, also auch schon in einer, wenn auch regelrecht gebauten eonti- nuatio numeri. Dann v. 525 spricht er in einem trochäischen Senar die schlimme Wahrheit aus:

ömnis res palamst, n£que de bac re negötiumst. Daran schliesst sich man hat anzunehmen, dass der auf der Bühne anwesende Hegio mit Aristophontes jetzt immer näher kommt eine trochäische Continuation von 19 dipodischen Takton in der Form von zwei trochäischen Octonaren, einem trochäischen Septenar und einem iambischen Octonar nebst einem iambischen Senar als Schlussvers; dann kommt nach einer wirksamen und durch den Inhalt gegebenen Pause noch eine kleinere Taktgruppe von sieben trochäischen Dipodien. Das ist eine rhythmische An- ordnung, die des Tyndarus Lage und Gefühle über dieselbe und die sich mit dem Nahen des Hegio immer mehr steigernde Angst und Rathlosigkeit trefflich bezeichnet, sodass eine Aeuderuug der handschriftlichen Ueberlieferung, etwa in eine Reihe trochäischer Septenare abzuweisen ist. Die einzige Aenderung, die sich nöthig macht, ist, dass V. 527 me statt nach perdidit, das die letzte Silbe lang haben kann, nach hic gestellt wird.

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

irgend eine andre Abweichung von den Handschriften als in t. 2 hociu statt hocine wie so häufig itane statt itan steht, sicine haecine u. ä., folgendermassen zu schreiben:

1. Discrticior animi.

Höcin de iraprovi'so mali mihi öbici tantum,

üt neque quid nie faciam nec quid agam certifin siet.

2. Me'mbra meti debflia sunt. Animris timore obstipuit

Pectore consistere nil consili quit. vali.

3. Quo modo me ex hac expediam turba? Tänta nunc suspicio de me incidit: Neque ea inmerito.

Söstrata credit mihi me psältriam hanc eiuisse. Id antfs mi indicium fecit.

Dies ist eine regelrechte Anordnung. Denn der Schluss deblllä svint kann nicht auffallen. Er vergleicht sich mit dem kurz vorhergehenden Ad. G08 pläcäblllüs est Heaut. 1058 grävU sunt u. ä. Die Messung metu ist ebenso legal wie z. B. in dem Schlüsse Üec. 312 levl sententia u. a. Quöm6d6 betont Plautu* Most. 458, ähnlich Trin. 23G quem ad niodum se expedlant u. a^ während man wohl lieber zwei Worte schreibt. Endlich die Mes- sung oblci ist längst anerkannt, Plaut Asin. 814. Merc 932 steht am Senarende oblcias. conlcltis, über solche Messungen handelt ausdrücklich Gellius IV, 17.

Nachdem wir so Umfang und Messung der Verse festgestellt haben, können wir über das besondere Ethos dieses Canticums sprechen. Wie sehr die Choriamben, die übrigens ganz regel- mässig gebaut erscheinen (denn consistere und credit finden ja selbst noch in Horaz' Oden ihre Analogien), hier am rechten Platze sind, werden wir später erläutern. Zunächst interessirt uns die eigeuthümliche Form der Katalexen, die das rathlose l'ro- schauen versinnlichen sollen: Animüs timore obstipuit. Id anü> mi indiciuni fecit u. a. Mindestens an zwei Stellen haben wir scheinbare hyperkatalektische Bildungen: Discrücior animi und Quo m6do me ex hac expediam turba?, einen iambischen Mono meter und Dimeter in hyperkatalektischer Form. Allein diese Hvperkatalexis findet schwerlich ihre Erklärung in einer conti-

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5. Die strenge und die freie Art der ununterbrochenen Taktfolge. 413

Vestiplica, unctor, aitri custos, fläbelliferae,

Sändaligerulae, cäntrices, cistellatrices ,

Nüntii, renüntii, raptöres paois e*t peni.

Fit ipse, dum illis cömis est, inöps amator. Die ersten zwei Verse konnte man auch anapästiscb messen; doch ist wohl alles zusammen als eine trochäische Continuation von 13 dipodischen Takten zu fassen, die sehr geschickt vertheilt sind, durchweg Senare, nur als nctQatdksxnov ein Septenar, in dessen Katalexe der letzte Vers ein hyperkatalektischer iambischer Senar mit seinem Auftakt hineingreift. Das Ethos der ununter- brochenen Taktfolge passt zu dieser Aufzählung alles dessen, wo- durch der unglückliche Liebhaber fortwährend ausgebeutet wird, ohne dass er recht zum Bewusstscin seiner Lage kommt Man beachte den Wechsel im Baue der Senare und im trochäischen Septenar die Vorbereitung auf den iambischen Schlussvers durch die iam bische Hauptcasur.

Ein andres Plautinisches Beispiel hat Winter, a. ü. S. 52 nach- gewiesen: Stich. 288—289

Quidnam dicam Pinacium

Lasel vibundum tarn lubenter cürrere?

Hariindinem fert spörtulamque et huinuluni piseärium. Hier soll die ununterbrochene Taktfolge das Pinacium currere ausmalen.

In diesem Zusammenhange erklären sich manche Verse, die nicht in stichischem Gebrauche sind, besonders akatalektische und hyperkatalektische Bildungen, wie trochäische Senare, hyperkata- lektische iambische Senare, vor allem aber die vielfach bestrittenen iambischen Octonare in hyperkatalektischer Form, die regelmässig mit ihrem Auftakte den vorhergehenden iambisch schliesscnden Vers vollmachen und dann durch trochäisch anhebende Reihen weiter geföhrt werden, wie wir bereits oben S. 410 zu Ad. 523 sahen und noch öfters bemerken können. Man vergleiche weiter in richtiger Continuation Amph. 1067. Pers. 34. Pseud. 201. Bacch. 996 am Schlüsse einer längeren iambischen Partie. Dagegen ist Ter. Andr. 581 die hyperkatalektische Bildung nur zu halten, wenn man Elision annimmt zwischen aü*din tu illum? || :: Ego dtfdum non nihil veritus sum oder umstellt Duduni ego etc. Richtig dagegen ist ein solcher Vers Stich. 275 mit dem Ausgange erae meae ntfntiabo, wo die Handschriften ineae erae n. geben, ferner gleichfalls durch conliimatio nunieri geschützt Hec. 284. 523.

Di

424

Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Beides sind proodische Verse, wie in dem angeführten Aristopha- nischen Gedichte. Ferner

Bacch. 11491) Söror, est quod te vtflo secreto. :: Eho amaho. ::

Quo illae äbeunt?

ist gleichfalls nur proodischer oder Uebergangsvers zwischen tro- chäischen Septenaren und Anapästen oder katalektischer Schluss- vers zu den vorhergehenden Septenaren. Die beiden zuerst an- geführten erweitert man gewöhnlich zu Octonaren, weil dann solche folgen, den letzten gewöhnlich zu einem anapästischen Sep- tenar, da er vor einer längeren anapästischen Scene steht. Allein jede Aenderung ist überflüssig. Die drei Verse sind ihrem Inhalte wie ihrer Form nach nur scenische Vorbereitung zu den folgen- den Canticis. Und die Katalexe mag hier das Zusammenfinden oder Zusammentreten der Personen bezeichnen sollen. Auch Cas. 609 scheint sich ein solcher brachykatalektischer trochäischer Vers halten zu lassen; es scheint nach einer kretischen Partie eine trochäische Strophe zu stehen mit allerdings nicht ganz klarer, vielleicht complicirter Anordnung. Sicher ist ein gewöhn- licher trochäischer Septenar im vorhergehenden, ersten Verse der Strophe:

Nam quid est, quid haSc hüc timida atque exänimata exsiluit

foras?

Die Messung der folgenden Verse ist allerdings zweifelhaft, wahrscheinlich ist es ein iambischer Septenar als ntxQaTsXtvrov und ein trochäischer Septenar als Schlussvers.

Eine zu den oben behandelten drei brachykatalektischen Versen analoge Erscheinung ist es, wenn eine längere stichische Partie durch einen katalektischen Vers eingeleitet wird, wie öfters bei Terenz, so Ad. II, 2 eine iambische Octonarscene durch einen Septenar, wie ibid. 712 ähnlich eine iambische Septenarscene durch einen ebensolchen Octonar geschlossen wird.

Auch ein iambischer Langvers mit ähnlichem katalektischen Schlüsse scheint vorzukommen: Most. 330 steht nach einem kre- tischen Tetrameter:

lacentis tollet p<5stea | uos ambos aliquis,

1) Bacch. 1116 ist gleichfalls trochuiseh, ein akatalektischer Dimeter, ganz wie der folgende Dimeter zu messen, der jedoch der erste Theil eine» Septenars ist: Qui ßcisV :: Vidi. : : Ei mihi disperii. | :: Qmd dubitaruu* pül- tare atque hnc etc. Vgl. den iambischen Dimeter llec. 731 und oben S. 416.

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6. Katalektischc Bildungen. 425

was nicht zu einem bacchiischen Vers gemacht werden kann, wie wir oben Metrik, S. 220 nachgewiesen, vgl. jedoch S. 419. Ibid. 328 Sine sine cadere nie. : : Sino. : : Sed (et) hoc quod ini in uiantfst. scheint auch ein bracbykatalektischer Vers. Doch in solchen Einzelheiten ist manches unsicher, desshalb gehen wir jetzt nicht weiter darauf ein und wenden uns einer andern Frage zu.

Nach dem Princip der einheitlichen rhythmischen Technik erwarten wir die freiere Verwendung der Katalexe, wie wir sie in dem Terenzischen Gedichte beschrieben haben, nicht bloss in Versen des ydvog Caiißixov und yfuokiov, wo wir sie bisher ver- folgten, sondern auch in anapästischen Canticis. Man könnte ja denken, der Aufbau anapästischer Gedichte nach Systemen und xara oxC%ov sei hier nach dem griechischen Vorbilde, das nur die anapästische Katalexe als Periodenschluss kennt, abgesehen von einer ganz bestimmten Art Systeme, wo gerade die Hauptmasse der Dimeter katalektisch und der Schlussvers akatalek tisch ist, wie ran. 372—376 = 377—381, vgl. darüber unter I, 7, a. Man habe in den Anapästen desshalb ganz auf die beschriebene Art der Katalexe verzichtet. Dafür scheint wenigstens die Thatsache zu sprechen, dass es auch keine anapästisch- daktylische oder daktylisch-anapästische Continuation gab. Allein dies letztere er- klärt sich einfach daraus, dass der daktylische Rhythmus der komischen Dichtung überhaupt stilfremd ist, wie wir I, 7, a sehen werden. Dagegen dient ja die Katalexis in dem die Systeme sch liessenden Paroemiacus ganz demselben Zwecke, wie in den übrigen Rhythmen, nämlich das Ende einer Reihe zu markiren. Hatte nun der Plautinische Anapäst in seiner prosodischen und metrischen Technik durch den Eiufluss der Iamben so reiches Leben erhalten, wie er im Griechischen nicht besass, so ist es doch nur Consequenz den in metrischen Formen gewonnenen Reichthum auch ähnlich in der rhythmischen Composition zu ver- werthen. Das heisst neben der Systembildung und den regel- rechten Septenarscenen auch freiere Compositionen mit charak- teristisch vertheilten Katalexen zu schaffen, wozu in diesem Rhythmus alle Vorbedingungen vorhanden waren und auch die Analogie der übrigen Rhythmen Veranlassung bot. Hütten wir keine solche freiere anapästische Compositionen, so würden wir eine Lücke in der Durchführung unsers Princips erkennen. Bei Plautus giebt es solche freier gebaute anapästische Scenen, wie Bacch. V, 2— »1087 fgg., wo mit zwei Septenaren begonnen wird, dann

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426 Rhythmik. 1. Elemente der Rhythmik.

Octonare folgen und wieder Septenare. Auch iu der vorhergehen- den Scene, Bacch. 1076—1083 scheint die Ueberlieferung eine ähnliche, aber regelmässig wiederkehrende Gliederung durch die Katalexe anzudeuten, nämlich viermal hinter einander die Folge von acht dipodischen Takten in Form von einem Wechsel von Octonar und Septenar, an die sich V. 1084—1086 ein auch dem Inhalte nach selbstständiger Uebergangstheil zur folgenden gleichfalls anapästisch beginnenden Scene anschliessi Nimmt man an V. 1080. 1081 Anstoss, weil sie Wiederholungen enthalten und noch dazu in nicht guter Folge, so thut man jedenfalls gut, beide Verse zu entfernen, nicht mit Ussing 1081 allein. In allen solchen Beispielen haben wir die die Periode sondernde Katalexe, wie in den oben angeführten Beispielen trochäischer und kretischer Verse.

Allein es giebt auch ein anapästisches Gedicht, dessen Wirkung zu einem nicht unwesentlichen Theile auf einer solchen Verwen- dung der Katalexe beruht, wie wir sie in der Monodie des Aeschinus in Terenz' Adelphen erläuterten. Das ist das Finale der Bacch i- des 1150 1206. Dasselbe ist uns nach Verfassers Ansicht gut überliefert. Man meint jedoch, es sei sehr interpolirt. Anspach und Brachmann, De Bacchidum Plautinu retractatione scaenica, Bonnae 1882 u. Lips. 1880, wollen verschiedene Recensionen ent- decken. Allein sie widerlegen sich unwillkürlich vielfach gegen- seitig, indem sie zu ganz verschiedenen Ergebnissen kommen. Der vorsichtig prüfende Goetz hat in seiner Ausgabe noch zwei Interpolationen als erwiesen angenommen, nämlich 1191 und 1202. Allein der erste Vers ist richtig: Age iam fd utut est etsist dedecori (dedecorum codd., es ist derselbe Fehler wie Most. 879 hoc pretium statt hoc preti u. a.), patiär, facere inducam Äni- num; man muss nur age iam im Sinne des griechischen xal öq als Einleitung einer Hypothese nehmen: fAuf, einmal angenom- men, ich wollte es geschehen lassen, mich dazu entschliessen, soll ich da mit ansehen wie u. s. w.' Und den andern Vers kann man doch nicht desshalb verdächtigen, weil V. 1153, also fünfzig Verse vorher eine ähnliche Wendung vorkommt: ego quod dixi haud uiutabo gegen quod semel dixi haud mutabo. Denn in seiner ersten Hälfte bietet er keinen Anstoss: Satin ego istuc habeo ofrTrniatum? Denn das istuc ist nicht auffallender als 1197 istaec fiunt, das im Sinne unseres 'das wird sich schon machen* keine directe Beziehung zu den vorhergehenden Worten hat. Was hier

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6. Katalektische Bildungen.

427

gemeint ist, ist klar; nur muss man die Vertheilung der Worte beibehalten, wie sie unsere Handschriften geben ; was auch Ritsch! gethan hat; wonach Satin e'go istuc habeo offurmatum? die Bacchis fragt, offenbar in absichtlicher Nachahmung dessen, was Nicobulus so eben gesagt hatte V. 1200 Satin offirmatum | Quod mihi erat id me exorat; während das istuc nicht, was ja auch eine besonders witzige Pointe gäbe, auf das unmittelbar vorher- gehende Geständniss des Nicobulus: tua opera et propter te sum improbior geht, sondern darauf, dass er mit hineingehen will, was ja eben durch das Geständniss in verschämter Weise zuge- geben wird. Auch die meisten Ausstellungen, die P. Langen, Plautin. Stud. S. 270 an der ersten Stelle gemacht hat, sind nicht zutreffend. Wenn man überhaupt schon in 1190 eine philiströse Unterscheidung zwischen potare und scortum accumbere fordern will, was nicht angeht, so mag man sich die Action so denken: Nicobulus will natürlich zu potem noch etwas hinzusetzen (etwa atque adeo scortum accumbam oder dergleichen); aber Philoxenus lässt ihn nicht dazu kommen dies zu äussern, sondern sagt ihm ins Wort fallend Potandumst, wonach Nicobulus von neuem mit age iam patiar (sc. potare) anhebt. Das Ergebniss ist, dass der Text, wie er uns überliefert wird, richtig, keine Interpolation oder Umstellung anzunehmen ist. Ebensowenig ist die Annahme irgend einer Lücke gerechtfertigt, selbst nicht 1174 Ei mihi metuo. Bacch. Hic magis tränquillust. | I hac me'cum etc. Denn so kann Bacchis wohl sagen: 'Dieser hier (Philoxenus) erhebt keinen Widerspruch und ist ruhig. Geh du also nun auch mit hinein/ Denn das Vorkommen von akatalektischen und katalektischen Dimetern ist kein Beweis für eine Lücke. Nur eine Lücke ist wirklich vorhanden und zwar unzweifelhaft durch den abge- brochenen Satzbau und das Versmass bewiesen, d. i. nach 1185, wo atque ut eis | dehcta ignoscas. : : Fuciet weder einen vollstän- digen Septeuar noch auch nur einen Monometer und Dimeter bietet. Diese Lücke kann natürlich auch einen grösseren Umfang gehabt haben, was um so glaublicher ist, weil der Satzbau mit f atque ut ignoscas' nicht zum Vorhergehenden 'in hac niecura nitro?' passt.

Betrachtet man die Ueberlieferung unsers Gedichtes näher, so findet man mehr als in andern anapästischen Partien, die als Systeme von Dimetern anerkannt sind, Spuren dafür, dass wir nicht Langverse, sondern Dimeter anzusetzen haben; nach den

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Rhythmik I. Elemente der Rhythmik.

gewöhnlichen Indicien für mehr als zwanzig Dimeter, sodass nur etwa bei 40 Versen dieses ziemlich umfangreichen Gedichtes Septenare und Octonare dastehen. Nehmen wir auch die letzteren einfach für je zwei akatalektische oder katalektische Dimeter, die, wenn sie neben einander stehen, oft zu einem Verse zusammen geschrieben werden, so bleiben nur wenige wirklich zusammen- hängende Septenare, nämlich die je sechs auch in ihrem Baue sich sehr ähnelnden 1160 1165 und 1197 1202. Beidemal folgt ein katalektischer Dimeter und dann je ein regelrechtes System von gleicher Ausdehnung und auch an dieses schliessen sich jedesmal gleichgebaute Versgruppen an, nämlich zwei Septe- nare nebst einem katalektischen Dimeter (Ni abeäs quamquam tu bella's und Tuos est; unde illum censes), und dann folgt, wenn man das ganze Gedicht in zwei gleiche Partien (natürlich mit VVeirl assung des nicht anapästisch überlieferten Einleitungsverses 1149 s.oben S.424) zerlegt, nämlich 1150—1180 und 1181 1206, bis zum Schlüsse die gleiche Anzahl von Dimetern. Auch im Anfange dieser beiden Theile begegnen ziemlich gleiche Verse, vor allem auch zwei längere Systeme von gleichem Umfange, sodass, wenn man von der Gegend der unzweifelhaften Lücke absieht, der Bau und die Zahl der Verse eine symmetrische An- ordnung nahe legt, die Vermuthung erregt, dass uns hier ein sog. ay&v mit paralleler Handlung vorliegt. Denn der Inhalt stimmt ganz zu einer solchen Form. Die beiden Bacchides neh- men Parallelhandlungen vor, die Verführung der zwei Alten. Gerade an der Stelle, wo die Verführung des einen, der von vornherein keinen wesentlichen Widerstand leistet, entschieden ist, schliesst die erste Hälfte des Gedichtes: Mecum ut sis. | Ph. Omnia quae cupio cönmemoras. | N, Vidi ego nequam homi- nes, verum te | neminem deteriorem. Ph. Ita sum. Und dann beginnt die Verführung des zweiten, der sich länger sträubt Eine conservative Kritik, die vor allem die vielfach überlieferten Katalexen, die man meistens abgeändert hat, halten und erklären will, darf sich das Mittel zur Bestätigung dieser Katalexen, das in der symmetrischen Anordnung liegen kann, nicht entgehen lassen. Wir setzen die beiden Hälften des Gedichtes neben ein- ander und zerlegen dabei die Langverse durchweg in Dimeter, um die Vergleichung zu erleichtern; die katalektischen Dimeter oder zweite Hälften der Septenare rücken wir dabei ein:

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6. Katalektische Bildungen. 429

I. Bacch. 1150—1180. II. Bacch. 1181 1206.

B. Senera illüm tibi dedo ulte*riorem, B. I hac mecum intro, ubi tibi sit lepide Lepide iH lenitum reddas. Victibus, vino atqne nngue'ntis.

Ego ad hünc iratum adgrediar. N. Satis iam vostrist convivi.

Po8sümu8 nos hos intro fulicere huc. Me nihil paenitet, ut sim acceptus.

S. Meum pdnsum ego lepide accürabo. 6 Quadrige'ntis Philippis filius me

Quam odiöaumst mortem amplexari. l) Et Chry'aalua circumdüxerunt.

B. Facito üt facias. S. Taceas. tu tuom Quem qufdem ego ut<i> non e"xcru-

ciem,

Facito. ego quod dixi haud mutabo. Alterum tantum auri nön meream. N. Quid illadc illic in cönsilio B. Quid tandem, Bi dimidiura auri

Duae se"creto Consultant? 10 Reddi'tur, in' hac mecum iutro?

Ph. Qnid ai's tu homo? N. Quid me" vis ?

Ph. Pudet me* tibi dicere qufddam. N. Quid est, qn6d pudeat? Ph. Sed am fco homini

Tibi quöd volo dicere ce*rtuimt. Nihilf sum. N. Istuc iampridem acio: 15

Sed quf nihili's, id mCmora. Ph. Tactüs sum vehementer Tisco.

Cor stimulo foditnr. N. P61 tibi mnlto atque ut eis

Aequfus eBt coxendicem. Deh'cta ignoscan. Ph. Fäeiet.

Sed quid istuc est? etsf iam ego ipaua 20 N.Minnme", nolo : nihil möror : sine sie. Qnid Bit prope acire put6 nie: Malo illos ulcisci anibo.

Verum aüdire etiam ex te stndeo Ph. Etiam tu homo nihili,di quod dant Ph. Videnhanc ? N.Video. Ph. Haud Boni eave culpa tua amfssis. malnat mülier.

N. Pol vero ista mala et tu nihili. Dimidium anri datur : aeeipias Ph. Qnid mülta? ego amo. N. An 26 Pote'sque et scortum acciimbas. amaa? Ph. NalyaQ. N. Tone h6mo putide amat6r iBtac N. Kgon übi filius corrümpatur

Fieri aetate andes? Ph. Qui non? Mens ibi potem? Ph. Potändumst. N. Quia flägitiumat. Ph. Quid opüst N.Ageiam id utut est.etaiat dedecori, Terbis?

Meo filio non 8um iratns, Patiar, facere inducam animum:

Neque te" tuoat aequom eese iratum: 30 Ego quom haec cum lllo aceubet in-

spectem? B. Inimo Si amant, sapienter fäciunt. Equidem pol tecum accümbani.

B. Sequere häc. N. Eunt eccas Te amabo et te amplexabor. tandem.

1) Man ändert gewöhnlich mit Bcrgk sehr geschmackvoll Quamquam odiost. Doch läsat 8ich die handschriftliche Lesart halten, aobald man annimmt, dass die Schwester erst jetzt einen Blick auf ihr Opfer wirft, der aie zu dem Ausruf veranlasst, den Bacchis für einen Ausbruch der Reue Ober das Versprechen ansieht, wonach sie trefflich fortfahrt: Facito ut facias. Die Kutalexcu 32 u. 1, 43 sowie II, 49 mit Fr. Leo.

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430

Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Probri peMlecebrae et persuustrices, N. Capnt prurit : perii : vfx negito. Quid nunc? etiam redditis nobib B. Non tibi venit in raent^m, amabo,

Filfos et servom an ego experior 36 Si dum vivoa tibi bene facias, Tecüm vim maioreni ? Ph. Abin hinc ? Iam p61 id quidem esse haud per-

16nginquom,

Non hömo tu qaidem es, qui ist6c Neque si höc hodie amis<jris, post in ') pacto

Tarn ldpidam inlepide appöllcs. Morte id eventurumesseumquam?

B. Senex 6ptume qoantumst in terra, N. Quid ag6. Ph. Quid agas, rogitas

etiam?

Sine (vaey hoc exorare abs te, 40 N. Lubet et metuo. Ph. Quid me-

tuis?

Ut istüc delictura dösittas N. Ne obnöxius filio sim et servo.

Tanto öpere irc oppugnätum. B. Mel meum, amabo, istaec fiunt.

N. Ni abeas, qaamquam tu bella's, Tuos est : unde illum ce*nses Malum tibi magnum dabo iam. B. Sume're, uisi quod tu illi dederis? Patiar:

Non metuo ne quid mihi doleat, 45 Hancvcniam illissineteäxorem. N. Ut

Quod fdrias. N. Ut blandiloquast. Tercbrät: satin offirmatum Ei mihi metuo. B. Hic magis trän- Quod mihi erat, id me<d> &torat? qaillust:

I hac mecum intro : atque ibi si quid vis Tua sum 6pera et propter te improbior.

Fih'ura concastigato. B. Ne^mfn^is quam uieamav Allein.

N. Abin ä me acelus? B. Sine, mea 50 Satin e*go istuc habeo offirmatum V pictas,

Te exörem. N. Exores tu me? N. Quod semel dixi, haud mutabo.

S. Ego quidem ab hoc certe exörabo. B. It dies, ite ite intro accubitum. Ph. Immo 6go te oro ut me intro Filii vob exspectant intus, abducas.

S. Lepidüm te. . Ph. At sein quo N. Quam quidem actutum emöriamur. päcto me

Ad te intro abducas? S. Mecum ut55B. Vesper hic est : sequimini. Ph.

sis. Dücite nos

Ph. Omnia quae cupio cömmemoraa. Quo lübet tamquam quidem addictos. N. Vidi ego uequain homincs, verum te B. Lepide ipsi hi sunt capti suis qui Neminem deteriorem. Ph. Ita sum. Filiis fecere insidias.

Die Responsion in diesem Gedichte steht, wie wir sahen, im Einklang mit dem Inhalte. Jedenfalls war unser Lied ausser durch Musik auch mit Tanz begleitet. Wir bemerken ausdrück- lich, dass um der Symmetrie willen kaum irgend eine Aenderung

1) Der Vers ist tadellos überliefert, amissis zu schreiben keine Ver- anlassung; er hat latente Casar und gleicht sonst ganz einem wie Neque si hoc hodie misens, post in. Akatalektischo Dimeter ohne dipodische Cäsur sind in unserm Tanzliedo nicht huntiger als sonst; es sind im Ganzen etwa zwanzig.

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6. Katalektiache Bildungen. 431

von Belang vorgenommen ist. Nur dreimal steht ein katalekti- scher und akatalektischer Dimeter sich gegenüber. Denn dass wir 1200 med statt me schreiben, kann man nicht betonen. Von diesen drei katalektischen Dimetern hat auch die bisherige Kritik, die nicht mit Responsion rechnete, zwei aus andern Gründen entfernt, nämlich I, 3, wie wir denken, mit Unrecht, da wir lieber 11,3 das eine satis weglassen1) und 11,7, wo Hermann, Ritsehl, Goetz recht geschmackvoll hodie einsetzen; wir erreichen dasselbe, indem wir uti für ut schreiben und quidem mit prosodischem Hiat messen, wie noch zweimal II, 54 und 56; auch hier Hesse sich ein solcher Hiat leicht entfernen, wie V. 1204 durch die Messung quam quidem aetütum e*moriamur gegen 1179 Lepiddm te. :: At sein, quo pacto || me ad te äbducas etc. Allein ein sol- cher Hiat ist ja gerade auch bei diesem Worte dem Plautus und noch dem Ennius geläufig, vgl. S. 124 u. a. Endlich haben wir II, 52 ein zweites ite zugesetzt. Dies ist aber nicht einmal ohne jeden Anhalt in unserer Ueberlieferung geschehen. Denn dasselbe ist am Ende des letzten Verses 1206 geschrieben, wo es unmetrisch ist und nicht hingehört. Ritsehl hatte es in Vers 1205 auf- genommen, mit Unrecht, denn der Vers bietet keinen Raum dazu und musste erst geändert werden. Die einzige Möglichkeit es unterzubringen ist eben der katalektische Dimeter 1203, der durch die Verdoppelung des ite zum akatalektischen Vers wird; ähnlich steht z. B. Most. 333 i i simul. Truc. 551 u. ä. Geändert ist also von uns um der Symmetrie willen im ersten Theile gar nichts, im zweiten ausser uti und med statt ut und me nur ein satis statt zwei und zwei ite statt eins angesetzt. Ausserdem haben wir V. 1199 anders als Ritsehl hergestellt, der tuost statt tuos est schrieb, was noch die Umstellung sumere censes nothwendig machte. Wir lassen den ersten katalektisch überlieferten Dimeter einfach, wie er ist, da ihm im ersten Theil auch ein ebensolcher Kurzvers entspricht, und entfernen die eine überschiessende Silbe des zweiten Dimeters sumere nisi quod tu i Iii dederis oder sumere nisi tute Uli dederis. Mit der Symmetrie hat diese Aenderung nichts zu thun. Denn wie uns die Zeile überliefert ist, ist sie

1) Die Verdoppelung dieses ersten Wortes des Verses konnte durch ein Zeichen veranlasst sein, das die Wiederholung der ganzen Zeile an- deuten sollte; ähnliche Versehen scheinen auch im griechischen Drama zu begegnen, vgl. Verf. Stud. Aesohyl. p 13. 14.

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432 Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

kein Vers und muss erst durch eine kleine Aendernng zu einem solchen gemacht werden.

Was aber die Hauptsache für uns ist, gerade durch die Responsion werden uns die vielen Katalexen bestätigt und ge- sichert, die man bisher gewöhnlich süuimtlich wegconjicierte. Aber auch wenn man den Gedanken an symmetrischen Aufbau unserer Scene verwirft, so wird man doch unserer Zusammen- stellung entnehmen, dass die katalektischen Dimeter, auch wo sie nach gewöhnlicher Compositionsart unmöglich scheinen, so- wohl hinter einander oder am Anfang eines Systems sämmtlicb zu halten sind, einschliesslich 1184 u. a. Durch den Nachweis dieser Katalexen aber haben wir unserer Darstellung die ge- wünschte Ergänzung gegeben. Denn es ist klar, dass gerade hier die Katalexe eine bestimmte rhythmische Wirkung hat. Aehnlich wie in der Monodie des Terenzischen Aeschinus, s. oben S. 422, malt die Katalexe das Schwanken der beiden Alten, die sich nach geringerm oder grösserm Widerstand in denselben Netzen fangen lassen, wie ihre Söhne. Die redselige Verftthrungs- kunst der Schwester, die polternden Ausfälle des Nicobulus geben die rastlos dahin eilenden akatalektischen Dimeter, aber ebenso trefflich sind die wiederholt neben einander stehenden Katalexen iu ihrer Wirkung. Mau vergleiche besonders das eigenartig ge- baute System I, 11 14 = 1155. 1156, das aus lauter katalekti- schen Dimetern besteht und nur einen akatalektischen Kurzvers als xagatiksvzov hat. Wie passt hier Form und Inhalt zu- sammen. Man glaubt ordentlich das Drucksen des Philoxenus herauszuhören, der doch einiges Bedenken hat die schimpfliche Wahrheit über sich selbst zu gestehen und die akatalektische Form gerade- bei dem Gedanken braucht, der ihm Muth giebt mit der Sprache herauszugehen: Sed amico homini.

Doch wir wollen uns nicht in Einzelheiten verlieren, die vielfach nur Gefühlssache sind. Das Gedicht zu einer regelrechten Septenarscene zu nivelliren ist jetzt ziemlich allgemein aufgegeben. Wir versuchen in den verschiedenen Octonaren, Septenaren und akatalektischen und katalektischen Dimetern eine rationelle Com- positionsart nachzuweisen, indem wir das Princip der rhythmi- schen Technik zu Hilfe nehmen. Was die römischen Dichter in der einen llhythmengattung besassen, das trugen sie auch auf die (ihrigen über. So war es bei der systematischen Composition und der freieren Combination antithetischer Takte, wie der laraben

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengattnngen. 433

und Trochäen, der Bacchien und Kretiker, ganz wie sie auch die Vortragsart der iambischen Senare auf trochäische Septenare ausdehnten u. a. So ist es auch mit dem eigena'rtigen Gebrauch der Katalexen. Denn in dem ausfuhrlich behandelten Finale der Bacchides gewinnen wir einen vollgiltigen Beweis, dass auch in dem anapästischen Rhythmus die Katalexe in der für die übrigen Metra beobachteten Weise gleich formgerecht und dem Inhalt entsprechend zur Anwendung kam und eine Bereicherung der Anapästen ebenso herbeiführte, wie die verschiedenen metrischen Neuerungen.

Die Consequenz dieser Beobachtungen liegt auf der Hand, wir haben sie gelegentlich schon angedeutet. Der principielle Kampf gegen seltnere katalektische Formen ist aufzugeben, wie in den iambischen und trochäischen Massen , so besonders in den Gedichten des yevog ruuoXiov. Wir haben bereits oben Verse wie Rud. 273 Ünde nos höstias agere voluisti huc zugelassen, ebenso andre katalektische kretische Tetrameter, wie Trin. 260 f*gg. 279 fgg., ferner katalektische Bacchien, wie Bacch. 1137 sölae libere einen katalektischen Dimeter als TtaQaxiktwov eines länge- ren Systems, auch in solchen Katalexen wie Most. 706 Exequi ce>ta res est üt abeam einen kretischen Tetrameter anerkannt u. a. Ferner wird man auch nicht ängstlich Trimeter und Pen- tameter ändern, wie Rud. 199 Haec bonorum eius sunt reUiquiae; Most. 320 Semper ist6c modo möra tu's : tüte debebas, kata- lektische Hexameter wie Amph. 643 Vicit et domüm laudis ctfm- pos revenit. id sdlatiöst; ja schliesslich auch solche Verse für möglich halten, wie Cure. 102 prÖfüsü's tbi ego ine || per- velim sepültam, oder Nam übt tu prÖfüsus etc. Solche und ähn- liche Formen werden wir im zweiten Theile der Rhythmik viel- fach zu besprechen haben und wir verzichten desshalb darauf, hier die angedeuteten Consequenzen ins Einzelne zu verfolgen.

7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengattungen.

a. Das yf'i/og iöov.

Uebrig bleibt uns die Betrachtung desjenigen rhythmischen Mittels, das die Wirkung der verschiedenen Cantica noch viel mehr bestimmt als die bisher behandelten. Das ist die rhyth- mische lutaßolij. Nur ein Punkt ist noch zuvor zu behandeln.

Kuvrz, (Irundfciltfe altrt">niiachrr Metrik. '28

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434 Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Ein Rhythmuswechsel ist ja ein wirksames Mittel zum Ausdruck veränderter oder schwankender Gefühle nur unter der Voraus- setzung, dass jeder Rhythmus auch wirklich ein besonderes Ethos behalten hat. Wir haben oben den Nachweis unternommen, vgl. I, 2, dass die durch alle Masse durchgeführte gleichartige metrische Technik nichts wesentliches den einzelnen Rhythmen genommen, sondern sie nur lebhafter gestaltet und demnach ihren Wirkungs- kreis keinesfalls geschmälert, sondern in einzelnen Fällen er- weitert hat. J§tzt suchen wir in Anschluss daran darzulegen, dass Gebrauch und Wirkung der einzelnen Rhythmengattungen, wie sie in dem griechischen Drama vorliegen, auch bei den römischen Scenikcrn wiederzuerkennen sind. Nur darf man dabei nicht in jede Einzelheit eindringen wollen, da ja vielfach der Dichter nach freien Neigungen und Stimmungen bald so, bald so schaffen konnte. Wir glauben die Gleichheit der Rhythmen nach Wirkung und Gebrauch schon dann hinlänglich dargethan zu haben, wenn wir sie als im Allgemeinen übereinstimmend schildern und in einigen besondern Fällen die gleiche Wahl aus gleichen Gründen nachweisen können. In andern Einzelheiten können dabei immer Unterschiede bestehen und sind um so mehr zu erwarten, als wir ja die beiden Gattungen des Dramas nicht vollständig zum Vergleich ziehen können, da gerade die römische Tragödie und die neuere attische Comödie nur in verhältniss- miissig recht geringfügigen Trümmern vorliegen. Trotzdem lässt sich aber auch manche Einzelheit vergleichen.

Dass die Alten die feineren rhythmischen Stilunterschiede voll verstanden, lässt sich nicht in Abrede stellen. Für das griechische Publicum bedarf dies keines Beweises. Aber auch das römische war durchaus nicht so ungebildet, wie man ge- wöhnlich annimmt; das ersieht man z. B. aus den wenigen er- haltenen Bemerkungen, wie des Sisenna und Cicero u. a., 8. oben, Einleitung S. 9, sowie späterer Metriker, die wir gelegentlich berühren. Die Nachrichten hierüber sind nur zu spärlich, um darauf allein eine Theorie aufzubauen. Wir versuchen hier durch Vergleiche mit dem griechischen Vorbilde weiter zu kommen.

Betrachten wir zunächst das ytvog laov und beginnen mit den Daktylen, mit denen wir die verwandten Masse, wie Lo- gaöden und Choriamben verbinden. An sich ist der daktylische Rhythmus der Tragödie wie Comödie gleich fremd. Die mehr episch gehaltenen Qrjötig ayyskixaC haben von Anfang an im

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengattungen. 435

jambischen Trinieter ihr stehendes Versmass gehabt; so schon in Aeschylus' Persern, dem ältesten für uns datirbaren Drama, in dem abgesehen von den $rj<S£ig, V. 197—217. 305 fgg. 761 fgg. der dialogische Tetrameter entschieden vorherrscht. Daktylische Chorgesänge bildeten nur einen secundären Bestandteil der meli8chen Partien des griechischen Dramas und vielfach sind sie als Nachklänge der altern chorischen Lyrik von Rossbach- Westphal (z. B. Metrik III8. 2. S. 100 fgg.) erwiesen und kommen für die römische Metrik nicht in Betracht, da uns unter den Chorgesängen des römischen Dramas keine Daktylen erhalten sind.

Ausserhalb der Chorgesänge kennt aber das griechische Drama, besonders in seiner späteren Eutwickelung eine grössere Anzahl daktylischer Klagemonodien. Zu diesen findet sich ein Seitenstück in der berühmten Monodie der Cassandra in Enuius' Alexander, Ribbeck2 V. 50— 53, die sich nach Inhalt, Ethos und Bau mit der ältesten dieser Monodien, Andromach. 1173 fgg. ver- gleichen lässt z. B.

lamque mari magno* cita Texitur : exitium examen rapit: Ädveniet, fera velivolantibus Nävibus complebi't manus littora und mpoi iya) xaxbv olov oq(o rods . . . &sa<fak£a, diokmkupsv o^o/ifÖ-'. ovxiti pot, yivog' ovxixi fioi xixva . . . w 0%ixkiog na&iav iym eig xiva di} tpikov avydg ßdkktov rfo^oftat; (D tptkiov tixopa xal yivv xal %dgeg . . . dkkcc xBQavva itgoG&tv (.kiö&ai, pr]d' inl xotpGvva <pov£<p itaxQog xxk. vgl. besonders auch Antigone's Monodie Phoen. 1485 u. a.

Auch in der spätem attischen Comödie spielte der Daktylus noch eine, wenn auch vielleicht nur unbedeutende Rolle. So findet sich unter trochäischen Tetrametern: Antiphan. 174, 2. 5 u. 6,

xal naQS&rjxe yipovOav \ itip(iaöi itavxodaitotg. rijg zgvfpsQag dito Aiaßov | cspvoxdxov öxayovo^ nkijQsg oupQifcoV) exaöxog \ Ös^itsgct dJ ekaßtv. Alexis 132 xpQÖaQCov xgopog rixev \ xal JCBQixofipdxiov. Eubulos 105 Aiyiöiov, Ov dl xovds yogqoaig

<rov> Cxi<pavov itokvnoixikov av&tcav,

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik,

yQVTtoTCCTOv , %aQii6xarov , m Zev. t£g yaQ avtov f^ovtfa <ptXiJtf«; Ferner ist unzweifelhaft in Alexis' TQoqxoviog (fr. 237) das Eupolidei8che Versuiass, wahrscheinlich in einer Parabase (vgl. auch fr. 206) in stichischer Folge

yaCvri<Sfti elvai totg diaevgsiv vfiäg ei&iöpdvoig oder xal ÖHicvtlv imatafisvoi | dia rikovg rrjv vvxtf oXijv. Glykoneen brauchten Nikostratos 7, Eubulos 105,4, Anaxi- las 13; endlich auch Choriamben, wie schon oben berührt, Axionikos 4, 13.

Plaut. Cure. 96. 97 hat F. Bücheler, Rhein. Mus. N. F. 39. Bd. (1884) S. 274—292 das sogenannte pixQov XolqCXsiov angenom- men in Versen, die man in ziemlich künstlicher Weise anapästisch, kretisch oder iambisch hat messen wollen:

Flö*s veteris vini mSls näribus obiectast. iSius amor cupidam mg hüc prölicit per tenebras. Wir kennen dieses Versmass als ein in der griechischen Comödie gebrauchtes, vgl. Christ, Metrik2 S. 202. Dass es auch Diphilium heisst, deutet wohl entschieden darauf, dass es auch in der spätem Comödie vorkam, die für Plautus Vorbild wurde. Dass auch das Ethos zu unserer Stelle passt, scheint sich aus der Notiz (vgl. Christ a. 0.) zu ergeben, dass das Versmass auch ayyektxov hiess und von Simonides angewandt wurde als metrum celeritate nuntiis aptuni; auch in der Plautinischen Stelle handelt es sich um eine Botschaft. Denn Leaena tritt mit den angegebe- nen Versen auf als Vermittlerin und Botin, allerdings in komi- scher Weise geschwind hinter dem Wein her und schnell im Trinken, nicht im Melden. Vom griechischen Vorbilde scheint es abzuweichen, dass der Daktylus auch durch einen Spondeus ersetzt wird, allein das ist nicht so auffallig, da wir hier wirk- liche Daktylen haben, in denen auch die tragische Monodie, wie die angeführten Beispiele lehren, den Spondeus zuliess.

Aehnlich finden sich Daktylen auch sonst noch in der Co- mödie und zwar ganz reine

Men. 114 Näm quötiens foräs Ire* vÖlö,

Me rgtlnes rSvÖcäs rogitäs; ferner Cas. 867 Mäxümo ego ärdgÖ flägMö

Nec quid ägäm niSis rebus sclö, Nec meam üt üxöreni äsplclaui Contra Öcülis; ltä dispern,

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengattungen. 437

was gleichfalls reine Daktylen sind; nur stockt in höchst cha- rakteristischer Weise der flotte Rhythmus gerade bei uxorem, das einen Spondeus statt Daktylus bildet; ärdßÖ wie oben pröllcit per ist ganz nach dem metrischen Eürzungsgesetz gemessen.

Vereinzelt sind daktylische Reihen proodisch oder epodisch unter Kretikern:

Most. 327 Quam illi übt lectüs Sst stratös cÖtnius, ebenda 322. Andr. 625 Hocinßst credibile äut niginörabllg.

Logaödisches Versmass hat für Bacch. 989 fgg. und ver- einzelt Cas. 752. 760 Fr. Leo, Rhein. Mus. N. F. 40. Bd. (1885) S. 761 fgg. angenommen. Auch hier, wie in den vorhergehenden Beispielen ist an der Ueberlieferung gar nichts geändert; die erste Stelle lautet: Quid me tibi adesse opus e*st? : : Volo, | ut quae iubebo fäcias.

Ut sciäs quaß htc scripta sle"nt.

:: Nil mÖrör nSquß scirß vÖlö.

:: TämSn ades. :: Quid öpüst. :: Täcßäs:

Quöd iübeo Id facläs. : : Ade™. Lagaödische Wechselgespräche finden sich sogar in der grie- chischen Tragödie, so Soph. Philoct. 1170—1217 ein aitokelv- titvov, das sich epodisch an aincbäische logaödische Stropheu- paare anschliesst; Aristophanes, rau. 1323. 1324, gestattet auch, wie in der Plautusstelle geschieht, innerhalb des Glykoneions Personenwechsel. Im Bau ist besonders auffällig nur, dass auch einmal im ersten Fusse ein Daktylus statt Trochäus steht, der im griechischen Metrum allerdings zu verwerfen wäre, im römi- schen Drama aber regelrechter Ersatz für Trochäus sein kann in Consequenz der freieren Behandlung des trochäischen Vers- inasses überhaupt. Denn an eine Synizese in iubeo ist hier schwerlich zu denken.

Ueber diese und ähnliche Bildungen lässt sich schwer ur- theileu, weil die Forschung hier wohl noch im Anfang steht oder das Material auf beiden Seiteu zu dürftig ist. Desshalb lässt sich über Gebrauch und Ethos der daktylischen und logaödischen Verse zur Zeit nicht mehr sagen , als dass sich in der griechi- schen Norm keine wesentlichen Abweichungen vom römischen Brauch erkennen lassen. Ein bedeutsames Zeugniss für das Ethos der Logaöden ist schwerlich schol. Hephaest. A. p. 163 W. «*= 141 St. Xoyaoidixov . . . xexQt]Vtai avT<p, öte diAovöi xQtxtiv Xoyov, da man hier das tQt'xeiv Xoyov und ctvxm lediglich auf

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Rhythmik. L Elemente der Rhythmik.

das unmittelbar vorhergehende tQO%alov bezieht in koyixbv de dia zov %QO%alov.

Endlich Choriamben hatte bereits E. Klussniann, Cn. Naevii etc. Jena 1843 p. 153 u. 208 bei Naevius vermuthet und neuer- dings Fr. Leo, a. 0. bei Plautus, Men. 110; allein beide Annahmen sind nicht ausreichend zu begründen. Denn auch an der Plautus- stelle werden die Choriamben erst durch Aenderung des Textes gewonnen, der sich auch ohne Aenderung halten lässt z. B. als ianibisch-trochäischer Eingang in continuirlicher Taktfolge, wie sie recht gut möglich ist

Ni mala, ni stulta si's, ni indomita fmposque animi, qu<5d viro esse ödio videas, tüte tibi odio habeas d. i. iambischer hyperkatalektischer Dimeter, trochäischer ukatalekti- scher Dimeter und brachykatalektischer Senar, allerdings nicht nach der Verseintheilung in B, der nur zwei ohne Aenderung in kein Mass passende Zeilen giebt Ni animi und Quod habeas. Will man aber einmal ändern, so ist choriambischer Rhythmus nicht wahrscheinlicher als andere.

Demnach bleiben die einzigen Choriamben, die wir aus äusseren und inneren Gründen annehmen, die bereits in anderem Zusammenhange oben S. 421 behandelten Ter. Ad. 612. 614. 617

Üt neque quid me faciam | nec quid agam, certüm siet.

Pectore consistere nil || cönsili quit. || Vah.

S<5strata credit mihi me || psältriam hanc emisse, wie Axion. 4, 13 tovto (pdyoi y i(p&6v avr\Q || Moo%l(ov tpUavXog. Dagegen Ad. 613 Me"mbra metu debiliä | sünt auimus timöre | Öbstipuit sind, so gut sie ihrem Inhalte nach zu dem choriam- bischen Rhythmus passen würden, nach der überlieferten Vers- abtheilung anders zu messen. Auch würden sie verschiedene Abweichungen von der Norm der übrigen wirklich als Choriamben überlieferten derartigen Verse bieten, insofern letztere nur die ganz rationelle Vereinigung der Choriamben mit trochäischen Kurzversen eingehen, und die Dehnung am Ende des zweiten Fusses eines Verses, der aus einem choriambischen Trimeter und einem iambischen katalektischen Monometer bestehen würde, sich durch keine Analogie, wie etwa eines kretischen Trimeters decken lässt.

Die wirklich als Choriamben überlieferten Verse halten die Vorschrift ein, wonach satis absone choriambo clauditur, die

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen libythmengattungen. 439

wohl auf Caesius Bassus zurückgeht, vgl. Terelit. Maur. 1882. Mar. Victor, p. 127, 20 Keil. Mallius Theod. p. 597, 13 Keil. Das Ethos endlich stimmt ganz zum griechischen Gebrauch der Chor- iamben. Deun, wie bereits oben S. 419 fgg. ausführlich erläutert wurde, zeigt uns das Canticum einen Jüngling in grösster Rath- losigkeit und angstvoller Zerfahrenheit. Christ, Metrik * S. 4(32 sagt ganz richtig von den griechischen Choriamben, sie „bringen durch das gewaltsame Zusammenschlagen der Hebungen etwas Unruhiges, Leidenschaftliches in den Rhythmus. Stimmte die Gleichmässigkeit des daktylischen Metrums schön zur ruhigen Besonnenheit des Apollinischen Cultus, die Raschheit der Paeo- nen zu den flinken Wendungen des kriegerischen Tanzes der Diener des Ares, so passte der choriambische Rhythmus vorzüg- lich zu den ungestümen Bewegungen der in rasender Verzückung bald hierhin bald dorthin gerissenen Bacchantinnen. So ward denn auch passend der Choriambus von den Musikern ßaxxslos genannt (Aristox. de mus. p. 37 ed. Marqu.), und werden gern Choriamben gebraucht zur Schilderung des bacchantischen Tau- mels und der sinnbetäubenden Verwirrung, wie Eur. Bacch. 400 paivonevav oiöe tgonov xal xataßovXav ita$ tpoiys (patdiv." Unsern Terenzischen Choriamben kommen jedoch viel näher als die von Christ charakterisirten Euripideischen Choriamben die- jenigen des Sophokles, wie sich z. B. Oed. rex 483 fgg. im In- halt mit der Adelphenstelle deckt: Suva y&v ovv, dsiva taQccöOei öoybs otcovofthag, \ ovta öoxoivt ovt' uito<paoxov& '. v xi Xs^oj d' ajioQG) und Üt neque quid nie faciain certum siet. Pectore consistere nil.

Das Material ist zwar für die Daktylen und ihnen verwandte Verse, wie wir sehen, ziemlich geringfügig; immerhin aber haben wir die Uebereinstiramung zwischen römischer Art und griechi- schem Vorbild in Gebrauch und Wirkung eiuigermassen verfolgen können.

Reichlichere Partien bieten sich zu einem Vergleich zwischen griechischen und römischen Ana]) ästen. Ziemlich einfach ist der Gebrauch der Anapästen in der griechischen Tragödie. liier linden sich in der Regel nur Systeme oder Hypermetra, in strengerer Form die sogenannten Marschanapästen bei Auftreten, Bewegungen und Abgaug des Chores oder einzelner Personen und die Klageanapästeu. Völlig übereinstimmend mit diesem Ge-

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

brauche war der in der römischen Tragödie. Dass uns ausser Acc. 289 201 fast keine Marsch anapästen erhalten sind, erklärt sich sehr einfach. Es waren dies, wie im griechischen Vorbilde, im Wesentlichen nur sog. scenische Verse ohne einen solchen Inhalt, der zum Citiren besondern Anlass gab. Dass solche Marschanapäste in der römischen Tragödie vorkamen, kann man ohne Weiteres nach ihrer gleichen Anwendung in der Comödie schliessen. Doch wissen wir auch von Eingangsauapästen in des Ennius Iphigenia uud des Accius Philoctet.

Sed iam Ämphilochum vadere cerno et Nobis datur bona pausä loquendi Tempüsque in castra reverti. Anders bei Christ, Metrik2 S. 260, besonders die von Marius Victorin. II, 3, 21 angeführte Periode aus Accius: Inclüte parva praedi'te patria, | Nomine celebri claröque potens | pectöre Achi- vis classi'bus ductor, Gravis Därdaniis genti'bus ultor, | Laertiade etc. Ribbeck2, 520-536.

Etwas günstiger sind wir gestellt mit den Bruchstücken der Klageanapästeu, dergleichen Cicero gern anführt. Aus allen geht hervor, dass der in ihnen herrschende Ton ganz dem griechischen Vorbilde entsprach. Besonders bezeichnend ist die Monodie aus des Ennius Andromacha Aechmalotis V. 81 88 ed. Ribbeck*.

0 p£ter, o patria, o Pn'ami domus,

Saeptum altisono cardme templum!

Vidi e*go te astante ope bärbarica

Tectis caelatis läqueatis,

Auro, ebore instruetam regifice.

Haec ömnia vidi inflämiiiari,

Prianiö* vi vitam evitari,

Iovis äram sanguine türpari. Aehnlich Pacuv. 256—262, Niptra 9. Accius Amph. 1, Philoct. Ii». Stasia*t. 1 u. 2 u. a., was sich recht gut vergleichen lässt etwa mit Hec. 59 fgg. und Med. 112 fg. ayex\ <a xatdes, xyv yQavv 7TQO ÖüpfOV . . . CJ 6X£Q01tCC 4i6g, co öxoxia vv% . . . dtLpaet <pa- öpaöiv, w noxvia X&av, \ psAavoiixtQvyav ftfjjrfp oveiQtov und ina&ov rld^ifav tita&ov peydXcov a%i odvgfimv' w xaxaQaxoi \ naiötq oAffrfrf GxvytQaq (irjxgus I 6vv xuxqI xul nag öopog iggti u. v. a.

Ausser diesen beiden Arten anapästischer Systeme giebt es noch eine dritte, die man im griechischen Drama noch nicht ge-

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen IlhythoieDgattungen. 441

hörig beachtet hat, die jedoch gerade für die römische Nach- ahmung von Bedeutung ist Das sind die vereinzelten anapästi- schen Verse in den Sologesäugen. In den oft den Rhythmus wechselnden Monodien kann auch dieser Rhythmus angewandt werden, allein natürlich nicht stillos, sondern in kleineren Par- tien, die sich für diesen Rhythmus besonders eignen, so in der Monodie des Phryx, Eur. Or. 1478 fgg.: bvavxa 6' ^X^sv | IlvXd- drjg aXiaöxog . . . tote ör\ tote diaitgenslg iyivovxo <&Qvyeg, o0ov "AQtoq dXxäv rjtiöoveg 'EXXdÖog iytvvfLt^ atxfMcg | 6 plv ol%6- psvog tpvydg, 6 dl vixvg a>v, | 6 dl tQavpa q/tgcov, 6 öl Xlööo [isvog, | ftavdxov nQoßoXdv \ vnb oxoxovg iytvyoptv. Hier ist am Ende kein Paroemiacus nöthig, auch der Proceleus- maticus wird nicht gemieden, wie auch in den Klageanapasten, vgl. Aesch. Pers. 934 u. a.

Alle diese drei Arten der Anapästen, die die Tragödie auf- weist, finden sich auch in der Comödie. Marschanapästen be- sonders in der Parabase, aber auch sonst, vgl. Christ, Metrik2 S. 261, Klageanapästen, z. B. Arist. nub. 711, allerdings als Parodie auf die tragischen Klagesysteme, in lyrischen Partien vereinzelt z. B. Ach. 285 = 336 u. a. Dazu kommen aber noch als vierte Art die Septeuare, besonders in der Parabase, wo ihr ursprüng- licher Charakter als Marschrhythmus gleichfalls gewahrt ist, wie schon der Name angiebt; desgleichen werden Septenare in der Comödie auch da angewandt, wo die Tragödie Systeme baut, wie bei besondern Bewegungen auf der Bühne oder in der Orchestra, gern auch mit der althergebrachten Formel aXX* i&i u. ä. be- ginnend, wie pac. 729. vesp. 1009 u. s. w., selbst in der Weise der alten Processionslieder, wie equ. 1316 fgg. tv(pi}{iuv %Qr\ xal ötüucc xktuiv xal pctQxvQuov d%ifiG%ai. pac. 974. 1316 u. a.

Diese vier Arten bietet uns sämmtlich nach Gebrauch und Wirkung übereinstimmend mit dem griechischen Vorbilde die römische Comödie und dazu noch eine fünfte nach Analogie der iambischen und trochäischen Langverse geschaffene, die der Octonare und endlich das freier gebaute Gedicht, das wir bereits oben S. 426 genauer besprachen, im Finale der Bacchides.

Für die Einzugsanapäste ist ein treffliches Beispiel das auch in A als Dimetersystem abgetheilte vnig^iXQov Trin. 840 fg. Sed quis hic est qui in plateam l'ngreditur etc., das wir bereits oben S. 406 anführten; auch das System Men. 361 366 gehört hierher, da in ihm eine Hetäre zum Eintritt in ihr Haus auf-

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442 ithythuiik. I. Elemente der Rhythmik.

fordert, s. oben S. 405 u. a. Als Klageanapäste lassen sich beispielsweise anführen Persa 780 fg., wo zwei Septenare von ähnlichem Ethos vorangehen:

Perii interii . pessdmus hic mihi | dies hödie inluxit cörruptor. Ita me Toxilus perfäbricavit j itaque meam rem divexavit. Vehiclum ärgenti miser eieci | amisi neque quam ob rem eieci

habeo.

Qui illüm Persam atque oinms Persas atque etiam omnis per-

sönas etc.

Aehnlich auch Bacch. 1089 fgg. Auch hier bleibt der ursprüng- liche Charakter des Rhythmus gewahrt. Denn diese Klageana- pästen sind zugleich Einzugslieder für einzelne Personen.

Eine ganz besondre Klasse komischer Anapäste bilden solche »Systeme, die aus katalek tischen Dimetern bestehen, denen am Ende ein akatalektischer Vers angeschlossen wird; alle vorwiegend spondeisch gehalten, wie Arist. ran. 372—376 = 377—381. Auch dazu findet sich wohl das römische Seitenstück , wie bereits G. Hermann sah:

Cist. 208-210 Fug<it>ät agit adpetit | räptat

Retinet lactat largitur; Quod dat non dat; delüdit j Modo quod suasit, dissuädet; Quod dissuasit, id ostentat.

Aehnlich Gas. 099. 700 u. ä.

Auch die lyrischen Anapästen in den Canticis entsprechen dem griechischen Vorbilde. Ein Mittelding zwischen diesen und den Klage- und Marschanapästen sind die Verse:

Trin. 1115—1119 Hic homost omnium hominum praeeipuos,

Voluptatibus gaudiisque äntepotens. Ita cömmoda quae cupio eveniunt . . . Ita gaiidia gaudiis süppeditant.

Dass es aber schon lyrische Anapästen sind, beweist der Um- stand, dass sie nicht durch einen Paroemiacus abgeschlossen werden, sie stehu also den oben aus der Monodie des Phryx angeführten gleich" und werden ähnlich wie diese unvermittelt von Versen des aviöov yevog fortgesetzt.

So bietet das Canticum im Eingang des Persa, das fast alle Metra nach einander aufweist, auch eine Stelle, wo auch der In- halt diesen Rhythmus ebenso nahe legt, wie die angeführten Verse

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Khythmengattungen. 443

aus Euripides' Orestes; Fers. 29 Basih'ce agito eleutheria. : : Quid iam? :: Quia ertfs peregrist. :: Ain tü, peregrist? ein Vers, der so wie er überliefert ist, sich nur als anapästischer Octonar lesen lässt und mit Unrecht geändert wurde. Denn er ist ganz an seinem Platze. Es handelt sich um die Mittheilung, dass der Herr fortgegangen ist und der Sklave sich frei bewegen will. Agito eleutheria ist der richtige Plautinische Ausdruck, nicht ago, wie hier Ritsehl mit Bothe geschrieben hat; man vergleiche nur agitare conviviuni Mil. 165. Asin. 834 u. a.

Ein ähnlicher Fall liegt in der Monodie des letzten Actes des Amphitruo vor, Aiuph. 1062, wo das Donnern bei der Geburt des Hercules durch einen, wie scheint, hyperkatalektischen aua- pästischen Octonar geschildert wird. Und so wird noch manche anapästische Partie in den Plautinischen Canticis anzuerkennen sein, wenn auch nicht alle die Verse, die A. Spengel anapästisch gemessen hat; anapästisch ist wohl z. B. Merc. 337 340 nach Brix und Spengel, und manche andre Verse.

Auch die stichisch gebauten anapästischen Sceneu des Plautus stimmen in ihrem Ethos ganz zu dem griechischen Vorbilde. Eine unbestrittene anapästische Septenarsceue ist z. B. Mil. 1011 1093. Hier dreht sich alles um das Kommen des Pyrgopolinices. Erst wird die conveniundi potestas der Milphi- dippa gewährt: 1011 Erit et tibi exoptatum obtinget. Dann läuft Palaestrio hin und her 1019. 1020 Cedo te mihi solae sölum. Iam ad te redeo, und wieder bei 1024. 1030 tandem adesdum. Adsuin; 1034 Iube adire. 1037 Adeät . . . adi . . . salve, und weiter die eigentliche Verhandlung über des Soldaten Kommen und von 1084 über Milphidippas Weggehen: Siuitc abeam . . . Quin abisV (wiederholt). Abeo u. s. w.

Aehulich liegt die Sache im Finale der Bacchides, s. oben S. 429, nur dass hier die gegenseitigen stürmischen Angriffe öfters hypermetrische Bildungen veranlassten und die Bcdenklich- keiten der einen Seite in gesteigerten Katalexen zum Ausdruck kamen. Auch hier zielt Alles auf das Hineinkommen der Väter zum allgemeinen Versöhnungsfeste.

Ohne jede Katalexe dagegen ist die grosse Octonarscene Trin. IV, 1 gebaut. Denn Vers 836 wird mau nicht als einzigen Septenar unter Octonaren gelten lassen. Es ist ein Meisterstück, in dem Form und Inhalt harmonisch zu einander stimmen. Der zurückkehrende Kaufmann schildert sein rastloses Jagen und Reisen

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444 Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

nach Gewinn, besonders wie er auf dem Meere unter Neptuu's Schutz alle Gefahren und Stürme, die ausführlich ausgemalt wer- den, glücklich bestanden hat. Zu einer solchen Schilderung eignen sich die ohne Pause dahinlaufenden Anapäste vortrefflich. Doch wir haben erst den anapästischen Charakter dieser Scene zu er- weisen. Akatalektische anapästische Tetrameter hat die griechische Dichtkunst, so viel wir wissen, nicht gekannt. Sie sind eine Neuschöpfung des römischen Dramas, ähnlich nach dem Princip der einheitlichen rhythmischen Technik zu erklären, wie die aus geringfügigen Ansätzen des griechischen Vorbildes unter den- selben Bedingungen entstandenen Scenen, die ganz aus iambischen Octonaren bestehen, worüber wir noch in anderm Zusammen- hange handeln. So sind Octonare des anapästischen Rhythmus ebenso legal, wie die im iambischen. Dagegen hat es, wie scheint, in trochäischen Octonaren durchgeführte Scenen gar nicht ge- geben, sondern diese Verse erscheinen in den lyrischen Partien bei Plautus nicht wesentlich anders gebraucht als im griechischen Vorbilde, wie etwa in Euripides' Monodien; Terenz wendet sie etwas öfter an, aber führt sie auch nicht in stichischer Compo- situm durch ganze Scenen durch, was doch mit iambischen Octo- naren oft geschieht. Ein aus allgemeinen rhythmischen Betrach- tungen herzuleitendes Bedenken könnte also gegen trochäische Octonare, aber keinesfalls gegen anapästische erhoben werden. Passt aber die Versform und der Rhythmus trefflich zum Inhalt, so inuss man sich für Anapästen entscheiden. Denn der über- lieferte Text giebt Anapästen, keine Trochäen. Denn letztere müssen erst durch ziemlich viele Aenderungen hergestellt werden. In der neuesten Ritschrschen Ausgabe sind um des Versmasses willen geändert von den 20 Versen 1. 2. (3 ist lückenhaft über- liefert), 5. 6. (9 ist überhaupt un metrisch und nach allgemeiner Annahme interpolirt), 10. 14. 15. 16. (17 hat eine kleine Lücke), 18. Dazu kommen die bereits von A. Speugel, a. 0. S. 166 zu- sammengestellten metrischen und prosodischen Unzulässigkeiten, wie fünfmal daktylische Wortfüsse statt des Trochäus: 821 ndc- tibüs | salsis. 829 parcere ! sölitura. 835 türbine | venti. 836 fran- gere | inaluiu. 837 scinderS | vela, zwei einzig dastehende Syni- zesen: 838 ötio däre me. 839 filio drim divitias quaero u. ä. Der uuapästische Rhythmus giebt keinen prosodischen oder metrischen Anstoss und erfordert keine Aenderung ausser in V. 15, wo der Hiatus bonaque dmnia item uuä mecum am Ende der Dipodie

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengatt ungen. 445

wohl durch Einschub eines mea vor mecuin oder durch Umstel- lung zu beseitigen ist; ein trochäischer Vers ist aber auch dieser in unserer Ueberlicferung nicht, sondern musste auch erst durch eine Umstellung dazu gemacht werden. Trotzdem ist Ritsehl ent- schieden, zuletzt vgl. opusc. III, S. 144 fgg., für trochäische Mes- sung dieser Scene eingetreten und hat dafür einen „positiven Be- weis" gebracht, der jedoch nur in einem einzigen Worte liegt. An dem Anfangsworte der ganzen Scene nämlich, an salsipotenti neben et multipotenti Iovis fratri et Nerei Neptuno nimmt Ritsehl und zwar, wie wir zugeben müssen, mit vollem Rechte Anstoss, insofern es nicht die Bedeutung „Beherrscher der Salz- fluth" „Meeresbeherrscher" haben kann. Daher billigt Ritsehl Joh. Brantz's Aenderung säßpötenti und entscheidet sich somit für trochäische Messung. Allein vorsichtig muss uns dieser Aenderung gegenüber schon der Umstand machen, dass sie noch eine zweite nach sich zieht. Denn auch darin hat Ritsehl ein ganz richtiges Stilgefühl für Plautinische Sprache gezeigt, dass er das et zwischen salipotenti und multipotenti für nicht angänglich hält. Aus alle dem aber ziehen wir den Schluss, dass der Sitz der offenbaren Corruptel anderswo als in salsipotenti zu suchen sei. Der Fehler mag eher in dem schon an sich nichts sagenden, aber mit der speciellen Bezeichnung salsipoteuti oder salipotenti geradezu unverträglichen multipotenti liegen. Man schreibe ein- fach mit Vertauschung eines einzigen Buchstaben mulsipotenti, was einer griechischen Zusammensetzung mit rjdv entspricht. Eine Aenderung des ganz vereinzelt dastehenden mulsipotens in das häufige multipotens erscheint nach der ganzen Art unserer Ueberlieferung als ein sehr natürlicher Vorgang. Dann ist alles in Ordnung und wird besonders salsipoteus verständlich.1) Neptun wird in den folgenden Versen gepriesen, weil er wild und hurt nur gegen Reiche sei, gegen arbeitsame Arme aber freundlich und gnädig. Darauf hin wird er gleich im Anfang man ver- gesse nicht, dass wir es hier trotz alles pathetischen Schwunges mit einer Comödie zu thun haben angeredet als Beherrscher des saUum und mulsum, des flüssigen Elementes in seiner an-

1) Ob man Iovis frätri et Nerei beibehalten soll, natürlich in dem Sinne, dass Nerei Genetiv ist und frater auch vom Verwandten oder Vetter überhaupt verstanden wird, oder «Scaliger's aetherii für et nerei den Vorzug verdient, wollen wir nicht erttrtarn. Für den ganx.nn Oedanken paaat der Zusatz aetherei trefflich.

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Rhythmik. I. Elemente der Rbjrthank.

genehmen und unangenehmen Wirkung; und wir sehen, wie be- deutsam gerade das überlieferte et zwischen den beiden Epitheta ist, da diese erst zusammengenommen den für den Gedanken- gang so trefflichen Sinn geben. Was mulsum war, wusste die Plautiuische Comödie natürlich recht gut, vgl. Pers. 87 commisce mulsum, ibid. 821 Äge circumfer mdlsum. Und aqua salsa kannte der römische Landmann selbst zum Wein, vgl. Colum. 12, 21, 4. Und wie mea mulsa in der Anrede mit mea suavis gleichbedeu- tend ist man vergleiche z. B. nur Stich. 737 und 755 Mea suavis amabilis amoena mit Age mulsa mea suävitudo u. a. , so ist salsum auch sonst Gegensatz zu suave, z. B. Cas. 204 neque sälsuni neque suave esse potest. Damit aber ist der Text der ganzen Scene im Wesentlichen gesichert, bis auf die Frage, wie weit in V. 828 831 Interpolation vorliegt. Denn dass hier ent- schieden etwas interpolirt ist, darüber herrscht allgemeine, wohl- begründete Uebereinstimmung. Ueber die Verwerfung von V. 831, der aus ein paar abgerissenen Worten besteht, kann man nicht zweifeln. Voss, de vers. anap. Plaut, p. 13, verwirft die ganze Stelle, ebenso P. Langen, Beiträge zur Kritik u. s. w. S. 278 die Verse 828. 829 und 832. Allein gegen V. 829 und 832 lässt sich kein stich- haltiger Einwand erheben; auch Langen hat keinen durchschlagen- den Grund für die Verwerfung dieser beiden Verse vorgebracht1) Denn der Ausdruck divites damnare ist ganz richtig: „Die Reichen zum Hergeben bringen", da damnare ursprünglich causativum zu dare, wofür auch die Bedeutung . von damnum spricht, und in V. 832 ist nach der alten Ueberlieferung der Sinn von iterant klar und das Wort nicht anzutasten. Ebenso ist die parataktische Stellung in Fidtfs fuisti : infidum esse iterant. Nam absque foret te etc. durchaus verständlich. Dagegen sind Langen's Bedenken gegen V. 828 ganz gerechtfertigt und die Art, wie der Vers in B geschrieben ist, lässt es uns noch erkennen, dass hier in V. 828 und 831 eine in zwei Theile zerrissene Erklärung vorliegt, in dem Sinne, wie sie Ritsehl, opusc. III, S. 148 deutet: Atque haue tuam gloriara iam ante auribus aeeeperam et nobilis apra (apud rell.) homines Semper mendicis modesti sint (C sunt). Die nächste Veranlassung zu diesem Zusätze mochte sein, dass man die ächt

1) Naturlich rechnet sich Charniides zn den paupere«, weil er arbeiten und ringen musate, um Reicht. lmin zu erwerben; daran ist also kein Anstoss zu nehnieu.

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7. Gebranch und Ethos der einzelnen Rhythmengattnngen. 447

Plautinisch klingenden und schwerlich zu entfernenden Worte pauperibus te parcere solitum, divites damnare atque domare nicht zu construiren wusste. An das Vorhergehende sind sie schwerlich anzuknüpfen, da wir keinen Grund sehen, von der über- lieferten, bei Plautus allerdings ungewöhnlichen Verbindung des Ablativs mit uti abzuweichen. Wohl aber können diese Worte von laudo abhängen, sodass das dazwischenstehende abi nur als parenthetische Interjection eingefügt wäre, was ja denkbar ist. Aehnlich findet sich z. B. Trin. 124 qiyd taces parenthetisch ein- geschoben; abi ist ja fast zur Interjection auch sonst geworden z. B. Ter. Ad. 564. 765 u. ö.

Darnach setzen wir das Gedicht im Wortlaut her, um unsre Ansicht zu rechtfertigen, dass der anapästische Rhythmus ohne irgend welche erhebliche Aenderung sich ergiebt. Denn Kürzungen wie grättäsque habeo; gratiäs ägo ätque habeo, an denen sich Ritsehl stösst, sind ohne Anstoss und ebenso gebräuchlich wie vlde, ägo ätque u. a. in Iamben und Trochäen und kommen auch hier nicht auffallend häufig vor.

Salsipotenti et mulsjpotenti lovis frätri aetherei Neptuno 820 Laetü*s lubens laudes ägo et grates gratiasque habeo et fiuctibus

salsis:

Quoin penes me <fuit nulla) potestas, bonis m<e)is quid foret

et meae vitae,1)

Quom sriis me ex locis in pdtriam urbis cum magna <re> re-

ducem faciunt2) Atque ego Neptune tibi ante alios deos grätias ago atque

habeö summas.

Nam to ouiiies saevomque severumque atque ävidis moribus

cönmemorant, 825

Spurci'ficum inmanem intölerandum vesänum: <ego> contra

opera expertus.

Nam pöl placido tc et clementi meo usque modo, ut volui, usus sum in alto.

1) Die Ergänzung kann man sich verschieden denken; an dem dop- pelten qnom aber ist kaum Anstoss zu nehmen. Man vergleiche den sog. exornativen Gebrauch ähnlicher Partikeln, (Jutjahr Probst, Beiträge zur lat. Gramm, t. Bd. S. 188. 2) cumä der üeberlieferung wird wohl nichts andres bedeuten Bollen. Truc. 111 steht gräm für gratiam n. ä. Capt. 927 steht in A und rell. haec repertust statt hacc re repertast, wie hier <re> reducem.

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Pauperibus te parcere solitum, divites damnare atque domare, Abi, latfdo : scis ordme, ut aequomst, tractäre homines. hoc

dis dignumst. 830 Fidiis fuisti : in fi du tu esse iterant. Nam absque foret te, sat

8cio in alto

Disträxi88et disque tulissent satellites tui me luiserüm foede Bonaque dmnia item una <mea> mecum passim caeruleos per

campos :

Ita iäm quasi canes ha^id secus cireumstabant navem tu rb in es

venti : 835

Tinbres fluctusque atque procellae <ferri> ihfensae, frangere

malum,

Ruere antemnas, scindere vela: ni tü*a propitia pax foret

praesto.

Apage a me sis : dehinc iam certumst otio dare me : satis par- tum habeo,

Quibus aerumnis eluctavi, fih'o dum divitias quaero.

Sed quis hic est qui in plateam mgreditur 840 Cum novo ornatu specieque simul? Pol quamquam domi cupio, opperiar: Quam lue rem agat, animum advörtam.

Hiermit haben wir den hauptsachlichsten Gebrauch des aua- püstischeu Rhythmus im römischen Drama verfolgt und dabei ge- funden, dass der ursprüngliche Charakter dieses Rhythmus überall gewahrt erscheint, nicht nur in solchen Partien, die ganz nach dem griechischen Vorbilde gebildet sind, wie die Systeme der Tragödie und Comödie und die stichisch gebauten Septenare der letzteren sowie die in den Sologesang aufgenommenen kleineren Reihen, sondern auch in solchen Scenen, für die das griechische Drama kein Analogon bietet, wie Trin. IV, 1 und Bacch. 1150— 1206, in denen wir eigenartige Schöpfungen der römischen Co- mödie vermutheten, achte Lieder des wie in seinen metrischen Formen so auch durch die rhythmische Behandlung neu belebten Anapästes.

b. Das yevog 6uiAa0iov.

Somit fanden wir im Tiebrauch und Ethos der Versformen des faov yivog zwischen dem griechischen und römischen Drama Uebereiiistimmung aller wesentlichen Punkte. Wo die römischen

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengattungen. 449

Komiker es zu eigenartigen Neuschöpfungen gebracht haben, wussten sie doch den ursprünglichen Charakter der Rhythmen immer zu wahren. Wir werden dem entsprechend auch beim aviGov yivog ein gleiches Verfahren der römischen Dichter er- warten. Die dramatischen Hauptmasse sind die Iamben und Trochäen in den Dialogpartien wie auch in den eigentlichen Canticis.

Am leichtesten ergiebt sich die Identität der lyrischen Iamben und Trochäen der Sologesänge des griechischen und römischen Dramas. Ueberall finden wir hier bei gleichem Tone auch die- selben rhythmischen Elemente. Die Langverse, in den melischen Partien nach griechischer Theorie in zwei Kurzverse geschrieben, wechseln mit Trimetern und Dimetern, und selbst der Gebrauch der trochäischen Tripodie, der der römischen Comödie eigenthüm- lich scheint, ist auch ähnlich im griechischen Vorbilde wahrzu- nehmen. Die Uebereinstimmung ist so handgreiflich, dass wir uns kurz fassen können.

Für die Taktfolge akatalektisch dahineilender Iamben und Trochäen haben wir oben bereits fürs griechische und römische Drama Belege angeführt, vgl. S. 407. So finden sich ür. 1474— 1477 iam bische Senare mit einem Dimeter als naQccxtkewov

la%a öoucüv &vTSTQa xal tixa&iiovg fio%Xot<Siv i^ßakovxeg^ iv&' i^vouev, ßor}dQopovtL£v akXog akko&sv 6xiymg. 6 (ilv nixQovg, l <$' dyxvkag, 6 &(pog XQoxaxov iv %eqoIv *2<av,

also ein Senareystem, wozu wir Analoga im römischen Drama vielfach finden; ähnlich 1488. 1489 Dimeter und Senar, 1402 trochäischer Septenar, 1408 trochäischer Dimeter und 1411 kata- lektischer iambischer Dimeter, kurz mit gleicher Wirkung alle die Versarten und Versformen, aus denen sich gewöhnlich in der römischen Comödie, besonders bei Terenz ein Canticum zusam- mensetzt. Wie wir in den tragischen Monodien den überein- stimmenden Gebrauch der Daktylen und Taraben uns vorstellen konnten, so haben wir auch so viel Material, das Gleiche in Bezug auf die Trochäen zu constatiren. In der, wie wir sahen, mit der berühmten Ennianischeu Kassandramouodie im ganzen Tone übereinstimmenden Monodie der Elektra in des Euripides Orest, 960 fgg., treffen wir neben den gewöhnlichen Reihen des iatnbi-

Kr.oTZ, (J rund lüge i»ltrOim«clicr Metrik. 29

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

sclien und trochäischen Senars, akatalektischen und katalektischfu Diinetern auch richtige Octonare, von 1001 1004: o&ev tgig xo xe itxtQ&xbv \ aktov pex&ßuktv aQ[itt xctv XQog söitegav xikev&ov \ ovq&vov itQoCecQfioöaöa. Der iambische Octonar z. B. bei Aristophanes im Phale^liode Ach. 266 fgg., zweimal hinter einander nach iambischem Dimetrr und Septenar und vor einem ebensolchen Dimeter: Oakrjg, itatQB Baxxtov, |i'yxoft£, vvxT0iteQi7zkavr}TS) (ioi%e, itctidsgatixd, txxa ö' itsi itgo6ttnov ig xbv ör^iov ik&av aöfievog^ anovöag Tcoirjcd^svog /juai»rcä, 7tQayadrcov xs xal ^a%Civ xal Aapd%Giv dnakkaytig. Aehnliches ibid. 274. 275. Aber auch die tragische Monodie Euripides kennt den iambischen Octonar, man sehe z. B. ein dir Monodie der lokaste, Phoen. 339 u. a. Dasselbe gilt von «k trochäischen Tripodie, die in Wirklichkeit wohl ein brachykiu* lektischer Dimeter ist, ein häufiges Element in römischen Cantit]* so Or. 992 nach iambischen Senaren und katalektischeni Dimet :

l^vxoxvfioCiv | izgbg rsQaiCxtaig \ novxCov ödkav

oder bei Sophokles in der Monodie des Aiax 401. 404 = 417.41.'

dkkd /i* a <dibg \ dkxC^a fteog . . . not xig ovv <pvyy; \ xoi po'wr titvä = (o 2Jxay,dvögioi \ yeixoveg QoaC . . . ovxex* avÖQtt ui, xovd' iÖr\x\ tnog,

also die Vereinigung zweier solcher Tripodien; so ferner E r Ale. 218 u. a„ s. Christ, Metrik2 S. 287. Auch der Ton ist fr- ahnlicher, wie etwa die gern paarweise gebrauchten trochäiscU Tripodien der römischen Comödie in der griechischen Comu«ih sind sie wohl auch vorhanden gewesen, für uns aber nicht meti nachweisbar , z. B.:

Pseud. 259 Hetf heu quam ego malis 1 perdidi modis. 121^3 V:r malus viro öptumo obviam it. { in malam crucem. 1302 Cr^i equidem potis | esse te, scelus. 1308 Sed, Simo, ut probe \ tsurtw Balliost. 1310 Pessumus homo. | :: Miilier hoc facit. Bacch. Omnibus probris | quae improbis viris.

Man wird nach Form und Inhalt trotz der verschiedene: Stilgattungen doch so viel Aehnliches entdecken, dass auch bitf die vorbildliche Wirkung des griechischen Dramas ausser ZweUti steht. Die im Lateinischen gewöhnliche Verbindung mit kri- tischem Versmass lässt sich zwar in der griechischen Couiö^

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/. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengattungen. 451

nicht nachweisen, aber sie ist wohl auch schon im neuern atti- schen Lustspiel üblich gewesen. Das bleiben zwar immer Einzel- heiten, aber bei den dürftigen Bruchstücken, die von Monodien der neuern attischen Comödie vorliegen, müssen sie uns genügen.

Und so mögen diese wenigen Andeutungen hinreichen auch in einer Sache, die keines ausgeführten Beweises bedarf. Die wichtigste Stelle haben ja Iamben und Trochäen in den Dialog- partien, und hier lässt sich Ethos und Gebrauch derselben auf Grund genügenden Materials feststellen.

Zunächst unterscheiden sich Iamben und Trochäen und zwar nach einer sichern Nachricht bei Aristoteles1) gerade die stichisch gebrauchten Masse des Dialogs von den übrigen Rhythraengat- tungen dadurch, dass sie xtvrjtixd waren; so nach Aristoteles Poet c. 24. 1459b. 37 und Aristides Quint, p. 60, 5 Jahn ot . . . «jrAof tQO%aloi xal ta^ßoi rcfyog rs ijii<pa£vov<Si xal eiöi d-SQfiol xal oQxrI6tlX0^ Diesen Charakter haben sie also gewiss im griechischen Drama, besonders in der Comödie, von der wir ja fast ausschliesslich handeln müssen. Auch stimmt diese Charak- teristik, die die besten Gewährsmänner für solche Fragen, die wir aus dem Alterthum haben, von den Iamben und Trochäen des Dramas geben, trefflich zu unserer Annahme, dass der Tanz bei allen diesen Versmassen ein wesentlicher Factor war. Der iambische wie der trochäische Septenar wurde in der griechischen Comödie und letzterer nach der in der letzten Anmerkung ange- führten Aristotelischen Stelle auch in der Tragödie getanzt; aber auch dem iambischen Trimeter ging eine lebhafte Gestikulation zur Seite, sodass wir den Vortrag desselben recht gut auf eine Stufe mit den Sotadeen und ähnlichen Versen stellen konnten, mit denen er auch die vielen Auflösungen gemein hatte. In den Anapästen scheint mehr ein Hin- und Hergehen oder Laufen, je nach dem Tempo stattgefunden zu haben, worauf besonders auch die lateinischen Texte deuten.

Unter einander unterscheiden sich iambischer Trimeter und trochäischer Tetrameter so, dass der erstere mehr ngaxTixog war, der letztere xoQdaxixateQog, nach Aristot. poet. 24. 14508. 37 com- binirt mit Rhetor. III, 8. 1408b. 36 xal rb plv (trochäisches t£~ tQapeTQOv) 6q%i\6%ix6v, to 61 (tafißetov, d. i. iambischer Trimeter)

1) Poet. c. 4. 1449a. 22 to hq&tov . . . ziXQCt^fXQO} Iiqwvxo <Jia xo aa- TVQi*Tiv xal 6Qxrl<Jzl*a>T*Qav etvat tjjv noiijatv (nämlich die alte Tragödie).

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Rhythmik. 1. Elemente der Rhythmik.

TCQdXTiitov und 6 . . . TQO%atog xoQdaxixwTSQog ' dißol öl ttzQa- ptTQcc. Dasselbe meint wohl auch Iuba nach Mar. Victorin. p. 84, 26 Keil, wenn er sagt: tetraractruni autem catalecticum quod Archilochinm et Epicharmiuni vocatur, praeter cetera illustre est, aptum festivis narrationibus; est enim et agitatum et volu- bile (= xivtjTLXov des Aristoteles). So stellt sich uns ein Unter- schied zwischen iambischem Trimeter und trochäischem katalek- tischen Tetrameter ziemlich deutlich heraus, den zwei Hauptmassen des dramatischen Dialogs, den auch das griechische Drama wohl beachtete. Inwieweit dieser Unterschied in der römischen Tragödie festgehalten ist, können wir nur vermuthen, da die Bruchstücke nicht so zahlreich sind. Dennoch lassen sich manche frappante Aehnlichkeiten im Gebrauch der Tetrameter zwischen griechischer und römischer Tragödie nachweisen. In Aeschylus' Persern z. B. haben wir noch sehr ausgedehnte Tetrameterdia- loge. Längere Trimeterpartien bilden nur die Erzählungen des Stückes, der Atossa von ihrem Traume 179 217,, eine Einlage in der ersten grossen Tetrameterscene 158 251, die Boteuberichte über die Schlacht bei Salamis 293 fgg. und des Dareios durch einen Rückblick auf die persische Geschichte begründetes Urtheil über Xerxes und Prophezeiung über den Verlauf der Schlacht bei Platää. Der Schatten des Dareios spricht sonst, abgesehn von den wenigen ersten Versen mit Chor und Atossa in Tetrametern, V. G99 760 dXXy ixü xdx&ftev yk&ov öotg yootg xtitHöpivog xrk. Offenbar in einer ganz gleichen Situation brauchte auch die rö- mische Tragödie dasselbe Versmass, wie aus den von Cicero, Tusc. I, 16, 37 citirten Versen zu ersehen ist:

Ädsuni atque advenio Acherunte vuc via alta atque ardua etc. Ebenso braucht in der Tragödie Iliona des Pacuvius der Schatten des Deiphobus nach Cicero's ausdrücklichem Zeugniss, Tusc. I, 44, 107, gleichfalls trochäische Septenare, als er seine schlafende Mutter weckt und an seine Bestattung mahnt, vgl. Ritsehl, opusc. III, S. 26 Anmerkung. Die feierliche Begrüssung der Atossa durch die persischen Grossen, an die sich eine Pro- phezeiung der Atossa über die trübe Zukunft knüpft, Aesch. Pers. 158 fgg., iu trochäischeu Tetrametern lässt sich mit dem Moment vergleichen, wo in Ennius' Alexander Kassandra demüthig ihre Mutter begrüsst, um Troja's Unheil zu prophezeien, vgl. m ßa&v- &v&v ävaaaa TlsQöiÖcöv vmgxdzy] xrL mit Ennius Trag. 40 ed. Uibbeck Mater optumärum multo mtflier melior mülierum etc.

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7. Gebrauch und Kthos der einzelnen Rhythmengattungen. 453

Und so könnte man noch manches nach Inhalt und Ton mit ähn- lichen griechischen Stellen zu vergleichendes Bruchstück aus der römischen Tragödie anführen.1) Soweit wir urtheilen können, entsprach eben der Gebrauch der trochäischen Septenare in der römischen Tragödie dem vorbildlichen griechischen Tetrameter. Nur mag, nach der Menge der erhaltenen Verse bemessen, auch in der römischen Tragödie der Septenar etwas häufiger gebraucht gewesen sein als in dem griechischen Vorbilde; das würde zu der Beobachtung stimmen, die wir für die Comödie machen werden. Allein da wir von der römischen Tragödie nur Bruch- stücke haben, lässt sich nicht sicher berechnen, in welchem Ver- hältniss die Septenar- und Senarscenen zu einander standen. Dieses scheinen auch für die römische Tragödie die einzigen ge- wöhnlichen Dialogmasse gewesen zu sein. Es sind uns zwar auch trochäische und iambische Octouare aus der römischen Tragödie überliefert, allein diese gehörten wohl sämmtlich zu den melischen Partien; sicher ist dies von allen trochäischen Octonaren anzu- nehmen. Eher könnte es stichisch gebaute iambische Octonare in der Tragödie wie in der Comödie Roms gegeben haben. So scheint es nach Cicero, Tusc. II, 16, 38, wo zehn solche Verse im Dialog hinter einander verbürgt sind; doch hisst sich in der Tragödie vor Ennius überhaupt kein iambischer Octouar sicher nachweisen; bei Ennius auch nur vereinzelt 120. 163; bei Pacuvius 112. 212. 227. 407 und Accius 78. 150. 275. 317. 419. 499. 554. 557. Darnach könnte der tragische iambische Octonar auch eine ähnliche Entwickelung durchgemacht haben, wie wir sie bei dem komischen zu erweisen gedenken. Doch bleibt dies Vermuthuug.

Besser können wir über die Comödie urtheilen. Auch hier sind ausser den iambischen Septeuaren und etwas seltner ge- brauchten Octonaren der iambische Trimeter und trochäi- sche Septenar die eigentlichen Dialogmasse. Was den iam- bischen Senar betrifft, so stimmt sein Gebrauch ganz zum Griechi- schen, wie wir ihn aus der Praxis des Dramas und aus Aristoteles' und Aristides' oben angeführter Charakteristik kennen. Demnach fallen die eigentlichen glasig den Senaren zu, sodann alle die Monologe und Zwiegespräche, die irgend eine Action erfordern; dagegen die bewegteren Dialogpartien verlaufen in Tetrametern.

1) Im Brutus des Accius erzählt der König seinen Traum, wie Atossa bei Aeschylus in Trimeteru; der Priester redet mit ihm in Tetrametern; u. a.

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Es genügt dies Verhältniss an einem einzelnen Stucke klar zu machen. Wir wählen die Terenzischen Adelphen. Der Prolog und die Einleitungsscenen bestehen, wie sänimtliche Prologe, aus Senaren, haben wir doch auch hier wie in den andern Anfangs- scenen eine förmliche narratio des Micio I, 1, in der jedoch auch das TtQctxuxov, wie oben erläutert wurde S. 404, eine nicht un- bedeutende Rolle spielt; ferner sind sämmtliche Scenen der ersten vier Acte, in denen die beiden alten Brüder mit einander reden, trimetrisch. Die Form der §ij6ig tritt auch hier vielfach hervor, wie I, 2 in Demea's Erzählung von Aeschinus' angeblicher Frevel- that, aber ausschlaggebend für die Senare war doch auch hier mehr noch das XQaxtixov. Denn hier gab es derbe Action auf beiden Seiten, da auch der mildere Bruder sich zum Grundsatz gemacht hatte, vgl. v. 142 147, den heftig polternden und gesti- kulirenden Alten womöglich zu überbieten. Ebenso wird 713 fgg. von Demea's Auftreten an wieder der Senar gebraucht, besonders von Micio in seinen ruhigen und sachlich gehaltenen Ueberredungs- versuchen bis 853; so verlaufen auch im letzten Acte die ein- fachen Begrüssungsscenen des Demea mit den Sklaven und seinem Sohne Aeschinus in Senaren; erst an der Stelle, wo Demea mit seinem Heiraths Vorschlag herausrückt, schlägt mit Micio's Wider- stand der ganze Ton und das Versmass in Octonare um. Des- gleichen verlaufen die Scenen des dritten Actes, 355 516, wo Demea von seinen Erziehungsgrundsätzen und Syrus von Ctesipho's Auftreten erzählt, Demea mit Hegio verhandelt, ganz dem q&og dieser Partien entsprechend in Senaren; in der ersten Scene spielt das Ttqaxxixov eine besondre Rolle. Ausserdem findet sich der Senar nur als Einlage zwischen trochäischen Septenaren, ganz wie Aesch. Pers. 179—217, also mitten in einem längeren meli- schen Abschnitte, trochäischen Septenaren, in sehr charakteristi- scher Weise, v. 638—678, wo Micio seinem Sohne mit absicht- licher Breite und angenommener Ruhe und Gleichgiltigkeit die Geschichte von dem Milesier erzählt, um den Sohn sein Unrecht empfinden zu lassen. Sobald dieser aber von seiner lange be- kämpften Empfindung überwältigt, unter Thränen seinem Vater das Geständniss ablegen will, treten wieder die den Ausbruch des %a%o% bezeichnenden trochäischen Septenare ein. WTie er dann durch den gütigsten Vater beruhigt und durch dessen Zuvor- kommenheit zur grössten Freude gebracht ist, jubelt er in iani- bischen Septenaren auf und tanzt schliesslich mit einem iambischen

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7. Gebrauch und Etho» der einzelnen ltliythmengattungcn. 455

Octonar ins Haus dem Vater iiach. Hier sehen wir recht den Unterschied zwischen Senar und trochäischem Septenar. Da wir nichts näheres von dem Tanz der Comödie wissen, ist uns Ari- stoteles' Charakteristik dieses Versmasses weniger werthvoll; besser ersieht man den Charakter des trochäischen Dialogs aus solchen Stellen, wie die hier angeführten. Während dem Senar die ()rj(5ig oder narratio und das ngaxtixbr oder die Action eignet, ist der trochäische Septenar überall da am Platze, wo irgend ein itd&og hinzukommt, sobald sich der Gang der Handlung durch irgend eine Steigerung über das gewöhnliche Niveau des Dialogs erhebt oder auf diese Stufe nach grösserer Erregung zurücksinkt, wie Sannio's Erwägung in 10 trochäischen Septenaren mitten unter iambischen Octouaren, 195—208; ähnlich 321— 329 die Mitthei- lung von Aeschinus' Untreue durch Geta, der vorher in einem stürmischen Canticum seiner Wuth Luft gemacht hat, oder IV, 2, wo mit Demea's Auftreten und Verkehr mit Syrus gleichfalls eine Herabstimmung des Tones sich bemerklich macht nach den ohne Pausen dahineilenden Betrachtungen des angsterfüllten Ctesipho. A cimlich ist es endlich auch im letzten Acte, wo, als Micios Widerstand gebrochen ist und über des Syrus und der Phrygia Freilassung als die minder wichtigen Gegenstände ruhiger ver- handelt wird, aus iambischen Octonaren trochäische Septenare werden.

Schon hieraus ergiebt sich, dass der römische Senar dem griechischen Trimeter in Gebrauch und Ethos noch sehr nahe steht, aber der trochäische Septenar, wozu er durch seine ver- änderte metrische Behandlung geeigneter geworden war, ein be- deutend erweitertes Wirkuugsgebiet erhalten hat, ohne etwas von seiner ursprünglichen Natur zu verlieren. Denn er ist dabei immer noch der alte ausgelassene scoptische Vers; das beweist auch in den Adelphen des Terenz z. B. die Scene, in der Syrus den Demea foppt, indem er ihm zwei Wege beschreibt und ihn in die Irre schickt. Vor allem aber kann der trochäische Sep- tenar auch in solchen Partien zur Anwendung kommen, wo die Gestikulation eine besondre Rolle spielt, und greift hier ins Gebiet des Senars ein, ganz abweichend von dem griechischen Vorbilde, das manche Scenen in Triraetern giebt, wo Plautus und Terenz Septenare eintreten lassen. So in den IG Septenaren 553—568, in denen Syrus dem Demea vorgiebt, von dessen Sohn Ctesipho tüchtig geprügelt zu sein. Da war die Gestikulation gewiss etwas

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

sehr wesentliches. Doch haben wir auch bereits erwähnt, dass alles das, was den griechischen komischen Trimeter und den So- tadeus so sehr befähigte, die lebhafteste Gestikulation zu tragen, in Folge der einheitlichen metrischen Technik auch auf den Trochäus überging, und so finden wir in diesem erweiterten Ge- brauch des romischen Septenars zwar eine wesentliche Abweichung vom griechischen Vorbilde, aber eine ganz stilgerechte und wohl- begründete. Solche Scenen, die diesen erweiterten Gebrauch des trochäischen Masses zeigen, bietet die römische Comödie ziemlich zahlreich. Hier erwähnen wir nur noch beispielshalber eine Plau- tinische. Die lang ausgesponnene Prügelscene zwischen Mercur und Sosia, Amph. 263—303 verläuft nur in trochäischen Septe- naren, ein griechischer Komiker hätte sie wohl durchweg in Tri- metern verfasst; man vergleiche nur die ganz ähnliche Prügelscene zwischen Bacchus und seinem Diener im Eingang von Aristo- phanes' Fröschen u. a.

So könnte man jedes Stück auf diese Frage hin durchnehmen und würde zu dem gleichen Ergebniss kommen, dass der römische Senar sich im Gebrauch mit dem griechischen deckt und den Charakter der fäoig oder des jrpaxrixöV wahrt, der trochäische Septenar dagegen nicht bloss da eintritt, wo auch im griechischen Vorbilde Tetrameter zur Anwendung kamen, sondern, wie er in seiner metrischen Bildung alle die Elemente aufgenommen hat, die den komischen Trimeter ebensowie den Sotadeus zum Gxi%os nQccxtixog machten, auch solche Scenen beherrschen kann, wo neben dem 6Q%ri6xix6v das ttqccxtixov wesentlich erscheint, und insofern ins Gebiet des iambischen Senars eingedrungen ist.

Vergleicht man diesen Gebrauch mit dem Drama eines Me- nander, Philemon und Diphilus, so kann man dem Marius Victo- rinus oder wer dessen letzter Gewährsmann ist, nicht Unrecht geben, wenn er p. 78. 79 ed. Keil die Behauptung vertritt: Te- rentianas vel maxime fabulas metrum et disciplinam graecarum comoediarum non custodisse, i. e. quas Men ander, Philemon, Di- philus et ceteri ediderunt. Wenn er aber dagegen meint: nostri in modulandis metris seu rhythmis veteris comoediae scriptores sequi maluerunt, id est Eupolin, Cratinum, Aristophanem, und das in folgender Weise begründet: Prologos ... et primarum sce- narum actus trimetris couiprehenderunt, deinde longissimos id est tetrametros subdiderunt, qui appellautur quadrati, postea in con- sequentibus variaverunt: modo enim trimetros, modo addito qua-

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengattungen. 457

drante vel seuiisse posuerunt, id est semipede adiecto vel integro pede iainbo vel sesquipede. haec per medios actus varie; rursus in exitu fabularum quadratos, quales diximus in secuoda scena, locaruut, so ist das letztere, selbst ganz äusserlich genommen, nicht richtig beobachtet, berechtigt auch nicht zu dem Schlüsse, dass ein Plautus und Terenz wirklich die alte attische Comödie des Aristophanes oder gar der Aelteren nachgeahmt habe, wenn natürlich manches einzelne ihr entlehnt sein kann. Denn der Unterschied zwischen den Massen der römischen Comödie und der alten attischen ist zu gross. Vgl. Verfasser, in Bursian-Müller's Jahresbericht, 48. Bd. S. 139 u. 140. In der alten attischen Co- mödie trat der Senar zurück vor dem Chorvortrage. Denn ausser der Parodos stehen auch die beiden andern Haupttheile der nfcht- trimetrischen Dialogpartien, der Zielinskische dyciv und die Pa- rabase gleichfalls ganz unter dem Einflüsse des Chores. Auch sind die Tetrameter der alten Comödie von viel strengerer me- trischer Bauart, während sie in der römischen Comödie derselben metrischen Natur sind, wie die iambischen Senare, und somit ihr ausgedehnterer Gebrauch, wie wir es auffassten, seine Er- klärung in der veränderten metrischen Technik finden kann, die ihn gerade von den entsprechenden Versen der alten Comödie ziemlich auffallend unterscheidet. Von den alten Formen haben sich höchstens einzelne Epirrhemata, wie wir sahen, gerettet, was jedoch auch durch Vermittelung der mittleren oder neuen attischen Comödie oder auch der Tragödie geschehen sein kann, ebenso wie bei der Parabase, von der höchstens der Schlusschor in ein- zelnen Plautinischen Comödien ein letzter Nachklang sein kann, der auch nur das schliesslich allein noch übrig gebliebene Plau- dite umschreibt. Darum ziehen wir vor, den ausgedehnten Ge- brauch des trochäischen Septenars, der übrigens vielfach, wie wir andeuteten, auch noch über den der alten Comödie hinausgeht, aus der Geschichte dieses Rhythmus selbst, seiner von griechischer abweichenden metrischen Behandlung zu erklären und finden in Marius Victorinus' Notiz eine bei äusserlicher Beobachtung nahe liegende, aber nicht tiefer zu begründende Combination, die ohne Werth ist für die Auftindung der wirklichen Entwickelung uusres Masses, und zwar umsomehr, weil die Auffassung des Marius * Victorinus ganz vereinzelt dasteht. Andre Grammatiker theilen sie nicht; Diomedes z. B. III, p. 489, 4 in dem Tractat de specie poematis communis, in dem er gute Gewährsmänner, Varro und

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

Sueton, namhaft macht, sagt ausdrücklich: Tertia aetas Menandri, Diphili et Philemonis, qui omnem acerbitatem comoediae initi- gaverunt ... ab his Komani fabulas transtulerunt, freilich ohne die metrische Form besonders zu betonen.

Einfacher liegt die Sache bei den iambischen Septenaren. Obgleich sie unter der Wirkung der einheitlichen metrischen Technik stehen, haben sie doch von allen Dialogmassen am we- nigsten von der allgemeinen Belebung erfahren, besonders bei Plautus, der noch ziemlich streng die iambische Hauptcäsur ein- hält. Die romische Technik brachte zwar Abweichungen vom griechischen Vorbilde: die Katalexen wurden in der freieren rö- mischen Weise gebildet, alle Freiheiten der trochäischen Schlüsse zugelassen. Dafür aber ist der erste meist iambisch schliessende Theil in Oonsequenz der iambischen Schlussregeln der römischen Poesie viel strenger, sodass die beiden Abweichungen sich gegen- seitig in ihrer Wirkung so ziemlich aufheben. So steht der iam- bische Septenar in seinem Gebrauche dem griechischen iambischen Tetrameter gleich, wie wir ihn allerdings nur aus der Aristo- phanischen Poesie kennen, da aus der neuern Comödie nur so viel in diesem Masse erhalten ist, dass wir zwar sicher sind, dass es dort vorkam, aber nichts näheres über Gebrauch und Wirkung sagen können. Der iambische Septenar blieb ganz wie im griechischen Vorbilde auf die Comödie beschränkt und zeigt sich, wie leicht zu exemplificiren ist, nach Marius Victorinus' zutreffender Charakteristik, p. 135, 28 ed. Keil iocosis raotibus emollitum gestibusque agentium satis accommodatum. Die gestus agentium entsprechen der Eigenart des iambischen Rhythmus im Allgemeinen und die iocosi motus dem Wechsel der bald akata- lektisch-iambisch, bald katalektisch-trochäisch schliessenden Di- meter, aus denen sich dieser ächt komische Langvers zusammen- setzt. Darum eignet er sich auch zu längeren komischen Monologen und Dialogen und hat in manchen Stücken einen ziemlich aus- gedehnten Gebrauch, wie bereits in der Aristophanischen Comödie.

Besonders lehrreich dagegen ist die Geschichte des iambi- schen Octonars. Im Melos des griechischen Dramas findet sich dieser Vers, auch in den Sologesängen, z. B. in der Monodie der * lokaste, Eur. Phoen. 339 fgg. nach zwei kurzen iambischen Versen:

%ivoiöt,v iv dopotg f'x£lv I l^vovg ts xijdog aittptxeiv

älaöta fiatpl rüde Aa\i<p t€ tg5 itakcuytvti,

ydpav inaxrov axav.

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen tthythmengattungeu. 459

Ebenso in der Monodie der Comödie, wie Ach. 263 das von Di- kaiopolis gesungene Phaleslied, durchweg iambisch gehalten, aus folgenden Reihen besteht, s. oben S. 450. 1 Dimeter, 1 Septenar = continuatio von 6 Dipodien; ferner 2 Octonare, 1 Dimeter, 3 Senare und 1 Octonar.

Allein nirgends erscheint dieser akatalektische Tetrameter, ebensowie der entsprechende trochäische Vers, in der griechischen classischen Dichtkunst xccrä tzCxov gebraucht, er bleibt ein wohl wiederholt vorkommendes, aber nur immer vereinzelt in längeren Perioden oder in combinirten Takten angewandtes melisches Mass, kein Dialogvers. Dass der trochäische Octonar kein stichisch gebrauchter Dialogvers geworden ist, haben wir oben S. 453 schon berührt. Bei Plautus kommt er nur in der Continuation lyrischer Partien vor, öfters wohl bis viermal hinter einander, aber trotz- dem immer nur im eigentlichen Canticum, so öfters auch bei Terenz. Man könnte es seltsam finden, dass der trochäische Oc- tonar nicht schlichter Dialogvers wurde. Allein der Grund hierfür liegt doch nahe. Der Vers ist für eine Wiederholung zu monoton, da er die schleppenden trochäischen Schlüsse nicht bloss am Ende und in der Hauptcäsur, sondern vielfach nach der je ersten Di- podie bietet. Ein längerer etwa zur Flötenmusik nur gesprochener Dialog in diesem Masse wäre nicht abwechselungsreich zu ge- stalten gewesen. Anders ist es mit dem iambischen Octonar, dessen Gebrauch im griechischen Drama, wie wir oben S. 450 sahen, vom trochäischen Octonar noch nicht wesentlich abwich. Der iarabische Octonar glich dem trochäischen Septenar viel mehr, da beide die iambische und trochäische Cäsur gestatteten, wenn auch jeder Vers die seiner Versart entsprechende bevorzugte. Der wesentlichste Unterschied war nur, dass der iambische akata- lektische Langvers mit einem lebhaften Auftakte einsetzte , der ihn befähigte, noch eine höhere Stufe der Erregung auszudrücken als der gewöhnliche trochäische Tetrameter. Desshalb blieb er auch nicht auf die Comödie beschränkt, wie der iambische Sep- tenar, sondern war auch ein ächt tragisches Mass, wenn wir auch nicht sicher entscheiden können, wie weit ihn die Tragödie im gewöhnlichen stichischen Dialog verwendete. Auch in der Co- mödie, wo er ja auch ursprünglich nur melisches Mass war, sehen wir sein Gebiet sich erst allmählich erweitern. Plautus braucht ihn im ausgedehnteren Monolog und Dialog selten, im grösseren Masse fast nur in Amphitruo und Bacchides, sonst nur vereinzelt,

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Rhythmik. I. Elemente der Kh)tbinik.

meist in rein lyrischen Partien und vielfach in Coutinuatiou mit andern Reihen. In mancher Scene ist auch Zerlegung in Dimeter angezeigt, wie Rud. 938—944 u. a.1) Viel häufiger ist dieser Vers hei Terenz. Hier ist er schon ziemlich gewöhnlicher stichisch gebrauchter Dialogvers. Er tritt vielfach für die anapästischen Langverse ein, wie wir bereits oben erläuterten, vgl. S. 367 fgg. In diesem ausgedehnteren Gebrauche aber ist er eine ganz ra- tionelle Neuschöpfung des römischen Dramas, die nach der Ana- logie der trochäischen und iambischen Septenare sehr nahe lag und wie die Bildung anapästischer Octonare als eine Wirkung der rhythmischen Technik ebenso natürlich erscheint, wie die Cantica im bacchiischen Rhythmus, von dem im nächsten Ab- schnitt und vielfach noch später die Rede. sein wird. Dass er aber auch als wirkliches Dialogmass aufgefasst und behandelt wurde, ergiebtsich unzweifelhaft daraus, dass er auch durch längere Scenen durchgeht.

Der Charakter dieses Dialogverses bestimmt sich unschwer gegenüber den Senaren und Septenaren. Gegen erstere ist er eine Steigerung durch seinen äussern Umfang und den musikalischen Vortrag, den Septenaren gegenüber dadurch, dass er dem leb- hafteren, aufsteigenden Rhythmus angehört und die Katalexe bei ihm ganz in Wegfall kommt. Darum ist er geeignet zur Be- zeichnung stürmischen Drängens, wie Ad. 934 957, der Prügel- scene Ad. 170 fgg. und zur Schilderung eines lustigen Gelags, Asin. V, 1, einer Steigerung des xqccxthcov des Senars, oder für die Redseligkeit eines selbstgefälligen Sklaven wie Chrysalus Bacch. 925—952 oder Sosia Amph. 153 fg. 180 fgg. und der ge- schwätzigen Alten Micio und Hegio, die in Höflichkeitsbezeugungen einander zu überbieten suchen Ad. IV, 3, als Steigerung der ge- wöhnlichen Qtjöig der Senare, oder wieder zur Schilderung der Stimmung des erkannten Sklaven Tyndarus, der sich für seinen Herrn opfert, Capt. 516 fgg. und für Ctesipho's überschwängliche Freude Ad. 254 fgg. und ruhelose Angst Ad. 528 539, hier mehr dem Charakter der iambischen Continuation entsprechend, wie denn der bewegte Dialog zwischen Ctesipho und Syrus an der

1) Vgl. A. Kieseling, Aualect. Plautin. p. 6; Merr. 183 fg., Men. 1004. Vielleicht waren auch die stichisch gebauten Cantica der kretisch -paoni- schen Tetrameter hier mit bestimmend, diu auch das griechische Vorbild kannte, wenn auch in anderer metrischer Bauart.

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengattnngen. 461

letzten Stelle nur eine in regelmässige™ Form gekommene Fort- setzung der in ununterbrochener Taktfolge gehaltenen Monodie des ersteren ist, ib. 517 527; während an der Plautinischen Stelle, Capt. 416 fg., umgekehrt mit dem Nahen der Entdeckung der Vortrag unruhiger wird und in unregelmässiger gegliederte Taktfolgen übergeht. Aehnlichen Charakter haben auch die iam- bischen Octonarpartien in Getas Canticum Ad. 299 302. 306 316 u. a. Und so würde man noch viele andre Stellen an- führen können, allein die bereits hervorgehobenen beweisen zur Genüge, dass der iambische Octonar auch im Dialog stilgerechte Anwendung erfahren hat.

c. Das yevog ri^tokiov.

Dasselbe gilt endlich auch für den kretischen und bacchiischen Rhythmus. Auch hier stimmen Gebrauch und Wirkung vielfach sehr wesentlich zum griechischen Vorbilde, wenn auch besonders der letztere im romischen Drama eine grossartige Erweiterung erfahren hat.

Der kretische Rhythmus lässt sich auch in der neuern attischen Comödie nachweisen, z. B. Eubul. 112 fg. sind Reste eines schonen kretisch-päonischen Canticuras und Anaxilas 12, 2. Allein für Gebrauch und Wirkung dieses Rhythmus lernen wir aus dem ersten Bruchstücke höchstens das eine, dass gewisse Schilderungen dieses Mass vertrugen: tag yag sfaijkd-E ra yegovtia toV eig dofiovg, \ sv&vg avtxh'veto' nccQrjv Otitpavog iv td%Bi' \ flpfro TQane^a' jrao&ar' afia xtTQifisvr] | %aQtxoßkb<p(tQog. Doch ist die metrische Bildung dieser Tetrameter sehr abweichend von der römischen, welche in sehr strengem Baue den entsprechen- den kretischen Vers in zwei Dimeter zerlegt, ganz wie die Lang- verse des dinkdöiov yevog. Eher scheinen solche päonische Ge- dichte sich im Bau mit den römischen Kretikern zu berühren, wie Ae8chyius, Suppl. 423—445, ein Bittgesang der Danaiden oder der Chorführeriu, der im Versbau den römischen Kretikern viel näher steht, als alle Päone der attischen Comödie, insofern nur der erste Fuss des Dimeters in der zweiten Hebung auf- gelöst sein kann und neben den Dimetern, beziehentlich Tetra- metern auch Trimeter, beziehentlich Pentameter vorkommen, was beides ganz der Technik der kretischen Gedichte der römischen Böhne entspricht:

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

tpQovnöov xccl yevov \ itavdixag evöeßTjg itQo^svog' || xav (pvydda p,rj TtQodag, \ xav txa&ev ixßoXaig \ dvö&ioig oQpi-

vav und

fiij xl xXag xav Cxsxiv siäidetv | xxX.

Einen etwas andern Ton als dieser Bittgesang haben die Kretiker in Eurip. Or. 1419 fgg. in der Monodie des Phryx: TtQoöelTte d' | aXXog aXXov itsöcov iv (pößco, \ {ir\ug iCr\ öoXog. xddoxei xotg (ilv ov, \ xotg d' ig dgxvöxdxav firjiaväv ifiTtXsxsiv itatda xbv TvvdaQLÖ' 6 pr)XQO<p6vxag dpccxav, gleichfalls mit wenig Auflösungen, nämlich nur eine bei einem Eigennamen. Vorher gehen die Worte: negl öl yovv %i$ag ixt- öCovg ißaXov . . , 'EXevag ätupa. dvcc dl ÖQOfLaösg £&oqov . . . dfupC- noXoi &Qvyeg, die für den folgenden kretischen Rhythmus nicht bedeutungslos scheinen. Es ist also hier mehr die Schilderung der Furcht in hilfloser Lage.

In ähnlicher Weise wurde der kretische Rhythmus auch in der römischen Tragödie angewandt. Das beweist die Monodie in Ennius' Andromacha aechmalotis IX == 75 fg.

Quid petam praesidi aut exsequar? quöve nunc Atfxilio aut exili aitt fugae freta sim? Ärce et urbe örba sum. Quo accidam? quo applicem? mit folgenden trochäischen Septenaren.

Aber auch die römische Comödie bietet Partien mit ähn- lichem Inhalte. Zahlreich sind neben Bacchien die kretischen Verse in der dritten, vierten und fünften Scene des ersten Actes des Plautinischen Rudens. Hier klagen die dem Schiffbruch ent- ronnenen Frauen und bitten um Schutz und Aufnahme bei der Priesterin Polemocratia. Stimmung und Lage ist also die gleiche wie in der oben angeführten Partie aus des Aeschylus Schutz- flehenden, und wir können nicht umhin die Wahl des kretischen Rhythmus als wohlberechtigt anzuerkennen, woraus folgt, dass auch römische Kretiker nach Gebrauch und Wirkung den grie- chischen entsprechen. Man vergleiche mit der oben angeführten Aeschylusstelle z. B. Rud. 274 u. ä.: %

Nünc tibi amplectimur genua egentäs opum, Quae m locis nesciis nescia spe sumus. Üt tuo recipias tecto servesque nos Miseriarümque tc ambärura uti misereat, um sich zu überzeugen, wie sehr die Plautinischen Kretiker in ihrem Inhalt und Ethos an die Aeschyleischen Verse anklingen.

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengattungen. 463

So hat wohl auch Sisenna das Ethos unserer Verse aufgefasst, wenn er nach Rufin. comm. in nietra Terent. p. 561 ed. Keil sagt: Habiliore metro usus est, ut solet in mulierum oratione, wiewohl wir den vollen Sinn dieser abgerissenen Bemerkung nicht nach- weisen können.

In ähnlicher Weise bitten die beiden Gefangenen, Capt. II, 1, ihre Hüter, z. B. 210 fg.

Ünum exorare vos sinite nos. : : Quidnam id est? ::Üt sine hisce arbitris Nöbis detis loquendf locuni,

ein Tetrameter und Pentameter oder Dimeter und Trimeter, ge- wiss ebenso richtig wie die Dimeter und Trimeter in dem an- geführten griechischen Bittgesang. Dieser kretische Rhythmus kehrt in der genannten Plautinischen Scene immer wieder bis 239

Nam secundüm patrem ttf's pater pröxumus.

An die Verse 235. 236 Ex bonis pessumi et fraudulentissumi | Fiunt. nunc u*t mihi te volo esse, atftumo erinnern wieder die Kretiker des Terenz Andr. 626 634, welche denselben Gedanken nur breiter geben; almlich ist Epid. 168 fgg. Auch die komische Verherrlichung des Weines im Munde der alten Säuferin Cure. 99 fg. streift im Ton parodistisch an die acht tragischen Kretiker, besonders tu* mihi stäcte, tu cinnamum, tu* rosa etc.

Wie trefflich passt ferner der kretische Rhythmus zu dem Ständchen des Jünglings, der die grausamen Riegel anfleht auf- zuspringen und ihm seine Liebe herauszulassen, Cure. 147 154. An die erste Begegnung der schiffbrüchigen Frauen, Rud. 232 fgg., erinnert das Wiedersehen der beiden durch den Sklaven Chrysalus und ihre Sohne geprellten schwachen Alten im letzten Acte der Bacchides 1109 fgg.

Quid tibist? :: Pöl mihi par idemst, quöd tibi.

: : Ndmquidnam ad filiuni haec aegritudo ättinet; ahnlich Epid. 320 fgg.

Exspectando exedor miser atque exenteror etc.

An die oben angeführte Ennianische Partie mahut der Ton von

Men. 112-118 z. B.

Quo ego eam, quam rem agam, quid negoti' geram, Quid petam, quid feram, quid foris egerim.

Dass der ursprüngliche Charakter und ganze Ton der kre- tischen Gedichte sich merklich ändert, wenn trochäische Reihen

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

in umfangreicherer Weise beitreten, ist selbstverständlich und auch in Partien wie Most. 690 fgg. u. 85 fgg. leicht zu ersehen. Allein schon das Angeführte genügt für den Nachweis, dass Gebrauch und Wirkung der römischen Kretiker vielfach mit dem griechischen Vorbilde übereinstimmt. Es ist zwar nicht angäng- lich, dass wir diesen Gebrauch in jedem einzelnen Falle erörtern, allein alle römischen Kretiker lassen sich auch schwerlich aus den wenigen Vorbildern ableiten, die wir herausgehoben haben, weil sie in Ton und Bau den meisten römischen Kretikern ähn- lich sind.

Gar nicht passt z. B. zu diesem Ton die ausgeführte Be- schreibung des siegreichen Kampfes des Amphitruo, die der Diener Sosia sich meditirt: Amph. 219 247 Postquam utrimque exitumst maxuma cöpia bis Foedant et pröterunt höstium copias | Itfre iniustas. Es ist dies ein Tongemälde, das nach und nach alle einzelnen Momente einer Schlacht in sehr ausgeführter Weise darstellt. Um hier die Wahl des kretischen Rhythmus zu ver- stehen, müssen wir uns erinnern, dass der Creticus, wie auch sein Name sagt, ein auf Kreta altheimischer Tanzrhythmus war, den die Kureten gesungen haben sollen und bei dessen Vortrag man mit dem Speere auf den Schild schlug; vgl. die Stellen bei Christ, Metrik2 S. 385. Es war also eiu kriegerischer Tanz, und so passte er seiner ursprünglichen Natur nach zu dieser kriege- rischen Schilderung. Das Komische liegt eben darin, dass hier ein Feigling der Sprecher ist, aber es bleibt auch hier eine alt- hellenische Tradition in der römischen Comödie wirksam. Andrer Natur sind die Aristophanischen Chorpäone, die man als Vor- bild der kretischen Cantica der römischen Comödie hat an- nehmen wollen, wie Verfasser in Bursian-Müller's Jahresbericht Bd. 48 S. 140 bereits erörtert hat. An den bewegten Rhythmus kretischer Hyporcheme, der aus der chorischeu Lyrik in die Chorgesänge der altattischen Comödie kam, klingt selbst diese Monodie des Sosia und ähnliches nur wenig an, da der Bau der je zweiten Füsse im Tetrameter ganz verschieden ist. Doch kann auch dies, wie wir andeuteten, dem Einfluss der übrigen in zwei Dimeter nach ihrem Baue zerfallenden Langverse zu- geschrieben werden. Die übrigen Kretiker des Plautus zeigen einen ganz andern Ton, zu dem wir oben, wenn auch nicht das directe Vorbild, das uns ja in der neuem Comödie verloren ge- gangen ist, so doch ein Analogon gefunden haben, das uns be-

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengatttiogen. 465

weisen kann, dass auch im Gebrauch der Kretiker nicht willkür- liches Belieben, sondern das hergebrachte Ethos entschied.

So bleibt als letztes Versmass für unsre Betrachtung das bacchiische übrig. Dasselbe ist als selbstständiger Rhythmus eine Neuschöpfung des römischen Dramas, aber wie es nach der einheitlichen Behandlung aller Metra bereits an innerem Leben und Beweglichkeit gewann, was im zweiten Abschnitte nach- gewiesen ist, so ist die Ausbildung desselben zu einem selbst- ständigen in längerer öwsxVS QvfrponoUa angewandten Rhythmus eine ganz organische Folge des Princips der einheitlichen rhyth- mischen Technik; gefördert wohl auch dadurch, dass der Bacchius besonders gut zu den Betonungsgesetzeu der lateinischen Sprache passte.

Das griechische Drama hat den bacchiischen Rhythmus überaus selten gebraucht und immer nur in einzelnen Reihen, in den Bruchstücken der attischen Comödie des vierten und dritten Jahrhunderts findet man ihn gar nicht, wesshalb man auf die Idee kam , die römischen Bacchien seien nach den Dochmien oder aufsteigenden Ionikern gebildet, also nach ganz andern Rhythmengattungen, Ansichten, die Verfasser in Bursian-Müller's Jahresbericht 48. Bd. S. 140 widerlegt zu haben denkt. Bei Aeschylus steht z. B. in einer Monodie Prom. 115

zig äx(6, xCg odpa | 7tQ06ixta p aq>eyy^g] ähnlich Sept. 101 in der Parodos

tl gifetg; itQoötoasig, \ itaXaiypav HA$i]g, yav rsdv; Dazu bei Euripides in der Monodie des phrygischen Eunuchen Or. 1137

7tQOöSL7tev <?' 'ÖQiötag \ Accxatvccv xogav <x> \ diog 7taly frlg f%vog \ ntöa dtvQ* anodxaöa xfoopov xxL, wohl die längste Stelle in bacchiischem Rhythmus; ausserdem finden sich auch etwas freier gebaute Bacchien oder Päone mit verschiedenem Auftakte, vgl. Verfasser, de numero dochmiaco p. 9— 12 und Christ, Metrik2 S. 414 fgg., die dem römischen Bacchius noch viel ferner liegen.

Das sind, alles in allem gerechnet, recht wenige Bacchien; schwerlich ist auch die neuere attische Comödie reicher daran gewesen. Auf keinen Fall hat sie es, wie die römische, zu wirk- lichen bacchiischen Perioden oder Strophen oder gar ganzen Ge- dichten gebracht. Das geht aus des Hephaestion Notiz, p. 4'.i W.

Klotz, Grundlage altrüinischcr Metrik. 30

Digi

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Rhythmik. 1. Elemente der Rhythmik.

hervor, wonach to ßccx%eiaxov cnavuw iöuv, cnfrf, ti xnl xov note iiixtöoi, £xl ßQU%v £vQi6xeö&aiy eine Regel, zu der die grie- chische Praxis stimmt.

Aus den angeführten charakteristischen Stellen geht über das Ethos der Bacchien nur soviel hervor, dass ein Moment grosser erwartungsvoller Spannung in diesem Masse geschildert wird. Dazu passt auch der Vers trefflich mit seinen zwei schwe- ren Hebungen am Ende und dem auf diese vorbereitenden ver- hültnissmässig sehr kurzen Auftakte. Eine vorwurfsvolle Klage, die fast eine verzweifelte oder ziemlich trotzige Bitte bedeutet, enthält der Vers aus Aeschylus' Sieben, der katalektisch über- liefert ist (xav rtdv statt yav teäv). Es ist natürlich unmöglich die zahlreichen bacchiischen Cantica, in denen dieser Rhythmus eine im ganzen griechischen Alterthum unerhörte Ausdehnung hat und gegen alle griechische Technik in 6vvs%l]g (ivd-ponoua erscheint, nach dem Inhalte einiger weniger griechischen Verse eingehend zu beleuchten oder gar das Ethos eines jeden bac- chiischen Canticums nach griechischem Vorbilde zu bestimmen, wo wir eben eine Neuschöpfung haben. Allein trotzdem bleibt ersichtlich, dass auch der römische Bacchius, wie er trotz seiner belebten Formen doch den vorbildlichen griechischen Versbau noch erkennen lässt, so in seinem Grundcharakter mit dem grie- chischen Vorbilde oder vielmehr Ansätze stimmt. Denn ganz wie in der Proode der Septemparodos des Aeschylus der Bacchius bedeutsam hervortritt unter den flehentlichen Bitten der Jung- frauen, die mit einem piionischen Strophenpaare schliessen, ebenso vereinigt sich bacchiischer Rhythmus mit Kretikern im zweiten Theile des ersten Actes des Plautinischen Rudens und dient dazu, bedeutsame Momente in den Bitten der schiffbrüchigen Frauen hervorzuheben. Man sehe z. B. ein Rud. 204. 205 und 278. 279, wo zwei bacchiische Verse als Abschluss von Kretikern stehen, im erstem Falle ein Tetrameter und Trimeter, im zweiten awei Tetrameter:

Quibus nec lociist ullus nec spes paratast, Neque hoc ampliüs, quod vides nobis qui'cquatnst. Dahinein passen auch die Bacchien der Priesterin, die nach den Bitten fragt, 258 fgg. ,

Qui sunt qui a patrona preces mea expetessunt? und Erbarmen hat, V. 280 fgg.

Men. 75-5 774 kommt der alte Vater und stellt Betrach-

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythinengattungen. 4(57

tungen an, wesslialb wohl seine Tochter nach ihm geschickt habe; auch hier Spannung und Ungewissheit, mau vergleiche

Sed haec res mihi in pectore et corde curaest. Verüm propeniodüui iam seid, quid siet rei. Sed ld quidquid est, iam sciain . . . u. ä.

So möchte man wohl noch Einzelnes herausfinden, um zu be- weisen, dass auch der bacchiische Rhythmus nach Gebrauch und Ethos noch vielfach im griechischen und römischen Drama über- einstimmt, wie Bacch. 1120 erwartungsvolle Fragen; Rud. 906 Danksagung an Neptun für glücklichen Fang; Capt. 922 Dank an Iuppiter. Allein das bleiben immer verhältnissmilssig sehr geringfügige Stellen. Der Rhythmus ist, wie gesagt, von den römischen Dichtern wie in seinen metrischen Formen reicher gestaltet, so in seinem Gebrauche stilgerecht erweitert. In wel- chem Sinne das geschah, erfahren wir am besten aus dem um- fangreichsten dieser Cantica, Poen. 210— 260, das weit über vierzig bacchiische Verse enthalt. Hier wird die immer von Neuem ansetzende, mühsame Arbeit geschildert, die nie recht fertig wird, bei Ausrüstung von Schiffen und Putz der Frauen. Man über- zeuge sich, wie sehr dieser Inhalt zu der Form stimmt. Immer von Neuem, bei jedem Fusse nimmt der bacchiische Rhythmus einen kräftigen Anlauf in seinem iatubischen Auftakte, aber seine beiden Hebungen hinter einander malen die langsame, Mühe, Anstrengung und Ausdauer erfordernde und doch nicht zum Ziel bringende Thätigkeit. Charakteristisch sind z. R Negdti sibi qui volet vim parare. Natu nüllae inagis res duae plus negoti Nec ünquam sat istae duae res ornantur Lavari aut fricari aut tergeri aut ornari, | Polin expoh'ri lavando eluendo Ornan- tur, lavantur, tergüntur, poliüntur u. ä. Nächstdem scheinen die Bacchien ein mühsames, nach Entscheidung ringendes Nachdenken zu bezeichnen, wie Trin. 223 fgg.

Multas res simitu in meö corde vdrso, Multum in cogitando dolorem indipiscor. Egomet me coquo et macero et defetigo. Magister mihi exercitdr animus nunc est, etc.

und Capt. 781 fg.

Quanto in pectore hanc rem med magis voliito, Tantd mi aegrittfdo auetidr est in auiino etc. u. v. ä.

30*

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Rhythmik. I. Elemente der Rhythmik.

d. Allgineines.

Bei einer Frage, wo vielfach subjective Empfindung zu ent- scheiden hat, wo es schwer ist, in jedem einzelnen Falle die wirklich massgebenden Intentionen des frei schaffenden und über die Formen verfügenden Dichters zu ergründen, wird immer vieles problematischer Natur bleiben. Aus unsern Zusammen- stellungen über Gebrauch und Wirkung der einzelnen Rhythmen, die sich leicht erweitern Hessen, ergiebt sich immerhin einiges allgemeine mit einer gewissen Sicherheit.

Obgleich uns das unmittelbare Vorbild für die romische Co- mödie, insbesondre für die Cantica bis auf verhältnissmässig ge- ringe Reste verloren ist und wir desshalb vielfach bis auf Aeschylus und Sophokles zurückgreifen mussten, um die Wirkung einzelner Rhythmen zu veranschaulichen, so ist es etwas mehr als blosse Vermuthung, dass die römischen Dramatiker in ernsten und heitern Scenen ihre Rhythmen in allen wesentlichen Stücken nach den Grundsätzen gewählt haben, die auch für den griechi- schen Qvfruoitoios massgebend waren, dass im römischen wie griechischen Drama die einzelnen Versarten gleich gebraucht wurden und demgemäss auch die gleiche Wirkung ausübten. Allein wie wir schon bei der metrischen Technik die reichere Ausgestaltung einzelner Rhythmen wahrnahmen, als Folge der einheitlichen Behandlung aller Metra, insbesondre bei den Tro- chäen, Anapästen und Bacchien, so hat sich auch Ethos und Gebrauch derselben etwas verschoben, insofern die durch Ein- führung der massenhaften Auflösungen und sonstiger Eigen- heiten des jambischen Senars sowie einzelner Besonderheiten der andern Versarten zu einem grösseren Reichthum an metrischen Formen gekommenen Rhythmen einen erweiterten Gebrauch er- fuhren.

Denn im Anschluss an die einheitliche metrische Technik und in Consequenz derselben war auch eine einheitliche rhyth- mische Technik entstanden. Wie die metrischen Eigenheiten der einzelnen Versarten sich allgemein verbreiteten, war auch die Möglichkeit gegeben, die besondre rhythmische Compositionsart eines Metrums auf die übrigen zu Übertragen. Hatten doch andre Versarten die metrischen Formen, die diesen rhythmischen zur Voraussetzung dienen, jetzt auch angenommen. Der Gewinn ver- theilte sich hier ganz naturgemäss auf die Trochäen, Anapäste

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7. Gebrauch und Ethos der einzelnen Rlnthmengattutitfen. 469

und Bacchien. Die erstcreu erhielten im Dialog einen bedeutend erweiterten Spielraum, eine Beobachtung, die durch alle die Scenen bestätigt wird, die im griechischen Original in Trimetern und in der römischen Nachbildung in trochäischen Septenaren ge- halten sind. Der iambische Dialog eroberte sich in Folge der einheitlichen rhythmischen Technik ein Gebiet durch den neu geschaffenen Dialogoctonar, während der iambische Septenar ein- fach seinen bisherigen Besitz behauptete.

Dabei wurde auf keine Gebrauchsweise verzichtet, die bereits im Griechischen es zu irgend einer typischen Form gebracht hatte, wie sich denn neben verschiedenen anapästischen minder zahlreiche trochäische und iambische Dimetersysteme erweisen lassen. Erweitert hat sich Gebrauch und Ethos besonders bei den Anapästen, denen auch der grösste Antheil an den neu ge- schaffenen metrischen Formen zugefallen war. Hier hat die ein- heitliche rhythmische Technik ein eigenartiges Gebilde geschaffen, indem sie von den Katalexen denselben Gebrauch machte, wie im aviöov yivog, ein Typus, der uns in dem wohigeluugenen Fiuale der Bacchides vorliegt; dessen Katalexen haben durchaus nichts gemein mit denen der griechischen Klageanapästen, son- dern überhaupt kein griechisches Vorbild. Dazu kommt der gleichfalls höchst wirkungsvoll stichisch gebrauchte Octonar, etwas ganz anderes als die griechischen Dimetersysteme, für den das stil- und wirkungsvollste Beispiel die erste Scene des vierten Actes des Plautinischen Trinummus bleibt, die wir desshalb aus- führlicher behandelten.

Endlich der bacchiische Rhythmus ist in seinen metrischen Formen, wie wir im zweiten Haupttheile sahen, wesentlich be- reichert worden, wenn" auch nicht in dem Grade, wie die Ana- pästen. Vor allem verlor er die grosse Schwerfälligkeit, die er vermöge seiner metrischen Form im griechischen Drama hatte. Bei dieser Versart war wieder die Wirkung der einheitlichen rhythmischen Technik am grössten. Im griechischen Drama gar nicht in <svvt%r]s gv^^oTCoua angewandt, sondern gewöhnlich nur bis zu höchstens fünf Takten, wird er von den römischen <5i>0^o- noioC nicht bloss in einfacher stichischer Folge bis zu 40 Takten mit wenigen Unterbrechungen ausgedehnt, wie Poen. 210, son- dern auch in katalektischen Perioden sowie in sog. continuatio numeri gestaltet, wie wir bereits in frühereu Abschnitten erläutert haben, und wurde, wie wir in deu folgenden Abschnitten hervor-

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Rhythmik. I. Kiemente der Rhythmik.

heben werden, in allen sonst üblichen Compositionsarten durch- geführt.1)

So haben wir, wenn auch nur in mehr aphoristischer Form, versucht darzulegen, wie weit die einzelnen Rhythmengattungen und Versarten derselben in Gebrauch und Ethos dem griechischen Vorbilde entsprachen und in welchen Fällen eine Erweiterung oder Verschiebung in Folge der einheitlichen metrischen Be- handlung in dieser Hinsicht eingetreten ist. Dabei hat sich herausgestellt, dass die metrisch in ihren Formen vielfach be- reicherten, von den localen Traditionen Attikas befreiten Rhyth- men, wenn sie auch ihr Ethos bewahrten, in Folge einer einheit- lichen rhythmischen Technik, d. h. dadurch, dass man die nur in einem oder dem andern Rhythmengeschlechte üblichen Com- positionsarten in allen durchführte, vielfach auch neue rhyth- mische Formen ausbildeten, ja dass auf diese Weise ein ganz neuer Rhythmus in die 6vv£%ri$ Qv&uoTtoua eingeführt wurde. Darnach können wir die Betrachtung über die verschiedenen Compositionsarten wieder da aufnehmen, wo wir sie verlassen haben. Denn diese Erörterung über Wirkung und Gebrauch der einzelnen Rhythmen sollte uns zugleich auch eine Vorbereitung sein zum Verständniss der schwierigeren und complicirteren Can- tica des römischen Dramas. Mit den bisher betrachteten Bil- dungen des Systems und der ununterbrochenen Taktfolge sowie den katalektischen Compositionsarten haben wir neben dem im Dialog herrschenden stichischen Aufbau der Scenen nur erst einen Theil dieser Cantica erklärt.

1) In einer Stelle ist, wie wir oben sahen, S. 384, in der uns aus dem Alterthum überlieferten amuCüiOig eine bacebiisehe Partie mit der Bezeich- nung i)V überliefert, und man könnte darin vielleicht eine unverfälschte Uebcrlieferung finden wollen, nach der die römischen Dramatiker, wie hie mit Consequenz alle rhythmischen Stilarten im üaeehius zur Anwendung brachten, auch einen vielleicht vereinzelt gebliebenen Versuch gemacht hätten, wie er für trochüische Septenare unserer Ansicht nach an mehreren Stellen bezeugt wird. Allein es ist dies gerade eine Partie, wo die Bac- chien in ununterbrochener mit Kretikern combinirter Taktfolge stehen und dadurch wohl der indische Charakter der Stelle erwiesen wird. Auch ist die äussere Gewähr für diese Ueberlieferung, nur eiue Handschrift, wo du^o eidem Cy ergänzt werden kann, ziemlich gering.

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II. Die rhythmische Metabole

l. Mexaßolij xat üvzi&eoiv.

Uebrig bleibt die grosse Zahl derjenigen Cantica, in denen irgend ein Wechsel des Rhythmus eintritt. Auch hier werden wir zu untersuchen haben, was die romischen Dramatiker nach dem griechischen Vorbilde schufen, selbstverständlich innerhalb der Schranken, die uns das überlieferte Material auferlegt.

Zunächst weicht die alte Theorie1) über die netaßoXri qv&hixi} erheblich von der modernen über den Taktwechsel ab, insofern u. a. auch schon der Uebergang von einem aufsteigenden Verse zum fallenden in derselben Rhythmengattung, also vom Iambus zum Trochäus, vom Bacchius zum Creticus und umgekehrt als Takt- wechsel genommen wird. Dies -hatte bei den Alten seine volle Berechtigung, da diese den sog. Auftakt nicht durch den Takt- strich abtrennten, ein Verfahren, dem auch ein tieferer Unter- schied entsprechen mochte. Denn auch in unserer Musik giebt es Compositionen, in denen sozusagen der Auftakt in jedem Takte sich wiederholt, wenn das auch nicht äusserlich in der Noten- schrift zur Anschauung kommt. Diese Art allein aber entspricht, wenn wir die antike Theorie cousequent nehmen, dem alten Iambus u. s. w. Wechseln nun so gebildete, als iambisch durch- geführte Verse mit einem Trochäus, so kann man recht wohl von einem wirklichen Taktwechsel reden. Diesen besondern Fall der finaßolij bezeichnete die rhythmische Theorie der Griechen mit ^EtaßoXij tx zwv ccvTiftitiu ÖiectptQvvxcov eig «AAtjAui^ oder kurz niraßoXr] xar ärrifttöiv.

1) Vgl. Franz Susemihl, De fontibus rhytbmicae Aristiili» (juintiliani doetrinae. lud. schul. Gryphisw. hib. lHtiG p. 12 Htjq., wo nicht bloas die Stollen der CJuellensehriftateller besprochen, fondern auch die neuere Lite- ratur angeführt wird. Ausserdem Ii. Westphal, Rhythmik 1 S. 234, ausführ- licher Rhythmik2 § 62.

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472

Kliytlunik. II. Die rhythmische Mctabole.

Eine zweite Abweichung derselben Lehre von der modernen Musiktheorie besteht in der ^exaßoXt] xax* dyayrjv, d. h. dem Wechsel des Tempos, der ja vielfach sich mit den übrigen Arten der ^exaßoXi] vereinigen mochte, aber nach der alten Theorie auch schon für sich allein zur gv&^ixrj fiexaßoXt] gerechnet wurde, während unsre Musiker auch das noch nicht für Taktwechsel nehmen.

Eine dritte Art rhythmischer pexaßoXrj im Sinne der Alten gilt gleichfalls bei uns nicht als wirklicher Taktwechsel, nämlich wenn die Composition an der einen Stelle monopodisch, an der andern dipodisch gemessen wird.

Diese beiden zuletzt angeführten Arten der Metabole hat das römische Drama sicher auch gekannt. Die Tripodien und Penta- podien unter den Dimetern und längern Versen deuten wohl darauf hin, dass auch diese dritte Art vertreten war. Allein wir wissen in keinem Falle genau, ob wirklich monopodische Messung oder Brachykatalexis, in Hephaestion's Sinne, vorliegt. Desshalb ist uns diese letzte Art der Metabole nicht sicher nachweisbar. Das- selbe gilt natürlich auch von der zweiten Art, da uns jede Nach- richt über verschiedenes Tempo bei gleichem Rhythmus fehlt Demnach kommt von diesen drei Arten nur die zuerst genannte ix xav dvxi&daei diayeQovxav in Betracht, wenn sich auch da- neben die zweite vermuthen lässt.

Die Wirkung der Metabole beschreibt Aristides (s. Westphal, Rhythmik3 S. 227 fg.) folgendermassen: 01 fiev iq? evbg ydvovg ^dvovxeg (nämlich xav Qvfrpc&v) rjxxov xivovöiv, ot de pexa- ßdXXovxeg eig exega ßiaiag dvftdXxovai xr)v tyvxrjv sxdcxi] öia<poga, itagdnsöftai xe xal bpoiovodat, xf] zoixtXia xaxavay- xd^ovxtg. dib xdv xaig xivfoeCi xcüv dgxrjgiäyv aC xo per eldog xavxb xrjgovöai, negl de xovg XQvvovg fxiXQav noiovpevoi diatpogav xagaxoadetg [idv, ov [irjv xivdvvmdetg' at de ijxot Xiav itagaXdx- xovöai xolg %Qovoig r) xal xd ydvij pexaßdXXovOai (poßegaC xd eiöi xal oXd&gtoi. ev ye pi]v xaig nogeiaig xovg p.ev evfirjxt} xe xal loa xaxd xbv OTiovdelov ßaivovxag xoöptovg xs xb r)&og xal dv- dgei'ovg dv xig evgof xovg dl evptjxi] pdv, uviGa de xaxd xovg xaoxuiovg r) nai'fovag, &eg(ioxdgovg xov Ödovxog' xovg öl i'o~a [idv, ItiXQtt de Xiav xaxd xbv nvggtx'ov, xaneivovg xal dyevelg' xovg de ßgax* *ai aviaov xal tyyvg dXoyiag änaöiv dxdxxag XQ(o^idvovg ovde x?)v diüvoiav xa&eöxcHxag, %aga<pogovg de xaxuvoijöet,g.

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1. MttaßoXj) x«r' ccvtifttotv.

473

Daraus folgt nun, dass schon die aeraßoXr] xat avxfö&Oiv die ausgesprochene Wirkung des ßtaiog äv&tXxeiv xi\v tyvnr\v gehabt hat. Auch in der römischen ComÖdie lässt sich dieses Ethos bei dieser Erscheinung wahrnehmen. Wir haben eine solche Metabole besonders häufig in den Terenzischen Cantica, die ja fast ausschliesslich aus Iamben und Trochäen bestehen. Wir begnügen uns aus Terenz ein solches Canticum anzuführen, wo die von den griechischen Theoretikern beschriebene Wirkung klar vorliegt, Ad. III, 1 u. 2.

In der ersten Scene des dritten Actes der Adelphen tritt Sostrata mit ihrer Dienerin Canthara auf und zeigt sich sehr be- unruhigt über die nahe bevorstehende Niederkunft ihrer Tochter. Es ist ein kleines Canticum, beginnend mit einem trochäischen Septenar, dem sich in continuatio numeri iambische Octonare anreihen. Zum Schluss, wo Canthara mit ihrem Tröste einiger- massen durchdringt, stehen vier trochäische Septenare 295—208. Einmal aber haben wir die iietaßokrj xaz' ävtfösöiv bei V. 292, der nach iambischen Octonaren trochäisch einsetzt. Es ist gerade der Moment, wo Sostrata sich ihrer hilflosen Lage, ihrer gänz- lichen Verlassenheit klar bewusst wird:

Me miseram : neminem habeo : solae sdmus. Geta autem hie

nön adest:

Nec quem ad obstetneem raittam, nee qui arcersat Aeschinuin,

wo Guy et und Bentley den Effect zerstören, wenn sie Nec est quem mit iambischem Eingang schreiben wollen.

Doch noch instruetiver ist die folgende Monodie des Geta. Diesen schildert der Dichter im Gegensatz zu dem verweichlichten Orientalen Syrus als einen ächten Nordlaudstypus, edel, brav, rechtschaffen, arbeitsam, aber leicht in eine Art furor zu bringen, der jedoch bald wieder verraucht (vgl. v. 312 dum aegritudo haec est reeens). Er glaubt bei Aeschinus Untreue gegen die Tochter seiner Herrin bemerkt zu haben und betritt in grösster Auf- regung die Bühne. Es mag ja auch die \ittaßoXr\ xeez' äyayrjv hier eine bedeutsame Rolle gespielt haben; die für uns erkenn- bare {lEtaßoXy jedoch, auf der die Hauptwirkung beruht haben inuss, ist die xar ävxfötGiv. Denn das Gedicht besteht, abgesehen von zwei iambischen Dimetern, die iambische Perioden abschliessen, lediglich aus iambischen Octonaren und trochäischen Septenaren in einer allerdings ziemlich durchsichtigen Anordnung:

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474 Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Nunc lllud est, quoin si ömnia omnes stfa consilia cönferant Atque huic malo saliitem quaerant, atfxili nihil adf'erant, 300 Quod mihique eraeque ffliaeque enlist vae miserö mihi: Tot res repente circuuivallant, tfnde emergi nön potest:

Vis egestas iniustitia sölitudo infämia. Höcine saecluni! o sceHera, o genera sacrilega, o hominem

impiuni.

:: Me nnseram, quidnamst, quöd sie video tinriduni et prope-

rantem Getam? 305 :: Quem neque fides neque iitsiurandum neque illum miseri-

cördia

Repressit neque reflexit neque quod pärtus instabat prope, Quoi imserae indigne per vim vitium intulerat :: Non intellego Satis quae loquitur. : : Pröpius obsecro äccedamus, Söstrata. : : Ah.

Me miseruru, vix sum cöinpos animi, ita ardeo iraciindia. 310 Nihil est quod malim quam l'llam totam familiam dari mi

öbviam ,

Ut ego haue iram in eos evomam oninem, dum aegritudo

haec est recens.

Satis mihi id habeam stipplici : *)

Seni aniinani primum exstinguerem ipsi, qui lllud produxit

scelus.

Tum ante'ui Syrum impuls^rem, vah, quibus llluin lacerareni

modis! 315

Sublimem medium primum arriperem et capite in terram sta-

tuereni,

Ut cerebro dispergat viam.

Adulescenti ipsi eriperein oculos, post haec praecipitein

darem.

Oeteros ruerem agerem raperem tunderem et prostemerem.

Sed cesso eram hoc malo i'mpertire propere? :: Revocemüs.

Geta. : : Hern. 320 Nach seiner ganzen Anlage zu urtheilen wird wohl das Ge- dicht durchweg in sehr beschleunigtem Tempo gehalten gewesen «ein, ganz natürlich aber mag bei 303. 304 und 319. 320 eine fieraßokrj xaz äycoyiiv eingetreten sein, was wir jedoch nicht wissen. Sicher ist, dass an der Stelle, wo Geta seiner Wuth be- sondern Ausdruck giebt, wir eine ^fra(iokfj xat' ctVTtöetfiv haben,

1) Uobur «litbon vun IJcuth) ln.rgei>U-liku Diineter s. oben 6. 168.

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1. MtTC(ßoh) %Ctt' KVtC&HHV.

475

da der herrschende ianibische Rhythmus iu den trochäischen um- schlägt, nämlich V. 303, wo er in wahrem Wuthausbruche Aeschinus' Verbrechen ausspricht und ähnlich wie vorher Sostrata der Dürftigkeit und Verlassenheit seiner Familie gedenkt, und V. 318, wo er erklärt dem jungen Verräther die Augen ausreissen uud sonst alle vernichten zu wollen. Die Unthat des Aeschinus erzält dann Geta seiner Herrin in neun trochäischen Septenaren. Sobald aber Sostrata von Aeschinus' Untreue sicher überzeugt ist und ihrerseits mit Ah | me miseram etc. V. 330 in bittere Klagen ausbricht, tritt wieder fierccßoXrj xaz* avxifrtGw ein, indem in iara bischen Octonaren gesprochen wird, die nun in regelrecht stichischer Folge bis ans Ende der Scene laufen.

Ganz die gleiche Wirkung hat die ctvtfötöig in der Monodie des Pamphilus, der sich in derselben Stimmung wie Geta befindet, Andr. I, 5, und Überhaupt in sehr vielen Terenzischen Canticis.

Aber auch bei Plautus finden sich Belege für diese pera- (ioXij (Sufyuxf/, die in den neuem Ausgaben zum Theil mit Unrecht durch Conjecturen beseitigt sind. Anerkannt ist sie jetzt allge- mein z. B. Bacch. IV, 1. Der Monolog des Chrysalus verläuft im ersten Theile iambisch, nämlich in 20 und 8 Octonaren, V. 925 944 und 945 952, dann folgt eine trochäische Continuation im Umfange von 16 Dipodien, V. 953—956. Den Schluss bildet eine grossere imbische Reihe in freier, aber ununterbrochen fortlau- fender Taktfolge V. 971—978, bestehend aus einem iambischen hyperkatalektischen Octonar, einem trochäischen Septenar und sechs iambischen Octonaren. Der vorletzte Theil aber, V. 957 970, eine grössere Partie Laugverse, mit einem Dimeter als Clausel, bietet wiederholt die fieraßokrj xat' avtfötOiVi da zuerst auf sechs ianibische Octonare zwei trochäische Septenare, sodann auf vier ianibische Octonare ein trochäischer Septenar folgt. Frei- lich ist hier die Wirkung nicht so significant, wie in dem Te- renzischen Canticum.

Aehnlich gehalten ist, Ainph. 250—262, Sosias Erzählung von den Kriegscrt'olgen, der Flucht der Feinde und dem Siege der Seinigen, die sich an die oben S. 464 unter den kretischen Ge- dichten erwähnte Kampfschilderung anschliesst. Denn V. 253 ist, wie wir oben S. 159 sahen, in der richtig verstandenen Ueber- lieferung ein trochäischer Septenar nach vier iambischen Octo- naren; ebenso lässt sich V. 259 trochäisch messen, wie auch V. 254, vielleicht auch 252, sodass hier zwei bis drei trochäisehe

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Verse hinter einander ständen, wie in Geta's Monodie. An diesen beiden Stellen finden wir zwei wichtige Momente nicht unwirk- sam unter Anwendung der fLStaßoXrj xax* ctvzL&etiiv hervorge- hoben, nämlich den langwierigen Kampf und die allgemeine Unter- werfung der Feinde:

Haec Uli est pugnäta pugna üsque a mani ad vesperum und fn ditioncm atque in arbitratum cuucti Thebanö" poplo.

Nach diesem Canticum des Sosia kommt die bereits oben S. 456 erwähnte lange trochäische Septenarscene zwischen Mercur und Sosia.

Auf dieser peTaßoXrj x«r' avtföeötv beruht, wie gesagt, wesentlich die Wirkung des grössten Theiles der iambisch-tro- chäischen Cantica, besonders der Terenzischeu Monodien, was wir hier nicht ins Einzelne verfolgen, spater in anderm Zusammen- hange wiederholt berühren. Hervorheben wollen wir hier noch, dass selbst die Monodie der Bromia, Amph. 1053—1071, abge- sehen von einer einzigen Stelle, wo wirklicher Taktwechsel ein- tritt, nur die ^ezaßok^ xaz' avrtöeoiv aufweist und doch einen fast ebenso erregten Ton anschlägt, wie die oben als Beispiel ausgehobene Terenzische Monodie des Geta. Von andern Plauti- nischen Beispielen weisen wir hier nur auf Epid. 1—66. Stich. II, 1. Poen. V, 4 hin. Anderes bringt der nächste und vierte Ab- schnitt in grösserem Zusammenhange zur Besprechung.

Wir finden es nach allen unsern bisherigen Beobachtungen selbstverständlich, dass die römischen Dramatiker diese Art der Metabole nicht auf das iambisch-trochäische Rhythmengeschlecht beschränkt haben. Eine solche zwischen Daktylen und Anapästen ist bei der Seltenheit der ersteren nicht nachweisbar; dagegen erscheint sie bei Kretikern und Bacchien. Wir erinnern hier nur au die bereits S. 466 erwähnten vorwiegend kretisch-bacchiischen Partien im ersten Acte des Rudens; vorzüglich an die letzte Sceue dieses Actes (258—280), die mit Bacchien einsetzt, dann unter Vermittelung alloeometrischer Reihen (263. 265), der auch sonst in kretischen Gedichten häufigen trochäischen Tripodien und eiues katalektischen iambischen Dimeters, in Kretiker übergeht, mit V. 278 an einer auffallend pathetischen Stelle, in der Pa- laestra ihre gänzliche Hilflosigkeit schildert, in sehr wirksamer Weise wieder bacchiisch wird ohne Vermittelung alloeometrischer xc5A«, die nur im Schlusstheile 282—289 in grösserer Zahl vor- kommen.

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2. Die Epimixis alloeometrischer Reihen.

477

Ein zweiter gleicher Fall liegt ibid. 204 vor, durch Katalexis vermittelt. Noch ein anderes Beispiel für die avri&saig im he- raiolischen Rhythmus bietet Rud. 664 681 b, ein Gedicht, das trotz der Verstümmlung von V. 666 fgg., abgesehn von V. 675 und 676, von denen wenigstens der zweite wohl eine alloeometrische Reihe bildet, sich als rein kretisch-bacchiisches darstellt mit wieder- holter Anwendung der fieraßoXij xat uvxtöeGiv. Aehnlich ist Pseud. 1330 fin. componirt. Dagegen Men. 571 fgg. bilden eine bacchiisch-kretische Continuation, was schon daraus hervorgeht, dass auch die Bacchien so rein gehalten werden, wie sonst nur die Kretiker.

Wir glauben mit diesen Zusammenstellungen, die, wie wir wiederholt andeuteten, sich beliebig, besonders aus Terenz, ver- mehren lassen, erwiesen zu haben, dass die per aßo kr\ ocar avti- &£6w mit der Wirkung, wie sie die Theorie und Praxis im grie- chischen Drama anerkennt, auch der römischen Bühne eigen ge- wesen ist, aber ebenso auch, dass dieselbe nach dem Princip einer einheitlichen rhythmischen Technik bei den römischen See- nikern von den Iamben und Trochäen auf die Bacchien und Kre- tiker übertragen worden ist.

2. Die Epimixis alloeometrischer Reihen.

Von den rhythmischen (ietaßoXa( bleibt uns noch eine Art übrig zu betrachten, das ist der auch von der modernen rhyth- mischen Theorie als wirklicher Taktwechsel anerkannte Ueber- gang von einem dreizeitigen in einen fünfzeitigen Takt oder in irgend eine andre Taktart, vgl. Westphal's Rhythmik2 S. 687 fgg. Dies ist auch für uns die eigentliche Metabole, d. i. transitus in aliud genus rhythmi, wie Quintilian, instit. or. 9, 4, 50 sagt. Trotzdem dürfen wir nicht schlechthin jedem solchen Rhythraus- wechsel ohne Weiteres die Eigenschaft beilegen, die Aristides in der oben angeführten Stelle ausführlich beschreibt, dass sie unser Gemüth gewaltsam hin- und hertreibe. Diese Definition in ihrer Allgemeinheit wird auch nicht durch das griechische pikog be- stätigt, sondern es gab auch Taktwechsel, bei dem man sich noch nicht gleich in einer peinlichen Stimmung fühlte, nicht in heftig pulsirende Bewegung versetzt wurde oder gar in denselben krank- haften Zustand gerieth, in dem die Pulsschläge sich in ungleichen Zeiträumen bewegen, wie Aristides dies so schön ausgemalt hat;

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

doch betont er ausdrücklich die noixikca. Einen einmaligen Takt- wechsel also, eine Einfügung alloeoinetrischer Glieder wandte das griechische Drama sehr häufig an, ohne gleich die erschüt- ternden Wirkungen des Taktwechsels zu beabsichtigen. Es sind dies die sog. proodischen und epodischen xmla der Perioden des grie- chischen pekog, zu denen man noch vielfach mesodische Reihen annimmt. Ehe wir uns also ein Bild von der gewaltigen Wirkung des von Aristides beschriebenen Taktwechsels machen können, haben wir diese proodischen und epodischen Glieder zu behandeln. Möglich, dass auch hierfür die antike Theorie die Bezeichnung einer besondern Metabole hatte; pttaßoki} xata gv^fioitouag öt'öiv scheint jedoch eher auf den bereits erwähnten Wechsel zwischen dipodisch und monopodisch gemessenen Reihen zu gehen; Bacchius ist an der Stelle, wo er diese petaßolri erklärt, jedenfalls lücken- haft, p. 14 orav okog 6 qv&iios xatcc ßdaiv ij xktcc öinoöiai' ßaC- vi\xai (oder ytvrjvm).

Doch mag diese Art Taktwechsel eine bestimmte Bezeich- nung in der rhythmischen Theorie der Alten gehabt haben oder nicht, so viel steht aus der griechischen Praxis fest, dass sie eine ganz andre Wirkung hatte als der eigentliche Taktwechsel, eine weniger innerliche und tiefe. Denn die Beimischung alloeometri- scher Reihen am Anfang oder Ende der Strophen oder Perioden ist mehr äusserlich metrischer Natur, dient mehr docorativen Zwecken, beruht auf einem mehr formalen Princip. Es soll der die Strophe beherrschende Rhythmus von einem andersartigen abgehoben und so in seiner eigensten Wirkung hervorgekehrt werden oder was sonst noch für formale Momente in jedem ein- zelneu Falle massgebend gewesen sein mögen.

Es ist kaum nöthig, diesen bekannten und weit verbreiteten Gebrauch proodischer und epodischer Glieder mit griechischen Beispielen zu belegen, deren jede griechische Metrik in Menge giebt. Hier also nur Einzelnes, was für verschiedene auch im römischen Drama gebrauchte alloeometrische Glieder vorbildlich gewesen ist. Wir müssen auch hier auf das ältere Drama zurück- gehen, da uns aus der neuern attischen Comödie keine voll- ständigen Strophen erhalten sind.

Solche alloeometrische Glieder erscheinen meist als wirkliche epodische oder proodische Verse am Ende oder Eingang der Strophen. Z. B. in fast sämmtlichen iambischen und trochäisehen Chorstrophen von Aeschylus' Agaraemuon treten logaödische Verse

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2. Die Epimixis aUoeometriachcr Reihen. 479

epodisch an u. a., was die Rossbach- Westphal'sche Metrik bei den einzelnen Strophengattungen immer besonders hervorhebt. So wird Aristophanes ran. 875—884 eine durchweg daktylisch ge- haltene Strophe mit einem iambischen katalektischen Dimeter ab- geschlossen japff TCQog iQrov ij<fy, ibid. 814—817 mit einem trochäischen Dimeter o^axa ötQoßrjöeTai; ähnlich ist Sophokles Oed. Col. 235 nach einer daktylisch-anapästischen Continuatio ein katalektischer iambischer Dimeter angefügt ificl itokei itQotdfrjg, oder umgekehrt auf Trochäen folgt ein logaödisches Glied, wie Aesch. Eum. 360, ähnlich auf Iamben Sept. 756 u. v. a. In seinen dochmischen Strophen hat Aeschylus das Princip mit alloeoine- trischen Epodika zu schliessen ausnahmslos befolgt, vgl. Ver- fasser, de ninnero dochmiaco p. 8 und Bursian-Miiller's Jahres- bericht, 36. Bd., S. 383. Ein päonisches Strophenpaar schliesst mit einem dochmischen Trimeter Sept. 156 u. a.

Ebenso unbestreitbar ist die Verwendung alloeometrischer Verse als Proodika in den verschiedenen Strophen; so z. B. in den Strophen des Euripideischen Orestes, 140. 316 und vielfach anderwärts, was wir nicht weiter zu erörtern brauchen.

Eine besondre Art endlich ist es, das epodische Glied nicht zum Schlussvers der Strophe zu machen, sondern zum itaQazt- Xivxov. Diese Gepflogenheit findet man z. B. in Euripides' Orestes. Man betrachte z. B. den Bau von Or. 316— 331 == 332— 347. Ein Strophenpaar bildet proodisch einen päonischen Langvers, dann folgen dochmische Dimeter und Trimeter, beziehentlich Mono- meter bis 328 = 344, das naQuttUvzov ist ein katalektisches iambisches xcoXov, dem als eigentlicher Schlussvers noch ein doch- mischer Trimeter folgt. Ebenso kommt es vor, dass der alloeo- metrische Theil nicht als erster Vers der Strophe erscheint sondern als zweiter, dem ein Vers des die ganze Strophe be- herrschenden Rhythmus vorausgeht, so Or. 166 fgg. == 187 fgg. Hier beginnt ein dochmischer Dimeter die Periode, dann treten iambische Glieder ein, bis der dochmische Rhythmus wieder zur Herrschaft kommt von 174= l<»f> an.

Aus Aristophanes führen wir noch beispielsweise an, equ. 616—623 = 683- 600, wo ein päonisches Gedicht mit einem brachykatalektischen trochäischen Septenar als proodisches Glied eingeleitet und mit einem trochäischen System als Epode abge- schlossen wird; ähnlich ist Ach. 971 fgg. ein päonisches Gedicht mit epodischem trochäischen Septenar 11. v. ä.

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Dies mag genügen, um die griechische Art zu charakteri- siren, alloeometrische Theile der Strophe proodisch oder epodisch beizumischen. Für unsern Zweck brauchen wir diese Epimixis hier nicht weiter zu verfolgen. Denn es geht schon aus dem An- geführten hervor, dass wir einen mehr formalen Rhythmuswechsel haben, wie wir es bezeichneten, der mit der Compositionsart eng zusammenhängt. Demnach können wir auch für das romische Drama neben der gewöhnlichen stichischen Verbindung, die, wie wir sahen, in einzelnen Canticis, vorzüglich aber im Dialog er- scheint, und der bereits behandelten systematischen Bildung und der Art die aufsteigenden und fallenden Takte desselben Rhyth- mengeschlechtes oder verschiedenartige Glieder desselben Vers- masses in ununterbrochener Taktfolge zu vereinen oder im Gegentheil die rhythmische Gliederung durch Schlusskatalexen hervortreten zu lassen, auch diese Bildung mit stilgerechter Epi- mixis alloeometrischer Reihen als proodische und epodische Theile der Strophen erwarten. Für dieselben findet sich eine grosse An- zahl Beispiele, deren Betrachtung wir zugleich benutzen, um eine Anzahl Cantica näher zu besprechen nach ihrer ganzen Compo- sition, nicht bloss nach diesen proodischen oder epodischen Versen allein, wodurch so Manches ergänzt wird, das im Vorausgehenden nur kurz erläutert wurde. Wir berücksichtigen vor allem Bacchien und Kretiker, weil hier die alloeometrischen Partien am deut- lichsten hervortreten.

1. Wir beginnen mit dem kleinsten der beiden Terenzischen. Das bacchiische Canticum Andr. 481 486 besteht aus vier Tetrametern und einem iambischen Dimeter als epodischem Verse :

Admic Archiiis quae adsolent quaeque oportent bis Quod itfssi ei darf bibere et quäntum imperavi, epod. Date . möx ego huc revörtor.

2. Die kretische Monodie Andr. 625 638 besteht aus einem System engverbundener Tetrameter, da man an der Elision in pessumum in | Denegandö* und denegare. j Ibi tum eorum keinen Anstoss zu nehmen hat und V. 629 durch die Stellung hömlnum genus statt genus hominum ein Oreticus erzielt wird, der zwar singulär ist, aber doch principiell nicht zu verwerfen, da auch Plautus beide Hebungen zugleich aufzulösen wagt, vgl. Rud. 273 ägere voluisti huc. Voran geht eine daktylische Tetrapodie, die auch bei Plautus als Clausel kretischer Verse vorkommt z. B. Most. 327; auch ibid. 322: Quam llli ubi lectus est strätus coimus

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2. Die Epimixis alloeometrischer Reihen. 481

*

und Visne ego ted ac me amplectere? Die Verkürzung hc- clnest und lectüs Sst (wenn man hier nicht lectust vorzieht) ist nach dem metrischen Kürzungsgesetz unbedenklich s. S. 77 fg. Den epodischen Abschluss bildet ein iambisches System. Denn dessen beiden ersten Verse werden übereinstimmend als Dimeter über- liefert, nämlich 635 u. 636 und die folgenden Verse können nicht als bacchiische Tetrameter gemessen werden, da schon der An- fang At tarnen übt fides st rhythmisch sehr bedenklich wäre, in- sofern sich zum ersten Takte kein Analogon finden lässt. Dass die Versabtheilung hier schwankte, beweist die Abweichung bei V. 337 in P. Das Gedicht gruppirt sich also mit Proodikon und Epodikon:

prood. Höcinest credibile aiit memoräbile, |

Tanta vecdrdia innäta quoiquam ü*t siet | bis fbi tum eorum nnpudentissuma oratiost: | epod. cQuis ttf's? Quis mihi's? cur meäin tibi? |

Heus pröxumus sum egomet mihi.' | At tarnen: 'ubi fides?' sf roges, Nihil ptfdet hic, | ubi opust: | Ali ubi Nihil <5pust, ibi verentur. Der Taktwechsel ist hier motivirt dadurch, dass die heftig abweisende Rede eines andern eingeflochten wird. Lebhafter Dialog in iambischen, zu einem System zusammentretenden Di- metern finden wir auch z. B. Rud. 939 fgg.

3. Aehnlich ist die Composition von Pseud. 243 264. Es ist ein Gedicht, das aus drei Strophen besteht, deren zwei erste gleich gebaut sind. Dies Strophenpaar besteht aus je einem trochäischen Octonar als Proodikon und fünf bacchiischen Tetra- metern. Vorher geht ein anapästisches Gedicht von grösserer Ausdehnung 230—242.

prood. Hödie nate, heus hödie nate : tibi ego dico : heus

hödie nate.

Redi et respice £d nos. tametsi occupatu's, Moramur. mane : e*st conloqui qui voltfnt te. 245 : : Quid hoc est? quis e*st qui moräm mi occupäto Molästam obtulit? :: Qui tibi sospitalis Fuft. : : Mortuöst qui fuft : qui sit risust. prood. :: Nimis Buperbe. :: Ni'mis molestu's. :: Repre

houiinem : adsequere. : : I : : Occedamus hac obvium. : : luppiter to

Klotz, GruiiditUg. altrömifcher Metrik. 31

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482 Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Perdät, quisquis es. :: Te volo. :: Ät vos ego ambos.

Vorte häc, puere, te. :: Non licet conloqiu te?

:: At mihi non lubet. :: Sin tuamst quippiam in rem?

::Licetue, obsecrö bitere an non lice't? :: Vah. Die dritte Strophe, eine Epode, liisst sich nur bis 261 genau bestimmen, während die Herstellung des Schlusses nur vermu- tungsweise gegeben werden kann. Diese Strophe beginnt gleich- falls mit einem proodischen trochäischen Octonar, wie das vor- hergehende Strophenpaar. Diesem folgen zunächst noch zwei bacchiische Tetrameter, dann tritt unter Vermittelung zweier trochäischer Tripodien (proodisches Glied) psraßolri xar* avzi-

ein, da zehn kretische Takte folgen, in der Form zweier Tetrameter und eines Dimeters. Den Schluss scheint ein bacchiischer Hexameter oder Tetrameter und Dimeter zu bilden, dem ein iambischer Septenar als epodisches alloeometrisches Glied sich anreiht:

prood. :: Mänta. :: Omitte. :: Ballio, audi, sürdu's. :: Profecto

inanilogistae.1) 255

: : Dedi, dum f mt. Ball, (nicht Pseud.) Non petö, quod dedisti.

:: Dabö, quando erit. : : Ducito , quando habebis. prood. : : Eheu quam ego malis perdidi modis

Quöd tibi detuli et quöd dedi. :: Mörtua

Verba re ntfnc facis : shiltus es, rem actum agis. 260 : : Ntfsce saltem hu*nc quis est? :: Iam diü scio, qui fuit : nunc qui Sit, is fpsus Sciat : ambula tu. epod. :: Potin dt semel modo, Ballio, huc cum lucro re-

spicias?

Daun folgt eine trochäische Septenarscene.

4. Auch in dem bereits erwähnten längeren Gedichte Poen. 210 260 sind 232 und 239 epodische Langverse des iambischen Rhythmus am Ende einer längeren Reihe stichisch gebrauchter Bacchien; 240 könnten zwar zwei Pherecratei sein: Soror cögita, amabo und item v<5s perhiberi etwa ein logaödisches Proodikon, allein wir haben den Vers oben S. 344 als legalen bacchiischen Tetrameter nachgewiesen, dem noch zehn bacchiische Verse folgen,

1) Wir haben, 8. oben S. 82, das nach surdus uberlieferte sura ge- strichen. Ballio's Antwort beginnt offenbar mit profecto. Das sum wurde nur zugeschrieben, weil man surdus nicht für suröVs nahm.

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2. Die Epimixis alloeometrischer Reihen.

483

die V. 251 wohl ein trochäischer Octonar abschliesst. Auch der letzte Theil scheint einen alloeometrischen Abschluss zu haben, doch ist hier alles unsicher.

5. Mit mehr Sicherheit lässt sich über den Aufbau der grossen Monodie der Alcmena urtheilen, Amph. 633 653, der eine längere Scene in trochäischen Septeuaren folgt. Unsre Öeber- lieferung giebt bis 640 bacchiische Hexameter, die sich sämmt- lich in Tetrameter und Dimeter oder je drei Dimeter zerlegen lassen. So regelmässig sind sie auch in ihren Cäsuren gebaut. Wir haben also offenbar ein ixrossartiix angelegtes Hexameter- System, das auch trefflich zu dem Inhalte passt. Alcmena ergeht sich in ernsten Gedanken über den plötzlichen Weggang ihres Gatten, den sie nicht recht begreifen kann. Wo das System zu Ende ist, zeigt die Katalexe ganz deutlich, nämlich nach id so latiöst, womit auch in unserer Ueberlieferung ein Vers schliesst. So besitzen wir in unsern Handschriften eine vollständig richtig»; Versabtheilung. Nur in den letzten zwei Versen des Systems herrscht offenbar Verwirrung, die dadurch entstanden sein mag, dass wie so oft in Systemen das kürzere xcöXov jtaQatsXsvtov mit den Nachbarversen zusammengeschrieben wurde. Nehmen wir diese kleine Correctur des offenbar viel zu langen letzten Verses vor, dass wir Sed höc me beat und saltem quöm perduellis ver- binden und von dem sch liessenden katalektischen Hexameter tren- nen, so tritt uns ein wohlgebautes System entgegen, bestehend aus neun akatalektischeu Hexametern, einem akatalektischen Te- trameter als nagaziksmov und einem katalektischen Hexameter als Schlussvers:

Satin parva res est volüptatum in vita atque in aetate

agünda | bis1)

Plus aegri ex (hoc)> abitu vin quam ex adventu voldptatis cepi. Sed höc me beat saltem, quöm perduellis Vicit et donitfm laudis cömpos revenit; id sölatiöst. | Das ist ein System, das in seiner grossartigen Anlage an das lange anapästische Octonarsystem , Trin. IV, 1 erinnert. Wir glauben es ganz nach der Ueberlieferung halten zu können, ver- hehlen uns aber nicht, dass der Schluss bestritten wird. Doch

1) V. 034 u. 635 ist wohl zu schreiben: itkat quoiquc in aetate honii- nüm eompnratura. TtaHt iüh <cora)i>lacitum, da die Verstellung des est zu der Verbalform, au der es gehört, häufig ist, vgl. S. 146 u a.

31*

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484

Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

die Ausstellungen, die man gewöhnlich an dieser Stelle macht, können wir nicht als massgebend ansehen. Denn die Messung perdüellis wie düellum wird zwar von Ritsehl, opusc. II, S. 599 und Lachmann ad Lucret. p. 91 verworfen, allein sie ist an sich ebenso unbedenklich, wie ein zweisilbiges düö und duäe neben düo, duae oder ein zweisilbiges duobus, düaruin, ebrum neben einem dreisilbigen düöbus, görum u. ä. besteht, auch wird duello in dieser Messung Amph. 189 überliefert und muss erst durch Umstellung entfernt werden. Ebenso kann man in den Worten id sölatiöst darum, weil sie eine Wiederholung von Sed hö*c me beat saltem sind, noch keinen Anstoss nehmen. Denn ähnlicher Satzbau findet sich überall, wonach ein Mittelsatz durch zwei an sich synonyme Satztheile umschlossen wird. So Aesch. sept. 211 iitl daipovav TtQoÖQOfiog r\k&ov a.Q%ala ßQtzrj . . oV dkoäg vupo- (tiveeg ßQopog vupdÖog iv xvlaig, dt} toY rjg&riv q>6ßc> ngog fiaxaQov hrdg. Bei Plautus findet sich diese Construction z. B. Trin. 832 fgg. Absque foret te distraxissent disque tulissent ni tüa propitia pax föret praesto.1) Entscheidender würde es sein, wenn sich der vorletzte Vers als unmetrisch nachweisen Hesse in Bezug auf die lange Senkung des dritten Fusses: Sed höc me beat saltem quöd perdüellis. Nach der iambischen Cäsur wird sonst allerdings immer mit reiner dritten Senkung eingesetzt. Selbst Merc. 347, wo man gewöhnlich mit einer solchen Länge misst Sciö. Tantüs cu*m | curä meöst error animo misst man ent- schieden besser Scib. tantus cum cüra mgöst error änimo. Allein alle diese Bedenken sind nicht so gross, dass man desshalb mit Verwerfung von id solatiost das System etwa mit einem kata- lektischen Dimeter und akatalektischen Hexameter beschlösse: Sed höc me bedt Saltem quom perdüellis vicit et domtim laudis cömpos revenit. Denn zu dem so gebauten System Hesse sich wohl einigermassen ein anderes, Bacch. 1122 1138 stellen, das aus lauter akata- lektischen Tetrametern und einem katalektischen Dimeter als TCaQataXsvrov besteht; aber die Kürze des itaQaxiX&wov stände hier zu dem Umfang der Übrigen xmXa ausser allem Verhältniss. Bei Senarsystemen werden wir einen Dimeter, bei Dimetersyste- men einen Monometer als legales xaQazdXsvtov sehen. Das giebt

1) Ja sogar gleich in dem folgenden Satze: Absit, dam mod6 laude pirta domüm reeipiat set feram 6t perferam usque eins abitum.

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2. Die Epimixis allocometriecher Reihen. 485

aber für Hexameter mindestens einen Trimeter oder Tetrameter. So wird unser metrisches Bedenken gegen das nctgaxikswov durch ein gewichtigeres rhythmische paralysirt, und verliert um so mehr an Bedeutung, als sich wirklich einige analoge Fälle nachweisen lassen, insofern Verse wie Pers. 815 Restim tu tibi | cape crässaru äc te suspende (codd. suspende te) und Andr. 484 Quod itfssi ei darf | blbere St quäntum imper&vi, wenn auch nicht ganz unter den gleichen Verhältnissen, doch nach iambischer Hauptcäsur irrationale nächste Senkung bieten. Die irrationale Länge ver- liert aber auch darum ihr Bedenkliches, weil sich kein rechter Grund denken lässt, wesshalb man sie hätte vermeiden sollen, da der kretische Anfang in jedem kretischen Verse gleichfalls solche irrationale Silben duldet, wie Amph. 246 Fondant | et prö- terunt u. v. ä.

Schwieriger ist die Versabtheilung in der zweiten Partie unserer Monodie. Hier weist schon der Inhalt auf eine energi- schere Periodisirung hin; Alcmena findet Trost in der hohen Tapferkeit ihres Mannes und preist den Werth der virtus im höchsten Masse. Es ist nicht möglich, ohne der Ueberlieferung grossen Zwang anzuthun, etwa ein System von Tetrametern oder Hexametern, wie man versucht hat, herauszubringen. Sieht man nur auf den Anfang dieses zweiten Theiles, V. 644 653, so kann man hier an eine freiere continuatio numeri denken, da V. 644 bei dem Worte parta domtfm mit einer Katalexis schliesst, die durch die erste Silbe des nächsten Verses ausgeglichen wird und ähn- lich das Verhältniss in 648b und 649 ist Virttfs praemiümst optu- mrini, | virtus ömnis res anteit profe"cto nach A, Mit dieser An- nahme verträgt sich die Thatsache, dass das ganze mit einem alloeouietrischen Epodikon schliesst. Denn solche Continuationen mit derartigen Epodika finden sich sowohl im griechischen Vor- bilde (z. B. Soph. Oed. Col. 236. 253 u. s. w.), als auch bei römi- schen Dichtern, wie Men. 583 u. a. Trotzdem kann die über- lieferte Versabtheilung nicht ganz richtig sein, weil nach ihr V. 645 so von dem nächsten abgetrennt wird, dass seine letzte Silbe zu elidiren wäre 6t perferam üsque I abitum eius äninum etc. Bleibt somit im Anfang die Versabtheilung etwas problematisch, so bieten sich die Schlussverse ungezwungen nach unsern Hand- schriften. Trennt man die an den letzten Tetrameter angeschrie- bene Clausel ab, so ist bis 648 zurück alles in Ordnung. Den Vers G49 wird man keinen Anstoss nehmen, lieber mit den vor-

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48G Rhythmik. 11. Die rhythmische Metaboie.

horchenden Worten virtus praeniiriinst optumüm, obgleich sie auch in freier Taktcombination getrennt gehalten werden können, zu einem Hexameter zu verbinden, da ein solcher in der Ueber- lieferung folgt. Veranlassung zur Theilung kann, abgesehen von der Länge, die noch durch den fälschlich in dieselbe Zeile ge- nommenen Rest des vorigen Verses mi esse dicam vergrössert wurde, die Anaphora von virtus gewesen sein, des Wortes, das bereits zwei andre Verse beginnt 648° u. 652. So stellen sich mit einiger Wahrscheinlichkeit zwei oder wenn man auch 647 und 748* verbinden will, drei Hexameter heraus, und man könnte schwanken, ob man nicht auch die beiden letzten bacchiischen Verse, einen Dimeter und Tetrameter zu einem Hexameter ver- einigen soll, wie z. B. A. Spengel gethan hat. Allein der Dimeter tutäntur, servantur, der seinem Inhalte nach ganz an den vorher- gehenden Hexameter sich anlehnt, eignet sich trefflich für einen bedeutsamen Kurzvers unter längeren Gliedern, und im Anfang unserer Periode ist kein Hexameter zu gewinnen, sondern die Annahme von Dimetern und Trimetern wahrscheinlicher. Man müsste denn im Anfang die Vereinigung zu einem Pentameter vorziehen, wodurch wir immer noch nicht der Nöthigung über- hoben wären, in 645 einen Trimeter anzuerkennen. Dies alles erwogen kommt man zu folgender allerdings nicht andre Mög- lichkeiten abschliessender Anordnung dieses zweiten Theiles, der in ununterbrochener Taktfolge verläuft, aber nicht wie der erste Theil mit systematischer Regelmässigkeit gegliedert ist und so- mit in seiner Compositionsart eine wohl berechnete Steigerung gegenüber der ersten Hälfte der Monodie enthält:

Absit, dum mod<5 laude pärta Doniüm j recipiat se.

Feram et perferam üsque 1 abitum eius animo 645

Forti atque offirmäto : id modd si mercedis |

Datilr mi, ut meüs victor vir belli cliieat, Satfs | mi esse ducam.

Virtüs praemiümst optumüm. | Virtus ömnis res anteit profecto: |

Libertas, salüs, vita res et parentes <et> patria et prognati | 650

Tutantur, servantur. | Virtüs omnia in sese habet : omnia ädsunt, epod. Bona quem penest virtus.

Der epodische Vers ist kein iambischer, da penest in der innern Senkung des Iambus eine harte Kürzung enthielte, sondern der auch sonst als epodisches Glied zu iarabischen und trochäischen Versen vorkommende sog. versus Reizianus, über dessen wahre Natur wir im nächsten Abschnitt ausführlich handeln werden.

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2. Die Epimixis alloeometriscber Reihen.

487

6. Ca s. 797 807 die ausdrücklich mit der Bezeichnung als C überlieferte Monodie der Myrrhina gliedert sich in zwei Strophen, die erste von vier bacchiischen Tetrametern, abgeschlos- sen durch einen ganz richtigen, von Ussing mit Unrecht geklam- merten, auch von Priscian citirten trochäischen Octonar:1)

Acce*ptae bene 6t commode eximus intus bis Neque h6c quod rehcuomst, plus rfsurum opfnor. Ltfbet Chalinum quid agat, scire növom nuptum cum növo marito.*) Die zweite Strophe besteht aus fünf bacchiischen Tetrametern, die gleichfalls durch einen alloeometrischen Vers erweitert wer- den, dessen Metrum nicht ganz feststeht, wahrscheinlich Locilm qui praebet Ali einem iambischen katalektischen Dimeter.

7. Die sechs bacchiischen Tetrameter des Hegio Capt. 922 927 erhalten ihr Epodikon durch die zwei folgenden Langverse des Philopolemus. Denn erst nach diesen treten die die ganze Scene beherrschenden trochäischen Septenare als Dialogmass ein.

8. Die andre Monodie Hegio's Capt. 781—790 ist zwei- strophisch gegliedert. Denn auf die ersten drei bacchiischen Tetrameter folgt ein iambischer katalektischer Dimeter:

784 Neque ld perspicere qmvi. Au die zweite aus drei Tetrametern gebildete Strophe schliesst sich noch eine neue Periode an, zwei Tetrameter mit einem ähn- lichen epodischen Vers des Ergasilus, wie oben:

Sed Ergasilus estne hic procül quem <ego)> Video? Conlecto quidemst palliö : quidnam actürust? epod. :: Move abs te moram atque Ergäsile, age hanc rem. Daun beginnt der regelrechte trochäische Tetrameterdialog.

9. In dem vielfach noch unsichern3) ersten Canticum des Sosia Ampb. 153—179, lässt sich V. 163» Haec eri inmodestia recht gut als trochäischer Dimeter proodisch zu den folgenden Bacchien ziehen: Coegit me, qui hoc noctis | A pörtu med m-

1) Vielleicht ist derselbe nach 803 zu stellen, sodass sich sechs Tetra- nieU-r für die erste Strothe ergeben und nur drei für die zweite. 2) novom nuptum ist richtig, weil die Braut ein verkleideter Mann ist. Eine ähnliche komische Bildung ist Casinus, ein Mann, der ganz Casina ist. Cas. 766 lam öboluit Casinüs procul, hier natürlich in anderui Sinne. 3) Nach den ersten sechs Versen, iambischen Octonaren scheint in V. 159 160 ein tro- ch'aischer Octonar vorzuliegen. Der Hiatus in der H.iuptc&sur ist legal, b. oben S. 166. 170 u. 171 scheiuen gleiche Veraatt: ipse döminus dives, öperis et laböris expers und Quodcünque homini atcidit lubere pösse retur; auch wohl 169.

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488

Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

gratiis excitavit und in den auf des Sosia bacchiiscbe Tetranieter folgenden Worten des Mercur 176—179

Satitfst me queri fllo modö servitdtem: Hodie* qui fuerim h'ber,

Elim nunc potivit pat£r servitutis: Hic qui verna natust queritur ist V. 177 sicher der auch anderweit epodisch zu bacchiischen Gedichten gebrauchte iambische katalektische Dimeter (vgl. Capt. 784 u. a.), hier in acht Euripideischer Weise als naQatiksvrov verwerthet, während der letzte Vers ein trochäischer Dimeter oder (mit Umstellung qui hic?) gleichfalls ein iambischer Dimeter sein kann.

10. Die bereits wiederholt erwähnte ununterbrochene Folge von Takten des yivog ypioXiov, Men. 571 fgg., geht nach unse- rer Ueberlieferung mindestens bis 577 Sin dives maltfst is cluens frugi habetur; ein bacchiisch- kretischer Theil des Canticums beginnt mit V. 578, einem Tetrameter Qui nec lege's neque aequöm bonum usquäm colunt, wo man allenfalls caesura latens annehmen kann, wodurch der Anstoss wegen fehlender Haupt- cäsur wegfallt; 579 und 580 kann man recht gut mit Ritsehl für katalektische Trimeter nehmen, 582 für akatalektischen bac- chiischen Dimeter, sodass nur V. 581 noch als akatalekti scher trociläischer Dimeter etwas ungewöhnlich scheint, den Bothe und A. Spengel mit den umgebenden Bacchien zu einem kleinen bacchiischen System vereinigen. Wir ziehen jedoch die Ueber- lieferung vor und halten den trochäischen Vers, besonders da der nächste Theil der Monodie 588 fgg. trochäisch ist, vgl. oben S. 407 ein trochäisches System, und von 594 eine trochäisch- iatu bische Continuation , bestehend aus trochäischem Octonar und Septenar, in den dann iambische Octonare eingreifen. Der frag- liche trochäische Dimeter 581 lässt sich rhythmisch so erklären, dass man die ununterbrochene Taktfolge bis 577 annimmt, und dann eine freier gebaute bacchiische Strophe, zu der der kretische Tetrameter 578 Proodikon, der trochäische Vers alloeometrisches TCaQaxdXevvov ist. Der nächste rhythmische Abschnitt ist dann noch 584—587, den wir nach der Ueberlieferung in B und der übrigen Palatinen halten, von denen abweichend A wohl nur V. 587 aedilem statt iudicem, wohl aus 590 hat. Auch dieser Theil bildet eine besondre iambische Strophe mit bacchiischem Proodikon als zweitem Verse und einem bacchiischen Tetrameter

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2. Die Epimixis alloeometrischer Reihen.

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als Epodikon. Eine tiEtaßoXtf des Rhythmus im eigentlichsten. Sinne ist eine solche Composition noch nicht ganz, allein sie berührt sich schon nahe mit solchen taktwechselnden Gedichten, wie wir sie im vierten Abschnitt behandeln:

I. Bacchiisch- kretische Taktreihen in ununterbrochener Folge 571-577

Ut höc utimür maxume more möro bis Sin dives mahlst, is clue*ns frugi habetur.

II. Bacchiische Strophe mit kretischem Proodikon und tro- chäischem TtdQax dXsvtov 578 582

prood. Qui nec leges neque aequöm bonum usquäm colunt, Sollfcitos patrönos habönt.

Datum denegant quod datümst: 580 xagareX. Litium plem rapaces, Viri fraudulönti.

III. Iambische Strophe mit bacchiischen Reihen als alloeo« metrischen Gliedern 583—587

Qui aut fae'nore aut periüriis Habönt rem paratam : mens est in querellis.

Iuris ubi dicitiir dies, sinitfl patronis di'citur: 585 Quippe qui* pro illis loquantur, quae male fecerint: Aut ad populum aut in iure aut äd iudicem rest.1) Die in diesen Strophen erst wenig und dann immer stärker auftretenden Iamben und Trochäen bilden die Vermittelung zu dem zweiten grösseren Theil der Scene, der trochäisch- i ambisch gehalten ist.

11. Fanden wir in dieser Scene eine schon ziemlich frei und mannigfaltig gebaute Monodie, so tritt uns Men. 753 774 eine einfachere, ganz regelrechte epodische Composition entgegen: 22 bacchiische Tetrameter oder 6 Tetrameter, 4 Hexameter und 10 Tetrameter2) mit einem katalektischen iambischen Dimeter als Abschluss:

Ut aetas meast atque ut höc usus factost8), bis Ante aeMes et öius vinlm video tristem, epod. Id e'st quod suspicäbar.

1) Oder iudicemst res. 2) Wir halten die zweite Combination für die richtige. Denn 762 u. 763 werden in B aia Hexameter überliefert und nehmen wir die drei vor diesen ab Tetrameter überlieferten Verse für zwei Hexameter, so fallen die vielbesprochenen Schwierigkeiten in V. 769 u. 760 hinweg. 3) Doch 762—768 nach B vier alloeometriache Verse.

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Ithythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Unmittelbar hierauf folgt trochäischer Septenardialog.

12. Gleichfalls ziemlich einfach angelegt ist Amph. II, 1, wenigstens im ersten Theile 551— 574. Dieser besteht aus einem bacchiischen Canticum von 21 Tetrametern 551—571 mit einem alloeometrischen naQaxiXsvxov V. 572, dem noch ein bacchiischer Tetrameter und als letzter Abschluss ein katalektischer iam- bischer Dimeter folgt, der gewöhnliche Schluss bacchiischer Strophen. Das 7tagaxiXsvxov lässt sich nicht zu einem bac- chiischen Tetrameter gestalten, was man durch Umstellung und Einschub eines ganz unnöthigen non versucht hat, wodurch man auch nur einen harten Vers erzielte Merftö mihi mäledtcäs. Age i tu secimduni. :: Sequdr, subsequör te. bis Rogäsne, im probe, e*tiam qui Mdos facis me?

:: Meritö* male dicas mihi, | si est ld ita factum.1) Verum haiid mentiör resque uti facta dico. :: Homo hic ebriust, ut opmor. Daran schliessen sich zwei trochäische Abschnitte, beide durch Katalexen geschlossen, nach denen regelrechte Dialogseptenare eintreten. Die Ueberlieferung derselben bietet keine Veranlassung zu Aenderungen. Selbst über die Abtheilung der einzelnen Vers- glieder kann man kaum schwanken, wenn man die Ueberlieferung massgebend sein lässt. In dem letzten Abschnitte, einer Con- tinuation trochiiisch-i ambischer Takte, kann man ohne Weiteres die handschriftliche Versabtheilung beibehalten: Octonar Dimeter Octonar Dimeter und Septenar. Nur muss man, wie auch be- reits geschehen, V. 581 Araphitruo als Personenbezeichnung, nicht in den eigentlichen Text nehmen und At te ans Versende. In dem vorhergehenden gleichfalls trochäischen Abschnitte erkennen wir im Anfang Senare, nur ist in den zweiten noch falschlich das die Rede des Amphitruo beschliessende hominis herauf- genommen, während es zum nächsten Verse gehört. Es ist das derselbe ganz natürliche Vorgang, der wie sonst oft und V. 581, so auch bei V. 563 u. 569 sicher vorliegt, wo ein zum Nachbar- vers gehörendes einzelnes Wort, weil es den Abschluss der Rede des Amphitruo bildet, noch dem Vers, der diese enthält, an- geschlossen wurde (so dabo* und perdät). Die noch übrig blei-

1) codd. si id ita factum est. Dagegen Cist 33 liegt schwerlich ein alloeometrisches Glied Tor, sondern ein bacchiischer Vers: Aquäm frigid um subdole Bub<ter>fündunt.

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2. Die Kpimixis alloeometrischei Reiben. 491

benden zwei Versconiplexe sind offenbar zu zerlegen. Denn der letzte wenigstens ist viel zu lang, ein Hiatus theilt ihn in einen Dimeter und Trimeter. Demnach werden wir auch im vorher- gehenden Verse in dem Hiatus inquam, | ecquid audis? mit Recht einen Anhalt für Verstheilung sehen und gewinnen dann die sehr einfache Eintheilung in ein regelrechtes System von fünf tro- chäischen Trimeteru mit einem Dimeter als 7taQaxdl£vtov, das wir mit dem oben S. 449 erwähnten iambischen Trimetersystem in der Monodie des Eunuchen Or. 1473—1477 vergleichen kön- nen. Eine Aenderung der Ueberlieferung macht sich auch hier nicht nothwendig, wohl aber stimmt der Bau dieses trochäischen Trimetersystems ganz mit dem oben besprochenen bacchiischen Hexametersystem Amph. 633 fgg. bis auf alle Einzelheiten, da auch dieses einen Tetrameter als itaQaxiktvtov bietet und mit Ausnahme der Katalexis des Schlussverses akatalektisch ver- läuft, also

Ütinam ita essem. :: Optäs quae facta. : : Egone. : : Tu istic: | 575 Übi bibisti? :: Nüsquam equidem bibi. :: Quid hoc sit

Hominis? | :: Equidem deciens dixi : doini ego sum, inquam,

Ecquid audis? et apud te adsum Sösia idem. |

Satin hoc plane, sätin diserte,

Ere, nunc videor tibi locutus esse. :: Vah. |

Der Kurzvers als itaQattktvtov empfiehlt sich nach Form und Inhalt. Mit vah schliesst auch die oben S. 482 besprochene Strophe Poen. 252. Die letzte Partie des Cauticum ist ohne jede Textänderung folgende:

Äpage te a me. :: Quid est negoti? :: Pestis te tenet. :: Näm

quor istuc | 580

Dicis? Equidem valeo et salvos süni recte. | :: At te

Ego faciam hodie proinde ac meritu's, üt minus valeas et mi-

ser sis, |

SjUvos domum si rediero. Tarn |

Sequere sis, erum qui ludificas dictis delirantibus. 585 Das iam des vorletzten Verses gehört dem Sinne nach zum folgenden und es ist bei der durchgeführten Taktfolge gleich- giltig, ob wir es als Auftakt in den letzten Vers stellen, der dann ein in die Katalexe des vorhergehenden Dimeters eingreifen- der iambischer Octonar wird. Rhythmisch richtig ist nämlich auch die Ueberlieferung, weil eben dieser Auftakt des letzten Verses die fehlende letzte Senkung des vorletzten enthält. Nach

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

der Art, wie wir unsre Lieder schreiben und drucken, müsste iam beim letzten Verse stehen, in unsern Musiknoten ist es aber so wie die handschriftliche UeberlieferuDg es hier giebt, vermuthlich ein Zeichen dafür, dass die alten Exemplare mit den Musiknoten hierin ebenso eingerichtet waren, wie es in unserm Notensystem als ganz selbstverständlich erscheint Auch hier haben wir eine Steigerung der Gompositionsart anzuerkennen, insofern auf regel- rechtes Trimetersystem eine freiere Combination von Tetranietern und Dimetern folgt, ähnlich wie im vorher behandelten Canticum.

13. Ganz eigenartig ist der Bau von Bacch. 1120 1140b. Wir haben eine einleitende Strophe bestehend aus zwei bac- chiischen Tetrametern, deren jedem ein kurzes alloeometrisches Glied angehängt ist; dem zweiten sicher ein katalektischer iam- bischer Dimeter, dem andern nach der Ueberlieferung eine aka- talektische trochäische Tripodie, in Wirklichkeit aber wohl derselbe Vers wie dem zweiten, da A. Spengel's Vermuthung nominat me measque statt nominat me atque zu schreiben viel für sich hat. Dann entspricht dieser einleitenden Strophe eine ganz gleichgebaute Schlussstrophe, 1139* 1140b. Die mittelste Partie besteht wohl, wenn auch einzelne Verse nicht sicher her- zustellen sind, aus einem System von sechszehn bacchiischen Te- trametern mit einem katalektischen Dimeter als itaQaxikavxov. Diesen letztern zu verdächtigen liegt also kein Grund vor, son- dern er ist rhythmisch gerade da, wo er in unsern Handschriften steht und auch seinem Inhalte nach hinpasst1), an der richtigen Stelle.

Quis 8<5nitu ac tumültu tantö nominat (me)

Meä<8>que pultat a6des? :: Ego ätque hic. :: Quid höc est negöti nam, aniabo?

Quis has htfc ovis ad£git?8)

Ovis nos vocant pessumae. :: Pastor harum bis Iam ilh's decidi't : non vide*s ut palantes

1) P. Langen, Plautin. Stud. will sogar den ganzen Satz von vides bia Grassentur auswerfen, was noch weitere Aenderungen zur Folge hat; Ussing streicht noch bis abBant, ohne triftigen Grund. Doch könnte man die Sätze an die beiden Schwestern vertheilen. 2) Bei den von Fritz Schmidt geforderten Formen hasce und haec bleiben diese Verse dieselben, nur ist dann ovea wie mälae zu messen.

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2. Die Epimixia alloeome tri scher Reihen. 493 Solae libere

Grassentur? quin aetate credo esse mütas.

Ne bälant quidem, quom a pectf cetero äbsunt:

Stultae ätque mälae videntur. Revortamur nitro, sorör. : : Ilico ämbae

Manete : hae oves voltfnt vos. !)

14. Most. 783 803 scheint eine stichische Composition in bacchiischen Tetrametern ohne Epodikon zu sein. Doch sind die zwei letzten Verse nur lückenhaft überliefert. V. 796 ist wohl se hasce ven<^um^>dederunt zu schreiben, dagegen 798 nichts zu ändern, da der Hiat sibi. : : Haud opinor bei Personenwechsel zulässig ist, vgl. S. 118.

Ebenso einfach gliedert sich der bacchiische Eingang Rud. IV, 2 nämlich 906 919 in eine Periode von sechs Tetra- metern, die zwei anapästische Octonare abschliessen, und eine etwas kürzere von vier Tetrametern, zu denen ein anapästischer Dimeter den epodischen Abschluss bildet.

15. Aehnlich lässt sich noch manche Partie gliedern. Wir heben hier nur noch zwei Einzelheiten hervor. Wir bemerkten bereits wiederholt gelegentlich der Besprechung Plautinischer Bacchien, dass bei Plautus die sog. systematische Compositions- art verschiedentlich erweitert erscheint. So beschränkt sie sich nicht auf Dimeter und Monometer, wie im griechischen Vorbilde, sondern wurde auch auf Trimeter, Tetrameter und gar Hexameter ausgedehnt, zu denen dann als nccQctzekevzov ein Dimeter statt des Monometer und bei Hexametersystemen sogar ein Tetrameter treten konnte.

Der epodische Vers im naQaxiksvzov konnte auch im ge- wöhnlichen System alloeometrisch sein. So besitzen wir ein anapästisches System, dessen itagaxtlzwov ein bacchiischer Te- trameter ist: Pseud. 592 594.

Sed hunc quem video? quis hic est qui oculis meis öbviam

ignobilis öbicitur? Lubet scire, quid venerit cum machaera2), Et hic quam rem agat, hinc dabo insidias.

1) Vgl. S. 492 Anm. 2. 2) A quid hic veniat. Pall. quid hic velit st. quid venerit, beides zu halten, wenn man quidnam schreibt. Aehnlich vielleicht Peraa V, 1; anapästisch bis 776 poculum donat ut anunti. dann

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494

Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Aehnlich vielleicht Cure. 124 ein anapästischer Octonar als itagccTEtevrov unter iambischen Gliedern, und Gas. 608 611 trochäisch mit iambischem Septenar als naQareAsvTOV, s. S. 496.

Eine andre Eigenart der Systeme ist, dass sie aus katalekti- schen Versen bestehen und der letzte Vers nur akatalektisch ist, eine Eigenheit, die auch das griechische Drama kennt, s. oben S. 442. So hat auch Terenz Ad. 707 7 1 2 den jubelnden Aeschi- nus in fünf iambischen Septenaren sprechen lassen, zu denen ein Octonar der Schlussvers ist:

Quid hoc est negoti? hoc est patreni esse aut höc est tilium

esse bis

Ne forte imprudens fäciaui quod noh't: sciens cavebo. Sed cesso ire intro, ne morae meis nüptiis egomet siem. So ein akatalektischer anapästischer Octonar nach katalektischen Anapästen Pseud. 1329.

Im Finale der Bacchides V. 1 155 fg. begegnete uns ein ana- pästisches System aus katalektischen Dimetern, dessen arapw- ziksvtov ein akatalektisches Glied ist:

Quid ai's tu homo? :: Quid me vis? :: Pudet me tibi dicere qufddam. :: Quid est quod pudeat? :: Sed amico homini Tibi quöd volo credere certumst. Bacch. 1122 1138 hatten wir umgekehrt ein bacchiisches System von 16 akatalektischen Tetrametern, zu denen das naQatiksvtov ein katalektischer Dimeter ist.

Noch eine Variation zu diesem Grundschema lässt sich viel- leicht gewinnen aus Capt. 506 508, denen bacchiische Tetra- meter vorausgehen:

Vix ex gratulando miser iam eminebam. Tandem äbii ad praetorem: ibi vix requievi. Dann giebt unsre Ueberlieferung einen an sich richtigen iam- bischen Octonar:

Rogo syngraphum : datur mi flico : dedi Tyndaro : ille ahnt

domura

und folgenden Vers:

Inde ilico revortor domum postquam id actumst.

iambischcr Dimeter als nccQccxiXtvxov und mit Weglassnng des ei vor qni nach bene nnd et ein Paroemiacus: Amänti decet. : : Cedo. : : Accipe. : : Bene qui invidet mi et qui hoc gaiidet. Auch die nächste Scene bis 801 ist anapäatisch.

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2. Die Epimixis alloeometrischer Reihen.

495

An dem wiederholten ilico und domum hat man in der Hede des Alten keinen Anstoss zu nehmen. Ebenso folgt sogleich ein rogo, das man nicht streichen kann: Rogo Philoeratem ex Älide ecquis ömnium | Noverit? Daun kann aber dieser letzte Vers kaum etwas anderes sein als ein iambisches nagatsXsvtov und ein bacchiischer Dimeter. Da unzweifelhaft Iamben folgen und den Schluss des Canticums bilden, könnte man geneigt sein auch hier zwei jam- bische Verse anzunehmen. Allein das ist unwahrscheinlich; weil wir dann zwei ganz verschiedene Reihen neben einander hätten. Auch der iambische Octonar ist bisher nicht beibehalten worden. Der Umstand, dass dreimal, in rogo, datür mi und dedi ganz gleichartige Kürzung in der Senkung vorzunehmen ist, macht ihn als Sambischen weniger sicher, und es liegen auch andere Mes- sungen nahe, bei denen sich diese Kürzungen gänzlich vermeiden lassen. Dies alles erwogen, lässt sich folgende Messung, wenn auch nicht als sicher hinstellen, so doch mit einiger Wahrschein- lichkeit vermuthen:

Rogo* syngraphüm.

Datür mi ilico.

Dedi Tyndarö.

Ille äbiit domtiin. |

Inde ilico revörtor

Dornum, postquam id actumst. Das wäre ein System aus vier in den Handschriften in einen Vers vereinigten katalektischen bacchiischen Dimetern mit einem akatalektischen bacchiischen Dimeter als Schlusskolon, vor dem ein alloeometrisches itaQaxiktvtov in Form des auch sonst gern in Bacchien epodisch gebrauchten katalektischen iambischen Di- meters. Inhalt und Form würde so in allem trefflich zusammen- stimmen. Jeder Satz kommt so zur vollen Geltung, ganz anders wie bei iambischer Messung. Der bedächtige Alte konnte kaum besser sich selbst schildern, wie er die wichtigen Formalitäten an Amtsstelle vollzog. Das ibf vix requievi verräth uns seine Art, zu der die Katalexen des Systems passen. Dass aber ein so gebautes System nicht der sonstigen Rhythmopoiie der römischen Dramatiker widerspricht, gedenken wir erwiesen zu haben. Zwei ähnlich gebaute anapästische Systeme in kurzen Versen mit länge- rem Gliede am Ende oder als naQctztktvtov finden wir nach der Versabtheilung von A im Anfang des Stichus, worüber wir unten in auderm Zusammenhange handeln.

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49<;

Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Wie die Bacchien, so sind auch die andern Versarten, was wir wiederholt hervorhoben, nach den verschiedenen Compositions- arten, die die römische Rhythmik kennt, gebaut worden, vgl. S. 493. 494. Doch genügen hier einzelne Beispiele.

16. Iamben und Trochäen zeigen vielfach recht einfache rhythmische Formen; öfters aber auch sehr complicirte Perioden. Z. B. in der kurzen trochäischen Partie Gas. 608 611 haben wir, wie scheint, innerhalb vier Versen zwei Compositionsarten combinirt. Die Trochäen beginnen und schliessen als Septenare einfach katalektisch, in ihrer Mitte aber steht ein brachykatalekti- scher gleicher Vers, wie wir deren bereits oben S. 423 fg. eine Anzahl in der Ueberlieferung erkannten; diesem ist als alloeometrisches nagats Xevtov ein iambischer Octonar1) angereiht, also:

Nam quid est, quod haec hüc timida atque exänimata exsiluit

foras?

Pardalisca. :: Perii; unde meae ustfrpant aures sönitum?

:: Respice modo ad me. :: Ere im. :: Quid tibist? Quid ti'mida's?

:: Perii.:: Quid <tibist>? Periisti? :: Perii e*t tu periisti :: Äperi quid ita? :: Vae tibi!

17. Einen charakteristischen Beleg für die Eigenart, von der wir oben S. 479 griechische Beispiele anführten, wonach das alloeometrische Glied nicht als itQOtpdixov an die Spitze tritt, sondern erst als zweites xcükov einen besondern Vers bildet, ähn- lich wie das alloeometrische naQatiXevtov sich als Variante des gewöhnlichen Epodikons fassen Hess, haben wir u.a. Trin. 235 fgg. in einem taktwechselnden Canticum. Einem bacchiischen Eingange 223—232, der mit iambischen Septenaren abgeschlossen wird, V. 233. 234, folgen zwei anapästische Theile, getrennt durch eine iambische oder trochäische Continuation von fünf dipodischen Takten in der Form eines Dimeters und Senars: Eös cupit, eos cdnsectatur, | Stibdole blandftur, ab re cönsulit. Die erste ana- pästische Partie besteht aus Dimeter, zwei Monometern (im A als Dimeter geschrieben2)) und einem Paroemiacus, nur ist als zweiter, all Geometrischer Vers ein sog. versus Reizianus, Ober den der nächste Abschnitt handelt, eingereiht, also:

1) Oder wie man den Vers messen mag. Verfasser fehlen genaue An- gaben über die Ueberlieferung desselben. 2) Was jedoch nicht von Be- deutung ist, da A hier fast regelmässig zwei Verse in eine Zeile schreibt, sogar bei kretischen Tetrametern.

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2. Die Epimixia alloeometrischer Reihen. 1 497

Ita fäciam : ita placet. Omnmm primum

Aiuöris artes eloquar, quemadmöduui se expediant.

Numquain ämor quemquam

Nisi ciipidum hominem

Postülat se in piagas com'cere. Aehnlich ist auch die zweite anapästische Strophe gebaut, wo ein ianibischer Diuieter als alloeonietrisches Glied die zweite Stelle einnimmt.

Blandfloquentulu8 harpägo mendax

Cuppes avarus elegans

Despöliator,

Latebricolaruni bominum cörruptor etc.

18. Vor allem besprechen wir noch im Anschluss au die oben unter Nr. 2 angeführten Terenzischen Kretiker einige kreti- sche Gedichte des Plautus. Einfach ist Bacch. 1109-111'6 zwei Perioden zu je drei kretischen Tetrametern, die letzte mit epodischem trochäischen Diuieter und eingeleitet durch einen ka- talektischen Tetrameter: Ät mihi Chrysalus | öptumus hoinö.

19. Eine rein sticbische Coraposition ist das kretische naQa- xXavoi&vQov im. Cure. 147 154, acht ganz rein gehaltene Tetrameter:

Pe*88uli, heus pessuli, vös salutö* lubens bis

Nec mea gratia cömmoveut se öcius. Darauf sollen nach unserer Ueberlieferung drei hyperkatalektische Diuieter folgen, eine Versart, die zumal in stichischer Folge sich nicht nachweisen lässt. Auch wären sie als Anapästen in ihrem Bau ganz eigenartig; es fehlt ihnen jede Cäsur. Demnach unter- liegt die anapästische Messung dieses „Epodikons" zu dem vor- hergehenden kretischen Liede grossem Bedenken. Es scheinen wirklich nur drei gauz gewöhnliche iambische Senare zu sein, in denen das letzte und vorletzte Wort umgestellt wurde, mit den Ausgängen facere grätiam; sonitum sentio und fiunt pessuli. Der- gleichen Verstellungen beobachten wir im Senarausgang z. B. Pseud. 544 litterae calamo statt calamo litterae in alleu Hand- schriften ausser B und Aul. 306 credere credo statt credo credere, in allen, auch in B u. ä. o. a. Andre Messungen sind versucht worden und auch allenfalls möglich, vgl. G. Goetz z. d. St., be- sondre Wahrscheinlichkeit hat keine derselben.

20. Auch fast so einfach ist die Coinposition des längeren Canticums Uud. 229 253*. Es wird eingeleitet durch drei

Klotz, Grumtzügu altrouiucht r Metrik, 32

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

trochäische Tripodienpaare, die auch sonst oft mit kretischen Versen verbunden sind, dann folgen, wie scheint, ohne jede Ka- talexe lauter kretische Tetrameter, nur der zweite ist als Trimeter, wohl richtig, überliefert. Der letzte Vers, in unseren Handschriften ein Hexameter, ist wohl in Tetrameter und selbstständigen Dimeter zu zerlegen. Den Schluss der ganzen Scene bilden iambische Verse.

Mtilier est, müliebris vöx mi ad aures venit. Eximes ex hoc miseram metu? :: Certo vox m liliebris atfris tetigit meas: bis :: Hoc quod est ld necessariumst peVpeti. Sed quid hoc öbsecrost?

Nur 237 giebt die Ueberlieferung einen katalek tischen Tetrameter, der richtig als Periodenschluss aufgefasst werden kann. Die erste Periode würde dann aus fünf Tetrametern bestehen, denen an zweiter Stelle ein proodischer Trimeter eingefügt wäre. Allein da der überlieferte Vers 237 jedenfalls noch zu ergänzen ist er schliesst auf Palaest statt Palaestra , so hindert nichts ihn weiter bis zum akatalektischen Vers zu vervollständigen.

21. Ferner ist auch Cas. 173 191 ein einfach gegliedertes kretisches Canticum. Als proodisches Glied dient ein bacchiischer Tetrameter:

Arno* te atque tstuc expetö scire quid sit, über dessen Bau man S. 218 und 343 sehe.

Diesem bacchiischen Verse folgen zwei kretische Strophen, eine grössere von neun und eine kleinere von vier Tetrametern, die durch alloeometrische Verse epodisch abgeschlossen werden. Ebenso gebaut, nur ohne Proodikon, ist Cas. 599 607, nämlich sieben Tetrameter und ein Dimeter kretisch, dann trochäischer Dimeter und Trimeter.

22. Epid. II, 1, d. i. 166 180 ist in A gut erhalten und abgetheilt. Nur V. 2 u. 3 in den Halbzeilen Quom usüst ut pudeat und ubi pudendumst haben wir eine doppelte Fassung anzuer- kennen, und es kann nicht zweifelhaft sein, welche die acht Plau- tinische ist. Ausserdem ist V. 4 der Schreibfehler parem statt pauperem am Ende des Verses richtig corrigirt. Dass die gleiche Versabtheilung auch der Palatinischen Recension zu Grunde lag, ist noch daraus ersichtlich, dass is und genere, als Anfang von V. 3 u. 4 in B, obgleich sie mitten in der Zeile stehen, grosse Anfangsbuchstaben haben. Das Canticum ist in zwei Partien zu

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2. Die Epimixis alloeometiischer Reihen.

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zerlegen, die beide epodiscb gebaut sind Das Ganze wird durcb zwei iambische Senare eingeleitet und durch zwei ianibische Sep- tenare geschlossen.

I. Plenque homines1), quos qudm nihil refert pudet, Quoni usilst ut pudeat, ibi eos deserit pudor.2) fs adeo tifs. quid est; quod pudendüm siet, Genere natäm bono | paüperem doinura 5 Dtfcere te" uxtfrem

Praesertini eam qua ex tibi cöramemores hanc quae

domist 170

Fi Ii am prognatain.

Das ist eine kretisch-trochäische Strophe, eine Versmischung, wie sie bei Plautus häufig ist. Im Anfang Kretiker mit der ver- wandten und häufig unter Kretiker gemischten trochäischen Tripodie, dann zwei ebensolche akatalektische Tripodien oder wohl brachy- katalektische Dimeter einen iambischen Senar als naQatilsvxov umfassend. Nur die Messung von V. 5 ist nicht sicher. Viel einfacher ist der zweite Theil, ein System von fünf kretischen Tetrametern mit einem iambischen Senar als itaQaxikevxov, letz- teres wie im ersten Theil.

: : Revereor fflium. : : At pol ego tc credidi bis frico orco höstiis neque adeo initfria, Quiä tibi licuit eam vivendo vincere. :: Oh Hercules ego fui, dum flla mecüm fuit.

Den Trimeter geben die Plautushandschriften Quiä licitumst eam tibi v. v., doch hat Servius die bessere Wortstellung und verdient darum wohl auch dessen licuit den Vorzug vor dem allerdings auch zulässigen licitumst der Handschriften. Aehnlich bieten die Terenzhandschriften Ad. 766 libitumst, nur A hat libuit er- halten u. ä.

23. Auch das kretische Gedicht Asin. 127 137 zeigt die epodische oder proodische Compositum. Wir finden zwei Strophen, eine längere aus zwei Perioden bestehende und eine kürzere aus vier Tetrametern gebildete. Die zweite Periode der ersten Strophe wird durch einen kretisch- trochäischen Vers eingeleitet. Am Ende derselben steht ein alloeometrisches Glied, das auch zur letzten

1) Der Anapäst ist ganz legal vgl. S. 312. - 2) Der Trinieterauagang möglich uach Ausnahme 4, s. oben S. 24G.

32*

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Strophe Proodikon sein kann, über dessen Messung viel gestritten wird. Der Vers, v. 133, kann keinesfalls ein kretischer Tetranieter sein, da er drei Choriamben als solcher bieten würde, darunter einen am Ende und einen vor der Hauptcäsur. Er kann jedoch ein bacchiischer Tetrameter oder trochäischer Senar sein, und es lässt sich hier schwer entscheiden, wie ihn der Dichter hat messen wollen, da diese Verse beide sich auch sonst als alloeometrische Glieder im kretischen Rhythmus nachweisen lassen. Also

Siciue hoc fit? foras aedibus me eici? bis Bene merenti mala's, male merenti bona's.

Ät malo cüm tuo : nam iam ex hoc loco 130 tbo ego ad tres viros vöstraque ibi nomiua Faxo erunt : capitis te perdam ego et ffliam.

Pe*rlecebrae, permcies, adulescentum exitium! Nam mare haud est mare : vös mare acerrumum bis Quae dedi et quöd bene feci : at posthäc tibi

Male quod potero facere faciam meritoque id faciäm tuo.

und im Anschluss daran noch 14 trochäische Septenare.

24. In andern Gedichten wird die Composition schon ver- wickelter, weil neben den die Perioden sondernden alloeometrischen Gliedern auch wirksame Katalexen eintreten; ein solches Gedicht, in dem auch zweimal (iBtaßoXrj xaz uvxföeGiv angewandt wird, ist Rud. 190 219, wozu uns der Eingang 185— 189 so lücken- haft überliefert ist, dass wir ihn hier nicht in Betracht ziehen können. Wir führen es daher hier von 199 bis 215 auf. Alle die angegebenen rhythmischen Mittel wirken hier zusammen, die vom Schiffbruch gerettete, verzweifelnde Frau in ihrer hilflosen Lage und haltlosen Unentschlossenheit zu eharakterisiren. Auch die einzelnen Reihen des herrschenden Rhythmus sind ungleich, bald Trimeter, bald Tetrameter:

la navem atque öninia perdidit in niari : Haec bonorum eius sunt reliquiae.

Etiam quae simul 1?00 Vecta mecum in scaphast ^xcidit.

Ego nunc sola sum. Quae mihi sf foret aälva, saltem labor

Lenior esset hic mi eius opera. 1 1

Nunc quam spem aut opem atft consili quid cap^ssam, Ha hic solis locis compotita? 205

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2. Die Epimixis alloeometriseher Reiben.

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Hic säxa sunt, hic mare sonat neque qmsquam mi obviam

hö"mo venit.1) H6c quod indrita sum stfmroae opes öppido, Nec eibo nec loco tecta quo sim scio : Quae mihi spe*s qua me vivere vehra?*) Nec loci gnara sum nec diu8 hic fui:3)

Sältem aliquem velim, qui mihi ex hfs locis Aü*t viam aut semitam mänstret : ita nunc Häc an illäc eam incerta sum cö*nsili, Nec prope usquam hic quidem ciiltum agrum conspicor, Älgor, error, pavor, me omnia tenent. 215

Dann folgen noch zum Abschluss vier trochäische und iambische Langverse.

Wir haben also eine Compositiou, wo sich verschiedene for- male Elemente vereinigen eine Stimmung darzustellen, die an die von Aristides geschilderte Wirkung der pexaßoXri fv&nixtj nahe heranreicht. Trotzdem können wir dies Gedicht noch nicht un- bedingt unter diejenigen stellen, deren Hauptwirkung auf der eigentlichen rhythmischen Metabole beruht, da dieselbe hier, ab- gesehen von der einmaligen peraßokv\ xat ävti&söiv, immer nur als mehr decoratives Element in der Art alloeometriseher Glieder erscheint und andre rhythmische Mittel, wie Vereinigung un- gleicher und katalektischer und akatalektischer Reihen mehr hervor- treten. Hier möglichst alles in gleiche Tetrameter zu bringen, darauf niuss man unbedingt verzichten. Besonders die Triineter, im griechischen Vorbilde schon seit Aeschylus nachweisbar, s. oben S. 462, sowie die Katalexen haben nach dem, was wir im ersten Theile der Rhythmik erörterten, hier ihre volle Berech- tigung; nur über 205 8. oben S. 343.

25. Die Ratalexen im kretischen Rhythmus verbunden mit alloeometrischen Gliedern treten auch sonst hervor; so Tri n. 264 275, in dem Schlusstheile einer längeren taktwechselnden Monodie, in der Kretiker und Anapästen vorwiegen, daher auch hier die alloeometrischen Partien nicht wie gewöhnlich Trochäen, sondern Anapästen sind:

1) Nach Fr. Schoell's Umstellung statt hÖmö" mi öbvinni venit. 2) Lässt sich die vorletzte Länge bei jambischer Cäaur hier halten, weil es «ich nm zwei einsilbige Wörter handelt? vgl. oben S. 236 fg. 8) diua für diu Conjectur Fr. Schoell's.

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Khythinik. 11. Die rhythmische Metabole.

kretisch.

anapast.

anapast.

kretisch.

anapast

Mille modis amor ignörandust, Frocul abhibendust atque äbstandust. Nara qui in amoreui praecipitavit, Peiüs perit quasi saxö saliat. Äpage sis amor tuas res tibi habeto. Amor amicüs mihi ne* fuas tfuiquam: Sunt tarnen quos miseros maleque habeas, Quos tibi obnoxios fecisti. Certa res est ad frugem adplicare auimum. Qu am quam ibi animo labos grandis capitür. Böni sibi haec expetunt, rem fidem honorem Gloriam et grätiam : höc probis pretiumst. Eö* mihi m&gis lubet cüm probis pötius Quam cum l'mprobis vivere vanidicis.

265

270

275

Apage sis V. 267 ist sicher richtig in den Palatini überliefert. Die Lesart des Ambrosianus, der hier das unmetrische AIJATETE, noch dazu albern in griechischen Buchstaben giebt, verdankt ihre Entstehung der ersten Stelle V. 258, wo wieder apage te das Richtige ist. Denn diese Stelle ist trochäisch zu messen: äpage te amor, nöu places, nihil te tftor, derselbe Vers, wie die be- nachbarten Verse l). Auf welche von beiden Stellen das Donat- citat zu Eun. 756 geht, lässt sich nicht entscheiden, für die Text- kritik ist es jedenfalls nicht zu verwerthen. amicus mihi in V. 267 ist die richtige Stellung des A, wo die Palatini mihi amicus bieten, das nur in eiuem anapästischen Verse zulässig wäre. Den Schluss des vorhergehenden Verses giebt A wohl richtiger mit habeto als die andern Handschriften mit habe, was dann ein solcher katalektischer Vers wäre, wie 271. Dass endlich uniquani im nächsten Verse in A fehlt, ist blosses Versehen, ebenso wie das V. 271 fehlende animo. Ob V. 270 die lange Senkung des zweiten Fusses zulässig ist, mag fraglich sein, jedoch lässt sich est äd frögem unter demselben Gesichtspunkt betrachten, wie

1) 267. 260. -261 Hae"c ego quöin ägo cum meo animo et reputo. Amor amari dät satis quod aegrest. Fügit forum, fugät suoa cogoätos, während 267b. 259. 262 um eine Silbe kürzere iam bische Verse sind: Ubi qui eget quam preti ait parvi. Quamquam fllud duleest esse et bibere. Fugat ipßus se ab su6 contutu, wenn man sie nicht rhythmisch als &%t(palct den andern gleichstellen will ^ _ w , _ l_ ... Das Schema ist a b, a b, a, a b. V. 263, wenn ücht, i*t unupäsliachet» öchlustkolon, wie denn auch anapästische Dimeti r folgeu.

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2. Die Epimixid alloeometrischer Reiben.

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oben S. 501 spes qua nie. So giebt sich die ausgehobene Schluss- partie als ein kleineres System von zwei cretici catalectici in bi- s) Hab am mit anapästischem Epodikon (Dimeter und Paroemiacus = Septenar), und eine längere Strophe derselben kretischen Versart, nur dass der zweite Vers eine weitergehende Eatalexe in syllabam hat und das Epodikon ein einziger anapästischer Dimeter ist. Wir haben uns überall an die auch sonst als gut bewährte Vers- abtheilung in B gehalten. Diese findet auch ihre Stütze in der alten Notiz in B, dass unser Canticum aus 60 Versen besteht. B schreibt 58 Verse, allein V. 232 ist allgemein schon der Hexa- meter in Tetrameter und Dimeter zerlegt und 239 ist der anapästische Monometer offenbar lediglich um Raum zu sparen mit dem vorhergehenden iambischen Dimeter zusammengeschrieben. So scheint es, dass wir hier eine ganz besonders zuverlässige Versabtheilung besitzen.

26. Zum Schluss besprechen wir noch ausführlich Amph. 219 247, ein Gedicht, dessen Hauptwirkung gleichfalls auf häufigem Gebrauch der alloeometrischen Glieder und der Katalexen des kretischem Rhythmus beruht. Weil die Ueberlieferung uns 17 akatalektische kretische Tetrameter uuter 27 Versen giebt, haben wir noch kein Recht, die übrigbleibenden Verse zu solchen zusammenzustreichen oder zu erweitern, wie dies bis auf einen 237 meist geschieht. Nur 234, ein metrisch und rhythmisch tadel- loser Vers ist wohl nach Luchs' Vermuthung zu einem Tetrameter herzustellen, aber nicht aus metrischen Gründen, sondern weil das überlieferte volneris vi et virium unverständlich ist und unter der

Voraussetzung, dass volneris" vi viri im Archetypus stand, die Vermuthung volneris vi viri grosse Wahrscheinlichkeit gewinnt. Von den übrigen alloeometrischen Gliedern bietet auch nicht eins nach Inhalt oder grammatischer Form irgend eine Schwierigkeit. Denn an Wiederholungen wie legioues in V. 223 und quisque in 230 wird man ebenso wenig Anstoss nehmen, wie an ähnlichen in andern Versen, wie uterque und utrimque in V. 223. 227. 228. 229; man hat vielmehr mit vollem Rechte die kleine Lücke in V. 229 durch ein uterque mit 0. Seyffert ergänzt. Es spricht hier ein gewöhnlicher Sklave, und in solchen Reden gewöhnlicher Leute liebt selbst Aeschylus Häufungen desselben Ausdrucks, während er in Königs- uud Heldenreden derartiges streng meidet, vgl. Ver- fasser, stud. Aescilyi. p. 26. 27. Auch V. 223 ist in der von Ser- vius bestätigten Fassung unserer Handschriften richtig Demde

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metaboie.

utrique imperatöres in medium exeunt, da man für die Bindung eines kretischen und trochäischen Dimeters bei fünfsilbigem Worte recht gut die gleiche Erscheinung bei kretischem Dimeter und trochäischer Tripodie als Analogie anführen kann, die wir oben S. 223 belegten. Betrachten wir nun die alloeometrischen und katalektischen Reihen, so zeigt sich sofort eine abwechselungs- reiche Gliederung unsers Canticums in einzelne nicht allzulange Perioden, deren jede wie in ihrer Form, so auch ihrem Inhalte nach eine gewisse Selbstständigkeit behauptet.

Die erste Periode, 219 222, aus drei akatalektischen Tetra- metcrn uud einem trochäischen Septenar (oder nach der Ueber- lieferung, da legiones, item zum vorhergehenden Vers geschrieben ist, einer kleinen trochäischen Periode) als Epodikon bestehend, schildert die Aufstellung der beiderseitigen Heere. Die Messungen leglönes mit innerer schwerer Seukung sind ganz legal, wie wir im metrischen Theile S. 333 fgg. erwiesen.

Ausser dem bereits erwähnten V. 223, der das Proodikon zur zweiten Periode ist, ist der nächste alloeometrische Vers 227, er kann Epodikon zu dieser noch aus drei Tetrametern bestehenden Periode sein, die die Verhandlung der Feldherren erzählt, oder Proodikon zu der folgenden vom Schlachtruf und den Ermah- nungen der Führer handelnden Periode. Der Zusammenhang und der Anfang Postquam id actumst scheint uns für das letztere zu sprechen. Der Vers selbst ist jedenfalls kein akatalektischer kre- tischer Tetrameter, zu dem er durch verschiedene Aenderungen allgemein zugestutzt wird. Nach Inhalt und grammatischer Form ist er tadellos: Postquam id actumst, tubae utrimque canunt contra, und machen wir uns von der Voraussetzung frei, dass es ein kretischer Tetrameter sein muss, so kann er nur, wie alle alloeometrischen Glieder dieses Gedichtes in dem mit Kretikern so oft und so eng verbundenen trochUischen Rhythmus gemessen werden. Die erste Dipodie Postquam id actumst, ist ganz regel- recht; ebenso aber können die nächsten drei Worte zusammen eine zweite trochäische Dipodie geben: tubae utrimque cänünt, die ebenso gut gebaut ist wie manche andre trochäische Dipodie in den gewöhnlichen Septenaren und Octonaren, wie Truc. 505 Mlscröque perit. Stich. (32 Suö quique l6co. 133 Pläcet ille meus. 603 suoin qnlque decet. 605 Sed ämlca mea. 746 Nlmlöque slbi. 755 Age mülsä mea. Baech. 83 voles esse tibi. Stich. 714 vldes

esse tibi. Asin. 175 fcbl lenä bene. Triu. 605 Sine döte. :: Sine

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2. Die Epimixis alloeometrischer Keinen.

505 '

u. a. Wir haben also eiuen Vers, dem wir wiederholt schon be- gegneten, zuletzt im vorigen Canticum Trin. 256. 258. 260. 261; eine akatalektische trochäische Pentapodie, vermuthlich einen brachykatalektischen Senar, der sich zum gewohnlichen katalek- tischen Senar, z. B. Ter. Ad. 615 u. a. o., verhält wie der sog. brachykatalektische Septenar zum gewöhnlichen Septenar, vgl. oben S. 423 u. 424. Zu ändern ist an dein Verse dann gar nichts: Pöstquam id actumst, tdbae utrimque canunt cöntra. Diesem Verse folgen drei kretische Tetnuneter, die nächste Periode 228—230. Dagegen V. 231 kann kein solcher kretischer Vers sein, selbst wenn man Aenderungen annimmt, wie Hermanns Einschub von et vor potest et valet oder andre. Denn die iain- bische Hauptcäsur muss rein sein und kann nur bei längeren Wörtern unterbleiben. Mit Ussing's leichter Aenderung potis est statt potest ist es ein iambischer Senar, ohne diese ein gewöhn- licher katalektischer trochäischer Trimeter, der auch sonst sich findet, wie wir soeben berührten. So sind wir auch hier jeder Aenderung überhobeu. Denn auch die Bildung der einen Hebung

quisque pötest ist durchaus nicht unerhört. Man vergleiche ausser den oben zu V. 227 angeführten Stellen Pers. 263 genio meo

mültä böna faciain. 273 quem tibi oboedire vSlis . asta. Aul. 732

Quof täntä mala maestitudoque. Pseud. 171 dicere päene fui

oblitus. Aul. 40 exeiindum hercle tibi hinc est foras. Stich. 741

tibi nösträ pläcet u. ä. und man kann folgende Messung nicht unbedingt verwerfen: Pro* se quisque id quöd quisque potest et valet. So reicht die vierte Periode von 231—234 und hat ein alloeometrisches nagatskeutov vor dem Schlusstetrameter, das man als iambischen oder trochäischen Dimeter nehmen kann, je nach- dem man nach dem kretischen Dimeter, mit dem es zu einem Verse vereinigt überliefert wird, Hiatus oder caesura latens an- setzt. Wir möchten uns für das Letztere entscheiden und auch hier wie überall in diesem Gedicht den trochäischen Rhythmus im alloeometrischen Bestandteil finden, da auch bei der häufigen, im nächsten Abschnitt zu besprechenden Zusammensetzung des kretischen Dimeters mit trochäischer Tripodie caesura latens be- liebt ist, vgl. oben S. 198. 223 und eine solche Verbindung

1) Jedenfalls ist nicht zu ändern; Nonius citirt unser alloeometrischea Glied, wie es in unseru Handschriften steht.

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506

Rhythmik. 11. Die rhythmiache Metabole.

auch in der siebenten Periode 242 246 als Proodikon überliefert ist, nämlich 242 Hoc ubi Amphftruo erus | cönspicatus est, wo eine Ergänzung zum vollen Tetrameter, wo cönspicattfst meus un- nöthig ist und eher cönspicatüst mit Katalexe vorzuziehen wäre.

Die Katalexis bieten die Handschriften, und zwar immer die in syllabam, an drei Stellen. V. 237 ist zwar mit dem vorher- gehenden Verse zusammengeschrieben, inuss aber abgelöst werden, da sonst ein Heptameter entstünde. Es giebt dafür drei Möglich- keiten, entweder Dimeter und Pentameter: Höstes crebri cadunt:

Nöstri contra ihgruont : vicimus vi feroces, oder mit Studemund zwei katalektische Tetrameter:

Höstes crebri cadunt : nöstri contra

fngruont : vicimus vi feroces, oder, was das natürlichste ist, akatalektischer Tetrameter und katalekti scher Triineter:

Höstes crebri cadunt : n<5stri contra ingruont.

Vicimus vi feroces. Auch in der letzten Periode hat der Schlussvers dieselbe Kata- lexis, er ist uns als Hexameter überliefert, und da Plautus sicher öfters, einmal sogar ein längeres System hindurch bacchiische Hexameter braucht, am Ende des Systems auch katalektisch, Amph. 644, so liegt keine Nöthigung vor diesen kretischen Hexa- meter in zwei kleinere Verse zu zerlegen. Für die Beibehaltung eines langen Schlussverses spricht auch der Umstand, dass das itaQaiiXBvzov ein katalektischer Tetrameter ist: Cü*m clamore m- volant impetu alacn, ein Vers, den zu ändern wir schon darum abstehn müssen, weil er auch sonst oft in kretischen Gedichten gebraucht wird, den selbst der grösste Gegner der katalektischen Kretiker und Bacchien, A. Spengel, Reformvorschläge, S. 86 93 anerkennt und mit vielen Beispielen belegt.

Dies alles zusammengenommen, halten wir die Ueberlieferung unsres Gedichtes, abgesehen von den geringfügigen Aenderungen 230, wo uterque am besten die kleine Lücke ausfüllt und 234, wo die Ueberlieferung unverständliche Worte giebt und vielleicht 238, wo jedoch alte von Nonius bestätigte Lesart vorliegt1),

1) Sud fugaru in setamen nümo convOrtitur. Liegt in setamen irgend ein seltne» Epitheton zu fugam versteckt; separern, segregem und seiugem pasaen nicht recht, oder ein Particip wie insectitaus, oder ist einfach In fugam aed tarnen zu schreiben mit Hermann u. a.?

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2. Die Epiinixis alloeometrischer Heihen.

507

ihrem Wortlaute nach vollständig und üuderu die handschriftliche Versabtheilung nur insofern, als wir V. 336. 337 als zu laug zer- legen und die V. 221 nach einem kretischen Tetrameter über- lieferten Worte legiones, item lieber mit dem folgenden Senar zu einem Septenar verbinden als sie getrennt als trochäische Tri- podie geben, was an sich auch möglich ist.

1. Pöstquam utrimque exitumst mäxuma cdpia, Disperditf viri, dispertiti drdiues: 220 Nös nostraa möre nostro et modo instrüximus Legiones, item hdstes contra legiones suas instruont.

2. Deinde utrique imperatöres in medium exeunt, Extra turbam ördinum cdnloquonttfr simul.

Cönvenit, victi utri sint eo proelio, 225 Ürbem agrum aräs focos seque uti dederent.

3. Pöstquam id actumst, tübae utrimque canunt contra : Cönsouat terra : clamörem utrimque efferunt, Imperatör uterque hmc et ilh'nc Iovi

Vota suscipere, <uterque> hörtari exercitum. 230

4. Pro se quisque id qu<5d quisque potest et valet, Edit, ferro ferit : tela frangünt : boat

Caelum fremitü vir um : ex spiritu atque an he Ii tu Nebula constat : cadunt völnerum vi viri.

5. Denique ut völuimus nöstra superat manus: 235 Höstes crebri cadunt : ntfstri contra l'ngruont.

Vicimus vi feroces.

6. Sed fugam in se tarnen nemo convörtitur Nec recedit loco quin statim re*ui gerat:

Änimam omittünt prius quam loco de*migrent. 240 Quisque ut steterat, iacet öbtinetque ördinem.

7. Hoc ubi Amphitruo erus con^picatus est, flico equites iubet dextera incedere. Equites parent citi, ab dextera maxurao

Cu*m clamore mvolant linpetu alacn: 245 Foedant et proterunt höstium cöpias idre iniustas. Wir sehen, dass sich durch die alloeowetrischen Bestand- theile und durch die Katalexen Perioden von ziemlich gleichem Umfange ergeben. Jede bezeichnet einen besondern Moment der Schlacht. 1. Die Aufstellung. 2. Die Verabredungen der Führer. 3. Sehlachtgesehrei und Ermahnung. 4. Kampf. 5. Sieg. 6. Wider- stand. 7. Die Entscheidung durch die Reiterei. Auch die gram-

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

matiscbe Forin spricht für diese Eintheilung. Man vergleiche nur die Eingänge: 1. Postquam. 2. Deinde. 3. Postquam id actumst. 5. Denique. 6. Sed tarnen. 7. Hoc ubi Amphitruo conspicatus est. Nur bei dem vierten Abschnitt fehlt eine überleitende Wen- dung; doch findet sich eine metrische Andeutung für Perioden- begiun. Auch würde, wollte man hier zwei Abschnitte zusam- mennehmen, der Umfang der dann entstehenden Periode von acht Langversen unverhältnissraässig gross sein. Man wird daher diese Monodie schwerlich in andre als die angenommenen Perioden zer- legen. Das ganze Gedicht bleibt aber auch bei solcher Einthei- lung ein einheitliches. Denn die epodischen und proodischen Reihen gehören sämmtlich dem trochäischen Rhythmus an, der dem kretischen so nahe verwandt ist, und die Katalexen treten nur am Ende oder einmal, wie auch zweimal die alloeometrischen Glieder als itaQaxikevtov auf. Innerhalb dieser geringen Variation haben wir so reiche Abwechselung, dass keine Periode der andern gleicht, wie denn jede ein besonderes Moment der beschriebenen Action ausmalt, und man kann mit Recht behaupten, in einer dem Inhalte entsprechenden Form. Die eine Strophe, die lediglich aus vier kretischen akatalektischcn Tetrametern besteht ohne jede Variation, schildert gerade das zähe Festhalten der Stellung, V. 238 241 nemo conv<5rtitur Nec recedi't loco. Animam oinit- tünt prius quam loco demigrent. Quisque öbtinetque ördinem.

Doch wir brechen hier diese Untersuchungen ab, um uns nicht weiter in Einzelheiten zu ergehen. Wir haben in einer scheinbar unbegreiflichen bunten Mannigfaltigkeit der metrischen und rhythmischen Formen vieler Gedichte Regel und wohlbe- rechnete Ordnung gefunden und indem wir uns nicht auf die epodisch gebauten Theile der angeführten Cantica beschränkten, auch zu den früheren Abschnitten über systematischen Aufbau und freiere continuirlich fortgesetzte Taktfolge und Verwendung katalektischer Formen sowie Symmetrie und Responsion manche Nachträge und Ergänzungen zu verzeichnen gehabt. An eine Zusammenfassung aller Ergebnisse können wir an dieser Stelle noch nicht denken, weil wir das Capitel von der Metabole noch nicht erschöpft haben. Allein einiges, was wir in der bisherigen Darstellung derselben gewonnen haben, müssen wir schon jetzt zusammenstellend hervorheben, um nach den Einzelnntersuchungen wieder die allgemeine Betrachtung fortzusetzen.

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2. Die Epiinixie alloeometrischer Reihen.

501)

Vor allem haben die römischen Dichter keine bereits in griechischer Technik vorhandene rhythmische Compositionsart auf- gegeben; sie haben in ihren iambisch und trochäisch gehaltenen melischen Partien von der coutinuatio numeri ausgedehnten Ge- brauch gemacht und dabei manches Kolon eingeführt, das keine stichische Compositum vertrug. Auch diese letztere ist in einer grosseren Anzahl Gedichte durchweg oder in einigen charakteristi- schen Theilen herrschend. Eine noch reichere Entwickelung aber hat die sog. systematische Compositionsart erfahren, die nach der stichischen an sich die steifste ist und im griechischen Drama sich nie von dieser Steifheit frei gemacht hat, ja soweit wir die Entwickelung der komischen Kunstformen sowie der Tragödie verfolgen können, immer monotoner wurde. Die griechischen Rhythmopoioi legten sich die Fessel auf, dass sie nur Dimeter anapästischer, trochäischer und iambischer Versart, höchstens mit eingestreuten Monometern bauten. Nur Euripides, aber auch nur in seinen aitoXsXvpdva9 scheint bisweilen auch einige andre For- men zu systematischer Compositum zu verwerthen, wie Or. 1474 1477 Trimeter mit Dimeter-jra^aTfAfivrov. Doch bleiben das ver- einzelte Ansätze. Welch reiche Variationen haben dagegen die Römer aufzuweisen. Im griechischen Melos war es Sitte, kunst- volle Strophen so zu schliessen, dass bei durchweg oder vor- wiegend akatalek tischen Reihen der letzte Vers ein katalekti scher war oder bei durchweg oder vorwiegend katalektischen Gliedern der Schlu8svers akatalektisch gebildet wurde. In den strengeren Systemen nahmen die griechischen Dichter nur die erste Art an. Die Römer bauten aber auch Systeme aus katalektischen Reihen mit akatalektischem Schluss, wie ein iambisches Ter. Ad. 707— 712, ein bacchiisches Capt. 505, ein anapästisches mit akatalek- tischem jcaQaxiXsvxov Bacch. 1155. 1156. Ferner verarbeiteten die römischen Komiker auch ihre akatalektischen Langverse zu regel- rechten Systemen, so anapästische Octonare Trin. IV, 1, bacchiische Tetrameter Bacch. 1122 1138 mit katalektischem Dimeter als naQatikevxov , sogar bacchiische Hexameter mit Tetrameter als TtuQaxiXevzov Amph. 633— 643, ferner auch regelrechte Systeme aus trochäischen Senaren mit Dimeter als naQazeXswov Amph. 675—579 u. a. Es bleibt ja nicht ausgeschlossen, dass für manche dieser für uns in der römischen Comödie neu auftauchenden Formen es schon griechische Vorbilder gegeben hat. Allein wir haben zu weuig Anhalt für diese Behauptung, und Verschiedene?

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

ist nur unter dein Einflüsse der einheitlichen rhythmischen Technik denkbar, die erst im römischen Drama, das nicht mehr an die alten classischen Traditionen gebunden war, so allgemein zum Durchbruch kam. Eine Folge dieses Grundprincips ist wohl auch die Einführung alloeoinetrischer Bestandteile in die systematische Compoaition, allerdings gewöhnlich nur als 7CaQatüevzov, vgl. Amph. 572 u. a., iu anapästischem System ein vorletzter bacchiischer Vers Pseud. 593 oder ein iambischer Dimeter als zweiter Trin. 239. Im griechischen Drama wären solche einfache Systeme mit al- loeometrischen Gliedern eine arge Stillosigkeit gewesen, im rö- mischen erweisen sie sich als eine ausdrucksvoll gebrauchte an- muthige Variation. Denn da sich dieses nicht mehr an das alte starre System gebunden fühlte, übertrug es eine Eigenheit des gewöhnlichen gesungenen Liedes auf diese wohl mehr recitativ- artig vorgetragenen rhythmischen Stilarten.

Aber auch an ihrer eigentlichen Stelle hat das römische Drama die Epodika und Proodika als regelrechte alloeometrische Bestandtheile in seiner Strophenbildung verwandt und zwar in allen den Variationen, die das griechische Vorbild gestattete bald als einleitende Glieder, bald als Schlussglieder, bald als den Schluss vorbereitende jtaQatiXsvta, was wir ja reichlich exempli- ficirt zu haben glauben. Zerlegte sich ein Gedicht in verschie- dene einzelne Strophen oder Perioden, wie in der zuletzt aus- führlich besprochenen Monodie des Sosia, der sich eine ausgedehnte Schlachtschilderung erfinden muss. so können diese alloeometri- schen Glieder bei mehreren Perioden hinter einander sich ein- stellen, und der Bau eines solchen Canticums nähert sich schon bedeutend demjenigen mit der eigentlichen peraßoXri Qv&(iixij. Treten dazu noch andre aufregende Momente, wie häufige, be- sonders charakteristische Katalexen, Wechsel in der Ausdehnung der Reihen, oder gar die (lataßoXi) xaz' avtifrsöiv, dann haben alle diese rhythmischen Mittel in ihrer Vereinigung schon eine gewaltige Wirkung, wie wir das an Rud. 190 219 erläuterten, allein der eigentliche Rhythmuswechsel blieb auch hier zunächst immer noch im Dienste der Form, insofern er einzelne Perio- den markirte. Wir sehen aber hieraus, wie besonnen die rhyth- mische Praxis der Römer die stärksten Effecte gebrauchte, und können erwarten, dass der eigentliche Taktwechsel wirklich nur da angewandt wird, wo ihn die griechische Theorie als stilgerecht hinstellt; wofür sicher diese Stelle aus Plautus' Hudens ein treff-

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2. Die Epimixis alloeometriacher Reihen.

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liches Beispiel ist. Denn hier war das ßiai'cog avfrifatuv zr\v i>v%rp> nicht ausgeschlossen. Es erscheint eine schiffbrüchige Frau, allein und hilflos in höchster Noth und Verzweiflung, eine Situation, zu deren Darstellung selbst die Tragödie das gleiche Mittel des eigentlichen Taktwechsels anwendet, wie wir im vier- ten Abschnitt sehen werden.

Trotz aller Variationen und Erweiterungen der alten Kunst- formen des classisch griechischen Dramas finden wir also auch hier das hellenische Vorbild wieder. Der Gebrauch der rhythmi- schen Metabole ist im römischen Drama seinen meisten Einzel- heiten nach, wie wir beobachteten, immer noch derselbe wie im griechischen. Ehe wir diesen Gedanken auch für den eigentlichen Taktwechsel durchführen, haben wir noch eine gleichfalls den beiden Völkern des classischen Alterthums gemeinsame, mit der psTCcfioAr} Qv&fiixri zusammenhängende Einzelheit der rhythmischen Technik zu betrachten. Es kommt nämlich vor, dass innerhalb ein- und derselben Reihe verschiedene Rhythmen sich vereinigen. Schon das griechische Drama giebt dafür sichere Belege.

3. Taktwechsolnde Verse in stichischem Gebrauch.

1. Aristophanes baut Lysistrate 1014—1035 eine stichische Dialogpartie, die zwischen einem Manner- und Frauenchor ver- theilt wird, in einer Weise, dass er einen akatalektischen trochäi- schen Dimeter mit einem päonischen Dimeter eng verbindet: ovöiv iöti ShigCov yv\vcuxbg cc^a%fotBQQV ovdl nvQ ovd' aid' avaidrß \ ovdepia nägdaXig xtl. Hier haben wir wirklich ganz enge rhythmisch-metrische Bindung, wie z. B. V. 1021 beweist

aXXa xi\v i^Ofiid* ivdv\6a 6e HQOtiiovtf' syco, wo nach Art jedes andern Langverses die Hauptcasur gänzlich vernachlässigt ist. Aehnlich, aber doch etwas anderer Natur ist das metron Eupolideum polyschematiston, vgl. Christ, Metrik2 S. 473, oder das von Hephaestion c. 16 als fidtgov imcovixov mit einigen Beispielen belegte u. a.

Halten wir zunächst die an die Spitze gesetzte Art fest, so sehen wir daraus, dass es möglich war, ein trochäisches xälov mit einem päonischen Dimeter zu vereinigen. Auch im römischen Drama finden sich solche enge rhythmische Verbindungen zwischen kretischen Versen und Trochäen. Zwar dass öfters trochäische

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Dimeter epodisch oder proodisch an Kretiker antreten, wie ausser den von uns im vorigen Abschnitt aufgeführten Fällen z. B. Cas. 60ö Ne quid in te mali | fäxit ira pe>cita oder ibid. 147 Pran- dium iüsserat | se*nex sibi paräri ist eine etwas andre Erscheinung. Denn dies bleiben immer selbstständige bedeutsame Glieder und treten nie regelmässig in stichischem Gebrauche ein.

Einen ähnlichen Bau scheint auch die Monodie des Epidicus zu bieten: Epid. 81 103, die von je vier trochäischen Septenareu eingeleitet und abgeschlossen, folgende regelmässig stichisch ge- baute Hauptpartie nach der Ueberlieferung zeigt 85 99:

Neque ego nunc qu<5 modo 85 Me cxpeditum ex impedito faciam consiliiim placet.

Ego miser perpuli Meis dolis senem, ü*t censeret stfam sese emere fr'liam.

ta suo filio

Fi'dicinam emit quam ipse amabat, quam äbiens mandavit

mihi. 90

Si sibi nunc alteram Ab legione abdtixit animi catisa, corium pe*rdidi.

Nain übi senex se'nserit Sibi data esse verba, virgis dörsum despoliet meum. enim tu praecave. enim bat enim : nihil est istuc : plane hoc corruptümst

caput 95

Nequam homo's, 6pidice. Qui lubidost male loqui? quia tüte tete de'seris.1)

Quid faciam? w6n rogas? Tu* quidem aute hac aln's solebas däre consilia rntftua. Allein diese offenbar stichisch componirte Monodie besteht unserer Auffassung nach nicht aus taktwechselnden Versen. A. Spengel hat zwar eine Zusammensetzung aus kretischen Di- metern und trochäischen Septenaren angenommen, doch die Ueber- lieferung spricht dagegen. Denn Spengel muss von Vers 96 an einen neuen anders componirten Abschnitt ansetzen, wo doch offenbar das siebente und achte dem vorhergehenden gleichgebaute Glied zu suchen ist und ausserdem V. 91 umstellen Si alteram mtnc sibi. Halten wir uns aber an die handschriftlichen Verse hier wie 98 Quid faciam? und Si sibi nunc, so ist es klar, dass

1) codü. tu tete. Goi.-tz tute te ipse.

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3. Taktwechselnde Verse in stichischem Gebrauch

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hier keine Kretiker vorliegen können, da diese keine zweisilbige Senkung vertragen. Es müssen vielmehr katalektische trockäische Monometer oder vielmehr dikatalektische Dinieter neben Septe- naren sein. Darauf führt auch die Versabtheilung in A, der so- wohl 94 als 98 in zwei kleine Verse, also katalektische trochäische Monometer trennt. Denn so bezeichnet der metrische Redaktor des A in der Regel die Versstücke, in denen er Katalexen an- nimmt. Charakteristisch ist hierfür z.B. im Ambrosianus dieUeber- lieferung von Pers. 17, wo ein regelrecht gebauter kretischer Tetrameter unter lauter trochäischen Langversen so abgetheilt ist: Ut vales || Ut queo quid agitur || Vivitur. Da vorher Trochäen stehen, sah der Redaktor auch hier noch Trochäen und schrieb Ut vales als "besondern Vers, da er ihm die erste Katalexe zeigte; dagegen den zweiten und dritten Kretiker verband er zu einem Verse, weil sich dieser auch als trochäische Tripodie lesen Hess. Demnach lässt sich wohl auch für die Epidicusstellen nicht in Abrede stellen, dass eine leidlich alte Tradition nicht kretisches Versmass, gegen das der Bau zweier Verse spricht, sondern ka- talektische Trochäen gab und zwar hier richtig. Wie sehr aber diese doppelte Katalexe in den Kurzversen passt, ist einleuchtend. Es ist dieselbe Wirkung der Katalexen, die wir oben S. 422 be- sonders an der Monodie des Aeschinus in Terenz' Adolphen IV, 4 erläuterten: Ueberlegung, die zu keinem Entschluss zu kommen vermag.'

Ebenso bleibt noch zweifelhaft, ob wir ein taktwechselndes Mass in den besonders Most. III, 2 oft gebrauchten Versen wie Äxsequi certa res est ut abeam anerkennen sollen, das nach A. Spengel, Reform vor schlage, S. 86—88 aus einem kretischen Dimeter und einem einheitlichen Versfusse _ v, ^ _ bestehen soll. Verschiedene Auffassungen sind hier möglich, vgl. noch Ritsehl, zu Most. 693. Es kann die katalektische Form zu dem sogleich zu besprechenden Verse sein, aber auch ein te-

trameter creticus catalecticus in syllabam; vermuthlich an man- cher Stelle das eine, an anderer wieder das andre.

2. So finden wir in solchen Compositionen eine in regel- rechter stichischer Folge wiederkehrende eigenartige Periode, aber keine pezaßoli} gvftiiixy innerhalb desselben Verses. Eine solche liegt aber vor in der häufig gebrauchten Verbindung eines kre- tischen Dimeters mit einer trochäischen Tripodie, die ganz so eng sein kann, wie die an die Spitze unsres Abschnittes gestellte

Klotz, UrundzUgo altrömischer Metrik. 33

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Aristophanische Taktcombination. Ganz wie diese Aristophanische gebraucht, kommt in der römischen Comödie eine ähnliche Ver- bindung vor, nur dass das erste Kolon kretisch und das zweite trochäisch ist, während es bei Aristophanes umgekehrt ist. Diese finden wir auch stichisch gebraucht, wie Bacch. 663 667, wo eine fünfgliederige Periode aus diesem Verse ohne jeden andern Zusatz besteht:

Sed lubet scire, quantum atirum erus sibi Dempsit et quid suo reddidit patri. Si frugist, He*rculeiu fecit ex patre: Decumam partem ei dedit, sibi novem abstulit. Sed quem quaero, <5ptume eccum öbviam mihist.

Dass die römischen Dichter eine solche Taktvereinigung nicht immer in strenger stichischer Form gehalten haben, werden wir nach alle dem, was wir sonst von ihrer rhythmischen Technik wissen, nicht auffallend finden. Gleich im Anfange dieser Monodie des Chrysalus tritt sie mit grösserer Freiheit und in ziemlich selbstständiger Bewegung auf. Im Proodikon ist hier sogar zwei- mal paarweise als selbstetändiger Vers diese trochäische Tripodie vor Kretikern und noch einmal als naQaxiktvzov gesetzt, wie wir sie bereits oben Amph. 242 annahmen. Denn der folgende Vers Bacch. 651. 652 kann nicht anapästisch sein, wie man gewöhnlich annimmt, da dann eine durch nichts zu entschuldigende Vernach- lässigung der Hauptcäsur vorläge. Aus dem gleichen Grunde kann man auch nicht in dem dritten der drei einleitenden anapästischen Langverse eine Umstellung vornehmen, sondern man muss den ersten Dimeter entweder katalektisch messen: Erum mäiorem meum ut ego hödie, was ziemlich hart ist, oder als Octonar: Erum niaiorem meum ut ego hÖdie | lüsi etc. Der erste kann ein Octonar oder Septenar sein, je nachdem man Hiat in der Hauptcäsur gestattet oder huic in Elision stellt. Dass Ersteres durch die Anaphora: Hunc homiuem decet auro expendi: huic decet statui statuam ex auro gefordert werde, lässt sich nicht verfechten, braucht doch selbst Horaz, carm. I, 19, 13 dieselbe Anaphora in Elision: Hic vivum mihi caespiteni, hic || verbenas etc. Endlich lässt sich V. 646 als iambischer Dimeter lesen, hat aber als solcher einen abscheulichen Schluss; ohne jeden Anstoss ist er, wenn man in ihm ein paar katalektische kretische Dimeter finden will, beziehentlich die katalektische Form der trochäischen Tripodie

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3. Taktwechaelnde Verse in sticbischem Gebrauch.

»15

s. oben Seite 513, in denen ein Schluss wie egt Itbö und edo et äniö gerade sehr beliebt ist.

Die ganze Stelle lautet demnach 640—652 so: anap. Hunc höminem decet auro expendi : huic decet statuam

statui ex aüro. 640 Nam düplex hodie facinus feci : duplici'bus spoliis sum

adfectus.

Erum mäiorem ineum üt ego hodie lusi lepide, ut ludi-

ficatust.

troch. Cällidum senem cällidis dolis

cret. Compuli et perpuli uii ömmia ut crederet.

troch. Nünc amanti ero, ti'lio senis, 645

cret Quicum ego bibö, quicum edo et ;imö,

cret. Regias cöpias aüreasque öbtuli,

Üt domo sümeret ned foris quaereret.

Nön mihi isti placent Parmenones, Syri, nagateX. Qui duas tres minas aüferunt eris. 650

N6quiust nihil quam egens cönsili servos, epod. Nisi habet multipotens pectus.

So sehen wir die trochäische Tripodie schon freier als iu gewöhnlicher stichischer Folge angewandt. Etwas anders wieder tritt sie Most 105 117 auf, wo folgende Perioden sich ergeben:

1. Ätque ubi illo mmigrat nequam homo indiligens, 105 Ctfm pigra fämilia, inmündus instrenuos,

Hic iam aedibus vitium ädditur, bonae quom curautdr male.

2. Ätque illud saepe fit : teinpestas venit, Cönfringit tegulas imbricesque : ibi

Dominus indiligens reddere alias nevolt. 110

3. Veriit imber, lavit, parietes perpluont, Tigna putrefacit per operam fabri. Nequior fäctus iamst tfsus aedium.

4. Ätque haud est fabri cülpa, sed magna pars

Mdrem hunc induxerunt : si quid nümmo sarcin potest, 1 15 Üsque mantänt neque id faciunt, donicum Parietes ruönt : tum aedificant aedis totas denuo. Regelmässig ist hier die erste und zweite Periode gebaut: 1. zwei kretische Tetrameter mit einem iambischen Octonar als Epodikon. 2. zwei aus kretischem Dimeter und trochäischer Tri- podie zusammengesetzte Verse mit einem kretischen Tetrameter als Schluss. Freier aber ist der Gebrauch der trochäischen Tri-

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Rhythmik II. Die rhythmische Metabole.

podie in der dritten und vierten Periode, insofern zwar jeder kre- tische Vers auch eine trochäische Tripodie hat, aber der je erste die Tripodie an erster statt zweiter Stelle.

Auch in dem langem kretisch -trochäischen Gedichte Most. 690 742 herrscht dieser kretisch-trochäische Vers entschieden vor. Er bildet in regelrechtem, stichischem Gebrauche das Grund- mass; nur an einzelnen Stellen tritt der Vers: Nrinc dormitüm iubet me ire : ininume ein, den man hier geneigt ist als die kata- lektische Form des Hauptmasses aufzufassen, wie V. 693. 697 sicher als Periodenschluss, dagegen 702 als Einleitung der Periode und 706 als JcaQatiXtvtov. Auch 699 ist selbst nach der Pala- tinischen Ueberlieferung der gewöhnliche die ganze Scene durch- dringende stichische Vers mit einsilbigem scio, wie so oft: Tota turget mihi uxör scio nunc domi, mit caesnra latens, durch die ja selbst der trochäische Dimeter mit einem kretischen verbunden werden kann, s. oben S. 505; dasselbe gilt von 701, sodass wir bis 714 wirklich diese taktwechselnden Verse in stichischer An- wendung haben. Mit diesem Verse also, mit der Begrüssuug des Tranio und Simo wird der Ton der Scene ein anderer und tritt auch der volle kretische Tetrameter auf. Doch ist in diesem zweiten Theile die Ueberlieferung so lückenhaft, dass man die Composition im Einzelnen nicht sicher erweisen kann. Aber aus dem ersten Theile geht schon mit Sicherheit hervor, dass hier eine ursprünglich stichisch gebrauchte taktwechselnde Versver- bindung die Grundlage bildet, deren stichischer Gebrauch ent- weder ganz beibehalten oder nur wenig variirt ist. Und das be- weist schon, wie sehr man auch hier nach griechischen Normen sich richtete.

Auch Pseud. 1285 fgg. ist der stichische Gebrauch dieser Versverbindung in der ersten Periode durchgeführt, nur gegen Ende derselben treten reine kretische Tetrameter hinzu. Alles spricht also dafür, dass alle diese Compositionen veranlasst wurden durch einen im griechischen Vorbilde vielleicht nur vereinzelt vor- kommenden Vers mit ähnlicher lihythmenmischung wie der Ari- stophanische, den wir im Eingange unseres Abschnittes erwähnten.

Dies glauben wir auch noch aus einem andern Grunde an- nehmen zu müssen. Wir können nämlich noch eine derartige aus zwei verschiedenen rhythmischen Bestandtheilen zusammengesetzte Heihe in streng stichischem Gebrauche nachweisen. Das ist der sog. versus Rei/ianus, die Verbindung eines alloeometrischen

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3. Taktwechselude Verse in stichiscbeui Gebrauch.

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hyperkatalektischen Monoraeters oder brachykatalektischen Di- meters mit einem iambischen oder trochäischen Dimeter. Auch hier fehlt uns das directe griechische Vorbild, doch hat es ein solches wohl gegeben. Ehe wir aber die hier hauptsächlich in Frage kommende Scene besprechen, müssen wir über den rhyth- mischen Werth des sog. versus Reizianus handeln.

3. A. Spengel, Reformvorschläge S. 291 303, hat alle diese Verse, nicht bloss in der berühmten Scene Aul. III, 2, sondern auch Stich. 3—5. 7. Cas. 706-710. Most. 892. 893. 899. 900. Aul. II, 1, 31 38 u. a. als Anapästen genommen. Dagegen hat Fr. Leo, Eiu Capitel Plautinischer Metrik. Rhein. Mus. N. F. 40. Bd. S. 161— 203, eine vermittelnde Richtung eingeschlagen und meint, sie seieu nach Art der ähnlichen Schlusskola der attischen Comödie bald logaödisch, bald iambisch zu messen, ohne dass der Unter- schied in der römischen Nachbildung besonders hervorzutreten brauche. Man muss Leo entschieden soweit Recht geben, dass der sog. versus Reizianus sowohl einem griechischen logaodischen Schlusskolon wie q ovxoydvTtjg aXXog oi (icS&v xa^söslxai. nuQMv axod^ifisL tov tiijvbg exdatov^ als auch einem iambischen wie öTQußst nvxvmoag. vip.£0&e <pvka. o&sv zgicpeö&cu entsprechen kann. Aber ebenso hat auch Spengel Recht, wenn er Aul. III, 2, wo wir eine Doppel perikope solcher Verse in stichischer Folge haben, ein und denselben durchgehenden Rhythmus für dies frag- liche Schlusskolon verlangt. Das müssen aber dann, wie wir sehen werden, Anapästen, nicht Logaöden sein. Sparen wir uns jedoch diese Scene auf das Ende und untersuchen erst, aus welchen Be- standteilen der sog. versus Reizianus besteht. Zunächst ist es durchaus nicht nöthig, dass er überall dieselbe Geltung hat, son- dern er kann in den verschiedenen Gedichten auch verschiedenen Khythmengattungen angehören. Nach den Bildungsgesetzen aber, die wir in unseren früheren Hauptabschnitten für iambische, ana- pästische und logaödische Verse gewonnen haben, sind wir im Stande feste Normen aufzustellen.

1) Da wo der Vers logaödisch sein soll, darf die mittlere Senkung nicht zusammengezogen werden, vgl. oben S. 71. 72, son- dern muss immer zweisilbig sein, und zwar sind, wie bei den Anapästen und Daktylen alle Kürzen, auch die schweren bei jeder Wortvertheilung zulässig; die zum Daktylus gehörende Hebung aber darf nicht aufgelöst werden, die erste Senkung endlich kann lang oder kurz, aber nicht zweisilbig sein. o j. v ^ w y.

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518 Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

2) Bei den lamben wieder sind beide Hebungen auflösbar, können die Senkungen durch eine Kürze oder Länge gebildet werden, auch zweisilbig sein; doch müssen die zwei Kürzen der Senkungen immer nur flüchtige Kürzen sein, ebenso sind schwere Längen in der zweiten inneren Senkung zu meiden. ^wL^wg.

3) Im Anapäst endlich kann Hebung wie Senkung aus einer beliebigen Länge oder zwei beliebigen Kürzen bestehen, dagegen dürfen die Senkungen nie durch eine einzige Kürze ausgedrückt werden, ccyyv^^y. Selbstverständlich sind in allen drei Versen die Regeln für trochäische Schlüsse massgebend.

Untersucht man nach diesen festen Regeln die für unsern Vers angeführten Stellen, ohne von vornherein einen Rhythmus in alle hineintragen zu wollen, so ergiebt sich für

Ca s. 707. 708. 710 entschieden logaödische Messung. V. 706 ist ausser Betracht zu lassen, da er jedenfalls unmetrisch über- liefert ist und höchstens durch Streichung zweier Wörter: nugas agunt zu einem den folgenden ähnlichen Verse wird. Da- gegen 709 kann nur erst durch Zusätze und Umstellungen den benachbarten gleichgemacht werden in einer Weise, die wenig Wahrscheinlichkeit hat, z. B. Tarn cära vita mihi meast quam tü*a tibi cara, wo das doppelte cara, das man erst durch Ein- setzung des ersten gewinnt, sicher eine Verschlechterung des Stils ist, abgesehen davon, dass auch noch vier Worte verstellt sind. Der Vers lässt sich, wie er überliefert ist, scaudiren: Tarn mea mihi vita quam tuä tibi carast als katalektischer iambischer Senar; dieser bildet in dieser Schlussperiode der ganzen Scene das xa- gaxtkfviov.

j(iamb.) Quin tu i modo inectfm domum. I (logaöd.) : : At pol mälüm metuo. ((iamb.) I modo, perspicitö prius, \ (logaöd.) quid intus agatur.

:: Tarn mihi mea vita quam tua tibi carast. (iam-

bisches naQaziXsvTOv.) l(iamb.) :: Verum <iui> modo. :: Si iubes, ((logaöd.) imbttur tecum.

Dass in diesem logaödischen Schlussgliede die erste Senkung bald kurz, bald lang ist, stimmt ganz zum griechischen Vorbilde, z. B. Arist. nub. 1346. 1348 = 1392. 1394, wo diese Kola ähnlich nach je einem iambischen Trimeter stehen, entsprechen sich tov avÖQtt XQatr}G£ig = iti]däv o xi Algert, ovtog dxokaOtog «= Atti&v

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3. Taktwechselnde Verse in stichischem Gebrauch. 510

avaxsfau; ebenso Ach. 841 = 847 = 853 = 859 y _ ^ u y. Da- gegen kann man daran, dass im Lateinischen die letzte Hebung in At pöl malum metuo aufgelöst ist, keinen Anstoss nehmen, da das in jedem katalektischen Schlüsse im romischen Drama zu- lässig ist, wie im anapästischen, so natürlich auch im logaödi- schen Rhythmus, der so gut wie jeder andre der einheitlichen metrischen Technik unterliegt.

Schwieriger ist die Entscheidung in der ersten Scene des Stichus. Hier wird der Vers uns 3. 4. 5 und dann 7b und 8 überliefert. Ein System anapästischer Kurzverse (nach A, die in den Palatini zu zwei längeren vereinigt sind) steht dazwischen und voraus geht ein ähnliches anapästisches System aus Mono- metern mit längerem itagaxiksxrtov , während im erstgenannten System der Schlussvers der längere ist. Mit der Verseintheilung nach A messen wir:

Credo ego miseram

Fuisse Pgnclopam

Soror, suo Sx animo,

Quae tarn diu vidua

5 Viro süo caruit. j |

Nam nös eius animum De nöstris factis nöscimus, quarüm viri hinc absunt Quorümque nos negötiis abseutum ut est aequoni *)

Solh'citae uoctes e*t dies, sorör, sumus Semper. | \ 5

10 ::Nostrum officium

Nos facere aequomst, Neque id raägis facimus,

Quam nos monet pietas. 1 1 Sed hic, mea soror adsidedum : multä volo tecuni 15 Loqui de re <(nostra et) virum. :: Salvaene ainabo?*) Dann scheinen regelmässige anapiistische Dimeter einzutreten mit Spero equidem et volo : sed hoc, söror, cruciat. J Patrem tuöni meumque adeo umce qui unus etc., wiewohl im Einzeln manche Zweifel bleiben.

Hiernach ist klar, dass V. 13, wohl auch 4 u. ß nach unserer Zählung in den anapästischen Partien sicher auch anapästisch zu

J) A absentium ita ut aequom est, woraus man absentum ita ut aequomst gewinnen könnte. 2) Wenn nicht in diesem Verse ein kürzeres Schlusskolon zu suchen int, ein katalektischer jambischer Senar.

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

messen sind. Dagegen 14 u. 15 können nur iambisch sein, sodass gar kein Rhythmenwechsel innerhalb desselben Verses stattfindet, sondern diese xdU« mit den iambischen Dimetern zusammen einen hyperkatalektischen Senar oder richtiger längeren brachykatalek- tischen iambischen Vers bilden. Nur die drei gleichfalls mit iam- bischen Dimetern vereinten 7—9 scheinen ihrer Bildung nach loga'ödisch, allein sie können auch allenfalls iambisch sein, V. 9 unbedingt, V. 8 besonders nach der Fassung von A, nur V. 7 hat eine ziemlich schwere Senkung, die durch Umstellung hinc viri statt viri hinc beseitigt würde, aber auch als innere Senkung der Jamben nicht ganz gemieden wurde. So wird auch noch mancher andre vereinzelt vorkommende derartige Vers einfach iambisch zu messen sein, wie wir dies oben S. 220 von Most. 330 annahmen: Iacentis tollet pöstea nos ämbos äliquis.

Kaum mit einiger Wahrscheinlichkeit lässt sich eine ähnliche Partie bestimmen: Aul. 153—160. Denn offenbar ist V. 155 u. 157 durch Glosseme so verdeckt, dass jede Herstellung proble- matisch ist. Vers 156 schliesst mit einem unmetrischen und, wie scheint, überschüssigen soror. Da im nächsten Verse die Worte quam dare vis aus 155 eingedrungen sind, wurde dies soror wohl aus diesem Verse, der nun zu lang war, in die vorhergehende Zeile geschrieben. Dann lautet die Ueberlieferung ohne Vers 155 folgendermassen :

Heia höc face quod te itfbet soror : : Si ltfbeat faciam.

: : In rem höc tuamst. : : Ut quidem emoriar, pridsquam

ducam. 154

» »

Quae cras veniat, perendie foras feratur. 156

Soror, his legibüs cedo nuptias adorna.

:: Quam maxuma posstfm tibi, frater, dare dote:

Sed est grandior natü; mediast muh'eris aetas.

Eam si iubes, frater, tibi | me pöscere, poscam. 160

An dieser Ueberlieferung braucht man nicht weiter zu än- dern. Quam in V. 158 ist richtig; man hat aus dem Zusammen- hange das Verbuin finitum in der ersten Person zu ergänzen. V. 154 wird zwar durch die Umstellung von Hermann gefalliger, allein sie ist überflüssig. Denn 153—159 haben wir lauter iam- bisches Mass, nämlich wieder sog. livpirkatalektische Senare. Da diese keine Cäsur nach der vierten Hebung zu haben brauchen, wie auch V. 157 beweist, so sind die Anapäste in emoriar und

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3. Tnktwechselnde Verse in Btichiscbein Gebrauch.

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mediast (154 u. 157) zulässig. Den letzten Vers, 160, hat zwar Mahler durch Umstellung auch zu einem rein jambischen gemacht; aber der Vers bietet seinem Inhalte nach keinen Anstoss und gegen jede Umstellung spricht der Umstand, dass poscere poscam, das dann getrennt würde, gerade zusammengestellt, erst recht wirkt. Wir nehmen daher dieses letzte Glied ohne jede Aenderung als ein logaödisches oder anapästisches Epodikon zu dem sonst durchweg iambischen Gedichte. Darnach folgt Septenardialog. Ganz den gleichen epodischen Gebrauch dieses anapästischen Ko- lons werden wir Most. 347 Age tu Interim da ab Delphio j| cito cantharum circum, gleichfalls nach iambischem Dimeter beobach- ten, am Schluss eines sehr ausgedehnten Canticums.

Sonst aber haben wir bisher alle sog. versus Iieizianos als rein iarabische, den ersten Dimeter zu einem längeren Verse er- gänzende Verstheile oder ihrem Baue nach als logaödische Schluss- kola ansetzen müssen, deren uns die alte Comödie reichliche Bei- spiele bietet und auch die sicilische Comödie eines Epicharm bot, von dem der Vers seinen Namen hatte. Nur in einem Falle war anapästische Messung sicher. Und auch zu dieser findet sich weiterer Beleg.

Es bleibt uns noch eine Scene übrig, die eine Folge von 32 Versen dieser Art giebt. Aul. III, 2 415—446. Hier hat A. Spengel, a. 0., ganz recht mit der Annahme, dass eiu grosser Theil derselben nur anapästisch gemessen werden kann. Es stehen 29 anapästische Kola (nicht 28, wie Spengel meint. Denn im ersten Verse kann doch in Quid stölide clamas? das mittelste Wort recht gut Adverbium sein, wenn auch sonst die Wendung Quid stultS u. ä. mit Vocativ begegnet) gegen 3 iambische. Nun ist es von vornherein klar, dass die stichisch hinter einander ge- brauchten Verse in ein und demselben Masse gebildet waren. Einer dieser drei Verse wird uns überhaupt nicht metrisch richtig überliefert, V. 7 res ipsa testis est; hier sind wir genöthigt die überschüssige Silbe zu beseitigen und ziehen es vor Hes ipsast testis oder Est res ipsa testis zu stellen als die sonst nicht zu belegende Form testist zu creiren. Im zweiten dieser drei Verse wählen wir lieber Speugel's Umstellung von me abseilte und ne- goti 427 me abseilte | negoti statt negoti | me absente als den Einschub eines tuisque, den L. Havet, revue de philologie XI. (1887), 4. S. 147 153 vorschlägt, der die schon recht schwer- fällig überlieferte Wortstellung noch verschrobener macht, da

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522 Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

zwischen tibi und tuisque noch das zu in aedibus gehörende meis tritt. Ebenso wenig wie die erste Stelle kann auch die dritte V. 417 fdr iambische Messung geltend gemacht werden. Denn die beste Ueberlieferung, codex B, giebt hier Quia cultrum habes. :: Cocum decet. :: Quid cominatus || Mihi. :: fstuc male factum arbitror quia nön latus fodi. Die Personenvertheilung ist von dieser Scene an bis IV, 2 in B erst von zweiter Hand nachge- tragen, in unserer Scene überhaupt wiederholt nicht in Ordnung, wie 423. 434. 435. 445. So auch hier. Denn den folgenden Vers 418 spricht noch Euclio, wodurch auch Spengel's Anstoss weg- fällt gegen das in den nächsten Vers überhängende mihi, dem Spengel ein immo vorsetzen zu müssen glaubte. Der Koch ist flüchtig vor dem unsinnig verfolgenden Euclio und vertheidigt sich nicht einmal, sondern hat sich, wenn er nicht ausweichen konnte, immer prügeln lassen, vgl. 421. 422. Res ipsa est testis. Ita füstibus sum möllior magis quam üllus cinaedus. Auch später fragt er 436: Quid fe*cimus, quid diximus tibi secus quam velles? Wenn er Vers 425 wegen der empfangenen Schläge bemerkt cum malo tuo magno, so meint er damit nichts anderes als 446 pi- pulo te differani ante aedis. Euclio aber konnte recht gut be- dauern, dass er den Koch nicht besser getroffen hat. Er ist doch der Verfolger vom ersten Verse an: redi, quo fugis etc., und sagt von dem fissile caput v. 440 merito fd tibi factumst und droht 443 te faciam miserrumus mortälis uti sis. Demnach werden wir Spengel's Quid ed mi<ni>tatu's? nicht billigen, wiewohl die Ver- schreibung co statt eo denkbar ist, vgl. Most. 334 cam statt eam gerade auch in B; ebensowenig auch Quid comminatus der übrigen Handschriften und des gewöhnlichen Textes (conminatu's), was wohl auch nur eine Vermuthung ist. Was in dem sinnlosen co- minatus liegt, lässt sich nicht bestimmt angeben. Etwa ein Quid? <cö>co innatust? ') oder irgend eine Wendung mit coquitatus (co- quitare ist für Plautus durch Paulus Festi p. 61, 18 bezeugt) oder coqutnatus, das auch V. 408 in der hier erforderlichen Messung gebraucht ist? Auch die vorhergehenden Worte hat man geändert in Cocum dddecet?, eher Cocum addecet oder Cocum condecet (Coquom cöndecet). Allein der Dinieterschluss cocrim (coquöm) decet ist wohl als vereinzelte Ausnahme allenfalls zu ertragen, wie die ähnlichen Ausgänge lücrum facis. äquam velis u. a. Jeden-

1) oder Quid? cöco is innatust? oder Quid? cöcost inoatns?

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3. Taktwechselnde Verse in stichiscbem Gebrauch.

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falls lasst sich auch diese Stelle nicht als besonderer Beweis gegen anapästiscbe* Messung dieser Kola in unserer Scene anführen, wenn sie sich auch nicht mit Evidenz verbessern lässt. Denn alle übrigen Verse enthalten unzweifelhaft die Verbindung eines iam- bischen Dimeters und eines anapästischen Kolons:

C. Quid stdlide clamas? 415

Nome'n tuom. C. Quamobrem?

E. Quid? f cominatns

Qnia nön latus fodi. Qni vivät hodie,

Male plus lubens fax im. 420

Res ipsast testiB.

Magig quam üllus cinaedus. Mendice homo? E. Quae res? Quam <me> aöquom^erat feci? Tuo, si hoc caput sentit. 425

Tuom nunc caput sentit.

Nam erat me absente Volo sci're. C. Tace ergo. K. Quid tu, malum, curaa, Nisi tu mi es tutor? 430

Nob cöquere hic cenam? Mea sälva futura? Quae <ego) ättuli salva.

E. Scfo : n6 doce : novi. Nos cöqnere hic cenam? 435

Tibi accus quam velles? Qui anguloB us^que) omnia Mihi pervium facitis? Ad föcum si adesses, Merito l'd tibi factumst; 440 Tarn nöscere possis: Nisi iüssero, propius, Mortälis uti sis. Quo abi's? redi rursum. Iam<iüm), nisi reddi 445 Hic di'flferam ante

1. E. Redi, quö fugis nunc? t^ne,

tene.

E. Quia ad tris yiros iam ego deferam

E. Quia cültrum habes. C. Co-

cüni decet. Mihi fstuc male factum arbitror,

2. Homo nüllust te sceltfstior, Neque quoi ego de industria am-

plins

C. Pol etsi taceas pal am id

quidem8t: Ita fustibus sum möllior

3. Sed quid tibi nos tactiost, Etiam rogitas? an qufa minus C. Sine: at hdrcle cum magnö

malo

E. Pol ego haud scio, quid p6st foat:

4. Sed in aexübus quid tibi meis Negöti, nisi ego iiiaseram? Quia veni coctum ad nüptias. Utrüm crudum an ego coctum

edim ,

1 C. Volo sci're sinas an n6n sinas E. Volo scire ego item, m£ae domi C. Utinam mea mihi modo aü- feram

Me haud pae'nitet, tua neexpetam.

2. C. Quid est qua nunc prohibea

gratia

Quid fe'cimus, quid diximus E. Etiäm rogitas, sceleste homo, Mearum aedium et conclävium

3. Ibi ubi tibi erat negotium Non caput haberes fissile : Adeo üt tu meam sent^ntiam Si ad ianuam huc acccsseria,

4. Ego te* faciam mise'rrumus Scia iam meam sentcntiam. C. Ita bene amet Lavürna, te Mihi vasa iubes, pi'pulo

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Manche Stelle ist nicht ganz sicher, wie 423 die überlieferte Wortfolge vielleicht zu halten ist Täctlo est; ähnlich im letzten Verse pi'pulo hic | differäin ante aedis; 425 vielleicht in über- lieferter Wortfolge: Sine : at hercle cum mälö tüo | magno", si hoc sentit, ohne caput, das nicht nöthig erscheint, weil der Koch durch eine Geste bei hoc andeuten konnte, was er meinte, während es im nächsten Verse, wo Euclio spricht, natürlich nicht fehlen darf: Tuom nunc caput sentit; so vielleicht auch 432. 433. 445. 446. Dagegen lässt sich 438 pervium facitis recht gut verstehen als unsinnige Hyperbel des Euclio: „Ihr macht mir alle Winkel meines Hauses zu einer allgemein zugänglichen, offenen Strasse."

Eine ähnliche kleinere Reihe haben wir Cas. 864 866,

dazu noch 884, nur ist hier der erste Bestandtheil nicht ein iam-

bischer, sondern ein trochäischer Dimeter:

Sed abist pallidum tuom? : : Hic intus reliqui.

: : Quid nunc satis lepide additast Vobis manus? : : Merito. *)

Se"d coocrepuerünt fores; Num lila m«5 nunc sequitur?

Öccidi, revocör; quasi Non audiam, adibo.

Doch bleibt dies nur eine kürzere, gleichfalls vereinzelt stehende Variation.

Die Aululariascene aber ist besonders lehrreich für diese Art der Combinirung rhythmisch verschiedener xmka. Das Princip ist ganz dasselbe wie bei Aristophanes' trochäisch-kretischer Bil- dung, die jedoch noch enger ist. Doch müssen wir uns dessen bewusst sein, dass es sich hier um einzelne komische Kunststücke handelt, die mit einem effectvollen Tanze zusammenhängen. Die Tragödie kennt unsers Wissens dergleichen Fälle der psraßoXri Qv&fiixrj nicht. Bei Plautus lässt sich die Wahl der Rhythmen vollständig durchschauen, obgleich uns dazugehörender Tanz und Musik verloren ist. Der iambische Dimeter ist das Mass des leb- haftesten, mit deutlicher Gestikulation begleiteten Dialogs, wie Rud. 938 fgg. Andr. 635 fgg. Dagegen die kurzen anapästischen Glieder sind das charakteristische Mass für die Versuche des Congrio auszureissen und für des Euclio Verfolgungen, vgl. v. 415 Redi, quo* fugis nunc? 444 Quo abi's? redi rursum.

Die ganze Partie besteht aus 32 solcher eigenartig gebauter Verse. Dass wir diese Zahl nicht für zufällig halten, haben wir bereits im Druck angedeutet, kein einziger dieser Verse ist unächt.

1) Der Proceleuamaticus sätis lcpKde ist regelrecht, s. oben S. 349 fgg.

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4. Taktwechselnde Cantica.

f>2f>

Dass V. 426 in den schlechteren Handschriften fehlt, ist gewiss nur Versehen und dieser Vers ebenso wenig zu tilgen wie 434, noch viel weniger die folgenden Verse 435—440. Alle diese Verse sind nach Inhalt und bis auf die kleine Umstellung in V. 440 auch nach Form unantastbar. Dafür aber, dass keine einzige Zeile in- terpolirt ist, sondern alle auf ächter Ueberlieferung beruhen, finden wir in der Zahl 32 eine erwünschte Bestätigung. Denn wir haben so zwei regelrechte Perikopen von je 16 Versen, ganz nach Art der Epirrhemata der alten attischen Comödie. Selbst die weitere Zergliederung in Theile von je vier Versen ergiebt sich ohne Zwang; nur iin letzten Gliede ist auch logische Bindung einge- treten, es fehlt da wenigstens eine grössere Interpunction. Bekannt- lich ist keines der vielen Aristophanischen sechszehnstichischen Epirrhemata so durchsichtig gegliedert, wie unsre Plautinischen. Die Composition dieser Scene spricht dafür, dass unser Plautini- sches Stück nach einer älteren Comödie, etwa aus der Zeit der mitt- lem, verfasst ist. . Doch ist über die griechische Vorlage über- haupt nichts zu bestimmen gewesen; aber eben diese Erhaltung der Perikopenform und die Anwendung dieses in der alten Co- mödie gebrauchten rhythmischen Effects scheint für eine ältere Quelle als Menander oder Posidipp, an die man ohne Berechtigung gedacht hat, vgl. G. Goetz, Aul. praef. p. 1 sq., zu sprechen. Doch kennen wir die neuere Comödie zu wenig, um hier bestimmt zu entscheiden.

4. Taktwechselnde Cantioa.

1. Wir kommen an das Ende unserer Betrachtungen. Die zuletzt beobachtete Thatsache einer Verbindung eines iambischen und anapästischen Kolons oder eines kretischen und trochäischen kennen wir nur als eine Eigenart der Comödie; es handelt sich hier offenbar um einen komischen Effect. Bei der kretisch- trochäischen Reihe, die Überhaupt die beiden rhythmischen Be- standteile enger vereinigt und der man auch eine iambisch- bacchiische an die Seite gestellt hat, vgl. 0. Seyffert a. 0., Christ, Metrik2 S. 425, ist der Effect nicht so vereinzelt, und es finden sich dieser ähnliche Verbindungen auch im ernsten Drama der Griechen. Für die römische Tragödie aber haben wir keinen An- halt das Vorkommen ähnlicher Verbindungen zu beweisen oder zu leugnen.

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Rhythmik. II. Die rhythunnche Metubole.

Eh bleibt nur ein Kapitel noch übrig, das ist die Lehre von dem Taktwechsel im eigentlichsten Sinne. Dieselbe ist durch unsre bisherigen Untersuchungen bedeutend vereinfacht worden. Denn wir haben verschiedene Arten der rhythmischen Metabole bereits in ihrer Eigenart darzustellen unternommen und dadurch den Kreis der eigentlichen Metabole merklich verkleinert. Neben dem ausgedehnten Gebrauch der einfachsten Formen, der stichi- schen Composition und der im römischen Drama ziemlich häufigen Art eine fortlaufende Taktreihe durch verschieden gebaute und ausgedehnte Einzelreihen hindurch zu führen und neben der in romischer Dichtung so reich ausgestatteten Systembildung fanden wir eine grosse Zahl Cantica wohl in verschiedeneu Rhythmen gebaut, konnten sie aber trotzdem nicht zu den eigentlichen axo- X&kvptva mit wiederholtem Taktwechsel rechnen, sondern mussten hier in dem auf eine oder einzelne Reihen beschränkten Takt- wechsel, der auch nicht mit der Aristideischen Definition (vgl. xoixiXCa) sich deckte, mehr ein formales Anordnungsprincip er- kennen, das selbstverständlich mit dem Inhalte nie in Wider- spruch gerieth, sondern diesen oft bedeutsam hob, nämlich die bereits im griechischen Drama vielfach als Proodika und Epodika gebrauchten sog. alloeometrischen Reihen. Dass die romischen Dichter die Epodika auch in die Systembildung einführten, ob- gleich diese im griechischen Vorbild der eigentlichen Liedform eigen waren, entsprach ganz ihrem Princip einheitlicher rhythmischer Technik. In allen diesen Gedichten ist die Wirkung der eigent- lichen rhythmischen Metabole, das ßiatag av&t'Axeiv triv ^v%^v meist gar nicht oder nur in sehr schwachem Masse zu bemerken; etwas stärker nur, wenn die Erscheinung häufiger wird oder andre rhythmische Effectmittel, wie ausgedehnte Katalexen hinzutreten. Eine nicht unerhebliche Rolle spielte jedoch die pstaßoAr] xat1 cLvxLfttöiv schon, wo sie allein auftrat, vielleicht mit einer xat' dycoy^v, wie in einer Anzahl Plautinischer Cantica, wo mau sie bisher zum Theil noch gar nicht anerkannt hat, wie Aniph. 250—262. Bacch. 953-970. Epid. 1-80 u. a. im troehäisch-iam- bischen Canticum, ebenso in kretisch-bacchiischen Compositionen, wie Rud. I, 3. I, 4 u. I, 5, wo die Vereinigung der verschiedenen rhythmischen Mittel, bei nicht häufiger Anwendung der eigent- lichen Metabole eine grosse Wirkung hervorbringt. Den aus- gedehntesten Gebrauch von dieser antithetischen Metabole hat Terenz in seinen trochäisch Jambischen Canticis gemacht. Wir

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4. Taktwechselnde Cantica.

haben bei der grossen Masse solcher Cantica auf ein Eingehen ins Einzelne verzichtet und an einem besonders bezeichnenden Beispiele, Ad. 299—320, die Wirkung derselben veranschaulicht. Es muss aber auch hier bemerkt werden, wie sparsam Terenz mit diesem rhythmischen Effect umgegangen ist. In der ange- führten Monodie des Geta, die, trotzdem sie einen Moment höchster Aufregung zur Darstellung bringt, nach einer ziemlich durchsich- tigen Weise in regelrecht einander entsprechende Partien getheilt erscheint, finden sich unter den vorherrschenden iambischen Octo- naren und ganz vereinzelten Dimetern nur zwei trochäische Sep- tenarpaare eingereiht, an ganz bestimmten, für die fistaßoXrj xar' uvti&iöiv geeigneten Stellen, s. oben S. 475. So ist es auch in andern Terenzi sehen Canticis. Z. 6. in der Hecyra, dem Stücke, das wegen seiner melischen Theile und seiner Musik besonders gelobt wurde, ist gewiss ein Moment grosser Aufregung die Be- gegnung der Eltern nach der Geburt des Enkels, die die Frauen verheimlichen wollen. Myrrhina, in der höchsten Angst (Perii, quid agam? quö me vortatn? quid viro meo respondebo Miseraetc), Phidippus in grossem Zorne, dass man ihn hintergehen will (Vir ego tuos sum? virum me aut höminem deputäs adeo esse? etc.). Wie hat Terenz dies Gedicht componirt? Hec. 516 535, doch schon ein längeres Canticum, zerfällt in einen Monolog der Myr- rhina und eine dialogische Partie. Der Monolog, 516 521, be- steht aus zwei trochäischen Continuationen von 12 und 10 dipo- discheu Takten, die erste sogar ganz regelrecht gegliedert zu zwei Octonaren und einem Septenar. Die zweite Partie, in der Phi- dippus seine Frau zum Geständniss bringt, 522—528, enthält gleichfalls nur zwei ununterbrochen fortlaufende Taktgruppen zu 16 und 12 dipodischen Takten, die Schlusspartie endlich, in der Phidippus seiner Verwunderung Ausdruck giebt, ist auch nur in zwei ähnlich gebaute Theile zu zerlegen, 529 531 zwölf zu regel- rechten trochäischen Langversen gegliederte dipodische Takte, mit katalektischem jcagatekevtov , während das letzte Stück, 532 535, die regelrechteste Zusammenstellung von 16 dipodi- schen Takten ist in Form von drei Octonaren und einem schliessen- den Septenar. Man wird also in diesem Gedichte kaum wirklichen Taktwechsel aar' avxfösoiv annehmen, sondern eine durchweg trochäische Composition mit einzelnen katalektischen Abschlüssen, die allerdings nicht bloss formeller Art sind. Denn sie treten da ein, wo mit einem besoudern Gedauken ausdrucksvoll wieder von

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

neuem angehoben werden soll, wie V. 520 Quöd si rescien't pe- perisse eam. 526 Ndn sie ludibriö" tuis factis häbitus essem. 532 Ädeon pervicäci esse animo. Durch die Katalexe in dem jrapa- xiktvxov des vorletzten Gliedes tritt das Wort partum bedeutsam hervor. Wir sehen also in dieser aufgeregten Scene selbst auf die antithetische Metabole verzichtet. Und dabei verfuhr Terenz mit acht künstlerischer Masshaltung. Die beiden hier auftretenden Personen sind ja zwei Alte. So spart er das effectvollere Kunst- mittel auf. Auch später in der melischen Partie IV, 3 kommt die avtfösöiq wenig zum Vorschein.1) Auch in der so wichtigen Begegnung zwischen Laches und Bacchis, V, 1 finden wir keine (jLtraßokrj, weder xaz* avri&eöiv noeb solche in eigentlichem Sinne. Denn Laches' Monolog 727 730 verläuft in iambischen öctonaren, sein Gespräch mit Bacchis erst in iambischen, dann in trochä- ischen Septenaren. Nur als Vermittlung zwischen diesen beiden Theilen haben wir eine iambisch-trochäische freiere Partie, in derselben wohlberechneten Anlage, die wir zu Plaut. Aul. III, 1 = 406—414, s. oben S. 163 fg., genau beschrieben haben. Das erste iambische Stück schliesst durch eine Continuation von iambischer Natur ab, während die trochäische durch zwei trochäische Octo- nare trefflich eingeleitet ist. Die avrt&söts bezeichnet hier den entscheidenden Vorschlag 746: Quaere alium tibi firmiorem etc. Wir sehen also auch hier nur einen vereinzelten, aber um so er- folgreichern Gebrauch dieser rhythmischen avti&siJis. Die volle Wirkung derselben bleibt auf die Schlussscene aufgespart, V, 4; bis dahin aber sind durchaus sedati modi anzuerkennen.

Wir haben auf diesen vorsichtigen Gebrauch aufmerksam ge- macht, weil er uns von vorn herein erwarten lässt, dass die rö- mischen Dichter mit der eigentlichen Metabole noch viel spar- samer gewesen sind. Der Begriff des Rhythmuswechsels wird ja immer ein nicht ganz sicher zu begrenzender bleiben. Denn schon überall da, wo mit einer neuen Scene auch neues Versmass er- scheint, liegt fietaßoXij §v&nixrj meist in sehr wirksamer Form vor. Hier hängt sie damit zusammen, dass mit den neu auftre- tenden Personen eine ganz andere Lage geschaffen wird, zu der die bisher augewandte Versart nicht mehr passt Aber ebenso

1) Ganz die gleiche Wirkung hat die zweimalige Anwendung dieser Metabole in Ter. Andr. V. 178 u. 182, die in äusserem formalen Zusammenhange stehon und auch dem Sinne mich sieh entsprechen. Jede Aenderung, wie Ut ne statt Ne ist eine Verschlechterung des Gedichts.

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4. Taktwechselnde Cantica. 52!)

wird, auch ohne dasa eine Person zu- oder abgeht, ein neues Mo- ment in die Handlung gebracht, das die ganze Situation ver- ändert. Da schlägt natürlich auch das Versmass um, manchmal sogar mitten im Satze, was ja ein bei Plautus und Terenz be- liebter komischer Effect ist. Aber in allen diesen Fällen haben wir eine durch die äussere Handlung gebotene fuxaßolilj, für die wir oben, als wir von Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhyth- mengattungen und Verse sprachen, reichliche Beispiele anführten. Das ist aber nicht das Gebiet des rhythmisch-musikalischen Taktwechsels im engeren Sinne. Eine solche Qv&pixij psTttßoXri finden wir nur dann, wenn innerhalb einer einheitlichen indischen Partie der Takt umschlägt und nur diesen Rhyth- muswechseln schreibt die griechische Theorie die erschütternde Wirkung zu, dass sie ßiatcog av&sXxovöi xr\v i\>v%i\v ixaöty diayoQcr itaginetidctC ts xal otioiovö&cu tij noixiXia xaxavay- xd^ovxeg.

Dadurch, dass wir die mehr nur formalen Dingen dienende Epituixis alloeometri8cher Reihen, wie mau das in der griechi- schen Metrik schon längst gethan, von dieser eigentlichen fista- ßolij genau schieden, haben wir uns das Verständniss für diese Erscheinung erleichtert. Eine ganz scharfe Scheidung lässt sich freilich nicht durchführen. Denn die Praxis schaltet mit allen Mitteln so mannigfaltig, dass öfters, besonders wo mehrere Effecte sich vereinigen, wo die eigentlich mehr formale Erscheinung häu- figer wird, eine Composition entsteht, die mau bereits der vollen ^txaßoXrj zuzuzählen berechtigt ist, wie wir das auch schon in einzelnen Fällen bemerkt haben. Doch die grosse Menge solcher Cantica, in denen nur vereinzelte Proodika oder Epodika in an- dern Rhythmen gehalten sind, können wir ebensowenig unter die eigentlichen Fälle der Metabole theoretisch rechnen, wie die griechische und römische Praxis.

Dadurch aber vermindert sich die Zahl der Beispiele für Me- tabole so bedeutend, dass wir die Cantica mit reicher Metabole leicht übersehen können. Terenz ist fast immer mit der \iexaßoXr\ xax avxfösöiv ausgekommen. Einmal findet sich bei ihm Andr. IV, 1 die Folge eines daktylischen Proodikons, eines längern kre- tischen und eines fünfgliedrigen iambischen Systems uud eines längern Dialogs in trochäischen und iambischen Langversen. Aber hier schildert uus auch der Dichter einen Jüngling, der um sein ganzes Lebcnsglück sich betrogen glaubt, und wählt die Masse,

Klotz, GruruiiUgo altrOmlnciior Metrik. 34

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530 Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

wie wir S. 481 andeuteten, immer entsprechend dem wechselnden Inhalte der Betrachtung. Der zweite Fall der eigentlichen Meta- bole beiTerenz, Ad. IV, 4, ist bereits besprochen S. 419— 423. Hier handelt es sich um choriambische und trochäische und vereinzelt auch iambische Glieder. Auch hier die höchste Aufregung eines ganz haltlosen unentschlossenen Jünglings. Charakteristische Ka- talexen erhöhen hier noch die Wirkung. Das sind die einzigen Fälle bei Terenz, die wir bei unserer jetzigen Betrachtung voraus- nehmen, weil sie bereits beide ausführlich besprochen sind, vgl. a. 0. und S. 438.

Auch bei Plautus wird man nicht viel über ein Dutzend Cantica finden, die in der besprochenen Weise öfters den Takt wechseln. Daraus geht hervor, dass die römischen Dichter von diesem grössten Effectmittel der rhythmisch-musikalischen Kunst mit acht künstlerischem Masshalten Gebrauch gemacht haben. So stehen sie also schon in dieser Hinsicht auf derselben Stufe wie ihr griechisches Vorbild, weit über dem Niveau, auf das man sie vielfach noch herabgedrückt sieht, wenn man ihnen die will- kürlichsten Taktverbindungen ohne weiteres Bedenken zutraut. Denn wie in allen metrischen und rhythmischen Fragen finden wir auch hier, wo es sich um die wirksamsten Mittel handelt, ein hohes Verständniss für die Ziele der wahren Kunst. Das gilt aber nicht bloss von dem Gebrauch der Metabole überhaupt, son- dern auch von der Art, wie dieselbe zur Wirkung gebracht wird.

Auch im griechischen Drama wird die Metabole in Tragödie wie Comödie sparsam verwendet. Häufiger wird sie erst in den inelischen Partien des Euripides, besonders in dessen Monodien, die desshalb auch von Aristophanes mit dem avä to örndexa^ij- yavov KvQtjvtjg peÄonoicäv u. ä. verspottet werden, besonders ran. 1309—1365. Natürlich kann das von dem Komiker gegebene Sammelsurium der verschiedensten Rhythmen, weil es wie jede Parodie übertrieben ist, nicht als massgebendes Vorbild angesehen werden. Euripides hat die Metabole selbst in seinen Monodien, die für uns allein in Betracht kommen, nicht so willkürlich verwandt.

2. Die Praxis in Euripideischen Monodien ist das einzige, was wir als griechisches Vorbild für taktwechselnde Cantica des römischen Dramas aufstellen können sowohl für die Tragödie als

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4. Taktwechselnde Cantica.

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für die Comödie, da uns aus der spätem dramatischen Dichtung der Griechen nur vereinzelte Bruchstücke geblieben sind, die be- reits in unserer Darstellung möglichst ausgenutzt wurden, aber in dieser Frage keinen Anhalt bieten. Wjr wählen daher die beiden taktwechselnden Monodien eines solchen Euripideischen Stückes, das durch seinen Ausgang am ersten noch an die Comödie an- klingt, um für römische Tragödie und Comödie einen Anhalt zu gewinnen.

Ganz tragisch gehalten ist die grosse Monodie der Elektra, Orest. 960 1012. Elektra hat soeben die Entscheidung erfahren die zu Ungunsten ihres Bruders ausgefallen ist, dem ihr ganzes Leben geweiht ist, und befindet sich in der verzweifeltsten Stim- mung, als sie mit xataQxo^ai 6tsvaypLov beginnt. Trotzdem ver- läuft der grösste Theil der Monodie in iambischen und trochiiischen Reihen, mit verschiedenen Katalexen und Auflösungen, dabei aber doch nur und zwar nicht allzuhäufig mit fisxccßoXi} xat' uvxifteoiv. Besonders ergreifend wird die rhythmische Form bei 992, wo dreimal hinter einander trochäische Tripodien erscheinen, viel- leicht also eine Metabole zwischen dipodischeni und monopodischem Takt vorkommt. Diese trochäischen Kurzverse werden auch durch ein logaödisches Epodikon 994 ?}o'o*iv agnctxsvoag abgeschlossen, das sich auch am Ende der nächsten Strophe wieder einstellt V. 1000; also zunächst nur ein mehr formalen Zwecken dienender vereinzelter Taktwechsel als Vorbereitung auf den wirklichen, der erst ganz zuletzt wieder unter Vermittelung eines kleinen Epodikons dadurch erfolgt, dass nach zwei trochäischen Octonareu eine daktylische Gruppe eintritt, gleichfalls durch ein passendes Epodikon vermittelt: 1001 fgg.

o&ev "EQig to itzsQCOTov \ deXiov utrtßaXtv appa,

xuv TtQog tönsgav xeXsvfrov \ ovgavov izQoöaQiioöctöK tiovuJtoiAov ig 'sicä,

tTtianoQov re dgotirjua /IsXetdöog | dg odov dXXav Ztvg jtsr«- ßdXXei und dann in daktylischem Rhythmus weiter.

Diesen Effect haben auch die römischen Dichter in acht tragischer Weise anzuwenden verstanden. Wir erinnern hier an die Ennianische Kassandra im Alexander, fragm. VI, v. 48 54, wo gleichfalls auf trochäische Verse den Euripideischen (Orest. 1006 fgg ) gleichgebaute daktylische Glieder folgen, mit derselben tragischen Wirkung des ßiaicog dvfttXxeiv trv i>v%T\v, die uns Cicero für diese und ähnliche Stellen bezeugt.

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532 Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Ädest adest fax öbvoluta sanguine atque ince'ndio! Mdltos annos lätuit : cives, ferte opem et restringite!

Iainque mari magnö classis cita Te*xitur i-exitium examen rapit: Ädveniet, fera velivolantibus Navibus complebit manus littora.

Später, wo die Seherin auf Helenas unheilvolle Ankunft, Hektar* s Tod und Troja's Fall deutlicher zu prophezeien kommt, wechselt der Rhythmus wieder, da trochäische Octonare und Septenare zu erkennen sind, vgl. 0. Ribbeck, römische Tragödie S. 90.

Einen ähnlichen tragisch ergreifenden Fall des Taktwechsels giebt die Monodie in Ennius' Andromacha aechmalotis IX, v. 75—88, die Cicero an der Stelle, wo er sie citirt hat, Tusc. III, 19, 46 'praeclarum Carmen* nennt. 'Est enim et verbis et modis lugubre'. Erst wird die Noth- und Hilflosigkeit stilgerecht in kretischen Tetrametern geschildert, an die sich trochäische Septenare reihen, später, wo die Klage um das verlorene Glück der Heimath er- schallt, haben wir Anapäste:

Quid petam praesidi aut exsequar? quöve nunc Aüxili aut exili atft fugae freta sim? Ärce et urbe <5rba sum. Quo accidam? quo applicem? Quoi nec arae patriae domi stant, fractae et disiectae iacent, Fana flamnia deflagrata, tosti alti staut parietes etc.

0 päter, o patria, o Priami domus, Saeptura ältisono cardine templum! Vidi ego te astante ope barbarica Tectis caelatis läqueatis, Auro ebore instructam re'gifice.

jO poetam egregium! quamquam ab his cantoribus Euphorionis contemnitur. Sentit omnia repentina et necopinata esse graviora. Ex aggeratis igitur regiis opibus, quae videbantur sempiternae fore, quid adiungit?]

Haec omnia vidi inflammari, Priamö vi vitam evitari, Iovis aram sanguine türpari.

Wie stilgerecht die römischen Tragiker die fieraßo^ §v&(itxii anwandten, wie übereinstimmend mit dem griechischen Vorbilde, lässt sich schon aus diesen zwei uns erhaltenen Fällen erkennen.

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4. Takt wechselnde Cantica.

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3. Als Beispiel für die weniger tragische Wirkung der p&- taßolrj, wie wir sie in der Plautinischen Coinödie zu erwarten haben, führen wir die andre Monodie aus Euripides' Orestes an. Es ist die schon wiederholt erwähnte des phrygischen Eunuchen: 1369 1502, die durch je einen Chortrimeter in sechs Theile ge- gliedert wird. I. 1369-1379. II. 1381-1392. III. 1395-1424. IV. 1426-1451. V. 1453-1471. VI. 1473-1502. Die Situation rechtfertigt häufigen Taktwechsel vollkommen. Ein feiger Sklave ist zunächst dem allgemeinen Blutbade entkommen ('jQytiov £tqp°£ ix davatov niysvya) und erzählt, selbst immer noch in bestän- diger Todesangst, die aufregendsten Vorfälle, das Wüthen des zu verzweifelten Schritten gedrängten Orestes und seines Freundes Pylades. Fast alle Versarten kommen zur Anwendung, oft in jähem Wechsel, ohne jede Vermittlung, in dem verschiedenartig- sten Baue, so wird das haltlose Wesen des zittern Jen Feiglings drastisch ausgemalt, der keine Herrschaft über sich und die fürchterliche Lage besitzt. Der erste The il besteht nach logaodi- schem Proodikon zwar ganz aus iambisch-trochäischen Reihen, aber mit reichlichen Katalexen und einmal im naQatiksvxov aus eigenartig an Kretiker erinnernden Formen (1376. 1377). Der zweite gleichfalls logaödisch-daktylisch einsetzend steigert die Trochäen und Iamben durch alloeometrische Zusätze im Innern, Logaöden oder Dochmien, während das Ende daktylisch gehalten ist. Im dritten Theile haben wir unvermittelten Wechsel zwi- schen Anapästen (1395 ein Dimeter, 1398 eine Pentapodie, 1403 1406 vier Dimeter) und Trochäen und Iamben, theils einzelnen Versen 1396. 1399 Dimeter, ebenso 1407, theils in längerer Con- tinuation 1400—1403 iambiscb, 1408—1411 trochäisch, 1412— 1413 iambiscb im ersten Abschnitte, dann reicher aufgelöste Par- tien derselben Rhythmen mit logaüdischem Epodikon 1417, zum Scbluss eine längere kretische Partie. Der vierte Theil beginnt mit zwei anapästischen Septenaren (nach römischer Bezeichnung) und einer logaödischen Clause], 1426—1430, geht dann nach ein- zelnen kurzen alloeometrischen Reihen in regellosere Anapästen mit daktylischem oder dochmischem Epodikon über. Dann folgt ein längerer bacchiischer Theil 1437 1443, die Ansprache des Orestes an Helene, auf die noch zwei iambische und eine trochäi- sche Continuation gehäuft werden. Und so geht das in den zwei letzten Theilen fort. Denn während im fünften wenigstens Trochäen und Iamben vorherrschen, allerdings in den verschie-

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Rhythmik. IL. Die rhythmische Metabole.

densten Formen, z. B. trochäische Senare katalek tisch und aka- talektisch, desgleichen Diuieter, Octonare u. s. w., verläuft der sechste Abschnitt abgesehen von einzelnen Trochäen zunächst in einem iainbischen Hypermetron 1443—1447, bringt dann eine freie Mischung von Anapästen und iambischen Massen, dann eine sehr bezeichnende anapästische Partie, lauter akatalektische Verse, Diineter mit eingereihtem Monometer bis 1488, ferner nach einer kleinen iambischen Partie von sieben dipodischen Takten fünf Dochmien, die Ankunft der Hermione schildernd, 1490. 1491, dar- nach wieder eine kleine iambische Composition mit katalektischen Schlüssen, als itttQaxiXtvtov einen anapästischen Monometer, der eine Bewegung andeutet & ^akocftav) und einen katalek-

tischen Senar als Schlusskolon dieses iambischen Abschnittes. Die abschliessende Partie bildet eine durch einen anapästischen Di- meter (in der Form der Klageanapäste o> Zsv xal xal (pag xal vv%) eingeleitete trochäisch-ianibische Continuation, an die sich drei epodische Glieder mit reichen Auflösungen anreihen.

Dieser Ueberblick gewährt uns wahrlich einen reichen Wechsel aller Taktarten der Monodien. Wenn auch sogar in jedem ein- zelnen Falle der Rhythmus eine wohlberechnete Wirkung nicht verfehlen mag, so liegt hier doch offenbar die Hauptwirkung eben in dem bunten Wechsel, der oft ganz unvermittelt ist. Das ist das Euripideische dnoXeXvfisvov im eigentlichsten Sinne, hier be- sonders trotz des vielfach angeschlagenen tragischen Tones und der Dochmien nicht ohne komischen Anflug. Denn ein furcht- samer Eunuch statt eines i%dyytXog und eine solche Monodie anstatt einer Botenrede in gewöhnlichen Trimetern soll mehr er- heiternd wirken, wie ja das Stück ähnlich wie Alcestis als viertes anstatt eines Satyrdramas aufgeführt wurde. Darum können wir gerade diese taktwechselnde Monodie mit einigem Rechte für die verlorenen Monodien der neuern attischen Comödie zum Vergleich mit Plautinischen Cauticis herbeiziehen und haben sie auch schon öfters in diesem Sinne benutzt.

4. Die alte Theorie vom Taktwechsel stimmt auch hier zu dieser Art Monodien, nur dass natürlich in der Comödie der Effect ein anderer sein muss als in der Tragödie. Aristides a. 0. erläutert uns das Ethos der rhythmischen Metabole durch ein Gleichuiss. Er vergleicht die Wirkung der Metabole mit dem Zu- stande eines Fieberkranken, dessen Adern unregelmässig schlagen.

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4. Taktwechaclnde Cautica.

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In einem solchen Zustande befindet sich der betrunkene Callida- mates in der Mo st eil aria I, 4, der geführt von seiner Hetäre über die Strasse zu dem bereits mit seiner Philemation zum Zechen gelagerten Philolaches wankt. Hier haben wir einen Typus für den Plautinischen Gebrauch der Metabole. Man hat sich vergebens bemüht dies prächtige Canticum, Most. 313 347 in gleichmässige Rhythmen zu bringen. Ritsehl z. B. hat alles mit Ausnahme von vier Versen, die er iambisch oder trochäisch inisst, in Masse des rjfiioXiov yivog gebracht. Allein er hat dazu über zwanzig Textänderungen nöthig. Von diesen wird man die geringen Aenderungen in 323 Si tibi fäcere cordist licet, 324 duc me statt duce me und 314 tibi st imperatum statt tibi imperatum est annehmen, wiewohl sich alle drei Verse auch ohne jede Aen- derung messen lassen, die beiden ersten anapästisch, der letzte als zusammengesetzt aus einem bacchiischen Dimeter und einem iambischen Kolon. Die meisten oder vielmehr alle diese Aen- derungen wird man als unnöthig verwerfen, sobald man sich ent- schliesst die überlieferten Verse anzuerkennen, wenn es welche sind, ohne jede Rücksicht darauf, dass darüber die Einheit des Rhythmus verloren geht.

Abgesehen von der Personen bezeichnung, die besonders in B wiederholt confus und mangelhaft ist, glauben wir die Ueber- lieferung, wie sie uns B in wesentlicher Uebereinstimmuug mit den übrigen massgebenden Handschriften bietet, insbesondre auch in der Versabtheilung halten zu müssen. Nur an einer Stelle 343 ist das Schlusswort des Verses an den Anfang des nächsten gekommen, wohl darum, weil vor dem probe eine Personenbezeichnung stand, ein nicht seltner und ganz natürlicher Vorgang, s. oben S. 490. Denn dass an zwei andern Stellen zwei Verse auf eine Zeile ge- schrieben wurden, nämlich 319. 320. 321, wo schon der äussere Umfang die Zerlegung natürlich in zwei, nicht in drei Verse nöthig macht, und V. 325, wo der Monometer und Paroemiacus zusammengeschrieben sind, kann nicht als wesentliche Abweichung angesehen werden. Aber auch an den Textesworten glauben wir nichts ändern zu dürfen, nur V. 321 ist das sinnlose uite debebas wohl einfach tute debebas und V. 34G eum ipse sicher als eumpse zu lesen, und V. 322 mag man mit einem ted statt te aufhelfen. Dagegen das überlieferte amplectere zu ändern oder amplectere zu messen, liegt kein Grund vor. Priscian. I, p. 393, 7 ed. Keil bezeugt das Activuui amplecto für amplector, nachdem er vorher

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Ithythmik. II. Die rhythmische Metabole

amplexo für amplexor mit einem Beispiele belegt hat. Dies Zeugniss aber lässt sich nicht anfechten, weil keine Belegstelle gegeben wird. In einer Handschrift ist eine Lücke angedeutet und da auf *am- plecto' quoque pro 'amplector' unmittelbar complecto pro complector folgt, so ist eben der Beleg, vielleicht gerade unsre Stelle, ausgefallen. An einer andern Stelle kurz vorher, p. 381, 5 und 385, 1 wird pas- sivisches amplexetur aus Lucilius und complecti in dem gleichen Sinne belegt. Der von Bothe, noch dazu an zwei Stellen 319 für inaramam adire und 331 für mamma madere1) vermuthete Witz ma-ma-raadere bleibt ein nicht zu begründender Einfall. Denn tibi mammam adire kann recht gut Plautinisch sein, wie die oft gebrauchte Redewendung manum adire alicui es ist, und wurde hier durch Gestikulation klar gemacht; fein säuberlich nach unsern Begriffen von Anstand geht es nun einmal in dieser Scene auf offener Strasse nicht zu, in geradezu oder nahezu ganz obscöneni Sinne muss man auch V. 327 ubi lectus est stratus coimus ver- stehen. Im andern Vers, 331, wo Bothe's Witz allgemeine Auf- nahme gefunden hat, bietet es gar keine Schwierigkeit, wenn Calli- damates seine Hetäre kosend mit mamma anredet, vielleicht gar in einem witzigen Wortspiel mit madere. Nach alle dem lesen und messen wir das Gedicht folgendermassen:

I. Advörsurn veniri mihi ad Philolachem Volö temperi, aüdi. em tibi'st imperatum.

Nam Ali ubi fui, | mde effugi foras.2) 315 fta me male convfvi sermouisque taesumst Nünc comissatum lbo ad Philolachetem, Übi uo8 hilari ingenio ac lepide accipiet

II. Ecquid tibi videor ms'immam adire?

Semper istöc modo möra tu's : tüte debebas.3) 320 Visne ego ted ac mS ämplectere? : : Si tibi facere cordi dst, licet. :: Lcpida's. Düc nie aiuabo. : : Cave ne cadas : asta. :: Oh 6h occllus es meus : tuös suni alumnus, uiel

meum. 325 :: Cave modo, ne prius in via accümbas,

1) So hier alle Handschriften, nur dass in B offenbar in Erinnerung

an die erste Stelle ganz unsinnig adire hineincorrigirt ist madere. 2) ltiUschl's Messung, andre nicht ausgeschlossen. Dasselbe gilt auch vom folgenden Verse. 3) moratu's bei anderer Personenvertheilung.

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4. Taktwechaelnde Cantica.

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Quam 1 Iii ubi Iectus est stratus coinius. : : Sine sine cadere me. : : Sino. : : Sed <et> hoc quod mi

in manust. Si cades, nön cades, qum cadam tecum. : : Iacentis tollet pöstea nos ärubos aliquis. 330

III. ::Madet hörao. : : Tun rae ais, mamma, madere? :: Cedo mänum : nolo equidem te adfligi.

::Em tene. ::Age i i simul. Quo ego eam an scis? : : Scio : in mentem venit modo : ne*nipe domum eo Coniissatum.

: : Immo istuc quidem. : : Iam nieinini. 335

IV. ::Ntfm non vis öbviam his<ce> ire, anime mi. :: llico ex ömnibus <5ptume volo.

:: Iam revortar. : : Diu est id 'iam* mihi.1)

: : Ecquis hic est. : : Adest. : : Etf Philolaches.

Salve amicissume mi ömnium homindm. 340

: : Di te ament. accuba, Callidamat^s.

Ünde agis te? : : Ünde homo ebrius probe.

::Qum amabo accubas, Delphium mea?

:: Da illi quod bibat. | D6rmiam ego iam.2)

: : Ntfm mirum aut novom quippiam facit? 345

::Quid ego hoc faciam pöstea, mea. :: Sic sine eumpse.

: : Age tu mterim da ab Delphio | Cito cäntharum circum. Das scheint allerdings auf den ersten Anblick eine in Folge fortwährender Anwendung der rhythmischen Metabole wirr durch einander geworfene Masse aller möglichen Versmasse. Und un- zweifelhaft beruht die Gesammtwirkung unsers Cauticums in erster Linie auf der häufig gebrauchten Metabole, deren Ethos hier zur vollen Anschaulichkeit kommt. Hat doch Plautus, ähnlich wie Euripides in der oben skizzirten Monodie, die ganze Vorraths- kammer aller seiner Versarteu und Versmaase uns gezeigt. Da finden wir Bacchien, akatalektische und katalektische Tetrameter 314. 313, katalektische Kretiker, Tetrameter 323. 324. 326. 320, Pentameter 320/321, ferner aus kretischen Dimetern und trochäischen Tripodien zusammengesetzte Verse 336. 337. 338. 342. 343. 315, ausserdem noch eine kürzere kretische Reihe 339.

1) Ein kretischer Trimeter: ... dinBt iam ffd' mihi, wenn Ritschl's Angabe über die Lesart der Handschriften richtig würe. 2) So nach B, wo die xcbAa durch einen größeren Zwischenraum getrennt sind.

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5-58

Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

340. 341, sodann trochäische Verse, einen aus zwei Tripodieu 345, einen um eine Silbe kürzeren ähnlichen 344, einen trochäischen Dimeter mit sog. Reizianus oder trochäischen Senar 346, tro- chäische akatalektische Pentapodien (in Wirklichkeit wohl bracby- katalektische Senare) 317. 318, verschiedene iambische Verse, einen Octonar 325, drei Arten von kürzeren 319. 327. 330, dazu ana- pästische Dimeter in akatalektischer und katalektischer Form, sowie einen Monometer 331—335, daktylische Tetrapodien 322. 327 und zu guter Letzt einen richtigen versus Reizianus, be- stehend aus jambischem Dimeter und sog. hyperkatalektischem anapästischen Monometer, und das alles nicht nach einander, etwa wie wir es aufzählten, sondern vielfach in einem scheinbar wirren Durcheinander. Hier haben wir die Metabole in ihrem ausge- prägtesten Typus. Und doch wagen wir die Behauptung, dass die Versarten nicht plan- und stillos durch einander geworfen sind. Die Hauptgruppen des Canticums haben wir bereit« im Texte angegeben.

Der erste nur von Callidamates gesprochene Abschnitt ist eine bacchiische Tetrameterstrophe mit katalektischem Anfangs- vers und trochäischen oder iambischen Versen, an diese Strophe schliessen sich noch als Uebergang zum nächsten zwei tro- chäische Pentapodien oder wohl richtiger brachykatalektische Se- nare. Der zweite Theil ist ein Gespräch zwischen Callidamates und Delphium. Dieses verläuft in kretischen katalektischen Te- trametern, über deren Ethos oben S. 419 gehandelt wurde, nur der erste kretische Langvers ist ein katalektischer Pentameter oder akatalektischer Trimeter und katalektischer Dimeter; dazu aber treten, mit den Kretikern wechselnd, alloeometrische Glieder, wie sie auch sonst in kretischen Strophen vorkommen, in ziem- lich ausgedehnter, aber nicht stilwidriger Weise, sondern epodisch oder proodisch an die kretischen Reihen, die den Hauptstock bilden, nämlich zweimal eine daktylische Tetrapodie, wie sie sich z. B. Ter. Andr. 625 als Proodikon zu Kretikern akatalektisch findet: Höcinest credibile atft memorabile oder Men. 114 Nam quotiens foras ire volo, | Me retines revoeäs rogitas u. ä., die übrigen sind verschiedene iambische Verse. Grösser noch wäre die Mischung, wenn man schon in diesem Theile V. 323 u. 324, was sie nach der Ueberlieferung sein könnten, anapästisch messen wollte. Doch gäbe das solche Verse, die sonst nicht nachweisbar sind, hyperkatalektische Dimeter oder katalektische Pentapodien.

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4. Taktwecbselnde Cantica.

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Als dritten Abschnitt giebt unsre Anordnung ein regelrechtes anapästisches System von vier akatalektischen Dimetern, einem Monometer als itctgatiXtvcov und einem Paroemiacus als Schluss- vers. Das System ergiebt sich aus dem Wortlaut und der Vers- abtheilung unserer Handschriften ohne jede Aenderung, es ergiebt sich aber auch die Berechtigung für die Anapäste aus der Hand- lung. Denn in diesem System wird nicht bloss vom Gehen ge- sprochen, sondern es dient auch dazu den Gang des Oallidamates und der Delphium über die Strasse bis vor das Haus des Phi- lolache8 zu markiren. Denn am Ende dieser Partie sind sie jeden- falls auf der andern Seite vor Philolaches' Hause angekommen zu denken. Die letzte Partie enthält die gegenseitige Begrüssung der beiden Paare und ist etwas einheitlicher wenigstens als die zweite gehalten. Wir haben hier solche Elemente, die auch an- derwärts eng verbunden erscheinen, auch sonst zu Begrüssungen dieser Art gebraucht werden, vgl. Pseud. 1285—1314 V6x viri pessumi nie exciet foras etc., nämlich kretische Diuieter mit trochäi- scher Tripodie oder den noch kürzeren Vers, in dem man einen tetrameter creticus catalecticus in syllabam oder einen kretischen Dimeter mit einer katalektischen trochäischen Tripodie oder einen akatalektischen Monometer von gleichem Rhythmus finden kann. Im Einzelnen ist dieser Schlusstheil so componirt, dass erst je dreimal die beiden Hauptformen nach eiuander erscheinen, dann die längere noch zweimal, darauf die beiden Schlussglieder un- verbunden neben einander (in B durch ein Spatium getrennt), endlich zweimal die trochäische Tripodie und als Abschluss ein irochäischer Senar (oder Dimeter mit anapästischem Kolon), zum Schluss jambischer Dimeter mit anapästischem hyperkatalektischen Monometer (cito cantliärürn circüm), der uns bereits anderwärts als alloeometrischerPeriodenschluss begegnete, Aul. 160, s. oben S. 520.

Wir sehen also aus alle dem, dass wir es hier zwar mit einem sehr ausgelassenen Kinde Plautinischen Witzes zu thun haben, aber trotzdem mit einem wohlgearteten. Die Mischung der verschiedeneu Versarten wirkt ganz nach der Vorschrift der griechischen Theorie über die Metabole, und trotzdem besteht noch eine stilgerechte Anordnung, die die einzelnen rhythmischen For- men in ihrer Bedeutung hervortreten lässt. Damit haben wir den- jenigen Typus der Gedichte des Plautus gefunden, der den Takt- wechsel in der grössten Ausdehnung nach Euripideischem Vorgange, aber immer noch mit künstlerischem Masse zur Anwendung bringt.

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Rhythmik. II. Die rhythmwehe Metabole.

Eine ähnliche Scene ist Pseud. V, 1 die Monodie des be- trunkenen Pseudolus, doch ist hier die Rhythmenmischung ge- ringer, da das Canticum fast nur aus Bacchien und Iainben, Kretikern uud Trochäen in längern gleichmässig gebauten Par- tien besteht.

Andrer Art wieder ist die Wirkung der Metabole Ainph. V, 1. Die Dienerin Bromia eilt aus dem Palaste in ähnlicher Bestürzung, wie der phrygische Sklave in Euripides' Orestes, und berichtet von dem alles erschütternden Eingreifen des höchsten Gottes. Nachdem sie in vier iambischen Octonarpaaren ihre Angst und Betäubung zum Ausdruck gebracht, erzählt sie das Ereigniss iu folgenden Rhythmen: Ita erae* meae hodie contigit : nam ubi parturiens deos sibi

invocat, 1061 Strepitüs crepitus sonittfs tonitrus : ut stfbito, ut propere ut

välide tonuit.

Ubi quisque institerat, cöncidit crepitu : ibi nescio quis maxuma Vöce exclamat: 'Älcumena, adest auxiliuni, ne time: Et tibi et tuis propitius caeli cultor ädvenit. 1065 Exsurgite' inquit 'qui terrore meo öccidistis prae metu.' Ut iaeui, exsurgo : ardere censui aedis : ita tum c<5nfulgebant tbi me inclamat Älcumena : iam ea res me horrore ädficit: Erflis praevortit metus : acetfrro, ut sciscam quid velit, Atque fllam geminos fflios puerös peperisse conspicor: 170 Neque nöstrum quisquam sensinius, quom peperit, | neque pro-

vfdinius.

Sed quid hoc? quis hic est senex, | Qui ante ae"dis nostras sie iacet? Numnam hrinc percussit

Iüppiter?

Credo edepol : nam pro Idppiter Septfltust quasi sit mörtuos.

Ibo 6t cognoscam, quisquis est. Amphitruo hic <est> qui-

dem erus meus. 1075 Hier ist der Gebrauch der Metabole massvoll. Der jambische Octonar bleibt wie bisher in diesem Canticum vorherrschend. Der plötzlich erschallende Donner wird durch ein anapästisches Hypermetron, v. 1062, hervorgehoben; darnach kehrt die Erzählung wieder zum iambischen Octonar zurück, V. 1063. Die feierliche Ansprache des Schutz verheissenden höchsten Gottes, 1064 fg., wird in dem tragischen Dialogmass, trochäischen Septenaren

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4. Taktwechselnde Cantica.

541

wiedergegeben. Dagegen an der Stelle, wo Juppiter auffordert, man solle sich erheben, schlägt in der antithetischen Metabole das Versmass wieder in iarabisches um. Dieses bleibt dann in abwechselungsreicher Taktcombination bis 1071, wo Bromia ihre eignen Erlebnisse erzählt. Mit dem Moment aber, wo sie den be- täubten Amphitruo erblickt, tritt wieder nszaßoAri xat avt C&söiv ein, wonach jedoch alsbald in eine Continuation übergeleitet wird, die lauter iambische Dimeter giebt, die vielleicht auch nach Kiess- liug als solche zu schreiben sind; nur im letzten Dimeter ist es zweifelhaft, ob er iambischer oder trochäischer Versart ist.

Das folgende Gespräch zwischen Amphitruo und Bromia ver- läuft in regelrechten iambischen Octonaren (1076 1085), aber an einer bedeutsamen Stelle, wo Bromia die Alcmena gegen Am- phitruo's Vorwürfe in Schutz nimmt und für ihre Unschuld signa atque argumenta eloquitur, tritt wieder neraßoXrj xat1 avxföeöiv ein, und zwar mitten im Satze mit den das Thema für die fol- gende trochäische Septenarscene enthaltenden Worten 1086 Am- phitruo : piam et pudicam triam esse uxorem dt scias. Auch hier finden wir demnach dieses rhythmische Mittel des äussersten Effects stilgerecht gebraucht.

Eine grossere Mischung von Rhythmen bietet Capt. II, 1, ein mit einer längeren iambischen Continuation einsetzendes Canticum, das jedoch als Hauptmasse Kretiker und Bacchien in kleinem und grössern Strophen bietet, an die sich einzelne trochäische und iambische Verse mehr nur epodisch anschliessen.

Wieder eine etwas andere Art liegt Pseud. 574 583 vor. Der verschlagene Pseudolus rühmt sich in zehn Versen seiner viel- seitigen List in wohlgeordneter Folge von Anapästen, Trochäen und Bacchien; hier dienen die verschiedenen Rhythmen dazu den in allen Lagen bereit stehenden Witz und Trug zu veranschau- lichen:

anap. Proh Iiippiter, ut mihi quidquid ago, Lepide <5mnia

prospereque eveniunt. l) Neque quöd dubitem neque quö*d timeam, Meo in pe"c-

tore conditumst. consilium.

1) Nach Spuren im Ambrosianischen Palimpaost vermuthet Usener, Index Gryphiaw. aent. 1866 p. 16 sq. Dimeter.

*

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542

Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

* troch. Natu ea stultitia, fäcinus magnum timido cordi credere. Nam <5mne8 res pennde sunt, Üt aga8, ut eas magni facias. nam ego in meo prius

pectore

Ita paravi cöpias anap. Duplici's triplicis dolos perfidias, Ut ubiquomque ho-

stibus congrediar baccb. Maiörum meüui fretus vurtute dicani,

Mea industria et malitia fraudulenta anap. Facile üt vincam, facile üt spoliem Meos perduellis

meis perfidiis.

Ebenfalls rhythmische Metabole in wiederholter Anwendung zeigt Truc. II, 5; allein Ueberlieferung und Messung sind hier so unsicher, dass wir auf näheres Eingehen verzichten. Auch die takt- wechselnden Cantica der Casina und Cistellaria lassen wir lieber noch ganz ausser Betracht, weil uns ein vollständig zu verlass- licher und ausreichender textkritischer Apparat zu diesen Stücken zur Zeit noch fehlt.

Eine Gruppe taktwechsclnder Cantica ähnlichen Charakters bilden Most. I, 2. Trin. II, 1 uud II, 2. In der Trinuinmusmonodie und dem sich an diese anschliessenden melischen Dialog erhalten wir eine drastische Schilderung der verschiedenartigsten Erleb- nisse eines Hetärenliebhabers, der artes amoris, ihrer Folgen, der fortwährenden Brandschatzung und des gänzlichen Ruins. Dies ziemlich verwickelte Thema, das immer neue Seiten für die Be- handlung bietet, wird dem Inhalte entsprechend in häufig wech- selnden Rhythmen durchgeführt, die wir bereits oben S. 496 und S. 501 in den wesentlichsten Abschnitten behandelten. Für diesen Typus taktwechselnder Cantica gewährt uns auch die Scene aus der Mostellaria, 85 156, eine gute Vorstellung. Es wird ein ähnliches Thema abgehandelt, der Vergleich des Menschen mit einem Hausbau. Ganz wie in der Monodie des Trinummus er- öffnen Bacchien die Betrachtung, die das viele Kopfzerbrechen, das mühsame Nachdenken über den Gegenstand schildern. Dieser Theil ist sehr breit gehalten und besonders im Anfang scheinen sich Interpolationen zu finden; aber sicher nicht so viele, als Ritsehl annimmt. Wir haben vier bacchiische Strophen, abge- schlossen durch iambische Epodica, deren erstes, drittes und viertes gleichmässig als katalektischer jambischer Dimeter überliefert ist,

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4. Taktwechselndo Cantica.

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wahrend das zweite, etwas längere, durch Streichung von at oder ego den gleichen Umfang erhält. Nehmen wir die breite Dar- stellung und verschiedene, allerdings für uns unerträgliche Wie- derholungen an, mit Weglassung von 87 und 88, so erhalten wir vier Strophen von je drei bacchiischen Tetrametern, deren erste durch einen Trimeter als naQcctikswov erweitert ist:

Recördatus m dl tum et diu* cogitavi 85

Argdinentaque m pectus <^medm)> multa institui,

Homine*m quoius rei quando natust

Similem esse arbiträrer simulacrumque habere<ra>. Id repperi iam exemplum. Die Schlüsse der übrigen Strophen sind 94 At id fäciain esse tta üt credätis oder nach den Handschriften: At ego id faciam esse ita üt credatis. 98 Mea haud aliter id dicetis und 102 Factae probe examdssim, nach dem letzten noch ein iambischer Octo- nar 103:

Laudant fabrum atque aedis probant : sibi quisque inde exem- plum expetunt. Die Schilderung des Schicksals des Hauses unter der schlechten Einwirkung des Besitzers und der Naturkräfte wird in einer kre- tischen Partie gegeben, die wir oben S. 515 besprochen haben, 105—117. Dann folgt ein breiter Uebergang, vermuthlich, da V. 118 ego in B auf einer grösseren Rasur zu stehen scheint und wohl besser getilgt wird, in zwei trochäischen Septenaren:

Huic argumenta aedifieiis dixi : nunc etiära volo

Dicere, ut homines aediuni esse smiilis arbitremini.

Die Beschreibung der Erziehung und mühsamen Ausbildung der Kinder, V. 120 128, ist wieder sehr passend in Bacchien gehalten entsprechend dem ersten Theile, der mit der Voll- endung des Baues abschliesst, wie dieser dritte Theil mit der glücklichen Vollendung der Ausbildung des jungen Menschen. Endlich wird dieser Abschnitt auch ganz wie der erste mit einem iambischen Octonar abgeschlossen, der auf dasselbe Wort endet, wie der den ersten Theil schliessende, 128:

Nitdntur, ut alii sibi esse illörum similis expetant.

Der vierte Theil entspricht nach Inhalt und Rhythmus wieder dem zweiten. Die Verse 129 156 schildern nämlich in trochäischem und kretischem Rhythmus die Gefahren, denen der junge Mann unterliegt, welche mit dem Sturm und Hagelwetter, die das Haus zerstören, verglichen werden. Hier scheint neben

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Rhythmik. IL Die rhythmische Metabole.

dem kretischen und iambischen Veranlass der trochäische Rhythmus zurückzutreten; allein das ist nur scheinbar. Denn wir haben vor und zwischen den einzelnen kretischen Partien trochäisch begin- nende Continuationen, die allerdings immer bald in jambische Octonare übergehen, V. 129—132. 142 u. 143. 145-148, die letzte sehr durchsichtig gegliedert aus einem trochäischen Septenar und drei iambischen Octonaren. Den Abschluss des Ganzen bilden trochäische Septenare 154—156.

Wir bemerken also auch hier bei der Schilderung eines ver- wickelten Vorganges und der Durchführung eines vielseitigen Ver- gleichs zwar eine ^sraßoXrj $v&[Lixrjy allein in massvoller, dem Inhalte angepasster und kunstvoll gegliederter Anordnung. Damit haben wir die Plautinischen taktwechselnden Cantica in ihren ver- schiedenen Typen charakterisirt und dabei auch die einzelnen Ge- dichte vielfach eingehend behandelt, um nachzuweisen, wie dieses effectvollste rhythmische Mittel mit wohlberechneter Kunst ge- braucht wurde.

5. Als einen ganz besondern Typus geben wir zu allerletzt noch ein Canticum, das dadurch eigenartig dasteht, dass es ausser der Metabole der Rhythmen, die besonders in einem Theile stark vertreten ist, eine Metabole der Compositionsarten in wirk- samer Abwechselung bietet. Wir haben schon obeu S. 48G und S. 492 gelegentlich beobachtet, dass Plautus bemüht war in der Compositionsart der eiuzelnen Theile seiner Cantica, auch wenn er diese in demselben Rhythmus hielt, eine Steigerung zu ge- winnen, wie er Aniph. 633 653 erst in regelrechtem System mit kürzerem ica^atikEvrov und katalek tische m Schluss und dann in freier gehaltener Taktfolge gliederte; in gleicher Weise ibid. 575— 579 ein regelrechtes Senarsystem durch eine ziemlich frei gehaltene Taktcombination in gleichem Rhythmus 580—585 steigerte. Das- selbe Verfahren zeigt, nur in erhöhtem Masse und in Verein mit der Metabole, der Eingang von Persa, 1 52.

Es treten die Sklaven Toxilus und Sagaristrio auf, jeder mit einem kleinen Monolog, nach dem die feierlich komische Be- grüssung erfolgt Bis hierher V. 1 16 haben wir vollständig durchgeführten Parallelismus der Glieder auch in der äussern Form. Dann folgt im schärfsten Gegensatz zu der höchst regel- mässig gehaltenen Partie ein anoleXvpivov in allen mög- lichen Rhythmen: Kretikern, Trochäen, Iamben, Anapästen und

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4. Takt wechselnde Cantica.

545

wahrscheinlich auch Bacchien, nämlich V. 25, vgl. oben S. 88. In diesen mutatis modis cantici erzählen sich die Sklaven ihre bisherigen Erlebnisse V. 17—29. Mit der Mittheilung des einen, dass der Herr verreist sei, kommt ein anderer Ton in ihr Ge- spräch. Toxilus macht seinem Mitsklaven Vorschläge zu einem kostlichen Leben und bittet ihn inständig um sescenti nummi. Darauf hin fährt aber wieder der andere, Sagaristrio, auf, weil er ihn, der selbst ein durstiger Schwamm sei, auspressen wolle. Diese Situation wird durch eine zweite Aenderung der Composi- tionsart eingeleitet und in derselben durchgeführt, nämlich in drei trochäiscken freier gehaltenen Taktcombinationen; die zwei ersten zu je zwölf verschieden getheilten dipodischen Takten, während die dritte viel länger und abwechselungsreicher gegliedert ist Darnach läuft das Canticum in zweimal vier iam- bische Septenare aus, die durch zwei iambische Octonare getrennt sind, kommt also zu der ruhigeren stichischen Compositions- art. Charakteristisch sind hier in den ununterbrochen fortlaufen- den längeren Taktreihen die Katalexen, durch die hier bedeutsam auf die Hauptmomente aufmerksam gemacht wird. Toxilus be- reitet durch seine Bemerkungen auf diese vor, vgl. 32 Sed hoc me ünum excruciat und 35 Fäcere amicum tibi me potis est sem- piternum, und wie dann Sagaristrio fragt: quidnam id est? und quemädmodum?, tritt die Pause ein, und dann beginnt Toxilus die neue Taktreihe, indem er mit der Hauptsache heraustritt mea atmca sitne libera und üt mihi des nummos sescentos. Auch die Katalexen der Septenare, besonders nach der langen dritten Takt- folge, 43—46 sind ebenso bezeichnend für den Inhalt.

Der takt wechselnde Theil, 17 29, zeigt uns, obgleich die HetaßoXri Qv&iuxrj sechsmal eintritt, doch nicht ordnungslose Verse oder stilloses Durcheinander der verschiedenen Rhythmen, sondern regelrechten Bau. Zunächst ein kretisches Stück vom Umfang eines Tetrameters, der jedoch nach der Ueberlieferung in A aucli in vier Monometer sich zerlegen lässt. Es ist die gegenseitige Frage nach dem Befiuden: Üt vales? etc., die wir zugleich mit der Bcgrüssung aueh sonst bei Plautus im kretischen Masse ge- geben finden, z. B. Most. 718 Sälvos sis, Tränio. :: Üt vales? :: Non male etc. Au diese kretische Partie reiht sich, wie so oft ein trochäischer Septenar, der auch seinem Inhalte nach zu dem Kretiker gehört. Darauf V. 19 24 kommt ein Gespräch über Sagaristrio's letzte Vergangenheit in vier jambischen Septenaren

Klotz, flruudango aUrüminrher Metrik. .'15

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540 Rhythmik. II Die rhythmische Metabolc.

uud über des Toxilus Verliebtheit in zwei iambischen Octonaren, sodass dieselbe Partie entsteht wie 43 48; hier abgeschlossen, wie wir annehmen, durch einen bacchiischen katalek tischen Hexa- meter, ein Versmass, das uns anderwärts bereits begegnete, sicher z. B. Amph. 643; sich auch in einen Tetrameter und Dimeter oder drei Dimeter zerlegen liesse; vgl. darüber oben S. 545. Die dritte Partie ist eine kleine trochäische Strophe, bestehend aus kata- lektischen und akatalektischen Langversen, mit einem Kurzverse als nagaxikivrov , darnach der letzte Vers dieses taktwechseln- den Theiles eiue anapästische Partie vom Umfang eines Octonars, die ebenso wie die vorhergehende mit ihrem Ethos dem Inhalte entspricht. Denn Toxilus verkündet: agito eleutheria uud erus peregrist

Von den hierauf folgenden drei trochäischen Taktcombina- tionen unterliegt die Versabtheilung der zweiten und dritten keinem Zweifel; nur bei der ersten können solche entstehen. A fehlt ge- rade von dieser IS teile an und B giebt die drei ersten akatalek- tischen Dimeter in einer Zeile, während er die drei letzten, deren eiuer katalektisch ist, in zwei Zeilen zerlegt, was nicht .richtig sein kann. Wir ziehen Ritschl's Eintheilung nach Octonaren und Septenaren vor und gruppiren folgendermassen:

I. a. T. Qui ainans egens iugressust, prineeps in vias

Amoris1),

Superävit aerumnfs suis aerdmnas Hercuh'<a>s.

Nam cüm leone, cum excetra, cum cervo, cum apro

Aetölico,

Cum avibüs Styinphalicis, cum Antaeo deluctari mavelim, Quam cum Amore : ita fiö miser quaertfndo argento

mütuo : 5 Nec qui'cquam nisi 'non est' sciuut mihi re"spondere

quös rogo.

a. S. Qui ero suo servfre volt bene servos Servituten], Ne illum edepol multa in pectore suo conlocare opörtet, Quae ero placere censeat praesenti atque absenti suo. Ego nec lubenter servio nec satis suin ero ex sen-

tentia : 10

1) Denkbar bleibt allerdings, das« die uberlieferten Schlüsse in Amoris via« und aerumnas Horcuh\s) richtig sind; der erste wird auch von Servin« geboten, jedoch mit einer kleinen Abweichung.

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4. Taktwechsclntle Cantica. 547

Sed «quasi lippo oculo me erus meus manum abstiuere

haud qiut tarnen,

Quin mi fnperet, quin me suis negötiis praefulciat. b. T. Quis illic est, qui contra nie astat? S. <Ät> quis hic

est, qui cöntra nie astat?

T. Similis est Sagarfstrionis. S. T<5xilus hiquidein mens

amicust.

T. fs est profecto. S. Eum esse oportet. T. Ctfngrediar.

S. Contra ädgredibor. lf> T. Ö Sagaristri<5, di ament te. S. Töxile, dabunt di quae

exoptes.

IL a. Üt vales? | T. Üt queo. | 8. Quid agitur? | T. Vivitur. crot.trocb.S. Satin ergo ex sententia? T. Si eveniunt quae exopto,

satis,

b. S. Nimis stillte auiicis ütere. T. Quid iara? 8. fn-

iambisch. perare oportet.

T. Mihi quideni tu iani eras niörtuos, quia non te vi-

situvi. 20 S. Negotium edepol. T. Ferreum fortässe? S. Plusculiim

annum

Fui praeferratus apud molas tribrinus vapularis.

T. Vetus iani istaec militiast tua. S. Satin tu üsque va-

luisti ? T. Hatfd probe. S. Ergo edepol palles. T. Saiicius factus sum in Veneris

proelio.

bacch. Sagitta Cupi'do merini cor transfixit. S. Iam servi hic

amäut? 25

c. T. Quid ego faciam? deisne advorscr quasi Titaui? truch. . cum eis belligerem,

Quibus sat esse non queam?

S. Vide modo ut meae catapultae ttfom ne transfigant latus, uuap. T. Hasilice agito cleutheria. 8. Quid iam? T. Quiaerüs

peregrist. S. Ain tu peregrist V III. a. T. Sicut et tibi bene esse pote<s> pati, veni : vives

mecum.1) 30 Basilieo accipiere cultu. S. Vah, iam scapulae prririunt, Quia te istaec audivi loqui. T. Sed hoc me unum exeru-

cia<t>. S. Quidnam id est?

1) Die.H die richtige Lesart der Handschriften; sicut wird im Sinne vom einlachen ut gebraucht.

35*

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Rhythmik. II. Die rhythmische Mctabole

b. T. Haec suuimast hodie dies, mea amica«eitne Überall, An sempiternam servitutem serviat. S. Quid ntfnc vis ergo? T. <Facere ami^cum tibi me potis es sempiternuni.

S. Quemädmodum ? 35

c. T. Üt mihi des numoiös sescentos, quos pro capit*

illius pendam : Quös continuo tibi reponain in hoc triduo aut quadn'duo. Age ii benignus : sübveni.

S. Qua c6nfidentiä rogare tu a me<d> argen tum tantuni

audes,

(mpudens, quin si egomet totus veneaw, vix recipi potis est, Quöd tu me rogas : nam tu aquam nunc postulas a

ptfuiice2), 41 Qui ipsiis sitiat? T. Sitiäsne? hoc te mihi facere. S. Quid

faciani? T. Rogas?8) IV. Alicünde exora mtftuom. S. Tu fac idem, quod rogas xae. T. Quaesi'vi : nusquam repperi. S. Quacram equideni, si

quis cre*dat.

T. Nempe häbeo in mundo. S. Si fd domi esset mihi,

iam pollicerer. 45

Hoc meumst, ut faciam se*dulo. T. Quicqiu'd erit, recipe

te ad nos.

S. Quaere, tarnen idem ego sedulo. si quid erit, ut

scias. T. Obsecro4) Te resecro<que>, operam da hänc mihi fidelem. S. Ah

odio me enicas. T. Amöris vitio, non meo nunc tibi morölogus fio und so weiter in iambischen Septenaren.

Es lässt sich nicht leugnen, dass %ein Hauptreiz dieses Ge- dichtes im Wechsel der Compositionsart liegt, wofür es das be- zeichnendste Beispiel ist. Denn nach dem an die beiden Acteur* gleich vertheilten ersten monologischen Strophenpaare geht die Responsion noch in der gegenseitigen Begrössung der beiden

1) Der Anfang nur verniuthnngsweise hergestellt; überliefert ist h*<* <1e Riimma hodie est; also ist anderes möglich, wie Haec eBt summa boii*1 dien u. ä. 2) codd. a pümice nunc pöstulas, doch wird die Umstellon* durch das Folgende nahegelegt. 3) Sitiare ist nicht in sicine zn ändern, waa wohl, auch nur aus Conjeetur in F steht, sondern entweder als durch hoc aubatantivirter Infinitiv beizubehalten oder ähnlich wie geschehen *u ändern. 4) So die Handschriften, nur ohne Personenbeseichnung.

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4. Taktwechselnde Cantica.

549

Sklaven durch vier- Octonare fort, dann kommt ein achtes a?ro- falvpivov mit reichstem Wechsel nicht bloss der Rhythmen, sondern auch des Periodenbaues, erst eine kurze kretische Takt- reihe mit trochäischem Abschluss, dann eine etwas längere Com- position aus iambischen Langversen mit bacchüschem Epodikon, endlich eine wieder anders gebaute trochäische Strophe mit einem Kurzvers als itaQaxikhvxov und dazu einer anapästischen Reihe als eigentlichem Epodikon. Darnach folgen zwar drei ununter- brochen fortlaufende Taktreihen mit trochäischen Eingängen und iambischen Schlüssen, wie bereits oben erwähnt, die ersten zwei sogar von gleichem Umfange, aber alle aus ganz verschiedenen Massen zusammengesetzt. Denn die erste gliedert sich aus drei trochäischen akatalek tischen Dimetern, desgleichen aus einem trochäischen katalektischen und zwei iambischen akatalektischen, sodass der iarabische Rhythmus wenigstens im letzten Theile mehr hervortritt; die zweite dagegen bewahrt den trochäischen Rhyth- mus noch mehr, sie besteht aus trochäischem Septenar, ianibi- schem hyperkatalektischera Octonar und trochäischem Septenar, sodass die einzige Abweichung vom streng durchgeführten tro- chäischen Rhythmus das Uebergreifen des Octonars mit seinem Auftakt in die erste Reihe ist, wodurch die leicht monoton wer- denden trochäischen akatalektischen Schlüsse vermindert werden. In der dritten trochäischen Combination, die überhaupt reicher ist, tritt der iambische Rhythmus, der dann bis ans Ende des Canticums fortgeht, viel mehr hervor. Nach troohäischem Octonar und Septenar ein iambischer akatalektischer Diraeter und hyper- katalektischer Octonar, dann wieder nach trochäischem Octonar und Septenar iambische Octonare und zuletzt Septenare.

So ist uns dies Canticum ein Beispiel für die Plautinische Kunst der Variation nicht bloss in der Versgliederung im Einzelnen, sondern auch in der Anordnung grösserer Theile. Auch für letztere haben wir oben gelegentlich Beispiele beigebracht, wie die bereits im Eingange dieses Abschnittes erwähnten: Amph. 551 585, wo wir nach einer umfangreichen einfach gegliederten bacchiischen Composition eine längere trochäische Partie fanden, in der wir ein regelrechtes Senarsystem und eine freier combinirte Taktfolge erkannten, und Amph. 633— 653, ein Hexametersystem und eine aus Trimetern, Dimetern, Tetrametern und Hexametern zusammen- gestellte Taktfolge. Hier war eine Steigerung der Compositionsart einleuchtend.

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550 Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Wieder anders setzt sich die grosse Monodie des Chrysalus Bacch. 925—978, 8. oben S. 475 zusammen, nämlich aus 20 und 8 stichischen jambischen Octonaren (925—952), einem regel- rechten trochäischen Tetrametersystem (953—956), einer längern Gruppe von iambischen Octonaren und trochäischen Septenaren mit iambischem Dimeter als Clausel, also einer Composition mit ustaßokrj xat' avztd-eöiv (957 970) und schliesslich einer iam- bischen Continuation im Umfang von 32 dipodischen Takten, die erst mannigfaltig gegliedert sind, dann aber in iambische Octonare auslaufen.

Noch anders wieder der Bau des bacchiischen Canticums Bacch. 1120— 1140b, ein Tetrametersystem mit dimetrischem na- getekevrov, eingefasst von zwei epodisch componirten kleinen Strophen, weiterhin umgeben von vier und acht trochäischen Septenaren, eine treffliche mesodische Gruppirung; bildet doch das bacchiische Canticum mit dem kurzen vorausgehenden kre- tischen Gedichte selbst nur eine Einlage, eine Mesode in dem sonst durchweg anapästisch gehaltenen fünften Acte der Bacchides. Und wieder in diesen anapästischen Scenen welche Steigerung in der Conipositionsart! In der ersten Scene der ziemlich harmlos daher wandelnde, in allgemeinen Betrachtungen sich ergehende Philoxenus, regelrechte Tetrameter- Distichen mit einem freieren epodischenSchluss; viel aufgeregter die vorwiegend akatalektischen Verse des bereits von der Verführung der Söhne unterrichteten Nicobulus und danu die kunstvolle Schlussscene, in der die beiden Alten als letztes Opfer der Bacchides fallen, die wir oben S. 442 fgg. näher analysirt haben. Da 6ndet man ächte geniale Kunst. So konnten wir noch lange die Betrachtung fortsetzen Ober die fast unerschöpfliche Erfindungsgabe, die sich in den kunstvollen rhythmi- schen Gebilden aus den verschiedenen metrischen Formen ersehen liisst. Allein hier würden wir keine festen Regeln entdecken. Denn ein lichter Künstler schafft für jede Handlung und für jede Lage die adäquate Form zwanglos und frei nach den Ein- gebungen des Augenblicks aus einer nie versiegenden Gedanken- und Formeufülle.

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6. SchlnsBbetrachtnng.

551

5. Sohlussbetraohtung.

Wir stehen am Ende unserer Untersuchungen. Denn über Musik und Tanz des altrömischen Dramas oder gar anderer römi- scher Gedichte können wir aus Mangel an Quellen nichts weiter erforschen. Ueber den Tanz fehlt uns jede Nachricht und aus den erhaltenen Texten können wir nur an Terschiedenen Stellen den Beweis finden, dass Tanz vorhanden war, wie im Fischerchor Rud. II, 1, der sicher darum gerade aus sechszehn jambischen Septenaren besteht, weil er ganz nach dem Vorbilde der attischen Comödie mit Tanz und zwar in diesem Falle wie die Tetrameter- perikopen der Parabasen u. ä. mit Chortanz verbunden war. Ein Tanzduett ist gewiss auch die von uns oben S. 521 ausführlich besprochene Scene Aul. III, 2 gewesen, die darum wohl aus zweimal sechszehn Versen d. i. zwei Perikopen besteht. Ein Tanzduett, und zwar ein Tanz-aywv liegt gleichfalls in iambischen Sep- tenaren vor im Finale des Stichus, 769 fgg. u. ä. Ueber Musik- begleitung und selbstständige Musik im alten römischen Drama können wir gleichfalls nichts näheres wisseu. Erhalten sind uns Reste der alten öijfisi'coötg , die vermuthen lassen, dass die Musik- begleitung etwas sehr wichtiges war, wie denn die alten Didas- kalien stets auch den Namen des Componisten mit enthalten. Aus einzelnen Stellen Cicero's ferner kann man eine Vorstellung erhalten von der Wirkung der harmonirenden Thiitigkeit des Schauspielers und Musikers. Auch selbstständig trat die Musik hervor wohl im Vorspiel1) und vor allem in den Zwischenacten, vgl. Donat. argum. Ter. Andr.: ubi et quando scena vacua sit ab oranibus personis tibieen audiri possit und Pseud. 573b u. a.; vielleicht auch innerhalb der einzelnen Acte und Scenen, was wir jedoch nicht wissen und nur aus unsichern Spuren vermuthen mögen, in der handschriftlichen Ueberlieferung einzelner Scenen, wie Rud. II, 4, wo verschiedene Zwischenräume gelassen sind, zu denen der Text an sich keine Veranlassung giebt, die aber doch irgend einen Grund zu haben scheinen, vielleicht andeuten sollen, dass Tanz oder Musik oder alles beides eine Zeit lang ohne ge- sprochene Worte fortging. Der leer gebliebene Raum für zwei Verse zwischen Rud. 426 und 429 wenigstens scheint einen Ab-

1) Was jedoch nicht aus Cic. Acad. II, 7, 20 zu achliesaen ist, vgl. Hitachi, parerga S. 304.

552 Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

schnitt von 12 Tetrametern markiren zu sollen u. ä.1) Dass die Musik für die verschiedenen Drainengattungen verschieden war, bezeugt Cicero, wenn er leg. II, 15, 39 von severitate iucunda der römischen Tragödie und sonst vgl. S. 385 u. 532 von Trauerweisen spricht. Die zu einem iambischen Octonar des Terenz im Victo- rianus erhaltenen Musiknoten vgl. oben S. 390 sind nicht, wie der Umpfenbach'sche Apparat angiebt, altgriechische Instru- mentalnoten, sondern sog. Neumen; einen Einblick in alte Musik würden sie uns jedoch auch nicht gestatten, wenn sie auf alter Ueberlieferung beruhten.

Aber auch in die Rhythmopoiie des altrömischen Dramas ist uns keine solche Einsicht möglich, wie in die prosodischen Verhältnisse und die metrischen Formen desselben. Denn diese beiden konnten wir nach den in der Einleitung aufgestellten Grund- sätzen mit viel grösserer Sicherheit behandeln; hier Hessen sich die Elemente der altrömischen Prosodie und Metrik fast überall absondern von denjenigen, die man dem griechischen Vorbilde entnahm, und so ziemlich klar zur Darstellung bringen, wie die römischen Dichter diese Elemente verwertheten und was sie selbst hinzuthaten, um aus diesen ziemlich heterogenen Be stand th eilen ein einheitliches Kunstwerk zu schaffen.

Anders ist es bei den rhythmischen Fragen. Hier musste unsere Forschung einen andern Gang nehmen. Von vorbildlichen römischen Elementen, wie wir sie in den prosodischen und me- trischen Erscheinungen vielfach wirksam fanden, kann hier keine Rede sein. Von einer ausgebildeten römischen Rhythmik besitzen wir keine Kunde. Aber auch die griechische vorbildliche Rhyth- mopoiie ist für uns verloren bis auf ganz kleine Bruchstücke, die uns wohl in einzelnen Fällen, wie zur Erkenntniss des Terenzischen choriambisch-trochäischen Canticums, Ad. 610 614, erwünschtes Licht gewähren konnten, aber für eine zusammenhängende Theorie ganz ungenügend sind. Da mussten wir die Compositionsart des alten griechischen Dramas, das uns in vollständigen Werken er- halten ist, zu Hilfe nehmen. Wo es galt, formale Mittel der

1) Wiewohl andre Erklärungen recht gut möglich sind, vgl Fr. Schoell, zur Scenenüberschrift Kud. II, 4. Die Scene Belbet 414—444 gliedert sich am iiiitiirlichaten in 3. 10. 10. 3, Bcgrüssung und Abgang und in der Mitte ein besonders in den drei letzten Versen 426. 426. 429 438. 440. 441 auf- fallend correapondirendes Paar, das recht gut den Text für einen Tanz her- geben konnte. V. 417 Ad vos venio, ähnlich 430.

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6. Schlussbetracbtung.

553

griechischen dramatischen Kunst darzulegen oder Gebrauch und Ethos der einzelnen Rhythmengattungen im Allgemeinen zu be- stimmen, war das noch angänglich, weil alle diese Formen in ihrer ursprünglichen Bedeutung selbst auch in der Tragödie zum Ausdruck kommen müssen. Allein in vielen einzelnen Fällen sind wir nicht in der Lage sicher zu entscheiden, was die hellenische Kunst bereits erreicht hatte nnd was römische Neuerung und Zu- tliat ist. Doch haben wir einen Anhalt zur Beurtheilung dieser Dinge gewonnen durch unsre Darlegungen über die prosodischen und metrischen Verhältnisse. Denn hierbei sahen wir, wie die römischen Dichter schufen. Es war ganz im Sinne der acht römischen umsichtigen Besonnenheit und verständigen Consequenz. Man hielt sich nicht sklavisch an das griechische Vorbild, sondern baute selbstständig weiter auf der in Rom bereits gewonnenen, für Prosodie und Metrik in vielen Fragen eine feste Praxis bie- tenden Technik. Auf dieser festen altrömischen Grundlage na- tionalisirte mau die metrischen Kunstformen der Griechen. Ein- zelne Zwitterhaftigkeiten oder mit dem römischen Wesen auf die Dauer unverträgliche griechische Gepflogenheiten, die bei der ersten Uebertragung der fremden Formen kaum zu vermeiden gingen, stiess das römische Drama in seiner weitern Eutwickeluug bald ab. Aber die Hauptsache blieb doch, dass man das aus den reichen hellenischen Brüchen gewonnene Baumaterial nicht auf dem festen römischen Fundament in hergebrachter Weise hinzu- stellen sich begnügte, sondern unter ziemlich vollständiger Ver- werthung und Ausnutzung dieses Materials einen Neubau auf- führte, der nicht etwa lediglich die Bauweise vergangener Zeiten und fremden Volksthums zeigte, sondern ein Werk, das der ge- waltig veränderten Weltlage, der bereits sich überall frei regenden abendländischen Cultur entsprechend, die verschiedenartigsten Baustücke, die aus den alten Fugen gelöst waren, zu einer höheren Einheit verband, das so, als Träger eines Kunstfortschrittes ein in seiner Zeit berechtigtes, aber auch in sich selbst vollkommenes und befriedigendes Kuustproduct, eine nachhaltige Wirkung durch sich selbst erzielte. Alles Wesentliche aus der alten Rhythmik haben die römischen Dichter sich anzueignen gewusst, aber den auf Attika's Boden berechtigten vielfach dem metrischen Materialc augelegten Schranken gegenüber fühlten sie sich mit Recht voll- kommen ungebunden und lösten darum die einzelnen Bausteine vielfach aus ihrem althergebrachten Zusammenhange und stellten

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

sie dahin, wo sie sie in ihrem neuen Werke am besten verwerthen konnten, unbekümmert um etwaige Hemmnisse, die einst ein feines athenisches Stilgefühl ausgebildet hatte. Dabei wäre aber ein Verfall, eine Verrohung der Kunst und ihrer Formen nur dann unvermeidlich gewesen, wenn die Männer, die vielfach mit den alten hellenischen Traditionen brachen, nur zu zertrümmern, nicht weiter oder neu aufzubauen verstanden hätten. Allein die damalige italienische Bevölkerung brachte Männer hervor, die mit hohem Formensinn begabt aus den metrischen Formen der griechischen Dichtkunst geniale Werke schufen, wie später vene- zianische und andre Baukünstler die noch jetzt bewunderten Kir- chen und Paläste zum Theil aus althellenischen Tempelresteu errichteten.

Diese Beobachtung, die wir bereits in dem metrischen Theile machen konnten, bringt uns auch den Schlüssel zum Verständniss der römischen Rhythmopoiie. Die Thätigkeit war in metrischen wie rhythmischen Dingen die gleiche verständige Sichtung der classisch-hellenischen Formen und der consequente umsichtige alles Brauchbare mit Mass und Stil verwerthende Aufbau derselben zu neuen Kunstwerken. Und weil sie in acht römischer Weise so umsichtig und consequent schufen, ist der Versuch nicht ganz aussichtslos ihnen auch wirklich das in der Rhythmik ihnen zu- kommende Theil zuzuweisen, trotz der viel ungünstigeren Lage der Beurtheilung, die wir oben geschildert haben.

Der einfache, aber auch oberste Grundsatz, den die römischen Dramatiker befolgten, um die metrischen Formen zu neuem Leben zu bringen, Steifheiten zu entfernen und das Ganze von Neuem harmonisch zu vereinigen, war auch für ihre schöpferische Be- handlung der rhythmischen Formen massgebend. Alles, was in der einen Compositionsart oder Rhythmengattung bereits gewagt und gelungen war, das wurde, soweit dadurch nicht die ursprüng- liche Form ihre wesentliche Bedeutung einbüsste, zu einem Ge- meingut für alle übrigen Formen gemacht. So erklären sich ein- fach die bisher nicht gelösten, schwierigen Fragen der Prosodie und Metrik, wie die einheitliche Behandlung der Cäsuren und der Schlüsse, die Bildung der Hebungen und Senkungen, der compli- cirterc Bau des römischen Anapästs, der belebtere der Trochäen und Bacchien, ja schliesslich auch die grössere Belebung des iam- bischen Versmasses, von dem erst die allgemeine Belebung aus- gegangen war. Nicht anders verfuhren die römischen Dichter mit

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5. Schlussbctrachtung.

r,55

den rhythmischen Formen. Im griechischen Drama hatte jede Rhythmengattung ihre besonderen Compositionsformen. Darin hatte sich die hohe Kunst Athens gezeigt, dass sie Mass hielt und mit wenig formalen Mitteln Grosses schuf. Dies bewährte sich in den Zeiten, wo die Mittel selbst noch neu waren ; als diese sich aber immer mehr verbrauchten, sann man auf Neues, wurde auch auf hellenischem Boden vielfach variirt, doch blieb dies immer beschränkt durch die festen Traditionen der classischen Zeit. Die Tragödie konnte sich z. B. der Einwirkung der durch- greifenden Reformen des Dithyrambus nicht entziehen, allein diese traf im Wesentlichen nur einen Theil derselben, die Monodie. Die strenge Form der Trochäen, die steife Fesselung der Ana- pästen in regelrecht verlaufende Systeme und vieles andere erhielt Mich in fast ursprünglicher Gestalt. Da haben nun die romischen Dichter ähnlich wie in den metrischen Formen, auch in der Rhyth- mopoiie den entscheidenden Schritt gethan, der allerdings nur eine Consequenz der einzelnen Versuche der griechischen Kunst war; sie haben die einheitliche rhythmische Technik sowohl durch alle Rhythmengattungen als auch durch alle Compositionsarten durch- gesetzt und dadurch das reiche rhythmische Leben geschaffen, das man in der römischen Comödie bisher immer mit so grossem Misstrauen betrachtet hat, weil das rechte Verständniss für diese bunte Masse von metrischen und rhythmischen Formen fehlte, die uns die Ueberlieferung bietet. Mag unser Versuch auch nach der andern Seite hin zu weit gegangen sein, was erst eine weitere reifliche Prüfung zu erweisen haben wird, jeden- falls denken wir die Berechtigung vieler Formen erwiesen zu haben, die mau bisher verwarf, weil man ihnen keine innere oder äussere Berechtigung zugestehen konnte. Dabei ist das Ver- fahren, das wir den römischen Dramatikern zuschreiben, auch im Einzelnen ein sehr einfaches.

Es wurden zunächst alle rhythmischen Mittel, die die grie- chische Kunst zum Ausdruck der verschiedenen Stimmungen er- funden hatte, beibehalten, die mit Gestikulation oder Tanz aus- drucksvoll begleitete Declaiuation, die man aus den Sotadcen all- gemein kannte, die eigenartige TtayaxccTaAoyq , das Recitativ und der eigentliche Gesang im Chor und Einzelvortrag; ja unserer Auffassung nach verzichtete man auch nicht gänzlich auf anti- strophische und epirrheniatische Composition, weder im Melos noch im Dialog. Auch die eigentlichen rhythmischen Kunstmittel,

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

wie katalektische oder ununterbrochen fortlaufende Takte ver- wandte man zum Ausdruck alles dessen, was die hellenische Rhythmopoiie damit bezweckte. Alle Rhythraengattungen braucht* man in der römischen Comödie, die das griechische Lustspiel aufwies; ebensowohl auch in der Tragödie alle Versarten des griechischen Vorbildes, mit Ausnahme, wie scheint, des Dochmius, der lediglich ein eigenartig gebauter Monometer des i'dov yivog nach Verfassers Erklärung ist, vgl. Bursian-Müller's Jahresbericht Bd. 36. S. 301-305 und Bd. 48. S. 59—61, mit der die alte Theorie zu stimmen scheint. Durch die freiere Behandlung der Anapästen mochte man in die Lage kommen ihn auf einfachere Weise zu ersetzen. Endlich wurden auch die verschiedenen Com- positionsarten sämmtlich angewandt, auch in der einfachsten Weise des griechischen Dramas; so die einfache stichische Coni- position nicht bloss im Dialog, sondern auch vielfach in Gesangs- partien, die strengen Systeme der Tragödie und Comödie, die ^Trt in einer ununterbrochenen Taktfolge zu componiren, ferner aucli die im griechischen Drama so häufige Strophen- und Pe- riodenbildung mit alloeometri sehen Proodika und Epodika, die komischen Verscombinationen aus verschiedenen Taktarten meist in stichischer Bauart, endlich auch die wirklich taktwechselndeu Compositionen in den verschiedenen Typen des griechischen Vor- bildes. Dass auch alle diese Formen, selbst die einfachsten, wie die xata Gxiyov und xata övOzr^a, ihre ursprüngliche Wirkung noch nicht völlig eingebüsst hatten, beweisen uns die römischen Dichter dadurch, dass sie dieselben nicht so gar selten und offenbar in sehr wirksamer Weise anbringen. Indem sie dies thaten, er- öffneten sie umsomehr das Verständniss für die complicirteren Schöpfungen der einheitlichen rhythmischen Technik, die in ähn- licher Weise die einzelnen Rhythmen und Compositionsarten be- lebend und bereichernd umgestaltete, wie es die metrische Technik mit den einzelnen Versarten that.

Die römischen Dichter haben z. B. aus den strengen Systemen, die ihnen ja auch in denselben Formen wie der griechischen Co- mödie, d. h. in Anapästen, Iamben und Trochäen geläufig sind, die reichsten Variationen geschaffen. Die griechische Technik schrieb vor nur akatalektische Dimeter, höchstens mit einzelnen meist als na^axiktmov dienenden Monometern und am Ende immer einen katalektischen Dimeter anzuwenden. Die römische Praxis hat dies ursprüngliche Schema nach allen Seiten hin erweitert

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6. Schla88betrachtnag. 557

Zunächst baute sie auch solche strenge Systeme aus Trime- tern, wie Amph. 575—579, aus Tetrametern, wie Bacch. 1122 1138, ja aus Hexametern, wie Amph. 633 643; das naQatiktvzov war dann nicht mehr ein Monometer, sondern bei den Trimetern und Tetrametern ein Dimeter, bei den Hexametern sogar ein Tetrameter. Das war ja nur die Consequenz von der Ausdehnung dieser strengen Bildung auf längere Glieder. Aber ebenso variirten sie durch Verwendung kürzerer Reihen zu Systemen. So werden uns in glaubwürdiger und ältester und bester Ueberlieferung selbst auapästische Systeme aus Monometern überliefert, Stich. 1 2b u. 6 7*. Das naQttziksvrov kann in diesem Falle ja nicht kürzer sein, da es nicht unter den Werth eines Monometers herabsinken kann, sondern es ist ein etwas längeres Glied; auch das war ein sehr vernünftiges Verfahren. Weiter beschränkte sich die System- bildung nicht auf die drei Rhythmengattungen, die das griechische Drama in dieser Compositionsart brauchte,- sondern wir finden z. B. auch das bacchiische System das in der griechischen Kunst ein Unding gewesen wie die bereits erwähnten Amph. 575 und Bacch. 1122, ein kretisches, Ter. And r. 626-634. Aber noch mehr; die griechische Periodenbildung geschah vielfach in der Weise, dass das letzte xäXov katalektisch, die übrigen akata- lektisch waren; dies deckt sich vollständig mit dem Baue der strengen Systeme. Allein es gab auch den umgekehrten Perioden- bau; die Periode bestand dann im Wesentlichen aus katalektischen Reihen und den Schluss bildete ein akatalektisches Glied. In der Weise bauten auch die römischen Dichter Systeme, in Anapästen z. B. Pseud. 1325 1329, aber auch in andern Versmassen, z. B. in katalektischen Bacchien nach unserer Auffassung Capt 500 505 u. ä. Eine Einwirkung der epodischen Compositionsart endlich ist es, wenn im nctQattXevzov des Systems ein alloeometrisches Glied eintritt, wie Pseud. 593 in einem regelrechten anapästischen System als naQatdXivzov ein sehr charakteristischer bacchiischer Tetrameter erscheint, oder Capt. 506 508 ein iambischer katalek- tischer Dimeter in einem System katalektischer bacchiischer Di- meter mit akatalektischem Schlüsse u. ä. Und wie in dieser beispielsweise hervorgehobenen Compositionsart, so ist es auch mehr oder weniger mit den übrigen. Von den fast unerschöpflich scheinenden Variationen in der continuatio numeri haben wir nur einzelne Proben geben können. Ebenso haben wir wenigstens in den charakteristischsten Typen die andern Compositionsarten nach

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabolc.

ihren verschiedensten Variationen verfolgt, was wir hier nicht auszuführen brauchen. Ueberall betonten wir diesen Zusammen- hang bei den Compositionen mit Epimixis alloeometrischer Reihen, wie bei den kunstvolleren Verscombinationen aus verschiedenen rhythmischen Bestandteilen in stichischer uud etwas freierer Folge, bei dem Gebrauche der fistaßokrj xar avxi&t6tv, die be- sonders bei Plautus nicht auf Iamben und Trochäen beschränkt blieb, bei der eigentlichen fisraßolij Qv&ntxrj, allen Compositions- arten, die wir ziemlich eingehend erläuterten.

Wohl aber haben wir in diesem Zusammenhange hervorzu- heben, zu welchen rhythmischen Neuschöpfuugen die italische Kunst es gebracht hat. Von einzelnen wurde zwar schon ge- sprochen. So entstammt dieser einheitlichen Technik der Gebrauch der iambischen und anapästischen Octonare in stichischer oder systematischer Folge, ebenso was uns bereits bei der System- bildung zur Klarheit wurde, verschiedene andre Versarten, wie akatalektische und katalektische trochäische Seuare, bacchiische Hexameter und verschiedene andre katalektische Verse.

Nicht der geringste Gewinn aber ist die fast völlige Neu- schöpfung eines Rhythmus überhaupt, das ist der bacchiische, in dem ein sehr wesentlicher Theil aller römischen Cantica ver- fasst ist. Dass dieser eine römische Schöpfung ist, wird uns ziem- lich direct bezeugt durch Uephaestion, p. 45 W., wo für griechische Metrik angegeben wird, dass dieser Rhythmus nicht in aw&xrß QV&fioTtoua vorkommt, s. oben S. 465. Auch diese Neuschöpfung erklärt sich unschwer und natürlich aus der einheitlichen rhyth- mischen Technik.

Nachdem in Folge der gleichartigen Belebung aller Metra der Bacchius die in der hellenischen Dichtkunst ihm unstreitig anhaftende Schwerfälligkeit verloren hatte, bot dieses Versmass einer umfassenderen rhythmischen Verwerthung keine Schwierig- keit mehr. Durch dieses kam man in die Lage, verschiedene Ge- danken und Situationen zu schildern, die die hellenische Poesie mit diesem Versmasse immer nur kurz andeuten konnte. Und wir wollen es einem Plautus wie andern römischen Dichtern nicht verdenken, wenn er mit einer gewissen Vorliebe von diesem acht römischen Kinde einen ähnlichen ausgedehnten Gebrauch machte, wie etwa Sophokles gegenüber den iain bisch- trochäischen Chor- liedern des Aeschylus von seinen glykoneisch-loguödischen Stro- phen. So kam dieser Rhythmus zur reichsten Entfaltung, wurde

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6. Schlnssbetracbtunsj.

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eine des alten Hellas würdige Schöpfung aus hellenischem Geiste, in der die ganze rhythmische Kunst der Romer sich wirksam erwies. Wir besitzen in diesem Versmasse eine verhältnissmässig grosse Anzahl Cantica, sowohl in der Tragödie, wie Ennius' Thyest. fr. 8 u. Hect. lustr. fragm. 4, als auch in der Comödie, so eine grosse Reihe stichisch componirter Gedichte, ferner solche in Periodenbildung durch abschliessende Katalexen, wie Men. 966 971, wohlgebaute respondirende Strophen, Pseud. 243 248 = 249 254, ferner mit Kretikern combinirte ohne Katalexen fort- laufende Taktreihen, Men. 571—577, auch wohlgelungene Systeme, in Tetrametern Bacch. 1122 1138, oder Hexametern, Amph. 633—643, oder in Dimetern, Cap. 506—508; ferner die reichste Entwickelung in der sog. epodischen Compositionsart, Bacch. 1120-1121h 1139a-1140b und Amph. 551-574. 644-653, Capt. 781 -791. 922-929. Gas. 623—634, dann diesen Rhythmus selbst wieder als alloeometrisches Epodikon, wie als naQctxiktvrov in einem anapästischen System, Pseud. 593, Proodikon zu Kretikern Cas. 173, Epodikon zu lamben Pers. 25, und ein wesentliches Glied in den eigentlichen taktwochselnden Canticis, zeigt er uns die Wirkung der fistaßokij xaz ävzt'&eöiv, wie Rud. 258 282 nicht minder als die netaßoAr] Qt&nixrj im strengsten Sinne, wie Most. 313 316. Trin. 223— 232, wahrlich eine reiche Entwicke- lung und wirkliche Bereicherung der rhythmischen Kunst.

Doch wir brechen hier unsre zusammenfassenden Betrach- tungen ab. Wir haben das bunte Durcheinander der in den Can- ticis der römischen Comödie überlieferten Formen, das man bisher vielfach mit Hilfe einer mehr subjectiven Textkritik zu entfernen strebte, nicht beseitigt, wohl aber zu verstehen und zu erklären versucht. Ueberall fanden wir das Streben nach neuen Variationen und complicirteren Kunstmitteln. Wenn unsre Darstellung viel- fach in einen Panegyricus auf diese auslief, so mag man das nicht so deuten, als wollten wir darum nicht die classische griechische Kunst in ihrer unübertrefflichen Form würdigen, die gerade mit ihren einfachsten Mitteln die grossartigsten Effecte erzielt und auch jetzt noch auf uns eine durchaus harmonische Wirkung auszuüben vermag. Aber das römische Drama mit seinen reichen metrischen uud rhythmischen Kunstformen und deren viel freierem Gebrauche gehört einer andern Zeit an. Ein Sophokles und Aristophanes wurzelten mit ihrem ganzen Wesen untrennbar im athenischen Loben, dem so herrlichen Athen des fünften Jahr-

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Rhythmik. II. Die rhythmische Metabole.

Hunderts, und schufen trotzdem Werke für die Ewigkeit Das römische Schauspiel ist zwar die erste derartige Kunstschöpfung, welche alle Stande Roms zu gemeinsamem Kunstgenuss vereinigte, aber es gehört nicht ausschliesslich dem Volke der Stadt Rom an, sondern Rom wurde bereits immer mehr auch in den ver- schiedensten Zweigen des geistigen Lebens der Mittelpunkt der in der hellenistisch-romanischen Cultur sich zusammenschliessenden Welt, der es gebot. Dass die römischen Dichter den abendlän- dischen Theil dieser Welt mit ihrer Kunst vollständig befriedigten, dafür haben wir Zeugnisse aus den verschiedensten Kreisen und Zeiten, unter denen wir nur das classische eines Cicero hervor- heben, der ihnen wiederholt hohes Lob spendet und ihre Behand- lung vielfach über das hellenische Vorbild stellt. Dagegen ver- suchten wir nachzuweisen, dass sie bei aller Formfülle, bei reichster Ausnutzung und Erweiterung aller durch die alten me- trischen und rhythmischen Gebilde zu erreichenden Effecte als ächte Künstler weise Anordnung und Masshalten verstanden und dadurch bei einer dem Wesen ihrer Dichtung entsprechenden Vielseitigkeit eine harmonisch wirkende Kunstform geschaffen haben.

Geborene Griechen und Halbgriechen, nach Rom gezogen, Männer aus den verschiedensten Landschaften Italiens, ja auch aus den durch Waffengewalt gebändigten Barbarenvölkern des Nordens und Afrikas hervorgegangen, begegnen sich in der ersten grossen Kunstleistung der eben erst sich zusammenschliessenden italisch- romanischen Nation unter der Aegide Roms, das als welt- erobernde und weltbeherrschende Macht auf Jahrhunderte berufen war, die alten Culturelemente zu schützen und zu fordern. So sind es immer noch die Formen, die der edelste Zweig, die geistige Vormacht des alten Hellas aus den Schöpfungen anderer griechischer Stämme und vor allem aus dem eignen Volksthum gewann und in classischen Werken harmonisch verarbeitete. Doch die alte Harmonie besteht längst nicht mehr. Wie in Hellas' ganzem Leben, so ringt es sich auch auf den Gebieten der Kunst von den alten Banden los, in denen die Menschheit, jetzt mit freierem Blick über neu erschlossene Länder und alte Culturen, nicht mehr das künstlerische Mass, sondern den freien Geist be- schränkende Fesseln sieht Es ist ein schweres, vielfach ver- zweifeltes Ringen, die schöpferische Kraft des alten Hellenenthums war wie dessen Grundlagen gebrochen, der künstlerische Trieb

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5. Schlussbetrachtang. f>01

vielfach nicht lebenskräftig genug, der alten Fesseln sich ganz zu entledigen und die vielen Ansätze zu neuen Gestaltungen zu bringen. Aber im Abendlande spriesst und schiesst es überall empor, in einer noch jugendlichen und doch schon weltgebietendeu Nation. In sorgsamer Pflege des alten erhalten die hellenischen Formen hier neues Leben, wenn dabei auch manches aus den Fugen Gegangene an ganz andre Stellen geräth. Denn das neue Geschöpf des italischen Geistes tritt hervor, strahlender in bunt- schillernder Gewandung, in andern Contouren, manches, was einst nur zum Saum diente, zur Füllung der Grundfläche verwerthet, in anderer Anordnung der Farben, der Schatten, des Faltenwurfs und des ganzen Ausputzes, aber und das ist die Hauptsache nicht mehr, wie die hellenische Kunst, in einzelnen Theilen zurück- gegangen, in andern fortgeschritten und gediehen, sondern gleich- massig weiter und grösser geworden und wieder in harmonischen Formen fest gestaltet durch die geniale Schöpferkraft, die in der italisch-romanischen Nation erwachte und an dem versiegenden Leben, das Griechenland von den alten Zeiten her noch barg, sich veredelte, eine vielverheissende Schöpfung, der noch herr- lichere im Laufe der Jahrhunderte folgen sollton.

Klotz, <! nun) altrikitUHi hrr Metrik

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Nachträge.1)

Zu 8. 0. Verfasser hält mit Ritsehl a. 0. den Historiker L. Cor- nelius Sisenna für den Verfasser der Commentare zu einzelnen Plautin i- sehen Stücken. Man nimmt zwar jetzt, vgl. die bei Teuffei Schwabe, Geschichte der röm. Literatur5 S. 262 angeführten Gelehrten und A. Swo- boda, P. Nigidii Figuli operum reliquiae, Lips. 1889, wie scheint ziemlich allgemein an, dase der Plautiner Sisenna vom Historiker zu trennen sei. Allein diese Annahme beruht im Wesentlichen nur auf der Auffassung einer Stelle, Charisius p. 221, 9 Tractim Plautus in Aniphitryone, nbi Sisenna 'pro lente' iuquit. Non ut Maro georgicon IUI tractimque susurrant in- quit, in der Sisenna den Vergil citirt haben soll. Doch diese Folgerung, so nahe sie liegt, ist nicht zwingend; es kann das Citat aus Sisenna recht gut nur auf die einfache Worterklärung 'tractim pro lente' gehen, vgl. Ritsehl, opusc. II, 233. Das Nächste aber sieht wirklich so aus wie ein Zusatz des Julius Romanus , den Charisius ausgeschrieben hat. Darauf deutet die Bezeichnung des Vergil mit Maro. So citirt nämlich Julius Romanus stets, so dass Teuffei4, a. 0. S. 888 gerade darin mit Recht ein Erkennungszeichen des Julius Romanus findet. Ist aber diese Stelle nicht beweisend, so giebt es für die Ansetzung eines besondern Grammatikers Sisenna in der Hadrianischun oder nachhadrianischen Zeit keinen Anhalt. Zur Persönlichkeit des hellenistisch gebildeten Historikers und Übersetzers von Aristeides' Milnoiantä passt sehr wohl eine grammatisch - metrische Schrift über Piautinische Comödien. Der Titel 'commentarius' weist auch in diese Zeit. Commentare wurden nach Vorgang der griechischen Wissen- schaft in der Generation vor Varro mancherlei geschrieben. So verfasste Aelins Stilo ausser seinen Iudices über Piautinische Stucke einen commen- tarius de proloquiis und eine interpretatio carminum Saliorum und der duo- deeim tabulae (Beweise s. bei Teuffei, a. 0. S. 244), in denen ganz wie in den Sisenna -Commentaren viele etymologische und grammatische Be- merkungen standen. Man sehe die Zusammenstellungen über die früheste, mit der Geschichtsschreibung im Zusammenhange stehende Alterthnms- forschung bei Teuffei, a. 0. S. 66, wo unter verschiedenen Zeitgenossen auch Sisenna richtig genannt wird. Entscheidend ist für Verfasser die Art, wie Charisius den Sisenna citirt, offenbar ohne einen Historiker und Grammatiker zu unterscheiden, oft ganz nahe bei einander Stellen aus dem Geschichtswerk und grammatische Bemerkungen. Z B. Charisius p. 107,

1) Nicht berücksichtigt sind solche Stellen, wo einzelne Accente fehlen oder ändert! metrische Zeichen abgesprungen sind, die man leicht ergänzt.

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Nachträge. 563

9—24 bespricht die Formen familias und familiae bei Plnralen ausführlich unter Berufung auf Siaeuna's Ansicht. Dass aber mit dieser grammatischen Autorität kein anderer als der Historiker Sisenna gemeint wird, ist evident. Denn Varro, de lingua lutina VIII 73 fin. sagt: Item plures patres familias dicere non debuerunt, sed, ut Sisenna scribit, patres familiarum. Also will man nicht etwa gar neben dem angeblichen Plautuscommentator der nach- hadrianiachen Zeit noch einen zweiten Grammatiker Sisenna annehmen, der mit dem Historiker identisch ist, so musa man bei Hitachis Ansicht verbleiben.

Zu S. 9 Anmerk. 2 u. 8. 12 Anmerk. 1. Die Citate aus Teoffel'a Geschichte der röm. Lit. waren auf die fünfte Auflage berechnet; da diese jetzt erschienen ist. geben wir dieselben nachträglich für die beiden An- merkungen. § 108. 5 und § 97. 1. 1- Zu S. 4 Anmerk. s. ebenda §100. 1.

Zu 8. 27 (8. 12 AuineVk. 2 8. 81)0). Über die Bestimmung des Werthverhältnisses der Plantinischen Hundschriften lässt sich viel- leicht nicht mehr ins Klare kommen. Bei den Terenzischen ist Aussicht dazu. Daea Umpfenbach's Angaben über die Zeit der verschiedenen Hände des Bembinus irrthüinlich sind, hat E. Hau ler, Palaeographisches etc. zum Bembinns des Terenz. Wiener Studien. XI. (1889.) S. 268—287 bcwieseu. Der Codex selbst, man.1, gehört dem 4.-5. Jahrhundert an, man.*, die ältere Glossen- und Scholienhnnd ist eine schöne Semicursive des 6. 7. Jahr- hunderts und man.3, welche eine der sogleich näher zu charakterisirenden Classen der Calliopischen Kecension in den Text hineincorrigirt hat, ist keine manus recens des 15. Jahrhunderts, sondern gehört ins 8.-9. Jahr- hundert, ist also noch ungefähr hundert Jahre älter als unsre älteste Cal- liopische Handschrift.

Uber den Werth der beiden Calliopischen Handschriftenclassen ist viel gestritten worden, vgl. Dziatzko, Terentius, praef. XI sq. Verfasser hat die Überzeugung, dass beide Classen selbständigen Werth haben, so dass wir uns für die Terenzische Textkritik neben dem Bembinus man.1 zwei Arche- typi der Calliopischen Recension zu construiren haben, einen aus Bembinus man.", Victorianus, Decurtatus, fragmentum Vindobonense etc., und einen zweiten aus der durch den früher apud sanetum Dionysium in Krancia aufbewahrten Parisinus regius geführten Classe mit den mehr oder weniger gelungenen, aber offenbar auf eine treffliche Vorlage zurückgehenden Illustrationen. Für diese letztere Classc wird man deu Archetypus etwa in s 8. Jahrhundert ansetzen. Denn der im Vaticanus zu Phorm. I06.r> genannte Schreiber, Hrodgarius scripsit, kann nicht, wie im Text nach Umpfenbach angegeben wurde , der Schreiber dieses Vaticanus gewesen sein, da in der Zeit, wo dieser geschrieben wurde, der alte deutsche Laut 0 bereits in allen Dialekten und zwar um frühesten gerade im fränkischen gespalten war. Demnach ist der Schluss erlaubt, dass der Zusatz Hrod- garius scripsit von dem ungelehrten Schreiber aus der Vorlage übernommen ist wie anderwärts Calliopius recensui u. ä. So haben wir wohl in dem Hersteller des illustrirten Archetypus einen der frühesten Carolingerzeit angehörenden Hrödgar zn veriuuthen.

Aber noch bedeutend älter ist wohl der Archetypus für die andere Culliopischc (Manne gewesen. Verschiedene Indicien Hessen Verfasser beson-

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Nachtrage.

ders im Victorianus eine der Handschriften verinuthen, die nachweislich auch noch im 10. Jahrhundert in .den alemannischen Klöstern St. Gallen and Reichenau vorhanden gewesen sind; die dann möglicherweise bei den bekannten grossartigen Bücherräubereien, in Folge deren ganze Wagen- ladungen werth voller Manuscripte über die Alpen gingen, nach Italien- kam. Doch geht Verfasser hierauf nicht näher ein, sondern verweist auf eine Veröffentlichung, die Herr Director Dr. Emil Gutjahr- Probst nach seiner in nächster Zeit beabsichtigten Florentiner Reise in Aussicht stellt. Dieser Gelehrte wird insbesondere sammtliche im Victorianus Btehende Priscian- Citate einsehen und voraussichtlich nachweisen, dass alle diese Stellen den Text des irischen Priecian geben, den wir gerade aus der gleichen Zeit durch die Bibliotheken St. Gallens, Reichenaus und Leidens kennen. . . So erklären sich die zwei Calliopischen Relationen. In der Calliopischen Recension war offenbar in sehr früher Zeit der Terenztext mit kritischen und anderen Noten nach Irland gebracht worden; mit der irischen Mission, die besonder» bis Alemannien drang und bis Bobbio reichte, kam er wieder auf den Continent und muss im 8. 9. Jahrhundert ein grosses Ansehen genossen haben, da nach ihm der Bembinus, den ein italienisches Bene- dictinerkloster im Mittelalter barg, durchcorrigirt wurde. Die Iren sind bekanntlich treffliche Conservatoren gewesen, die nichts eigenes zothaten, und wir müssen darum dieser Relation, nach der viele Stellen des Bembinus offenbar richtig geändert oder vervollständigt sind, grossen Werth beilegen, den Archetypus in eine frühe Zeit ansetzen. Da aber diese Relation oft ganz allein die richtige Lesart erhalten bat, nach unserer Auffassung auch zu Heaut. 763 u. 902, vgl. S. 146 n. 166 u. a., so werden wir uuch audere Notizen derselben beachten, wie die über des Calliopius Recitation statt mit 0. Jahn, Berichte über die Verhandlungen der königl. sächB. Gesell* schaft der Wissenschafben zu Leipzig. Philolog. histor. C lasse. Dritter Band. (1861.) S. 363 an einen Lesefehler rec. als recitavi statt recensui zu glauben. Diese Notiz stand bereits in der Vorlage des Victorianus und des Fragmentum Vindobonense, wie aus des letzteren Lesart zu Andr. 981 Calliopius Plaudete hervorgeht. Wenn freilich Eugraphius das ausmalt: verba sunt Calliopii eius recitatoris qui cum fabulam terminaeset elevabat aulaeum scenae et alloquebatur populum, so kann das Erfindung sein, braucht es jedoch nicht zu sein. Jedenfalls weist diese Nachricht, nach der Calliopius Terenzische Stücke, wenn vielleicht auch nicht gerade im Theater, recitirte, ihm eine Thätigkeit zu, die recht gut zu einem bonus scholasticns der römischen Kaiserzeit pauste.

Doch bei solchen Einzelheiten mag man zweifeln. Das Wichtigste ist die Conseqnenz, dass in allen den Fällen, wo die beiden vielleicht viele Jahrhunderte getrennten Relationen der Calliopischen Recension noch jetzt übereinstimmen, ein ganz alter Text, fast so gut wie das eigene Exemplar des CalliopiuB vorliegt, den man wohl mit Fr. Leo, rhein. Mus. N. F. 38. Band. S. 321 fgg. noch vor Donat, also in's dritte Jahrhundert ansetzt

Ein ähnliches Verhältniss wie zwischen der Calliopischen Recension und dem JJembinus des Terenz besteht wohl zwischen der sog. Palatinischen Recension und dem Ambrosianus des Plautus, doch können wir für Plantus keinen besonderen Grammatikernaraen uennen.

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Nachträge.

565

S. 31. Z. 13 v. u. üüb „dieser" statt „diese".

8. 46. Zu Hec. 367 lltco ömnis simul vgl. Cist. 361 tertio Omni* effiucero.

S. 56. Za Eon. 832 SceMsta ovem lüpo cömmisisti. dispudet vgl. Eon. 185, ibid. 692 (mödö nnd rogä an gleicher Stelle). 8. 61 Anmerk. defraüdavi.

8. 105. Z. 1 pausia baea statt bausia paca.

8. 109. Z. 7 in macello statt in macella. Zu Men. 882 vgl. jetzt SchoelJ's ausführliche Angaben. S. 127. Asin. 864 Die amabo.

8. 146 n. 492. Ein ähnlich verstelltes est findet sich auch Bacch. 1128, wo mit Bothe Pol bödie alterast iam bis dgtonsa ce'rto zu lesen ist statt altera . . . certost, und Moßt. 314 tibist imporätum statt tibi imperatumst. vgl. auch S. 483 Anm.

8. 146. Hec. 741 wohl Est magna ecastor gratia istac de re, quam tibi habeam mit latenter Cäsnr.

8. 177. Men. 91 ist nach Schoell's Angabe in A zwischen arbitratu und adfatim Raum für das vermuthete usque.

8. 240. Z. 12 lies „Wortfüsse" statt „Wortschlüsse".

8* 262. Z. 1 v. u. Rud. 1114 ist bona wohl falsch geschrieben statt melior; s. Schoell zu d. St. Z. 20 Aüxili aut etc.

Zn 8. 269. Die Dionysiusstelle wird ausführlich von Westphal, Metrik. III3, 1. S. 28 von einer etwas anderen Seite besprochen, doch vgl. S. 348.

8. 275. Auch Cas. 719 Vilicus hic autem cum ooroua candide.

Zu 8. 298 u. 513, vgl. S. 232. 483. 464. 506 u. a. Die Abweichungen des römischen Kretikers vom griechischen Päon sind besonders beachtens- werth. Hier hat die Durchführung der einheitlichen Technik auch Steif- heiten gebracht. Die nach Analogie der übrigen Langverse eintretende Zerlegung der Tetrameter in regelrecht schliessende Dimeter musste, insofern sie zur Folge hatte, dass überhaupt nur noch zwei Takte die letzte Hebung auflösen konnten statt wie im Griechischen drei oder gar alle vier, den kretischen Langvers in zweifacher Hinsicht steifer machen. Ausserdem war das lateinische Sprachmaterial ein Hemmniss für Ausbildung richtiger vier- silbiger Päonen. Auch im Griechischen war die podische Cäsur vorwiegend, Bindung der Takte das Seltenere. Die gleiche Praxis finden wir hierin im römischen Drama. Allein damit war wieder ein gutes Stück vom ursprüng- lichen päonischen Charakter verloren. Denn Betonungen wie: nunc pedt- bu« oder lampädtbüs u. ii. Hchlosscn die lateinischen Accentgesetze aus. So blieb der eigentliche Päon nur bei der seltenen Bindung der zwei ersten oder zwei letzten Takte etwa* häufiger wie nöstrü süperät manüs. So war der römische Kretiker, zwar immer noch der altgriechische Päon, viel schwerfälliger geworden, zumal da in Folge der einheitlichen metrischen Technik im ersten und dritten Fusso eine lange Senkung möglich war. Wie nun die Identität der Plautinischen Anapästen und ihres griechischen Vorbildes besonders in der Reinhaltung des vorletzten Anapästes mit zwei Senkungskürzen hervortrat, vgl. S. 282 wie sclre putö me, nYhYlö sit, raortälts ütl ais, so scheint auch etwas ähnliches bei den katalektischen kretischen Tetrametern wie bei den katalektischen anapästischen vorzuliegen, wenn der vorletzte Päon bei Katalexis in syllabam stets rein mit drei Kürzen

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566

Nachtrage.

gehalten wird: Exjequi certa res | est üt äbeäm u. s. w. Ist da« richtig, dann wird man in allen diesen Katalexen reinen vorletzten Päon als Regel annehmen und den wenigen widersprechenden Schlüssen, wie die S. 406 zu Aniph. 237 u. 246 aufgeführten epodisch gebrauchte Trochäen zuweisen.

Zu S. 312. Das« der anapästische Wortfuss an der zweiten Stelle des lateinischen Senars viel seltener ist als im griechischen Trimeter, ist un- bedingt zuzugeben, aber darum noch nicht jeder Anapäst im zweiten Fusse als verdorben anzusehen. Im lateinischen Verse, wo jede Senkung auch durch eine unbetonte Länge ansdrückbar war, Hessen sich anapästische Wörter auch in jedem anderen Fusse unterbringen und zwar so, daes die erste Silbe durch den mit dem Wortton übereinstimmenden Versictus getroffen wurde. Im griechischen Trimeter aber inussten sich die Anapäste viel mehr an diese zweite Stelle drängen, weil ihre Länge nicht in die innere Senkung der Dipodie fallen konnte und auch sonst schwer unterzubringen war. Selbst Men. 300 mag man zweifeln, ob in den Worten: Qui atmcam habes alte richtige Tradition ist oder nur in A ein Flüchtigkeitsfehler: habes statt habeas der Palatini, vorliegt, wie so oft, z. B. despolator statt despoliator Trin. 240, Arabus statt Arabius S. 293 u. v. ä.

S* 827. Z. 8 v. u. Aul. 336 ist wohl in der durch Festus und Nonius bestätigten Oberlieferung, der Handschriften richtig. Man messe: Ubi si quid poscam üsque ad ravim poscam prius mit einsilbigem ravim, ganz wie navis einsilbig sein kann. s. S. 286.

Zu 8. 850. Eun. 166 Nonne tibi mihi dixti cüpere te ex Aethiopia.

Zu 8. 308. Die Katalexen im Innern der Hemistichien sind wohl nach griechischem Vorbilde, vgl. S. 317. 818, doch der Uiat dabei ist ächt römisch, s. S. 99. 8. 89». Z. 7 Hflurica faeiös etc.

S. 389. Anmerk. Vermuthet man im Victorianus zu Ter. Andr. 200 wirklich nicht kritische, sondern metrische Noten, so vergleiche man noch über dwlri und &qxsqLo*os Kossbach - Westphal , Metrik. III3. 1. S. 192. 193.

8. 401. Scheint die Ergänzung 0 mi Mfcio Ad. 966 zu kühn, so nehme man die ganze Partie 934 967 als ein grosses iambisches Octonarsystem mit einem Senar als naQccrtlevzov. Denn V. 967 ist jedenfalls ein iam- bischer Octonar. Doch stände ein solches System bei Terenz einzig da.

8. 404. Ter. Ad. 56. 66 ist schwerlich richtig von uns ergänzt. Viel- mehr ist gerade patrem aut audebit alte Überlieferung aller Terenzhand- ech ritten Bowie der besten alten Handschriften bei Martianus Capella p. 162,18 ed. Eyssenh. Gehen wir von dieser Grundlage aus, dann muss das übrigens auch unmetrische insueiierit des A und das insuerit eines Theiles der Calliopischen Handschriften eine nach dem unmittelbar voraus- gehenden cönsuefeci filium sehr nahe liegende Vermuthnng sein. Denn man erwartet ein anderes Verbum : „Wer das beim Vater sich vornimmt oder gar auszuführen die Frechheit hat." Das passende Verbum giebt die gute alte Lesart bei Martianus Capella: instituerit, das gerade in dem mit dem Terenzi8chen so nahe verwandten Briefstil Cicero's (s. S. 24) in gleicher Bedeutung und Construction vorkommt, wie denn gerade Micio, der Sprecher dieser Worte, auch V. 38 einen ähnlichen breiten Ausdruck gebraucht hat instituere aut | parat o mit ähnlicher Steigerung wie hier. Nur muss man dem audebit ronform das einfache Futurum statt des nach dem gewöhn-

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Nachtrug«?.

567

liehen Sprachgebrauch vorzuziehenden institucrit einsetzen. Demnach scheint auch hier D, der vollständigste Vertreter der irischen Relation, die ächte Lesart noch am getreusten in seinem ins^tit^uet bewahrt zu haben, wenn man liest:

Nam quf mentiri aut fallere institue*t patrem aut Audtfbit, tanto raägis audebit ceteros.

Wegen des aut am Verschluss in Elision vgl. S. 191.

S. 405. Vgl. jetzt Schoell zu Men. 361 fgg. Z. 8 haec tua »it.

S. 483. Cure. 102 ist wohl ein iambischer Septenar mit trochäischer Hauptcäsur: Nam ubi tu profusus (?s, ibi ego mc | pervelim sepültam.

S. 435. 2. 18 lämque mari magno classis cita.

S. 489. Z. 20 lies: na%oßovXav statt xarceßovlav.

S. 440. Z. 18 lies: „Anderes" statt „Anders'4.

S. 445, Tgl. 282. Fr. Bücheler im neusten Hefte des rhoin. Museums 44. Bd. (1890.) S. 160 stimmt zu Mil. 820 in der Sacherklärung (salsipotenti et mulsipotenti etwa aXvxöv xoei (jtfXitrjQiov) mit Verfasser überein, nur schreibt er saltipotenti et multipotenti. 8. 448. Z. 4 Distr&xissent.

S. 450. Pseud. 1293 läset auch andere Messung zu, z. B. als iambischer Dimeter.

S. 505. 507. Amph. 280 läset sich auch noch einfacher ergänzen: Vota ßuaefpere et hortari exercitnm mit epodischer trochäischer Tripodie. Über Amph. 237 u. 246 vgl. Nachtrag zu S. 298. S. 507. Z. 8 Dfspertitf.

S. 512. ünter Beibehaltung der überlieferten Lesart in Epid. 90 amat statt amabat und 97 tu tete statt tute tete könnte man statt stichiecher Coni- position strophische Gliederung annehmen 85 92 =«* 93 99 in der Form aaba = aaba, wobei a die Folge von dikatalektischem, akatalektischem und einfach katalektischem Dimeter, b die Folge eines dikatalektischen und zweier einfach katalektischen Dimeter wäre. Auch Hessen sich dann 87. 91* = 94. 98 allenfalls iambisch messen. Doch empfiehlt sich sicher die angenommene durchweg stichische Composition trotz der beiden Änderungen.

Zu S. 513. Aul. 438 könnte allenfalls nach der S. 26 erwähnten Gewohu- heit hinter aedmm et conclavturo das perviwm gedankenlos statt pervios (zu augnlos) geschrieben sein

Zu S. 519. Die angenommene Proaodie in Penelopain ist bei Planta* nicht auffälliger als die sonstigen Schwankungen der Quantität in Eigen- namen, wie Apulia, Apulns, Porsena u. ä. Hält man aber Penelopam nur mit erster Länge für möglich, so bleibt nur logaödische Messung: 1. Credo egö mYseräm 2. Fuisse Penelöpäm 3. Sörtfr süo ex äntmö 4. Quae tum diu vidüa 6. Vtro süö cärült 6. Näm nös eius äntmüm etc. Dagegen V. 10 14 ist anapästische Messung unbedingt geboten, was nns veranlasst, auch die Kurzversc des Anfangs ebenso zu fassen. Die erste Periode malt der verlassenen Penelopa Schicksal aus, die zweite die ähnliche Lage der beiden Schwestern. V. 6 bildet nach Inhalt und Form den Ubergang. Da er von Penelopa noch handelt, hat er das Versmass der ersten Periode, kann aber zur zweiten, zu der er grammatisch gehört, recht gut Pro- odikon sein.

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V

Sachregister.

A Präposition gekürzt 69 71.

a im Nom. u. s. w. nicht gelängt, bei Plautus 26 44 566, in den Satur- niern 100, bei Ennius 101.

abducere 73 74 76. abf 65 68, wie Interjection gebraucht 447. atfte 88.

Ablative auf d bei Plautus zu ver- werfen 24 f. äbscedo 76. , äbstulisti 73.

Accent 8. Wortbetonung, Verston.

acceptrici 76, äccepisti 78.

accesso 74.

äccipio 73 74 75 78.

Accius, Dichter und Grammatiker 7

362, befreundet mit dem Consul

D. Brutus 9. äccubes 73. äccumbo 77. Achilles 91.

ad vor Consonanten eekürzt 69 f.

ad im Ablativ 24 f. äddam 73. admordere 74. advenio 74.

Aeschvlus baut steife Trimeter 8, ver- nachlässigt die Cäsur im Trimeter 205, nicht im Tetrameter 206, latente Cäsuren 192 206, braucht in den Persern noch ausgedehnten Tetra- metcrdialog 452, Technik der Kre- tiker 461 f.

aestimatum 90.

äffari 73.

age iam = xai d?? 426.

agito eleutheria, convivium u. ä.,

nicht ago 443. ttytoyri 472 f. &y6v 393 428 467. Agrtgaitum gegen 'JnQdyavra 41 äis, äit u. ä. 118 169 211. &*itpalcc 502. Alexander 91.

Alexandrinische Tragödie 6 374. Alexandrinismua in Rom 11 319.

Alcxiti, Technik der Trimetercäsur 201.

Alloeometrische Reihen 478 f.

ambo, Quantität von 47.

amYcam 82, amteitiam 89.

amor 22 64 502.

an vor Cbnsonanten 75.

üvadinXfoois, Wortbetonung bei 205.

Anapäst. Allgemeines 15 18 19 20, Prosodie 69 60, Kürzungsgesetz 95, Hiat bei Personenwechsel im Grie- chischen 111, im Lateinischen 118, Hauptcäsuren mit Uiat 180, latente Cäsuren 198, dipodische Cäsar bei Aristophanes und in der neuen att Comödie 215, bei Plautus 216 430, trochäische Cäsar 181 216 217, Ver- nachlässigung der Hauptcäsnr 216— 218, Versschlüsse 231 , Hebnngen nach griechischem Vorbilde 281 286, im ersten Fusae der Dipodie 282, im zweiten 283, nach römischem Muster 287, Proceleusmatiker 291— 294 355 356, unrömische Betonungen, von Terenz gemieden 367 368, Ein- fluss der eioheitl. Technik 375—378, erweiterter Gebrauch 425 432 443 448, musikalischer Vortrag 384, nicht in continuatio numeri 414 416, Sy- steme, gewöhnliche 405 407 637, freiere 291 440 442, Vortrag ders. 383, KlageanapäBte 440, lyrische im griechischen Drama 441 , in römi- scher Comödie 442 f, Systeme mit alloeometrischcn Gliedern 493 496 497 657, TurpiliuH' Anapäste 369, Seneca's s. Seneca, Pentapodie katal. nicht anzunehmen 538. Mono- meter 405 40G 519 538. Dimeter als Epodikon 486 493 502, katalekt. im SyBtem 432 442 494, brachykatal. 486 520 -526 s. Reizianus. Tri- meter nicht nachzuweisen 497. Septenarscenen 443. Oetonar 443 493, als alloeometrische« Epodi- kon 494 546, im System 406 446 483, hyperkatalektisch 414 640.

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Sachregister.

Ü69

Anapästischc Wortfüsse iu den inne- ren Senkungen der Iamben und Trochäen 312-314 499 566, bei Terenz nicht hinter einander 316.

Anaphora 104 f 168 514.

Anaxippoe, Technik in Bezug auf Trimetercäsuren 187 205.

äncilla 75.

aneipites eyllabae in den Cäsuren der

Langverse 29 31, in Saturniern 99 f;

bei ego 51; s. auch Hiat, aeynar-

tetieche Bildung. Andronicus s. Livius. ante 83 523 524. anteire, Quantität 68 139 140. AntistrophitäChe Composition 395 f

428 481 544 f.

&7tol£lvfi£va im griechischen Drama 392 531 533, in der römischen Tra- gödie 394 531 f, in der römischen Comödie 396 416 u. o. 636 f.

Apollodor Gel. u. Caryst. Technik in Bezug auf Trimetercäsuren 205.

Appius Claudius Caecns, römischer Dichter, Ordner der Saturnier 7.

ar Verbalendung, Quantität 44. Archaismen bei Piautas u. a. 26 26. Archaistische Richtung seit Hadrian

11.

ardus statt aridus 308. argen tum 76.

Argumenta zu Plautus' Comödien, metrische Technik 11 130 170 172, prosod. Hiat 130, Abfassungszeit 173.

Aristophanes , Cäsuren der Trimeter 187 206, der troch. und iamb. Te- trameter 206, dipodische Cäsuren anapästischer Verse vernachlässigt 216, angebl. Vorbild für die röni. Komiker 456.

ärripit 78.

arüspex 91.

Arvallied 362.

aa statt ae im Nom. plur. 24—26. Asclepiadeische Oden des Catull u.

Horaz 369 422. ässulatim 75.

Asynartetische Bildung in den Lang- versen 29 f 142 f, im Saturnier 30 31 142 143, bei Terenz gemieden 365, im Senar erst seit Seneca 165 ff, übrigens s. Hiat.

ät in Verbalendungen 44.

At pol qui iam bei Plautus gemieden

114. atque 80 81.

Attische Comödie, metrische Technik im Allgem. 31 187 ft', latente Ciisur 193, Vernachlässigung der Cäsuren in Iamben u. Trochäen 29 30 199—

206, iu den Anapästen 215 218, trochäische Schlüsse 225, in Ana- pästen 232, iambische Schlüsse 233 237, aufgelöste Hebungen in Iamben u. Trochäen 261—254 268—273 279, in Anapästen 281 f, im Päon 298, zweisilbige Senkungen in Iamben n. Trochäen 251 306 307 812, im Tri- meter vor der Hauptcäsur spon- deische Wörter oder Wortausgange mit einsilbigem Schlusswort 320, Proceleusmatiker im Trimeter 346, wird dem universellen Zuge der Zeit vielfach gerecht 373, am wenigsten in der Kunstform 374. aüdivi 90.

Auftakt 471, Bezeichnung desselben in den alten Exemplaren 414 491, s. Versabtheilung.

aut 71, aütem 90.

avariter 60.

avisse, avissem mit asse,

assem verwechselt 170. avonclus, avönculus 91.

Bacchien ohne begleitende Musik dem Cicero nicht verständlich 11, Prosodie 64 65, Kürzungsgesetz 64 95, Schlüsse, trochäische 231, iam- biBche 248 418, Hiat bei Personen- wechsel 118, in der trochäischen Hauptcäsur 181 f, nicht in iambischer Nebencäsur 182, im Pentameter Cäsur nach erstem Dimeter mit Hiat 182, latente Cäsur 198, Cäsuren- bildung 218 418 , Nebencäsur im Tetrameter 198 218, bei langen Wör- tern vernachlässigt 219 f, sonstige Cäsuren 299, Schlüsse 231, Auflösung in erster Hebung 299 f, in zweiter 301, irrationale Senkungen 842f 364, musikalischer Vortrag 384 470, im Griechischen nicht in avvs%i]g §v&- Itoitotia 465, Ethos u. Gebrauch im griechischen und römischen Drama 466 f, Einfluss der einheitlichen Technik 376 378 414 469 658, in continuatio nunieri 414, Systeme in Tetrametern 407 492, in Dimetern 495, in Hexametern 483, in anti- strophischer Composition 481, Com- positionsarten überhaupt 658. Dimeter akatalekt. 482, katalekt. 433 492 495, mit iambischen Kur/- versen 525. Trimeter 486 643, katalekt. 488 489. Tetrameter akatalekt. als alloeometr. jr«pa- ziXtvtov 493, als alloeometr. Pro- odikon 498, katal. 418 637. Hexa- meter 483 486 489, katal. 433 646.

s

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570

Sachregister.

Baasus 8. Cacaius. Baton, Trimetcrcäaur 205. benf- 62 53 181. benücium zu verwerfen 351. Bentley, Richard, Terenzische Metrik 13 39.

Betonung s. Wortbetonung, Verston.

bibendum 82, bibtati 84.

Bindung der Dimeter zu Tetrametern s. Cäauren vernachlässigt; rhyth- mische Bindung 216, durch Elision 8. Elision.

Binnenkatalexis in Saturniern 99, bei Plautus 513, 8. auch Dikatalexis.

Brachykatalexis 419 423—425, übri- gena 8. unter den einzelnen Vera- arten.

brevis brevians 41 49.

Caecilius 9 362 369.

CaeeiiiB Bassus 10.

Cäsur in Saturniern 142 147, in iain- bischen Langversen 142— 146, in tro- chäischen 146 157, Nebencäauren troebäisch in iambiachen Versen 157 159, iambisch in troebäischen Versen 159— 165,Cäsuren inSenaren, Bedeutung ders. 165, ohne Hiat bei Plautus u. Terenz 167 f, in der spatern Technik Seneca 171, Pbaedrus 172, Argumenta u. Inschriften 172 173, in anapäatischen Langveraen 180, in Systemen 181, in kretischen Lang- versen 181, in bacchiischen 181 f, iambische Nebencäsur ders. 182, im bacch. Pentameter 182, latente Cä- Buren 171; ohne Elision bei Seneca 171, mit Hiat bei Seneca und in der Technik des zweiten Jahrh. 172 173; vernachlässigt bei langen Wör- tern in der neuen attischen Comödie 187 199 f, Cäsurachlüase nach un- selbständigen einsilbigen Wortern im Griechischen 187, bei Plautus 187 f, in Elision, noch in der claasi- schen Zeit bis auf Seneca 192; in den Trimetern der neuen att. Com. 193 f; auch bei Personenwechsel 194, in lateinischen Dialogmaasen 196f, auch in trochäischen Cäsuren 197, in anapäatischen, bacch. u. kret. Tetrametern 198, in kretisch be- ginnenden Langversen 199; im jam- bischen Trimeter, nur die zwei tro- chiiiachenCäauren anzuerkennen 199, diese bei langen Wörtern vernach- lässigt im griech. Trimeter der neuen Comödie 200 205, in der griech. Tragiidie 205 206; trochäische katal. Tetrameter mit trochäischer Haupt-

oder iambischer Nebencäaur 206, im iamb. katalekt. Tetram. iambische Haupt- und trochäische Nebencäaur 206, Cäsuren des lat. Senara bei langen Wörtern vernachlässigt von Plautua 207, von Terenz 209, ebenao im trochäischen Septenar bei Plautus 209f, bei Terenz 211, ebenso in dem iambiachen Octonar und Septenar

'212, s. auch Bindung; in den Ana- pästen gewöhnliche Cäaur 215, tro- chäische Nebencäsur 216 f.dipodische Cäaur 216 f, Octonarcäaur vernach- läasigt217f; Cäsuren im bacchiischen Tetrameter 198 218, vernachlässigt bei längeren Wörtern 219 f, im kre- tischen Tetrameter 220 f, bei langen Wörtern vernachlässigt 221 f, des- gleichen in kretisch - trochäischen Versen 228.

Cäaurschlü8ae s. Schluaae.

Calliopius Textrecension mit oijptUaet s 12 27 382 384 389 563 f.

Cantica, Vortrag 383, sonst 8. die einzelnen Veraarten.

carmina de virorum laudibua antiquu 362.

Caper s. Flavius. Catalexis s. Katalexis. Catull, prosodischer Hiat 121, aacle- piadeiache Oden 369. cave 51.

XoiQÜttov fitZQOv 436.

Chor fällt im apätorn griechischen Drama weg 371, im röm. Drama 383, antistrophiach 883 394, Bau der Chorgesänge im griech. Drama 391 f.

Choriamben bei Terenz 368, metr.

Technik 421 422, Ethos u. Gebrauch

438 439 530; nicht bei Plautua u.

Naevius 438. Choriambische Wörter mit den zwei

Kürzen in der inneren Senkung der

lamben und Trochäen 313. Cicero's Urtheil überdaa röm. Drama 8,

Verständnisa für dasselbe 9 11 382

385 434 582. cireümire 68 139 140 169. circumitio, Quantität 69 140. Citato aus Plautus bei Grammatikern,

Werth derselben 28. emtatem 89. Claudius s. Appiua. clausula 166 420 421 480f 485. cOaccedunt, coactio, coaddito, coad-

solet 140. coegi 310. coeraptionalis 140. coepulonu8 140.

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cöhaerent, cöhibere 140. coitio 140.

comedo, Quantität 140. Commodian längt kurze betonte Sil ben 67.

Comödie als Kunstform im Griechi- Hchen ohne formale Einheit 370, im Lateinischen 374 559 f, s. auch atti- sche Comödie.

conficere u. configere verwechselt 87 f.

continuatio numeri im griech. Drama 408, im röm. Ethos u. Gebrauch 409—415, Bau 163 417 485 489 491 496 541 644 645, mit alloeometr. Epodikon 485.

Contraction in civitatem 89, vivimus, vivendi, navis 286, ravis 566, s. auch 8ynizese.

coruptus 96.

Cratinus, angebliches Vorbild für die

römische Comödie 456. Cretisch s. Kretisch, eubi, cunde bei Plantus zu verwerfen 24 f.

cum vor dem abhängigen Casus nicht elidirt 139.

Daktylischer Rhythmus, Prosodie 42 43, Kürzungsgesetz 95, der Co- mödie stilfremd 416 425 434, in tragischen Monodien 435 532, in der Comödie 419 435 437 481 529 538 (Tetrapodien oder Dimeter). Tripodie 436.

Daktylische Wörter mit der Endkürze in Hebung 257 f 267, desgl. dakty- lisch endigende 268, mit beiden Kürzen in Hebung im Griechischen 273, im Lateinischen 274—280, von Terenz gemieden 276 278; dasselbe bei daktylisch endigenden Wörtern 273 277, daktylische Wortfüsse im Anapäst des griechischen Dramas 281, des römischen 282ff, im zweiten Fusse der Dipodie 283 286, im ersten Fusse 282.

damnare, Bedeutung 446.

Damoxenos, Trimetercäsuren 187 206.

de vor dem abhängigen Casus u. in Zu- sammensetzung im Verb bald eli- dirt, bald nicht 68 132 139 140.

deamo 68 132.

deartuare, deasciari Quantität 140. dedisti 82, dedtstin 93. dehortor Quantität 140. DemetrioH, Trimetercäsuren 206. Derivationslehre bei Varro u. a. 10, bei Ritsehl 309. deverbia 379, übrigens s. diverbia. Dikatalexis 612.

ister. 571

Dioxippos, Trimetercäsuren 205.

Diphilos 436 466.

Dipodiengesetz 66 306 ft' 316 f 363.

Dipodienschlussgesetz in griechisch. Tragödie u. in Saturniern 233.

discldit perf. v. discldo 246.

Dithyrambus, Einfluss auf das griech. Drama 372.

diverbia 379, Vortrag ders. 382 ff.

Drama, alexandriuisches s. alexan- drinisch - attisches, Ausdehnung in hellenistischer Zeit 5 373 f, Kunst- form 370, spätere attische 6 373 374, übrigens s. attische Comödje, römi- sches Drama, Werth der Kunstform 7 8 373—375 659, angeblich durch die alte attische Comödie beeinflusst 11 456 f, Verständniss desselben bei den Kömern 11 12, Aufführungen u. Eecitationen noch in der römischen Kaiserzeit 12, Sprache, Prosodie u. Metrik in Tragödie und Comödie ziemlich gleich 22—26.

ducentos 87.

duellum 484.

dum enklitisch 311, keine Elision nach demselben 140 f. DV s. Semeiosis.

e, ex 69 f, 77 79, e im Abi. der dritten Declin., Vocativ der zweiten, Imperat. und Infin. 44.

ea, eam, eum 130 169 179, eins 47.

eebibit 73.

eccum, eccam, eecos u. ä. 46. eefunde 73.

ecquis, ecquid, ecquidem u. ä. 46. educere 76. efficio 73 74.

ego, Quantität 17 51 52, egoniet 44. Eigennamen im Verse n. logischen

Hiat; ausserdem 281 286 303 310

331 667.

Einheitliche Technik des römischen Dramas, Berechtigimg derselb. 374, Wirkung 375 377, in der Rbyth- mopoiie 664 ff.

Einsilbige Wörter gekürzt 68 f, in

Schlüssen 227 f 232 247 f. eins s. ea.

Elision in den Hauptcäsuren 29 f 170 f, später gemieden 171 , schon von Phaedrus 172, mehr von Seneca 171 192, in der Technik des 2. nach* christl. .Tahrh. 172 173, im Anfang trochäischer Verse vou Terenz ge- mieden 72, in Schlüssen bei Plautus 189, EuniuB '90, Terenz 190 191, Horaz 192, in Elision latente Cäsuren 192f; weshalb im zweiten Theile des

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572

Saehregiöter.

FeutametoiB u. Ii. gemieden 196, hebt die Monotonie in iambisehen Schlüssen 246, sonst noch in iam- bischen u. trochäischen Schlüssen 246 f, bindet die Worte enger 343 3ö2, in Procelensmatikern 347 348 352 f.

Elogienstil der Saturnier 307 315 363, s. Saturnier.

Endsilben gekürzt 66, in der Hebung gelängt nur in Saturniern u. Hexa- metern 100 f.

Enklisis bei eis 300, bei dum, vero u. ä. 311, bei Präpositionen 307, bei Personalpronomen 331.

Ennius griech. Herkunft 4, Lehrer der griech. n. iat. Sprache 7, seine Gönner 9, metrische Technik der Annalen 42 f, meidet in den Annalen Kürzung bei Positiousläugc 32 42 43, Kür- zungsgesetz 96, längt in der Hebung Endsilben nur in den Annalen 101, prosodischer Hiat 121, Zeilenschlüsse auf einsilbige unselbständige Wör- ter 190 366, sonstiges 362, Monodien

436 402, Gebrauch der Metabole 531 632.

Epicharm 521.

Epiuikos, TrimetercäHuren 206

epionicum raetrum 611.

Epirrhematische Compositionsart in griech. Comödie 393, im römischen Drama 394 398—404 427—431.

inifcvtig, Wortbetonung 266.

Epodika 478 ff.

Epodische Composition im griech. Drama 392, im römischen 396 399 481 482 492.

er in Verbalformeu und pater u. ä. 44.

erga, ergo 75. erile 82.

Erster Fuss nicht freier als andere

132 308 ff 332. esse, est Quantität 47 69 77 78 81

437 481 537.

et vor Consonanten 09 77 79. et in Verbalformen 44.

Euphron, Trimetercäsur 206.

Eupolis, angebl. Vorbild für röm. Komiker 456, Eupolideische Verse in der neuen att. Comödie 436 611.

Euripides belebt die Trimeter 8 372, metrische Kunst 23 f 260 372, logi- scher Hiat 104, Bau der Monodien 409 435 441 449 462 466, mit Takt- wechael 630 631 633 634, Bau der Cborgesänge im Oreat 479.

("venire 73 75.

ex s. e.

exauimabilis u. exanimalis 284. exercitus 73 77. exigere 74, exiro 73. exoptatum 73 74, exornat 79. experiri, exprobras 73. extraxit 74.

extemplo 74, extempulo 169 176.

fenestra, festra 91. ferentarius 87.

Festus, Werth der Citate 28 113 147

148 168 174. fidücia 92 146. Flavius Caper 11 388. frustra 44.

Glossarien 12.

Glosseme im Terenztoxt 145, s. Inter- polation.

Gracchus* tibia contionatoria 386. Grammatiker, Werth der Citate 28,

Commentare de metris Terentianis

13.

Glykoneen in der neueren attischen

Comödie 436. gubernabaut 87.

Hadrianische uud nachhadrian. Zeit beschäftigt sich mit dem alten Drama 11.

Handschriften des Plautus u. Terenz 27 663 f.

harundo in Elision 83. haud 71.

Havet, Ludwig (Louis) 18 41.

Hegelochos, Schauspieler 196.

Hegesippos, Trimetercäsuren 205.

Heliodor 394.

hercle 47 81.

Hermann, Gottfr. 13.

Hiat im griech. Drama u. bei Pindar nach Eigennamen 108, sonst 104, prosodischer Hiat 122 123 126 137; in Saturniern bei Katalexis 99 f, am Ende des ersten Hemistichs 30 31 142 147, kein prosodischer Hiat 120; im röm. Drama Ansichten 20 f 102 f, verschiedene Arten 103 f, logi- scher Hiat von Varro, Cicero und Festus bestätigt 108, bei Inter- jectionen 106, in Gegensätzen u. ä. 33 34 105, enumerativ 106 107, bei Eigennamen 33 107 tt 156, bei Per- sonenwechsel in Hebung 111, in SenkuDg 113, ohne Verkürzung 107 f 110 117, prosodischer Hiat bei Plautus bestätigt durch Varro 133, Nonius, Charisius u. Priscian 126 130; Allgemeine« 14 21, eine griechische Gepflogenheit 119, vor

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Sachregister.

573

Plautus nicht nachweisbar 120 126; bei Piautas 71 364, bei Terenz 72. sonst noch 268 279 305 309 366 367, in den Senkungen der lamben u. Trochäen zu verwerfen 102 137 ff 236; insbesondere in einsilbigen Wörtern 120f 123 f 131 f 136, in iambischen 121 124 126—130 133 134 13ö 137, in kretischen 121 124 131 133 (cum Varrone) 135, in spondeischen 124; in Anapästen 123 f 141, in Päonen 137, in Bacchien 182, in der hexametrischen Dichtung 121, metrischer Hiat in Cä- suren 14 f 20 f 29 30 31 142 ff, ins- besondere in Saturniorn 142 147, bei Plautus in iambischen Lang- versen 142 f. im trochäischen Sep- tenar 146— 164 161 f, Octonaren 166, bei Terenz gemieden 143f 166 f, des- gleichen im Senar auch bei Plautus 166 ff, bei Seneca 172, in den Plau- tinischen Argumenten 172, in gleich- zeitigen Inschriften 173. Hiat vor dem letzten Creticus 177 f, vor dem letzten Diiambus 178; auch andere Hiatc im Senar zu beseitigen 179; ferner Cäsurhiat in Anapästen 180, in kretischen Versen 181, in Bacchien 181 182, nicht bei iambischer Neben- cüsur 182; Cäsurhiat durch enge Verbindung zweier Worte nicht ge- hindert 147, in dem spätem Text entfernt 164, eingedrungen 167 f. Hiatus tilgende Richtung im Vergil- text 106, bei Plautus u. Terenz 116. hic, haec, huic, nunc, haue, hac, hoc,

huc gekürzt 69—71 77, huius 47. Meine, hocine u. ä. Wortbetonung 276 308.

hi8ce statt hi bei Plautus u. Terenz 26 26.

Horaz über Plautinieche Metrik 11, Kürzungsgesetz 61 96, Hiat bei Eigen- namen 31 104 108. prosodischer Hiat 121, Cäsur- u. Zeilenschliisse 192 614, lobt Terenz 369, asclepiadeische Oden 369 422.

hörtum 86.

hustica zweifelhaft 91.

huiua Quantität 47.

Hyperkatalexis, Bedeutung ders. 162, hyperkatalektischo Verse 413 420 421, e. die einzelnen Versarten.

Hypokrisis 381, s. Orchestik.

lamben im griechischen Drama. Dialog 23 187 ff 261 269 371—372, drei verschiedene Bebandlungen der Trimeter und Tetrameter 37 lf, neu

belebt von Euripides 8 372, im griech. Mclos 450, Vortrag 381 ; im röm. Drama Kürzungsgesetz 95, auf- gelöste Hebungen 254 268 275- 280, erster Fuss nicht freier 308 310, Einfluss der einheitl. Technik 355 375 377, braehy katalekt. Verse 538, iam bische Langverse bei Terenz Ersatz für Anapästen 368, Cantica 369 449 450. Mono meter schein- bar hyperkatalokt. 420. Dioieter akatalekt. 407 412 474 481 489 541, als alloeom. Vers im anapästischen System 497, Systeme 619, in leb- haftem Gespräch 145 481 524, mit anapäst. Kurzversen 423 521—625 538, mit Logaöd-n 460 518, kata- lekt. 407 414 416 421 480 481 487 489 490 492 496 514 542 543. hyperkatal. scheinbar statt braehy- katal. Senar 421 487 502. S-enar verschiedene Behandlung der Pen- tbemimere8 u. Hephthemimeres 320, Vortrag 381 384 388 f, in epirrhe- matischer Composition 401 404, Gebrauch im Dialog 451—458, als nuQUTfifvxov 499 618 566, Cäsur - u. Zeilenscblüsse 187 196, hyper- katalekt 413 490 518 619, brachy- katalekt. 421 423 487. Septenar, Vortrag 389, Cäsur- u. Zeilenschlüsse (auch der Octonare) 189 191 197, Hiat in der Cäsur bei Plautus 142, nicht bei Terenz 143 (auch Octo- nare), Beispiele fflr Septenare 407, im System 494, Ethos u. Gebrauch 468, braehy katalektisch 424 f 619 t. Octonar (wegen Schlüsse u. Hiat s. Septenar) Vortrag 385 389—391, Gebrauch in der Tragödie 453, in der Comödie 459-461, als System- schluHS 494, hvperkatalektisch 410 412 413f 548. Iambische Schlüsse 233 ff. Iambische Wörter pyrrbichisch ge- messen 21 f 32 f 40 42 53 ff, auch im dritten Versfusse 56 66 74 209 566, nicht in vorletzter Senkung jambischer Septenare 66, beschränkt in den inneren Senkungen der lam- ben und Trochäen 56 f, erst durch Elision iambisch gewordene Wörter gekürzt 81—86, iambisch anlautende vier- u. mehrsilbige Wörter gekürzt 87 89, iambische Wörter hinter einander gemieden innerhalb der Dipodie 237, im Versschluss 285 f, auch in der trochäischen Tripodie 240 f. ibl 60 f 96 149.

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574

Sachregister,

id im Ablativ 24—26. igitür 44.

Ygnavos 74, fgnobilis Tgnorabitur,

Ygnoscamua 73. tlle, Ulla, tllud, tllic u. ä. 46f 309

324. lmö 48.

Yncedo, Inceptat, Incertus 74 78.

Incommoditates 74.

Incubare 73.

Tnde 48.

tndignior 60 74.

Yndiligenter 73.

Infumatis 75.

Ingenium 74.

Ymuria 74.

tnmortalis 73.

Knperat 73, lnperio 74.

Inpingo, Ynpluvium, Ynprudens 74.

tnquanj, tnridiculo 74.

fnsidias, tntegram 74.

tnter, Interim, tnterea, Intus 48.

Interjectionen veranlassen Hiat 106.

Interpolation bei Terenz 146 403, bei

Plautua 398 426 f 446 498. Yntricatus 73.

Intro 48 82, introire Prosodie 68 139 f 169.

tnventa, tnvidia, tnvitus 74.

tnvocare 73.

lönicuB 310.

Ipse u. ü. 46 f 218 487.

ire in vel tre e'xtra 83.

Irrationale Länge in den innern Senkungeu der Iaraben u. Trochäen 306 315—341, in Kretikern 341, iu Bacchien 342, nicht durch Zusammen- ziehung der Doppelkürzo entstanden 306.

is statt i im Nom. plur. 24—26, in Verbalformen 46.

tstic, tstuc u. ä. 46 f 218 343 498.

it in Verbalformen 44 45. iterare, Bedeutung 446.

ivi»6e, ivissem u. isse, issem vertauscht 170.

iuvrntutis u. ä. 87.

Katalexi8, Definition bei Varro 10, Bildung der Schlusskatalexis mit Auflösung 31 32, b. auch Schlüsse; in Saturniern 98 317, s. auch Binnen- katah'xis; rhythmische Oliedernng durch dieselbe 416 418, sonstige Wirkung 419ff 613, b. die einzelnen Versarten.

Klugeanapiiste s. Anapäste.

Krasis in 0 Aeschine, <> Attici 163.

Kretikc-r Prosodie 64, Kürzung*-

gesetz 96, Hiat enumerativ 107, bei Personenwechsel 118, in der Haupt- cäsur 181, in Elision latente Cä- suren 198, Tetrameter haben die zweite Senkung rein, ebenso die mit trochäischen Gliedern zusammen- gesetzten Di Dieter 239 240 601 602, in Tetrametern nur eine Hauptcäsur 220 f, bei längern Wörtern vernach- lässigt 221 f, Senkungen nie zwei- silbig 344 378, Schlüsse 248, auf- gelöste Hebung seltener als im Griechischen 297—299, irrationale Senkungen 341 378, Kretiker aus fünf Kürzen 346, Einfluss der ein- heitl. Technik 375 378 565, Ethos u. Gebrauch 46111', in Continuation mit Bacchien 414 f. Monometer 446. Dimeter 482 498, katalekt. 484 637, mit trochäischer Tripodie 499 600 501 506 613 616, mittroch. Dimeter 498, eng gebunden 223 604 f 511 637, mit kürzerra trochäischen Kolon oder katalekt. Tetram. 613. Trimeter 433 461f 463 498 500f 537, katalekt. 506. Tetrameter als itctQateltvTov unter Hexametern 483, katalekt. 181 433 497 600 f 602 506 687. Pentameter (katalekt.) 433 463 536 637. Hexameter akatalekt. 483 486, katalekt. 483 606. Kretiker immer noch Pftonen 464 665.

Kretische Wörter daktylisch gemessen 15 19 32 f 42 59 f, auch in Jamben u. Trochäen 62 63; nicht anapästisch 20, kretisch endigende Wörter in der Schluessilbe gekürzt 60.

Krito, Triraetercäsuren 205.

Komödie s. attische Comödie, Drama.

Kürzungen von Endsilben 21 f 24 32 f 89 ff.

'la, le statt illa, ille u. ä. 45.

Lange Wörter beeinflussen den Vers- bau 29f 98 199-232 288 290 316— 330.

Längung kurzer Silben durch Wort- betonung bei Commodian 67, s. auch Endsilben.

Lesbische Lyrik 142 392.

Livius Andronicus griechischer Ab- kunft 4, Lehrer der griech. u. lat. Sprache 7, Gönner 9, scheint keinen prosodischen Hiat zu kennen; in den Saturniern längt er kurze End- silben 101, bildet nur trochäische Schlüsse 147; im Allgemeinen 362.

Loga Öden bei Plantus, Technik u. Gebrauch 71 f 437 517-519 520 f 667.

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Sachregister.

575

Logischer Hiat 8. Hiat.

Lucan's Technik iu Itezug auf das metr. Kürzungsgesetz 60 96.

Luchs'sches Gesetz über iainbiache Schlüsse 234—246

Luciliu8, Satirendichter, Mitglied des Scipionenkreises 9, ruetr. Kürzungs- gesetz 96, prosod. Hiat 121.

Lucretins, Kürzungsgesetz 96, prosod. Hiat 121.

m im Auslaut, Quantität 99.

Machon, Trimetercäsuren 205.

maglstratus, maglster 87.

mala crux keine feste Wendung 246.

male 52 f 490, malticium n. ä. zu verwerfen 351.

mamilla, Quantität 91.

mauimam adire, manutu adire 586.

Marius Victoriuus 11.

Martial kürzt unbetonte Endsilben 66.

med bei Plautus 24 f 169.

Menander, Trimetercäsuren 187 205, Vorbild für das röm. Drama 378, in der Metrik nicht wesentlich von Euripides verschieden 23f, bevor- zugtdieTrimetei 371, seine Adelphen mit denen des Terenz verglichen 8, Plautus' Hudens nicht nach Menander gedichtet 526.

met in egomet u. ä. 44. Metabole oder Steigerung der Coin-

positionsarten 644 549, übrigens s.

Taktwechsel, meua beim Substantiv umgestellt 88,

s. auch Synizese. mihi Quantität u. ä. 17 50 f 96. minlstrare 87. Missklang beabsichtigt 246. modo Quantität 51. tnolestae 82.

Monodien s. Cantica u. die einzelnen Versarten.

Musik im röm. Drama 561 f, Musik- noten s. Noten, Neumeu.

Müller, C. F. W. 18.

Naevius, Gönner 9, in Saturniern längt er Endsilben 101, bildet nur trochäische Schlüsse 147; proaod. Hiat zweifelhaft 120, braucht keine Choriamben 438; im Allgemeinen 362.

navis einsilbig 286.

ne in Elision ohne EinHusa auf metrische Kürzung 81 , Betonung 98 323.

noceasuni 81. nempe, nepe 18 f 58 m-seio Quantität 61.

Neumen im cod. Victorianus des

Terenz 390 652. nisi Quantität 61. nitoribus Quantität 91. noenum bei Plautus 26. Nominative auf is u. as 24 26. Nonius, Werth der Citate 26; ferner

28 141 143 148 174 505. Noten s. Semeiosis u. Neumen.

obdo, öbsecro 73, Öbsonare 75. obsequens 22 32 59. obstiterit 76 79. obatupefecit 50. Öbtempero 74.

öccasio, öccido 74, öccipio 73.

occultus, ocultus 73.

Octonar s. die einzelnen VerBarten.

od im Ablativ 24—26.

omnia omnes omni um Omnibus omnia

Quantität 46 ff 276 310 566. Öppressionea 74, öptumus 76.

or Quantität 44.

Orchestik 381 882 393 430 461 524

661 f. ornatus 76 90 91. oh 71, öatendere, östentare 74. Ovid kürzt unbetonte Endsilben 66,

prosodischer Hiat 121.

Päon s. Kretiker.

Päouisch endigende Wörter in der Endsilbe gekürzt 61, s. Kretische W.

Parabase 393 467, Beat im römischen Drama 383.

nagaHutaloyr} 379 380 382 384-386.

naQotvilavotitvqov 383 497.

TiaQmsltvrct 479 ff.

pater, patrem 22 32 54.

Penelopa Quantität 619 667.

perditTssumus 83, perdüelli» 484.

periculum u. periclum verwechselt 169 176.

Perikopen 883 394 399 523.

pertnde 81.

perplüit oder perplüvit 245. nite statt ntvxt 49. Phaedrus braucht selten Elision in der Cäsur 172.

Philemou angebliches Vorbild für die römischen Komiker 456. Philippus, Philtppeus 91 93. Philoxenus 91.

Phoinikides, Trimetercäsuren 205. ptare 68 120.

Plautinische Studien 9 ff 16 f.

Plautus, Metrik nach Horaz1 Urthcil 11, Sprache 22-26, Handschriften 27 563 f, Hiat in Gegensätzen 105, cimmerutiv 106 f, braucht nicht

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Sachregister.

Choriamben 438, sparsam mit Takt- wechsel 530, metrische Technik s. d. einzelnen Versarten, Cäsur, Hiat, Anapäst u. s. w.t im Allgemeinen 3G3 364.

Posidipp nicht Verfasser der Vorlage zum Plautinischen Kudeus 626.

positio debilis bei Plautus 244 r>22.

potestas, potestatem 87.

praeopto Quantität 140.

Präpositionen, einsilbige gekürzt 69 f 73, metrisch bald als selbständige, bald als unselbständige Wörter be- handelt 68 f 73 f 307 324, ans Ende der Zeile gestellt 190 866.

prehendo Quautität 120 139.

7iq6 aattog 140.

Procelensmatiker regelrecht 73 81 83 89, bei aufgelösten auf ver- schiedene Wörter vertheilten Hebun- gen 256 258 261 f 265 268, in Ana- pästen 282 f 291 f 365f 441, im daktylischen Versmass 293, in Iam- ben u. Trochäen 346-367 624.

Proceleusniatischo Wörter in Iamben u. Trochäen 268, in Anapästen 28! 292 f, in Daktylen 293.

TiQotffxouat Quantität 140.

profecto 82.

Prologe zu Plautus1 Comödien kennen

den prosodischen Hiat 130. Proodika 478 ff.

Properz kürzt unbetonte Endsilben 66.

proptnare 89. prosodischer Hiat s. Hiat. Prügelscenen , Versmars derselben

456 f 460 524. pudteitiam 89.

Pyrrhichische Wörter auf der End- kürze vom Versictus getroffen 266 f, im griech. Epos gelängt 265.

qu gilt nicht für einfachen Laut 244. quadrfngenti 87. quamobrem Quantität 139. quando 52. quasi 51 169.

que ohne Einfluss auf metrische Kürzung 80, explicativer Gebranch bei Plautus 162.

quiesce Quantität 83.

Quintiliau, Urtheil über Terenz1 Co- mödien 11.

quTppe 47.

quomodö 51, als zwei Wörter metr.

behandelt 310 422. quorsnm u. qnorsun vertauscht 105.

raviu einsilbig 566.

Reaction gegen griechischen Kinfluss in Torenz1 Metrik 364 366-368.

Hecitation der röm. Dramen 12 390 664.

reddo Quantität 308.

ReiziannB versus 486 496 517 524

538, s. auch Anapästen. Maas 434 452 466. Ritsehl, Plautin. Metrik 13 16 17

19 21 24— 26 39 60 f»2 102. rullus statt rusticus 308 310 rursns u. rursum vertauscht lof» 158

176.

s im Auslaut ohne Einfluss auf

Quantität 46 69 f 63 189. saglttatus, sagitta, sagittis 87 f. satellites 61 92.

Saturnier, asynartetische Bildung der Hemistichien 30f 142 f, troch. Schlüsse mit aufgelöster Hebung 31 f 99, Kürzungsgesetz 97 f, Pro- sodie 97-101, Katalexen 98f 317, Endsilben in der Hebung gelängt 100 f, kein logischer Hiat 104, kein prosod. Hiat 120, Cäsuren u. Cäsur- hiate 142 f 147, Dipodienschluss- gesetz 233, trochäische Schlüsse 226 f, iambische 233 f, Senkungen 307 318 f, Dipodiengesetz 317, metr. Technik im Allgemeinen 363.

Scaurus, Q. Terentius 11.

scelestae 82.

Schlüsse, trochäische mit aufgelöster Hebung 31 f, mit zweisilb. Senkung bei einsilbigem Schlusswort 146, in den inneren u. äusseren Senkungen verschieden 228, im griech. Drama 225 323, in den Saturniern 226 229, bei Plautus u. Terenz 227 230 255 263 815, in Anapästen 231, in Bae- chien 228 231, Dipodienschlüsse streng in griechischer Tragödie u. Saturniern 233. iambische in Saturniern 233, im röm. Drama 234 f 264 f 280 499 622; besondere in trochäischen Tripodien 239 f, auf Choriamben 145.

Scholien 12.

scio Quantität 51 58.

Scipionen 9, Scipionengrabschriften 8. Saturnier.

sedens 22 32 55, aedentarius 88.

arjuetmotQ in Plautus1 Palatinischer u. Terenz1 Calliopischer Reccnsion 12 382 ff 470 666.

Senar s. Iamben u. Trochäen.

Seneca kürzt unbetonte Endsilben <*•«*», meidet die Elision in der Cäsur 171 192 365, Anapästen steif 368.

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Sachregister.

577

senecta Quantität 83 92, senectuti etc. 88.

senex pyrrhichisch, keine Nebenform senia 65 512.

Senkungen unterschieden im ytvos foov u. äviaov 304) innere u. äussere der iambischen u. troch. Dipodie 66 f 306 f, irrationale 316—342, zwei- silbige in lamben u. Trochäen 306 f 311—816 846 367, im kretischen Schlüsse 226 f, s. auch die einzelnen Versarten.

Septenar s. die einzelnen VerBarten.

seqaiminY 61.

sibi Quantität 50 96.

Sicilische Comödie 621.

sicine Betonung s. hicine.

simtllumae 92.

Simonides' Gebrauch des XoiqÜLhov 486.

eis enclitisch 300 311.

Sisenna, L. Cornelius, Kenner Plautin.

Metrik 9 484 463 662 f. Skolienpoesie 142 392. Sologesang s. Cantica. Sophokles, logischer Hiat 104, latente

Cäsuren 192 ? vernachlässigt die

Hauptcäsur in Tetrametern 206,

Choriamben 439. Sortes in Hexametern, prosodische

Technik 42 f 78 96. Sosipater, Trimetercäsur 205. Sotadeen, Vortrag u. metr. Bildung

381.

Spengel, A. 18.

Spondeen hinter einander bei Plautus 327 336 f, s. auch irrationale Sen- kungen u. die einzelnen Versarten.

Statius s. Caecilius.

Stephanos, Trimetercäsuren 205.

Stichischer Bau der Dialogpartien 393 f 398.

stoc stuc u. ä. 46.

stratioticüm 60.

Strato, Trimetercäsuren 206.

subornata 88.

sursum u. Büraus vertauscht 106 158.

Symmetrie im Dialog des griech. Dramas 392 f, s. übrigens epirrhe- matische, antistrophigche, epodische Composition.

Synize in eo, meo, deos, meorura, eorum, duorum u. ä. 46 65 67 f 60, in coadsolet u. ä. 140, in vivimus, vivendi, navis 286, ravis 666, nicht in anrea 283, filio, otio 444; in clientium 416.

System bildung im röm. Drama er- weitert 405 -408 440 483 491-497 509 566, b. die einzelnen Veraarten.

Ki,ot/., liruml/ügc ultromidi lu.r Mttrik.

Syzygien s. Epirrhematische Com- position.

tabernaculura 88.

Taktfolge s. continuatio uumeri.

Taktwechsel, alte Theorie 471 626, xar' avxMtaiv 159 472 f 482 600 610 626ff, in Terenz' Hecyra 627 f, decorativer 477 ff, in stichisch ge- brauchten Versen 611 ff, eigentlicher 501 610 525 ff, bei Terenz 429, bei Euripidee 530 635, in röm. Tragödie 531 f, in röm. Comödie 536 ff.

talentum 93.

Tanz s. Ürchestik.

ted bei Plautus 24 f.

tempestas 92.

Terenz, Adelphen im Vergleich mit Menander's Original 8, Gebranch der Senare und Septenare in den Adelphen 454 f, Protection 9 369, von Horaz gelobt 367, ürtheil des Quintilian 11, Handschriften 27 663, metrisches Kürzungsgesetz auch iu kretischen Wörtern 61 78 366, meidet den logischen Hiat 105, ausser bei Eigennamen 110 u. Personenwechsel 113 116, beschränkt den prosodischen Hiat auf einsilbige Wörter in der ersten Kürze der Hebung 120 3G6, meidet die Cäsurhiate in lamben 143 f, in Trochäen 166 f, ferner 157 f 365, u. sonst im Innern der Verse 177, Zeilenschlüsse auf unselbstän- dige einsilbige Wörter in Elision 190 192 , Gebrauch irrationaler Senkungen sorgsamer als bei Plau- tus 256 340 f, dieselbe Praxis wie bei Plautus in Bezug auf aufgelöste Hebungen 266, meidet den auf den Endkürzen betonten Daktylus 276 278 867, ebenso die Wiederholung anapästischer Wortfüsse 316, kämpft gegen Zwitterhaftigkeit u. griech. Einfluss in Metrik 364—368, führt das choriambische Versmass ein 368, Terenz Choriamben 421 488, giebt die Anapäste auf 367, Monodien 476, sparsamer Gebrauch der avti- &eoig 527 f, des eigentlichen Takt- wechsels 529.

Theognetos, Trimetercäsuren 205.

tibi Quantität 40 60 96.

Tftijais bei Plautus nicht anzunehmen 218.

Tonmalerei 240 251 265.

Tragödie, griechische als Kunstform in der hellenistischen Zeit 370, Poly- melie der späteren attischen Tra- gödie 371 374, übrigens s. Drama.

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578

Sachregister.

alexandrinisches, die einzelnen Vers- arten.

Trochäen, Kürzungsgesetz 95, erster Fuss 309 332, Hiat in der Haupt- cäaur bei Plautus im Septenar 146 166, u. Octonar 166, nicht bei Terenz 156 f, iambische Nebencäsur 164, Hiat in derselben bei Septenaren 149 ft Vortrag in der Tragödie 383 385, in der Comödie 387 f, Gebrauch im Dialog 451—468, unter dem Ein- Huss der einheitl. Technik 375 377, Systeme 407 491, troch. Kurzverse in Verbindung mit choriambischen Dimetern 421, Gebrauch im Melos 449 f, Tetrameter in griech. Comödie in zweifacher Form 872, Vortrag 380 382, im griech. Melos 460. Mouometer 420 f. Tripodien Schlüsse 239 f, sonst 421 450 482 492 499 f 538, mit kretischen Di- metern s. Kretische Dimeter. Di- meter katulekt. 407 410 413 421 487 498 649, akatalekt. 488 491 497, brachykatalekt.421, dikatalekt. 512, nicht hyperkatalekt. 638; in Ver- bindung mit anapästischen Kurz- versen 428 f 638, im System 407. Senar akatalekt. 413 422 491 498 500 536, katalekt. 411 422 491 496 505, brachykatalekt. 421 502 504 538, im System 491. Septenar brachykatalekt. 423 f, als Epodikon 487 496 604. Octonar nicht sti- chisch gebraucht 459 647.

Turpilius baut zuletzt noch Ana- pästen 369.

ubi Quantität 60 f 96 152 169.

nmquam Quantität 75.

Umstellung im Plautustext wegen Iliat 154, wegen der Cäsur 175 208, am Ende der Senare 497, bei est, sunt u. ä. Verbalformen 92 146 169 566, die prosaische Stellung statt der poetischen 402 535.

unde Quantität 48 51.

unum in ntsi ünum 86.

ur, us Quantität in Endsilben 44.

üt vor Consonanten 71 77 89, ut u. uti vertauscht 169 176 431.

üxor, üxorem 90 190.

v angeblich wie griech. Digatnma ohne Einfluss auf Positionslängung 39.

Valeis falsch angenommene Form 110.

Varro, M. Terentins, metr. Studien 10, Werth clor Citate 28 33 85 f 108 133 179, bestätigt Hiat bei Eigen-

namen 108 179, u. den prosod. Hiat bei mehrsilbigem Worte 133 179.

vehicla u. vehicula vertauscht 169.

venrant unplautinisch 19.

venüstatis u. s. w. 88.

verebamini 88 f.

Vergil längt Endkürzen in der Hebung 101, logischer Hiat bei Aufzählungen 104, in Gegensätzen 106, bei Eigen- namen 107, prosod. Hiat 121, Stil 22.

vero enklitisch 311.

Versabtheilung in der continuatio nnmeri 414 491; bei Plautus in A u. B verschieden 496 f 503 513 619.

Versschlüsse s. Schlüsse, Zeilenscb).

Verston bei aufgel. Hebungen 269 348.

vetüstate 88.

Victorinus s. Marius.

vide, videlicet Quantität 60.

vivendi vivimus zweisilbig 286.

Vocaltr Übung in der Wortcomposition unabhängig von der Quantität 41.

volente 84.

volüntatis, volüptate, volüptarii 88. volüptas 92.

Vulgärlatein im röm. Drama 24.

Wiederholung derselben Worte zu- lässig 495 603, Betonung dabei 265.

Wilde Rhythmen fälschlich ange- nommen 6 17—19 293 f 297 367.

Winter 's Theorie vom fallenden und steigenden Rhythmus 377.

Wortbetonung, Unterschied der röm. u. griech., Einfluss auf Versbau 15 f 92 f 237 279 367, nicht beachtet bei Vernachlässigung der Hauptcäsur 213 f, Einfluss auf Bildungiambischer Schlüsse 237 f 246; auf den Bau der Proceleusmatiker 347—354, bei den irrationalen inneren Senkungen der Iamben u. Trochäen 316 ff 323f, der Kretiker 341 f, in der Bildung der aufgelösten Hebungen 134 256—268, auf kurzen Silben flüchtiger als auf langen 278, bei Elision 266 289 497, bei Wiederholung derselben Worte 265, in hicine, hicin, sicine u. ä. 276 308, begünstigt die Auflösungen in Anapästen 287 ff 366 f.

Wortspiel bei Plautus 148.

Zeilenschlüsse auf einsilbige unselb- ständige Wörter in griech. Tragödie u. Comödie 187 f, unsicher bei Plautus 189, sicher beiEnnius u. Terenz 190f, Unterschied der röm. u. griech. Praxis 192, mit Elision bei Horaz 192, übrigens 8. Schlüsse.

Zusammenziehung ». Synizeae.

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St eilen regist er.

Accius trag. 4-9: 394. 85: 130. 289— 291: 440. 452: 135. 520—536: 440. 538: 73.

Aesebylus Again. 104 ff.: 392. 1613— 1636: 393.

Eumen. 244: 123.

Per». 168: 192. 46« 504 512: 205. 934: 441.

Prometb. 115: 465. 667: 206. 960 —997: 392.

Sept. 101: 465. 211: 484. 356- 361: 403. 444: 206. 823: 215.

Suppl. 423— 445: 461 f. 1020: 123. Aframus 63: 105.

Alexis 16,6 u. 30,4: 204. 36,1 u.

46, 6: 194. 79, 6: 204. 132: 436.

162,5: 216. 162, 11 f: 122. 206: 436.

209,2: 346. 220,4: 194. 237: 436. Anaxandridea 28,2: 194. 39,6: 204.

41 46—48 u. 55: 122. Auaxilas 5: 194. 12: 461. 13: 136. Antiphanes174: 435 179,2: 206 215.

191,13: 194. 277,1: 270. Anthologia epigrapb. lat. a Fr.

Buechelero conf. spee. I. IX, 1 u.

X, 1: 63 276. XXXVIII: 173. Araros 16, 2: 194.

Arietid Quint, ed. Jabn p. 60,5: 451.

97: 472 534. Aristophanes Ach. 6:252. 266H: 450.

285—336: 441.

tfv. 1022: 251.

equ. 1316: 441.

Lysistrat. 1014— 1035: 61 lff. 1148: 346.

nnb. 293 816 324 u. 327: 122. 346 t: 122 215. 363: 215. 355: 122 215. 663: 346. 711: 441.

pac. 729: 441. 922— 938 « 966— 972: 394. 974 u. 1316: 441.

ran. 372 tf: 442. 652: 262. 912 u. 932:225. 1309 ff: 530. 1323 f: 437.

Thesm. 547 : 229. 550 : 225. 637 : 252.

veep. 1009: 441. Aristophon 8,3: 204.

Aristoteles poet. c. 4 1449a 22 u. c. 24 1169» 87 u. 1169»' 37: 461.

Aristoteles problem. XIX, 6: 384 386 389.

rhetor. 111,8. 1408b 36: 451. Ausonius Bent. aap. Chil. 1: 107. Axionikos 4, 12-16: 421 436 438.

Baccbius p. 14: 478.

CaeciliuB Statius com. 196: 73. Catull. earm. 4: 317. 57, 7: 121.

97,1: 121 124. Cicero Academ. II, 7, 20: 561.

TW. I, 44, 106 u. 107: 385 452. III, 19, 46: 532.

corp. inscr. lat. I 30: 98 ff 147 (im Text fälschlich 1,32,6 statt I, 30,6) 226 f 307 318. 31: 99. 32: 30 97 ff 142 226 229 233 307 317 t. 33:. 32 98tf 226 229 307 318. 34: 98. 38,3: 50. 196,21: 61. 542: 50 293. 1006: 226 229. 1008,1 u. 1009,6 u. 1027, 1 : 50. 1175: 226 233. 1438 1442 u. 1444: 42. 1446: 78. 1453 u. 1451: 42.

Cratin. u. Crito b. Kratiu. u Kriton. Damoxenos 2,22 u. 2,69: 346. Demetrios 1,2: 253. Diomedes III p. 489, 4: 457 f. Pionyeios Hai. de compOB. vcrb. c. 11 :

269 279 f 565. Üiphilos 19,3: 194. 104,2: 346.

Ennius annal. 15 n. 76: 42. 90 u. 148: 101. 321 u. 336: 121. 486: 121 124.

trag. 40: 452. 42 f: 559. 48-53: 383 394 435 531 f. 75—88: 383 440 462 532. 93: 330 332. 170: 312. 174: 332. 183—190: 883 394. 197: 324. 303 f: 559. 361: 190.

Ephippos 12,7: 122.

EpikrateB 6,4: 204.

EobuloH 105: 435 f. 107, 3f u. 17 u.

26: 122. 112: 461. 116,5 u. 119, 10:

204. 139,1: 122. % Euripides Androm. 11 73 ff: 435.

Cyolop. 495-518: 392.

37*

Diaitize

580

Stellenregiater.

Euripides Uecub. 59 ff: 44«.

Helen. 685: 104.

Med. 112 ff: 44«. 1086: 122.

Ore»t. 96«- 1012: 392 531. 992 n. 1001—1004: 450. 1369 1502: 533. 1419 ff: 462. 1437 (im Text 1137): 465. 1478ff: 441 f. 1535: 23 306. 1546: 123.

Phoeniss». 784-833: 392. 1485: 435. 1497: 104.

Troad. 146 511 605 u. 788: 122. GelliuB IV, 17: 422. XIII, 26,6: 195.

Uepfaaestion 16: 511. 21: 306. 43:

465 f 558. bcoI. Hepbaest. A

p. 163 W =- 141 St.: 437. Homer. 11. 17,40: 108. Horat. carm. I, 1,2 u. I, 35,40: 192.

II, 1, 14: 61. II, 20, 13: 33. Hl, 1,5

u. III, 6,3: 192.

epiat. I, 13,19: 96. II, 1,59: 369.

epod. 6, 100: 83 108.

sat. I, 1, 104: 96. I, 2, 28: 121. I, 4, 104 u. I, 6, 119: 96. I, 9,38: 121. I, 9,43: 96.

In8criptione8 s. Anthologia n. corp. üiBcr. lat.

Kratinos neoter. 7, 3 : 204. Kriton 3, 6: 253.

Livius Andron. Odyss. 1: 31 101 147 226. 2 u. 6: 101. 14: 229. 16 19 u. 24: 226. 31: 227. 38: 226. 48: 101.

Luciliua VIII, 1: 121. Hb. inc. 171:

96 (ed. Gerlacb). LucretiuB 1, 72: 45. 2, 681. 3, 1080

6, 716 u. 6, 743: 121. 6, 1133: 96.

Machon 2, 11: 346.

MariuB Victorin. p. 78 79: 388 456f.

p. 84,26: 452. p. 135,28: 458. Menander 583,2: 346. Mendel8BObn, Antigone v. 802: 386. Mnesimachos 4, 17: 216. 4, 30: 122.

4,48f: 122 216. 4,49: 216.

Naeviua bell. poen. (ed. Luc. Müller) 1: 226. 4 7 n. 18: 101. 23: 227. 32: 101. 44 f: 226. 49: 229. 53 f: 226. 57: 101. 58 63 u. 68: 226. 69' 227.

com. 23 f: 63 276. 58: 46. 108 f: 126.

epigramm. 1 u. 2: 226. 4: 227.

trag. 68: 108.

Ovidius auior. II, 13,21 u. metamorph. 3, 501: 121.

Paeuvius 256—262: 440.

Philemon 128, 1: 204.

Pindar. Ol. II, 150 u. 166: 123. Pytb. 8,136: 137.

Plautua Amphitr. 9: 134. 36: 74 196. 42: 327. 55: 46. 74: 51 350. 83: 339. 89:61 169 196. 90:350. 91: 247. 94: 247 257. 100: 324. 102: 131 257. 103: 168. 120: 265. 125: 73 168. 139: 207. 140: 74. 145: 109 168. 161: 196. 153-179: 460 487 488. 154: 87. 159: 155. 161:

349. 169: 25. 170:46. 171U.173F: 198. 176: 343. 180 ff: 460. 188: 242. 189: 484. 193: 127. 195: 7«. 199: . 52. 214: 247. 219—247; 464 5«3— 508. 220: 342. 221: 331 341 378. 223:223. 224:342. 228:222. 231: 222 604. 232: 342. 233: 198 223

298 342. 284 f: 247 f 298. 236: 342. 238: 28. 240: 297. 241: 298 342. 243:298. 244 u. 246: 342. 250 262: 475 526. 252: 127. 253: 159. 257: 30 73 312. 261: 247. 262: 143. 263-303:456. 267:210. 270: 247. 272: 148. 275: 33 108 178. 297: 210. 303: 329. 309: 71. 319: 148. 323: 46. 340: 329. 344: 113 211. 345: 111 258. 350: 149. 356: 113 211. 386: 112. 400: 337. 401: 109 138 148. 409: 260. 429: 148. 438: 132 309. 442: 350. 443: 247. 471: 168. 481: 228 312. 486: 108 168. 488: 168. 490: 327. 498: 108. 504: 74. 508: 329. 511: 837. 512:

350. 513: 211 350. 514: 276. 518: 148. 528: 135 148. 587: 329. 643: 112. 551—585:490 509 544 549 557. 552: 139 198. 553: 301. 555: 45. 556: 302. 558: 300. 563: 299. 565: 343 f. 567: 302 342. 668: 231. 670:

299 301 342 490. 671: 300. 572: 500. 575: 155. 577: 62 127. 681: 349. 682f: 228. 585: 414. 590: 247. 601: 52. 608 u. 611: 337. 614: 247. 622:127 148. 631:148. 633-653: 220 407 483 486 509 544 549 569. 637: 300. 640: 219 300 302. 643: 433 646. 646: 302. 647: 300. 648 f: 342. 653: 486. 660: 47. 661 u. 663: 329. 673: 148. 675: 127. 679:323. 683 0.686:337. 700:262. 708: 57. 707: 209. 714: 126 f 148 329. 718:35«. 719:112. 723:337. 726: 114 381. 729: 337. 733: 71. 738: 30. 745: 47. 750: 182 218. 773: 69. 785: 109. 795: 382. 797:

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Stelleuregister.

581

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211. 1042: 337. 1060: 149. 1053 —1086: 540 541. 1058: 244. 1059: 237. 1061: 73. 1062: 414 443. 1080: 264. 1086: 127. 1094: 149. 1106: 127. 1112: 337. 1117: 210. 1126: 66. 1128: 149. 1131: 168.

Planta» Asioaria 3: 80. 5: 51. 13: 237. 20: 177. 36: 247. 59: 69. 75: 127. 78t: 247. 85: 108. 109: 114. 128: 46. 127-137:499. 128:198. 129: 302. 130: 138 300. 131: 64 298. 134 f: 181 136: 392. 137: 181. 141: 54 127. 147: 247. 152: 54 159: 326. 168: 324. 175: 261 340. 178: 261. 184:267. 187:86. 188u. 192: 338. 199: 132 310 203: 140. 217: 81. 220: 247. 230: 228. 233: 210. 234: 325. 235: 130. 237: 57. 241: 92. 261:331. 266 u. 268: 388. 272: 46. 274: 331. 288: 46. 298: 325. 299: 332. 306: 113. 313: 127. 316: 127. 320: 148. 333: 328. 348 u. 351 : 329. 364: 108. 372: 108 135. 382: 264. 383: 247. 395: 228. 407: 387. 421:382. 427:334. 430:230. 445: 115. 449:312. 468:129. 499:312. 529: 338. 530 : 329. 532 u. 534: 149. 537:247. 542:149. 555:330. 656:

212. 561 u. 571: 330 579: 115. 592: 113. 699: 60. 609: 52. 614: 247. 615:264. 684:353. 641:263. 673: 351. 679:247. 681:237. 706:139. 709: 131. 720: 212. 733: 112. 742: 68 140. 756: 116. 756: 106 168. 757 u. 759: 168. 760: 178. 762: 263. 769: 168. 773: 268. 775: 133. 778 f: 168. 800: 338. 804: 108. 814: 422. 828:112. 830-850:460. 831:264. 834: 325 330. 839: 338. 861: 149. 864: 325. 869: 51. 871: 135. 873:

178. 876:51. 883 u. 887: 149. 894: 127. 897:325. 902:861. 907:325. 910: 115. 930: 330. 932: 323. 934:

149. 938: 332. 939: 330. 946: 149. 1109: 114 Argumeut. 2: 74.

Aulnlaria 40: 259. 46: 52. 47: 51 74 247. 65: 228 247. 65: 169 176. 6m: 237. 69: 177. 76: 324.

107: 46. 111: 179. 122: 302 342. 123f: 348. 130: 300. 131: 64 343. 139: 264 275. 144: 181. 153—160: 520. 160: 539. 168: 329 353. 176: 149. 180: 210. 185: 46. 204: 260 262. 208: 63. 212: 382. 215: 262. 223:260. 226:850-. 232:329. 239: 61. 240: 337. 249: 211. 251: 179. 262: 149. 260: 46. 261: 263. 265:

46. 273: 80. 275: 332. 279: 337. 297:307. 306:497. 307:114. 323: 268. 826: 246 f. 329: 127. 331: 247. 336: 276. 336: 169 327. 864: 168. 875 f: 327. 377: 247. 378: 267. 395: 87 276. 399: 170 174. 406 414: 163f 410. 407:337. 416—446:423 621—526 651. 417: 244. 437: 69. 438 u. 446: 60. 451: 48 455: 127. 469: 109. 463: 127. 470: 262. 482: 74 175. 604: 276! 507: 312. 510:

207. 511: 107. 613: 88. 638: 114. 639: 353. 540: 228. 546: 208. 569: 109 168. 670: 52 114. 674: 247. 584: 66. 694: 337. 595: 349. 699: 82. 602: 149. 603: 260 350. 606:

47. 613: 74. 614: 228. 616: 164. 636: 112. 645: 73. 648: 228. 649: 158. 653: 260. 657: 332. 658: 63 133. 660: 58. 671: 183. 679: 48. 700: 61. 707: 48 169 276. 712: 168. 713: 60. 714: 123 286. 716: 123 283. 717: 288 720: 285. 721: 90. 722: 60 285. 723: 93. 724: 59 61. 725: 42. 732: 261 340. 742 u. 745: 838. 764: 263. 812: 81. 822: 155. 831: 81. Argument. 1,2: 139 243 280.

PJautus Bacchidee 4:240. 7 : 108 168 178. 28:222. 39:326. 44:336. 48:65. 61: 83 126 130 353. 62: 47. 63 u. 74 f: 335. 78: 112. 79: 67. 83: 236 258 263 265. 84: 315. 86: 160. 89: 260. 90: 809. 91: 329. 95: 174. 97: 76. 103: 260. 106: 99 263. 114: 114. 134: 183. 148: 363. 149: 228 312. 171: 108 168. 188: 48. 192: 189 247. 211:114. 214:247. 220:242. 247: 247. 261: 177. 272: 87. 277: 326 279:177. 298:114. 301:324. 304: 169 176. 806: 177 349. 307: 108f 178. 824: 51. 334: 350. 344:

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582

i

Stellenregisksr.

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652:

514

640;

283.

641

: 283

292

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240,

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218.

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277.

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514.

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5JL

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331 .

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238.

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5JL

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550.

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: 412 222.

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960:

27JL 964: 2J_L 966: 132 132. 968: 330 335. 976: 140 9791: 423 981 : 215 312. 987 : 122. 988 : 2ifL 989 ff: 131. 996: 413. 1018: 321. 1063: 247 1065: 322. 1069: 12. 1076— 1086: 126- 1076: 62 281. 1078: 287 1080; 287 289. 1081 : 289 291 1082: 181 284 21LL 1085: 284 10871V: 125- 1089ft": 112. 1091: 22 281. 1093: IM 281. 1096: 281. 1097: 1S_L 1098 : 281 222. 1105: 222. 1106:91 292. 1108: 60 1109-1116: 1Ö319JL 1109:341. 1112: 181 1116: 424 1120 1140: 422 124 522 222. 1120: 322 312. 1122— 1133: 40JL 1123: 312. 1125: 122. 1126: 2U4 301. 1129: 343 1131: 198. 1 133 u. 1131: 302. 1137: 13JL 1138: 222. 1145: 325. 1146: 2ül 321. 1149: 424 1150- 1206: 321 426 432 113 Iis. 1150:22. 1152: 221 355. 1153: 221 355. 1155t': IM 522. 1157: 118. 1158: 212 28JL 1160: 47 68 218 232. 1161: 18 287. 1162: 2111 29Ji 355. 1163: 282 281. 1164 : 60. 1165: 123. 1167ff: 118. 1169: ÜÜ 281. 1170: 118. 1172: 355. 1173f: 25iL 1175: fi£L 1176: 281 222. 1177: 355. 1178: 181. 1179: 281 282. 1180: 12 22 281 282. 1181:22 221, 1182:52 2hl. 1183:181 281. 1184: 60 63 121 181- 1187: 35JL 1188: 281 2Ml 1190 : 60 281 355, 1192: 123. 1193: 124 287 1195- 73 1197: 22. 1201 f: 284. 1202: 60 1204- 60 1-24 1205: 61 121 222 296. 1206:

l'laatua Cuptivi 8: 22 215- Uk 334, 21 : 57 21: 109 f. 31i M 39: 46. 40:

325. 51 : 320- 59: 86 70: 73 71 ; ÜL 83j 13. 8ii 331. 22: 82. 21: 32 4 93 ; 101H'. 104: 261. 110: 228 312. 1ÜL: 321. 1JÜL LLL 112: 25s. 116: 208. 152 u. 124: Hl. Hill 348 351. 122i 122 211 258- liüL: 101) 168. 122_: 325- 195 ff: 54_L 196:

179 212. 205 : 312. 206 : 22 342. 208 : 20. 209 334 2JjUff:

163. 210: 140 312. 211 U. 218 U. 312. 229: 300. 231h 3_0_L 240: 12 212. »244: 189. 246 : 91. 55 58 61L 251- 335- 257 : 328. 258:

326. 262: 228- '285 ; 210. 287: 264. 222: 228. 297 : 57. 306: 210 308: 228. 314: 221. 316: 21_L 222: 314. 33 1 : 149. 335: 328. 331 hni Text S. 1011 fälschlich 339): Hill 118. 340: 91L Silk 224. 349: 112. 362: 244 258. 371: 261. 212: 162 112. 32Ä1 133. 387: 128. 222: 132. 122: SJL 408: 121 2J_L 415: 128. 120_: 228 324- 424; 261 332. 42T.: HilL 429: 149 431 : 135 321. 43s : 149. 444: 123 112. 112: L51L 468 : 385 4*2: 322 322. 123-- 353. 506 - 508: 421 522 551 552. 509: 311. 516— i32_: 387 411 1ÜÜ. 522: 216- 531: 100. 536 : 16- 557 : 326- 571 51 14. 582: 16 2J_L 522: 321. 522: 210 335 595: 321. 600: 324. 620: 335 640: 112 261 648: 261 34n 658: 324. 612: 139f 211. 682u 118. 687: 169. 688; 140. 702: 824. 709: 176. 724: 15- 731: 312. 746: 321. 749: 128. 781 790: 161 481 522. 781: 322. 782: 128 222 343. 783: 300 786: 128 212. 787: 320- 788: 323. 791: 12. 810: 41 324. 813: 326. 822: 222 332, 823: 24L 824: 128 830: 46- 882: 12. 843: 51. 846: 150. 851 : 329. 854: 324 861: 150. 870: ÖJL 873: 341. 901: 46. 914: 326. 917: 323. 920: 347. 922 929: 421 4SI 522, 924: 322. 928: 24L 929:335. 950:128. 954:324. 960:241. 962:212. 969:324. 973: 258 <J77; 15JL 1009: i'14 1015: 41. 1021: 52. 1024: 122. 1081: 12. Argument. 4: 212.

Plautus Casina 52: 132. 55: 275 58: 130 63- 320 73: 51. 133: 48. L31: 131. 143: 57. 153: 198 219 354_ 1 63 : 55- 164 : 64. 1 ftfi 21 B 167: 64. 173 - 191 498. 113: 218 343 552. 176: 222 342 178- 181. 180: 297 I8J_l 1U2. 122: 21 285. 221: 228. 2Ü2: 22. 21LL 282. 222: 285- 222: i!2 289 f. 211: 23 211. 213: 57. 222: 222. 222 : 83, 222: 122, 231:

StellenregiBtor. 583

83. 238; im 239: im. 212; 351

211 IM 266: 115. 221 41 300; 115. 317: 320. 322: liü 326; 1U. Ml 51 314: 211 211 391

112. 403—412: 403. 403; 320. 106; 258. 411: IL 121 331 HL 116 128. 475: H. 191 : 110. 521 «11. 529- 107 1 50 531 r 150 540- 307 570: IM. 521 211 5 i»l : 139. 599 (i"7; 498 509: 311. f>«><» : 296. 005: Iii 19E 298. 008—611 : 421 121 4M. 0"ü: 263. 010: 239. 623-- 634: 559. 024: Iii. 025: 121 628: 341 031: 341 032: IM 212. 033: 182 301. «»41 219 642- 343 fiftO- 302 657: 128. 002: 299 005: 198 668: 219 009 u. 071: 301 085: M IM 2M. 088: 123. 089: 71 097: 11Ü 182. 099 f: 412. 707—710: 5.18. 733: 128 üäfi. 743: 314 751 . 1 KfS 752: 137. 755: 111 750: 128. 700: 131 700: 4SI 778: IM. 785: IIS 182. 797 807: 481 798: 343, 800: 301 802: 198 211 815: H 818: 121 819: 82. 824 u. 828: 7JL 803: 51 804— 800: 423 521 807: 01 131 884: 123 524. 915: 128 924: 211

PlautuB Cietellaria 2; 299 303. 3: 301 1 212 300f. 11 : 303 12: 301. 13: 418. 20 u. 22; 231 301 27: 54. 28 : 343. 32: 73. 33: 490. 57: 53 01 258 Q3 : 244 126: 84 137» IM 111 131 261 ütl 128. 131: 321 157- 178. 160: IM 1Ü1L 179f: 169. 201 : as.H 204 216 205- 59 285. 208—210: 112. 201 281 21Ü: 71 211 : ßü 2M 293. 212 - 285 213: 59. 257 : 115. 324: 12S 325: 115. 334- 350 374: 109. 37*,: 115. lo.'S: 109 121 1QS: 138. 418 U.43Ü u. 431 UIl 449_i 312, 450_i Ml 151 im 451; 101 4jüi IM. III

113. 514- 2JÜ 30_L 516- 299. 519- :iol f M3 Üll 531; 11 Ml 2ls •'■.'{•): -85. 561: 228 573- >>75 57 7: 52. 581 133. 610: 2M

Cnrculio 3: 109 174 241. 1 261 27: 251 21 196. 4M 133. 4üi 105. 48: 263. 81 211. 81 114. 93: 350 9rt: 43<S 97: Iii 130. 102- 433 561 101 311 111 IM 121; 13. 124l 424. 120-132: lillL 121 121 127: OQ 95 283. 12S: 296. 129 » 131 ML 131 M 137— I ii : 101 137: 124 MiL 139: 59 f 3M Ulk 52 281 141 u. 111; 123. 145 f: 281 147—151: 383 463 421. 141: 341 149? 298 1 52 : 297 155- 157: 497. 1 60 : 20,1 340. 107: 262.

. 17 5: 331 .178: IM UM 128 331.

180: 150. 1 95 : 86 201 135 215. 211: 201 245 : IL 258 : 15 84 178. 264 : 228 321. 268: 11 271 : 15 352. 270 u. 211 IM 2H9- 328 292: 329 332. 295 : 324 . 308: 133. 312 : 258

331. 323: 211. 233; 332. 231 106. 340- 61. 344- 140 228 332. 345: 93. 35M 325 332. 358: 109 178. 301 : 331 3fil (im Text fälschlich 864): 45. 362; 81 IM 151 311 u. 375 u. 380: 32a. 386: 169. 389: 109. 393 : 201 2M 4Ü1; 81. 412: 247 415: 118. 419 u. 122; 211 122; 10,8. 430: 34 IM 438- UM 4 1 0 108. 4M 140 4f>S- 247 479: 234. 485; 108. 493: 113 212. 491; IM. ftoa 324 f>oft- 52. 512: 114 510: 330 511; 52. 626; 212. 531; 210 214. 539 : 350. 54'.>: 12 8. 551 : 211. 5fiO- 140 5fi7- 31 UfL 580:

332. 521; 3M 594: 22. 597: IM. 599: 262 3Ö2 äM. 604: 210. 012: 1511 Kl 3- 7fi 334 614 u. 018 f: IM. 622: 53. 628: 2M 032: 3M 332, 648: 13. 649: 331. 664: 211 680: IM. 690: 151. 706: 328. 709: 323. 728: 332. Argument. Ii 134.

Plautus Epidicus 1-60 : 416 526. 3;

311. 7: 140 263. 29: 113 33: 331 44: 328. 50: 211. 62; 212. 81 103- 5J2f. 8M 260. 92; 83. 1 23 : 3M 121:258. 135; 46. 136: 151. 101 : 200. Ififi» 17P». ir.fi 180: 49H. IM f : 2M 163. 113; 2M. UM 222 2M 17JL- 228. 111; 342. 118; 63 297 179: 63 259 221. 184: 153 200: 334. 205; 351. 211: 11 331.

2 1 '.1 : 08. 231; 15. 232; 210. 243 : 151 2 19: 228. 279 : 151 2SH: 325. 3Ü2; Iül 320; 312 4M 32M 2M 326; 41 3M 332. 334 265. 340 : 263. 315j 21. 380; 331. 390: 162. 3M; 115 118. 401k 334. 417:241 422; 126. 421; 52 Iii» UjL 132; 121 IM 442; 48. 411; 251. 411; 13. 485; 112 241. 123; 211. 121; 325. 40&; 208. 516; 210 211. 580: 128 5H5: 51 351. 592: 87 599: 324. 607 u. 620: 62. 620: 210 211. 640: 21L 656 : 260» 666: 2M 668: 245 342. 729: 14. Arg. üi 14. Menaechmi 13; IIS. 26; 111. 31; 55 SIL 4M: Ü8. 21; III HOft": 43 S 112— IIS: IM 112: 311 113:

312. 114: 436. 119: 353. 147; 112, 21 1 : 241 258. 216: 112. 219: 151 220; 5XL 23JL 255. 251 : 169. 258: IM 2JM IM 2M; III Ml 'AML 222; LL2. 300 : 312. 3211; 7JL 361 36M 105 HL 261 282 285 223.

(IC

584

Stellenregister.

•Hill TL 380: H5_ 386: 844. 389: 128. 394: 338. 399 : 151. 405 : 132 3M 3UL -10«; 51- 4ül u. 4M U. 435- IM. IfiSi 13. 4ULl 1ÜI 17*. ML 245. 484: 340. 495: 179. 499: 838 51 9i 178. 524: 169 326 u. 53M 118. 544—546: 168. 647: HS, 560: 105 lfifi 212. 563: 17s, 567: IM 168. 571-587: 4 1 4 411 488 659. 583 ff: 485. 690ff: 4Q2 488. 694; 156 611: IM. 617; 353. 620; 151. «27: 140 667: IM. 681: 135 IM 689: 82. 690: 128. 694: IM. 737: IM. 741: 215. 750: 214. 763—774: 414 466f 480. 754: 2M. 766: 21ü 3XLL 756 u. 769: 231. 762: 108. 763—766: 2M. 766: 342. 769: 302 778: 147f 796: IM. 825: 211. 842: 274. 847: 151. 849: 239. 861 : 151 859: 148. 870: 151 873: 314 »77; 974 882: lül_ 887: 258. 898: 115 l£& 913: IM. 921 : 45. 923 u. 930 u. 960: IM. 954: 115. 968; 182. 071 : 343. 991: 3ÜL 1004: 46JL 1013: 15_L 1021: 262. 1028: 64, 1066: 340. 1091 n 1112; 151 1115: 178. 1158: IUI. Argument. 8i 74. Plautus Mercator 6_: 321. 13^ 1'24. 16: 176 321. 19: 268. «9- 907 214. 49 u. 58i 201. 89_: 180. UM 197. 130; 81 133— 136 u. 188 f: 460. Uili 80. 164: 336. 165: 247 159: 314 176: 76 HL 181: 126. 182: 111 114 331 . IHM 324. 2ÜM 321. 208" 211- 126. 216: 210 >221 : 336 233: 208. 239: 127 168. 244: 90 267: 126 261 : 215. 283 : 115 *2ftfi: 126. 298: 113. 3oM 19JL M2j. 109f. 32M 321. 329: 15. 33ih 241. 33M 65. 337—

34 0: 113 341 : 155 343: 231. 345^ 231 300. 347: 484. 348: 231. 351 f: 231. 360: IM 219. 36M M 380; 32X 391 u. 30ÖJ 33L 4üii 33£, 4ü2^ 54. 414: 329. 417: 261 324. 42M 61 428: 151 429: 329. 435 57. 439: 262. 444: 262. 446 : 46. 448: 8-3. 4M: 138 2Ü1L 41tL IM. 47ib

1-26

487:

217

490 :

113

495:

386

540:

46 259.

667:

247.

685:

245

249.

698:

151.

610;

; 324.

611: 257.

634 :

336

644:

329

647:

336,

662:

14.

655:

247

663:

324.

667:

131.

677

: 113

246,

693:

244

257

706:

314.

709

: 115.

720:

247,

723:

445.

726:

Iii.

727:

114 f.

728:

46 228. 737:

48.

742:

169.

745:

Uli

16*.

749:

111

234.

756:

241

760:

169.

762:

115.

765:

127

766:

127 f.

774

: 75.

777

: 64.

780:

307.

788:

111.

794

: 121

. 796

: 121

336,

845: 121. 846: 82. 852: 101 118. 858: 152. 860: 336. 882: 152. 866:

114. 873: 336 876- 51 888- 111 121. 889:114. 897 : 241. 900:111 262. 907 : 334. 918 o. 924 : 241, 928:

115. 930: III. 931 : 336. 932: 432. 934: HL 954: 114. 957: 152. 965: 349. 966: 121 152. 975: 46. 982: 25 114. 992 : 326. 996: 132 309 1008: 251. 1016: 353. 1021: 152 324.

Piautas Miles glorioens 1 8i 402. 4 (im Text fälschlich 8±: IM Iis. 23: 105 128. 24: 85 f. 27: 235 244 258. 28: 48 73. 31 : 314 39: 244. 4Ai 2JL 4M 113, Mi 236 315. 5M 4L 58: 74 69: 82 71: 15 142: 1 69 1S4: 68 301. 186: 82. 2<>K: 211. -211- 175. 223: 210 2*26: 160

263 266. 231a. 2Uk 152. 200- 8-2

303 : 115 328: 54 51. 339 : 152. 341: 13. 344i 54. 351 : 115. 374 : Ü5. 376: 50 448: 151 451 : 351 . 484: 196 485: 207 486: 25 502 : 3M. 634: 115. 547: 312. 554: 196. 5H5. 57 «18: 25K 620 IL 626 U. 644 11. 686: 128. 692: 152. 713: 300. 794- 115 820- 340 8*28: 320 853: 320. «74-946: 227 874: 242 879: 228. 884: 140. 886: 3_L 915: 29. 919: 130. 926: M 932: 128. 966: 211. 982 : 46. 985 : 354. 986: 180 211. 997: 14. 1011 1093: 443. 1011: 14 2M 355. 1012: 123 180. 1013: 282 1016: 19 355 1017: 289. 1024: 19 60 292. 1030: 355 1036: 124. 1037 : 355. 1040: 124. 1043: 10 60. 1047: 18 124. 1048 : 2M. 1049: 26 124. 1053: 280. 1055: 180. 1067: 282. 1058» 117 1059: 10. 1060: 125. 1061: 03. 1062: 15 18 198. 1063 : 283 355. 1067: 124. 1068f n. 1078: 288. 1081: 60. 1082: 283 «66 1083: 60 1084- 366. 1085: 58 280. 1088 : 50 288. 1118 : 84 354. 1120: 238. 1124: 88. 1125: 56. 1138: M 243 280 201. 1158:

116. 1168 u. 1180: 152. 1192: 309. 1216—1283:221. 1219: 141L 1226: 30. 1227: 228. 1231: 48. 1234 ü. 1238: 228. 1239- 31 1253 U. 1261 : 22 s 1267:448. 1276 u. 1283 : 228. 1284 u. 1288: 68 30L 1307: 118. 1314: IM IM 152. 1315: lliL 1316: 142. 1322: 152. 1326: IM 118. 1338: IM IM. 1342: 152. 1346: 148. 1351: 353_ 1857 f: Uli 1 33 137,2: 50. 1376: 152. 1379: 52 168. 1385: 116. 1395 u. 1398 o, 1402u.U08a. 1411: 152. 1425: 133.

Steilenreguter.

f)S5

14-26: 152. 1437: 349. Argument. I, 5: 130. II, 4: 173. l'lautus Mostellaria 3: 314. 21: 178. 30: 87. 39: 178. 40: 308 310. 57: 242. 66: 58. 83: 176. 85 156: 542—544. 85: 464. 89: 343. 91: 198 299 302. 93:302 342. 99:219. 100: 231. 101: 228 231 343. 105- 117: 515. 106: 198 543. 108: 342. 109: 241 342. 113: 240. 121: 219. 124 u. 126: 300. 133: 239. 134: 223. 136: 298. 140: 222. 141: 241 297. 152 f: 107 110. 155: 544 164: 245. 186: 75. 217: 92. 243: 54. 256: 268 261. 269: 135. 308: 73. 310: 189 211. 313—347: 535—539. 314: 92. 316: 801. 320: 433. 321—330: 419 424 f. 322: 437 480. 323: 296. 326: 300. 327: 437. 328: 425. 330: 220 343 419 424 520. 331 335: 406. 333: 431. 337: 181 241. 340: 181. 342: 181 241. 848: 241. 847: 521. 376:211. 377:130 133. 384: 349. 389: 152. 392: 113. 394: 152. 402: 258. 410: 75. 432: 169 176. 458: 422. 484: 106 168f 176. 498: 106. 604: 82. 567: 116. 583: 246. 686:116. 596:831. 625:178. 637: 264. 670: 238 246. 675: 134 168. 685: 169. 686: 106 168. 690: 239 297 464. 691 f: 241. 693: 298 342. 694: 241. 695: 240 297. 696: 103

132 199 297. 698: 240f. 699: 240 516. 701:342. 703:240. 706:433. 707: 239 f 246 298. 710: 181 239 241. 711: 241. 713: 342. 717: 241 342. 718: 181. 729: 222 297. 738: 198 298. 734 f: 342. 736: 298. 739: 342. 774: 196. 775: 91. 783-803: 493. 791:219 300. 795:198. 796: 211). 798:118. 800:343. 831:211.

. 858—861:405. 886:110. 890:301. 896: 74. 987: 176. 948: 113. 999: 133. 1010: 175. 1012: 69. 1031: 66. 1032: 105 168. 1047: 152. 1090:

133 153. 1091: 56. 1098: 153. 1100: 274. 1111: 261. 1118: 258. 1134: 70. 1167: 153. 1165: 133. 1175: 116. 1179: 130.

Persa 1-52: 395 f 544-549. 14 u. 16: 258. 25: 88 546. 29: 118 443. 30-42: 412. 30: 57. 34: 413. 37:70. 57:264. 60:338. 63:264. 66: 169. 67: 178. 69: 169. 71: 158. 76: 87. 93: 129. 100: 140. 120: 138. 169: 116. 167: 169. 168 182: 406. 169: 288. 173: 59 283. 174: 60 283. 176: 77. 180: 288. 181: 69 283. 182: 124. 186: 258. 191: 160. 195: 70. 198: 116. 216: 57

211. 217 u. 226: 128. 231 u. 233: 70. 234:153. 258:260. 263:259. 267: 73. 268: 74. 269: 63 276. 271: 284 288. 272: 78. 273: 125 158. 274: 160. 277: 54. 282: 313. 316: 66 64. 355: 264. 872: 812. 383: 314. 392: 168 f. 406: 275. 408: 331. 410: 207. 412: 275 311. 433: 133. 456: 320. 470-479: 417. 472: 76 261. 482: 112 116. 487: 259. 490ff: 406. 492: 124. 494: 216 292. 495: 124. 497: 60. 498: 124. 500: 59. 512: 138. 517: 228. 524: 169 176. 552: 268. 658: 262. 563: 71. 566: 163. 573: 262. 575: 55. 676: 153. 579: 314. 625: 228. 627: 260. 650: 47.» 651:129. 653:258. 656:211. 666: 185 260 309. 676: 76. 689: 245. 697: 178. 726: 116. 733: 244. 750: 116. 763—777:493. 753:289. 754: 77 283. 755 u. 767: 60. 758: 64 75. 760 n. 761 : 283 293. 762 u. 763 u. 767: 283. 768: 59. 769: 288 290. 772: 60. 773: 78. 776: 46f. 778: 124. 779: 283. 780 ff: 442. 780: 284. 781:286. 782:198. 784:284. 785 u. 786:60. 787 n. 791 : 284. 795: 283 f. 796 801: 77 406. 797: 77. 800: 284. 801: 494. 801: 288 296. 804: 219. 806: 198. 814: 219 802. 815: 218 301 485. 816: 65. 825: 388. 836: 153. Argument. 4: 88. 5: 73.

Plaotua Poenultia 7: 326. 27: 242. 30: 314. 65: 63 275. 85: 275. 93: 257. 94: 109. 105: 170. 122: 247. 137:170. 151:196. 155:326. 173: 116. 176:133. 191:112 133. 209: 314. 210-260: 469 482. 211: 182. 213: 198 216: 231 802. 216: 61. 222: 63. 223: 198 300 302. 225: 300 303 311. 227: 302. 229: 231. 230:218. 231:303. 233:198. 236: 219. 239: 264. 240: 844. 241: 51 219 300 f. 242: 182 301. 243: 51. 244: 219 418. 245: 302. 248: 198 302 f. 249: 301. 250: 300 f. 252: 281. 255: 300. 256: 300 302 342. 258: 300. 260: 302. 265: 47 324. 276: 73 336. 288 u 286 u. 287: 836. 290:246. 293:262. 294:153. 301: 129. 804: 336. 325: 51. 327: 46 247. 329:116. 331:228. 332:331. 339:327. 347:116. 364:824. 365: 259 339. 371: 153 836. 375: 175. 381: 824. 383: 105 163. 386: 324. 388: 105. 389: 105 324. 390: 105. 397: 228 324. 402: 327. 409: 332. 420:264. 426:247. 431:247. 482: 112 183. 440: 324. 443: 109 178.

Digitized by Go6gle

586

Stellenregistcr.

445 (im Text fälschlich 435): 46. 447: 245. 458: 177. 455: 177 353. 456: 177. 464: 275. 467: 264 475: 314. 486: 178. 480: 76. 497: 133. 498: 326. 505: 211. 519: 336. 533: 46. 540: 336. 554: 30 210. 558: 51. 571: 129. 577: 74 79. 584: 47 336. 592: 331 613: 46. 619: 70. 625: 46. 628: 257. 633: 324. 636: 347 351. 643: 324 650: 327. 662: 177. 674: 140. 680: 46. 681: 312. 687 u 691: 264. 694: 168. 698:114 701:169 175. 705 n. 722: 112. 733: 74. 7«8: 196. 739: 112. 775: 324. 783: 114. 791: 174 177. 824: 135. 834: 46. 841: 261 339. 844: 73 336. 853: 153. 858: 228. 871: 336. 873: 129 247. 882: 47. 888: 129. 894: 68. 898: 324. 901:

258. 903: 133. 905: 46. 907: 82. 917: 46. 926: 51. 959: 324. 964: 176. 978: 247. 979: 57. 981: 74. 982: 177. 988: 133. 991: 324*330. 1025: 178 247. 1041: 114. 1052: 131. 1061: 176. 1075: 168 247. 1076: 114. 1078: 73 75. 1093: 312. 1105: 331. 1112: 247. 1113; 168. 1116: 81 360. 1127: 168 1128: 247. 1130: 109. 1131: 228. 1143; 324. 1144: 129. 1145: 88. 1161: 247 1171: 70. 1174: 124. 1176: 68 114. 1178: 295. 1179: 285 293. 1181: 60 283. 1182: 74 1183: 59 285 287. 1185: 52 286. 1187: 60

285. 1190: 59. 1191: 60 283 288. 1192ff: 476. 1194: 259 339. 1197:

286. 1198: 350. 1200: 129. 1206: 91. 1207: 74: 1227: 75. 1245: 259. 1246: 264. 1263: 88. 1301: 84. 1306: 176. 1308: 129. 1319: 324. 1322: 175. 1327: 176. 1340: 275. 1341: 327. 1348: 62 275. 1351: 175. 1367: 169. 1369: 169 175. 1381: 116. 1398: 324. 1405: 57. 1406: 84.

Plautus Pseudulus 26: 176. 29: 196. 31:116. 44:177. 52:92. 59:258. 69: 88. 130: 73. 133— 137: 53. 136:356. 146:277. 147:274 153:

259. 166: 60 289. 167: 282 284. 168: 83 180. 171: 267 260 276. 176: 287. 177: 284 178: 218. 179:

287. 180: 288. 181: 60. 182: 256. 183: 26 28 366. 184: 80 283. 185: 62 276. 201:82 413. 202:83. 218: 277 340. 230:283. 231:124. 233: 283. 235: 2*8. 236:282. 237:288. 241:118 281. 242:284. 243 264: 395 481 f 559. 251 : 343. 255 u. 256: 82. 259: 239 450. 314: 353 346:

133. 347: 112. 363 u. 364: 261. 378: 76. 390: 153. 410: 168. 430: 207. 443:177. 452:116. 466:827 490: 169. 524: 244- 532: 168. 537: 88. 544: 57 497. 574—683: 541. 674: 80. 575:77. 590:293. 592 -594: 493 510 557 559. 592:77. 594:74. 595: 282 696: 290. 597: 42 60. 698: 60 599: 124. 600: 54. 601: 288. 603: 60 284. 614: 153. 645: 268. 650: 129. 655: 176 660: 258 673: 105. 689: 51. 700: 288. 737— 750:404. 739:129. 751:153. 775: 169. 800: 138 235 245. 808: 312. 846:115. 871:176 873:177. 897: I68f. 907: 288. 910: 284. 611: 289. 912: 124. 926: 133 926: 221 341. 937: 232. 946: 74. 947: 286. 950: 74. 964: 261 340. 1020: 75. 1027: 169. 1055: 73. 1079: 116. 1105: 198. 1111:218. 1126ff: 414 1126: 219. 1129 : 218 801. 1143 : 71. 1182: 83. 1186:258. 1202:129. 1244:149. 1246 ff = V, 1: 540. 1247: 302. 1252: 300 302f. 1260: 48. 1261: 277. 1262:89 277. 1269:62. 1280: 88. 1285 ff: 516 539. 1287: 241. 1288: 240. 1292: 239. 1293: 45Ö. 1294: 239. 1296: 51. 1299: 199. 1300: 240. 1302: 450. 1303: 221. 1304: 298. 1306: 297. 1308: 450. 1809: 223. 1310: 450. 1314: 223. 1317:60. 1821:76. 1322 u. 1324: 288. 1326—1329: 557. 1326: 284 1329: 289 494. 1330 fin.: 477. 1334: 219. Arg. I 3 u. 7: 173. Piatitus Radeos 14: 326. 43: 351. 65: 176. 79: 46. 89: 326. 103: 176. 106: 168. 107: 113. 127: 208. 145: 68 140. 147: 46. 166: 259 264. 183: 28 133. 185 ff: 626. 188: 52. 190-219: 500 510. 190: 138. 193: 182. 199: 181 433. 204: 466 477. 205: 65 466. 218: 198. 218: 54 57 267 259 340. 221: 284. 222: 42 59 124. 228: 283. 226:124. 227: 80f. 228: 295. 229 253: 497. 232 ff: 463. 232: 297. 233: 298. 234: 181 298. 237: 498. 238: 61 297. 239: 297. 242: 342. 243: 118 181 498. 250 n. 252: 221 258 ff: 466 476 559. 267:342. 272:342. 273:298 345 t'. 433 480. 274: 297 462. 277: 198. 278 f: 466. 280 ff: 466. 280: 198 220 302. 281:301. 286:343. 290 305 : 383 389 394 551. 290 : 275. 291:269. 318:212. 390:142 413: 46. 414 444: 551 f. 415: 106. 420: 107 110. 421: 335. 423 (im Text S. 46 fJllschlich 425): 46 211. 436:

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Steilenregieter.

f)87

324. 437: 332 335. 450—457: 401 f. 454: 247. 455: 189 247. 456: 82. 4G7: 228. 484: 129 169. 494: 176. 513: 275. 525: 207. 526: 275. 534: 174 176. 572: 46. 581: 129. 588t': 335. 591: 211. 601: 89. 606: 228

312. 608: 169. 630: 331. 633: 326. 637:153. 643:153. 651:326. 656:

330. 664-681: 477. 675: 300 302. 679: 297. 691: 247. 715: 153 247. 729: 314. 740: 350. 745: 332. 749:

331. 752: 129 324. 766: 153. 767: 211. 775: 246. 778: 107 153. 785: 114. 821: 106. 829: 176. 830: 106 168. 833: 106. 844: 247. 859: 178. 872:326. 879:114. 884:276. 888: 138. 895: 90. 901: 92 323. . 904: 73 90. 9Q6-919: 493. 906: 467. 909: 343. 911 u. 915 u. 917 : 198. 921: 277. 922: 63 277. 924: 240. 928 937: 20. 930: 124 295. 934 u. 936: 59. 937: 124 284. 938 945: 407 460 481 524. 940: 275 353. 942: 264. 944: 62 275. 948: 262. 956 962: 406 407. 956: 59. 957: 80 287 289. 959: 284. 961: 60 284. 962: 287. 966: 324. 975: 112. 978:324. 987:326. 997:326 335. 1001: 260. 1008: 349. 1021: 314. 1027: 331. 1034: 228 324. 1036: 329. 1049: 211. 1051: 332. 1058: 46. 1060: 228 324. 1063: 324. 1069: 135. 1072: 249. 1075: 331. 1076: 324. 1077: 52. 1081: 326. 1086: 112. 1092: 51. 1095:

313. 1100: 46f 324. 1104: 324 331. 1114: 262. 1119: 263. 1130: 262. 1132: 331. 1136: 326. 1151: 336. 1152: 153. 1156: 313. 1158: 258. 1162: 234. 1170: 112. 1173: 260. 1184: 52. 1215: 314. 1219: 262. 1221: 352. 1236: 169. 1246: 326. 1247: 361. 1266: 153. 1273: 314. 1278: 831. 1284: 330. 1296: 212. 1327: 264. 1341: 207. 1345: 326. 1357: 153. 1372: 331. 1373: 329. 1387:314. 1393:831. 1394 u. 1396:

326. 1401: 324. 1410: 153. 1411: 324. Argument. 1: 74.

Plautua Stichns 1—11: 519 557. 18 U. 20: 283. 22: 288. 23 f: 289. 35: 283. 41: 285. 42: 288 292. 43: 59 285. 47: 292. 59: «8. 62: 88 262 265. 77: 336. 86: 262. 87: 850. 98: 337. 107: 70. 114: 46 310. 121: 57. 130: 337. 133: 260. 137 u. 144: 337. 147: 114. 152: 130. 158: 138. 179: 76. 188: 337. 194:

327. 209: 257. 213: 90. 223: 62. 226-230:107. 227:207. 233:168.

237: 70. 238: 169. 252: 264. 256: 83. 258: 247. 260: 264. 265: 247. 270: 108. 271:178. 273:327. 274 ff: 476. 276: 246f 413. 288f: 413. 300: 207 214. 302: 57. 306: 55 80 327. 310 u. 312: 288. 329: 155. 369: 329. 378: 274. 381: 116 329 388: 116. 390: 332. 393: 323. 394: 245 396: 56. 398: 337. 400: 327. 418: 74. 422: 264. 427: 324. 435: 75. 447: 327. 457: 337. 474: 84. 488: 134. 489: 177. 493: 75. 502: 28 174. 604: 169. 507: 261 339. 513: 47 160 266. 614: 73. 615: 57 327. 517: 349. 520: 81. 526: 46. 528:

260. 532: 262 337. 534: 48. 637: 245 247 259. 559: 46. 561: 260. 578:262. 674:257. 575:262. 576: 74. 580: 337. 682: 247. 686: 323. 597: 57. 699: 47. 602: 57. 606: 46. 614: 84. 615: 267. 618: 73. 634: 247 263 265. 647: 237. 660: 267. 661: 337. 675: 324. 679: 47. 688: 261 339. 684: 46. 689: 87. 693: 261 339. 696: 79 261 339. 700: 82 260. 702: 228. 710: 247. 713: 82. 714: 259 339. 716: 79 95 163 353. 721: 84. 728: 105 153. 734: 153. 737: 261 265 277 339. 741: 47 230 263 339. 742:245 247. 746:

261. 749: 260. 760: 211. 763: 339. 755: 261 339. 759 fin.: 551. 759: 210. 762—768: 384. 768: 308. 769: 311. 771: 113.

Plantus Trinammns 10: 169. 15: 138 178. 48: 177. 64: 274. 66: 347. 75: 274. 78: 47. 86: 347. 109: 80. 124: 447. 127: 93. 137: 46 49. 158: 178. 186: 105 168 350. 186: 384. 205: 276. 206: 196. 223 ff: 467 496 510 542 559. 223: 88 342. 226: 343. 226: 198 302. 228: 302. 230: 802. 236: 46 422. 244 ff: 419. 250: 64 73 140. 261: 26. 252 256: 412. 257-263: 502. 257: 88. 258: 137. 266 ff: 433. 266: 64 187. 269: 283. 270: 84. 272: 64 137. 273: 181. 276 ff: 542. 279 ff: 483. 281: 52 137. 286: 248. 287 f: 283. 293: 52 137. 318: 73. 320: 261 339. 328: 58. 329: 269. 338: 350. 347: 310 349. 351:228. 360:140. 375:111. 396: 275. 397: 312. 398: 88. 410: 325. 425:263. 427:196. 432:113. 440: 347. 447: 106. 456: 87. 457: 307. 458:312. 467:246. 472:347. 495: 135. 533: 234 245. 638: 347. 539: 178. 640: 178 208. 552: 46. 568: 268. 674: 169. 676: 348. 684: 112. 604: 209. 605: 261 339. 611:

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588

Stellenregister.

322. 613: IM, 619: 321, 621: 46. 624 u. 629: 262. 646: 222. 648: 325. 652: IM. 655: äliL 65fh 122. 663: 246. 664: 13 334. 673: 325. 675: -11. 682:324 693:216. 702:228. 714:221 322. 715:261, 716:331. 726: 8S. 728: 4iL 734: IM. 749: 24iL 753: 142. 773: 341. 776: 31 IM. 781: 162. 790: 113 LTiL 794: 169. 804 ii. SQ6: 353. 809- 46 818: 112. 820—842 : 211 211i '2^1 3S8 443— 418 522. 825: 222. 827: 28JL 829: 52. 832 ff: 4M. 833 : 61 22 222. 834: 141 28h 835 f: 62 122 222. 838: 612. 840: 22 4M 411- 843 862: 328 t. 844: 331 850: 3M 862: 262. 853: 46 210. «55: 31fl. 862: 46 325. 870: 42. 880: 312 312. 883: 331. 886: 325 328. 889: 262. 891: 331. 905:

323. 906: 211. 907: 126 Iii 927: ULiL 934: 25. 938: 262 353. 941: 262. 947: 325. 957: IM. 964: 73. 96«: 3M 350_. 969: 62. 977: 325. 983: 83. 986: 261. 990: IM. 1003:

211. 1010: 312. 1019: 1ÜL 1021: 322. 1025: IM. 1046: 251. 1049: 2J_L 1051: 352. 1052: JA. 1059: 1416 IM 1070: 309. 1071: 106 115. 1082: 328. 1115—1119: 412. 1116: 22. 1130: Hfiä. 1127 u. 1145 u. 1148:

212. 1160: 322 332. 1169: 216. Plautue Truculentue 11: 215. Mi

162. 2ik 211. 32: 121 162. 61: 331. 61h 312. hl: 122. 85: 162 122. IM: 121. 111: üü 2*5 29JL 112: Ü2 81. 113t 121. 119 : 62 2hh 125; 81. 210: 303. 211- 343. 231 U. 241h 15. 251 ff: 808 2K2- 311 272: 327 276: 154. 284: 338 285: 247. 221^ lL5h 305- 338 309 u. 317: 4h 333: 25L 331: 338. 335: 12. 31h: 312. dhli 52. 262: 352. 3fiih 21L 315^ hh 38Jh 263. 426j 211. 407: 112. 42 1 : 211. 411 (im Text fälschlich 448): 46. 455 t': mi 457- 322. 451k 182. 4C0: 843 462 219. 463 182. ■Ulli 30JL 465: 122. 466: IM IM 480: 12. 4h2- 338. 423j 26. 5DJh iL 508 : 321. 513: 211. 539 : 212. 545 33* 55 t : 431. 553: 54. 551k 21* 562: 110. 565: 263. 571: KL 576: IM. 679: 126 hin 21h 594: 298. 612: 285. 614 : 226. 619: 182 2*5. 622: 297. 653: 350. 656: 353. 666: liüL 680: 2Ü*. 684: 16*. 68«: 138 116. 695: 126. 69«: 14. 703: 68 132. 718: 212. 714: 222. 716: 322. 717: 222. 733: 132. 753: 13. 769: 122. 761: 8h 762: 122. 776: 211. 7«6: 223 225. 790: IM «23:

338. 830 : 332. 842: 11 129. 852: 154. 879: 5h 886: 132 21h 892: 327. 899: 22 113. 902: IM 907: 13. 919: 21h 931: 81. 939: 211. 943: 338. 966: 114. 957: 135. 963: 154.

Plautus Vidularia ed. Stademund.

h I: 133. II, 1: 32h II, 32: 133. Priscianus I p. 17^ 2i 32. p. 393, 1a

535. p. 693, JJh 32. Publiliu« Syrus sent. ed. Wölfflin 48j

352. sent. fals. rec. üh 352.

Quintilian. inst, or. 9, 4, 50: 477.

Seneca Herc. für. Mhi lßJL 1291: 17Q.

Herc. Oet. 1205: 170,

Thyeut. 32h; 112.

Octav. 528: 170.

Sophocles Aiax 421 u. 404: 450

Antig. 932: 111. 1824: 124.

Elect. IMj 122.

Oed. Col. 132: 11h 142: 111 122. 211h 123. 23h: 122.

Oed. rex 155 u. 121 u. 112: 122. 661 n. 686: 123. *

Philoct. 861 u. 854: 123. 1097 u. 1111 u. 1130 u. 1135: 122. 1170 1217: 437. 1190 u. 1200 u. 1204: 122. 1402 : 226.

Trachin. 847: 123.

Terentius Adelpboe 26 154: 454 38- 191. 40 77: 4113. Iii: 243 280 57: 209. 88-113; 403, 118: 291 365. 139- 221 322. 142- 74 143: 245 f. 161 1611 417. 167: 58. 168: M 58 12. 170 ff: 462. 128: 115. 195-208: 455. 201 58. 217- 12h 225: 112 3JO. 23>h II. 212: 23h 254 ff: 462. 262 u. 262: 261. 264: 52. 28h: 226. 288-298: 473 293: 22. 299- 322 461 413—415 52h 313: 158. 318; 353. 821 - 329: 155. 322: 12. 33h: 352. 313: 263 26h 34l>- 267 348: 232 26h 351: «0. 365 - 516 : 464. 313: 222 202. 315: 12h 386: 32h 389: IM. 392: 23h 4 49- 163 457- 267 463: 209. 465 : 191. 486: 312. 517 ff: 251 410. 511: 58. 521: 267. 523: 99 141 228 266. 528 ff: 462. 538: 26h 64Q: 455. 553-56«: 455, 553 : 262. 559: 72 2J1L 560; 12. 5Iiih 342. 56äj 26h 669—686: 399f 455. 674: IM 158. 688: 267. 522 ff: 462. 598 : 26h 604: 11h 608f: 421. 610—624: 419—423 630 662. 612: 432. 613: M 432. 614 : 312 43>L 617- 13*.

Stellenregister.

589

619:143 26L 621 u 633:212. 634: 267. 638-678: 454. 638: 10. 655: 240. 087: 12. 697: Uli 145 156. 700: 211 702: 4L 706: 12. 707 712: 424 502. 707: 22. 708: 213. 711: 144. 712: 228 421. 713- 853: 454. 742: 48. 748: 34L 740: 266. 766: 422. 822: 248. 827: 352. 830: 23L 839: 45 2iiL 863: 4!L 864: 30. 805: 341. 866: 4L 877: 26L 880: 12. 911: 212. 934—957: 368 401L 947: 110 143. 956 f: 399 f. 958 984: 392 155. 960: 51L 971: 216 'AUL 972: 212. Terentiua Andria Ii 340_ 23; 26L 43.: 311. 51; 12L 52j 286. 611: 21ÜL 00: 39 208 211 IL 2!>L 82; 216. Ulk 244. LLüi 348. 150; 34L llik 4L 118; 52*. 182; 528. 2Ü2; II 62 14». 221 341. 226; 121L 231 : 30 211. 235; 323. 232; 212. 256 ff: 475. 250 : 191 25K- 211 214. 201 311 212. 204- 105 15L 267: 246 207. 270: TL 2Ht>- 74 2'.>9: 58 301 : 2fiL H02 n 308- 72 «17: 211. 322:

12 266. 320: 211 331 u. 345; 12. 359: 4If. 301: 140. 362 u. 316 u. 380; 12. 391 (im Text falschlich

393): IL 400: 74 4SI 4s0: 480. 481: 19S, 1S-J; 19S, 139. 184i

218 301 485 490 : 341 499 n 608: 2JJL Ml» n. 535: 207. 53H: 58. 541h 320. 500 : JJLL 581: 413. 596: 268. 608: 12. 610 614: 145. 613: 92 145. 014- Hl figft.-fi.Htt. AHO 625: 61 18 366 13L 620—034: 463. 626: 198. 627: 342. 629: 228. 630: 51. 631; 221 239. 631: 222 29L 034: 222. 035 - 039: 145 401 524 521L 004: 5JL 094: 4L 702: 146. 706: 58. 718 : 320. 737: 209. 745: 4L 749 : 246. 762 : 246. 767 : 209 34L 801: 209. 809: 26L 823: 5JL 830: 74:1'. 850: 139. 852 : 26L 864: 52. 896: 21_L 907: 246. 922: 12. 930: 26L 945: 211 246. 949: 212. 950: 266. 957: 143 156. 964: 12. 965 u. 978: 26L 980 u. 982: 12. Eunuchus L liüL lüL 2üL HO; 255 201. lilL 13L 131 : 207. 1 19- 35L 190: 209. 211: 72. 214 u. 230; 207. 232; 12. 200: 191 261 : 144. 26J_: 216. 288; 212. 291k II IL 342: 40 349 : 191. 400: 138 «45 f 418: 321L 431b 2Ü1L 474- 245 f 484- 207. 500: 74. 523 u. 558; 26L 589: IL 593 : 1 1 1. 001: 26L ÜMu.OOO n. 008- 212. 018: 46. 631: 190. 671 : 10. 097: 113 L1L 707- HO 7 731 u. 742: 58. 752: 12. 777 : 14. 7H9:

207. 797: 12. 832: 54 56 209. 836: hl 209. 856: 320. 859: 190. 871: 351. 929 : 209. 933 : 352. 980: 41 207. 1007: 228. 1012: 144. 1014: 141 207. 1021: 212. 1023: 207. 1037: 32iL 1053: 12. 1082 : 26L TerentiuB Heautontimorumenos 63: 196 353. 83: 113 148: 58. 266: 48. 322: 12. 33H_i 4L 388: 12. 396: 58. 502 : 353. 551 (im Text 552): 4L 56JÜ 58. blhi 144. 600: 74. 033 u. 049: 12. 058: 12 IL 659: 58. 608: 140 158. 688 U. 095 : 143 698: 144. 699: 143. 713: 105. 724: 145. 733: 3L 739: 145 f. 812: 69, H2fi- OH 851 : 58. 878 u. 880 u. 897 : 12. 902: 156. 910: 59. 932: 14, 950: 156. 954f u. 963: 12. 976 u. 998: 59. 1001: 158. 1011: 58. 1021: 12. 1023: 4L 1024: 12. 1031: 5_L 1038: 58.

Hecyra 10L 56. Ulü 209. HL 209 214 220; 212. 223; 58. 230: 12. 234; 212. 243- 144. 25iL 243. 252: 145 21 3 254- 213 2ft5 : 267 278: 58. 284: 413. 2H5: 12. 290: 26L 3 1 2 : 422. 3211: 340. 325.: 111 208 344: 144 200 369: 213. 307 ; HL 370: 212. 3H0- 310 398 : 207. 413: 268. 430: 58. 437: 48. 448: 137. 463; Z2. 465; 46. 485 (im Text fälschlich 885): 4L 488; 340. 425j 245f. 506 : 340. 501; 312. 508; 209. 513: 190. 516-635: 52L 523_I 413. 527- 51L ft2H H IL MI - 267 ft43 12. 561; 156 267. 562; 12. 607 ff: 528 609: 145. 613: 48. 620: 230. 621 u. 650: 26L 664: 511 701 : 2I1L 726: 48. 727-746: 528. 731: 414 416 424. 741: 146 156. 753: 58. 762:156. 784:145. 790:213. 807: 10. 818 : 213. 830: 143. 832- 834: 213. 841ff: 528. 859 801: 389 f. 807: 46 216 34LL

Fhormio 00: 209. 101 : 353. 113: 4L 134: 207 143: 74. 140- 110 1 DU. 1A3-1AH: 396. 154n 100t 207. 102: 244 246 268. 179 : 207 208 u. 212; 72. 248 u. 250: 267. 284- 50. 297: 26L 310; 48. 327- 212. 330; 72 337: 59. #38; 58. 346- 140 347: 12. 308 : 234. 372: 207. 394: 349 351. 416: 26JL 434; 88. 439; 14. 154 u. 451; 209. 4H3: 47 12. 481; 26L 489; 59. 50L 242. 510: 26L 51 1 : 59. 624: 12. 528: 150. 529 : 12. 535; 212. 542; 113 HL 646: 8L 549: 12. 550: 266. 601: 353. 009: 2iÜL 619: 34JL 662: 54, 000: 88. 60L; 244 34_L 686; 551 350.

590

.Stellenregister.

707: 74. 710: »41. 725: 255 266. 727: 144. 742: 212. 754 u. 759 ti. 777: 213. 784: 144. 793: 74. 794 n. 828: 213. 830: 2f»7. 861 u. 864: 72. 865: 267. 877: 266. 902: 88 f. Uli: 341. 936: 48. 963: 116. 985: 341. 1020:72. 1037:267. 1042:211.

TheophiloH 12, 5: 194.

Tiuiokles 16, 6: 206.

Titinius 65: 244 f.

Tnifjjici Ncl. earm. II: 330. ine 17: 330. 111: 130.

Vergilius Aen. 1, 573: 49. 2, 224: 195. 3, 211 u. 6, 507: 121. 6, 780: 22. 10, 176: 107.

bucol. eclo?. 3, 6: 105. 3, 79 u. 6, 44: 121. 8,41: 105. 8,108: 121. 10, 12: 107. 10, 1»; 105.

catalept. 3, 1 : 51 .

(feorg. 1, 4: 33 105. 1, 221: 108. 1,281: 121. 1,341: 104. 1,431: 108. 2, 86: 105.

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