Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik für das Jahr

Josef Maria Eder

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BOUGHT VVITH INCOME KROM THE BERUHST OK

HENRY LILLIE PIERCE,

OF BOSTON.

Undcr a vnte of the President and Fellows, October 24, 1S98.

7.1 W~,i<Jol.

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Jahrbuch.

für

Photographie und Reprodoctioostechnik

für das Jahr

1897.

Unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner

herausgegeben

von

Regierungsrath Dr. Josef Maria Eder,

Olreotor der k. k. Lohr- und Versuchsanstalt für Photographie und Koproduotlonaverfahron in Wien, Professor an der technisoheu Hochschule In Wien etc.

Elfter Jahrgang.

Mit 168 Holzschnitten und Zinkotypien im Texte und 38 artistischen Tafeln.

Halle a. S.

Druck und Verlag von Wilhelm Knapp.

1897.

Hau»***- jjxuflArtl

fogg uusam

).Z1

Mitarbeiter.

Dr. CS. Aarland in Leipzig.

AngUNt Albert, wlrkl. Lehrer an der k. k. Lehr- und Versuchs- anstalt für Photographie und Be- productionsverfahren In Wien.

Dr. M. Andresea in Berlin.

A. C. Aagerer In Wien.

Dr. B. Baeh in Berlin.

L. Belltskl In Nordhausen.

Emil B Ohler in Schriesheim bei Heidelberg.

Prof. Dolezai, technische Hooh- schule in Wion.

Dr. 0. Eberhard In Gotha.

Prof. II. Ebert in Kiel.

Begierungsrath 0. FrlU, k.k. Vioe- Dlrector der Hof* und Staats- druckerel in Wien.

J. öaedleke in Berlin.

Carl Paul Ooen in Schönoborg bei Berlin.

P. Hanneke in Berlin, Photo- chemischer Laborator der kpl. technischen Uoohsohulo.

J. S. Henry in London.

U. Hlaterberger, Universitäts- Loctor in Wien.

Emil TOB Hoegh in Wilmersdorf bei Bexlin.

A. Freiherr tob Hflbl, k. k. Major in Wien.

Dr. J. Huanlk in Prag.

Dr. Kaempfer in ßraunsohweig.

C. Karopmana , Fachlehrer an der k. k. Lehr- u. Vorsucbsanstalt für Photographie u. Beproductions- vorfahren in Wien.

Prof Hermann Krone in Drosdon. Dr. krflgener in Bockenheim bei Frankfurt a. M.

Prof. Alex. Lainer In Wien. R. Ed. Lleitegang In Düsseldorf. M. Loeor in Paris. Prof. D. 0. Lohee in Potsdam.

A. und L. Lnmlore in Lyon.

0. Merktanner-TurnereUeher in Graz.

Dr. Mlethe in Braunschweig. E. Ilster in Nürnberg. Th. J. Placzek in Wien. Dr. M. tob Bohr in Jena. Dr. P. Rudolph in Jena.

B. Soeben in New York. J. Sachse in Philadelphia. J. Schwarz in Sarajevo.

Bog. -Rath L. Sehrauk In Wien. Dr. Tietor Schamana in Leipsig. Dr. H. Slmoa in Erlangen. Prof. A. Soret in Havre. Karl Theodor Speer, Oberfactor

dork. k. Hof- und Staatsdruckeroi

in Wien. Dr.B.8pltaIer,Universitats-Docont

in Prag.

Bitter tob Slaodenhelm in Feld- kirchen (KArntben). Dr. B. Steinbeil in München. E. Valenta in Wien. Prof. Dr. H. YY. Vogel in Dr. E. Vogel in Berlin. Hofrath 0. Vollmer in Wien. Dr. E. Wilson in Philadelphia.

HABVARD PIN£ A^fS LIBRARY POGG WSSSA

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Inhalts -Verzeichniss.

Original. Beiträge fttr das Jahrbueb.

Seit«

Vierfarben- gegen Dreifarbendruck. Von A. 0. Angerer, Firma C. Angerer & Göschl in Wien 3

Contaot Wirkungen auf lichtempfindliche Emulsionen. Von Prof. H. Ebert in Kiel 5

Weiterer Beitrag zur Verwerthung des Kölnerleims für Reproductionszwecke. Von G. Fritz, k. k Regierungs- rath in Wien ... 7

Abziehen beliebiger Gelatine - Emulsionssohichten vom Glase mittels Formal in. Von E. Obernetter in München 11

Die Verwendung des Aluminiums in den Drucktechniken. Von K. Kampmann, Fachlehrer an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie etc. in Wien ... 13

Zur Blendenfrage bei der Autotypie. Von A Albert, k. k. wirkl. Lehrer an der k. k. Lehrer an der k k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie etc. in Wien 15

Ueber Methoden der Rasteraufnahmen für autotypische Zwecke, welche in England gebräuchlich sind Von J. S. Henry in London ... 18

Von den brechbarsten Strahlen und ihrer photographischen Aufnahme. Von Dr. Victor Schumann in Leipzig . . 24

Neue Chlorsilber -Gelatinepapiere zum Auscopiren Von Emil Bühler in Schriesheim bei Heidelberg .... 25

Untersuchungen über die Herstellung einer lichtempfind- lichen kornlosen Schicht. Von Gebr. Lumiere in Lyon 27

Ueber die Verwendung der Aldehyde und der Acetone in Gegenwart von Natriumsulfit zur Entwickelung des latenten photographischen Bildes. Von den Gebrüdern Lumiere und Seyewetz . 30

Versuche mit Magnesium - Blitzlicht. Von Ritter von Staudenheim in Feldkirchen (Karnthen) 36

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IV

Iohalta - VerstolchniBB.

Seite

Ueber ein neues photographisches Photometrirverfahren und seine Anwendung auf die Photometrie des ultra- violetten Spectraleebietes. Von Privatdocent Dr. Hermann Th. Simon in Erlangen . . 38

Ueber das Auftreten von Sternchen beim Aetzen von Photo- gravureplatten. Von Dr. G. Aarland in Leipzig . . 55

Das Abziehen der Bildschicht von Bromsilbergelatine- Trockenplatten. Von E. Valenta in Wien .... 56

Diffusionserscheinungen bei den photographischen Pro- cessen. Von R. Ed. Liesegang in Düsseldorf ... 59

Ueber Röntgenstrahlen. Von H. Hinterberger, Lector für Photographie an der Wiener Universität 65

Dr. G. Eberhard's Versuche über Farbensensibilisatoren . 69

Ueber dreilinsige Anastigmate. Von Emil von Höegh in Wilmersdorf bei Berlin 75

Absorption des Lichtes. Fluorescenz. Phosphorescenz. Von Prof. Hermann Krone in Dresden 80

Ueber Röntgenstrahlen und deren Anwendung .... 87

Ausstellungs-Reminiscenzen. Von k. Rath L. Schrank in Wien 124

Ueber die Herstellung von Projectiouspositiven mittels Buch-, Stein-, Kupfer- oder Lichtdruck. Von Karl Theodor Speer, Oberfactor der k. k. Hof- und Staats- druckerei in Wien 127

Eine praktische Methode der Entwicklung von Contact- copien auf Bromsilbergelatine -Papier. Von Dr. R. Bach

in Berlin 128

Arbeiten und Fortschritte in der Astrophotographie im

Jahre 1896. Von Dr. R. Spitaler, Universitäts - Docent

und Adjunct an der k. k. Sternwarte in Prag . . . 130 Ueber die Einstellung. (Tiefe des Focus. Tiefe des

Bildfeldes.) Von Prof. A. Soret in Hävre (Frankreich) 136 Emulsions-Conirpapiere in Amerika. Von E L. Wilson,

Ph. D. in New -York 146

Anweisung zur Erzeugung schwarzer und purpurfarbiger

Töne auf Velox- Papier der Nepera Chemical Co., Nepera

Park, New -York Von Edward L. Wilson, Ph. D. in

New -York 148

Die Photographie als Pionier moderner Cultur. Von Julius

F. Sachse in Philadelphia .... 152

Ueber die Negativ -Verbesserung. In der Praxis bewährte

Methoden. Von L. Belitski, Photograph in Nordhausen 154 Die Verwendung des Nigrosin B (Bayer -Elberfeld) als

Farbensensibilisator. Von Dr. G. Eberhard in Gotha 165

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Inhalts Verzeichnis!. V

8eito

Vorschriften für die Sensibilisirang mit Cyanin Von A. Freiherrn von Hübl in Wien 168

Derivate des Hydrazins als Entwickler. Von Dr. M. Andresen in Berlin 169

Entstehung und Geschichte der Orthostigmate. Von Dr. R. Steinneil in Manchen 172

Zur Entwicklungsgeschichte des Teleobjectivs und seiner Theorie. Von Dr. M. von Rohr in Jena 181

Fortschritte auf dem Gebiete der Mikrophotographie. Von Gottlieb Marktanner-Turneretscher, Custos am Landes- museum in Graz 189

Prüfungsverfahren photographischer Objective, angewandt von Steinheil in Paris. Von Max Loehr 201

Ueber die Anfertigung von Celloidinpapier. Von P. Hanneke, kgl. technische Hochschule in Berlin - Charlottenburg . 209

Der Rollschlitzverschluss direct vor der Platte und der- jenige direct vor oder hinter dem Objectiv. Von Dr. R. Krügener, Frankfurt a. M.- Bockenheim . . . 211

Ueber amerikanischen Patentschutz. Von Ralph J. Sachers in New York 214

Bunsen-Roscoe's Untersuchungen Uber das photographische Wetter. Von Prof. Dr. H.W. Vogel in Berlin ... 217

Exposition und Entwickelung. Von Josef Schwarz, Ober- bergcommissar in Sarajevo, Bosnien 220

Betrachtungen Ober die bestehenden Blendensysteme. Von Th. J. Placzek in Stuttgart .235

Eine combinirte Goldplatintonung für Matt-Celloidin- papiere. Von Prof A. Lainer 238

Ueber Chromolithographie und Dreifarbendruck. Von E. Nister in Nürnberg 241

Neue Objective der Firma Voigtländer & Sohn für pboto- grammetr. Zwecke. Von Dr. Kaempfer in Braunschweig 247

Studien über das Waschen von Geintineschichten. Von J. Gaedicke in Berlin 249

Ueber neue Teleobjective der Firma Voigtläuder & Sohn. Von Dr Miethe in Braunschwoig 256

Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete der Photo- grammetrie in den Jahren 1894 bis incl. 1896. Von Prof. E. Dolezal, Constructeur an der k. k. technischen Hochschule zu Wien ... ....... 505

In welchen Fällen ist der Dreifarbendruck mit Vortheil zu verwenden. Von Jacob Husnik in Prag .... 540

Ueber neue Eiweisspapiere für den Auscopirprocess. Von Dr. Max Jolles und Dr. Leon Lilienfeld in Wien . . 542

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VI Inhalts - VenelobnlM.

Seite

Die Fortschritte der Photographie and Keproductlons-

technik in den Jahren 1895 und 1896.

Unterrichts - Anstalten. besetz tur Urheberrecht

2(>1

207

nlendon der Ohjective, tarbige Lichtnlter

285

Photographische Cameras, Momentapparate, verschiedene

\ orricntungen zu pnotograpiiischeu Autnahmen tur ver-

Serionaufnahmen , Panorama- Aufnahmen ....

325

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331

Astronomische Photographie

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Stereoskopie . ,

334

Polychromo8kop. AnagJvpuen

336

lt« 41: aU T

342

rnotometer. Photometrie des lageslichtes. Unter-

suchungen über das photochemische Klima ....

347

Photochemie und Optik

355

Karoonsensibilisatoren , orthochromatische Photographie .

377

000

Speetrumphotographie

385

Röntgenstrahlen

nun

38 1

Anwendung der Photographie zu verschiedeneu wissen-

schaftlichen /wecken ...

393

< ollodtonverfanren ....

396

Bromsilbergelatine -Emulsion .

401

Bromsilbergelatine -Papier und Films. Abziehen der

4Uo

Bromsilberleinwand für Vergrößerung

4UÖ

Entwickler für Bromsilbergolatine- Emulsion . .

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hixiren, verstarken, Abschwächen und Klaren ....

414

Tonen von Bromsilbergelatine nach dem Fixiren .

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\ orschiedeiie Methoden zur hrzeugnng von Diapositiven

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41:'

Photographie in natürlichen Farben ...

421

Chlorsilber- und A lbuminpapier . ... ...

42(5

Abziehpapiere mittels Chlorsilbercollodion Hersteilung

von Duplicatnegativen damit ...

431

Tonbäder für Silhcxcopien ....

431

Colorircn von Photographion .

434

Photographie auf Leinen und Seide

435

by VjOOQIC

iDhalU-VeKoicbniM. Vll

Seite

Klebmittel. Glanzwachs 440

Ausdehnung photographischer Papiere ... 440

Lichtpausen 440

Platindruck ......... 441

Pigmentverfahren . 441

Lichtdruck 445

Photolithographie, Lithographie und Umdruckverfahren 446 Korn- und Lineaturverfahren Autotypie Verwendung

von Trockenplatten für Reproductionszweeke .... 450 Photozinkotypie , Copirverfahren mit Chromeiweiss ,

Asphalt u. s. w. ... 458

Photoxylographie und gewöhnlicher Holzschnitt . . . 461 Aetzung in Kupfer, Zink, Stahl, Aluminium, Elfenbein, Emailverfahren, Heliogravüre, Galvanographie, Wood-

burydruck (Photoglyptie) . 463

Anwendung von Aluminium in den photomechanisohen

Druckverfahren 480

Farbendruck (Dreifarbendruck und Farbenlehre) . . . 483

Ueber Druckpapier ... 492

Photokeramik 493

Verschiedene kleine Mittheilungen, die Drucktechnik be- treffend. — Walzenmasse 496

Patente auf photographische Gegenstände.

A. Patente, welche in Oesterreich -Ungarn auf Gegen- stände der Photographie und Druckverfahren ertheilt wurden 551

B. Patente, welche im Deutschen Reiche auf photo- graphische Gegenstände im Jahre 1896 ertheilt wurden 555

C. Deutsche Reichs -Patente, die verschiedenen Druck- techniken betreffend 557

Literatur 563

Autoren - Register . 577

Sach- Register . . 588

Verzeichniss der Illustrations- Beilagen 599

Verzeichnis der Inserenten 602

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Original-Beiträge.

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Original -Beiträge.

Vlcrfarben- gegen Dreifarbendruck.

Von A. C A n gorer, Firma C. Angerer & Göschl in Wien.

eit längerer Zeit schon beschäftigt sich die gesummte Fachwelt mit dem Für und Wider bezüglich des photographischen Dreifarbendruckes, und die Zahl der widersprechendsten Urtheile über dieses Ver- fahren ist so gross, dass es unmöglich wäre, alle diese Stimmen hier anzuführen.

Ich für meine Person habe von jeher diese Methode für ein schönes theoretisches Problem genommen, das sich aus praktischen Gründen nie vollkommen befriedigend wird ver- wirklichen lassen.

»Warum nicht?" wird jeder Dreifarben -Enthusiast er- regt fragen!

Nun weil sich niemals drei Aufnahmen derselben Zeich- nung so mathematisch genau passend in den drei Grundfarben übereinander drucken lassen werden, dass sie in ihrer Ge- sammtwirkung ein vollständig scharfes Bild geben, und ferner auch deshalb nicht, weil sich mit den drei Grundfarben nie- mals ein reines Grau, bezw. Schwarz oder Neutral in Variationen, aus dem doch ein grosser ja sogar der wichtigste Theil jedes Gemäldes besteht, mischen lässt. Es sind ja bekanntlich beim Drucke namentlich grösserer Auflagen gewisse Schwankungen in der Stärke der einzelnen Farben unvermeid- lich, und deshalb begegnen wir beim Dreifarbendruck immer

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4 Viorfarbou- gegen Dreifarbeo druck.

und ewig den gewissen schillernden, bald violetten, bald grünen Hintergründen und Tiefen niemals aber sehen wir bei diesem Verfahren eine kräftige, reine und scharfe, schwarze oder braune Zeichnung.

Um dem störenden Eindruck der Unscharfe einigermassen zu steuern, sehen wir auch bei den Dreifarbendruck - Proben mit Vorliebe Sujets verwendet, welche kein reines Blau oder Grün benöthigen, und zwar deshalb, um die blaue Platte, welche hauptsächlich Schärfe und Kraft geben soll, möglichst dunkel und gebrocheu, also mehr schwarzblau drucken zu können ein Auskunftsmittel, das über den natürlichen Mangel dieses Verfahrens nicht endgültig hinweghelfen kanu.

Wie steht's denn nun mit der vielgerühmten Druck -Er- sparniss?

Wenn man ein Bild nur in drei Farben drucken und vom schwarzen Druck absolut nichts wissen will, so bleibt nichts anderes übrig als den Text, die Unterschrift, die doch unter jede Illustration kommen muss, entweder gelb oder roth oder blau zu drucken; meist wird das letztere gewählt Wer sich aber an den keineswegs noblen Eindruck, den eine solche blaue Unterschrift gewährt, stösst, der muss wohl still- schweigend insofern aus dem Dreifarben- einen Vierfarben- druck machen, indem er den Text mit schwarzer Illustrations- farbe darunter druckt.

Es wäre doch dann nichts naheliegender, als mit diesem vierten Druck eine für das gleichmässige Gelingen einer Auf- lage und die Schärfe der Zeichnung unentbehrliche schwarze Zeichenplatte mitlaufen zu lassen jedoch ist dies nicht ganz so einfach durchzuführen, als es sich aussprechen läset, da infolge der beim Drei färben verfahren ohnedies sohon vorhan- denen Ergänzung der drei Grundfarben zu grau- oder neutral- ähnlichen Töneu, der Schwarzaufdruck eine vollständige Ver- russung des Bildes zur Folge hätte.

Es handelt sich deshalb darum, die Farbenplatten in einer solchen Weise herauszubekommen, dass sie obgleich vom Original direct aufgenommen dennoch nur im Colorit allein durchgezeichnet sind, während ihnen in denjenigen Stellen des Bildes, welche von der Zeichnung ausgefüllt sind, bloss eine ergänzende und abstimmende Wirkung zukommen darf.

Nach einem derartigen Verfahren, das in unserer Anstalt mit bestem Erfolg angewendet wird, ist der kleine Vierfarben- Buchdruck (Wiedergabe eines Aquarelles r Antwerpen" von Fehdmer) hergestellt (s. Beilage).

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ConUotwirkungcn auf liohturapnndli -he Emulsionen. 5

Contactwlrkungen auf lichtempfindliche Emulsionen.

Die epochemachenden Röntgen' sehen Versuche haben eine grosse Zahl yon Arbeiten veranlasst, welche sich mit der Frage beschäftigen, ob die eigenthümliche Strahlungsart, die von den Entladungsbahnen hoch verdünnter Gasräume ausgeht, auch in anderen Lichtquellen, insbesondere in dem Sonnen- lichte enthalten sei. Zahlreiche Experimentatoren wollten wirk- lich entsprechende Wirkungen auf lichtempfindliche Schichten, welche vor directem Licht geeignet geschützt waren , beobachtet haben („schwarzes Licht"). Auch in dem Kieler Universitäts- Laboratorium waren seit Januar 1896 ähnliche Versuche im Gange, welche anfangs freilich bei ungünstigen Witterungs- verhältnissen angestellt, aber bis in den Hochsommer hinein fortgesetzt fast alle die von Anderen beschriebenen Er- scheinungen auf lichtempfindlichen Platten lieferten, ohne dass in irgend einem Falle die Erklärung aus rein secundären Ur- sachen: Directe Contactwirkungen, Druck- und Temperatur- einflüsse u. dergl., versagt hätte. Doch war eine Wirkung, welche man vielfach zur Erklärung dieser sowie verwandter Erscheinungen so der „Sonnencoroua- Photographien" von direct exponirten Metall- auf sensible Platten heranzuziehen geneigt war, noch einer besonderen Prüfung zu unterziehen: die mögliche elektrolytische Contactwirkung, welche Metallgegenstände bei ihrer Berührung mit der Gelatineschicht der Trockenplatten ausüben konnten. Um zu entscheiden, ob zwei oder mehr mit einander in Berührung stehende Metalle, welche einer sensiblen Emulsion aufliegen, eine galvanische Kette bilden , deren wenn auch noch so schwacher Strom bei tage- nnd wochenlanger Daner der Berührung eine „photographische" Wirkung hervorrufen könnte, wurden folgende directe Versuche angestellt: ö cm lange, 1 cm breite Streifen aus den Blechen je zweier Metalle wurden in der Mitte so zusammengenietet, dass sie ein liegendes Kreuz (Fig. 1) bildeten. Durch die Schenkelenden waren Löcher gebohrt, welche als Marken dienten, und bei einer photographischen Abbildung erkennen Hessen, auf welcher Stelle der Platte ein bestimmter Kreuzes-

Verwendet wurden vorwiegend vier derartige Kreuze, welche in folgender Weise zusammengesetzt waren: 1. ein 0,50 mm dicker Bleiblechstreifen in Oontact mit einem 0,51 mm dicken Aluminiumstreifen (Potentialdifferenz 0,48 Volt); 2. ein 0,48 mm dicker Kupferstreifen mit einem 0,51 mm dicken Aluminium-

Von Prof. H. Ebert in Kiel.

ß ConUctwlrkungen auf lichtempfindliche Kmolsiooen.

streifen (Potentialdifferenz 0,90 Volt); 3. ein 0,10 mm dicker Platiostreifen uud ein 0,27 mm dicker Aluminiumstreifen (1.07 Volt); 4. ein 0,34 mm dicker Messingstreifen und ein 0,43 mm dicker Aluminiumstreifen (0,73 Volt). Wie man sieht, unterscheiden sich die Dicken der Blechstreifen bei demselben Paare nur um einige Hundertstel Millimeter, so dass ein gleich massiges Aufliegen beider auf der Platte gewährleistet erscheint.

Ausser diesen Kreuzen wurde noch eine 0.48 mm dicke Aluminiumplatte mit ebenso langen Bleinieten, und eine andere 2,42 mm dicke Aluminiumplatte mit Nieten aus Kupfer, Zink, Eisen, Blei und Messing verwendet; die Nieten verglichen sich

Diese Metallcombinationen wurden nun theils direct, theils in Papprahmen eingespannt, so dass sie die Platte nur eben berührten, aber nicht drücken konnten, auf Bromsilber- Gelatineplatten verschiedener Bezugsquellen gelegt, in Doppel- taschen aus schwarzem, mit Calico umklebtem Carton gelegt, und so vor directem Lichte völlig geborgen, theils im Dunkeln oder im zerstreuten Tageslicht, theils im grellsten Sonnenlicht und dem Lichte einer Bogenlampe von 28 Ampere, also auch bei den verschiedensten Temperaturen tage- und wochenlang belassen, dann ausserordentlich kräftig entwickelt und schliess- lich fixirt. Die der Sonne ausgesetzten Platten wurden dabei mit ihren Umhüllungen von zwei Uhrwerksheliostaten derart gedreht, dass die Sonnenstrahlen immer senkrecht auffielen.

Von den in grosser Zahl exponirten empfindlichen Platten zeigten viele schwache Wirkungen, aber nie solche, welche mit

Kig. i.

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Woitorer Boltrag cur Verwerthung det Kölnerleimf etc. 7

Sicherheit auf eine dunkle Strahlung oder eine elektrolytische Wirkung zurückzuführen gewesen wären. Dass Unterschiede auf« traten , war immer eher auf andere als elektrische Einwirkungen zurückzuführen; unter dem weichen, sich der Platte leicht an- schmiegenden Blei zeigte sich z. B. stets eine viel stärkere Schwärzung als unter den anderen Metallen, gleichgültig, welches andere Metall sich an dem Contacte betheiligte.

Auch Nichtmetalle wurden in den Kreis der Betrachtung gezogen. Hier zeigte namentlich der Flussspath sehr starke Wirkungen. Derselbe leuchtet offenbar in den ultraviolettsten Gebieten sehr stark nach. Hat ein Stück blau fluoresoirenden FlusBspathes auch nur im zerstreuten Tageslicht gelegen, so übt es noch nach Tagen, auf einer empfindlichen Platte liegend, eine deutliche Wirkung auch ohne jede Röntgenstrahlung aus. Dass dabei zu der directen von der Oberfläche ausgehenden Contaotwirkung noch die specifische Wirkung der auch aus dem Innern hervordringenden Phosphorescenzstrahlen hinzutritt, sieht man daran, dass an den Rändern einer ebenen Platte, oder dort, wo diese von Sprüngen und feinen Rissen im Innern durchsetzt ist, die Wirkung stärker ausfällt; an den Spalt- und Randflächen werden diese Strahlen total reflectirt und daher von dort besonders dicht auf die Platte gesendet. Man muss also bei der Anwendung von Flussspath als Sensibilisator zum Nachweis sehr schwacher Röntgenwirkungen äusserst vor- sichtig sein.

Weiterer Beitrug zur Verwerthung des Köluerleims für Reproductionszweeke J).

Von G. Fritz, k. k. Regierungsrath in Wien.

a) Directe Copirung auf Stein zum Zwecke der Her- stellung von Photolithographien.

Bei dem Bestreben, ein directes Uebertragungsverfahren für Stein zu combiniren, handelte es sich mir darum, eine für alle Fälle brauchbare und leicht zu beherrschende Arbeits- methode zu finden, welche auch in der Hand des weniger Geübten gute Resultate gibt, und dieselbe für Raster- und Strichreproductionen tauglich macht. Der photographische Process, sowie das Umkehren der Negative werden in der- selben Weise gehandhabt, wie ich bei der Uebertragungs-

i) Siehe auch Jahrbuch für 1896 , 8. 15.

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g Weltoror Beitrag cur Verworthung de« Kölnerleims etc.

*

methode auf Zink und Kupfer im Jahrbuche 1896 schon be- schrieben habe. Zur Copirung sind gute, gleichmässige Steine zu wählen, welche keine Kalkadern oder Flecken haben, und deren Oberfläche gut plan ist, um ein Hohlcopiren zu ver- meiden. Vor dem Uebergiessen mit der lichtempfindlichen Substanz wird der Stein etwas erwärmt, dann mit lauwarmem Wasser Übergossen. Das lichtempfindliche Präparat besteht aus 100 g gutem Kölnerleim, welcher in 600 com Wasser durch 12 Stunden quellen gelassen und dann im Wasserbade ge- schmolzen wird, und aus einer Lösung von 6 g trockenem Eieralbumin in 60 com Wasser, welohes der Leimlösung zu- gesetzt und dann filtrirt wird. Zu 60 ccm dieser Lösung werden dann 500 ccm Wasser und 6 com einer lOproo. Am- monium - Bichromatlösung zugesetzt und abermals filtrirt. Es ist dies im Principe dasselbe Präparat, welches ich für den Emailprocess auf Kupfer und für den Chromleimprocess auf Zink verwende, nur der grösseren Porosität des Steines wegen mit einem vermehrten Wasserzusatz. Mit dieser Lösung wird der vorher etwas befeuohtete Stein in der Dunkelkammer über- gössen und auf der Drehscheibe so lange in Rotation gehalten, bis das Präparat trocken geworden ist. Copirt wird je nach der Art des Negatives in der Sonne ll2 2 Minuten, im Schatten 5 10 Minuten. Das Bild ist vor dem Einschwärzen und Entwickeln am Stein noch nioht sichtbar. Einige Schwierig- keit machte es mir, dieses Bild am Stein zu fixiren, bezw. mit Farbe zu versehen und druckfähig zu machen. Nach viel- fachen Versuchen, da auch das Anbrennen und nachherige Auftragen des Leimbildes nicht zum gewünschten Ziele führte, überzog ich den ganzen Stein vor dem Entwickeln mit fetter Farbe , und kam zu einem befriedigenden Resultate. Die Farbe, welche ich verwende, besteht aus 20 Theilen venetianischem Terpentin, 20 Theilen fetter Steindruckfarbe, 5 Theilen Asphalt und 3 Theilen gelbem Wachs. Diese Ingredienzien werden über Feuer geschmolzen, gut abgerieben und dann mit Terpentin zu syrupdicker Consistenz verdünnt. Ebenso gute Dienste leistete mir auch die Franz' sehe Photolithographiefarbe mit einem geringen Zusatz von Asphaltlösung. Diese fette Farbe wird auf der ganzen Fläche des copirten Steines vor dessen Entwickeln mittels eines weichen Lappens eingerieben und dann der Stein in Wasser gelegt. Nach etwa einer Minute fangen die nicht copirten Stellen an sich abzulösen, und nun kann das Bild, welches bereits einen festen Bestand am Steine hat, mit einem Wattebäuscheben vollends entwickelt werden. Hierauf wird der Stein gummirt, freiwillig trocknen gelassen.

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Wolterer Beitrag *ur Verwendung de« KOlnorlelras etc. 9

mit Wasser abgewaschen und sofort leicht geätzt- Das Bild sitzt jetzt am Steine vollkommen fest, kann abgewaschen, wieder aufgetragen, hochgeatzt und überhaupt allen erlaubten Manipulationen ohne Schaden unterzogen werden. Das Druck- resultat aber ist ein ungleich besseres, als mit der indirecten Uebertragung mit Chromgelatine -Papier, und der Zeitaufwand für die Arbeit um die Hälfte abgekürzt.

Ein weiterer nicht unwichtiger Vortheil dieser Methode ist auch der, dass keine DimensionBveränderungen stattfinden, was für Farbendruck von grosser Wichtigkeit ist. Ich hoffe, auch nach dieser Richtung günstige Resultate zu erzielen.

Ganz besonders zu beachten ist, dass die Leim- schicht sehr dünn aufgegossen wird, da sich dieselbe sonst beim Entwickeln ablöst.

b) Strich-Heliogravure, mittels Aetzung unter An- wendung des Email processes hergestellt.

Bis jetzt ist nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen über die Herstellung von Roproductionen in Heliogravure nach Strichzeichnungen oder alten Stichen mit Anwendung des Emailverfahrens und Aetzung, obwohl solche schon erzeugt werden.

Der Arbeitsvorgang zur Herstellung solcher Heliogravüren, den ich bisher eingeschlagen habe, ist folgender: Vom gut gedeckten und sehr klaren Negativ wird ein Contactpositiv hergestellt, bei welchem die Linien und Punkte gut gedeckt sind, das Planium hingegen gut durchsichtig sein muss. Die vorher sorgfaltig geschliffene und gut polirte Kupferplatte wird ein wenig erwärmt und sodann mit dem lichtempfindlichen Präparate übergössen, welches aus 60g Kölnerleim, 6 g Eier- albumin in 60 ccm Wasser gelöst, 150 ccm Wasser und 3 g doppeltchromsaurem Ammonium besteht. Die Herstellung dieses Präparates , sowie das Ueberziehen der Platten mit demselben geschieht analog, wie ich dies bereits bei der Zinkätzung mit dem Chromleim -Verfahren im Jahrbuche 1896 angegeben habe. Nach vollständigem Trocknen des Ueberznges wird in der Sonne Va 2 Minuten, im Schatten 6—10 Minuten, bei elektrischem Lichte 8 15 Minuten copirt. Das copirte Bild wird im Wasser entwickelt. Das Email wird durch Erhitzen der Platte bis auf ca 350 Grad C. erzeugt. Die Aetzung wird stufen- weise vorgenommen, und zwar in Eisenchloridlösung von 30 Grad B. Zunächst handelt es sich darum , die feinsten Partien zu erhalten und werden diese je nach ihrem Charakter eine halbe Minute bis höchstens eine Minute in der Aetzflüssig-

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10 Weiterer Beitrag zur Verwerthung des KOlnerlolms etc.

keit belassen, worauf sie mit Asphaltlösung gedeckt werden, um sie vor der nochmaligen Einwirkung der Säure zu schützen ; der Mirtelton wird noch eine Minute oder l1/« Minuten länger geätzt. Bei den weiteren Partien , welche die kräftigeren Theile des Stiches repräsentiren , kann mit der Aetzung etwas tiefer gegangen und die Platte IV2 2 Minuten in der Aetzflüssig- keit belassen werden. Je nach der Art des Stiches können 5, 6 oder mehr Aetzstufen vorgenommen werden. Das Abdecken und dasAetzeu erfordert einiges künstlerisches Empfinden, da der Erfolg hauptsächlich davon abhängig ist. Für die erste A etzstufe verwende ich in der Regel eine Flüssigkeit, in welcher bereits geätzt wurde, nach dem ersten Aetzen aber schütze ich das Planium noch durch einen weiteren Deckgrund, welcher auf folgende Weise hergestellt wird. Mit einer glatten Stein- druckwalze, die mit fester, fetter Farbe gespeist ist, wird das ganze Planium der Platte sehr gleichmässig aufgetragen, bis dasselbe gut gedeckt ist, aber keinen Ueberfluss an Farbe aufweist. Dann wird die mit Farbe versehene Platte mit fein pulverisirtem Colophonium eingerieben, mit Federweiss das überflüssige Colophonium entfernt, gut abgestaubt und hernach mit A et her dämpfen angeschmolzen. Damit bewirke ich, dass die Kanten der Linien bei den weiteren Aetzungen gut ge- schützt sind, und der Strich nicht in die Breite geht, was bisher immer eine unangenehme Sache bei der Aetzung war. Ich erziele aber mit dieser Manipulation auch noch insofern einen Vortheil, dass durch den verhältnissmässig grossen Contrast zwischen dem schwarzen Planium und den geätzten rotheu Kupferstellen das Abdecken wesentlich erleichtert wird, weil jetzt jede, noch so fein geätzte Linie auf der Platte gut und klar zum Vorschein kommt. Wenn ich glaube, alle Aetz- stufen hinlänglich berücksichtigt zu haben, reinige ich die Platte und lasse einen Abdruck von derselben machen. Sollte sich herausstellen, dass die eine oder andere Partie zu wenig geätzt wäre, so kann die Platte mit Farbe und angeschmolzenem Colophonium, bezw. mit Asphaltlosung abermals gedeckt und weiter geätzt werden. Auf diese Weise kann die Aetzung so lange fortgesetzt werden, bis alle Töne richtig sind. Was die Hetouche betrifft, so kann dieselbe in verschiedener Weise erfolgen. Es können zunächst etwa nothwendige Theile am Negativ gedeckt werden , am Positiv können Linien und Flächen präciser gestaltet werden, auf der copirten Kupferplatte endlich, nachdem sie angebrannt ist, können etwa zugegangene Linien mit der Nadel aufgemacht, oder ausgebliebene Punkte oder Linien gedeckt werden. Bei Stichen, welche in den Tiefen

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Abziehen beliebiger Gelatine Emalilonsschlobton otc. IX

Tod haben und das ist bei nahezu allen der Fall bleiben die einzelnen Punkte in den Tiefen auf der Copie regelmässig aus, es copirt der ganze Ton, und es entsteht dann beim Aetzen ein schwarzer charakterloser Flecken ohne jedes Detail. In solchen Fällen werden die aasgebliebenen Punkte mit aufgelöster fetter Tusche auf der Platte nachgezeichnet, mit Colophoniumpulver eingestaubt und mit Aetherdämpfen an- geschmolzen. Diese Punkte bleiben durch alle A etzstufen fest stehen und geben in den Tiefen alle Details. Endlich kann auch auf der fertig geätzten Platte jede Art von Retouche mit Kohle, Stichel oder Pol irstahl, wie auf jeder gestochenen oder heliographischen Platte vorgenommen werden.

Abziehen beliebiger Gelatine -Emulsionsschichten vom

Glase mittels Formalin.

Von E. Obernetter in München.

In der letzten Zeit haben sich mehrere Fachleute mit der Publication ihrer Versuche befasst, welche das Abziehen von gewöhnlichen Gelatine- Emulsionsplatten ohne Vorpräparation betrafen, und deren Hauptsache in der neuen Anwendung dos Formalins als bedeutendes Härtemittel für Gelatine lag. An der Hand dieser Publicationen habe ich nun selbst eine Reihe Proben angestellt, da ja gerade ein derartiges, sicheres Ver- fahren für jede Reproductionsanstalt von grossem Werthe sein rauss; meine Proben habe ich mit Trockenplatten verschiedenen Alters (bis zu 10 Jahre alt) und an ganz frisch entwickelten Platten der verschiedensten Fabriken augestellt, und bin heute in der Lage, ein wirklich sicher arbeitendes Verfahren, mit Formalin jede beliebige Trockenplatte abzuziehen, hier zu ver- öffentlichen. Es ist selbstverständlich, dass gefirnisste und lackirte Negative vor der Behandlung mit Formalin vom Lacke gereinigt werden müssen, auch bei collodionirten Platten ist ein Abwaschen mit Aether- Alkoholgemisch anzurathen.

Man bereitet sich zum Abziehen der Negative eine Lösung von 50 ccm käuflichen Formalins und 300 ccm Wasser. In dieser Lösung badet man alte Negative 6 bis 10 Minuten, neue frisch entwickelte und fixirte Platten nach sorgfältiger Waschung 3 bis 5 Minuten. Diese gebadeten Negative werden hierauf ganz kurze Zeit mit Wasser abgespült und entweder zum Trocknen bei Seite gestellt, oder eventuell noch in halbfeuchtem Zustande mit folgender Gelatinelösung übergössen.

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]2 Abzlohen beliebiger Gelotino- Emalsloniiohlchten etc.

200 g harte Gelatine werden etwa 20 Miuuten in kaltem Wasser weichen gelassen und darauf nach sorgfaltiger Aus- pressung des kalten Wassers in einem Liter heissen Wassers gelöst. Nach vollständiger Lösung setzt man 100 ccm Alkohol, 20 ccm Glycerin und 20 ccm Eisessig zu. Darauf wird nach etwa einhalbstündiger Ruhe der Gelatinelösung im Warm- wasserbade, um die Luftblasen aufsteigen zu lassen, durch feuchten Flanell, unter Vermeidung von Blasenbildung filtrirt, und die in Formalin gebadeten Negativplatten entweder trocken oder noch feucht mit dieser Gelatinelösung in einer etwa 2 bis 3 mm hohen Schicht übergössen , auf einer nivellirten Spiegel- glasplatte zum Erstarren gebracht, und an einem staubfreien Orte von selbst trocknen gelassen. Jetzt nach vollständiger Trocknung schneidet man die vier Ränder mit einem scharfen Messer bis auf das Glas durch ein, und legt die Platten in ein Gemisch von 50 ccm Glycerin, 200 ccm Alkohol und 1200 ccm Wasser. Darin bleiben die Platten 5 bis 10 Minuten unter öfterem Bewegen liegen. Nach dieser Zeit beginnen sich die Ränder an den eingeschnittenen Stellen leicht zu heben, und es gelingt ohne jede Schwierigkeit, die Negativschicht vom Glase wegzuziehen. Man lässt während des Abziehens die Platte in der Alkohol -Glycerinlösung liegen, wie auch die abgezogene Schicht selbst vortheilhaft bis zur weiteren Be- handlung in der Flüssigkeit liegen bleibt.

Man präparirt sich nämlich vorher oder in der Zwischen- zeit gewöhnliche geputzte Glasplatten derart, dass man die- selben gut mit Talkum oder Federweiss mittels eines Flanell- bauschens oder Baumwolle abreibt und hierauf mit ganz dünner Lösung von Kautschuk in Benzol übergiesst. Dieser feine Ueberguss trocknet in 1 bis 2 Minuten, und wird die abgezogene Gelatinehaut einfach unter Wasser in einer Cuvette auf diese präparirten Glasplatten aufgefangen , mit Seidenpapier und dem Handballen leicht angequetscht und von selbst trocknen ge- lassen. Auch Versuche, die Platten lediglich mit Federweiss einzureiben, ohne nachherigeu Kautschuküberguss, führten zu befriedigenden Resultaten. Gewöhnlich kann man am nächsten Tage schon die fertige Schicht leicht und vollständig glatt vom Glase wegziehen

Sollen die Glas -Negative lediglich umgekehrt werden, so kann man sie gleich wieder auf ihre erste Glasunterlage auf- ziehen, nur ist es in dem Falle rathsam, sowohl die Haut, als die Glasplatten mit reinem Alkohol zu übergiessen.

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Die Verwendung des Aluminium» in den Drucktechnike a. J3

Die Verwendung des Aluminiums in den Druckteehnlken.

Von K. Kampmann,

Fachlehrer an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- graphie und Reproductionsverfahren in Wien.

Seitdem es gelungen ist, mit Hilfe der Elektricität das Aluminium zu so fabelhaft billigen Preisen und in grossen Mengen herzustellen, findet dasselbe auch in den graphischen Künsten Anwendung. In der Schriftgiesserei ist es nach längeren Versuchen gelungen, dasselbe als Beimischung zum Schriftmetalle mit Vortheil anzuwenden. Der Zusatz von 5 bis 15 Proc. Aluminium soll den Typen eine grössere Haltbarkeit, verbunden mit vorzüglicher Schärfe und Reinheit des Lettern- bildes geben.

Für den Hochdruck dürfte sich das Aluminium kaum in der Weise wie andere Metalle, z. B. Kupfer und Zink, ver- wenden lassen, da es sich nicht so willig wie diese durch Säuren ätzen lässt. Aluminium wird bekanntlich durch Säuren fast gar nicht angegriffen (wohl durch Alkalien), es ist aber dennoch gelungen, durch Behandlung mit Kupfer- oder Platin- chlorid, Zeichnungen, Ueberdrucke, oder auch photographische Copien, welche auf Aluminium hergestellt derart hoch-

zuätzen, dass ein merkbares Relief entstand.

Fast noch weniger als für den Hochdruck, wird voraus- sichtlich das Aluminium in der Tiefdrucktechnik zu verwenden sein, da es hierfür zu weich ist, überhaupt nicht die hohe Politur annimmt, welche nöthig ist, um davon reine Abdrücke machen zu können. Die Bearbeitung desselben mit dem Stichel und die Radirung in Verbindung mit der Aetzung sind unausführbar wegen der obengenannten Eigenschaften

Dagegen erseheint das Aluminium nach allen bisher in dieser Richtung vorliegenden Thatsachen berufen , in der Werk- statt des Lithographen und Steindruckers eine wichtige Rolle zu spielen. Für die Verwendung im Sinne des ohemischen oder Flachdruckes und als Ersatzmittel des lithographischen Steines ist das reine1) Aluminium unzweifelhaft vollkommen geeignet.

Dass es sich besser als das Zink für diese Zwecke be- währt, dürfte schon aus dem Grunde erklärlich sein, dass es nicht so wie dieses der Oxydation durch Luft und Wasser ausgesetzt, sondern für dieses fast unempfindlich ist. Diesem

1) Uebor die Relnhoit und Dauerhaftigkeit des Aluminums siebu: „Photogr. CentnlbUtf 1896, Hoft 10, S. 206.

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14 Die Verwendung des Aluminiums in den Draekteehnikcn.

Umstände hatte man immer das so lästige Tonen und Schmutzen der Zinkplatten zugeschrieben, welches auch wirklich bei der Anwendung des Aluminiums nicht vorkommt. Die Ursache, warum sich - das Aluminium ebenso gut wie der Solnhofner Stein zur chemischen Druckart verwenden lässt, ist wahr- scheinlich in dessen physikalischen und molekularen Eigen- schaften , welche dem lithographischen Stein sehr nahe kommen, und weniger in dessen chemischer Beschaffenheit zu suchen.

Der Lithographischen Anstalt von Josef Scholz in Mainz gebührt das Verdienst, nicht nur die Möglichkeit der An- wendung dieses Metalles für diese Zwecke nachgewiesen, sondern auch das Verfahren selbst so ausgebildet zu haben, dass es heute bereits in den bedeutendsten Anstalten Deutsch- lands und Frankreichs ausgeübt wird. In Oesterreich arbeiten mit dem von der Firma „Algraphie" (D. R -P. Nr. 72470) benannten Verfahren bereits das militär-geographische Institut, die k. k. Hof- und Staatsdruckerei und viele grössere Druckereien.

Die Lehrmittelsammlung unserer Anstalt besitzt ein reiches Material solcher Arbeiten, von Aluminiumplatten in den ver- schiedensten Anstalten gedruckt, welche den Beweis liefern, dass sich auf Aluminium alle Manieren und Techniken in Schwarz und in Farbendruck (die Gravur ausgenommen) wie auf Stein ausführen lassen. Es sind sowohl die directen Zeichnungsmanieren mit der Feder, Kreide, Wischkreide, wie alle indirecten Manieren des gewöhnlichen oder auch photo- graphischen Umdruckes wie auf Stein ausführbar. Besonders interessant erscheint es, dass es möglich ist, eine mit der gewöhnlichen Bleifeder auf der Aluminiumplatte hergestellte Zeichnung abzudrucken, als ob sie mit fetter Tinte oder Kreide ausgeführt wäre. Diese Abdrücke tragen ganz den Charakter und weichen Schmelz der Bleifeder -Zeichnung au sich, und dürfte dieses Verfahren von Künstlern auf Beigen gern auf den leicht mitzunehmenden Platten ausgeübt werden.

Auch die directen photographisohen Copirverfahren unter

Chromei weiss und Chromleim (amerikanisches Email verfahren), lassen sich, wie die vorliegenden Proben beweisen, auf Aluminium ausführen und davon Abdrücke nehmen wie vom Steine. Gegenüber diesem bietet das leichte und biegsame Aluminium ungeheuere Vortheile.

Die Möglichkeit, auf sehr einfache Art Correoturen auf den Aluminium-Druckplatten vornehmen zu können, ohne die Druckflache zu vertiefen oder zu verletzen, ist die Ursache dass im Wiener k. k. militär- geographischen Institute (und auch

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Zur Bleudeo frage bei der Autotypie.

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in Berlin) das Aluminium für kartographische Zwecke Eingang gefunden hat, da es hierdurch viel leichter geworden ist, die Kartenwerke in Evidenz zu halten, als bei der Anwendung von Steinen oder Kupferplatten. Da man bei der Anwendung von Metallen, an Stelle des lithographischen Steines, in den Formaten nicht so beschrankt ist wie bei letzteren, können die grössten Platten in Anwendung kommen, welcher Umstand allein schon bedeutende Ersparungen im Budget einer Druckerei ausmacht. In Mainz sowohl, als auch in anderen Druckereien laufen die Aluminiumplatten anstandlos in den Schnellpressen, und sind Auflagen bis zu 30000 Bogen von einer Platte ohne Störung gedruckt worden.

Die Maschinenfabrik KleinForst&Bohn in Johannis- berg am Rhein baute in jüngster Zeit für Jos. Scholz in Mainz auch eine Rotationsmaschine für Aluminiumdruck, welche zur grössten Zufriedenheit arbeitet und auch bald in Wien zur Aufstellung gelangen soll.

Zum Schlüsse will ich noch darauf hinweisen, dass schon im Jahre 1892 empfohlen wurde, das Aluminium als Träger photographischer Bilder mit Hilfe des Transferrotyp-Pigment- und Bromsilberemulsions- Verfahrens zu benutzen, also das photographische Bild als solches auf der metallischen Ober- fläche des Aluminiums entstehen zu lassen. (Näheres siehe Photogr. Nachrichten 1892, Nr. 44, S. 581.)

Weitere Publicationen über die Algraphie finden sich in den Freien Künsten 1896, Nr. 10; Oesterr.-ung. Buchdrucker-Zeitung 1896, Nr. 21 und Photogr. Cor- respondenz 1896 Juni- Heft, S. 286.

Zur Blenden frage bei der Autotypie.

Von A. Albert,

k. k. wivkl. Lehrer an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductiousverfahren in Wien.

Trotz ausgezeichneter Publicationen auf dem Gebiete der Autotypie ist manchen Fachangehörigen die richtige Auswahl der anzuwendenden Blenden nicht geläufig, mitunter sogar unrichtig aufgefasst, wie ich mich in mehreren Fällen über- zeugen konnte.

Zweck dieser Zeilen ist nun, in der leicht fasslichsten Weise eine kurze, diesbezügliche Erklärung zu geben.

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Zur Bleodenfrage bei der Autotypie.

Bei geeigneter Arbeitsmethode mit gekreuztem Raster kann man durch Verwendung entsprechender Blenden ein vom Originale vollständig abweichendes Resultat erlangen; es ist ermöglicht, von contrastreichen Bildern tonige, wirkungslose, und umgekehrt, von flauen Bildern contrastreiche Negative zu erlangen, ohne eine Retouche zu Hilfe nehmen zu müssen. Mithin hat es also der Roproductionsphotograph auch in der Hand, eine dem Charakter des Originals entsprechende Wirkung im Autotypie -Negative zu erlangen. Hierzu ist nicht unbedin^ eine Cassette für verstellbaren Raster nöthig, sondern ist dies auch durch Verwendung verschiedener Blenden durchführbar.

Die Blendengrösse in Betracht gezogen, ergibt im All- gemeinen, dass

1. eine kleine Blende ein monotones,

2. eine grosse Blende ein contrastreiches,

3. eine mittlere Blende ein zwischen 1 und 2 liegendes Autotypie -Negativ bewirkt.

Eine einzige Versuchsreihe, an einem Tage durchführbar, kann Obiges zur Verauschaulichung bringen , wenn man nach einem und demselben Originale diese angeführten drei Haupt- typen von Autotypie* Negativen herstellt; ist man sich über diese erhaltenen Resultate klar, so kann man dann leichter eine Combination mehrerer verschiedener Blenden dem Originale entsprechend treffen.

Die Auswechselung der Blenden kann, je nach dem Charakter des Bildes zwei- bis dreimal, in allerdings seltenen Fällen sogar viermal geschehen

Hat man einmal nach eigener Anschauung die Wirkung der verschiedenen Blendengrössen kennen gelernt, so wird man schon bei Beurtheilung eines vorliegenden Bildes die Anordnung der Blenden richtig treffen.

Einzelne charakteristische Fälle für Blendencombinationen herausgegriffen, wird ein hartes, mit kräftigen Schatten, aber wenig Mitteltöuen versehenes Bild die Vorwendung dreierlei Blenden erfordern; für die Tiefen eine sehr kleine, eine mittlere, und eine grössere Blende für die Mitteltöne. Bei tonigen Bildern wird man mit zwei mittleren Blenden ver- schiedener Grösse sein Auskommen finden, während bei einem Originale ohne kräftigen Schatten, an welchem sich neben ausgesprochen schönen Tönen viele helle Stellen befinden, mit ein oder zwei mittleren und einer grösseren Blende ein günstiges Resultat erreicht wird.

Mit sehr hübschem Erfolg kann man vier Blenden an- wenden bei einem sehr contrastreichen, aber tonarmeu Bilde,

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Znr Blendenfrago bei der Autotypie.

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und zwar eine kleine für die Tiefen, zwei verschieden grosse mittlere für die Mitteltöne, und eine grosse für die Lichter.

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Mit nur einer mittelgrossen Blende würden in diesem Falle die Mitteltöne nicht schön genug zur Geltung gebracht werden.

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üebcr Methoden der Rasteraufnahmen etc.

Diese Anführungen haben Bezug auf Reproduetionen in gleicher Grösse; eine Abänderung erleidet die Blendenauswahl bei Verkleinerungen, besonders wenn dieselben bedeutend sind. Um auch hier ein Beispiel zu geben, sei erwähnt, dass in solchem Falle, besonders aber wenn das Original schön durchgezeichnete Mitteltöne besitzt, welche in der Verkleinerung noch tonreicher zusammengedrängt erscheinen, man selbst mit einer einzigen Blende mittlerer Grösse ein ganz hübsches Resultat erzielen kann (Fig. 2).

In allen Fällen, wo die Reproduction nicht in gleicher Grösse zu erfolgen hat, ist die Bestimmung der zur An- wendung gelangenden Blenden, hauptsächlich nach, der Be- urtheilung des Bildes an der Fbcirscheibe zu treffen.

Zum Schlüsse sei noch derjenigen Bilder gedacht, welche, im weissen Grunde verlaufend, ebenso in der Autotypie her- gestellt werden sollen; es ist ja bekannt, dass bei Hochätzungen am Metalle solche Verlaufer auf mechanischem Wege mittels der Routingmaschine u. s. w. , oder in der Photolithographie mittels Retouche erreicht werden. Vorgenommeue Probearbeiten haben ergeben, dass durch Verwendung einer entsprechend sehr grossen Blende, am Schlüsse der mit den anderen Blen- den bereits erfolgten Exposition, der Grund nahezu völlig zur Deckung gebracht werden kann, so zwar, dass durch einige Nachhilfe am Negative die Verlaufer ganz hübsch erreicht werden können (s. Beilage).

Welche Bedeutung bei Autotypieaufnabmen der Form der angewendeten Blenden beigelegt werden muss, ist aus ver- schiedenen Publicationen hierüber zu entnehmen. Als eine der umfassendsten diesbezüglichen Abhandlungen erscheint die Arbeit von Herrn T. Placek in der „Photogr. Correspon- denzM 1896. Mit Recht ist hierbei auch des autotypischen Farbendruckes gedacht, denn gerade auf diesem Gebiete wird der Blendenform eine höchst wichtige Rolle zugewiesen werden.

I eber Methoden der Rasteraufnahmen für autotypische Zwecke, welche In England gebräuchlich sind.

Von J. S. Henry in London.

Die Feinheit der Levy' sehen Raster variirt je nach der Bestimmung der Cliches von 85 175 Linien auf den eng- lischen Zoll. Soll die Autotypie für Rotations -Schnellpressen stereotypirt werden, wie man es zur Illustration grosser Tages-

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Uober Methoden der Rastcraufnahraon oto.

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blätter benöthigt, so werden in England die gröbsten Raster von 85 Linien verwendet. Dabei kommt in Betracht, dass das ordinäre Zeitungspapier ganz untauglich für den Druck feiner Autotypie-Cliches ist. Bessere illustrirte Journale, welche in der flachen Presse gedruokt werden , vertragen schon feinere Raster, z. B. 100 Linien pro Zoll. Für photolithographisehe Uebertragung kann man 110 120 Linien benutzen. Sorgfältiger gedruckte illustrirte Journale von guter mittlerer Durchschnitts- leistung werden in der Kegel mit Rastern von 120 Linien pro Zoll hergestellt, ja man geht nicht selten bis auf 133 Linien. Die feinsten Raster von 150 175 Linien erfordern schon den besten Druck, ausgewähltes extra feines Papier und die beste Farbe; sie werden nur für speciellen Kunstdruck verwendet.

Die relative Dicke der hellen und dunklen Striche im Raster verhält sich in der Regel wie 1:1, oder das Verhält- nis* von hellen und schwarzen Linien des Rasters gestaltet sich wie 3:4 oder 4:5; das erstgenannte Verhältniss ist das beliebteste.

Die Objective sollen so ein- gerichtet sein, dass sie leicht das Wechseln der Blende ge- statten: deshalb sind gewöhn- liche Schieberblenden in der Fig. s. Fig. 4. Fig. 6. Praxis ausschliesslich in Ver- wendung; die Irisblenden sind weniger praktisch für die Zwecke der Autotypie, weil die Form der Blende bei ihnen nicht variabel ist; die Versuche, Irisblenden mit verschieden eckigen und ausgezackten Oeffnungsformen zu construiren, haben sich bis jetzt nicht eingebürgert.

Die Firma Penrose&Co. in London, welche die General- vertreter der amerikanischen Rasterfabrik von Levy in Eng- land sind, rüsten ihre Objective für Rasteraufuahmen mit folgenden drei Blendensystemen aus (Fig. 3 5).

Die grösste relative Oeffnung der Blenden, welche über- haupt benutzt werden kann, ist höchstens \'8 des Focus; diese grössten Blenden haben meistens quadratische Form in der Stellung von Fig. 3, wobei angenommen ist. dass die Raster- linien diagonal (X) verlaufen. Die quadratischen Blenden be- wirken das bessere Schliessen der Ecken der Rasterpunkte in den Weissen, nach Art der Felder des Schachbrettes. Da die Punkte in solchen Fällen nicht breit ineinanderfliessen , so kann man (wie dies oft zur Erzielung feinerer Punkte in den Weissen erwünscht ist), die Ecken nach Art von Fig. 4 aus-

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Uobor Methoden der Rftutoraufnahmen etc.

schneiden. Dadurch wird das Uebereinaudergreifen der Punkt- Ecken sicher bewirkt; im Allgemeinen aber berücksichtigt man bei der Berechnung der richtigen Rasterabstände diese Ecken- ausschnitte nicht, sondern fahrt die Rechnungen wie mit regu- lären Vierecken durch. Wird eine solche ausgeschnittene Quadratblende von Fig. 4 zur Aufnahme mit einer einzigen Exposition benutzt, so bleibt immer noch die Tendenz vor- handen , dass die Punkte sich schachbrettartig Über Licht and Schatten legen, und dadurch monotone Bilder geben. Deshalb pflegt man in der Regel die Belichtung in zwei oder mehreren Theilen vorzunehmen, und zwar unter Mitbenutzung einer kleinen runden Blende, welche man vor oder nach der Be- lichtung mit der grossen Blende anwendet. Die kleine runde Blende wirkt nur auf die Schatten und auf die centralen Theile der hellsten Rasterpunkte; mit anderen Worten: die kleine Blende bewirkt keineswegs das Zusammenfliessen der Punkte in den Weissen (Aufhellung der Weissen), sondern lediglich eine Verminderung der Härten in den Schatten (Schwärzen) des Bildes, indem diese durch feine Punkte unterbrochen werden; natürlich muss man mit der kleinen Blende verhältnissmässig länger belichten, als mit der grosseren Blende.

Die Blende Fig. 5 ist eine von Penrose eingeführte kleine Modification der von Max Levy erfundenen Blenden- form. Die Belichtung mittels dieser Blende bei vorgeschaltetem Haster wirkt aber nur auf jene Theile der empfindlichen Platte, welche zwischen den Kreuzungen der schwarzen Linien liegen, und die hellsten Weissen sind auf diese Weise fast vollständig durchgearbeitet ohne Schaden für die anderen Theile des Bildes.

Als Vorlagen für Autotypie sind Albumincopien empfehlens- werther als Platin- oder Bromsilberabdrücke . was wohl all- gemein bekannt ist; die letzteren refleotiren zu wenig Licht in den Schatten und geben deshalb dieselben ohne Details und leer wieder.

Pen rose gibt in seinem Taschenbüchlein „über den Halbtonprooe8su folgende praktische Regeln zur Benutzung seiner Blenden.

1. Normale gute Albuminbilder exponirt man bei Raster- aufnahmen s/< der Zeit mit einer kleinen runden Blende, dann Vi mit einer grossen quadratischen Blende.

2. Wendet man als grosse Blende (statt der Quadrat- Blende) eine von der Form Fig. 4 an, so entstehen sehr weisse Lichter.

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üeber Mothodon der Raateraufnahmen otc.

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3. Für flache, flaue Objeete werden alle drei Blenden (3, 4, 5) der Reihe nach benutzt.

4. Für Bilder, welche auf mattem Papier oopirt sind, benutzt man nur die Blenden 4 und 5.

Die folgenden Pen rose 'sehen Tabellen geben den Zu* sammenhang zwischen Feinheit des Kasters, Camera - Auszug, Blendengrösse und Bistanz des Rasters von der Platte. Beim Messen des Blendendurchmessers berücksichtigt man nur die Oeffnuug der grossen Blende; bei quadratischen Blenden wird die Seitenlänge (nicht die Diagonale) in Rechnung gesetzt.

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Diese Maasse sind in englischen Zollen gegeben, sind übrigens relative Grössen, welche auch für jeden anderen Maassstab gelten. Der Gebrauch der Tabellen ist folgender:

Man misst den Auszug der Camera oder der Blende bis zur empfindlichen Platte. Er sei z. B. 24 Zoll. Man verwendet zweierlei Blenden, eine kleine und eine grosse quadratische. Die Seitenlänge der letzteren sei 7/g Zoll und der Raster habe 85 Linien; dann ist die Rasterdistanz >/ie Zoll.

Der Gebrauch dieser Tabellen ist überflüssig, wenn man sich der Graf Turati'schen Einstellmethode bedient. Aehulich

üeber Methoden der Raa turauf nahmen etc. 23

Für Haster von 150 Linien pro Zoll (1:1).

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ist die Methode Max Levy's. Er stellt mit einer rnnden Blende fj22 bis fj'62 ein (unter Benatzung einer correct ein- gestellten Einstelllupe1) und beobachtet die Form der Raster- punkte in den Weissen, während er mit einer mechanischen Vorrichtung die Rasterdistanz variirt. Sobald sich ein kleines schwarzes Kreuz scharf im Centrum jedes Punktes abbildet,

1) Man kann die Visirscheibe an einer kleinen 8tolle mit einem mikroskopischen Dockgl&schen In Caoadabalsam bekleben ; sie wird dort durchsichtig und gestattet das genaue Beobachten dos optischen Bildes mit der Lupe.

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Von den brechbarsten Strahlen etc.

ist die correcte Distanz für die Mehrzahl der Expositionen mittels dieser Blende gegeben, falls man mit einer Quadrat- blende bei einer zweiten Exposition die Punkte in den Lichtern sohliesst.

Von den brechbarsten Strahlen und Ihrer photo- graphlschen Aufnahme.

Von Dr. Victor Schumann in Leipzig.

(Sechste Folge1).

Kurz nach der Abfassung meines vorjährigen Berichtes habe ich an der Hand 17 monatiger Vorbereitungen meine photographischen Aufnahmen des Gebietes der kleinsten Wellen- längen wieder in Angriff genommen. Bereits wenige Wochen danach uöthigten mich jedoch Gesundheitsrücksichten , die be- gonnene Arbeit auf auch jetzt noch nicht absehbare Zeit ein- zustellen.

Was ich während dieser wenigen Wochen erzielt habe, sind kaum mehr als Verificirungsergebnisse für vorher erlangte Thatsachen, so dass dabei wesentlich Neues nicht gewonnen wordon ist.

Meine Aufnahmen galten diesmal der möglichst scharfen Wiedergabe des Wnsserstoffgebietes der kleinsten Wellenlängen. Die Verbesserung meiner Beobachtungsmittel hat sich hierbei allenthalben bewährt. Ich habe Linienbilder von ausgezeich- neter Feinheit und Schärfe erlangt. Die exaete Form der Kanten meines Lichtspaltes hat mich dabei ebenso unterstützt, wie die Vollkommenheit eines mir von der Firma Carl Zeiss in Jena zur Verfügung gestellten ausgezeichneten Flussspath- prismas. Die angewandten Spaltöffnungen waren durchschnitt- lich kleiner, als sie in der Spectroskopie vorkommen. 0,001 mm Weite gelangte nicht selten zur Anwendung. So feine Spalt- weiten tragen nicht unwesentlich zur Auflösung sehr nahe stehender Linien bei. Für die stärker abgelenkten Strahlen musste ich jedoch, ihres sehr streifenden Einfalls an der ersten brechenden Fläche des Prismas, insonderheit des damit verknüpften Lichtverlustes halber, den Spalt erweitern Eine natürliche Folge hiervon ist, dass die Linienschärfe meiner Aufnahmen mit der Wellenlänge, besonders im Endbezirke, merklich abnimmt. Von diesem habe ich denn auch, un-

X) Siehe Jahrbuch f. Photographie für 1896, S. 42.

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Neue Chlorsilber -Oolatinepapiero zum Auicoplren. 25

geachtet aller angewandten Kunstgriffe, ein den übrigen Be- zirken an Schärfe ebenbürtiges Bild nicht erlangen können.

Einer eigentümlichen Erscheinung sei noch gedacht, die ich beim Einstellen der Platte auf ihre Brennweite beobachtete. Ich hatte, ehe ich zur eigentlichen Aufnahme schritt, Brenn- weite der Plattenmitte, Schiefstellung der Platte und Minimum- stellung des Prismas für sämmtliche Aufnahmebezirke des jenseits 185,2 p-u- liegenden Gebietes photo graphisch ermittelt, und, um schneller zum Ziele zu kommen, dazu minderfeine 8paltweiten (0,005 bis 0,0125 mm) angewandt, als sie für die darauffolgenden endgültigen Aufnahmen geplant waren. Ob- gleich ich nun zu scheinbar tadellos gezeichneten Aufnahmen gelangt war, erwiesen sich doch späterhin sämmtliche Ein- ste! lungsmaasse für die Spaltweiten grösserer Feinheit als zu roh und darum auch als so wenig zuverlässig, dass ich die Einstellung der Linsen, anstatt wie bisher auf nur mm» jetzt bis auf Vie mi& verfeinern, und einige Aufnahmebezirke, in Anbetracht ihrer nunmehr klarer hervortretenden starken Krümmung, auf 8/R ihrer ursprünglichen Länge verkleinern musste. Die Schärfeprüfung dieser Speotra erfolgte unter dem Mikroskop bei 50 bis lOOfaoher Vergrösserung.

Neue Chlorsilber -Gelatinepapiere zum Auscopiren.

Von Emil Bühler in Schriesheim bei Heidelberg.

Als Resultat zahlreicher Versuche stelle ich unter dem Namen „Concordia- Papier" ein Chlorsilber - Gelatinepapier her, welches nahezu für alle normalen Negative, und zwar für Portrait, Landschaften wie Architekturen verwendet werden kann. Besonders günstig wirkt ein Tonbad, welches mit essigsaurem Natron und Rhodanammonium hergestellt ist. Mit demselben erreicht man Töne bis zu blauschwarz, und der Goldverbrauch ist hierbei ein möglichst geringer. Es ist empfehlens werth, die Tonbäder 2 3 Tage im Voraus anzu- setzen, denn sie geben dann bessere Resultate als in ganz frischem Zustande. Die langsamere Tonung wird durch die Sicherheit der Arbeit aufgewogen. Nach dem Waschen erfolgt das Tonen, bis die Copien in der Durchsicht den gelbrothen Farbenton verloren haben. Nur das Aussehen im durchfallen- den Lichte ist entscheidend. Denn es ist gleichgültig, wie die Bilder auf der Oberfläche aussehen; nach dem

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2(J Neu« Chlor*ilber-Gel»tinep»pler© mm Autcoptreo.

Fertigstellen der Bilder werden dieselben immer ihren Ton haben, sobald obiges beobachtet wurde. Gutes Waschen nach dem Fixirbad ist nothwendig. Dann folgt die Behandlung mit einem Alaunbade während V4 Stunde, um die Gelatine zu härten, und schliesslich wird neuerdings mit Wasser von 20 24 Grad C gewaschen. Erst nach erfolgtem Trocknen erhält die Schioht ihre wirkliche Widerstandsfähigkeit, daher ist ein Trocknen an der Klammer das beste Mittel, um die Bilder nicht zu beschädigen und vor Ankleben von Staub- theilchen zu bewahren.

Um die Copien aufzukleben, legt man sie wieder in Wasser; presst zwischen Fliesspapier das überschüssige Wasser ab, legt dieselben noch feucht übereinander und schneidet sie mit der Scheere zu, oder aber man schneidet die trockenen Copien sofort mit dem Messer zu und feuchtet sie erst zum Ankleben an. Dieses Gelatinepapier eignet sich wie andere für Emailbilder (auf Spiegelglas aufgepresst) oder für matte .Bilder (auf Mattscheibe gepresst), welch letzteres Verfahren besonders hübsche LiohterTecte gibt.

Die von mir verwendeten Arbeits Vorschriften sind folgende:

Goldbad (Vorrathslösung). Lösung I. 30 g doppeltgoschmolzenes essigsaures Natron, 1 Liter Wasser.

Lösung N. 20 s Rhodonammonium, 1 Liter Wasser.

Ein bis drei Tage vor dem Gebrauche mischt man 500 g Lösung I. 100 Lösung II, 30 Chlorgoldlösung 1—100.

Letzteres wird in kleinen Portionen unter Schütteln zu- gegeben.

Fixirbad. 150 g Fixirnatron, 1000 Wasser.

Das Fixiren dauert 10 Mi nuten.

Alaunbad. 50 g Alaun, 1000 Wasser.

Das Härten der Gelatinecopien erfolgt duroh Baden während 15 Minuten.

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Herstellung einer lichtempfindlichen kornlocen Schicht. 27

Untersuchungen über die Herstellung einer licht- empfindlichen kornlosen Schicht.

Von August und Louis Lumiere in Lyon.

Es ist eine wohlbekannte Thatsache, dass die in der Photo- graphie zur Herstellung negativer Bilder benutzten lichtempfind- lichen Schichten ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Korn aufweisen, und weiter weiss man, dass eine Beziehung zwischen der Lichtempfindlichkeit der photographischen Platte und der Grosse der Silberhaloidsalz-Theilcheu besteht, welche die lichtempfindliche Substanz des Präparates ausmachen.

Wenn es gilt, ein Negativ sehr stark zu vergrössern, so ist es von Bedeutung, dass das Negativ ein möglichst schwaches Korn aufweist; man hat versucht, dies zu erzielen, und sogar darnach gestrebt, ganz kornlose lichtempfindliche Platten her- zustellen. Die letzteren sind unentbehrlich, wenn es gilt, farbige Bilder nach der vortrefflichen Interferenzmethode von Lipp mann herzustellen.

Früher kannte man als einzige Schichten, die annähernd diese Bedingungen erfüllten, diejenigen, welche man dadurch gewann, dass man unter gewissen Lösungsverhältnissen Platten, die mit Albumin überzogen waren, dem man ein alkalisches Haloid zugesetzt hatte, in eine Silbernitrat -Lösung eintauchte.

Alle Versuche, welche man zur Herstellung homogener, den Bromsilberemulsionen hinsichtlich ihrer Bildung analoger Präparate angestellt hatte, waren ohne Erfolg geblieben, weil das lichtempfindliche Salz in den gewöhnlichen Präparaten stets sich im Zustande eines mehr oder weniger groben Nieder- schlages befand.

Das Studium der auf die Interferenz -Farbenphotographie bezüglichen Technik hat uns nun dahin gelangen lassen, solche homogene Präparate zu erzielen, die ein noch weit grösseres Interesse haben würden, wenn es möglich wäre, sie mit einer starken Lichtempfindlichkeit auszustatten.

Das von uns aufgefundene Verfahren, dessen erste Be- schreibung wir in den Annalen der „Societe* des sciences industrielles de Lyon" gegeben haben, zeichnet sich durch seine grosse Einfachheit aus. Es besteht darin, dass man Bromsilber mittels zweier, z. B. fünfproc. Gelatinelösungen her- stellt, von denen die eine das lösliche Bromsalz, die andere das Silbernitrat enthält. Es empfiehlt sich, mit Lösungen zu arbeiten, deren Gehalt an löslichen Salzen so schwach wie möglich ist. Die folgende Formel hat uns stets gute Resultate geliefert:

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Herstellung olner Uohtempfindllohon kornloson Schiobt

I Wasser 200

A. { Gelatine 10

l Bromkalium 3,5

{Wasser 200

Gelatine 10

Silbernitrat 5.

Die Temperatur der Lösungen darf nicht über 40 Grad betragen, da sonst das Bromsilber undurchsichtig und auch körnig wird.

Die Glasplatten werden mit dem angegebenen Präparat überzogen, dann auf eine polirte Marmorplfttte gelegt und darauf in Alkohol getaucht, welcher die Oberfläche völlig an- feuchtet; danach werden die Platten gewaschen und getrocknet

Will man eine stärkere Intensität erzielen, so kann man zu diesem Zwecke das Präparat leicht an Bromsilber bereichern. Dazu reicht aus, dass man die durch die Mischung von A und B erhaltene Lösung in zwei Theile theilt, in jeder der- selben eine weitere Meuge der beiden Fällungsmittel auflöst und darauf von Neuem die Mischung vornimmt.

Nachdem unsere vorläufige Mittheilung erschienen war, hat Herr Valenta in Wien ein fast mit obiger Formel überein- stimmendes Verfahren bekannt gegeben uud behauptet, dass man, um die Bildung grösserer Bromsilbertheilchen zu verhindern und das übrigens nur in sehr geringem Maasse stattfindende Reifen zu beschleunigen, bloss dem Präparat schwefligsaures Natron zuzusetzen brauche. Wir haben jedoch diese Wirkung nicht feststellen können, uud deshalb versucht, die Lichtempfindlich- keit auf andere Weise zu steigern. Es ist uns dies auf folgende Art gelungen.

Die Platten, welche nach der oben gegebenen Vorschrift hergestellt waren, wurden in eine VaProc. Silbernitrat- Lösung getaucht, welcher Essigsäure zugesetzt war. Dann wurden sie getrocknet und darauf einige Stunden hindurch in einer Tem- peratur von 25 Grad sich selbst überlassen. Unter der Ein- wirkung des löslichen Silbersalzes vollzieht sich dann eine eigenthümliche Veränderung, welche oft eine Steigerung der Lichtempfindlichkeit im Verhältniss von 1 : 60 herbeiführt, ohne dass dabei die lichtempfindliche Schicht undurchsichtig wird.

Nach dieser Behandlung werden die Platten von Neuem gewaschen und. getrocknet, worauf sie sich mehrere Tage lang ziemlich gut halten.

Wenn man statt der Essigsäure Ameisensäure verwendet, so zeigt sich eiue noch viel raschere Steigerung der Licht-

Herstellung olner lichtempfindlichen ltornloien 8ohlcht.

29

empfindlichkeit, jedoch ist es, eben infolge dieser rascheren Wirkung, auch bei Weitem schwieriger, mit diesem Präparat bei den photographischen Operationen umzugehen.

Handelt es sich um die Herstellung farbiger Photographien nach der Lipp mann' sehen Methode, so hat man darauf Acht zu geben, dass dem ursprünglichen Präparat Stoffe zugesetzt werden, welche die Fähigkeit besitzen, dasselbe orthochromatisch zu machen, so z. B. Erythrosin, Cyanin, Anisolin, Methyl- violett u. s. w.

Man findet, dass der Zusatz färbender Derivate des Tri- phenylmethan auf das Bromsilber und Chlorsilber in diesem besonderen Zustande eine sehr kräftige Wirkung ausübt und die Möglichkeit bietet, die allgemeine Lichtempfindlichkeit ganz erheblich zu steigern, wenn man nicht auf so vollkommenen Achromatismus Werth legt, wie er sich durch Zusatz schwächerer Mengen dieser Farbstoffe zu dem Präparat erzielen lässt.

Die auf diese Weise präparirten Platten lassen sich mit grüsster Leichtigkeit mittels Pyrogallussäure, welcher Ammo- niak und Bromkalium zugesetzt ist, entwickeln.

Es lassen sich alle möglichen Entwickler anwenden, und wir haben feststellen können, dass die ammoniakalisehe Lösung von Eisenprotoxyd, welche selbst im Dunkeln die gewöhnlichen lichtempfindlichen Schichten reducirt, vorzugliche Resultate liefert, wenn man nur den Einfluss des Sauerstoffes der Luft fernhält, welche das Eisensesquioxyd des Entwicklers sehr rasch niederschlägt.

Wir haben beobachtet, dass Platten, die nach der vor- stehenden Anweisung, jedoch mit Jodsilber hergestellt sind, sich selbst wenn das lösliche Salz nicht im Ueberschuss vor- handen ist, entwickeln lassen, eine Thatsache , die gerade das Gegentheil von dem ist, was vor sich geht, wenn man Emul- sionen dieses Salzes benutzt, welche in der gewöhnlichen Weise hergestellt sind und keine entwickelbaren Bilder liefern.

Das Jodsilber zeigt, so schien es uns, ein vollständig ab- lehnendes Verhalten gegenüber dem sensibilisirenden Einfluss der gewöhnlich benutzten Farbstoffe.

Die am stärksten lichtempfindlichen Präparate , welche wir erzielen konnten, ermöglichten uns, Gegenstände, welche vom Sonnenlichte beleuchtet waren, mittels eines Objectivs unter Anwendung von /)4,5 in einer Minute aufzunehmen.

Man sieht, dass die Lichtempfindlichkeit immer noch eine sehr unzureichende ist, so dass die allgemeine Anwendung solcher lichtempfindlichen Sohichten noch nicht angebracht

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30 Ueber die Verwoudang der Aldehyde und dor Acetone etc.

ist, da man unter denselben Bedingungen mit Leichtigkeit in Viioo Secnnde gute Bilder mittels gewöhnlicher Extra -Rapid- Platten erhalten kann, deren Lichtempfindlichkeit also 30000 mal grösser ist.

Ueber die Verwendung der Aldehyde und der Acetone in Gegenwart Ton Natrlumsulflt zur Entwlckelung des latenten photo graphischen Bildes.

Von den Gebrüdern Lumiere und Seyewetz.

Im Jahre 1889 beobachteten Schwartz und Merklin1), dass, wenn sie einem organischen Entwickler Formaldehyd zusetzten, diese Substanz die Reductionskraft des Entwicklers wesentlich erhöhte.

Später bestätigte Heiheim2), welcher Formaldehyd in einem PvTogallussäure- Entwickler verwendete, um die Gelatine- schicht der lichtempfindlichen Präparate zu gerben, die Be- obachtungen Ton Schwartz und Merklin, doch unterliess auch er es, der Ursache dieser Erscheinung nachzuforschen.

Wir haben nun festgestellt, dass das Formaldehyd nicht das einzige bei dieser Reaction in Frage kommende Agens ist, sondern dass vielmehr die Anwesenheit von Natriumsulfit unerlässlich für die Steigerung der Reductionskraft ist. Uebrigens läset sich die ersterwähnte Substanz durch keine andere ihm hinsichtlich der alkalischen Reaction vergleichbare Substanz, wie etwa das essigsaure oder neutrale phosphorsaure Natron- salz, ersetzen. Dagegen führt die Mehrzahl der Aldehyde wie auch der Acetone dieselbe Erscheinung herbei, wie sie von Formaldehyd hervorgerufen wird. Diese Substanzen (Aldehyd oder Aceton zusammen mit Natriumsulfit) besitzen nicht allein die Fähigkeit, die Entwickelung zu beschleunigen, sondern sie ermöglichen auch die Entwickelung des latenten Bildes mittels der in Wasser gelösten Entwickler von Phenolconstitution ohne Alkalizusatz.

W7ir haben nun Untersuchungen angestellt, um den Vor- gang dieser Reaction aufzuklären. Wir kamen auf den Ge- danken, dass man wahrscheinlich die Erscheinung am besten der Art aufzufassen habe, dass man annehme, das Phenol bilde ein alkalisches Phenat mit etwas Alkalisulfit, und das

1) Photograph. Archlr 1890, 8. 124.

2) Dor Amateur- Photograph. August

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Ueber dl« Verwendung der Aldehyde und der Acetone etc. 3J

letztere, in Bisulfit übergeführt, liefere dann mit dem Aceton oder Aldehyd eine Bisulfit - Verbindung.

Diese Reaction kann, wie auf der Hand liegt, nur ein- treten, wenn au gleicher Zeit das Phenol und das Sulfit zur Anwendung kommen, denn wir haben festgestellt, was übrigens schon sehr lange bekannt ist, dass das Natriumsulfit keine Verbindung mit den Aldehyden oder den Acetonen eingeht. Die Reaction lässt sich bei Verwendung des Hydrochinon durch die folgende Gleichung darstellen:

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird also durch das Frei- werden des Alkalis die Phenolverbindung befähigt, ihre ent- wickelnde Kraft auszuüben.

Um diese Reaction als zutreffend nachzuweisen , haben wir einerseits versucht, die Bisulfit- Verbindung zu isoliren, ander- seits zu beweisen, dass das Phenol ganz gut in den Zustand des Alkalisalzes übergeht und aus demselben sich mittels Aether nicht mehr ausziehen lässt. Unser erster Versuch misslang, und es war uns nicht möglich, die Bisulfit- Verbindung zu isoliren, mochten die Bedingungen, unter denen wir operirten, auch noch so günstige sein (Abkühlung, Erhitzung, Verdunstung in freier Luft). Höchst wahrscheinlich geht diese Reaction nur zum Theil vor sich, indem sie infolge der Wirkung der umgekehrten Reaction nicht zu voller Entfaltung kommt, die kleine Menge der Bisulfit- Verbindung in der grosseu , Menge neutralen Sulfits ist aus der letzteren sehr schwer zu isoliren. Jedoch ist es uns gelungen, indem wir im luftleeren Raum ein Gemisch von neutralem Natriumsulfit, Aceton und Hydrochinon oder Pyrogallussäure verdampften, und die völlig ausgetrockneten Krystalle mit einem Ueberschuss von Alkali

constatiren, während das Ergebniss ein negatives war, wenn wir mit dem Sulfit und dem Aceton allein experimentirten; dieser Umstand scheint zu beweisen, dass das Phenol bei der Ke actio n eine Rolle spielt und dass die Aldehyd- oder Aceton- Verbindung in Bindung gehalten zurückbleibt. Eine Bestätigung dieses Ergebnisses zeigt sich in der Thatsache, dass die Phenol- menge, welche man mittels Aether aus der das Sulfit ent- haltenden wässerigen Lösung extrahiren kann, eine weit geringere ist, wenn man der Lösung Aceton zugesetzt hat, als wenn sie

Aceton Hydroohiooii

- 2 Na HS Os + 2 CJT, CO CHS + C6 i/<

kochten , die Entwickel

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32 Ueber die Verwendung der Aldehyde and der Acetone etc.

diese Substanz nicht enthält; es scheint dieser Umstand dafür zu sprechen, dass ein Theil des Phenols wahrscheinlich im Zustand eines Alkalisalzes gebunden wird. Anderseits wurde festgestellt, dass dieselbe Aoetonmenge in einer wässerigen Lösung keinen Einfluss auf die Lösüchkeit des Phenols in Aether ausübte.

Ks wurden folgende Lösungen hergestellt:

»)

»0

Hydrochinon . .

3 g.

Natriumsulfit . .

8

le:

Aceton ....

3 ccm,

Wasser ....

126

125 g.

b)

b')

c)

Pyrogallussäure .

2,6 g,

2,5 g,

2,5 g,

Natriumsulfit . .

8 g.

8 g,

Aceton ...

3 com,

3 ccm,

Wasser ...

126 g.

125 g.

125 g.

Sämmtliche Lösungen wurden mittels gleicher Aether- mengen unter absolut vergleichbaren Bedingungen ausgezogen. Die auf diese Weise erhaltenen Phenolmengen stellten sich wie folgt:

Hydrochinon Pyrogallussäure Pyrogallussäure

a: 2,2 g, b: 1,05 g, c: 1,05 g.

a': 2 g. b': 0,8g.

Aus diesen Zahlen geht also hervor, dass bei Anwesenheit von Aceton ein Theil des Phenols zurückbleibt.

Um nachzuweisen , dass das Freiwerden des Alkali infolge der Bildung einer Bisulfit- Verbindung möglich ist, stellten wir folgende Lösungen her:

I.

II.

III.

IV.

Hydrochinon . . .

3 g,

3 g,

3 g,

3 g,

Wasser ....

125

125

125 ft

125 .

Natriumsulfit . . .

7 *

7 n

7

7

Acetonbisulfit . .

1 n

1 n

1

Kohlensaures Natron

0,37 g,

1 n

0,87 g,

0,37 ist die Menge von kohlensaurem Natron, welche durch die Bildung von 1 g Acetonbisulfit frei wurde.

Bei den mit diesen vier Lösungen angestellten Entwicklung* - Versuchen erzielten wir folgende Ergebnisse:

I entwickelt ausserordentlich langsam; das Bild wird nach 10 Minuten sichtbar.

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Ueber die Verwendung der Aldehyde und der Acetone etc 33

II entwickelt überhaupt Dicht; nach 10 Minuten ist noch nichts von einem Bilde zu sehen.

III entwickelt ziemlich langsam; das Bild ist nach vier Minuten sichtbar.

IV entwickelt überhaupt nicht; nach 10 Minuten ist noch nichts zu sehen.

Aus diesen Versuchen geht hervor, dass die kleine Alkali- menge, welche bei Versuch I zugesetzt war, wohl durch das Phenol zum Theil absorbirt worden ist, da ja das Entwickeln vor sich geht. Es ist möglich, dass der Unterschied der Er- gebnisse der Versuche I und III daher rührt, dass das einen verlangsamenden Einfluss ausübende Bisulfit zugegen ist und deshalb das Alkali zum Theil mit dem Phenol, zum Theil mit dem Bisulfit verbindet.

Wir kommen aus dem Vorstehenden zu folgenden Schluss- folgerungen. Wir haben zwar nicht mit absoluter Sicherheit nachweisen können, dass, wenn man Natriumsulfit mit einem Entwickler von Phenol- oder Aldehyd- Constitution oder einem Aceton zusammenbringt, die auftretenden Erscheinungen sich in vollem Umfang nach der oben gegebenen Gleichung voll- ziehen, indem es uns ja nicht gelungen ist, die Bisulfit- Ver- bindung zu isoliren. Trotzdem aber ist es nach den Ergebnissen der Versuche höchst wahrscheinlich, dass diese Reaction wenigstens theilweise sich so vollzieht, wie es oben angedeutet wurde, jedoch wegen der umgekehrten Reaction nicht zur vollen Entfaltung gelangt und in dem Maasse vorschreitet, wie die Zersetzung des Phenols beim Entwickeln statt hat.

Einer anderen Ideenreihe folgend haben wir dann noch weitere Versuche angestellt mit dem Ziel, den praktischen Werth, wenigstens soweit das Entwickeln in Frage kommt, für die Aldehyde und Acetone in Gegenwart des Natriumsulfits und ihre Verwendbarkeit als Ersatzmittel der Alkalien fest- zustellen.

Zunächst verglichen wir die Wirkung der Reagentien, indem wir sie in Mengen verwendeten, die den verschiedenen Entwicklern vergleichbar waren.

Wi* stellten folgende Lösungen her:

125 g Wasser, 7 Sulfitanhydrid, 3 com Aceton.

2,8 g Hydrochinon,

a)

b)

2,2 g Pyrogallu8säure, 1 25 g Wasser, 7 Sulfitanhydrid,

3 com Aceton.

3

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Ueber die Verwendung der Aldehyde and der Aoetone etc.

C) d)

2,8 g Paramidophenol, 2,8 g Paraphenyldiamin,

125 g Wasser, 125 g Wasser,

7 Sulfitanhydrid, 7 Sulfitanhydrid,

3 ccm Aceton. 3 com Aceton.

e)

125 g \\ asser, 7 Sulfitauhydrid, 3 ccm Aceton.

Die Bilder wurden zum Vergleich während gleicher Zeiten in diesen verschiedenen Lösungen entwickelt. Dabei ergab sich :

a) Langsame Entwiokelung. Das Bild tritt langsam, jedoch regelmässig hervor.

b) Rasche Entwickelung. Das Bild tritt ebenso rasch wie bei Anwendung eines kohlensauren Alkalisalzes hervor.

c) Ziemlich rasche Entwickelung. Das Bild tritt ziemlich regelmässig hervor, jedoch ist nur ein Theil des Grundes aufgelöst.

d) Langsame Entwickelung. Das Bild tritt sehr wenig hervor. Auch ohne Aceton geht die Entwickelung vor sich, jedoch etwas weniger rasch.

e) Nichts.

Es ergibt sich aus diesen Versuchen, dass von den Ent- wicklern, welche zu diesen Versuchen verwendet wurden, unter diesen Bedingungen die Pyrogallussäure die vorteilhaftesten Resultate zu liefern scheint.

Wir haben dann für eine dieser Substanzen, nämlich für das Hydrochinon . die entsprechenden Mengen von Aceton und Bisulfit bestimmt, die man anzuwenden hat , um das Maximum der Reductionskraft zu erzielen.

Indem wir methodisch die relativen Mengen von Aceton und Sulfit wechseln Hessen, fanden wir, dass bei sonst gleichen Bedingungen die Stilfitmenge die Reductionskraft nicht sehr beeinflusst, sondern vielmehr das Aceton, wenn man es in gesteigertem Verhältniss anwendet, allmählich die Reductions- kraft erhöht. Doch treten gewisse Grenzen auf, welche man nicht überschreiten darf, da sonst die Reductionskraft abnimmt.

Die folgenden relativen Verhältnisse von Sulfit und Aceton lieferten für eine dreiproc. Hydrochinon -Lösung die besten Entwickelungsresultate :

Wasser 1000 g,

Hydrochinon 3

Natronsullit 10

Aceton 10 ccm.

Uober die Verwendung der Aldehydo und Acetone etc.

35

Unter diesen Umständen vollzieht sich die Entwickelung derart, dass man ebenso kräftige Bilder wie bei der Anwendung von kohlensanren Alkalisalzen erhält.

Wir haben übrigens vor, die wichtigsten Aldehyde oder Acetone mit dem gewöhnlichen Aceton und ihre Wirkung in den verschiedenen Entwicklern zu vergleichen.

Verschiedene Forscher haben den Zusatz von Formaldehyd zu den alkalischen Entwicklern zum Gerben der Gelatineschicht der lichtempfindlichen Präparate, das sich in dem Maasse, wie die Entwicklung fortschreitet, vollzieht, warm empfohlen als ein Mittel, um der Ablösung der Schicht entgegenzuwirken, welche sich in heissen Gegenden oft unangenehm geltend macht.

Im Hinblick auf die Reaotionen, welche, wie wir nach- gewiesen haben, zwischen dem Entwickler mit Phenolconstitu- tion, dem Natriumsulfit und dem Formaldehyd stattfinden, kamen wir nun auf die Idee, dass die Fähigkeit des Form- aldehyds, zu gerben, unter diesen Verhältnissen vielleicht ver- nichtet oder auch bloss abgeschwächt werden könne. Eine solche Abschwächung der Fähigkeit des Formaldehyds, zu gerben, hätte einen starken Zusatz von dieser Substanz zur Erzielung einer durchgreifenden Wirkung nothwendig machen können, was er- hebliche Unzuträglichkeiten hätte im Gefolge haben können.

Wir gingen nun daran, experimentell zu bestimmen, ob wirklich, wenn man kleine Mengen Aldehyd anwendet, wie .sie normal den Entwicklungsbädern zugesetzt werden, der Gerb- process sich vollzieht Zu diesem Zweck stellten wir uns normale Entwickler mit Pyrogallussäure . Diamidophenol, Ei- konogen , Hydrochinon , Paramidophenol und Metol her. Jedem dieser Entwickler setzten wir 2 ccm der im Handel käuflichen 40proc. Formaldehydlösung zu, und tauchten 5 Minuten (Maximal- dauer) Gelatinestückchen von 1 g Gewicht in die Flüssigkeit.

Nach Verlauf der genannten Zeit wurde die Gelatine aus den Flüssigkeiten herausgenommen , tüchtig ausgewaschen und dann untersucht und mit einem ganz gleichen Gelatinestüok verglichen, welches während der gleichen Zeit sich in einer Lösung von 2 ccm Formaldehyd in 100 ccm Wasser befunden hatte.

Es zeigte sich nun. dass in allen Fällen die Gelatine in einer nahezu gleichen Weise gegerbt war, jedoch hatte sie sich in den in alkalischer Lösung stärker oxydirbaren Entwicklern in gewissen Fällen sehr stark gefärbt, und zwar zeigte sich bei Pyrogallussäure: tiefdunkelbraune Färbung, Diamidophenol: weniger dunkelbraune Färbung als im vorigen Fall, Hydro- chinon : sehr schwache gelbe Färbung, Eikonogen : schwache gelbe Färbung, Paramidophenol : keine Färbung, Metol : keine Färbung.

3*

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80

Vertucho mit Magnesium- Blitslioht.

Das Eintreten der Gerbwirknng kann nicht überraschen, wenn man beachtet, dass, wie wir nachgewiesen haben, die Reaction zwischen dem Natriumsulfit, dem Phenol und dem Aldehyd nur eine theil weise ist, und dass, in welchem relativen Verhältniss diese drei Substanzen auch zusammengebracht werden, immer freies Aldehyd übrig bleibt, welches, wie wir gesehen haben, den Gerbprocess für die Gelatine herbeifuhrt.

Es ergibt sich aus dem Vorstehenden, dass, trotzdem die gerbende Wirkung des Formaldehyds während des Entwicklungs- processes sich äussert, man doch von der Anwendung dieser Substanz als Zusatz zu der Mehrzahl von Entwicklern Abstand nehmen muss , mit denen wir Versuche angestellt haben , weil sonst durch Freiwerden von Alkali, welches in erheblichem Maasse die Oxydation der Entwickler von Phenolconstitution an der Luft verstärkt, Färbungen der Gelatine eintreten; Aus- nahmen bilden allein Paramidophenol und Metol.

Versuche mit Magnesium -Blitzlicht.

Von Ritter von Stauden heim in Feldkirchen (Kärntheu).

Sieherlich wird man den Aufnahmen bei Magnesium - Be- leuchtung nicht den praktischen Werth absprechen wollen, denn man hat schon damit recht gute Resultate erreicht, immer jedoch musste man die aus solchen Aufnahmen resultirenden Uebelstände mitnehmen, das sind Rauch und Schädigung jener Räume, wo die Aufnahme erfolgte

Die sogen. „Blitzlicht- Aufnahmen", bisher nur als Spielerei angesehen und meistens nur von Amateuren ausgeführt, er- freuten sich wenig des Interesses von Fachphoto grap hen , und so mag es auch gekommen sein, dass gegen die Uebelstände bei solchen Aufnahmen wenig gethan wurde, und in der Regel lediglich das reine Magnesium durch eine Flamme geblasen zur Lichtquelle wird

Nur zu gut ist bekannt, dass das Magnesium, in was für einer Form immer zur Verbrennung gebracht, starken Rauch entwickelt, und im Gemenge desselben mit übermangansaurem oder chlorsaurem Kali noch unangenehmer wird; diese beiden Salze, welche der Lichtkraft wenig Eintrag thun, sind als Sauerstoffträger ganz unersetzlich, denn die Verbrennung des reinen Magnesiums wird dadurch befördert.

Als sogenanntes „Pustlicht" benutzte man bisher nur reines Magnesium, welches durch eine Flamme geblasen zwar auch

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Versuche mit Magnesium - Hlltzlicht.

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raucht» aber nicht so stark wie das Explosivpulver, auch kann man durch Pustlicht nur kleinere Quantitäten zur Verbrennung bringen. In Würdigung dieser Umstände empfiehlt der eng- lische „Amateur Photographer" l) eine neue Mischung, welche die Leuchtkraft steigern und den Rauch mildern soll, ohne dass dabei Explosivwirkung beim Einblasen des Magnesium- gemisches eintreten würde.

Ommegank behauptet a. a. 0.: „Der hauptsächlichste Fehler beim Flammenliohte entstehe daher, dass der Flamme zn wenig Zeit bleibt, die durchgeblasenen Magnesium- oder Alnminiumtheile zu verbrennen. Abhilfe dagegen wäre die neue Mischung, bestehend aus 5 Theilen Magnesium, 3 Theilen Aluminium und 1 Theil rothem Phosphor, in einem Mörser alles zu feinem Pulver zerstossen; der Phosphor müsste die Magnesium- und Aluminiumtheile so gewissermassen über- ziehen und rascher zur Verbrennung bringen."

Eingebende Versuche und vergleichende Aufnahmen, welche ich gemäss dieses Vorschlages anstellte, haben klargelegt, dass eine erhöhte Leuchtkraft nicht eintritt, wohl aber der gleiche Rauch wie früher entsteht; auch die Herstellung dieser Mischung ist gerade keine angenehme Arbeit, und es sei gerathen, den rothen Phosphor allein vorher zu einem sehr feinen Pulver zu zerreiben, d. h. wenn er gut trocken ist, da sich sonst dem ganzen Gemenge ein genügender Grad Feuchtigkeit mittheilt um das Durohblasen nahezu unmöglich zu machen. Es ist auch bekannt, dass das Aluminium dem Magnesium ähnliche Eigen- schaften besitzt und als Pustlicht verwendet werden kann, ohne jedoch die Leuchtkraft des letzteren zu besitzen , da man solche Mengen , wie sie nöthig wären , nicht zur gleichmässigen Ent- zündung bringen kann. Das Aluminium allein ist daher nach meinen vielen damit gemachten Versuchen für Beleuchtungszwecke nicht geeignet. Bei den Aufnahmen mit dieser neuen Mischung konnte ich keine grössere Helligkeit erzielen, und alle damit hergestellten Matrizen zeigten Unterexposition , während die mit reinem Magnesiumlicht hergestellten reichlich belichtet waren.

Aus dem Gesagten ergibt sich also, dass vorläufig ausser dem Blitzpulver mit freier Zündung nur reines Magnesium zweckdienlich ist, als Pustlicht verwendet zu werden.

Wir brauchen uns keine bessere Lichtquelle als Magnesium zn wünschen, denn die Intensität des Magnesiums für photo- graphische Zwecke steht über alle Zweifel; würden wir übrigens das Magnesium in jener sehr feinen mehlartigen Pulverform

1) The Amateur Photographer 1896, S. 14G.

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Ein neues phototrraphiiche* lhotom«rtrirverfahreii ctc

beziehen können wie Aluminium, so wäre schon wieder viel gewonnen, denn man würde grössere Quantitäten zur rascheren Verbrennung bringen können und wahrscheinlich weniger Rauch und Unbequemlichkeit haben, welche insbesondere durch jene glühenden und wieder verlöschenden Partikel erfolgen, welche vermöge ihrer Grösse nicht rasch verbrennen konnten: alle bisher bekannten Vorkehrungen , den Rauch in Ballons auf- zufangen oder abzuleiten, erwiesen sich als schwerfällig und unverlässlich . und auf diesem Wege lasst sich vielleicht eher ein Fortschritt erzielen.

L eber eiu neues photographisches Pnotomctrirrcrfakren und seine Anweudung auf die Photometrie des ultra- violetten Spectralprebietes.

Von Privatdocent Dr. Hermann Th. Simon in Erlangen.

Mit Hilfe der verschiedenen Photometer, der Thermosäule und des Bolometers ist es seit langem möglich, photometrische Untersuchungen in dem weniger brechbaren Theile des sicht- baren Speetrums, sowie im Inrraroth durchzuführen. Dagegen fehlen noch Methoden, um auch in dem brechbareren Theile des Spectrums, vor allem dem Ultraviolett, einwandsfreie photometrische Messungen vorzunehmen, trotzdem dieselben in diesem Bereiche nach vieleu Richtungen hin ein besonderes Interesse darbieten.

Im Folgenden wird ein photographisches Be- obachtungsprincip auseinandergesetzt, durch welches geuaue und sichere photometrische Messungen bis zu den kleinsten Wellenlängen mög- lich werden.

Die Anordnung liefert für alle auf photo- graphische Platten wirkenden Strahlen dieselbe Genauigkeit: und zwar eine Genauigkeit, die voll- kommen den besten Leistungen der gebräuchlichen Photometer entspricht

Princip der Methode.

Den meisten Photometern, soweit sie nicht zu absoluten Messungen dienen (Bolometer, Thermosäule, Selenphoto- meter u. s. w.), liegt folgendes Princip zu Grunde: Von den zu vergleichenden Lichtquellen aus werden zwei möglichst dicht aneinander grenzende Flächen gleichartig beleuchtet, so dass jede Fläche nur vou einer der beiden Lichtquellen

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Licht empfängt Die Strahlen der stärkeren Lichtquelle werden messbar abgeschwächt, bis die beiden beleuchteten Felder gleich hell erscheinen. Der Grad der Abschwächnng misst dann die Intensität der stärkeren Lichtquelle in Einheiten der anderen.

Die Genauigkeit, die mit derartigen Photometern erzielt werden kann, ist gegeben durch die Onterschiedsschwelle des Auges, d. h. den kleinsten Helligkeitsunterschied zweier be- leuchteter Flächen, welchen das Auge noch zu erkennen vermag. Diese Unterschiedsschwelle wird erfahrungsgemäss nur dann voll ausgenutzt, wenn die Bilder der beiden hellen Flächen auf der Netzhaut ohne Trennungslinie aneinanderstossen.

Am vollkommensten ist diese Bedingung bei dem von den Herren Lummer und Brodhuu1) construirten Würfel erfüllt. Doch blieb für spectralphotometrische Messungen eine störende Unvollkommenheit dadurch bestehen , dass die Unter- schiedsschwelle des Auges sehr von der Farbe abhängig ist, so dass also die Genauigkeit der bisherigen Methoden je nach der untersuchten Spectralgegend verschieden ist. Von der Wellenlänge 430 u.u, a0 nac^ dem Violett hin versagen die- selben, wie schon erwähnt, ganz.

Durch einen bei fast allen Photometern verwendbaren Kunstgriff ist es mir gelungen, diese Schwierigkeiten zu über- winden und zugleich eine Reihe sonstiger, nicht unwesent- licher Vortheile zu gewiunen:

Statt nämlich vom Auge direct bestimmen zu lassen, unter welchen Versuchsbedingungen die. beiden Photometerfelder gleichviel Licnt erhalten, 1 as se ich die den einzelnen Phasen des Einstellungs- vorganges entsprechenden Helligkeiten derselben photographisch registriren. Dem Auge weise ich erst in zweiter Linie die Aufgabe zu, auf der photo- graphischen Platte die der Helligkeitsgleichheit ent- sprechende Gleichheit der photographischen Wir- kungen zu ermitteln.

Dadurch sind einmal alle diejenigen Wellenlängen den Messungen zugänglich gemacht, die überhaupt photographische Wirkungen ausüben. Ferner können durch passende Wahl der Expositionszeiten die für photometrische Messungen günstigsten Helligkeitsverhältnisse erzielt, und dadurch eine für alleWel ien- längen gleiche grösste Genauigkeit erreicht werden.

Ein einfaches Beispiel möge das Princip und seine An- wendung veranschaulichen:

1) Lämmern. Brodhon, Zeitschr. f. Initrnmentonkundo 9, 1889, 8. 23.

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40

Ein nouo« photographisches PhotomotrirverfahTen etc.

Das Joly'scbe Photometer besteht aus zwei durch eine undurchsichtige Fläche getrennten Paraffin klotzen a und b (vergl. Fig. 6), von denen jeder von einer der zu vergleichenden Lichtquellen aus beleuchtet wird. Die Abschwächung der stärkeren Lichtquelle Jx wird durch Vergrößerung des Ab- standes derselben vom Photometer erreicht, bis die beiden

Fig. 6.

Paraffinflächen a und b gleich hell erscheinen. Wir blenden von denselben ein schmales Rechteck mnop aus und lassen ein Bild von mnop auf die vertical verschiebbare photo- graphische Platte einer geeignet aufgestellten «a Camera fallen. Die Platte sei durch eine starre

mechanische Anordnung mit der auf der optischen Bank verschiebbaren stärkeren Lichtquelle Jx derart gekuppelt, dass sich bei einer Verschie- bung der letzteren die Platte um eine ihr pro- portionale Strecke gegen das Bild von mnop verschiebt. Man erhält dann bei gleichförmiger Bewegung der Lichtquelle «7, von der Stelle r1 der optischen Bank zur Stelle ra auf der Platte Kj y unendlich viele nebeneinander gelagerte Bilder von mnop, d. h. zwei vertical nebeneinander liegende geschwärzte Streifen a, Og, 6, fts, ähnlich wie es Fig. 7 zeigt. Von diesen Streifen ist der eine, von der feststehenden Lichtquelle J0 her- rührende fljfl, gleichmässig auf seiner ganzen Länge geschwärzt. Der andere, von der ver- schobenen Lichtquelle J, herrührende 6, bt da- gegen zeigt eine stetig abnehmende Schwärzung. Wenn zu irgend einer Zeit, während die Lichtquelle Jx von rt nach r9 bewegt wurde, bei einem Abstände ry derselben die beiden Photometerflächen a und b gleich hell beleuchtet waren, so muss es auf der Platte eine entsprechende Stelle y geben, wo die Schwärzung der beiden Streifenhälften a, a2 und bt b^ die- selbe ist.

Fig. 7.

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EId neu«.

Photometrirverfahron cto. 41

Der zur genauen Ermittelung dieser Stelle (wir wollen sio die Gleichheitsstelle nennen) dienende Apparat wird unten ausführlich beschrieben werden.

Finden wir die Gleiohheitsstelle z. B. um 1/n der Ge- sammtschwärzung vom Anfang 6j derselben entfernt, so muss auch ry um l\n der Gesammtversohiebung ra— r, von rx entfernt liegen. Aus ry—*lin{r%— r,) ergibt sich in bekannter Welse das Resultat der photometrischen Messung.

Dieser Kunstgriff ist ohne weiteres bei den meisten Photo- metern zu verwenden. Seine Anwendung bedingt eine ver- schiedene Art der Kuppelung von Platte und Abschwäohe- vorrichtung, je nach der Art des benutzten Photometers, welches für Versuche im Ultraviolett nur diaktinische Medien enthalten darf.

Anwendung des Princips für photometrische Messungen mit violettem und ultraviolettem Lichte.

Jede photometrische Messung nach dem beschriebenen Ver- fahren besteht aus zwei Theilen, der photographischen Re- gistrirung und der Ausmessung der photographischen Platte, die ein bleibendes, stets controlirbarea Document der Messung ist.

Bei meinen Messungen diente als Regist rirap parat ein mit den nöthigen Nebenapparaten versehener Spectralapparat, zur Ermittelung der Gleichheitsstelle auf der Platte (vergl. oben) ein neu construirter Helligkeitscomparator.

a) Der Kegistrirapparat (vergl. Fig. 8)

besteht aus drei Haupttheilen l) : 1. dem infolge seiner schweren Bauart sehr stabilen grösseren Spectralapparate A%)% 2. der Lichtabschwächevorrichtung B, 3. der Verkuppelung C, zur starren Verbindung der verschiebbaren photographischen Platte mit der Liohtabschwäohevorrichtung.

1. An dem Spectralapparate A waren für meine Messungen alle das Ultraviolett absorbirenden optischen Systeme durch Quarz- oder Flussspaththeile ersetzt: Das Doppelprisma (nach Cornu) P ist aus Quarz. dieObjeotive sind Quarz -Flussspath- A Chromate von 32 cm Brennweite, wie ich sie früher be- schrieben habe3), und wie sie sich mir und Herrn Pauer4)

1) Derselbe wurde In der Workstitte des Erlanger Physikalischen Institut« -ron Herrn Mechaniker J. 6. Böhner in rorzüglicher Aus- führung hergestellt.

2) Vergl. J. Aoworth, Wied. Ann. 42. 1891, 8.371.

3) H. Th. Simon. NViud. Ann. 53. 1894, 8.542.

4) J. Pauer» Ber. der Pbys.-mod. Soo. au Erlangen 127. 1895, 8. 120

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42 Ein doqos pbotograpbisohes Photometrirrorfahren etc.

für Untersuchungen im Ultraviolett in vorzüglicher Weise be- wahrt haben.

Das Oeular des Beobachtungsfernrohres ist durch eine photographische Einrichtung ersetzt: eine horizontale Schlitten- führung m , in der die eingeschliffene Cassette D mittels einer Schraube o leicht gleitend hin uud her bewegt werden kann. Durch einen symmetrisch verstellbaren verticalen Ocularspalt 7, der vor der Platte angebracht ist , wird aus dem Speotrum der für die Messung bestimmte Bereich herausgeblendet.

Das Beobachtungsfernrohr F mit dem Ocularspalte q und der Cassette D kann durch eine Mikrometerschraube um die

Fig. 8.

Hauptachse des Apparates gedreht, uud die Stellung mit Trommel und Theilung genau bestimmt werden. Die Aus- weichung derselben in Wellenlängen wurde photographisch nach einem besonderen Verfahren mit Hilfe eines zweiten kleineren Spectralapparates vorgenommen1).

Nach diesem sehr genauen Verfahren werden eine Reihe von Fernrohrstellungen ausgewertet , und die jeder Fernrohr- stellung entsprechenden Werthe durch eine Aichungscurve der Mikrometerschraube dargestellt. Von Zeit zu Zeit wird mit Hilfe einer sichtbaren Linie oder auch photographisch geprüft, ob die Einstellung dieselbe geblieben ist oder nicht.

1) Wied. Ann. 59. 1896, S. 99.

ioogle

Ein neue« photogrftphisches Fhotometrirrerfahren otc. 43

Da der Ooularspalt q symmetrisch verstellbar ist, so bleibt die mit feinem Spalt gemachte Aichung auch für jede grössere Spaltbreite richtig, d. h. die für eine Fernrohrstellung x aus der Curve abgelesene Wellenlänge ist, da sie stets die Spalt- mitte trifft, auch dann diejenige, auf die sich die Messung bezieht.

Die Breite des Ocularspaltes q wird je nach der Grösse der zu messenden Lichtintensitäteu gewählt. Es ist als ein wesentlicher Vorzug meiner Methode vor den bis- herigen anzusehen, dass man in den meisten Fällen mit sehr engem Ooularspalte, d. h. also mit sehr homogenem Lichte, beobachten kann. Dadurch bleibt die Metbode auch in solchen Fällen einwandsfrei , wo sich die Intensität im Spectrum mit der Wellenlänge rasch ändert und periodisch von grossen zu kleinen Werthen Übergeht, wie z. B. bei Absorptionslinienspectren. Bei den unten beschriebenen Messungen war z. B. die Spaltbreite meist 0,3 bis 0,5 mm.

Wenn man im äussersten Ultraviolett beobachtet, geben zuweilen die von der Wand des Fernrohrs F reflectirten , und so durch den Ocularspalt q auf die Platte gelangenden Strahlen des weniger brechbaren Spectrums zu ungleichmässigen Schwär- zungen und Streifenbildungen Anlass. Durch einen vor dem Ocularspalte q in das Fernrohr hineinragenden Tubus von recht- eckigem Querschnitt hält man diese reflectirten Strahlen von der Platte fern , ohne die directen Strahlen zu stören.

2. Die eigentliche photometrische Vorrichtung B ist, im Anschluss an frühere Constructionen, eine rotirende Scheibe mit sectorenförmigen Ausschnitten, deren Gesammtbreite mittels der Schraube e zwischen den Grenzen 0 und 180 Grad stetig, auch während der Rotation, verändert werden kann.

Dieselbe ist zwischen Lichtquelle und Collimatorspalt so aufgestellt, dass sie nur die eine, untere Hälfte desselben be- deckt, dass sie also nur das diese Spalthälfte treffende Licht schwächt.

Wird die rotirende Scheibe, bei der y- das Winkelverhält- niss der ausgeschnittenen Sectoren zum ganzen Umfange sei, in den Gang eines Lichtstrahles von der Intensität J0 ein- geschaltet, so gelangt auf einen den Lichtstrahl aufnehmenden Sch irm nur mehr eine Lichtmenge J*=|xJ0« Wofern die Seheibe gleichmässig rotirt, ist also ihre lichtschwächende Kraft gegeben durch das Verhältniss f., welches bei meinem Apparate zwischen 0 und */s veränderlich ist.

3. Um die Bedingung unseres Principe« zu erfüllen, dass jeder Stellung der Platte vor dem Ocularspalte q eine bestimmte

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44 Ein neues photographiaches Photometrlrverfahren etc.

Breite der Ausschnitte an der Seotorenscheibe entspreche, ist die Schraube e, welche die Abschwächungsvorrichtung B ver-

verschiebung vor dem Ocularspalte q bewirkt (vergl. Fig. 8). Durch das Paar Kegelzahnräder t wird die Drehung der Schraube e zunächst auf eine Achse x und von dieser durch ein zweites Paar Kegelzahnräder u auf die Schraube o über- tragen. Die Achse x besteht aus zwei durch eine Hülse ver- bundenen Stücken, so dass sich ihre Länge dem durch die jeweilige Fernrohrstellung bestimmten Abstände der Zahnräder t und u anpassen lässt. Die Kegelzahnräder und die Achsen - lager sind so gearbeitet, dass bei jeder Achsenstellung, die bei der Drehung des Fernrohrs F durch das Spectrum nöthig wird, die Uebertragung der Drehung von Schraube e sicher auf o vermittelt wird.

Der Scheibenapparat wird durch die Schnurscheibe l von einem kleinen Elektromotor M aus in Drehung versetzt. Durch ein Vorgelege V, Schnurläufe und die Zahnradübersetzung ih geeignet verlangsamt, wird die Rotation der Sectorenscheibe zugleich auf das gekuppelte System C der Sootorenverstellung e und der Plattenverschiebung o übertragen. Die Sectorenscheibe wirkt bei ihrem relativ grossen Gewicht wie ein Schwungrad. Dadurch sind einmal plötzliche Schwankungen ihrer Rotations- geschwindigkeit, die zu Fehlern Anlass geben könnten, aus- geschlossen (ganz allmähliche Aenderungen derselben haben keinen Einfluss). Dann wird so zugleich die Gleichmässigkeit der Plattenverschiebung wesentlich erhöht. Uebrigens können Störungen der letzteren zu Fehlern nie Anlass werden, da sie sich gleichartig auf den beiden Streifenhälften aYa% und bxb% (Fig. 7) geltend machen.

Ein durch die Verschiebung der Platte b ausgelöster Unterbrecher öffnet automatisch den Strom des Elektromotors, sobald die Sectorenscheibe alle Stellungen von 0 bis 180 Grad oder umgekehrt durchlaufen bat

b) Der Helligkeitscomparator (Fig. 9 und 10).

In dem zweiten Theile der Messungen kommt es darauf an, die Gleiohheitsstelle, d. h. die Stelle gleicher Schwärzung, mit möglichster Genauigkeit zu ermitteln. Es ist nicht mög- lich, die beiden Hälften des Collimatorspaltes mit dem Lichte der zu vergleichenden Lichtquellen so zu beleuchten, dass nicht eine Trennungslinie bestehen bliebe. Entsprechend erscheinen auch auf der photographischen Platte die beiden geschwärzten Streifen a|ö3 und Va durch eine Linie getrennt (Fig. 7).

stellt, mit der Schraube

Ein neues photographisches Photometrirverfahren etc.

45

Um die Unterschiedssehwelle des Auges möglichst aus- zunutzen, musste daher ein Instrument construirt werden, welches zwei entsprechende Stellen der Streifen ax al und bx b% herausgreift, und von denselben dicht nebeneinander liegende Bilder liefert. Ein solches Instrument wurde mir auf meinen Wunsch von der Firma Carl Zeiss in Jena bereitwilligst construirt x) (vergl. Fig. 9).

Fig. in.

Fig. 9.

Am unteren Ende des Instrumentes (Fig. 10) greifen zwei halbkreisförmige, um 3 mm von einander abstehende Blenden A und B die beiden zu vergleichenden Stellen mitten aus den geschwärzten Streifen a, a2 und bx b2 heraus. Auf die obere planconvexe Linse b des Linsensystems Lt sind zwei Prismen Px und 1\ von kleinem blechenden Winkel so neben einander aufgekittet, dass sie die Linse genau halbiren, und dass ihre brechenden Kanten entgegengesetzt liegen. Jede Hälfte des Linsensystems entwirft so von den beiden Blendenöffnungen in der Bild- ebene E ein Bildpaar A und fi (vergl. Fig. 11), und zwar ist wegen der aufgekitteten Prismen das eine Paar AXBX gegen das andere A2Bt ver- schoben. Das Instrument ist so berechnet, dass Bx und A% nach dieser Verschiebung gerade neben einander fallen, wie es die Fig. 11 zeigt. Ax und * 2?a sind abgeblendet, BXA% werden durch das Fig. n. Ocular o betrachtet. -

Durch eine Drehung des Ringes Rx wird die Begrenzungs- linie RS der Blenden A und B genau parallel zur Treunungs- linie der beiden Prismen P, und P2 justirt. Eine Drehung

1) Es Ist mir eine angenehme Pflicht, Horm Dr. Pul f rieh von der Firma Carl Zeil* auch an dieser Stelle meinen hosten Pank aus* zusprechen für das Entgegenkommen , mit welchem er die möglichst vollkommene LOsnng der Aufgahe In Angriff nahm und zur Ausführung bringen Hess.

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Ein neuei photograpbischca Photonietrirverfabren oto.

des Ringes fia ändert die Grösse der Blendenöffnungen. Zwischen den Linsen Lx und L% ist eine Irisblende J au- gebracht, um die für die volle Ausnutzung der Unterschieds- schwelle des Auges günstigste Helligkeit einstellen zu können. Das Instrument wird an einem vertioalen Stativ befestigt und die Platte (Fig. 7) auf einer kleinen Theilmaschine dicht vor den Blenden A und B so vorbeibewegt, dass stets durch die eine derselben eine Stelle aus dem Streifen fi^aj, durch die andere eine entsprechende aus 6X 6a herausgegriffen wird. Die Platte wird von unten her durch einen diffus reflectirenden weissen Papierschirm beleuchtet, so dass das die Blenden- öffnungen Ä und B treffende Licht durch die vor ihr liegende Stelle der Platte nach Massgabe ihrer Schwärzung ge- schwächt wird.

Da die Trennungslinie der beiden Prismen Pt und P2 des Comparators die Oeffnung der Irisblende nicht genau im Verhältniss 1/1 theilt, ein Fehler, der bei der beschriebenen Construction des Instrumentes kaum zu vermeiden sein dürfte, so findet man durch die Einstellung auf Helligkeitsgleichheit nicht die Gleichheitsstelle y selbst, sondern, je nachdem die Streifenhälfte ax vor der einen oder der anderen der beiden Blendenöffnungen A und B liegt, rechts und links von y eine scheinbare Gleichheitsstelle cx oder c3, an der in Wirklichkeit die Schwärzung der Streifenhälfte bx b^ um etwa x Proc. grösser oder kleiner ist, wie die von axa%. Die Gleichheitsstelle y selbst liegt zwischen cx und c2 und ist in den meisten Fällen 0 Vs(ci + Cs) (vergl- unten S. 53).

Discussion der Fehlerquellen und der Genauigkeit der Methode.

a) Das Lichtschwäohungsgesetz des Sectoren-

apparates.

Die Anwendung der rotirenden Sectorenscheiben bei meinen Versuchen beruht auf der Voraussetzung, dass die Schwärzung einer Platte immer dieselbe ist, wenn das Product aus Be- lichtungsdauer und Intensität dasselbe ist, und zwar auch danu, wenn man einmal continuirlich , das andere Mal inter- uiittirend, aber in beiden Fällen im Ganzen gleich lange be- lichtet.

Bunsen und Roscoe1), sowie A. und L. Lumiere2) haben durch Versuche diese Voraussetzung innerhalb weiter

1) Bunsen und Roicoe, Pogg. Ann. 100, S. 43 und 481.

2) A. und L. Lumlero Moniteur de la Photogr. 1887. S. 27; Phot. Wochenblatt 1887, S. 413.

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Ein neues photogxaphisohea Photometrlrvorfahren etc.

47

1

Grenzen bestätigt. Da aber Abney1) in neuerer Zeit nicht unbedeutende Abweichungen von diesem Gesetze gefunden hat für Licht Wirkungen von sehr kleiner lutensität und sehr kurzer Dauer, Abweichungen, die selbst wieder von der Intensität und der Zahl und Dauer der Unterbrechungen der Belichtung abhängen, so habe ich durch besondere Beobachtungen fest- gestellt, dass bei meinen Versuchen die gemachte Voraus- setzung gültig ist :

1. Die Werthe der Absorptionscoefficienten , die ich nach meiner Methode unter sonst gleichen Bedingungen, aber bei verschiedenen Intensitäten und Belichtungsdauern bestimmte, zeigten keinerlei über die allgemeinen Fehlergrenzen hinaus- gehende A bweichungen unter

einander. Demnach besteht innerhalb der Versuohsbe- dingungen meines Apparates keine Abhängigkeit meiner Resultate von der Intensität der Belichtung.

2. Ich beleuchtete den Spalt des Spectralapparates A mit dem Lichte einer Bogen- lampe, welches durch eine rotirende Scheibe von der in Fig. 12 dargestellten Form gegangen war. Von den beiden concentrisch anein- andergrenzenden Scheiben- zonen Zx und Z% sind je 180 Grad des Umfanges her- ausgeschnitten, von Zj zusammenhängend, von Z3 getrennt in 32 Einzelausschnitte von gleicher Grösse und gleichem Ab- stand von einander Die Trennungslinie W beider Zonen halbirt gerade den Spalt des Spectralapparates. Zx und Z% lassen, wenn die Scheibe rotirt, im ganzen dieselbe Lichtmenge (gleich der Hälfte der von der Lichtquelle zum Spalt geschickten Intensität) auf die photographische Platte fallen, Z, durch eine Schaar von häufig unterbrochenen und kurz andauernden, Zj durch selten unterbrochene, länger dauernde Belichtungen.

Wurde gleichzeitig die photographische Platte wie bei don photometrischen Aufnahmen vor dem Ocularspalt vorbei-

Fig. 12.

1) Abney, Phot. Jaurn. 18, 1893, 8.56; Bdcr's Jahrbuch für 1895, 8. 149 ff. and 8. 174 ff.

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48 Kta oeues photographlschei Photometrlrrcrfahren etc.

gezogen, so entstanden zwei geschwärzte Streifen neben einander, deren Schwärzungen vollkommen gleich erschienen. Demnaoh hat auch die Zahl und Dauer der Einzelbeliohtungen bei meinen Versuchen keinen Einfluss auf die Resultate.

Für dieselben finden wir also das obige Gesetz bestätigt, und wir machen keinen Fehler, wenn wir aus der Schwärzung - gleichheit der beiden Streifenhälften unserer Platten auf eine photometrische Gleichheit der wirkenden Lichtintensitäten schliessen.

Die Oeffnung jeder der drei Sectoren des Scheibenapparates wurde auf Vio Grad genau abgelesen. Die Fehlergrenze bei der Bestimmung des Oeffnungsverhältnisses ji (vergl. 8. 43) ist also 0,3/360« 1/1200. Dieser Fehler kann praktisch ver- nachlässigt werden, wenn man vermeidet mit zu kleinen Sectorenöffnungen zu beobachten. Denn prooentisch ist der Fehler von 1/1200 um so grösser, je kleiner die Oeffnung der Scheibe ist.

b) Die Vermessung mit dem Helligkeitscomparator.

Lässt man, wie es in unserem Falle bei der Schwärzung der Streifen blbi geschieht, auf die neben einander liegenden Stellen einer photographischen Platte Lichtintensitäten wirken, die proportional den Abständen der geschwärzten Stellen von dem Anfang der Schwärzung abuehmen (vergl. die Linie J der Fig. 13), so werden die Schwärzungen der verschiedenen Stellen der Platte nach Abney1), Hurter und Driffield2) u. X.y) durch eine Curve &,6a von der in Fig. 13 wiedergegebenen Form dargestellt. Als Abscissen sind die Plattenverschiebungen von der Anfangslage aus, als Ordinaten die Schwärzungen aufgetragen. Die gleichmässig geschwärzten Streifen a,aj unserer Platten (Fig. 7) sind entsprechend durch Parallelen <ztas zur Abscissenachse darzustellen.

Auf dem Gurventheile MN ändert sich nach den er- wähnten Versuchen die Schwärzung nahe proportional mit der Belichtungsintensität. Diese Intensität ändert sich aber bei der gegebenen Anordnung des Apparates für die Streifenhälfte 6|62 linear von J0 bis 0 (wenn J0 die ursprungliche Intensität der betreffenden Lichtquelle bedeutet), und diese ganze A ende- rung vertheilt sich auf eine durch die Plattenverschiebung

1) Abnoj, Phot. News 1889, S.218.

2) Hurtor und Driffield, Eder's Jahrb. für 1898, S. 18 ff. und 1881 , 8. 157 ff.

8) Z. B. Kider, Ed er' Jahrb. für 1894, S.28ff; Tergl. auch Eder's Handbuch II. Aufl. 1, 8. 295 ff.

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Ein neues photograj>hi«cho8 Photometrie erfahren etc. 49

bestimmte Strecke von 40 mm der Platte. Innerhalb des dem Ourvenstück MN entsprechenden Theiles der Schwärzung ändert sich dieselbe auf der Länge eines Millimeters also um

180.JL„M=125Proc.

40 360 360 1ȀOrrou

Wäre der mittlere Einstellungsfehler, der bei jeder Messung mit dem Helligkeitscomparator innerhalb des Curvenstückes MN gemacht wird, nmm, so wäre n 1,25 Proo. der Schwär- zungsunterschied zweier Plattenstellen, den man mit dem Comparator sicher erkennen kann, d. h. die Fehlergrenze desselben.

Für eine beliebig herausgegriffene Platte z. B. wurden nun folgende Einstellungen 7 gefunden. 0 ist in Millimetern die Abweichung jeder Einzeleinstellung vom Mittelwerth.

T

0

T

0

114,66

0,47

115,85

+ 0,72

114,87

0,26

115,90

+ 0,77

115,80

+ 0,67

115,74

+0,61

114,81

- 0,32

114,79

0,34

114.34

-0,79

114,57

0,56

115,133 | ±0,61

Der mittlere Fehler jeder Einstellung wird daraus zu n— +0,61 mm berechnet. Dieselbe Zahl wurde aus 60 Ein- stellungen auf einer Reihe anderer Platten gefunden. Es ergibt sich daher: Mit dem Helligkeitscomparator kann ein Schwärzungsunterschied von 0,61-1,25 = 0,76 Proc. wahr- genommen werden, d. h. 0,76 Proc. ist die Fehlergrenze einer Einstellung mit demselben.

Innerhalb der so ermittelten Fehlergrenze des Comparators wird eine Ermittelung der Gleichheitsstelle um so genauer möglich sein, je steiler das Gefalle der Schwärzung oxb2 an derselben ist (vergl. Fig. 13). So würde man z. B. wesentlich genauer einstellen, wenn die Gleichheitsstelle etwa wie y, als wenn sie wie y' oder y" liegt.

Man hat es nun, wie unten gezeigt wird, durch die Wahl der Versuchsbedingungen innerhalb weiter Grenzen in der Hand, das größtmögliche Schwärzungsgefalle an jede gewünschte Stelle der Platte zu verlegen. Denn nach den schon erwähnten Untersuchungen von Abney und Hurt er und Driffield

4

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50 Ein neues photographisehes Photometrlrrerfahren otc.

hängt der Verlauf der Schwarzem gscurve (für eine gegebene Plattensorte) sowohl von dem Gefälle der wirkenden Licht - intensitäten , wie von der Dauer der Entwickelung ab. Die erstere Abhängigkeit ist in der Fig. 14, die letztere in der Fig. 15 veranschaulicht. In Fig. 14 ist 62&i di« einem mittleren Intensitätsgefälle «7, fta'V die einem grösseren J\ und ^"6," die einem kleineren J" entsprechende Schwärzungscurve. In Fig. 15 entspricht b^bi der normalen, b^bi der länger fort- gesetzten und Oi'bi' der zu kurzen Entwickelung. Von dem

1 t

1

1

1 ' '

1 \

-

*

i 1 ;

fUtttr/tlitAye '.

1

Fig. 13.

Einfluss der verschiedenen Entwickler ist abgesehen1). Ein Blick auf diese Fig. 14 und 15 lehrt, dass man durch richtige Wahl des Intensitätsgefälles sowohl, wie der richtigen Ent- wiokelungszeit die Steilheit der Curve an der Gleichheitsstelle y und damit die Genauigkeit der Einstellung des Comparators auf ein Maximum bringen kann. Für die Lage y der Gleichheits- stelle in Fig. 14 z. B. wurde das mittlere Intensitätsgefälle J, für eine mehr nach rechts gelegene Gleichheitsstelle das In- tensitätsgefälle J* die genaueste Messung liefern.

1) Ich entwiokolto stets mit Pyrogallus-Soda-Entwicklor unter Zusatz Ton Brorakalium. Vcrgl. hiorzu auch Edur's Handb. II. Aufl. 1, S. 295.

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Ein neues photographisches Ph o tome tri rv erfahren etc. 51

Das geeignetste Intensitätsgefälle lässt sich leicht erreichen, da man dasselbe nicht nur durch Veränderung der Intensität J0 der verwendeten Lichtquelle, sondern auch durch eine solche der Breite des Collimator- und des Ocularspaltes q variiren kann , vor allem aber durch Veränderung der Geschwindigkeit, mit der sich die Platte vor dem Ocularspalte q vorbeibewegt Die letztere lässt sich daher innerhalb weiter Grenzen durch die verschieden grossen Schnurscheiben des Vorgeleges V (Fig. 8) den günstigsten Versuchsbedingungen anpassen.

Das Schwärzungsgefalle an der Gleichheitsstelle ist nach diesen Entwickelungen also ein Maassstab, ob man unter günstigsten Versuchsbedingungen beobachtet oder nicht. Ueber die Steilheit desselben, also über die Güte der betreffenden Platte erhält man zunächst durch den Augenschein ein quali- tatives Urtheil. Quantitativ gewinnt man ein solches unmittel- bar durch die Messung selbst. Nach S. 46 stellt man nämlich wegen der Einseitigkeit des Helligkeitscomparators nicht auf die Gleichheitsstelle selbst ein, sondern auf die scheinbaren Gleichheitsstellen rechts und links von derselben, Stellen, die um so weiter von ihr entfernt sind, je kleiner das Schwärzungs- gefälle von b%bx an der Gleichheitsstelle ist. Sei die Einseitig-

4*

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Ein neues photographl$ches Puotomotrlrv erfaliron otc.

keit des Instrumentes x Proc. (vergl. S. 46), so stellt man auf diejenigen Stellen der Platte ein, an denen sich rechts und links von der Gleichheitsstelle die Schwärzungen von a2 o. , und b%bx um x Proc unterscheiden. Auf den Figuren (vergl. 14 und 15) findet man diese Stellen c, und ca, wenn man in dem einem Schwärzungsunterschiede von x Proc. entsprechen- den Abstände oberhalb und unterhalb Parallelen zieht und ihre Schnittpunkte mit b2bl auf die Abscissenachse pro- jicirt. Für die weniger steilen Curven b'b" der Fig. 15 finden

sich die Abstände der scheinbaren Gleichheitsstellen Cj' cx' und c2" c" grösser, wie für die steilere Curve 6. Zugleich müssen für dieselben, wie ein Blick auf die Curven lehrt, die Einstellungsfehler weit grösser sein, wie für die steilere Curve b.

In Uebereinstimmung mit diesen Ueberlegungen zeigten sich bei meinen Versuchen die Einstellungsfehler bei ver- schiedenen Platten in der That den Differenzen ^ der scheinbaren Gleichheitsstellen proportional, so dass sich die praktische Hegel ergibt:

Die Versuchsbedi ngu ngen sind um so günstiger gewählt, d. h. die Beobachtung ist um so genauer und verdient um so grösseres Gewicht, je kleiner

Fig. 15

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Ein neues photographlschcs Photomotrirvorfahren etc. 53

bei gegebener Einseitigkeit des Comparators die Differenz der soheinbaren Gleichheitsstellen ca Cj gefunden wird.

Nimmt die Einseitigkeit des Comparators zu grosse Werthe an, so kann sie Ursache nicht unbedeutender Fehler werden: Wenn nämlich, wie bei der Curve b der Fig. 15, die Gleich- heitsstelle y an die steilste Stelle derselben fällt, dann fällt in der That der Mittelwerth c !/a (ci + ca) m^ der Nullstelle y zusammen. Andere ist es in den Fällen der Curve b" der Fig. 16 und b' der Fig. 14. Im ersten Falle ist ll% {cx" + <2") > !/, im zweiten ll%(e$i + e,i) <y. In der That zeigten einzelne meiner Versuche derartige Abweichungen, die sich zweifellos nach diesen Entwicklungen erklären.

Ich beabsichtige daher, um die Einseitigkeit des Com-

farators möglichst vermindern zu können, an die Stelle der risblende J (Fig. 9) desselben eine gewöhnliche kreisrunde Blende anzubringen, die mittels einer Mikrometerschraube senkrecht zu der Verbindungslinie der beiden Prismen Pj und Pa bewegt werden kann. Man wird mit Hilfe dieser Anordnung sowohl die Einseitigkeit ganz wegschaffen, wie auch jede beliebige Einseitigkeit für die zur Prüfung der Platten nöthigen Gefällemessungeu einstellen können. Ueber die Ergebnisse dieser verbesserten Anordnung werde ich später berichten

Durch die erwähnte Verbesserung wird der beschriebene Helligkeitscomparator zugleich in ein für manche Zwecke recht geeignetes Photometer umgewandelt. Ich beabsichtige, seine Verwendung als solches demnächst bei Messungen des Sohwür- zungsgefalles auf photographischen Platten eingehend zu prüfen.

Versuchsresultate.

1. Zur Prüfung der Methode wurde bei einer Versuchs- reihe der Collimatorspalt gleichzeitig mit dem Lichte einer 12 Ampere -Bogenlampe beleuchtet und die Schwächung be- stimmt, welche dasselbe durch rotirende Scheiben von ver- schiedenen, bekannten Oeffnungen erfuhr. Nach einander wurden Scheiben von je drei Ausschnitten zu 15, 30 und 40 Grad auf der Achse des Scheibenapparates B befestigt, so dass sie in den einzelnen Fällen das die obere Spalthiilfte treffende Licht auf 45/360 , 90 360 und 120/360 schwächten. Die durch die photometrischen Messungen ermittelten Werthe waren ent- sprechend 46,42/360, 92,31/360 und 118,53/360 Die Ueber- ein8timmung auf 1,8/360= 1/200 im Mittel ist also eine recht befriedigende.

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Ein neues photographisches rhotoinotrirverfahron otc.

2. Durch eine zweite Versuchsreihe wurde das ultra- violette Absorptionsspectrum einer wässerigen Kaliumnitrat* lösung quantitativ aufgenommen. Es sind diese quantitativen Bestimmungen von Absorptionscoefficienten im Ultraviolett meines Wissens die ersten, die gemacht worden sind; sie sind in Wiedemann'8 Annalen der Physik und Chemie 59, 1896, S. 106, ausführlich mitgetheilt.

Die Abweichungen der einzelnen Messungen von dem Mittelwerthen sind im Durchschnitt 1,3 Proc.

Schluss.

Das Ergebniss der vorstehenden Arbeit lässt sich folgen - dermassen zusammenfassen:

1. Das von mir vorgeschlagene, bei fast allen Photometern verwendbare photometrisohe Verfahren erweitert den Bereich genauer photographischer Messungen auf alle chemisch wirk- samen, also vor allem auch auf violette und ultraviolette Strahlen. Bei demselben werden die Messungen an photo- graphischen Platten gemacht, welche mit Hilfe einer photo- graphischen Registrirmethode gewonnen sind.

2. Die photographische Platte, welche die photometrisohe Vergleichung wiedergibt, gestattet, die Ausmessung mit Hilfe eines neu construirten Helligkeitscomparators jederzeit und von jedermann controlireu zu lassen, sie bleibt also ein von subjectiven Fehlern freies Document der Messung.

3. Ein Apparat und eine Methode zur Ausführung spectral- photometriseber Messungen vom Roth bis zum äussersten Ultra- violett sind ausführlich beschrieben und geprüft. Sie liefern für alle Wellenlängen ihres Anwendungsbereichs die gleiche, grösste Genauigkeit.

4. Bei der Messung von Lichtintensitäten nach dieser Methode wurde eine Genauigkeit auf 1/^00 erzielt. Die quan- titative Aufnahme des ultravioletten Absorptionsspectruras einer Kaliumnitratlösuug ergab einen mittleren Fehler jeder ein- zelnen Messung von 1,3 Proc.

5. Durch Wahl der für jede Messung günstigsten Ver- suchsbedingungen kann man eine noch höhere Genauigkeit erzielen. Durch die Ausmessung jeder Platte gewinnt man sofort ein Urtheil, welche Genauigkeit man mit ihr erreicht und mit welchem Gewichte sio bei der Mittelbildung zu be- rücksichtigen ist.

G Die Methode erlaubt mit sehr schmaler Ocularblende, d. h. mit sehr homogenem Lichte, zu beobachten. Sie bleibt

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Auftreten ron Sterneben beim Aetzen von Pbotograrureplatten. 55

daher auch für solche Fälle ein wandsfrei , bei denen sich die Intensitäten im Spectrum sehr rasch mit der Wellenlänge ändern, wie z. B. in der Nähe von sehr schmalen Absorptions- banden und -Linien.

I eber das Auftreten von Sternchen beim Aetzen Ton Photogravureplatten.

Von Dr. G. Aarland in Leipzig.

Im vorigen Jahrbuche befindet sich ein interessanter Artikel von Herrn Dr. E. Vogel über diese wichtige Frage. Der Verfasser sucht die Ursache der Entstehung dieser fatalen Sternchen in der unreinen Beschaffenheit des Kupfers. Von anderer Seite sind wieder andere Behauptungen aufgestellt worden. Endgültig gelöst ist diese Frage jedenfalls noch nicht. Wir begrüssen aber jede Beobachtung, die über diesen Gegen- stand gemacht wird, mit Freude. Es sollen an dieser Stelle auch die Erfahrungen mitgetheilt werden, die wir in der Ab- theilung für Photographie und photomechanische Verviel- fältigungsverfahren an der königl. Kunstakademie und Kunst- gewerbeschule zu Leipzig in Bezug auf das Auftreten der berüchtigten Sternchen gemacht haben. Die Beobachtungen, die wir bei zahlreichen Aetzungen zu machen Gelegenheit hatten, sollen nur einen weiteren Beitrag zu den bereits vor- handenen bilden.

Bei unseren Aetzungen wird Kupfer verschiedener Herkunft verwendet, u. A. auch auf elektrolytischem "Wege gewonnenes. Von Pigmentpapieren kamen solche von Hanfstängl in München, der Autotype Co. und Braun & Co. in Dornach zur Verwendung. Mit all diesen verschiedenen Kupfer- und Papiersorten erhielten wir zu Zeiten diese verdriesslichen Sternchen, zu anderen Zeiten blieben sie ganz fort, und zwar

? leichzeitig bei Benutzung ein und desselben Kupfers und apieres. Wir beobachteten nun wiederholt, dass, wenn die Aetzung übermässig lange Zeit beanspruchte, regelmässig die Sternchen sich zeigten, und zwar zunächst in den Schwärzen des Bildes, also an den Stellen, wo das Gelatinehäutchen am dünnsten war. Beim Aetzen Hess sich das ganz genau ver- folgen. Die Aetzung erfordert, unter sonst gleichen Verhält- nissen, dann längere Zeit, wenn die üebertragung des Pigment- bildes auf Kupfer dichter als sonst ausgefallen ist. Bei ein und demselben Kupfer und mit demselben Pigmentpapier waren wir

56 Abziehen der Bildsohloht von Bromsilbergolatine - Trookenpiatten

sonach im Stande, je nach der Uebertragung, die Sternchen künstlich hervorzurufen. Eine Uebertragung wurde absichtlich stärker, die andere in normaler Weise hergestellt. Während letztere eine tadellose Platte ergab , zeigte sich bei der kräftigen Uebertragung während des Aetzens die Sternchenhildung.

Weiter sind noch folgende Punkte zu berücksichtigen, die vielleicht auch geeignet sind, bei der Entstehung der Sternchen mitzuwirken: So namentlich ungenügend angeschmolzenes Staubkorn, Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse. Be- sonders dürfte aber das zu schwach angeschmolzene Korn nach- theilige Einflüsse ausüben.

Das Abziehen der Bildschicht von Bromsilbergelatine- Trockenplatten.

Von E. Valenta in Wien.

Das Abziehen der Bildschicht bietet, wenn mit nassen Platten gearbeitet wird, keinerlei Schwierigkeiten. Nun wird allerdings im Atelier des Keproductionsphotographen meist mit Dassen Platten gearbeitet, es kommt jedoch auch vor, dass derselbe aus irgend einem Grunde gezwungen ist, Trocken- platten zu verwenden, und in diesem Falle musste er bisher zu den sogen, „abziehbaren Trockenplatten" greifen, deren Verwendung aber den Nachtheil hat, dass erstens die Bild- schicht beim Entwickeln, Fixiren und Waschen stets die Neigung zeigt, sich vom Glase loszulösen, und dass zweitens diese Platten in grösseren Formaten von den Händlern nicht am Lager gehalteu werden, sondern nur auf vorhergehende Bestellung zu haben sind.

Man hat daher schon seit geraumer Zeit daran gedacht, Mittel und Wege zu finden, damit man gewöhnliche Trocken- platten ohne weitere Vorbereitung abziehen könne. Ein solches Mittel ist z. B. die Behandlung der mit Alaun u. s. w. gegerbten Platten mit Flusssäure, dabei muss das Häutchen wieder auf einer Glasuuterlage aufgefangen werden und wird häufig ver- zogen, indem die Schicht sich trotz der Härtung ungleich dehnt ').

Besser als Flusssäure wirken Fluoride und Citronensäure.

Hill und Baratt2) erhielten ein englisches Patent auf ein Verfahren zur Ablösung von Gelatineschichten vom Glase. Sie mischten zu diesem Behufe:

1) Siuho Eilor'« Jahrb. f. Photogr. für 1S94, S. 418.

2) Photogr. Xcwi 1H1I6.

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Abziehen dar Blldichlcht von Brotnellbergolatine* Trockenplatten. 57

Fluornatrium .... 1 Drachme,

Citronensäure 9 Drachmen,

Wasser 7 Unzen

und behandelten das Gelatine - Negativ mit dieser Flüssigkeit. Auch hier tritt eine starke Dehnung der Bildschicht auf, und zwar ist dieselbe um so grösser, je grösser der Gebalt der Flüssigkeit an Citronensäure ist. Also auch dieses Mittel, welches sonst recht brauchbar wäre, lässt in dieser Beziehung zu wünschen übrig.

Das geeignetste Mittel zur Vermeidung der Dehnung, und damit auch zur Vermeidung des Verziehens der Bilder, ist die Anwendung einer entsprechenden Verstärkung vor dem Ab- ziehen der Schicht, und einer genügenden Härtung dieser selbst. In letzterer Beziehung hat man ein vorzügliches Mittel in dem Formaldehyd. An der k. k. Lehr- und Ver- suchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien wurden mit einem vom Verfasser ausgearbeiteten der- artigen Verfahren1), sehr befriedigende Resultate erzielt, und ich glaube deshalb, dass es die Praktiker interessiren dürfte, dieses Verfahren etwas näher kennen zu lernen.

Das abzuziehende Bromsilbergelatine -Negativ wird in eine Lösung gebracht, bestehend aus

Kormalin 10 com,

Wasser 150-200 cem

Das Negativ wird in dieser Lösung 10 Minuten belassen, dann getrocknet. Zur Verstärkung der Schicht kann entweder Collodion oder Gelatine verwendet werden. Im ersteren Falle wird die Platte mittels eines Nivellirgestelles in horizontale Lage gebracht und mit 2proc. Ledercollodion übergössen. Man verwendet auf je 100 qcm Bildfläche 7 ccm Collodion, d. i. bei den gebräuchlichen Plattenformaten:

Format Collodion

9 X 12 cm 8 ccm,

13 X 18 16

18 X 24 30

24 X 30 50

Man lässt das Collodion vollkommen erstarren, wobei die Schicht anfangt, milchig trübe zu werden und dann eine gleichmässige bläuliche Farbe annimmt. Sobald dies der Fall ist, wird das Negativ gut gewaschen und die Schicht mit der Schneide (nicht Spitze) eines scharfen Messers 1 bis 2 mm

1) Photogr. Corrospondcoz

58 Abziehen dor ßildschlcht von Bromailbergelatioe- Trockenplatten.

vom Bande ringsherum eingeschnitten: dieselbe lässt sich dann, nachdem man durch Auflegen von Filtrirpapier und Anpressen mit einer Kautschukrolle die anhaftenden Wassertropfen entfernt hat, leicht und bequem vom Glase abziehen. Die so erhaltene Haut wird nun in folgendes Glycerinbad gebracht:

Glycerin 50 com,

Alkohol 50

Wasser 1000 n

Man trocknet die Haut auf jenem Glase, von welchem man sie abgezogen hat, jedoch mit der Collodionschicht gegen die Glasseite. Zu diesem Behufe wird das Glas mit dem ver- dünnten Glycerin mittels eines Schwamm es abgewaschen, dann dio Haut aus dem Glycerinbade genommen und sammt dem anhängenden glycerinhaltigen Wasser mit der coliodionirten Seite auf das Glas gelegt, ein Blatt Fliesspapier darüber ge- bracht, und mit einer Kautschukwalze der Länge und Breite nach aufgequetscht, worauf man freiwillig trocknen lässt. Dabei verliert die Schicht ihr milchiges Aussehen. Die trockene Haut wird auf dem Glase noch mit verdünntem Collodion (1 Theil Collodion, 2 Theile Aether- Alkohol) übergössen und der Ueberschuss abfliessen gelassen.

Das trockene Bild wird nun abermals am Rande eingeschnitten, vom Glase abgezogen und zwischen Papierblättern nachliegend aufbewahrt. Sollte das Abziehen Schwierigkeiten machen, so legt man die Platten in, warmes WTasser (40 Grad C). wobei die Ab- lösung sofort vor sich geht, und trocknet zwischen zwei Lösch- cartons unter der schwachen Pressung eines Copirrahmens.

Statt die Trockenplatten nach dem Behandeln mit Form- aldehydlösung mit Collodion zu übergiessen, kann man auch in folgender Weise verfahren:

Man legt die mit Formalin gehartete Trockenplatte auf ein Nivellirgestell vollkommen horizontal und übergiesst die- selbe mit schwach lauwarmer Gelatinelösung von folgender Zusammensetzung ungefähr 2 mm hoch:

Gelatine 75 g,

Wasser 500

Glyceriu 10

welches Gemisch vorher durch Flanell filtrirt wurde.

Die Platten werden nach dem Erstarren stehend getrocknet. Das mit Gelatine übergossene, bereits trockene Negativ wird in die oben angegebene Mischung von Glycerin (50), Alkohol (50) und Wasser (1000) gelegt und nach einiger Zeit (10 bis 15 Minuten genügen gewöhnlich) wird die Haut vom Glase abgezogen, was sehr leicht geht.

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Diffu^iunseraoheinuDgon bei den photographiichoo Processen. 59

Um ein Verkrümmen beim Trocknen zu vermeiden, wird eine sorgfältig gereinigte, mit Federweiss abgeriebene Spiegel- glasplatte von der Grösse des Negativs mit einer dünnen Benzin -Kautsehuklösung, und nach dem Trocknen mit einem zweiproc. Ledercollodion übergössen, in horizontaler Lage trocknen gelassen , die trockene Collodionschicht 1 bis 2 mm vom Rande am Umfange der Platte entfernt, nun das Hant- negativ mit der Gelatineseite feucht aufgelegt und aufgequetscht. Nach dem Trocknen schneidet man die Ränder rund herum ein und zieht die Haut vom Glase ab, was sehr leicht gelingt und ein ebenes Hautnegativ, welches keine Verkrümmungen zeigt, liefert.

Die Methode des Abziehens der Bildschicht unter Ver- wendung von Gelatine ist derjenigen mittels Collodion deshalb vorzuziehen, weil sie starke, dem Verkrümmen nicht unterworfene Hautnegative liefert und sehr einfach durchzuführen ist.

DifTusionserschcinungen bei den photographischen

Processen.

Von R Ed. Liesegang in Düsseldorf.

Es kann nicht oft genug darauf aufmerksam gemacht werden, dass man die Vorgänge bei dem photographischen Verfahren nicht zu einseitig vom Standpunkt des Chemikers betrachte. In sehr vieleu Fällen werden dieselben durch physi- kalische Umstände wesentlich modificirt. Ein wirkliches Ver- ständniss wird erst dann möglich, wenn man letztere berück- sichtigt.

Ich theile hier einige Beobachtungen über das Eindringen von Salzlösungen in Gallerten mit, welche in dieser Beziehung für die Theorie der photographischen Processe von Interesse sein dürften.

1. Bringt man einen Tropfen Kochsalz auf eine Glasplatte, welche mit einer eben erstarrten 5 proc Gelatinelösung bedeckt ist, so zieht derselbe bald ein. Die Gelatine quillt ganz wenig darunter auf. Bald ist aber der sichtbare Eindruck ganz ver- schwunden.

2. Ein Tropfen Eisenchlorid bleibt dagegen mehrere Tage auf der Gallerte stehen. Das Wasser einer 10 proc. Eisenchlorid- Lösung zieht überhaupt nicht in die Gelatine hinein. Es ver- schwindet nur durch Verdunstung. Trotzdem sieht man deutlich, dass das Eisensalz in die Schicht eindringt und dann einen

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60 Dlffasionsersoboinangen bei den photo graphisch od Processen.

gelben Kreis erzeugt, der immer grösser wird. Der oben- stehende Tropfen wird immer heller und ist zuletzt wasserklar. Es findet also eine Scheidung des Eisensalzes und des Wassers statt. Es dringt aber nicht allein kein Wasser in die Gallerte hinein, sondern die letztere presst sogar unter der (gerbenden) Wirkung des Eisenchlorids Wasser nach aussen heraus. Ent- fernt man den Tropfen, so zoigt sich, dass die darunter be- findliche Stelle tiefer liegt als die Umgebung.

3. Um den gelben Eisenchloridkreis herum beobachtet man, wenn die Lösung mit dem gewöhnlichen Eiscnchlorid des Handels hergestellt worden war, einen farblosen aufgequollenen Ring. Es lässt sich leicht feststellen , dass letzterer Salzsäure enthält. Diese diffundirt also rascher als das Eisensalz.

4. FUr eiuige photomechanische Verfahren, z. B. die Heliogravüre, ist es von besonderer Wichtigkeit, dass diese beiden Arten von Zerlegungen beim Eindringen der Lösung in getrocknete Gelatine nicht stattfinden. Eine starke Eisen- chlorid-Lösung diffundirt darin überhaupt nur sehr langsam, während sie anderseits in wasserreicher Gallerte besonders rasch voranrückt Dadurch wird verstündlich, weshalb man das Gelatinerelief trocknen muss, ehe man die Platte in die Aetze bringt. Verdünnte Eisenchlorid -Lösungen können es etwas aufweichen. Das Bild muss um so eontrastreicher werden, je stärker die Aetzlösung ist. Anderseits muss die Aetzung rascher vor sich gehen, wenn die Lösung stärker ver- dünnt ist. Darauf beruht die Benutzung von Aetzbädern ver- schiedener Concentration.

5. Die Scheidung von Eisenchlorid und Salzsäure kommt bei dem Aetzverfahren schon deshalb eigentlich nicht in Be- tracht, weil mau das Aetzbad vorher neutralisirt. Es sei darauf aufmerksam gemacht, dass auch bei dieser Neutralisation eine hierher gehörige Erscheinung auftritt. Giesst man nämlich eine kleine Menge Ammoniak in das Eisenchlorid, so bildet sich ein Niederschlag von Eisenoxydhydrat. Derselbe löst sich erst dann auf, wenn man ihn mit dem Glasstab umrührt. Jeder Tropfen Ammoniak wird nämlich beim Einfallen in das Eisensalz mit einer Haut von Eisonoxydhydrat umhüllt. Erst nach der mechanischen Zerreissung dieser Hülle kann die neutralisirende Wirkung weitergehen. Aehnliches kann man beim Eingiessen von Silbornitrat in Thiosinamin -Lösung beobachten.

6. Derartige Niederschlagsmembranen können sieh noch viel stärker ausbilden, wenn die Reaktionen innerhalb der Gallerten vor sich gehen. Da diese Bedingungen bei der

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Diffusionsorocheinungot] bei don pbotographlschen Processen, gl

Sensibilisirung photographischer Papiere, beim Entwickeln und Verstärken von Troclcenplatten u. s. w. vorhanden sind, will ich diesen Theil meiner Untersuchung ausführlicher wiedergeben:

Wenn man auf die eben erstarrte Gallerte zwei Tropfen von verschiedenen Salzlösungen bringt, z. B. von Chlornatrium uud von Silbernitrat, so treten chemische Vorgänge (Chlor- silberbildung^ ein, wenn die Diffusionen sich treffen.

Reformatsky hatte festgestellt, dass die Geschwindigkeit chemischer Vorgänge durch die Gegenwart von Gallerten nicht wesentlich beeinflusst wird. (Zeitschr. für physikal. Chemie 1891, S. 34). Aber ein wesentlicher Unterschied von den Vorgangen in wässerigen Lösungen tritt ein: Wenn das Zer- setzungsproduct ein fester Körper ist, bloibt es in der Gallerte an jenem Punkte stehen, wo es entstand. Man kann also den chemischen Vorgang auf diese Weise leicht localisiren

Von besonderem Interesse ist bei diesem Verfahren das Verhalten der diffundirenden Salze zu den von ihnen erzeugten Xioderschlagsmembranen , wie überhaupt die osmotischen Ver- suche von grosser Wichtigkeit geworden sind. Derartige Untersuchungen hat schon Frings heim angestellt. (Jahrbuch f. wiss. Botanik, 1895, S. 1.) Er benutzt jedoch eine andere Methode, welche die Erscheinungen nioht ganz so deutlich erkennen lässt: Eine fünfproc. Gelatinelösung wurde in Glas- röhren von 1 bis 2 cm Durchmesser gegossen und erstarren gelassen. An die Enden der Glasröhre wurden kleine Ansätze angebracht, welche mit Salzlösungen gefüllt waren. Die Salze diffundirten in den Gallertepfropfen. Bei ihrem Zusammen- treffen im Innern desselben traten die chemische Umsetzung, die Bildung der Niederschlagsmembran und die osmotischen Erscheinungen ein.

Bringt man einen Tropfen einer lOOproc. wässrigen Silber- nitratlösung auf die erstarrte Gelatinegallerte und in einem Abstand von 23 mm einen ebenso grossen Tropfen einer concentrirten, d. i. 3Cproe. wässrigen Chlornatrium- Lösung, so findet die erste Chlorsilberbildung, welche sich durch einen feinen, weissen Strich andeutet, in der Mitte des Ahstandes beider Tropfen statt, am Rande der deutlich sichtbaren Silber- nitrat-Diffusion. Der Strich wächst dann bezüglich der Dicke und der Länge. Es setzt sich jedoch nur an der dem Silber- nitrat-Tropfen zugewandten Seite neues Chlorsilber an. Nach dem Chlornatrium -Tropfen hin bleibt die erste Chlorsilber- ablagerung als scharfe Grenze bestehen. Nach 6 Stunden hat der Streifen eine Breite von 3 mm. Nach weiteren 24 Stunden ist er bis auf 6 mm Breite gewachsen. Nach weiteren 4 Tagen

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62 Diffuiionsenchelnuogen bei den photogrmphlsohen Processen.

beträgt sie 20mm. Der undurchsichtige, weisse Chlorsilber- niederschlag ragt dann weit in den (inzwischen eingetrockneten) Silbernitrat -Tropfen hinein. Nach dem Chlornatrium -Tropfen hin hat nicht die geringste Verbreiterung stattgefunden.

Die verschiedenen Phasen der Reaction lassen sich leicht dadurch für eine spätere Vergleichung dauernd fixiren, dass man photographische Copien auf Bromsilberpapier nach den Platten darstellt Es kommt dabei viel darauf an, dass man ungefähr gleich lange belichtet, da man andernfalls ver- schieden starke Auflösungen der Zeichnung bekommen würde, welche zu Täuschungen Anlass geben könnten. Pringsheim hat das Diffusionspräparat selber als photographische Platte benutzt, was natürlich bei den Silbersalzen leicht möglich ist. Er schwärzte den zuerst entstandenen schmalen Chlorsilber- streifen durch Belichtung und Hess dann die Diffusion im Dunkeln weiter gehen. Dadurch konnte er die wichtige That- sache feststellen, „dass bei jeder eintretenden Verdickung des Niederschlages die eine Lösung also hier das Chlornatrium durch den vorhandenen Niederschlag hindurch zu der anderen hinübertritt und auf der anderen Seite des Niederschlages bei der hier stattfindenden Berührung mit dem anderen Diffusions- strom eine neue Lage von Niederschlagsmoleculen bildet, die sich als jüngste Schicht an die älteren Schichten des Nieder- schlages anlegt und ihn verdickt."

Bei der Diffusion eines lOOproc. Silbernitrat -Tropfens gegen eine halbverdünnte (etwa 18proc.) Chlornatrium -Lösung verbreitert sich der Chlorsilberniederschlag nach dem Chlor- natrium-Tropfen hin, während nach dem Silbernitrat hin die ursprüngliche Grenze bestehen bleibt. Der nach 6 Stunden ö mm breite Streifen ist nach 5 Tagen auf 8 mm gewachsen.

Es kann also sowohl das Chlornatrium, wie das Silber- nitrat die Chlorsilbermembran durchdringen. Eine Reihe von Controlversuchen bewies, dass dies aliein von dem Verhältniss derConcentrationen der beiden Salzlösungen abhängt Prings- heim hat diese Bedingungen genauer untersucht und festgestellt, dass die Richtung des Wachsthums von der molecular mehr- werthigen Lösung bestimmt wird. Der molecular mehrwerthige Diffusionsstrom geht durch den Niederschlag zu den molecular minderwerthigen über. Die gl eich werthigen Lösungen bilden die Grenze und den Uebergang der beiden Richtungen. Bei solchen „äquipotentiellen" Lösungen müssen sich die Diffusions- ströme an der Stelle der ersten Begegnung immer wieder treffen. So wird bei diesem Concentrationsverhältniss die Membran nicht dicker, weil kein Salz durchwandern kaun.

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DifTuBloDsertohelnungen bei don photographisehon Processen. 63

Aber ihre Dichte nimmt immer mehr zu, bis sie so gross ge- worden ist, dass der Niederschlag eine völlige Scheidewand bildet und deshalb die Lösungen sich gar nicht mehr treffen.

Diese Gesetze treffen für die oben beschriebenen und auch für die weiteren Versuche zu. Jedoch scheint das molecular mehrwerthige Chlornatrium leichter als das Silbernitrat die Chlorsilbermembran durchdringen zu können. Vielleicht hängt dies damit zusammen, dass Chlornatrium ein besseres Lösemittel für Chlorsilber ist, als Silbernitrat.

Neben dieser Verschiedenheit in der Art der Verdickung der Membran ist das relative Concentrationsverhältniss der gegen einander diffundirenden Lösungen noch durch eine andere Gestaltung der Niedersohlagsmembran charakterisirt , welche sich bei der Versuchsanordnung Pringsheims nicht so gut beobachten Hess ; dieselbe bildet meistens keine gerade Linie, sondern sie ist gegen den Silbernitrat -Tropfen entweder convex oder concav gebogen, je nachdem das Silbernitrat oder das Chlornatrium molecular mehrwerthig ist. Es handelt sich dabei natürlich nur um denjenigen Rand des Chlorsilberniederschlages, welcher der stärkeren Lösung zugewandt ist, welcher also stehen bleibt. Die andere (wachsende) Seite ist nicht so charakteristisch, weil das mehrwerthige Silbernitrat das Chlor- silber nicht so leicht durchdringt, wie das mehrwerthige Chlor- natrium.

Dringt in einen lOOproc. Silbertropfen von links eine 36proc., von rechts eine 18proc. Chlornatrium - Lösung ein, so ist (nach dem Silbersalz hin) der Chlorsilberniederschlag links concav, rechts convex gebogen. Aus dieser Form lässt sich ein Schluss auf die relativen Concentrationsverhältnisse der beiden Chlornatrium - Tropfen ziehen.

Der Diffusionsstrom, welcher von der molecular mehr- werthigen Chlornatrium -Lösung ausgeht, übt auf die Chlorsilber- membran einen starken Druck aus, so dass letztere in der Richtung desselben etwas fortgeschoben werden kann. Als eine 36proc. Chlornatrium -Lösung gegen eine öOproo. Silber- nitrat-Lösung diffundirte, sah ich eine solche Verschiebung von 2 mm. Die Membran wurde in die Höhe getrieben und umgestülpt.

Der Diffusionsstrom vermag also verhältnissmassig starke mechanische Wirkungen auf die Niederschlagsmembran aus- zuüben.

Bringt man einen Tropfen Silbernitrat- Lösung auf eine chlornatriumhaltige Gallerte, so treten ganz ähnliche Er- scheinungen ein, wie wenn beide in der Gallerte diffundirten :

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64 niffuiionaericbolnungen bei den photographf sehen Processen.

damit das Silbernitrat in die Gallerte hineinzudringen vermöge, muss es molecular mehrwerthig sein. Sonst dringt das Chlor- natrium in den Tropfen, und Chlorsilber bildet sich nur auf der Oberfläche der Gallerte, nicht in dieser selbst. Dasselbe lasst sich dann leicht abwischen.

Beim Vergleich dieser Erscheinungen mit den gewöhnlichen photographischen ist jedoch immer zu beachten, dass es sich bei letzteren nicht immer um Gallerten, sondern oft um trockene Gelatineschichteu handelt

7. Die folgenden Fälle aus der Praxis mögen nooh als Illustration dazu dionen, wie man neben den rein chemischen Vorgängen auch die physikalischen zu berücksichtigen hat:

Fertige Gelatine-Negative lassen sich bekanntlich nach einer Bleichung mit Bromkupfer mit Silbernitrat erheblich verstärken. Man darf nach der Bleichuug nicht zu lange waschen, weil sonst die Schwärzung ausbleiben kann. Es kommt zuweilen vor, dass man aus Furcht hiervor zu wenig auswäscht. Es bleibt dann Bromkupfer in der Schicht zurück, welches mit dorn Silbernitrat Bromsilber bildet. Bei der Verwendung eines schwachen Silberbades entsteht aus demselben Grund wie oben eine dünne Bromsilberhaut auf der Platte, welche das Ein- dringen des Silbersalzes verhindert. Dadurch bleibt die Schwärzung aus, wenn man auch wiederholt neues Silberbad aufgiesst. Erst bei Benutzung eines concentrirten Bades tritt sie ein. Lässt man letzteres gleich einwirken, was vorteilhaft ist, so bildet sich Bromsilber innerhalb der Schicht, welches natürlich durch ein Fixirbad später entfernt werden muss.

Aehnliches kann nach ungenügendem Waschen beim Ver- stärken mit Quecksilberchlorid und Ammoniak eintreten. Die Niederschlagsmembran besteht dann aus Quecksilberamid. Trotzdem ziehe ich es vor, das Ammoniak etwas zu verdünnen. Mau kann das Amid von der Oberfläche durch schwaches Heiben mit dem Finger entfernen. Hat sich die weisse Trübung einmal innerhalb der Schicht gebildet, so lässt sie sich nicht mehr beseitigen.

Beim Tonen kann sich eine Chlorsilberhaut bilden, welche zur unregelmässigen Vergoldung Anlass gibt, wenn die Bilder vorher nicht genügend durch Auswaschen vom Silbernitrat befreit worden waren. Dies muss um so leichter eintreten, je stärker das Goldbad ausgenutzt worden war.

Bei Goldbädern, welche Hhodanammonium enthalten, ist es vortheilhafter, die Bilder vorher auszuwaschen, da sich eine Haut von Hhodansilber bilden kann, welche fleckige Vergoldung zur Folge hat. Ein Zusatz von Chlorgoldlösung kann hier

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Ueber Röntgenstrahlen.

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also nicht immer helfen; ein Zusatz von Rhodansalz ist oft viel nöthiger.

Das Ausbleiben der Vergoldung bei einem Tonfixirbad, welches aus Thiosinamin und Chlorgold besteht, kommt ge- wöhnlich daher, dass von dem ersteren Körper zu wenig in der Mischung vorhanden ist. Dadurch entsteht dann auf der Oberfläche die dem Rhodansilber ahnliche klebrige Doppel- verbindung des Silbernitrats mit dem Thiosinamin. Billiger ist es natürlich, den Abdruck vorher mit Wasser auszuwaschen.

Ueber Röntgenstrahlen.

Von H. Hinterberger, Lector für Photographie au der Wiener

Universität.

1. Ein X-Strahlenintensitätsme8ser.

Der Umstand, dass einerseits die verschiedenen Con- strnctionen von Röntgenröhren verschieden gut wirken, und dass anderseits die Leistung ein und derselben Röhre während des Gebrauches sehr variirt, lässt es wünschenswerth er- scheinen , ein Mittel zu besitzen , mit welchem man die Inten- sität der Strahlung erkennen kann. Eiu solches ist der Baryum- platincyanürschirm , wie ihn die Kahl bäum' sehe Fabrik in vorzüglicher Qualität liefert. Hält man in einem verdunkelten Zimmer zwischen der fluorescirenden Röhre und dem Schirm die Hand, knapp an letzteren angelegt, so kann man an der Vollkommenheit des entstehenden Schattenbildes die gegen- wartige Wirkung der betreffenden Röhre beiläufig erkennen. Ist die Wirkung eine gute, so wird man auch bei einiger Entfernung des Schirmes von der Röhre noch deutliche Schatten der Armknochen sehen, während bei schlechter Wirkung auch bei möglichster Annäherung an dieselbe viel- leicht nur die Knochen der Finger eben noch erkennbar sind. Die Hand wird hierbei gleichsam als „Durchlässigkeitsscala" benützt.

Diese Beurtheilung ist natürlich eine sehr grobe und un- genaue, und ich habe mir deshalb eine kleine Vorrichtung construirt, welche ein präcises Messen der Ausstrahlungs- intensität erlaubt, deren Anordnung folgende ist: Ein stereoskop- ähnliches Kästchen, analog dem Fluoroskop Edisons, besitzt an der einen Seite einen mit dickem Plüsch ausgekleideten Ausschnitt für die Augen des Beobachters. An der gegen-

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Ueber Röntgenstrahlen.

überliegenden Seite ist herausschiebbar der Fluorescenzschirm (9X12 om) angebracht, und hinter diesem, ebenfalls heraus- ziehbar, eine Scala aus Aluminium. Die letztere besteht aus einem Holzgitter mit 25 Feldern, in welchen Aluminiumblech von 0,1 mm Dicke in 1 bis 24 Schichten (das erste Feld bleibt offen) übereinander liegt. Die Felder sind mit fortlaufenden Zahlen aus dickem Messingblech versehen. Mit diesem Apparat

urtheilen , indem man beobachtet , welches die höchste erkenn- bare Zahl ist. Da die Scala sehr schwach steigend und sehr durchlässig ist, so können einerseits geringe Unterschiede noch erkannt werden, und anderseits kann auch eine sehr schwache Wirkung noch wahrgenommen werden, wenn der Apparat sehr nahe an die Röhre gehalten wird. Ist aber die Ausstrahlung eine sehr intensive, so muss entweder die Distanz vergrössert werden, oder zur Abschwächung so viele Aluminium-

{)latten von 2 mm Dicke rückwärts angelegt werden, bis die etzten Ziffern unsichtbar werden, oder endlich könnte für sehr intensive „Strahlenquellen" an Stelle der Aluminium scala eine Stanniolsoala verwendet werden.

Da beide Theile, Schirm und Scala, entfernbar sind, kann der Apparat ausser zum Messen der Strahlungsintensität auch als Fluoroskop benützt werden, ferner können verschie- dene Substanzen in Bezug auf Fluoresoenz- Erregung (Scheelit, Leuchtfarbe u. s. w.) in Vergleich mit dem Kahl bäum' sehen Schirm untersucht werden. Den wichtigsten Dienst leistet eine solche Vorrichtung jedoch bei der Bemessung der Ex- positionszeit für eine j»hotoj?rapliLsche Aufnahme, wobei natür- lich auoh die Distanz der Röhre von der Platte, die Empfind- lichkeit der letzteren für Röntgenstrahlen, die Anzahl der elektrischen Entladungen pro Secunde und die Durchlässigkeit des betreffenden Objectes noch in Rechnung zu ziehen sind.

2. Röntgenaufnahmen von Pflanzentheilen.

Obwohl Pflanzentheile im Allgemeinen sehr durchlässig für Röntgenstrahlen an sich scheinen, indem solche auf einen Fluorescenzschirm nur sehr schwache Schatten werfen, so zeigt doch die Photographie, resp. „Röntgen ographie", dass die ver- schiedenen Gewebe der Pflanze den Durchgang derselben je nach ihrer Dichte sehr verschieden gestatten.

Eine von H. Hinterberger und Dr. Alex. Zahl- bruckner angestellte Versuchsreihe, welche mit verschiedenen Knospen, Blütben und Früchten angestellt wurde, ergab recht interessante Resultate, indem mit Ausnahme einiger besonders

kann man nun bequem

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Ueber Röntgenstrahlen.

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dicker und fleischiger Knospen und Früchte der Bau des Fruchtknotens mit den Scheidewänden und anliegenden Samen sich immer sehr deutlich abbildete (Fig. 16). Ausserdem mar-

Fig. 16.

kirten sich ziemlich deutlich die Blattnerven, die Grannen von Getreideähren und die Striemen der Umbelliferenfrüehte (Fig 17). Im Aufnahmeverfahren hat man in Anbetracht der Zartheit und Kleinheit der darzustellenden Objecto zu

5*

Cg Uuber Röntgenstrahlen.

beachten, dass dieselben in möglichste Nähe der empfind- liehen Schicht der Platte gebracht werden. Dies erreicht man am besten dadurch, dass man die Pflanzentheile mittels eines

Fig. 17.

mit reinem Celluloid überspannten und beschwerten Rahmens anpresst. Unter die Objecto muss zum Schutze der Platte gegen Feuchtigkeit eine dünne Glimmer- oder Celluloidfolie gelegt werden.

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Dr. O. Eborhard's Versuche Über Farbentensiblllsatoren. $9

Ob weitere Resultate gewonnen werden können durch Im- prägniren der Platten mit gewissen Lösungen (vielleicht von Bleisalzen), wenn dieselben (so wie die Farblösungen in der Färbetechnik der Mikroskopie) von den verschiedenen Geweben in verschiedenem Maasse aufgenommen werden, oder durch Vergrössern sehr praciser und scharfer Aufnahmen auf fein- körnigen Platten, soll durch weitere Versuche festgestellt werden.

Dr. G. Eberhard's Versuche über Farbensenslbilisatoren.

Wir theilen in Nachfolgendem eine gedrängte Uebersicht der Arbeiten Dr. G. Eberhard' 8 über die Wirkung von Farben- sensibilisatoren auf Bromsilbergelatine -Platten mit.

»

1. Sensibilisirung von Bromsilbergelatine-Platten

mit Alizarinblaubisulfit

Im Anschluss an eine frühere Untersuchung (Jahrbuch für 1896, S. 447) wurde festgestellt1), dass die Momentplatten von Schleussner, Berliner Anilin -Actiengesellschaft, Lumiere, Sachs, Smith, M 0 n c k h 0 v e n und ebenso die Diapositivplatten von Smith, und die von Oadett & Neall bei einer Sen- sibilisirung mit diesem Farbstoff sich günstig verhielten.

Ferner wurden Versuche gemacht, Alizarinblaubisulfit mit anderen Farbstoffen zu combiniren , um eine bessere Grüngelb-, Gelb- und Orange -Empfindlichkeit zu erlangen. Erythrosin erwies sich als nicht günstig; dagegen war Thiodichlortetrajod- fiuoresceln (unter dem Namen „Rose des Alpes" von Duraud, Huguenin&Co. in Hüningen -Elsass bezogen) von vorzüg- licher Wirkung. Es wurde kurz vor dem Gebrauche gemischt, gut durchgeschüttelt und filtrirt:

Wasser 100 ccm,

Alizarinblaubisulfit (1 : 500) 3

Thiodichlor. (1 :200) .... 2 Ammoniak (D 0,91) ... 1 Silbernitrat (1:40) ..... 4—6 Tropfen.

Die Platten sind 2 bis 3 Minuten zu baden und dann etwas rasch zu trocknen. Sie haben ausser einer Rothempfind- lichkeit von A C eine Gelbempfindlichkeit von Clj9D—Et und arbeiten klar und kräftig.

1) Photogr. Corr. 1896, 8. 373.

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70 Dt. O. Eberhard-B Versuche Uber

Ein Zusatz von Cyanin

Wasser 100 ccm,

Alizarinblaubisnlfit (1 : 500) . 3

Cyanin (1 : 600) 0,2—0,5

Ammoniak 1

erhöht die Rothorange -Empfindlichkeit, ist aber wegen des

schleirigen und unregelmässigen Verhaltens der Platten nicht zu empfehlen.

Zum Schlüsse wurde das Verhalten von Platten, welche mit Alizarinblaubisulfit sensibilisirt waren, bei der Aufnahme von farbigen Pigmenten studirt Unter Anwendung eines Chrysoldinfilters und einer 25 bis 30 mal längeren Belich- tungszeit, als Perutz' Eosinsilberplatten unter gleichen Ver- hältnissen erfordern, wurden recht befriedigende Aufnahmen der Vo ^ el' sehen Farbentafel erzielt, eine dem Originalartikel beigegebene Copie zeigt dies am besten. Die Anwendung dieses Farbstoffes in der Praxis kann also jedenfalls empfohlen werden.

2. Beiträge zur Kenntniss der sensibilisirenden Wirkung von Farbstoffen auf Bromsilbergelatine1).

Nahezu 100 Farbstoffe, meist blauer oder blauschwarzer Nuance, wurden in Bezug auf ihre Brauchbarkeit zum Sensi- bilisiren von Bromsilbergelatine - Platten geprüft. Unter dieser Anzahl haben ein nicht nnr theoretisches Interesse:

1. Nigrosin spritl. (Merk- Dann stadt). Es zeigt ein kräftiges Band von A—a und ein schwächeres C—B. Ein

Bad von

Wasser 100 ccm,

Alkohol, absolut 30

Nigrosin (1 : 200) 1 n

wurde als gunstig befunden.

2. Nigrosin spritl. (Bayer- Elberfeld) und Nigrosin, grün- lich, spritl. (Bayer- Elberfeld). Elfteres hat Bänder: A a, B~C} C*I2D, letzteres bei a B, Cll2D, C—By 6—535 jiji.

3. Nigrosin O (Leonhardt - Mühlheim) , Bänder bei C— Ca/,Z>, D-D^sE, 6 535 ujr

4. Nigrosin RR (Bayer- Elberfeld), Bänder bei a% ClltD, Dl'^E> b 535 jn*.

5. Nigrosin B (Bayer- Elberfeld), Bänder um a, Clj%Dy D Dl\%E, C—B, 6 535

1) Photogr. Corr. 1896, S. 116 184.

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Dr. O. Kberhard't Venuoh« fiter Farbensensibilisatoren. 71

Bei längerer Belichtung bildet das Speotrum sieh con- tinuirlich von Ultraroth bis Ultraviolett ab. Die Behandlung der Platten für die letzten drei wasserlöslichen Nigrosine ist folgende:

Ammoniakvorbad einproe. während einer Minute , und dann folgendes Bad drei Minuten:

Wasser 100 com,

Farbstoff (l : 500) 3 n

Ammoniak 1

Die Platten sind klar und kräftig, und durfte namentlich Nigrosin B praktische Bedeutung haben. (Ceber letzteren Farb- stoff ist eine weitere 8tudie beendet und wird demnächst publicirt.)

6. Alizarinblaubi8ulfit. Die früheren Vorschriften wurden nur dahin modificirt, dass vor dem Farbstoff bad ein einproe. Ammoniakvorbad (eine Minute) empfohlen wird.

7) Pyoctanin gibt ein kräftiges Maximum C— D, ein schmales 580 590 jiu., und ein schwaches, breites bei ElltD. Die Plattenpräparation war folgende:

lproo. Ammoniakvorbad (eine Minute) und dann während 2 bis 3 Minuten

Wasser 100 cem,

Pyoctanin (1 : 500) .... 0,5 Ammoniak 1—2

Die Blauwirkung ist eine grosse. Der Farbstoff ist von Lenoir & Forster in Wien bezogen.

Von nicht blauen Farben sei nur erwähnt

8. Acridinorange NO, sensibilisirt bis Z>, hat ein Maximum bei 517 545 |iti. Die Blauempfindlichkeit ist noch stärker wie bei Aeridingelb herabgedröett. Der Farbstoff ist bezogen von Leonhardt & Co., Mühlheim in Hessen

Anschliessend an diese Untersuchungen wird noch darauf hingewiesen, dass sämmtliche, bis jetzt bekannte Rothsensibiii- satoren eine grosse Anfangswirkung erfordern, dass es daher rathsam ist, mit möglichst lichtstarken Objectiven und bei guter Beleuchtung zu arbeiten.

3. Die Schirmwirkung der Farbensensibilisatoren1).

Nach Bekanntwerden der von H üb 1* sehen Arbeiten über dieses Thema (Eder, Jahrbuch für 1896, S. 289) versuchte der Verfasser diese Ansichten auf einem anderen Wege zu veri-

1) Photogr. Bundschau 189«*., 8.42 und 76.

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72 Dr. O. Eberharde

ficiren. Es wurden zu diesem Zwecke Bromsilbergelatine- Platten derselben Emulsionen in Farbstofflösungen gebadet, welche einen sehr verschiedenen Farbstoffgehalt hatten. Bei Einhaltung gewisser Vorsichtsmassregeln muss dann, wenn die H üb r sehe Theorie der Wahrheit entspricht, das Sensi- bilisirungsband mit wachsender Concentration der Badelösung mehr und mehr von seiner Stelle verdrängt werden, gleich- zeitig müssen gewisse Aenderungen in den Intensitätsverhalt- nissen der verschiedenen Theile des Spectrophotogrammes stattfinden. Nach diesen Gesichtspunkten wurden Fluoreseein- silber, Erythrosin, Rose des Alpes, Cyanin studirt. Als Beispiele seien angeführt:

Fluorescei nsilber (1:200).

7 Proc. 51ö 630 jtji, Grün ebenso kräftig wie Blau, 60 52ö— 537 Grün erheblich kraftiger wie Blau.

Erythrosin (1 : 500).

Vs Proc. 560 jijt Gelb weit schwächer als Blau.

7 567 ,. Gelb stärker als Blau.

13 675

50 585 Gelb sehr viel stärker als Blau.

Es konnte fernerhin die Thatsache constatirt werden, dass mit steigendem Farbstoffgehalt sich die Empfindlichkeitscurve nach dem Roth zu verlängerte, so war Erythrosin bei sehr schwachem Bad nur bis wenig über D sensibilisirend , bei sehr starkem Bad aber bis C.

A eitere , wenig beachtete , vorzügliche Versuche von Dr. V. Schumann (Phot. Corr. 1889) gaben für Erythroain- silber Verschiebungen des Maximums, welche genau mit denen des Verfassers übereinstimmen. Durch die Versuche von Hübl's und des Verfassers werden frühere, vielfach stark von einander abweichende Resultate verschiedener Forscher (welche in der Einleitung zu vorliegendem Aufsatz angeführt sind) genügend erklärt und zugleich gezeigt, dass gegen die E der 'sehe Theorie der Wirkung des Lichtes auf farbenempfindliche Platten bis jetzt kein zwingender Gegen- beweis geliefert worden ist. Auf die Wichtigkeit der Ver- wendung von gefärbten Emulsionen ohne gefärbtes Bindemittel für derartige Untersuchungen machte Verfasser zuerst aufmerksam (Ed er, Jahrbuch für 1895, S. 250 ff.).

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Dr. O. Eberherd's Versuche über FarbeneeniibiUeetoren. 7g

4. Orthochromatische Aufnahmen mit gewöhnlichen

Platten1)-

Der Zweck dieses Artikels ist der, zunächst einmal diese Frage definitiv za bearbeiten und zur Entscheidung zu bringen; und zweitens, die Unnahbarkeit gewisser Ansichten von fves (Phot. Corr. 1895 , 8.499) darzuthun.

Eine Prüfung von 130 Sorten Negativ- und Diapositiv- platten hatte gezeigt, dass bei allen eine gewisse Farben- empfindlichkeit vorhanden war, besonders bei denjenigen, die gereiftes Chlorsilber neben Bromsilber enthielten (Smith-, Ilford-, Cadett&Neall-, Lantern platten). Während viele Sorten von Negativplatten mit relativ grosser Farbenempfind- lichkeit (Schleussner) keine kräftigen und scharfen Bilder lieferten, waren einige darunter (Lumiere-, Reichard- Sand eil platten), welche contrastreiche und dichte Negative gaben. Ein Einfluss der Emulsionszusammensetzung (Gegen- wart von Jodsilber oder Bromjodsilber), oder ein Zusammen- hang mit der Blauempfindlichkeit war nicht zu constatiren. Die Expositionszeiten für Gelb und Roth waren sehr erhebliche. Bei den meisten Bromsilberplatten war eine recht grosse An- fangswirkung nothig, wenn irgend welche Resultate erhalten werden sollten. Bei obigen Diapositivplatten war dies weniger der Fall. Nennt man die Intensität, welche ausreicht, um eben noch einen Eindruck auf ein lichtempfindliches Präparat zu geben, die Schwelle " der Platte, so zeigte es sich also, dass die Schwelle für die blauen Strahlen bei sämmtlichen Platten eine sehr niedrige war, für gelbe lag sie höher, und noch mehr für Roth. Die Schwellen für verschiedene Strahlen- gattungen differirten um so bedeutender, je weiter die Ent- fernung der Strahlengattungen im Spectrum von einander war. Uebrigens hat natürlich jede Plattensorte eine eigene Schwelle nicht nur für die blauen , sondern auch für die anderen Strahlen. Die genannten Diapositivplatten hatten eine relativ niedrige Rothschwelle gegenüber den meisten Bromsilberplatten, was sich auch darin zeigte, dass sie sich leichter für die gelben und rothen Strahlen sensibilisiren Hessen, als gewisse Bromsilber- platten mit niedrigerer Blauschwelle. Durch Sensibilisiren mit Farbstoffen können die verschiedenen Schwellen einer Platte genähert oder gleich gemacht werden. Es gelten also folgende Sätze:

I. Die meisten im Handel befindlichen Trockenplatten haben eine Empfindlichkeit für die gelben und rothen Strahlen,

1) Photogr. Rundschau 1696, Octoberheft und folgende.

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Dr. G. Eberhard'! Vorsuche Ubor FarbonsenBibllltatoren

die es ermöglicht, bei Allerdings sehr bedeutenden Ex- positionsseiten nnd Anwendung geeigneter Filter, farbige Pigmente zu photographiren.

zwar eine bedeutend grössere wie bei gewöhnlichen Auf- nahmen, vorhanden sein, weil die Schwellen für Gelb und Roth viel höher liegen, wie für Blau.

III. Diese Intensität muss wesentlich grösser als die Schwelle sein, da die Platten in der Nähe der Schwelle nicht dem photographischen Reprocitätsgesetze folgen.

IV. Die Proportionalitätsfactoren sind für verschiedene Strahlen verschiedene, die Differenz ist um so grösser, je weiter die Farben im Speotrum auseinanderliegen. Für rothe Strahlen ist er nur a/6 von dem für blaue Strahlen. Es folgt daraus, dass correcte orthochromatische Aufnahmen von mehrfarbigen Pigmenten mit Licht- und Sehattan- abstufungen mittels gewöhnlicher Platten selbst bei An- wendung von Liohtfiltern uu möglich sind. Durch Be- handlung der Platten mit Farbstoffen gelingt es, diese Proportionalitätsfactoren einander zu nähern oder gleich zu machen.

Im Anschluss an diese vier Sätze werden noch die Auf- nahmen besprochen, die als „orthochromatische Photographien, hergestellt mit gewöhnlichen Platten", bezeichnet werden. Es werden zwei Fälle unterschieden.

1. Das benutzte Lichtfilter lässt blaue Strahlen, wenn auch schwach, durch. Nach IV sind bei derartigen Auf- nahmen die vorhandenen Licht- und Schattenabstufungen un- richtig, verflacht wiedergegeben. Man erhält daher von Ob- jecten, die in grellen Farben gemalt sind und grosse Härten in den Schatten - und Lichtabstufuugen haben, zwar ganz nette, aber jedenfalls unwahre Reproductionen. In diese Kategorie gehören die meisten Fälle, besonders auch die von Ives. Nur in den seltenen Fällen, wo sich gewisse Farben unvermittelt und ohne Abstufungen in den Lichtern und Schatten gegen- über stehen, bei einer Farbentafel z.B., erhält man correcte orthochromatische Photographien, allerdings auf weit umständ- lichere Weise, als mit farbenempfindlichen Platten.

2. Das Lichtfilter fängt alle blauen und violetten Strahlen ab. Das zu reproducirende Object wird dann seinem Gelb- grünwerthe nach erhalten, und zwar in richtiger Licht- und Schattenabstufung, da die Platte durch die gelbgrünen Strahlen schon längst ausexponirt ist, ehe die gelben und rothen Strahlen wirken. Wenn nun. zwar eine solche Reproduction

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üobor drolllniiffti Anaatimwato

76

in vielen Fallen nahem dem Anblicke entspricht, welchen man mit dem Auge hat, so ist sie doch ebensowenig als eine orthochromatische so bezeichnen, wie eine gewöhnliche Auf- nahme, da im ersten Falle das Object nur seinem Gelbgrün- werthe nach reproduoirt wird, Blau dagegen unwirksam bleibt; während es im zweiten Falle gerade umgekehrt ist Eine Erythrosinsilberplatte dagegen, in der richtigen Weise an- gewendet, wird das Object sowohl seinem Gelbgrün-, als auch Blau wert he nach richtig wiedergeben.

Als Schlussresultat der ganzen Untersuchung folgt, dass es in den meisten Füllen nicht nur vortheilhaft , sondern ge- radezu nothwendig ist, farbenempfiudlich gemachte Platten zu benutzen (vergl. hierzu den Aufsatz yon Eder, Phot Corr. 1895, S 646).

lieber dreilinsige Anastigmate.

Von Emil von Höegh in Wilmersdorf bei Berlin.

Bei der grossen Verbreitung, welche in den letzten Jahren die aus je zwei für sich astigmatisch und sphärisch oorrigirten Dreilinsensystemen zusammengesetzten Doppelobjective infolge ihrer früher für unerreichbar gehaltenen Leistungsfähigkeit gefunden haben, dürfte es für den Photographen sowohl, als für den oonstruirenden Optiker von Interesse sein, hierüber von einem Fachmanne, welcher sich durch Jahre lang fortgesetzte rechnerische Studien einige Uebersicht über diesen Gegenstand verschafft hat, einiges zu hören.

Die ersten Constructionsformen der hierher gehörigen Art wurden durch die Patentschrift D. R.-P. 74437 zuerst weiteren Kreisen bekannt. Es sind dies die sogen. Doppel- Anastigmate von Goerz, welche zwei unter sich typisch verschiedene Aus- führungsformen umfassen.

Die eine in Fig. 18 dargestellte Form besteht aus einer biooncaven Flintglaslinso mittlerer Brechung (1,57), welche von einer positiven Linse niedriger (1,51). und einer positiven Linse hoher Brechung (1,61) eingeschlossen ist. Nach dieser Kennzeichnung der Construction sind wieder zwei Ausführungs- formen denkbar, denn es kann einmal die erste Linse (Fig 18a) die niedrigere, im zweiten Fall (Fig. 18b) die höhere Brechung besitzen.

Die erstero Form führt auf eine sphärisch und astigmatisch corrigirte Linse positiver Brennweite, die zweite kann nur

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Uober drollinsigo Anaatigmatc.

für eine negative Gesammtbrennweite sphärisch und astig- matisch eorrigirt werden.

In beiden Fällen ist durch die erste Kittfläch© (Z bezw. S) die sphärische Abweichung zu heben, durch die zweite Kitt* flache (S bezw. Z) die astigmatische Ebenung des Bildfeldes herbeizuführen.

Die zweite, in Fig. 19 dargestellte Ausfuhrungsform der Hinterlinse des Doppel - Anastigmaten besteht aus einer positiven Linse mittlerer Brechung (1,57), welche von zwei negativen Linsen eingeschlossen ist, von denen eine niedrigere (1,51), die andere höhere Brechung (1,61) besitzt Auch hier sind wieder zwei Fälle (a und b) denkbar, von denen der eine (a) auf einen Anastigmaten positiver, der zweite <b) auf einen solchen negativer Brennweite führt. Hier wirkt in beiden Fällen die erste Kittfläche (S bezw. Z) compeusirend auf die

astigmatischen , die zweite Kittfläche (Z bezw. S) compensirend auf die sphärischen Fehler.

Schreiber dieses stellte sich bald nach Publication des Goerz' sehen Doppel- Anastigmat- Patentes die Aufgabe, zu untersuchen, ob es unter den vielen denkbaren Dreilinsen- oombinationen, welche zwei Kittflächen entgegengesetzter Wirkung enthalten, ausser den angeführten und praktisch be- reits erprobten noch weitere Ausfuhrungsformen gäbe, welche die gleichzeitige Beseitigung der beiden hier zunächst in Be- tracht kommenden Fehler möglich machten. Es ergab sich, naohdem eine ganze Reihe rechnerischer Versuche durchgeführt war, dass mit Ausnahme von zweien, welche mit den schon bekannten in innigem Zusammenhange stehen, bei allen unter- suchten Formen die Hebung beider Fehler ausgeschlossen ist.

Es sind dies zwei Objectivformen , welche sich rein äusserlich betrachtet aus denjenigen der Doppel- Anastigmat- formen unmittelbar ergeben, wenn man die beiden durch die, die sphärische Abweichung corrigirende Kittflache verbundenen

Flg. 18.

Kig 19.

Uober drellinslge Anastigmato.

77

Linsen in umgekehrter Reihenfolge der dritten Linse anfügt, so dass nun die Linse höchster Brechung mit derjenigen niedrigster Brechung in Berührung tritt.

Die Fig. 20 und 21 zeigen diese beiden Formen. Die Formen a führen analog den obigen Verhältnissen auf Anastig- mate positiver, die Formen b auf Anastigmate negativer Brennweite.

Der Grund für die oben behauptete Thatsaohe, dass bei allen anderen Dreilinsentypen, insbesondere auch bei allen Dreimeniskensystemen, die Herbeiführung der anastigmatischen Büd- Ebnung nicht möglich ist, ist darin zu suchen, dass das Vorhandensein einer sammelnd wirkenden Kittfläche bei positiven, bezw. einer zerstreuend wirkenden Kittfläche bei negativen Systemen keineswegs zur Hebung dieses Fehlers ge- nügt. Diese Flächen wirken erst dann bildstreckend ohne

Flg. 20 Flg. 21.

Vermehrung des Astigmatismus , wenn sie in dem Systeme eine dem einfallenden Lichte entgegengesetzte Krümmung er- halten, so dass der Hauptstrahl diese Fläche unter relativ grossem Winkel trifft, während es für die Compensation der sphärischen Abweichung auf der Achse (aber auch nur auf der Achse) gloichgültig ist, welche Richtung die hierzu dienende Kittfläche erhält.

In Anbetracht dieser Umstände sind die Bedingungen für die gleichzeitige Hebung der sphärischen und astigmatischen Abweichungen in einem Dreilinsensystemo einfach folgende:

Das Vorhandensein einer sammelnd und einer zerstreuend wirkenden Kittfläche, ferner

a) bei Linsen positiver Brennweite das Vorhandensein entweder einer biconvexen Linse hoher, oder einer biconcaven Linse niedriger Brechung;

b) bei Linsen negativer Brennweite das Vorhandensein ent- weder einer biconvexen Linse niedriger, oder einer biconcaven Linse hoher Brechung.

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Ueber drolÜDSige Anwtlgmato.

Hiermit sind diejenigen Construotionsformen dreilinsiger Systeme, welche die Hebung beider Fehler Oberhaupt möglich machen, erschöpft. Dieser Satz hat auch Gültigkeit für Linsen- systeme, welche aus vier oder mehr Linsen zusammengesetzt sind, es sind dann nur entsprechend mehr gleichartig wirkende Kittflaehen vorhanden.

Sehen wir von den Systemen negativer Brennweite, die für die Praxis eine besondere Bedeutung nicht erlangt haben, ab, so behalten wir vier Ausführungsformen des anastig- matischen Princips im Dreilinsensystem übrig. Von der chro- matischen Abweichung ist bisher nicht die Rede gewesen, diese läset sich indes bei der Reichhaltigkeit des von Seiten des Jenenser Glaswerks dargebotenen Glasmaterials bei allen vier Ausführungsformen ohne Schwierigkeit durch Auswahl geeigneten Glasmaterials wenigstens für eine Zone der Objectiv- öffnung heben.

Mit Erfüllung der genannten drei Bedingungen ist aber allen an ein gutes Photographenobjectiv zu stellenden Be- dingungen bei weitem noch nicht genügt, es bleiben vielmehr jedem System in mehr oder weniger hohem Grade Fehler anhaften, die beim Doppelobjectiv zwar verschwinden, von grossem Einfluss aber auf die Wirkung des Einzelsystems an sich sind.

Die wichtigsten Fehler dieser Art sind etwa folgende:

1. Der trotz Hebung der sphärischen Abweichung für den Strahl höchster Iooidenz übrigbleibende Abweichungsrest der Mittelzonenstrahlen.

2. Die chromatische Differenz der sphärischen Abweichung, d. h. die für das optische Licht übrigbleibende sphärische Ab- weichung, wenn dieselbe für das ehemisch wirksame Licht gehoben ist, oder umgekehrt.

3. Der Grad der Abweichung von der Apochromasie, d. h. der Hebung der Farbenabweichung für mögliehst viele Farben des Spectrums, ein Fehler, dessen Hebung mit 2 meist Hand in Hand geht und darin gipfelt, dass zufällig Flint- und Crowngläser zur Verfugung stehen, deren Spectra in den verschiedenen Regionen möglichst proportional von Intervall zu Intervall fortschreiten.

4. Die Abweichung von der Bild -Ebnung für andere Strahlenrichtungen als diejenige, auf welcher die beiden astig- matischen Bildpunkte in der idealen Bildebene zur Vereinigung gebracht sind.

5. Die in diesen Strahlenrichtungen auftretenden astig- matischen Differenzen zwischen Mitte und Rand des Bildes.

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wie beim Einzelobjectiv in die Erscheinung, während die folgenden beim Doppelobjectiv infolge der symmetrischen An- ordnung nicht zur Geltung gelangen:

6. Die Grösse der Abweichung von der Erfüllung der sogen. Sinusbedingung, d. h. der Forderung, dass möglichst alle Strahlenkegel, ganz gleich welcher Einfallshöhe, von einem Flächenelement im Objectraum in der Bildebene Bilder von gleicher Grösse erzeugen

7. Die chromatische Differenz der Sinusbedingung.

8. Die chromatische Differenz der Ablenkung des schräg einfallenden Hauptstrahles, oder die verschiedene Bildgrösse seitlich liegender Objecte bei kleinster (als Punkt gedachter) Blendenöffnung.

9. Die Distortion, d. h. die Abweichung der parallel zum Hauptstrahl in grösserem Abstände von diesem einfallenden Strahlen von dem Durchstosspunkte desselben in der Bildebene.

10. Die chromatische Differenz der Distorsion.

Bei der grossen Anzahl der aufgezählten, nach strenger Erfüllung der Hauptbedingungen noch gar nicht berücksich- tigten Fehler ist es von vornherein ausgeschlossen, oder wäre doch ein kaum zu erwartender Zufall, wenn alle diese Fehler in einer der genannten Constructionen gleichzeitig mitbeseitigt sein sollten. Es ist daher demjenigen System, bei welchem die wichtigsten Fehler nur in bescheidenem Maasse auftreten oder zufallig mitbeseitigt sind, der Vorzug vor den anderen zu geben.

Für die Entscheidung der Frage, welche Ausführungs- form des Doppel- Anastigmaten zu wählen sei, war s. Z. die Mitbeseitigung der unter 2 bis 5 aufgezählten Fehler bei der in Fig. 18 dargestellten Ausfuhrungsform maassgebend, da es vor allem ein Bedürfniss war, ein möglichst allen Anfor- derungen genügendes Doppelobjectiv von beträchtlicher Licht- stärke zu schaffen. Die zweite Ausführungsform (Fig. 19) wirkte als Doppelobjectiv wegen unzureichender Beseitigung der sub 2 und 3 aufgezählten Fehler ungleich ungünstiger,

hier die Fehler 6 und 9 in wesentlich geringerem Maasse auf- treten. Doch wiegen diese nur in der Einzellinse liegenden Vorzüge die eben genannten Vortheile der Construction 1 bei weitem nicht auf.

Aber auch der in Fig. 20 dargestellten Objeotivform gegenüber bietet die Ausführungsform 1 des Doppel -Anastig- maten wesentliche Vortheile dar. Während sich beide Formen

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80 Absorption de« Höhte«. Flaoresoenz. PhosphorciceDS.

in Bezug auf die unter 1 bis 3 aufgezählten Fehler nahezu gleich verhalten, treten bei Form 3 wegen der ungünstigen dem einfallenden Lichte entgegengesetzten Lage der zer- streuend wirkenden Kittflächo alle übrigen , und namentlich die auf die Einzellinse bezuglichen Fehler wesentlich stören- der auf.

Die vierte Form (Fig. 21) ist bisher nicht in den Verkehr gebracht worden. Diese würde sich noch ungünstiger stellen als Form 3, und sich zu dieser etwa verhalten wie die beiden Doppelanastigmat - Constructionen zu einander.

Nach alledem glaube ich mit Recht meine Meinung dahin aussprechen zu dürfen, dass in den Doppelanastigmat- Formen 8 Z. allerdings nicht alle, wohl aber die weitaus günstigsten Ausführungsformen der dreilinsigen Anastigmate gefunden waren

Absorption des Lichtes. Fluorescenz. Phosphorescenz.

Von Prof. Hermann Krone in Dresden.

(Fortsetzung aus dem vorigen Jahrgänge, S. 152 160.)

3. Phospho rescenz.

Unter Phosphorescenz verstehen wir die Eigenschaft gewisser Körper, von dem dieselben bestrahlenden Lichte nach Entfernung desselben einen Theil zurückzubehalten, und dann dieses Licht , innerhalb gewisser Zeit abklingend , dadurch selbständig leuchtend, als ruhigen Schimmer wieder aus- zustrahlen. Da man diese Eigenschaft zunächst am Phosphor kannte, so benannte man dieselbe nach diesem und nannte diejenigen Körper, in denen man die nämliche Eigenschaft künstlich herstellte, künstliche Phosphore, Leucht steine; wie ja schon der Phosphor selbst seinen Namen dieser seiner Eigenschaft zu verdanken hat eigentlich cpaoc Licht;

yrjpos _ tragend, also Lichtträger, lucifer). Aus dieser Namen- gebung schon geht hervor, dass die Erscheinung der Phos- phorescenz schon im Alterthum bekannt war. Die beabsichtigte Herstellung künstlichen Phosphors, nämlich des Balduin - sehen Leuchtsteines, war 1727 die Veranlassung zur Ent- deckung der Lichtempfindlichkeit des Silbernitrats, und, da der Erfinder damit auch sofort Schriftzüge abbildete, somit der Photographie, durch den deutschen Arzt J. H. Schulze, geb. 1687, gest. 1744, Mitglied der Kaiserl. Leopol dinisch -

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Absorption des Lichte«. Fluoreeoeos. Phoaphoresceoz. 81

Caro liiiis chen Akademie der Naturforscher, als dieser behufs Herstellung des Leuchtsteins „Sc beide was seru (Salpetersäure) mit Kreide sättigte und die Wirkung eines Zusatzes von Silber zu dem dabei benutzten Scheidewasser untersuchen wollte. Somit ist auch die erste über Photographie handelnde Publi- kation die von Schulze selbst verfasste Abhandlung darüber: J. H. Schulze, „Skotophorus pro phosphoro inventus, seu experimentum curiosum de effectu radiorum solarium" (der Fi nsteniiss träger anstatt des Lichtträgers erfunden; oder merk- würdiger Versuch über die Wirkung der Sonnenstrahlen). Acta physico-medica Academiae Caesareae Leopoldino-Oarolinae. 1727. I. 528. Wir verdanken die Kenntniss dieses bis 184ö unserer Zeit ganz unbekannt gebliebenen Factums, in welchem Jahre durch Karsten in seinen r Fortschritten der Physik für 1846" auf S. 228 auch nur ein Citat ohne Inhaltsangabe hier- über erschien, den sorgfältigen bibliographischen Forschungen Eder's, welcher in seinem „Ausführt. Handbuch der Photo- graphie", Bd. I, S. 2 u 3, Ausführliches darüber, auch einen Auszug aus der von Schulze selbst gegebenen lateinischen Originalbesohreibung des Vorgangs veröffentlicht, und dadurch die für alle Welt wichtige und zweifellos richtige Kenntniss über die Person des Erfinders und über die Zeit und Art der Erfindung der Photographie der Vergessenheit entrückt und für uns Alle gerettet hat. Ebenderselben authentischen Quelle, dem Handbuche Eder's, ist auch diese gegenwärtige Mit- theilung hierüber entlehnt worden.

Die Eigenschaft, zu phosphoresciren , ist ausser dem Phosphor einer grösseren Anzahl von Körpern bereits von Natur aus eigen. Unter diesen steht besonders der Diamant obenan. Mit der märchenhaften Bezeichnung „Karfunkel", jenes bei Nacht leuchtenden Edelsteins, ist wahrscheinlich der Diamant gemeint. Aber auch dem Korund in seinem Drei- farben-Vorkommen (roth als Kubin, blau als Sapphyr, grün bis fast wasserhell als Smaragd), ferner auch dem Beryll, dem Borgkrystall , dem Topas u.a., ist je nach der Reinheit des Exemplars mehr oder weniger Phosphorescenz eigenthümlich. Ausser diesen sind in erster Linie zu erwähnen der Kalkspath, besonders gewisse Pseudomorphosen desselben, gewisse Varie- täten von Flussspath, und von diesen besonders der „Chloro- phan" genannte Flussspath von Nertschinsk. In der neuereu Zeit wieder hat sich die Industrie bemüht, künstliche Phos- phore zur Verwendung für mancherlei nützliche Zwecke her- zustellen. Die Schwefelverbindungen der alkalischen Erden, besonders Schwefelcalcium, Schwefelbaryum, Schwefelstrontium,

6

82 Absorption d«s Liohtos. Fluorescenz. Photphorescenz.

sind hier hervorzubebeu. Bei diesen künstlichen Phosphoren treten je nach der Bereitungsweise, zumal nach der je ver- schiedenen Art und Bezugsquelle des dazu verwendeten Kalkes, der Thonerde oder dergl., ganz bedeutende Farbenvariationen auf, wenngleich die chemischen Verbindungen in ihren stöchio- metri sehen Verhältnissen immer dieselben geblieben sind.

Es sind demnach nicht ohemische, sondern physikalische Unterschiede der phosphorescironden Körper, welche diese Verschiedenheit der Färbung des zurückgestrahlten Phos- phoreeoenzliohtes verursachen. Wir erkennen auch hierin wieder ein Resultat causaler Beeinflussung der Kraft, hier des Lichtes, duroh die Materie, vermöge gewisser anders gearteter Beschaffenheits-Zustände der Moleküle des Kalkes, des Baryts, des Strontians u. s. w., die zur Herstellung der phosphores- cironden Substanz gedient haben, oder auch der Molecule der phosphorescironden Substanzen selbst Diese auf andere Weise nicht wahrnehmbaren Unterschiede innerhalb der Körper- besohaffenheit der Substanzen veranlassen es, dass von dem in die phosphorescirenden Körper eingetretenen Lichte aller Wellenlängen nur diejenigen Farben- strahlen wieder austreten, deren Wellenlängen den Schwingungen der seit der Bestrahlung in Schwin- gung verbliebenen Molecule entsprechen. Die Aether- schwingungen anderer Wellenlängen sind bei der Absorption theils duroh Umsetzen in Wärme nicht mehr Licht, theils sind sie durch den an den schwingenden Moleculen mehr und mehr erlittenen mechanischen Widerstand zur Ruhe gekommen.

Es soll damit durchaus nicht gesagt sein, dass das Phos- phoresoenzlicht immer nur blaue, immer nur grüne, immer nur orange u. s. w Farbenstrahlen enthalte, wenn der phosphores- eirende Körper merklich blau, grün, orange leuchtet. Es ist vielmehr in allen diesen Fällen das Licht derjenigen Wellen- länge, welche in der soeben besprochenen Weise von den nach Entfernung der erregenden Bestrahlung durch die weiter schwingenden Molecule als austretendes Licht vorwiegend zum Ausdruck gebracht wird, welches die allgemeine Färbung des Phosphorescenzlichtes bedingt. Die Spectreu des Phosphores- cenzlichtes sind im Allgemeinen continuirliche Spectra, welche meist alle Farben vom Roth bis ins Blau enthalten. In einzelnen Fällen treten anstatt eines continuirlichen Spectrums nur Linien auf; so besteht z. B. das Phosphorescenzspectrum des Uran- nitrats aus acht halben Linien zwischen B und F, das Spectrum reicht also aus dem Roth bis ins Grün: die übrigen Farben kommen nicht mehr als Licht zur Geltung.

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Absorption des Liohte«. Fluore»cen«. Phosphoreioeos. 83

Edmond Beoquerel war der Erste, welcher die Er- scheinungen der Phosphorescenz wissenschaftlicher Beobachtung unterzog. Seine umfangreichen Publicationen über diesen Gegenstand finden wir zum grössten Tbeile niedergelegt in seinem Werke: „La Lumiere, sa cause et ses effets", Paris 1867. in dessen erstem Bande die Phosphorescenz besonders ausführlich behandelt ist. Der dritte Band enthält ebenfalls noch weitere werthvolle Erfahrungen darüber. Ausserdem: E. Becquerel. Annales de Chim. et Phys., Ser. III, TomeLV. Weiteres über Phosphorescenz s. Forster. Pogg Ann., Band CXXXIII; Hagenbach, Pogg. Ann., CXLVI; Heinr. Rose, Pogg Ann., Bd. XXXV; Wüllner, Phys., Bd. II.

Becquerel construirte ein Phosphoroskop zur Er- mittelung ausserordentlich schwacher, oder nach der Be- lichtung sehr schnell abklingender Phosphorescenz Erschei- nungen. Dasselbe besteht aus einer Trommel mit zwei gegenüberstehenden Sectoren- Ausschnitten in den beiden kreis- förmigen Wänden der Trommel. Zwischen diesen beiden OefTnuugen wird der zu untersuchende Körper innerhalb eines von Aussen zu befestigenden Rähmchens aufgehängt, so dass er durch eine Oeffnnng, sobald diese nicht verdeckt ist, Licht bekommt und von dem hinter der zweiten Oeffnnng befindlichen Beobachter durch diese gesehen werden kann. Die durch die Trommel hinduroh gehende drehbare Achse trägt im Innern der Trommel zwei mit je vier Sectorenöffnungen versehene mittels einer Räderübersetzung mit Kurbel in Rotation zu ver- setzende Seheiben, welche dicht an den Trommelwänden rotiren, und deren Oeffnungen nicht mit einander coincidiren, sondern genau in die dunkle Mitte zwischen je zwei Oeffnungen der andern Scheibe fallen. Die Breite der Seetorenöffnungen beträgt ein Drittel des Zwischenraumes zwischen je zwei Oeff- nungen. Die Schnelligkeit der Drehung kann der Beobachter nach Belieben bewerkstelligen und mit der Uhr controliren. Dreht man die Scheiben in einer Secunde einmal herum, so beträgt die Belichtung ]/ig Secunde, und dieselbe Zeitdauer vertliesst zwischen Belichtung und Beobachtung. Macht man in einer Secunde 100 Umdrehungen, so beträgt die Belichtungs- dauer und das Zeitintervall für die Beobachtung 0,0006 Secunde. Mit Hilfe dieses Apparates fand Becquerel, dass die Phos- phorescenz eine fast allgemein verbreitete Erscheinung ist, welche bei nur wenig Körpern überhaupt nicht wahrzunehmen ist. Becquerel schliesst ferner aus seinen Beobachtungen, dass Fluorescenz nur eine Phosphorescenz von sehr kurzer Dauer sei. Dies ist allerdings noch nicht erwiesen. Wohl

6*

84 Absorption dos Lichtes Kluorwcon«. Pho»phore»ceni.

aber ist der von demselben aufgestellte Satz ziffermassig begründet, dass die Intensität des Phosphoresoenzlichtes der des beleuchtenden Lichtes proportional ist.

Bei dem beleuchtenden Lichte sind es aber vorwiegend die Strahlen grösserer Brechbarkeit, welche die Phosphorescenz erregen; das Phosphorescenzlioht dagegen antwortet hierauf ähnlich, wie wir das bei der Fluorescenz besprochen haben, im Allgemeinen in längeren Wellenlängen. Nach Becquerel erregen überhaupt bei den kräftigsten dieser künstlichen Leucht- körper, dem Schwefelcalcium, dem Schwefelstrontium und dem Schwefelbaryum, die weniger brechbaren Farbenstrahlen vor der Linie F keine Phosphoresoenz.

Es ist jedoch eine puiz andere Einwirkung dieser Farben- strahlen auf bereits phosphorescirende Körper zu constatiren, ein Einfluss, wie er in gleicher Weise durch gesteigerte WTärme des leuchtenden Körpers hervorgebracht wird Pro- jioirt man nämlich Strahlen geringerer Brechbar- keit nur kurze Zeit auf einen bereits phosphores- cirenden Körper, so wird dadurch die Intensität des Leuchtens lebhaft gesteigert; hierauf folgt jedoch ein bei Weitem schnelleres Abklingen des Leuchtens. Setzt man diese Nachbeliohtung des leuchtenden Körpers durch rothes oder gelbes Licht längere Zeit fort, so tritt das schnellere Abklingen des Phosphorescenzlichtes schon während dieser Nachbelichtung ein, und der leuchtende Körper gibt während dessen mehr Licht aus, als es ohne diese Nach- belichtung der Fall sein würde, so dass endlich nach Be- endigung derselben der Körper gar nicht weiter phosphorescirt. Dieser Umstand gab zu der Meinung Anlass, als sei es eine Eigentümlichkeit der Strahlen geringerer Brechbarkeit, das durch die brechbaren Strahlen erregte Phosphorescenzlicht auszulöschen Wir finden diese Ansicht auch in v. Lommel, Exper.- Physik, S. 549, vertreten.

Von ganz besonderem Werthe ist die durch Beobachtung Becquerels von Neuem bestätigte alte Erfahrung, dass ge- wisse Körper, z. B. der Diamant, der Flussspath u. A., auch ohne Bestrahlung, nur durch Erwärmung zum Phos- phoresciren gebracht werden. Hier geschieht also die Erregung der Phosphorescenz durch Aetherschwingungen längerer Wellenlängen. Dauert diese Erwärmung länger an, als eine gewisse Erfahrungsgrenze verlangt, so hört das Phosphoresciren sehr bald wieder auf, erwaoht jedoch schnell von Neuem, wenn man den Körper vor einer nochmaligen Er- wärmung kurz belichtet. Hier treten also Wärme und

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Absorption dos Llohtes. Fluoresoens. Phospboresceni. 85

Licht gegenseitig vicarirend auf, und betrachtet man den Vorgang von dem gegenwärtig von uns eingenommenen Standpunkte, von welchem Wärme und Licht für uns eine und dieselbe Kraft ist. die sich je nach Bedürfniss verschieden äussert, so ist die ganz natürliche Erklärung des Vorganges sofort dadurch gegeben, dass die Molecule jener Leuchtkörper diesmal nicht durch Belichtung, sondern durch Erwärmung in Schwingungen versetzt werden, deren Fortdauer nach aussen hin sich als zurückgestrahlte Lichtwellen äussert, und zwar ganz in dem Sinne, in welchem sich, wie wir oben gesehen haben, die Lichtwellen geringerer Brechbarkeit verhalten, nämlich erst ziemlich intensiv leuchtend, hierauf schnell ab- klingend, wonach für die Rehabilitirung des Leuchtzustandes doch noch eine kurze Belichtung durch Strahlen grösserer Brechbarkeit notliwendig wird. Die nochmalige Erwärmung dient dann zur Erhöhung der Intensität des Leuchtens, wie eine Nachbelichtung durch Licht grösserer Wellenlänge. Wir dürfen bei Erwähnung dieses Vorgangs mit Recht darauf hin- weisen, dass das Vorhandensein der Wärmestrahlen in den Lichtstrahlen geringerer Brechbarkeit, zumal im Roth, längst bekannt und von Tyndall erfolgreich experimentell nach- gewiesen wurde. Wir sehen aber aus nuserm soeben be- sprochenen Beispiele, dass wir bei Anwendung von Wärme das leuchtende Licht sogar hier entbehren können, um das Leuchten des Lichtes zu erzeugen. Da vermöge der Er- wärmung und Abkühlung der Molecule des Leuchtkörpers sowohl diese, als auch ihre Zwischenräume Veränderungen durch Ausdehnung und Zusammenziehuug erfahren und dadurch die mit den schwingenden Moleculen in gleichwerthige Mit- schwingung versetzten Aethertheilchen ihre Wellenlängen den durch die Reibung an den Moleculen mitbedingten localen Ver- hältnissen anpassen können, sind alle Bedingungen gegeben, dass in solchem Falle die universelle Kraft bald als Wärme, bald als Licht, einem und demselben Zwecke dienend, endlich als Phos- phorescenzlicht von dem Leuchtkörper ausstrahle. Es dürfte so- nach kaum gewagt erscheinen, die Fhosphorescenz als eine nach der Belichtung fortdauernde Fluorescenz zu be- trachten, und es dürfte darin auch das in kürzeren Wellen- längen stattfindende Fluoresciren stärker absorbirender Körper wegen der dabei eintretenden lebhafteren Wärme-Entwicke- lung eine nicht von der Hand zu weisende Erklärung rinden.

Das soeben angezogene Beispiel , das Leuchten des Lichtes als Phosphorescenzlicht nicht durch Bestrahlung im Lichte, sondern durch Wärme zu erregen, führt uns in ein anderes

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86 Absorption dea Lichte«. Flaoretetnz. Phoiphoretcens.

bis jetzt wenig berührteR Gebiet der Phosphorescenz , in welchem die Erregung von Phosphoresoenzlicht ebenfalls nicht durch Licht, sondern durch biologische Vorgänge in Organismen bewirkt wird. Auch hier ist es die univorselle Kraft, die nach den jeweiligen Lebenserfordernissen der Organismen sich in ihren Wechselwirkungen auf den Stoff ihrer mannigfaltigen Aeusserungsformen, je nach Erfordern die eine in eine andere umgestaltend, bedient, um der Not- wendigkeit und Zweckdienlichkeit des je vorliegenden Falles gerecht zu werden. Die Organismen verändern sich unausgesetzt. Sind jene Lebenserfordernisse in denselben nicht mehr vor- banden, so erlischt auch die Beeinflussung der Kraft durch den Stoff in dem darauf gerichteten Sinne; dann erlischt auch die Befähigung des Organismus für das Leuchten. Mit einer etwaigen Bezeichnung solcher Kraftäusserungen als „Lebens- kraft" würde uns sehr wenig gedient sein, im Gegentheil! Auch die von Darwin aufgestellten Zuchtwahl- und Anpassungs- vorgänge sind in ihrem ursachlichen Zusammenhange so lange unerklärt, bis wir uns entschliessen , sie lediglich als mittelbar aufzufassen, als veranlassende Momente für die der jeweiligen Naturnotwendigkeit entsprechende un- mittelbare Wirkung der Kraft, die als universelles Agens bald so, bald so gestaltet wirkt.

Biologische Notwendigkeiten, deren Erkenntniss uns bis zur Stunde grösstenteils noch unerschlossen ist, sind es. welche die mittelbare Veranlassung bilden zu dem Phos- phoresciren des in halber Ausbildung begriffenen tief im dunkeln Felsenspalt mit prächtigem, smaragdgrünem ruhigen Lichte schimmernden Leuchtmooses (Schistostega), an Stellen, wo selbst kaum jemals ein dämmeriger Lichtstrahl eingedrungen ; welche das phosphorescireude Leuchten aller jener Milliarden von kleineren und grösseren Leucbt- Mollusken veranlassen, welches in seiner überwältigenden Gesammt Wirkung in stillen Nächten den Ozean ringsum dort in geheimnissvoller Sternen- pracht, dort in breiten sich immer umgestaltenden Inseln von flüssigem Golde wie Märchenzauber aufleuchten macht; welche endlich, um nur wonig Beispiele anzuführen, das in derThat auf eine im Organismus begründete elektrische Erregung zurückzuführende Phosphorescenzlicht unserer Johanniskäferchen (Lampyris noctiluca und Lamprorhiza) oder das der weithin prachtvoll leuchtenden, hoch oben zwischen den Palmenkronen zu Tausenden hin und her schwebenden indischen Leuchtkäfer aus dem Geschlechte der Elateriden oder des Surinamischen Laternenträgers (Fulgora laternaria) entzünden.

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Ueber Röntgenstrahlen und deren Auwcmluug. £7

Gerade diese biologischen Vorgänge sind es, welche gegen- wärtig unsere volle Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, nachdem uns in den neuesten Tagen Wiener auf einen durch- aus neuen Boden der Forschung zum Zwecke der Farben - photographie durch Körperfarben und mechanische

im Hinblick darauf gerade jetzt für zweckdienlich gehalten, die auf Absorption beruhenden Erscheinungen der Fluorescenz und der Phosphorescenz in einer vergleichenden Besprechung in Erinnerung zu bringen, und damit den zu erhoffenden weiteron Forschungsarbeiten, bezüglich der durch Umwandlung des ab- sorbirten Lichtes iu chemische Thätigkeit zu gewinnenden Er- fahrungen über Herstellung absorptionsmässig lichtempfindlicher farbenempfänglicher Schichten zur Erzeugung von Körperfarben nach dem neuen Wien er' sehen Princip einige einleitende Fingerzeige für die Beobachtung voranzuschicken.

l'ebcr Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

Bereits im vorigen Jahrgang dieses „Jahrbuches" (für 1896, S. 457) haben wir über Entdeckung der „X- Strahlen" durch Prof. Röntgen oder der sogen. Röntgenstrahlen berichtet. Diese Entdeckung gelangt zu so grosser Wichtigkeit, dass wir hier eine Uebersicht des gegenwärtigen Standes unserer Kennt- nisse dieser Strahlen geben wollen.

Als grundlegende Werke über die physikalischen Eigen- schaften und die Theorie der X- Strahlen siud die beiden Publicationen Prof. Röntgen 's selbst zu bezeichnen, nämlich: Röntgen, W. C, Ueber eine neue Art von Strahlen (Vor- läufige Mittheilung, vorgelegt in der Sitzung der Würzburger Physik. -raedic. Gesellschaft 1895); Röntgen, W. C, Eine neue Art von Strahlen (Fortsetzung, vorgelegt in der Sitzung der Würzburger Physik, -medic. Gesellschaft 1895) Würzburg, Stah ersehe k. bayr. Hof- und Universität« -Buchhandlung.

Professor Röntgen bespricht iu der zweiten Abhandlung in rein theoretischer, nur für Fachkreise berechneter Art und Weise die entladende Wirkung der X-Strahlen auf elektrische Körper. Um seine Experimente möglichst fehlerfrei zu ge- stalten, hat Röntgen seine Beobachtungen in einem Räume angestellt, der nicht nur vollständig gegen die von der Vaouum- röhre, den Zuleitungsdrähten , dem fnduetions -Apparat u. s. w.

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g# üeber Röntgenstrahlen and deren Anwendung.

ausgebenden elektrostatischen Kräfte geschätzt, sondern dei auch gegen die aus der Nähe des Entladungs- Apparats kommende Luft abgeschlossen war. Einen derartigen Raum gewann Röntgen, indem er aus zusammengelötheten Zink- blechen einen Kasten anfertigen liess, der gross genug war. um den Experimentator sammt den nöthigen Apparaten auf- zunehmen. Durch eine mit einer Zinkthüre versehliessbare Oeffnung konnte man in diesen Zinkkasten gelangen. Der Thüre gegenüber war die Zinkwand in einer Weite von 4 cm ausgeschnitten. Die Oeffnung war mit einem dünnenAluminium- blech luftdicht verschlossen. Durch dieses Fenster konnten die X-Strahlen in den Reobachtungskasten eindringen Die Experi- mente, die Röntgen in diesem Kasten angestellt hat, haben ergeben, dass positiv oder negativ geladene Körper, wenn sie mit X-Strahlen bestrahlt werden, entladen werden. Dieselbe entladende Wirkung übt auf elektrische Körper auch die von X-Strahlen bestrahlte Luft. Ob dieser Eigenschaft der X-Strahlen eine praktische Bedeutung zukommt, darüber schweigt Röntgen. Auch in seiner ersten Mittheilung, in welcher ' er der Welt seine Entdeckung mittheilte, hat ja Röntgen sich gänzlich auf die Theorie beschränkt und kein Wort über die praktische Verwendbarkeit der merkwürdigen Strahlen gesagt.

Die Publicationen Röntgen's werden als allgemein be- kannt vorausgesetzt.

Ueberdies erfolgten zahlreiche Publicationen anderer Physiker und viele populäre Schriften über diesen Gegenstand.

Nach dem Urtheile der Fachpresse, sowohl physikalisch- medicinischer als photographischer Richtung gibt das beste Bild über die Leistungsfähigkeit der Photographie mit Röntgen- strahlen die Publication von Ed er und Valenta in Wien „Versuche mit Röntgenstrahlen u, welche Publication mit Ge- nehmigung des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht durch die k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduotionsverfahreu in Wien (VII. Westbahnstrasse 25) herausgegeben wurde (Com oiissions-V erlag von W. Knapp in Halle a. S. und R. Lechner in Wien). Die beigegebenen heliographischen Volltafeln repräsentiren mustergiltige Leistungen von Röntgen -Photographien.

Ueber die allgemeinen Eigenschaften der Röntgen- strahlen wurde u. A. festgestellt:

E. Ketteier (Annal. d. Pbys. u. Chemie, Bd. 58? S. 410) sowie Winkelmann( Ueber einige Eigenschaften der X-Strahlen, Jena 1896, S. (i) halten dio X-Strahlen für Longitudinal-

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Ueber Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

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Strahlen; Ketteier hält sie für Strahlen kürzester Wellen- länge, deren Brechungsexponent dem Grenz werthe der Ketteier- Helmholtz' sehen Dispersionsformel nahe liegen dürfte.

Tesla theilt mit, dass Fluorescenz- Erscheinungen, sowie photographische Schattenbilder mittels X-Strahlen nur in einer gewissen Grenze am besten entstehen. Wenn er Aufnahmen auf geringe Entfernung und mit sehr starkem Strome machte, so zeigte sich eine geringe Schattenbildung, indem z. I). Fleisch und Knochen einer Hand fast gleichmassig durchdrungen wurde; bei grösserer Distanz warfen die Knochen Schatten, das Fleisch war durchsichtig, und die Schatten werden am deutlichsten ; bei grösserer Entfernung verlor sich die Definition im Bilde, und es blieb ein verschwommener Schatten. Tesla meint, dies deute auf keine transversalen Schwingungen, sondern könne nur durch Annahme von materiellen Strömen erklärt werden (Optician 1896, S. 338; Phot. Centralbl. 1896, S.421).

Nach Winkelmann und Straubel ist der Brechungs- index der Röntgenstrahlen w 1 0,0038.

B. Walter fand, dass sich mit einem Diamant- und Aluminiumprisma keine Abweichung des Brechungsindex von der Einheit ± 0,0002 nachweisen Hess Daraus schliesst er, dass die Wellenlange höchstens 0,000001 mm betragen kann (Naturwiss. Rundschau 1896, Bd. lt, S. 322: Beibl. Annal. d. Phys. u. Chemie 1896, S. 713).

Dr. L. Fromm bestimmte die Wellenlänge der Kontgen- strahlen = 0,000014 mm. Die Lösung der Aufgabe war keine leichte, weil die Röntgenstrahlen weder eine regelmässige Reflexion noch Brechung zeigen. Es blieb daher nur übrig, mittels der Beugungserscheinungen die Wellenlänge zu be- stimmen, was obengenanntes Resultat ergab; sie ist ungefähr 15 mal kleiner als die bisher untersuchten kleinsten Wellen- längen im Ultraviolett (Sitzungsberichte der mathem.- physika- lischen Classe der kgl. bayr A kad. d. Wissensch, in München 189B).

Gouy stellte Versuche an, welche keine Beugung der X-Strahlen ergaben; er folgert, dass die Wellenlänge der X-Strahlen kleiner als 0,005 Milliontel Millimeter, d.h. kleiner als Vioo derjenigen des Grün sein muss (Compt. rend 1896, Bd. 123, S. 713; Annal. d. Phys. u. Chem. 1896, S. 713).

Prof. J. J. Thomson in Cambridge hat die Geschwindigkeit der Röntgenstrahlen gemessen und dieselbe tausendmal geringer als die des Lichtes gefunden. Er ist der Ansicht, dass die Strahlen verursacht würden durch elektrisch geladene Molecule, die von der Kathode auf die Röhre herabgeschleudert würden (Photo- graphy 19. März 1896, S. 199; Phot. Wochenbl 1896, S. 140).

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Ueb«r KüntgcDBtrahlen and deren Anwendung.

G. Vincentini und Packer in Venedig fanden An- deutungen einer irregulären Reflexion der Röntgenstrahlen durch einen parabolischen Metallspiegel, wahrend ein Glasspiegel gar keine Andeutungen einer Reflexion gab (Brit. Journ. of Phot 1896, S. 179).

Nach Dwelshauvers-Dery existirt bei Röntgenstrahlen keine geometrische Reflexion, sondern die diffuse Reflexion derselben, welche von zahlreichen Physikern beobachtet wurde, rührt von einer Erzeugung von Strahlen anderer Ordnung in der getroffeneu Stelle her (Bull. Akad. Beige 1896, S. 482: Beibl. Annal. d. Phys. u. Chem. 1896, S. 809).

Macintyre konnte mit Turmalinplatten keine Polari- sation der X-Strahlen nachweisen (Nature 1896, Bd. 54, S. 109; Beibl. Annal. d. Phys. u. Chemie 1896, S. 715).

Ralph W. Lawrence berichtet in der Zeitschrift „Natura" vom technologischen Institute in Massachusetts, dass er eine Lochcamera mittels Bleiplatten herstellte und das Loch mittels dünnen Aluminiumbleches verschloss. Er erhielt auf einer Bromsilbergelatine -Platte ein ziemlich deutliches Bild des Apparates (Brit. Journ. of Phot. 189H, S. 179).

Eine elektrochemische Wirkung der Röntgen- strahlen auf Bromsilber wies F. Streintz nach; ein elektro- lytisch mit Bromsilber überzogenes Platinblech, welches in die Anordnung eines photoelektrischen Elementes nach Art der in den Arrhenius' scheu Versuchen1) gebracht war, änderte in der Nähe einer umhüllten H ittorf schen Röhre seine Spannung gegen die Flüssigkeit mit der Zeit bis 0.019 in 40 Minuten (Zeitschr. f. physik. Chemie 1896, Bd. 21, S. 183.

Die X-Strahlen vermindern (wie Lichtstrahlen) den Wider- stand einer Selenzelle (Giltag, Beibl. Annal d. Phvs. u. Chem 1896, S. 715).

F. P. Le Roux schrieb über die Verschiedenartig- keit der von den Crookes'sehen Röhren ausgesandten Strahlen und ihre Umwandlung durch die Schirme (Compt. rend. 1896, T. CXXII, p. 924; Naturwissensoll. Rund- schan 1896. S. 292):

Von den vielen Physikern, die sich mit den Entdeckungen von Lenard und Röntgen beschäftigt haben, sind oft sehr widersprechende Erscheinungen uuter scheinbar identischen Bedingungen beobachtet worden. Am auffallendsten waren die Resultate, die Herr Le Roux selbst erhalten. Er besitzt z.B.

1) Sltzung»ber. Aked. Wls« , Wien 1887, Bd. 96, 8. 831; Ed«r'i Jahrbuch für 1895, S. 801

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lieber Röntgenstrahlen und deren Anwendung. 91

ein Cliche\ auf welchem man sieht, dass Metallstücke um so besser durchstrahlt werden , je dicker sie sind , dass ein Carton verhältnissmiissig undurchsichtig war, und dass der Carton mit einem Metallstuck zusammen für gewisse Strahlen durch- lässig war. Man sieht ferner, dass an Stellen, an welchen die Platte von Strahlen getroffen wurde, die durch Rietalle hindurch- gegangen waren, die Gelatine eine rothe Farbe angenommen, die sie nicht hatte bei der directen Einwirkung der Strahlen. Dieses Resultat hatte Le Ko u x bei Beginnseiner Arbeiten erhalten, während jetzt dieselben Metalle und derselbe Carton sich so verhalten, wie es gewöhnlich angegeben wird; der Carton ist durchlässig, die Metalle sind vollkommen undurchsichtig, und dieselben Meissel halten die Strahlen gleichmässig an all ihren Theileu auf, welches auch ihre Dicke sei.

Diese Resultate glaubt Herr Le Roux sowohl auf Grund seiner eigenen Versuche, besonders aber auf Grund der Ent- deckungen von Becquerel (Natnrwiss. Rdsoh. XI, 183, 190, 216, 242, 253) wie folgt erklären zu können: Die photo- graphischen Wirkungen haben zwei Hauptursachen, nämlich die Strahlen, welche von der Oberfläche der Elektroden aus- gesandt werden, und die, welche von der phosphorescirenden Gefasswand kommen. Das eigenthümliche Cliche\ von dem oben die Rede war, wurde mit einem kugeligen Ballon er- halten . der fadenförmige Elektroden und eine stark phosphores- cirende Oberfläche besass. Mit diesem Apparat konnte man selbst bei sehr langer Exposition nur sehr unvollkommene Bilder des Skelettes einer Hand erhalten. Hingegen gaben Ballons mit grossen Kathodenflächen ein vollkommen schwarzes Bild von Metallgegenständen und sehr schnelle und scharfe Skelette. Dieser Unterschied stimmt nach der Auffassung von Verf. mit den Untersuchungen Becquerel's überein, welche gezeigt haben, dass die Strahlen mancher phosphorescirenden Körper die Metalle leichter durchsetzen als die Gesammt- strahlung, die man von den üblichen Crook es' scheu Röhren erhält.

Eine in einen Cartonkasten eingeschlossene Münze hat ein ganz neues Phänomen dargeboten. Die beiden Carton- stücke wirken absorbirend und ihre Absorption addirt sich dort, wo nichts zwischen liegt; wenn aber die Strahlen die obere Cartonschicht durchsetzt haben und dann das Metallstück treffen, so durchsetzen sie dasselbe nicht bloss, sondern sie scheinen dann auch leichter die zweite Cartonschicht zu durch- setzen. Auf jeden Fall aber ist die einfallende Strahlung bei ihrem Durchgang durch das Metall umgewandelt worden, denn

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92 l eber Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

sie färbt die empfindliche Schicht eine neue Erscheinung, die Le Roux noch weiter verfolgt Die Metalle scheinen also eine Art Phosphorescenz zu besitzen. Die Strahlen, welche von den Rathoden ausgehen, und die von der phosphores- cirenden Wand kommenden sind verschiedener Natur und Ter- schieden er Wirkung: dazu kommt, dass sie beim Durchgang durch verschiedene Körper umgewandelt werden.

Nach J. A. M Clelland senden die gut ausgepumpten, wirksamen Vacuumröhren merklich verschiedenartige Strahlen aus, welche besonders bei Fuchsin, Eosin. Aesculin eine stark selective Absorption zeigen. Schlechte Röhren mit höherem Gasdruck haben homogene Strahlung (Proc. Rov. Soc. 18. Juni 1896; Beiblätter Annal. d. Phys u. Chem." 1896. S. 810). Auch Dwelshauvers-Dery fand, dass gewisse Substanzen, z. B. Obsidian, ihre Durchsichtigkeit gegen Röntgen- strahlen mit dem Zustande der Röhre ändern (Beiblätter Annal. d. Phys. u. Chemie 1896, S. 810).

Auch Porter hält die X-Strahlen für zusammengesetzt aus verschiedenen Strahlengattungen (Beibl. Annal. d. Phvs. u. Chem. 1896t S. 716).

B. Galitziu und Karnojitzky publiciren in ihrer Ab- handlung „UeberdieAusgangs punkte und Polarisation der X-Strahlen- (St. Petersburg, März 1896) sehr inter- essante Lichtdrucktafeln, welche die erörterten Phänomene ver- anschaulichen.

Die Zeitdauer der Röntgenstrahlen - Radiation während jedes Funkens wurde von F. T. Trouton von lia0(i bis Vioooo Secunde bestimmt (Brit. Journ. of Phot. 1896, S. 659).

Mayer fand (im Einklang mit Röntgen und im Gegen- satz von Pupin), dass die aktinische Wirkung der X-Strahlen sieh umgekehrt proportional dem Quadrate der Entfernung der photographischeu Platten von der Strahlenquelle verhält (Beibl Annal. d. Phys. u. Chem. 1896, S. 714).

Fluorescenz-Ersch einungen und Röntgenstrahlen.

Röntgen hatte in seiner ersten Mittheilung bekannt ge- macht, dass man mittels fluorescirender Baryumplatincyannr- Schirrae die mit seinen „X-Strahlen" erzeugten Schattenbilder sichtbar machen könne Die Lichtquelle (Hittorf sehe Röhre) wird ganz in schwarzes Papier eingeschlagen, wobei alle sicht- baren Lichtstrahlen absorbirt werden, aber die X-Strahlen durchdringen. Ein mit Baryumplatincyanür bestrichener Schirm leuchtet aber hell auf, sobald er in die Nähe der Lichtquelle

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l'eber Röntgenstrahlen und deren Anwendang.

gebracht wird. Prof. Salvioni brachte einen aolchen FJuorescenz- Schirm in Form eines Guckkastens und nannte den Apparat „Kryptoskop". Statt Kryptoskop wandte man auch den Namen ,,Skioskopw an ( D welshau vers- Dery in Belgien. Beibi. Annal. d. Phys. u. Chem. 1896, S. 810).

John Macintyre in Glasgow wendet für das Kryptoskop statt des Barvumplatincyanurs einen Ueberzug von Kalium- platin Cyanid an (Nature 19. März 1896; Prometheus 1896,

Fig. 22.

S. 445). Viel später trat Edison mit einem dem Kryptoskop ganz ähnlichen Apparate in die Oeffeutlichkeit und nannte ihn Fluor os kop. Er benutzte aber an Stelle des Platinsalzes eine von ihm zuerst angegebene rluorescirende Substanz: das Calciumwolframat (wolframsaurer Kalk) Wie in Fig. 22 an- gedeutet ist, wird das seitliche Licht durch einen Carton-Kasten abgehalten. Der Fluorescenz -Schirm ist mit der Schicht gegen das Auge gerichtet, von aussen aber mit schwarzem Papier überzogen.

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lieber Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

Zum Schutze gegen mechanische Verletzung kann über den Schirm ein Celluloidfllm gelegt werden. Der woiframsaare Kalk, den Edison als fluorescirende Substanz von Röntgen- strahlen verwendet, wird durch Glühen von Kochsalz, wolfram- saurem Natron und Chlorcalcium in einem Tiegel und Aus- ziehen der Schmelze mit Wasser erzeugt; es entsteht krystai- linisches Calciumwolframat (Phot. Wochenbl. 1896, S. 205).

Hopkins und Williams in London erzeugen special 1 wolframsauren Kalk für Fluorescenz - Schirme (Brit Journ. Phot. 1896, S. 631).

Swinton erzielte mit wolframsaurem Kalk bessere Re- sultate als mit Baryumplatincyanür (Brit. Journ. of Phot. 1896. 8.291), während Eder und Valenta dem Baryumplatin- cyanür den Vorzug geben.

W. Arnold fand , dass reines Calciumwolframat nur schwach, dagegen eine feste Lösung von Kupferwolfr&mat in Calciumwolframat in hohem Grade, so schön wie Scheelit. fluorescirt (Zeitschr. f. Elektrochemie 1896, S. 602).

Auch Uranyl - Fluorammonium ( UQ% 4 NH+ Fl). welches Zimmer & Co. in Frankfurt a. M. in den Handel bringen, kann statt des Baryumplatincyanürs zu phosphores- cirenden Schirmen verwendet werdeu (Van Meckebecke. Beibl. Annal. d. Phys. u. Chem. 1896, S 433).

Jackson, sowie Dr. Goldstein wenden Kalinxn- platincyausalz zum Sichtbarmachen von Röntgenstrahlen an Das Salz gibt ein violettblaues Fluorescenzlicht (während da* Baryum doppelsalz gelbgrün fluorescirt).

Herbert Jackson fand das Kaliumplatinicyanid als die beste phosphorescirende Substanz; das Salz krvstallisirt mit drei Moleculen Krystallwasser und ist am wirksamsten mit seinem vollen Krystali Wassergehalt. Andere Platinicyanide oder einige in die Versuchsreihe einbezogeue Platosaminsalze wirkten nicht so günstig (Proceedings of the Chemical Society 1890. S. 57. The phot. Journ. 1896, Bd. 20, S 827).

Dagegen ziehen die meisten anderen Experimentatoren da> Baryumplatincyanür vor, welches allerdings in seiner Qualität verschieden ist.

Die chemische Fabrik von Kahlbaum in Berlin stellt sehr wirksames Baryumplatincyanür her; Dr. Banne w, der Chemiker dieser Fabrik, theilt mit, dass bei wiederholtem Umkrystallisiren unter verschiedenen Verhältnissen sich die Leuchterscheinungen unter dem Einflüsse der Röntgenstrahlen stark ändern; dabei bleibt die chemische Zusammensetzung der verschiedenen Präparate aber völlig gleich, so dass man an

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Ueber BöDtgenatrahlon und dertn Aoweodung. <)5

nehmen muss, dass es sich um physikalische Modificationen handelt; die Leuchtkraft des K a hl bäum' sehen Baryumplatin- eyanürs ist zwölfmal grösser als die der gewöhnlichen, früher in den Handel kommenden Sorten (Phot. Wochenbl. 1896, S.94). Diese Sorte des Salzes bewirkt auch in Berührung mit ge- wöhnlichen Platten, noch mehr aber mit orthochromatischen Platten eine Abkürzung der Belichtungszeit (a. a. 0.)

Eder und Valenta bestätigten die besonders gute Wirkung des K a h 1 b a n m ' sehen Präparates (Phot. Corr. 1896).

W. J. D. Walker beobachtete, dass Bromsilbergelatine- Trockenplatten unter dem Einfluss der Röntgenstrahlen häufig eine sehr deutliche Fluorescenz zeigen; der Versuch ergab, dass die Fluorescenz in der Schichte und nicht im Glase lag. weil die abgewaschenen Platten die Erscheinung nicht mehr zeigten. Verschiedene Platten verhielten sich verschieden. Es ist fraglich, ob der verschiedene Gehalt an Bromsilber die Ursache der verschieden starken Fluorescenz ist, wie Walker meint (Photography 21. Mai 1896, S. 344; Phot. Wochenbl. 1896, S. 194), oder ob die Gelatinesorten selbst verschiedenartige Fluorescenz aufweisen (Gae dicke, Phot. Wochenbl. 1896. S 194).

Nach Bidwell fluorescirt aber nicht die lichtempfindliche Schicht, sondern das Glas, es sei denn, dass ersterer fluores- cirende Substanzen beigemengt sind (Nature 1896, Bd. 54, S. III; Beibl. Annal. d. Phys. u. Chem. 18*6, S. 713).

Den jüngsten augestrengten Bemühungen ist es noch im Sommer 1896 gelungen, mit Hilfe des Fluorescenz - Schirmes ein Abbild der inneren Organe in Bezug auf ihre Lage, Grösse und mechanische Arbeitsleistung, zu gewinnen, indem der ganze Mensch durchleuchtet wird, die Schatten der verschieden dichten Körpertheile auf den Schirm fallen und dort wahr- genommen werden können. So vermag man, wenn der Brust- korb durchleuchtet wird, folgendes zu sehen: durch die Mitte des Schirmes zieht eine dunkle breite Linie, das Abbild der Wirbelsäule; von dieser ausgehend, doch weniger deutlich, die Rippen. Nach unten zu schliesst die Theile ein Schatten mit einem sich ansetzenden dunklen Körper ab: Zwerchfell und Leber, deren Schatten in regelmässigen Zwischenräumen auf- und niedersteigen, und die synchron mit der Athmung sich auf- und abwärts bewegen. Man sieht auch das pulsirende Herz als dreieckigen , mit Spitze versehenen Körper. Dr. D u Bois-Reymond und Prof. Grunmach machten den Magen in allen seinen Theilen sichtbar, indem sie (bei einem 15jähr. Mädchen) den Magen durch eine Brausepulver -Mischung mit

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90 Uober Röntgenstrahlen and deren Anwendung.

Kohlensäuregas füllten. Prof. Gruumach erkannte bei ein früher an Schwindsucht und Lungenblutung erkrankten Menschen an einzelnen Stellen, wo die wegen ihrer Licht- durchlässigkeit unsichtbaren Lungen liegen sollen, drei oder vier dunkle Partien, welche Verkalkungen der früher tuberkulöse n Lungentheile darstellten. Im Herzen eines Mannes fanden sich da, wo die Kranzarterien liegen, dunkle Strichelungen, die sich von der dunklen Herzmasse abhoben; sie deuteten auf eine Verkalkung der betreffenden Herzgeiasse hin, ver- ursachten aber bisher keine Erscheinungen und waren deshalb klinisch noch nicht diagnosticirt. An der Richtigkeit der Auf- fassung war umsoweniger zu zweifeln , als auch die Pulsadern am Handgelenk fühlbar hart waren und sich als sichtbare Linien neben der Elle und Speiche auf der Photographie er- kennen Hessen. Hiermit ist die Entdeckung der Röntgen- strahlen in ein zweites Stadium ihrer medicinischen Ver- wendbarkeit getreten . indem man sie als diagnostisches Hilfs- mittel nicht mehr auf die Knoohenerkrankungen zu beschränken braucht, sondern ihre Anwendung auf lebenswichtigere Organe auszudehnen gelernt hat (Phot. Mitth. Bd. 33, Juli 1896. S. 114).

Jedoch machte Dr. Jan kau wiederholt darauf aufmerksam, dass die Herstellung von Schattenbildern auf Fluorescens- Schirmen die photographische Aufnahme nicht überflüssig mache, sondern unterstützen und ergänzen soll. Den Baryum- cyanürschirm kann man mit der Mattscheibe des ge- wöhnlichen photographischen Apparates vergleichen und im selben Sinne verwenden. Wir werden uns zunächst über die Lage u. s. w. der aufzunehmenden Theile orientiren und uns bei der nachfolgenden photographischen Aufnahme danach richten können. Es werden ja Fälle vorkommen, wo wir uns mit dem Absuchen der in Frage kommenden Körper- teile auf dem Baryumoyanür- Schirm begnügen und unser Eingreifen danach richten können. Aber im Allgemeinen durfte es rathsam sein , das Schattenbild dauernd festzuhalten , zumal dies in den meisten Fällen wünschenswerth erscheint, schon aus rein wissenschaftlichen Gründen. Dazu kommt aber, dass u n 8 die photographische Platte die Summation der Lichteindrücke gibt, was unser Auge nicht t h u t , d. h. dass wir durch eine entsprechend längere Expositionszeit eine viel deutlichere Photographie erhalten, als wir das Schattenbild auf dem Schirme sehen').

1) Internat, phot. Monatsichr. f. Medicln 1896. S. 236.

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Uober Röntgenstrahlen und deren Anwendung. 97

Dr. G o e h 1 erzielte mit den K a h 1 b a u m ' sehen Baryum- platincyanür- Schirmen sehr gute diagnostische Resultate: Er sah z. B. bei einer geheilten typischen Radiusfractur bei einem 21jährigen Mädchen auf dem Schirme, ausser dem deutlichen Verlaufe der Bruchlinie, dass die Fraotur- Enden um den Bruchtheil eines Millimeters gegeneinander in der Längsrichtung abwichen 1).

J. Gnedicke prüfte speciell das Kahl bäum 'sehe Baryumplatincyanür und andere phosphorescirende Substanzen auf ihre Wirkung auf Rönteenphotographie, indem er Schicht an Schicht mit Erythrosin - Badeplatten zusammenpresste. Das erstere hatto die Wirkung der Röntgenstrahlen verneunfacht, das Kaliumplatincyanür (im höchsten Rrystallwassergehalt) ver- vierfacht; Flussspath hatte die Wirkung lVjfach gesteigert; B almain 's Phosphorescenzfarbe war von zweifelhafter, Chininsulfat, sowie Pentadecylparatolylketon (welches nach Lenard in den Kathodenstrahlen fluorescirt) waren wirkungs- los. Bei diesen Versuchen lag die phosphorescirende Platte unmittelbar auf der Bromsilber^elatine- Platte, und erstere war gegen die Strahlenquelle gerichtet (Phot. Woohenbl. 21. April 1896, S. 133). Prof. Stroud (Photography 2. April 1896. S. 233) hatte bei einer ähnlichen Versuchsanordnung Ab- kürzungen der Expositionszeit auf Vr, erhalten.

Aehnliche Wirkung der Fluoresoenzstrahlen und der X-Strahlen. Hyperphosphorescenz.

Die Fähigkeit von phosphorescirenden und fluorescirenden Körpern Strahlen auszusenden, welche ähnlich den Röntgen- strahlen wirken, wurde von Becquerel, Troost, Buquet3), Thompson u. A. oonstatirt. H. Becquerel fand, dass ge- wisse fluorescirende Körper, wie künstliches Zinksulfid, Uran- salze u. 8. w., Strahlen aussenden, welche, ähnlich wie Röntgen- , strahlen, die Eigenschaft haben, schwarzes Papier zu durch- dringen; Zinn ist stark durchlässig, Aluminium spärlich, Wasser sehr durchdringlich, Uran- und Kobaltglas undurch- sichtig. Die Strahlen sollen mittels Prismen brechbar sein; sie entladen ein geladenes Elektroskop. Becquerel zeigte, dass namentlich das von Kalium - Uran - Sulfat entwickelte Fluorescenzlicht durch Aluminiumblech dringt und eine merk- liche Wirkung auf eine Trockenplatte ausübt; das Bild des Krystalls erscheint auch, wenn man dasselbe längere Zeit im

1) Douteoho medlo. Wocbooschr. 14. Mal 18!>6.

2) Journ. de Pbyslquo 1896, S. 103.

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98 Ueber Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

Dunkeln liegen lässt; es seheinen somit noch lange Zeit im Dunkeln Phosphorescenzstrahlen davon auszugehen, welche unsichtbar, aber photographisch wirksam sind.

Grüne Uranoxydulsalze geben keine Phosphorescenz, aber wirken durch opake Medien auf Trookenplatten. Geschmolzenes Urannitrat verliert die Phosphorescenz , wenn es im eigenen Kry8tallwasser geschmolzen wird, gibt aber noch unsichtbare Radiationen. Gegenüber diesen Bec q u er eT sehen Fiuorescenz- oder Phosphorescenzstrahlen ist Wasser sehr transparent, ziem- lich durchlässig sind Lösungen von Kupfernitrat, Chlorgold. Urannitrat, Chlorophyll, dagegen ist Uranglas sowie Kobalt- glas stark undurchlässig. Die Strahlen sind brechbar und verhalten sich nicht nur bezüglich der Absorption, sondern auch der Brechbarkeit anders als Röntgenstrahlen (Brit. Jonrn. of Phot. 1896, S. 243, 272 ; Photograph. Wochenbl. 1896, S. 178; Prometheus 1896, S. 638).

Thompson nennt „Hyperphosphorescenz" die an- dauernde Aussendung von unsichtbaren Strahlen durch UraD- verbindungen , lange nachdem die erregende Ursache ver- schwunden ist. Er stellte Versuche unabhängig von ßecquerel an. Urannitrat und Uranammoniumfluorid, der Sonne aus- gesetzt, senden Strahlen aus, die Aluminium durchdringen Ausgesendet werden X-Strahlen unter dem Einflüsse der Kathodenstrahlen von Kalkspath, Apatit, Diamant, Uranglas. Scheelit, Schwefelzink, von Metallen, besonders Platineisen und Uran. Glas absorbirt die von Uranglas aiisgesandten X-Strahlen stärker als von Platin ausgesandte (Philos. Magaz. 1896 (5). Bd. 42, S. 103).

Troost legte der Pariser Akademie im März eine Arbeit vor, in welcher er zeigte, dass die künstliche Zinkblende (Schwefelzink), welche er 1861 im Vereine mit H. Sainte- Claire-Deville in farblosen oder leicht gelblichen, durch- sichtigen, hexagonalen Prismen dargestellt hat, und welche die Eigenschaft besitzt, durch Sonnen- oder Magnesiumlicht zum lebhaften Phosphoresciren angeregt zu werden, dabei soviel Röntgenstrahlen aussendet, dass sie die G eis sie r' scheu Röhren und kostspieligen Vorrichtungen vollkommen ersetzen könnte, um so vortheilhafter, da sie durch Luft und Licht gar nicht verändert wird und nach Methoden, die in dem Comptes rendus (T. LH., S. 983) und in den Annales de chimie et de physique (4. Serie T. V., S. 120) beschrieben wurden, leicht und billig herzustellen ist.

Um sich von ihrer Verwendbarkeit zu gedachtem Zwecke zu überzeugen, legte Troost eine Gelatine -Bromsilberplatte

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Ueber KöntBünstrahlun und doran Anwendung.

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in eine trockene Plattenschachtel aus Pappe ; auf die mit Papier bedeckte Platte legte er durchbrochene Metall gegenstände, eine Uhrkette oder dergl. und schloss das Kastchen mit seinem undurchsichtigen Deckel. Nachdem auf diese Weise die photo- graphische Platte von allen gewöhnlichen Lichtstrahlen ab- geschlossen war, wurde eine Anzahl von Krystallen der hexagonalen Blende in einem mit Glasdeckel geschlossenen Metallkästcben durch Wattebäuschchen befestigt, durch Ver- brennen eines Magnesiumstreifens zum Leuchten gebracht und auf den Cartonbehälter mit der empfindlichen Platte gelegt. Die sodann entwickelte Platte gab ein schönes Negativ, mit welchem kräftige Positive der Uhrkette u. s. w. erhalten wurden. Verschiedene Physiker, wie H. Poincare* und H. Becquerel in Paris, Goldstein in Berlin u. A., hatten bereits andere phosphorescirende Stoffe für denselben Zweck empfohlen, wie z. B. Schwefelcalcium , krystallinisches Urankaliumsulfat u. A , die beim Phosphoresciren Strahlen erzeugen, welche undurch- sichtige Körper, ähnlich wie die X-Strahlen durchsetzen, aber es scheint, dass die hexagonale Blende alle anderen an Wirk- samkeit übertrifft. Die Anwendung z. B. bei der Photographie einer Hand ist viel bequemer als die der elektrischen Apparate, da man die empfindliche Platte unter der Hand und den Strahlengeber über derselben leicht durch eine Bandage un- verrückbar befestigen kann. Leider ergaben fortgesetzte Ver- suche, dass die Kraft dieser phosphorescirenden Stoffe, Röntgen- strahlen auszusenden, viel schneller erlischt, als die für unbegrenzte Zeit immer wieder neu anzufachende Ausgabe leuchtender Strahlen (aus „Prometheus" Jahrgang VII, 181)6, Nr. 343, S. 494 u. 495). Vergl. auch S. 119.

Andere Lichtquellen und X-Strahlen.

Brennender Schwefel soll X-Strahlen aussenden (Marti- notti. Beibl Annal. d. Phys. u. Chemie 1896, S. 667). Auer'sches Gasglühlicht sendet keine Röntgenstrahlen aus; auch nicht das elektrische Bogen licht.

Photographie mittels Röntgenstrahlen.

Man hat der Photographie mittels Röntgenstrahlen vielerlei Namen gegeben , z. B. : Radiographie. Radioscript, Elektrographie. Schattenphotographie, Skoto- graphie, Sciagraphie, Fluorographie, Kathographie, Shadowgramni, Actinogramm, welche sich aber mehr oder weniger doch nicht recht eingebürgert haben; ferner trachtete man naturgemäss die Expositionszeit abzukürzen.

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100 lieber Röntgenstrahlen und deren Anwendung

Diese ist in erster Linie von der Art des Rohres, dem Grade der Evacuirung und von der photographischen Plattensorte 11. s.w. abhängig1).

Nach Mourani wirken X-Strahlen nicht auf photo- graphische Daguerreotyp - Platten (Beibl. Annal. d. Phys. u. Chetn. 1896, 8. 713). [Eder und Valenta hatten dies be- züglich Collodionplatten bereits früher bewiesen. Die Annahme, dass die Gelatine als Träger des Bromsilbers bei Trocken platten eine wichtige Rolle, z. B. durch Fluorescenz, spiele, gewinnt an Wahrscheinlichkeit.]

Wesentlich kann die Expositionszeit bei Anwendung der- selben Rohre dadurch abgekürzt werden, dass man gewisse fluorescirende Körper mit der empfindlichen Schicht während der Aufnahme in Contaet bringt.

Winkelmann und Straubel in Jena verwendeten zu diesem Zwecke Platten von Flussspath, welche mit der Schioht in Contaet gebracht wurden. Da Flussspathplatten mit grossen Flächen nicht leicht zu beschaffen sind, versuchten es die Ge- nannten, Erystallpulver von Flussspath zu benutzen. Der Er- folg ist ein geringerer, aber immer noch wesentlicher.

strahlen ist weder bei allen Flussspathsorten , noch bei allen Röhren gleich; das letztere ist ein weiterer Beweis für die Verschiedenartigkeit der Röutgenstrahlen (Win k e 1 m a n n und Straubel, Beibl. Annal. d. Phys. u. Chem 1896, S. 808).

Später fanden W i n k e 1 m a n n und Straubel. dass ähnlich wie Flussspath auch andere Krystalle (Cölestin, Schwer- spath, Baryt, Strontiauit) wirken.

Zahlreiche vergleichende Versuche wurden von Eder und Valenta mit verschiedenen fluorescirenden Substanzen zur Erhöhung der Wirkung der Röntgenstrahlen angestellt. Sie brachten die Schicht der photographisohen Trockenplatte iu innigeu Contaet mit verschieden fein gepulvertem Flussspath; es zeigte sich, dass mit zunehmender Feinheit des Pulvers auch die Wirkung schwächer wird. Besser als Flussspatupulver wirkt Scheelitpulver (natürlich vorkommender wollramsaurer Kalk), während ein durch Fällung vou wolframsaurem Natrou mit Kalksalzen erhaltenes Präparat schlechte Resultate gab.

Eder und Valenta konstatirten, dass diese Mittel, die Wirkung der Röntgenstrahlen auf die photographiache Platte zu erhöhen, dadurch, dass das Korn des Negatives um so

1) Siehe Eder und Valenta: Dio Photographie mittols Rftntgcn- trahlen, IS96; In Commlsslon bei W. Knapp In Halle a. 8.

Die Wirkung

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Uebor Röntgenstrahlen und deren Anwendung

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grober wird , je gröber das verwendete Pulver war, wesentlich Einbusse an praktischer Verwendbarkeit erleiden.

Charles Henry erzielte eine Erhöhung der photographischen Wirkung der Röntgenstrahlen durch phosphorescirendes Zinksulfid. Wenn man auf die eine Hälfte einer der Gelatineschicht entgegengesetzten Seite einer photographischen Platte eine Schicht ven 0,5 bis L mm phospnorescirenden Zinksnlfids bringt, so constatirt man beim Exponiren und Entwickeln der Platte eine auf den beiden Hälften der Platte verschiedene Intensität der Lichtwirkung. Die Röntgenstrahlen dagegen bewirken diesen Unterschied nicht. Wenn man ein mit phosphorescirendem Zinksulfid gemaltes Bild bei gewöhnlichem Tageslicht photographirt, so erscheinen diejenigen Stellen, an denen das Zinksulfid am stärksten aufgetragen war, mehr oder weniger weiss auf dem Negativ. Beim Photographiren eines mit Zinksulfid bestrichenen Gegenstandes mittels Röntgenstrahlen findet man eine erhebliche Vermehrung der photographischen Wirkung dieser Strahlen Aus einigen photographischen Versuchen , bezüglich deren An- ordnung auf das Original verwiesen sei. folgert Henry, dass es möglich ist, durch Bestreichen von Körpern, welche die Röntgenstrahlen absorbiren, mit phosphorescirendem Zinksulfid Gegenstände auf der. photographischen Platte sichtbar zu machen, welche hinter diesen Körpern liegen und sonst un- sichtbar sind. Das Zinksulfid verwandelt die Röntgenstrahlen in photographisch wirksamere Strahlen um. Henry konnte auch die von H. Poincare" ausgesprochene Hypothese, „ob nicht alle Körper, deren Fluorescenz genügend intensiv ist, ausser den Lichtstrahlen auch noch Röntgenstrahlen aussenden, welcher Art ihre Fluorescenz auch sei", bestätigen (Compt. rend. 1896, T. CXXII. p. 312 314; Labor. Henrv's iu der Sarbonne). (Chemisches Centralblatt 1896, Bd. I, Nr. 12, S. 634.)

Von Bedeutung ist die Verwendung des Baryumplatin- eyanürs in der Form, wie es Kahl bäum für seine Leucht- schirme verwendet (s. S. 96). Diese Leuchtschirme sind mit einer sehr feinkörnigen Schicht versehen, und haben die von Gaedicke damit angestellten Versuche ergeben:

1. Dass die fluorescirenden Körper die Wirkung der Röntgenstrahlen erhöhen, und zwar um so mehr, je stärker ihre für das Auge sichtbare Lichtentwicklung ist;

2. dass von den angewandten Materialien das Baryum- platincyanür- Kahlbaum das wirksamste Präparat war, indem es die photographische Wirkung der genannten Strahlen ver- neunfacht;

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Ueber Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

3. dass Erythrosinsilber- Badeplatten sehr geeignet sind, das Fluorescenzlicht des Baryumplatincyanürs wiederzugeben.

Als Endresultat würde sich folgender Arbeitsmodus für Aufnahmen mit Röntgenstrahlen ergeben:

Mau badet gewöhnliche hochempfindliche Trocken platten 4 Minuten in:

Wasser 1000 ccm,

Spirituöse Erythrosiu - Lösung 1:380 . 40

Wässrige Silbernitrat -Lösung 132:1000 16 Tr.

Stärkstes Ammoniak 4 ccm,

und trocknet bei sehr gutem Liohtabschluss. Beim Gebrauch bedeckt man eine solche Erythrosinsilber -Badeplatte mit einem gleichgrossen Kahl bäum' sehen Leuchtschirm, so dass die Schichtseiten sich berühren, und wickelt das Ganze in doppeltes schwarzes Papier, wie es zum Einwickeln von Trockenplatten benutzt wird. Der abzubildende Gegenstand wird auf die Seite des Packetes gelegt, wo sich der Leuchtschirm befindet und womöglich dort befestigt, so dass man ohne Verschiebung bei der Strahlenquelle vorbeifahren kann, um alle Theile gleichmässig zu durchstrahlen. Man kann auch eine bewegliche Strahlenquelle auweuden. (Phot. Wochenbl 1896, Nr. 16).

Nicht alle Experimentatoren erzielten jedoch durch die Anwendung fluorescirender Schirme so günstige Resultate. Eder und Valenta kamen für praktische Zwecke von dereu Verwendung wieder ab, weil die Körnung der fiuorescirenden Schicht eine mitunter störende ist. Legt man den Leuchtschirm unter die photographische Platte (Schicht an Schicht), so wird die Belichtungszeit etwas abgekürzt; diese Versuche können aber mit Erfolg nur mittels Films durchgeführt werden, da die Strahlenquelle über der Rückseite der Bromsilbergelatine- platte sich hierbei befindet, so dass die Strahlen die Platten- rückwand durchsetzen müssen; ist diese aus Glas, so würde starke Schwächung der X-Strahlen eintreten.

Intensitätsmessuug der Röntgenstrahlen.

Einen „X- Strahlenmesser", d.i. eine Art Scalenphotometer, welcher aus stufenförmig überein andergelegten Aluminium- blechen besteht und mit einem Pluorescenzschirm combinirt ist, construirten Rey nold und Bransom (Brit. Journ. of Phot. 26. Juni 1896, S. 403). Unmittelbar danach und unabhängig brachte H. Hinterberger dieselbe Idee zur Ausführung (Deutsche Phot. -Zeitung 1896, S. 397; s. auch dieses Jahr- buch, S. 67).

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Uebor Röntgenstrahlen and deren Anwendung.

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Einen Röntgenstrahlen -Intensitätsmesser construirte Dr. E. Ha 11 8 mit tafelförmig übereinandergelegten sehr dünnen Stahlplatten oder Ferrotyp - Platten (Photography 1896, S.377; Phot. Rundschau 1896, S. 313).

Die chemischen Wirkungen der X-Strahlen

studirte A. Ezewuski. In eine Cuvette wurde eine 5 mm hohe Schicht einer aus 2 Volumen einer 40proc. Ammonium- oxalatlösung und 1 Volumen einer fünfproo. Quecksilberchlorid- lösung im Dunkeln bereiteten Mischung gebracht. Die Cuvette wurde in eine Kapsel aus Papiermache' gestellt, und über diese wurde eine Bleiplatte gelegt, in die eine Oeffnung in Form eines Kreuzes geschnitten war. Ein von Newton in London bezogenes Special -Focusrohr mit Aluminiumhohlspiegel wurde 10 cm über der oberen Bleiplatte aufgestellt, und X-Strahlen wurden in demselben erregt. Nach 20 Minuten langer Ex- ponirung zeigte sich, dass ein Bild des Kreuzes sich auf dem Boden der Cuvette in Form eines weissen Niederschlages von tjuecksilberchlorür fand. Es vermögen also die X-Strahlen, ebenso wie die ultravioletten Strahlen die Reduotion des Quecksilber- chlorids durch das Ammoniumoxalat einzuleiten. Die von Newton bezogenen Focusröhren geben sehr wirksame X-Strahlen . vermöge welcher man schon nach 3 Minuten dauernder Exposition eine deutliche Aufnahme der Handknochen erhalt Nach ein- stündigem Gebrauch wird ihre Wirksamkeit bedeutend schwächer, kann aber vorübergehend durch Erwärmung wieder gesteigert werden. Die Explosion von Chlorknallgas durch die X-Strahlen auszulösen, ist Kzewuski nicht gelungen (Natur- wissensch. Bundschau 1896, Bd. 11, S. 419; Chem. Centrai- Matt 1896, Bd. II, S. 700).

Der Diamant wird durch Beleuchten mit Kathodenstrahlen rluorescirend und wird gleichzeitig schwarz, durch Entstehen von Graphit (Crooke's Chem. News. 1896, Bd. 74, S. 39).

Stereoskopisoho Röntgenbilder.

Versuche, die Wirkung der Röntgenphotographien , welche doch nur Schattenbilder sind, dadurch zu erhöhen, dass man dieselben als Stereoskopbilder durch Verschiebung der Licht- quelle herstellt, wurden über Prof. Mach 's Anregung zuerst an der k. k Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Re- productionsverfahren von Ed er und Valenta ausgeführt und ergaben günstige Resultate (Versuche über Photographie mit Röntgenstrahlen 1896, in Commission bei W. Knapp in Halle a S). Auch Prof. Cz er mak (Photograph. Archiv 1896)

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104 Ueb«r RöntgoriBtrahluu und deren Anwendung.

bat später solche Stereoskopbilder durch Verschiebung der Platte bei constanter Lichtquelle augefertigt. AuchA.Joubert und H. Bertin-Sand legten in der April-Sitzung 1896 der # Pariser Akademie stereoskopische Photographien von Röntgen-

bildern vor (Brit. Journ. of Phot. 1896, S. 242).

Apparate. Antikathoden.

Seit Röntgen seine Entdeckung publioirte, sind un- zählige Versuche gemacht worden, den Hittorf sehen Röhren eine Form und Art der Evacuirung zu geben, dass dieselben auch mit schwächeren Ruhmkorff, als solche mit 15 bis 20 cm Funkenlänge, es gestatten, gute Bilder herzustellen

Die ersten Röhren waren birnenförmig, hatten als Kathode ein Aluminiumscheibchen und als Anode einen Aluminiumstift Diese Röhren wurden in der Art verbessert, dass ringförmige Anoden angebracht wurden (siehe Eder und Valentaa. a 0.). Diese Röhren haben aber den Nachtheil, dass die Glaswand an jenen Stellen, an welchen sie von den Kathodenstrahl eu getroffen wird, sich stark erhitzt, wodurch viele Birnen zu Grunde gehen, und dass sich ein Beschlag von Metall (Ver- unreinigungen des Aluminiums, hauptsächlich Eisen) bildet. Gegen das erstere Uebel wenden Eder und Valenta einen mit Pergamentpapier abgeschlossenen mit Wasser gefüllten Cylinder an , in den der untere Theil der Birne eingesenkt wird. Szymansky wendet zu diesem Zwecke, und um die Entladungen an der Oberfläche zu vermeiden, ein Petroleumbad an, in welches die Röhren getaucht werden (Zeitschrift für Instrumeutenkunde . Mai 1896). Der letztgenannte Autor Szymansky versuchte Glasröhren, welche an beiden Enden mit kugelförmigen Aluminiumblechen (von 0,2 mm dickem Blech) verkittet waren, so dass die Kathodenstrahlen das Aluminium trafen und von da aus in die Luft austraten. Es entstanden reichlich Röntgenstrahlen von grosser Intensität1).

Mau benutzte, um das Erhitzen der Glaswand zu ver- meiden, Röhren, in denen gegenüber einem Aluminium -Hohl- spiegel, der als Kathode dient, ein Platin blech unter 45 Grad gegen die Achse geneigt angebracht war, von dem aus die Röntgenstrahlen ausgehen. Thompson bezeichnet dieses Blech aus Platin oder dergl als A ntikathode" (Oompt. rend. 1896, S. 807). Solche Röhren mit Antikathode von Platin von cylindrischer Form (Fig. 23) aus einem eigentümlichen für die Röntgenstrahlen sehr durchlässigen Boratglase gefertigt, erzeugt

1) Zeitsohr. f. Inetrumenterikundc , Mai 1896.

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Uober Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

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die Firma Greiner & Friedrichs in Stützerbach -Thüringen, welche auch Mangan - Glasröhren mit Fenster (Fig. 24) für Schirmbeobachtungen herstellt. Diese Firma empfiehlt auch das Anbringen einer Funkenstrecke bei Verwendung ihrer Röhren (Fig. 25, S. 106). Eine Röhre von vorzüglicher Leistungsfähig- keit erzeugt die Firma R. Frist er in Berlin SW., Lindenstr. 23 Dieselbe hat die Form Fig. 26 (S 107) und liefert ein Licht- feld von grossem Umfange und starker Helligkeit; die projicirten

und photographischen Bilder sind von grosser Schärfe. Zur Erregung der X-Strahlen ist ein Inductions- Apparat von 15 bis 20 cm Schlagweite erforderlich, dessen secundäre Spirale mit den beiden Platin-Oesen verbunden wird. Der aus Aluminium bestehende Hohlspiegel muss zur Kathode, der Alumiuiurariug

zur Anode werden. Die Kathodenstrahlen treffen dann, vom Hohlspiegel ausgehend, auf das im Mittelpunkt der Kugel au- gebrachte Platinblech und erzeugen an diesem die X-Strahlen, welche sich geradlinig in die eine Hemisphäre ausbreiten. Man erkennt die richtige Verbindung des Inductions- Apparates mit der Röhre am besten mittels eines Baryumplatineyauür- Schirmes.

Beim richtigen Grad des Vacuums wird die Röhre zur Hälfte vom Fluorescenzlicht erfüllt; die Grenze des dunklen und hellen Theils fällt mit der Ebene des Platinbleches zusammen.

Fig. 23.

Fig. H

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]06 Ueber Röntgenstrahlen nnd deren Anwondung.

Ist das Vacoum so stark, dass keine genügende Entladung durch die Röhre geht, so kann man durch eine gelinde Er- wärmung der Röhre den normalen Zustand herstellen. Die Intensität der durch die Röhre gehenden Entladung darf aber

nie so gross sein, dass das Platinblech glüht, da sonst Luft entwickelt und das Vacuum verschlechtert wird."

C o w 1 machte neuerdings die Beobachtung1), dass sehr dünn- wandige Vacuumröhren viel grössere Helligkeit der Röntgen-

1) Bereit« früher mn Ed er und Valenta In ihrem Werke (rergl. 8. 121) publicirt.

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Ueber Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

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strahlen geben, als dickwandige (Internat, phot. Monatsschr. f. Medicin 1896, S. 268).

Woodwardan der Har- yard-Universität benutzte mit gutem Erfolge eine Röhre aus Aluminium, welche zum Schutze gegen den äusseren Luftdruck innen mit Holz- scheiben versehen war. Die Kathode bestand aus Platin. Bei 50000 Volt dauerte die Aufnahme einer Hand nur 5 Secunden1).

Prof. J o h n M c. K ay am Packer-Institut, Brooklyn, benutzt als Strahlenquelle Köhren von 5 Zoll Länge und 1 Zoll Durchmesser mit Kupfer- Elektro de n(Brit. Journ of Phot. 1896, S. 179).

Nach Edison ist die Röntgenstrahlungbeigleich- bleibendem Vacuum un- gefähr proportional dem Qua- drate der F luorescenz-Hellig- keit (Beibl Ann d Pliys. u. Chem. 1896, S. 807).

Jedoch üben die Art des Glases, Art der Elektroden, Grad der Evacuirung, Form der Erregung eine so grosse Wirkung auf die Intensität der X-Strahlen, dass ganz

schwach fluorescirende Röhren eine grosse Hellig- keit der X-Strahlen geben und umgekehrt (Ed er und Valenta). Espin hat beobachtet, dass die photo- graphisch wirksamenStrahlen ebensowohl von der Kathode als von der Anode ausgehen,

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1) Brit. Journ. of Phot. 189«, S. 260.

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Uobor Küntgonalr&hlen and deren Anwendung.

und er erklärt daraus die öfter auftretenden doppelten Con- touren (Photography 1896, S. 200).

Tuma constrnirte, um das U eberspringen der Funken am Neef sehen Hammer des Tnductoriums zu vermeiden, einen im Vacuum arbeitenden Unterbrecher. Ein Neef- scher Hammer wird derart angeordnet, dass die Feder mit Anker und Contact in ein Glasrohr eingeschlossen ist, aus dem die Luft bis zur Undurchschlagbarkeit des Vacuums aus- gepumpt wurde. Der Magnet sammt Spule befindet sich ausserhalb des Glasrohres. Die Undurchschlagbarkeit de* Vacuums bewirkt, dass der Strom, welcher den Neef sehen Hammer und die Spule durchfliesst , ohne nenuenswerthe Funkenbildung unterbrochen wird, trotzdem die elektromotorische Kraft des Oeffnungsschlages etwa 30000 Volt betragt. Wird parallel zur Spule oder zum Unterbrecher eine Crookes'sche oder G eiss 1 er 'sehe Röhre oder eine etwa 2 cm lange Funkenstrecke eingeschaltet, so erhält man schöne Effecte.

Zu ähnlichem Zwecke, und um eine grössere Anzahl Unterbrechungen in der Minute zu erzielen, wurden von ver- schiedenen Seiten rotirende Unterbrecher construirt , von denen einige, um das Funkengeben zu vermeiden, in Oel laufen ge- lassen wurden.

Isenthal erwähnt, dass die grüne Fluorescenz der Vacuumröhren kein wesentliches Zeichen für die Anwesenheit von Röntgenstrahlen, sondern dass sie eine secundäre Er- scheinung ist, so dass eine Röhre sehr gut arbeiten kann, selbst wenn sie fast dunkel aussieht (Brit. Journ. Phot, 15. Mai 1896, S. 314). Ferner erwähnt Isenthal, dass die Ver- dünnung des Inhaltes der Röhren wächst, wenn sie längere Zeit im Gebrauch sind, und dass sie dann eine höhere elek- trische Spannung erfordern. Man kann die Röhren durch Erhitzen zeitweise wieder herstellen; dabei soll Luft, die an den inneren Wänden in condensirtem Zustande adhärirt, wieder abgelöst werden.

Um den Ausgangspunkt der X-Strahlen zu bestimmen, schlugen Galitzin und Karnojitzky in eine Holzplatte eine Reihe von Nägeln ein, legten darunter eine photographische Platte und bestimmten aus den Schattenbildern die Lage des Ausgangspunktes der X-Strahlen im Vacuumrohr. Sie fanden, dass die Strahlungsfläche sehr klein ist und dass der Aus- gangspunkt nicht in der Oberfläche der Röhre, sondern einige Millimeter von der Wand im Innern liegt. (Galitzin und Karnojitzky „über die Ausgangspunkte der Polarisation der

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Einfluss der Röntgenstrahlen auf das menschliche Auge, sowie auf Insecten.

Prof. Salvioni hatte im Anschlüsse an sein Kryptoskop auch berichtet, dass die Augentheile fluoresciren und die Krystallinse des Auges für Röntgenstrahlen undurchlässig sei In dieser Richtung stellte 6. Brandes in Halle a. S. Unter- suchungen mit einem Mädchen an, dem links die Linse wegen eines Augenleidens entfernt war (Prometheus, Berlin 1896, S. 347; Intern, photograph. Monatsschi-, f Medic. 1896, 8.240). Die Röhre wurde völlig umhüllt und der elektrische Strom durchgeschickt Das Madchen meldete eine Lichterscheinung in ihrem linken Auge, aber die anfangliche Annahme, dass die Entfernung der Krystalllinse den Strahlen ihren Weg zur Netzhaut frei gemacht hätte, erwies sich als trügerisch, denn

operirte Personen mit dem gesunden Auge dasselbe sehen, wie mit dem linsenlosen, und dass die Lichterscheinung von den Experimentatoren bei genauerem Hinschauen ebenfalls wahr- genommen wurde. Die Experimentatoren schauten dann selbst, nachdem sie eine für gewöhnliches Licht undurchlässige Hut- schachtel vor das Auge gebracht und das Haupt mit einem schwarzen Tuch bedeckt hatten, gegen die Röntgenstrahlen- Quelle und sahen dasselbe Phänomen; ebenso beim Schliessen der Augen. Brachte man auf den Boden der Schachtel eine grössere Aluminiumplatte, so änderte sich die Erscheinung nicht, so dass man daraus schliessen konnte, dass es sich nicht um elektrische Schwingungen handelte. Eine stärkere Glasplatte, welche Röntgenstrahlen nicht durchliess, löschte dagegen, wenn sie an die Stelle der Aluminiumplatte gebracht wurde, jeden Lichtschimmer aus Bei der Leichtigkeit, mit welcher die Röntgenstrahlen durch die für das gewöhnliche Licht undurchdringlichen Häute dringen, Hess sich vermuthen, dass sie, durch Regenbogen- und Hornhaut gehend und die Krystalllinse nur äusserlich umspülend, zur Netzhaut gelangen möchten, um so mehr, als die wahrgenommene LichtempfinduDg bei allen Beobachtern eine vorwiegend peripherische war. Um sich darüber Gewissheit zu verschaffen, construirte sich Brandes eine Aluminiumbrille mit einer centralen, die Iris beschattenden Bleiblechauflage und sah hierdurch die Licht- empfindung nur insofern verändert, als jetzt die grössere Licht- stärke an der Peripherie noch deutlicher hervortrat. Als er eine grosse Bleiplatte verwendete, die mit einem kleinen Loche versehen war, so dass nur die Pupille frei war, wurde keine

stellte sich heraus, dass einseitig

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HO Ueber Röntgen strahlen und deren Anwendung.

Lichtempfindung wahrgenommen. Es ist also die Pupille wirklich undurchlässig für Röntgenstrahlen. Die mikroskopi- schen Theile der Netzbaut werden aber entweder durch die Röntgenstrahlen direct erregt, oder die letzteren werden an der Oberflache der Netzhaut zunächst in Fluores- cenzlioht umgesetzt, welches dann von der Netzhaut empfunden wird.

Die Inseoten (Coleopteren, Dipteren. Hymenopteren), sowie Crustaceen (Porcellius) vermögen nach den Untersuchungen von Axenfeld1) die Röntgenstrahlen wahrzunehmen. Er bracht* diese Thiere in eine Schachtel, welche zur Hälfte aus Holz, zur Hälfte aus Bleiblech gefertigt war, und setzte diese Schachtel der Einwirkung der Röntgenstrahlen für kurze Zeit aus; es wanderten die darin eingeschlossenen Thiere in jenen Theil der Schachtel, der für die Strahlen durchgängig ist Dabei lassen sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach von dem Gesichtssinne leiten, denn geblendete Thiere zeigten dies Ver- halten nicht.

Durchlässigkeit verschiedener Substanzen für

X-Strahlen.

Ueber die Durchlässigkeit von verschiedenen Körpern liegen ausser den in den Original -Abhandlungen von Röntgen an- geführten Daten Versuche von Eder und Valenta (a. a. 0.). ür C. Doelter u. A. vor. Eine übersichtliche heliographische Tafel über die Durchlässigkeit verschiedener Körper enthält das citirte Werk von Eder und Valenta. Das Verhalten von Mineralien beschreibt Dr. C. Doelter in Graz. Er fand folgende Resultate:

1. Die Durchlässigkeit eines Minerals hängt mit seiner Dichte nicht zusammen, nur sehr schwere Mineralien, deren Dichte über 5 ist, sind zumeist undurchlässig; unter den anderen finden sich aber leichtere, wie Steinsalz, Schwefel, Kali - Salpeter , Realgar, welche undurchlässig sind, und schwere, wie Kryolith, Korund, Diamant, welche ganz durch- lässig sind.

2. Die Durchlässigkeit hängt von der chemischen Zu- sammensetzung insofern ab, als der Eintritt mancher Elemente in Verbindungen diese undurchlässiger macht, z. B. der Ersatz von Mg, AI durch Fe in Silikaten.

1) Pbyniolog Ccntralbl. 189«, Bd. X, ß Internat, phot. MonaUscbr. f. Modlcln 1896 , 8. Ml.

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Ueber Röntgenstrahlen und doren Anwendung.

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Arsenverbindungen sind sehr undurchlässig, ebenso die Phosphate, während Aluminium- und Bor- Verbindungen mehr durchlässig sind Eine allgemeine Abhängigkeit der Durch- lässigkeit von der chemischen Zusammensetzung lässt sich ebensowenig constatiren, als vom Moleculargewiohte und der Dichte.

3. Dimorphe Mineralien zeigen meist ganz unmerkliche Unterschiede der Durchlässigkeit, nur bei Rutil -Brookit. Pyrit- Markasit, Kalkspath-Aragonit sind sie etwas merklicher.

4. In verschiedenen Richtungen durchleuchtet, ergeben sich bei vielen Krystallen nur ganz unbedeutende oder auch gar keine Unterschiede, bei Andalusit, Aragon it und Quarz scheinen aber Differenzen vorhanden zu sein.

5. Zu den durchlässigen Mineralien zählen insbesondere ausser Diamant: Borsäure, Bernstein, Korund, Meerschaum, Kaolin, Asbest, Kryolith; zu den undurchlässigen: Epidot, Oerussit. Baryt, Pyrit, Arsenit, Rutil. Sbt 08, Almandin.

Es lassen sich hinsichtlich der Durchlässigkeit ungefähr acht Gruppen unterscheiden , deren Glieder nur geringe Unter- schiede zeigen, welche aber gegen einander sich stark unter- scheiden; als Typen dieser acht Gruppen wurden aufgestellt1):

1. Diamant, 2. Korund. 3. Talk, 4. Quarz, 6 Steinsalz, 6. Kalkspath, 7. Oerussit, 8. Realgar.

Am 14. Februar 1896 theilten Buquet und Gascard mit, dass die leichte Durchlässigkeit des Diamantes für Röntgen- strahlen geeignet ist, um als Unterscheidungsmittel für dessen Imitationen zu dienen (Compt. rend. 1896, T. CXXII, S. 458): sie benutzten nicht die photographische Methode, sondern einen Fluorescenz- Schirm hierzu. Auch der Türkis kann in analoger Weise auf seine Echtheit geprüft werden, bei Perlen ist jedooh die Probe, zufolge der verschiedenen Dicke und Herstellung der falschen Perlen, unsicher (Compt. rendus a. a. 0.).

Betreffs der Durchlässigkeit verschiedener Substanzen gegen Röntgenstrahlen fand Cowl (April 1896), dass dieselbe an- nähernd umgekehrt proportional der Dicke ist. Er gibt um- stehende Tabelle der Dicke der Substanzen, bei welcher er gleiche Durchlässigkeit beobachtete.

Somit ist die Proportionalität zwischen Dichte und Durch- lässigkeit nur eine beiläufige, aber keine wirklich genaue (Phot. Monatsschr. f. Medicin 1896, S. 271).

1) Dabei ist Diamant zehnmal durchlässiger all Korund und min* d«iten« 200 mal so durchlässig als Stanniol.

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\\2 Uober Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

Substanz

spec. Gewicht

Dicke in Millimeter

Elsenholz Fett

Muskel . . Knochen . Aluminium Glas ... Kupfer Silber . . . Gold. . .

0,70 0,99 1,05 1,90 2,60 2,60 9,00 10.40 19i30

30,00 14,00 7,00 0,70 0,50 0,40 0,05 0,03 0,01

Battelli und Garbasso geben im „Bolletiuo della Soc. fotoLTaf. italiamr (auch Revue Suisse de Photograph. 1896, S.»7) eine Tabelle der Durchlässigkeit verschiedener Substanzen gegen Röntgenstrahlen, indem sie die Durchlässigkeit des Wassers = l" setzen.

> ,

1

Substanzen

<_)■-•- Im, k ©

1 Substanzen

II-

j Substanzen

Tannenholz .

1

•) o t

_,w 1

1,50

|

Coaks ....

0,48

Quecksilber .

N'nssholz

Leim ....

0.48

Gold ....

Paraffin . .

1,12

Schwefel

0,47

Platin. . . .

Kautschuk . .

1,10

Bleiptlastor .

0.40

Aother . . .

Wachs ...

1,10

Aluminium .

0,38

Petroleum .

Stoarin .

0.1)4

Speckstein .

0.35

Alkohol . . .

Garten

n,80

Glas

0,34

Amylalkohol

Khonit . .

0,80

Kreide

0.33 !

Olivenöl . .

Horn

o,80

Antimon

0.1 26

Benzol

WulltUcll

o.7f>

Zinn .

0,118

Wasser . . .

r'ollnlo'id

0,7(>

Zink

o.i h;

Salzsäure . .

Kischboiu . .

(1.74

Kisen ....

0,101

Glyeorin -

Seide

(K74

Nickol . .

0,095

Schwefel-

Baumwolle .

0.70

Messing. .

0,093

kohlenstoff

Harte Holz-

Cadmium .

0.090

Salpetorsäure

kohle

0.63 0,»J3

Kupfer . .

0.084

Chloroform -

Stärke ....

Wismnth

0.075

Schwefel-

Zucker

O.fiO

Silber . .

0.070 '

säure . . .

Knochen

0.56

Blei . . .

0.055

Magnesium

0.50 Palladium .

0.053

M « o

Q 2

0.044 0,030 0,020 1,37

1,12

i:=

0,86 0,76

oieo

0,50

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Ueber Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

113

Ueber die Absorption von Röntgenstrahlen durch chemische Verbindungen schrieben V. Novak und 0. Sulc (Zeitschr. f. Physikal - Chemie 1896, S. 489).

E. Sehrwald untersuchte das Verhalten der Halogene gegen Röntgenstrahlen; Chlor, Brom und Jod sind für sich wenig durchlässig für Röntgenstrahlen , ebenso ihre chemischen Verbindungen, z B. Chloroform, Bromoform. Cyan ist jedoch leicht durchlassig, ebenso alle organischen Verbindungen, welche Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff ent- halten; nur Stickstoff absorbirt einen etwas grösseren Antheil der Strahlen. Sehrwald glaubt, dass der Schatten, welohen thierische Weichtheile werfen, neben dem Eisengehalt des Hämoglobins auch den Alkalimetallen, besonders ihrem Chlorgehalt zuzuschreiben ist. Phosphor, Sohwefel, noch mehr aber Arsen und Antimon geben starken Schatten; wenig da- gegen das Bor Schwefelkohlenstoff liisst wenig X-Strahlen durchtreten; Natrium ist durchlässiger als Kalium oder Calcium. Das Crookes'sehe Radiometer wird durch Röntgenstrahlen nicht in Umdrehung versetzt (Unterschied von Wärme- und Lichtstrahlen), sondern die Aluminiumflßgel werden nur soweit gedreht, bis der zunächststehende der Kathode genau gegen- über steht, infolge der Polarisation, welche die Kathode auf das Aluminium ausübt (Chem. Centralbl. 1896, Bd. II, S. 771).

Maurice Meslans bespricht den Einfluss der chemischen Natur der Körper auf ihre Durchlässig- keit für die Röntgenstrahlen. Besonders eingehend wurden die Kohlenstoff- Verbindungen untersucht Alle Kohlen- stoff-Verbindungen, welche ausser C nur gasförmige Elemente (ff, G, N) enthalten, sind sehr durchlässig, aber je nach ihrer chemischen Punktion verschieden. Diamant, Graphit, Anthracit, Zuckerkohle geben ein schwaches Bild, wie Holz oder Paraffin; S, Sc, P, J dagegen geben sehr kräftige Bilder. Organische Verbindungen, wie Ester, Säuren, Stickstoff- Verbindungen werden leicht von den Strahlen durchdrungen, die Einführung eines Mineralelementes, wie 67, F, S, P bewirkt eine errosse I iidurchlässigkeit. Jodoform ist sehr undurchlässig, Alkaloidsulfat desgleichen, während die Alkaloide, Pikrine, Fuchsin, Harnstoff durchlässig sind Phtalylfluorid ist un- durchlässiger als Phtalsäure, obwohl das Moleculargewieht fast gleich ist. Metallsalze haben eine mit der Natur des Metalls und der Säure wechselnde grosse Undurchlässigkeit Diese Resultate werden durch die bereits vorliegenden Photographien von Körpertheilen und kleineu Thiereu bestätigt. Die .Muskeln, welche nur aus C, O, H, S bestehen, sind durchlässig, dio

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114

Ueber Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

mineralhaltigen Knochen dagegen nicht (Compt. rend. 1896, T. CXXII, S. 309 311; Nancy, Ecole de Pharmacie). (Chem. Centralblatt 1896, Bd. I, Nr. 12, S. 633.)

Oifford fand einen mit Chloroform getränkten Watte- bausch ganz undurchdringlich für Röntgenstrahlen; das be- stätigt die Beobachtungen Lord Crawford's, dass Chlor und Chlorverbindungen schwer durchdringlich sind (Phot. Wochen- blatt 1896, S. 88).

Liohtdurchlässigkeit „undurchsichtige r Stoffe". Hans Schmidt macht aufmerksam, dass er beobachtete, wie stark Hartgummi durchlässig für photographisch wirksame Strahlen sei, welche starkes Bogenlicht aussendet. Auch schwarzes Papier und Holzfourniere (nicht gebeizt) schätzten die Bromsilbergelatine -Platte mangelhaft gegen elektrisches Licht (Phot Rundschau 1896, S. 2).

Während die meisten Untersuchungen über die Durch- lässigkeit der verschiedenen menschlichen Organe gegenüber den Röntgenstrahlen nur approximative Resultate gaben, stellte F. Bateiii in Florenz genauere photo- metrisebe Versuche an 1). Verschiedene Gewebeschichten wurden in einer Dicke von je 4 mm zur Untersuchung verwendet. Er fand folgende Resultate:

1. Die verschiedenen Gewebe verhalten sioh in Bezug auf die Transparenz für Röntgenstrahlen umgekehrt wie ihre Dichten, doch gibt es auch hier Ausnahmen, wie z. B. die Sehne, die transparenter ist, als andere minder dichte Gewebe.

2. Bei Flüssigkeiten scheint die Quantität der in Lösung befindlichen Substanzen keinen bedeutenden Einfluss zu haben, da hierdurch nicht die Dichte geändert wird. (Dies soll offenbar nur für thierische Flüssigkeiten gelten.? Anm. d. Verf.)

3. Mit zunehmender Dicke der Gewebeschicht nimmt die Transparenz ab, doch geschieht dies in verschiedenem Maasse, und speciell die Veränderungen der Transparenz gehen lang- samer vor sich, als jene der Dicken.

Röntgenstrahlen und die Chirurgie.

Dr. Jan kau führte in überzeugender Weise aus, dass die Röntgen'schen Strahlen ein werthvolles diagnostisches Hilfs- mittel sind, das schmerzhafte und manchmal nicht ungefährliche Eingriffe besonders in chirurgischen Fällen nunmehr überflüssig macht; die raedicinische Wissenschaft ist in ein neues un-

1) JVcadeiuia modlco-fi»loa florontina, 14. März 1896. Intern, pbot. Monatsschr. f. Müdicin 18ü6, S. 245.

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Uober KöntgODttrahlon und deren Anwendung.

115

geahntes Stadium getreten, welches entschieden die noch kürzlich bestrittene Behauptung aufstellen lasst, dass der Entdeckung Röntgen's für die Medioin dieselbe Be- deutung mit der Zeit zugeschrieben werden darf, wie die Entdeckung der Asepsis oder der Esmarch- sohen Blutleere1).

Auf Ansuchen des Generalstabsarztes Dr. Neudörfer wurden im photochemischen Laboratorium der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren iu Wien Versuche mit Patienten des genannten Arztes an- gestellt, wobei wohldefinirte Röntgenbilder erhalten wurden. Er versuchte auf Grund dieser Aufnahmen eine von ihm auf- gestellte Theorie bezuglich der Bildung einer Neoarthrose nach Resection eines verletzten oder erkrankten Ellbogengelenkes zu beweisen3); es sind dies wohl in Deutschland und Oesterreich die ersten diesbezüglichen Versuche , bei welchen die Röntgen- photographie zum Beweise einer Theorie für die Heilungsart nach jahrelang zurückliegenden chirurgischen Eingriffen be- nutzt wird. Bei dem einen Falle (Offleier, der 35 Jahre vor der Untersuchung im damaligen Alter von 35 Jahren operirt worden war, ist zu sehen, „dass sich die quer durchsagten Knochenflächen zu einem stumpfspitzigen Charniergelenk ver- längert haben, die neugebildete Gelenkskapsel ist nur als schwache Schattenlinie angedeutet". Im zweiten Falle (25 jähr. Arbeiterin) sieht man auf der Röntgenaufnahme „die flache Gelenkpfanne am unteren Ende des Oberarmes, und ihr gegenüber eine schwache Aushöhlung des Radius, die mit dem Oberarm arti- kulirt. Man sieht ferner die Umrisse der Gelenkskapsel schwach angedeutet, endlieh dass in der Hyperextension die Vorderarm- knochen gegen den Oberarmknochen stark luxirt erscheinen".

Die Diagnose des Magens und Darmes mittels Röntgen- strahlen wird wesentlich gefördert, wenn diese Organe mit indifferenten, für Röntgenstrahlen undurchdringliche Flüssigkeiten angefüllt werden; dadurch wird die Grösse und etwa vorhandene Abnormitäten bestimmt. Wolf Becher hat zuerst Untersuchungen dieser Art angestellt3). Dr. Kronberg versuchte Photographien von dem Magendarmkanal e u. 8. w. zu erhalten, indem er in das zu untersuchende Hohlorgau metallisches Quecksilber einführte, welches für Röntgen-

1) Intern, phot. Monataschr. f. Modloln 1896, S. 288.

2) Dio Gobrauchsfahigkeit der roseclrten Ellbogengelenke, Allgem. medic. Ceotralzoltg. 1896, Nr. 43. Iotoro. photograph. Monatsschrift f. Modicio 1896, S 238.

3) Intorn. phot. Monatssohr. f. Modlcin 1896 , 8. IU.

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116 Ueber Köntgon strahlen und denn Anwendung.

strahlen ganz undurchsichtig (viel mehr als Knochen) ist. Das metallische Quecksilber ist selbst in grossen Mengen (bis zu einem Kilogramm) für den Organismus ohne giftige Wirkung. Man soll anfangs kleine Mengen von Quecksilber einfuhren, damit das Quecksilber durch seine grosse speeifische Schwere nicht die Dehnung der Häute verursache; metallisches Gallium, welches aber äusserst selten und enorm theuer ist, wäre viel- leicht noch günstiger1).

Kümmel in Hamburg demonstrirte am 25. Congress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Berlin vom 27. bis 30. Mai 1896 Beispiele der Diagnose der Knochen- herde durch Röntgenstrahlen, und zwar u. A. Schattenbilder eines Fusses, bei dem man ausser den Knochen auch die Achillessehne und die Foszien erkennt, einer Hand, bei der ein metastatischer Typhusherd an einem Finger sass, einer Spira mentosa des Mittellingers, eines Handgelenkes mit Eiter- herd, einer Radius -Fractur. Geissler aus Berlin zeigte Röntgenphotographien (aufgenommen an der Bergmann'schen Klinik) von Luxationen, eine ausgeheilte Reseetio cubili, osteomyelitische Auftreibungen, bei denen aber nur die Ver- dickung sichtbar ist.

Ueber den allmählichen Fortschritt der Ver- knöcherung der Extremitätenknochen des Menschen stellte Tonkoff in Moskau Versuche an. Er photographirte mit Röntgenstrahlen zunächst einige Fötus im Alter von 4, 5, 6 und 10 Monaten, dann einen Knaben von 8*1%, ein Mädchen von 13 Jahren. Bei den Fötus gaben die photographischen Bilder deutlicher die Grenzen, als man diese in Wirklichkeit beobachten kann. Das 13jährige Mädchen zeigte nur noch eine geringe Grenze. Studenten im Alter von 18, 19 und 20 Jahren wiesen keine Knorpelzone mehr auf2).

In der Academie des Sciences in Paris wurde am 15. Juni 1896 eine Photographie einer Revolverkugel im Ge- hirne eines lebenden Mannes vorgezeigt, welche Londe her- gestellt hatte; auf dem Bilde unterscheidet man die Schädel- form, den Stirnhöeker, die ^inus frontalis und maxillaris des Felsenbeins, die Augenhöhle u s. w. Die Kugel sass in der unteren Gehirnhälfte iu der Höhe der zweiten Schläfenwindung (Intern, phot. Monatsschr. f. Medicin 1896, S. 276).

l.t Wiener medic. Wochenschr. 1896, Nr. 22; Intorn. phot. Monats- schrift f. Modi. ln 1896. S 2.19.

2) Inturn. phot. Monatsschr. f. Medicin 1896. S. 244. ' Die erstfiu systematischen Vortfloieho dieet-r Art wurden von Edor undValenta iu ihrem Werke mittels heliographischcr Abbildungen publicirt.

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Uober Röntgenstrahlen und deren Anwendung. H7

Prof. P. Czermak in Prag nahm ein Ellbogengelenk mit Fractur und Luxation des Radiusgelenkskopfes mit Röntgen- strahlen auf, indem er die Röhre in 35 cm Entfernung auf- stellte, und in 30 Minuten mit einer (mittels Wasserbad und dicker Kupferplatte) auf 50 Grad C. erwärmten Bromsilber- gelatine-Platte exponirte. was wichtige Behelfe zur Diagnose bot (Phot. Monatsschr. f. Medicin 1896, S. 231).

R. P a u s e in Chemnitz photographirte mit Röntgenstrahlen den Brustkorb und Beckengürtel eines Mannes mit gutem Er- folge (Deutsche Phot. - Zeitung , Juni 1896, S. 365).

Röntgenstrahlen und Pflanzen.

Prof. (r o 1 d s t e i n legte der Berliner Akademie der Wissenschaften Aufnahmen auf dem Gebiete der Botanik vor (Blüthen des Apfelbaumes, der Rose, des Mohns, Maiglöckchens. Fingerhutes), bei welchen man nicht nur die scharfen Umrisse der Formen derBlüthe, sondern auch durch die Blumen- und Kelchblätter hindurch die Slanbgefässe, Stempel uud Knoten wahrnimmt, so dass diese Röntgenphotographien mehr Details als Camera- Photographien zeigen. Ferner gaben die Bilder des Kalkschwammes , der Koralle, des See -Igels, nicht nur die mit Dicke- und Dichte- Differenz verknüpften Details der Oberfläche, sondern liefern auch von dem Körperinneren Dar- stellungen (Phot. Mitth., August 1896, S 143).

Ueber H. Hinte rberger's Versuche in dieser Richtung s. Phot. Corresp. 1896; ferner den Artikel auf S. 67 d. Jahrb.

Auch Burch photographirte das Innere von Pflanzen- tbeilen in ähnlicher Weise (Nature.1896, Bd. 54, S. 111).

G. J Burch stellte Röntgenbilder von Pflanzen her (Fuchsien u. s. w.) und pnblicirte sie in „The Gardeners Chronicle" (October 1896).

Marangoni benutzt die Röntgenphotographie zum Auf- suchen von Insectenlarven in Pflanzen und Hölzern (Beibl. Annal. d Physik u. Chemie 1896, S. 666).

Ranwey will die Verfälschung von Safran mit Schwer- spath mittels Röntgenstrahlen nachweisen (Phot. Archiv 1896, S. 330). [Dieser Nachweis gelingt auf chemischem Wege ein- facher und sicherer. E.]

Verschiedene andere Anwendungen der Röntgen- strahlen.

In dem bereits citirten Werke von Eder undValenta findet sich die Verwendbarkeit der Röntgenstrahlen zur Wiedergabe von Reliefs durch heliographische Abbildungen vorzüglich belegt.

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Uobor Röntgon»trahlon und deren Anwendung.

Turati benutzte später ebenfalls die Röntgenstrahlen zum photographischen Copiren von Reliefs. Er macht von beiden Seiten des Reliefs oder der Medaille einen Gypsabdruck, schleift die Rückseite ab und lässt dann Röntgenstrahlen durch die Gypsplatte wirken. Er erhält so ein Negativ, das der Dicke des Reliefs entsprechend abgetont ist. Dieses wird nun auf einer dicken Schicht von Bichromat - Gelatine copirt (Photogramm; Wiener phot. Blätter 1896, S. 163).

Im Februar 1896 theilte die französische Zeitschrift rGauloisw mit, dass es mittels der Röntgenstrahlen gelungen sei, einen Brief im verschlossenen Oouvert zu photo- graphiren. Das Pacsimile des photographirten Briefes, dessen Schriftzüge deutlich erkennbar sind, wurde in dem Blatte ab- gedruckt.

[Jedoch gelingt dies nur, wenn die Tinte Metallsalze oder andere undurchlässige Substanzen enthält; Anilintinten geben keine Schattenbilder. Ed er und Valenta]

Hartmuth in Wien bringt (1896) Briefcouverts mit metallbedruckter Innenfläche in den Handel, welche die Repro- duction der Briefschrift verhindern sollen.

Anwendung der Röntgen 'sehen Strahlen zur Photographie der Mumien.

Ueber Anregung des Herrn Dr. Dedekind wurde ein Versuch der Photographie des Inhaltes einer uneröffneten äusserst seltenen Mumie mit Hilfe der Röntgen' sehen Strahlen an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien vorgenommen. Diese Mumie, welche die äussere Form einer menschlichen Gestalt hat, gilt als Collectiv- Mumie der von den alten Aegyptern für heilig gehaltene Ibisse, jedoch war die Annahme unerwiesen. Da man diese Mumie, welche als Unicum gilt, nicht auswickeln wollte, so schien als der einzige Ausweg, sich über den In- halt zu vergewissern, die Photographie mittels der Röntgen- strahlen Die Mumie wurde in das photochemische Versuchs- Laboratorium der genannten Anstalt gebracht und jene Partie der Mumie, welche der Form nach dem Kopfe und den Schultern einer menschlichen Figur entsprechen würde, mit den Röntgen - sehen Strahlen belichtet, und es ergab die Photographie deutlich die Umrisse von Vogelknochen und Abwesenheit menschlicher Skeletttheile. Damit ist der Inhalt der Mumie, welche nunmehr definitiv als Ibis -Mumie zu bezeichnen ist. festgestellt und die Verwendbarkeit der neuen Methode für ähnliche Zwecke der Aegyptologie dargethan

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Ueber Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

Physiologische Wirkung von Röntgenstrahlen.

Dr. Sorte 1 in Lyon impfte sechs Meerschweinchen mit Tnberkelgift und setzte drei davon den Röntgenstrahlen aus; sie blieben gesund, während die nicht bestrahlten wohl an Zeichen der Tuberkulose starben (Phot Wochenbl. 1806, S. 256).

Nach Feilchenfeld in Berlin soll durch lVj stundige Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Haut ein Ausschlag, ähnlich dem Eczema solare, entstanden sein1).

Durch mehrwöohentliche Einwirkung der X-Strahlen (täg- liche Wirkungsdauer je zwei Stunden) sollen behaarte Stellen der menschlichen Haut unter Entzündungserscheinungen die Haare verlieren.

Le Bon's schwarzes Licht. Röntgenstrahlen und das Od. Magische Strahlen.

L e Hon 's „schwarzes Licht" wurde noch viel umstritten ; er hält den Gebrüdern Lumiere gegenüber seine Angaben aufrecht (Compt rend. 1896, S. 386).

D'Arsonval erhielt mit dem Le Bon' sehen Verfahren kein Bild. Der Grund wird darin gesucht, dass Le Bon über seine Combination2) noch eine Glasplatte gelegt hatte, die bei d'Arsonval fehlte. Henry hat aber gefunden, dass fluorescirende Körper Strahlen aussenden , die im Stande sind, Metalle zu durchdringen; d'Arsonval bemerkt, dass die gelb- grün fluorescirenden Körper wirksam , die violett fluorescirenden aber unwirksam seien; da nun die Glasplatte Le Bon's jjelbgrün fluorescirt habe, so erklärt sich daraus die Wirkung. Eine Scheibe Bleiglas war unwirksam (Photograph. Wochen- blatt 1896, S. 107).

Auch Drouet konnte Le Bon's Angaben nicht be- stätigen , sondern meinte , dass Wärmestrahlen mitspielen (Bull. Soc. franc. 1896, S. 109; Phot. Wochenbl. 1896, S. 125).

Die Brüder Lumiere in Lyon erhielten mit dem Le Bon ' sehen Verfahren mit „schwarzem Licht" keine Resultate und erklären die bisherigen Versuche für irrthümlich, weil nicht ein vollständiger Abschluss des Lichtes stattgefunden habe (Phot. Wochenbl. 1896. S. 88).

Ludwig Tormin veröffentlicht eine Broschüre „Magische Strahlen" (Düsseldorf 1896), bei welchen er auf Reiohen- h ach 's Od zurückkommt und meint, die magischen Strahlen

1) DeuUche medio. Woehensohr. 1896, S. 23; Intern, phot. Monata- •cbrlft f Medloin 1896. S 242.

2) VergL Eder'i Jahrbuch für 1896.

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Ueber Röntgenstrahlen und deren Anwendung.

gehen von den Fingerspitzen des Magnetiseurs aus, im Sinne des thierischen Magnetismus. Er bespricht die Gewinnung photographisoher Bilder durch nodisch-maguetische Ausstrahlung des menschlichen Körpers".

A. und G. Lumiere (Compt. rend., T. CXXII, S. 463 bis 465) machen gegen die Untersuchungen von Le Bon über das „schwarze Licht" geltend, dass ihre Präparationsräume für lichtempfindliche Platten theilweise durch Blechwände gegen das Tageslicht abgeschlossen seien t auf die zuweilen den ganzen Tag hindurch die Sonne brenne , und dass sie trotzdem niemals irgend eine Spur von activer Strahlung an ihren Platten be- merkt hätten. Sie haben dann unter sorgfältigem Vermeide u aller Fehlerquellen die Versuche von Le Bon zu wiederholen gesucht, ohne irgend einen Erfolg zu erzielen. Selbst durch Metallfolienfenster von einigen Hundertstel Millimeter Dicke hindurch konnten sie bei keiner der gewöhnlichen Lichtquellen irgend eine Spur einer photographischen Wirkung wahrnehmen, wenn auf das Sorgfältigste alle Lichtundichtigkeiten aus- geschlossen waren. Dagegen bewirkten spuren weise Undichtig- keiten bereits sehr deutliche Schwärzungen. Unter Anwendung gleicher Vorsichtsmassregeln konnten A. und G. Lumiere in den gewöhnlichen Lichtquellen auch keine Röntgenstrahlen nachweisen. A. und G. Lumiere kommen zum Sohluss, dass das „schwarze Licht" von Le Bon nichts sei, als weisses Licht, auf dessen Beseitigung man nicht streng genug bedacht ge- wesen sei

A d'Arsonval stellte Beobachtungen über Photographie durch dunkle Körper hindurch (Compt. rend. T. CXXII. S 50O bis 501) an. Die Widersprüche in den Resultaten der ver- schiedenen Forscher, welche die Versuche Le Bon's über das „schwarze Licht" zu wiederholen versuchten, haben d'Arsonval zu Experimenten geführt, aus denen hervorzugehen scheint, dass die von Le Bon und Anderen erzielten Lichtwirkungen von der Fluorescenz der angewendeten Glasplatten herrühren und mit den von Henry und Becquerel beobachteten Er- scheinungen an fluorescirenden Substanzen übereinstimmen. Denn wenn d'Arsonval die Versuche wie die Gebrüder Lumiere anstellte, war keine Lichtwirkung zu beobachten. Dagegen zeigte sich eine Schwärzung, wenn eine, am besten gelbgrünlich fluorescirende , dicke Glasplatte zwischen die Metallplatte und die Sonnenstrahlen eingeschaltet wurde. Es scheinen besonders alle gelbgrünlich fluorescirenden Sub- stanzen Licht auszusenden, welches dunkle Körper durchdringt. Z. B. beobachtete d'Arsonval, dass alle Entladungsröhren

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Ueber Röntgenstrahlen und daran Anwendung. 121

oder auch als solche aar Erzeugung von Röntgenstrahlen be- nutzte Glühlampen sehr gute Resultate ergeben, wenn sie aus «relbgrunlieh, sehr schlechte, wenn sie aus bläulichviolett fluorescirendem Glase bestanden. Die Kathodenstrahlen hätten demnach bei den Röntgenversuchen nur die Rolle des Fluores- oenzerregers, während das Aussenden von Röntgenstrahlen eine allgemeine Eigenschaft in bestimmter Weise fluorescirender Körper wäre (Beibl. Annal. d. Phys. u. Chemie 1896, S. 479).

Vallot, Colson und Renoud beschreiben eigenthümliche Wärmewirkungen, welche Reductionen der photographischen Schicht veranlassen können (Zusammengestellt in „Der Photo- graph14 1896, Nr. 20, S. 72.)

E. Dormann macht die Angabe, dass Trockenplatten, welche lichtdicht in schwarzes Papier und Holz verpackt sind (Cassetten, die lichtdicht gegen Sonnenstrahlen sind), von Mond licht durchdrungen werden; auch Holz und sogar Metall soll durchdrungen werden (Bremer General -Anzeiger: Apollo 1896, S. 318).

Hinter Metallplatten aufgenommene Sonnen- photographien geben nach Herrn David E. Packer in Birmingham jederzeit deutliche Bilder der Corona, da die ultravioletten Strahlen leicht die Metallplatten durchdringen. Am besten eigneten sich Zinn-, Blei- und Kupferplatten, da- gegen war die Glaslinse für die in Frage kommenden Strahlen so absorbirend, dass es sich vortheil hafter erwies, die Auf- nahmen ohne Objectiv, bloss hinter einer kleinen Oeffnung zu machen Die Ergebnisse dieser, stark an die Versuche des Herrn Le Bon (s. Prometheus Nr. 334, „Das schwarze Licht") erinnernden Aufnahmen werdeu als erstaunlich geschildert. Während der Sonnenkörper selbst nur ein verhältnissmassig schwaches Bild erzeugt, zeichnet sich die Corona in ausser- ordentlicher Ausdehnung, namentlich im äquatorialen Theile, und man gewahrt schneckenförmig gewundene Strahlen mit 2 bis 3 Windungen. Es scheint demnach, dass die Corona reicher an den wirksamen Strahlen vielleicht elektrischer Natur ist, als der Sonneukörper selbst (Ciel et Terre; Prometheus Nr. 337, Jahrg. VII, 1896, S. 397 .

Von den im Jahre 1896 erschieneneu Werken über Röntgenstrahlen führen wir an:

Arnold, Wilhelm, Dr. , Ueber Luminescenz. Erlangen, k. bayr. Hof- und Universitäts - Bnohdruckerei von Fr. Junge (Junge & Sohn) 1896.

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Ueber Kttntgenstrahlen und deren Anwendung.

Ackroyd, Wm., The Old Light and the New. Chemistry of Colour and new Pbotography. London, Chapman&Hall, Limited, 1896.

Christiansen, C, Rontgens Straaler en fremstilling af de elektriske Straalefaenomener. Kobenhavn, Gyldendalske Boghandels Forlag (F. Hegel & Son) 1896, Tredje Oplag.

Eder und E. Valenta, Versuche über Photographie mittels der Röntgen 'sehen Strahlen. Herausgegeben mit Ge- nehmigung des hohen k. k. Ministeriums für Cultus und Unter- richt von der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien. Wien, R. Lechner (M. Müller) und Halle a. S., W. Knapp, 1896.

Galitzin, B. Fürst und A. von Karnojitzky, Ueber die Ausgangspunkte uud Polarisation der X-Strahlen. St. Peters- burgs. J. Glasounof, M. Eggers & Co. und C. Ricker, 1896.

Guillaume, Ch Ed., Dr., Les rayons X et la Photo- graphie a travers les corps opaques. Paris , G a u t h i e r - Vi 1 1 ar s et fils 1896.

Henry, Charles, Les rayons Röntgen. Paris, Societe d editions scientiflques, 1897.

Mandras, V. Dr., Applications de la radiographie a la medecine. Paris, J. B Bailiiere et fils.

Mewes, Rudolf, Licht-, Elektricitats- und X-Strahlen. Ein Beitrag zur Erklärung der Röntgen* sehen Strahlen. Berlin, Fi sc her 's technologischer Verlag, M. Krayn 1896.

Morton and Hammer, The X-Ray: or photography of the invisible, and its value in surgery

Müller, Hugo. Röntgen s X-Strahlen. Mit 4 Tafeln, aufgenommen im elektrotechnischen Laboratorium der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin von Geh. Reg. -Rath Prof. Dr. Slaby und Assistent Klingenberg. Berlin, Karl Siegismund 1896 , 2. Auflage.

Tormin, Ludwig, Magische Strahlen. Die Gewinnung photographischer Lichtbilder lediglich durch odisch- magnetische Ausstrahlung des menschlichen Körpers. Düsseldorf, Schmitz <fe Olbertz 1896.

Thornton, Arthur, The X Rays. Bradford, Percy Lund & Co.. Ltd. 1896.

Röntgen, W. C., Dr., Eine neue Art von Strahlen (vorläufige Mittheilung, vorgelegt in der Sitzung der Würz- burger Physik. -medicinischen Gesellschaft 1895). Würzburg, S t a h e 1' sehe k. bayr. Hof- und Universitätsbuchhandlung 1896.

Röntgen, W. C, Dr., Eine neue Ali von Strahlen (Fortsetzung, vorgelegt in der Sitzung der Würzburger Physik. -

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Ueber Röntgenstrahlen und deren Anwendung. 123

medic. Gesellschaft 1895). Würaburg, Stahel'sche k. bayr. Hof- und Universitätsbuchhandlung 1896.

Santini, E. N., La Photographie a travers les corps opaques par les rayons electriques , cathodiques et de Röntgen avee une edute sur les images photofulgnrales Paris, Ch. Mendel.

Vitoux, Georges, Les rayons X et la Photographie de l'invisible. Paris, Cbameul 1896.

Ward, Snowden H., Practioal Radiography: A Hand- Book of the ApplicatioDS of the X Rays. London, Dawbarn & Ward, Ltd. 1896.

Wunschmann, E., Dr., Prof., Die Röntgen'schen X-Strahlen. Berlin, F. S c h n e i d e r & Co. (H. Klins- mann) 1896.

Nachtrag

Iu den „Mittheilungen über einige im physikalischen Staats- Laboratorium zu Hamburg ausgeführte Versuche mit Röntgenstrahlen" von A. Voller (Jahrbuch der Hamburger wissensch. Anstalten XIII, 1896) findet sich die Beobachtung, dass die Bariumplatincyanür- Schirme die photographische Wirkung der X-Strahlen wenig verstärken; Flussspath wirkt besser, noch günstiger aber Kaliumplatincyanür sowie Scheelit. Die Qualität der Vacuumröhren ist je nach dem Grade der Evacuirung stark verschieden. Röhren, bei welchen die Kathodenstrahlen starke Wärme Wirkung erzeugen (glühen, ja sogar Schmelzen von getroffenem Platinblech) liefern weniger X-Strahlen als stärker evacuirte Röhren, welche wenig Wärme entwickeln, aber andauernd viel X-Strahlen aussenden. Voller folgert, dass bei geringerem Vacuum die strahlend elektrische Energie in Wärme -Energie umgewandelt werde, bei grösserem Vacuum an Stelle der letzteren die neue Energieform der X-Strahlen tritt. Die aus stark evacuirten Röhren kommenden X-Strahlen haben bei gleich starker Wirksamkeit auf die freie photographische Platte ein weit grösseres Durch- dringungsvermögen für absorbirende Stoffe (Glas, Alaun, Koch- salz, Muschel, Aluminium u. s. w.) als die aus weniger evacuirten stammenden, deshalb gaben die letzteren bei Photo- graphien von dünnen Kinderhänden contrastreichere Bilder. Manche Physiker (angeregt von Röntgen) nehmen Longitudinal- Wellen bei X-Strahlen an, während andere darauf hinweisen, dass man von der Annahme der Transversalschwingungen nicht abzugeben brauche, da nämlich nach den neueren Dispersions- theorien des Lichtes sich für unendlich kleine Transversal- schwingungen der Brechungsexponent ergebe. Winkel-

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AuMteliunga - Keiulniiooozon.

mann und Straubel glauben für Kupfer den Breohungsexpo- nenteu n 1—0,0038 gefunden zu haben (s. o.); dagegen fand Vo 1 1 e r trotz genauester Versuche, dass für Kupfer der Brechungs- exponent sich höchstens um i 0,001 von der Einheit entfernen kann und der Brechungsexponent des Diamanten für X - Strahlen kann sich höchstens um i 0,0002 vou der Einheit unterscheiden ; dasselbe wurde für Aluminium gefunden. Nimmt man an, dass die X- Strahlen dennoch transversale Schwingungen wären, so berechnet Voller unter der Voraussetzung, dass die X-Strahlen eine dem gewöhnlichen Lichte gleichwertige Erscheinung seien, auf welche die Helm ho Itz' sehe Dispersionsformel (Wüllner's Experimentalphysik, Bd. II) Anwendung fände, die Wellenlänge der X-Strahlen nicht über 0,000001 mm, also nicht über den 600sten Theil der Wellenlänge des gelben Natriumlichtes. Voller wiederholte die Fromm' sehen In- terferenzversuche (s. o.) und erhielt die von diesem beschriebenen hellen Streifen im directen Spaltbilde; es kann dies Phänomen jedoch nicht als Interferenzerscheinung im optischen Sinne auf- gefasst werden , weil dieselben Streifen umsomehr verschwinden, je schmäler der die Strahlenquelle bildende Spalt genommen wurde, während doch bei einer optischen Iuterferenzerscheinung das Gegentheil hiervon eintreten musste. Dies ist um so wichtiger als Kümmel und Schmidt (Abhandl d. naturf. Gesellsch. zu Halle, Bd. XXI). sowie Calmetto und Lhuillier (Compt. rendus 122, S. 877) aus scheinbaren Interferenz- erscheinungen einen Werth der Wellenlänge der X-Strahlen glaubten ableiten zu können, welcher grösser als derjenige der gewöhnlichen Lichtstrahlen sein sollte. Die Voll er' sehe Beobachtung würde einen 14 mal grösseren Werth als die Fromm 'sehe Zahl ergeben. Kurz, diese Methode gibt durch- aus negative Resultate und ist nicht geeignet, wahre Werthe über die Wellenlänge der X-Strahlen zu liefern.

Aasstellungs - Remlntscenzen.

Von kaiserl. Rath L. Schrank in Wien.

Das Jahr 1896 war mit einer grösseren Zahl von gewerb- lichen Ausstellungen gesegnet, als frühere Jahre, und es sind dabei auch die Fachphotographen öfters zum Worte ge- kommen, ohne dass im Portrait und in der Landsehafts- photographie die Resultate früherer Expositionen wesentlich in den Schatten gestellt worden wären.

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Ausstellung« - Reininiscenicn

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Das Charakteristische derselben entspringt dem Bedürf- nisse der Fachleute, ihre täglichen Leistungen dem Publicum vorzuführen. Wer von ihnen eine Collection berühmter Persönlich- keiten im Cabinetformat besitzt, wird gewiss davon Gebrauch machen und sie in einem Tableau vereinigt ausstellen. Eine solche Schaustellung hat unbestritten einen geschäftlichen Werth.

Gleichwohl bekommt die Vorführung dadurch einen be- stimmten Ausdruck, der nur zu sehr an die Schaukästen der Photographen erinnert, und es ist dem Effecte nach gleichgültig, ob man ein solches Tableau „Unter den Linden", eventuell in der „Friedrichsstrasse" betrachtet, oder ob man zu demselben Genüsse erst in Treptow gelangt.

Ein anderes Merkmal der Berufsphotographen sind die Ausführungen von Bildern in Farben, welche diese Aus- stellungen vor jenen der Amateure voraus haben, natürlich in grösserem Format, und in dieser Beziehung wurde in Berlin und Budapest Treffliches geleistet. Erinnern wir uns, dass in früheren Jahren Makart und Kriehuber grössere Photo- graphien in Aquarell ausgeführt haben, so wird man kaum die Berechtigung oder den künstlerischen Erfolg eines der- artigen Versuches in Zweifel ziehen.

Thatsächlich haben J. C. Schaarwächter u. A. in Berlin, ferner Prof. Koller's Nachfolger, Erdöl y, Strelisky, Pietz n er und Prohaska in Budapest, so fein abgestimmte farbige Kunstwerke zur Ausstellung gebracht, dass sich da- gegen die ungeschlachten skizzenhaften Elaborate moderner Impressionisten und Gummimänner wie graphische Denkmäler aus der Zeit der Pfahlbauern ausnehmen.

Wenn früher das Publicum hinsichtlich der Dauerhaftigkeit der gemalten Bilder Bedenken hegte, so ist diese Besorguiss doch seit Einführung des Platinveifahrens wesentlich ge- schwunden, und man kann wirklich eine Garantie für seine Erzeugnisse übernehmen. Solche grosse, in Pastell oder Aquarell ausgeführte Portraits in passender Umrahmung (aber nicht in einen altarartigen Aufbau eingefügt) sind ganz ge- eignet einen imposanten Eindruck zu machen, und müssen auf jeder Ausstellung Anerkennung finden, wenu sie auch nicht das rtäg liehe Brod" des Fachphotographen darstellen.

Auf der Budapester Millenniums- Ausstellung bei Prof. Koller's Nachfolger war eine Reihe von Portraits, namentlich Frauen- und Kinderköpfe in Miniatur ausgeführt zu sehen, sowohl in Emailfarben, als auch auf Elfenbein (vielleicht mit Unterlage von Kohledruck), man konnte sich nichts Beizenderes denken.

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Ausstellung* - Rominisoonzen.

Als Unicom sei erwähnt, dass dieselben Aussteller einige Chromophotographien von grossartiger Wirkung znr Ansicht brachten. Diese Manier ist seit mehr als dreissig Jahren be- kannt, wird jedoch fast nirgends mehr ausgeübt , und doch welche glanzvolle Auferstehung hat sie gefeiert!

Die Chromophotographie besteht aus einem mit Lasur- färben bemalten photographischen Bilde auf dünnem Salz- oder Platinpapier, welches mit einer sorgfaltig geschmolzenen Mischung von drei Theilen weissem Wachs, vier Theilen fein- gestossenem Damar-Gummi und einem Theil Canada- Balsam unter Anwendung von Wärme, mit der Silberseite auf einem Spiegelglase befestigt wird und in diesem ersten Stadium voll- kommen transparent erscheint.

Eine zweite Photographie von demselben Negativ auf einen starken Carton aufgezogen, wird mit hellen Farben grell bemalt und im Abstände von einem Millimeter unterlegt, so dass sie durch das obere Bild wirkt.

Die photographischen Schatten werden so, ohne an ihrer Form und Modellirung zu verlieren, durch zwei farbige Medien gebändigt. Dies wäre das Princip. Die Chromophotographien von Prof. Koller's Nachfolger waren nun, abgesehen davon, dass die Kraft ihres Colorits jener eines Oelbildes gleichkam, mit einem goldenen Hintergrunde versehen, der die halb lebensgrossen , hübsch costümirten Kindergestalten besonders hervorhob und ihnen einen überraschenden, gewissermassen decorativen Reiz verlieh.

Dieser Goldgrund ist der byzantinischen Kunst entlehnt, und die orthodoxen russischen Kunsthistoriker schreiben die geschilderte Manier der Initiative des heiligen Lucas zu, in unserem Falle dient sie, um den gelblichen Ton des Wachs- firnisses zu schlagen. *

Wenn durch diese Zeilen die Wiederaufnahme verlassener Methoden angeregt werden sollte, so sei es doch nioht verkannt, dass zu ihrer erfolgreichen Durchführung eine gewisse Virtuosität unerlässlich bleibt. Deshalb wollen wir gleichzeitig dem Gedanken Ausdruck geben, dass bei jeder folgenden Ausstellung eine strenge, von Künstlern gebildete Zulassungs- Jury der Ueberfluthung mit banalen Arbeiten vorbeugen sollte.

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Üeber dlo Herotelluog ron ProjectiODipoiitiven etc.

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Ueber die Herstellung: ron Projectionspositlven mittels Bueh-, Stein-, Kupfer- oder Lichtdruck.

Von Karl Theodor Speer, Oberfactor der k. k. Hof- und

Staats druckerei in Wien.

Um für Projectionszwecke geeignete Positive von gewöhn- lichem Typensatze, von Holzschnitten, Autotypie- oder andern Cliches, von Lichtdruckplatten, von gestochenen, radirten oder mittels Heliogravüre erzeugten Kupfer]) latton , endlich vom Stein unter Anwendung aller lithographischen Verfahren drucken zu können, handelte es sich zunächst darum, an Stelle des Papieres, das auf die für die Projection erforderliche Transparenz nicht zu bringen war, ein für alle mechanischen Druckverfahren geeignetes Material zu setzen.

Als solches bot sich mir die Gelatine; von feinster Licht- druckgelatine werden 35 g in 600 g Wasser mit Zusatz von 8 g Glyoerin und 16 g Eisessig gelöst. Auf 100 qcm Glas- fläche werden 10g dieser Flüssigkeit gegossen, durch 24 Stunden getrocknet und sodann abgezogen.

Die so gewonnenen spiegelglatten Gelatinefolien sind vollkommen transparent, sehr geschmeidig und für jede Art von Druck auf der Buchdruck-, Steindruck-, Kupferdruck-, oder Lichtdruokpresse anstandslos verwendbar.

Es wurden nun alle Arten von Abdrücken, darunter auch solche von Steingravuren (Terrain, Pantographie. Guilloche und Relief), von Autographie, Photolithographie, Kartographie in drei Farbenrastern u. s. w. gemacht. Die Abdrücke wurden auf das entsprechende Format beschnitten, zwischen zwei Glas- platten gelegt und in der üblichen Weise adjustirt.

Die so fertigen Positive sind zum ersten Male am 5. Mai 1896 in der Plenarvorsammlung der Photographischen Gesell- schaft in Wien durch Herrn k. k. Regierungsrath G Fritz, dessen Untersuchungen auf dem Gebiete der Autotypie mich eigentlich zu der hier geschilderten Idee führten, und welcher meinen Versuchen von Haus aus die dankenswerteste Förderung angedeihen Hess, mittels des Projectionsapparates vordemon- 8trirt worden. Ebenso warm nahm sich um meine Idee Herr k. k. Regierungsrath Dr. J. M. Ed er an und gestattete, dass die- selben Positive der seiner Leitung unterstehenden k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsver- fahren in Wien als Lehrmittel einverleibt werden durften.

Obwohl die von mir ersonnenen Projectionspositive in erster Linie als Hilfsmittel zum Studium der verschiedenen Drucktechniken gedacht waren, dürfte denselben bei der immer

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Kino praktisch») Methode der Entwicklung etc.

mehr und mehr zunehmenden Verbreitung der Projections- apparate doch noch so manche andere praktische Seite abzu- gewinnen sein. Beispielsweise können einige Sätze oder Capitel aus seltenen Büchern, an der Hand welcher der Lehrer zu seinen Schülern sprechen will, in einer der Anzahl der be- treffenden Lehrkanzeln entsprechenden Auflage in Nonpareille- schrift auf einen winzigen Raum gedruckt und allen Hörern sichtbar in der Grösse von mehreren Quadratmetern vorgeführt

lassen. Der Forscher, der Reisende, der Verleger, wenn er so vorsichtig ist , von den Holzschnitten oder Cliches gleich nach deren Vollendung sogenannte Falzbeinabdrücke auf Gelatine herstellen zu lassen, kann noch vor dem Erscheinen seines Werkes in Vorträgen für dasselbe wirksame Reclame machen u. s. w.

In Betracht kommt noch, dass sich auf den in hier an- gegebener Weise hergestellten Gelatinefolien wie auf Papier mittels Farben oder mittels Tusche ohne die geringste Schwierig- keit zeichnen und schreiben lässt, wodurch der Vortragende in die Lage versetzt wird, sich binnen wenigen Minuten selbst flüchtige Skizzen anzufertigen, die er dann zur Erläuterung seines Themas für den Projectionsapparat benutzen kann und die ihm nur geringfügige Kosten verursachen, da sich die zur Adjustirung nothwendigen Glasplatten immer wieder für spätere Arbeiten verwenden lassen.

Eine praktische Methode der Entwicklung von Contact- copien auf Bromsilbergelatine-Papier.

Von Dr. R Bach in Berlin.

Das Copirverfahren auf Bromsilbergelatine-Papier findet meistens Anwendung zur Herstellung von Vergrösserungen bei künstlichem Lichte, weniger dagegen für Contactcopien. Und doch verdient es gerade für dieseu Zweck alle Beachtung.

Man hat die Möglichkeit, rasch bei joder Art von künst- lichem Lichte arbeiten zu können, und das Resultat ist bei ge- eigneter Arbeitsweise so gut, dass das Verfahren in vielen Fallen dio bei Tageslicht üblichen Copirmethoden ersetzen kann. Man kann Platiudrucken ähnliche, tiefschwarze Bilder mit matter Oberfläche herstellen; man kann das Schwarz durch rrantonung in Sepia- oder Rötholton umwandeln; man kann endlich auf manchen Papiersorten glänzende Bilder erzielen, die an Brillanz mit Aristo- und Celloidindrucken wetteifern,

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Eine praktische) Methode der Entwicklung eto.

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zumal wenn man durch Aufquetschen der Copien auf eine mit Wachs praparirte Glasplatte den Glanz der Oberfläche erhöht hat

Von Negativen verschiedener Dichte und verschiedenen Charakters bekommt man gleichgute Bromsilbercopien, falls man je nach der Art des Negatives eine stärkere oder schwächere Lichtquelle (Magnesiumlicht oder Lampenlicht) benutzt, und falls man den Entwickler für jeden Fall entsprechend abstimmt.

Vor allen Dingen ist es da wichtig, einen Entwickler zu haben, der sich leicht abstimmen lässt. Im folgenden soll eine Entwicklungsmethode eingehend beschrieben werden, die für das Arbeiten mit Bromsilbergelatine - Papier allen An- forderungen entspricht.

Man benutzt mit Vortheil den so ausserordentlich leicht abstimmbaren Glycinentwickler, indem man sich zwei Vorraths- lösungen, A und B, herstellt:

A. Wasser 1000 cem,

Natriumsulfit, kryst. . . 50 g, Glycin 10

B. Wasser 500 cem,

Pottasche 100 g.

Zunächst sei die Anwendung des Entwicklers, für das bekannte Bromsilbergelatine-Papier von Dr. Stolze passend, durch einige Beispiele erläutert.

Hat man normale Negative zur Verfügung, wie sie sich etwa für Copien auf Albuminpapier eignen, so belichte man mit einer kräftigen Lichtquelle und entwickle mit einer Mischung von 100 com A und 10 cem B Die Mischung gibt brillante Bilder mit guten Mitteltönen. Die Farbe ist ein warmes Schwarz. Ein ähnliches Resultat bekommt man, wenn man 100 cem A, 25 ecm B uud 100 cem Wasser vermischt. Das Bild wird dann ein wenig härter. Die Farbe ist mehr grauschwarz.

Besonders brillante Bilder gibt eine Mischung von 100 cem A , 50 cem B und 75 cem Wasser. Durch 2 bis 5 Tropfen Bromkaliumlösung (1:10) kann mau die Brillanz noch erhöhen. Die letzte Mischung empfiehlt sich bei dünnen Negativen.

Wenn man übermässig harte Negative hat, oder wenn man sehr zarte Bilder haben will, z. B. solche, die nachher mit Uran getont werden sollen, so sind 100 oem A mit 10 com B und 100 cem Wasser zumengen.

Für das Papier der Eastman Co. gelten dieselben Regeln, wie für Stolze's Papier. Etwas anders verhält sich das Papier der Neuen Photographischen Gesellschaft in Schöne-

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130 Arbalten und Fortschritt« in der Aitrophotograpbie etc.

berg. Bromarytpapier z. B. braucht für dichte Negative: 100 ccm A, 50 com B, 75 com Wasser, 1 bis 2 com Bromkalium- lösung (1:10). Bei dünneu Negativen nimmt man für dieses Papier: 100 ccm A, 50 com B, 3 bis 10 ccm Bromkalium - lösung (1 : 10)

Im Allgemeinen kann man sagen: Je weniger man Pott- asche und je mehr man Wasser nimmt, um so weicher werden die Bilder. Je mehr man Pottasche nimmt und je concentrirter man den Entwickler anwendet, desto brillantere Bilder bekommt man. Gibt man Bromkalium zum Entwickler, so wirkt dieses verzögernd und klärend. Man muss dann wesentlich stärker belichten, als wenn man kein Bromkalium in der Lösung hat. Bei sehr weich copirendem Papier, z. B. Bromaryt, thut man vielfach gut, sehr stark zu belichten und mit viel Bromkalium hervorzurufen. Es gibt das überraschend brillante Bilder, ohne dass die Halbtöne wegbleiben.

Die meisten alkalischen Entwickler rufen das Bromsilber- bild mit sehr grosser Geschwindigkeit hervor. Der Glycin- entwiokler macht hiervon eine Ausnahme. Man kann, ähnlich wie beim Entwickeln mit Eisenoxalat. in aller Ruhe verfolgen, wie das Bild erscheint und wie es sich nach und nach kräftigt.

Irgend welche Klärbäder braucht man nach dem Entwickeln mit Glycin nicht anzuwenden. Der Entwickler zersetzt sich ausserordentlich schwer, auch nach wiederholtem Gebrauche. Es ist also keine Gefahr vorhanden, dass die Weissen der Bilder sich gelb färben.

Jedenfalls wird durch die eben beschriebene Entwicklungs- methode mit Glycin das Copiren auf Bromsilbergelatine- Papier wesentlich erleichtert, und es wird eine ausserordentlich viel- seitige Anwendung des schönen Copirprooesses ermöglicht.

Arbelten und Fortschritte in der Astrophotographie im

Jahre 1896.

Von Dr. R. Spital er, Universitäts-Docent und Adjunct an

der k. k. Sternwarte in Prag.

Die Anwendung der Photographie in der Astronomie ist bereits eine so umfassende und vielverzweigte, dass eine Jahres- übersicht über alles Geleistete und Neuerrungene kaum voll- ständig sein kann, indem manches leicht übersehen wird, zumal wenn es in weniger verbreiteten Zeitschriften veröffentlicht ist. Seit durch Prof. Wolf, Prof. Barnard, v. Gothard,

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Arbeiten und Fortaohritte In der ABtrophotographle eto. 131

Dr. Gill, Russell u. y a. gezeigt wurde, dass aueh mit kleineren photographischen Apparaten, als es unsere modernen Riesenfernrohre sind, für die Astronomie Werthvolles geleistet werden kann, hat sich die Zahl jener ungemein vermehrt, welche sich mit photographischen Aufnahmen des Himmels in den Dienst der beobachtenden Astronomie gestellt haben, und es wäre vergebliche Mühe, alle diese Arbeiten aufzusuchen und zu besprechen Der berühmte englische Astrophotograph Roberts hat zahlreiche Vergleiche angestellt zwischen den Resultaten, welche sich mit einem Refleotor und einer ge- wöhnlichen Portrait-Linse erzielen lassen, und seine Ergebnisse in den Monthly Notices of the Royal Astronomioal Society in London1) (Vol. LVI. Nr. 7) bekannt gemacht.

Nach den Berichten der betheiligten Sternwarten schreitet die internationale photographische Himmelsaufnahme rüstig vorwärts, und eine grosse Anzahl von Specialstudien über die Auswerthung dieser 8ternaufnahmen und Ausmessung der Sternpositionen ist pnbliciit worden. Wir verweisen in dieser Hinsirht nur auf die Publicationen und Annalen des Astro- physikalischen Observatoriums in Potsdam, der Pariser Stern- warte, der Sternwarte des Harvard College in Cambridge U. SM der Sternwarten in Greenwich und Oxford u. v. a., wo mit unermüdlichem Fleisse Baustein auf Baustein gesetzt wird, um den stolzen Bau der Himmelsforschung dauernd zu sichern und zu verschönern. Der Congress, welcher in Betreff der inter- nationalen Himmelsaufnahme im Mai d. J. in Paris abgehalten wurde, hat wieder in vielen Beziehungen den Boden des Unternehmens gekräftigt und durch Gedankenaustausch einheit- liches Vorgehen bei der Arbeit gesichert.

Prof. Turner in Oxford beweist in den M. N. Vol LVI. Nr. 1, dass die Sternaufnahmen auf guten Papier- Copien fast mit derselben Genauigkeit, wie auf den Originalnegativen aus- gemessen werden können, was zum Schutze der werthvollen Originalnegative von grosser Bedeutung ist. Die Genauigkeit, mit welcher die Messungen an photographisehen Sternauf- nahmen gemacht werden können, hat Prof. Wils ine (Astron. Nachr. Nr. 3366) aus Distanzmessungen auf Aufnahmen zur Bestimmung der Parallaxe des Sterns 61 Cygni abgeleitet und gefunden, dass die Genauigkeit der Messung oiner Strecke bei Aufnahmen mittlerer Qualität sich nicht erheblich unter O.l Bogensecunde berabdrücken lasse, welches Resultat in Uebereinstimmung steht mit den Ergebnissen Prof. Thiele's.

1) Im Folgendon immer unter M. N. oitirt.

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132 Arbeiten und Fortschritt« in der AstroptaotographJo et«.

J. Robefts hat seine bereits aus den früheren Jahr- sängen bekannten Aufnahmen von Sternhaufen und Nebel- Hecken mit dem 20 zölligen Roflector wieder um eine grössere Anzahl vermehrt und in den M. N. Vol. LVI. Nr. 1 , 2 u. 7 näher beschrieben. Es finden sich darunter zwei neue Nebel im Drachen und Schwan, ferner der n0wlu- Nebel und der Spiralnebel Mess. 33. Prof. Barnard fand einen weitaus- gedehnten Nebel um deu Stern 15 Einhorn (M. N. Vol. LVI. Nr. 2) und einen immensen Nebel im Orion, welcher den be- kannten grossen Nebel in einem grossen Bogen umgibt (Bull, de la Soc. astron. de France, März 1896). Diese Entdeckung machte er auf einer photographischen Aufnahme von 2 Stunden Expositionsdauer mit einem Objectiv von nur 4 cm Oeffnung und 9 cm Brennweite; das Gesichtsfeld umfasste 30 Grad.

Dr. Gill, Director der Sternwarte am Cap der guten Hoffnung, machte äusserst interessante Daueraufnahmen vom veränderlichen Stern rt Argus und dorn ihn umgebenden Nebel (Bull, de la Soc. astron. de France, August 1896). Während eine Aufnahme von 6 Minuten Expositionsdauer keine Spnr vom Nebel zeigt und bei einer weiteren Aufnahme von 1 Stunde Expositionsdauer erst die hellere Partie des Nebels schwach abgebildet ist, zeigt eine dritte Aufnahme von 31/« Stunden Expositionsdauer ausser einem ausgedehnten Nebel noch mehr als 40000 Sterne auf vier Quadratgrad Himmelsfläche oder 10000 Sterne pro Quadratgrad. Eine Aufnahme von 12 Stunden Expositionsdauer (in vier Nächten) zeigt ausser einem weit- ausgedehnten Nebel mehr als 200000 Sterne, also über 50000 Sterne pro Quadratgrad und eine Aufnahme von 24 Stunden Expositionsdauer (in acht Nächten) zeigt zwar den Nebel viel intensiver, aber nicht weiter ausgedehnt, wohl aber sind darauf doppelt so viel Sterne abgebildet als auf der zuvor genannten Platte.

W. Stratonoff in Taschkent fand mittels des photo- graphischen Refractors Repsold- Henry von 33 cm Oeffnung auf drei Aufnahmen der schon so vielfach durchforschten Plejaden noch neue Nebel, darunter einen eigenartigen Nebel- faden, und grosse Details in den bekannten Nebeln. Die Expositiouszeiten der drei Aufnahmen betrugen 9 Stunden 64 Minuten (in drei Nächten), 17 Stunden 36 Minuten (in neun Nächten) und 25 Stunden (in neun Nächten). (Astron. Nachr. Nr. 3366.) Prof. Bailey in Arequipa fand bei einer Untersuchung von Photographien gewisser kugelförmiger Stern- haufen, dass dieselben eine ausserordentlich grosse Zahl von veränderlichen Sternen enthalten (Astron. Nachr. Nr. 3321).

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Arbolten und Fprtoohritto in der Astrophotographle eto. 133

Die eDglische Zeitschrift r Knowledge" enthält im Jahrgange 18% fast in jeder Nummer Reproductionen von Nebelfleck- und Sternhaufen -Photographien, so in Nr. 124 den Nebel beim Stern 15 Einhorn, in Nr. 125 den „Crab"-Nebel und in Nr. 129 den Spiralnebel Mess. 33 von Roberts, in Nr. 131 den Nebel in der Nähe des Antares von Prof. Barnard u. s.w.

Die photographische Entdeckung von Asteroiden haben sich fast ausschliesslich Prof. Wolf in Heidelberg und Charlois in Nizza zu Eigen gemacht; die frühere mühsame Methode des Aufsuohens jener Himmelskörper ist beinahe ganz ausser Gebrauch gekommen. Prof. Wolf, der hierin Bahn ge- brochen, bespricht seine Erfahrungen und Resultate unter „Die Photographie der Planetoiden" in Nr. 3319 der Astronomischen Nachrichten.

Auch zur Aufnahme der in diesem Jahro erschienenen Kometen wurde die Photographie vielfach und mit Erfolg an- gewendet; es wäre zu weitläufig, alle diese Aufnahmen anzu- rühren. In Oesterreich haben sich in neuerer Zeit damit Jos. und Jan Frio in Prag wiederholt beschäftigt i Astron. Nachr. Nr. 3330, 3340 und 3352).

Dr. A. Marcuse in Berlin hat durch eine Versuchs- reihe den Beweis erbracht, dass sich die Photographie auch zur Beobachtung der Polhöhenschwankungen nach derHorre- bow-Talcott'schen Methode aufs beste bewährt und bespricht seine Erfahrungen und Resultate in Nr. 8382 der Astronomischen Nachrichten

Zu einem gegentheiligen Schlüsse, ohne aber damit die Genauigkeit der photographiscben Methode in Abrede zu stellen, sind die Astronomen des königl. geodätischen Institutes in Potsdam, Dr Schnauder und Dr. Hecker, gekommen (Be- richt über die am photographischen uud am visuellen Zeuith- teleskop erhaltenen Resultate). Ihr Untersuchungsergebniss über die Anwendbarkeit der photographischen Modifikation der H orre b o w - Methode im Vergleich zu den Leistungen eines visuellen Zenithteleskopes ist, dass sie die Anwendung der ersteren Methode zu den fortlaufenden Polhöheubestimmungen nicht empfehlen höunen.

Mittels Spectralaufuahmen wurden auf der Sternwarte des Harvard College in Cambridge U. S. (Director Prof E. C. Picke- ring) und deren Filial-Stern warte in Arequipa i Peru) mehrere neue veränderliche Sterne entdeckt (Astron Nachr. Nr. 3320 , 3328, 3337 , 3347, 3362 und 3379), darunter ein solcher vom Algol- Typus im Sternbilde des Delphin (Astron. Nachr. Nr. 332(1 und 3337 . A.Belopolskyin Pulkowa gibt in Nr. 3337 der

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134 Arbelten und Fortschritte in der Aatrophotographie etc.

Astronomischen Nachrichten seine speetrographischen Unter- suchungen mittels des 30 zölligen Refractors Ober 3 Cephei und über die Eigenbewegung der helleren Componente von 61 Cygni bekannt, Tür welche er eine Bewegung im Visions- radius, frei von der Bewegung unseres Sonnensystems, von 4,9 geographische Meilen per Secunde findet, so dass mit Rücksicht auf die gewöhnliche Eigenbewegung der Stern mit einer Geschwindigkeit von 7,6 geographischen Meilen per Secunde im Weltraum dahineilt.

Mac Clean führt in M. N.Vol.LVI, Nr.8 mit einem I2zölligeu Refraetor von Qrubb aufgenommene Spectrophotogramme von 23 charakteristischen Helium - Sternen auf ; ferner gibt er sechs Sterne dritter Grösse, welche den Ueber^ang von Spectral- typus zu Speotraltypus zeigen. A. BelopoTsky stellte ferner s pectro graphische Untersuchungen des Saturnringes an und bekam mit einer Stunde Expositionszeit bei einer Spaltöffnung von 0,03 mm ein Speotrogramm, welches innerhalb der Grenzen von 400 uu. bis 445 u.U. für die Messungen scharf genug war (Astron. Nachr. Nr. 3313). Er fand auch aus speetrographischen Bestimmungen sowohl bei Saturn, als bei Jupiter (Astron. Nachr. Nr. 3326) eine kleinere lineare Geschwindigkeit ihrer Rotation, als sie die bekannte Umdrehungszeit und der Durch- messer des Planeten erfordern. Des! andres beschreibt in Nr. 3328 der Astron. Nachr eine Methode, um die Variationen der radialen Geschwindigkeiten der Gestirne mit kleineren Instrumenten spectrogranhisch zu studiren.

Das neue Spectroskop für den 26 zölligen Refraetor in Cambridge ist in M. N. Vol. LVI, Nr. 3 beschrieben.

In Nr. 3347 der Astron. Naohr. gibt 0. Josse eine vor- läufige Mittheilung über die definitiven Resultate seiner Unter- suchungen über die „leuchtenden" Nachtwolken, welche auf gleichzeitigen photographischen Aufnahmen während der Jahre 1889— 18h 1 in Steglitz, Sternwarte Urania in Berlin, Nauen und Rathenow beruhen. Das Hauptergebniss seiner Unter- suchungen, sowohl der auf die directen Höhen messungen als auf die photographischen Aufnahmen gegründeten, ist, dass die „leuchtenden" Nachtwolken von dem Jahre 1885 bis 1891 be- ständig sehr nahe in ein und derselben Höhe von 82 km in der Atmosphäre sich befanden.

Ein Bericht über die Erfolge in der Astrophotographie im vorigen Jahre enthält M. N. Vol. LVI, Nr. 1, auf welchen wir hiermit verweisen wollen, da ein solcher im letzten Bande dieses Jahrbuchs nicht enthalten ist.

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Ueber die Einstellung.

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lieber die Einstellung. (Tiefe des Focus. Tiefe des Bildfeldes.)

Von Prof. A Soret in Hävre (Frankreich).

Bekanntlich besteht zwischen dem Bilde eines leuchtenden Punktes und diesem selbst folgende Beziehung:

Aus dioser Gleichung folgt weiter

(,.) p. _ -EL.

Diese Gleichung ergibt, dass bei Anwendung eines bestimmten Objectivs die Entfernung p' des Bildes P (Fig. 27) von dem Ausfalls-Knotenpunkte des Objectivs oder von der Entfernung^

Flg. 27.

abhängt, in welcher der Punkt P sieh vor dem Einfalls- Knotenpunkt befindet, wobei f absolute Brennweite bezeichnet.

Im Besonderen folgt aus dieser Gleichung, dass, abgesehen von den Aberrationen, alle Strahlen, welche, von P divergent ausgehend, durch die Oeffnung gelangen können, nachdem sie gebrochen worden sind, einen in P convergirenden Strahlen- kegel bilden. Man muss deshalb den Schirm, auf welchem das Bild des Punktes deutlich durch das Licht abgebildet werden soll, d. h. also die lichtempfindliche Platte, in dem Punkt P aufstellen, denn nur dort reducirt sich das gebrochene Strahlenbündel auf einen einzigen Punkt.

Das Gesammtbild wird nur dann absolut scharf sein, wenn es von Bildpunkten (nicht etwa Bildflächen) gebildet wird, die den verschiedenen Punkten des Gegenstandes ent- sprechen. Wenn also die matte Scheibe nur um noch so wenig nach der einen oder anderen Seite aus dem Punkte P verschoben wird, so wird das Bild des Punktes Psich als ein kleiner Kreis darstellen, der umso grösser wird, je weiter man sich von P entfernt. Der Theorie nach wird also nur

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Uober dio Einstellung.

das Bild derjenigen Punkte scharf sein, welche die Entfernung;; vom Objeotiv haben und der Achse nahe genug liegen.

Nuu aber machen zwei sehr nahe bei einander liegende Punkte dem Auge deu Eindruck eines einzigen Punktes, und dasselbe gilt für eine kleine Fläche, deren Durchmesser nicht mehr als 0,0002 m1) oder etwa nur 0.0001 m oder gar nur halb so gross ist, wenn das Auge durch eine Lupe sieht. Diese kleine Fläche hat von de la Baume - Pluvinel die Bezeichnung „Fläche der zulässigen Diffusion" erhalten.

Hieraus folgt, dass das Bild eines Gegenstandes in praxi scharf sein wird, wenn für keinen der Punkte des letzteren der Durchmesser der Bildfläche grösser als 0,0001 m ist Es besteht also für die Einstellung eine gewisse Amplitude, die auf diese Weise definirt ist und die Grenzen angibt, innerhalb deren man sich von der Einstellung auf den eigentlichen Punkt entfernen kann. Man kann einmal die Stellung der Mattscheibe etwas nach rechts und links verändern, wenn nur der Radius des Kreises der zulässigen Diffusion nicht grösser als 1/20 mm ist2), und andererseits werden sich, wenn die Mattscheibe die feste Stellung P hat, Bilder, die in praxi scharf sind, von den Punkten bilden, welche auf beiden Seiten von P und zwar in Entfernungen von diesem Punkte liegen, die. wie wir weiter unten sehen werden, von gewissen Factoren abhängen.

Man nennt nun „Tiefe des Focus" die Total -Ver- schiebung, welche man mit der Mattscheibe nach beiden Seiten von P vornehmen kann, ohne dass das {Bild an aus- reichender Schärfe verliert. Die „Tiefe des Feldes" ist die Ausdehnung der Verschiebung, welche auf der Achse der Punkt P erfahren kann, ohne dass sein Bild einen Durch- messer von mehr als 2s annimmt Das „Feld" ist der Theil des Raumes, dessen sämmtliche Punkte zu gleicher Zeit auf der Mattscheibe ein scharfes Bild liefern.

I. Tiefe des Focus.

Die Verschiebung, welche die Mattscheibe erfahren darf, ohne dass das Bild an ausreichender Schärfe, die mit der Brennweite des Objectivs wechselt, zu wünschen übrig lässt, hat keineswegs für ein bestimmtes Objeotiv einen festen Werth.

1) Dieter Werth 0,0002 m Ist unter der Voraussetzung berechnet, «iuss deT Fleck mit blossem Auge unter einem Winkel von 1 Grad und in der normalen Sehwelte für deutliches Sehen von 35 cm betrachtet wird.

2) Damit wird der Radius des Kreises der zulässigen Diffusion 2 = 0,00005 m angenommen

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Ueber die Einstellung.

187

Hat man einmal den Werth von e festgesetzt, so hängt jene Verschiebung nämlich von der Brennweite des Objeotivs, von dem Radios der nutzbaren Oeffhung, d. h. von dem Radios des Cylinders, der von den parallel zur Achse auf das Objectiv gelangenden Strahlen je nach der verwendeten Blende gebildet wird1), und endlich noch von der Entfernung des Gegenstandes ab. Es las st sich der Werth der fraglichen Verschiebung übrigens leicht als Function dieser verschiedenen Variablen berechnen. Ist A^>' die halbe Tiefe für ein Objectiv mit der Brennweite f und der Blenden-Oeffnung 2 y und für den Fall, dass der Gegenstand sich in P in einer Entfernung p vom Objectiv befindet, so hat man die Gleichung

(2) Ajp'-s^-

pf

oder, wenn man für p' seinen Werth einsetzt,

v f

(3) A p' - t f p

V (P-f)

woraus für die Tiefe des Focus der Werth

(4) 2 A p' -. 2 s t J>

y P-f

erhalten wird. Hieraus ergibt sich hinsichtlich der Ver- änderung der Tiefe je nach der Brennweite, indem man die Formel (4) in die Form

bringt, dass die Tiefe des Focus um so grösser ist, je grösser die Brennweite dos Objectivs ist. Hinsichtlich der Ver- änderung je nach der nutzbaren Oeffnung, d. h. also betreffs des Einflusses der Blende findet man, dass die Tiefe des Focus in umgekehrtem Verhältniss zu dem Durch-

1) Für oln bestimmtes Objectiv ist das Verhältniss «wischen dem Karlius der nutzbaren Oeffnuog 2 y and dem Durchmesser d der benutzten

2 u

Blende elno constante Grösse - =3 tu ; man bezeichnet diose als den

«CoefBolenten der nutsbaren Blenden-Ooffnung*. Es ist dieser CoBfflolent gleich 1 für ein einfaches Objectiv mit vor demselben befindlicher Blende und grOssor als 1 für ein Doppel-Objectlv. Im letzteren Falle hingt er von der Natur und 8telluug des vor der Blende befindlichen optlschon Systems al».

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138 Uober dl« ElnstaUung

messer der nutzbaren Oeffnung, wie zu dem Durohmesser der Blende steht, da ja dieser sich zugleich mit dem Durchmesser der wirksamen Oeffnung nach der Formel

2y d-u>

verändert. Hinsichtlich der Veränderung nach der E n t fern u n g p des Gegenstandes vomObjectiv ergibt die Formel (4), wenn wir sie in die Form

y 1 - /

P

bringen, dass die Tiefe fürj? = 00 einen Minimal -Werth

f

2Ap' = 2s-

y

besitzt

Daraus folgt, dass bei der Einstellung auf Unendlich zwei

beliebige Objective mit relativ gleicher Oeffnung -j- dieselbe

Tiefe besitzen, während dies für eine endliche Entfernung nicht so ist. In letzterem Fall hat vielmehr für dieselbe Entfernung das Objectiv mit etwas grösserer Brennweite die grössere Tiefe. Bei gleicher Bildgrösse haben diese beiden Objective auch die gleiche Tiefe, denn die kürzere Entfernung, in welche dann der kürzere Focus gebracht ist, compensirt dann die Verminderung der Brennweite.

Hinsichtlich der Veränderung der Tiefe bei Ver- grösserungen ergibt sich im Besonderen für p 2 f der

Werth 2 A p' = 2 e X 2, und für p f der Werth 2 A />'

2 c-^- X oo, d. h. die Tiefe, welche langsam in dem Maasse

zunimmt, wie der Gegenstand sich vom Unendlichen her nähert, bis das Bild ihm an Grösse gleich ist, wächst viel rascher, wenn der Gegenstand sich von 2 /'bis f bewegt, also in dem Maasse, wie die Vergrösserung des Bildes an Be- deutung gewinnt.

Es ist deshalb vou Interesse, zu untersuchen, in welcher Weise die Tiefe für den Fall der Einstellung auf ein Büd, das vergrössert werden soll, sich verändert

f

Der \\ orth 2s- - gibt die Tiefe für einen in endlicher Ent-

y

fernung befindlichen Gegenstand an; aus demselben ergeben sich für die Entfernungen p, welche den VergrÖsserungeu

-

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Ueber die Einstellung.

139

1, 2, 3, 4 ... n entsprechen, die in folgender Tabelle ange- gebenen Werthe:

Ver- KTösserung

Entfernung de« Gegenstandes

von Objoctlv = p

Tiefe des Pocus

1

p~2f

2

3 4

,.\t

2^X5

n

2s£x(n + l)

Der Spielraum der Einstellung wird deshalb in dem Falle, dass es sich um Vergrößerungen handelt, von besonderem Werth für den Photographen, welcher diese Einstellung unter Ausnutzung so geringer Blenden -Oeffnung ausführen wird.

Wenn er die Brennweite seines Objectivs genau gemessen hat, so wird er, wenn seine Camera mit einem Maassstab ▼ersehen ist, besser thun, zu berechnen, wie weit er die Camera auszuziehen hat, als dass er mit dem Auge die Ein- stellung zu treffen sucht, indem nämlich der Spielraum ein zu grosser ist, welchen ihm die Amplitude der Einstellung wegen der Tiefe, die sie im Gefolge hat, gestattet.

AnwendungderLoupe. In allen vorstehend aufgeführten Fällen und besonders in dem Falle, wo es sich um Ver- grösserungen handelt, zeigt sich der Vorzug der Einstellung mittels der Loupe aufs Deutlichste, denn dies Instrument ver- mindert, indem es weniger Latitude zulässt, die Tiefe um die Hälfte und sogar noch mehr, ausserdem lässt es weniger Unsicherheit der richtigen Einstellung zu, und endlich findet man bei der Betrachtung der so erhaltenen Photographie alle Vorzüge einer grösseren Latitude.

An diesen Fall der Vergrösserungen reiht sich derjenige der Reductionen mittels der Camera, durch den man von Cliche-s im Format 9X12, 13X18, 15X21, 18X24 u.s.w.

140

Ueber die Einstellung.

Bilder von bestimmtem Format wie diejenigen, welche zur Projection benutzt werden, erhält.

Man wird umsomehr Spielraum für die Einstellung haben, je schwächer die Reduction ist, d. h. mit je kleineren Cliches man arbeitet. Aus dem Gesagten ergibt sich auch, wie gross die Verschiebung ist, welche man, ohne die Schärfe des Bildes zu vermindern, mit dem Schirm vornehmen kann, auf den man das Bild eines 30 oder 40 fach vergrößerten Dia- positivs mittels der gewöhnlichen Protections - Apparate oder auch mittels des Sonnen -Mikroskops projicirt. Jedoch wird hierbei im Allgemeinen die Einstellung in einer anderen Weise, auf welche hier näher einzugehen nicht der Ort ist, ausgeführt.

Tiefe des Focus nach den secundären Achsen (Focal - Volumen). Die Tiefe des Focus nimmt in schräger

Richtung ab. Beschränkt man sich A auf die aus dem Unendlichen kom-

menden Strahlen, so wird der Ort der extremen Stellungen, welche man an der Mattscheibe in den ver- schiedenen Richtungen geben kann, durch zwei krumme Flächen ge- bildet, welche man als Focal- Volumen bezeichnet. In dem Maasse, wie die nutzbare Oeffnung grösser wird, zeigt das Focal -Volumen das Bestreben, sich auf eine Fläche, die Focal - Fläche , zu reduciren. Es empfiehlt sich, das Focal -Volumen für die verschiedenen Blenden, mit denen man arbeitet, oder mindestens für die beiden extremen Blenden zu prüfen. Man verfahrt dabei folgendermassen. Zu- nächst zeichnet man auf ein Stück Papier ein Dreieck A BC (Fig. 28), dessen Höhe AD gleich der Brennweite des Objectivs ist, während die Grundlinie der grössten Ausdehnung der Matt- scheibe gleichkommt. Die Grundlinie wird zu beiden Seiten von A D in gleiche Theile von je 1 cm f'a, ab, bc . . . u. s. w. getheilt, worauf man die Theilpunkte mit A verbindet.

Weiter stellt man die Camera so auf, dass die grösste Ausdehnung der Mattscheibe, auf welcher man mit Kreide 1 cm von einander entfernte vertieale Linien gezogen hat, horizontale Lage erhält.

Darauf stellt man mit jeder Blenden -Oeffnung und im Mittelpunkt der Platte auf einen sehr weit entfernten Gegen- stand ein, der ganz deutlich Details aufweist, z. B. auf ein

Flg. 28.

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Uober die Einstellung.

141

Hans in Ziegelsteinbau. Es wird dann das Laufbrett soweit vorgeschoben, bis das Bild in der Mitte der Platte aufhört, scharf zu sein , worauf man die Verschiebung misst und auf F A von F aus nach A hin abträgt. Weiter werden in der- selben Weise auf jeder Verticallinie zu beiden Seiten von F die beiden Positionen bestimmt. Die beiden so erhaltenen Punktreihen werden zu zwei continuirlichen Linien ausgezogen, und der von ihnen eingeschlossene Raum gibt dann einen Schnitt des |Focal- Volumens. Um zu erreichen, dass eine Platte ganz bedeckt ist, ist es noth wendig, dass eine zu O F senkrechte Linie von der Länge der Diagonale der Platte vollständig innerhalb des Focal-Volumens liegt. Klar ist, dass eine bei Verwendung einer kleinen Blende bedeckte Platte nicht bedeckt sein kann , wenn man eine grössere Blende benutzt.

II. Tiefe des Feldes.

In gleicher Weise wie die Tiefe des Focus hängt die Tiefe des Feldes, deren Definition oben gegeben wurde, für eine bestimmte Entfernung des Gegenstandes, auf den die Einstellung erfolgt ist, von der Grösse der nutzbaren Oeffnung und von der Focallänge des Objectivs ab; ausserdem ver- ändert sie sich mit der Entfernung des Gegenstandes.

Wir wollen im Folgenden diesen Werth als Function dieser verschiedenen Variablen aufstellen und unterscheiden dabei zwei Fälle, nämlich dass einmal der Gegenstand, auf den eingestellt ist, sich in unendlicher, andererseits in endlicher Entfernung befindet

I. Fall. Einstellung auf einen in unendlicher Ent- fernung befindlichen Gegenstand. Hyperfocal-

Entfernuug.

Ein Strahl R I (Fig. 29), welcher aus dem Unendlichen kommt, geht gebrochen in der Richtung 1F weiter. Ein anderer Strahl PI, welcher von einem mehr oder weniger nahen Punkt ausgeht, schneidet, nachdem er gebrochen ist, die Hauptachse in P\ einem um A f vom Focus F entfernten Punkte.

Die in F befindliche Mattscheibe wird demnach von dem Bündel der vom Punkte P ausgehenden und durch die nutzbare Oeffnung 2 y fallenden Strahlen beleuchtet , die auf die kleine Fläche treffen, deren Radius F A ist.

Damit das Bild des Punktes P ausreichend scharf ist, genügt es, dass

FA i = 0,00005 m ist.

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142

üober die Einstellung.

Es empfiehlt sieh, die Entfernung p des dem Objeotiv nächstgelegenen Punktes zu bestimmen, weloher dieser Be- dingung genügt.

Man benutzt dazu die Formel

y '

aus derselben folgt

oder ziemlich annähernd (5) Af=£

y z f

y

Fig. 29

Die Gleiohung, welche die Beziehung der oonjugirten Brenn- punkte ausdrückt,

d^f+Af f

liefert, wenn man in dieselbe den Werth ven A f aus Gleichung (ö) einsetzt,

l«)

d-f(l + 1L).

Diese Entfernung d, innerhalb deren alle Gegenstände befriedigende Bilder liefern, wenn das Objectiv auf Unendlich eingestellt ist, wird als Hyperfocal-Entfernung bezeichnet. Man sieht, dass dieselbe um so kleiner ist, je kürzer die Brennweite und je enger die Blende ist.

Heutzutage, wo die Hand-Cameras mit festem Focus, d. h. ohne Einstellung, allgemein im Gebrauch sind, hat die Frage der Hyperfocal-Entfernung besondere Bedeutung.

Es empfiehlt sich daher, in einer kleinen Tabelle den Werth derselben als Function der nutzbaren Oeffnuug und der Brennweite für die verschiedenen Objective, mit denen man arbeitet, zusammenzustellen.

Ueber die Einstellung. 143

Die Berechnung wird in jedem einzelnen Falle nach der Formel (6) ausgeführt.

Handelt es sieh z. B. um ein Objectiv von 0,11 m Brenn- f

weite, das mit ~ abgeblendet ist. wie gewisse Doppel-Objective, so ergibt sich

* d - 0,1 lm(l + 10000^) -16,18m,

d. h. wenn die Platte sich genau im Focus des Objectivs be- findet oder, was dasselbe ist, auf Unendlich eingestellt ist, so reicht die Schärfe vollkommen aus für alle Punkte, die sich in einer Entfernung von mehr als 15 m befinden.

f

Bei Anwendung einer Blende d. h. einer Oeffnung.

welche noch ausreicht zur Herstellung guter Moment- Aufnahmen bei sehr gutem Licht, wurden alle Gegenstande in mehr als 7,66 m gleichzeitig scharf wiedergegeben werden.

IL Fall. Einstellung auf eine endliche Entfernung^.

Die von dem Punkt Pj (Fig. 30), welcher in einer Ent- fernung jenseits P gelegen ist, ausgehenden Strahlen haben ihren Focus in P1; die von dem Punkt Pa in der Entfernung jenseits P kommenden schneiden sich in P9' , und jene wie diese liefern auf der Mattscheibe, die sich in P* befindet, Bilder von ausreichender Schärfe, wenn P M und P M' kleiner als s 0,00005 m sind. Die Ausdehnung des scharfen Feldes ist deshalb d{ + cL2 E. Wir wollen nun dx und d% getrennt bestimmen. Zunächst soll dx bestimmt werden. Aus

y p'tpi

folgt

(7) + .

und ebenso

(8) bp%-p'

Jeder dieser beiden Werthe unterscheidet sich nur sehr wenig

p' £

von- Andererseits liefert die Gleichung y 1 4- 1 - - 1

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144

Uober die Einstellung.

den Werth

Setzt man in diese Formel für A px' den Werth -£— und für p*

den Worth

(9)

Pf P-f

ein, so erhält man

P-f

fy-P* F 200O0fy-p

Wir schreiten nun zur Bestimmung von dieselbe geschieht auch nach der Gleichung

_L + 1 1

woraus sioh

(10) d3-p fy+pf-P20(mfy+p

ergibt.

Flg. SO.

Der Vergleich der beiden Werthe ^ und da ergibt, dass die Tiefe des Feldes hinter dem Punkte P grösser als vor demselben ist.

Die Gesammt-Tiefe ist

(n)

2Pt(p-n

Diese Formel zeigt , dass die Tiefe des Feldes um so grösser ist,

1. je kurzer die Brennweite des Objectivs ist,

2. je enger die Blenden - Oeffnung ist ;

3. je weiter der Punkt entfernt liegt, auf den eingestellt ist. Aus der Gleichung (9) ergibt sich im Besonderen, dass für

^ = 20000/!/

die Tiefe hinter dem Punkte P unendlich gross wird; die Gleichung (10) ergibt jedoch, dass die 'liefe vor dem Punkte dann noch eine endliche Grösse bleibt. In dem vorher an-

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Ueber die Einstellung.

145

geführten Beispiel des Doppel - Objectivs oder für den Fall, dass j>— 15,12 m ist, ergibt sieh (ig 7,50 m. Daraas folgt der Schluss, dass der Construoteur den Apparat so einrichten muss, dass die Mattscheibe sich nicht genau im Foous des Objectivs, sondern ein wenig hin ter demselben, und zwar in einer dem Werth p 20000 fy entsprechenden Entfernung befindet. Es ist nun

1 15,12 m— 0,11m

Man erhält unter diesen Umständen das Maximum der Tiefe.

Alle in mehr als 7,50 m Entfernung vom Objectiv be- findlichen Gegenstände werden in diesem Falle scharf wieder- gegeben werden, während, wenn die lichtempfindliche Platte sich im Focus selbst befände, Schärfe nur für die Gegenstände jenseits 15 m auftreten würde.

Man kann nun die Frage aufwerfen, ob es wegen des Spielraums der Einstellung, welche dem Feld der Schärfe eine gewisse Tiefe verleiht, gleichgültig ist, die Einstellung dadurch auszuführen, dass man allmählich die Camera aus- zieht oder sie einschiebt.

In seinem vortrefflichen Werke „La Representation artistique des animaux" hat Gautier diese Frage sehr eingehend behandelt.

Es steht zwar fest, dass man durch Verschiebung der Camera in keiner Weise den Werth der Tiefe verändert, der einer bestimmten Entfernung entspricht; dagegen ist dies nicht der Fall unter dem Gesichtspunkt des gerade in Frage stehenden Zweokes, d. h. je nachdem man den Vordergrund oder den Hintergrund soharf haben will. Wenn man die Einstellung vornimmt, indem man die Camera auszieht, so sieht man auf der Mattscheibe die Bilder von immer näher gelegenen Gegen- ständen erscheinen, und wenn man die Bewegung des Lauf- brettes genau in dem Augenblick aufhält, wo der Hauptgegen- stand, auf den es ankommt, scharf erscheint, so bleibt die ganze Tiefe des Bildfeldes zurück.

In dieser Weise muss man vorgehen, wenn der Haupt- gegenstand in der ersten Ebene sich befindet und von einem Hintergrund sich abhebt.

Dagegen bleibt, wenn man die Einstellung ausführt, indem man das Laufbrett einschiebt und in seiner Bewegung aufhält, sobald der Hauptgegenstand sich scharf zeigt, die ganze Tiefe vorn. So muss man operiren, wenn der Gegenstand Vorder- Ebenen gestatten soll. Besonderer Nutzen lässt sich aus dieser Kegel ziehen, wenn die Einstellung Schwierigkeiten bereitet, wie

10

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Kmulsions-Copirpapiere lo Amerika

solche z. B. sich bei der Aufnahme sehr schwach beleuchteter Oertlichkeiten geltend machen, wo es gilt, die Einstellung auf einen einzigen gut beleuchteten Gegenstand vorzunehmen.

Emulsion* - ( opirpapiere in Amerika.

Von Edward L. Wilson, Ph. D. in New-York.

Wenn ich die Frage beantworten sollte, welches Copir- papier in Amerika den Vorrang einnimmt, so würde ich über die Antwort geradezu in Verlegenheit sein. Die Photographen theilen sich hinsichtlich dieser Frage in zwei ziemlich gleiche Lager, indem nämlich einige der grössten Fabriken Collodion- und Gelatinepapiere herstellen und durch ihre Reisenden vor- führen lassen, wodurch sie für jede dieser beiden Papiersorten etwa den gleichen Markt sich gesichert haben. Die besseren Photographen ziehen jedoch durchweg bei ihren Arbeiten Albumin- papier vor. Diejenigen, welche EmulsionsCopirpapier benutzen, sind zeitweise der festen Ueberzeugung, dass sie jederzeit dem Gelatinepapier den Vorzug geben werden, bis sie dann durch irgend eine Enttäuschung zum Wechsel ihrer Anschauung kommen und nun gerade so fest überzeugt sind, dass sie es nie wieder verwenden, sondern einzig und allein Collodionpapier als das einzig wahre Papier benutzen werden. Es ist heutzutage noch nicht an der Zeit, zu beurtheilen, welche Art dauernd den Vorrang gewinnen wird, weil dazu noch zu wenige Jahre für beide Sorten verflossen sind; so muss man denn die Sache weiter gehen lassen und noch abwarten, welche Sorte sich wirklich das Uebergewicht sichern wird. Amerika zählt eine grosse Zahl von Fabriken, welche Copirpapier herstellen, denn die Nachfrage ist hier eine grosse. Eine der populärsten Marken ist die Marke „Veloxu, welche von der Nepera Chemical Co. hergestellt wird. Für diejenigen besonders, welchen es daranf ankommt, grosse Mengen von Bildern von einem oder mehreren Sujets zu fertigen d. h. also für commer- cielle Zwecke oder für die Illustration von Büchern, bietet die Anwendung dieser Marke „VeloxM mehrfache Vortheile, indem sie mit der raschen Wirkung der Emulsion und der Leichtigkeit der Behandlung Sicherheit der Resultate vereint.

Einer Reihe von Versuchen hat es bedurft, um den besten Entwickler für dies Papier zu bestimmen, und auch jetzt schwankt in dieser Beziehung noch die Wahl. Ich gebe, wenn es sich um Illustrationen für Zeitschriften handelt, Amidol den Vorzug, erlaube mir jedoch, in Nachstehendem einige

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Emukions Coplrpaptore in Amerika.

147

Formeln zu bieten, welche diejenigen, die nicht ihrer Sache sicher sind, znr Herstellung der besten sammetschwarzen Töne auf irgend einem ähnlichen Papier befähi gen werden. Ich werde damit vielleicht nur „Salz nach Halle tragen", aber trotzdem will ich nicht unterlassen, zu betonen, dass es sich in allen Fallen empfiehlt, genau so viel Bromkalium zuzusetzen, dass die Schleierbüdung verhindert wird; ein Zuviel diesen Zusatzes ruft im Schwarz einen grünlichen oder braunen Ton hervor. Bei Verwendung von Amidol benutze ich Bromkalium überhaupt kaum noch.

Eisenoxalat. Lösung I.

Neutrales Kaliumoxalat 16 Unzen,

heisses Wasser 48

Lösung II.

Eisenvitriol 8 Unzen,

heisses Wasser 24

Citronensäure . 15 Gran.

Beide L ösuugon lässt man sich vor der Verwendung ab- kühlen, und füllt sie dann getrennt in Flaschen; auf diese Weise halten sie sich Monate hindurch gut. Die Eisenlösung muss man in gut verkorkter Flasche aufbewahren und nur verwenden, wenn sie vollkommen klar und grün ist.

Unmittelbar vor der Benutzung misst man vier Volumina der Lösung I ab und giesst unter Umrühren ein Volumen der Lösung II hinzu. Man hüte sich davor, etwa umgekehrt die Lösung I in die Lösung II zu giessen, da man auf diese Weise niemals eine klare Lösung erhält. Darauf wird Bromkalium nach der oben gegebenen Vorschrift zugesetzt, worauf die Bilder in verdünnter Essigsäure ausgewaschen und nun fixirt werden.

Amidol.

Wasser 8 Unzen.

Natriumsulfit 100 Gran,

A midol 30

Bromkalium-Zusatz wie oben angegeben.

Metol.

Wasser 12 Unzen,

Metol 50 Gran,

Natriumsulfit 1 Unze,

Kaliumcarbonat .... 120 Gran.

Bromkalium -Zusatz wie oben augegeben.

10*

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Anweisung zur Erzeugung von Tönen etc.

Metolhydrochinon.

Wasser 20 Unzen,

Metol . 15 Gran,

krystall. Natriumsulfit .... I1/« Unzen, Hydrochinon 1 Drachme,

Kaliumcarbonat . 5 Drachmen.

Bromkalium -Zusatz wie oben angegeben.

Jeder dieser Entwickler fuhrt eine rasche Entwicklung herbei, die nur einige wenige Secunden in Anspruch nimmt. Das Bild tritt ganz plötzlich auf; sobald es kräftig genug ist wirft man den Abzug in ein Fixirbad, in dem die Abzüge fünf Minuten oder langer verbleiben müssen, worauf man das Auswaschen in der üblichen Weise vornimmt Es empfiehlt sich, das Essigsäurebad anzuwenden, da dasselbe einen härtenden Einfluss auf die Film ausübt und sich mehrere Tage lang klar hält. Sollte es gelingen, eine verlässliohe orthochromatische Emulsion für Papier herzustellen , so würden darüber die Photographen gewiss sehr erfreut sein.

Anweisung' zur Erzeugung schwarzer und purpurfarbiger Töne auf Velox- Papier der Nepera Chemical Co., Nepera Park, New -York1).

Von Edward L. Wilson, Ph. D. in New-York.

Ein Durchschnitts -Negativ bedarf einer Exposition von 1 bis 8 Secunden bei diffusem Tageslicht in einigen Fuss Ent- fernung von einem nach Norden gelegenen Fenster; etwa ebenso lange hat die Exposition bei elektrischem Bogenlicht zu dauern. Auer'sches Gaslicht macht eine einige Secunden längere Ex- position als Bogenlicht nöthig; eine gewöhnliche Gasflamme, die sich in 3 bis 4 Zoll Entfernung von dem Negativ befindet, liefert in 1 bis 2 Minuten ein Bild.

Sehr dichte Negative erfordern viel mehr, sehr schwache dagegen weniger Zeit. Man benutze einen Streifen des Papiers, um sich über die für den regelrechten Druck geeignete Expo-

1) Es worden zwei Sorten Velox- Papier hergestellt, nämlich Carbon- Velox -Papier mit matter Oborfläche für schwarze Töne und Ulossv Velox -Papier mit plänzonder Oberfläche für sohwarze und purpurfarbig» Töne Das Velox -Papier hält sich dauornd unverändert, wird weder durch Hitze noch durch Feuchtigkeit geiohädigt; die Abzüge auf Velox- Papier halten sich besser als diejenigen auf irgend einem andoren Papier.

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Anweisung sur Erzeugung Ton Tönon etc. 149

sitionsdauer zu vergewissern. Nach der Exposition wird mit irgend einem der nachstehend aufgeführten Entwickler die Entwickelung vorgenommen, welche man in einigen Fuss Ent- fernung von Gas- oder Lampenlioht Oberwacht. Ganz besonders empfehlenswerth ist für Velox- Papier der Amidol-Ent- w ick ler. Man verwendet dazu 50 Unzen Wasser und zehn Unzen krystallisirtes oder fünf Unzen körniges Natriumsulfit. Nachdem alles gelöst ist, setzt man eine Unze Amidol zu. Der Entwickler ist dann fertig; diese Lösung wird dann in gut verkorkten, bis oben hin gefüllten Flaschen aufbewahrt. Um den Entwickler zu benutzen, verdünnt man eine Unze der Lösung mit sechs bis zehn Unzen Wasser und setzt, wenn nöthig, zur Verhinderung der Schleierbildung einige Tropfen einer zehnproc. Bromkalium - Lösung zu. Zur Erzielung kräftiger Bilder hat man den Entwickler starker zu machen, zur Her- stellung weicherer Effecte ihn dagegen zu verdünnen. Ein zu schwacher Entwickler oder ein zu starker Zusatz von Brom- kalium liefert ein grünliches Schwarz.

Eisenoxalat-Entwickler.

Lösung I: Neutrales Kaliumoxalat . 16 Unzen, heisses Wasser .... 48

Lösung II: Eisenvitriol 8 Unzen,

heisses Wasser .... 24 Citronensäure .... 15 Gran.

Beide Lösungen lässt man sich abkühlen und bewahrt sie dann getrennt in gut verkorkten Flaschen auf. Unmittelbar vor der Verwendung misst man 4 Volumina der Lösung I ab und setzt denselben unter Umrühren 1 Volumen der Lösung II zu; die Lösungen, wie auch der durch das Mischen ent- standene Entwickler müssen klar sein. Man setzt dann Brom- kalium zu, wie es oben für den Amidol -Entwickler angegeben ist. Wenn man den Eisenoxalat-Entwickler anwendet, muss man die Abzüge, ehe man sie in das saure Fixirbad bringt, mittels Wasser, das mit Essigsäure angesäuert ist, auswaschen. Ist die Entwickelung hinreichend vorgeschritten, so wirft man die Abzüge in das saure Fixirbad. Dasselbe wird her- gestellt aus:

Wasser 30 Unzen,

Fixirnatron 12

Natriumsulfit 2

Essigsäure Nr. 8 3

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Anwoiiung jtur Erzeugung von Trtnon etc.

Naoh völliger Auflösung aller festen Theile wird folgende Lösung zugesetzt:

Diese Lösung muss sauer erhalten werden; wenn nöthig, muss man gelegentlich einige Tropfen Essigsäure zusetzen.

Das Fixiren ist 5 bis 10 Minuten lang fortzusetzen, darauf wird mit fliessendetn Wasser 20 Minuten bis 1 Stunde lang ausgewaschen.

Purpurtöne kann man mittels Glossy Velox- Papier er- zielen, indem man die Expositionszeit auf das Vier- oder Fünf- fache verlängert und folgenden Entwickler anwendet:

Wasser 40 Unzen,

krystallisirtes Natriumsulfit ... 2

H ydrochinon . 160 Gran,

Aetznatron ... .... 80

Citronensäure 60

Bromkalium . 80

Zur Vornahme der Entwickelung verdünnt man eine Unze der vorstehenden Lösung mit sechs Unzen Wasser. Der expo- ulrte Abzug wird in den vorschriftsmässig hergestellten Ent- wickler gebracht, so dass er vollständig und gleiohmässig von demselben bedeckt ist, und dann hat man die Abzüge im Ent- wickler in steter Bewegung zu erhalten.

War die Expositionsdauer richtig bemessen gewesen, so wird das Bild nach einigen Minuten erscheinen, und zwar zuerst schwachgelb; allmählich wird es mehr und mehr roth, bis es hinreichend kräftig geworden ist und alle Details hervor- getreten sind.

War dagegen die Exposition zu lang ausgedehnt worden, so tritt das Bild schneller hervor, bleibt jedoch flau und entbehrt der Contraste, wenn es auch vielleicht die gewünschte rothe Farbe aufweist.

Das Bild muss Sherry -purpurfarbig oder violettpurpurfarbig aussehen, wenn die Exposition die richtige gewesen und der Entwickler in gutem Zustande ist. Man hat darauf zu achten, dass nicht überexponirt wird, da sonst die Abzüge flau und matt ausfallen Der Entwickler kann immer wieder benutzt werden, so lange, bis er erschöpft ist, und er wird sich zur Benutzung stets ganz vortrefflich erweisen, wenn man ihn dann und wann durch einigen Zusatz der ursprünglichen Lösung wieder stärker macht. Wenn im Winter die Temperatur des

Wasser Alaun

10 Unzen, 2 *

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Anweisung *ur Erzeugung too Tönen otc.

151

Entwicklers unter 60 Grad P. (15Va Grad C.) heruntergeht, wirkt er zu langsam. Wenn die Bilder sich zu rasch zeigen, muss man den Entwickler verdünnen, denn die Bilder dürfen erst 2 bis 3 Minuten, nachdem die Abzöge in den Entwickler gelegt sind, anfangen hervorzutreten. Langsame Entwickelung liefert die besten Resultate. Wenn das Bild kräftig genug erscheint, wird der Abzug in einen Trog gebracht, der Wasser enthält, welches mittels Essigsäure merklich angesäuert ist. Nachdem der Abzug darin einige Seounden belassen ist, wird er in das combinirte Fixir- und Tonbad gebracht. Dasselbe be- steht aus:

Warmem Wasser 1 Quart.

Fixirnatron 8 Unzen,

Ammoniumsulfocyanid ... 1 Unze,

Bleiacetat 6 Drachmen,

Citronensäure .2

pulverisirtem Alaun 3

reiuem Goldchlorid .6 Gran.

Die Auflösung der einzelnen Theile erfolgt in der an* gegebenen Reihenfolge, dann lässt man das Ganze 24 Stunden ruhig stehen, damit die ungelösten Theile sich absetzen Be- nutzt wird dann die klare Lösung. Man kann das Bleisalz, dem gewisse Bedenken entgegenstehen, entbehren, dann wirkt jedoch das Bad als Tonbad viel langsamer. Es ist dies Bad dazu bestimmt, die Abzüge zu fixiren und ihnen den Endton zu geben Sobald die Abzüge in das Bad gebracht werden, werden sie zuerst gelb, dann färben sie sich orange, darauf rothlich, und endlich nehmen sie Pupurfärbung an. Wenn der gewünschte Ton erreicht ist, werden die Abzüge aus dem Hypo- Alaun -Bade herausgenommen und in den Trog zum Auswaschen gebracht. Die Abzüge dunkeln beim Trocknen sehr nach, weshalb man mit dem Tonen innehalten muss, wenn die Bilder noch einen viel wärmeren Ton als den gewünschten zeigen WTenn der Ton des Bildes nach dem Schluss- Aus- waschen und -Trocknen ein wärmerer ist, als man es wünscht, so kann man den Abzug nochmals in das combinirte Bad bringen, um das Tonen fortzusetzen. Das Auswaschen, Auf- ziehen und Satiniren geschieht in der üblichen Weise.

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152 Dl» Photographie »Im Pionier moderner Cultur.

Die Photographie als Pionier moderner Cultur.

Von Julius F. Sachse in Philadelphia.

(Historical Society of Pennsylvania; American Philosophioal

Society.)

Nor Wenige haben sich wohl je bisher überlegt, welch' bedeutsamen Factor in der Verbreitung der Civilisation in allen Theilen der Welt der Photograph ausgemacht hat. Und doch sind in der neuen Welt die Camera und die licht- empfindliche Platte im letzten halben Jahrhundert mit unter den ersten Pionieren bei dem Vorrücken der grossen amerikani- schen Bepublik gewesen. Richtet man den Blick rückwärts auf die Geschichte der vorgeschobenen Ansiedelungen zu Beginn der vierziger Jahre, wo sie sich noch nicht weit über den Ohio hinaus erstreckten, so ersieht man, dass an den meisten Orten lange, ehe irgend welche Localpresse dort bestand, der reisende Fhotograph, der natürlich nur Daguerreotypien fertigte, mit seiner Camera im Büffelkarren und Dunstkasten eintrat, und in regelmässigen Perioden von Stadt zu Stadt zog, wobei er seinen Wirkungskreis in dem Maasse erweiterte, wie die Ansiedelungen weiter vorgeschoben wurden. Er war der Vor- läufer des Ferrotypien fertigenden Photographen der Neuzeit, der mit seinem transportablen Atelier in den Minendistricten von Camp zu Camp zieht und in den wildesten Partien der Rocky -Mountains anzutreffen ist. Aber der reisende Photo- graph findet sich heutzutage nicht bloss in Amerika, wo er vor allem im Kielwasser des wandernden Circus und an Er- holungs- und Vergnügungs- Orten auftritt, sondern auch in Europa mit seiner vorgeschrittenen Cultur findet man ihn gelegentlich, wie ein Fall aus der Erfahrung des Schreibers dieser Zeilen beweist, indem dieser im Sommer 1894 auf der Bergeshöhe bei Oberhof einen typischen Vertreter der reisenden amerikanischen Ferrotyp - Photographen antraf, der dicht beim Cursaal seinen Karren, sein Zelt u. s. w. aufgestellt hatte: ein Schild am ersteren gab kund, dass man hier „dauerhafte Portraits" nach amerikanischer Art auf Eisenblech machen lassen könne.

In früherer Zeit war der reisende Daguerreotypeur, Photo- graph oder Zinntypenkünstler, mag man ihn so oder so nennon. stets ein der kommenden Civilisation voranschreitender Herold. Kein H indem iss war zu gross, als dass er es nicht überwunden hätte; kein Fluss zu reissend, kein Gebirge zu steil oder zu zerklüftet, als dass er nicht hinüber gekommen wäre; keine Prairie, mochte sie auch noch so weglos sein, hielt ihn auf.

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Die Photographie eis Pionier moderner Cultur.

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Wo nur irgend eine vorgeschobene Ansiedelung emporwuchs, da erschien auch bald der Photograph geradezu wie ein „Hans in allen Gassen", oft lange, ehe die Stadt, das Camp oder die Mine nur einer Kirche oder eines Geistliohen sich rühmen konnte oder von dem Zustande der Gesetzlosigkeit und der PöbelherTschaft , wie es in den Grenzgebieten üblich war, zu einem von Recht und Sitte beherrschten Gemeinwesen sich emporgeschwungen hatte.

In vielen dieser Grenzstädte oder Minen -Camps, wo die Spielhölle, die Trinkhalle und die Pistole die Hauptfactoren

Fig. 31.

des Lebens und Treibens bildeten, und die Rechtsprechung einzig und allein in den Händen von „Richter Lynchu lag. bildete die Ankunft des bescheidenen Photographen mit seinem anspruchslosen Karren, der ihm als Haus, Heimath, Atelier und Laboratorium diente, das erste Anzeichen der erwachenden Ordnung und moderner Cultnr Oft stellte solch ein Photo- graph seine so einfache Einrichtung mit ihrem geringen und kunstlosen Beiwerke mitten in einem jeder Rechtspflege ent- behrenden Camp auf; trotzdem aber konnte er sicher sein, dass man ihn ungestört lassen würde, während kein Missionar oder Prediger auch nur einen Tag es dort würde haben aus- halten können.

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Uuber die Xogativ VorboMerung

Es schien stets zwischen den rauhen Pionieren und den reisenden Photographen eine Art von Verwandtschaft zu be- stehen, die bei dem gesetzlosen Element sich in ein Ver- hältnisB der Unterordnung und Hochachtung vor den anderen umgestaltete. Es sind in der That nur sehr wenige Fälle bekannt, in denen irgend einer dieser wandernden Künstler belastigt worden wäre.

Die diesem Artikel beigegebene Abbildung (Fig. 31) ist nach einer alten Daguerreotypie hergestellt, welche etwa ums Jahr 1847 aufgenommen ist. Sie stellt einen solchen Rarren eines nomadisirenden Photographen auf einem Flachboot auf einem der Nebenflüsse des Ohio dar. Die Aufnahme ist von dem Ufer aus, das im Vordergrund sichtbar ist, von einem Lehrling des Photographen nach der Verladung des Karrens ausgeführt. Es bat sieh dies Bild bis vor wenigen Jahren im Besitz jenes Photographen, der heute ein hochbetagter Greis ist, befunden, bis er dasselbe dem Schreiber dieser Zeilen für seine Sammlung von Photographien überliess

Der wandernde Photograph wird häufig von seinem sess- haften Collegen zur Zielscheibe seines Witzes gemacht, und doch bleibt es sehr fraglich , ob der letztere jemals im Interesse der Civilisation eine Leistung gezeitigt hat, welche derjenigen seines bescheidenen Collegen vergleichbar ist, der mit seinem Karren und dem transportablen Atelier auf demselben von Ort zu Ort zog Was für Amerika in dieser Beziehung gilt, trifft auch für Asien und Afrika zu, wo auch immer Colonial- gebiete sich finden und Ansiedelungen in der Wildniss an- gelegt werden, da folgt auch stets der wandernde Photograph raseh in den Fussstapfen der Abenteurer und Forscher.

lieber die Negativ-Verbesserung.

In der Praxis bewährte Methoden.

Von L. Belitski, Photograph in Nordhausen.

Es ist bekannt, dass in besseren Geschäften durch Retouche und allerlei Copirkunststücke sehr viel gethan wird, um bessere Abzüge von ursprünglich mangelhaften Negativen zu bekommen ; weniger bekannt und ausgeübt sind aber verschiedene chemisch- physikalische und mechanische Methoden zur Verbesserung der Negative, wodurch oft sehr viel geleistet werden kann. Die künstlerische Nachhilfe wird dadurch zwar nicht überflüssig gemacht, aber sehr bedeutend unterstützt und auch Manches

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Ueber die Negativ- Verteuerung. 155

erreicht, was selbst dem besten Retoucheure kaum möglioh sein dürfte.

Wie wichtig diese Verbesseningen Rind und wie oft sie nöthig werden, beweisen die vielen Artikel darüber in den Kachblättern, denn bei grösster Sachkenntniss und Gewissen- haftigkeit ist es dem Portraitphotographen nicht immer möglich, ein Kormalnegativ herzustellen, weil oft die Bedingungen dazu fehlen, woran in den meisten Fällen das Publicum selbst die Schuld trägt. Der Photograph muss also versuchen unter solchen ungünstigen Verhältnissen entstandene und nicht wiederholbare Negative so viel wie möglieh zu verbessern. Wenn ich es unternehme, hierzu einen Beitrag zu liefern, so thue ich dies in dem Bewusstsein nur wirklich praktisoh Erprobtes, welches sich durch lange Zeit bewährt hat, zu geben. Es wird sich dabei zwar längst Bekanntes, jedoch auch Neues, noch nicht Veröffentlichtes befinden.

Gehen wir also zur Sache selbst über.

Vor Allem will ich bemerken, dass es unbedingt nöthig ist, entweder noch ganz nasse oder ganz getrocknete Negative in die Cur zu nehmen. Das letztere ziehe ich vor.

Beschäftigen wir uns zuerst mit schleierigen Negativen, so haben wir zunächst festzustellen, ob der Schleier ein Silber- schleier oder ein Farbstoffschleier ist. Der blosse Silherschleier ist leichter zu entfernen, doch sollte man dessen Entfernung oder Verminderung nur vornehmen, wenn das Negativ genügend lange exponirt und entwickelt war, denn ein nnterexponirtes, also schon hartes Negativ wird durch die Entschleierung noch härter, und es kann sich dann leicht ereignen, dass es nach der Entfernung des Schleiers härter und schlechter copirt als vorher; man wird also nur genügend lange oder überexponirte Negative vornehmen

Bei nur schwachem Schleier genügt, wenn man Zeit hat, oft schon ein Bad von einigen bis zu 24 Stunden in saurer Fixage, besonders wenn man ab und zu beim Nachsehen das Negativ einige Minuten an der Luft liegen lässt, denn metallisches Silber wird bei Gegenwart von Sauerstoff langsam vom Fixir- natron aufgelöst. Auch ein schwacher Farbstoffschleier wird oft durch dieses Dauerbad entfernt, überhaupt das Negativ wesentlich geklärt. Ist der Schleier stärker, so genügt das saure Fixirbad nicht, und man muss zu einem Abschwächer seine Zuflucht nehmen. Der saure grüne Abschwächer1) ist hierzu vorzüglich geeignet und verrichtet seinen Zweck in

1) Jahrbuch für Photographie für 1891, S. 41.

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lieber die Nogativ - Verbesserung.

einigen Minuten, doch muss man seine Einwirkung zeitig genug unterbrechen, weil er noch etwas nachwirkt; mitunter kommt es auch vor, besonders bei looaler Auwendung, dass dieser Abschwächer dem Negative einen gelblichen Ton durch etwas ausgeschiedenes basisches Eisensalz verleiht; nach dem gründ- lichen Auswässern, was nach den Fixirnatron enthaltenden Abschwächern natürlich immer folgeu muss, ist dieser gelbliche Ton leicht durch ein kurzes, saures Alaunbad zu entfernen. (100 Theile Wasser, 5 Theile Alaun und 1 Theil rohe Salzsäure).

Dieser Abschwächer hat die Eigenschaft das Negativ ziemlich gleichmässig anzugreifen, ohne es wesentlich hart zu machen, während dies der Farmer'sche bedeutend mehr thut. Man wird also auch hier, je nach dem Charakter des abzu- schwächenden Negativs, die Auswahl zu treffen haben, ob man meinen sauren Abschwächer oder den Farm er 'sehen anzu- wenden hat. Der letztere besteht aus einer stets frisch ge- machten Mischung einer lOproc. Lösung von rothem Blut- laugensalz und einer eben solchen Fixirnatronlösung. Für sehr dichte und lange belichtete Negative ist dieser Abschwächer vorzuziehen.

Auch eine Auflösung von Jod in Cyankaliumlösung ist empfohlen worden, starken Negativschleier zu beseitigen, und in der That leistet eine solche Flüssigkeit in besonders schlimmen Fällen sehr gute Dienste. Dieser Abschwächer, in welchem noch unzersetztes Cyankalium, Jodkalium und Jodcyan ent- halten sind, ist indes wegen des flüchtigen und höchst giftigen und widerlichen Jodcyans in so hohem Grade der Gesundheit nachtheilig, dass es geradezu unverantwortlich ist, denselben ohne weitere Bemerkung den Praktikern zu empfehlen. Wenn es nicht anders gehen sollte, als mit Hilfe dieser Jodcyan- Cyankaliumlö8ung sich zu helfen, so darf dies niemals im geschlossenen Räume geschehen, sondern unbedingt nur im Freien und auch dann nur mit grosser Vorsicht gegen die Einathmung dieses flüchtigen und gefahrlichen Giftes.

Farbstoffschleier, welche ich vorhin schon erwähnte, ent- stehen meist durch die gefärbten Oxydationsproducte der organischen Entwickler, besonders des Pyrogallols mit freiem Ammoniak bei fehlendem oder zu geringem Gehalt des Ent- wicklers an Natriumsulfit. Sie sind viel schwieriger zu be- seitigen als die Silberschleier, sollten aber eigentlich jetzt, nachdem man die Eigenschaften der organischen Entwickler kenneu gelernt hat, nicht mehr vorkommen. Wenn diese Schleier, welche meistens mehr oder weniger gelb und braun sind, doch einmal entstanden sind, dann ist unter den mancherlei

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Uober die Xogatir- Verbesserung.

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dagegen empfohlenen Mitteln freies Chlor oder Brom das wirksamste. 3 g flüssiges Brom , 10 g Bromkalium und 100 com Wasser geben eine, jedoch nur im Freien zu benutzende Flüssigkeit, welche das hineingelegte Negativ in ein Brom- silberbild verwandelt und zugleich den Farbstoff zerstört. Das Bromsilberbild wird nach genügendem Auswassern und Be- lichten, durch Hydrochinon oder einen anderen Entwickler, wieder in ein schwarzes Silberbild verwandelt, wobei in der Hegel der Farbstoffschleier wegbleibt. Im vorigen Sommer wurde mir übrigens ein derartig braunes Negativ zur Restau- rirung zugesandt, dass auch das freie Brom nicht im Stande war, den braunen Sohleier zu zerstören.

Die meisten Fehler kommen wohl durch unrichtige Ex- position und sind unter den heutigen Verhältnissen, selbst bei grösster Sacbkenntniss und Aufmerksamkeit, nicht immer zu vermeiden. Bei intensivem Licht in der hellen Jahreszeit kann im Atelier schon */j Secunde mehr oder weniger ein Negativ wesentlich verschlechtern, und in solchen Fällen ist dann eine rationelle Abschwächung oder Verstärkung, oft auch local angewendet, so gut wie unentbehrlich.

Ist ein Negativ beim Entwickeln durch schwache Ueber- exposition zu schnell erschienen, so schütte man sofort den Entwickler in ein bereitstehendes Gefäss und ersetze ihn durch alten, schon gebrauchten oder durch Zusatz von Bromkalium. Hat dies nicht den gewünschten Erfolg, so entwickle man einige Minuten länger, so dass das Negativ in der Aufsicht fast verschwindet und schwäche dann nach dem Fixiren so lange wieder ab, bis die gewünschte Durchsichtigkeit und Kraft erreicht ist. Man erhält auf diese Weise eine bessere Modulation und Kraft Bei entschieden zu langer Exposition und deshalb eingetretener Flauheit des Negativs hat mir keine Verbesserungsmethode so gute Erfolge geliefert als die voll- ständige Ueberver8tärkung mit QuecksUberbromid (1 Theil Quecksilberchlorid, 1 Theil Bromkalium und 50 Theile Wasser; das Bromkalium wird aber erst zugesetzt, wenn das Queck- silbersalz, am besten warm, vollständig gelöst ist), so dass das Negativ durch und durch weiss wird. Nach einigem Wässern legt man es in Natriumsulfitlösung 1:5 und lässt es «da bis zur Glasseite schwärzen; nun wird es gewässert und getrocknet. Das Negativ ist so in den meisten Fällen viel zu dicht und würde unoopirbar sein. Es muss nun wieder abgeschwächt werden, und dazu eignet sich eine verdünnte Cyankaliumlösnng etwa 1:400 bis 1:200 viel besser als Fixir- natron. Um diese Lösung rationell, bequem und in fort-

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Ueber die Norath- - Vorbesserung.

währendem Gebrauch au erhalten, verfahre ich wie folgt: Ich lege einen grossen Papierbogen auf eine Steinplatte oder sonstige feste Unterlage und zerklopfe die käuflichen Stücke Cyankalium mittels einee starken Messers und Hammers in eine Menge kleiner würfeliger Stückchen von der Grösse einer grossen Erbse. Diese Stückchen Cyankalium, welche man sich auf Vorrath für lange Zeit herstellt, füllt man in ein reines trockenes Glas (von etwa 100 com Inhalt) mit gut schliessendem Glasstöpsel. Ein eben solches Glas beschickt man mit noch kleineren Stückchen Aetznatron und stellt es daneben. Wird die zum Abschwächen angesetzte Cyankalium - lösung durch den Gebrauch schwächer und wirkt zu langsam, so setzt man ihr, ohne zu wiegen, 1 bis 2 Stückchen Cyankalium und ein kleines Stückchen Aetznatron zu und lässt es sich lösen. Durch den Znsatz dos Aetznatrons verliert die Cyan- kaliumlÖ3ung den widerlichen und schädlichen Geruch nach Blausäure augenblicklich und vollkommen, so dass man ohne Beschwerde und ohne Schaden damit umgeben kann, wie mit jeder anderen Flüssigkeit. Wenn nöthig, wird filtrirt und die Flasche mit Salzsäure gereinigt. Ich beschreibe die Behandlung deshalb so ausführlich, weil ich diese Methode der Ver- besserung flauer überexponirter Negative für sehr wichtig halte.

Die Abschwächung des überverstärkten und dann erst ge- trockneten Negativs geht mit der schwachen Cvankaliumlösung sehr gleichmässig vor sich; die erhaltenen Negative sind oft so schön, dass sie als normal gelten können; die Farbe ist nach dem Trocknen gut und unveränderlich und eignet sich gut für die Retouche. Es ist aber die Vorsicht nöthig die Ab- schwächnng nicht zu weit zu treiben, denn nach dem Trocknen sehen die so behandelten Negative manchmal durchsichtiger aus als man wünschte. Uebrigens copireu auf diese Weise contrastreioher gemachte Negative meistens besser, als man ihrem Ansehen nach glaubt. Dass schliesslich ausgewässert werden mnss, ist wohl selbstverständlich. Man macht nach dem Trocknen einen Probeabzug und wiederholt die Ab- schwächung vorsichtig, wenn das Negativ noch zu dicht ist. Unangenehmer und umständlicher ist der Fall, wenn das Uber- verstärkte Negativ zu sehr abgeschwächt wurde, oder wenn es überhaupt zu wenig entwickelt und deshalb zu dünn war, so dass die Durchverstärkung mit Quecksilberbromid noch nicht ausreichte. Doch gibt es auch hier noch Rath, und das End- resultat kann dann immer noch ein sehr gutes werden.

Man nimmt in diesem Falle seine Zuflucht zum Kalium- quecksilberjodid , das ist eine Verbindung des schönen rothen

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II ober die Negativ Verbesserung. 159

Quecksilberjodids mit Jodkalium. Um eine solche Lösung herzustellen, gibt man 2 g Quecksilberchlorid und 6 g Jodkalium mit nur 20 com Wasser in eine Flasche und bewegt von Zeit zu Zeit, bis sich das um die Quecksilberchlorid -Krystalle bildende rothe Jodquecksilber endlich vollkommen gelöst hat, und setzt dann noch 380 cem Wasser zu. Man hat dann eine farblose Lösung des gewünschten Quecksilberjodids. Man kann auch das Quecksilbersalz sowohl wie das Jodkalium in je 200 cem Wasser lösen und dann beide Lösungen zusammenschütten.

Ich muss gestehen, dsss ich nicht gern mit dieser Flüssig- keit arbeite, aber da sie, richtig angewandt, ganz vorzüglich wirkt und mir schon manchmal aus der Verlegenheit geholfen hat, so kann ich sie trotzdem doch bestens empfehlen. Man wird aber gut thun, beim Arbeiten mit giftigen Flüssigkeiten die Finger so wenig wie möglich damit in Berührung zu bringen und immer ergiebig abzuspülen oder sich ein paar Gummifinger Überzuziehen.

Das Kaliumquecksilberjodid wird wie folgt angewandt: Man legt das nicht genügend gedeckte, verstärkte oder zu viel ab- geschwächte Negativ, nachdem man es gut gewaschen, oder noch besser zuvor getrocknet hat, in die Flüssigkeit, um es sofort mittels eines Silberhakens (den man überhaupt haben muss) wieder herauszuheben und nachzusehen, wie viel die Dichtigkeit des Bildes zugenommen hat; dies wiederholt man so oft, bis die Deckung genügend ist. Diese Lösung wirkt nämlich, besonders wenn sie noch nicht gebraucht ist, ausser- ordentlich schnell und intensiv. Die Farbe, welche das Negativ durch diese Nachverstärkung bekommt, ist nicht schön, eine Mischung von Gelb, Braun und Grün; auch sind die Negative in diesem Zustande nur kurze Zeit haltbar. Um diese Uebelstände zu beseitigen, bringt man das so verstärkte und mindestens Va Stunde mit der Bildseite nach unten in drei frischen Wässern gewässerte Negativ in ein Natrium- sulfitbad 1:5. Anfangs scheint dasselbe gar keine Wirkung auszuüben, aber nach einer halben bis ganzen Stunde weichen die unangenehmen Töne und machen einem Grau Platz, welches sich bei der lietouche und beim Copiren als gut er- weist und vor allen Dingen nun haltbar geworden ist. Ich habe seit Jahren an derartig behandelten Negativen keine Veränderung bemerkt. Nach diesem Natriumsulfitbade muss die Platte wieder gut gewässert werden, ehe mau sie trocknet. Sollte die Nachverstärkung zu intensiv ausgefallen sein, so lässt sich auch hier mit der schwachen Cyankaliumlösung ent- weder durch kurzes Eintauchen oder durch Bepinseln mit

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Ueber dio Negativ - Vorbosserang.

einem weichen Pinsel an besonders dichten Stellen eine Correctur vornehmen, wonach jedesmal abgespult werden muss.

Diese Correctur zu dichter Stellen an verstärkten Negativen, durch vorsichtiges Bepinseln mit CyankaÜumlüsung und darauf schnelles Abspülen, ist sehr praktisch und hinterlässt, richtig vorgenommen, keine Händer oder Flecken. Natürlich kann man dieselbe Operation auch an verstärkten, etwas zu dicht entwickelten Negativen mittels des sauren grünen Abschwächers mit dem Pinsel vornehmen, was aber viel zeitraubender ist und besonders vorsichtig gemacht werden muss, wenn man Flecke und Ränder vermeiden will. Man darf diese locale Abschwächung nie mit einem Male zu erreiohen suchen, sondern muss nach der localen Application mit dem Pinsel immer wieder abspülen und dieselbe Operation mehrmals wiederholen, bis die Wirkung beinahe erreicht ist, weil das Kaliumferridoxalat noch nachwirkt. Dann erfolgt Auswässerung und, im Fall gelbliche Flecke entstanden sein sollten, das saure Alaun bad.

Sollte ein mit Quecksilbersalzeu verstärktes Negativ in Folge laxer Behandlung dennoch mit der Zeit vergilben, so hilft eine im Freien angewandte schwache Schwefelammonium- lösung sofort, indem sie die Quecksilber- und Silberverbindungen schwärzt.

Eine ganz andere Methode, flaue Negative contrastreieher zu machen und zu verstärken, besteht darin, dass man es einige Minuten in einer lOproc. Kaliumbichromatlösung badet und im Dunkeln trocknet. Nach dem Trocknen belichtet mau das so behandelte Negativ von hinten einige Minuten am Tageslichte, während es auf einer schwarzen Fläche liegt Durch diese Belichtung werden die durchsichtigsten Stellen des Negativs ganz und die gedeckten bis zu einer gewissen Tiefe hornartig und in Wasser nicht aufquellbar gemacht Man wässert nun das Kaliumbichromat aus, bis das Wasser keinen gelblichen Stich mehr zeigt, also bis alles doppelt- chromsaure Kali heraus ist

Legt man nun das so vorbereitete Negativ in eine Auf- lösung von chinesischer Tusche oder in eine andere FarbstolT- lösung, so saugen nur die nicht belichteten, also aufquellbar gebliebenen Gelatineschichten Farbe ein, und es entsteht ein contrastreicheres , nicht mehr flaues Negativ, welches, wenn Alles gut getroffen wurde, sehr gut sein kann. Man erkennt jedoch bei einigem Nachdenken, dass diese Methode nicht sehr sicher ist, denn wenn man zu wenig belichtet hat, so saugen auch die durchsichtigen Stellen des Negativs Farben auf, und

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Ueber die Negativ* Verbesserung. J(Jl

hat mau zu lange belichtet, so kann es vorkommen, dass keiue Stelle des Negativs Farbe annimmt, weil alles hornartig ge- worden ist und dann auch nicht mehr auf andere Weise ver- stärkt werden kann.

Wenden wir uns nun zur Verbesserung zu kurz exponirter, zu contrastreicher und harter uberentwickelter Negative, und sehen zu, auf welche Weise man diese verbessern kann.

Zunächst ist zu bemerken, dass es immer besser ist, sobald man zu kurze Belichtung bemerkt, entweder den Entwickler zu verdünnen, oder, was bei kurzen Expositionen immer nöthig ist, auch nur so lange zu entwickeln als nöthig ist, die Schatten eben herauszubringen. Bei relativ langer Entwiokelung wachsen die Lichter zu sehr an und erschweren dann die Verbesserung des Negativs ausserordentlich.

Aus einem kurz belichteten und auch kurz entwickelten Negative lässt sich viel leichter nachträglich etwas Brauchbares machen, als wenn es auch nur wenig zu lange entwickelt worden war ; denn wollte man das Negativ bis zur genügenden Durchsichtigkeit der Liohter abschwächen, so würde es noch viel härter werden. Das ist überhaupt als Grundsatz festzuhalten, dass durch Abschwächen die Contraste vermehrt und durch geringes Verstärken vermindert werden, wonach man sich also immer bei der Entwickelung zu richten hat, ganz ab- gesehen von der nöthigen und möglichen Modification des Entwicklers für verschiedene Belichtungszeiten.

Auch über Platten möchte ich einige Worte bei dieser Gelegenheit bemerken: Bei vielen Collegon sind Trockenplatten, welche schnell und recht kräftig entwickeln, besonders beliebt. Diese Liebhaberei entspringt aus dem Verlangen, alle Negative durch die Entwickelung gleich fertig zu stellen. So einfach und angenehm das auch sein mag, so halte ich es doch nicht für nachahmungswerth und möchte lieber einer Platte, welche die Schatten recht gut wiedergibt, aber dabei genügend kräftig und etwas langsamer entwickelt, das Wort reden, wenn man auch dann und wann verstärken muss. Bei nicht zu schneller Kräftigung der Platte im Entwickler hat man es auch mehr in der Hand, den Verlauf der Operation zu leiten, wie es die Umstände gerade erfordern, und das Endresultat ist dann ein besseres. Das Geizen mit 1 bis 2 Minuten wirkt oft recht schlecht.

Um für das eben Gesagte, dass es besser sei, bei kurzer Exposition auch kurz zu entwickeln und die nöthige Deckung des Negativs lieber durch Verstärken zu erzielen, als die Ent- wickelung bis zur genügenden Dichtheit der Liohter fortzu-

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Uebur die Negativ- Verbesserung.

setzen, den Beweis zu liefern, braucht man nur einen directen Versuch zu machen. Man exponirt zwei kleine Platten etwas kurz, aber gleich lange, entwickelt beide zu gleicher Zeit in einer Schale und nimmt, noch ehe die genugende Dichtheit erreicht ist, die eine heraus, während man die andere fertig entwickelt. Wenn man dann die kürzer entwickelte Platte so weit verstärkt, dass die Liohter bei beiden Negativen gleich gedeckt sind, so wird man finden, dass das verstärkte Negativ ein wesentlich besseres und besonders in den Schatten klareres Bild liefert. Die Quecksilber -Verstärkung holt die Details in den Schatten immer besser heraus und bewirkt, dass die tiefen Schatten nicht so pechig werden; es ist deshalb immer wünschenswerth, kurz exponirte Negative zu verstärken und manchmal sogar hauptsächlich nur in den Schatten. Um dies thun zu können, ohne die Lichter wesentlich mit zu verstärken, befolge ich in besonderen Fällen schon seit Jahren ein Ver- fahren, welches von vorzüglichem Erfolge ist.

Man macht sich eine Lösung von bestem arabischen Gummi 120 g, Glycerin 20 g, Wasser 150 ccm, und wenn Alles gelöst ist, setzt man noch 50 com Alkohol zu und rührt so lange, bis alles wieder klar geworden ist. Diese dicke Gummi- lösung, welche erforderlichen Falls noch mit etwas Wasser verdünnt werden kann, drückt man durch ein Stück grober Leinwand und bewahrt sie in einem geschlossenen Gefässe auf Sie ist haltbar und dient zu Allerlei, da sie auoh ein gutes Klebemittel darstellt. Mit diesem Gummi deokt man auf der Bildseite des Negativs alle relativ zu stark gedeckten Stellen, welche man nicht oder nur wenig zu verstärken wünscht, ziemlich dick und lässt, horizontal liegend, trocknen. Zur Erleichterung des Deckens kann man eine geringe Menge mit einer Deckfarbe, z. B. Van Dyckroth, mischen. Ein sehr genaues Einhalten der Conturen ist nicht nöthig: man geht lieber etwas darüber hinaus, als dass man fehlen lässt. Dieses so vorbereitete Negativ legt man in die Quecksilberlösung zum Verstärken und gibt genau auf den Verlauf Acht; die nioht gedeckten Stellen werden weiss, während die mit Gummi ge- deckten Stellen dunkel bleiben. Die Platte darf nicht so lange im Queoksilberbade bleiben, bis das Gummi der gedeckten Stellen soweit gelöst ist, dass die Quecksilberlösung da» darunter liegende Bild erreicht, sonst entstehen Flecke. Also noch bevor dies eintreten kann, nimmt man die Platte heraus und legt sie hohl, mit der Schicht nach unten, in Wasser. Nach einigen Minuten ist die Gummideckung abgelöst; beim Be- trachten in der Durchsicht sieht man aber, dass die gedeckt

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gewesenen Stellen nicht in Harmonie stehen mit den ver- stärkten nnd erkennt sogleich, dass so eine gute Copie nicht entstehen kann; man bringt deshalb das Negativ in die Queck- silberlösung zurück und lässt es, bald wieder in der Durch- sieht prüfend, so lange, aber auch nur so lange, darin, bis ein harmonisches Aussehen erzielt ist. Gerade dadurch, dass die Gummischicht sich im Quecksilberbade zu lösen beginnt und dieses von der Seite eindringt, werden zu scharfe Grenzen vermieden und dort, wo man mit dem Gummi über die zu deckenden Stellen (Gesicht, Hände, Wäsche u. s. w.) etwas hinausgegangen ist, bleibt vielleicht ein helleres Rändchen, welches sich wegen der etwas verwaschenen Conturen sehr leicht auf dem Negative beseitigen lässt, so dass die Abzüge derartig local verstärkter, kurz exponirter Negative oft aussehen, als ob sie von Normalnegativen herrührten. Natürlich muss nach dem Quecksilberbade gewaschen, mit Natriumsulfit ge- schwärzt und dann wieder gewaschen werden. Als ich diese bei mir seit Jahren bewährte Methode einmal mündlich einem Collegen mittheilte, meinte dieser, dass es doch viel einfacher sei, statt der dicken Gummilösung zum Decken Oel oder Fett zu nehmen. Wer den Versuch mit Oel machen und ein Negativ opfern will, mag es, er wird es aber nicht zum zweiten Male thun, so viel üebelstände stellen sich dabei ein.

Sollte bei in den Schatten sehr dünnen Negativen diese locale Verstärkung mit Queoksilberbromid nicht ausreichen, so kann dieselbe Operation nochmals wiederholt, aber statt des Quecksilberbroinids das Kaliumquecksilberjodid angewandt werden. Bis jetzt hat mich dieses Verfahren noch nie im Stich gelassen, ich kann es also den Herren Collegen aufs Beste empfehlen.

Hat man durch Versehen ein Negativ nach kurzer Exposition zu lange und zu stark entwickelt, so dass es bei grossen Contrasten glasige Schatten und stark gedeckte Lichter zeigt, so kann man sich manchmal auch auf folgende Art helfen und, wenn auch kein Normalnegativ, so doch etwas wesentlich Besseres herstellen, wenn man wie folgt verfährt:

Das trockene Negativ wird auf der Bildseite mit Chlor- silbercollodion begossen und im Dunkeln getrocknet; dann be- lichtet man von der Rückseite, während es auf einer schwarzen Unterlage liegt, so lange, bis ein deutliches Positiv sichtbar wird. Alle durchsichtigen Stellen werden natürlich nach Ver- hältniss ihrer Durchlässigkeit durch das im Licht dunkelnde Chlorsilber des Collodionübergusses etwas gedeckt werden, wie man es in so exacter Weise künstlich unmöglich ausfuhren

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Uobcr die NogatW «Verbesserung.

kann. Man lässt lieber etwas mehr als zu wenig dunkeln. Nun wird dio Platte wie eine Celloidinpapier-Copie bebandelt, aber nicht vergoldet; man wässert erat aus, legt einige Minuten in ein mit etwas Ammoniak versetztes Kochsalzbad, fixirt und wassert wie gewöhnlich aus. Die durchsichtigen Stellen des Negativs sind nun mehr oder weniger gelb gedeckt. Eine Probecopie gibt Ausschluss, ob die Deckung nicht etwa zu stark, d. h. dio gelbe Färbung zu intensiv ist. Sollte dies der Fall sein, so kann man durch die schwache Cyankaliumlösung so viel von der gelben Färbung wegnehmen als nöthig ist Sollte die Cyankaliumlösung nicht angreifen, so legt man das Negativ zuerst in wässerigen Alkohol und dann in Wasser, bis die Schlieren verschwunden sind. Jetzt greift das Cyan- kalium an. Wenn durch irgend einen Umstand diese Operation misslungen sein sollte, so kann man den Collodionüberzug vom Negative mit Aether- Alkohol und Baumwolle wieder ab- waschen. Das Negativ bleibt dabei vollständig erhalten und unverändert.

Und nun zum Schluss noch eine Methode, die, wenn ich nicht irre, von Ladewig herrührt, zum Weichmachen harter Negative.

Man chlorsilbert oder bromsilbert das zu harte Negativ, wäscht gut und entwickelt nach dem belichten das Ohlorsüber* oder Bromsilberbild nur bis zu einer gewissen Tiefe, so dass also nach der Glasseite zu eine mehr oder minder dicke Schicht von unreducirtem Silberhaloidsalz unter den dichten und dichtesten Stellen des Negativs zurückbleibt Wird nun nach dem Waschen fixirt, so wird dieses unreducirte Silber hinweggeschafft, und es bleibt ein wesentlich weicheres Negativ zurück.

Dass diese Methode gute Resultate geben kann und schon gegeben hat, ist unbestreitbar; es haftet ihr aber eine Schwierig- keit und Unsicherheit an, nämlich die Beurtheilung , wie tief die Wiederentwickelung des Negativs zu gehen hat. Wird zu wenig entwickelt, so wird das Negativ zu flau und kann schlechter sein, als es ursprünglich war; wird zu viel entwickelt, dann nützt die Arbeit zu wenig oder gar nichts. Der einzige Weg, eine gewisse Gewähr für das Gelingen zu haben, ist der, dass man ganz weisses Chlor- oder Bromsilber zu erzeugen versucht, so dass man von der Glasseite aus das Vordringen der Reduetion beobachten und den Process rechtzeitig unter- brechen kann.

Diese hier beschriebenen Operationen mit unvollkommenen Negativen werden wohl Manchem etwas umständlich erscheinen.

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Die Verwendung des Xigrosin B als Farbensensibilisator. \Qq

Da es aber nur aussergewöhnliche , seltener vorkommende Arbeiten sind, sollte Keiner davor zurückschrecken, denn das Endziel, bessere Bilder abgeben zu können, ist doch wohl der Mühe werth.

Die Verwendung des Nlgrosiu B (Bayer -Elberfeld) als

Farbensensibilisator.

Von Dr. G. Eberhard in Gotha

Unter den von mir untersuchten Nigrosinen (Phot. Corresp. 1896, S. 116 bis 124) zeichnete sich obiges durch eine interessante Wirkungscurve aus, es lag daher nahe, diesen Farbstoff genauer zu studiren und zu prüfen ob er eventuell in der Praxis brauchbar sein könnte. Die Resultate dieser Untersuchung will ich in folgenden Zeilen mittheilen.

Ausgehend von der Erfahrung, dass die Schirmwirkung der gleichzeitig mit dem Bromsilber gefärbten Gelatine für die Wirkungscurve eines Farbstoffes auf Bromsilbergelatine mit- bestimmend ist [indem sie einesteils die Lage der Maxima in einem gewissen Grade verändern kann, anderntheils auch die Intensität derselben beeinflusst], habe ich zunächst diesen Farbstoff in sehr verschiedenen Conoentrationen auf eine und dieselbe Sorte Platten (Schleussner -Moment) unter Einhaltung der nöthigen Vorsichtsmaassregeln angewendet. Es treten be- kanntlich bei mittlerer Concentration folgende 5 Maxima auf:

a, B-C, Clli D, D-Wh E, 6-535 uji,

sie seien mit den Zahlen 1 bis 5 bezeichnet.

Das Maximum 1 ist bei sehr schwacher Concentration bis 1 Proc.) nicht sichtbar, das Band reicht vielmehr conti- nuirlich bis A. Eine Verschiebung des Maximum 1 mit zu- nehmender Starke des Farbstoff bades war nicht bemerkbar, wohl wegen der sehr geringen Dispersion in dieser Spectralgegend. Maximum 2 und 5 sind meist sehr wenig heraustretend, ihre eventuellen Lageänderungen konnten daher nicht bestimmt werden. Das Maximum 3 mit einer Lage 645 bis 600 bei ■/t bis l Proc. wird mit wachsender Concentration von beiden Seiten mehr und mehr eingeengt, bei 20 Proc. Hegt es zwischen 630 bis 610 ji^. Es schien bei wachsender Stärke des Bades zunächst nach Gelb hin verschoben zu werden, die Verschiebung ist übrigens ziemlich gering. Von einer gewissen Concentration an verschob es sich nicht mehr, wurde aber immer schmaler und schwächer und immer mehr sich abhebend von seiner

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166 Die Verwendung dos Nlgrosio B als Farbeng«nsibilisator.

Umgebung. Es würde dies Verhalten dadurch zu erklären sein , dass das Maximum 3 sowohl von dem Absorptionsband im Roth, als auch von dem im Gelb beeinflusst wird. Das Maxiraum 4 bei 1/2 bis 1 Proc. bei D-ZM/a E gelegen, wird zu- nächst nach Grün verschoben, bei steigender Concentration verschwindet es aber in seiner Eigenschaft als Maximum und wird ein continuirliches Band. Die Intensitätsverhältnisse der Maxima sind, um einige Beispiele herauszugreifen, folgende:

4 viel stärker als 3.

3 stärker als 1 und 4; 1 und 4 nahezu gleich. Maximum 1 von A bis a reichend

3 sehr viel stärker als 4, 1«=4.

1 fast so stark wie 3; 2 und 4 ganz verwaschen und verbreitert. Maximum 1 von A bis fast B reichend.

1 stärker als 3 ; 4, 5, 2 kaum von continuirlichem Band zu unter- scheiden- Maximum 1 von A bis über B reichend.

Von Plattensorten für diese Versuche waren Schleussner, Berliner Anilin- Actien, \Vestendorp»Gebhardt, Lomberg, Monckhoven, Apollo 25 Grad nahezu gleich geeignet, am besten wohl waren Schleussner- Platten. Von Chlorbrom- platten waren die von Smith und die von Cadett und Neall gut sensibilisirbar. Ich halte überhaupt diese beiden Sorten für orthochromatische Aufnahmen, bei denen es nicht auf höchste Empfindlichkeit ankommt, für sehr empfehlenswert, da bei ihnen nach geeigneter Sensibilisirung eine gute Gelb- und Roth- wirkung bei relativ schwächerer Blauwirkung. Bromsilberplatten gegenüber, auftritt und sich diese Sorten bei absoluter Klarheit leicht und sicher beliebig dicht entwickeln lassen.

Von Mitteln, durch welche die Empfindlichkeit der Nigrosinplatten gehoben werden konnte, erwähne ich den Zusatz einiger Tropfen Silbernitratlösung oder das weit voitheilhaftere Ammoniakvorbad (l Proc).

Da die Blauwirkung in allen Fällen eine sehr erhebliche ist, obwohl sie etwas mit der Stärke des Bades abnimmt und ausserdem die Gelb- und Orangewirkung eine schwächere wie

Va bis 1 Proc. 2.5

4 3 5 - - 3 4 12 5

8

20

3 15 4 2

1 3 4 5 2

Die Verwendung des Nigrosin B »Ii Farbeneehalbiliietor. J67

bei Cyanin ist, so kann Nigrosin B nur als Sensibilisator für die Gegend A-B, also äusserstes Roth, betrachtet werden, obwohl es auch hier dem Alizarinblaubisulfit nachsteht. Ich habe nun versucht, diese mangelnde Orange- und Gelbempfind- liohkeit durch Zusatz geeigneter anderer Farbstoffe zu erhöhen. Erythrosin und sein Silbersalz schienen analog wie beim Alizarinblaubisulfit die Roth- und Orange - Empfindlichkeit zu beeinträchtigen. Tetrachlortetraäthyl - Rhodamin - Methyläther störte die Rothempfindlichkeit nicht, da sein Wirkungsband aber mit dem Absorptionsband des Nigrosin bei D nahezu zusammenfallt, war eine Sensibilisirung für Gelb nicht möglich. Besser verhielt sich Eosin (Tetrabromfluoresce'in) und dessen Silberverbindung, es erhöhte wenigstens die Gelbgrünempfind- lichkeit. Chinolinroth schädigte in ziemlich beträchtlicher Weise die Orangewirkung, während Gelb und Gelbgrün gut kamen. Am günstigsten erwies sich Cyanin. Das Maximum A-B des Nigrosin trat in ungeschwächter Stärke auf und bei Clj$D-D lag das ziemlieh intensive Cyaninmaximum. Die Platten waren meist schleierfrei und entwickelten sich normal. Da die von mir benutzte Cyaninsorte (Merk -Darmstadt) bei ammonia- kalischer Präparation immer Schleier gab, so muss ich dem Nigrosin B eine klarhaltende Wirkung zuschreiben, welche einige Farbstoffe, z. B. Acridingelb besitzen. Folgendes Bad ist anznrathen:

Wasser 100

Da Alizarinblaubisulfit, mit Cyanin combinirt, fast immer schleierige Platten liefert, so dürften sich vielleicht die Nigrosin- ( 'yaninplatten zur Reproduction von Objecten empfehlen, die viel Orange und Dunkelroth haben. Dies ist wohl der einzige Fall, wo die Anwendung des Nigrosin B empfehlenswerth sein könnte, da es im Allgemeinen doch ein ziemlich schwacher Sensibilisator ist.

Eine gleichzeitige Anwendung von Nigrosin B mit mehreren Farbstoffen habe ich auch versucht, z. B. Nigrosin - Cyanin- Chinolinroth, Nigrosin-Cyanin-Eosin, doch ohne grossen Vortheil, letztere Combination war noch die bessere.

Was das Verhalten des Nigrosin B farbigen Pigmenten gegenüber anbelangt, so zeigten Aufnahmen der Vogel' sehen Farbentafel das, was nach den Spectralversuohen vorherzusehen war, nämlich, dass eine kräftige Gelbscheibe zur Dämpfung

Nigrosin B (1:500) Cyanin (1:600) .

4 cem, 1 ,

1 n

Ammoniak

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168

Vorschrift«»! für dio Nenslbilisirung mit Cyanin.

des Blau nöthig war und ferner, dass Chromgelb zu sehwach wirkte. Es waren relativ lange Expositionen auch bei gutem Lichte nöthig.

Nach den Resultaten meiner Versuche glaube ich also nicht, dass Nigrosin 2?, ausser in dem einen, oben erwähnten Falle, mit Vortheil in der Praxis anzuwenden ist.

Vorschriften für die Sensibilisirung mit Cyanin.

Von A. Freiherrn von Hübl in Wien.

Benöthigt man eine, für das weniger brechbare Ende des Spectrums empfindliche Platte, und eine solche ist bei der Herstellung des Blau - Negatives im Dreifarbendruck unbedingt erforderlich, so muss die Cyanin-Sensibilisirung zur Anwendung gelangen, denn weder das Chlorophyll noch das Alizarinblau oder Nigrosin ertheilen der Platte eine für praktische Zwecke ausreichende Rothempfindlichkeit.

Der Benutzung des Cyanins stellen sich aber bekanntlich eine Reihe von Schwierigkeiten entgegen: Es setzt die Em- pfindlichkeit der Platte sehr bedeutend herab, verursacht meist Schleier und Flecken und zeigt endlich eine eigenthümliche Inconstanz in seiner sensibilisirenden Wirkung. Eine grosse Reihe von Versuchen führte zu nachstehender, von diesen Uebelständen fast freien Sensibilisirungs-Methode.

A. Sensibilisirung von Gelatineplatten.

Die Platten am besten Schleussner- oder Lumiere- Platten werden 6 bis 10 Minuten in nachstehender Flüssigkeit gebadet:

Kalt gesättigte Boraxlösung .... 300 ccm, alkoholische Cyaninlösung (1 : 500) . 3

Das käufliche Cvanin wird mit Salzsäure abgedampft (Chlor- Cyanin nach Dr. J. M. Eder, Phot. Correspoudenz 1891, S. 313) und dann erst in Alkohol gelöst. Die Lösung darf nicht zu alt sein. Der Borax wirkt als Alkali und hält auch die Platten vollkommen klar. Die aus dem Bade genommenen Platten könneu in noch nassem Zustande exponirt werden, will man sie trocken verwenden, so werden sie in einer Tasse mit destillirtem Wasser oberflächlich abgespült und dann getrocknet.

Die Aufnahme eines Farbenbildes in gleicher Grösse, bei zerstreutem Tageslicht, Orangefilter und mittlerer Blende fordert

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Derivate dos Hydnutins all Kotwiokler. 169

bei Anwendung nasser Platten etwa 3 Minuten , bei Trocken- platten 5 Minuten Exposition. Als Entwickler sollte nur Glycin verwendet werden. Der baltbare, ooncentrirte Entwickler (Hübl, Collodium -Emulsion, S. 38) wird mit 20 Theilen Wasser gemischt, und auf je 100 ccm dieser Lösung fugt mau 2 5 ccm Aetznatronlange 1:10 zu. Ein Zusatz von Bromid ist nicht erforderlich.

B. Sensibilisirung von Collodium-Emulsion.

100 ccm sauer bereitete etwas Chlorsilber enthaltende Bromsilber - Collodium - Emulsion (H tt b 1 , Collodium - Emulsion S. 52) werden mit 3 ccm der oben angegebenen alkoholischen Cyaninlösung versetzt und durchgeschüttelt Man giesst die Platte in der bekannten Weise und bringt sie nach dem Erstarren der Schichte in ein verdünntes Boraxbad (1 Theil kaltgesättigte Boraxlösung mit 3 Theilen Wasser verdünnt).

Sobald die Flüssigkeit glatt von der Platte läuft, gelaugt diese in noch nassem Zustande zur Exposition. Als Entwickler dient der oben angegebene Glycin - Entwickler 1:15 ohne Aetznatron der eventuell mit etwas Bromkalium zu ver- setzen ist.

Die in dieser Weise hergestellte Collodium-Emulsiousplatte ist etwas empfindlicher als die noch nass exponirte Gelatine- platte mit Borax Cyanin- Sensibilisirung.

Derivate des Hydrazins als Entwickler.

Von Dr M. Androgen in Berlin.

Ueber die entwickelnden Eigenschaften des Hydrazins, XH2 NHit hatte ich im Jahre 1891 einige Beobachtungen publicirt (Phot. Mittheilungen, 1891, S. 298). Lange vorher hatten bereits Ed er und Jacobson unabhängig von einander ein Derivat des Hydrazins, das Phenylhydrazin C6H6NR—NH2y auf sein Entwicklungsvermögen für Brom- und Chlorsilber- gelatine geprüft Jacobson nahm ein Patent auf die Ver- wendung des Phenylhydrazins für den genannten Zweck, welches er jedoch später wieder fallen Hess, so dass das Phenylhydrazin eine ausgedehntere Verwendung in der photographischen Praxis nie gefunden hat

loh habe das Phenylhydrazin sowohl als solches, als auch in Form seines salzsauren Salzes wiederholt als Entwickler für Bromsilbergelatine geprüft und dabei stets gefunden, dass

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170

Derivate des Hydrazins al« Entwickler.

dasselbe eine ausgesprochene Neigung zur Schleierbildung be- sitzt, und zwar derart/ dass die Reduction des unbelichteten Brom8Übers schon krüftig einsetzt , bevor die Entwicklung der eigentlichen Bilder erfolgt. Dabei pflegten sich die Negative intensiv gelblich zu färben.

Das Phenylhydrazin charakterisirte sich daher bei diesen Versuchen als durchaus minderwerthig; nur auf Chlorsilber- gelatine-Platten gelang es, leidlich gute Bilder damit herzu- stellen, was übrigens schon Eder bei seinen ersten Versuchen auch gefunden hatte.

Die kräftigen Reductionswirkungen , welche dem Phenyl- hydrazin innewohnen, veranlassten mich jedoch, einige Derivate desselben in der gleichen Richtung zu untersuchen. Die Ver- suche, welche ich gemeinschaftlich mit Dr. Schulthess vor etwa zwei Jahren ausführte, ergaben ebenfalls ausschliesslich negative Resultate, so dass ich zu der Annahme neige, dass auf diesem Wege wirklich gute Entwickler für Bromsilber- gelatine nicht anzutreffen sind. Die folgenden Mittheilungen beanspruchen daher nur mehr ein theoretisches Interesse.

Oxyphenylhydrazin CüHi\^^XH2.

OH

Der Körper ist isomer mit dem Ainidol CüHsXH2,8q\ii

Verhalten gegen Bromsilbergelatine jedoch ein völlig ab- weichendes. Die reducirenden Eigenschaften der Verbindung werden zwar wie beim Amidol schon durch die neutralen schwefligsauren Salze geweckt; während jedoch das Amidol, mit 10 Theilen dieses Salzes 1:200 in Wasser gelöst, auf einer im War nerke- Sensitometer belichteten Bromsilbergelatine- Platte 25 Grad W. bei tadelloser Klarheit und Gradation ent- wickelte, resultirte bei der neuen Verbindung unter denselben Umständen ein dünnes, verschleiertes, gelbgefärbtes Bild. Durch Zugabe beträchtlicher Mengen Bromkalium gelang es, die Neigung zur Schleierbildung etwas zu beheben, doch nahm dann die Gelbfärbung so bedeutend zu, dass an eine Verwendung der Substanz als Entwickler nicht gedacht werden konnte.

Amidophenylhydrazin C0 Hk jJJ yÄf_ gibt mit

neutralen schwefligsauren Salzen ebenfalls bereits kräftig redu- cirende Lösungen, doch ergab die nähere Prüfung, dass auch diese Verbindung nicht zu den eigentlichen Entwicklern ge-

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Derivate des Hydraalnt »U Bntwlekler 171

rechnet werden kann. Es resultirten dünne, verschleierte Bilder.

Wir betrachteten unsere Versuche nach diesen Misserfolgen indes noch nicht für beendet; noch war es möglich, durch geeignete Substitution des Imidwasserstoffs oder der Wasser- stoffatome der Amidgruppe zu brauchbaren Verbindungen zu gelangen. In dieser Richtung prüften wir zunächst eine Verbindung von der Zusammensetzung einer Oxyphenyl- hydrazineulfosäure

n jt (i)OH

^^(»NZ-NH-SOiOH

und fanden, dass dieselbe mit neutralen schwefligsauren Salzen nicht, mit kohlensauren Alkalien dünn und schl eierig hervor- ruft. Ganz analog verhielt sich, wie hier eingeschaltet werden möge, die isomere Verbindung von der Zusammensetzung

(»OH C.HswSOiOH,

während die ebenfalls untersuchten Hydrazinderivate von der Zusammensetzung

{x)OH U OH

selbst mit kaustischen Alkalien kein Entwicklungs vermögen zeigten.

Ein besonderes Interesse musste eine Verbindung von der

OH ' Zusammensetzung Cc Jf/^ tfcHs y/f ^ur uns ßaDeu'» dieselbe

konnte event. erhalten werden durch Reduction der leicht dar- stellbaren Nitrosoverbindung des Metols, gqH^^h^_^q

Wir mu8sten bei dem Versuche, den Körper herzustellen, jedoch die Beobachtung machen, dass die Reduction nicht glatt von Statten geht; es wird Metol zurückgebildet, so dass dieses interessante Hydrazinderivat nicht untersucht werden konnte.

Dagegen prüften wir eine Verbindung von der Zusammen- setzung

Die Lösliohkeitsverhältnisse der Substanz erforderten die Ver- wendung kaustischer Alkalien, welche damit kräftig reducirende Lösungen gaben, doch mussten wir wiederum die Beobachtung

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172

Enutohung und Geachichte dir Orthoftigmate.

machen, dass vorzeitige Verschleierung beim Entwickeln eintrat. Nach Zugabe grösserer Mengen Bromkaliumlösung wurden jedoch leidlich klare Bilder erhalten.

Noch ungünstiger verhielt sich ein Hydrazinderivat von der Zusammensetzung

r rr<l)OH

Wenn man mit den Ergebnissen dieser Versuche die Er- fahrungen in Zusammenhang bringt, welche mit dem Phenyl- hydroxylamin , C6H6XH —<JH, von Lumiere und Seyervetz (E der 's Jahrbuch für Photographie u. s w. für 1895, S. 62) erhalten worden sind (der Verfasser unterzog diese Substanz ebenfalls einer gründlichen Prüfung unmittelbar nachdem Dr. Wohl dieselbe zum Patent angemeldet hatte und fand, dass das Phenylhydroxylamin zwar ein sehr bedeutendes Reductions- vermögen besitzt, zum Entwickeln klarer Bilder auf Brom- silbergelatine-Platten jedoch noch weniger brauchbar ist, wie des Phenylhydrazin), so möchte man den Sohluss ziehen, dass die Gruppen, welche das Entwicklungsvermögen einer Ver- bindung in erster Linie bedingen (OH und S/Hg), um einen guten Entwickler für Bromsilbergelatine zu liefern, dir e et am Kern der Verbindung angelagert sein müssen,

wofür wir in dem p - Phenylendiamin ^-^i^^^g;*» ^em ^y-

drochinon C6 H4{l^j^ und dem p-Amidophenol ft^i^y^die

einfachsten Repräsentanten haben.

Entstehung und Geschichte der Orthostigmate«

Vou Dr. R. St ein heil in München

Die letzte Arbeit Adolf SteinheiTs auf optisoh-photo- ^raphischem Gebiete konnte von der Firma C. A. Stein heil Söhne in München bis in die allerjüngste Zeit nicht in ent- sprechender Weise fabrikmässig ausgenutzt werden, weil sich durch das deutsche Patentgesetz, welches für gewöhnlich gewiss eine für die Erfinder wohlthätige Einrichtung ist, manchmal auch recht sonderbare Verhaltnisse ergeben können. Es ist vielleicht nicht ganz uninteressant, diese verwickelten Ver- hältnisse jetzt, wo sie theilweise entwirrt sind, naher zu schildern. Zu diesem Zwecke möchte ich vorher etwas weiter ausholen, indem ich in kurzen Zügen die Arbeiten Adolf

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Kntstohung and Geschichte dor Orthostigmate. J73

Stein heil' 8 auf optisch -photographischem Gebiete berühre. Nachdem A. St ein heil in der astronomischen Optik ver- schiedene neue Oonstructionen geschaffen hatte, begab er sich auch auf das besonders in der damaligen Zeit weit schwierigere Gebiet der photographischen Optik. Das erste Resultat seiner Arbeiten auf dieser neuen Bahn war das Periskop (Fig. 32), ein nur aus einer Glasart bestehendes zweilinsiges Objectiv, welches zwar, eben weil es nur aus einerlei Glas hergestellt war, mit chemischem Focus behaftet war, sonst aber den Anforderungen , welche die Photographie an ein Objeotiv stellt, vollkommen genügte. Konnte doch mit demselben bei An-

50'

Fig. 82. Fig. 33.

wendung kleiner Blenden ein Gesichtsfeld von 90 Grad erzielt werden. Der Astigmatismus war bis zu einem Gesichtsfeld von 30 Grad vollständig Null, wie man aus Fig. 33 er- sehen kann1).

Der Versuch, das Periskop achromatisch zu machen (Fig. 34), brachte Adolf Steinheil auf die Construotion des Aplanaten, derselbe war frei von chemischem Focus und hatte grosse Hellig- keit (fiS), der Astigmatismus trat aber schon von 10 Grad Gesichtsfeld au zu Tage (s. Fig. 35).

1) Diaselb« Ist, wlo alle folgenden, äholiohen, nach der Ton Herrn W. Zsohokko in dor Photographischen Corrospondenz 1896, 8.477 an- gegebenen Methode hergestellt.

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174 Kntstohung und ße.chichte der OrthoBtigm.te.

Die Bemühungen, den Astigmatismus zu verringern, fahrten auf die Weitwinkelaplanate (Fig. 36), der Astigmatismus war bis etwa 50 Grad gleich Null, jedoch auf Kosten der Helligkeit und der Ebenheit des Bildes (s. Fig. 37).

Bei diesen Untersuchungen hatte A. Stein heil schon ge- funden, dass der Astigmatismus um so geringer wurde, je mehr sich der Breohungsexponent des Crownglases demjenigen des Flintglases näherte. Aus diesem Grunde rechnete er die Weit- winkelaplanate aus Leichtflint und Schwerflint, statt aus Crown und Flint.

Flg. 84. Fig. 35.

Der Versuch , die positive Linse aus dem starker brechenden Medium herzustellen, zwang ihn zuletzt die symmetrische Form des Aplanaten aufzugeben und führte ihn auf den unsymmetri- schen Typus des Antiplaneten. Das so entstandene Objectiv, der Gruppenantiplanet, ist das erste Objectiv, welches ein Element zur Correctur des Astigmatismus enthält, doch konnte dasselbe bei den damals erhältlichen Glasarten nicht genügend zur Wirksamkeit gebracht werdeo. Ich muss hier näher er- klären , worin das Element für die Correctur des Astigmatismus besteht. Man kann den Satz aufstellen:

Ein Objectiv kann astigmatisch corrigirt sein, wenn es eine Trennungsfliiche zwischen zwei Medien enthält, welche

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Entstehung und Getchichte der Orthoatlgmate. 175

dem stärker brechenden Medium die concave Seite zuwendet; gerade so, wie der Satz richtig ist:

Ein Objectiv kann sphärisch corrigirt sein, wenn es eine Trennungsfläohe zweier Medien enthalt, welche dem stärker brechenden Medium die convexe Seite zukehrt.

Aus diesen beiden Sätzeu sieht man z B. sofort, dass es unmöglich ist, aus nur zwei Linsen ein Objectiv zu oonstruiren,

-f

Flg. 37.

welches chromatisch, sphärisch und astigmatisch corrigirt ist, eine längst bekannte Thatsache. Ebensowenig kann natürlich durch Gegenüberstellung zweier solcher symmetrischer Zwei- Ünsenobjective ein sphärisch und astigmatisch corrigirtes System entstehen. Es wird daher, falls man ein solches System bei Anwendung von nur vier Linsen, die paarweise durch einen grosseren Zwischenraum getrennt sind, erhalten will, nothwendig sein, dass im einen Paar die Trennungsfläche dem stärkeren, im andern Paar aber dem schwächeren Medium die concave

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176

Entstehung und Geschichte der Orthoatigmate.

Seite zuwendet, dann wird das eine Paar astigmatisch, das andere sphärisch corrigiren.

Diese Anordnung ist im Gmppenantiplaneten gegeben, wie man aus Fig. 38 ersehen kann , in welcher den Linsen die

Fig. 38.

Fig. 40.

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I

Flg. 39.

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ij 10' I

Flg. 41.

ihnen zukommenden ßrechungsexponenten eingeschrieben sind. Ein Uebelstand war aber bei dieser Construction noch vor- handen, dessen Beseitigung für A. Stein heil ausser dem Bereich der Möglichkeit lag. Es gab zu jener Zeit keine

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Entstehung und Geschichte der Orthostigmate. J77

Gläser, welche bei höherer Brechung Dicht auch entsprechend höhere Zerstreuung gehabt hätten , dadurch konnte in dem einen Linsenpaar die astigmatische Correctur nicht kräftig genug gemacht werden, weil damit so grosse sonstige Fehler ent- standen wären, dass es nicht möglich gewesen wäre, diese durch das andere Linsenpaar wieder zu heben. So zeigt in der That Fig. 39 wenig Fortschritte gegen Fig. 35.

Sobald es der Glastechnik gelang, ein Glas von hoher Brechung mit niederer Zerstreuung herzustellen, fiel diese Schwierigkeit weg, und in der That sind die der Firma Zeiss in Jena patentirten Anastigmate Objective von derselben An- ordnung wie die Gruppenantiplanete, nur ist das Flintglas der Linse I im Antiplaneten im Anastigmaten durch das neue Glas ersetzt und Vorder- und Hinterlinse vertauscht (s. Fig. 38 u. 40)1).

Dass die Einführung dieses neuen Glases in die Con- struetion eine ungleich bessere Correction des Astigmatismus gestattete, ist aus den oben angeführten Gründen klar, wie ja auch die Zeiss- Anastigmate den Gruppenantiplaneten an anastig- matischer Ebnung der Bildfläche weit übertreffen (s. Fig. 41).

A. Steinheil fasste nun nach Bekanntwerden des neuen Glases den Gedanken, mit Hilfe desselben in den Aplanaten eine Correctur des Astigmatismus einzuführen. Natürlich mussten die Hälften desselben dazu mindestens aus drei Linsen bestehen, denn sie mussten ja sowohl sphärisch wie astigmatisch corrigirt sein, also mindestens zwei Trennungsflächen zwischen zwei Medien enthalten. Er fand so zwei Formen. In der einen ist eine negative Linse eingeschlossen zwischen einer Biconvexlinse und einem positiven Meniskus (Fig. 42), von welchen die eine höhere, die andere niedrigere brechende Kraft besitzt als die eingeschlossene Negativlinse. Die zweite Form besteht aus einem positiven Meniskus, welcher zwischen einer Biconvex- und einer Biconcavlinse eingeschlossen ist (Fig. 43), welche beide höhere brechende Kraft besitzen als der ein- geschlossene Meniskus.

Die numerische Berechnung dieser beiden Formen zog sich deshalb sehr in die Länge, weil Schreiber dieses an jener Arbeit lernte und ihm von seinem Vater A. Steinheil zu diesem Behnfe ganz freie Hand gelassen worden war, um gerade durch Fehler zu lernen. So wurde das, was A. Stein- heil mit Hilfe seiner grossen Erfahrung und Gewandtheit im Rechnen in weit kürzerer Zeit zu Ende gefuhrt hätte , erst nach vielmonatlichem Rechnen zu Tage gefördert.

1) Siehe Patentschrift Kr. 50109, ausgegeben den 20. Mai 1891.

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Nach dem endlichen Abschluss aller vorbereitenden Rech- nungen und genauer Durchführung eines Beispiels mit dem Oeffiiungsverhältniss fj\2 wurde am 25. März 1Ö93 ein Patent nachgesucht auf ein Objectiv, genannt Ortbostigmat, unter folgenden Patentansprüchen: Objective, welche aus symmetri- schen oder ähnlichen (nur im Maassstab verschiedenen) Hälften bestehen, deren jede aus drei verkitteten Linsen zusammen- gesetzt ist, von denen 1. die erste Linse biconvex ist und aus einer Glassorte besteht, welche von den drei verwendeten Gläsern die stärkste Brechung besitzt; 2. die zweite Linse biconcav ist und aus einer Glassorte besteht, welche von den drei verwendeten Gläsern die grösste Zerstreuung hat; 3. die

Fig. 42. Flg. 43.

dritte Linse ein positiver Meniskus ist und aus einer Glasart besteht, welche geringere Brechung und geringere Zerstreuung besitzt als die Glasart der zweiten Linse, wobei die Linsen der zweiten Hälfte in umgekehrter Reihenfolge aufeinander folgen.

Es war also zunächst nur die erste der beiden gefundenen Aplanatformen zum Patent angemrMet worden. Im Laufe des April kam vom Patentamt der Bescheid, dass das Patentgesuch vorläufig zurückgestellt werden müsse, da eine ähnliche frühere Anmeldung bereits vorliege. Am 5. Mai 1893 kam dann diese Patentanmeldung der Firma Goerz in Berlin zur Auflage und damit zur öffentlichen Kenntnis«. Dieselbe war im Princip das- selbe, weun auch iu der damaligen ersten Anmeldung dasjenige, was wirklich patentirt werden sollte, gar nicht zum Ausdruck

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Entatehung und Getchlohte der Orthoatigmate. 179

kam, so das8 erst auf die Anregung der Firma C. A. Stein- beil Söhne hin vom Patentnachsucher die Patentansprüche so formuÜrt wurden, dass sie nicht auch anderes längst Da- gewesenes umfassten. In der neuen Fassung verlangten aber die Patentansprüche von Goerz ziemlich genau dasselbe wie die oben angeführten. Einige Verschiedenheiten waren ja vor- handen, welche zuerst die Hoffnung aufkommen Hessen, dass beide Patente ertheilt wurden (in jedem anderen Staate wäre und war dies auch der Fall); dasselbe hat sioh aber nicht erfüllt, und zuletzt im Jahre 1895 wurde, wie ich vorgreifend erwähnen möohte, das oben in seinen Patentansprüchen auf- geführte Patentgesuch abgelehnt. Das Nächstliegende bei dieser misslichen Sachlage war nun, sioh mit dem glücklicheren Patentnachsucher Goerz, der seine Anmeldung schon im December 1892 eingereicht hatte, zu einigen. Ein Versuch in dieser Riohtung scheiterte deshalb, weil Goerz der Firma 0. A. Steinheil Söhne keine weiteren Rechte einräumen wollte als jedem anderen Licenznehmer, dem er seine Rechnungsangaben zur Verfügung stellt und der seine Objective macht, während er doch nicht leugnen konnte, dass die Er- findung von dem Leiter der Firma Steinbeil unabhängig von ihm zu einer Zeit gemacht worden war, wo von seiner Arbeit noch gar nichts bekannt sein konnte. Ausserdem hätte die Firma Steinheil natürlich niemals Rechnungsangaben der Firma Goerz benöthigt oder verwendet.

Nachfragen bei Rechtskundigen, was geschehen könne, falls die Firma St ein heil, gestützt auf ihr gutes Recht der eigenen Erfindung vor der Goerz'scben Anmeldung, ruhig fabriciren würde, ergaben die Antwort, dass Goerz dann das Recht habe, der Firma Stein heil den Betrieb einstellen zu lassen, bis gerichtlich genau festgestellt, dass ihr das Vor- benutzungsrecht zukomme.

Im November 1893 wurde die zweite Form positiver Meniskus eingeschlossen zwischen einer Biconvex- und einer Biconcavlinse als Nachtrag zum Patentgesuch vom 25. März 1893 angemeldet. Das Patentamt erklärte diese Form für derartig abweichend von der ersten, dass sie als Nachtrag zu dieser nicht bebandelt werden könne. Sie musste deshalb als eigenes Patentgesuch eingereicht werden , als diesos endlich zur Auflage kam, beanspruchte die Firma Goerz auch diese Form für sich und erreichte durch fortwährende Einsprüche, dass das Patent erst im Juli 1896, also fast drei Jahre nach der Einreichung, ertheilt wurde! Bei dieser Er- theilung erhielt das Patent die Nummer 88505. Inzwischen

12*

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1 80 Eotttehung und Ooichloht© der Orthostigmato.

wurden die Objective der ersten Form unter dem Namen Orthostigmat Typus I in zwei Serien C von f\l und D von /*/10 in der in Paris gegründeten Filiale der Firma 0. A. Stein- heil Söhne hergestellt, und nach den Landern, in welchen das Patent ertheilt worden war, vertrieben. Fig. 44 zeigt, bis zu welchem Grade bei Serie C die Beseitigung des Astig- matismus gelungen ist.

In Deutschland dürfen aber diese Objective heute noch nicht hergestellt und verkauft werden, weil die Feststellungs-

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Flg. 44.

Fig. 45.

klage, welche von der Firma Steinheil im Sommer 1895 eingereicht wurde, um ihr Vorbenutzungsrecht gerichtlich fest- stellen zu lassen, heute noch nicht erledigt ist!

Nach der Construction des Patentes Nr. 88505 ist unter dem Namen Orthostigmat Typus II bis jetzt eine Serie vom Oeffnungsverhältniss 1:6,8 in den Handel gebracht. Diese Objective, über deren astigmatische Oorrectur Fig. 45 Auf- schluss gibt, dürfeu nicht nur in Deutschland hergestellt uud vertrieben werden, sondern sie sind auch in den meisten

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Zur Entwickelungsgeachichto des Teloobjoctlrs ote.

181

Kulturstaaten, wie Frankreich, Oesterreich - Ungarn , England, Italien , Schweiz u sw., gesetzlich geschützt

So ist es bis jetzt doch geglückt, dass die Firma Stein- heil das neue Glas, auf welches allein alle Fortschritte in der photographischen Optik der letzten sechs Jahre zurück- zuführen sind, wenigstens in eine der Construotionen einführen durfte, welche ihr langjähriger Leiter Adolf Steinheil geschaffen hatte. Leider ist dieser selbst drei Jahre vor diesem Ausgang eines höchst merkwürdigen Kampfes gestorben mit dem Bewusstsein, dass ehrliche Arbeit in deutschen Grauen nicht immer durchdringt, wenn moralisches Rechtsbewusstsein und buchstabenmassige Auslegung von Ge- setzesparagraphen einander gegenüberstehen.

Zur Entwicklungsgeschichte des Teleobjectivs und

seiner Theorie.

Von Dr M. von Rohr, Jena.

Das Teleobjectiv ist seit seinem Bekanntwerden im Jahre 1891 regelmassig zum Gegenstande der historischen Referate im „Jahrbuch für Photographie und Reprodnctionstechnik" ge- macht worden, auch ist es in Originalartikeln mehrfach be- sprochen worden, so dass es wohl nicht ohne Interesse ist, einen Rückblick auf die Wandlungen zu werfen, welche sich in den Anschauungen der Optiker über seine beste Form im Laufe von nunmehr fünf Jahren allmählich vollzogen haben.

Es wird heute wohl als eine allgemein gültige Begriffs- bestimmung angenommen werden, dass man unter „Teleobjectiv" versteht: „eine für den Gebrauch an photographisohen Cameras bestimmte Combination eines sammelnden und eines zer- streuenden Systems letzteres ist von kürzerer Brennweite welche beide in einen Tubus von variabler Länge derartig ge- fasst sind, dass man mit dem so entstehenden optischen System längere positive Brennweiten erzielen kann".

Nimmt man diese Definition als gültig an, so haben T. R. Dalimeyer1) und unmittelbar nach ihm A. Miethe2) ein solches System zuerst in Fachzeitschriften empfohlen,

1) T. R. Dallmoyor'a Englische Patentanmeldung Improvement in Photographie Lenses vom 2. Ootober 1891.

2) A. Mlethe's Douttohe Patentanmeldung vom 18. Ootober 1891.

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182

Zur Entwicklungsgeschichte des Toloobjoctivs etc.

während geraume Zeit vor ihnen A. Steinbeil1) ein solches Instrument hergestellt hatte.

Sehen wir einmal von A. Stein heil ab, welcher über diese seine Constroction zunächst Stillschweigen bewahrte und dasselbe erst durch seine oben citirte und handschriftlich vom 14. Januar 1892 datirte Mittheilung brach, sehen wir also von A. Steinheil ab, so waren es T. K. Dallmeyer und A. Miethe, welche im Spätherbst 1891 durch ihren in den Spalten des Brit. Journ. of Phot. geführten Prioritätsstreit das Interesse der Optiker auf diese Construction lenkten, und von denen besonders T. R. Dallmeyer durch zahlreiche populäre und wissenschaftliche Publicationen das Interesse daran wach erhielt. Sehr bald folgten den drei Vorgängern bei der nun- mehr entstehenden Nachfrage nach Telesystemen andere Optiker nach, und da war es in erster Linie die Firma Carl Zeiss, welche die Construction solcher Systeme aufnahm.

Es ist nun ein interessanter Anblick, wie sich bei den vorgenannten Optikern von A. Steinheil abgesehen die Form des Teleobjectivs durchaus analog entwickelt. Ursprünglich bestand dasselbe bei T. R. Dallmeyer2) sowohl als bei A. Miethe3) aus zwei einfachen Combinatiouen, die schon der Farbenfehler wegen aus verkitteten Linsen hergestellt waren, über die Blendenstellung verlautet hinsichtlich der ersten Form bei T. R. Dallmeyer nichts, bei A. Miethe steht sie in der Mitte des Tubus, zwischen positivem und negativem Bestaud- theil. Es ist wohl anzunehmen, dass die Blendenanordnung bei T. R. Dallmeyer eine ähnliche gewesen ist. Diese Form des Teleobjectivs wird aber von beiden Optikern verlassen, und zwar ersetzt T. R. Dallmeyer4) seine positive Linse durch eine Portrait - Lens (eine vom älteren J. H. Dallmeyer modificirte Form des Petzval'schen Objectivs) und zugleich die negative Einzellinse durch eine zweifache, zunächst symmetrische, dann unsymmetrische Combination. A. Miethe gibt in seinem schon citirten Aufsatz eine Correctionslinse an,

1) \ Stein h oll: Ueber Fernphotographie. Phot Corresp. 1892. Bd. 29, Nr. 377, 8 61 69, sagt 8 66: „Das erste photograpbiscbe Fernrohr gallläischer Construction zu terrestrischen Zwooken war moinos Wissens das Ton mir im Februar 1890 an das Reichsmarineamt (hydrographisches Amt) gelieferte, welches dort zu KUstenaufnahmen verwendet wird*.

2) T. K. Dallmeyer: Improvoments in tbe tele -Photographie lens. Tho Brit. Journ. of Phot. 1892, Bd. 39, S. 166.

3) A. Mlethu: Ein neues telephotograpbisches System. Jahrbuch f. Phot. u. Koproductionsteobnik für 1892, Bd 6, 8. 152—156.

4) S. dazu den vorher citirten Aufsatz. Eine gute Uebersicht Uber den Entwickelungsgang dor Daliin ey er'sohen Negativcomblnatlonen findot sieh in Tho Brit Journ. of Phot. 1893, Bd. 40, 8. 783.

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Zur Entwickelung«geiichlcbto de» TeleobjoctWa etc.

183

welche Verzeichnung, Astigmatismus und Bildfeldkrümmung corrigiren sollte. 8'ie bildet mit der einfachen Positivlinse ein Triplet und schliesst mit ihr zusammen eine Blende ein. Ob diese Correctionslinse in den Handel gebracht ist, konnte ich nicht ermitteln. Nach neueren Mittheilungen wird nun- mehr als Vorderglied ein Collinear benutzt1).

Zusammenfassend kann man wohl sagen : Bei diesen beiden Optikern lässt sieh das Streben erkennen , die mit Einzellinsen und zwischengestellter Blende unauf hebbare VerzeichnuDg und astigmatische Bildkrümmung zu corrigiren , zu welchem Zwecke beide ein daraufhin möglichst gut corrigirtes System mit eigener Blende als Vorderglied benutzen; Dalimeyer modificirt ausserdem auch noch die Hinterlinse. Im Gegensatz zu T R. Dallmeyer und A. Miethe hat A. Steinheil, soweit mir bekannt ist, eine einfache Linse als positives Glied über- haupt nicht in den Handel gebracht, sondern dafür gleich zuerst den Antiplaneten verwendet.

In neuerer Zeit wird noch eine von den beschriebenen abweichende Form des Teleobjectivs durch J. H. Dallmeyer Ltd unter dem Namen The Dallmeyer- Bergheim Lens (Soft Focns)2) in den Handel gebracht. Diese Construction ist auf Anregung des Malers Bergheim entstanden mit dem Ziele Weichheit" und Unscharfe in den Photographien zu er- halten.

Das Obiectiv besteht aus zwei einfachen , also chromatisch uncorrigirten Linsen, die selbstverständlich aus diesem Grunde allein schon ein scharfes Bild nicht geben können. Das System ist mit Vorderblende versehen, die wohl eine günstige Ein- wirkung auf die Verzeichnung haben soll.

Die Construction wird in drei Grössen ausgeführt, von denen die erste kein eigentliches Teleobjectiv ist, da die Variabilität der Tubuslänge aufgehoben ist. Die beiden grösseren Nummern haben indessen einen um 10 bezw. 14 cm verlänger- baren Tubus.

Noch in einer anderen Beziehung lässt sich ein gemein- sames Vorgehen der genannten Optiker erkennen. Sowohl T. R. Dallmeyer als A. Stein heil, neuerdings auch A. Miethe in dem Voigtländer 'scheu Katalog sprechen von „vergrösserten41 Aufnahmen und verstehen darunter die durch das negative Glied bewirkte Vergrösserung des vom positiven

1) 8lebe Vo igtläodor's unter Mitwirkung von A. Miethe heraus« gegebenen photographischen Katalog vom Herbst 1896, S. 82 83.

2) Siehe Jahrbuch f. Photographie für 1896, Bd. 10, 8.883 384.

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184 Zur Entwickeln ugsgeschiohte des Teleobjeetivs etc.

allein entworfenen Bildes. Eine sehr eingehende und um- fassende Arbeit veröffentlichte T. K. Dallmeyer1), in welcher sich wohl die bisher allgemeinste Darstellung der Theorie des Teleobjectivs findet. Der Verfasser gibt Regeln, auch die Brennweite des Gesammtsystems zu finden, und benutzt dazu diese „Vergrößerung". Eine ähnliche Behandlung erfahrt das Problem in dem schon citirten Aufsatze A. Steinheils, es wird ebenfalls die Vergrößerung des Objectivbildes durch das negative Element zu Grunde gelegt. Auf demselben Standpunkt steht auch W. Zsohokke2).

Im Gegensatz zu den Ansichten , die oben geschildert sind, nimmt P. Rudolph, Mitarbeiter der Optischen Werkstaette Carl Zeiss, eine andere und ganz selbständige Stellung nach beiden im Vorhergehenden gekennzeichneten Richtungen ein.

Was die beiden durch die Correction des Vordergliedes unterschiedenen Formen des Teleobjectivs angeht, so behielt Carl Zeiss jede der beiden bei, sowohl die mit der ein- fachen Linse , dem Telepositiv, versehene , als auch die mit dem Anastigmaten. Sehr früh schon (1893) führte P. Rudolph eine eigenartig construirte Negativlinse ein, deren Enddächen eine verschieden tiefe concave Krümmung besassen. Diese seither im Princip beibehaltene Construction ist sowohl dem Einzelglied als auch dem Anastigmaten angepasst, so zwar, dass bei der Verwendung mit dem Telepositiv die tiefer ge- krümmte Fläche der Mattscheibe zugekehrt wird. Für die Ver- wendung mit dem Anastigmaten wird die Linse einfach um- gekehrt. Aufklärung darüber, wann die Positivlinse und wann ein Auastigmat als Vorderglied zu verwenden sei, gab P. Rudolph8) zugleich mit einer Theorie des Telesystems gelegentlich der Neuherausgabe eines Katalogs4) der Tele- Objective der Optischen Werkstaette; im Folgenden werden wir uns dem Gedankengang dieser Druckschrift anschliessen können.

Rein theoretisch wird das Teleobjectiv bohandelt als ein einheitliches System, das die Eigenthümlichkeit hat, innerhalb weiter Grenzen jede beliebige Brennweite zur Verfügung zu

1) T. R. Dallmeyer: Tolo - Photographie Systems of moderate ampllflcations. The Brlt. Jouru. of Photograph. 1893, Bd. 40, S. 477 79. Auch Übersetzt in Phot. Corresp. 1894, Bd. 31, Nr. 405, 8.299—293.

8) W. Zicbokko: Das Teleobjectiv. Phot. Corrosp. 1896, Bd. 33. Nr. 427. S. 160 163.

8) Carl Zoias, Optische Werkstaette. Jena: Gebrauobsanleitung für Tele-Übjectlre von Dr. P. liu d o 1 ph , Jona. Mai 1896, 85 8. Lex. mit 9 Tabollen und einer Lichtdrucktafol.

4) Carl Zeiss, Optlscho Werkstaette, Jona* Special - Katalog Uber Tele-Objecthre für photographischo Aufnahmen. Mal 1896, 15 S. Lex.

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Zur Bntwickelungagoschlchte des Toleobjoctiv» etc. 185

stellen. Die eigentümliche Lage der Hauptpunkte, welche beide vor dem Objective liegen, wodurch schon früher die Aufmerksamkeit erregt war, findet Erwähnung. Für die rechnerische Behandlung dieses Problems erweist es sich als sehr günstig, das Verhältniss beider Brennweiten einzuführen, welches wie beim galilaischen Fernrohr die Vergrösserungszahl 7 genannt wird. Es ist unmittelbar klar, dass diese Ver- grösserungszahl 7 etwas durchaus anderes ist, als die „Ver- grösserung" des vom Positiv allein entworfenen Bildes im Sinne der oben citirten Autoren. Mit dieser Vergrößerung hat 7 an sich gar nichts zu thun, vielmehr lässt sich dieselbe durch eine Negativlinse beliebiger Brennweite herbeiführen, wohl aber bedingt 7 den Camera - Auszug und die Qualität des Bildes hauptsächlich hinsichtlich der Verzeichnung und Bild- wölbung. Dieser Einfluss ist ein so starker, dass man im allgemeinen es vermeiden wird, 7 über einen Betrag von vier oder fünf hinauswachsen zu lassen, gewöhnlich halt sich das- selbe auf dem Betrage von zwei oder drei. Was aber nun die „n - fache Vergrösserung" der Vorgänger anlangt, so besitzt der von P. Rudolph nachdrücklich vertretene Standpunkt, stets auf die Aequivalentbrennweite des gesammten Systems zurück- zugehen, den Vorzug grösserer Einheitlichkeit in der Be- handlung des Teleobjectivs als eines photographischen Objectivs. Man hat in der Aequivalentbrennweite sofort den gewohnten Maassstab, nach dem man die Bildgrösse bemessen Kann , der doch noch bequemer ist als die Zugrundelegung einer »maligen Vergrösserung des vom Positiv allein entworfenen Bildes. Aus den in der besprochenen Druckschrift entwickelten Formeln ersieht man sofort, welchen Einfluss sowohl die Vergrösserungs- zahl 7 als auch das optische Intervall A auf die Brennweite hat. Die Brennweite allein genügt nun noch nicht zur Charakterisirung eines optischen Systems, vielmehr ist es nöthig, auch die Lage der Brennpunkte noch zu ermitteln, was beim Teleobjecriv wegen der eigentümlichen Lage der Hauptpunkte um so nöthiger ist. Diese Aufgabe löst P. Rudolph in einer die Bedürfnisse der Praxis berücksichtigenden Weise. Während die Theorie diese Abstände von gewissen durch die optischen Constanten wohl eindeutig definirten, aber äusserlioh nicht markirten Punkten rechnet, bezieht P. Rudolph sie auf die Mittelpunkte der beiden optischen Componenten des Systems.

Eine so eingehende Theorie des Teleobjectivs fehlte in ihrer Herleitung bis jetzt durchaus, in den Resultaten war die auf Seite 184 citirte Arbeit T. R. Dalimeyer' s bei weitem

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Zur Entwicklungsgeschichte de« Teleobjectlvs etc.

am ausführlichsten; dieselbe ging, wie wir oben sahen, von der „Vergrösserung" aus. Die grosse Wichtigkeit, die natnr- gemäss dem optischen Intervall A beigelegt werden musste, wenn man die Systembrennweite allein zu Grunde legen wollte, wies dringend auf eine Neugestaltung des Tubus hin. Die

Fig 46 kennzeichnet die Einrichtung, wel- che nunmehr A direct in Millimetern abzu- lesen gestattet, eine Einrichtung, welche den (iebrauch des Ob- jectivs sehrerleichtert, bei der Herstellung aber erhebliche An- forderungen an den ausführenden Mecha- niker stellt Eine weitere Aenderung, die am neuen Tele- tubus der Optischen

Werkstaette ange- bracht wurde, besteht in der Mitgabe eines automatischen Iris- verschlusses, welcher für Zeit- uud Moment- aufnahmen eingerich- tet ist und die Er- schütterungen ver- meiden soll, welche bei

Deckelexpositionen den Erfolg der Ar- beiten stören köunen. Um dem Benutzer

Reohenarbeit mög- lichst zu ersparen , wurden Tabellen berechnet, welche für eine grössere Anzahl von Telecombinationen unter Zugrundelegung verschiedener die wichtigeren Daten, wie Brennweite , Oeffnuugsverhältniss, Bildabstand u. a. m abzulesen gestatten.

Bei der Aufstellung der Formeln zeigte es sich ausser- ordentlich einfach, den Object- und Bildabstand eines Tele- objectivs zu vergleichen mit den entsprechenden Daten für ein

Tubus III mit

Fig. 46. Toloposltiv fx 186

Tolenotfativ f.t = 45 mm 1q */s natürlicher Grosse.

Uaa optische Intervall .\ ist nach der Zeich- nung = 11 mm ,

f\ - fi _ ISä- 45

A "

dio Aequlvalontbreimwolte des Systems iu

mitbin

= 552 min

diesor Stellung.

Zur EotwickoluDgsgoichichto dos TeleobJectW« eto. 187

Objectiv gewöhnlicher Construction. Dabei ist unter dor ge- wöhnliehen Constraction eine solche verstanden, bei der beide Hauptpunkte mit einer für Atelierzwecke genugenden Genauigkeit als mit der Systemblende zusammenfallend angesehen werden könneu.

Dies gab den Anlass zu einer Discussion der perspeoti- vischen Wirkung des Teleobjectivs, angewendet für nahe Ent- fernungen. Es zeigte sich sofort, dass diese Wirkung beim Teleobjectiv günstiger sein müsse, weil das Centrum der Perspective weiter rückwärts verlegt werde. Die Richtigkeit dieser theoretischen Ueberlegung konnte durch ein sehr ge- lungenes Experiment bewiesen werden. Ein „Focimeter", auf- genommen in gleichem Maassstabe mit einem Objective ge- wöhnlicher Construction und mit einem auf die gleiche Brennweite gebrachten Teleobjective , erschien bei der Tele- objectivaufnahme bedeutend weniger perspectivisch verzerrt (siehe die beigegebene Lichtdrucktafel).

Es ist hier der Ort, darauf hinzuweisen, dass diese günstige perspectivische Wirkung des Teleobjectivs sehr bald nach seinem Erscheinen von F. Stolze erkannt war. Er hatte 1894 auf die günstige Wirkung solcher Portraitaufnahmen hin- gewiesen *). In den verschiedensten Geschäftsanzeigen optischer Firmen wird wohl das Teleobjectiv für Portraitaufnahmen auch empfohlen, doch konnte ich vor der Aeusserung Stolze' 8 einen Hinweis auf die bessere perspectivische Wirkung nirgends finden.

Die Aufnahmen zeigen aber noch andere Besonderheiten, und das ist die eigenthümliche Schärfenvertheilung, wobei das auf die gleiche relative Oeffnung für parallel einfallende Strahlen abgeblendete Teleobjectiv eine entschiedene Ueber- legenheit dem Objectiv gewöhnlicher Construction gegenüber aufweist.

Diese Ueberlegenheit ist aber nicht auf die besondere Construction des Teleobjectivs zu schieben , sondern sie erklärt sich einfach daraus, dass das Teleobjectiv trotz gleicher Ab- biendung für parallele Lichtbüschel doch in diesem Falle mit kleinerer Oeffnung arbeitet, weil seine gleich grosse Eintritts- pupille sich in grösserer Entfernung vom Objectpunkt befindet, als die des Objectives gewöhnlicher Construction. Die grössere Tiefenschärfe ist also auch hier durch eine Einbusse an Oeffnung erkauft.

1) Borioht über den Vortrag F. Stolze'« Uber Teloobjoctive Tom 4. Januar 1894. Phot. Cbroo. 1894, Bd. 1 , 8. 73.

Ig3 Zur Entwickolungsgeschlchte des TeleobjecUrt etc.

Es iit mm mehr mir noch nöthig, auf den Unterschied zwischen beiden Ausführungsformen einzugehen, in denen das Teleobjektiv auf den Markt gebracht wird. Die neuerdings verwandte Einzellinse M. 96 ist durch Verkittung von vier Einzellinsen gebildet und besitzt ein Oeffnungsverhältniss von 1:3. Die eigentümliche Construction dieser Linse ist

unter Patentschutz gestellt (s. Fig. 47), und es mögen In- teressenten auf die

Patentbeschrei- bung Nr. 88889 verwiesen werden. Gewisse Bildfehler lassen sich nun ein- mal in einerEiuzel- linse mit Vorder- oder Hinterblende nicht corrigiren, und so ist auch dies Telepositiv nicht völlig verzeich- nun<r8frei, und es besitzt kein völlig geebuetesBildfeld.

Diese Febler können nun durch die Negativlinse

nicht gehoben werden, und daher wird auch das von der Combinatiou gelieferte Bild in grösserer Entfer- nungvonderAchse nicht mehr eben und orthoskopisch sein, wie das auch von P. Rudolph in der erwähnten Schrift hervorgehoben wird. Anderseits aber zeichnet sich das Telepositiv durch eine besonders gute sphärische Correction aus und besitzt für die Erzielung schleierfreier Bilder den grossen Vorzug, nur zwei reflectirende Flächen zu beBitzen. Man wird also dieser Combinatiou da den Vorzug geben, wo es sehr auf Lichtstärke ankommt und wo eine kleine Verzeichnung am Bande des Gesichtsfeldes nicht schadet, also

Tubus III mit

F.g. 47. Telepositiv f, = 135 nun

Tele negativ f* = natürlicher Grösse

45 in in

In V<

Halbansicht und Durchschnitt.

Zeigt die Zusammensetzung des ToleposlUvs und die Stellung der umkehrbaren Negativiinse bei der Verwendung mit dorn Telepositiv.

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Fortschritte anf dem Otblete der Mikrophotographie.

189

bei Portraits und bei Landschaftsaufnahmen. Uebrigens lässt eine solche Combination eine sehr gute Verwendung auch bei Fernaufnahmen von Gebäuden zn, also auf einem Gebiete, welches den Architekturaufnahmen nahe steht. Ich verweise zu diesem Zwecke auf eine frühere Mittheilung zum Teleobjectiv in den Photographischen Mitteihingen l) , worin über sehr ge- lungene Aufnahmen des Kyffhäuserdenkmals berichtet wurde, die R. Schiewek-Nordhausen aus etwa 1,5 km Entfernung mit Tubus IV und Telepositiv /i=225 mm, Telenegativ f% 75 mm und f% 100 mm angefertigt hatte.

Ist aber Freiheit von Verzeichnung eine unerlässliohe Bedingung wie bei Architekturaufnahmen, so ist das Tele- positiv durch einen Anastigmaten zu ersetzen, dessen Oeffnungs- verhältniss zweckmässig nicht unter 1:8 heruntergeht, denn einmal ist das Oeffnungsverhältniss der Combination natur- gemäss kleiner als das des positiven Elements, woraus die Notwendigkeit folgt, nicht zu geringe Ooffnungsverhältnisse hier zu wählen, anderseits zieht aber die längere Brennweite, die ein lichtschwäoheres Objectiv bei dem gleichen Linsen- durchmesser besitzt, eine Verlängerung des Tubus nach sich. Man kann in erster Annäherung die kürzeste Länge eines Teleobjectivs der Differenz der Brennweiten beider Componenten

fleich setzen, und daraus folgt, dass mau zu sehr erheblichen ubuslängen kommt, wenn man, ein Objectiv kleinen Oeffnungs- verhältnisses als positives Element venv endend, die lichte Weite des Tubusrohres möglichst ausnutzt.

Um eine möglichst zweckentsprechende Auswahl zu er- leichtern, führt der Specialkatalog der Firma Carl Zeiss eine Reihe von Telecombinationen an, bei denen von den Ana- stigmat - Doublets die Serien III 1:7,2 und IIa 1:8 und ausser- dem die Satz- Anastigmate Serie VII a 1:(>,3 bevorzugt sind.

Fortsehritte auf dem Gebiete der Mikrophotographie.

Von Gottlieb Marktanner-Turneretscher, Custos am Landesmuseum iu Graz.

E. Czaplewski beschreibt in der Zeitschrift für wissen- schaftliche Mikroskopie (Bd. 13, S. 147) einen neuen mikro- photographischen Apparat, der in einigen Stücken von dem

1) Dai neuo Tele - Objectiv ron Carl Zoi>s. Pliot Mitt. 1896, Bd. 3J, S 190—193; 208 X05.

190

Fortschritte auf dem Gebiete der Mikrophotographie.

gebräuchlichen abweicht und deshalb kurz beschrieben werden soll. Das Wesentliche an demselben besteht in einer innen geschwärzten Kiste, deren Basis eine sehr schwere Holzplatte von 44 cm Seitenlänge bildet In der Mitte zweier einander gegen- überliegenden Seitenwände ist je eine eiserne verticale Schiene von 6 cm Breite und 7 mm Dicke befestigt, und zwar so, dass sie einerseits in der Basalplatte etwas eingelassen sind, ander- seits die Kiste um 13 cm überragen. An dem freien Theile ist eine Millimeter- Theilung angebracht. An der Vorderwand des Kistchens ist ein kreisrundes Loch ausgeschnitten , durch welches das Licht bei der Aufnahme eingelassen wird; die Hinterwand ist eine Thüre, durch welche das Mikroskop, auf einem Schubbrette stehend, eingeschoben werden kann. Die Eisenschienen dienen als Träger für eine heb- und senkbare und in jeder Stellung fixirbare Platte, auf welcher die Capsetten und Einstelltafeln in einem passenden Falz aufgelegt werden können. An der Unterseite dieser Platte ist der Balg be- festigt, der die lichtdichte Verbindung mit dem Ocular herstellt. Der Balg tritt natürlich durch eine entsprechende Oeffnung im Deckel des Kästchens hindurch.

C U. Maalöe berichtet „Ueber die Verwendbarkeit der Mikrophotographie hei wissenschaftlichen Darstellungen, speciell über ihre Combination mit der Zeichnung" (Zeitsohr. f wies. Mikroskopie 1895, Bd. XII, S. 449). Der Verfasser dieses recht lesenswerthen Artikels bespricht vor allem die Vortheile und Nachtheile der Mikrophotographien gegenüber dem Zeichnen mittels der Camera Lucida. Er erwähnt als Nachtheil der ersten Methode die geringe Focustiefe, weshalb bei Mikro- photogrammen von nur etwas dickeren Objecten scharfe und verschwimmeude Partien in unliebsamer Weise abwechseln. Er empfiehlt deshalb als wirksamste Eigenmittel einerseits möglichst dünne Schnitte, anderseits, da die Focustiefe um- gekehrt proportional mit der Apertur ist, immer möglichst schwache Objective zu verwenden, Objective, die eben noch das genügende Definitiousvermögen besitzen. Besonders bei Verwendung der Apochromate empfiehlt er die nöthige Ver- grösserung durch längeren Balgauszug zu erreichen und dann von dem Gesichtsfeld des Objectives nur den mittleren Theü praktisch zu verwertheu Der Handzeiohnung macht Maalöe den bekannten Vorwurf „der Möglichkeit" willkürlicher Zu- tbaten ohne Möglichkeit der Coutrole. Er empfiehlt deshalb eine Methode, welche die beiderseitigen Vortheile der Photo- graphie und des Zeichnens zu combiniren erlaubt, und deren Princip das folgende ist: Eine Lichtpause wird hergestellt.

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Fortschritte auf dem Oobieto dor Mikrophotographie.

191

auf derselben werden die Conturen nachgezeichnet, und dann wird der photographische Druck wieder entfernt. Maalöe stellt zuerst eine gewöhnliche Copie auf Aristopapier (Gelatine- papier) behufs eventueller Correction her. dann erzeugt er eine zweite Copie auf Eisen -Blaupapier oder Bromsilberpapier. Bei Verwendung des letzteren kann gleichzeitig eine eventuell nöthige Vergrößerung der mikroskopischen Originalaufnahmen stattfinden. Hierauf wird die Zeichnung durch Nachfahren der Conturen mittels des Bleistiftes, wobei vorhandene Unscharfen u. s. w. ausgeglichen werden können, hergestellt, uod schliesslich wird beim Eisenpapier durch Baden in verdünnter Natron- lauge (Va Proc.) und darauffolgendem Eintauchen in einproe. Salzsäure das photographische Bild wieder entfernt. Copien auf Bromsilberpapieren werden zu demselben Zwecke zuerst in zweiproc. Eisenchloridlösung gebadet, dann bestens gewaschen und schliesslich in einer zweiproc. Lösung von unterschweflig- saurem Natron dauernd entfärbt. Zum Schlüsse muss naturlich vor dem Trocknen in beiden Fällen bestens gewaschen werden.

H. van Heurck bespricht in einem kleineu Aufsatz: L'acetylene et la photomicrographie l) die Verwendung des durch Zusammenbringen von Calciumoarbid mit Wasser sich entwickelnden Acetylengases zur Beleuchtung bei mikrophoto- graphischen Aufnahmen. Die Kosten dieser Beleuchtung sind verhältnissmassig gering, nachdem 1 kg Calciumoarbid zum Preise von ca. I1/« Mark ca. 300 Liter Acetylengas liefert und dieses zwölfmal grössere Leuchtkraft hat als Kohlengas Van Heurck bespricht dann die Trouvö'sche Acetylengaslampe, welche das Glas selbstthätig erzeugt und im Prinoip ähnlich den Wasserstoff- oder Kohlensäure - Generatoren gebaut ist. Der grössere mit Schmetterlingsbrenner ausgestattete Apparat reicht bei einmaliger Füllung für drei Brennstunden aus und consumirt pro Stunde 100 g Calciumoarbid. Die Expositions- zeiten für elektrisches Incandescenzlicht, Acetylenlicht und Petroleumlicht sollen im Verhältniss von 1:2:0 stehen (vergl. hierüber auch die Angaben in Bull. Soc. Beige de Microscopie 1895-1896, XXII, S. 51)

J. Kheinberg verfasste einen grösseren Artikel: „On an Addition to the Methods of Microscopical Research, by a new way of optically producing Colour-Contrast between an Object and its Background, or between Definite Parts of the Object itself2)." Der Autor bespricht darin die Art und Weise, wie

1) Bull. Soc. Helge de Mlcroacopio 1895 1896, XXI, Nr. 1 4, S. 6S.

2) Journ. Roy. Mior. 800. 189Ö, S. 874.

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H>2

Fortschritte »uf dem Gebiete der Mikrophotographie.

er den gewünschten Farbencontrast zwischen Object und Hinter- grund herbeifuhrt. Der Hauptsache nach besteht seine Methode in der Anwendung transparenter Scheiben , bei denen die centrale und periphere Partie verschieden gefärbt, oder von denen überhaupt nur bestimmte Partien gefärbt sind. Diose Scheiben sind meist aus mehreren Stucken Glases hergestellt, doch können sie auch aus einem einzigen farblosen Stücke bestehen, wenn dieses an den betreffenden Stellen mit entsprechend ge- färbtem Gelatine- oder Collodium - Ueberzug versehen wird. Die meist angewandten Arten . der Scheiben sind theils jene, bei welchen die centrale Partie eine bestimmte Farbe, z. B. rothe hat, während die periphere Partie eine andere gut contrastireudo Farbe, z. B. grün oder blau besitzt; theils sind es Scheiben, bei denen überhaupt nur die centrale oder periphere Partie gefärbt ist. Die Breite der centralen Partien sollte ca. l/8 bis 1j5 des ganzen Scheibendurohmessers betragen. Je nach dem gewünschten Effecte müssen ent- sprechende Scheiben entweder über oder unter der Hinterlinse des Objectives, oder in dem Blendenträger des Condensors, oder zwischen Lichtquelle und Spiegel angebracht werden.

Der Autor trennt seine Methode in zwei specielle Falle, von denen der eine nur bei starken, der andere nur bei schwachen Vergrößerungen anwendbar ist. Bei dem ersten wird ein Objectiv mit grosser Apertur in Verbindung mit einem verhältnissmässig engen Lichtkegel des Condensois ver- wendet; bei letzterem Falle wird dagegen ein Objectiv ge- ringerer Apertur in Combination mit einem sehr weiten Licht- kegel des Condensors angewandt. Das gemeinsame Princip beider Fälle ist im Vergleiche mit gewöhnlicher Belenchtnng darin begründet, dass man einem viel kleineren Theile von directem Licht den Eintritt in das Objectiv gestattet, im Yer- hältniss zu der Menge indirecten Lichtes, das ist solchen Lichtes, welches vom Objectiv aufgenommen wird, nachdem es bereits Refraction oder Diffraction durch das Object erlitten hat. Leider gestattet uns der Raum nicht, weiter auf diese sehr interessante und lesenswerthe Arbeit einzugehen und wollen wir nur zum Schlüsse hervorheben, dass auch Professor Dr. Abbe sich mit dieser Art der Beleuchtung beschäftigt hat, und dass Rhein berg, der Verfasser der oben citirten Arbeit, demselben manchen Rath in dieser Angelegenheit verdankte

Em. de Wildemann erörtert in einer Publication „L appareil a projection du Dr. Ediuger, permettant de dessiner ou de photographier des preparations microscopiques sotis un faible grossissement" (Bull. d. 1. Soc. Beige de Micro-

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Fortachritte auf dem Gebiete der Mikrophotographie. 193

seopie XXr, 1894—1895, Nr. 7 9. S. 132), die Verbesserung des im Band VIII der Zeitschrift für wissensch. Mikroskopie, S. 179, beschriebenen Kdinger" sehen Apparates, speciell die Umwandlung desselben in einen photographischen Apparat, der in dieser neuen Form für manche Fälle recht praktisch sein mag.

Der Apparat (s. Fig. 46) besteht aus einer als Zeichentisch dienenden Holzplatte, auf welcher sich ein verticaler Holz- aufsatz erhebt, der auf der einen Seite eine Lampe, welche höher und tiefer verstellbar ist, trägt. Auf der anderen Seite befindet sich ein Arm, welcher die Lupe, und ein zweiter, der das abzubildende Präparat trägt; jeder derselben ist für sich in der Höhe verstellbar. Der verticale Holzaufsatz trägt zu oberst eine parallel dem Basalbrett laufende metallene Röhre,

13

194 Fortschritte auf dorn Gebiete der Mikrophotographie.

die eine Condensorlinse uud einen gegenüber der Horizontalen um 46 Grad geneigten Spiegel trägt, der das concentrirte Lampenlicht nach abwärts auf das Präparat und weiter durch die Lupe auf die Zeichen fläche wirft.

Wird der Apparat zur Herstellung von Photographien ver- wendet, so wird, wie dies Fig. 48 ersichtlich macht, auf die Zeichen - fläche unter die Lupe ein kleines Kistchen gestellt, das auf der Zeichenfläche aufliegend eine Cassette einzuschieben gestattet, während anderseits auf seiner gegenüberliegenden, also oberen Fläche, ein kleiner Balg die lichtdichte Verbindung mit der Lupe herstellt.

S. Stricker bespricht in einem Aufsatze, betitelt „Leber mikroskopische Projectionen" (Wiener Klin. Wochenschr. 1895. Bd. VIII, Nr. 19, S. 348) einige neuere Methoden, welche er bei seinen berühmten Projectionen anwendet Er arbeitet mit einem Strome, der mit 110 Volt Spannung in das Haus ein- tritt, der aber, wenn er durch den Projectionsapparat fliesst, vor dem Apparat 70 Volt misst Die Intensität beträgt 80 bis 90 Ampere. Es wird mit diesem Strome eine Kohle von 30 mm Durchmesser ins Glühen gebracht. Bei dieser enormen Lichtquelle würde die erzeugte Hitze ohne ganz eigene Schutz - maassregeln die Präparate sofort verbrenneu. Stricker wendet eine durch Pikrinsäure gelb gefärbte 50 cm lange Wassersäule zwischen Object und Lichtquelle behufs Kühlung an. Gelb wurde gewählt, da diese Farbe für das Auge die hellste und wirksamste ist, dagegen die Wärmestrahlen und chemisch wirksamen Strahlen sehr gut zurückgehalten werden. Mit dieser Methode leiden selbst die subtilsten Präparate nicht mehr durch die Wärme, und auch die Tinctionsfarben der Präparate die, sofern sie Anilinfarben sind, bei dem ange- wandten inteusiven Lichte schon nach 30 Secunden (!i ver- blassen, halten sich im gelben Lichte unverändert. Bemerkt mag hier noch werden (vergl. Marktanner: Die Mikro- photographie als Hilfsmittel naturwissenschaftlicher Forschung. Halle a.S., Wilh Knapp 1890. S. 116), dass Stricker die Kohlenstifte nicht automatisch, sondern durch Handregulatoren regulirt, wodurch er ein viel gleichmässigeres, ruhigeres Licht erhält. Von allgemeinem Interesse dürfte es weiter sein, dass bei Verwendung von homogener Immersion 3,0 mm, Apert 1,40mm und Ocular Nr. 6, Bilder bei 11 000 maliger Vergrößerung noch ausreichend hell sind. Bekannt sind schliesslich die schönen Projections - Demonstrationen , welche Stricker bei Verwen- dung auffallenden Lichtes vornimmt, uud ist zu diesen natür- lich in erster Linie eine derartig kräftige Lichtquelle nöthig.

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Fortschritt«) auf dorn Gebiete der Mikrophotographie.

195

R. Neuhauss beschreibt einen neuen Projectionsapparat (Phot Kundschau 1895, Bd IX, S. 194), der bis zum Platten- format 9X 12 verwendbar ist und verschiedene Projections Ob- jective zu verwenden gestattet. Da der Preis des Apparates, der vom Universitätsmechauiker Oehmke in Berlin NW., Dorotbeenstrasse 86, geliefert wird, trotz seiner guten Eigen- schaften excl. Objectiv nur 115 Mark beträgt, dürfte derselbe sehr empfehlenswerth sein.

E. Leaming gibt in einem Anhang zu Prof. Wilsons Atlas einige genauere Angaben über die Art der Herstellung der Mikrophotographien der Eier von Toxopneustes. Er ver- wendete, wenn nöthig, Strong's adjustirbaren Objecttisch. um eine zweite oder dritte Partie des Präparates in die Ein- stellebene zu bringen. Bei den im durchfallenden Lichte bläulichen Objecten wurde neben orthochromatischer Platte ein mit alkoholischer Lösung von Tropäolin gefärbtes Licht- filter verwendet.

Die weltbekannte Firma Zeiss in Jena bringt zwei neue mikrophotographische Apparate, von denen der eine die sogen. „Umlegbare Vertical-Camera" ist, in den Handel. Sie soll einen Ersatz bieten für die kleine Francotte'sche Camera und die ebenfalls im Specialoataloge dieser Firma beschriebene kleine Vertical-Camera, indem sie sowohl für Aufnahmen bei verticaler wie bei horizontaler Stellung des Mikroskops ein- gerichtet ist, und stellt dieselbe auch in technischer Be- ziehung eine bedeutende Vervollkommnung der beiden an- geführten Apparate dar.

Auf einem massiven Fundament ruht fest mit ihm verbunden, aber um eine verticale Achse drehbar, die Fussplatte des Mikroskops, in ihrer Höhe und Neigung verstellbar durch drei Stellschrauben Die Fussplatte trägt vorn eine versetzbare, durch Schrauben fixirte Anschlagleiste für den Fuss des Mikro- skops. Beim Gebrauch des Stativs für Mikrophotographie und des Stativs Ia kommt diese Leiste an das vorderste Eude der Fussplatte, bei Anwendung der kleineren Stative IIa und IV a weiter nach hinten zu stehen An seinem hinteren Ende wird der Mikroskop -Fuss durch eine über denselben gelegte Metall- spange mittels Schrauben festgeklemmt. Die Camera ein- gerichtet für 20 X 20 cm grösstes Plattenformat wird ge- tragen durch eine am Fundament im Charnier bewegliche, behufs Ablesung der Balglänge mit Centimeter-Theilung ver- sehene Metallstange, die an ihrem hinteren resp oberen Ende einen Stift trägt, der die Horizontalstellung der umgelegten Camera, eine horizontale Unterlage vorausgesetzt, garantirt.

13*

196

Fortachritte auf dorn Gebiete der Mikrophotographie.

Der Rahmen für das Stirnbrett und für die Cassette sind auf der Stange in Hülsen verschieblich und durch Schrauben fest- zuklemmen. Die Camera kann in drei Lagen fixirt werden: in vertikaler . in einer Neigung von 45 Grad, und in horizontaler. Am vorderen Ende des Fundaments lässt sich durch einen einfachen Mechanismus ohne weiteres eine optische Bauk zur Aufnahme der Lichtquellen, der Lichtfllterouvette u. s w. an- bringen.

Fig. 49 zeigt Camera und Mikroskop in umgelegter Stellung; Fig. 60 in verticaler Stellung In Fig. 51 ist die Camera zur Seite gelegt, in Fig. 50 und 51 ist das Mikroskop sammt der Fussplatte um 90 Grad gedreht, so dass bei der Einstellung des Präparates die Führungsstange der Camera nicht im Wege steht. Durch einen einfachen Mechanismus kann das Mikroskop

Flg. 49.

sofort in zur Camera und zur optischen Bauk centiirte Stellung, nämlich in die aus Fig. 49 ersichtliche Lage zurückgedreht werden, welche Einrichtung als ganz besonders praktisch zu bezeichnen ist

Als zweite Neuerung führt die Firma Zeiss die sogen „Consol-Camera" ein, die lediglich zum Gebrauche in Horizontalstellung in Verbindung mit dem bekannten Projections- tisch dieser Firma bestimmt ist und die bei kleineren mikro- photographischen Einrichtungen an Stelle der grossen Camera für Mikrophotographie gebraucht werden kann. Die Camera selbst ist von derselben Grösse und nach demselben Typus gebaut, wie die umlegbare Vertical - Camera. Sie ist ebenfalls auf einer mitCentimetertheilung versehenen Eisenstange montirt, die ihrerseits von einem Consolträger gestützt wird, um dessen verticale Achse sie in der horizontalen Ebene drehbar ist, so dass die Camera, wenn nicht photographirt, sondern projicirt

Fortschritte auf dem Geblote der Mikrophotographie.

197

werden soll, Dicht vom Tische entfernt zu werden braucht, sondern einfach zur Seite geschlagen und in dieser Lage tixirt werden kann.

Dass diese neuesten Fabrikate der unermüdlich vorwärts strebenden, gediegenen Firma wieder viele Freunde finden, und dem Erzeuger viel Lob und Ehre eintragen werden, dürfte ausser allem Zweifel stehen.

Fig. 50. Fig. 51.

W. Forgan berichtet in einem kleineu Artikel ..Method of pliotograpbing large microscopie sections" (Journ. Roy Micr. Soc. 1896, Nr. 2, S. 249, vergl. auch Proceed. Scottish Micr. Soc. 1894 1895, 8.221) über Aufnahmen von Schnitten, die mehr als einen Zoll Durchmesser haben. Er macht dieselben mit einer einfachen Landschaftslinse, die auf //16 abgeblendet ist. Hinter dem Präparat bringt er eine beiderseits mattirte Glastafel an, um das Licht diffus zu machen und beleuchtet dann von rückwärts mittels eiues Magnesiumbandes.

J98 Fortochritte auf dem Gebiete der Mikrophotographie.

J. Hunter gibt unter dem Titel „New Method of illu- minating for photomicrography" (Journ. Roy. Micr. Soc. 1896, Nr. 2, S. 248; vergl. auch Proceed. Scottish Microsc. Soc. 1894 1895, S.229) eine Anleitung zur zweckentsprechendsten Beleuchtung bei mikrophotographischen Arbeiten. Der Haupt- sache nach kommt Hunter zu ähnlichen Resultaten, wie sie A. Köhler in der Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie1) schildert, nur wendet er statt einer einfachen Planconvexlinse einen Condensor an, der aus einer Flint- und einer Crown- glas- Linse besteht, welche beide durch einen mit Wasser ge- füllten Zwischenraum getrennt sind. Hierdurch soll eine sehr voll- kommene Form eines aplanatischen Condensors gebildet werden, welcher manche Vortheile gegenüber der einfachen Planconvex- linse aufweist. Als Hauptvortheile dieses Systems werden ge- nannt: 1. Das ganze Gesichtsfeld ist einheitlich gleichförmig beleuchtet. 2. Die Beleuchtungsstrahlen sind parallel. 3. Die Ausdehnung der beleuchteten Fläche kann ebenso wie der Oeff« nungswinkel je nach dem Object regulirt werden. 4. Die Wärme- absorption ist sehr gross, so dass die Objecto keinen Schaden leiden, und macht die Wasserfüllung des Condensors die Ein- schaltung einer Cuvette mit Alaunlösung überflüssig. 5. Mono- chromatisches Licht kann durch entsprechende linetion des Condensorwassers erhalten werden und ist der Condensor so- mit auch gleichzeitig als Lichtfilter verwendbar. 6. Interferenz- erscheinungen fehlen gänzlich und ist die Centrirung dieses Con- densors viel leichter zu bewerkstelligen, als bei dem gewöhnlichen.

W. H. Walmsley lenkt in einem Artikel „Some new points in Photomicrography" (Amer. Micr. Journ. 1895, Bd.XVJ. S 8G9) die Aufmerksamkeit auf eine neue durch Stabilität und grosse Accuratesse ausgezeichnete Camera Autograph", welche nicht nur für Mikrophotographie, sondern auch für Herstellung von Projectionsbildern sehr brauchbar sein soll. Als Lichtquelle empfiehlt er das Acetylen-Gas als Ideal für Mikrophotographie. Auch C F. Fox'i) spricht sich über diese Autograph - Camera u lobend aus, und äussert sich derselbe auch über die Be- leuchtung mit Acetylen sehr günstig.

C. Leiss beschreibt in der Zeitschrift für angewandte Mikroskopie 1895, Nr. 8, eine „Einfache photographische Camera für Mikroskopie", welche sich durch besondere Leichtig- keit auszeichnen soll, sonst aber nichts wesentlich Neues bietet.

Ii Siebe den Bericht Uber Fortscbritto auf dem Oebtete der llikro- pboto»m»pbic in Edcr'i Jahrbuch für Photographie u. ■. w. für 18S5.

2) Journ. Roy. Micr. Soc 1896, 8.854.

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Fortschritte auf dem Gebiete dor Mikrophotographie.

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VVilh. Kaiser veröffentlichte ein in erster Linie für Pharmaceuten bestimmtes Werk: „Die Technik des modernen Mikroskopes" (Wien, Moritz Perles 1896, 227 Seiten und 180 Figuren im Text), welches in leichtverständlicher Form über die Construotion des mechanischen und optisoheu Theiles des Mikroskopes Aufschluss gibt. Wir linden in diesem für jeden sich mit Mikroskopie Beschäftigenden recht schätzens- werthen Werkchen auch Anleitungen über Präparation , Schnitt- methoden, ferner über Tinction. ja sogar über Cultur von Mikroorganismen. Auch die Anfertigung mikroskopischer Dauerpräparate ist in dem vorliegenden Werke eingehend be- sprochen. Auf Seite 222 finden wir ferner ein, wenn auch kurz gehaltenes Capitel über Mikrophotographie, in welchem, wie in dem ganzen Werke, hauptsächlich Fabrikate österreichischer Provenienz empfohlen sind. Neben dem allgemein bekannten Reichert* sehen Instrumentarium finden wir besonders die Heeg-Ebeling'sche mikrophotographische Camera wegen ihrer sonstigen Vorzüge neben billigem Preise erwähnt. Auch die Merk er' sehen Apparate finden die ihnen wirklieh ge- bührende sehr lobende Erwähnuug.

W. C. Borden gibt in einem Aufsatze: Practical Photo- micrography (Amer. Monthly Micr. Journ. 1896, XVII, S. 193) die von ihm nach vielen Versuchen angewendete Methode des mikrophotographischen Arbeitens. Er verwendet eine verticale Camera, benutzt als Lichtquelle das von ihm für mikrophoto- graphische Zwecke sehr gelobte Acetvlenlicht. Als Lichtfilter

bichromat in 200 cem Wasser, die er in 3 cm dicker Schicht einschaltet Als Entwickler rühmt er besonders folgende aus gleichen Theilen von A und B herzustellende Mischung: A : 300 Wasser, Natriumsulfit 2ö, Bromkalium 0,5, Hydro- chinon 1,5, Metol lt5; B: 300 Wasser, Natriumcarbonat 15.

M. Hauer berichtet in einem Artikel, der in dem Forschungsbericht über Lebensmittel enthalten ist, über die Vortheile der Mikrophotographie, besonders bei gerichtlichen Fällen Als Entwickler wird von Ihm für diese Fälle besonders Pyrogallns -Soda- Entwickler empfohlen.

U. L. Leonard macht für bestimmte mikroskopische Cntersuchungsmethoden , wie insbesondere bei Arbeiten über Virchow's Theorie der Zellenpathologie, den Vorsohlag, Serien von Moment -Mikrophotographien der sich verändernden Objecto herzustellen (siehe Brit. Journ. of Phot 1895, S. 244).

Von Otto Walkhoff erschien vor Kurzem (F. Enke, Stuttgart 1897) oiu grosser „Mikrophotographischer Atlas der

verwendet er bei diesem Lichte

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200 Fortachritte auf dem Gebiet* der Mikrophotographie.

pathologischen Histologie menschlicher Zähne", welcher auf 18 Tafeln 110 Mikrophotographien dieser Objecte vereinigt

G. Fritsch verwendete die Mikrophotographie bei seinen Studien über die Ausbildung der Rassenmerkmale des mensch- lichen Haares, über welchen Gegenstand er in der Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte einen Vortrag hielt (vergl. Intern. Phot. Monatsschrift f. Medicin und Natur- wissensch. 1896. Bd. III, S. 173).

Naumann sprach in einer Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig über die Anwendung der Photographie für die mikroskopische Technik (13er. d. Naturforsch. Gesellsch. Leipzig, Nr. XIX, S. 67), wobei er der horizontalen Camera den Vorzug gibt. Als Tinctionsmittel für die Präparate empfiehlt er Bismarckbraun.

Adolf Wallenherg macht in einem Artikel über „Directe Copie gefärbter Schnittpräparate des Centrainervensystems u (Intern. Phot. Monatsschr. f. Medicin u. Naturwiss 1896, Bd. III. S. 209) Angaben über billige Herstellung eines Apparates, mittels dessen schwache Vergrößerungen auf Celloidinpapier oder Excelsior- Entwickelungspapier hergestellt werden können

Da die Mikrophotographie in innigem Contact mit der Projection steht, sei an dieser Stelle auch auf das in Liese- gan g's Verlag erschienene Werk: Scioptikon, Einführung in die Projectionskunst. Düsseldorf 1896, hingewiesen, das jeder sich mit Projection Beschäftigende zur Hand nehmen sollte.

Von sonstigen Arbeiten auf dem Gebiete der Mikrophoto- graphie erschien noch ein Artikel von A. M Edwards, Im- provised apparatus for making micro-photographs (Amer. Monthly microseop Jouru 1895, Bd. XVI. S. 29), ferner:

Marey, Observations U propos de la communication de Ch. Fremont sur les applications que pourra recevoir le nouveau microscope dans la chromophotographie (Comptes rend. de l'Acad. des sciences, Paris 1895, Nr. 121, S 323).

Pringle, A.. Photo - micrographs (Amer. Monthly microsc Journ. 1894, Bd XV, S 280).

Choquet, J., Utilite de la Photographie dans les recherehes d'lüstologie et de bacteriologie (Odontol. ser. 2, 1895. Bd. II, S. 461).

Leiss, C, Eine einfache photographische Camera für Mikroskope (Zeitschr. für angew. Mikrosk. 1895, Bd. I, Nr. 8, S 225).

\Valm8ley, W. H., New poiuts in photomicrographs and cameras (Transact. Amer. Microsc. Soc. 1896, Bd. 17, S. 340).

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Priifungsveriahren photographischer Objective etc.

201

Priifungsverfahren photographischer Objective, angewandt von Steinheil In Paris«

Von Max Loehr.

Dieses Prüfungsverfahren, welches seine Begründung den Untersuchungen des Herrn Walther Zschokke im Hause Steinheil in Paris verdankt, wurde in erster Linie mit der Absicht geschaffen, den Astigmatismus durch Messung zu be- stimmen, und im Allgemeinen zur Messung der anderen Fehler und der Werthe eines photographischen Öbjectivs

Für den construirenden Optiker ist die Aufgabe der Prüfung eine andere als für den Operateur. Dieser kann sich zur Prüfung eines Öbjectivs darauf beschränken , eine beliebige Aufnahme herzustellen, und wenn das Negativ zeigt, dass das Instrument keine Differenz zwischen optischem und chemischem Focus besitzt, und dass bei einer gewissen Helligkeit der Winkel des scharfen Bildes genügend ausgedehnt ist, kann er das Objectiv als ein gutes betrachten.

Für den Construeteur dagegen handelt es sich darum, zu untersuchen, ob die aus der Prüfung hervorgehenden Werthe denen der theoretischen Berechnung der Oonstruction gleich sind. Die Prüfung soll die Verwirklichung der Rechnung controliren. Die Werthe und Fehler eines Öbjectivs sind nicht nur als vorhanden nachzuweisen, sondern nach Messung in Zahlenwerthen auszudrücken.

Der Astigmatismus, der natürliche Fehler der Objective, dessen Bekämpfung in neuerer Zeit die Constructeure in erster Reihe beschäftigt, hat zur Wirkung, dass am Bande des Bildes die grösste Schärfe der Linien radialer Richtung des Gegen- standes eine andere Einstellung verlangt, als das schärfste Bild der zu dieser Richtung senkrechten Linien, der Tangentialen, (in ihrer Gesammtheit concentrische Kreislinien)1).

Diesen zwei Gruppen von radialen und tangentialen Linien entsprechen auch zwei Bildflächen. Diese fallen in der Bild- mitte zusammen und, im Allgemeinen, wie fast in allen älteren vor 1890 construirten Objectiven (eine Ausnahme bildet der Steinh eil 'sehe Weitwinkel-Aplanat für Landschaften), entfernen sich die Bildflächen mehr und mehr von einander gegen die Bildräuder zu.

1) Es ist hier daran zu erinnern, dass die Ausdrücke horizontale and Ycrtloale Linien, deren man sich häufig bei der Besprechung des Astig- matismus bedient, nur relativ richtig sind, in dem Falle, wo oben die radialen und tangentialen Bichtungen (Meridian- und Sagittalschnitte) die einen horizontal, die anderen vurtical sind.

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Der Astigmatismus wird nach, den Abständen dieser zwei Flachen gemessen, den Unterschieden der Einstellweiten, welche Abstände man die astigmatischen Differenzen nennt, nnd welche in Bezug auf die verschiedenen Winkel bestimmt werden, die die Hanptstrahlen (seenndären Achsen) verschieden weit von der Bildmitte entfernter Bildpnnkte mit der optischen Achse einschliessen.

Die beiden nstUniatisehen Bildllächen sind mehr oder weniger gekrümmt. Die l^ldfla. neukrümmung ist nicht eine einfache Curve . nicht sphärischer Gestalt , sondern zumeist sehr unregelmässig; ihre Form ist für jede Construction verschieden, und, wie das vorliegende Prüfungsverfahren nachgewiesen hat, selbst für die verschiedenen Objectiv - Exemplare derselben Construction verschieden.

Es scheint, dass die Grösse des Astigmatismus auch von der Qualität, von dem mehr oder weniger vollkommenen Kühlungszustande des Glasstuckes beeinflusst wird, aus welchem die Linse hergestellt ist, wofür nicht der Optiker, sondern der Glasschmelzer verantwortlich ist.

Die Formen der astigmatischen Bildnachen hat in der photographisch - wissenschaftlichen Litteratur in sehr voll- kommener Weise Dr. Rudolph in Jena besprochen in den Jahrbüchern für 1891 und 1893 des Prof Dr. Ed er in Wien, gelegentlich der Entwickelung der Principien der damals von ihm geschaffenen Anastigmate, wobei er gewissermaassen historisch den Astigmatismus in den älteren Constructionen nach den astigmatischen Curven verfolgte. Was Dr. Rudolph theoretisch für den Constructionstypus zur Berechnung ab- leitete, findet unser Prüfungsverfahren reell für jedes Objectiv- Exemplar durch den Eindruck der photographischen Platte.

Zwischen jenen beiden astigmatischen Bildflachen, über welche sich die grösste partielle Schärfe im Bilde ausdehnt, liegt der mehr oder weniger gekrümmte Fläohenort gleicher Schärfe für radiale und tangentiale Linien des Gegenstandes1)-

Dieser Ort ist das, was praktisch für uns das grösste Interesse besitzt; es ist das eigentliche Bildfeld, welches

1) Die zwei astigmatischen Folder bilden den Kern der Focal- volumlna, des Blldraumes. Der Bildraum bat keine bestimmte Begrenzung, er besitzt nur eine relative Ausdehnung, sio hangt ab von dem Maaaav der Anforderung, diu man an die Scharfe stellt, welche selbst nicht als absoluto exlstirt. Für die Forderung einer Scharfe von Vir» mm (Pnnkt- ausdehnungj sind die Focalrolumlna nothwondlg ausgedehnter, nament- lich tiefer als für die höhero Scharfe tou '/» odtr mm. Der Auadrook Focalvolumen ist nur mit Angabe des zu Grunde gelegten ScbSrfegradea aotuweoden.

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Prüfung verfahren photographiaoher Objeotlve etc.

203

idealer Weise eine zur optischen Achse senkrechte Ebene sein sollte, mit welcher die. ebene empfindliche Schicht der photographischen Platte sollte zur Deckung gebracht werden können.

Es ist klar, dass ein Prüfungsverfahren, welches den Astigmatismus aus den beiden getrennten astigmatischen Schärfeflächen bestimmt, gleichzeitig auch dieses Bildfeld, die Hauptschärfe oder Hauptbildfläche, als Mittel der beiden astigmatischen Felder findet. Die gleiche Suohe gibt uns also die Bildkrümmung und die astigmatischen Differenzen zu erkennen.

Es besteht ein Prüfungsverfahren, das sich zur Aufgabe stellt, den Halbmesser der Bildkrümmungscurve zu bestimmen. Dieses Vorgehen ist nicht correct, weil erstens diese Curve sich niemals augenscheinlich, sondern erst als Mittel aus zwei verschiedenen bestimmbaren Curven ergibt, und zweitens weil sie nicht sphärischer Gestalt, sondern unregelmässig ist gleich ihren beiden Componenten.

Die entwickelten Principien haben zum Aufbau des vor- liegenden Prüfungs Verfahrens gedient. Als seine Eigentümlich- keit kann bezeichnet werden, dass es den Bildraum des Objectivs zergliedert, uns seinen Inhalt erkennen lässt. Nach dem Vorausgehenden liegt der einfache Gang des Verfahrens nahe: Man lässt die photographische Platte einen ebenen Schnitt durch den Bildraum ausführen; das so erhaltene Negativ ist das Bild der Schnittfläche, welches Bild wir analysiren.

Die pbotographische Platte normaler Stellung (senkrecht zur optischen Achse) fällt mit dem wirklichen Bilde nicht zusammen; sie gibt nur eine Centralprojection des wirklichen Bildes. Was wir suchen, ist der Schnitt der Bildflächen mit einer senkrecht durch die optische Achse golegten Ebene und für den Fall, dass das Objeet im Unendlichen liegt. Für die eine wie für die andere Bedinguug muss man darauf ver- zichten, die Schnittformen unmittelbar zu rinden. Wenn wir die photographische Platte in die optische Achse stellen, er- halten wir kein Bild. Es muss ihr deshalb eine schiefe Stellung gegeben werden, und die Formen des schiefen Schnittes sind durch Rechnung oder Construction für den Aohsenschnitt zu reduciren, d. Ii. man bestimmt die Projection auf die Achsenebene.

Verschiedene Versuche haben zu der Anordnung geführt, wo die Platte aus ihrer normalen Stellung um ihre Vertioalachse um 15 Grad gedreht ist; sie schliesst also mit der optischen

204 PrüfungiTerfahron photographischer Objective etc.

Achse einen Winkel von 75 Grad ein Dies ist die einzige Umgestaltung, welche den Apparat 24 X 30 cm dieses Ver- fahrens von einer gewöhnlichen Ateliercamera dieses Formates unterscheidet.

Entgegen der zweiten Bedingung brauchen wir ein ebenes regelmässiges Object. Wir nehmen eine senkrechte Flache weissen Papiers, gleichmässig beleuchtet, und ein System von bezifferten Horizontal- und Vertical- Linien tragend (auf das im Handel bekannte Millimeterpapier gezeichnet), welches Linien- system wir im Maassstabe 1:10 auf die schiefe Platte re- produoiren Die Formen, welche sich für die Bildflächen des nahegelegenen Objectes ergeben, sind durch Rechnung auf die Bildlage im Brennpunkte zurückzuführen.

Die der Prüfungsplatte zu entnehmenden Maasse sind somit einem doppelten Bechnungsvorgange zu unterwerfen, welcher übrigens nur eine Multiplicatiou mit zwei Constanten ist, die sich in einen einzigen Factor zusammenfassen lassen.

Die optische Achse ist senkrecht auf die Objectebene ge- richtet, auf den Nullpunkt des Coordinatensystems XY. Die Einstellung geschiebt mit der schiefstehenden Mattscheibe wie gewöhnlich für die grösste Scharfe des Nullpunktes; diese ist auf der Mattscheibe, die den Bildraum schneidet, leicht als Mitte der Tiefe zu erkennen. Nachdem Ausführungsfehler wie Excentricität, Abweichung von der sphärischen Gestalt der Linseuoberflächen bei einer sorgfältigen Fabrikationsmethode nicht vorkommen, genügt es, nur eine radiale Zone des Bildes herauszugreifen; man braucht also nur auf eine schmale längliche Platte vom Stereoskop - Formate 9X18 cm zu photo- graphiren, welche in den excentrischeu Ausschnitt einer Ein- lage der Gassette 24 X 30 cm eingelegt ist. Dies bedeutet eine sehr wesentliche Ersparniss für ein Versuchsatelier, wo zahl- reiche Prüfungen zu machen sind.

Dem Bildausschnitte 9 X 18 cm entsprechend ist auch nur eine radiale Zone des Objectes herzustellen (90 X 180cm). Diese Flächenbeschränkung ist aus mehrfachen Gründen zweckmässig, besonders auch für die Gleichmässigkeit der Beleuchtung.

Der Mittelpunkt des Coordinatensystems, auf welchen die optische Achse gerichtet ist. liegt 30 cm vom unteren Rande der Objecttafel entfernt, da die Höhe der Platte 3 cm über die Cameramitte hinüberragt.

Nehmen wir nun au, wir haben das Negativ erhalten. Auf den ersten Blick sieht man nur im grossen Ganzen den Durchgang des scharfen Bildes. Man muss mit der Lupe den Verlauf der grössten partiellen Schärfe verfolgen, deren

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Prüfungsv erfahren photograpblscher Objective eto. 206

Lage man als Mitte der Scbärfeuzone bestimmt. Man erkennt leicht, welcher Theil der Platte dem Objective näher war: der Strahlenconus wurde naher an seinem Scheitel durch- schnitten , die Zeichnung verengert sich darum sogen den Rand dieser Seite und erweitert sich gegen den Plattenrand, der vom Objective am weitesten entfernt war. Wenn wir also von einer Reduction 1:10 gesprochen haben, so findet sich diese nur für die Coordinate Y, die Verticalachse , welche als der Ebene des idealen Bildes und der Achsenebene gemeinsam in der normalen Bedingung geblieben ist.

Die aus dem Negative längs der V- Achse entnommenen Maasso, die Ordinaten der Punkte, erleiden durch die Projection auf die Achsenebene keine Reduction; die Maasse der Abscissen dagegen sind mit sin 15° zu multipliciren. Da der sin 16° nahezu beträgt, erscheinen auf dem Negative die Fehler vervierfacht.

Brennweite und chemischer Focus.

Die Bildweite fn und die Brennweite f sind gegeben durch die Formeln:

f _A -1

' " = n -f- 1 I worin d die Entfernung zwischen dem Object t > und der Mattscheibenachse , und n die ab- - J gemessene Verkleinerung angibt. (n-f-l)3J

Hat das Objectiv eine Differenz zwischen dem optischen und chemischen Focus, so ist im Negative die grösste Schärfe aus der Einstellmitte seitlich verschoben. Für die Verschiebung x ist x sin 15° der Unterschied zwischen optischer und chemischer Bildweite, längs der optischen Achse gemessen.

Mit Zuhilfenahme der Formel der Reciproken lässt sioh dann der gesuchte Unterschied zwischen optischer und chemischer Brennweite, der „ohemische Focus", bestimmen als

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Der Nenner dieses Bruchwerthes ist genauer rP ± dx sin 15°. Der gegen d2 sehr geringe Werth dx sin 15° kann vernach- lässigt werden.

Tiefe im Bilde und Focustiefe.

Zur Messung der Tiefe sind auf der Tafel längs der X-Achse Parallellinien von 7a mm Dicke und eben solchen

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206 Prüfung»T©rf»hren photographltober Objootive otc.

Abstanden eingezeichnet. Diese reduciren sich in der Auf- nahme zu Vso mm -Linien. Sie erscheinen getrennt, soweit die Schärfe feiner als j/jo mm (Punktausdehnung) ist. Da, wo sie sich zu einem verschwommenen Bilde vermengen, treten sie aus der Schärfegrenze von 1 20 nam heraus. Misst man zwischen diesen zwei Grenzen rechts und links von der Ein- stellmitte die Schärfeausdehnung zu x, so ist die Tiefe im Bilde pn « x sin 15°.

Die Focustiefe p (für den Fall, dass das Object im Un- endlichen liegt) vorhält sich zur Tiefe im Bilde pn wie die Brennweite f zur Bildweite fn. Daraus bestimmt sich

p=x-£-sin 15°.

Astigmatismus und Bildform.

Im Negativ stellt die verticale Achse Y den Schnitt der photographischen Platte mit dem idealen ebenen Bilde dar. Der Durchgang des wahren Bildes ist erkennbar an dem Ver- laufe der grössten Schärfe, welche mehr oder weniger weit von der Normalen Y abweicht. Man misst für verschiedene Höhen yx t/2 Vs die zugehörigen Abstände der Punkte grösster Schärfe der Radialen und Tangentialen von der Y- Achse. Diese Maasse, die Abscissen x, 1, ... werden mit den

Factoren sin 15° auf die Achsenebene und l— - auf

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die ideale Lage des Objectes im Unendlichen reducirt, wie es mit dem chemischen Focus geschehen ist. Diese Reduction lässt sich ebenso durch Construction wie durch Rechnung durchführen.

Die nebenstehende Tabelle vereinigt die Ergebnisse der Untersuchungen von verschiedenen Stein heil' sehen Objectiv- Constructionen ; darin enthalten die Colonnen : Cru die Werthe für die Schärfencurve der Radialen, Ctg jene der Tangentialen, die dritte Colonne die astigmatischen Differenzwerthe der beiden ersten, und die Colonne C die Mittelwerthe, d. h. die Werthe für die Curve dos Bildfeldes, sämmtliche Werthe von 5 zu Ii Graden des halben Bildwinkels bestimmt. Natürlicher Weise enthält die Colonne C unter 0 Grad den chemischen Focus. Das negative Zeichen gibt die Lage zwischen Objectiv und normaler Einstellobene an, das positive die entferntere Lage, jenseits dieser Ebene.

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PrUfungsverfahren pkotugraphiioher Ohjective etc.

207

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208 PTfifungtrerfahrtn photographiicher Objectlv« etc.

Die Resultate werden besonders anschaulich durch die graphische Darstellung für gleiche Brennweiten (Fig. 52). In derselben ist:

x -f- x die optische Achse,

x die Seite, auf der das Objectiv gelegen ist,

y die Neigungsachse und die Ideallage des Bildes.

die Scharfeourve für die radialen Richtungen,

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Während die Höhen von 5 zu 5 Graden in natürlicher Grösse beibehalten sind, wurden die horizontalen Differenzen

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zehnfach vergrössert gezeichnet , um die Abweichungen kräftiger za kennzeichnen. Die Leistung der Objective ist so bis zu dem ausgedehnten Bildwinkel von TO Grad nachgewiesen.

Ein Vergleich der Curven zeigt deutlich, wie in dem Aplanaten von 1867 eine Correctur des Astigmatismus noch nicht vorhanden ist Die zwei astigmatischen Curveuzweige streben von Anfang an nach entgegengesetzten Richtungen. Eine Näherung der Zweige ist in dem Antiplaneten von 1881 bemerkbar, deutlicher ausgesprochen in dem Rapid -Anti- planeten , dessen mittlere Bildkrummung gleichzeitig geebneter

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üebcr die Anfertigung ron Celloidinpapier.

20t»

ist. Die Curven des Orthostigmaten entfernen sich wenig von einander und wenig von der ebenen Form; die beiden Zweige kreuzen sich selbst wieder bei 30 Grad vom Ursprung.

Der Vorgang, die Vertheilung der Schärfe vor und hinter dem Focus zu überblicken oder photographisch abzubilden, gibt übrigens noch zu anderen interessanten Beobachtungen Änlass. So zeigt sich der Kugelgestaltfehler eines unvoll- kommenen Objectivs in abwechselnden Zonen von Schärfe und Unklarheit längs der optischen Achse nächst dem Focus. Die Tiefenschärfe ist dann nicht zusammenhängend, sondern unter- brochen; die Ausdehnung der Tiefe ist scnwer zu constatiren. and die Einstellung ist unsicher.

l'ebcr die Anfertigung von CelloTdinpapier.

Von P. Hanneke, kgl. technische Hochschule in Berlin-

Die fabrikmässige Herstellung von Celloidinpapier hat in den letzten Jahren stark zugenommen, immer noch tauchen neue Fabriken auf, und es ist kein Zweifel, dass das Angebot in diesem Artikel stärker ist als die Nachfrage. Man müsste nun denken, dass infolge der grossen Concurrenz das Papier in sehr guter Qualität und zu billigem Preise im Handel ist; dem ist aber nicht so. Die anerkannten und beliebten Celloidin- fabrikate, und das sind äusserst wenige im Verhältniss zu der grossen Zahl von Firmen, welche in dieser Branche arbeiten, stehen in gutem Preise, der grosse Rest liefert eine billigere, aber auch sehr ungleich ausfallende Waare. Viele Consumenten ziehen es daher vor, sich ihr Celloidinpapier selbst zu bereiten1)'« die Präparirung im Kleinen, d. h. in Quantitäten bis zu 20, 30 Bogen bietet keiue allzu grossen Schwierigkeiten.

Als Unterlage für die Emulsion wird bekanntlich mit einer gefärbten Barytschicht überzogenes Steinbach - oder Rives-Roh- papier verwendet. Bis zum Jahre 1893 wurde lediglich das bill igcre Steinbachpapier benutzt; es lasst sich kaum behaupten, dass mit der Einführung des theueren Rivesstoffes sich das

1) Ausführliches Uber die Herstellung von ColloTdiopapier ■lein? in: 1». Hanneke, Celloidinpapier; Verlag von Robert Oppenheim, Berlin, 1897.

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Ueber dto Anfertigung von ColloIdinp»pIer.

Celloidinpapier iu Güte wesentlich gebessert hätte, es zeigt sieh kein so grosser Unterschied wie beim Albuminprocess, wo das Rivespapier vor dem Steinbachpapier einen ganz bedeutenden Vorzug aufweist. Beim Celloidinprocess spielt vor allem die Beschaffenheit der auf dem Rohpapiere befind- lichen Barytschicht eine Rolle. Um sich davon zu Uberzeugen, braucht man nur die verschiedenen Barytpapier- Fabrikate von gleichem Rohpapier mit ein und derselben Collodium-Emulsion zu überziehen und wird dann beobachten, dass die einzelnen Collodiumscbichten nicht gleichen Charakter zeigen.

Was nun die Emulsion anbetrifft, so muss die Concen- tration derselben so gehalten werden, dass man bequem die gewählte Bogengrösse ausgiessen kann, ohne dass sie beim Fliessen auf den letzten Theil des Bogens zu dick wird oder sogar schon erstarrt, bevor man das Ende erreicht hat; ander- seits hat man wieder darauf zu achten, dass man den ersten oberen Theil des Bogens nicht zu schnell giesst. da sonst eiue zu dünne Schicht entsteht, welche nachher beim Copiren keine Kraft zeigt. Ferner ist in Rücksicht zu ziehen, dass die Emulsion im Sommer schneller erstarrt als im Winter, die Concentration kann daher nicht zu jeder Jahreszeit die gleiche sein, sondern die Wiuter- Emulsion ist zum Sommer hin all- mählich zu verdünnen. Das Verdünnen geschieht mit einer Mischung von gleichen Tbeilen Alkohol und Aether oder zwei Theilen Alkohol und einem Theil Aether. Nachfolgend gebe ich ein Recept, wie es für die kältere Jahreszeit passt, und zwar bestimmt zum Giessen für Bögen vou ca. 50 X 60 cm Grösse:

Lösung I: Celloidin-Collodium, 4proc. . 670 ccm,

Aether, absol 70

Lösung II: Lithiumchlorid 1,8g.

Strontiumohlorid (kryst.) . . 2

Citronensäure 4 r

destill. Wasser ... 10 ccm,

Alkohol 65

Lösung III: Silbernitrat (kryst.) . . . 22 g,

destill. Wasser 24 ccm,

Alkohol 150 r

Man thut am besten, die Chlorsalze zusammen mit der Citronensäure in der angegebenen Menge Wasser in einem Kochkolben unter Erwärmen zu lösen und dann den Alkohol zuzufügen; ebenso verfahrt man bei der Silbernitratlösung. Nach Fertigstellung dieser fügt man zu Lösung I erst

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D«r Itollschlitz verschluss ilireo'. vor dor Platt« otc.

211

die Silbernitratlösung, dann die Chloridlösung und schüttelt tüchtig um.

Was den anzuwendenden Alkohol betrifft, so nehme man ein hochgradigen, man gehe nicht unter 97 Grad. Denatu- rirter Alkohol eignet sich für Celloidiopapier nicht, ganz abgesehen von dem widerlichen Geruch, welchen das Papier davon erhält, und welcher selbst den fertigen gewaschenen Copien noch anhaften bleibt.

Um ein zu starkes Rollen des Celloidinpapiers in den Tonbädern und beim Wässern zu vermeiden, pflegt man der Emulsion noch eine geringe Menge Ricinusöl oder Glycerin oder auch wohl beide Verbindungen zusammen zuzufügen. Es - ist viel gegen diesen Zusatz geschrieben worden, aber bis jetzt von jenen Seiten noch kein besseres Ersatzmittel gegeben worden Im Uebrigen enthalten unsere anerkanntesten Celloidin- fabrikate Ricinusöl und Glycerin; man sieht daraus, dass die Haltbarkeit und Tonkraft der Papiere dadurch nicht beein- trächtigt zu werden braucht.

Das Ansetzen der Emulsion, sowie das Giessen der Bogen unternimmt man am besten in einem staubfreien Räume, dessen Fenster mit einem gelbrothen Seidenpapier- Rouleau x verhängt sind.

Der Rollschlitzverschluss direct vor der Platte und derjenige direet vor oder hinter dem Objeetiv.

Von Dr. R. Krügener, Frankfurt a. M. -Bockenheim.

Ueber den von Farmer im Jahre 1882 zuerst an- gewendeten Rollschlitzverschluss direct vor der Platte, der später von An schütz insofern verbessert wurde, als derselbe es ermöglichte, den Schlitz nach Belieben enger und weiter stellen zu können, ist sehr viel geschrieben worden.

Weniger oder fast gar nichts wurde über den ebenfalls schon lange bekannten Schlitzverschluss veröffentlicht, der direct vor oder hinter dem Objeetiv angebracht wird. Dieser Verschluss wurde zuerst von einem Franzosen im Jahre 1862 angewendet1), obgleich damals empfindliche Platten für schnelle Momentaufnahmen noch nicht bekannt waren. Ferner beschrieb Stolze einen rotirenden Scheiben verschluss , in dessen Scheibe

1) Et war dies Humbert do Molard (s Eder's Auif. Handb. «1. Pbot., Bd. I, Abth. II, S. SO«).

U*

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212

Der Kollschlitxver«chlii8s direct ror dor Platte otc.

Schlitze angebracht waren. In dieser letzteren Form ist natürlich der Verschluss unhandlich und hat für den praktischen Gebrauch als Momentverschluss nur die Form einer Rollgardine Werth. Dergestalt wurde aber der Verschluss niemals her- gestellt, sondern er ist nur als Momentverschluss mit quadra- tischer Oeffnung, die nicht verändert werden kann, im Handel.

Bei Untersuchungen, die ich in letzter Zeit über Moment- verschlüsse in umfan gleicher Weise anstellte, fand ich nun zu meiner Ueberraschung, dass der vor dem Objectiv vorüber- rollende Spalt in seiner Wirkung demjenigen mindestens gleich ist, der direct vor der Platte vorbeigleitet.

Ich habe nun einen aus zwei Rollgardinen bestehenden Verschluss construirt, welcher derart regulirt werden kann, dass man je nach Bedarf einen sehr engen oder weiteren Spalt vor dem Objectiv vorüberrollen lassen kann; oder man kann auch die volle Oeffnung, wie es bei Zeitaufnahmen nothwendig ist, benutzen. Das Einstellen des Spaltes geschieht auf ein- fachste Weise mittels einer Schraube.

Mit diesem Verschlusse machte ich eine Anzahl ver- gleichender Aufnahmen, welche die hohe Brauchbarkeit dieser Construction darthaten. Dass ein solcher Verschluss, schon allein seiner Leichtigkeit und seiues geringen Volumens halber, dem schwerfälligen Schlitzverschlüsse vor der Platte überlegen sein muss, liegt auf der Hand. Bevor ich jedoch die Versuche beschreibe, die ich mit diesem Verschlusse machte, will ich die scheinbaren Widersprüche zu lösen versuchen , wieso es möglich ist, dass ein solcher Verschluss, der niemals rechte An- erkennung fand, dem Kollverschluss vor der Platte gleichwertig sein kann. Denn die über letzteren veröffentlichten Rechnungen lassen ihn als den lichtstärksten Verschluss erscheinen.

Es ist bekannt und gilt als Lehrsatz in der Optik, dass das Licht, welches durch ein gutes Objectiv auf die empfind- liche Platte fällt, sich nahezu gleichmiissig auf derselben ver- theilt, auch dann, wenn eine kleine Blende angewendet wird. Anders verhält es sich aber, wenn man eine solche, sagen wir , von ca. 3 mm in geringer Entfernung von der Vorderlinse vor derselben anbringt. Hierbei vertheilt sich das Licht nicht auf der ganzen Platte, sondern es entsteht ein runder Licht- kreis in der Mitte der Platte, der grösser ist als die Blende. Erst wonn letztere grösser genommen wird, z.B. 7 bis 10 mm, langt das Licht an, sich mehr zu vertheilen, und nur die Ecken bleiben dunkel. Aehnlich verhält es sich mit einem engen Spalt, der sich vor dem Objectiv bewegt. Das Licht, welches durch denselben geht, erscheint auf der Platte als

Der RollschlitETerschluss direct vor der Platte etc. 213

mehr oder weniger breiter Lichtstreifen , der sich in dem Maasse auf dieser weiter bewegt, als man den Spalt vor dem Objeetiv vorbeifuhrt. Dieser Lichtstreifen ist um so schmaler, je enger der Spalt ist. Um mit festen Zahlen zu rechnen, wollen wir einen Spalt von 3 mm und eine wirksame Länge von 40 mm annehmen. Das ergäbe eine Oeffnung von 1,2 qcm für das durchfallende Licht. Das verwendete Objeetiv von 35 mm Linsendurchmesser und 30 mm grösster wirksamer Blendenöffnung deckt die verwendete 13 X 18 mm -Platte mit dieser Oeffnung scharf. Der Spalt von 3 mm erzeugt auf der 13 X 18 mm- Platte einen Lichtstreifen von ca. 30 mm Breite, und auf diese Breite, welche den sechsten Theil der Platten - länge = 18 cm beträgt, fällt nun sämmtliches durch das Objeetiv gehende Licht. Da aber das Licht nur durch eine Oeffnung von 1,2 qcm hindurch kann, die volle Blendenöffnung aber ca. 7 qcm beträgt, so ist klar, dass sechsmal weniger Licht hindurchgeht, als bei voller Blendenöffnung. Da aber das durch den Spalt gehende Licht nur den sechsten Theil der Platte bedeckt, so ist dasselbe auf diesem Theil auch sechsmal starker, denn bei voller Objectivöffnuug vertheilt sich das Licht über die ganze Platte.

Nachdem dieses klargestellt ist, können wir sofort ersehen, dass bei Anwendung des Schlitzes direct vor der Platte, selbst bei voller Objectivöffnung, nicht mehr Licht durch den Schlitz auf die Platte fällt, als bei Anwendung des Schlitzes vor dem Objeetiv. Jetzt haben wir nur noch die Breite des Licht- streifens auf der Platte für beide Verschlüsse zu vergleichen. Von der Breite des Spaltes, der sich direct vor der Platte bewegt, hängt bekanntlich die Belichtungszeit ab, schnellste und ungehemmte Bewegung der Gardine vorausgesetzt. Nimmt man für beide Gardinen, diejenige vor dem Objeetiv und die- jenige vor der Platte, gleiche Schnelligkeit an, so ist klar, dass der Lichtstreifen von 30 mm , der von ersterer erzeugt wird, mit 4,5facher Schnelligkeit die Platte übereilt als der Spalt der anderen Gardine, denn erstere braucht nur 40 mm, letztere muss aber 180 mm zurücklegen. Theoretisch müsste

30

also ein Spalt von = 6,6 für den Verschluss vor der Platte ge-

4,5

Dügen, und meine praktisch angestellten, vergleichenden Versuche halien ergeben , dass dieser Spalt ungefähr ein gleich exponirtes Negativ ergibt, als mit einem 3 mm -Spalt vor dem Objeetiv.

Bei vergleichenden Aufnahmen mit den vielen im Handel befindlichen Verschlüssen, wobei dasselbe Object aufgenommen

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214

Ueber amerikanischen Patentschutz.

wurde, stellte sich heraus, dass bei grösster eingestellter Schnelligkeit keiner derselben ein scharfes Bild ergab.

Der Verschluss kann a»f dem Objectiv gedreht werden, so dass man den Spalt in einer dem Objecto entgegengesetzten Richtung vorübergleiten lassen kann. Die Bewegung des Spaltes läset sich also gewissermaassen jedem Objecto anpassen.

Der Verschluss hat ferner den grossen Vortheil , jedem Objectiv bis 60 mm Kingdurchmesser in einigen Minuten ohne Zuhilfenahme irgend eines Werkzeuges angepasst werden zu können. Auch eignet er sich gleich gut für ein ganz kleines wie grösseres Objectiv, da ja jede Spaltweite eingestellt werden kann.

Meine Moment- Handcamera, sogen. „Delta- Camera", mit Hchtstarkeu Objectiven ist mit einem Schlitzverschluss obiger Oonstruction ausgerüstet. In diesem Falle sind aber feste Metallschieber und keine Gardinen benutzt. Mittels einer am Vorderbrett der Camera angebrachten Scala kann man die Spaltbreite nach Belieben reguliren, und zwar von l mm bis zur vollen Oeflfnung. Man ist hiermit im Stande, alle in schnellster Bewegung begriffenen Objecte aufnehmen zu können, ohne eine Verzeichnung, wie sie beim Schlitzverschluss direct vor der Platte vorkommt, befürchten zu müssen.

Heber amerikanischen Patentsehatz.

Von Ralph J. Sachers, New York.

Ein Patent für die Vereinigten Staaten von Nord- Amerika und dessen Territorien wird auf einen Zeitraum von siebzehn Jahren ertheilt, und zwar für irgend eine neue und nützliche Kunst, Maschine, Herstellungsart oder stoffliche Zusammen- setzung, oder für Verbesserungen au solchen, jedoch nur dem ^tatsächlichen und ersten Erfinder oder, in Gemeinschaft mit diesem, dessen Rechtsnachfolger.

In allen Fällen aber müssen sämmtliche Documenta der Patenteingabe vom wirklichen Erfinder persönlich unter- zeichnet sein.

Eine Erfindung wird von der Patent -Office in Washington als neu augesehen, wenn dieselbe für nicht mehr als zwei Jahre unmittelbar vor dem Datum der Patenteingabe 1. in den Vereinigten Staaten und deren Territorien, sowie in irgend einem fremden Lande noch nicht patentirt, 2. in keinem Lande in irgend einer gedruckten Veröffentlichung beschrieben, 3. in

üober amerikanischen l'atentsehutz.

215

den Vereinigten Staaten oder deren Territorien keinem Andern nls dein wirklichen Erfinder bekannt oder von ihm benutzt, 4. in den Vereinigten Staaten oder deren Territorien nicht in öffentlichem Gebrauche oder zum Verkaufe gestellt war.

Eine Ausnahme von diesen Regeln macht nur ein in einem fremden Lande erworbenes Patent insofern, als auch in den Vereinigten Staaten und deren Territorien dem that- sächlichen Erfinder auf dessen Ansuchen unter Umständen ein Patent ertheilt werden kann, dessen Gültigkeit jedoch zu gleicher Zeit mit der des aus irgend einer Ursache am frühesten ablaufenden fremden Patentes erlischt.

Jedes Patent muss strengstens auf nur eine Erfindung beschränkt sein.

Es erhält vom Patentamte einen passenden kurzen Titel, eine fortlaufende Nummer, das Datum der Ausgabe, welches zu gleicher Zeit das der Veröffentlichung im amtlichen Patent- blatt (Official gazette of the United States Patent Office) ist.

Die Patenturkunde enthält ferner den Namen und Wohn- ort des Erfinders und die Bewilligung für diesen , dessen Erben oder Rechtsnachfolger in den Vereinigten Staaten und deren Territorien für die Dauer von siebzehn Jahren die Erfindung oder Entdeckung ausschliesslich herzustellen, zu benutzen und zu verkaufen.

Die Patenturkunde muss vom Staatssecretär des Innern unterzeichnet und vom Patent - Commissar gegengezeichnet sein.

Derselben ist eine gedruckte Beschreibung und Zeichnung der Erfindung beigefügt.

Die Beschreibung hat zu enthalten:

1. Den Namen und Wohnort des Erfinders, einen kurzen Titel der Erfindung und die Angabe, ob die Erfindung bereits in anderen Ländern patentirt ist, unter Anführung des Datums und der Nummer dieses Patentes;

2. eine allgemeine Schilderung des bisherigen Standes jenes Kunst- oder Industriezweiges, zu welchem die Erfindung gehört, unter Betonung der Mängel, deren Behebung wünschens- worth wäre;

3. allgemeine Angabe der Natur der Erfindung mit Be- ziehung auf deren Zweck, obige Mängel zu beheben;

4. kurze Bezeichnung der verschiedenen Ausichten der begleitenden Zeichnung;

5. genaue Beschreibung der Erfindung an der Hand der Ziffern und Buchstaben der Zeichnung;

6. genaue Angabe der Arbeits- oder Herstellungsweise der Erfindung in solch klaren und bestimmten Ausdrücken,

216

l'ebcr amerikAtiischen Patentschutz

duss irgend Jemand, welcher mit dem Kunst- und Industrie- zweige, zu welchem die Erfindung gehört, vertraut ist, im Stande sein kann, dieselbe selbständig herzustellen und zu gebrauchen ;

7. die Patentansprüche in bestimmter Sprache mit directem Bezug auf obige Beschreibung und Zeichnung;

8. die persönliche Unterschrift des Erfinders;

9. die Unterschrift zweier Zeugen.

Die Zeichnung ist auf weisses Papier bestimmter Grösse und Dicke in rein schwarzer, nicht abwaschbarer Tusche mit so wenig Linien wie möglich auszuführen.

Die Unterschrift des Erfinders und dessen Patentanwalts hat in der unteren rechten, diejenige der beiden Zeugen iu der unteren linken Ecke angebracht zu sein.

Modelle oder Musterproben werden im Allgemeinen nicht benöthigt und werden nur in ganz besonderen Fällen von der Patent Office nachtraglich abverlangt.

Die Untersuchung auf die Neuheit und Patentfähigkeit einer Erfindung von Seiten des Patentamtes ist eine äusserst genaue und sorgfaltige.

Die etwaige ganze oder theilweise Abweisung einer Patent- eingabe wird dem Einreicher unter genauer Anfuhrung der Gründe, sowie der Belege für diese Gründe, bekannt gegeben und steht demselben das Recht der Berufung durch vier In- stanzen bis zum obersten Gerichtshof des Districts Columbia in Washington zu.

Für die Gesammtdauer des Patentes ist nur eine einzige Taxe von 35 Dollars (160 Älk. oder 175 Kr.) zu entrichten, und zwar hiervon 16 Dollars zur Zeit der Patenteinreichung und 20 Dollars zur Zeit der Veröffentlichung des bewilligten Patentes.

Im Falle das Patent verweigert wird, ist die Schlusstaxe von 20 Dollars nicht zu entrichten.

Der patentirte Artikel kann auch in anderen Ländern hergestellt und nach den Vereinigten Staaten eingeführt werden, ohne dadurch die Gültigkeit des Patentes zu beeinflussen; die Gültigkeit bleibt auch erhalten, selbst wenn das Patent niemals praktisch oder kaufmännisch verwerthet wird.

Jeder patentirte Artikel oder dessen Umhüllung muss mit dem Worte Patent'' und dem Datum des Patentes versehen sein, jedoch unterliegt der unbefugte Gebrauch dieser Worte schwerer Strafe.

Der Verkauf des Patentes oder des Benutzungsrechtes desselben muss innerhalb dreier Monate vom Tage dieses Ver- kaufes dem Patentamte angemeldet werden und wird in dessen

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Untersuchungen über das photographische Wttter.

217

Listen registrirt, eine Unterlassung dieser Anmeldung macht den Verkauf gesetzlich ungültig.

Das Patentamt besteht nicht auf der Beihilfe eines Patent- anwalts zur Erlangung eines Patentes, und jeder Erfinder ist berechtigt, seine eigene Eingabe und Zeichnung erstere selbstverständlich in englischer Sprache anzufertigen und einzusenden.

Jedoch sind die vorgeschriebenen Formen sehr genau zu beobachten , und beruht der Werth eines Patentes zum grossen Theile auf der sorgfaltigen, sachgemäßen Vorbereitung der Beschreibung und Zeichnung, wie sie nur reiche Erfahrung gewähren kann.

Wenn die Patent Office auch keinerlei Verantwortlichkeit für die Thätigkeit eines Patentanwaltes Übernehmen, auch iu der Wahl eines solchen nicht behilflich sein kann, so wird doch von ihrer Seite die Mithilfe eines vertrauenswürdigen, tüchtigen Anwalts in allen Fällen dringend angerathen.

Die Zeit bis zur etwaigen Erledigung eines eingereichten Patentes hängt von der Anzahl der Eingaben in der be- treffenden Division und Classe ab und schwankt von einem Monate bis zu zwei Jahren.

Innerhalb zweier Jahre muss jede Patenteingabe absolut und vollkommen erledigt sein.

Copien irgend eines Patentes sammt den dazugehörigen Zeichnungen können durch jeden Patentanwalt um den geringen Preis von je 5 Cents (20 Pfennige oder 25 Heller) von der Patent Office bezogen werden.

Für die gleichzeitig bestellten sämmtlichen Patente einer ganzen Unterclasse ist der Preis nur je 3 Cents (12 Pfennige oder 15 Heller), für die einer ganzen Classe nur je 2 Cents (8 Pfennige oder 10 Heller), und für die sämmtlichen er- schienenen ungefähr 574000 Patente nur 1 Cents (4 Pfennige oder 5 Heller), ganz einerlei, ob ein derartiges Patent nur einen oder hundert Bogen stark ist.

Bimsen -RoseotTs Untersuchungen Uber das photographische Wetter.

Von Prof. Dr. H.W.Vogel in Berlin.

Die im Titel genannten, berühmten Chemiker haben sich das Verdienst erworben, zuerst exacte Messungen über die chemische Lichtstärke zu verschiedenen Tages- ur.d Jahres-

218

Untersuchungen über das photojjraphischo Wetter.

zeiten angestellt zu haben. Dieselben gelten heute noch als mustergültig, und erst jüngst hat der berühmte Pflanzen- physiologe Prof. Dr. Wiesner im Interesse seiner Wissenschaft Bunsen-Roscoe's Methode zu Messung des photographischen Klimas in Wien, Cairo und Batavia verwendet1).

Bunsen-Roscoe benutzten nun zuerst Chlorknall £as zu ihren Messungen. Später vertauschten sie dieses Material, welches, wie sie sagen, „ihre Geduld auf die härteste Probe stellte", mit salpetersaurem Chlorsilberpapier, welches wenigstens nicht die Explosionsgefahren bot wie Chlorknallgas.

Mit diesem Papier sind nun viele Messungen, namentlich von Roscoe's Schülern, so von Thorpe in England und Brasilien u. s. w. ausgeführt worden.

ß u n 8 e n und R o s c o e schwebte der Gedanke vor, die Frucht- barkeit eines Ortes mit der von ihnen gemessenen chemischen Lichtstärke in Beziehung zu bringen, und denselben Gedanken haben sicherlich Viele nach ihnen gehabt.

Auch Wiesner sagt a. a. 0-, S. I: „Bei der überwiegenden Mehrzahl meiner Beobachtungen wird die Methode der chemischen Lichtmessungen herangezogen, um die Lichtstärke, welcher die Pflanzen und deren Organe ausgesetzt sind, mit der gesammteii Stärke des gleichzeitig herrschenden Tageslichtes zu vergleichen", und in der Anmerkung heisst es: „Nach demselben Principe lassen sich bis zu einer weitgehenden Grenze die Beleuchtungs- verhältnisse von Gartenanlagen. Gewächshäusern und Wohn- räumen bestimmen." In wie weit sind solche Folgerungen nach dem Absorptionsgesetz zulässig? Nehmen wir einmal das Chlorknallgas an. Dasselbe zeigt im Wesentlichen das Absorptionsspectrum des Chlors, dieses aber gibt vorzugsweise Absorptionslinien im Blau, Indigo und Violett des Spectrums. Die darüber hinaus vorhandenen Linien sind noch ungenügend studirt. Aus der bisher bekannten Absorption würde nun folgen, dass das Chlorknallgas wesentlich blau-, indigo- und violettempfiudlich ist.

Wenn wir also mit ihm die chemische Lichtstärke des Tageslichtes messen, so messen wir eigentlich nur die Stärke der blauen, indigofarbenen und violetten Strahlen.

Diese sind es nun auch, die in der nicht farbenempfind- lichen Photographie eine Rolle spielen, und insofern sind die mit dem Chlorknallgas -Photometer erzielten Messungen von

1) Bericht der Wienor Akademie, Bd. 61, 18«J6, als Soparatabdruck erschienen bei Gerold.

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Untersuchungen über das photographisohe Wetter.

21<>

Bimsen und Roscoe entschieden von Werth für die Photo- graphie mit Sil her salzen und Chromaten.

Zeigen auch die verschiedenen Salze Varianten in der Blauempfindlichkeit, so sind die Abweichungen nicht allzu erheblich. Wie steht es nun mit der Spectralempfindlichkeit des Chlorsilberpapiers, wie es später nach Bunsen und Roscoe als photometrisches Material verwendet worden ist?

Ich will hier nur beiläufig darauf aufmerksam machen, dass dieselbe ausserordentlich variirt zunächst nach der Farben- durchsichtigkeit der Atmosphäre. Bei niederem Sonnenstande erhielt ich häufig das Maximum der Empfindlichkeit für Chlor- silber-Collodium auf Flj2 G, also im Hellblau, namentlich im Winter. Im Mai rüokt das Maximum über G hinaus nach Vi JT1).

Schultz-Sellack constatirte sogar ein Maximum des Chlor- silber-Collodiums im Ultraviolett, ebenso Abney. Ich machte auf diese Schwankungen in der chemischen Wirkung des Sonnenspectrums schon 1874 aufmerksam2) und stellte die Behauptung auf: Nicht das Wasser im Gaszustände, sondern das Wasser in Form von Bläschendampf übt den grössten Einfluss auf die Durchsichtigkeit der Atmosphäre aus, selbst wenn diese Bläschen auch nicht zu Wolken zusammengeballt sind und sind diese Einflüsse im Stande, den Einfluss der Sonnenhöhe erheblich zu modificiren."

Das Maximum der Wirkung hängt nun aber auch von der angewendeten Chlorsilbermodification ab. Die eine, im Chlor- silbercollodium, zeigt das Maximum zwischen G und H, während die andere, in der Chlorsilbergelatine, es zu derselben Zeit auf Linie HK zeigt

Doch wo liegt das Maximum beim Chlorsilberpapier, auf welches es hier zuerst ankommt?

Hier gibt Ed er die Antwort S. 249, Handbuch der Photo- graphie. IL Aufl , Bd. I. Er verzeichnet das Maximum der Empfindlichkeit für Chlorsilberpapier bei Gegenwart von freiem Silbernitrat auf den Linien HK abfallend langsam nach Roth hin und bei C verschwindend.

Demnach haben Bunsen, Roscoe und ihre Nachfolger mitdem Chlorsilberpapier wesentlich die Lichtstärke des äussersten Violetts bestimmt. Welches Licht wirkt nun aber auf Pflanzen und deren Organe? Das hängt von deren Farbe, d. h. von der

1) S. mein Lehrbuch der Photographie, IV. Aufl., Bd. II, 8. 140.

2) Bor. der D. Chem. Gesellschaft 1874, S. 88. Poggendorff's Annalen 156, S. 31».

220

Exposition und Kntwlckelaog.

Absorptionsfähigkeit ab. Schon Herschel wies nAoh, dass gelbe Georginen blätter am stärksten im blauen, violette da- gegen am stärksten im grünen Licht afficirt werden.

Doch in der Pflanzenwelt haben wir es vorzugsweise mit dem grünen Chlorophyll zu thun; dessen Lichtempfindlichkeit dürfte die erste Rolle spielen.

Chlorophyll ist aber, seiner Absorption entsprechend, am stärksten empfindlich für rothe Strahlen, nicht für violette. Es kann demnach aus der Stärke des violetten Lichtes, welche B unsen und Roscoe mit dem Papierphotometer massen. kein Schluss gezogen werden auf die chemische Wirkung des Tages- lichts resp. Sonnenlichts auf die Pflanzenwelt. Hier müsste als photometrisches Material eine Substanz angewendet werden, welche die Intensität des rothen Antheils des Tages- resp. Sonnenlichts zu messen gestattet.

Exposition und Entwickelung.

Von Josef Schwarz, Oberbergcommissar in Sarajevo, Bosnien.

Häufig werden Fehler bei der Exposition und Entwickelung gemacht; wenn auch der „Stand -Entwickler" einen Theil dieser Fehler ausgleicht, so hängt doch viel von der richtigen Bestimmung der Belichtungszeit uud Entwickelungsart der Negative ab.

Die Energie des Tageslichtes wird im Allgemeinen ab- hängig sein :

1. Von der Höhe der Sonne, welchen Factor ich mit / als Tageszeitfactor benannt habe. Zur Grundlage als Einheit habe ich die Breite von 45 Grad und den wahren Mittag der Tag- und Nachtgleiche angenommen.

2. Von der mehr oder weniger starken Bewölkung des Himmels. Dieser Bewölkungsfactor x wird für ganz reinen Himmel 1 gesetzt.

3. Von der Farbe, bezw. Liebtaussendung und Entfernung des aufzunehmenden Objectes, relative Exposition««.

4. Von der Blendenöffnung des Objectives. Als Grundlage für die einfache Exposition ist die Oeffnung /VI 1,2 2*— 1, b 0 angenommen worden , welche Gründe ich später er- örtern werde.

Die Energie des Entwicklers wird dagegen von der Concentration uud Art desselben abhängen, die als relative Function mit c, cx u s.w. für 40, 90 u. s. w. Cubikcentimeter

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Expoaltion und Entwicklung. 221

der Entwickelungstliissigkeit bezeichnet wird. Sei die zur Ent- wickelang der Platte verwendete Menge des concentrirten Entwicklers in Cubikcentimetern g, gt n. s. w., so wird die

e Ci

absolate Energie der Entwickelungstlussigkeit C— u. s. w. sein. & 3i

Bei gleichem C sind daher zwei verschiedene Entwickler- lösungen gleich stark und liefern gleich dichte Negative, z. B. Normal - Meto I - Hydro chinon - Entwickler wird mit 12 ccm zu 40 com Eotwicklerlösung oder mit 27 ccm zu 90 ccm Entwickler- lösung gemischt.

Erstere Lösung hat c— 1 und wird für 9:12 cm, letztere Lösung hat vx 2l/4 und wird für 13: 18 verwendet; in beiden

Fällen ist -= C,-«C=4- 9 9\ 12 Hydrochinon mit Aetznatron wird mit 24 ccm zu 40 ccm Entwicklerlösung oder mit 54 ccm zu 90 com Entwicklerlösung

c c

gemischt: '=2, q 4,5 wie oben, es ist daher =- 1 1 9 9i

= C = —-. Die Entwickelung dauert dann genau dieselbe

Zeit wie beim ersteren.

Wie zu ersehen ist, kauu man die Energie eines Ent- wicklers bis zu einem gewissen Grade erhöhen , C ist variabel, daher dessen Anwendung minder vortheilhaft.

Als weitere Factoreu bei dem Entwickelungsprocesse werden noch auftreten:

1. Die effective Exposition «= e in Secunden. 2. Die effective Entwickelungszeit t in Minuten. 3. Die Empfindlich- keit der verwendeten Trockenplatten « für 16 Grad Warnerke = 1 gesetzt.

Die Entwickelungsgleichung hat die Form:

0) («, + «JI<, + W--"-y**B:

setzt man ex -|-e0 ~= e und tx +/0 ^ so wird

(2) e*--?^^,

98

c, und ti bedeuten die theoretische Expositions- und Ent- wickelungszeit, c0 und t0 die Energie -Verluste dieser zwei Grössen, welche von den ersteren derart abhängig sind, dass nahezu jede Aufnahme ihre eigene Entwickeluugscurve besitzt, und daher für die Praxis nur annähernde Mittel werthe benutzt

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222

Exposition und Eotwiokeluog

werden können, und um so genauere Werthe liefern, je mehr sich die Coordinaten dem Scheitel der Curve nahem.

Der Charakter zweier Negative, welche im gleichen Ent- wickler hervorgerufen wurden , wird daher um so mehr überein- stimmen, je mehr sich der Ausdruck

nxl2b w' x' V 2b

dem - - nahen.

es e' s'

Diesen Ausdruck

nxl 2b

<3> -es'-'

gesetzt, nenne ich daher die Charakteristik der Negative'* wird er zu klein gewählt, so resultiren flaue, zu gross an- genommen, harte Negative. In der Praxis, besonders bei Moment- und Gewaltaufnahmen, ändert dieses 7 sehr oft seineu numerischen Werth, und in diesem Falle wird eine ganz andere Entwickelungseurve resultiren.

Würde mau t oder C gleich gross behalten, müsste der Charakter der Negative ein vollständig anderer werden. Hier hilft eine, jedoch in engen Grenzen geänderte Entwickelungs- zeit und eine ausgiebige Aenderung in der absoluten Energie des Entwicklers (C) diesem Uebelstande ab siehe weiter unten. Wählt man extreme Werthe derselben, so werden die Energieverluste eQ und t0 gross , und die Entwickelung verläuft in Asymptoten der Curve, die Negative werden flau oder dünn.

Es wird daher ein Negativ um so mehr zu den normalen zu zählen sein, je mehr sich die berechnete der wirklichen Entwicklungszeit nähert. Hierbei ist selbstverständlich, das* der Entwickler keine verzögernden oder beschleunigenden Zu- sätze enthalten darf, und erstere werden bei dieser Art Ent- wickelung nur dann nöthig werden, wenn die Platten von Haus aus schieiern sollten.

Die langsam arbeitenden Entwickler werden ein kleineres 7 als die rasch arbeitenden benöthigen bezw. gestatten, welches unter Umstanden bis 7 120 steigeu kann, ohne dass ein abnormales Negativ hervorgehen sollte

Verbindet man die Formeln 2 und 3, so ergibt sich die Gleichung

(4) ^f 7c fr' oder

(5) f-7C.

Würde man in der Lage sein, die Factoren w und x für jede Aufnahme mit mathematischer Genauigkeit zu

1

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Exposition und Entwickelung.

223

dann würde auch die Berechnung von 7 genau erfolgen und die Entwickelung stets normal verlaufen können.

Alle Expositionsmesser scheitern aber an diesen zwei Factoren oder an der relativ individuellen Angabe der Licht- intensität, so dass die Abschätzung noch heute das sicherste Mittel ist. Durch präcise - Bestimmung der beiden vor- genannten Factoren durch genaue Beobachtung verschiedener Objecto und Bewölkungen lassen sich mit der Zeit diese Ziffern derartig genau festsetzen , dass ein grösserer Irrthum gänzlich ausgeschlossen sein wird.

Es ist leicht zu ersehen, dass sich die factische Expositionszeit bei so vielen diversen Faotoren sehr schwer errathen lässt, oder dass sie ohne Weiteres aus den sogen. Normal - Expositionstabellen entnommen werden kann.

Ist man aber im Felde zum Rechnen angewiesen, dann soll dies von Grund aus geschehen, es wird hierdurch gar nicht mehr Zeit vergeudet, als mit dem Speculiren oder Nach- schlagen und dennoch notwendigem Berechnen.

wird unter Vernachlässigung der localen Intensität, welche auf die Entwickelung keinen besonders störenden Einfluss übt (meine zahlreichen Meeresstrandstudien haben dies bestätigt), für einen Ort, dessen:

geographische Breite 9,

wahre Zeit = : und

Declination der Sonne -= 0 ist,

Wer nach Zonenzeit exponiren will , hat selbstverständlich die Zonenzeit -Differenz und die Zeitgleichung zu berücksichtigen. Zum Beispiel:

Die mittlere Ortszeit in Sarajevo ist um 13' 49" gegen die Zonenzeit voraus.

10 Uhr Zonenzeit ist 10« 13' 49" mittlere Zeit. Am 0. Mai ist pro 1896 die Zeitgleichung:

Mittlere Zeit wahre Zeit 3' 30". 10 Uhr Zonenzeit ist daher 10" 13' 49" + 3' 30" = 10* 17' 19" wahre Zeit.

0e8tlich gelegene Orte addiren, westlich gelegene subtra- hiren die Zonenzeit- Differenz und setzen die Zeitgleichung mit geänderten Vorzeichen hinzu, um die Zonenzeit in wahre Zeit zu verwandoln.

Der Tageszeitfaotor l

aus der Formel

(6) 1 =

berechnet.

cos 7 cos 9 cos 0 sin 9 sin 0

sin 45°

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224

Exposition und EntwJckolung.

Der Bewölkungsf actor x

ist die heikelste Function, bei welcher die meisten Fehler unterlaufen können, indem man nicht die Beleuchtung des aufzunehmenden Objectes ins Auge fasst, sondern die des Standpunktes.

Wie oft ist die Landschaft bewölkt, und der Standpunkt glänzt im Sonnenlicht oder umgekehrt.

Für den Kenner ist es ein Leichtes, die Wolkencontouren zu verfolgen und die richtige Grösse von x zu bestimmen. Combinationen in der Bewölkung sind auch nicht schwer zu machen, so dass auch bei Anfangern ein Misserfolg kaum zu erwarten steht.

Wiederholt habe ich im strömenden Regen unter dem Schirme exponirt und stets normale Negative erhalten.

Das Warten auf schönes Wetter ist nicht Jedermanns Sache und auf Reisen in den meisten Fällen, wie hier zu Lande, sogar unmöglich, wenn man auch Photograph von Beruf ist.

Bewölkung

Ganz heiter, volle Sonne 1

Ganz heiter, Sonne mit lichten Wolken bedeckt (Schatten

sehr dünn) 2

Ganz heiter, Sonne mit schwarzen Wolken bedeckt

(Schatten kaum sichtbar) | 3

Ganze Bewölkung mit lichten Wolken, die Sonne \

schimmert aber durch 3

Ganze Bewölkung mit lichten Wolken, ein Schatten

absolut nicht mehr wahrnehmbar, sogenanntes

normales zerstreutes Licht 4

Theilweiso Bewölkung mit schwarzen Wolken .... 4 Ganz mit schwarzen Wolken bedeckt, die Sonne schimmert

aber durch ,5

Ganz* mit schwarzen Wolken bedeckt, die Sonne schimmert

sehr schwach durch 6

Ganz mit schwarzen Wolken bedeckt, die Sonne schimmert

gar nicht durch 7

Ganz mit schwarzen Wolken bedeckt, die Sonne schimmert

gar nicht durch, die Atmosphäre dunstig ... 8 Ganz mit schwarzen Wolken bedeckt, die Sonne schimmert

gar nicht durch, trübe ohne Regen 9

Ganz mit schwarzen Wolken bedeckt, die Sonne schimmert

gar nicht durch, mit Regen oder Schnee. ... 10

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Exposition und Eotwlokolung.

225

Die relative Exposition n

wurde im Grossen, und Ganzen der Darval' sehen Tabelle entnommen und, soweit meine Praxis reicht, erweitert.

Gegenstand

n

Wolken

Offene Landschaft, panoramische Ansicht

mit grossen Laubmassen ....

Ansicht mit Vordergrund und hellen Gebäuden . . . dunklen ...

grossen Laubmasseii

Lebende Objecto, Portraits und Gruppen im Freien

(nioht im Schlagschatten oder unter Bäumen) . .

Desgleichen im Schlagschatten

unter Dach oder im Zimmer nahe der

Oeffnung

Desgleichen unter Bäumen

Reproductionen in nahezu gleicher Grösse .... Ansichten von Waldpartien oder stark beschatteten

Flussufern

Ansichten von tiefen Schluchten und Höhleneingängen,

in welche die Sonne nicht eindringen kann, ohne

BaumwuGhs

Ansichten von dichten Hochwäldern oder Auen aus

der nächsten Nähe (Einblick in dieselben) . . . Ansichten von dichten Mittel- oder Niederwäldern, wie

vorher

Aufnahmen im Hochwalde selbst

Mittel - oder Niederwalde selbst . . .

Veo 1

1,5 2

3

3 4

15 20 5

10

15

15

20 30 40

Combinationen anderweitiger Objecto lassen sich an- nähernd durch Addition der betreffenden Relationen bestimmen, z. B. Ansicht eines Höhleneinganges im Mittelwalde 15+20 -35.

Blendenöffnung.

Wenn die Belichtungszeit mit der nächstkleineren Blende doppelt so gross zu nehmen ist, wird, wenn b die Nummer der Blende in der Bichtung zur kleineren gezählt, bedeutet, 26 die Exposition mit der verwendeten Blende bedeuten. Für 6 0, d. h. für das freie Objectiv wird dann 1 als Grundlage zu nehmen sein.

15

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226 Exposition und Kntwlokolung.

Verschiedene Objective werden bald eine Erhöhung, bald eine Verkleinerung des Exponenten b erheischen, was iu specielleu Fällen berücksichtigt werden muss, und auch vor der Gebrauchnahme ganz genau berechnet werden kann.

Meine Objective besitzen drei Varianten 2b~ *, 2b und

Lichtstarke Objective werden sogar noch geringere Ex- ponenten, z. B. 26~ * erheischen, was namentlich bei Portrait - objectiven vorkommen kann. Die meisten Objective sind nach den auf- und absteigenden Blendenöffnungen 016 construirt. wiewohl es am Platze wäre, die Vereinbarungen des Pariser Congresses von 1889, d. h. 010 als Grundlage zu nehmen und die hierfür nothwendige Belichtung 1 zu setzen; es wäre dann:

05 - 07,1 -

mo =

0 14,35 = 020 -

Mit Rücksicht auf die bestehenden Verhältnisse habe ich mich entschlossen, diese Grundlage ein wenig zu verschieben und die Blendenöffnung 030 mit achtfacher Exposition zur Grundlage zu nehmen, wodurch zwischen beiden Blenden- systemen ein Mittelweg resultirt, und die Constanten der Entwickler weder für die englischen noch französischen Systeme eine wesentliche Aenderung erleiden. Eine Fehlplatte wird hierdurch auf keinen Fall erzeugt.

Hiernach ist die Exposition bei

05,3 2~a 1/4 gegen 05,65 des engl, und 05 des franz.

f/7,5 =2-i - m r * 07,07

/•/10.6-20 - l f(\\;s r r 010

015 -2* - 2 016 014,1 r

021,2 =22 - 4 022,6 M n 020 r

030 -2* =8 032 028,3

«42,5-2« -16 045,2 n n f/40 , .

060 - - 32 064 056,5 . w

Man wird sodann, wenn man genau vorgehen will, beim englischen Systeme 10 Proc. der Exposition zuzuschlagen, beim französischen 10 Proc. abzuziehen haben, um die genaue Zeit zu erhalten. Bei anderen Systemen wird mit der Grundlage

2-2

2-i

1

2'

2

4

2s

8

2*

16

2*

3i u. s w.

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Exposition und Entwiokelung. 227

f;30 einfach die zu benutzende Blende verglichen, was be- sonders mit Zuhilfenahme des Rechenschiebers äusserst schnell und sicher zu bewerkstelligen ist, z. B. f/25 2b ? x.

«Infache Zahl 1 ? Z (

Quadrat -Zahl ) g 30 V

X 5,55-

Der Vorgang bei der Festsetzung des Factors 2 6 =-? ist nun folgender:

Das zu untersuchende Objectiv habe fünf Blenden, wovon die kleinste die Oeffnung f\AZ hat, es muss daher 2* 1 = 16 sein, d.h. 25 16.

Ein anderes Objectiv habe nur vier Blenden, und die kleinste die Oeffnung /"/60, es muss daher 2*+i 32 sein, d.h. 2*4-1—32. Erstens gehört unter die lichtstarken, letzteres unter die liohtschwachen (Weitwinkel -)Objective.

Mittelstarke Objective mit vier Blenden, wo die kleinste Blende die Oeffnung f/42 besitzt, werden die Formel haben:

2* —16, cL h. 2* -16.

Aus zahlreichen Versuchen mit verschiedenen Entwicklern habe ich die vorteilhafteste Grösse für 7 zwischen 12 und 24 gefunden. Für langsam arbeitende, wie Hydrochinon und Glycin, mit einer Entwickelungszeit t 4' bis 5'; 7 12 bis 20. Für rascher arbeitende, wie Amidol, Paraamidophenol für * 3'; 7 18. Für rasch arbeitende, wie Metol und seine Mischungen für t «= 2' ; 7 24. Bei verstärkten kann man mit 7 um die Hälfte bei gleicher Entwickelungszeit höher gehen.

Wählt man kaustische Alkalien, so kann man unbeschadet des Charakters auf die Hälfte der obigen Entwickelungszeit t herunter gehen.

Was schliesslich die Grösse s, die Empfindlichkeit der Trockenplatten, anbelangt, deren Bestimmung ich weiter unten auseinandersetzen werde, so gebe ich eine Uebersicht der von mir im Laufe der Jahre durehprobirteu hier an:

Für eino Pluttcnsorte von 8 =

25° Wamerke

8

220

4,1

20»

3.0

19° .

2,4

15*

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228

Exposition und Entwicklung.

Da ich ausschliesslich mit rapiden Eutwicklern arbeite, nehme ich grundsätzlich 7 = 24 an, nur wenn die Platten kräuseln sollten , gehe ich auf 7 18 bis 7 = 12 herunter.

Aus Formel (2) resultirt:

(7) e - ^L21±

gts

und in Verbindung mit Formel (3)

(8) e =

7*

Da ich mit gewöhnlicher Taschenuhr exponire, und diese fünf Schläge per Seounde macht, die Zählung rascher Tempi nur in geraden Zahlen, am besten zu 4, erfolgen kann, exponire ich bei kurzen Zeiten mit Ve"« bei längeren in Al6" und runde stets ab , wobei ich jedoch vor der Entwickelung das 7 neuer- dings herausrechne, um einen etwaigen Expositionsfehler noch unschädlich zu machen.

(9) f _ Ü*L*

' es

Um im Felde rasch arbeiten zu können, berechne ich die Expositionszeit für die zu exponirenden Platten bis auf die Factoren nxl im Vorhinein, schreibe das Resultat sowohl ins Expositionsbuch als auch auf die Plattenschachteln, wie folgt:

„Columbus" s 9, 7 = 24 (kleinste Blende f/45 16). es wird daher die Expositionszeit in Tempi für die kleinste Blende

nxl 16 X 5 nxl t "24 X 9X4 IT' Beispiel Nr. 228. Aufnahme der Sooglien von Trappana vom Dampfschiffe aus mit Stativapparat 13 : 18, Bistigmat /'/4ö 16 am 9. August 1896 um Uhr Vormittags, x 1:

n 2; f = 0,9; s«=9; c - Vö"- I>ie Entwickelung erfolgte mit wiederholt gebrauchtem und dann mit 4 cem frischem Entwickler verstärkt, von c => 1 , für 9: 12 Platten, g 30 (circa) ;

2XO<0,9XJ6_ ir T~ 0,2X9 Nach Formel (4) ist nun

gt fc, hieraus t = 1,2'.

Die effeotive Entwickelungszeit hat jedoch laV betragen, woraus der Einfluss des alten Entwicklers als Verzögerers besten zu ersehen ist.

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Exposition und Kntwlckelung.

221)

Nr. 107. Der Stollen auf Manganerze im Walde Klade bei Cevljanovid in der Nähe von Sarajevo am 17. März 1896 um V4 11 Uhr Vormittags mit Nys-Platte »-3,8; n= 15; l 2,1'; x ~ 1 ; e 2,4" ; f 4' ; g 36 com alten Entwicklers ; c 3 ;

T"~ ^X^16"29'' ^-^-29X3-87 gegen 36X4—144; sehr dichtes Negativ.

Um an Entwickler zu sparen, habe ich den Energie - vertust einer Platte durch Versuche ermittelt und denselben zu Vi gefunden.

Wenn um diesen Betrag das 7 der nach einander folgenden Platten fällt, kann man unbeschadet des Charakters, diese nach einauder in demselben Entwickler hervorrufen. Mehr als drei Platten sind jedoch nur nach ausgiebiger Verstärkung zu- lässig, und auch hier ist dann bei einer gewissen Zahl (6 bis 8) die Grenze gesetzt.

Als 8pecielle Anwendung der Expositionsformel erübrigt die Moment -Blitzlicht- und Interieur -Aufnahme.

1. Momentaufnahmen.

Die Objective der Detectiv- Cameras werden selten einer grundsätzlichen Blendenöffnung entsprechen, so dass hier empfohlen wird, geradenweges auf den Factor 7 loszusteuern, nachdem man vorher genau die Geschwindigkeit des Moment- verschlusses und die Öbjectivöffnung ermittelt hat.

Wenn man mit p diese Grössen bezeichnet, erhält man (10) C T-^>

8

nach der die Bestimmung des zu verwendenden Quantums unverdünnten Entwicklers vorzunehmen ist.

Es muss im Voraus gewarnt werden, die Entwickelungszeit um mehr als die Hälfte grösser anzunehmen, denn die Con- stanten der Entwickler sind für diese abnormen Grössen nicht mehr eigentlich richtig.

Ein Beispiel wird den Vorgang am besten erläutern : Hand- camera mit Periskop 9 : 12 cm ; e Veo"; 2* 1,67 (f/13,5);

p-129 rund 130. T - Beispiel hierfür: Nr. 960.

Grand Hotel in Sarajevo am 11. Juni 1896 um 3 Uhr Nach- mittags mit Platte s 4,8; x— 1; /— 1; n 3; 7

13°^ 4^ ^ ^ 1 ""81 ; gt -\c 40 ccm. Normalentwickler

230 Exposition and Entwicklung.

81 X 1

verwendet, daher t~ j^-«=2l02,l de facto wurde 2il%' ent- wickelt. 4U

2. Blitzlichtaufnahmen.

Sei p das verwendete Blitzpulver in Grammen, d die Ent- fernung der Blitzlichtquelle vom Objective in Metern, i die Gesammt-Intensität eines Grammes Blitzpulver in Normalkerzen in der Entfernung eines Meters, und I die Intensität des Sonnen- lichtes bei x 1 ebenfalls in Normalkerzen bei d = 1 m, v die Verbrennungsgeschwiudigkeit des Blitzpulvers in Secunden, so wird die Expositionszeit in voller Sonne bei x / Isein :

au

Aus der Formel (2) wird aber

n2*cd2I

(12) gtarl±J.[l\

Vp 8 l

Setzt man den gewöhnlich als constant zu betrachtenden

Ausdruck A, weil meist nur mit einer einzigen Blende

und demselben Blitzpulver gearbeitet wird, so geht diese Formel über in

(13) gt~- -.

So lange über die Werthe v und i keine genauen Angaben existiren werden, wird man nur auf die Versuche behufs Fest- setzung der Constante A angewiesen sein.

Wählt man Blitzpulver, bestehend aus 1 Theil Magnesium,

iV'a Theilen hypermangansaurem Kali, so wird 4 400 für //21,2 betragen.

Verbindet man die Formelu (4) und (13), so wird

Ad*

(14)

' ps

woraus

lo) p - -

7 s

resultirt.

Das Quantum Blitzpulver hängt daher im geraden Ver- hältnisse von der Objectivöffnung, von seiner relativen Inten- sität gegenüber dem Sonnenlichte, vom <|uadratischen Ver- hältnisse der Entfernung des aufzunehmenden Objectivs, dagegen

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Exposition und Entwickeluug.

281

vom umgekehrten Verhältnisse der Charakteristik des zu erzeugenden Negativs und von der Empfindlichkeit der Trockenplatte ab. Bei x 1 und 1=1 ist I 14285, v Vsö" ^r /721,2; 4, und für die obige Mischung durfte / 50000 betragen, so dass der theoretische Werth von A

iT w2-^uSr 86, wenn n = 3 gesetzt wird, betragen dürfte.

26 X oOUUU

Es wird daher zur Aufnahme nur etwa der vierte Theil des Lichtes verwendet

Hat man bei Portraitaufnahmen eine fixe Distanz bestimmt, danu lässt sich das Quantum Blitzpulver bei einer gewissen Plattensorte ebenso voraus bestimmen, wie bei einer anderen Exposition.

Wegen Ersparniss an Blitzpulver und Vermeidung von viel Kauch wird man in der Regel 7 nicht unter 50 wählen und hiernach das Quantum des Entwicklers lieber höher bemessen.

In meinem Atelier arbeite ich mit d = 1,4 m, wobei d* 2 (nahezu) wird, und nehme gewöhnlich 2 g Blitzpulver zur Auf- nahme; es wird dann

= 400 X 2 400

T 2 X s s '

Für Plattensorten s 9 wird 7 = 44,4, woraus # 7 c,, 400 2 2^

y ~ <T X V ' - 50 ccm für 13 : 18-Platten, und 90 ccm

Entwickler folgt.

Beispiel mit dieser Plattensorte. Nr. 238. Portrait mit Dämpfer am 29. August 1896 Abends, p 2 g; f/22; d <= 1,4 m; 8 9; daher 7 44,4; die Entwickelung wurde mit 40 ccm frischem Metolhydrochinon c, 2\/4 und mit dem Reste zu 90 ccm altem, normalen in 2 Minuten beendet.

3. Interieur- Aufnahmen.

Bezeichnet man mit F die aufzunehmende Fläche, mit/* die Fläche der Lichtöffnungen in Quadratmetern , mit h die horizontale Entfernung beider von einander in Metern, so werden sich die Expositionszeiten verhalten, wie die Flächen e : e' f : F, wenn el die für F nöthige Expositionszeit in Secunden bei gleichem Lichtquantum bedeutet. Weil sich aber die Licht -Intensitäten umgekehrt wie die Quadrate der Er- lernungen der belichteten Objective oder in geradem Verhältnisse wie die Expositionszeiten verhalten, wird die für die Entfernung h der aufzunehmenden Wand nöthige Exposition e2 : el h* : 1 sich verhalten müssen.

232

Exposition und Kntwickelung.

Verbindet man beide Gleichungen, so erhält man

(lb) ea - 1 - = ^ .

Sind die Lichtöffnungen mit Doppelfenstern versehen, so ist die Exposition um den vierten Theil zu erhöhen, weil im grossen Ganzen der hierdurch bedingte Lichtverlust beiläufig so viel beträgt. Behufs Abkürzung der Exposition wird man in der Regel trachten, bei offenen Lichtöffnungen die Aufnahme zu machen, doch sind die Fenster nicht immer zum Oeffnen eingerichtet. Zu diesem Behufe habe ich die Reduction der geschlossenen auf den freien Raum vorgenommen ; es seien die doppeltverglasten Oeffnungen mit q Quadratmetern bezeichnet,

4a

so werden diese einem offenen Räume von - entsprechen,

o

die gesammten freien Lichtöffnungen werden daher mit /*, «= Ö^A? zu bezeichnen sein, wodurch die Formel (16) in

ubergeht.

Wiewohl diese Formeln nicht streng genommen richtig sind, werden sie in solchen Räumen, deren Lage durch zu schmale Gassen nicht beengt ist, immerhin gute Dienste leisten.

Sind die Gassen mindestens so breit als die gegenüber- liegenden Objecto hoch sind, dann kann auch im Erdgeschosse diese Formel angewendet werden.

Bei Eckzimmern, welche von zwei Seiten das Licht empfangen, und wenn beide Wände aufzunehmen sind, muss die Hälfte derjenigen Lichtöffnungen hinzuaddirt werden, deren Lichtstrahlen mit der Objectivachse den stumpfesten Winkel einschliessen.

Ist die Objectivachse gegen beide nahezu gleich gestellt 45 Grad, dann betrachte man alle Lichtöffnungen abwechselnd als in einer Wand bestehend, und dividire die zwei berechneten Expositionszeiten durch 2.

Wenn im Verhältnisse zur Tiefe des Locales wenig Oeff- nungen vorhanden sind, müssen alle den Eintritt des Lichtes behindernden Vorrichtungen, als Rouleaux, Gardinen, Fenster- rahmen u. s. w. von der freien Oeffnung abgerechnet werden.

Bei Reproduotionen im Zimmer kann man sich dieser Formel ebenfalls mit Vortheil bedienen.

Sollen jedoch die Wände, in denen die Lichtöffnungen selbst angebracht sind, aufgenommen werden, dann kann man

Exposition und Entwickohl n ff.

233

nur das von den gegenüberliegenden Wänden refleetirte Licht benutzen.

Lichte aotinische Farben benöthigen doppelte dunkle Wände und drei- oder mehrfache Expositionszeit Wird der Reflexionsfactor mit <J> benannt, dann geht die Formel (17) über in

(18) ^-49+"5?'

Da hier meistens die Solarisation der Lüohtöffnungen ein- tritt, ist die Verwendung von Verzögerern geboten.

Die Exposition von Interieurs unter Zuhilfenahme des Scalenphotometers wird weiter unten auseinandergesetzt.

Beispiele. Nr. 239. Mein Laboratorium bei offenem Fenster am 30. August 1896. Ein Fenster 1,2 im rechten Winkel gegen die optische Achse. Eigene Platte Nr. 46 ««=2,65; x-3;n-3um lU 3 ühr Nachmittags; l =- 1. Die Entfernung des äussersten Punktes vom Fenster /t 2,5; -P 2,5X3

= 7,5 qm ; e - 3*|***- ; Blende fjU ; 2* - 1 6 ; e - 2,36";

e2,^J,36X7;5X6A5;^18^3,5)< ^

wurde nach beiläufiger Rechnung mit 105" und mit 32 ccm Entwickler von cx «= 1,4, in zwei Minuten entwickelt, e? wäre daher gt yc; 32 X 2 1,4 7; 7 = 46, daher normal; weil sich nahezu 185 : 105 = 46 : 24 verhält.

Ehe ich zur Aufzählung der verschiedenen, von mir durch- probirten Entwickler -Reoepte übergehe, kann ich nicht umhin, auf die Verwirrung aufmerksam zu machen, welche durch die Verwendung verschieden concentrirter Alkalienlösungen ver- ursacht wird.

Theils durch Versuche, theils durch Berechnung habe ich gefunden, dass7,5g Pottasche äquivalent 4 g Aetznatron sind, wobei die Constante des Entwicklers um die Hälfte kleiner ist, als die der Pottasche, beziehungsweise die Entwickelungszeit nur die Hälfte der mit Pottasche angesetzten Entwickler beträgt.

Da eine 25proc. Pottaschenlösung als eine mittlere Con- centration gelten dürfte, habe ich als allgemeine Grundlage folgende zwei Alkalilösungen in Verwendung, wovon gleiche Theile als gegenseitiger Ersatz dienen können.

I. f Wasser 300 ccm,

\ Pottasche 75 g.

II. i Wasser 300 ccm,

\ Aetznatron 40 g.

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234 Exposition und Kntwlckelung.

Sodalösungen verwende ich grundsätzlich nicht, sowie auch die Pyrogalluss&ure und der Oxalatentwickler aus mehrfachen Gründen von mir verworfen wurden.

II y d roch ino neu t wickle r.

| Heisses Wasser . . . 400 ccm, Lösung A. ! neutr. Natriumsulfit 36 g,

l Hydrochinon .... 1 1

/ Lösung A . . 2 Theile W 4'f 19. \ Alkalilösung . 1 Theil } V 2' \ T ~ 1 * »

für 9 : 12-Platten c =- 4; C 2; g 12 ccm, auf 40 ccm auf- füllen; für 13: 18-Platten cx 9; <y 4,5: g 27 ccm, auf 90 ccm auffüllen.

Glycinentwickler.

(Heisses Wasser . . . 100 ccm, neutr. Natriumsulfit . . 12 g, Losung a. | Qlycin 4 ^

l Pottaschenlösung ... 6 ccm,

f Lösung A . . . 5 Theile \ , _ y i 18 bis \ Pottaschenlösung 4 (r"~J'T=,\ 24;

für 9: 12-Platten c = 2; ^ 9 ccm, auf 40 ccm auffüllen; für 13 : 18-Platten c = 4,5; g 22 ccm, auf 90 ccm auffüllen. Die Aetznatronlösung beschleunigt die Entwickelung nicht.

M et ol hydrochinon- Entwickler.

j Heisses Wasser .... 300 ccm,

t A j Metol 2 g,

Lo8UDgA-| neutr. Natriumsulfit . . 30

l Hydrochinon .... 4

/ Lösung A . . 3 Theile \ t « 2' / v 9A

\ Alkalilösung . 1 Theil ff - 1' l 7 für 9: 12-Platten c 1 ; c' = 0,5; #-=12 ccm, auf 40 ccm auffüllen ; für 13:18 -Platten c4 = 2,26; c,' 1,125; g = 27 ccm, auf 90 ccm auffüllen.

In ähnlicher Weise, wie oben ausgeführt ist, lassen sich die Expositionszeit und Entwicklungszeit bei künstlichem Lichte auseinandersetzen

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Betrachtungen Uber die bestehenden Blendensysteme.

235

Betrachtungen Uber die bestehenden Blendensysteme.

Von Th. J. Placzek in Stuttgart.

Gegenwärtig gibt es drei verschiedene Blendensysteme, welche aber den Nachtheil haben, dass die Yergleichung der- selben unter einander sich etwas schwierig gestaltet und immer einiges Rechnen erfordert Wenn man aber folgende Methode anwendet, so ist die Sache nicht so schwer.

In Nachstehendem führe ich die verschiedenen Systeme an.

I Nach dem Pariser Congress1).

Bei diesem System wurde als Einheit eine Blende mit der OefTnung fj\0 angenommen und mit 1 bezeichnet. Blonden, welche grösser sind als fj 10, werden durch Bruche bezeichnet

Diese Blendennummern entsprechen unmittelbar der Be- lichtungszeit, so dass z. B. Blende Nr. 4 auch eine viermal längere Belichtungszeit erfordert als Blende Nr. 1. Um die Blendennummern bei Objeotiven nach dem Pariser Congress zu bestimmen, erhebt man die relative OefTnung aufs Quadrat und dividirt durch 100, z. B Blende /717,6 = 17, ö2— 306,25; 306,25:100 3,0625 oder rund 3 als Blendennummer.

Um aber umgekehrt aus den Blendennummern die relative OefTnung zu berechnen, multiplicirt man die Blendennummer mit 100 und zieht aus dem Product die Quadratwurzel aus. Die gefundene Zahl bezeichnet die gesuchte relative OefTnung.

2

Z. B. Blende Nr 4 4 100 400, j/4ÖÖ = 20, d. h. der Durch- messer der Blende ist Vso der Brennweite oder //20.

Den Beschlüssen des Pariser Congresses sind beigetreten die Franzosen, die Schweizer und Steinheil in München.

II. Dallmeyer-Stolze-System. Als Einheit gilt die relative OefTnung /?3,16 (entstanden

aus =- g— V Diese Blende wird mit 1 bezeichnet.

' yio/

Um die Blendennummern zu bestimmen, erhebt man die relative OefTnung aufs Quadrat und dividirt durch 10; der Quotient gibt die Blendennummer an. Welche Nummer würde z. B. die Blende fj'dl nach dem Dallmeyer-Stolze-System tragen? /731 —31* 961 : 10 96,1 , also Nr. 96.

Um aber wieder umgekehrt aus den Blendennummern die relative OefTnung zu bestimmen, multiplicirt man die Blenden-

1) E der 's Handbuch, Bd. I, S. 195.

23(i Betrachtungen ttbor die bestehenden Blendensystome.

mimmer mit 10 und sucht aus dem Product die Quadratwurzel,

g _

z. B. Blende Nr. 96; 96X10 960; 1/960 31 oder /*/31.

Auch bei diesem System geben die Blendennummern zu- gleich die Belichtungszeit an, so dass z. B. die Blende Nr. 96 einer 96 mal längeren Belichtungszeit bedarf als Nr. 1.

Dem englischen System gehören an die Engländer und die Firmen Voigtländer und Goerz.

III. Zeiss-System.

Zeiss bezeichnet seine Blenden nach der Helligkeit. Es geben daher die Blendennummern nicht direct die Belichtungs- zeit an, z. B. Blende Nr. 4 ist viermal grösser als Blende Nr. 1; die Belichtungszeit ist daher verkehrt proportional der Hellig- keit. Als Helligkeitseinheit wird eine Blende, deren Oeffnung fl \00 ist, als Nr. 1 bezeichnet.

Um auch nach diesem System die Blendennummer zu be- stimmen, wird das Quadrat der Helligkeitseinheit (/,/100a«=10000) durch das Quadrat der relativen Oeffnung dividirt; der Quotient gibt die Blendennummer an , z. B. /750 10000 : 2500 (502) 4 als Blendennummer.

Um aus den Blendennummern die relative Oeffnung zu finden, muss man aus den Blendennummern die Quadratwurzel ziehen; durch die erhaltene Zahl wird 100 dividirt, und der

2

Quotieut gibt die relative Oeffnuug an, z. B. Nr. 4 j/4=2: 100:2 50 oder fjbO.

Dieses System benutzt nur Zeiss in Jena.

Um mich über Obiges kurz zu fassen, lasse ich die Formeln folgen:

I. Pariser Congress.

2

Relative Oeffnung (d) y Blendennummer X 100, Hlendennummer d1 : 100.

II. Dallmeyer-Stolze.

2

Relative Oeffnung (d) yBlendennummer X 10, Blendenuummor = d2: 10.

III. Zeiss.

2

Relative Oeffnung (d) 100 : ^Blendeunummer, Blendennummer 10000 : d'2.

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Betrachtungen über die bestehenden Blendensyaterae. 237

Tabelle.

Relative Blendenöffnung,

ausgedrückt in Bruohtheilen des Focus

Pariser Congress

Blende n-

Dallmey er- Stolse

Blendon-

Z0iS8

/73,16

m m m

/76,3

m m

fHO

fl\2 /•/12,5

flu

/714,4

/*/15,6

/•/17,5

/7I8

/■/20

/721,9

/722,5

//2Ö

/731

/732

//36

f/43,8

/750

fin

/787,6

//100

V.0 »/• ll* Vs 4/,o

8/,o

1, ~ 1,06 1,2

1,5

1,56

2, - 2,07 2,4 3- 3,24 4,- 4,8

5- 6,25 9,6

10-

13-

19,2

25,-

38,4

49,- 50,4 76,7 100-

1,6

2,5 3,6

4,- 4,9

6,- 6,4 8,1 10- 10,6 12,- 14,4 16,6 19,6 20,7 24,- 30,6 32,4 40 48,- 50,6 62,5 96,- 102,4 130,—

Iva,

250 384,- 490,— 504,— 768,— 1000-

1002 625,- 400 278,— 256,- 204,— 169- 156- 128,— 100,— 96,— 83 69.— 64,- 51- 48,- 42,- 32,6 32,— 25- 20,9 19,7

16,- 10,4

9,7 8,—

5,2

4,-

2,6

2,04

»>

1,3 1,-

238 Comblnlrte OoldpUtlntonung ftlr Matt-Celloldinpmplere.

Ist die Blendennummer nach einem System bekannt, und will man dieselbe Blende nach einem anderen System be- rechnen, so braucht man nur nach obigen Formeln aus der Blendennummer des bekannten Systems die relative Oeüoung zu suchen und daraus dann die Blendennummer des anderen Systems zu berechnen.

Nach diesen meinen Formeln habe ich vorstehende kleine Tabelle berechnet, deren Gebrauch sich von selbst erklärt Hierzu möchte ich nur noch bemerken, dass die fettgedruckten Blendennummern aller drei Systeme die gebräuchlichsten Blenden repräsentiren.

Eine comblnlrte Goldulatintonung für Matt- CelloYdinpapiere.

Von Prof. A. Lainor.

Bei der Platintonung von Matt-Celloldiupapieren ergeben sich häufig, statt rein schwarzer Töne, verschiedene Ton abstufungeu. Ich bemühte mich, die Ursachen dieser Unregel- mässigkeiten in der Platintonung zu erforschen, um mit grösserer Sicherheit bestimmte Farbentöne zu erlangen; ich fand dabei ein combinirtes Gold- und Platintonungs -Verfahren, welches sehr verlässliche Resultate gibt; auch ist es damit möglich, einen eigenartig grauschwarzen Farbe nton zu erzielen, welcher eine aussergewöhnliche Klarheit der Zeichnung nebst sehr schönen Weissen zur Folge hat.

Die in Folgendem beschriebene combinirte Gold- und Platin- tonung hat zum Ausgangspunkte 1. die heute zumeist ver- wendete (Joldtonung mit essigsaurem Natron und Boraxgold- tonbad und dem Platinbade mit Phosphorsäure, 2. die im Principe von Rhenanus mitgetheilte und von mir weiter aus- gearbeitete Methode mit vorhergehender Platintonung und nachfolgendem Rhodangoldbade Wichtig ist die Beachtung der maassgebenden Details während der Hauptoperationen.

Der Process besteht aus fünf Hauptoperationen:

1. Die kräftig copirteu Bilder werden zehn, höchstens 15 Minuten lang gewässert.

Ein zu langes Auswässern, Behandlung mit heissem Wasser. Zusatz von Kochsalz oder Salzsäure zum Wasch- wasser verhindert eiue direct nachfolgende Platintonung voll- ständig; untorlässt man das Auswässern der Copien, so geht die Tonung im Platintonbado ohne vorhergehende Goldtonung

-

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Combiolrte Ooldplatintooung für Matt- Celloldlnpaplere. 239

gut vor Bich, und man erhält nach dem Fixiren brauchbare sepiabraune Töne, die im Klärungsbade in schwarze Töne übergeführt werden können. Ein Uebelstand ist die rasch ein- tretende Trübung des Platinbades.

2. Die ausgewässerten Copien werden im Gold- bade einige Secunden lang getont, bis der rothe Ton in einen braunen übergegangen ist.

Vorrathslösungen.

A. Essigsaures Natron, krystall. . . 10g.

Borax 10

Wasser 1000 ccm.

B. Goldchlorid lg,

Wasser 100 ccm.

Vor dem Gebrauche mischt man 100 ccm A und 2 ccm H.

Wie aus Punkt 1 ersichtlich ist, kann diese Goldtonung eventuell wegbleiben, doch ist sie nicht ohne Einfluss auf die Klarheit des Endtones und ist besonders dann erforderlich, wenn die schönen grausohwarzen Töne gewünscht werden, da im Klärungsbade ein rascheres und vollständigeres Zurückgehen der bräunlichen Farbentöne stattfindet. Sind bräunlichschwarze Töne erwünscht, so kann die Copie nach kurzem Abspülen mit Wasser direct in das Platintonbad gebracht werden.

3. Die Copien werden einzeln in das Platin- tonbad gebracht und bis zum Eintreten des dunkel- violetten bis blauschwarzen Tones getont.

Das Platintonbad kann wie folgt angesetzt werden:

Wasser 100 ccm,

Phosphorsäure 2

Kaliumplatinchlorür (1:10) .... 2

Geht der braune Farbeuton der Copien nicht rasch in Violett über, so ist das Bad durch ein neues zu ersetzen und die Tasse vorher sehr gründlich zu reinigen. Ein Zusatz frischen Platin- bades zu einem etwa durch Spuren von Fixirnatron verdorbeuen Platintonbade ist zwecklos. In einem solchen Tonbade gehen die Farbentöne über ein Rothviolett nicht hinaus; im nach- folgenden Fixirbade werden solche Copien rothbraun und im Klärungsbade blau bis blauviolett. Im frischen Platinbad geht der Ton sehr rasch in Violett bis Blauschwarz über; Copien von dünnen Negativen werden schliesslich grau, während Copien von kräftigen Negativen eine sehr intensive Schwärzung annehmen. Nachdem sowohl die Dichte der Negative als auch

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240 Combidirto Goldplatintonung für Matt-CelloYdinpaplere.

die Dauer der Tönungen im Gold- und im Platin bade den Endton beeinflussen, so ist es schwer, die Tonung so zu leiten, dass die Copien schliesslich Übereinstimmende Platintöne zeigen, und bewährt sich infolge dessen das Klärungsbad (5) in seiner ausgleichenden Wirkung vortrefflich.

4. Nach der Platintonung werden die Copien gewaschen« sodann im Fixirbade 1:10, welches per Liter 10g Natriumsulfit enthält, fixirt.

Das Fixirbad ist stets zu erneuern und sollen auch nicht grosse Partien Bilder in ein und demselben Bade fixirt werden. Das Fixiren ist in fünf Minuten beendet, wenn die Copien in entsprechender Bewegung erhalten bleiben.

Nach dem Fixiren werden die Copien innerhalb 20 Minuten bei vier- bis fünfmaligem Wasserwechsel gewaschen und bei befriedigendem Endton sofort aufcachirt.

Soll der Farbenton geändert werden, so genügt ein drei- maliger Wasserwechsel innerhalb fünf Minuten , sodann kommen die Copien eventuell in grösseren Partien in das Klärungsbad.

6. Das Klärungsbad wird wie folgt hergestellt:

Wasser 1000 ccm,

Rhodanammonium 100 g,

Goldchloridkalium (1 : 100) ... . 20 ccm.

Das Klärungsbad ist wiederholt verwendbar, nur muss es durch Filtration stets klar erhalten bleiben. Ein conoentrirtes Klärungsbad wird wie folgt hergestellt:

Rhodanammonium * 100 g,

Wasser 100 ccm,

Goldrhodanür- Lösung1) 20

Das Klärungsbad bewirkt einen gl ei chm ässigen Farbenton derCopien und bestimmt nach der Dauer der Einwirkung (b bis 15 Minuten) die Farbennuance des Endtones.

Zu meinen Versuchen verwendete ich Vindobona-Matt- Celloidinpapier, welches mir zu meinen Studien bereitwilligst zur Verfügung gestellt wurde.

1) Phot. Corresp. 1896, December- Heft . A. Lainer, MitthellnoRen über dai Blantonbad.

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Ueber Chromolithographie and Dreifarbendruck. 24 1

lieber Chromolithographie und Dreifarbendruck.

Von E. Nister in Nürnberg.

Es ist eine eigentümliche Erscheinung, dass die Chromo- lithographie, welche im Farbendruck lange eine ausschliesslich dominirende Stellung einnahm, an den neuen, photographischen Verfahren und speciell an dem Dreifarbendrucke seither so geringen Antheil genommen hat. Die Gründe dafür sind ver- schiedener Art, Abgesehen davon, dass die Chromolithographie mit ihrem geschulten Personal und ihrer ausgebildeten Technik, selbst bei einer viel grösseren Anzahl von Farbenplatten, leicht den Wettbewerb mit dem Dreifarbendruck in seinen Anfangen aushalten konnte, mag auch anderseits der Umstand, dass die wenigsten grossen Anstalten photographische Ateliers hatten, abgeschreckt haben.

Die Firma E. N ist er in Nürnberg arbeitete ein Verfahren zur mechanischen Herstellung von Drucken in drei und mehr Farben (patentirt im In- und Auslände, D. R.-P. Nr. 87814) aus, welches in Folgendem besteht:

Der Zweck des Verfahrens ist, die vielen farbigen Platten einer bestehenden vielfarbigen Chromographie für den Druck auf wenige Farbplatten zu reduciren, hezw. auf mechanischem Wege aus vielen farbigen Platten einige wenige Platten zu entwickeln, ohne dass das ßild an Farbenumfang verliert.

Die Erfindung ermöglicht ohne Weiteres mit absoluter Sicherheit eine beispielsweise vierzehn farbige Chromolithographie iu einen Dreifarbendruck umzuwandeln. Der Vorgang ist ein rein mechanischer und bleibt in den Händen des Lithographen und Druckers; derselbe ist gewissermassen mit einer Rechnung zu vergleichen, welche stimmen muss, wenn sie richtig gemacht ist. Die von dem Lithographen in viele Farbentheile zerlegte Arbeit wird nämlich hier gruppenweise summirt, und es muss die Summe des Ganzen das gleiche Ergebuiss aufweisen, wie die Gesammtsumme der einzelneu Platten.

Der Lithograph zerlegt deshalb seine Farben in so viele einzelne Theile, weil das menschliche Auge bis heute noch nicht im Stande ist, mit den drei Grundfarben ein fein gestimmtes Bild zu erzielen. Er braucht neben einigen Abstufungen in Gelb, Roth und Blau auch solche in Grau, Grün, Braun, Schwarz u. s. w. So ist ihm die Möglichkeit geboten, etwaige Fehler wieder in den nachfolgenden Farben zu verbessern, und die Zeichnung zu vollenden und abzutönen, bis die Re- production dem Originalbilde vollkommen entspricht. Hier setzt nun das neue Verfahren ein, um die aus vielen Farben-

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lieber Chromolithographie und Dreifarbendruck.

platten bestehende Arbeit zu einer solchen mit wenigen Farben- platten umzubilden, und so die Druckarbeit unter allen Um- standen sehr bedeutend zu reduciren.

Die Zusammenziehung der vielen Farbenplatten auf wenige Platten geschieht auf dem Wege des Druckens durch Her- stellung der sogenannten Combinationsblätter. Diese dienen dazu, je eine der drei Grundfarben Gelb, Roth und Blau auf- zunehmen, indem die einzelnen Faib platten der Lithographie nach ihrem Farbantheil au einer, zwei oder allen drei Grund- farben auf ein, zwei oder alle drei Combinationsblätter auf- gedruckt werden. Um nicht irre zu führen wird bemerkt, dass unter dem Worte „Combinationsblätter" zunächst nur drei Blätter weisses Papier zu verstehen sind, auf denen je eine der drei Grundfarben aus den vielen Farben der bestehenden vielfarbigen Lithographie dadurch combinirt wird, dass die betreffenden Farbenplatten in schwarzen bis hellgrauen Töneu. je nach dem Helligkeitswerthe der betreffenden Grundfarbe, über einander gedruckt werden

Es sei hier ein Beispiel gegeben , wie bei der Umwandlung einer vierzehnfarbigen Lithographie vorgegangen wird. An- genommen , die Scala derselben bestünde aus folgenden vierzehn Farben: Fleischton, erstes Grau, erstes Gelb, erstes Blau, zweites Gelb, erstes Roth, Braun, zweites Blau, zweites Roth, zweites Grau, drittes Blau, drittes Roth, drittes Grau, Schatten und es sollten diese vierzehn Farbenplatten auf drei Farben- platten zusammengezogen werden, nämlich Gelb, Roth und Blau. In erster Linie hat man sich nun darüber klar zu werden, welche Farbenantheile an deu drei Grundfarben (Gelb, Roth, Blau) die einzelnen Farben der obigen Scala haben. Man betrachtet sie demnach in der Reihenfolge und schreibt sich die Resultate auf.

Die erste Farbe der Scala ist der Fleisch ton; bei der vorliegenden Farbenscala ist es ein reiner Fleischton und hat Antheil an Gelb und Roth. Nicht ausgeschlossen ist natürlich, dass ein Fleischton auch gebrochene Färbung hat, dass er also einen geringen Antheil an Blau hat, was hier nicht zutrifft.

Die zweite Farbe, das erste Gelb, hat nur Antheil an Gelb, da die Farbe ganz rein und ungemischt ist. Ginge die Färbung in Orange oder in Grün über, so wäre je ein geringer Antheil an Roth oder Blau vorhanden.

Die dritte Farbe der Scala ist das erste Grau und hat Antheil an den drei Grundfarben. Da dieses Grau ein ziemlich neutrales Grau ist, also keine Neigung ins Grüne, Braune

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Uebor Chromolithographie und Dreifarbendruck. 243

Violette hat, so sind die Antheile an Roth und Gelb sehr gering anzunehmen; ein leichter Zusatz von Roth gibt dem Blau eine violette Färbung, die durch leichten Zusatz von Gelb neutraiisirt wird zu einem ruhigen Grau.

Die vierte Farbe, das erste Blau, ist ebenfalls rein und bat nur Antheil an Blau. Doch könnte auch hier ein Antheil au Roth oder Gelb, ja selbst an beiden Farben möglich sein, wenn das Blau ins Violette, ins Grüne oder im letzten Falle in Grau überginge.

Bei der fünften Farbe: dem zweiten Gelb, verhält es sich ebenso wie bei dem ersten Gelb.

Die sechste Farbe, das erste Roth, ist ebenfalls nur für den Antheil an Roth anfzunotiren, da es weder ins Violette, noch ins Gelbe spielt.

Die siebente Farbe Braun hat stets Antheil an den drei Grundfarben. Da nun unser Braun ziemlich unausgesprochen ist, also weder sehr ins Gelbe, noch ins Rothe, noch ins Schwarze übergeht, so dürfen die Antheile als ziemlich gleich- werthig betrachtet werden.

Nun kommen die Farben 8 bis 13, zweites Blau, zweites Roth, zweites Grau, drittes Blau, drittes Roth, drittes Grau, und ist hier das Gleiche zu sagen, was beim ersten Blau, ersten Roth und ersten Grau bemerkt ist.

Die vierzehnte und letzte Farbe, der Schatten, ein ins Schwarze gehendes Braun, hat Antheil an den drei Grund- farben.

Man hat nun die sämmtlichen Farben der Scala auf ihre Antheile an den drei Grundfarben hin untersucht und ist sich dadurch klar geworden, auf welche der Combinations- blatter diese zu vertheilen sind. Nun wäre noch zu bestimmen, wie stark diese Farbenantheile auf die Combinationsblätter aufzudrucken sind, resp. welcher Helligkeitsgrad dafür zu wählen ist. Als Hilfsmittel für diese weitere Untersuchung be- nutzt man eine Scala von 20 Tönen, beginnend vom lichtesten Grau und übergehend bis zum ausgesprochenen Schwarz. Die Erfahrung hat gezeigt, dass in dieser Scala alle Tonstärken ent- halten sind, die das menschliche Auge ohne Weiteres unter- scheiden kann. Jede einzelne Tonstärke ist mit einer Nummer versehen, der hellste Ton mit Nr. 1 , bis herunter zum Schwarz mit Nr. 20. Man beginnt nun die Untersuchungen wieder in der Reihenfolge wie vorhin.

Als Farbenantheile in der ersten Platte, dem Fleisch- tone, fanden wir, wie oben erwähnt, Gelb und Roth. In welcher Tonstärke ist diese Farbe nun auf die Combinations-

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244 Ueber Chromolithographie und Dreifarbendruck.

blätter Gelb und Roth aufzudrucken? Man geht bei den Untersuchungen zunächst von den Grundfarben selbst aus, die man sich als ganz starke volle Farben denkt, welche durch Uebereinanderdruck ein Schwarz ergeben. Es ist demnach klar, dass für den Fleischton eine sehr lichte Tonstarke an- zunehmen ist, welche man nach den gemachten Erfahrungen für gelbes Combinationsblatt mit Nr. 4, für rothes mit Nr. 3 bezeichnet. Da das Roth einesteils eine durchdringendere Farbe ist, und dann auch, weil unser Fleischton etwas ins Gelbliche spielt, ist in vorliegendem Falle der Antheil an Roth heller und der Antheil an Gelb dunkler zu drucken.

Für die zweite Platte, das erste Gelb, wählt man die Tonstärke Nr. 6, also etwas stärker, als der Antheil des Gelb beim Fleischton angenommen ist.

Die dritte Platte, das erste Grau, wird auf alle drei Combinationsblätter aufgedruckt. Da, wie schon bemerkt, das Grau ziemlich neutral ist, muss man mit Gelb und Roth recht zurückhaltend sein, und das Blau, das schon grössere Verwandt- schafl mit Grau hat, etwas vorherrschen lassen. Für gelbes Combinationsblatt wählt man demnach Tonstärke Nr. 2, für rothes Combinationsblatt Nr. 1 und für blaues Combinations- blatt Nr. 3.

Für die vierte Platte, das erste Blau, nimmt man Ton- stärke Nr. 6, somit etwas stärker, als die Tonstärke des in dem ersten Grau vertretenen Blau. Ueberhaupt ist darauf zu verweisen, dass das gegenseitige Vergleichen der einzelnen Farben immer am besten Auskunft gibt, um den richtigen Stärkegrad herauszufinden.

Für die nun folgende fünfte Platte, das zweite Gelb, das in der Scala als ganz volle Farbe gedruckt ist. wie man sie nicht voller als Grundfarbe annehmen kann, wählt man die ganz schwarze Tonstärke Nr. 20.

Die sechste Platte, das erste Roth, hat denselben Ton- werth wie das erste Blau. Doch da Roth immer etwas auf- dringlicher wirkt als Blau, ist es gut, einen Ton zurückzubleiben, also Nr. 5 zu wählen.

Die siebente Platte, Braun, verträgt, um als Zeichnungs- platte genügend zu wirken, die Tonstärken Nr. 12 auf gelbes. Nr. 12 auf rothes und Nr. 11 auf blaues Combinationsblatt

Bei den nun folgenden Farben, zweites Blau, zweite* Roth, zweites Grau, drittes Blau, drittes Roth, drittes Gran, kann man wieder in denselben Verhältnissen verfahren wie bei dem ersten Blau, Roth und Grau, nämlich: für zweites Blau Tonstärke 11, für zweites Roth Tonstärke 10. für

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Ueber Chromolltbographlo und Drolfarbendraok. 245

zweites Grau Tonstärke 4 auf gelbes, Tonstärke 3 auf rothes, Tonstärke 6 auf blaues Combinationsblatt; für drittes Blau Tonstärke 15, für drittes Roth Tonstärke 14, für drittes Grau Tonstärke 6 auf gelbes, Tonstärke 5 auf rothes, Ton- stärke 9 auf blaues Combinationsblatt.

Den Schatten als vierzehnte und letzte Platte muss mau auf alle drei Combinationsblätter möglichst kräftig aufdrucken, um die Sicherheit zu haben, die Zeichnung der tiefsten Stellen genügend herauszuheben. Man wählt also für rothes und blaues Combinationsblatt je Tonstärke 20, für gelbes Combinations- blatt, das etwas zurücktreten darf, Tonstärke Nr. 18.

Zum besseren Vorständuiss wird die obige Bestimmung der Töne tabellarisch wiederholt.

Soala

Verkeilung auf dlo Combinations-

blätter

naob der Tonstärke.

In Tlelen Farben.

gelb

roth

blau

4

3

6

3. 1. Grau

2

1

3

4. 1. Blau

6

5. 2. Gelb

20

6. 1. Roth

5

12

12

11

8. 2. Blau

11

9. 2. Roth

10

10. 2. Grau

4

3

6

11. 3. Blau

15

12. 3. Roth

14

13. 3. Grau

6

5

9

14. Schatten

18

20

20

Damit wären die Vorbereitungen zur Herstellung der Combinationsblätter beendet, deren Anfertigung nun in der Hand des Druckers liegt. Derselbe hat einfach mit Hilfe der zwanzigstufigen Tonscala die drei Combinationsblätter genau wie notirt herzustellen. Schwierigkeiten siud dabei absolut ausgeschlossen, genaues Abstimmen und sauberes Passen sind selbstredend Erfordernisse. Schwieriger ist das oben erklärte Bestimmen der Tonstärken für den Aufdruck der einzelnen Farbplatten auf die Combinationsblätter. Doch ist auch hier bald die nöthige Sicherheit erlangt, und ein anfängliches Fehl- greifen kann noch lange nicht veranlassen, dass das Resultat

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Ueber Chromolithographie und Drcifarbondruok.

ein schlechtes wäre. Vorauszusetzen ist natürlich ein gutes Farbenverständniss , das aber jeder geschulte Chromolitho?raph besitzen muss. Anfangs hegt fast jeder Fachmann Zweifel, ob mit nur drei Farben ein vollkommenes Bild herzustellen sei; diese beseitigt man am besten dadurch, dass man zum Mal- kasten greift, und mittels der drei Grundfarben Mischversuche vornimmt. Bald hat man die Freude, zu sehen, wie jeder gewünschte Ton mit den drei Farben durch Mischen zu erzielen ist, einschliesslich der feinsten Grau und der saftigsten Braun, in allen Tonarten. Dabei ist zu bemerken, dass die drei Grundfarben allerdings möglichst reine Farben sein müssen, dass das Roth nicht ins Blaue, noch Gelbe, das Blau nicht ins Gelb oder Roth spielen darf. Das Gelb muss ein reines Gelb sein, ohne Zusatz von Roth oder Blau.

Sind die Combinationsblätter im Druck fertig gestellt, so kann das Copiren derselben vor sich gehen, um sie druckbar zu machen. Entweder lässt man sie mittels Lithographie für den Steindruck ausführen, was hauptsächlich für grössere Gegen- stände sehr vortheilhaft ist, oder man wählt dafür Autotypie, Lichtdruck, oder ein auderes photographisches Reproductions- verfahren.

Sind die Druckplatten hergestellt, und ist Gelb und Roth auf einander gedruckt, so erwartet man mit begreiflicher Span- nung den Aufdruck des noch fehlenden Blau. Das Bild besteht zunächst nur aus Gelb-, Roth- und Orangetönen, und man kann sich schwer vorstellen, dass durch das Blau ein farbenreiches fertiges Bild, zum Vorschein kommen soll. Und doch trifft dies in vollem Maasse zu. Wie mit einem Zauberschlag wird die Monotonie des zweifarbigen Bildes durch Aufdruck des Blau aufgehoben, und es entsteht ein farbenprächtiges Bild mit unzähligen Tönen. Das Auge wird nicht müde, immer wieder die Kraft und Frische des Druckes zu bewundern, da in vor- liegendem Falle höchstens nur drei Farben über einander liegen, ein Trüben der Farben, wie es oft bei den vielfarbigen Drucken vorkommt, nicht stattfinden kann.

Das in Rede stehende Verfahren ist insbesondere auch ge- eignet, das Princip des Dreifarbendruckes zu fördern und Klar- heit über die praktische Durchführbarkeit desselben zu geben, indem die Herstellung von Dreifarbendruckplatten , welche seit- her nur in wenigen Anstalten und mit Hilfe eines grossen und kostspieligen Apparates möglich war, mit Hilfe dieser Erfindung in der Hand jeder lithographischen Anstalt liegt.

Anderseits ist auch der erzieherische Werth dieses Ver- fahrens für den Chromolithographen sehr zu betonen.

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Neue Objeotlve der Firm» Volgtlilnder & Sohn. 247

Es ist ein Chromolithograph jetzt nicht im Stande, eine Chromolithographie in nur drei Farben direot zu machen, aber er wird es lernen, mit wenig Farben zu arbeiten, wenn er eine Zeit lang die Combinationsblätter als Vorlagen benutzt hat.

Wenn es aus technischen Gründen erwünscht ist, mehr Farben als drei Grundfarben zu verwenden, so steht dem nichts im Wege. Es wird einfach die Zahl der anzufertigenden Combinationsblätter erhöht, was an dem Verfahren selbst nichts ändert.

Neue Objective der Firma Voigtlander & Sohn für photogratnmetrisehe Zwecke.

Von Dr. Kaempfer in Braunschweig.

Symmetrische Objective liefern im Allgemeinen ein richtiges perspectivisches Bild, aber doch nur so weit richtig, als man den zweiten Hauptpunkt als den perspectivischen Mittelpunkt des Bildes ansehen kann. Für grössere Gesichtswinkel ist jedoch dieses nur in einer gewissen Annäherung der Fall, insofern die zur Achse schiefen Hauptstrahlen durchaus nicht durch den zweiten Hauptpunkt gehen (mit andern Worten, die Hauptpunkte sind nicht aplanatisch) Für gewöhnliche Zwecke hat diese Abweichung von der richtigen Perspective gar keine Bedeutung, da die Fehler nur von der zweiten Ordnung sind und vom Auge ohne Hilfe von Messwerkzeugen nicht nach- gewiesen werden können.

Wesentlich anders ist die Sache jedoch in solchen Füllen, in welcheu die genaueste perspectivische Abbildung das Haupt- bestreben bei der Aufnahme ist; also in solchen Fällen, in welchen die Platte ausgemessen werden soll, wie bei photo- grammetrischen und astronomischen Aufnahmen In diesen Fällen spielt die Abweichung selbst zweiter Ordnung von der perspectivischen Richtigkeit eine bedeutsame Rolle, weil von ihr die Genauigkeit der Methode bedingt ist.

Herr Prof. Dr. Koppe, Braunschweig, der namhafte Forscher auf dem Gebiete der Photogrammetrie und Constructeur des Phototheodoliten , hat uns zum Studium dieser Eigenschaft der photographischen Objective die Anregung gegeben, und es stellte sich heraus, dass eine grosse Anzahl symmetrischer objective, die der Untersuchung unterworfen waren, für die feinsten Aufgaben der Photogrammetrie nicht gut geeignet war, weil die Abweichung von dem zweiten Hauptpunkte nicht

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248 Neue Objective der Firma Voigtllndor 4 Sobn.

innerhalb der sonstigen Fehler des Instrumentes fiel. So ergab die geeignetste Construction unter den vielen, der Prüfung unterworfenen, folgende Abweichung der Schnittpunkte des schiefen Hauptstrahles von der Lage des zweiten Hauptpunktes auf der Achse:

bei 10s/4 Grad Neigung . . +0,14 mm Abweichung.

» 20>/| ' +0,23 r

, 31 p . +0,45

» 37 . . + 0,98

Das Pluszeichen bedeutet hier die Abweichung gegen die Richtung des einfallenden Lichtes, also nach der Mitte des Systems hin. Das Objectiv war ein Collinear II, 1:6,3, Brenn- weite /"= 15 cm.

Es hatte sich bei diesen Untersuchungen herausgestellt, dass die Construction der Collineare für diese Aufgaben be- sonders geeignet war, und es Hess sich vermuthen, dass bei specieller Berücksichtigung der bei der Photogramm etrie wünschenswerthen perspectivischen Richtigkeit noch ein weit höherer Grad der Annäherung erreichbar wäre. In der T hat ist das auch nach vielen Bemühungen, sorgfältiger Auswahl der Glasarten und Neuberechnung der Krümmungen u. s. w. gelungen, und geben wir zum Vergleiche mit obigen Ziffern auch diejenigen für das neu errechnete Collinear wieder:

bei 10% Grad Neigung + 0,006 mm Abweichung auf der Achse

(gugen das Lucht)

22 +0,027 Abweichung auf der Achse

(gogen das Licht)

34 —0,005 n Abweichung auf der Achse

(in dor Kichtung des Lichta)

„40 0,12 n Abweichung auf der Achse

(in der Kichtung dos Lichts)

Diese Uebereinstimmung mit der geometrischen Perspective dürfte wohl den höchsten Anforderungen der Photogrammetrie und Astronomie genügen. Das Objectiv. ein Collinear der Serie II, 1:6,3, hat die Brennweite /'• 15 cm, liefert ausserdem ein ausserordentlich ebenes, scharfes Bild, so dass selbst diese schwierigen Aufnahmen mit grösseren Blenden in vollkommener Schürfe und anastigmatischer Ebenung des Bildes gemacht weiden können

Stadien über das Waschen ron üolatineschichten.

240

Studien über das Waschen tob Gelatinesehichten.

Von J. Gaedicke in Berlin.

Die Diffusion des unterschwefligsanren Natrons durch Gelatinemembranen hat für die Photographie ein besonderes Interesse, und es ist daher angebracht, den dabei obwaltenden Verhältnissen, besonders in quantitativer Beziehung, eine nähere Untersuchung zu widmen, die zu klaren Anschauungen über rationelles Waschen von Trockenplatten und Papieren nach dem Fixiren fuhren soll.

Es wird sich dabei finden, dass die vorzüglichen Arbeiten von Haddon und Grundy hier auf anderem Wege vollauf ihre Bestätigung erhalten.

Es wurden zunächst drei Fragen gestellt:

1. In welchen Mengen diffundirt unterschwef ligsaures Natron durch eine Gelatinemembran in Wasser:

a) bei verschiedener Concentration seiner Lösungen?

b) bei aufsteigendem Strom?

^ c) bei absteigendem Strom des Salzes ?

2. Wie diffundirt unterschwef ligsaures Natron durch eine Gelatinemembran in concentrirte Kochsalzlösung?

3. Nimmt die Gelatine die Lösung von unterschweflig- saurem Natron in ungeäuderter Concentration auf?

In Folgendem soll das untersehwefligsaure Natron der Kürze wegen stets als Fixirnatron bezeichnet werden. Die Engländer sind darin noch praktischer, indem sie das so häufig vorkommende Salz mit dem entsetzlich langen Namen einfach als „Hypou bezeichnen.

Der Diffusionsapparat wurde folgendermassen zusammen- gesetzt :

Ein beiderseits offenes starkes Glasrohr von 8,75 mm innerem Durchmesser, also 60,1 qmm Querschnitt, wurde auf einer Seite mit einer Gelatinehaut überspannt, indem ein Stück von einer in Wasser aufgequollenen Gelatinetafel über die Oeffnung gelegt und mit einer fortschreitenden Flamme an den mattgeschliffenen Rand der Glasröhre angeschmolzen wurde. Dieses stellte das innere Diffusionsgefäss dar und wurde mit der Gelatinehaut mehr oder weniger tief in ein Becherglas mit Flüssigkeit gehängt.

Die Dicke der Gelatinehaut in aufgequollenem Zustande betrug 3,27 mm, war also im Verhältniss zu den in der Photo- graphie vorkommenden Schichten sehr dick (etwa viermal so dick als die Schicht der Trockenplatten) Das Fixirnatron wurde quantitativ durch eine titrirte Jodlösung bestimmt, mit

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Studien Uber das Waichvn tod Qülatineschlchten.

zweiprocentiger Abkochung von Arrowroot- Starke als Indicator. 127 Tbeile Jod zersetzen 248 Theile Fixirnatron, also ent- sprechen 0,512 g Jod 1 g Fixirnatron Demnach worden 5,12 g Jod mit 15 g Jodkalium in destill irtem Wasser gelöst und auf 1000 com verdünnt. 0,1 ccm Jodlösung entspricht also einem Milligramm Fixirnatron.

Zu wiederholten Malen wurde die titrirte Jodlösung ge- prüft, indem 0,1 g Fixirnatron abgewogen, in Wasser gelöst und mit etwas Stärkelösung versetzt wurde. Es wurden dabei stets genau 10 ccm Jodlösung verbraucht, und der nächste überschiessende Tropfen färbte die Stärke dauernd blau.

Vom Fixirnatron wurde zunächst eine Mutterlösung her- gestellt, indem 20 g des Salzes in destillirtem Wasser gelöst und auf 100 ccm verdünnt wurden. Aus dieser wurden durch Verdiinnen Lösungen von anderer Concentration hergestellt.

Die Temperatur des Laboratoriums war ziemlich constant 17,5 Grad C. Die erste Reihe von Versuchen wurde angestellt, indem die Lösung des Fixirnatrons in das äussere Gefäss, das ßecherglas, gegossen wurde, in welches dann das mit destill irtem Wasser gefüllte innere Gefäss eingehängt wurde Nach meistens einer Stunde wurde des Letzteren Inhalt entleert und darin die Menge des Fixirnatrons bestimmt, die aus der Lösuog durch die Gelatine in das destillirte Wasser hinauf diffundirt war Dabei erwies sich, dass in der ersten Stunde gewöhnlieh keine Zahl gewonnen wurde, die mit den anderen übereinstimmte, weil die Gelatine noch nicht ganz mit der angewandten Lösung gesättigt war. Daher wurden die Zahlen der ersten Stunde ausgeschaltet und nur die der folgenden in Betracht gezogen.

Versuch I. In das äussere Gefäss wurde eine Lösung, die in 100 ccm 2 g Fixirnatron enthielt, in das innere destillirtos Wasser gegossen und so tief eingesenkt, dass das äussere und innere Niveau gleich standen Hier geht der Strom des Fixirnatrons von unten nach oben. Nach bestimmter Zeit wurde der Inhalt des inneren Gefässes entleert, mit Stärke versetzt und so lange Jodlösung zugetröpfelt, bis die blaue Farbe nicht mehr verschwand.

In 36 Minuten fand sich im de sti Hirten Wasser 0,001 g Fixirnatron, während in einer Stunde übereinstimmend nach zwei Versuchen 0,002 g Fixirnatron diffundirt waren. Iu 15 Stuuden diffundirten 0.006 g Fixirnatron, also nicht fünf- zehnmal so viel, als in einer Stunde, sondern nur dreimal so viel. Beim ruhigen Stehen verlangsamt sich also die Diffusion ungemein stark Es steigt nämlich von dem äusseren Gefcsf

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Stadien Aber dea Waaohen Ton Gelattnetchichteo. 251

Fixirnatron in das innere, bleibt aber als eine Lösung von gleicher Dichte wie die äussere auf der Gelatinehaut und ver- theilt sich ohne mechanische Bewegung nur äusserst langsam in dem leichteren destillirten Wasser, und die Diffusion ist gehemmt. Um diese Thatsache näher zu beleuchten, wurde das innere Gefass alle fünf Minuten entleert und mit neuem destillirten Wasser versehen. Nachdem dies sechsmal wieder- holt war, hatte die Diffusion demnach 30 Minuten gewährt. Die vereinigten sechs Wässer enthielten 0,003 g Fixirnatron, also dreimal so viel wie vorher, als die Diffusion 36 Minuten in einem Wasser vor sich gegangen war und um die Hälfte mehr als in einer Stunde ohne Wasserwechsel. Derselbe Fall wird nun beim Auswässern von fixirten Platten eintreten. Wenn man die Platte in eine Schale mit Wasser legt, so findet die Diffusion des Fixirnatrons zwar augenblicklich statt, aber beim ruhigen Liegen bildet sich unmittelbar über der Gelatine eine Lage starker FixirnatronlÖsung, die so schwer ist, dass sie sioh nicht in das Wasser erhebt und die darunterliegende fixirnatronhaltige Gelatine vor weiterer Diffusion schützt. Ferner ist durch diese Versuche zahlenmässig nachgewiesen, wie viel mehr Fixirnatron man durch Diffusion ausziehen kann, wenn man das Wasser häufig wechselt.

Versuch 2. In derselben Versuchsanordnung wie in Versuch 1 wurde in das äussere Gefass eine FixirnatronlÖsung gebracht, die in 100 cem 5 g Fixirnatron enthielt (statt 2 g in Ver- such 1). Nach Ausschalten der ersten Stunde mit 0,003 g diffun- dirten in der zweiten und dritten Stunde übereinstimmend 0,004 g Fixirnatron, also doppelt so viel wie aus der schwächeren Lösuug.

Versuch 3. Aus einer FixirnatronlÖsung, die in 100 cem 10 g des Salzes enthielt, diffundirten in der zweiten und dritten Stunde je 0,007 g Fixirnatron in das Wasser.

Versucht Aus einer FixirnatronlÖsung , die in 100 cem 20g des Salzes enthielt, diffundirten in der zweiten, dritten und vierten Stunde übereinstimmend je 0,008 g Fixirnatron. Wurde aber in der fünften Stunde das Wasser im inneren Gefass von Zeit zu Zeit umgerührt, so diffundirten in dieser Zeit 0,010 g Fixirnatron.

Es folgt aus diesen Versuchen, dass die in einer bestimmten Zeit diffundirte Menge des Salzes um so grösser ist, je con- centrirter die Salzlösung ist, dass sie aber nicht proportional der Concentration ist, sondern langsamerwächst als dieConcentration.

Aus Versuch 4 folgt ferner die vortheilhafte Wirkung der Bewegung, indem bewegtes Wasser um ein Viertel mehr Salz ausgezogen hatte, als ruhendes.

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Studien Über das Waacht-n von GeUlinoschJchten.

Die vorstehenden Versuche ergaben die diffundirenden Mengen des Fixiruatrons bei verschiedenen Concentrutionen und bei aufsteigendem Strom. Es sollten nun die entsprechenden Zahlen für den absteigenden Strom ermittelt werden, und dazu musste die Versuohsanordnung dahin geändert werden, dass die Fixirnatronlösung in das innere Gefass gebracht wurde, das nur wenige Millimeter in das destillirte Wasser im äusseren Gefass eingesenkt wurde. Hier musste sich also das diffundirte Salz senken und am Boden als schwerere Lösung ablagern, während neues Wasser zur Membran dringen und Salz auf- nehmen konnte. Es musste also eine grössere Menge des Salzes diffundiren.

In dieser Weise wurde Versuch 6 angestellt mit einer Lösung, die in 100 ccm 20 g Fixirnatron enthielt. Es trat der erwartete Erfolg ein, indem in der Stunde 0,017 g Fixir- natron diffundirten , gegen 0,008 g im aufsteigenden Strom, also im absteigenden Strom über doppelt so viel als im aufsteigenden. Dieser Versuch wurde nochmals angestellt und über eine längere Zeit ausgedehnt In 14 Stunden diffundirten 0,167 g Fixir- natron, dabei entfallen auf jede Stunde durchschnittlich 0,012 g. während bei einstündiger Diffusionsperiode 0,017 g diffundireu. Daraus folgt, dass die Menge des diffundirten Salzes mit der Zeit abnimmt, was darin seine Erklärung fiuden kann, dass die Concentrationsdifferenz der äusseren uud inneren Flüssig- keit immer kleiner wird. In einer halben Stunde diffundirten 0,009 g Fixirnatron, also mehr als halb so viel als in einer Stunde.

Für die Auswässerung von Platten ergibt sich daraus, das* es nicht vorteilhaft ist, die Platte zu lange mit ein und dem- selben Wasser stehen zu lassen.

Versuch C. Zur Beantwortung der Frage, in welchen Mengen das Fixirnatron in concentrirte Kochsalzlösung diffundirt, wurde dieselbe Versiichsanorduung augewendet wie bei Ver- such 5, mit dem Unterschiede, dass iu das äussere Gefass eine concentrirto Kochsalzlösung gefüllt wurde. Dabei zeigte sich eine merkwürdige Abnahme der Diffusion, indem in der ersten Stunde 0,015, in der zweiten 0,012 und in der dritten Stunde 0,009 g Fixirnatron in die Kochsalzlösung diffundirten. Der Versuch wurde mit frischen Lösungen wiederholt und gab genau dieselben Zahlenresultate. Ans einer Erschöpfung der Fixirnatronlösung konnte die Erscheinung nicht erklärt werden, deun es war noch ein grosser Ueberschuss davon in dem inneren Gefass. Dasselbe enthielt zu Anfang des Versuches 0,500 g Fixirnatron, und da + 12+9 mg 0,036 g diffundirt

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Studien über das Waschen Ton Golatincschichten.

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waren, so bleiben noch 0,464 g zurück. Es musste daher nach einer anderen Erklärung gesucht werden, und diese schien sich aus der Annahme zu ergeben, dass etwas der specifisch schwerereu Kochsalzlösung in die Fixirnatronlösung aufsteigend diffundirte, sich als schwerere Schicht unmittelbar über die Membran lagerte und so den Zutritt des Fixirnatrons zur Membran hinderte. Wenn diese Annahme richtig war, so musste die Erscheinung fortfallen, also eine nahezu constante Menge Fixirnatron in der Stunde diffundiren. wenn es ver- hindert wurde, dass Kochsalz von unten nach oben diffundirte, und das musste erreicht werden, wenn die Fixirnatronlösung vorher mit Kochsalz gesättigt wurde, so dass in Bezug auf Kochsalz Gleichgewicht zwischen aussen und innen herrschte.

Versuch 7 wurde in dieser Anordnung angestellt. Es diffundirte hierbei übereinstimmend bei mehreren Beobachtungen 0,009 g Fixirnatron in der Stunde in die reine Kochsalzlösung. Die obige Erklärung für das Sinken der diffundirten Mengen von Stunde zu Stunde war also im Allgemeinen richtig. Dieser Versuch Hess aber eine andere Frage entstehen: Warum diffundirten in Gegenwart von Kochsalz nur 0,009 g Fixir- natron, während in reines Wasser 0,017 g in derselben Zeit diffundirten? Diese Frage scheint nun in der Wahrnehmung ihre Erklärung zu finden, dass sich bei leichter Bewegung des Apparates durch Schlierenbildung in der Flüssigkeit nach- weisen Hess, dass sich unterhalb der Membran eine leichtere Lösung ansammelte, die dann auch über die Ränder nach oben stieg. Diese Lösung musste naturgemäss den Zutritt frischer aufnahmefähiger Kochsalzlösung in gewissem Grade hindern und so die diffundirte Menge verringern. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Proeess mit zu der Abnahme der Diffusion in Versuch <> beigetragen hat, so dass sich dabei oberhalb der Membran eine Kochsalzlösung und unterhalb eine Fixirnatronlösung gelagert hat, beide die Diffusion verlang- samend. Anderseits folgte aus dieser Beobachtung, dass eine viel grössere Menge in die Kochsalzlösung diffundiren muss, wenn man das innere Gefäss tief hängt, wobei durch das Auf- steigen die leichtere Lösung von der Membran fortgeschafft wird. Das sollte im folgenden Versuch constatirt worden.

Versuch 8 musste mit einer neuen Diffusionsröhre von 11,2 mm Durohmesser, also 98.5 qmm Querschnitt, angestellt werden, weil die alte zersprungen war. Es diffundirten aus 20procentiger Fixirnatronlösung, tief gehängt, in concentrirte Kochsalzlösung in vier auf einander folgeuden Stunden bezw.0,019, 0,025, 0,014, U,012 g Fixirnatron, also viel mehr als bei hoch-

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Studien Uber da« Waschen von Gelatincachichtco.

gehängtem inneren Gefäss. Auch hier fand eine Abnahme der Diffusion statt, die ihre Erklärung wie in Versuch 6 findet.

Eine Wiederholung von Versuch 7 mit der grösseren neuen Diffusionsflache ergab in zwei auf einander folgenden Stunden wieder constante Werthe, hier je 0,011 g Fixirnatron (gegen 0,009 in Versuch 7).

Aus Versuch 8 folgt, dass eine Gelatineplatte mit con- centrirter Kochsalzlösung sich wohl leichter auswaschen kann, als mit Wasser, wenn die Schicht nach oben liegt, weil das ditfundirte Fixirnatron in die Höhe steigt und dadurch die Gelatine wieder neuem Waschmittel aussetzt; ebenso wie aus Versuch 6 folgt , dass die Trockenplatten im Wasser sich doppelt so rasch auswässern werden, wenn man sie mit der Schicht nach unten schweben lässt oder senkrecht im Wasser aufstellt, weil sich hierbei das diffundirte Fixirnatron zu Boden senkt und frischem Wasser Platz macht.

Versuch 9. Um die Frage zu entscheiden, ob die Gelatine die Fixirnatronlösung in unveränderter Stärke aufnimmt, oder ob sio der Lösung verhältnissmässig mehr Salz oder Wasser entzieht, wurde eine Fixirnatronlösung analysirt und ihre Stärke zu 18,5 Procent gefunden Ein gewogenes Stück von einer Gelatinetafel wurde dann in die Lösung gelegt und etwa eine halbe Stunde darin aufquellen gelassen, dann mit Fliesspapier von allem Ueberschuss der Lösung befreit und wieder gewogen. Die Gewichtsdifferenz ergab die Monge der aufgenommenen Lösung. Aus dieser Menge wurde nun die Menge des Fixir- natrons berechnet, die darin enthalten sein musste, wenn die Lösung in unveränderter Stärke aufgenommen war. Dann wurde die Tafel sorgfältig ausgewaschen und in den vereinigten« Wasch wässern das Fixirnatron bestimmt. In zwei Fällen stimmte die berechnete und die gefundene Menge genau, in drei anderen Fällen ergaben sich Differenzen von bezw. 2, -f- 1,1 und -f 3 Procent der berechneten Menge des Fixir- natrons. Man kann hiernach sagen, dass die Lösung des Fixirnatrons in unveränderter Stärke von der Gelatine auf- genommen wurde. Diese Thatsache musste analytisch festgestellt werden , weil sie nicht a priori zu schliessen war.

Versuch 10. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Gelatine auf ihre Jod absorbirende Kraft geprüft. 1 g Gelatine wurde in 100 ccm Wasser gequellt, geschmolzen, mit Starke versetzt und titrirte Jodlösung dazu gegeben. Es waren er- forderlich 0,5 ccm Jodlösung, um die Flüssigkeit dauernd blau zu färben. Begreiflicher VN eise ging die Entfärbung der ein- tretenden Bläuung etwas träger von statten, als in wässerigen

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Studien Uber <taa Waa< hen von Gclatineschicht -n.

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Flüssigkeiten . wegen der einhüllenden Eigenschaften der Gelatine.

Eine andere Tafel Gelatine aus demselben Packet erforderte auf 1,06 g Gelatine nur 0,1 cem Jodlösung, wieder ein Beweis, dass die verschiedenen Tafeln eines Packetes der verwendeten „Emulsionsgelatine" nicht gleiche Eigenschaften haben.

Es ist wahrscheinlich, dass die zuerst untersuchte Tafel mit schwefliger Säure gebleicht war und davon noch eine gewisse Menge chemisch gebunden enthielt, während die zweite Tafel nur so viel Jod absorbirte, wie die Gelatine an sich ab- sorbirt.

Von der ersten Gelatine wurden 0,5 g in Fixirnatronlösung gequellt und dann sorgfältig ausgewaschen, geschmolzen und geprüft. Sie hätten 0,25 cem Jodlösung absorbiren müssen, in Wirklichkeit absorbirten sie aber nur 0,1 com Jodlösung Durch die Fixirnatronlösung war ihr also ein Theil der ge- bundenen schwefligen Säure entzogen worden. Hieraus erklärt es sich, dass bei den vorher angeführten Analysen in Ver- such 9 in einigen Fällen zu viel Fixirnatron gefunden wurde.

Es wurde uun untersucht, ob das Wasser der Gelatine schwefligsaure Verbindungen entziehen könne, indessen bläute sich das von der Gelatine abgegossene Wasser, mit Stärke versetzt, durch den ersten Tropfen der Jodlösung. Das Wr asser hatte der Gelatine also keine Jod bindende Substanz entzogen.

Die Resultate der vorstehenden Arbeit in Bezug auf das Auswaschen der Trockenplatten resumiren sich in Folgendem:

1. Die in einer bestimmten Zeit diffundirte Salzmenge ist um so grösser, je concentrirter die angewendete Salzlösung ist, sie ist aber nicht proportional der Concentration , sondern wächst langsamer als diese (Versuch 4).

2. Die Diffusion nach oben, die im Allgemeinen gering ist (Versuch 1—4), wird bei ruhigem Stehen mit der Zeit ungemein verlangsamt, dadurch, dass sich schwerere Schichten an die Membran anlagern, die sich nur sehr langsam ver- theilen (Versuch 1).

3. Bei der Diffusion nach oben tritt in bewegtes Wasser mehr Salz ein, als in ruhiges (Versuch 4). Für ein rasches Waschen ist also Bewegung des Wassers sehr vortheilhaft.

4. Wenn man das Wasser alle fünf Minuten wechselt, so zieht man in derselben Zeit dreimal so viel Fixirnatron aus, als wenn man es alle halben Stunden wechselt (Versuch 1).

5. Im absteigenden Strom, also wenn die Platte mit der Schicht nach unten im Wasser schwebt oder im Wasser aufrecht steht, ist die ausgezogene Menge des Fixirnatrons etwa doppelt

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256 Ueber neue Taleobjeetire der Firma VoUtlander & 8ohn.

so gross, als im aufsteigenden Strom, wenn die Platte mit der Schicht nach oben im Wasser liegt (Versuch 5).

6. Es ist nicht vortheilhaft eine Platte zu lange iu ein und demselben Wasser liegen zu lassen (Versuch 5).

7. In concentrirter Kochsalzlösung steigt das diffundirte Fixirnatron nach aufwärts, und es findet daher eine bessere Waschung statt, wenn die Platte darin mit der Schicht nach oben liegt (Versuch 8).

8. Gelatine nimmt die Fixirnatronlösung mit ungeänderter Concentration auf (Versuch 9).

Die vorstehende Arbeit führt zu denselben Regeln, die schon vielfach für das Waschen aufgestellt worden sind ; wenn sie aber die Anschauungen über den unsichtbar vorgehenden Waschprocess klärt und Aufschluss gibt Ober die Gründe der aufgestellten Regeln und diesen ferner durch zahlenmässige Feststellungen mehr Gewicht verleiht, so hat sie ihren Zweck erreicht.

Ueber neue Teleobjective der Firma Voigtländer & Sohn.

Von Dr. Miethe in Brauuschweig.

Seit der Construction der ersten Teleobjective sind auch auf diesem Gebiete erhebliche Fortschritte gemacht worden. Die ersten Teleobjective Hessen sowohl in Bezug auf die Aus- dehnung des Bildfeldes, als auch vor allen Dingen in Bezug auf die Schärfe vieles zu wünschen übrig, da die Correctur nur für enge Büschel ermöglicht war, und vor allen Dingen, da die mit den engen Büscheln verbundenen Diffractions- Er- scheinungen, sowie die Unsicherheit der Einstellung eine wirkliche Schärfe nur unter sehr günstigen Umstäuden erzielen Hessen. Durch Einführung von anastigmatisoh corrigirten Objectiven als positive Theile und dazu passenden Negativ- systemen aus drei verkitteten Linsen wurden diese Uebelstande beseitigt; specioll hat die Verwendung von Collinearen mit entsprechenden Negativlinsen Teleobjective geliefert, welche neben einem ebenen Bilde von verhältnissmässig grosser Aus- dehnung mittlere Lichtstärke und ein so absolut verzeichnungs- freies Bild lieferten, dass dieselben mit Vortheil auch rar photogram metrische Arbeiten benutzt werden konnten. Die Schärfe der mit dieser Construction erzeugten Aufnahmen ist eine ausserordentliche, wovon die Illustrationen am Ende dieses Werkes, soweit dieses in autotypischer Reproduction möglich ist, einen Begriff geben.

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Ueber neue Teleobjectlre der Firma Voigtlander & Sohn. 257

Um aber das Teleobjectiv auch im Atelier für Portrait- aufnahmen, sowie für MomentaufDahmen im Freien nutzbar zu machen, bedurfte es lichtstärkerer Constructionen , deren positiver Theil ein Oeffnungsverhältniss von bis fl4 auf- wies, während der negative Theil ebenfalls ein genügendes Oeffnungsverhältniss erhalten musste, um die Büschel möglichst vollständig auch für schiefe Strahlen hindurchzulassen. Zu- gleich musste darauf Rücksicht geuommen werden, dass die Verzeichnung sich innerhalb des brauchbaren Bildfeldes nicht über eine gewisse Grenze erhob, so dass, was bei diesen Constructionen bis jetzt nicht der Fall war, die Verzeichnung wenigstens annähernd aufgehoben erscheint.

Diese Aufgabe wurde dadurch gelöst, dass als sammelnder Theil eine dem Portraitobjectiv ähnliche Construction gewählt wurde, wobei die Negativlinse eine solche Gestalt erhalten musste, dass die Gesammtlinsencombination neben andern wünschenswerthen Eigenschaften ein möglichst verzeiehnungs- freies Bild lieferte.

Ein weiteres Erforderniss bei derartigen lichtstarken Tele- objectiven ist das, dass die Schärfe für verschiedene Auszugs- längen stets ihr Maximum behält, was sich nur dadurch er- möglichen lässt, dass das Instrument einen optischen Theil enthält, welcher aüf irgend eine Weise eine Veränderung der sphärischen Correctur zulässt, ohne dass dabei die chromatische Correctur praktisch beeinflusst wird.

In dem Voigtlän der' sehen Teleobjectiv ist dieses Element durch eine meniskenförmige convexe Crownglaslinse gebildet, welche mit einer meniskenförmigen concaven Flintglaslinse so verbunden ist, dass die beideu Elemente gegen einander verschoben werden können.

Diese Teleobjective geben die Möglichkeit, von einem ge- gebenen Standpunkte im Atelier aus Bilder von verschiedenem Format herzustellen, ohne Camera oder Object zu verschieben. Sie sind ausserdem infolge ihrer Lichtstärke für Moment- und Ballonaufnahmen äusserst geeignet und geben ein praktisch verzeichnungsfreies, ebenes und scharfes Bildfeld, dessen Grösse vom Cameraauszug abhängt.

Teleobjective der Firma Voigtländer&Sohn sind bereits für verschiedene wissenschaftliche Zwecke im Gebrauch , so für photogrammetrische Fern- und Küstenaufnahmen.

17

Die Fortschritte

der

Photographie und Reproductionstechnik

in deu

Jahren 1895 und 1896.

17*

Die Fortschritte der Photographie and Reproduktionstechnik in den Jahren 1895 und 1896.

I nterriohts - Anstalten. Oesetz filr Urheberrecht.

Es macht sich immer mehr die Bestreitung geltend, den Unterricht in der Photographie und den graphischen Repro- ductionsverfahren an eigenen Instituten zu concentriren und auf diese Weise zu dem Unterricht in allgemeiner und theoretischer Photographie auch einen Fachunterricht für die jüngeren Kräfte des Buch- und Illustrationsgewerbes, sowie für die praktischen Photographen hinzuzufügen. Während sich der Fachschul- unterricht in jener Richtung bewegte, welche im vorigen Jahresberichte geschildert wurde, sind bezüglich des kunst- gewerblichen Unterrichtes auf dem Gebiete der graphischen Industrie neue Erscheinungen zu bemerken. In dieser Richtung schreitet Oesterreich voran, indem an der k. k. Lehr- und Ver- suchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien (VII. Westbahnstrasse 25) nicht nur die Photographie und die photomechanischen Reproductionsverfahren gemäss ihrer industriellen Entwickelung auf erweiterter Basis gelehrt werden, sondern es ist auch für einen höheren Fachunterricht für Buch- drucker u. s. w. Vorsorge getroffen. Man verdankt diese Förderung des Unterrichtes auf dem Gebiete der graphischen Reproductionsverfahren in Oesterreich dem Unterrichts- ministerExcellenz Baron Dr. Gau tsch, sowie demSections-

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262 Unterrichte - Amtelten. Qeeets für Urheberrocht.

chef im Unterrichtsministerium Exoellenz Graf Latour. An die Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductions- verfahren wird noch eine Section für Buch- und Illustrations- gewerbe (um welche das Gremium der Genossenschaft der Buchdrucker und Schriftgiesser Wiens petitionirte) angegliedert, und der graphischen Sammlung des Institutes wird besondere Förderung zu Theil. Betreffs der Druckerei - Einrichtungen ist zu erwähnen, dass Schnellpressen für Lichtdruck, sowie für Steindruck (mit Elektromotoren) an dem Wiener Institut mit Anfang 1897 aufgestellt und für den Unterricht herangezogen werden. Für die letztgenannte Section werden gleichfalls Schnellpressen (zwei an der Zahl) nebst Tiegeldruckpressen, Stereotypie -Einrichtung, Setzereien u. s. w eingerichtet. Alle diese Einrichtungen dienen lediglich dem Unterrichte, indem keinerlei Arbeiten für Erwerb hergestellt werden, um der Privatindustrie keine Concurrenz zu machen, sondern um sie durch Heranbildung tüchtiger Kräfte, sowie durch Arbeiten der Versuchsanstalt zu fördern.

Die Einführung des Unterrichtes mit Schnellpressen im Zusammenhang mit der in Vorbereitung befindlichen „Section für Buch - und Illustrationsgewerbe" bedingte eine Erweiterung des Unterrichtes, welche schon im Sommersemester 189? ein- treten wird; es sind diesbezüglich bereits folgende Ernennungen von Lehrpersonen seitens des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht laut Erlasses vom 17. September 1896, Z. 19982, erfolgt: Der praktische Maschinenmeister Alois Pillarz aus Wien wurde zum Maschinenmeister für Lichtdruck- und Stein- druck-Schnellpressen an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt ernannt; der Assistent der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt, Heinrich Kessler und Georg Brandlmayr wurden zu Fachlehrern, ersterer für Photographie und Retouche, ernannt. Der Letztere wird den Unterricht insbesondere im litho- graphischen Zeichnen und in den Arbeiten für Farbendruck ertheilen , weil dies für die Praxis der polychromen Illustration von Wichtigkeit ist und bisher in keiner Schule erlernt werden konnte. Herr Brandlmayr hat auch die Aufgabe, die an der Anstalt vorzunehmendeu Versuchsarbeiten in Heliogravüre durch- zuführen.

Der Lehrplan der Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- graphie und Keproductionsverfahren erfährt somit durch Ein- beziehung des Unterrichtes an Schnellpressen eine wichtige Erweiterung.

Für die Schüler der Section für Buchgewerbe ist ein zweijähriger Ours obligatorisch, worin sie in Satz und

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Unterrichts -Anstaltan. Gesetz fUr Urheberrecht 263

Druck, Zurichtung, Material- und Maschinenlehre von tüchtigen Fachlehrern ausgebildet werden. Der Unterricht in diesem Curse beginnt am 15. September 1897. Es werden nur Personen, welche das 17. Lebensjahr zurückgelegt haben, aufgenommen, und zwar in erster Linie Absolventen von Realschulen oder Gymnasien, in zweiter Linie Praktiker, welche die untere Fachschule des Gremium der Buchdrucker und Schriftgiesser Wiens mit sehr gutem Erfolge absolvirt haben. Die Schüler- zahl ist beschränkt auf 15 bis höchstens 20 Personen.

Auch für Lithographen und Steindrucker wurde eine Oremialfaohschule in Wien eröffnet, wobei das diese Schule errichtende Gremium der Stein- und Kupferdrucker Wiens die werkthätige und finanzielle Unterstützung des Unterrichtsministeriums und der Gemeinde Wien fand. Dieser niedrigere Fortbildungscurs findet für die Lehrlinge der Ge- nossenschaft an den Abendstunden während zweier Jahre statt. Für eine höhere Ausbildung in diesen Fächern ist ein Special - curs für Steindrucker u. s. w. an der k. k. Lehr- und Ver- suchsanstalt für Photographie in Wien in Aussicht genommen, zu welchem nur eine beschränkte Zahl guter Absolventen der beiden ersten Jahrgänge Zutritt haben wird. Die Frequenz der unteren Jahrgänge war gleich bei der Eröffnung so gross, dass Parallelcurse eröffnet werden mussten.

Die Eröffnung des Unterrichtes fand am 1. October 1896 statt, und es waren hierbei der Gremialvorsteher Eberle, der Obmann des Schulausschusses J. v. Kessler und andere Mit- glieder des Gremiums, der Lehrkörper (Classenvorstand: Bürger- schullehrer Pichler, Prof. Lainer, Baron Münchhausen, F. Pam berger), sowie der für diese Schule vom k. k. Unter- richtsministerium ernannte Inspector Regierungsrath Eder an- wesend.

Die Einzelheiten der Organisation dieser Curse in Wien wurden in der Phot. Corresp. (1890, S. 507) beschrieben.

Hugo Hinterberger wurde 1896 zum Lector für Photo- graphie an der Universität in Wien ernannt. Daselbst war die Photographie bis dahin nicht gelehrt. Der neue Lector ist ein Schüler der Wiener Hochschule für Bodencultur und machte seine Studien in photographischer Richtung an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Re- produetionsverfahren in Wien.

Director Schultz* H encke in Berlin theilt mit, dass für den Unterrichtscurs in Retouche für Photographen in Berlin ausser Positiv- und Negativ -Retouche noch zwei Zeich en-

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Unterricbti- Anstalten. Oesetz für Urhelierrocht.

classen in Aussicht genommen sind, eine Unter- und eine Oberstufe (Phot. Chronik 1896, S. 320). [Dazu bemerken wir, dass an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- graphie und Reproductionsverfahren in Wien seit allem An- beginn die Schüler im Vorbereitungscurs , sowie im ersten Jahrgange Zeichenunterricht in zwei Stufen gemessen, bevor sie zur praktischen photographischen Retouche zugelassen werden, ein Princip, welches sich vollständig bewährt hat ]

Der Vorsitzende des Dresdener Photographon -Vereins, Prof. Krippendorff, behandelt die Frage: „Ist ein wohlfeiler Unterricht in der Photographie für beide Geschlechter in grösseren deutschen Städten wünschenswert ?M und kam zu dem Ergebnisse, dass ein solcher Unterricht nicht nur wünschens- wert, sondern vielmehr eine Nothwendigkeit ist und zum mindesten die gleiche Berechtigung hat, wie andere Specialschulen, die oft mit grossen Opfern für weit untergeordnetere Zwecke unterhalten werden (Photogr. Vereiusblatt. Beilage zur Allgem. Photogr. -Zeitung 1896, Nr 2, S. 13).

Ueber die Portbildungsschule der Buchdrucker und Setzer in Hamburg wurde im Journal für Buchdrucker- kunst (1896, S. 16) Bericht erstattet:

Das Schuljahr dauert vom 1. April bis 31. März. Alle a»> 1. April oder später in die Lehre getretenen Lehrlinge haben die Portbildungsschule zu besuchen. Dieselbe besuchten im Schuljahre 1895—96 120 Schüler, wovon 80 Schüler am Fort- bildungsunterrichte teilnahmen, während 33 Setzerlehrlinge und 7 Druckerlehrliuge am Unterrichte der betreffen deu Fach- classen sich betheiligten. Beim Unterrichte der Setzerlehr- linge wurden folgende Gegenstünde behandelt:

1. Ueber die Nothwendigkeit der Fortbildung im All- gemeinen, speciell aber für den Setzer.

2. Kurze Geschichte des Buchdruckes und Vorlage alter Drucke.

3. Ueber Tabellensatz, Zeichnen einor Tabelle nach an- gegebenem Format und schriftliche Bestimmung der einzelnen Felder.

4. Ueber den mathematischen Satz, Formeln und Erklärung der chemischen Buchstabenbezeichnungen.

5. Ueber den griechischen Satz. Erklärung der Zahlen- werthe.

6. Ueber den Werksatz, Stellung der Illustrationen, Noten. Umbruch u. s. w.

7. Ueber Schreibmaschinenschrift, Zweck und Anordnung.

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Unterrichts- Anstalten. Gesetz für Urheberrecht.

2«0

8. Ueber die Herstellung und Verwendung von Illustrationen. Stereotypie, Galvanoplastik, Autotypie und Aetzung. Vorlage des für diese Zwecke gebrauchten Materials.

9. Ueber die verschiedenen Stilarten, Unterschiede und kurze Geschichte derselben.

10 Zeichnen von kleinen Accidenzen unter Verwendung von Illustrationen.

11. Ueber die gebräuchlichen Abkürzungen im mercantilen Verkehr.

12. Ueber die Schreibschrift.

13. Ueber das Papier und seine Fabrication.

14. Ueber das Ausschiessen der Bogen, mit Zeichnung. 15 Ueber das Ineinanderschiessen u a. w

Beim Unterrichte in der Fachclasse der Druckerlehrlinge wurden folgende Gegenstände vorgenommen:

1. Die Construotion der Handpresse, deren Behandlung und das Drucken an derselben.

2. Maschinen- Construction an eigens zu diesem Zwecke hergestellten Zeichnungen veranschaulicht und erläutert.

3. Behandlung der verschiedenen Maschinen, Pressen, Hilfsmaschinen u s. w. und das Arbeiten an denselben.

4. Zurichtung von Druckformen als: merkantilen Arbeiten, Tabellen, Platten und Illustrationen.

5. Farbenlehre und Buntdruck, sowie Erläuterungen über Stereotypie, Galvanoplastik u s. w.

Behufs Ergänzung des technischen Unterrichtes wurde derselbe nach einer Druckerei verlegt, Sonntags von lll2 bis 9V2 Uhr.

Die Schule ist auf die Eiunahmen durch das Schulgeld und auf die Zuschüsse der Inuung angewiesen. In der all- gemeinen Fortbildungsschule erhalten die Lehrlinge Unterricht im Deutschen und Englischen und die vom Unterrichte im Deutschen dispensirten , im Französischen. Es werdeu nur Lehrlinge aufgenommen, die mindestens die oberste Classe der Volksschule erreicht haben. Der Unterricht wird Abends ertheilt, nach Schluss der Geschäftsstiinden der Druckereien, oft bis nach 10 Uhr Abends.

In Zürich (Schweiz) ist die Errichtung von Fachschulen für Photographen und Drucker in Vorbereitung; der Privat- docent für graphische Vervielfaltigungs -Verfahren am eidgen. Polytechnikum in Zürioh H. Burger- Hofer und der technische Leiter J. Brunn er besuchten aus diesem Anlasse die k. k. Lehr- und Versuchsanstalt in Wien.

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r_»p*r:r\Ä-A.xrt»l»M Gew« fftr Urheberrecht

Ein L*ire^r> fir ^~^graphi>ches Umdrucken wurde von den r*ir:;-£*ra io Lyon ins Leben «rufen. Er ist in erster Llz.* f:r Leirl^ig* k^rtimmt. welche im Geschäfte nicht ge- nigecd Ge'.egeakei: finden, sieh in diesem Zweige auszubilden. Die AT*i**ra;e und das Maierial wurden vom Gremium und einigen Ind istnelien unentgeltlich geliefert (Freie Künste 1896. S 312

Die -S^eirtr de? Amateurs Pnotographes de Paris* ver- anstaltet T .m 0 -tober 1S96 ab einen Ours kostenlos für Photo- graphie, welcher ie eine Stunde wöchentlich für die Dauer von 10 Wochen umfasst Ball. Soc. Phot frane. 1896, S. 494).

Das Museum der photographischen Documente in Paris nimmt immer greifbarere Formen an Vallot gab eine Vorschrift zur Classification der Sammlungen heraus (Vallot: Clasüirication ieonographique generale Stabile pour le service de ela?sement du musee des photographiques documentaires. Paris 189ö). V a 1 1 o t ist Präsident der „Commission de classe- ment". Die Photographien umfassen z. B.: Religion, christ- lich, mohamedanisch u. s. w., Kirchengebrauche, Bilder u. s. w.; Rechtswissenschaft. Verbrechen. Anthropometrie u s. w.; Militärisches: mathematische und physikalische Wissen- schaften; Portraits berühmter Männer in allen Fächern; tech- nische Photographie, Objective, Apparate, Negative nach ver- schiedenen alten und neuen Methoden. Copirverfahren , An- wendungen der Photographie u. s. w.. Geologie und Geo- graphie u. s. w.. sowie Kunst und Musik

Ueber die Notwendigkeit der Errichtung eines photo- graphischen Museums in London hielt Bayley einen Vortrag (Phot. Journal 1896, S. 88).

Die „Royal Photographie Society* in London vertheilt seit dem Jahre 1878 in Zeiträumen von 1 bis 6 Jahren je eine Fortschrittsmedaille. Nach dem Berichte des Brit. Journ. of Phot. (1896, S 728) ist bis jetzt diese Fortschrittsmedaille nachfolgenden Personen zuerkannt worden: Im Jahre 1878 Capitata Abney: 1881 W. Willis; 1882 L. Warnerke: 1883 W. Woodbury; 1884 J. M. Ed er; l890 Abnev: 1891 Colonel Waterhouse; 1895 P. H. Emerson; 1896 T. B. Dallmever.

Ueber das Eigenthumsrecht am photographischen Negativ fanden im Jahre 1896 mehrfach ausführliche Aus- einandersetzungen statt, insbesondere von Prof Bruno Meyer (Deutsche Photogr.- Zeitung 189G). dann von Davanne (Phot-

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Photographiacho 01>jective.

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Wochenbl. 1896), welche in vielen Fällen entgegengesetzte Ansichten vertreten

In dem Werke „Das Recht am eigenen Bilde" (Berlin 1896. J. Guttentag) schildert Geh. Justiz- und Kammergerichtsrath HugoKeyssner das Persönlichkeitsrecht am eigenen Bilde; Prof. Dr. Bruno Meyer wendet sich gegen einige Ausführungen desselben (Deutsche Photogr. - Ztg. 1896).

Ueber „die Photographie nach Österreichischem Recht" hielt Dr. E. Kraus in Wien einen Vortrag, worin er alle diesbezüglichen Bestimmungen klar macht (Phot Corresp. 1896, S. 259). Das österreichische Justizministerium hat, im Einvernehmen mit dem österreichischen Ministerium für Cultus und Unterricht, entsprechend dem österreichischen Gesetze vom 26. December 1895 (R.-G.-Bl. Nr. 197), betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur, Kunst und Photo- graphie, eine Verordnung über die zu errichtenden Sach- verständigencollegien erlassen. Es werden demnach Saoh- verständigencollegien für den Bereich der Literatur, der Ton- kunst, der bildenden Künste und der Photographie gebildet, welche die Aufgabe haben , in Sachen des Urheberrechtes über zweifelhafte oder strittige Fragen technischer Natur, welche für eine richterliche Entscheidung von Bedeutung sind, auf Ver- langen der Gerichte Gutachten abzugeben. Sachverständigen - eollegien werden errichtet: für den Bereich der Literatur: in Wien, Präs, Lemberg und Triest; für den Bereich der Ton- kunst: in Wien, Prag und Lemberg; für den Bereich der bildenden Künste: in Wien, Prag und Krakau; für den Be- reich der Photographie: in Wien.

Jedes Sachverständigencollegium besteht aus einem Vor- sitzenden und sechs bis zehn Mitgliedern. Die Ernennung des Vorsitzenden und der Mitglieder erfolgt durch das Ministerium für Cultus und Unterricht, welchem auch die Bezeichnung des mit der Stellvertretung des Vorsitzenden betrauten Mitgliedes zusteht, auf die Dauer von sechs Jahren.

Photographische Objeetive.

Chromatisch uncorrigirte Doppelobjective.

F. A. Goltz in Berlin erzeugt ein neues nicht achromati- sches „ Universal -Objectiv" unter dem Namen „Ortholinear" (October 1896). Dasselbe entspricht den Steinheil' sehen Periskopen, sowie den Ro den s tock' sehen Bistigmateu, hat

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Photographische Objective.

aber eine andere Verstell Vorrichtung zur Ausgleichung der Focusdifferenz an der Objectivfassung als letztere. Der Gesichts- feldwinkel ist circa 68 Grad, die Ausfuhrung ist eine gute, der Preis ein massiger.

Stein heil selbst, der Erfinder dieser Art von Objectiven1), bringt kleine Nummern von Periskopen für billige Iland- Cameras in den Handel, und zwar von der Lichtstärke /7 12 bis /715; da die Linsen aus sehr dünnem unverkitteten Glas

Flg. 53. Flg. 54.

bestehen, so lassen sie für diesen Zweck genügend Licht durch; der Bildwinkel ist circa 90 Grad, die moderne Form dieser Periskope zeigen Fig. 63 und 54.

Preise:

Oeffnung

Brennwoite

Korinalplatte flir Hand -Cameras

Mark

mm

cm

cm

13

16

22

9 12

18

6X9 9X12 (12X16\ \13X18?

12 15

20

Symmetrische Objective mit dreilinsigen Hälften.

Ausser den Goerz' sehen Doppelanastigmaten und den Zeiss'schen dreilinsigen Anastigmaten, über welche in früheren Jahrgängen dieses Jahrbuchs berichtet worden war, bringen die optischen Institute von Voigtländer in Braunschweig und St ein heil in München ihre endgültig berechneten Collineare und Orthostigmate in den Handel.

1) Siehe Eder'» Handbuoh f. Photographie, Bd. I, Abi. 2, 8.45 und 53.

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Photogripbliche Objective.

Die Vo i g 1 1 ä n d e r ' scheu Oollineare werden in drei Helligkeiten hergestellt. Serie II hat die wirksame Oeffnung 1 : 6,3, Serie III 1 :7,7 und Serie IV J : 12,5. Die beiden erstereu liefern mit grossen Blenden ein scharfes Bild von 75 bis 85 Grad Bildwinkel und sind vortreffliche Objective für Moment- und Gruppenaufnahmen bei grossem Bildwinkel. Serie IV gibt bei massiger Abbiendung sogar Bilder von 90 Grad Gesichtsfeldwinkel mit sehr guter Schärfe Die Hinterlinse allein liefert als Landschaftslinse sehr gute Bilder mit mittleren Blenden , wobei die Vertheilung des Lichtes über das Bildfeld sowie die Tiefe der Schärfe am Rande sehr befriedigend ist, was eine Folge der guten Correction des Astigmatismus ist. Die Linsenhälfte hat ungefähr die doppelte Brennweite des Doppelobjectivcs. Diese Collineare werden auch zu Objectiv- sätzen zusammengestellt.

Die Construction der Collineare ist im Jahrbuch für 1895, S. 348 abgebildet worden ; sie ist dieselbe geblieben.

Voigtländers neue Linsen (Collineare) sind im Brit. Journ. of Phot. (1896, S H80) geuau beschrieben (mit Figur und Angabe des Krümmungsradius).

Die S te i n h e i 1 scheu Orthost igmate (deutsches Patent Nr. 88505 vom 28. November 1893; österr. Patent Nr. 20553) bestehen aus zwei (gleichen oder symmetrischen) dreilinsigen Hälften, von denen jede als completes Objectiv für sich sphärisch, chromatisch und astigmatisch corrigirt ist. Hinsichtlich der Zusammensetzung und Linsenanordnung scheiden sich die orthostigmatischen Objective in zwei wesentliche Formen, und zwar in 1. Constructions- Typus I: a) Aussen- liuse: biconvex; Brechung höher als bei b und c; b) Mittel- linse: biconcav; Zerstreuung höher als bei a und e; c) Innen- linse: positiver Meniskus; Brechung und Zerstreuung niedriger als bei a und b. und 2. Constructions -Typus II: a) Aussen- linse: biconvex; höhere brechende Kraft als b; b) Mittellinse: positiver Meniskus mit niedrigerer Brechung als a und c; c) Innenliuse: biconvex; Brechung höher als b. (Aussen uud innen bezieht sich auf die Anordnung zur Blendenebene.) Von beiden Gruppen wird die erste vorläufig nur von der Pariser Zweigwerkstätte, der Firma C A. Stein heil fils, Paris, 13 Rue St Cecile, in mehreren Serien in den Handel gebracht, weil in Deutschland Pateutschwierigkeiten mit Goerz be- stehen, die zweite jedoch in München erzeugt und von dort aus in den Handel gebracht. Nachdem die Figur der Orthostigmate (Type II) bereit» im Jahrbuch für 1890, S. 342, und die Figur der Type I daselbst S. 341 abgebildet

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I'hotographische (»bjectivc.

worden war, entfallt hier die weitere Beschreibung. Ks sei nur erwähnt, dass die Type I dem Go er z' sehen Doppel- anastigmat entspricht, während Type II und das Collinear unter sich analog sind.

In der englischen Patentbeschreibung von Dr. St ein hei Ts Orthost igmaten (Brit. Journ. of Phot. 1896, S. 489) sind Ab- bildungen der neuesten Formen dieses Objectivs für die relative Oeffnung /*/4 und /)6 sammt genauen Angaben der Krümmungsradien uud Brechungsindices der einzelnen Glaser gegeben; die Type ist ähnlicher den Oollinearen als den Doppelanastigmaten.

Ueber dreilinsige Anastigmate siehe Emil von Höegh in Wilmersdorf bei Berlin, S. 75.

Entstehung und Geschichte der Orthostigmate siehe Dr. R. Steinheil in München, S. 172.

Ueber Prüfungsverfahren photographischer Ob- jective, angewandt von Steinheil in Paris, siehe S. 21' 1.

Historische Notizen über die neueren Ver- besserungen der photographischeu Objective theilt Dr. Schrödter mit (Phot. Chronik 1896, S. 389).

H. Roussel in Paris erzeugt unter dem Namen „Anti- spectroscopique" (1896) ein symmetrisches Doppelobjectiv mit je dreifach verkitteten Linsenpaaren, welches sphärisch, chromatisch und astigmatisch gut corrigirt ist und der Type der Goerz'schen Doppelanastigmate angehört.

Verschiedene Doppelobjective und Triplets.

Objective vom Aplanaten-Typus. Der „Platystig- mata von VV. Wray in London, welcher naoh den An- gaben von Per kins im vorigen Jahre als dreifach verkittetes, dem Collinear ähnliches Objectiv erklärt wurde1), wird auch im Phot. Annual von Sturmey (1896, S. 178) im selben Sinne erklärt, unter Hinweis darauf, dass keine Zeichnung der Linse publicirt sei. Mittlerweile wurde die in Fig. 55 ab- gebildete Zeichnung von Wray selbst publicirt, aus welcher hervorgeht, dass der Platystigmat aus symmetrischen Doppel- linsen besteht und den Aplanaten zuzuordnen ist.

1) Ed er' s Jahrbuch f. Phot. für 1896, £. 844.

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Photogrmphische Objective.

271

Das optische Institut Gebrüder Schulz in Potsdam er- zeugt unter dem Namen „Orthoskop" Objective, welche eine Art Aplanat sind, von der relativen Oeffnung fllO und Gesichts- feldwinkel 72 Grad. Die Objective sind billig im Preise und hübsch mit Irisblende montirt (Phot. Corresp. 1896).

Ernst Leitz in Wetzlar erhielt deutschen Musterschutz Nr. 57078 für ein dreifaches photo- graphisches Objectiv aus zwei äusseren einfachen

Linsen von positiver Brennweite und einem inneren dreifachen posi- tiven Linsensystem iPhot. Wochenbl. 1896, S. 208). Dasselbe besitzt die in Fig. 56 scizzirte Form und ist von angenähert symmetrischer Gestalt, alle Flinte sind leichte Fig. 55.

Gläser. Neben diesem.

mehr für das Atelier bestimmten Objectiv hat Leitz ein zwei- gliedriges Objectiv (Fig. 57) in Arbeit, welches besonders als Landschaftslinse dienen soll.

Fl.

Ft.

Fl.

Cr. Fl. H. Cr.

rn

v

Flg. 50.

Plf. 57.

Dallmeyer in London empfiehlt für Portraitaufnahmeu andauernd seine „Stigmatic Lensu, welche wir bereits im Jahrbuch für 1896, S. 335, beschrieben haben.

Nach Dallmeyer soll die „Stigmatic Lensu für Portrait- aufnahmen in kurzen Ateliers, besonders aber auch für Stern- Photograph ie zu astronomischen Zwecken geeignet sein, denn man kann bei grosser Helligkeit des Bildfeldes mit 40 Grad Gesichtsfeldwinkel arbeiten (Photograph. Journ. 1896, Bd 21 , S. 48).

272

I'hotogTaphi«cho Objectlve.

Dalimeyer berichtet ferner über eiue Verbesserung photographischer Linsen , nämlich Über einen astigmatischen Oorrector. Bei den älteren Linsen ty pen , besonders den Portraitlinsen, bei welchen der Charakter der Gläser stets eine höhere Dispersionsstärke neben einem höheren Brechungs- exponenten nöthig machte, welche Bedingung seit der Er- findung der Jenenser Gläser gefallen ist, schloss die Flach- heit des Feldes stets astigmatische Aberration ein, oder es war, wenu der astigmatische Fehler factisch beseitigt war, die Krümmung des Feldes eine bedeutende. Die Construction der letzten Formen der älteren Typen bestand in dem geschicktesten Compromiss zwischen diesen Fehlern.

Dallmeyer'8 neue Erfindung bezweckt nun, diesen Mangel durch einen astigmatischen Corrector abzustellen, der die Rest- fehler (des Astigmatismus und der Krümmung des Feldes),

Flg. 58.

welche bei den älteren Formen von Positivlinsen auftreten, be- seitigt, indem er ihre Deckkraft stark hebt auf Kosten einer unbedeutenden Verlängerung der Breunweite.

Zu diesem Zwecke bringt er hinter jeder beliebigen Form der älteren Linsentypen, nachdem er die erwähnten Rest- fehler berechnet hat, seinen astigmatischen Corrector an, der so berechnet ist, dass er diese Fehler .beseitigt. Für den Fall der P e t z v a 1' sehen Construction besteht derselbe in* einer Negativ- Combination, bestehend aus einer Biconcavlinse. welche mit einer Biconvexlinse aus stärker zerstreuendem Material und mit höherem Brechungsexponenteu zusammengekittet ist Diese Umkehrung in der Anordnung des Materials ist in jedem einzelnen Falle anzuwenden, dabei können jedoch die Formen der Linsen für einige der älteren Linsentypen anders gewählt werden.

Die vorstehende Fig. 58 zeigt den Corrector. angewendet bei der allgemein bekannten, aus vier Linsen A, B, C und T> bestehenden Petz val' sehen Linse. Die punktirt angegebenen

Phototfraphiachü Objoctivc.

273

Linsen E und F bilden Dallmeyer's astigmatischen Correetor Die Krümmungsradien der Linsen sind folgende:

r1 4,725 Zoll r2 =" 3,735 A und B « 34,6 r* ~ 9,85 r* = 3,405 = 4,25 r* 13,155 r8 = 6,95 r9 8,85 ; \E und 2^ r«>-27,6 J

Die Brechungsexponenten sind:

für die D- Linie ji für die iTp Linie

4 1,5151 1,5267

# 1,5738 1,6919

C 1,5738 1,5919

D 1,5179 1,5288

E 1.5179 1,5288

1,5738 1,5919

Dallmeyers Patentansprüche beziehen sich auf:

1. die Combination einer negativen Linsencombination, bestehend aus einer Negativlinse und einer Positivlinse aus stärker zerstreuendem Material und mit höherem Breohungs- exponenten mit den älteren Formen von Positivlinsen;

2. die Combination einer negativen Linsencombination, bestehend aus einer Biconcavlinse und einer Linse aus stärker zerstreuendem Material und mit höherem Brechimgsexponenteu mit den älteren Formen von Positivlinsen (Brit. Journ. of Phot. 1896, S. 793).

Unter dem Namen „Cooke Lens" findet in England eine neue Form eines Tripletobjectivs Eingang, welche auf Grund eines Patentes von Dennis Taylor l) von der Firma Taylor & Hobson in Leicester und London (London W. C , Charing Cross Road, 9) erzeugt wird. Die Royal Photogr. Soc. Phot. verlieh für die Cooke Lens eine Medaille (Sturm ey's Phot. Annal 1896, S. 174 und 383). Die Vorder- und Hinterlinse dieses Triplets ist einfach, die mittlere ist verkittet; das Objectiv soll frei sein von Verzerrung, sphärischer und chroma- tischer Aberration; bis zum Winkel von 25 bis 40 Grad ist

D Siehe Kder's Jahrbuch f. Photogr. fllr 1895, S. 350.

18

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274

Photographlaobo Objectivu.

Astigmatismus und Krümmung des Bildfeldes hinlänglich corrigirt und soll kein Lichtreflex vorhanden sein. Serie III dieses Objectivs hat die Aperture von /"/6,5, Serie V von /*,8. Ein Objectiv von 7l/a Zoll Focus (dns -grösste von Serie III) gibt Platten von 4s/4X6'/j Zoll (Preis 5 Pfund 10 s.); ein Objectiv von 11 Zoll Focus (das grösste von Serie V) deckt eine Platte von 6l/8X8,/J Zoll (Preis 8 Pfund 10 s.).

Die im Jahre 1896 endgülti

gewählte Form der C o o k e L e n 8 " , welche Taylor & Hobson in Leicester und Lon- don in den Handel bringen, zeigt Fig. 59. Dieses Triolet besteht aus je einer einfachen Vorder- und Hinterlinse und einer verkitteten Mittellinse. Es soll besonders ^ut derAstigmatis- mus und die W ölbung des Bild- feldes corrigirt sein. Die grösste wirksame Oeffnung ist 1:6 oder l:6,ö, kommt also den gewöhnlichen A plansten gleich. Ob mit dieser Type Vortheile gegenüber den Doublets erziel- bar sind, ist fraglich.

W. P. Thompson in Liverpool (6. Lordstreet) nahm am 25. Mai 1895 ein amerikanisches Patent Nr. 9528 auf eine ein- fache oder doppelte „Quintuple - Linse" ((Juintuple Lens), fünffach ver- kittete Linse (Fig 60). Sie besteht aus zwei Sammellinsen (C und D) von Oownglas, zwei Zerstreuungslinsen von Crownglas {A und E) und einer Zer- streuungslinse von Flintglas (B). Die Linsen sind frei von sphärischer, chro- matischer und astigmatischer Aberration (The Photogram 1896, S. 280). Ueber chromatische Homofocallinsenund Schroeder's chromatische Planparallelplatte handelt ein ausführlicher Artikel Dr. H. Schroeder's (Phot. Mitt., Bd. 33, S. 22); es kann mit letzterer jedes optisch voll- kommene Objectiv, ohne dasselbe zu beeinträchtigen, in ein photographisches verwandelt werden.

Dr. K rügener und Peter Schü 11 meldeten ein astigma- tisch, sphärisch und chromatisch corrigirtes Drei -Menisken-

B CD E KD C Flg. 60.

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Photographiaoho Objective.

275

Objectivu in Deutschland zum Patent an (Phot. WocheDbl. 1890, S. 208).

Die Objective für Moment-Han d -Apparate werden in sehr compendiöser Form gefasst und haben in neuerer Zeit

Fig. 65. Fig. 66.

sehr handliche Blenden- Ginstellvorrichtungen. Alle optischen Institute wetteifern in dieser Richtung. Um diese Art der Montirung zu demoustriren, bringen wir die Abbildungen der neuen Steinheil'schen derartigen Objective (Fig. 61 bis G6).

18*

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Photographischr Objectlvo.

Ueber die Einstellung. (Tiefe des Focus. Tiefe des Bildfeldes) siehe Prof. A. Soret in Hävre (Frankreich) S. 135.

Dr. Miethe schreibt über die „Tiefe der Schärfe" bei p holographischen Objectiven. Man nimmt im Allgemeinen an. dass zwei Linsen von gleicher Brennweite nnd gleicher Oeffnung stets die gleiche Tiefenschärfe entwickeln. Dies ist jedoch nur mit Einschränkungen richtig.

Wenn auch bei ein und derselben Linse offenbar die Tiefe der Schärfe nur von der Abbiendung abhängig ist, so tritt anderseits bei verschiedenen Linsenconstructionen noch ein zweiter Factor für die Tiefe der Schärfe bestimmend auf,

nämlich die Vertheilung der lichtsammelnden Theile des Linsensystems. Um dies zu verstehen , wollen wir uns einmal einen symmetrischen Aplanaten denken und denselben mit einem genau gleichbrennweitigen Orthoskop vergleichen. Wenn wir von zwei Instruinenten aussagen, dass sie gleiche Brenn- weiten haben, so meinen wir damit, dass die mit Hilfe der- selben vom gleichen Standpuukte aus aufgenommenen Bilder gleiche Grösse haben oder, was dasselbe sagt, dass die Ent- fernung der hinteren Hauptpunkte von der Ebene der Ab- bildung in beiden Objectiven gleich sei. Unser Aplanat besteht ans zwei Sammellinsen, während das Orthoskop bekanntlich aus einer vorderen Sammellinse und einer hinteren Zerstreuungs- linse besteht. Beim Aplanaten wird daher der in einer ge- wissen Höhe der Achse parallel einfallende Strahl zunächst

f

Fig. G8.

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Photographisohe Objoctlre.

277

vod der einen Linse and dann von der anderen der Achse zugebrochen, in der Weise, wie es unsere Abbildung (Fig. 67) zeigt. Bei dem Orthoskop dagegen wird der Strahl, wie in Abbildung (Fig 68) ersichtlich, durch die Sammelwirkung der Vorderlinse zunächst sehr stark der Achse zugebrochen, dann aber durch die Wirkung der Zerstreuungslinse wieder in seine ursprüngliche Richtung soweit zurückgebrochen, dass er im Schnittpunkte f mit der Achse nur einen sehr kleinen Winkel einschliesst. Man sieht, dass, obwohl Orthoskop und Aplanat genau die gleiche Brennweite haben, der Winkel, den ein Strahl von gewisser Eintrittshöhe mit der Achse bildet, beim Aplanaten ein viel grösserer als beim Orthoskop ist. Die Folge davon ist, dass die Tiefe des Aplanaten eine wesentlich geringere sein muss. als die des Orthoskops. Wie weit dies in der Praxis merkbar ist, müssen erst eigens zu diesem Zwecke angestellte Versuche lehren. Jedoch folgt aus ein- fachen Betrachtungen bereits, dass die Unterschiede immerhin recht erheblich werden können (Phot. Chronik 1896, S. 29).

Teleobjective oder Fernobjective.

Zur Entwickelungsgeschichte des Teleobjectivs und seiner Theorie siehe Dr. M. von Rohr, Jena, S. 181.

Ueber neue Teleobjective der Firma Voigt- länder & Sohn siehe Dr. Miethe, Braunschweig, S. 256.

Ueber neue Objective der Firma Voigtländer <fc Sohn für photogrammetrische Zwecke siehe Dr. Kaempfer, Braunschweig, S 247.

Die Erzeugung der Tel eo bj ecti ve ist in Deutschland sehr weit gediehen und wissenschaftlich wohl begründet, so dass die deutsche Optik hier, wie auf dem ganzen Gebiete der photographischen Optik, unzweifelhaft die Führung hat.

Besonders zu erwähnen sind die Teleobjective von Stein- heil, Zeiss und Voigtländer, welche alle nach dem Princip construirt sind, dass ein photographisches Objectiv mit einer geeigneten Concavlinse combinirt wird, welche eine kürzere negative Brennweite hat, als die eigene (positive) des Objectivs.

Die Concavlinse wirkt als Vergrösserungssystem und be- wirkt, dass 1. die Brennweite des ganzen Systems (Fernobjectiv) gegen jene des positiven Bestandteiles (des photographischen Objectivs) bedeutend verlängert wird; 2. dass der Hauptpunkt (Anfangspunkt der Brennweite) des Fernobjectivs beträchtlich vor jenen des photographischen Objectivs gelegt wird; es beträgt demzufolge bei einer Aufnahme mit dem Fernobjectiv der er-

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Photographiache ObjectiTO.

forderliche Cameraauszug weniger als eio einzelnes photo- graphisches Objectiv mit einer dem Maassstabe der Fern- aufnahme entsprechenden Brennweite verlangen würde.

Das Gesichtsfeld des Teleobjectivs beträgt z. B. beim Stein heil' sehen Apparat circa 10 Grad

Man verwendet gegenwärtig das Teleobjectiv nicht nur zu Fernaufnahmen im Gebirge und für Architekturen, sondern auch für Zwecke der Photogrammetrie und in neuerer Zeit auch für Portraitaufuahmen, um grössere Portraits bei mässigem Cameraauszug und geringer Aufstelldistanz verwenden zu können.

Ueber praktische Arbeiten im Atelier mit Tele- olijectiven berichtet Hans Schmidt (Phot. Mitt., Bd. 33,

Fl ff. 69.

S.270), indem er besonders Zeiss' neues Teleobjectiv beschreibt. Er empfiehlt, bei der Anwendung von Teleobjectiven dem Modell nicht allzunahe zu kommen, sondern sich in der Regel 3 bis 4 m davon aufzustellen; allzugrosse Entfernung verflacht das Bild. Er geht auf diese Regel, mit Berücksichtigung der Bild^rösse u. s.w., näher ein.

Zeiss' Teleobjective. Die optische Werkstatte von Carl Zeiss gab einen Specialkatalog über ihre neuen Tele- ol»jective und gleichzeitig eine Abhandlung von Dr. P. Rudolph heraus, die als Gebrauchsauleituug für Teleobjective dient und den Zweck hat, die speeifisohen Eigenschaften des neuen Teleobjectivs etwas eingehender als bisher zu besprechen und die Unterlagen für ein möglichst rationelles Arbeiten mit dem- selben zu geben (1896). Es wird seine Verwendung für grosse Brustbilder besprochen, die sich hier auf einfachere Weise wesent-

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PhotogTÄphliche ÜbjeotiTO.

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lieh richtiger gestaltet, als mit gewöhnlichen Objectiven, da mau die Aufnahme der Person aus grösserer Entfernung, also unter einem richtigeren Gesichtsfeldwinkel und mit einem kleineren Cameraauszug, machen kann. Ferner wird die Aufnahme von Landschaften aus grösserer Entfernung erörtert, wobei der verhältnissmässig geringe Cameraauszug hervorgehoben wird. Endlich werden die gunstigsten Bedingungen für Architektur- aufnahmen besprochen. Dann folgen Tabellen über Aequivalent- brennweiten und Brennpunktabstände für bestimmt gewünschte Vergrösserungen , Blendentabellen und Tabellen der Bild- und 0bjectivab8tände.

Die deutschen Teleobjective sind entweder mit Antiplaneten, Collinearen, Orthostigmaten, Anastigmaten, seltener mit rortrait- objectiven (Petzval'sche Type) combinirt. Das letztere ver- wendete früher insbesondere Dalimeyer in London.

Dallmeyer's neueste Anordnung seiner „Tele- photographic Lens" zeigen Fig. 69 und 70. In einer Combination (Fig. 69) erzielt man eine massige (circa dreifache) Vergrösserung, d. h. es ist die Leistung gleich einer Linse, welche dreimal längeren äqui- valenten Focus hat, als die Distanz zwischen Tele- objectiv und Visirscheibe. Sie ist für Landschafts- und auch grosse Portraitaufnahmen geeignet. Eine andere Linsencombination (negative Supplementlinse, Fig# 70 Fig. 70) gibt sehr bedeutende Vergrösserungen; sie ist mit einer Portraitlinse Petz val'scher Type (Dallmeyer's Variante) <;ombinirt.

Lichtabsorption als massgebender Factor bei der Wahl von astronomischen Objectiven.

Prof. H.C.Vogel, Director des astrophysikalischen Ob- servatoriums in Potsdam stellte diesbezügliche* Untersuchungen an, indem er die Lichtabsorption optischer Gläser bei der Wahl der Dimensionen für den grossen Kefraotor des Potsdamer Observatoriums mit Rücksicht auf seine photographische Ver- wendbarkeit untersuchte. Er beobachtete, dass die Absorptions- wirkung der Gläser nicht im stetigen Verlaufe mit der Ab- nahme der Wellenlinie wächst, dass vielmehr eine nahezu constante Wirkung über grössere Strecken des Spectrums zu beobachten ist und die Zunahme der Absorption mehr sprung- weise eintritt, so bei den Fraunhofer sehen Linien G und H. Die Lichtwirkung schneidet bei einer gewissen Wellenlänge und Glasdicke sprungweise ab. Prof. H. C. Vogel sagt in seiner Abhandlung (Sitzungsberichte der königlich preussischen

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PhotogTaphiaohe Objectlvo.

Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1896, Bd. 46, S. 1226): „Meine Wahrnehmungen stimmen mit den Beobachtungen von Eder und Valenta*) überein, die selbst bei Glas dicken von nur 1 cm ein ähnliches, recht schroffes Abschneiden der Licht- wirkung bei den meisten der von ihnen untersuchten Gläser beobachten konnten." Ferner wurden bei gewissen Flint- gläsern von etwa 15 cm Dicke zwei Absorptionsbänder ge- funden, ein sehr schwaches bei X«=437, und die Mitte des andern, schärfer begrenzten bei X 418. Die Bestimmung der Absorption im brechbareren Theil des Speotrums wurde in einer neuen Weise ausgeführt, um die Fehler zu vermeiden, welche dadurch entstehen können, dass die photographische Schwärzung bei gleicher Expositionszeit nicht ganz streng proportional der Intensität zunimmt. Prof. Wi Ising brachte deshalb verschiedene Lichtintensitäten mittels Nicolprismen (nach Art des Zillner1 sehen Photometers) auf gleiche Inten- sität und Hess diese dann auf die photographische Platte wirken. Auf diese Weise wurden ziffermässig die Absorptionscoefficienten festgestellt. Zur raschen Orientirung über die Absorption der stärker brechbaren Strahlen legte H. C Vogel Chlorsilber- papier hinter die Gläser und setzte successive dem Lichte aus : aus dem Grade der Schwärzung bei verschiedener Belichtungs- zeit konnte die relative Absorption verschiedener Glassorten für violette und ultraviolette Strahlen bestimmt werden, denn das Chlorsilber reagirt eben für diese Strahlen besonders stark. Es ergab sich, dass Flintglas Licht von der Intensität 0,35 bis 0,52 durchlässt, während durch Crownglas solches von 0,59 bis 0,60 durchdringt.

Durchschnittlich kann angenommen werden, dass ge- wöhnliches Leichtflint- und gewöhnliches Silicat -Crowngb?; von Jena in verschiedenen Dicken eines Objectivs folgende Lichtabsorption zeigen (siehe nebenstehende Tabelle).

Aus dieser im Auszuge abgedruckten Tabelle ergibt sich, dass für das grosso Objectiv des neuen Refractors zu Potsdam von 80 cm Oeffnung, dessen Dicke— 12 cm anzunehmen ist, zufolge der Absorption von den chemisch wirksamen Strahlen 40Proc. verloren gehen, durch Absorption und Reflexion zu- sammen 51 Proe.; die Intensität des durchgehenden Lichtes verhält sich zu der des auffallenden wie 49 : 100. Bei diesen Objectiven ist die Gesammtglasdicke Ve V7 des Durch-

\) Abeorptlonaspoctren von farblosen und gefärbten Gläsern. Denk- schritten der kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien 1894, Bd. 69. Auch Jahrbuch für Phot. für 1895, S. 810.

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Pbotographisobe Objectire.

281

Dicke dos Ob- joctivs

In cm

Intensität des durchgehenden Lichtes und Hoheiten des auffallenden

iiiit Berücksichtigung der Absorption allein

mit Berücksichtigung von AbBorptlon und Reflexion

optische chemisch wirk- Strahlen 9amote Strahlen

ontiüohe chemisch wirk-

Strahlen samste Strahlen

i

4

6 8 10 20 80 40

0,03 0,90 0,87 0,84 0,71 0,60 0,5 i

0,84 0,77 0,71 0,65 0.43 0,28 0,18

0,77 0,69 0,75 0,63 0,72 0,58 0,70 0,53 0,59 0,35 0,50 0,23 0.42 0,15

messers angenommen. Diese Ergebnisse sind auch für die Construction von photographischen Objectiven von Werth. (Phot. Corresp. 1896.)

Verwerthuug absichtlicher perspectivischer Fehler bei photographischen Aufnahmen.

Dr. F. Stolze schlug in seinem Artikel „Die Portrait- perspeetive und die modernen Objective" (Atelier des Photogr. 1896, Heft 4 und 5) vor, die perepeotivischen Verzerrungen absichtlich herbeizuführen, um natürliche Fehler des Modells zu verbessern Er nutzt bei der Aufnahme sehr hagerer Personen nur den äussersten seitlichen Band des Bildfeldes aus; man weiss ja von den Gruppenaufnahmen, dass die am Bande befindlichen Personen in die Breite verzogen werden. Bei Einzelaufnahmen verschiebt man das Objectiv seitlich gegen den Camerarand und dreht die Camera so um die verticale Achse (annähernd um den Blendenschlitz), dass das Bild der Personen wieder in die Mitte der Visirscheibe kommt. Man hat die Verzerrung bis zu circa 9/rt der richtigen Dimension in der Hand. Prof. Bruno Meyer erkennt die Berechtigung und Brauchbarkeit dieser Methode an, jedoch nur für Knie- stücke und bei einem Hintergrunde ohne controlirbare Zeichnung, sonst entstehen störende Verzeichnungen ; viel schwieriger sind Veränderungen in der Höhenrichtung der Figur. (Deutsche Photogr. -Zeitung 1896, S. 454.)

Victor Seile giebt eine Methode au, welche zur Gerade- richtung der stürzenden Linien bei Architekturaufnahmen (Folge von Schrägstellen der Camera u. s. w.) dient. Er

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Photograpbiiche Objectlve

benutzt das bekannte Princip1): ein Diapositiv von dem ver- zeichneten Negativ in der Camera herzustellen und dabei das Letztere, sowie die Cameraruckwand gehrag zu stellen (Bull. Soc. franc. 1896, S. 461).

Ueber den Standpunkt bei photographisohen Aufnahmen erschien eine Reihe sehr bemerkenswerther Auf- sätze von Prof. Bruno Meyer, auf welche besonders ver- wiesen wird (Deutsche Photogr. -Zeitung 1896, S. 468, Schluss dieser Abhandlung); es finden sich daselbst zahlreiche originelle und werth volle Angaben für die künstlerische und technische Seite bei photographisohen Aufnahmen.

Prof. Bruno Meyer erörtert die Berechtigung der Ge- pflogenheit der Portraitphotographen , bei Aufnahme sitzender Personen die Camera tief zu stellen, und überdies der Objectiv- achse eine starke Neigung nach vorn herab zu geben; dabei wird der Hauptsehstrahl nicht in die halbe Höhe des sitzenden Menschen, sondern weiter oben zu legen sein; man muss somit den Augenpunkt gegen den unteren Rand der Platte zu legen, d. h. das Objectiv ist herabzurücken. Der höchste zulässige Gesichtswinkel wird zu 20 Grad angenommen (zu gleicheu Theilen vom Hauptsehstrahle nach beiden Seiten vertheilt); da die Füsse weiter vom Augenpunkte entfernt sind, so werden diese Theile nicht weiter als 10 Grad von der Objectivachse nach unten liegen dürfen, daher kann der auf der andern Seite (beim Kopf) übrig bleibende Theil leicht auf 6 Grad zu- sammenschrumpfen, und es muss der Gesichtspunkt zurück- verlegt werden; man wird zu weiterem Abstand vom Auf- zunehmenden gedrängt. Es genügt deshalb, wenn z.B. der Augenpunkt auf '/s der Höhe liegt, nicht ein Objectiv, welches die Plattengrösse zeichnet, sondern es muss ein solches gewählt werden, welches */Ä derselben decken kann (Deutsche Photogr. - Zeitung 1896, S. 471).

Bei Landschaftsaufnahmen sollte der Horizont höchstens bei 1 3 der Plattenhöhe, besser bei V* derselben (von unten) liegen Dann wird der Vordergrund passend beschränkt, und ein viel geringerer Bildwinkel vom Objectiv vorlangt, als wenn man das Objectiv in der Mitte der Camera belässt; denn in der Höhe ist nichts scharf zu Zeichneudes vorhanden. Diese Verlegung des Augenpunktes ist auch für die Tiefe der Schärfe (im günstigen Sinne) von grösstem Belange, was unter der Annahme, es wären als Gesammtbildwinkel für eine Land-

1) Vorgl. Kdor'i Handb. d. PhotogT. Bd I, Abth. 2, S. 251 ; ferner Jahrbuch f. Photogr. für 1895, S. 354.

Photograpbischo ObjectWc.

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Schaftsaufnahme in Hochformat für die Bildhöhe 40 Grad zu- gelassen, von Prof. Bruno Meyer näher ausgeführt wird. (Bruno Meyer, Deutsohe Photogr. -Zeitung 1896, S. 472.)

Ueber die Wirkung der senkrechten Mattscheibe bei schräg aufwärts gerichteter 0 bjectivachse bei Architekturaufnahmen äussert sich Prof Bruno Meyer (Deutsche Photogr. - Zeitung 1896, 8, 473): „Hierbei werden die unter dem Augenpunkt liegenden Theile des Bauwerkes in ver- ringerter, die über dem Augenpunkte dagegen in vergrößerter Höhendimension abgebildet werden. Es ist also bei dieser Neigung der Mattscheibe der augenfällige Fehler in der Wieder- gabe der Breitendimension des Gebäudes zwar in gewissem Sinne corrigirt. dagegen aber ein sehr erheblicher Fehler in der Wiedergabe der Höhendimension in deu Kauf zu nehmen. Ist der Bildwinkel und der Erhebungswinkel nicht sehr gross, so sind diese Verzerrungen der Höhenabmessungen so un- erheblich, dass sie nicht sonderlich bemerkt werden; aber immer- hin sind sie vorhanden; und um sie eben unterhalb der Merklichkeit bleiben zu lassen, ist es geboten, die beiden vorerwähnten Winkel in geringem Umfange zn halten, d. h. also auf das Auskunftsmittel der Achsenneigung, wie auf den wünschen8werthen weiteren Gesichtswinkel für Architekturauf- nahmen grossentheils zu verzichten Verlegt man hierbei durch Verschieben des Objectivs den Augenpunkt nach dem unteren Rande der Aufnahme, also in der Camera nach dem oberen Rande der Mattscheibe, so wird iu demselben Maasse die Längenverzerrung der Höhenabmessungen in den oberen Theilen des Bauwerkes vergrössert, der Gesammteindrnck der Aufnahme aber insofern verbessert, als die gewonnene Perspective grössere Aehnlichkeit mit dem Eindrucke bekommt, den wir bei der Betrachtung eines Bauwerkes in der Natur uns verschaffen. Denn es wird kaum jemals wenn nämlich die Auffassung des Gesammtbauwerkes beabsichtigt wird! auf die oberen Theile mit derselben Ausführlichkeit wie auf die unteren rerlectirt, d. h. also das Bauwerk mit einer Bewegung des Auges aufgenommen, welche um eine mittlere Lage der Augen- achse sich dreht, bei weicher diese Achse auf die Mitte der Höhe des Bauwerkes gerichtet ist; sondern man wird, wenn man sich beobachtet, dabei stets wahrnehmen, dass diese so zu sagen mittlere Lage des Auges um so mehr unter der halben Höhe des Gebäudes zurückbleibt, je höher dasselbe absolut ist Diesem Umstände ist in verständiger Weise Rechnung zu tragen; und da wir, wie Schiffner ganz ausser- ordentlich treffend bemerkt, gewöhnt sind, etwa in der Höhen-

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Photographische Objectire.

läge, die hierbei sich für den Augenpunkt ergibt, denselben in Bildern zu suchen, so corrigiren wir in diesem Falle die Verzerrungen der Höhendimension wenigstens einigermaßen bei der Betrachtung der Abbildung aus dem sowohl in richtiger Höhenlage wie in richtigem Abstände von der Bildfläche ge- nommenen Gesichtspunkte. Ganz tritt diese Correctur indessen hier nicht ein, weil es sich eben nicht um eine perspectivische Zeichnung handelt, welche in derselben Weise und nach den- selben Gesetzen zu Stande kommt, wie die directe Wahr- nehmung der Dinge durch unser Auge; denn in diesem Falle werden eben Längen- und Breitendimension bei Entfernung aus dem Augenpunkte nach links und rechts, oder nach oben und unten, in demselben Verhältnisse verändert, was. wie erörtert, bei dieser so zu sagen Auskuuftsperspective auf senkrecht gestellter Mattscheibe bei aufwärts gerichteter Objectiv- achse nicht der Fall ist. Hieraus ergibt sieh nun leicht, dass, so weit es irgend möglich ist, nur das Hilfsmittel der senkrechten Verschiebung des Objectivs benutzt werden sollte, und dass nur im Nothfalle, und dann also mit dem bewussteo Verzichte sowohl auf künstlerische Wirkung wie auf correcte Wiedergabe des Gegenstandes, zu dem Gebrauche der empor- gerichteten Objectivachse und der einseitigen Correctur der hierbei entstehenden Fehler durch senkrechte Stellung der Mattscheibe gegriffen werden darf."

Aufstelldistanz bei Portraitaufnahmen

In der Deutschen Photographen - Zeitung" (1896, S. 336) hebt Prof. Bruno Meyer neuerdings hervor, dass für künst- lerische Portraitaufnahmen ein Abstand des Objectivs gleich mindestens dem Dreifachen der grössten unverkürzt sichtbaren Erstreckung des Gegenstandes (Modelles) erforderlich ist.

Ueber photographische Perspective schrieb Prof. Bruno Meyer eine längere Artikel -Serie (Deutsche Photographen -Zeitung 1896, S. 171).

Ueber die Tiefe der Schärfe gibt Prof. Bruno Meyer eine bemerkenswerte Abhandlung in der „Deutschen Photographen -Zeitung" (1896, S. 358), worin er die Professor Schiffner'scbeu Formeln1) einer Kritik unterzieht und er- wähnt, dass sie nicht allgemein gültig sind; Prof. Meyer nimmt auch gegen die von Schmidt 's „Compendium der Photographie" acceptirten Erörterungen über diesen Gegen- stand Stellung.

1) Edcr»i Jahrb. f. Pbotogr. für 1895, S. 65.

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Blenden der Objectlye, farbige Llchtfflter. 286

Bezüglich au derer einschlägiger Ausführungen Professor Dr. Meyer' 9 verweisen wir auf die „Deutsehe Photographen- Zeitung" 1896.

Ueber unscharfe Aufnahmen mittels Monocle.

H. Kuhn ist der Ansicht, dass man weiche, unscharfe Aufnahmen von künstlerischer Wirkung am besten mittels eines wenig abgeblendeten Monocles erzielt, falls der Bild- winkel klein ist. Muss der Bildwinkel aber gross sein (über 30 Grad), so empfiehlt er ein stark abgeblendetes Monocle oder Doppelobjectiv mit Einschaltung eines Netzes (dünne Fäden und weite Maschen, event. zwei oder drei solche combinirt wirken besser als ein einziges Netz mit engen Maschen). Die Dispersionsscheibe" bietet den Blenden gegenüber keine Vor- theile, sondern ist theurer und vermindert angeblich die Brillanz des Bildes. Bei sehr starker Abbiendung der Linse treten durch Beugungserscheinungen Unscharfen auf, jedoch ist dies erst bei /72000 deutlich, und so enorm kleine Blenden sind praktisch unverwendbar (Wiener Photogr. Blätter, 1896, S. 93). Ueber die Anwendung der in Glasplatten geritzten Netze („Dis- persionsscheibeu) fand eine Discussion statt, und wurde be- merkt, dass Buschbeck in den „Wiener Photogr. Blättern" (Bd. I, S. 104) dieselbe beschrieben habe (ebendaselbst 1896, S. 103).

Blenden der Objeetlve, farbige Llchtflltcr.

Die meisten Optiker wählen bei der Bezeichnung ihrer Blenden entweder das französische Blendensystem (Helligkeit fj\0 der Einheit) oder das Stolze* Dallmey er'sche.

Voigtländer schliesst sich in neuerer Zeit (bei seinen Gollinearen) der Stolze schen Blendenbezeichnnug an, wobei die Einheit der Lichtstärke die Oeffnung //3,16 darstellt

Die Colüneare haben die Blenden:

Nr. 4 6 8 16 32 64 128 256 512 df 1:6,3 1:7,7 1:9 1:12,5 1:18 1:25 1:36 1:50 1:71

Die Irisblenden finden wachsende Verbreitung. C. Zeiss in Jena erhielt ein deutsches Patent (Nr. 84996 vom 2. December 1895) auf eine Irisblenden- Fassung (Fig. 71 und 72). Um eine Irisblende in einem Rohrstutzen zu montiren, wird der Lamellentriebring g vermittelst eines Sprengringes e gegen einen Absatz des Gehänseringes f gedrückt. Der auseinanderfedernde

286

Menden der Objecthre, farbigo Lichtfflior.

Sprengring greift mit seinen Zähnen ab cd duroh Schlitz - önnungen des Gehäuseringes und des Rohrstutzens hindurch und tritt schliesslich in eine Ringnuth des Handringes h ein. so dass zwar eine Drehung des letzteren (und des damit ver-

Flg. 71. Fig. 72.

bundenen Lamellontriebringes), aber keine Längsverschiebung von Theilen des Verschlusses möglich ist (Phot. Chronik 1896, S. 122).

Eine vergleichende Uebersicht über die verschiedenen Blendensysteme gibt Placzek, Stuttgart, S. 235.

Dispersionsblende.

Die Firma R. Lechner (W. Müller) in Wien liess als Gebrauchsmuster die Leubard'sohe Dispersionscheibe unter Nr. 63638 in Deutschland (Phot. Mitt. Bd 33, S. 36) eintragen; diese Scheibe besteht aus einer mit spiralförmigen oder sternförmigen u. s. w. matt geätzten Strichen versehenen plauparallelen Glasplatte, welche neben der Blende ins Objectiv eingeschaltet wird und eine milde Unscharfe erzielt. [Nach den Mittheilungen Prof. Lenhard's ist die Anfertigung dieser Blende Jedermann freigestellt, da er auf Patent- oder Muster- schutz verzichtet. Eder.]

Zur Blendenfrage in der Autotypie s. A. Albert, Seite 15.

Ueber Methoden der Rasteraufuahmen für auto- typischo Zwecke, welche in England gebräuchlich sind, s. J. 8 Henry in London, S 18. Vergl. ferner unter Dreifarbendruck (weiter unten).

Von grösster Wichtigkeit sind die Blenden, ihre relative Oeffnung, sowie ihre Form, für die Herstellung von Raster- negativen für Autotypie. Bekanntlich wird bei diesen Processen ziemlich nahe der photographischen Platte eine gekreuzte Lineatur (Raster, Kreuzraster) angebracht, durch welche hüi-

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Blenden der Objeotlro, farblgo Lichtfilter.

287

durch das Camerabild auf der empfindlichen Schiebt erzeugt wird. Hierbei bildet sich die Form der Blende durch die kleinen Oeffnungen des Rasters hindurch, ähnlich wie bei einer Lochcamera, ab, und das Blendenbild wird hierbei auf die Platte projicirt, wobei naturlich zahlreiche Varianten von Rasterabstand. Blendenform und Grösse, Beschaffenheit des Rasters u. s. w. ein- treten können. Der optische Process muss hierbei derartig ge- leitet werden, dass im farbigen Abdrucke die Autotypien in den Lichtern nur äusserst feine Punkte, in den Mitteftönen aber breite Punkte aufweisen, während die Schatten ganz schwarz oder nur mit feinen weissen Punkten unterbrochen sind.

Diese Verhältnisse sind ausfuhrlich in Eder's Handbuch der Photographie Bd. II, S. 311 und 545, geschildert, und es mangelt der Raum, hierauf detaillirt einzugehen. Wir wollen nur aus den a. ;\. 0. in extenso wiedergegeben en Abhandlungen Placzek's und Graf Turatis folgendes anführen:

Graf Vittor io Turati in Mailand stellte im Jahre 1895 und 1896 Versuche über die Wirkung von doppelt durch- löcherten Blenden bei Rasteraufnahmen an und stellte die Gesetze dieser „Doppelblenden -Protection" bei Raster verfahren fest. Er nannte dieses Halbtonverfahren „Isotypie" zum Unterschiede von der gewöhnlichen „Autotypie", bei welcher mit regelmässig geformten, einfachen Blendenöffnungen ge- arbeitet wird.

Graf Turati erläutert die Art der Projection einer doppelt perforirten Blendenscheibe und eines gewöhnlichen Kreuzrasters, oder, wie er sich ausdrückt, die Gesetze der „isotypischen Blendenabbildung" an umstehender Fig. 73.

Sei: xy = die optische Achse des Apparates, D die Doppelblende, dd' = die zwei Blendenöffnungen, R = der Raster. rr' = benachbHrte Rasterlöcher, SS1 Stellungen der sensiblen Platte. Es werden sich dann die Lichtquellen dP und d' (/'-f- P'), welche sich in r treffen, nach der sensiblen Platte zu wieder von einander entfernen.

Verschiebt man die sensible Platte, welche sich in der Stellung S' befindet, in der Richtung der optischen Achse xy, dann werden sich die beiden Projectionen (Z Willings - projectionen) pp den Blendenöffnungen d und d' nähern, resp. davon entfernen.

Nimmt man nun die Zwillingsprojectionen p'p' durch das benachbarte Rasterloch r' in Betracht, so ist leicht einzusehen,

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288

Blenden dor ObjectWe, farbige I.lchtnlter.

dass bei der Stell ungS der sensiblen Platte zwei Projectionen , p und p' (in P-f-P), zusammenfallen. In

dieser Stellung S haben wir demnach eine Anzahl Projec- tionen auf der Platte, welche der Zahl der

Rasterlücher ent- spricht (<= erster isotypi seil er Fall).

Zwischen R und S wird die doppelte An- zahl — mehr oder minder gleiohmässig vertheilt vorhanden sein.

In der Mitte von R und S, in S\ befinden sich die Projectionen gl eichmässig verth eilt, d. h. in gleichen Ab- ständen von einander («= zweiter iso- typischer Fall).

Graf Tu rat i schil- dert nun -an einer An- zahl von Beispielen den Effect von ver- schieden geformten Blenden (zu- sam menge stellt in Ed er 's Hand- buch d. Photogr. Bd. II, S. 556 mit zahlreichen Fi- guren).

Aus der zweiten Ab- handlung von Plac- zek (a. a. 0.) wollen wir hier nur einige Beispiele abbilden.

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lilondon dor Objeotivo, farbige Llchtfiltor.

289

Verwendet man Blenden mit dreieckigem Ausschnitte in verschiedener Stellung (Fig. 74 und 75), so werden die Punkte in Form kleiner Dreiecke zerlegt, welche mit der Stellung des Dreieckes etwas anders angeordnet sind

Fig. 74.

An der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductiousverfahren in Wien wurden durch Th. Placzek Versuche über die Wirkung verschiedenartiger, doppelt

Fig. 75.

perforirter Blenden beim Rasterverfahren angestellt und die erhaltenen Negative vergrössert (Phot. Corresp. 1896, S. 452).

Sehr schöne Resultate werden mit der Blende (Fig. 76) mit den zwei quadratischen Ausschnitten erzielt. Ks entsteht hierbei zwischen vier Punkten noch ein feinster Punkt (Fig. 76a), welcher in den tiefen Schattenpartien fehlt, in den Halbtönen und Lichtern aber zur Geltung kommt.

19

290

Blondon der Objoctlve, farbige Lichtflltor.

Andere Blendenformen und deren Effecte bei der Her- stellung von Rastern egativen mit Kreuzrastern sind in Fig. 77 bis 82 dargestellt.

Was den praktischen Werth solcher Blenden anbelangt, glaube ich, dass dieselben, mit Ausnahme der Blende Fig. 76,

•••••••••••»•<

Fig. 76.

Fig. 76 a.

.•.v.v.v

I •% <

. t « . ,

Flg. 76 b.

für den gewöhnlichen einfarbigen Druck von nicht so grosser Bedeutung sind, jedoch für den autotypischen Farbendruck von grossem Nutzen werden können.

Fig. 77.

Man erreicht mit diesen Blenden denselben Effect wie mit Einern doppelt so feinen Haster; die Wirkung ist ganz analog der von Levy s neuem Raster1) mit dreifacher Liniatur.

Feine Raster können, wenn die Punktbildung, wie sie Fig. 76a zeigt, angestrebt wird, nicht angewendet werden, da

1> Kdcr's Jahrbuch Tür Photographie für 1895, 8. Ml.

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Blenden der Objectlvo, farbige LichtfUtor.

291

die feinen Punkte eine Aetzung nicht vertragen würden, da- gegen kommen die Resultate, welche man mit Hilfe der gröbsten

3

4 4 4 « 4 4 4

4 % 4 4 4 4 4

4 4) A 4) 4 4) 4 4 4 4% 4 4 4

4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4

4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4

Flg. 79.

Fig. 80.

Haster erhält, denen gleich, welche man mit feinsten und daher auch theuren Rastern erhalten würde.

19*

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292

Blenden der Objectire, farbige Lichttilter.

Ks ist jedoch nicht so leicht, den kleinen Punkt (Fig. 7(ia) stets in die Mitte zu bekommen, und es muss dieses durch Versuche festgestellt werden.

Durch Veränderung der Stellung der Blenden lässt sich die Lage der Punkte leicht verändern. Bedankt man noch.

Fig. 81.

dass durch andere Bleudenausschnitte auch wieder verschiedene Punkte entstehen, so wird man begreifen, wie nützlich diese Blenden für die Farbenautotypie werden können.

Fig. BS.

Bei deu doppelt perforirten Blenden gehört jedoch die vollkommene Kenntniss der Theorie für die Autotypie dazu, um bei jeder Vergrösserung oder Verkleinerung die vor- geschriebene Punkiform Bieber und schnell zu erlangen.

W. Gamble empfiehlt für Amateurphotographen zur Her- stellung von Basternegativen die Anwendung von Gelatine- trockenplatten , und zwar rIlford process plates". Er benutzt

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Blenden der Objectire, farbige Lichtfilter. 293

quadratische Blenden, oder solche mit ausgezackten Ecken (nach Fig. $3*. Die grösste Blende entspricht einem Verhaltniss von '/jo de9 Focus (bezogen auf die Diagonale des Quadrates), die kleinste 1/7o- Er exponirt zuerst mit einer grossen aus- gezackten Blende !/i der Belichtungszeit, dann */4 der Zeit mit einer kleineren quadratischen (7/27), dann */« mit einer kleinen runden Blende (ff7Q) bei vorgehaltenem weissen Carton. Er oopirt dann mittels Pigmentpapier, überträgt auf eine Kupferplatte und ätzt mit Eisenchlorid (Sturmey s Phot Annual 1896, S. 73).

Will man mit rein optischem Mittel während der Exposition vollendete Rasternegative erreichen, so mnss man die Belichtungszeit, Blendenöffnungen und Rasterabstände sehr genau treffe u und in jedem einzelnen Falle dem Originale anpassen. Dies ist ein zeit- raubender und mühsamer Arbeitsgang, der sehr grosse Vorsicht erfordert und deshalb für die Massenerzeugung in der Praxis wenig expeditiv ist.

Es ist deshalb von hohem Werthe, Methoden zu kennen , welche die nachträgliche Variation der Punkt- dimensionen in Licht und Schatten gut zu reguliren gestatten, so dass man mit einem praktisch erprobten

durchschnittlichen Arbeitsgange während der Aufnahme sein Aus- laugen findet und erst am fixirten Negativ durch mehrfach combinirtes Abschwächen und Verstärken die richtige Punktgrösse sich erzeugt (siehe unten)

Planparallele Cuvetten (Farbenfilter) und plan- parallele farbige Scheiben werden häufig zur Erhöhung der richtigen Wiedergabe des Helligkeitswerthes farbiger Objecto bei photograplüschen Aufnahmen verwendet.

Die Cuvetten und farbigen Scheiben werden aus genau planparallelen, homogenen Glasplatten hergestellt, um die Schärfe des Objectivs in keiner Weise zu beeinträchtigen, und gelangen meist vor (auf Wunsch auch hinter) den Linsen des Objectivs mittels Aufsteckens oder Aufschrauben« zur Anwendung- Durch Verwendung von Zwischenringen u. s. w können die Cuvetten und farbigen Scheiben auch für mehrere Objective benutzt werden : die wirksame Oeffnung der Letzteren

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294 Blenden der Objective, farbige Lichtfilter.

darf jedoch nicht grösser als die wirksame Oeffnung der Cuvette oder farbigen Scheibe sein, wenn unnöthige Lichtverluste und Beschränkung des Objectivbildfelds verhütet werden sollen. Die planparallelon Cuvetten bestehen aus zwei, von einer gemeinsamen Fassung umschlossenen, planparallelen Deck- gläsern, zwischen denen sich ein aus einer planpar&llelen Glas- platte geschnittener Ring von ca. 1 cm Stärke befindet; es entsteht hierdurch ein zur Aufnahme von farbigen Flüssig- keiten bestimmter Hohlraum. Die betreffende farbige Flüssigkeit wird oben zu der offenen Stelle des Kings hineingegossen: letztere kann mittels eines Glaskeils verschlossen werden. Je

nach der Färbung der verwendeten Flüssigkeit wird die Expositions- zeit entsprechend verlängert. Durch Auseinanderschrauben der Fassung lässt sich die Cuvette behufs Reini- gung aus einander nehmen. Als wirksame Oeffnung der Cuvette ist nur der zur A ufnahme der Flüssig- keit dienende hohle Raum zu be- trachten Um Verminderung des Gesichtsfeldes zu vermeiden, ist es vorteilhaft, wenn sich die Cuvette möglichst nahe an den Linsen des Objectivs befindet und ausserdem die wirksame Oeffnung mindestens 1 cm grösseren Durchmesser als die wirksame Linsenöffnung des Objectivs besitzt. Nur in Fällen. Fif. 84. bei denen das scharfe Bildfeld des

Objectivs nicht voll ausgenutzt wird, (wenn kleinere Platten, als mit dem Objectiv herstellbar, be- nutzt werden), können auch Cuvetten mit einer wirksamen Oeffnung, die jener des Objectivs gleich- oder nachsteht, zur Verwendung kommen (Stein heil). Fig. 84 zeigt eine solche Cuvette, wie sie Dr. Stein heil in München anfertigt In ähnlicher Weise werden sie auch von Zeiss in Jena und Fritsch in Wien hergestellt

Preise der St ei n heil' scheu Cuvetten (incl. Messing- fassung und Anpassen), siehe obenstehende Tabelle.

Ueber farbige Lichtfilter für orthochromatische Aufnahmen und Dreifarbendruck berichtet E d e r (Photogr. Corresp. 1896). Jeder farbenempfindlichen Platte sind im Bedarfsfalle besondere farbige Licht filt er beizugeben.

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Blendüo clor Objocti»e, farbige Llcbtfilter. 295

Nr.

1

Durchmesser der wirk* ■amen Cnvetten-Oeffnung

MX II n VUUUAl IUI V/l'JOtUTU

bie zu einer wirksamen Oeflfaang von

Mark

mm

mm

1

50

40

100

2

70

60

180

3

100

90

280

4

120

110

400

0

140

130

550

falls es sich um das Zurückdrängen der einen oder der anderen Farbe handelt. Will man eine harmonische Wirkung bei einer einzigen Aufnahme (für einfarbigen Druck oder eine gewöhnliche photographische Oopie) erzielen, so darf keine Farbe durch das Lichtfilter gänzlich ausgelöscht, sondern höchstens gedämpft werden; dies erreicht man mit hellgelben Filtern, z. B. Pikrin- säure oder Martiusgelb, oder in besonderen Fällen mit dunkel - gelben (rotbgelben) Schichten, z. B. Aurantiacollodion, Lösungen von KaJiumbichromat u. s. w.

Mau erzeugt die Lichtfilter durch Uebergiessen von plan- parallelen Glasplatten mit farbigem Collodion oder farbiger Gelatine. Ersteres eignet sich für alkohollösliche Farbstoffe und ist allgemein bekannt, letztere für wasserlösliche und wurde mehrfach beschrieben. In letzterem Falle übergiesst man die horizontal nivellirten Glasplatten mit klarer, gut riltrirter Gelatinelösung, welche beiläufig jene Concentration besitzt, die in der Gelatinetrockenplatten -Fabrieation üblich ist; Zusatz von einigen Tropfen Essigsäure zur Gelatine ist «mpfehlenswerth, weil dadurch die Gelatine dünnflüssiger und homogener wird. Sobald die Gelatineschicbt getrocknet ist. badet man sie in wässerigen Farbstofflösungen, spült ab und trocknet. Für Hellgelb badet man in Pikrinsäurelösung, für Goldgelb in Martiusgelb (absorbirt stärker gegen Blaugrün als vorige), für Orangegelb in ß-Naphtholorauge, für Bothorange in Erythrosin (oder das weiter gegen Roth absorbirende Rose bengale). Diese Farbstoffe will ich keineswegs als endgültig gewählt bezeichnen; immerhin sind sie gut verwendbar. Für Goldgelb wird je eine Pikringelb- und Martiusgelb -Platte ver- kittet, oder aber es wird eine gelatinirte Platte zuerst in Pikrin- säure gelb gefärbt, getrocknet und dann in Martiusgelb gebadet. Beide Arten von Platten dämpfen das Blauviolett gut, jedoch in verschiedenem Maasse. Soll das Blauviolett und Hellblau ganz al geschnitten werden, dann kann eine gelatinirte, durch

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2% Blonden der Objoctiro , farbige Liohtfiltor.

Baden in ß-Naphtholorange gefärbte Platte benutzt werden, jedoch mus8 sie mit einer mit Pikrin + Martiusgelb gefärbten Scheibe oombinirt werden , denn die Spectralanalyse lehrt, das» Naphtholorange Blauviolett durchläset, welches durch die ge- nannten gelben Farben absorbirt werden muss. Auch eine einzige Platte kann benutzt werden, wenn mau eine gelatinirte Platte zuerst in Martiusgelb (oder besser Pikrinsäure, dann Martiusgelb) färbt, abspült, trocknet und dann in ß -Naphthol- orange badet, wieder abspült und trocknet. Diese orangegelbeu Platten schneiden schon scharf das Blauviolett weg und lasseu mit Eosin- oder Erythrosinplatten nur das Gelbgrün, mit Fluoresceip - oder Acridingelbplatten nur das Grün zur Geltung kommen.

Combinirt man die erwähnte, mehrfach gefärbte Orange- platte mit einer in Erythrosin oder Anilinroth gefärbten Schicht, so kommt nur das Roth und Orange zur Geltung (mit Cyanin- platte).

Bei der Anwendung derartiger gefärbter und verkitteter farbiger Glaser können Fehler unterlaufen, welohe beim Drei- farbendruck sich übel bemerkbar machen. Sind die plan- parallelen Gläser zu dünn, so biegen sie sich beim Verkitten, schädigen die Schärfe des Bildes und ändern die Fooal- distanz; dasselbe kann durch ungleichartiges Aufgiessen der Gelatine geschehen. Diese Erscheinung tritt bei verschiedenen Gläsern in verschiedener Stärke auf und verursacht das Ent- stehen verschiedener Bildgrössen bei coustant gebliebener Ein- stellung, ein Fehler, welcher das Zusammenpassen der Farben - componenten beim polychromen Drucke hindert. Ich beobachtete das Auftreten einer Schwankung der Bildweite (Einstellung in gleicher Grösse, bei einer Brennweite des Objectivs 60 cm) um 1,3 cm in einem speciellen Falle. Vor solchen Fehlern muss man sich hüten.

Verwendet man planparallele Wannen, so fallt dieser Fehler weg, oder er kann, selbst wenn die Wanne mangelhaft wäre (d. h. zufolge Wölbung einer schlecht geebneten Fläche die Focaldistanz ändern würde), leicht eliminirt werden, wenn man alle Aufnahmen durch dieselbe Wanne vornimmt. Zur Aufnahme der blauvioletten Strahlencomponente dient ge- wöhnliches Jodcollodion im nassen Verfahren, ohne Anwendung irgend eines farbigen Schirmes, oder Bromsilbergelatine hinter einer tiefblauen Lösung von Kupferoxydammoniak. Will man den Fehler einer ungenauen Glaswand eliminiren, so nehme man die Einstellung bei vorgeschalteter Wanne, welche mit reinem Wasser gefüllt ist, vor; ebeuso wird die Aufnahme mit

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Blanden der Objeothre, farbige LiohtfllteT. 207

•lodcollodion gemacht, und dann werden, unter Benutzuni; farbiger wässeriger Flüssigkeiten, die anderen Aufnahmen auf entsprechend sensibilisirten farbenempfindlichen Platten ge- macht; die Anwendung auf andere Flüssigkeiten als Wasser ergibt sich von selbst. [Mit Flüssigkeitsfiltern kann man auch leicht, falls ein Filter unvollkommen ist, eine Nachexposition mit gewechseltem Farbenfilter anderer Zusammensetzung vor- nehmen und dadurch das Resultat corrigiren.]

Schliesslich sind noch farbige Lichttilter (verkittete ( i las platten) zu erwähnen, welche in Amerika durch John Carbutt erzeugt werden und durch die Firma Hemsath in Frankfurt a. M. in Europa in den Handel kommen. Die an die k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien eingesandte Lichtfiltercollection besteht in je einer dunkelblauen, grünen und tiefrothen, quadrati- schen Glasscheibe von 20' /j om Seitenlange Die Färbung ist eine entsprechend reine und die Helligkeit der Glasscheiben eine massige, was sich daraus erklärt, dass thatsäohlich eng begrenzte Spectral bezirke zur Geltung kommen. Grüne Licht- filter sind zum Photographiren der grünen Lichtcomponente eines farbigen Objectes allerdings nicht erforderlich, wenn man grünempfindliohe Platten (denen die Rothempfindlichkeit mangelt) in Combination mit gelben Scheiben anwendet; in ähnlicher Weise sind blaue Lichtfilter entbehrlich, sobald man Platten anwendet, welche nur für Blauviolett empfindlich sind. Die Ca rbutt' sehen farbigen Lichtfilter sind aber offenbar für panchromatische Platten oder solche, welche für Orangeroth, Grün und Blauviolett gleichzeitig empfindlich sind, bestimmt, jedoch können dieselben auch in Combination mit partiell farbenempfiudlichen Platten verwendet werden. Alle diese Arbeiten sind jedoch wohl nur an der Hand des Spectroskops rationell durchzuführen.

Dr. 0. Buss stellt sehr interessante Untersuchungen über Absorption von Farbstoffen im Ultraviolett an (Phot. Corresp. 1896, S. 368). Er bediente sich eines Quarzspectro- graphen, ähnlich wie Ed er ihn beschrieb1). Viele Farbstoffe lassen ultraviolettes Licht durch und verschlucken nur das Blau und Violett oder den Anfang des Ultraviolett, z. B. Aurantia, Pikrinsäure, Auramin, Martiusgelb, Naphtholgelb S, Biebericher Scharlach, viele Pflanzenfarben, z. B. Safran. Alle diese Farb- stoffe lassen ultraviolette Strahlen durchgehen und schützen somit keineswegs vor denselben Buss führt einige Farbstoffe

1' Bder'H AusfUhrl. Handbuch der Photogr. Bd. I, Ahth. I.

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298

Klendtn der Objectlve, farbige Llchtftlter.

an, deren Speotren wirkliche Endabsorptionen big über die ultraviolette Grenze des Sonnenspectrums besitzen, die also da anzuwenden wären, wo man alles ultraviolette Sonnenlicht auszuschalten wünscht. Künstliche, organische, gelbe Farben, die diesen Anforderungen entsprechen, fand er im Gange seiner Untersuchung keine, wohl aber einige Pflanzenfarbstoffe, die zwar rein schwer erhältlich sind, sich aber jederseit leicht in genügender optischer Reinheit der Pflanze entnehmen lassen. Solche sind z. B das reine Xanthophyll, frei von Xanthocarotin. dann alkoholische Auszüge aus den gelben ßlüthenblättern von Corydalis lutea, von Primula elatior, Calendula und Carthamus: ferner der gelbe Farbstoff der Citrone. Selbstredend haben diese Farbstoffe für die Praxis noch wenig Bedeutung. Sicherlich Hessen sich auch unter den Theerfarbstoffen solche finden, die Ultraviolett ganz absorbiren [Bei Aufnahmeu von farbigen Gemälden u. s. w. spielt jedoch das reflectirte Ultraviolett, ja selbst die Grenze des sichtbaren Violett eine verhältnissmässig geringe Rolle, und so erklärt es sich, dass die unvollkommene Wirkung der Farbenfilter in den ultravioletten Strahlen bezirken wenigStÖrung in der praktischen Photographie hervorruft. Ed er.]

Als F a r b e n f i 1 1 e r für orthochromatische Bromsilber- gelatiue- Platten („ Apolloplatten" } wird eine Steinheil'sche Cuvette empfohlen , welche eine Lösung von Bichromat 1 : 1000 in einer Dicke von 1 cm enthält; die hellgelbe Flüssigkeit dämpft das Blau, ohne es ganz abzuschneiden; die Expositions- zeit mus8 zwei- bis dreimal länger genommen werden. Oder es wird empfohlen, das Collodion mit „Brillantgelb" oder mit „Acridingelb Ow (von den Farbwerken Mühlheim, vorm Leonhard & Co.) zu färben. Glasplatten zu übergiessen und je zwei, Schicht an Schicht, zu verkitten (Apollo 1896, S. 27ö).

Bausch «5kr Lomb in Amerika stellen ganz ähnliche Zellen als Lichtfilter her, und zwar speciell solche für Kalium - bichromat-Lösung als gelbes Lichtfilter für orthochro- matische Aufnahmen; die Flüssigkeitsschicht ist 3 mm dick. Die Zelle ist in Nickel montirt und noch mit einem Kork- mantel umgeben1).

Ivos benutzt als Farbenfilter planparallele Glasplatten, welche mit gefärbtem Collodion tiberzogen, mit Mastix-Benzol - Kaltlack gefirnisst und dann (mittels Canadabalsam) verkittet werden. Erbringt die Farbenfilter stets dioht an dor Platte an (Phot. Chronik 189G, S. 328).

Ii Americ. Journ. of Phot. 1S95. S. 622.

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Blenden der Objectlve, farbige Lichtftlter.

290

Auch im „Atelier des Photographen" (1896, S. 164) wird die Herstellung von Gelbfiltern empfohlen, welche direct vor die photographische Platte gebracht werden, und zwar: Aurantia oder Chrysoidin in Collodion. Speciell Chrysoidin gibt schön transparente und gleichmiiss ige Schichten: Man löst 3 g Chrysoidin in 200 ccm heissem, absolutem Alkohol, filtrirt und mischt:

Chrysoidinlösung 50 ccm,

zweiproceutiges Collodion . . 100 Aether 50

Damit werden Glasplatten, welche gut gereinigt und mit Kautschuk gerändert sind, überzogen. Für lichtere Gelbfärbung verdünnt man die Chrysoidinlösung mit Alkohol.

M. B. Punnelt zeigte, dass die bekannten Aurantia- Collodion -Lichtfilter auf Spiegelglas recht gut geeignet sind, um das Blau bei orthochromatischen Aufnahmen zu dämpfen. (0,3 g Aurantia, 25 ccm warmer Alkohol, 50 ccm zweiprocentiges Rohcollodion); weniger wirksam war Naphtholgelb in Gelatineschicht (0,5 g Naphtholgelb, 10 g harte Gelatine, 200 ccm Wasser in dichter Schicht auf Glas aufgetragen), welches das Blau weniger dämpft als Aurantia; ganz ungünstig war Chrysoidin (in Collodion gelöst: 0,5 g Chrysoidin auf 100 ccm Collodion), denn dies absorbirt wohl viel Blaugrün, lässt aber Blauviolett durch; dagegen gibt eine Combiuation von Chrysoidin mit Naphtholgelbscheiben gute Dämpfung des Blau, erfordert jedoch längere Belichtung als Aurantia (Phot Times 1896,

Macfarlane Anderson empfiehlt (Anthony* s Phot. Bullet. 1896, S. 162) für Dreifarbendrucke folgende Farbstoffe für Farbenfilter:

für Blau: für Roth: für Grün:

Hoffmann's Violett Chrysoidin Malachitgrün

Vincent Elsden gibt folgende Lichtfilter für photo- graphische Zwecke; er wendet Flüssigkeitsschichten von Vs Zoll Dicke an:

Für Gelb: l Theil Kaliumchromat, 300 Theile Wasser und eine Spur Aetzkali.

Für Violett: 7 Theile einer concentrirten Kupferchlorid - Lösung, 5 Theile Ammoniak und 17 Theile destillirtes Wasser; nach dem Filtriren werden 3 Theile Methylviolett und 5 Theile Fuchsinroth zugesetzt.

S. 365).

Methylviolett Krystallviolett

Jodgrün Methanylgelb

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300 PhotographUctae Cameras. Mooaentapparate etc.

Für Orange: 15 Theile concentrirte Cobaltchlorid-Lösung, 25 Theile einer fiinfprocentigen Lösung von Ammoniumbichromat, 3 Theile Ammoniak und 86 Theile Wasser.

Kar Grün: Gesättigte Lösung von Niokelsulfat.

Diese Lösungen zieht Eis den den vergänglichen Farb- stoffen, wie Aurantia, Primulin, Chrysoidin vor, weil letztere unter dem Einfluss des Lichts ihre Farbe allmählich ändern (Brit. Journ. Phot. 1896, S. 570).

Das Färben des zum Verkitten der Linsen dienenden Canadabalsams mit Farbstoffen, um die Wirkung von Lichtfiltern zu erzielen, soll (nach Phot. Times Bd. 27. S. 119) zuerst von C. C. Harri so n im Jahre 1865 angewendet worden sein; derselbe erhielt gute Resultate mit gelblichen Farbstoffen, mnsste aber die Expositionszeit verdoppeln.

Photographische Cameras, Momentapparate, verschiedene Vorrichtungen zu photographischen Auf- nahmen für verschiedene Reproduetlonsverfahren n. s. w.

Atelier.

Unter den Ateliers für Po rtraitz wecke nimmt das gewöhn- liche Pult- Atelier1) den ersten Rang ein. Ab und zu werden (nach Eggen weilers Princip) Ateliers ohne Glasdach gebaut, bei welchen ein sehr hohes Seitenlicht die Möglich- keit einer Beleuchtungsregulirung (auch bezüglich des von oben kommenden Lichtes) gestattet. In Amerika wird eine Variante des Eggen weiler'schen Ateliers mehrfach ausgeführt, indem das Glashaus, bei welchem das Dach- und Seiten licht in einer Ebene liegen und nach Norden zu schräg abfallen, an Stelle des gewöhnlichen Glashauses mit Oberlicht tritt. In Chicago allein sollen nach ,.Apollo" (1896, S. 373) mehr als fünfzehn Ateliers nach diesem Plane umgebaut oder neu errichtet worden sein.

Bei dieser Atelierconstruction fällt das Glasdach weg, aber das Seitenlicht reicht so hoch hinauf, dass es zugleich als Ober- licht wirkt. Seitenlicht und Oberlicht bilden mithin eine Ebene, und zwar eine schiefe Ebene, welche sich oben, nach dem Dache zu, der Längenachse des Ateliers mehr nähert als unten ; dies aus dem Grunde, damit auch die von der Glasseite weiter

1) Sieht,» Kdor, Atelier und Laboratorium des Photographen. 2. Aufl. Ergänzungsband zu Band I von Eder's Anaf. Ilandb. d. Phot

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I'hotograph liehe Camera«, Momentapimratc etc. 301

entfernt liegenden Theile des Ateliers genügend starkes Liebt erhalten. Anfangs wurde viefach bezweifelt, dass es möglich sei, in einem derartigen Atelier auch grössere (iruppen unter

günstigen lieleuchtungsverhültnissen aufzunehmen, indessen liegen zahlreiche < iruppoubilder vor. welche den Beweis liefern, dass diese Atelierform si.-h au. Ii t'nr solche Aufnahmen eignet. Fig 8j zeigt ein solches Atelier, wie es in „Wilson 's photogr. Magazine"* (189G, Nr. 9) | Apollo a. a. O.J

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302 4

Pliotographische Cami 5 METER V 5 METER

ru, MoinunUpparato etc.

als Atelier des Herrn L. V. K u p p e r in Edinboro, Pa., beschrieben wurde.

Die Gefahr des Leck- werdens ist bei dieser

Construction fast aus- geschlossen, ebenso ist der Photograph bei Anwendung derselben im Winter Ton der Plage des Schnee- schau fei ns befreit. Ferner wird das Beleuchten da- durch wesentlich verein- facht, dass der Operateur nicht, wie dies bei den gewöhnlichen Ateliers der Fall ist, mit einem System von Gardinen, Drahten und

Ringon herumzuhantiren braucht. Das K u p p e r - sehe Atelier liegt im zweiten Stockwerk des Gebäudes Die nach Norden gerichtete Glasseite desselben misst 4,16 m im Quadrat und befindet sich absichtlich in derMitte der Atelier-Seiten - wand, damit beide Enden des Glashauses zu Auf- nahmen verwendet werden können. Sie beginnt 64 cm über dem Fussboden und reicht oben 160 cm weit ius Innere des Glashauses. An der gegenüberliegenden Seite des Raumes ist ein

Reflectirschirm in Char- nieren an der Decke be- festigt, welcher in jedem

Winkel geneigt werden kann. Zur Ausschliessung des spät nm Nachmittage kommenden directen Son- nenlichtes dient eine quer

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Photographiiohe Camera«, Momentapparate etc. 303

über die Glasseite ausgespannte Gardine aas weissem Musselin, welche von unten bis zu einer Höhe von 2,9 m reicht. Bei Brust- bildern wird eine kleine verschiebbare dunkle Gardine zwischen der Aufnahmeperson und der Lichtseite angebracht. Gewöhn- lich wird keine von diesen beiden Gardinen gebraucht, das Seitenlicht, der Kopfschirm und der Reflectirschirm sind viel- mehr für alle gewöhnlich vorkommenden Beleuchtungsetffecte ausreichend. In einer Höhe von 2,9 m laufen an horizontalen Drähten zwei auf Holzrahmen gespannte Musselinsohirme, welche dazu dienen, das Licht auszuschliessen , welches die Aufnahme durch den oberen Theil des Seitenliohtes hindurch erreichen könnte, deren Anwendung für gewöhnlich indessen nicht rathsam ist. Wenn zur Verglasung des Seitenlichtes Mattglas verwendet wird, sind diese zwei Schirme überhaupt unnöthig. [Soviel dem Herausgeber bekannt ist, haben sich solche Ateliers aber nicht allerorts bewährt.]

Im „Atelier des Photographen" (1896, S. 133) ist der Bau und die innere Einrichtung des Ateliers, und zwar an den in Fig. 86 abgebildeten Typen besprochen. Im Allgemeinen sind die Formen 3, 4 und 5 vorzuziehen.

J. Glüokmann in Königsberg stellte seinen Oberlicht- Regulator im photographischen Atelier der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduotionsverfahren in Wien auf. Derselbe besteht aus einem Gardinensystem, das mit Hilfe einer Rahmenvorrichtung beliebig gehoben und ge- senkt werden kann; die Einrichtung hat sich bewährt (Phot. Corresp. 1896).

Eine originelle Form eines Beleuchtungsschirmes zeigt der unter dem Namen „Parastudio" von Georg Mason in England (1896) in den Handel gebrachte Apparat, den die Fig. 87, 88 und 89 in verschiedenen Stellungen und zusammen- geklappt zeigen.

J. S. Bergheim empfiehlt bei Portraitaufnahmen im Atelier die Verwendung von dünnem gelben Zeug als Lichtschirme oder Lichtfilter, welche auf jede Seite des Originals bis zur Camera aber etwas höher gespannt waren; auch von oben dient gelbes Licht zur Deckung. Dann entwickelt er nicht zu dicht und verstärkt mit Uran. Er will dadurch die allzustarke Wirkung der Weissen mildern und zu Mitteltönen abdämpfen. Schwache Beleuchtung bei weissem Lichte gibt keine so guten Resultate; er erklärt dies mit dem Gleichniss: „man gebraucht bei schwachem, weissem Lichte kleine Quanti- täten von einem starken Mittel, während man mit gelbem Lichte

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304 Photographische Cameras. Momentapparate etc.

ein schwaches Mittel in grösseren Quantitäten verwendet; die Wirkung ist in beiden Fällen nicht dieselbe". (Wiener Phot. Blätter, 1896, S. 153.)

Ein billiger, glatter Hintergrund. Bei der Auf- nahme von manchen kleinen, plastischen Gegenständen ist oft- mals ein glatter, schön photographirbarer Grund wünschens- werth, besonders aber, wenn die Gegenstände direct an den Hintergrund angehängt oder sonst wie befestigt werden sollen.

Für solche Zwecke empfiehlt es sich, das Kreidepapier, wie solches beim Lichtdruck in Verwendung steht, zu benutzen ;

Fig. 87. Fig. HS. Flg. 89.

hei der Aufnahme heben sich die Gegenstände sehr schön von diesem glatten ruhigen Grunde ab, und erreicht man ein Re- sultat, wie nicht leicht mit anderen Mitteln Das Papier be- kommt mau in verschiedenen Tönen und Grössen. (A. Albert.)

Skotophor nennen Swoboda & Venier in Wien einen Plattenwechsel- und Entwicklungskasten (Phot. Corresp. 1896; Mitteilungen der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- graphie und Reproductionsverfahren in Wien).

Ferd. Brunck in Görlitz. Cuvette zum Entwickeln und Fixiren bei Tageslicht. Deutsches Patent Nr. 85497 vom 12. Februar 1895. Die Cuvette zum Hervorrufen, Waschen und Fixiren von Negativen bei Tageslicht besteht aus einem

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PhotogTaphiacho Cameras, Momontapparato oto.

305

Glasbehälter, der in zwei mit Einlassstutzen ab versehene, am Boden mit einander in Verbindung stehende Kammern AB ge- theilt ist. In die eine dieser Kammern A wird die Platte \> zwischen farbigen Schutzscheiben ef eingesetzt, um dort mit den verschiedenen, durch die Einlassstutzen eingeführten Flüssig-

Fig. 90.

keiten behandelt zu werden, während die zweite Kammer B zur Aufnahme des bereits benutzten Bades dient, vergl. Fig. 90 (Phot. Chronik 1896, S. 194).

Flg. 91.

Um Negative bei der Aufnahme in der Camera sofort vignettiren zu können, bringt Rösch (bei Anthony & Co., New York) einen Conus vor dem Objectiv an, an welchem in passender Weise ausgezackte Papierschirme befestigt sind (wie Fig. 91 darstellt), welche ein abschattirt verlaufendes Bild liefern.

Die Fabrication der Reproductionscameras hat in Wien in Wanaus, welcher insbesondere für Autotypie und

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306 Photographigche Camera, Momentapparate etc.

grosse Landkarten - Reproductionen arbeitet, einen vortrefflichen Förderer gefunden. Derselbe fertigte (1896) gute Cassetten mit verstellbarem Raster (zu Autotypiezwecken). Am vor- züglichsten aber sind seine Autotypiecameras, welche den Raster in der Camera selbst enthalten, jedoch so, dass man bei eingesetzter Cassette und aufgezogenem Cassettenschieber den Raster (mittels Schrauben und Zahnstangen) ganz nahe an die Platte bringen kann. Diese Apparate (auf welche zuerst Graf Turati hinwies), sind höchst praktisch für Rasterauf- nahmen, um auf empirischem Wege die richtige Rasterdistanz zu ermitteln (siehe Atelier des Photogr. 1896; ferner Eder s Ausf. Handb. d Phot, Bd II). An der k. k. Lehr- und Ver- suchsanstalt für Photographie und Reproductions verfahren in Wien steht seit Beginn des Wintersemesters 1896 ein solcher Apparat in Ver- wendung.

Eine praktische Vorrichtung bringt die Firma J. W a n a u 8 in Wien an Cameras an, um Münzen, Reliefs, Fussböden von oben auf- nehmen zu können. Das aufklapp- bare Bodenbrett (Fig. 92) liest sich nicht nur nach abwärts, sondern auch (für Plafondaufnahmen) nach aufwärts richten.

In Berlin erzeugt A. Stege- Fig. 92. mann Reproductionsoameras von

Fig. 93; die Visirscheibe bleibt stehen, während Objectiv und Original durch Kurbeln mit Schraube ohne Ende vor- und rückwärts bewegt werden.

M. A. Stübel in Dresden erhielt ein deutsches Patent (Nr. 84777 vom 5. December 1894) für eine Einlegecassette. Die Einlegecassette besteht aus einem Einlegerahmen a. einer Ueberzugstasche b und einem Versteifungsrahmeu c. Die beiden letzteren Theile sind nach Art von Cigarettentaschen an einem Ende offen, so dass der Einlegerahmen mit der Platte in die Tasche b und diese ihrerseits in den Ver- steifungsrahmeu c eingeschoben werden kann. Zum Zweck der Belichtung der Platte wird die Tasche b innerhalb der Camera herausgezogen, während die Rahmen a und c in ihrer Anfangslage verbleiben, vergl. Fig 94 (Phot. Chronik 1896, S. 106).

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l'hotographlicbe Camera«, Momeotapparate etc. 307

Auch Falz & Werner, Fabrik photographischer Apparate in Leipzig, fertigen Autotypiecassetten au, welche verschiebbare

Leisten enthalten, sowie eine innere Zahnleisteneinrichtung mit Silberecken und Mikrometer- Rasterverstellung mit Scala,

20*

£Qg Photographischo Camera«, Momentapparate etc.

welche die Entferaung der Raster von der Platte anzeigt. (1896, Patent angemeldet.)

J. Ashford Hess in England ein Dreifuss-Stativ patentiren (J. Ashford, Birmingham, 179 Aston Road), bei welchem die

Fig. »4.

Füsse sich mit je vierfachen Stützen am Stativkopf befestigen lassen (Fig. 95) und deshalb sehr fest stehen.

Fig. 95.

Fig. 9fi.

Dr. Hesekiel (Berlin) bringt einen neuen Patent- Stativfuss in den Handel (1896), welcher das Ausgleiten der Stativbeine verhindert; die Unterlage des in Fig. 96 abgebildeten Apparates ist zu diesem Zwecke mit Kautschuk belegt.

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Photographiaohe Cameras, Momentapparato etc. 309

Die A. Stegemann'sche Geheimcamera nach Dr. R. Neu- hau s s mit Lewinsohn's Doppelrouleauverschluss zeigt Fig. 97. Der Apparat ist eine jener auf engsten Raum zusammen- klappbaren Cameras mit fester Brennweite, bei denen Vorder- und Hintertheil durch Leder verbunden ist. Die ungemein

Flg. 97.

starken Versteifungen im Ganzen vier sichern die Un- veränderlichkeit des Abstandes. Das Objectivbrett ist sowohl in verticaler als in horizontaler Richtung verschiebbar. Es fügt sieh daran ein Goerz'scher Doppelanastigmat fj\20 mm, oder ein Zeiss' scher Anastigmat (1:6,3) / 104 mm oder //120 mm, and zwar so. dass durch die besonders hierfür gearbeitete Fassung die Einstellung auf nahe Gegenstande bis

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310 Photographlsohe Cameras, Momeotapparato etc.

Unendlich stattfindet. Der Doppelrouleauverschluss ermöglicht nicht nur die bisher immer schwierige schnelle und genaue Verstellbarkeit der Schiitzbreite , sondern auch vermittelst einer Schraubenbremse Expositionen von Va bis !/jo Secunde und bei voller Schlitzbreite Zeitaufnahmen.

Theodore Minot Clark in Newton. Zusammenleg- bare photographische Camera. Deutsches Patent Nr 84835 vom 6. Juni 1894. Die Plattform zur Stütze des Camerabalgs und des Objectivs wird von dem Verschlussdeckel f des Ge- häuses a gebildet, welches in zusammengeklapptem Zustande

Flg. 98. Fig 99 Fig. 100.

sämmtliche Cameratheile einschliesst. In Führungen dieses Verschlussdeekels /' ist ein Gleitrahmen b beweglich an- geordnet, welcher zur Verlängerung der Plattform dient, vergl Fig. 98.

Die Hinterrahmen d und die Objeetivstütze g sind mit einander durch eine Nürnberger Scheere /* verbunden, welche durch Ausziehen des mit der Mitte der Scheere fest verbundenen Gleitrahmens b gespreizt wird. Dadurch, dass die Schwingung der Scheere von der Mitte derselben aus erfolgt, wird erreicht, dass dem den Objectivteil tragenden Ende derselben eine Be- wegung ertheilt wird, die doppelt so gross ist, als die gleich- zeitige Bewegung der gleitenden Bodenplatte fPhot. Chronik 1896, S. 106).

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Pbotograpbiicho Cameras, Momentapparate otc. 31 1

Dr Krügen er in Bockenheim nahm ein deutsches Patent, Nr. 85153 vom 23. Mai 1895 (Zusatz zum Patente Nr. 72293 vom 20. October 1892), auf sein Verfahren zum Wechseln von Platten in photographischen Cameras. Die Platten werden lose zwischen die Falten eines Papierbandes c gelegt, welches zum Zweck des PJattenwechsels um ein Stück aus dem Apparat herausgezogen wird. Da die Reibung zwischen der Platte b und dem Papierstreifen c stärker ist. als diejenige zwischen b und der glatten Glasscheibe a, wird die Platte von dem Papierbande mitgenommen. Auf diese Weise werden die im Hauptpatente angegebenen Mittel zur Verbindung jeder einzelnen Platte mit einem Papierstreifeu entbehrlich gemacht, vergl. Fig. 99 (Phot. Chronik 1896, S. 122).

Fig. 101. Fig. 101 a.

William Ritchie Baker iu Wallington, England. Wechsel Vorrichtung für geschnitte ne Films Deutsches Patent Nr. 87816 vom 31. October 1894. Der Transport der belichteten Films von vorn nach hinten wird, unter Benutzung einer Curvenführung, durch über Kettenräder i laufende, end- lose Kotten k bewirkt, die mit Haken n zum Erfassen der Films ausgerüstet sind, vergl. Fig 100 (Phot. Chronik 1896, S. 331).

A. Tournier in Lyon. Wechselvorrichtung für Doppelcameras. Deutsches Patent Nr 85276 vom 26. Januar 1895. Von einem Doppelschieber S werden drei neben einander liegende Platteumagazine in der Weise bedient, dass bei jedem Hingange des Schiebers eine Platte des mittleren Magazins g nach rechts in das Magazin d und zugleich eine am entgegengesetzten Ende des Magazinraumes befindliche Platte des linken Magazins c in das mittlere g befördert wird. Bei jedem Rückgang des Schiebers gelangt eine mittlere Platte

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312 Photographiicbe ( unem, MomeoUpparau etc.

nach links c und eine Platte aus dem rechten Magazin d nach dem minieren (Fig. 101 und 101 a) (Phot. Chronik 1896, S. 166).

Hanau construirte eine Magazincassette, welche Richard modificirte und unter dem Namen „Chassis a magasin Hanau - Richard" in Paris in den Handel brachte; sie enthält ein

Fig. 102.

Dutzend Platten, welche in zwei ineinander steckenden Büchsen «ich befinden (Fig 102) (ähnlich wie beim Photo -Jumelle von Carpentier). Die innere Büchse enthält alle Platten und lässt

Fig. 103.

lieim Herausziehen eine, welche zur Belichtung dient, zurück, sie fällt beim Einstecken zu Boden und ordnet sich hinter die andern an (Dillaye, Nouvautes phot. 1896, S. 3). Die Handcamera „Globtrotter" (Fig. 103) von Richard in Paris «Mithält die Anwendung dieser Magazincassette (a. a. 0., S. 33).

Hugo Breutmann in Berlin. Zusammenlegbare Spiegel-Reflexcamera. Nr. 87734 vom 19. Juli 1892.

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Photographitcbe Camerai, Momentapparate etc. 313

Die starre Ober- uud Unterwand c und h der zusammenleg- baren Camera sind am Camerahintertheil a angelenkt, während die Seitenwände e aus biegsamem Stoff, z. B. Rolljalousien,

: Ii

m

Fig. 104.

Flg. 105.

besteben und mit dem Objectivbrett d zusammen in Führungen der Ober- und Unterwand laufen (Fig. 104 und 105).

Die Camera kann auch als Spiegel - Reilexoamera ausgeführt werden. In diesem Falle wird die Oberwand c mit einer Visirscheibe versehen, und im Innern wird ein drehbarer Spiegel i derart ange- ordnet, dass er durch Federwirkuug gegen die Visirscheibe klappt, so- bald eine Arretirvorrichtung aus- gelöst wird, welche ihn bei »aus- gezogener Camera in der Visir- stellung anhält.

Paul Dominik in Offen- bach a. M. Ma^azincamera mit doppeltem rlattenmagazin. Nr. 87622 vom 22. September 1895. Die beiden Theile der zusammen- legbaren Camera sind als Platteu-

magazine in der Art ausgebildet, dass der eine Theil a die . noch unbelichteten, der andere b die belichteten Platten auf- nimmt. Der Plattenwechsel geht in der Weise vor skii , dass bei jedesmaligem Auseinanderklappen der Magazine die vorderste

Fig. 106.

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314

Photogr»plil»che Camera«, Momentapparate etc.

Platte des Vorrathsinagazins a von den Ilaken h des Magazins 6 an den Stiften r ergriffen und in den Poeus des Objectivs tc gebracht wird (Fig. 106).

Pr. Haarstick's (Düsseldorf) P h ö n i x - D o p p e 1 - camera" besteht aus zwei gleichen, auf einem gemeinsamen Brette verschiebbar befestigten Balgcameras mit gleichen Objec- tiven. Die beiden Cameras sind mittels eines Triebes und einer Hebelvorrichtung so verstellbar, dass, wenn man die eine als Sucher benutzt, die andere sofort auf den fraglichen Gegenstand präcis eingestellt ist, wenn das Bild auf der Mattscheibe

Fig. 107.

scharf erscheint. Dies hat beispielsweise bei Kinderaufnahmen im Atelier Werth, und ist der Apparat, welcher sehr lichtstarke Objective besitzt, zu diesem Zwecke mit einem einfachen, gut wirkenden Momentverschlusse ausgerüstet (Phot. Corresp. 1896; Mittheiluugen der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- graphie und Reproductionsverfahren in Wien). Diese Camera wurde an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien geprüft und für sehr gut befunden (Phot. Corresp. 1896).

Auguste Tournier in Lyon. Doppelschieberver- B Ohl U 81 für Geheimcameras in Opernglasform. Deutsches Pateut Nr. 88503 vom 22. December 1895. Die Bewegung der beiden aufeinander liegenden Verschlussschieber .4 wird durch zwei in dem Mittelrohr C untergebrachte, um den

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Photographlscbo Cameras, Momentajiparate etc.

31»

Zapfen p schwingende Hebel E bewirkt, von denen jeder in einen der Schieber eingreift und ausserdem einen Schlitz des zweiten Schiebers durchsetzt (Fig. 107).

Die Spannung des Verschlusses erfolgt durch Drehung der Scheibe H, die mit den Hebeln E durch Federn e, die bei der Drehung von H gespannt werden, gekuppelt ist. Die Auslösung erfolgt mittels eines Schiebers F, der in einer Endstellung die Bewegung des Hebels E hemmt, in der andern jedoch gestattet (Phot. Chronik 1896, S. 402).

Momentverschlüssc.

D e c a u x (Paris) con- stmirte 1893 einen Moment- verschluss , welcher damals einen Preis der „Society d'en- couragement pour l industrie

nationale" erhielt; er ver- besserte dies Modell 1896, und es wird empfohlen (Dillaye, Nouveaute\s phot 1896, S. 14); der Verschluss öffnet sich rasch, er lässt das Lichtbild durch die volle Oeffnung einfallen wäh- rend einer Zeitdauer, welche mehr als die Hälfte der ge- sammten OefTnungsdauer ist; die Verschlusstheile sind aus Vjo mm starkem Stahlblech gemacht; die Expositionszeit kann von 1lJi0 bis 1 Secundo variirt werden und kann so- wohl mit der Hand als pneu- matisch ausgelöst werden.

UeberMessungderGeschwindigkeit von Moment- verschlüssen schrieb Fr. Weidert einen Artikel in der „Photographischen Rundschau", welcher nichts Neues enthält.

Henry Thiebauld de la Crouce in Woodford, Essex, England, erhielt ein deutsches Patent, Nr. 8491)5 vom 24. Juli 1894, auf einen 0 bjectivverschluss mit rotireuder, zum Objectiv concentrisoher Verschlussschoibe. Im Unterschiede von den gebräuchlichen Objectivverschlüssen mit drehbarer Verschlussscheibe liegt die Drehuugsachse der zwischen Lagerrollen C gelagerten Verschlussscheibe B con- centrisch zur Objectivachse. Bei Drehung der Verschlussscheibe

Flg. 108.

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316 l'hotographische Cameras, Momentapparate etc

vermittelst der Schnur D wird die Verschlussklappe E von einem auf der Scheibe B sitzenden Kranz F angehoben und auf diese Weise die Belichtungsöffnung 0 freigelegt, vergl. Fig. 108 (Phot. Chronik 1896 , 8. 162).

Ueber Rollverschluss vor dem Objectiv siehe Dr. Krugener (S. 211 dieses Jahrb.). Prof. Bruno Meyer verweist diesbezüglich auf den Artikel von Dr. Stolze (Phot. Nachrichten 1890. 8 bis 10), welcher nachwies, dass der M oment- verschluss unmittelbar vor der Platte theoretisch und praktisch richtiger sei (Deutsche Phot. -Ztg. 1897, S. 78).

Braun in Berlin stellte in Berlin (1896) einen Apparat zur Bestimmung der Geschwindigkeit von Moment -

Fig. 109.

Verschlüssen oder Blitzlicht aus, welchen er bereits zwei Jahre früher construirt hatte (Phot. Wochenbl. 1894, S. 56); der Apparnt wurde für die Sammlungen der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie u. s. w. in Wien erworben. Die Vorrichtung besteht in einer festen Scheibe (Fig. 109), auf welcher 20 kleine Spiegel angebracht sind , davor befindet sich eine bewegliche Scheibe mit einem Schlitz , der nur einen Spiegel sehen lässt; dreht sich nun die Schlitzscheibe und wirkt eine starke Lichtquelle auf die Spiegel, so wird eine Aufnahme davon um so mehr Spiegel zeigen, je länger die Exposition dauert. Zur Messung der Schnelligkeit der Drehung der Scheibe dient eine sehr sinnreiche Vorrichtung. Eine ringsum ge-

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Photographitche Cameras, Momentapparate etc. 317

schlossene und zu mit Glycerin gefüllte Glasröhre ist etwas geneigt gegen die Horizontale mit ihrem höheren Kode direct mit der rotirenden Scheibe durch Zahnräder verbunden, so dass sie sich ebenso schnell wie die Scheibe um ihre Längsachse dreht. Je schneller die Röhre rotirt, desto mehr senkt sich die Luftblase in ihr nach unten; über der Röhre ist eine Scala angebracht, an der man direct die Anzahl der Umdrehungen in der Minute ablesen kann. Dreht man also das Schwungrad, dessen Bewegung durch Uebertragung auf eine kleine Schnur- scheibe multiplicirt wird, rasch um und macht von dem Ganzen eine Blitzlichtaufnahme, so kann man die Zeit des Blitzes leicht berechnen. Steht auf dem Bilde die Luftblase an Nr. 300

Flg. 1 10.

der Si-ala, so deutet das auf 300 Umdrehungen in der Minute, das sind fünf Umdrehungen in der Secunde. Jede Umdrehung lässt 20 Lichtpunkte durch die Spiegel erkennen. Das sind in der Secunde 100 Spiegelbilder, Wenn auf dem Bilde nur ein Spiegelbild zu sehen ist, so war die Exposition Vioo Seounde. Bei einer guten Blitzaufnahme würden also zwei bis drei Spiegelbilder sichtbar sein.

Ueber M Omentphotographie erschien ein Büchlein „Drop-Shutter Photographie" von Pilditsch (London 1896).

Heinrich Kühn meldete einen Sucher für photo- graphische Aufnahmen mit blauem Glase zum Musterschutz Nr. 55646 an fPhot. Wochenbl. 1896, S. 164).

0. Messaz in Lausanne, Schweiz, erhielt ein deutsches Patent (Nr. 86652 vom 22. October 1895) auf einen Schwing-

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318

Photograpbiiche L'anieraa, Momeutapparate etc.

apparat für pbotograpbische Entwickelungsschal eu und andere Flüssigkeitsbehälter. Um der Flüssigkeit im Bebälter eine stetig kreisende Bewegung zu ertheilen, wird der der Schale als Unterlage dienende, in einem Kugelgelenk gelagerte Tisch Ä' durch einen Stift 1 bewegt, der während einer Schwingung der Schale eine Kegelfläche beschreibt, dabei ist die Schale durch eineu in die Lagerplatte G eingreifenden Stift daran verhindert, sich zu drehen, vergl. Fig. 110 (Phot. Chronik 1896, S. 306).

Der „Standentwickler" wird in Wannen verwendet, worin die Platten aufrechtstehend in Nutheu sich befinden. Fig. 111

Fig. in.

zeigt ein in Frankreich gebräuchliches Model! einer solchen Kntwicklerwanne.

Einen praktischen Trockenapparat bringt Richard in Paris in den Handel (Fig. 112), welcher auf einem bekannten Ventilationssystem beruht. Der Flügelventilator A wird mit der Achse B senkrecht gestellt, die Tuüre K geöffnet, die feuchten Platten werden eingeschoben, so dass sie sich fächer- artig um die Achse ordnen. Man versetzt mittels C, D, T)\ D44, D4" die Achse summt den Platten und Flügeln A in Bewegung, (nachdem die Thür geschlossen ist), wodurch ein heftiger Luft- zug entsteht , welcher die Platten rasch trocknet.

Jas. H. Smith & Co in Chicago machten (1896) das Retouchirpult um seitliche horizontale Achsen insoweit be- weglieh, dass mau je nach Bequemlichkeit das zu retouchirende

Digitized b^Gooftk

Photographiscbe Cameras, Momentapparatc etc. 319

Negativ mehr oder weniger neigen kann (Fig. 113); es lässt sich in jeder Lage festklemmen.

Vlg. 113.

Spratt Bros, in London bringen (durch Marion & Co. in London) eine neue Form von Copirrahmen in den

320

Photographliche Camera«, Momentapparat« etc.

Handel, bei welchem vier Federn an der Copirrahmen- Rück- wand befestigt sind, welche beim Niederdrücken in eiserne Riegel von selbst einschnappen (Fig. 114) und durch einen Druck -auf die letzteren wieder gelüftet werden können (Sturme v's Phot. Annual f. 1896, S. 472).

Fig. 114.

Copirrahmen für directes Copiren auf Metall erfordern starken Druck, welcher sich mittels mehrerer Schrauben und eiserner Spangen erzielen läast (Fig. 1 15), sie werden in England von Pen rose (London, Upper Baker Street) erzeugt.

Fig. 115.

Zur Herstellung von Lichtpausen in grossem Bogen - oder Doppelbogenformate benöthigt man entsprechend grosse Copirrahmen, welche sich schwer dirigiren lassen. Voirin in Paris befestigt sie deshalb drehbar auf einem starken Ge- stelle, so dass man den Rahmen bequem beschicken kann.

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PbotogTaphisohe Cameras, Momontapparato utc. 321

wenn die Rückseite Dach aufwärts gewendet ist (Fig. 116); zum Copireu dreht man den Rahmen wieder um.

Sch n el 1 - C o pirmasohinen. Im „Amateur- Photo- grapher" 1896, S. 472, wird eine Uebersicht der Geschichte der Erfindungen von Schnell -Copirmaschinen gegeben. Eine solche hatte Fontayne in Cincinnati 1860 erfunden (200 Copien pro Minute auf einem empfindlichen Bande), und

Fig. 11«.

noch in demselben Jahre legte Babcock Proben damit vor. 1882 führte Tromel einen Copirapparat ein, welcher eigentlich nicht automatisch functionirte, sondern eine Rolle und Copir- rahmen enthielt; 1883 stellte Dr. Just in Wien den Schlotter- hoss 'sehen Exponirautomaten in Brüssel aus. welcher 400 bis 600 Copien pro Stunde liefert. Colonel Hoe in New York copirte in einem Automaten bei elektrischem Lichte. Friese Greene erfand 1896 eine rotirende Exponir- und Entwickelungs- maschine (Amateur- Photographer 1896, Bd. 23, S. 472).

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322 Photographie«?!»© Cameras, Momentapparate etc.

Der ,,Universal - Degradateur" von A. Jaworsky in Korczima besteht aus einem Copirrahmen von gewöhnlicher Form, anf dessen Vorderseite ein durch Messingspangen verstell- barer Balgrahmen (Maskenrahmen) angebracht ist. Er erfüllt seinen Zweck, Herstellung von vignettirten Copien, nach deu angestellten Versuchen in zufriedenstellender Weise und hat vor don gewöhnlich angewendeten Masken den Vorzug, dass der Maskenrahmen es gestattet, im Verlaufe des Copirprocesses die Maske beliebig höher und tiefer zu stellen und zu neigen (Phot. ColTesp. 1896, Mittheilungen der k. k. Lehr- und Versuchs- anstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien).

Mauenizza in Wien bringt einen Schnell - Copirapparat unter dem Namen „Photopantograph" in den Handel, weicher binnen drei Minuten eine Copie auf Bromidpapier fertig auf Carton cachirt liefert. Mittels dieses Apparates können von einem und demselben Negativ mit einer Handbewegung Visit- oder

Fig. 117.

Cabinetbilder nach Belieben copirt und eine Anzahl von Copieu sehr schnell hergestellt werden. Als lichtempfindliche Schicht wird Bromsilbergelatine -Papier (auf Carton) mit Hervorrufnng benutzt. Es wird in einem Kasten das kleine Negativ b be- festigt, davor befindet sich eine Lampe (Fig. 117); das Bild wird mit Hilfe eines bei e f verstellbaren Objectivs auf den lichtempfindlichen Carton geworfen, welcher bei g g eingeführt wird (September 1896).

Die Camera für Dreifarbenaufnahmen nennt Nach et „Bichromatische Camera44. Er legte ein Exemplar der französischen Photographischen Gesellschaft am 5. Juni 1896 vor. Fig. 118 zeigt die Anordnung. Zwei platinirte durch- scheinende Gläser M M' sind im rechten Winkel angeordnet Das durch das Objectiv 0 erzeugte Bild wird vom Spiegel M theilweise nach C reflectirt, ein Theil aber geht durch den durchscheinenden Spiegel M und trifft auf einen ähnlichen Spiegel M' , wodurch ein Theil nach O reflectirt wird und ein Theil nach C" durchdringt. Vor den Stellen C, C, C" be-

Photographitche Cameras. Momentapparato etc. 323

finden sich rothe, gelbe und blaue Gläser, welche das Ent- stehen der Negative für Dreifarbendruck u. s. w. bewirken. Die drei Negative entstehen also gleichzeitig. Ein Portrait soll sich in 20 Secunden, Landschaften in zwei bis fünf Secunden herstellen lassen (Vi dal, Bull. Soc. franc. 1896, S. 309).

Als „Phonoskop" bezeichnet Mackenstein in Paris einen Apparat, welcher zur Prüfung von Projectionsbildern

c

Flg. 118.

bestimmt ist Er besteht iu der Hauptsache aus einem recht- eckigen Kasten, dessen Ende mit einer Mattscheibe versehen ist und am anderen Ende zwei bewegliche Oculare hat, welche das Bild vergrössern. Das Instrument wird gegen den Himmel

Fig. 119.

oder gegen eine beliebige Lichtquelle gerichtet (Bull. Phot. -Club Paris 1896, S. 302; Phot. Rundschau 1896, S. 349).

[Ein ganz ähnlicher Apparat wurde von Talbot in Berlin vor mehreren Jahren in den Handel gebracht , und es befindet sich ein solcher in den Sammlungen der k k. Lehr- und Ver- suchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien. E.]

Max Levy Hess sich einen Schleuderapparat zum Centri- fugiren von Platten, welche dünn überzogen werden sollen

21*

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324 Photograpbiiohe Cameras, Momeotapparate otc.

(z.B. für den amerikanischen Kupfer -Emailprocess), in England patentiren. Die Maschine (Fig. 119) ist an der Wand befestigt,

Flg. 120.

die Platte wird mittels eines Krouzes horizontal fixirt, mit der Präparationslösung Übergossen, centrifugirt, danu der die Platte

Fig. 121.

tragende Theil mit derselben so gedreht, dass die Schichtseite nach abwärts gerichtet ist; darunter wird mit einem Gasbrenner

Sorienaufnahmon , Panorama - Aufnahmen

325

erwärmt und die Schicht getrocknet (Sturmey's Phot. Annual 1896, S. 480).

Eine Vorrichtung zum Erwärmen von Platten (eventuell Einbrennen von Emailschichten zum Kupfer -Emailverfahreu) zeigt Fig. 120, wobei bemerkenswerte ist, dass die Heiz- vorrichtung heb- oder senkbar ist und dadurch das Reguliren der Hitze erleichtert wird.

Schaukeltröge zum Aetzen für Zinkotypie und Photogravure, welche automatisch mittels Motoren in Bewegung erhalten werden, kommen mitunter in Verwendung. Fig. 121 zeigt eine solche Vorrichtung (von Voirin in Paris), bei welcher die Scheibe A mittels eines Treibriemens in Rotation versetzt und hierdurch die Stange B in eine auf- und abwärtsgehende Be- wegung kommt, welche den Trog zum Schaukeln bringt

Serienaufnahmen , Panorama - Aufnahmen.

Die Projection von auf oinander folgenden photographischen Serienphotographieu wurde insbesondere durch Lumiere's „Kinematograph" im Jahre 1896 allgemein bekannt gemacht.

Am 20. März 1896 wurde der Lumiere'sche Kinemato- graph im Projectionssaale der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt ftir Photographie und Reproductionsverfahreu in Wien mit bestem Er- folge durch den Vertreter Lumiere's, Herrn Üupout, demon- strirt; es war dies die erste Vorführung von .lebenden Photo- graphien M in Oesterreich und Deutschland (Phot. Corresp. 1896, S. 217). Später wurden die Serienprojectionsbilder vielfach gezeigt, ohne dass der Lumiere'sche Apparat über- troffen worden wäre.

Die Einrichtung des Apparates ist ganz die im „Jahrbuch" für 1896, S. 391 beschriebene. Die auf Films hergestellten kleinen 8erienaufnahmen sind von solcher Schärfe und Präcision, dass sie bei der Projection eine ansehnliche (halb lebensgrosse und noch bedeutendere) Vergrößerung gestatten; der Eindruck ist ein überwältigender, indem die Bewegungsbilder sich ganz naturwahr darstellen

Mitunter wirkt das Zittern (Flimmern) der Projectionsbilder störend, was seinen Grund darin hat, dass die Einzelaufnahmen nicht ganz präcis auf derselben Stelle auf einander folgen; starke Abnutzung der (seitlich durchstochenen und mit Stiften vorwärts geschobenen) Films vergrössert den Fehler, ruhigo Führung verbessert ihn.

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326

Serienaufnahmen , Panorama - Aufnahmen.

Eine Art von Projectionsapparat für ßewegungsbilder, welcher sich dem An schütz' scheu System anschliesst, ist Demeny's Bioskop (F'\g 122); O ist das Objectiv, P auf- klappbares Brett, A Scheibe mit Films oder Glasdiapositiven.

Fig. 122.

B undurchsichtiger Schirm mit Fenster R , C Kasten und M Kurbel. Der zur Aufnahme dienende Apparat wird von Demeny Biograph genannt, welcher circa 80 Bilder in rascher Aufeinanderfolge (8 bis 20 pro iSecunde) liefert; das Bildformat ist 4X6 cm. Man benutzt Films, welche auf den Köllen IK (Fig. 123) aufgerollt sind und mittels einer Kurbel

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Scrieoaufnahmen , Panorama» Aufoahmon.

327

vor dem Objectiv vorbeigedreht werden , während ein Moment- verschlus9 (rotirende Scheibe) die Momentbelichtung besorgt.

Fig. 123.

Fig. 124 zeigt die Aussenansicht (näheres s. D i 1 1 a y e , Nouveautö» phot. 189G, S. 126). [Der Aufnahmeapparat Demeny'a ist im Jahrbuch für 1896, S. 401 beschrieben ]

328

Sorienaufnahincn , Panorama - Aufnahmen.

In neuerer Zeit gibt jedoch Deinen y seinem „Bioikop M, oder, wie er den Apparat auch nennt, „Chrono photograph", welcher für „lebende Photographien" in grösserem Maassstabe und einer Anzahl von mehr als 1000 Einzelaufnahmen bestimmt ist, nicht mehr die Form von Fig. 122. sondern er projicirt die Serienaufnahmen von einem langen Bande einer photo-

Fig. 124.

graphischen Film, welches sich rasch abwickelt, uud zwar in ähnlicher (aber nicht identischer) Art, wie bei Lumiere's Kinematograph (Eder's Jahrbuch für 1896, S. 389). Dieser neuere Apparat wurde in der k. k Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductiousverfahreu in Wien im Juli 1896 durch Herrn Gaumont demonstrirt (Anordnung von elektrischem Licht); später wurde dieses System von der Firma Lechner in Wien unter dem Namen Kinetograph mit Erfolg

WgitizKTby

Serionaufnahmen , Panorama- Aufnahmen.

demonstrirt. Der Demeny'sche neuere Chronophotograph ist in Fig. 125 abgebildet. Diese Abbildung zeigt den Streifen mit den Positiven in der Abwickelung begriffen, und das Princip des Apparates wird zweifellos leicht aus der folgenden kurzen Beschreibung der Hauptbewegungen erhellen, wobei zu beachten ist. dass die Film in der durch die Pfeile an- gedeuteten Richtung sich bewegt.

Die Rolle, auf welche der Filmstreifen vorher mit Hilfe eines Haspels aufgewickelt ist, wird auf eine feste Achse ge- schoben, worauf eine Frictionswelle, die aus einem mit Kautschuk- überzug versehenen und

durch ein im Innern des _ti^3L

Apparats befindlichos Zahnwerk in Bewegung gesetzten Cylinder be- steht, ein bestimmtes Stück des Filmstreifens abrollt. Dieser Theil des

Streifens läuft dann zwischen einer Führung und einer Frictionswelle P* jjp hindurch und darauf in ^-L^ einer mit Sammet über- zogenen Fläche entlang, in welcher sich ein aus Kautschuk bestehender Rahmen genau der Öff- nung gegenüber befindet

und eine dieser ent- sprechende Apertur auf- weist. Dieser mit Sammet überzogene Kautschukrahmen lasst sich um ein an seinereinen Seite befindliches Charnier drehen, und wenn die Film vorübergegangen ist, so wird der Rahmen darauf gebracht, welcher sie dann unter leichtem dauernden Druck hält, indem der Federkeil einhakt.

Nachdem die Film unter dem Rahmen hingegangen ist, läuft sie unter einer Frictionswelle, weiter unter einem Daumen hin, und gelangt dann auf den mit Zähnen versehenen Cylinder, von welchem sie sich endlich auf die vorher auf die bewegliche Achse geschobene, zu ihrer Aufnahme bestimmte zweite Rolle aufwickelt Die Fabrikanten des Demeny' sehen Apparats erhoben den Patentanspruch, dass derselbe die Films nicht beschädige und zerre, und die vorgezeigten Stücke bestätigten diese Behauptung (Brit. Journ. Phot. 189G, S. 808).

Fig. 126.

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330

Serienaufnabmon , Panorama - Aufnahmen.

üemeny gibt eine ausführliche Beschreibung seines Chronographen und seines Apparates zur Projection lebender Photographien (Bull. Soc. frone. 1896, S. 602).

Georges Vitoux schildert in seiner Schrift „La Photo- graphie du mouvement" (Paris 1896) die bekannten älteren Systeme der Serienphotographie (Marey's Chronopkotographie) sowie Edison 's EinetosKop und Lumiere's Kinemato- graph1). Das weniger bekannte Diagramm des Edison' sehen Apparates ist gut wiedergegeben.

Eine vortreffliche üebersicht über die Geschichte und den gegenwärtigen Stand der Chronophotograp hie (lebende Photographien) bringt Francis Jenkins in „The Phot. Times" (1896, S. 449); er schildert Marey's, Londe's, Edison's, Lumiere's und Jenkin s Apparate.

Clement & Gilmer in Paris (8 Rue de Malte) erzeugen „lebende Photographien" mittels des von ihnen in den Handel gebrachten „Vitagraph- (1896). welcher gleichfalls Films enthält nebst einer Anzahl von Objectiven von verschiedener Brennweite für verschiedene Vergrößerungen beim Projiciren, er kann auch die Streifen von Edison's Kinetoskop auf- nehmen.

Einen Kinetoskop - Projectionsapparat Hessen sich G. H. und T. J. Harrison in England (1896; Nr. 17049) patentiren (Brit. Journ. Phot 1896, S. 525).

Der Erfinder des Kinetoskops in der später von Edison, L u m i e r e u. s. w. angewandten Form dürfte ursprünglich Friese Greene gewesen sein , welcher im October 1889 einen ähnlichen Apparat in England patentiren Hess; seine Erfindung wurde besprochen im November 1889 im „Optical magic läutern Journal" und dann in anderen Journalen. Edison Hess seinen Apparat in England auch, nicht patentiren (Brit. Journ. Phot. 1895, S. 772; Phot Rund- schau 1896, S. 60). Die den späteren Erfindern eigen- tümlichen Formen und Verbesserungen des Apparates sind jedoch durch die Friese Greene 'sehe Erfindung nicht vor- weggenommen worden.

0. A. Eames reclamirt für eine besondere Form eines chronophotographischen Apparates, welchen er „Animato- skop" nennt, seine Priorität, da er am 10. September 1895 ein amerikanisches Patent Nr. 546 093 erhalten habe (mit Figur). Er bemerkt, dass bei Kinetoskop- und allen ähnlichen Appa-

1) Siohe Eder'i Jahrbuch f. 1896, S. 591.

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PbotogTammotrio.

331

raten die Brillanz des projicirten Bildes leidet, wenn die Zeit- dauer der Dunkelheit zwischen zwei vorbeigleitenden Lichtbildern zu lang ist; es ist sehr schwierig diese Zeitdauer der Dunkel- heit genügend abzukürzen, sobald man nur ein Objectiv ver- wendet. Er benutzt deshalb zwei oder mehrere und lässt die Film continuirlioh im Gesichtsfeld laufen und beschreibt dies ausführlich in „The Phot. Times" 1896, S. 330.

Cyclorama-Projection Die Aufnahmen mittels einer Rotationscamera (oder Cylindrographe u. s. w.)1) erscheinen nur dann richtig, wenn die Bilder rund (nicht flach) aufgezogen werden und das Auge des Beschauers sich in der Mitte oe- findet (entsprechend der Lage des Objectivs gegenüber der gekrümmten Aufnahmeplatte). In Amerika wird ein Panorama gebaut, in welchem derartige Aufnahmen mittels Projections- bildern vorgeführt werden. Hierbei wird innerhalb einer riesigen Kugel als Projectionswand projicirt, während die Zu- schauer auf einer Plattform in der Mitte stehen. Die Ein- stellung des Bildes in guter Schärfe macht Schwierigkeiten. Derartige Projectionen werden „Cyclorama-Projectionen14 genannt. Eine Gesellschaft in Chicago beabsichtigt farbige Projectionsbilder zu entwerfen („Gut Licht" von Dr. Schnauss, 2. Jahrgang, 8. 66).

Photogranimetrie*

Ueber die Fortschritte der Photogram metrie in den Jahren 1894 bis 1896 berichtet Prof. Dolezal ausführlich in einem Artikel dieses Jahrbuches (vergl. Nachtrag zu den Original- Beiträgen).

Die Begründung eines Denkmalarchivs mit Hilfe der Berliner kgl. Messbildanstalt hat zur Zeit derartige Fortschritte gemacht, dass von 320 Bauwerken nahezu 5000 grosse Negative nach dem wissenschaftlichen Verfahren des Geheimen Bauraths Dr. Meydenbauer vorliegen. Der preussische Staat hat nach dem über die Anstalt vorliegenden Bericht über 200000 Mk. zur Förderung der Denkmalaufnahme hergegeben, wozu auf Anregung durch den späteren Oberbaudirector Spieker und Geheimrath Persius die Minister v. Gossler und Dr. Bosse sehr viel beitrugen. Die Messbildaufnahmen, die in Frankreich, Italien und Oesterreich zur Festlegung schwieriger Gelände

1) Siehe Eder't Autf. Heodb. d. Photogr., Bd. I. Abth. 2, S. 600.

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Astronomische Photographie.

schon benutzt werden, haben nur in Deutschland eine energische Anwendung auf vaterländische Denkmäler gefunden, und zwar in einer Art, die nach Anerkennung aller Nachbarvölker zu den glänzendsten Ergebnissen geführt hat. Die M e y d e n - bauer'schen Aufnahmen haben neuerdings vortreffliche Unter- lagen gegeben für die Wiederherstellung der Dome zu Metz, Worms und Freiburg, der Wartburg und des Schlosses Hall- stein bei Chur, für die Festlegung des Theoderich -Grabmals in Ravenna und vieler anderer Denkmäler. Den preussischen Universitäten ist je eine Sammlung von etwa 130 Stück der wichtigsten Ansichten deutscher Baudenkmäler als ganz neues Unterrichtsmaterial überwiesen worden. Jedes Jahr werden ausser den fortlaufenden Arbeiten in Herstellung von Zeich- nungen für die Denkmalpflege bis jetzt etwa 400 Aufnahmen mit den vom Abgeordnetenhause bewilligten Mitteln von durchschnittlich 18000 Mk. jährlich hergestellt Die Mess- bildaufnahmen sämmtlicher wichtiger Bauwerke Deutschlands würden in einigen wenigen Zimmern Platz haben. Zur Zeit finden in einem Raum von 4,75X5 m in der alten Bauakademie nach der jetzigen Anordnung 12000 Originalnegative Platz, also die Ergebnisse von noch weiteren 30 Jahren Arbeit, wenn nur in bisheriger Weise fortgefahren wird. Nachdem jetzt aber die technische Durchbildung des Messbildverfahrens kaum noch zu wünschen übrig lässt, ist ein schnelleres Vorgehen und die Ausdehnung über die Grenzen Preussens hinaus geboten. Das aufzunehmende Gebiet ist zwar gross, aber keineswegs unendlich. Mit verdoppelten Kräften lässt sich das baukunstgeschichtliche Material von grösserer Bedeutung für ganz Deutschland in etwa 12 bis 15 Jahren in seinem heutigen Zustand festlegen und für alle Zukunft aufbewahren. Mit einem Aufwand von jähr- lich 30000 Mk., im Ganzen also 300000 bis 400000 Mk., wäre das Archiv, dessen Werth in jedem Jahre steigt, hergestellt, und später mit etwa 20000 Mk. jährlich dauernd zu erhalten (Allgemeine Zeitung, 1896, Nr. 258).

Astronomische Photographie.

Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der astronomischen Photographie siehe den Bericht Dr. Spitaler's auf S. 130 dieses Jahrbuches.

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Mikrophotographie. ProjectlooB»pp*r»te. 333

Mikrophotographie.

Die Fortschritte der Mikrophotographie schildert Professor Marktanner-Turneretscher auf S. 189 dieses Jahrbuchs.

Von J. Ohoquet erschien ein'Werk „La Photomicro- graphie, histologique etbacteriologique" (Paris, 1897, Verlag von Mendel), welches eine genaue Anleitung für die mikrophotographischen Aufnahmen, namentlich für medicinisohe Zwecke, enthält (mit zahlreichen Lichtdrucktafeln).

Adee gibt prachtige Abbildungen von mikrophotographi- schen Aufnahmen von Wasserkäfern, z B. Ei des Dytiscus marginalis u. s. w. (Phot. Times, 1896, S. 89).

Projektionsapparate.

Prof. Bruno Meyer macht neuerdings aufmerksam, dass er vor zwei Jahren nachgewiesen hat, dass bei Projections- apparaten die Helligkeitsverhältnisse bei Benutzung von Objectiven mit längerer Brennweite caeteris paribus ganz erheblich besser werden, als dies nach der üblichen Helligkeitsberechnung der photographischen Objective für photo- graphische Camera - Aufnahmen ergeben würde; der Grund liegt darin , dass die Lampe dabei näher an den Condenser (welcher Ausdruck statt Condensor gebraucht wird) tritt (Deutsche Photogr. -Zeitung 1896, S. 712).

Unter dem Titel „Die optische Laterne und die Projeotion" erschien ein Buch von Schien dl (Karlsruhe 1896), welches theils nichts Neues bietet , tbeils die Unerfahrenheit des Autors mit dem von ihm behandelten Gegenstände verräth. Dies Werk ist eines der Beispiele der unnützen Ueberproduction auf dem Gebiete der photographischen Literatur.

Prof. Bruuo Meyer schreibt hierüber: „Wir beeilen uns vor diesem Buche zu warnen; der Schein der Neuheit trügt: es ist die reinste Maculatur . . ." rDie Unfähigkeit des Ver- fassers spottet jeder Beschreibung . . welches Urtheil Prof. Meyer durch Beispiele erhärtet (Deutsche Photogr. -Zeituog 1896, S. 711).

Die Projectionsapparate werden, entsprechend der zu- nehmenden Verbreitung elektrischer Beleuchtungsanlagen, immer zahlreicher mittels elektrischen Bogenlichtes erhellt. Dort, wo der elektrische Strom unzugänglich ist, benutzt man Auer'sches

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1

334 Stereoikopie.

Licht, und zwar h&ufig in der Form von Spiritus- oder Ligroingas- Glühlicht, welches eine Helligkeit über hundert Kerzen liefert (s. unten). Auch das Drummond'sche Licht wird noch immer benutzt.

Die Projectionsapparate für chronophotographische Pro- jectionen (Bewegungsbilder) fanden grosse Verbreitung und vielen Beifall (siehe S. 326).

Eine gute Anleitung zur Herstellung von Diapositiven für Projections- und Stereoskopbilder gibt Herrn. Schnauss in seinem Büchlein „Diapositive- (Dresden, Verlag des Apollo 1897).

lieber die Anwendung des Sauerstoffs in der Projectionskuust schrieb Dr. H. Krüss in Hamburg (Prome- theus Nr. 326, 1896).

Ueber Herstellung von Diapositi ven und Projections - apparaten erschien ein empfehlenswertes Buch von Liese - gang: ,.Die Projectionskunst und Anleitung zum Malen auf Glas" (Düsseldorf 1896)

Ueber die Herstellung verschiedener Arten von Diapositiven s. weiter unten.

Stereoskopie.

„Ueber die theoretische Grundlage für die Herstellung der Stereoskopenbilder auf dem Wege der Photographie und deren sachgemässe Betrachtung" erschien ein vortreffliches Werk von Prof. A. Steinhauser (Wien 1897, Lechner's Verlag). Es finden sich dasolbst nicht nur mathematische Ableitungen, sondern zahlreiche praktische Winke. Unter dem Namen „Universal-Stereoskop" wird ein Apparat beschrieben, mit dessen Hilfe jeder Beschauer alle verschiedenartig her- gestellten (jedoch der Theorie entsprechenden) Stereoskopenbilder correct betrachten kann; besonders bemerkenswerth sind die Normen zur Herstellung eines Normal - Stereoskopes und der zu demselben gehörigen Bilder.

Ferner erschien eine kleine Brochure „Stereoskopie und A mateurphotographie" von Bergling (Berlin 1896).

Die Elemente der Stereoskop-Photographie beschrieb Seymour Roth well in seinem Büchlein „The Elements of stereoscopic Photography" (London 1896).

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Stereoskopic.

335

Sehr interessante Betrachtungen über Stereoskopie von Dr. Gustav Fritsch, sowie von Dr. Mergl-Ödön befinden sich im 7. und 11. Heft der Intern, phot Monatsschr. f. Med. u. Naturw. 1896.

Flg. 126.

Unter dem Namen Stereo photoduplikou hat Jonathan Fallowfield 146, Charing Cross Road, London, eine Vorrichtung in den Verkehr gebracht . welche ermöglicht, mittels einer Camera, die nur eine Linse hat, eine Stereoskop- Photographie aufzunehmen. Die Abbildung (Fig. 126) zeigt, dass dieseVorrichtung auf dem rrincip der doppelten Reflexion beruht, indem zwei Sätze von schrägen Spiegeln die beiden Bilder der Landschaft oder eines Gegen- standes, die photographirt wer- den, durch die Linse schicken, und zwar, wie die Figur zeigt, der Art, dass, wenn Copien von den Negativen hergestellt werdea, jede Uebereinanderlagerung der Fig. 127

Bilder ausgeschlossen ist.

Fig. 127 zeigt die Vorderansicht der Vorrichtung, die mit einem Zeit- und einem Momentverschluss versehen ist. Es bietet diese Vorrichtung einen sehr einfachen und wirksamen Weg, Stereoskopbilder mittels einer einzigen Linse herzustellen, so dass F a 1 1 o w f i e 1 d ' s Erwartung auf einen regen Absatz des Instruments sich wohl erfüllen dürfte.

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Polychronioskop. Anaglyphon.

Polychromoskop. Anaglyphen.

Dr. Seile beschrieb sein Verfahren zur Herstellung farbiger Projectionsbilder näher (Phot. Wochenbi. 1896, S 73) ; er bedient sich für diese Arbeiten dreier Aufnahmen, welche hinter grünen, gelbrothen und blauvioletten Farbfiltern auf- genommen waren; danach werden Chromatgelatine - Copien auf Collodionhäutchen hergestellt und mit Anilinfarben gefärbt, welche an den belichteten Chromgelatine -Bildstellen (wie an einer Beize) haften. Diese werden über einander gelegt.

Ueber das Seile' sehe Verfahren wurden auf Grund des österreichischen Patentes mit Erlaubniss des Erfinders Versuche an der k k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduotions verfahren in Wien gemacht (Ende 1896). welche die Ausführbarkeit desselben zeigten. Das österreichische Privilegium Seile's vom 30. November 1895 ist nicht geheim. Es lautet:

Verfahren zur Herstellung von Photographien in natürlichen Farben, erfunden von Dr. GuBtav Seile, Brandenburg a. H.

Die bis jetzt bekannt gewordenen Verfahren zur Her- stellung farbiger Photographien theilen sich in zwei Richtungen. Bei dem Lippmaun' sehen Verfahren wird das Farbbild auf nur einer Platte als Interferenzfarbe erzeugt, während bei der anderen Methode das Farbbild durch Aufeinanderschichten dreier einfarbiger, mit künstlichen Farbstoffen gewonnener Bilder erzeugt wird. Es ist hierbei zu bemerken, dass nach dem Lippmann'schen Verfahren die Aufnahme lebender Wesen und beweglicher Gegenstände, wegen der bei demselben erforderlichen sehr laugen Expositionsdauer, zur Zeit völlig ausgeschlossen erscheint, während bei dem Verfahren der vor- liegenden Patentanmeldung, welches sich der zweiten Richtung anschliesst, wegen der relativ kurzen Expositionsdauer auch nur vorübergehend ruhige Gegenstände farbig aufgenommen werden können. Es ist bei der vorliegenden Methode weder nöthig, für jedes Bild eine neue Aufnahme zu machen, wie bei Lipp mann, noch ist die Herstellung so schwierig und umständlich . wie beispielsweise bei dem sogenannten Vo g e 1 - Ulrich'schen Vorfahren, bei welchem abdruckbare Farb- platten hergestellt werden müssen.

Das vorliegende Verfahren umfasst hauptsächlich zwei Thätigkeiten: 1. die Aufnahme eines Negativs, 2. das Copiren des Positivs.

Boi der Aufnahme des Negativs verfährt man in bekannter Weise, indem mau von dem aufzunehmenden Gegenstände

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Polychromoskop. Anaglypheo.

337

naoh einander drei Aufnahmen macht, und zwar je hinter einem rothen, grünen und dunkelblauen Lichtfilter.

Die Herstellung des Positivs wird dadurch erhalten, dass man zunächst drei hinter dem entsprechenden Negativ copirte Positive, die in der zum Lichfilter ihres Negativs complementären Farbe gefärbt sind, erzeugt und diese dann über einander schichtet

Ein solches Complementärpositiv wird dadurch erhalten, dass mau eine Glasplatte, welche mit Gelatinelösuug umrändert ist, mit einer als Bildträger dienenden, feinen Collodionhaut überzieht und diese dann mit einer Chromgelatine -Mischung, vom Erfiuder „Lichtbeize" genannt, übergiesst Ist diese so präparirte Platte getrocknet, so wird sie hinter einem der drei aufgenommenen Negative, beispielsweise dem Negativ für Roth, dem Sonnenlieht ausgesetzt. Darauf werden nach dem Be- lichten die löslichen Salze in kaltem Wasser ausgewaschen und das blaue Bild in einer für Roth complementären Farb- lösung, also z. B. in einem Farbbad von Methylenblau, entwickelt, worauf die Platte aus dem Bade herausgenommen, getrocknet und mit Collodion überzogen wird.

Auf dieselbe Weise erzeugt man ein zweites Positiv durch Copiren einer zweiten ebenso präparirten Glasplatte hinter dem durch ein grünes Lichtfilter aufgenommenen Negativ II. Dies wird nun weiter in einem zu Grün complementären Farbbade. z.B. in einem solchen von Fuchsin, entwickelt und schliesslich genau so behandelt wie das blaue.

Ebenso erfolgt die Herstellung des Positivs III, welches in einem zu Blau complementären Farbbade, z. B. einem solchen von Helianthin, entwickelt wird.

Sind alle drei Positive hergestellt, so geschieht das üebereinanderschichten in folgender Weise: Man umschneidet bei dem Rosabilde II die Ränder, quetscht ein „Uebertrags- papioru darauf, zieht das zarte Collodion -Bildhäutchen mit dem Papiere ab und überträgt es auf Positiv 1 (blau), welches vorher mit Gelatine als Klebsubstanz überzogen war, passt beide Bilder auf einander, presst sie zusammen und zieht das Uebertragspapier ab. Ebeuso überträgt man auch Positiv III (gelb) auf das Additionsbild und erhält so ein gutes Natur- farben-Positiv, welches, aus Collodion- oder anderen düunen Häutchen bestehend, leicht auf Papier, Milchglas u. s. w. über- tragen werden kann.

Patentansprüche:

1. Verfahren zur Herstellung von Photographien in natür- lichen Farben, gekennzeichnet durch Uebereinanderkleben von

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Polychxomoskop. Anaglypbeo.

einfarbigen transparenten Bildhäutchen, welche dadurch erhalten werden, dass man von demselben Gegenstaude hinter rotheur grünen und blauen Lichtfiltern auf bekannte Weise erzeugte Negative auf transparente lichtempfindliche Bildträger copirt und dereu Farbbild durch Einbringen in die jeweilig ent- sprechenden complementären Farblösungen entwickelt.

2. Bei dem Verfahren nach Anspruch 1, die Herstellung von empfindlichen transparenten Bildhäutchen in der Weise, dass man eine mit Gelatinelösung oder Aequivalenten um- ränderte Glasplatte mit einem als Bildträger dienenden Collodion- häutchen überzieht und dieses dann mit einer Chronigelatine- Mischung („Lichtbeize") übergiesst.

Transparente Dreifarben bil der. Im Sinne des Seile* sehen Verfahrens beschreibt Baron Hübl die Methode der Herstellung von transparenten Dreifarbenbildern. Es werden die Negative für eine gelbe, blaugrüne und purpurrothe Copie hergesteilt, welche dann auf Chromgelatine copirt, auf Glimmer oder Celluloldscbichten aufgetragen . von der Rückseite copirt und mit warmem Wasser entwickelt werden.

Um einerseits den Entwickelungsprocess controliren zu können, und um anderseits die Entstehung eines zu hohen Reliefs zu vermeiden, verwendet man Gelatiueschichten , die einen Zusatz von Bromsilber erhalten haben. Man benutzt eine iu der üblichen Weise hergestellte Bromsilber -Emulsion, bei deren Bereitung auf je 30 g Gelatine 8 bis 10 g Silbernitrat verwendet wurden, wäscht sie nach dem Erstarren mit kaltem Wasser und verwendet sie für die Herstellung des Pigment- papieres resp. zum Ueberziehen der Folien.

Da das Bromsilber hier nicht die Rolle einer licht- empfindlichen Substanz, sondern lediglich die eines Pigmentes spielt, so kann die Bereituug der Emulsion, sowie das Ueber- ziehen des Papieres bei vollem Tageslicht vorgenommen werden.

Die zur Aufnahme des Bildes bestimmten Celluloidfolien (etwa von der Bromsilberschicht befreite Eastman -Films) werden in kaltem Wasser geweicht und auf Glasplatten mit Papier- streifen au den Rändern festgeleimt Nach dem Trocknen liegen sie vollkommen flach, und damit sich die Papierstreifen bei der späteren Behandlung nicht ablösen, überzieht man sie mit geschmolzenem Wachs. Auf die so vorgerichtete Folie wird dann das Bromsilberbild übertragen.

Werden die drei Folien in gleicher Weise behandelt, wird das zum Copiren bestimmte Pigmentpapier nach gleicher liichtuug aus dem Bogen geschnitten, und werden bei der

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Poljohromoskop. Anaglyphen.

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Uebertragung alle eine Ausdehnung des Bildes bewirkenden Umstände gleich berücksichtigt, so gelingt es in der Regel drei gleichdimensionirte Bilder zu erzielen. Doch ist das Ge- lingen des Proeesses in dieser Beziehung stets fraglich, und wenn es sich um ein thunlichst präcises Passen der Theil- bilder handelt, ist das Copiren auf Bromsilber- Glimmerfolien unbedingt vorzuziehen.

Die Bromsilberbilder müssen von durchaus gleichem Charakter sein, und um bei der Entwickelung, sowie bei der Operation des Färbens eine diesbezügliche Controle zu er- möglichen, empfiehlt es sich, bei der photographischen Auf- nahme des Originals neben diesem eine aus neutralen grauen, verschieden hellen Papieren gebildete Scala anzubringen. Diese Grau - Seala muss in den drei Negativen und in den drei Copien dasselbe Aussehen zeigen.

Aus den Bildern wird das Bromsilber und das etwa vor- handene reducirte Silber mit einer Lösung von unterschweflig- saurem Natrium und rothem Blutlaugensalz entfernt, dann werden sie gewaschen und gefärbt.

Der Färbeprooess besteht nicht in einem mechanischen Ansaugen der Farbstoff lösung , sondern es handelt sich dabei um eine Art chemischer Verbindung, welche die Gelatine mit den Farbstoffen eingeht. Allerdings ist diese Verbindung nur eine sehr lose, da längeres Waschen die Gelatine wieder entfärbt.

Im Allgemeinen gelingt jedoch das Färben mit einem sauren Farbstoff ungleich besser und sicherer als mit einem basischen, daher man die Verwendung der ersteren anzustreben hat Besonders brauchbar für den gedachten Zweck sind die Farbstoff - Sulfosäuren.

Die Eosine und Rhodamine sind auch in neutraler Lösung verwendbar.

Aus einer grossen Zahl von Farbstoffen wurden die nach- stehenden als passend im Tone und geeignet für die Färbung von Gelatinebildern ausgewählt:

Für das rothe Bild : Erythrosin in neutraler Lösung, gelbe : Naphtholgelb S \ in saurer n blaue : Echtgrün bläulich f Lösung.

Bezüglich des letztgenannten Farbstoffes ist zu berück- sichtigen , dass unter diesem Namen verschiedene grüne Theer- farbstoffe in den Handel gebracht werden, die zum Theile gar nicht, zum Theile in einem nicht entsprechenden Tone färbend

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Poljchromoakop. Anftglvphen.

wirken, und nur das von den Farbenfabriken vorm. F. Bayer &, Co. in Elberfeld bezogene Präparat in jeder Beziehung ent- spricht.

Je 1 g dieser Farbstoffe wird in 200 ccm Waaser gelöst und als concentrirte Lösung in Vorrath gehalten. Für den Gebrauch verdünnt man diese mit dem 10 bis 20 fachen Volumen Wasser und fügt der gelben und blauen Flüssigkeit auf je 100 ccm 5 bis 10 Tropfen Eisessig, ersterer auch noch einige Cubikeentimeter gesättigter Cbromalaunlösung zu. Je con- centrirter die Farbstoff lösung verwendet wird, desto rascher wirkt sie, desto flacher wird aber das Bild; sehr verdünnte Lösung muss man zwar mehrere Stunden wirken lassen, sie liefert aber dann sehr brillante und in den Tiefen reich detaillirte Bilder. Behandelt man das gefärbte Bild mit Wasser oder besser mit einer sehr verdünnten Boraxlösung, so wird der Farbstoff wieder der Gelatine entzogen, und zwar bleichen zuerst die am wenigsten gefärbten Stellen. Gestützt auf diese Thatsachen hat man es daher vollkommen in der Hand, den Bildern jeden beliebigen Charakter zu ertheilen und sie so lange zu verändern, bis sie, versuchsweise über einander gehalten, den gewünschten Effect zeigen.

Das zu färbende Gelatinebild wird nach dem Trocknen auf eine horizontale Glasplatte gelegt und mit der Farbstoff- lösung derart übergössen, dass diese die ganze Zeichnung reichlich bedeckt. Kleine Bilder legt man in eine mit der Lösung gefüllte Tasse. Erscheint nach einigen Minuten die ganze Zeichnung ziemlich stark und fast gleichmässig gefärbt, so verdünnt man die Lösung mit dem zwei- bis dreifachen Volumen Wasser und'lässt sie erneut einwirken; war die Färbung schon sehr intensiv, so wässert man das Bild kurze Zeit und färbt mit eiuer verdünnten Lösung weiter. In dieser Weise operirt man fort, bis das Bild den gewünschten Charakter besitzt, dann spült man es mit Wasser, dem einige Tropfen Essigsäure zugesetzt wurden, ab, entfernt mit einem Blatt Saugpapier die vorhandenen Flüssigkeitsreste und lässt freiwillig trocknen.

Bei richtiger Beschaffenheit der Negative und passend gewählter Copirzeit gelingt es meist, die Färbung in nur einem Bade zu vollenden, ohne dass dabei Zwischenmanipulationen noth wendig wären. Das Bild zeigt dann nach etwa einer Stunde das gewünschte Aussehen.

Bei dem versuchsweisen L'ebereinauderlegen der Bilder, das selbstverständlich vorsichtig geschehen muss, lässt man sich hauptsächlich von dem Aussehen der Grau-Scala leiten, uur hat man zu beachten, dass sich die Färbung der Gelatine

Polychromoskop. Anaglyphon.

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beim Trocknen wesentlich ändert: das blaue Bild wird grün- stichiger, das rothe nimmt einen etwas bläulicheren Ton an, nur das gelbe bleibt fast unverändert. Es ist daher empfehlens- werte, in folgender Weise vorzugehen: Zuerst färbt man das blaue und rothe Bild derart, dass nach dem Trocknen die Grau-Scala in allen Stufen eine einheitliche blaue Farbe zeigt, die zu jener des gewählten Gelb complementär ist; es ist dies die Farbe einer alkoholischen massig verdünnten Cyaninlösung. Dann wird das dritte Bild derart gelb gefärbt, dass es die blaue Scala zu Grau ergänzt.

Nach dem Trocknen schneidet man die Folien von der Glasplatte und befestigt sie über einander in passender Weise auf einer neuen Platte.

Schliesslich wäre noch zu bemerken, dass alle in diesen Bildern vorhandenen Farben sich mit der Beleuchtung ändern ; ein bei Tageslicht abgestimmtes Bild zeigt bei gelblicher Be- leuchtung wesentlich andere Töne. Besonders bemerkbar ist diese Erscheinung beim Grau, das bei Lampenlicht gelblich- braun erscheint (Atelier des Photographen 1896, S. 179).

Zum Färben der Projectionsbilder für Dreifarbe n- projection empfiehlt Marguery: für Roth: öTheile Carolin, 15 Theile Ammoniak, 100 Theile Wasser; für Gelb: gesättigte Pikrinsäurelösung; für Blau: 10 Theile Methylenblau, 100 Theile Wasser. Bichrornatgelatiue- Bilder werden im Sinne des Ver- fahrens von Seile hiermit gefärbt (Brit. Journ. of Phot. 1896, S. 709).

Ein ausführlicher Artikel über polychrome Anaglyphen mit zwei Farben (roth und blau) von Ducos du Hauron findet sich im Bull. Soc. frane. 1896, S. 473.

Farbige Schirme für Joly's System der Photographie in Farben') werden (nach Bull, du Photo -Club de Paris, I.Juni 1896; Bull. Soc. franc. 1896, S.327) dadurch hergestellt, dass Fäden von Seide oder dergl mit farbigen Materinn ge- färbt, dann über Glas gelegt und hierauf in transparenten Firniss getaucht werden. Man präparirt mit rother. grüner und blauer Farbe, welche nach einander folgen, und legt die Fäden (wie Gespinnstfaden) über die Flächen von polygonalen Trommeln, welche durchsichtige Gläser eingesetzt enthalten. In der Beschreibung theilt Joly interessante Details seiner Methode mit.

1) Siehe Edor's Jahrbuch f. Phot. für 1896, S 419.

342

Künstliches Liebt.

Zweifarben- System.

Ducos du Hauron theilte mit, er habe vor kurzem ein merkwürdiges Gesetz entdeckt, nach dem ein nur aus zwei Monochromen zusammengesetztes Bild unter Umständen fähig ist, dem Auge eine ebenso vollkommene Farbenerscheinung zu bieten, als die bisherigen Dreifarbenbilder. Die Neuerung besteht darin, dass das gelbe Bild ausgeschieden wird, also nur Roth und Blau über einander gelegt werden. Bisher gaben ihm nur Krapplack und Preussischblau das gewünschte Resultat. Die Bilder dürfen nicht bei hellem, weissem Lichte betrachtet werden, sondern bei schwachem, weissem oder gelblichem Kerzen- oder Lampenlicht. Nur Drucke auf gelblichem oder grauem Untergrunde vertragen helleres weisses Licht. Die Empfindung des Gelb hängt aber nicht nur von der Gelbfärbung des Lichtes oder des Untergrundes allein ab, denn die Weissen des Originals erscheinen weiss, die gelben Partien gelb. Man glaubt die dritte Farbe zu sehen, wenn- gleich sie ganz bestimmt nicht vorhanden ist (Monde photo- graphique; Phot. Archiv 1896; Wiener photogr. Blätter 1896. S. 163).

Künstliches Lieht.

Auer'sches Gasglühlicht. Die Verwendung des Auer'schen Gasglühliehtes machte nicht nur für allgemeine Be- leuchtungszwecke, sondern auch zu pbotographischen An- wendungen, grosse Fortschritte. Um mannigfache irrthümlicke Ansichten über die Natur der Imprägnirungsstoffe für Glüh- körper richtig zu Stollen, sei erwähnt, dass der Mantel derselben nur aus seltenen Erden besteht1) und fast ausnahmslos aus überwiegenden Mengen von Thoriumoxyd neben ungefähr einem Procent Ceriumoxyd. Bei der Fabrication werden gewirkte Schläuche aus Baumwollfäden hergestellt, an dem einen Ende durch Aufnähen eines Gewebstückes verstärkt, dann wird das Ganze durch Eintauchen in eine Lösung von Thorium- und Cernitrat imprägnirt, getrocknet, über einem Formholz gestreckt, mittels Platin- oder Asbestfäden an den Drahtträgern befestigt und dann abgebrannt Es bleiben reine Oxyde mit der äusseren Form der Gewebestructur zurück. Sollen diese Glühkörper

1 1 Früher diente das Mineral Cerit als Rohmaterial xur Gewinnung der seltenen Erden für diesen Zweck; gegenwärtig wird Insbesondere Monacltsand (aus Brasilien) hierfür verwendet (E.).

KÜDBtllchet Licht.

343

versendet werden , so tränkt man sie mit einer glycerinbaltigen Scbellacklösung, welche den Mantel versteift und leicht beim Erhitzen abbrennt (E.).

Adamsonin London (Eldon Street 18) bringt Auer'sches Gasglühlicht inneihalb eines hohlen Reflectors von vier Fuss Durchmesser an, und gibt dem Beleuchtungsapparat die in Fig. 128 abgebildete Form.

Auer'sches Gasglühlicht (2 Lampen, 35 cm Altstand vom Copirrahmen) kann zum Copiren auf Celloidinpapier be- nutzt werden; die Belichtungs- zeit ist eine lange, indem 8 bis 10 Stunden erforderlich sind (Phot. Rundschau 1896, S. 96).

Ausser dem Gasglühlieht, dessen Helligkeit durch Anwen- dung von sogen. Pressgas (Leucht- gas unter höherem Druck) ge- steigert werden kann, kommt auch Spiritusglühlicht in beschränktem Maasse in Verwendung.

Beide Arten von Glühlicht finden in der Photographie in steigendem Maasse Anwendung, besonders zur Vergrösserungs- photographie. Eine solche Ein- richtung ist seit mehreren Jahren an der k. k. Lehr- und Versuchs- anstalt für Photographie und Re- produetionsverfahren in Wien im Gebrauch und war bereit* in Eder's Ausführl. Handb. d. Phot. (Bd. I, Abth. II, S. 689) beschrieben.

Marcus in Wien hat eine Ligro'in- (oder Gasolin-) Lampe

mit Au er' sehen Gasglühkörpern in den Handel gebracht, welche 12Ü bis 500 Kerzen Helligkeit gibt (Phot. Corres]). 189«, S 215).

Eine grössere Anzahl von Auer' sehen Gasglühlichtern ermöglicht Nogativaufnahmen, sogar von Portraits u. 8. w.

Versuche über Aeetylengas (OiUj) zu Bele uchtungs- z wecken, sowio hierfür taugliche Brenner wurden fortgesetzt. (Vergl. Zeitschr. f. Beleuchtungswesen 1896, S. 179 ) Le Ohatelier fand die Entflammuugstemperatur des Acetyleus bei ungefähr 400 Grad G., also viel niedriger als bei den

Fig. 128.

344

Künstliches Licht.

anderen zu Leuchtzweoken verwendeten Gasen, welche in den meisten Fällen bei circa 600 Grad C. liegt. Bei der Ver- brennung gibt Acetylen gemäss seiner endothermen Constitution eine viel höhere Temperatur als die anderen Gase. Mit dem gleichen Volumen Sauerstoff verbrannt, gibt es 4000 Grad C, während Leuchtgas nur circa 2000 Grad C. gibt; diese Eigen- schaft könnte das Acetylen gut verwendbar für hohe Tempera- turen im Laboratorium, sowie für die gewöhnlichen Luftbrenner zu Zwecken der Spectralanalyse machen (siehe daselbst).

Das Acetylengas kommt in Metallcy lindern comprimirt in Verwendung Es wurden mehrfach Explosionen von solchen Gascylindern beobachtet, weshalb Vorsicht geboten ist.

Explosionsgefahr bei Verwendung von Acetylengas kann durch Beimengung von Luft zum Acetylen entstehen; am stärksten wird die Explosion bei dem Verhältnisse von 12 Theilen Luft und 1 Theil Acetylen, ferner kann die Explosion unter hohem Druck durch Selbstzersetzung erfolgen. Ueber die explosiven Eigenschaften des Acetylens stellten Berthelot und Vieille (Compt. reud. 5. October 1896, Phot. Mitth. Bd. 33, S. 304) Versuche an. Acetylen ist eine endo thermische Ver- bindung, bei deren Zersetzung in die Elemente ungefähr die- selbe Wärmemenge frei wird, wie beim Verbrennen eines gleich grossen Wasserstoffvolumons zu Wasserdampf; deshalb kann Acetylen sich unter Umständen wie ein Explosivkörper ver- halten und z. B. durch die erregende Wirkung von Knallqueck- silber explodiren.

Als Beleuchtungsmittel für photographische Zwecke ist Acetylen derzeit bedeutungslos. Durchschnittlich ist das „Aoe- tyleu- Licht" oder „Carbid- Licht" (so benannt, weil es mittels Caleiumcarbid durch Einwirkung von Wasser hergestellt wird) nicht heller, als A uer'sches Gasglühlicht. Es kommen mehr- fach Apparate zur Erzeugung von Acetylengas in den Handel, welche darauf beruhen, dass man langsam Wasser zum Calcium- carbid treten lässt und dadurch eine continuirliche Gas- entwickelung erzielt.

LTeber Photographien mit Maguesiumblitzlioht erschien eine Brochure von H. Schnauss „Die Blitzlicht- Photographie" (Düsseldorf 1896, 2 Aufl.).

Magnesiumpapier für Beleuchtungszwecke. Man bedeckt ein Blatt Papier mit einer Schicht von Stärkekleister und streut darüber Magnesiumpulver und reibt es hinein, so dass eine gute Schicht des letzteren hängen bleibt. Nach dem Trocknen leimt man ein Blatt Fliesspapier, welches zuvor

Künstliches Licht

345

in einer concentrirten Lösung von Kaliumbichromat getränkt wurde, darüber, trocknet neuerdings und sehneidet in Streifen. Dieses Papier brennt mit intensiv hellem Lichte ab (Bulletin du Photo -Club 1. Mai 1896; Bull. Soc. frany. 1896, S 323).

York Schwartz in Hannover bringt „Blitzlicht- folien" in den Handel, welche Magnesiumblitzpulver in Blatt- form (auf Papier?) enthalten. Die Folien werden mit einer Nadel oder dergl. an der Wand, durch Blech geschütztes Holz u. s. w. fixirt, dann mit einem Zünder (Salpeterpapier-Lunte) oder direct mit einem Streich- holz entzündet (Allg. Phot.- Zoitung 1896, S. 221).

Von den üblichen Magne- sium - Blitzmischungen haben sich in der Praxis jene mit Hypermanganat, Salpeter, so- wie mit Chlorat und Perchlorat bewährt.

Stephard empfiehlt ein Gemisch von 2 Theilen Magne- siumpulver, 1 Theil Kalium- bichromat und 1 Theil Kalium- hvpermanganat (Phot. News 1896, October, „Der Photo- graph" 1896, S. 181). [Da das Chromat die Verbrennung < weder beschleunigt, noch das Licht intensiver macht, über- dies aber noch giftig ist, so ist seine Anwendung kaum gerechtfertigt E.]. Fl* l29-

Mischt man Magnesiumpulver mit dem doppelten Gewicht Anthion (übersehwefelsaures Kali), so erhält man ein rasch abbrennendes Blitzpulver, welches an Raucheutwickelung den üblichen Gemischen gleichkommt (Janko, Phot. Rundschau 1896, S. 28).

Blitzlicht mit Zusatz von rothem Phosphor nach Ommeganck ist von Ritter von Staudenheim auf S. 36 dieses Jahrbuchs besprochen worden.

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346

Künstliches Licht.

Ein erfolgreicher französischer Amateurphotograpb, Capitalu C. Puyo, welcher sehr hübsche künstlerische Portraitstudien wiederholt ausstellte, arbeitet mit combinirtem Tages- und Magnesiumlicht1); das künstliche Licht kann entweder eine untergeordnete Rolle oder die Hauptrolle spielen. Er beleuchtet mit Seitenlicht nahezu horizontal, zerstreut das Licht und schafft eine contrastlose , flache, gleichmässige Beleuchtung; die Lichter werden mittels Magnesiumblitzlicht aufgesetzt. Puyo beschreibt seinen Arbeitsmodus detaillirt in seiner

Fig. 130.

Brochure „Notes sur la phot. artistiqueu (Paris 1896; Auszug in „Apollo" 1896, S. 370).

urEine elektrische Bogenlampe mit Ständer, welche für Öopir- sowie Aufnahmezwecke geeignet ist (mit Reflector und Vorrichtung zum Heben und Senken, Fig. 129), bringt Peurose in London in den Handel.

* Eine ähuliche Einrichtung (mit zwei Bogenlampen a 3O0O bis 4000 Kerzen Helligkeit) wird au der k. k. Lehr- und Ver- suchsanstalt für Photographie und Keproductionsverfahren in

I) Siehe Kdor's Jahrh. f. Photogr. für 1894, S 38«.

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Photometer. Photometrie des .Tageslichtes etc. 347

Wien (besonders zur Herstellung von Rasternegativen) ver- wendet.

Für EeproductioD8ateHers sind auch Bogenlampen, welche auf Traversen mittels Rollen aufgehängt und leicht beweglich sind, in Verwendung. Fig. 130 zeigt eine derartige Einrichtung, welche Henry Rogers (von den Engineering Works in Watford, England) erzeugt (1896).

Photometer. Photometrie des Tageslichtes. Unter- suchungen über das photoehemische Klima.

Von dem internationalen Elektrotechniker -Cougress, der im August 1896 in Genf tagte, sind folgende photometrische Grössen international festgelegt worden:

Einheit der Lichtstärke ist Vao Violle'sche Platin- lichteinheit (mitunter wird diese Einheit „Pyr" genannt, siehe Zeitschr. f. Beleuchtungswesen 1897, S. 72), was aber vom Genfer Congress nicht acceptirt wurde. Einheit der Be- leuchtung« Lux. Die Beleuchtung , welche durch eine punktförmige Lichtquelle von der Intensität 1 Pyr in der be- trachteten Richtung auf einer Fläche hervorgebracht wird, die sich im Abstände von 1 m normal zum Strahl befindet. Einheit des Lichtstromes = Lumen. Der Lichtstrom, der von einer Fläche von 1 qm aufgefangen wird und auf ihr die Beleuchtung von 1 Lux hervorbringt. Einheit des (inneren) Glanzes. Der Glanz einer kleinen, lichtaus- strahlenden Fläche, die per Einheit der scheinbaren Oberfläche die Einheit der Lichtstärke hervorbringt; in der Praxis wird dies „Pyr per qcmu sein. Einheit der Li cht menge. Das Product aus der Einheit de« Lichtstromes in die Einheit der Zeit; in der Praxis wird dies" die „Lumenstuude- sein, analog zur Amperestunde.

Diese Einheiten sind in der umstehenden Tabelle mit ihren Definitionen zusammengefasst worden.

Dabei bedeutet w einen körperlichen Winkel, S eine Fläche, die in der Formel für Beleuchtung in Quadratmetern (qm), in jener für Erhellung in Quadratcentimetern (qcm) einzusetzen ist. T ist die Zeit in Stunden. Als Maass der Lichtstärke wurde die „Decimalkerzeu, d. i. der zwanzigste Theil der Vio 11 e' sehen Einheit als theoretisch richtig angenommen; da man jedoch diese Lichteinheit nicht praktisch herstellen kann, so nahm der Congress die Lichtstärke der Hefner-

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348 Photomoter. Photometrie dos Tageslichte« etc.

Kamon

GrOise

Symbol

Lichtstärke (Licht- intensitäO

intensite' lumineuse

intensity of light

Decimal- kerze

J

Lichtstrom

flux lumi- neux

flux of j light

Lumen

= Pyr X Körperwinkel

<t> - .7. tc

Belichtung

(Be- leuchtung)

Eclairement

Illumation

Lux -Lumen/qm

Erhellung (Glanz)

Eclat

Brightness

Pyr per qcm

J

Licht- leistung (Lichtmenge)

Eclairage

i

Quantity of light

Lumen- stunde

Alteneck'schen Lampe als Einheit an (Zeitschr. für Be- leuchtunggwesen 1896, S. 281).

Abney bemerkt, dass der Bunsen-Rosooe'sche Aus- druck „Insolation" nicht genügend ist, um die zusammen- hängende Wirkung von Lichtintensität und Belichtungszeit zu bezeichnen. Er zieht vor, die Intensität mit J, die Zeit mit T, und mit diesen zwei Buchstaben JT das Product von beiden zu bezeichnen. Diese neue Einheit soll „ein Talbotu heissen, ähnlich wie die Elektriker von einem Ampere, Ohm oder Watt sprechen. Die Einheit der Zeit T ist naturgemäss eine Seenode. Die Einheit für J kann nicht so leicht angegeben werden, weil die Wellenlänge des Spectrums von Einfluss auf den photochemischen Effect ist (Phot. Journ. 1896, Bd. 21, S. 50).

Nach eingehenden vergleichenden Versuchen mit der Amylacetat-Normallampe und der Pentanlampe gibt Liebenthal (Zeitschr. f. Instrumeutenkuude Bd. 15, S. 157) der ersteren den Vorzug.

J. Violle schlägt eine photometrische Normallampe, welche mit Acetylen gespeist ist und eine calibrirte Irisblende trügt, vor. Das Licht dieser Flamme ist nach Violle in dem Spectralgebiete C bis F dem des schmelzenden Platins sehr ähnlich und ausserdem reich an actinischen Strahlen (Compt. rend., Bd. 122, S. 79: Zeitschr. f. phvsik. Chemie 1896, Bd. 20, S. 613).

Photometer. Photometrie dos Tageslichtes etc. 349

J. Vi olle lässt das Acetylengas mit etwas Luft gemischt unter massigem Drucke zum Verbrennen bringen, so dass eine breite, flache Flamme entsteht. Das Gas strömt aus einer conischen kleinen Oeffnung aus, mischt sich mit Luft uud tritt in ein weiteres Rohr, auf welchem ein Schmetterlings- brenner aus Speckstein angebracht ist Die Flamme kann voll oder abgeblendet verwendet werden.

Die Acetylen - Normallichtquelle wird von den Be- leuchtungs- Technikern mit Beifall begrüsst; man hofft gute Resultate zu erhalten, wenn man das Verbrennungsmaterial, die Verbrennungsluft und den Druck genau definirt. (Zeitschr. f. Beleuchtungswesen 1Ö96, S. 384).

Alle Flammen - Etalons bieten eine sehr verhängnissvolle Fehlerquelle dar, nämlich die Aenderungen der Zusammen- setzung und des Druckes der Verbrennungsluft, d. h. der Luft im Photometerraume. Diese Aenderungen können Fehler bis zu acht Proeent der Hefnerlampe und bis 20 Proceut bei der Carcellampe erzeugen, ohne dass man sie zu vermeiden im Stande wäre. Diese Fehler können nur corrigirt werden, wenn man genügende darauf bezügliche Anhaltepunkte für den jeweiligen Etalou besitzt, und dies ist der Fall bei der Hefner- lampe, über die Liebenthal (Zeitschr. f. Instrumentenkunde Bd. 5, S. J57, 1895, vergl. Zeitschr. f. Bei. 1895, Heft 26) sehr eingehende Untersuchungen angestellt hat. Bezeichnet man mit x den Gehalt an Wasserdampf per Cubikmeter, xl den Gehalt an Kohlensäure, h den Barometerstand in Millimetern, so kann die Lieb enthaltene Formel in folgender Gestalt geschrieben werden:

J- 1,049 (1 - 0,0053*) (1 -0,00072 ar') +0,0001 1 (6 - 760)

x kann nach den bekannten Methoden bestimmt werden; x1 ist zu vernachlässigen, wenn man in einem grossen, ventilirten Räume photometrirt. Der mittlere Werth .7—1 entspricht einem Dampfgehalt von x 8,8 Liter; dieser Dampfgehalt gehört also mit zur Definition der Hefnereinheit. Die Fehler sind nur dann zu vermeiden, wenn man eine genau definirte Ver- brennungsluft anwendet (Zeitschr. f. Beleuchtungswesen 1890, S. 384).

G. W. Hough gibt an, dass er am 1. Juli 1894 in der Zeitschrift „Photography" ein Sensitometer beschrieben habe, welches dem Sc hei ner ' sehen Sensitometer1) in Bezug auf die

1) Siehe Eder's Ausf. Handb. d. Phot. 13d II, S. 21. - Auch Eder's Jahrbuch f. Phot. für 1895, 8 399.

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350

Photoraeter. Photometrie des Tageslichte» etc.

Form des Scheibenausschnittes analog sei (Phot. Times Bd. 26, S. 303; Sturmey's Phot. Annual 1896, S. 137).

In „Phot. News" (1896, S. 462) wird ein Vergleich der Werthe der Sensitometer - Nummern von Warnerke, sowie von Hurter & Driffield's Sensitometer gegeben.

Warnerke- Grade

10 11 12 13 14 15 16 17

Hurter & Driffield

2,5

3,2

4,0

ö,0

6,5

8,0 10,0 13,0

Warnerke Grade

18 19 20 21

23 24

25

Hurter & Driffield

16,0 20,0 26,0 32,0 40,0 52,0 64,0 80,0

Ueber eine bisher unbeachtet gebliebene Fehler- quelle bei Benutzung des Warnerke-Sensitometere macht Dr. Eberhard (Phot. Corresp. 1896, S. 316 u. 317) Mittheilung. Bei der Untersuchung der Empfindlichkeit einer Anzahl Trockenplatten mittels des Warnerke-Sensitometers stellte es sich heraus, dass der dünne Holzschieber bei der Belichtung der Phosphorescenzplatte durch Magnesiumband Licht auf die Platte durchliess. So zeigte eine Platte, ohne dass sie mit der Phosphorescenztafel belichtet war, nach dem Entwickeln circa 8 Grad, wenn 3 cm Magnesiumband vor dem geschlossenen Holzschieber abgebrannt wurden. Eine genügende Abhilfe gegen diesen Mangel bietet ein Schieber aus stärkerem Metallblech.

Dieselbe Beobachtung wird im „Amateur Photographer" (1896, S. 276) einem Herrn „Eberlein" zugeschrieben, was offenbar eine Verstümmlung des Namens Dr. Eberhard* s ist.

Photograph isoh e Belichtungstabellen gab Paul Eich mann heraus (Düsseldorf 1896).

Ueber die Bestimmung der Exposi touszeit bei Negativaufnahmen erschien ein ziemlich umfangreiches Buch von H. Boursault „Calcul du temps de pose en Photographie" (Paris 1896, bei Masson).

Abney verglich die photographische Wirksamkeit des Mond- und Sternen lichtes mit einer englischen Normal- kerze, mit Hilfe einer Brorasilbergelatine- Platte; er nahm an, dass Felder gleicher Transparenz der entwickelten Platte der-

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Photometer. Photometrie de« Tagetllehtei etc. 35 1

selben Intensität des einwirkenden Lichtes entsprechen. Seine Versuche ergaben, dass die photographische Wirkung des Voll- mondlichtes =» 0,266 englischen Normalkerzen in einem eng- lischen Fuss Abstand sind Das gesammte Sternenlioht übt nur V44 der Wirkung des Vollmondlichtes aus, wenn man annimmt, dass das Sternenlicht gleiohmässig vertheilt ist (Phot. Centralbl. 1896, S. 460 aus Proceed. of the Royal Soo. 189G, S. 314).

Untersuchungen über das photochemische Klima von Wien, Cairo und Buitenzorg (Java) von Prof. Dr. J. Wiesner. Der berühmte Pflanzenphysiologe Hofrath Wiesner stellte seit dem Jahre 1893 systematische Be- obachtungen über die chemische Wirksamkeit des Tages- und directen Sonnenlichtes zu verschiedenen Tages- und Jahres- zeiten an, indem er sich der von ihm vereinfachten Bunsen - Roscoe 'sehen Methode bediente. Obschon der Verfasser hauptsächlich pflanzenphysiologische Zwecke hierbei im Auge hatte, so sind seine Untersuchungen nichtsdestoweniger von hohem Werthe für die Kenntniss des photoohemischen Klimas im Allgemeinen. Die Abhandlung erschien in den Denk- schriften der Wiener kaiserlichen Akademie der Wissen- schaften (Band 64, 1896) und enthält zahlreiche Tabellen von Einzelbeobachtungen, sowie allgemeine^Schlussfolgerungen über den Gang der Helligkeit der chemischen Strahlen in Wien, Cairo und Java.

Zusammenfassung der hauptsächlichsten Resultate.

1. Die grösste chemische Lichtintensität, welche in Wien beobachtet wurde, beträgt 1,500, die von Buitenzorg (zwischen November und Februar) 1,612.

2. Die mittlere Mittagsintensität verhält sich zum mittleren Tagesmaximum in Wien wie 1:1,08, in Buitenzorg (in dor genannten Beobachtungszeit) wie 1 : 1,22.

3. In Wien schwankt im Jahre die Mittagsintensität im Verhältnisse von 1 : 214, in Buitenborg (in der Beobachtungs- zeit) im Verhältnisse von 1 : 124.

4. Die Jahrescurve der mittleren täglichen Maxima fallt für WTien nahezu mit der Curve der Mittagsintensitäten zu- sammen. Nicht so in Bezug auf Buitenzorg, wo das Tages- maximum in der Regel auf die Vormittagsstunden fällt. An Tagen, welche um den Mittag herum klar oder gleiohmässig bewölkt sind, fällt in Wien in der Regel, und in Buitenzorg, wie es scheint immer, das Maximum auf den Mittag. In Cairo wurde bei völlig klar erscheinendem Himmel eine starke

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.'{52 Photometer. Photometrie de» Tageslichte» etc.

Depression der Tagescurve der Intensität beobachtet. Selten und abgeschwächt wurde diese Depression auch in Wien wahr- genommen.

5. In Buitenborg ist in der Regel Vormittags die chemische Lichtintensität grösser als Nachmittags. In Wien überwiegt dieses Verhältniss in den Monaten Juni und Juli. Die Morgen- intensitäten sind in der Regel höher als die Abendintensitäten, selbst bei anscheinend gleichem Bedeckungsgrade des Himmels.

6 Das Maximum der chemischen Liohtintensität fallt in Wien auf den Monat Juli. Dasselbe wurde für Kew (Roscoe) und für Fecamp (Marchard) constatirt, während in St. Petersburg (nach täglichen, um \h p. m. von Stelling angestellten Be- obachtungen) das Maximum Anfangs Juni eintritt.

7. Die Periode Januar bis Juni hat in Wien eine grössere chemische Lichtintensität als die Periode Juli bis December. Frühling und erste Sommerhälfte weisen eine geringere Inten- sität auf als Herbst und zweite Sommerhälfte. Diese Resultate stimmen mit Roscoe 's in Kew gewonnenen Ergebnissen, aber nur zum Theile mit jenen überein , welche Marchard in Fecamp erhielt.

8. Die mittlere tägliche Lichtsumme für Buitenzorg in den Monaten November und December entspricht trotz beträchtlich grösserer mittäglicher Sonnenhöhe der mittleren Liohtsumme des Augusts in Wien. *Die Januar- Lichtsumme in Buitenzorg gleicht etwa der des Juni in Wien. Die bisher angenommene grosse, mit der Annäherung an den Aequator eintretende starke Steigerung der Lichtsumme trifft nicht zu, wenn die Wiener und Buitenzorger Daten verglichen werden. Unter Annahme eines unbedeckten Himmels haben die bisher angenommenen hohen Lichtsummen der Tropen gewiss ihre Richtigkeit, allein die oben vorgeführten thatsächlichen Verhältnisse entsprechen diesen Angaben nicht und haben wohl für alle jene heiss- feuchten Tropengebiete, welche fnst das ganze Jahr hindurch so wölken- und regenreich sind wie Buitenzorg, keine Geltung. Die starke, im heiss -feuchten Tropengebiete stattfindende Himmelsbedeckung und die im Vergleiche zu unserem Hoch- sommer kürzere Tageslänge in den Tropen erklären die relativ kleinen dortigen Lichtsummen.

9. In Uebereinstimmung mit Stelling wurde gefunden, dass bei halb- oder unbedeckter Sonne die Himmelsbedeckung nur einen untergeordneten Einfluss auf die chemische Licht- stärke ausübt, dass aber bei vollkommener Bedeckung des Himmels eine starke Herabsetzung der Intensität sich einstellt, und zwar entsprechend dem Grade dieser Bedeckung.

Photo moter.

Photometrie des Tageslichtes ote.

353

10. Die Intensität des diffusen Lichtes ist bei bedeckter Sonne für gleiche Sonnenhöhen in Buitenzorg grösser als in Wien und hier im Sommer grösser als im Winter. Bei geringen und mittleren Sonnenständen, unbedeckter oder halbbedeckter Sonne und gleichem Sonnenstande ist die chemische Licht- intensität in Buitenzorg höher als in Wien und hier höher als in Cairo.

11. Bis zu einer Sonnenhöhe von 18 bis 19 Grad ist in Wien an klaren Tagen die chemische Intensität des directen Sonnen- lichtes gleich Null (also die chemische Intensität des Gesammt- lichtes gleich jener des diffusen Lichtes), erreicht mit zu- nehmender Sonnenhöhe die chemische Intensität des diffusen Lichtes und tiberschreitet nach den bisherigen Beobachtungen selbst bei den höchsten Sonnenständen und unbedeckter Sonne nicht das Doppelte der chemischen Intensität des diffusen Lichtes.

12 Mit steigender Sonnenhöhe nimmt für den gleichen Bedeckungsgrad der Sonne, sowohl in Wien als in Buitenzorg, die ohemische Intensität des Lichtes zu. In je geringerem Grade die Sonne bedeckt ist, in desto höherem Grade nähern sich bei gleicher Sonnenhöhe die chemischen Lichtintensitäten, so dass bei sehr hohen Sonnenständen und bei unbedecktem Himmel die grösste Annäherung der chemischen Liohtinten- sitäten in Wien (Hochsommer) und Buitenzorg erfolgt, welche sich fast bis zur Gleichheit der Lichtstärken steigern kann.

13. Dass in Cairo bei unbedeckt erscheinendem Himmel und bei gleicher Sonnenhöhe die Lichtintensitäten kleiner sein können als in Buitenzorg und auch in Wien, ja selbst zu Mittag eine Erniedrigung erfahren können, hat in der Be- obachtung sich entziehenden Zuständen der Atmosphäre seinen Grund. Zeitweilig sind solche Intensitätsverminderungen auch in Wien wahrnehmbar, so dass dann das Tagesmaximum an klaren oder gleichmässig bewölkten Tagen verfrüht oder ver- zögert eintritt.

14. So wie von Roscoe in Para (Brasilien), so sind von uns auch in Buitenzorg häufig grosse und rasch hinter ein- ander folgende Schwankungen der chemischen Lichtstärke beobachtet worden.

15. Aus einigen von Dr. Figdor am Sonnblick (3103 m) angestellten Beobachtungen geht die grosse Zunahme der chemischen Lichtstärke bei Zunahme der Seehöhe hervor.

Ferner fand Prof Wiesner, dass bei gewissem niedrigen Sonnenstand kein Unterschied zwischen Gesammtlicht und diffusem Sounenlicht zu constatiren ist, d. h. der Werth des

23

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354 Photometor. Photometrie de» Tageslichte« etc.

directen Sonnenlichtes ist gleich Null; dies tritt ein (für Wien), wenn die Sonnenhöhe unter 19 Grad gelegen ist. Mit weiter steigender Sonnenhöhe wächst die chemische Intensität des directen Sonnenlichtes im Vergleich mit jener des diffusen Lichtes. Bei einer gewissen Sonnenhöhe werden beide Intensitäten gleich (Sonnenhöhe beiläufig 67 Grad bei unbedeckter Sonne); bei weiter steigender Sonnenhöbe überragt dio Intensität des directen Sonnenlichtes jene des diffusen Lichtes, überschreitet aber selbst bei voller Sonnenbeleuchtung nicht um mehr als das Drei- fache die Letztere. In den meisten Fällen tritt das Maximum der chemischen Lichtwirkung in Wien an klaren Tagen um 12 Uhr ein. Die erste Jahreshälfte hat zur Mittagszeit eine geringere chemische Helligkeit als die zweite; die erste Sonnen- hälfte desgleichen; und die Frühjahrsperiode hat eine geringere chemische Helligkeit als die Herbstperiode.

Professor Leonhardt Weber veröffentlichte in den Schriften des naturwissenschaftlichen Vereines für Schleswig- Holsteiu (1893, Bd X, S. 77 bis 94) eine Abhandlung über Resultate der Tageslichtmessungen in Kiel 1890 bis 1892*. Diese wichtige Abhandlung berührt das von Prof. J. Wiesner bearbeitete Thema in manchen Punkten. Leider konnte Prof. J. Wies n er auf diese Arbeit in seiner Abhandlung ^Untersuchungen über das photochemische Klima von Wien. Cairo und Buitenzorg (Java)" nicht mehr reflectiren, sondern musste sich begnügen, folgende Daten seiner Abhandlung an- zufügen.

Professor Weber raisst, wie Wiesner, die für die horizon- tale Fläche indicirte Helligkeit und drückt die Intensitäten in Meterkerzen aus. Da sich aber wegeu der ungleichen spectralen Beschaffenheit von Sonnen- und Kerzenlicht nur einzelne Com- ponenten bezüglich der Intensität vergleichen lassen, so misst er mit Zuhilfenahme seines Milchglasphotometers correspon- direndo Antheile beider Lichtarten, nämlich ein Grün und ein Roth, welche beim Durchgang durch bestimmte Gläser ge- wonnen werden.

Auch Professor Weber fand, wie Wiesner, dass das Jahresmaximum der Intensität des Tageslichtes nicht auf die Zeit des höchsten mittäglichen Sonnenstandes fällt, er beobachtete zwei Sominermaxima (Maxima von Grün Mitte Mai und Mitte Juli, von Roth Mitte Mai und Mitte Juli bis August), betont aber ausdrücklich, dass erst durch eine grosse Zahl von Be- obachtungsjahren der Gang der Jahrescurve wird festgestellt weiden können.

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Photochemiu und Optik.

355

Durch vergleichende, an verschieden hellen Tagen an- gestellte Versuche wurde von Professor Weber festgestellt, dass eine ziemlich vollständige Proportionalität zwischen der Intensität der actinischen (photographischen) und der rothen Strahlen besteht. Thatsächlich erhielt Professor Weber be- züglich der Intensitätsschwanknngen vom dunkelsten Wintertag bis zum hellsten Sommertag (Mittags zu Kiel gemessen) nahezu denselben Werth, den Wiesner's Wiener Beobachtungen er- geben haben.

H. König, „Dauer des Sonnenscheins in Europa". Halle 1896 (Nova acta der kais. Leop.-Carol. Deutsch. Akad. d. Naturf. Bd. LXVII, Nr. 3).

„Ueber den Einfluss der selectiven Absorption auf die Extinction des Lichtes in der Atmosphäre" von Dr Hepperger, Sitzungsb. d k. Akad. d. Wissensoh. Wien. Math. - naturw. Cl. Abth. IIa, 1896, Bd. 105, S. 173.

Photochemie und Optik.

Ueber die Empfindlichkeit der Silbersalze gegen die verschiedenen Strahlen des Spectrums stellt A bney folgende Betrachtungen an: Es ist eine gewisse Schwingungs- weite (Amplitude) erforderlich, damit die Atome des Brom- silbers ausserhalb der Sphäre der molecularen Attraction schwingen und sieh trennen. Solche Vergrösserungen der Be- wegungen werden in der Regel durch Wellen (Licht) ver- anlasst, welche in Uebereinstimmung mit den molecularen Schwingungen des Bromsilbers sind. Es können aber auch dieselben Effecte hervorgebracht werden durch Wellen, welche nicht genau in Uebereinstimmung sind. Folgendes physika- lische Experiment macht dies verständlich. Man lässt zwei Pendel neben einander auf einer Messerschneide schwingen; das eine besteht aus einem Holzstabe mit schwerem Gewicht, das andere aus einem Faden mit kleinem Gewichte. Wenn das schwere Pendel in Bewegung versetzt wird, so wird das Fadenpendel die gleiche Bewegung beginnen, und sie werden übereinstimmend schwingen. Wird aber das Fadenpendel etwas verkürzt, so wird es zuerst schneller als das andere sich bewegen , dann sich verlangsamen und darauf wieder schneller schwingen u. s. w. Dieses Wachsen und Verlangsamen der Schwingungen ist also abhängig von der relativen Länge der beiden Pendel. Nimmt man an, dass das Fadenpendel ein

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Atom sei, welches durch eine Wellenbewegung, mit der es nicht genau in Uebereinstimmung ist, in Schwingungen versetzt wird, so wird sich seine Schwingungsweite zuerst vergrössern, und wenn die erlangte Schwingungsweite genügt, um das Atom aus der Sphäre der Anziehung des Moleouls herauszureissen, so wird Zersetzung erfolgen Es gibt natürlich auch Schwingungs- zeiten, die so verschieden von einander sind, dass das Atom niemals herausgerissen wird, und hier hat man natürlich keine Lichtempfindlichkeit. Absorption kann auf dieselbe Weise er- klärt werden. Vielleicht erklärt sich auf diese Weise die Wirkung breiter Speotrumbande (The Phot. Journ., August 1896. Der Photograph 1896, S. 148).

Wirkung äquivalenter Lichtmengen.

Die A b n e y ' sehen Versuche *) , welche ergaben , dass starkes Licht in kurzer Zeit verhältnissmässig stärker auf photo- graphische Platten wirkt, als schwaches Licht, welches ent- sprechend länger wirkt2), waren Gegenstand neuerlicher Prüfung durch Raphaels. Er blendete ein Objectiv derartig, dass seine wirksame Oeffnung im Verhältniss von 10:1 stand und exponirte bei derselben Lichtquelle im einen Falle zehnmal länger als im andern Falle. Die photographische Wirkung war in beiden Fällen dieselbe (Phot Archiv 1896, S. 245).

[Dadurch sind A b n e y ' s Versuche nicht widerlegt, welcher mit sehr schwachem Lichte arbeitete und günstigere Ver- such8bedingungeu hatte. Für gewöhnliche Fälle der Praxis gilt ja die Reciprocitätsregel bekanntlich stets annähernd genau. E.]

Abney fasst seine Untersuchungen über die Wirkung des Lichtes in der Photographie, über welche wir bereits mehr- mals in diesem Jahrbuch berichteten, zusammen in einem Buche „Evening talks at the Camera Club on the aotion of Light in Photography" (London 1897).

Eindringen der Lichtwirkung ins Innere der E m a i 1 s c h i ch t e n von Bromsilbergelatine - Platten. Raphaels legte zwei Bromsilbergelatine- Platten Schicht an Schicht und exponirte in der Camera einmal bei hellem Lichte- durch kurze Zeit, dann bei zehnmal schwächerem Licht zehnmal länger. Es hatten also „äquivalente" Lichtmengen eingewirkt.

n Eder'e Jahrbuch f. Pbot für 1894, S. 373.

2) Vcrgl. Uber die „photographiaohe Reeiprocittt^regol* Eder't Ausf Handb. d. Pbot. , Bd. II , S. 3.

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Trotzdem ergab sich beim Entwickeln, dass im ersteren Falle eine viermal stärkere Licbtwirkung auf der zweiten Platte sichtbar war. Dadurch ist bewiesen . dass dieselbe Lichtmenge als intensives Licht verwendet viel dickere Schichten durch- dringt, als weun sie lange Zeit als schwaches Licht verwendet wird. Wahrscheinlich variirt dies mit der Qualität der Platten (Phot. Archiv 1896 , S. 245).

Jodsilbergelatine ist gegenüber gewöhnlichem Tageslicht sehr wenig empfindlich. Dr. V. Schumann fand, dass die Exposition von Vßonooo Secunde mittels eines Flaschenfunkens eine intensive Wirkung ergab, ebenso wirkten die brechbarsten Aluminiumstrahlen bis zur Wellenlänge 1852 AE in auf- fallender Weise. Jodsilber ist also ein lichtempfindlicher Stoff, welcher im gewöhnlichen Lichte indifferent ist, während er von den brechbarsten Strahlen rasch einen entwickelungsfähigen Eindruck annimmt (Phot. Archiv 1896).

W. de W. Abney nimmt als erwiesen an, dass die intermittirenden Expositionen einer empfindlichen Schicht nicht die gleichen Resultate geben, als wenn eine Platte mit derselben Zeitdauer, aber ununterbrochen belichtet wird (dies gilt nur für gewisse Grenzfalle [E.]1). Er gibt eine Theorie in dieser Richtung (Phot. Centralbl. 1896, S. 459; aus The Optician 1896, 8. 83).

E. Klimenko berichtet über die Reaktion, welche bei photochemischer Zersetzung des Chlorwassers in der An- wesenheit der Salzsäure und der Metallchloride vor sich geht (Ann. der neuruss. naturforsch. Gesellseh., 18, 1895, Separat- abdruck). Er erklärt die Zersetzung des Chlorwassers, welches mit Salzsäure gemischt ist, unter dem Einflüsse des Lichtes auf folgende Weise:

Cl2 + #3 O = HCl + 11 Cl 0 und HCIO + H Cl = C72 -f H% 0.

Die Reaction in der Anwesenheit der Metallchloride wird durch folgende Formeln ausgedrückt:

3HClO = 2HCl + HCK)z HClOz + KCl = KClüs + HCl

Die freie HCl gibt mit der neuentstaudenen H Cl 0 folgendes :

HCIO + HO «a + H^O. (Beibl. Annal. d. Physik u. Chemie 1896, Bd. 20, Stück 1, S. 41.)

1) Vorgl. Edor'8 Au«f. Handb. d. PhotogT , Bd. II, S. 26.

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E. Klimenko und W. Rudnizky verbreiten sich über den Einfluss der Salzsäure und der Metallchloride auf die photo- chemische Zersetzung des Chlorwassers (Annal. der neuruss. naturforsch. Gesellsch 1895, 18, S. 220— 232). Die Versuche wurden mit HCl und folgenden Metallchloriden ausgeführt: ZuCJa, NaCl, KCl, Mg CL3 , CaClit 6VC^, #aC/2, CaCU, Mn Cliy Co Cl2f Ni CL2. Alle Glasröhren mit den entsprechenden Lösungen wurden dem Lichteinflusse der Sonne ausgesetzt.

Die erhaltenen Resultate kann man, wie folgt, zusammen- fassen :

Die Salzsäure und die Metallchloride, die dem Chlorwasser zugesetzt sind, halten die Beendigung der Reaction unter dem Einflüsse des Sonnenlichtes zurück. Während in den Röhren, welche nur das Chlorwasser enthalten, eine volle Zersetzung vor sich geht, enthalten die Röhren mit der Mischung von Chlorwasser und HCl oder Metallchloriden noch freies Cl, dessen Quantität sich ändert, je nach dem Salz, welches in der Mischung vorhanden ist. Die Quantität des freien Chlors ist grösser in der Anwesenheit von Metallchloriden der zweiten Gruppe des periodischen Systems der Elemente als der Metalle der ersten Gruppe und vermindert sich in einer und derselben Gruppe mit der Zunahme des Atomgewichtes des Metalls. Ausserdem bildet sich in Röhren mit Mn und Co : Mn 0* und Co% Os. (Beibl. Annal. der Physik und Chemie 189G, Bd. 20. Stück 1. S. 41.)

G. L e m o i n e bespricht quantitative Untersuchungen über den ehemischen Einfluss des Lichtes auf die gegenseitige Zerlegung der Oxalsäure und des Eisenchlorids (Annal. d. Chim. et Phys. 1895, (7) 6, S. 433 540). Ausführlicher Bericht über die Untersuchungen L e m o i n e ' 8 über die chemische Einwirkung des Lichtes, deren wesentliche Resultate bereits früher (Compt. rend. 1895. Bd. 120, S.441; Beibl. 19, S. 569) veröffentlicht wurden. Die Untersuchungen behandeln getrennt den Einfluss der Wärme und den des Lichtes auf die gegenseitige Zerlegung der Oxal- säure und des Eisenchlorids, und kommen zu dem Resultate, dass der chemische Process. der in der Dunkelheit und in der Kälte erst im Verlaufe von Jahren sich abwickelt, einer gewissen geringen Energiezufuhr bedarf, einer Steigerung der Molecular- bcwegung, um in kürzerer Zeit sich zu vollziehen. Diese Energiezufuhr kann in gleicher Weise durch Wärme und Licht bewirkt werden; wird dieselbe durch Licht bewirkt, so ist die bei dem Process selbst sich entwickelnde Wärme so gering, dass sie keinen Einfluss auf die Beschleunigung des Vorganges ausübt, so dass die Quantität der zersetzten Stoffe als Maass

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für die Intensität der benutzten Lichtstrahlen dienen kann und zugleich als Vergleich der Intensität verschiedenfarbiger Strahlen. Ueber die Verwendbarkeit dieser Resultate zur Unterscheidung der verschiedenen Zusammensetzung des Sonnenlichtes in ver- schiedenen Jahreszeiten ist im Original nachzusehen. Mit elektrischem Lichte Hessen sich die Beobachtungen nicht aus- führen, da die Reactionen dann zu langsam verliefen (Beibl. Annal. der Physik und Chemie, Bd. 20, Stück 3, S. 203).

G. Lemoine: Beziehung zwischen der Intensität des Lichtes und der chemischen Zerlegung, die dasselbe bewirkt; Beobachtungen au Mischungen von Eisonchlorid und Oxalsäure (Compt rend 1895, Bd. 121, S. 817— 819). Es wird der Nach- weis geführt, dass die Menge der zersetzten Substanz proportional der Intensität des auffallenden Lichtes ist, indem die Intensität desselben durch zwei Nicols messbar verändert wird (Beibl. Annal. der Physik und Chemie, Bd. 20, Stück 3, S. 204).

Nach Berridge werden absolut reines Jodkalium, Jod- natrium. Jodcalcium, Jodzink durch Licht nicht zersetzt, wohl aber bei Gegenwart von Cellulose, wonach sich Jod aus- scheidet (Beibl. Annal. der Physik und Chemie 1896, S. 778).

Besson stellte Versuche über einige oxydirende Eigen- schaften von durch die Sonne bestrahltem Sauerstoff an; hiernach wirkt derselbe in vielen Oxydationserscheinungen so, als wenn er Ozon enthielt. Er oxydirt Chlorkohlenstoff zu C C% CO Ol und CO C%; Phosphortrichlorid zu PO Cl^ u. s. w. (Compt. rend. 1895, Bd. 121, S. 125; Meyer's Jahrbuch für Chemie 1896, S. 43).

Bach belichtete eine l'/aproc. Lösung von Uranaeetat, während ein Strom von Kohlensäure hindurchging. Es entstand im Lichte eine Trübung in Grünfärbung, später ein brauner Niederschlag, welcher auf dem Filter in ein Gemisch von Uranbydroxyd und Uranhydroxydul überging. Er meint, dass sich die Kohlensäure uuter diesen Verhältnissen durch Licht- wirkung in Formaldehyd und Ueberkohlensäure spalte (Compt. rend., Bd. 106, S. 1145; Phot. Archiv 1896, 8. 344). Die Entstehung von Formaldehyd aus Kohlensäure unter dem Ein- rluss des Lichtes wies Bach nach, indem er Dimethyl- anilin in schwefelsaurer Lösung unter Durchleiten von Kohlensäure belichtete; durch Lichtwirkung entsteht Tetra- diamidodiphenylmethan, welches aus der Verbindung von Dimethylanilin mit Formaldehyd herrührt (Compt. rend., Bd. 119, S. 286; Phot. Archiv 1896, S. 345).

Die Wirkung des Lichtes auf einige organische Säuren in Gegenwart von L'ransalzeu von H. Fay

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(Amer. Cbem. Jouru. 1896, 18, S. 269; auch Chemical News vom 31. Juli 1896). Nach einer sorgfaltig zusammengestellten geschichtlichen Einleitung beschreibt F a y seine eigenen Ver- suche, die sich über Oxal-, Malon-. Bernstein-, Wein-, Iso- butter-, Propion- und Essigsäure erstrecken. Uranyloxalat gibt im Licht einen Niederschlag, der ein Gemenge von zwei Stoffen ist, deren Zusammensetzung sich nicht aufklären Hess. Kohlensäure wird nicht entwickelt, wohl aber Ameisensäure gebildet. Es wurde vergeblich versucht, Kohlenoxyd und Kohlendioxyd durch die Gegenwart von Uransalzen zu Ameisen- säure zu verbinden; diese ist also unmittelbar aus der Oxal- säure entstanden.

Uranylmalonat ist unlöslich in Wasser, löst sich aber leicht in Kaliummalonat; die Lösung zeigte indessen keine Veränderung im Licht.

Das Succinat gibt, wie schon See kam p fand, langsam Propionsäure.

Weinsäure wird sehr schnell beeinflusst; es entsteht ein dunkelgrüner Niederschlag. Was sich bildet, wurde nicht fest- gestellt

Im Anschluss an eine Beobachtung von Wisbar (Lieb. Annal 262, 232), der aus Buttersäure bei Gegenwart von Uransalzen Propan erhielt, wurde Isobuttersäure untersucht. Gemischt mit Uranylnitratlösung gibt sie im Liebte schnell Gas aus, welches aus gleichen Volumen Propan und Kohlen- dioxyd besteht; die Wärme beschleunigt sehr den Vorgang. Das Uranylnitrat erleidet dabei eine Veränderung, die nicht weiter untersucht wurde. Ebenso, nur noch leichter, kann Propionsäure in Kohlensäure und Aethan zersetzt werden, während Essigsäure nur äusserst langsam iu Methan und Kohlensäure zerlegt wird. Ameisensäure scheint überhaupt nicht zerlegt werden zu können. Vergleichende Versuche ergaben, dass Propion - und Isobuttersäure gleich schnell zersetzt werden, so lauge die Flüssigkeiten klar sind; entsteht in der letzteren nach einiger Zeit ein Niederschlag, so verlangsamt sich der Vorgang stark. Verschiedene Mengen Uransalz und Propion- säure gaben verschiedene Geschwindigkeit, doch sind hierüber keine systematischen Versuche gemacht worden.

Die vorstehend beschriebenen Erscheinungen sind insofern sehr bemerkenswerth, als sie der Hauptsache nach als kata- lytische Spaltungen der betreffenden Säuren , z. B. C% H6 C02 H = t\ H6 -f COi erscheinen, und nicht als Oxydations- wirkungen, wie man zunächst vermutheu sollte. Sie laden daher sehr zu eingehenden Studien vom physikochemischen

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Staudpunkte ein (Zeitschr. für physikalische Chemie, Bd. 21, Heft 2, S. 316).

Chloroform zersetzt sich im Lichte wahrscheinlich durch Oxydation. L. Allein zeigt, dass Zusatz von Spuren vou Schwefel diese Zersetzung hindert. Üott erklärt dies dadurch, dass der Schwefel der Oxydation des Chloroforms selbst ent- gegenwirke (Phot. Archiv 1896, 8.348 aus Pharm. Journ. 1896, S. 249).

Ostrojko fand, dass Petroleumproducte (SolarÖl u. s. w.) nach mehrwöchentlichem Einfluss des Lichtes unter Absorption von Sauerstoff nachdunkeln. In analoger Weise wird die Absorption von Stickstoffoxydul , Kohlensäure, Stick- stoff und Petroleum durch Lichtwirkung beschleunigt (Chemiker- Zeitung 1896; Phot. Archiv 1896, S. 347).

C. E d g 1 e r und K. D o r a n t fanden , dass Benzyliden- Orthouitroacetophenon im Sonnenlichte sich intensiv blau färbt, indem sich Indigoblau bildet (Bericht d. Deutsch. Chem. Ges. 1895, S. 2497).

Iu den Florideen kommt neben Blattgrün (Chlorophyll) auch noch ein rother Farbstoff vor, das Phycoerythrin ; dasselbe wird in Lösung vom Lichte rasch entfärbt unter Ver- schwinden der Fluorescenz (Botanische Zeitung 1894, S. 184; Phot. Arohiv 1896, S. 350).

Das Tetramethyldiamidodiphenylmethanoxyd ist ungemein empfindlich gegen Tageslicht, insbesondere gegen directes Sonnenlicht. Tränkt man Filtrirpapier bei Lampenlicht mit der vollständig farblosen Lösung des Körpers in Petroleum- benzin, legt auf dasselbe eine zum Theil mit schwarzem Papier beklebte Glasplatte und setzt dann das Ganze der Sonne aus, so werden die belichteten Stellen augenblicklich roth gefärbt, während die beschatteten farblos bleiben. Auch die krystallisirte Substanz unterliegt am Sonnenlicht einer solchen Röthung, ohne indessen dabei selbst nach wochenlangem Stehen merkbar an Gewicht zuzunehmen. Die Monosultosäure des Tetramethyl- diamidodioxytriphenvlmethan ist in geringem Grade gegen Licht empfindlich (Dr. J. Biehringer, Journ. f. pract. Chemie 1896, Bd. 54, S. 230 und 254).

Nach Dr. J. Biehringer reducirt Dimethyl-m- amidophenol ammoniakalische Silberlösung, während nach den Ausführungen von Dr. Andresen nur Verbindungen der o- und p- Reihe diese Eigenschaft besitzen sollen (Journ. f. pract. Chemie 1896, Bd. 54, S. 222).

Ueber den Sehpurpur stellten Röttgen und Abels- dorff Untersuchungen an. Sie zogen diesen Farbstoff aus

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Photochemio und Optik.

der Netzhaut verschiedener Thiere aus und fanden bei der spectroskopischeu Prüfung, dass das Absorptionsmaximum des Sehpurpure der Säugethiere (auch des Menschen), Vögel und Amphibien bei X «— 500 up, das des Sehpurpurs der Fische bei 540 u. ji liegt. Bei der Belichtung verbleicht der Farbstoff allmählich, ohne seine Nuance zu ändern (Sitzungsber. Berl. Akad. Wissensch. 1895, S. 921; Der Photograph 1896, Nr. 17, S. 60). Es wird die Vermuthung ausgesprochen, dass der Sehpurpur sich möglicherweise besser als Theerfarbstoffe zur Farbensensibilisirung Ton Trockenplatten eignen könnte (Pliot. Archiv 1896, Heft 7).

H. de Lacaze-Duthiers in Paris stellte 1858 in Mahon (Hauptstadt von Minorka, auf den Balearen- Inseln) auf Lein- wand und Seide, welche mit frischem Saft von Purpur- schnecken bestrichen waren, photographischo Copien (nach Negativen) her. Dieselben wurden dem Herausgeber durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Dedekind gezeigt und er- wiesen sich als lebhaft pnrpurroth und violett gefärbt; der Grund war weiss. [Diese Versuche Duthiers' sind in seiner Abhandlung „Memoire sur la purpure * enthalten, welche in Paris 1859 in den Annal. des Scienc. naturelles (Zoologie) erschienen ist].

Ueber die Lichtbeständigkeit von Theerfarbstoffen macht Laurie Angaben (Chemiker -Zeitung, Bd. 19, S. 457).

Henry Fay, die Einwirkung des Lichtes auf einige organische Säuren in Gegenwart von Uran- salzen. Lässt man Uranyloxalat auf Oxalsäure im directen Sonnenlicht einwirken, so wird die Oxalsäure iu Kohlendioxyd, Kohlenoxyd und Ameisensäure zerlegt. Die Menge des Kohlen- dioxyds entspricht ungefähr der nach der Gleichung:

HiCzO^HCOiH+CO)

erwarteten Menge. Die Ameisensäure zerfällt theilweise in Kohlenoxyd und Wasser. Die Menge des Kohlenstoffs in Ameisensäure und CO zusammen ist nicht ganz so gross, als die Menge des Kohlenstoffs im Kohlendioxyd. Durch einen besonderen Versuch wurde erwiesen , dass die Ameisensäure nicht aus Kohlenoxyd und Wasser entstanden sein kann, sondern dass die umgekehrte Reaction erfolgt. Das Uranyloxalat U03CQ0A wird bei der Einwirkung auf die Oxalsäure zersetzt. Es bildet sich zunächst l ranooxalat U {C\2 04)ä , entweder als Hydrat U (C\A 04) - ^HiO oder als grüner, wasserfreier Nieder- schlag. Das in der Lösung gebliebene Uranyloxalat setzt nach einiger Zeit einen purpurbraunen, amorphen Niederschlag ab,

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der etwa 78 Procent Uran eothält und eine kleine Menge Kohlenstoff. Bei längerem Stehen im Exsiccator verwandelt sich der braune Niederschlag in eine gelbe Substanz mit 75 Procent Uran, 1 bis 1,36 Proeent Kohlenstoff und 8,04 bis 8,7 Procent Wasser.

Weinsäure gibt mit Uransalzen im Sonnenlicht einen un- löslichen Niederschlag, dessen Natur noch nicht aufgeklärt ist. Aus Isobuttersäure und Uranylnitrat entsteht im Sonnenschein ein Gemisch gleicher Volumen Kohlendioxyd und Propan. Die Entwickelung des Gases erfolgt sehr langsam und wird durch Erwärmung befördert. In analoger Weise, aber noch lang- samer, zerfallt Propionsäure in ein Gemisch gleicher Volumen Kohlendioxyd und Aethan, Essigsäure in Kohlendioxyd und Methan. Einige rohe Versuche über die Geschwindigkeit des Zerfalls der drei Substanzen bei Gegenwart wechselnder Mengen derselben und von Uranylnitrat werden mitgetheilt. (Inaug.- Di8s. John Hopkins -Univ., Juni 1895, Amer. Chem. Journ., 18. S. 269 289, Lab. von Reinsen; aus Chem. Centralbl. 1896, Bd. I, Nr. 22, S. 1124.)

Der Einfluss des Sonnenlichtes auf gefärbte (mit organischen Farbstoffen getränkte) Seiden- und Wollproben wurde von Thorpe & Hummel in einem ausführlichen Be- richt geschildert (Report. Brit. Assoo. Ipswich 1895, S. 203; Beibl. Annal. der Physik und Chemie 1896, S. 780).

R. Namias verbreitet sich über photochemische und thermo- photochemische Betrachtungen (Gaz. chim. ital. 26, S. 35 52, Chem. Centralbl 1896, Bd I, S. 882). Das Licht kann exo- thermische und in beschränktem Maasse auch endothermische Wirkungen hervorbringen. Die Zersetzung des empfindlichen Körpers wird erleichtert durch die Beimischung anderer Körper, welche exothermisch mit irgend einem Product der Zersetzung reagiren. Solche Beimengungen, welche die Zersetzung des empfindlichen Körpers erleichtern , sind die chemischen Sensi- bilisatoren. Die letzteren sollen so gewählt sein, dass sie mit den Zersetzungsproducten lichtunemph'ndliche Producte liefern. Eine Ausnahme findet nur dann statt, wenn Silbersalze als Sensibilisatoren verwendet werden, denn hierbei bildet sich der ursprüngliche, lichtempfindliche Körper wieder. Bei exothermischen Processen wirkt das Licht nur anregend, bei endothermischen verrichtet es wahre Arbeit. Ein Vorgang, der, durch das Licht angeregt, sich im Dunkeln fortsetzt, kann nur exothermisch sein; endothermische Rpactionen bleiben stehen, sobald die Einwirkung des Lichtes aufhört (Beibl. Annal. der Physik und Chemie 1896, Bd. 20, Stück 9, S. 778).

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J. Joly berichtet über den Einfluss der Temperatur auf die Empfindlichkeit der photographischen Trockenplatten (Proc. Roy. Dublin Soc, 1896 , 8 (N. S.). S. 222 224). Ale Joly eine photographische Platte zur Hälfte mit einer Kältemischung von nüssiger Kohlensäure und Aether abkühlte, zur Hälfte mit heissem Wasser erwärmte und unter geeigneten Vorsichts- maassregeln belichtete , war die Wirkung auf der kalten Hälfte wesentlich geringer, wie auf der warmen Der Unterschied bei einer isochromatischen Platte war grösser, wie der bei einer gewöhnlichen Platte. Um den Einfluss der Temperatur für die verschiedenen Farben zu erhalten, wurde ein Spectrum auf Platten aufgenommen, die wieder ihrer ganzen Länge nach in eine kalte und warme Hälfte getheilt waren. Bei gewöhn- lichen Platten schien die Empfindlichkeit auf der wärmeren Hälfte weiter nach dem Roth hin zu reichen; sie war dureh- gehends auf der warmen Hälfte grösser wie auf der kalten. Bei orthochromatischen Platten wurde der durch den Sensibili- sator im Gelbgrün vorhandene Empfindlichkeirsbereich durch die Kälte fast vollständig zurückgedrängt, die Platten ver- hielten sich in der Kälte wie gewöhnliche. Die theoretischen Bemerkungen Joly 's zu diesem Verhalten sind im Original nachzulesen (Beibl* Annal. der Physik und Chemie 1896, Bd. 20, Stück 9, S. 779 780).

Dr. J. Precht (Heidelberg) knüpft an die Versuche von De war und Abney an, welche zeigten, dass Bromjodsilber- Gelatine selbst bei der Temperatur der flüssigen Luft noch lichtempfindlich ist. Ist auch die Empfindlichkeit bei 180 Grad um 80 Procent vermindert, so lässt sich doch selbst bei 200 Grad noch deutlich die chemische Wirkung des Lichtes constatiren.

Er veranlasste A. Schellen zu weiteren Versuchen, welche übereinstimmend das Resultat ergaben, dass in dem Te mneraturintervall von —20 Grad bis +90 Grad die Empfindlichkeit der B r o m s i 1 b e r ge 1 ati n e sich nicht ändert.

Die entwickelten und fixirteu Platten wurden hinsichtlich der Dichtigkeit des Silberniederschlags verglichen mit Hilfe eines Bimsen' scheu PhotometerR und zweier Lichtquellen von bekannter Intensität. Dabei zeigte sich , dass bei verschiedenen Temperaturen die Dichtigkeit des Silberniederschlags und demnach auch die Empfindlichkeit die gleiche war. Die Dichtigkeit des Silberniederschlags ändert sich dagegen sehr stark mit der Temperatur des Entwicklers. Eine Anzahl Platten gleicher Empfindlichkeit wurde gleich lange mit der-

Pbotoehemio und Optik.

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selben Intensität belichtet und darauf gleich lange entwickelt in normalem Oxalatentwickler von verschiedener Temperatur. Die Entwickelung fand statt bei 0 , 5, 10, 15 , 20 , 25 , 30, 35 Grad, und es ergab sich aus diesen Versuchen, dass die Dichtigkeit des Negativs annähernd proportional der Temperatur des Entwicklers steigt. Ohne die Zahlen anzugeben, sei hier

20 Grad auch an den nicht belichteten Theilen der Platte Silber reducirt wird, die Platte beginnt zu schieiern. Bei 36 Grad hat der Schleier eine bedeutende Dichtigkeit (Atelier des Photographeu 1896, S. 52).

Prof. Steiner in Prag stellte (1896) Photographien auf sehr stark abgekühlten Bromsilbergelatine -Schichten durch An- pressen von Münzen oder anderen Reliefs her ; die vom Relief berührten, also erwärmten Stellen schwanen sich im Entwickler rascher als die andern. Prof. Steiner führte in der Wiener Phot. Gesellschaft diese Versuche in der Weise vor, dass er Bromsilbergelatine -Platten in einen Brei von absolutem Alkohol und fester Kohlensäure im Pinstern tauchte, wobei sie sich auf fast 100 Grad 0. abkühlten. Dann zog er sie heraus, legte (im Finstern) ein Geldstück darauf, welches gewöhnliche Zimmertemperatur hatte, nahm es nach einigen Augenblicken wieder weg und setzte die Platten dem Gaslicht für sehr kurze Zeit au 8. Die erwärmten Stellen empfingen einen Lichteindruck, die kalten aber nicht; im Entwickler erscheint deshalb das Bild der erhabenen (d. i. der die Platte erwärmenden) Theile. Die Methode kann zu einer „Photographie der Wärmestrahlen" ausgebildet werden (Mai 1896).

Wärmewirkung aufBromsilbergelatine. Legt man ein Gelatine -Negativ auf eine Bromsilbergelatine -Platte, presst beide in einen Copirrahmen, welcher an Stelle der Glasscheibe ein schwarzes Eisenblech von 3 mm Stärke be- sitzt, und belichtet bei einer Petroleumlampe drei Stunden lang oder wärmt das Eisenblech mit einer heissen Platte, so erhält man beim Entwickeln ein schwaches positives Bild auf der Gelatineplatte Es sind dies keine neuen Strahlen im Sinne Le Bon's, sondern das Bild wird dadurch hervor- gerufen , dass die Gelatine des Negativs durch die Einwirkung der Wärme ausdünstet und diese Ausdünstung der empfindlichen Platte mittheilt (Wallot, Phot Mitt. Bd. 33, S. 244; aus Bull. Soc. francaise).

Ueber Photochemie und Thermo-Photochemie ver- öffentlichte R. N. Amici im Journal of tue Chemical Society

nur erwähnt, dass bei einer Tem

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(18%) eine Abhandlung. Das Licht kann endothermische uud exothermische Reactionen veranlassen; in letzterem Falle wirkt es als anregendes Agens, im ersteren hingegen wirkt es als Quelle der Energie (Brit. Journ Phot. 1896, S. 663).

Wirkung von Elektricität auf Trockenplatten. Wird ein dünner Stahlmagnet auf die Rückseite einer Trocken - platte mit Papier geklebt, auf die Schichtseite der Platte aber ein mit Baumwolle besponnener, in parallelen Linien gebogener Kupferdraht gelegt und der Strom einer Dynamo- maschine während 47 Minuten hindurchgeleitet, so entsteht beim Entwickeln der Platte ein Bild des Magnetstabes und der Papierstreifen, mit welchen er angeheftet war (Shettle. Photography, 27. Februar 1896, S. 146; Phot \Yrochenbl. 1896. S. 80).

Piljtschikoff will gefunden haben, dass eine im gal- vanischen Kupferbade befindliche Kupferplatte an den be- lichteten Stellen sich schneller mit Kupfer überzieht und gibt an, sogar mit einem Camerabilde einen dem Lichtbilde entsprechenden Niederschlag erhalten zu haben (Phot. Archiv 1896, S. 382).

Photographische Wirkung von Magnetismus. Mac Kay brachte eine Bromsilbergelatine - Platte in ein starkes elektrisches Feld, nachdem er auf die empfindliche Schicht einen Eisengegenstand gelegt hatte. Er erhielt ein entwicklungsfähiges Bild desselben (Beibl. Annal. d. Phys. und Chemie 1896, S. 801). Er untersucht den Einfluss para- magnetischer Substanzen und gibt die Abbildungen von Radio- graphien (Photogr. Times 1896, S. 288, aus Scientific Americ).

Ueber eine lichtelektrische Nachwirkung der Kathodenstrahlen stellten Elster und Geitel Unter- suchungen an (Wiedemanu's Annal. der Phys. und Chemie 1896. Bd 59, S. 487).

Photo-Krystallisationen. F G Wiechmann beob- achtete, dass concentrirte Lösungen von theilweise invertirtem Zucker unter dem Einfluss des Sonnenlichtes viel schneller krvstallisirten, als bei Lichtabschluss (Zeitschr. für physik. Chemie 1896, Bd. 20, S. 628).

Ueber Lichterscheinungen während der Kry stall i- sation stellte Bandrowski Untersuchungen an; besonders schön leuchtet eine in der Hitze hergestellte Lösung von 15 g arseniger Säure in 150 cem zolin- bis zwölfprocentiger Salz- säure; wenn beim Erkalten sich Krystalle abzuscheiden be- ginnen, treten Funken in der Flüssigkeit auf, die von scharfen kurzen Geräuschen, ähnlich denen elektrischer Entladungen,

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Photochemie and Optik.

begleitet sind. Schüttelt man die krystal Ii sirende Lösung od«r stellt sie in kaltes Wasser, so nehmen die Funken so zu, dass es den Eindruck macht, als ob die Lösung unter Funken- sprühen kochte. Auch Chlorkalium und Chlornatrium phosphores- ciren, wenn sie aus ihren wässerigen Lösungen durch Salz- säure oder Alkohol niedergeschlagen werden. Das Spectrum des Phosphorenzlichtes ist continuirlich (Zeitschr. f. physik. Chemie, Bd. 17, 8. 234; Meyer's Jahrbuch f. Chemie für 1896, S. 43).

Üeber die ohemischen Wirkungen des Lichtes erschien eiu sehr dürftiges Büchlein von Dutrannoil in Brüssel unter dem Titel „La chimie de la lumiere" (1896).

Unter dem Titel „Die Doppelkraft des Lichtes und ihre Metamorphoseu von Paul Meyer (Leipzig 1896) wurden unter anderem auch ganz wunderliche Anschauungen über die chemischen Wirkungen des Lichtes geäussert, welche sich gänzlich vom realen Boden der Experimente entfernen.

Liesegang gibt eine Zusammenstellung über die Fort- schritte der Photochemie im Phot. Archiv 1896, 8 291.

Auf R. E. Liesegang's „Photockemische Studien" (Heft II, 1895, Düsseldorf) sei besonders hingewiesen.

„Photographische Chemie und Chemikalien- kunde" behandelt das so benannte umfangreiche Werk von A. Hertzka (Berlin 1896).

Dr. Backeland untersuchte das Verhalten von ver- schiedenen Silbercopien gegen Schwefelwasserstoff, indem er dieselben in einen Kasten brachte und daselbst Schwefelnatrium mit etwas Essigsäure b'efeuchtete Unter dem Einflüsse des sich entwickelnden Schwefelwasserstoffes werden die Copien nach 1/a bis einigen Stunden verändert und zwar: am raschesten im Tonfixirbade getonte Aristo- oder Cello'idin- bilder, viel später Albumincopien, worauf Aristo- oder Celloidin» bilder, die in getrennten Bädern getont wurden, folgen; Bromsilber- Entwicklungsbilder sind besonders gut widerstands- fähig (Phot. Mitt. Bd. 33, S. 73)

Leon Vi dal fuhrt an, dass Alkali-Bichromate das latente Lichtbild bei Bromsilbergelatine - Platten wohl nicht zu zerstören vermögen, aber immerhin bewirken sie eine Schwächung desselben. Werden überexponirte Platten vor der Entwicklung in eine schwache Lösung von Bichromaten gebracht uud dann gewaschen, so erhält man beim nach- folgenden Entwickeln ein gutes Bild (Moniteur de la Phot. 1895, S. 306)

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Pliotoohemie und Optik.

Gradation der Schwärzung photograpbischer Papiere. Die verschiedenartige Gradation der Schwärzung verschiedener Silbercopirpapiere, den Ein flu 88 des Verhält- nisses von Silbernitrat, Chlorid, Silbercitrat , organischen Säuren und event. von Chromaten stellte E. Valenta fest1). Er wies nach, wie die unter einem Scalenphotometer erhaltenen Copien den Umfang der Gradation zu messen gestatten und wie die Härte oder Weichheit der Copien davon abhängt

Baron H&bl (Wien) vergleicht die Gradation der Silber- papiere mittels einer Normalscala aus Chlorsilberpapier, welche durch Copiren hinter einem Scalenphotometer hergestellt wird.

Das zu untersuchende Papier wird in gleicher Art copirt und dann in einer der speciellen Vorschrift dieses Papieres entsprechenden Weise weiter behandelt. Der Vergleich des so gewonnenen Scalenbildes mit der Normalscala geschieht auf graphischem Wege, durch Construction der Gradationscurve. Man benutzt ein rechtwinkliges Coordinatensystem , tragt auf die Abscissenachse die Entfernung der einzelnen Tonstufen (als Ausgangspunkt die erste wahrnehmbar gefärbte Stufe) auf und entnimmt als Ordinaten aus der Scala des Versuohspapieres die Entfernungen der gleich intensiven Töne.

In Fig. 131 ist dieser Vorgang an einem Beispiele ersicht- lich gemacht. Die Normalscala wurde mit zehn Tonstufen angenommen, jene des Versuohspapieres umfasst sieben Stufen. Gleich gefärbt sind nachstehende Stufen:

1 der Normalscala 1 der Versuchspapier -Scala,

3n r Ä3r

6 -6

u. s. w., endlioh 10 der Normalscala =-= 7 der Versuchspapier -Scala.

Man erhält somit in a, 6, c, d, e% f die gesuchten Punkto. Zieht man eine diesen Punkten sich thunlichst anschmiegende Curve Off so charakterisirt diese durch ihre Form und Lage die Gradation des Papieres, sie kann daher als charakteristische Curve" oder „Gradationscurve" bezeichnet werden.

Theilt man die Normalscala in vier Theile, so entspricht das erste Viertel A den hellsten Tönen eines Bildes; die zwei nächsten Viertel B umfassen die Mitteltöne, und das letzte Viertel C entspricht den tiefsten Schatten. Der Verlauf der Curve im Räume A , B und C ist somit für die Gradation der

1) Kdor'a Jahrb. f. Phot für 1896, S. 242.

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Photoohomle und Optik.

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hellsten, mittleren und dunkelsten Töne charakteristisch. Der Einfachheit halber wurde in vorliegendem Beispiele eine Normalscala mit nur zehn Tönen gewählt. Bei Benutzung der a. a. 0. erwähnten Papiermatrize wird die Normalscala aus 16 bis 17 Tonabstufungen bestehen. Aus Fig. 132 sind die charakteristischen Curven des Albumin-, Pigment-, Celloldin-, Aristo- und Platinpapieres unter Zugrundelegung einer solchen Normalscala ersichtlich.

Die Gestalt der charakteristischen Cum erlaubt nach- stehende Folgerungen:

1. Für ein Papier von den Eigenschaften des Normal- papieres geht die charakteristische Curve in eine unter 45 Grad geneigte gerade Linie über; copirt das Papier härter oder weicher besitzt es aber dabei die Gradation des Normal- papieres , so ist der Neigungswinkel der Geraden kleiner oder grösser als 45 Grad.

Erhält man eine gekrümmte Linie, so kommt dem Ver- suchspapier eine vom Normalpapier verschiedene Gradation zu; der steil ansteigenden Curve entspricht immer ein weiches, der flach verlaufenden ein hartes Papier.

2. Ein Papier, das durch eine concave Curve charakteri- sirt wird , ist hart in den Lichtern , weich in den Schatten , es bringt die hellen Theile des Bildes relativ dunkel Breite dunkle Mitteltöne, die sich sehr langsam zu den tiefsten Schatten verdichten, beherrschen den Charakter der Copie.

Ein Papier mit convexer Curve bringt vorwiegend heUe Mitteltöne hervor , die weich , zart und unmerklich in die Lichter auslaufen, hart nnd schroff zu den tiefen Schatten abfallen.

Ein typisches Beispiel für die Papiere der ersten Art ist das Albuminpapier: deutlich ausgesprochene, scharf begrenzte Spitzlichter, etwas derbe Details in den Lichtern, eine reiche Fülle von Mitteltönen und offene klare Schatten.

Das Kaltentwickeluugs- Platinpapier bildet ein charakte- ristisches Beispiel für die Papiere der zweiten Gruppe: Eine sehr zarte Modulation der Lichter, das Dominiren der hellen Mitteltöne, schwere, detaillose, oft klexige Schatten bedingen die Eigentümlichkeit des Platiudruckes.

3. Von wesentlicher Bedeutung für die Verwendbarkeit der Papiere ist der Verlauf des Endstückes der Curve. Damit eine Copie genügende Brillanz zeigt, müssen die tiefsten Schatten mindestens dem Ton 13 entsprechen. Das Negativ muss daher eine solche Deckung besitzen, dass sich die Copie in den höchsten Lichtern erst zu färben beginnt, wenn die tiefsten Schatten mindestens die Färbung der Stufe 13 angenommen

24

370

Photochemie und Optik.

haben. Wie man sieht, gestattet also das Normalpapier in der Deckung des Negativs einen Spielraum von vier Dichtigkeits- stufen der Papierscala

Für die andern hier in Betracht kommenden Positivpapiere entnimmt man aus den Curven folgenden zulässigen Spielraum:

für Albumin- und Pigmentpapier . 6 Stufen,

Celloidinpapier 2

Aristopapier I1/« »

Platinpapier It n

Alle aus der Gestalt der Gradationscurve gezogenen Schlüsse sind nur relativ richtig, weil sie auf dem \ ergleich mit einer willkürlich angenommenen Vergleichssoala beruhen.

Die Erfahrung scheint zu lehren, dass die Gradation unserer Durchschnittsnegative ein Papier mit concaver Curve verlangt, wenn der im Original vorhandene Uebergang vom Licht zum Schatten in der Copie wiedergegeben werden soll. Das Normalpapier müsste also eigentlich eine dem Albuminpapier ähnliche Charakteristik besitzen (Atelier d. Phot. 1896 , S. 26).

Ueber die Messung der von verschieden eu Copien refleotirten Lichtmengen und die hierzu dienenden Mess- apparate, stellte Ch. Jones Untersuchungen an (The Phot Journal, 21. Nov. 1896). Da die Reflexion der Copien für Reproduotionszwecke wichtig, soll (besonders für Rasternegative, für welche sich z. B. Platinotypien , wegen mangelhafter Licht- reflexion in den Schatten, schlechter als Albumin- oder Aristo- bilder eignen) die Abhandlung ausführlich mitgetheilt werden:

Einen neuen Apparat (Fig. 133) zur Bestimmung des von Copien reflectirten Lichtes beschrieb Chapman Jones (The Phot. Journ. 1896, Bd. 21, S. 70).

Die Lichtquelle ist ein Auer von Welsbach-Brenner, und zwei Spiegel, welche zu beiden Seiten desselben an- gebracht sind, liefern je einen Lichtstrahl; diese beiden Licht- strahlen treten durch zwei Oeffnungen in einen mit Sammet ausgeschlagen en Rasten und beleuchten das zu prüfende Papier- stück und ein Vergleichsstück. Wie bei der Rum ford' sehen photometrischen Methode wird ein schattenwerfender Stab ver- wendet, so dass jeder Lichtstrahl nur einen Fleck trifft. Die Beleuchtung des helleren Flecks wird dadurch reducirt, dass man den Spiegel so lange rückwärts bewegt, bis beide Flecke gleiche Helligkeit zeigen. Auf diese Weise bestimmt also der Apparat nicht dio absolute Menge des reflectirten Lichtes, sondern die relative im Verhältniss zu derjenigen, die von

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Photochenale und Optik.

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dem weissen Normalfleck refleotirt wird , zu dem Jones reines Rivespapier, wie es zu photographischen Zwecken be- nutzt wird, verwendet. Ein kleiner geschwärzter Carton wird hinten in die Camera geschoben; dieser Carton weist eine längliche Oeffnung auf, die zur Hälfte mit Rivespapier bedeckt ist, während die andere offen bleibt, damit die zu prüfende Copie dahinter gebracht werden kann.

Zwei gegen einander wirkende Federn halten die Copie fest; dieselben lassen sich jedoch leicht aus einander biegen und nach der einen Seite drehen, so dass man zu der Oeffnung in der Camera gelangen kann; wenn nöthig, lassen sie sich auch ganz entfernen , so dass der Apparat zur Prüfung beliebig grosser Copien dienen kann. Zwischen dem Messingschirm, welcher verhindert, dass das Licht direct auf die zu ver- gleichenden Flächen fällt, und dem Holz- werke befinden sich zwei oder drei Lagen Asbest- zeug oder Asbestfilz, so dass die Erhitzung des ersteren keinen Schaden anrichten kann. Die Vorderseite der Dunkel- kammer lässt sich leicht herausnehmen. Der be- wegliche Spiegel lässt sich um eine vertioale Achse drehen, welche F18- 138

Einrichtung getroffen

wurde, um zu ermöglichen, dass der refleotirte Strahl immer in dieselbe Richtung fällt, mag die Stellung des Spiegels auf der Grundfläche sein , welche sie will. Diese Anordnung wird viel- leicht auf den ersten Blick als eine Erschwerung der Methode erscheinen, stellt in Wirklichkeit jedoch eine solche nicht dar, indem der Charakter des Randes des Stabschattens hierbei einen sicheren und bequemen Anhalt für die richtige Stellung des Spiegels gibt. Ausserdem ist für einige Stellungen der richtige Winkel für den Spiegel angemerkt, so dass er leicht eingestellt werden kann. Auf jedem der Spiegelträger befindet sich eine kleine Marke, und man sieht, wenn der richtige Winkel gewählt ist, die Stange, welche den Mantel des Brenners trägt, d. h. das Lichtcentrum sich vertical unter diesen Marken reflectiren, wenn man mit einem Auge mitten durch die Oeffnung in der Rück- wand der Camera sieht. Der feste Spiegel lässt sich auf eine

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Photocbemio und Optik.

kleine Entfernung adjustiren; dasselbe ist mit dem schatten- werfenden Stab der Fall.

Von dem Aqge des Beobachters wird das Licht durch einen kleinen Sanimetvorhang ferngehalten. Jones brachte zwei Beobachtuugsüffnungen an, eine auf der Seite, die andere vorn, in der Absicht, diejenige zu benutzen, welche sich als die geeignetste erweisen würde; er fand jedoch, dass es am besten ist, beide zu benutzen, und zwar die eine für das eine Auge, die zweite für das andere. Er bemerkte auch, dass es oft leichter ist, die Töne gleich zu machen, indem man durch ein Stück grünen Glases sieht; anders gefärbte Gläser erwiesen sich dazu nicht brauchbar.

Der Nullpunkt des Apparates ist natürlich leicht zu be- stimmen Er ist ein für allemal angemerkt, und der feste Spiegel wird nöthigen Falls für ihn adjustirt. Die Entfernung zwischen dem Licht und der Marke auf dem Spiegelträger und von da weiter bis zu dem Mittelpunkt der zu vergleichenden Flecke gibt die Entfernung an, nach welcher die Werthe der anderen Spiegelstellungen berechnet werden. Als Durchschnitts- stellung des Lichtes wählt Jones einen 3 mm vor der Mitte desselben befindlichen Punkt, und da die Minimalentfernung zwischen dem Licht und der Copie bei seinem Instrument 281 mm beträgt, so kann jeder Fehler, welcher etwa durch die Annahme hervorgerufen wird, dass das Licht an diesem Punkte conoentrirt wird, vernachlässigt werden. Die Adjustirung des Apparates lässt sich sehr einfach vornehmen, und wird, sobald sie sich nöthig macht, dadurch ausgeführt, dass man den beweglichen Spiegel auf Null einstellt, indem man durch die Oeffnung an der Rückseite des Kastens blickt, um zu sehen, ob die centrale Stange des Brenners unterhalb der Marke auf dem Spiegelträger sich reflectirt; dann- misst man mittels eines dünnen Stäbchens, z.B. eines Federhalters, die Entfernung von der Mitte der Oeffnung bis zur Rückseite des Spiegels und von da weiter bis zum Lampencylinder. Zu diesem Werthe hat mau dann den halben Cylinder- Durchmesser weniger 3 mm hinzuzufügen, dann muss der erhaltene Gesammt- betrag derjenige sein, für den die Scalen des Instruments be- rechnet sind. Um den festen Spiegel zu adjustiren, bringt J o n e 8 denselbon durch Messung an den richtigen Punkt und dann in derselben Weise, wie es für den beweglichen Spiegel ausgeführt wird, nämlich, indem er durch die Oeffnung sieht, in die richtige Winkelstellung. Die eine Scala zeigt den Procentsatz reflectirten Lichtes. Jones weist daraufhin, dass, gleichgültig, welche Methode schliesslich zur Wiedergabe der

Photochemie und Optik.

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Resultate gewählt wird, es von Interesse ist, den Procentsat/ des reflectirten Lichtes zu kennen, dass jedoch die Kenntniss dieser Verh&ltnisszahl nicht allein ausreiche. Es kam ihm darauf an, zur Angabe der Resultate eine Methode ausfindig zu machen, die einmal ermöglicht, dieselben so leicht wie möglich anschaulich zu machen, und die auch bestmöglich einen Vergleich verschiedener Copien desselben Negativs, einen Vergleich der Copien mit dem Negativ, nach dem sie her- gestellt sind, und endlich auch einen Vergleich der Copien mit der Leuchtkraft des Originals zulassen sollte, wenn ein solcher überhaupt möglich sein sollte. Jones trachtete danach, die Dichten oder die proportionalen Dichten des Negativs durch Messung der Copien, welche dasselbe lieferte, festzustellen. Ein Negativ mit einem farbigen Bilde, z. B. nach der Verstärkung mit Uran , lässt sich nämlich nicht durch directe Beobachtungsmethoden hinsichtlich seiner photographi- schen Dichte messen; es ist jedoch wünschen swerth, die praktische Dichte des Negativs zu kennen für den Fall seiner Verwendung zur Herstellung von Copien nach verschiedenen Methoden. Um die beste Methode zur Ermöglichung der er- wähnten Vergleiche ausfindig zu machen, stellte sich Jones je 6 Platincopien von zwei graduirten Streifen her, wobei die Expositionszeit nach und nach immer länger gewählt wurde, so dass das am längsten exponirte Bild deutliche Solarisation zeigte. Diese Copien wurden dann untersucht und verschiedene Methoden zur Aufzeichnung der Ergebnisse vergleichsweise verwendet. Jones fand dabei, dass eine Curve, welche die Logarithmen der Undurchsichtigkeit der Negative und die Logarithmen der relativen reflectirten Lichtmenge zeigte, dem Auge am besten einen durchaus ausreichenden Ueberblick über die Stellung in der Gradation gab. Diese Methode, die Dichtigkeiten des Negativs anzugeben . stimmt mit der Methode von Hurter und Driffield, zur Bestimmung der Platten- empfindliohkeit, überein.

In einer früheren Abhandlung über seinen Apparat zur Bestimmung der Dichten von Platten hatte Jones schon dar- gelegt, dass, in dem Maasse, wie das durchgelassene Lioht sich vermindert, auch der Unterschied kleiner wird, so dass also die Durchschnittsunterschiede in der Praxis geradezu ein constantes Verhältniss zu dem in jedem einzelnen Falle durch- gelassenen Lioht aufweisen. Diese Beobachtung bestätigt Jones' Folgerung, dass die Curve der Logarithmen und nicht diejenige der reflectirten oder absorbirten Lichtmengen dem Auge; die beste Anschauung von der Sachlage gibt. Auch

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Photochemie and Optik.

noch in anderer Beziehung erscheint diese Curve die beste. Vergleicht man eine Copie mit einem Negativ, so entspricht der dichteste Theil des Negativs dem hellsten Theile der Copie. Der hellste Theil der Copie, das weisse Papier, ist eine be- stimmte Grenze, der dichteste Theil des Negativs dagegen kann nahezu jede beliebige Dichte besitzen , er hat keine Grenze für diese Trägt man zur Herstellung der Curven die Logarithmen der Dichte und des reflectirten Lichtes auf, so verschwindet diese Schwierigkeit fast ganz; in anderer Weise dürfte ihr kaum beizukommen sein. Für das weisse Papier der Copie muss ein Werth gewählt werden, und Jones hat dazu den Logarithmus 2 als einfach und nutzbringend in der Ver- wendung gewählt. Der Logarithmus der Dichte vieler Negative geht nicht über diesen Werth hinaus, und dadurch, dass man ihn anwendet, sind die Zahlen für die Copien die Logarithmen dos Verhältnisses des reflectirten Lichtes zum weissen Papier ausgedrückt in Prooenten. Die zweite Scala am Apparat gibt deshalb die Logarithmen der Procentzahlen an.

Um die Art der Resultate, welche auf diese Weise erzielt werden, zu kennzeichnen, legte Jones der Royal Photo- graphical Society die Curven der erwähnten sechs Copien und des Negativs, nach jedem der beiden graduirten Streifen an- gefertigt, vor, mit denen er operirt hatte, ausserdem aber noch eine zweite Reihe von Curven, welchen anstatt der Logarithmeu die relativen Dichten und die Lichtprocente selbst zu Grunde gelegt waren. Die ersteren Curven erwiesen sich an Anschau- lichkeit den letzteren weit überlegen. Bei der Betrachtung des Negativs A (Fig. 134) fällt zuerst auf, dass die vier ersten Quadrate nahezu dieselbe Transparenz zeigen . das fünfte da- gegen ausgesprochen dichter und die Dichtigkeitszunahme des sechsten eine noch stärkere ist. Die Curve der Dichtigkeits- Logarithmen gibt diese Thatsache genau wieder, während die Dichtigkeitsziffern für die ersten fünf Quadrate in praxi geradezu gleiche Dichtigkeit und das sechste als nur um sehr wenig dichter angeben. Aehnliche Uuterschiede weisen die Curven für die Copien auf. Die Solarisation, welche in der untersten Copie ganz deutlich ausgesprochen ist, ist in der die relative Lichtmenge wiedergebenden Curve kaum merkbar, dagegen in der Logarithmen - Curve deutlich erkennbar. Das dichteste Quadrat des Negativs ist nicht dargestellt; es hätte jedoch in dem einen Falle sich leicht durch eine geringe Ver- längerung der Curve darstellen lassen, während im anderen Falle dazu noth wendig gewesen sein würde, die Curventafol nahezu doppelt so gross zu machen, wie sie vorliegt.

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Photochemie und Optik.

375

Wenn ein Negativ hergestellt wurde, dessen dichtestes Quadrat einen Diohtigkeits - Logarithmus 2 besässe, während die übrigen Quadrate Dichtigkeiten hätten , die den Expositionen

- ' i i ' i r.„,

»n

Flg. 134.

genau proportional wären, so würde ein solches Negativ in jedem Einzelfalle durch die punktirte Linie wiedergegeben werden. Machte man nach einem solchen Negativ eine Copie,

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80 würde, vorausgesetzt, dass dies Oberhaupt möglich, das reflectirto Licht jedes Quadrats der Dichte des Negativs proportional sein, wenn man darauf achtete, dass das Quadrat

aMiri

V*

{

i

i

1

unter dem dichtesten Theil des Negativs völlig weiss bleibe; in diesem Falle würde die punkürte Linie auch die Copie darstellen. Diese Linie stellt ausserdem noch die relative Lichtmenge des Objectes dar und zeigt deshalb, in welchem

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FarbensenalbilUatoreri, orthochromatische Photographie. 377

M nasse die Copie die relative Leuchtkraft des Originals wieder- gibt. Die gerade Linio auf der einen Tafel erweist sieh zu

anderen Tafel.

Bei dem Negativ A bemerkt man, dass die Steilheit der Gradation stärker als die der theoretischen Linie ist. Zwei andere Cnrvenreihen , welche sich auf das Negativ 2? (Fig. 135) beziehen, zeigten für dieses eine Steilheit der Gradation, die geringer ist als diejenige der theoretischen Linie. Der Vortheil, der sich bei Verwendung der Logarithmen zu dem Vergleich des Negativs und der Copien herausstellt, tritt hier noch stärker hervor; im übrigen ist hier in Betreff dieser Curven nichts weiter zu bemerken, als was schon hinsichtlich der beiden ersten Curvenreihen gesagt worden ist.

Besonderen Nachdruck legt Jones noch auf den Umstand, dass bei seinem Apparat nur eine Lampe verwendet wird, deren Lichtschwankungen die Ablesungen nicht beeinflussen, und woduroh mancherlei Unbequemlichkeiten vermieden werden, welche bei einigen Methoden sich dadurch herausstellen, dass man zwei Lampen brennen muss und dabei Acht zu geben hat, dass dieselben keine merklichen Lichtschwankungen zeigen.

Ueber Methoden zur Bestimmung der Helligkeit der Farben, sowie über die Helligkeit complementärer Gemische siehe Götz Martin 's „Beiträge zur Psychologie und Philosophie*4 (Leipzig 1896).

Farbensensibilisatoren, orthochromatische Photographie.

Gegenwärtig werden die orthochromatischen Gelatineplatten noch meistens mit Eosin oder Erythrosin hergestellt, und nicht nur zu Landschaftsaufnahmen oder dergl., sondern auch zu Reprod uotionen von Oelgemälden seitens der Fachphotographen verwendet. Z. B. arbeitet eine grosse Wiener heliographische Anstalt mitPerutz'schen Eosinsilberplatten.

Auch Farbenlichtdrucker (Dreifarben-, Vierfarben- druck) benutzen farbenempfindliche Gelatineplatten (anstatt Oollodionplatten), weil sich auf Gelatineschichten besser schaben (mechanisch abschwächen) lässt; man arbeitet im gegebenen Falle mit Umkehrungsprismen.

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FarbensediIbili>atoren, orthochromatische Photographie. 379

Die Eosinplatten (Erythrosinplatten) besitzen ausser ihrer hoben Blau- und Violettempfindliehkeit eine Farbensensibilisirung im Gelbgrün bis Gelb. In der Kegel ist diese gross genug:, um ohne Farbenfilter farbentonrichtige Reproduotiouen machen zu können. Kommt aber das Blau allzu stark zur Wirkung, so bringt man gelbe Gläser oder Flüssigkeitsfilter vor das Objectiv oder fügt gelbe Farbstoffe in die Emulsions- schichtselbst Derartige Platten erzeugte ( 1 896) die Trocken - plattenfabrik von Smith in Zürich-Wollishofen; der darin enthaltene Farbstoff löst sich im Wasser leicht auf und ent- fernt sich somit während der Entwicklungs-, Fixir- und Wasch- operationen. Die Natur des gelben Farbstoffes ist nicht bekannt gegeben worden.

Fig. 136 Nr. 1 zeigt die Wirkung des Sonnenspectrums auf eine „Eosinsilberplatte" des Handels (welche keinen gelben Farbstoff in der Schicht enthält), Nr. 2 auf eine Smith- platte; Nr. 3 zeigt die ersterwähnte Platte mit Gelbscheibe. Nr. 4 ebenso die Smithplatte mit Gelbscheibe. Daraus geht hervor, dass bei Eosinsilberplatten ein eventuelles Dämpfen des Blau in besonderen Fällen eher erforderlich ist als bei Smithplatten.

H. Hinterberger stellte sorgfältige Versuche über die Wirkung verschiedener Präparationsmethoden für Cyaniu- platten au (Phot. Corresp. 18U6). Er versuchte die Methode von Dr. Schumann1) (welche darin besteht, dass die Brom- silbergelatine-Platten zuerst in wässerigem schwachen Ammoniak vorgebadet, dann in die Cyaninlösung gebracht werden), ferner Weiss en berge r's Methode2) (Baden der Platte in schwach essigsäurehaltiger Cyaninlösung und Trocknen), dann Deben- ham's Methode (Baden der Platte in alkoholischer Cyanin- lösung, Trocknen, Baden in Wasser und Exponiren in nassem Zustandet

In der Abbildung Fig 137 sind Reproductionen der Photo- graphien des Sonnenspectrums auf derartig sensibilisirten Platten abgebildet. Nr. 5 zeigt eine Platte nach Weissen berger mit sehr verdünnter Cyaninlösung (1 : 5000000) und einer Spur Essigsäure (so viel als zur Entfärbung nöthig ist). Nr. 4 zeigt den Effect eines 10 mal concentrirteren , Nr. 3 eines 100 mal , Nr. 2 eines 1000 mal concentrirteren Farbbades. Nr. 1 ergibt die Wirkung der nach Debenham's Verfahren präpa- rirten Cyaninplatte (bezogen auf Fraunhofer 'sehe Linien).

1) Edor's Auaf. Handb. d. Phot , Iii'. Ilf, S. 155.

2) Phot. CofTeap. 1886, S. 591.

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FarbentenilbillMtoren . orthoohromatiicho Photographie. 381

Die beste Variante der Weiss enb erger sehen Methode war: Baden in einem Gemisch von 1 Liter Wasser, 2 cem alkoholischer CyaninlÖsung (1:600) und Zusatz von einem Tropfen Essig- säure; Badedauer 1 bis 2 Minuten, dann Trocknen.

Die beste Form der D eben harn 'sehen Methode war: Baden der Platte in rein alkoholischer CyaninlÖsung (1 : 2000), Trocknen an der Luft in absolut finsterem Baume (was einige Minuten dauert), Baden in reinem Wasser (2 bis 3 Minuten lang) und Exponiren in nassem Zustande.

Die Schlussergebnisse waren:

1. Schumann's Methode ist unsicher, gibt meist unreine und verschleierte Platten.

2. Weissenberger's Methode ist sicher; die Platten arbeiten sehr klar, sind ziemlich empfindlich, jedoch erstreckt sich ihre Empfindlichkeit nur auf Blau und einen schmalen Bezirk im Orange zwischen C und D.

3. Debenham's Methode ist sicher; die Platten sind ziemlich rein und sehr empfindlich. Die Farbenempfindlichkeit erstreckt sich über Roth, Orange, Gelb, Gelbgrün und Blau bis Dunkelblau und ist nur durch Minima im Roth bei a und Grün zwischen K und F unterbrochen. Als Nachtheil derselben ist anzuführen, dAss sie feucht exponirt werden müssen.

Ergebnisse bei Variationen des Weiss enb erger 'sehen Verfahrens: 1. Bei Steigerung des Oyaningehaltes nimmt die Blauempfindlichkeit ab und die Empfindlichkeit für Orange, Gelb, Gelbgrün und Roth zu.

2. Die Empfindlichkeit für letztere Farben mit Ausnahme des schmalen Stückes bei A wird bei sehr hohem Cyaningehalte infolge von Schirmwirkung abgeschwächt.

3. Cyanin und Chinolinroth in angesäuerten Lösungen sensibilisiren Bromsilbergelatine -Platten in derselben Weise wie Cyanin allein, nach Debenham's Methode angewendet. Diese Methode gewährt gegenüber letzterer den Vortheil, dass die danach präparirten Platten trocken exponirt werden können. Das Fehlen des Minimums bei A bietet keinen nennenswerten Nachtheil.

Ausser diesen verwendete Hinterberg er auch ohior- und jodsilberhaltige Gelatine- Emulsionen, in verschiedenen Verhältnissen gemischt (Chlorbromplatten mit 10, 25 und 50 Procent Chlorsilber, Jodbromplatten mit 1 Procent Jodsilber und Jodbromchlorplatten mit 10, 25 und 50 Procent Chlor- silber und 1 Procent AgJ), ohne dass jedoch günstigere Resultate als mit reinem Bromsilber erzielt wurden.

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Vorschriften über die Sensibilisirang mit Cyanin siehe A Freiherr tob Hubl in Wien (5. 168).

Uober Dr. S. Eberhard s Versuche über Farben- sensibiliaatoren siehe S. 69. [Wir erzielten mit diesen Vorschriften sehr gute Resultate. E ]

Das >*igro*in B der Farbenfabrik Fr. Bayer in Elber- feld, welches als rioth-Sensibili~ator gut wirkt (siehe Eberhard. S. 165). ist die Sulfo^iure des durch Verschmelzen von Paxa- Nitrophenol mit Arnim erhaltenen Nigrosins. welcher Farbstoff in der Tabelle der künstlichen organischen Farbstoffe von G. Schultz und Julias. 3. Aufl.. S. 188 unter Nr. 474 an- geführt ist [dieser Farbstoff entspricht dem Ton Eder vor circa zehn Jahren untersuchten „Indulin aus Nitrophenol and salzsaurem Anilin"*, bei welchem eine Empfindlichkeit ins änsserste Roth constatirt wurde1): jedoch war der damals untersuchte Farbstoff anderer Provenienz.]

Eine sehr wichtige Studie über die sensibilisirende Wirkung verschiedener Farbstoffe auf Bromsilbergelatine poMicirte Dr. Eberhard (Phot. Corresp. 18&6). auf welche Abhandlung besonders verwiesen wird: ein Auszug ist auf S. 69 mit^etheiit.

John ßarlett empfiehlt die alkoholische Stechapfel- tinctur (Datura stramonii), verdünnt mit viel Wasser, als Sensibilisator für Trockenplatten. Die Platten sollen dadurch farbenempfindlieh werden und (unter Vorschaltung einer Gelb- schfibe) geeignet zur Reproduction von Gemälden werden (Brit. Jonrn. Phot. 18%, S 692; Phot. Centralbl. 1896. S.486). [Dieser Sensibilisator ist nicht viel werth. ebenso wenig wie das von Schien dl seiner Zeit als Sensibilisator für Gelatineplarten empfohlene Saliän. E]

Chlorophyll als Farbensensibilisator für Collodion- emulsion wirkt nach T. E. Ives am besten, wenn die Emulsion kein freies Silbernitrat enthält: man übergiesst die mit der Collodiouemulsion überzogenen Glasplatten, nachdem die Schicht erstarrt ist. zwei - oder dreimal mit alkoholischer Chlorophyll- Losung und taucht schliesslich in Wasser, um das Chlorophyll auf die Schicht niederzuschlasen. Die Platte muss noch feucht exponirt werden (Brit Journ. Phot 1896, S. 351)

C. H. Bothamley kommt im Gegensatze zu den Ver- suchen E. Vogel's zu dem Kesultate. dass die Reihenfolge

1 Kdcr'i Auif. Haudb. d. Phot, Bd. III. S. 173.

Lichthofe und Solarisation.

383

der sensibilisirenden Wirkung der Farbstoffe nicht immer der Reihenfolge ihrer Zersetzbarkeit durch das Licht entspricht. Er spricht die Vermuthung ans, dass die Farbstoffe gewisse Strahlen absorbiren und in einer bisher unerklärlichen Weise die hierdurch aufgenommene Energie an das Si Iberbrom id übertragen (Brit. Assoc. Ipswich, Cbem. News 1895, Bd. 72, S. 187). [Diese Angabe Bothamley's war von Eder auf Grund seiner eigenen Versuche schon früher ausgesprochen worden, siehe Eder 's „Photographie mit Bromsilbergelatinew 1890, S. 184; ferner Eder's Jahrb. f. Phot. für 1896, S. 166).

..Ueber orthochromatische Photographie" erschien ein Büchlein von C. Bonaoini („La fotografia ortocromatica" Milano 1896), worin die Methoden der Herstellung färben ton- richtiger Reproduotionen und u. A. Lichtdruck- Reproduotionen der Spectrumphotographieu der verschiedenen Lumiere' sehen orthochromatischen Platten gegeben sind.

Lichthb'fe und Solarisation.

Irradiatiouserscheinun gen (Lichthöf e)beiphoto- graphisohen Negativen. V. Bablon reclamirt in .La natureu (9. Mai 1896) die Priorität einer Methode, um Licht- höfe zu vermeiden, gegenüber den Ansprüchen von Rene Lacour, welcher letztere ein Patent auf die Mattirung der Negativrückseite genommen hatte. [Nach unserer Ansicht hat keiner von beiden Prioritätsansprüche auf die Anwendung mattirten Platten als Gegenmittel gegen Lichthöfe, vergl. Ed e r's Ausf. Handb. d. Photogr. Bd. II, S. 101 u. 106]. Bablon combinirt die Mattirung der Glasplatte mit farbigen Schichten (a. a. 0 ). Im „Bull. Soc. franv. Phot." (1896, S. 323) wird ein gefärbter Mattlack zum Hinterkleiden der Platte empfohlen.

Als Mittel gegen Lichthöfe wird im „Amateur- Photographer" 1896, Nr. 622 (Phot Centralbl. 1896, S. 484) das Anpressen einer gefärbten Gelatinefolie an die Plattenrückwand empfohlen. Diese Folien werden durch Aufgiessen von Gelatine, welche Glycerin, Zucker und Farbstoffe (Chrysoidin, Aurin und Methylviolett) enthält, auf eine collodionirte Glasplatte, Trocknen und Abziehen der Schicht hergestellt. [Der Effect ist derselbe, wie Anpressen von glyeerinhaltigem. feuchtem Pigmentpapier1). E ]

1 Siehe Kdcr'i Ausf. Handb. d. Photogr., Hd. II, S. 102.

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Lichthöfe und SolarJgation.

Lichthof freie Platten mittels einer Zwischenschicht von Gelatine, welche mittels Kaliumhypermanganat braun gefärbt ist, stellte Oakley in England her*). Auf dieses Ver- fahren wurde ein deutsches Patent, Nr. 87907 vom 2. April 1895, ertheilt Die Mangan färbnng der Gelatine ist orangebraun und verschwindet durch Natriumsulfit Geschieht dies nicht in sulfithaltigen Entwicklern, so fixirt man in 16 g Natriumsultit, 15 g Citronensäure, 21/« g Chromalaun, 90 g Fixirnatron und 500 com Wasser. Sollte noch eine Mangan farbung zurück- bleiben, so klärt man mit 30 g Natrinmsulfit, 8 g Citronensäure und 300 ocm Wasser (Phot. Rundschau 1896, S. 319).

Nach Vidal lassen sich lichthoffreie Trockenplatten da- durch herstellen, dass man die Gelatineplatten in einer ein* procentigen Lösung von pikrinsaurem Ammoniak badet; die Lichtempfindliohkeit wird nur wenig beeinträchtigt (Moniteor de la Phot.; Phot. Wochenbl. 1896, S. 126).

Scheck empfiehlt die Verwendung lieh thoffreier Platten zu Landschafts- und Architekturaufnahmen. Er ersielt gute Resultate mit den orthochromatischen Isolarplatten der Berliner Anilinfabrik, sowie mit den Sandellplatten, welche letztere er mit besonderer Vorliebe zu Stadtansichteo verwendet (Phot. Rundschau 1896, S. 267).

Die Solarisation der T r o e k e n p 1 a 1 1 e n von R. E. Liesegang. Ceberbelichtete Platten zeigen an den Stellen, wo das Licht am stärksten eingewirkt hat, nach dem Fixiren einen weisslicheu Schleier von der Glasseite. Der Verfasser fasst ihn als Bromsilber auf, welches nicht hat gelöst werden können, weil sich bei der Entwickelung der betreffenden Stellen ein Silberhäutchen gebildet hat, welches dem Fixirnatron den Zusatz verwehrt. Darauf wird auch die flaue Beschaffenheit solarisirter Bilder zurückgeführt, das Silberhäutchen hat auch die weitere Einwirkung des Entwicklers gehemmt. Die Bildung des Häutchens trete ein, wenn infolge zu starker Belichtung die obersten Schichten bereits reducirt werden, bevor der Ent- wickler Zeit gehabt, tiefer einzudringen. Auf die gleiche Ursache wird der Vortheil der „Standentwicklungw für über- belichtete Platten zurückgeführt. (Phot. Archiv 1896, S. 48. Zeitschrift für physikalische Chemie, Bd. XXI.)

1) Siehe Eder's Jahrbuch f. Photographie für 1896, 8.461.

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Spcctrumphotographio.

385

Speetrninphotographle.

K o w 1 a d d veröffentlichte eine Tabelle der Fraun- hof er' sehen Linien im Sonnenspectrum und einiger Elemente, welche Wellenlängenmessungen grösster Genauigkeit enthält und „Standards" bildet, auf welche sich andere Forscher be- ziehen (Astrophysical. Journ.) Rowland und Tatnell unter- suchten das Bogenspectrum von Bor, Beryll, Germanium, Platin und Osmium (Concavgitter, photographische Methode). Henry Crewe publicirte photographisohe Abbildungen der Spectra Zink und Aluminium. Kays er und Runge, sowie Crewe und Tatnell studirten das Kupferspectrum (Astrophysical. Journ. Bd. I, S. 84 und 433). Hartley fand, dass die Wasserstoff- linien a und ß durch die Hitze im Bessemer- Converter ent- stehen können, und Rowland fand, dass die H- Linie 7 im elektrischen Flammenbogen entstehen kann (Sturmey 's Photogr. Annual 1895, S. 284; 1896, S. 273).

Die Untersuchung des Heliums und Argons beschäftigt die Spectralanalytiker (Ramsay, Crookes, Lockyer, Runge und Paschen, Kayseru. A.). Am eingehendsten befassten sich Eder undValenta mit den verschiedenen Spectren des Argons (Denkschriften der kais. Akad. der Wissenschaften in Wien 1896, mit heliographischen Tafeln der Argonspectren, der ersten publicirten Spectrumphotographien dieser Art). Eder und Valenta fanden ausser den zwei bekannten, dem „rothen" oder ersten, dann dem „blauen" oder zweiten Argonspectrum (nach Crookes) noch ein drittes („weisses") Argonspectrum und untersuchten die schwierig zu ermittelnden Polspectren des Glimmlichtes am positiven und negativen Pole, wobei es sich zeigt, dass das Glimmlicht nirgends mit dem Capillarlioht der Vacuumröhren correspondirt; dadurch wird die Hypothese Wüllner's, dass das Capillarlicht eine Summe des schwachen Lichtes im weiten Theile der Röhre (Glimmlicht) ist. hinfallig Ferner entdeckton die Genannten ein für die Spectralanalyse principiell höchst wichtiges Phänomen, indem im „dritten" Argonspectrum einzelne Liniengruppen in Coincidenz mit Linien des ersten und zweiten Argonspectrums bleiben, andere aber eine Verschiebung gegen Roth erleiden, d. h. eine Aenderung der Wellenlänge um '/a bis 1 A ngström 'sehe Ein- heit erfahren, was lediglich durch den Gasdruck, die Art der elektrischen Erregung und die Temperatur bedingt ist.

Es ist zu bemerken, dass dem Doppler1 sehen Principe zufolge sieh die Wellenlänge des Lichtes entsprechend ändert, wenn der leuchtende Körper sich mit einer Geschwindigkeit,

25

386

Spectramphotograph i o .

die nicht verschwindend klein ist zu der des Lichtes, dem Be- obachter nähert oder sich von ihm entfernt. Man zieht (durch Umkehrung dieses Satzes) aus der mehrfach beobachteten Verschiebung von Spectrallinien bei astrophysikalischen Be- obachtungen Schlussfolgerungen, indem man annimmt, das* entsprechend der Verschiebung der Spectrallinie eine Bewegung der Lichtquelle in der Richtung der Sehlinie erfolgt sei. Dieser RückschluBß wird nun seine allgemeine Gültigkeit nicht mehr behalten dürfen, weil Ed er und Valenta nachgewiesen haben, dass Aenderungen der Wellenlänge auch durch innere Spectral- phänomene (unabhängig von einer Bewegung der Lichtquelle) verursacht werden können.

Später wurde auch von Ed er und Valenta ein Gas 8pectralanalytisch untersucht, welches aus Gasausströmungen eines Tümpels bei Perchtoldsdorf (bei Wien) durch Prof. Dr. Bamberger (an der k. k. technischen Hochschule in Wien) entnommen war; die spectralanalytische Untersuchung ergab den Nachweis, dass das aus den Perchtoldsdorf er Gasaus- strömungen gewonnene Argongas identisch mit dem Argon Rayleigh's war.

Ueber ultraviolette Funkenspectren der Elemente berichten F. E x n e r und E. Haschek (mit fünf Tafeln). (Sitzber. d. kais. d. Akad. Wissensch, in Wien. Math.-uaturwiss. Cl., Abth. IIa, Bd. 105, S. 589 u. ff.)

Baldwin stellt photographische Studien über die Spectren des Flammenbogens in seinen verschiedenen Theilen an, sowohl in der Längs- als Querrichtung; die Spectren sind in verschiedenen Schichten wesentlich verschieden (Beibl. Annal. d. Phys. und Chemie 189G, S. 774). Thie le in Kopenhagen macht eine Mittheilung über den Serienbegriff der Speotroskopie durch die Zerlegung des Bandenspectrums des Kohlenstoffs (Chemiker- Zeitung 1896, Nr. 101, S. 1006).

Prof. Liveing legte in Cambridge die Photographie des ganzen Spectrums von den Wellenlängen X = 550 bis 214 Milliontelmillimeter auf einer sehr langen cylindrisch an- geordneten Celluloidfilm vor; es war ein Concavgitter von lOVa Fuss Brennweite benutzt worden (Brit. Journ. Phot. 1896, S. 356; Phot. Rundschau 1896, S. 313).

Eine gute Uebersicht über die Ergebnisse der Speotro- skopie der Gestirne im verflossenen Jahre findet sioh in Sturmey's Photogr. Annual 1896, S. 247; die meisten der Untersuchungen sind mittels der Spectrumphotographie durch- geführt.

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Röntgenstrahlen.

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Die kais. Akad. d. Wissenschaften in Wien schrieb als Preisaufgabe für den Freiherr von Baumgartner'scheu Preis am 3. Juni 1896 aus: „Ausdehnung unserer Kenntnisse über das Verhalten der äusserston ultravioletten Strahlung" (Preis 1000 h\, Termin 31. Deoember 1898).

Von den brechbarsten Strahlen und ihrer photographischen Aufnahme siehe Dr. Victor Schumann in Leipzig, S. 24.

Röntgenstrahlen.

Nachtrag zu dem Berichte auf S. 87. Nachdem der Bericht auf S. 87 gedruckt war, erschienen noch bemerkens- werthe weitere Mittheilungen über Röntgenstrahlen und deren Anwendung, von welchen wir folgendes kurz mittheilen.

Eine Zusammenstellung über neuere Experimente mit Röntgenstrahlen, welche sich über das Niveau der vielen populären Schriften über diesen Gegenstand erhebt, ist in Thompson' s „Röntgen raysw (New York 1896) enthalten; leider berücksichtigt der Autor nur die französische und englische, aber wenig die deutsche Literatur.

Ueber die Entstehung der Röntgen'schen Strahlen und ihre photographische Wirkung schrieb Prof. Puluj in Prag. (Sitzber. d kais. Akad. d. Wissensch, in Wien. Math.-naturw. Cl. Abth. IIa, Bd. 10Ö, S. 228.)

Adam und Dubois glauben das Auftreten von Röntgen- strahlen während eines Gewitters beobachtet zu haben (Bull. Soc. Caennaise 1896, S. 65; Phot. Wochenbl. 1896, S. 379).

H. Hinterberger zeigt, dass verschiedene Röntgenröhren je nach ihrer Construction verschiedene Bildschärfe (bei gleichem Abstand) geben (Phot. Corresp. 1896, S 587). Vergl. auch Hinterberger's Artikel auf S. 65 dieses JaKrbuchs.

Eder und Valenta prüften verschiedene Vacuumröhreu zur Erzeugung von X-Strahlen und fanden, dass die Röhren mit sogen Antikathoden (Platinblech gegenüber der Kathode, siehe S. 104) sowohl an Helligkeit wie Bildschärfe den älteren einfachen Vacuumröhren entschieden überlegen sind. Gute Resultate erzielten dieselben mit den Röhren von Fr ist er in Berlin (siehe S. 107;.

Einen X- Strahlenmesser bringen (1896) Reynolds und Bronson in Leeds in den Handel, welcher ein stufenförmig aus einem massiven Stück Aluminium geschnittener „Scalen- photometer" ist, ähnlich wie bereits auf S. 102 beschrieben).

25*

388

AowenduDg der Photographie etc.

Ward und Robins verglichen Bromsilberplatten, welche mit verschiedenen Substanzen getränkt waren, bezüglich ihres Verhaltens gegen Röntgenstrahlen (Photographic Journal 1896, S. 229). Zusatz von Eosin, Fluorescein, Chinin wirkte nicht förderlich (bereits von Ed er und Valenta constatirt).

Auf Daguerreotypplatten wirken X-Strahlen nicht ein (Maurain, Intern, phot. Monatsschr. f. Medicin u. Natorw. 1896. S. 339).

Maulwürfe werden durch X-Strahlen sehr beunruhigt; man schreibt dies Phänomen der elektrischen Wirkung der Strahlen zu(Capronioa, Phot. News 1896, S. 449; Intern, phot. Monatsschr. f. Medicin u. Naturw. 1896, S. 337).

In Paris wurde in der Rue le Peletier ein Atelier für Röntgenstrahlen unter dem Namen „Endographisch es Atelier" errichtet (Photography 1896 , 8.314; Phot. Rund- schau 1896, S. 283).

Anwendung der Photographie zu verschiedenen wissenschaftlichen Zwecken.

Fortschritte auf dem Gebiete der Mikrophotographie siehe Gottlieb Marktanner-Turneretscher, S. 189.

Arbeiten und Fortschritte in der Astrophoto- graphie im Jahre 1896 siehe Dr. R. Spitaler, S. 130.

Absorption des Lichtes. Fluorescenz. Phos- phorescenz siehe Prof. Hermann Krone, S. »0.

Diffusionserscheinungen bei den photographi- schen Processen siehe R. Kd. Liesegang, S. 59.

Ueber ein - neues photographisches Photometrirverfahren und seine Anwendung auf die Photometrie des ultra- violetten Spectralgebietes siehe Dr. Hermann Th. Simon, S. 38.

0. Lummer und Brodhun prüften das Tal bot* sehe Gesetz für photometrische Messungen, welches in der Helm- holtz'schen Fassung lautet: „Wenn eine Stelle der Netzhaut von periodisch veränderlichem und regelmässig in derselben Weise wiederkehrendem Lichte getroffen wird und die Dauer der Periode hinlänglich kurz ist, so entsteht ein continuirlieher Kindruck, welcher dem gleich ist, welcher entstehen würde, wenn das während einer jeden Periode eintretende Licht gleich-

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Anwendung der Photographie etc. 3g9

massig über die ganze Dauer der Periode vertheilt würde". Sie bestätigten die Richtigkeit dieses Gesetzes. (Zeitschr. f. Instrumentenkunde 1896. Heft 10; Zeitscbr. für Beleuchtungswesen 1897, S. 1 mit Figuren).

Sehr interessante Versuche und Momentbilder betreffs der Phänomene, welche beim Zerreissen von Flüssigkeits- strahlen auftreten, publicirte Tb. Lullin (Archives des Scieno. phvs. et naturelles, September 1896; Revue Suisse de Photogr. 1896, S. 274).

Photographien von Projectilen hat Prof. Mach neuerdings wieder mit besonderer Vollkommenheit hergestellt und seine neuen Versuche in den Sitzungsberichten der k. Akad. d. Wissensch, in Wien (6. Juli 1896) mitgetheilt.

Ueber Bestimmung der Geschwindigkeit von Pro- jectilen (aus Kanonen) machte Fr. Jenkins Angaben (Amer. Annual of Phot. 1896, S. 66).

Ueber die Erscheinungen bei Explosion von Spreng- mitteln stellte A. Siersch mittels Momentphotographie Ver- suche an (Phot. Journ. 1896, S. 98).

Anwendung der Photographie in der Techno- logie der Sprengstoffe. Von Alfred Siersch ist die Photographie zur Untersuchung des Blitzes verwendet worden, welcher beim Verbrennen von Explosivstoffen auftritt und be- kannt! ich je nach der Natur des Sprengstoffes und nach der Ladung an Intensität verschieden ist. Viele Fachleute sind der Ansicht, dass die Sicherheit eines Sprengstoffes in dem Maasse zuzunehmen scheint wie der Blitz kleiner ausfallt, und um den Blitz zu messen, seine Art und Intensität zu bestimmen, hat nun Siersch seine photographischen Aufnahmen angestellt. Seine Arbeit ist illustrirt durch eine grosse Anzahl von Lichtdrucken, welche Explosionen von Patronen darstellen, die mit Nitroglycerin, Schiessbaumwolle, Sprenggelatine u. s. w. gefüllt waren. In den Erläuterungen hebt Siersch hervor, dass die Photographien in dunklen Nächten auf folgende Weise hergestellt wurden An einem Holzrahmeu A BC (Fig. 138) wurde mittels Kupferdrahtes CD die Patrone»/, welche entzündet werden sollte und in der Regel 35 mm Durchmesser hatte, sowie 100 bis 130 mm lang war, derart aufgehängt, dass sie, wenn beleuchtet, in ihrer ganzen Länge in der Camera sichtbar war. Der elektrische Zünder, welcher schon in der Patrone befestigt war, enthielt 2gFulminat oder wurde durch einen etwa 160 Fuss entfernten elektromagnetischen Apparat zur Explosion gebracht. Auf diese Weise behielt die Patrone ihre Lage unverändert bei. Die Camera G war mit

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Anwendung der Photographie etc.

einer Linse von 115 mm Durehmesser versehen und befand sich in 21l2 m Entfernung von der Patrone. Zu ihrem Schutz diente eine starke hölzerne Seheidewand E F, in welcher ein Loch angebracht war, das jedoch zum Schutze für die dahinter befindliche Linse durch eine Glasplatte verschlossen war. Nachdem diese Vorkehrungen getroffen waren, wurde die bis- her zur Beleuchtung dienende Lichtquelle entfernt, dann die lichtemptindliche Platte in die Camera gebracht und nun der Sprengsohuss abgefeuert. Handelte es sich um Prüfung von Sprengstoffen für Geschütze, so bediente man sich einer cylindrisehen Stahlkanone von 800 mm Länge, 550 mm Durch-

Fig. 138.

messer und 55 mm Bohrweite. Dieselbe wurde in senkrechter Stellung bis zu ihrem Mündungsrand in die Erde vergraben. Bei den dann so angestellten Versuchen befand sich die Camera in P/2 m Entfernung von dem Bohrloch der Kanone (Phot. Journ., December 18y6).

Eine sehr interessante und instructive Studie über die Bewegungen des Pferdes auf Grund von Momentphotographien gab Maxime Guerin - Catelein in seiner Brochure „Le mccanisme des allures du cheval- (Paris 1896); er vergleicht die Moraentbilder mit Zeichnungen verschiedener Künstler und gibt eine Analyse der verschiedenen Gangarten der Pferde.

„Telephotographie" nennt E Kiszelka Lichtbilder, welche durch telegraphische Operationen auf beliebige

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Anwendung dar Photographie otc.

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Entfernung mittels der Telegraphen -Drahtleitungen hergestellt werden können. Er bedient sich dabei eines Chromatgelatine- Reliefs; mit Hilfe des letzteren werden die Lichtstrahlen auf mechanischem Wege zum Telephotographiren verwendet. Es wird eine detaillirte Beschreibung des complicirten Mechanismus gegeben (Phot. Archiv 1896, Nr. 797 und 798; Allg. Photogr. Zeitung 1896, S. 192).

Die Photographie der Sprache. Bekanntlich kann durch Anfertigung von Reihenbildern die Bewegung von Sprechen- den photographisch deutlich fixirt und zum Taubstummen - Unter- richt verwendet werden1). Dr. Gatzmann in Berlin photo- raphirte das Profil vor dem Anlauten, Hess dann einen estimmten Laut aussprechen und machte eine zweite Aufnahme, ohne die Platte zu wechseln; man erkennt die Veränderung der Stellung von Lippen, Unterkiefer u. s. w. Gatzmann fertigte auch stroboskopische Serienbilder dieser Art an (Phot. Rund- schau 1896, S. 62).

Dr. Holowinsky schrieb über die Photographie des Herzgeräusches (Bull. Soc. franc. 1896, S. 357).

Sehr interessante Photographien des Kehlkopfes während des Sprechens publicirte W. Hai lock in seiner Ab- handlung „Photographin* vocal cords in action" (American. Annual of Phot. 1896, S. 51).

Ueber die Anwendung der Photographie in der Medicin erschien eine Broschüre von Burois, welche zahl- reiche Abbildungen, z. B. ßewegungsbilder, Mikrophotographien, Röntgenphotographien u. s. w., enthält (A. Burois Applications de la photogr. a la medicine, Paris 1896.

Die Anwendung der Photographie in der Medicin ist in vortrefflicher Weise in der „Internationalen photographi- schen Monatsschrift für Medicin und Naturwissenschaft" (Leipzig), Kedaction: Prof. Fritsch in Berlin und Dr. Jan kau in München erschöpfend beschrieben; es wird hierauf verwiesen.

Ch. Hirnes photographirte elektrische Funkenentladungen mittels des Stereoskop- Apparates und publicirte in „Photogr. Times" (1896, S. 84) Abbildungen derselben.

Ueber Einfluss des Lichtes auf die Form der Entladung einer Influenzmaschine von Elster und Geitel siehe Wie de- mann's Annal. der Physik und Chemie 1896, Bd. 57.

Ueber den Einfluss der Diffraction (Beugung) auf die Formation des Rasterbildes (Punktformen) theilt Levy2)

1) Siehe Eder's Momentpbotographle.

2) Annuaire genöral de Phot. von Roux 1896, S. 60.

392

Anwondung dor Photographie etc.

eine Abhandlung mit Abbildungen von Rasterpunktformen iu vergrö88ertem Maassstabe mit, welche den bedeutenden Eiu- flus8 der Beugung bei der Entstehung der Bilder bei vor- geschaltetem Raster beweisen soll (während E der den Beugungs- erscheinungen hierbei nur eine nebensächliche Rolle zuerkannte und die linearen Rasterprojectionen für dominirend erklärte). Die vergrößerten Rasterphotographien L e v y ' s zeigen aber eine ausgesprochen einseitige Verwischung der Bild- contouren, welche klar und deutlich die Levy'sche Erklärung unmöglich machen und zu Falle bringen, denn normale Dii- fractionserscheinungen können nicht nach einer einzelnen Richtung auftreten, sondern müssten rings um die Raster- Contouren erscheinen. [E.]

Die Einführung der Bertillon'schen Methode der Photo- graphie und Anthropometrie von Verbrechern u. s. w. im Dienste der Polizei tritt endlich in Deutschland und Oesterreich der Realisirung nahe; der Herausgeber dieses Jahrbuchs hat die Notwendigkeit einer einheitlichen inter- nationalen Durchführung dieser Methode wiederholt betont und die Herausgabe von Berti] lou 's Buch über gerichtliche Photographie in deutscher Sprache veranlasst (Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S.). In Berlin fand am 12. December 1896 die Vorführung dieser Methode am Polizei-

Eräsidium (Polizeipräsident v. Windheim) statt Zu dieser Demonstration hatten sich Vertreter von mehr als 30 Polizei- verwaltungen grösserer preussisoher Städte, darunter die Polizei- präsidenten von Potsdam, Bonn und Wiesbaden, eingefunden.

Der Chef der Criminalpolizei Graf ekler gab einen Ueberblick über die Entwickelung der B e r t i 1 1 o n ' scheu Methode und wies auf die Unzulänglichkeit der Photographie zum Zwecke der Recognoscirung hin. Criminalinspector Meerscheidt-Huellessem führte die Anwenduug der Methode praktisch vor und erläuterte die Registrirung. Schliesslich erklärte Polizeipräsident Windheim, die Einführung der Berti 11 on'schen Methode werde von den königlichen Ver- waltungen erwogen, und lud die Verwaltungen ein, Beamte zum Zwecke der Schulung zu dem im Januar nächsten Jahres abzuhaltenden Ours nach Berlin zu senden. Ein Congress von deutschen und österreichischen Polizei- und Gerichtsbeamten wird Anfangs 1897 die einheitliche Durchführung dieser Methode in einem Coogress in Deutschland berathen.

Geschichte.

393

Geschichte.

Eine ausführliche Beschreibung der Geschichte des Pigmentprocesses und der Heliogravüre findet sich in Eder's „Das P ig m e n t v e r f a h re n und die Helio- gravüre" (Bd. IV, Heft 3 von Eder's Ausführl. Handb. d. Photogr. 1896). Daselbst wird auf G rund von Quellenstudien nach- gewiesen, dass Ponton 1839 die Farbenveränderung des mit Bichromat getränkten Papiers entdeckte ; das Wesen des hierbei vor sich gehenden chemischen Vorganges wurde allerdings von ihm unrichtig aufgefasst offenbar, weil ihm die correctere Er- klärung der photochemischen Zersetzung der Chromate durch Suckow unbekannt geblieben war. Auch erkannte Ponton die für die Photographie viel wichtigere Lichtempfindlichkeit der Gemenge von Kali um bichromat mit Gelatine, Gummi u s. w. keineswegs, sondern diese Entdeckung wurde erst später gemacht. Diese Bemerkung muss mit Bezug auf manche ober- flächliche und irrthümliche Schilderung der historischen Ent- wickelung der Photographie mit Chromsalzen gemacht werden, in welcher es fälschlich heisst: Ponton sei der Entdecker der Lichtempfindlichkeit der Chromgelatine. Solche Irrthümer über die Entdeckungsgeschichte der Chromatphotographie schreiben leider manche Autoren von einander ab und schleppen sie dadurch in die Literatur ein. Die fehlerhafteste Schilderung findet sich namentlich in einer ganz unverliisslichen sogen. „Geschichte der Photographie" (1891) von Schien dl abgedruckt, was Eder in der „Phot. Corresp." (1891, S. 151) ausführlich auseinandersetzte.

Dio Geschichte der Erfindung der modernen heliographischen Aetzmethode durch Klic in Wien ist in Eder's „Pigment- verfahren und Heliogravüre" (S. 504) dargestellt, und das grosse Verdienst Karl Klic's hervorgehoben. Derselbe ist 1841 in Arnau in Böhmen geboren, studirte an der Malerakademie in Prag, half seinem Vater, der Chemiker war, ein photo- graphisches Atelier in Brünn einrichten, kam 1867 als Zeichner nach Pest und zeichnete mit chemischer Tusche für Hochätzung. Seine Versuche mit Heliogravüre begann er um das Jahr 1875 und trat in Wien 1879 damit in die Oeffentlichkeit. Klu- lebt jetzt in England. In den Beilagen zu diesem Jahrbuch publiciren wir ein Portrait Klic's. Bezüglich der Einzel- heiten der Erfindung der Heliogravüre verweisen wir auf das angegebene Werk.

Ein Necrolog des Pariser Optikers Darlot (geb. 1828, gest. 1890), welcher 1860 der Nachfolger Jamin's geworden

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3U4 Geschichte.

war, findet sich in Annuaire general de la Phot. 1896, Bd. V, S. 104. Ebenda werden die photochemischen Arbeiten Vi Hon 's geschildert und erwähnt, dass Attout-Tailfer in Paris igest. 1895) zuerst orthochromatische Gelatine -Trockenplatten (Eosinplatten) in den Handel gebracht hatte.

Die Idee wCopirautomatena für Bromsilbergelatine- Papier (resp. Chlorsilberpapier) zu construiren und dadurch die hohe Lichtempfindlichkeit desselben zur raschen Massen- production von Bildern zu verwenden, fand in Ingenieur Richard Schlotterhoss in Wien einen der bedeutendsten Förderer. Derselbe wurde 1862 in Eisenach (Thüringen) ge- boren, absolvirte die höhere Gewerbeschule in Chemnitz (Sachsen) und vollendete seine Studien an der Berliner technischen Hochschule. Er wurde Maschineningenieur in Augsburg, später iu St. Petersburg und Berlin; 1880 kam er in die Ditmar'sche Fabrik in Wien, woselbst er 1892 starb. Während der ersten Jahre seines Wiener Aufenthaltes kam er mit dem Fakrikanten photographischer Papiere Dr. E. A. Just in Verbindung, und es entstand sein Copirautomat, von welchem jedoch nur wenige Exemplare verkauft wurden, so dass die Fabrikation eingestellt wurde. Diese Idee fand, wahrscheinlich im Anschluss an Schlotterhoss' Erfindung, erst in Amerika, dann in Berlin Realisirung, wie die „Kilometerphotographie" *) beweist. Schlotterhoss1 Copirautomat ist in Eder's Ausführl. Haudb. d. Photogr. Bd. III beschrieben.

Die Biographie des berühmten amerikanischen Raster- fabrikanten Max Levy (geb. 1857 in Detroit in Michigan) bringt, sammt Portrait, das Jahrbuch „Gut Licht" von Dr. Sehn au ss (2. Jahrg., S 77).

Sachers macht aufmerksam, dass die Stirn' sehe Geheim- camera2) ursprünglich von Robert D. Gray erfunden wurde (eingereicht am 15. September 1885, Nr. 174166, patentirt in Amerika unter Nr. 346199 und 362271). Er verkaufte sein Patent an Stirn in New York, dessen Bruder in Berlin den europäischen Vorkauf übernahm (Phot. Chronik 1896, S. 265). Herr Sachers sendet an den Herausgeber dieses Jahrbuchs eine Copie der Patentschrift.

P. Hanneke erwähnt, dass das erste Celloidinpapier von J. B. Ob er netter in München im Jahre 1868 in den Handel gebracht wurde (Phot. Mitth 1896, Bd. 33, S. 260). [Dies war von Ed er in seinem Werke „Das Collodionverfahreu" 1896,

1) Siehe Kder'g Jahrb. f. Photo&r. für 1896. S. 408 u. 478.

2) Ed er' s Au»f. Handb. d. Photogr. Bd. I, Abtb. II, 8. 523.

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Geschichte

395

S. 170 bei der Besprechung der Geschichte des Collodions festgestellt worden.]

H. W. Hyslop macht im „American Journ. of Phot." Ansprüche auf die Priorität des Kupferemailverfahrens. Seine erste Publication hierüber erschien Anfang 1892 im „Artist Printer" in Chicago (American Journ. of Phot. 1896, S. 362; Phot. Archiv 1896, S. 300).

Im „Amateur - Photographer 14 (1896, S. 395) wird auf- merksam gemacht, dass Blair im Jahre 1863 in „Sutton's Notes" einen directen Pigment-Copirprooess beschrieb, welcher einige Analogie mit Artigue's rrocess hat; Blair bediente sich eines Pinsels beim Entwickeln, wie im „Amateur- Photographer" durch Nachdruck des alten Originals nach- gewiesen wird

Duchochois macht in Anthony^ „Photogr. Bulletin" (1897, S. 29) aufmerksam, dass ea ein Irrthum sei, die Erfindung der Halbton- (Raster-) Aetzung dem General von Egloffstein zuschreiben. Der Erfinder sei vielmehr Berchtold, ein Franzose, welcher am 14. December 1857 darauf ein Patent erhielt; zwei Jahre später sandte er eine Mittheilung (15. April 1859) dem Bullet. Soc. franc. Phot. (Bd. 5, S. 116, 211 u. 265); Berchtold' s Methode bestand darin, dass er eine Metall- platte mit lichtempfindlichem Asphalt überzog, ein Negativ copirte, dieses entfernte und daun einen Linearraster in ver- schiedenen Wendungen oder einen Kreuzraster eincopirte. Dagegen führt Gamble die Erfindung der Halbtonätzung auf Talbot (1852), Macpherson (1852), Pretsch (1854) zurück, nach welchen er erst Berchtold (1855?) rangirt (Brit. Journ. Phot. 1897, S. 60).

Bolas gibt Notizen über die Geschichte der Photogravure- Verfahren (Phot. Journ. 1896, Mai, S 238). Claudet nahm 1843 ein englisches Patent auf das Aetzen von Daguerreotypien, dann folgen Tal bot 's und Pretsch' s Methoden zwischen 1850 und 18601). Ferner erwähnt er C. J. Burnett's Methode für Rasteraufnahmen vom Jahr 1858 (Journ. Phot Soc 1868, S. 98 , welcher letztere gekreuzte und nicht gekreuzte Glasraster u. s. w. beschreibt.

1) Genauer ist dlea geschildert In Edet'i „PI Patentverfahren (Sohlussheft vom IV. Band des Auefilhrl Handh. d. Photogr. 1896).

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Collodionvorfahron.

Collodionverfahren.

Eine neue Art von Collodion Hess sich Michaelis in Amerika patentiren (vom 13. September 1895); er löst Pyroxylio in Flüssigkeiten auf, welche Methyläther enthalten, z. B. Gemische vou Methylalkohol mit Methyläther (Anthonj's Photogr. Bull. 1896, S. 164).

Eine ausführliche Beschreibung der Eigenschaften, Her- stellung und Verarbeitung von Collodionemulsion, sowie des orthochromatischen Collodionverfahrens findet sich in Eder's „Collodionverfahren" (Bd. II, Heft 3 von Eder's Ausführt. Handb. d. Photogr. 1897, Wilhelm Knapp in Halle a S.).

Die .Birmingham Dry Collodion plato and Film Comp." von Yardley erzeugt Collodionemulsions -Trockenplatten nach der Methode von Dr. Hill Norris. Als Entwickler dient A: 16 Theile Hydrochiuon, 100 Theile Natriumsulfit. 6 Theile Citronensäure, 4 Theile Bromkalium und 1000 Theile Wasser. B: 1 Theil Aetznatron und 100 Theile Wasser. Man mischt gleiche Theile von A und B. Als Fixirer dient Cyankalium- Lösung (1:40) oder Fixirnatron (Phot. News 1896, S. 650).

SangerShephard empfiehlt Bromsilbercollodion-Emulsion für Diapositive zu Zwecken der Photogravure Er stellt die Emulsion mit überschüssigem löslichen Bromid her, ubergiesst die Platten mit der ungewaschenen Emulsion (in welchem Zu- stande sie ziemlich stark unempfindlich ist), badet dann in Wasser, um das Bromid auszuwaschen. Er präparirt 250 Grains Silbernitrat, 2'/a Drachmen Wasser, 21/* Unzen warmen Alkohols, 50 Grains Pyroxylin, 5 Unzen Aether; dann 2*/2 Uuzen Alkohol mit 200 Grains Bromzink; alles wird gut gemischt. Am besten wirkt der Brooks sehe Entwickler:

A. Gesättigte Lösung von kohlens. Ammon . 4 Theile, Bromkalium Vs Theil,

Man mischt 15 ccm von A mit 6 bis 12 Tropfen von B. Die Bilder können mit Fixirnatron oder Cyankalium fixirt werden; letzteres wird bevorzugt, wenn die Platten verstärkt werden sollen, weil es sich leichter auswaschen lässt. Für Halbtonbilder dient die Silberverstärkung, für Strichmanier die Bleiverstärkung (Brit. Journ. Phot 1896, S. 502).

Wasser

B. Pvrogallol Alkohol

20 Theile.

2/s Theil, 5 Theile,

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(ollodionvorfahreii.

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Dr. E. Albert in München bringt (1896) zu seiner Collodionemulsion neue Farbstoffe in den Handel. Der Farb- stoff P gibt grösste Empfindlichkeit, aber es fehlt die Roth- wirkung; Farbstoff R hat richtige Farbenwirkung, ist aber um die Hälfte unempfindlicher Eine Mischung von 8 Theilen R und 2 Theilen P kommt als Farbstoff „RP" als Durchschnitts- sorte in den Handel. Farbstoff A hat dieselbe Empfindlichkeit wie P, gibt aber harte, contrastreiche Negative (für Auto- typie u. s. w.). Die Negative werden mit alkalischer Hydro- ohinonlösung oder Glycin entwickelt. Als Verstärker dient der Silberverstärker oder der Quecksilberchlorid- Ammoniak- Verstärker. Speciell für Autotypie dient folgender Kupferverstärker. Man übergiesst die noch nassen Negative mit einer Bromkupferlösung: 600 g Bromkali, 500 g Kupfervitriol, 20 Liter gewöhnliches Wasser, 20 ccm Salpeter- säure und lässt so lauge wirken, bis die Lichter auf der Rück- seite alle weiss erscheinen. Nach kurzem Waschen wird das Negativ in einer Silberlösung: 150 g salpetersaures Silber, 10 Liter destillirtes Wasser, am besten in einer Glasschale befindlich, geschwärzt und nach gründlichem Waschen einige Male mit einer filtrirten Gummilösung: 1200 g Gummi ebani, 20 Liter destillirtes Wasser, 20 Tropfen Carbolsäure Übergossen r welche Gummischicht sich vorzüglich nach dem Trocknen mit Bleistift und Wischer retouchiren lässt. In gleicher Weise wie beim nassen Verfahren können auch zu lange exponirte Negative abgeschwächt werden mit der bekannten Jodcyan- kalium- Lösung.

Ueber das Färben der nassen Collodionplatten für Projectionszwecke stellte Th. J. Placzek in Wien Versuche an. Der Silberniederschlag der nassen Collodion- platte bei Anwendung von Eisenentwicklern ist grauschwarzr welche Färbung für Diapositive und Scioptikonbilder nicht immer angenehm wirkt.

Wenn man statt des gewöhnlichen Eisenentwicklers Pyro- gallolentwickler1) verwendet, so erhält man eine angenehme blauschwarze Färbung, welche man durch Tonen mit neutralem Chlorgold, Palladiumchlorid2) u. s w. verändern kann. In- folge des grossen Eisessigzusatzes zu dem Pyrogallolentwickler muss aber leider die Expositionszeit eine mehr als ums Doppelte längere sein, als wenn man Eisenvitriol als Ent-

1) Edor's Ausführt Handb. d. Phot. Bd. II, Heft 2, S. S46.

2) Eder'i Au.führl. Handb. d. Phot. Bd. II, Hoft2, 8.817.

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lollodionverfahron.

wickler verwendet. Aus diesem Grunde versuchte man die grauschwarze Färbung durch Tonen gefälliger zu machen, un d hierzu ist nachstehendes Xonbad sehr brauchbar:

Kaüumplatinchlorürlösung (1 :50) . 4 com, Salpetersäure ........ 12 Tropfen,

Chlorgoldlösung (1 : 50) .... 3 com,

destillirtes Wasser .... 500- 600

Es werden die Platten, nachdem sie mit Fixirnatron oder besser mit Cyankalium fixirt und gut gewaschen wurden, noch feucht in das Färbungsbad gebracht, wo in 1 bis 2 Minuten die Platten eine angenehme blauviolette bis blauschwarze Färbung aunehmen, welche für Projectionsbilder oder Stereoskopdiapositive sehr geeignet ist. Auch trockene Collodionplatten lassen sich in diesem Bade färben, doch dauert der Process viel länger, da die hornartige Collodionschicht das Eindringen der Flüssigkeit sehr erschwert. Ein Bad, bestehend aus Kaliumplatinchlorür (1 : 1400), mit Salzsäure etwas angesäuert, gibt eine mehr schwärzliche Färbung.

Eine Mischung von a) 500 Wasser, 20 Rhodanammonium. Va Fixirnatron ; b) 500 Wasser, 30 bis 40 ccm Chlorgoldkalinm (1:50), zu gleichen Theilen , gibt eine graublaue Färbung. Das Platingoldbad weist uuter diesen Bädern die günstigste Wirkung auf (Phot. Corresp. 1896).

Verwendung schleierig arbeitender Gelatine - und Collodionemulsions-Platten. Man kann Emulsionsplatten, welche schleierig arbeiten, für Expositionen in der Camera wieder brauchbar machen, wenn man die Bromsilbergelatine- Platteu während zwei Minuten in eine Lösung von 1 Theil Salzsäure und 20 Theilen Wasser taucht. Die Empfindlichkeit sinkt auf ein Viertel, aber die Platten arbeiten schleierlos ; man kann auch diese Lösung anwenden für überexponirte Platten. Kaliumbichromat -Lösung erfüllt bei Gelatineplatten diesen Zweck schlecht, ist aber bei Collodionemulsion mit Erfolg verwendbar (Photography , 16 April 1896; Bull Soc. frany 1896, S. 322).

Behandlung der Rasternegative nach der Be- lichtung. — Correctur optisch mangelhaft zerlegter Rasternegative auf chemischem Wege1). Man kann durch entsprechende Variation der optischen Bedingungen

1) Nach Ed er' s Ausfuhr. Handb d. Phot. Bd. IT, S. 651.

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CollodionTerfahren

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während der Aufnahme die Auflösung des Rasteniegativs in Punkte verschiedener Grösse durchfuhren.

Will man mit rein optischem Mittel völlig correcte Rasternegative während der Exposition erreichen, so muss man die Belichtungszeit, Blendenöffnungen und Raster- abstände sehr genau treffen und in jedem einzelnen Falle dem Originale anpassen. Dies ist ein zeitraubender und mühsamer Arbeitsgang, der sehr grosse Vorsicht erfordert und deshalb für die Massenerzeugung in der Praxis wenig expeditiv ist.

Es ist deshalb von hohem Werthe, Methoden zu kernten, welche die nachträgliche Variation der Punktdimensionen in Licht und Schatten gut zu reguliren gestatten, so dass man mit einem praktisch erprobten durchschnittlichen Arbeitsgange während der Aufnahme sein Auslangen findet und erst am fixirten Negativ durch mehrfach combinirtes Abschwächen und Verstärken die richtige Punktgrösse sich erzeugt.

Man darf nicht vergessen, dass bei jedem Rasternegative die einzelnen Punkte gewissermassen aus Kernschatten und Halbschatten gebildet sind; verstärkt man beide intensiv, so resultirt ein grosser schwarzer Punkt von der Grösse des Kernes und Halbschattens zusammengenommen. In den Lichtem entwickeln sich die Halbschattenringe der einzelnen Punkte sehr intensiv, so dass sie ziemlich lange einer Abschwächung widerstehen, wogegen sie in den Schatten so schwach sind, dass sie bei kurzer Einwirkung eines Jodcyanabschwächers verschwinden. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, das Grössenverh&ltniss der Punkte in Licht und Schatten zu variiren, und wir können auf chemischem Wege die Resultate der optischen Rasterzerlegungen corrigiren.

Hierfür ist die erste Bedingung, dass die Negative genug Deckung (Silberniederschlag) besitzen, um an den Lichtern einer Abschwächung wenigstens für einige Zeit hinlänglich Widerstand zu leisten, während in den Schatten die Ab- schwächung naturgemäss (zufolge der schwächeren Silber- reduction) rascher vor sich gehen muss. Daraus ergibt sich folgender Arbeitsgang, welcher nach vielfachen Versuchen als der beste erkannt wurde.

Man arbeitet mit klar arbeitendem Jodbromcollodion, zehnprocentigem Silberbade und vierprocentigem Eisenvitriol- entwickler mit Kupfervitriolzusatz.

Das Negativ wird vor dem Fixiren mit Hydrochinon- Silberverstärkung gekräftigt, in Cyankaliumlösung fixirt, ge-

400

waschen, dann in feuchtem Zustande in dem Kupferrerstirker, bestehend aus:

verstärkt, worin die Negative weiss werden, worauf man sie rasch, aber reichlich mit Wasser abspult (um die Oxydation des niedergeschlagenen Kupferchlorurs zu vermeiden) und dann in eine Lösung von 1 Theil Silbernitrat, 10 bis 20 Theilen Wasser und einigen Tropfen Salpetersäure legt, worin die Schwärzung fast momentan vor sich geht.

Hierauf erfolgt die Abschwächung mittels Jodcyan (d. L Cyankalitimlösung, welcher man eine Losung von Jod in Jod- kalium zugesetzt hat); man geht mit dem Abschwächen so weit, dass die Punkte in den Schatten fein und pracise (wie Nadel- stiche, jedoch schwarz auf durchsichtigem Grunde) werden. Dann spült man bestens ab, wiederholt die Kupfersilber- Yerstärkung und lässt (nach gutem Waschen) die Ver- stärkung mit Blei folgen. Durch diese Methode wird einer- seits eine völlige Deckung und anderseits eine schöne Klarheit des Negativs, verbunden mit zarten Uebergängen vom tiefsten Schatten zum Halbton. erzielt, womit nicht nur die Arbeit des Copisten und A etzers besonders erleichtert, sondern auch eine hübsche Stimmung des Endresultates bewirkt wird

Durch diesen mit Aufmerksamkeit durchgeführten Process kann aber auch in sehr vielen Fällen eine Retouohe mittels Ronlette u. s. w. an der geätzten Platte entbehrlich oder auf ein Geringes beschränkt werden.

Diese mehrfachen Kupferverstärkungen können unter- bleiben, wenn das Rasternegativ klar und kräftig entwickelt war. Man geht dann nach dem Abschwächen sofort zur Blei- verstärkung über.

Die Bleiverstärkung besteht bekanntlich darin, dass man eine Lösung von:

rothem Blutlaugensalz 6 Theile,

salpetersaurem Blei 4

herstellt, filtrirt, das noch nasse Negativ darin badet, bis es

1) Da* ist weniger Bromkalium, als der Verfasser früher angegeben hatte, well bei geringerem Gehalt« an Bromsalz der Verstarker weniger zur FleokenbllduDg neigt.

Kupfervitriol Bromkalium ') Wasser . .

120 Theile. 1000

Wasser

100

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Bromsilborgelatine- Emulsion.

401

gelbweiss geworden ist1). Man wäscht in fressendem Wasser sehr gut, bis die Farbe weisslieh wird, dann übergiesst man mit massig verdünnter Essigsäure8) (verdünnt 1 : 1), wäscht wieder bestens und schwärzt dann mit Schwefelammonium (1:3), worin die Farbe intensiv schwarz wird. Die Deckung ist nunmehr eine vollkommene.

Bromsilbergelatine - Emulsion.

Ernst Colby empfahl Chloracetyl als Mittel zur Er- höhung der Empfindlichkeit der Bromsilber -Emulsion8). Mischt man 30 g Silbernitrat, 90 ccra Wasser, 30 ccm Ammoniak mit 10 g Gelatine, 300 ccm Wasser, 20 g Bromammonium, 1 g Jod- kalium und digerirt die Mischung im Wasserbade bei 40 Grad C, so ist nach 50 Minuten das Maximum der Empfindlichkeit er- reicht. Setzt man nun der Emulsion während des Digerirens einige Gramm Chloracetyl hinzu, so steigt die Empfindlichkeit bis auf das Vierfache (Colby, Phot. Rundschau 1896, S. 222).

Nach Debenham ist die doppelte Menge des Bromsalzes, die genügen würde, um eine bestimmte Menge von Silbernitrat in Bromsilber überzuführen, nöthig, um eine hochempfindliche Gelatineemulsion zu erzeugen (Amateur -Photographer, 1. Mai 1896; Phot. Centralbl. 1896, S. 231).

Das Alter der Bromsilbergelatine-Platten hat einen Einfluss auf die Quellbarkeit der Schichten im W'asser, was Pellet ziffermässig feststellte. Es nahmen je 100 Gewichtstheile der trockenen Emulsionsschicht (auf Glas aufgetragen in Form von Trockenplatten) circa 300 Theile, im Maximum bis 700 Theile Wasser auf. Nach 1 bis 1V2 Monaten sank das Wasser- Aufnahmevermögen auf beiläufig die Hälfte (Bull. Soc. franc. 1896, S. 533, Phot. Wochenbl. 1897, S. 6).

Ueber das Relief der Gelatine-Negative. Haddon und Grundy versuchten den Einfluss verschiedener Entwickler- substanzen auf das Entstehen des Reliefs der Bilder bei Brom-

1) Sollton hierbei Flocken entstehen, §o wirkt der Bleiverstärkcr zu enerffisoh und muis mit der Hälfte oder gleichen Theilen Waaser verdünnt worden.

2) Die Behandlung mit Essigsaure klärt die Nogative, Indem Trübungen der Schiebt, zufolgu Ausachoiduug toii kohlensaurem Iilel, hierauf verschwinden.

8) Vorgl. Edor'e Jahrb. f. Phot. für 1896, S. 609.

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Bromsilborgelatine - Emulsion.

silbergelatine -Platten; sie fanden, dass Pyrogallol, Eikonogen, Hydrochinon und Amidol den Negativen ein starkes Relief vorleiben, Metol und Diamidophenol nur ein geringes, Glycin und Rodinal aber gar kein Relief hervorbringen. Die Ursache der Erscheinung sind die Oxydationsproducte der Entwickler- substanzen; z. B. wird die Bromsilbergelatine von Pyrogallol an den belichteten Stellen stark gegerbt. Glycin und Rodinal werden schwierig oxydirt. Mittel, welche die Oxydation hintanhalten, wie Sulfit, wirken der Relief bildung entgegen (Brit. Journ. Phot. 1896, S. 356).

Untersuchungen über die Herstellung einer licht- empfindlichen kornlosen Schicht siehe August und Louis Lumiere in Lyon, S. 27.

Ueber das Korn von Bromsilbergelatine-Trocken- platten stellte R. E. Li ese gang Versuche an und fand, dass Bromkalium im Entwickler das Korn der Negative vergrössert (Phot. Archiv 1897, S. 1).

Das Korn der Trockenplatten bespricht R. E. Liese- gang. Ostwald glaubt nicht, dass die Steigerung der Licht- empfindlichkeit einer Emulsion mit dem Reifen, d. h mit dem Zusammentreten der Bromsilbermolecule zu grösseren Moleeul- complexen in Zusammenhang gebracht werden dürfte: Alle Verbindungen zeigten nämlich die Neigung in eine stabilere Form überzugehen. Die Lichtempfindlichkeit solle sich also eigentlich nach der Reifung vermindert haben. Ostwald glaubt deshalb annehmen zu dürfen, dass das Bromsilber langsam mit der Gelatine eine Verbindung eingeht (Phot. Archiv 1897, Nr. 805).

Einwirkung von Zink auf Bromsilbergelatine- Platten. R. Colson theilt der Pariser Akad. d. Wissenseh. mit, dass metallisches Zink bei gewöhnlicher Temperatur sich in genügendem Maasse verflüchtigt, um eine Wirkung auf Trockenplatten auszuüben; dieselben entwickeln sich dann schleierig. Die Wirkung ist energisch, wenn die Oberfläche des Zinks frisch gereinigt ist und verringert sich, wenn die Oberfläche oxydirt ist. Es ist deshalb nicht rathsam Cameras, Cassetten, Plattenkästen oder dergl. aus Zink herzustellen. In der folgenden Sitzung theilte H. Pellet mit, dass er mit Stahl ähnliche Resultate erhalten habe (Brit. Journ. Phot. 1896, S. 515; Phot. Wochenbl. 1896, S. 310).

Formalin als Härtemittel für Platten, welche vom Glase beim Fixiren sich ablösen. Gelatineplatten.

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BromtllbergelAtine - Papier und Filmt. Abslehen etc. 403

«

deren Schicht stark zum Kräuseln neigt, so dass man sie nach dem Fixiren nicht waschen kann, ohne dass sie sich ablösen, können verarbeitet werden, wenn man Formalin als Härtemittel verwendet. Dr. £. Vogel legt die fixirte Platte, ohne sie vorher abzuspülen, direet in eine mehrfach verwendbare Lösung von:

Formalin (Schering) 10 ccm,

Wasser 200

während 5 bis 10 Minuten. Nach dieser Behandlung haben die Platten die Neigung zum Kräuseln oder zur Pockenbildung vollständig verloren. Der Hauptvortheil des Formalin besteht darin, dass man dasselbe unmittelbar nach dem Fixiren ohne vorhergehendes Waschen anwenden kann, was beim Alaunbad nicht möglich ist, weil Alaun sich mit Fixirnatron zersetzt <Phot. Mitt. Bd. 33, S. 171).

Bromsilbergelatine- Papier und Films. Abziehen der

Gelatine - Negative.

Eine praktische Methode der Entwickelung von Contactcopien auf Bromsilbergelatine-Papier siehe Dr. R. Bach in Berlin, S. 128.

Eastman's Platino-Bromsilberpapier fürPlatin- effecte, für Contactabdrüoke und Vergrösserungen bei künstlichem oder Tageslicht kommt in zwei Qualitäten „weich" (für gewöhnliche Arbeiten) und „hartu (für weiche und flaue Negative), sowie in zwei Stärken und Oberflächen (dünnes und glattes Papier, sowie diekes und rauhes Papier) in den Handel.

Der hervorragende Charakter des Platino-Bromsilberpapieres ist ein weicher, sammetartiger Platinton bei vollständig matter Oberfläche. Mit diesem Papier kann man die gesuchten kupferstichschwarzen Töne erreichen, jedoch auch Sepia- und braune Töne durch einen einfachen Tonprocess erzielen. Die Oberfläche gestattet leichte Behandlung mit Kreide, Wasser- farben u. s. w.

Contactabdrücke. Sehr dünne Negative druckt man bei schwachem gelben Licht, das man erzielt, indem man eine Petroleumlampe nicht ganz hell brennen lässt. Auf diese Weise erhält mau kräftige Drucke auch von Negativen, die anderen Falles als zu dünn und flau nicht hätten verwendet

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404 Bronnilbergelatine- Papier und Filmt. Abziehen etc.

werden können. Kräftige und dichte Negative druckt man am besten bei Tageslicht mit sehr kurzer Belichtung, indem man ein Blatt weisses Papier aber den Copirrahmen legt. Die Belichtungsdauer ist verschieden nach der Dichtigkeit des Negativs und der Art und Wirksamkeit des Lichtes. Man kann annähernd als Richtschnur nehmen, dass dünne Glas- oder Filmnegative, welche gute Copien liefern, eine Secunde bei zerstreutem Tageslicht oder 10 Secunden in einem Fuss Entfernung von einer gut brennenden Petroleumlampe belichtet werden müssen. Diese Angaben gelten für das weiche (Soft) Papier, während das harte (Hard) ein Drittel längere Belichtung erfordert.

Vergrößerungen. Für Vergrößerungen bei künstlichem Lichte müssen die Negative dünn und klar sein, für solche bei Tageslicht von normaler Dichte. Wenn ein flaues Negativ bei Tageslicht zu vergrössern ist, erhält man kräftige Bilder durch Lackiren der Rückseite des Negativs mit gewöhnlichein Negativlack, welcher ein wenig mit gelber Anilinfarbe versetzt ist. Bei Verarbeitung vieler solcher Negative wendet man am besten Gelbscheiben von verschiedener Färbung an Man stellt dann die passende Scheibe dicht hinter das Negativ, zwischen dieses und die Lichtquelle. Die Scheibe braucht nur ganz schwach gelb zu sein, um bemerkenswerthe Hebung der Contraste zu erzielen. Blaue Gläser mindern dagegen die Contraste.

Die Entwickelung geschieht am besten mit dem Oxalat- entwickler. Der Oxalatentwickler besteht aus:

Lösung A.

Destillirtes Wasser. 1000g,

neutrales oxalsauros Kali 330

Lösung B.

Wasser 100 g,

Eisenvitriol 30

Schwefelsäure 6—10 Tropfen

Lösung C.

Destillirtes Wasser 100 g,

Bromkali 10

Nach der Belichtung weiche man das Papier in reines Wasser ein und tauche es dann in eine Mischung von 6 Theileu A, 1 Theil B, einigen Tropfen C (kalt zu gebrauchen).

Das Bild erscheint sehr langsam, kräftig, klar und brillant. Sobald die Schatten genügend schwarz sind, giesse man den

BromtUbergelatlne- Papier und Film«. Abstehen eto. 405

Entwickler ab und übergiesse das Bild mit dem Klärbad, bestehend aus:

ohne das Bild vorher gewaschen zu haben. Man übergiesse das Bild dreimal je eine Minute mit einer jedesmal frischen Lösung, spüle es in reinem Wasser gut ab und lege es zehn Minuten lang in das Fixirbad, bestehend aus:

unterschweflig8aurem Natron .... 200

Man wasche dann die Bilder in mehrfach gewechseltem Wasser gut aus und hänge sie zum Trocknen auf. (Nicht zwischen Löschpapier legen.)

Alaunbad. Falls man die Schicht des Papieres zu härten wünscht, so taucht man das Letztere nach dem Fixiren in eine gesättigte Alaunlösung bei äusserst sorgfaltigem Ausspülen zwischen diesen beiden Operationen. Auf alle Fälle muss das Papier nachher sorgfältigst gewaschen werden.

Andere Entwickler, Metol, Amidol, Eikonogen u. s. w., kann man auch für Eastman 's Piatino- Bromsilberpapier benutzen.

Tonen. Bei Befolgung der obigen Vorschriften erhält man Drucke mit zarten grauen oder reichen sohwarzen Tönen, welche, falls erwünscht, mit Leichtigkeit in Sepia oder reiche braune Töne verwandelt werden können, indem man die Drucke etwas dunkler macht und die fertigen trockenen Bilder in das Sepiatonbad legt. Es besteht aus:

unterschwefligsaurem Natron .... 300 g,

Alaun 30

kochendem Wasser 2000

Man löse erst das Natron in dem Wasser und füge langsam das Alaun zu Nach der Lösung wird die Mischung milch- weiss sein. Die Lösung darf nicht filtrirt werden und arbeitet besser, wenn sie ein wenig alt ist. Man kann sie von Zeit zu Zeit mit ein wenig frischer Lösung wieder kräftigen. Man giesse das Bad nie ganz fort, sondern vervollständige es stets in der angegebenen Art.

Die besten Resultate erhält man beim heissen Gebrauch des Bades oder, wenn es so warm ist, wie es nur immer die Emulsion verträgt, etwa 44 bis 48 Grad C. In diesem Bad lässt man die Drucke circa 30 bis 40 Minuten tonen.

Wasser . . Essigsäure .

1000 g, 5

Wasser

1000

406 BromeilbergeUtine-I'apIer und Filmt. Absieben etc.

Ein neues Bad las st die Drucke viel mehr zurückgehen als ein altes. Nach dem Tonen lege man die Drucke in eine lauwarme Lösung von:

Sodann wasche man sorgfältig aus.

Alaun b ad Bei der Anwendung des Tonbades ist der Gebrauch eines Alaunbades nach dem Fixiren absolut not- wendig. Ferner darf man die Bilder in diesem Falle nicht einem zu langen Auswaschen unterziehen, sondern nur vor dem Trocknen abspülen.

Aufziehen. Nach dem Trocknen überstreiche man die Rückseite mit Kleister, lege das Bild auf den Cartou uod drücke es mit einem weichen Tuche au, indem man die Oberfläche durch Auflegen eines Stückes Papier schützt.

A u6f lecken Die zum Ausflecken benutzte Farbe mische man ein wenig mit dem zum Aufziehen verwandten Kleister, dem man ein wenig Alaun beigefügt hat. Hierdurch wird das Auswaschen der Farbe verhindert (Phot. Corres]). 1896, S. 40).

Wellington stellt Rollfilms dadurch her, das 8 er Barytpapier mit alkoholischer Sandaraklösung überzieht, daun nach dem Trocknen gegerbte Gelatine, dann Celluloid aufträgt, worauf Bromsilbergelatine- Emulsion aufgetragen wird Die Film löst sich vom Sandaraküberzug des Papieres leicht ab, wenn man sie auf eine Walze und auf einer andern Walze das Papier aufrollt. Das Barytpapier kann von Neuem ver- wendet werden (Brit. Journ. Phot. 1896, S. 328; Phot. Wochenbl. 1896, S. 186).

Wellington bringt Films in den Handel, welche auf einer Papieruuterlage befestigt sind, welche man beim Fertig- stellen an der Film lassen kann oder nicht. Er erzielt (nach beendigtem Fixireu und Waschen) eine Gerbung mittels:

Formalin (40proc.) 8 Theile,

Glycerin 2

Ammoniak ] Theil,

Wasser 160 Theile.

Das Ammoniak hat lediglich den Zweck die Gelatineschioht etwas aufzuweichen, damit die Film beim Trocknen auf Glas sich besser anlegt (adhärirt) (Amateur- Photographer 1896, S 414).

Van Neck in Gent benutzt klebrige Cel lu 1 oidplatten als Filmhalter (Unterlage für Films) (Phot. Chronik 18%. S. 306).

Wasser Alaun

1000 g, 30

BromsUbergelatino- Papier und Fllma. Absieben etc. 40?

Ueber das Reactionsproduct von Formaldehyd (Formalin) und Gelatine welches auch in der Photo- graphie wegen seiner Unlöslichkeit Anwendung findet wurden mehrfach Untersuchungen angestellt (Vulpius, ferner Voswinkel, Chem. Centralbl. 1896, Bd. I, S. 1016). Schleich nennt das Product „Glutal" und verwendet es pharmaceutisch in geraspeltem Zustande (a. a. 0. S. 1014).

Das Formal oder Fo rmalin, welches eine 40procentige Lösung von Formaldehyd (CH90) ist, macht bekanntlich die Gelatine unlöslich; dies erfolgt nicht nur durch Baden der Gelatine in der wässerigen Lösung, sondern auch durch Ein- wirkung von Formalindampf auf die Gallerte. Formalin ist nicht nur als Härtungsmittel der Gelatine (austatt Alaun oder Chromalaun, im Copirverfahren und Pigmentdruck) verwendbar, sondern besonders als Hilfsmittel beim Abziehen von Gelatine-Negativen vom Glase wichtig geworden (s. d.).

Mussat macht zuerst (1895) die Angabe, dass man Gelatine-Negative mittels Formaldehyd abziehen könne, wenn man dieselben nach dem Fixiren und Waschen in eine zehnprocentige Lösung von „Formal" (d. i. Formalin oder Form- aldehyd) badet und trocknet; schneidet man die Schicht am Rande ein, und taucht sie in warmes Wasser, so kann man die Bildschicht ablösen. Man kann die Haut unter Wasser auf eine collodionirte Glasplatte übertragen iBull. Soc. fran$. Phot. 1895, S. 351). Reeb in Paris vervollkommnete dies Verfahren, indem er das Formaldehyd anwendete und einen Collodionüberzug benutzte; er brachte diese Präparate als Geheimmittel in den Handel (Bull. Soc. franc. 1895, S 563).

Die Verkleinerung von Negativen, welche mit Formalin gehärtet sind, kann man erzielen, wenn man die Schicht in eine Mischung von starkem Alkohol und vier- procentigem Glycerin legt, worin sich dieselbe sofort zusammen- zieht (Bull. Soc. franc. 1896, S. 147 u. 246; Phot Wochenbl. 1896, S. 206).

Das Abziehen von gewöhnlichen Bromsilber- gelatine-Trockenplatten vom Glase gelingt sehr leicht mit Hilfe von Formalin. E. Valenta beschrieb eine sehr ver- lässliche Methode hierzu, sowohl mit Collodion - als Gelatine- überguss (Phot. Corresp. 1896); letzterer Ueberguss hat sich an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien besonders bewährt. Vergl. die Artikel E. Valenta's, S. 66 und Obernetter' s, S. 11 dieses Jahrbuchs

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Brom«llborleinwand für Yorgrösierung.

Bromsilberleinwand für Vergrößerung.

Dr. A. Hesekiel in Berlin bringt unter dem Namen „Photo-Leinen" eine mit Bromsilber präparirte Leinwand in den Handel (für Entwickelungsbilder), diese ist rückseitig mit Papier beklebt und ist zum directen Malen mit Oelfkrben geeignet.

In „The Photographie reference book" von Watts (London 1896) wird zur Herstellung von Vergrößerungen auf Leinwand oder Papier folgender Emulsionsprocess empfohlen: Man entfettet die Leinwand mit verdünntem Ammoniak, spült mit Waaser ab und trocknet. Die Emulsion besteht aus: 10 Unzen Wasser, 150 Grain Bromammonium, 20 Grain Jod- ammonium, 50 Grain Chlorammonium und einer Spur Salz- säure; anderseits wurden 100 Grain geweichte und im Wasser- bade geschmolzene Gelatine zugemischt, dann (im Dunkeln) 450 Grain Silbernitrat unter Schütteln zugegeben , bis es gelöst ist , durch eine halbe Stunde im Wasserbade auf 100 Grad C. erhitzt, dann 450 Grain harte Gelatine, welche zuvor in fünf Unzen Wasser geweicht und darin in der Wärme aufgelöst war, zugesetzt. Nach dem Erstarren wäscht man mit Wasser, schmilzt und übergiesst damit die Leinwand. Als Entwickler dient Eisenoxalat. Das fixirte Bild wird mit starker Alaun- lösung gegerbt, gewaschen, getrocknet und dann mit einer Paste von Wachs und Terpentinöl (1 : 5) geglättet. Es wird auch folgende Emulsion empfohlen:

A. Silbernitrat 154 Grain,

(Zitronensäure ...... 154

Wasser 28 Drachmen,

B. Ohlornatrium 54 Grain,

Bromkalium 39 r

Gelatine G2 n

Wasser 28 Drachmen.

Man mischt beides bei 140 Grad F. Dann fügt man eine warme Lösung von 16 Drachmen Glycerin, 124 Grain Nelson- Gelatine, 248 Grain Heinrichs Gelatine zu, giesst zum Er- starren aus und wäscht Nach dem Wiederschmelzen erfolgt oin Zusatz von x/a Grain Chromalaun in 1 Drachme Wasser und 6 Drachmen Alkohol, wonach die Emulsion verarbeitet wird.

Uober A uscop ir - Verfahren auf Seide u. s. w. siehe weiter unten.

Entwickler fllr BromBllbergelatine- Emulsion.

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Entwickler für Bromsilbergelatine -Emulsion.

Derivate des Hydrazins als Entwickler siehe Dr. M. Andres en in Berlin, S. 169.

Ueber die Verwendung der Aldehyde und der Acetone in Gegenwart von Natriumsulfit zur Ent- wickeln n g des latenten photographisohen Bildes siehe Gebrüder Lumiere und Seyewetz, S. 30.

Formaldehyd im Pyrogallol- Entwickler bewirkt, dass das Bild auf Bromsilbergelatine - Platten schneller erscheint als sonst; der Entwickler verdirbt rascher und gibt einen braun- gelben Schleier über die Platte, welcher durch Bromkalium- zusatz verhindert werden kann, so dass die Entwiokelungszeii wieder auf die gewöhnliche Dauer zurückgeführt wird. Will man in der warmen Jahreszeit Formaldehyd zum Härten der Platten benutzen, so ist es besser, dieselben vor dem Ent- wickeln mit einer fünfprocentigen Formalinlösung zu baden und dann (nach dem Abspülen) mit irgend einem Entwickler hervor- zurufen (A. Hei heim, Amateur -Photograph Nr. 116; Phot. Kundschau 1896, S. 285).

Formaldehyd im Entwickler hatten wohl zuerst Schwartz und Mercklin versucht und angegeben, dass dadurch die Entwicklung beschleunigt werde; sie machten auch die Angabe, dass Bromsilbergelatine - Platten , welche in Formaldehyd vor der Belichtung gebadet werden , für schwaches Licht empfindlicher werden sollen; auf beide Anwendungen nahmen sie ein deutsches Patent (Nr. 51407) (Phot. Archiv 1890, S. 125; 1896, S. 353). Eingehende Untersuchungen stellten aber erst Lumiere und Seyewetz hierüber an (s. S. 30).

Unter dem Namen „Metacarbol" bringt Chavant (seit Anfang 1896) von Amerika aus eine Entwicklersubstanz in den Handel , welche iu amerikanischen Journalen als „Ideal -Entwickler" gepriesen wird. Dieselbe ist nichts anderes als unreines, salzsaures Paraphenylendiamin

welche Substanz von Dr. Andresen in Berlin bereits im Jahre 1888 als Entwickler entdeckt und neben anderen ana- logen Substanzen in Deutschland patentirt wurde (Patent Nr. 46915 vom 1. August 1888); in Deutschland war dieses Präparat aufgegeben worden, weil es mit Alkalicarbonaten zu wenig kräftig entwickelte und leicht Gelbschleier gab , während

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Entwickler für BromsilbergcUtino - Emulsion.

Aetzalkalien die Schicht nachtheilig beeinflussten. Das Eikonogen . Paramidophenol u. s. w. haben das Phenylendiamin verdrängt ; „Metacarbol" ist deshalb nicht za empfehlen (Phot Wochenbl. 1896, S. 273).

Edwin Ackermann theilte im „Bulletin14 der französi- schen Chemischen Gesellschaft mit, dass Chininsulfat eine kraftige Entwicklersubstanz gebe; er erhitzte 2 g Chininsulfat und 8 g Zinkstaub mit 40 ccm Wasser auf 100 Grad C. in einer geschlossenen Röhre während 10 Stunden. Die Flüssig- keit erhält dann stark reducirende Eigenschaften und gibt, als Entwickler, ein klares und scharfes Bild (Brit. Journ. Phot. 1896, S. 563).

Die Anwendung von Paramidophenylglycin als Entwickler wurde von den Farbwerken vorm. Meister Lucius und Brüning zum deutschen Patent augemeldet (Phot. Mitt, Bd. 33, S. 84). [Wir halten nach unseren Versuchen diesen Entwickler den bisher in Verwendung stehenden keineswegs überlegen. E]

Lembach und Schleicher in Bieberich am Rhein er- hielten (1896) ein deutsches Patent auf hydrirte Oxychinoline als photographischer Entwickler (vom 21. April 1895 ab; Nr. 86978, C lasse 57) uod nahmen später ein Zusatzpatent (Xr. 89181) hinzu. Die Farbenfabriken vorm. Fr Bayer in Elberfeld wurden mit dem Vertrieb dieses neuen Entwicklers betraut. [Wir halten auf Grund unserer Experimente diese neuen Entwickler keineswegs für besser als die bisher be- kannten Entwickler. E.]

Für die Firma J. Hauff in Feuerbach bei Stuttgart wurden an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- graphie und Reproductionsverfahren in Wien (1896) eingehende Versuche mit dem von dieser Firma in sehr reiner Form dar- gestellten Entwicklerpräparat „Metol" angestellt Bei diesen Versuchen wurde constatirt, dass reines Metol entgegen einigen in letzterer Zeit aufgetauchten Behauptungen im All- gemeinen bezüglich seiner Wirkung als Entwickler auf die Haut des Operateurs, wenn demselben keine ätzenden Alkalien (Aetzkali, Aetznatron, Aetzlithion u. s. w.) beigemischt sind, dem Hydrochinon und Eikonogen in analog zusammengesetzten Entwicklern als gleichwirkend zu bezeichnen ist, dagegen dein Rodinal und ähnlichen stark kaustisch -alkalischen Entwicklern vorzuziehen ist. Weiter wurden grössere Versuchsreihen an- gestellt, welche zum Zwecke hatten, die Wirkung von kleinen Mengen Fixirnutron im Metolentwickler zu studiren. Es

Entwickler für BromsilbergeUtlno- EmuUlon. 41 1

wurde constatirt, dass 1. die Anwesenheit kleiner Mengen Fixirnatron im Entwickler, z. B.:

Lösung A.

Wasser 1000 com,

Metol 15 g,

Natriumsulfit 150

*

Lösung B.

Wasser 1000 ccm,

Soda, krystallisirt 330 g,

Fixirnatron 1

(man mischt für Atelieraufnahmen 40 A, 20 B und 20 Wasser, für Landschaften 20 A, 10 B und 30 Wasser) bewirkt, dass der Metolfixirnatron - Entwickler bei normal belichteten Platten bis auf den übrigens praktisch kaum in Betracht kommenden Umstand, dass die Platten etwas, wenn auch nur sehr wenig mehr Schleiern als mit Pyrosoda entwickelte Platten, sich sehr gut zur praktischen Atelierarbeit wie auch für den Landschafts- photographen eignet und sich mit diesem Entwickler dieselben Resultate erzielen lassen, wie mit dem Pyrosoda -Eutwickler. ohne dass der beim Gebrauch dieses letzteren Entwicklers unter Umständen auftretende Grünschleier je zu befürchten ist; 2. wurde constatirt, dass sich mit Hilfe von Lösung A, für sich als Entwickler verwendet, und eingeschalteten geeigneten, stark verdünnten Fixirnatronbädern, selbst stark überexponirte Platten normal entwickeln lassen und hierbei brauchbare Resultate erzielt werden können (Phot. Corresp. 1896).

Metol-Bicarbonat-Entwickler wird im St. Louis und Canadian Photographer (1896) empfohlen, und zwar 30 g Metol, 1800 ccm Wasser, nach der Lösung des Metols 180 g Natriumsulfit und nach dessen vollständiger Lösung 90 g doppeltkohlensaures Natron. Derselbe gibt keinen Schleier, ist sehr haltbar und kann wiederholt verwendet werden (Nenmann's Revue 1896, S. 50).

Metol-Entwickler wirkt, wenn er nur mit Sulfit versetzt ist, als langsamer Entwickler, selbst wenn er kein Alkali enthält. Diese längst bekannte Thatsache erwähnt Schien dl neuerdings, ohne Quellenangabe seiner Vorgänger (Liesegang's Phot. Almanach 1897, S. 27).

R. Namias macht die Eutwickler mittels Magnesia in Pulverform alkalisch; diese löst sich äusserst wenig auf, stumpft aber jede Säure sofort ab; die Entwickler halteu

412 Entwickler für Bromti Ibergelati no- Emulsion.

sich gut. Geeignet hierfür sind : Pyrogallol, Eikonogen, Meto], nicht aber Hydrochinon, welches mit Magnesia alle Ent- wickelungsfähigkeit verliert (Phot. Centralbi. 1896, S. 406).

Das dreibasisch phosphorsaure Natron, welche alkalische Substanz für Entwickler von Lumiere eingeführt wurde1), wird von der Actiengesellschaft für Anilinfabrication in Berlin hergestellt.

Schnell arbeitender Glycin-Entwickler für Hand- camera-Aufnahmen von H. Nyholm:

Wasser 1000 com,

dreibasisches phosphorsaures Natron 130 g,

Glycin 16

Natriumsulfit 40

Zur Entwickelung verdünnt man mit dem gleichen Volumen Wasser. Der Entwickler ist haltbar. Nach dem Entwickeln gibt man ein Säurebad: 1 com Essigsäure und 250 ccm Wasser (The Photographic News, lö. Mai 1896).

Das salzsaure Paramidophenol gibt mit Pottasche oder Soda einen langsam, brillant und klar arbeitenden Ent- wickler, mit dreibasisch phosphorsaurem Natron aber einen Rapid- Entwickler, analog dem Rodinal. Um ersteren Entwickler herzustellen, mischt man: A. 1 Liter destillirtes Wasser , 2 g Kalium - oder Natriumbisulfit und 20 s salzsaures Paramidophenol. B. 2 Liter Wasser, 120 g Natriumsulfit und 250 g Pottasche. Vor dem Gebrauche mischt man 1 Volumen der Lösung A mit 2 Volumen der Lösung B. Bromkaliumlösung ( l : 10) ist ein stark wirkender Verzögerer. Bei Ueberexposition bewirken 20 Tropfen pro 100 ccm Ent- wickler schon einen sehr starken Effect. Will man einen Rapid - Entwickler herstellen, so wird (anstatt der Lösung B) folgende Lösung angesetzt: 2 Liter Wasser, 120 g krystalli- sirtes Natriumsulfit und 150 bis 200 g dreibasisch phosphor- saures Natron. Man verwendet diese Lösung genau so, wie die vorhiu erwähnte Pottasche - Lösung B. Das Bromkalium muss in diesem Falle in grösserer Menge zugesetzt werden, als beim erstgenannten Entwickler (Photogr. Wochenbl. 1896. S. 241).

Hauff in Feuerbach empfiehlt als Paramidophenol- Entwickler: 50 g Sulfit, 25 g Pottasche, 7,5 g Paramido- phenol, 2 g Bromammonium, 3 Liter Wasser.

1) Edor'i Jahrbuch f. Phot. für 1696, S. 184.

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Entwickler für Bromtllbergelatlno - Emulsion. 41 3

Das Pyrooateohin. welches isomer dem Hydrochinon ist, gibt einen guten alkalischen Entwickler für Bromsilber- gelatine- Platten; erarbeitet etwas zarter (transparenter in den Lichtern) als das Hydrochinon. Poulenc freres in Paris fabriciren (seit 1895) das Präparat zn massigem Preise (100 g 16 Francs). Als gute Vorschrift zum Entwickeln empfehlen die Fabrikanten: x

A. Wasser 300 ccm,

Natriumsulfit 20 g,

Pyrooatechin 10

B. Wasser 500 ccm,

Pottasche 100 g.

Vor dem Gebrauch misoht man ein Volumen der Pyro- cateohin-Lösung A, ein Volumen der Pottasche -Lösung B und ein Volumen Wasser. Als Verzögerer dient eine zweiprocentige Lösung von Borsäure, welche dem Bromkalium vorgezogen wird (Dillaye, NouveautCs phot. 1896, S 45).

Die Stand-Entwickelung von Trockenplatten, welche auf der Anwendung eines sehr stark verdünnten Entwicklers beruht, der äusserst langsam wirkt und deshalb verschiedene Expositionszeiten besser als ooncentrirte Entwickler ausgleicht, wurde zuerst von Dr. Meydenbauer in Berlin (unter An- wendung von Pyrogallol) für Architektur- Aufnahmen und dergl. eingeführt; Dr. Neu haus s bestätigte diese Angaben. Jedoch wirkt Pyrogallol nicht immer regelmässig. In Frankreich empfahl Fourtier den Hydrochinon -Entwickler, welcher übrigens mitunter die Negative gelb färbt. Am besten ist der Glycin-Entwickler für diesen Zweck (eingeführt von Baron Hübl in Wien); das Glycin wird von der chemischen Fabrik von Hauff in Feuerbach bei Stuttgart in Deutschland hergestellt. Der concentrirte Glycin-Entwickler wird nunmehr für den Handel in grossen Massen erzeugt (z.B. von AI der in Wien); als Recept der Herstellung dient: 25 g Natrium- sulfit werden in 40 ccm Wasser warm gelöst, 10 g Glycin zu- gesetzt, zum Kochen erhitzt und allmählich 50 g Pottasche zugesetzt Der dünne Brei ist haltbar Vor dem Gebrauche verdünnt man ihn mit der 12 fachen Menge Wasser (für Stand- entwicklung mit der ftO fachen Menge Wasser).

Baron Hüb Ts Standentwickler wird von Amateuren und Fachphotographen namentlich zum Hervorrufen einer grösseren Anzahl von Landschafts- Aufnahmen oft verwendet, da er sehr verschiedene Belichtungen ausgleicht und zart arbeitet.

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414

Fixiren, Verstärken, Abschwäohen und Klären.

Glycin liefert nach Baron Hübl einen Rapid - Ent- wickler,Venn man dem gewöhnlichen Entwickler ^Gemisch von Glycin, Pottasche und Natriumsulfit etwas Aetznatron zusetzt: die Entwickelungsdauer wird auf ]/s herabgesetzt, trotzdem bleibt die 8uccessive Wirkung des Entwicklers (wonach zuerst die Lichter, dann die Halbtöne und später die Schattendetails erscheinen) erhalten. Ist der Entwickler concentrirt, so arbeitet er mit Aetznatron hart, weshalb man ihn in der Kögel stark verdünnen soll (Wiener Phot Blätter 1896, S. 221). (Ueber Htibl's Entwickler -Recept siehe S. 168, ferner Bach, S. 128).

Schwefelsaures Eisenoxyd als Verzögerer für Eisen- oxalat - Entwickler bei Vergrösserungen empfiehlt Le Roy. Er löst das Salz im Verhältniss 1 : 10 und zieut es dem früher zu gleichem Zwecke empfohlenen Eisenchlorid vor. Die Bilder werden bei Bromsilberpapier weniger hart als mit Bromkalium (Bull. Soc. frane. 1895, S. 699).

E Banks erörtert die Theorie der Entwickelung von alkalischen Entwicklern für Bromsilbergelatine (Brit. Joum. Phot., October 1896; Der Photograph 1896, S.184). Er meint, dass Pyrogallol oder alter oxydirter Entwickler keine gerbende Wirkung auf Gelatine ausüben. Wenn aber dennoch beim Hervorrufen von Bromsilbergelatine - Bildern an den b e- lichteten Stellen der Leim uulöslich wird (Warnerke's Process1), so ist nach Banks* Ansicht das nascirende Brom die Ursache, und zwar nimmt er noch eigenartige elektro- chemische Reactionen an.

Fixiren, Verstärken, Abschwächen und Klären.

Ueber die Löslichkeit des Silbers in Fixirnatron. Nach den Versuchen von Sex ton (1895) ist metallisches Silber in Fixirnatron löslich , was C h. WT h i t e bestritt, A. Levy jedoch bestätigte. A. Haddon und B. Grundy stellten zur Lösung dieser Widerspruche gründliche Versuche an. Sie belichteten reines Bromsilber in dünner Schicht und behandelten es zweimal mit alkalischem Pyrogallol - Entwickler, worauf gut gewaschen wurde. Dieses Gemenge von Bromsilber und Silber behandelten sie in einer Portion mit Salpetersäure, in der anderen durch 15 Minuten mit Fixirnatron (20procentig),

1) Vorgl. Kdor's „Photographie mit Brotn«llbergoUtineu.

Fixiren, Verttärkon, Abschwichen und Klaren. 415

und zwar ergaben beide Analysen nahezu dasselbe Kesultat (12,15 und 12,01 Proo. Ag), so dass man sagen muss: bei einer Fixirdauer von 20 Minuten greift 20 proo. Fixirnatron ein Silberbild nicht an. Dagegen wurde eine Bromsilbergelatine- Platte, welche schwach belichtet, entwickelt und fixirt war, binnen 21 Stunden von der Fixirnatron - Lösung stark ab- geschwächt (auf Vi 1) 1 jedoch erfolgt diese Ab- Schwächung (Auflösung des Silbers) nur bei Luftzutritt. Auch reines Silberpulver wird bei 57 stundigem Behandeln mit Fixirnatron beim Durchleiten von Luft etwas aufgelöst (2,3 Procent vom Gewichte des Silbers), indem das Silber selbst sich dunkelrothbraun färbte und dann 99,58 Procent Silber, 0,17 Procent Schwefel und 0,25 Procent Sauerstoff enthielt. Die Verfasser kommen zum Sohluss, dass sich aus dem Silber zuerst Schwefelsilber bildet, welches durch den Luftzutritt oxydirt wird zu Silbersulfat und sich dann im Fixirnatron löst (Brit. Journ. Phot. 1896, S. 7 u. 52; Phot. Wochenbl. 1896, S. 91 u. 109).

Bothamley untersuchte den Einfluss der Bleisalze auf Fixirlösungen. Bleinitrat und Fixirnatron bleibt an- fangs klar, setzt aber mit der Zeit Schwefelblei ab, bis all- mählich alles Blei ausgefällt ist. Bleiacetat erhält sich viel länger unzersetzt in Fixirnatron -Lösungen. Fixirnatron und Bleinitrat -Lösung färbt Silbercopien in ähnlicher Weise, wie die Goldtonung; es wird jedoch nur eine ganz kleine Menge einer Schwefelverbindung des Silbers erzeugt, welche den Purpurton hervorruft, denn Quecksilberchlorid zerstört fast gänzlich das Bild. Wird ein Silberbild ohne Tonung in reinem Fixirnatron fixirt, so wird es braun; in Schwefelammonium oder dergl. wird es anfangs dunkler und purpurfarbig, bei längerer Einwirkung aber wird das Bild blasser und ändert seine Farbe in Braun. Bothamley folgert, dass die stark färbende purpurfarbige Verbindung aus einem Silberoxydulsalze entsteht und Silbersubsulfid ist, welches durch weitere Schwefelaufnahme in das weniger färbende normale Sulfid übergeht. Die wahrscheinlich grosse Unbeständigkeit des Silbersubsulfides dürfte die Ursache des leichten Vergilbens der mit Schwefeltonung gefärbten Bilder sein.

Fixiren von Chlorsilber-Copien. Das Fixiren mit Kochsalz oder Chlormagnesium- Lösung wurde mehrmals vor- geschlagen1), ohne sich einbürgern zu können, weil das

1> Kder, Handb. d. Photogr. Bd. IV, S. 122.

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416

Fixiren. Veritirken . Abschwächen un«i Klireo.

Löjrangsvermogen der Chloride für das Chlorsilber zu gering iH1). Saint-Florent tbeilt mit, dass diese Chloride aber gnt als Fixirmittel verwendbar werden, wenn man ihnen eine ganz kleine Menge (einige Zehntel - Procente) Fixiraatron zusetzt. Er empfiehlt folgendes Fixirbad:

Wasser ... 100 ccm,

gesättigte Kochsalz -Lösung . . . 100 gesättigte Fixirnatron - Lösung . . 6 8 Tropfen.

Die Bilder müssen vier bis fünf Stunden lang in dem Bade bleiben, wobei sie nichts von den zarten Details verlieren. Das Bad muss täglich frisch angesetzt werden (Bull. Soc. fran«;. 1896, 8. 219 ; Phot. Wochenbl. 1896, S. 207).

Uaddon und Grundy fanden, dass das Waschen fixirter Albuminbilder in stehendem Wasser genügend erfolge, wenn sie je fünf Minuten lang in dreimal gewechseltem Wasser unter heftigem Bewegen gewaschen werden. Aus- führliche analytische Daten sind der Originalabhandlung bei- gegeben (Phot. Wochenbl. 1896, S. 217).

Janko stellte Versuche über die erzielbare Dichten- Verstärkung bei Anwendung verschiedener Verstärkongs- methoden auf Bromsilbergelatine- Platten an. Er fand die Uranverstärkung am kräftigsten, indem die Undurohsichtig- keit im Verhältniss von lö:6 im Vergleich mit der unverstärkten Platte stieg Quecksilberverstärkung mit Natriumsulfit- Schwärzung verstärkt im Verhältniss 15:14, also nicht be- deutend, wogegen zweiprocentiges Ammoniak stärker wirkt (15: 10); erfolgt die Schwärzung mit Hydrochinon- Entwickler, so wirkt dies geringer (15: 12), noch ungünstiger ist Eisenoxalat- Schwärzung (15:13). Wird das mit Quecksilber gebleichte Negativ gewaschen und getrocknet und dann erst mit zwei- procentigem Ammoniak geschwärzt, so ist die Verstärkung etwas kräftiger (15:8), als wenn man die nasse Platte sofort ins Ammoniak bringt (Phot. Rundschau 1896, S. lf>8). Diese Untersuchungen bestätigen ziffermässig die in der Praxis zur Geltung gekommenen Ansichten über die Wirkungsart -der Ver- stärker.

Uober die Negativ-Verbesserung siehe L. Belitski, Photograph in Nordhausen, S. 154.

Abschwächen von Papierbildern. H. Pabst in Wien setzte seine Versuche über Abschwächung von

1) Sieho E. Valonta'a Artikel In dieiom Jahrbuch für 1895, S. 279.

Fixiren, Verstärken, Abschwäohen und Klären.

417

Silbercopien mit Chromaten fort (Phot. Corresp. 1896). Das seiner Zeit gegebene Recept1) sei hier wiederholt:

Wasser 100 ccm,

Fixirnatron 10 g,

Ammoniumbichroraat- Losung 1:100 . 2 com.

Noch besser erreichte Pabst dieses Ziel aber durch eine Mischung von:

Wasser 100 ccm,

Hhodanammonium 2 g,

monochromsaurem Kalium .... 1

welche Mischung dem gewöhnlichen Fixirbade im Verbältniss von 1 bis 5:100, je nach der zu erzielenden Brillanz der Copie, resp. Flauheit der Negative zugesetzt wird. Hierzu eignen sich sowohl Celloidin als auch Albuminpapiere, Aristopapiere jedoch schlecht oder gar nicht. Aehnlich wirkt die Einführung von Chromsalzen in die Papierpräparation. So kann z. B. Salzpapieren die Eigenschaft harten Copirens durch eine Chromatzugabe verliehen werden , doch ist die Verwendung solcher stumpfer Papiere ja nur eine sehr beschränkte. Dem Albuminpapier versuchte Pabst den Chromatgehalt bei- zubringen. Das Albuminpapier wird in einer Lösung von doppeltchromsaurem Ammonium behandelt, die so stark alkoholisch ist, dass die Eiweissschicht nicht gelöst wird, und der, um ein Uebergehen der Chloride des Papieres ins Bad zu verhindern, ein 1/2proc. Chlornatriumzusatz gegeben wird. Der grüsste verwendbare Chromatgehalt dieses Bades dürfte auf 100 ccm 16 ccm Bichromatlösung 1:100, der geringste, noch wirksame 2 ccm betragen. Das Papier wird durch die Lösung gezogen und langsam getrocknet. Die Silberuns: erfolgt auf die gewöhnliche Art, und zeigt das seusibilisirte Papier eine gelbliche bis ziegelrothe Farbe, je nach dem Grade der Chromirung. Diese letztere nach dem beabsichtigten Zweck und Bedarf zu regeln, hat man also durch die Vermehrung oder Verminderung d«r Chromatzugabe vollständig in der Hand.

A. La i n er empfiehlt die Pab s t'sche Abschwachungs- methode für Silbercopien vor als auch nach dem Ver- golden (Phot. Corresp. 1896).

1) Kder'i Jahrbuoh f. Photogr. fUr 1896, 8.491.

27

418 Tonen von Bromtllbergelatloo nach dem Fixiren.

Tonen ron Bromsilbergelatine nach dem Fixiren.

Ueber Tonen von Bromsilbergelatine - Papier- bildern mittels eines erwärmten Gemisches von Fixirnatron und Alaun wurde bereits auf S. 405 berichtet.

Nach Behrens ist beim Tonen von Platin- (und Brom- silber-) Bildern die Uranverstärkung nicht mit Essigsäure, sondern mit Citronensäure oder Weinsäure anzusäuern. Man mischt die Lösungen unmittelbar vor dem Gebrauch und kann ihr Mischungsverhältniss variiren; Ueberschuss von Blutlaugensalz über Urannitrat gibt dunkelbraune , Ueberschuss von Urannitrat aber rothe Töne, z. B. für braune Töne: 100 ccm Wasser,

5 g Gitronensäure , 1 g Khodanammonium , 2 com Urannitrat- Lösung (1 : 10) und 1 ccm Ferridcyankalium - Lösung (1 : 10). Die Copien werden zuvor gewaschen, dann in ein schwaches Bad von Vjproc. Citronensäure- Lösung gebracht, dann in das Tonbad gelegt, wo sie gleiohmässig sich färben. Nimmt aber die fünffache Menge von Ferridcyankalium auf je 1 Theil Uransalz, so wird die Farbe dunkel. Lackiren der farbigen Bilder mit Benzin -Paraffinlösung oder Zaponlack hebt die Tiefe der Schwärzen (Phot. Mitt. 1896, Bd. 33, S. 239).

Panchromatische Tonung nennt das Comptoir General de Phot. in Paris eine daselbst in den Handel gebrachte Tonungsflüssigkeit, welche aus drei getrennten Lösungen be- steht (Lechuers Mitth 1&96, Nr. 41).

Diese Flüssigkeiten werden als Gebeimmittel zu sehr hohen Preisen verkauft, sind aber nur wenige Heller werth. E. Valenta stellte eine quantitative chemische Untersuchung an (Phot. Corresp. 1896, S. 589), welche folgende Zusammen- setzung der drei Geheimlösungen A, B und C ergab:

Lösung A aus 5 g Urannitrat in 500 ccm Wasser

B 3 4 Ferricyankalium 500 n und C 4 Eisenchlorid 500 r

Man mischt für S e p i a b r a u n : 90 ccm Lösung A und 10 ccm Lösung B. Die Tonung dauert 6 bis 10 Minuten und geht das Bild dabei von Schwarz in Natursepia, Bister, Dunkelsepia und Van Dykbraun über. Man unterbricht kurz vor dem Tone, welchen man dem Bilde zu geben wünscht. Für Braunrot h: 50 rem A und 50 ccm B. Dauer der Tönung

6 bis 8 Minuten. Für Orangeroth: 35 ccm A und 75 ccm B. Dauer der Tonung 6 bis 8 Minuten. Für Blau grün: Man mischt 50 ccm A mit 50 ccm B, tont, bis die Farbe der Bilder dunkel sepiabraun geworden ist, dann gicsst man die Flüssig- keit ab, spült mit reinem Wasser und behandelt mit einem

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Verschiedene Methoden sur Erzeugung ron Diapositiven etc. 419

Gemenge von 100 com destillirtem Wasser und 20 ccm C. Nach 2 bis 4 Miouten ist der gewünschte Ton erreicht, man wäscht und trocknet das Bild. Für Blau: 50 ccm von A und 50 ccm von B werden gemischt und die Drucke so lange getont, bis sie eine braunrothe Farbe aufweisen, dann wird die Flüssig- keit abgegossen , abgespült und mit 100 ccm von C weiter getont. In 1 bis 3 Minuten ist der gewünschte Ton erreicht.

An der ganzen Sache ist also nur der Name neu, denn sie wurde schon von Prof. H. W. Vogel (Ed er 's Jahrbuch f. Photogr. für 1888. S. S85) und Namias (Jahrbuch für 189^. S. 489) publicirt.

Verschiedene Methoden zur Erzeugung von Diapositiven

und Laternenbildern.

Die „Gen. Dry Plate Comp." in London fabricirt zwei Arten von Diapositivplatten [welche sich wahrscheinlich im Gehalte an Chlorsilber neben Bromsilber unterscheiden E.], sowohl für kalte als warme Töne; für erstere dient Pyrogallol- Soda- Entwickler, oder Hvdrochinon- Aetzkali- Entwickler mit Bromkaliumgehalt z. B. A: 240 Theile Hydroohinon, 80 Theile Citronensäure, 60 Theile Bromkalium, 9600 Theile Wasser, ge- mischt mit gleichen Theilen einer Lösung B : von 240 Theilen Aetznatron, 1440 Theilen Natriumsulfit und 9600 Theilen Wasser. Für warme Töne wird ein Entwickler benutzt, welcher Ammoniumcarbo n at enthält : nämlich : lOOTheile Ammonium- carbonat, 100 Theile Bromammonium und 2000 Theile Wasser. Man mischt 1 Theil dieser Lösung mit 2 Theilen der oben- genannten Hydrochinonlösung (A) oder mit 2 Theilen einer Lösung von 1 Theil Pyrogallol, 3 Theilen Natriumsulfit, 1 2 Theil Citronensäure und 20 Theilen Wasser. Benutzt man Natrium- carbonat statt des entsprechenden Ammoniumsalzes, so erhält man kalte schwarze Töne. Vor dem Fixiren kann man ein Klärungsbad (Alaunlösung mit Citronensäure) einschalten (Phot. News 1896, S. 682).

Die Diapositivplatten (Chlorsilbergelatine) des Handels für Laternenbilder schwanken enorm in der Empfindlichkeit, im Ganzen von 1 bis 48 (Phot. News 1896, S 627).

Um den entwickelten Projectionsdiapositiven einen warmen Ton zu geben, wird Verstärken mit dem bekannten Queck- silberverstärker (Quecksilberchlorid und Wasser) und Schwärzen mit Natriumsulfit empfohlen, für Rötheltöne der Uranver- stärker (Phot. News. 1896, S. 630).

27*

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420 Verschiedene Methoden zur Erzeugung Ton DiapositlYen etc.

Unger & Hoff mann empfehlen zur Vergoldung ent- wickelter Diapositiv- (Latern-) Platten (wahrscheinlich Chlor- bromsilbergelatine) die Anwendung von:

geschmolzenem essigsauren Natron 8 g,

destill irtem Wasser 500

brauner Chlorgoldlösung (l : 100) 50

Die reichlich gewaschenen Platten werden hierin zugleich fixirt und vergoldet; nach 6 bis 8 Minuten hat das Bild einen satten prächtigen Purpurton erhalten , der jedoch beim Trocknen der Schicht stets etwas blauer ist. Schliesslich wird gewaschen und getrocknet.

Als Entwickler für Diapositive auf Edwards'schen Chlorbromplatten benutzt Fr. von Reisinger an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie unÄ Reproductions- verfahren in Wien mit Vorliebe folgenden Metolentwickler:

Wasser 100 ccm,

gelbes Blutlaugensalz 8 g,

Soda 9

Sulfit 6

J. Barlett erwähnt, dass in Amerika wenig empfindliche Gelatineplatten, oder langsam wirkende Gelatinealbumin-Platten verwendet werden. Levy soll sich des sogen. Taupenotpro- cesses bedienen, mit langsamem alkalischen Pyrogallolent- wickler und darauf folgendem Gallus-SilberveVstärker. Solleu Gelatineemulsions-Platten verwendet werden, so empfiehlt Barlett die fixirten und gewascheneu Platten mit einer Lösung von:

Eisenchlorid 4 Theile,

Chromalaun 2

Citrouensäure 4

Wasser ... 480 r

zu behandeln; diese nimmt den Schleier weg, befördert die Brillanz und zerstört das Fixirnatron. DaDn wäscht man bestens und giesst folgende Lösung über die Platte (ans freier Hand; nicht in Schalen): 24 Theile Wasser, 1 Theil alkoholische Gallussäure- Lösung (1 : 6) und 1 Theil Silbernitrat- lösung (1 : 12) Sobald die Platte genug Kraft angenommen hat, trocknet man sie. Diese Verstärkungsmethode zieht Barlett

Khodanammonium . Fixirnatron . .

Metol

1 *

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Photographie in natürlichen Farben.

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dem Hydrochinon- Silber -Verstärk er vor (Americ. Journ. Phot. 1896, S. 297).

Ueber die Herstellung von Projectionspositiven mittels Buch«, Stein-, Kupfer- oder Lichtdruck siehe Karl Theodor Speer, S. 127.

J. Barlett (Americ. Journ Phot. 1896, S. 298) empfiehlt zum Tonen von Diapositiven (Projectionsbildern), die mittels nassem Collodionverfahren hergestellt wurden, eine verdünnte, langsam wirkende Lösung von Palladiumdichlorid.

Andere Bemerkungen über Diapositive auf Collodionplatten siehe S. 397.

Zu erwähnen wäre noch, das 8 namentlich von Amateuren nicht selten abziehbares Chlorsilber- Auscopirpapier (abziehbares Aristopapier) verwendet wird.

Photographie in natürlichen Farben.

Otto Wiener beschrieb 1887 seine sehr bemerkenswertheu Untersuchungen „Ueber dio Phasenänderung des Lichtes bei der Reflexion und Methoden zur Dickenbestimmung dünner Blättchen" (Annal. der Physik und Chemie, N. F., Bd. 31, 1887). Wir verweisen nachträglich auf diese Arbeit, weil sie erhöhtes Interesse mit Bezog auf die neuesten Forschungsresultate mittels der Lippm an n' sehen Methode der Farbenphotographie besitzt; ferner ist bemerkenswerth, dass als obere Grenze für den Moleculardurchmesser von Silber (d. h. die Dicke der noch eben sichtbaren Silberschicht) = 0,2 Millioutelmillimeter ge- funden wurde.

Ueber die Theorie der Lippm an n' sehen Farbenphoto- graphie handelt Dr. F. Schutt' s Abhandlung in den Annal. der Physik und Chemie 1896, Bd. 67, S 533 (auch Phot. Wochenbl. 1896, S. 154). Wir können hier nur einen kurzen Auszug mittheilen.

Dr. F. Schutt führt aus: Die Annahme, dass die Ursache der Entstehung von Farben in lamellenartig ausgeschiedenen spiegelnden Silberflächen liege, welche durch Interferenz der Lichtstrahlen entstehen, erhielt durch Dr. Neuhauss einen Stoss, indem letzterer beobachtet hatte, dass die Schichten nicht kornlos seien, sondern eine erhebliche Dicke haben , die etwa dreimal so gross ist, als die halbe Wellenlänge der zu repro-

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Photographie in natürlichen Farben

ducirenden Farbe1) Bereits Gae dicke sprach die Vermuthung aus (Phot. Wochenbl. 1894, S. 399), dass die Körner nicht als Ganzes, sondern in Schichten reducirt wurden. Dr. Schutt mass die Körner und fand übereinstimmend mit Dr. Neuhauss den Durchmesser der Körner 0,0006 0,0013 mm, die Dicke der Gelatineschicht war 0,0012 mm , so dass die grössten Körner schon aus der Schicht hervorragen mussten. jedenfalls aber in den meisten Fällen neben einander lagen. Daraus geht klar hervor, dass bei der Entwickelung nicht das ganze Korn, sondern nur einzelne Schichten reducirt wurden Offenbar sind die Körner mit Gelatine durchsetzt, welche nach dem Ausfixiren des Bromsilbers die Schichtung des reducirten Silbers in ihrer Lage erhält. Schutt kommt zum Schluss, dass durch das ausgeschiedene Silber nur der Brechungsexponent der Gelatine verändert wird, der durch die Knotenebene, welche dio Schichten erzeugt, unverändert bleibt. Demzufolge würden die Farben nicht durch spiegelnde Silberlamellen, sondern durch die Reflexion von den feinen Schichten un- veränderter Gelatine erzeugt. Bestätigt wird diese Ansicht dadurch, dass mau Lipp mann1 sehe Photochromien auch mit Chromatgelatine erhalten kann, wobei gar kein Silber zugegen ist.

Hier treten die Farben nicht in trockenem Zustande auf. sondern erst wenn Feuchtigkeit hinzutritt und wo sich das verschiedene Brechungsvermögen der Schichten dadurch einstellt, dass die Knotenebene mehr Wasser aufnimmt, als die durch Lichtwirkung gegerbten Schichten. Nach der Feststellung der Schichtdicke von rund einem Tausendstel Millimeter können im Koth, das eine halbe Wellenlänge von 0,00036 mm hat, nicht mehr als drei Schichten und in Violett nicht mehr als fünf Schichten liegen. Bei der spectroskopischen Untersuchung zeigt sich, dass die anscheinend reinen Lipp man n' sehen Farben Mischfarben sind, in denen nur eine Hauptfarbe dominirt Schutt weist durch Rechnung nach, dass nur von den beiden ersten Lamellen dasjenige Licht am kräftigsten reflectirt wird, welches die Lamellen hätte erzeugen können, dass aber schon bei drei Lamellen auch andere Lichtarten kräftig zurückgeworfen werden, und dass die Vermischung mit falschen Farben um so starker wird, je mehr Lamellen über einander liegen. Für die Praxis des Verfahrens wird von Dr. Schutt verlangt: 1. Die Dicke der Schicht darf 0,001 mm nicht über-

1) Vor«!. Wiener, welcher zeigt, daas die Schichten nicht konüoi ■ein mlissen »Eder's Jahrb. f. Phot. fUr 1896, S. 55.

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Photographie In natürlichen Farben.

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steigen. 2. Die Emulsion muss sehr feinkörnig sein, damit die Körner nicht den Durchmesser von 0,001 mm übersteigen. 3. Kur bei richtiger Belichtung können die Farben richtig wiedergegeben werden, und bei Ueberexposition entstehen gar keine Farben.

Ueber die Oberflächen- oder Schillerfarben (zu welchen unter anderen auch die L i p p m a n n ' sehen Photoohromien ge- hören) erschien eine wichtige Monographie von Dr. Walter („Die Oberflächen - oder Schillerfarben *, Braunschweig 1895).

Die Firma Braun in Berlin erzeugt eine für Lippmann'sche Photochromie bestimmte Quecksil bercassette, bei welcher auf eine einfache Weise die durch verschiedene Platten- dicke bedingte Differenz zwischen Einstellebene und Platten- schicht ausgeglichen wird (Phot. Mitt. Bd. 23, S. 158).

Graby stellte längere Beobachtungen über die Photo- graphie in natürlichen Farben mittels Silberchlorür an, und theilte sie der Pariser Akademie der Wissenschaften mit (auch Bull. Assoc. Beige de Phot 1896, Nr. 12, S. 829 aus- führlich abgedruckt). Er geht von der Ansicht aus, dass z. B. das Gelb und Roth auf Silberplatten im Finstern successive ent- steht, wenn man Chlor einwirken lässt; die Farbe kann dabei auch in Blau übergehen und hängt somit nur von der Proportion zwischen Chlor und Silber (nicht aber von Interferenz- erscheinungen) ab. Der umgekehrte Process entsteht bei Ein- wirkung von Licht auf blau angelaufenes Silberchlorür. Chrom- säure und Quecksilbersalze begünstigen das Entstehen der Farben, was Graby theoretisch weiter erörtert. Zur praktischen Herstellung von Photochromien empfiehlt er, L umiere 'sches Chloroeitratpapier (Gelatine Emulsion zum Auscopiren) zu nehmen, es im Lichte violett anlaufen zu lassen, dann in vier- procentige verdünnte wässerige Salzsäure zu tauchen, im diffusen Lichte zu trocknen und dann in trockenem Zustande in einprocentige Kaliumbichromat -Lösung zu tauchen, wonach man trocknet und neuerlich belichtet. Dabei wird die Gelatine unlöslich Die Sensibilisirung für Farben erfolgt in einem Bade von:

Wasser 70 cem,

Salpetersäure 5 Tropfen,

Quecksilberuitrat 2 cem,

Salzsäure 3

Schwefelsäure 1

Chrom säure IV2 g.

Natriumalaun

3 g.

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Photograpbiu in natürlichen Farben.

Das Papier wird feucht angewendet Graby gibt auch eine Methode für trockenes Photochromiepapier an. Das Lumiere'sche Papier wird, wie oben, in Salzsäure getaucht, in Bichromat gebadet, dann mit Quecksilber -(oiyd?)-nitrat behandelt; nach dem Trocknen gibt es die Farben wieder; man taucht es dann in Bleiaoetatlösung, dann übertragt man das Bild auf ein anderes Papier, ganz wie beim Ueb er- tragen eines Pigmentbildes (Epreuve au charbon). Hierauf bringt man es in ein Bad von Kochsalz und Quecksilberchlorid („Bichlorure").

Georges- Adolphe Richard schrieb über Photo- graphie in Farben und Ersatz des reducirten Silbers der Photographien durch organische Farbeu. Man erhält nach dem Verfahren von Du cos du Hauron drei Negative, die drei Farben entsprechen Diese werden auf drei Bromsilbergelatine -Platten copirt, und auf jedem der drei Positive wird das Silber durch eine der drei, den drei Auf- nahmen entsprechenden Farben Roth, Gelb oder Blau ersetzt Dieser Ersatz erfolgt dadurch, dass man das reducirte Silber in ein Salz verwan delt, welches den Farbstoff ßxirt. Das ge- beizte Positiv hält den Farbstoff nur an den Stellen zurück, die vorher schwarz waren, proportional der Intensität der Schwärzung. Ein zweites Verfahren besteht darin, das Silber in ein Salz zu verwandeln, welches mit organischen Stoffen unter Bildung eines Farbstoffes reagirt Welche Silbersalze für den einen oder anderen Zweck dargestellt , und welche Farbstoffe durch sie fixirt und gebildet werden sollen, wird vom Verfasser nicht angegeben. Von den Positiven wird eines auf Glas hergestellt, das zweite gleichfalls auf Glas, aber als Spiegelbild des ersten , so dass man die beiden mit der Schicht gegen einander legen muss, wenn die beiden Bilder zusammen-

fallen sollen. Zwischen die Glasplatten kommt das dritte Positiv, welches auf einer Film hergestellt wird. Die Brom- silbergelatine-Platten sind die gewöhnlichen Präparate des Handels. Jedes von den drei Negativen oder Positiven ist un- abhängig von den anderen, und kann nach Bedarf verstärkt oder geschwächt werden, ohne dass es nöthig ist, wenn eins von den drei Bildern zu stark oder zu schwach erscheint, die ganze Reihe der Operationen zu wiederholen (Compt. rend. Bd. 122, S. 609 bis 611; Chem. Ceutralbl- 1896, Bd. I, Nr. 18, S. 982).

Ueber die Herstellung von Farbenp hotographien mittels des Vallot' sehen Systems der Farbenbleichung siehe Phot. Mitt. Bd. 33. S. 53.

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Photographie in natürlichen Farben.

425

E. Vallot tränkt bekanntlich Papier mit verschiedenen Farbstoffen, welche im farbigen Lachte entsprechend verändert werden und stellt damit Photochromien her. Vallot löst:

1. 0,4 g Anilinpurpur in 100 com Alkohol,

2. 0,4 Victoriablau ,.

3. 20 Curcuma n

Die drei Lösungen werden gemischt, und nun lässt man gelatinirte8 Papier darauf schwimmen und trocknet. Belichtung 3 bis 4 Tage im Sonnenlichte unter einem polychromen Diapositiv. •Im rothen Licht bleicht Blau und Gelb, wogegen Roth er- halten bleibt, und ebenso erhält man unter Blau eine blaue, unter Gelb eine gelbe Copie. Diese Methode hat Lumiere geprüft und ziemlich befriedigende Resultate erhalten; es wird jedoch bemängelt, dass das Copiren sehr lange Zeit dauert und die Copien nicht haltbar sind (Bull, assoc. Beige Phot. 1896, S. 300).

Gute Resultate behauptet M. de Saint-Florent erhalten zu haben, wenn man Celloidinpapier dem Sonnenlicht 80 bis 100 Secunden aussetzt, bis es eine schwarzbraune Farbe an- genommen hat. Hierauf wird es 10 Minuten in folgendes Bad gelegt:

' Alkohol, 36 grädig 100 ccm,

Glycerin ... 7

und dann im Dunkeln getrocknet. Statt des Ammoniak kann auch Aetzkali oder Natron genommen werden. Man trocknet im Dunkeln und copirt unter einem farbigen Glas- oder Gelatine- bild, bis die Farben vorhanden sind, was im Sonnenlicht un- gefähr eine Stunde dauert. Fixirt wird mit einer sechs bis zehnprocentigen Natriumthiosulfat- Lösung. Man kann auch mittels Ammoniak, Oxalsäure, Ammoniumoxalat oder Tartrat fixiren. Hierin nehmen die Farben zunächst grosse Brillanz an, verschwinden dann aber ganz, und das Bild wird braun. Dieser Vorgang muss sich unbedingt vollziehen; andernfalls ist das Fixiren nicht vollständig. Man nimmt die Bilder aus dem Bade, wäscht schnell und trocknet in der Sonne Die Farben erscheinen nach und nach wieder in ihrer früheren Kraft, und das Bild ist h'xirt. Ist keine Sonne da, so lässt man die Bilder trocknen, und wenn alle Feuchtigkeit von der Oberfläche verschwunden ist, bringt man sie in die Nähe eines lebhaften Feuers. Die Wärme und nicht das Licht bringen

einprocentige Jodtinctur Ammoniak

7 6 Tropfen,

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Cblorsilbcr- und Albuminpapler.

jetzt die Farben hervor. Florent enthält sich jeder Ansicht über das Entstehen der Farben, meint aber, ungeachtet der sehr beachtenswerthen Untersuchungen 0. Wien er' s, sie auf luterferenzerscheinuugen zurückführen zu sollen (Bull. soc. franc. de phot. 1896, S. 252; Phot. Rundschau 1896, S. 306; Phot. Wochenbl. 1896, S. 215

In Amerika taucht ein angeblich neues Verfahren der Photochromie auf, welches Mc. Donough erfunden haben wollte. Es erwies sich bei genauerer Prüfung als das voi zwei Jahren entdeckte Joly'sche Verfahren (Phot. Rundschau 1896, S. 382).

Chlorsilber- und Albuminpapier.

Albuminpapier. Die Fabrication von Albuminpapier erlitt in den letzten Jahren Einbusse durch die enormen Mengen von Emulsionspapieren, welche von zahlreichen Fabriken in den Handel gebracht waren und durch grössere Haltbarkeit in der Empfindlichkeit dem Albuminpapier grosse Concurrenz machten. Die sehr schätzenswerthen charakteristischen Eigen- tümlichkeiten des Albuminpapiers bewahrten ihm in Fach- kreisen viele Anhänger, und auch die Albuminpapier-Fabrikanten waren bedaoht, haltbar gesilberte Albuminpapiere von erhöhter Empfindlichkeit zu erzeugen, welche den Hauptfehler der haltbar gesilberten Albuminpapiere älterer Fabricationsart (Anwendung von viel Citronensäure beim oder nach dem Sensibilisiren), nämlich das schwierige Vergolden, nicht zeigten. Das neue Fabrikat (1896) von Formstecher (Deutschland) ist haltbar, ungefähr l1/« mal empfindlicher als gewöhnlich gesilbertes Albuminpapier, und gibt mit den Borax- Natrium - acetat - Bädern leicht blauviolette oder braune Töne.

Silberbad für Albuminpapier mit citronen- saurem Silber empfiehlt W. H Sherman bestens. Er löst SOTheile Silbernitrat in 320Theileu Wasser und fügt 21/aTheilo Citronensäure in 60 Theileu Wasser gelöst hinzu und ergänzt das Gemisch auf das Volumen von 640 Theilen. Danu fügt er allmählich Ammoniak unter Umrühren hinzu, bis das nieder- geschlagene citronensäure Silber sich wieder gelöst hat. Dann fügt er Salpetersäure zu, bis der zweite Niederschlag ver- schwunden ist, und macht dann mit Ammoniak wieder schwach alkalisch (Das Bad enthält dann neben Silbernitrat auch Ammoniumnitrat und arbeitet sehr gut) (Phot. Times Almanac J896, S. 145; Phot. Centralbl. 1896. S. 103).

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Chlorsilber- und AlbumlopapUr.

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Ueber die Fabrication und Verarbeitung von Albumin- und Emulsions - Auscopirpapieren handelt ein Büchlein von Stiefel: „Plates and Paper". London 18%.

Legros gibt in einem Buche L'aristotypie" (Paris 1807) eine Beschreibung der Copirmethoden mit Chlorsilber- Collodion, welche kaum etwas Neues bringt; die neuere deutsche einschlagige Fachliteratur ist sehr mangelhaft berücksichtigt.

Sehr ausführlich ist derselbe Gegenstand behaudelt in Valenta's „Die Behandlung der für den Auseopirprocess bestimmten Emulsionspapiere" u (Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 1896).

Aristo- und Celloidinpapier. Das Celloidinpapier (Chlorsilbercollodion - Auscopirpapier) findet allmählich die Gunst von hervorragenden Fachphotographen, welche das rasche Copiren desselben zur Winterszeit schätzen und sich über die Haltbarkeit befriedigend äussern. Es wird allerdings jedes einzelne« Bild in ein dünnes Papiercouvert gelegt, damit sich die Oberfläche nicht abscheuert; besonders gute Negativ- Retouche ist erforderlich, weil sich auf der Collodionschicht nicht so ausgiebig retouchiren lässt, als auf Albuminbildern Damit die Retouche nicht sichtbar wird , benutzt man besonders zubereitete Anilinfarben (Photographie -Ton). So arbeiten z. B. Hofphotograph Pietzner (Wien), Schiller (Wien) u. A. seit 1896 im Winter ausschliesslich auf Kurz'schem Celloidin- papier.

Das Celloidinpapier von Hügel in München wurde an der k. k Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien mit gutem Erfolg geprüft.

Auch das Aristopapier (Chlorsilbergelatine - Papier) hat viele Anhänger.

Neue Chlorsilbergelatine - Papie ro zum Aus- copiren von Emil Bühler in Schriesheim bei Heidel- berg, siehe S. 25.

Schering in Berlin erzeugt alle seine Copirpapiere auf Rives - Rohpapier. Er nennt seine verschiedenen Sorten von Gelatinepapier: '„ Cuiversalpapier" (glänzend), „Ideal- papier44 (matt). Gelatoidpapier". Das Depot dieser Papiere in Oesterreich ist bei C. Engelhardt, Wien (I. Kolowat- ring 3). Diese Papiere enthalten eine mit Formaldehyd ge- härtete Gelatineschicht, welche selbst in Wasser von 25 bis 30 Grad C. noch nicht schädlich beeinllusst wird; die

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428 Chlorsilber- uod Albaminpapier.

Empfindlichkeit ist vier- bis fünfmal so gross wie bei Albumin- papier (Mitth. der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- graphie und Reproductions verfahren in Wien; Phot. Corresp. 1896).

Grosse Verbreitung fand das Anker-Celloidin-Matt- papier von Brandt & Wilde Nachf. in Berlin mit saurem Platin-Goldbad; es gibt platinschwarze Töne von grösserer Zartheit als Platinotypien.

York Schwartz in Hannover nahm deutschen Muster- schutz (Nr. 69639) für lichtempfindliche Copirpapiere, welche durch Perforirung abgetheilt sind (1896).

Die Schaeuffelen' sehe Papierfabrik in Heilbronu bringt (1896) mattes, haltbar gesilbertes Pyramidenkorn -Papier iu den Handel; es ist empfehlenswerth.

Das Pyramidenkorn - Papier wird im Boraxgoldbade kurze Zeit getont und dann in Kaliumplatinchlorür- Phosphorsäure- Lösung gebracht (Phot. Corresp. 1896, S. 551).

P Hanneke empfiehlt als Chlorsilber -Emulsion für Celloidiupapier (zum Auscopiren) eine Vorschrift, welche sehr ähnlich der Niederstädt'schen Vorschrift ist1), jedoch etwas mehr Citronensäure uud etwas weniger Silbernitrat in Bezug auf das Chlorsalz enthält, nämlich:

A. vierprocentiges Celloidincollodion 670 ccm.

Aether ... 70

B. Lithiumchlorid 3 g,

Citronensäure (heiss gelöst) ... 4

Wasser 10 oera.

Alkohol 65

C. Silbernitrat (heiss gelöst) ... 22 g, destillirtes Wasser . . .... 24 ccm,

Alkohol 150

In der heissen Jahreszeit verdünnt mau die derartig gemischte Emulsion mit etwas Aether- Alkohol. Beim Betriebe in grossem Maassstabe kann man (wegen der geringen Kosten) statt reinen Chlorlithiums ein Gemenge von 1,8 g Lithiurachlorid und 2 g krvstallisirtem Strontiumchlorid anwenden. Denaturirter Spiritus ist nicht verwendbar. Zusatz von Glycerin oder eines Gemisches von diesem mit Ricinusöl ist empfehlenswerth, um

1) Edir'i Jubrbucb f. Phot. für 1889, S. 417.

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Chlorsilber- und Albutninpapier.

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das Bollen des Celloidinpapieres in deu Bädern zu vermeiden (Phot. Mitt. 1896, Bd. 33, S. 250).

Emulsions-Copirpapiere in Amerika siehe Edward L. WilsoD, S. 146.

Anweisung zur Erzeugung schwarzer und purp ur- farbiger Töne auf Veloxpapier siehe Edward L. Wilson, S. 148.

Ueber den Einfluss des Silberchromates als Zusatz zur Chlorsilber -Collodion- Emulsion war bereits im vorigen Jahrgange dieses Jahrbuchs berichtet (siehe E. Valenta's diesbezügliche Publication, Jahrbuch f. Phot. für 1896, S. 602).

F. Hrdliozka- Csiszar in Wien erhielt für den Zusatz von Chromaten, resp. Chromsäure oder von Ferricyansalz zum Chlorsilber -Collodion (für Copirpapiere) ein deutsches Patent vom 30. März 1896 (Classe57, Nr. 85121): eine Beschreibung dieses Copirprocesses ist auch im Brit. Journ of Phot. 1896, S. 246 enthalten

Ueber den abschwächenden Einfluss von Chro- maten auf die Silber- Copirpapiere siehe Pabst, S. 417.

Um die Tiefe der Schwärzen bei Matt Celloidinpapier zu erhöheu, überzieht Graf Turati die Copien mit Chromat- gummi- Lösung, trocknet, belichtet (im genauen Passen) noch* mals unter demselben Negativ und wäscht aus; es bleibt dann nur in den Schwärzen eine Gummischioht (Phot. Woohenbl. 1896, S. 370)

Selbsttonendes Copirpapier. Die schon mehrfach geäusserte Idee: selbsttonende photographische Papiere durch Mischen von photographischen Schichten mit Goldplatinsalzen ii. s.w. , welche selbstthätig die Copien tonen (vergl. dieses Jahrbuch für 1895, S. 476 und 1892, S. 417). war neuerdings Gegenstand eines Patentes von Schoenfelder und Kehle (Brit. Journ. Phot. 19 Juni 1896; Bull. Soc. franc. 1896, S.325). Sie versetzen 720 ccm eines dreiprocentigen Rohcollodions mit 10 ccm einer Lösung von Chlorgold, Chlor -Iridium, Chlor- Rhodium, Chlor -Osmium, Chlor Palladium , Chlor- Platin (15:240 in Alkohol gelöst), fügen 3 g Citronensäure, Weinsäure u. s. w. gelöst in 3 ccm Alkohol zu; 15 g Silbernitrat in 50 ccm schwachem Alkohol, 1,5 g Chlorstroutium, Chlorbaryum oder Chlorzirconium in 3 ccm Alkohol und 3 ccm Glycerin oder Kicinusöl. Damit wird das Papier überzogen, copirt und ohne zu vergolden, fixirt. Dieselbe Methode soll auch für Gelatineschichten geeignet sein.

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Chlorallber- und Albuminpapier

Ueber das Ancopiren von Auscopirpapieron und Entwickeln der Bilder wurde schon in früheren Jahr- gängen berichtet1). Entwickler, welche für Aristopapier ge- eignet sind, nennt man wohl auch „Aristogen".

Ueber Brenzcatechin zum Entwickeln von Aristo- papier schreibt Liesegang (Phot. Archiv 1896, S. 161). Er löst A. 50 g essigsaures Natron in 250 ccm Wasser, B. 10 g Brenzcatechin in 200 ccm Alkohol und mischt beides vor dem Gebrauch zu gleichen Theilen; wünscht man weiche Bilder, so verdünnt man das Gemisch mit der zwei - bis dreifachen Menge Wasser, wünscht man aber contrastreiche Bilder, so verdünnt man mit der gleichen Menge Wasser. Nach dem Entwickeln der Copien , welche schwach ancopirt werden , lasst man die Behandlung im Tonfixirbade folgen.

Regeneriren verblichener Aristo- oder Albumin- bilder mittels Aristogen. N. Levy benutzt Aristogen zum Auffrischen alter, vergilbter Copien auf Gelatine- oder Albuminpapier. Aristogen ist ein schwach reducirendes Ge- misch von Hydrochinon oder Pyrogallol u. dergl. Man löst das mit Benzin entfettete Bild (nach dem Einweichen in Wasser) von der Cartonunterlage ab, entfernt allen Kleister und legt es in ein Gemisch von Wasser, Aristogen und Silber- nitrat unter Zusatz von Essigsäure. Es lagert sich Silber am Bilde ab; verstärkt es. wonach fixirt wird; beim Trocknen dunkelt es nach. Celloldinbilder sind für diese Behandlung uicht geeignet (Phot. Archiv 1896, S. 326).

Die Rheinische Gummiwaaren- und Celluloid- fabrik Neckarau, Mannheim, erzeugt glashelle Deck- schicht für Photographien. Das Präparat ist eine sehr dünne, fast farblose Cellnloldfolie, welche auf einer Seite mit einem kräftigen Klebestoff überzogen ist. Es wird über Albuminpapierbilder geklebt, welche dadurch nicht nur vor der Einwirkung der Luft auf die Bildschicht völlig geschützt sind, sondern auch eine glänzende, abwaschbare Oberfläche erhalten. An der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- graphie und Reproductionsverfahren in Wien wurden mit dem Präparate Versuche augestellt, welche zufriedenstellende Re- sultate ergaben.

1) Siehe darüber E. Valenta, Jahrbuch f. Phot. für 1S93, S. 53, und für 1895, 8. 479.

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Abziehpapiero mittels Chloriilbercollodion etc.

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Abziehpapiere mittels Chlorsilbercollodion Her- stellung Ton Duplicatnegativen damit.

Herstellung von Duplicatnegativen. Die An- wendung von abziehbarem Celloidinpapier, z. B. von Schütz und Noak wird von Hans Schmidt für die Herstellung von Duplicatnegativen empfohlen. Das Originalnegativ wird auf derartigem Papiere copirt, getont, fixirt und gewaschen, dann auf eine mit Chromalaungelatine überzogene Glasplatte übertragen. Dann wird das so erhaltene Diapositiv nochmals copirt (Phot. Rundschau 1896, S. 274).

üeber Verwendung von abziehbarem Chlorsilber- collodionpapier für Diapositive siehe S. 421.

Tonbäder für Silbercopien.

Manche Photographen wenden für Celloidin selbst bei grossem Betriebe das Kurz 'sehe Tonfixirbad oder ein ähnliches an; diese Bäder müssen reichlich angewendet und nicht allzu stark ausgenutzt werden, wenn die Copien haltbar sein sollen.

Für die getrennte Vergoldung wird empfohlen , die Bilder zuerst sechsmal auszuwässern , dann mit schwach ammoniakali- schem Wasser zu waschen, dann zweimal zu wässern, worauf man sie ins Goldbad bringt. Als Goldbad werden oft Rhodan- bäder verwendet, das Fixirbad wird für Celloidinpapier nicht stärker als 1:12 verwendet, bei einer Wirkungsdauer von circa zehn Minuten So arbeitet z. B. Hofphotograph Pietzner in Wien.

Wellington und Ward empfehlen für ihr Chlorsilber* gelatine - Auscopirpapier ein Goldbad mit phosphorsaurem Natron, ähnlich, wie man es im Albuminprocess anwendet. Es wird gemischt:

Wasser 8000 Theile,

phosphorsaures Natron 40

Chlorgold 2

Das Bad muss sofort verwendet werden, denn es verdirbt bald. Die Copien werden sehr gut gewaschen, bevor man sie in das Goldbad bringt; sobald sie genügend vergoldet sind, bringt man die Bilder, ohne sie zu waschen, in ein Bad von Kochsalz (1 : 20) , dann wäscht man und lixirt in einem alaun- lmltigen Fixirbade, um die Gelatineschicht zu härten.

0. Pfenninger empfiehlt für Aristobilder (Chlorsilber- gelatine-Papier) ein Goldbad, welches Urannitrat, Strontium- nitrat, Salpetersäure, Borax und Chlorgold enthält; er härtet

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Tonbider fttr SUbercopien.

die Copien zuvor in Formalio und will mit diesem Goldbade rasche und sichere Tonung erzielen (Brit. Journ. of Phot. 1896, S. 750).

Die Erzielung blauer Töne auf Celloidinpapier war Gegenstand mehrfacher Versuche.

Presnowsky in Wien, sowie F. Hrdli^zka empfehlen (1896) den Zusatz von Blei ni trat zum Rhodangoldbade, welches letztere das Entstehen blauer Töne befördern soll. Zwischen beiden entspann sich ein Prioritätsstreit, indem ersterer als Arbeitsausfuhrender , letzterer als Arbeitsauf- tragender den grösseren Antheil an der Arbeitsleistung be- anspruchte.

In der Zeitschrift „Die Photographie" (Nr. 82, 1896) wurde in diesem Sinne ein bleinitrathaltiges Rhodan- go ldbad nach dem Fixiien anempfohlen. In Nr. 83 wird aber erklärt, dass der Bleigehalt daselbst um das Fünffache zu hoch angegeben war, dass es jedoch am allerbesten sei, das Bleinitrat ganz wegzulasson uud bei dem altbekannten ein- fachen Rhodanammonium- Goldbade (40 g Rhodauammonium, 1 Liter Wasser und 40 ccm einer einprocentigen Chlorgold- kalium-Lösung) zu bleiben.

Ueber Erzielung blauer Farbentöne auf Celloidin- papier siehe ferner A. Lainer, S. 239 dieses Jahrbuchs.

A. A. Kelly und H. H u m 1 e y führten als neues Tonungs- mittel Palladiumchlorür ein, und zwar das Kalium- Palladiumchlorür (Ä'a PrfC/4). Es gibt, combinirt mit Citronensäure und Kochsalz, gute Resultate, z B. 5 Theile des Kalium -Palladiumchlorürs, 50 Theile Kochsalz, 50 Theile Citronensäure und 12000 Theile Wasser. Hierin können Silbercopien von Sepiabraun bis Schwarz getont werden, worauf man fixirt. Das Kalium - Palladiumchlorür wird durch Lösen von Palladiumchlorid in Wasser unter Zusatz von etwas Salz- säure in der berechneten Menge Kaliumchlorid, Eindampfen im Wasserbad und nachfolgendem , entsprechend starken Er- hitzen hergestellt (Phot. News 1896, S. 423).

Schoenfelder und Kehle beschreiben Copirpapiere. welche das Tonungsmittel schon in der Schicht ent- halten (siehe S. 429).

Dr. Krügener in Frankfurt a. M. bringt Borsäure- Tonfixirpatronen in den Handel (sie enthalten Fixir- natron, Borsäure, Bleinitrat und Chlorgold). Die von der Berliner Actiengesellschaft für Anilinfabrication in den Handel gebrachten Tonfixirpatronen enthalten bloss Fixirnatron, ßleinitrat und Chlorgold.

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Tonbäder für SlibercopJen.

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Als Tonbad für M att-Cel loidin papier von Weis- brod, sowie von Brandt & Wilde s Nachfolger in Berlin empfiehlt E. Valenta (Phot. Corresp. 1896) folgendes Gold- platinbad :

Die Copien werden in destillirtem oder weichem Wasser (Regen wasser) kurze Zeit gewässert, dann in einem Kochsalz- bade (zwei- bis dreiprooentige Kochsalzlösung) einige Zeit belassen, hierauf noch in gewöhnlichem Wasser gewaschen und in ein Goldtonbad gebracht, in welchem sie nur so lange belassen werden sollen, bis sie eine purpurbraune, aber noch nicht violette Färbung angenommen haben, wenn die Er- reichung platinschwarzer Töne beabsichtigt wird.

Dieses Vorbad besteht aus:

Destillirtem Wasser 1000 cm,

Borax 10 g,

Chlorgoldlösung ( l : 100) 38 ccm,

Nach diesem Tonbade werden die Copien kurz gewaschen und in einem Phosphorsäure - Platintonbade :

Wasser 1000 ccm,

Phosphorsäure (D 1 ,20) .... 25 Kaliumplatinohlorür 1,7 g

so lauge getont, bis der gewünschte Ton erreicht ist, worauf man die Bilder im Fixirbade (am besten 1 Theil Fixirnatron auf 15 bis 20 Theil e Wasser) ausfixirt. Die erzielten Copien sehen thatsächlich Platindruoken ausserordentlich ähnlich und zeichnen sich durch einen warmen Ton aus.

Tonfixirbäder mit Thiosinamin. F. Liard ver- suchte Aristopapier (Eastman's Solio- und Lumiere's Citratpapier) mittels eines Gemisches von Thiosinamin und Chlor- gold zu tonen und fixiren. Er erzielte mit 300 Theilen Wasser, 3 g Thiosinamin, 3 com oinpro centiger Chlorgoldlösung bei einer Wirkungsdauer von V* stunde gute Resultate. Gold- lösung ist nicht einmal streng erforderlich , sondern man kann auch ohne Goldsalze Tonbäder erhalten, wenn mau dem Thiosinamin andere Chloride zusetzt K Cl und Na Cl geben braunliche, CdCl-i zuerst orange, dann graugrüne, NiCl gelblich sepia. VuClj grünliche Töne; Platiuchlorid gibt graubraune, Kaliumplatinchlorür braune, Aluminiumchlorid und Platin- chlorid sepiabraune, Kaliumplatinchlorür gemischt mit Chlor- gold schwarzviolette Töne (Phot. Mitt. , Bd. 33, S. 80; aus Journ. Photo -Club, Paris 1895).

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Coloriren ron Photographien.

Coloriren von Photographien.

Ueber das Coloriren von Photographien gibt der „Photo-Beacon" nützliche Mittheilungen. Für glänzende Bilder verwendet man demnach am besten halbflüssige Wasser- farben; der aufgeklebte Abzug wird mit folgender Lösung unter Anwendung eines Wattebausches vorpräparirt :

gereinigte Oohsengalle ... 4 g,

dost. Wasser 210 ccm,

Alkohol 90

Carbolsäure ... ... 10 Tropfen.

Bei Celloidinpapieren kann an Stelle dieser Lösung eine schwache Hausenblasenlösung benutzt werden (Hausen - blase in Wasser gelöst und* mit etwa gleich viel Alkohol ver- dünnt). Bromsilberdrucke müssen durch Alaunlösung vor dem Bemalen gut gegerbt werden, worauf folgende Vor- präparation aufgetragen wird:

Ochsen galle 2 g,

Eisessig 30 Tropfen,

Wasser 100 ccm,

Alkohol 46

Von dieser Flüssigkeit kann auch etwas den Farben zu- gesetzt werden (Phot. Chronik 1896, S. 64).

Um Chlorsilbergelatinebilder mit Wasserfarben zu colo- riren, verfährt man so, dass man ihnen zunäohst einen Eiweiss- überzug gibt. Dies geschieht dadurch, dass man frisches Eiweiss von zwei Eiern zu steifem Schaum schlägt, absetzen lässt, die klare Flüssigkeit mit zweimal soviel Wasser und 10 Tropfen Ammoniak versetzt, schliesslich zur Conservirung 0,2 g Bor- säure hinzufügt, und das Ganze wohlverkorkt aufbewahrt. Zum Gebrauch überzieht man die getrockneten, auf Carton auf- bewahrten Copien mit dieser Eiweisslösung, ähnlich wie mit Collodium, und lässt allen Ueberschuss vollkommen abfliessen. Wenn der Eiweissüberzug getrocknet ist, lässt man die Bilder, deren Schichtseite mit einem Blatt Schreibpapier überdeckt wurde, durch eine sehr heisse Satinirmaschine langsam ab- laufen , und kann nun genau wie auf Aquarellpapier arbeiten. Wenn die Farbe sehr dünn aufgetragen werden muss, empfiehlt sich ein geringer Zusatz von Ochsengalle, um ein Festhaften der Farbenlösung zu erzielen (Photogr. Chronik 1896, S. 218).

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Photographie auf Leinen und Seide.

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Photographie auf Leinen nnd Seide.

Ein gutes und sicheres Auscopirverfahren für Silber bilde r auf Seide und Leinen arbeitete A. Cobenzl, Chemiker in Höchst a. M. aus. Früher verwendete man meist alkoholische Harzlösungen mit Chloriden, worin die Seide vorpräparirt und ohlorirt wurde. Cobenzl verwendet einen einprocentigen Absud von isländischem Moos, setzt 2 Procent Chlorammonium zu und taucht die Seide ein. Gesilbert wird in einer Lösung von 30 Theilen Silber, 100 Theilen Wasser und 10 Theilen Citronen- säure. Sehr wichtig für das Gelingen ist. eine Seide zu finden, welche frei von allen, den photographischen Process störenden chemischen Stoffen ist, also reine Seide ohne Appretur, welche schwer zu beschaffen ist. Das nicht übercopirte Bild lässt sich im Rhodangoldbad leicht tonen und gibt schöne Töne. Bei der Ausführung der einzelnen Manipulationen gibt der Autor einige Handgriffe an, welche wesentlich zum Gelingen beitragen (Phot. Corresp. 1896, S. 233 u. 552).

Derartige sensibilisirte Seide bringt A. Cobenzl in den Handel; die Fabrikation übernahmen die Farbwerke von Meister Lucius & Brüning in Höchst a. M. Bei Ver- suchen damit wurden an der k k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductiousverfahren in Wien sehr befriedigende Resultate erzielt.

Aufkleben von Papierbildern auf Leinwand mittels Kautschuk (Linotyp). F Dobl er in Paris überzog Leinwand mit einem TJeberzug von Guttapercha, legt Papier- bilder mit der Rückseite darauf, und überfährt mit einem nicht zu heissen Plätteisen; durch die Wärme erweicht die Gutta- percha und vereinigt das Bild mit der Leinwand augenblicklich und fest. Durch diese wasserdichte Unterlage erhält das Bild eine grosse Dauerhaftigkeit. Dobl er nennt diese Leinwand- bilder „Linotyp" (Bull. Soc. franc. 1896, S. 65; Phot. Wocheubl. 1896, S. 102).

Dr. Hesekiel & Co. in Berlin erzeugen „Photo -Leinen", welches Bromsilber auf Leinwand, hinterklebt mit starkem Papier, ist; 1 qm 6 Mk. Das Präparat ist zur Herstellung von Vergrösserungen uud Contactcopien mit Hervorrufung be- stimmt.

Photographie auf Seide. Photographische Copien auf Seide sind hübsch , z. B. stellt man Vignetten auf Seidenbänder für Lesezeichen her u. s. w. Man tränkt nach Ethelbert Henry reine Chinaseide oder Satin durch 20 bis 30 Secundeu mit einer Lösung von:

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Photographie auf Leinen und ßeido.

Alkohol 1000 Theile,

Benzoeharz ........ 8

Mastix 5

Cadmiumchlorid 30

legt die Seide zwischen Fliesspapier, um die überschüssige Lösung zu entfernen uud trocknet an freier Luft. Die Bänder werden durch Eintauchen in ein Silberbad von 12 Proceut während einer Minute sensibilisirt, zwischeu Fliesspapier ober- flächlich getrocknet, dann aufgehängt. Man kann auch das Trocknen durch Wärme unterstützen, indem man die Seide zwischen Fliesspapier mittels eines heissen Plätteisens glättet. Um die Seide zu versteifen, klebt man an den Ecken ein Stück dünnen Cartons auf und copirt im Copirrahmen ; das Nachsehen während des Copirens wird dadurch sicherer, und der Carton löst sich beim Waschen später wieder ab. Die Copien werden gut gewässert und in einem Goldbad vergoldet, z B. : 0,6 g doppeltkohlensaures Natron , 300 ccm Wasser und 0,06 g Chlorffold. Fixirt wird in Fixirnatronlösung 1:10 während 15 Minuten. Dunkle Flecken können mit Jodcyan weggeätzt werden. Eine andere Methode besteht darin, dass man die Seide mit einer Lösung von 6 g Chlorammonium und 7,5 g isländischem Moos (kochend hergestellt und nach dem Abkühlen verwendet) während 15 Minuten eintaucht, trocknet, silbert und wie oben verfährt (The Amateur Photographer 1896; Der Photograph 1896, S. 145 und Phot Chronik 1896, 8. 376).

Ueber Herstellung von Photographien auf Stoffen und Zeugen aller Art handelt ausführlich das Büchlein: L. Tranchant, La linotypie ou l'art de decorer photo- graphiquement les ctoffes pour faire des ecrous, des eventails, des paravents u. s. w. Paris 1896 (Gauthier - Villars).

Zur Vorpräparation für waschbare Platindrucke auf Stoffen wird folgende Mischung empfohlen:

Wasser 600 ccm,

Alaun .... 25

Wasserglas 18

Vaseline 28

Nachdem alles tüchtig unter Kochen zusammengerührt ist erfolgt das Auftragen mit einem harten Pinsel und Trocknen durch Wärme (Phot. Chronik 1896, S. 34).

Sensibil isirung von Malleinwand (Photographisches Ceutralblatt, Heft 23, 1. Debember 1896) Man spannt ge- wöhnliche Leinwand über einen Holzrahmen und entfettet sie durch Behandlung mit einer schwachen Lösung von Ammoniak

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Photographie auf Leinen und Solde.

437

oder Soda, dann reibt man die ganze Oberfläche der Leinwand gut mit einem Gemiseh von Tripel und Methyl -Alkohol ab, bis zum Verschwinden jeder Unebenheit. Nach sorgfältigem Waschen ist sie zur Aufnahme folgender Emulsion bereit: Man löst 4 g Chlornatrium in 18 ccm destillirtem Wasser und 3 g Bromkalium in 20 ccm destillirtem Wasser. Inzwischen weicht man 4 g Gelatine in 35 ccm destillirtem Wasser (etwa 10 Minuten) und bringt sie auf dem Wasserbade zum Schmelzen. Die Brom - und Gelatinelösuog werden gemischt. Nach 20 Minuten fügt man die Salzlösung zu und schüttelt noch fünf Minuten. Dann giesst man in kleinen Portionen unter kräftigem Schütteln eine Lösung von 10 g Silbernitrat und 10 g Citronensäure in 100 ccm destillirtem Wasser zur Gelatine- lösung. Die Silber- und Gelatinelösung müssen beim Mischen eine Temperatur von 60 Grad C. haben.

Ferner löst man in der Wärme 8 g Nelson- und 16 g Heinrichs - Gelatine in 60 ccm Glycerin und gibt dieses zu der anderen Mischung. Das Ganze wird in eine flache Porzellau- schale gegossen und stehen gelassen , bis es erstarrt ist. Nun- mehr presst man die feste Gallerte in bekannter Weise durch angefeuchteten, groben Stramin, fangt die Nudeln in einem Gefass mit destillirtem Wasser auf, schüttelt sie etwa zehn Minuten tüchtig, bringt sie auf Wildleder, lässt abtropfen und wiederholt das Waschen mit destillirtem Wasser noch zweimal. Dann sammelt man die Nudeln, lässt sie gut abtropfen und schmilzt sie bei einer Temperatur von 50 Grad C Dazu fügt man ein Stückchen Chromalaun, gelöst in 3 ccm destillirtem Wasser und gibt noch 20 ccm absoluten Alkohol zu.

Die Emulsion wird durch Wildleder filtrirt, das vorher mit Aetznatron behandelt und hierauf mit destillirtem Wasser gut ausgewaschen ist Damit ist die Emulsion zum Auftragen bereit; sie wird auf die Leinwand wie Collodium (oder Lack) auf die Platten gegossen.

Platindruck auf Seide und anderen Gewebeu Zur Herstellung von Platindrucken auf Stoffen kommen zwei von der „Willis & Clements Co.u fabricirte Lösungen in den Handel. Dr. Stebbins analysirte die beiden (von der Firma mit A und B bezeichneten) Flüssigkeiten und ermittelte folgende Zusammensetzung:

„Solar" - Eisenlösung A (Theile in 100):

Eisenoxydoxalat

Chlorwasser

Wasser

28,0 21,5 50.5

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Photographie auf Leinen und Seide.

„Solar" -Eisenlösung B (Theile in 100):

Krystall. Quecksilberchlorid 0,6

Wasser 99,4

Diese Flüssigkeiten halten sieb im Dunkeln laoge Zeit.

Das Verführen zum Drucken auf Seide, Atlas und Satin, unter Anwendung dieser Flüssigkeiten , ist der beigegebenen Gebrauchsanweisung nach folgendes:

Zum Sensibilisiren werden 1 Theil A und 1 Theil B un- mittelbar vor der Verwendung gemischt und mit einem kleinen Schwamm auf das Gewebe gestrichen. Nach langsamem Trocknen exponirt man am besten im directen Sonnenlichte unter einem Negative.

Die Entwickler - Vorrathslösung besteht aus:

Kaliumplatinchlorür 1,8 g,

Wasser 30 com.

Von dieser nimmt man 100 Theile gemischt mit 30 Theilen Platinlösung und trägt diese Mischung ebenfalls mittels eines feinen Schwämmchens auf die belichtete Stelle des Gewebes auf. Das Bild erscheint sofort, und die Entwickelung kann fortgesetzt werden, bis das Bild die nöthige Kraft erlangt hat.

Nach der Entwickelung wäscht man erst in angesäuertem, dann in gewöhnlichem Wasser. Die Resultate sollen sehr schöne sein, doch hängen sie sehr von der richtigen Be- schaffenheit des verwandten Eisenoxvdoxalates ab; Dr. Stebbin s gibt darum auch daselbst die Vorschrift zur Selbstherstellung einer Lösung dieses Salzes.

Man löst zu diesem Zwecke 746 g Eisenchlorid in 3,75 Liter Wasser, erhitzt bis zum Sieden und fällt durch Ammoniak alles Eisen als Eisenhydroxyd aus, sammelt auf einem Mousselinfilter, wäscht mit heissem destillirten Wasser so lange aus, bis das abmessende Wasser durch eine Silber- lösung nicht mehr getrübt wird und befreit dann durch Abpressen so viel als möglich vom Wasser. Den Teig briugt man iu eine Tonschale, rührt 880 g krystallisirte Oxalsäure ein und lässt das Ganze so lauge im Dunkeln digeriren, bis der grösste Theil des Eisenhydroxyds in Lösung gegangen ist. Nach dem Filtriren der entstandenen Flüssigkeit bestimmt man deren Eisenoxydoxalatgehalt. Beträgt dieser mehr als 28 Procent, so verdüunt man entsprechend mit Wasser, beträgt er weniger, so dampft man bei möglichst niedriger Temperatur bis zur sichtigen Concentration ein. Eisenoxydoxalat -Lösungen dürfen nie gekocht werden, da das Salz sich bei Siedehitze partiell

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Photographie auf Leinen nnd Seide.

439

zersetzt (Phot. Centraiblatt 1896, S. 63, nach Journ. of the Society of Amateur Photo«, of N. Y.).

E i se n b 1 a u d r u o k - Ve r f ah r e n auf Stoffen. L. Tranchant gibt in seinem Buche „La Linotype" An- weisungen zu einem einfachen Blaudruckverfahren auf Lein- wand, Atlas, Seide, Satin u. s. w. , welches zum Fixiren der Abdrucke ein blosses Auswaschen in Wasser erfordert.

Zur Vorpräparation werden, die Stoffe in eine Lösung von 10 g harter Gelatine in 1 Liter Wasser eingetaucht und zum Trocknen aufgehängt. Zum Sensibilisiren dienen folgende Mischungen:

Mischung I. A. Citronensaures Eisenoxyd -Ammoniak 27 g,

Wasser 100 ccm.

B. Wasser 100 ccm,

rothes Blutlaugensalz 23 g.

Man setzt die Lösung A der Lösung B zu und filtrirt.

Mischung II.

A . Wasser 100 ccm,

Citronen - oder Weinsteinsäure 26 jj.

B. Wasser 100 ccm,

Eisenchlorid 20 g.

C. Wasser 100 ccm,

rothes Blutlaugensalz .... 22 g.

D. Ammoniak circa 40 ccm.

Man setzt zuerst die Lösung A der Lösung B zu, schüttelt tüchtig um, giesst dann ein wenig von D hinzu, rührt um und fährt mit diesem Zusatz unter Umrühren fort. In gleicher Weise setzt man 0 zu und filtrirt schliesslich das Ganze. Die Mischung II ist empfindlicher als I

Man legt den Stoff auf eine Glasplatte, giesst die Sensibilisirungslösung (bei gelbem Lichte) in einen Glasbecher und trägt sie mit einem passenden Pinsel in dünner gleich- massiger Schicht auf den Stoff. Nach dem Trocknen wird belichtet und das nur schwach ancopirte Bild in öfters ge- wechseltem kalten Wasser hervorgerufen, bis es rein blau auf weissem Grunde erscheint. Man lässt abtropfen und trocknet zwischen Saugpapier. (Aus „Apollou, Dresden 1897, Nr. 38. S. 20.)

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440 Klebmittel. GUnzwachs. Ausdehnung etc.

Kleb mittel. Glanzwuchs.

Unter dem Namen „Resin" kommt eine Art Cerat (Glanz- wachs) in den Handel (bei Lechner, Wien).

Haltbare Gummiarabicum -Lösung. Fügt man zur Gummiarabicum -Lösung eine kleine Menge reinen Zinkvitriols, so hält sich dieselbe sehr lange, ohne zu schimmeln oder sauer zu werden (Phot. Mitt. Bd. 33, S. 27).

Ausdehnung photographischer Papiere.

Ausdehnung von Papier. E. W. Foxlee untersuchte neuerdings die normale Ausdehnung von Rivespapier, welches geschnitten, gefeuchtet und getrocknet wird; sie ist in der Längsrichtung des Papieres Vs Procent, in der Querrichtung aber zwei Procent. Häufig kann man aber eine bedeutend grössere Ausdehnung beobachten ; gut mit Wasser gefeuchtetes Papier kann so sehr gestreckt werden, dass eine Bild Verzerrung entsteht. Bei Albuminpapier zeigt sieh nach dem Feuchten und Trocknen eine Ausdehnung von circa acht Procent der Länge. Hat man von einem Negativ zwei Albumincopien an- gefertigt, und zwar die eine längs der Gewebsrichtung, die andere quer zu derselben, und wird erstere ohne Streckung, letztere aber zum Aeussersten gestreckt aufgezogen, so wird eine um Via länger sein als die andere. Es ist nun aber durchaus nichts Seltenes, dass, wenn ein solcher durchfeuchteter Druck nicht sogleich auf die Unterlage passt, man ihm durch sanftes Ziehen die nöthige Form gibt, anstatt ihn wieder herunterzunehmen; dadurch entsteht Verziehen der Gesichtszüge eines Portraits u. s. w. Man kann diese Erscheinung benutzen, um runde Gesichter zu verlängern oder ein schmales Gesicht zu verbreitern. Wird aber die Copie trocken aufgezogen, und zwar mit einem Klebmittel, das viel Spiritus enthält, so wird sie dieselbe Grösse wie das Negativ haben, vorausgesetzt, dass das Papier längs der Gewebsrichtung geschnitten war (The Brit. Journ. Phot, August 1896; Der Photograph 1896, S. 148).

Lichtpausen.

J. Gahlort in Wien (T. Reinprechtsdorferstrasse Nr. 19) bringt (1896) sehr rasch copirendes Cyanotyppapier unter dem Namen „Blitz-Lichtpausepapier" in den Handel:

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Platindrock. Plgmentverfahroo.

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Copirdauer in der Sonne 2 bis 3 Minuten, bei trübem Wetter 10 bis 15 Minuten; es enthält wahrscheinlich citronensaure Eisensalze neben Ferridoxalat und rothem Blutlaugensalz. Er erzeugt anch Galluseisenpapier, welches (mit Gallus- säure-Entwicklung) positive Lichtpausen (schwarze Linien auf weissem Grund) gibt; die empfindlich© Schicht ist ein Eisenoxydsalz.

Platindruck.

Ommeganck empfiehlt zur Entfernung der letzten Reste Eisen aus Platinpapier das Ammoniumtartrat (Phot. Corresp. 1895, S. 490).

Pigmentverfahren.

Ueber „das Pigmentverfahren und die Helio- gravüre" erschien ein erschöpfendes Werk vonEder (Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. 8.).

Ueber die Farbstoffe und Pigmente, welche im Kohledruckverfahren und für die Photo-Keramik an- gewendet werden, schreibt J. Vincent-Elsden in The Brit. Journ. of Phot 1896; siehe auch Phot. Chronik 1896, S. 365 und 375.

Cousin entwickelt Pigmentdrucke mit einer kalten Lösung von Rhodanammonium (fünf- bis zehnprocentig), welche die nicht belichtete Chromatgelatine lost; die Copie wird in kaltem Wasser gewaschen, dann in der Rhodanammonium - Lösung gebadet, worin das Bild erscheint. Schliesslich wird mittels eines Breies von Sägespähnen (nach Art des Artigue -Ver- fahrens) fertig entwickelt (Bull Soc. franc. 1895, S. 297).

Das Formaldehyd benutzt Drouet an Stelle von Alaun zum Härten der entwickelten Pigmentbilder; die Copien werden nach dem Entwickeln auf den Deckel einer verschliessbaren kleinen Kiste gebracht, auf deren Boden man einige Tropfen Formaldehyd gibt. Die Dämpfe härten in 10 Minuten das Gelatinebild; man braucht keinerlei Waschoperation (Bull. Soc. franc. 1895, S. 388).

Directer Pigmentdruck. Seitdem das „Charbon- Velours** -Verfahren den directen Pigmentdruck (ohne Ueber- tragung) wieder neu belebt hatte und den Fortschritt mit sich brachte, dass man hiermit auch Halbtonbilder von schöner Bildwirkung erzielen kann, wurden mehrfach Versuche an-

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Pigmentrerfabroo.

gestellt, dieses von Frankreich aus in den Handel gebrachte Papier selbst zu erzeugen1). Meistens arbeitete man mit Gummi, während Dr. Mall mann der Gelatine den Vorzug gibt, welche fester am Papiere sitzt. Besonders günstig wirlrt nussiger Leim, z. 6. solcher, welcher Chloralhydrat enthält (1000 com Wasser, 250 g Chloralhydrat, 400 g Gelatine) oder flüssiger Leim , welcher im Handel als „Wisein" zu haben ist. Mit diesem wird Pigmentpapier erzeugt und mit heissem Wasser unter Zusatz von Sagespäh nen entwickelt; Pottaschezusatz zum Entwickler -Wasser wirkt beschleunigend (Wiener Phot. Blätter 1896, S. t49).

Artigue's Pigmentprooess. Ritter von Schoeller veröffentlicht in den Wiener Photogr. Blättern (1896, Nr. 2; Photogr. Rundschau 1896, 8. 127) seine Erfahrungen über Artig ue' s Kohlepapier

Nach Maurice Tilbet können Striche und Zeichnungen mittels eines directen Pigmentcopirverfahrens hergestellt werden. Man lasst das Papier mit einer Seite auf einer Lösung von 22 g weisser Seife, 22 g Alaun, 30 g Gelatine, 7!'9g ge- schlagenem Eiweiss, 1 g Eisessig, 7*/a g Alkohol und 375 g

folgendem Pigment -Gemisch sensibilisirt:

In Alkohol geriebene Umbra . . . 37Vj g, schwarze Tusche ........ 16 g,

Das Trocknen und Aufbewahren muss im Dunkeln ge- schehen. — Um Lichtpausen herzustellen, copirt man unter einer Zeichnung, entwickelt in \v firmem Wasser und erhält ein negatives Bild. Nach diesem kann man in eben solcher Weise eine positive Copie herstellen (Allg. Photogr. - Zeitung 1896. S. 108).

Pigmentbilder ohne Uebert rag ung mittels Chro m- eiweiss. Nach Sinclair erhält man Pigmentbilder ohne üebertraguug nach Art des Artigue- Processes in folgender Weise: Man leimt Papier durch Schwimmenlassen auf kochsalz- haltiger Gelatinelösung und Trocknen. Dann trägt man mittels eines weichen Pinsels eine Mischung von Eiweiss, etwas Zuckersymp und einer Wasserfarbe auf; hierzu wird das rückwärts gefeuchtete Papier auf eine Glasplatte gelegt. Nach

Ii Vcrgl. Eder's ,Pigmentverf»hrenu (Halle ». S. 1H96l

Wasser schwimmen.

dem Trocknen wird auf nach-

Gelatine . . . Wasser . . . Kaliumbichromat

7Vs g. 375 g,

7V* g-

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Pigmentverfahren.

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dem Trocknen des Ueberzuges lässt mau mit der Rückseite auf Wasser schwimmen, legt das Papier wieder auf eine Glas- platte und trägt mit einem trockeneu Pinsel dieselbe Farbe in Staubform auf, welche man zur Färbung des Albumins ver- wendete. Die klebrig gewordene Oberfläche hält einen sehr dünnen (Jeberzug der Farbe fest. Das Papier wird neuerdings getrocknet, dann durch Schwimmen mit der Rückseite auf Kaliumbichromat- Lösung sensibilisirt , getrocknet und zum Copiren verwendet (Amateur -Photographer; Wiener Photogr. Blätter 1896, S. 144). Gaedicke bemerkt im Photogr. Wochenblatt (1896, S. 379) hierzu, dass diese Vorschrift ganz gut sein mag, aber nicht dasselbe Product, wie das Artigue- Papier liefern könne, weil bei letzterem die Unterlage nicht gefärbt ist, sondern der Farbstoff in dünner Schicht auf der Oberfläche liegt.

G u m m i - Pi gm e n tdr u ck. Um Gummi -Pigment- drucke herzustellen, empfiehlt H. Kühn in Innsbruck, die Lösung von Gummiarabicum (1:1) längere Zeit aufzubewahren, bis sie schimmelt1) und . dann zu filtriren; alte Lösung ist besser. Von Farben werden gebraucht: Siena, Engelroth und ein Schwarz (Rebenschwarz, Beinschwarz), ferner Preussisch- blau, Indigo, Ultramarin; besonders Temperafarben von Schminks (zu beziehen von F. Dury in München, Akademie- strasse). Man mischt in einer Reibschale: Gummilösung, Farbe und Kaliumbichromat -Lösung (1: 10) zu gleichen Theilen und streicht Papier möglichst dünn an; viel Gummi gibt kräftiges Korn, zu wenig Gummi gibt keine klaren Lichter. Das mittels eines Pinsels gestrichene Papier wird über der Flamme getrocknet und unterm Negativ belichtet. Beim Ent- wickeln in kaltem Wasser kann man durch Schaukelbewegung, Aufgiessen von Wasser oder Sägemehlbrei, Anspritzen mit dem Zerstäuber nachhelfen; der dünne Brei kann lauwarm verwendet werden (Wiener Phot. Blätter 1896, Nr. 10, S. 181).

Ueber die Herstellung des Artigueu -Papiers sprach J. A. Sinclair in der Königl. Photographischen Gesell- schaft in London und demonstrirte daselbst dieses Verfahren. Sinclair glaubt, dasselbe baue sich im Wesentlichen auf der fast nicht beachteten Blair 'sehen Methode auf, die schon in wSutton's Notes" (1863, S. 208) veröffentlicht wurde. (Näheres siehe im „The Amateur Photographer", 14. April 1896, und im Photogr. Centralblatt 1896, Heft 10, S. 216.)

1) Da die Gummilösung durch du Alter sauer wird, so wäre viel- leicht durch einen Säuretusatz dasselbe errolcbt v

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Tigmentvcrfahren

Eine Vereinfachung des Artigue-Processes liegt in folgendem Verfahren vor. Man löst doppeltchromsaures Ammonium in Alkohol concentrirt auf und bestreicht damit die schwarze Seite des Velourpapieres. Das Papier trocknet dabei in wenigen Minuten auf, und man belichtet es je nach dem Lichte unter einem Negativ. Jetzt wird das Papier eine halbe Stunde lang in kaltem Wasser eingeweicht und dann auf eine Glasplatte gelegt, hier mit einem Wattebausch, der in kaltes Wasser getaucht ist, vorsichtig überrieben, wodurch das Bild langsam zum Vorschein kommt und unter öfterem Abspülen mit kaltem Wasser schliesslich ein klares, kräftiges Positivbild entsteht. Der A rtigue-Process soll in dieser Ausführung sicher sein und ohne allen Ausschuss immer gute Resultate geben (Phot. Chronik 1896, S. 398).

Ein Kohle - Eisen - Copirprocess wird in Revue Suisse (December 1895, S. 407) beschrieben, bei welchem ein mit Eisenchlorür und Citronensäure sensibilisirtes Papier ver- wendet wird, welches nach dem Copiren in einen Farbstoff getaucht wird, welcher sich nur an den belichteten Stellen ansetzt. Das betreffende Recept lautet:

Wasser 600 g,

Eisenchlorür 16

Citronensäure 15

Man copirt, bis das Bild erscheint und taucht es dann iu eine Gelatinelösung, die mit chinesischer Tusche (oder anderen feinen Farbstoffen) gefärbt ist. Dabei setzt sich die Farbe nur an die belichteten Stellen an und es entsteht ein gefärbtes positives Bild (Phot. Wochenblatt, Nr. 20, S. 172).

In neuerer Zeit kam Valentin Blanchard1) auf den alten Vorschlag zurück, Pigmentbilder ohne Uebertragung dadurch herzustellen , dass man die chromirten Pigmentpapiere unmittelbar vor dem Copiren mittels Terpentingeist oder Ligroin transparent macht und von rückwärts (durch das Papier hindurch) copirt; ans der Copie lässt mau das flüssige Oel verdunsten und entwickelt in warmem Wasser. (Vergl. auch V. Blanchard in Eders Jahrbuch f. Phot. für 1896, S. 531)

Photochromion (farbige Photographien) mittels P i g m e n t d r u c k. B e r t h o 1 d K u n y in München er- hielt ein deutsches Patent Nr. 85817 auf sein Verfahren zur Herstellung farbiger Photographien, welches, der Patent-

1) Journ. Photographie Soc. of London 1896. Die Photographie

1 8y » , y. 9.

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Lichtdruck.

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schrift nach, darin besteht, dass nach einem Negativ ein Pigmentbild erzeugt wird . auf einem Papier , welches Dicht wie das gewöhnlich verwendete Pigmentpapier nur mit einer Farbe versetzt ist, sondern welches den Contouren des Bildes entsprechend in den, im Originale vorkommenden Localfarben (vielfarbig) gefärbt ist. Zu diesem Zwecke wird auf der Rückseite (Schichtseite) des Negativs ein transparentes Blatt Gelatine beifestigt und auf dieses die mit den ent- sprechenden Pigmenten gefärbten Schichten (bestehend aus Asphalt oder Chromgelatine) so aufgetragen , dass sie mit ihren localen Färbungen den einzelnen Partien des Bildes ent- sprechen. Sind diese Farbschichten trocken , so wird durch das aufliegende Negativ copirt, hierauf das' Blatt mit den Farb- schichten vom Negativ abgenommen und in Terpentinöl, resp. warmem Wasser entwickelt; es resultirt ein Positiv, welches den Localfarben des Originals entsprechend mehrfarbig ab- schattirt ist. (Näheres siehe Photogr. Archiv 1896, S. 223.)

\ Lichtdruck.

Der, Lichtdruck als Buchillustration (Text- und Vollbilder) wurde unter Benutzung zahlreicher photographischer Originalaufnahmen in dem Werke: E. Yung, Zermatt und das Visperthal (Lausanne und Zermatt 1896) benutzt.

L. Tranohant beschreibt unter dem Titel „La photocollo- graphie simplifice" (Paris 1896) ein angeblich „vereinfachtes" Lichtdruckverfahren, welches darin besteht, dass man Chlor- silbergelatine - Papier (z. B. Lumiere's Aristopapier) ausfixirt, wäscht, und dann mit Bichromathädern sensibilisirt. Diese Chromatgelatineschicht wird zum Drucke mit fetter Farbe nach Art des Lichtdrucks benutzt, [[st jedenfalls nur als Spielerei für Dilettanten aufzufassen. E.]

Das Auswässern der Lichtdruckplatten nach erfolgter Be- lichtung soll nach Wethermann besser in Wasser von 20 bis 25 Grad vor sich gehen ; es darf jedoch nicht zu warm sein, da sich sonst die Gelatine zu viel erweichen würde. Man läset schliesslich das Wasser unter fortwährendem Wechseln immer kälter werden, bis alles Chromsalz entfernt ist, was nach drei Stunden erfolgt sein wird (Phot Chronik 1896, S. 104).

Ueber den Lichtdruck von Aluminiumplatten siehe Kampmann, S. 13 dieses Jahrbuches.

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446 Photolltbographlo , Lithographie and UmdraokTerfabren.

Die technische Versaohs- und Lehranstalt von Klimsch & Co. in Frankfurt a. M. stellt ebenfalls Versuche an, das Aluminium als Unterlage für Liohtdrnckzwecke zu verwenden. Wie im Allgemeinen Anzeiger für Druckereien 1897. Nr. 5, 8. 114 mitgetheilt wird, waren die erzielten Resultate vorzüglich. Proben derselben wurden der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductioosverfahren in Wien eingesendet und deren Lehrmittelsammlung einverleibt.

Die erste Schnellpresse für Lichtdruck, welche in Oesterreich gebaut wurde, stellte Neuburger in Wien für die k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Re- productionsverfahren in WTien zu Anfang 1897 her.

Photolithographie, Lithographie und Inidruckverfahren.

Verfahren zur Herstellung von Umdruckzeich- nungen in Kreidemanier von Andre Castelin in Paris. D. R.-P. 87726. (Kl. 15.) Bis jetzt bedient man sich zur Her- stellung weicher, kreideartiger Töne bei Umdruckzeichnungen eines gekörnten oder gerasterten Ueberdruckpapieres , dessen Erhöhungen beim Zeichnen mit Fettkreide von dieser gefärbt werden, so dass alle Linien unterbrochen erscheinen, wodurch die Härte derselben gemildert und der Zeichnung selbst der Charakter einer Kreidezeichnung gegeben wird. Sollen bei einer so hergestellten Zeichnung tiefer gefärbte Töne (Schatten) eingearbeitet werden , so geschieht dies durch häufigeres Ueber- zeichuen der betreffenden Stelle, wodurch die einzelnen Körner dunkler gefärbt werden.

Bei dem Verfahren nach vorliegender Erfindung dagegen wird nicht auf schon vorher gekörntes Papier gezeichnet, son- dern vielmehr das glatte und dünne Ueberdrnckpapier erst während des Zeichnens dadurch gekörnt, dass es auf einer gekörnten, gegitterten und guillochirten Unterlage liegt, so dass beim Zeichnen nur immer diejenigen Stellen getroffen werden, unter denen sich gerade eine Erhöhung befindet. Um eine tiefer getönte Fläche zu erzielen, wird das Papier dann um eine Kleiuigkeit verschoben, so dass jetzt andere Stollen über don Erhöhungen der Unterlage liegen, welche bei einem zweiten Ueberzeichnen von dem Stift getroffen werden. Es ist leicht einzusehen, dass auf diese Weise die feinsten Ab- stufungen wiedergegeben werden können, und dass selbst Flächen welche einen tief dunklen Ton aufweisen, nicht

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Photollthographie, Lithographie und Umdrnckyerfahren. 447

als vollständig zusammenhängende, sondern als überaus häufig unterbrochene Flächen wirken, wodurch der weiche Charakter der Kreidezeichnung gewahrt bleibt

*Soll das Bild farbig sein, so ist in bekannter Weise für jede Farbe eine besondere Zeichnung anzufertigen. Diese Zeich- nungen werden sodann auf Platten von Stein, Zink und dergl. übertragen und diese in bekannter Weise geätzt und zur Fertig- stellung des Bildes benutzt.

Patent-Anspruch:

Verfahren zur Herstellung von Umdruckzeichnungen in Kreidemanier, dadurch gekennzeichnet, dass die Zeichnung auf einem vollständig glatten, dünnen Ueberdruckpapier aus- geführt wird, welches während des Zeichnens auf einer ge- körnten , gegitterten oder guillochirten Unterlage ruht , so dass also nur diejenigen Stellen des Papieres vom Stift gefärbt werden, welche zwischen diesem und einer der Erhöhungen der Unterlage liegen, wobei die Erzielung dunklerer, weicher Flächen durch Verschieben des Papieres erreicht wird, wodurch immer wieder neue Flächen vom Stift gefärbt werden (Papier- Zeitung 1896, Nr. 83).

Reduotionsapparate mit Kautsohukhaut für Litho- graphie. Diese Apparate, welche besonders für den Farben - ' druck mit Vortheil anzuwenden sind, bürgern sich immer mehr in der Praxis ein und kommen infolge dessen von mehreren Seiten in guter Qualität in den Handel.

L. Fougcadoire in Paris (395 Rue St. Honorö) erhielt unter der Nummer 85364, Kl. 15, ein deutsches Patent auf einen solchen Apparat zum Vergrössern oder Verkleinern von Zeichnungen mittels des Kautschukblattes. (Näheres siehe unter Patente.)

Leber die Anwendung und den Gebrauch dieser Instru- mente schreibt ausführlich Friedr. Hesse in seiner Chromo- 1 ithographie 1896, Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S.

Wir berichteten über dieselben bereits in Eder's Jahr- buch für Phot. f. 1893, S.507 und 1896, S. 541, eingehend.

Schabe Vorrichtung zum Ebnen von Lithographie- steinen. Im das mechanische Abschleifen der Lithographie- steine, bei erneuertem Gebrauch derselben, zu ersetzen, hat man in letzter Zeit mehrfache Verfahren ersonnen, welche alle auf der Anwendung von Säuren basirten.

Im Gegensatze zu diosen chemischen Schleifmitteln Hess sich Ernst Schärtlein in Frankfurt a. M. eiu Verfahren patentiren (D. R.-P. Nr. 85259), welches durch dio Anwendung

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Pbotolithographie , Lithographie und Unidruok verfahren

einer Schabevorrichtung das Ebnen und Abziehen der Stein- oberfläche besorgt. Mittels dieser Vorrichtung, die ans einem schneidigen, an Stelle des Reibers einzusetzenden Schaber (ähnlich einer Ziehklinge) besteht, und unter welchem der Stein öfter unter kräftiger Spannung durchgezogen wird, soll die Steinoberfläche, bei grosser Zeitersparniss, für Umdruck u. s. w. brauchbar gemacht werden können. (Näheres siehe in der mit Abbildungen versehenen Patentbeschreibung im n Allgemeinen Anzeiger für Druckereien", Frankfurt a. M. 1896, Nr. 35.)

Für das Brennätz- Verfahren zum Anschmelzen der mit Harz eingestaubten Zeichnung am Lithographiestein bringt E. Boehler, lithographischer Maschinenmeister in Lahr in Baden, Schlossplatz 8, eine neue Spirituslampe in den Handel.

Der Vorzug dieser Lampe vor älteren Systemen liegt darin, dass sie mit abwärtsschlagender Stichflamme brennt und absolut gefahrlos ist. Der Preis dieser Lampe ist 10 Mark.

(NB. Ueber das Brennätzverfahren selbst brachte Eder s Jahrbuch für Phot. f. 1890, S. 2, einen ausführlichen Original- artikel aus der Feder von Jos. Eberle in Wien.)

Feuchtwasser für Lithographie und Zinkflach- druck.

Mischung I.

Wasser, gewöhnliches . . . 3000 cem, Eichenholzrinde 1000 g.

Mischung II.

Wasser 500 com,

Eisenchlorid, 40 Grad B. . . 200

Kalialaun . 25 g,

Oxalsäure 18

Die Eichenholzrinde wird im oben angegebenen Quantum Wasser tüchtig gekocht, nachdem sie zuvor zerkleinert wurde. Die Mischung II wird kalt gelöst Erstere Mischung wird erst durch ein Tuch und hiernach durch Filtrirpapier filtrirt und ihr die Mischung II durch Filtration beigegeben.

Gelatinepapier für Photolithographie Nach einer Beschreibung von Thomas G. Lee wira das photolitho- graphische lTmdruckpapier auf folgende Art bereitet:

60 g Nelson -Gelatine Nr. 2 werdeu eine Stunde lang in 750 cem kaltem Wasser eingeweicht. Dann wird das Gefüss in ein Wasserbad gestellt und die bei gelinder Wärme gelöste Gelatine durch feines Mousselin in ein angewärmtes Gefäss

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Photolithograpble , Lithographie und UmdruckverfahreD. 449

filtrirt, welches etwas grösser ist als das Papier, das über- zogen werden soll.

Das Papier lässt man erst auf warmem Wasser schwimmen, bis es gut durchweicht ist. Der Wasserüberschuss wird mit Filtrirpapier entfernt, und der Papierbogen, die feuchte Seite nach unten, auf der warmen Gelatinelösung drei Minuten lang schwimmen gelassen, wobei Luftblasen zu vermeiden sind. Das Papier wird hierauf auf einer Spiegelglasplatte aufge- quetscht und dort getrocknet. Das Glas muss selbstredend gut geputzt und mit Talkum (Federweiss) oder Ochsengalle u. s. w. abgerieben sein. Um dieses Papier lichtempfindlich zu machen, lässt man es auf einer Lösung von

210 ccm Eiweiss,

120 gesättigter Kaliumbichromat- Lösung (?), 12 Ammoniak

zwei Minuten lang schwimmen und trocknet. (Anthony's Phot. Bull., August 1896; Phot. Centralbl. 1896, Nr. 18.)

Die Uebertragung alter Stiche auf Glas u. s. w. Das Uebertragen alter Kupferstiche auf Glas oder Holz u s. w. war in der Zeit vor Erfindung der Photographie sehr im Schwung, und es findet sich in den alten Kunstbüchleins des vorigen Jahrhunderts das Verfahren, welches hierbei in An- wendung kam, schon vielfach beschrieben.

In der Photographischen Chronik 1896, Nr. 10, S. 74 wurde nun neuerlich eine Beschreibung dieses Verfahrens gegeben, welche sich vollkommen mit den oben erwähnten sehr alten Beschreibungen deckt. Da wirklich seither eine andere Verfahrungsweise zu diesem Zwecke nicht bekannt ge- macht wurde, so theilen wir dieselbe auch hier mit, da in dieser Richtung thatsächlich öfter Anfragen an uns gestellt werden.

Zu diesem Zwecke wird eine Glasplatte mit einer Mischung von Dammarlack und Ganadabalsam überzogen, und diese Schicht so weit getrocknet, dass sie noch schwach klebrig ist (circa 24 Stunden). Das zu übertragende Bild wird in weichem Wasser gut aufgeweicht und dann auf die mit der Lackschicht überzogene Glasplatte aufgelegt. (In den alten Vorschriften wird ganz richtig empfohlen, die Papierfaser durch Behand- lung mit schwachen Säuren zu zerstören oder aufzulockern.)

Man presst das Bild gut an die Glasplatte, indem man eventuell hierzu eine kleine Walze u. s w. benutzt, und trachtet alle Luftblasen zu vertreiben. Nachdem man das Ganze 1 bis 2 Tage der Ruhe überlassen hat, beginnt man, unter erneuertem

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450 Korn- und Lineatarverfahren etc.

Anfeuchten, das Papier durch Reiben mit dem Finger lang- sam abzulösen, wozu allerdings ebensoviel Vorsicht als Geduld nöthig ist.

Hierauf wird die Retouche und Uebermalung nach Bedarf vorgenommen.

Directe Photolithographie mit Chromleim siehe Regierungsrath Fritz, S. 7 .

Koni- und Lincaturverfahren Autotypie Verwendung von Trockenplatten für Reproductlonszwecke.

Raster.

Einfach liniirte Raster für Autotypie waren zu Beginn dieses Verfahrens sehr gebräuchlich; man drehte die Lineatur während der Belichtung um 90 Grad und erhielt dadurch Netzraster - Negative. Diese Methode wurde durch die An- wendimg der amerikanischen Kreuzraster verdrängt M a x L e v y, welcher die letzteren vor Allem für die Praxis einführte, er- wähnt jedoch neuerdings (Process Work, Juli 1896), dass einfache Lineaturen Gegenstand einer ernsten Erwägung sein könnten, wenn es sich um Wiedergabe von Weiss und Schwarz handelt. Levy meint jedoch, dass man alle Vortheile der einfachen Lineatur auch mittels Kreuzraster erzielen kann, sobald man Blendenöffnungen anwendet, bei welchen eine Aperture in der Richtung der Linien länger ist, als die andere; dadurch wird eine Richtung der Rasterlineatur deutlicher zum Ausdruck kommen Dieselbe Ansicht wurde auch schon seiner Zeit von I v e s ausgesprochen und verweisen wir diesbezüglich auf Dr. Eder's Jahrbuch f. Phot. für 1895, S 553.

Autotypie-Raster mit vierfacher Lineatur er- zeugt Max Levy in Philadelphia U. St. A. Sein deutsches Reichspatent (Nr. 88523) lautet vom 20. Juni 1894. (In Dr. Edcr'8 Jahrbuch wurden diese Raster bereits 1895, S. 550 besprochen und abgebildet.)

„Multangular-Screen" (Vielwinkelraster) nennt Macfarlane Anderson (Amerika) seinen Raster, bei welchem die zwei übereinander gelegten Linienraster nicht fest verkittet siud. soudern eine beliebige Winkelstellung zulassen. Diese neuen Raster scheinen, nach Phot. Mitt, Bd. 33, S. 161, vor den allgemein gebräuchlichen, rechtwinkelig gekreuzten Rastern keine Vorthoile zu bieten. (Yergl. dieses Jahrbuch 1896, S. 552.)

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Korn- und LlnefttnrTerfahren etc.

451

Untersuchungen über die Wirkung der verschiedenen Rasterblenden stellten Th. J. Plaozek in Wien (siehe S. 235), ferner Graf V. Turati (siehe S. 287) an.

Eine gute Anleitung über Halbton-Hochätzung auf Kupfer und Zink erschien von Dr. Aarland, welcher „Julius Verfassers Halbtonprocess" bearbeitete (Halle a. S. 1896, Verlag von Wilhelm Knapp).

Neuestens wird empfohlen, die Anfertigung der Autotypie- Negative nach Glaspositiven vorzunehmen. Dieses Verfahren soll besonders für die Herstellung von Rasternegativen für den Dreifarbendruck von Nutzen sein, da die auf diese Weise er- zeugten Negative genau die gleiche Grösse haben; ein Ver- ziehen, wie es beim Umcopiren der einzelnen Positivabdrüeke oft vorkommt, ist hier ganz ausgeschlossen (Näheres siehe Atelier des Photographen, IV. Jahrg. 1897, Heft 1.)

Graf Turati empfiehlt die Vergrösser ungen nach gewöhnlichen oder sogen, isotypischen Autotypien für Placate und Reelame- Affichen anzuwenden. Solche Vergrösserungen müssen das 10- bis 20 fache des Originalnegativs betragen und wird zu diesem Zwecke von letzterem zunächst ein kleines Contact-Diapositiv auf Reproductions-Trockenplatten genommen, indem man das Negativ mit der Trockenplatte in der Cassette zusammen und diese sodann in die Camera bringt, worauf man vor dem Objectiv ein kleines Stück Magnesiumdraht ab- brennt. Von diesem Positiv stellt man sich dann das ver- grösserte Negativ auf die gewöhnliche Weise her.

Im Atelier des Photographen 1896, Heft 7, findet sich eine nach diesem Princip ausgeführte hübsche Vergrösserung als Beilage.

(Placate mit grobem Raster wurden schon 1896 mehrfach hergestellt, und es befinden sich Proben davon in den Placat- sammlungen der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- graphie und Reproductionsverfahren in Wien.)

Herstellung von Rastern (Screeus) auf photo- graphischem Wege. W. B. Bolton gibt (im Brit. Journ. of Phot., 17. April 1896 und Photogr. Centraiblatt 1896, Nr. 10, S. 220) einige nützliche Winke zur Herstellung von Raster- platten nach Papierrasterdrucken u. s. w (Wir verweisen hier- mit auf diese Publication, obwohl heute zumeist nur mehr direct gezogene Rasterplatten angewendet werden.)

Das Portrait von Max L e v y , dem Förderer der Raster- photographie, bringt „The Process Photogram", Januar 1896, als Titelbild, ausgeführt mit dessen Vierlinien-Raster sammt

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452 Korn- und Lineaturverfahren etc.

näheren Details, die Herstellung der Glasraster betreffend (siehe auch Phot. Chronik 1896, S. 162).

Rasteraufnahmen direct nach der Natur. Es liegen schon vielfache Beweise vor, dass die Photographie mit Benutzung der Raster, also für die Reproduction in Autotypie, direct nach der Natur (Landschaften, Industriegegenstände u. s w. ) mit Erfolg ausgeführt wurde. So stellte z. B. schon 0. Sehl otke auf der Antwerpener Ausstellung 1894 mit Trockenplatten Rasteraufnahmen im Formate 9:12 her, welche in den Photo- graphischen Mitteilungen 1894. Nr. 19, S. 303, publicirt wurden (Dr. Eder's Jahrbuoh f. Phot. für 1895, S. 553).

In der Wiener Photographischen Gesellschaft wurden amerikanische Dreifarbendrucke ausgestellt, welche nach Industriegegenständen direct angefertigt wurden.

Wie William Gamble (im Brit Journ. of Phot. 29. Mai 1896) mittheilt, Hess Kidd schon 1894 eine Portraitaufnahme von sich machen, wobei ein Levy- Raster in Anwendung kam. Das Negativ gelang vorzüglich und zeichnete sich durch prächtige Modulation und zarte Wiedergabe der Details in den hohen Lichtern aus. Gamble selbst nahm im selben Jahre durch einen sehr feinen Levy- Raster eine Landschaft bei einer Expositionszeit von zwei Minuten mit quadratischer Blende /716 auf. Das Resultat war ein kräftiges und doeb weiches Negativ, von viel besserer Qualität als es erst nach einer Reproduction, z. B. von einem Silberdruck, zu erzielen gewesen wäre. Es waren jedoch drei Aufnahmen erforderlich, ehe man die richtige traf, welche auch Punkte in den Schatten- partien ergab , denn die einzige wirkliche Schwierigkeit solcher directer Aufnahmen liegt im Treffen der richtigen Expositionszeit.

Der zur Aufnahme dienende Apparat muss etwas ab- geändert werden. Die Rastergläser müssen dünner sein und die Entfernung des Rasters von der Platte muss von der Camer» und nicht von der Cassette aus regulirbar sein, um mehrere Doppelcassetten benutzen zu können. Ebenso muss das Blenden- system in bestimmtem Verhältnisse zum Raster, sowie zur Brennweitenentfernung stehen und müssen abziehbare Platten verwendet werden.

Hyslop spricht im „Inland Printer u die Ansicht aus,, dass gute Resultate nur dann zu erzielen sind, wenn man farbige Originale nicht direct, sondern in der Weise reproducirt, dass mau zuerst auf einer orthochromatischen Platte eine Auf- nahme, nach dieser einen Albumindruck uud nach letzterem erst die Rasteraufnahme macht.

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Korn- und Lineaturvorfaüren eto.

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Ganzton- und Halbtonätzung. Unter diesem Titel maoht A. C. Austin in „Anderson's Photo -mechanical Processes" Mittheilung über ein von ihm ersonnenes Verfahren zur Herstellung autotypischer Bilder, welche sich von den gewöhnlichen Autotypien dadurch unterscheiden, dass sie nur in Mitteltönen und tieferen Steilen das Rasternetz zeigen, dieses in den hellen Lichtern dagegen vollständig fehlt. Da- durch sollen saftigere und klarere Drucke erzielt werden, als duroh das alte Halbton verfahren.

Zur Ausführuug des Verfahrens benöthigt man eine Cassetten- einlage, welche so construirt ist, dass man die empfindliche Platte nach der halben Expositionszeit herausnehmen und nachher wieder ganz genau an dieselbe Stelle bringen kann.

Die erste Aufnahme geschieht wie üblich durch die Rasterplatte. Nach dem Fixiren, Verstärken uud Waschen wird das Negativ getrocknet und mit einer Auflösung von Kautschuk in Benzin überzogen. Nachdem diese Schicht trocken geworden, wird die Platte nochmals mit Collodium übergössen, gesilbert und wieder in die Camera gebracht. Man belichtet jetzt mit derselben Blende, jedoch ohne Kasterplatte, auf dasselbe Object wie zuerst. Man soll dadurch den Effect erzielen , dass im Negativ alle Halbtöne schön erhalten, die höchsten Lichter aber ganz gedeckt sind.

Das Entwickeln solcher Platte soll auch nicht leicht sein und mu8s geübt werden, da man nur wenig sieht. Die Ver- stärkung geschieht mit Rupfer und Silber; man reducirt mit Jod und Cyan, schwärzt dann aufs Neue und überzieht die Platte nochmals mit Kautschuklösung und mit Rohcollodium, worauf die Schicht vom Glase abgelöst wird (Phot. Archiv 1896, S. 197).

Die Aufnahmen von Rasternegativen behandelt das von Penrose&Co. (London 1896) unter dem Titel „Pen rose PocketBooks" herausgegebene Heft eben. Ein zweites Büch- lein dieser Collection betitelt sich „Ready reckoner for process block sw und enthält den Flächeninhalt von Recht- ecken von verschiedener Seitenlänge, so dass man sich beim Berechnen der Preise der Druckformen (Aetzungen und Glichet) das Ausrechnen ersparen kann (siehe S. 18 dieses Jahrbuchs).

Autotypien mit unregulärem Korn. Die Firma Draeger & Lesieur in Paris, stellt Reproductionen nach Gemälden und Zeichnungen in dieser Manier, in der dies- jährigen Jahresausstellung des deutschen Buchgewerbe-Museums

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Korn- um! Lineatur verfahr an etc.

in Leipzig aus; über die Art der Herstellung derselben liegen keine näheren Mittheilungen vor.

Man ist bekanntlich schon lange bemüht, an Stelle der allzu gleichmässigen Rasterlineaturen im Autotypieverfahren ein ungleichmässiges Korn einzuführen, und spielt in dieser Richtung das Lichtdruck -Runzelkorn die grösste Rolle1). So schlagen auch erst neuestens wieder Allgeyer, sowie Cronen- berg vor, den Lichtdruck für die Autotypie in Anwendung zu bringen.

Allgeyer's Verfahren, von ihm „Lichthochdruck" genannt, steht mit dem gewöhnlichen Lichtdruck im engsten Zusammenhange, nur wird bei diesem die Chromgelatineschicht, statt unter einem Negative , einfach unter einem Positive copirt, wodurch an Stelle einer positiven Druckplatte eine negative Druckplatte erhalten wird, bei welcher die Lichter die Farbe annehmen und schwarz erscheinen, während die Schatten klar bleiben. Benutzt man diese Platte aber direct als Negativ, indem man unter derselben eine mit lichtempfindlicher Asphalt-, Albumin- oder Chromleimschicht überzogene Kupfer- oder Zinkplatte belichtet, so kann die resultirende Copie durch Aetzung in ein Hochdruckcliche verwandelt werden. (Aus- führlicheres über dieses Verfahren siehe in der 2. Auflage von Jul. Allgey er' s Werk über den Lichtdruck.)

Ein etwas anderes , vielleicht auch kürzeres Verfahren theilt Cronenberg mit2), welcher einfach von der Lichtdruckplatte einen Druck mit Umdruckfarbe auf präparirtes (Umdruck-)Papier abzieht, diesen auf die Metallplatte überträgt, und durch eine Aetzung derselben eine Hochdruckplatte erzeugt.

Bei allen diesen, auf der Umcopirbarkeit oder Umdruck- fähigkeit eines Lichtdruckbildes beruhenden Verfahren, liegt der Hauptwerth in der Erzeugung eines offenen und kräftig ent- wickelten Gelatinekornes, doch sind solche Bilder, von allen anderen Umständen ganz abgesehen , sehr schwer zu ätzen , und ebenso schwierig zu drucken, und konuten sich diese, schon viel- fach versuchten Verfahren darum keinen Eingang in die Praxis verschaffen (Vergl. Allgem. Photographen -Zeitung, München 1897, Heft Ii, S. 249. A. Albert.)

Zur Herstellung von Kupfercliches nach Licht- drucken wird auch empfohlen, von einer Lichtdruckplatte

Ii Vergl. hlertibor den Aufsatz tod Dr. Aarland in Eden Jahr- bach für Phot. f. 189«. S. 33 und 553.

2) Allgemeiner Anzeiger für Druckereien. Frankfurt a. M. 1896, Nr. 48, S. 996; Allgemeine Photographen - Zeltung 1896, Nr. 7, S. 161; Photographiiche« Archiv 1896. S. 297.

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Korn- und Lineaturverfahren etc.

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einen Umdruck auf eine mit Staubkorn versehene Kupferplatte zu machen, mit Harzpulver zu verstärken und mit Eisen- chlorid von 40 Grad B. ein zu ätzen (German S. G. Phy. , auch Phot. Chronik 1896, S 311).

Ein Autotypieverfahren mit unregelmässigem Korn beschreibt C. Fleck (Phot Chronik 1896, S. 358). Bei diesem wird auf einer Kupfer- oder Zinkplatte ein Helio- gravüre-Staubkorn erzeugt mit lichtempfindlichem Asphalt (mit Aether extrahirt), und auf diesem, nach einem Negativ, ein positives Bild eopirt, mit Terpentinöl entwickelt und ein- ireätzt.

Für die Herstellung einer Tiefdruckplatte durch dieses Verfahren muss, an Stelle des Negativs, eine positive Matrize verwendet werden.

Unregelmässige Körnung ohne Kornplatte. 1. Pigmentpapier (Autotype tissue) wird in einem Bad von dreiprocentigem Natriumdichromat und dreiprocentigem Kalium- dichromat sensibilisirt, und so rasch als möglieh bei 27 bis 30 Grad C. auf eine getalkte Platte aufgequetscht, getrocknet Nach dem Copiren wird es in Wasser von 19 bis 20 Grad C. durch 40 Secunden hindurch getaucht, worin, analog wie bei einer Lichtdruckplatte, die Kornbildung stattfindet. Je länger die Copie im Wasser verbleibt, desto grüber wird das Korn. Das Papier wird dann auf eine Kupferplatte übertragen, welche mit einer Mischung von zwei Theilen Colophonium und je einem Theil Mastix und Sandarak eingestaubt wurde.

2. Ein ausexponirtes, aber dünnes Negativ wird mit einer guten Leimwalze, mit einer Mischung von lithographischer Tinte und starkem Firniss, welcher mit Terpentin gut ver- dünnt wurde, eingewalzt Die Beschaffenheit des Kornes hängt von der Art des Einwalzens und dem Wechsel der Ein- walzrichtungen ab. Nach dem Trocknen der Farbe wird das Negativ gotirnisst, auf Pigmentpapier copirt und die Copie auf eine, wie vorher, eingetauchte Platte ubertragen.

3. Man stellt eine Lichtdruckplatte her. welche nach dem Waschen, ohne sie eintrocknen zu lassen, eingewalzt wird (Brit. Journ. Phot. 1896, S. 186; Phot. Corresp. 1896, S. 443).

Reproductionsphotographie und Trockenplatten für

Heproductions zwecke.

Trockenplatten für Kepro ductionsz wecke. R.Ed. Liesegang schreibt im Photographischen Archiv 1896, S. 230 ausführlich über die Trockenplatten, welche für Kasterauf- nahmen angewendet werden. Das Bestreben , glasklare Schatten

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Korn- und Ltaeatarrcrfahren etc.

zu erzielen, ist nach Liesegang daran Schuld, dass bei diesen Platten Fehler vorkommen, welche bei den gewöhnlichen hochempfindlichen Platten nicht vorkommen, wie z. B. der rothe Silberschleier, oder ein schwacher, schwarzer Schleier, oder auch ein weisser Schleier, welch letzterer durch die Ein- wirkung von Ammoniak auf von der Verstärkung zurück- gebliebenes Quecksilberchlorid entsteht u. s. w.

Auch R. Jahr in Heidelberg spricht in einem Vortrage im Vereine zur Pflege der Photographie u. s. w. in Frank- furt a. M. ausführlich und lobend über die Anwenduug, welche die n photomechanischen " Trockenplatten bisher gefunden haben (Phot. Corresp. 1896, S. 268.)

Ueber die Verwendung der Trockenplatten in der Reproductionstechnik spricht sich Graf V. Turati1) dahin aus, dass allen bekannten Trockenverfahren gewisse principielle Fehler anhaften, welche Ursache sind, dass sie nicht den hohen Anforderungen der Reproduetionsphotographie, und besonders der Autotypie genügen. Diese verlangen eine absolut geschnittene Schärfe der Zeichnung und einen vollen Gegensatz zwischen opak und transparent. Der Fehler dürfte weniger auf die Verschiedenheit des Kornes dieser Platten - gattuugen, als vielmehr auf die specifischen Unterschiede der chemischen und physikalischen Entwickelung zu schieben sein. Bei der letzteren lagert sich nämlich der Niederschlag auf die Oberfläche des Collodiums auf, während bei der chemischeu Entwickelung sich das Bild in die dicke Gelatineunterlage eingräbt, so dass in den stark belichteten Stellen das Bild tiefer sitzt, als an den schwach afficirten. Ausserdem haben die trockenen Schichten meist einen undurchsichtigeren, opakeren Charakter als die nasse Platte , und neigen infolge dessen mehr zu seitlicher Extension (Hofbildung) von Bildpunkten durch Diffusion in der Schicht.

Ferner kann der Entwickler, bei normalem Gebrauche, nur die wirklich belichteten Partikelchen schwärzen, nicht aber das Bildscelett mit weiterem opaken Material ausfüllen, wie wir es bei der physikalischen Entwickelung im Stande sind. Der Bildpunkt erscheint also nicht vollständig gedeckt, sondern peripherisch, tonig verlaufend, und wir dürfen ihn uns als einen auf der Spitze stehenden Kegel, resp. Kegel- stumpf, vorstellen.

piese besagten Fehler zu beheben, wurde von vielen Seiten angestrebt, und es ist nun auch dem Plattenfabrikanten

1) Phot. Mitteilungen 1895, S. 250.

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Korn- und Lineaturvorfahren «tc.

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Garbutt in Philadelphia, ferner Brunner & Hauser in Winterthur und auch V. Turati gelungen, die grossen Schwierigkeiten zu überwinden und die günstigsten Bedingungen zur Herstellung wirklich brauchbarer Trockenplatten für Re- productionszwecke zu ermitteln.

Graf Turati will diese Platten erst, nachdem sie in seiner Anstalt genügend ausprobirt sind, . in den Handel bringen.

Er belegt die Leistungsfähigkeit der von ihm erzeugten Trookenplatten für Reproductionszwecke durch eine hübsche autotypische Abbildung im Atelier des Photographen 1896, Heft 6, S.93.

Trockenplatten für Autotypie bringt die Britannica Works Co., Limited Ilford, London E., in den Handel, welche speciell zur Herstellung von Rasternegativen pra- parirt sind.

Diese Platten sind empfindlicher als die nassen Collodium- platten, doch verlangen sie eine noch sorgfältigere Behandlung wie diese, weil man sie nicht so oft nach Bedarf verstärken oder abschwächen kann. Die Hauptsache ist es, die richtige Distanz zwischen der Raster- und der empfindlichen Platte zu treffen, weil sonst ein unscharfer grauer Punkt entsteht.

Bekanntlich hängt auch viel von der richtigen Wahl der Blenden ab; es wird empfohlen, mit der kleinsten Blende einige Minuten auf weisses Papier vorzubelichten, alsdann eine etwas grössere runde Blende für die dunkeln Partien zu nehmen. Die Lichter werden am besten mit der von Levy empfohlenen viereckigen Blende mit ausgekröpften Ecken aus- exponirt.

Die Exposition wird demnach so geregelt, dass etwa zwei Drittel der Zeit auf die Schatten , und ein Drittel auf die hellen Partien entfallen. (Ausführliches hierüber siehe Atelier des Photographen 1897, Heft 2, S. 27.)

Gegen die Anwendung der Trocken platten für den photo- mechanischen Process wendet sich Arthur Fruwirth in New York und führt aus, dass in Amerika fast ausschliess- lich nur mit nassen Platten gearbeitet wird (Phot. Chronik, 1897, Nr. 2, S. 12).

Reproduction von Kupferstichen. Dr. Precht in Heidelberg empfiehlt folgenden Kunstgriff: Man weicht den Stich in Wasser ein, legt ihn in nassem Zustande glatt auf eine Spiegelglasplatte, spannt in einen Copirrahmen ein und photographirt mit durchfallendem Lichte. Hierdurch sollen die tiefen Schatten der Stiche mit auffallender Klarheit wieder-

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Photozlnkotyple, CopLrrorfahren mit Chromelweiss etc.

gegeben werden und Einzelheiten zeigen, die beim Aufnehmen der Stiche im reflectirten Licht kaum zur Geltung korameu. Dieser Vorgang soll besonders bei alten Stichen Ton Nutzen sein (Phot. Rundschau 1896, S. 63).

Ueber Verstärken von Rasternegativen siehe S. 400 dieses Jahrbuchs.

Photozlnkotyple, Copirverfahren mit Chromelweiss,

Asphalt u. s. w.

Ist Kupfer oder Zink besser verwendbar für Autotypien? Wie der „Moniteur de la Photographie1* schreibt, verstopfen sich die Zinkcliches schneller als Kupfer- cliche'8. Vergleicht man, heisst es daselbst, eine auf Kupfer mit Eisenchlorid hergestellte Aetzung und eine auf Zink mittels Salpetersäure erzeugte Aetzung mit eiuer sehr starken Lupe, so zeigen sich die Vertiefungen des Zinks sehr rauh, den- jenigen einer Feile vergleichbar, während die geätzten Stellen der Kupferplatte rein und glatt sind. Die Farbe setzt sich beim Drucken daher leicht in den Rauheiten des Zinkes fest und füllt die Vertiefungen bald aus.

Demgegenüber erklärt aber das Journal für Buchdrucker- kunst, dass diese Ausführungen des französischen Blattes nicht ganz stichhaltig sind. Das Druckresultat hänge viel weniger von der Tiefe der Aetzung, als vielmehr von der Wahl eines guten Papieres und guter Maschinen ab (Phot Arohiv 1896. S. 280).

Dass sich factisch, in Bezug auf die Bildwirkung im fertigen Abdrucke, vom Kupfer wie vom Zink ganz gleich gute Resultate erzielen lassen, wurdo bereits durch mehrfach ausgeführte vergleichende Aetz- und Druckproben bewiesen. Ueber die Frage, ob Kupfer oder Zink für die Praxis besser sei, äussert sich Vittorio Tu rat i in Mailand dahin, dass sie sich nur auf praktischem Wege löseu lasse.

Das Zink des Handels ist, gegenüber dem in Amerika in grossen Mengen und gediegen vorkommenden Kupfer, selten ganz rein; es enthält meistens Blei, Kohle, Eisen, auch Arsen und Antimon. Chemisch reines Zink wird von verdünnter Schwefelsäure kaum angegriffen; erst durch Zusatz einiger Tropfen Platinchlorid -Lösung tritt eine Reaction ein. Das Zink ändert bei Auwendung hoher Temperaturen 150 Grad C und mehr seine Structur und wird krystallinisch. Es äussert sich dies beim Biegen durch das bekannte (Zinn-

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Photozinkotypie, CopirTerfabren mit Chromei weiss etc. 459

geräuscb) Knirschen, und das mit Säuren behandelte Metall zeigt deutliche Krystallbildungen , welche in der Aetzpraxis zu bedeutenden Störungen Anlass geben (Phot. Corresp. 1896, S. 105).

Aetzung in Zink ohne Unterfressung desselben. Wie Th. Bolas in „Anthonys Bullet.", August 1896, mit- theilt, soll einer Beobachtung Gourdon s zufolge ein dünner Belag Ton Platin oder Gold, auf der Zinkplatte angebracht, bewirken, dass die Aetzung schön vertical verläuft, und erklärt Bolas diese Erscheinung als auf galvanischen Principien be- ruhend. (Näheres siehe Phot. Centraiblatt 1896, Nr. 18, S. 392.)

Eiweisscopirprocess in Gombination mit einer deckenden Harzschicht. Copirverfahren mit Chromat- eiweiss und Asphalt sind für Zinkotypien nach zarten linearen Zeichnungen bekannt und in Eder's Jahrbuch für Phot. f. 1896, S. 560 beschrieben. Eine Variante dieses Ver- fahrens, unter Anwendung von Mastix (statt Asphalt) beschreibt Jul. Verfasser (Process Yearbook 1896, S. 141). Er mattirt die Zinkplatten durch kurze Behandlung mit Alaun und schwacher Säure, überzieht mit Chromateiweiss , copirt und übergiesst mit einer tiltrirten Lösung von

Chloroform 380 Theile,

rectific. Benzol 70

absolutem Alkohol .... 33

Mastix 3

Methylviolett 4

Nach dem Trocknen legt man in Wasser , reibt die Ober- fläche zart mit Baumwolle, bis das Bild entwickelt ist und mit blauvioletter Farbe auf der Platte steht. Dann lässt man trocknen, erwärmt gelinde, um das Uarzbild zu fixiren; nach dem Erkalten ätzt man durch fünf Minuten in Salpetersäure (1:80), spült ab, gummirt, trocknet und behandelt wie jede andere Zinkätzung. Der Vortheil vor dem Fischleim- oder Emailverfahren besteht darin, dass man das Zink wenig zu erhitzen braucht, und dadurch die bekannten Uebelstände, welche beim Erhitzen des Zinks sich einstellen, vermeidet (siehe auch Kecepte und Tabellen für Phot. und Reproductions- technik, 4. Aufl., 1896, S. 57. Halle a S , Wilhelm Knapp).

Drei Vorschriften für Autotypie gibt H. Vernon Berney im „Process Photogram'4 nach seinen Erfahrungen mit den drei bekannten Processen, Albumin, Asphalt und Fischleim. Er empfiehlt für den Albuminprocess folgendo Vorschrift als die beste:

460 Photoiinkotjrplo , Copirvorfahren mit CbromeiweiM etc.

Frisches Eiweiss 30 ccm,

Gesättigte LösuDg von doppelt- chromsaurem Ammoniak . . 30

Wasser 270

Stärkstes Ammoniak .... 10 Tropfen.

Die Masse wird zu Schnee geschlagen und absetzen ge- lassen. Für Asphalt gibt er folgendes Recept als besonders

bewährt :

Sulfurirter Asphalt 30 g,

Benzol . 100 ccm,

Lavendelöl 8 g,

Aether 16

Schliesslich giebt er für den Fischleimprocess als beste Formel die nachstehende:

Gereiuigter Fisohleim 30 ccm,

Eiweiss 30

doppeltchromsaures Kali ... 2 g,

Wasser 30 ccm.

Zu dieser Mischung kann man noch eine ganz kleine Menge Chromsäure fügen , und zwar auf je 30 ccm bis zu 0.1 g.

Hierdurch wird die Lösung wesentlich haltbarer (Phot. Chronik 1896, S. 328).

Reproduction von Zeichnungen und Plänen auf Pausepapier in Photozinkographie von E. Stadeler. Neuestens wird in mehreren Fachblättern ein Verfahren be- schrieben, um Pausezeichnungen im Wege des Zinkflach- druckes unter Anwendung derselben zum Copiren, also in gleicher Grösse zu vervielfältigen.

Solche Pläne und Zeichnungen müssen mit satter, schwarzer Farbe auf bläulichem Pausepapier gezeichnet sein und dürfen keine Uebermalung mit Tusche oder Farben in Halbtönen ent- halten.

Die Zinkplatten werden durch eine passende Behandlung mit Salpetersäure und Bimssteinpulver gereinigt und mattirt. und hierauf noch mit einem Ueberzug von Gallussäure und Gummi überzogen.

Auf die so vorbereitete (geätzte) Zinkplatte bringt man eine Asphaltlösung, bestehend aus:

Benzol 1000 ccm,

Asphalt 40 g,

Citronenöl 30

lässt trocknen, copirt unter der Pausezeichnung und entwickelt

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Photoxylographie und gewöhnlicher Holxsobnitt. 461

das Bild in Terpentinöl. Man beliohtet das fertige Bild, um es zu festigen, nochmals, retouohirt es, und taucht hierauf die Zinkplatte in ein Bad von funfprozentigem Eisessig, welcher die Galluspräparatur an jenen Stellen entfernt, wo keine Zeichnung ist (also in den Zeiohnungsstellen).

In diesem Zustande wäre die Platte druckfertig (jedoch nur als Tiefdruckplatte). Um den Farbenauftrag aber zu er- leichtern, überzieht man die Platte (nur an den Stellen der Zeichnung) mit einer alkoholischeu Schellacklösung (lOOTheile 90 grädiger Alkohol und 5Theile Schellack), trocknet und ent- fernt nun den darunter sitzenden Asphaltgrund durch Waschung mit Benzol.

Nun wird mittels eines Schwammes. der mit Drucker- schwärze getränkt ist, Farbe aufgetragen (angerieben), wodurch die Zeichnung erscheint und auf einer Kupferdruckpresse, Satinirmaschine oder lithographischen Presse abgedruckt werden kann (Phot. Corresp. 1896, S. 541; auch Phot. Centraiblatt 1896, Heft 18, S. 392; aus „Revue suisse de Photographie", Februar 1896, nach „Paris Photographe".

NB. Es wurde leider nicht angegeben, ob dieses Ver- fahren positive oder negative, d. h. weisse oder schwarze Linien gibt. Nachdem aber die ganze Platte zuerst an allen Stellen mit Gallussäure und Gummi so präparirt war. dass die Druck- farbe wie beim chemischen Druck abgestossen wird, so wird die Druckerschwärze nur an jenen Stellen festhaften, an welchen diese Präparation durch den Eisessig aufgehoben und die Platte, wie man sagt „entsäuert" wurde. Es wird somit eine positive Zeichnung mit schwarzen Linien auf weissem Grunde resultiren, und hat die Entfernung des durch das Licht gehärteten Asphaltgrundes wahrscheinlich keinen anderen Zweck, als die Platte im lithographischen Sinne abdruckbar zu machen; dies wäre aber auch ohne den Schellacküberzug erreichbar, und diese Manipulation daher überflüssig Ueber- haupt erscheint uns das hier beschriebene Verfahren sehr umständlich; es ist zudem für Laien sehr schwer ausführ- bar und auch nicht neu.

Photoxylographie und gewöhnlicher Holzschnitt.

Photoxylographie. Eine Methode zur TJebertragung photographischer Bilder auf Holz, welche, wie der Erfinder derselben, Oscar Pöhnert, mittheilt, sehr gute Resultate ergibt, besteht darin, dass man die Holzplatte zunächst mit

462 Photoxylographie und gewöhnlicher Holztchuitt.

einer Politur aas Spiritus und Schellack dünn überzieht und mit feinem Schmirgelpapier leicht abschleift.

Dann nimmt man einen flachen Pinsel von 4 cm Breite, feuchtet denselben mit einer Lösung von 2 g Gelatine in 100 ccm Wasser massig an,* taucht in trookenes Zink weiss, verreibt alles auf der Holzplatte und vertreibt mit einem breiteren Pinsel, bis die Adern des Holzes noch durch- schimmern. Die so aufgetragene weiss gefärbte Gelatinesohioht wird jetzt in einem Alaunbade gehärtet , um auf dieselbe eine dünne Schicht Eiweiss auftragen zu können. Dazu wird ge- schlagenes Eiweiss, mit gleichen Theilen Wasser gemischt und mit ganz wenig Kochsalz oder Chlorammonium versetzt, au- gewendet. Nachdem auch diese Schicht trocken ist, wird sie in einem der unten angegebenen Silberbäder sensibilisirt. Man copirt eher zu dunkel als zu hell, wässert leicht und tont im Goldbade (blauschwarz), fixirt und wässert wieder. Der Tonungs- process musa möglichst schnell durchgeführt werden und soll in einigen Minuten beendet sein, um den Holzstock nicht zu gefährden. Nachdem der Holzstock getrocknet ist, kann der Xylograph seine Arbeit beginnen. Die Bäder, welche für Photoxylographie in Anwendung kommen, müssen ziemlich schwach angesetzt sein; hier folgen die von Pöhnert an- gegebenen Vorschriften.

Silberbad für Holz:

I. Destill. Wasser 500 ccm,] i, Minute

Silber 30 g, '

Alkohol .' .' . 60 ccm. J silbern

Destill. Wasser 600 com,*

Silber 35 g, I 8/« Minute

Citronensäure 35 j silbern.

Alkohol 35 ccm. J

Goldbad für I:

J,Vas8er ö22CCm'l bis Blau

Borax 20 g, >

Goldlösung (1 : 100) . . . 30 ccm, J toneu-

Goldbad für II.

Wasser 600 ccm,

Fixirnatron 100

Citronensäure 30 g,

Alaun "40 Cioldlösung (1:100) . . . 25 cem.

bis Violett tonen.

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Aetsung in Kupfor, Zink, 8t*hl , Aluminium oto.

463

Nach dem Goldbade II (Tonfixirbad) braucht man kein Fixirbad anzuwenden. Nach dem Goldbad I fixirt man zwei Minuten lang in:

Wasser 500 ccm,

Fixirnatron 125

Alaun .... ...... 50 g,

Citronensäure 30 r

Hierauf wird gut gewaschen, mit Fliesspapier abgetupft und im Dunkeln bei gelinder Wärme getrocknet (Atelier des Photographen 1896, S. 195).

Eine andere Methode der Photoxylographie von Brandlmayr ist beschrieben in: „Recepte und Tabellen für Photographie .und Reproduktionstechnik" von Dr. Jos. M. Eder, IV. Aufl., Halle a. S., Wilhelm Knapp, S. 60.

Aetzung in Kupfer, Zink, Stahl, Aluminium, Elfen- bein. Emailverfahren, Heliogravüre. Galvunographie, Woodburydmek (Photoglyptie).

Gegenüber den früheren Notizen, worin der Amerikaner Ives als Erfinder des Email- Autotypie -Verfahrens angegeben worden war (siehe frühere Jahrgänge dieses Jahrbuchs) , bemerkt Ives selbst (in der Sitzung der Royal Photogr. Society am 21. April 1896; auch Phot. Archiv 1896, S. 190), dass er den Process wohl zuerst praktisch ausgebildet und eingeführt habe, jedoch dieser Process nicht seine eigene Erfindung sei , sondern eine Modifikation eines alten französischen Photogravure -Ver- fahrens1) Derjenige, welcher am meisten auf diesem Gebiete gearbeitet hat, sei der Engländer Pur ton. Zuerst wurde mittels Albumin und Gummi arabicum nebst Glycerin- oder Honigzusntz gearbeitet; entwickelt wurde ursprünglich durch Einstauben mit einem pulverisirten Ziunsalz, welches die Bildung der harten Emaille an denjenigen Stellen verhinderte, wo es haften blieb. Die Verwendung von Fischleim kam spater auf.

Fischleimprooess Emailverfahren). H.W. Hys- lop machte im American. Journal of Photogr. (1896, S. 362) Ansprüche auf die Priorität des Email Verfahrens. Der erste Bericht von ihm soll schon Anfang 1892 im Artist Printer

M Vorgl. Edor's Auiftthrl. Handbuch dor l'botogr., Bd.IV, «Pigment- vorfahren1*.

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464

Aetzuog in Kupfer. Zink. Stahl, Aluminium etc.

in Chicago erschienen sein. Die Formel , welche H y s 1 o p jetzt, nach einer dreijährigen Erfahrung, für die beste hält, lautet:

Le Page 's (gereinigter) Fischleim . . 65 g,

Wasser 65

doppeltchromsaures Ammon .... 8

Wasser 65

getrocknetes Albumin 30 120

Wasser 120 .

Chromsäure 0,7 g.

(Vergl. auch Hyslop's Verfahren in Dr. E der 's Jahrbuch f. Phot. für 1896, S. 561, und J. J. Sacher 's Tabelle in der Phot. Corresp. 1895, S. 340.)

Die Reinigung des Fischleimes wird gewöhnlich durch Zusatz von Albumin und Kochen der Mischung vor- genommen , wobei sich das Albumin koagulirt , zu Boden setzt und die Verunreinigungen mitreisst.

Her vitt hat sich ein neues Verfahren mit Casein patentiren lassen (D. R. P. 85340), welches auch für gewöhn- lichen, sowie für Fischleim geeignet sein dürfte. Hervitt setzt eine alkalische Lösung von Casein (am besten aus Milch) zu der Leimbrühe und fällt denselben durch Neutralisation event. unter gleichzeitiger Erwärmung. Dadurch werden die mechanischen Verunreinigungen, das Fett, der Geruch und die Farbe beseitigt (Phot. Archiv 1896, S. 301).

Als besonders empfehrenswerthe Formel für den Email- process, welche besser als Chromeiweiss oder Asphalt wirkt, empfiehlt Vernon Torey ein Gemisch von:

Einige Operateure fügen einige Tropfen Ammoniak pro 100 ccm dieses Gemisches zu , andere aber mengen im Gegen- teile V2 bis 1 Theil Chromsäure 500 Theilen Lösung xu (Anthony's Phot. Bulletin 1896, S. 313). (Vergl. Hyslop,

S. 463.)

Dr. E. Vogel bemerkt, dass die Vorschrift zur Herstellung der lichtempfindlichen Lösung für den Kupferemailprocess nach seinen Erfahrungen nicht zu empfehlen sei. Das umständliche und zeitraubende Reinigen des Fischleimes mit Eiweiss ist durch- aus überflüssig und wird auch in der Praxis nirgends benutzt, weil bei richtiger Behandlung schon der ungereinigte Fisch- leim tadellos arbeitet (Phot Mitt, Bd. 33, S. 168).

Le Page s Fischleim

Eiweiss

Ammoniumbichromat . Wasser

16 Theile, 16 1 Theil, 16 Theile.

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Aetzung in Kupfer, Zink, Suhl, Aluminium oto.

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Weiterer Beitrag zur Verwerthung des Kölnerleims für Reproductionszwecke siehe G. Fritz, k. k. Regienmgsrath in Wien, S. 7.

Email verfahren mittels Uebert ragung von Papier- Copien. Sillain empfiehlt (im American. Annual) eine auf Chromgelatine -Papier hergestellte Copie auf Metall auf- zuquetschen und daselbst wie beim Emailverfahren einzubrennen, wobei das Papier verbrennt und das ätzfähige Gelatinebild zurückbleibt. Man überzieht zu diesem Zwecke ein Papier von möglichst geringer Dicke mit einer ein- bis zweiprocentigen Gelatineschicht , oder verwendet an dessen Stelle das käufliche photolithographische oder Pigment -Uebertragungspapier und sensibilisirt dieses in einem Ohrombade, welches wie folgt zusammengesetzt ist:

Wasser 60 ccm,

Eiweiss 40

Ammoniumbiohromat 3 g

und etwas Ammoniak.

Man quetscht das Papier auf eine Spiegelglasplatte, trocknet im Dunkeln und belichtet hierauf unter einem gewöhnlichen, nicht verkehrten Positiv oder einem Negativ, je nachdem man eine Tief- oder eine Hochdruckplatte herstellen will (nur Strichzeichnungen oder Autotypien sind hierzu geeignet). Ent- wickelt wird in kaltem Wasser, welchem schliesslich etwas Anilinfarbe zugesetzt wird, um die Bildschicht zu färben. Hierauf kommt die Copie in heisses Wasser, worin sich alle nicht vollständig unlöslich gewordene Gelatine auflöst. Man spült endlich mit kaltem Wasser ab und färbt das Bild noch- mals mit Anilinfarbe, um dasselbe besser beurtheilen zu können.

Dieses so entstandene Gelatine- Relief bild wird in noch feuchtem Zustande, mit der Schicht nach abwärts, auf eine Kupfer- oder Messingplatte u. s. w. aufgequetscht und nach- dem es vollkommen trocken geworden, darauf eingebrannt (emaillirt). Man legt zu diesem Zwecke die Platte mit dem Papier nach aufwärts auf eine Eisenplatte und erhitzt bis auf circa 400 Grad C. oder bis ein Stückchen darauf gelegtes Blei schmilzt. Hierbei wird das Papier zu Kohle verbrennen und kann nach dem Abkühlen der Platte mit einem feuchten Baumwollbausch entfernt werden. Das Aetzen der Platten geschieht wie gewöhnlich mit Eisenchlorid. Dieses Verfahren soll sich hauptsächlich für runde Gegenstände, wie Walzen u s. w. eignen, auf welche man nicht direct copiren kann (Phot. Chronik 1896. S. 24 und 227; Phot. Centralblatt 1896, S. 304).

30

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466 Aotzung in Kupfer, Zink, Suhl, Alaminium etc.

Ein in der Photographisoben Chronik 1896, S. 184 be- 8ohriebeD68 neues Emailverfabren berubt zunächst auf der Herstellung einer reinen geruchlosen Dextrinlösung. 600 g reine, gute Weizenstarke werden trocken mit 25 g doppelt- kohlensaurem Natron gut gemischt und die Mischung der Hitze ausgesetzt und öfter durchgerührt, so lange, bis die Stärke anfangt gelblich zu werden. Hierauf wird die Mischung mit 1000 ccm Wasser aufgekocht , und die Hauptlösung ist fertig. Von dieser erkalteten Hauptlösung nimmt man 100 g, gil>t 14 g pulverisirtes Ammoniumbichromat hinzu, 20 ccm Ammoniak und 300 ccm destillirtes Wasser. Das Ganze wird in der Reibsohale gemischt und nach vollständiger Lösung des Chrom - salzes durch Flanell filtrirt. Die Lösung wird wie jede andere Emaillösung benutzt. Auf gutes Rohpapier aufgestricheu und trocknen gelassen, kann dieses als photolithographisches Papier dienen und liefert saubere Abzüge. Bei Anwendung von Gelatine als Zusatz zu obiger Lösung, kann man sich Taohygraphen- Papier (Schnell - Schreibpapier) herstellen. Das Papier muss vor jedem Einschwärzen müssig gefeuchtet werden. (Dieses Verfahren erinnert an das schon von Asser angewendete photolithographische Papier, welches mit Stärkekleister praparirt war und erhitzt wurde.)

Das kalte Emailverfahren. Fleck verwirft das Ein- brenn verfahren für Zink, weil das Zink dadurch krystallinisch wird und rauh ätzt. Er empfiehlt daher das kalte Fischleim - verfahren, und fügt auf 1 Liter Aetzbad (verdünnte Salpeter- säure?) 10 ccm starke Gummilösung, welche den Aetzprooess langsamer, aber auch sicherer gestaltet. Beim sogen, kalten Emailverfahren gelten dieselben Iiecepte wie beim Einbrennver- fahren. — Nach dem Entwickeln bringt man die Platte in ein Farbbad von

Nach 8 bis 10 Minuten wird sie aus diesem Bade genommen, mit Spiritus abgespült, an der Luft getrocknet und so weit erwärmt, dass die violette Farbe in Blau umschlägt; dann wird retouchirt, so tief geätzt, dass man die Platte mit glatter Lederwalze einschwärzen kann, worauf man mit Drachenblut einstaubt, den Ueberschuss entfernt und anschmilzt Daun ätzt man fertig. Der Druck nach diesem Verfahren soll ganz besonders weich sein (Atelier des Photographen 1896, S. 270).

Ueber das Durchätzen bei dem Email verfahren schreibt Graf Vittorio Tu rat i, Mailand, in der Photogr.

Methylviolett

2 g.

500 ccm.

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Aetzung In Kupfer, Zink, 8tahl, Aluminium etc.

467

Correspondenz 1896, S. 377: Von den modernen Halbton- Aetzverfahren gibt unstreitig das KupferemaUverfahren die schönsten, halbtonreiohsten Resultate. Der Grund hierfür ist in verschiedenen Erscheinungen zu suchen, die diesem Frocess specifisch anhaften. Nicht allein, dass das Kupfer selbst weit mehr als das gröbere, mürbere Zink für die Aetzung geeignet ist; in der Emaille und ihrer Bildstructur liegen ausserdem noch wesentliche Unterschiede gegenüber anderen Ueber- tragungsverfahren begründet.

Das Kupfer ätzt sich, vermöge seiner feinen, zähen Structur, weit schöner und runder als das Zink: es verhält sich zu diesem gewissermassen wie das Buchsbaum- zum Tannenholz (Fig. 139 und 140).

Dazu kommt der Unterschied der Aetzmittel. Das Eisen- chlorid ist viscos und dicklich, und ätzt deshalb ruhig und begrenzt; während die dünne, flüssige Salpetersäure in die feinsten Krystallspältchen eindringt und so zu einer unregel- mässigen, rauhen Aetzung Veranlassung gibt Allerdings hat man versucht und ist es auch theilweise gelungen durch Zusatz schleimiger Körper zu der Salpetersäure, diesem Uebel- stand abzuhelfen. Man kann der Säure Gummi , Dextrin u. s. w. zusetzen, oder alte, durch hohen Zinksalzgehalt viscoser ge- wordene Salpetersäure benutzen. Immerhin sind die Kupfer- ätzungen denen auf Zink bedeutend überlegen; und wird ihnen, auoh für den Fall, dass es wirklich gelänge, auf Zink mit Erfolg Emaille herzustellen, stets der Vorzug gebühren.

Ein weiterer Hauptgrund liegt in der Emailschicht selbst. Vermöge ihrer ausserordentlichen Widerstandskraft erlaubt sie die Aetzung auf einmal durchzuführen , was mit anderen Copir- verfahren bis jetzt nicht zulässig ist. Bei diesen muss man bekanntlich die Aetzung mehrmals unterbrechen und eine neue Schutzdecke auf die Bildebene aufwalzen. Es liegt auf der Hand, dass in Bezug auf Sauberkeit der Arbeit die erstere Methode vorzuziehen ist: Unregelmässigkeiten, welche von der Walze oder von der Farbe herrühren, können eben hierbei nicht mehr vorkommen.

Neben dieser ausserordentlichen Widerstandskraft der Emailschicht spielt aber noch ein anderer Factor von allen der wichtigste eine Hauptrolle; es ist dies die Erscheinung des Durch&tzens, auf die noch nicht aufmerksam gemacht wurde. Entwickelt man ein Emailbild, so lösen sich aus den geschützten Stellen die unveränderten Leimtheile heraus. Nun ist aber die Grenze zwischen löslichem und unlöslichem

30*

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463 Aetiung in Kupfer, Zink, Suhl, Alamininm etc.

Leim nicht absolut: es bleiben die unlöslichen Stellen mit einer halblöslichen Gallerte bedeckt, so dass, in feuchtem Zu- stande, die bilderzeugenden Elemente ein etwas gequollenes Aussehen haben Diese Gallerte bewirkt mehr oder minder, je nach der Dauer und Gründlichkeit der Entwickelung dass eine kleine Menge von löslichem Leim zurückgehalten wird, der dann besonders in den feinsten Zwischenräumen der Schatten beim Trocknen am Metallboden haftet und mit eingebrannt wird.

Die Aetze wird also zunächst an den grossen, freien Stellen a, a (Fig. 142) der Lichter wirken; nach und nach

aber die schwache Emailschicht

im Grunde von fr, b durch- dringen, und das Metall an- ätzen. Wären b, b bis auf das Metall offen, so würden sich Lichter und Schatten gleich- zeitig ätzen, und das Resultat wäre ein graues Bild. So bleiben dagegen die Schatten zurück und kommen erst dann, wenn die Lichter sich klein geätzt haben. Dieses Durch- ¥y '//// ätzen welches dem Email - verfahren eine gewisse Aehn- lichkeit mit dem Klitschen Photogravureprocess verleiht bewirkt hauptsächlich den /// grossen Halbtonreiohthum der Emailätzungen.

Dass die von der Säure durohätzteu Stellen von zurück -

Fig. 139, 140, 141 u. 142.

gebliebenem, löslichem Leim herrührten, war im Voraus zunehmen, und wurde dies auch experimentell nachgewiesen, indem man gewöhnlichen Leim und belichteten Chromleim -- selbstverständlich emaillirt nebeneinander auf Kupfer, der Einwirkung von Eisenchlorid aussetzte. Es ergab sich auf- fallend, dass der nicht chromatirte Leim mürbe und weniger widerstandsfähig war.

Um sich von der Richtigkeit dos Gesagteu zu überzeugen, benutze man eine schwach versilberte Kupferplatte, und stelle auf derselben eine Emailcopie her; am besten versilbert man die Platte matt, weil sie dann weisser ist und deu Vorgang besser beobachten lässt.

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Actsnng in Kupfer, Zink, Suhl, Aluminium eto. 469

Das eingebrannte Bild steht nun kräftig auf dem weissen Untergrunde, und nur die hellen Zwischenräume in deu Schwärzen zeigen einen röthlich braunen Grund , was schon sicher darauf hindeutet, dass noch Emaille auf dem Silber aufliegt.

Dies bestätigt auch noch der Aetzvorgang der Platte. Aetzt man diese in Eisenchlorid vorsichtig an, so wird man zuerst in den höchsten Lichtern das Kupfer durchschimmern sehen: um die Emailpunkte herum bemerkt man aber, unter der Lupe, einen feinen silbernen Ring, was anzeigt, dass diese Stellen noch geschützt sind von einer äusserst dünnen, durchsichtigen Emailschicht. Dieser Ring zieht sich beim Weiterätzen allmählich zusammen , und wird dabei der braune Punkt immer kleiner. Das Schutzhütchen des Punktes ist nämlich nach dem Rande zu dünner als in der Mitte und lässt die Säure graduell durchätzen, wie dies durch die punktirten Linien in Fig. 141 veranschaulicht wird.

Es ist also das Durchätzen der Emaille eine Thatsache, die man auch auf folgende einfache Weise constatiren kann. Aetzt man ein Emailbild schwach an, so werden zunächst nur die hohen Lichter angegriffen. Macht man nun von einer solchen Platte einen Druck, so rindet man, dass sämmtliche Details in den Schwärzen fehlen; erst später, beim Weiter- ätzen, kommen diese allmählich zum Vorschein; und wenn das Durchätzen alle Details auch in den dunkelsten Schatten hervorgebracht hat, sind die höchsten Lichter schön zugespitzt und tief geworden.

Selbstverständlich gilt dies nur für ein normal behandeltes Emailbild, und besteht die Kunst des A etzers darin, die Vor- theile des Durchätzens durch geeignete Regulirung sämmt- 1 icher Verhältnisse richtig zu benutzen.

Formalin in der Photozinkotypie. Wie Heiheim im Brit. Journ. 1896, S. 710 ausführt, behandelt er die Email - schiebt mit Formalin und setzt auch etwas davon der Aetz- flüssigkeit zu. Dadurch sollen die Schwierigkeiten mit dem Einbrennen vermieden werden, wodurch das Zink bekanntlich krystallinisch wird und seine Aetzfähigkeit verliert. Hei he im benutzt das gewöhnliche, im Handel erhältliche 40prozentige Formalin (auch Phot. Chronik 1896, S. 376; Phot. Almanach 1897; S. 63).

Eine Lösung von Formalin (einprozentig) wird auch in Anthony s Phot. Bulletin 1896, S. 316, zur Anwendung auf Gelatine - oder Albuminschichten im Aetzprocess empfohlen; es erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen schwache Säuren, bevor man das Bild einbrennt.

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470

Aetxung in Kopfer, Zink, Stahl, Aluminium etc.

Als neues Aetzprincip für Zink (Hochdruckplatten) empfiehlt Stephen H. Horgan (in Anthony's Bulletin; Proeess Work 1896; S. 88) das Aafgiessen der Aetzflüssigkeit aus beträchtlicher Höhe von oben auf die zu ätzende Metall- platte und Anwendung einer Pumpe, welche die abfliessende Säure immer wieder nach aufwärts pumpt (Fig. 143), oder eines Drehapparates, wie er in Fig 144 dargestellt ist (siehe Phot. Centraiblatt 1896, S. 328).

Elfenbeinätzung. Man kann Elfenbein analog dem Heliogravureprocess ätzen: 100 g Fichtenharz werden ge- schmolzen, der Tiegel vom Feuer genommen und 200 ccm einer zweiprocentigen alkoholischen Methylenblaulösung zu- gesetzt, dann wird umgerührt und nochmals V4 Stunde ge- schmolzen, worauf man die Masse ins Wasser giesst, trocknet und fein pulvert. Die gefärbte Masse kommt in den Helio- gravurestaubkasten und wird aufgewirbelt. Die Elfenbeinplatte

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Aotzung in Kupfer, Zink, Stahl, Aluminium etc.

471

wird mit einprozentigem Rohoollodion oder 0,6prozentiger Gelatiuelösung übergössen, die Platte in den Staubkasten ge- bracht, worauf sich der Staub absetzt. Man entwickelt ein Pigmentbild darauf, rändert mit Lack und ätzt mit 1000 com Wasser, 75 com Salpetersäure und 10g Silbernitrat; die beim Aetzen aufsteigenden Blasen werden mit dem Pinsel entfernt. Setzt man Hypermanganat zu , so wird das Bild braun. Wenn man sehr tief ätzt, so kann man hinterher Farbstoffe ein- reiben. Schliesslich wird die Gelatinestaubschicht mit Soda,

Fig. H4.

der Laek mit Alkohol entfernt (Fleck, Liesegang's Phot. Almanach 1896, S. 47).

Woodburydruck oder Photoglyptie Die Photo- glyptie oder der Woodburydruck ist ein in Deutschland wenig bekanntes und praktisch nicht ausgeübtes Verfahren des nhoto- mechanischen Pressendruckes , für welches jedoch in Frankreich und England vortreffliche Beweise der künstlerischen Voll- kommenheit erbracht worden sind. Dieses Verfahren ist in den letzten Jahren vom Lichtdruck fast gänzlich verdrängt worden, weil der letztere weniger kostspielig, sicherer und

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Actzung In Kupfer, Zink, Suhl, Aluminium etc.

rascher auszuführen ist Trotzdem kann die charakteristische Leistung der Pbotoglyptie , nämlich die Erzeugung kornloser und mit zarten, transparenten Halbtönen ausgestatteter Ab- drücke, durch keine andere Methode völlig ersetzt werden, und deshalb verdient die Photoglyptie auch fernerhin volle Würdigung. Namentlich die unerreicht schönen polychromen Photoglyptien nehmen einen hervorragenden Platz in der Reihe der künstlerischen Reproductionsmethoden ein, uud deshalb ist es wohl am Platze, diese Methode nicht aus dem Auge zu verlieren. Ob die industrielle Massenerzeugung sich der Photoglyptie wird jemals bedienen können, ist mehr als zweifelhaft. Für kleinere Auflagen zu speciellen Zwecken or- soheint diese Mothode aber sehr beachtenswerth , und die k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Re- productionsverfahren in Wien erwarb eine complete Einrichtung für Photoglyptie, damit auch die Praxis derselben der Ver- gessenheit entrissen werde. Die Ueberzeugung, dass die Er- findung Woodbury's nicht veraltet sei, sondern auch aotuelles Interesse besitze, war die Veranlassung, dass Eder die Ueber- setzung und Neubearbeitung des vortrefflichsten Quellenwerkes auf diesem Gebiete, nämlich Leon Vidal's „Tratte* pratique de photoglyptie", Paris, in Anregung brachte, worauf mit freundlicher Zustimmung des Verfassers, Herrn L. Vi dal, sowie der Verlagsbuchhandlung Gauthier-Villars in Paris durch die Verlagsbuchhandlung Wilhelm Knapp in Halle a. S. die deutsche Ausgabe unter dem Titel „Die Photoglyptie oder der Woodburydruck von Vi dal" (1896) erfolgte.

Reproductionsverfahren. Ueber die Herstellung der Photogravureplatten auf Kupfer veröffentlicht Shephard im Process Photogram einen sehr interessanten Artikel, der viele für die Praxis werthvolle Einzelheiten enthält. Die Vor- präparation der Kupferplatten ist insofern von Bedeutung, als einmal von der Sauberkeit derselben die Fehlerfreiheit der Drucke abhängt und anderseits eine richtige Vorpräparation die Be- urtheilung des Fortschrittes der Aetzung ungemein erleichtert. Zum Poliren der Kupferplatten bedient man sich folgender Lösung:

Gesättigte Kochsalzlösung .... 300 com,

Eisessig 60 g,

feines euglisch Roth 60

Man bringt das Gemisch in eine weithalsige Flasche und schüttelt vor dem Gebrauch um. Mit der Mischung wird ein Baum wollbausch benetzt und die Platte mit geradem, gleioh-

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Aetzung in Kapfor, Zink, Suhl, Aluminium etc.

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massigem Strich polirt. Hierauf wird unter dem Hahn gewaschen und mit reiner Baumwolle trocken gerieben. Zum Einstauben dient eine Mischung von Harz und Asphalt, und diese Mischung hat besonders bei sehr contrastreichen Sachen Vorzüge vor blossem Asphaltstaub. Daß Einstauben wird so ausgeführt, dass man zunächst die Platte in einen Staubkasten bringt, welcher den möglichst fein pulverisirten Asphalt enthält, dann bei gehöriger Wärme den Asphaltstaub anschmilzt , und schliesslich zum zweiten Male in einem Harzstaubkasten behandelt und das Harzpulver ebenfalls anschmilzt, wobei nur eine wesentlich geringere Hitze angewendet werden darf. Für weniger contrast- reiche Originale mischt man 2 Theile Asphalt mit 1 Theil Harz und 1 Theil Gaspech, pulverisirt gröblich, schmilzt alles zu- sammen und giesst es auf eine kalte Eisenplatte aus. Der Asphalt muss vorher durch Umschmelzen gereinigt werden, wobei man denselben in flüssigem Zustande durch ein fein- maschiges Gewebe seiht. Das Gemisch wird in gewöhnlicher Weise fein pulverisirt und im Staubkasten verwandt. Ehe man zum Uebertragen des Kohledruckes schreitet, bringt mau die Kupferplatte in lauwarmes Wasser, nachdem man sie vorher kräftig angehaucht hatte, um einer Bildung von Luftbläschen zwischen den Staubkörnern vorzubeugen, und quetscht den Kohledruck vorsichtig an. Hierauf schreitet man zur Ent- wicklung, welche so lange fortgesetzt wird, bis alle löslichen Leimtheile entfernt sind. Man trocknet kleine Platten am besten auf einer Schleudermaschine, nachdem man sie vorher fünf Minuten lang in kaltem reinen Wasser gewässert hatte. Die Ränder und die Rückseite der Platte werden vor der Aetzung laokirt, wozu mau sich eines, mit gleicher Menge Benzol ver- dünnten, schwarzeu japanischen Lackes bedient. Die Aetz- flüssigkeit wird dadurch hergestellt, dass man 3 bis 4 kg trockenes Eisenchlorid in ein grobmaschiges Tuch einschlägt und mit Wasser bedeckt. Nach 40 bis 50 Stunden wiegt die Losung ungefähr 40 Grad B. Man giesst hierauf die Flüssig- keit ab, seiht sie durch und lässt sie in einem ilachen Gefäss in dünner Schicht ausgebreitet zwei Tage lang stehen. Hier- durch verschwindet der ursprünglich bemerkbare Chlorgeruch vollkommen. Aus dieser im Vorrath herzustellenden Aetzlösung setzt man die Aetzflüssigkeit zusammen von 40, 38, 35, 32 und 30 Grad B. Man beginnt zunächst die Aetzung mit der stärksten Lösung, die nach drei Minuten die Schatten anzugreifen be- ginnt, und setzt die Aetzung in den abgeschwächteren Lösungen fort, bis die Lichter eben angegriffen werden. Hierauf reinigt man die Platte unter einem Hahn und entfernt nach dem

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474 Aetxung In Kupfer, Zink, SUhl, Aluminium otc.

Trocknen den Lack mit Petroleum und die Gelatineschicht mit einer concentrirten Kochsalzlösung, der man auf je 10 Theile 3 Theile Eisessig zufügt. Wenn die Platte sich nach der Aetzung als zu flau erweist, wird sie einer Nachätzung unter- zogen. Hierzu stellt man sich folgende Mischung her:

Asphalt 30 g,

Burgunderpech 30

weisses Wachs 30

Der Asphalt wird zuerst geschmolzen, Pech und Wachs hinzugesetzt, von dem Feuer genommen und soviel rectificirtes Terpentinöl hinzugegeben, bis eine cremige Masse entsteht. Eine kleine Menge dieser Farbe wird auf einem Stein mit der Walze gleichmässig vertheilt und die ganz reine, etwas an- gewärmte Kupferplatte unter gelindem Druck nach allen Seiten hin eingewalzt. Man ätzt mit 35 Grad B. Aetzflüssigkeit zwei bis drei Minuten (Phot. Chronik 1896, S. 168).

Versuche mit Hanfstaengl'schem Aetzpapier für heliographische Kupferätzung. Zu Zwecken der Heliogravüre wird auf die mit Harzpulver gestaubte Kupfer- platte ein Pigmentbild übertragen und dann eingeätzt. Zu diesem Zwecke dient Pigmentpapier der Londoner Autotyp- Compagnie (Nr. 103 und Nr. 105), sowie in neuerer Zeit das „Aetzpapier" des berühmten Institutes von Hanfstaengl in München. Dieses letztere hat sich bei Versuchen, welche an der k. k Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie nnd Reproductio Dsverfahren in Wien durch Herrn Fachlehrer Brandlmeyr angestellt wurden, besonders bewährt. Das „Aetzpapier" enthält ein rothes Pigment, das eine gute Controle während der Aetzung gestattet. Hanfstaengl bringt zwei Sorten Aetzpapier mit der Marke C und F in den Handel. Erstere enthält wenig Pigment und viel Gelatine, letztere viel Pigment und wenig Gelatine. Die Marke C ist für leichtere, also düunere Diapositive anzuwenden, die Marke F dagegen für dichtere, kräftigere Diapositive. Das Hanf s taen gl' sehe Aetzpapier entwickelt sich leioht und sicher in WTarmwasser- bädern von relativ geringer Temperatur und haftet fest an der Platte.

Heliogravüre. Ueber das „Pigmentverfahren und die Heliogravüre" erschien ein neueres Werk von J. M. E d e r (Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 1890); daselbst ist die Theorie, Praxis und Geschichte der heliographischen Processe nach dem neuesten Stande unserer Kenntuiss von diesem Verfahren geschildert. Besonders

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Aetxuog in Kupfer, Zink, Suhl, Aluminium etc. 475

bemerkenswerte ist der Umstand, dass diesem Werke auch mustergültige Abbildungen der verschiedenen A e t z - stufen bei der heliographischen Aetzung beigegeben sind, was zum ersten Male bei einer derartigen Publication der Fall ist.

Heliogravüre wird nunmehr an der k. k. Lehr- und Ver- suchsanstalt für Photographie und Reproduotions verfahren in Wien (seit 1896) ausgeführt, und zwar zunächst für Zwecke der Versuchsanstalt.

Ein Zusatz von Formalin zu den Eisenchlorid- Aetzbädern für Heliogravureplatten soll nach Heiheim insofern von Vortheil sein, als sion dadurch grössere Contraste erzielen lassen; es verzögert nämlioh das Durchdringen der Aetze durch das Gelatinerelief (Phot. Wochenbl. 1896, Nr. 47, S. 392 und Phot. Almanach 1897, S. 63).

Ueber das Auftreten von Sternchen beim Aetzen von Photogravureplatten siehe Dr. G. Aarland in Leipzig, S. 65.

Farbige Heliogravüre wird, wie die farbige Radirung,

fegenwärtig besonders cultivirt. Letztere lieferte besonders rof. Unger in Wien; farbige Heliogravüren erzeugen in vortrefflicher Weise Blechinger & Leykauf (Wien), Boussod und Valadon (Paris), Paulussen (Wien), Photo- graphische Gesellschaft (Berlin).

Herr Leykauf, Mitchef der renommirten Wiener Firma Blechinger & Leykauf, besprach gelegentlich einer Aus- stellung farbiger Heliogravüren aus ihrem Atelier, im Camera- Club zu Wien das von ihnen verwendete Verfahren zur Her- stellung dieser schönen Blätter.

Er sagte, die Firma Blechinger erzeuge diese seit circa zwei Jahren und war die erste, welche in Oesterreich solche Heliogravüren in Farben druckte. Bezüglich der technischen Ausführung bemerkte Herr Leykauf, dass die Platten ebenso, wie für einfarbigen Druck mittels des Kli c' sehen Aetz- verfahrens hergestellt werden, dass dabei jedoch viel mehr Schwierigkeiten zu überwinden sind, indem es nicht leicht ist, die Wirkung der Töne und Farben im Voraus genau berechnen zu können Oft ist das Resultat ein ganz anderes , als man beabsichtigt, resp. als es das Original erfordert, und es bleibt nichts übrig, als die Platte ein zweites, ja selbst ein drittes Mal zu machen. Eine weitere Schwierigkeit bietet die richtige Auswahl der für diesen Zweck geeigneten Farben, und es bedarf eines genauen Studiums jeder einzelnen, bis man mit Sicherheit damit arbeiten kann.

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Aetzung In Kupfer, Zink, Stahl, Aluminium etc.

Ein sehr wunder Punkt sei auch die Heranziehung von brauchbaren Arbeitskräften für diese Arbeit, denn es werden sehr grosse Anforderungen an den Drucker gestellt; derselbe soll einen künstlerischen Blick, Sinn für Farbe und viel Beurtheilungsfahigkeit besitzen.

Die Anfertigung der Blätter geschieht bei dieser Druck- methode bekanntlich in der Weise, dass von einer Platto und mit einem Druck das fertige, farbige Blatt hergestellt wird, nicht so wie bei allen anderen Farbendruckmethoden, wo jede Farbe von einer separaten Platte und zumeist eine über die andere gedruckt wird. Es wird* daher jede, auch die aller- geringste Abstufung vermieden, die Farben werden neben- einander, nicht übereinander gedruckt, die Uebergänge jedoch ineinander gewischt, was diesen Blättern eben die hohe künstlerische Vollendung verleiht, welche auf keine andere Weise zu erreichen ist

Die Platte muss förmlich gemalt werden, was roth sein soll, genau abgegrenzt roth, was blau kommen soll, blau ein* gefärbt werden u. s. w. Die Geschicklichkeit des Druckers ist es eben, eine genaue Abgrenzung der Farbe zu wahren, wo selbe durch das Original verlangt wird, die Töne ineinander zu wischen, wo dies nöthig ist, Licht und Schatten richtig anzubringen, kurz und gut, er muss das Original genau studiren, um gute Drucke herstellen zu können.

Von jeder Einfärbung der Platte kann nur ein Druck gemacht werden, dann muss die ganze Prooedur wieder von Anfang an beginuen. Es ist daher begreiflich, dass diese Arbeit sehr langsam von statten geht und dass es Bilder gibt, wo ein Drucker an dem Eiufärben der Platte für den Druck 12 bis 14 Stunden arbeitet; leider kommt es auch vor, das? der Abdruck dann ans irgend einem Grunde zu Maculatur wird. Diese Schwierigkeiten bei der Herstellung rechtfertigen die hohen Preise, welche für solche Blätter verlangt werden müssen.

Leider gestatten die Kunsthändler zumeist nicht, dass auf diesen Blättern die Firma der erzeugenden Anstalt angebracht wird, wodurch sehr oft solche Blätter als in Paris u. s. w. angefertigte beurtheilt werden und das Renommee unserer Erzeugnisse Schaden leidet (Wiener Photographische Blätter, Januarheft 1897).

Eine Ver kupferungs-Flüssigkeit für Zink besteht nach der Photographischen Chronik 1897, S. 21, aus:

Zinksulfat . Kupfersulfat Wasser . .

300 cem

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Aotiung In Kupfer, Zink, Stahl, Aluminium etc.

477

und soviel Ammoniak, bis der sich bildende Niederschlag wieder verschwindet, worauf die blaue Lösung mit soviel Cyankaliumlösung versetzt wird, bis sie vollkommen entfärbt ist. In diese Flüssigkeit wird die gut gereinigle und mit Aetzkali abgebeizte Zinkplatte eingelegt; durch Wärme lässt sich der Verkupferuugsprooess derart beschleunigen, dass er statt 20 Minuten nur 3 bis 4 Minuten dauert.

Eine andere Vorschrift, um Zinkclichcs ohne Anwendung von Elektricität zu verkupfern, rindet sich in der Photogr. Chronik 1896, S. 193. Das mit Sodalösung gewaschene und gut mit Kreide oder Wienerkalk gebürstete Zinkcliche wird, nachdem es gut mit Wasser abgespült wurde, in folgendes Bad gelegt:

Destill. Wasser . . 1000 ccm,

Kupfervitriol 20 g,

Eisessig 12— 15 com.

Diese Lösung wird vor dem Gebrauch filtrirt.

Als Verstählungsfliissigkeit für Kupferplatten sind mannig- fache Bäder im Gebrauch. Reichel in St. Petersburg stellte sie zusammen, und „Prooess Work4 (1896, S. 90) gibt um- stehende Tabelle mit folgender Erläuterung einzelner Bäder:

1. Gebräuchlich in der Kais. Reichsdruckerei in Berlin.

gelöst, gemischt, und nach dem Decantiren wird der Nieder- schlag in verdünnter Schwefelsäure gelöst und auf 20 Liter Wasser verdünnt. 5. Böttcher. 6. Varrentrapp. 10. Obernetter. 11 Militairgeograph. Institut in Wien 12. Dr. E Albert. 13, 14 Villou.

Besonders aber wird eine zehnprocentige Lösung von Chlor- ammonium empfohlen, welche durch zwei Eisen -Elektroden und den galvanischen Strom von 2 bis 4 Volt sich selbst mit Eisen sättigt. Zum Verstählen selbst wird ein Strom von 1,5 bis 2 bis 3 Volt und 1,5 bis 3 Ampfcre pro tjuadratdecimeter empfohlen

Wir verweisen zugleich auf Fr. Wilson 's Stereotyping and Electrotypiug etc. (5. Auflage, London 1896); daselbst wird eine ausführliche Anleitung zur Stereotypie und Galvano- plastik gegeben, welche durch viele Abbildungen unterstützt ist.

Galvanos von Autotypien. Zur Ausführung grosser Auflagen gleichartiger autotypischer Darstellungen, besonders aber solcher in Farbondruck, benöthigt man eine grössere Anzahl gleichartiger Druckformen, deren Herstellung in Aetzung viel zu theuer kommen würde. Man benutzt daher

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Aotxung in Kupfer, Zink, Stahl, Aluminium etc.

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Aotiung in Kupfer, Zink, Stahl, Aluminium etc. 479

auch für die Autotypien den Vorgang der Vervielfältigung durch Gliohiren , wie man ihn für Holzschnitte u. 8. w. schon längst anwendete.

Die Herstellung der Galvanos von Autotypien machte Anfangs bedeutende Schwierigkeiten, doch war man mit Recht bestrebt, die Verfahren hierzu so zu verbessern und auszubilden, dass man heute thatsachlich tadellose und vollkommen brauch- bare Gliche's nach Autotypien erzeugt.

In Deutschland ist es die Firma Zierow & Mensch in Leipzig, welche hier in erster Linie genannt zu werden ver- dient. Bemerkenswerth ist noch , dass die Herstellung solcher Galvanos weder theurer zu stehen kommt, noch längere Zeit in Anspruch nimmt, als die von Holzschnitten oder anderen Original- stöcken. (Näheres sammt Illustrationen siehe in : „Deutscher Buch- und Steindrucker" 1896, Juni-Heft, S. 361.)

Galvanographisches Verfahren von H. Herkomer in London. Mit Beginn des Jahres 1896 ging durch alle Fachblätter die Nachricht , dass der bekannte englische Maler- Radirer Herkomer ein neues Druckverfahren (oder vielmehr ein neues Verfahren zur Herstellung von Druckplatten) er- funden habe

Das Verfahren, um welches es sich hier handelt, wurde damals vielfach beschrieben, es besteht kurz gesagt in folgendem:

Auf einer versilberten Kupferplatte wird die Zeichnung mit einer der Druckerschwärze ähnlichen Farbe ausgeführt. Als Instrument hierzu kann man sich eines Pinsels, eines Wischers, eines spitzigen Hölzchens und selbst des Fingers bedienen. Die Farbe muss von solcher Beschaffenheit sein, dass sie während der Arbeit feucht bleibt, weil nach Ausfuhrung der Zeichnung die ganze Platte mit einem speciellen leitenden Pulver von verschiedener Kornstärke eingestaubt wird. Hierbei bleiben die gröberen Körner an den dicksten Farbstellen (den Schatten), die feineren an den dünnen Stellen (den Lichtern und Halbtönen) hängen Von dieser Platte wird nun auf galvanoplastischem Wege ein Abklatsch gemacht, welcher als Tiefdruckplatte dient.

Bald, nachdem dieses Verfahren bekannt gemacht wurde, erhoben sich von vielen Seiten Stimmen, welche die Neuheit dieser Erfindung in Frage stellten.

So erinnert Th. Goebel (in der Zeitschr. f Deutschlands Buchdrucker 1896, Nr. 7) an ähnliche Leistungen verschiedener Meister, hauptsächlich aber an die von Pretsch.

Kampmann schreibt (in der Oesterreich - Ungarischen Buchdrucker -Zeitung 1896, Nr. 9), dass hier weniger die Ver-

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Anwendung ron Aluminlam etc.

fahren der sogen. Photogalvanographie, als vielmehr das schon von Kobell 1842 ausgeübte rein galvanographische Verfahren in Betracht komme, über welches Eobell ein durch diese Methode illustrirtes uud bei Cotta in München 1842 erschienenes Buch verfasst hatte. Dieses Verfahren wurde später auch in der Hof- und Staatsdruckerei unter Dr. Auer vielfach benuUt und praktisch ausgeübt. Mr. Duncan C. Dallas, welcher s. Z. die Erfindung Proteen' s bestritten und für sich be- ansprucht hatte, wendet sich in einem Briefe an die „Times u ebenfalls gegen die Neuheit der Erfindung Herkomer 's und verweist gleichzeitig auf die Arbeiten Auer 's. Von England aus wird aber auch an das von Palm er schon im Jahre 1841 ausgeübte Verfahren der sogen. Glyphographie, auch Electrotint-Prooess genannt, erinnert.

Endlich nimmt auch Th. Theyer in Wien die Priorität für diese Erfindung für seinen Vater in Anspruch (Pbotogr. Chronik 1896, S. 243). Wir ersehen aus den angeführten Reclamationen , dass selten eine Erfindung mit mehr Erfolg, in Bezug auf deren Neuheit, angegriffen wurde, als die Galvanographie Herkomer' s.

Ein einfacher Process zur. Herstellung von Druckstöcken für die Buchdruckpresse nach gewöhnlichen Zeichnungen ist folgender: Ein Stück Stanniol von passender Grösse legt man auf einen Holzstock oder eine geätzte Zinkplatte mit gekreuzten feinen vertieften Linien. Durch Bearbeiten mit einem Gummi- roller presst man die Metallfolie in die Vertiefungen des Blockes hinein und erhält so eine fein gekörnte Oberfläche. Das so behandelte Metallblättchen legt man auf eine Glasplatte und erzeugt die Zeichnung durch Behandlung mit einem gerundeten Stäbchen aus Elfenbein oder Stahl. Wenn die Zeichnung auf diese Weise vollendet worden ist, übergiesst man das Stanniol- blatt mit feinem Gyps, lässt denselben erstarren und zieht dann das Stanniolblatt von der Gypsform ab. Die Gypsform wird hierauf mit Letternmetall abgeformt, und das Gliche ist druckfertig (Phot. Chronik 1896, S. 176).

Anwendung von Aluminium in den photomechanlschen

Brackverfahren.

Zur Anwendung des Aluminiums in den p h o t o - mechanischen Verfahren. Wie wir auf S. 13 dieses Jahrbuches berichten, findet das Aluminium nicht nur als

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Anwendung von Aluminium eto.

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Ersatzmittel des lithographischen Steines, sondern auch, wie neuerlich angestellte Proben beweisen, zu den directen Copir- verfahren und im Lichtdruck vorteilhafte Anwendung.

C Eampmann legte am 6. October 1896 der Photographi- schen Gesellschaft in Wien eine reiche und hübsche Auswahl solcher Arbeiten vor und erläuterte dieselben. (Näheres siehe Photogr. Correspondenz 1896, November -Heft, S 534.)

Ueber die Verwendung des Aluminiums im Lichtdruck- verfahren berichtet Fachlehrer A. Albert ebenda. Derselbe erzielte gute Erfolge mit solchen Platten als Träger der Chrom- gelatiueschicht, an Stelle der zerbrechlichen Glasplatten. Als Vorpräparation verwendete er die gewöhnliche Wasserglas- Bierschicht, doch haftet nach seinen Angaben die Bildschicht auch ohne diese Vorpräparation auf den Aluminiumplatten vollkommen fest.

Die ganze Manipulation bei der Verwendung solcher Platten für den Lichtdruck beschreibt Albert in der Photographischen Correspondenz 1896 , S. 596 , ausführlich. Nach dieser werdeu neue Platten mit einem Gemisch von Ammoniak und Wasser (l : 3) abgerieben und mit einem Tuche getrocknet. Schon gebrauchte Platten werden durch Einlegen in eine Tasse mit stark ver- dünnter Schwefelsäure (1:30) von der Gelatineschicht befreit und mit Wasser gut abgespült, worauf sie wieder aufs Neue verwendet werden können. Laugen dürfen nicht angewendet werden , weil diese das Aluminium zerstören. Die Vorpräparation mit Bier und Wasserglas, ohne Zusatz von Aetzkali, haftet, wie erwähnt, sehr gut auf den Platten, sofern sie nicht zu dick aufgetragen wird. Die Präparation mit Chromatgelatine wird auf den mit einer Spiegelglasplatte unterlegten Platten vorgenommen; auch beim Trocknen im Ofen liegen die Platten auf gut nivellirten Glasplatten flach auf, ohne sich zu krümmen, wenn sie vorher gut gestreckt und gerade waren.

Das Oopiren ist auf Aluminiumplatten aus dem Grunde leichter durchzuführen, weil man das Metall aufbiegen und nachsehen kann, wie bei Papiercopien. Der Copirgrad muss etwas leichter gehalten werden als bei Glaslichtdruckplatten.

Zur Feuchtung (Aetzung) darf nur Glycerin und Wasser ohne Zusatz von Ammoniak, Fixirnatron u. s. w. verwendet werden; durch letztere würden die Aluminiumplatten an- gegriffen werden, und drucken dann selbst kräftig copirte Platten' tonleer.

Besser als eine ammoniakalische Feuchtung dürfte sich zum Ueberwischen der aufgetragenen Platte eine angesäuerte Feuchtung eiguen.

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Anwendung von Aluminium etc.

Die Einrichtung der Platten in der Lichtdruckpresse kann durch Einspannen mittels der Eisenplättchen erfolgen, welche zum Einspannen der Glasplatten dienen, sofern nicht eigens construirte Fundamente vorhanden sind.

Das Drucken von Aluminiumplatten ist neben dem Ausfall des Plattenbruches noch dadurch vorteilhafter als vom Glase, weil beim Auftragen der Farbe das Bild auf dem matt weiss- grauen Grunde sehr deutlich sichtbar ist, was insbesondere dann, wenn bei künstlichem Lichte gearbeitet wird, dem Drucker die Arbeit bedeutend erleichtert

Eugene Devillers in Beifort fertigte schon 1894 photo- graphische Copien (Kohledrucke u. s. w.), sowie Umdrucke auf dünnem Aluminiumblech, zum Zwecke der Anwendung als Visit- und Geschäfts -Reclamekarten.

Aetzen von Aluminium. In Anthony's Phot. Bulletin wird folgende Mischung zum Aetzen von Aluminium empfohlen :

Alkohol 120 cem,

Essigsäure 180

Antimonbutter 120 g,

Wasser 1200 ccm.

Um das Aluminium so zu präpariren, dass es im Sinne der chemischen Druckart, wie der lithographische Stein, ver- wendet werden kann, dient am besten eine schwach mit Phosphorsäure angesäuerte Gummi arabicum -Lösung.

Zum Hochätzen des Aluminiums können auch ver- schiedene Chloride, hauptsächlich Kupferchlorid, verwendet werden. (Vergl. auch D. R.- Patent von Jos. Scholz in Mainz, Cl. 15, Nr. 85274.)

Ein Loth für Aluminium besteht nach Richards aus: Aluminium 2,88 Procent,

(Phot. News 1895, S. 756).

Edison fand, dass sich das Aluminium unter Anwendung eines Stromes von 8 bis 9 Ampere und 250000 Volt härten lässt (Photography 1896, S. 278).

J. Scholz in Mainz gibt folgendes neue Entsäuerungs - mittel für Aluminium-Flachdruckplatten an:

120 g krystallisirte8 Alauu und 40 g krystallisirtes Chlor- magnesium werden in circa 850 ccm heissem Wasser gelöst. Hierzu schüttet man 3 g Salmiak. Nachdem diese Mischung

Zink . . Zinn

Phosphor

26,19 71,19 0,24

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Farben druok (Dreifarbendruck and Farbonlehre). 433

auf circa 40 Grad C. erkaltet , schüttet man 60 com concentrirte Essigsäure, 95proceutig, sogen. Eisessig, hinzu. Ist diese Lösung auf circa 15 Grad G. erkaltet, so füllt man sie bis zu einem Liter mit Wasser auf.

Dieses Mittel lässt man reichlich aufgetragen drei bis vier Minuten auf die talcumirte Zeichnung wirken, sodann spült man gründlich ab, worauf die Correctur vorgenommen werden kann. Hierauf kann man wieder taloumiren und mit Phosphor- gummi leicht ätzen.

Die Dauerhaftigkeit und Reinheit des Aluminiums. Wie „The Optician" (23 April 1896) mittheilt, kann das Aluminium kohle- und stickstoffhaltig sein, wodurch es brüchiger und weniger zähe wird, als es im reinen Zu- stande ist

Nach Moissan enthält das durch Elektrolyse hergestellte Metall stets Natrium (zuweilen bis zu 4 Prooent), und ist infolge dessen der Zerstörung leichter unterworfen, als wenn das Material homogen ist. Bei der Elektrolyse von Kryolith und Thonerde scheinen seenndäre Reaktionen aufzutreten, in denen das Natrium eine verschiedene Holle spielen mag, je nach der Zusammensetzung des Bades und der Stromstärke. Aluminium, das weder Kohle, Stickstoff noch Natrium enthält, ist sehr widerstandsfähig.

Farbendruck (Dreifarbendruck und Farbenlehre).

Dreifarbendruck.

Ueber die Grundfarben der Technik hielt Arthur Freiherr von Hübl (am 14. Januar 1896) einen Vortrag in der Photographischen Gesellschaft zu Wien (siehe Photogr. Corresp. 1896).

Die optische Grundlage des Dreifarbendruckes behandelt in kurzen Sehilderungen „C. G. Zander's Photo- Trichiomatic Printing" (London beiRaithlev, Lawrence & Co. 1896). Eine chromolithographische Tafel erleichtert das Verständniss des Textes. Dieses Buch kann zur Ein- leitung in das Studium des photographischen Dreifarbendruckes empfohlen werden.

Ueber Nister' s Verfahren des rein lithographischen Drei- farbendrucks siehe S. 241 dieses Jahrbuches.

Kine Farbenseala der drei Grundfarben, bestehend aus 50 kreisrunden Tafeln mit circa 800 FaTbentönen in Auto-

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484 Farbendruck (Dreifarbendruck und Farbenlehre).

typie hergestellt, bringt D. Cellarius in Markirch (Elsass) zum Preise von 30 und 50 Mk. in den Handel.

Mit dieser Soala wird in erster Linie bezweckt, die Aus- führung des Dreifarbendruckes von der Photographie un- abhängig zu machen und dieselbe mehr auf rein zeichnerischem Wege anzustreben, wie wir dies auch bei Nister's Verfahren sahen, zu welchem diese Farbenscala ein wichtiger Behelf sein dürfte. (Die nähere Beschreibung siehe in den Freien Künsten 1896, Nr. 5. Ein Exemplar dieser Farbenscala befindet sich in der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductioii8 verfahren in Wien.)

Unter dem Titel „La Reproduction des Couleurs" par la Superposition des trois Couleurs simples, erschien bei Berger-Levrault et Co. in Paris (Rue des Beaux-Arts 5) 1896 ein Buch mit 150 chromotypischen Tafeln, welche 16000 verschiedene, durch den Uebereinanderdruck der drei Grund- farben erzielbare Farben töne enthalten. Der Autor dieses Werkes ist Robert Steinheil; der Preis desselben ist auf Japanpapier 150 Frs., in billiger Ausgabe 80 Frs.

Transparente, combinirbare Farbenscala. Chr. Harbers in Leipzig bringt transparente combinirbare Farbenscaleu in den Handel, die eine wichtige Erleichterung für die Farbenmischung beim Druck bilden. Das Patent ist dieser Erfindung zwar bereits 1891 ertheilt und 1894 erneuert worden, publicirt aber ist sie erst seit kurzer Zeit, nachdem endlich alle Hindernisse in der Herstellung beseitigt sind. Diese Farbenscala besteht aus neun Glastafeln im Pormate 7X21 cm, welche in drei Gruppen getheilt sind: in piimare. 8ecundäre und tertiäre Farbeu. Jede Platte enthält eine Farbe, und jede dieser Farben geht auf derselben Platte von der dunkelsten bis zur hellsten Nuance allmählich über. Durch Uebereinan derlegen der Platten kann man in einfacher Weise jede beliebige Farbe zusammenstellen (Deutscher Buch- und Steindrucker, Berlin 1895, S. 118).

Vierfarben- gegen Dreifarbendruck siehe A. C. Angerer, S. 3 dieses Jahrbuchs.

Ueber die Frage: „In welchen Fällen ist der Drei- farbendruck mit Vortheil zu verwenden" siehe J. Hu snik im Nachtrage zu den Originalartikeln am Schlüsse dieses Jahrbuches.

Alexander Hoenig stellte in der Berliner Gewerbe- Ausstellung 1896 Dreifarbendrucke aus, bei welchen aber die Farben in einer von der üblichen Reihenfolge abweichenden Weise gedruckt sind. Hoenig druckt zuerst das Roth, dann

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Farbendruck (Dreifarbendruck und Farbenlehre). 4$5

das Gelb und schliesslich das Blau, und erzielt so bei aller- dings etwas derberen Sujets, wie Placaten u. s. w., gute Resultate.

Ueber die Möglichkeit, alle Farben aus Blau, Gelb und Roth zu mischen, welche gewissermassen die Grundidee des Dreifarbendruckes enthält, handelt Christian Ernst Wünsch 's Buch „Versuche und Beobachtungen über die Farben des Lichtes", Leipzig 1792, welches Roth, Grün und Veilchenblau als Grundfarben hinstellt, während Pfannen - schmid in seinem „Versuch einer Anleitung zum Mischen aller Farben aus Blau, Gelb und Roth" (neue Auflage, Leipzig 1799) die letztgenannten Farben als Grundfarben be- zeichnet (E.)

Um die ungleiche Wirkung der Raster beim Dreifarben- druck auszugleichen, schlügt J. Raphaels vor, die Lineaturen in verschiedener Stärke anzuwenden.

Man sieht nämlich die blauen Linien deutlicher wie die rothen, während die gelben Linien ganz verschwimmen und auf das Auge den Eindruck eines geschlossenen Tones hervorbringen.

Wie Raphaels meint, müsste es vortheilhaft sein, für die blaue Farbe einen feinen, für die rothe einen gröberen und für die gelbe Farbe einen ganz groben Ton anzuwenden.

Im Photographischen Centraiblatt 1896, S. 374 wird da- gegen eingewendet, dass dieses darum nicht gut ausführbar wäre, weil dann bei der Aufnahme und jedesmaligem Wechsel des Rasters auch die Rasterdistanz und die Blendenöffnung geändert werden müsse.

Joly's Dreifarbenphotographie. Das Verfahren von Joly beruht darauf, dass man einen Raster zur Aufnahme benutzt, welcher nicht so wie die gewöhnlichen Raster aus schwarzen Linien, sondern aus rothen, blauen und gelben Linien besteht, welche entweder auf das Glas mit Farbstoffen gezogen oder auch in anderer Weise aufgebracht sind. Die unter diesem dreifarbigen Raster belichtete Platte wird in der gewöhnlichen Weise entwickelt, fixirt u. s. w. und davon dann ein Diapositiv genommen. Legt man dieses nun in der richtigen Weise wieder auf den zur Aufnahme benutzten dreifarbigen Raster, d. h. so, dass diejenigen Stellen des Bildes wieder mit den entsprechenden Stellen des Rasters zur Deckung kommen, so sieht man das Bild wieder in den natürlichen Farben des Originales. Man erreicht also hier mit einer einzigen Be- lichtung dasselbe, wozu man sonst beim gewöhnlichen Drei- farbendruck drei Aufnahmen benöthigte.

W. Mc. Donough Hess sieh aber nachweislich schon zwei Jahre bevor (22. März 1892) Joly mit seinem Verfahren

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Farbendruck (Dreifarbendruck und Farbenlehre).

vor die Oeffeiitlichkeit trat, in Riohmond (Virginien) ein ganz ahnliches Farbendruck -Verfahren patentiren. (Näheres hierüber siehe „Process Work and Printer-, August 1896, S. 110 und Photographisches Centralbatt, Heft 19, S. 410.)

Farbige Raster für das Joly'sche Verfahren. Eine der Hauptschwierigkeiten bei der Ausübung des Verfahrens der Dreifarbenphotographie von Joly lag aber in der Her- stellung des dreifarbigen Rasters. Joly selbst erzeugt« denselben auch dadurch, dass er dünne Seiden- oder Glasfäden, je einen rothen, gelben und blauen neben einander auf eine Glasplatte aufzog und daselbst durch Lackirung befestigte.

Einen anderen Weg schlug Albert Baumgartner in Lörrach ein, indem er solche mehrfarbige Raster in Kornmanier erzeugen will. Nach dem auf dieses Verfahren ertheilten D. R.- Patente (Nr. 88204) druckt man auf ein Blatt (durchsichtiges) Celluloid ein rothes und ein gelbes Korn (vom Stein) auf, so dass die Farben theilweise über einander fallen: dann überzieht man die Folie mit einer Schicht blauer Gelatine, welche mit chromsaurem Kali lichtempfindlich gemacht wird, belichtet von hinten und entwickelt wie beim gewöhnlichen Pigmentverfahren. An den weiss gebliebenen Stellen wird sich das Blau fixiren, an den gelben entsprechend weniger, wodurch Grün entsteht; an den rothen und orangefarbigen gar nichts, wodurch ein ähnlicher Effect hervorgebracht wird, wie beim ersten Beispiel. Es können auch andere Farben und in anderer Reihenfolge angeweudet werden. Soll die Schicht auf Glas ausgeführt werden, so druckt man auf ein Uebertragungspapier und zieht die Farbe auf das Glas ab.

Noben diesem Verfahren beschreibt Baumgartner noch ein anderes ähnliches, dessen Wesen darin besteht, dass man auf mechanischem Wege (durch Druck u. s. w.) Farben in ge- körnter Schicht auf eine durchsichtige Gelatineschicht u. s. w. aufträgt und hierauf die nicht bedeckten Stellen derselben färbt. Man überzieht zu diesem Zwecke eine durchsichtige Fläche mit Gelatine oder einer ähnlichen Substanz (Celluloid?), druckt darauf vom gekörnten lithographischen Stein, oder von einer gekörnten Zinkplatte mit blauer Oelfarbe ein Korn auf, taucht dann die Folie in die Lösung einer rothen Anilinfarbe, worin sich die Gelatine u. s. w. an den Stellen färbt, welche nicht von der Oelfarbe bedeckt sind. Nachdem die Schicht wieder trocken, druckt man mit gelber Oelfarbe ein Korn auf, welches theilweise über das Roth und Blau fällt und so ein Orange und Grün bildet. Das Resultat ist somit eine Folie, welche gleichmässig mit rothen, orangen, grünen und blauen Punkten

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Farbendruck (Dreifarbendruck und Farbenlehre). 437

bedeckt ist, ohne weisse Zwischenräume aufzuweisen (Gelb?). (Aus dem Photogr. Archiv 18%, S. 329.)

(NB. Wir fühlen uns gedrängt, dem einige Worte bei- zufügen und unsere Ansicht hauptsächlich dahin auszusprechen, dass uns diese beiden Verfahren nicht sehr geeignet erscheinen, dem Joly 'sehen Verfahren vorwärts zu helfen. Wir vermissen auch die Angabe, ob zum Aufdrucken des verschiedenfarbigen Kornes Deck- oder Lasurfarben angewendet werden sollen, doch ist nach allem das Letztere wahrscheinlich. Dann müssen wir aber zugleich auf die enormen technischen Schwierigkeiten hinweisen, um solches feines Korn in reinem Roth, Blau oder Gelb lasirend auf Gelatine u. s. w. zu drucken. Auch ist es sehr fraglich, wie sich bei dem zuerst angeführten Verfahren die blaue Gelatineschicht gegenüber der gelben Lösung des Chromsalzes verhalten wird, und halten wir es weiter für ganz unausführbar, solche farbige Kornschichten unter Anwendung von Uebertragiingspapier auf Glas umzudrucken. Dasselbe gilt von dem zweiten Verfahren, und fürchten wir bei diesem, dass es mit dem sohon viel früher patentirten Verfahren von F. Sandtner in München in Collision kommen dürfte; siehe unter Patente Nr. 87472 und unter „Verschiedene kleine Mit- theilungen, die Drncktechniken betreffend".)

Eine Modification des Jolyschen Verfahrens besteht darin, dass man eine Blende mit drei Oeffnungen an- wendet, deren je eine mit einer gelben, blauen und rothen Gelatinefolie beklebt ist. Um nun die Wirkung dieser Blenden zu erklären, müssen wir uns vor Augen halten, dass jede Oeffnung des gekreuzten Rasters wie eine Lochcamera wirkt; d. h. sie bildet die Blendenöffnung genau ab. Bei Benutzung einer viereckigen Blende erhalten wir die Punkte im NegAtiv viereckig, bei dreieckiger Blende dreieckig u. s. w. Verwendet man eine Blende mit mehreren Löchern, so hat das negative Bild, bei genügendem Abstände des Rasters von der Platte, nicht gleichviel Punkte wie der Raster, sondern so viel mal mehr, als die Blende Löcher hat

Von den je drei zusammengehörigen Punkten des auto- tymschen Negativs wird also immer einer von blauem, von gelbem und von rothem Licht erzeugt sein. Da das blaue Licht aber stärker wirkt als die anderen, muss die betreffende Oeffnung kleiner sein als die gelbe und rothe.

Um das so erhaltene Negativ wieder in die natürlichen Farben umsetzen zu können, stellt man sich eine Kornplatte her mit rothen, gelben und blauen Punkten, welche zu denen des anzufertigenden Diapositivs passen; auch kann man dns

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488 Farbendruck (Dreifarbendruck und Farbenlehre).

Diapositiv durch die dreifarbige Blende hindurch projiciren (Photogr. Archiv 1896, S. 2ö0).

Tägeotypie nennt Duchochois einen Process (-rrysiv = malen, -uro; -= Bild), bei welchem Chromatgelatine- schicbten dem Lichte auggesetzt, gewaschen und dann in Färb- lösungen getaucht werden, welche sich nun in die nicht belichteten Stellen einsaugen und daher ein positives Bild nach einem Positiv geben; als Farblösungen dienen: Indigo, Cam- pecheholzabsud, Berlinerblau, gelöst in Oxalsäure, Anilin- farben u. s. w. Er verwendet auch Chromatalbumin, wäscht nach dem Copiren die nicht belichteten Stellen aus und färbt dann mit Anilinfarben, welche an das unlösliche Eiweiss- bild anfallen (Annuaire ge*neral et internat. de la Photogr. V. 1896, S. 160).

G. A. Richard erzeugt Dreifarbendruck (Compt. rend., Bd. 122, S. 609), indem er die reducirten Silberstellen in den drei Positiven für Gelb, Roth und Blau mit den ent- sprechenden drei Farben, ähnlich wie in der Zeugdruckerei, mit organischen Farbstoffen imprägnirt.

Farbendruck- Farbendruck mit einmaligem Abdruck. In neuerer Zeit tauchen abermals Verfahren auf, welche bezwecken, Bunt- drucke in der Weise herzustellen, dass alle Farben gleichzeitig mit nur einem Abdrucke erzielt werdeu, wie dies schon von Senefelder mit seinem Pastellstiftendruck", und nach diesem auch von Anderen versucht wurde.

Graf Vittorio Turati in Mailand bringt Muster eine« solchen Verfahrens in die Oeffentlichkeit, welches er Syn- chromie (Zusammen -Farbendruck) nennt, und welches Ver- fahren er noch immer geheim hält. (Näheres hierüber siehe im Jahrbuch für 1896, S. 341.) Bei diesen Bildern ist über die zumeist flach untergedruckten Farben immer eine dunkle (schwarze u s. w.) Zeichnungsplatte gedruckt, welche entweder in Holzschnitt oder in Autotypie ausgeführt ist. Frappireod wirkt allerseits die Angabe, dass auf diese Art in der Stunde 900 Drucke hergestellt werden können.

Eine Schnellpresse für Vielfarbendruclc meldete Graf V. Turati, Mailand, Via Bramante 28 29, zum Patente in Deutschland an (Cl. 15, T. 4986 vom 26. Mai 1896).

Auf ein, den gleicheu Zweck anstrebendes Verfahren nahm Jean Bachelerie in Paris ein D. R.-Patent (Nr. 86168). Bei diesem werden in eine Platte aus Filz, Tuch oder einem anderen, die Farbe aufsaugenden und aufspeichernden Material

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Farbendruck (Dreifarbendruck und Farbenlehre). 4 8<J

die Umrisse jeder Farbenpartie ausgeschnitten, und nachdem diese einzelnen Stücke mit der zugehörigen Farbe getränkt sind, werden sie wieder zu einer Farbenplatte vereinigt, welche nun an allen Orten die betreffende Farbe enthält, wo sie sein soll. Der Abdruck dieser Platte erfolgt nun mittels einer eigens konstruirten Presse, in der Weise, dass von dem Farb- kissen, aus mosaikartig zusammengesetzten Filzstücken, zu- nächst ein Abdruck auf ein Kautschukblatt gemacht, und von diesem erst auf den richtigen Bildträger übertragen wird, wie dies z. B. bei den Blechdruckpressen der Fall ist. (Die nähere Patentbeschreibung siehe in der Papier- Zeitung 1896, Nr. 80 und im Allg. Anz. Tür Druckereien, Frankfurt a. M. 1896, Nr. 38.)

Wir verweisen auch auf die ähnlichen Zwecken dienenden patentirten Verfahren und Einrichtungen des Schablonendruckes von Jofeh in Russland und John Fordham und Smith in London (siehe unter Patente).

Nachahmung der Structur der Oelgemälde bei Farben- drucken. Max Ludwig Mayr nahm ein D. B.-Patent (Nr. 84683) auf ein solches Verfahren, um Farbendrucken das Ansehen von Oelbildern zu geben. Das Verfahren stützt sich auf die Präge- fähigkeit einer halbtrockenen Oelfarbenschicht und wird zu diesem Zwecke eine solche in ziemlicher Stärke (circa Va mm stark) auf eine Unterlage von Leinwand oder Pappe aufgetragen und nach genügend weit vorgeschrittenem Trocknen dieser Schicht zunächst die detaillirte Bildschioht auf irgend eine mechanische Weise aufgebracht (darauf gedruckt). Sodann lässt sich die Prägung in diese bildsame Schicht ausführen, welche die Contouren und das Impasto (die Pinselstriche u. s. w.) des Gemäldes wiedergibt.

Der Patent- Anspruch lautet auf ein „Verfahren zur Nach- ahmung der Unebenheiten der Oelgemälde bei Farbendrucken, gekennzeichnet durch die Anwendung einer halbtrockenen dicken Oelfarbenschicht als Grundlage für den Farbendruck zwecks Ausführung eines Prägedruokes nach Fertigstellung des Buntdruckes." (Die Beschreibung der Ausführung dieses Ver- fahrens ist ziemlich unklar und giebt kein rechtes Bild des durch das Patent geschützten Processes.)

Neues Druckpapier für Oelfarbendruck. Unter dem Namen „Oleinepapier" bringt das Atelier für Kunst und Kunstdruck", München, Adlzreiterstrasse 13a, ein neues Papier in den Handel, welches aus Papierzeug und Farb- körpern (Leinöl und Bleiweiss) besteht. Diese neue Druck- unterlage ähnelt einer linoleumartigen Masse und verleiht in-

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490 Farbendruck (Dreifarbendruck und Farbenlehre).

folge ihres Charakters den Oelfarbendrucken eine gewisse Solidität und ein Ansehen, als ob der Farbenauftrag in pastöser Lage, wie bei wirklichen Oelgemälden, erfolgt wäre.

Der Prägedruck auf dieses Olelnpapier fällt in Deutsch- land mit dem oben angeführten, durch D. R. -Patent Nr. 84683 geschützten Verfahren zur Nachahmung der Unebenheiten der Oelgemälde bei Farbendruck zusammen. (Näheres Ober das Olelnpapier siehe Freie Künste 1896, S. 84.)

Ein eigenthümliches Verfahren zur getreuen Nachbildung von Original -Gemälden soll die Kunstanstalt Trowitsch & Sohn in Frankfurt a. 0. anwenden, bei welchem aber, ganz im Gegensatze zu den bisher gültigen Ansichten, zunächst die pastöse Farbentechnik der Oelgemälde nicht copirt wird, ondern es werden von tüchtigen Malern Aquarell copien au- gefertigt, die dann als Vorbilder für den Farbendruck dienen, welcher unter Anwendung der Kreidetechnik von Künstlern ausgeführt wird, aber sehr langsam vor sich geht (Näheres hierüber siehe Oesterreich - Ungarische Buchdrucker -Zeitung 1896, Nr. 50, S. 596.)

Ueber Touohong- und Structurplatten zur Wieder- gabe der pastösen uod erhöhten Effecte bei Oeldruckbildern und deren Herstellung findet sich ein ausführlicher Aufsatz in den Freien Künsten 1896, Nr. 13 und 14 (Wien, J. Heim, IV. Hundthurmerstrasse 1).

Zur Herstellung von Unter d ruckplatten mit ab- getönter Schraffur, Körnung und dergl. Hess sich August ten Winkel in Denver (U. St A.) ein Verfahren durch ein D. R - Patent schützen (Cl. 15, Nr. 86790), welches darin besteht, dass eine geriffelte oder gekörnte Platte aus Cellulo'id und dergl., der zu erzielenden Abtönung ent- sprechend, vertieft ausgearbeitet wird, worauf die Druckfläcbe durch Druck unter einer ebenen Platte in eine Unterlage aus plastischem , später erhärtendem Material so weit eingepresst wird, dass die druckenden Flächentheile alle in eine Ebene gelangen. (Die ausführliche Patentschrift nebst Abbildung siehe im Allgem. Anzeiger für Druckereien, Frankfurt a. M. 1896, Nr 49, S. 1175, und Papier - Zeitung 1896, Nr. 63.)

Der Lichtdruck findet häufig Anwendung bei der Her- stellung farbiger Reproductionen , indem ein Abdruck von der Lichtdruckplatte eutweder zu unterst, in der Mitte oder auch zum Schlüsse der Chromolithographien oder Chromotypien an- gebracht wird.

Ueberdrucke von Lichtdruckplatten auf Stein werden ent- weder als sogen. Klatschdrucke für die Ausführung der einzelnen

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Farbendruck (Dreifarbendruck und Farbenlehre). 491

F arbsteine, oder auch zum Zwecke des Auflagedruckes vom Steine schon vielfach angewendet.

Die Wiener k. k. Hof- und Staatsdruckerei stellte solche Arbeiten in der Photographischen Gesellschaft (3. December 1895) aus, bei welchen der Druck von einer Lichtdruck- und 12 bis 15 Steindruckplatten erfolgte (wie z.B. die Österreichische Kaiserkrone).

Für die Herstellung dieser Steine wurde daselbst ein neuer eigenthümlicher Weg eingeschlagen; man machte von dem unretouchirten Negativ eine Copie auf einen mit Asphalt überzogenen Stein und gravi rte auf diesem die einzelnen Con- touren der zeichnerischen und farbigen Details mit der spitzen Nadel, schwärzte die Radirung ein und ätzte sie hoch. Von dieser sogen. Gravüre - Contourplatte erfolgte die Uebertragung der eingestaubten Klatschdrucke zur Ausführung der Farbsteine in Tusch- oder Kreidemanier.

Bei dem Werke „Die Kinderrassen der österreichischen Alpenländer" wurde auch so vorgegangen, dass der Lichtdruck mittels Umdruck auf Stein (mit fetter Farbe) übertragen wurde und der Druck ausschliesslich nur von Steinen erfolgte; von letzteren wurden auch gleichzeitig die Klatschdrucke zur Aus- führung der Farbplatten hergestellt.

Bei dem Werke „Die Schweizer Trachten", heraus- gegeben von Brunner & Hauser in Zürich, wurde ein schwarzer Lichtdruck zuerst, und auf diesen erst die weiteren Farben mittels hochgeätzter Zinkplatten aufgedruckt.

Tonplatten für den Accidenzdruck. Unter dem vielen Material, welches für diese Zwecke empfohlen wird, haben sich Weber' s Tonplatten bisher am besten bewährt; (P. M. Weber in Melle, Provinz Hannover). Sie liegen druckfertig auf dreifach conträr geleimtem Holzfuss und lassen sich mit der gewöhnlichen Säge in beliebige Stücke zertheilen. Die Bearbeitung derselben ist leicht, sie geschieht mittels eines einfachen Zurichtemessers und wird überhaupt die Ge- brauchsanweisung mitgeliefert.

Eine neue Masse für Tonplatten bringt E. Oettler in Dresden in den Handel, welche aus Celluloid und Kautschuk besteht und demgemäss eine leichtere Bearbeitung mit dem Messer zulässt, als das reine Celluloid, welches auch leicht ausspringt (Archiv für Buchdruckerkunst von Waldow 1896, S. 146).

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Ueber Druckpapier.

l eber Druckpapier.

Ueber die Lichtempfindlichkeit des reinen Papieres sowie den Einfluss des Lichtes auf die Leimfestigkeit desselben schreibt R. E. Liesegang (in der Phot. Corresp. 1896, S. 53, und Phot. Archiv 1896, S. 257).

Geschöpftes Papier aus zwei Lagen bestehend verwendet die russische Expedition zur Herstellung der Hundert- rubelscheine, welche infolge dessen sehr schwer nachzuahmen sind. Die Erzeugung dieses Papieres geschieht in folgender Weise: Zuerst wird aus einer Bütte geschöpft, deren Ganx- stoff aus ungebleichter Jute und Hanf, woraus die Schaben nicht entfernt sind, bereitet wird. Sodann übernimmt der zweite Schöpfer die Form , taucht sie in die feinen gebleichten Stoff enthaltende Bütte und schöpft daraus auf die erste noch feuchte Lage eine zweite. Jeder aus zwei Theilen bestehende Bogen kommt auf abwechselnde Zwischenlagen von Filz und Metalltuch, die der Oberfläche ein eigenartiges Gepräge ver- leihen. Zum Herstellen dieser geschöpften Doppelpapiere gehört ausserordentliche tebung, und die zwei Lagen verbinden sich so innig mit einander, wie wenn der Bogen aus einerlei Stoff bestände (aus der Papier -Zeitung).

Das Wasserzeichen in der Papierfabrication. Der durch seine germanistischen Forschungen bekannte Dr. Friedrich Keinz unterzog an der Münchener Hof- und Staatsbibliothek die seiner Obhut unterstellten Handschriften einer eingehenden Prüfung bezüglich der Wasserzeichen und veröffentlicht die gemachten interessanten Beobachtungen in einer Abhandlung, welche er der k. bayr. Akademie der Wissenschaften vorlegte (der All gem. Anzeiger für Druckereien 1896, Nr. 50, bringt dieselbe nach der Allgem Zeitung ausführlich).

Künstliche Wasserzeichen. Im Photogram Nr. 33. 8. 230, wird Scamoni's Methode, welche als Originalartikel in Eders Jahrbuch für Photographie (1896, S. 40) erschien, abgedruckt; das Photogr. Centralblatt (18%, S. 391) bringt diese Mittheilung nur mit Citat der englischen Quelle, ohne Angabe der Originalquelle.

Die Ausdehnung des Papieres. Bekanntlich ist die Ausdehnung des Papieres, wenn es gefeuchtet wird, in der einen Richtung immer grösser als in der anderen. Die photo- graphischen Papiere sind in der Regel Maschinen papiere (nicht geschöpfte), und die Ausdehnung dieser ist in der Querrichtung des Gewebes grösser, als in der Längsrichtung. Unter Be- nutzung dieser Thatsache lässt sich auch mit Sicherheit die

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Photokeramik. 493

Richtung bestimmen, nach welcher das Papier in der Maschine gelaufen ist, denn in der Richtung des Masohinenlaufes wird das Papier immer die kürzere Dehnung aufweisen.

In der Praxis der Portraitphotographie lässt sich diese ungleiche Ausdehnung des Papieres vorteilhaft benutzen, um ein günstigeres Aussehen des Gesichtes hervorzubringen. Man kann z. B. ein rundes Gesicht, wenn man das Papier in der Querrichtung des Maschinenlaufes verwendet, in ein längliches Gesicht verwandeln, oder umgekehrt ein langes und schmales Gesicht in ein rundes und volles. Auch beim Copiren von Architekturaufhahmen, sowie beim photolithographischen Processe sind die Dehnungsverhältnisse der Papiere sehr zu beachten. (Näheres hierüber siehe Phot. Mitteilungen 1896 , 33. Jahrg., S. 227, und 30. Jahrg., S. 317 ; auch Phot. Corresp. 1891, S. 14.)

Die Prüfung des Papieres auf Reisslänge und Bruchdehnung. Dass bei der Bestimmung der Werthe hierfür durch verschiedene Umstände verursachte bedeutende Abweichungen vorkommen, wird an Hand einer zu diesem Zwecke in der Versuchsanstalt in Charlottenburg angestellten Versuchsreihe nachgewiesen. (Näheres siehe Allgem. Anzeiger für Druckereien 1897, Nr. 1, S. 3.)

Photokeramik.

Ueber das Wesen dieser schönen Technik bringt die Allgem. Photographen - Zeitung (München 1896, Heft 2 bis 5) eine ausführliche und interessante Abhandlung, der wir folgendes entnehmen.

Bei der Ausübung der Photokeramik müssen sich die Kenntnisse des Photographen mit jenen des Porzellan maiers verbinden, wenn gute Resultate erzielt werden sollen. Mit den Recepten allein ist es nicht gethan. Es gibt vier Haupt- methoden zur Herstellung einbrennbarer Photographien. Diese sind: 1. das Substitutionsverfahren, 2. das Einstaubverfahren, 3. das Pigmentverfahren, 4. das Umdruckverfahren mittels Lichtdruck u. s. w.

Das Einbrennen einer Photographie auf Glas oder Porzellan geschieht unter ziemlich hohen Temperaturen (500 bis 800 Grad), wobei sich die angewendeten Farben mit dem erweichten Glase oder der Glasur der Gefässe verbinden. Da aber bekanntlieh die zarten und subtilen chemischen Niederschläge , aus welchen das gewöhnliche photographische Bild besteht, eine solche

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Pbotokeramik.

Hitze nicht vertragen, ohne sich zu zersetzen und zu ver- flüchtigen, 80 mu88 das Bild aus einbrennbaren keramischen (metallischen) Farben, wie solche zur Herstellung der Hand- malereien auf Glas und Porzellan Verwendung finden , bestehen. Nun muss aber auch noch beachtet werden, dass sich ein solches auf photographischem Wege unter Anwendung von Metallplatten erzeugtes Bild nicht ohne Weiteres einbrennen läset, sondern dass es zu diesem Zwecke auch noch mit einem geeigneten sogen. Flussmittel versehen werden muss, welches beim Einschmelzen die Verbindung der Farbe mit dem Glase oder der Glasur vermittelt. Je nach dem Grade der Schmelz- barkeit der Letzteren muss auch das Flussmittel strenger oder leicht flüssiger gewählt und der Brand darnach geleitet werden. Für den Photographen werden die Hauptschwierigkeiten dem- nach nicht in der Herstellung des photographisohen Bildes selbst liegen , da so ziemlich alle in den Büchern angegebenen Reoepte verwendbar sind, sondern es wird die richtige An- wendung des Flusses und Hitzegrades, sowie die Uebung und Erfahrung ausschlaggebend sein

Buntdruckverfahren für Sohmelzfarben. Wie die Thonindustrie - Zeitung des Näheren mittheilt, liess sich Jos. K ü h n 1 zu Asch in Böhmen ein neues Verfahren patentiren, bei welchem alle Farben eines keramischen Bildes auf einmal (mit einem Abdrucke) übertragen werden. Erreicht wird dieses dadurch, dass eine in bekannter Weise geätzte oder gestochene Stahl - Tiefdruckplatte u. s. w. nach einander mit so viel Blech- schablonen überdeckt wird, als der Druck verschiedene Farben aufweist und die mit Firniss oder Dicköl u. s. w. angemachten Farben über diese Schablonen mit dem Pinsel, Spatel, Walze u. s. w. in die Platte eingetragen werden. Von dieser so mit den verschiedenen Farben versehenen Platte werden auf der Walzenpresse Abdrücke auf Druckseidenpapier ge- nommen, auf den zu verzierenden Gegenstand übertragen und eingebrannt. (Näheres siehe auch Centralblatt für Glasindustrie und Keramik, Wien 1897, Nr. 397, S. 4.)

(NB. Der hier angewendete Vorgang des partiellen Eintragens der Farbe erinnert an den gleichen Vorgang, wie er beim Farben - Kupferdruck und neuestens auch bei der Farben -Heliogravüre in Anwendung ist.)

Ein anderes Verfahren zur Herstellung von Schmelzfarben - bildern von Lichtdruckplatten n. s. w. beschreibt C. Fleck in der Photographischen Chronik 1897 , S. 33. Nach diesem wird mit gewöhnlicher Umdruckfarbe auf einer mit Collodion vor- präparinen Kupferfolie ein Abdruck genommen, hierauf da?

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Photokeraiulk.

495

Schmelzfarbenpulver aufgestäubt und in abgezogenem Zustande auf den zu decorirenden Gegenstand übertragen und eingebrannt.

(NB. Erfahrungsgemäß geben solche eingestäubte Ueber- tragungen immer flaue und dünne Bilder.)

Das Uebertragen von Platinbildern auf Glas oder Porzellan zum Zwecke des Einbrennens soll nach einer Vor- schrift von Cross, Revard und Beadle dadurch bewirkt werden , dass man das Platinbild mit der Bildseite nach unten auf eine Glas- oder Porzellanplatte legt und auf die Rückseite eine Auflösung von Chlorzink (Zinkoblorid) in Salzsäure giesst. (Wie stark?) Dadurch löst sich die Papierschicht auf, und das Platinbild bleibt auf der Platte zurück (Bulletin du Photoolub de Paris 1896, S. 287, Photogr. Wochenblatt 1896, S. 839, und Phot. Rundschau 1896, S. 349).

Das üebertragen von Abziehbildern in Schmelz- farben soll viel tadelloser und präciser durch Anwendung einer Mischung von Nelkenöl und Garbolwasser vor sich gehen. Mit dieser Flüssigkeit wird die Rückseite des auf die zu deeorirende Fläche gelegten Abziehbildes bestrichen. W. Wächter nahm auf dieses Verfahren ein D. R. - Patent (88856 vom 21. Februar 1895 ab) (Photogr. Wochenblatt 1896, S. 369).

Einbrennbare Abziehbilder liefern Meerwald und Toberer, Kunstdruckerei in Sohwabach bei Nürnberg.

üeber die im photokeramischen Verfahren Auwendung findenden Farben , ihre Eigenschaften , Tauglichkeit u. s. w. siehe Phot. Chronik 1896, 8. 375.

Photokeramische Literatur. Ueber Photokeramik oder wie man in Frankreich seit dem Congresse 1889 sagt: „C^ramophotographie" erschien ein kleines (für Amateure bestimmtes) Büchlein von Dutrannoit: „La cdramophoto- graphie d'amateur" (Brüssel 1896).

Wir verweisen zugleich auf ein älteres, aber gutes Werk über denselben Gegenstand von Garin et A}rmand: „Photo- graphie vitrifice sur email", Paris bei Gau t hier Villars et fils. Auszüge aus demselben finden sich in dem von Fr. Hoffmann in Dresden herausgegebenen Fachblatte „Apollo" 1896, Nr. 33 u. f

Bezüglich des Artikels Haberditzlim Jahrbuch f. 1896, . (S. 228) über photokeramische Bilder mittels des Pigment- verfahrens bemerkt das „Brit. Journ. of Phot." 1896, S. 562, dass Thomas Bolas eine ähnliche Methode beiläufig 12 Jahre früher habe in England patentiren lassen.

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490 Venclileden« kleine Mittheilungen etc.

Verschiedene kleine Mitt hei hingen, die Drucktechnik betreffend. Walzenmasse.

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Copirrahmen für Zinkätzung. Photoxylographie und Licht- druck (Fig. 145) bringt neueste ns die Western Engravers

Supply Co. in Saint Louis in den Handel. Der Druck ver- theilt sich bei diesen Rahmen sehr gleichmässig, ist sehr stark und doeli dabei elastisch, auch lassen sich diese Kähmen schnell öffnen und schliessen.

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Verschiedeue kleine Mittbeilungen etc.

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Ganz ähnliche Copirrahmen erzeugt auch F. Huhn & Sohu in Hamburg. Der Preis eines solchen Rahmens, 33X42 cm Innenraum, beträgt 45 Mark. (Vergl. auch Phot. Archiv 1890. Nr. 793, S. 196.)

Copirrahmen für Photoxylographie erzeugt Karl Sehlatter in Stuttgart - Heslach, Böblingerstrasse 73, und erhielt auf dieselben ein D. R. - Patent (Cl. 57, Nr. 65821).

A u t o ty p i e - C as s e 1 1 e n erzeugen Falz & Werner in Leipzig nach ihrem D. R.- Patent (Nr. 58113, vom 4. October 1895 ab).

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Fig. Hfi.

Flg. 147.

Dieselben sind (siehe Fig. 146 und 147) für Netzaufuahmen mit gegen einander verstellbaren Auflageblechen für die Platte und den Raster verseilen. Die Verstellung des letzteren geschieht durch Mikrometerschrauhen mit Scala von aussen mittels Zahn- trieb.

Giesstrichter zur Herstellung fehlerfreier Leiin- walzen für Buchdrucker, Liohtdrucker u. s.w. Man hat neuestens mehrere solcher Trichter - Constructionen in den Handel gebracht, welche sich durch ihre besondere Form und innere Einrichtung besser zum Guss von Leimwalzen eignen, als die gewöhnlichen Trichter, und durch deren Anwendung viele Gussfehler vermieden werden. In erster Linie kommt es darauf an, die flüssige Leimmasse so in die Form einzugiessen. dass sie an der Spindel entlang, ohne Luftblasen zu bilden, bis

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498 Verschiedene kleine Mittheilungen etc.

auf den Grund hinunterlaufen kann. Dieses bezweckt auch Otto Loosen in Köln a. R. mit seinem durch D. R - Patent

Fig. 148. Fig. 150.

Kegel E zu dem Zwecke augebracht ist, um mit der nach oben gerichteten Spitze die in den Trichter gegossene Masse nach allen Seiten zu vertheilen. Dieser Trichter ist mit mehreren, mindestens drei Ausflussröhren B aus Blei oder

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Verschiedene kleine Mittheilungen etc.

499

anderem biegsamen Material versehen, deren obere Oeflf- nnngen unmittelbar am Fusse des Kegels münden. Fig. 148 veranschaulicht die Anwendung des Trichters beim Glessen einer Walze. Der Trichter A wird auf das Spindelende C auf- gesetzt und werden sodann die Ausflussröhren B so weit zusammengedruckt oder je nach dem Durchmesser der Walzen- spindel erweitert, dass diese an ihren unteren Enden dicht an der Spindel anliegen. Der Kegel E im Trichter gestattet der Masse ein vollkommenes Ausniessen durch die Röhren B.

Flg. 151.

Wird nun die Gussmasse in den Trichter A gegossen , so rliesst dieselbe zu gleicher Zeit und in gleichförmigem Strom durch die Röhren B an dem Umfang der Spindel in geraden Strähnen bis zum Fusse der Matrize. Ebenso steigt die unten an- gekommene Masse zwischen der Spindel und dem inneren Rand der Matrize, die nach oben strebende Luft verdrängend, an dem Umfang der Spindel ungestört wieder hinauf. (Näheres siehe Allgem. Anzeiger für Druckereien, Frankfurt a. M. 1896, Nr. 24.)

Einen anderen Aufsatztrichter zum Giessen der Leimwalzen construirte der Maschinenmeister Franz Reiter in Heilbronn am Neckar und bringt denselben auch in den Handel. Wir hatten dessen wohl schon im Jahrbuche 1895, S. 529, Er-

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500

Verschiedene kleine Mitthoilunßen etc.

wähnung gethan, bringen aber jetzt auch eine Abbildung (Fig. 151 ) dieses sehr praktischen Werkzeuges, von dem sich ein Exemplar in der Lehrmittelsammlung der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien befindet

Zu beziehen ist dieser Trichter durch Hugo Carmine. Wien I, Ebendorferstrasse.

Das American Annual of Photography and Photographic Times Almanac for 1896 enthalt ein in dieser Weise behandeltes reizendes Kinderport rait (E d i t h b y B. J. F a 1 k) mit einem Firniss- überdruck, der dem Bilde eine merkwürdige Wirkung verleibt.

Zum Drucken und Schreiben auf Celluloid erzeugen W. Kuwert und Dr. E. Büschler in Königsberg i. Pr. eine durch Patent geschützte Farbe , indem der betreffende Farbstoff in Essigsäureanhydrid gelöst wird. Das Letztere bewirkt eine amorphe chemische Verbindung mit dem Celluloid und bietet, besonders gegenüber der Essigsäure, technische Vor- theile. Die Farbe soll eine feste und dauerhafte Verbindung mit der Oberfläche des Celluloids eingehen, sie zerläuft nicht und ermöglicht die feinsten Zeichnungen scharf auszuführen.

[Es ist nur sehr fraglich, ob die so präparirten Farben nicht die Druckformen, wie die Typen oder die Steine, an- greifen und verderben. C. K.]

Auch das Verfahren von F. Sandtner in München zur Herstellung von Negativen nach Druckplatten (siehe das Patent unten) beruht darauf, dass von einer vorhandenen Druckform ein Abdruck auf transparentes Celluloid oder eine Leimschicht gemacht und diese Schicht mit Anilinfarbstoffen roth oder gelb gefärbt wird. Wäscht man den Druck ab, so stellen sich die bedeckt gewesenen Stellen blank und durchsichtig dar, und es reBultirt auf diese Art eine negative Matrize.

Das Celluloid wird neuestens auch zur Herstellung von Blenden und Cassettenschiebern empfohlen Wie jedoch Dr. P recht in Heidelberg mittheilt (Phot. Rundschan 1896, S. 63), soll das Celluloid für solche Zwecke, trotz vieler anderer Vorzüge, doch nicht gut verwendbar sein, weil es allmählich stark eintrocknet und sioh zusammenzieht. Dieser Umstand dürfte auch dessen Anwendung als Tonplatten- material beeinträchtigen.

Ueber die Ursachen des Reliefs bei Gelatine- Negativen schreiben A. Haddon und J. B. Grundy im Brit Journ. of Phot. 1896, S. 356, auch Phot. Rundschau 1896: S. 313, und Phot. Centralblatt 1896, Heft 13, S. 269.

„Die Praxis der moderneu Reproductions -Ver- fahren" betitelt sich eine längere Reihe von Aufsätzen im

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Verschiedene kleine Mltthollnngen etc. 501

Allgem. Anzeiger für Druckereien (Frankfurt, Klimsch & Co. 1896), welche jedoch zumeist nur Auszüge aus den betreffenden Fachwerken sind.

„Foliographie". Wir berichteten im Jahrbuche 1896, S.538 über das Verfahren von Ferd. Moser zur Herstellung von Radirungen mit Hilfe von Gelatineplatten.

Die Firma Friedr. Krebs in Frankfurt a. M. bringt jetzt eigens für dieses Verfahren gebaute Pressen (Foliographie- Pressen genannt) zum Preise von 50 Mk. in den Handel.

Photographisohe Bilder mit erhabenen Umriss- linien. G. B. Zanardo in Rom nahm ein D. R. -Patent (Cl. 15, Nr. 87502) auf ein solches Verfahren, welches darin besteht, dass auf einer Chromgelatineschicht eine Copie gemacht wird, von einer Platte, welche durch Uebereinanderlegen eines Negativs und des davon genommenen Diapositivs unter geringer Verschiebung des einen gegen das andere gebildet ist (Die nähere Beschreibung siehe Phot Archiv 1896, Nr. 793, 8.208, und Papier - Zeitung 1896, Nr. 74.)

Photo-Soulptur. Heinrioh Schubert in Siegen hat sich das folgende photographische Verfahren zur Erzeugung von Reliefs patentiren lassen (D. R.-P. 86269).

Benutzt man bei dem bekannten Verfahren, welches auf der Gerbung der Chromgelatine durch das Licht beruht, Negative, welche in der gebrauchlichen Weise von einfarbigen plastischen Gegenständen hergestellt sind, so erhält man Reliefs, welche die Schattenstellen tief, die Lichtstellen erhaben ergeben.

Soll die Copie dem Originale vollständig körperlich ent- sprechen, so darf die Dichte des Niederschlages im Negativ nicht der Licht- und Schattenvertheilung des Originals, sondern muss der grösseren oder geringeren Erhöhung desselben ent- sprechen , d. h. die dunkelsten Stellen des Negativs reproduciren die höchsten Stellen des Originals, und die hellsten Stellen des Negativs haben den tiefsten Stellen des Originals zu ent- sprechen.

Ausserdem müssen die hellsten Stellen des Negativs möglichst glasklar, die dunkelsten Stellen vollständig gedeckt und die Mitteltöne richtig abgestuft sein.

Zur Herstellung solcher Negative bedient man sich folgenden Verfahrens:

Als Originale verwendet man hellfarbige Gyps- oderMetall- objecte , hauptsächlich weisse , mit Stearin getränkte , oder sonst wasserundurchlässig gemachte Gypsmodelle. Diese Modelle werden in einem Kasten befestigt, dessen Vorderwand aus einer Glasplatte besteht, so dass die höchsten Stellen des

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Verschiedene kleine Mittheilungen etc.

Modells nur einige Millimeter von der Glaswand abstehen, gleich tief liegende Stellen aber gleichweit von der Glaswand entfernt sind. Der Kasten wird mit einer passenden Farblösung gefüllt, deren Concentratiou sich nach der Starke des Reliefs zu richten hat.

In der Aufsicht erscheinen nun bei reinem Vorderlicht die höchsten Stellen des Modells am hellsten und die tiefsten Stellen am dunkelsten. Würde man als Modell einen vertieften Gypsabguss von einem nicht unterschnittenen Modell nehmen, so treten die umgekehrten Erscheinungen auf.

Wird nun die ersterwähnte Erscheinung unter Vermeidung von störenden Reflexen photographisch aufgenommen, so erhält man ein Negativ, welches vollständig den oben gestellten Be dingungen entspricht; benutzt man den vertieften Abguss als Modell, so erhält man ein umgekehrtes Negativ, welches die höchsten Stellen des ursprünglichen Originals hell, die tiefsten Stellen dunkel zeigt.

Gleiche Resultate könnte man erzielen , wenn die Modelle in einer Schale horizontal gelagert, mit der Farblösung bedeckt und von oben aufgenommen würden (Phot. Archiv 1896, S. 175. auch Phot. Chronik 1896, S. 259).

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Nachtrag

zu den

Original - Beiträgen.

Dr. Ed. Arning.

Nachtrag zu den Original -Beiträgen.

Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete der Photo- grammetrie in den Jahren 1 V> i bis incl. 189G.

Von Prof. E. Dole/al, Constructeur au der k. k. technischen

Hochschule zu Wien.

Prof. Franz Sohiffner hat in seineu vier Berichten über die Fortschritte der Photogrammetrie, welche in den ent- sprechenden Jahrgängen dieses Jahrbuches für Photographie und Reproductionstechnik veröffentlicht sind, bis zum Jahre 1894 ein klares und vollständiges Bild der Entwicklung der photo- graphischen Messkunst gegeben. Der erste Bericht vom Jahre 1890 umfasst die grundlegenden, photogrammetriscben Arbeiten Frankreichs, Deutschlands und Italiens; der Bericht des Jahres 1891 behandelt den Antheil Oesterreichs auf diesem Gebiete, sowie die Verwendung des Telestereometers von Dr. G. Le Bon zu photogrammetriscben Zwecken In dorn Jahrbuche vom Jahre lfc92 finden wir die photogrammetriscben Apparate und Publicationen beschrieben, welche gelegentlich des IX. Deutschen Geographentages an der Wiener Universität zur Ausstellung kamen, und durch den Bericht des Jahrganges 1893 erhalten wir eine übersichtliche Darstellung des Fortschrittes auf instrumentellem und literarischem Gebiete unserer Dis- ciplin im Verlaufe des Jahres 1892.

Der um die Ausbildung und Weiterverbreituug der Photogrammetrie in Oesterreich sehr verdienstvolle Inspector V. Pollak gibt in dem Jahrbuche 1893 einen bemerkens- werten Artikel über r Photogrammetrie und Phototapographie

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete etc.

am IX. Deutseben Geographentage and deren Fortschritte in Oesterreich", und ein solcher „Photogr&mmetrische Arbeiten in Oesterreich" findet sich in dem Jahrbuche des folgenden Jahres.

In den folgenden Zeilen sollen nun die Arbeiten und Fortschritte der Photogram metrie in den Jahren 1893 bis in- clusive 1896 des Naheren besprochen werden.

Wenden wir uns vorerst Frankreich zu, und sehen wir nach, was hier in diesem Zeiträume Neues geschaffen wurde!

Oberst Laussedat publicirte in den Jahrgängen 1891 bis 1893 in Na dar 's photographischer Zeitschrift „Paris -Photo- graphe" mehrere Artikel, betitelt: „Les applications de la perspective au lever des plans", welche für die Geschichte der Photogrammetrie von grossem Interesse sind. Dieselben bieten theilweise einen Ersatz für jene Publicationen , welche Laussedat schon von den fünfziger Jahren an bekannt ge- macht hat, und die gegenwärtig nur schwer zu beschaffen sind1), und so nun zu einem abgerundeten Ganzen vereinigt, geboten werden. In der Sammlung öffentlicher Vorträge über Photographie, welche auf Initiative des Obersten Laussedat in der Anstalt Conservatoire national des arts et me'tiers. gehalten wurden, begegnet man einem zweiten interessanten, historischen Aufsatz von Laussedat, der im Wesen mit dem in „Paris -Photographe" gegebenen sich deckt, und gleichfalls die Entwicklung der Photogrammetrie von ihren ersten Anfängen bis zur Gegenwart zum Gegenstände hat8). Zahlreiche, äusserst gelungene Illustrationen zeigen die ersten photogrammetrischen Instrumente Laussedat '8, sowie die ersten in Frankreich ausgeführten photogrammetrischen Auf- nahmen selbst. So findet man die Abbildung des ältesten Phototheodoliten, welcheu Brunn er 1858—59 construirte, sowie den Plan des Dorfes de Buc bei Versailles, welches im Mai des Jahres 1861 im Maasse 1:2000, im Bilde reduoirt auf 1:4000, aufgenommen wurde.

Auch bringt eine Tafel die schöne Schichteukarte des Thaies Sainte- Marie- aux-Mines im Maasse 1:20000, welche Capitain Javary im Jahre 1867 photogrammetrisoh aufgenommen und reconstruirt hat.

1) Dio bodoutondsten sind: aN „Memoire sur l'oraplol 1* chambre clalro dans las reconnaiasances topograpbiques", Memorial de l'ofticier du gönie Paris 1854; b) „Memoire sur l'omplol de la Photographie daut )e lerer des plana et speeialeinent daos les reooonaiaaaocea mllltalrut*, Comptos rondua 1860; c) „Memoire aur l'cmplut de la Photographie au lever dos plana", Memorial de Tofncier du gönl«, Paris 1864.

2i „L'iconomötrio et la metrophotographie" In Conferences publiques sur la Photographie, organiaeos en 1891—92. Paris 189S

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete ete.

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Laussedat erwähnt in seinen Aufsätzen der Verbindung der chambre claire mit einem Fernrohre, welche Combination ihn bereits im Jahre 1850 in den Stand setzte, Objecto in Distanzen von 4,5 10 km

photographisch auf- zunehmen. Der Architekt M. Revoil und Viollet- Leduc kamen im Jahre

1868 selbständig auf diesen Gedanken und con- struirten ein Instrument, das sie mit dem Neimen Teleiconograph belegten.

Hieraus sehen wir. dass die Anfange derTele-

Shotographie bis in das ahr 1850 zurückdatiren. Von den weiteren Publicationen Lausse- dat's sind noch anzu- führen:

1. „Sur les progres de l'art de lever les plans a Iaido de la Photographie en Europe et enAmerique" (Comptes rendus 1893)

2. „Note sur la con- struetion d'nne minute, a lächelte de 1:20000

de la Carte d'une partie de montagnes Rocheuses du Canada, a l'aide des vues photographiques", Bulletin de la Sooiöte fran- caise de Photographie, Paris 1893.

3 „Conference de Me- trophotographie", Cours scientifique tome I et II, 152 Paris 1894

Auch über die Constructiou eines photogrammetrischeu Apparates nach Laussedat haben wir zu berichten.

Die Mechaniker E Ducretet und L. Lejeune in Paris haben nach den Angaben des Obersten Laussedat einen

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gobiete etc.

PhototheodoHten construirt, wie denselben die Fig. 152, 153 und 154 in seinen beiden möglichen Gebrauchsformen zeigen.

In Fig. 152 ist uns die Objectivseite sowohl der Camera als des Theodolit- fernrohres zugewendet. Wir sehen einen completen Theodoliten, auf dessen A - hidadenträgern die Camera aufgesetzt ist.

Fig. 153 zeigt das In- strument von der Ocular- seite des Theodoliten resp. von der Visirscheibe der Camera aus.

Die nächste Fig. 154 stellt das Instrument dar. wie sich dasselbe nach Ent- fernung des Theodoliten undA nbringung der Camera allein auf dem Stativ prä- sentirt.

Neben Laussedat ist auch der Commandant R. Moessard zu nennen, der durch seinen Cylindro- graphen bekannt ist, nnd welcher bereits im Jahre 1889 über dieses Instrument eine Monographie1) ver- öffentlicht hat und eifrig bestrebt ist, seine Con- struetion zur Anerkennung zu bringen. In der oben erwähnten Sammlung von Vorträgen aus allen Ge- Fig. 153. bieten der Photographie

findet man einen schönen Aufsatz: „Les Panorames photographiques et les appareilte panorarniques"2).

Ii R Moi'-ssard, „Le cylindrograph, appareil panorainique* Paris 18S? Sj K. Moessard. „Lea Panoramo« pbotograpbiques et les appareil» panoramiques". Conference publique sur la Photographie, Paris 1893.

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete etc.

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Herr Ed. Monet ist durch eine Brochure hervorgetreten: „Regles hypsometriques" *), in welcher er nach Auseinander- setzung der Grundgesetze der Perspective zum Wesen der Photogrammetrie übergeht. Vornehmlich ist es das Höhen- problem, mit welchem sich Monet eingehender befasst und auf Grund der gewonnenen Relationen zeigt, wie sich ein Instrument, Höhenmesslineal , construiren lässt, welche die Höhen mechanisch liefert

Der Commandant V. Legros, bekannt durch seine beiden Arbeiten : „Sommaire de Photogrammetrie" 1891 und Elements de Photogrammetrie" 1892, publicirt eine Broohure, betitelt: „Description et usage d'un Appareil 616- mentaire de Photogram- metrie*, Paris 18952).

Legros bemerkt, dass Phototheodolite mit fixer Brennweite be- schränkte Anwendung ge- statten und den Forscher nicht ermöglichen, ver- schiedenartige Objecto, die sich ihm bieten, photo- graphisch zu fixireu Er construirte daher einen Apparat mit variabler Bildweite, und, indem er denselben auf einen für geodätische Instrumente

brauchbaren Unterbau setzt, ist er im Stande, Fig. im.

die Festlegung der photo-

grammetrischeu Station, sowie alle andern vorkommenden Auf- nahmen herstellen zu können.

Auf einem soliden Stativ wird der Unterbau eines Theo- doliten sammt Limbus und Alhidadenträgern mittels eiuer Herz- schraube befestigt. Drei Stellschrauben, in den Armen des Dreifusses angebracht, dienen in Verbindung mit der auf der Alhidade angebrachten Libelle zur Horizontirung des Limbus.

1) Ed. Honut, „Regles hypiometriqueu, Soclete* d'edltions scleoti- flaues, Paris 1894.

2) V. Legros, „Description et usage d'un Appareil tHemcntairo de Photogrammetrie1*, Societe d'öditions sclentifiques. Paris 1893.

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Arbeiten und Forttchritte »uf dem Gebiete etc.

Zur Feststellung sowie feinen Bewegung der Alhidade ist die erforderliche Klemm - resp. Mikrometerschraube vorhanden. Eine Lupe erleichtert das Ablesen am Nonius des Horizontal- kreises.

Den Obertheil des Instrumentes bildet eine Balgcamera, welche mit Hilfe eines Zwischenstückes, von Legros Platt- form genannt, mit der Alhidade fix verbunden wird. Die scharfe Einstellung auf der Visirscheibe erfolgt in gewöhnlicher Weise mit Hilfe einer Einstellschraube. Das Objectiv kaon sowohl im horizontalen als verticalen Sinne durch entsprechend angebrachte und wirkende Schrauben verstellt werden.

Durch diese Verschiebung des Objectivs kann dessen zweiter Knotenpunkt in die Hauptverticale der Mattscheibe ge- bracht werden, wobei auch die optische Achse des Objectivs sich mit dieser Geraden decken muss. Die Hauptverticale der Mattscheibe geht durch den Schnittpunkt der Verbindungs- linien der Marken des Horizontes und der Verticallinie und steht senkrecht auf der Visirscheibe bezw. der lichtempfindlichen Platte.

Dieses Instrument wird bereits in der Praxis verwendet Die Capitaine Ri viere und Ple wurden vom französischen Ministerium für Colonien mit der topographischen Aufnahme von Mekong betraut, welche Vermessung auf photogrammetri- schem Wege und mit Photogrammetern von Legros aus- geführt wird.

Was Italien betrifft, so hat man hier namhafte Erfolge zu verzeichnen.

Der Ingenieur-Geograph L. Paganini ist unermüdlich auf der Weiterausbildung der Photogrammetrie thätig, wobei sich der genannte Officier der Förderung von Seite des militär- geographischen Institutes zu Florenz erfreut, dessen Leitung dem umsichtigen General A. Ferrer o durch längere Zeit an- vertraut war.

Den eifrigen Bestrebungen Paganini1 8 verdanken wir zwei neue photogrammetrische Instrumente, welche in der Officin Galileo ausgeführt wurden: Es ist dies ein neuer Phototheodolit und der Azimutalp hotograph (Azimutale -Fotoirrafieo).

Der neue Phototheodolit ist nun jenes Instrument, dessen Paganini bereits auf dem IX. Deutschen Geographontage zu Wien Erwähnung gethan hat1); derselbe unterscheidet sich

1- Klehe weiter unten dl« Anmerkung beim Berichte Uber den Sc be Irschen Pbotothoodollteu.

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Arbeiton und Fortschrittes auf dem Gobleto etc.

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wesentlich von jenem, welchen Paganini bei seinen ersten phototopographischen Aufnahmen verwendet hat1).

Der rhototheodolit neuer Oonstruotion8) besitzt kein ex- ceotrisoh angebrachtes Fernrohr, sondern ein auf der Matt- scheibe der Camera entsprechend placirtes Ramsden'sohes Ocular, welches mit dem photographischen Objective der Camera ein astronomisches Fernrohr gibt, das die nöthigen Visuren bei den zu machenden geodätischen Operationen herzusteilen gestattet. Als Objectiv verwendet Paganini einen Steinheil- sehen Aplanat mit 237,7 mm Brennweite. Die Camera hat die Gestalt einer abgestutzten Pyramide, welche nach vorn in einen oylindrischen Theil übergeht, in welchem der Tubus mit dem Objective befestigt ist.

Das Objectiv kann mittels eines Getriebes in dem Tubus verstellt werden; auf einem geradlinigen Maassstabe können die Ganzen, und auf einem Hinge, welcher durch Schrauben- bewegung die Verschiebung des Objectives bewirkt, können die Zehntel der Millimeter von der jeweilig erzielten Bildweite direct abgelesen werden. Die Camera ist für das Platten- format 18 X 24 cm eingerichtet. Zur Seite derselben ist ein Höhenkreis angebracht, ebenso ist auch ein Horizontalkreis vorhanden, um die Messung von Höhen- resp. Horizontalwinkeln zu ermöglichen.

Zur Horizontirung des Limbus, sowie zu den nöthigen Rectificationen und Prüfungen sind an dem Instrumente die usuellen Einrichtungen vorhanden.

nannt, hat den Zweck, photogrammetrische Aufnahmen zur See ausführen zu können, ohne weitere Nebenmessungen machen zu müssen. Prof. Franz Schiffner hat bereits vor mehreren Jahren die Idee entwickelt4) und auch den Weg an- gegeben, wie ein Apparat zusammenzustellen wäre, welcher

t) Beschrieben: a) Ed er: Ausführliches Handbuch der Photographie 8. Aufl. 1892, I. Bd., 5. Heft, 29. Cap., 8. 684) b) Zeitschrift fttr Ver- messuogswesen , Jahrgang 1898 In dem Artikel: „Photogrammetrie in Italien* Ton Fenner, 8. 685; o) Mittbeilungen aus dem Gebiete dos Seewesens, 1891, im Artikel „Fortschritte dor Photogrammetrie* Ton Prof. Frans Schiffner, 8.891.

2) Beschrieben: a) ßlrlsta marlttima 1H94; b) Mitthollungen aus dem Gebiete dos Seewosens. XXII. Bd. Jahrgang 1894, 8. 605 in dem Artikel „Die Fortschritte der Photogrammetrie* von Prof. Frans Schiffner.

3) Beschrieben in den vorher beim Phototheodoliten angeführten Werken.

4) a) Organ dor mllitar-wissenschaftllohen Vereine 1889 , 8. 280; b) Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens 1892, S. 389; o) Die photographisohe Messkuost, Halle a. 8. 1892, S. 52.

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Arbeiten und Fortschritte »uf dorn Gebiete etc.

sofort orientirte Photographie!! lieferte, ohne dass erst Messungen geodätischer Natur zu machen wären. Diese Instrumente be- sitzen einen grossen Werth für die Aufnahme von Küstenlinien durch vorbeifahrende Schiffe und für Geheimaufnahmen.

Paganini hat nun das hierzu geeignete Instrument in dem „Azimutale -Fotographico" geliefert. Derselbe besteht aus einer grösseren Camera (Hauptcamera), in welcher das Objectiv derart situirt ist, dass die optische Achse desselben die senkrecht zu ihr stehende Mattscheibe im oberen Drittel trifft. Unterhalb dieser Hauptcamera ist eine zweite, kleine Camera (Hilfscamera) angebracht, bei welcher das Objectiv gegeu eine Boussole gekehrt ist, und mittels eines rechtwinkligen Prismas die von der Magnetnadel kommenden Strahlen nach der gemein- samen, lichtempfindlichen Platte um 90 Grad abgelenkt werden. Mit der Magnetnadel wird ein verticaler Faden mit photographirt. der über jenen Theilstrich der Windrose geht, welcher mit der Verticalebene der optischen Achse correspondirt.

Auf der entwickelten Platte erhält man daher das vom Objectiv der Hauptcamera erzeugte Bild, und ausserdem durch die Hilfscamera noch einen Theil der Boussole mit dem Bilde des Fadens, woraus sich die Orientirung der Platte er- mitteln lässt.

Beide Objective werden gleichzeitig durch einen pneumatisch wirkenden Verschluss geregelt.

Was die Literatur Italiens über Photogram metrie in den letzten Jahren betrifft, so wäre zu nennen:

1. Carlo Marselli, „La Fototopografia applicata all» conatruzione delle carte alpine", Torino 1891.

2. L. Paganini, „Nuovi appunti di fototopografia Appli« cazioni della fotogrammetria all' idroOTafia segui alla notta .fototopografia in Italia1 publicata nella ,Rivista marittima"* Roma 1895.

Auch Deutschland hat in dem Zeiträume 1893 97 zur Ausgestaltung unseres Gegenstandes wesentlich beigetragen.

Im Jahre 1894 trat der Mechaniker 0. Ney in Berlin mit einem zerlegbaren Phototheodoliten hervor

Von den Erwägungen geleitet, dass ein photogrammetrischen Zwecken dienendes Instrument nicht nur eine ausreichend grosse Camera mit möglichst symmetrischer Anordnung der Bestandteile besitzen, sondern auch eine bedeutende Stabiiitat für alle Arbeiten im Terrain bieten, und trotzdem ein bequemes

1) Beschrieben: a) D i n gl er Polytochniiohoi Journal. Jahrgan«? 75,

P.el. 293. Heft 12, S. 265; b) Zeitschrift für Instnunontenkunde 18*4, S. &5.

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Arbeiten and Fortschritte auf dorn Gebiete etc.

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und sicheres Handhaben gestatten müsse, kam Ney auf den Gedanken, das Instrument in zwei Haupttheile zu zerlegen: Messcamera und Theodolit, welche abwechselnd auf einem ge- meinsamen Unterbau für sich benutzt werden können.

Als rein geodätisches Instrument stellt die Construction einen completen Tachymeter - Theodoliten mit aufgesetzter Boussole dar. Der Horizontal- sowie Verticalkreis geben mit Hilfe der Nonien Minuten , die Boussole gestattet neben direct abzulesenden halben Graden in diese hinein zu schätzen. Das Fernrohr ist zum Distanzmessen eingerichtet, eine anallatische Linse reducirt die Distanzen auf den Mittelpunkt des Instru- mentes, und die Constante der Distanzgleichung beträgt 100.

Wird nun ein in die Stahlplatte der Alhidade ein- gelassener, kräftiger Bügel umgelegt, so kann der obere Theil des Theodoliten abgehoben und an dessen Stelle die Camera ein- gelegt werden. Wird der Bügel nach vorn geklappt und werden die Spannschrauben gegen die Kugelfussschrauben angezogen, so ist die Camera fix mit dem Unterbau verbunden. Diese Ver- bindung ist eine sichere, und es ist keine Veränderung in der gegenseitigen Lage aller Theile zu befürchten.

Die Camera ist ans Aluminium, die Cassetten aus Mahagoni- holz angefertigt. Das Plattenformat kann nach Wahl der Camera 13 X18 cm oder 18 X 24 cm betragen. Zwei auf ein- ander senkrecht stehende Libellen (Kreuzlibelle) dienen zum richtigen Stellen der Camera, und eine feine Dosenlibelle wird zur Horizontirung des Limbus verwendet. Auf einem Metall- rahmen sind in Abständen von je 1 cm Zacken eingeschnitten, welche sich an die lichtempfindliche Platte anlegen und mit- photographirt werden. Horizont nnd Verticallinie der Bild- ebene sind durch grössere Zacken markirt.

Das Objectiv kann im verticalen Sinne nach oben und unten verschoben und diese Verschiebung bis auf 0,1 mm genau ge- messen werden. Ist das Objectiv auf Null gestellt, so nimmt die optische Achse bei einspielenden Libellen eine horizontale Lage an, geht durch den vorher erwähnten Schnittpunkt (Hauptpunkt) der Horizontal- und Verticallinie und steht senkrecht auf der Ebene derselben, der Bildebene. In diesem Falle hat auch die optische Achse des Objectives jene Lage, welche der horizontal gerichteten Visur des Theodolitfernrohres entspricht.

Doppelanastigmate von Goerz werden wegen ihrer cor- recten Zeichnung und ausserordentlichen Lichtstärke zuObjectiven benutzt.

Ein pneumatisch functionirender Verschluss, im Innern der Camera angebracht, gestattet Zeit- und Momentaufnahmen

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zu machen. Weiter ist auch die Einrichtung getroffen, dass die Exposition nicht früher vorgenommen werden kann, ehe sich die lichtempfindliche Platte in der Bildebene befindet, sowie dafür, dass das Schliessen und Entfernen der Cassetten nicht möglich ist, so lange noch die Platte an dem gezackten Metallrahmen angepresst wird.

Die vom Mechaniker Ney angegebene Trennung der Camer» und des Theodoliten dürfte für alle im schwierigen Terrain vorkommenden Arbeiten einen leichteren Transport gewahren und eine leichte Handhabung ermöglichen. Es bleibt nur zn bedenken, ob nach dem Entfernen und Wiedereinsetzen der einzelnen Bestandteile die einmal sowohl im Horizonte als in der Höhe gemachten Justirungen der Camera und des Theodolitfernrohres gewahrt bleiben. Ney versichert, dieser unbedingt nöthigen Forderung durch die im Princip von Reichel gegebene Anwendung genauer Kugeln in freier Lagerung als Fusspunkte für jeden Instrumententheil vollends genügen zu können.

Dr. A. Meydenbauer baute eine kleine Messbildcamera für Reisezwecke, mit welcher auch Momentaufnahmen aus- geführt werden können Es wird das Instrument in zwei Grössen ausgeführt; die eine mit dem Plattenformate 9 X 12 cm. die zweite mit 13 X 18 cm. In beiden Fällen hat das Objectiv eine Brennweite von 15 cm; dasselbe ist ein Doppelanastigmat von Goerz, der durch seine Lichtstärke sichere Moment- aufnahmen zu machen gestattet.

Der Apparat ist für eine angegebene, fixe Brennweite her- gestellt , es kann aber auch durch Herausdrehen des Objectives die Bildweite auf nahe gelegene Objecto regulirt werden. Das Instrument ist für Reisezwecke in jeder Richtung praktisch eingerichtet.

Zu Ende des Jahres 1895 brachte die Firma A.Ott in Kempten einen nach Angabe des Prof. Dr. S. Finsterwal der ausgeführten Theodoliten für Hochgebirgsaufnabmena) (Fig. 155).

Prof. Finsterwalder, wohlbekannt durch seine Publica- tionen über Photogrammetrie und Gletschervermessungen, welche er gemeinschaftlich *mit den Herren Dr. A dolf Blümcke und Dr. Hans Hess ausgeführt hat, beschäftigt sich schon mehren* Jahre mit photogrammetrischen Aufnahmeu im Hochgebirge. Seine reichen Erfahrungen in dieser Richtung wurden verwerthet

Ii Hochrioben: Fbotographlsche Rundschau 1894, 2. Heft. 2i at Zeitschrift fHr Irntrumentenkunde. Jahrgang 1895, 8. 371 b; Zeitschrift für VoruicasungBwoeon, Jahrgang 1896, S. 285.

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I

Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete etc.

öl5

und ein Instrument ge- baut, welches in erster Linie den Zwecken der Hochgebirg8 aufnahmen dienen soll. Zu dem Ende wurden die Dirnen- sinnen des Apparates so gehalten, dass derselbe leicht transportabel ist, und die Daten derphoto- grammetrischen Feld- arbeit mit jenem Ge- nauigkeitsgrad erhalten werden, welchen diese Art von Aufnahmen er- fordert

Die Brennweite des Objectivesistnur 150mm gewählt, wobei ein hori- zontales Gesichtsfeld von 60 Grad sicher aus- gezeichnet wird. Doppelanastigmate von Goerz und Anastig- mate von Zeiss können dies mit Sicherheit leisten. Das Bildformat ist 12 X 16 cm und ein nutzbares Gesichtsfeld i m H orizon t von 53Grad, so dass zu einem voll- ständigen Panorama sieben Platten not- wendig werden. Das verticale Gesichtsfeld beträgt ± 20 Grad bei mittlerer Stellung des

Objectives (Normal- stellung) und kann durch Verschiebung desselben im verticalen Sinne von den obigen 40 Grad der grössere Theil entweder zur Höhen - oder Tiefen-

Ena

Fig. 155.

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiet« ot<\

aufnähme verwendet werden, je nachdem, wie es die momen- tanen Verhältnisse erheischen.

Die Verschiebung des Objectives im verticalen Sinne hat viel Gutes für sich. Die Anwendung der geneigten Bildebene wird vermieden, die Hoohstellung des Formates, welches nur ein sehr beschranktes horizontales Gesichtsfeld bedingt, wird umgangen, das Plattenformat wird vollends ausgewerthet, was eine Verminderung des mitzuführenden Plattenmaterials resp. des Gesammtgewichts involvirt.

Nachdem das Instrument die geodätische Festlegung der photogrammetrischen Stationen ermöglichen soll, so ist es auch mit allen Beigaben ausgestattet, welche es hierzu qualificiren. Das Fernrohr hatFinsterwalder nach dem Vorgänge SchelTs in der Weise hergestellt, dass er das photographische Objectiv durch eine Oeularzugabe, welche an der Rückseite der Camera placirt ist, zu einem Fernrohr ausgestaltete, dessen Ver- größerung, dem Zwecke entsprechend, sieben - bis achtfach ist. Ein verdeckter I/imbus von 120 mm Durchmesser mit diametralen Nonien, deren Angabe eine Minute beträgt, ist vorhanden und dient zur Messung der Horizontalwinkel.

Für die Ermittlung des Vertical Winkels ist folgende Ein- richtung getroffen. Das Objectiv läset sich innerhalb ziemlich weiter Grenzen bis 100 mm in vertical er Richtung verschieben; diese Verschiebung kann bis auf 0,05 mm genau abgelesen werden. Mit der Verstellung des Objectives erfolgt automatisch

stets gleich gute und deutliche Bilder erhalten werden. Die Grösse des Vertical winkels h ergibt sich nach der Formel:

wobei d die Verschiebung des Objectives und D die constante Bild weite der Camera repräsentirt.

Eine Visirscheibe ist nicht vorhanden, aber als Ersatz hierfür ist ein Sucher beigegeben, welcher für verschiedene Objectiv- 8tände das zugehörige Gesichtsfeld zu ermitteln gestattet.

Nachdem an Stelle der Cassette der Ledersack in Ver- wendung trat, so war ein Höherstellen des Apparates uöthig. woraus sich die abnorme Höhe des Statives erklärt.

Die Verpackung des Apparates und der Ledersäcke ist praktisch eingerichtet und ermöglicht eine sichere Transportiruug, sowie rasche Aufstellung.

Der beschriebene photogrammetrische Apparat ist neben Terrain- auch zu Architekturaufuahmen geeignet.

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete oto.

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Ehe wir auf die bedeutendste Arbeit der letzten Jahre, nämlich Koppe 's Publication l) und seine neuen Instrumente näher eingehen, sei es uns gestattet, einiges über photographische Wolkenmessung vorauszuschicken.

Dr. Carl Koppe schrieb in der Einleitung seiner Photo - grammetrie3):

„Eine sehr wichtige Rolle dürfte die Photogrammetrie berufen sein in der Meteorologie zu spielen, denn alle sicht- baren Vorgänge in der Atmosphäre lassen sich mit ihrer Hilfe objectiv darstellen und messen, wie z. B. Bildung, Höhe uud Bewegung der Wolken, Gestalt und Weg der elektrischen Entladungen, wie Blitze, Nordlichter u. s. w.t regelmässige Be- obachtungen der Vorgänge in unserer Atmosphäre, an geeigneten Stationen mit Phototheodoliten angestellt, dürften für die Meteorologie von grosser Bedeutung werden."

Die ersten Versuche, die Photogrammetrie zur Wolken- messung zu verwenden, wurden vom Kew- Observatorium aus- geführt. Im Jahre 1891 erschien im 49. Bande der „Proceedings of the Royal Society of London" die Arbeit: „Cloud Photograph condueted under the Meteorological Council of the Kew Ob- servatory", by Lieut General R. Strachey and G M. Whipple, Superintendent of the Observatory, welche hierüber Näheres bringt.

Interessant ist es zu erfahren, dass bereits im Jahre 1878 mit Versuchen wegen der Verwendung der Photographie zur Wolkenmessung begonnen, und gegen das Ende der achtziger Jahre zwei photogrammetrische Theodolite mit Horizontal- und Verticalkreisen construirt und verwerthet wurden. Um das Ausmessen der Platten zu ermöglichen, wurde ein vor der lichtempfindlichen Platte angelegtes Fadenkreuz mit photo- graphirt. Die photogrammetrische Aufnahme stützte sich auf eine 713,4 m lange Basis; in den Endpunkten derselben waren die Phototheodolite placirt, und die gleichzeitige Exposition er- folgte auf elektrischem Wege.

Die Resultate der in den Monaten Juli bis September 1890 ausgeführten Beobachtungen sind in obiger Arbeit publicirt.

Bei Ermittlung der Höhe und Geschwindigkeit der Be- wegung der Wolken wurden numerische und graphisohe Methoden verwerthet.

1) Dr. Carl Koppe: „Photogramraotrie und internationale Wolken- mosfung* Braunscbweig 1896.

2) Dr. Carl Koppe: „Die Photogramraetrio oder BlldmesskuoBt*, Weimar 188t>.

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Arbelton und Fortschritte auf dem Gebiete otc.

Es ist gewiss ein Schaden für die Wissenschaft, dass nach Wipple's Tode die photogrammetrisohen Wolken - messungen in Kew nicht mehr fortgesetzt worden.

Eine bei weitem grössere Wirkung auf die Meteorologen Übten die Arbeiten des Berliner Astronomen Jesse aus, welche unter dem Titel erschienen sind: „Untersuchungen über die sogenannten leuchtenden Wolken"1).

Dieser hatte durch seine glänzenden Erfolge den Meteoro- logen den Beweis erbracht, dass die Photogrammetrie zur Erforschung der Bewegnngsvorgange in den verschiedenen Höhen der Atmosphäre in ausgezeichneter Weise geeignet ist.

Jesse führte in den beiden Jahren 1889 und 1890 mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den 1 leiden, 35 km von einander entfernten Stationen Steglitz und Nauen correspondirende, photogrammetrisohe Aufnahmen aus. Es gelang ihm, die Höhe der leuchtenden Wolken zu 82 resp. 83 km, ihre maximale Geschwindigkeit zu 300 m pro Secunde, ihre Hauptbewegungsriehl ung von Ost nach West mit guter Uebereinstimmung festzustellen, sowie den Abstand der einzelnen Längsstreifen resp. Wellenberge zu 9 km mit zufriedenstellender Genauigkeit zu bestimmen.

Die schöne Uebereinstimmung in den Resultaten der beiden Jahre lieferte den klarsten Beleg für die Leistungsfähigkeit der Photogrammetrie zur Lösung schwieriger, auf einem andern Wege kaum erreichbarer Probleme unserer Atmosphäre.

Diese epochale Arbeit J esse's gab die Veranlassung, dass die Meteorologen -Couferenz zu München 1891 sich entschloss, dem Studium von Messungen über Höhe und Zugrichtung der Wolken ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es wurde bestimmt, dass an mindestens 20 Stationen der ganzen Erde ein volles Jahr hindurch entsprechende Messungen mit Anwendung namentlich der photogrammetrischen Methoden ausgeführt werden sollten. Ein eigenes Comite hatte die vorbereitenden Arbeiten und Ver- suche zu studiren, sowie eine Instruction für die Vornahme der Messungen und Beobachtungen zu verfassen.

Hildebrandsson, Director des Observatoriums in Upsala. wurde mit der Ausarbeitung der Instruction betraut, welche er unter dem Titel: Hildebrandsson et Hagström: „Les principales methodes employees pour observer et mesurer les nuages", Upsala 1893, publicirte.

1) O. Jobbo: „Untersuchungen Uber die sogenannten leuchtenden Wolken", Sitzungsberichte der Könlgl. Preusa Akademie der Wisset; echafton /u Berlin 1890 und 1891.

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete eto.

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Diese Schrift behandelt im dritten Hauptabschnitte: Messungen mit Hilfe von Phototheodoliten " die photogramm- metri8che Methode der Wolkenmessung und bringt aueh aus- geführte Beispiele. Der hierbei benützte Phototheodolit wurde vom Mechaniker Sörensen in Stockholm angefertigt und ist dem Photogrammeter von Koppe, ausgeführt vom Mechaniker Randhagen in Hannover, nachgebildet. Derselbe trägt gleich diesem auf der Horizontalachse ausser der photographi- schen Camera nooh ein excentrisches Fernrohr, welches für die Justirung des Apparates von Bedeutung ist.

Hildebrandsson theilt in der obigen Arbeit mit, dass mit dem genannten Instrumente sehr befriedigende Resultate erzielt wurden.

Ph. Akerblom, Adjunkt des Observatoriums zu üpsala, veröffentlichte im Jahre 1894 eine Abhandlung: „De l'emploi

des photogrammetres pour mesurer la hauteur des nuages"1), welche Hildebrandsson, mit einer Einleitung versehen, dem permanenten Comite vorgelegt und die Akerblom 'sehe Methode für die Zwecke der Wolkenmessungen empfohlen hat.

Diese Pnblication veranlasste Nils Ekholm vom Observa- torium zu Chri8tiania in einer Abhandlung3) einige Un- richtigkeiten klarzustellen. Auch Prof. Dr Carl Koppe sah sich veranlasst, seine photogrammetrischen Studien in einem ausgezeichneten Werke: „Photogrammetrie und die internationale Wolkenme8SungM , Braunschweig 1896, vor der beabsichtigten Veröffentlichung herauszugeben

Koppe gibt an, wie eine photogram metrische Messung von Höhe und Bewegung der Wolken anzulegen ist, weiter leitet er die Genauigkeit solcher Messungen zuerst allgemein ab. Im Detail ausgeführte, concreto Beispiele zeigen, mit welch grosser Schärfe derartige Arbeiten mit Instrumenten, wie sie Prof. Koppe construirt und verwendet hat, ausgeführt werden können.

Koppe weist nach, dass ebenso wie in der Astronomie auch in der Geodäsie mit Hilfe der Photogrammetrie die gleiche Genauigkeit der Winkelmessung erzielt werdeu kann, welcher die directe Aufnahme fähig ist.

Die Möglichkeit, dies auszuführen, beruht auf folgender Ueberlegung Denkt man sich das entwickelte und fixirte

1) Auoh: „Ueber die Anwendung der Photogrammetor zur Messung Ton Wolkenhohen*, ton Ph. Akerblom, Meteorologische Zoitschr. 1894, 8. 377.

2) „Einige Bemerkungen Uber die Anwendung der Photogrammeter zur Messung von Wolkenböhen", ron KilsKkholm, ebendaselbst 1894, S. 377.

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Arbeiten und Fortschritte au dorn Gebiete etc.

Negativ im Abstände der Brennweite des Objectives in die Camera des Phototheodoliten gesetzt, so geben sammtliche Bildpunkte, als leuchtend gedacht, mit dem zweiten Haupt- punkte des photographischen Objectives (Linsensystem) ver- bunden, ein Strahlenbüschel. Dasselbe Büschel tritt in derselben gegenseitigen Lage der einzelnen Strahlenelemente durch den ersten Hauptpunkt aus der Linsencombination. Die einzelnen Strahlen würden genau nach den zugehörigen Originalpunkten gehen , wenn das Negativ in der Camera des Phototheodoliten im Räume richtig orientirt wäre.

Beim Photographiren gehen die Lichtstrahlen vom Objecto ans und erzeugen das Bild auf der lichtempfindlichen Platte, bei obiger Anordnung gehen dieselben vom Bilde zum Original. Diese Reciprocität zwischen dem Originale und seinem Bilde wurde von Koppe, ähnlich wie seiner Zeit Gauss bei der Messung der Fadenabstände durch das Fernrohrobjectiv gezeigt hat, ausgewertet, um directe Winkelmessungen durch das photographische Objectiv der Camera auszuführen.

Das Auge, welches sich vor dem photographischen Objective befindet, empfängt die aus dem ersten Hauptpunkte kommenden Strahlen genau unter denselben Gesichtswinkeln wie die entsprechenden Objecto. Das Bild ersetzt das Original vollends.

Um die Messung dieser Winkel vornehmen zu können, gelangt Koppe auf Grund mancherlei Versuche zu dem Schlüsse, dass es am zweckmässigsten sei, den Phototheodoliten selbst zur Ausmessung zu verwerthen.

Zu dem Ende, wird vor dem Objectiv der Bildmesscamera des Phototheodoliten ein Fernrohr montirt und die Collimirung der optischen und photographisch - optischen Achse des Fern- rohres und der Camera mit aller Schärfe durchgeführt (Fig. 156). Bei fix stehendem Fernrohre kann nun die Camera sowohl im Azimuthe als in der Höhe so lange gedreht und mittels der Feinbewegung des Horizontal- und \ erticalkreises verändert werden, bis der betreffende Punkt mit grösster Deutlichkeit und Schärfe in der Fadenkreuzebene des Fernrohres erscheint, wobei der entsprechende Bildpunkt mit Hilfe des Fernrohres durch das Objectiv der Camera auf dem eingelegten Negative anvisirt wird Nun kann Azimuth und Höhe des betreffenden Punktes diroct von den Theilkreisen des Phototheodoliten ab- gelesen werden , genau so , als wenn man in der Natur die betreffenden Originalpunkte eingestellt hätte.

Ein zweiter Weg zur Erreichung desselben Zweckes ist der, wobei die Camera fix und das Fernrohr die besprochenen

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Arbelten und Fortschritte »uf dem Gebiete etc. 52 1

zwei Bewegungen im Horizonte und der Höhe mitmacht, und die Grösse derselben direct abgelesen werden kann (Fig. 157).

Koppe hat durch dieses Verfahren den Weg augegeben, wie durch die Photogrammetrie wahre Pracisionsresuitate er- halten werden können. Es ist ja bekannt, dass die photo- graphische Aufnahme der neuen Himmelskarte, welche auf dem internationalen astrophysikalischen Congresse zu Paris 1887 beschlossen und nach einheitlichem Plane durchgeführt wird, die grossartigste Anwendung der Photogrammetrie bildet, und hier eine Genauigkeit erreicht wird, welche die besten und

Flg. 156. Flg. 157.

feinsten astronomischen Instrumente kaum zu übertreffen ver- mögen.

Nach Koppe' s Verfahren ist die Photogrammetrie auch in der Geodäsie derselben Genauigkeit fähig, wie die directe Winkelme88iing mit dem Theodoliten bei geodätischen Triangu- lirungen. Sein in jeder Richtung ausgezeichnetes Werk liefert Belege hierfür in reicher Fülle sowohl in reiu geodätischer als auch in astronomischer und meteorologischer Anwendung.

Es wird sicherlich von grösstem Interesse sein, Koppe's Erfahrungen zu vernehmen, welche gelegentlich der iphoto- grammetrischen Aufnahme einer Partie der projectirten Jung-

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gobioto etc.

fraubahn gemacht wurden. Hier kamen die neuen Instrumente zum ersten Male bei einer grösseren, zusammenhängenden geodätischen Arbeit in Verwendung. Seine beiden Mittheilungen hierüber1) in der Schweizerischen Bauzeitung lassen ersehen, welch reiches Material bei dieser interessanten Vermessung gesammelt wurde, und wie sehr es zu beklagen ist, dass die Arbeiten für die Jungfraubahn so plötzlich eingestellt wurden.

Was die Genauigkeit betrifft, welche Koppe mit seineu neuen Instrumenten in der Schweiz erreichte, schreibt derselbe: „Die Genauigkeitsermittlungen ergaben, dass der Photo- theodolit eine rund zehnmal so genaue geodätische Punkt- bestimmung gestattet, wie die seither benützten photogramm- metrischen Methoden und Instrumente."

Die eingehend besprochene Arbeit Koppe 's hat für das internationale Wolkenjahr die grösste Bedeutung, und es wäre nur im Interesse einer rationellen, wissenschaftlichen Aus- wertung des reichen, zu gewärtigenden Materials, welches das Wolkenjahr 1896—97 bietet, wenn die Meteorologen den Werth dor Koppe' sehen Arbeit erkannt hätten und nach seinen präcisen Angaben bei der Ausrührung der photo- grammetrischen Wolkenaufnahmen vorgegangen wären.

Neben der schon erwähnten Literatur Deutschlands wären noch nachstehende Arbeiten anzuführen: 1. Schröder. „Architektur- und Geländeaufnahme unter Mitwirkung der Photographie und die einschlägigen Instrumente14, im Archiv für Artillerie- und Genie -Offiziere des deutschen Heeres, Juli- Heft 1892. 2. Schröder: „Die neuesten Messbild -In- strumente", ebendaselbst October- und November-Heft 1892. 3. Fenn er: „Photogrammetrie in Italien", Zeitschrift für Vermessungswesen 1892, S. 635 4. Imfeid: „Ueber Photogrammetrie", Schweizerische Bauzeitung 1893, Bd. 21, S. 27 5. M e v d e n b a u e r : rZum gegenwärtigen Stande des Messbildverfahrens" , Deutsche Bauzeitung 1894, S.233. 6 Finsterwalder: „Zur photogrammetrisohen Praxis*1, Zeit- schrift für Vermessungswesen 1896, S. 225.

Oesterreich hatte gleichfalls an der Ausbildung der Photo- grammetrie regen Antheil genommen.

Was den instrumenteilen Theil betrifft, so ist, obwohl älteren Datums, so doch in diesem Jahrbuche noch nicht in

l) „Pbotogramznetriscbo Studien und deren Verwerthang b«l den Vorarbeiten für eine Jungfraubahn', Schweiiorlsche Bauleitung lSy5, XXXVII Bd., Nr. 23, 24 und 25; „Pliototrraminetrische Arbeiten für die Jungfraubahnk. ebendasvlbit 18D6, XXXVIII. Bd., Nr. U und 12.

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Arbeiten und Fortichritto auf dem Gobiote etc.

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. . diger Weise besprochen, das Instrument des Professors J Anton Schell, welches in erster Linie anzuführe u ist.

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4 und gj

Fig. 158.

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Oebiete oto.

Der Universal -Pbototheodolit war bereits bei der Aus- stellung des IX. Deutschen Geographentages in Wien, Ostern 1891, in den Räumen der k. k. Universität zu sehen (Fig. 158).

Dieses Instrument bezeichnet einen bedeutenden Fortschritt in der Construotion photogram metrischer Apparate.

Die wesentlichsten Merkmale, welche es charakteristisch von allen bis dahin construirten einschlägigen Instrumenten unterscheiden, sind:

1. die centrische Placirung des zweiten Knotenpunktes des photographischen Objectives der Camera über der verticalen Drehachse des Instrumentes bezw. dem Mittelpunkte des Horizontalkreises, wodurch sowohl das Azimuth als der Höhen- winkel der Hauptverticalen der Bildebene, als auch die Elemente eines jeden Bildpunktes auf diesen Punkt, welcher genau der Station entspricht, bezogen werden;

2. die Auswerthung des photographischen Objectives der Camera als Fernrohrobjectiv, welches durch ein in der Visir- scheibe entsprechend angebrachtes Ramsden'sches Ocular zu einem completen centrischen Fernrohre umgewandelt wird1);

3. die Verstellbarkeit des Objectives in verticaler Richtung, wobei aus der Grösse der Verstellung und der bekannten Bild- weite auf den Höhen- und Tiefenwinkel geschlossen worden kann, oder aber kann hierdurch der Horizont der photo- graphischen Bilder beliebig entweder nach unten oder oben gerückt werden , wodurch ein grösserer Spielraum bei der Auf- nahme von Objecten, welche sich mehr in die Tiefe resp. Höhe ausdehnen, gewonnen wird

Was die nähere Einrichtung, Eigenschaften und Recti- fication dieses Instrumentes anbelangt, verweisen wir auf die beiden unten angeführten Werke2).

Die Firma Starke & Kammerer in Wien, welche das Instrument des Prof. Schell ausgeführt hatte, war durch diese

1) Dieso Neuerung, dai photngraphische Objectiv gleichseitig als Fernrohrobjectiv zu verwertben, rührt von Schell her. Die Meinung, Paganlnl wäre dor Erste gewesen, der dieso ldoe realisirt hätte, ist eine irrige; denn auf dem IX. Deutseben Geographontage , wo die ver- schiedensten Photothoodollt-Constructionen vertreton waren, konnte man Sehe H b Phototheodoliten mit dem charakteristischen oentiisobcn Kernrohr ausgeführt seben.

Paganinl hat damals wohl erst die Mltthelluog gemacht, dass er sich mit der Idee trage, das Objectiv der Camera in obiger Riobtung auszunutzen, während ScholTs Instrument rix und fertig vorlag.

2) Siehe: a) Dr. J. M. Ed er: «Ausführliches Handbuch der Photo- graphie", 2. Aufl. 1892. IJd. 1, S. <>24 ; h) E. Doletal: „Anwondung der Photographie in der praktischen Messkunst1*, Wilhelm Knapp Halle a-S . 1896.

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete ete.

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Arbeit auf da* Gebiet der photogrammetrischen Instrumente gelenkt, und Herr G. Starke hatte einen Pbototheodoliten construirt1), der in der Solidität der Construction auf der Höhe der Zeit steht.

Anbei bringen wir die Abbildungen desselben nebst einer kurzen Beschreibung.

Die Fig. 159 zeigt den Untertheil des Instrumentes, welcher auf das Stativ aufgesetzt wird. A , A , A sind die drei Stell-

Fig. 159.

schrauben des Limbus; />', . B2. BA stellen den am oberen Ende der in der Büchse rotirenden Verticalachse angebrachten Dreiarm, Alhidade, dar, welcher den Nonius Ar, die Kreuz- libellen lj , l2 , die Mikrometerschraube M zur feinen Einstellung im Horizonte nebst drei Rinnen r,, r9. rs trägt; in diese werden die Fussschrauben der Camera Jr%t F2, F9 eingelegt. E ist die Klemmschraube für die Alhidade

1) Zeitschrift des Osteireicbiicbcn Ingenieur- und Architekten- Verein« 1»U4 , S. 63.

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526

Arbelten und Fortschritte au dorn Oobicte etc.

Die folgende Fig. 160 bietet die Vorderansicht der Camera, wobei Bx , B2, B% den in vorhergehender Figur angegebenen Dreiarm der Alhidade kennzeichnen; Fl% F2, Fi sind die Fussschrauben der Camera; C ist die Camera selbst; S stellt

Fig. 160.

die Objectivplatte , Sehlitten, dar, mit welcher das Objectiv im vertiealen Sinne durch Getriebe und Zahnstange mittels der ränderirten Köpfe Kx und Kt resp. die Klemmschraube H be- wegt werden kann. Die Grösse der Bewegung des Schlittens wird durch den Maassstab m in Verbindung mit dem Nonius u

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Arbeiten and Fortschritte auf dem Gobiete etc.

Ö27

bestimmt. Weiter sieht man das Objectiv, welches ein Zeiss- scher Anastigmat mit 212 mm Brennweite and Rotationsblende ist.

In Fig. 161 erblickt man die Draufsicht der Camera mit den ihr angehörenden Kreuzlibellen /., , l2.

In den beiden letzten Figuren stellt Q eine Handhabe dar , mittels welcher die Camera vom Unterbau leicht abgehoben resp. auf denselben aufgesetzt werden kann.

Fig. 161.

Die nächste Fig. 162 zeigt die Mattscheibe mit dem in dieselbe eingelassenen Ra ms den' sehen Ocular und den ent- sprechenden Sehräubchen, welche für die nöthigen Justirungen vorhanden sind.

Die Cassetten besitzen eine äusserst praktische Einrichtung, wodurch ein sehr sicheres und genaues Anlegen der licht- empfindlichen Platte an den Messrahmen gesichert ist.

Auch dieser Phototheodolit ist nach dem Schell 'sehen Vorgange mit keinem kippbaren Fernrohre ausgestattet, sondern

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528 Arbeiten und Fortichritte auf dem Gebiete etc.

das Cameraobjectiv hat auch hier die Rolle des Fernrohr- objectives übernommeD. Das zugehörige Oeular berindet sich in der Mattscheibe montirt.

Mittels dieses Theodoliten kann nur bei vertiealer Bild- ebene photogrammetrirt werden ; das Objectiv ist nicht centrisch

Flg. 16Ü.

über dem Mittelpunkte des Limbuskreises angebracht, resp. es füllt der zweite Knotenpunkt desselben nicht in die verticale Drehachse der Alhidade.

Ein drittes photogrammetrisches Iustrumeut aus der mathematisch - mechanischen Werkstiitte der Firma G. Starke

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Arbeiten und Furtschritte auf dem Geb lote etc.

& Kammerer ist der Phototheodolit des k. und k. Obersten Hartl (Fig. 163) *). Derselbe wurde bei der Vermessung in Griechenland verwendet und zeichnet sich durch solide Con- struction, sowie besondere Stabilität aus.

Um die verschiedenen Auftragungen bei photogrammetri- schen Reconstructioneu mit grösserer Präzision, als dies mit Hilfe von Transporteur, Zirkel und Dreieck möglich ist, aus- führen zu können, hat Herr G. Starke eine besondere Vor- richtung construirt, welche Rolltransporteur genannt wurde 2). Oberst Hartl stellte eingehende Versuche mit dem Instrumente an. und dieselben haben gelehrt 3 ) dass der Rolltransporteur allen Anforderungen, welche man bei photogram metrischen Constructionen sowohl be- züglich der Genauigkeit als bezüglich der Bequemlichkeit der Ausführung stellt, voll- kommen genügt.

Die Fig. 1G4 zeigt ein Photogrammeter, welches die Wiener Firma R. A. Gold- man n nach Angaben des k. k. Oberingenieurs R. S i e d e k ausgeführt hat.

Einen neuen, durch- schlagbaren Phototheodoliten hat der Inspector der k. k. Staatsbahnen V. P o 1 1 a k bei der Firma Leohner Vis- iw. (Müller) in Wien ausführen

lassen4).

Derselbe unterscheidet sich von seinen Constructionen ans der früheren Zeit dadurch, dass auch Pollak Schell' s Idee

1) Boschrioben: Hartl: ,,Die Landesvermessung in Griechenland*", Mitteilungen des k. und k. militär-goographlschen Institutes 1891, Bd. XI

S. 257.

2) Beschrieben: Ebendaselbst 1891, Bd. XI, S. 260. 3; Angegobeu: Kbendasolbst 1892, Bd. XII. S. 176-

4> Hiebe Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten- Vereins, Wien 1891, S. 48».

Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete etc.

531

ausnützt und das photographische Objectiv als Fernrohrobjectiv verwendet ; das Ocular ist aber nicht wie bei den Starke1 sehen Instrumenten in der Mattscheibe entsprechend niontirt und zur Kectification eingerichtet, sondern es ist die folgende Ein- richtung vorhanden: In dem rückwärtigen Theile der Camera lässt sich die Visirscheibe einlegen, resp. die Cassette, wie bei anderen Apparaten; werden nun diese entfernt, so kann eine entsprechend geformte Metallplatte eingelegt werden, welche an der Stelle, wo die optische Achse des Ob- jecto ves in ihrer Verlänge- rung die Ebene der Visir- scheibe trifft, ein com- pletes Ferurohrocular mit einem conischen Aufsatze befestigt trägt. Zum

Zwecke erforderlicher Rectificationen ist eine Reiterlibelle vorhanden, deren Füsse (Träger) ent- sprechend laug sind, um sie auf die Ringe des Oculars und Objectives über die Camera hin auf- setzen zu können.

Die Camera ist aus Aluminiumblech ange- fertigt, trägt auf ihrer horizontalen Drehachse einen verticalen Vollkreis, welcher mit Nonien und Lupen versehen ist; die

selbe ist zum Durch- Fig. 165.

schlagen eingerichtet.

Das Objectiv ist ein Zeiss' scher Anastigmat. Die sonstigen Details zeigen die beiden Fig. 165 und 166.

Im k. und k. militär- geographischen Institute zu Wien wurde in den Jahren 1893 resp. 1894 die Verwendung der Photographie zur Topographie mit Energie in Angriff ge- nommen. Die Erprobung der photogrammetrischen Terrain- Aufnahme wurde im Tatra- Gebiete angeordnet') und mit der

1) Siehe Mitthollungen des k. und k. militär- geograph. Institute«

zu Wien 1893, Bd. 13, S. 33.

34*

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete etc.

Ausführung derselben die Herren Hauptmann Freiherr von Hüb 1 (gegenwärtig Major) und Hauptmann Mathias Liebhart betraut. Herr technischer Assistent Friedrich Pichler stand als ausübender Photograph in Verwendung.

Das Mengsdorfer Thal, ein nach Süden sich erstreckendes Hochthal, wurde zu Probeaufnahmen gewählt. Von 14 Stationen wurden 85 Aufnahmen ausgeführt, welche ausreichendes Material für eine detail lirte Darstellung des Mengsdorf er Thaies boten, und welche die Grundlage für die Reconstruction bildeten.

Ueber den Ausfall der photogramnietri- schen Probeaufnahmen lesen wir in dem offi- ciellen Berichte1):

n Die Resultate waren befriedigend: die Con- struction und Ausfüh- rung der Planzeichnung aus den photographi- schen Bildern war leicht durchführbar bei voll- ständiger Verlässlich- keit der Horizontal- und Verticaldimensionen."

Auf Grund der güu- stigen Resultate wurde die Photogrammetrie offieiell als Hilfsmittel des Mappeurs im Hoch- gebirge eingeführt, und ein eigener Arbeitsgang Fig. 166. (Instruction)wurdehier-

für ausgearbeitet. Im Sommer 1895 wurde durch vier Monate in der Tatra

Gearbeitet Trotz des enorm ungünstigen Wetters hatte man ennoch auf 31 Stationen 160 photographische Aufnahmen ausgeführt, welche sich durchweg brauchbar erwiesen und ein reiches Material zur Reconstruction boten. Das Instrument, welches hierbei zur Verwendung kam, war der „photogramm- metrische Messtisch" des Baron Hübl. Ueber diese photo- grammetrische Arbeit wurde, wie folgt, relationirt11):

1) Mittbollungen des k. und k. mllltär- geographischen Inititutes xu Wien 1894, Bd 14, S. 10.

2) Siehe ebendaselbst 1895, Bd. 15, S. 14.

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Arbeitern und Fortschritte auf dem Gebiete etc.

533

„Nach den bisherigen Erfahrungen bildet die Photo- grammetrie ein eminent wichtiges Hilfsmittel, insbesondere bei den Aufnahmen solcher Gebiete, wo der Mappeur mit seinen Behelfen für eine präcise, naturgetreue Darstellung nicht aufzukommen vermag, also in der Felsen- nnd Gletscher- region des Hochgebirges.

Gut brauchbare Bilder erhält man nur von hohen Stand- punkten; das Formendetail in den Hochmulden und auf den Thalsohlen ist in solchen Bildern nicht mehr ersichtlich, daher diese Theile vom Mappeur nach einem anderen Aufnahme- verfahren bearbeitet werden müssen.

Die Photogrammetrie ist deshalb als selbständige Auf- nahme bei der Militär -Mappirung nicht zu empfehlen, sie ergänzt nur allerdings in sehr vollkommener Weise die auf anderem Wege zu erzielenden Resultate. Aus dieser, der Photogrammetrie zugewiesenen Rolle folgt, dass sie in innigem Contacte mit dem Mappeur zur Anwendung gelangen soll, da beide Arbeiten sich gegenseitig zu ergänzen haben.

Die Erfahrungen des letzten Jahres haben dargethan, dass es nicht zweckmässig ist. die photogrammetrische Aufnahme gleichzeitig mit der Arbeit des Mappeurs vorzunehmen , da die Resultate des ersteren Verfahrens erst nach durchgeführter Zimmerarbeit definitiv beurtheiit und verwendet werden können.

Die photogrammetrische Aufnahme soll daher grundsätzlich immer der eigentlichen Mappirung vorangehen."

Im Sommer 1896 wurden die photogram metrischen Auf- nahmen in den südlichen Kalkalpen, in der Triglav- Gruppe, ausgeführt, und zwar mit einem neuen Photothoodoliten, welcher nach Angaben des k. und k. Majors Freiherrn von Htibl in der mathematisch - mechanischen Werkstätte der Brüder Rudolph nnd August Rost zu Wien ausgeführt wurde.

Auch diese Aufnahmen sollen in vollem Maasse den ge- stellten Erwartungen entsprochen haben.

Offiziere der k. und k. Kriegsmarine haben gleichfalls von der Photogrammetrie nützlichen Gebrauch gemacht. Gelegentlich der wissenschaftlichen Expedition das Kriegsdampfers „Pola" im Rothen Meere wurden im verflossenen Jahre 1896 mehrere Häfen photogrammetrisoh vermessen, und die Reoonstruction derselben wird im k. und k. militär- geographischen Institute vorgenommen.

Für die technische Praxis des Forstwesens ist die Photo- grammetrie von Bedeutung, und die Anerkennung in dieser Richtung ging von Seite der österreichischen Forsttechniker aus.

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Arbeiten und Fortschritt»- auf dem Gebiete ctc

Hofrath Professor von Guttenberg schrieb eiuen l*- geisterten Artikel über ihre Verwendbarkeit1), der Forst - Commissär Docent F. Wang erprobte das photogrammetriscb Aufnahmeverfahren 1891 im Gebiete der Wsetiner Beowa iL Mähren und publieirte eine schöne Arbeit über Photogrammetrw-'i welche in äusserst klarer Weise das Wesen und die Vortheil* derselben behandelt, sowie mehrere Artikel in der öster- reichischen Forstzeitung8), welche die Besprechung photogramm- metrischer Instrumente zum Gegenstande haben

R K o b s a hatte in den Staatsforsten des Zillerthales nnd der Hinterriss in Tirol photogrammetrische Aufnahmen aus- geführt, um die Verwendbarkeit der photographischen Mess- kunst im Dienste des Forsteinrichters zu studiren, und Ter öffentlichte hierüber eine bemerkenswert!« Arbeit4).

Was die noch nicht angeführten Publicationen Öster- reichischer Forscher auf diesem Gebiete betrifft, so wären in erster Linie die ausgezeichneten Arbeiten des Prager Professor« dipl. Ingenieurs Friedrich Steiner zu nennen. Sein Lehrbaet „Die Photographie im Dienste des Ingenieurs", Wien 1891

Die chronophotographischen Aufgaben als die Ermittelung der Schwingungen eines Stabes, einer Brücke, der Geschwindigkeits- schwankungen eines Schwungrades u. s. w. bieten besonder* Interesse6).

Ueber eine Arbeit dieser Art vom Regierungsrath Ast Baudirector der Kaiser Ferdinands Nordbahn, findet mu Näheres in den „Wiener photographisohen Blättern" 1893.

Der Bauadjunkt Salomon Stern schrieb einen Artikel

„Ueber photogrammetrische Aufnahmen", Oesterreichiscb Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst 1895, S. 364. welcher die Genauigkeit derselben näher besprochen wird.

Der Schreiber dieser Zeilen publieirte ein kleines Werk, betitelt: „Die Anwendung der Photographie in der praktisches

1) A. Guttenberg: „Diu Photogrammetrie im Dienste der K^rit Vermessung", Ocsterrelcbische Forstzoltung 1892, S. 229.

2) F. Wang: rDie Anwendung der Photogrammetrie im forstlich« Haushalte*. Oesterreich ische Forstzeitung 1892 , Nr 19,20 und 21 ; weit** „Die Fhotogrammetrie oder Bildmesskunst im Dienste des For»ttechnikenk Mittheilungen des Kraln.-KiistonUndlschen Forstrereins , Laibacb 1893.

3> F. Wang: .Photogrammetrische Instrumente**, Oesterreichi»cb* Forstzeitung 1893, Nr. 1, 2 und 3.

4) H. Kobsa: „Die Photogrammetrie oder Bildmesskunst und specieC deren Verwendung im Dienste des Forsteinriehters*, Oesterreich^ Viortoljahreaschrift für Forstwesen, 1892, 2. Heft.

5) Zuerst behandelt: Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- wi Architekten- Vereins, Wien 1893. Nr. 13.

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Arbeiten und Fortachritto auf dem Gebiete etc.

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Messkunst", welches als Heft 22 der Eocyklopädie der Photo- graphie bei Wilhelm Knapp io Halle a. S. 1896 er- schien.

Ueber die Leistungen der Amerikaner auf photogrammetri- schem Gebiete wurde in diesem Jahrbuche noch nichts Näheres gebracht, was eben nicht möglich war, nachdem erst im Jahre 1894 die ersten Nachrichten über photogrammetrische Arbeiten in Canada1) auf unseren Continent gelangten, und weil erst im verflossenen Jahre der Hauptvertreter der Photo- grammetrie in Amerika, E Deville. ein Buch publicirt hat, aus welchem wir wichtige Daten über die Geschichte unseres Gegeustandes gewinnen konnten.

E. Deville, Vorstand der Landesvermessung in Canada, hat bereits im Jahre 1886 topographische Vermessungen mit Hilfe der Photographie in einzelnen Theilen des Felsengebirges ausgeführt. Er bewies durch diese photogrammetrischen Arbeiten, welche eine Fläche von 5000 q km umfassten, dass das photographische Verfahren vollendet , praktisch , ökonomisch und selbständig sei, und seinem beharrlichen Streben war es gelungen, die Photogrammetrie in Amerika zu Ehren zu bringen.

Die Frucht dieser instruetiven und umfangreichen Arbeiten war eine Instruction, welche, für den internen Dienst und die Arbeiten der Vermessungs - Ingenieure bestimmt, in beschränkter Anzahl lithographirt wurde und im Buchhandel nicht zu be- ziehen war.

Die photogrammetrischen Arbeiten gewannen bedeutend an Ausdehnung, als eine internationale Boundary-Commission die Grenzregulirungs- Arbeiten zwischen Canada und den Ver- einigten Staaten in Angriff nahm. Die canadische Oommission entschied sich sofort für die photogrammetrische Vermessung; und in der That wurde die Arbeit mit sieben Arbeitspartien aufgenommen und unter wahrhaft ungünstigen klimatischen Verhältnissen, Regen, Nebel, eine weite Fläche von 12500 qkm

E. D e v i 1 1 e hat nun seine erste, als Manuscript gedruckte Arbeit als Lehrbuch der Photogrammetrie2) in erweiterter Form publicirt, aus welcher wir über den Stand der photogrammetri- schen Arbeiten in Canada Näheres erfahren.

1) J. Klotz: _ Photogrammetrische Arbeiten In Canada*, Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten -Vereins , Wion 1894,

233.

2) E. Deville: „Photographie Surveying including tho Clements of deaerlptive Geometry and Perspective* Ottawa 1894.

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Gebiete etc.

Mehr als ein Jahrzehnt ist nun Deville aaf dem Gebiete der Phototopographie thätig, und bis heute ist ein Gebiet von ungefähr 42000 qkm Flacheninhalt auf rein photogrammetri« schein Wege festgelegt.

Was die Instrumente betrifft , welche in Canada in Ver wendung stehen, so wäre zu bemerken, dass Deville die Camera vollends vom Theodoliten trennt; Instrumente also, welche wir als Phototheodoliten bezeichnen, besitzt er nicht. Geodätische Operationen, als Festlegung der Stationen in Be- zug auf Lage und Höhe, werden mit Hilfe eines Theodoliten aus- geführt. Für die photogrammetrischen Arbeiten bedient man sich einer Camera, für welche das Stativ des Theodoliten be- nutzt wird. Die Camera selbst wird mit Hilfe von Libellen in die zur Aufnahme nöthige Lage gebracht und ermöglicht mit auf breite und schmale Basis gestellter Bildfläche zu arbeiten, welch letztere besonders bei grossen Höhendifferenzen mit Vortheil benutzt werden kann. Das Objectiv ist ein Zeiss 'scher Anastigmat Nr. 3 Ser. V mit 141 mm Brennweite und einem Bildfeldwinkel von 60 Grad. Eine Gelbscheibe wird verwendet, um scharfe Fern bil der zu erhalten. Die Camera ist mit sechs Doppelcassetten ausgestattet. Die Platten werden Nachts bei rothem Lichte ausgewechselt und in lichtdichten Zinnbüchsen verwahrt.

Die Platten haben das Format 12X15,6 cm. Nachdem das Format der direoten Papierpositive viel zu klein wäre, um das nöthige Detail daraus zu entnehmen, so werden Ver- grösserungen auf Bromidpapier im doppelten Maassstabe her- gestellt und auf diesen die Messungen ausgeführt.

Die Fig. 167 zeigt das verwendete Instrument, und die nächste Abbildung (Fig. 168) stellt einen Theil einer Isohypsen- karte vou Canada dar im Maasse 1 : 40000 mit einem Schichten- abstände von 76 m.

Die Photogram metrie dürfte sich auch in den Vereinigten Staaten einer gewissen Pflege erfreuen , was die beiden Publica- tionen beweisen: a) Henry A. Reed, „Photography applied to Surveying" , ein Lehrbuch, New York 1889; b) Stanley, „Photographic SurveyingM 1892.

Nachdem meine Bemühungen, diese Arbeiten käuflich erwerbeu, erfolglos waren, so kann ich zu meiuem Leidwesen keine näheren Daten Uber die Verwendung unserer Disciplin in dem genannten Lande bringen.

In Russland geht man gleichfalls daran, die Photo- grammetrie in der Ingenieurpraxis zu verwerthen. Zum Zwecke von Tracestudien in den Hochgebirgslandschaften der

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Arbeiten and Fortschritte auf dem Gebiete cte.

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Mandschurei will man photogrammetrisch vorgehen, was sicherlieh mit Erfolg wird durchgeführt werden können. Haben doch V. Pollak's Arbeiten am Arlberge und im Gebiete der Reichensteingruppe in Steiermark dargethan, dass die Photo- grammetrie in dieser Richtung Bedeutendes zu leisten vermag.

Fig. 167.

In allerjüngster Zeit (Ende December 1896) erschien eine Arbeit des Schweizer Ingenieurs Bf. Rosen mund1), deren kurze Besprechung hier Platz finden soll.

Herr Rosenmund hat im Auftrage des eidgenössischen topographischen Bureaus Untersuchungen über die Anwendung

1) M. Rosonmund, Untersuchungen Uber die Anwendung des photo- grainnietrischen Verfahren! für topographische Aufnahmen". Bern 1896.

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Arbeiten und Fortschritte auf dem Oobiete etc.

der Photogram metrie für Zwecke der Topographie im Sommer 1892 durchgeführt, und zwar mit Hilfe eines Phototheodoliten, der vom Mechauiker W. G. Weber in Unterstrass- Zürich aus-

Flg. 168.

geführt wurde und im Wesen mit der Koppe sehen Cou- struetion sich deckt. Zum Schlüsse der publicirten Arbeit finden wir nachstehendes Resume:

,.Die Photogrammetrie kann für Terrainaufnahmen nur in gewissen Ausnahmefällen (in denjenigen Gegenden über der

Arbeiten und Fortschritte auf dorn Gobleto etc.

539

Waldregion, welche weniger coupirt sind und von einigen Stationen aus leicht übersehen werden können) mit Vortheil verwendet werden. Sie allgemein an Stelle der Einschneid- methode mittels Messtisches zu verwenden, ist nicht zu empfehlen, selbst nicht, wenn es sich nur um Aufnahmen über der Waldregion handelt.

Die Photogrammetrie ist ein sehr interessantes wissen- schaftliches Problem, welches zu behandeln für das eid- genössische topographische Bureau sich wohl der Mühe lohnte."

Die Photogrammetrie bildet ein anerkanntes Hilfsmittel des Topographen. In Italien, Griechenland, Canada und Oester- reich geben die Instructionen an, wann und in welcher Aus- dehnung dieselbe anzuwenden ist.

Es ist hier nicht der Ort, an den Untersuchungen des Herrn Rosenmund Kritik zu üben, es wäre aber nur zu beklagen, wenn durch dessen vorgelegte Relation das eid- genössische topographische Bureau auf die bewährten Vortheile der Phototopographie verzichtete, um so mehr, als speciell die Schweiz das classische Land für die Anwendung der Photo- topographie bildet.

Die Photogrammetrie, welche heute theoretisch ausgebildet und im instrumenteilen Theile auf einer bedeutenden Stufe steht, erfreut sich bei weitem nicht jener Verbreitung, welche ihr gebührt. Es besteht immer noch eine Animosität gegen dieses Verfahren, deren Gründe kaum zu fassen sind.

Wenn die Reconstructionsarbeit, welche heute mühsam, monoton und zeitraubend sich gestaltet, vermindert wird, wenn es gelingt, die Zimmerarbeit ähnlich wie die Feldarbeit mit Hilfe des Lichtes selbst zu machen, also eine Art Rück- transformation durchzuführen, und diese lässt sich auf Grund des zwischen Original »und Bild bestehenden Reeiprocitäts- gesetzes zweifellos herstellen, dann beginnt eine neue Aera für unseren Gegenstand

Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, vom k. und k. Linien- schiffs-Fähnrich Theodor Scheimpflug ein Verfahren entwickeln hören, welches auf oben angegebenem Wege das Ziel zu erreichen strebt. Der genannte Herr verfolgt energisch und mit viel Fachkenntnis« seine schöne Idee, und ich glaube, er wird auf dem von ihm betretenen Wege das Ziel erreichen.

Es würde mich freuen , wenn es mir nach Jahresfrist ver- gönnt wäre, über positive Erfolge seiner Versuche berichten zu können.

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In welohon Fillon i»t der Dreifarbendruck etc.

In welchen Füllen Ist der Dreifarbendruck mit Vortheil

zu verwenden.

Seit vier Jahren wird der Dreifarbendruck ausgeübt, und die Bestellungen werden von Tag zu Tag häufiger, so dass die Nützlichkeit erwiesen und die Zukunft dieses Verfahrens gesichert erscheint, und dies um so mehr, je leichter und billiger die Platten hergestellt werden.

Die Chromolithographie macht aber auch seit dem Be- stehen des Dreifarbendruckes grosse Fortschritte , welche haupt- sächlich in der geringeren Zahl der Farbsteine bestehen, so dass überall, wo noch vor vier Jahren 18 Farbsteine not- wendig waren , man heutzutage 7 bis 12 Farbplatten benöthigt.

Bedenkt man, dass auf der lithographischen Presse viele Bilder auf einmal gedruckt werden können, so ist trotz der vielen Farbsteine der Druck zuweilen billiger als beim Drei- farben-Hochdruck, wenn daselbst nicht mehrere Platten auf einmal gedruckt werden können.

Dass man aber beim Dreifarbendruck nicht jede Platte einzeln drucken muss, sehen wir am besten an dem Werke der Pilze von Förster & Borries in Zwickau, wo acht Platten auf einmal auf einem Bogen gedruckt erscheinen. Nun kommt es aber oft vor, dass man nur ein Bild braucht und dieses daher nur von den drei Originalplatten drucken muss, was dann grössere Kosten verursacht, als wenn das Bild lithographisch durch Umdruck vervielfältigt und auf grossen Formaten in grösserer Anzahl gedruckt wäre. In solchen Fällen, wo nur eine kleine Auflage von etwa 2000 Bildern oder weniger erforderlich ist, gewährt nun die Chromolithographie keinen Vortheil gegenüber dem Dreifarben- druck, weil der Umdruck der Bilder und das Einsetzen der Farbsteine in die Presse auch zeitraubend sind und bei einer kleinen Auflage, die man in etwa 2 bis 3 Stunden herunter- drucken kann, der Vortheil des grossen Formates nicht am Platze ist.

Anders verhält sich die Sache bei grossen Auflagen, und hier wäre der Dreifarbendruck, wenn es sich nur um ein oder einige wenige Bilder handelt, entschieden gegenüber der Chromolithographie im Nachtheil, wenn der Fortschritt der Zeit nur nicht neue Wege eröffnet hätte, die es ermöglichen, die Originalplatten selbst auf eine billige Weise zu verviel- fältigen oder fette Abzüge von denselben auf Stein zu über- tragen.

Von Jacob Husnik in Prag.

In welchen Füllen ist der Dreifarbendruck etc.

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Gleich bei Beginn des Dreifarbendruck - Cultus haben mehrere englische und deutsche Firmen versucht, unsere Cliches durch die Galvanoplastik zu vervielfältigen, aber die Drucke von denselben, obzwar sie nicht gerade schlecht ge- nannt werden können, waren niemals so scharf und rein wie von den Originalplatten, und der grösste Uebelstand war die Ungleichheit in ihren Grössenverhältnissen, so dass ein ge- naues Passen unmöglich war. Wie bekannt, werden die Originalcliehe'B in eine Wachsmasse eingepresst und diese graphitirt, bevor sie in den galvanoplastischen Apparat ein- gelegt werden kann. Nun eben diese Wachsform ändert schon ihre Grösse, sobald sie gehörig erkaltet, und ausserdem leidet bedeutend die Schärfe der kleinsten Punkte, deren oft 36 auf das Quadratmillimeter zu stehen kommen, weil die Mani- pulation des Graphitisirens mit einer weichen Bürste die kleinen Punkte theils ausfüllt, theils abstumpft.

Später haben wir für den Zweck der Vervielfältigung der Ciiohe's durch die Galvanoplastik anstatt Zink- lieber Kupfer- cliche'8 hergestellt, und diese haben sich ganz anders bewährt, denn hier war ein Abklatsch in Wachs leicht zu vermeiden, indem die Originalplatten zuvor leicht versilbert wurden und auf denselben direct ein Kupferniederschlag erzeugt werden konnte, um eine negative Form von tadelloser Beschaffenheit zu erzielen, von welcher dann nach Belieben mehrere positive, der Originalplatte ganz ähnliche Copien durch Galvanoplastik hergestellt werden können Dieser Weg ermöglicht schon eine grössere Anzahl von billigen Platten eines und desselben Bildes auf grossen Bogen zu drucken.

Eine weitere Vervielfältigung liegt in dem Umdruck von fetten Abzügen auf Stein; wohl ist bei Umdruck von einem Bilde, welches aus einem dichten Raster besteht, sowohl bei der Herstellung der fetten Abzüge, als auch beim Umdruck auf den Stein, wie auch beim Druck selbst eine grössere Vorsicht und Genauigkeit nothwendig, um ein gutes Resultat zu er- zielen, aber wenn ein harter grauer Stein verwendet wird, so sind alle Schwierigkeiten leicht zu überwältigen.

Nur bei einem weichen Steine reissen sich die Punkte in den Lichtern aus, und die Schatten gehen bald zu, so dass ein unreines Bild resultirt.

Auf diese Weise druckt die Firma Cassel & Co. in London ihre grosse Auf läge von 60000 Exemplaren von ihrem illuBtrirten Journal in Dreifarben - ßteindruck seit vier Jahren. Aber nicht allein im Druck selbst können wir mit unserem Dreifarbendruck gegenüber der Chromolithographie ooncurriren,

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Uober neue Etweisspapieru ftir den Auacopirprocess.

sondern bei manchen Originalen gewährt der Dreifarbendruck solche Vortheile, die mit der Chromolithographie nicht zu er- zielen sind. Dies sind meistens naturhistorische Bilder, wo es auf die genaue Wiedergabe jedes Punktes und Striches an- kommt, was die menschliche Hand und das Auge nicht wieder- zugeben im Stande sind.

So z. B. schon bei der Reproduction der Schwämme ver- sicherte uns der Verleger, dass die Chromolithographie ihn nicht befriedigt hat und die Kosten höher angeschlagen wurden, als beim Dreifarbendruck.

Besonders aber gibt es viele anatomische Bilder, welche mit dem Dreifarbendruck einzig nnd allein richtig und genau wiedergegeben werden, so dass die Bestellungen in dieser Hinsicht sioh immer zahlreicher gestalten.

Nun gibt es aber sehr viele Fälle, wo man eine Original- zeichnuug behufs Reproduction in Dreifarbendruck gar nicht vornehmen muss, indem die drei Aufnahmen gleich nach der Natur gemacht werden. Dies betrifft meistens bunte Vasen, Gläser. Bronzegegenstände, Blumen, Früchte, Tapeten, Teppiche, Stoffe aller Art, verschiedene Stillleben und ausgestopfte Thiere, Vögel u s. w.

Ueber neue Kiwcisspapiere für den Auscopirprocess.

Von Dr. Max Jolles und Dr. Leon Lilienfeld in Wien.

Das Albuminpapier darf sich rühmen, in dem nunmehr bereits Jahre dauernden Kriege mit der in stetiger Zunahme begriffenen quantitativen Uebermaeht der feindlichen Emnlsions- papiere seine Position glänzend vertheidigt zu haben. Trotz- dem es seit Jahren weder in seiner Darstelluogs- noch Be- handlungsmethode eine principiell in Betracht zu ziehende Vervollkommnung zu verzeichnen hat, erfreut es sich noch immer einer imposanten Zahl von Freunden, die gern seine unzweifelhaft vorhandenen Fehler und die Umständlichkeit des Silberns mit in Kauf nehmen, bloss um auf die weiche, an- sprechende und dabei brillante Impression der Albuminbilder nicht verzichten zu müssen. Diese Thatsache findet ihren sprechendsten Ausdruck darin, dass die Production des Albuminpapieres, die beim ersten Ansturm der Emulsions- papiere an Terrain verlor, in den letzten drei Jahren sieb nicht nur auf einem constanten Niveau zu behaupten wusste, sondern eher noch ein stetes, wenn auch langsames Anwachsen aufzuweisen hat.

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üeber neue Eiwoiaspapiere für den Auscopirprocess.

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Es wäre müssiges Beginnen, hier die bekannten und zur Genüge erörterten Vor- und Nachtheile des Albuminpapieres gegenüber den Emulsionspapieren hervorzuheben. Von den Vortheilen ist bloss die mit grosser Brillanz verbundene Ge- schmeidigkeit des Bildes, der. grosse Reichthum an Uebergangs- tönen , die prachtvolle Wärme der Gesammtimpression und die Widerstandsfähigkeit der sensibilisirten Schicht gegen äussere Eindrücke festzuhalten. Die Emulsionsbilder wirken lange nicht so weich wie die Albuminbilder, und was die Schicht betrifft, so ist sie beim Gelatinepapier verquellbar, beim Oelloidinpapier verkratzbar.

Für die richtige Beurtheilung der Fehler des Albumin- papieres gegenüber den Emulsionspapieren ist unseren mannig- fachen Versuchen zufolge die Thatsacne von grosser Tragweite, dass die einfache oder doppelte Albuminschicht direct auf der Papierfaser ruht, während die Schicht der Emulsionspapiere durch eine Schwerspathschicht von der Papierfaser getrennt ist. Daraus erklärt sich zum grossen Theile die geringe Halt- barkeit des gesilberten Albuminpapieres, welche dem Photo- graphen die Mühe des Silberns aufbürdet, daraus die beträcht- lich geringere Empfindlichkeit des Albuminpapieres, daraus resultirt der Umstand, dass die Impression des Albuminbildes bei aller Brillanz nicht so auf die Oberfläche zu liegen kommt wie diejenige des Emulsionsbildes; davon leitet sich auch die Eigenschaft des Albuminpapieres ab, vorwurfsfreie Negative zu fordern, während die Emulsionspapiere auch mit flauen Negativen relativ brauchbare Abdrücke liefern, ein Umstand, der beim Amateurphotographen schwer ins Gewicht fällt. Auch das so oft und gründlich besprochene Vergilben der Albuminbilder hängt zweifelsohne mit der erwähnten Thatsache zusammen: in einer Pariser Albuminpapierfabrik hängen in voller Sonne mehrere Abdrücke auf Albuminpapier, welches eine Barytschicht besitzt, viele Jahre, ohne dass eine Spur von Vergilben an ihnen zu bemerken ist

Diese Auseinandersetzung legt den Gedanken nahe, alle Nachtbeile des Albuminpapieres zu beseitigen, indem man die Albuminschicht anstatt, wie gebräuchlich, auf Rives- oder Steinbachpapier, auf Barytpapier aufträgt. Diese Idee, von uns und Anderen praktisch ausgeführt, ergab ein nichts weniger als ermunterndes Resultat, indem die erwähnten Nachtheile zwar beseitigt waren und das Papier geradezu wunderbare Ab- drücke lieferte. Es «teilte sich aber eine neue, im höchsten Grade missliebige Erscheinung ein, die darin ihren Ausdruck fand, dass die Schwärzen unrein und unregelmässig waren,

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Ueber neue Elwelsspapiere für den Auscoplrproces*.

indem sie marmorirt erschienen. Es genügt schon, derartiges Papier dem direoten Sonnenlichte auszusetzen, um dieses Phänomen wahrzunehmen. Zwei Pariser Fabriken (Manufacturo francaise des papiers photogmphiques und Schaeffner's Fabrik) brachten derartiges Papier unter den resp. Namen rApollonu und „Enoptro" in den Handel, mussten aber bald die am erwähnten Uebel gescheiterte Fabrication einstellen. Es soll noch die Bemerkung hinzugefügt werden, dass mannig- fache Versuche angestellt wurden, diesen Fehler zu beseitigen; jedoch führten sie zu keinem guten Resultat.

Hingegen gelang es uns, eine Gruppe von Eiweiss- substanzeu. welche sowohl im Thierreicbe, als im Pflanzen- reiche sehr verbreitet sind und zur grossen Körperclasse der Proteide gehören, für genannten Zweck mit gutem Erfolge zu verwerthen.

Es sei uns gestattet, einige Worte Über diese Substanzen und ihren chemischen Charakter vorauszuschicken. Unter Proteiden versteht man Körper, in welchen das Eiweiss an Atomcomplexe anderer Gattuug gebunden ist. Diese dem Eiweiss anhaftende Atomgruppe nennt man „prosthetische Gruppe". Je nach ihrem chemischen Charakter zerfallen die Proteide in Chrom oprotelde (Blutfarbstoffe), bei denen die prosthetische Gruppe ein Farbstoff ist. Glyk oprotelde, die ein Kohlehydrat als prosthetische Gruppe enthalten, und Nucle oproteide, deren prosthetische Gruppe eine phosphor- haltige Säure, die sogen. Nudeln saure ist. Letztere Körper- classe ist es, die wir für photographisohe Zwecke nutzbar machten.

Die chemische Beschaffenheit der Nuoleinsäure bedingt eine Einteilung der Nucleoproteide in zwei Untergruppen: die echten Nucleoproteide und die Para nucleoproteide. Die enteren liefern beim Erhitzen mit Mineralsäuren als Spaltungs- produkte die sogen AlJoxurbasen, die letzteren liefern sie nicht.

Um die Verhältnisse in diesen Körpern anschaulich zu machen, geben wir nebenstehendes Schema1):

Zu den Nucleoproteiden gehören die von einem von uns2) entdeckten und im Thierreiche sehr verbreiteten N u c 1 e o - histone, das Nucleoproteid der Hefe u. s. w.; zu den Paranucleoproteiden, oder, wie sie von Hammarsten5) ge-

1) Siehe Leon Lilien fold, »,Zur Chemie der Lenkoeyton*, Zeit- schrift für physiologische- Chemie. Bend XVIII, S. 473 bis 486.

2) Siehe Dr. Leon Lillonfeld 1. c.

3) Himmarstca, Lehrbach der physiologischen Chemie. Wies- baden iay5.

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Ueber neue Biweltipaplere für den Aaiooplrproceis. 545

35

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546

lieber neue Eiwolsspaplore für den A usooplrprocesi.

nannt werden, Nucleoalbuminen , gehören das Vitellin des Eidotters, das Ichthulin des Fischrogens, das Casein der Milch, das Legumin der Erbsen nnd Bohnen u. s. w.

Für unseren Zweck erwiesen sich viele Vertreter beider Gruppen als geeignet.

Ks gelang uns auch, mit erwähnten Proteiden sehr brauch- bare Chlorsilberemulsionen und Bromsilberemulsioneu zu er- zeugen. Wir bedienen uns hierbei als Sensibilisators an Stell«» der gebräuchlichen Silbersalzo der Citronensäure, Wein- säure u. 8. w. einer neuen Silberverbindung, deren Angabe wir uns, da Privilegbewerbungen im Wege sind, vorbehalten müssen. Die auf diese Art hergestellten Emulsionen lassen sich leicht mit der Maschine gleichmässig auftragen, und das fertige Papier zeigt eine gleichgeartete, glänzende Schicht

Das neue Papier, für welches wir die Namen „Phos- phalbinpapier" und „Protalbinpapier" geschützt haben, scheint die guten Eigenschaften des Albuminpapieres und der Emulsionspapiere in sich zu vereinigen, ohne deren Nach- theile zu besitzen. Seine Eigenschaften sind folgende:

Es ist sehr haltbar und kann Monate lang unverändert aufbewahrt bleiben.

Es ist sehr lichtempfindlich und copirt ungefähr mit der- selben Geschwindigkeit wie gutes Celloidinpapier. Die Copie kommt in rothvioletter Farbe ans dem Rahmen.

Es tont schnell , jedoch nicht zu schnell , um die successiven Tonübergänge zu übersehen.

Es tont und fixirt gut in einem speciellen combinirten Tonfixirbade.

Die Schicht ist widerstandsfähig gegen alle Eingriffe: sie verquillt nicht, noch schwimmt sie in den Bädern ab. noch ist sie verkratzbar.

Das Papier rollt nicht in den Bädern und ist sehr geschmeidig.

Der Goldverbraueh ist ein minimaler.

Das Papier gibt auch mit flauen Negativen brauchbare Abdrücke.

Das fertige Bild vereinigt die Weichheit, die Wärme des Tones und die Brillanz der Älbuminbilder mit der Oberflächen- impression der Emulsionsbilder, was der Barytgrundschicht zuzuschreiben ist. Die Schwärzen sind kräftig, die Weissen von ausserordentlicher Klarheit. Die Bilder vergilben nicht.

Alle diese guten Eigenschaften finden ihre Ursache darin, dass das Papier sowohl Eiweiss- papior als Emulsionspapier par excellence darstell t.

Uober neue Elw«iB§papiere für den Auioopirprocess. 547

Die grosse Empfindlichkeit verdankt es dem Vorhanden- sein der Phosphorsäure im Atomcomplexe des schichtbildenden Körpers, da ja bekanntlich das phosphorsaure Silber eines der empfindlichsten Silbersalze darstellt

Die Herstellung der neuen Papiere haben wir uns in allen Ländern patentiren lassen. Sie werden in unserer Fabrik „Wiener chemische Werke Dr. Jolles Lilienfeld & Co." hergestellt.

35

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Patente

auf

photographische Gegenstände.

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I

Dr. Ed. Ar Hing.

Patente auf photographische Gegenstände.

A.

Patente, welche in Oesterreich- Ungarn auf Gegenstände der Photographie nnd Druckverfahren ertheilt wurden.

(Zusammengestellt von dem behördlich autorisirten Bureau für Patentangelegenheiten J.Fischer, Ingenieur, Wien I, Maximilianstrasse Nr. 5.)

Photographie. Photographieapparat. B. Möller.

Entwickeln von photographischen Trockenplatten. Deutsch & Vinter.

Dunkelkapsel für Lichtpauspapier. Koslowitz. Drucken auf photographischem Wege. Friese & Greene. Photographischer Apparat mit zwei Objektiven. A. Foumier. Silbersalzpräparat. Hrdliczka-Cziszdr. Dispersionsscheiben. Lechner (W. Müller). Photographische Emulsionen. H. Wandrowsky. Vorführung chronophotographischer Bilder. A. L. Lumiere. Silberpapier. Arndt d- Troost. Reliefphotographien. T. A. Taber. Coloriren von Photographien. Plön, Nourrit & Co. Oassette für Photographie. A. Schwarz. Photographisches Verfahren mit bichromirtem Klebstoffe. Lumiere.

Spiegelcamera. B. Hüttig & Sohn.

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552 Patente, welche In Oesterreich - Ungern ertheilt wurden.

Antriebsvorrichtung für Bildstreifen für chronophotographische

Bilder L. H. Charles. Photographische Aufnahme von Bildserien. J. Terme

& de Maroussem. Schaustellungen auf einander folgender photographischer Bilder.

A. N. Petit. Projectionsapparat für photographisohe Bilder. Latham. Photographische Camera. Bentzin.

Intermittirende Bewegung bei chronophotographischen Appa- raten. — G. W. de Bedto.

Wechsel eassette für Cameras. Reflex.- Comp.

Camera. Richter'sche Fabrik.

Kasterphotographie. M. G. Goldstein.

Selbstthätige Photographievorrichtungen. Dickerson.

Photographische Positive von verschiedenen Grössen. Manenizza.

Photographisches Papier. Schönfelder <fe Kehle. Amateurphotographen- Apparat. J.v. Balds. Farbige rhotographiedrucke. J. C. Hösch. Photographische Zeitfolgeaufnahme belebter Darstellungen.

A. F. Parnalano. Emulsion für photographische Zwecke. Schönfelder <fc Kehle. Reliefbilder. T. C. Marceau.

Chronophotographische Aufnahmen belebter Soenen. A. F.

Parnalano. Camera. Stern s Nach f. & Co.

Photographische Spiegelcamera für Objective. Reflex. -Comp. Projection bewegter Photographien. A . Kohn. Bilder mit Hilfe der Photographie. W. Schmeer. Photographische Bilder in natürlichen Farben. Kleinberg

& Szezepanik. Schaustellung von Bildern. T. Armat. Objectiv. Dr. R. Steinheil. Dunkelcamera. Daeichner.

Photographien in natürlichen Farben. Brasseur & Sambolo.

Photographischer Apparat von Serienbildern. P. Gautier.

Photographische Spiegelcamera. Hüttig & Sohn.

Camera. Sf-hönfclder & Kehle.

Blenden für Momentverschlüsse. J. ^Y. M. Donough.

Papiere für photographisohe Zwecke. F. Wondrowsky.

Chromophotographischer Apparat. Joly.

Wiedergabe von Photographien und Scizzen. F. E. Bright.

Kntwiekeluugsapparat. Grunow & Hollitschker.

Photographische Papiere. Jolles & Lilienfeld.

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Patent», welche In Oesterreich- Ungarn erthellt wurden. 553

Buch- und Steindruck.

Farbwerk bei Tiegeldruckpressen. W. M. Rockstroh. Maschine zum Drucken von Schnittmustern für Kleider.

H. E. Conzinean. Bedrucken und Numeriren von Fahrkarten und Billets.

Leicthwaite Scrutton. Selbstfärbende Druckplatte. Michaelis & Lemming. Rotations - Druckmaschine «/. Sam. Buchdruckschnellpresse. J. G. Mailänder. Setzen, Ausschüssen und Ablegen von Lettern u. 8. w.

Vorreiter & Müllendorf. Platten für Mezzotintodruck. R. St. Clanston. Fahrkarten -Stempelapparat. Kringler. Typenschneidemaschine. T. T. Heat. Satzmaterial für Druckereizwecke. Kreitmayer & Vogl. Farbendruckverfahren. E. G. May.

Herstellung plastisch wirkender Wandbilder. Hollerbaum & Schmidt.

Herstellung vielfarbiger Bilder. E. Nister.

Stein-, Buch- und Lichtdruckhandpresse. C. F. Josz.

Herstellung von Noten. Tessarotypie- Actiengesellschaft.

Maschinen zum Zusammensetzen der Giessformeu für Zeilen- typen. — P. J. Dodge.

Druckexemplare von gestochenen, radirten u. s. w. Kupfer- und Stahlplatten u. s. w. M. Funk.

Punktirverfahren auf Gravuren. L. Raimann.

Maschine zum Drucken mit Schablonen. Fordham & Smith .

Photochemische8 Druckverfahren. G. Isaac.

Vorbereitung von Metallplatten für lithographischen Druck. Societe anonyme des Plar/ues lithogr.

Vielfarbendruck. R. Grossl.

Druckflächen für Kunstdruck. Herkomer & Cox.

Register beim Mehrfarbendruck. C. H. Cohen.

G'opiren von Gemälden. G. Mora.

Monogramme. R. Platz.

Schnellpresse. W. M. Rockstroh.

Stahldruckplatten für Glas. E. Katz.

Stempelapparat u. s. w. J. Bohensky.

Typenschreibmaschine. C. L. Buckingham.

Anhalten des Schlittens von Schreibmaschinen u. s. w. - Gorin & Co.

Figuren , Ornamente u. s. w. in Blinddruck. R. Platz. Typenschreibmaschine. J. Daugherty.

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554 Patente , welche in Oesterreich - Ungarn ertheilt wurden.

Typenschreibmaschine. Densmore. Typenschreibmaschine. Typewriter Co. Stempelkissen. T. WacJismuth.

Zeitungsstempel. Syndicat tot. Exploitatie der Patenten

C. H. v. d. Yalk. Setzen und Zusammenstellen von Lettern für photographische

Negative. W. Friese & Greene. Als Schreibmaschine benutzbare Matrizenpragmaschine.

T. J. Beat & \erdin. Schriftkästen. H. R. Lang. Patronen (Durchschlagblätter). T. H. Stackhouse. Farbenpolster. C. Mayer.

Aufdrucken von Längen maassen auf Geweben u. s. w.

A. Mon forte. Kegistrirmaschine. E. Graber & L. Heport. Typenschreibmaschine. W. P. Kidder. Metallpapier - Tiefdruckmaschine. L. Klabusay. Typen - Ablegemaschine. E. Hofgaard. Bedrucken von Oberflächen. H. Rudolf. Postbriefstempel. C. v. Manteuffel. Trocken -Stereotypverfahren. H. Schimanski. Schreibmaschine. Stenotype Co. Bogen - Einlegevorrichtung für Schnellpressen. Frisch. Schnellpresse. J. Wezcl. Vervielfältigungsapparat. C. Steiger. Schreibmaschine. Dr. A. Ulrich. Schriftsetzmaschine. Rosdestwenshj & Bunimowitsch. Papierzuführungsmaschine. A. Heitmann. Graphische Darstellung auf photogalvanoplastischem Wege.

R. Mayer.

Gold- und Bronzedrucktinktur. E. Maitre. Liniireinrichtung für Schnellpressen A. Cziraki. Fischer & Mika.

n

- <1

Patonte, welche im Deutschen Reiche ertheilt wurden. 555

Gegenstände im Jahre 1896 ertheilt wurden«

itgethellt von Felix v. d Wyngaert, Patentanwalt in Berlin NW., Friedrichstrasse 94.)

Nr. 83977. Verfahren zur Herstellung vou Albumin -

Sapier in Rollen. Theodor Münch <fe Co. r. 84300. Verbindung von Objectiv verschlussen mit einem Photometer zur Regelung der Expositionszeit. R. Nerrlich.

Nr. 84237. Refractionsvorsatz für Stereoskopcameras. F. A. mutze.

Nr. 84722. Apparat zur Herstellung und Vorführung chronophotographischer Bilder. A. u. L. Lumiere. Nr. 84777. Einlegecassette. Dr. A£. Stübel. Nr. 84835. Zusammenlegbare photographische Camera.

T. Clark.

Nr. 84836. Doppelcassette ohne Scheidewand mit nur einem Jalousieschieber. A'. Geissler. Nr. 84995. Objectivverschluss mit rotirender, zum Objectiv concentrischer Verschlussscheibe. ThiebeavXd de la Crouee.

Nr. 84996. Irisblendenfassung. Carl Zeiss. Nr. 85163. (Zusatz zum Putente Nr. 72293 vom 20. October 1892.) Verfahren zum Wechseln der Platten in photographischen Cameras. Dr. R. Krügener. Nr. 85121. Brillant copirende photographische Silber- salzpapiere. — F. Hralxczka-Csiszdr. Nr. 85275. Unterlagen für geschnittene Films. J. Parsons.

Nr. 85359. Photographische Positivpapiere mit einem Ueberzug aus Gelatine. Dr. R. Krügener. Nr. 85276. Wechselvorrichtung für Doppelcameras. A. Toumier.

Nr. 85357. Verfahren zur Wiedergewinnung des behufs Auftragens von Collodium auf Papier benutzten flüch- tigen Lösungsmittels und Einrichtung zur Ausführung dieses Verfahrens. Carl Flemming. Nr. 85817. Verfahren zur Herstellung farbiger Photo- graphien. — B. Kuny.

Nr. 86227. Photographischer VergrÖsserungsapparat mit fester Objectiv- und Bildebene. - G. Gaumont.

B.

Patente, welehe im Deutschen Reiche auf

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556 Patente, wolobe im DouUcben Beiohe ertheilt worden.

C1.57. Nr. 86269. Verfahren zur Herstellung photographischer Negative für die Erzeugung von Reliefs. Sckuberth.

Nr. 86317. Verfahren zur Herstellung eines licht- empfindlichen Silberpapieres. Arndt & Troost.

Nr. 86652. Schwingapparat für photographische Ent- wickelungsschalen und andere Flüssigkeitsbehälter. C. Me88az.

Nr. 86 757. (Zusatz zum Patente Nr. 81 825 vom 26. Jan. 1894.) Photographisches Dreilinsenobjeotiv. H. Taylor.

Nr. 86978. Hydrirte Oxychinoline als photographische Entwickler. Lembach <fc Schleicher.

Nr. 87502. Herstellung photographischer Bilder mit er- habenen bezw. vertieften Umrisslinien. G. B. Zanardo.

Nr. 86975. Magaziucamera mit ausziehbarem Platten- magazin für horizontal liegende Platten. Ch. Echassoux.

Nr. 87586. Einstellsack mit drehbarem Kopfstück. Dr. Franke.

Nr. 87816. Wechselvorrichtung für geschnittene Films.

TV. Baker.

n Nr. 87907. Verfahren zur Herstellung von Negativplatten, welche keine Lichthofbildung zeigen. Cli. Oaklcy.

Nr. 87622. Magazincamera mit doppeltem Platten- magazin. — P. Dominik.

Nr. 87734. Zusammenlegbare Spiegelreflexcamera. M. Steckelmann.

Nr. 87786. Antriebsvorrichtuug für Momentverschlüsse.

Schippany.

Nr. 88176. Photograph. Doppelcassette. B. Edwards. Nr 88203. Verfahren zur Herstellung von theilweise übereinstimmenden Bildern mit Hilfe der Photographie.

IV. Schmeer.

Nr. 88204. Verfahren zur Herstellung mehrfarbiger ge- körnter Raster A. Baumgartner.

Nr. 88478. Photographischer Schlitzverschluss. A*. Hansen.

Nr 88503. Doppelschieberversohluss für Geheimcameras

in Opernglasform A. Tournier. Nr. 88505. Objectiv für photographische Zwecke.

Dr. Steinheil.

Nr. 88523. Autotypie - Raster mit vierfacher Linien- kreuzung. — M. Levy.

Nr. 88853. Vorhangverschluss mit wahrend der Be- lichtung stetig ändernder Spaltbreite. L. Holst.

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Patente, welche im Deutschen Beicho ertheilt wurden. 557

Cl. 57. Nr. 88923. Wechsel Vorrichtung für horizontal aufge- stapelte Platten. B. Möller. Nr. 88924. Apparat zur Herstellung von Serienauf- nahmen auf der Platte L. Brun.

c.

Beatsohe Reichs - Patente, die verschiedenen Brucktechniken betreffend.

Cl. 16. H Nr. 16989. Verfahren zur Herstellung von Druck- flächen für Kunstdruck. Hubert Herkomer und Henry Thomas Cox, Bushey. Vertreter: Carl Heinrich Knoop, Dresden, 17. April 1895 (behandelt wahrscheinlich dessen photogalvanographisches Verfahren). (Anmeldung.)

jT. Nr. 4569. Verfahren zur Herstellung von Farben- druckbildern auf Metallgrund. E. G. May Söhne, Frankfurt, 17. Juni 1895. (Anmeldung.)

Z. Nr. 2033. Apparat zur Herstellung von cylindrischen und nahtlosen Druckwalzen aus Celluloid (Prage- walzen) für Hoch- und Tiefdruck H Ziegler- Reinacher, Aadorf, Schweiz. Vertreter: Dr. R. Worms und S. Rhodes, Berlin N. , Oranienburgstr. 23. (Er- theilung unter Nr. 87344 vom 16. Mai 1895.)

Nr. 86168. Verfahren zur Herstellung von Mehrfarben- drucken. — J. Bachelerie, Paris 60, Rue des Boulets. Vertreter: Franz Wirth und Dr. Rich.Wirth, Frank- furt a. M. (Ertheilung vom 4. October 1894 ab )

Nr. 52336. Lithographische Maschine mit rotirendem Stein. Wilhelm Fussen, Barmen, Haspelerschulstr., 30. Januar 1896. F. 2442. (Gebrauchsmuster.)

Nr. 87726 Verfahren zur Herstellung von Umdruck- zeichnungen in Kreidemanier. Andre Castclin, Paris. Vertreter: Carl Fr. Reichelt, Berlin NW., Luisenstr. 26. (Ertheilung vom 9. Februar 1895 ab.) Cl 57. Nr. 88523. Autotypie - Raster mit vierfacher Linien- kreuzung. — Max Levy, Race- Street 1213, Philadelphia V. St. A. Vertreter: Richard Lüders, Görlitz. (Er- theilung vom 20. Juni 1894 ab.) Cl. 15. Nr. 89374. Ueberdruckapparat zur Herstellung mehr- farbiger Bilder. Eugen Hettler, Stuttgart, Fangel s- hachstrasse 13. (Ertheilung vom 12. October 1895.)

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558 Patent«, welche im Deutschen Reiche ertheilt wurden.

Cl. 15. V. Nr. 2462. Verfahren zur Herstellung von abziehbaren Decorationsmalereien. Jacob Vehrs jun., Heide, Hol- stein. (Ertheilung Nr 89345 vom 18. Juli 1895 ab.)

Nr. 88096. Verfahren zum gleichzeitigen Drucken von mehreren Zeichnungen. American Bank Note Comp- 86 Trinity Place New - York V. St. A. Vertreter : C. Fehlert und G. Loubier. Berlin NW., Dorothenstr. 32. (Er- theiluug vom 7. Mai 1895 ab.)

Nr. 89448. Vorrichtung zum Bedrucken beliebiger Theile des Satzes in einer oder verschiedenen Farben mittels Buchdruckpresse und Rotationsmaschinen. Ferd. von Eulenfeld, Breslau, Friedrichstr. 51. (Ertheiluug vom 27. Juli 1895.)

Cl. 42. A. Nr. 4737. Verfahren um Lithographien für Blech- ti^uren genau passend herzustellen Carl Appel. Nürnberg. (Anmeldung vom 28. April 1896.)

Cl. 15. Nr. 87472. Verfahren zur Herstellung von Negativen von Druckplatten. F. Sandtner, Mönchen, Neureuther- strasse 11. (Ertheilung vom 30. Juli 1895 ab.)

R Nr. 9969. Verfahreu zum Bedrucken von Reliefs unter Auwendung von Schablonen Albert Reich. Hanau, Bruchkobeler Landstrasse 2b. (Anmeldung vom 1'7. März 1896 ab.) (Zurückgenommen.)

Nr. 87814. Verfahren zur Umwandlung vorhandener Farbendruckplattensätze in solche für den Druck mit geringerer Farbeuzahl E. Nister, Nürnberg. (Er- theilung vom 1. Februar 1895.)

,. Nr. 90396. Verfahren zum mehrfarbigen Einfärbeu von Druckplatten. Josef Kühnl, Asch in Böhmen. Ver- treter: Carl F. Reichelt, Berlin NW., Luisenstr. 26. (Ertheilung vom 13. Februar 1896 ab )

Nr. 90397. Zaubermalerei -Bilder. Fidelius Tschofen, Wien. Vertreter: Richard Luders, Görlitz. (Ertheilung vom 29. April 1896 ab.)

Nr. 90520. Handpresse für Umdruck mittels Metall- platten. - Oscar Fr ick, Halensee, Ringbahnstr. 115. (Ertheilung vom 20. April 1896.)

J. Nr. 4051. Wischer für lithographische Zwecke. Geo. E. Johnson , Bonn a. Rh. , Mackenheimerstr. 72. (Anmeldung vom 6. August 1896)

Cl. 57. Nr. 55821. Copirrahmen für Photoxylographie. Karl Schlatter, Stuttgart- Heslach, Böblingerstrasse 73. (Ge- brauchsmuster vom 23. März 1896. Sch. 4454.)

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Patente, wolohe Im Deutaohen Beiohe ertheilt wurden. 559

Cl. 15. Nr. 89777. Verfahren zur Herstellung von Abzieh- bildern für durchsichtige Unterlagen. Grimme & Hempel, Leipzig. (Ertheilung vom 28. September 1895 ab.)

Nr. 54097. Hectographirvorrichtung mit um eine Walze befestigten Blättern aus Hectographenmasse. Max Cahn, Köln a. Rh., Zülpicherplatz 7. (Gebrauchsmuster vom 12. Februar 1896. C. 1112.) Cl. 57. B. Nr. 18328. Verfahren zur Herstellung gekörnter mehrfarbiger Raster. Albert Baumgartner, Lörrach in 6., Thumringerstr. 18. (Anmeldung vom 15. Dec. 1895. Ertheilung (?) unter Nr. 88204(?).)

Cl. 15. Nr. 86790. Verfahren zur Herstellung von Unter- druckplatten mit abgetönter Schraffnr, Körnung und dergl. A. ten Winkel, Denver. Vertreter: Arthur Baermann , Berlin NW. , Luisenstr. 43/44. (Ertheilung vom 4. Juli 1894 ab.)

Nr. 85364. Apparat zum Vergrössern oder Verkleinern von Zeichnungen mittels eines Kautschukblattes. L. Fougeadoire, Paris 396 Rue St. Honore. Vertreter: Franz Wirth und Dr. Rieh. Wirth, Frankfurt a. M., und W. Dame, Berlin NW., Luisenstr. 14. (Ertheilung vom 8. März 1895 ab.)

n Nr. 84938. Verfahren zur Herstellung von Matrizen für Reliefs. Samuel, Henry, Crocker in London. (Die Patentbeschreibung ist im Allgem. Anzeiger für Druckereien, Frankfurt a. M 1896, Nr. 20, enthalten.)

B. Nr. 18232. Verfahren zur Uebertragung von Druck- stöcken, Typen und dergl. John Baker, The Leys. Vertreter: Otto Wolf und Hugo Dummer, Dresden. (Anmeldung vom 21. October 1895.) Nr. 90713. Maschine zum Drucken mit Schablonen. Hermann Jofch, Mitau, Kurland (Russland), Grosse Strasse 9. Vertreter: Arthur Baermann, Berlin NW., Luisenstr. 43/44. (Ertheilung vom 8. März 1896 ab.)

Nr. 90266. Presse für Schablonendruck (Zusatz zum Patente 83640). John Fordham und George Henry Smith, London Bishopgate, 35 Camomile Street. Ver- treter: Hugo Pataky, Berlin NW., Luisenstr. 25. (Er- theilung vom 13. März 1896 ab.)

Nr 85312. Verfahren, Reliefkarten mit Zeichnungen und Schrift herzustellen. Dr. J. Thiel, Könitz (West- preussen). (Ertheilung vom 27. Januar 1895 ab.)

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5G0 Patent«? , welche im Deutschen Belebe erthellt wurden.

Cl. 15. Nr. 85274. Herstellung von Hochätzungen für Re- prodnetionsdruck. Jos. Scholz in Mainz. (Ertheilung vom 4. Juli 1895 ab.) Nr. 83619. Einrichtung an Stein-, Buch- und Licht- druck-Handpressen zur gleichzeitigen Erzeugung eines Abzuges und eines Ceberdruckes. Cesar Feltx Josz in Brüssel.

Cl. 57. L. Nr. 10359. Verfahren zur Herstellung von Glas- radirplatten. Ttieodor Löhler und Paul Mütter, Mannheim T. 6 36 bezw. K. 4. 17. (Anmeldung vom 29. April 1896 ab.)

Cl. 15. Nr. 67548. Blaselampe mit abwärts schlagender Stich- flamme zum Hochatzen der Lithographiesteine. Emil Boehler, Lahr in Baden. B 7397. (Gebrauchsmuster vom 9. December 1896.) n L. Nr. 10098. Punktirmas chine und Farben- Seal a zur Herstellung von Punktirungen bestimmter Abstufung für die Zwecke des lithographischen Mehr- farbendruckes. Louis Zusage, 4. Passage de la Visitation, Paris. Vertreter: C. Fehlert und G. Loubier, Berlin NW. , Dorotheenstr. 22. (Vom 18. Januar 1896 ab.)

Theilweise Nichtigkeitserklärung.

Dem Anspruch des der Handelsgesellschaft Georg Büxen- stein <fc Co. in Berlin gehörigen Patentes Nr. 64806, betreffend Mehrfarbendruck von Farbplatten oder Farbsteinen, welche mittels um je mindestens 30 Grad gedrehter Liniensysteme her- gestellt sind , ist durch rechtskräftige Entscheidung des Kaiser- lichen Patentamtes vom 25. Juni 1896 folgende Fassung gegeben: „Verfahren zur Erzielung eines Mehrfarbendruckes auf der Buch- und Steindruckpresse, bestehend in der autotypischen Herstellung mittels Raster und demnächstigen Verwendung von drei oder mehr zu einander gehörigen Druckstöcken oder Farb- steinen (Cliches) für drei oder mehr verschiedene Farben derart, dass die Liniensysteme von drei oder mehr Druckstöcken oder Farbsteinen um je 30 Grad zu einander gewinkelt sind; im Uebrigen ist das Patent durch diese Entscheidung für nichtig erklärt (aus dem AHgem. Anzeiger für Druckereien 1896, Nr. 42).

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Literatur.

3G

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Dr. Ä. Miethe.

Literatur.

Deutsche Literatur.

Allgeyer, Julius, „Handbuch über das Lichtdruck -Verfahren." II Aufl. Leipzig, Karl Scholtze. 1896.

Alpers, Georg jr., „Führer durch die praktische Photographie". Kurz gefasstes Handbuch für Fachmänner und Amateure. 3. Auflage von Haugks Repetitorium der praktischen Photo- graphie. Weimar, Verlag von B. F. Voigt. 1897. 2,50 Mk

„Amateur und Fachphotograph" . Von einem ehemaligen Amateurphotographen. Halle a. S., Hugo Peter's Vorlag. 1896. 36 Seiten.

Bergling, C. E., „Stereoskopie für Amateurphotographeu". Mit 23 Figuren. Berlin SW. 46, Verlag von Robert Oppenheim (Gust. Schmidt). 1896. 1,20 Mk.

Bertillon, Alphonse, „Die gerichtliche Photographie". Autori- sirte Ausgabe aus dem Französischen. Mit Abbildungen und einem Vorwort von Regierungsrath Dr. J. M. Kder. Halle a. S., Verlag vou Wilhelm Knapp. 1895.

Cracau, Joh., „Kin Beitrag zur Lichttheorie". Zittau, Panische Buchhandlung. 1896.

David, Ludwig, „Rathgeber für Anfänger im Photographieren". 5. Aufl. Halle a. S., Wilhelm Knapp. 1,50 Mk.

David und Scolik, „Photographisches Notiz- und Nachschlage- buch". Halle a. S., Wilhelm Knapp. 1896.

Eder, Dr. ./. 3/., „Der Pigmentdruck und die Heliogravüre". Schlussheft des „Ausführliches Handbuch der Photographie". Halle a. S., Wilhelm Knapp. 1896. (Auch separat käuflich.)

36*

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564

Literatur.

Eder, Dr. J. M., „Recepte und Tabellen fiir Photographie und Reproductionstechnik". 4. Aufl. Halle a. S.. Wilhelm Knapp.

Enzyklopädie der Photographie. Die „Encyklopädie der Photographie" soll das Gesammtgebiet der Photographie umfassen und in Einzeldarstellungen alles Wissenswerthe bringen. (Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S.) Im Laufe des Jahres erschienen:

23. Verfasser, Julius, „Der Halbtonprocess". Ein praktisches Handbuch für Halbtonhochätzung auf Kupfer und Zink. Autorisirte Uebersetzung aus dem Englischen von Dr. G. Aarland, Vorstand der Abtheilung für Photographie und die photomechanischen Vervielfaltigungsverfakren an der königl. Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu Leipzig. Mit zahlreichen Abbildungen im Text und Kunst- beilagen. 1896. 4 Mk.

24. Mercator, G%, „Leitfaden für die Ausübung der gebräuch- lichen Kohledruckverfahren nach älteren uud neueren Methoden". 1897. 3 Mk.

25. Vidal, L., „Die Photoglyptie oder der Woodbury- Druck". Nach dem Französischen übersetzt Mit 24 Holzschnitten. 1897. 6 Mk.

26. Hühl, Arthur Freiherr von, k. u. k. Major, Vorstand der technischen Gruppe im k. u. k. militär- geographischen Institute in Wien, „Die Dreifarbenphotographie mit be- sonderer Berücksichtigung des Dreifarbendruckes u. s. w." Mit 30 Abbildungen und 4 Tafeln. 1897. 8 Mk.

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A. Lahure, nie de Fleurus 9. 1896. Prix 50 c. „Kalender für Photographie und verwandte Fächer". IV. Jahr- ang 1897. Herausgegeben von C. F. HofTmann. Wien, erlag von Moritz Perles. 3 Mk. „Liesegang's Photogr. Almanach und Kalender für 1897".

Düsseldorf, Ed. Liesegangs Verlag 1 Mk. „Photography Annual". Edited by Henry Sturmey. Published bv Hilfe and Son. London 2 St. Bride Street, Ludgate Circus E. C. 1896. Price 2 S. 6 d.

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570

Literatur.

„Photographic Mosaics 1897 \ 32* year. New York, Edward

S. Wilson. In London bei Gav and Bird, 27 King William

Street, W., Strand. Price 2 S. *6 d. „Process Work Yearbooku. Penrose ' Annaal for 1896.

London, Penrose and Co., 8 Upper Baker Street, Clerkenwell.

Price 1 S.

Schwier, Carl, „Deutscher Photographenkalender (Taschenbuch und Almanach) für 1897u. XVI. Jahrg. Weimar, Verlag der Deutschen Photogr.- Zeitung. 1,50 Mk. Stolze, Dr., und Miethe, Dr. Photographischer Notizkalender

für 1897*. Halle a. S , Wilhelm KnapD. 1,60 Mk. „The American Annual and Photographie Times Almanac for 1897u. Edited by W. S. Lincoln Adams. New York, The Scovill and Adams Comp. Engl. Agent: Jonathan Fallowfield. London, 146 Charing Cross Hoad W. C. Price 2 S 6 d.

companionu. Trail Taylor. London, J. Greenwood and Co.. 2 York Street W., Convent Garden. 1897. Price 1 S. „The Year Book of Photogr aphy and Amateurs Holiday Guide, 18!W*. London, The Photographic News, 22 Furnival Street E. C. Price IS. 6 d. „The Ilford Year Book 1896u. Published by the Britannia

Works. Price 1 S. „The international Annual of Anthonys Photographic Bulle- tin 1S97U. Edited by F. J. Harrison. New York, E and H T. Anthony & Co. London, Percy Lund & Co The Photographers Pocket Diary and Exposure Note Book".

London, Charles Letts <fc Co 1897. r The Photographers Miniatur Annual". By F. Bolas F. L. C. London, Carter aud Co., 5 Furnival Street E. C. J897 Price 6 d.

„Taschenbuch für Freunde der Lichtbildkunst" . Herausg.

J Gossel. III. Jahrg. 1897. Aachen, Albert Jacobi & Co. r The Practical Photographers Almanacu. Volume VIII. 1897

Bradford, Percy Lund aud Co. und New York. r 1 Viin sehe' 8 photographischer Taschenkalender für 1897*.

Dresden, Verlag von E. Wünsche, Fabrik photographischer

Apparate. (Von einem Freunde der Liebhaberkunst.)

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Autoren-Register.

Aarland 55, 4&L

Abelsdorff 36L

Abney 4T 48. 219. 348. 350-

,m 52L Ackermann 410. Adam 387, 574. Adams 57 6. Adamson 343. Adee m Akerblom 519. Albert, A., Ül 304. 48L Albert, E , 392. Allein 3GL Allgeyer 454. 563. Alpers 563. Amici 865. Anderson 299. Andresen 169. ML 409. Angerer, A. C, 3, Anthony 574. Appel oöS. Armat 552. Arndt 55L Arnold 94. Ashford 308, Asser 466. Ate" 568.

Attout-Tailfer 394. Auer 242. Austin 453. Axenfeld im Aymand 495.

Babcock 32L Bablon 383. Bachelerie 488. 557. Backeland 362. Baker 311. .371. 559. Baläs 552. Bamberger 886. Bandrowski 366. Banks 414. Bannow 94. Baratt 56. Barlett 382. 420. Barnard 132. Battelli U2. 114. 524. Baumgartner 486. 559 Bausch 298. Bailey 132. Beadle 495. Beek, R. and J., 571. Beckett 57L Bedto 552. Behrens 418. Belitski 154. Belopolsky IM. Bentzin 562. Bequerel 83. 9L 92. Berchtold 395. Bergheim 303. Bergling 334, 563. Berney 459. Berridge 359. Berthelot 344.

37

578

Autoren Register.

Bertillon 563.

Bes8on 359.

Bettini 524.

Bidwell 05,

Biehringer 361.

Blanehard 444.

Blanchäre 669.

Blümoke 514.

Bocci 674.

Boehler 448. 560.

Bohensky 552.

Bois-Reymond 95.

Bolas 469. 495. 571. 575. 576.

Bolton 451.

Bon (Le) LL1L

Bonaeini 383. 524,

Bool 571.

Borden IM

Bothamley 382. 415,

Boursault 35Ü, 568.

Brandes 109.

Brandlmayr 463. 424.

Brandt 428,

Brasseur 552,

Braun äüL 423.

Breutmann 312,

Bright 552,

Brodhun 39. 388.

Brogi 524.

Brook 39k

Brunck 304,

Brunei 568,

Brunuer 45L 4&L

Buckingham 553,

Bühler 25

Bunsen 4fi. 218.

Buquet 92. HL 568. 574.

Burais 568.

Burbank 52L

Burch 1TL

Burch, G. J. , 112.

Burnett 31*5,

Burois 39L

Burton 52L 57ü

Büschler 500. Buss 29L Büxenstein 560.

Cahn 55& Calmette 124 Carbutt 292. 452. Cassel 541. Oastelin 446. 552. Cellarius 484, Chadwick 52L Charles 552. Charlois 133, Chatelier 343. Chatwood 571. Chavant 4QSL Choquet 2QQ. 333. 568. Clanston 553. Clark 3ia Claudet 895, Clean 134. Cleliand 92, Clement 330, Cobenzl 435. Cohen 553. Colby 4CLL Colsou 12L 402. Conzinean 553. Courtenay 571. Cousin 541. Cowl 11L Cracau 564. Crewe 385. Cronenberg 454. 571. Crookes 3ö5. Cross 495, Czaplewski 189, Czerroak 103, 112, Cziraki 554.

Daeichner 552. Dallas 48a

Dallmever i&L 22L 22ii Darlot 393,

Autoron -ReglBter.

579

D'Arsonval 119, 120. Darwin 86. Daugherty 553. David 563, 566. Debenham 329. 4QL Decaux 315, Demeny 32k Densmore 654. Deslandres 154. Desmarest 508. Deutsch 651. Deville 535. 571. Devillers 482. Dickerson 552, Dillaye 413. 508. 575 Dittmar 671. Dobler 435, Dodge 553, Doelter HCL Dolezal 33L 505. Dominik 313, Donough 485, 552. Doppler 386, Dorant 3üL Dormann 121 . Draeger 453. Driffield 48. Drouet im 44L Drouin 509. Dubois 387,

Duchochois 395. 488. 5IL Ducretet 507. Dutrannoit 362. 426, Dwelshauvers-Dery 90, 92. Dyer 671.

Eames 330, Eastman 403,

Eberhard CiL 166, 360, 382. Eberlo 448. Ebort 5,

Eder, J. M , 22, 82, 94. 95, 100. 104. 110. 118. 169.219. 2S(L 291. 297, 343, 383. 385.

381 393, 394. 396. 44L 474. 563. 564. 575.

Edison 65. 93. 102, 330, .482.

Edward 200.

Eggenweiler 300.

Egloffstein 396.

Eichmann 360. 664.

Ekholm 519,

Elsden 299.

Elster 366, 391.

Engler 36L

Espin 107.

Eulenfeld 568.

Ewing 671.

Exner 386.

Fabre 569, 576.

Pallowfield 336. 616.

Falz 302. 492,

Pay 359. 363,

Feilchenfeld 119.

Fellow 622,

Ferrero 510.

Fery 669.

Feuerbaoh 564.

Figdor 353,

Finsterwalder 614»

Fleck 466. 466, 42L 494,

Fontayne 321.

Fordhara 553.

Forgan 192.

Form au 572.

Forster 640.

Fougcadoire 447. 559.

Fournier 55L

Fourtier 413.

Foussereau 569.

Foxlee 44a

Fric 133,

Frick 558.

Friese 551. 554.

Frisch 554.

Fritsch 200. 336, 39L

37*

580

Autoren - Register.

Fritz 2.

Fromm 89, 504. Fruwirth 457. Funk 553, Fussen 557.

Gaedioke 91 249. 422,

443. Gahlort 44(1 Galitzin 92. 1Q& Gamble 292, 452, Garbas so 112. Gascard 111. (ratzmann 39L Gaumont 328. Gauss 52a Gautier 552, Geitel 366. 39L Gifford 114. (Uli 132. Gilmer 330. Giltag 9a Giard 569. Glöokmann 303. Goebel 429. Goehl 92. Goldmann 530. Goldstein 94. 112. 552. Goltz 262. Gorin 553. Gossel 526. Götz 572. Gourton 459. Gouy 89. Graber 554, Graby 42ü Greene 32L 55L Grimme 558 Grosse 553. Grundy 4ÜL 414. 501, Grunewald 564. (> runmach 95. Grunzow 552. Guerin-Catelein 390.

Guillaume 569. Guttenberg 534.

Haarstick 314.

Haberditzl 495.

Haddon 4Ü1. 414. 501.

Hailock 39L

Halls 103,

Hanau 312.

Hanfstaengl 474.

Harbers 484.

Hartlev 385,

Haschek 386.

Hanneke 209. 394. 428.

Hansen 564,

Häntz8ohel 665.

Hauer 199.

Hauff 410. 412.

Hauron, Ducos du 341. 342

424. 56U Hauser 457.

Harrison 300, 33a 524, Q2iL Haiti 53a Hazell 525. Heat 553, 554. Hecker 133.

Heiheim 3a 409. 469. 425,

Hellmann 554.

Hemsath 292.

Henry, C, 569.

Henrv, E., 435, 572.

Henry, J., 18. 10L UiL 2&

Hepperger 355.

Hepworth 522.

Herkomer 429. 480, 553. 557.

Hermagis 569.

Hörschel 22a

Hertzka 362, 565.

Hervitt 464.

Hesekiel 308. 408, 435.

Hess 614.

Hesse 447.

Hettler 552.

Heurck 1ÜL

Autoren - RcgiBter.

581

Hildebrandsson 518. Hill 56, Hirnes 3RL

Hinterberger65. HL 263. 329.

387. Hoe 32L Hoffmann 420. Hoflfmann , CR. 525. Hofgaard 554, Höegh 7h, Hoenig 484. Hollerb aum 553, Holowinsky 391. Hopkins 94. Horgan 47(1 Horsley- Hinton 565. Hösoh 552. Hough 349.

Hrdliczka-Csiszar429^32, 551 . Hübl 12. IM 338. 368, 413,

532. 564. Huhn 492. Humley 432. Hummel 363. Hunter 198, Hurter 48, Husnik 540. 565, Hüttig 55L 552. Hyslop 35ÜL 452, 4Ü2,

Ilford 452. Illingworth 672. Isaac 553. Isentbal 108. Ives 382, 450, 463.

Jackson 94, Jahr 456, Jacobson 169. Jankau 96, 39L Jank6 345, 416. Javary 506, Jaworsky 322. Jenkin 330.. 389,

Jesse 134. 518.

Jofeh 552.

Johnson 558.

Jolles 542. 552.

Joly 40. 34L 365. 485, 552,

Jones 370.

Jos« 553. 559,

Just 32L 522.

Äaempfer 247. Kaiser 199.

Kampmann 13. 429, 48L

Karnojitzky 92, 108,

Katz 553..

Kay 1Ö2. 36(1

Kayser 385.

Keinz 492.

Kelly 432,

Ketteier 88,

Keyssner 565.

Kidd 452,

Kidder 554.

Kiszelka 390.

Klabusay 554,

Kleinberg 552.

Klepp 565.

Klie 393, 468. 42iL

Klimsch 446.

Kobel 480.

Kobsa 534.

Kolin 552.

König 355.

Koppe 247. 517. 519. 565. Koslowitz 5&L Köttgen 36L Kreitmayer 553, Krebs 501 Kretschmann 665. Kriugler 553, Krippendorf 264. Kronberg 115. Krone 80.

Krügener 21L 224. 31L 432, Krüss 334.

582

Autoren - Register.

Kühn 285, ML 443. Kühnl 494, 558, Kümmel llfi. 124. Kuny 444 Kupper 302, Kurz 431. Kuwert 500. Kzewuski 103.

Lacaze-Duthier 302. Lainer 238. 417. Lancaster 572. Lang 554. Lanquest 509. Latham 552, Laurie 362. Laussedat 500. Lawrence 90. Leaming 195. Lechner 286. 530, Lee 448.

Legros 422. 509, 569. Leise 198. 200, Leitz 271. Lejeune 507. Lomane 572. Lemoine 358 Lenard 90. Lenhard 280. Leonard 199. Lesage 500. Lesieur 453.

Levy 18. 323, 39L 3CJ4. -11 4 420. 430. 4ML 566. 557.

Lewinsohn HÜ9.

Lewthwaite 553.

Leykauf 425.

Lhuillier 124.

Liard 433.

Liebetanz 506.

Liebenthal 34& 349.

Liesegang 331. 362. 411 1110 575

Liesegang, Ed., 500.

Liesegang, F. P., t>66. Liesegang, P.. 566. Liesegang, R. Ed., 59. 367 .

384. 402. 455. 492. 566. - Lilienfeld 542. Lippmann 22. Liveing 386. Lockyer 385. Loehr 201. Löhler 560, Lomb 298, Loosen 498. Lothrop 522. Lüders 558. Lullin 389.

Lumiere, A.u.L.,27.30.46. 119 12a 325. 330, 412. 42Ü. qoJ . Lummer 39, 388, 551 Lunds 572.

Maalöe 190. Macfarlane 573. Mach 103, 389, Macintyre 90. 93. Mackenstein 323. Maclean 522. Maopherson 395. Mailänder 553. Maitre 554. Malagoli 574. Mallmann 442. Manenizza 322. 652. Manteuffel 554. Marangoni 117. Marceau 552. Marcus 343. Marcuse 133. Marey 200, 330, Marguerv 341 Marion 319.

Marktanner-Turneretscher 189.

m

Martin 322. Mason 303.

3 Dy Vjuugi

Autoren- Register.

583

Mathet 562, May 553, 557. Mayer 92 Mayr 489.

Meersoheidt -Huellessem 3(J2, Meerwald 495. Meinard 575. Mercator 5fi4. Mergl-Ödön 335. Merklin äa 409. Meslans 113. Messaz 317, Mewos 566.

Meydenbauer 33L 113, 514.

Mever, B., 2BL 282, 311L 333..

Meyer, P., 367.

Michaelis 396. 553.

Miethe 181. 25G. 276. 569 575.

Miquet 569.

Moessard 508.

Moissan 483.

Möller 551.

Monet 501) .

Monforls 554.

Mora 553.

Moritz 566.

Moser 501.

Mourani 100

Müller, H , 5fifi.

Miiller, W., 55L 554.

Mussat 407.

Machet 322,

Namias 363, 41L 419, 56(J,

Naumaun 200. Neck 406.

Neuhauss UÜL 309, 413, 421. Neumann 411. Ney 51L Niemann 566. Niewenglowsky 570. Nister 241. 484 553. 558 Norris 396.

Novak 113, Nyholm 412.

Oakley 381 Obernetter IL Oettler 491. Ommegank 3jL 441. Ostrejko 3fiL Ostwald 402, Ott 514 Oxfort 572.

Fabst 41k

Packer 90, Packer, D. E., 121. Paganini 510. Palmer 4M Paolozzi 574. Parnalano 552. Paschen 385. Pataky 559, Pauer 4L Pause HL Pellet 4QL

Peurose 10.320.346. 453.572.

Petit 552,

Petzval 272.

Pfannenschmid 4fi5

Pfenninger 431.

Pichler 532,

Pickeriug 133,

Piljtsehikoff 3ß&

Pizzighelli 566.

Placzek 235. 289. 397. 451.

Platz 653,

Ple 510.

Plön 551.

Pluvinal 568,

Pöhuert 4ßL

Pollak 505, 530, Ü3L

Ponton m

Porter 92,

Poulenc 413.

Precht 36L 451 5ÜL

;>84 Autoroa - Regitter.

Presnowskv 432

Rothwell 334. 572,

Pretsch 395 480

Ron* 90 91

Pringle 200-

Ro wl a n d S8ö

llv " * IKliVi <L/V ' *7 .

Prinfirsheim 61

A i lllbOllvlUl V/ A «

Rov 414

ai vi V *t A *r .

Püekier 39°

Rudolnh 14 185 202 278

XVlIUUlLfLL XzZ. IUui £a\fXi> falU.

Pul ui 387

Rudnit?kv 358

Punnelt 299

X 14 44 A4 \J W* *

Runcfi 3rtn

Purton 463.

Puvo 346 570

Machers 214 394

kJ Ca V liül i? »i 1 r tli/ x »

Saoh«?fl 152

Raimann 553

Saint -Florent 416 425

k («Iii t X ivi uiib * i vi. j < ' .

Ramsflv 117

Salvioni 93 109

RandaU 572

Ali« ix la iiii i lj .

Sam 553

Raphael 356 485 566

Samuel 559

kJ Ob III Ii v7 J *}*J\J.

Sandtnor 500 558

Reeb 407

Santini 570

Reed 536

Snwvflr iS7S

CU" 4 Dl ulJi

R^formiit^k v fil

llvll'l Uictto I\ J KJ A.

Sfamnni 49£

Reich 558.

Scbaeuffelen 428.

Reichel 477

Schärtlfiin 447

Li ll 1 UOlll T I 1

llViüllJ.Ul 7 Am \f ,

Soheok 384

Reiter 499

Scheimnfluff 539

KJ V, 1 1 gl 1x4 14 41 11 & tlUtl«

Renoud 121

1 1 V LI U LI U 1 fcd 1 i

Sohell 516 523 527 530

Revard 495

Schellen 364

Revoil 507

Soherin«?" 427

Revnold 102

Sohiendl 333 393 566

RheinbeT«* 191

A 1 U V X AA ' ' vi ^ A f 1 .

Sohiffner 284 505 "Sil ^

k J V^ Ulli 11 V. I faiVJ^» UV^t lj 1 1 . UUV'

Richard 312. 318 424 488

k 1 v ii 1 1 ii(fUoni iiii^-

570

1 / 1 V/.

Sehlatter 497 558

Rimbotti 574

x v x xx * % » & *j -X

Sehleich 407

•w vlIIvlvU 1

Riviere &10.

IMilvlv WAV/»

Sehlotke 452

UV-lllVllAC *w .

Roberts 13 J

A % V V VI VW ,.1 KM t*m

Schlotterhoss 394

U vlllvUvJl 41 LI 39 \J >J * ,

Robins 388

UvUlUCvl *i"^-

Robinson 572

Sehmidt F 567

OvjIlllllLlL. 1 . 7 4JII 1 .

Rockstroh 553

Sehmidt H 114. 124 ''TS

Rosers 347

431

Rohr 181

Schnandpr 1 SS

UvllxJdU Uv l AeJ*J*

Röntgen 87. 566.

Schnauss 344 567 575

Ks VlllJöllOO Kr X Mm \J\J 1 * X 1 iJ.

Roosval 675-

Schneller 442.

Rösch 305.

Schoenfelder 421L

Roscoe 4& 21&

Scholz 482. 559.

Rosdestwensky 5M.

Schönfelder 552f

Rosemund 537.

Schrank 124,

Rost 533.

Schröder 522.

j by VjOOQIC

Autoren - Register.

585

Schroeder 274. Schubert äOL Schöll 224 Schultz -Hencke 263, Schultz -Seilack 219. Schulz 22L Schulze 8a

Schumann 24 72. 357, 379. Schutt 42L Schütz 434

Schwartz 3a 345, 409, 428. Schwarz, A. , 551. Schwarz, J., 22a Schwier 526. Seekamp 360. Sehrwald 113. Seile 284 330. Sexton 414. Seyewetz 3a Shashin 5m Shephard 331L 472. Sherman 426. Shettle Süß. Siedek 530 Siersch 8&L Simon 38, 388, Sinclair 443, Smith 318. Sörensen 5UL Soret 135. Sortel Speer 122. Spitaler 13a Spränge 575. Sprat 31IL Stackhouse 554 Stadeler 460 Stanley 536. Starke 524. Standenheim 3a Stebbius 432. •Stegemann 30a 309, Steiger 554. Steiner 365. 534 565,

Steinhäuser 334, 565, Steinheil 172. 182. 268- 261).

275. 277. 284. 484. 552. Stephard 345, Stern 534 552, Stiefel 422,

Stolze 182. 284 285. 316-575.

Strachey 515.

Stratonoff 132,

Straubel 89. 100. 124.

Streintz 9a

Stricker 154

Stroud 22.

Stöbel 306.

Sturmey 573, 576.

Sulc 113.

Surface 573.

Swinton 94

Swoboda 304

Szymansky 104

Taber 554 Talbot 323 395. Tatnell 385, Taylor 273, 523. 576 Terme 552. Tesla 89. Theyer 48a Thiebauld 3m Thiele 386, Thiel 569.

Thomson 89, 98. 573, Thompson 224 387, Thornton 573. Thorner 567. Thorpe 3ü3, Tilbet 442. Toifel 562. Tonkoff lia Torey 464 Tormin 110, 562, Tournier 3iL 314 Tranchant 43a 43IL 445 57a Trouton 92,

686

Autoren •Register.

Troost 98. Trowitsch 490. Trutat 570. Tuma 108.

Turati 22. 118 287. 429.

451. 456. 458. 466. 488.

500. 554. Turner 131. Tyndall 85.

ünger 420. Ulrich 554.

Valenta 28. 56. 87. 94. 95.

100. 104. 110. 118. 280.

368. 385. 387. 407. 418.

427. 433. Valk 554. Valot 121. 425. Vehrs 557. Venier 304.

Verfasser 459. 564. 573. Vidal 367. 384. 472. 564.

570. Vieille 344. Villon 394. Vincent -Elsden 441. Vincentini 90. Violle 348. Viollet-Leduc 507. Voirin 320. 325. Vitoux 330. 570. Vogel, E., 55. 403. 464. Vogel , II. C. , 279. 280. Vogel, H. W., 217. 419. Voigtländer 269. 277. 285. Volkmer 567. Voller 123. Vorreiter 553. Voswinkel 407. Vulpius 407.

Wachsmuth 554. Wächter 495

Wall 573.

Walker 95.

Walter 89.

Walkhoff 199.

Wellenberg 200.

Wallon 670.

Wallot 365.

Walmsley 198. 200.

Wanaus 305. 306.

Wandrowsky 551.

Wang 634.

Wrard 388. 431. 573.

Watts 408. 573.

Weymouth 573.

Weber, L., 354.

Weber, P. M. 491.

Weber ,W.G, 538.

Weidert 315.

Weissenberger 379.

WTelford 573.

Wellington 406. 431.

Werner 307. 497.

Westrop 573.

Whipple 517.

White 414.

Wiechmann 366.

Wiener 421.

Wiesner 218. 351. 507.

Wildemann 192.

Williams 94.

Wilsing 131. 280.

Wilson 146. 148. 477. 576.

Windheim 392.

Winkel 490. 558.

WTinkelmaun 88. 89. 100. 124.

567. W^isbar 360. Woessner 575. Wolf 133. Wolf- Brecher 115. Wondrowsky 552. Woodward 107. Woodbury 573. Wretschko 567.

\

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Wray 270. Wullner 385. Wünsch 485. Wunsche 576. Wunschmann 568.

Yardley 396. Yung 445.

Autoren - Register. 587

Zahlbruckner 66. Zanardo 501. Zander 483. 573. Zankl 568. Zeiss 195. 277. Ziegler -Reinacher 557. Zierow 479. Zschokke 201.

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Sach-Register.

Abschwächen von Negativen 155.

Papierbildern 416.

Rasternegativen 400.

Absorption von Farbstoffen 297. Abziehbilder, einbrennbare495. Abziehen v. Gelatinenegativen

11. 66. 407.

mit Chlorsilbercollodion 431.

Aceton 30.

im Entwickler 33. Acetylengas 343. 349.

Normallichtquelle 349. Acridinorange 71. Alaun- Fi xirbad 405. Albumin-Emulsionspapier 54ti. Albuminpapier 426. 542. Aldehyde als Entwickler 30. Algraphie 14. Alizarinblau 69. 167.

Alkali -Bichromate 367. Aluminium, Verwendung 13. 480.

Amidol 147. 149. Amidophenylhydrazin 170. Amylacetatlampe 348. Anastigmate, dreilinsig75.268. Animatoskop 330. Antikathode 104. 387. Antispectroscopique 270.

Anpressen einer gefolgt

Gelatinefolie 383. Argon 385.

Aristogen, Kegeneriren w.

Bildern 430. Aristo- und Celloidinpipi»:

26. 427. 431. Asphaltverfahren 459. 460 Astigmatismus 173. Astrophotographie 130. Atelieranlage 300.

mit elektrischem Licht 34" Atmosphäre und Licht- absorption 357.

Aetzpapier 474. Aetzung in Aluminium 482

von Daguerreotypien Sfr

in Elfenbein 470.

in Kupfer 9. 463.

in Zink 469. 463. 470 Aufnahmen, unscharfe r

Monocle 285. Aufstelldistanz 284. Ausdehnung photograpiuW

Papiere 440. 492. Ausstellung, Reminisc«;* 124.

Automaten, Copir- 394. Autotypie 15. 18. 286. 4fi3

Anfertigung der -Nepfr* 391. 451.

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Sach- Register.

589

Autotypie -Aufnahmen 453. Blenden 15, 292,

-0a8setten 497,

-Galvanos 477.

- Methoden in England lg.

mit Emulsion 397. unregulärem Korn 453.

455,

- Raster 450.

- Rasteraufnahmen nach der Natur 452.

-Trockenplatten 457.

- Vergrößerungen 451,

Verwendung von Kupfer oder Zink 458.

Baumgartner, Prhr. v., Preis- aufgabe 387.

Baryumplatincyanür 92.

Benzyliden - Orthonitroaceto- phenon 361.

Bertillon'sche Methode 332.

Biograph 326.

Bioskop 326,

Blaue Töne auf Celloidin-

papier 432. Blenden, Dispersions- 285.

286.

doppelt durchlöcherte 287.

für Rasternegative IE 287.

Iris- 585,

mit Netz 285, Systeme 235.

Bleisalz im Fixirer 415, 432. Bleiverstärker 400. Blitzlichtfolien 245, Borsäure im Entwickler 413.

Tonfixirbad 432,

Brennätzverfahren 448. Brenzcatechin 413. 430. Bromjodsilbergelatine 364. Bromsilbercollodion -Km ulsion

am

Bromsilbergelatine - Emulsion 401.

Entwickler 400,

-Papier, Entwicklung von Contaotcopien 128.

Contactabdrücke 403.

für Platineffecte 403,

Wärmewirkung 365,

-Trockenplatten, Abziehen der 11. 56. 407.

Bildertonung 405.

f. Reproductionszwecke 450..

Sensibilisirung mit

Alizarinblaubisulflt 69,

Wirkung von sensibili- sirten Farbstoffen 20.

Bromsilberleinwand 408. Buchdruck patente 553.

Camera, bichromatisohe 322.

für Rasteraufnahmen 306 Beproduction 306.

Magazins 313.

Phönix 314,

zusammenlegbare 310.

Spiegelreflex- 312.

Case'in 464,

Capsetten 306, 312,

für Autotypie 30L 49L Celloidinpapier, Anfertigung

201L

Geschichte 394.

Goldplatintonung für Matt- 238. 428. 429.

Celluloid 500.

Centrifuge für Kupferemail- verfahren 323. Cerat 44a

Chinin als Entwickler 410. Chinolinroth 167, Chloracetyl 4QL Chloral hydratleim 442. Chlorbromplatten 381.

590

Sach- Register.

Chlorkohlenstoff, Licht-

empfindlichkeit 3äSL Chloroform, Liehtempfindlich-

keit 361. Chlorophyll 382. Chlorsübergelatine 38L 419,

-Emulsion 428.

-Papier 25.

abziehbares 43L Chlorsilberpapier 426. Chromate als Abschwächer 41 L

und Bromsilberplatten 367.

Chlorsilberoollodion 429.

Gummi 42£L

Chromeiweiss für Pigment- bilder 442.

Chronophotograph 329, Cinematograph s. Kinemato-

"raph. Collineare 242. 2&L Collodionemulsion 169. Collodionverfahren 309. Coloriren von Photographien

434,

Complementäre Farben- gemische 377. Concordiapapier 25. Copir -Apparat 322. für Zinkätzung 496.

-Automat 394. Maschinen 32L

-Rahmen 212. 32a 49iL Cooke-Lens 224. Cuvetten 292.

zum Entwickeln beim Tageslicht 304.

Cyaninplatten 167. 168. 379. Cyanotypie auf Leinwand 439.

Papier 440.

Cycloramaprojection 331.

Daguerreotyp -Platten und

Röntgenstrahlen 100. Datura stramonii 382.

Deckschicht, glashell 43Q- Degradateur 32L Dextrin im Email verfahren 4ßtL Diapositive 122. 334. 419. Dichtenerscheinungen 416. Diffraction, auf die Formation

des Rasterbildes 391. Diffusionserscheinung 52L Dimethylanilin 352. Dimethyl-m-amidophenol 2üL Dispersionsblenden 285. 28iL Dispersionsscheibe 55L Doppelschiebevorrichtung 314, Doppler's Princip 385. Dreifarbendruck L 24L

483. 54a

-Bilder, transparente 33t>.

-Projection 336. 341. Dreifarbenphotographie von

Baumgartner 480.

Joly 485.

Drucken auf Celluloid 500. Duplicatnegative 431-

Einfluss von Salzsäure und Metallchloriden auf die photo- chemische Zersetzung 258.

chemischer, des Lichtes auf Oxalsäure und Eisenchlorid 258.

Einlegeoassetten 306.

für Autotypie 3Q7. Einstellung 125. 270. Eisencopirprocess 44^ Eisenoxalatentwickler 147. 414. Eisensalze, Lichtempfindlich- keit 3ML

Eiweisscopirverfahren 459. Eiweisspapier 426. 542. Elektrisches Licht 34k 463 Elektricität und Trockenplatten 366.

, Elektroylt. Contactwirkung 5.

Sach -Kegiatcr.

591

Elfenbeinätzung 470. Emailverfahren 9. 465.

Darehätzen bei dem 466.

kaltes 466.

Emulsion , Bromsilbergelatine- 4QL

Contactwirkung auf licht- empfindliche 5.

Copirpapier 146. Endographisches Atelier 488. Entwickler 142. IM) 403.

Derivate des Hydrazins

für Diapositivplatten 420.

Bromsilber 409.

Glycin- 128. 412, 414.

Metol- 142. 410. 420,

Metol-Bicarl>onat- 411.

Oxalat- 404.

Paramidophenol - 412.

Pyrocatechin-318. 384.413.

Stand- 318. 384. 413.

Wanne 318.

Eosinplatten 379. Erwärmen von Platten 325. Erythrosin 22.

-Platten 329, Explosion, Momentbilder 389. Exposition und Entwickelung

220.

Expositionszeit 350.

Farbendruck 483. 488. Farben filter s. Lichtfilter. Farbige Heliogravüre 475. Farben, Photographie in natür- lichen 336. 421 u. ff.

mittels Pigmentdruck 454.

Farbensensibilisatoren 6SL339, 377.

Schirmwirkung ZL

Verwendung von Nigrosin als 165,

Farbstoffe im Sonnenlicht 363. Fehlerquellen 44L Fernobjective s. Teleobjective. Feuchtwasser für Steindruck 448.

Ferricyansalz im Chlorsilber-

collodion 429. Films 406.

Fischleimprocess 463. Fixirbad, saures 149. 155. Fixiren von Chlorsilbercopien 415.

Fixirnatron , Löslichkeit des

Silbers 414. Flammen -Etalons 349. Fluoresceinsilber 22. Fluorescenz 80.

-Strahlen 97. Fluorographie 9iL Fluoroskop Üä.

Flussspath und Bromsilber 2.

Röntgenstrahlen ÖL

-Prismen 24. Flüssigkeitsstrahlen 389. Foliographie 501. Formaldehyd s. Formalin.

Lichtempfindlichkeit 359.

im Entwickler 409. Formalin 35. 52. 403. 427,

44L 4M.. 475.

Abziehen von Gelatine- emulsion mit IL 56 407.

als Zusatz zu Eisenoxyd- bädern 475.

in der Photozinkotypie 469. Fraunhofer'sche Linien 385.

€*alvanographische Verfahren

4IiL

Gasglühlicht 99. 333 342. Geheimcamera 324 (vergl. auch

Momentcamera). Gelatineschicht, Waschen der

242.

592

Sach- Register.

Gelatoldpapier 427. Geschichte der Objective 270.

Photogalvanographie

479.

Photographie 152.

Giesstrichter 497. Gläser, optische 279. Glycin - Entwickler 128. 412. 414.

Goldsalze im Copirpapier 429. Gradation der Schwärzung photographischer Copien

Gummi arabicum 440.

Pigmentdruck 443.

Halbtonätzung 395. 453. Hanfstaengl's Aetzpapier 474. Heliogravüre 9. 474.

farbige 476.

Schaukeltröge für 325. Heliographische Aetzmethode

von Klie 393. Helium 385.

Helligkeitscomparator 48. Hintergründe 304. Homofoeallinsen 274. Hvdrazinderivate 169. 171. 409.

Indigo 361. Insolation 348.

Intensität des Lichtes und

chemische Zerlegung 359. Intermittirende Belichtung 357. Iridium 429.

Irradiationserscheinungen 383. Isobuttersäure 360. Isolarplatten 884.

Jodsalze 381.

Lichtempfindlichkeit 359. .Todsilberemulsion 357.

Kautschuk - Reproductions- apparat 447.

zum Aufkleben von Papier- bildern 435.

Einematograph 325. Kinetograph 328. Kinotos kop 330. Klebemittel 435. 440. Kölnerleim für Reproductions-

zweoke 7. Korn bei Trockenplatten 402. Kornverfahren 450. Kryptoskop 93. Krystallisation und Licht 366. Kupferätzung 9. 463

-Autotypie 293.

-Clich^s nach Lichtdruck 454.

-Emailverfahren 324. 325. 395. 463.

-Verstärker 397. 400.

Latentes Lichtbild nach Chro- mat 367. Laternenbilder (s. Diapositive). Lebende Photographien 330. Legumin 546.

Leinwand, Bromsilber- 408 435.

Leimwalzen 497. Licht, als Quelle der Energie 366.

Einwirkung auf organische Säuren 362.

künstliohes 342. Lichtab sorption bei der Wahl

astronomisch. Objecüve 279. Lichtabschwächungsgesetz 46. Lichtdruck 445. Lichtersoheinung während der

Krystallisation 366. Lichtfilter, farbige 293. 294. Lichthochdruck 454. Lichthöfe 383.

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Sach - Register.

593

Lichthoffreie Platten 384, Lichtmengen, Aequivalente357.

Messungen von reflectirten

am

Lichtpausen 439. 440.

Copirrahmen für 320. Lichtschirm 303. Linotypien 435 Lippmann'sche Photographie

in natürlichen Farben 421. Literatur 563.

Röntgenstrahlen 12L Lithographie 446. Lumen 347.

Lux 347

Jlagazin- Camera 313.

-Cassetten 312. Magnesia im Entwickler 411. Magnesium -Blitzlicht 3fL 344,

- mit Zusatz von rothem j

Phosphor 345.. Magnetismus, photographische

Wirkung 36H. Malleinwand s. Leinwand. Mattpapier s. Celloidinpapier. Maulwürfe und X - Strahlen

888.

Metacarbol 409. Metolentwickler 142. 4UL 4m

für Diapositive 420. Mikrophotographie IBS. 333. Mond- und Sternlicht 350. Momentphotographie 317. 389.

-Handcamera 276. 309.

-camera, Geschichte 394. verschlusse 2LL 309. 3LL

315.

Bestimmung der Geschwin- digkeit von IIS,

Monocle 225. Mnltangular-Soreen 450. Museum 2G2.

Natriumsulfit 30. Negativverbesserung 154. Nigrosin 13. 20. 165. 282. Nucleoproteide 544.

Oberlichtregulator 303. Objective 20L 242. 262.

An astigmatischer Corrector 222,

Astigmatismus 202.

Collinearo 242. 2&L

Cooke-Leus 274.

Dreimenisken- 224.

für photogrammetrische Zwecke 242.

Objectiv mit farbigem Kitt 300.

Ortholinear 2KL

Orthoskop 271,

Orthostigmat 2filL

Periskop 268.

Platystigmat 220. Prüfung 2QL

Quintuple-Lens 274.

Stigraatic-Lens 22L

Tele- 222.

Telephotographic - Lens 279.

Tiefe und Schärfe bei 226,

des Focu8 bei 2QIl

Opernglascamera 314. Organische Säuren, Licht- empfindlichkeit 359.

Orthochromatische Aufnahmen 23. 383.

Orthostigmat, Entstehung und Geschichte 122.

Oxalatentwickler 404.

Oxalsäure , Lichtempfindlich- keit 358.

Oxychinolino 410.

Oxyphouylhydrazin 170.

Oxyphenylhydrazinsulfosäure 12L

38

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594

Sach- Register.

Palladium 429, 432. Panchromatische Tönung 4& Papier, Ausdehnung 440. 492.

für Druckzwecke 492. Oeldrucke 48iL

photographisches 386. 42K

Reflexion von Licht 370. Paramidophenol 412, Paramidophenylglycin 410. Paraphenylendiamin 409. Pastellstiftendruck 4&L Patente 55 1

Perspectivische Fehler 281. Petroleum, Lichtempfindlich- keit 3fiL Phonoskop 323. Phosphalbinpapier 546. Phosphorescenz 80.

-Strahlen 92. Phosphorsaures Natron im Ent- wickler 412,

Silber £42. Phosphortrichlorid, Licht- empfindlichkeit 359.

Photochemie 355. Photochemisches Klima 351. Photoglyphographie 479. Photogrammetrie 242. 33L 505. Photographie auf Leinwand und Seide m 42^

der Wiirmestrahlen 365.

des ganzen Spectrums 387.

in der Medicin 391.

in der Technologie der Sprengstoffe 389.

in natürlichen Farben 3->(>. 421. 423.

-- nach Ducos du Hauron 424,

nach M. de Saint- Florent 42k

nach Vallot 424.

Orthochromatische 383.

-Patente r>.r> 1

Photographie und Cultur 152

von Projectilen 389. Photographisches Wetter 212.

Wirkung von Magnetismus

Photogravure, Geschichte 395.

s. auch Heliogravüre.

Plattenherstelluug 422.

Sternchen beim Aetzeu 55. Photokeramik 4Ü3. Photokrystallisation 3ߣL Photolithographie 2.

Gelatinepapier 44fi. 448. Photomechanische Lasur 500. Photometer 342. 388. Photometrie und Klima 217 Photometrirverfahren, Anwen- dung 4L

Apparate 4L 44,

Methode ä& Photometrische Grössen 347.

Normallampe 348. Photopantograph 322, Photosculptur 501. Photoxylographie 4(11.

Copirrahmen für 497.

Druckpapiere für 492. Photozinkographie 458. Pigmentprocess, Geschichte

von Blair 39k Pigmentpapier für Kupferauto- typie 293,

Pigmentverfahren 44L Pikrinsaures Ammoniak 384. Plakate 4ÜL

Planparallelplatte, chromati- sche 224.

Platinbilder, Einbrennen 495.

Platincyanide 94,

l>latindruck auf Leinwand 4^7.

Platiugoldtouung 432. 433,

Platinsalze im Copirpapier 429.

Sach- Register.

595

Plattentonung von Collodiou-

bildern 398. Plattenwechsel und Entwicke-

luugskasten 304. Platystigmat 270. Polizeiliche Photographie 392. Polychromoskop 336. Projectile, Momentbilder 389. Projection s. Kinematograph. Projectionsapparat 326. 333. Projectionsbilder vergl. auch

Diapositive. Propionsäure 360. Protalbiupapiere 546. Purpurfarbstoff 362. Pyr 347.

Pvramidenkornpapier 428. Pyroeatechin 318. 384. 413.

<Juintuple-Lens 274.

Radiographie 99. Raster-Cassetten 306. 307. 497. -- -Fabrikation 394.

Negative, Correctur 398.

Photographie 18. 391.

395. 450. 451. 452. Recht und Photographie 267. Reductionsapparat 447. Reflectirte Lichtmengen vom

Papier 370. Reihenfolge der sensibilisireu-

den Wirkung der Farbstoffe

382.

Relief bei Gelatinebildern 401. Reproduction von Kupfer- stichen 457.

von Zeichnungen 460. Regio 440 Retouchirpult 318. Röntgenstrahlen 65. 87. 387.

in verschiedenen Licht- quellen 99.

Antikathoden 104.

Röntgenstrahlen, Anwendung 87. 118

Apparate 104.

Aufnahmen von Pflanzen- thoilen 66.

allgem. Eigenschaften 88.

chemische Wirkung 103.

Durchlässigkeit 110.

Entstehung 387.

Einfluss auf das Auge und Insecten 109.

Fluorescenzerscheiuungen 92.

Hyperphosphorescenz 98.

Intensitätsmesser 65. 387.

Intensitätsmessuug 1021

Kalium- u. Baryumcyanür- schirme 123.

Literatur 121.

Photographie 99.

Röhren 387.

Stereoskopische Bilder 103.

und die Chirurgie 114.

Od, Le Bon's schwarzes Licht, magische Strahlen 119.

Verhalten der Bromsilber- gelatineplatteu 388.

Wirkung 97.

Sacher s Geheimcamora 394. Sauerstoff 334. 359. Sciagraphie 99. Scioskop 93. Schabevorrichtung 447. Scheelit 100.

Schicht, lichtempfindlich, korn- los 27.

Schleuderapparat 323.

Schmelzfarben 494.

Schwefelwasserstoff 367.

Schwingapparat 318.

Sehpurpur 361.

Seide , Photographie auf 362- 435.

38*

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596

Nach - Register.

Sensibilisatoren , chemische 363.

Sensibittsiruiig mit Cyanin 108. Seiisitometer 350. Shadowgramm 99. Silbercopien und Silberwasser- stoff 367.

Silberba4 426,

Silber, Lösliohkeit 4LL

und Gradation 368.

Silberlösuug 36L

Silbersalze 3T>5.

Silberwasserstoff und Silber- copien 367.

Skotographie ÜH

Solarisation 383.

Sonnenlicht 363,

Spectren des Flammenbogeus 387.

Spectroskopie der Gestirne 386. Spectrumphotographie 24, 385. Spectrum und Silbersalze 355. Spiegelreflexcamera 312. Spiritusglühlicht 334. Sprache, Photographie der 381, Standentwickler 318/384, 413. Stativ 308.

Stechapfeltinktur 382, Steindruckpatente 553. Stereoskopie 334, Stereophotoduplikon 335, Sternenlicht 350. Stigmatic-Lens 271. Strahleu, brechbare 24. Strichheliogravure 9. Sucher 312. Svnchrornie 488.

Tageslichtmessungen 354. Talbot's Gesetz für photometr.

Messungen 348. 388. Tegeotypie 488. Teleobjective 277,

Teleobjective. Eutwickelung und Geschichte 181.

von Voigtländer 256, Telephotographie 181. 390. Temperatur, Einflussauf photo-

graphisohe Platten 364. Tetramethyldiamidodiphenyl-

methanoxyd, Lichtempfind-

lichkeit 361. Thiosinamin 433. Tiefe des Foous 135. 22fL 284. Tonbäder 43L

für Bromsilbergelatine 405- 418.

Chlorsilbergelatine 26.

Tonfixirbad 15L Tonfixirpatronen 432. Trockenapparat 318. Trockenplatten, Einfluss und Temperatur 364. 4EL

f. Reproductionszwecke 455

Solarisation 384.

Wirkung der Elektricität

m

Uebertragung alter Stiche 44ft. Ultraviolette Strahlen 24.

Absorption von Farbstoffen 297.

Umdruckzeichnungeu 446- Umrisslinien, erhabene 50 1 Universal - Degradateur 322. Unterrichtsanstalten 26L Uranacetat 369. Uransalze, Lichtempfindlich-

keit 359. 362, Urantonbad 418. 4JJL Uranverstärkuug 416. Uranylmalonat 360. Urheberrecht 266.

Veloxpapier 3,

Ventilator, Trockenapparat 3 IS.

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Sach - Registur.

597

Verkleineningeu 407. Verkupferungsflüssigkeit für

Zink 426. Verstählen 477. Verstärker 152.

von Collodionplatten 39<L

Gelatineplatten 4U. 41fi.

Verschluss, Rollschlitz- 21L

Doppelrouleaux- 309. Vi erfarben druck L 3. Vignettiren der Negative 305. Vitagraph 33a

Vergrösserungen auf Brom- silber 404.

Wärmestrahlen, photogr. 365. Wärmewirkung auf Bromsilber- golatine 3ßfc.

Wasserzeichen 492* Wechseln von Platten 311 Wechselvorrichtung für Films 3 iL

Doppelcameras SIL Wisein 442.

Wolframsaurer Kalk 93. 94. Woodburydruck 471.

Zersetzung von Jodsalzen 359. Zinkätzung 454. 458. 45£ 4£L

4m

~ Blenden 98.

und Bromsilbergelatine 4a

Copirrahmen 496.

Druck 448.

Schaukeltrog für, 325.

Verkupferung 476. Zinksulfit 9L

Druckfehler -Berichtigung".

Auf Seite 356, Zeile 9 von unten, soll es heissen statt „Emailschichten 4* ,? Emulsionsschichten

Verzeichniss der II lustrations -Beilagen.

; 1. Photographie mit Röntgenstrahlen von der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien. Abbildung von Phrynosoma cornutum. Heliogravüre von R. Schuster in Berlin.

2 Arm eines 9 jährigen Mädchens. Photographie mit Röntgen- strahlen von der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- graphie und Reproductionsverfahren in Wien. Autotypie von Oscar Consee in München. (Verkleinerung nach der Originalphotographie.)

' 3. Historisch interessante Aufnahme von Hofphotograph W. Burger auf einer Tannin -Collodion- Badeplatte vom Jahre 1868, welche 1 4 Jahr nach ihrer Präparation zur Verwendung kam. Expositionszeit 7 Minuten mit einem stark abgeblendeten Voigtländer sehen Porträtobjectiv. Ansicht von Nagasaki in Japan, welches Herr Burger ge- legentlich einer Weltumsegelung photographirte Licht- druck von M. Ruoff in Pforzheim.

' 4. Porträtstudie (Doppelbild) aus der k. k. Lehr- und Ver- suchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien. Lichtdruck von Stengel & Markert in Dresden.

- 5. Blitzlichtaufnahme der bei Erdberg in Mähren vom Höhlen- forscher Pater L. Karner (Stift Gröttweih in Nieder -Oester- reich) aufgefundenen Erdhöhle. Magnesium - Hyper- manganat-Blitzpulver. Originalnegativ der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsver- fahren in WTien. Lichtdruck von W. Neumann & Comp, in Berlin.

6. Interieur der Kirche in ^Yaldhausen in Niederösterreich. Aufnahme der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien. Licht- druck von Dr. Trenkler & Co. in Leipzig.

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COO VomelohniM der Illuitratiom - Beilagen.

J 7. Porträt von Karl Kliu, des Erfinders des modernen heliographischen Aetzverfahrens. Kupferauto tyj>ie von Meisenbach Riffarth & Co. nach einer Photographie vor Braun in Paris (s. „Jahrbuch", S. 393).

' 8. Pigmentimitation (mittels Lichtdruck) der Verlagsanstah F Bruckmann in München.

J 9. u. 10. Winter freude'*. Heliogravüre nach einer Gemälde- reproduotion mittels Dr. Albert's orthochromatisch« Collodionemulsion. Heliogravüre von Dr. E. Albert Sz Co. in München.

'11. Porträtstudie aus dem k. k. Hof-Atelier C. Pietzner iL Wien. Lichtdruck von J. Beyer in Zittau in Sachsen.

12. u. 13. Autotypien von Edm. Gaillard in Berlin. Nach farbiger Vorlage. Nach einer photographischen Auf- nahme von J. F. Schmid in Wien: Holzrechen in Caplja in Bosnien. Glasraster: System C, mit 55 resp. 50 Linien pro Centimeter.

J 14. Porträtstudie (Frau Odilon) aus dem Hof-Atelier „Adele* in Wien. Lichtdruck von J. Schober, Hofkunstanstait in Karlsruhe, auf Pyramidenkornpapier von SchaeufTelec in Hoilbronn.

J 16. Reproduction in Dreifarbendruck von Husnik & Häusler in Prag. Druck von Förster & Borries, Zwickau i. S.

' 16. u. 17. Vergleichende Aufnahme von farbigen Tafeln mit Eosinsilberplatten und gewöhnlichen Bromsilbergelatine- Platten. Kupferhochätzung von Meisenbach Riffarth 6z Co , graphische Kunstanstalten in Leipzig, Berlin und München.

18. u. 19. Fehler bei Aufnahmen durch Schrägstellung der Camera und Abhilfe durch Herstellung eines Diapositiv? uud Negativs mit entgegengesetzten Fehlern. Original- aufnahme vom k. k. Bezirkshauptmann 0. Lobmeyr. welcher in Anbetracht der schwierigen localen Verhältnis« die Camera schräg stellen musste. Da der Gegenstand der Aufnahme 1896 ganz abstürzte, so wurde diese Auf- nahme sehr worthvoll und wurde in oben angegebener Weise für die k. k. Centralcommission zur Erhaltung der Kunst- und Baudenkmäler corrigirt. Autotypie von Schelter & Giesecke in Leipzig.

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Ver*eichniM dor Illustration» - Ut ilagen. H01

'' 20. Autotypie von Meisenbach Riffarth & Co., graphische Kunstanstalten in Leipzig, Berlin und München. Nach einem Oelbilde.

4 21. Kupferätzung von H. S. Hermann, Berlin SW., Beuth- strasse 8. Nach einer photographischen Aufnahme von E. Bieber in Berlin; Verlag von Fritz Gran dt, Berlin.

*, 22. Bildstock bei Spitz an der Donau in Nieder - Oesterreich. Aufnahme gelegentlich einer Schulexcursion der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduotions- verfahren in Wien. Lichtdruck von W. Biede, Kunst- anstalt für Photographie in Nürnberg.

J 23. Porträtbüste von C. Seffner. Autotypie von Giesecke & Devrient in Leipzig und Berlin.

; 24. Autotypie von Rudolf Loes in Leipzig. Kaiser Wilhelm I. im Schlosspark zu Babelsberg; aus „Wilhelm der Grosse"; Verlag von Otto Spamer, Leipzig.

J 25. Auf der Buchdruckschnellpresse ausgeführter Drei- farbendruck, hergestellt aus einer 14farbigon Chromo- lithographie nach dem patentirten Verfahren von E. Nister in Nürnberg (s. S. 241 dieses Jahrbuchs).

7 26. Kupferautotypie von Hofphotograph J. Löwy in Wien. Nach einem Gemälde von Blaas: „Unterbrochene Geschichte".

< 27. Autotypie von Hofrath Franz Hanfstaengl in München. Porträt der Mrs. Giddons von Thomas Gainsborough.

' 28. Kupferautotypie von Hofphotograph J. Löwy in Wien. Nach einer Porträtaufnahme von J. Löwy in Wien.

1 29. Farbenprobe von Berger & Wirth in Leipzig. Licht- druck von Römmler & Jonas, Hofphotographen in Dresden. (Der Misurina-See.)

' 30. Autotypie von Georg Büxenstein & Comp, in Berlin.

31. Dreifarbendruck von Georg Büxenstein & Comp, in Berlin.

32. Schloss Ossana in Val di Sole. Aufnahme von W. Müller in Wien. Lichtdruck von Paul Schahl in Berlin N.

1 33. „Baby irn Schneeu. Kupfer -Autotypie von Meiseubach Riffarth & Co. in München.

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Vertelchniis der Illaitrations- Beilagen.

v 34. Partie aus dem Zwingerteich in Dresden. Autotypie von Meisenbach. Druck von C. W. Baum, Kunst- anstalt in Chemnitz.

J 35. Porträtstudie von Hofphotograph H. Eckert in Prag- Autotypie von Husnik & Häusler in Prag.

J 36. Lichtdruck von Aluminiumplatte. Hergestellt in der technischen Lehr- und Versuchsanstalt von Klinisch Ar Co. in Frankfurt a. M.

37. Darstellung der perspectivischen Zeichnung eines Trlr- Objectiv8 im Vergleich mit einem Doppelobjectiv von der- selben Brennweite /"= 348 mm. (Vergl. „Jahrbach" S. 181 bis 189.)

38. Vierfarbendruck (Autotypie) von C Angerer & Gösehl in Wien (s. „Jahrbuch44 S. 1).

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Original Kegatir der K.K.Lehr uEi Vereuuhfl-Anrtaltfär Photographie in Wien. > f

RÖNTGEN - PHOTOGRAPHIE

VON

PH RYN OS OMA CORNUTUM. HELIOGRAVÜRE VON RUD. SCHUSTER. BERLIN.

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Arm einc> o

Photographie mit RontgrnntrahVn von dir k k

Autotypie von 1 '

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Beilage zu Eder's Jahrbuch für 1897.

u;cn Mädchens.

.-- und Versuchsanstalt füi Photographie in Wh n. Zonnit in München.

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Lichtdruck von Dr. Trenkler & Co., Leipzig.

Interieur <lor Kirche in. WaltUiauaen in Nio<l.-OoHtc»rroieh.

Aufnahme der k. k. Lehr- u. Versuchs - Anstalt für Photographie in Wien.

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Beilage zu Edcrs Jahrbuch für 1897.

Portrait von Karl Kli<-

Kupferautcjtypir von M c- i s v n l>a r h Kiffarth & Co.

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Pigmentimitation

der

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G.

München.

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3?ontnaitsttidie aus dem h. h. jß>oP-<JheIiep [Pielzncp in SJicn.

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Nach farbiger Vorlage.

Autotypien von EDM. 1 Glasraster: System C, in Glas geätzt, mit 55 resp.

kunstdruckpapicr von PAUL MARCO & Co. BERLIN S.

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Holz-Ree heu in Kosnien. PllOt Aufnahme von J. F. SCHMU) in WIEN.

,LARD in BERLIN SW.

nien pro cm, von EDM. GAILLARD in BERLIN SW.

Buchdruck von ALBERT DAMCKE, HERLIN.

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Fortroitstudio aus dem hof-phctographischen Atelier

„Adele" in Wien.

Lichtdruck von J.Schober, Hol - Kunstanstolt in Karlsruhe.

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Beilage zu Eder's Jahrbuch für Photographie und Reproductionstechnik 1897.

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Aufn.: B. Bieber, Berlin. Verlag: Frit/ Gran dt, Berlin.

KUPFERÄTZUNG von H. S. Hermann, Berlin S.W., Beuthstrasse 8.

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Poriraitbilftte v«m (\ Sepfner

Autotypie von Gicscckc & Dcvricnt in Leipzig und Berlin

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Autotypie von Rudolf Loes, Leipzig.

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Auf der Buchdruckschncllprcssc ausgeführter Dreifarbendruck,

hergestellt aus einer Itfarblgen Lithographie nach dein patentierten Verfahren

von K. Nister in Nürnberg,

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THOMAS GAINSBOROUGH

Portrait of Mrs. Siddons

Autotypie-Cliche von Franz Hanfstaengl, München

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Beilage zu KJer's Jahrbuch für 1807.

Kupfcrautotypic von 1 lofphotograph J. Löwy in Wien.

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Autotypie von Georg HUxenstein & Comp, in Berlin.

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Baby im Schnee

Kupfer-Autotypie

Meisenbach Riffarth & Co., München.

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Beilage zu Eder's Jahrbuch für 1897.

Autotypie von Husnik & Hausier in Prag. Nach einer Photographie von Holphotograph H. Eckert in Prag.

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Lichtdruck von Aluminiumplatte.

Hergestellt in der technischen Lehr- und Versuchsanstalt von Klinisch & Co., Frankfurt a. M.

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Beilage zu Edcr's Jahrbuch für Photographie und Rcproductionstcchnik. 1897.

Vierfarbendruck.

Siehe Artikel von A. C. Angersr. Firma C. Ar.gerer & Go32hl, Wien.i

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