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Johann Wolfgang von Goethe, Gustav von ...
HIELTE Tv. )
HARVARD COLLEGE
FROM THE BEQUEST OF
MRS. ANNE E. P. SEVER OF BOSTON
Widow of Col. James Warren Sever (Class of 1817)
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Goethes Werke
Herausgegeben im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachſen En
1. Band
— Weimar Sermann Böhlau 1887,
r) 2.
4 6 Pag vo
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Inhalt.
Vorwort . Vorbericht Namen ber Redactoren os Mitarbeiter
Gedichte. Eriter Theil.
Zueignung
Lieder. Vorſpruch Vorklage. An die Günftigen . Der neue Amadiz . i Stirbt der Fuchs, jo gilt der dal. Heidenröslein —F Blinde Kuh . Chriſtel Die Spröde. Die Bekehrte Rettung Der Muſenſohn Gefunden .
Seite
Xi xviu XXVI
iv Inhalt.
Gleich und glei .
Wechfellied zum Tanze Selbftbetrug .
Kriegserflärung
Liebhaber in allen Geftalten
Der Goldichmiedägejell
Antworten bei einem geſellſchaftlichen Frageſpiel
Verſchiedene Empfindungen an Einem PAR A Wer fauft Liebesgötter? . 4 Der Abichied
Die ſchöne Nacht Glück und Traum. Zebendiges Andenken . Glück der Entfernung An Yıma . Brautnadt . Schadenfreude Unschuld . Scheintod. Novemberlied
An die Erwählte . Erſter Derluft . Nachgefühl
Nähe des Geliebten Gegenwart
An die Entfernte . Am Fluſſe
Die Freuden . Abſchied
Wechſel
Beherzigung .
Meeres Stille \ Glückliche Fahrt I ' Muth .
66
67
Gedichte. Erfter Theil.
Erinnerung .
Willkommen und Abſchied Neue Liebe neues Leben
An Belinden .
Mailied . ; Mit einem — Band j Mit einem goldnen Haläfettchen . An Lottchen — Auf dem See .
Dom Berge.
Blumengruß
Mailied .
Frühzeitiger Frühling . ; Herbitgefühl
Raſtloſe Liebe .
Schäfer Klagelied
Troſt in Thränen Nachtgejang
Sehnſucht
An Mignon
Bergſchloße.
Geijtes:Gruß .
An ein goldnes Herz, daB er am ı Halle — Wonne der Wehmuth . — Wandrers Nachtlied.
Ein gleiches
Jägers Abendlied
An den Mond Einſchränkung.
Hoffnung
Sorge
Eigenthum .
An Lina
vi Inhalt.
Geſellige Lieder.
Voriprud . Zum neuen Jahr. Stiftungslied . Frühlingsorakel Die glücklichen Gatten . RBundeslied . Dauer im Wechſel Tiſchlied. Gewohnt, gethan . Generalbeichte . Weltſeele Kophtiſches Lied . Ein andres. Vanitas! vanitatum — Kriegsglück. Offne Tafel Rechenſchaft Ergo bibamus! . Mufen und Grazien in der Mat . N GEpiphaniaäfeft . Die Luftigen von Weimar . Sicilianifches Lied Schweizerlid . Finniſches Lied Zigeunerlied
Balladen. Vorſpruch . Mignon . Ter Sänger Das Beilchen . Der untreue Anabe .
Seite
105 107 109 111 113 117 119 121 124 126 128 130 131 132 134 137 140 144 146 149 151 152 153 155 156
159 161 162 164 165
Gedichte. Erſter Theil.
Erlkönig Der Fiſcher Der König in Thule
Das Blümlein Wunderſchön. Lied des gefangen das; ;
Ritter Curts Brautfahrt . Hochzeitlied .
Der Schaßgräber .
Der Rattenfänger
Die Spinnerin
Dor Gericht j
Der Edelknabe und die Müflerin Der Junggeſell und der Mühlbad) . Der Müllerin Berrath .
Der Müllerin Reue .
Wandrer und Pächterin Wirkung in die ferne .
Die wandelnde Glode
Der getreue Edart
Der Todtentanz j
Die erfte Walpurgiönadt .
Der Zauberlehrling .
Die Braut von Eorinth
Der Gott und die Bajadere. Indiſche Legende
Glegien I. Boriprud) . Römische Elegien. J II
WIE: +0: Aa We
van Inhalt.
Römijche Elegien. IX
XV . XVII. XVIII. XIX XX
Elegien II.
Vorſpruch. Alexis und Dora.
Der neue Paufiad und fein —
Euphroſyne.
Das MWiederjehn .
Amyntas
Die Metamorphoje * Pflangen Hermann und Dorothea
Epiſteln. Boriprud) . Erſte Epijtel Zweite Epiftel. Epigramme.
Venedig 1790. Vorſpruch. Hundert und — Epigramme
Seite
245 246
249 252
255
256 257
307
Gedichte. Erſter Theil. IX
Seite Weiſſagung en des Bakis. Vorſpruch... ee a A ——— Zwei und dreißig Boppelbiftichen ee ar ec ee A Vier Jahreszeiten. Boripruh . . . Be a ae ee Neun und meunzig Diftichen De ae a ae ee ee
Lesartenn. 43661
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Borwort.
Die Werke Goethes gehören zu den foftbarften Befit- thümern des deutichen Volkes. Was Homer für Griechen- land, Dante für Stalien, Shakipeare für die Yänder bedeutet, in denen englifch gefprochen wird, das ift Goethe für alle die, welche wohnen, „joweit die deutjche Zunge flingt“. Wären Homer und Dante nicht gewejen, fo würde die Geſchichte ihrer Völker nicht den Anblid glän- zender Schönheit bieten, der fie umgiebt. Zufünftigen Gejchlechtern werden aus Shafjpeares und Goethes Dich- tungen unfere Zeiten von ähnlichem Glanze überitrahlt einmal entgegentreten. Ein VBorgefühl, dem wir vertrauen, jagt ung, daß dem fo fein werde.
Goethes letzte Mühe war der Ausgabe feiner Werte gewidmet, die ala „Ausgabe letzter Hand“ erſchien. Die bon ihm zum Drude geordneten Schriften, welche nach feinem Tode erſt herausfommen follten, wurden als „Nachlaß“ von Edermann und Riemer diefer Ausgabe binzugefügt. So jehen wir Goethes Haus in Weimar bi3 in die äußerſten Tage des Dichter von lebendiger litterarifcher Arbeit erfüllt. Auch als er gejtorben war fchien fein Auge über feinen Werfen noch zu wachen.
xu Vorwort.
Ein Gefühl von Ehrfurcht, das wir hegen, läßt die Anfchauung entjtehen, als ob die großen Männer auch als Zodte noch nicht völlig Abſchied genommen hätten von den irdiichen Werfen. Der Sage nach umreiten die in Erz auf erzenen Roſſen thronenden Fürften in tiefer Nacht ihre Stadt und halten Umſchau: jo glauben wir auch die großen Dichter und Denker in fort: wirkenden Gedanken über uns waltend. Goethe jchien noch da zu fein. Es wurde die eriten Jahre nad) jeinem Hinweggange leiſe geiprochen in Dingen, die ihn betrafen.
Allmählich aber kam die Frage nach dem im ver- laffenen Haufe lagernden handichriftlichen Nachlaſſe auf. In den dreißiger Jahren hatte die Ausgabe letter Hand den Litteraturfreunden genug gethan, im folgenden Jahr: zehnt machte fich das Verlangen fund, dem Urfprunge der Werke auf die Manuferipte hin nachzugehen. Die bis dahin in ſehr geringem Maße gedrudten Briefe erjchienen nicht mehr ausreichend, ein Bild von Goethes vertrauterem Derkehre zu gewähren. Den Dichter kannte man, man wollte mehr, nun auch vom Schriftiteller und vom Mentchen, willen. Bon dem Manne, Alles in Allem, der jedem Deutjchen jo nahe fteht. Auf Herausgabe der Papiere wurde gedrungen. Sie waren zum größten Theile in den Beſitz der beiden Enkel Goethes, Walthers und Wolfgangs übergegangen. An dieje richteten ſich die Wünſche und Anfragen. Aber ohne Erfolg. Den älteren Litteraturfreunden ift der Unmuth wohl erinnerlich, der neben den Gefühlen des Rejpectes, auf den die Träger eines jolchen Namens ſtets Anſpruch bebielten, ihnen
Norwort. xım
gegenüber Pla griff. Endlich jedoch mußte man fich jagen, daß die Gründe biejer Zurüdhaltung nicht er: füchtlich jeien und daß es fein Mittel gebe, eine Anderung ‘herbeizuführen. Die Goetheforichung nahm ihren Gang weiter, ala ob das Goethe-Archiv nicht da ſei. Nur eine Frage noch bewegte zuleßt die, welche ihre Blicke darauf gerichtet hielten: was gejchehen werde, wenn Walther v. Goethe, dem Wolfgang, der jüngere Bruder, voraus— gegangen war, feine Augen ſchlöſſe. Denn die Furcht, e3 fünne der Nachlaß der Zeriplitterung anheimfallen, war nicht abzuweijen.
Den 18. April 1885 jtarb Walther v. Goethe. Den folgenden Tag ward fein am 24. September 1883 er— tichtetes Teſtament eröffnet. Niemand wird ohne Be— wegung die Beitimmungen Lejen, in denen der leßte Nach- fomme Goethes zum legten Male jeine Stimme erhebt. Mit richtigem Urtheil und Gefühl war dag, was er jelbjt nun nicht mehr behüten konnte, endlich den rechten Händen anvertraut worden. Der Familie Carl Auguſts mußte die Goethes fih doch am nächſten verbunden fühlen: die Großherzogin Sophie von Sachſen wurde ‘que freien Erbin des Litterariichen Goetheſchen Nachlafjes
‚ eingejeßt. „Ich ernenne“, lautet der Schlußparagraph des Tejtamentes, „zur Erbin des v. Goetheichen Familien— archivg, wie jolches bei meinem Tode fich vorfindet, Ihro Königliche Hoheit die Frau Großherzogin von Sachjen. Es umfaßt gedachtes Archiv die großpäterlichen von Goethe— ichen Schriftjtüde, Alten u. j. w., ferner das Privat- archiv meine® Großvaters wiſſenſchaftlichen, poetiſchen, Litterarifchen, adminiftrativen und familiären Werthes,
XIV Vorwort.
ſoweit fie ſich in dem gedachten Archive vorfinden. Möge Ihro Königliche Hoheit die Frau Großherzogin dieſes mein Permächtniß, ich ſage beſſer dieſes Goethejche Vermächtniß, in dem Sinne empfangen, in dem e& Höchitderjelben durch mich entgegengebradht wird, ala ein Beweis tiefempfundenen, weil tiefbegründeten Ver— trauens.“
In den Bei eines jo Hohen geiſtigen Gutes und dem deutjchen Volke gegenüber in eine jo verantwortliche Stellung eintretend, faßte Ihre Königliche Hoheit jebt eine Reihe folgenfchwerer Entjchlüffe, zu deren Ausführung Sie fofort vorging. Der jchriftliche Nachlaß Goethes jollte zu einem Goethe-Archive mit befonderer eigener Ver— waltung erhoben werden. ine neue umfaffende Lebens— bejchreibung follte in Auftrag gegeben, eine neue Aus— gabe der Werfe auf Grund des nun fich im vollften Umfange darbietenden Materiales veranjtaltet werden. Ihre Königliche Hoheit berathichlagte zuerft mit Guftav v. Xoeper. Dann wurde Wilhelm Scherer zugezogen. Als Träger deffen, was in Goethes Namen begonnen worden war, trat unter dem Protectorate Seiner König lichen Hoheit des Großherzogs eine „Goethegeſellſchaft“ zufammen. Auf der im Juni 1885 ftattfindenden con— jtituirenden Berfammlung wurden all diefe Gedanken öffentlich entwidelt. Die Präfidentichaft der Gejelljchaft übernahm Eduard Simfon. Die Ausgabe der Werke wurde G. v. Loeper, Scherer und Erich Schmidt anvertraut, welche die Grundjäße aufftellten, nach denen verfahren werden würde, und die Mitarbeiter wählten. Als Director des Goethearchives wurde E. Echmidt von Ihrer König:
Vorwort. xv
lichen Hoheit berufen, während das Goethe-Nationalmufeunt in Carl Ruland feinen Director fand.
Einen fchweren Schlag empfing dieje unter den glück— lichſten Ausfichten ins Leben tretende Organifation durch Scherers Tod. Schon an der erjten Generalverfammlung, welche der Präfident zum Mat 1886 einberief, hatte Scherer fih nicht mehr betheiligen fünnen. Damals hoffte man noch, daß Gejundheit und Arbeitskraft wieder: jugewinnen jein würden. Im Mai 1887 mußte von dem in der Blüthe feiner Jahre uns entriffenen Manne ala von einem längft Dahingegangenen geiprochen werden. Schmidt ging nun nach Berlin, worauf Ihre Königliche Hoheit Bernhard Suphan an feine Stelle berief der, zu— gleich mit Herman Grimm, in die Direction der Aus— gabe eintrat. Auch Bernhard Seuffert, der erjte General- corrector, wurde in die Direction aufgenommen, welche nun aus fünf Mitgliedern beiteht.
Die Ausgabe der Großhberzogin Sophie von Sachſen, deren erjte Bände jeßt erjcheinen, bildet, wie gezeigt worden ift, nur ein Glied in einer Reihe von Unternefmungen. Mit bedeutenden Beträgen wird für Unterhaltung und Bereicherung des Goethe - National- muſeums Sorge getragen, deſſen Schätze zudem durch die Bereitwilligkeit der Goetheſchen Inteſtaterben in ehren— voller Weiſe vermehrt worden find. Dem Goethe-Archiv haben Anfäufe von Manuffripten und Büchern eine Voll— ftändigfeit gegeben, die es, heute bereits, in den Anfängen feines Bejtehens, zum Mittelpunft der Goethe betreffenden wiſſenſchaftlichen Arbeit erhoben. Goethes, jeit einem halben Jahrhundert jo gut wie verſchloſſenes Haus fteht,
xvi Vorwort.
dem deutſchen Volke neu geſchenkt, offen wieder da. + Die Räume, in denen er lebte und arbeitete, können betreten werden, unberührt als babe er fie eben verlaffen. Es ift ala ſei die Arbeit feiner legten Tage in friſchem Auf- ichufle wieder ind Treiben gefommen.
Allgemeinem Gefühle nach wird der neueren deutjchen Kitteratur der ihr gebührende Antheil an der Erziehung unjeres Volkes nicht mehr lange verjagt bleiben. Die dieſem Gebiete des Willens fich zumendende Arbeit wird dann zu höherer Wichtigkeit aufjteigen. Als Dichter und Schriftiteller wird Goethe einen Rang bei uns einnehmen wie er ihn zuvor nicht inne hatte. Aber auch ala Menſch wird er nun exit jo erfcheinen wie er war. Bisher wußten nur Wenige von ihm, die fich aus dem gefammten Umfange ſeines Thuns und Wirkens diefe Kenntniß mit Mühe bolten. In Zukunft wird Jeder nun leicht wiffen fönnen, wie einer der größten Männer Deutichlands von Zage zu Tage gelebt Hat. Die neue Ausgabe feiner Merfe wird ala das Merkmal eines geiftigen Umjchwunges gelten, von dem heute nur ala etwas Zufünftigem die Rede jein kann, von dem die Zukunft aber ala von etwas Vollbrachtem jprechen wird.
Das Leben der Enkel Goethes jollte fein von Sonnen ichein überjtrahltes jein: auch auf fie fällt ein be= ruhigendes mildes Licht. In der angeborenen großartigen Gefinnung, die fie niemals verleugneten, haben fie durch ihre letzten Entjchlüffe doch den Anftoß zu dem gegeben, was heute gejchieht. Dem Großvater wieder nahetretend, find fie durch geiftige Bande neu mit ihm vereinigt. Reben der Großherzogin Sophie von Sachſen, der Nach-
Vorwort. xvıi
folgerin der SHerzoginnen Amalia und Luife, werden Walther und Wolfgang v. Goethe einft genannt wer- den wenn das neue Aufblühen der von Goethe aus—
gehenden litterariichen Bewegung in Deutjchland datirt werden joll.
Herman Grimm.
Goethes Werke. 1.80,
Borberidt.
Gleichzeitig mit einem umfaffenden Entwurf der Stoff- vertheilung wurden vor zwei Jahren, Sommer 1885, „Srundfäge für die Weimariſche Ausgabe von Goethes Merten“ aufgejtellt. Sie gaben ich jo wenig wie jener Entwurf als etwas Abgeſchloſſenes; Ergebniffe gemein- jamer Berathungen der damal® mit der Xeitung des Werks Beauftragten (v. Loeper, Scherer, Schmidt) waren fie, unter Vorbehalt weiterer Prüfung, zunächjt dazu be— jtimmt, die Mitarbeiter zu verftändigen und zum Meinung?- austausch anzuregen. Im Verfolg der Vorarbeiten, an denen nun Grimm, Seuffert und Suphan betheiligt waren, haben ſich denn auch, namentlich im Hinblick auf die techniſche Ausführung, einzelne Änderungen und Zuſätze nothwendig erwieſen, die leitenden Gedanken ſind aber dieſelben geblieben.
Erſtens. Es ſoll ſich in dieſer Ausgabe das Ganze von Goethes litterariſchem Wirken nebſt Allem, was uns als Kundgebung ſeines perſönlichen Weſens hinterlaſſen iſt, in der Reinheit und Vollſtändigkeit darſtellen, die jetzt erſt, ſeitdem ſein Nachlaß der wiſſenſchaftlichen Bearbeitung zugänglich ge⸗
Vorbericht. xix
worden, erreichbar iſt. Man ſieht alſo ab von allen rein amtlichen Actenſtücken, die in ihrer durch äußerliche Zwecke bedingten Form und Art ſich von dem bezeichneten Um— fang ausſchließen; ebenſo von den reichlich vorhandenen Auszügen und Überſichten, die zum Zwecke der „Annalen“ angefertigt und für dieſe aufgebraucht ſind. Die Maſſe des Aufzunehmenden gliedert ſich in vier Abtheilungen: Werke (im engeren Sinne), naturwiſſenſchaftliche Schriften, Tagebücher, Briefe. Die naturwiſſen— Ichaftlichen Arbeiten als bejondere Abtheilung zu geben entjpricht Goethes eigener Auffaffung, nach welcher fie ala Supplement zu den Werfen behandelt werden jollten.
Als zweiter Grundfaß nämlich wird feitgehalten: bei Allem, was Geftalt und Gricheinung der Aus— gabe im Großen wie im Einzelnen betrifft, joll befolgt werden, was uns als Goethes jelbit- willige Verfügung befannt ij. In den Tages büchern und Briefen, die in genauem Anjchluß an Die urkundlichen Vorlagen gegeben werden, ſoll Goethe dem Leſer in feiner ganzen Eigenheit ſich darftellen. Für den Druck der Werte hat er jelbjt die Norm gegeben in der Ausgabe legter Hand. Cie ijt fein Vermächtniß, er ſelbſt Hat fie jo betrachtet, als den Abſchluß jeiner Lebens— arbeit. Er hat mit größter Umficht, mit einer Sorgfalt wie bei feiner früheren, fich um die Reinheit und Boll: fommenheit diejer Ausgabe ſelbſt bemüht, und die Be— weije jeiner thätigen Theilnahme haben wir in Händen in dem vollftändigen Briefwechjel mit K. Göttling, dem er die Arbeit der Durchficht und Berichtigung des Druck— manuſeripts anvertraut hatte, und mit dem Factor der
xx Vorbericht.
Cottaſchen Officin W. Reichel. Wir können ſeinen eigenen Antheil verfolgen, zunächſt an den einzelnen Bänden der Taſchenausgabe (O!), dann ebenmäßig an der auf Grund derjelben in erneuter Durchficht hergeftellten Octavausgabe, der legtwilligen ZTertrecenfion (C).
Geboten alfo erſchien es, diefe Ausgabe zu Grunde zu legen. Zuvörderſt in der Anordnung: in die Folge der vierzig Bände laflen fich ohne Schwierigkeit die nach- gelaffenen Schriften, ſowohl die nach dem Tode Goethes veröffentlichten wie das noch Ungedrudte, einfügen. Die gleiche Berüdfichtigung verdient fie in Fragen der Text— kritik. Nur aus zivingenden Gründen ſoll von der Les— art C abgegangen werden; die Anderungen, die auf Grund der Handjchriften und der älteren Drude oder auf Grund jelbjtändiger Kritit vorgenommen werden, müfjen fih als nothwendige ausweifen. Iſt nicht mit voller Gewißheit eine DVerderbniß anzunehmen, bejteht irgend ein Zweifel an der Nothwendigkeit der Anderung, jo darf fie nur im Einverjtändniß mit den Redactoren eingeführt werden: ein Fall diefer Art ift gleich auf der erjten Ceite des Textes der Gedichte (3,5) eingetreten. Den Anderungen gegenüber, die fich Göttling hie und da un- bemerft oder ohne Goethes bezeugte Einwilligung gejtattet, hat die auf des Dichter Sprachgebrauch geftüßte Text— kritik freiere Verfügung; fie werden erforderlichen Falls rüdgängig gemacht.
In dem gleichen Sinne ift C maßgebend für Ortho- graphie und Interpunction. Nicht eine ſklaviſche Wieder- holung, nicht ein bloßer Neudrud von C ift es, worauf e8 in dieſer Beziehung ankommt, nicht das Zufällige und
Vorbericht. xxi
Willkürliche ſoll fortgepflanzt werden. Fehlerhaftes wird berichtigt, Schwankungen und Unebenmäßigkeiten der Schreibung, die trotz Göttlings philologiſcher Sorgfalt, namentlich in den erſten Theilen, ſich vorfinden, werden thunlichſt beſeitigt; ſelbſtverſtändlich nur diejenigen, die lediglich im Buchſtäblichen, im Lautzeichen beſtehen (Ge— brauch des c und k in Fremdwörtern, des Apoſtrophs u. dgl.), während Alles, was fich auf Laut und Ausfprache erftredt, ja nur erftreden könnte, gejchont wird. Maß— gebend iſt bei ſchwankender Schreibung die Statiftik; two dieje fein klares Ergebniß liefert, fein Übergewicht des einen MWortbildes gegen das andere darthut, wird der im heutigen Gebrauch üblichen Yorm der Vorzug ge— geben. |
In einem Punkte ift auf das gegenwärtig Übliche Rüdficht genommen, wo fi in C am mindejten ein Schwanfen bemerkbar macht. Es iſt dies die Verwendung des y, zumal in der Verbindung ey. Göttling hat das ver- altete Zeichen, das gegen 1830 hin aus den Druden mehr und mehr verſchwindet, in weitem Umfange zugelaſſen, in einzelnen Fällen ſogar, wo ihm die vorausgehende Cottaſche Geſammtausgabe (an deren Orthographie er ſich im Weſentlichen anſchloß) ein Schwanken zwiſchen ey und ei zeigte, während er andererſeits viele ältere y beſeitigte. Der Kanon, welchen er, mit einer zum Theil wunder— lichen Motivirung, für den Gebrauch des y aufgeſtellt hat, iſt von Goethe ſelbſt genehmigt und ſo pünktlich wie kaum eine andere von ſeinen Vorſchriften eingehalten worden. Nur vereinzelt hat ſich wider denſelben ein y in ey, pfuy, Brey u. ſ. w. erhalten. Wir haben nac)
xxu Vorbericht.
peinlicher Überlegung dies Zeichen, an dem nichts Laut— liches haftet, aufgegeben, mit Ausnahme der wenigen Fremdwörter, in denen e3 fich auch heute noch behauptet hat. Die nicht philologifchen Leer wären durch das häufige y unangenehm gejtört worden; denen aber, welche an der Befeitigung Anjtoß nehmen, wird wohl durd) Mittheilung der erwähnten Vorjchrift Genüge gethan; denn gerade wegen der zähen Genauigkeit, mit welcher Göttling auf ihrer Durchführung dem für i und ei ein- genommenen Reichel gegenüber bejtanden hat, würde man an jeder Stelle, wo es in C vegelrecht vorfommt, das y twieder einzuführen in Stand gejebt fein. Zu diefem Behuf wird alfo der auf einem Briefe Göttling® vom 12. November 1826 beruhende Kanon bier eingerüdt.
„Für den Gorrector der neuen Ausgabe der Goetheſchen Werke. y iſt zu ſchreiben in den 7. angegebenen Fällen:
1, in den griechiſchen Worten und Eigennamen die ein v haben.
2, in den Zahlwörtern zwey, drey und allen da= mit zufammengejeßten Wörtern wie entzwey, Dreyfaltig- feit u. ſ. w.
3, in Freytag, Charfreytag, freyen und Freya.
4, in dem Worte Feyer, feyern, feyerlich, Feyer— tag u. ſ. w.
5, in den Endungen der fremden und deutichen abstracta auf ey, wie Abtey, Melodey, Reiterey, Mahlerey u. ſ. w.
6, in May, Juny, July, (jtatt Maji, Junii, Julit.)
7, im [Xüde für: Indicativ Präſ. 2. P. Plur., Con— junctiv], Imperativ und Infinitiv des Zeitwortes jeyn.
Vorbericht. xxım
In den übrigen Fällen ift durchaus i zu fegen ftatt y, 3. B. in der Endung lei (mancherlei); aljo auch zweyerlei zu jchreiben, freilich u. ſ. w.“
Auf Regelung der AInterpunction hat Goethe durch eine Anordnung Hingewirkt, die fein Brief an Göttling vom 10. Januar 1825 enthält. Er wünjcht, „daß etwa eine, in früherer Zeit gewöhnliche, allzu häufige Inter: punction und Commatifirung ausgelöſcht und dadurch ein reinerer Yluß des Vortrags bewirkt werde”. Don Haus aus war Göttling durch die Art der Behandlung Haffischer Zerte auf ein derartiges Verfahren eingerichtet. „Die Interpunction“, erklärt er, „babe ich verändert, wie ich fie nach befter Überzeugung bei einem Griechen oder Römer dargeftellt haben würde”. Er vereinfacht, mäßigt umd part in vielen Fällen. In anderen wendet er, nad) heutigem Maßftabe, die Zeichen etwas zu reichlich an, bejonder3 bei. den ſ. g. adverbialen Beitimmungen von größerem Umfang und bei Participialconftructionen. Oft it, wo er fie anwendet oder beftehen läßt, bejonders in den Gedichten, die veichlichere Interpunction durchaus angebracht, indem fie dem Leſer zum Bewußtfein bringt, wie in wenig Worten der Sinn ganzer Sätze beichloffen it. Mitunter freilich auch ſcheint er, zumal in den erſten Zheilen, ohne Princip zu verfahren, und jo pflanzt fich erfichtlich öfters in C bloß die Anterpunction früherer Ausgaben fort. Nach ſchulmäßigem Schematismus in— deffen läßt fich Goethes lebendig tönende Sprache über: haupt nicht abtheilen; fie leidet Zwang, jo oft man, zu Gunjten einer eingebildeten Regelmäßigfeit, einen der—
artigen Verſuch unternimmt, und jeder Verſuch der Uni:
xxıv Dorbericht.
formirung bringt die ganze Jnterpunction von Ü ins Schwanten. Man hat fich aljo noch mehr als bei der Drthographie an das von Goethe Gebilligte zu halten. Demgemäß wird in diefer Ausgabe gegen C nur das Sinnwidrige und dem Berftändniß entjchieden Hinderliche befeitigt; der Gleichmäßigfeit zu Liebe ferner, und zwar mit Rückſicht auf die fpäteren, mit größerer Gorgfalt behandelten Theile, wird die Kommatifirung durchgeführt ‚vor relativem der, die, dag und vor daß, auch hier jedoch ohne Zwang bei kürzeren Süßen. Wenn in dem vorliegenden erjten Bande der-Herausgeber auch in anderen Fällen die Interpunction geregelt hat, jo wird dies aus— drüdlich durch die Berufung auf Göttlingd in den erſten Theilen noch jchwanfende Praxis gerechtfertigt, und es iſt in diefen Fällen ſtets die geſammte Tradition ſorg— fältig zu Rath gezogen.
Gin objectives Bild der geſammten Überlieferung zu geben ift der jedem Bande beigegebene kritiſche Anhang bejtimmt. An der Epite der „Lesarten“ werden jedesmal die für Handfchriften und Drude gebrauchten Eiglen, und was jonjt an fritifchen Zeichen, Abkürzungen u. ſ. w. der Deutung bedarf, erklärt. Den Anforderungen einer gefunden Philologie joll volles Genüge gethan werden, mit thunlichhter Rüdficht auf den weiteren Kreis gebildeter Leſer. Auf Einfachheit und Überfichtlichkeit alſo wird bei der Geftaltung der in chronologiicher Folge auftretenden Lesarten vornehmlich Bedacht genommen. Belangloje Varianten (Machläffigkeiten und bloße Schreibfehler in den Manuſeripten, bejonders den nicht eigenhändigen, Drudfebler, die nicht in die Fortentwicklung des Textes
Vorbericht. xxv
eingegriffen haben und kein an ſich mögliches Wortbild ergeben) bleiben als unnützer Ballaſt ausgeſchloſſen. Aber angemerkt wird, was man in der geſprochenen Sprache hört und was auf die Silbenzahl, alſo in gebundener Rede auch auf das Metrum, Einfluß hat. Vielleicht wird man in der Folge zu einer noch knapperen Behand— lung gelangen. Pedantiſche Einförmigkeit wird überhaupt nicht erſtrebt. Ungleichheiten in der Ausführung find auf einem jo ausgebreiteten Arbeitsfelde und bei der auch innerhalb verbindlicher Normen fich geltend machenden Eigenart zahlreicher, ihre Leiſtungen vertretender Mit— arbeiter nie völlig zu umgeben, und fie waren e& troß aller aufgebotenen Sorgfalt am wenigften bei den zuerft in Angriff genommenen Bänden. Derartige Ungleich- heiten mindern und verlieren fich von jelbit, „wenn (tie Goethe an Göttling jchreibt) das Gejchäft im Gange tft.“
Am Namen der Redactoren Bernhard Suphan.
Goethes Werke. 1.3. 111
Redactoren.
Guſtav von Loeper.
Erich Schmidt.
Herman Grimm, eingetreten für Wilhelm Scherer + 6. Auguft 1886. Bernhard Geuffert.
Bernhard Suphan.
Mitarbeiter. Wilhelm Arndt, Leipzig. Jakob Baechtold, Zürich. Karl Bardeleben, Jena. Woldemar Freiherr von Biedermann, Dresden. Robert Borberger, Pofen. Konrad Burdach, Halle a. ©. E. A. Hugo Burkhardt, Weimar. Wilhelm Greizenadh, Krakau. Ernſt Elfter, Glasgow. Wilhelm Fielik, Pleß. Johannes Frand, Bonn. Auguft Freſenius, Berlin. Ludwig Geiger, Berlin. Herman Grimm, Berlin. Dtto Harnad, Birkenruh in Livland. Richard Heinzel, Wien. Rudolf Henning, Straßburg 1. €.
Mitarbeiter. xxvu
Ludwig Hirzel, Bern.
Dtto Hoffmann, Steglik.
Julius Hoffory, Berlin. Hermann Hüffer, Bonn.
Daniel Jacoby, Berlin.
Eugen Joſeph, Straßburg i. €. ©. Kaliſcher, Berlin.
Karl Kochendörffer, Münfter i. W. Rudolf Kögel, Leipzig.
Reinhold Köhler, Weimar. Berthold Litzmann, Jena.
Guftav von Loeper, Berlin. Ernſt Martin, Straßburg i. €. Richard M. Meyer, Berlin. Adolf Michaelis, Straßburg i. €. Jacob Minor, Wien.
Franz Munder, München. Wolfgang von Dettingen, Reichenberg a. Rh. Carl Chr. Redlih, Hamburg. Mar Rieger, Darmitadt.
Mar Roediger, Berlin.
Guſtav Roethe, Göttingen.
Garl Ruland, Weimar.
Auguft Sauer, Prag.
Hermann Sauppe, Göttingen. Erich Schmidt, Berlin.
Franz Schnorr von Garolöfeld, Dresden. Anton E. Schönbach, Graz. Alfred Schöne, Königäberg i. Pr. Hermann Schreyer, Pforta. Edward Schröder, Berlin.
Karl 3. Schröer, Wien.
xxviii Mitarbeiter.
Bernhard Seuffert, Graz.
Carl Siegfried, Jena.
Samuel Singer, Wien.
Rudolf Steiner, Brunn im Gebirge. Adolf Strad,. Gießen.
Philipp Strauch, Tübingen. Friedrich Strehlke, Berlin.
Bernhard Suphan, Weimar. Ludwig von Urlichs, Würzburg. Veit Valentin, Frankfurt a. M. Karl Vollmöller, Göttingen. Albrecht Wagner, Halle a. S. Julius Wahle, Weimar.
Max Freiherr von Waldberg, Czernowitz. Alexander von Weilen, Wien.
Karl Weinhold, Breslau.
Richard Maria Werner, Lemberg. Friedrich Zarncke, Leipzig.
Zueignung.
Goethes Werke 1.8.
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10
Der Morgen kam; e3 ſcheuchten feine Tritte Den leifen Schlaf, der mich gelind umfing, Daß ich, erwacht, aus meiner ftillen Hütte Den Berg hinauf mit frifcher Seele ging; Ich freute mich bei einem jeden Schritte Der neuen Blume die voll Tropfen hing; Der junge Tag erhob ſich mit Entzüden, Und alles war erquidt mich zu erquiden.
Und wie ich ftieg, 309 von dem Fluß der Wieſen
Ein Nebel jih in Streifen jacht hewvor.
Er wich und wechjelte mich zu umfließen,
Und wuch3 geflügelt mir um’3 Haupt empor:
Des ſchönen Blicks ſollt' ich nicht mehr genießen,
Die Gegend dedte mir ein trüber Ylor;
Bald jah ich mich von Wolken wie umgofien,
Und mit mir jelbft in Dämmrung eingejchloffen. —
4 Gedichte. Erfter Theil.
Auf einmal jchien die Eonne durchzudringen, Im Nebel ließ fich eine Klarheit jehn.
Hier ſank er Leife fich hinabzuſchwingen;
Hier theilt’ er fteigend fih um Wald und Höhn. Wie hofft’ ich ihr den erften Gruß zu bringen! Sie hofft’ ich nach der Trübe doppelt jchön.
Der luft'ge Kampf war lange nicht vollendet, Ein Glanz umgab mich und ich ſtand geblendet.
Bald machte mich, die Augen aufzufchlagen, Ein innrer Trieb des Herzens wieder fühn,
Ich konnt’ es nur mit jchnellen Bliden wagen, Denn alles jchien zu brennen und zu glühn. Da jchwebte mit den Wolfen hergetragen
Ein göttlich Weib vor meinen Augen hin,
Kein Ichöner Bild jah ich in meinem Leben, Sie ſah mich an und blieb verweilend jchmweben.
Kennit du mich nicht? ſprach fie mit einem Munde,
Dem aller Xieb’ und Treue Ton entfloß: Erfennft du mich, die ich in manche Wunde
Des Lebens dir den reinjten Balfam goß?
Du fennft mich wohl, an die, zu ew’gem Bunde, Dein jtrebend Herz fich feit und feſter fchloß. Sah ich dich nicht mit heißen Herzensthränen Als Knabe Schon nach mir dich eifrig jehnen?
30
35
45
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60
an
Zueignung.
Ja! rief ich aus, indem ich ſelig nieder
Zur Erde ſank, lang' hab' ich dich gefühlt;
Du gabſt mir Ruh, wenn durch die jungen Glieder Die Leidenſchaft ſich raſtlos durchgewühlt;
Du haſt mir wie mit himmliſchem Gefieder
Am heißen Tag die Stirne ſanft gekühlt;
Du ſchenkteſt mir der Erde beſte Gaben,
Und jedes Glück will ich durch dich nur haben!
Dich nenn' ich nicht. Zwar hör' ich dich von vielen Gar oft genannt, und jeder heißt dich ſein,
Ein jedes Auge glaubt auf dich zu zielen,
Faſt jedem Auge wird dein Strahl zur Pein.
Ach, da ich irrte, hatt' ich viel Geſpielen,
Da ich dich kenne, bin ich faſt allein;
Ich muß mein Glück nur mit mir ſelbſt genießen, Dein holdes Licht verdecken und verſchließen.
Sie lächelte, ſie ſprach: du ſiehſt, wie klug, Wie nöthig war's, euch wenig zu enthüllen! Kaum biſt du ſicher vor dem gröbſten Trug, Kaum biſt du Herr vom erſten Kinderwillen, Co glaubſt du dich ſchon übermenſch genug, Verſäumſt die Pflicht deg Mannes zu erfüllen! Wie viel bift du von andern unterjchieden? Erkenne dich, leb’ mit der Melt in Frieden!
6 Gedichte. Erſier Theil.
Verzeih mir, rief ich aus, ich meint’ e& gut; Soll ich umsonst die Augen offen haben?
Ein froher Wille lebt in meinem Blut,
Ich kenne ganz den Werth von deinen Gaben! Für andre wächſ't in mir das edle Gut,
Ich kann und will das Pfund nicht mehr vergraben! 70
Warum fucht’ ich den Weg jo ſehnſuchtsvoll, Wenn ich ihn nicht den Brüdern zeigen joll?
Und wie ich jprach, Jah mich das hohe Weſen Mit einem Blick mitleid’ger Nachficht an; Ich konnte mich in ihrem Auge lejen,
Was ich verfehlt und was ich recht gethan. Sie lächelte, da war ich jchon genefen,
Zu neuen Freuden ſtieg mein Geijt heran; Ich konnte nun mit innigem Vertrauen
Mich zu ihr nahn und ihre Nähe fchauen.
Da redte fie die Hand aus in die Streifen Der leichten Wolken und des Dufts umber; Mie fie ihn faßte, ließ er fich ergreifen,
Gr ließ fich ziehn, es war fein Nebel mehr. Mein Auge konnt’ im Thale wieder jchweifen, Gen Himmel blidt’ ich, ev war Hell und hehr. Nur jah ich fie den reiniten Schleier halten,
Gr floß um fie und jchwoll in taufend Halten.
75
80
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Zueignung. 7
Sch kenne dich, ich fenne deine Schwächen,
Sch weiß was Gutes in dir lebt und glimmt!
— So fagte fie, ich Hör’ fie ewig Iprechen, — Empfange hier was ich dir lang’ beftimmt,
Dem Glüdlichen kann e8 an nichts gebrechen,
Der dieß Geſchenk mit ftiller Seele nimmt:
Aus Morgenduft gewebt und Sonnenflarheit,
Der Dichtung Schleier aus der Hand der Wahrheit.
Und wenn e3 dir und deinen Freunden ſchwüle Am Mittag wird, fo wirf ihn in die Luft! Sogleich umjäufelt Abendiwindeskühle,
Umhaucht euch Blumen-Würzgeruh und Duft. Es jchweigt das Wehen banger Erdgefühle,
Zum Wolkenbette wandelt fich die Gruft, Bejänftiget wird jede Lebenswelle,
Der Tag wird lieblich und die Nacht wird helle.
Sp fommt denn, Freunde, wenn auf euren Wegen Des Lebens Bürde ſchwer und fchwerer drüdt, Wenn eure Bahn ein frifcherneuter Segen
Mit Blumen ziert, mit goldnen Früchten jchmüdt, Wir gehn vereint dem nächſten Tag entgegen!
Sp leben wir, jo wandeln wir beglüdt.
Und dann auch Joll, wenn Enkel um und trauern, Zu ihrer Luſt noch unſre Liebe dauern.
Nieder.
Spät erklingt, was früh erflang, Glück und Unglüd wird Gejang.
10
Borflage
MWie nimmt ein leidenschaftlicd Stammeln Geſchrieben fich jo jeltfam aus!
Nun ſoll ich gar von Haus zu Haus Die Iojen Blätter alle fammeln.
Was eine lange weite Strede Im Leben von einander jtand, Das fommt nun unter Einer Dede Dem guten Leſer in die Hand.
Doch ſchäme dich nicht der Gebrechen, Bollende ſchnell das fleine Buch; Die Welt it voller Widerfpruch, Und ſollte ſich's nicht wideriprechen ?
12
Gedichte. Erſter Theil.
Un die Günftigen.
Dichter Lieben nicht zu fchweigen,
Wollen fich der Menge zeigen.
Lob und Tadel muß ja jein!
Niemand beichtet gern in Proja;
Doc vertraun wir oft jub Roſa 5 An der Mufen ftillem Hain.
Mas ich irrte, was ich ftrebte,
Was ich litt und was ich lebte,
Sind hier Blumen nur im Strauß;
Und das Alter wie die Jugend, 10 Und der Fehler wie die Tugend
Nimmt fich gut in Liedern aus.
10
Lieber. 13
Der neue Amadiß.
.——
Als ih noch ein Knabe war, Sperrte man mich ein;
Und fo jaß ich manches Jahr Über mir allein,
Wie in Mutterleib.
Doch du warjt mein Zeitvertreib Goldne Phantaſie,
Und ich ward ein warmer Held, Wie der Prinz Pipi,
Und durchzog die Welt.
Baute manch Eryitallen Schloß, Und zeritört” e8 auch),
Warf mein blinfendes Geſchoß Drachen durch den Bauch,
Sa, ich war ein Mann!
Ritterlich befreit’ ich dann Die Prinzeifin Fiſch; Sie war gar zu obligeant,
Führte mich zu Tiſch, Und ich war galant.
14
Gedichte. Erſter Theil.
Und ihr Kuß war Götterbrot,
Glühend wie der Wein.
Ach! ich Liebte faſt mich todt!
Rings mit Sonnenjchein
War fie emaillirt. 25
Ach! wer hat fie mir entführt?
Hielt fein Zauberband
Sie zurüd vom jchnellen Fliehn?
Sagt, wo ijt ihr Land?
Wo der Weg dahin? 30
10
Lieber. 15
Stirbt der Fuchs, jo gilt der Balg.
Nah Mittage ſaßen wir
Junges Volt im Kühlen;
Amor fam, und ftirbt der Fuchs Wollt’ er mit uns fpielen.
jeder meiner Freunde ſaß Froh bei feinem Herzchen; Amor blies die Fackel aus, Sprach: Hier ift das Kerzchen!
Und die Fackel, wie fie glomm, Ließ man eilig wandern, Jeder drüdte fie geſchwind
In die Hand des andern.
Und mir reichte Dorilig
Sie mit Spott und Echerze; Kaum berührt mein Finger fie, Hell entflammt die Kerze.
Gengt mir Augen und Geficht, Setzt die Bruft in Flammen, Über meinem Haupte ſchlug Halt die Gluth zuſammen.
Löſchen wollt’ ich, patichte zu; Doch es brennt bejtändig;;
Statt zu fterben ward der Fuchs Recht bei mir Tebendig.
Gedichte. Erſter Theil.
Heidenrößlein.
Sah ein Knab' ein Röslein ftehn, Röslein auf der Heiden,
Mar fo jung und morgenjchön, Lief er ſchnell e8 nah zu ſehn, Sah’3 mit vielen Freuden. Röslein, Röslein, Röglein voth, Röslein auf der Heiden.
Knabe ſprach: ich breche dich, Röslein auf der Heiden! Röglein Sprach: ich jteche dich, Daß du ewig denfjt an mich, Und ich will’3 nicht leiden. Röslein, Röslein, Röslein voth, Röslein auf der Heiden.
Und der wilde Knabe brad) 's Röglein auf der Heiden; Röslein wehrte fich und jtach,
Half ihm doch fein Weh und Ach,
Mußt' es eben leiden. Röslein, Röslein, Röslein roth, Röslein auf der Heiden.
20
Lieder.
Blinde Kuh.
O Liebliche Thereſe!
Wie wandelt gleich in's Böſe Dein offnes Auge ſich!
Die Augen zugebunden
Haſt du mich ſchnell gefunden, Und warum fingſt du eben mich?
Du faßteſt mich auf's beſte, Und hielteſt mich ſo feſte;
Ich ſank in deinen Schoos. Kaum warſt du aufgebunden, War alle Luſt verſchwunden; Du ließeſt kalt den Blinden los.
Er tappte hin und wieder, Verrenkte faſt die Glieder,
Und alle foppten ihn.
Und willſt du mich nicht lieben, So geh' ich ſtets im Trüben Wie mit verbundnen Augen hin.
Goethes Werke. 1. Bd.
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Gedichte. Erfter Theil.
Chriſtel.
Hab' oft einen dumpfen düſtern Sinn, Ein gar ſo ſchweres Blut!
Wenn ich bei meiner Chriſtel bin, Iſt alles wieder gut.
Ich ſeh' ſie dort, ich ſeh' ſie hier Und weiß nicht auf der Welt,
Und wie und wo und wann ſie mir Warum ſie mir gefällt.
Das ſchwarze Schelmenaug' dadrein, Die ſchwarze Braue drauf,
Seh' ich ein einzigmal hinein,
Die Seele geht mir auf.
Iſt eine, die ſo lieben Mund, Liebrunde Wänglein hat?
Ach, und es iſt noch etwas rund, Da ſieht kein Aug' ſich ſatt!
Und wenn ich ſie denn faſſen darf Im luft'gen deutſchen Tanz,
Das geht herum, das geht ſo ſcharf, Da fühl' ich mich ſo ganz!
Und wenn's ihr taumlig wird und warm,
Da wieg' ich ſie ſogleich An meiner Bruſt, in meinem Arm; 's iſt mir ein Königreich!
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30
3
Lieder.
Und wenn fie liebend nach mir blidt Und alles rund vergißt,
Und dann an meine Bruft gedrüdt Und weidlich eins gefüßt,
Das läuft mir durch das Rückenmark Bis in die große Zeh!
Sch bin fo ſchwach, ich bin fo ſtark, Mir ift jo wohl, jo weh!
Da möcht’ ich mehr und immer mehr, Der Tag wird mir nicht lang;
Menn ich die Nacht auch bei ihr wär”, Davor wär’ mir nicht bang.
Ich denk’, ich Halte fie einmal
Und büße meine Luft;
Und endigt fich nicht meine Qual, Eterb’ ih an ihrer Bruft!
19
2*
20
Gedichte. Erſter Theil.
Die Spröde.
An dem reinjten Frühlingsmorgen
Ging die Schäferin und jang,
Jung und ſchön und ohne Sorgen,
Daß es durch die Felder Elang,
So la la! le ralla! 5
Thyrſis bot ihr für ein Mäulchen
Zwei, drei Echäfchen gleich am Ott, Schalkhaft blicdte fie ein Weilchen;
Doch fie ſang und lachte fort,
So la la! Te ralla! 10
Und ein andrer bot ihr Bänder
Und der dritte bot fein Herz;
Doch fie trieb mit Herz und Bändern
Sp wie mit den Lämmern Scherz,
Nur la la! le ralla! 15
10
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Lieder. 21
Die Bekehrte.
Bei dem Glanze der Abendröthe Ging ich jtill den Wald entlang, Damon jaß und blies die Flöte, Daß e3 von den Felſen Klang, So la la!
Und er zog mich, ach, an fich nieder, Küßte mich jo Hold, jo ſüß.
Und ich jagte: blaſe wieder!
Und der gute Junge blies,
So la la!
Meine Ruhe ift nun verloren, Meine Freude floh davon, Und ich höre vor meinen Obren Immer nur den alten Zon, So la la, le ralla.
u. . w.
22
Gedichte. Erſter Theil.
Rettung.
Mein Mädchen ward mir ungetreu, Das machte mich zum Yreudenhaffer; Da lief ich an ein fließend Waſſer, Das Mafler lief vor mir vorbei.
Da ſtand ich nun, verzweiflend, jtumm; Im Kopfe war mir’3 wie betrunfen, Haft wär’ ich in den Strom gejunfen, 63 ging die Welt mit mir herum.
Auf einmal hört’ ich was, das rief — Ich wandte jujt dahin den Rüden — 63 war ein Stimmechen zum Entzüden: „Nimm dich in Acht! der Fluß ift tief.“
Da lief mir was durch’3 ganze Blut,
Sch jeh’, jo ift’3 ein liebes Mädchen;
Sch fragte fie: wie Heißt du? „Käthchen!“ O Ichönes Käthchen! Du bijt gut.
Du hältſt vom Tode mich zurüd, Auf immer dank ich dir mein Leben; Allein das Heißt mir wenig geben, Nun jei auch meines Lebens Glück!
Und dann klagt' ich ihr meine Noth, -
Sie jchlug die Augen Lieblich nieder;
Ich füßte fie und fie mich wieder,
Und — vor. der Hand nicht? mehr von Tod.
— — — —
15
10
15
20
Lieder.
Der Mufenfohn.
Durch Feld und Wald zu jchweifen, Mein Liedchen mwegzupfeifen,
So geht’3 von Ort zu Ort!
Und nach dem Tatte reget,
Und nad dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.
Ich fann fie faum erwarten Die erite Blum’ im Garten, Die erite Blüth” am Baum. Sie grüßen meine Xieder,
Und fommt der Winter wieder, Sing' ich noch jenen Traum.
Ich fing’ ihn in der Weite, Auf Eiſes Läng’ und Breite, Da blüht der Winter jchön! Auch diefe Blüthe ſchwindet Und neue Freude findet Sich auf bebauten Höhn.
Denn wie ich bei der Linde Das junge Völfchen finde, Sogleich erreg’ ich fie.
Der jtumpfe Burſche bläht fich, Das fteife Mädchen dreht fich Nach meiner Melodie.
24
Gedichte. Erfter Theil.
Ihr gebt den Sohlen Flügel
Und treibt, durch Thal und Hügel, Den Liebling weit von Haus.
Ihr Lieben holden Muſen,
Wann ruh' ich ihr am Buſen Auch endlich wieder aus?
25
30
15
Lieder. 25
Gefunden.
— —
Ich ging im Walde Co für mid) hin, Und nicht zu ſuchen Das war mein Einn.
Im Chatten jah ich Ein Blümchen ftehn, Wie Sterne leuchtend, Wie Auglein ſchön.
Sch wollt’ es brechen, Da jagt’ es fein: Soll ich zum Welten
‚Gebrochen jein?
Sch grub’3 mit allen Den Würzlein aus, Zum Garten trug ich's Am hübſchen Haus.
Und pflanzt’ es wieder Am ftillen Ort;
Nun zweigt e8 immer Und blüht jo fort.
— — ——— · — —
26 Gedichte. Erfter Theil. »
Gleih und gleid.
Ein Blumenglödchen Bom Boden hervor War früh geiprofiet In lieblichem Flor; Da kam ein Bienchen Und naſchte fein: — Die müſſen wohl beide Für einander ſein.
Lieder. 97
Wechſellied zum Tanze.
Die Gleichgültigen.
Komm mit, o Schöne, komm mit mir zum Tanze; Tanzen gehöret zum feſtlichen Tag. Biſt du mein Schatz nicht, ſo kannſt du es werden, Wirſt du es nimmer, ſo tanzen wir doch.
s Komm mit, o Schöne, komm mit mir zum Tanze; Tanzen verherrlicht den feitlichen Tag.
Die Zärtlichen.
. "Ohne dich, Liebſte, was wären die Feſte?
Ohne dich, Süße, was wäre der Tanz?
Wärſt du mein Scha nicht, jo möcht” ich nicht tanzen, ı Bleibſt du es immer, ift Leben ein Feſt.
Ohne dich, Kiebite, was wären die Feſte?
Ohne dich, Süße, was wäre der Tanz?
Die Gleichgültigen.
Laß fie nur lieben, und laß du ung tanzen! Schmachtende Xiebe vermeidet den Tanz.
ıs Schlingen wir fröhlich den drehenden Reihen, Schleichen die andern zum dämmernden Wald. Laß fie nur lieben, und laß du ung tanzen! Schmacdtende Liebe vermeidet den Tanz.
23 Gedichte. Erſter Theil.
° Die Zärtlichen.
Laß fie fich drehen, und laß du uns wandeln! Mandeln der Liebe ift himmliſcher Tanz. Amor, der nahe, er höret fie |potten,-
Rächet ſich einmal, und rächet fich bald.
Laß fie fich drehen, und laß du ung wandeln! Mandeln der Liebe ift himmliſcher Tan.
20
Lieber.
Selbftbetrug.
— — — —
Der Vorhang ſchwebet hin und her Bei meiner Nachbarin.
Gewiß, ſie lauſchet überquer,
Ob ich zu Hauſe bin,
Und ob der eiferſücht'ge Groll, Den ich am Tag gehegt,
Sich, wie er nun auf immer ſoll, Im tiefen Herzen regt.
Doch leider hat das ſchöne Kind Dergleichen nicht gefühlt.
Ich ſeh', es iſt der Abendwind, Der mit dem Vorhang ſpielt.
29
30
Gedichte. Erſter Theil.
Kriegserflärung.
Menn ich doch jo ſchön wär’ Mie die Mädchen auf dem Land! Cie tragen gelbe Hüte
Mit roſenrothem Band.
Glauben, daß man ſchön jei, Dächt' ich, ift erlaubt.
Sin der Stadt ach! ich hab’ es Dem unter geglaubt.
Nun im Frühling ach! iſt's Um die Freuden gethan; Ihn ziehen die Dirnen, Die ländlichen, an.
Und die Taill' und den Schlepp Verändr’ ich zur Stund’;
Das Leibchen ijt Länger,
Das Rödchen iſt rund.
Trage gelblichen Hut,
Und ein Mieder wie Schnee; Und fichle, mit andern,
Den blühenden Klee.
25
30
Rieder. 31
Spürt er unter dem Chor Etwas Zierliches aus; Der Lüfterne Knabe
Er winft mir in’ Haus.
Sch begleit’ ihn verichämt Und er fennt mich noch nicht, Er fneipt mir die Wangen Und ſieht mein Geficht.
Die Städterin droht Euch Dirnen den Krieg, Und doppelte Reize Behaupten den Sieg.
32
Gedichte. Erfter Theil.
Xiebhaber in allen Geftalten.
Ich wollt’ ich wär’ ein Fiſch,
So hurtig und friich;
Und fämft du zu anglen,
Ich würde nicht manglen.
Ich wollt’ ich wär’ ein Fiſch, 5 So hurtig und friſch.
Ich wollt' ich wär' ein Pferd,
Da wär' ich dir werth.
O wär' ich ein Wagen,
Bequem dich zu tragen. 10 Ich wollt' ich wär' ein Pferd,
Da wär' ich dir werth.
Ich wollt' ich wäre Gold,
Dir immer im Sold;
Und thätſt du was kaufen, 15 Käm' ich wieder gelaufen.
Sch wollt’ ich wäre Gold,
Dir immer im Sold.
35
40
Lieber.
Sch wollt’ ich wär’ treu, Mein Liebchen ſtets neu; Ich wollt’ mich verheißen, Wollt’ nimmer verreifen. Ich wollt’ ich wär’ treu, Mein Liebehen ftet3 neu.
Ich wollt’ ich wär’ alt
Und runzlig und alt;
Thätſt du mir's verjagen,
Da könnt’ mich’3 nicht plagen. Sch wollt’ ich wär’ alt
Und runzlig und kalt.
Wär’ ich Affe jogleich, Boll nedender Streich’; Hätt' was dich verdroffen, Sp macht’ ich dir Pofien. Wär’ ich Affe Togleich, Vol nedender Streich.
Wär’ ich gut wie ein Schaf, Wie der Löwe jo brav; Hätt' Augen wie’3 Lüchächen, Und Liſten wie's Füchschen. Wär’ ich gut wie ein Schaf, Wie der Löwe jo brav.
Goethes Werke 1.8.
34
Gedichte. Erfter Theil.
Mas alles ich wär,
Das gönnt’ ich dir jehr;
Mit fürftlichen Gaben, re Du follteft mich haben.
Was alles ich wär”,
Das gönnt’ ich dir jehr.
Doch bin ich wie ich bin,
Und nimm mid nur hin! 50 Willſt du beſſ're befißen,
So laß dir fie ſchnitzen.
Ich bin nun wie ich bin;
So nimm mich nur hin!
10
15
20
Rieder.
Der Goldſchmiedsgeſell.
— —
Es iſt doch meine Nachbarin
Ein allerliebſtes Mädchen!
Wie früh ich in der Werkſtatt bin, Blick' ich nach ihrem Lädchen.
Zu Ring und Kette poch' ich dann
Die feinen goldnen Drähtchen.
Ach, denk' ich, wann, und wieder, wann Iſt ſolch ein Ring für Käthchen?
Und thut ſie erſt die Schaltern auf,
Da kommt das ganze Städtchen
Und feilſcht und wirbt mit hellem Hauf Um's Allerlei im Lädchen.
Ich feile; wohl zerfeil' ich dann Auch manches goldne Drähtchen. Der Meiſter brummt, der harte Mann! Er merkt, es war das Lädchen.
Und flugs wie nur der Handel ſtill, Gleich greift ſie nach dem Rädchen. Ich weiß wohl, was ſie ſpinnen will: Es hofft das liebe Mädchen.
3*
36
Gedichte. Erſter Theil,
Das kleine Füßchen tritt und tritt;
Da denk’ ich mir das Mädchen,
Das Strumpfband denk’ ich auch wohl mit, Ich ſchenkt's dem lieben Mädchen.
Und nad) den Lippen führt der Schaf 25 Das allerfeinfte Fädchen.
D wär’ ich doch an feinem Platz,
Wie küßt' ich mir das Mädchen!
10 -
20
Lieder. 37
Antworten
bei einem gejelljchaftlichen Frageſpiel.
— —
Die Dame. Was ein weiblich Herz erfreue In der klein- und großen Welt? Ganz gewiß iſt es das Neue, Deſſen Blüthe ſtets gefällt; Doch viel werther iſt die Treue, Die, auch in der Früchte Zeit, Noch mit Blüthen uns erfreut.
Der junge Herr. Paris war, in Wald und Höhlen, Mit den Nymphen wohl bekannt, Bis ihm Zeus, um ihn zu quälen, Drei der Himmliſchen geſandt; Und es fühlte wohl im Wählen, In der alt- und neuen Zeit, Niemand mehr Verlegenheit.
Der Erfahrne.
Geh den Weibern zart entgegen, Du gewinnſt ſie auf mein Wort; Und wer raſch iſt und verwegen Kommt vielleicht noch beſſer fort; Doch wem wenig dran gelegen Scheinet, ob er reizt und rührt, Der beleidigt, der verführt.
Gedichte. Erfter Theil.
Der Zufriedne. Vielfach ift der Menfchen Streben, Ihre Unruh, ihr Verdruß; Auch iſt manches Gut gegeben, Mancher liebliche Genuß; 25 Doch das größte Glüd im Xeben Und der reichlichjte Gewinn Iſt ein guter leichter Sinn.
Der luſtige Rath. er der Menfchen thöricht Treiben Täglich fieht und täglich ſchilt, 30 Und, wenn Andre Narren bleiben, Selbit für einen Narren gilt, Der trägt jchwerer, ala zur Mühle Irgend ein beladen Thier. Und, wie ich im Bufen fühle, 35 MWahrlich! jo ergeht es mir.
Lieber. 39
Verſchiedene Empfindungen an Einem Plage.
Das Mädchen. Sch hab’ ihn gefehen! Wie ift mir geſchehen? O Himmlifcher Blick! Er kommt mir entgegen; 5 Ich weiche verlegen, Ich ſchwanke zurüd. Ich irre, ich träume! Ihr Felſen, ihr Bäume, Verbergt meine Freude, 10 Berberget mein Glüd!
Der Jüngling. Hier muß ich fie finden! Sch jah fie verfchwinden, Ihr folgte mein Blick. Sie fam mir entgegen, 15 Dann trat fie verlegen Und ſchamroth zurüd, Iſt's Hoffnung, ſind's Träume? Ihr Belfen, ihr Bäume, Entdedt mir die Liebſte, 20 Entdedt mir mein Glüd!
Der Schmachtende. Hier flag’ ich verborgen Dem thauenden Morgen
Gedichte. Erſter Theil.
Mein einfam Geſchick. Verkannt von der Menge, Mie zieh’ ich in’3 Enge Mich ftille zurüd!
D zärtliche Seele,
O jchweige, verhehle
Die ewigen Leiden, Verhehle dein Glück!
Der Jäger. 63 lohnet mich heute Mit doppelter Beute Ein gutes Geſchick. Der redliche Diener Bringt Hafen und Hühner Beladen zurüd. Hier find’ ich gefangen Auch Vögel noch hangen. Es Lebe der Jäger, Es lebe ſein Glüd!
25
35
Lieder.
Wer fauft Liebesgötter?
—— —
Bon allen jchönen Waaren, Zum Markte hergefahren, Wird feine mehr behagen
Als die wir euch getragen Aus fremden Ländern bringen. O höret was wir fingen! Und jeht die jchönen Vögel, Sie ftehen zum Verkauf.
Zuerft bejeht den großen,
Den Iuftigen, den ofen!
Er büpfet leicht und munter Don Baum und Busch herunter; Gleich iſt er wieder droben.
Wir wollen ihn nicht loben.
O jeht den muntern Vogel!
Er fteht hier zum Verkauf.
Betrachtet nun den Kleinen, Er will bedächtig jcheinen, Und doch iſt er der loſe, So gut al3 wie der große; Er zeiget meift im GStilfen Den allerbeiten Willen. Der loſe kleine Vogel,
Er fteht Hier zum Verkauf.
41
42
Gedichte. Erſter Theil.
O ſeht dag Heine Täubchen, Das liebe Turtelweibchen! Die Mädchen find fo zierlich, Verjtändig und manierlich; Sie mag fich gerne pußen Und eure Liebe nußen.
Der kleine zarte Vogel,
Er Steht hier zum Berfauf.
Mir wollen fie nicht loben, Sie ftehn zu allen Proben. Sie lieben fich das Neue; Doch über ihre Treue
Derlangt nicht Brief und Siegel;
Sie haben alle Flügel. Wie artig find die Vögel, Wie reizend ift der Kauf!
35
10
15
Lieder.
Der Abſchied.
— ————
Laß mein Aug' den Abſchied ſagen, Den mein Mund nicht nehmen kann! Schwer, wie ſchwer iſt er zu tragen! Und ich bin doch ſonſt ein Mann.
Traurig wird in diefer Stunde Selbit der Liebe fühtes Pfand, Kalt der Kuß von deinem Munde, Matt der Drud von deiner Hand.
Sonft, ein leicht geftohlnes Mäulchen, O wie hat e8 mich entzüdt!
So erfreuet uns ein Beilchen,
Das man früh im März gepflüdt.
Doch ich pflüde nun fein Kränzchen, Keine Rofe mehr für dich. Hrühling ift es, liebes Fränzchen, Aber leider Herbit für mich!
Gedichte. Erfter Theil.
Die ſchöne Nadt.
———
Nun verlafl’ ich diefe Hütte,
Meiner Liebjten Aufenthalt,
Wandle mit verhülltem Schritte
Durch den öden finjtern Wald:
Luna bricht durch Busch und Eichen, 5 Zephyr meldet ihren Lauf,
Und die Birken ftreun mit Neigen
Ihr den fühten Weihrauch auf.
Wie ergöß’ ich mich im Kühlen
Diefer jchönen Sommernadt! 10 O wie jtill ift hier zu fühlen,
Was die Seele glüdlich macht!
Läßt ſich faum die Wonne faflen
Und doch wollt’ ich, Himmel, dir
Zaufend jolcher Nächte laſſen, 15 Gäb' mein Mädchen Eine mir.
Lieber.
Glück und Traum.
— —
Du haſt uns oft im Traum geſehen Zuſammen zum Altare gehen,
Und dich als Frau, und mich als Mann. Oft nahm ich wachend deinem Munde, In einer unbewachten Stunde,
So viel man Küſſe nehmen kann.
Das reinite Glüd, das wir empfunden, Die Wolluft mancher reichen Stunden Floh wie die Zeit mit dem Genuß. Was hilft e8 mir, daß ich genieße? MWie Träume fliehn die wärmjten Küffe, Und alle Freude wie ein Kup.
Gedichte. Erſter Theil.
Xebendiges Andenfen.
Der Liebjten Band und Schleife rauben, Halb mag fie zürnen, halb erlauben,
Euch iſt es ‚viel, ich will es glauben
Und gönn’ euch ſolchen Selbitbetrug:
Ein Schleier, Halstuch, Strumpfband, Ringe Sind wahrlich feine Heinen Dinge;
Allein mir find fie nicht genug.
Lebend’gen Theil von ihrem Leben, Ihn hat nach leiſem Widerjtreben Die Allerliebfte mir gegeben,
Und jene Herrlichkeit wird nicht2. Mie lach’ ich all der Trödelwaare! Sie ſchenkte mir die ſchönen Haare, Den Schmud des ſchönſten Angefichts.
Soll ich dich gleich, Geliebte, miſſen, Wirt du mir doch nicht ganz entriffen: Zu ſchaun, zu tändeln und zu küfſen Bleibt die Reliquie von dir. —
Gleich ift des Haars und mein Gejchide; Sonjt buhlten wir mit Einem Glüde Um fie, jeßt find wir fern von ihr.
10
25
Lieber. 47
Feſt waren wir an fie gehangen; Wir ftreichelten die runden Wangen, Uns lodt’ und zog ein ſüß Verlangen, Air gleiteten zur vollern Bruft.
O Nebenbubler, frei von Neide,
Du ſüß Geſchenk, du jchöne Beute, Erinnre mih an Glüf und Luft!
Gedichte. Erfter Theil.
Glück der Entfernung.
Trink', o Jüngling! heil’ges Glücke Taglang aus der Liebſten Blicke; Abends gaukl' ihr Bild dich ein. Kein Verliebter hab' es beſſer;
Doch das Glück bleibt immer größer, Fern von der Geliebten ſein.
Ew'ge Kräfte, Zeit und Ferne, Heimlich wie die Kraft der Sterne, Wiegen dieſes Blut zur Ruh.
Mein Gefühl wird ſtets erweichter; Doch mein Herz wird täglich leichter Und mein Glück nimmt immer zu.
Nirgends kann ich ſie vergeſſen; Und doch kann ich ruhig eſſen, Heiter iſt mein Geiſt und frei; Und unmerkliche Bethörung Macht die Liebe zur Verehrung, Die Begier zur Schwärmerei.
Aufgezogen durch die Sonne
Schwimmt im Hauch äther'ſcher Wonne So das leichtſte Wölkchen nie,
Wie mein Herz in Ruh und Freude. Frei von Furcht, zu groß zum Neide, Lieb' ich, ewig lieb' ich ſie!
15
20
15
Lieber. 49
Un Luna.
— —
Schweſter von dem erſten Licht, Bild der Zärtlichkeit in Trauer! Nebel ſchwimmt mit Silberſchauer Um dein reizendes Geſicht; Deines leiſen Fußes Lauf
Weckt aus tagverſchloſſ'nen Höhlen Traurig abgeſchiedne Seelen, Mich, und nächt'ge Vögel auf.
Forſchend überſieht dein Blick Eine großgemeſſ'ne Weite.
Hebe mich an deine Seite!
Gib der Schwärmerei dieß Glück; Und in wolluftvoller Ruh
Säh' der weitverſchlagne Ritter Durch das gläjerne Gegitter Seine Mädchens Nächten zu.
Des Beſchauens holdes Glüd Mildert folcher Ferne Qualen, Und ich ſammle deine Strahlen Und ich ſchärfe meinen Blid; Hell und heller wird es jchon Um die unverhüllten Glieder, Und nun zieht fie mich hernieder, Wie dich einft Endymion.
Goethes Werke. 1.3. 4
50
Gedichte. Erſter Theil.
Brautnadt.
—
Im Schlafgemach, entfernt vom Feſte, Sitzt Amor dir getreu und bebt,
Daß nicht die Lift muthwill’ger Gäfte Des Brautbett3 Frieden untergräbt.
Es blinkt mit myſtiſch Heil’gem Schimmer Bor ihm der Flammen blafleg Gold;
Ein Weihrauchswirbel füllt dag Zimmer, Damit ihr recht genießen jollt.
Wie fchlägt dein Herz beim Schlag der Stunde, Der deiner Gäfte Lärm verjagt;
Wie glühjt du nach dem jchönen Munde,
Der bald verftummt und nichts verjagt.
Du eilft um alles zu vollenden
Mit ihr in’3 Heiligthum hinein;
Das Feuer in des Wächters Händen
Wird wie ein Nachtlicht ftill und Klein.
Wie bebt vor deiner Küſſe Menge Ihr Buſen und ihr voll Gejicht; Zum Zittern wird nun ihre Strenge, Denn deine Kühnheit wird zur Pflicht. Schnell Hilft dir Amor fie entfleiden, Und iſt nicht halb fo jchnell als du; Dann hält er ſchalkhaft und befcheiden Sich feit die beiden Augen zu.
Lieder.
Schadenfreude.
—
In des Papillons Geftalt
Flattr' ich, nach den legten Zügen, Zu den vielgeliebten Stellen, Zeugen bimmlifcher Vergnügen, Über Wiejen, an die Ouellen,
Um den Hügel, durch den Wald.
Ich belaufch’ ein zärtlich Paar; Von des jchönen Mädchens Haupte Aus den Kränzen jchau’ ich nieder; Alles was der Tod mir raubte Geh’ ich hier im Bilde wieder, Bin jo glüdlich wie ich war.
Sie umarmt ihn lächelnd ftumm, Und jein Mund genießt der Stunde, Die ihm güt’ge Götter jenden, Hüpft vom Buſen zu dem Munde, Bon dem Munde zu den Händen, Und ich hüpf' um ihn herum.
Und fie ſieht mich Schmetterling. Zitternd vor des Freunds Verlangen Epringt fie auf, da flieg’ ich ferne. „Liebſter, fomm, ihn einzufangen! Komm! ich hätt’ es gar zu gerne, Gern das Kleine bunte Ding.”
4*
Sl
52
Gedichte. Erſter Theil.
Unſchuld.
Schönſte Tugend einer Seele, Reinſter Ouell der Zärtlichkeit! Mehr als Byron, als Pamele
Ideal und Seltenheit!
Wenn ein andres Feuer brennet, Flieht dein zärtlich ſchwaches Licht; Dich fühlt nur wer dich nicht kennet, Wer dich kennt, der fühlt dich nicht.
Göttin, in dem Paradieſe
Lebteſt du mit uns vereint;
Noch erſcheinſt du mancher Wieſe Morgens, eh' die Sonne ſcheint.
Nur der ſanfte Dichter ſiehet
Dich im Nebelkleide ziehn; Phöbus kommt, der Nebel fliehet, Und im Nebel biſt du hin.
Lieder. 53
Scheintod.
—
Meint, Mädchen, bier bei Amors Grabe; bier
Sank er von nichts, von ohngefähr danieder.
Doch ift er wirklich todt? Ich ſchwöre nicht dafür: Ein Nichts, ein Ohngefähr erwedt ihn öfters wieder.
Gedichte. Erſter Theil.
Novemberlied.
Dem Schützen, doch dem alten nicht, Zu dem die Sonne flieht,
Der uns ihr fernes Angeſicht
Mit Wolken überzieht;
Dem Knaben ſei dieß Lied geweiht, 5 Der zwiſchen Rojen jpielt,
Uns höret und zur rechten Zeit
Nach Schönen Herzen zielt.
Durch ihn Hat ung des Winters Nacht,
Co häßlich ſonſt und rauf, 10 Gar manchen werthen Freund gebracht
Und manche liebe Frau.
Bon nun an foll fein jchöned Bild
Am Sternenhimmel jtehn,
Und er foll ewig, hold und mild, 15 Uns auf: und untergehn.
Lieber.
An die Ermwählte.
— — —
Hand in Hand! und Lipp' auf Lippe! Liebes Mädchen, bleibe treu!
Lebe wohl! und manche Klippe
Fährt dein Liebſter noch vorbei;
Aber wenn er einſt den Hafen,
Nach dem Sturme, wieder grüßt, Mögen ihn die Götter ftrafen,
Menn er ohne dich genießt.
Friſch gewagt iſt Schon gewonnen, Halb ift Schon mein Werk vollbradt! Sterne leuchten mir wie Sonnen, Nur dem Feigen ift es Nacht.
Mär’ ich müßig dir zur Seite, Drüdte noch der Kummer mich; Doch in aller diejer Weite
Wirk’ ich rafch und nur für dich.
Schon ift mir das Thal gefunden, Wo wir einit zufammen gehn, Und den Strom in Abenditunden Sanft hinunter gleiten jehn.
Diefe Pappeln auf den Wiejen, Diefe Buchen in dem Hain!
Ad, und Hinter allen diejen Wird doch auch ein Hüttchen fein.
56
Gedichte. Erſter Theil.
Erjter Verluft.
Ah wer bringt die fchönen Tage, Sene Tage der erjten Liebe,
Ah wer bringt nur eine Stunde Jener holden Zeit zurüd!
Einfam nähr’ ich meine Wunde, Und mit jtet3 erneuter Klage Traur' ih um’3 verlorne Glüd.
Ach, wer bringt die jchönen Tage, Jene holde Zeit zurüd!
Rieder. 57
Nachgefühl.
Wenn die Reben wieder blühen, Rühret ſich der Wein im Faſſe; Wenn die Roſen wieder glühen, Weiß ich nicht, wie mir geſchieht.
Thränen rinnen von den Wangen, Was ich thue, was ich laſſe;
Nur ein unbeſtimmt Verlangen Fühl' ich, das die Bruſt durchglüht.
Und zuletzt muß ich mir ſagen, Wenn ich mich bedenk' und faſſe, Daß in ſolchen ſchönen Tagen Doris einſt für mich geglüht.
Gedichte. Erſter Theil.
Nähe des Geliebten.
ch denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer Dom Meere jtrahlt;
Ich denfe dein, wenn fich de3 Mondes Flimmer In Quellen mahlt.
ch jehe dich, wenn auf dem fernen Wege 5 Der Staub fich hebt;
Sn tiefer Nacht, wenn auf dem fchmalen Stege Der Wandrer bebt.
Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Raufchen Die Welle jteigt. 10 Im stillen Haine geh’ ich oft zu laufchen, Wenn alles jchweigt.
Ich bin bei dir, du ſeiſt auch noch fo ferne, Du bift mir nah!
Die Sonne finft, bald leuchten mir die Sterne. 18 O wärft du da!
Lieber. 59
Gegenwart.
Alles fündet dich an! Ericheinet die Herrliche Sonne, Folgſt du, jo Hoff’ ich es, bald.
Zrittft du im Garten hervor, ©o bift du die Roje der Rofen, Lilie der Lilien zugleich.
Wenn du im Tanze dich regit, Eo regen fich alle Geftirne Mit dir und um dich umher.
Nacht! und jo wär’ es denn Nacht! Nun überjicheinit du des Mondes
Lieblichen, ladenden Glanz.
Ladend und lieblich bift du, Und Blumen, Mond und Gejtirne Huldigen, Sonne, nur dir.
Sonne! fo jei du auch mir Die Schöpferin herrlicher Tage; Leben und Ewigkeit iſt's.
Gedichte. Erfter Theil.
An die Entfernte.
So Hab’ ich wirklich dich verloren? Bilt du, o Schöne, mir entflohn? Noch Klingt in den gewohnten Ohren Ein jedes Wort, ein jeder Ton.
Co wie des Wandrers Blid am Morgen 5 Vergebens in die Lüfte dringt,
Wenn, in dem blauen Raum verborgen,
Hoch über ihm die Lerche fingt:
Sp dringet ängjtlich hin und wieder
Durch Feld und Bush und Wald mein Blid; 10 Dich rufen alle meine Lieder;
O komm, Geliebte, mir zurüd!
Lieder. 61
Am Fluſſe.
Derfließet, vielgeliebte Lieder,
Zum Meere der Bergeffenheit!
Kein Knabe fing’ entzückt euch wieder, Kein Mädchen in der Blüthenzeit.
Ihr ſanget nur von meiner Lieben;
Nun ſpricht fie meiner Treue Hohn. Ihr wart in's Wafler eingejchrieben ; So fließt denn auch mit ihm davon.
62
Gedichte. Erfter Theil.
Die Freuden.
63 flattert um die Quelle
Die wechſelnde Libelle,
Mich Freut fie lange ſchon;
Bald dunkel und bald belle,
Mie der Chamäleon, 5 Bald roth, bald blau,
Bald blau, bald grün;
D daß ich in der Nähe
Doch ihre Farben fähe!
Sie ſchwirrt und ſchwebet, vajtet nie! 10 Doch ſtill, fie jeßt fich an die Weiden.
Da hab’ ich fie! Da hab’ ich fie!
Und nun betracht’ ich fie genau,
Und jeh’ ein traurig dunkles Blau —
So geht e3 dir, Zergliedrer deiner Freuden! ı5
1
un
©
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Lieder. 63
Abſchied.
Zu lieblich iſt's, ein Wort zu brechen,
Zu ſchwer die wohlerkannte Pflicht,
Und leider kann man nichts verſprechen, Was unſerm Herzen widerſpricht.
Du übſt die alten Zauberlieder,
Du lockſt ihn, der kaum ruhig war,
Zum Schaukelkahn der ſüßen Thorheit wieder, Erneuſt, verdoppelſt die Gefahr.
Was ſuchſt du mir dich zu verſtecken! Sei offen, flieh nicht meinen Blick! Früh oder ſpät mußt' ich's entdecken, Und hier haſt du dein Wort zurück.
Was ich geſollt, hab' ich vollendet;
Durch mich ſei dir von nun an nichts verwehrt; Allein verzeih dem Freund, der ſich nun von dir wendet, Und ſtill in ſich zurücke kehrt.
Gedichte. Erſter Theil.
Wechſel.
Auf Kieſeln im Bache da lieg' ich, wie helle! Verbreite die Arme der kommenden Welle,
Und buhleriſch drückt ſie die ſehnende Bruſt;
Dann führt ſie der Leichtſinn im Strome danieder; Es naht ſich die zweite, fie ſtreichelt mich wieder: 5 So fühl' ich die Freuden der wechſelnden Luſt.
Und doch, und ſo traurig, verſchleifſt du vergebens Die köſtlichen Stunden des eilenden Lebens,
Weil dich das geliebteſte Mädchen vergißt!
O ruf' ſie zurücke die vorigen Zeiten! 10 63 küßt fich jo ſüße die Kippe der Zweiten,
Als kaum fich die Lippe der Erjten gefüßt.
Lieder.
Beherzigung.
Ach, was joll der Menfch verlangen? St es befler, ruhig bleiben? Klammernd feſt fich anzuhangen?
Iſt es befler, fich zu treiben?
Soll er fich ein Häuschen bauen? Sol er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felſen trauen? Selbſt die feiten Felſen beben.
Eines ſchickt fich nicht für alle! Gehe jeder wie er’3 treibe,
Sehe jeder wo er bleibe,
Und wer jteht, daß er nicht falle!
Goethes Werke 1. Bd.
66
Gedichte. Erſter Theil.
Meeres Stille.
— — —
Tiefe Stille herrſcht im Waſſer,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert ſieht der Schiffer.
Glatte Fläche rings umher.
Keine Luft von feiner Seite! 5 Todesſtille fürchterlich ! In der ungeheuern Weite Reget feine Welle ich.
Glückliche Fahrt.
— —
Die Nebel zerreißen,
Der Himmel iſt belle
Und Äolus Löfet
Das ängftliche Band.
63 ſäuſeln die Winde, 8 Es rührt ſich der Schiffer.
Geſchwinde! Geſchwinde!
Es theilt ſich die Welle,
Es naht ſich die Ferne;
Schon ſeh' ich das Land! 10
Lieder.
Muth
—
Sorglos über die Fläche weg,
Wo vom fühnften Wager die Bahn Dir nicht vorgegraben du fiehjt, Diache dir felber Bahn!
Stille, Liebehen, mein Herz! Kracht's gleich, bricht’3 doch nicht! Bricht's gleich, bricht’3 nicht mit dir!
Erinnerung.
Willſt du immer weiter jchweifen? Sieh, das Gute liegt jo nah. Lerne nur das Glück ergreifen, Denn das Glüd ift immer da.
67
Gedichte. Erfter Theil.
Willflommen und Abſchied.
Es jchlug mein Herz, geichwind zu Pferde! Es war gethan fait eh’ gedacht; | Der Abend wiegte fchon die Erde
Und an den Bergen hing die Nacht: Schon ſtand im Nebelkleid die Eiche,
Ein aufgethürmter Rieje, da,
Mo Finiterniß aus dem Gejträuche
Mit hundert Schwarzen Augen fah.
Der Mond von einem Wolfenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor,
Die Winde ſchwangen leiſe Flügel, Umfauf’ten Tchauerlich mein Ohr;
Die Nacht ſchuf taufend Ungeheuer;
Doch friſch und fröhlich war mein Muth: In meinen Adern welches Teuer!
In meinem Herzen welche Gluth!
Dich Jah ich, und die milde Freude Floß von dem füßen Blid auf mich; Ganz war mein Herz an deiner Seite Und jeder Athemzug für dich.
Ein rojenfarbnes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Geficht,
Und Zärtlichkeit für mi — ihr Götter! Sch Hofft’ e8, ich verdient’ es nicht!
Lieder. 69
Doch ad, ſchon mit der Morgenjonne Derengt der Abſchied mir das Herz:
Sn deinen Küffen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Sch ging, du ſtandſt und ſahſt zur Erden, Und ſahſt mir nach mit naflem Blid:
. Und doch, welch Glüd geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glüd!
Gedichte. Erfter Theil.
Neue Liebe neues Reben.
Herz, mein Herz, was joll dag geben ? Was bedränget dich fo jehr?
Welch ein fremdes neues Leben!
Sch erkenne dich nicht mehr.
Weg iſt alles, was du liebteſt,
Meg warum du dich betrübteft,
Weg dein Fleiß und deine Ruh — Ah wie kamſt du nur dazu!
Feſſelt dich die Jugendblüthe, Dieſe liebliche Geftalt,
Diejer Blid voll Treu’ und Güte, Mit unendlicher Gewalt?
Will ich raſch mich ihr entziehen, Mich ermannen, ihr entfliehen, Führet mich im Augenblid
Ach mein Weg zu ihr zurüd.
Und an diefem Zauberfädchen, Das fich nicht zerreißen läßt, Hält das liebe loſe Mädchen Mich jo wider Willen feit; Muß in ihrem Zauberkreiſe Leben nun auf ihre Weile. Die VBerändrung ach wie groß! Liebe! Liebe! laß mich log!
Lieder. 71
An Belinden.
—
Warum ziehft du mich unmiderftehlich Ach in jene Pracht?
War ich guter Junge nicht jo jelig In der öden Nacht?
Heimlich in mein Zimmerchen verichloflen, Lag im Mondenfchein
Ganz von feinem ESchauerlicht umflofien, Und ich dämmert’ ein;
Träumte da von vollen goldnen Stunden Ungemijchter Luſt,
Hatte jchon dein liebes Bild empfunden Tief in meiner Bruft.
Bin ich’3 noch, den du bei fo viel Lichtern An dem Spieltiich hältit?
Oft To unerträglichen Gefichtern
Gegenüber jtellit?
Reizender ift mir de Frühlings Blüthe Nun nicht auf der Flur;
Wo du, Engel, bift, ift Lieb’ und Güte, Wo du bift, Natur.
72
Gedichte. Erſter Theil.
Mailied.
— ——
Wie herrlich leuchtet Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüthen Aus jedem Zweig Und tauſend Stimmen Aus dem Geſträuch.
Und Freud' und Wonne Aus jeder Bruſt.
O Erd', o Sonne!
O Glück, o Luſt!
O Lieb', o Liebe! So golden ſchön, Wie Morgenwolken Auf jenen Höhn!
Du ſegneſt herrlich Das friſche Feld, Im Blüthendampfe Die volle Welt.
20
25
35
Lieder. 73
O Mädchen, Mädchen, Wie Lieb’ ich dich! Wie blidt dein Auge! Wie liebit du mich!
So liebt die Lerche Gejang und Luft, Und Morgenblumen Den Himmelsduft,
Wie ich dich liebe Mit warmem Blut, Die du mir Jugend Und Freud’ und Muth
Zu neuen Liedern Und Tänzen gibit. Sei ewig glücklich, Wie du mich Liebft!
74 Gedichte. Erſter Theil.
Mit einem gemahlten Band.
Kleine Blumen, fleine Blätter Streuen mir mit leichter Hand Gute junge Frühlings-Götter
Tändelnd auf ein luftig Band.
Zephyr, nimm's auf deine Flügel, 5 Schling's um meiner Liebjten Kleid;
Und fo tritt fie vor den Spiegel
AN in ihrer Munterkeit.
Sieht mit Rojen ſich umgeben,
Selbſt wie eine Roje jung. 10 Einen Blick, geliebtes Leben! | Und ich bin belohnt genung.
Fühle, was dieß Herz empfindet,
Reiche frei mir deine Hand,
Und das Band, das uns verbindet, 15 Sei fein jchwaches Rojenband!
10
Lieder. 75
Mit einem goldnen Halskettchen.
Dir darf dieß Blatt ein Kettchen bringen, Das, ganz zur Biegjamfeit gewöhnt,
Sich mit viel hundert Kleinen Schlingen Um deinen Hals zu jchmiegen jehnt.
Gewähr’ dem Närrchen die Begierde, Sie ift voll Unschuld, ift nicht fühn; Am Tag iſt's eine fleine Zierde, Am Abend wirfft du's wieder hin.
Doch bringt dir einer jene Kette, Die Schwerer drüdt und erniter faßt, Verdenk' ich dir es nicht, Yifette, Wenn du ein flein Bedenken haft.
76 | Gedichte. Erſter Theil.
An Lottchen.
Mitten im Getümmel mancher Freuden,
Mancher Sorgen, mancher Herzengnoth,
Den?’ ich dein, o Lottchen, denken dein die beiden,
Wie bei'm ftillen Abendroth
Du die Hand ung freundlich veichteft, 5 Da du uns auf reich bebauter Flur,
In dem Schooje herrlicher Natur,
Manche leicht verhüllte Spur
Einer lieben Seele zeigtelt.
Wohl ift mir’, daß ich dich nicht verfannt, 10 Daß ich gleich dich in der erjten Stunde, Ganz den Herzensausdrudf in dem Wunde, Dich ein wahres gutes Kind genannt.
Still und eng und ruhig auferzogen
Wirft man ung auf Einmal in die Welt; 15 Uns umjpülen hunderttaujend Wogen,
Alles reizt uns, mancherlei gefällt,
Mancherlei verdrießt uns, und don Stund’ zu Stunden Schwankt da3 leichtunruhige Gefühl;
Mir empfinden, und was wir empfunden, 20 Spült hinweg das bunte Weltgewühl.
Wohl, ich weiß e3, da durchichleicht uns innen
Manche Hoffnung, mander Schmer;.
gottchen, wer kennt unjre Sinnen?
Zottchen, wer kennt unfer Herz? 25
35
45
Lieder. 77
Ach es möchte gern gefannt fein, überfließen In das Mitempfinden einer Greatur,
Und vertrauend zwiefach neu genießen
Alles Leid und Freude der Natur.
Und da jucht das Aug’ oft fo vergebens Rings umber, und findet alles zu;
So vertaumelt fich der ſchönſte Theil des Lebens Ohne Sturm und ohne Ruh;
Und zu deinem ew’gen Unbehagen
Stößt dich heute, was dich geitern 309. Kannjt du zu der Welt nur Neigung tragen, Die fo oft dich trog,
Und bei deinem Weh, bei deinem Glücke, Blieb in eigenwill’ger ftarrer Ruh?
Sieh, da tritt der Geift in fich aurüde,
Und das Herz — es ſchließt fich zu.
Co fand ich dich und ging dir frei entgegen.
D fie ift werth zu fein geliebt!
Rief ich, erflehte dir deg Himmels reiniten Segen, Den er dir nun in deiner Freundin gibt.
78
Gedichte. Erfter Theil.
Aufdem See
—
Und friiche Nahrung, neues Blut Saug’ ich aus freier Welt;
Wie ift Natur jo Hold und gut, Die mich am Bufen hält!
Die Welle wieget unfern Kahn Am Rudertaft hinauf,
Und Berge, wolkig himmtelan, Begegnen unjerm Lauf.
Aug’, mein Aug’, was ſinkſt du nieder? Goldne Träume, fommt ihr wieder? eg, du Traum! jo Gold du bift; Hier auch Lieb’ und Leben ift.
Auf der Welle blinken Taufend jchmwebende Sterne, Meiche Nebel trinken
Rings die thürmende Ferne; Morgenwind umflügelt
Die beichattete Bucht,
Und im See bejpiegelt
Sich die reifende Frucht.
Lieder. 79
Bom Berge.
Menn ich, Liebe Lili, dich nicht Tiebte,
Welche Wonne gäb’ mir diefer Blick!
Und doch wenn ich, Lili, dich nicht liebte, Fand’ ich hier und fänd' ich dort mein Glüd?
Blumengruß.
—
Der Strauß, den ich gepflücdet, Grüße dich viel taufendmal! Ich Habe mich oft gebücket, Ach wohl ein tauſendmal, Und ihn an's Herz gedrücket Wie hunderttauſendmal!
80
Gedichte. Erfter Theil.
Mailied,
Zwiſchen Weizen und Korn, Zwiſchen Hecken und Dorn,
Zwiſchen Bäumen und Gras, Wo geht’3 Liebchen?
Sag’ mir das!
Hand mein Holdchen Nicht daheim;
Muß das Goldchen Draußen fein. Grünt und blühet Schön der Mai; Liebchen ziehet
Froh und frei.
An dem Felſen bei'm Fluß, Wo fie reichte den Kuß, Jenen eriten im Gras, Seh’ ich etwas!
Iſt fie das?
20
Lieder.
Srühzeitiger Frühling.
— — r
Tage der MWonne, Kommt ihr fo bald? Schenft mir die Sonne, Hügel und Wald?
Reichlicher fließen Bächlein zumal. Sind es die Wiefen? Iſt es das Thal?
Blauliche Frifche! Himmel und Höh! Goldene Fiſche
Wimmeln im See,
Buntes Gefieder Raufchet im Hain; Himmliſche Lieder Schallen darein.
Unter des Grünen Blühender Kraft, Naſchen die Bienen Summend am Eaft.
Keife Bewegung
Bebt in der Luft, Reizende Regung, Schläfernder Duft.
Goethes Werke. 1,8,
81
82
Gedichte. Erfter Theil.
Mächtiger rühret 25 Bald fi ein Hauch,
Doch er verlieret
Gleich fih im Strauch.
Aber zum Bufen
Kehrt er zurüd. 30 Helfet, ihr Mufen,
Tragen das Glüd!
Saget ſeit gejtern
Wie mir geihah?
Liebliche Schweitern, 35 Liebehen iſt da!
x
Lieber.
Herbſtgefühl.
— —
Fetter grüne, du Laub,
Am Rebengeländer
Hier mein Fenſter herauf! Gedrängter quellet, Zwillingsbeeren, und reifet Schneller und glänzend voller! Euch brütet der Mutter Sonne Scheideblick; euch umſäuſelt Des holden Himmels Fruchtende Fülle;
Euch kühlet des Mondes Freundlicher Zauberhauch, Und euch bethauen, ach!
Aus dieſen Augen
Der ewig belebenden Liebe Vollſchwellende Thränen.
6*
Gedichte. Erſter Theil.
Raſtloſe Liebe,
Dem Schnee, dem Regen, Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte, Durch Nebeldüfte, Immer zul Immer zu! Ohne Raft und Ruh!
Lieber durch Leiden Möcht' ich mich jchlagen, Als jo viel Freuden Des Lebens ertragen. Alle dag Neigen
Bon Herzen zu Herzen, Ach wie jo eigen Schaffet dag Schmerzen!
ie joll ich fliehen? Wälderwärts ziehen? Alles vergebens! Krone des Lebens, Glück ohne Ruh, Liebe, biſt du!
Lieder. Shäfers Klagelied.
Da droben auf jenem Berge Da ſteh' ich tauſendmal
An meinem Stabe gebogen Und jchaue hinab in das Thal.
Dann folg’ ich der weidenden Heerde, Mein Hündchen bewahret mir fie. Ich bin herunter gefommen
Und weiß doch jelber nicht wie.
Da jtehet von fchönen Blumen Die ganze Wiefe jo voll.
Ich breche fie, ohne zu wiſſen, Wen ich fie geben ſoll.
Und Regen, Sturm und Gewitter Verpaſſ' ich unter dem Baum.
Die Thüre dort bleibet verjchloffen ; Doch alles iſt Yeider ein Traum.
63 jtehet ein Regenbogen Wohl über jenem Haug! Sie aber ift weggezogen, Und weit in das Land hinaus.
Hinaus in das Land und weiter, Vielleicht gar über die See. Vorüber, ihr Schafe, vorüber! Dem Schäfer ift gar fo weh.
86
Gedichte. Erſter Theil.
Troft in Thränen.
Wie fommt’s, daß du jo traurig bift, Da alles froh erjcheint?
Man fieht dir's an den Augen an, Gewiß du haft geweint.
„And hab’ ich einfam auch geweint, So ijt’3 mein eigner Schmerz,
Und Thränen fließen gar jo jüß, Erleichtern mir das Herz.“
Die frohen Freunde laden dich, D komm an unjre Bruft!
Und was du auch verloren haft, Vertraue den Berluft.
„Ihr lärmt und vaufcht und ahnet nicht,
Was mich den Armen quält. Ach nein, verloren hab’ ich's nicht, Co jehr e8 mir auch fehlt.”
So raffe denn dich eilig auf,
Du bilt ein junges Blut.
In deinen Jahren hat man Kraft Und zum Erwerben Muth.
10
15
30
Lieder.
„Ach nein, erwerben kann ich's nicht, 63 ſteht mir gar zu fern. 63 weilt jo hoch, es blinkt fo fchön, Wie droben jener Stern.“
Die Sterne, die begehrt man nicht, Dean freut fich ihrer Pracht,
Und mit Entzüden blidt man auf In jeder heitern Nacht.
„Und mit Entzüden blick' ich auf Eon manchen lieben Tag; Verweinen laßt die Nächte mich, So lang’ ich weinen mag.”
’
87
88
Gedichte. Erſter Theil.
Nachtgeſang.
O gib, vom weichen Pfühle, Träumend, ein halb Gehör! Bei meinem Saitenſpiele Schlafe! was willſt du mehr?
Bei meinem Saitenſpiele Segnet der Sterne Heer
Die ewigen Gefühle;
Schlafe! was willſt du mehr?
Die ewigen Gefühle
Heben mich, hoch und hehr, Aus irdiſchem Gewühle; Schlafe! was willſt du mehr?
Vom irdiſchen Gewühle Trennſt du mich nur zu ſehr, Bannſt mich in dieſe Kühle; Schlafe! was willſt du mehr?
Bannſt mich in dieſe Kühle,
Gibſt nur im Traum Gehör. Ach, auf dem weichen Pfühle Schlafe! was willſt du mehr?
20
Lieder.
Sehnjudt.
Was zieht mir das Herz fo? Was zieht mich hinaus?
Und windet und fchraubt mich An's Zimmer und Haus? Wie dort fich die Wolfen
Um Felfen verziehn!
Da möcht’ ich hinüber,
Da möcht’ ich wohl Hin!
Nun wiegt fich der Raben Gejelliger Flug;
Ich miſche mich drunter Und folge dem Zug.
Und Berg und Gemäuer Umfittigen wir;
Cie weilet da drunten;
Ich ſpähe nach ihr.
Da kommt fie und wandelt; Sch eile jobald,
Ein fingender Vogel,
Zum bujchigen Wald.
Sie weilet und horchet
Und lächelt mit ſich:
„Er finget jo lieblich
Und fingt e8 an mich.”
89
90
Gedichte. Erjter Theil.
Die jcheidende Sonne Verguldet die Höhn;
Die finnende Schöne
Sie läßt es gejchehn.
Sie wandelt am Bache Die Wiejen entlang,
Und finjter und finjtrer Umfchlingt fich der Gang;
Auf einmal erjchein?’ ich Ein blinfender Stern. „Was glänzet da droben, So nah und ſo fern?“ Und Halt du mit Staunen Das Leuchten erblidt;
Sch lieg’ dir zu Füßen, Da bin ich beglüdt!
25
30
35
Lieder. 91
Un Mignon.
Über Thal und Fluß getragen Biehet rein der Sonne Wagen. Ach, fie regt in ihrem Kauf, So wie deine, meine Schmerzen, Tief im Herzen,
Immer Morgens wieder auf.
Kaum will mir die Nacht noch frommen, Denn die Träume jelber fommen
Nun in trauriger Geftalt,
Und ich fühle diefer Schmerzen,
Still im Herzen,
Heimlich bildende Gewalt.
Schon jeit manchen jchönen Jahren Seh’ ich unten Schiffe fahren; Jedes fommt an feinen Ort;
Aber ach, die jteten Schmerzen, Feſt im Herzen,
Schwimmen nicht im Strome fort.
Schön in Kleidern muß ich kommen, Aus dem Schrank find fie genommen, Weil es heute Feittag ift;
Niemand ahnet, daß von Schmerzen
Herz im Herzen
Grimmig mir zerriffen ift.
92
Gedichte. Erfter Theil.
Heimlich muß ich immer weinen, Aber freundlich kann ich jcheinen Und fogar gejund und roth; Wären tödtlich diefe Schmerzen Meinem Herzen,
Ach, Schon lange wär’ ich todt.
20
Lieder. 93
Bergſchloß.
Da droben auf jenem Berge Da ſteht ein altes Schloß,
Wo hinter Thoren und Thüren Sonſt lauerten Ritter und Roß.
Verbrannt ſind Thüren und Thore Und überall iſt es ſo ſtill; Das alte verfallne Gemäuer Durchklettr' ich, wie ich nur will.
Hierneben lag ein Keller,
So voll von köſtlichem Wein; Nun ſteiget nicht mehr mit Krügen Die Kellnerin heiter hinein.
Sie ſetzt den Gäſten im Saale Nicht mehr die Becher umher, Sie füllt zum heiligen Mahle Dem Pfaffen das Fläſchchen nicht mehr.
Sie reicht dem lüſternen Knappen Nicht mehr auf dem Gange den Trank, Und nimmt für flüchtige Gabe
Nicht mehr den flüchtigen Dank.
Denn alle Balken und Decken
Sie find ſchon lange verbrannt, Und Trepp’ und Gang und Gapelle In Schutt und Trümmer verwandt.
94
Gedichte. Erſter Theil.
Doc ala mit Either und Flaſche
Nach diefen felfigen Höhn Ich an dem heiterjten Tage Mein Liebehen jteigen gejehn;
Da drängte fich Frohes Behagen Hervor aus verödeter Ruh,
Da ging’3 wie in alten Tagen Recht feierlich wieder zu.
Als wären für ftattliche Gäfte Die weiteſten Räume bereit, Als käm' ein Pärchen gegangen Aus jener tüchtigen Zeit.
Als ſtünd' in feiner Capelle Der würdige Pfaffe ſchon da Und fragte: wollt ihr einander? Wir aber lächelten: Ja!
Und tief bewegten Geſänge Des Herzens innigiten Grund, 63 zeugte jtatt der Menge Der Echo fchallender Mund.
Und als fich gegen den Abend Im Stillen alles verlor,
Da blickte die glühende Sonne Zum ſchroffen Gipfel empor.
Und Knapp und Kellnerin glänzen
Als Herren weit und breit; Sie nimmt fih zum Kredenzen Und er zum Danke fich Zeit.
30
35
40
45
50
Lieder.
Geijte3-Gruf.
Hoch auf dem alten Thurme ſteht Des Helden edler Geiit, Der, wie das Schiff vorübergeht,
Es wohl zu fahren heißt.
„Sieh, diefe Senne war fo ſtark, „Dies Herz To feit und wild,
„Die Knochen voll von Rittermarf, „Der Becher angefüllt;
„Mein halbes Leben ſtürmt' ich fort, Verdehnt' die Hälft’ in Ruh,
„Und du, du Menichen-Schifflein dort, „Fahr' immer, immer zu!”
95
96 Gedichte. Erſter Theil.
An ein goldnes Herz, das er am Halje trug.
Angedenfen du verklungner Freude,
Das ich immer noch am Halſe trage,
Hältjt du länger ala das Seelenband ung beide? Verlängerſt du der Liebe kurze Tage?
lieh’ ich, Lili, vor dir! Muß noch an deinem Bande 5 Durch fremde Yande,
Durch ferne Thäler und Wälder wallen!
Ach, Lili's Herz konnte jo bald nicht
Von meinem Herzen fallen.
Wie ein Vogel, der den Faden bricht 10 Und zum Walde fehrt,
Er jchleppt des Gefängniſſes Schmach
Noch ein Stüdchen des Fadens nach;
Er iſt der alte freigeborne Vogel nicht,
Er Hat Schon jemand angehört. 15
Lieber. 97
Wonne der Wehmuth.
— — —
Trocknet nicht, trocknet nicht,
Thränen der ewigen Liebe!
Ach nur dem halbgetrockneten Auge
Wie öde, wie todt die Welt ihm erſcheint! Trocknet nicht, trocknet nicht,
Thränen unglücklicher Liebe!
Goethes Werke. 1. Bd. 7
98
Gedichte. Erfter Theil.
Wandrers Nachtlied.
Der du von dem Himmel biſt,
Alles Leid und Schmerzen ſtilleſt, Den, der doppelt elend iſt,
Doppelt mit Erquidung fülleſt,
Ach ich bin des Treibens müde! Mas foll all der Schmerz und Luft? Süßer Friede,
Komm, ach fomm in meine Bruft!
Ein gleide3.
Über allen Gipfeln
Iſt Ruh,
In allen Wipfeln
Spüreſt du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein ſchweigen im Walde. Warte nur, balde
Ruheſt du auch.
Lieder. 99
Jägers Abendlied.
— —
Im Felde ſchleich' ich ſtill und wild, Geſpannt mein Feuerrohr. Da ſchwebt ſo licht dein liebes Bild Dein ſüßes Bild mir vor.
Du wandelſt jetzt wohl ſtill und mild Durch Feld und liebes Thal,
Und ach mein ſchnell verrauſchend Bild, Stellt ſich dir's nicht einmal?
Des Menſchen, der die Welt durchſtreift Voll Unmuth und Verdruß,
Nach Oſten und nach Weſten ſchweift, Weil er dich laſſen muß.
Mir iſt es, denk' ich nur an dich, Als in den Mond zu ſehn;
Ein ſtiller Friede kommt auf mich, Weiß nicht wie mir geſchehn.
100
Gedichte. Erfter Theil.
An den Mond.
Fülleſt wieder Buſch und Thal Still mit Nebelglanz,
Löſeſt endlich auch einmal Meine Seele ganz;
Breitejt über mein Gefild Lindernd deinen Blid,
Wie des Freundes Auge mild Über mein Gejchie.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz Froh- und trüber Zeit,
MWandle zwifchen Freud’ und Schmerz In der Einſamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß! Nimmer werd' ich froh,
So verrauſchte Scherz und Kuß, Und die Treue ſo.
Ich beſaß es doch einmal, Was ſo köſtlich iſt!
Daß man doch zu ſeiner Qual Nimmer es vergißt!
Lieder. 101
Raufche, Fluß, das Thal entlang, Ohne Raſt und Ruh,
Raujche, flüftre meinem Sang Melodien zu,
Wenn du in der Winternacht MWüthend überfchwillft,
Dder um die Frühlingspracht Junger Knojpen quillſt.
Gelig, wer fich vor der Welt Ohne Haß verichliekt, Einen Freund am Buſen hält Und mit dem genießt,
Was, von Menſchen nicht gewußt Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Bruſt Wandelt in der Nacht.
102
Gedichte. Erſter Theil.
Einſchränkung.
Ich weiß nicht, was mir hier gefällt,
In dieſer engen kleinen Welt
Mit holdem Zauberband mich hält?
Vergeſſ' ich doch, vergeſſ' ich gern,
Wie ſeltſam mich das Schickſal leitet; 5 Und ach ich fühle, nah und fern
Iſt mir noch manches zubereitet.
D wäre doch das rechte Maß getroffen!
Was bleibt mir nun, als, eingehülft,
Bon Holder Lebenskraft erfüllt, 10 In stiller Gegenwart die Zukunft zu erhoffen!
Hoffnung.
Schaft, da8 Tagwerk meiner Hände,
Hohes Glüd, daß ich’3 vollende!
Laß, o laß mich nicht ermatten!
Nein, es find nicht leere Träume:
Seht nur Stangen, diefe Bäume 5 Geben einjt noch Frucht und Schatten.
ar
Lieder.
Sorge
Kehre nicht in diefem Kreife
Neu und immer neu zurüd!
Laß, o laß mir meine Weife, Gönn’, o gönne mir mein Glüd! Soll ich fliehen? Soll ich’3 faffen? Nun, gezweifelt ift genug.
Willſt du mich nicht glüdlich laſſen, Sorge, nun jo mach’ mich flug!
Eigenthum.
Sch weiß, daß mir nichts angehört, Als der Gedanke, der ungeftört Aus meiner Seele will fließen, Und jeder günftige Augenblid,
Den mich ein liebendes Gejchid Don Grund aus läßt genießen.
103
104
Gedichte. Erfter Theil.
An Lina.
Liebehen, fommen dieſe Lieder Jemals wieder dir zur Hand,
Sitze bei'm Claviere nieder,
Wo der Freund ſonſt bei dir ſtand.
Laß die Saiten raſch erklingen Und dann ſieh in's Buch hinein; Nur nicht leſen! immer ſingen! Und ein jedes Blatt iſt dein.
Ach, wie traurig ſieht in Lettern, Schwarz auf weiß, das Lied mich an, Das aus deinem Mund vergöttern, Das ein Herz zerreißen kann!
10
Geſellige Tieder.
Was wir in Gejelliaft fingen, Wird von Herz zu Herzen bringen.
gum neuen Jahr.
Zwiſchen dem Alten, Zwifchen dem Neuen, Hier und zu freuen Schenkt und das Glüd, Und das Vergangne Heißt mit Vertrauen Vorwärts zu fchauen, Schauen zurüd.
Stunden der Plage, Leider, fie jcheiden Treue von Leiden, Liebe von Luſt; Beſſere Tage Sammlen ung wieder, Heitere Lieder
Stärfen die Bruft.
Leiden und Freuden, Jener verichwundnen, Sind die Verbundnen Fröhlich gedenf.
D des Geichides Seltfamer Windung! Alte Verbindung, Neues Gefchenf!
108
Gedichte. Erſter Theil.
Dankt e3 dem regen Wogenden Glücde, Dankt dem Gefchide Männiglich Gut,
Freut euch des Wechſels Heiterer Triebe,
Offener Liebe, Heimlicher Gluth!
Andere ſchauen Deckende Falten Über dem Alten Traurig und ſcheu; Aber uns leuchtet Freundliche Treue; Sehet das Neue Findet uns neu.
So wie im Tanze Bald ſich verſchwindet, Wieder ſich findet Liebendes Paar;
So durch des Lebens Wirrende Beugung Führe die Neigung Uns in das Jahr.
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15
Gefellige Lieder.
Stiftungslied.
— —
Was gehſt du, ſchöne Nachbarin, Im Garten ſo allein?
Und wenn du Haus und Felder pflegſt
Will ich dein Diener ſein.
Mein Bruder ſchlich zur Kellnerin Und ließ ihr keine Ruh'.
Sie gab ihm einen friſchen Trunk Und einen Kuß dazu.
Mein Vetter iſt ein kluger Wicht, Er iſt der Köchin hold.
Den Braten dreht er für und für Um ſüßen Minneſold.
Die ſechſe die verzehrten dann Zuſammen ein gutes Mahl,
Und ſingend kam ein viertes Paar Geſprungen in den Saal.
Willkommen! und Willkommen auch Für's wackre fünfte Paar,
Das voll Geſchicht' und Neuigkeit Und friſcher Schwänke war.
110
Gedichte. Erſter Theil.
Noch blieb für Räthſel, Wit und Geift Und feine Spiele Plab;
Ein ſechsſtes Pärchen fam heran, Gefunden war der Schab.
Doch eines fehlt’ und fehlte jehr, 25 Was doch das Beſte thut. Ein zärtli Pärchen ſchloß fih an,
Ein treues — nun war's gut.
Geſellig feiert fort und fort
Das ungeftörte Mahl, 30 Und eins im andern freue ſich
Der Heil’gen Doppelzahl.
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Gejellige Lieder.
Frühlingsorakel.
Du prophet'ſcher Vogel du, Blüthenſänger, o Coucou!
Bitten eines jungen Paares
In der ſchönſten Zeit des Jahres Höre, liebſter Vogel du;
Kann es hoffen, ruf' ihm zu: Dein Coucou, dein Coucou, Immer mehr Coucou, Coucou.
Hörſt du! ein verliebtes Paar
Sehnt ſich herzlich zum Altar;
Und es iſt bei ſeiner Jugend
Voller Treue, voller Tugend.
Iſt die Stunde denn noch nicht voll? Sag’, wie lange e3 warten joll? Hoch! Coucou! Horh! Coucou! Immer ſtille! Nichts Hinzu!
Sit es doch nicht unfre Schuld!
Nur zwei Jahre noch Geduld!
Aber, wenn wir ung genommen, Werden Pa-pa-papas kommen? Wille, daß du ung erfreuft,
Wenn du viele prophezeiit.
Eins! Goucou! Zwei! Coucou! Immer weiter Coucou, Coucou, Cou.
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112
Gedichte. Erfter Theil.
Haben wir wohl recht gezählt, Wenig am Halbdutend fehlt.
Wenn wir gute Worte geben,
Sagſt du wohl, wie lang wir leben? Freilich, wir geſtehen dir's,
Gern zum längſten trieben wir's. Cou Coucou, Cou Coucou,
Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou.
Leben iſt ein großes Feſt,
Wenn ſich's nicht berechnen läßt. Sind wir nun zuſammen blieben, Bleibt denn auch das treue Lieben? Könnte das zu Ende gehn,
Wär' doch alles nicht mehr ſchön. Cou Coucou, Cou Coucou::
Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou.
(Mit Grazie in infinitum.)
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Gefellige Lieder. 113
Die glüdliden Gatten.
— —
Nach dieſem Frühlingsregen, Den wir, ſo warm, erfleht, Weibchen, o ſieh den Segen, Der unſre Flur durchweht. Nur in der blauen Trübe Verliert ſich fern der Blick; Hier wandelt noch die Liebe, Hier hauſet noch das Glück.
Das Pärchen weißer Tauben, Du ſiehſt, es fliegt dorthin, Wo um beſonnte Lauben Gefüllte Veilchen blühn. Dort banden wir zuſammen Den allererſten Strauß,
Dort ſchlugen unſre Flammen Zuerſt gewaltig aus.
Doch als uns vom Altare, Nach dem beliebten Ja, Mit manchem jungen Paare Der Pfarrer eilen ſah;
Da gingen andre Sonnen Und andre Monden auf, Da war die Welt gewonnen Für unſern Lebenslauf.
Goethes Werke. 1. Bd. 8
114
Gedichte. Erſter Theil.
Und hunderttaufend Siegel Bekräftigten den Bund,
Im Wäldchen auf dem Hügel, Am Bush am Miejengrund, In Höhlen, im Gemäuer
Auf des Geflüftes Höh,
Und Amor trug das Feuer Gelbit in das Rohr am See.
Wir mwandelten zufrieden,
Wir glaubten uns zu zwei; Doch anders war’3 beichieden Und fieh! wir waren drei,
Und vier’ und fünf’ und jechle, Sie ſaßen um den Topf,
Und nun find die Gewächſe Haft all’ uns übern Kopf.
Und dort in ſchöner Fläche Das neugebaute Haus Umſchlingen Pappelbäche, So freundlich fieht’3 heraus. Wer jchaffte wohl da drüben Sich dieſen frohen Sitz?
St eg, mit feiner Lieben, Nicht unfer braver Fritz?
Und wo im Feljengrunde
Der eingeflemmte Fluß
Sich ſchäumend aus dem Schlunde Auf Räder ftürzen muß:
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Gejellige Lieder. 115
Man ſpricht von Miüllerinnen Und wie jo jchön fie find; Doch immer wird gewinnen Dort Hinten unfer Kind.
Doch wo das Grün fo dichte Um Kirch’ und Rafen fteht, Da wo die alte Fichte Allein zum Himmel weht; Da ruhet unſrer Todten Frühzeitiges Geſchick,
Und leitet von dem Boden Zum Himmel unſern Blick.
Es blitzen Waffenwogen
Den Hügel ſchwankend ab.
Das Heer, es kommt gezogen, Das uns den Frieden gab.
Wer mit der Ehrenbinde Bewegt ſich ſtolz voraus?
Er gleichet unſerm Kinde!
So kommt der Karl nach Haus.
Den liebſten aller Gäſte Bewirthet nun die Braut; Sie wird am Friedensfeſte Dem Treuen angetraut. Und zu den Feiertänzen Drängt jeder ſich herbei; Da ſchmückeſt du mit Kränzen Der jüngſten Kinder drei. g*
116.
Gedichte. Erſter Theil.
Bei Flöten und Schalmeien Erneuert fich die Zeit,
Da wir ung einft im Reihen Als junges Paar gefreut, Und in des Jahres Laufe, Die Wonne fühl’ ich ſchon! Begleiten wir zur Taufe Den Enkel und den Sohn.
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Geſellige Lieder.
Bundeslied.
— ——
In allen guten Stunden, Erhöht von Lieb' und Wein, Soll dieſes Lied verbunden Von uns geſungen ſein!
Uns hält der Gott zuſammen, Der uns hierher gebracht. Erneuert unſre Flammen,
Er hat ſie angefacht.
So glühet fröhlich heute, Seid recht von Herzen eins! Auf, trinkt erneuter Freude Dieß Glas des echten Weins! Auf, in der holden Stunde Stoßt an, und küſſet treu, Bei jedem neuen Bunde,
Die alten wieder neu!
Wer lebt in unſerm Kreiſe, Und lebt nicht ſelig drin? Genießt die freie Weiſe Und treuen Bruderſinn! So bleibt durch alle Zeiten Herz Herzen zugekehrt; Von keinen Kleinigkeiten Wird unſer Bund geſtört.
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Gedichte. Erfter Theil.
Uns hat ein Gott gejegnet Mit freiem Lebensblid,
Und alles, was begegnet, Erneuert unfer Glüd.
Durch Grillen nicht gedränget, Verknickt fich feine Luft; Durch Zieren nicht geenget, Schlägt freier unſre Bruft.
Mit jedem Schritt wird meiter Die raſche Lebensbahn,
Und heiter, immer heiter Steigt unfer Blick hinan.
Uns wird es nimmer bange, Wenn alles fteigt und fällt, Und bleiben lange, lange!
Auf ewig jo gejellt.
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Geſellige Lieder. | 119
Dauer im Wedfel.
Hielte diefen frühen Segen
Ach, nur Eine Stunde feit!
Aber vollen Blüthenregen
Schüttelt jchon der laue Weit.
Soll ich mich des Grünen freuen, Dem ich Schatten erft verdantt?
Bald wird Sturm auch das zeritreuen, Wenn es falb im Herbſt geichwantt.
Willſt du nach den Früchten greifen, Eilig nimm dein Theil davon!
Diefe fangen an zu reifen
Und die andern feimen jchon;
Gleich mit jedem Regenguſſe
Andert ſich dein holdes Thal,
Ad, und in demfelben Fluſſe Schwimmſt du nicht zum zweitenmal.
Du nun ſelbſt! Was felfenfefte Sich vor dir hervorgethan, Mauern fiehit du, ſiehſt Paläfte Stet3 mit andern Augen an. Weggeſchwunden ift die Lippe, Die im Kuffe ſonſt genag, Jener Fuß, der an der Klippe Sich, mit Gemfenfreche, maß.
120
Gedichte. Erfter Theil.
Sene Hand, die gern und milde Eich bewegte wohlzuthun,
Das gegliederte Gebilde,
Alles ift ein andres nun.
Und was jich an jener Gtelle Nun mit deinem Namen nennt, Sam herbei, wie eine Melle, Und jo eilt’3 zum @lement.
Laß den Anfang mit dem Ende Eih in Eins zufammenziehn! Schneller ala die Gegenjtände Celber dich vorüberfliehn!
Dante, daß die Gunft der Mufen
Unvergängliches verheißt, Den Gehalt in deinem Bufen Und die Form in deinem Geift.
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Geſellige Lieder. 121
Tiſchlied.
Mich ergreift, ich weiß nicht wie, Himmliſches Behagen.
Will mich's etwa gar hinauf Zu den Sternen tragen?
Doch ich bleibe lieber hier,
Kann ich redlich ſagen,
Beim Geſang und Glaſe Wein Auf den Tiſch zu ſchlagen.
Wundert euch, ihr Freunde, nicht, Wie ich mich geberde;
Wirklich iſt es allerliebſt
Auf der lieben Erde:
Darum ſchwör' ich feierlich
Und ohn' alle Fährde,
Daß ich mich nicht freventlich Wegbegeben werde.
Da wir aber allzumal
So beiſammen weilen,
Dächt' ich, klänge der Pokal Zu des Dichters Zeilen. Gute Freunde ziehen fort, Wohl ein hundert Meilen, Darum ſoll man hier am Ort Anzuſtoßen eilen.
122
Gedichte. Erfter Theil.
Lebe hoch, wer Leben jchafft! Das iſt meine Lehre.
Unfer König denn voran, Ihm gebührt die Ehre.
Gegen inn- und äußern Yeind Seht er fich zur Wehre;
An's Erhalten denkt er zwar, Mehr noch, wie er mehre.
Nun begrüß’ ich fie jogleich, Sie die einzig Eine.
Seder denfe ritterlich
Eich dabei die Seine,
Merket auch ein jchönes Kind,
Wen ich eben meine, Nun jo nide fie mir zu: Leb' auch jo der Meine!
Freunden gilt das dritte Glas, Zweien oder dreien,
Die mit uns am guten Tag Sih im Stillen freuen
Und der Nebel trübe Nacht Leis und leicht zerjtreuen; Diejen fei ein Hoch gebracht, Alten oder neuen.
Breiter wallet nun der Strom, Mit vermehrten Wellen. Leben jet im hohen Ton
Redliche Gejellen!
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Gefellige Lieder.
Die fich mit gedrängter Kraft Brav zulammen ftellen
In des Glüdes Sonnenschein Und in fchlimmen Fällen.
Wie wir nun zufammen find, Sind zufammen viele.
Wohl gelingen denn, wie ung, Andern ihre Spiele!
Don der Duelle bis an’3 Meer Mahlet manche Mühle,
Und das Wohl der ganzen Welt Iſt's, worauf ich ziele.
123
124
Gedichte. Erfter Theil.
Gewohnt, gethan.
Ich habe geliebet, nun Lieb’ ich exit vecht!
Grit war ich der Diener, num bin ich der Knecht.“ Erjt war ich der Diener von allen;
Nun feſſelt mich dieſe ſcharmante Perjon,
Sie thut mir auch alles zur Liebe, zum Lohn, 5 Sie kann nur allein mir gefallen.
Ich Habe geglaubet, nun glaub’ ich erſt recht!
Und geht e8 auch wunderlich, geht es auch jchlecht, Sch bleibe bei'm gläubigen Orden:
So düſter e& oft und jo dunfel e3 war 10 In drängenden Nöthen, in naher Gefahr,
Auf einmal iſt's Lichter geworden.
Sch habe gefpeijet, nun ſpeiſ' ich erſt gut!
Bei heiterem Einne, mit fröhlicdem Blut
Iſt alles an Tafel vergeflen. 15 Die Jugend verjchlingt nur, dann jaufet fie fort; Ich liebe zu tafeln am Iuftigen Ort,
Ich koſt' und ich ſchmecke beim Eſſen.
Ich habe getrunken, nun trink' ich erſt gern!
Der Wein, er erhöht uns, er macht uns zum Herrn % Und löſet die ſklaviſchen Zungen.
Sa, Ichonet nur nicht das erquidende Naß:
Denn jchwindet der ältejte Wein aus dem Faß,
So altern dagegen die jungen.
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Geſellige Lieder. 125
Sch habe getanzt und dem Tanze gelobt,
Und wird auch fein Schleifer, fein Walzer getobt, _ So drehn wir ein fittiged Tänzchen.
Und wer fich der Blumen recht viele verflicht,
Und hält auch die ein’ und die andere nicht,
Ihm bleibet ein munteres Kränzchen.
Drum friich nur auf’3 neue! Bedenfe dich nicht: Denn wer fich die Roſen, die blühenden, bricht, Den kitzeln fürmahr nur die Dornen.
So heute wie gejtern, e3 flimmert der Stern; Nur Halte von hängenden Köpfen dich fern
Und lebe dir immer von vornen.
126
Gedichte. Erſter Theil.
Generalbeidte,
— — —
Laſſet heut im edeln Kreis Meine Warnung gelten!
Nehmt die ernſte Stimmung wahr,
Denn ſie fommt fo ſelten.
Manches habt ihr vorgenommen, Manches iſt euch Jchlecht befommen, Und ih muß euch jchelten.
Reue joll man doch einmal
In der Welt empfinden!
So befennt, vertraut und Fromm, Eure größten Sünden!
Aus des Irrthums falſchen Weiten Sammelt euch und fucht bei Zeiten Euch zurechtzufinden.
Ya, wir haben, ſei's befannt, MWachend oft geträumet,
Nicht geleert das friſche Glas, Wenn der Wein gejchäumet; Manche raſche Schäferjtunde, Flücht'gen Kuß vom lieben Munde, Haben wir verjäumet.
Still und maulfaul ſaßen wir, Wenn Philifter jchwäßten, Über göttlichen Gejang
Ihr Geklatſche ſchätzten;
15
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nr
Gejellige Lieder. 127
Wegen glüdlicher Momente, Deren man fi rühmen fönnte, Uns zur Rede jeten.
Willſt du Abjolution
Deinen Treuen geben,
Mollen wir nach deinem Wint Unabläßlich ftreben,
Uns vom Halben zu entwöhnen, Und im Ganzen, Guten, Schönen, Reſolut zu leben.
Den Bhiliftern allzumal Mohlgemuth zu fchnippen, Jenen Perlenſchaum des Weins Nicht nur flach zu nippen,
Nicht zu liebeln leis mit Augen, Sondern feſt uns anzuſaugen An geliebte Lippen.
128
Gedichte. Erfter Theil.
Weltſeele.
Vertheilet euch nach allen Regionen
Von dieſem heil'gen Schmaus!
Begeiſtert reißt euch durch die nächſten Zonen In's All und füllt es aus!
Schon ſchwebet ihr in ungemeſſ'nen Fernen Den ſel'gen Göttertraum,
Und leuchtet neu, geſellig, unter Sternen Im lichtbeſäten Raum.
Dann treibt ihr euch, gewaltige Kometen,
In's Weit' und Weitr' hinan. Das Labyrinth der Sonnen und Planeten Durchſchneidet eure Bahn.
Ihr greifet raſch nach ungeformten Erden Und wirket ſchöpfriſch jung, Daß ſie belebt und ſtets belebter werden, Im abgemeſſ'nen Schwung.
Und kreiſend führt ihr in bewegten Lüften Den wandelbaren Flor,
Und ſchreibt dem Stein in allen — Grüften Die feſten Formen vor.
Gejellige Lieder. 129
Nun alles fich mit göttlichem Erkühnen
Zu übertreffen jtrebt;
Das Wafler will, das unfruchtbare, grünen, Und jedes Stäubchen Lebt.
Und jo verdrängt mit liebevollem Streiten Der feuchten Qualme Nacht;
Nun glühen ſchon des Paradiefes Weiten In überbunter Pracht.
Wie regt fich bald, ein holdes Licht zu jchauen, Gejtaltenreiche Schaar,
Und ihr erftaunt auf den beglüdten Auen Nun al das erite Paar,
Und bald verlifcht ein unbegränztes Streben Im jel’gen Wechjelblid.
Und jo empfangt mit Dank das ſchönſte Leben Dom Al in's AL zurüd.
Goethes Werke. 1. Bd. 9
130
Gedichte. Erſter Theil.
Kophtiſches Lied.
Laſſet Gelehrte ſich zanken und ftreiten,
Streng und bedächtig die Lehrer auch fein!
Alle die Weiſeſten aller der Zeiten
Lächeln und winken und jtimmen mit ein: Thöricht, auf Beil’rung der Thoren zu harren! 5 Kinder der Klugheit, o habet die Narren
Eben zum Narren auch, wie fich’S gehört!
Merlin der Alte, im leuchtenden Grabe,
Wo ich als Jüngling geiprochen ihn habe,
Hat mich mit ähnlicher Antwort belehrt: 10 Thöricht, auf Beil’rung der Thoren zu harren! Kinder der Klugheit, o habet die Narren
Eben zum Narren auch, wie fich’& gehört!
Und auf den Höhen der indijchen Lüfte
Und in den Tiefen ägyptifcher Grüfte 15 Hab’ ich das heilige Wort nur gehört:
Thöricht, auf Beſſ'rung der Thoren zu harren! Kinder der Klugheit, o habet die Narren
Eben zum Narren auch, wie fich’3 gehört!
ar
Gefellige Lieder. 131
Ein andreß
Geh! gehorhhe meinen Winken, Nube deine jungen Tage,
Lerne zeitig Flüger fein:
Auf des Glüdes großer Wage Steht die Zunge felten ein;
Du mußt Steigen oder finfen,
Du mußt berrfchen und gewinnen, Dder dienen und verlieren,
Leiden oder triumphiren,
Amboß oder Hammer jein.
9*
132
Gedichte. Erfter Theil.
Vanitas! vanitatum vanitas!
Ich hab’ mein Sach auf Nicht? geitellt. Juchhe!
Drum iſt's ſo wohl mir in der Welt. Juchhe!
Und wer will mein Kamerade ſein,
Der ſtoße mit an, der ſtimme mit ein
Bei dieſer Neige Wein.
Ich jtellt’ mein Sach auf Geld und Gut. Juchhe!
Darüber verlor ich Freud' und Muth. O weh!
Die Münze rollte hier und dort
Und haſcht' ich ſie an einem Ort,
Am andern war ſie fort.
Auf Weiber ſtellt' ich nun mein Sach. Juchhe! Daher mir kam viel Ungemach. O weh! Die Falſche ſucht' ſich ein ander Theil, Die Treue macht' mir Langeweil: Die Beſte war nicht feil.
Ich ſtellt' mein Sach auf Reif’ und Fahrt. Juchhe!
Und ließ meine Vaterlandesart. O weh!
20
45
Gejellige Lieder.
Und mir behagt’ es nirgends recht, Die Koft war fremd, das Bett war Tchlecht, Niemand verftand mich recht.
Ich jtellt’ mein Sach auf Ruhm und Ehr'. Suche!
Und Sieh! gleich hatt’ ein Andrer mehr. O weh!
Wie ich mich hatt’ hervorgethan,
Da jahen die Leute jcheel mich an,
Hatte feinem Recht gethan.
Sc Jet’ mein Sach auf Kampf und Krieg.
Juchhe! Und uns gelang ſo mancher Sieg. Juchhe! Wir zogen in Feindes Land hinein, Dem Freunde ſollt's nicht viel beſſer ſein, Und ich verlor ein Bein.
Nun hab' ich mein Sach auf Nichts geſtellt.
Juchhe! Und mein gehört die ganze Welt. Juchhe! Zu Ende geht nun Sang und Schmaus. Nur trinkt mir alle Neigen aus; Die letzte muß heraus!
133
> Gedichte. Erfter Theil.
Kriegsglüd,
— — —
Verwünſchter weiß ich nichts im Krieg, Als nicht bleſſirt zu ſein.
Man geht getroſt von Sieg zu Sieg Gefahr gewohnt hinein;
Hat abgepackt und aufgepackt
Und weiter nichts ereilt,
Als daß man auf dem Marſch ſich plackt, Im Lager langeweilt.
Dann geht das Cantoniren an,
Dem Bauer eine Laſt,
Verdrießlich jedem Edelmann,
Und Bürgern gar verhaßt.
Sei höflich, man bedient dich ſchlecht, Den Grobian zur Noth;
Und nimmt man ſelbſt am Wirthe Recht, Ißt man Profoßen-Brot.
Wenn endlich die Kanone brummt
Und knattert 's klein Gewehr,
Trompet' und Trab und Trommel ſummt, Da geht's wohl luſtig her;
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Gefellige Lieber. 135
Und wie nun das Gefecht befiehlt, Man mweichet, man erneut’s,
Man retirirt, man avancirt — Und immer ohne Kreuz.
Nun endlich pfeift Musfeten = Blei Und trifft, will's Gott, das Bein, Und nun iſt alle Noth vorbei,
Man Ichleppt uns gleich hinein
Zum Städtchen, das der Sieger dedt, Wohin man grimmig fam;
Die Frauen, die man erjt erichredt, Sind liebengwürdig zahm.
Da thut fi Herz und Keller log, Die Küche darf nicht ruhn;
Auf weicher Betten Flaumen-Schoos Kann man fich gütlich thun.
Der fleine Flügelbube hupft,
Die Wirthin raftet nie,
Sogar das Hemdchen wird zerzupft, Das nenn’ ich doch Eharpie!
Hat Eine ſich den Helden nun Beinah herangepflegt,
So fann die Nachbarin nicht ruhn, Die ihn gefellig beat.
Ein Drittes fommt wohl emfiglich, Am Ende fehlet keins,
Und in der Mitte fieht er fich
Des Jämmtlichen Vereins.
136
Gedichte. Erſter Theil.
Der König hört von guter Hand, Man jei voll Kampfes= Luft;
Da kömmt behende Kreuz und Band Und zieret Rod und Bruft.
Sagt, ob's für einen Martismann Wohl etwas Beſſ'res gibt!
Und unter Thränen fcheidet man Geehrt jo wie geliebt.
55
10
15
Gejellige Lieder.
Dffne Tafel.
Diele Gäjte wünſch' ich Heut Mir zu meinem Tifche! Speiſen find genug bereit Dögel, Wild und Filche. Eingeladen jind fte ja, Haben’3 angenommen.
Hänschen, geh und fieh dich um!
Sieh mir ob fie fommen!
Schöne Kinder hoff’ ich nun,
Die von gar nichts willen,
Nicht, daß es was Hübſches fei,
Einen Freund zu füllen.
Eingeladen find fie al’,
Haben’3 angenommen. Hänschen, geh und fieh dich um! Sieh mir ob fie fommen!
Frauen denk’ ich auch zu ſehn,
Die den Ehegatten,
Ward er immer brummiger,
Immer lieber hatten.
Eingeladen wurden ſie,
Haben's angenommen. Hänschen, geh und ſieh dich um! Sieh mir ob ſie kommen!
137
Gedichte. Erſter Theil.
Junge Seren berief ich auch
Nicht im minditen eitel,
Die ſogar bejcheiden find
Mit gefüllten Beutel;
Dieſe bat ich jonderlich,
Haben’3 angenommen. Händchen, geh und fieh dich um! Sieh mir ob fie fommen!
Männer lud ich mit Refpect,
Die auf ihre Frauen
Ganz allein, nicht neben aus
Auf die ſchönſte ſchauen.
Sie erwiderten den Gruß,
Haben’3 angenommen. Hänschen, geh und fieh dich um! Sieh mir ob fie fommen!
Dichter [ud ich auch herbei,
Unfre Luft zu mehren,
Die weit lieber ein fremdes Lied
Als ihr eignes hören.
Alle diefe ftimmten ein,
Haben’3 angenommen. Hänschen, geh und fieh dich um! Sieh mir ob fie fommen!
Doch ich jede niemand gehn, Sehe niemand rennen! Suppe kocht und fiedet ein, Braten will verbrennen.
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50
Gejellige Lieder.
Ach, wir haben's, fürcht’ ich nun,
Zu genau genommen! Hänschen, Tag’ was meinit du mohl? Es wird niemand fomnten.
Hänschen, lauf’ und jäume nicht, Ruf mir neue Gäfte! Jeder fomme wie er ilt, Das ift wohl das Beite! Schon iſt's in der Stadt befannt, Wohl iſt's aufgenommen. Hänschen, mach' die Thüren auf: Sieh nur, wie ſie kommen!
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Gedichte. Erfter Theil.
Rechenſchaft.
Der Meiſter. Friſch! der Wein ſoll reichlich fließen! Nichts Verdrießlichs weh' uns an! Sage, willſt du mitgenießen, Haſt du deine Pflicht gethan?
Einer.
Zwei recht gute junge Leute Liebten ſich nur gar zu ſehr; Geſtern zärtlich, wüthend heute, Morgen wär' es noch viel mehr; Senkte Sie hier das Genicke, Dort zerrauft' Er ſich das Haar; Alles bracht' ich in's Geſchicke, Und ſie ſind ein glücklich Paar.
Chor. Sollſt uns nicht nach Weine lechzen! Gleich das volle Glas heran! Denn das Achzen und das Krächzen Haft du Heut Schon abgethan.
Einer. Warum weint du, junge Waije? „Gott! ich wünjchte mir das Grab; Denn mein VBormund, leife, leife, Bringt mich an den Betteljtab.“
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Gejellige Lieder.
Und ich kannte das Gelichter,
og den Schächer vor Gericht, Streng’ und brav find unfre Richter, Und dag Mädchen bettelt nicht.
Chor. Sollſt uns nicht nach Weine lechzen! Gleich das volle Glas heran! Denn das Hchzen und das Krächzen Haft du heut ſchon abgethan.
Einer. Einem armen fleinen Kegel, Der fich nicht beſonders regt, Hat ein ungeheurer Flegel Heute grob fich aufgelegt. Und ich fühlte mich ein Mannien, sch gedachte meiner Pflicht, Und ich hieb dem langen Hanſen Gleich die Schmarre durch's Geficht.
Chor. Sollſt ung nicht nach Weine lechzen! Gleich das volle Glas heran! Denn das Achzen und das Krächzen Haſt du heut ſchon abgethan.
Einer. Wenig hab' ich nur zu ſagen: Denn ich habe nichts gethan. Ohne Sorgen, ohne Plagen Nahm ich mich der Wirthſchaft an;
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Gedichte. Erfter Theil.
Doch ich Habe nichts vergeflen, Ich gedachte meiner Pflicht: Alle wollten fie zu eſſen,
Und an Eſſen fehlt’ es nicht.
Chor. Sollſt ung nicht nach Weine lechzen! Gleich das volle Glas heran! Denn das Achzen und das Krächzen Haft du Heut Schon abgethan.
Einer. Einer wollte mich erneuen, Macht’ es ſchlecht: verzeih’ mir Gott! Achſelzucken, Kümmereien! Und er hieß ein Patriot. Ich verfluchte das Gewäſche, Rannte meinen alten Yauf. Narre! wenn e3 brennt, jo Löfche, Hat's gebrannt, bau wieder auf!
Chor. Sollit uns nicht nach Weine lechzen! Gleich das volle Glas heran! Denn das Achzen und das Krächzen Haft dur heut ſchon abgethan.
Meijter. Seder möge jo verkünden, Was ihm heute wohlgelang! Das ift erſt das rechte Zünden, Daß entbrenne der Gelang.
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Gejellige Lieder. 143
Keinen Drudjer hier zu leiden, Cei ein ewiges Mandat!
Nur die Zumpe find bejcheiden, Brave freuen fich der That.
Chor. Sollſt uns nicht nach Weine lechzen! Gleich das volle Glas heran! Denn das Achzen und das SKrächzen Haben wir nun abgethan.
Drei Stimmen. Heiter trete jeder Sänger Hochwillkommen in den Saal: Denn nur mit dem Grillenfänger Halten wir’3 nicht liberal; Fürchten Hinter diefen Launen, Dieſem ausftaffirten Schmerz, Diefen trüben Augenbraunen Leerheit oder jchlechtes Herz.
Chor. Niemand ſoll nach Weine lechzen! Doc fein Dichter ſoll heran, Der das Ächzen und das Krächzen Nicht zuvor Hat abgethan!
144 Gedichte. Erſter Theil.
Ergo bibamus!
Hier find wir verfammelt zu löblichem Thun, Drum, Brüderchen! Ergo bibamus. Die Gläfer fie flingen, Gefpräche fie ruhn, Beherziget Ergo bibamus. Das heißt noch ein altes, ein tüchtige® Wort: 5 Es pafjet zum Erſten und paſſet jo fort, Und ſchallet ein Echo vom feſtlichen Ort, Ein herrliches Ergo bibamus.
Sch Hatte mein freundliches Liebchen gejehn, Da dacht’ ich mir: Ergo bibamus. Ä 10
Und nahte mich freundlich; da ließ fie mich ftehn. Sch Half mir und dachte: Bibamus,
Und wenn ſie verjöhnet euch Herzet und füßt,
Und wenn ihr da Herzen und KHüffen vermißt;
So bleibet nur, bis ihr was Beſſeres wit, 15 Beim tröftlichen Ergo bibamus.
Mich ruft mein Gejchid von den Freunden hinweg;
Ihr Redlichen! Ergo bibamus. ch Scheide von Hinnen mit leichtem Gepäd;
Drum boppelte® Ergo bibamus. 20 Und was auch der Filz von dem Leibe fich ſchmorgt, So bleibt für den Heitern doch immer gejorgt,
Weil immer dem Frohen der Fröhliche borgt;
Drum, Brüderchen! Ergo bibamus.
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Gejellige Lieber. 145
Mas jollen wir jagen zum heutigen Tag! Sch dächte nur: Ergo bibamus.
Er ift nun einmal von bejonderem Schlag; Drum immer auf’3 neue: Bibamus.
Er führet die Freude durch’3 offene Thor,
Es glänzen die Wolfen, es theilt fich der Flor,
Da jcheint ung ein Bildchen, ein göttliches, vor; Wir Elingen und fingen: Bibamus.
Goethes Werke. 1.2. 10
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Gedichte. Erſter Theil.
Mufen und Grazien in der Marf.
nn
O wie ift die Stadt fo wenig;
Laßt die Maurer künftig ruhn!
Unſre Bürger, unjer König
Könnten wohl was Beſſers thun.
Ball und Oper wird uns tödten; 5 Liebehen, fomm auf meine Flur,
Denn bejonders die Poeten,
Die verderben die Natur.
O wie freut e8 mich, mein Liebechen,
Daß du jo natürlich bit; 10 Unfre Mädchen, unfre Bübchen
Spielen fünftig auf dem Mift!
Und auf unſern Promenaden
Zeigt fich erjt die Neigung jtark.
Liebes Mädchen! laß ung waden, 15 Waden noch durch diefen Quark.
Dann im Sand und zu verlieren,
Der uns feinen Weg verjperrt!
Dich den Anger Hin zu führen,
Wo der Dorn das Rödchen zerrt! 20
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Geſellige Lieder. 147
Zu dem Dörfchen laß uns jchleichen, Mit dem fpiten Thurme bier;
Welch ein Wirthshaus ſonder gleichen! Trocknes Brot und ſaures Bier!
Sagt mir nichts von gutem Boden, Nichts vom Magdeburger Land! Unſre Samen, unſre Todten
Ruhen in dem leichten Sand. Selbſt die Wiſſenſchaft verlieret Nichts an ihrem raſchen Lauf, Denn bei uns, was vegetiret,
Alles keimt getrocknet auf.
Geht es nicht in unſerm Hofe Wie im Paradieſe zu?
Statt der Dame, ſtatt der Zofe Macht die Henne glu! glu! glu! Uns beichäftigt nicht der Pfauen, Nur der Gänje Lebenslauf; Meine Mutter zieht die grauen, Meine Frau die weißen auf.
Laß den Wihling uns befticheln! Glüflih, wenn ein deuticher Mann Seinem Freunde Vetter Micheln Guten Abend bieten fann.
Mie ift der Gedanke Tabend:
Col ein Edler bleibt uns nah! Immer jagt man: geftern Abend War doch Better Michel da!
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Gedichte. Erſter Theil.
Und in unfern Liedern feimet
Sylb' aus Sylbe, Wort au Wort. 50 Ob fich gleich auf deutjch nichts reimet, Reimt der Deutjche dennoch fort.
Ob es kräftig oder zierlich,
Geht und jo genau nicht an;
Wir find bieder und natürlich 55 Und das ift genug gethan.
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Geſellige Lieder. 149
Epiphbaniasfeft.
Die heil’gen drei König’ mit ihrem Stern, Sie efjen, fie trinken, und bezahlen nicht gern; Sie eſſen gern, fte trinken gern,
Sie efjen, trinken, und bezahlen nicht gern.
Die Heil’gen drei König’ find kommen allhier, Es find ihrer drei und find nicht ihrer vier; Und wenn zu dreien der vierte wär”,
So wär’ ein heil’ger drei König mehr.
Ich erfter bin der weiß’ und auch der ſchön', Bei Tage folltet ihr erſt mich jehn!
Doch ach mit allen Specerein
Werd’ ich jein Tag Fein Mädchen mir erfrein.
Ich aber bin der braun’ und bin der lang”, Bekannt bei Weibern wohl und bei Gefang. Ich bringe Gold ſtatt Specerein,
Da werd’ ich überall willkommen jein.
Ich endlich bin der ſchwarz' und bin der Klein’ Und mag auch wohl einmal vecht luſtig fein. Ich eſſe gern, ich trinfe gern,
Ich eſſe, trinke und bedanke mich gern.
Gedichte. Erjter Theil.
Die heil’gen drei König’ find wohl gefinnt, Cie juchen die Mutter und dag Kind; Der Joſeph Fromm fit auch dabei,
Der Ochs und Eſel liegen auf der Streu.
Mir bringen Myrrhen, wir bringen Gold, Dem Weihrauch find die Damen Hold;
Und haben wir Wein von gutem Gewächs, So trinken wir drei jo gut als ihrer ſechs.
Da wir nun Hier jchöne Herin und raum, Aber feine Ochſen und Ejel jchaun;
So find wir nicht am rechten Ort
Und ziehen unſeres Weges weiter fort.
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Gejellige Lieber. 151
Die Yuftigen von Weimar.
Donnerstag nach Belvedere,
Freitag geht’3 nach Jena fort: Denn das ift, bei meiner Ehre, Doch ein allerliebiter. Ort!
Samstag ift’3 worauf wir zielen, Sonntag ruticht man auf das Yand; Zwäzen, Burgau, Schneidemühlen Sind uns alle wohlbefannt.
Montag reizet ung die Bühne; Dinstag fchleicht dann auch herbei, Doch er bringt zu ftiller Sühne
Ein Rapufchchen frank und frei. Mittwoch fehlt es nicht an Rührung: Denn es gibt ein gutes Stüd; Donnerstag lenkt die Verführung Ung nach Belveder’ zurück.
Und es jchlingt ununterbrochen Immer fich der Freudenkreis
Durch die zweiundfunfzig Wochen, Wenn man's vecht zu führen weiß. Spiel und Tanz, Geipräch, Theater, Eie erfrifchen unjer Blut;
Laßt den Wienern ihren Prater; Weimar, Jena, da iſt's gut!
Gedichte. Erſter Theil.
Sicilianifdhes Lied.
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Ihr ſchwarzen Augelein! Wenn ihr nur winket,
Es fallen Häuſer ein,
Es fallen Städte;
Und dieſe Leimenwand
Vor meinem Herzen — Bedenk' doch nur einmal — Die ſollt' nicht fallen!
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Gefellige Lieder. 153
Schweizerlied.
— —
Uf'm Bergli Bin i geſäſſe, Ha de Vögle Zugeſchaut; Hänt geſunge, Hänt geſprunge, Hänt's Näſtli Gebaut.
In ä Garte Bin i geſtande, Ha de Imbli Zugeſchaut; Hänt gebrummet, Hänt geſummet, Hänt Zelli Gebaut.
Uf d' Wieſe
Bin i gange,
Lugt’ i Summer: Vögle a;
Hänt gejoge,
Hänt gefloge,
Gar 3’ fchön häntg’ Gethan.
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Gedichte. Erſter Theil.
Und da fummt nu Der Hanfel,
Und da zeig’ i Em froh,
Wie ſie's mache, Und mer lache Und mache’3
Au jo.
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Gefellige Lieder. 155
Finniſches Lied.
Käm’ der liebe MWohlbefannte,
Völlig jo wie er gefchieden;
Kuß erfläng’ an feinen Lippen, Hätt' auch Wolfshlut fie geröthet; Ihm den Handichlag gäb’ ich, wären Seine Fingeripigen Schlangen.
Wind! o hätteft du Verſtändniß, Wort’ um Worte trügft du mwechjelnd, Sollt' auch einiges verhallen, Zwiſchen zwei entfernten Liebchen.
Gern entbehrt’ ich gute Biffen, Priefters Tafelfleifch vergäß’ ich, Eher als dem Freund entiagen, Den ich Sommers raſch bezwungen, Winters langer Weil’ bezähmte.
Gedichte. Erfter Theil.
Bigeunerlied.
Im Nebelgeriefel, im tiefen Schnee, Im wilden Wald, in der MWinternacht, Ich hörte der Wölfe Hungergeheul, Sch hörte der Eulen Gejchrei: Mille wau wau wau! Wille wo wo wo! Wito Hu!
Ich ſchoß einmal eine Katz' am Zaun, Der Anne, der Her’, ihre ſchwarze liebe Kap’;
Da kamen des Nachts fieben Wehrwölf’ zu mir,
Maren fieben, fieben Weiber vom Dorf. Mille wau wau wau! Mille wo wo wo! Wito Hu!
Ich kannte fie al’, ich kannte fie wohl, Die Anne, die Urjel, die Käth', Die Lieſe, die Barbe, die Ev’, die Beth; Sie heulten im Kreife mich an. Wille wau wau wau! Mille wo wo wo! MWito hu!
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Gefellige Lieber. — 157
Da nannt' ich fie alle bei Namen laut: Was willſt du, Anne? was willſt du, Beth? Da rüttelten fie ſich, da ſchüttelten fie fich Und liefen und beulten davon. Wille wau wau wau! Wille wo wo wo! Wito Hu!
Balladen.
Mähren, noch jo wunderbar, Dichterfünfte machen’3 wahr.
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Mignon.
Kennft du das Land, wo die Gitronen blühn, Im dunfeln Laub die Gold- Orangen glühn, Ein ſanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte ftill und hoch der Yorbeer ſteht, Kennit du es wohl?
Dahin! Dahın Möcht’ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.
Kennft du das Haus? Auf Säulen ruht fein Dach, Es glänzt der Saal, es fchimmert das Gemach, Und Marmorbilder jtehn und jehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, gethan? Kennit du es wohl?
Dahin! Dahin Möcht’ ich mit dir, o mein Bejchüßer, ziehn.
Kennt du den Berg und feinen Wolkenſteg? Das Maulthier jucht im Nebel feinen Weg; In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut; Es jtürzt der Feld und über ihn die, Fluth, Kennit du ihn wohl?
Dahin! Dahin Geht unfer Weg! o Bater, laß uns ziehn!
Goethes Werte. 1.822. 11
Gedichte. Erſter Theil.
Der Sänger.
— —
Was hör' ich draußen vor dem Thor, Was auf der Brücke ſchallen?
Laß den Geſang vor unſerm Ohr Im Saale wiederhallen!
Der König ſprach's, der Page lief; Der Knabe kam, der König rief: Laßt mir herein den Alten!
Gegrüßet ſeid mir, edle Herrn,
Gegrüßt ihr, ſchöne Damen!
Welch reicher Himmel! Stern bei Stern! Wer kennet ihre Namen?
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit Schließt, Augen, euch; hier iſt nicht Zeit, Sich ſtaunend zu ergetzen.
Der Sänger drückt' die Augen ein, Und ſchlug in vollen Tönen;
Die Ritter ſchauten muthig drein, Und in den Schoos die Schönen. Der König, dem das Lied gefiel, Ließ, ihn zu ehren für ſein Spiel, Eine goldne Kette holen.
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Balladen. 163
Die goldne Kette gib mir nicht, Die Kette gib den Rittern,
Bor deren kühnem Angeficht
Der Feinde Lanzen fplittern;
Gib fie dem Kanzler, den du haft, Und laß ihn noch die goldne Laſt Zu andern Yajten tragen.
Ich finge, wie der Vogel fingt,
Der in den Zweigen wohnet;
Das Lied, das aus der Kehle dringt, Iſt Lohn, der reichlich lohnet.
Doch darf ich bitten, bitt’ ich eins: Laß mir den beiten Becher Weins In purem Golde reichen.
Gr ſetzt' ihn an, er trank ihn aus: O Tranf voll ſüßer Yabe!
O wohl dem hochbeglüdten Haus, Mo das ijt Kleine Gabe!
Grgeht’3 euch wohl, jo denkt an mich, Und danfet Gott jo warm, ala ich Für diefen Trunk euch dante.
Gedichte. Erfter Theil.
Das Beilden.
Ein Beilchen auf der Wieſe jtand Gebüdt in fi) und unbefannt;
63 war ein herzigd Beilchen.
Da fam eine junge Schäferin,
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn, Daher, daher,
Die Wieſe her, und fang.
Ach! denkt das Beilchen, wär’ ich nur Die ſchönſte Blume der Natur,
Ad, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflüdt, Und an dem Buſen matt gedrüdt! Ah nur, ah nur
Ein PViertelitündchen lang!
Ach! aber ach! das Mädchen fam
Und nicht in Acht das Beilhen nah, Ertrat dad arme Beilchen.
Es ſank und jtarb und freut’ fich noch: Und jterb’ ich denn, jo jterb’ ich doch Durch fie, durch fie,
Zu ihren Füßen doch.
10
S
Balladen. 165
Der untreue Knabe.
— —
Es war ein Knabe frech genung, War erſt aus Frankreich kommen, Der hatt’ ein armes Mädel jung Gar oft in Arm genommen,
Und liebgekoſ't und Liebgeherzt, Als Bräutigam herumgefcherzt, Und endlich fie verlafien.
Das braune Mädel das erfuhr,
Vergingen ihr die Sinnen,
Sie lacht’ und weint’ und bet’t’ und ſchwur; Eo fuhr die Seel’ von hinnen.
Die Stund’, da fie verſchieden war,
Wird bang dem Buben, grauf’t jein Haar, 63 treibt ihn fort zu Pferde.
Gr gab die Sporen kreuz und quer
Und ritt auf alle Seiten,
Herüber, hinüber, hin und ber,
Kann feine Ruh erreiten,
Reit’t fieben Tag’ und fieben Nacht;
63 blitzt und donnert, ftürmt und Fracht, Die Fluthen reißen über.
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Gedichte. Erſter Theil.
Und reit’t in Bli und Wetterfchein Gemäuerwerf entgegen,
Bind't's Pferd hauß' an und friecht hinein,
Und duckt fich vor dem Regen.
Und wie er tappt, und wie ev fühlt, Sich unter ihm die Erd’ erwühlt; Gr ftürzt wohl Hundert Klafter.
Und als er fich ermannt vom Schlag, Sieht er drei Lichtlein jchleichen.
Gr rafft fich auf und frabbelt nach;
Die Lichtlein ferne weichen;
Irr führen ihn, die Quer’ und Läng', Trepp’ auf Trepp’ ab, durch enge Gäng', Berfallne wüſte Keller.
Auf einmal fteht er Hoch im Saal, Sieht figen Hundert Gäſte, Hohläugig grinjen allzumal
Und winken ihm zum Feſte.
Er fieht fein Schäßel unten an Mit weißen Tüchern angethan, Die wend’t ih —
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2*
— o
— —
Balladen. 167
Erlfönig.
Wer reitet jo ſpät durch Nacht und Wind? Es ift der Vater mit jeinem Kind;
Gr Hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn ficher, er hält ihn warm.
Mein Sohn, was birgt du jo bang dein Gefiht? — Sieht, Vater, du den Erlfönig nicht?
Den Erlenfönig mit Kron’ und Schweif? —
Mein Sohn, e3 iſt ein Nebelftreif. —
„Du liebes Kind, fomm, geh mit mir! „Bar ſchöne Spiele ſpiel' ich mit dir; „Manch bunte Blumen find an dem Strand; „Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“
Mein Bater, mein Vater, und höreſt du nicht, Was Erlenfönig mir leife verfpriht? —
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern fäufelt der Wind. —
„Willſt, feiner Knabe, du mit mir gehn? „Meine Töchter jollen dich warten jchön; „Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
2% „Und wiegen und tanzen und fingen dich ein.”
168 Gedichte. Erſter Theil.
Mein Vater, mein Vater, und fiehlt du nicht dort Erlkönigs Töchter am düftern Ort? —
Mein Sohn, mein Sohn, ich jeh’ e3 genau;
Es jcheinen die alten Weiden jo grau. —
„Ich liebe dich, mich reizt deine fchöne Geftalt; = „Und bift du nicht willig, jo brauch’ ich Gewalt.”
Mein Bater, mein Vater, jet faßt er mich an! Erlfönig hat mir ein Leids gethan! —
Dem Vater graufet’3, er reitet geſchwind,
Er Hält in Armen das ächzende Kind, 30 Erreicht den Hof mit Mühe und Noth;
In feinen Armen das Kind war todt.
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Balladen. 169
Der Fiſcher.
—
Das Wafler raufcht’, das Waller ſchwoll, Ein Fiſcher ſaß daran,
Sah nad dem Angel ruhevolf,
Kühl bis an's Herz hinan.
Und wie er fit und wie er Laufcht, Theilt fich die Fluth empor;
Aus dem bewegten Waſſer rauscht
Gin feuchtes Weib hervor.
Sie fang zu ihm, fie fprach zu ihm: Was lodjt du meine Brut
Mit Menfchenwig und Menjchenlift Hinauf in Todesgluth?
Ach wüßteſt du, wie's Fiſchlein ift So wohlig auf dem Grund,
Du ſtiegſt herunter wie du bift,
Und würdeſt erſt gefund.
Labt fich die liebe Sonne nicht, Der Mond ich nicht im Meer? Kehrt wellenathmend ihr Geficht Nicht doppelt jchöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht, Das feuchtverflärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angeficht Nicht Her in ew’gen Thau?
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Gedichte. Erfter Theil.
Das Waſſer raufcht’, das Waſſer ſchwoll, Netzt' ihm den nadten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm To jehnfuchtsvoll, Wie bei der Liebjten Gruß.
Sie fprach zu ihm, fie fang zu ihm;
Da war’ um ihn geichehn:
Halb zog fie ihn, Halb ſank er Hin,
Und ward nicht mehr gejehn.
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Balladen.
Der König in Thule.
— —
Es war ein König in Thule Gar treu bis an das Grab, Dem ſterbend ſeine Buhle Einen goldnen Becher gab.
Es ging ihm nichts darüber, Er leert' ihn jeden Schmaus; Die Augen gingen ihm über, So oft er trank daraus.
Und als er kam zu ſterben, Zählt' er ſeine Städt' im Reich, Gönnt' alles ſeinem Erben, Den Becher nicht zugleich.
Er ſaß beim Königsmahle, Die Ritter um ihn her, Auf hohem Väterſaale,
Dort auf dem Schloß am Meer.
Dort ſtand der alte Zecher, Trank letzte Lebensgluth,
Und warf den heil'gen Becher Hinunter in die Fluth.
Er ſah ihn ſtürzen, trinken Und ſinken tief in's Meer. Die Augen thäten ihm ſinken; Trank nie einen Tropfen mehr.
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Gedichte. Erſter Theil.
Das Blümlein Wunderſchön.
Lied des gefangnen Grafen.
—
Graf. Ich kenn’ ein Blümlein Wunderjchön Und trage darnach Verlangen; Ich möcht’ es gerne zu fuchen gehn, Allein ich bin gefangen. Die Schmerzen find mir nicht gering; 5 Denn als ich in der Freiheit ging, Da hatt’ ich e& in der Nähe.
Don diefem ringsum jteilen Echloß
Laſſ' ich die Augen ſchweifen,
Und fann’3 von hohem Thurmgeichoß 10 Mit Blicken nicht ergreifen;
Und wer mir’3 vor die Augen bracht’,
Es wäre Ritter oder Knecht,
Der jollte mein Trauter bleiben.
Roſe. Ich blühe ſchön, und höre dieß 15 Hier unter deinem Gitter. Du meinejt mich, die Roje, gewiß, Du edler armer Ritter! Du haft gar einen hohen Sinn, Es herrſcht die Blumenkönigin 20 Gewiß auch in deinem Herzen.
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Balladen.
Graf. Dein Purpur ift aller Ehren werth Im grünen Überfleide; Darob das Mädchen dein begehrt, Wie Gold und edel Gejchmeide.
Dein Kranz erhöht das ſchönſte Geficht:
Allein du biſt das Blümchen nicht, Das ich im Stillen verehrte.
Lilie. Das Röslein hat gar ſtolzen Brauch Und ſtrebet immer nach oben; Doch wird ein liebes Liebchen auch Der Lilie Zierde loben. Wem's Herze fchlägt in treuer Bruft Und tit fich rein, wie ich, bewußt, Der hält mich wohl am höchiten.
Graf. Sch nenne mich zwar feufch und rein, Und rein von böjen Fehlen; Doch muß ich hier gefangen fein, Und muß mich einfam quälen. Du bift mir zwar ein fchönes Bild
Bon mancher Jungfrau, rein und mild:
Doch weiß ich noch was Liebers.
Nelke. Das mag wohl ich, die Nelke, ſein, Hier in des Wächters Garten, Wie würde ſonſt der Alte mein Mit ſo viel Sorgen warten?
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Gedichte. Erſter Theil.
Im jchönen Kreis der Blätter Drang, Und Wohlgeruch das Leben lang, Und alle taufend Farben.
Graf. Die Nelte joll man nicht verichmähn, Sie ijt des Gärtners Wonne: Bald muß fie in dem Lichte jtehn, Bald ſchützt er fie vor Eonne; Doch was den Grafen glüdlich macht, Es iſt nicht ausgefuchte Pracht: Es ijt ein jtilles Blümchen.
Veilchen. Ich ſteh' verborgen und gebückt, Und mag nicht gerne ſprechen, Doch will ich, weil ſich's eben ſchickt, Mein tiefes Schweigen brechen. Wenn ich es bin, du guter Mann, Wie ſchmerzt mich's, daß ich hinauf nicht kann Dir alle Gerüche ſenden.
Graf. Das gute Veilchen ſchätz' ich ſehr: Es iſt ſo gar beſcheiden Und duftet ſo ſchön; doch brauch' ich mehr In meinem herben Leiden. Ich will es euch nur eingeſtehn: Auf dieſen dürren Felſenhöhn Iſt's Liebchen nicht zu finden.
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Balladen. 175
Doh wandelt unten, an dem Badh, Das treufte Weib der Erde,
Und feufzet leife manches Ach,
Bis ich erlöfet werde.
Menn fie ein blaues Blümchen bricht, Und immer jagt: Vergiß mein nicht! Co fühl’ ich’ in der Ferne.
Sa, in der Ferne fühlt fih die Macht, Wenn zwei fich redlich Lieben;
Drum bin ich in des Kerkers Nacht Auch noch lebendig geblieben.
Und wenn mir faft das GHerze bricht, Co ruf’ ich nur: Vergiß mein nicht! Da komm’ ich wieder in’s Leben.
Gedichte. Erſter Theil.
Ritter Curts Brautfahrt.
—.
Mit des Bräutigams Behagen Schwingt fih Ritter Curt auf's Roß; Zu der Trauung joll’s ihn tragen, Auf der edlen Liebſten Schloß:
Als am öden Felſenorte
Drohend fich ein Gegner naht;
Ohne Zögern, ohne Worte
Schreiten fie zu rafcher That. ,
Range ſchwankt des Kampfes Welle, Bis fih Curt im Siege freut;
Er entfernt fi) von der Stelle, Überwinder und gebläut.
Aber was er bald gewahret
In des Buches Zitterfchein!
Mit dem Säugling jtill gepaaret Schleicht ein Liebchen durch den Hain.
Und fie winkt ihm auf das Plätzchen: Lieber Herr, nicht Jo geſchwind!
Habt ihr nichts an euer Schäßchen, Habt ihr nichts für euer Kind?
Ihn durchglühet ſüße Flamme,
Daß er nicht vorbei begehrt,
Und er findet nun die Amme,
Wie die Jungfrau, liebenswerth.
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Balladen. 177
Doch er Hört die Diener blafen, Dentet nun der hohen Braut,
Und nun wird auf jeinen Straßen Yahresfeit und Markt jo laut,
Und er mählet in den Buden Manches Pfand zu Lieb' und Huld; Aber ach! da fommen Juden
Mit dem Schein vertagter Schuld.
Und nun halten die Gerichte Den behenden Ritter auf.
O verteufelte Gejchichte! Heldenhafter Lebenslauf!
Coll ich heute mich gedulden? Die Verlegenheit ijt groß. Widerſacher, Weiber, Schulden, Ach! fein Ritter wird fie los.
Goethes Werke. 1.8. 12
173 Gedichte. Eriter Theil.
Hochzeitlied.
Wir ſingen und ſagen vom Grafen ſo gern,
Der hier in dem Schloſſe gehauſet,
Da, wo ihr den Enkel des ſeligen Herrn,
Den heute vermählten, beſchmauſet.
Nun hatte ſich jener im heiligen Krieg Zu Ehren geſtritten durch mannigen Sieg,
Und als er zu Hauſe vom Röſſelein ſtieg,
Da fand er ſein Schlöſſelein oben;
Doch Diener und Habe zerſtoben.
Da biſt du nun, Gräflein, da biſt du zu Haus, 10 Das Heimiſche findejt du ſchlimmer!
Zum Fenſter da ziehen die Winde hinaus,
Sie fommen durch alle die Zimmer.
Was wäre zu thun in der herbjtlichen Nacht?
Co hab’ ich doch manche noch ſchlimmer vollbracht, 1 Der Morgen hat alles wohl beſſer gemad)t.
Drum rafch bei der mondlichen Delle
In's Bett, in das Stroh, in's Geſtelle.
Und als er im willigen Schlummer jo lag,
Bewegt e3 ſich unter dem Bette. 20 Die Ratte die rajchle jo lange fie mag!
‘a, wenn fie ein Bröjelein hätte!
Balladen.
Doc fiehe! da ftehet ein winziger Wicht,
Ein Zwerglein jo zierlich mit Ampelen-Licht, 3 Mit Redner-Geberden und Sprecher-Gewicht,
Zum Fuß des ermüdeten Grafen,
Der, jchläft er nicht, möcht’ er doch fchlafen.
Wir haben uns Feſte hier oben erlaubt, Seitdem du die Zimmer verlafien,
* =
So dachten wir eben zu praffen.
Und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt,
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Und wenn du vergönnefi und wenn dir nicht graut,
So jchmaufen die Zwerge, behaglich und laut,
Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut. 5 Der Graf im Behagen des Traumes: Bedienet euch immer des Raumes!
* >
Da kommen drei Neiter, fie reiten hervor, Die unter dem Bette gehalten;
Dann folget ein fingendes flingendes Chor Poſſierlicher kleiner Geſtalten;
Und Wagen auf Wagen mit allem Geräth, Daß einem ſo Hören als Sehen vergeht, Wie's nur in den Schlöſſern der Könige ſteht; Zuletzt auf vergoldetem Wagen »Die Braut und die Gäſte getragen.
en SC
—
So rennet nun alles in vollem Galopp
Und kürt ſich im Saale ſein Plätzchen;
Zum Drehen und Walzen und luſtigen Hopp Erkieſet ſich jeder ein Schätzchen.
180 Gedichte. Erfter Theil.
Da pfeift es und geigt es und klinget und flirt,
Da ringelt’3 und jchleift es und rauſchet und wirtt, Da pilpert’3 und kniſtert's und fliſtert's und ſchwirrt;
Das Gräflein, es blidet hinüber, Es dünft ihn, ala läg’ er im Fieber.
Nun dappelt’3 und rappelt’3 und flappert’3 im Saal
Don Bänfen und Stühlen und Tifchen,
Da will nun ein jeder am feitlichen Mahl Eich neben dem Liebchen erfrifchen ;
Sie tragen die Würſte, die Schinken To klein Und Braten und Fiſch und Geflügel herein; 63 kreiſet bejtändig der föftliche Wein;
Das tojet und fojet jo lange,
Verſchwindet zulegt mit Gejange.
Und follen wir fingen, was weiter gejchehn,
So jchweige das Toben und Tojen.
Denn was er, jo artig, im Kleinen gejehn, Erfuhr er, genoß er im Großen.
Trompeten und £lingender fingender Schall,
Und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall, Sie fommen und zeigen und neigen fich al, Unzählige, jelige Yeute.
En ging e8 und geht es noch Heute.
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Balladen. 181
Der Schabgräber.
Arm am Beutel, frank am Herzen, Schleppt’ ich meine langen Tage. Armuth ift die größte Plage, Reichthum ift das höchſte Gut! Und, zu enden meine Schmerzen, Ging ich einen Schaf zu graben. Meine Seele follit du haben! Schrieb ich hin mit eignem Blut.
Und fo 309 ich Kreif’ um Kreiſe, Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zujammen : Die Beihmwörung war vollbradht. Und auf die gelernte Weiſe
Grub ich nach dem alten Schaße Auf dem angezeigten Platze: Schwarz und ſtürmiſch war die Nadıt.
Und ich jah ein Licht von weiten, Und es fam gleich einem Sterne Hinten aus der fernjten Ferne, Eben als es zwölfe jchlug.
Und da galt fein Vorbereiten. Heller ward’3 mit einemmale
Bon dem Glanz der vollen Schale, Die ein ſchöner Knabe trug.
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Gedichte. Erfter Theil.
Holde Augen jah ich blinken
Unter dichtem Blumenfranze ;
In des Trankes Himmelöglanze Zrat er in den Kreis herein.
Und er hieß mich freundlich trinten; Und ich dacht’: e8 kann der Knabe Mit der Schönen lichten Gabe Wahrlich nicht der Böſe fein.
Trinke Muth des reinen Lebens! Dann veritehjt du die Belehrung, Kommſt, mit ängitlicher Beſchwörung, Nicht zurüd an diefen Ort.
Grabe bier nicht mehr vergebens. Tages Arbeit! Abends Gäſte!
Saure Wochen! Frohe Feite!
Sei dein fünftig Zauberwort.
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Balladen. 183
Der NRattenfänger.
Ich bin der wohlbefannte Sänger, Der vielgereij’te Rattenfänger,
Den dieje altberühmte Stadt - Gewiß bejonders nöthig hat.
Und wären's Ratten noch fo viele, Und wären Wiejel mit im Spiele; Bon allen ſäubr' ich diefen Ort, Sie müfjen mit einander fort.
Dann ift der gut gelaunte Sänger Mitunter auch ein Kinderfänger,
Der jelbft die wildeften bezwingt, Wenn er die goldnen Mährchen fingt. Und wären Knaben noch jo trußig, Und wären Mädchen noch fo ftußig, In meine Saiten greif’ ich ein,
Sie müffen alle hinter drein.
Dann ift der vielgewandte Sänger Gelegentlich ein Mädchenfänger; In feinem Städtchen langt er an, Wo er's nicht mancher angethan. Und wären Mädchen noch jo blöde, Und wären Weiber noch fo ſpröde; Doch allen wird fo Liebebang
Dei Zauberfaiten und Gefang.
(Von Anfang.)
184
Gedichte. Erfter Theil.
Die Spinnerim.
Als ich ſtill und ruhig ſpann, Ohne nur zu jtoden,
Trat ein jchöner junger Dann Nahe mir zum Roden.
Lobte, was zu loben war, Sollte das was jchaden? Mein dem Flachſe gleiches Haar, Und den gleichen Faden.
Ruhig war er nicht dabei,
Ließ es nicht bei'm Alten ;
Und der Faden riß entzwet, Den ich lang’ erhalten.
Und des Flachſes Stein-Gewicht Gab noch viele Zahlen;
Aber, ach ich konnte nicht Mehr mit ihnen prahlen.
Als ich fie zum Weber trug, Fühlt' ich was fich regen, Und mein armes Herze jchlug Mit geſchwindern Schlägen.
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Balladen.
Nun, bei'm heißen Sonnenjtich, Bring’ ich’3 auf die Bleiche, Und mit Mühe büd’ ich mid) Nach dem nächjten Teiche.
Was ich in dem Kämmerlein
Still und fein gejponnen,
Kommt — wie fann es anders jein? — Endlich an die Sonnen.
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186 Gedichte. Erſter Theil.
Bor Geridt.
Bon wem ich es habe, das ſag' ich euch nicht, Das Kind in meinem Leib. —
Pfui! ſpeit ihr aus: die Hure da! —
Bin doch ein ehrlich Weib.
Mit wen ich mich traute, das fag’ ich euch nicht.
Mein Schaß ift lieb und gut, Trägt er eine goldene Kett' am Hals, Trägt er einen ftrohernen Hut.
Soll Spott und Hohn getragen fein, Trag’ ich allein den Hohn.
Ich kenn' ihn wohl, er kennt mich wohl, Und Gott weiß auch davon.
Herr Pfarrer und Herr Amtmann ihr, ‘ch bitte, laßt mich in Ruh!
63 iſt mein Kind, es bleibt mein Kind, Ihr gebt mir ja nichts dazu.
Balladen.
Der Edelfnabe und die Müllerin.
Edelknabe. Wohin? Wohin? Schöne Müllerin! Wie heißt du?
Müllerin. Liſe.
Edelknabe. Wohin denn? Wohin, Mit dem Rechen in der Hand?
Müllerin. Auf des Vaters Land, Auf des Vaters Wieſe.
Edelknabe. Und gehſt ſo allein?
Müllerin. Das Heu ſoll herein, Das bedeutet der Rechen; Und im Garten daran Fangen die Birnen zu reifen an; Die will ich brechen.
Edelknabe. Iſt nicht eine ſtille Laube dabei?
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Gedichte. Erſter Theil.
Müllerin. Sogar ihrer zwei, 15 An beiden Eden.
Edelfnabe.
Ich komme dir nad,
Und am beißen Mittag
Wollen wir uns drein verfteden.
Nicht wahr, im grünen vertraulichen Haug — 20
Müllerin. Das gäbe Geſchichten.
Edelfnabe. Ruhſt du in meinen Armen aus?
Müllerin. Mit nichten! Denn wer die artige Müllerin küßt, Auf der Stelle verrathen iſt. 25 Euer ſchönes dunkles Kleid Thät' mir leid So weiß zu färben. Gleich und gleich! jo allein iſt's recht! Darauf will ich leben und fterben. 30 Sch liebe mir den Müllerfnecht; An dem ijt nicht? zu verderben.
Balladen. 189
Der Junggeſell und der Mühlbach.
Geſell.
Wo willſt du klares Bächlein hin, So munter?
Du eilſt mit frohem leichtem Sinn Hinunter.
Was ſuchſt du eilig in dem Thal? So höre doch und ſprich einmal!
Bach. Ich war ein Bächlein, Junggeſell; Sie haben Mich ſo gefaßt, damit ich ſchnell, Im Graben, Zur Mühle dort hinunter ſoll, Und immer bin ich raſch und voll.
Geſell. Du eileſt mit gelaff’nem Muth Zur Mühle, Und weißt nicht, wa3 ich junges Blut Hier fühle. 63 blickt die Schöne Müllerin Wohl Freundlich manchmal nach dir hin?
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Gedichte. Erſter Theil.
Bad. Sie öffnet früh bei'm Morgenlicht Den Laden, Und kommt, ihr Liebes Angeficht Zu baden. Ihr Bufen ift jo voll und weiß; Es wird mir gleich zum Dampfen heiß.
Geſell. Kann ſie im Waſſer Liebesgluth Entzünden;
Wie ſoll man Ruh mit Fleiſch und Blut
Wohl finden? Wenn man ſie Einmal nur geſehn, Ach! immer muß man nach ihr gehn.
Bach. Dann ſtürz' ich auf die Räder mich Mit Brauſen, Und alle Schaufeln drehen ſich Im Sauſen. Seitdem das ſchöne Mädchen ſchafft, Hat auch das Waſſer beſſ're Kraft.
Geſell. Du Armer, fühlſt du nicht den Schmerz, Wie andre? Sie lacht dich an, und ſagt im Scherz: Nun wandre! Sie hielte dich wohl ſelbſt zurück Mit einem ſüßen Liebesblick?
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Balladen.
Bad. Mir wird fo jchwer, jo fchwer vom Ort Zu fließen: Ich krümme mich nur jachte fort Durch Wiefen; Und käm' es erit auf mich nur an, Der Weg wär’ bald zurüdgethan.
Gejell. Geſelle meiner Liebesqual, Ich ſcheide; Du murmelſt mir vielleicht einmal Zur Freude. Geh, ſag' ihr gleich, und ſag' ihr oft, Was ſtill der Knabe wünſcht und hofft.
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Gedichte. Erfter Theil.
Der Miüllerin Berrath.
Woher der Freund jo früh und fehnelle, Da faum der Tag im Oſten graut? Hat er fich in der Waldcapelle,
So falt und frifch es ift, erbaut?
Es jtarret ihm der Bach entgegen; Mag er mit Willen barfuß gehn?
Was flucht er feinen Morgenjegen Durch) die befchneiten wilden Höhn?
Ah, wohl! Er fommt vom warmen Bette, Wo er fich andern Spaß verſprach;
Und wenn er nicht den Mantel hätte,
Wie jchredlich wäre feine Schmach!
63 hat ihn jener Schal betrogen,
Und ihm den Bündel abgepadt ;
Der arme Freund ift ausgezogen,
Und faſt, wie Adam, bloß und nadt.
Warum auch jchlich er dieje Wege
Nach einem folchen Apfelpaar,
Das freilich ſchön im Mühlgehege,
Co mie im Paradieſe, war.
Er wird den Scherz nicht Leicht erneuen; Er drüdte ſchnell fich aus dem Haus, Und bricht auf einmal nun, im freien, In bittre laute Klagen aus.
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Balladen.
| „sh las in ihren Feuerbliden Nicht eine Sylbe von Verrath; Sie ſchien mit mir fich zu entzüden, Und ſann auf jolche Schwarze That! Konnt’ ich in ihren Armen träumen, Wie meuchleriich der Buſen fchlug ? Sie hieß den Holden Amor jäumen, Und günftig war er und genug.
„Sich meiner Liebe zu erfreuen!
Der Nacht, die nie ein Ende nahm ! Und erit die Mutter anzufchreien, Nun eben als der Morgen kam!
Da drang ein Dubend Anverwandten Herein, ein wahrer Menfchenitrom; Da kamen Pettern, fucten Tanten, 63 fam ein Bruder und ein Chm.
„Das war ein Toben, war ein Wüthen ! Ein jeder jchien ein andres Thier.
Sie forderten des Mädchens Blüthen Mit jchredlichem Gejchrei von mir. — Mas dringt ihr alle wie von Sinnen Auf den unfchuld’gen Jüngling ein? Denn jolche Schäte zu gewinnen,
Da muß man viel behender jein.
„Weiß Amor jeinem jchönen Spiele
Doch immer zeitig nachzugehn.
Er läßt fürmahr nicht in der Mühle
Die Blumen jechzehn Jahre ſtehn. — Goethes Werke. 1. Bd.
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Gedichte. Erſter Theil.
Sie raubten nun das Kleiderbündel, Und wollten auch den Mantel nod). Wie nur jo viel verflucht Gefindel Im engen Haufe fich verfroch!
„Nun ſprang ich auf und tobt’ und fluchte, Gewiß, durch alle durchzugehn.
Ich jah noch einmal die Verruchte,
Und ach! fie war noch immer jchön.
Sie alle wichen meinem Grimme;
63 flog noch manches wilde Wort;
Da macht’ ich mich, mit Donnerjtimme, Noch endlich aus der Höhle fort.
„Man joll euch Mädchen auf dem Lande, Wie Mädchen aus den Städten, fliehn. So lafjet doch. den Fraun von Stande Die Luft, die Diener auszuziehn!
Do jeid ihr auch von den Geübten
“ Und kennt ihr feine zarte Pflicht,
So ändert immer die Geliebten, Doc fie verrathen müßt ihr nicht.“
So fingt er in der Winterjtunde, Wo nicht ein armes Hälmchen grünt. Sch lache feiner tiefen Wunde;
Denn wirklich iſt fie wohlverdient. So geh’ es jedem, der am Tage
Sein edles Liebchen frech betriegt,
Und Nachts, mit allzufühner Wage, Zu Amors falſcher Mühle Eriecht.
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Balladen. 195
Der Müllerin Reue.
Yüngling. Nur fort, du braune Here, fort! Aus meinem gereinigten Hauſe, Daß ich dich, nach dem ernften Wort, Nicht zaufe! Was fingft du hier für Heuchelei Bon Lieb’ und ftiller Mädchentreu’? Wer mag das Mährchen hören!
Zigeunerin. Sch finge von des Mädchens New, Und langem heißem Sehnen; Denn Leichtfinn wandelte fich in Treu’ Und Thränen. Eie fürchtet der Mutter Drohen nicht mehr, Sie fürchtet des Bruders Fauft nicht jo jehr, Als den Haß des herzlich Geliebten.
Jüngling. Von Eigennutz ſing' und von Verrath, Von Mord und diebiſchem Rauben; Man wird dir jede falſche That Wohl glauben. Wenn ſie Beute vertheilt, Gewand und Gut, Schlimmer als je ihr Zigeuner thut, Das ſind gewohnte Geſchichten.
196
Gedichte. Erfter Theil.
Zigeunerin. „Ach! weh! ach weh! Was hab’ ich gethan! Was Hilft mir nun das Yaufchen ! Ich hör’ an meine Kammer heran Ihn rauschen. Da £lopfte mir hoch das Herz, ich dacht’: O hätteft du doch die Liebesnacht Der Mutter nicht verrathen!“
Süngling. Ach leider! trat ich auch einjt hinein,
Und ging verführt im Stillen:
Ah Süßchen! laß mich zu dir ein
Mit Willen!
Doch gleich entitand ein Lärm und Gejchrei; Es rannten die tollen Verwandten herbei. Noch fiedet das Blut mir im Leibe.
Zigeunerin.
„Kommt nun diefelbige Stunde zurüd, Wie ftill mich's kränket und fchmerzet! Sch Habe das nahe, das einzige Glück Derjcherzet.
Ich armes Mädchen, ich war zu jung! Es war mein Bruder verrucht genung, So ſchlecht an dem Liebſten zu Handeln.“
Der Dichter. So ging das ſchwarze Weib in das Haus, In den Hof zur fpringenden Quelle; Sie wuſch fich heftig die Augen aus, Und helfe
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Balladen.
Ward Aug’ und Geficht, und weiß und Klar Stellt fich die ſchöne Müllerin dar Dem erjtaunt=erzürnten Knaben.
Müllerin. Ih fürchte fürwahr dein erzürnt Geficht, Du Süßer, Schöner und Trauter! Und Schläg' und Mefferftiche nicht; Nur lauter Cag’ ih von Schmerz und Kiebe dir, Und mwill zu deinen Füßen bier Nun leben oder auch jterben.
Yüngling. D Neigung, jage, wie haft du jo tief Im Herzen dich veritedet? Wer hat dich, die verborgen jchlief, Gewecket? Ach Liebe, du wohl unſterblich biſt! Nicht kann Verrath und hämiſche Liſt Dein göttlich Leben tödten.
Müllerin. Liebſt du mich noch ſo hoch und ſehr, Wie du mir ſonſt geſchworen, So iſt uns beiden auch nichts mehr Verloren. | Nimm bin das vielgeliebte Weib! Den jungen unberührten Leib, Es ijt nun alles dein eigen!
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Gedichte. Erſter Theil.
Beide. Nun, Sonne, gehe hinab und hinauf! Ihr Sterne, leuchtet und dunfelt! Es geht ein Liebesgeſtirn mir auf Und funfelt. Eo lange die Quelle jpringt und rinnt, Eo lange bleiben wir gleichgefinnt, Eins an des andern Herzen.
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Balladen. 199
-Wandrer und Pädterin.
Er. Kannjt du, Schöne Pächtrin ohne gleichen, Unter diejer breiten Schattenlinde, Wo ich Wandrer kurze Ruhe finde, Labung mir für Durft und Hunger reichen ?
Sie. Willſt du Vielgereiſ'ter hier dich laben; Sauren Rahm und Brot und reife Früchte, Nur die ganz natürlichiten Gerichte, Kannſt du reichlich an der Quelle haben.
Er. Iſt mir doch, ich müßte jchon dich fennen, Unvergefi’ne Zierde holder Stunden! Ahnlichkeiten hab’ ich oft gefunden;
- Diefe muß ich doch ein Wunder nennen.
Sie. Ohne Wunder findet fih bei Wandrern Oft ein jehr erflärliches Erjtaunen. Sa, die Blonde gleichet oft der Braunen; Eine reizet eben, wie die andern. |
Er. Heute nicht, fürwahr, zum erjtenmale Hat mir's diefe Bildung abgewonnen! Damals war fie Sonne aller Sonnen Sin dem feſtlich aufgefchmüdten Saale.
Gedichte. Erſter Theil.
Sie. Freut es dich, jo kann es wohl gefchehen, Daß man deinen Mährchenjcherz vollende: Burpurjeide floß don ihrer Lende, Da du fie zum erjtenmal gefehen.
Er. Nein, fürwahr, das haft du nicht gedichtet ! 2 Konnten Geilter dir e8 offenbaren; Don Juwelen Haft du auch erfahren Und von Perlen, die ihr Blic vernichtet.
a
Sie. Diejes Eine ward mir wohl vertrauet: Daß die. Schöne, ſchamhaft zu gejtehen, 30 Und in Hoffnung, wieder dich zu jehen, Manche Schlöffer in die Luft erbauet.
Er. Trieben mich umber doch alle Winde! Sudt’ ih Ehr’ und Geld auf jede Weile! Doch gejegnet, wenn am Schluß der Reife 35 Ih das edle Bildnik wieder finde.
Sie. Nicht ein Bildniß, wirklich ſiehſt du jene Hohe Tochter des verdrängten Blutes; Nun im Pachte des verlaſſ'nen Gutes Mit dem Bruder freuet fich Helene. 40
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Balladen.
Gr. Aber dieſe herrlichen Gefilde, Kann fie der Befiter jelbit vermeiden? Reiche Felder, breite Wiej- und Weiden, Mächt'ge Quellen, ſüße Himmelsmilde.
Sie. Sit er doch in alle Welt entlaufen! Wir Gejchwiiter haben viel eriworben; Menn der Gute, wie man jagt, geftorben, Mollen wir das Sinterlaff’ne kaufen.
Er. Wohl zu faufen it es, meine Schöne! Dom Beliter hört’ ich die Bedinge; Doch der Preis ift keineswegs geringe, Denn das lebte Wort, es ijt: Helene!
Sie. Konnt’ uns Glück und Höhe nicht vereinen!
Hat die Liebe diefen Weg genommen? Doch ich jeh’ den wadren Bruder fommen;
Wenn er’3 hören wird, was kann er meinen?
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Gedichte. Erſter Theil.
Wirfung in die Serie
Die Königin fteht im hohen Saal,
Da brennen der Kerzen jo viele;
Sie jpriht zum Pagen: „Du läufjt einmal Und Holjt mir den Beutel zum Spiele.
Er liegt zur Hand
Auf meines Tifches Rand.”
Der Knabe der eilt jo behende,
War bald an Schlofjes Ende.
Und neben der Königin jchlürft zur Stund’ Sorbet die jchönfte der Frauen.
Da brach ihr die Taſſe fo Hart an dem Mund, Es war ein Gräuel zu fchauen.
Verlegenheit! Scham!
Um's Prachtfleid iſt's gethan!
Sie eilt und fliegt jo behende
Entgegen des Schloffes Ende.
Der Knabe zurüd zu laufen fam
Entgegen der Schönen in Schmerzen,
63 wußt' e8 niemand, doch beide zuſamm', Sie hegten einander im Herzen;
Und o des Glüds,
Des günft’gen Geſchicks!
Sie warfen mit Bruft fich zu Brüjten
Und herzten und füßten nach Lüften.
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Balladen. 203
Doch endlich beide fich reißen los;
Sie eilt in ihre Gemächer;
Der Page drängt fich zur Königin groß Durch alle die Degen und Fächer.
Die Fürftin entdedt
Das MWeftchen befledt:
Für fie war nicht? unerreichbar,
Der Königin von Saba vergleichbar.
Und fie die Hofmeiſterin rufen läßt: „Wir famen doch neulich zu Streite, Und ihr behauptetet ſteif und feſt, Nicht reiche der Geift in die Weite; Die Gegenwart nur
Die lafje wohl Spur;
Doch niemand wirk' in die Ferne, Sogar nicht die himmlischen Sterne.
„Run feht! So eben ward mir zur Seit’ Der geiftige Süßtrank verjchüttet,
Und gleich darauf hat er dort Hinten jo weit Dem Knaben die Weite zerrüttet. —
Bejorg’ dir fie neu!
Und weil ich mich freu’,
Daß fie mir zum Beweife gegolten,
Ich zahl’ fie! ſonſt wirft du gefcholten.“
204
Gedichte. Erſter Theil.
Die wandelnde Glode.
63 war ein Kind, das wollte nie Zur Kirche fich bequemen,
Und Sonntags fand es ftet3 ein Wie, Den Weg in’3 Feld zu nehmen.
Die Mutter ſprach: Die Glode tönt, Und So ift dir's befohlen,
Und haft du dich nicht Hingewöhnt, Sie fommt und wird dich Holen.
Das Kind es denkt: die Glode hängt Da droben auf dem Stuhle.
Schon hat’3 den Weg in's Feld gelenkt, Als lief’ es aus der Schule.
Die Glode Glode tönt nicht mehr, Die Mutter hat gefadelt.
Doch welch ein Schreden hinterher! Die Glode kommt gemwadelt.
Sie wadelt ſchnell, man glaubt es kaum; Das arme Kind im Schreden
Es lauft, es fommt, al3 wie im Traum; Die Glode wird es deden.
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Balladen. 205
Doch nimmt e3 richtig feinen Hufch Und mit gewandter Schnelle
Eilt es durch Anger, Feld und Buſch Zur Kirche, zur Gapelle.
Und jeden Eonn- und Teiertag Gedenkt es an den Schaden,
Läßt durch den erften Glodenichlag, Nicht in Perion fich laden.
206 Gedichte. Erfter Theil.
Der getreue Edart.
D wären wir weiter, o wär’ ich zu Haus!
Sie fommen. Da fommt jchon der nächtliche Graus;
Sie ſind's die unholdigen Schweitern.
Sie ftreifen heran und fie finden uns bier, Cie trinken das mühſam geholte das Bier, Und laffen nur leer ung die Krüge.
Co ſprechen die Kinder und drüden fich ſchnell;
Da zeigt ſich vor ihnen ein alter Gejell: Nur Stille, Kind! Kimderlein, ftille!
Die Hulden fie fommen von durftiger Jagd, Und laßt ihr fie trinfen wie's jeder behagt, Dann find fie euch Hold die Unholden..
Gejagt jo geichehn! und da naht fich der Graus Und fiehet jo grau und fo fchattenhaft aus, Doch Ichlürft es und ſchlampft es auf's beite. Dad Bier iſt verſchwunden, die Krüge find Leer; Nun ſauſ't es und brauf’t es, das wüthige Heer, In's weite Gethal und Gebirge.
Die KHinderlein ängitlich gen Haufe jo jchnell, Gejellt fich zu ihnen der Fromme Gefell: Ihr Püppchen, nur jeid mir nicht traurig, —
Wir kriegen nun Schelten und Streich’ bis auf's Blut. —
Nein keineswegs, alles geht herrlich und gut, Nur fchweiget und horchet wie Mäuslein.
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Balladen. 207
Und der es euch anräth und der es beftehlt,
Er iſt ed, der gern mit den Kindelein fpielt, Der alte Getreue, der Eckart.
Dom Wundermann bat man euch immer erzählt, Nur hat die Beltätigung jedem gefehlt,
Die habt ihr nun köſtlich in Händen.
Sie fommen nad Haufe, fie jegen den Krug Gin jedes den Eltern bejcheiden genug
Und harren der Schläg’ und der Schelten.
Doch fiehe man koſtet: ein herrliches Bier! Man trinkt in die Runde jchon dreimal und vier Und noch nimmt der Krug nicht ein Ende.
Das Wunder e3 dauert zum morgenden Tag. Do fraget wer immer zu fragen vermag: Wie ift’3 mit den Krügen ergangen ?
Die Mäuslein fie lächeln, im Stillen ergebt; Sie ftammeln und jtottern und ſchwatzen zuleßt Und gleich find vertrodnet die Krüge.
Und wenn euch, ihr Kinder, mit treuem Geficht Ein Vater, ein Lehrer, ein Aldermann jpricht, Co horchet und folget ihm pünctlich!
Und liegt auch das Zünglein in peinlicher Hut, Verplaudern ift jchädlich, verichweigen ift gut; Dann füllt ſich das Bier in den Krügen.
208 Gebdichte. Erſter Theil.
Der Todtentanz.
Der Thürmer der ſchaut zu Mitten der Nacht
Hinab auf die Gräber in Lage;
Der Mond der hat alles in's Helle gebracht;
Der Kirchhof er liegt wie am Tage.
Da regt ſich ein Grab und ein anderes dann: 5 Sie fommen hervor, ein Weib da, ein Dann,
In weißen und jchleppenden Hemden.
Das redt nun, es will fich ergetzen jogleich,
Die Anöchel zur Kunde, zum Kranze,
Co arm und fo jung, und jo alt und fo reich; 10 Do hindern die Schleppen am Zange.
Und weil hier die Scham nun nicht weiter gebeut, Sie Ichütteln fich alle, da Liegen zerftreut
Die Hembdelein über den Hügeln.
Nun hebt fich der Schenkel, nun wadelt das Bein, 15 Geberden da gibt es vertradte; .
Dann klippert's und Happert’3 mitunter hinein,
Als Ichlüg’ man die Hölzlein zum Tacte.
Das fommt nun dem Thürmer jo lächerlich vor;
Da raunt ihm der Schalf der Verfucher in's Ohr: 20 Geh! Hole dir einen der Laken.
Gethan wie gedacht! und er flüchtet fich ſchnell
Nun Hinter geheiligte Thüren.
Der Mond und noch immer er jcheinet jo hell
Zum Tanz, den fie fchauderlich führen. 25
Balladen. 209
Doch endlich verlieret fich diefer und der, Schleicht eins nach dem andern gekleidet einher Und huſch ijt e8 unter dem Rafen.
Nur einer der trippelt und ftolpert zuleßt 30 Und tappet und grapit an den Grüften; Doch Hat fein Gejelle jo ſchwer ihn verlekt; Er wittert das Tuch in den Lüften. Er rüttelt die Thurmthür, fie jchlägt ihn zurüd, Geziert und gejegnet, dem Thürmer zum Glüd, 35 Sie blinkt von metallenen Kreuzen.
Das Hemd muß er haben, da rajtet er nicht, Da gilt auch fein langes Befinnen, Den gothifchen Zierrat ergreift nun der Wicht Und Elettert von Zinne zu Zinnen.
Nun iſt's um den armen, den Thürmer gethan! Es rudt ſich von Schnörfel zu Schnörfel hinan, Langbeinigen Spinnen vergleichbar.
Der Thürmer erbleichet, der Thürmer erbebt, Gern gäb er ihn wieder den Laken. 5 Da hädelt — jebt hat er am längjten gelebt — Den Zipfel ein eiferner Zaden. Schon trübet der Mond fich verfchwindenden Scheing, Die Glode fie donnert ein mächtige Eins Und unten zerichellt das Gerippe.
Goethes Werke, 1. Bd. 14
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Gedichte. Erſter Theil.
Die erfte Walpurgisnadt.
Ein Druide. Es lacht der Mai! Der Wald ift frei Bon Eis und Reifgehänge. Der Schnee ift fort; Am grünen Ort Erſchallen Luſtgeſänge. Ein reiner Schnee Liegt auf der Höh; Doch eilen wir nach oben, Begehn den alten heil'gen Brauch, Allvater dort zu loben. Die Flamme lodre durch den Rauch! So wird das Herz erhoben.
Die Druiden.
Die Flamme lodre durch den Rauch!
Begeht den alten heil'gen Brauch, Allvater dort zu loben! Hinauf! hinauf nach oben!
Einer aus dem Volke.
Könnt ihr ſo verwegen handeln? Wollt ihr denn zum Tode wandeln?
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Balladen. 211
Kennet ihr nicht die Geſetze Unſrer harten Überwinder? Rings geftellt find ihre Nebe Auf die Heiden, auf die Sünder. Ad fie Schlachten auf den Walle Unjre Weiber, unfre Kinder. Und wir alle
Nahen uns gewiſſem Falle.
Chor der Weiber.
Auf des Lager? hohem Walle Schlachten fie jchon unsre Kinder, Ach die ftrengen Überwinder! Und wir alle
Nahen uns gewiſſem Falle.
Gin Druide.
Wer Opfer heut
Zu bringen fcheut,
Verdient erſt jeine Bande.
Der Wald ift frei!
Das Holz herbei,
Und jchichtet e3 zum Brande! Doc bleiben wir
Im Bufchrevier
Am Tage no) im Stillen,
Und Männer ftellen wir zur Hut, Um eurer Sorge willen.
Dann aber laßt mit frifchem Muth Uns unſre Pflicht erfüllen.
14*
212
Gedichte. Erfter Theil.
Chor der Wächter.
Vertheilt euch, wadre Männer, hier Durch diejeg ganze Waldrevier, Und wachet hier im Etillen,
Wenn fie die Pflicht erfüllen.
Ein Wächter. Diefe dumpfen Pfaffenchriſten, Laßt ung keck fie überlijten! Mit dem Teufel, den fie fabeln, Wollen wir fie jelbjt erjchreden. Kommt! Mit Zaden und mit Gabeln Und mit Gluth und Klapperitöcen Lärmen wir bei nächt’ger Weile Durch die engen Felſenſtrecken. Kauz und Eule Heul’ in unſer Rundgeheule!
Chor der Wächter.
Kommt mit Zaden und mit Gabeln, Wie der Teufel, den ſie fabeln,
Und mit wilden Klapperjtöden Durch die leeren Felſenſtrecken! Kauz und Eule
Heul' in unſer Rundgeheule!
Gin Druide, So weit gebracht, Daß wir bei Nacht
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Balladen. 213
Allvater heimlich fingen!
Doc iſt e8 Tag,
Sobald man mag
Ein reines Herz dir bringen.
Du kannſt zwar heut,
Und manche Zeit,
Dem Feinde viel erlauben.
Die Flamme reinigt fi) vom Rauch: So reinig’ unjern Glauben!
Und raubt man uns den alten Brauch; Dein Licht, wer will es rauben!
Gin Krijtliher Wächter.
Hilf, ach Hilf mir, Kriegögejelle!
Ach es kommt die ganze Hölle!
Sieh, wie die verherten Leiber
Durch und durch von Flamme glühen! Menichen- Wölf’ und Drachen- Weiber, Die im Flug vorüberziehen!
Melch entjegliches Getöje!
Laßt ung, laßt uns alle fliehen! Oben flammt und fauj’t der Böſe; Aus dem Boden
Dampfet rings ein Höllen=Broden.
Chor der chriſtlichen Wächter.
Schreckliche verhexie Leiber, Menſchen-Wölf' und Drachen-Weiber! Welch entſetzliches Getöſe!
Sieh, da flammt, da zieht der Böſe!
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Gedichte. Erſter Theil.
Aus dem Boden Dampfet rings ein Höllen-Broden.
Chor der Druiden. Die Flamme reinigt ſich vom Rauch: So reinig’ unfern Glauben! Und raubt man uns den alten Brauch;
- Dein Licht, wer fann es rauben!
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Balladen. 215
Der Zauberlehrling.
— — —
Hat der alte Hexenmeiſter
Sich doch einmal wegbegeben! Und nun ſollen ſeine Geiſter Auch nach meinem Willen leben. Seine Wort' und Werke
Merkt' ich, und den Brauch, Und mit Geiſtesſtärke
Thu' ich Wunder auch.
Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Waſſer fließe,
Und mit reichem vollem Schwalle Zu dem Bade ſich ergieße.
Und nun komm, du alter Beſen! Nimm die ſchlechten Lumpenhüllen; Biſt ſchon lange Knecht geweſen; Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen ſtehe,
Oben ſei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Waſſertopf!
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Gedichte. Erfter Theil.
Malle! walle
Manche Strede,
Daß, zum Zwecke,
Waſſer fließe,
Und mit reichem vollem Schwalle Zu dem Bade fich ergieße.
Seht, er läuft zum Ufer nieder; Mahrlich! ift Schon an dem Fluſſe, Und mit Blißesjchnelle wieder
Sit er Hier mit raſchem Guffe. Schon zum zweitenmale!
Wie das Becken jchwillt!
Mie fich jede Schale
Voll mit Wafler füllt!
Stehe! jtehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemeſſen! —
Ah, ich merk’ es! Wehe! wehe! Hab’ ich doch das Wort vergeffen!
Ach das Wort, worauf am Ende Gr das wird, was er geweien. Ach, er läuft und bringt behende! Wärſt du doch der alte Befen! Immer neue Güffe
Bringt er Jchnell herein,
Ach! und hundert Flüſſe Stürzen auf mich ein.
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T5
Balladen.
Nein, nicht länger Kann ich’ laſſen; Will ihn faſſen. Das iſt Tüde!
Ah! nun wird mir immer bänger!
Melche Mtiene! welche Blide!
D, du Ausgeburt der Hölle! Soll das ganze Haus erfaufen? Seh’ ich über jede Schwelle Doch ſchon Waflerftröme laufen. Ein verruchter Bejen,
Der nicht hören will!
Stod, der du geweſen,
Eteh doch wieder ftill!
Willſt's am Ende
Gar nicht Lafien?
Will dich Fallen,
Will dich halten,
Und das alte Holz behende Mit dem jcharfen Beile ſpalten.
Seht, da fommt er jchleppend wieder! Wie ich mich nur auf dich werfe, Gleich, o Kobold, liegſt du nieder; Krachend trifft die glatte Schärfe. MWahrlih! brav getroffen!
Seht, er it entzwei!
Und nun fann ich hoffen,
Und ich athme frei!
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218
Gedichte. Erſter Theil.
Wehe! mehe!
Beide Theile
Stehn in Eile
Schon als Knechte
Völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
Und fie laufen! Naß und näffer Wird’3 im Saal und auf den Stufen. Welch entjeßliches Gewäſſer!
Herr und Meiſter! hör' mich rufen! — Ach, da kommt der Meiſter!
Herr, die Noth iſt groß!
Die ich rief, die Geiſter,
Werd' ich nun nicht los.
„In die Ecke,
Beſen! Beſen!
Seid's geweſen.
Denn als Geiſter
Ruft euch nur, zu ſeinem Zwecke, Erſt hervor der alte Meiſter.“
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Balladen. 219
Die Braut von Corinth.
Nach Corinthus von Athen gezogen
Kam ein Jüngling, dort noch unbekannt. Ginen Bürger hofft’ er fich gewogen; Beide Väter waren gaftverwandt,
Hatten frühe jchon Töchterchen und Sohn
Braut und Bräutigam voraus genannt.
Aber wird er auch willkommen jcheinen, Menn er theuer nicht die Gunſt erfauft? Er iſt noch ein Heide mit den Seinen, Und fie find ſchon Chriſten und getauft. Keimt ein Glaube neu,
Wird oft Lieb' und Treu’
Wie ein böfes Unkraut ausgerauft.
Und fchon lag das ganze Haus im Stillen, Bater, Töchter, nur die Mutter wacht;
Sie empfängt den Gajt mit beitem Willen, Gleich in's Prunfgemach wird er gebracht.
Wein und Efien prangt
Ch’ er es verlangt:
So verjorgend wünjcht fie gute Nacht.
Gedichte. Eriter Theil.
Aber bei dem mwohlbeitellten Efien
Wird die Luft der Speiſe nicht erregt; Müdigkeit läßt Speiſ' und Trank vergefien, Daß er angefleidet fich auf’3 Bette legt; Und er fchlummert fait,
Als ein ſeltner Gajt
Sich zur offnen Thür herein bewegt.
Denn er fieht, bei feiner Lampe Schimmer Tritt, mit weißem Schleier und Gewand, Eittjam jtill ein Mädchen in dag Zimmer, Um die Stirn ein ſchwarz- und goldnes Band. Wie fie ihn erblickt,
Hebt fie, die erjchrict,
Mit Erjtaunen eine weiße Hand.
Din ich, rief fie aus, jo fremd im Haufe, Daß ich von dem Gajte nichts vernahm? Ach, jo Hält man mich in meiner Klaufe! Und nun überfällt mich hier die Scham. Ruhe nur jo fort
Auf dem Lager dort,
Und ich gehe fchnell, jo wie ich fan.
Bleibe, Jchönes Mädchen! ruft der Knabe, Nafft von feinem Lager fich gejchwind: Hier iſt Geres, hier ift Bacchus Gabe; Und du bringjt den Amor, liebes Kind! Bilt vor Schreden bla!
Liebe, fomm und laß,
Laß uns fehn, wie froh die Götter find.
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Balladen.
Gerne bleib’, o Jüngling! bleibe jtehen; Sch gehöre nicht den Freuden an.
Schon der legte Schritt ift ach! geichehen, Durch der guten Mutter kranken Wahn, Die genejend jchwur:
Jugend und Natur
Sei dem Himmel fünftig unterthan.
Und der alten Götter bunt Gewimmel Hat fogleich das ftille Haus geleert. Unfichtbar wird Einer nur im Himmel, Und ein Heiland wird am Kreizz verehrt; Opfer fallen Hier,
Weder Lamm noch Stier,
Aber Menjchenopfer unerhört.
Und er fragt und wäget alle Worte,
Deren feines feinem Geiſt entgeht.
Sit es möglich, daß am jtillen Orte Die geliebte Braut Hier vor mir fteht? Sei die meine nur!
Unfrer Väter Schwur
Hat vom Himmel Segen ung erfleht.
Mich erhältit du nicht, du gute Seele!
Meiner zweiten Schweiter gönnt man dich.
Wenn ich mich in jtiller Klauſe quäle, Ach! in ihren Armen dent’ an mich, Die an dich nur denkt,
Die fich liebend kränkt;
In die Erde bald verbirgt fie ſich.
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Gedichte. Erfter Theil.
Nein! bei diefer Flamme ſei's geſchworen, Gütig zeigt fie Hymen uns voraus;
Bift der freude nicht und mir verloren, Kommſt mit mir in meine? Vater Haus. Liebchen, bleibe hier!
Feire gleich mit mir
Unerwartet unfern Hochzeitichmaus.
Und Schon wechſeln fie der Treue Zeichen ; Golden reicht fie ihm die Kette dar,
Und er will ihr eine Schale reichen, Silbern, künſtlich, wie nicht eine war. Die ift nicht für mich;
Doch, ich bitte dich,
Gine Lode gib von deinem Haar.
Eben jchlug die dumpfe Geifterftunde Und nun jchien es ihr erjt wohl zu fein. Gierig jchlürfte fie mit blaffem Munde Nun den dunfel blutgefärbten Wein; Doch vom MWeizenbrot,
Das er freundlich bot,
Nahm fie nicht den kleinſten Biſſen ein.
Und dem Yüngling reichte fie die Schale, Der, wie fie, nun haſtig lüftern trank. Liebe fordert er bei'm ftillen Mahle; Ach, fein armes Herz war Liebefrantf. Doch fie widerfteht,
Wie er immer flebt,
Bis er weinend auf das Bette ſank.
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Balladen. 223
Und fie fommt und wirft fich zu ihm nieder: Ah, wie ungern ſeh' ich dich gequält!
Aber, ach! berührft du meine Glieder,
Fühlſt du ſchaudernd, was ich dir verhehlt. Wie der Schnee jo weiß,
Aber kalt wie Eis,
St das Liebehen, das du dir ermwählt.
Heftig faßt er fie mit ftarfen Armen
Bon der Liebe Jugendkraft durchmannt: Hoffe doch bei mir noch zu eriwarmen,
Wärſt du jelbjt mir aus dem Grab gejandt! Wechſelhauch und Kup!
Liebesüberfluß!
Brennft du nicht und fühleft mich entbrannt?
Liebe jchließet feiter fie zufammen, Thränen miſchen fich in ihre Luft;
Gierig jaugt fie feines Mundes Flammen, Eins ijt nur im andern fich bewußt. Seine Liebeswuth
Märmt ihr ftarres Blut,
Doch e3 Schlägt Fein Herz in ihrer Bruft.
Unterdeflen jchleichet auf dem Gange Häuslich ſpät die Mutter noch vorbei, Horchet an der Thür und horchet Lange, Welch ein jonderbarer Ton es fei. Klag: und Wonnelaut
Bräutigamd und Braut,
Und des Liebeſtammelns Raferei.
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Gedichte. Erſter Theil.
Unbeweglich bleibt fie an der Thüre,
Meil fie erit ſich überzeugen muß,
Und fie hört die höchiten Liebesſchwüre, Lieb' und Schmeichelworte, mit Berdruß — Still! der Hahn erwacht! —
Aber morgen Nacht
Bilt du wieder da? — und Kuß auf Kuß.
Yänger hält die Mutter nicht dag Zürnen, Öffnet das befannte Schloß geſchwind: — Gibt es hier im Haufe jolche Dirnen,
Die dem Fremden gleich zu Willen find? —
Co zur Thür hinein. Bei der Yampe Schein
Sieht fie — Gott! fie fieht ihr eigen Kind.
Und der Jüngling will im erjten Schreden Mit des Mädchens eignem Schleierflor, Mit dem Teppich die Geliebte deden; Doch fie windet gleich fich ſelbſt hervor. Wie mit Geijts Gewalt
Hebet die Gejtalt
Yang und langſam fich im Bett’ empor.
Mutter! Mutter! jpricht fie Hohle Worte: So mißgönnt ihr mir die jchöne Nacht! Ihr vertreibt mich von dem warmen Orte. Bin ich zur Verzweiflung nur erwacht? Iſt's euch nicht genug,
Daß in's Leichentuch,
Daß ihr frühemich in das Grab gebracht?
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Balladen. 225
Aber aus der jchwerbededten Enge Treibet mich ein eigenes Gericht. Eurer Priefter ſummende Gejänge Und ihr Segen haben fein Gewicht; Salz und Waſſer fühlt
Nicht, wo Jugend fühlt;
Ach! die Erde fühlt die Liebe nicht.
Diefer Jüngling war mir erft veriprochen, Als noch Venus heitrer Tempel ftand. Mutter, habt ihr doch das Wort gebrochen, Weil ein fremd, ein falſch Gelübd’ euch band! Doch fein Gott erhört,
Wenn die Mutter jchwört,
Zu verfagen ihrer Tochter Hand.
Aus dem Grabe werd’ ich ausgetrieben, Noch zu juchen das vermißte Gut,
Noch den jchon verlornen Mann zu lieben Und zu jaugen feines Herzens Blut.
Iſt's um den gejchehn,
Muß nach andern gehn,
Und das junge Volk erliegt der Wuth.
Schöner Jüngling! kannt nicht länger leben; Du verfiechejt nun an diefem Ort.
Meine Kette hab’ ich dir gegeben;
Deine Lode nehm’ ich mit mir fort.
Sieh fie an genau!
Morgen bift du grau,
Und nur braun erjcheinjt du wieder dort.
Goethes Werke. 1.8. 15
226
Gedichte. Erfter Theil.
Höre, Mutter, nun die lehte Bitte: 190 Einen Scheiterhaufen ſchichte du;
Öffne meine bange Heine Hütte,
Bring’ in Slammen Liebende zur Ruh!
Wenn der Funke jprüht,
Wenn die Ajche glüht, 195 Eilen wir den alten Göttern zu.
Balladen. 227
Der Bott und die Bajadere. Indiſche Legende.
Mahadöh, der Herr der Erde,« Kommt herab zum ſechsſtenmal, + Daß er Unjersgleichen werde, * Mit zu fühlen Freud’ und Qual.
5 Er bequemt fich hier zu wohnen, & Läßt fich alles jelbjt gejchehn. A Soll er jtrafen oder fchonen, 2
Muß er Menjchen menfchlich jehn. F Und hat er die Stadt ſich ala Wandrer betrachtet, , ı0 Die Großen belauert, auf Kleine geachtet, ⁊ Verläßt er ſie Abends, um weiter zu gehn. 4
Als er nun hinausgegangen, e
Wo die letzten Häufer find, {
Sieht er, mit gemahlten Wangen “ 15 Ein verlornes jchönes Kind. a;
Grüß’ dich, Jungfrau! — Dank der me e. MWart’, ich komme gleich hinaus — Und wer bijt du? — Bajabdere, Und dieß ift der Liebe Haus. 20 Sie rührt fich die Eymbeln zum Tanze zu — Sie weiß ſich ſo lieblich im Kreiſe zu tragen, Sie neigt ſich und biegt fig), und reicht ihm den Strauß.
[_
Schmeichelnd zieht/fie ihn zur Schwelle, — Lebhaft ihn in's Haus hinein. } 25 Schöner Fremdling, Tampenhelle
15*
228
Gedichte. Erſter Theil.
Soll fogleich die Hütte fein. A Biſt du mid’, ich will dich Taben, Kindern deiner Füße Schmerz. 7 Was du millit, das jolljt du haben, © Ruhe, Freuden oder Scherz.
Sie lindert gefchäftig geheuchelte Leiden. 9 Der Göttliche lächelt; er fiehet mit Freuden £
Durch tiefes DVerderben ein menjchliches Herz. J
Und er fordert Sklavendienfte; a_ Immer heitrer wird fie nur, | Und des Mädchens frühe Künfte MWerden nach und nach Natut, Und jo jtellet auf die Blüte -C- Bald und bald die Frucht fich ein; d Iſt Gehorfam im Gemüthe, L
.! Wird nicht fern die Liebe fein.
Aber, fie fchärfer und jchärfer zu prüfen, € MWählet der Kenner der Höhen und Tiefen + Luft und Entjegen und grimmige Pein.
Und er füßt die bunten Wangen, Und fie fühlt der Liebe Qual, Und das Mädchen jteht gefangen, Und fie weint zum erjtenmal; . Einft zu jeinen Füßen nieder, Nicht um MWolluft noch Gemwinnit, Ach! und die gelenfen Glieder Sie verfagen allen Dienit.
Und fo zu des Lagers vergnüglicher Feier Bereiten den dunklen behaglichen Schleier -
Die nächtlichen Stunden das ſchöne Gejpinnft.
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Balladen.
Spät entſchlummert unter Scherzen, Früh erwacht nach furzer Raſt, Findet fie an ihrem Herzen Zodf den vielgeliebten Gaft. 60 Schreiend ftürzt fie auf ihn nieder; Aber nicht erweckt fie ihn, Und man trägt die jtarren Glieder Bald zur Flammengrube hin. Sie höret die Priefter, die Todtengefänge, - 6 Sie rajet und rennet und theilet die Menge. Mer biſt du? was drängt zu der Grube dich hin?
Bei der Bahre jtürzt fie nieder, Ahr Geſchrei durchdringt die Luft: Meinen Gatten will ich wieder! 70 Und ich ſuch' ihn in der Gruft. Soll zu Aiche mir zerfallen Diejer Glieder Götterpracht? Mein! er war e8, mein vor allen! Ad, nur Eine ſüße Nacht! 75 Es fingen die Priefter: wir tragen die Alten, Nach langem Grmatten und ſpätem Erkalten, Mir tragen die Jugend, noch eh’ ſie's gedacht.
Höre deiner Priejter Lehre: Diefer war dein Gatte nicht. 80 Lebſt du doch ala Bajadere, Und jo haft du feine Prlicht. Nur dem Körper folgt der Schatten In das ftille Todtenreich; Nur die Gattin folgt dem Gatten: 85 Das iſt Pflicht und Ruhm zugleich.
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230 Gedichte. Erſter Theil.
Grtöne, Drommete, zu heiliger Klage! O nehmet, ihr Götter! die Zierde der Tage, O nehmet den Jüngling in Flammen zu euch! So das Chor, das ohn' Erbarmen . Mehret ihres Herzens Noth; 0 Und mit auägejtredten Armen Springt fie in den heißen Tod. Doch der Götter-Jüngling hebet Aus der Flamme jich empor, Und in feinen Armen jchwebet 8% Die Geliebte mit hervor. 63 freut ſich die Gottheit der reuigen Sünder; Unfterbliche heben verlorene Kinder Mit fenrigen Armen zum Himmel empor.
Elegien.
Wie wir einft jo glücklich waren! Müffen’3 jet durch euch erfahren.
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AL:
Caget, Steine, mir an, o fprecht, ihr hohen Paläfte! Straßen, redet ein Wort! Genius, regſt du dich nicht? Ya, es iſt alles befeelt in deinen heiligen Mauern, Ewige Roma; nur mir fchweiget noch alles jo till. 5 DO wer flüftert mir zu, an welchem Fenſter erblick' ich Einft das holde Geſchöpf, das mich verfengend erquidt? Ahn' ich die Wege noch nicht, durch die ich immer und immer, Zu ihr und von ihr zu gehn, opfre die köſtliche Zeit? Noch betracht’ ich Kirch' und Palaft, Ruinen und Säulen, » MWie ein bedächtiger Mann jchidlich die Reife benutzt. Doch bald ift es vorbei; dann wird ein einziger Tempel, Amors Tempel, nur fein, der den Geweihten empfängt. Gine Welt zwar bift du, o Rom; doch ohne die Liebe Wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom aud) nicht Rom.
234 Gedichte. Erſter Theil.
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Ehret wen ihr auch wollt! Nun bin ich endlich geborgen! ı5 Schöne Damen und ihr Herren der feineren Welt, Fraget nach Oheim und Better und alten Muhmen und Tanten; Und dem gebundnen Geſpräch folge das traurige Spiel. Auch ihr Übrigen fahret mir wohl, in großen und kleinen Girkeln, die ihr mich oft nah der Verzweiflung gebracht. 20 Miederholet, politifch und zwecklos, jegliche Meinung, Die den MWandrer mit Wuth über Europa verfolgt. So verfolgte das Liedchen Malbrough den reijenden
Briten Einjt von Paris nach Livorn, dann von Livorno nach Rom, Weiter nach Napel hinunter; und wär’ er nad) Smyrna gejegelt, 25
Malbrough! —— ihn auch dort! Malbrough! im Hafen das Lied. Und ſo mußt' ich bis jetzt auf allen Tritten und Schritten Schelten hören das Volk, ſchelten der Könige Rath. Nun entdeckt ihr mich nicht ſo bald in meinem Aſyle, Das mir Amor der Fürſt, königlich ſchützend, verlieh. 30 Hier bededet er mich mit feinem Fittich; die Liebſte Fürchtet, römiſch gefinnt, wüthende Gallier nicht; Sie erfundigt fich nie nach neuer Mähre, fie jpähet Sorglih den Wünſchen des Mann's, dem ſie ſich eignete, nach. Sie ergetzt ſich an ihm, dem freien rüſtigen Fremden, 3 Der von Bergen und Schnee, hölzernen Häuſern erzählt;
Elegien 1. 235
Theilt die Flammen, die fie in feinem Bufen entzündet, Freut fich, daß er das Gold nicht wie der Römer bedentt. Beſſer iſt ihr Tiſch nun beitellt ; es fehlet an Kleidern, Fehlet am Wagen ihr nicht, der nach der Oper fie bringt. Mutter und Tochter erfreun fich ihres nordifchen Gaftes, Und der Barbare beherricht römischen Bufen und Yeib.
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236 Gedichte. Erſter Theil.
III,
Laß dich, Geliebte, nicht veun, daB du mir jo jchnell dich ergeben!
Glaub’ es, ich denfe nicht Frech, denke nicht niedrig von dir. Vielfach wirken die Pfeile des Amor: einige riben, 45. Und vom jchleichenden Gift franfet auf Jahre das Herz.
Aber mächtig‘ befiedert, mit friſch gejchliffener Schärfe, Dringen die andern in’3 Mark, zünden behende das Blut.
In der heroiſchen Zeit, da Götter und Göttinnen Tiebten, Holgte Begierde dem Blid, folgte Genuß der Begier. 50
Glaubſt du, es habe fich lange die Göttin der Liebe bejonnen, Al im Idäiſchen Hain einft ihr Anchifes gefiel?
Hätte Luna geſäumt, den jchönen Schläfer zu küſſen;
D, jo hätt’ ihn gejchwind, neidend, Aurora gewedt. Hero erblidte Leandern am lauten Felt, und behende 55 Stürzte der Liebende fich heiß in die nächtliche Fluth. Rhea Sylvia wandelt, die fürftliche Jungfrau, der Tiber Waſſer zu jchöpfen, Hinab, und fie ergreifet der Gott.
So erzeugte die Söhne ſich Mars! — Die Zwillinge tränfet Eine Wölftn, und Rom nennt fich die Fürftin der Welt. 60
Glegien 1. 237
IV.
Fromm find wir Liebenbde, ftill verehren wir alle Dämonen, MWünfchen uns jeglichen Gott, jegliche Göttin geneigt. Und fo gleichen wir euch, o römische Sieger! Den Göttern Aller Völker der Welt bietet ihr Wohnungen an, 6; Habe fie ſchwarz und ftreng aus altem Baſalt der Ägypter, Oder ein Grieche fie weiß, reizend, aus Marmor geformt. Doch verdrießet es nicht die Ewigen, wenn wir befonders Weihrauch köftlicher Art Einer der Göttlichen ſtreun. Ya, wir befennen euch gern, e8 bleiben unſre Gebete, 70 Unſer täglicher Dienjt Einer befonders geweiht. Schalthaft munter und ernſt begehen wir heimliche ‘seite, Und das Schweigen geziemt allen Geweihten genau. Eh’ an die Ferſe Iodten wir jelbit, durch gräßliche Thaten, Uns die Erinnyen ber, wagten e8 eher, des Zeus 75 Hartes Gericht am rollenden Rad und am Felſen zu dulden, Als dem reizenden Dienft unjer Gemüth zu entziehn. Diefe Göttin, fie heißt Gelegenheit; lernet fie kennen! Sie ericheinet euch oft, immer in andrer Geſtalt. Tochter des Proteus möchte fie fein, mit Thetis gezeuget, so Deren verwandelte Lift manchen Heroen betrog. So betriegt nun die Tochter den Unerfahrnen, den Blöden; Schlummernde nedet fie ſtets, Wachende fliegt fie vorbei; Gern ergibt fie fich nur dem rajchen thätigen Manne; Diejer findet fie zahm, jpielend und zärtlich und hold. Einft erichien fie auch mir, ein bräunliches Mädchen, die Haare Fielen ihr dunkel und reich über die Stirne herab,
238 Gedichte. Erſter Theil.
Kurze Loden ringelten fich um's zierliche Hälschen, Ungeflochtenes Haar krauſ'te vom Scheitel fich auf.
Und ich verfannte fie nicht, ergriff die Eilende, Lieblich Gab fie Umarmung und Kuß bald mir gelehrig zurüd. 9
D wie war ich beglüdtt! — Doch ftille, die Zeit ift vorüber, Und ummunden bin ich, römische Flechten, von euch.
Elegien 1. 239
V.
Froh empfind' ich mich nun auf klaſſiſchem Boden begeiſtert; Vor- und Mitwelt ſpricht lauter und reizender mir. 95 Hier befolg' ich den Rath, durchblättre die Werke der Alten Mit gefchäftiger Hand, täglich mit neuem Genuß. Aber die Nächte hindurch Hält Amor mich anders bejchäf- tigt; Werd’ ich auch halb nur gelehrt, bin ich doch doppelt beglüdt. Und belehr’ ich mich nicht, indem ich des lieblichen Buſens 100 Formen jpähe, die Hand leite die Hüften hinab? Dann verjteh’ ich den Marmor erjt recht; ich dent’ und vergleiche, Sehe mit fühlendem Aug’, fühle mit fehender Hand. Raubt die Liebjte denn gleich mir einige Stunden des Tages, Gibt fie Stunden der Nacht mir zur Entjchädigung hin. 105 Wird doch nicht immer gefüßt, es wird vernünftig ge- jprochen; Überfällt fie der Schlaf, lieg' ich und denke mir viel. Oftmals Hab’ ich auch ſchon in ihren Armen gedichtet, Und des Herameter Maß leife mit fingernder Hand Ihr auf dem Rüden gezählt. Sie athmet in Tieblichem Schlummer, 10 -Und e3 durchglühet ihr Hauch mir bis in's Tiefſte die | Bruft. Amor jchüret die Lamp’ indeß und denket der Zeiten, Da er den nämlichen Dienjt jeinen Triumvirn gethan.
240 Gedichte. Erfter Theil.
— — „Rannit du, D Grauſamer! mich in ſolchen Worten be⸗ trüben?
Reden jo bitter und hart liebende Männer bei euch? Wenn dag Volk mich verklagt, ich muß e3 dulden! und bin ich 115 Etwa nicht Fchuldig? Doch, ach! ſchuldig nur bin ich mit bir! Dieje Kleider, fie find der neidiichen Nachbarin Zeugen, Daß die Witwe nicht mehr einfam den Gatten beweint. Biſt du ohne Bedacht nicht oft bei Mondfchein gefommen, Grau, im dunfeln Surtout, Hinten gerundet das Haar? 120 Haft dur dir jcherzend nicht jelbjt die geiftliche Mate ge— wählet ? Soll’3 ein Prälate denn fein! gut, der Prälate bift du. In dem geiftlichen Rom, kaum jcheint e8 zu glauben, doch ſchwör' ich: Nie hat ein Geijtlicher fich meiner Umarmung gefreut. Arm war ich leider! und jung, und wohl bekannt den Ver— führern. 125 Falconieri hat mir oft in die Augen gegafft, Und ein Kuppler Albani’3 mich, mit gewichtigen Zetteln, Bald nach Oftia, bald nach den vier Brunnen gelodt. Aber wer nicht fam, war das Mädchen. So hab’ ich von Herzen Rothitrumpf immer gehaßt und Biolettftrumpf dazu. 130 Denn „ihr Mädchen bleibt am Ende doch die Betrognen, ” Sagte der Vater, wenn auch leichter die Mutter es nah.
Elegien 1. 241
Und fo bin ich denn auch am Ende betrogen! Du zürneft Nur zum Scheine mit mir, weil du zu fliehen gedentit. 135 Geh! Ahr jeid der Frauen nicht werth! Wir tragen die Kinder Unter dem Herzen, und fo tragen die Treue wir auch); Aber ihr Männer, ihr fchüttet mit eurer Kraft und Be— gierde Auch die Liebe zugleich in den Umarmungen aus!“ Alſo jprach die Geliebte und nahm den Kleinen vom Stuhle, 140 Driüdt’ ihn füflend an's Herz, Thränen entquollen dem Blick. Und wie ſaß ich beſchämt, daß Reden feindlicher Menſchen Dieſes liebliche Bild mir zu beflecken vermocht! Dunkel brennt das Feuer nur augenblicklich und dampfet, Wenn das Waſſer die Gluth ſtürzend und jählings verhüllt; 145 Aber fie reinigt ſich ſchnell, verjagt die trübenden Dämpfe, Neuer und mächtiger dringt leuchtende Flamme hinauf.
Goethes Werke, 1. Bd. 16
242 Gedichte. Erſter Theil.
VII.
O wie fühl' ich in Rom mich ſo froh! gedenk' ich der Zeiten, Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing, Trübe der Himmel und ſchwer auf meine Scheitel ſich ſenkte, Farb- und geſtaltlos die Welt um den ermatteten lag, 130 Und ich über mein ch, des unbefriedigten Geijtes Düftre Wege zu jpähn, jtill in Betrachtung verfanf. Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne; Phöbus rufet, der Gott, Yormen und Farben hervor. Sternhell glänzet die Nacht, fie Hlingt von weichen Gejängen, Und mir leuchtet dev Mond heller ala nordiicher Tag. Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum' ich? Empfänget Dein ambrofiiches Haus, Jupiter Bater, den Gaft? Ach! Hier lieg' ich, und ftrede nach deinen Knieen die Hände Flehend aus. O vernimm, Jupiter Kenius, mich! 160 Mie ich hereingefommen, ich kann's nicht jagen; es faßte Hebe den Wandrer, und zog mich in die Hallen heran. Halt du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten?
Irrte die Schöne? Vergib! Lak mir des Irrthums Gewinn! Deine Tochter Fortuna fie auch! Die herrlichiten Gaben ı5; Theilt ala ein Mädchen fie aus, wie es die Laune gebeut.
Bit du der wirthliche Gott? O dann fo verftoße den Gajtfreund Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab! „Dichter! wohin verjteigeft du dich?” — Bergib mir; der hohe Gapitolinijche Berg ift dir ein zweiter Olymp. 170 Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes führe mich jpäter, Gejtiug Mal vorbei, Leife zum Orkus hinab.
— * an
Elegien I. 243
VIII.
Wenn du mir ſagſt, du habeſt als Kind, Geliebte, den Menſchen Nicht gefallen, und dich habe die Mutter verſchmäht, 175 Bis du größer geworden und ſtill dich entwickelt; ich glaub’ eg: Gerne dene’ ich mir dich als ein bejonderes Kind. Fehlet Bildung und Farbe doch auch der Blüthe des Weinſtocks, Wenn die Beere, gereift, Menſchen und Götter entzückt.
244 Gedichte. Erſter Theil.
IX.
Herbſtlich leuchtet die Flamme vom ländlich geſelligen Herde, Kniſtert und glänzet, wie raſch! ſauſend vom Reiſig empor. 180 Diejen Abend erfreut fie mich mehr; denn ch’ noch zur Kohle Sich das Bündel verzehrt, unter die Ajche fich neigt, Kommt mein Tiebliches Mädchen. Dann Flammen Reifig und Scheite, Und die erwärmete Nacht wird uns ein glänzendes Yeit. Morgen frühe gejchäftig verläßt fie das Lager der Liebe, ı85 . Weckt aus der Aiche behend Flammen auf’3 neue hervor. Denn vor andern verlieh der Schmeichlerin Amor die Gabe, Freude zu weden, die kaum ftill wie zu Ajche verjank.
Glegien 1. 245
X,
Alerander und Cäſar und Heinrich und Friedrich, die Großen, ı0 Gäben die Hälfte mir gern ihres erworbenen Ruhms, Könnt’ ich auf Eine Nacht dieß Lager jedem vergönnen; Aber die armen, fie hält ftrenge des Orkus Gewalt. Freue dich alfo, Lebend’ger, der lieberwärmeten Stätte, Ehe den fliehenden Fuß jchauerlich Lethe dir nebt.
246 Gedichte. Erfter Theil.
xl.
Euch, o Grazien, legt die wenigen Blätter ein Dichter 18 Auf den reinen Altar, Knoſpen der Rofe dazu, Und er thut es getroft. Der Künjtler freuet fich feiner Werkſtatt, wenn fie um ihn immer ein Pantheon jcheint. Jupiter jenfet die göttliche Stirn, und Juno erhebt fie; Phöbus jchreitet hervor, jchüttelt das lodige Haupt; 200 Troden jchauet Minerva herab, und Hermes, der leichte, Wendet zur Seite den Blick, ſchalkiſch und zärtlich zugleich. Aber nach Bacchus, dem weichen, dem träumenden, bebet Cythere Blicke der ſüßen Begier, ſelbſt in dem Marmor noch feucht. Seiner Umarmung gedenket fie gern und ſcheinet zu fragen: 205 Sollte der Herrliche Sohn ung an der Seite nicht ſtehn?
Glegien 1. 247
XII.
Höreſt du, Liebchen, das muntre Geſchrei den Flaminiſchen Weg her? “ Schnitter find es; fie ziehn wieder nach Hauſe zurück, Veit hinweg. Sie haben des Römers Ernte vollendet, 210 Der für Geres den Kranz ſelber zu flechten verſchmäht. Keine Feite find mehr der großen Göttin gewidmet, Die, Statt Eicheln, zur Koft goldenen Weizen verlieh. Laß uns beide das Felt im Stillen freudig begehen! Sind zwei Liebende doch fich ein verfammeltes Volk. 215 Haft du wohl je gehört von jener myſtiſchen eier, Die von Eleufis Hieher frühe dem Sieger gefolgt? Griechen jtifteten fie, und immer riefen nur Griechen, Selbjt in den Mauern Roms: „Kommt zur geheiligten Nacht!”
Fern entwich der Profane; da bebte der wartende Neuling, 20 Den ein weißes Gewand, Zeichen der Reinheit, umgab. Wunderlich irrte darauf der Eingeführte durch Kreije
Seltner Geftalten; im Traum jchien er zu wallen: denn bier Wanden fih Schlangen am Boden umher, verjchloffene Käjtchen, Reich mit Ahren umkränzt, trugen hier Mädchen vorbei, 225 Vielbedeutend gebärdeten fich die Priefter, und Jummten; Ungeduldig und bang harrte der Lehrling auf Kicht. Erit nach mancherlei Proben und Prüfungen ward ihm enthüllet, Was der geheiligte Kreis jeltfam in Bildern verbarg.
243 Gedichte. Erſter Theil.
Und was war das Geheimniß! als daß Demeter, die große, Sich gefällig einmal auch einem Helden bequemt, 230 Als fie Jaſion einjt, dem rüjtigen König der Kreter, Ihres unfterblichen Leibs holdes Verborgne gegönnt. Da war Kreta beglückt! das Hochzeitbette der Göttin Schwoll von Ähren, und reich drückte den Acker die Saat. Aber die übrige Welt verſchmachtete; denn es verfäurite 235 Über der Liebe Genuß Geres den fchönen Beruf. Vol Erjtaunen vernahm der Eingeweihte das Mährchen, Winkte der Liebjten — Verſtehſt du nun, Geligkte, den Wint? /. Sene bujchige Myrte beichattet ein heiliges Pläbchen! Unſre Zufriedenheit bringt feine Gefährde der Welt. 20
Elegien 1. 249
XI.
Amor bleibet ein Schalf, und wer ihm vertraut, ift be- trogen! Heuchelnd fam er zu mir: „Dießmal nur traue mir noch. Redlich mein’ ich’3 mit dir, du haft dein Leben und Dichten, Dankbar erfenn’ ich eg wohl, meiner Verehrung geweiht. 245 Siehe, dir bin ich nun gar nad) Rom gefolget; ich möchte Dir im fremden Gebiet gern was Gefälliges thun. Jeder Reifende Elagt, er finde jchlechte Bewirthung; Melchen Amor empfiehlt, köſtlich bewirthet it er.
Du betrachteft mit Staunen die Trümmern alter Gebäude, 20 Und durchwandelit mit Sinn dieſen geheiligten Raum. Du verehreft noch mehr die werthen Nejte des Bildens
Einziger Künftler, die ſtets ich in der Werkſtatt bejucht. Dieje Geftalten, ich formte fie ſelbſt! Werzeih mir, ich prahle Dießmal nicht; du geſtehſt, was ich dir ſage, ſei wahr. 255 Nun du mir läſſiger dienſt, wo find die ſchönen Geſtalten, Wo die Farben, der Glanz deiner Erfindungen hin? Dentit du nun wieder zu bilden, o Freund? Die Echule der Griechen Blieb noch offen, dag Thor Ichloffen die Jahre nicht zu. Ich, der Lehrer, bin ewig jung, und liebe die Jungen. 0 Altklug Lieb’ ich dich nicht! Munter! Begreife mich wohl! Mar das Antike doch neu, da jene Glüclichen lebten! Lebe glücklich, und jo Lebe die Vorzeit in dir! Etoff zum Liede, wo nimmft du ihn her? Sch muß dir ihn geben, Und den höheren Etyl lehret die Liebe dich nur.”
250 Gedichte. Erfter Theil.
Alfo ſprach der Sophilt. Wer widerſpräch' ihm? und leider 265 Bin ich zu folgen gewöhnt, wenn der Gebieter be= fiehlt. — Nun, verrätherifch hält er fein Wort, gibt Stoff zu Ge— ſängen, Ach! und raubt mir die Zeit, Kraft und Beſinnung zugleich; Blick und Händedruck, und Küſſe, gemüthliche Worte, Sylben köſtlichen Sinns wechſelt ein liebendes Paar. 270 Da wird Liſpeln Geſchwätz, wird Stottern liebliche Rede: Solch ein Hymnus verhallt ohne proſodiſches Maß. Dich, Aurora, wie kannt' ich dich ſonſt als Freundin der Muſen! Hat, Aurora, dich auch Amor, der loſe, verführt? Du erſcheineſt mir nun als feine Freundin, und weckeſt 275 Mich an jeinem Altar wieder zum fejtlichen Tag. Find’ ich die Fülle der Loden an meinem Bujen! dag Köpfchen Ruhet und drücket den Arm, der fich dem Halfe bequemt. Welch ein freudig Erwachen, erhieltet ihr, ruhige Stunden, Mir dag Denkmal der Luft, die in den Schlaf ung
gewiegt! — 230 Sie bewegt ſich im Schlummer, und finft auf die Breite des Lagers Weggewendet; und doch läßt fie mir Hand noch in Hand,
Herzliche Liebe verbindet ung jtet3 und treues Verlangen, Und den Wechſel behielt nur die Begierde fich vor. Einen Drud der Hand, ich jehe die himmlischen Augen 285 Wieder offen. — O nein! laßt auf der Bildung mich ruhn!
Glegien 1. 251
Bleibt geichloffen! Ihr macht mich verwirrt und trunfen, ihr raubet Mir den jtillen Genuß reiner Betrachtung zu früh. Diefe Formen, wie groß! wie edel gewendet die Glieder! 200 Schlief Ariadne fo ſchön; Theſeus, du konnteſt ent— fliehn? Dieſen Lippen ein einziger Kuß! O Theſeus, nun ſcheide! Blick' ihr in's Auge! Sie wacht! — Ewig nun hält ſie dich feſt.
252 Gedichte. Erfter Theil. XIV, Zünde mir Licht an, Knabe! — „Noch iſt es Hell. Ihr verzehret ÖL und Docht nur umſonſt. Schließet die Läden doch nicht! Hinter die Häufer entwich, nicht Hinter den Berg, uns die Sonne! 995 Gin Halb Stündchen noch währt's bis zum Geläute der Nacht.“ Unglüdjeliger! geh und gehorh’! Mein Mädchen er— wart’ ich;
Tröfte mich, Lämpchen, indeR, Tieblicher Bote der Nacht!
kom.
Elegien 1. 253
XV,
Cäſarn wär’ ich wohl nie zu fernen Britannen gefolget, 300 Florus Hätte mich leicht in die Popine gejchleppt! Denn mir bleiben mweit mehr die Nebel des traurigen = Nordeng, Als ein gefchäftiges Volk jüdlicher Flöhe verhaßt. Und noch jchöner von heut an feid mir gegrüßet, ihr Schenfen, Oſterien, wie euch jchiclich der Römer benennt; 3095 Denn ihr zeigtet mir heute die Liebſte begleitet vom Oheim, Den die Gute jo oft, mich zu befiten, betriegt. Hier jtand unfer Tiſch, den Deutfche vertraulich umgaben; Drüben juchte dag Kind neben der Mutter den Plaß, Rückte vielmals die Bank, und mußt? es artig zu machen, 30 Daß ich Halb ihr Geficht, völlig den Naden gewann. Sauter Tprach fie, als hier die Römerin pfleget, fredenzte, Blicte gewendet nach mir, goß und verfehlte das Glas. Wein floß über den Tiſch, und fie, mit zierlichem Finger, Zog auf dem hölzernen Blatt Kreife der Feuchtigkeit hin. 315 Meinen Namen verichlang fie dem ihrigen ; immer begierig Schaut’ ich dem Fingerchen nach, und fie bemerkte mich wohl. Endlich 309 fie behende das Zeichen der römischen Fünfe Und ein Strichlein davor. Schnell, und jobald ich's geſehn, Schlang fie Kreiſe durch Kreife, die Lettern und Ziffern zu löfchen; 0 Aber die föftliche Vier blieb mir in’3 Auge geprägt. Stumm war ich figen geblieben, und biß die glühende Lippe, Halb aus Schalkheit und Luft, halb aus Begierde, mir wund.
254 Gedichte. Erjter Theil. '
Erſt noch jo lange big Nacht! dann noch vier Stunden zu warten!
Hohe Sonne, du weilft und du bejchaueft dein Rom! Größeres ſaheſt du nichts und wirft nichts Größeres jehen, 325 Wie es dein Priejter Horaz in der Entzückung verſprach.
Aber heute verweile mir nicht, und wende die Blicke Bon dem Giebengebirg früher und williger ab! Einem Dichter zu Liebe verfürze die herrlichen Stunden, Die mit begierigem Blid felig der Mahler genießt; 330 Glühend blicke noch jchnell zu diejen Hohen Yalladen, Kuppeln und Säulen zulegt, und Obelisfen herauf; Stürze dich eilig in's Meer, um morgen früher zu jehen, Was Jahrhunderte Schon göttliche Luft dir gewährt: Diefe feuchten mit Rohr jo lange bewachj’nen Gejtade, 335 Diefe mit Bäumen und Bufch düfter befchatteten Höhn. Wenig. Hütten zeigten fie exit; dann ſahſt du auf einmal Sie vom wimmelnden Volk glüdlicher Räuber belebt. Alles jchleppten fie drauf an dieſe Stätte zujammen; Kaum war dag übrige Rund deiner Betrachtung noch werth. 340 Sahjt eine Welt hier entjtehn, ſahſt dann eine Welt hier in Trümmern, Aus den Trümmern auf's neu fat eine größere Welt! Daß ich diefe noch lange von dir beleuchtet erblide, Spinne die Parze mir Hug langjam den Faden herab;
Aber fie eile herbei, die fchön bezeichnete Stunde! — 38 Glücklich! Hör ich fie jchon? Nein; doch ich ‘höre Ichon Drei.
So, ihr lieben Mufen, betrogt ihr wieder die Länge Diefer Weile, die mich von der Geliebten getrennt.
Lebet wohl! Nun eil’ ich, und fürcht’ euch nicht zu beleid’gen; Denn ihr Stolgen, ihr gebt Amorn doch immer den Rang. 350
Elegien 1. 255
XVl.
„Warum bift du, Geliebter, nicht heute zur Vigne ge— fommen? Ginfam, wie ich verjprach, wartet’ ich oben auf dich.“ — Beite, Schon war ich hinein; da Jah ich zum Glüde den Oheim Neben den Stöcken, bemüht hin ſich und her ſich zu drehn. 355 Schleichend eilt’ ich hinaus! — „O, welch ein Irrthum ergriff dich! Eine Scheuche nur war's, was dich vertrieb! Die Gejtalt Hlicten wir emfig zufammen aus alten Kleidern und Rohren; Emſig half ich daran, ſelbſt mir zu Jchaden bemüht.“ — Nun, des Alten Wunjch ift erfüllt; den Lojejten Vogel 30 Scheucht' er heute, der ihm Gärtchen und Nichte beitiehlt.
256 Gedichte. Erſter Theil.
XVII.
Manche Töne ſind mir Verdruß, doch bleibet am meiſten Hundegebell mir verhaßt; kläffend zerreißt es mein Ohr. Einen Hund nur hör' ich ſehr oft mit frohem Behagen Bellend kläffen, den Hund, den ſich der Nachbar erzog. Denn er bellte mir einſt mein Mädchen an, da ſie ſich heimlich 365 Zu mir jtahl, und verrieth unfer Geheimniß beinah. Jetzo, Hör’ ich ihn bellen, jo denk’ ich nur immer: fie fommt wohl! Oder ich denfe der Zeit, da die Erwartete fam.
Elegien I. 257
XVIII.
Eines iſt mir verdrießlich vor allen Dingen, ein andres 30 Bleibt mir abſcheulich, empört jegliche Faſer in mir; Nur der bloße Gedanke. Ich will es euch, Freunde, geitehen: Gar verdrieglich iſt mir einfam das Yager zu Nacht. Aber ganz abjcheulich ift’s, auf dem Wege der Liebe Schlangen zu fürchten, und Gift unter den Roſen der Luft, 375 Wenn im jchöniten Moment der hin fich gebenden Freude Deinem finfenden Haupt Lifpelnde Sorge ſich naht. Darum macht Fauſtine mein Glüd; fie theilet das Lager Gerne mit mir, und bewahrt Treue dem Treuen genau. Reizendes Hinderniß will die raſche Jugend; ich Liebe, 350 Mich des verficherten Gut3 lange bequem zu erfreun. Welche Seligfeit iſt's! wir wechſeln fichere Küſſe, Athen und Yeben getroft jaugen und flößen wir ein. So erfreuen wir uns der langen Nächte, wir laufchen, Bujen an Bufen gedrängt, Stürmen und Regen und Sup. 385 Und jo dämmert der Morgen heran; es bringen die Stunden Neue Blirmen) herbei, ſchmücken uns fejtlic) den Tag. Gönnet mir, o Quititen! das Glüd, und jedem gewähre Aller Güter dev Welt erftes und letztes der Gott!
Goethes Werte. 1. Bd. 17
258 Gedichte. Erſter Theil.
XIX.
Schwer erhalten wir uns den guten Namen, denn Fama Steht mit Amorn, ich weiß, meinem Gebieter, in Streit. 3% Wißt auch ihr, woher es entjprang, daß beide fich Hafen? Alte Geichichten find das, und ich erzähle fie wohl. Immer die mächtige Göttin, doch war fie für die Geſellſchaft Unerträglich, denn gern führt fie dag herrjchende Wort; Und jo war fie von je, bei allen Göttergelagen, 395 Mit der Stimme von Erz, Großen und Kleinen verhaßt. So berühmte fie einft fich übermüthig, fie habe Jovis herrlichen Sohn ganz fih zum Sklaven gemadht. „Meinen Hercules führ’ ich dereinft, o Vater der Götter,“ Rief triumphirend fie aus, „wiedergeboren dir zu. 400 Hercules iſt es nicht mehr, den dir Alkmene geboren; Seine Berehrung für mich macht ihn auf Erden zum Gott. Schaut er nad) dem Olymp, jo glaubjt du, er jchaue nach deinen Mächtigen Knieen; vergib! nur in den Ather nach mir Blidt der würdigſte Mann; nur mich zu verdienen durchſchreitet 405 Leicht jein mächtiger Fuß Bahnen, die feiner betrat; Uber auch ich begegn’ ihm auf feinen Wegen, und preije Seinen Namen voraus, eh’ er die That noch beginnt. Mich vermählt du ihm einft; der Amazonen Beſieger Werd’ auch meiner, und ihn nenn’ ich mit Freuden Gemahl!“ 416 Alles ſchwieg; ſie mochten nicht gern die Prahlerin reizen: Denn jie denkt fich, erzürnt, leicht was Gehäſſiges aus.
Glegien 1. 259
Amorn bemerkte fie nicht: er jchlich bei Ceite; den Helden Bracht’ er mit weniger Kunft unter der Schönften Gewalt. 415 Nun vermummt er fein Baar; ihr hängt er die Bürde des Löwen Über die Schultern, und lehnt mühfam die Keule dazu. Drauf beſpickt er mit Blumen des Helden fträubende Haare, Neichet den Rocken der Fauft, die fich dem Scherze bequemt. Eo vollendet er bald die nedifche Gruppe; dann läuft er, 40 Ruft durch den ganzen Olymp: „Herrliche Thaten geichehn! Nie Hat Erd’ und Himmel, die unermüdete Sonne Hat auf der ewigen Bahn feines der Wunder erblidt.“ Alles eilte; fie glaubten dem lojen Knaben, denn ernitlich Hatt’ er geiprochen,; und auch Fama, fie blieb nicht zurück. 425 Wer ſich freute, den Mann jo tief erniedrigt zu ſehen, Denkt ihr! Juno. Es galt Amorn ein freundlich Geficht. Fama daneben, wie ſtand fie beſchämt, verlegen, verzweifelnd! Anfangs lachte fie nur: „Masken, ihr Götter, find das! Meinen Helden, ich kenn’ ihn zu gut! Es haben Tragdden 40 Uns zum Beiten!“ Doch bald jah fie mit Schmerzen, er war's! — Nicht den taujendften Theil verdroß es Vulcanen, fein Meibehen Mit dem rüftigen Freund unter den Mafchen zu jehn, Als das veritändige Ne im rechten Moment fie umfaßte, Rajch die Berichlungnen umjchlang, feſt die Genießen- den bielt. 435 Wie fich die Jünglinge freuten! Mereur und Bacchus! fie beide Mußten geftehn: es fei, über dem Bufen zu vuhn
17*
260 Gedichte. Erſter Theil.
Diejeg herrlichen Weibes, ein ſchöner Gedanke. Sie baten: Löſe, Bulcan, fie noch nicht! Laß fie noch einmal bejehn. Und der Alte war jo Hahnrei, und hielt fie nur fejter. — Aber Fama, fie floh vajch und voll Grimmes davon. 440 Seit der Zeit ift zwifchen den zweien der Fehde nicht Etillitand; Wie fie fich Helden erwählt, gleich tft der Knabe darnach. er fie am höchiten verehrt, den weiß er am beiten zu faſſen, Und den Sittlichſten greift er am gefährlichſten an. Will ihm einer entgehn, den bringt er vom Schlimmen in's Schlimmſte. 445 Mädchen bietet er an; wer ſie ihm thöricht verſchmäht, Muß erſt grimmige Pfeile von ſeinem Bogen erdulden; Mann erhitzt er auf Mann, treibt die Begierden auf's Thier. Wer ſich ſeiner ſchämt, der muß erſt leiden; dem Heuchler Streut er bittern Genuß unter Verbrechen und Noth. 450 Aber auch fie, die Göttin, verfolgt ihn mit Mugen und Ohren; Sieht fie ihn einmal bei dir, gleich ift fie feindlich geſinnt, Schreckt dich mit ernſtem Blick, verachtenden Mienen, und heftig Strenge verruft ſie das Haus, das er gewöhnlich beſucht. Und ſo geht es auch mir: ſchon leid' ich ein wenig; die Göttin 455 Giferfüchtig, fie forjcht meinem Geheimnifje nad). Doch es iſt ein altes Geſetz: ich ſchweig' und verehrte; Denn der Könige Zwiſt büßten die Griechen, wie ich.
Glegien I. 261
XX.
Zieret Stärke den Mann und freies muthiges Wefen, 40 O! jo ziemet ihm fat tiefes Geheimniß noch mehr. Städtebezwingerin, du VBerfchtwiegenheit! Fürftin der Völker! Theure Göttin, die mich ficher durch’3 Yeben geführt, Welches Schidjal erfahr” ich! Es Löjet ſcherzend die Mufe, Amor löſet, der Schalf, mir den verjchloffenen Mund. 455 Ach, ſchon wird es jo jchwer, der Könige Schande verbergen! Meder die Krone bededt, weder ein phrygischer Bund Midas verlängertes Ohr; der nächite Diener entdedt es, Und ihm ängjtet und drücdt gleich das Geheimniß die Bruft. In die Erde vergrüb’ er es gern, um ich zu erleichtern: 40 Doch die Erde verwahrt ſolche Geheimniſſe nicht; Rohre Iprießen hervor, und raufchen und liſpeln im Winde: Midas! Midas, der Fürſt, trägt ein verlängertes Chr! Cchwerer wird es nun mir, ein jchönes Geheimniß zu wahren; Ach, den Lippen entquillt Fülle des Herzens jo Leicht! 475 Keiner Freundin darf ich’S vertraun: fie möchte mich Ichelten; Keinem Freunde: vielleicht brächte der Freund mir Gefahr. Mein Entzüden dem Hain, dem jchallenden Felfen zu jagen, Bin ich endlich nicht jung, bin ich nicht einfam genug. Dir, Herameter, dir, Pentameter, jei es vertrauet, 40 Mie fie des Tags mich erfreut, wie fie des Nachts mich beglüdt.
262 Gedichte. Erjter Theil.
Sie, von vielen Männern gejucht, vermeidet die Schlingen, Die ihr der Kühnere frech, heimlich der Liſtige legt;
Klug und zierlich jchlüpft fie vorbei, und fennet die Wege, Wo fie der Liebite gewiß laufchend begierig empfängt.
Zaudre, Luna, fie fommt! damit fie der Nachbar nicht jehe; 485 Raufche, Lüftchen, im Laub! Niemand vernehme den
Tritt.
Und ihr, wachjet und blüht, geliebte Lieder, und wieget Euch im leifeften Hauch lauer und liebender Luft,
Und entdedt den Quiriten, wie jene Rohre geihwäßig, Eines glüdlichen Paars ſchönes Geheimniß zulegt. 490
Elegien. I.
Bilder jo wie Leidenichaften Mögen gern am Liebe haften.
Aleris und Dora.
— 2 Ach! u a if —* dos le mi — — Durch die ſchaumende Fluth weiter weiter hinaus! Langhin Furcht fich die Geleije des Kiels, worin die Delphine Springend folgen, als flöh’ ihnen die Beute davon. 5 Alles deutet auf glückliche Fahrt: der ruhige Bootsmann Rudt am Segel gelind, das fich für alle bemüht; Vorwärts dringt der Schiffenden eilt, wie Flaggen und Wimpel; Einer nur jteht rüdwärts traurig gewendet am Maſt, Sieht die Berge ſchon blau, die jcheidenden, fieht in das Meer fie 10 Niederſinken, es ſinkt jegliche Freude vor ihm. Auch dir ift es verjchwunden, das Schiff, das deinen
Alexis,
Dir, o Dora, den Freund, ach! dir den Bräutigam raubt.
Auch du blickeſt vergebens nach mir. Noch ſchlagen die Herzen
Für einander, doch, ach! nun an einander nicht mehr. 15 Einziger Augenblick, in welchem ich lebte! du wiegeſt Alle Tage, die ſonſt kalt mir verſchwindenden, auf. Ah! nur im Augenblid, im lebten, jtieg mir ein Leben, Unvermuthet in dir, wie von den Göttern, herab. Nur umſonſt verflärft du mit deinem Lichte den Ather; 2 Dein allleuchtender Tag, Phöbus, mir ift ex verhaßt.
266 Gedichte. Erfter Theil.
In mich jelber fehr’ ich zurüd; da will ich im Stillen Wiederholen die Zeit, als fie mir täglich erjchien. War es möglich, die Schönheit zu jehn und nicht zu
empfinden? Wirkte der himmlische Reiz nicht auf dein ftumpfes Gemüth? Klage dich, armer, nicht an! — So legt der Dichter ein Räthſel, Künſtlich mit Worten verſchränkt, oft der Verſammlung in's Ohr. Jeden freuet die ſeltne, der zierlichen Bilder Verknüpfung, Aber noch fehlet das Wort, das die Bedeutung verwahrt. Sit es endlich entdedt, dann Heitert fich jedes Gemüth auf, Und erblickt im Gedicht doppelt erfreulichen Sinn. Ah, warum jo ſpät, o Amor, nahmft du die Binde, Die du um’3 Aug’ mir gefnüpft, nahmſt fie zu jpät mir hinweg! Lange jchon harrte befrachtet das Schiff auf günftige Lüfte; Endlich jtrebte der Wind glüdlich vom Ufer in's Meer. Leere Zeiten der Jugend! und leere Träume der Zukunft! Ihr verichtwindet, es bleibt einzig die Stunde mir nur. Sa, fie bleibt, es bleibt mir dag Glück! ich halte dich, Dora! Und die Hoffnung zeigt, Dora, dein Bild mir allein. Ofter jah ich zum Tempel dich gehn, geſchmückt und gefittet, Und dag Mütterchen ging feierlich neben dir her. Eilig wart du und friſch, zu Markte die Früchte zu tragen; Und vom Brunnen, wie fühn! wiegte dein Haupt das Gefäß. Da erichien dein Hals, erjchien dein Naden vor allen, Und vor allen erjchien deiner Bewegungen Maß.
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Elegien 1. 267
+ Oftmals hab’ ich geforgt, es möchte der Krug dir entjtürzen;
Doch er hielt fich ftet auf dem geringelten Tuch. Schöne Nachbarin, ja, jo war ich gewohnt dich zu jehen,
Wie man die Sterne fieht, wie man den Mond fich
beichaut, Sich an ihnen erfreut, und innen im ruhigen Bujen
Nicht der entferntefte Wunfch, fie zu befigen, fich regt. Sabre, jo gingt ihr dahin! Nur zwanzig Schritte getrennet
Waren die Häufer, und nie hab’ ich die Schwelle berührt. Und nun trennt ung die gräßliche Fluth! Du lügft nur
den Himmel,
Welle! dein herrliches Blau iſt mir die Farbe der Nacht. Alles rührte fich jchon; da fam ein Knabe gelaufen
An mein väterlich Haus, rief mich zum Strande hinab. Schon erhebt fich das Segel, e3 flattert im Winde: jo
ſprach er;
Und gelichtet, mit Kraft, trennt fich der Anfer vom Sand. Komm, Alerid, o fomm! Da drücdte der wadere Vater, so Würdig, die jegnende Hand mir auf das lodige Haupt;
Sorglich reichte die Mutter ein nachbereitetes Bündel:
Glücklich kehre zurüd! riefen fie, glücklich und reich!
Und jo jprang ich hinweg, das Bündelchen unter dem Arme,
An der Mauer hinab, fand an der Thüre dich jtehn
65 Deines Gartens. Du lächelteft mir und fagteft: Alexis! Sind die Yärmenden dort deine Gejellen der Fahrt? Fremde Küften befucheft du nun, und föftliche Waaren
Handelſt du ein, und Schmud reichen Matronen der Stadt.
Aber bringe mir auch ein leichtes Kettchen; ich will es © Dankbar zahlen: jo oft hab’ ich die Zierde gewünſcht!
Stehen war ich geblieben, und fragte, nach Weile des
Kaufmanns, Grit nach Form und Gewicht deiner Beitellung genau.
5
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268 Gedichte. Erjter Theil.
Gar beicheiden erwogſt du den Preis! da blickt’ ich indeſſen Nach dem Halje, des Schmucks unjerer Königin werth. Heftiger tönte vom Schiff das Geſchrei; da jagtejt du freundlich: 75 Nimm aus dem Garten noch einige Früchte mit dir! Nimm die reifften Crangen, die weißen Feigen; das Meer bringt Keine Früchte, fie bringt jegliches Land nicht hervor, Und jo trat ich herein. Du brachſt nun die Früchte geichäftig,
Und die goldene Laſt zog das geichürzte Gewand. 80 Ofters bat ich: es ſei num genug! und immer noch eine Schönere Frucht fiel dir, leife berührt, in die Hand.
Endlich famft du zur Yaube hinan ; da fand fich ein Körbchen, Und die Myrte bog blühend fich über uns hin. Schweigend beganneft du num gejchieft die Früchte zu ordnen: s56 Erſt die Orange, die ſchwer ruht, als ein goldener Ball, Dann die weichliche Feige, die jeder Drud ſchon entitellet ; Und mit Myrte bedeckt ward und geziert das Geſchenk. Aber ich hob es nicht auf; ich ſtand. Wir jahen einander In die Augen, und mir ward vor dem Auge jo trüb. ® Deinen Buſen fühlt’ ich an meinem! Den herrlichen Naden, Ihn umschlang nun mein Arm; tauſendmal küßt' ich z den Hals; Mir ſank über die Schulter dein Haupt; nun fnüpften auch deine Yieblichen Arme das Band um den beglücdten herum. Amors Hände fühlt’ ich: er drückt’ ung gewaltig zulammen, 95 Und aus heiterer Luft donnert” es dreimal; da floß Häufig die Thräne vom Aug’ mir herab, du weinteft, ich weinte, Und vor Jammer und Glüd ſchien uns die Welt zu vergehn.
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Elegien II. 269
Jmmer heftiger rief e8 am Strand; da wollten die Füße ‚0 Mich nicht tragen, ich rief: Dora! und bijt du nicht mein ? Ewig! jagteit du leife. Da jchienen unfere Thränen, Wie durch göttliche Luft, leife vom Auge gehaudt. Näher rief es: Aleris! Da blidte der juchende Knabe Durch die Thüre herein. Wie er das Körbchen empfing! 105 Wie er mich trieb! Wie ich dir die Hand noch drüdte! — Zu Schiffe Wie ich gefommen? ch weiß, daß ich ein ITrunfener ſchien. Und jo hielten mich auch die Geſellen, ſchonten den Kranken; Und jchon dedte der Hauch trüber Entfernung die Stadt. Ewig! Dora, Lifpelteft du; mir jchallt es im Chre 10 Mit dem Donner des Zeus! Stand fie doch neben dem Thron, Seine Tochter, die Göttin der Liebe; die Grazien jtanden Ihr zur Seiten! Er iſt götterbefräftigt, dev Bund! O jo eile denn, Schiff, mit allen günjtigen Winden! Strebe, mächtiger Kiel, trenne die ſchäumende Fluth! 115 Bringe dem fremden Hafen mich zu, damit mir der Gold— Ichmidt In der MWerfitatt gleich ordne das himmlische Pfand. Wahrlich! zur Kette joll das Kettchen werden, o Dora! Neunmal umgebe fie dir, [oder gewunden, den Hals! Ferner schaff’ ich noch Schmud, den mannigfaltigiten; goldne ı» Spangen ſollen dir auch reichlich verzieren die Hand: Da metteifre Rubin und Smaragd, der Liebliche Sapphir Stelle dem Hyacinth ſich gegenüber, und Gold Halte das Edelgejtein in jchöner Verbindung zujammen. O, wie den Bräutigam freut einzig zu ſchmücken die Braut!
270 Gedichte. Erjter Theil.
Seh' ich Perlen, jo denf’ ich an dich; bei jeglichem Ringe ı2; Kommt mir der Jänglichen Hand jchönes Gebild’ in den Sinn. Tauſchen will ich und kaufen; du ſollſt das Schönfte von allem Wählen; ich widmete gern alle die Ladung nur dir. Doch nit Schmuck und Juwelen allein verjchafft dein Geliebter: Was ein Häugliches Weib freuet, das bringt er dir auch. ı30 Feine wollene Deden mit Purpurjäumen, ein Lager Zu bereiten, das uns traulich und weichlich empfängt; Köftlicher Leinwand Stüde. Du fißeft und näheft und fleideit Mich und dich und auch wohl noch ein Drittes darein. Bilder der Hoffnung, täufchet mein Herz! O mäßiget, Götter, 135 Diejen gewaltigen Brand, der mir den Buſen durchtobt! Aber auch fie verlang’ ich zurüd, die Fchmerzliche Freude, Wenn die Corge fich Falt, gräßlich gelaſſen, mir naht. Nicht der Erinnyen Fackel, das Bellen der Höllifchen Hunde Schreckt den Berbrecher jo, in der Verzweiflung Gefild, Als das gelaſſ'ne Gejpenft mich jchredt, das die Schöne von fern mir Zeiget: die Thüre fteht wirklich des Gartens noch auf! Und ein anderer fommt! Für ihn auch fallen die Früchte! Und die Feige gewährt jtärfenden Honig auch ihm! Lockt fie auch ihn nach der Laube? und folgt er? O, macht mich, ihr Götter, 185 Blind, verwiichet das Bild jeder Grinnrung in mir! Ga, ein Mädchen ift fie! und die fich geſchwinde dem einen Gibt, fie fehret fich auch fchnell zu dem andern herum.
—
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Elegien II. 271
Lache nicht dießmal, Zeus, der frechgebrochenen Schwüre!
150 .Donnere jchredlicher! Triff! — Halte die Blitze zurüd!
Gende die jchwanfenden Wolfen mir nach! Im nächtlichen
Duntel
Treffe dein leuchtender Blitz diefen unglüdlichen Maſt!
Etreue die Planfen umber, und gib der tobenden Welle
Dieſe Waaren, und mich gib den Delphinen zum Raub! —
155 Nun, ihr Mufen, genug! Vergebens ftrebt ihr zu jchildern,
Wie fich Jammer und Glück wechjeln in Liebender Bruft.
Heilen fönnet die Wunden ihr nicht, die Amor geichlagen; Aber Linderung kommt einzig, ihr guten, von euch.
272 Gedichte. Erſter Theil.
Der neue Pauſias und
fein Blumenmädchen.
Paufia3 von Sicyon, der Mahler, war al3 Jüngling in Glyceren, feine Mitbürgerin, verliebt, welche Blumenkränze zu Winden einen jehr erfinderiichen Geift Hatte. Sie metteiferten mit ein- ander, und er brachte die Nachahmung der Blumen zur größten Mannigfaltigkeit. Endlich mahlte er feine Geliebte fitend, mit einem Kranze beichäftigt. Dieſes Bild wurde für eins feiner beiten gehalten, und die Aranzwinderin oder Kranzhändlerin ge: nannt, weil Glycere fich auf dieje Weife als ein armes Mädchen ernährt hatte. Lucius Lucullus faufte eine Copie in Athen für zwei Talente. (Plinius B. XXXV. € XL.)
Sie. Schütte die Blumen nur her, zu meinen Füßen und deinen! Welch ein chaotisches Bild holder Verwirrung du ftreuft! Gr. Du ericheinejt ala Liebe, die Elemente zu fnüpfen; Wie du fie bindeft, jo wird num erjt ein Leben daraus. Sie. Sanft berühre die Rofe, fie bleib’ im Körbchen verborgen; Wo ich dich finde, mein Freund, Öffentlich reich’ ich fie dir. Er. Und ich thu’, als kennt' ich dich nicht, und danke dir freundlich; Uber dem Gegengefchent weichet die Geberin aus.
Elegien II. 273
Sie. Reiche die Öyacinthe mir nun, und reiche die Nelke, 10 Daß die frühe zugleich neben der jpäteren ſei. Er. Lab im blumigen Kreife zu deinen Füßen mich fißen, Und ich Fülle den Schoos dir mit der lieblichen Schaar. Sie. Reiche den Faden mir erft; dann follen die Garten- verwandten, Die fi) von ferne nur Jahn, neben einander fich freun. Gr. ı5 Was bewundr' ich zuerit? was zuleßt? die herrlichen Blumen? Oder der Finger Gejchid? oder der Wählerin Geijt? Sie. Gib auch Blätter, den Glanz der blendenden Blumen zu mildern; Auch das Leben verlangt ruhige Blätter im Kranz. Er. Sage, was wählſt du jo lange bei diefem Strauße? Gewiß ift 20 Dieſer jemand geweiht, den du beſonders bedentit. Sie. | Hundert Sträuße vertheil’ ich des Tags, und Kränze die Menge; Aber den ſchönſten doch bring’ ich am Abende dir. Er. Ah! wie wäre der Mahler beglüct, der diefe Gewinde
Mahlte, das blumige Feld, Re: und die Göttin zuerit! Goethes Werke. 1.2. 18
274 Gedichte. Erſter Theil.
Sie. Aber doch mäßig beglückt iſt der, mich dünkt, der am Boden 25 Hier fit, dem ich den Kuß reichend noch glücklicher bin.
Er. Ah, Geliebte, noch Einen! Die neidifchen Lüfte des Morgens Nahmen den erſten ſogleich mir von den Lippen hinweg. Sie. Wie der Frühling die Blumen mir gibt, ſo geb' ich die Küſſe Gern dem Geliebten; und hier ſei mit dem Kuſſe der Kranz! 30 Er.
Hätt' ich das hohe Talent des Pauſtas glücklich empfangen: Nachzubilden den Kranz wär' ein Geſchäfte des Tags!
Sie. Schön iſt er wirklich. Sieh ihn nur an! Es wechſeln die ſchönſten Kinder Florens um ihn, bunt und gefällig, den Tanz.
Er. In die Kelche verſenkt' ich mich dann, und erſchöpfte den
ſüßen 35 Zauber, den die Natur über die Kronen ergoß.
Sie. Und fo fänd’ ich am Abend noch friich den gebundenen Franz bier; Unverwelflich ſpräch' ung von der Tafel er an.
Elegien II. 275
Er. Ah, wie fühl ich mich arm und unvermögend! wie wünſcht' ich 40 Feſt zu halten das Glück, das mir die Augen verjengt! Sie. Unzufriedener Mann! Du bift ein Dichter, und neidejt Jenes Alten Talent? Brauche das deinige doch!
Er. Und erreicht wohl der Dichter den Schmelz der farbigen Blumen? Neben deiner Gejtalt bleibt nur ein Schatten fein Wort!
Sie. 45 Uber vermag der Mahler wohl auszudrüden: ich Liebe! Nur dich Lieb’ ich, mein Freund! lebe für dich nur allein!
Ä Er. Ach! und der Dichter ſelbſt vermag nicht zu jagen: ich Liebe! Wie du, —— Kind, ſüß mir es ſchmeichelſt in's Ohr. Sie. Viel vermögen ſie beide; doch bleibt die Sprache des Kuſſes, so Mit der Sprache des Blicks, nur den Verliebten geſchenkt.
Er. Du vereinigeft alles; du dichtejt und mahlejt mit Blumen: Florens Kinder find dir Farben und Worte zugleich.
Sie. Nur ein vergängliches Werk entwindet der Hand fich des Mädchens Jeden Morgen; die Pracht welkt vor dem Abende ſchon.
18*
276 Gedichte. Erfter Theil. Er. Auch To geben die Götter vergängliche Gaben, und locken 55 Mit erneutem Gejchent immer die Sterblichen an. Sie. Hat dir doch fein Strauß, fein Kranz des Tages gefehlet, Seit dem erjten, der dich mir jo von Herzen verband. Er.
Ja, noch hängt er zu Haufe, der erfte Kranz, in der Kammer, Melchen du mir, den Schmaus lieblich umwandelnd, gereicht. co Sie.
Da ich den Becher dir fränzte, die Rofenfnofpe hineinfiel,
Und du tranfeit, und viefit: Mädchen, die Blumen find Gift!
Er. Und dagegen du jagteit: fie find voll Honig, die Blumen; Aber die Biene nur findet die Süßigfeit aus, Sie. Und der rohe Timanth ergriff mich, und jagte: die Hummeln 65 Forſchen des herrlichen Kelchs ſüße Geheimniffe wohl? Er. Und du wandtejt dich weg, und wolltejt fliehen; es jtürzten, Bor dem täppiichen Mann, Körbchen und Blumen hinab. Sie. Und du riefjt ihm gebietend: das Mädchen laß nur! die Sträuße, So wie das Mädchen jelbit, find für den feineren Sinn. 70 Er. Aber feiter hielt er dich nur; es grinſ'te dev Lacher, Und dein Kleid zerriß oben vom Naden herab.
Glegien II. 277
Sie. Und du warfit in begeifterter Wuth den Becher hinüber, Daß er am Schädel ihm, häßlich vergofien, erflang.
Gr. 75 Mein und Zorn verblendeten mich; doch jah ich den weißen Naden, die herrliche Bruft, die du bededteft, im Blick.
Sie. Welch ein Getümmel ward und ein Aufſtand! Purpurn das Blut lief, Mit dem Weine vermiſcht, gräulich dem Gegner vom Haupt. Er. Dich nur ſah ich, nur dich am Boden knieend, verdrießlich; so Mit der einen Hand hielt'ſt das Gewand du hinauf.
Sie.
Ach da flogen die Teller nach dir! Ich ſorgte, den edeln Fremdling träfe der Wurf kreiſend geſchwungnen Metalls.
Er. Und doch ſah ich nur dich, wie raſch mit der anderen Hand du Körbchen, Blumen und Kranz ſammelteſt unter dem Stuhl. Sie.
ss Schützend trateſt du vor, daß nicht mich verletzte der Zufall, Oder der zornige Wirth, weil ich dad Mahl ihm gejtört.
Er. Sa, ich erinnre mich noch; ich nahm den Teppich, wie einer, Der auf dem linken Arm gegen den Stier ihn bewegt,
278 Gedichte. Erjter Theil.
Gie. Ruhe gebot der Wirth und finnige Freunde. Da jchlüpft’ ich Sachte hinaus; nach dir wendet’ ich immer den Blick. so
Er. Ah, du wart mir verſchwunden! Vergebens ſucht' ich in allen MWinfeln des Hauſes herum, jo wie auf Straßen und Markt. Sie.
Schambaft blieb ich verborgen. Das unbejcholtene Mädchen, Sonft von den Bürgern geliebt, war nun dag Mährchen des Tags. Er.
Blumen jah ich genug und Sträuße, Kränze die Menge; 95 Aber du fehlteſt mir, aber du fehlteft der Stadt.
Sie. Stille ſaß ich zu Haufe. Da blätterte los fic) vom Zweige Manche Rofe, jo auch dorrte die Nelfe dahin.
Er. Mancher Jüngling ſprach auf dem Plaß: da Liegen die Blumen! Aber die Liebliche fehlt, die fie verbände zum Kranz. 100 Sie. Kränze band ich indeffen zu Haus, und ließ fie verwelfen. Siehſt du? da bangen fie noch, neben dem Herde, für dich. Er. Auch jo welfte der Kranz, dein erjtes Geſchenk! ch vergaß nicht Ihn im Getümmel, ich hing neben dem Bett mir ihn auf.
Elegien II. 279
Sie. ı05 Abends betrachtet’ ich mir die welfenden, jaß noch und meinte,
Bis in der dunfelen Nacht Farbe nach Farbe verlojch.
Er.
Irrend ging ich umher, und fragte nach deiner Behaufung;
Keiner der Eiteljten ſelbſt konnte mir geben Bejcheid. Sie.
Keiner hat je mich befucht, und feiner weiß die entlegne
110 Mohnung; die Größe der Stadt birget die Armere Leicht. Er.
Irrend Tief ich umher und flehte zur jpähenden Sonne:
Zeige mir, mächtiger Gott, wo du im Winkel ihr ſcheinſt! Sie.
Große Götter hörten dich nicht; doch Penia hört’ es. Endlich trieb die Noth nach dem Gewerbe mich aus.
Er. 115 Trieb nicht noch dich ein anderer Gott, den Bejchüßer zu juchen? Hatte nicht Amor für uns wechjelnde Pfeile getaucht? Sie. Spähend jucht’ ich dich auf bei vollem Markt, und ich ſah dich! Er. Und es hielt das Gedräng’ feines der Liebenden auf. Sie. | Schnell wir theilten das Volk, wir famen zujammen, du ſtandeſt, Er.
ı0 Und du ſtandeſt vor mir, ja! und wir waren allein.
280 Gedichte. Erjter Theil.
Sie. Mitten unter den Menfchen! fie ſchienen nur Sträucher
und Bäume, Er.
Und mir fchien ihr Getöf’ nur ein Geriejel des Quells. Sie. immer allein find Liebende fich in der größten Berfammlung; Aber find fie zu zwein, ftellt auch der Dritte fich ein. Er. Amor, ja! er ſchmückt fich mit dieſen herrlichen Kränzen. ı2 Schütte die Blumen nun doch fort, aus dem Schooſe
— *
den Reſt! Sie. Nun, ich ſchüttle ſie weg, die ſchönen. In deiner Um— armung,
Lieber, geht mir auch heut wieder die Sonne nur auf.
Elegien II. 281
Euphroſyne.
Auch von des höchſten Gebirgs beeiſ'ten zackigen Gipfeln
Schwindet Purpur und Glanz ſcheidender Sonne hinweg.
Lange verhüllt ſchon Nacht das Thal und die Pfade des
Wandrers,
Der, am toſenden Strom, auf zu der Hütte ſich ſehnt,
5 Zu dem Ziele des Tags, der ſtillen hirtlichen Wohnung; Und der göttliche Schlaf eilet gefällig voraus,
Diefer holde Gejelle des Reiſenden. Daß er auch heute,
Cegnend, fränze das Haupt mir mit dem heiligen Mohn!
Aber was leuchtet mir dort vom Felſen glänzend herüber, 10 Und erhellet den Duft ſchäumender Ströme jo hold?
Strahlt die Sonne vielleicht durch heimliche Spalten und
Klüfte ? Denn fein irdiicher Glanz ift e8, der wandelnde, dort.
Näher wälzt jich die Wolfe, fie glüht. Ich ſtaune dem
Wunder! Wird der rofige Strahl nicht ein bewegtes Gebild? 15 Melche Göttin nahet fich mir? und welche der Mujen Suchet den treuen Freund, ſelbſt in dem graufen Geklüft?
Schöne Göttin! enthülle dich mir, und täufche, verſchwin—
dend,
Nicht den begeifterten Sinn, nicht das gerührte Gemüth. Nenne, wenn du es darfit vor einem Sterblichen, deinen 2° Göttlichen Namen; wo nicht: rege bedeutend mich auf,
Daß ich fühle, welche du jeilt von den ewigen Töchtern
Zeus, und der Dichter jogleich preife dich würdig im Lied, -
282 Gedichte. Erſter Theil.
„Kennjt du mich, Guter, nicht mehr? Und käme dieſe Gejtalt dir, Die du doch ſonſt geliebt, jchon als ein fremdes Gebild’? Zwar der Erde gehör’ ich nicht mehr, und trauernd ent- ſchwang fich Schon der jchaudernde Geijt jugendlich Frohem Genuß; Aber ich hoffte mein Bild noch feſt in des Freundes Grinnrung Eingeſchrieben, und noch ſchön durch die Liebe verklärt. Sa, jchon jagt mir gerührt dein Blid, mir jagt es die Thräne: Euphroſyne, ſie iſt noch von dem Freunde gekannt. Sieh, die ſcheidende zieht durch Wald und grauſes Gebirge,
Sucht den wandernden Mann, ach! in der Ferne noch auf; Sucht den Lehrer, den Freund, den Vater, blicket noch einmal Nach dem leichten Gerüft irdiſcher Freuden zurüd. Laß mich der Tage gedenken, da mich, dag Kind, du dem
Epiele Jener täufchenden Kunst reizender Muſen geweiht. Laß mich der Stunde gedenken, und jedes Kleineren Umſtands. Ach, wer ruft nicht jo gern Unmiederbringliches an! Jenes jüße Gedränge der leichtejten irdiſchen Tage, Ach, wer ſchätzt ihn genug, dieſen vereilenden Werth! Klein erjcheinet es num, doch ach! nicht Fleinlich dem Herzen; Macht die Liebe, die Kunſt jegliches Kleine doch groß. Denkſt du der Stunde noch wohl, wie, auf dem Breter- Gerüjte, Du mich der höheren Kunſt ernjtere Stufen geführt? Knabe ſchien ich, ein rührendes Kind, du nanntejt mich Arthur, Und belebteft in mir britifches Dichter-Gebild,
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Elegien II. 283
Drohteft mit grimmiger Gluth den armen Augen, und wandteſt Selbſt den thränenden Blick, innig getäuſchet, hinweg. Ach! da warſt du ſo hold und ſchützteſt ein trauriges Leben, 6° Das die verwegene Flucht endlich dem Knaben entriß. Freundlich faßteſt du mich, den zerjchmetterten, trugjt mich von dannen, Und ich heuchelte lang, dir an dem Bujen, den Tod. Endlich ſchlug die Augen ich auf, und jah dich, in ernite, Stille Betrachtung verjenkt, über den Liebling geneigt. 5 Kindlich jtrebt? ich empor, und füßte die Hände dir dankbar, Reichte zum reinen Kuß dir den gefälligen Mund. Fragte: warum, mein Vater, jo ernft? und hab’ ich gefehlet, O! jo zeige mir an, wie mir das Beſſ're gelingt. Keine Mühe verdrießt mich bei dir, und alles und jedes co Wiederhol' ich jo gern, wenn du mich leitet und Lehrit. Aber du faßteſt mich ſtark und drückteſt mich fefter im Arme, Und e3 fchauderte mir tief in dem Buſen das Herz. Nein! mein liebliches Kind, jo riefit du, alles und jedes, Wie du es heute gezeigt, zeig’ es auch morgen der Stadt. ss Rühre fie alle, wie mich du gerührt, und es fließen, zum Beifall, Dir von dem trodenjten Aug’ herrliche Thränen herab. Aber am tiefiten trafft du doch mich, den Freund, der im Arm dich Hält, den ſelber der Schein früherer Leiche gefchredt. Ach, Natur, wie ficher und groß in allem erjcheinft du! © Himmel und Erde befolgt ewiges, feites Geſetz, Jahre folgen auf Jahre, dem Frühlinge veichet der Sommer, Und dem reichlichen Herbit traulich der Winter die Hand. Felſen jtehen gegründet, es ſtürzt fich das ewige Wafler, Aus der bewölkten Kluft, ſchäumend und brauſend hinab.
234 Gedichte. Erfter Theil.
Fichten grünen jo fort, und jelbit die entlaubten Gebüfche Hegen, im Winter ſchon, heimliche Knoſpen am Zweig. Alles entjteht und vergeht nach Gejeß; doch über des Menschen Leben, dem köſtlichen Schaß, herrſchet ein ſchwankendes Loos. Nicht dem blühenden nickt der willig ſcheidende Vater, Seinem trefflichen Sohn, freundlich vom Rande der Gruft; Nicht der Jüngere ſchließt dem Älteren immer das Auge, Das ſich willig geſenkt, kräftig dem ſchwächeren zu. fter, ach! verkehrt das Geſchick die Ordnung der Tage; Hülflos klaget ein Greis Kinder und Enkel umſonſt, Steht ein bejchädigter Stamm, dem rings zerichmetterte Zweige Um die Seiten umher ſtrömende Schloſſen geſtreckt. Und ſo, liebliches Kind, durchdrang mich die tiefe Betrachtung, Als du zur Leiche verſtellt über die Arme mir hingſt; Aber freudig ſeh' ich dich mir, in dem Glanze der Jugend, Vielgeliebtes Geſchöpf, wieder am Herzen belebt. Springe fröhlich dahin, verſtellter Knabe! Das Mädchen Wächſ't zur Freude der Welt, mir zum Entzücken heran. Immer ſtrebe ſo fort, und deine natürlichen Gaben Bilde, bei jeglichem Schritt ſteigenden Lebens, die Kunſt. Sei mir lange zur Luſt, und eh' mein Auge ſich ſchließet, Wünſch' ich dein ſchönes Talent glücklich vollendet zu jehn. — Alſo ſprachſt du, und nie vergaß ich der wichtigen Stunde! Deutend entwidelt’ ich mich an dem erhabenen Wort. O wie ſprach ich jo gerne zum Volk die rührenden Reden, Die du, voller Gehalt, Eindlichen Lippen vertraut! D wie bildet’ ich mich an deinen Augen, und fuchte Dih im tiefen Gedräng’ ftaunender Hörer heraus!
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Elegien II. 285
Doch dort wirſt du nun fein, und jtehn, und nimmer bewegt fich Guphrofyne hervor, dir zu erheitern den Blid. 105 Du vernimmft fie nicht mehr, die Töne des wachienden | Zöglings, Die du zu liebendem Schmerz frühe, ſo frühe! geſtimmt. Andere kommen und gehn; es werden dir andre gefallen, Selbſt dem großen Talent drängt ſich ein größeres nach. Aber du, vergeſſe mich nicht! Wenn eine dir jemals 110 Sich im verworrnen Gejchäft heiter entgegen bewegt, Deinem Winke fich fügt, an deinem Lächeln ſich freuet, Und am Plate ſich nur, den du beſtimmteſt, gefällt; Wenn fie Mühe nicht part noch Fleiß, wenn thätig der Kräfte, Selbit bis zur Pforte des Grabs, freudiges Opfer fie bringt; 115 Guter! dann gedenfejt du mein, und rufejt auch jpät noch: Euphrofyne, fie ijt wieder erjtanden vor mir! Vieles jagt’ ich noch gern; doch ach! die Scheidende weilt nicht, Wie fie wollte; mich führt fireng ein gebietender Gott. Lebe wohl! jchon zieht mich’3 dahin in ſchwankendem Eilen. 120 Einen Wunjch nur vernimm, freundlich gewähre mir ihn: Laß nicht ungerühmt mich zu den Schatten hinabgehn! Nur die Muje gewährt einiges Leben dem Tod. Denn gejtaltlos ſchweben umher in Perjephoneia’s Reiche, maſſenweiſ', Schatten vom Namen getrennt; 125 Wen der Dichter aber gerühmt, der wandelt, geftaltet, Einzeln, gejellet dem Chor aller Herven ich zu. Freudig tret’ ich einher, von deinem Xiede verkündet, Und der Göttin Blick mweilet gefällig auf mir. Mild empfängt fie mich dann, und nennt mich; es winfen die hohen 130 Göttlichen Frauen mich an, immer die nächjten am Thron.
2836 Gedichte. Erfter Theil.
Penelopeia redet zu mir, die treufte der Weiber, Auch Euadne, gelehnt auf den geliebten Gemahl. Jüngere nahen ſich dann, zu früh herunter gejfandte, Und beflagen mit mir unjer gemeines Gejchid. Wenn Antigone kommt, die jchwefterlichjte der Seelen, 135 Und Polyrena, trüb noch von dem bräutlichen Tod, Seh’ ih als Schweitern fie an und trete würdig zu ihnen; Denn der tragiichen Kunft holde Gejchöpfe find fie. Bildete doc ein Dichter auch mich; und feine Gejänge, Sa, fie vollenden an mir, was mir das Leben verſagt.“ ı40 Alſo ſprach fie, und noch bewegte der liebliche Mund fich Weiter zu reden; allein jchwirrend verfagte der Ton. Denn aus dem Purpurgewölf, dem jchwebenden, immer bewegten, Trat der herrliche Gott Hermes gelafjen hervor, Mild erhob er den Stab und deutete; wallend verjichlangen 145 Wachſende Wolfen, im Zug, beide Geftalten vor mir. Tiefer liegt die Nacht um mich her; die jtürzenden Waller Braufen gewaltiger nun neben dem jchlüpfrigen Pfad. Unbezwingliche Trauer befällt mich, entkräftender Sammer, Und ein moojiger Fels ftüßet den finfenden nur. 150 Mehmuth reißt durch die Saiten der Bruft; die nächt- lichen Thränen Hließen, und über dem Wald kündet der Morgen fich an.
Elegien 11. 237
Das Wiederfehn.
Er.
Süße Freundin, noch Einen, nur Einen Kuß noch gewähre Diefen Lippen! Warum biſt du mir heute jo farg? Gejtern blühte wie heute der Baum; wir wechjelten Küffe
Zaufendfältig; dem Schwarm Bienen verglichit du fie ja, 5 Wie fie den Blüthen fich nahn und faugen, jchweben und wieder Saugen, und lieblicher Ton ſüßen Genuffes erſchallt. Alle noch üben das holde Geichäft. Und wäre der Frühling Uns vorübergeflohn, eh’ fich die Blüthe zerftreut?
Sie. Zräume, Lieblicher Freund, nur immer! rede bon geitern! ı0° Gerne hör’ ich dich an, drüde dich redlich an's Herz. Gejtern, jagit du? — Es war, ich weiß, ein föftliches Gejtern; Worte verklangen im Wort, Küffe verdrängten den Kuß. Schmerzlich war's zu jcheiden am Abende, traurig die lange Nacht von geftern auf heut, die den getrennten gebot. 15 Doch der Morgen kehret zurüd. Ach! daß mir indeflen Zehnmal, leider! der Baum Blüthen und Früchte gebracht!
288 Gedichte. Erſter Theil.
Amyntas.
Nikias, trefflicher Mann, du Arzt des Leibs und der Seele! Kran, ich bin es fürwahr; aber dein Mittel ift hart. Ach! mir ſchwanden die Kräfte dahin, dem Rathe zu folgen; Sa, und e3 jcheinet der freund fchon mir ein Gegner zu jein. MWiderlegen kann ich dich nicht; ich jage mir alles, Sage das härtere Wort, das du verſchweigeſt, mir aud). Aber, ach! das Wafler entjtürzt der Steile des Felſens Raſch, und die Welle des Bachs halten Gejänge nicht auf. Raſ't nicht unaufhaltfam der Sturm? und wälzet die Eonne Sich, von dem Gipfel des Tags, nicht in die Wellen hinab?
Und fo jpricht mir rings die Natur: auch du bift, Amyntas, Unter das jtrenge Geſetz ehrner Gewalten gebeugt. Runzle die Stirne nicht tiefer, mein Freund, und höre
gefällig,
Was mich geftern ein Baum, dort an dem Bache, gelehrt. Wenig Apfel trägt er mir nur, der ſonſt fo beladne;
Sieh, der Epheu ift ſchuld, der ihn gewaltig umgibt. Und ich faßte das Meſſer, das frummgebogene, jcharfe,
Trennte jchneidend, und ri Ranke nach Ranken herab; Aber ich jchauderte gleich, als, tief erfeufzend und Häglich,
Aus den Wipfeln zu mir lifpelnde Klage ſich goß: O verlege mich nicht! den treuen Gartengenoſſen,
Dem du, als Knabe, jo früh, manche Genüfle verdantt.
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Elegien 11. 239
O verletze mich nicht! du reißeft mit dieſem Geflechte, Das du gewaltig zerftörft, graufam das Leben mir aus. 25 Hab’ ich nicht ſelbſt ſie genährt, und janft fie herauf mir erzogen? Sit wie mein eigenes Laub nicht mir das ihre verwandt? Soll ich nicht lieben die Pflanze, die meiner einzig bedürftig Still mit begieriger Kraft mir um die Seite ich Tchlingt ? Taufend Ranfen wurzelten an, mit taujend und tauſend 30 Faſern ſenket fie feit mir in das Yeben fich ein. Nahrung nimmt fie von mir; was ich bedürfte, genießt fie, Und jo jaugt fie das Mark, jauget die Seele mir aus, Nur vergebens nähr’ ich mich noch; die gewaltige Wurzel Sendet lebendigen Safts, ach! nur die Hälfte hinauf. 35 Denn der gefährliche Gaft, der geliebtejte, maßet behende Unterweges die Kraft herbitlicher Früchte ſich an. Nichts gelangt zur Krone hinauf; die äußeriten Wipfel Dorren, es dorret der Aſt über dem Bache fchon Hin. Sa, die Verrätherin iſt's! fie jchmeichelt mir Leben und Güter, 10 Schmeichelt die jtrebende Kraft, jchmeichelt die Hoff: nung mir ab. Sie nur fühl ich, nur fie, die umfchlingende, freue der Feſſeln, Freue des tödtenden Schmucks, fremder Umlaubung mich nur. Halte das Meſſer zurück! o Nikias, jchone den armen, Der ſich in liebender Luſt, willig gezwungen, verzehrt! + Süß iſt jede Verſchwendung; o, laß mich der ſchönſten genießen! Wer ſich der Liebe vertraut, hält er ſein Leben zu Rath?
Goethes Werke 1. Bd. 19
Glegien I. 293
Hermann und Dorothea.
Alſo das wäre Verbrechen, daß einft Properz mic) begetitert, Daß Martial ſich zu mir auch, der verwegne, geſellt? Daß ich die Alten nicht hinter mir ließ, die Schule zu hüten, Daß ſie nach Latium gern mir in das Leben gefolgt? 5 Daß ich Natur und Kunſt zu ſchaun mich treulich beſtrebe, Daß kein Name mich täuſcht, daß mich kein Dogma beſchränkt? Daß nicht des Lebens bedingender Drang mich, den Menjchen, verändert, Daß ich der Heuchelei dürftige Maske verjchmäht? Solcher Fehler, die du, o Mufe, jo emftg gepfleget, ı° Zeihet der Pöbel mich; Pöbel nur fieht er in mir. Ga, jogar der Beſſere jelbjt, gutmüthig und bieder, Will mich anders; doch du, Mufe,. befiehljt mix allein. _ Denn du biſt es allein, die noch mir die innere Jugend Friſch erneueft, und fie mir big zu Ende verjprichit. 15 Aber -verdopple nunmehr, o Göttin, die heilige Sorgfalt! Ach! die Scheitel umwallt reichlich die Locke nicht mehr: Da bedarf man der Kränze, fich jelbjt und andre zu täuschen; Kränzte doch Cäſar jelbjt nur aus Bedürfniß das Haupt. Halt du ein Xorbeerreis mir bejtimmt, jo laß es am Zweige 2 Meiter grünen, und gib einjt es dem Würdigern hin; Aber Rojen winde genug zum häuslichen Kranze; Bald als Lilie jchlingt filberne Locke fich durch. Schüre die Gattin das Feuer, auf reinlichem Herde zu kochen! Werfe der Knabe das Reis, ſpielend, geichäftig dazu!
294 Gedichte. Erſter Thekl.
Laß im Becher nicht fehlen den Wein! Gleichgefinnte, herein! Kränze, fie Erſt die Gejundheit des Mannes, der,
eiprächige Freunde, 25 arten auf euch. ndlich vom Namen Homeros Kühn uns befreiend, uns auch ruft iſn die vollere Bahn. Denn wer wagte mit Göttern den Kammpf? und wer mit dam Einen? Doch Homeride zu fein, auch nur alß letzter, iſt jchön. 30 Darum höret das neujte Gedicht! Noch\einmal getrunfen! Euch bejteche der Wein, Freundichaft umd Liebe das Ohr. Deutjchen jelber führ' ich euch zu, in die ſtillere Wohnung, Wo fich, nah der Natur, menschlich der Menſch noch erzieht. Uns begleite des Dichters Geift, der ſeine Luiſe 35 Raſch dem würdigen Freund, uns zu entzücken, verband. Auch die traurigen Bilder der Zeit, fie Filhr’ ich vorüber; Aber e3 fiege der Muth in dem gefunden Gejchlecht. Hab’ ich euch Thränen in's Auge gelockt, und Luft in die Seele Singend geflößt, jo kommt, drücet mich herzlich an's Herz! 40 Weiſe denn fei das Gefpräch! Uns lehret Weisheit am Ende Das Jahrhundert; wer hat das Geſchick nicht geprüft? Blidet heiterer nun auf jene Schmerzen zurüde, Wenn euch ein Fröhlicher Sinn manches entbehrlich erklärt. Menschen lernten wir fennen und Nationen; jo laßt uns, 45 Unjer eigenes Herz fennend, ung deifen erfreun.
|
Epiſteln.
Gerne hätt' ich fortgeſchrieben, Aber es iſt liegen blieben.
er
L p? Erſte Epiftet.
Jetzt da jeglicher Tiest und viele Lejer das Buch nur Ungeduldig durch blättern und, ſelbſt die Feder ergreifend, Auf das Büchleim ein Buch mit feltner Fertigkeit pfropfen, Coll auch ich, Yu willjt es, mein Freund, dir über das Schreiben
5 Schreibend die JMenge vermehren und meine Meinung verfünden,
Daß auch andere wieder darüber meinen und immer So in’3 Unendlfiche fort die ſchwankende Woge fich wälze. Doch jo fähret Der Filcher dem hohen Meer zu, ſobald ihm Günstig der Wind und der Morgen erjcheint; er treibt jein Gewerbe,
10 Wenn auch hundert Geſellen die blinfende Fläche durchkreuzen.
Edler Freund, du wünſcheſt das Wohl des Menjchen- geichlechtes, Unſerer Deutfchen befonders und ganz vorzüglich des nächjten Bürgers, und fürchtejt die Folgen gefährlicher Bücher; wir haben Leider oft fie gejehen. Was jollte man, oder was fünnten 15 Biedere Männer vereint, was könnten die Herrjcher bewirken ? Ernſt und wichtig erjcheint mir die Frage, doch trifft fie mich eben Sn vergnüglicher Stimmung. Im warmen heiteren Wetter Glänzet fruchtbar die Gegend; mir bringen Liebliche Lüfte
298 Gedichte. Erfter Theil.
Über die wallende Fluth fü duftende, Kühlung herüber, Und dem heitern erfcheint die Welt auch heiter, und ferne 20 Schwebt die Sorge mir nur in leichten Wölkchen vorüber.
Was mein leichter Griffel entwirft, ijt leicht zu verlöfchen, Und viel tiefer präget ſich nicht der Eindruck der Lettern, Die, To jagt man, der Ewigkeit trogen.| Freilich an viele Spricht die gedrudte Columne; doch bald, wie jeder fein Antlitz, 25 Das er im Spiegel gejehen, vergißt, die behaglichen Züge, So vergißt er das Wort, wenn auch von Erze gejtempelt.
Reden jchwanfen jo Leicht herüber hinüber, wenn viele Sprechen und jeder nur fich im eigenen Worte, jogar auch Nur fich jelbjt im Worte vernimmt, das der andere jagte. 30 Mit den Büchern ijt es nicht anders. Liegt doch nur jeder Aus dem Buch fich heraus, und ift er gewaltig, fo liest er In das Buch fich hinein, amalgamirt fich dag Fremde. Ganz vergebens ſtrebſt du daher durch Schriften des Menſchen Schon entichiedenen Hang und ſeine Neigung zu wenden; 35 Aber bejtärken fannjt du ihn wohl in jeiner Gefinnung, Oder wär’ er noch neu, in dieſes ihn tauchen und jenes.
Sag’ ich, wie ich es denke, jo jcheint durchaus mir, es bildet
Nur das Leben den Mann und wenig bedeuten die Worte.
Denn zwar hören wir gern, was unſre Meinung beftätigt, 40
Aber das Hören bejtimmt nicht die Meinung; was ung zuwider
Wäre, glaubten wir wohl dem fünftlichen Redner; doch eilet
Epijteln. 299
Unfer befreite® Gemüth, gewohnte Bahnen zu fuchen. Sollen wir freudig horchen und willig gehorchen, jo mußt du
+ Schmeicheln. Sprichft du zum Bolfe, zu Fürften und
6
=
Königen, allen Magſt du Geichichten erzählen, worin ala wirklich ericheinet, Was fie wünschen, und was fie jelber zu leben begehrten.
Wäre Homer von allen gehört, von allen gelefen,
Schmeichelt’ er nicht dem Geiſte fich ein, es ſei auch der Hörer
Wer er ſei, und Elinget nicht immer im hohen Palafte,
In des Königes Zelt, die Ilias Herrlich dem Helden?
Hört nicht aber dagegen Ulyſſens wandernde Klugheit
Auf dem Markte fich befier, da wo fich der Bürger ver- jammelt?
Dort fieht jeglicher Held in Helm und Harnifch, es fieht hier
Eich der Bettler jogar in feinen Lumpen veredelt.
Alſo Hört’ ich einmal, am wohlgepflafterten Ufer
Jener Neptuniichen Stadt, allwo man geflügelte Löwen
Göttlich verehrt, ein Mährchen erzählen. Im Kreiſe ge- ſchloſſen,
Drängte das horchende Volk ſich um den zerlumpten Rhapſoden.
Einſt, ſo ſprach er, verſchlug mich der Sturm an's Ufer der Inſel,
Die Utopien heißt. Ich weiß nicht, ob ſie ein andrer
Dieſer Geſellſchaft jemals betrat; ſie lieget im Meere
Links von Hercules Säulen. Ich ward gar freundlich
| empfangen ;
300 Gedichte. Erſter Theil.
In ein Gafthaus führte man mich, woſelbſt ich das beite Ehen und Trinken fand und weiches Lager und Pflege. So verjtrich ein Monat geſchwind. Sch hatte des Kummers Völlig vergefien und jeglicher Noth; da fing fich im Stillen Aber die Eorge nun an: wie wird die Zeche dir Yeider Nach der Mahlzeit befommen? Denn nichts enthielte der Seel. Reiche mir weniger! bat ich den Wirth; er brachte nur immer Dejto mehr. Da wuchs mir die Angft, ich fonnte nicht länger Eſſen und jorgen, und ſagte zuletzt: Sch bitte, die Zeche Billig zu machen, Herr Wirth! Eraber mit finjterem Auge Sah von der Seite mich an, ergriff den Knittel und ſchwenkte Unbarmberzig ihn über mich her und traf mir die Schultern, Traf den Kopf und hätte beinah mich zu Tode gejchlagen. Eilend lief ich davon und fuchte den Richter; man holte Gleich den Wirth, der ruhig erichien und bedächtig verjegte:
Alſo müſſ' es allen ergehn, die das heilige Gaftrecht
Unferer Inſel verleßen und, unanjtändig und gottlos,
Zeche verlangen vom Manne, der fie doch höflich bewirthet.
Sollt' ich jolche Beleidigung dulden im eigenen Haufe?
Nein! es hätte fürwahr ftatt meines Herzens ein Schwamm nur
Mir im Buſen gewohnt, wofern ich dergleichen gelitten.
Darauf jagte der Richter zu mir: Vergeſſet die Schläge, Denn ihr habt die Strafe verdient, ja ſchärfere Schmerzen ; Aber wollt ihr bleiben und mitbewohnen die Inſel,
Müſſet ihr euch exit würdig beweijen und tüchtig zum Bürger.
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Epiiteln. 301
Ach! verſetzt' ich, mein Herr, ich habe leider mich niemals
so Gerne zur Arbeit gefügt. So hab’ ich auch feine Talente,
Die den Menfchen bequemer ernähren; man hat mich im Spott nur
Hans Chnjorge genannt und mich von Haufe vertrieben.
O To jei ung gegrüßt! verjegte der Richter; du jollit dich Oben jegen zu Tisch, wenn fich die Gemeine verfammelt, s Sollit im Rathe den Plaß, den du verdieneft, erhalten. Aber Hüte dich wohl, daß nicht ein jchändlicher Rüdfall Dich zur Arbeit verleite, daß man nicht etwa das Grabjcheit Oder das Ruder bei dir im Haufe finde, du wärejt Gleich auf immer verloren und ohne Nahrung und Ehre. ı0o Aber auf dem Markte zu fien, die Arme geichlungen Über dem jchwellenden Bauch, zu Hören luſtige Lieder Unjerer Sänger, zu jehn die Tänze der Mädchen, der Knaben Spiele, das werde dir Pflicht, die du gelobejt und ſchwöreſt.
So erzählte dev Mann, und heiter waren die Stirnen 105 Aller Hörer geworden, und alle wünjchten des Tages Solche Wirthe zu finden, ja jolche Schläge zu dulden.
302 Gedichte. Eriter Theil.
Zweite Epiftel.
Würdiger Freund, du runzelſt die Stirn; dir fcheinen die Scherze Nicht am rechten Orte zu fein; die Frage war ernfthaft, Und bejonnen verlangſt du die Antwort; da weiß ich, bei’m Himmel! Nicht, wie eben fich mir der Schalt im Bujen bewegte. 110 Doch ich fahre bedächtiger fort. Du ſagſt mir: jo möchte Meinetwegen die Menge fich halten im Leben und Zejen, Wie fie fönnte; doch denke dir nur die Töchter im Haufe, Die mir der fuppelnde Dichter mit allem Böjen befannt macht.
Dem ijt leichter geholfen, verjeß’ ich, ala wohl ein andrer 115 Denken möchte. Die Mädchen find gut und machen jich gerne. Mas zu Schaffen. Da gib nur dem einen die Schlüffel zum Keller, Daß es die Weine des Vaters bejorge, jobald fie vom Winzer Oder vom Kaufmann geliefert die weiten Gewölbe bereichern. Manches zu ſchaffen hat ein Mädchen, die vielen Gefäße, 120 Leere Fäſſer und Flajchen in reinlicher Ordnung zu halten. Dann betrachtet fie oft des jchäumenden Moftes Bewegung, Gießt das Fehlende zu, damit die wallenden Blajen Leicht die Öffnung des Faſſes erreichen, trinkbar und helle Endlich der edeljte Saft fich fünftigen Jahren vollende. 125 Unermüdet ijt fie alsdann zu füllen, zu jchöpfen, Daß ftet3 geiftig der Trank und rein die Tafel belebe.
Epiſteln. 303
Laß der andern die Küche zum Reich; da gibt es, wahr—
baftig!
Arbeit genug, das tägliche Mahl, durch Sommer und Winter,
ı30 Schmadhaft ftet3 zu bereiten und ohne Beſchwerde des Beutels.
Denn im Frühjahr forget jie Schon, im Hofe die Küchlein Bald zu erziehen und bald die Schnatternden Enten zu füttern. Alles, was ihr die Jahrszeit gibt, das bringt fie bei Zeiten Dir auf den Tiſch und weiß mit jeglichem Tage die Speijen 135 Klug zu wechjeln, und reift nur eben der Sommer die Früchte, Denkt fie an Vorrath ſchon für den Winter. Im fühlen Gewölbe Gährt ihr der kräftige Kohl, und reifen im Ejfig die Gurken ; Aber die luftige Kammer bewahrt ihr die Gaben Pomonens. Gerne nimmt fie das Lob vom Vater und allen Gefchwiitern, 140 Und mißlingt ihr etwas, dann ift’3 ein größeres Unglüd, Als wenn dir ein Schuldner entläuft und den MWechjel zurüdläßt. Immer iſt jo das Mädchen bejchäftigt und reifet im Stillen Häuslicher Tugend entgegen, den Eugen Mann zu beglüden. Wünſcht fie dann endlich zu leſen, jo wählt fie gewißlich ein Kochbuch, 145 Deren Hunderte ſchon die eifrigen Preffen uns gaben.
Eine Schweiter bejorget den Garten, der jchwerlich zur Wildniß,
Deine Wohnung romantiſch und feucht zu umgeben, ver— dammt iſt,
Sondern in zierliche Beete getheilt, als Vorhof der Küche,
304 Gedichte. Erjter Theil.
Nützliche Kräuter ernährt und jugend=beglüdende Früchte. Tatriarchaliich erzeuge jo jelbjt dir ein Kleines gedrängtes 150 Königreih und bevölfre dein Haus mit treuem Gefinde. Haft du der Töchter noch mehr, die lieber fiten, und ftille Weibliche Arbeit verrichten, da ijt’3 noch befjer; die Nadel Ruht im Fahre nicht leicht: denn noch jo häuslich im Haufe, Mögen fie Öffentlich gern als müßige Damen erfcheinen. 155 Wie ji das Nähen und Fliden vermehrt, das Waſchen
und Biegeln, Hundertfältig ſeitdem in weißer arkadiſcher Hülle Sich dag Mädchen gefällt, mit langen Röden und Schleppen Gaſſen fehret und Gärten, und Staub erreget im Tanzjaal. Wahrlich! wären mir nur der Mädchen ein Dutzend im
. Haufe, 160
Niemals wär’ ich verlegen um Arbeit, fie machen fich Arbeit Selber genug, es follte fein Buch im Yaufe des Jahres Über die Schwelle mir fommen, vom Bücherverleiher ge—
jendet.
Eyigramme Venedig 1790.
Wie man Geld und Zeit verthan, Zeigt das Büchlein luſtig an.
Goethes Werke. 1. Bd.
1.
Sarkophagen und Urnen verzierte der Heide mit Leben: Faunen tanzen umher, mit der Bacchantinnen Chor Machen fie bunte Reihe; der ziegengefüßete Pausbad Zwingt den heiferen Ton wild aus dem jchmetternden Horn. | 5 Cymbeln, Trommeln erklingen; wir jehen und hören den Marmor. Flatternde Vögel! wie ſchmeckt Herrlich dem Schnabel die Frucht! Euch verjcheuchet fein Lärm, noch weniger jcheucht er den Amor, Der in dem bunten Gewühl exjt fich der Fackel erfreut. So übermältiget Fülle den Tod; und die Aſche da drinnen Scheint, im ftillen Bezirk, noch fich des Lebens zu freun. So umgebe denn jpät den Sarkophagen des Dichterg Diefe Rolle, von ihm reichlich mit Leben geſchmückt.
2.
Kaum an dem blaueren Himmel erblidt’ ich die glänzende Sonne,
Reich, vom Felfen herab, Epheu zu Kränzen geſchmückt,
is Sah den emfigen Winzer die Rebe der Pappel verbinden,
Über die Wiege Virgils kam mir ein Taulicher Wind:
Da gejellten die Muſen fich gleich zum Freunde; wir pflogen
Abgeriſſ'nes Geſpräch, wie es den Wanderer freut. 20*
308 Gedichte. Erſter Theil.
3. Immer halt' ich die Liebſte begierig im Arme gejchloffen, Immer drängt fich mein Herz feit an den Bufen ihr an, Immer Tehnet mein Haupt an ihren Knieen, ich blide Nach dem Lieblichen Mund, ihr nach den Mugen hinauf. MWeichling! jchölte mich einer, und fo verbringit du die Tage?
Ach, ich verbringe fie ſchlimm! Höre nur, wie mir gefchieht: Yeider wend’ ich den Rüden der einzigen Freude des Lebens; 25 Schon den zwanzigiten Zag jchleppt mich der Wagen
dahin. Vetturine troßen mir nun, es jchmeichelt der Kämmrer, Und der Bediente vom Pla finnet auf Lügen und Trug. Will ich ihnen entgehn, jo faßt mich der Meifter der Poſten, Bojtillone find Herrn, dann die Dogane dazu! 30 „sch verftehe dich nicht! du widerſprichſt dir! du ſchieneſt Paradieſiſch zu ruhn, ganz, wie Ninaldo, beglüdt.“ Ach! ich verjtche mich wohl: es iſt mein Körper auf Keijen, Und e8 ruhet mein Geift jtets der Geliebten im Schoos.
12 =
4, Das iſt Italien, das ich verließ. Noch jtäuben die Wege, 35 Noch ift der Fremde geprellt, ſtell' ex fich, wie er auch will. Deutſche Redlichkeit ſuchſt du in allen Winkeln vergebens; Leben und Weben ift hier, aber nicht Ordnung und Zucht; Jeder ſorgt nur für ſich, mißtrauet dem andern, iſt eitel, Und die Meiſter des Staats ſorgen nur wieder für ſich. Schön iſt das Land; doch ach! Fauſtinen find' ich nicht wieder. Das iſt Italien nicht mehr, das ich mit Schmerzen verließ.
—
1"
Epigramme. 309
5.
In der Gondel lag ich geſtreckt und fuhr durch die Schiffe,
Die in dem großen Kanal, viele befrachtete, ſtehn. 45 Mancherlei Waare findeſt du da für manches Bedürfniß, Meizen, Wein und Gemüſ', Scheite, wie leichtes Geſträuch. Pfeilſchnell drangen wir durch; da traf ein verlorener Lorbeer Derb mir die Wangen. Jch rief: Daphne, verlegejt du
mich?
Lohn erwartet’ ich eher! Die Nymphe Lifpelte Lächelnd:
> . Dichter fünd’gen nicht ſchwer. Leicht ijt die Strafe.
Nur zu! | 6. Seh’ ih den Pilgrim, fo fann ich mich nie der Thränen enthalten.
D, wie bejeliget una Menfchen ein faljcher Begriff!
T; Eine Liebe hatt’- ich, fie war mir lieber als alles! Aber ich Hab’ fie nicht mehr! Schweig’, und ertrag’
den Verluſt! 8
55 Dieje Gondel vergleich’ ich der ſanft einjchaufelnden Wiege, Und dag Käftchen darauf jcheint ein geräumiger Sarg. Recht jo! Zwiſchen der Wieg’ und dem Sarg wir ſchwanken
und jchweben Auf dem großen Kanal ſorglos durch’3 Leben dahin.
9,
Feierlich jehn wir neben dem Doge den Nuncius gehen; Sie begraben den Herren, einer verfiegelt den Stein. Was der Doge fich denkt, ich weiß es nicht; aber der andre
Lächelt über den Ernſt diefes Gepränges gewiß.
60
310 Gedichte. Erſter Theil.
10. Warum treibt fi) das Volk jo, und jchreit? Es will fich ernähren,
Kinder zeugen, und die nähren, jo gut e3 vermag. Merke dir, NReifender, das, und thue zu Haufe desgleichen! gs Meiter bringt es fein Menjch, ſtell' er fich, wie er
auch will. 11. Wie fie flingeln die Pfaffen! Wie angelegen ſie's machen, Daß man fomme, nur ja plappre, wie geftern jo heut! Scheltet mir nicht die Pfaffen,; fie fernen des Menſchen Bedürfniß ! Denn wie ift er beglückt, plappert er morgen wie heut! zo
12, Mache der Schwärmer fich Schüler, wie Sand am Meere— der Sand ijt Cand; die Perle jei mein, du, o vernünftiger Freund!
13, Süß den Iprofjenden Klee mit weichlichen Füßen im Frühling,
Und die Wolle des Lamms tajten mit zärtlicher Hand; Süß voll Blüthen zu jehn die neulebendigen Zweige, 75 Dann das grünende Laub locken mit jehnendem Blid. Aber ſüßer, mit Blumen dem Bufen der Schäferin
jchmeicheln; Und dieß vielfache Glück läßt mich entbehren der Mai.
14. Diefem Amboß vergleich’ ich das Land, den Hammer dem Herrſcher, Und dem Volke das Blech, das in der Mitte ſich krümmt. so
Epigramme. 311
Wehe dem armen Blech! wenn nur willkürliche Schläge Ungewiß treffen, und nie fertig der Keſſel erſcheint.
15. Schüler macht ſich der Schwärmer genug, und rühret die Menge, Wenn der vernünftige Mann einzelne Liebende zählt. 5 Wunderthätige Bilder find meiſt nur ſchlechte Gemählde: Werke des Geiſts und der Kunſt ſind für den Pöbel nicht da. 16, ' Mache zum Herrſcher fich der, der feinen Vortheil veritehet: Doc wir wählten uns den, der fich auf unfern verfteht.
17.
Noth lehrt beten, man fagt’3; will einer es lernen, er gehe 0 Nach Italien! Noth findet der Fremde gewiß.
18, Welch ein heftig Gedränge nach diefem Laden! Wie emfig Wägt man, empfängt man das Geld, reicht man die Maare dahin! Schnupftabat wird hier verkauft. Das heißt fich jelber erkennen! Nieswurz holt fich das Volk, ohne Verordnung und Arzt.
19, 9; Jeder Edle Venedig kann Doge werden; das macht ihn Gleich als Knaben jo fein, eigen, bedächtig und jtolz. Darum find die Oblaten fo zart im fatholifchen Wälfchland ; Denn aus demjelbigen Teig weihet der Priefter den Gott.
312 Gedichte. Erſter Theil.
20. Ruhig am Arjenal jtehn zwei altgriechiiche Löwen; Klein wird neben dem Paar Pforte, wie Thurm und Kanal. 100 Käme die Mutter der Götter herab, es ſchmiegten fich beide Dor den Wagen, und fie freute fich ihres Gejpanns. Aber nun ruhen fie traurig; dev neue geflügelte Kater Schnurrt überall, und ihn nennet Venedig Patron.
21. Emſig wallet der Pilger! Und wird er den Heiligen finden? 105 Hören und jehen den Mann, welcher die Wunder gethan? Nein, es führte die Zeit ihn Hinweg: du findejt nur Reſte, Seinen Schädel, ein paar feiner Gebeine verwahrt. Pilgrime find wir alle, die wir Italien fuchen; Nur ein zerjtreutes Gebein ehren wir gläubig und froh. 10
22. Jupiter Pluvius, heut erfcheinjt du ein freundlicher Dämon; Denn ein vielfach Geſchenk gibjt du in Einem Moment; Gibjt Venedig zu trinken, dem Lande grünendes Wachsthun; Manches Heine Gedicht gibjt du dem Büchelchen hier.
23. Gieße nur, tränfe nur fort die rothbemäntelten Fröſche, us Mäfj’re das durjtende Land, daß es ung Broccoli ſchickt. Nur durchwäſſ're mir nicht dieß Büchlein; es jei mir ein Fläſchchen Keinen Araks, und Punſch mache fich jeder nach Luft.
24, Sanct Johannes im Koth Heißt jene Kirche, Venedig Nenn’ ich mit doppeltem Recht heute Sanct Marcus
Epigramme. - 313
25. Halt du Bajä gefehn, jo kennſt du das Meer und die Fiſche. Hier iſt Venedig; du kennſt nun auch den Pfuhl und den Froſch. 26. Cıhläfit du noch immer? Nur ftill, und laß mich ruhen; erwach' ich, Nun, was joll ich denn hier? Breit ift das Bette, doch leer. 125 Iſt überall ja doch Sardinien, wo man allein jchläft; Tibur, Freund, überall, wo dich die Liebliche weckt.
27. Alle Neun, fie winkten mir oft, ich meine die Mufen; Doch ich achtet” e8 nicht, Hatte dag Mädchen im Schoo®. Nun verließ ich mein Liebchen; mich haben die Muſen verlaffen, 130 Und ich fchielte verwirrt, ſuchte nach Meſſer und Strid. Doch von Göttern ift voll der Olymp; du famft mich zu retten, Langeweile! du bijt Mutter der Mufen gegrüßt.
28. Melch ein Mädchen ich wünſche zu haben? Ihr fragt mich. Ich Hab’ fie, Mie ich fie wünfche, das Heißt, dünkt mich, mit Wenigem viel. 135 An dem Meere ging ich, und juchte mir Mufcheln. In einer Hand ich ein Perlchen; e3 bleibt nun mir am Herzen verwahrt.
314 Gedichte. Erfter Theil.
29.
Vieles Hab’ ich verjucht, gezeichnet, in Kupfer gejtochen,
Ol gemahlt, in Thon hab’ ich auch manches gedrückt, Unbejtändig jedoch, und nichts gelernt noch geleiftet;
Nur ein einzig Talent bracht’ ich der Meifterichaft nah: 140 Deutich zu jchreiben. Und jo verderb’ ich unglüdlicher . Dichter
In dem jchlechtejten Stoff leider nun Leben und Kunft.
30.
Schöne Kinder tragt ihr, und fteht mit verdediten Gefichtern, Bettelt: das heit, mit Macht reden an’3 männliche Herz. Jeder wünscht fich ein Knäbchen, wie ihr das dürftige zeiget, 145 Und ein Liebchen, wie man's unter dem Schleier fich
denkt. 31. Das iſt dein eigenes Kind nicht, worauf du bettelft, und rührſt mich; O, wie rührt mich erft die, die mir mein eigenes bringt!
32. Warum ledjt du dein Mäulchen, indem du mir eilig begegneit? Wohl, dein Züngelchen jagt mir, wie geiprächig es jei. 150
33.
Sämmtliche Künste lernt und treibet der Deutfche; zu jeder Zeigt er ein jchönes Talent, wenn ex fie ernftlich ergreift. Eine Kunſt nur treibt er, und will fie nicht lernen, die | Dichtkunſt. Darum pfuſcht er auch ſo; Freunde, wir haben's erlebt.
Epigramme. 315
34a. 155 Oft erflärtet ihr euch als Freunde des Dichters, ihr Götter! Gebt ihm auch, was er bedarf! Mäßiges braucht er, doch viel: . freundliche Wohnung, dann Teidlich zu eſſen, zu trinfen Gut; der Deutiche verfteht fich auf den Nektar, wie ihr. Dann geziemende Kleidung und Freunde, vertraulich zu ſchwatzen; 1i60 Dann ein Liebchen des Nachts, das ihn von Herzen begehrt. Diefe fünf natürlichen Dinge verlang’ ich vor allem. Gebet mir ferner dazu Sprachen, die alten und neu’n, Daß ich der Völker Gewerb’ und ihre Geſchichten vernehme; Gebt mir ein reines Gefühl, was fie in Künften gethan. 165 Anſehn gebt mir im Volke, verjchafft bei Mächtigen Einfluß, Oder was jonjt noch bequem unter den Menjchen erjcheint; Gut — ſchon dank’ ich euch, Götter; ihr habt den glüd- lichten Menfchen Eh'ſtens fertig: denn ihr gönntet das Meijte mir fchon.
34b. Klein iſt unter den Fürſten Germaniens freilich der meine; 120 Kurz und ſchmal iſt fein Land, mäßig nur, was er vermag. Aber fo wende nach innen, fo. wende nach außen die Kräfte Jeder; da wär's ein Felt, Deutjcher mit Deutfchen zu fein. Doch was priejeit du Ihn, den Thaten und Werfe verfünden ? Und bejtochen erjchien’ deine Verehrung vielleicht; 175 Denn mir hat er gegeben, was Große jelten gewähren, Neigung, Muße, Bertraun, Felder und Garten und Haus.
316 Gedichte, Erſter Theil.
Niemand braucht’ ich zu danken ala Ihm, und manches bedurft’ ich, Der ich mich auf den Erwerb fchlecht, ala ein Dichter, verſtand. Hat mich Europa gelobt, was hat mir Europa gegeben? Nichts! Ich Habe, wie ſchwer! meine Gedichte bezahlt. Deutjchland ahmte mich nach, und Frankreich mochte mich F leſen. England! freundlich empfingſt du den zerrütteten Gaſt. Doch was fördert es mich, daß auch ſogar der Chineſe Mahlet, mit ängſtlicher Hand, Werthern und Lotten auf Glas? Niemals frug ein Kaiſer nach mir, es hat ſich fein König ı Um mich befümmert, und Er war mir Auguft und Mäcen.
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35.
Eines Menſchen Leben, was iſt's? Doch Tauſende können Reden über den Mann, was er und wie er's gethan. Weniger iſt ein Gedicht; doch können es Tauſend genießen, Tauſende tadeln. Mein Freund, lebe nur, dichte nur fort!
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36.
Miüde war ich geworden, nur immer Gemählde zu jehen, Herrliche Schäße der Kunft, wie fie Venedig bewahrt. Denn auch diefer Genuß verlangt Erholung und Muße; Nach Tebendigem Reiz juchte mein jchmachtender Blid. Gauflerin! da erjah ich in dir zu den Bübchen das Urbild, 195 Wie fie Johannes Bellin reizend mit Flügeln gemahlt, Wie fie Paul Beroneje mit Bechern dem Bräutigam jendet, Deſſen Gäfte, getäufcht, Waffer geniefen für Wein.
Epigramme. 317
37. Wie, von der fünftlichjten Hand geichnikt, das Liebe Figürchen, 200 Weich und ohne Gebein, wie die Molluska nur ſchwimmt! Alles iſt Glied, und alles Gelenk, und alles gefällig, Alles nach Maßen gebaut, alles nach Willkür bewegt. Menſchen hab' ich gekannt, und Thiere, ſo Vögel als Fiſche, Manches beſondre Gewürm, Wunder der großen Natur; 205 Und doch ſtaun' ich dich an, Bettine, liebliches Wunder, Die du alles zugleich bift, und ein Engel dazu.
38. Kehre nicht, Liebliches Kind, die Beinchen hinauf zu dem Himmel; Jupiter fieht dich, der Schalt, und Ganymed iſt bejorgt.
39, Wende die Füßchen zum Himmel nur ohne Sorge! Wir jtreden sı» Arme betend empor; aber nicht jchuldlos, wie du. s
40. Seitwärts neigt fich dein Hälschen. Jit das ein Wunder? 63 träget Oft dich ganze; du bift leicht, nur dem Hälschen zu ſchwer.
Mir iſt ſie gar nicht zuwider die ſchiefe Stellung des Köpfchens; Unter ſchönerer Laſt beugte kein Nacken ſich je.
41. 215 So verwirret mit dumpf willkürlich verwebten Gejtalten,
Hölliſch und trübe gefinnt, Breughel den ſchwankenden ’ lid;
318 Gedichte. Erſter Theil.
Co zerrüttet auch Dürer mit apofalyptifchen Bildern, Menjchen und Grillen zugleich, unſer gefundes Gehirn; So erreget ein Dichter, von Sphinxen, Sirenen, Gentauren Singend, mit Macht Neugier in dem verwunderten Ohr; 220 So beweget ein Traum den Sorglichen, wenn er zu greifen, Vorwärts glaubet zu gehn, alles veränderlich ſchwebt: Co verwirrt ung Bettine, die holden Glieder verwechjelnd; Doch erfreut fie und gleich, wenn fie die Sohlen betritt.
42. Gern überjchreit’ ich die Grenze, mit breiter Kreide gezogen. 235 Macht fie Bottegha, das Kind, drängt fie mich artig zurüd,. 43,
„Ach! mit diefen Seelen, was macht er? Jeſus Maria! „Bündelchen Wäfche find das, wie man zum Brunnen fie trägt. „Wahrlich, fie Fällt! Ich Halt’ es nicht aus! Komm, gehn wir! Mie zierlich! „Sieh nur, wie fteht fie, wie leicht! Alles mit Lächeln und Luft!” 230 Altes Weib, du bewunderft mit Recht Bettinen! du jcheinft mir Jünger zu werden und jchön, da dich mein Liebling erfreut.
44, Alles jeh’ ich Jo gerne von dir; doch jeh’ ich am Liebiten, Menn der Vater behend über dich felber dich wirft, Du dich im Schwung überjchlägft und, nach dem tödt- lichen Sprunge, 235 Wieder ſteheſt und läufjt, eben ob nichts wär’ gejchehn.
Epigramme. 319
45. Schon entrunzelt ſich jedes Geſicht; die Furchen der Mühe, Sorgen und Armuth fliehn, Glückliche glaubt man zu ſehn. Dir erweicht ſich der Schiffer, und klopft dir die Wange; der Seckel 20 Thut ſich dir kärglich zwar, aber er thut ſich doch auf, Und der Bewohner Venedigs entfaltet den Mantel, und reicht Dir, Eben als flehteft du laut bei den Mirakeln Antons, Bei des Herrn fünf Wunden, dem Herzen der jeligiten Jungfrau, Bei der feurigen Qual, welche die Seelen durchfegt. 245 Jeder kleine Knabe, der Schiffer, der Höfe, der Bettler Drängt fich, und freut fich bei dir, daß er ein Kind tft, wie Du.
46, Dichten ift ein luſtig Metier; nur find’ ich es theuer: Wie dieß Büchlein mir wächſt, gehn die Zechinen mir fort.
47. „Welch ein Wahnfinn ergriff dich müßigen? Hältjt du nicht inne? 250 „Wird dieß Mädchen ein Buch? Stimme was Klügeres an!“ Wartet, ich finge die Könige bald, die Großen der Erde, Wenn ich ihr Handwerk einft beiler begreife, wie jebt. Doch Bettinen fing’ ich indeß; denn Gaufler und Dichter Sind gar nahe verwandt, juchen und finden fich gern.
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320 Gedichte. Erſter Theil,
48.
Bboöcke, zur Linken mit euch! jo ordnet künftig der Richter: 35 Und ihr Schäfchen, ihr jollt ruhig zur Rechten mir jtehn!
Wohl! Doch eines ift noch von ihm zu hoffen; dann jagt er: Ceid, Vernünftige, mir g’rad’ gegenüber gejtellt!
49, Wißt ihr, wie ich gewiß zu Hunderten euch Epigramme Fertige? Führet mich nur weit von der Liebſten hinweg! 260
50. Alle Freiheit3-Apoftel, fie waren mir immer zuwider; Willkür ſuchte doch nur jeder am Ende für fich. Willſt du Diele befrein, jo wag' e8 Vielen zu dienen. ‚Wie gefährlich dag ſei, willſt du es wiffen? Verſuch's!
51. Könige wollen das Gute, die Demagogen deögleichen, 265 Cagt man; doch irren fie fich: Menjchen, ach, find fie, wie wir. Nie gelingt e8 der Menge, für fich zu wollen; wir wiſſen's: Doch wer verjtehet, für ung alle zu wollen; er zeig's.
32. Seglichen Schwärmer jchlagt mir an's — im dreißigſten ahre; Kennt er nur einmal die Welt, wird der Betrogne der Schelm. 270 53. Frankreichs traurig Gejchid, die Großen mögen's bedenken; Aber bedenken fürwahr ſollen es Kleine noch mehr. Große gingen zu Grunde: doch wer beichüßte die Menge Gegen die Menge? Da war Menge der Menge Tyrann.
Epigramme. 321
54, 275 Tolle Zeiten hab’ ich erlebt, und hab’ nicht ermangelt, Selbſt auch thöricht zu fein, wie es die Zeit mir gebot.
95. Sage, thun wir nicht recht ? Wir müffen den Pöbel betriegen. Sieh nur, wie ungeſchickt, fieh nur, wie wild er fich zeigt! Ungeſchickt und wild find alle rohe Betrognen; 280 Geid nur redlich, und jo führt ihn zum Menfchlichen an.
56.
Fürſten prägen jo oft auf faum verfilbertes Kupfer Ihr bedeutendes Bild; lange betriegt fi) das Bolf. Schwärmer prägen den Stempel de3 Geiſts auf Lügen
und Unfinn; Wen der Probierftein fehlt hält fie für redliches Gold.
57. 285 Jene Menſchen find toll, jo jagt ihr von heftigen Sprechern, Die wir in Frankreich laut hören auf Straßen und Markt. Mir auch jcheinen fie toll; doch redet ein Toller in Freiheit Weile Sprüche, wenn, ach! Weisheit im Sklaven ver- ftummt. 58.
Sange haben die Großen der Franzen Sprache gefprochen, 2% Halb nur geachtet den Mann, dem fie vom Munde nicht floß. Nun lallt alles Volk entzüdt die Sprache der Franken. Zürnet, Mächtige, nicht! Was ihr verlangtet, geichieht. Goethes Werte. 1.3. 21
322 Gedichte. Erſter Theil.
59, „Seid doch nicht jo frech, Epigramme!" Warum nicht? Mir find nur Überjchriften; die Welt hat die Gapitel des Buchs.
60. Wie dem hohen Apoftel ein Tuch voll Thiere gezeigt ward, 295 Rein und unrein, zeigt, Lieber, das Büchlein ſich dir.
61. Gin Epigramm, ob wohl e3 gut jei? Kannſt du's ent- Icheiden ? Weiß man doch eben nicht ſtets, was er fich dachte der Schalt. 62. Um fo gemeiner es ift, und näher dem Neide, der Mißgunſt; Um fo eher begreifit du das Gedichtchen gewiß. 300 63.
Chloe jchwöret, fie Liebt mich; ich glaub’3 nicht. Aber fie liebt dich! Sagt mir ein Kenner. Schon gut; glaubt’ ich’3, da wär’ es vorbei. 64. Niemand liebft du, und mich, Philarchos, liebſt du fo heftig. Iſt denn fein anderer Weg, mich zu bezwingen, als der?
65. Sit denn jo groß das Geheimniß, was Gott und der Menjch und die Melt ſei? 305 Nein! Doch niemand Hört’s gerne; da bleibt e geheim.
Epigramme. 323
66.
Vieles kann ich ertragen. Die meiften befchwerlichen Dinge Duld’ ich mit ruhigem Muth, wie es ein Gott mir gebeut. Wenige find mir jedoch wie Gift und Schlange zuwider; sı0 Biere: Rauch des Tabaks, Wanzen und Knoblauch und }.
67.
Längſt ſchon hätt’ ich euch gern von jenen Thierchen gefprochen, Die jo zierlich und fchnell fahren dahin und daher. Schlängelchen fcheinen fie gleich, doch viergefüßet; fie laufen,
Kriechen und Jchleichen, und leicht Jchleppen die Schwänz— chen ſie nad). 315 Seht, hier find fiel und Hier! Nun find fie verſchwunden! Mo find fie? Welche Rite, welch Kraut nahm die entfliehenden auf? Mollt ihr mir's künftig erlauben, jo nenn’ ich die Thierchen Lacerten; Denn ich brauche ſie noch oft als gefälliges Bild.
68. |
Mer Lacerten gejehn, der kann fich die zierlichen Mädchen
320 Denken, die über den Plat fahren dahin und daher.
Cchnell und beweglich find fie, und gleiten, jtehen und Ichwaßen,
Und es raujcht das Gewand Hinter den eilenden drein.
Sieh, Hier ift fie! und bier! Verlierſt du fie einmal, fo ſuchſt du
Sie vergebens; fo bald kommt fie nicht wieder hervor.
325; Wenn du aber die Winkel nicht fcheuft, nicht Gäßchen
und Treppchen, Holg’ ihr, wie fie dich lodt, in die Spelunfe hinein!
21°
324 Gedichte. Erſter Theil.
69. Was Spelunfe nun ſei, verlangt ihr zu wiffen? Da wird ja Haft zum Lerifon dieß epigrammatifche Bud). Dunkele Häufer find’3 in engen Gäßchen; zum Saffee Führt dich die Schöne, und fie zeigt fich gejchäftig, : nicht du. 330 70.
Zwei der feinjten Zacerten, fie hielten fich immer zufammen; Gine beinahe zu groß, eine beinahe zu Klein.
Siehjt du beide zufammen, jo wird die Wahl dir unmöglich; Jede bejonders, fie jchien einzig die Jchönfte zu fein.
21. Heilige Leute, jagt man, fie wollten beſonders dem Sünder 335 Und der Sünderin wohl. Geht’3 mir doch eben auch fo.
12. Wär’ ich ein häugliches Weib, und hätte, was ich bedürfte, Treu jein wollt’ ich und frob, herzen und füflen den Mann. So fang, unter andern gemeinen Liedern, ein Dirnchen Mir in Denedig, und nie hört’ ich ein frömmer Gebet. 340
13. Wundern fann e8 mich nicht, daß Menjchen die Hunde jo lieben; Denn ein erbärmlicher Schuft ift, wie der Menſch, jo
der Hund, 74, Frech wohl bin ich geworden; e3 ift fein Wunder. Ihr Götter
Wißt, und wißt nicht allein, daß ich auch fromm bin und treu.
Epigramme. 325
75. 35 „Haft du nicht gute Gejellichaft gejehn? Es zeigt ung dein Büchlein Halt nur Gaufler und Volk, ja was noch niedriger tft.“ Gute Geſellſchaft Hab’ ich gejehn, man nennt fie die gute, Wenn fie zum kleinſten Gedicht feine Gelegenheit gibt.
76. Was mit mir da3 Schidjal gewollt? Es wäre verwegen, 350 Das zu fragen; denn meijt will eg mit Vielen nicht viel. Einen Dichter zu bilden, die Abficht wär’ ihm gelungen, Hätte die Sprache ſich nicht unüberwindlich gezeigt.
17. Mit Botanik gibft du dich ab? mit Optit? Was thuft du? Iſt es nicht jchönrer Gewinn, rühren ein zärtliches Herz? 355 Ach, die zärtlichen Herzen! Ein Pfuſcher vermag fie zu rühren ; Sei es mein einziges Glück, dich zu berühren, Natur!
78.
Weiß hat Newton gemacht aus allen Farben. Gar manches Hat er euch weiß gemacht, das ihr ein Säculum glaubt.
79. „Alles erklärt fi) wohl“, jo jagt mir ein Cchüler, „aus jenen’ 360 Theorien, die ung weislich der Meijter gelehrt.“ Habt ihr einmal das Kreuz von Holze tüchtig gezimmert, Paßt ein lebendiger Leib freilich zur Strafe daran.
326 Gedichte. Erfter Theil.
80. Wenn auf befchwerlichen Reifen ein Jüngling zur Liebſten ſich windet, Hab’ er dieß Büchlein; es ift reizend und tröftlich | zugleich. Und erwartet dereinft ein Mädchen den Xiebiten, fie Halte 365 Diejes Büchlein, und nur, fommt er, jo werfe fie’? weg.
8.
Gleich den Winfen de3 Mädchens, des eilenden, welche verjtohlen Im Vorbeigehn nur freundlich mir ftreifet den Arm, So vergönnt, ihr Mufen, dem Reifenden Eleine Gedichte: D, behaltet dem Freund größere Gunft noch bevor! 370
82,
Wenn, in Wolfen und Dünjte verhüllt, die Sonne nur trübe Stunden jendet, wie jtill wandeln die Pfade wir fort! Dränget Regen den Wandrer, wie ift ung des Ländlichen Daches Schirm willtommen! Wie Janft ruht ſich's in ſtürmiſcher Nacht! Aber die Göttin fehret zurüd! Schnell ſcheuche die Nebel 375 Von der Stirne hinweg! Gleiche der Mutter Natur!
83. Willſt du mit reinem Gefühl der Liebe Freuden genießen, D, laß Frechheit und Ernſt ferne vom Herzen dir fein. Die will Amorn verjagen, und der gedenft ihn zu fefleln ; Beiden das Gegentheil lächelt der jchelmifche Gott. 380
Epigramme. 327
84. Göttlicher Morpheus, umſonſt bewegſt du die lieblichen Mohne; Bleibt das Auge doch wach, wenn mir es Amor nicht ſchließt. 85. Liebe flößeſt du ein, und Begier; ich fühl' es, und brenne. Liebenswürdige, nun flöße Vertrauen mir ein!
86. 355 Ha! ich kenne dich, Amor, jo gut als einer! Da bringſt du Deine Fadel, und fie leuchtet im Dunkel ung vor. Aber du führeft ung bald verworrene Pfade; wir brauchten Deine Tadel erſt recht, ach! und die falſche erliſcht.
87. Eine einzige Nacht an deinem Herzen! — Das andre 30 Gibt fich. Es trennet uns noch Amor in Nebel und Nacht. Sa, ich erlebe den Morgen, an dem Aurora die Freunde Buſen an Buſen belaufcht, Phöbus, der frühe, fie wedt.
88. Sit es dir Ernit, jo zaudre nun länger nicht; mache mich glücklich! Wollteſt du jcherzen? Es ſei, Liebchen, des Scherzes genug!
89. 395 Deß ich ſchweige, verdrießt dich? Was ſoll ich reden? Du merkeſt Auf der Seufzer, des Blicks leiſe Beredſamkeit nicht. Eine Göttin vermag der Lippe Siegel zu löſen; Nur Aurora, fie weckt einſt dir am Buſen mich auf.
328 Gedichten Exfter Theil.
Ya, dann töne mein Hymnus den frühen Göttern entgegen, Wie das Memnoniſche Bild Lieblich Geheimniffe jang. 400
90.
Melch ein Luftiges Spiel! Es windet am Faden die Scheibe, Die von der Hand entfloh, eilig fich wieder herauf! Seht, jo jchein’ ich mein Herz bald dieſer Schönen, bald jener Zuzumwerfen ; doch gleich kehrt e8 im Fluge zurüd.:
91. D, wie achtet’ ich ſonſt auf alle Zeiten des Jahres; 405 Grüßte den fommenden Lenz, jehnte dem Herbfte mich nach! Aber nun it nicht Sommer noch Winter, jeit mich beglüdten Amors Fittich bedeckt, ewiger Frühling umjchwebt.
92. Cage, wielebjt vu? Ich lebe! und wären Hundert und Hundert Jahre dem Menjchen gegönnt, wünfcht’ ich mir morgen, wie heut. 410 93. Götter, wie foll ich euch danken! Ihr Habt mir alles gegeben, Was der Mtenjch fich erfleht; nur in der Regel faſt nichts.
94.
In der Dämmrung de3 Morgens den höchſten Gipfel erflimmen, Frühe den Boten des Tags grüßen, dich, freundlichen Stern! Ungeduldig die Blicke der Himmelsfürftin erwarten, 415 Wonne des Jünglings, wie oft lockteſt du Nachts mich heraus!
Epigramme. 329
Nun erjcheint ihr mir, Boten des Tags, ihr himmlischen
Augen Meiner Geliebten, und ſtets fommt mir die Sonne zu früh. 95. Du erjtauneft, und zeigjt mir das Meer; es ſcheinet zu brennen. 0 Wie bewegt fich die Fluth flammend um's nächtliche Schiff!
Mich verwundert es nicht, das Meer gebar Aphroditen, Und entſprang nicht aus ihr uns eine Flamme, der Sohn?
96. Glänzen ſah ich das Meer, und blinken die liebliche Welle Friſch mit günſtigem Wind zogen die Segel dahin. 425 Keine Sehnjucht fühlte mein Herz; es wendete rückwärts, Nach dem Schnee des Gebirge, bald fich der ſchmachtende Blick. Südwärts liegen der Schätze wie viel! Doch einer im Norden Zieht, ein großer Magnet, unwiderſtehlich zurück.
97. Ach! mein Mädchen verreiſ't! Sie ſteigt zu Schiffe! — Mein König,
0 Äüolus! mächtiger Fürſt! halte die Stürme zurück! Thörichter! ruft mir der Gott: befürchte nicht wüthende | Stürme:
Fürchte den Hauch, wenn ſanft Amor die Flügel bewegt!
98. Arm und Eleiderlos war, als ich fie geworben, das Mädchen; Damals gefiel fie mir nadt, wie fie mir jet noch gefällt.
330 Gedichte. Erſter Theil.
99, Oftmals hab’ ich geirrt, und habe mich wieder gefunden, 435 Aber glüdlicher nie; nun ift dieß Mädchen mein Glüd! Iſt auch diejes ein Irrthum, jo jchont mich, ihr klügeren Götter, Und benehmt mir ihn erſt drüben am falten Gejtad”.
100.
Traurig, Midas, war dein Geſchick: in bebenden Händen Fühlteft du, hungriger Greis, ſchwere verwandelte Koſt. 440 Mir, im ähnlichen Fall, geht’3 Luft’ger; denn was ich berühre, Wird mir unter der Hand gleich ein behendes Gedicht. Holde Muſen, ich ſträube mich nicht; nur daß ihr mein Liebchen, Drück' ich es feſt an die Bruſt, nicht mir zum Mährchen verkehrt. 101. Ach, mein Hals iſt ein wenig geſchwollen! jo ſagte die Beſte 445 Angftlich. — Stille, mein Kind! ftill! und vernehme das Wort: Dich hat die Hand der Venus berührt; fie deutet dir leife, Daß fie dag Körperchen bald, ach! unaufhaltfam verſtellt. Bald verdirbt fie die ſchlanke Geſtalt, die zierlichen Brüftchen. Alles jchwillt nun; es paßt nirgends das neufte Gewand. 450 Sei nur ruhig! es deutet die fallende Blüthe dem Gärtner, Daß die Liebliche Frucht ſchwellend im Herbite gedeiht.
102. Wonniglich ift’3, die Geliebte verlangend im Arme zu halten, Wenn ihr Elopfendes Herz Liebe zuerſt dir gefteht.
Epigramme. 331
55 Wonniglicher, das Pochen des Neulebendigen fühlen, Das in dem lieblichen Schoos immer fich nährend bewegt. Echon verjucht e8 die Sprünge der rajchen Jugend; es Elopfet Ungeduldig jchon an, jehnt fich nach himmlischen Licht. Harre noch wenige Tage! Auf allen Pfaden des Lebens 40 Führen die Horen dich jtreng, wie e8 dag Schickſal gebeut. MWiderfahre dir, was dir auch will, du wachjender Liebling — Liebe bildete dich; werde dir Liebe zu Theil!
103.
Und fo tändelt’ ich mir, von allen Freunden gejchieden, In der Neptunifchen Stadt Tage wie Stunden hinweg. 465 Alles, was ich erfuhr, ich würzt' eg mit ſüßer Erinnrung, Würzt' es mit Hoffnung; fie find Lieblichite Würzen
der Welt.
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Weiſſagungen des Batis.
Seltjam ift Propheten Lieb; Doppelt jeltfam, was gefchieht.
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1: MWahnfinn ruft man dem Kalchas, und Wahnfinn ruft man Kaſſandren, Eh’ man nach Ylion zog, wenn man von Ilion kommt. Wer ann hören das Morgen und Übermorgen? Nicht Einer! Denn was geftern und eh’geftern gefprochen — wer
hört's? 2. 5 Lang und ſchmal iſt ein Weg. Sobald du ihn geheſt, jo wird er
Breiter; aber du ziehit Schlangengewinde dir nad). Bit du an's Ende gekommen, jo werde der fchredliche Knoten Dir zur Blume, und du gib fie dem Ganzen dahin.
3. Nicht Zukünftiges nur verfündet Bakis; auch jet noch ı Still BVerborgenes zeigt er, als ein KHundiger, an. Wiünfchelruthen find bier, fie zeigen am Stamm nicht die Schäße; Nur in der fühlenden Hand regt fich dag magische Reis.
. 4. Wenn fich der Hals des Schwanes verfürzt und, mit Menſchengeſichte, Sich der prophetiſche Gaſt über den Spiegel beſtrebt; ı5 Läßt den ſilbernen Schleier die Schöne dem Nachen entfallen, Biehen dem ſchwimmenden gleich goldene Ströme fich nach.
3868 Gedichte. Erſter Theil.
5
Zweie ſeh' ich! den Großen! ich ſeh' den Größern! Die beiden Reiben, mit feindlicher Kraft, einer den andern ſich auf. Hier iſt Felſen und Land, und dort ſind Felſen und Wellen! Welcher der Größere ſei, redet die Parze nur aus. 20
6. Kommt ein wandernder Fürſt, auf kalter Schwelle zu ſchlafen, | Schlinge Gere den Kranz, ftille verflechtend, um ihn; Dann verftummen die Hunde; es wird ein Geier ihn weden, Und ein thätiges Volk freut fich des neuen Geſchicks.
7, Sieben gehn verhüllt, und fieben mit offnem Gefichte. Jene fürchtet das Volk, fürchten die Großen der Welt. Aber die andern find’3, die Berräther! von feinem erforjchet; Denn ihr eigen Geficht birget ala Maske den Schalf.
[1
5
8.
Geſtern war es noch nicht, und weder heute noch morgen Wird es, und jeder verſpricht Nachbarn und Freunden
es ſchon; 30 Sa, er verfpricht e3 den Feinden. So edel gehn wir in's neue u Säclum hinüber, und leer bleibet die Hand und der Mund.
9
Mäufe laufen zufammen auf offnem Markte; dev Wandrer Kommt, auf hölzernem Fuß, vierfach und Elappernd heran.
Meiffagungen de3 Bakis. 337
35 liegen die Tauben der Saat in gleichem Momente vorüber: Dann ift, Tola, das Glüd unter der Erde dir Hold.
10. Einſam ſchmückt fich, zu Haufe, mit Gold und Seide die Jungfrau; Nicht vom Spiegel belehrt, fühlt fie das ſchickliche Kleid. Tritt fie hervor, fo gleicht fie der Magd; nur Einer von allen 40 Kennt fie; es zeiget fein Aug’ ihr das vollendete Bild.
11.
Ga, vom Jupiter rollt ihr, mächtig’ jtrömende Fluthen, Über Ufer und Damm, Felder und Gärten mit fort. Einen jeh’ ich! Er fißt und harfenirt der Verwüſtung; Aber der reißende Strom nimmt auch die Lieder hinweg.
12. | 45 Mächtig bift du! gebildet zugleich, und alles verneigt fich, Wenn du, mit herrlichem Zug, über den Markt dich bewegit. Endlich ift er vorüber. Da liſpelt fragend ein jeder: War denn Gerechtigkeit auch in der Tugenden Zug?
13. Mauern ſeh' ich gejtürzt, und Mauern jeh? ich errichtet, so Hier Gefangene, dort auch der Gefangenen viel. Sit vielleicht nur die Welt ein großer Kerker? und frei ift Wohl der Tolle, der fich Ketten zu Kränzen erkieſ't. Goethes Werke. 1. Bd. 22
338 Gedichte. Erſter Theil.
14. Laß mich ruhen, ich fchlafe. — „Sch aber wache.“ — Mit nichten! — „Zräumft du?” — ch werde geliebt! — „Freilich, du redejt im Traum.“ — Machender, jage, was haft du? — „Da ſieh nur alle die Schätze!“ — 55 Sehen joll ich? Ein Schatz, wird er mit Augen gejehn?
15. Schlüffel Liegen im Buche zerjtreut, das Räthſel zu löſen; Denn der prophetijche Geiſt ruft den Verjtändigen an. Sene nenn’ ich die Elügjten, die leicht fi) vom Tage belehren Laſſen; es bringt wohl der Tag Räthjel und Löſung | zugleich. 60 16. Auch Vergangenes zeigt euch Bakis; denn felbjt das Ver— gangne Ruht, verblendete Welt, oft als ein Räthſel vor dir. Wer das Vergangene fennte, der wüßte das Künftige; beides Schließt an Heute fich rein, an ein Vollendetes, an.
17. Thun die Himmel fi) auf und regnen, jo träufelt das Waller 65 Über Felſen und Gras, Mauern und Bäume zugleich. Kehret die Sonne zurüd, ſo verdampfet vom Steine die Wohlthat; Nur das Lebendige hält Gabe der Göttlichen feſt.
Weiffagungen des Bakis. 339
18. Sag', was zählſt du? — „Ich zähle, damit ich die Zehne begreife, 70 Dann ein andres Zehn, Hundert und Tauſend hernach.“ — Näher fommft du dazu, jobald du mir folgeft. — „Und wie denn?“ — Sage zur Zehne: ſei zehn! Dann find die Taufende dein.
19. Haft du die Welle gejehen, die über das Ufer einher ſchlug? Eiehe die zweite, fie kommt! rollet fich fprühend jchon aus! 75 Gleich erhebt fich die dritte! Fürwahr, du erwartejt vergebenz, Daß die lebte fich heut ruhig zu Füßen dir legt.
20. Einem möcht’ ich gefallen! jo denkt das Mädchen; den Zweiten Find' ich edel und gut, aber er reizet mich nicht. Wäre der Dritte gewiß, jo wäre mir diejer der liebite. so Ach, dab der Unbejtand immer das Lieblichite bleibt!
21. Blaß erjcheineft du mir, und todt dem Auge. Wie rufft du, Aus der innern Kraft, heiliges Leben empor? „Wär' ich dem Auge vollendet, jo könnteſt du ruhig genießen; Nur der Mangel erhebt über dich jelbjt dich hinweg.”
22. ss Zweimal färbt fich das Haar; zuerit”aus dem Blonden in’3 Braune, Bis das Braune jodann filbergediegen fich zeigt.
23°
340 Gedichte. Erfter Theil.
Halb errathe das Räthſel! jo ift die andere Hälfte Völlig dir zu Gebot, daß du die erjte bezwingft.
23. Was erichridit du? — „Hinweg, hinweg mit diejen Gejpenjtern! Zeige die Blume mir doch; zeig’ mir ein Menfchen- geſicht!“ — 90
Sa, nun ſeh' ich die Blumen; ich jehe die Menjchengefichter. Aber ich jehe dich nun ſelbſt als betrognes Geſpenſt.
24. Einer rollet daher; es ftehen ruhig die Neune: Nach vollendetem Lauf Liegen die Viere gejtredt. Helden finden es jchön, gemaltjam treffend zu wirfen; 9; Denn es vermag nur ein Gott Kegel und Kugel zu fein.
25. Wie viel Apfel verlangit du für diefe Blüthen? — „Ein Zaufend; Denn der Blüten find wohl zwanzig der Taufende hier. Und von zwanzig nur Einen, das find’ ich billig.“ — Du biſt ſchon Glücklich, wenn du dereinſt Einen von tauſend behält'ſt. 100
26. Sprich, wie werd' ich die Sperlinge los? ſo ſagte der Gärtner:
Und die Raupen dazu, ferner das Käfergeſchlecht, Maulwurf, Erdfloh, Weſpe, die Würmer, das Teufels— gezüchte? —
„zaß fie nur alle, jo frißt einer den anderen auf.“
MWeiffagungen des Bakis. 341
27. 105 Klingeln hör’ ich: es find die luſtigen Schlittengeläute. Wie fich die Thorheit doch ſelbſt in der Kälte noch rührt! „Klingeln Hörft du? Mich deucht, es iſt die eigene Kappe, Die fih am Ofen dir leif” um die Ohren bewegt.“
28.
Geht den Vogel! er fliegt von einen Baume zum andern, 110 Nafcht mit geichäftigem Pi unter den Früchten umher. Frag’ ihn, er plappert auch wohl, und wird dir offen verſichern, Daß er der hehren Natur herrliche Tiefen erpickt.
29. Eines kenn' ich verehrt, ja angebetet zu Fuße; Auf die Scheitel geſtellt, wird es von jedem verflucht. 115 Eines kenn' ich, und feſt bedrückt es zufrieden die Lippe: Doch in dem zweiten Moment iſt eg der Abſcheu der Welt.
30. Dieſes ift e8, das Höchite, zu gleicher Zeit das Gemeinfte; Nun das Schönjte, ſogleich auch das Abſcheulichſte nun. Nur im Schlürfen genieße du das, und fojte nicht tiefer: 10 Unter dem reizenden Schaum finfet die Neige zu Grund.
| 31. Ein beweglicher Körper erfreut mich, ewig gewendet Grit nach Norden, und dann ernjt nach der Tiefe hinab. Doch ein andrer gefällt mir nicht fo; er gehorchet den Winden Und jein ganzes Talent löſ't fih in Büdlingen auf.
342 Gedichte. Erſter Theil.
32. Ewig wird er euch fein der Eine, der fich in Viele 125 Theilt, und Einer jedoch, ewig der Einzige bleibt. Findet in Einem die Vielen, empfindet die Viele, wie Einen; Und ihr habt den Beginn, habet das Ende der Kunſt.
Bier Jahreszeiten.
Alle viere, mehr und minder, Necken wie die hübfchen Kinder.
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Srühling.
1;
Auf, ihr Diftichen, friſch! Ihr muntern lebendigen Knaben! Reich ift Garten und Feld! Blumen zum Kranze herbei!
2. 2 Reich iſt an Blumen die Flur; doch einige find nur dem Auge, Andre dem Herzen nur ſchön; wähle dir, Leſer, num jelbjt!
3. 5 Rojenfnofpe, du bit dem blühenden Mädchen gewidmet, Die als die Herrlichjte fich, als die Beſcheidenſte zeigt.
4, Viele der Beilchen zuſammen gefnüpft, das Sträuschen ericheinet Grit als Blume; du bijt, häusliche Mädchen, gemeint.
5
Eine kannt’ ich, fie war wie die Lilie ſchlank, und ihr | Stolz war 10 Unſchuld; herrlicher Hat Salomo feine gejehn.
6. Schön erhebt fi der Aglei, und ſenkt das Köpfchen herunter. Iſt es Gefühl? oder iſt's Muthwill? Ihr rathet eg nicht.
346 . Gedichte. Erſter Theil,
—
il,
Diele duftende Gloden, o Hyacinthe, bewegit du; Aber die Gloden ziehn, wie die Gerüche, nicht an.
8. Nachtviole, dich geht man am blendenden Tage vorüber; 15 Doch bei der Nachtigall Schlag Haucheit du köſtlichen Geiſt. 9. Tuberoſe, du rageſt hervor und ergetzeſt im Freien; Aber bleibe vom Haupt, bleibe vom Herzen mir fern!
10. Fern erblick' ich den Mohn; er glüht. Doch komm' ich dir näher, Ach! ſo ſeh' ich zu bald, daß du die Roſe nur lügſt. 20
11;
Zulpen, ihr werdet gefcholten von jentimentalifchen Kennern ; Aber ein luftiger Sinn wünjcht auch ein luſtiges Blatt.
12, Nelken, mie find” ich euch Schön! Doch alle gleicht ihr einander, Unterfcheidet euch faum, und ich entjcheide mich nicht.
13. Prangt mit den Farben Aurorens, Ranunfeln, Tulpen . und Aſtern! 25 Hier ift ein dunfles Blatt, das euch an Dufte beſchämt.
Dier Jahreszeiten. Frühling. 347
14.
Keine [odt mich, Ranunfeln, von euch, und feine begehr’ ich; Aber im Beete vermifcht fieht euch das Auge mit Luft.
15. Sagt! was füllet dag Zimmer mit Wohlgerüchen? Refeda, 30 Farblos, ohne Gejtalt, ftilles beicheidenes Kraut.
16. Zierde wärft du der Gärten; doch wo du erjcheinejt, da
ſagſt du: Geres ſtreute mich jelbjt aus, mit dev goldenen Saat.
ip Deine Liebliche Kleinheit, dein holdes Auge, fie jagen Immer: Vergiß mein nicht! immer: Vergiß nur nicht
mein! 18. 5 Schwänden dem inneren Auge die Bilder jämmtlicher Blumen,
Eleonore, dein Bild brächte das Herz fich hervor.
348 Gedichte. Exfter Theil.
Sommer.
19.
Grauſam erweijet ſich Amor an mir! O, fpielet, ihr Muſen, Mit den Schmerzen, die er, |pielend, im Bufen erregt!
20. Manuferipte befit’ ich, wie fein Gelehrter noch König; Denn mein Liebehen, fie jchreibt, was ich ihr dichtete, mir. 40
21.
Wie im Winter die Saat nur langjam feimet, im Sommer Lebhaft treibet und reift, jo war die Neigung zu dir.
22.
Immer war mir das Feld und dev Wald, und der Fels und die Gärten Nur ein Raum, und du machſt fie, Geliebte, zum Ort.
23.
Raum und Beit, ich empfind’ es, find bloße Formen des Anſchauns, 45 Da das Eichen mit dir, Liebehen, unendlich mir jcheint.
24, Sorge! fie jteiget mit dir zu Roß, fie fteiget zu Schiffe; Viel zudringlicher noch padet ſich Amor ung auf.
Dier Jahreszeiten. Sommer. 349
. 25. ’ Neigung befiegen ift ſchwer; gejellet fich aber Gewohnheit, so Wurzelnd, allmählich zu ihr, unüberwindlich ift fie.
26. Welche Schrift ich zwei=, ja dreimal Hinter einander Leſe? Das herzliche Blatt, das die Geliebte mir jchreibt.
27. Sie entzüdt mich, und täufchet vielleiht. O, Dichter und Eänger, Mimen! Lerntet ihr doch meiner Geliebten was ab!
! 28. 55 Alle Freude des Dichters, ein gutes Gedicht zu erichaffen, Fühle das liebliche Kind, dag ihn begeifterte, mit.
29. Ein Epigramm fei zu kurz, mir etwas Herzlicha zu Jagen ? Wie, mein Geliebter, ift nicht kürzer der herzliche Kuß?
30. Kennit du da3 herrliche Gift der unbefriedigten Liebe? so Es verjengt und erquidt, zehret am Mark und erneut’3.
31. Kennſt du die Herrliche Wirkung der endlich befriedigten Liebe ? Körper verbindet fie fchön, wenn fie die Geifter befreit.
32, Das iſt die wahre Liebe, die immer und immer fich gleich bleibt, Wenn man ihr alles gewährt, wenn man ihr alles verfagt.
350 Gedichte. Erfter Theil.
| 33. Alles wünſcht' ich zu Haben, um mit ihr alles zu theilen; 65 Alles gäb’ ich dahin, wär’ fie, die Einzige, mein.
34. Kränfen ein liebendes Herz, und jchweigen müſſen; ge- Ichärfter Können die Qualen nicht fein, die Rhadamanth fich erſinnt. 35.
Warum bin ich vergänglich, o Zeus? ſo fragte die Schönheit. Macht' ich doch, ſagte der Gott, nur das Vergängliche
ſchön. 70 36. Und die Liebe, die Blumen, der Thau und die Jugend vernahmen’3;
Alle gingen fie weg, mweinend, von Jupiter Thron.
31. Leben muß man und lieben; es endet Leben und Liebe. Schnitteft du, Parze, doch nur beiden die Fäden zugleich!
Dier Jahreszeiten. Herbſt. 351
Herbſt.
38.
75 Früchte bringet das Leben dem Mann; doch hangen fie ſelten Roth und luſtig am Zweig, wie uns ein Apfel begrüßt.
39. Richtet den herrſchenden Stab auf Leben und Handeln, und laſſet Amorn, dem lieblichen Gott, doch mit der Muſe das Spiel! 40. Lehret! Es ziemet euch wohl, auch wir verehren die Sitte; so Aber die Mufe läßt nicht fich gebieten von euch.
41. Nimm dem Prometheus die Tadel, beleb’, o Mufe, die Menfchen ! Nimm fie dem Amor, und vafh quäl’ und beglüde, wie er! 42.
Alle Schöpfung ift Werk der Natur. Bon Jupiter Throne Zudt der allmächtige Strahl, nährt und erjchüttert die Welt. 43. 85 Freunde, treibet nur alles mit Ernft und Liebe; die beiden Stehen dem Deutjchen fo Schön, den ach! jo Vieles entftelft.
352 Gedichte. Exfter Theil.
44. Kinder werfen den Ball an die Wand, und fangen ihn wieder; Aber ich lobe das Spiel, wirft mir der Freund ihn zurüd.
45. Immer ftrebe zum Ganzen, und fannjt du jelber fein Ganzes Werden, ala dienendes Glied jchließ’ an ein Ganzes dich an. 90 46, MWärt ihr, Schwärmer, im Stande, die Ideale zu faflen, O! fo verehrtet ihr auch, wie ſich's gebührt, die Natur.
47. Wem zu glauben ift, redlicher Freund, das fann ich dir lagen: Glaube dem Leben; e3 lehrt befjer als Redner und Buch.
48. Alle Blüthen müſſen vergehn, daß Früchte beglüden; 95 Blüthen und Frucht zugleich gebet ihr Mufen allein.
49, Schädliche Wahrheit, ich ziehe fie vor dem nüßlichen Irrthum. Wahrheit heilet den Schmerz, den ſie vielleicht uns erregt.
50.
Schadet ein Irrthum wohl? Nicht immer! aber das Irren Immer ſchadet's. Wie ſehr, ſieht man am Ende des Wegs. 100
Dier Jahreszeiten. Herbit. 399
51. Fremde Kinder, wir lieben fie nie fo jehr als die eignen; Irrthum, das eigene Kind, ift ung dem Herzen jo nah.
52. Irrthum verläßt und nie; doch ziehet ein höher Bedürfniß immer den jtrebenden Geilt leife zur Wahrheit hinan.
53. 105 Gleich jei feiner dem andern; doch gleich ſei jeder dem Höchiten. Wie dag zu machen? E3 fei jeder vollendet in ſich.
54, Warum will ſich Gefhmad und Genie fo felten vereinen? Jener fürchtet die Kraft; diefes verachtet den Zaum.
35. Hortzupflanzen die Welt find alle vernünft’gen Discurſe 110 Unvermögend; durch fie fommt auch fein Kunſtwerk hervor. 36. Welchen Leſer ich wünfche? den unbefangenjten, der mich, Sich und die Welt vergißt, und in dem Buche nur lebt.
57. Diejer ift mir der Freund, der mit mix ſtrebendem wandelt; Läd't er zum Sitzen mich ein, ſtehl' ich für Heute mich weg. 98. 115 Wie beflag’ ich es tief, daß diefe herrliche Seele, Werth, mit zum Zwede zu gehn, mich nur ala Mittel begreift! Goethes Werke. 1. Bd. 23
354 Gedichte. Erfter Theil.
59. Preiſe dem Kinde die Puppen, wofür es begierig die Grojchen Hinwirft; wahrlih, du wirft Krämern und Kindern ein Gott. 60. Mie verfährt die Natur, um Hohes und Niedres im Menſchen Zu verbinden? Sie ſtellt Eitelkeit zwiſchen hinein. 120
61. Auf das empfindſame Volk hab' ich nie was gehalten; es werden, Kommt die Gelegenheit, nur ſchlechte Geſellen daraus.
| 62. Franzthum drängt in dieſen vertvorrenen Tagen, wie ehmals Lutherthum es gethan, ruhige Bildung zurüd,
693.
Mo Parteien entjtehn, hält jeder fich hüben und drüben; 195 Diele Jahre vergehn, eh’ fie die Mitte vereint.
64.
„Jene machen Partei; welch unerlaubtes Beginnen! Aber unjre Partei, freilich, verfteht fich von ſelbſt.“
65. Willſt du, mein Sohn, frei bleiben, jo lerne was Rechtes, und halte Dich genügſam, und nie blicke nach oben Hinauf! 130
A
Vier Jahreszeiten. Herbſt. 35:
66. er iſt der edlere Mann in jedem Stande? Der ftets jich Neiget zum Gleichgewicht, was er auch habe voraus.
67. Wißt ihr, wie auch der Kleine was ift? Er mache das Kleine Recht; der Große begehrt juft jo das Große zu thun.
68. 135 Was ijt heilig? Das ijt’3, was viele Seelen zujammen Bindet; bänd’ es auch nur leicht, wie die Binfe den Kranz.
69. Was iſt das Heiligfte? Das, was heut und ewig die Geijter, Tiefer und tiefer gefühlt, immer nur einiger macht.
70. Mer iſt das würdigſte Glied des Staats? Ein waderer Bürger; 140 Unter jeglicher Form bleibt er der edeljte Stoff.
71. Mer ijt denn wirklich ein Fürſt? Ich hab’ e8 immer gejehen, Der nur iſt wirklich Fürſt, der es vermochte zu fein.
72. Fehlet die Einficht oben, der gute Wille von unten, Führt Jogleich die Gewalt, oder fie endet den Streit.
13. 145 Republifen Hab’ ich gejehen, und das ijt die bejte, Die dem regierenden Theil Laſten, nicht Vortheil gewährt. 23°
356 Gedichte. Erſter Theil.
74.
Bald, es kenne nur jeder den eigenen, gönne dem andern Seinen Bortheil, jo iſt ewiger Friede gemacht.
75. Keiner bejcheidet ſich gern mit dem Theile, der ihm gebühret, Und fo Habt ihr den Stoff immer und ewig zum Krieg. 150
76. Zweierlei Arten gibt es, die treffende Wahrheit zu jagen: Öffentlich immer dem Volk, immer dem Fürften geheim.
17. Wenn du laut den Einzelnen jchiltjt, ex wird fich verſtocken, ie fich die Menge verjtodt, wenn du im Ganzen fie lobſt.
78.
Du bift König und Ritter und kannſt befehlen und ftreiten: 155 Aber zu jedem Vertrag rufe den Kanzler herbei.
19. Klug und thätig und feſt, befannt mit allem, nach oben Und nach unten gewandt, ſei er Miniſter und bleib’3.
80. Welchen Hofmann ich ehre? Den klärſten und feiniten! Das andre, Was er noch ſonſt befigt, kommt ihm ala Menjchen zu gut. 180
81. Sh du der Klügſte jeift: daran ift wenig gelegen; Aber der Biederjte fe, jo wie bei Rathe, zu Haus.
Vier Jahreszeiten. Herbſt. 357
82. Ob du wachſt, das kümmert uns nicht, wofern du nur
ſingeſt. Singe, Wächter, dein Lied ſchlafend, wie mehrere thun.
83. 165 Dießmal ſtreuſt du, o Herbſt, nur leichte welkende Blätter; Gib mir ein andermal ſchwellende Früchte dafür.
358 Gedichte. Erfter Theil.
Winter
84. Waſſer it Körper und Boden der Fluß. Das neufte Theater Ihut in der Sonne Glanz zwiſchen den Ufern fich auf.
85. MWahrlich, es fcheint nur ein Traum! Bedeutende Bilder des Lebens Schweben, lieblich und ernſt, über die Fläche dahin. 170
86. Eingefroren ſahen wir ſo Jahrhunderte ſtarren, Menſchengefühl und Vernunft ſchlich nur verborgen am Grund. 87. Nur die Fläche beſtimmt die kreiſenden Bahnen des Lebens; Iſt fie glatt, fo vergißt jeder die nahe Gefahr.
88, | Alle jtreben und eilen und ſuchen und fliehen einander; 175 Aber alle bejchräntt freundlich die glättere Bahn.
89. Durch einander gleiten fie her, die Schüler und Meifter, Und dag gewöhnliche Bolf, das in der Mitte fich hält.
90. „jeder zeigt hier, was er vermag; nicht Lob und nicht Tadel Hielte diefen zurück, fürderte jenen zum Ziel. 180
Vier Jahreszeiten. Winter. 359
91.
Euch, Bräconen des Pfuſchers, des Meiſters VBerkleinerer, wünjcht’ ich
Mit ohnmächtiger Wuth jtumm bier am Ufer zu jehn.
92. Lehrling, du ſchwankeſt und zauderjt und jcheuejt die glättere
Fläche. Kur gelafjen! du wirft einjt noch die Freude der Bahn.
93. 155 Willft du jchon zierlich erſcheinen, und bijt nicht ficher? Vergeben! Nur aus vollendeter Kraft blidet die Anmuth hervor.
94, Hallen ijt der Sterblichen 2008. So fällt hier der Schüler, Wie der Meijter; doch jtürzt diefer gefährlicher Hin.
95. Stürzt der rüftigjte Läufer der Bahn, jo lacht man am Ufer; 0 Mie man bei Bier und Tabak über Befiegte fich hebt.
9. Gleite fröhlich dahin, gib Rath dem werdenden Schüler, Freue des Meifters dich, und jo genieße des Tags.
97. Siehe, ſchon nahet der Frühling; das ſtrömende Waſſer verzehret Unten, der janftere Blid oben der Sonne, das Eis.
360 Gedichte. Erſter Theil.
98. Diejes Gejchlecht ift hinweg, zerjtreut die bunte Gefellichaft; 135 Schiffern und Fiichern gehört wieder die wallende Fluth.
99. Schwimme, du mächtige Scholle, nur Hin! und kommſt du als Scholle Nicht hinunter, du kommſt doch wohl als Tropfen in’s Meer.
Lesarten.
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Der vorstehende erste Band der Goethischen Werke, bearbeitet von Gustav von Loeper, gibt, gleich den beiden nächstfolgenden Theilen, den Inhalt des entsprechenden Bandes der Ausgabe letzter Hand in derselben Anordnung wieder. Die Nachträge sind dem letzten Theile der Ge— dichte vorbehalten worden. Goethe sah die Sammlung seiner Gedichte von 1815 als abgeschlossen an, indem er sie nur durch zwei Sonette vermehrte, im übrigen aber neue Sammlungen begann (vgl. W. Scherer, Goethe -Jahr- buch 5, 284). Jene Gesammtausgabe von 1815 ist ent- scheidend für die drei ersten Rubriken des vorliegenden Bandes, die Lieder, geselligen Lieder und Balladen, während die Römischen Elegien, die Episteln und Venetianischen Epigramme in dem Bestande verblieben, worin der Dichter sie zuerst in den Schillerschen Zeitschriften veröffentlichte. Die zweite Abtheilung der Elegien, die Weissagungen und die Vier Jahreszeiten endlich behielten den Umfang, wel- chen der Dichter diesen Rubriken im siebenten Bande seiner Neuen Schriften im Jahre 1800 zugetheilt hatte.
Auch hinsichtlich der Ausschliessung mehrerer (redichte musste das Verfahren und der erklärte Wille des Dichters zur Richtschnur dienen. Sein Briefwechsel mit Schiller vom Mai 1795 enthält Erörterungen über die Unterdrückung von zwei Römischen Elegien, der ursprünglich zweiten und sech- zehnten wegen „anstössiger Stellen“. Schiller war geneigt, diese Elegien mit Lücken zu veröffentlichen, in dem Glauben, „dass selbst die sichtbare Unvollständigkeit derselben keinen Schaden bei dem Leser würde thun können“; Goethe da- gegen mochte sie lieber ganz unterdrücken als verstümmeln. In seinem Nachlasse haben sich jene beiden und ausserdem
304 Lesarten.
noch zwei kleinere, aus gleichem Grunde bisher secretirte Römische Elegien von im Ganzen fünfundfünfzig Distichen vorgefunden. Diese Gedichte in der von Schiller einst be- absichtigten „sichtbaren Unvollständigkeit“, d.h. unter Weg- lassung von zwölf Distichen, als historisches Material unter den „Lesarten* abzudrucken, ist um so mehr für zulässig erachtet worden, als Goethe selbst später, z. B. beim Faust im Text Anstandslücken angeordnet oder gestattet hat. Hin- sichtlich der Paralipomena zu den Venetianischen Epi- grammen ist ein ähnliches Verfahren beobachtet worden. Auch Fragmente von Dichtungen behalten wegen der Sprache und der dichterischen Bilder oder in biographischer Hinsicht einen gewissen Werth, selbst wenn der dichterische Gedanke nicht mehr erkennbar sein sollte. Nach dem Zeugniss Eckermanns aus dem Sommer 1832 sollten dagegen mehrere von ihm damals auf der Grossherzoglichen Bibliothek zu Weimar deponirte Gedichte des Nachlasses, darunter haupt- sächlich das durch Indiseretion später bekannt gewordene Gedicht „Das Tagebuch“, dem Willen des Dichters gemäss, niemals veröffentlicht werden. Dies ist entscheidend auch für die gegenwärtige Ausgabe.
Die Hülfsmittel des Goethe-Archivs für die kritische Revision des Textes der Gedichte bestehen hauptsächlich in den S 366 f unter bestimmten Siglen aufgeführten hand- schriftlichen Gedichtssammlungen, mehreren, leider nicht sehr zahlreichen Einzel-Handschriften und -Drucken, deren bei den betreffenden Gedichten Erwähnung geschieht, und in zerstreuten Revisionsbemerkungen. Von diesen werden die bisher unbekannten metrischen Erörterungen und Vor- schläge A. W. Schlegels zu Goethes antikisirenden Dich- tungen sowie die gelegentlichen Äusserungen Göttlings und Riemers im kritischen Apparat, d. h. unter den „Lesarten“, möglichst vollständig mitgetheilt.
Endlich verdient ein Schriftstück des Archivs bekannt zu werden, das über die frühe Entstehungszeit mehrerer Gedichte Aufklärung giebt und den Kreis der bisher be- kannten Jugendgedichte erweitert. Es ist dies ein von Goethes Züricher Freundin Bäbe Schulthess in der Zeit vor
Handschriften.
365
des Dichters italiänischer Reise angelegtes Verzeichniss seiner lyrischen Gedichte. Dasselbe führt auf, jedoch ohne Ziffern:
5. 6. . an Schlofjer.
. fülleft wieder 's liebe Thal
10.
19.
20.
1. Künſtlers Morgenlied.
2. adler und Wurm.
3.
4. brief (an M..). Mein altes
am Staubbach. Evangelium.
auf ein Reisbrett. Kenner und Künſtler.
Still mit Nebel glanz.
. die Freuden.
. die Nacht.
. der Schmetterling.
. an die Venus,
. VBerantivortung eines
Schwangern Mädchen.
. &o mälz ich denn ohn' unter:
laß wie St. Diogenes mein faß.
. am 11. September 76.
Zag lang, Nacht lang ſtand mein Scif befrachtet.
im Herbit 75.
fetter grüne du Laub.
das Rebengeländer.
. Ich wollt ich wär ein fifch. 8. Auf der Lahne im Vorbey:
fahren.
21. 22.
23.
Hoc auf dem alten thurme |
ſteht. dem Schikſaal, auf dem türinger wald. an Schwager Kronos in der Poſtchaiſe den 10. October 74.
wandrers Nachtlied.
Ein Nanichen (80!) von Gleim
anakreon in des Parnaffus.
Ich mag, ich mag nicht Can- tor werden.
. auf eine alte Jungfer. .Jägers Nachtlied.
. Bundes Lied.
.Lied zu einem drey Königs:
aufzug.
. das Lied vom Schneider.
. auf Werthern.
. Rettung.
. Vulpia hatte der Zähne
noch vier —
. aus der Iris den Männern
zu zeigen. 1 Sam. 16 cap. 11%.
. Mit einer golden Halskette. . Schaale
der Erinnerung einem Milden Fürſten— paar geweiht 1774.
35: aus dem griechiichen des
orpheus und im Schoofe der urwelt —.
Maylied.
Lied zu einem ſelbſt ge: mahlten Band.
An Bellinden.
Nee Liebe neues Leben.
. den xxx abend, Mix jchlug
das Herz ...... der Fiſcher. Im Sommer.
. der neue amadis.
Lesarten.
. Gr und jein Nahme.
44. Ghriitel. 56. die fahr der Liebe.
45. Geſang. ali — Yatema. 57. Edel jey der Menſch.
46. der Wanderer. 58. wenn der uralte ewige Vater. 47. Sprade. 59. die ihr Felſen und Ströme 48. der Adler und die Taube. | bewohnt heilfame Nym: 49. Ein gleichniß. phen.
. brief. Mitten im getümmel | 60.
mancher Freuden.
Seyd o geilter des Hayns, ſeyd o ihre Nymphen des
51. Eis Lied. Fluſſes.
52. Erklärung eines alten Holz- 61. Hier gedachte Still ein Lie— ſchnittes. vorftellend Hans bender ſeiner Geliebten. Sachſens poetiſche Sen- 62. auf Miedings Tod. dung. 63. grabſchrift. 74.
53. Erlkönig. 64. Palaſt des frühlings.
54. ode. welcher unſterblichen.
An Handschriften-Sammlungen — welche sämmt- lich dem Goethe-Archiv zu Weimar angehören, es sei denn ein andrer Aufbewahrungsort vermerkt — sind benutzt worden:
H': das Heft der Leipziger Lieder von Friederike Oeser in der ehmals Hirzelschen Sammlung, Universitätsbibliothek zu Leipzig, nach R. Kögel, Goethes Leipziger Lieder in ältester Gestalt herausgegeben, in Studia Nicolaitana. Leip- zig 1884. S 91—111.
H:: ein Heft mit der alten Nummer 21a, ganz von Goethes Hand, 23 Quartbll., eine Gedichtssammlung aus der ersten weimarischen Zeit, die Quelle der meisten bisher bekannt gewesenen Gedichtsabschriften Herders und der Frau von Stein.
H?°®: ein Heft, neu erworben aus der Kräuter-Keilschen Sammlung, 4°, überschrieben: Erſte Sammlung, paginirt S 1-74, jedoch von 6 auf 9 springend, während zwischen 12 und 13 zwei Seiten unpaginirt sind, die nachträglich mit 12% und 12b bezeichnet wurden. Nach S 60 ist ein Blatt ausgeschnitten, wodurch in dem hier Amor ein Mahler überschriebenen Gedicht eine Lücke von V 15—54 entsteht.
Handschriften. Drucke. 367
Zwischen Der Becher S 64 und 65 ist ein gebrochenes Folio- blatt eingelegt, das oben der Breite nach die Überschrift trägt Morgen Klagen und nur auf den Aussenseiten beschrieben ist mit den Gedichten An feine Spröde S 65 und Anliegen S 66.
H*: ein in gleicher Art erworbenes Heft, 4° über- schrieben Zweite Sammlung, paginirt S 79—187. H° und H* enthalten die für den achten Band von Goethe'3 Schriften, Leipzig bey Georg Joachim Göfchen, 1789 ausgewählten Ge- dichte, von des Dichters Hand, mit eigenhändigen Cor- recturen und solchen von Herder, letztere mit Röthel und rother Tinte, zumeist Interpunction und ÖOrthographie be- treffend. Von der Hand des Schreibers Vogel rühren her Klaggeſang von der edlen frauen des Ajan Aga S 8186, Amor ein Landichaftsmahler S 147—150 und Auf Miedings Tod 8 173-— 186.
H>: das für die Ausgabe von 1806 Bd. 1 bestimmte Ge- dichtsmanuscript, von der Hand des Schreibers Geist, in Folio, lose Bogen: 28 Bll. Balladen und Romanzen, 14 Bll. Elegieen I, 16 Bll. Elegieen II, 2 Bogen kl. Folio Epifteln, 16 BIl. Epi— gramme Venedig 1790, 3 Bll. Weisfagungen des Bakis, 6 Bll. Dier Jahreszeiten — die Blätter der verschiedenen Abthei- lungen selbständig gezählt — und 1 Bogen Verzeichniss, von Riemers Hand überschrieben: „Eigne schon abgedruckte Gedichte worunter noch einige ungedruckte befindlich.*
Ausserdem mehrere Hefte enthaltend die Römischen Elegien und die Venetianischen Epigramme sowie einzelne Gedichte in des Dichters Handschrift und in Copien. Die- selbens ind nachstehend bei den bezüglichen Gedichtsgruppen und Einzelgedichten genau vermerkt.
Endlich folgende Abkürzungen: g: eigenhändig mit schwarzer Tinte, 9’: mit Bleistift, 9? : mit Röthel, 9°: mit rother Tinte.
Cursivdruck bezeichnet lateinisch Geschriebenes, Schwa- bacher Ausgestrichenes.
Die zur Vergleichung herangezogenen Drucke werden mit folgenden durch die ganze Ausgabe festzuhaltenden Siglen bezeichnet:
368 Lesarten.
8: Goethe'3 Schriften. Leipzig, bey Georg Joachim Göfchen. 1787—1790. 8° 8 Bände.
N : Göthe's neue Schriften. Mit Kupfern. Mit Kurfürfil. Sächſ. Privilegium. Berlin. Bei Johann Friedrich Unger. 1792— 1800. 8° 7 Bände.
A: Goethe's Werke. Tübingen, in der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. 1806—1810. 8° 13 Bände.
B : Goethe'3 Werfe. Stuttgart und Tübingen, in der J. 6. Gotta’jchen Buchhandlung. 1815—1819. 8° 20 Bände.
Cr : Goethe's Werke. Bollftändige Ausgabe lekter Hand. Unter des durchlauchtigsten deutichen Bundes ſchützenden Privilegien. Tajchenausgabe. Stuttgart und Tübingen, in der J. ©. Cotta'ſchen Buchhandlung. 1827-1830. 16°, nach der Bogennorm kl. 8° 40 Bände.
C : Goethe's Werke. Vollſtändige Ausgabe letzter Hand. Unter des durchlauchtigiten deutichen Bundes ſchützenden Privi— legien. Stuttgart und Tübingen, in der 3. G. Cotta'ſchen Bud): handlung. 1827—1830. 8° 40 Bände.
h!: D. Goethens Schriften mit Kupfern. Berlin, bey Chriftian Friedrich Himburg, 1775 und 1776. 8° 3 Theile.
h?:53.%8. Goethens Schriften. Zweite Auflage mit Hupfern. Berlin, 1777. bei Chriftian Friedrich Himburg. 8° 3 Bände.
h?:3.:%. Goethens Schriften. Dritte Auflage. Mit Kupfer. Berlin, 1779. Bei Ehriftian Friedrich Himburg. 8° 4 Bände,
Dj@ : Der junge Goethe. Seine Briefe und Dichtungen von 17641776. Mit einer Einleitung von Michael Bernays. Yeipzig Verlag von S. Hirzel. 1875. 8° 3 Theile.
E (Ei, E®? ....) : Einzeldruck.
J (JS, J2 ....) : Abdruck in Zeitschriften und anderen Sanımlungen.
Lesarten.
Zueignung S 1-7. H® : Herders Abschrift aus dem Jahre 1784 oder 1785, ohne Überschrift, auf der Königlichen Bibliothek zu Berlin (s. Suphan, Zeitschrift für deutsche Philologie 7, 223— 228).
Zueignung. 369
H": Abschrift von des Secretärs Vogel Hand (Druck-Exemplar für S), mit Herders Correcturen. Erster Druck. S1 SXVII—XXVI In A 8, 357—363 als erster Abschnitt des Gedichts Die Geheimniffe (Bd. 16 gegenwärtiger Ausg.), ohne die Überschrift Zueignung; seit B 1,1—7 an jetziger Stelle vor den Gedichten. s einem jeden] jedem neuen He s war] ward B—C erscheint als von dem Dichter nicht beabsichtigte Änderung in B, von C ungeprüft übernommen 9309 — bem] erhob vom H® 11 Ich jah ihn wechjelnd weichend mich umfließen H° ı2 Und] Gr H® 19 Hier, fchien er leife fich hinwegzuſchwingen .H® 20 Hier ſchien er fich zu theilen zu erhöhn HZ* tHeilt’) theilt A’ 3 Ein — Weib] Ein Göttliches He 31.32 Und zwiſchen Kommen, zwiſchen Eilen Blieb fie im Schweben zu verweilen Hé 34 entfloß:] entfloß. Herder in 77 3s ftrebend] oft bethörtes He 42 gefühlt;] gefühlt! 7° as ſanft) leis He fanft über leis Her- der H’ 47 Durch dich genieh’ ich num der Erde liebſte Gaben He 45 jedes Glück) was ich haben fann He 40 Zwar — ich] ich höre H° 50 heit] nennt H° 52 wird — Strahl] macht bein Stralen H* 55 muß] kann H* 57 fie jprach] und fprach He 5s nöthig war's] noth es war He ;9 vor) für He vor über für Herder H' so Stinderwillen,] Kinderwillen; ZT 62 Ber: fäumſt — Mannes] Um beine Pflicht mit Murren 7° 63 Wie — andern) An Irrthum nicht, an Maas nur He 64 Erfenne] Beicheide Her Ein froher) Der gute H° 69 Für — mir] In andern wächjt für mic HM ro und] ih H* 72 Brüdern] andern H® 73—s0 Mit einem Bli voll Mitleid, wie ein Wejen von höhrer Art uns fieht, voll Nachficht, die una weiſt zurüd in uns und unfre Schwäche leſen und wieder uns mit Muth zu ftreben heißt, Sah fie mid an, und ich war fchon genefen, 63 jant und ftieg vom janften Druck mein Geift, Mir wars, ich könnt' mit geijtigem Vertrauen Mich zu ihr nahn und ihre Nähe fchauen. Hs s Er — ziehn) Sie zug ihn und H | 85 Mein — im) Das Auge ließ ich nach den H% a7 Nur] Nun 77° reinſten] reichen 77° Goethes Werke. 1. Bd. 24
370 j Lesarten.
sa floß] ſchwebt' H% 91 keine Gedankenstriche H%H! ich — fprechen in Klammern H® 92 Empfange — was] Nimm dies Gejchent da3 Ue 94 Der e3 einmal aus meinen Händen nimmt H° 95 Hier Morgennebel gleich verbrämt mit Sonnen: flarheit Ue 100 Blumen: Würzgerud; — Duft] Blumen Wirz: geruches Duft HP 101 E3 jchweigen alle bange Erdgefühle 77° 102 fi] e8 H* 105 wenn] wann ZH! 107—110 o fommt mit mir und bringt mir euren Gegen,
mit dem allein mein Leben ihr beglüdt.
Geht froh mit mir dem nächſten Tag entgegen:
noch leben wir, noch wandeln wir entzüct, Z7° ı1ı dann auch] auch dann 77°
Lieder S 9—104. Der Vorspruch 59 zuerst B 1,9.
Vorklage S11. Zuerst B 1,11, an dieser Stelle.
An die Günftigen S 12.
Zuerst N 7,3 41,3 vor Der neue Amadis B1,12 an jetziger Stelle.
Der neue Amadis S13 u. 14.
H: Bl. 19u.20 ZS1u2Nr.]l.
Erste Drucke. J: Iris Des zweyten Bandes erstes Stück. Jenner 1775. S 73—80 unterzeichnet N. J!: Fünf und zwanzig Lieder. In Musik gesetzt von Corona Schröter. Weimar 1786. 332. Jugendlied. Nr. XXL. 8,103 u. 104 A 1,4 u.5 an jetziger Stelle.
s in]im JH®JS s ward] war JT 12 zerftört”] zerftört 77° verſtört' B—C Die von C übernommene Änderung in B dürfte schwerlich auf Anordnung des Dichters beruhen oder von ihm genehmigt sein. Der Gebrauch des Zeitworts verstören ist ihm jedoch nicht fremd. Daher zweifelhaft. 2ı Götter: brot] Himmelsbrod HI Götter über Himmels H? 2 Sie — ichnellen] Ihr verrätgriich IT Ahr zu fchnelles 7°S 30 Meg] Weeg H?
Lieder, 371
Stirbt der Fuchs, fo gilt der Balg S 15.
Ha S6 bloss die Überschrift g! zwischen Blinde Kuh und Wechjel Lied zum Tanze; das Gedicht muss auf dem aus- geschnittenen Blatte zwischen S 6 u. 9 gestanden haben.
Erste Drucke. $ 8,108 u. 109 an der eben angegebe- nen, A 1,6 an jetziger Stelle.
Heidenröglein S 16.
H® 8 3 bloss die Überschrift Heidenröschen g! über dem Gedicht Die Rettung.
Erste Drucke. J: [Herder] Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter. Hamburg 1773 S 57 über- schrieben: Fabelliedchen. J!: [Herder] Volkslieder. Leipzig in der Weygandschen Buchhandlung 1779 2, 151 über- schrieben: Röschen auf der Heide. (Aus der mündlichen Sage. S 307.) 58,105 u. 106 zwischen ®er neue Amadi3 und Blinde Kuh. A 1,7 an jetziger Stelle.
ı Sah] Es ſah' IT 2 Röglein] Ein Röplein 7
3—5 Er jah [Sah J!] es war jo frifch und jchön
Und blieb jtehn, es anzujehen lanzuſehn J*]
Und jtand in fühen yreuden. JJ! s Knabe] Der Knabe JT 10 NRöslein] Das Röflein J 12 Daß ichs nicht will Leiden JT! 15 Und] Jedoch J Doh JS! 16 ’3] Das JS! 17 Röslein] Das Rößlein J *ıs ihm] ihr S-B 9 Mußt'] Mußte S
18.19 Aber er vergaß darnad) Beym Genuß das Leiden. JJ!*
Blinde Kuh S 17.
H® S5 nach Die Rettung.
Erste Drucke. 58, 107 zwischen Heidenröslein und Etirbt der Fuchs A 1,8 zwischen SHeidenröslein und Die Spröde B1,17 an jetziger Stelle.
2.3 Warum jeh’ ich jo böſe Mit offnen Augen dih? H%S 4 zugebunden] feſt verbunden H3S 5 fchnell] glei) 7°S 6 mich] — mid) HA®S 12 falt] ſchnell H? 16 lieben,] lieben; 1°
24*
372 Lesarten.
Ghriitel S18 u. 19.
Hs von 1774 im Besitz von K. Weinhold in Breslau, mit der Überschrift Auf Chriftianen R. (nicht verglichen) H: Bl. 20 u.21 An Chriſtee ZP S 12u.12° Taumel (danach gedruckt bei R. Keil, Vor hundert Jahren. Leipzig, Veit u. Comp. 1875 1,72 u. 73) Nur Vers 1 g auf demselben Einzel- bogen, welcher die Handschrift des Gedichts Die Zerftörung Magdeburg Werke 1836, 1, 21 u. 22 enthält.
Erste Drucke. J:Der Teutsche Merkur 1776, U, April, Weimar. S 3, ohne Überschrift, Unterschrift ©. 7° 4, 249 u. 250 mit jetziger Überschrift B1,18 u. 19 desgleichen an jetziger Stelle Dj@ 3, 163 u. 164 nach der Handschrift von 1774.
ı einen] ein'n A® dumpfen] dummen Dj@ H?H®g 270] zu H3_ 7 Und wie] Warum über Und wie Hs Warum] Und wie über Warum H? *s badrein] da drein A? dadrein durch Unterstreichen [von Herder?) beanstandet He 10 Braue] Braune Di@ 11 einzigmal] einziggmal H? 9—ı2 eingeklam- mert g' in IP* 18 [uft’gen] lüfft’gen Dj@ lüftgen Jh? luftigen Ee deutſchen] teutfchen JA?R® Teutjchen Us 21 taume ig] tummlig Dj@ tümmlig Jh? tümmli A? taumlid) aus tümmlich H? 22 Da wieg'] Sch wiege 4? 24 's iſt] Hit DjG H®H® 2 rund] rings Dj@ H®? 36 davor] dafür H?H?®
nicht] nit Jh®
Obwohl Goethe die naturalistische Unordnung der Verse 7 und 8 in H? durch Umstellung beseitigt hatte, veranlasste er 1815 den Abdruck in B mit derselben; er sah jetzt seine Gedichte mehr historisch an und beliess sie in ihrer Ur- sprünglichkeit, während er 1783 bemüht gewesen war, sie durch Änderungen zu idealisiren. In dieser Erwägung unter- liessen wir, die Verbesserungen in den Text aufzunehmen.
Die Spröde S X.
Erste Drucke. J: Journal für Theater und andere schöne Künste. Herausgegeben von Dr. Schmieder. Bd.4 Heft 3. Hamburg 1797. Musik-Beilage. Arie aus dem Direc- teur in der Klemme, Ohne Überschrift. J!: Vier aus- erlesene schöne Arien 0. O.u. J. Nr. 4. In beiden Drucken
Lieder. 373
sind Die Spröde und Die Belehrte zu einem einzigen Gedicht verbunden. N74 A19 B1,%0 an jetziger Stelle.
ı reinjten] jchönften JT a lang] drang JI 5 Lalara la la la la und so immer J &o! la Ia;,: und so immer J! 7 Zwei] Da JIt Schäfchen] Schäflen Ts Schalkhaft — fie] Sie bejann fi) nur JJ! 12 der dritte] ein dritter J!
Die Belehrte S 21.
Erste Drucke 8. zum vorigen Gedicht. N 7,5 A110 B1,21 an jetziger Stelle.
ı Slanze] Glanz ST 2 ich] fie IT till — entlang] in den Wald und fang SF 4 e8 — lang] mir's in die Seele drang J e3 durch die Seele drang J! 5 Refrain wie oben JS 6 ad fehlt JS an] zudP° 7 mich — füh] fie gar Hold und ſüß J? s ich] fie FT 10 Ruhe] Ruh 7 12 Meine Freuden nım dahin J Meine Freuden find entflohn FT 13 höre] Hör JM 1 nur] noch J! alten] füßen JS ıs ralla.] ralla, N
Rettung S 22.
H® : Einzelhandschrift g, zu Darmstadt, aus Mercks Nachlass. He S3 u. 4 mit Überschrift Die Rettung vor Blinde Kuh.
Erste Drucke. J: Iris. Des dritten Bandes zweytes Stück. May 1775. S157u.158 1?4,246u.247 B1,22 an jetziger Stelle.
ı ungetreu,] ungetreu! He 5 ftand] ftund AO ftumm;] jftumm, H® 8 mit fehlt 79° 9 rief —] rief; 7° ° 10 Rüden —)] Rüden: H® 14 liebes] fühes Jh? über lieblihb 7° 15 fragte] frage 73Jh’H® is immer) ewig HPJM® 22 nieder;] nieder, 7° 24 von] vom H®J
Der Mujenjohn 5 23 u. 24.
Erste Drucke N7,6u7 Al,1lu12 B1,24u. 25 an jetziger Stelle.
Gefunden S 25.
H® : Einzelhandschrift g!, 2 Bll. kl. 8°, als Brief an die Gattin aus der Haltestation zwischen Weimar und Ilmenau.
374 Lesarten.
Ohne Überschrift, mit Datum 26 Auguſt 1813 und der Adresse S5 frau von Goethe. Erster Druck. B 1,26 an dieser Stelle. 2 für] vor 7° 10 fagt’] jagt H® 13—15 Mit allen Wurzeln
Hob ich e3 aus
Und trug3 zum Garten [aus Und pflüdts im Garten] 4? is Stillen] fühlen A ° 19.20 Nun zweigt und blüht e3
Mir immerfort HP?
Gleich und gleich S 26.
Erster Druck. B 1,27 an dieser Stelle.
Abschrift beim Briefe Goethes an Zelter vom 22. April 1814 (Riemer, Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832. Berlin, Duncker u. Humblot 1833. 2, 112), daselbst 6 hinein statt fein.
Wechjellied zum Tanze S 27 u. 28. H'° : zwei gleichlautende Abschriften der Hofdame L. v. Göchhausen. H?S9 u. 10 nach Stirbt der Fuchs (vgl. zu diesem Gedicht). Erste Drucke 581l0u.11l A117 B 1,28 an jetziger Stelle. 5.6. 11.12.17. 18.23.24 fehlen Hio 21 er] der A—C
Selbſtbetrug S 29.
Erste Drucke. Taschenbuch auf das Jahr 1804. Her- ausgegeben von Wieland und Goethe. Tübingen, in der Cotta’schen Buchhandlung. S 147 41,18 an jetziger Stelle.
Striegserflärung S 30 u. 31.
Erste Drucke. J: Taschenbuch wie vorstehend S 145 u.146 4 1, 19 u. 20 B1,30u.31 an jetziger Stelle. ı7 gelblichen] gelblichten J 19 Und] Ih J
Liebhaber in allen Geftalten S 32— 34.
Erster Druck. B 1, 32—34 an dieser Stelle. 3 du] Du B s dir] Fir B 10 dich) Dich B und so immer.
Liedes: 375
Der Goldſchmiedsgeſell S 35 u. 36. Erster Druck. B I, 35 u.36 an dieser Stelle,
Antworten bei einem gejellihaftlihen Frageſpiel S37u. 38.
H*! : Heft mit Entwürfen zu dem Singspiel Die ungleichen Hausgenofjen Bl. 34.—39.?2, anscheinend ältere Bestandtheile aus dem Jahre 1785 g und g!. Bl. 36. Strophe 5 gesprochen von Pumper g. Bl. 38. Strophen 1—4 ohne Personenangabe g!.
Erste Drucke. Musen-Almanach für das Jahr 1796. Herausgegeben von Schiller. Neustrelitz, bei Michaelis S 95 Antwort bey einem u.s.w. N 7, 23—25 mit jetziger Über- schrift 4A1,21u.22 desgleichen B1,37u. 38 desgleichen, an jetziger Stelle.
5 viel nach weit A! 9 wohl] nur Hi ı7 Und wer] Tod wer HY! 20.21 Ob er reizet ob er rührt
Das beleidigt das verführt A! 29 thöricht] thörig A! 35 wie] wenn A
Verſchiedene Empfindungen an Einem Platze S 39 u. 40.
H'! s. zum vorigen Gedicht; im Entwurf (a) Bl. 32.* Strophe 1 u. 2 g, Bl. 50.! Strophe 3 9’, Bl. 31.? Strophe 4 g', sämmtlich ohne Personenüberschriften, im Texte des Libret- tos (b) Bl.2.' Strophe 1, Bl. 3.! Strophe 2, Bl. 5.? Strophe 3, Bl. 9.! Strophe 4, sämmtlich g (vgl. Bd. 12 dieser Ausgabe).
Erste Drucke. J: Musen-Almanach wie vorstehend S40—42 N 7,26-—-28 4A1,23u.24 an jetziger Stelle.
2 gejehen] danach O lieblicher Blick Hiud (Entwurf von 1789) *4—7 in erster Fassung (1785) voranstehend Bl. 32.
Er fommt mir entgegen [über Mein Herz eilt ihm entgegen]
ich weiche zurüc [über dann weich ich zurück]
Und fliehe verlegen
Ich irre [unter Was thu’ ich] ich träume. Ha . 5 weiche nach fliehe H!!« verlegen nach zurück Ab 6 jchtwante über fliehe H!!a* 25 ich ziehe ich enge H’’au.b 6 Mich jtille über fie ſcheucht mich H!a (1789) 23 verhehle] ver: hehle — J 31 lohnte mich] Lohne mir Ar’a lohnet mir HYbLJN
m Die _ Um
376 Lesarten.
32 Mit doppelter aus Gedoppelte Hid 33 aus Ein frendiger|?] Blick H'!a 35 über Das Reh und die Hafen Ha 36 Be: laden) Zur Kühe H'’au.b
Wer fauft Liebesgötter? S4lu. 42,
Erste Drucke. Musenalmanach für das Jahr 1796. Herausgegeben von Joh. Heinr. Voss S42 Die Liebesgötter auf dem Martte N 7,29—31 A 1,25 u.26 an jetziger Stelle.
Der Abjchied S 43. H® S11 vor Erfter Berluft. Erste Drucke. 58112 A 1,27 an jetziger Stelle. ı ben über die H? 9 geftohlnes aus geftohlen g* [oder von Herder?) H? ı3 nun fein über nie ein g°
Die ſchöne Nacht S 44.
H': : 2 Quartbogen Schreibpapier 9, im Mai 1768 an Behrisch gesandt (Goethe-Jahrbuch 7, 118 u. 147), aus dessen Nachlass an Goethe zurückgelangt, S3 Die Nacht. Darauf auch die Gedichte des Oeserschen Liederbuchs Der Schmetter- ling 51, An Venus S 4 und Der wahre Genuß S5—8 Hi! Die Nacht. als viertes Lied 43813
Erste Drucke. J: Neue Lieder in Melodien gesetzt von Bernh. 'Theod. Breitkopf. 1770. S6 als drittes Lied Pie Nacht (daraus in Hillers Wöchentlichen Nachrichten und An- merkungen die Musik betreffend, Anhang zum 3. Jahrg. Leipzig 1769. S 141). J!: Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1773. Leipzig S 161 Die Nacht. J?: Die Muse. Theil II. Leipzig 1. Juni 1776. 8 88 Die Nadt. 58,114 A 1,28 B 1,44 an jetziger Stelle.
ı Nun] Gern ZIHN®J— JS? 2 Meiner] meines J? Liebften] Schönen H! Mädchens J? 3 Wandle]) Und durchjtreich HJ? ver: hülltem] leiſem AI? vergnügtem J Schritte] Tritte IH?J J® 4 durch den] diefen J2 öden finftern] ausgeftorbnen H'H?J— J? 5 durch — Eichen] Die Nacht der Eichen H'HJ— J? 6 Zephyr meldet] Zephirs melden HI?) — J?
7.8 Und die Birken die fich neigen Senden ihr den Duft hinauf A
Lieder. 377
9 ergöß’] ergöß A? ergetz SA— Cl 9—ı13 Schauer der das Hertze fühlen, Der die Seele fchmelken macht, Wandelt im [flüftert durchs 27 J2] Gebüſch im Kühlen Melche jchöne, ſüße [fühe, Schöne A?) Nacht! Freude! MWolluft! kaum zu fahen! ZUH:JR 15 jolcher] deiner I? Gäb'] Ließ A:
Glüf und Traum S 45.
H: Da3 Glüd, an Annetten als neuntes Lied.
Erste Drucke. Neue Lieder wie vorstehend S 12 u. 13 sechstes Lied Das Glüf. An mein Mädgen. Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1776. Leipzig S 145 Da3 Glück. An Annetten. B1,45 an jetziger Stelle.
7—ı2 Sie find die jüh verträumten Stunden, Die durchgefüßten find verſchwunden, Wir wünſchen traurig fie zurüd. O wünſche dir fein größres Glüde; Es flieht der Erden größtes Glücke, Wie des geringften Traumes Glüd. H'
Lebendiges Andenten S 46 u. 47.
Erste Drucke. J: Neue Lieder wie vorstehend zu Pie ichöne Nacht. S 34 u. 35 als sechzehntes Lied Die Reliquie. J!: Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1773. Leip- zig S 199 Die Reliquie B 1,46 u.47 an jetziger Stelle.
1—4 Sch kenn’, o Jüngling, deine Freude, Erwiſcheſt du einmal zur Beute Ein Band, ein Stücgen von dem Kleide Das dein geliebtes Mädgen trug. s—11 Mein zweytes Glücke nach dem Leben, Mein Mädgen hat mir was gegeben; Seht eure Schätze mir darneben, Und ihre Herrlichkeit wird nichts. 7 1—14 zusammengezogen zu einer Strophe: Ich kenn’, o Jüngling, deine Freude, Erwiſcheſt du einmal zur Beute
378 Lesarten.
Ein Band, ein Stüdchen von dem Kleide,
Ein Strumpfband, einen Ring — ein Nichts.
Wie lach’ ich all der Trödelmaare!
Sie jchenkte mir die jchönjten Haare,
Den Schmud des ſchönſten Angefichts. J! 13 Schönen] ſchönſten JP 1a ſchönſten]) fchönen F_ı7 tändeln] tadeln B [Druckfehler von Riemer verbessert] ıs Die Reli: quie] mir der ſchönſte Theil JJ!
24.25 Und gleiteten oft mit Verlangen
Bon da herab zur rundern Bruft. JI! 26 bon) vom JS 27 Du — Gefchent]) Reliquie JR 3 an — und] der alten J
Glüdf der Entfernung S 46. Erste Drucke. Neue Lieder wie vorstehend zu Die ſchöne Nacht. S38 u. 39 als achtzehntes Lied Das Glück der Liebe. B 1,48 an jetziger Stelle.
An una S 49.
Erste Drucke. .J: Neue Lieder wie vorstehend zu Die ihöne Nacht. S40 u.41 als neunzehntes Lied An den Mond. B 1,49 an jetziger Stelle.
17—24 Dämmrung wo die Wolluft thront, Schwimmt um ihre runden Glieder. Trunken finft mein Blick hernieder. Was verhüllt man wohl dem Mond. Doch, was das für Wünſche ſind! Voll Begierde zu genießen,
So da droben hängen müßen; Ey, da ſchielteſt du dich blind. J
Brautnadt S 50.
Jahn : Hs. aus dem Nachlasse der Friederike Oeser ab- gedruckt bei O. Jahn, Goethes Briefe an Leipziger Freunde. Leipzig, Breitkopf u. Härtel 1849. S 189 u. 190 (2. Auflage 8 227— 229) Hochzeitlied. An meinen Freund.
Erste Drucke. J: Neue Lieder wie vorstehend zu Die ſchöne Nacht. S 17 als achtes Lied Hochzeitlied. An meinen Freund. B 1,50 an jetziger Stelle.
Lieder. 379
ı entfernt dom) fern von dem Jahn 2 bebt] wacht Jahn 4 Das Brautbett dir unficher macht Jahn *5— 3 Er harrt auf dih. Der Fadel Schimmer Umglängt ihn, und ihr flammend Gold Treibt Weihrauchdampf, der durch das Zimmer In wolluftoollen Wirbeln rollt. Jahn 7 Weihrauchswirbel) Weihrauchwirbel J* 10 Gäfte] freunde Jahn 11 glühft) bliit Jahn ı2 Der dir nun bald nichts mehr ver: jagt Jahn 13 um alles] dein Glüde Jahn 14 hinein] herein Jahn hienein J_ 15 Die Fadel in des Amord Händen Jahn ı7 bebt]) glüht Jahn vor] von JS 18 Der Schönen reitzendes Gefiht Jahn is Zittern — nun] jtillen Scher wird Jahn 2ı dir — fie) Ihr Amor fi) Jahn 22 nicht halb] doch nicht Jahn 23 ee — und] der fleine Schalt Jahn
Schabenfreude S 51.
H'*: Einzelhandschrift g aus Behrischs Nachlass wie vor- stehend zu Die fchöne Nacht. S1 Der Schmetterling. H! Der Schmetterling als sechstes Lied
Erste Drucke. J: Neue Lieder wie vorstehend zu Die ſchöne Nacht. S 11 als fünftes Lied Der Schmetterling. J! : Die Muse. Theil II. Leipzig 8. Juni 1776. S 92 Der Schmetterling... B 1,51 Schabenfreude an jetziger Stelle.
ı In des] Ja in HM? Und in Mo So in J! 12 wie] als H!? 13 lächelnd] lächlend über fchmachtend FH? ı9 mich] den H'? 22 Liebfter] Lieber UN
Unſchuld S 52.
Erste Drucke. J: Neue Lieder wie vorstehend zu Die ſchöne Nacht. S 31 als vierzehntes Lied An die Unfchuld. B 1,52 an jetziger Stelle.
ı5 fommt) kömmt J
Scdeintod S 53.
H Amors Grab. als erstes Lied.
Erste Drucke. J: Neue Lieder wie vorstehend zu Die ichöne Nacht. S 25 als eilftes Lied Amors Grab. Nach dem Franzöſiſchen J?: Die Muse. Theil II. Leipzig 8. Juni 1776. S 93 Amor3 Grab B1,53 an jetziger Stelle.
380 Lesarten.
2 banieder] darnieder UI 3 wirklich) würklich HJ 4 Von nichts, don ohngefehr erwacht er öfters wieder HJ!
Novemberlied S 54. Erste Drucke. E:ein Bogen 4°, S1 Zur Feyer bes I. XX. XXIIL XXIV. XXVI XXX. Novembers MDCCLXXXII; S2 Musik : Allegretto Allein und Chor (die erste Strophe); S3 das Lied ohne Überschrift; S 4 leer. Gedruckt am 22. November 1783 in 50 Exemplaren bei C. J. L. Glüsing in Weimar. B1,54 an jetziger Stelle. 2 flieht] weiht — 4 Aus grauen Wolfen zeigt E15 die zwei Kommata nach E, fehlend B—C 16 auf: und untergehn] auf und unter gehn B—C
An die Erwählte S 55.
H"®: Notizheft Goethes, g, aus der Mitte der neunziger Jahre vorigen Jahrhunderts; darin Entwürfe des Hymnus auf Apollo, der Zauberflöte Theil 2, des zweiten kophtischen Liedes, der ersten Epistel u.a. m. und 9! Entwürfe der zwei- ten und dritten Strophe obigen Liedes (s. unten zu Nähe des Geliebten).
Erste Drucke N7,9 A129 B1,55 an jetziger Stelle.
9 fchon über halb Hie 10 Halb aus jhon His 11 über Und mir leuchten taufend Sonnen H'? 16 Werd ich freudig cheiden His 19.20 Wird den Strom in janften Stunden Sanft hinunter fließen Hie 24 etwa Aber auch der Plaß zur Hütte 77°
Erjter Berluft S 56.
H*! in Entwürfen zu dem Singspiel Die ungleichen Haus: genoſſen, zu Anfang des 2. Acts Arie der Baronesse Adagio Bl. 16. u. 16.2; zwei verschiedene Fassungen Ha u. H'!'b
H® 8 12 überschrieben Der erſte Verluft 9" Nur die Über- schrift; es folgt Taumel (d.h. An Chriftel).
Erste Drucke. 58, 113 A 1,30 an jetziger Stelle.
2 Liebe über Jugend H'!a 3 nur nach die H!b eine] Eine 8
Lieder. 381
*5— 7 geile [über Einfam] tönet meine Klage Ich verberge Wunjch und Triebe Einſam nähr’ ich Schmerz [über meine] u. Wunde Traure mein verlohrnes Glück. H!a
s—7 Wer vernimmt nun meine Klage Mer belohnt die treuen Triebe Heimlich nähr ich meine Wunde Traure [aus Betraure] da3 verlohrne Glück Mb *
Nachgefühl S 57.
Erste Drucke. Musen-Almanach für das Jahr 1798. Herausgegeben von Schiller. Tübingen, J.G. Cottaische Buch- handlung S 223 Erinnerung N 7,15 4A 1,31 an jetziger Stelle.
Nähe des Geliebten S 58.
His: Notizheft aus Mitte der neunziger Jahre vgl. zu An die Erwählte. Entwürfe von Versen des Gedichts g!.
Erste Drucke. J: Musen-Almanach für das Jahr 1796. Herausgegeben von Schiller. Neustrelitz, bei Michaelis S 5 N7,11 41,32 DB1,58 an jetziger Stelle.
15 mir] nur J
Im tiefen Hayne glaub ich dich zu jehn Beym Mondenfchein Ich ſehe dich auf freyen Strafen gehn 73
Gegenwart S 59.
H'*: Ein Blatt 4° mit Briefadresse, auf der Rückseite der Entwurf des Gedichts ohne Überschrift 9 (im Privatbesitz zu Berlin).
Erster Druck. B1,59 an dieser Stelle.
ı dih] Did B 3du] Du B o dir] Dir B und so immer 2 Ericheinet] Erjcheint ZI+ 5 So bift du] Du bift die Ha“ 16 bu auch] fie auch über du fie Hi« 17 Die Tag ſchafft oder die Nacht ichafft !*
An die Entfernte S 60.
H°® Bl. 8 vor Die Freuden.
Erste Drucke. 58,117 41,33 B1,60 an jetziger Stelle.
382 Lesarten.
Überschrift über ferne £ied He 2 wirklich] würdlich 77°
11 Zieder;] Lieder, 7° Am Flufie S 61.
Erste Drucke. J:Musen-Almanach für das Jahr 1799. Herausgegeben von Schiller. Tübingen, J. G. Cottaische Buch- handlung S231 An meine Lieder mit der Unterschrift Juſtus Amman A 1,34 an jetziger Stelle.
3 Knabe] Mädchen 7 4 Mädchen] Jüngling J. 5 von] zu J
Die Freuden S 62.
H" als zehntes Lied H*° S 17 vor Wechſel.
Erste Drucke. J: Neue Lieder vgl. zu Die jchöne Nacht. S 20—23 als zehntes Lied. J*: Almanach der deut- schen Musen auf das Jahr 1776. Leipzig S110 8,118 A 1,35 an jetziger Stelle .B1,62 ebenso und zugleich 2,83 in der Abtheilung Vermiſchte Gedichte vor Lili's Parf. Überschrift Die freude zuerst A (nicht in allen Exemplaren und nicht im Index), dann B—C, ein offenbarer Druckfehler.
ı 63] Da H!J 2 wechjelnde] wechslende H?3 der Waher Papillon Huſt der Waherpapillon Z Mich freut über ch feh He 5 der] ein JS 6.7 als ein Vers Bald roth und blau, bald blau und grün ZI 9 ihre] feine ZIJT! 10 Da fliegt der Sleine vor mir hin IT ſchwirrt) nach flat[tert) darüber Da fliegt der 73° 11 Und jebt fich auf die jtillen Weiden MJJ! 12 fie! Da] ihn! da HIT fie) ihn DT in J nur einmal Da hab’ ich ihn! 13 fiel ihn HIT 14 Blau] blau J 15 kein Absatz J Zergliedrer] Zergliederer JT beiner] der M
Abſchied S 63. Erste Drucke. Musen-Almanach für das Jahr 1798. Herausgegeben von Schiller. Tübingen, J. G. Cottaische Buch- handlung S 241 N 7,16 A1,36 an jetziger Stelle.
Wechſel S 64. FH alsdrittes Lied Unbeftändigteit H°S 18 vor Beherzigung. Erste Drucke. J: Neue Lieder vgl. zu Die jchöne Nacht. S 29 als dreyzehntes Lied Unbeſtändigkeit J! : Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1776. Leipzig S 112 Un: beftändigfet 58,119 A 1,37 an jetziger Stelle:
Lieder, 333
ı Auf — im] Im fpielenden J 4 führt] trägt ZUJJ! der]
ihr HI J! danieder] darnieder HJNH° 5 6] Schon JM fie] und DJS 6 ©) Da HJN
7—9 D Yüngling ſey Weife, verwein nicht vergebens
Die fröhligften Stunden des traurigen Lebens
Menn flatterhaft dich ja [je dich 7] ein Mädgen vergißt MN 10 D] Geb HIN ruf'] auf [wohl Druckfehler) J 11 die Lippe] der Bufen II Zweiten) Ziweyten J zweyten H84 2 die Lippe) der Buſen UI Erſten] erften DI—A
Beherzigung S 65. H® S 19 vor Erinnerung. Erste Drucke 58,120 A 1,38 an jetziger Stelle. 2 ruhig über feit zu 7° 3 fejit über wo ZH?
Meeres Stille und Glüdlihe Fahrt S 66.
Erste Drucke. J: Musen-Almanach für das Jahr 1796. Herausgegeben von Schiller. Neustrelitz bei Michaelis S 83 N 7,18u19 A 1,39 an jetziger Stelle.
Glüdliche Fahrt 2 Der Himmel ift) Auf einmal wirds J
Muth S 67.
H® Bl. 10. Eislebens Lid HP? S58.
Erste Drucke. J: Der Teutsche Merkur vom Jahre 1776. Erstes Vierteljahr. Weimar. S 128 Eis-Lebens-Lied. 858, 161 A 1,40 an jetziger Stelle.
4 Bahn!] Bahn! — H?J 6.7 gleich, aus gleich; 7°
Erinnerung S 67. H®: S20. Auch Abschrift der L. v. Göchhausen. Erste Drucke. 588,121 A 1,41 an jetziger Stelle. 1 jchweiferr?] ſchweifen! 77°
Willfommen und Abjchied S 68 u. 69.
H'5: Abschrift aus dem Nachlass der Friederike von Sesen- heim; Hirzelsche Sammlung, Universitätsbibliothek zu Leip- zig, (nur die ersten 10 Verse) H?S14u.15.
384 Lesarten.
Erste Drucke. J: Iris. Des zweyten Bandes drittes Stück. März 1775. S 244 u. 245 ohne Überschrift $8,115 u. 116 Willtomm und Abſchied A 1,42 u.43 an jetziger Stelle.
*1—10 Es Schlug mein Herb, geſchwind zu Pferde Und fort! wild, wie ein Held zur Schlacht Der Abend wiegte jchon die Erde Und an den Bergen hieng die Nacht; Schon ſtund im Nebelkleid die Eiche Wie ein gethürmter Rieje da, Wo Finſterniß auf dem Gefträuche Mit Hundert Schwarzen Augen jah Der Mond von einem Woltenhügel Sah jchläfrig aus dem Duft hervor Mis ı &3 — mein] Mir ſchlug das J Herz,]) Herz; JB—C 2 Und fort, wild, wie ein Held zur Schlaht F 5 Stand] ftund +7 9 einem) feinem J_ıo Sah] Schien J* 14 friich — fröhlich taufendfacher 7 15.16 Mein Geift war ein verzehrend Feuer, Mein ganzes Herz zerfloß in Gluth J 17 Dich — ich] Ich jah dich F is von] aus J 21 rojenfarbnes] rojenfarbes 7 22 Umgab — liebliche] Lag auf dem lieblichen J 25.26 Der Abjchied, wie bedrängt, wie trübe! Aus deinen Bliden ſprach dein Herz. J 27 Wonne] Liebe J 23.29 O welche Wonne, welcher Schmerz! Du giengit, ich ftund, und ſah zur Erden J 30 jahft mir] jah dir 7
Neue Liebe neues Leben S 70.
H'°: Ein Blatt mit dem Gedicht 9 aus Mercks Nachlass (Beilage des Briefs an Merck vom Februar 1775, Nr. 292 dieser Ausgabe, IV, 2, 235) im Privatbesitz zu Darmstadt; danach Facsimile im Goethe-Archiv; ohne Überschrift. #821 u. 22.
Erste Drucke. J: Iris. Des zweyten Bandes drittes Stück. März 1775. S242u.23 58,12u123 41,44 an jetziger Stelle.
s warum) worum Hie) sur) mir J 14 Mich — ent:
Lieder. _ 385
fliehen über Sie mit feftem Dorfatz fliehen H'* 23 VBeränd’rung] Verwandlung J_ 24 Liebe! laß] liebe! laß Hie Liebe lab J
An Belinden 871.
H'?: Ältere Copie ohne Überschrift in der Hirzelschen Sammlung, Universitätsbibliothek zu Leipzig (Neuestes Ver- zeichniss S 180) FM 9S23u.24 Abschrift, s. K. Wagner, Briefe an Joh. Heinr. Merck von Goethe, Herder, Wieland und andern bedeutenden Zeitgenossen. Darmstadt, J. Ph. Diehl 1835. S69 Note **.
Erste Drucke. J: Iris. Des zweyten Bandes drittes Stück. März 1775. 8 240 u. 241 58124u125 41,45 an jetziger Stelle.
11 Hatte — liebes] Ahnungsvoll hatt ich dein J_ dein Liebes Bild] das liebe Bild A das liebe Kind B—C 16 Gegenüber] Gegen über SA
Mailied S 72 u. 73.
H® S 25-27.
Erste Drucke. J: Iris. Des zweyten Bandes erstes Stück. Jenner 1775. S75 Mayfeſt unterzeichnet. 58, 126 u.127 4A 1,46u.47 an jetziger Stelle.
»3 blickt] blinft J 30 warmem] warmen JS
Mit einem gemahlten Band S 74.
H'®: Abschrift aus dem Nachlasse der Friederike von Sesen- heim; Hirzelsche Sammlung, Universitätsbibliothek zu Leip- zig; ohne Überschrift. H? Bl.23.° (Schluss-Seite) Zu einem gemablten Band H? S 28.
Erste Drucke. J:Iris. Des zweyten Bandes erstes Stück. Jenner 1775. S 73 Lied, da3 ein jelbjt gemahltes Band begleitete unterzeichnet ©. 3. 58,128 41,48 an jetziger Stelle. In His hat das Lied die Fassung:
Kleine Blumen, Kleine Blätter Streuen mir mit leichter Hand gute iunge Frühlings Götter [6 aus g] Zandlent auf ein luftig Band 5 Zephier nimms auf deine Flügel Schlings um meiner Liebiten Kleid Goethes Werke. 1.8. 25
336 Lesarten.
Und dan tritt fie für den Spiegel mit zufriedner Munterfeit
Eieht mit Rojen fich umgeben
Sie, wie eine Roffe iung 16 einen Kuß geliebtes Leben
Und ich bin belohnt genung,
Schickſal Seegen dieje triebe
Lak mich ihr und lab Sie mein
Zah das Leben unſrer Liebe 15 Doch fein Rojen Leben Jein
Mädgen das wie ich Empfindet
Reich mir deine Liebe Hand
Und das Band da3 und verbindet
jey kein ſchwaches Roſſen Band. 20
4 Luftig] lüftig 76 Liebiten] Yiebe HJ 7 jo — fie] fie eilet J 10 Selbft] Sie H? GSelbft über Sie U?- 11 Bid] Kuß HJ 16 Rofenband] Rojen Band HA Rojen-Band. S—B
Mit einem goldnen Halskettchen S 75.
H® S 29.
Erste Drucke. J:lris. Des vierten Bandes zweytes Stück. August 1775. 8 148 Mit einem goldnen Halsfettchen überfchiet. Unterzeichnet P. 58,129 A1,49 an jetziger Stelle.
9— 12 Denn wär’ es eine andre Kette,
Die fefter Hält, und ſchwerer drüdt; Da winkt ich dir wohl ſelbſt — Liſette, Ganz recht mein Kind! Nicht gleich genickt. 7
An Lottchen S 76 u. 77.
H® 5 30-33.
Erste Drucke. J:Der Teutsche Merkur vom Jahre 1776. Erstes Vierteljahr. Weimar. S 1 u. 2 Brief an Zottchen. 5 8 130—132 4 1,50u.51 B1,76u.77 an jetziger Stelle.
Lieder. 387
6 Denken an das Abendbrod, .
Das du ihnen freundlich reichteit,
Da du mir auf reichgebauter Flur, J 4 beym ftillen über du bey dem He 5 Du über Uns He uns über fo H? 6 reich bebauter] reichgebauter J reichbebauter S 8 leicht verhüllte] Leichtverhüllte J aus leicht verhüllte [von Her- der?] H® 9 kein Absatz J 12 Herzengausdrud] Herzens Ausdrud 713 wahres] gutes JO ıs Stund’] Stund JH? 19 leichtunruhige) leicht’, unruhige / Tleichtunruhige aus leicht: unrubige [von Herder?) 7? 23 Schmerz.) Schmerz; J Schmerz — H® 3 unfre] unjer 7° ° 30 oft jo] jo oft B—C 31 Rings umher] Ringsumber 735 36 nur Neigung] Vertrauen J 38 bei deinem Glüde] und Glüde 41 Herz — e3] Herze 7 Herz — es aus Serge H® 42 davor ein Scheidestrich [von Herder?] H®
Auf dem See S 78.
H°: Octarheft, 8 Bll., enthaltend Notizen von der Schweizer Reise 1775 (s. diese Ausgabe III 1, 1—7 und 344) 9‘: Bl.3... Bl. 2. von andrer Hand Ten 15. Junius 1775. Donnerätags morgen aufm Zürcherſee F7°°: Herders Copie vgl. zu Zueignun.. H® S 42 u. 43.
Erste Drucke 5814 u145 41,67 B1,78an jetziger Stelle.
* 14 Ich jaug an meiner Nabeljchnur
Nun Nahrung aus der Welt.
Und herrlich rings iſt die Natur
Die mid am Bujen hält. A? 2 freier] eurer H?°* 7 wolfig himmelan] Wolden angethan Hi H?° 8 Begegnen] Entgegnen HH? Begegnen über Entgegnen H° 14 Sterne,] Sterne; B—C 15 Weiche] Liebe A’H? 16 Ferne; Ferne, CC
Dom Berge S 79.
H* vgl. zu Auf dem See. g! Bl.3.° Vom Berge in die See Vid. das Privat-Archiv des Dichter Zit. L. (danach Copien Herders und der L. v. Göchhausen) H®?S 43 das Ganze mit Bleistift umzogen als änderungsbedürftig.
25*
388 Lesarten.
* Erste Drucke. $8, 15 41,68 B1,79 an jetziger Stelle. + Wär — Was |Wär, was H?] wär mein Glüf HP Vgl. „Dichtung und Wahrheit* Buch 18.
Blumengruß S 79. Erster Druck. B 1,79 an dieser Stelle. Es folgt in B 1,80, C' 1,88 und C 1,80 das Gedicht:
Im Sommer.
ie Feld und Au So blinfend im Thau! Wie Perlen-ſchwer Die Pflanzen umher! ie durch's Gebüſch 5 Die Winde jo friich! Mie laut im hellen Sonnenftrahl Die fühen Vöglein allzumal.
Ach aber da, j Wo Liebehen ich ſah, 10 Im Kämmerlein, Eo nieder und Klein, Co rings bededt, Der Sonne verfterkt, Wo blieb die Erde weit und breit 15 Mit aller ihrer Herrlichkeit!
Wir haben dies Gedicht jedoch nicht in den Text auf- genommen, weil J. G. Jacobi als der Verfasser desselben anzusehen ist, auch Goethe selbst ihn, nach unzweideutigem Zeugnisse, als solchen nachträglich anerkannt hat. Das Gedicht, zuerst anonym, mit obiger Überschrift, 1776 im ersten Stück des siebenten Bandes von J. G. Jacobis Iris, S 560, erschienen, ging 1779 in A® Bd. 4 über; dort scheint es Goethe bei der Vorbereitung von B um 1814 gefunden und es, ebenso wie schon früher Bäbe Schulthess bei Auf- stellung des oben S 365 mitgetheilten Verzeichnisses, für eins seiner Jugendgedichte gehalten zu haben. Jedenfalls war
Lieder. 389
ihm unbekannt, dass J. G. Jacobi dasselbe als sein Gedicht wenige Jahre nach dem Erscheinen in der Iris an J.G.Schlosser zum Abdruck übergeben und es später in seine Werke auf- genommen hatte. Schlosser leitet die von ihm, Basel 1784, herausgegebnen „Auserlesenen Lieder von J. G. Jacobi“, worunter obiges Gedicht sich S 46 befindet, mit folgender Zuschrift an Pfeffel ein: „Ich schenke dir hier eine Samm- lung einiger, theils zerstreut, theils gar nicht gedruckter Lieder, die ich von ihrem Verfasser zu dem Zwecke mir ausgebeten habe.“ Als „Sommertag“ findet sich das Gedicht Bd.3 S 104 von Jacobis sämmtlichen Werken (Zürich 1809). Goethes Grossneffe Alfred Nicolovius, welcher auf dies Sach- verhältniss zuerst 1826 (Berlin, Schnellpost für Litteratur, Theater und Geselligkeit Nr. 136 S 543) hingewiesen hatte, theilte den Druck des Gedichts in der Auswahl seines Gross- vaters an Goethe mit. „Als ich“, schreibt er darüber im April 1881 an den Herausgeber dieses Bandes, „Goethe persönlich diesen Beleg vorlegte, schlug er das Gedicht in seinen Werken auf, ergriff ein Lineal und eine Feder, und strich es mit einem beinahe feierlichen Suum cuique! aus.* Seit- dem ist Jacobis Verfasserschaft von den verschiedensten Seiten anerkannt worden, namentlich 1846 in Prutz Schrift über den Göttinger Dichterbund, in Herrigs Archiv 2, 409 von Düntzer, in den Blättern für literar. Unterhaltung 1850 Nr. 84 S 335 von W. v. Maltzahn, im Weimarer Sonntags- blatt 1857 S 261 gegen Bergk, von Scherer im Goethe- Jahrbuch 5, 279, von Dan. Jacoby in der Allgem. Deutschen Biographie im Leben J. G. Jacobis, wo die Verwechslung aus dem grossen Einflusse Goethes auf Jacobi erklärt wird, und von den meisten neueren Herausgebern der Goethischen Werke thatsächlich durch Weglassung des Gedichts. Auch im Goethe-Archiv ist kein Umstand ermittelt worden, der zu einer andern Ansicht führen könnte.
Mailied 580. H*!: Einzelhandschrift des Gedichts mit der Überschrift g, ein Folioblatt im Privatbesitz zu Berlin. Erster Druck. B1,81 an dieser Stelle.
39) Lesarten.
Frühzeitiger Yrühling SS1 u. 22.
Erste Drucke. J: Taschenbuch auf das Jahr 1804. Herausgegeben von Wieland und Goethe. Tübingen, Cotta'- sche Buchhandlung. S 107—109 41,69u.70 B1,82u.83 an jetziger Stelle.
3 Sonne,] Sonne JB 30 zurüd.] zurüd, JA
Herbitgefühl S 8.
H?? : Herders Copie überschrieben: Serbjtgefühl 1775 vgl. zu Zueignung. HP S 44
Erste Drucke. J: Iris. Des vierten Bandes drittes Stück. September 1775. 8 249 Im Herbſt 1775, unter- zeichnet P. 58,146 A 1,71 an jetziger Stelle.
ı Laub] Laub’ S-C 2 Am] Das HJ 4 quellet] quillet HJ 5 Zwillingsbeeren] Zwillings:Beere / Zwillings Beeren H® s glänzend] glänzet 7 7 Scheideblid‘; euch] aus Scheideblid. Euch [von Herder?] 4? Scheideblick, JO'C 10 Fruchtende] Früch- tende J 11 Mondes] Monds JH??
Raftloje Liebe 884.
H?® :Herders Copie ohne Überschrift, mit Datum Ilmenau den 6 May 1776 vgl. zu Zueignung. H?®*:Copie der L. v. Göch- hausen ohne Überschrift, mit demselben Datum, im Privat- besitz zu Dresden. MH? S45
Erste Drucke. 58 147u.148 41,72 an jetziger Stelle.
+ Nebeldüfte] Wolfenebeldüfte FR? 9 fo viel] alle die H°>H°* foviel H® 10 ertragen] zu tragen ZH 1 Wie fol] Wie? Soll HA? i8 Krone)] Leitſtern H He«s
Schäfers Klagelied S 85. Erste Drucke. Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Frühzeitiger Frühling. S113u.114 A 1,73 an jetziger Stelle.
Zroft in Thränen S 86 u. 87.
Erste Drucke. J: Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Frühzeitiger Frühling. S115 u 116 4A 1, 74 u.75 an jetziger Stelle.
Die Anführungszeichen in den Strophen 2.4.6 u.8 fehlen J
Lieder. 391
Nachtgeſang S 88. Erste Drucke. Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Frühzeitiger Frühling. S120u.121 41, 76 an jetziger Stelle.
Sehnſucht 889 u. 90.
Erste Drucke. J: Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Frühzeitiger Frühling. S 117—119 A 1,77 u. 78 an jetziger Stelle.
14 wir;] wir, JA 15 drunten;] drunten, 7 20 bufchigen] buichichten 7
An Mignon S 91 u. 92.
Erste Drucke. Musen-Almanach für das Jahr 1798. Herausgegeben von Schiller vgl. zu. Nachgefühl S 179 u. 180 N 7,13u.14 4 1, 79 u. 80 an jetziger Stelle.
Bergſchloß S 93 u. 9.
Erste Drucke. J: Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Frühzeitiger Frühling. S122—124 A 1,81u.82 an jetziger Stelle.
5 Thüren und Thore] Thoren und Ihüren J
Geiſtes-Gruß S 9. H® S 46 Geiftes Gruß Erste Drucke. 58,149 41,83 an jetziger Stelle. 11 Menjchen-:Schifflein] Menſchen Schifflein 77°
Un ein goldnes Herz, das er am Halje trug S 9%. H?*> : Herders Copie vgl. zu Zueignun. 4°? 547 Erste Drucke. 58,150 4 1,84 an jetziger Stelle. 7 Ihäler] Hügel Hes 5 jo bald] fobald HA? 15 jemand
aus jemanden FH?
MWonne der Wehmuth S 97.
H?° : Herders Copie, ohne Überschrift, vgl. zu Zus eignung; auf dem Bl. geht Abschrift der Ode Grenzen der Menichheit vorher und folgt die des nächsten Liedes. Ha S48,
Erste Drucke 58151 A 1,85 an jetziger Stelle.
ı nicht, beide Male aus nicht! [von Herder?] H?* » 2 Xiebe! aus Liebe. HM? ewigen] Heiligen HM? 3 dem halbgetrocneten Auge) den halbtrodnen Augen ſchon Ar* 4 Mie öde, todt iſt die Welt Hees 6 unglüdlicher] der ewigen H?®
392 Lesarten.
Wandrers Nachtlied S 98.
Facsimile der Handschrift mit dem Datum Am Hang des Gttersberg, den 12. Februar [17]76 in dem Heft: Zur Erinnerung der Feier des 28. August 1849, auf der Grossherzoglichen Bibliothek zu Weimar. H®? S48.
Erste Drucke. Christliches Magazin. Herausgegeben von Joh. Conr. Pfenninger. Zürich 1780. Dritten Bandes Erstes Stück. Nr. XXI. S243 Um Friede 58,151 41, 86 B 1,99 an jetziger Stelle.
2 Alles Leid] Alle Freud Facsimile 6 der Schmerz] die Quaal ebenda
Gin gleiches S 98.
H*' : Herders Copie ohne Überschrift, vgl. zu Zueig: nung. He: Copie der L. v. Göchhausen; auf demselben Bl. geht vorher Abschrift des Gedichts An den Mond und folgt die des König in Thule; ohne Überschrift, im Privatbesitz zu Dresden. St: Einzelhandschrift 9, Beilage eines der Briefe Goethes an Frau v. Stein vom Sept. 1730 (Ausg. Fielitz 1, 276).
ı allen] alle St Gipfeln] Gefilden 7°’ H°® Gipffel St 2Iſt) findejt du St 3 allen] al st 4 Spüreft] jpürft Ss Vöge— lein] Vögel H?7H?3St
Jägers Abendlied S 99.
H® Bl. 23. Jägers Nachtlied nach Bundeslid HH? S 49 Copien Herders, St: der Frau v. Stein und Gö: der L. v. Göch- hausen.
Erste Drucke. J: Der Teutsche Merkur vom Jahre 1776. Erstes Vierteljahr. Weimar S8u.9 Jägers Nachtlied 58, 152 A 1,87 an jetziger Stelle.
2 Gefpannt mein] Zaufch mit dem JH? 4 mix vor] hervor @ö 5 jet] izt Jiezt E? 6 Durch] durchs Has Tiebes] liebe IS 7 ad) aus auch ZH? 9—ı2 Des Menjchen, der in aller Welt
Ne [Nicht St] Findet Ruh noch Raſt; Dem wie zu Hauſe, ſo im Feld [Dem wie zu Haus ſo auf dem Feld Gö] Sein Herze jchwillt zur Zaft JH? und die 3 Copien
Lieder, i 393
14 in] fäh JH? zu ſehn] ih an JH? 15 Stiller] ſüßer Go 16 geihehn] gethan JH?
An den Mond S 100 u. 101.
H°®: Einzelhandschrift 9, Beilage des Briefs vom 19. Febr. 1778 an Frau v. Stein (Ausg. Fielitz 1, 125) mit Musik von S. v. Seckendorf. Copien Herders und @ö: der L. v. Göch- hausen. H? S 50-52.
Erste Drucke. 58 153u154 4 1, 88 u. 89 an Jetziger Stelle. Die erste Fassung in Hes und den 2 Copien lautet:
Fülleſt wieder 's Liebe Thal
Still mit Nebelglanz [Nebel Glanz 6), Löſeſt endlich auch einmal
Meine Seele ganz
5 Breiteft über mein Gefild Lindernd deinen Blick Die der Liebften Auge, mild Über mein Geſchick.
Das du ſo beweglich kennſt
10 Dieſes Herz im lin Herder] Brand Haltet ihr wie ein Geſpenſt An den Fluß gebannt
Wenn in öder Winternacht Er vom Todte ſchwillt
15 Und bei [in Herder] Frühlingslebens Pracht An den [Er um Herder] Knospen quillt.
Seelig wer fi) vor der Welt
Ohne Hak verschließt :
Einen Mann am Buſen hält . 20 Und mit dem geniest,
Was dem Menfchen unbemuft Oder wohl veracht
Durch das Labyrinth der Bruft Wandelt in der Nacht.
994 . Lesarten.
5 Gefild] Geihik wohl nur verschrieben 7? 24 zu,] zu! 4° 32 genieht,] genießt. 43
Einſchränkung S 102.
H??: Einzelhandschrift g vom 3. August 1776, Beilage des Briefs an Lavater vom 25. August 1776 in der Hirzelschen Sammlung, Universitätsbibliothek zu Leipzig (s. Briefe von Goethe an Lavater. Herausgegeben von G. Hirzel. Leipzig 1833. S 158) Copie Herders mit Datum Stützerbach 3. Au— guft 76 auf dem Schloßberge Ha S 57.
Erste Drucke. 58,159 4 1,90 an jetziger Stelle.
Die erste Fassung in H?? und Herders Copie, wo jedoch die Überschrift fehlt, lautet:
Dem Schidfaal. Was weis ich was mir hier gefällt In diejer engen Eleinen Welt Mit leifem Zauberband mich hält! Mein Carl [Freund Herder) und ich vergejfen” hier Wie jeltfam ung ein tiefes Schickſaal leitet 5 Und, ad, ich fühle, im Stillen werden wir Zu neuen Scenen vorbereitet. Du Haft uns lieb, du gabſt uns das Gefühl: Daſſ ohne dich wir nur vergebens ſinnen, Durch Ungeduld und glaubenleer Gewühl 10 Voreilig dir niemal3 was abgewinnen. Du haft für ung das rechte Maas getroffen An reine Dumpfheit uns gehüllt, Daſſ wir, von Lebenskraft erfüllt, In holder Gegenwart der lieben Zukunft hoffen. 15
Hoffnung S 102.
H'°: Öctavheft mit Notizen von der Schweizer Reise 1775 vgl. zu Auf dem Eee. Bl. 7.* quer geschrieben der erste Entwurf des Gedichts ohne Überschrift, g, aus der nächst- folgenden weimarischen Zeit Hao: ein Octavbogen, Her- ders Copie S 1 mit Überschrift An mein Glüd zwischen den Gedichten Harzreife im Winter und Vom Berge H? S 57.
Gesellige Lieder. 395
Erste Drucke 58,160 41,91 an jetziger Stelle. 1-65 Gib [Schaff 4?°] das tagwerck meiner Hände Gutes [Hohes Hee)] Glück das ich vollende Sei ein Bild der Garten hier Tflanzt ich ahndungsvolle Träume Set noch Stangen diefe Bäume Geben einft noch Schatten mir. HoF 5 nur aus noch H®
Sorge 8 103. H°® S 58 (auch Copie der L. v. Göchhausen nach der von Erinnerung hier S 67). Erste Drucke, S 8, 160 vor Muth hier S67 41,92 vor Stoßfeufzer (hier Bd.2) B 1,104 an jetziger Stelle.
Eigenthum S 103.
Erster Druck. B 1, 104 an dieser Stelle. Zu ver- gleichen der Druck in: Goethe und Leipzig von Woldemar Freiherrn v. Biedermann. Leipzig 1865. 2, 291, Stammbuch- vers für Henriette Löhr vom 28. December 1813.
An Lina S 104.
Erste Drucke. N 7,8 zwischen Der Mufenfohn hier S 24 und An die Erwählte hier S60 A 1,108 als Schluss- gedicht dieser Abtheilung B 1,105 an jetziger Stelle.
Gejellige Lieder S 105—157. Der Vorspruch S 105 zuerst B 1, 107.
Zum neuen Jahr S 107 u. 108. Erste Drucke. J: Taschenbuch auf das Jahr 1804. Herausgegeben von Wieland und Goethe. Tübingen, Cotta’- sche Buchhandlung. S931—93 Zum neuen Jahr 1802 B1,109 u. 110 an jetziger Stelle. 11 bon] vom J
396 Lesarten.
Stiftungslied S 109 u. 110.
Erste Drucke. J: Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Zum neuen Jahr. S89u.90 B I, 111u. 112 an jetziger Stelle.
5 Kellnerin] Kellerin J_ 14 zufammen] zuſamm' J
In Goethes Tagebuch vom 2. November 1801 die Notiz Früh Gedicht (zum Pidenid vom 11ten),
Yrühlingsorafel S Ill u. 112.
H®!: Abschrift im Album der Frau Zelter, befand sich in der Friedländerschen Autographensammlung zu Berlin.
Erste Drucke. J: Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Zum neuen Jahre. S 150-152 - A 1,106 u. 107 B 1,113 u.114 an jetziger Stelle.
8 mehr] weiter FH! 13 denn fehlt ZI 14 Sag’) Sage J lange] lang 4?! es] man H 15 Horch!] Eins — Hord] Zwey ZI 23 Eins] Nun 7°: Zwei] nun 7° 2s wohl] auch H°! Yang] lange J_ 30 zum] am 77°! i
Die glüdliden Gatten S 113—116 zugleich im dritten Theile der Gedichte Für's Leben. Erste Drucke. J: [Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Zum neuen Jahr. S125—129 4A1,63—66 B1,115— 118 an jetziger Stelie. 23 Buſch am] Buſch, am JO» Gemäuer] Gemäner, J zı Er] & A—C 79 Schmückeft] ſchmückteſt B
Bundeslied S 117 u. 118. H: Bl. 22. u.23. Bundeslied FR S 33-35 Bundes Lied Erste Drucke. J:Der Teutsche Merkur vom Jahre 1776. Weimar. S 123 u. 124 Bıundeslied einem iungen Paar gefungen von Bieren 5 8,133—135 A 1,52u.53 B1,119 u. 120 an jetziger Stelle. 1.2 Den fünftgen Tag und Stunden Nicht heut dem Tag allein J 5 Uns — der] Euch bracht ein J 6 hierher gebracht] zujammen bracht 7 hier her gebracht g! aus zufammen bradt A? 7 Er:
Gesellige Lieder. 399
neuert unsre] Bon jchnellen ewgen J_ Die treuen [aus moi lteinen] ewgen g’in HA? s Seyhd glüdlich durchgefacht J Er hat fie an- gefacht g! in H? aus der Lesart J * 9. 10 Ihr jeyd nun Eins ihr Beyde, Und wir mit euch find eins J s—ı2 als correcturbedürftig in Bleistiftstriche eingeschlossen, unter Bezeichnung der Reimworte heute : freude [von Her- der?] 4? ° 11 erneuter] der Dauer JH? 12 Die] Ein JH?* 15 jedem] diefem + 17.18 Nicht lang in unferm Streife Bift nicht mehr neu darinn; J ı9 Genießt] Kennſt jchon J die] die aus der RR 20 Und unjern treuen Sinn JH? 21 bleibt) bleib JA? durch alle] zu allen JH? 23 Bon feinen] Durch feine JE 24 Wird] Werd’ JH: 6 Rings um mit freyem Blid J in die jetzige Lesart eorrigirt gin H? 27 Und, wie umher die Gegend J daraus die jetzige Lesart g’ in HZ? 23 Erneuert] So friich ſey J daraus Erneuert g’in H? 29 gedränget aus geenget A? 37—40 Und bleiben lange lange Fort ewig To gejellt. Ah! daß von Einer Wange Hier eine Thräne fällt! J 40 Auf ewig aus fort! Ewig g'in H? In J folgt noch die Strophe: Doch ihr jollt nichts verlieren Die ihr verbunden bleibt, Wenn einen einjt von Vieren Das Schickſaal von euch treibt: Iſt's doch, als wenn er bliebe! Euch ferne ſucht jein Blick; Erinnerung ber Liebe Iſt wie die Liebe, Glück.
Dauer im Wechfel S 119 u. 120 zugleich im dritten Theile der Gedichte. Erste Drucke, Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Zum neuen Jahr. S110—-112 A 1,61u.62 B1,121u. 122 an jetziger Stelle.
\
*
—* Lesarten.
Tiſchlied S 12118,
Erste Drucke. J: Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Zum neuen Jahr. S 97—100 4A1,54—56 B1,123—125 an jetziger Stelle J!: Lieder mit Begleitung der Guitarre von Wilhelm Ehlers, 2tes Werk, Leipzig 1817 S 8 u. 9. E : Einzeldruck 4° in Musik gesetzt von M. Eberwein (Goethe -Archiv).
3 mich’s etwa] es mich denn E20 Dichters] Sängers J! 9 ein] an ST 27 König denn] Herrfcher denn J! edler Fürft F 29 inn-— Feind] jeden Lebensfeind J' so Seht] Se’ J! 31 denft] den! 39 nice) trinke ST 57.58 zufammen] beis jammen J! :9 denn] dann J!
Gemwohnt, getan S 124 u. 125.
Goethe schrieb seiner Gattin am 19. April 1813: In Oſchatz fanden wir einen leiblichen Gafthof zum Löwen und jchrieben dafelbft eine Parodie des Solbrigfchen Liedes, fie beginnt: Ich Habe geliebt, nun Lieb ich erſt recht, und jo geht e3 weiter und sendet AH?? auf demselben Blatt mit dem Briefe an dieselbe, Karlsbad den 1. Juni 1813, eine Copie des Gedichts, ohne Überschrift: Sieneben fteht das verlangte Liedchen, dem man freylich Tag und Stunde nicht anfieht, wo es entftanden. H°®; Abschrift im Nachlasse von Goethes Sohn, von dessen Hand, ohne Überschrift, 1 Bl. 8°, darunter Oſchatz den 19. April 1813.
Erster Druck. B 1,126 u. 127 an dieser Stelle.
24 jungen] Jungen © Jungen H®? Goethe sandte eine Druckfehlerliste von C' an die Cottasche Buchhandlung, deren Concept in. den Acten des Goethe-Archivs sich befindet, beginnend: Seite 138, 6 ftatt „Jungen“ zu lejen „jungen“ als Adjektiv im Gegenſatz von „ältefte“ (3. 5).
Generalbeichte S 126 u. 127. H°': Abschrift der Frau Zelter vgl. zu Frühlingsorakel. Erste Drucke. Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl.
zu Zum Neuen Jahr. S101—103 4A1,57u58 B1,1%8u. 129 an jetziger Stelle.
Gesellige Lieder. 399
4 jo] nur Mai ı» Schäferftunde] gute Stunde Hu 20 Flücht'gen Hub) Manches Lied Hi 32 Unabläßlich] Un— abläßig H°! 42 geliebte) geliebten 77°!
MWeltjeele S 128 u. 129 zugleich im dritten Theile der Gedichte.
Erste Drucke J: (Taschenbuch auf das Jahr 1804 vgl. zu Zum Neuen Jahr. S 104—106 Weltihöpfung A 1,59 u.60 B1,130.u.131 an jetziger Stelle.
10 Weiter] Weit’ J
Kophtiſches Lied S 130.
H°*+: Unter den Fragmenten der metrischen Bearbeitung des Großfophta mit Vertauschung von Strophe 2 und 3 g Foliobl. ZH? Im Singspiel Die Moftificirten. Fragmen— tarijch. 1789 Reinschrift des Schreibers, Aufzug I, Rolle des Grafen, zu 89.
Erste Drucke. .J:Musen-Almanach für das Jahr 1796. Herausgegeben von Schiller. Neustrelitz, bei Michaelis. S 88 u.89, verbunden mit dem folgenden Liede N 7,20 u.21 A 1,100 B 1,132 an jetziger Stelle.
2 bedächtig] bedenklich HHas auch] nur HHas 4 Lächeln] Lächlen H®* s—7 fehlen H* 5 Befl’rung] Beſſerung 7° zu fehlt 433 7 gehört] gebührt 711 Thöricht] Thörig MH 13 fehlt Hes ı15 Und] Wie aus Und HZ 16 Das — nur] die heiligen Worte HP* ı7—ı9 fehlen HP
Ein andrea S 131.
H°®* vgl. zum vorigen Liede: H?° vgl. ebenso, in Aufzug I zu 811 H': vgl. zu An die Erwählte. g' ohne Überschrift.
Erste Drucke. Musen-Almanach vgl. zum vorigen Liede. S89 N7,22 41, 101 B1,133 an jetziger Stelle.
ı Geh] Ja über O H+ Sa, Hs 4 Auf] An g' über Auf AH An Hes 5 jelten] niemals HM 6 Du — oder] über Wer nicht fteiget der muß He
Vanitas! vanitatum vanitas! S 132 u. 133. H?®: Abschrift des Liedes S 4 eines Briefs 4° der Jo- hanna Schopenhauer an ihren Sohn Arthur d.d, Weimar 12. Februar 1807, im Privatbesitz zu Köln.
40% Lesarten.
Erste Drucke. A1,98u.99 DB1,134 u. 135 an jetziger Stelle.
Überschrift: Vanitas! vanitatum! vanitas! BC". In C geändert in Folge der Bemerkung Göttlings an Goethe vom 22. April 1827: „ist in der Überschrift das Ausruf- zeichen nach vanitatum zu tilgen*. Von Goethe genehmigt. 8.15.29 ſtellt') ftellt ZP* 19 ſucht') fucht ZP°A—C 20 madht’] macht H3°A—C 26 behagt’] behagt H?°A—C 35 recht] Recht H®A—C 36 jeßt’] jeßt Hꝰs
Kriegsglüd S 134-136. Erster Druck. B 1,136—138 an dieser Stelle.
Offne Tafel S 137—139.
H®"': Kinzelhandschrift 9, ohne Überschrift, im Besitze der Königl. Bibliothek zu Berlin (danach Facsimile, Berlin Mai 1832, mit der Überschrift Das Gaftmahl, nebst Musik von Zelter) H°®: Dictat des Gedichts von der Hand der Caroline Ulrich, Weimar 12. October 1813, ohne Überschrift (s. Neuestes Verzeichniss einer Goethe-Bibliothek S 217).
Erster Druck. B 1,139—141 an dieser Stelle.
4ı [ud über winkt’ ZB’ as ein] ein 7°’ (im Facsimile ein) 52 till über wird 737 53 num) nur H»öHas 50 fomme über bleibe 4°?
Rechenſchaft S 140—143. Erste Drucke. E: Rechenschaft, Lied mit Chor, von v. Göthe, durchkomponirt von Zelter. Berlin. 1810. 78 in 4° .J: Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1814. Tübingen. S 275—278 B1,142—145 an dieser Stelle. 9 Sie hier] Hier fe E IS an] am E 73 Sollft — nicht] Keiner foll EI 74 Gleich] Schnell EI
Ergo bibamus! S 144 u. 145.
Erste Drucke. J: Gesänge der Liedertafel Erstes Bändchen, Berlin 1811. Nr. 44 S 106 u. 107. gr.8%. J!:Ge- sänge für Freimaurer, zum Gebrauche aller Teutschen Logen. Weimar 1813. S 166. B 1, 146-147 an dieser Stelle.
X
Gesellige Lieder. aa
1 zu löblichem] zum Löblichen J is fehlen N 11 freumb: \ lich] traulich 17 mein] das 23 dem rohen der Fröhliche] der Frohe dem röhlihen J 24 Drum] Nun J_ 31 jcheint ung] leuchtet J 32 fingen] ergo J
Mufen und Grazien in der Mark S 146—148.
Erste Drucke. .’: Musen- Almanach f. d. J. 1797. Herausgegeben von Schiller. Tübingen. S68—71 N7,32 u.33 4A 1,102—104 DB 1,148—150 an jetziger Stelle.
15.16 waden] waten J 26 vom] von N Magdeburger Land] Magdeburger:Land N 41 Lab] Laht J
Gpiphaniasfeit S 149 u. 150.
H?°®®: Abschrift der L. v. Göchhausen, Einzelblatt 8°, ohne Überschrift, als Zeichen der Benutzung, jedenfalls für B, mit Bleistift durchstrichen.
Erste Drucke. J: Gesänge der Liedertafel. Erstes Bändchen, Nr. 33 S 153—155. Die heiligen drei Könige mit Chor. Berlin 1811. gr. 8° B1,151u. 152 Epiphaniad an dieser Stelle.
Überschrift Epiphania$ auch C', "abgeändert in C in Folge Göttlings Vorschlag im Briefe an Goethe vom 22. April 1827, „da Epiphanias doch immer ein Genitiv bleibe“.
2 fie trinken] trinfen 3° 5 heil’gen] Heiligen und so , immer J 7 Und wenn jtatt drey e3 viere wär HP 10 erft mich] mich nur erſt Hee mich erft J 12 mir erfrein] mehr er: freun JB-—-C [erfreun scheint verlesen für erfreyn — so Has — und demnächst mir in mehr umgebildet zu sein] 14 bei] beym He⸗ ıs mag] fann HP 20 bedanke] bedank Z7?° 22 und] und auch 7° 32 ziehen] ziehn 773° unferes] unſers H3°,J
Die Luftigen von Weimar S 151. H*°: Einzelhandschrift g', im Privatbesitz, mit Datum 15. Januar 1813 Erster Druck. B 1,153 u. 154 an dieser Stelle. 17 es] jo 4° Goethes Werke. 1. Bd. e 26
400 2 Lesarten.
Sicilianijches Lied S 152.
H*!: Einzelhandschrift g, längliches Blatt 8°, ohne Über- schrift und ohne jede Interpunction, in lateinischer Schrift. Das Gedicht war Beilage des Briefs an Zelter vom 18. März 1811.
Erster Druck. B 1,154 an dieser Stelle.
Schweizerlied 8 153 u. 154.
Gleichfalls Beilage des eben gedachten Briefs an Zelter.
Erster Druck. B 1,155 u. 156 an dieser Stelle.
29 mache] machen B 30 lache] lachen B 31 mache’3] machen’s B Die Änderung hatte der Corrector der Goethischen Werke bei Cotta, Reichel, am 5. December 1826 vorgeschlagen, solcher jedoch Göttling widersprochen, weil es sich hier nicht wie in den früheren Strophen um Participia handle, welche das n des Schlusses dialektisch verlieren, sondern um den Indicativ Pluralis und weil Härten entstehen wür- den. Goethe schrieb dazu: Hienach wäre aljo fünftig zu ver: fahren. Gleichwohl drang Reichels Vorschlag durch (vgl. K. Fischer, Briefwechsel zwischen Goethe und K. Göttling in den Jahren 1814—1831. München 1880. S 15).
Finniſches Lied S 155. Erster Druck. B 1,157 an dieser Stelle.
Zigeunerlied S 156 u. 157.
H?: Abschrift, Einzelblatt 8° mit Überschrift Zigeuner:Lied.
Erste Drucke. Adol.: Friedrich Hildebrand v. Einsiedel, Neueste vermischte Schriften. Dessau u. Leipzig 1784. 2,84 im Schauspiel Adolar und Hilaria, ohne Überschrift. B1, 158 u. 159 an jetziger Stelle. In C! u. € zugleich Bd. 42 (Bd. 2 der nachgelassenen Werke), Stuttgart und Tübingen 1833, S 173 u. 174, Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand, dramatisirt, Fünfter Aufzug. J: Morgenblatt für gebildete Stände 1846 Nr. 123 (Brief Goethes vom Ende December 1775 an den Herzog Karl August), wonach Dj@ 3, 124.
3.4 hörte] hör CC 42 hör' JS 4 Eulen Gejchrei] Eule Schrein C'C42 JS *6.13.20.27 fehlen H* 47 Wito Hu)
Balladen. 403
Withe Hu und so immer 0"C42 J Wit:to-hu und so immer Adol. 8.9 Mein Mann der jhoß ein’ [eine 7] Kab am [im J] Zaun War Anne, der Nachbarin, ſchwarze liebe Hab CYC42 J 9 liebe fehlt H*? Adol, 11 Es waren fieben Weiber vom Dorf H*: das. 15 fannte] fannt C?C42 beide Male
16.17. ’3 war Anne mit [und J] Urſel und Käth
Und Reupel und Bärbel und Lies und Greth C1C42 J ı7 Lieſe] Lied Adol. Barbe] Bärbe das. 22 alle bei] all beim 01042 J alle beym Adol. Beth] Käth C'C42I 24 Sie rüttelten fich, fie jchüttelten fi) HJ Adol. 25 Und liefen heulend davon H#? (s. Briefwechsel mit Göttling S 10).*
Balladen S 159-230. Der Vorspruch S 159, zuerst B 1, 161.
Mignon S 161.
H*® : Copie Herders, ohne Überschrift (s. Suphan, Goethejahrbuch 2, 144) H**: Abschrift der L. v. Göch- hausen, im Privatbesitz zu Dresden, ohne Überschrift.
Erste Drucke. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Berlin, Unger 1795, 2, Tu.8 und N4,7u.8 BL1,163 an dieser Stelle.
ı da3 Land] den Ort HH 2 dumfeln] grünen FI? ++ s Geliebter] Gebieter HH 12 Beichüger] Gebieter + ı6 ihn] ihm HH 18 O Vater] Gebieter ZH laß] laßt B,
Der Sänger S 162 u. 169.
H*® : Copie Herders, ohne Überschrift (s. Suphan, vor- stehend zu Mignon) H° Bl.1.
Erste Drucke, Wilhelm Meisters Lehrjahre. Berlin, Unger 1795, 1, 327—329 und N 3, 327—329 N 7,3941 A 1,219u.220 B1,164 u. 165 an jetziger Stelle.
*2 4 Was jchallet auf der Brüden? Es dringet bis zu meinem Ohr Die Stimme voll Entzüden. +
26*
404 Lesarten.
3 Zah] Laßt Lehrj,* vor] zu Lehr). 6 Knabe] Page N7H>AB 7 Zaht] Bring Lehrj. mir] ihn AH Lehr). 8 mir, edle] ihr hohe H*®’Lehrj. 9 jchöne]) jchönen N7 16 in — Tönen] die vollen Töne Lehrj. 17 Die] Der Lehrj. jchauten] fchaute Lehr;j. ıs Schönen] Schöne Lehr). 19 König] Fürſt +? das Lied] es fo wohl +? es wohl HPNTAB 20 ihn zu ehren] ihn zu lohnen He⸗ ihm, zum Lohne Lehrj. fein] das HH 21 holen] reichen C'C 34 mir — Becher] einen Trunk des beiten Lehr). 35 In reinem Glaſe bringen Lehrj. 36 ihn] e8 beide Male Lehrj. 37 voll füßer] von füher +? der fühen Lehr). 33 Er rief: O hochbeglücktes Haus HH? wohl dem hochbeglüdten] dreymal hochbeglücktes Lehrj.
Das Beilchen S 164.
H*s: Handschrift der metrischen Bearbeitung des Sing- spiels Erwin und Elmire, 9, deutsche Lettern, ein Heft 4° H® Bl. 2.
Erste Drucke. J: Iris. Des zweyten Bandes drittes Stück. März 1775 S 182 u. 183 Erwin und Elmire. M: Volks- und andere Lieder mit Begleitung des Forte piano, in Musik gesetzt von S. Frhr. v. Seckendorff. Weimar 1779 1, 14—17 Romanze. 5 5,338u.339 N 7,42 u.43 an jetziger Stelle unter den Gedichten.
5 munterm] muntrem ZZ ı7 Ertrat] Ertrat's in der Ab- schrift der ältesten Fassung, Brief von Lotte Jacobi an J. G. Jacobi vom 25. Januar 1774 (s. Bergk, Acht Lieder von Goethe. Wetzlar 1857. S14f) 163] Und ZH J TS
anf] fang HEN—C freut’] freut JN—C
Der untreue Knabe S 165 u. 166.
H*® : Handschrift der metrischen Bearbeitung des Sing- spiels Claudine von Villabella, g, deutsche Lettern, ein Heft 4° Hs Bl. 3.
Erste Drucke. E: Claudine von Villa Bella. Ein Schauspiel von J. W. Göthe. Berlin 1776. S 12-78 85,272 —274 N 7,44—46 an jetziger Stelle unter den Ge- dichten.
ı Knabe] Bule EH* Buhle S 3 Mädel] Maidel EH*H> s braune Mädel] arme Maidel E_ braune Maidel 7
—— 405
10 lacht’ und meint’) lacht und weint ESNA bett’) bet E bet’ He beth S bett HNA 12 dal ala HS 17 Herüber, hinüber] Herüber 'nüber E Hinüber, herüber HS 19 Reit’t] Reit’ Hs Reit ES 22 reit’t in] reit im EH*S 24 Bind’t 's] Bind 3 E Binde 3 HS Hau’) g in HP haus EHN Haus: S 28 Hlafter] KHlaftern AHA 31 frabbelt) Erapelt EH*S 33 Irr führen] Jrrführen EH*%S 42 wend’t] wendt' 7
Erlkönig S 167 u. 168.
H®:S55u.56 H°Bl.4.
Erste Drucke. E: Die Fischerin ein Singspiel o. O. (Weimar) 1782. B.2 858157u158 N7,47-49 an jetziger Stelle unter den Gedichten.
19 nächtlichen aus nächtigen [Herder?] 73° 31 Mühe) Müh F aus Müh [Herder?] 4?
Der Fiſcher S 169 a. 170.
HS53u54 H®Bl5.
Erste Drucke. .J: Seckendorfis Volkslieder vgl. zu Beilchen. 1,5 J* : [Herder] Volkslieder. Leipzig 1779. 2,3 Da3 Lied vom Fiſcher 58,155 u.156 N 7,50 u. 51 an jetziger Stelle.
9 fie] und ZI! 12 Todesgluth) Todes Gluth ZI 15 ftiegft] kämſt JJ! 22 feuchtverflärte] feucht verflärte J’HPS 23 dich] nicht FT! 24 Nicht] dich IT 27 jehnfuchtsvoll] jehnensvoll JJ'
Der König in Thule S 171.
H*" : Abschrift der L.v. Göchhausen aus Herders Nach- lass, Romanze, 8° vgl. zu Zueiguung Z° Bl. 6.
Erste Drucke. J: Volks- und andere Lieder. In Musik gesetzt von S. Frhr. v. Seckendorf. Dessau 1782. 3,6 Der König von Thule. Aus Goethens Dr. Fauft 57, 94 u. 95 im Fauſt N 7,52 u.53 Der König in Tule unter den Gedichten an jetziger Stelle (die Schreibung Thule nach 4°).
In der ältesten Gestalt:
63 war ein König in Thule Ein’ goldnen Becher er hätt
406 Lesarten.
Empfangen von feiner Bule [Buhle 7] Auf ihrem Todes Bett.
Den Becher hätt er lieber, > Trank draus bei jedem Schmaus
Die Augen gingen ihm über,
So oft er tranf daran.
Und als e3 kam zum [er fam zu 7] jterben
Zählt' er feine Städt’ und Reich’ 10 Gönnt alles feinen Erben
Den Becher nicht zugleich.
Beym [Am J] hohen Königsmale
Die Ritter um ihn her
Im alten Väterfaale 15 Auf jeinem Schloß am Meer.
Da ſaß der alte Zecher
Trank letzte Lebens Glut
Und warf den heil’gen [heiligen J] Becher Hinunter in die Yluth.
Er jah ihn finten, trinken [finfen und trinfen J] Und ftürzen tief ins Meer;
Die Augen thäten ihm finken,
Zranf nie [fehlt J] feinen Tropfen mehr. HJ
S
Das Blümlein Wunderſchön S 172—175.
H> Bl.7. u. 8.
Erste Drucke. J: Musen-Almanach f. d. J. 1799. Herausgegeben von Schiller. Tübingen. S69—73 N7,54—59 A 1, 230— 234 an jetziger Stelle.
10 von hohem] vom hohen JNH® 33 Wem's] Wenn’3 .7 45 Sorge] Sorgen B—C 53 vor] vor der J der H® 67 meinem] meinen 7 sı geblieben] blieben FH (nicht beachtet in: A)
Ritter Eurt3 Brautfahrt S 176 u. 177.
Erste Drucke. Taschenbuch a. d. J. 1804. Heraus- gegeben von Wieland und Goethe. Tübingen. S 134—136 4A 1, 234 u. 235 an dieser Stelle.
Balladen. 407
Hochzeitlied S 178—180. Erste Drucke. J: Taschenbuch a. d. J. 1804 vgl. zum vorigen Gedicht. S 137—141 A 1, 236— 238 an dieser Stelle. 42 ala] und B-C kürt) fehrt J köhrt A führt B 63 Absatz fehlt J
Der Schakgräber S 181 u. 182.
H® Bl. 10.
Erste Drucke. J: Musen-Almanach f. d. J. 1798. Herausgegeben von Schiller. Tübingen. S46—48 N 7,6063 A 1,239 u. 240 an jetziger Stelle.
ı am) an JN 26 dichtem] einem JN
Der Rattenfänger S 183.
Erste Drucke. Taschenbuch a. d. J. 1804 vgl. zu Curts Brautfahrt. S 148 u. 149 AL1W5 B l, 185 an jetziger Stelle.
9 gut gelaunte] gutgelaunte JA
Die Spinnerin S 184 u. 185. Hs Bl. 11. Erste Drucke. N 7,63u.64 41,241u.242 B1,186 u. 187 an jetziger Stelle. 26 Still und fein] Riemer in 7° Fein und fill N
Vor Gericht S 186. H* Bl. 18. (wonach Abschrift der Frau v. Stein). Erster Druck. B 1,189 (s. im Verzeichniss der Bäbe Schulthess oben S 365 Verantwortung eine3 ſchwangern Mäd— chens). ı ich es) ich’3 A? 7 goldene] goldne HZ? u bitte] bitt He 15 es] und 7?
Der Edelfnabe und die Müllerin S 187 u. 188.
H®: Bl. 12.
Erste Drucke. Musen-Almanach f.d. J. 1799. Heraus- gegeben von Schiller. Tübingen. S 102--103 mit dem Zu- satz zur Überschrift Altengliſch N 7,65-67 41,243 u. 244 B 1,190 u. 191 an jetziger Stelle.
408 Lesarten.
13 Birnen] Birn NAB (in H® bereits von Riemer ver- bessert, dann aber Birn wiederhergestellt).
Der Junggefell und der Mühlbach S 189—191.
H® Bl. 13.
Erste Drucke. Musen-Almanach f. d. J. 1799. vgl. zum vorigen Gedicht. S 107—110 mit dem Zusatz zur Über- schrift Altdeutſch N 7,68—71 A 1, 245—247 an dieser Stelle.
Der Müllerin Berrath S 192— 1.
H*® Das Gedicht in der Handschrift von Goethes Schreiber Geist mit des Dichters Correcturen, 2 Bll. 4° (im Privat- besitz zu Berlin) ZH® Bl. 14. u. 15.
Erste Drucke. J: Musen-Almanach f. d. J. 1799 vgl. zu Der Edelfnabe und die Müllerin. S 116—119 N 7, 72—76 an dieser Stelle.
18 folchen] frifchen ZHJINHSAB 0 63] Da JNH>ABC
C statt Da g! in H*® 7s betriegt]) betrügt HJ HP
Der Müllerin Reue S 195—198.
H> BI. 16. u. 17.
Erste Drucke. Musen-Almanach f. d. J. 1799 vgl. zu Der Edelfnabe und die Müllerin. S 129-—132 mit dem Zusatz zur Überschrift Altjpanihd N 7,7781 A 1, 252-255 an jetziger Stelle.
7 Mährchen] Mädchen B (Göttling fand die richtige Les- art im März 1825 schon vor)
MWandrer und Pächterin S 199— 201.
Erste Drucke. Taschenbuch a. d. J. 1804 vgl. zu Ritter Curts Brautfahrt. 8 130— 133 A 1, 256 — 2583 B 1, 2035—205 an jetziger Stelle.
Wirkung in die Ferne S 202 u. 203. Erster Druck. B 1, 206 u. 207 an dieser Stelle.
Balladen. 409
Die wandelnde Glode S 204 u. 205.
H“*® Einzelhandschrift, g, ein Blatt Folio mit der Über- schrift Die wandelnde Glode und dem Datum Teplit 22 Mai 1813 (in der Jähnsschen Autographensammlung zu Berlin). Eine Abschrift Beilage des Briefs an Zelter vom 29. December 1813 (Briefwechsel 2, 86 Die wadelnde Glode).
Erster Druck. B 1, 208 u. 209 an dieser Stelle.
Überschrift: wandelnde] wandlende B-C 7 hingewöhnt] bin gewöhnt HA 10 Da droben] Dadroben H 15 ein Schreden] Entſetzen aus ein Schreden HA ı9im] inan Zelter 21 richtig] burtig ebenda.
Der getreue Edardt S 206 u. 207.
Erster Druck. B1,210.u.211 an dieser Stelle.
4 Aldermann] Alderman C Die Änderung in der Octav- ausgabe erfolgte auf Göttlings Bemerkung im Schreiben an Goethe vom 22. April 1827: ijt wohl Alderman zu lefen. Was Göttling für eine englische Bildung ansah, war jedoch Rückgewinnung eines deutschen Worts, das nach Klopstocks Vorgange Goethe auch sonst gebraucht hatte (Aldermanns: twahrheiten Grimms Wörterbuch 1, 203).
Ter Todtentanz S 208 u. 209.
Erster Druck. B1, 212 u. 213 an dieser Stelle.
Die Familiencorrespondenz des Dichters giebt Auskunft über die bisher unbekannte Entstehung; vgl. die Stelle im Briefe an seine Gattin, Dresden 21. April 1813: Dagegen ſchrieben wir zu unjerer Luſt die von Auguft [dem Kutscher] erzählte Zodtentanzlegende in pablichen Reimen auf. Der Prinz Bern- hard von Weimar erhielt am 21. des folgenden Monats eine Abschrift des Gedichts, ebenso Goethes Sohn als Beilage des Briefs an ihn, Teplitz, den 26. Juni 1813, worin die Stelle: Nun will ich dir aber auch abermals ein Gedicht jchiden. Es ift die erjte Frucht meiner Abreife von Weimar, und zivar um 10 Uhr früh in Edartsberga gejchrieben [den 17. Aprill, da mir mein Begleiter kurz vorher dieſes Thüringerwaldmährchen er: zählt hatte. Theile es Riemen mit, es muß aber recht gut und dramatisch vorgelejen werden.
410 Lesarten.
Die erjte Walpurgisnadt S 210— 214.
H® Bl. 18. u. 19.
Erste Drucke. N7,82—88 41,259—2%63 B1,214— 218 an jetziger Stelle (in den auf C folgenden Ausgaben meist in die Abtheilung der Cantaten versetzt).
6 Luftgefänge] Luftgefänge NA (entgegen H®) B 38 jchichtet] ichlihtet NA 43 Sorge] Eorgen H’NA (die Lesart Sorge ward von Göttling im Schreiben vom 8. März 1825 zur Sprache gebracht und von Goethe genehmigt) 350 dumpfen] bumpfe N 76 reinig’] rein’ge aus reinig’ von Riemer in H?° (in A unbeachtet geblieben) 34 borüberziehen] vorüber ziehen N 73.99 rauben!] rauben? aus rauben, H5 (nicht be- achtet)
Der Zauberlehrling S 215—218.
H® Bl. 20. u. 21.
Erste Drucke. Musen-Almanach f.d.J. 1798. Heraus- gegeben von Schiller. Tübingen. S 32-37 N 7,89--95 an dieser Stelle.
72 nur] nun C
Die Braut von Eorinth S 219220.
H® Bl. 22—25.
Erste Drucke. .J:Musen-Almanach vgl. zum vor. Ge- dicht. S 88—99 mit dem Zusatz in der Überschrift Romanze N 7,95--106 an dieser Stelle.
7 voraus] in Ernſt J 37 nichts] nicht Far vor] für J (Verbesserung Riemers H®) 97 Das] Was J_ 123 Häuslich jpät] Häuslich, ſpät N ‚Häuslich ſpät AC 139 morgen Nacht] Morgennacht J (Verbesserung Riemers in HB) 145 hinein] hinein! J hinein. NBC 154 Lang] Lang’ A—C
Der Gott und die Bajadere S 227—230. H® Bl. 26. u. 27. Erste Drucke. J: Musen-Almanach f. d. J. 1798 vgl. zum SZauberlehrling S 188-193 N 7,107—112 an dieser Stelle.
38 auf die] nach der J (verbessert y in HP) 55 jchöne] fchönfte 7
Elegien I. 411
ss Spät] Spat Js drängt — ber] drängjt du zur J (ver- bessert 9 in H®) ss Trommete] Trommete J D aus T H3
Glegien I S 231-202.
H:° gebundnes Heft, kl. Folio, 40 Blätter starken Papiers, enthaltend in lateinischen Lettern die eigenhändige Reinschrift der gedruckten 20 Römischen Elegien. Blatt 1.! überschrieben g in deutschen Lettern Elegieen, darunter das Övidische Motto:
Nos Venerem tutam concessaque furta canemus,
Inque meo nullum carmine crimen erit. Blatt 2.! Erotica Romana g mit Bleistift durchstrichen, darüber 9‘ Elegien, darunter 9! Rom 1788, die ganze Seite g! durch- strichen. Auf Blatt 3. beginnt der Text der Elegien. Hs 13 Blätter von des Sekretärs Geist Hand. AH! Heft in läng- lichem Quartformat, 6 Blätter, enthaltend in lateinischen Lettern g Reinschrift von vier ferneren Elegien (Elegie I, 16 Distichen; @legie II, 24 Distichen; Elegie III, 5 Distichen; Elegie IV, 11 Distichen).
Erste Drucke. J: Die Horen, eine Monatsschrift. Herausgegeben von Schiller. Tübingen 1795. Zweiter Band. VI. Stück. S 1-44, mit dem Motto S2 aus H°° Nos Venerem etc. N 7,113—116 an dieser Stelle... @legie XIII: Deutsche Monatsschrift. 1791. July. Berlin. S 185—188 Glegie. kom, 1789. Elegie I: Einzeldruck, ein Octavblatt Elegie mit dem Motto hier S 231 (im Goethe-Archiv).
Der Vorspruch 8 231, zuerst B 1, 237.
GElegie I S 233.
H° g! überschrieben I.
2 regjt aus rührt 77°° 6 verjengen] verjengt und 50T 3 zu — föftliche aus wandlend ihr opfre H° 9 Kirch und Palajt] Palläſt' und Kirchen Z°J ao ſchicklich — benußt] fich auf der Reife beträgt JAI°° aus der eine Neife benutzt (die jetzige Les- art 9° in #5) 13 Eine — Rom] Zwar du bift o Roma die Welt aus Zwar du bift die Welt, o Rom 43°
er
10
Elegien I. 413
ihr lange nicht fehen H5® 17 Oheim — Vetter] Oheim’ und Vettern 4° Oheim und BVettern J_ 19.20 nachträglich zu- gesetzt H°° 22 mit — Europa erst nun fchon mehrere Jahre HSV 23 Malbrougd aus Marlbrough H°° biß erst auch Heo 29 fo bald] jobald HP 32 erst Höret vom Sturme nicht viel der uns von außen bedroht Heo römiſch] Römiſch NA 33 nie aus nicht Heo ſpähet aus fraget H3° 34 erst Nach dem Mahmen des Manns, der fie fi eignete faum MP Mann’3) Mannes J 35 ergetzt — an] freut fich an erst erfennet in 75° ergeßt] ex: freut / ergößt NH®A dem aus ben H5° 36 aus der Fassung nachstehend V ı6 H®° 39 nun nachträglich zugesetzt g'! in Heo
Eine andere Fassung dieser Elegie enthält H°° Bl. 7. (bereits mitgetheilt von Burkhardt, Archiv für Litteratur- geschichte 2, 516) g! überschrieben IV:
Fraget nun wen ihr auch wollt! mich werdet ihr nimmer erreichen Schöne Damen und ihr Herren der feineren Welt! Ob denn auch Werther gelebt? ob denn auch alles fein wahr ſey? Welche Stadt fi) mit Recht Lottens der Einzigen rühmt? Ach wie Hab ich jo oft die thörigten Blätter verwünſchet, Die mein jugendlich Leid unter die Menjchen gebracht. Wäre Werther mein Bruder gewejen, ich hätt ihn erichlagen, Kaum verfolgte mich fo rächend fein trauriger Geift. So verfolgte das Liedchen Malbrough den reifenden Britten Erjt von Paris nach Livorn, dann von Livorno nad) Rom Weiter nad) Napel hinunter und wär er nah Smyrna [g! statt Madras] gefeegelt, Malbrough empfing in (so) auch dort Malbrough im Hafen das Lied. Ä Glücklich bin ich entflohn! fie fennet Werthern und Lotten Kennet den Rahmen de3 Manns der fie fich eignete kaum. Sie erfennet in ihm den freyen rüftigen Fremden Der in Bergen und Schnee hölzerne Käufer bewohnt.
Glegie III S 236.
H:® g! überschrieben IV. 43 erst Gräme Gelichte dich nicht, dab du jo fchnell dich ergeben 45° mir fehlt 45° zugesetzt g’in H® Riemer schlug
414 Lesarten.
vor daß jo jchnell du dich mix ergeben 75 4 Glaub’ eg] Riemer
schlug vor Aber H° 45 Vielfach] aus Taufendfad, Heo Amor)
Amor: HJ einige rigen] denn einige rigen J e3 ritzen die
einen [rigen aus flöfen] 7° 4 Und — Gift aus Nur — Gift
[erst Schleihenden Gift in die Bruſt] 47°
47.48 erst O fo giebt es die rechten unabgenußten fie zünden [vorher frifhgeichliffnen Spitzen]
N Über den Scheitel hinauf nieder zur Ferſe den Brand H5®
48 die — in?) ins innerfte 45° behende — Blut) auf einmal
ung an H®°J [erst das innre Gebein dann Lernäiſche Gluth H°°]
52 Hayn aus Wald H5° am] beym H5°J erblickte aus ſah H50
55 Hero beym lauten Feſt erblidtte Zeandern behende g in H5
55.56 Beym aphrodifiichen Feſt erblicte die Hero Leander Als der Liebende heiß jtürzt’ in die nächtliche Fluth Hob den Liebenden fie liebend aus nächtlicher Fluth
von Riemer in H> 57.58 erst Eine Königstochter die reife Jungfrau fie wandelt Stillen Pfades zum Brunn, dorten belanfcht fie der Gott Hoo 58 ergreifet] belaufchet 75° 9 die — Mars] fih Mars zwey Söhne HJ
Elegie IV S 237 u. 238. H5° g‘ überschrieben V.
62 geneigt erst zum freund H®° 65 Balalt] Granit 7597 zu Schalfhaft] Schalkhaft, H°°JNAB 72 genau] jo jehr g! in H® 73 Eh — ſelbſt] Eher Locten wir jelbjt an die Ferſen HJ
an bie Ferſen erst die Erynnen H5° 74 Uns die Erinnyen erst An die Ferfen uns 79° 75 am — Feljen) an vollenden Rädern und Felfen HJ 79 Tochter aus Eine Tochter Hso s2 ftet3 aus viel dies aus lang H°° ss ihr zugesetzt H°® der Yladen das Haar der Scheitel zurück [erst herab] 75° 92 Blonde Flechten ihr Habt römijche Stetten mich num 5°
ss erst Ungeflochten und kurz Prauite
Elegien 1. 415
Glegie V S 239.
H5° g! überschrieben VI.
94 Lauter und veizender ſpricht Vorwelt und Mitwelt zu mir HJ 95 Hier — ich] Sch befolge HIN Lebhaft befolg ih g'’in H® 97 erst Aber ich habe des Nachts die Hände gerne wo anders H5° 98 beglüdt] vergnügt 7°°J 99 nicht, indem] nicht? wenn HJ 10 hinab?) hinab. H5°JH®> 101 den — recht] erjt recht den Marmor HJ 106 Überfällt — Schlaf erst Schlummert mein Schätchen erft ein H5° 109 dem] den HW®JNH>A Sie — Schlummer erst es fchlummert das liebliche mädchen HM uit die — indeh] indeh die Lampe 3°
Elegie VI S 240 u. 241.
H®° g! überschrieben VII.
115 Wenn aus Daß H°° 119 ohne Bedacht] unvorfichtig HJ 123 zu glauben] glaublich HJ 125 leider Zusatz 5° 127 ein] die H5°J 129 war] das war H50JN das Hs von Herzen] fehlt H5°JN [Zusatz g! in H3]
129. 130 Oft erwarteten fie die aufenbleibende. Herzlich Hab ich Rothitrumpf g! in H°
131.132 Denn ihr jeyd am Ende doch nur betrogen! jo jagte Mir der Vater HJ
132 Sagte aus Mir g® H® 133 auch] doch 75° J 134 zu — gedenfit erst verlafjen mich willft 75° 141 Reden feindlicher erst die Gefprähe der H3° 144 jählings] gähling H5°JNH>AB 145 berjagt — Dämpfe] fie jagt die Dämpfe von hinnen 7750 146 leuchtende] Teuchtend die 775% [leuchtend aus prafjelnd 30]
Elegie VII S 242. H5° g! überschrieben VIII. 147 fühl — froh erst machſt du mich, Römerinn, glüclich 3° 149 meine] meinen ZZ5°JH> jenftte HP neigte HJ Statt 151 und 152 ursprünglich: Da ein trauriges [über fittlihes] Bette dem darbenden Armen vergebens £ohn der einfamen Nacht ruhige Stunden verhies Hoo
416 Lesarten.
Die jetzige Fassung beider Verse, wie es scheint, erst aus dem Jahre 1795. 152 Düftre] Düftere 7°07 153 helleren] 7° hellen HJ 155 Sternhell] H°_Sternenhelle H5°J/N weichen fehlt H5°JN zugesetzt H° 156 heller — Tag] heller ala ehemals ber Tag H°°J [erst bis an dein ftilles Gemach HP] 137 Sterb- lichem) Sterblichen AP°JNH’AB 159 Ach erst Siehe Heo
Knieen] Knien 75° 164 mir — Gewinn erst des Irrthums mich freun 45° 166 Theilt — fie] Theilte fie mädchenhaft 897 167 dann jo] jo 45° wohl! jo ZN 169 wohin — bi] HP wo verfteigft du dich Hin? HIN 12 Gejtius Mal] Gejtius Dentmal H5°J [erst Die Pyramide 7°] zum Orcus hinab erst dem Orcus ins Reich 3°
Elegie VIII S 243. H:® g‘ überschrieben IX. 175 ftill fehlt 4507 176 mir — als) 43 in dir mir HJ 177 So vermifjet die Blüte de3 Weinſtocks Farben und Bildung H>°J (die jetzige Fassung H°) ı73 Beere aus Blüte 77° Menjchen und Götter aus Götter und Menfchen H°
Elegie IX S 244.
H5° g! überschrieben X.
179 die gejelligen erst das Feuer gefellig vom ländlichen H3® ıs0 Kniſtert und aus Knifternd 75° 181 erfreut aus freut 7° 183 flammen erst wird erft H°° 184 erst Werden nicht gefpaart, warm fey und glänzend die Wacht H°° erwärmete] erwärmte H®JNH>AB
187.188 Denn das gab ihr Amor vor vielen andern, die Freude MWieder zu werden, wenn fte till wie zu Ajche verjant
HsJN die jetzige Lesart von Riemer in H®
Elegie X S 245. H° g! überschrieben XI. ı9ı Wenn ich ihnen dieß Lager auf Eine Nacht nur ver: gönnte HIN Wenn ich auf Eine Nacht dies Lager den Helden vergönnte g! in H® Könnt’ ich auf Eine Nacht dies Lager Jedem vergönnen g° in H® dazu Riemers Vorschläge Hs: Gönnte die
Elegien 1. 417
Parze Wiederkehr, dies nächtliche Lager nur Einmal und Gönnt’ — dies Lager nur Einmal den Helden ich mit Ais Erlaub nur Jedem Einmal dieß Laget
Aber die Guten man hält leider im Orcus fie feſt H°° 193 der] des H3° Lieberwärmeten] lieberwärmenden J Stätte] Lagers 45°
192 erst
Glegie XI S 246.
H° g* überschrieben XII.
195 die — Dichter] 9? in 5 ein Dichter die wenigen Blätter HJ 197.198 Der — fie] Dahin bejtrebt fich der Sünftler Daß die Werkſtatt 7°°J 198 jcheint] ZI? jey 75° J 199 Stirn] Stirne HJ 202 ſchalkiſch] ſchalkhaft 7°°J 203 träumenden, hebet] 47° holden, erhebet 73° | 204 Blicke — führen] Augen voll füher HJ Blicke füher 9? in HSN—C! der ſüßen C auf Göttlings Vor- schlag im Brief an Goethe vom 22. April 1827 205 Seiner — gern] 9? in 45 Sie gedenket feiner Umarmung FP9J
Elegie XII S 247 u. 248.
H>° g! überschrieben XIL.
09 hinweg] H’ von hier H°°J des Römer] FH dem Römer die H5°J Dir] der nicht Heo verjchmäht erst ſich büdt 45° 213 beyde erst bier H5° 214 Ein verfammeltes Volk jtellen zwey Liebende vor H°°J erst Zwey recht liebende find jtatt des ver- jammelten Dolds HP° (die jetzige Lesart 9° in 4°) 215 je] jemal3 HJ | as Roms] von Rom HJ 219 Fern enttwich] Und es floh H®JNH> 220 Reinheit] Unichuld HJ 221 erst Wunderlich verwirrten den Eingeführten die Kreife HP 223 um: her] des Tempels H5°J verichlofine Käftchen erst im Beilig- thum Käjtchen verfchloffen Z5° 224 Reich mit erst Blumen und H5° 2297 Exit nach vielen Proben oft wiederfehrend er: fuhr er H5°J die jetzige Lesart 9° mit der Variante g! Proben mancherley Art und Prüfungen jchaut’ ev A 228 felt- fam in Bildern] jeltjamer Bilder g? in PN 230 einem — be: quemt erst auf den Rücken gelegt H5° 231 fie Jaſion einft] nach Göttlings Vorschlag in dem zu %4 angeführten Briefe, wo- bei der Name viersilbig zu lesen ſie dem edlen Jafion HJ fie dem Jafion einft NH®AC" fie dem Jafon einft B 234 Schwoll über Strojte H®° 235 in H® angemerkt, vielleicht als ver-
Goethes Werke. 1. Bd. 27
418 Lesarten.
besserungsbedürftig : 237 Erjtaunen] Erjtaunen® N 239 erst folge mir eilig ins Rohrgebüfh unten am Weinberg H5° wo sehr verwischt g! der Entwurf Uns hat Amor die Laube mit bufchigen Myrthen umzogen und kaum leserlich g! das Datum d.8 8690 (Ermittelungen des Herrn Julius Wahle).
Glegie XIII S 249—251. H5° g*! überschrieben XIV. Der oben zu @legien I erwähnte erste Druck: Deutsche Monatsschrift 1791, hat nachstehend die Sigle M. 241 und fehlend H5°J!J 242 Heuchelnd erst Heuchlerifch 77° traue mir diesmal nur noch H°° in der jetzigen Wortfolge 9° in H> 245 Siehe, dir bin ich num gar erst Sieh ich bin dir num auch H5° 248 ijt er erst man den F° 249 Trümmern] Trümmer J!N 250 durchwandelſt erst durchfchaueft 75° 251 Du — werthen erst Mehr verehreft du noch die alten H°° verehrejt] verehrteft H>N—C 352 jtet3 ich] 9 in A ich ſtets ZONT 253 formte fie felbft] g in 45 lehrte fie formen HT 2355 Nun erst Seit 7° 257 nun Wieder zu bilden, o Freund] Freund nun wieder zu bilden HSNJ Schule der Griechen erst Attifche Schule 775° 260 Altklug — nicht] Nicht jo altklug gethan HONJ 261 War — doch] Das Antike war A5TJT da erst als H5° 262 in dir erst dir auf H°° 265 Sophift] Sophifte HONTJN 266 erst Bin ich der Herrfhafft fo lang’ feiner Befehle gewohnt H® zu erst zum 5° Gebieter erst Tyranne H°° 267 zu Ge jängen erst mir zum £iede MH 269 Blid und] g in 5 Blide HsIJ ni Liſpeln] 45 ein Lijpeln HTJ Geſchwätz, wird Stottern Liebliche] 9? in As Geſchwätze Geſchwätz N], da wird ein Stottern zur HT'IN 274 Hat, Aurora, dich erst Dich Aurora hat H°° 276 feitlichen Tag] erst Dienfte mich auf daraus fröhlichen Seit H°° 277 Fülle der Locken gedrängt an meinem Bufen. Das Köpfchen g’ in H5 278 Ruhet und drücket erst Drüdet ruhend 5° ası finft auf die erst ruht auf der 5% 283 ftets] immer H5ONJT 285 ich jehe] ich jähe [aus fo fäh ich] HJ! 287 beriwirrt) 9° in F75 veriworren HEON.J 288 ftillen — reiner aus fhönen Genuß ftiller 7° 289 groß aus fchön dies aus rein Hso »1 Einen Kuh nur [nur fehlt ST] auf diefe Lippen! O Theſeus und jcheide [aus zum Abfchted 75°]! — — HSNJ jetzige Les-
Elegien I. 419
art [und statt nun] 9° in He 292 Blick' ihr in's Auge! fie wacht erst Siehe fie öffnet ihr Aug 4°
Elegie XIV S 252.
H>° g! überschrieben XV,
293 mir fehlt A°°J Knabe] o Knabe H5°J Knabe be- lorge v3 Licht! „Beym hellen Abend g’in H® 295 Hinter die Häufer verbarg ſich die Sonne nicht Hinter die Berge H5%J erst Hinter den Häufern ift wohl die Sonne nicht hinter dem Berge H° 296 Ein] Noch ein HJ währt’s] vergeht H50J
Glegie XV S 253 u. 254. H®° g! überschrieben XVII. Der hier in der Zählung hervortretende sich auf 2 Nummern erstreckende Unter- schied erklärt sich aus dem oben zu @legie I erwähnten Wegfall der ursprünglich sechzehnten Elegie. Drei Distichen unterdrückend, theilen wir dieselbe nachstehend genau nach H°! mit: Elegie II. Zwey gefährliche Schlangen, vom Chore der Dichter geicholten, Grauſend kennt fie die Welt Jahre die taufende ſchon, Python dich und dich Lernäiſcher Drache! Doch jeyd ihr Durch die rüſtige Hand thätiger Götter gefällt. 5 Ihr zerftöret nicht mehr mit feurigem Athem und Geifer Heerde, Wiejen und Wald goldene Saaten nicht mehr. Doch welch ein feindlicher Gott hat uns im Zorne die neue Ungeheure Geburt giftigen Schlammes gejandt ? Überall fchleicht er fich ein, und in den lieblichſten Gärtchen 10 Lauert tüdifch der Wurm, padt den geniehenden an. Sey mir Hesperifcher Drache gegrüßt, dur du zeigteft dich mutig, Du vertHeidigteit kühn goldener Aepfel Beſitz! Aber diefer vertheidiget nichts — und wo er fich findet Sind die Gärten, die Frucht feiner Vertheidigung werth. 15 Heimlich frümmet ex fich im Bufche, befubelt die Quellen, Geifert, wandelt in Gift Amors belebenden Thau. O! wie glücklich warft du Lucrez! du konnteſt der Liebe Ganz entjagen und dich jeglichem Körper vertraun.
2”
420 Lesarten.
Selig warft du Properz!
Und wenn Cynthia dich aus jenen Umarmungen jchredte Untreu fand fie dich zwar; aber fie fand dich gefund. Seht wer hütet fich nicht langweilige Treue zu brechen, en die Liebe nicht Hält, hält die Beforglichkeit auf. Und auch da, wer weiß! gewagt ift jegliche Freude.
O! der goldenen Zeit! da Jupiter noch, vom Olympus, Sich zu Semele bald, bald zu Gallifto begab. Ihm lag jelber daran die Schwelle des heiligen Tempels Rein zu finden den er Liebend und mächtig betrat. D! wie hätte Juno getobt, wenn im Streite der Liebe Gegen fie der Gemahl giftige Waffen gekehrt. Doch wir find nicht ganz wie alte Heiden verlaffen, Immer ſchwebet ein Gott über der Erbe noch hin, Eilig und gefchäftig, ihr kennt ihn alle, verehrt ihn! Ihn den Boten de3 Zeus, Hermes den heilenden Gott. Tielen des Vaters Tempel zu Grund, bezeichnen die Säulen Paarweis faum noch den Plaß alter verehrender Pracht, Wird des Eohnes Tempel doch ftehn und ewige Zeiten Mechjelt der Bittende ftet3 dort mit dem Dandenden ab. Ging nur fleh ich im Stillen, an euch ihr Grazien wend’ ich Diefes heiße Gebet tief aus dem Bufen herauf. - Schützet mir mein fleines, mein artiges Gärtchen, entfernet Jegliches Übel von mir, reichet mir Amor die Hand, O! fo gebet mir ftet3 ſobald ich dem Schelmen vertraute Dhne Sorgen und Furcht ohne Gefahr den Genuß.
299 fernen] den 7507 301 als der Änderung bedürftig angemerkt g!in H° 303 noch — mir] von heut an ſeyd mir noch jchöner 9 in H°N 305 begleitet vom Oheim] vom Oheim begleitet H5°JH5 306 oft erst lang Hso 303 Drüben ſetzte der Schatz neben der Mutter ich Hin 5° 309 Und fie rüdte fich artig H5° 310 völlig [nach ganz g'] den g über halb ihren Heo 312 gewendet] rückwärts Hso g über jeitwärtt] 7315 dem ihrigen] mit ihrem 775°%J in die jetzige Lesart corrigirt I7>
30
35
40
45
Elegien I. 421
immer] ich) merdte 739 ic jchaute J_ immer über ich fhaute 3° 316 Schaut’ ich] Immer HJ in die jetzige Lesart corrigirt 4° dem — nad] aufs Fingerchen auf H% 323 Erſt fehlt HJ 326 Horaz] Properz C nach Göttlings Vorschlag, an Goethe 22. April 1327: „muss Horaz wohl dem Properz weichen; denn Euer Excellenz hatten wohl den Vers dieses Dichters im Sinne III, 21,17 omnia Roma- nae cedent miracula terrae*. Goethe verwarf aber später die Beziehung auf Properz nach Eckermanns Gesprächen, 6. Auflage 2,135, da die Anspielung des Horaz Carmen saeculare V 9 betraf: Alme Sol — possis nihil urbe Roma Visere maius. 327 mir nicht] nicht [775° nach dich] Länger HJ 329 zu Liebe] zuliebe aus zulieb 73° 330 Blid jelig g über Ang glüdlih 7° 33 Was bu, mit göttlicher Luft, viele Jahrhunderte ſahſt 7°°J gestrichen und über dem Text durch die jetzige Lesart ersetzt 7° 335 feuchten] feuchte HJ aus feucht Riemer in H® 337 fie ext] fie dir 507 fie erft über fih dir H® dann — du für und waren Hoo 3335 Sie vom über Don einem 45° 339 drauf] dann H5o,J drauf g! über dann H5 * 341 fahit dann) ſahſt fehlt ZINN Sahjt bald fie wieder g! über dann eine Welt bier H® 349 be: leid’gen] beleidigen J
Glegie XVI S 355.
H:° g! überschrieben XVII.
352 Einjam — ich) Wie ich dir es HJ oben] einfam 7 354 hin — drehn] Hinwärt3 und herwärt3 fi) drehn HJ 356 Eine — nur) Nur ein Vogelfchen HJ Nur ein Dogel- fheu trieb dich hinweg! Die Gejtalt die jetzige Lesart H° 357 Flickten wir] Flickt' er Heo Flidt er J 358 Emſig — ich] Ah ich Half ihm MT bemüht“) bemüht ASJNH® 359 des Alten] fein 407 den] er hat den HJ 360 Scheucht! er heute] Heute verfcheuchet 47507
Elegie XVII S 256.
H5° g! überschrieben XIX. 361 Verdruß] zuwider 7°°J7 der Vers behufs Änderung angemerkt g'’ in H° 365 mein — heimlich] g! gestrichen und
422 Lesarten.
geändert in mein heimlich fommendes Mädchen H5 da fie] das HS] 366 Zu mir Stahl] Sperrend an g! in H® 367 nur] mir Heo nur vielleicht ein seit den Horen verschleppter Druckfehler
Glegie XVII 8 357.
Heo g' überschrieben XX. 369 allen] vielen Hee) 372 zu aus zur HP 377 Fauſtine — Glüd] mid Fauftine [H5° über mein Mädchen] jo glüdlich 7 37s folgen in H°° die Verse g! durchstrichen Schöner fönnte fie feyn [über Wäre fie zehenmal fchöner] und fliger und edler gebohren, Williger gäbe fie nicht gäbe nicht reiner fich mir. 379 Reitzendes Hindernif aus Hindernifje 75° 385 Und — heran] So ericheinet ung wieder der Morgen HJ 386 herbey aus her— vor HP 387. 388 erst Gönnet mir Quiriten die Glück und welcher mich tadelt, Werde glücklich wie ich, fühl es und lobe mich dann. Hee
Glegie XIX S 258— 260.
H5° g! überschrieben XXI.
359 Schwer — Namen erst Ja vom guten Rufe geht etwas verlohren H5° 300 in] im JN 393 Immer die] Immer war fie die HJ die nach war fie H° war jie fehlt H°%J nach- träglich Us 395 fo — fie aus fie war 3° Göttergelagen] Götter Gelagen aus Seiten der Götter H°° 397 übermüthig aus übermäßig FH5° 399 Meinen] Meinen HH 401 Herkules — nicht) Es ift nicht Herkules HIN in die andere Wortfolge verändert von Riemer in H°® 403 du nachträglich H® 404 ben aus dem H®° 40 nur g* in M® fehlt HB°JN Mich zu 9* angemerkt H® s11—413 neu für Alles jchwieg und Amor jchlich jich bey Seite, den Helden H3° 415 Nun erst Neckiſch H'® 419 Erst Wie er die feltfame Gruppe muthmwillig geordnet fo länft er dann Und fo läuft er nachdem er die Gruppe feltfam geordnet dann die jetzige Lesart 75° 420 Ruft — Olymp erst Eilig und rufet: Herbey! HP 422 erblickt erst gefehn HS 424 auch erst jelbft 7°° 425 angemerkt, am Ende Fragezeichen 9! inH® 426 Vor dem Zeilenanfang Wißt g’ in FP 429 zu
*
Elegien 1. 423
gut] F7° beifer HJ 434 Raſch fehlt HJ 436 geftehn] ge: ftehen H°°J über dem Bujen erst zwifchen den Schenfeln 5° 437 Weibes aus Weibs MH 411 zweien — Stilljtand] beyden nicht Stillſtand der Fehde HJ 442 fi) nachträglich 45° 444 angemerkt 9! in H° 453 verachtenden Mienen aus ver: achtender Mine H5° Nach 458 g kaum leserlich das Datum 24 Dec. 89 (Ermittlung des Herrn Jul. Wahle) 3°
Elegie XX S 261 u. 262.
H°°g! überschrieben XXI.
468 Und das Geheimniß drückt ängstlich fogleich ihm die Bruft Änderungsvorschlag Riemers in H® 469 vergrüb’ — gern] möcht’ erö vergraben H3°J 475 angemerkt g' in H5 vertraum] vertrauen HJ 477 Ichallenden erst fchrillenden H5° «so an- gemerkt gin H°° 4s5 damit] daß H5°J 486 im] durchs Ho 489 Und, wie jenes Rohr geſchwätzig, entdedft den Quiriten 450 erst Und wie jenes Rohr jhwatzhaft entdedt den Quiriten 45° die jetzige Lesart 9° in H°
H5! enthält im Anschluss an die unterdrückten Römi- schen Elegien Nr. 2 u.16 noch 2 kürzere dem Gott der Gärten gewidmete, unter den Nummern III u. IV; II unter Weg- fall des Schlusses von 9 und von ı0, IV unter Wegfall von 3 Distichen (das letzte mit einer Anspielung auf die von Philaenio erfundenen künstlichen Figuren) lauten:
Elegie III. Hier ift mein Garten beftellt, hier wart’ ich die Blumen der Liebe
Wie fie die Mufe gewählt weislich in Beete vertheilt. Früchte biegen den Zweig, die goldenen Früchte des Lebens,
Glücklich pflanzt ich fie an, warte mit Freuden fie nun. Stehe du hier an der Seite Priap! ich habe von Dieben
Nichts zu befürchten und frey pflücend genieße wer mag. Nur bemerdfe die Heuchler, entnerpte, verſchämte Verbrecher,
Nahet fich einer und blinzt über den zierlichen Raum,
Ekelt an Früchten der reinen Natur, jo ftraf ihn!
424 Lesarten.
Elegie IV. Hinten im Winkel des Gartens da ftand ich der letzte der Götter Nohgebildet, und ſchlimm hatte die Zeit mich verletzt. Kürbisranden jchmiegten fich auf am veralteten Stamme,
Dürres Gereifig neben mir an, dem Winter gewidmet, 5 Den ich haffe denn er jchicft mir die Raben aufs Haupt Schändlich mich zu bejudeln; der Sommer jendet die Knechte, Unflat oben und unten! ich mußte fürchten ein Unflat Selber zu werden, ein Schwamm, faules verlorenes Holz. 10 Nun, durch deine Bemühung o! redlicher Künftler gewinn ich Unter Göttern den Plaß der mir und andern gebührt. Mer hat Jupiters Thron, den jchlechterivorbnien, befeitigt? Farb und Elfenbein, Marmor und Erz und Gedicht. Gern erblicen mich num verjtändige Männer und denden 15 Mag jich jeder jo gern wie es der Künſtler gedacht. Nicht das Mädchen entjeßt fich vor mir, und nicht die Matrone, Häßlich bin ich nicht mehr, bin ungeheuer nur jtarf.
Glegien II S 263-304.
H° Folioheft von Geists Hand, überschrieben Elegieen. II. 16 Bll. Correcturen g, zumeist aber von Riemer mit rother Tinte. Schi. Ein Manuscript von A. W. Schlegel, lose Quart- bogen, enthaltend metrische Bemerkungen über die Elegien der 2ten Abtheilung.
Der Vorspruch S 263, zuerst B 1, 271.
Aleris und Dora S 265—271.
H> Bll. 1.6.!
Erste Drucke. J: Musen-Almanach f. d. J. 1797, Herausgegeben von Schiller. Tübingen. S 1—17 Alexis und Dora. Idylle N 7, 179—194 an dieser Stelle.
3 Langhin — Kiels] Lange Furchen Hinter fich ziehend J
Langbin] Zange N KYanghin aus Zange H® „Der Vers hat durch die Veränderung wohl etwas verloren, da das hinter ihm her in weniger edlen Redensarten vorkommt; auch
Elegien I. 425
scheint es, als ob die Bewegung der Furchen vom Schiffe weg, eher etwa von hin als von her verlangte. Endlich ist dem Verse auch noch nicht ganz aufgeholfen, weil 3 Trochäen zu Anfange bleiben: Lange Furchen Hinter. Vielleicht mit Beibehaltung des Particips, das vorher stand: Weithin furchend die Gleife des Kiels, worin die Delphine, oder Hinter ſich furchend u.s.w.* Schl. 5 auf glüdfliche] die glücklichſte J Bootsmann])] Schiffer J_ 6 für alle] ftatt feiner 7 ? Vorwärts — Geift) Alle Gedanken find vorwärts gerichtet J s Einer — traurig] Nur ein Trauriger fteht, rückwärts J_ „Die Veränderungen in den Versen 5, 6,7 sind alle glücklich und ohne Tadel. Im s. V. scheint die anschauliche Bestimmt- heit des Bildes etwas vermindert. Man könnte mit einer kleinen Umstellung der alten Leseart näher bleiben: Traurig nur fteht rückwärts Einer gewendet am Maſt.
Freylich bekommen wir dann den künstlicheren und hier ungewohnteren Spondeus mit der accentuirten Sylbe in der Thesis: jteht rück wärts. Dagegen würde der Gegensatz zwischen vorwärt3 und rückwärts beibehalten, da das letzte in der übergeschriebenen Leseart mit zurüd vertauscht ist.* Schl. 12 ach! dir] dir, ah! J_ 15 Nur Ein Augenblid war's, in dem ich lebte, der wiegt J_ız Ach — letzten]) Nur Ein Augen: blick war’3, der legte, da J. zo Phöbus, mir ift er verhaßt, diefer allleuchtende Tag J 23 jehn] fehen J_ 27 Jeden freut die jeltne Verknüpfung der zierlichen Bilder J_ „Jeden freut die jeltne der zierlichen Bilder VBerfnüpfung. Gegen diese Versetzung ist gewiss nichts erhebliches einzuwenden; sie scheint mir nicht kühner wie die Thüre ſteht wirklich des Gartens noch auf (V. 142); und es ist um so besser, dass diese nicht einzeln ge- lassen wird.“ Schl. 27 angemerkt und dafür gesetzt Jeder ahndet befondern Gehalt im verjchränkten Geheimniß g' in H® 29 ent: deckt! gefunden J 32 nahmft fie] warım J 33 ſchon — Schiff] harrte das Schiff befrachtet J Versetzungsziffern über befrachtet das Schiff 7° „Bey der übergeschriebenen Ordnung theilt sich der Vers wieder nicht vortheilhaft: Zange befrachtet Harrte das Schiff. Eine kleine Umstellung würde diess heben: Lange harrte, befrachtet, das Schiff u.s. w. oder mit noch vollerem Rhythmus: Zange jchon harrte u. s. w.* Schl. 39 zum -—-
426 Lesarten.
gehn) dich gehn zum Tempel J 43 erichien dein] erſchien exit dein /_ 46 hielt] Hielte J_ 47 ja fehlt J „Wie der Vers jetzt steht, ist seine Scansion zweideutig, und in beiden Fällen nicht recht vollständig. Entweder:
Schöne Nachbarin, jo war ich gewohnt dich zu jehen ‚so ist die letzte Sylbe von Nachbarin über ihre wahre Quan- tität gedehnt, oder: Schöne Nachbarin, jo war ich gewohnt dich zu jehen,
so bekommt das ic) einen Nachdruck, den es eigentlich in diesem Zusammenhange nicht haben kann. Soll es so ge- nommen werden, so wäre es wohl gut, das jo durch den Druck ein wenig auszuzeichnen. Es ist schwer eine Stütze des Verses vorzuschlagen, die nicht Einschiebsel wäre: Schöne Nachbarin, ja, jo war ich gewohnt dic zu jehen. Oder: Schöne Nachbarin, du, u.s.w.* Schl. 49 innen im] in dem J „Dieser Vers ist eigentlich nicht unrichtig skandirt, denn das in wird gegen die kürzeren Sylben, wozwischen es steht, lang, doch: ist es immer eine unvollkommne Länge. Ich glaube, es ist schon einmal vorgeschlagen: und tief im ruhigen Bufen; vielleicht könnte man ohne Bedenken setzen: und innen im xuhigen Bufen.* Sch. 53 Fluth] Woge J 57 es — er] fo ſprach er, es flattert im Winde J 59 mwadere] wackre J co Würdig die jegnende] Segnend, die würdige .J 67 Küften — nun) Gegenden wirft du befuchen J_s8 Handelſt du ein) Wiederbringen J_ ro zahlen: jo] bezahlen, jchon J 75 Hef: tiger — Geichrei] Immerfort tönte das Rufen der Schiffer 7 77 xreifiten] reifen N 83 Endlich warft du zur Laube gekommen, da fandjt du ein Körbchen J s4 Und — bog] Änderungsvor- schlag Da bog Myrthen Zweig g! in > fich — un] darüber fi) J s9 jtand] ging nit J 93 ſank — Haupt] war dein Haupt auf die Schulter gefunfen J 98 vor] für J 99 rief — Strand] riefen die Schiffer J 103 Stärfer rief’3 in dem Gäßchen, Aleris! da jah mic) der Knabe J 104 herein] und fam J 107 hielten] nahmen Yin HM fchonten] fie jchonten J_ 109 Dora — du] lis— pelteft du, o Dora J 110 Stand fie doch) ja! fie ftand 7 1 „Seine Tochter die Göttin der Liebe, die Grazien jtanden.
Elegien I. | 427
Wegen des weiblichen Abschnitts im 4. Fusse: Göttin der Lieb', und die Örazien. Zwar käme alsdann die Elision grade vor dem Abschnitt zu stehen, doch würde diess weniger ge- fühlt werden, weil der Inhalt keine lange Pause erlaubt.* Schl. 116 In — ordne] Aus der Werkftatt jogleich reiche J „Aus der Merkjtatt gleich reiche ein übelklingender Gleichlaut; viel- leicht statt gleich: fchnell oder etwas ähnliches.“ Schl. 117 zur — werben] e3 joll zur Kette werden das Kettchen J 119 Ferner) Außerdem J_ 120 auch fehlt J 123 das Edelgeftein} die herr: lichen Steine J 133 Köftlicher — Stüde] Stüde köftlicher Lein— wand J „Stüde föftlicher Zinnen; das Wort Xeinwand könnte ohne Nachtheil der Scansion bei einer kleinen Umstellung beybehalten werden: Höftlicher Leinwand Stüde.* Schl. 135 täu: ſchet) o täuſchet SF 141 ſchreckt — mir] das mir die Schöne von
Terne JS us Zeus] 0 Zeus ./ 152 „diefen unglüdlichen Maft, da es -_uu seyn sollte. Ein andres Beywort für Majt, das zugleich dem Sinne nach und metrisch passte, hat mir schlechthin nicht beyfailen wollen. Es wird also vielleicht am gerathensten seyn, ungeachtet der metrischen Licenz nicht an dem Vers zu rücken. Denn auf andre Art liesse sich wohl nicht ohne Umkehrung helfen: Treffe den (fahr an dem) Unglücks-Maſt Tpaltend (nieder) dein leuchtender Blitz. Spalte des Unglücks-Schiffs Maften dein leuchtender Blitz. Alle diese Lesarten sowie andre, die man vorschlagen könnte, haben ihre Härten und Mängel.“ Schl. ı54 Gedankenstrich zugesetzt g! in HM 157 die — nicht] ihr nicht die Wunden J
Der neue Pauſias und fein Blumenmädchen S 272—280.
Hs Bl. 6.2—9.!
Erste Drucke. J: Musen-Almanach f. d. J. 1798. Herausg. v. Schiller. Tübingen. S1—18 N 3,195—211 an dieser Stelle. Am Schlusse des prosaischen Vorwortes ver- weisen J und N auf Plinius B. XXXV, C. XI.
5 bleib’] g in FH bleibt JN oↄ nun zu J 11 Laß zur deinen Füßen mich fiten, im blumigen Sreife J_ 17 den — mildern] y in 45 damit der Glanz der Blumen nicht blende JN 22 Abende bir]
428 Lesarten.
Abend dir zu J 23 wie — beglüdt] nur glüdlich wäre der Maler 7 25 beglücdt) glücklich ?“ ss ung] er J er] uns JS 43 Und] AhJ 44 jein] dag g in HP? unbeachtet geblieben 54 die — jchon]
e3 welft früher ala Abend die Pracht 7 „Mittage soll hier v_u seyn. Ist die übergeschriebene Leseart nur gesetzt, um den Zusammenstoss: am Abend die Pracht zu vermeiden, so könnte das auf andere Art geschehen: die Pracht welft vor dem Abende ſchon. Soll aber der Begriff von Mittag durchaus herein, so
wüsste ich ihn nicht anders zu stellen als so: Morgens früh;
Mittags welket die Pracht Thon dahin.“ Schl. 55 und Loden] damit fie s6 Stet3 erneuend und jtet3 ziehen die Herrlichen an so Welchen] Den J „Der trochäische Anfang des Pen- tameters -_v kommt gleich im nächsten Distichon wieder, und überhaupt öfter in dieser Elegie vor. Vielleicht also:
Welchen du mir, den Schmauß.“ Schl. sı die Roſenknospe] und eine Blume J_ 62 tranfeft] trankſt JNH® 79 Di — ich] gin H® Und ich ſahe JN sı Ach, da] 7° Und es JN 82 geichwungnen] geichlagnen N—C! verbessert in der Anlage des Briefs von Goethe an Göttling vom 19. April 1827 ss raſch] fehlt JN zugesetzt H® 85 verlegte der Zufall] der Zufall verlegte J 98 dorrte] welfte IN 102 bangen] hängen J 103 dein — nicht] der erjte, ich hatt’ im Getümmel 104 Ihn — hing] Nicht ihn vergefjen, ich hängt’ J_ 103. 104 „Die Stellung der Worte würde mir noch leichter scheinen, wenn es hiesse: Sch vergaß ihn
Nicht im Getümmel,* Schl. 105 Und ich jah die Kränze des Abends und ſaß noch und meinte J die jetzige Fassung gin H® 109 entlegne] verborgne J_ 115 nicht noch dich) Doch nicht noch g in A® nicht befolgt 119 Schnell] Sa JS 124 zwein] zwey JN
Euphroſyne S 281— 286.
Hs Bl. 9.°—11.? Erste Drucke. J: Musen-Almanach f. d. J. 1799. Herausgegeben von Schiller. Tübingen. 8 1—13. Euphrojyne.
Elegien I. 429
Elegie (Zum Andenken einer jungen, talentvollen, für das Theater zu früh verftorbenen, Schaufpielerin in Weimar, Madame Beder, gebohrne Neumann) N 7,212—227 an dieser Stelle.
3 verhüllt — Nacht] decket Nacht ſchon JN jetzige Lesart H ı3 glüht] glühet J_ 31 Wald und graufes] Wälder und graufe 33 blidet] und blidet JS 35 mich — du] du das Sind mich J
Laß mich gedenken der Zeit, da du mich, das Sind, zu dem Spiele Riemer in H® 39 angemerkt H® 51 zerjchmetterten, trugft]) geftürzten und trugſt 7 53 die — dich] ich das Aug’ auf und jah dich, Geliebter 7 55 die — dankbar] dir dankbar die Hände J 57 mein — ernft] jo ernit, mein Bater 7 si ftarf] ernft J7_ 65 mich — gerührt] du mich rührft J_ „Rühre die ganze Verſammlung wie mich, diese Ordnung scheint günstiger für den Vers als die überschriebenen Zahlen, bei denen wir wieder den weiblichen Abschnitt im 4. Fusse bekämen, Hat dadurch das gleichförmige mid) in diesem und dem er. Verse, beydemale vor einer ganz ähnlichen Cäsur, vermieden wer- den sollen, so liesse sich das ebenfalls bey einer der alten noch näher bleibenden Leseart erreichen: Rühre te alle, wie mich du gerührt.* Schl. sr doch mich] mich doch J 11 Früh: linge] Frühling / 73 jtürzt fich] ftürzt / 74 Aus der bewölften] Eich aus beiwölfter 7 75 Fichten — fo] Grünet die Fichte doch 7 6 heimliche] heimlich die Jr nach Gejet] geiehlich J 78 dem] den JNAB ss mir) num J Der Vers und besonders das mit angemerkt H5 99 Volk) Bolfe J 103 ftehn] fien J_ 113] Wenn fie Fleiß nicht part noch Mühe, wenn fie die Kräfte J7 114 fie] dir 115 Guter — mein] Dann gedenfeft du mein, du guter J 121 an-
gemerkt rühmt mich zu 9° in 5 125 angemerkt Wen der Dichter 9° in-H° 136 trüb noch] noch trüb 4
Das Wiederjehn S 287.
H> Bl. 12. H®? g aus Knebels Nachlass, zu Berlin im Privatbesitz DH? g aus Fr. H. Jacobis Nachlass in der Hirzelschen Sammlung, auf der Universitätsbibliothek zu Leipzig, ohne Überschrift (s. Neuestes Verzeichniss S 235).
Erste Drucke. J:Musenalmanach für das Jahr 1796. Herausgegeben von Joh. Heinr. Voss. Hamburg. S 96 u. 97. N 7, 228 u. 229 an dieser Stelle.
430 Lesarten.
3 wie — Baum] der Baum wie heute HH J 13 zu — Abende] am Abend zu fcheiden, und HH „Schmerzlid wars am Abend zu fcheiden | traurig die lange Der Vers ist zwar völlig richtig, weil der Trochäe in der 4. Stelle eine Pause, aber keine Cäsur macht; doch däucht mir würde er zu- gleich voller und weicher klingen, wenn es hiesse: Schmerz: lich war es zu ſcheiden am Abende, | traurig die lange u.s. w.“ Schl. ıs kehret zurück) ift wieder erjchienen H®H®J 16 Behnmal, leider] Leider zehnmal dieselben
Amyntas S 288 u. 289.
H> Bl. 12.? u. 13.'
Erste Drucke. J: Musen-Almanach f.d.J.1799. Heraus- gegeben von Schiller. Tübingen. S 145—148 Amyntas. Clegie N 7,230—234 an dieser Stelle. In C! u. C ausser in Bd. 1 der Gedichte auch und zwar in erster Fassung Bd. 43, der nachgelassenen Werke Bd. 3 18335 S 166-168.
3 mir — Kräfte] Die Kraft ſchon ſchwand mir C43J 7 elfenz] Telien J 18 Ranken] Rante N 20 Lifpelnde] Lifpelnd "die C’43 22 jo] jhon C43 28 nicht mir] mir nit C43J 34 Safts] Saft dies. die] zur dies. 35 geliebtefte] geliebte dies.
Die Metamorphofe der Pflanzen S 290-292 zugleich in Bd. 3 der Gedichte unter Gott und Welt. H® Bl. 15. u. 16. anfänglich nach Hermann und Dorothea. Erste Drucke. J: Musen-Almanach f. d. J. 1799 (s. zu
vor. Elegie) S17—23 N 7,235—245 an dieser Stelle.
2 dem] den NH5A s Gedankenstrich fehlt JN—C! an- geordnet von Goethe in der Beilage des Briefs an Göttling vom 19. April 1827 „um den Abſatz anzudeuten“ 10 bildet] bilde JH5SA 12 Stille] Still 4 befruchtender] befeuchtender J 22 bezeichnet] zeiget Riemer in He 43 Um die Achje bildet fich jo der bergende Kelch aus J jetzige Fassung gin > 47 ftaunit] erftaunft NA5AB 352 Zwiefach — vor] Wideln fich zwiefach hervor 7 54 ordnen] reihen JNH® 63 Wende — Geliebte] H Nun Geliebte wende J 65 verkündet] 7° winfet 7 rı denn angemerkt H° aus dem H°_° 72 entjproß] erſproß JNH®
Elegien II. 431
3 angemerkt H® in] aus JNH®A 75 bie] HZ dieſe J „Sechster Vers vom Ende. Vielleicht, weil bald keine voll- kommne Kürze ist: _ bald die, bald jene Geftalten.“ Schl. 79 „Zweiter Vers vom Ende. Anſicht, - - als - u gebraucht. Vielleicht: Ahnlicher Anſicht auch u. s. w. oder: Ahnlicher MWeltanficht u.s.w. Gleichem Bli auf die Dinge u.s.w. Sonst weiss ich bey diesem Gedichte nichts zu erinnern, als dass noch zu häufig Trochäische Anfänge der Verse vorkommen. Viele Namen höreft Rings im Kreiſe ftellet Um die Achje bildet Und zujammen zieht 8 Nun vereinzelt ſchwellen Nun Geliebte wende jede Pflanze wintet Es kommt hiebey gar nicht so sehr auf eine grössere Anzahl von Daktylen an, als auf die Art wie die Worte sich theilen. Z. E. der Vers: Und zu: fammen zieht e3 fich jchnell, die zartejten Formen, klingt gleich viel daktylischer wenn es heisst: Und es zieht | zufammen fich Ichnell | die u. s. w.“ Schl.
Hermann und Dorothea S 293 u. 294.
H> Bl. 13.° u. 14. (s. oben zu Pie Metamorphoje der Pflanzen).
Erste Drucke. NT, 244—248 A 1,344—3460 an jetziger Stelle. Überschrift Hermann] Herrmann N—C, in dem epischen Gedichte selbst jedoch Hermann seit 1817 (Cotta), 1823 (Vieweg) CC Bd. 40.
5 „Statt zu ſchauen vielleicht zu jehaun, um die drei auf einander folgenden Amphibrachen zu vermeiden.“ Schl. 7 nicht — mich] des Lebens bedingender Drang nicht N jetzige Lesart von Riemer in H5 „Ich weiss nicht, ob es im Klange oder im Ausdruck liegt, dass ich hier: daß bes Lebens bedingender Drang u.s. w. einen kleinen Anstoss fühle. Ist es vielleicht, dass man so gewohnt ist bedingt, unbedingt, bedingend u. s. w. so häufig als philosophische Kunstwörter zu hören? Doch kommt hier freilich zu viel auf den Sinn an, als dass ich wagen sollte etwas vorzu- schlagen Schl. 9 Vielleicht: Solcher Fehler, die du (von dir) jo emfig gepfleget, o Muſe, doch bey der oberen Leseart möchte eine Zweideutigkeit entstehen; denn man könnte auch
432 Lesarten
lesen: Solcher Fehler, | die du.* Schl. ı6 die Scheitel] den Scheitel Us 22 jilberne] filbern die 4°, unbeachtet gelassen 23 Schüre] He Schüret N Manned] Mann? H® 30 deutjchen] deutſche A—C Druckfehler 34 nah] nah N A dem] 7° dann N am] H5 da3 N 42 Das Jahrhundert] 7° Des Fahr:
Hundertee N „Des Jahr | Hundert3, | wen|. Ich würde lieber hören: Des Jahrhunderte wen u.s.w. Es wird dadurch be- stimmter angegeben, dass wen die Länge haben soll, und überhaupt fodern doch die alten Sylbenmasse diese voll- ständigeren Biegungen.* sSchl.
Epiiteln S 295-304.
His g! (s. zu An die Erwählte S 55 und zu dem zweiten Kophtiichen Liebe S 133) die ganze erste Epistel im ersten Entwurf. ZH° Folio von der Hand des Secretärs Geist, 9° corrigirt, die Verse durchgezählt und beziffert, jede Epistel für sich.
Erste Drucke .J: Die Horen, eine Monatsschrift. Herausgegeben von Schiller. Erster Band. Tübingen, 1795. Erstes Stück S 1-6 Erfte Epijtel. Zweytes Stück S 95—98 Zweyte Epiftel A 1, 347—356 an dieser Stelle.
Der Vorspruch S 295, zuerst B 1, 303.
Erſte Epijtel S 297—301.
ı viele erst jeder MM? 2 erst Ungedultig ergreifen und fanm durchblättern das Ende? Hi? 6 andere] andre JH
s jobald] jo bald dies. „Dem hohen | Meer zu, fo | bald ihm statt _vu Mir hat keine passende Veränderung ein- fallen wollen. NB. Vielleicht: Dem Meer entgegen.“ Schl. Sicher erst Schiffer MI? 10 Fläche] Wogen Hi? 12 ganz vorzüglich] He noch bejondrer A? 13 wir haben] und haft fie 73° 14 gefehen] gejehn JH° 16 Ernſt — Frage] Ernfte wichtige Frage fürwahr! 9° in H „Weiblicher Abschnitt
Episteln. 488
im 4. Fuss: Wichtig erſcheint mir die Frag' und ernſt, doch trifft fie mich eben u.s. w.“ Schl. ıs Glänzet] 9° in HS Glän— zend J mir) HS 8 J 19 es folgte durch der blühenden Linden Gerüche gewürzt His jüh] He mir 7 2» und ferne] Vergieb mir 73 20.21 und — borüber] vergieb mir Wenn die Sorgen nicht mir wie dir im Trüben erjcheinen ZT? 22.23 „Trochäische Anfänge; V.2 -v_-u_vu; und V. 23
-- -v- vu dann Eindrud als -u_ von den Lettern der Ein: drud.* Schl. 24 Freilich] 5 denn freilich 77 „Weiblicher Abschnitt im 4. Fuss: Die der Ewigfeit troßen, jo heißt's; denn u.8. w.“ Schl. 27 Ach vergißt er des Wort3 von gegofjenem [?] Erze geftempelt 7? 31 DO fo iſts mit Büchern nicht beffer, es biegt nur ein jeder His Lieſ't — ein] 4° e3 lieft nur ein JS „ Weiblicher Abschnitt im 4. Fuss: ©o iſts auch mit den Büchern bewandt; es lieſt u.s. w.“ Schl. 32 Aus] Mur aus 9? in H5 38 Sag’ ih] 43 Soll ich jagen AY3J durchaus 5 fehlt 137 „Weiblicher Abschnitt im 4. Fuss: Soll ic) jagen, wie es mir ſcheint? jo denk’ ich, e8 bildet u.s.w.“ Schl. 39 Mann] Menſchen 73 40 „Lieber unfere Meinung.“ Schl. 41 Aber — was] g? in H5 Aber wir meynen nicht weil wir Hören denn was H's Aber das Hören macht nicht meynen, dem was J „Weiblicher Abschnitt . im 4. Fuss. Vielleicht darf an der ersten Hälfte des Verses nichts gerückt werden, und so wäre es am leichtesten nur das denn wegzustreichen, wodurch doch einigermassen ge- holfen würde.“ Schl. 42 dem — eilet] dem Redner, doch folgt ihm nimmer His 43 Unfer freies Gemüth weit voraus im lei— denden Drange HM? 46 Mußt du etwas erzählen daß fie ſich befſer erjcheinen A347 „Was fie wünfchen und was fie zu leben jelber begehrten.“ Schl. 50.51 Wer er jey. Und flinget zur Harfe Nicht im Saale dem fürftlichen Helden die Alias beffer 7° „Wer er jey, und klinget nicht ftet3 im hohen Palafte u.s. w.“ Schl. 52.53 Auf dem Marfte Elinget dem Volt des Ulyſſes Geichichte 7? 53 da] gin H5 fehlt J_ „Das übergeschriebene dba hilft dem Verse nicht aus dem Grunde; es ist keine rechte Kürze, wenigstens eben so lang als two, es müsste also eine männ- liche Endung vorherrschen. Etwa: Auf dem Markte ich beffer und unter verfammelten Bürgern?* Schl. 57 allwo man geflütgelte] 9° in Ho die den geflügelten Hiad4 „die den geflügelten Goethes Werke. 1. Bd. 28
434 Lesarten.
Löwen. Vielleicht: die einen geflügelten Löwen; oder geflügelten mit einem vorangehenden einsylbigen Beywort, doch könnt’ es auch zweysylbig seyn, z. B. die den mächtig geflügelten Löwen.* Schl. 58 erzählen] erzählt 9° in Hö „Weiblicher Ab- schnitt im 4. Fusse. Es wird schwer zu verändern seyn. Denn wenn man statt im Kreiſe gefchloffen substituirte: ftehend im Kreiſe; so würde es dem Verse nun gar an einem rechten Abschnitte fehlen, weil bey Mährchen nicht immer gehalten wird und der kleinere Abschnitt nach verehrt zu weit vorn steht.“ Schl. so verjchlug — Sturm] 9° in 4° ward ich verichlagen J „Einjt, jo ſprach er, verichlug mich ein. Sturm u.s.w.“ Schl. sı In eim jchönes Utopien, wo man im
Gafthof Mis 62 betrat] g in 775 betreten 7 „jemals betrat. Wenn man setzte: Diefer Gejellichaft je betrat u.s. w., so würde der Trochäe stehen bleiben.“ Schl. 62 Dieje Gejellihaft Handel betreibend, fie liegt im Meere 713 sr Völlig — Noth] 9° in ZI Und der Noth vollkommen vergeffen J_ „Weiblicher Abschnitt im 4. Fusse — ich hatte vollfommen Allen Kummer vergejjen
und Noth; da fing u. s. w.“ Schl. 69 „Mahlzeit befommen — wie wird nach geendigter Mahlzeit Dir die Zeche bekommen? u. s. w. Doch würde ich das leider ungern einbüssen.* Schl. 70 Reiche — Wirth] 9?’ in 3 Weniger bat ich den Wirth mir zu reichen J „Weniger bat ich zu reichen den Wirth.“ Schl. ro müff’ | muß 73H: . 80 Unjerer] Unfrer dies. AB s2 „Sollt’ im eigenen Hauf’ ich ſolche Beleidigung dulden!“ Schl. ss Müffet] g°? in 7° Müßt HisaJ
—*
„Müßt ihr euch würdig beweiſen zuvor u. s. w.“ Sclil. vo „Arbeit
gefügt; — ich habe leider zur Arbeit Niemals gern mich ge: fügt u.s.w.“ Schl. 9ı Spott nur] Spotte JH3 „Die den Menſchen zu nähren bequem; man hat mich im Spotte.* Schl. 92 Hana Ohnjorge] Nur Hans ohne Sorge HY3JH® 94 Tiich]
Ziihe JH? 97 „Arbeit verleite; — daß nicht dich ein fchändlicher Rüdfall Zum Arbeiten verleite u.s. w.“ Schl. 100 „Aber zu ſitzen auf offenem Markt, die Arme geichlungen.“ Sch. 101 Bauch] Bauche JH® 102 Unferer] Unfver dies.
Episteln. 435
Zweite Epiftel S 302—304.
107 Stirn] 7 Stine J „Du runzelſt die Stirn.“ Scehl, 109 verlangjt angemerkt 7° „Weiblicher Abschnitt im 4. Fuss, zugleich mit einem unreinen Daktyl: Und antworten auch ſoll ich befonnen dir; weiß ich, beym Himmel, Doch nicht, wie fich da eben der Schalt mir im Buſen bewegte.“ Schl. 111 So möchte] e3 möchte J fo hielte g’ in HA 112 halten] doch über halten 7° „Weiblicher Abschnitt im 4. Fuss und viele Amphibrachen nach einander: Meinetwegen die Meng’ im Leben und Leſen fich halten.“ Schl. 115 wohl] es J_ 118 jobald] wie 9° ın H® 118—120 angemerkt HM’ 120 Manches hat die Jung: frau zu jchaffen, die vielen Gefäße J daraus Manches zu Schaffen macht fi) die Jungfrau viele Gefäße 7° 17—120 „Was zu Schaffen. Da gieb nur die Htellerichlüffel dem einen, Daß e3 die Weine des Vaters beforgt, jobald fie, vom Kaufmann Oder vom Winzer geliefert, die weiten Gewölbe bereichern. Manches zu Schaffen hat die Jungfrau: all die Gefähe.* Schl. 124 trinfbar] fich trinkbar 7 „Leicht erreichen die Öffnung im Faß, fich trinfbar und helle.“ Schl. 125 fi) — Jahren] 4° für künftige Sahre 7 127 ftet3 — rein] der Trank ſtets geiftig und rein J ftet3 geiftig und rein der Trank ZPO 128 der — Neid] 7° die andre die Küche beforgen J 123.129 ‚Laß die andre die Küche verjehn, da giebt e3 der Arbeit Wahrlich genug, das u. s. w.* Schl. 133 ihr — giebt] gin HP die Jahrszeit ihr bringt 7 „Alles was ihr die Jahrszeit bringt.“ Schl. 134 angemerkt H° 135 reift nur eben) 5 faum reift ihr /_ 136.137 an — Winter] fchon ar Vor: tath des Winters JA® „Weiblicher Abschnitt im 4. Fuss und Borrath als _u gebraucht. Ich habe nicht ohne beträcht- liche Veränderung im vorhergehenden Verse diesem ab- zuhelfen gewusst: Klug zu wechjeln, und denkt, wenn faum der Sommer die Frucht . | reift, Vorrath Schon für den Winter fih aus. Im fühlen Gewölbe Gährt ihr der Kohl ſchmackhaft und u. s. w.* Schl.
137 Gährt] Gähret JH der kräftige] ſchmackhaft der JH 138 luftige
23%
436 Lesarten.
— ihr] Lüftige Kammer bewahrt die JH5 | 140 mißlingt ihr etwas] 77° wenn etwas mislingt J „Und miglingt eiwas, F— iſt es u. s. w. Oder wollte man etwas als Trochäe skandiren:
Und mislinget ihr etwas, fo ift es ein u.s.w. Mir kommt
etwas mislingt wenigstens als ein harter wenn auch nicht unechter Daktylus vor.“ Schl. 141 dir — und] 4° dein Schulb- ner davon geht und dir J „bir der Schuldner entgeht und.“ Schl. 142 ift fo] fo ift 7° ° „Immer beſchäftigt das Mädchen fich jo.“ Schl. 146—148 „Eine der Schweftern beforgt den Garten, welcher als Wildniß "Schwerlich dein Haus en und feucht zu umgeben verdammt ift, Sondern in zierliche Beete getheilt, der Küche zum Vor— hof,* Schl. 145 getheilt] 775 getheilet T_ 150 So erzeuge dir ſelbſt, patriarcha= Lich, ein kleines J jetzige Lesart H° 152.153 „die lieber weib- liche Arbeit Stille figend verrichten.“ Schl. 156 Wie — vermehrt] g° in H5 Wie vermehrt fich das Nähen und Fliden J_ „Das Nähn.* Schl. 157 angemerkt H® 10 der Mädchen ein Dußend] ein Dutzend Mädchen JH® 161.162 Arbeit Selber] 45 jelber Arbeit J „Arbeit wüßt' ich wohl immer für fie, fie machen der Arbeit Selbſt ſich genug.* Schl.
GCpigramme S 305—8331.
H>+ . Octavheft in Pappband g überschrieben: Notanda. Mart. 1790; darin g* Entwürfe mehrerer Epigramme, zum Theil mit Gummi entfernt.
H5: Quartheft, numerirt 22®, g überschrieben: Epi- gramme. Erstes Buch. Venedig 1790. Hominem pagina nostra sapit. Auf der Rückseite des Titelblatts g!: Deutsch hin her. Warum die Epigrammen Form.
Haec ego mecum Compressis agito labris; ubi quid datur oti,
Epigramme. 437
Illudo chartis. Hoc est medioeribus illis Ex vitiis unum. Es folgen g 69 Epigramme beziffert und 28 unbeziffert, meist durchstrichen oder sonst unleserlich. Dann nach einem besondern innern Titelblatt 9: Epigramme. Zweytes
Buch, gi linguam clauso tenes in ore
Fructus projicies amoris omnes.
Verbosa gaudet Venus loquela. Catullus. 9 30 Epigramme beziffert und 11 unbeziffert, gleichfalls vielfach unleserlich, schliessend mit der jetzigen Nr. 82. Wenn in Dunft und Wolfen gehüllt.
H°®*: Quartheft, numerirt 22b, enthaltend 31 Bll., g über- schrieben: Epigramme. Venedig 1791. Triste supereilium, durique severa Catonis Frons, et aratorıs filia Fabricia, Et personati fastus, et regula morum Quidquid et in tenebris non sumus; ite fores.
Haec ego mecum (wie auf H5®) Hor. Serm. 1. IV. namque Deos didici securum agere aevum Nec si quid miri faciat Natura, Deos id Tristes ex alto coeli demittere tecto. Serm. 1. V. Darin 9 85 Epigramme beziffert und 15 unbeziffert, ein grosser Theil ausgestrichen oder verwischt.
H": Quartheft, numerirt 22e, 8Bll., wovon 2.5. aus- gefüllt, g überschrieben Bl. 1. Epigramme. Venedig 1790. Hominem pagina nostra sapit. Bl. 1.2 Haec ego mecum etc. (die auf beiden vorigen Hss. ver- „merkten Horazischen Verse). Bl. 2. bis Bl.5.? 15 Epigramme beziffert, in Reinschrift g (lateinische Lettern).
H>®: Bl. in Folio, enthaltend auf S 1 ein Verzeichniss der Epigramme nach ihren Anfängen, — soweit sie gedruckt sind, in der Fassung des Schillerschen Musen - Almanachs auf das Jahr 1796, — 9 in lateinischen Lettern, und zwar:
438 Lesarten. 1. Seinen Sarkophag. 30. 2. Immer halt id). 97. 2a, Viele folgten dir. | 3. Kaum erblidt id). 38 4. Noch ijt Italien. 39 5. Seh id) den Pilgrim. | 6. Diefe Gondel vergleich ich. | 7. Feyerlich jeh ich. 40. 8. Dielen Ambos. 41 9. Ruhig ſaß ich. 42
11. Wenn du ſchelten willſt.
12. Camper der jüngere. 4. 13. Sn ein Puppenſpiel. 45. 14. Warum ſchreyt das Volk.
15. Was ſie klingeln die Pf. 46 16. Warum macht der Schw. 47 17. Herrſcher möge der ſeyn. 48. 18. Oft ſind alle neune. 49 19. Vieles hab ich verſucht. 50 19a, Eine Liebe hatt id). 151 20. Noth lehrt beten. 52 21. Heraus mit dem Theile. 153 21a, Offen fteht das Grab. 54 22. Welch ein emfig Gedräng. 558 23. St. Johannes im Koth.
24. Jupiter Pluvius. ‚55 25. Schläfjt du noch immer, 56 26. Welch ein Mädchen. 157. 27. Wenn auf beichiwerlichen. | 58 28. Emſig twallet. 59. 30. Schöne Kinder tragt ihr. 60. 31. Warum ledjt du. 61 32. Einen zierlichen Käfig. 62 33. Alle Künfte lernt und treibt. | 693. 34. Dft erflärtet ihr euch). 64.
. Klein ift unter den Fürſten. 65. . Alle Freiheits Apojtel.
66.
Tolle Zeiten hab’ ich erlebt. Das ift dein eigenes Kind nicht.
. Frankreich hat uns. . Wundern kann es mid)
nicht unter Lange fucht ich ein Weib. Dich betrügt der Regente.
. Schweig du weiſt es befier. . Müde war ich geworden. . In dem engjten Gäfjchen. 18.
Wie von der fünftlichiten Hand.
Kehre nicht o Find. Wende die Füßchen zum Himmel,
. Seitwärt3 neigt fich. . Was mit mir dag Scidjal.
Wenn ein Eluger Koch.
. Haft du Bajae gejehn.
. Unglücdfjelige Fröſche.
. Süß ben fprofjenden Klee. . Was hat Joſeph gewollt? . Was auch Helden gethan.
. Geht zu meiner Linken.
. Sauber Haft du dein Volt
erlöſt.
. Mache der Schwärmer. ). Dichten iſt ein luſtiges.
Dier gefällige Kinder.
. Ach mit diejen Seelen.
Gern überjchreit’ ich. Amerikanerinn nennft du.
. So verwirret mit feltnen. . Alles jeh’ ich gerne von Dir.
Auszufpannen befiehlt. Zürnet nicht ihr Frauen. Ich empfehle mich euch. Schon entrunzeln fich.
Epigranme. 439
67. Welch ein Wahnfinn ergriff. | 76. Haft du nicht gute Geſell—
68. Bor dem Arjenal. ich[aft].
69. Feder Edle Venedigs. 78. Glänzen ſah ich da3 Meer.
70. Das iſt dein eigenes Kind 79. Oftmals hab ich geirrt. nicht (s. Nr. 37.). 80. Nadend mwillft du.
71. Zange hätt’ ich euch gern. 81. Alle Weiber find Waare.
72. Wer Lacerten gejehn hat. 82. Ach mein Hals.
13. Seyd ihr ein Fremder? 83. Reizend iſt e3 die Liebſte.
74. Wär’ ih ein Häusliches 84. Und jo tändelt ich mir. Weib. 85. Weit und jchön ift die Welt.
75. Kaffe wollen wir trinken. | Ob erfüllt it.
H>° : Abschrift von 74 Epigrammen aus dem Nachlass der Herzogin Amalia von Sachsen-Weimar, befindlich im Grossherzoglich Sächsischen Haus-Archiv. Vgl. Burkhardt, Archiv für Litteraturgeschichte 2, 512 ff und Grenzboten 1872 4, 474 ff,
H“° : Die Epigramme Nr. 36. 37. 38. 39. 42. 43. 44. 47. Bier gefällige Kinder und Zürnet nicht ihr Frauen, 9 in deutschen Lettern, ein Foliobl., Beilage des Briefes an Knebel vom 23. April 179%.
H°®! : Goethes Notizbuch von der schlesischen Reise im Jahre 1790, Octavhöft von 38 Bll. g!, im Besitze der Leip- ziger Universitätsbibliothek, aus Hirzels Sammlung B. 209. Vgl. Fr. Zarncke, Goethes Notizbuch von der Schlesischen Reise im Jahre 1790, zur Begrüssung der deutsch-romanischen Section der XXX VII. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Dessau am 1. October 1884. Leipzig. 4°. (In 100 Exemplaren gedruckt.)
H> die Handschrift zum Druck 1806, Folio, Hand des Secretärs Geist, mit Zusätzen von Goethe und Riemer.
Vgl. Schl. Bl. 3. -5.2.
Erste Drucke. J: Deutsche Monatsschrift. Berlin 1791 Juni. S 81—87 Sinngedichte die Epigramme Nr. 2. 21. 8. 5. 25. 20. 13. Einen zierlichen Käfig. 30. 15. 11. 100. October. S 89-95 Einngedichte die Epigramme Nr. 95. 85. 89. 83. 94.
440 Lesarten,
84. Ach! fie neiget das Haupt. 86. 56. 50. 57. 96. M: Musen- Almanach f. d. J. 1796. Herausgegeben von Schiller. Tü- bingen. S 205-260. Epigramme. Wenedig 1790 mit den beiden auf der Handschrift H°° befindlichen Motto aus Martial (X, 4, 10) und Horaz (Serm. I, 4, 137 sq.), die Nrn. 1. bis 103., jedoch ohne Nr. 34.3, mit welcher die Epigramme 1800 in N 7, 249—308 unter derselben Aufschrift ohne die Motto, nach den Elegien II erschienen, dann seit A an jetziger Stelle, seit B (1, 313) mit dem Vorspruch oben S 305; von den übrigen Epigrammen fand keines Aufnahme in die Werke.
Epigr. 1 S307. Mes Buch I Nr. 1. "He Bl.1. H° Bl. 2. Nr. 1.
ı Sarfophagen und Urnen] Seinen Sarfophag Hos Ho H5%,J\ 3 der — Pausback) Wir jehen lebendig den Marmor dies. 5 u. 7— 10 fehlen dies. 5 Gymbeln, Trommeln] Cymbel: trommeln NH® „Statt wir jehen vielleicht besser: wir jehn, damit doch Eine männliche Endung in den Vers gebracht wird, das letzte Hemistich dieses Verses theilt sich bey der jetzigen Leseart in lauter Amphibrachen, und ist überdiess den beyden vorhergehenden Hexametern völlig ähnlich.“ Schl. 9 überwältiget über bezwinget g’in H® „Der Anfang des Verses
lautet sehr trochäisch. So bezwinget Fülle. Vielleicht: So übermwältiget Fülle den Tod ꝛc. Das So hat den Nachdruck,
und ist also gegen übermwält besonders in der Arsis des ersten Fusses entschieden lang.“ Sch. ı1 So — fpät] Und fo ziere denn auch H5°— H5’HsJ 12 von ihm] die er dies.
In H®* folgt Bl. 1. ein unleserliches Epigramm ®ieb mir ftatt der. Findet sich in Hos nach Nr. 76. (dort Nr. en 3 Distichen, der letzte Vers lautend:
Denn ich Deutfcher ich bin übel als Dichter geplagt.
Epigr. 28307. H55 Buch I Nr.3. H°* Bl. 28. Nr. 101. H®' Bl.3. Nr.3. Fehlt H®
13 an — ich] erblickt’ ich den blaueren Himmel HH H"J IT} Kaum erblicdt ich die glänzende Sonn’ an dem blaueren Himmel
Epigramme. 441
g’in H® „Man könnte der Anordnung der Worte in der alten Leseart noch etwas näher bleiben, so dass flaum er: blidt’ ich wieder vorn zu stehen käme:
Kaum erblict’ ich die glänzende Sonn’ an dem blaueren
Himmel u. s.w.
oder, wenn der Vers auf diese Art zu sehr mit Daktylen überfüllt scheinen sollte, was jedoch hier zum Inhalte passt: — am blaueren Himmel.“ Schl. 16 laulicher] 773 laulichter HS’I!N 17 die — gleich] fich wieder die Mufen H+HSHFJT is Wan: derer] Reifenden H°*
In H5*® folgt Bl. 29. Nr. 78. das Distichon:
Wagſt du deutich zu fchreiben, unziemliche Sachen? Mein Guter, Deutich dem kleinen Bezirk Leider ift griechiich der Welt.
Dasselbe Epigramm, in H°® nach Nr. 73. (dort Nr. 66.) und in H®, wonach es mehrfach gedruckt ist (s. Burkhardt 2.2.0. 513). In H®* Bl. 29. noch folgender Entwurf: Achte hatt’ ich geſetzt, nun ift die neune gezogen Sieh wie nah ich jchon war, nächſtens treff ich die Zahl. Und fo flagen die Menjchen, die fich dem Zufall vertrauen Jeder fchmiede jein Glüd aber [er] brauche [die] Kraft.
Epigr.3 S308. H°5 Buch I Nr.2. H°* Bl. 4. Nr. 2. H5' Bl. 2. und 3. Nr. 2. 30 drängt] jchließt 7°°HZ5°H 21 lehnet mein] lehnt fich 5° Knieen] Schooß HA 23 und] wie 79 °43 Allen Freuden des Lebens hab’ ich den Rüden gefehret 7°5— HH wend' ich] 45 ich wende N 26 dahin] umher H95--HHsN 32 be glücdtt] im Glück > In H>> folgt nicht numerirt das Epigramm: Diele folgten dir gläubig und haben des irdijchen Lebens Rechte Wege verfehlt, wie e3 dir jelber erging. Folgen mag ich bir nicht; ich möchte dem Ende der Reije Als ein vernünftiger Mann, al3 ein vergnügter mic nah. 5 Heute gehorch’ ich dir doch und wähle den Weg in's Gebirge, Dießmal ſchwärmſt du wohl nicht. König der Juden, leb wohl!
442 Lesarten.
Dasselbe auch H5° Bl.3. Nr. 2. und H® (3 Reife] Tage 5 Weg] Pfad). Nach HP mehrfach gedruckt (s. Burkhardt a. a. O. 512).
Epigr. 4 S308. H5> Buch I Nr.4. H5® Bl.8. Nr. 23. H®’ Bl. 3. Nr. 4.
5 Das — ich] Noch ijt Italien wie ich H5°— H5’ H59J! 37 Redlichkeit] Nechtlichfeit dies. 39 mißtrauet — eitel] ift eitel, mißtrauet dem andern dies. mißtrauet] mißtraut NH°AB
Epigr.5 S309. Hes Buch I Nr. 10. H+ Bl. 6. Nr. 9. H®' Bl.4.” Nr. 10. fehlt 5
43 In der Gondel lag ich geitret] H3 Ruhig ſaß ich im meiner Gondel H*+— HIT Ruhig gelehnt in der Gondel durch: fuhr ich die Reihen dev Schiffe N „Der Vers hat bey der Ver- änderung einen trochäischen Anfang bekommen, was noch mehr auffällt, da die erste Sylbe eine unvollkommene Länge ist. Da vorhin Ruhig stand, so könnte vielleicht an die Stelle gesetzt werden:
Still in der Gondel lag ich geſtrecket, u. s. w.
Allein ich finde noch einen andern Anstoss bey dem Verse: Durch ist zwar gegen fuhr nach dem grammatischen Gehalt kurz, allein als erste Kürze, besonders in dem schliessenden
Daktyl, macht es eine Härte: fuhr durch die. Diess könnte etwa so vermieden werden:
Ruhig — 2 in der Gondel, durchfuhr ich die Reihen der Schiffe.“ Schl. 45 Mancherlei] Jede HS+— H57,J.J! manches] jedes dies. 46 Scheite, wie] Scheitholz und dies. Schnell drang die Gondel hindurd) [über vorbey] da jchlug mich ein Lorber + BPfeilfchnell — traf] Schnell drang die Gondel vorbey, mich ſchlug H55>— H57J I! 4 mir] auf HÖ+— HJ! 49 liöpelte nach verfetzte H’* so Nur zu!] Fahr Hin. H+— HIN In H®> folgte ohne Nummer das durchstrichene und unleserliche Epigramm von 3 Distichen In dem engjten der Gäßchen (in H5° Bl. 2. Nr. 8. 10.), dann ohne Nummer:
Wenn du jchelten willjt, jo wolle fein Heiliger jcheinen. Denn ein rechtlicher Mann fchiweigt und verzeihet una gern
Epigramme, 443
in H®* Bl.1. Nr. 11., auch in H®® und danach mehrfach ge- druckt (s. Burkhardt a. a. O. 513), ferner ohne Nummer das Epigramm de avibus: Gamper der jüngere trug in Rom die Lehre des Waters Don den Thieren ung dor wie die Natur fie erichuf, Bäuce nahm und gab dann Hälfe Pfoten und Schwänze Alles gebrochenes Deutjch jo wie geerbter Begriff. 5 Endlich jagt er: „Vierfußiges Thier wir habens vollendet Und e3 bleibet ung nur Freunde — — — zurüd“! Armer Camper du Haft ihn gebüßt den Irrthum der Sprache Denn acht Tage darnach lagjt du und jchlucteit Merkur. In H>® Bl. 3. Nr. 9. 12.
Epigr.6 5309. Hes Buch INr.5. Hoe Bl. 6. Nr. 7. H®' Bl.3. Nr. 5.
53 jo — Ihränen] ich kann mich der Thränen niemals Hes— HJ 54 wie bejeliget erst wie glücklich machet H°® Daselbst noch das Distichon:
Wenn er an unjre Natur mit allen Reizen fich fchmieget fahr er wo er hin will wenn er nur fährt [oder führt].
Epigr. 78309. H®® Buch I Nr. 21. ı7 H® Bl.9. Nr. 198. fehlt H®
Gpigr.8 S309. H®® Buch INr.6. H°*° Bl.8. Nr. 24. 6 Hs’ Bl.4. Nr.6. fehlt 4°
55 fanft — Wiege] Wiege fie jchaufelt gefällig H*+— H"JJ! 56 geräumiger] geräumlicher HJ 57 zuerst Wohl jo jchweb ich ala Menjch zwifchen Sarg und der Wiege Mt Der — Sarg] Sarg und zwifchen Wiege Hes Sarg und Wiege HS HS HT JJ! 58 ſorglos durch's] träumend ins N jetzige Lesart von Riemer in H® „Die metrischen Mängel in diesem Epigramme scheinen mir durchaus glücklich verbessert.“ ‚Schl.
Gpigr.9 S309. Hs® Buch INr.7. H®* Bl. 7. Nr. 20.7 H°' Bl.4. Nr. 7.
59 Feierlich jehn wir] Feyerlich feh ich Hee Siehft dur neben dem Doge den Nuncius feyerlich gehen N jetzige Lesart von Riemer in HS 60 einer] daher H®°— H57H%J den Stein] das Grab H°*®
444 Lesarten.
6ı Ob der Doge der Schelm ijt? ich weiß es nicht 5° 62 Gepränges] Gedränges g! in HH’ Nuncius, Evangeliſt, Lügner, Betrüger find eins „H°°H®®
Epigr. 10 S 310. Hes Buch I Nr. 12. H# Bl. 17. Nr.46.14 H® Bl.5. Nr. 12.
63 treibt — jchreit?] treibt fich das Volk und fchreyt jo? 77 ſchreyt [nur] das Volk und rennt jo! HZ HS°H%® treibt das Volt fich fchreiend umher g° in die jetzige Lesart geändert HS „Hier muss bey der Veränderung ein Irrthum vorgefallen seyn, denn der Vers würde auf diese Art sieben Füsse haben. Ich würde vorschlagen, um der alten Lesart so nahe wie möglich zu bleiben:
Warum treibt fich das Volk fo und jchreyt? u.s.w. Sollte hiebey ein Bedenken seyn, so wäre es vielleicht am
besten, die metrische Unregelmässigkeit einmal stehen zu lassen.“ Schl. 64 vermag] geht Hee
Gpigr. 11 S 310. Mes Buch I Nr. 13. H®* Bl. 16. Nr.4.ı5 AH Bl.5. Nr.13. fehlt H® 67 Wie] Was Hes Hes ss nur ja] 9ꝰ in H3 daß man Hes—
HJ‘ „Wenn daß man wie billig, das zweytemal ebenso skandirt wird wie das erstemal, so wird ein trochäischer Dimeter daraus:
daß man komme, daß man plappre Es ist.aber freylich sehr mislich, hier etwas am Ausdrucke zu verändern. Vielleicht: Daß man fomme, doch ja plappre, wie geftern jo heut!“ Schl.
69 Scheltet] Schelte Hes H°eJ mir] fie HT 70 ift er beglüdt] glüdlich ift ee Hee HIT
Epigr. 12S310. Hs Buch INr.56. H°* Bl.5. Nr. 55. fehlt H®'
7ı Gedankenstrich fehlt H5®>H®*Ht—B 12 Sand an- gemerkt H®
In H5® folgt ohne Nummer ein Epigramm von 3 Distichen Krebje mit nadten Hintern mit dem Schluss:
Epigramme. 445
Chriſt und Menjch ift eins jagt Lavater richtig! die Chriften Deden die nadende Schaam weislich mit Menfchenvernunft. Dasselbe auch H®* und H#*® Bl. 30.
Gpigr. 13 S 310. Hs® Buch I Nr. 27. Hs Bl. 19. Nr. 60.51 fehlt HH»
73 mit — Frühling] im Frühling mit weichlichen Füßen H"H®JN 7 Süß] Reizend Hee | 76 Dann] Süß Hee jehnen: dem] Sehnfuht im H5SHseJT 77 nach füher alsdann Hee 8 Und — Glück] Ach! den gewohnten Genuß N hieraus Ad! da3 vielfache Glüd von Riemer in H®
In H®*® folgt Bl. 20. Nr. 61. 65. das Distichon: Unglückſelige Fröſche die ihr Venedig bewohnet
Springt ihr zum Wajfer heraus fpringt ihr auf hartes Geftein.
Epigr. 14 S310u.311. H35 Buch I Nr.9. H®Bl.7. Nr. 21.8 H®" Bl.4. Nr. 9. (auf einem losen Blättchen der erste Entwurf g!; sı Bolf statt Blech)
79 Diejem] Diefen Hee HH da3 — Herricher] dem Lande den Hammer dem Fürſten H*— H®"H®I dem Hammer den Herrſcher von Riemer in H® | so frümmt] fchmiegt H°*° sı Wehe] Weh H®°— HH Blech] Bleche dies.
Gpigr. 15 S311. H#% Buch I Nr. 14. H#®* Bl. 13. Nr.41.16 H® Bl.5. Nr. 14. fehlt H%®
s33 Schüler — genug] Warum macht der Schwärmer jic) Schüler H®+— HIN vühret] rührt J sa einzelne — zählt] einfam das Leben durchichleicht Hee 85 meiſt nur] immer das.
Epigr. 16 S31l. H®% Buch I Nr. 14. H®* Bl. 26. Nr. 91.17 fehlt H®"
87 Mache — ber] gin H® Herrfcher möge der jeyn H—N „Hier muss wohl ®ortheil als - v stehen bleiben. Mir fällt nichts ein als etwa:
Herricher möge ber feyn, der an de3 eigenen Vortheils ;“ Schl. Epigr. 17 S 311. H®% Buch I Nr. 11. H®* Bl. 10. Nr. 32.20 H® Bl.5. Nr. 11. s9 Tehrt] lernt HH man — gehe] H° jagt man; wer beten will lernen, der gehe HN
446 Lesarten.
In H55 folgte ohne Nummer ein Epigramm von 3 Di- stichen, durchstrichen: Heraus mit dem Theile de3 Herrn, heraus mit dem Theile de3 Gottes mit dem 2, Distichon:
Als die heiligen Refte Gründonnerftag Abends zu zeigen, In Sanct Marcus ein Schelm über der Bühne fich wies. In H®® Bl. 9. Nr. 21., auch H* und H®®, Dann in H®> das Epigramm: Dffen fteht das Grab! Welch herrlich Wunder! Der Herr ift Auferftanden! Wer glaubts! Schelmen, ihr trugt ihn ja weg. Dasselbe auch in H®*, H®* Bl. 10. Nr. 21®. und H®®; danach bereits mehrfach gedruckt (s. Burkhardt a. a. O. 513).
Gpigr. 18 5311. Mes Buch I Nr. 15.9 H®* Bl. 10. Nr.2. ZH Bl5. Nr. 15.
9ı ein heftig] ein emfig Hee Hee Wie emfig] drey Männer dies.
92 Wägen, dann nehmen fie Geld, reichen den Käufern geſchwind dies.
nehmen] ftreichen H°° empfängt man] empfänget das HT em-
pfängt dag JS! 93 Schnupftabat] As Schnupftobat H5’ HN
heißt fich] hei ich 4° HP die jetzigen Lesarten g! in Hes
Epigr. 19 5311. H® Buch I Nr. 62. H°* BI. 20. Nr. 62.69. In H?’ nur noch Nr. 52.
95 „Das kurz gebrauchte kann wüsste ich auf keine Weise wegzubringen, auch wird es vielleicht in dieser Stellung gerade nicht bemerkt, da der Vers so leicht und natürlich fortgeht.* Schl. 96 ala Knaben Riemer in H® von Jugend H»>H>°H®° ala Knabe N 97 die fehlt HT 93 Priejter] Pfaffe HPSH5eH>®
Epigr. 20 S 312. H°° Buch I Nr. 60. H°* Bl. 26. Nr. 88. fehlt H®®
99 Ruhig am] Vor dem HP>H5IT altgriechifche] roch griechijche J 100 wie Thurm] Thurn 79° HJ „Allem übrigen ist hier glücklich abgeholfen, nur fehlt noch im zweyten Hemistich des ersten Pentameters eine wesentliche Sylbe. Lieber als sie fehlen zu lassen, da sonst wohl nichts gerückt werden darf, würde ich einen Hiatus hineinbringen:
— Pforte, und Thurm und Kanal.“ Schl.
Epigramme. 447
* 103 der neue] denn der 75556 JJ! 104 Schnurrt überall] Überall ſchnurrt ex dies.
101—104 Auf dem Plate St. Marf fteht eine geflügelte Kate Doch hier beuat ſich das Dold, hier ift der heilge Patron. Doch was fag ich von diefem langfchneuzigen fchnauben- den Kater Er iſt lebendig und herrfcht jene befiegte > todt. 56%*
Dann folgt noch ebenda: Brachtet ihr iene Löwen Hierher vom großen [fchönen] Pireus
er ihr zeigen daß hier aber Pireus nicht jey. Aber nun ruhen u.s.w.
Epigr. 21 S312. H% Buch I Nr. 22.15 Z°* BL. 19. Nr.29. fehlt H®
105 Und wird] wird A55HJT 10 Bilgrime — alle] Riemerin 4° Wir find alle Pilger ZH IJ!N 1ıofroh] ſtill 7755
Epigr. 22 S312. Hes Buch I Nr. 17. ıı ZH Bl. 17. Nr. 48. 24.
111 heut erjcheinft] heute bit HABA freundlicher] herrliher H°* 112 Vielfach ift das Geſchenk dieſes Momentes fürwahr: N die jetzige Lesart von Riemer in H® 113 dem — Wachsthum] und grünes Wachsſthum dem Lande H°5 H5° HT
grüne Wachstum] grüne Blätter 27° ° 114 Manches Eleine] Und manch Fleines H>*
Epigr. 233 S312. H5® Buch I Nr. 17.11 H°® Bl. 17. Nr. 24. Das Epigramm zu einem vereinigt mit dem vorher- gehenden H>5H5» |
115 Gieße — fort] Jupiter Pluvius tränte H5+ Tränfe Jupiter Pluvius AS 117 mir — Büchlein] dies Büchlein mir nit N (Die Umstellung von N auch in H® angegeben, dann wieder beseitigt.) „Weiblicher Abschnitt im vierten Fuss. Etwa: Nur durchwäßre dies Büchlein mir nicht.“ Schl.
Gpigr. 24 S312. ZH°° Buch I Nr. 16. 10 Hs® Bl. 16. Nr. 43. 23. 119 jene] eine HS H5° Hs}
448 Lesarten.
Epigr. 25 S313. Hes Buch I Nr.26. 19 ZB°° Bl. 21. Nr. 66.49. fehlt H®
Epigr. 6 S313. HP5 Buch INr. 18.12 H* Bl. 17. Nr. 45. 25. das erste Distichon Nr. 47. das zweite.
125 Überall ift Sardinien, wo man allein jchläft und Tibur HssHs°Hs®J 126 Tibur — überall] Überall ift e8, Freund dies.
„Ich möchte mich um alles der Sünde nicht schuldig machen, dieses in der Abschrift weggelassene Epigramm herauszuvotiren. Auch ist es nicht so gar refraktär, wenn man nur festsetzt, dass überall ein Anapäst seyn muss. Da der Sprachgebrauch in Ansehung dieser Quantität getheilt und zweydeutig ist, so hat man gewiss das Recht ihn nach allgemeineren Gesetzen und nach der Analogie zurecht- zuweisen; und da ist es doch offenbar, dass der ganze Nach- druck des Sinnes auf all fällt. Mich däucht, ich schlug diesem zufolge beym gemeinschaftlichen Durchlesen vor:
Wo man allein jchläft, ift überall Sardinien; Tibur Freund, es ift überall, wo dich die Liebliche weckt. Hiebey ist aber der Hexameter für weniger kundige Leser noch nicht distinct genug gemessen und abgetheilt. Ich
schlage daher vor: Iſt überall ja doch Sardinien, wo man allein jchläft; Tibur, Freund, überall, wo dich die Liebliche weckt. So wäre der erste Vers selbst vorzüglich gut abgetheilt, er hat ausser der Pentemimeris die tmesis bucolica; und der Leser wird durchaus nicht zweifelhaft gelassen, wie er überall skandiren soll. Oder als Frage:
Iſt Sardinien nicht überall, wo einer allein jchläft?
Tibur, Freund, überall, wo dich die Liebliche weckt ? Freylich verdirbt die Veränderung von man in einer schon etwas. Wollte man ja die daktylische Skansion von überall behaupten, so könnte die alte Leseart nur mit Weglassung des und vor Zibur beybehalten werden. Der schlimme
Daktylus allein ichläft und fiele so wenigstens weg, obgleich der Hexameter immer noch in Ansehung des Abschnittes
Epigramme. 449
etwas fehlerhaft bliebe. — Noch will ich bemerken, dass Sie oben schon, Ep. 20, die anapästische Skansion von überall und wie mir scheint mit gutem Erfolge angewandt haben.
Die metrische Beschaffenheit dieses Epigramms ist also gewiss nicht so verzweifelt, dass es aufgegeben werden müsste: es ist sogar noch Wahl unter den Hülfsmitteln übrig, da hier gerade der Fall eintritt, dass die Umsetzungen, die kleine Gewöhnung des ersten Lesens abgerechnet, nicht schaden. Es liessen sich unstreitig noch mehre Auswege finden, ich mag aber durch die Menge der Vorschläge micht verwirren.* Schl.
Epigr. 27 S313. ZH°5 Buch I Nr. 19. ı5 H5* Bl. 23. Nr. 76. 18.
127 Alle — oft] Oft find alle Neune gefommen H°> Hs Hs, „Irochäischer Anfang, auch in der veränderten Leseart noch. Etwa: Alle neune ſchon winkten mir oft, u.s.w.* Schl. ‚In dorso der Hs. fol. 6 g?: untergeordnete männliche Abfchnitte. Ale Neun fie winkten. 128 achtet’ e3] hörte fie 77° HC HJ!
130 juchte] jeitwärts dies. Meffer] De HS® 131 Aber der Himmel ift voll von Göttern, du kamſt mir zu Hülfe 755 H5° Hsomn „Doch voll Götter ift u.s.w. Die unvollständige Länge iſt
nach den beyden nicht daktylischen Füssen macht den Vers etwas leer. Vielleicht:
Doch von Göttern ift voll der Olymp u.s. w.“ Schl. beide Vorschläge 9° in H® angenommen, der erste verändert
Epigr. 28 S313. H® Buch I Nr. 13. (beide Distichen) H®* Bl. 17. Nr. 49. 26. (das erste Distichon) Bl. 18. Nr. 26. (das zweite, getrennt durch Nr. 23.).
Das erste Distichon fehlt N, ebenso H®; in A wie- der eingerückt in Folge Riemers Bemerkung Ute Diftichen dazu Ho.
Epigr. 29 S314. H5 Bud I Nr. 20.16 H°* Bl.10. Nr. 30. 19.
Goethes Werke. 1. Bd. 29
450 Lesarten.
133 gedrüdt] Druckfehler für gedrudt *ı39 Unbeftändig jedoch] Aber unbeftändig HS>HSH®TN 140 Nur der Meifterichaft nah bracht’ ich ein einzig Talent dies. „Das nur scheint mir doch hier gar nicht entbehrt werden zu können, auch glaube ich dass man die Sylbe ſchaft in diesem Falle eher kurz ge- brauchen kann, als wo sie unmittelbar auf die Stammsylbe folgt, wie in Freundſchaft. In Meifterichaft ist es die zweyte Kürze des Daktyls, die durch eine darauf folgende ent- schiedne Länge eher fortgerissen werden kann. Ich stimme also für die Wiedereinführung der alten Leseart.* Schl. 141 verderb' ich] verderb’ N Dichter] Morde H°° 142 In dem] Sch im N
in H°, ursprünglich übereinstimmend mit N, durch Riemer die jetzigen Lesarten der Verse 139—142 eingerückt*
Epigr. 30 S3l4. H® Buch I Nr. 23. 16 H5® Bl. 18. Nr. 54. 30.
144 Schöne Kinder tragt ihr] Schöne Knaben habt ihr im Arme H’° 146 man’s] man H55H°%J ich] ſich's dies.
Gpigr. 31 S 314. H°° Buch I Nr. 61. Hs* Bl. 19. Nr. 59. 37.
Epigr. 32 S3l4&. HH Buch J Nr. 24.17 Hs Bl. 18. Nr. 53. 31. 150 geſprächig] geſchwätzig Hee In H°® Bl. 11. Nr. 32. folgt das Epigramm: Einen zierlichen Käfig erblickt' ich; Hinter dem Gitter Regten ſich emfig und raſch Mädchen des fühen Geſangs. Mädchen wiſſen jonjt nur uns zu ermüden; Venedig Heil dir, daß du fie auch una zu erquiden ernährft. dasselbe auch H°*; bereits mehrfach gedruckt, zuerst J
Epigr.33 S314. Z5 Buch INr.25. 18 ZH Bl. 11. Nr. 33.
15ı Sämmtliche]) Alle 535 H5%TIN treibet] treibt dies. die jetzigen Lesarten von Riemer in H®
Epigr. 34a S315. H®; Buch I Nr. 8. Hs Bl. 11. 12. Nr. 34.
Epigramme. 451
155 Ofter habt ihr euch ſchon als Freunde des Dichters er- flärt H°* Grflärtet] Erflärt B—C Druckfehler 156 Mäßiges — er) Mäßig ift eg H’>H®H®TN 159 ſchwatzen] ſchwätzen Hos Hos H®JH® ısı verlang über wünſch H°_ 162 und] die H®® 163 Daß ich hören könne und lefen der Völker Gewerbe H5> Hoe H» 165 Wollt ihr mir Anjehn beim Volke, mir Einfluß bey Mächtigen geben H®>HS°H®J! Wollt ihr ihm Anfehn hernach noch zum Überflug geben H®*° 13 Völlig fertig, denn ihr gabt mir dieß alles ja ichon H°°Hs° Hs Ehſtens fertig, denn ihr gabt mir das meifte ja jchon J!
Folgen noch die Verse:
Mehr Hat Horaz nicht gewollt, er fand e3, weniger wollen
Kann man mit größerm Verdienſt, und man erhält auch
nicht das. H°®, in anderer Fassung auch H°*. „Die vorgenommenen Ver- änderungen scheinen hier völlig hinreichend; wenn auch hier und da noch eine Kleinigkeit auszusetzen seyn sollte, so möchte es mislich seyn etwas weiter zu rücken. Nur die Veränderung im 7. Verse von verlang’ ich in wünſch' ich kann ich nicht billigen. Der weibliche Abschnitt im vierten Fusse ist zwar dadurch gehoben; dagegen aber ist der Vers noch trochäischer geworden, und hat nun gar keine Cäsur als ganz zu Anfange, noch dazu wegen des zusammenhängenden Sinnes kaum merklich:
Diefe fünf | natürlichen Dinge | wünſch' ich vor allen. Man führt zwar Verse aus dem Homer und andern Alten an, die so beschaffen seyn sollen, mir haben aber diese Bei- spiele nie eingeleuchtet. Ich weiss also keinen andern Ausweg als ein Verbum, das mit einem Vokal anfängt, an die Stelle zu setzen um Dinge apostrophiren zu können:
Diefe fünf natürlichen Ding’ erbitt’ ich vor allen. Eine Härte ist die Elision vor der Cäsur hier nicht, da der Sinn sonst gar keine Pause gestattet. Sollte diess nicht gefallen, so würde ich für die alte Leseart stimmen.* Schl.
Auf einem besondern Zettel hat Goethe bemerkt: NB No. 34 fteht mit Fleiß zweymal und wird, wie das Manu: jeript anzeigt, einmal mit « da3 zweytemal mit b unterjchieden,
29*
452 Lesarten.
Epigr. 3b. S 315 u. 316. Hs Buch I Nr. 29. H®*s Bl.4.5. Nr. 358. fehlt HN,
169 Germaniens — meine] der Deutfchen mein Fürſt, ich ge: ſteh es H55H®°H®® ır1—ı74 fehlend ebenda 172 wär’3] wär’ 8 N 175 Denn] Aber M55H5°H5r 1m Stand, Vertrauen, Gewalt, Garten und Wohnung und Geld dies. 177 Niemand] Keinen dies. danken] bitten dies. Ihm] Ihn dies. 179 Hat mich] H° Mic) Hat H°H°°H®® 180 wie ſchwer)] noch oft dies. ısı mochte mich lejen] ließ mich paffiren Hbe 182 Und wie ge= fällig empfing England den leidenden Gaft H55H5°H>° England wiederhohlt in taufend Bildern mein Buh Hs 183 Doch] Und Mſee fördert es mich] Hilft ea mir 5 H5°H°° auch] ihm Hssé 184 Mahlet mit ängſtlicher) Mahlt mit gejchäftiger 77°° 75H 5+ 185 Nie hat nach mir ein Kaiſer gefragt, nie hat fich ein König dies. 186 Gr aus er g? in H®
In H®> folgt ohne Nummer:
Was auch Helden gethan, was Kluge gelehrt, e8 verachtet3 Wähnender chriftlicher Stolz neben den Wunden des Herrn. Und doch ſchmückt er fich ſelbſt und feinen nadten Erlöfer Mit dem Beiten heraus was uns der Heide verlieh. Co verfammelt der Pfaffe die edlen leuchtenden Kerzen Um das geftempelte Brod das er zum Gott fich geweiht [ver- wandelt g?]. dasselbe auch H°P; danach mehrfach gedruckt, s. Burkhardt 2.2.0.5135. In HP5 folgt dann ohne Nummer ein nicht mit- theilbares Epigramm von 4 Distichen Sauber haft du bein Bolt; in Hee BI. 7. als Nr. 22. 558.
Epigr. 35 8316. H°5 Buch I Nr. 30.253 fehlt H°°H®°, 190 tadeln] tadlen 55
Gpigr. 36 S 316. H°° Buch I Nr. 42. H°° Bl. 25 Nr. 82. 42.
194 Und es jehnte mein Blick fich nach lebendigem Reiz Heé 195 zu — Urbild] das Urbild der Bübchen F°H°°H®J der Bübchen] der Kinder H°° „Da erjah ich in dir die Bübchen im Urbild. Um das doppelte In zu vermeiden:
Da erſah ich in die „," | den Bübchen das Urbild u. s. w.“ Schl.
Epigramme. 453
der letzte Vorschlag 9° in H® genehmigt 196 Wie fie] Die uns H®® 196. 197 zugesetzt H5® 197 getäufcht] betäubt 5% 7°
Epigr. 37 S 317. _ H®® Buch I Nr.40. H°* Bl. 22. Nr. 74. 44. (die ersten 2 Distichen) und Bl. 21. Nr. 69. 44. (die letzten 2 Distichen).
199 Wie aus gemefjenem Drat die lieblichen Glieder ge- zogen Heé Fünftlichjten] fünftlichen NOIC (H5>H°H®— HJ: lasen fünftlichiten, in H® auf Riemers Vorschlag ausdrücklich genehmigt, in A und B berücksichtigt, in C! und C über- sehn) 203 Biele3 fannt ich, Menjchen und Thiere und Vögel und Fiſche H°°HSHPN Menjchen und Thiere hab’ ich gefannt, fo Vögel als Fiſche N jetzige Lesart H5®_ 204 Manches befondre] Kannte manches H5>H5°Hs®Tı 205 Bettine — Wunder] erst du bift mir was neues H°° 206 Denn du bift alles zugleich, und bift ein Engel dazu 455 A5°H®®Jı „Bift zweymal kurz ge- braucht, das erstemal ist nicht so viel dagegen einzuwenden, aber das zweytemal steht es zwischen zwey offenbar kürzeren
Sylben: und bift ein; statt -vv. Etwa: Die du alles zugleic) bift, und ein Engel dazu.“ Schl. g® genehmigt in H®
Epigr. 33 S 317. HP® Buch I Nr. 44. H°® Bl. 21. Nr. 70. 45.
207 liebliches Kind) o Kind HP>H°°H°%,J! jetzige Lesart 9° in HB
Epigr. 39 S 317. H5 Buch I Nr. 45. H°* Bl. 21. Nr. 71.46. fehlt H°°,
Epigr. 40 S317. H° BuchI Nr.46. H°* Bl.21. ohne Nummer.
2ıı Krumm fteht der Hals ein wenig mich fann es nicht wundern es trägt H°° 212 nur] doh H3® 213 Mir ift gar nicht zumider ein wenig gefrümmt dich zu fehen Hee des Köpfchens] des Körpers H3° 214 beugte]) frümmte H°
Epigr. 41 S317u.318. H°° Buch I Nr.47. H°* Bl. 22. Nr. 75. 61.
215 dumpf] jeltnen H5°H5eH®J 216 trübe)] dunkel dies. 217 apofalyptifchen Bildern] apofalyptifchem Wahnſinn H3°.H°*
454 Lesarten.
218 Grillen zugleih] Schlangengeftalt H55H°*® 219 Sirenen] Scyllen dies. 220 Singend — Neugier] Tönend die Neugier mit
Macht HSSHS°H®J! „Neugier als _ v gebraucht. Es liesse sich durch eine Umstellung vermeiden:
Eingend, mit Macht Neugier in dem veriwunderten Ohr.
Doch will ich nicht grade dazu rathen.* Schl. g°® genehmigt in H°_ Singend,) Singnd A—C 222 Vorwärts glaubet] Glaubt und vorwärts H55>H5®HsJ! 223 So vermwirrft du uns auch und ängſteſt uns wechjlend die Glieder H5° dig — ver: wechjelnd] wenn fie die Glieder vertvechjelt HS Hoes HJ! 224 er: freut fie] erfreuft du H°*® In Hes folgt ohne Nummer: Dier gefällige Kinder haft du zum Gauflen erzogen, Alter Gaufler, und jchift nun fie zum Sammeln umher. Meinefn] Güter [Reichthum] trag ich bey mir, jo jagte der Weife, Meine[n] Güter [Reichthum], ſagſt du, Hab ich mir jelber gemacht. auch in H°® Bl. 23. Nr. 78. 57., H3% und H®°,;, mehrfach gedruckt s. Düntzer, Goethes lyr. Ged. erläutert, 2. Aufl., Leipzig 1877, 3, 153.
Epigr. 42 S 318. H55 Buch I Nr. 48. H°® Bl. 25. Nr. 86. 59.
225 breiter] jtarfer 7° 226 Macht — drängt fie] Wenn du Bottegha dir machft drängft du H°° das erste Komma fehlend H®®
Daselbst folgt ohne Nummer:
Amerifanerinn nennt du das Töchterchen, alter Phantaite, Glücklicher Haft du fie nicht hier in Europa gemacht. auch in H®*® Bl. 25. Nr. 87. 60. und Hes; danach mehr- fach gedruckt s. Burkhardt a.a.O. 513, Düntzer a.a.O. 3, 156.
Gpigr. 43 S 318. H5> Buch I Nr. 4a, H5® Bl. 23. Nr. 79. 58.
932 da] wie H5>H5°HSs® wenn H°>
Epigr. 4 S 318. Hes Buch I Nr. 50. H®* Bl. 23. Nr. 77. 62.
Epigramme. 455
233 jo fehlt HH HT 336 ob — wär] ald wär nicht3
dies. „eben al3 wär nichts geſchehn. Vielleicht: eben ob nichts wär geichehn.* Schl.
In H®> folgen 4 Epigramme ohne Nummern:
1. Auszufpannen befiehlt der Bater die Schentel zwei Distichen, auch H®® Bl. 22. Nr. 73. 63. [Zu jpannen].
2. Ich empfehle mich euch, ſeid wader, ſagſt du und reicheft Mir dein [den] Tellerchen dar, Lächelft und danfeft gar jchön. Ad, empfohlen bift du genug. zwei Distichen, auch 4°® Bl. 21. Nr. 68. 3. Zürnet nicht ihr, Frauen, dab wir dies Mädchen bewundern. ein Distichon, auch 4°* Bl. 25. Nr. 64.
4. Was ich am meiften beforge Bettine endigend: Spielt mit dem artigen Selbit achtet die Männer nicht viel. zwei Distichen, auch H°® Bl. 30. ohne Nummer.
Epigr. 45 S 319. H% Buch I Nr. 51. H°* Bl. 24. Nr. 80. 66.
237 entrunzelt — Geficht] entrunzeln ſich alle Gefichter 35 H®°H®®J1 233 Sorgen und Armuth) Sorg’ und Armuth, fie dies. Armuth und Sorge, fie N jetzige Lesart 9? in H° 239 die Wange; der Serfel] die Wangen, die Sedel, H®>H°° HT 240 Thun fid) färglich dir zwar, aber ie thun fich doch auf dies. *242 Eben als hättſt du zu ihm bey den fünf Wunden gefleht A°° Mirafeln Antons] fünf Wunden des Herrn H>HsH®Jı 243 Bey dem Herzen der jeligiten Jungfrau, beym heiligen Anton dies. 242. 243 „Dem weiblichen Abschnitte in dem Hexameter, der auch in der Veränderung noch steht, wäre vielleicht ohne Verlust zu helfen, wenn man den Schwur vom heiligen Anton in den Pentameter brächte, und dann:
Bey den fünf Wunden des Herrn, dem Herzen der feligften
Sungfrau Mutter .
Ich würde mich alsdann nicht an dem unreinen ersten Dak- tylus stossen, sonst könnte man auch setzen:
456 Lesarten.
Bey des Herrn fünf Wunden, dem Herzen der jeligiten Jung: frau.* Schl. g° in H® der zweite Vorschlag angenommen* 245 Höfe] Höre H»H>»°H® Höfer J1
Epigr. 456 S 319. Het Buch I Nr. 53. H5® Bl. 55. Nr. 34. 56.
247 lujtig Metier] [uftiges Handwerf 75° 45° H®J!N „Viel- leicht: ein Iuftig Gewerb.* Schl. find’ — theuer] fojtet’3 am Meiften g! in HP*®
Epigr. 47 S 319. ZH°° Buch I Nr. 52. Höoe Bl. 25. Nr. 85. 67.
249 müßigen] im Müpßiggang HH HH 20 id — bald] bald will ich die Könige fingen dies. 252 einft] und fie dies. 252] Wie fie ihr Handwerf verftehn. Tadlen ergößte mich nie He 253 Doch — indeh] Unterdeffen fing ich Bettinen 7755 Hs Hs» Heo,Jı 254 fuchen — gern] und die Berwandichaft zieht an 55 5° Hoo Hso
ziehen fich überall an JS! „Ziehen jich überall an. Wird oben
LW Zu WW —
die anapästische Skansion von überall angenonımen, so darf hier die daktylische nicht stehen bleiben. — Ziehen fi an überall wäre eine harte Versetzung. Etwa: — jucen und finden jich gern.“ Schl. 9 in H® angenommen
Epigr. 43 S320. 75 Buch I Nr. 60. Z°* Bl. 12. 13. Nr. 40. 54. *355— 253 Geht zu meiner Linfen, ihr Böcke! jo jagte [wird künftig g'! in H55 J°] der Richter, Und ihre Schafe [Sagen, und Schäfchen, g! in H°> J!] jeyd mir ruhig zur Rechten gejtellt. Wohl! doch eines verjchweigen die Evangeliften verſchweigt der Evangelijte 77957750], dann ſprach er [ift noch von ihm zu hoffen, dann jagt er g? in 55 J1] Kommt, Bernünftige, mir grad gegen über zu jtehn H5> H5° 959 Ji erster Entwurf 4%*: 255 Anfang wie vorstehend, dann jo jagt der göttliche Richter 256 wie vorstehend, doch Guten
Epigramme. 457
Schafe 257 wie vorstehend, mit der Lesart verjchweigt der Evangelift 255 Seyd Vernünftige mir in die Mitte gejtellt dann grad gegenüber *
Epigr.49 S320. 455 Buch II Nr. 79. fehlt 33°H>®, 259 zu — Epigramme] euch Epigranıme zu Schaaren 7°. J! N H> Die jetzige Lesart Vorschlag Riemers in 4° In #35 folgte als Nr. 18.b: Wie der Menfch das Pfufchen fo liebt. Faſt glaub ich der Fabel [dem Mythus g'] Die mir erzählet ich fey felbft ein verpfufchtes Gefchöpf.
Epigr. 50 5 320. H35 Buch I Nr.31. H°* Bl. 16. Nr. 42. 35.
251 Alle — fie] AM’ die Apojtel der Freyheit Riemer in H° 262 Denn es juchte doch nur jeder [ein jeder J1] die Willkür für ſich H5>H>5°H>®JJı 264 gefährlich] beſchwerlich 7
Epigr. 51 5320. H55 Buch I Nr. 54. H°* Bl. 6. Nr. 52. 265. 256 Was hat Joſeph gewollt und was wird Leopold wollen? Menjchen find fie wie wir, Menſchen wir find es wie fie. H5>5 H5® H5° die jetzige Fassung g! in H® 267.268 Diele verftehen wohl nicht für fich zu wollen ich weiß; es Dod für uns viele verfteht wohl zu wollen wer ifts? °*
Epigr. 52 5320. H°5 Buch II Nr.8. ZH" Bl.4. Nr. 8. fehlt 4°®%,
269 Kreuzigen joll [jollte 2297.I1] man jeden Propheten [jeglichen Schwärmer g!in HA Jt] vom [im 757 45%J?] dreyßigſten Jahre H°!H®H»’ HJ! 270 Kennt er die Welt erjt jo wird aus dem Betrognen ein Schelm A*!
Epigr. 53 8320. H5 Buch I Nr.32. H5*® Bl. 10. Nr. 38. 271.272 Frankreich hat uns ein Beijpiel gegeben, nicht dab wir es wünſchten Nachzuahmen, allein merkt, und beherzigt es wohl. — 958,J! 271 die — mögen’3] es mögen's Große N 273 doch wer beſchützte] wer aber jchüßte N die jetzigen Lesarten von Riemer in H>
458 Lesarten.
Epigr. 54 S 821. ZH’ Buch I Nr. 57. ZH°* Bl. 19. Nr. 58. 36. 276 thöricht] unklug H°°H>°°H >?
Gpigr. 55 S 321. Hs: Buch I Nr. 5. ZH Bl. 9. Nr.41. fehlt 4°. *77—280 „Sage, thun wir nicht recht ? Wir müfjen den Pöbel betrügen, Sieh wie ungefchieft wild, fieh nur, wie Dumm er ſich zeigt.“ Ungeſchickt jcheint er und dumm, weil ihr ihn eben betrüget, Seyd nur redlich, und er, glaubt mir, iſt menſchlich und flug. H°5H°Jt 277.278 Schweig du weißt es befjer wir müfjen den Pöbel betrügen Steh nur wie ungefchieft wild er fich fein Leben lang zeigt. 455 H5® dazu g!in H5® Denn der Menfch ift ein Menſch fürften und Pfaffen fchon lang machten ihn nicht zum Chier. 280 angemerkt >* Voran gingen H°*, H5% Nr. 54., 45° Nr. 40., 2 Distichen, das erste anfangend: Dich [erst Euch H°®] betrügt der Regente [Staatsmann g!], der Pfaffe, der Kehrer der Sitten das zweite:
Keider läßt fich kaum das rechte denken [erst Seht ich ſchwör euch es läßt fich nichts noch rechtes 5°] fagen
Und verleget den Staat, Götter und Sitten zugleich. [erst Das nicht grimmig d. St., 6. u. S. verlegt. H>®]
Epigr. 56 S321. H°° Buch II Nr. 57. 35 fehlt Hs, *253. 284 Lavater prägte den Stempel des Geiftes auf [Dinge] Wahn: finn und Züge, Mer den Probierftein nicht hat, fie für redlicheg old.
dann 28ı und 2s2 (betrog statt betriegt) A! 283 Lügen und Unfinn] Unfinn und Lügen ZUHSJT 24 Wem — fehlt] Wer den Probierftein nicht hat dies. hält] nimmt J fie] ihn z75%* In 4°! gingen die Distichen voran: Guten jchreibt er das glaub ich die Menſchen müfjen wohl gut feyn Die das alberne Zeug lefen und glauben an ihn.
Epigramme. 459
Weiſen denft er zu fchreiben, die Weifen mag ich nicht kennen
Sit das Weisheit bey Gott, bin ich er — ein Thor.
Epigr. 57 S321. Hes Buch U Nr.59. 33 fehlt 775° 5°, Der erste Entwurf g! auf dem abgerissnen Blatt eines Notizhefts (nachstehend H>ta).
285 Diefe Menichen find toll fo jagt ihr von Rednern und Sprechern dann von heftigen Rednern Z+a 286 laut] jetzt laut Ha fo laut 7°°IJ Markt] Plätzen J 287 Mir auch] 77° Auch mir 7a HJ I
Epigr. 58 S321. 7° Buch II Nr. 56. 34 fehlt 775°,
Epigr. 59 S322. Z4°> Buch II Nr. 58.36 fehlt 75H,
293 „Seid — Epigramme!“)] „Epigramme, jeyd nicht jo frech“ ! H®J!N die jetzige Wortfolge von Riemer in 35° 294 hat] gab #35
Daselbst folgt Buch II Nr. 82 ein Distichon: Jungfer rief ich das Mädchen dann ohne Nummer das Distichon:
Fürchte nicht Tiebliches Mädchen, die Schlange die dir begegnet, Eva kannte fie Schon frage den Pfarrer mein Kind.
Epigr. 605322. 455 Buch II Nr. 31.24 fehlt H3°%A®, 296 zeigt] jo zeigt 47557}
Gpigr. 61 S322. 4° Buch II Nr. 80. fehlt 4°°4°®.
»97 Ein — ſei?] Ob ein Epigramm wohl gut ſey? HZSIIN Ein Gpigramm ob es gut jey von Riemer in H® derselbe änderte in der Quartausgabe 1836 ob's wohl auch gut ſey
Epigr. 62 S322. H°° Buch II Nr.83. fehlt 2°, 99 Um jo] Se 27°5°I1N und] je dies. 300 Um jo] Defto dies. die jetzigen Lesarten von Riemer in 2°
Epigr. 638322. Hs Buch II Nr.37. fehlt 75°,
Epigr. 648322. 4° Buch II Nr.81. fehlt Ze, 03 Philarchos — heftig] liebſt du jo heftig, Philarchos M
460 Lesarten.
Epigr. 65 5322. H°5 Buch II ohne Nummer fehlt HH» H*! loses Bl.a. 305 Iſt — dad] Iſts denn jo großes H9H55T1N die jetzige Lesart von Riemer in 75 und der — Welt] die Welt und der Menſch HZ 306 niemand — gerne] feiner [niemand J!] mags gern hören ZI 55 J!
Gpigr. 66 5323. H°5 Buch II ohne Nummer fehlt H5ss 5», 310 Tabaks] Tobad3 75IIN +) Chrift 2755 In 7755 folgen ohne Nummern 2 Distichen anfangend: Warum willft du den Chriften des Glaubens jeelige Wonne und das Distichon: Helden herrlich zu ſeyn beſchädigen taujende. Tadelt Nicht den Dichter der auch wie ein Eroberer denft.
Epigr. 67 S 323. H°5 Buch I Nr. 63. H°* Bl. 27. Nr. 98. 79.
311 Längft Schon] Zange 7°t— HH TIN die jetzige Lesart von Riemer in 75 313 doch viergefühet] fie Haben vier Füße H®*_—H>°H >? 314 leicht — nach] lang jchleppt fich das Schwänz— chen hernach dies. die] das 7%5475°H5JıN die jetzige Lesart von Riemer in 7° 315 Nun find fie] fie find ZUH5HeT .
Gpigr. 68 S 323. Hes Buch I Nr. 64. H>* Bl. 28. Nr. 99. 72.
19 gejehn] geſehn hat H5+— HH 321 gleiten] fahren Heo ſchwatzen] ſchwätzen ZZ5PJ1!H5 322 den] der M55H>°°H>° IN . den aus der Riemer in H> 324 fo bald] und lang H>*® 325 nicht ſcheuſt — Treppehen] die Gähchen und Treppehen nicht jcheueft MA HIN die jetzige Lesart von Riemer in H>
Kennft du aber die Winfe, die Winkel, die Gäfchen und Treppen H°° 326 Folgſt du fo lockt fie dich Flug in die Spelunfe hinein das.
Epigr. 69 S 324. H°®5 Buch I Nr. 70. H°® Bl. 28. Nr. 100.
327 Was — willen] Was Spelunfen find das foll ich jagen Ass 329 dunfele] dunkle ZAHN find’s] find es dies. Kaffee] Goffee HH 55H?
Epigramme. 461
In H5> folgen ohne Nummer 7 Distichen: Seyd ihr ein fremder, mein Herr ebenso in H°* u. Hoe Bl. 27. Nr. 92. 73.
Epigr. 70 S 324. Hs Buch I Nr. 67. Hs® Bl. 30. ohne Nummer.
331 feinften Zacerten] zierlichiten Dirnen 75°—H5® 333 Siehit] Sähſt HSAMöο
Epigr. 71 S324. Hos Buch I Nr. 68. anfangend Wundern fann es mich nit fehlt H5eH®,
335 Heiligen] Weile J jagt — wollten] fie wollten, jo jagt man Riemer in H°
Epigr. 72 534. H°5 BuchI Nr. 66. H* Bl. 27. Nr. 93. 74.
337 häusliches Weib] Hausweib H’* 338 Treu — froh] Treu und froh wollt’ ich ſeyn 5SHseH® J 339 gemeinen] gleihgültigen 75° Zirnchen] Hürchen Z7°°275% der Vers an- gemerkt 4°
In H®+ u. H5> folgt ohne Nummer, in 45° Bl. 27. als Nr. 94. 75., ein Distichon: Kaffee wollen wir trinfen mein Herr [mein Fremder 755] mit dem Pentameter Hab ich doch Freunde mit Recht immer den Kaffee gehaßt dann in 45° u. 4° ein Distichon ohne Nummer:
Wagſt du Deutich zu fchreiben unziemliche Sachen? Mein Guter
Deutſch dem fleinen Bezirk leider ift griechifch der Welt.
mehrfach gedruckt, s. Burkhardt a.a. O. 513.
Epigr. 738324. H°% Buch INr.53. Z°*Bl.1. Nr. 39. fehlt 45%, j
342 erbärmlicher] armer 773°
Epigr. 74 S32%4. HS Buch I Nr. 70.65 H°*® Bl. 30. ohne Nummer, auch H#,
Epigr. 75 S 325. H°5 Buch I Nr. 69. 45° Bl. 26. Nr. 70. 77. 345 ja] und 757507 59,J1
Gpigr. 76 S 325. H°% Buch I Nr. 58. 4° Bl. 2%0. Nr. 65. 47.
462 Lesarten.
351 zu — Abficht] meint e3 zu bilden, eg 7°°775°75°J! meint] dacht vorher wünfcht 73° „Vielleicht: Einen Dichter zu bilden, die Abficht wär ihm gelungen. Sonst müsste man hier den weiblichen Abschnitt im 4ten Fusse stehen lassen.“ Schl. danach g? in H
Epigr. 77 S325. H°5 Buch II ohne Nummer. (folgend auf unsre Nr. 49.) fehlt 45°,
Gpigr. 78 S 325. NH ohne Nummer (der vorigen Nummer folgend, jedoch durchstrichen) fehlt 7°°°®, 357 Farben.]) Farben! — 7%
Gpigr. 79 S 325. ZH°5 ohne Nummer (der vorigen Nummer folgend) fehlt 4° 1%, 359 erklärt] erfläret 7°°IINH> 360 und] mi 4°°J!
Epigr. 80 S326. H°5 Buch I Nr. 14.41. Z#°% Bl. 18. Nr. 52. 27.
364 Hab’ — ift] Nehm' er dies Büchlein mit fich 77°
Epigr. 81 S3%6. Fehlt 2554 >5°Y>®,
367 Mie die Winfe des Mädchens, das feine Zeit Hat, umd eilig J}
Epigr. 82 53%. 47° Buch II ohne Nummer, Schluss- gedicht (nach Helden Herrlich zu jeyn vgl. zu Nr. 66) fehlt 45° Hoo.
371 Wolfen und Dünfte] Dunft und Wolfen ZITIN die jetzige Lesart von Riemer in 45 373 Regen] der Regen N der H5 Regen den Wandrer] uns der Regen 73° 375 Aber fehret die Göttin zurück, fo fcheuche die ITebel 77°
Epigr. 83 S326. Z°5 Buch II Nr. 33. 26 fehlt 77°° 7°,
377 mit — Freuden] die Freuden der Liebe rein ohne Reue HJ die Freuden der Liebe mit reinem Gefühle J! diese Lesart schon g! in 75 37808 laß] O fo laß 2571 Herzen] Buſen 7 ,Dfjolah, -v- statt_u u. Sollte das fo nicht ent- behrt werden können?* Schl. 379 Die] Jene 755IJ! der gedenkt] diejer denft 755°/J! „Es wäre wohl gut Die und der zu unterstreichen.“ Schl. geschehen g? in 4° _ 3s0 Siehe ba lächelt ein [lifpelt der J Lächelt der J1] Gott beyden das Gegen:
Epigramme. 463
theil zu ZI! Beyden g? über Siehe 7° ſchelmiſche 9* über zärtliche 7° „Mir scheint dass beyden nicht wohl vermisst wer- den könnte, auch liegt in dem Beywort: der zärtliche Gott etwas, als wenn sich Amor mehr auf die Seite des Ernstes neigte: Siehe, dad Gegentheil lächelt da beyden der Gott.* Schl.
Epigr.84 5327. H°> Buch II Nr. 35.28 fehlt 75°»,
381 lieblichen aus liebliche 7° 382 Dieſes Auge bleibt wach, drückt [ichließt /] mir e8 [8 nur I) Amor nicht zu 55J.J1 Bleibt aus Bleibe 73 „Ich würde den Indikativ bleibt vor- ziehen, wenn bleibe nicht etwa schon ein Schreibfehler ist.“ Schl.
Gpigr. 85 S 327. °5 Buch II Nr. 38. fehlt 45°»,
Epigr. 86 S 327. H°® Buch II Nr. 39. fehlt Zser7e,
335 Ha] Ja J/ 386 Dunkel] dunfeln 77°: Dunkeln aus Dunfel [Riemer?] 7° 357 du — bald] bald führejt du uns J 333 die faljche erlifcht] verfchtuunden iſt fie 7
In #°5 folgt ohne Nummer ein Epigramm von 2 Di- stichen: Bat dih Hymen geflohn?
Epigr. 87 S 327. 5 Buch II Nr. 34.27 fehlt Ze,
Epigr. 88 S327. H°® Buch II Nr. 37.30 fehlt 475°, 393 dir fehlt 7°5J1IN Dir zugesetzt von Riemer in 4° num — nicht) nicht Länger und 7°5J1 die jetzige Lesart H° Epigr. 89 S 327 u.328. H°5 Buch II Nr. 36.29 fehlt H>t H >®, 397 Eine] Eine 7°5/Jı Eine H5 angemerkt 398 Nur Aurora, die un? traulich umjchlungene wet 7
Epigr. 90 S328. #°° Buch II Nr. 40.39 fehlt 45° 5%, 491.402 fehlen 7°°J! 404 gleich] bald 7755
Epigr. 91 S 328. H°5 Buch II Nr. 75. fehlt HH,
407 nicht] fein 775571 noch] fein dies. 408 feit] jeitdem dies.
Epigr. 925328. 45° Buch II Nr. 32.25. fehlt 75°»,
Epigr. 93 S3238. H5 Buch II Nr. 74.6 He Bl. 18.2 nach Nr. 98. fehlt 75°»,
412 ſich erfleht] nur begehrt 77%: Regel] Regel das. 412 an- gemerkt 7°
464 Lesarten,
Epigr. 9 S328u.329. 455 Buch II Nr. 76. fehlt er
414 Frühe] Lange 7° grüßen, dich] jchauen den das. 415 die Blidfe] den Blick das. ais Lodteft — heraus] haft du mich nächtig gewect das. Heraus] hervor 7417 erjcheint] er— icheinen aus erfcheint 77% ihr 77% Tags] Morgens HIMNSTTL
ihr] Ihr aus die Meu 418 Geliebten über Mädchens das.
Gpigr. 95 8 329. fehlt HSsH5s He,
419 Dir — zeigft]) Ihr erftaunt und zeigt J 420 flammend] leuchtend das. 421 dbah] dieh das.
Epigr. 96 S329. 455 Buch I Nr. 71.64.70 H°*Bl.29. ohne Nummer, auch H°#, 425 wendete rückwärts) wendet mein Auge ZH HJ T! 426 bald — Schmachtende] rückwärts dem jchmachtenden dies. 2 Südwärt3 — viel] Welche Schäbe Liegen mir jüdwärts dies. 428 großer] jtarfer 77557567 Epigr. 97 5329. H55 Buch’II Nr. 77. fehlt 456%, 431 Thörichter] Thöriger 79° Gott] Gott zu Z75°%T! 432 den Hauch] das Lüftchen 7755,71 Gpigr. 98 S329. ZH Buch II Nr. 75. fehlt 7758, 433 Arm und Eleiderlos war fie, als ich das über "Das ich ein armes ganz nadtes 7° ala — Mädchen] fie, ala ich das Mädchen geworben 7°°5175°J! das Mädchen, als ich’3 geworben N In 4°5 folgt das Epigramm von 4 Distichen (auch 7 Bl. 33. u. 34. im Entwurf), mehrfach gedruckt: Köftliche Ringe befig ich! Gegrabne fürtreffliche Steine Hoher Gedanken und Styls fafjet ein lauteres Gold Theuer bezahlt man die Ringe geſchmückt mit feurigen Steinen Blinken haft du fie oft über dem Spieltifch geſehn. Aber ein Ringelchen fenn ich da3 hat ſich anders gewafchen Das Hans Carvel einmal traurig im Alter bejah. fehlt 7°*, Das vierte Distichon war in der Fassung bei Zarncke, Goethes Notizbuch S 25, (s. oben S 439) in 773 übergegangen. Epigr. 99 S330. Z°5 Buch I Nr. 72.61 H°* BI. 7. Nr. 19. 79. 437 diefes] das HH STETNH®
Epigramme. 465
Epigr. 100 S330. H55 Buch I Nr.73.65 4° Bl.2%9. ohne Nummer fehlt 45®, 441 Mir — Luft’ger] Luftiger geht mir? auf ähnliche Weiſe H°+— H5*J J' Luſtiger geht mirs in ähnlichem YallNH® 443 Holde — nicht] Gern ertrag ich dies [das ) Schickſal, ihr Mufen Hs—H®JJ 444 e3] fie dies. nicht mir] mir nicht dies.
In H°° folgen die 4 Epigramme:
1. Alle Weiber find Waare, auch 775® Bl. 18. Nr. 55. 81. u. 758 Nr. 81. mit dem zweiten und letzten Distichon: Glücklich ift die beftändige die den Beſtändigen findet Einmal nur fich verfauft und aud) nur einmal verkauft wird. 2. Zange fucht ich ein Weib mir, ich fuchte, da fand ich nur Dirnen, Endlich erhajcht’ ich dich mir, Dirnchen, da fand ich ein Weib! auch 4°® Bl. 2. Nr. 6. u. 4°%; mehrfach gedruckt s. Burk- hardt a. a. O. 513. 3. Ob erfüllt ſei was Moſes und die Propheten geſprochen An dem heiligen Chriſt, Freunde das weiß ich nicht recht. Aber das weiß ich, erfüllt ſind Wünſche, Sehnſucht und Träume, Wenn das liebliche Kind ſüß mir am Buſen entſchläft. auch #5% BI. 29. ohne Nummer u. #°°; mehrfach gedruckt s. Burkhardt a.a.0. 513. 4. Nackend willft du nicht 2 Distichen, auch 47°* Bl.2. Nr. 7. 80. u. H°®; gleichfalls gedruckt s. Düntzers Ausgabe von Goethes Gedichten, Verlag von W. Spemann II, 2, 215.
Epigr. 101 S 330. 435 Buch I ohne Nummer (der vorigen folgend) H°5° Bl. 20. Nr. 64. 82.
445 die Beſte] mein Weibchen Kiebcben 75° mein Liebchen H5Hs®Jı 446 vernehme] vernimm N das] mein Z/75°N 448 ver: jtelft] entitellt 72°°27756 775% 450 nirgend3] nirgend Hes A neufte] letzte 75° 451 deutet] zeigt 7°°H°°H5® „Die Verse CI, 1 [445] und CI,9 [ssı] sind noch nicht ganz tadelfrey, indessen wage ich hier nichts vorzuschlagen.“ Schl.
Epigr. 102 S330u.331. 45° Buch I ohne Nummer (der vorigen folgend) fehlt /7°%. J
453 verlangend] begierig H°H°° 4 ſehnt — Licht) „Offnet die Pforten des Lichts!“ dies. 459 wenige Tage] ein wenig dies.
Goethes Werke. 1.80. 30
466 Lesarten.
461 will] wolle 7° will du 9? über wolle 275 vgl. Schl. zu voriger Nummer.
Gpigr. 103 S 331. H4°° Buch I ohne Nummer (der vorigen folgend) H°° Bl. 20. Nr. 63. 84.
463 Freunden] Freuden 7° 7°°H®J!N Freunden über freu- den Riemer in Us 464 Neptunifchen Stadt] Denedifchen Pfuhl H:° wie] und 75% 465 ich würzt’ es] würzt' ich 75575 75% J! 466 es] ich dies.
In 43° folgt als Schlussnummer des I. Buchs das auch in H3® Bl. 1. Nr. 85., H4°% und auf einem Einzelbl. g, be- ziffert 236 u. 237 sich findende Epigramm:
Weit und jchön ift die Welt, doch o wie dank ich dem Himmel, Daß ein Gärtchen beſchränkt, zierlich, mein eigen gehört! Bringt mich wieder nach Haufe! Was hat ein Gärtner zu reijen? Ehre bringts ihm und Glück [e3 ihm nur Einzelbi.)], wenn er jein Gärtchen bejorgt. das Epigramm ist seit 1836 (Quartausg. 1, 1,214) mehrfach gedruckt. Ausserdem noch folgende Epigramme: 1. Wenn ein verjtändiger Koch ein artig Gaftmahl bereitet, Miſcht er unter die Koft vieles und vieles zugleich. So genießet auch ihr dies Büchlein, und kaum unterjcheidet Alles ihr was ihr genießt. Nun es befomm’ euch nur wohl. in H55 Buch I Nr. 59. u. H°*® Bl. 21. Nr. 67. Wenn ein Eluger Koch u.s. w.; zuerst gedruckt 1836 (Quartausg. 1, 1,211).
2. Welche Hoffnung ich habe? Nur eine die Heut mich beichäftigt, Morgen mein Liebehen zu jehn das ich acht Tage nicht jah. in Hs: Buch II Nr. 78. und auf einem Einzelblatt, beziffert 6, von Schreibers Hand; zuerst gedruckt 1836 (Quartausg. 1, 1,211). 3. In ein Puppenfpiel hatt’ ich mich Knabe verliebet Zange zog es mich an bik ich es endlich zerichlug. Sp griff Yavater iung nad) der gefreuzigten Puppe. Und er wird fie wohl faum erft vor bem Grabe noch los. Gönnet ihm alle die Luft noch in dem letzten Moment 5 Herz’ er betrogen fie noch wenn ihm der Athem entgeht. in H°® Bl. 3. Nr. 10. 13. 5u.6 Varianten von 4.
Epigranme. 467
4. Eine Liebe wünſcht' ich und fonnte fie niemald gewinnen, Wünfchen läßt ſich noch wohl aber verdienen nicht gleich. in H°® Bl. 11. ohne Nummer.
5. Alles was ihr wollt ich bin euch wie immer gewärtig, Aber einfam des Nachts ſchlafen! o Freunde verzeiht. [Freunde, doch leider allein fchlafen ich Halt es nicht aus.) in H>° Bl. 12. Nr. 39.
6. Höllengefpenfter jeyd ihr und feine Chriften ihr Schreyer Die ihr den lieblichen Schlaf mir von den Augen verjcheucht. in H°® Bl. 19. Nr. 56.
7. Ängftigen mag euch als Menfchen der Pfaffe mit | taufend [erst Warum macht der Pfaffe fo viele] ) Gebärden Und doch endli verdammt euch die Hölle [folgt noch ein Wort wie zurüd]. (erst Und verjcheuchet euch nicht wieder zur Hölle zuriick] in H°® Bl. 19. ohne Nummer.
8. Aus zu eflem [erst gutem] Gejchmad verbrannte Nauger Martialen, Wirfſt du das Silber hinweg weil es nicht Gold ift? Pedant! in H5® Bl. 31. vorletzte Nummer.
9. Die Widmung der ganzen Sammlung an Herzogin Amalia von Weimar, vgl. S439 H°®: Sagt, wem geb’ ich dies Büchlein? Der Fürſtin die mirs gegeben, Die und Italien noch jetzt in Germanien jchafft. zuerst gedruckt bei Burkhardt, „die ältesten venetianischen Epigramme Goethes*. Grenzboten 1872, 4, 474.
10. Zum Erbulden ift3 gut ein Krift zu fein nicht zu wanken: Und jo machte fich auch dieſe Lehre zuerft.
in H®1 Bl. 3.
11. Was vom Kriſtenthum gilt gilt von den Stoifern, freyen Menichen geziemet es nicht Krift oder Stoifer ſeyn.
ebenda.
12. Thörig war es ein Brod zu vergotten, wir beten ja Alle Um da3 tägliche Brod, geben ..... in H*ı Bl. 30.
30%
468 Lesarten.
13. Dad Gemeine lockt jeden fiehft du in Kürze von vielen Etwas geichehen [machen] fogleich denfe nur „dieß ift gemein“ [daß e3 gemein jey]. in H*ı Bl. 4. 14. Wären der Welt die Augen zu öffnen! — das fönnte gejchehen! — Beifer du fucheft dir ſelbſt und du erfindeft dein Theil. ebenda.
15. Knaben liebt’ ich wohl (ein Distichon.). In H*! Bl. 30.
16. Alle jagen mir Kind daß du mich betriegeit O betriege mich nur immer und immer jo fort. ebenda.
17. Ach! fie neiget da3 Haupt die holde Knospe, wer giehet Eilig erquicdendes Nah neben die Wurzel ihr hin? Dat fie froh fich entfalte, die jchönen Stunden der Blüte Nicht zu frühe vergehn, endlich auch reife die Frucht. Aber auch mir — mir finfet das Haupt von Sorgen und Mühe. Liebes Mädchen! Ein Glas jchäumenden Weines herbey. Deutsche Monatsschrift, Berlin, October 1791, 3, 92.
MWeiffagungen des Bakis S 333—342.
H°2 ein Bl.4° mit Abschrift der Nr. 1. 2. u.3. von Riemer H®3 zwei Bogen Folio Weisfagungen des Bakis, Abschrift aller 32 Sprüche von der Hand des Secretärs Geist mit Goethes Correcturen #5 vgl. Schl. Bl. 5.2 |
Erster Druck. N 7,309--326 an dieser Stelle.
Der Vorspruch 8333, zuerst B 1, 339.
ı Gafjandren] Gaffandern N 4 Gedankenstrich fehlt H®H®% 12 Nur) 7° Nun N 13 Menfchengeficht] menfch- lichem Antli gt in 4° 15 dem Nachen] dem Kahn dann HN Rachen Riemer in 375° 42 mit fort] hinweg g in H° 48 benn Gerechtigkeit] die ©. denn auch H*®N die Änderung von Riemer in H® *sı Selbſt nach Denn Hes „Weiblicher Abschnitt im 4. Fusse. Etwa: Auch vergangenes zeigt euch Bakis! jelbit das Vergangne.* Schl. 63 „— — Ruht ja verblendete Welt.“ Schl.
Weissagungen des Bakis. 469
beides g? in H*#?: angenommen* 65 ſich — regnen] die jetzige Lesart 9° corrigirt in zum Regnen fi) auf 77% 7 jogin 4° zugesetzt ss Nur dem Kebendigen ift Gabe der Götter befcheert Hesâ jetzige Lesart g in 4° 72 zur] nur N 90 Menichen: geficht !"] Menfchengeficht! 745 9ı Menjchengefichter.] Menfchen: gefihter —“ H®H> 103 Maulwurf — Würmer] So ben Maulwurf, die Wespe, die Würmer 77%? die jetzige Fassung
g’in H> „Maulwurf als - v gebraucht. Schwerlich möchte dem abzuhelfen seyn.“ Schl. Teufelsgezüchte] Teufelsgezücht N 107 eigene] eigne das. 108 Die — dir] die fih am Ofen dir das. „Damit bei weniger kundigen Lesern kein Irrthum damit entstehen kann, dass Sie lei’ noch zum ersten Hemistich ziehen, würde ich lieber vorschlagen: Die am Ofen fi} dir lei’ um die Ohren bewegt.“ Schl. angenommen g®? in H° ı14 die) den Hes 121 ewig gewendet] er wendet fich ewig das. „Der Sinn macht einen weiblichen Abschnitt im 4. Fusse, obgleich der Vers ausserdem seine richtige Pause im 3. Fusse hat. Vielleicht: ewig gewendet.“ Schl. angenommen g3 in H®
Ausserdem auf einem Bl. 4°, g, der, zuerst 1836 (Quart- ausg. 1, 1,216; 2 Grimmes) gedruckte Spruch (lat. Lettern):
Die Burg von Dtranto. Fortſetzungs Weisjfagung:
Eind die Zimmer ſämmtlich bejet der Burg von Otranto Kommt, voll innigen Grimms, ber erjte Rieſenbeſitzer Stückweis an und verdrängt die neuen falfchen Bewohner
Wehe! den Fliehenden. Weh! den Bleibenden, alfo geichieht es.
Vier Jahreszeiten S 343—360.
H°%: Sieben Bll. Folio von Geists Hand 45 vgl. Schl. Bl. 7.8.
Erste Drucke N 7,327—355 4 1,383—408 an jetziger Stelle (in den Ausgaben N--C stets 99 Nummern, jedoch gezählt als 100; in N—B ohne eine Nr. 49, in €! u. C ohne eine Nr. 52).
Überschrift Jahrszeiten NA Jahreszeiten B—C
479 Lesarten.
Der Vorspruch 8 343, zuerst B 1, 349.
Yrühling S 345—347.
J: Mit der Überschrift Bielen und besondern Über- schriften der einzelnen Distichen zuerst gedruckt im Musen- Almanach für das Jahr 1797. Herausgegeben von Schiller, Neustrelitz, S 187—191, unterzeichnet (S 195) @. und 8.
Nr. 1. S345. fehlt 4%, statt dessen:
An die Xenien. O ihr nedifchen Jungen! was zerrt und jchleppt ihr für Kränze?
Dornen? bey Seite damit! Blätter und Blumen herbey.
Nr. 2. 8 345. Überschr. Mannigfaltigfeit 7% An bie Mannigfaltigfeit 7
Nr. 3. S345. Überschr. L. B. HJ
Nr. 4. S345. Überschr. ©. G. H4J ı ber — gefnüpft] Veilcden binde zufammen HJ 7.8. „Viele der Beilchen ver:
tnüpfet in eins! Das Sträußchen erfcheinet Blume nun erft; du bift häugliches Mädchen gemeynt oder: Viele der Beilchen zuſammen gefnüpft! u.s.w. Bey der bisherigen Leseart scheint mir noch das eine kleine Unbequemlichkeit, dass die beyden Anreden in der 2. pers. sing. leicht confundirt werden können, da doch die erste anders gemeynt ist als die zweyte. Bleibt beide stehen, so würde ich fast rathen: — ihr jeyd, häusliche Mädchen gemeynt. Dass der Hexameter u. Pentameter beynahe reimen, wird wohl nicht sonderlich bemerkt. Sonst könnte man so umstellen: Biele der Beilchen zufammen gefnüpft! Es erjcheinet als Blume Erſt der Strauß; du bift, Häusliches Mädchen gemeynt. Doch ist Sträußchen niedlicher.* Schl. 7 nach dem 2ten Vor- schlage angenommen 9°? in #°
Nr.5. S345. Überschr. L. D. H%4J
Nr.6.8 345. Überschr. H.W. HJ 12 Ihr rathet] Wir wiſſen das. oder angemerkt 4° von Riemer, der Muthwillen vorschlug „Ober als vu scheint mir sehr zu billigen. Auch macht das die Frage noch lebhafter, dass die zweyte in das andere Hemistich hinübergeht. Nur wünschte ich um Muthwill im Daktylus zu gebrauchen einen darauf folgenden Vokal. Etwa: — Muthwill? Ihr rathet es nicht.“ Schl.
Vier Jahreszeiten. 471
Nr. 7. S 346. Überschr. N.Z. S. O. H.D. HJ Auf Nr. 7. folgend Nr. 16. H**
Nr.8. S 346, Überschr. A.L. HJ
Nr. 9. 8 346. Überschr. Tuberroſe 7% ı7 Tuberofe — und] Unter der Menge ftrahleft du vor, du dies.
Nr. 10. S 346. Überschr. Klatſchroſe 7° 19 Weit von fern erblic ich dich ſchon, doch komm ich dir näher dies.
Nr. 11. 8 346. Überschr. A. F.K.N.H.D. HJ
Nr. 12. S346. Überschr. W. R.L.K.W.J. H%J auf Nr. 12. folgend Nr. 17. H**
Nr.13. S346. Überschr. Geranium J fehlt H7°* 25 Aitern] Alters J
Nr. 14. S347. Überschr. Ranunfeln J_ fehlt 7° 27 Keine lockt mic) von euch, ich möchte zu feiner mich wenden J
Nr. 15. S347. Überschr. M.R. H4J auf Nr. 17. fol- gend H°+ 30 befcheidenes] g in 75 und zierliches H%+J
Nr. 16. 8347. Überschr. Kornblume HJ auf Nr. 7. folgend H*%
Nr. 17.8347. Überschr. ©. F. H%J 33 „Sleinheit, dein; zwey Diphtongen in den beiden Kürzen des Daktyls, der Nachdruck, der eigentlich das dein, als emphatisch wieder- hohlt, und das zusammenstossende t und d machen einen sehr unreinen Daktyl; doch wird er an dieser Stelle viel- leicht weniger bemerkt, und hat nur die Wirkung dass der Vers etwas aus einander fällt. Vielleicht: Deine Liebliche Kleinheit und holdes Auge u. s. w.“ Schl.
Nr. 18. $347. Überschr. L. W. H®%4J
Sommer S 348-3.
J : Musen - Almanach f. d. J. 1797 vgl. zu Frühling. S 192—195, überschrieben Einer als ein Gedicht, unter- zeichnet @. und S. H* Bl.2. 14 Distichen, überschrieben Frauen, von welchen jedoch keines zu den 19 des Sommers gehört. Die ersten 6 nämlich bilden die Schillerschen Ge- dichte „Macht des Weibes“, „Weibliches Urtheil* und „Forum
472 Lesarten.
des Weibes* (, 588 u.89). Es folgt, W. v. H. überschrieben, das in den Almanach nicht aufgenommene Distichon auf Wilhelm v. Humboldt:
Lieblichen Lohn haft du dir von der Schönen ſchönſter verdienet Auf den herrlichhten Thron ftellit du das holde Geſchlecht.
Die 2 folgenden, unter derselben Überschrift stehenden Distichen bilden den Anfang von Schillers Gedicht „Das weibliche Ideal* (J, S 90); diesem Gedicht gehören auch die 2 nächsten Distichen an: Schwimmt auch die Wolfe des Grams und Dünke der Mann ſich frey, welche hier Jm Leiden, und die 2 fernern Distichen: Wa3 du auch giebjt und Hier ift ewige Jugend, welche hier Schöne Seele überschrieben sind. Das 14. Distichon endlich, von den übrigen getrennt, lautet:
Zu den XZenien.
Lebet, iſt Leben in euch, und erzählt noch dem kommenden Alter Diftichen, was wir geehrt, was wir gehaßt und geliebt.
37 erweifet jich] Handelt J an] mit J „Trochäischer An-
fang. Vielleicht: Graufam ermweijet fi” Amor an mir.* Schl.
wonach g? in 45 41 Sommer] Frühling J_ reift] ſchoßt J
42 „jo war die: fo hat zwar den Nachdruck und ist daher eine völlige Länge, doch geht es schwer über das war hinüber, und die _uu, welche diesem Fuss _-_u ähnlich sind, sind immer die schlimmsten. Vielleicht kann das war ganz entbehrt werden: — aljo die Neigung zu dir oder: fo au u.s.w.*“ Sch. 4 du] Z’N du JA—C 4 Anſchauns] Sinnes g? in M® Dentens J a7 Roß] Pferde J as uns] mie J 49 Schwer zu befiegen ift jchon die Neigung; gejellet ſich aber J 50 Gar die Gewohnheit zu ihr, unüberwindlich ift fie J__ 51 zivei=, ja dreimal] zweymal, ja breymal J 49—5ı „Die mit Bleystift übergeschriebenen Veränderungen sind hier völlig hin- reichend.“ Schl. 53 Sie — vielleicht] Wer mich entzüdt, vermag mich zu täufchen J die Änderung g®in H5 ;4 Mimen, lernetet ihr3 meiner Geliebten doc) ab vorgeschlagen g’in 75 *ss ift — Kußl! ift denn nicht noch viel kürzer der Kuß J 57.58 „Ein Epigramm jey zu furz, mie herzliche Dinge zu jagen? Sit, mein Geliebter, denn nicht kürzer um vieles der Kuß?
Vier Jahreszeiten. 473
Das erste Hemistich des Hexameters muss wohl unverändert bleiben.“ Schl. die jetzige Lesart 58 9° in 47°* 59 das herr= liche) den herrlichen JN das Riemer in #5 _ 60 Gr] Es JN 63 Das — Liebe] Wahre Liebe ift das 9° in H> vorgeschlagen, dann aber verworfen Wahre Lieb’ ift die N 65 um mit ihr] mit ihr um N „mit ihr; offenbar hat ihr, nicht mit den Nachdruck und folglich die Länge. Sollte man nicht folgende Umstellung wagen dürfen: Alles wünfcht’ ich zu haben, mit ihr um alles zu theilen.* Schl. danach umgestellt 9° in 35, seit A die frühere Fassung 70 Macht’ ich] Macht di) J „ich wollte nur anfragen, ob mit Fleiss statt des ausgestrichenen | kein d substituirt ist, weil die Leseart: Macht’ ich Doch u.s.w. auch einen Sinn giebt. Im Almanach steht: Macht dich doch u. s. w.* Schl. 74 beiden] beyde J
Herbft S 351—357.
Erster Druck. J:Musen-Almanach f. d. J. 1797 vgl. zu Frühling. darin gesondert Nr. 57. und Nr. 65. -82. unterschr. S 31 Göthe, unter den Tabulae votivae, unterschr. S 182 @G. und S., Nr. 40.-—47., 49.—56. und 58., und unter den Xenien, ohne Unterschrift, Nr. 39. und 59.—63. Nr. 38. 48. 64. und 83. zuerst gedruckt N 7.
Nr. 38. In H®%* Bl.3. machte ursprünglich das Vene- tianische Epigramm Nr. 35. Eines Menjchen Leben den Anfang. Dies ist durchstrichen und dafür aufgeklebt Nr. 39. Nr. 38. fehlt. Erster Druck N 7, 339.
Nr. 39. entnommen J, 230, überschr. An die Moralijten 77 Neben und Handeln] leben und Handeln H+H5J
Nr. 40. entnommen J, 180, gleichfalls überschr. An Die Moraliiten 79 Es) g in HH Das J
Nr. 41. entnommen J, 181, überschr. An die Muſe sı beleb’, o Mufe] o Muſe, belebe 7 Nr. 42. entnommen J, 176, überschr. Genialijche Straft
Nr. 43. entnommen J, 182, überschr. Guter Rat) ss den ach! ach den! g in H⸗ Nr. 44. entnommen J, 155, überschr. Wechjelwirfung
474 Lesarten
Nr. 45. entnommen J, 156, überschr. Pflicht für jeden Nr. 46. entnommen J, 158, überschr. Natur und Vernunft
Nr. 47. entnommen J, 159, überschr. Glaubwürbigfeit 93 redlicher — dir] redliche fyreunde, das kann ich euch J_ 94 Glaube] Glaubt J
Nr. 48. Erster Druck N 7,341. fehlt n H%,. In H5 als Nr. 49, (eine Nr. 48. fehlt).
Nr. 49. entnommen J, 159, überschr. Wa3 nut Nr. 50. H>N—B fehlt eine Nr. 49. N—B 9 ich ziehe] wie zieh ich J „Wahrheit kann wohl als _ u stehen bleiben, wenn nur ein Vokal folgt, wie Ep. 13 [104], wo es doch nicht wird weg- zubringen seyn: Schädlide Wahrheit, ich wähle fie mir vor nüßlichem Irrthum oder: Schäbliche Wahrheit, ich ziehe fie vor dem nüßlichen Irrthum.“ Schl. der zweite Vorschlag g in H> angenommen
Nr. 50. entnommen J, 159, überschr. Was jchadet Nr. 51. H>N—B 39 Schadet — wohl) Iſt ein Irrthum wohl Ihädlich 7 100 ſchadet's] iſt's jchädli 7
Nr. 51. entnommen J, 160, überschr. Das Schooßkind, Nr. 52. H°’N-—B 101 wir — nie] lieben wir nieJ „Trochäischer Anfang. Lieben wir niemald doch die fremden Kinder wie eigne. Oder näher an der alten Leseart: Fremde Kinder, wir lieben fie nie fo jehr al3 die eignen. Nur möchte diese Wendung, das Sub- stantiv absolut vorn zu sehen und es nachher, wo es im Accusativ stehen sollte, durch ein Pronomen zu ersetzen, zu häufig vorkommen.“ Schl. der zweite Vorschlag g? in H® angenommen
Nr. 52. entnommen J, 160, überschr. Troſt Nr. 53. N—C eine Nr. 52, fehlt C!C 103 Irrthum — ziehet] Nie verläßt ung der Irrthum, doch zieht 7 die Änderung g° in H> mit Ziffern angeordnet
Nr. 53. entnommen J, 168, überschr. Aufgabe Nr. 54. N—C 105 Gleich fei keiner] Keiner ſey gleich J durch Ziffern geändert H®%, Auch unter Schillers Gedichten.
Nr. 54. entnommen J, 174, überschr. Die ſchwere Verbindung Nr. 55. N—C. Gleichfalls bei Schiller.
Vier Jahreszeiten. 475
Nr. 55. entnommen J, 176, überschr. Bergebliches Geſchwätz Nr. 56. I— 109 vernünft'gen] vernünft’ge B—C
Nr. 56. entnommen J, 178, überschr. Der berufene Lefer Nr. 57. N—C |
Nr. 57. entnommen J, 56, überschr. Der freund Nr. 58.
—C 113 Strebendem]) Strebenden J—B 114 ftehl? — weg]
fag ich ihm diegmal: Leb wohl! J die Änderung g in Hes
Nr. 58. entnommen J, 155, überschr. Da3 blinde Werkzeug Nr. 59. N—C us daß dieſe] wenn eine J_ 116 „Werth, mit
zum Ziwede zu gehn. Mit ist offenbar lang eben so wohl als in mitgehn. Da es wohl nicht ganz wegbleiben darf, so fällt mir nichts ein, als: Mit zum Zwede zu gehn werth, nur ala Mittel mich faht.“ Sch.
Nr. 59. entnommen J, 268, überschr. Moderecenfion Nr. 60. N—C 118 wahrlich du wirft] jo bift du fürwahr J
Nr. 60. entnommen J, 201, überschr. Das VBerbindungsmittel Nr. 61: N—C
Nr. 61. entnommen J, 203, überschr. H. S. Nr. 62. N—C
Nr. 62. entnommen J, 222, überschr. Revolutionen Nr. 63. N-C 123. 124. Was das Lutherthum war ift jet dag Franzthum in diejen
Letzten Tagen, es drängt ruhige Bildung zurüd. 7 in jetziger Fassung aufgeklebt Z7°*
Nr. 63. entnommen .J, 222, überschr. Partheygeiſt Nr. 64. N—C aufgeklebt H**
Nr. 64. Im ersten Druck N 7, 345 als Nr. 65., so auch A—C aufgeklebt H°*
Nr. 65. entnommen J, 28, überschr. Väterlichſter Rath Nr. 66. N—-C 129 mein — bleiben] frei fein, mein Sohn J jetzige Lesart g in H%* ıso nie blide] ſieh niemals J
Nr. 66. entnommen J, 28, überschr. Der Biedermann Nr. 67. N—C 131 ftet3 fi] immer J 132 Welchen Vortheil er hat, jtet3 ich zum Gleichgewicht neigt J jetzige Fassung g! in 4°
Nr. 67. entnommen J, 28, überschr. Würbe des Kleinen Nr. 68. N—C
476 Lesarten.
Nr. 68. u. 69. entnommen J, 41 als ein Gedicht, überschr. Tas Heilige und Heiligfte Nr. 69. u. 70. \—C als zwei Nummern aufgeklebt He
Nr. 70. entnommen J, 28, überschr. Der Würdigſte Nr. 71. N—C 139 des Staat3] der Regierung / geändert g in + 140 Und im despotiſchen Land iſt er der Pfeiler des Staats J entworfen Reich ftüzzet er 9 in Z7%* die jetzige Fassung g in 3° Il Nr. 71. entnommen J, 29, überschr. Der Erfte Nr. 72. N—C
Nr. 72. entnommen J, 29, überschr. Ultima ratio Nr. 73.
—C 143 Fehlet] Fehlt J_ oben] von oben J „Einficht bon oben. Vielleicht könnte von wegbleiben und man machte dagegen den ersten Fuss zum Daktylus: Fehlet die Einficht oben.“ Schl. danach 9°? in H°
Nr. 73. entnommen J, 29, überschr. Wer will die Stelle
Nr. 74. N—C 145 gejehn] gejehen 7 „Hier macht das Vortheil Händel und wird sich wohl nicht bey Seite schaffen lassen.* Schl.
Nr. 74. entnommen J, 29, überschr. Zum ewigen Frieden Nr. 75. N—-C 17 es — gönne] fennt jeder den eigenen Vor:
teil und gönnet 7 „Doch fällt es (das Vortheil) in dem 35. Ep. auch in den unerlaubten Abschnitt und dagegen weiss ich nichts anderes vorzuschlagen, als: Bald, e3 fenne nur jeder den eigenen, gönne bem andern Seinen Vortheil jo ift.“ Schl. da- nach 9? in 45
Nr. 75. entnommen J, 30, überschr. Zum ewigen Krieg Nr. 76. N—C
Nr. 76. entnommen J, 30, überschr. Unterjchied Nr. 77. >—C
Nr. 77. entnommen J, 30, überschr. Urſache Nr. 78. X—C
Nr. 78. entnommen J, 30, überschr. An den Selbjtherricher Nr.79. N—C
Nr. 79. entnommen J, 31, überschr. Der Minijter Nr. 80. N—C 158 fei er] er jey J
Nr. 80. entnommen J, 31, überschr. Der Hofmann Nr. 81. N—C
Vier Jahreszeiten. 477
Nr. 81. entnommen J, 31, überschr. Der Rathsherr Nr. 82. N—C
Nr. 82. entnommen J, 31, überschr. Der Nachtwächter Nr. 83. N—C 164 Einge, wie mehrere thun, ſchlafend wo möglich, bein Lied J die Änderung g in Mes
Nr. 83. Erster Druck N7, 350. Zusatz g in H®*, Nr. 84. N—C 165 ftreuft] gabſt g in H** leichte, welfende] g° in 43 leicht welfende über welfende, fallende g in H'+
Winter S 358-360. J: Musen-Almanach f. d. J. 1797 vgl. zu Frühling. S 143— 146, überschr. Die Eisbahn, mit der Unterschrift Göthe. Die Nummern 84.—99.]) Nr. 85.—100. H’N—C 167 der Fluß] die Welle J_ 172 verborgen am] g’ in 45 tief unten im 7 177 Durch — her] Alles gleitet unter einander J ısı des Meiſters Verkleinerer] Verkleinrer des Meiſters, euch / „Derfleinerer. Nach der jetzigen Stellung sollte es eigent- lich Berflein’rer heissen, damit der Fuss herauskommt. Das zweyte euch kann aber entbehrt werden: Euch, Praeconen des Pfuſchers, des Meiſters DVerkleinerer, wünscht” ich.* Schl. an- genommen 9°? in H> ıs2 Mit — Wuth]) Blaß und im Ohn— machtzgefühl 7 „Im Pentameter scheinen durch die Ver- änderung die Adjectiva etwas gehäuft. Besonders fällt es auf, dass blaß und ftumm ohne weitere Verbindung dicht neben
einander stehn. Etwa: Im ohnmäcdht’gen Gefühl (ohmmächtigen Muth) ſtumm hier am Ufer zu ftehn.* Schl. jetzige Lesart 9° in 7° iss Stürzt — Bahn) Fällt auf dem Eife der rüftigfte Läufer 7 190 über — fich] fich über Tyeldheren erhebt 7 192 „Das und jo kann meines Bedünkens allerdings recht gut stehen bleiben.“ Schl. 197 du — hin] nur Hin du mächtige Scholle 7 „Die erste Hälfte des Verses theilt sich nicht gut: Mächtige Scholle
ſchwimme nur hin. Vielleicht: Schwimme, du mächtige Scholle, nur hin!“ Schl. angenommen g? in H>
Weimar. - Hof-Bubbruderei.
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