Zeitschrift für Kirchiengesc..

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ZEITSCHRIFT

FÜR

KIRCHENGESCHICHTE.

XI.

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ZEITSCHRIFT

FÜR

mCHENGESGHIGHTE

Jk THIODOR BRISGSB.

XI. Band,

eOTHA.

FKIEDRICÜ ANDREAS PERTHES. 1890.

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Inhalt.

Erstes Heft

(Ausgegeben den 16. September 1889.)

ünteniielinngen und Essays:

h A. Jiarnuck, Theophilus vou Autiocbien und das Neue Testament 1

2. /. Dräseke, Des ApolUnarios von Laodicea Schrift wider Ettoomios SS

8. JT. S^umrgkme, Die Verwaltung und die finaadeUe Be> deutong der Patrimonien der römiieben Kirobe bis aar Ornndnng des Kirehenstaates 62

4. 2%. Briefftr, Kritiscbe ErSrterangen snr neuen Lutber^ Ausübe n (erste Abteil.) 101

Analekten:

1. Ph. Sieger, Der griechische Iren&ns und der ganaeHege-

sippus im 17. Jahrluindort 156

2. G. V. Below, Zwei Aktenstücke zur Geschichte des Landeskircbentums in Jülich 158

3. J. M. üsteri, Zu Zwinglis EIcucbus 161

4. Misceilen Ton Hoktein, Distel, Wükene 166

Naelirichten . . . . I7i

402545

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VI IKBALT.

Mta

Zweites Heft

(Ausgegeben den 14. December 1889.)

Untersttchungen und Essays:

1. E. Lempp, Antonius von Padua. I. Quellen .... 177

2. 0. Wintkcbnann, Uber die Bedeutung der Verträge von Kadan und Wien (15^4—1535) für die deatschen Pro- testanten ... 212

3. A. Kleimc^idt, Hamman von Üokiiauseü 2&3

Analekten :

1. W. Altmann, Die Stellang der deutschen Nation des Baseler Konzils zu der Ausscbreibong eines Zehnten, durch welchen die zur Griecbenonion notwendigffi Geld- mittel bescbnfTt werden sollten 2G8

2. P. Tscha<:kcrtf Zur Korrespondenz Martin Luthers . . 274

3. jR. Fes^fer, Die Religionsmandate des Markgrafen Philipp

von Baden (1522—1533) 307

4. Miscelle von Th. Distel 330

IMtteB Heft»

(Ausgegeben den 1. Märi 1890.)

Untersnchongen und Essays:

1. F. Görres, Kaiser Maximin II. als Christenvcrfolger . 333

2. E, NocJdechen, TertulUnn Von dem Kranze .... 368

3. Ph. Mc\/t r, Ii« itriige zur Kenntnis der neueren Ge- schichte und des gegenwärtigen Zustande« der Athos- klöster 1 395

Anftlekten :

1. R. Röhricht, Ein „Brief Christi" 486

2. F. BaethfjfH, Die syrische Handschrift Sachau 802**

auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin 442

3. Jh. Koldt, Wittenbeiiger Piapatationstbeaen aus den Jahren 1516-1522 448

4. Th, Kolde, Zur Chronologie Lutherscher Schriften im Abendmahisstreit 472

5. A'afcmiu, Thesen Luthers de excommunicatione. 1518 477

6. Th. Brieger, Thesen Karlstadt's 479

7. Miscellen von Th. Distel und Wilkens 483

^acliriehten 489

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INHALT. YH

Sfit«

Viertes Heft

(Ausgegeben den 30. Mai 1890.)

üntersuchimgeii und Essays:

1. E. Lcmjyp, Antonius von Padua. II. Schriften . . . 50S

2. Ph. Mfi/rr, Beiträge zur Kenntnis der neueren Ge- schichte und des gegenwärtigen Zustandes der AtUos- klöster. II 539

inalekten:

1. L. SdiuLe, Zur Geschichte der Brüder vom gemüiii- sameu Leben. Bisher uubekanutc Schriften von Geert Groote, Johannes Bosch und Johannes Yeghe . . . 577

2. Miseellen von B/Skrida und Mwsktiri 619

Reglsier:

1. Veneielinie der ahgedroekten QueUenstacke . . . . 6S8

II. yendchiiie der beBprochenen Schriften 085

m. Sach- und NaineDiegiater 628

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Theophilus von Aoliocbien oud das Keue lestauieat

Von

Adolf Harnaek«

Dem Bischof Theophilus von Antiochieiii dem Vorfkaaer der drei BUeher ad Autolycum wird von den Kritikem «me sehr hohe Stelle in der Geschichte des neatestament-

lichen Kanons eingeräumt. Allgemein betrachtet mau den Mann, der bald nach dem Jahre IHO gesclnieben hat, als den ältesten Zeugen des wesentlich abgeschloBsenen Neuen Testamentes und stellt ihn daher vor und neben Irenäus und TertoUian*. Als maisgebend iUr diese Stellung wird Folgendes angefilhrt: Theophilns habe zuerst deutlich die Evangelien und nicht nnr das Evangelium als Insiansen citiert; er habe femer zuernt den Vertasser des vierten Evan- geliums Johanne» genannt und als „Pneuniatophoreu" be- zfuhiiet^ er habe weiter der Qruppe der alten heiligen ScbhÜen eine Qruppe von Poemnatophoren sugeordnet und

1) Die Identität dr»r beiden Mauuer, die noch jüngst wieder von Brbes bestritten wurden ist, scheint mir sicher zu sein.

2) S. Reufs, Gesch der h. Schriften N Ts, 5. Aufl., 2. Abtl., S. 18 f.; BleekManj^oId, Einl. i. d. N T., 4. Aufl., S. 831. 883 Anm.; Hilgcnftild, Einl. S. 74 (doch s. die Bemerkang über den sweiteo Nachfolger des Theophilus, Serapion, a. a. 0.); Holtzroann, Einl^ % Aufl., 8. 187. 144; Weifs, Einl S. 64; Zahn, Gesch. de« MTlieheB Kanons I, 1, S. 101 Anm. 1, S. 91 Anm. 1; Westcott, A goienl snrrey of the bist of the Canon of the N. T., 6. Edition^ p. SIS8; Credner-Yolkmar, Geooh. des NTIlehon Kanons, 8. 136.

MiMhr. 1 1.'0. IL 1. 1

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BABMACK,

diese von demseiljeii Geist für inspiriert erklärt, durch welche jene Schriften entstaudeu seien ^ er habe endlich zu den Kundgebungen dee b. Geistes auch die paoliniBcben Briefe gerechnet, da er sie mit der Formel (III, 14): 6 d'üog Idyog ntXeöei fj^äg citiere, sie aI«o auf eine Stufe mit deu Schrif- ten" gestellt

Von diesen Stucken ist das letztgenannte weitaus das wichtigste. Hat Tbeophilus wirklich den Pauiusbrieleu das- selbe Ansehen eingeräumt wie den Evangelien und den EyangeUen dasflelbe wie dem C^eseta und den Propheten, ao scheint er der lllteste Zeuge einer Betrachtung und Wttr* digung christlicher Schriften su sein, die man sonst erst durch Irenäuö, Tertullian und das Muiatori'sche Fragment belegen kann. Man liut deshalb allen Grund, ihm den her- vorragendsten Platz in der Geschichte des ueuteBtamentlicben Kanons anzuweisen.

Allein da& dieser Plate ihm doch nicht gehOhrt^ scheinen die Kritiker seihst empfunden zu haben; denn keiner hat die Konsequenzen zuversichtlich nach allen Seiten zu ziehen gewagt , welche der von ihnen erhubene Tliatbestand, wenn er richtig ermittelt ist, fordert. Anderseits haben sie rieh auch nicht Rechenschaft darüber gegeben , wie sin- gulftr und paradox die Stellung ist, weUihe sie dem Theo- pbilus in der Kanonageechichte einräumen. Ich will nur das Wichtigste erwähnen: Irenäus und Tertnllian sind Abend- länder^ Theophilus ist Antiochener. DcmioLh hoII er die- selbe Stute deö sich bildenden Kanons repninentieren wie sie; aber er stände damit im Orient völlig isoliert. Ein Neues Testament, etwa die vier Evangelieni die Paulus- briefe und die Apokalypse Johannes nm&Bsend^ gab es da- mals nirgends im Orient; vielmehr besitzen wir eine Reihe von Zeugnissen, welche einen ganz anderen Zustand be- zeugen. In Edessa hatte man neben dem Alten Testument damals und noch lange Zeit hindurch nur das Diatessaron Tatian's. Die Grundschrift der sechs ersten Bücher der apostolischen Konstitutionen, welche der syrischen Kirche des S. Jahrhunderts angehört, kennt als kanonisch neben Geseta und Fk^opheten eben&Oa mir die Evangelien. Dia

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TIIEOPUILUS VOK ANTIOCHIEN U. DAS N. TESTAMENT. 3

WAhndifliDlich ans Syrien (3. Jahrhundert) stammenden paeodoelementiniBchen Briefe de virginitate brauchen noch

die uralte Formel (1, 12): ,,sicut ex lep^e ac pruphetia et a domino nostro Jepu Cliristo didicimus de earitate exer- cenda'' K Ulemena von Alexandrien bezeugt, daf» die aie- zandrinische Kirche um 200 noch kein Neues Testament beeeiaen hat, londem gleichwertig mit dem Alten Testament nur die Evangelien brauchte, daneben aber eine groiae Samm- loi^ ,,}ieiliger'' Schriften mit verschiedenartiger absteigender Dignität kannte, in der sich auch die Taulubbriefe befanden Was aber am meisten in das Gewicht föllt der zweite Nachfolger des Theophilue aui' dem Bischofssitz in Antiochien, Serapion, hat nicht nor seitweal% die öffentliche Verleenng des PetruBevangdiuma in einer Gemeinde aeinee Sprengeis geduldet, sondern er hat auch, nachdem er sich von dem häretischen Inhalt dieses Buches überzeugt iiatte, die Ge- meinde niclit etwa auf die vier Evangelien verwiesen, son- dern sich so ausgedrückt, dafs man deutlich erkennt, dais ihm sogar der Evangelienkanon noch nicht als fest und iOr alle Zeiten abgeschlossen gegolten hat, geschweige ein Neues Testament'. Da uns nun über das Vorhandensein des Neuen Testamentes in irgendwelchen morgenländischen Ge- meinden um 180 200 schlechterdings nichts bekannt ist, so steht Theophilus völlig isoliert; ja wenn der Thatbestand für ihn richtig erhoben ist, so ist die Annahme unvermeid- lieh, dais die Kanonsbildung in Antiochien nach seinem Tode

1) & Fank, Patr. Apost. Opp., T. U, p. 13. Sehr lehntiek ist» Antiocbas, der Pkglator der Briefe, diete FonDel also veritndert

bei: Jtdv« Yqtttfii naJaud tt »«d Hu roffro ifuv nti(ftauXtikT€», ikymnäif xrL (hom. 96, CoUerill, Modeni eritieism iiid Caenent's cpp. to Yirgms 188i p. 121). £■ ist diese Veriiideniiig eine ich&ie PhnUaie au der Modifikation, w^ohe dk jfiogenn BeceniioneB des •eOlhaoiacHen Ifar^ima an der Fotmel: al m»^* ilftäf fi(filM «al ui txk ToikoK intnoXat toO Soiou Mg6s Ifeittov, aagebfaeht beben.

2) S mein Lehrbttch der DognengeMsh., Bd. I, & 820-828 der awdten Auflage.

3) S. Euseb., H. e. VT, 12 and meine Sebrifk: „Das Nene Teita^ aeat am das Jahr 200", & 47ff.

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HARNACK,

Rackschritte gemacht hat Diese Annahme ist aber ah> aurd.

Man sieht somit , wie sehr es geboten Ist» sich

gewisseni, ob man nicht einem Tnig;biid getbl^ ist, indem man Thcophiius zum Zeugen der aus Evangelien und apo- stolischen Briefen bestehenden neuen Sammlung gemacht hat Nur die stärksten und sichersten Aigomente werden nns hier Überaeugen dürfen K In einer Richtnng habe ich schon froher ▼ersucht, das Urteil über die Stellung des Theuphilus zu ermäfsigen *. Ich habe darauf hingewiesen, daf« derselbe die neuen Scliriften nicht als apostolisch prä- diziere, sondern als ^.pneumatophorisch^', dafs er somit von der Betrachtung des Neuen Testaments^ wie sie Irenäus und Tertoliian bieten, noch entfernt ist, sich dem Standpunkt des Justin als verwandt erweise und zudem nicht angegeben habe, welche Mftnner er In die Gruppe der Pneumatophoren, die er den hl. Schriften zuordnet, eingerechnet wissen wolle. Allein meine Nachweisungen sind meines Wissens unbeachtet geblieben Sie mögen vielleicht deshalb weniger Eindruck gemacht haben ^ weil ich in dem Lehrbuch der Dogmen- geschichte nicht die Möglichkett hatte, sie ausführlich su begründen, nnd weil ich die allgemeine Annahme, Theo- philus habe PauliisbncKi mit der Formel: 6 S-eloQ hr/og citiert, noch als richüg liatte gelten lassen. Um der Wichtig- keit der Frage willen wird es gestattet sein, ausführlich auf die Stellung des Theophilus zum christlichen Schrifittum ein-

1) Sollten deh solche finden lassen, dann hätte nsa allerdings Grand, die EInw&rlb anft genaueste noch einmal so prOfen, die gegen die Idsntifisienuig des Veiikssers der Bücher ad Antolycnm und des antiochenischMi Bischöfe Theophilus erhoben worden sind; denn es wfirde dann sehr frahrscheinlich sein, dafs jener erst im 3. Jabxfa. ge- schrieben bat.

2) 9. Dogmengeseh. I, 8. 3S0f. and die oben dtierte Abhand- lung 3. 39 f.

3) Holtimaun a. a. 0. S. 131 Anm. 1 bat sie ledigUch gebucht in den Worten: „Hamack erkennt dem Theophilus den NTlichen Kanon sogar noch ab wegen des mangefaaden Kriteriums der Apo- stoUcität.**

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TH£OrHlLUS VO^ AiM iOCUiii^N U. DAS H, TESTAMENT. 6

zugehen ' und so die herrschenden Vorstellungen einer Prü- fung zu unterziehen *.

Die drei Bücher ad Aatolyeum amd bekaDnÜloh niolit drei gleichartige Teile eines Werkes. Sie gehören allerdings

sachlich enge zusammen und bilden eine einzige Apologie; allein sie sind Bchon der Fonn nach verschieden. Das erste Buch ist die nachträgliche Aufzeichnung einer „Homilie^^ (s. hb. II inii)i welche Theophilus im Zusammenbaiig eines Qesprichs seinem heidnischen Freunde Autelycos gehalten hat Das Bweile Buch ist ein y^Syngramma^ welches er auf Antrieb des Freundes vertalst hat (s. lib. II, c. l); das dritte Buch ist eine DonkscLiitt („Hypumncma 'j , welche Theo- philus proprio motu dem Freunde gewidmet hat (s. lib. III, c. l). Das erste Buch legt den christlichen Gottesbegriti' und damit im Zu^mmenhang auch den christlichen Aof- erstehttngBglanben dar and bekämpft die heidnische Götter- lehre. Es ist eine Antwort auf die prerokatorische Frage des Freundes: Ju^dv juot rdv ^tdv aov (s. lib. I, init et tin.). Diu Darstellung in dieser „Homilie** ist rein tlu tisch. Daher folgt in dem zweiten Buch, dem Syngramnia, die ausfUhrÜche Begründunp: den Propheten, die der Superstition y weiche die Poeten und Philosophen patroni- skren, entgigeogeeetst werden, und swar ist es die faibliBche Schöpfungs- und Uigeschiohte , die hier als höchste Wahr* hnt dargelegt und erklärt wird (c. 10 33). Den Beschluis bildet eine kurze Ubersicht über die sonstigen Wuhrlieits- erkenntniase, die man den Propheten (einschlielalich der Öi-

1) Die kane Abhsodliuig von Otto ,»Gebiaitek HTlieher SdurifleD bei TlieopbUi» von Antiochtett** (Zoltwhr. f. die Uator. Theo!. 1869, 8. 617— 6S3) enthält nur einsa Cut TOllttin^gen Abdniek derStellsn.

9) Nicht nur aehe ieh im Folgenden von dorn Mgen. EvaageUai- komncatar des Theophilns flslbttvontSadlich ab, aondem ieh hüte «och das von Otto p. 827 (Eidit*) abgodmekte Fragment einos Kom* mentaTB zum Hobeuliede eines „Theophilns** beiaeile, da dieier Theoplulai nieht sn identifisieren ist.

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HAKNACKy

bylle) yerdanki Das dritte Buch enthält eine Denkschrift

über das Alter der prophetischen Schriften, welcher nach einem aniinosen Angrifi' aui' die heidnischen Schriftsteller und ihre Unsittiichkeit eine ausführliche Widerlegung der den Christen landläufig gemachten entsetzlichen Vorwürfe und eine Darstellang der hohen Sittenregeln der Propheten ond Eyangelien vorangeht

Bd dieser Verschiedenheit des StofRss der drei Btlcher wird es zweckmäfsig sein, jedes einzelne Buch für sich in Beziehung auf seinen Schrittgebrauch zu betnu lit( n.

In dem ersten Buch finden sich strenggenommen nur zwei Citate und eine einzige CitationsiormeL Die beiden Cütata sind o. 1, p. 32 (ed. Otto) Ps. 32, 6 und c. II, p. 34 sq. Prov. 24, 21 22. Die erstere Stelle wird mit yuQy die letztere mit Xeyei ydg 6 vöfiog 6 yo0 &eolf einge- führt. Man erkennt hieraus, dafs Theophilus auch alttesta- mentliche Gebote, die nicht in den fünf Büchern Moses' stehen, als 6 voi^iog bezeichnet hat Es entspricht dem Cha- rakter der Honiilie, dafs sie dn freier Ergufs ist, daher auch des gelehrten Materiales und der Citate entbehrt Aber schon dieses erste Buch sagt» wie sehr sein Ver&sser in den hei- ligen Schriften lebte; denn seine Gedanken und seme Sprache sind von denselben belieiTbclit, und zwar sind es besonders die Psalmen, Proverbien und der Hiob, in denen er lebte und deren Worte er in seine Hede verwebt. So sind in c. 1 Ps. 113, 4£; 134, 16f. iChion. 16, 26, in c. 3 ProY. 3, 22, in c. 4 Gen. 1, 14. Jes. 66, 1, in c 6 Uiob 9, 9. Ps. 32, 7; 134, 7; 146, 4. Jer. 10, 13; 51, 16, in c. 7 EKob 9, 8; 34, 14; 38, 18. Ps. 23, 2; 32, 6; 64, 7; 88, 9. Prov. 3, 19 f., in c. Ts. 113, 4 f. H; 134, l.)t. 18. 1 Chron. 16, 26, in c. 11 Prov. 24, 21t., in c. 14 Ex od 4, 11. Ps. 93, 9. Jes. 40, 21. 28 ohne ausdiiirkliches Citat teils wört^ teils in Anspielungen verwertet Aber auiserdem zeigt der Verfasser auch, dafs er ebenso in den paulinischen Briefen zuhause ist Er citiert sie niemals, er sagt nichts über ihre Autorität; aber er zeigt sich sehr

1) Die Proverbienstelle lautet: tiiAa vlk irai fiaoUän xrL

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TUEOPUILÜS VOK AMTIOCHIKN U. DA8 N. TKSTAMEMT. 7

stark voü ihnen beeiniiafat. Darin unterscheidet er sich bestimmt von den älteren Apolop^eten, aber bekanntlich nicht Ton den älteren christlichen öcbntktellern ; denn z. B. Poly- karp und der Landsmaon des Theophilos, Ignatius | haben ebeniaUs in ibren Briefen grölktenteils stillschweigend die pauliniscfaen Briefe reicUicb ausgebeutet.

Gleich in der zweiten Zeile des ersten Kapitels heifst es: ii^ltoi^ thfi^gtoftoig (■xovüi xöv vofjv TLatsepS^aginn'ov, vgl. 2 Tim.

8: äy^iffanoi yMretpd-txQfiiwM töv vovv. In c. 2 (p. 6) steht SoKifi^ontS diag>iQorraf vgl. Röm. 2, 18. Phil. 1, 10; ebendnrt (p. 8): ds<|oy a0y xo» ai^ wsav^&if^ ü s2 fioixk» es cix, A neöigiifoe, ü oda et TÜidntfig^ d oiK ä SQfraSf ü A dm>trT8^TfjTijgj d odx il dQamHntonrjg, d ühf, d Sßfftet^f d Ofdr. Bi ?.oldoQiK, d ov'k S^yllog, el ov q^d^ovegdg^ ei ov/. dXa- Q(av<, ei avx ^e^/m^g, ei ov nktjKTiqgj u ov q>iXaQyvQOgy u 0^ yoHSatp «r/rei^g, d ov zexva aov nu^hüg, tolg yäQ

kavroiig xa^a^ftawaip cbrd navtdg fioloafioß, YHr haben bekanntlich in der christlichen Urlitteratur i'Qsp* aus dem

2. Jahrhundert eine grofse Anzahl von Lasterkatalogen (Mark. 7, 21. Matth. 15, 19. ßöm. 1, 29f. Gal. 5, 20. 1 Kor. 6, 8—10. Eph. 5, 3—5. iTim. 1, 9. 10. 2 Tim. 3, 2—5; Didache 2. 3. ö; Bamab. 20; Hermas, Mand. 8; dealeai 6; Pseudociem. de virg. 1, 8; Theoph. ad AutoL II, 84 allein es scheint mir nicht swdfelhaft au sein, dafs der Tor» liegende aus paulinischen Worten (iKor. 6, 8 10. Röm. 1, 30. 2 Tim. 3, 2. Tit. 1, 7) zusanmiengesetzt ist; denn von den sechzehn Bezeichnungen von SUndem finden sich vierzehn in jenen wieder (nur {rreQdrrTrig und ta rinva cov lEtMLs fehlt). Dastt kommt, dais der Sohlnls offenbar ans 3 Kor. 7, 1 stammt (Ka^a^iofH» iavv€^ dfrb nm^ög fiükua-- /ioO). Bemerkenswert ist es, SaSk Theophilus die paulinischen

Stelleu unteroiiiandermifcscbt und so trei reproduziert. In c. 6 * (p. 20) stammt der Ausdruck /) rroAr/rorxfAoc ooq'ta foß ^&off aus £ph. 10. Derselbe Brief ist im siebenten

1) Die Parallele, welche Otto c 3, p. 12 la Hsbr. 19, 89 sb- Watf itt ohne Beweiskraft.

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HARNACK,

Kapitel (p. ^2) benutzt; clenn der Ausdruck: toVto Si ooi av^ßtßtl'Aiy Sia vfjv rvffXwoiv rf^g ilwxfjg xfft nwQiaoiv %fjq TUtf^iag Gov ist aus £pb. 4, 18 (itnunwfihoi r/J Siavoi^

In demaelbeii Kapitel (p. 94) sind die Worte: Svw drrö^

TO (hnfiror /.ca iidiotj Tt]v d(fiUtQaiav eint Reminiscenz an iKor. 15; 53. Gleich darauf (c. 8, p J4) liest man: !^iUa djtiüTÜQ y«x^o^ iy€i(f€a&ai. Urav tavai, %6(t€ niatewug . . %m niatis üov §ig dmaviav loytadijairai, Dieae Zeüeii erinnem an iKor. 16, 1:1. 36 und Böm. 4^ 6: l9yiCer€ti ^ niawig €tdro€ tilg StTiaioaijyriv. In c. 11 (p. 34) ist der Aubp druck (ßaailevg) tnb ^eoH Terayinevog auB Rom. 1 3, I (efoü- oiai hnb iHod Terayithai) geflossen. In diesem Kapitel finden sich auch sonst noch Anklänge an die paulinischen Briefe, resp. an neutestamentUche Stellen, die von den Pflichten g^n dieOlirigkeit handeln, b. p. 32: nft^ta %h» flaaiXia und p. 34 : paaiMg yifjfww dg ziftäa&ai (l Petr. 2, 17: rdy ßamXla rtpäxB)^ p. 34: B^fi9»og hti^ ccStoü (iTim. 2, l), iiaoilevg Irrö &eot' rerayfitvoc: . . . tlg cd öi- Aaiwg 'Aqiveiv (Köm. 13, 3 4: i/.diAog elg ÖQyrjv xaxdr ftffdaaoi^i) ] p. 34: ^ra^a it€od oi'MnfOiAiWf 6 ßaoi" ntnlcvmrstu (iKor. 9, 17: oiifüifOfiia¥ nmlmmtputCy So iit der ganie Abeohnitt Uber den Qehmam gegen die Obrigkeit und das Gebet Ab* dieeelbe von pauliniscfaen Keminiscenzen durchzogen. Um so wichtiger ist der Schlufs- satz: r'irTTf /.(n u lavta 7cXayäoai , w äi't^QOJTce (nämlich in- dem du den Kaiser göttlich verehrst), tdv di ßaaikta zifia evvoöy ttvt(^ (s. Köm 1 3, 5), ÖTtoraoüöfiwog cdtt^ (Tit 3, l), edxöfieifog i^tu^ a^oO (iTim. 2, 1). to07O Tsoidir frotug rd ^ikt^a toO ^io€, Xiyn yä^ 6 v6fiog 6 to0 ^«oC (Frey. 24, 21 f.)* Tifua vis &eöv tlol ßaatXio, Kai ^tridevt avT€)v (iueiO^i^g ijg* i§aiq)vrig yccQ ti^ CQVTai tovg ix^^QOvg avtaiv.

Von entscheidender Wichtigkeit ist hier, dais Theophilus die Worte des Paulus braucht, als wären es Beine eige- nen und in ihnen keineswegs den verptlich- tenden Gotteswillen, das Gebot Gottes, authen-

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TUEOFiULUB VON ANTIOCHIEN V. DAS N. T£6TA>I£NT. 9

tisch ausgeprägt findet. Vielmehr verweist er, um dem von ihm in den Worten des Paulus Ue- •ftgten oun noch die göttlicke Beglaubigung zu geben, auf daa Alte Testament. Hieraus ergiebt sich mit Etvidenz, daTs ihm die panlimschen Briefe noch nicht authentisches Gbttes Wort gewesen sind. Der glilcklidiste Zufall hat es gefugt, dafs die ei neige Stelle in den drei Büchern ad Autolycum, welche den Anschein erregt, als eitlere TheophiluB die Paulusbriefe als Gottes Wort (III, 14), gerade auch von dem Gebot des Gehorsams gegen die Obrigkeit handdt Wenn mr spttter aaf diese Stelle eiih^ gehen werden, werden wir uns des hier Toriiegenden klaren Thatbestandes erinnern. Er präjudiziert die Auslegung der fraglichen ^Stelle III, 1 4 ; denn an unserer Stelle ist es über jeden Zweifel erhaben, dals Theopluius die Pauiuabriefe, resp. die in ihnen enthaltene Mahnung zum Gehorsam gegen die Obrigkeit, nicht iiir Gottes Wort im strengen Sinne, d. h. nicht för den antbentisohen vdfiog to0 xhoß gehalten hat

In c. 13 (p. 40) liest man: taCta rd fidvra hreffyü ^ foff &eod ootftta vgl. iKor. 19, 11: ftdirra Si ratra evs^si tb tv Aal ro airö Tn^iua. Kurz vorher (p. 38) heilst es: u yaQ Tvxot ehcelv, yjx/.'Kog aiTOv }) twv Xoinwv ürregudTtifv idr ßli^O-^ dg yfpf fC(^Orov aTZOihnjo'Mi vuxi kvetaiy uta iy9ii(9tat wl fimat avdxvg. Hiermit ist iKor. 15, 36 i EU yergleichen: 8 OTmqu^ ot iutorrmutai iä» ftij dno^vjß* xai . aneinetg yvfofdv tAtusKav ü n^oi ai%cv ^ zivog t0i^ hnfrßv. Hier ist besonders interessant, dals an beiden Stellen li, n'yoi steht, aber in eiueui ganz verschiedenen Sinn. Theo- phiius hat augenscheinlich die Stelle mehr im Ohre als im Sinne gehabt Das ganze Buch schlieist mit einer Satz- gmppe^ die ganz aus den paulinischen Briefen gefloesen ist (c. 14, p. 44): i$er<^st ndvza imtd nt^ivtH

dlxaiw dfiodtdobg hukfrti) wnä d^lw t&v iMiü^ßhß (Röm* 2, 6). Toig fMW¥ na&* hcoinovi]v Stä egy^af dyad^töv tip(HSrFiv äif l^uQOiai' diOQi/jaciai L(i)t]v ahoviov (Ron;. 2, 1), x^t^dv^ UQijvip', dvairavotv vxd 7t).r]i}i] dyat}u)v ^ iov ot'ft 6(p\^aXfj.bg

(1 Kor. 2| 9)* %wq di dmotag %ai nuna^pQOmtfraig xai drtu^

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^aßoiv rfj <Wiy^e/^, nud^oidvoiq Si tfj ddi%i(ji (Rom. 2, 8*), €7iäv ifttf t^iin i at uotyuaig v.ai rcogv^ iai^ yjn dgotvo/Mitiatg v,ai 7r)^ore^(aig /.at laig di/efiivoig ddnAolaiQuaig (l Kor. ^1 9. 10. 1 Petr. 4, 3: d^t^iitoig üdui^joXaxqimg), ^atai ogyr) aal dv^ög, d-^tffig xcti üvevoffoqia (Röm. 2, S*"), xai rb wilos vodg voiodwvg wi&^u ttB^ tdihnov. Man aieht aack liier wieder, wie bewandert der VerfiMser in den Paulas^ briefen ist» mit welcher eonverftnen Freiheit er sie aber ver- wertet, sie durcheinander wirtt, Zusätze macht u. s. w.

Aufser dem Angeführten spielt der Verfasser in diesem Buche auf neutestaiuentiiche Stellen nirgends an, also auch nicht auf evangelische Sprüche Dagegen erzählt er im Sohiufakapitel| sein aweites Bach vorbereitend^ wie er selbet durch die LdctOre ,yder hdligen Schriften der heiligen PhH pheten'' i^iegaig yqaq^aXq t&v äyiwv nqoqriqtQv) bekehrt wor- den sei. Diese haben die ganze Zukunft vorausgesa^ und somit bei das, was sie vorbrachten, auisi .sicherste beglaubigt; die Dichter und Philosophen aber, die viel später als die Propheten gelebt, hätten aus den heiligen Schriften (cx t&¥ ^itay yf^wpGv) gestohlen; mithin möge auch Autoljcns die prophetischen Schriften lesen {tag n^cHpririKag yqaq^dg).

Wie man sieht, sind die scripturae sanctae *\ sacrae pr )])[ieticae") hier lediglich die Schriften des Alten Testaments. Aiiüo läfst sich aus dem ersten Buch ad Autoijcum schlechter- dings nichts iUr die Geltung neuer Schriften (nicht einmal des Hermworts oder der Evangelien) entnehmen.

Das zweite Buch, wehshes sich eingehend mit Gen. 1- 4. 10. 11 beschäftigt; giebt eine genaue Darlegung des pro- phetischen Wortes nach selten seines Ursprungs und Inhalts, wie dasselbe von den uralten hebräischen Propheten in den heiligen Schriften niedergelegt, aufserdem aber noch von der Sibylle verkündet worden ist Die heiligen Schriften sind

1) beiden einzigen Stellen , die Otto als Parallelen aus dem Johannesevangelium anführt, sind ohne Gewicht; denn c. 13, p 38 berührt sich mit Joh. 12, 24 nur so weit, als sich diese Stelle selbst mit IKor 15, 36 f. berührt, und die Worte c. 14, p. 42: fik änioru, JULU jv/orcM bnachen nicht maa Job. 20, 27 gefloaen m ssin.

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XüfiOPHILUS \0H ANTIOCHIEN U. DAS N. TK8TAMKNT. 11

ausschliefalich (lic alttcatamentlichen, und über den Ur- spruiii; des prophetischen Wortes heifat es c. 9 (p. 76 sq.): ei %oS ^wO iMQwrfOif 7cveviiiawogf6(toi ' fofedfiotog dyicv xai

«o^a^irrtQf iyivomo ^wSiSawwoi wxi Baioi xai diwiou

Jt6 xm Dumi^n&d^ccy tijv dm^iiaMttv tcnSvtiv laßeiv^ o^-

dl Ijg a<Hpiag elrrov yuxi n^Qi vijg %%iaBUig zoß nöofiov xai tQw hoiTfdv äutoftm %al odx dg 9 ^^'^

otg, dHä nun noQä ^EJJa^i¥ SißvXltt' xai rtdyr^s flla dXhp^ig Kai avftfpunfa til^i/jxaaiv xtX. Diese Sätze tind in

dem zweiten Buche seiir Lkulig variiert mid zwar werden die Auödiucke „diöctOKei fjußg %b -rrvetjua xo Hyiov <)ta töv ^QO^mp^üip** ^ „diddoMi ^ d-eia yQaq>i^*, if} dyia yQctifij ^, ai Syiai yqoapai^^ ^ ga&s gleichwertig gebraucht; statt %6 fcveVfia äfu» steht aber anoh 6 Uyog to9 ^eoO^, und statt heilige Sohriften'^ vielmehr „Qesets und Propheten^'*; dodi wird sacb Moses als Prophet beseichnet^, und daher vertreten die Propheten auch das ganze Alte Testament

Die völlige Gleiehsetsung von heilige bchriiten^^ und

1) So aeesataiere ich (gefsn Zahn, Fonehoqgen S. ISSfi, der nvtvfiuTwfo^ bevorsogt), weil bei Ignathis, den aatioeheiiiaehea

fpoQoe, tftne^^pSQoe su aeoentaieieD Ist; s. I<ightfoot sn Igoat. ad

Ephes. Init.

2) 8. « B. c. 10, p. 80; c. 35, p. 1(K).

3) S. c. ;iü, p. 142; c. 33, p. 156; c. 34, p. 156.

4) S. c. 10, p «2; c. 18, p. 108; c. 22, p. 118; c. 24, p. 122.

5^ S. c. 19, p. 10»; c. 21, p. 118.

6) S. c. 22, p. Hbf.; c. 30, p. 142.

7) S. c. 10, p. 80.

8) S. c 14. p ; c. 34, p. 158; c. 35, p. 158; c. 87. Audere Ausdrücke siud »/ diötija tun' «; iwi' fvroXSiv toö i9fo& (c. 14, p. 98); 6 voiiog xai lu nnoaxdyuatn kCiqQ (c. 15, p. 102); ^ijra ti'is laro- (^uq if^^ IfQüi Tj '/{idif ii oiiiD^ niQ*^j[ft (c. 20, p. 110); vofiot xai iv- xokui üyiui I C. 27, p. 134); ^(ttQu yQufj.^uia {c. 31, p. 162).

9) S. c 35, p. im.

10) S. c. 37. 38; c. 10 iait.; 9. 30. 34. 35.

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]2 ILU;.NACK,

Propheten erleidet aber eine doppelte Ausnahme. Erstens

nftmlich gilt die Sibylle, wie bemerkt, als Ph>plietm fs. c 9, C- 36 38). Allein ihre Prophezeiungen werden keineswegs unter die heiligen Sclnilten subsumiert, vielnieiir von ihnen unterschieden ^ Wohl beüst es c. 38, p. Iö2 : 2:ißvkla xcti loiTeoi TtQOtfijTai; aber niemals wird die Propheseiang der Sibylle als „heilige Schrift'^ dtiart. Zweitens liest man c 32, p. 1 18 sq.: **OSw 6td6muovütv ij^iäg a\ äyiai ygatfat xeti 7cdviii; o\ :n'itinctfO(fu()Oiy lis/awrjc; Xtyw Ev dqyj^

b XoyoQ, vmI 6 ?.6yoi^ 7iQÖg tbv 0^etn\ dei/.vtH; bn h 7iqu)- totg fiovog 6 yf'sög xai iv m rm ö Au/oc;. Unuta kty£i* Kai ^€dg i}y 6 Xdyog' icmrra di avtoO tytvevOy -ml adroü iyivBTO oödi Ih* Hier ist also den heiligen Schriften eine Gruppe von Gkistestrfigem angeseilt ^ aus welcher der Eyangelist Johannes namentlich genannt ist. 8o wichtig und lehrreich diese Thatsache für die Geschichte tU s Kanons, speziell des JuhauDCäcvangcHumä ist, so darf sie doch nicht überschätzt werden. Man hat darauf zu achten, dafs die Worte nicht lanten: oi Uyiai, ygagfai tloi ai ßißXoi dtioat6haw oder ähnlich; sondern dals den heiligen Schriften Personen, die y,den Geist tragen^', zugeordnet sind, ähnlich wie diu Sibylle neben den heiligen Schriften steht. P2s ist keineswegs gleichgültig, dafs l) hier nicht Schriften genannt sind, dafs 2) die Personen nicht als Apostel charakterisiert sind; und dafs 3) die Glmppe nicht näher als durch die Worte n6iftf/g oi ftyevfiaTog)6Qoi beaeichnet ist Dafs aber die Christenheit seit Christus neben den heiligen Schriften einen Chor von „Geistestriigern" besitzt (Propheten), ist bekanntlich kein neuer Gedanke. Neu ist nur die An- wendung dieses Gedankens auf einen Evange- listen und zwar aut Worte desselben, die nicht Herrn werte sind. Hierin allein beruht der Fortschritt der £ntwickelung^ der hier zu konstatieren ist Aber die Existenz eines Neuen Testaments neben dem Alten IKst sich aus diesen Worten schlechterdings nicht erweisen, ja es läfst sich nicht einmal darthun^ dafs dem Verljasser eine begrenzte

1) Vgl. den ÜbsrgSDg vom 86. com 86. KapItsL

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THEOPHILUS VON ANTIOCniEir U. DAS N. TBSTAMBMT. 13

Gruppe von Geistesträgern'' vorgeschwebt liat; vielmehr ist da» Gegenieii alleiD wahncheinUch.

Dafs wir so richtig erklSrt haben, dafür büi^ die Hal- tung, die der Verfasser, abgesehen ron dieser Stelle, zu den

nachmals im Neuen Testament befal'sten Schriften einge- nommen hat. Er citiert sie niemals, obgleich er den gröfsten Teil derselben kennt, ja im Gedächtnis hat Merk« würdig ist dabei (vgl. das erste Buch), dafs er in den Paolnsbrieten so bdmisch ist, während er die Synoptiker fast völlig unbenutat lälst. £Keht man von dem apokryphen Hermspmeh TheophÜns citiert ihn übrigens nicht als sol- chen — : /rcrvr« Saa «V ut^ ^ivv}~r^lc^l (tri}Q(o:ro<^ Un riii yi- vm&ai 'iva ^rfit akhii 7Wifi fc. 34, p 158), ab, so sind nur zwei sichere Berücksichtigungen synoptischer Steilen zu finden. C. 8 (p. 76) heifst es: üg ftaf^n^giov a^otg re %ai n^iv dif^dätfioig (vgl. Matth. 10, 18), und c. 13 (p. 94) wird Luk. 18> 27 mit yti^ eingeführt: rd yoQ na^ä dv^qdh- rcoig dS^vara Svpord iartv tto^ S'&p >. Dagegen ist die Sjjrache des zweiten Buches wie des ersten paulinisch jg^e- farbt. Gleich das erste Kapitel zeigt in den Sätzen: iitoQtuv dvai töv Ijinyov ^fiOv . , . yMp idi(.a^ijg njt hjyt^i Boein- flaasnng durch iKor. i, 18£. 2Kor. 11, 6. In c. 12 (p. 88) stammt tdnf TthAitoy tfjis owpiag Toff ^«o0 aus B5m. 11, Li c 14 (p. 98) erinnert das hupvyeiv trjv d^yr^v jcac nt^lat» ToV ^€00 an Röm. 2, X 5. In c IC (p. 104) erkennt man in dia Vt^auoi; /.al /.üi iqoB 7raXiyyai'£(jia< Tit. o, bi., in lovg H(^ooiot'iag jf^ dhj'Hi\i vielleicht 1 Tim. 2, 4, in t) no).v- TtoiyuXog otHpia toO i^eoO jedenfalls Ü^ph. 3, 10 wieder. In e. 17 (p. 106): Ter irrtyeia q^vo6vtiov liegt Phil. 3, 19 au- gmnde. Noch deutlicher erscheint dieser Brief (4| 8) in c 36 (p. 174): TtfOro aAij^^ tu dtq>ih/Aa x. dtTnaia x.

1) Unsicher 8ind die iieruliruugen c. 16 (p 104): u^XXtn xnu- ßtnuv Tois Hi^Ji^^i^iiov^ ^ijdvMttv X. ätftatv ituagTidv (vgl. Luk. 24, 47), c. 34 (p. 158): f4otj(ttai x. ifövoi , noppi^ag, Mion^g, tflaQ- yvQiaf, 6qxov ij/tvdov( (vgl. MMth. 15, 19) und c. 23 (p. 120) toq

dem gebiraadsa Weibe, «elehos aadi dsr Gebart den Sehmsn ver» gUst (vgl. Joh. 16, 21).

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HABNACK,

ft^osft^ ffäotv dif^Qf&n<ng tuyxj&m, Li c. 17 (p. 106) ist auch KoL 3, 3: tck äm ff^fwoßytBg benutsi^ und EoL 1, 15 liegt e. 22 (p. 118) KUgrande: 7r^ftir<^{>xov n6itf^ utriamg.

In c. 21 (p. 134) ibt daö /J.i^oovof.if'^oai d(ft}aQola^ viel- leicht ans 1 Kor. 16, 50 abzuleiten, und der letzte Satz des 33. KapiteU ist wohl eine Reminiscenz an 1 Kor. 2, 7 10. Die LastersuBAiniiieiistellung in c 3i (p. 168): eida»AoAai^<Mr fKO(fpeia . . daeXyeia xai lixa^a^ia, ist von GkJ. 5, 19 f. abhängig, und der Aosdnick: fgt&gwoiv tljg nuxQÖiag (c. 35, p. 162), den wir schon I, 7 fanden, stammt aus Eph. 4, 18. Dieser stillschweigende Gebraueh pau- lioischer Briefe ^ ist um so bemerkenswerter, als Theophüu»

1) Qans sieher ist aus der neutestiunentlicbeQ Brieflitterator dem Verfasser noch der erste Petrasbrief bekannt gewesen ; Tgl. e. 34 (p. 1&8):

nn96jn(voi Soy^aaiv ftnrn(ot<; dtä Ttkuvti^ nnTgonttga&örov yvtofATis äavv^rovj mit 1 Petr. 1, 18: t^sT u«r vu(5p avaaTQOffi^

n ar Qon ttQa6 ÖT o V , und ibid.: r^j u&t^liov fi(5tüi.()X(tion'a^^ mit 1 Petr. 4, 3. Möglich ist eine Benutzung des zweiten Petrusbriefes PH wäre die älteate in c. 9 (p. 76) : ol toO ^toO äv9^^n<u, 7treLfj.i(T(Kfooot 'iv(L'unTo^ ftyfov j vgl. 1 Petr. 1 , 21 : vrtd nvn'uaTOf äyiov (fi(i6fitvui Uäliiatti' uno S-foC UvO^Quinui. Allein die Uberein- stiiiununi:^ ist doch nur scheinbar, sofern der charakteristische Aua- druck; jot UtüL. uvit{mnot faicLi iui zweitem Petru&bnef iiiciit iiiidet, vielmehr dort nur zufällig unb &(ov und ävi/ifCj.Toi zusammeustehea. Auch c 13 (p. 96), wo es vom Logos heilst; tfaivtov StaniQ Iv^vog iv otxilifiaTt avrixo/i/t^, berflhft sieh niebt to stark wH 2 Petr. 1, 19, wo das prophetische Wort mit einem Ivxvat tf ai9nnft$ ip vt^xt^^W t6n^ veigUehen wird, dalk man notwendig eine Benotfoog annelhBeB miük Die Stelle e. 25 (p. 126): ink» ytvpn»$ nm9(w, oiS» 4^19

nffdoßmmif ißiattas nak inl orf^ibr r^ogi^v f^ttm, kann auf Hebr. 5, 12 berohen; doch ist bti der flänfighdt des Bildes die Ab- bSngigkeit nicht sicher. Indessen ist beaehtenswerti dals gldch dar- auf wieder eine Paiallele som Hebrierbiief (12, 9) begegnet: §i d'i

rOtf SXmr. Dab die Planeten das Bild der tod Gott abge&llenen Ifen- sehen dnd (c. 15, p. 102) braucht nicht notwendig aus Jod. 13 zu stammen« £in sicheres Zeugnis für die K^ntnis der Apokalypse UUst sich nicht anf&iden; doch hat Eusebius bekanntlich bemrrkt, dafs Tbeophilus in einer anderen Sehrilt 7icngnisse ans diesem Boeh bei- gebracht habe.

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TBE0PHILÜ6 VOM ANTIOCHIEN U. DAS N. TESTAMENT. 16

in dem Buche viele AuafiUmuigea giebt^ f&r die er sich auf Paolos sehr wohl hAtte bemfen k^jooen. Dennoch citiert er ihn niemals als Instana. Am aofifallendsten ist das

c. 22. Hier nennt er den Logos ^wiclio/.ot.' Jtaorig xr/- otiog^* und berichtet über seinen Ursprung (S-ebg ov v.ei'fo'iet'^ %ofj Xoyov). I>ennoch beruft er sich nicht auf den Kolosser- oder Philipperbriefy sondern ruft die heiligen Schiiften'^ und Joh. 1 ab Instanx an. Hiemach kann man nicht andern nrteilen» wie schon bei der Untersuchung des ersten Buohea von uns genrteSt worden ist, dafs die pautinischen Briefe bei Theopliilua keines wegi» auJ einer 8t ii 1 e mit den heiligen Schriften stehen; ja es läl'st sich nicht eininai irgendwelche Diguität für sie ermittein, ob- gleich der Verfasser in ihnen völlig heimisch ist.

Da der Hanptteil des dritten Buches eine Chronographie umfafsty 80 gewährt er uns nur eine geringe Ausbeute» Allein die umfassende Einleitung e. 2 15 enthftlt doch ziem- lich viel ( itate, und hier tirtdet sich auch jener Aus- druck, der die Kritiker veranlalst hat, dem TheophiiuK ein fertiges Neues Testament beizulegen. Wir können sofort zu ihm übergehen, resp. aur genauen ßetrachtung der c 12 14f denn was yorheigeht, enthttlt nach der Untersuchung der beiden ersten Bttcher nichts Neues. Bemerkt sei nur, daia Tbeophilos c. 1 den Beweis ankündigt, zag na(^* ^ftlv yQa(pa< seien nicht :r()oa(pavovg xai vmteQi7.dg. Er will rr^v d^atörrita rtov ua() t)uir yQa{.ipiaTU)v dai'legen. Auch hier hat er also lediglich die aittestamentiichen Schriften im Sinn, wenn er von heiligen Schriften redet In c 2 (p. 188) braucht er die panlinische Redeweise (iKor. 9, 26): di^ diffovaiv; in c 4 (p. 194. 196) ist 2 Kor. 11, 19 {fQoyifiog Crv ifiiiog ftcjQÖv avlxu) 1 Kor. 1, 18 f. benutet. Mit

c. 9 bc^nnnt er wiederum eine Darlegung der Hoheit der christlichen Lehre. Die Christen glauben, dafs ein Gott »ei, der alles geschaffen habe und lenke, und sie wissen ihn als Qesetsgeber, da er ein heiliges Qeseta gegeben. £uuge leuchtende Vbrsohrifteii dieses heiligen Qesetne wevden nun milgeteilt (c. 9 sqq.); dieselben seien spfttsr durch von Goti gesandte Propheten eingeschärft worden. Der Verfasser

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HAKNACK,

bringt nun beispielsw^se StoUen aus den Propheten über die Bnlae beL Dann fiüirt er c. 13 alao fort: ''fk« wxi. m^l diTUXioa^gy fjg 6 wöfiog Sifipa», dx6Xov&a e^^axfiror*

Kai td t<j>v 7iqo(fif\vüiv 'Kai töv evayyeh'cov t'xstVy dtä td Tovg rcdrrag 'JcvevficttoffdQOVi; Ui rrvivftari *hof^ l^lahy/.ivai. Plötzlich tauchen hier ncbca den Propheten die Evan- gelisten auf. £in Dreifaches ist bemerkenswert Erstlich daie es nicht heilst ^^das Evangelium'', sondern ^ydie Eyan- gelien^; swettens dals die Evangelien so enge mit den Pro* pheten verbanden sind (das xA ist nicht wiederholt) ; drittens dafs die Evanji^listen als .rrer'uacoff oQoi bezeichnet sind, dals weder sie Apuatel geruiiuil .sind, noch auch Apostel neben ihn^ erwähnt werden. Was wir oben (ß, 12) zu II, 22 beobachtet haben, bestätigt sich hier also, resp. wird erst völlig sicher gestellt: Theophilns hat nicht nur das Evangelium, son- dern vielmehr die Schriften der Evangelisten neben das Alte Testament gestellt das ist der F^ortachritt Uber Justin -— ; aber er hat die Evan^Hsten als Pneumatophoren bezeichnet, und er hat den Evangelien noch keinen „Apo- stolos^' zugeordnet. Der angeführte Satz ist somit der charakteristischste, der sich in den drei Btt ehern findet; er markiert die Stdlung, die man Tbeo- philus in der Vorgeschichte des Neuen Testamentes ansa- weisen hat.

Um nun zu beweisen, dalU Propheten und Evangelien mit dem Gesetze inbezug auf die Lehre von der Gerechtig- keit Ubereinstimmen, dtiert der Verfasser merkwttrdigerweiae (c 13) nur eine Reihe von Prophetenstellen. War er in den Synoptikern so unbewandert (s. oben S. 13) oder ist es als Vergelslichkeit zu beurteilen? Dann geht er zu dcu Keuschlieitsroireln (c. über und citiert eine Propheten- stelle, nun aber mit der Forniel: t) c)f evayyihog (pvjvi) t'ciTctti'AuyttQOv dtdda^u tri^i äyveiag leyovaa, Matth. 5, 28 und 82, hierauf Prov. 6, 27—29. Endlich kommt er (c Ii) auf die Feindeeliebe und citiert hier zuerst Jes. 66, ö, dann mit der Formel: td de evayyfXior (piiai, Matth. 5, 44. 46. Hierauf folgen nun diese Sätze:

Tovg öi 7toiofjpwag dya'Jö¥ öiddai^u [seil. ^vayyd-

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TH£OPBILUS VON AMTIOGHIEN V, DAS N. TK8TA11BNT. 1 7

kiov\ fii) y.avyßa&ai y i'va fi)) dvi^QtojiaQta'Mi {itaiv, M^i pniivm yaQj qitiaivy jJ xbiq aov 1} agtoiE^a %L rtotel 1} cov ij de^ifL ^'Evi /<j^ xoi ntqi roO vnovdaaea^ai d^aig nun ^iwaiats xai ^w&at iniq a^t&v %elgiki ^ßäg 6 Mog Xdyog, Brrwg f/Qefiov xai )]oix^dif ßiw diAytaf»», tmu Stddmtu

(f6ßov %6v (p6ßov j Tiu Tov (fOQov löv giÖQOv , ftiidevi ^rfiev d(p€A£iv fidvov TO uyarräv jraviag.

Diese Stelle ist es, auf Grund welcher mau behauptet hat, Theophil US citiere die Paulusbriefe mit der Formel „TuUön {ötManuu) i^ißg ö ^äiog liyog*\ stelle aie damit den Evangelien nnd dem Alten Testament gleich und be- zeuge so die EzistemB eines Neuen Testaments. ADein diese Behauptung läfst sich nicht halten, wenn man die Stelle genau ins Auge falst, und wenn man sie im Zusammenhang mit den sonstigen Aufisagen des Theophilus würdigt.

1) TheophilaSi der, wie gezeigt worden, einen sehr reich- lichen Gebranch Ton den Paulusbriefen in seinen drei £tt- aham gemacht hat, dtiert sie sonst niemals als heilige Schriften, sondern verwebt ihre Worte in seinen eigenen Text

2) Die Gruppe von Ausführiingen, der unsere Stelle an- gehört 9 ist c. 12 durch den batz eingeleitet, dafs die An* wmsoDgen der Propheten und Evangelien mit den Gbboten des Qesetses übereinstimmen. Also dachte der Verfuser nicht an Apostel oder an Briefe; auch kann der Ausdmck rd eiayy^lm nicht Briefe mit einschtieÜsen. Dem- gemäfs kann Theophilus auch in seiner Beweisführung sich nur auf die Propheten und Evangelien bezogen haben.

3) An der Stelle 1, 11 hat der Verfasser, wie gezeigt worden (s. S. 8 f.), das Gebo^ der Obrigkeit au gehorchen, bereits aosfUhriich besprochen. £r hat es dort in pauli- «yMJiim Worten beschrieben; dann aber hat er, nm zu be- weisen, dals es wirklich ein Gottes -Gebot sei, sich nicht auf Paulus berufen» sondern erklärt: rov ßaaiXia ziua^ ev- vqQv avttpf i7iotaaa6(Aevo^ avcot^ eSxo/jevog inig avToO' )Jysi yäq 6 voftog toü ^eoC* Ti'fta v'ti -D^edv 'Aal ßaaiXia (ProT. 24| 81). Also hat der Verfasser die Anweisung dea

Sdtackr tI.-0 ZI. I. 2

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UAKNACK^

Paulus, der Obrif;^keit untertlian zu sein, nicht für das authentische Gottes Gebot gehalten, sondern nur lur eine Wiedergabe desselben. Um dasselbe Gebot handelt es sich aber auch hier.

4) An unserer Stelle fOhrt der Ver&sser -mit dMoM auch zuerst in pauliniscber Umschreibung Gottes- gebot an: tovg noiovvfftc lo dyatiui oidctOAU \rb nayytXtov oder ö 0£iog X6yog] ^/^ /MiyüatJai , tva ftt] dvÜQio.iäQ&r^i aber er weifs sehr wohl, daf.s er damit nicht die authentische Gestalt des Gebotes angeführt hat Daher fährt er fort; fiij yvt&tw yÄq^ q^ffip, ^ x^'C <rof t] dgiacegä ti ttom ^ x^*Q ^ dcficf (s. Matth. 6, 3). Diese lieobachtung zeigt wiederum evident, dafs ilmi die Paiilusbriele selbst nicht heiHge Instanzen gewesen sind; sonst hätte er hier nicht noch das Evangelium mit (pi^ai zu citieren gebraucht.

ö) Nicht den drei Stellen mit kiyti (c, 13) und ^ijaiy xb eiayythcw sind die nun folgenden beiden Sätze: *'Eti

tX'XWd^ai Ijclq avT(üv xeAfi'ft f^^iäg d Odog ?,6yog, l):nog yoLuoy '/Ml t]ot'xior fiiov diäyiofiEv, und Äa/ diddo Aet dno- didövai 7täOiv ndvra %tL formell und inhaltlich pa- rallel, sondern dem Satze: Tobg de Ttoioüyrag rd dya^y dtd&a'Ait fiij TMtvxiß^^ai, Vvo fiij iof^qtartdQWMi ^iv. Von diesem Satsse aber haben wir sub 4) gesehen , dals er im Sinne des Theuj^hihis nicht den authentischen Guttesspruch ^^clU^t enthält, Bondern eine freie fpaiilini^che) Umschreibung desselben, die zu ihrer vollen Beglaubigung die Anlührung des nialsgebenden Gottesgebotes , welches nun folgt, noch bedarf. Also ist es evident, dafs auch an unserer Stelle die mit TMikedu {6id6aiut) 6 9äiog X6yog eingeftüirten beiden paulinischen Sfttse im Sinne des Theophilus nicht die Gottes- sprüche selbst sind, sondern eine freie ^^ ieder<::abe derselben. Theophilus aber bat es diesmal unterlassen , ihnen das aus- drückliche Gotteswort j mit qfifii eingeführt , nachzusenden,

1) Sowohl das xav^Oo^iii ist pauliuisch, als der folgende Finslsats, 8. Gsl. 10. 1 Theas. % 4. Ephes. 6, 6. Kol. 3, 29.

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THJS0PHIL.U8 VOM ANTIOCHIEK U. DAS N. TESTAMENT. 19

entweder weil er es schon I, c. H angeführt liaite^ oder aber weil er hier das Gebot, der Obrigkeit sa gehoroheii| nur fiäehtig mm ScfaluiB erwähnen wollte , da er ja eigent- lich von der Feindesliebe handelt und deshalb die Erwäh- nung jenes Gebotes hier mehr ein upus supererugationis ist.

6j Aueh Buiibl wird in den Büchern des Theophilus mit 6 ö-eiog löyog (diöäa/u) niemals ein wörtliches Oitat aus den heiligen Schriften ehige^rt, sondern die freie Um- Schreibung dnes Gottesgebots. Das wörtliche Cätat wird stets mit if»iai gegeben. So heifst es III, 13: Kai fte(fi aeftvorriTog ov /Ltdvov SiSdffnet rj/udc d &/tog Xöyoc fiij

a^aQzdveii t^yvj , u/Jm /mi u^x^ig irroiai; 2:o?Miudv

piiv ohf t(pi\' Ol tKft^ak^oi aov ogd-a ßXeTzexuyaav atX, III, 15: i^BÖg 6i4oXoyutaif dXii&eia ßgaßerei, x^Q^9 r^^i, ^igfy^ TU^ayLiftUi löyog Syiog ddi^eif aotpia dt- ddtntu %tL U, 23: Sjrtag nhtinta^^ 6 roß ^eo€f h&yog dg aö^dno&ai xai nXri^^ma^i %b yivog tChf dtf&mbrttav,

7) Wir haben also in unserer Stelle nicht heilige Schrift- citate zu erkennen, sondern die freie, in paulinischen Worten wiedergegebene Umschreibung de?* Gottcsgebotes, der Obrig- keit unterthan zu sein und für sie zu beten. Also darf man hier nicht ein Zeugnis fttr die kanonische Geltung der paulinischen Briefe konstatieren. Übrigens sind auch die paulinischen Stellen keineswegs wört- lieh citiert. Tit. 3, 1 und 1 Tim. 2, 1. 2 scheinen mit- einander Terbunden zu sein, und Köm. 13, 7 f. ist sehr frei wiedergegeben:

Theophilus.

/Ml (AXlOi^ai LrtQ iiilUJV,

didyotfte».

Paulus.

Tit 3, 1 : ^Ttofiifiwi^ 4x^ Toig agxctii; l^ovalaig ino-

1 Tim. 2, if.: TtaqavMXüi . . . . 7cotüoi^ai dtt'joug, ngoo- evxdg, ivr€v^€ig, tvxaqtaüfxg . . . . hnifi ßaailiüw ....

2* ^

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HAaNACK,

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Röm. 13, 7 f.: dn-Sdote Ttäai Tag dq^uiiis^ ^^1»

^pd^OV Tdv q^ÖQOVj Ttp TO Tilog

ei fit) dXXtjkovg d'/a/r^v.

Aber wie man auch immer diese Abweichungen be- ui'teiien das Urteil bleibt anbetroffen, dafs Theo- philos hier nicht authentuBche Gottewpr&che angefUhrt hat, aondem in diesen paaliniachen Worten ein zugrundeliegendeB Gütteagebot (vielleicht Prov. 24, dl) anerkennt ^ ebenso wie auch noch uribere Prediger den Aubdruck „Wort Gottes'* nebon der eigentlichen Bedeutung in einem l'reieren Sinn brauchen und jede l^Iahnung, die im göttlichen Wort iiiren Grund hat, ab Wort Gottes beaeichnen.

Übet (Ins ,,Netie Testament" des Theophilus kann man sich denif^einiiis sehr kurz fassen. Er hat ein solches noch in iLeinem binn besessen. Als kanonische Instanzen kennt er nur die heiligen Schriften (des Alten Testaments), d. h. die Schriften der Propheten (Pnenmatophoren); diese alt- tcrtamentlichen Phipheten setaen sich aber fort in dner wei- teren Ghruppe von Geistträgem die nicht niher zu be- stimmen ist, zu der aber jedenfalls die \"erfa9fler der (vier) Evangelien gehörten und der Verfasser der Apokalypse Von den Aposteln hat Theophilus niemals gesprochen. Waren sie ihm vidleioht noch alle einschliefslieh des Paulus „Geist- tfiger*^, so ist doch durch nichts angedeutet, dals er ihre Briefe Air kanonisch gehalten hat^ lielniehr ist das G^gen-

1) Die Uaterraehnqg fiber die Frsgei ob nicht den Steltea B9m. 18, If. IPetr. S, laf. ITim. If. Tlt 3, 1 und den gleiehsrtigea bei den apostolisehea Vitsn ein Hermwert sugrande liegt, Uuse ich hier anf sieh berahen.

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THEOPBILUS VON ANTIOCHIEN U. DAS N. TESTAMENT. 31

teil ans der verschiedenen Art der Benutzung des Alten Testamente und der Evangelien einerseitB, der paulinischen Briefe andeneitB evident Gekannt hat Theophilus die vier Evangelien (doch für Markus fehlt der Beleg), die dreizehn

PauluHbrie:e (iiir die Thessalonicherbriefe fehlt der Beleg), höchst wahrscheinlich auch den Ilebräerbriei*, ferner den ersten Petrusbrief und die Apokalypse. Dafs keine einzige Stelle die Bekanntschaft mit der Apostelgeschichte verrät die von Otto au%elührten Zeugnisse aind nicht heweis- kriftig I ist von Bedeutung. Ebenso bedentui^gfvoll iet es, dafs der katholisch-apostolische Traditionsbeweb nirgends auch nur angedeutet ist, obgleich Theophiiuä dua bischöfliche Amt bekleidet hat.

Diese Untersuchung wird gezeigt haben, wie vorsichtig man bei der Prtkfung der Zeugnisse für die Existenz des Neuen Testamentes zu ver£shren hat. Noch ist die alte schlechte Methode, nach welcher man Iedi(j^ch die Zeugnisse für die Benutzung der einzelnen Bücher des Neuen Testaments sammelt und damit der Aufgabe entsprochen zu haben glaubt, in weiten Kreisen lierrschend. Aber auch diigenigen, welche angefangen haben, auf die Oitationsformein wo, achten und die Schriften des 2. und 3. Jahrhunderts einer genaueren Pk'Qfung zu unterziehen, haben nur in wenigen FSllen die Forschung gründlich zu Ende gefUhrt

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les ApolliDarios von Laodicea Schrift wider

Eanomios.

VOD

Dr. Joliannes Bräseke.

Basilius Caeaareae Cappadociae; quae piius Mazaca vo- cabatur, episcopus, egregios ^^eontra Eanoouiim'' elaborayit libm. So berichtet Hieronymus ' , über die Ansabl aber der Bttcber wider Eunomioe schweigt sowohl er als auch

das ganze übrige Altertum. Sie bildet seitdem einen Gegen- stand des Streites unter den Gelehrten ; der gröfste Teil der älteren bis auf Fabricius schrieb die überiielerten tiini Bücher wider Eunomios dem Basilios zu, einige jedocb, unter ihnen Efmidus^ glaubten die letstan beiden Bücher demselben ab- erkennen 8u müssen. Auf der im Jahre 1439 abgehaltenen Kirehenyersammlung zu Florens, wohin die Abgesandten der Griechen, an iluer Spitze der aus Anesst vor der immer drohender nahenden Türkengefahr auf eine Vereinigung mit der römischen Kirche bedachte Kaiser Johannes Paiäologos, von Ferrara übergesiedelt waren, wurde über eine diesem Teile angehötige Stelle (S. 306 D— 307 B) ausführlich ver- handelt, insbesondere berief sich der Bchneidige und uner- schrockene Verfechter der griechischen Lehre, Bischof Markus von Ephesus auf einen demselben Zusammenhange ange-

1) Hieronym. De rir. Hiustr. CXVI.

2) Übsr «Kseen aosgeie^duieteik Mann tsOt DemetnkopulM in

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DBÄSEKEy AP0LL1NARI08 V. LAOD. GEGEN EUNOMIOB. 23

bdngen Ausspruch als einen echteni Yon Basükw selbst her- rührenden K Auch die Handschriften und ältesten Dmcke sttmmen nicht miteinander ftberein. Wie Garnier in der

Vorrede zu seiner Basilius- Ausgabe erwähnt^, teilte (Jum- beüs ia seiner Ausgabe des Basilius init, dafs die beiden leisten Bticher in einem Cod. Reg. sich nicht üLnden, auch die zu Venedig im Jahre 1536 bei Steplianus Sabinus ge- druckte Ausgabe weist nur die drei ersten Bücher auE Jene Angabe Combefis' scheint auf einem Irrtum ku be- nihen, da Garnici- auf das bestimmteste erklärt ^ die ge- nannte Handtscliiilt trotz sorgfältiger NacbforRchungen auf der königlichen Bibliothek nicht gefunden zu haben. Es standen demselben aufser einem Cod. Colbert sechs andere Handschriften (Codd. Regü) augebote^ in denen simtlich alle fttnf Bücher fibereinstunmend dem BasOios beigelegt werden. Dafii schon in der mittelalterlichen gi lechischen Kirche die Ansichten über die letzten beiden Bücher durchaus nicht einheilig waren, lehrt die im Anfang des vierten Baches im Cod. Beg. y sich findende Bemerkung: Tiai tv^qI toikov toB lAyav didaponog ftagA tsokloig d6So x^rse, t0p fih

»einer geachickt geschriebeueu mid durch Herauziehung uud Be- naizung vielfach bisher uicbt veröffentlichter Quellenschriften wert- TullciJ 'latoQiu lüv aj(touiii o; rfjs; Aativixfi; txxkriaittg anö t^<; oQd-o- 6öiüv 'EUrtPixijg (Leipzig 18ü7) besonders S. 146 und 147 Genaaeres mit. Ausführlichere Naohweisungen giebt derselbe in seinem vsr- diemtKehen Werke *OqMoSos 'EXläg ijjüi rmv *Elkn^tav rOr yfja^pdvtm^ uatA A«t(vuf¥ tOv auyyQttft/idrtar atdrOf (Leipxig S. 98-105.

1) Er tsgte (S«8S. 18, p. 440 edit Born. T. IV. Ooncilior.): *0 fi^yag Suailnoc iv toif n^df EMfJUOv AvriQotjTutdts nt^ in

ihm nPiOfia t6 äyui»,

2) Basilü, Cacsareae Cappadociae archiepiscopi , opera omnia. VoL I (PerisÜB 1731), Praet p. LXIH, § XI. De Ubm in £u-

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^ivy od ytatfiyoffoi^yTtay di &g ti dne^ipaivov ^xpnoq* Das Urteil; welches der mittelalteiiiehe Ghrieche in den letzten Worten ausspricht, ist jedenfalls sehr beachtenswert und erweckt schon zum voraus ein gunstiges Vorurteil itir die beiden dem Basilios aberkannten Bücher, denn das Geschick angesweifelter oder nameolai umiaufendor Schrii'ten ist be- kanntlich nicht immer ein besonders frenndliches gewesen. Garnier hat sieh darauf besehrftnkt sa beweisen , dafs Ba- silius iiicLt der Verfasser seiti kann, und dieser Nachweis ist als diucliaus gelungen zu bezeichnen. Er hat aber leider zur i^'olge gehabt > dafs man sich seitdem um die beiden letzten Bücher so gut wie gar nicht gekümmert bat Auf* fiülend ist es, dafs Klose, der in so yieien Lehrbüchem mit Auszeichnung genannte VerfiMser der ,|Qcschichte und Lehre des Eunomius" (Kiel 1833), auf jene von Garnier ohne tiefer eindringende und umschauende Prüfung gewissermafsen preisgegebenen und aus diesem Grunde, wie es schien, zu ewigem Schweigen verurteilten Bücher auch nicht den flüch> tigsten Blick geworfen hat Die neueste Ausgabe des Bar Biliös von Gol^Uiom ^ bietet nur die unbesweifelt echten drei Bücher des Basilioe wider Ennomios und besehrftnkt sich in der Vorbemerkung darauf, die W'urte Garnier 0 wieder- zugeben. Auch der jüngste Gesehichtschreiber des Basilios, BöhringeTi verzeichnet einfach die Thatsache, dafs Basüios »jrnit seinen iiinf oder vielmehr drei Büchern^ als der erste gegen Eunomios zu Felde gezogen sei ohne auf die Ur- sprungsrerhsltnisse der beiden in jeder Beziehung bedeuten- den Bücher näher einzugehen. Sollte der Verfasser nicht zu enuittelu, ja mit aller Bestiiiitntheit zu ermitteln sein? Man kann mit Recht fragen, warum niemals der Versuch gemacht worden ist, den wahren Verfasser der beanstandeten Schrift festansiellen. Wenn diese dem Basüios hat bei- gelegt werden können^ so kann der Ver&sser kein gänsiich

1) Im sweiten Bande der Tliilo*selien Bibliotb. patr. grase, degm. (Updg, T. 0. Wdgel, 1854).

8) Böbringer, Die alte Kirehe. VII. Basilias m Cisstea. (Slut^art, Hsjer und ZeUer, 1875), S. 88.

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APOLLIKAKIOS V. LAOD. ÜEGKN EUA'OMlOi«. 2&

unbedentender Mensch, er mufs ein hervorragender und darum bekannter Lehrer der Kirche gewesen sein. So viel ich sehe, ist es, um ein teste« Ergebnis zu gewinnen, in erster Linie dnngend nötige die Nachrichteo des Photioe und Hienmymixfl einmal genauer an prüfen.

Pbotioa erwilmt drei Beetreiter dee Ennomiee, den An^ tiodiener Theodoros (Cod. 4), Sophronios (Cod. 6) und Gre- gorios von Nyi>sa (Cod. 6 und 7). Dais von (licaeii dreien keiner VeH'asser der beiden unechten Bücher in An Spruch genommen werden kann, folgt allein schon aus den beiden Umständen, dafs die Werke aller dreier, von denen wir nur die des Qregorioe Ton Nyssa noch besitsen^ als Sehotncbriflen für Basilios (hri^ Baaüistmi xcrr^ Bdvoftlav) and als gegen die ans drei Büchern bestehende, erst im Todesjahre des Basilius (;57*J) verööcntiichte Schrift des Eonomios gerichtet bezeichnet werden. Beide Beziehungen treffen anf die vorliegenden Bücher nicht zu. Wie aus dem uns noch yorli^gendai Werke des Bruders des Basilioe er* helh, waren diese SchutaschrÜteu von beMehtlicheni Um* &nge; Theodoroe' Werk um£s(ste nach Photios sogar 25 Bücher, nur das des Sophronios dürfte etwas kurzer ge- wesen sein Die beiden Bücher aber, von denen wir reden, sind weit entfernt von einem solchen Umtang, und des Ba- nlios Kame> sdner Sache und seines Werkes, deren Gre- gorioa von Nyssa so oft und ehrenvoll gedenkt, wird nir- gends auch nur mit einem Worte Erwähnung gethan.

Anders steht die Frage bei dem Berichte des Hieronymus. Er teilt von Eunomios Folgendes mit: „Eimoinius, Arianae partis Cyzicenus episcopus, in apertam hereseos suae pro- rupit blasphemiamy ut, quod illi tegunt, iste publice fateretur. Usqne hodie vivere didtor in Gappadocia et multa contra eociesiam rescribere. Besponderunt ei ApoUinariui^ Didymus^ Baeilins CaesarienstS| Gregoriua NaiianBennB et Nyssenia

1) £«t(f/au^oi fttp isgt Photios von ihm Biblietli. Cod. 5

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alter OregorinB^' K Die suletst genaiinteii drei Kappadocier kommen hier BdbstTerstftndlich nicht In Betracht, sondern

einzig und allein Apollinari os und Didyaios. Von einer Schiift des Didymos gegen Eunomios weifs nun aber weder der spätere Photios Uberhaupt etwas, noch erwähnt Hierony- miu fieibst ein solches Werk anadrOckHchy er führt (De vir. ilL CIX) nur an ,,contM Arlanos«« Ubros duos et »de spirita sancto*^ libnim mram, quem ego in latinnm verti. Es kannte somit nur die Scbrilt LCCi^eu die Arianer * gemeint sein, die selbst verständlir Ii sich mit Eunomios, dom Hauptwort! uhrtr der Arianer, ebenso bescliättigen raul'ste, wie etwa des Ky- nllos Gr^avqol^ ein Werk, das Photios (Cod. 136) als xard 'Af^dov xai B^filov küfoiis yenmotg mal nolwudTmg iefta¥il^6iie¥W beseiclmet Dem Versache aber, jene Schrift des Didymos in dem unechten Anhange zn den drei Bü- chern des Basilius wider Eunomios finden zu wollen, steb^ von andci'cm abgcseiieu, die eine Hauptschwierigkeit ent- gegen, dals Didymos' Werk zwei Bücher umfafste, während dasjenige y was bisher als viertes und fünftes Booh wider Eunomios gesfthli* wurde, thatsftehlich nur eine einzige sa- sammenhflngende Schrift bildet Diese Behauptung ndtigt uns natürlicli, zuLLäcksl einen Blick aui die liandscbriftliche Überlieferung zu werfen.

Garnier hat B. 279 seiner Ausgabe auf Grund der zuvor genannten Handschriften folgende Überschrift gesetzt: Tod a^oö (d. b. BaatXeiov) Wm^^ix^ xat xawä E^fuov ifftofniu xcrt l;6aug hi %0¥ ^eorrwihuay yqaq>(öv dg rd dy- Tileydfieva icegl roC vtoC iv riy xaiw; x«* naXai^ diad-t^y.rjf X6yo^ d'. Wenn die ältere Pariser Ausgabe bietet: 'Aihq- fltpiUM xaT* EvyofiioVf iv ([j u^Loqiai xr^, so mufs zwar, wie schon Garnier bemerkt, statt Iv ^ geschrieben werden oijfy aber die Fassang h ^ webt vielleieht auf das ur- aprilngliehe Wiri^^Yjrix«^, das erst im Hinblick auf den mit

1) Hieronym. De vir iUastr. GXZ.

2) Soerat Hist eccL IV, S5: T&rt &k fUytüroe cwJjiyoqoe nÜMims n(mvtq lifafptto JiSv/iot, nffde ro^ U^ie»<t^ äat»wtB¥ iuA

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APOLLIN ARIOS V. LAOD. GEGEN EüNOMIOS. 27

dem sogenannten filnilen Buche in manchen Handschriflen

gemachten Abschnitt in l^vTtQ^tju/.u flüchtig geändert wurde. Sehen wir von den längeren Inhaltsangaben ab, wie sie die spätere Zeit zur Bequemlichkeit der Leaer den meist kurzen alten Autschrülen anzuhängen pflegte, flo wird die ursprung- liche Überschrift gelautet haben l/ivTiQ(fiiwiindg nav* Edw/iicv.

Die von Oanuer a. a. O. mitgetmlte Überschrift im Cod Reg. IV: TO0 ctdtoü ^rgög Evvöfttop Tte^t roH äyiov nveöfaa^ Tog hjycK tiihrt uns einen Schritt weiter. Die Inhalts- aoG^abe ist ersichtlich unzutreffend. Aber wenn Codd. lieg. IV und V bei Beginn des sogenannten iimiten Buches keinen Abaata and keine Überschrift machen, sondern den Schlolih Worten des sogenannten Tierten Baches ma0ra voeiv del od tdiy vidv unmittelbar in derselben Zeile die Anfangs- worte des sogenannt«! fünften Buches Sri rd ntüiwi tffg XTtaeoK folgen lassen, während am Rande die hier allerdings passenden Worte /n^i rof ciytov rrvEv^tavog stehen ; so sehen wir, dais beide Bücher ursprünglich eine Öchrüt bildeten, deren Beaeichnnng im Anfang als löyog ö' aus der einfachen Anreihong an die drei Bttcher des Baailios xu erklären ist IMese Thataacfae wird zom GlCtck durch die anderen Hand- achrifien in (»wtlnsohter Welse bestätigt K Der Cod. Colberi stimmt genau mit Codd. Reg. iV und V, nur sind die Worte ti€qI roC äyiov uvev^iacog von jüngerer Hand geschrieben; Codd. Reg. I, II, VI dagegen haben vor dem sogenannten ftinüten Buche die einfachen Worte Tteqi voO äytov rcveij- fdütogt Überschrift, die dadurch in eine und dieselbe Beihe mit den zahlreicfaen anderen handschriftlich im Texte überlieferten Überschriften* tritt und soweit entfernt von

1) Jene Vicnshl der Bacher scheint aneh in alteo Augaben ^hKch gewesen sn sein. Um nur auf cmen mir bekannten FaU hin- sawdsen, 00 finden sich in dnem 1570 an Paris io Kleinoktar er- schienenen Sammelbande, der v. a. Schriften von Athanasioa, Ana- tiasios und KyriUos enthfilt, aneh: Basilü libri IV adycrsos impfiun EttDomJum.

2) Dü£b diese Uberschriften nicht vom Verfasser herrühren, be- darf keines Beweises. Sie sind sehr ungleich verteilt und geben den Inhalt oft nur tehr oberflächlich, riei£Msh angenau and geiadeza

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der Bedeutung dner BuchauiiMsbrift ist, dftfs erat eine jüngere Hand nn Cod. Reg. lU. vor dieselbe die Bezeichnung Hyog e'

äeUeii zu müssen glaubte.

Den bei Garnier S. 320—322 sich findenden unbedeuten- den Anhang 7ie^l tov nvevfAaiog halte ich, trotzdem in den. Codd. Bßg. IV und V die Anfangsworte ip^fida^ha ftäaa ipvxi in derselben Zeile den Schlufiiworten des söge* nannten lünfien BucheB di&gg ^fiiv folgen, während die Worte Ttegl rtv&^iAatog am Rande stehen, für einen unechten, nicht hierher gehörigen Zusatz homiletischer Art, über den gleich hier das Nötige zu sagen am Orte sein dürfte.

Gkimier's Ansichti daüs der Verfasser der ganaeu vorher- gehenden Erörterungen auch den Anhang oder £pilog ge> flohrieben (Vorrede o. XII, p. LXXIV), sttttai sich nur auf die beiden Thatsacheni dafs einmal in der überliefSurten Schreibung kein Absatz erscheine, sodann, dafs auch in dem Anhange die (iuttheit des heiligen Geistes ausgesprochen und gelehrt werde. Offenbar ist das kein stichhaltiger Be- weis. Dem gegenüber muls vielmehr darauf hingewiesen werden, da(s die Beweisführung rarher vollsfUadig su Ende isty dals alle Beweismittel für die (Gottheit des Gebtes nach allen Richtungen hin erschöpft and. Was hier noch vor- getragen wii*d , sind einige ganz müfsig herausgegriffene Punkte, die abermals zu beweisen und noch einmid zu er- örtern völlig überflüssig war. Auch enthält dieser dem Ver- ftsser des Vorangehenden zugeschriebene Schlufs, wie Qar- nier mit einigen Beispielen belegt, Abgeschmacktheiten in der Darstellung und thatsftchliche Dunkelheiten, wdche ea durchaus verbieten, an denselben Verfasser zu denken, wel- cher diib Vorhergehende ^^'sclirieben. Dessen Austuhrungen zeichnen sich überall durch Klaiheit, Schärfe und Bestimmt- heit im Ausdruck sowie vielfach durch hohen rednerischen Schwung aus. Daau kommen aber noch wesentliche andere Züge, auf die zuvor niemand geachtet hat Aus dem Rah-

fiüseh an. Um nur ein Beispiel aosufttbnm, so liegt dieSsehe gsosii ebenso in den Schriften des Dionys ios. Vgl. Hipler^ DionTsins der Aieopagite (Bsgensbnig, Msns, 1861), S. 56.

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▲POLLOTARIOS V. LAOD. GEGEN EUNOMIOS. 29

men und dem Tone der ganzen vorhergegangenen Unter- suchung iällt es vollständig heraus, wenn plötzlich in einer liDgeren Stelle (8. 320 CD) die Seele als Person «bgefUhrt, ilm Unfiüiigkeit mar Erretehung gdttUoher £rkeimtiiiB dnroh Verweisiiiig auf Ps. 138, 6 deadieh herFoigiehoben und nnn* mehr dareb die Wendung vo^ov oh^ ^XP^^ mtorrdif L^ii^atJfiSv fueid niaitug n^qi Tfjg toC äyiov 7CvevinaTog qvüFJüi:, TTOQ* avTOP trfc/jaavTsg roV irjiovun'ov rrjv yv<j)aiv 2ur loangnffiiahme und Lösung der Autgabe übelgegangen wird, gerade als ob noch mit keinem Wort Tom heiligen Geiste die Rede gewesen wftre, die Unteranchang vielmehr ▼om Uranfimg an erst beginnen sollte^ Auf die Notwendig- keit gläubiger Fonchung ist im Vorangehenden (S. 306 B) öcLou viel angemessener liingewiesen worden, insbesondere ist auch der von dem Ii. Ueiste ausgesagte allgemeine iSatz adr<$ ianv 8 tov$ äywvg irroir^ae xal u^v i^eiay Ciaf)v naq- ixBi Toig ahoüai jtag * avwoO tov d-96v zuvor schon viel ein- gehender behandelt und mit sehr beidchnenden Besonder- heiten ausgestattet worden, so dafs derselbe an der Stelle, wo er sich findet, d. h. im Anfange dieses „libellus'^ oder dieser lucubratiuncula", wie (ianiiei das Anhängsel trotz- dem nennt, sich liüehBt wunderlich austiiiiiiut. Die alten Gelehrten, Garaier sowie vor ihm Front ie Duo u. a. , auf ihre Handschriften meist blind schwörend, und sklavisch von ihneii abhängig» haben sich, wie es scheint, nicht sur An- erkennung der einfachen Thatsache aulschwingen können, die da kurz und bündig lautet: Jenes Anhängsel gehört nicht zur Schrift wider Kunuruios. Es ist eine nach ötü (llritrjüw^ev S. 320 D, d it'd^vftiiO^etrifAev S. 321 B) und Ton erbauhche Betrachtung, ohne Spur von Kttcksicht aui £anomios, wie schon Combefis bemerkte, der richtig her- «usfUhlte, was Garnier leider nicht zugeben will, „Eu- nominm hoc capite (d. i. S. 822 OD) nihil feriri, sed oa- tholicum insti'ui finnarique in fide deitatis spiritus et tracta- tulum esse seorsum editum, ut sunt Basiiiani alii in A-^ce- ticis". Bessarion nahm in einer auf der Florentiner Kardien- Versammlung vorgelegten Schrift auf eine diesem Anhange angeliSrige Stelle als auf einen Avmgmxh de« Basilios fie-

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DRÄSEKE,

2ug; er hielt denselben fUr ein echtes Werk des BasilioB.

Derselben Ansicht ist Albert Jahn, welcher in seiiKi scharf- sinnigen kleinen Schritt „Basilius 31 agnus Plotinizans^' (Bern 1838) den ebenso überraschenden wie überzeugenden Nach- weis ^Ihrte, „totani illam Tte^l toC Ttveöfictrog oratinnculam oentonem plotiniannm esse , id est consatam e Plotini disputatione Emi. V. Lib. I. cap. 1. p. 482 £ cap. 5. p. 486 Ay et ita quidem consutamy niy quae Plotino de anima mundi deque mundo intelligibili disputantur, ea, non- niiUis hinc inde omissis, nonnullis etiam e doctrina ecclesia- Bticii adimxtis, ad argumentum de spihtu sancto transiata sint'' (a. a. O. S. 5).

Ans diesen meinen Nachweisungen ei^ebt sich^ wie mir scheint, mit unumstt^fslicher Gewüsbeit die Thatsaehe, dala mit Ausnahme des zuletzt Genannten alles in den Hand- schiüten auf die drei Bücher des Basilios wider Kunoniios folgende eine zusaninienliängende Schrift hilJet An des blin- den Alexandriners Didymos zwei Bücher gegen die Arianer kann also nicht gedacht werden. Es bleibt somit aus Hie- ronymus' Verzeichnis der Gegner des Eunomios nur ApoUi- narioB ttbrig.

Nun liegt nach meiner Überzeugung, deren Berechtigung

ich im Folgenden werde zu erweisen haben j die Sache so, dafs Garnier's sämtliche, S. LXIV LXXIV «einer Vorrede erhobenen Bedenken und Ausstellungen sich glatt erledigen, wenn wir für die unbekannte Gröfse, mit der er rechnet^ auf die er fort und fort hinweist, ohne dafs er auch nur den geringsten Versuch machte, sie beim Namen zu nennen, einfach Apollinarios von Laodicea einsetzen.

Dafs Garnier selbst und seine älteren Zeitgenossen nicht hierauf e^ekuninien, dürfen wir diesen und jenem nicht zum besonderen Vorwurf machen, da Apollinarios erst in unseren Tagen durch Caspari und mich mit einigen vollständigen, zusammenhfiagenden Schrifien aus dem Dunkel der Ver- gessenheit wieder ans Licht gezogen worden ist Dals aber die Neueren der Frage nach der Herkunft jener den drei Büchern des Basilios wider Kunomios angehängten, gleich- iailö gegen Euuomios gerichteten Schriit, so viel ich sehe, mehr

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APOLUNABIOS V. LAOD. OEGISN EUKOMJOS.

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oder weniger aus dem Wege gegangen sind ^, ist einigermarsen Terwunderlich. Wenn Caspari > bewiesen hat, daf« besonde» die Gregoriofi Tbaumaturgos sugescbriebene ÜTcrrcr fiigog maus, aodann aber aaeh das angeblicbe Bekenntnis de» Athanaaios ITe^i zf^q aaQ/,tüoecoi; roV S^eoü Ao/ot, dei ;uigeb- Kche Brief des Julius von Rom an Dionysios und die an- geblich von dembelben verüaiate Abhandlung JleQi rf^g iy XQianlß hörr^Tog Tof^ oio^taTog ngdg t^v x^eöttita Schriften des ApoUioarioB yon Laodicea sind; wenn ich selbst, auf demseLben Wege der Untersuchuiig fortacbreitend, die fiüsch- lieh Jnstimis dem Märtyrer beilegte ^Eyi&eatg nimmg in ihrer kürzeren Fassung als ApoUinarios' Schrift neqi tQid- (fec und den gleichfalls Justinus' Namen tragenden ^oyog na(iaiVEir/Lbg yC(fög ^EJikip^ag aia Apoliinarios' Schrill *Y7tiQ dkr^ituag l6yog Ttaf^tvettiKäg "Elk^as ^ nachgewiesen habe: wamin soll nicht aucb Apoliinarios' ^AwiQ^vddg xar' Edvofiiov einst mit fiasilios' Namen versehen worden sein? Und für diesen Fall ist es ziemlich gleichgültig, ob wir annehmen, dafs die Schrift frühzeitig durch ein Versehen der Abschreiber oder Sammler als viertes Buch den drei BiU liorn des Basilios angehängt wurde » so wie mehrere der Codices Begii es beute noch erkennen lassen^ oder ob wir uns dafUr entscheiden , dafs apollinaristische Ftiseher schon im Anfange des 5. Jahrhimderts absicht- lich ihres verketzerten Meisters Namen durch den des ge-

1) Rnpp (Giegor*0 des B. y. Nyua Leben und Meinangeii [Leip- 1834], S. 134) hält „diese beiden letiten Bfieher für die korae

Abweisung des Eunomins, welehe der Nyssener auf der Synode sa

KoDstantini^l dem Gregor toq Naidans und Hieronymus (de viri» ill. 12b) vorgelesen haben soll, you welcher PhotiuN (c. 6. 7) zu be- richten scheint". Fritzsche dagegen weist (De Theodor! Moj>sue- steni Tita et scripti» [Malle 183(j], S. di^) diese Annahme entschieden curück und erklärt sich iÜr Sophronios als Verfasser.

2) In der seinem Werke „Alte und neue Quellen zur Geschichte de» Taufsymbols und der Glaubensregel" (Christiania i87i); S.

bis 1«;4 eln^^esohaltetcu Abhandlung „Über die Aarä ftigof n(9iti und die iiekcuntuisse in ihr".

3) Zeitschrift für Kirchengeschichte, Bd. VI, S. 503—549. 4j Zeitschrift für Kirchengescychte, Bd. VII, S. 257—302.

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feierten Ensbisdioft ▼on OSssPM enetsten« tun die Scbnft

jenes der Kirche zu eiluilten. Für letztere Annahme kormte man sich sowolil auf das Gebchick der von Ca- spari beliandelten bchrittou des Laodiceuers wie auch auf dBB Verfahren jenes Apollinaristen berufen^ der Apoili- DArios' Schrift ile^i vgidSog bearbeitete, die Unmlänglich* keit der menachlichen Erkenntnis für göttliche Dinge (Kap. S, S, 380 A) ebonto wie der Verfamer des oben besprocbenen Anhangs mit Verweiaung aut Ps. 138. begründete, das Ganze mit des Justinus Kuin n versah und seine Erweite- rungen zwei bteilen gerade durch Entlehnungen aus Basiüos' Werk gegen Eunomios beschaffte ^ Jeden&Us sengt für jenen also hergesteUten Zustand der Überliefenmg acfaon Maadmns GonfeMor (gest 629), der sich gelegentlich mit Basilios fiber eine eigentOmliche Ansicht desselben yon odaia und tvlqytia auseinanderaetzt, die eben, wie Combefis be- merkt hat, im sogenannten vierten Buche u. a. 8. 288 ent- wickelt wird. Niuii der Versuch der Ermittelung des Ver- fassers ist in der angedeuteten Richtung bisher thatsächlicb mobt gemacht worden, obwohl die daan erforderlichen Hilfr- mittel Iftngst zu jedennamis Gebrauche vorhanden sind.

Was wissen wir Uber des Laodiceners ApoUinarios Verhältnis zu Eunomios V Zum Glück sind wir durch Photios' Auszüge aufi dem Geschichtswerke des für diesen nachnicänischen Zeitabschnitt ältesten und zuverlässigsten Gewährsmannes» des Arianers Philostoi^gios, in den Stand gesetatj Hieronymus' kurse Angabe in erwünschter Weise ergftnaen und vervollständigen su können. Sokrates und Sozomenos, in sehr grofsen Teilen ihrer Werke von aria* nischen Quellen, im besonderen, was Grsrhichte der Ananer und verwandter Ketzer angeht, von Philostorgios abhängig, 80 zwar, dafs 8ozoroenos „die Quellen des Öokrates" in unserem Falle höchst wahrscheinlich ausschliefaÜcb Philo» storgios' „selbständig nachschlug und was ihm gut

1) Vgl Exposit. fidci Cap. 5, p. 377 A mit Basil adv. Ennom. 34, p. 271 und Cap. 8, p. 379C mit Basil. adv. Eiiaom. I, IS,

p. 224.

2) BeauUte Philostorgios etwa die Kircheogeschichte des Timo>

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APOLLl^AUIOS V. LAOD. GEGEN fiUNOMlOS.

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dankte, daimus vom Sokrates imabhäDgig verarbeitete, resp.

der Sokratischen Überlieferung hinzufügte" schweip^en über da» VerhÄltnia des ApoUiiiarios zu Eunomios vuilötüudig, vielleicht weil beiden zu ihrer Zeit (439 440) , die schon ▼on gans anderen Fragen bewegt und in Aufregung ver- aeist wnrde^ die ananisclieii Streitigkeiten nieht mehr wichtig genug achienen, um alle Eänzelhdten deneLben am Philo- ikorgios an fibemehmen. Photioe teilt ans Pbilostorgios VIII, 12 mit: On

Tov yf'rokJuvdQiov )Jyei nqög TJ^v ujroXoyiav EvvOfn'nv d^ii- ygäipai. elva ndjUv Evvo^iiov iv utvv^ k6yoig avf.tn/MKhvog

Die UrgftnaaDgy welche Hieronymus* Bericht hier erfilhrt, ist nicht anwesentlich. ApoUinarios Bchrieb danach gegen

des Eunomios W/foAo//a, oder, wie die Schrift uns heut- zutage handschriltlich bezeichnet erscheint, 'ArcoXoyr^fiyLdgy nicht aber g^en das grölsere Werk des Kuuoinios, welches dieeer gegen die drei Bücher des Basilios richtete. Da wir jenen Auaaug aoe Philoetoi^oe dem Photioe verdanken , eo ist ee anfiaUend, dals bei ihm die von ebendemaelben Werke genannte Buchaahl an anderer Stelle abweicht Pho- tios la« Eunomios' Schriften noch. Cod. 137 heifst es: l^veyvwa^ ßißXiöäQiov EYNODilüYy n]g oi/xiag övaaeßeiag tnO^etJigy ov t) Liiy^a<p^ . . . . , worauf im Cod. Paris. lieg. 1226 (Bekk. = C) eine Lücke von dreizehn oder vienehn Buchstaben folgt, die^ wie aus den folgenden Mitteilungen ftber dieses Bttchlems Widerlegung durch Basilios erheUt,

theos vou Berytus, eines! Scluilers uud begcisterteu Bewunderers des ApoUinarios, worin derselbe nicht h^oCn alle Schriften seines Meititers verzeichnet, sondern auch alle Briefe desselben, sowie die der berühm- testeu Zeitgenosseu au ihn geeammelt hatte? Und liegen uns viel- leicht in SozomenoB noch Reste solcher auf jeneu zuvcriassigstca Gewährsmann znriiekz uf iilncudei' Mitteilungen vor?

1) L. Jeep, Queilenuiitersuchungen zu den griechischen Kirchen- hUtorikem (Leipzig, Teabner, lö84), ä. 141, vgl. aavor S. 148. 149.

Mtscht. f. K.'O. XU 1. 3

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URÄSERE,

und flchon Fabridus ▼ermntete \ mit dem Worte yinO^IO'

rHTIKOS ausgefüllt werden muls. Hieran schliefst sich Cod. 138: 'yiviyviholh] roC airov ^rmeßoVg EYNOMfOY ßißki'ovj iy X6yoig tQtoiv, lug df^i^tv tCtv mcodeöuytuiviav yuavä

Hier nennt Photioe ausdrücklich drei Bacher, eine Zahl, die man Kshon nm des Gegensatses willen gegen die drei Ba- cher des Basilios für die richtige su halten genügt sdn

wird. Die Auszüge aus Philostorgios sind überluiupt Üüchtig gemacht, und daher ist die Verwechselung eines F mit Ej besonders in einer nur etwas unsauberen oder verwischten Abscbrift wohl leicht erklärlich.

Inbeang auf die anderen Nachrichten werden wir da- gegen PhHostorgioB den Vorzug vor Photios geben. Letz- terer berichtet (Cod. 138), Ennomio« habe seine drei BOcher gegen Basilios nicht vor deö^eii Tode zu verüffenthchen gewagt^, während Philostorprios , der Eunomios persönlich gekannt und, wie selbst Photios' dürftiger Auszug deutlich erkennen läfst, aufserordentlich zahlreiche und eingehende Kachrichten über ihn überliefert hat, uns mittoilt, dafs £a* nomioB allerdings seine GlegenschriiI noch bei Lebaeiten des Basilios herausgegeben, und dafs letzterer, nachdem er nur das erste Buch derselben gelesen, schwer erkrankt und ge- Btorbeu bei. Dasselbe Sachverhältnis , dafs nämlich Eu- nomios' Schrift, die gleichfalls die Aul'scbrift ^u47coh)yia ge- tragen an haben scheint ^, noch bei Basilios' Lebzeiten ans Licht trat, scheint sich mir auch aus dem Eingang von des

1) Im Anhang zum zweiten B»nde der Thilo - Ctokihom'sehsn Biblioth. patr. Graec. dogmat, S. 579.

2) *Em\ 6 ^fiof (xhvo<; rrpt jtaQOUttav kmotv %in^

S) Greg. Nyss. c. Eanom. I, S. 299 B (Ohler S. 35): rgatf^rta, tl doxtt, jeai itvw^ifas inoloyiag änvXoyfav äXlijv' i) pOv od

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APOIiLINARIOB V. LAOD. GEGEN EUN0M10&

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NjflBenera Gregodos erstem Buche wider £anomios za er* geben K

£e könnte jetel nur noch gefragt werden, wann etwa Apollinarioe gegen EnnomioB* l^ftoloyrjTiTtdg geschrieben.

Im i\u>zuge aus Philostorgios sind Basilios und Apollinarios so iitb« iieinandergestellt, dais wer den Kampf eröffnete, nicht deutlich ersichtlich ist. Wenn Qarnier mit seinen l^ach- weisongen im Rechte ist, wonach BasilioB aU junger Mann, noch Yor der Übernahme des Bistums yon Cftsarea im Jahre S70, )a ehe er überhaupt etwas gegen Ketsw schrieb^ seine Schrift gegen fiunomios yerfafste, und wenn dieser selbst also noch früher, höchst wahrscheinlich nachdem er 360 sein Bistum zu Cyzicuö ijattc aufgeben müssen, seine ab- weichenden Ansichten in seinem '^nolo/tiiin6g niederlegte *i 80 werden wir das Richtige treffen, wenn wir der Angabe des Hieronymus, welcher Apollinarios an erster Stelle unter Eunomios' Glegnem nennt, folgen und Apollinarios über- haupt als den ersten Kirchenlehrer ansehen, der gegen Eunomios zu Felde zog. Und zwar mulb diese Tliatigkeit des Laodiceners in den Anfang der sechzip^er Jahre, 363 oder 364, fallen, d. h in diejenige Zeit, in welcher Apolli* narios auf dem Höhepunkte seines Ruhmes stand, Basilios dagegen, wie aus den uns noch erhaltenen, den ersten sech- aiger Jahren angehSrigen Briefen beider erhellt, noch als schüchterner, im Streite uner&hrener junger Mann mch in den die Zeit bewegenden Fragen um liat und Auskunft an den grofsen Laodiceuer wandte Gegen diese Ansetzung darf nach meiner Überzeugung nicht der Umstand geltend gemacht werden, dals Qr^rios von Njssa im Kingange seines Werkes g^gen Eunomios der Widerlegung des Eu- nomioe vonseiten des Apollinarios mit keiner Silbe Erwfth*

1) S. 285 BC, bei Ohler S. 22.

2) Für die Abf;Lssung desvinolu) fjxcxüs um MO erklären sich auch Klüse, Geöchiclite und Lehre des Euuüinius (Kiel Ibiio), S. '64 uud Fritzsche, De Tbeodori Mopsaest. vlta et scrlptis (Halle 1836), S. 97.

8) Zdtsehiift filr Kii«hengeiebiehte, Bd. VIE, S. 107-lia

8*

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DRÄSEKK,

niing thttt, sondern vielmehr ao Terfthrt, ab ob sein Brader Basilios der einzige gewesen, der Eunomios auf den rechten

Weg zurückzubringen sich habe angelegen sein lassen Das Schweigen des öregorios ist mehr als hinreichend er- klärt, wenn wir bedenken , dafs, als er tUr seinen Bruder BaulioB gogen Eimotnios eintrat, Apollinarios bereits sein Hanptgegner in der ClfriBtologie war, gegen den er schon im Jahre 378 seinen wuchtigen l^vTiQQriu%6g geschrieben. Dafs er jetzt noch Ehren halber ApolHnarios sollte genannt haben, dürfen wir bei der erbittci ton Gegnerschaft, die sich seitdem infolge der Neuerungen des A|)(iIiinarios in der Christologie zwischen beiden Kirchenlehrern herauagebildety hu keiner Weise erwarten.

Fabricius hielt ApolHnarios' Qegenschrift für verloren*; ich behaupte, dieselbe liegt uns in den beiden ftlschlich Ba- Biliös beigelegten Büchern, dem sogenannten vierten and füDlteu Buche wider Eunuinios, deren ursprünglichu Einheit ich auf Gnind der handschriftlichen Uberlieferung gezeigt SU haben glaube, unversehrt noch vor, und es wird nun- mehr die Aa%abe sein^ dies, so weit als möglich, au be- weisen.

]^ne Schwierigkeit tritt gleich hier uns in den Weg. Sie beruht in dem Umstände, dafs der ^/^vriggririiidg xorr' SlvojLtfov^ den gegebenen Nachweisungen zufolge, einer Zeit angeh(>rt, in welcher Apollinnrios als der Hauptkänipfer für die rechtgläubige Lehre, wie sie den meisten christ- lichen Zeitgenossen im uic&nischen Bekenntnis niedergelegt erschieni gefeiert wurde. Die ganze Schrift ist darum durch und durch rechtgläubig, und dieser Umstand hat nieht anm wenigsten zu ihrer unversehrten Erhaltung beigetragen. Es fehlen in ihr fast gänzlich diejenigen Besonderheiten der Lehre und dcd Ausdrucks, im engereu JSiune die Lieblings- ausdrücke und Schlagworte desselben, an welchen später ApoUinarios' Schriften mehr oder weniger sicher au er-

1) Vgl. Crrogor. Nyss. c. Eiinom. I, S 28nA fÖhl r Ö 22).

2) ..Apiillinarii opus intercidit " ~ v^]. ^^(*r^ Anbnn^' zum zweitoa Bude der Thilo-Goldhom 'scheu BibUotbu patr. Graec. dogmat. S. 579.

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APOLUNAKIOS V. LAOD. QEGEK EUKOHIOS. 37

kenDeo sind. Doch, wie ich schoo zuvor bemerkte, sind die sämtlichen Bedenken und Einwendungen, welche Garnier eriioben bat, um die Vei^taaerBchaft des BasilioB abzuwehren^ derart y dafs rie auf Apollinarioe' Sprachgebrauch auf das genaueste zutreffBo. Es wird daher meine Aufgabe sein müssen, zur Erhärtung der Behauptung, Apollinarios von Laodicea sei der Veriasscr des fälschlich Basilius Ix igeicgten \^v(i^(itlTiA.dg xcrr' Evvo^iov^ Garnier's Einleitung im ein- seinen durchsugehen.

Beginnen wir mit Gamier's gewichtigstem Bedenken. Im § 73 seiner Vorrede S. Lxiz knüpft er dasselbe an fol- gende, S. d87 sich findende Stelle: ftofy&Krtarog '/.vQivneQov Scv kfyotTO , y.iioiiu iih' dXrid-iJjg vml luivfuoi' tui-, ytiriifia 6t i>'£i()(m'ruo)^ /.alüiueroc. Der Schreiber dieser Zeilen", sagt er, „wer er auch immer sein mag, widerlegte eine Schritt des Eunomios, in welcher dieser Ketzer lehrte, der Sohn werde ilüschlich ein Erzeugnis {yiwt^a) genannt Denn wie jenes scriVfioc xor' EMfiicv Htv so gefafst

werden raufs, dafs Eunomios behauptete, der Sohn sei in Wahrheit ein Geschüpt, so mul'a auch das tolf^ende ytv- nifta d* iJfevöiüvviKog y.aXm'tiet'og so verstanden werden, dais damit dessen eigene Lehre gemeint sei, derzutolge er den Sohn als ein Erzeugnis bezeichnete, dem dieser Aus- druck nur fiüschlicb zukomme. Dergleichen aber hat Eu- nomios in seiner ersten Schrift nicht ausgesprochen, woraus folgt, dafe er es in der sweiten gelehrt haben mufs, von der mit Sicherheit behauptet werden kann, dafs sie von Babilios nicht widerlegt sei, da sie erbt nach dessen Tode ans Licht trat*' Soweit Garnier. Wenn wir uns nochmals daran er- innem, dais dessen sämtliche Ausiuhrungen unter dem Ge- sichtspunkte des Nachweises stehen^ dafs Basilios nicht der Verfasser ist, so wurd es nicht schwer halten, an diesem Beispiele zu zeigen, dafs Garnier in seinem Eifer zu viel bewiesen und damit über sein Ziel hinausgebchossen hat. Wir fragen überrascht: Wie kann Garnier, der sonst so be- sonnene Forscheri sich zu dem Schlüsse verleiten lassen: weil jenee xrioyio ftiv dXi^i^ ntm^ EMfiicv ^ die wahre Memung des Eunomios bezeichne , müsse auch das zweite

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1>RA8EKB,

Glied yinmifia de tpevdov^tas TMtlo^fi&fog einer iigendwo Yon ihm wirklich geäulflerten Anrieht entsprechen? Und wie kann daraus sofort weiter geschlossen werden, dafs, weil

letztere Schlulsfolgerung in dem von ßasilios widerlegten ^yi:rnXnyriTix,6g nicht gezogen werde, dieselbe eben deswegen der zweiten, nach Basiiios' Tode von seinem Bruder Uro- gorios bekämpften Schrift des Eunomios angehören müsse? In der Tbat, wAre diese Beweisführung Oamier's eine zwin- gende, so wäre es mit der hehaupteten Urheherschaft des Apollinarios von Laodicea schlecht bestellt. Aber ich glaube zeigen zu können , dafs Garnier hier entschitden zu weit gegaDgen ist. Garnier trägt sämtliche Steilen aus Eu- nomios' l^TioXoyritrAÖg zusammen, in denen er den Sohn auf Grund von Schriftstellen klar und deutlich als yimn^a und nolf^a bezeichnet; aber es wäre eine vollständig y ergebliehe Mühe^ diejenige Stelle in derselben Schrift etwa wörtlich aultreiben zu wolluu, in welcher der vom Sohne gebrauchte Ausdnick ylwr^Lia als ein demselben nur tälschlieh zukommen- der bezeiclmet wird. Was Garnier nicht gesehen, ist ein- tach die Thatsache^ dafs wir in den Worten ytvifi^a di iffevdtavi^fifag %aloi6fi$ifog eine aus Eunomios' Voraua» Setzungen und Sprachgehrauch gezogene Schlufsfolgerung des Apollinarios vor uns haben, nicht aber eine irgendwo, d. h. hier in einer anderen Schril't als dem l^TtoloyriTt-KÖg, von Eunomios geäuiscrte Ansicht Der ganze Zusammenhang zeigt, dafs der Verfasser hier wie an so vielen anderen Stellen seiner in greisen , zusammenhängenden Abschnitten streng syllogistischen Schrift auf nichts anderes ausgeht» als das Hinfällige, Unbegründete, streng logischen Ansprüchen nicht Genügende in Eunomios' Beweisführung, Ausdrucks- weise und Sprachgebrauch nachzuweisen. Darum hätte Garnier schon auf den jenen von ihm ausgehobenen Worten vorangehenden Vordersatz et fioi^oyey^ 6 vtds did zd fidvog hL fiM'Ov yeyen^&ai zurttckgreiien und sodann auch das unmittelbar Folgende mittrilen müssen: ei 6 v(6g d7ii.itovQyri(.ia TOÜ rrar^dg /jofo^f ra df rravta rov vtov' eiyrußv „za Hia ruvia od t(Tr/ (h^vardv sittuv' t^cayayQy ,^yMi cu au fi/d", kot* EM^iiov ovyUii xaXüis* ovtdg yäQ favioB ehai ovx i^t^

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APOLLIMAKIOS Y LAOO. UEGEN KL^OMIOS.

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turro* qtalnrat dir Sti negi tfjg SfioioiriTog xat tfjg yuxjä nävia dfcagaXXamov Aal 6/.iutt(,: otütac: -avttxiy, ov nBqi /.nofudrojv diakeyßug. Der Zusaminenliaiig ^eigt, wie mir acbeinty klar und deutlich, dafs wir es mit SchluTsfolgeruDgeii Btt thnn babeiiy welche der VerfaBser dem EonoinioB zidii Die Begeichmmg /^yyqfia, deren sich Etmomiee tbatsftcUich bedient, will er ihm gerade nicht gelten laaaen, er erklärt den Gebrauch des Wortes, selbstverbtaiuliich in ciciü soiibt allein von ihm berückbic ht igten und widerlegten ^A7zoXoyr\- %iA6g lür einen anrechtmälsigen (il'evdoßyvfÄwg). Ich sage mit voller Uberaengong ,|Belbatver8tändlich'V denn das, was Garnier S. LXX Torbring^ um das yivtfi^a di ^jmvdwröfiitüs wloCfievog als wirklich von Eunomios behauptet in der sweiten Schrift desselben unterzubringen, ist mehr als schwach und gelingt ihm in keiner Weise. Denn die beiden aus des Ny sseners Widerlegung ausgehobenen Sätze ^ sind so weit entfiemt von dem gewünschten Wortlaut und dem ge- wfinachten Sinni dala sie Tielmehr auf das einleuchtendste gefade meine Ansicht bestätigen, insofern nAmUch, ak sie uns Beigen, wie auch der Nyssener den Ikmomios auf die Uumöglichkeit aufmerksam gemacht hat, die vun ihm ge- brauchten ßegritle ytvv^pia und ytvvr^ai^; m wahrem Sinne auf das Verhältnis des Sohnes zum Vater anzuwenden.

An die Ausdeutung jener Stellen imüpfiten sich noch einige Bedenken Oamier^Si die hier ku» erwähnt sein mtfgen. Er findet es auflallend, dals mit Ausnahme von drei oder vier Schriltstellen aus Eunomios' ^jioXoyr^iivLog die sämt- lichen anderen in der Unzahl der von seinem unbekannten

1) Greg. Nys8. c. Eunom. ÜI , S. 511 D ((iblcr S. 246): Hv- mjtifv tjvia »f i^ai Tvv i liiv 3f«) yfv%'i]ua kt'ytiv ov 7H(()nii oi u(&(i , rij^ ytvvTi&n'arji; avTiji ot üiu» x«* i loü vloü 7JQOür]yo(>{(tg irjv rotaurij*»

fi^pujy uxovtüv jovfov fÄifÄvi^ad^to , Sti ytwti^ilaay ovalav inl toO fivyoyiyoOi itnuv fSnukv roO änoloö^v xuk tni roü nuTQÖs rip^ fiil yiryri^titfap kiyttv, wf (xtixixt ft^re lipf uyiwrialttv , /uijre t^v ylW- rfusw ii»t* odafus naQ«Xaftßd»tü9mf ^bU' M/g ^Iv tri» qMo» naga-

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Verfasser angezogenen und behandelten Schriftstellen mit keiner Silbe erwähnt wurden. Insbesondere erschliefst er dem Umstände, dafs, weil sein Unbekannter S. 291 die Stelle Mark. 10, 18 (soll heifsen Matth. 19, 17) anführa^ diese aber in £imoi!iioe' l^stoloyr]^nn6s mcht yorkomme^ wohl aber ▼on Gregorios von Njsea * erwtthnt werde, eben- dieflelbe daher in dee fiunomios Ewdter Schrift gestanden und diese deshalb von jenem widerlegt worden sein müsse. Warum soll nicht ©in besonders schriftgewnltiger Ge^er des Kunomioft aeine Widerlegung desselben reicbÜcli mit Schrütstellen ausgestattet haben? Und war es denn nötig, ja auch nur mdgUch, jede YOn dem Irrlehrer angeftihrte Stelle etwa ale falsch angewendet, aurdckattweisen? Doch die sutreflendste Antwort hat hier schon J. A. Fabridua gegeben, indem er auf die ^Stelle in Kunomios' [/I:loXo- yriii/.og Kap. 27: tuvkov di :rdriojv ev^qivCig fifv ymI rrXa- tik£(^v fv fxtQoig fjylv dTiodsdety^iviov y h ßQa%ü Öi vüw nqbg {)fißg utfioloytifirK fv, ti%6ft9^a %%k, aufmerksam machte und die Worte mit Recht ao erklftrte, dafs Eunomios in denselben auf frühere, die Torliegenden fVagen genauer er^ drtemde Schriften hinwies *. Garnier, der wohl «nsah, dafe mit dieser Deutung des gelehrten Fabricius alle seine zuvor erhobenen Bedenken hinfällig wurden, buchte sich derselben dadurch zu entziehen, dafs er in jenen Worten des Eunomios nur eine Verweisung aut' den ersten, ausiuhrlicheren Teil aemes V4f7roAo)^ix<$g sehen au mttssen erklärte. Offionbar aber wird von ihm da derjenige RegrifF, auf den es ihm gerade ankommt, in den Text hineingetragen. Er umschreibt den iSiiin nämlich so: „Cum iain demonstrata sint a nobis haec omnia liquide et magis proiixe m taeteris quae prao- cedunt argumentationibus etc. Danach würden wir unbe* dingt eine nfthere Bestimmung wie %ois nf^^te^p ^It^" ftivotg oder eine derartige^ jedes MilsTerständnis ausschlielsende örtliche Bestimmtmg erwarten müssen, unter allen Umständen

1) Contn Euuomiam 1. XI, 8. 694 B ss ÖUer S. 484.

2) Motsados hic locus, quo ad nberioia toa se^ta iam suis Itlud tempus edita Eunomin* prorcoat

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APOLUKAKIOS V. LAOD. OKGEN EUN0M10&

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aber müfste vor hr'ooig der Ai tikel stehen. Da dieser fehlt, 80 hat Fabricius mit Fug und Hecht die Worte von ander- «eitigeii AtuflÜinuigen des EunoniioB ventandeoi auf wdclifr er aeine Leser einfiMib Terwdflt Dieaem durch Fabrieimi' richtige Deatang hergesteUten VeriiSltniB entspricht Übrigen» durchaus das Verhalten des Apollinarios in seiner Schrift selbst. Er vei liandelt zumeist mit seinem Gej^ner Eunomios, den er wiederholt mit Namen nennt ^ unmittelbar in der «weiten Person der Eänzahl, saweilen aber auch, was al» ganz selbstverBtttndUcb angesehen werden muls^ mit den An- hängern desselben als seinen €kgnem in der Mehrzahl Und die ennomianisehen Sätxe, anf welche er sich bedeht, sind entweder dem Wortlaute oder dem Sinne nach in Eunomios' l^TioloyririAÖg enthalten; ohne dafs damit ausge- schlossen ist, dalk hier und da auf' frühere schriftUche und mündliche Anisenmgen des £anomios sarüokgegriffen wäre. Das Veriiiltnis erscheint eben als ein solches, dafs, wie aach Philoetorgios' Nachricht besengt, das Erscheinen des .A'toXoyiiLiAOs; des Eunomios in gauz eigentlichem Sinne Apollinarios zur EröflFhung des Kampfes die miTiiittelbare Ver- anlassung und Autforderung gegeben und dais diese bchrift als die übersichtlichste Zusammenfassung der schon seit län* gerer Zeit bekannten nnd Tielnmstrittenen Lehren des Haapt- wortfüfarers der Arianer natuigemäls von ihm in erster Linie Berücksichtigung erfahren hat: eine Sachlage, die selbst Garnier an keiner anderen Stelle der Schriit, mit Ausnahme der eben behandelten, irgendwie zu verdankein oder in Zweifel zu ziehen gewagt hat

Endlich dürfte Garnier damit gleichfalls au viel behaupten, wenn er a. a, O. S. Lxzi mit Bemfnng auf Gregorios von Nyaea, Phikwtorgios und Photios sich darauf steift, Eunomios habe nichtH weiter als die beiden Schriften geschrieben, von denen biöher die Rede war. Schon die einbigi' Thätigkeit und ausgedehnte Wirksamkeit, welche der Mann nach Thilo- ftorgioe' Bericht cur Ausbreitung und Geltendmachung seiner Lehren und dogmatischen fjberseugungen entfaltete^ laeeeD es als selbstverständlich erscheinen, dals Eunomios mehr als zweimal zur Paeder gegriffen , auch wenn una

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DEÄ&EKE,

nicht jede einzelne Schrift nach Aufschriit und näherer Be- stimmung genannt wird. Auch Hieronymus', freilich auf •eiiie spätere Zeit bezügliche Ausdrucksweise: ^^Usque hodie ▼ivere dicitar in Oappadoc» ei multa contra eoclesiani re- «cribere'' Bcheint mir die Ndtigung zu enthalteOi an eine umfangreichere Bchriftetellerische Wirksamkeit dee Eunomioe zu denken. Besitzen wir ja doch heute aufser dem ^rto- XoyjjnyjK noch Eunumios' E'/.^iaiq :tiatE(j)gy die er auf Belclü des Kaisers Thcodosius im Jahre 383 diesem zu Konstantinopel überreichte ^ Nicht minder weist uns des MtgenMscben Nemesios Beaugnalime auf £unomios' tmla aus platoniBchen , teils aus aristotelischen Grundsfttsen ge- mischte Erklärung der Seele die im ^AnoXoyri%i'A6(; keine Stätte tindet, auf ebendieselbe Annahme, ebendenselben Aus- weg der Erklärung.

Die weiteren, zumeist spracidichen Bedenken Qamier's sind, wie ich aavor schon bemerkte , sämtlich derart^ da£s je weniger sie es anlassen- an BasiUcs als Verfueer su denken, desto ttberzeugendo* fttr die Ab&seung der Schritt durch Apollinarios sprechen. Naeli Eritdigung der haupt- sächlichsten behwiene:keit, welche Garnier im § 73 seiner Vorrede behandelte, wird es am einlachsteu sein, wenn wir die Übrigen Abschnitte derselben der fieihe nach durch» gehen.

Stellen wir Chumier's Qesamturteil aber die sprachlichen

Unterschiede, die ihm im Vergleich zu den drei erbten Bü- chern entgegengetreten . p^ewissermalsen als Entwurf und Ubersicht für das Folgende voran.

Seinen Verdacht begründet er im allgemeinen § 66^ S. LZiv sunächst so: ^yAnimadverti enim, quod iam anim- adverterant multi, eos a tribus prioribus genere dicendi quam maxime differre, eamque diversitatem tantam esse, ut si Basiliuni hunini auctor esse dicatur, eura sibi dissinülli- mum fuisse oportcat. Et vero verba, dictio, phrasis et ut pauds absolvam onmia conspicuas et certas peregrinitatia

1) Socrat. Ilist. ecci. V, 10.

2) Nemes. De nat. hom« Kap. II, S. 45.

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APOLLINARIOS V. LAOD. GEGEN EUN0MI08. 43

DotAs videntur praeferre. Nova sunt verba et apad Ba- oliom inusitatay nova quoque loquendi genera; et oniverse dieani tantam esse divenitatem dictionis, at qui oam noa Tideat, lippiat necesse In der That sind damit die iiauptsädiliehsten nnd tiefgreifendsten üntendiiede stuammen- ge&fst Nun zu den Einzelheiten.

GHriiier tadelt zunächst den überaus häufigen Gebrauch der Partikel ely die Fülle der kleinen, kurzen, mit u einge- leiteten Satsglieder. £r sieht mit Recht darin eine starke Abweichong von der wohlgegliederten^ ebenmUisig und glatt Terlanfenden Darstellnng des Basilios, Üint aber dem Ver- fi»er entschieden dadurch Unrecht, dafs er einzelne solcher kleinen Satzglieder aus dem Zubainmenhange reifst , ihren Inhalt zerklaubt und für dürftig erklärt, während jedes dieser kleinen Satzteilchen innerhalb des groiisen GbfUges ▼<m Schlüseen und Beweisen | aus dem sie hmuagegriffeni tebr wohl an seiner Stelle steht und an seinem Teile zur Henrorbringung des ^gentQmlich Zwingenden einer solchen syllogistischeu Beweisführung beitr;L<!:t Es ist nicht uber- flüssig, an dieser Stelle des Urteils uns zn erinnern, das gerade Basüios über ApoUinanos' Schreibweise filUt. Er tagt Yon ihm £p, CCLXIII| n. 4 geradesEu: Sffvi fiiv obv 0^00 xai rd TfjjS ^eohayittq. 9v% hi /^a^ixdb drtodtiSioiVf Hk* l| d»9'i^omimnß dq>OQfÄ0v (zwei Codd. loyia^av) lunamjBVTiv «xovra Worte, aus denen klar hervorgeht, dafs Apollinarios in der Entwickelun^ luid Verteidigung semer theologischen Ansichten sich dialektischer Beweis- führung bedient hat Aus den uns von seinen Schrifien er- haltenen Bruchsttteken ersehen wir deutlich , dafs er „ein Yeriasser gewesen ist, der disputatorisch au schreiben und dialektisch zu argumentieren liebte und sich in Syllogismen gefiel" Caspari machte zuerst darauf aufmerksam, „dafs der trinitarische Teil der Kard ^fgog niatig im ganzen änen disputatorischen und hier und da z. B. in der Partie über die Gh>ttheit des heiligen Geistes auf p. 171 ab (Mai) einen dialektisch aigumentierenden Charakter trSgt^',

1) Caspari a. a. 0. S. 99.

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44 DRÄSKKfe:^

lind ich 8ell)st habe betreffs der Schrill Jhpi i^iado.: Ulin- iiche Merkmale hervorgehoben ^ Eine syilugistiscbe k^ciihtt ist nun aber, besonders in seinem ersten Teile, der 'yiyti(^ ^tioög xttt* Evvofiiov in ganz hervorragendem Mafse. Dieses Geprttge hat Qamier vöUig verkannt Auf Sokritt und Tritt stofsen wir da auf jenes fllr ApoUinarios so bezeichnend^ ihm 80 geläufige Ver&hren seinen Gegnern gegenttber: genau wie in den beiden genannten Schriften des Laod iceners sind auch hier Syllogismen und Schriitbeweise kunstvoll und be- weiskräftig miteinander verbunden und vertiochten. Wollte man irgendein Stück aus ApoUinarios' sohriftstellerisoher Hinterlassenschaft zum Vergleich heranzieheni so mfliste man die mdsten der Bruchstücke aus seiner Schrift wider Dio* doros*, die ausdrücklich (a. a. O. S. 145) als ein X6yog üv?,?.oyiaTiK6i: bezeiclinet wird , hier autlühren , oder auch jenes Bruchstück mit der Uberschrift lyJ id ovXXoyiOfiQv (a. a. U. S. 131). Sie alle stimmen mit dem L^vrt^^risu^ in der von Garnier nicht erkannten und gewürdigten syllo- gistischen Art und Weise der BeweisHlhrung so genau Uber- ein, dafs sie fast sttmdich in diesem selbst stehen könnten* Da tritt uns der echte Apollinarios ^ wie Basilios ihn schil- dert, die Bruchstücke ihn uns nur ahnen lassen, so voll- ständig und m unverkürzt vor die Augen, wie ihn zu sehen es in der That uns bisher nicht vergönnt gewesen ist

Mit weiteren Beobachtungen sprachlicher Art werden wir uns kürzer abfinden können.

Im § 68 macht Garnier auf den hSufigen Gebrauch des Wortes *>iaig aufmerksam^ für welches Basilios regehnäfsig und ausr-ohliefslich vto^^eot'a im Sinne von udoptiu gebraucht. Garnier teilt Beispiele iür jenen häutigen Gebrauch nicht mit| ich weise auf die hauptsächlichsten hin: S* 279 BC^ 281 D, 306D, dlSB^ 814 A; er hätte aber nicht verschweigen sollen, da(s der Verfiuser daneben auch das gleichbedeutende und bei Apollinarios in der Aard (idifog fciavtg * vorkommende

1) Zeitschrift fiir Kirchengeschiebte, Bd. VI, & Ml. 543. 9) Leont siIt. fitand. Apollimurist. bei Uai, 8pieileg. Boman. n, 3, S. 143ff.

8) In Anhange so Lagarde*» Ausgabe des Titus Bostre-

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AFOLLINARIOS V. LAOU. G£Ui:JS KUKOMiO». 45

wogtet ▼«•wendet: S. S87D, 292 297 A, 302 E. Das Wort i^tai<^ in dieser Bedeutiiog (== adoptiu) ist gut Grie- chisch^ ich tUhre zum Beleg nur den Alexandriner Appianoa an, überdies aber wird sein Gebrauch im Eingänge der Sobrift & 279 BC vom Verfasser gans ausdrücklich und und iwar TOllig ausreicbeDd begrUadet, wenn er sagt: A yfr^'Qiog (fvüu, 7ToJtX&p S^iau xaXovfuiHav, wxl eig rid^ qioti, :toX).(nv orouallounc'jv i'iajv ^toeif i^iOU /.aia fit- ^ir^oiv lov (fron Ltyeiai. *}iau yaq ovöiv ixv )^y'hiii, nqoi^ovfiiyov %of) q>vau* ü odv i^ftetg vtoi ^taei .'>£O0, oMxymq tdv qtvaei vidv tiqovttcc^biv, Dafs wir das Wort s. B. in den Bruchstücken von ApoUinarios' christo- kgischer Hauptschrüt ,y£rw«is der Fleiscfawerdung nach dem Bilde des Menschen'', welche Ghregorios von Nyssa so zahlreich' uns aufbehalten, nicht finden, ist rein zuföllig, wir haben da eben immer nur wenig zusammenhängende Sätze; dafs aber das Wort dem sonstigen Sprachgebrauch des ApoUinarioB angehdrti Migt deutlich das Adiectivuin verbale dn6g in den Worten dessdben: Kai A^&^ft&rt^ avnfqf&ii 6 Tfleiog reiUr^, di?e P^aav^ eJg ^dv (pöaei vtdg iho€, ih df O^cjug (bei Greg. Nyss. Antirrh. c. Apull. Kap 42, S. 2ä2). Genau dem entsprechend heifst es im ^^vkoq^ti- Tubg xaw^ Eimfäov S. 31 dB; xoi vioi iktoi> Kkyoviai 7röXliQi h rjj YQaq^ . . i^iau fiirtoi xai x^^innrij^i wi vtod^sToij- /iCMf dn6 toü dh/i^iPoC t^so0, vioi 9mi xcri liij dhi&iwoL Hieran möge gleidi die weitere Übereinstimmung im Sprach- gebrauch hinsichthch des Wortes vioS-ereta^aL gereiht wer- den. Apuliinarios sagt Kard ui^Qog .iiatiq (Lag. S. III, 33ff.): %Üjuov öe [txf^i] ^cti td rcvet^a &ywv S-wf) di viaß XOQTiyo^fUWOP eig tobg v\of>etoviiivovQ, Im '^yrtQQtit. vt(gt* Eh» S. 309 B heilst es: xoi dcvkaytaytiTai fii^ inirdy/ioai Yoig roß ftnöftatog 6 ^ia^a^X abv qfößtft Pov^ketoiSfiwog, tno- 9tTUTat S& XffWTtttv&¥ iTatXf^ta Öt* aydrarig ayia^Oftivrj. Ebenso steht das Wort S. 305 D und, wie ebeu mitgeteilt, S, 313 B.

BUS & III, soff.: Xiyw , , . loyw Udo^fitvo» oMk xct^*

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DBA8EKE,

Unmittelbar nach ^taig fuhrt Garnier das Wort d^eiAog an. Er mag recht haben, dafs es nirgends bei fiasilioB vorkommt, um so häufiger tre£fon wir es bei ApoUinario«. Er yerbindet das Adjektiv ^€ix,6g mit fZQooKvviioig (A. /i. fr.

Lag. S. ;i8), TtaQOvaia (K. ^i. rt. Lag. S. 106, 6), (fvoig (Lag. S. 116, 4, ferner im Briefe an Petrus bei Mai, Script vet. nov. coli. VII, S. 16 a und S. 302 und in den von Timotbeos bei Leontios a. a. 0. S. 149 angeführten Schriften), ßaaikUa (Lag. S. 118, 86)^ q^iaq (Lag. S. 118, 6), %üm6~ (Lag. & 119, 86), dfW/ii$ (L^* S. 121, 85); daa Ad- Terbtum ^etxdfg findet sich in der Katä ftigog niatig (S. 110, 17), das substantivierte Adjektiv in einer syllo- gibtisclicn Schrift (Tiinutiieos bei Leont. a. a. O. S. 142: ovzt ovv %d x^ei'KÖv dpiß^Qwnivov xi^ öiaiqtau Tfj Mti:ä vd 9Qfia)f ebenso in der Schrift wider Diodoros (bei Leont. a. a. O. S. 144) und in sdner chiistokigiscbeu Hauptichrifl (bei Greg. NysB. Eap. 27, S. 188). Genau dem ent- sprechend ist die Verwendung des Wortes ^cirnfg im Wv'* TtQQrjii/Mg /.ctt' Evvofiiov. Es findet sich in Verbindung mit ivt^yua (S. 304 D), mvdfeta (S. 307 C) , öo^a (S. 308 D, 309 E), i^ovaia (S. 316 C> und 7iv€ßfia [S. 31lD), während ftlr letzteres auch nvetfia to d^eiov (S. 310 B) vorkommt, wie auch in Apollinarioa* Brief an Dionysios: mtit/iB^ %ai ^fiäg %oie ^01$ iiQ^aai (Lag. S. 116, 4); das Ad^. ^utOg gans den obigen Beispielen entsprechend S. 288E und 292 A.

Im § 69 hebt Garnier eine licihe von Ausdrücken her- vor, die dem iSprachgebraucIi des Basilius kenid seien, so zunächst örr£Q-jt6afAtop oQfia X^iozod S. 298 B. Daa Ad- jektiv i/tifgxidafuog kann ich swar bei ApolÜnarios sonst nicht nachwdsen, es findet sich aber bei dem gleichseitigen DionysioB, wi«) ich dem von Engelhardt im sweiten Bande facincr UberbeUuiig der Schriften desselben zusaiiiiiieiigesteliten Dionysios -Lexikon entnehme, wc^selLst S. 383 und S. 384 eine reiche Sammlung von Zusammensetzungen mit ini(^ ge- geben ist Auch der Neuplatoniker Proklos bietet (Inst theol. c. 116, p. 186 ed. Crenaer) n. a. die Zusammensetzungen ^«i^oifaiog, iTwiff^fog und txi^wovg^ Ton denen ^«^«MSiriog

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APOLUKAHIOS V. LAOD. GEGEN EUNOMIOS. 47

auch Miist bei kJrcblicben Scfariftstelleni schon froher vor- kommt. Als dem Sprachgebranch des Basälos fremd be- zeichnet Garnier ferner den Ausdruck ^eoC naiQ von Jesus (8. 299B) Derselbe tritt uns in den Bruchstücken des Laodiceners freilich nicht entgegen, aber im Xqiatbg naaxtiiVf der nach meiner Meinung von ApoUimurios herrührt '| be- gegnen wir ihm wiederholt, ohne dafa man berechtigt ist^ diesen Qebranch ftberall anf metrische BeweggrOnde sarttck- zufiihren. So V. 988: ^eoC te rcaida zoürov dyyeiXag ufn, dc>^^\. V. 1087, 1222, 1774, während daneben sich auch %t£oij vtog findet, so V. 98;^, 984 und 1115: xteo€ nuerA^ayaoi Tffov&g 0* vua, Zur Bezeichnung des Ausgangs des hei- ligen Geistes lesen wir, wie Garnier anmerkt, im Vtfm^» Kcrr* Eüpofticv das bei Basilios sich nicht findende SabstantiT i/,:io^7ti^. Dieses selbst freilich bieten wiederum die son- stigen Schriften des Apoliinm ios nicht, wohl aber dab Verbum i'A7ti^iu€ai>mi voC Ttvevfiaiog ix vijs ovo tag toO fiatqbg di' rioC diduog ivL7t€ft(p&iVTog (K. fi. n. Lag. S. III, 6). Auch die Beaeichnung David's ab i>im^d^ S. 309 empfindet Garnier als eine fremdartige. Nun wohl, das sind Ghschmaoks- ■aehen, fiber die bekanntlich ach nicht streiten IftTst Da» Wort scheint mir jedenfalls ein sehr angemessenes, es ist im dichterischen Spracii;^ebrauch heimisch und gerade au» liluripides bekannt, als dessen glücklichen Nachahmer den ApoUinarioo nicht nur Soaomenos preist, sondern wir selbst nodi 8U bewundern imstande sind. Es ist nidit überflOsirig^ darauf binauwelsen, wie Apollinarios jenes schmfickende Beiwort in der Schritt iTe^t t^iddog (S. 375 A) Binngemäf» PO umschreibt: Aai rtqötog i^fAäg Javld öiSaaMtut, Y^ivov yaq o^og SIo'kXi^qov %Fjg 'AxioBMg avv&etg rip ^C(p u. s. w. Gleichfalls mit Besag auf David ist eine andere Bezeichnung aber eine TfiDig gleiche. Vom heiligen Geiste heiist es mit Besog auf Pe. 89, 6 im U^i^. xar' E^. & 806A; 8 dij

1) Vgl. meiiie Abbandlnng ^Xübm die deoA Gregofks Thamiia» togos sogesdifiebsiMiD vier HomiHen und den X^c^rd; näax^" hi d. Mirb. t prot Theol. X, 8. 857—704.

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während cUuselbe Wort des Ps. 32 ^ 6 Ton ApoUinarios in der Acrfd ftd^og mtniq (Lag. S. 107, 84) ganz ebenso ab ix TO0 7zqo(fiQTov Jttßid entnommen aogeföhrt wird. Noch

merkwürdiger ist die Beaiistaudung des ayiog TTaf^Xog S. 320 A vooseiten Gamier's. Er schützt den Basilios vor diesem nach seiner, höchst wahrscheinlich durch den katholischen Heiligk^tsb^priff beeinflulaten Meinung sicberlidi sehr un- angemessenen Beiwort durch die Bemerkung, daia es an der einaigen Stelle, wo es überliefert erscheine (De spir. s. c XVI), als unechtes Einschiebsel zu lilgeu sei. Warum hat (larnier dann nicht aucli das doch auf derselben Linie sLehende ehrende Beiwort Ncr/.aQiog iür Paulus beanstandet? Dai« wir letzteres (S. 31 7 D) finden, ist hinlänglich dadurch er- klärt, dais Eunomios es Belbet gebrauchte S de^ treffen wir es bei Basilioe' Bruder Gregorios in der Schrift wider Eunomios (Buch XII, S. 443), und dem äyiog IlaVAog ißt doch mindestens gleichwertig:, wenn nicht überlegen 6 ä^eiog d7c6oto)u)g^ mit welchem hohen Beiwort Oregorios von von Nysaa (a. a. 0. II, S 192 und 8. 198), Ba^oe selbat (Epiat 46: 6 ^üog xai ftawi^iog JlaOlog) und Tbeodoretos (Hist ecel. I, 7) den Paulus auHEacfanen. Endlich ge- hört hierher das S. SlsD von (Sott gebrauchte Adjektiv rrory- u'/LOi;, das man nach Garnicr's Versicherang bei Basilios vergeblich suchen würde. Ich will kein besuiideies Gewicht daraut legen, daia ApoUinarios im X(^iai6s udaxinv V. 2816 sligt: natf^ nual /rvci^eru ttamyiif^^ aber das Wort begegnet uns schon bei Athanasios, sogar auf den Ldb das Herrn angewendet (Epist ad Adelph. c. 7, S. 916 ^ Tbib S. 656), desgl. in der höchst wahrscheinlich Apollinarios' Zeitgenossen Dionysios angehörigen, iUlschlich Hippoiytoa beigelegten Schrift gegen Beron (Lag. 6. 60, 2. 21; 6», 13), wie auch die gleichbedeutenden Ttavapig und /rcrMXj^yog bei Dionysios (a. a. O. S. 373) ^ so dafs nicht der geringste Grund vorhanden ist^ es bei Apollinarios etwa aufifillig au finden.

Im § 70 seiner Vorrede handelt Garnier von der ver-

1) Boi Greg. Kysa, c Eunom. VI, 8. 340 Ohler.

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APOLLtNASIOS V. ULOD. OEQEN EUNOMIOS.

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tehiedenen Scbriftaafühmngsweise sdiieB Unbekannten im Vergleich mit der des Basilios. Es ist gans nnerheblieh,

dala Basilios das yiyQaTrrat yaq voranstellt \ind dann die Schlü te teile folgen läfst^ im ^^wiQQYiTL /.bi; vtar' Evvo/iitov dagegen in treierer Weise das yd/^ajcrai nachgestellt wird. Schief geSkSst scheint mir ferner die Erklärung der von Ctoinier getadelten Bedehnng in folgender Stelle (S. 806 A): Th di lud frv$ßfitt äywv, dhif^iS^ Sftw fOfe&fitt mavä fd yeyQaftfiivov ju«rd ftatQÖg nuxl vtod awdo^a'Zof.iew» Ich stelle durchaus in Abrede, dafs die Form der Beziehung im ali^r' meinen eine unangemosRene ist, dafs iDsbesondere %b yeyQOfifiivov /.tLf wie Garnier verstanden wissen will, wörtlich eine Schriflstelle enthält Dieselbe wird man ver- geblich Sachen; ich glaube aber, dafs gar keine Nötigung ▼orHegly die Worte so au übeisetaeni wie Gkimier es thut, sondern es ist so erlanbe ich mir au erklSren die Rede von dem heiligten Geist, der in Wahrheit heiliger Geist sei, nach dem Scbriths oi t, wdi in er gleicher Ehre mit dem Vater und dem bohne teillialtig wird. Welche ^chrÜtstelle gemeint ist, wird in unmittelbarem Anschlufs an die aus- gehobenen Worte angedeutet durch das oben schon erwtthnta

Jaßtd. Es ist Ps. 32, 6: jot I6y({) toC nvifiov ol (fd^avol

ioie()U'Jx^r^oayj yjxl Tqi :cvsvLiaTi zoD (Ji6uciio^ ui lov ränct ij dvvauiQ ai Tü^v. Auch Garnier entscheidet sich für diese Beziehung und verweist mit Recht auf des Verfassers weiter- hin S. 807 D folgende Erklärung: inü wi 6 Jaßid l6fov Tun mftßfta owdof dC<tfv xv^'ov tatg oö^avoög ^^ffipiut»

tf^v dvva^iv ttdr&y. Ich meine, es kann gar nicht davon

die Rede sein, dai's der Verfasser, wie G^amier wähnt, seine Erklärungen an die Stelle von Schriftworten ^^esetzt habe, um etwas zu beweisen, und ich leugne das ebenso bestimmt in dem «weiten von Gbmier angeführten Beispiel (8. ao3 D) :

^eviow ärrmlenixiAw, wo der letate mit anhebende Zu- satz in ganz ähnlicher Weise wie auvor im ersten Beispiel

ubersetzt und erl^lärt werden muls. Merkwürdig iat der

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SBiBEKEy

Unteraehiedy den Garnier allein gehen laaaen will. Bat Ao- itkhruDg weldieher Schriftrtatter will er eine ealche Mere Behandlang der Worte derselben anlassen, verbietet dieselbe

aber unbedingt bei Anfulirung von Stellen der heiligen Schrift Was konnte daraus nicht alles für Unheil erwachsen ! y,Pr(K iecto'' so malt sich der tiromme Benediktiner das aus i^ai propria Scriptoraram sie immntare semel Üoeat^ qoidvia pfobare^ qnidvis n^gare ftetlKnumi erit Ebc qao seqnetnr, nt oontroTenaia aique contentionibas nee finis posait imponi nec modiu/' Nun, wir Rircbten nns nicht davor und müssen doch bewundernd anerkenn ei], «hils trotz dieses freieren Ver- fahrens — und es könnten noch Dutzende von Beispielen aDgefuhrt werden d^ 'Awiq^riTLbg ycor^ EvvofAiov auch in der Schrifterklärang nnd Schrifikbenutaang eine sehr atatk- licfae nnd beryonagende Leistung ist IMea freiere, an* dentungswetae Verfahren, diea Siofa*aneignen des Inhalts ohne sklaviflches Haften an der Form der Schriftstellen ist nun aber eine besondere Eigentümlichkeit des ApoUinarios. Eu- nomios selbst will ich hier gar nicht besonders erwähnen ^ ; ist es aber nicht aufiallig^ dafs Apollinarios in der Karä fii^ ftiong gerade dieselbe Stelle Air den heüigMi Geist benutst, die im l^vrtQ^atdg mehi&cb angeföhrt ist, und dafii die länftthning derselben, wie i4rri^T, S. 307 D, eine freiere ist? Man vergleiche die folgende Stelle (Lag. S. 107, 33): zflti TTveCfia (baai-ciog Ttvs^^a ^eoß hovtVy ihg yiyi^ajixai „ftveCfttt d x^edg^^. /.ai iano^ev di i% joi) rcqofpi/jfiov ^aßid

leh übergehe die Stilen der Kutä fii^ TtioTtg bei Lag. S. 108, 96 ft, 110; 4 ff., um auf die Überaus beaeiehneiide An- führung Kara lufgog niorig bei Lag. S. 113, Uff. besonders hinauweiten. L>a sagt Apollinarios nach meiireren Aua-

1) Vom heiligeu Geiste redend, aagt er im 'Anoloyrixixdg, Kap. 26, S. 297 (Goldhorn S. 0081: om

V7HjQi^'}u^0-Ti Toiif) fiis iöiar t^tav vnoaxuaii'. üoxuvarjg xnt tiqo roitutv

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IPOLIilNABIOS V. LAOD. (I£Q£N EUKOMIO& 5t

Sprüchen des Apostels Paulus: 'Kai näXiv ?Jyei „€t f4iv yäq 6 i^x<^H^^<^ mXov ^Ir^ofh' xriQijaoei, dv ovyi eKriQij^ai^ey y ^ nveüfja f teQov Xa^ßövetB., 8 ov% iXdßetej ^ evayyekiov Ir^^oy, 8 idi^aa&€, '^aXog eixta&9^. Was würde Ckurmer la solcher fintwdhung des Heiligen sagen? Der Worikui ▼on 0«L 1| 8. 9 ist das nidtti wohl aber, geDon wie in der obigen Stelle aus dem !//m^^T£)u$^, der Sinn. ApoUi- * Darios nimmt sich eben die Freiheit, den Ausspruch wie alle anderen mit Aal naXiv Xiyei einzuleiten, und wir sollten dem grofsen Schrifterklärer um dieser seiner freieren Form Witten sflraen^ infolge der Handhabung derselben gar fidir im Veraage wähnen? Das sei ferne. JedenfeUs dürfte aneh hier swisehen den erwähnten Sdirifien^ nämlich der Kaiä fi€Qog Ttiarig und dem 'AviiQQi]TiAb<; Hffr' Evvo^iovy die erwünBch teste Gleichartigkeit sich herausgestellt und die Behauptung, dafs wir in letzteiw ein echtes Werk des Apollinnrios vor uns haben ^ eine neue Stiitse gewonnen haben.

Za einer solchen wird sieh auch gestalten^ was mit Beiug auf die von Ganuer § 71 semer Vorrede angeführten Beispiele

auj» Schritten des Apollinarios beizubringen ist Im ^ytviLqqt^iL- ytdg XOT* Evvofiwt heilst es S. 280 C: al yciloua Xlyovxig tbv vi^ ovx ^ ^ T^^v Kfiafidvutv kiyovai dient ytwrjfia Xay6p- fttw i^0if (hg i0¥ Yonnfifiata» moCOi», S. 283 D: sl

yetnr^fiarog TtQÖg d nalehai dyfyyiqTog. S. 984 C: dqr^u dyiyyr^og d nairjQ, (fvaei yeyvijTdg /mi ö viog' d de qiaet. yiv¥f^(4ay omhi yniofja. ovrog ovv toV €pi^ei yevviipiazog, iatayjiai mai tdv yeytnjaavra ehai. S. 286 D: ovdiy ^ic^ nOii^Sv lattp vioH nLul TrargSg, oidi yiti<ng, untQ 7toh(jim luÄ od yimifta 6 vidp. u yimnuAU ö vUgt ^ ^ ^ *^db ytgvjt^iSnbtv y nä» ^ finm^a wiofia, od xrhfia 6 vUß* ovdi yag yiwrifia ä)g hium. Ähnlich ist das Folgenile S. 287 B; $1 6 viög ive^yrifia ytai od ytirff/ja, oiVe 6 ive^yt^cag, ovze fi"^ TO iv£Qyr]x^iv ttmog iatiy. Gleich darauf S. 287 C die auTor schon zu anderem Zwecke erörterte Stelle: /aow^

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EvvofiLOv cjVf yivvriiua de ^evÖMyvtuog 'KaXov^Evog. S. 292 C: et rrQÖ tfjg 'atIoeiü^ b viog ov ytvyiif.id iatiVy dXkd ^Tia/Aa' 7CQii)i6-KTiotog üv sXiyevo nal ov TtQtoTÖTO'^. Statt vieler endlich noch das eine Beispiel S. 3060: mal t6 yivp^fia

Die Bospiele seigen klar and deatlidbi dafii der VerlaMer

deB *j4pTiQQijti/Mg die Beseichnung yivvqfta fttr den Sohn mit

Vorliege gebraucht hat Wir sind Garnier zu Danke ver- pflichtet für den Nachweis, dafs dieser Sprachgebrauch dem Baailios völlig fremd ist, ja dafs er ihn (Adv. Eunom. II, 6. 7) auf das bestimmteste zurückgewiesen und verworfen. Nicht minder aicher und Bkc meinen Nachweis besonders wertvoll ist nun aber die Thatsache, daft Apollinarios in seinen uns sonst aufbehaltenen Scbriftresten den Sohn als yinfnifut be* zeichnet. Hier der Beweis:

Kaici ^uQog . rioitg bei Lag. S. 107, 9ff. : D^ebv itiv tbv vidy Tf/i IditJfiati toB Ttaiqog THjaloüvzeg ug eiy.6va xai ydi^^ vi^a, %ÖQiov de löv Tcatiqa r(T> toü h'dg nv^iav n^^oaetyo- ^tdoyreg Miitm tbg To6rov ä^x^ wd yeivijvoQa, S. 107, 82: ohog (d. h. der Sohn) eixc^y im mai yi^wifta ro0 TtOTQÖg yial ^elipdg ctdroff. S. 110, 32 nennt ApoUi- narios Jcbum Christum viöy d^eoC "ml ytvvi]ua uovoyevig y.ai didiov. S 109, 30: TOvg Si )] Tur viov ^ rrvePua vd &yiov y.ila^a kiyovtag drai^e^ariiofiev, An den Antio- chencr Flavianus, mit dem er über die Vorstellungen von dem Leibe Jesu Chriati verhandelt^ schreibt er (bei Leontios a. a. O. Sw 143): mal ^idg wxvä trjy toC ^adf tvmaiVy lh(Xtft%6tf Imiv ff d-eog xcre ^TtBid^ to0 natqög ohi Bp ytvotxo OQ^a^ ov yao ocouaruirai larr^Q, y.aid to€to Ovk dyiryv^tov ^ri&elri Jtoxif oiie I6i(ii (ftoei dyevvrjTOv, 6}<J7tsq vidg nai yivvr]ua^ %y tdiy y&mftöv vibv evdtau qiVOiKfj ve yuxi

dQxft<;- So sagt er femer auf einer weiteren Stufe der Entwiekelung der Lehre vom KOiper Christi» den tiinita- rischen Verhandlungen genau entsprechend (b. Leoni a. a. O. S. 139): wti odit iSlmg XThfta a&fia dnetv, dxto-

qiatov ov i/Mvov ^cdrtwg, ov ocTjfid lonv , dXXd tijg toC d'Ktiötov /^y.oivujvtiy.ev t7Hüvv(.iiag yuxi rfjg rod i^fofT /.X^astog, fki /tQÖg kvöviifa oviijmai, -~ Ahnlich &ufaert er sich

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AfOLLIHABIOB V. hkOD, OBffiBir BUH0MI08.

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dem DiodoTOB gegenüber (b. Leoni a. a. 0. S. 144): xai u dttv^d^ei nCig %b Krunrdy &q %^ ro0 dxfiffroü ni^oin^

fiOg TO uy.iiüiüv rfi nQOOfiyoQiif tf]g v,iioiT^i; (mQuög ijvwvai.

Ganz beiläufig sei liier noch auf die von Garnier im §72 seiner Vorrede gemachte Beobachtung geblickt, wo- nach die dem Basilios gelAufige, auf früher Gesagtes aorück- weifleiide Formel h xotg tun^rtiv liyots oder einfach h roig nun^nip im l^vnQQiitivi6g gar nidit Torkommt In demselben heifst es statt dessen tbg TTqoeiqrixaL oder sr^o- eior^Tai S. 306 C, 288 B, 302 D. Genau dasselbe dtg rrQo- aqritai ünden wir in Apoüinarios' Kazä fid^og niaiig (Lag. S. 107, 6).

Gleichfalls von geringem Gewichte scheinen mir die- jenigen Punkte an sein, welche Qamier in den 74 und 75 (nach richtiger Zftlilong 75 und 76), den letaten des 11. Kapitels seiner Vorrede, durchgeht. Nachdem wir so viele Beispiele kennen gelernt haben, welche die Verschieden- heit der Behandlung besonders auch von Bchriftstellen von- seiten des Basilios sowohl wie des Apollinarios deutlich er- kennen laaseni halte ich es in der That für überflüssig, etwa nur um der VoUständigkeit willen, ebendieselbe Thatsache dnreh die VorfUirung der im § 74 erörterten, S. 989 B des ^^vn^^ji^iLAdg behandelten Stelle Juh. 14, 28, sowie der in § 75 verzeichneten alttestamentlichen Stellen noch einmal zu erhärten. Ich lasse dieselben auf sich beruhen und lasse auch des Benediktiners unbilliges Urteil unangefochten, der achlieislich wieder heilfroh war, dals er es aussprechen konnte, wie lieb ihm der Ausweg sei, „duos hos in £u- nomium libros alieri cuiTis seriptori tribuere, quam magnum Basilium insuetae levitatis suspectuiu reddere".

Nur auf den § 73 (iuüfste 74 sein), in welchem Garnier auf die Verschiedenheit der im letzten Teile der Schrift be- handelten Lehre yom heiligen Qeiste in Vergleich au der des Basilios zu sprechen kommt, mufs noch ntther eingegangen werden, weil die angezogenen Stellen die von mir behauptete Abfassung des ^yirtLqq'qci7L6g durch Apollinarios zu stütaen wohl geeignet erscheinen. Im *uiviiq(fii'ti¥,6g wird vom hei-

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DRÄSBKE,

Ilgen G«iete o. a. Folgendes gelehrt, S. 3990: d %olww

oi*dBv6<; taiLV drpi^vai ajitagziagy üoittq od/, tOTiv^ ei fiij (jLOiov O^eoV, d(ph]cn öi frvet^ina rd fiyiov did jCh' dfto- evdhav' äqa itveDfia Hyiov, Kai Tf}g adrfjg iv€(f- yeiag ttTt ftatifi wi %tf vk^, Ferner 8. dOOD: u de

yQctfpij ^B&rofMtog, äftawe votg dmßolkfi, n&g od &eög fd

ovarig. Mii ]:>ezug aul' die Stelle Joh. 4, 24 „Gutt ist Geist" heilst es S. 310 C: looutq yctQ rd jrveP^a 6 ^«o^ YMTd TO „va^ d^eo€ lave, xai TcveCfta Ö-eoO oiiuu h tfih^^'^ (iKor. Bf 16)' üHtw nuxi 6 ^sdg %d m«0f4Ci, dgfc

nun Mfima fiif xw^w&at.

Wir dürfen hier, wie in allen Punkten, wo es sich um Basilios ijantlelt. Garnier unbedingt Glauben schenken, wenn er uns nachweist, dals in dieser klaren und bündigen Weiae^ wie hier der heihge Geist Gott gonaiuit wird, Jkunlios vom lieiligen Qeigte nicht gelehrt hhi, nicht ab ob er ihm die Gottheit nicht beigelegt hftttOj Bondem weil er, den Zeit- mnständen Rechnung tragend, die BeaEcichnnng zu ver- meiden beflissen war. Für mich aber zeugten diese Stellen, besonders die letzte, deutlich iiir die Abtassung durch ApolÜnarioe. Achten wir zunächst auf die in der Katä fiiifos mavig sich findende , der letzten Stelle im Wortlaut gans ähnliche (Lag. S. 112^ 2): aeßdafii6$ iartv ^ dyia TQiag fjr) xiOQiCo^lviq /n^cf« dUor^tov^ivri (vgl. auch 8. IIS, 30 Ö.); oder 8. 314 0: chQE:!:tog /mI äya/./jnojcog t) am^ TQtdg oEt vgl. mit Aatä ^iqog niatig (Lag. S. 105, 39): dvalloKorov ftevoikn^ '^^^ ^ec^njrog. Betreffs der Gottheit des heiligen Qeiates tagt ApoUinarioB Kord ineQog Ttiaug (Lag. S. 107^ 9 ff.): jtiir rdy vld» xt^ idu&fiox^ xoif

rcaxqbg iMxXoOvtBg d>g dytAiHx nutl yiwtifia^ %^tw di xb» Tcaitqa T(>i toC ero^ /.lqIüv jrQoaayoQEiorieg (hvaati vüg xovTOv UQXf/v y.ctl ytWTjToqa und S. III, 15: Ki'^foc ^g ö viog, ibacnkütg de Y,ai TtyeOfia, ti^v xod vwd xi^^ri^ra StanifATcov ug ttjv dyiaCo^irqv ktIoik

Gerade die Schloisworte der letsBten Stdle ana dam

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AP0LUKAB108 V. LAOD. GEOEir EUNOMIO& 56

./^jTiQQi^tfMQ S. 310 C enthalten schon einen Hinweis auf eine besondere Beziehung innerhalb dei' Lehre vom heiligen Gbiste. Ee ist gewifs nicht zufällig, da£i in denelben, wie •dum S. 297Ay auf die SteUe iKor. 3, 16 Eiirttekg«gri£fai wird; wir iteSkfa dieBeLbe Stelle in deraelben Verbindung find m demseiben Zwecke angeföhrt in ApoUinarioB' KavSt tu(/OQ 7n'aii^, Lag. S. 112, 25 und daselbst in unmittel- barcDQ Anschlufs die Beziehung auf iKor. G, 19: xat tt«- lir „ij am oidaie bti va aiofiava i^pt^ vadg toC hv ifiiy äflov 7t9€6^€tc6g iattv o$ tx^te dnd ^«oC;" „doxd) yit^ scffEc» ftnBfia ^900 ^fßiv** (iKor. 7, 40). Dieselben An- idinnungen finden wir in ApoUinario»' Schrift tle^i ddog im 5. Kapitel, und swftr in Anlehnung an Epb. 2^ 20—22. liier fuhrt ApoUiuarioB des Apostels Gedanken in eigenartiger Weise so fort (S. 37 6 B): ^ Oqäg SiKog rrp^ olm-

«df«9r ^erfg'S «d %^Ui awtififiimg ^ftip avmmfyei nf^timüt, X^tütbv yctQ nuti S^dt^ nutl mvOfia, ri^v fttop &96Tfira, xar- oiTUiy iv ^fiiv xat^ Ivlgyeiav^ toTq rfjg ydqiiog d^iovfitvoigf dtd TfjQ ToialjTrig didaaxaliag Inaidei aev. Wie ich schon an andei-em Orte hervorhob bezeichnen hier die Worte Tom Einwohnen der Gottheit, besonders des heiligen G^tet in den Glftnbigen^ die der Gnade gewürdigt werdenj gerade eine apoUinaristiBohe Besonderlieit der Lehret Hiennit •tininit die echt apoUinarisliflche SteUe im *j4vri^^ttif(6g S. 302 A: eiy,ujv de vioC /rfef//«, /mI oi loviov (.itva- Xau.icn orreg viot m'/idwoffot , y.aid yeyQauutrov bti „o8g Ti^oiyvoj y.ai rcQOwgiae (JVfift6(iq>oi^'* (ptfii „»^g ui/tj6vog toC vw€ avtoCy elg %d <2ya« ct^dy TrQüjtdtOAov iv TtoXXoig ddel- ffw%^^ Wie hier von denen, welche an dem heiligen QeiflAe teil habeni gesagt wird, daft sie dem Sohne gleichgeetaltet werden, so begegnet uns der gleiche Gedanke anch nachher noch Ö. 30&B: viovg drre^yd^etai lovi^ uyt.a^u^ivovg und

1) Zeitschrift Ar KirehengeBohichte, Bd. VI, S. 518.

2) Vgt Dorner» EotwickolaDgsgescbiehte der Xiehre von der Psnoa Obrittl 1018.

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8. 1108 D in der Form: ßanrU^u X^iavog h nveöfictri Tui/g

ä^iovQ (x'/Luauui, womit wieder ApollinarioB in der Kaza iugo<; r/Vr/c, Lag. S. III, 34 ff., auf das genaueste stimmt, weim er vom heiligen Geiste sagt: ^Qv Aal ^woTzoiöy, äyiop %ai ayicantutjb» t0v /Aetakafjißavdvcwv adrod . . . TUet^ fiip

do^t^ofUvoVi wxd'^ 8 iaviv ix nrcrr^, q^aveQOVfUfov h mmö- fiOTi ayi({) zoig äyiaCo^tvoiq. In dieeen Stellmi, denke ich, ist die wörtliche und sachliche Übcieiuätiiiimung und zwar gerade in einem Lehrstiuk, welches in dieser Fassung dem Apollmarios besonders eigentümlich ist, eine so groise, dals an der Abfassung des Wm^^Ttxdg mv* Edvofiiov dardb ApolUnarioB dnrchAOB nicht geswdfeLt werden kann.

GewisBermalkeii als ein opus supererogationis füge ich noch einige Beobaditungen hinzn, welche das gewonnene Ergebnis nuch weiter zu bekräftigen geeignet sein dürften.

Aus der Stelle Joh. 5, 5 (Ich bin der Weinbtock, ihr seid die Heben) ward von gegnerischer »Seite gefolgert, daSkf da der Weinstock nicht gleicher Natur mit dem Weingärtner fm, wir zwar, die Reben, gleicher Natur mit dem Sohne^ dem Weinstock, seien, nicht aber der Sohn mit dem Vater (ovx öfjKXfv^g dt 6 vibg rtp Tiatgi, dXkd xartr Ttdvra dX- loTQtog). IT^dg odg heifst es nun S. 291 B iQOfjfiev^ ov Tf^g t^t(jir(rog avrodj d/Mx zfjg aaQAÖg elgriTcivai fjf^äg nk^fLctsa, xord %6p dfrdoxoXov töv elnövca f^fjiBlg yoQ ioftev a^fia XQiOvoß mai fiikiq im, fii(fovg^^ (iKor. 12, 27). Tual ndktv „odx oidove dtt, %it ot&fiaTa hfiQv iiihq X^undO hni (iKor. 6, 15); nud hf Ulkoig „olo? ö xoi'^Qy TotoCm /Ml Ol xo/*)to/, /Ml OLog ö tJCOVQdriog, loiovTOi /.ui oi Liov- Qavioi. ymI YM'Jiog iifioqtaafiev %i)v n/.öva cot' yoinoC', (po~ ftioofiev Aal Tt)y ei'KÖm toC InovQaviov'' (iKor. lö, 48. 49). Abgesehen von dem Inhalte der letzten Stelle, der sich wie- der auf das innigste mit dem der vorher aus S. 302 A und der Kmä fii^ mattg (Lag. S. III, 34 ff.) angeführten be- rührt, erscheint mir die ausgehobene SteUe mit ihren Schrift- zeugnibbeu gerade aus dem 15. Kapitel des ersten Korinliier- briefes deswegen so beachtenswert, weil aul die diesem Ka- pitel angehörigen Begriffe des äy%^(fiipnog x^'^^ iiiov-

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APOUJMARIOS V. liAOD. QEGKN £UNOMiO& 57

Qoyiog Apollinarios in seiner clinstologischen Hauptschrift „Erweis der Fieiöch werdung nach dem Bilde des Menschen" §0 groüaee Gewicht gelegt, sie zur GeataltuDg seiner beson* deren chriBtologischen Lehren in hervorragendem MaTse be* natst hat Gleich im An&nge seiiier Schrift tadelt Apolli- oarioB nach des Gregcxrioa Zeugnis (Kap. 6, S. 185) den Samosatener Paulus, sowie Marcellus und Photinus, welch letzterer auch im ^irtQgr^ri'/jjg S. 292 B erwähnt wird, dafs sie Chriötus zu einem Menschen machen, in welchem Gott sei, einen gottbegeisterten Menschen {ävt^qontw ly^€oy). £r mit ihnen die Frage entgegen : ;;Wie kann man den einen Menschen Ton der Erde nenneni von welchem beeengt ist^ dafs er yom Himmel herabkam und Menschensohn genannt ward?" Apollinarios beruft sich im Folgenden (Kap. 9, B. 141. 142) auf die Antiochenischen Synodalbeschlüsse, die des Paulus von hamosata Lehren verworfen haben^ und auf den Wortlftttt des Nicänums i$ od^ayo0 tuttaßdvta xat mg^fua&htu wd ^oy^^^n^oyra, um sodann auf Grund der Aussprache des Apostels iKor. 15^ 45 (,^So stehet auch geschrieben: Es ward der erste Mensch ^ Adam, zur leben- digen Seele, der letzte Adam zum lebendigmachenden Geiste") und 47 („Der erste Mensch ist von der Erde, irdisch, der andere Mensch vom Himmel") seine eigentümliche Lehre zu entwickeln. Jenen ^ sagt Gregorios (Kap. 12, 8. 148)f nenne Apollinarios ^^Ton der £fde, irdisdi'', di&ei %6 a&fia h, toff nlaa^i» ii/wx«^, letsteren dagegen ,,vom Him- melSi6rt td ftvtlöfia xb od^iov ^a^xcd^. Mit Beeng Ii ieraul fährt Apollinarios lurt (Kap. 13, S. 149): Kai cqovtv^ uQ/ti 6 Hvd^QWTTog Xqiaxdg^ ovx wt; ti^qov ovtog jrag avtöv ToB Ttv&üfiatog, tovxiaxi toO ^«oO, dkX" (hg toC xvqIov h Ty taC &toV dv^Qthnov q)taei &eiw> frvevfiuvog otrog« [TaCwa fti» ini Xiietog ro0 layay^idgfoü ^/lov«] ver- sichert Qregorios ausdrücklich. In derselben Schrift kommt er auf dieselbe paulinische Stdle (iKor. 15, 45 ff.) noch einmal zu sprechen (Greg. Nyss. Antirrhet. Kap. 37, S. 218).

Dafs auf die Dreieinigkeit das Bild vom Lichte von mehreren rechtgläubigen Kirchenlehrern angewendet worden, ist eine bekannte Thatsache. Aufgefallen ist mir die ge-

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58 DBASRKf,

naae Uberemsthnmimg im Ausdracke, wie er im ^Awi^^i-

uiid wie er in der Schrift TltQi rgiudog sich findet. In jenem heifst es S. 280 E: et aTcavywjua :ravtdg (piordg yev- vä%ai fdiv ix tod (purtog' ov jcofti cJf, akka axQovotg iMii avv- a'iShiyg hudtift {q6 y6q hni x^'s ctTrctvydafiaTog) yuxi 6 Mg äftwSyaafia tvyx'^hfowj od nme ^birat, d^iXä awcädiwgf

0OV 6il>6fte^a qp(3g^S xcrt JtmijX „utai tb fitr* advoC toii^'". Genau dieselben Ausdrücke zeigt die Schrift IleQi TQiaSog am Schlüsse, w<) das (ilcichniR von ApuUiiiärioB in tietaimiiger Weise ohristologiBch verwertet wird. Ich habe über diese Stelle an anderem Orte aasfiäbrÜch gehandelt, so dtJk ich mich darauf betohrttoken kami, auf jene Aiuf^- rfXDgpa iiier au Terweifleii K

ESne weitere Bemerkung dringt eich mir bei der Be- obachtung gewisser im \4vin)qr^Tr/Mg sich findender redno- rischer, im besonderen Demostlienischer Eigentüniliclikeiten auf, die mir nicht zum wenigsten dafür mitzusprechen acheinen, dals ApoUinarios die Sclirift yerfaftt hat Auch ttber diese TbatMche, nämlidi die Beeinflnasang der Schreib- des ab Schüler und Freund des berühmten Demo- sthenes-Erklärers Libanios bekannten und als Lehrer der Be- redsamkeit mit dem grofsen Gegner des Philippos berufs- mäfsig sich beschäftigenden Laodiceuers gerade durch De- moithenes habe ich bei Gelegenheit des Kacbweises, dals uns in dem fälschlich Juatinoe beigelegten rta^i^ ymxdg "Elktp^g ApoUinarioe' berühmte Schrift ^F^^ dlfid^ag noch yorliegt, eingehendere Mitteilungen gemacht *.

Schon Garnier (S. LXVii) war es aufgefallen, dafs in der Schriftanftihrung S. 316: r/ di 6 ZoQoßdßel vmi t) rov ZoQoßdßeX aofpia ; l/^qa aoi ftergUag Kai ov aa(f(Jig yca^iatdvai öokeI tt^v iinöcTaaiv yMi zt)v Icj^v tfjg dki^^eiag, bre rpriaiv y,7tdaa ij

nasX, sich ein besonderer Schwung der Darstellung kund- gebe. Im dgentlichen Sinne rhetorische SteUen finden sich aber

1) Zeitechrift für Klrchcnge.schiohte, Bd. VI, S. Ö20ff.; Jahrb. für prot. Theologie, Bd. X, S. öaöff. 539.

2) Zeitschrift für KirefaengMcychte, Bd. VU, S. 284— m

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APOLLINABIOS V. LAOO. QEiGtEH EUNOMIO& 69

Öiler, 80 die bei Deraosthenes (Or. 2^31;t>,24:5 9, 23; 9, 68) beliebte Form der Atiaphoia auf S. 308 C: 6i

(fgL dl« gtnz ähnÜebft dad^eveig dcpd-aXftovg xai Xi^Ovwas

^Örtij^ äftOQVtOi^ in ApoUinarioe* Uagl tqM, & 389 D) dnoiui^aifaiVf ti^ toO VSmog ddo§iow nal «»fmM$n|ro wnaßißXrixag' ^darog, 8 Ttgdg xotw^ X^?*'*^ dyeiTai /.al övaoeßQv' {x^uiog^ (o ftolLOfiui oiof^dviov 7rdvTeg dnoxai/aiQOviai. Ebenso S. 314 A: ,^(f{Xog O^wi) exAi^^" (Jak. 2j 23). (pilog ^eoQ ö iiayuu(^iog Aßqaä^ %ai etQfirai nuxl ioTi, (pilog did TtiatiVy (piXog di tna/M^jv d-eoC. End- ImIi die elfiiuüige Epsoaphom S. 318 AB (vgl. Demoath. Or. 8^ 65; 9| 66 ; 18^ 48. 81. 930). Bieielbe rhetoriBolie Form beobachtet Apolfinarios In der KarSt ^iSQog nUnig (Lt^. S. 104, 89 105, 5): idv öt iig oVrug Xiyr^ xöv v\öv elvai &edv txtg Trhr^qui^ivia iy^tr^iog vmI avtdv^ %ai ovx ct>g

aoqdWf dntaleae ti^if yrOaiv vrpf ^«o0, iMtrintam tig wd aißuw nviatVf •mvüjußt» ^SH^tna» daißua», hti xa6t^ initnife^fey f rijv ^lovdaUiP driuniaif i^ifii^aro. Der De* mostbeniker ApoUinarioB aber zeigt sich besonders in der Handhabung solcher rednerischer Kunstmittel , die gerade dem Demostbencs ganz eigentümlich sind. Ich habe in der Zeitschrift fiir Kirchengeschichte, Bd. VII, ä. 286 diese Eigen- art^ beetehend in der Auhiahiiie eines ganaen Sataea durch daa DemonatratiTimi, durch lahfareiche Beispiele aus Schrillten des Apollinarios belegt und freae mich feststellen an können, dafs der ^^vriQ^itrAdg die gleiche Eigentümlichkeit aufweist Ich beschriirike mich darauf, nur zwei Beispiele anzuführen. 8. 207 D heifst es: Tct de tQv e^co^eK nai tf^g di&itwaiijfi fpictfog ÖKih irrAfi , xatva p6va TtQoottaat , ytiqbg evigyeuiP uai naii^i» i^ioif* Endlich S. 306 D: nun bvt fi^ yhnntjfttq ^ iroCf ftndftarog ft^tÖodog ht &€oO xhtXi^aii Stä roOro toi rfjv ix CTÖfiOVOS n^gMw toü nptöftarog dmtQBig' utal dtt fi^ viög dvo^aCerai , diä roi)to ovSe 7ivtßfjia avrd avd-

SciüieisÜch will ich noch einer Besonderheit in dem peraönlichen Verhalten des Apollinarios au seinem Gegner

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gedenken. Wenn Apollinarios in seiner Schrift Jlegi tqi- 6S0Q (Kap. 14, S. H86B) das Fragen und Forschen der Gegner nach dem Wie? des Vorhandenseins des Logos im All sowohl wie zugleich in seinem eigenen Tempel, dem Leibe^ als einem o£fe&baren Beweis dee ÜDglaubens beseichnet (aafijg ihyxoQ dmatlag %b n^Bg hei Ifyut^), lautet ee BAchÜch genau damit fibereinttimmend im l^wiQQrjfmitdg xar* Evvoiniov S. 31 3C: bri di i^wxfjg vdarifia iavi xenuDg

jcäoi (pavtquv. Ja mehr noch als das; es ist eine wohl- thuende Erscheinung, den gewaltigen Dialektiker Apollinarios mit Wärme fUr den soblicbten Glauben eintreten zu sehen« So sagt er Ibql tguidog betreffii des Fragens nach der Art und Weise der Vereinigung (Kap. 11, S. 882 B): „Ich werde mich nicht scheuen, mein Nichtwissen zu gestehen, im Gegen- teil mich vielmehr rühmen, dafs ich au Geheimmsse g];iul)0 und in Dinge eingeweiht bin, die völlig zu durchdringen dem Menschengeiste versagt ist'^ Dem durch Syllogismen in die Enge getriebenen Gegner ruft er (Kap. 16) su: ^^Du windest dich in Ratlosigkeiten und förchtest yieUeicht sogar, es möchte das Gesagte etwa unseres Glaubens Grund er- schüttern. Wenn ich dagegen l'orschend ratlos bin, dann will ich des christlichen Geheimnisses Wunder laut ver- künden, denn unser (ilaube ist höher als aller Verstand, höher als alle Vernunft, höher als alle Einsicht Sollte aber auch dich bei derartigen Forschungen Ratlosigkeit befaUen, nun so bringe su deinem Forschen als bereite L(Ssung den Glanben und bedenke dabei, dafs gerade wo €h>tt ist, auch wenn etwas von ckiu CJcbiigtcn nicht zu vollem Verständnis kommt, sei es wegen der erhabenen Uruisc seiner Natur, sei es wegen der Art und Weise der Fleischwerduug, den Unkundigen daraus kein Schade erwächst Genau damit stimmt im ^AyriQ^ixdg diejenige Stelle, in welcher nach Hervorhebung der einaehien Stücke der Dreittnigkcitslehre von dem schlichten Glauben dnfach gesagt wird (S. 306 B): UQ7i%aL taCta xat tau xa/lüit;, ug lati y lotg dii£Qiiyoig ntaxEtovoiv eig d^tbv y.ai Idyov Aai 7m0/4a, filixr oloav

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AP0LLINAR108 V. LAOD. QEQEN 8UK0MI0S. 61

Ich bin am Ende und fürchte durch meine eingehenden NacliwL'isung^en die Geduld meiner Leser schou zu iangf in Aofiprucii genommen zu habea. Bei unbefangener Würdigung meiiier BeweiBfiihrung wird, so ho£fo ich, niemand sich der Ubmeugang Tmohlielsea ktoneoi dafe der toh mir aus den Handschriften als «ne soBammenhängende Schrift er^ wiesene ^^vti^^%iy(jbg xerr* E^wptiov dasjenige Werk des Apolhnai ios von Laodicea ist, von welchem luiti i^liilostorgios eine so wertvolle Mitteilung: hinterlassen hat. Mit dieser Aufhellung des über jenem Anhang zu Basilios' Büchern wider EonomioB seit Jahrhunderten schwebenden Dunkels wird nun, so meine ich, des Ijaodiceners Persönlichkeit als Kirchenlehrer in ein ganz neues, viel helleres und klareres Licht treten. Wir werden jetst Apollinarios' Anteil an der Entwickehmo; der Lehre, an der Fortfülining des Werkes des Athanabioö, inbesondere der Ausbildung der Lehre vom heiligen Qeiste noch vor Basilios und Gregorios von Nazianz weit höher veranschlagen, als dies früher möglich oder üblich war, und wir werden anerkennen müssen, dafs der vorzfig- lich unterrichtete Phüostorgios im wesentlichen jedenfalls das Richtige traf, wenn er in der bekannten Stelle, die von den drei Lehrern Apolüti.u ios, Basilios, Gregorios von Nazianz handelt, bei aller Anerkennung der holieu Begabung und der bedeutenden Leistungen der beiden Kappadocier, doch dem Apollinarios den ersten Platz unter den Kirchenlehrern )ener Zeit einräumte, ihm jedenialls den Ruhm der bei weitem grGlsften Tüchtigkeit in sfareng wissenschaftlicher Darstellung glaubte zuerkennen zu müssen. Eine gründliche Durch- forachung seines ^yivrtQQVitiy.dg xctt* Evvofuov wird dessen bin ich gewifs dieses Urteil des Geschichtschreibers, das aach in der Art und Weise, wie der christliche Philosoph Nemesioe seines grolsen Ztttgenossen Apollinarios gedenkt ^, eine starke Stütze findet, je Ifinger je mehr sich be- stttigen.

1) Tgl. meinen AnfisUMAponiiisrios bsiNemetios'' inHilgsa- feld's Zeiticbr. f. wissenw^h. Theol. ZXIX, S. 35. 86.

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Die Verwaltuüg aDd die fioaDzielle Bedeutnsg der Patrinoiien der rftmisehen Kirche bis zor GrüDduDg des Hircheostaates.

Dr. Karl Schwarzlose

ia Berlin.

Wer sich eiDgeheuder darum bemüht^ von der Ükitwicke- hug^gescliichte der rdmiacben Kirche und rtm Sm ans ihr bervorgffgaDge&en gewaltigen Emcheinmig des Papattams m unfiMBendea Bild m gewumeD, dem ditagt sioli aotwendiger» weise ancli emmal die Frage auf; Welches waren in der Zeit, wo der Papst noch nicht weltlicher Fi i ist und seine universale iMachtsteiluug ülx rhaupt erst eine werdende war, die materiellen Stützen der römischen Kirche V aus welcher Quelle schöpften die Päpste in den ereton Jahrhunderten die Mittel, deren tie bedarftea, am ihre herwiagende Idroh- liehe nnd poUtiache Stellnng dauenid hehanpten and aar einflufsreichiten des Ahendlandee nmhilden an ktonen?

Mit der Beantwortung dieser Fra^e beschäftigt sich die vorliegende rnteröuciiung. Sie zei^^t, wie wir für die ersten acht Jahrhunderte bis zur Gründung des Kirchenstaates in dem weitverzweigten Patrimonialbeeitz der römischen Kirche die &st auBsohlieisliche and nneiechiSpfliehe Quelle ihrer Annahmen an snchen haben. Die Patrimonien waren die dem Kirchenstaat vorangehenden und ihn gleichsam vor* bildenden weltlichen Besitzungen und damit zugleich der

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SGHWARZLOSE^ DUS PÄPBTL. FATBIMOMIEir.

•3

Gmndflock der BpiUeren finmudeUen Madit des Papst- tums.

Ist sciiüii tür die älteste Zeit Grundbesitz der Kirche Jucht gänzlich zu leagneD, so wurde sie doch erst seit dem Anigaiig des vierten Jahihiuiderts Grondbesitzerin im gielm StiL BSe ist bereits an einer aaderan Stelle ^ ausflüirlieli juwl^gewiesen, wie dieee grolsartigeii Qütererwerbungen toi^ nehmlich doreli das Znsammeiiwirken dreier Momente her- b«^flihrt worden sind ; durch den Ubertritt der vornehmea Familien Roms zum Christentum, durch die gewaltige Er- böluug des päpstlichen Ansehens unter Leo dem Grofsen und Tor allem duroh die kriegerische und politische IM, welohe nach dem UnteigaDg des weströmischen Eaisemieha fiber Italien hereinbrach. Seitdem besafe der römische StnU nicht nnr in allen Teilen Italiens^ sondern auch in Gallien, Afrika und fem in Asien ausgedehnte Patrimonien *. war ein weitverzweigter, stattlicher Besitz^ dei seine Erträge und Einkünfte jährlich nach Rom entsandte. Selbstverständ- lich lag es im Interesse der römischen Kirche, durch die aofinaricsamBfte Fürsorge die Ertragsfiihigkeit dmsee Ghrand- beeitaes anb höchste au steigern. Daher gab sie sich in eiiur musterhaften und bis ins kleinsLe geregeken Verwal- tung die Gewähr, den Patrimonien eine dauernde finanzielle Bedeutung au verleihen. Und nur ein Einbhck in diese 8org«ame Verwaltung erklärt uns, wie es möglich war, dafs ditt Patrimonien Jahrhonderfte hindmpoh ftst eiaaig und aUens den mataiellen Rttekhalt der Kirahe bildeten. Mit RAok* sidit hierauf Tersuehen die nachfolgenden Zeilen eine Sehfl- denmg der auf den Patrimonien geübten Verwaltung zu geben.

t) Tgl. Schwarzlose, Die Patrimonien der lömiscben Kirche* Inaug.-Diss. (Berlin 1887), S. 8—22.

2) Vgi. Schwaraiüöe a. a. 0. S. 23—32.

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SCHWAKZLOSfi,

L

Am gebräuchlichsten waren iür den der kirchlichen Ver- waltung unterstehenden Grundbesitz die Ausdrücke fundus, massa und Patrimonium, weiche in cLieaer iStuieuiblge auch die Stützpunkte fiir die kirchliche Agrarverwaltung abgaben. Mit fundus ^ beBeidmete man in der Hegel ein klttneree ChnindBtiick^ ein kldneree Landgat, an dem die easae oder easales der Kolonen mitgehörten. Mehrere ftmdi Kasammen bilden eine massa, nach dem heutigen römischen .Ausdruck eine Tenuta, und mehrere massae endlich ein Patrimonium. Die Zahl der massae, welche ein Patrimonium bildeten, war nnbestinimt Wir winen nnr von dem doihachen Patrimo- vammp dafii es 400 masaae * zählte.

Ln Sprachgebrauch der römischen Kirche war eine massa aber nicht blofe eine conglobaHo ae eoUecHo quaedam pos- sessionum ac praediorum ^. sondern man bezeichnte mit die- sem Ausdruck zugleich eine lest begrenzte Gutsverwaltung. Das möchte vielleicht neben anderen auch der Umstand be- weiaen, dafa die Söhne der eoMhiäares nicht aufaerhalb des Bemrkes ihrer massa heiraten durften ^. Gehörte alao ein fundus SU einer beatimmten massa, to unterstand er damit zugleich ihrer Verwaltung, ausgenommen den Fall, dafs er durch besüiiderc Umstände, etwa durch Verpachtung von derselben eximiert wurde ^. Ebeuso war ein Patrimonium nicht nur ein GUterkomplex von grofser Ausdehnungi son- dern sugJeich ein fest begrenster Vwiraltongsbesirk.

1) Cf. DtiGsiige, sab voce funäm,

2) Gf. I— E. 1186. liaur. n, 32. Ea ad hier benerkt, daft die

Urkimdeu zur Geschichte des Papsttums durchgängig nach der neuen, unter Leitung von Prof. Wattenbach durch Kalteiibrunner, Ewakl und Löwenfeld besorgten Ausgabe der Jaffd'schen Regesten citiert sind (l—K, I— E. I— L), die BiieÜB Gi^r'a des Gro£ten daneben nach der Maurinerausgabe.

3} Du Gange, sub voce mcissa.

4) Cf. I— E 1Ü25. Maur. XIT, 25.

5) Vgl. den Rest eines Pachtbuches aus dem Pontifikat Gregorys II. 1-E 2173-2228.

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DIE VAV&TL. PATRIMONIEN.

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Aus den Briefen Gregor's sowohl als t^inz besonders aus den Uberresten des PachLbucliea aus dem Pontifikat Gre- gor's iL geht hervor, dalk zu einem fundus oder einer masaa liegepBchaften der mftnmgfachsten Art gehörten K Es werden erw&hnt domust harU, vinee»e, vineolae, cUoäa, «iUeeta, glandareta und 9ihae K Ale kl«nere Bestandteile «Des fundus oder einer massa können wir auch die mehrfach erwähnten praedia, pi aia und tcnidae ansehen. Dagegen haben die Worte possessio, possessiunct4la ' und ager eine weniger bestimmte Begrenzung, und sie werden auch nur gebmncbt, wenn rgn Grundbesitz der römischen Kirche im allgemeinen die Rede ist Daneben finden wir dnen Gfiterkomples zuweilen als pairimoniclum ^ und einmal so- gar aU rcciilfi ^ bezeichent. Mag es auch immerhin sein, dafs die so benannten Güter kleiner waren als andere, so glaube ich doch, dais sie wohl au und für sich nicht unbe- deutend waren, sondern nur den weitÜclien Fürsten gegen- über, in deren Machtbereich ue lagen, eo geringfügig be- idchnet wurden. Das eine Mal war es der Frankenkönig, das andere Mal Agilulf, der König der Langobarden, gegen deren Königreiche allerdings ein einzelnes römisches Patri- monium unbedeutend erscheinen mufste.

Erwähnenswert ist an dieser Stelle die Genauigkeit, mit weleher die geographische Lage eines jeden Grundstückes im Qrundbuche der römiscken Kirche verzeichnet war. Die Lage eines jeden Hauses, Weinbergs, fundus u. s. w. war gewöhnlich näher bestüiunt (Iure h lieilUguug der JStrafse oder der Stadt zu deren Territorium das betreft'ende (irundatück gehörte. Meistenteils war auch der jedesmalige kirchliche Guts- und Verwaltungsbezirk aufs genaueste beigefügt. Wir

1) Oft be/.cichnpt als pertinentia. Cf. I— E 21l*2. 21^3. ii2l>5.

2) Cf I-E 2i7:j. 21%.

3) Cf. 1— E 17ÜG.

4) Cf. I-E 1432. 1838.

5) Cf. I-K 686.

6) Cf. 2011: damum cum hofio, posUam iuxta ihermM DioMkmas, 2013: eatage ÄureUanumf posihm viaPortueu$L S192$ imt fundum SaUcmum in itfritorio Canenafe.

StilMkr. f. K..e. II» 1. Ö

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SCUWAKZLOSi::,

finden b. B. die Lage eines fundus fast immer näher be- zeichnet durch Beifügung; der mu^sa luul des Patrimonium^ in deren Verwaltungski eis er belegen ist ^

Der besseren und übersichtlicheren Verwaltung wegen waren yerschiedene sehr grolfle Patrimonien h&ufig in kleinem Gnisyerbllnde aerteili So zerfiel das acilieche Patrimoniom in das paMmanium Syraemamm xmd FoMfrmikmum, neben denen aber noch Unterabteilungen vorkommen. So bestell Gregor 1. im November 598 den Dofensor i\(^manu8 zum Verwalter des Patrimoniums in partihus Syracusanis, Ca^ tinensibus, Agrigentinis vcl Milensilms *..

Einer ähnlichen Teilung unterlag das kampaniaehe * Pa- trimonium, welches wir yenohiedentlieh in einen nördlichen Tttl; das patrimoHium Cajeianum, und einen südlichen, das paMmonium NeapoUtanum , geschieden finden. Auch da» Patrimonium Tusciae schied man in ein pafrimotUum Tus- ciae suburbanum und ein eigentliches patrtmonium Tusciaep

1) Cf. I— E 2197: locat fundum Cocceianum et Folianutn ex corpore massae FonUsianae pairimonii Appiae. Cf. I— £ 219&. 2198. 2200. 2201 u. ö.

2) Armbrust (die territoriale Politik (ior Päpste von äCK) bis 800, l)i>s. Göttingon ISSä') l>ringt dieses Mi^Lnsibuti mit dem alten Mylä , dem heutigen Milazzo an dor Nordostküste Sieiiiens in Zn- sammeuiiaiig (vgl. a. a. 0. S. i>{) Anui. 6). Du wir jedoch an keiner Stelle bei Gregor l. , durch dessen Briefe wir doch ziendich /renaii über den Beäitis der Kirche auf Sicilieu unterrichtet sind, ttwus von einem Gut der Kirehe bei Mylä hören, so glaube ich mit Gfrörer (vgl. Gregor VII., Bd. 8. 20 A) die Veraiataiig aufrecht erhalten sn mGflMn, daTs MUmiibuB eine ▼erdorhene Iietait für MäUmmbmt iat, Demnieh hfttte der rSmiiche Stuhl anf der Iiuel Malta Qrond- beaits gehabt Es könnte oni soleher Beiits am ao woBiger be- ftemden, als ja Qregor der Grofae selbst römischen Besita auf lasefai erwihnt (ef. I— E 1189. Ifanr. I, 72). Abgesehen daron, dab die ErwKhnniig dieses Inselbesities gerade dem Snbdiakoa des aiefl. Patrimoniums gegenüber die Vermutung nahe legt, als habe Gregor zum sicil. Patrimonium gekörige Inseln ein Auge gehabt, würde auch Ducheane's Nachweis eines Besitztums der römischen Kirehe auf der Insel Gozzo bei Malta (Tgl. S. 54. 65. 7) eine Bedtsmig anf Malta selbst nicht befremdlich erscheinen lassen.

8) Cf. I--£ 2214. 2800. 2217. 2218.

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DIE PÄPSTL. PATKIMONIEN.

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eme Tefltmg, die mch auch bei dem patrimomim Appiae^ allmählich ausgebildet hatte.

W'iifi nun das Verhältnis dieaes kirchlichen Grundbesit^s mm Staat anbetiißt^ so war er keioeswegs von den staat* liehen Qeaetzen eximiert *. Hatten sich auch iUr die Be- amten der rfimisohen Kirche allmählich einige Voxrechie heraoQgelnldet, so war aie dagegen hinuelitlieh der Patri- monien eine Qrundbeniaerin wie alle anderen des Reidbee. Daher wurde auch Ton ihrem Grund und Boden alljährlich die staatliciie Grundsteuer erhoben. In einem Briefe ^ Gre- gor's wird dieselbe huräcUio genannt. Aus diesem Schreiben erhellt zudem, dafs Gregor diese Steuer nicht unmittelbar Yon den Kolonen erhoben wiwen will, weil diese oft hart ▼on den luuBerlicbett Sieaererhebem bedrückt worden, lon- dem Tom Gntabentser selbet resp. von denen Verwaltern. Diese Staatssteuer wurde noch lange Zeit von den Patri- monien entrichtet Unter Conon ist es besonders hervor- gehoben dals der Kaiser dieselbe iiu* das bruttische und lacanische Patrimonium erHefs. Erst Gregor IL hörte auf, «e an aahlen^ Dafe dcb der kirchliche PatrimomalbeeitB keiner besonderen Exemtionen an erfreaen hatte, möchte endlich noch daraus erhellen, dals anch die Kolonen der römischen Patrimonien aum kaiserlichen Heer ausgehoben wurden •.

1) Es ser6el in die beiden Venraltengsbeiixke Patrimonium Appise robarbanum, in der NIttie von Rom, und patrimooforn Appise. Gf. 2S11. 2228 ood Schwan lose a. a. 0. S. 82.

2) Diese Thataaehe beweist sor Genüge, wie weit die PKpste der dsmsUgen Zeit davon entfernt waxen, sieh ab sonveiiDe Hemeher an dänken. EMbst dn Papst wie Gregor der Grofse erkannte den bjauitinischen Kaiser als weltlichen Oberen an. Gf. Maar. III, 66; V, 21; VII, 46. I-E 1266. 1352. 1451.

8) Cf. I— £ 1112, Maar. J, 44, über burdatio vgl. Wisbaum, Die wichtigsten Kichtiingen und Ziele der Thätigkeit des Papstes Qtegor'ft des Grofsen. Diss. (Bonn 1884\ S. 7.

4^ Cf Murat. SS. It lU, 1 p. 147 C; Tgl. Doch. a. a. 0. S. m. ^69 vgl. S. 64, a

5) Vgl. Armbrust a. a. 0. S. 36.

6) C£. I— £ U86. Manr. n, 82.

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SCHWABZLOSBy

Fragen wir nnn nach den Beamten^ welche diesen rö- mischen GnmdheeitK verwalteten, so sehen wir unter diesen die verschiedensten Grade des fdmischen Klerus vertreten.

Wir finden unter ihnen iJiukuuen, SuLdiakuiiuii, Duiuiiaüica und Notaneu, einmal auch einen Presbyter ^

Allgemein wurden diese Oberverwalter der kirchlichen Guter als rectores patrimmiii ^ bezeichnet. Da dieselben die geistliche sowohl als die weltliche Gewalt * über ihren jedes- maligen Verwaltang8s^)rengel in ihrer Person vereinigten, so nahmen sie nicht blofs eine bedeutende, sondern auch eine vuiaiitwoitliche Stellung ein. Daher hatte sich allmählich die Sitte herautsgebiidet, dafs diese wichtigen Kirchenbeamien am Grabe des Aposieii'ürsten verpÜichtet wurden und ebenda ihre Bestallung empfingen K

Hur ausnahmsweise begegnen uns Bischöfe ab Verwalter römischen Grundbesitzes ^ Wie es sich ans den wenigen Notizen, die wir hierttber haben, ergiebt, scheint ihnen nur in dem Falle solcher unterstellt gewesen zu sein, wenn er im Weichbilde ihres Bischofssitzes gelegen und zu unbe- deutend war, um einen eigenen Verwalter dahin zu senden.

Aus dem Umstände, daCs die meisten der römischen Guts- vorsteher aus den Defensoren genommen wurden, hat man bisweilen den Schlnia gezogen ^ , dala der Name äefemor ein Gattungsbegriff sei ftir sämtliche Verwalter römisch- kirchlicher Patrimonien. Dem ist aber nicht so. Weder

1) Cf. I-E 1386.

2) Gf. I-£ 1067. ICM». 1326 n. ö.

3) Cf. I-E 1067. 1076.

4) Cf I-£ 1139; Maur I, 72. Gxtigor I. schreibt hier an Petrus, den Subdiskon von Siciüen: tt^^ tua Experientia sauctae Ecclesliiü utUitatem conspiciat, metnor, quod ante saoratissimttin beata Petri Apostoli corpus potestatem patrimonii cius acceperit."

In den Briefen Oregor's sehen wir nur drei Bischöfe als Guts rerwaittr tunp^ieren und zwar die Bincböfe Malchus i^cf. I E 1198. 1226; Maur. il, 4(]; III, 22), Johaimcs i^cf. I-E lä4(>; Maur. IX, (;2) und Sabinianus (cf. I-E 1733; Maur. IX, 100). Unter Pehi^Mus (555— 5(>0) erschien der iiischof Joliaauä von Cingulum ab Verwalter eines röimücheu Ivlrchenguteg.

6) Vgl. ßaxmana, Politik der Päpste I, 91. 98.

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DIE PÄP8TL. PATRIMOKI£N.

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Grepror der Grolse noch die andern Päpste hatten eine be- sUimiite KIns«e von Klerikern zur Verwaltung der römischen Kirchengiitei* privilegiert; es konnte also nicht blofs ein Defensor redor patrimonii werden noch auch war jederi welcher diese Stellung eionahmy DefeoBor, sondern gans ab- gesehen YOn seinem sonstigen kirchlichen Rang nnd Stand konnte jeder, der in den Angen dos Papstes hiersn geeignet erschien, mit der Verwaltung eines kirchlichen Gutasprengela betraut werden. Und ao erklärt es sich, dais wir fast alle Grade des römischen Klerus unterschiedslos ^ in der Ver- waltung der Kirchengüter vertreten finden.

Die Thatsacbe nnn, dafs wir «umeist Defensoren mit der administrativen Gewalt auf den römischen Gutsverbänden bekleidet sehen, mag sich wohl daraus erklären, dafs sich dieselben am besten für diese Stellung eigneten. Es wird sich uns diese Überzeugung autdrängen, wenn wir etwas näher auf die geschichtliche Entwickelung des Defensoren- amtes eingehen.

Das Amt der Defensoren stammt aus der Verfassung der späteren Kaiserzeit Weil das Volk oft schwer durch die widerrechtliche Bedruckung und Willkür seitens der kaiser- lichen llriiinteu, besonders der Steuerbeamten, zu leiden hatte, gewährten die Kaiser Valentinian und Valens den Bürgerschaften das Becht, angesehene Männer aus ihrer Mitte zu wählen, welche über Recht und Billigkeit su wachen und, wie ehedem die Volkstribunen, das niedere

}) In Giillien tiinieu wir den Presbyter Candidu«? cf. I~K 1386. 1407. 17öil; Muur. VI, 7; VII, 24; XI, 70, dem patrimouiuin Tu!>ciue steht der Diakon Eugenias Tor, I— £ 1621 ; Maur. XII, 45, als rector einer der sicilischeii OütennMsen ersebeitit der Diakon Cyprianos ef. I-E im 1286. 1388. 1340. 1465; Maur. IV, 6. 16; Y, 8. 27; Vn, 82. VorQbergebend werden In ihnliehen Stellungen genannt die Diakenen Castorina (I— E 1838: Maar. V, 88) nnd Martmus (I— E 1464 ; Maor. Vil, 18). Dies wären die Kleriker aus den <fr4inu ma- ior», welebe wir die Funktion der rtctare$ patrimonii ausüben sehen. Es folgen nunmehr die Ghitsrerwalter aas den ordtne» minont, welche gleichseitig mdstenteils der tekeia dtfimtorum angehörten. Hierher geboren alle, die wir m den Briefen Gregor's I. als Sabdiakooen oder •eUeehtbin als Defensoren fai aolehsr Stellnng erblieken.

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8CHWARZL0SE,

Volk gegen alle Ubergriffe zu Bchützen hatten. Diese Pa- trone des Volkes, welche spaujr auch eine gewisse richter- liche Betügnis erhielten, nannte man defensores plchis oder defenscres dvUaium K Zur Verteidigung in äuiseren An- gelegeiiheiieii Tor Gericht und gegen Laien bildete «ich die Eirdie dieselbe Beamtenklaaae % indem sie diesen defimaares Ecdesiae allerdings noch andere Geschäfley wie namentlich die Fürsorge liir die Annen, übertrug *. Die Aniieuptiege blieb stets eine Hauptaufgabe der Deleusoren und wurde ihnen bei ihrem Amtsantritt jedesmal gana besonders warm ans Herz gel^. Uber ihre £m«uiung erhielten die De- feneoren eine Urkunde K £e war diee um so mehr nOtlg, als es sich bisweilen ereignete, dafs sich Mftnner in be* trügerischer Absicht den GutsuDtertiiauen der Kirche geg^en- über als Detensoren ausgaben

Seit dem Pontifikate des G^elasius (492 496) gehörten die Detensoren dem Klerus an» und swar traten sie, ebenso wie die Kotare, in einen det ordines minores der Kirche ein^. Sie hatten also einen der Grade vom Subdiakonat abwirts, und da es immer besonders hervorgehoben wird wciiu einer der Detensoren die Würde eines Subdiakons be- sais, 90 dürien wir vielleicht annehmen, dals die übrigen

1) Cf. Du Cange, sab voce defensor. Gfrörcr, Gregor VII, Bd VIT, S 26; Rohrbacher« UniTeraalgeach. der katboL Kirebe,

Bd. IX, S. 422.

'^r, Einr kartliiigisclir Synodr vou 407 bittet den Kaiser um £iii> .setzuiig von defemores ccclesuimm. Vgl. Mansi III, 1164.

3) Vgl. z. B. die Bestalluug des Defeusors Viucomalus I— E 1342; Maur. V, 29, „ut quidquid pro pauperum comuiodis tibi a nobis in- ianctum fuerit, incorrupte et vivaciter exequaris'' i— E 1622; Maur. XI, 38. Weiter über den Schutz der Armen gegen Bedrücicungeii cf. I— E 1102 1209. 1417. 1582. 1720. UIO; Maut. 1, 36; lU, 5; VI, 38; XI, 17. 19; XII, 3.

4) Cf. I-E 154Ü, Maur. IX, 62.

5) Cf. I-E 1137.

6) Vgl. Aam. der Haurincr sa Hiuir. HI, 22, bd I— E 18S8. Unter OeUtitti kommen laertt Defeoaoiea der rSmitehen Kiiehe vor, of. I-K 645. 648. 660. 741.

7) Cf. I-B 1067. 1076. IIIS. 1114 u. ö.

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DIE PÄPSTl.. i'ATRlMONIEN.

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OifenioreD, was ihren geistüclieii ordo anbelangt, Akolathen waren, da es nicht wohl zu denken ist, dafs sie Lektoren

oder Exorcisten gewesen seien.

So erhielten die Detensoren zu ihrer ursprünglichen weltUchen Bestimmung auch noch einen gewissen geistlichen fisng. Und da nnn die Vorstehe der kirchlichen Gats* mbinde, wenn sie ihre Stellnng im yoUem Malse ansf&Uen wollten, in weltlichen wie in geistlichen Dingen Bescheid wissen mufsten, so liegL es aul der Hand, dafs sich die De- fensoren, welche eine solche Duppolseitigkeit in sich ver- banden, am besten für diese Öteliung eigneten. Wir können jeden&lls annehmen, dafs Gregor nicht ohne Rücksichtnahme anf dieeen Vormg die Verwaltung der Kirchengttter asumeist in die Hände der Defensoren legte. Zur Erreichung seiner poH^chen Ziele liefs ihm sein Scharfblick gerade diese Mariner am geeignetsten erscheinen, und so erwuchs in ihnen der römischen Kirche ein Personal, geeignet, ihre Pläne für Begründung eines Supremats mit Nachdruck au be- treiben.

Dieser ihrer bedeutenden Wirksamkeit gemftls suchte Oregor auch ihre Stellung ssn heben. Nicht nur übertrug

cj iiinen viele wichtige und ehrende Aut träge sondern er Verlieh auch den sieben ersten iiirer Genossenschaft den Ehrentitel der Kegionarier ^, welchen die bubdiakonen und Kotare schon seit länger führten. Der erste unter diesen Sieben scheint sudem noch eme besonders bevonsugte Stellung eingenommen an haben, da es stets henroigehoben wird, wenn einer der Defensoren die Würde eines prümts <fo-

1) Sie greifen in das Leben kiieiiiielier und kUMerliehsr Per- sonal ein, bsstiafen im Anftiags des PspttM oder senden die Bs* •ehnkUgten nseh Born, ef. Maar, m, 86; V, 28; VI, 28; IX, 00; 2, 10; Xni, 18. 98. 87. 85; I-E 1241. 1888. 1408. 1688. 1771. 1887. 18M. 1886. 1908, snUehdden SlieKttgkeilsn swischfla Klsrikera, cf. Msnr. Vm, 7; DE, S3; X, 88; XI. 87; I-E 1494. 1686. 1726. 181S, ibenvaebea die Kirdisnsaeht, ef. Uanr. X, 8; XIII, 24. 26; I-E 1770. 1646. 1648.

2) Gf. I— E 1608; Maur. Vni, 14. Joh. DSae. Vito Gtegovii 20. Agpfesi «K DefimoHbm honon ttffiimmio 49eormd6§ wÜxU.

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SCHWAIUSLOSE^

fensor bekleidet ^ Die amtliche Anrede der Defensoren war Experientia iua*.

Wie Bchon gesagt, standeD die meisten Patrimonieii unter Leitung dieser Defensoren K Diejenigen, welche eines der bedeutenderen Patrimonien verwalteten, hatten gewÖhnUdi den crdo eines Subdiakons *. Seltener tinden wir Notare mit der Oberleitung eines Patrimoniums betraut ^

Unter diesen Oberverwaltern standen gewöhnlich wieder defensores^, nokurii (chartularü)'^^ actares und actionarii als ihr offieiim.

1) Cf. T— E 1503. 190r, ; Maur. VJII, 14; XIII, 38.

2) Kbeuso wurden (.Vu^ 'S oi&re Experientia tua angeredet, cf. Maur.

IV, '.VA: VI, 23; 1 K 1303. 1403. Die Anrede der Diakonen war bald Uilectio (cf. I-E 1277. 128G. 1340. 1464; Maur. IV, 6. 16;

V, 37; VII, 18), bald ebenfolls Experimtia tua (cf. I— E 1338; Maur. V, 28). Die Anrede der Bischöfe war durchweg Fratermta» iua (cf, I^E 1378; MaDr. IV, 2), die der Fresbjrter war m^atena DOecHo tua (ef. I-E 1386. 1426. 1487; Maur. VI, 7. 46; YTI, 34X allerdioga finden aich bei ihnen auch noch andere Anreden, so heifat a. B. der Preabyter Anaataaina in demaelben Brief (cf. I— £ 1475; Haar. YU, 32) bald Caritai, bald Fratemiiat, bald DiieeHo tua.

3) In Saroninm aehen wir a. B. den Defensor Scholasticus aia Verwalter (cf. I-E 1507. 1721; Maur. VIIT, 32; XI, 20), ia CaUbriea den Defensor Sergina (cf. I-E 1496; Maur. VIII, 8).

4) Unter Gregor I. stand dem sicilischen Patrimonium lange Zeit der Subdiakou Petrus vor (cf. I-E lOiu. 107G 1112. 1131 u. ö), dem k.impanischcn der Subdiükon Authemiiis (cf. I E lO'Jl. 1127) und unter demselben längere Zeit ein niitlerer Subdiiikon Petrus (cf. I— E 1238), dem dalmatiuiscben der Suh iiakou Antonius (cf. I— E 1226), dem appiscbcn der Subdiakon Felix (cf. I~E199l). Es finden sich allerdings auch von dieser liegcl Ausnahmen , denn nach Petrus stand lange Zeit der Defensor Romanus dem sicil. Patrimonium vor ;cf. I-E 1635).

5) I— E 17i)6 der Notar Pantaleon als Verwalter des liguriacheu Patrimoniums.

6) So stand z. B. in Palenno der Defensor Fantinua unter dem Defenaor Bomanus, cf. I~£ 1563; Ifanr. IX, 65.

7) In Palemo finden wir aaitweilig den Notar Benenatua der Oberldtong dea Sabdiakona Petnia unterateUt, of. I— E 1186; Manr. n, 33. „Benenatnm vero notarium pariter tianamiai, ut in Panofud^ lana parte locum tuum in Patrimomo, quoaduaqae omaipotetta Deua oidiaet qaod ei plaeuerit, ipae ooaaerret'' Spftter finden wir In dleaor

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DIB PlPSTL. PATBIMONLEN.

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Den kleineren Gutsyerbändeni den massae^ standen ge- wöhnlich conductores tot \ unfreie Erbpächter der römischen Kirche, eine Klasse von Gutsverwaltern, welche die römische Kirche der kiiiserlichen Domänenverwallung nachgebildet hatte Sie hatten in dem Umlange ihrer Pachtuugeu die Prästationen der Bauern einzutreiben und die unmittelbare Verwaltung zu besorgen. Zwischen ihnen und den Rek- toren standen die aeUcnarii. Auf den kleineren Höfen endlich salsen cohni, ebenfalls unfreie Lente^ oder SkUven.

Wenn auch aus den Briefen Gregor's zweifellos hervor- geht, daid derselbe persönlich nicht nur iebliaites Interesse, sondern wohl den gröfsten Teil seiner Fürsorge ^ den Patri- monien der römischen Kirche zugewendet hat^ in denen er mit Recht die Basis eines kirchlichen Finanswesens und den materiellen Rückhalt fUr eine gesunde äufsere Politik er- kannte, so liegt es ebenso deuüich auf der Hand, dafs der grofse Papst trotz seiner Vielseitigkeit und ungeheueren Arbeitskraft doch unmöglich allein alle nn't der Verwaltung der i'atrimonien zusammenhängenden Geschäfte erledigen konnte. Öo hat ihm jedenl'alls in Rom ein mit den Ver- hältnissen und Geschäften der römischen Güter vertrauter Kleriker bei Besorgung der die Patrimonialverwaltung be- treffenden Angelegenheiten zur Seite gestanden. Richtig hat Wisbaum erkannt^, daf» der Diakon Bonifatius zeitweilig

Stellang den Notar Hsdrianiu (cf. I—E 1303. 1403; Maar. IV, 23; VI, 88} und neben ihm leiiweilig noch den Notar Salerins ef. I~E 16G2; Maar. IX, 56. Vgl. Ann. derUanriner ra I, 77. I-E1144. Mem Init in Bomana Eceleaia Cbartnlarli et Notarii officium.

1) Cf. I— £ 118C. 1346: Maar. IT, 32; V, 81.

2) Conductoru dorntts Mstrae hicfscn die nnfreien Erhpächtcr sof den kaiserlichen Gütern. Vgl. Man|aanit>MominseD V, 250-251.

3 Zum Beweise vergleiche man nur seine zahlreichen Briefe, die tut sämtUeh Hioweiae und Vorschriften der Patrimonialvenraltong enthalten.

4) Vgl. WiBbaum S. 8. Mttiner Ansicht nach <;oht Wisbaum zu weit, wenn er nn^ den Stollen, wo der Diiikt n llmitatiu.s gewisBer- rnrtf-f'n a!^ rrcbtr Harnl des Papstes in der Patrimonialverwaltung er- scheint, gkich den Scblufs itieht^ dafs überhaupt in Kom „ein Diakon als Chef der gesamten Patrimonialverwaltung " gestanden habe. We-

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SCHWABZLOSE,

diesen PoBten bekleidete^ doch soheiiit er nieht alle hierher gehörigen Geschäfte erledigt zu haben, wie denn b. B. die

ADgclegenheiten der Defensoreu verschiedentlich durch dia Hand des Notars Paterius ^ gegangen sind. Übrigens be- gegnet es uns schon in früherer Zeit, dals die Angelegen- heiton der Patrimonien von einem Dritten besorgt werden; denn bereite unter Papst Petegius im Jahre 559 werden die Emkfinfte aus den picemschen massae an Anasiaaiits, den „argeniarius d arearius Sedesiae" eingesahlt*.

Erst unter später<'ii Päpsten, welche nicht mehr in dem Mafse wie Gregor perisuaüch die Patrimonialverwaltung tiber- wachten, erstand das Amt eines Frimicerius der Dei'en- aoreoi in dessen Hand alle Faden der Patrimonialyerwal- tong ausanunenliefen.

Schon ans dem bisher Gesagten erh^t^ dafs die Ver- waltung der kirchlichen Patrimonien in allen Btttcken dar» aui angelegt war, dieselben trotz alier VerschicduuLeit in- beziig aul" Grofse und geographische Lage zu einem wohl geghcdcrten Organisnins zusanuuenzuschiieisen. Von wesent- lichem Einflufs auf die Durchiuhrung dieses Bestrebens war der Umstand, dafr es ganz bestimmte Grundsätze waren, welche die Kirche bei Verwaltung ihrer Patrimonien in An- wendung brachte. Zumeist waren auch hier die Bestimmungen Gregors I. die malkgebenden. Kv suchte vor allen Dingen den Grundsatz zur Geltung zu bringen, daik die Kirche ihre Güter selbst verwalten müsse. Daher suchte «r cinerseite die Verpachtungen von Eirchengut so viel als möglich zu vermeiden und anderseito die Verwaltung der^ selben ausschlielslich in die HSnde von Kkrikem zu l^gen.

der reichen die uns hierüber berichtendeD Stellen aus, za beweisen (cf. 1-E 1186. 1273. Uli; Maur. II, 32; IV, 2; VI, 61), dafs Boni- fatius immer diese Stellung bekleidet habe, noch viel wssiger aber dazu, dafs der Inhaber derselben stets ein Diakon gewesen sei. Wir dürfen nur dn^; sicher hinstellen, dafs Gregor aeitweilig gesdlKftt- kundige Kleriker an diesen Posten berufen hat.

1) Über Faterius Tgl. I-E 1341. 1391. 1622; Maur. V, 29; VI, 12 ; XI, 38.

2) Cf. I— K m.

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DIE PÄPSTli. PATRIMONIEN.

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Wenn wir auch bereits in der früheren Zeit meistenteils Kleriker und Kirchen beamte mit der Verwaltung der fatri- MOiiieD betraut aehen S bo scheint vollencU Gregor I. mne gowine Abneigaiig gegen die Verpachtimg von Kirchengat gehabt sa habeiii und er schwiit dieselbe nur dann gewftlirt so haben, wenn es die Rückseht anf diejenigen , welebe zur Kirche in rachLverhäitnis treten wollten, nicht anders zuliefs *. I>ci seinen Nru hlulgem Honorius I. und noch mehr bei Gregor 11. sehen wir dagegen einen groiken Teil des kirchlichen Grundbesitzes in den Händen von Päch- ten K Mag niin aoch immerhin die Möglichkeit ofien sein, dals ans Deiudedit nur snfitllig aus dem Pontifikate Qre- gor's II. mehr Pachtbeetimmungen; aus dem Pontifikat Gre- gor 0 1. dagegen mehr Nachrichten über eigene Verwaltung der Kirche erhalten hat^ so glaube ich doch aus dem Umstände, dais uns überhaupt in den Briefen der späteren Päpste nicht mehr die tpesieUe Füraofge für die PatrimonialTerbältniaae wie ehedem unter Ghregor I. entg^ntritt, den Schlufs mehen SU dürfen, dafe auch unter ihnen weit mehr Verpachtungen stattgefunden haben als unter diesem. Jedenfalls waren auch ihre Pachtbedingungen mehr geeignet, Pachtiustige herbei- Sttführen.

&>dann war es, wie schon angedeutet, das Bestreben Qregor's nur Klerikern die Verwaltung kirchlichen Ghitee SU ahertmgen. Daher seine Sorgsamkeit für Ausbildung «ines kirchlichen Verwaltungssystems; standen doch die

Laien, auch wenn sie Kirchenbeamte waren, nicht in dem- selben Mafse unter der kirchlichen Botmalöigkeit und Ge- walt wie die Kleriker. In einem Brief* an den Bischof

1) Diakonen vgl. I -K 633. 923, Defensoren 1-K 741, Actorea I— K 6(k;, ein Bischof I— K 953.

2) Cf. I— E 1139; Maur. I, 72 I—E 1651. Hier erscheint S. B. der Eiprakkt Gregor als Pächter der römischen Kirche.

3) Cf. I-E 2uil. 2UI3. 2031. 2032. 2034. 2030. 2173—2228.

i) Cf. I—E 1731; Maar. IX, 65. „Indicatom nob» est quod laicis qaibasdam curam restri patrlmonii oommitteates , posttnodnm Ib nuticoram TestroniQ depraetstionilras, atque per hoe exfngstioiii« Irat fiierint dq^hend, et reddeie res, qoss ladeeeater retiaent ha-

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SCIIWAiiZLOSE,

JanuarioB Ton Gagliari spricht Gregor rieh über die Mifs- stände der LaienTerwaltung aus. Er hatte überhaupt nur

Kleriker in seiner Umgebung:, was Juhannes Diaoonus in seiner Bioprapliie besonders liervorhebt K tSogar in Gallien setzte es Gregor durch, dafs ein Kleriker mit der Leitung des dortigen Kirchengutes betraut wurde. Dort war der jedesmalige frilnkische Vorsteher der Provinz Marseille, wel- cher gewöhnlich den Titel eines Patricias fthrte, gleich- zeitig Verwalter des dort gelegenen römischen Patrimoniums gewesen ^. Zur Zeit Grt^c^or's war es Dynamius *. Gregor strebte nun danach, hier einen eigenen Rektor zu haben. Die Gelegenheit; seinen Willen durchzuluhren, bot sich ihm, als im Jahre 594 der Patricius Dynamios Tom König Chil* debert abgesetzt wurdet Der Presbyter Candidas wurde der erste Rektor des gallischen Patrimoniums aus dem Kle* rikerstande, nachdem bis zu seiner Ankunft der Bischof Virgil! US von Arles die Verwaltungsgeschätte besorgt hatte

Sein Verhalten zu den Gutsunterthanen der römischen Kirche kennzeichneten Gerechtigkeit und Milde, zw( i Haupt- Züge im Charakter Gregor's. £r wollte nicht, dafs „der Seckei der Kirche mit schttndlichem Gewinn besudelt werde Daher untersuchte er nicht blois aufs strengste die Rechnungen seiner Beamten, sondern er wachte auch darüber, dafs die Kirche nicht etwa mit ihren Eigeutums- ansprücheu das Recht ihrer Gutsuachbam verletzte

hitas, qnaai sase ditioni, qulppe vestrae non suppositi curationi, post-

ponant, Tobtsqne despfcisnt aetuum roomni reddere rationem

De cetero eavendatn a Fratemftate vestrs est, ne seoalaribus Tiris» atqne non sab regala Tsttra degentibas, res Eeeletia- sticae oommittantiir, eed probatis de Tettro offieio Clerieii."

1) Cf. Joh. Dtac. II, 15; „nemo laieoram qnodlibet pslatii miiii- sterium vcl ecclcsiasticum Patrimonium procurabatf eed OBinia ecele- siEBtici juris muuia ecclej^iastici viri »ubibant^S

2) Cf I-E 1384; Maur. VI, 5.

3) Cf. I-K 943. 947. Patrioiiu PUusidut.

4) Cf. I-E 1237.

5) Vgl. Greg. Tur. VI, 7, 2; Lau, Gregor der Orofse, S. 182.

6) Cf. Maur. VI, 53; I-E 1437.

7) Cf. Maur. I, 44; I— E 1112. «) Cf, I-E 1102.

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DIE PÄPSTL. PA I KIMOMEN.

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Vor aDem aber war er darauf bedacht , die Lage der aut deii Kirehengütern sitzenden Bauern zu heben ^ Diese wurden von den römischen Beamten oft aufs härteste be- drückt So steigerten sie z. B. dea Modius bisweilen von 16 Sextaren auf 25 Sextare und zwangen die Bauern, von |e 20 Scheffeln der Ernte einen abzugeben. Gregor steuerte tolchem willkfirlichen Drucke. Ehr setzte den Modius auf 18 Sextare fest und verordnete, dafs von 35 SchetFeln der Ernte einer abgegeben werden sollte. Ferner wurden die Ckiloneu oft im Preis geschmälert, wenn ihnen für den Fall, dafs das pflichtmäfsig abgelieferte Getreide nicht ausreichte, solches noch abgekauft wurde. Hiergegen verordnete Gre- gor, dafs ihnen für ihr Rom der staatlich fixierte Markt- preis (pretia publica) zu zahlen sei Außerdem bestimmte er, was die jährlichen Getreideiieferungen anbetrifft ^ dals das iiij5iii.o der Uberiahrt nicht mehr von den Colonen ge- tragen, sondern bei einem Unfall der Vorlust der Kirchen- Verwaltung zur Last fallen sollte ^. Damit nach seinem Tode die Colonen nicht von neuem bedrttckt würden | lieis er für jeden ein R^ister seiner Leistungen ^ (ItMkis secu- fitaiis) anfertigen, auf welches sich derselbe eventuell be- rufen konnte. Zudem stand bei einer Beschwerde jedem Colonen der Zugang zu ihm selbst offen ^.

In dieser Weise war Gregor der Grofse sein ganzes Leben hindurch au& angel^ntUchste iiir Hebung der Pa-

1) Cf. Gregorovius a. a. 0. II, S. Gi^j liohrbaclier a. a. O. S. 440. 441.

2) Cf I—E 1112: Maur. I, 44. „Et volumiis, ut iuxta pretia publica omni tempore, sive miuus, sive umplius l'rumeiitu üiiöcaatur, in eis comparationis mensura teneatur." Vgl. Wie bäum a. a. 0. 8. 6i 6.

3) So versiehe aaoh ich nut Wishanm die Worte Maur. I, 44: i^frtUQSnta antem, quae nanftagio pefeont, per oauiia Tolomos lepu- tari". Anders QregoroTins a. a. 0. II, S. 68; Bohrbaeher a. a. O. UC, & 441.

4) et Maur. I, 72; I-E 1189.

5} Cf. I^£ 1661; Maar. XI, 21; I-E 1667; Maur. Vm, 32. »AioDuider Filz, ooloaus Eccleiiae nostrae, quettns est nobis fai dosMk*'

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BCHWARZLOSBy

trimonien und flur VerbeaBdrung Uirer Verwaltung bemüht. Nie wieder bat ibnen ein Papst dieselbe anfinerksame Für- sorge zagewandt. Sein Verdienst ist es, den Grund besits

der rüiiiischen Kirche in einen festen , wohlorganisierten Verwaitungöverband eingegliedert, hier Ordnung geschaffen 2u haben. Und seine rastlose Mühewaltung ist nicht unbe- lohnt geblieben. Durch sie wurde natürlicherweise auch die ErtragsfiÜuigkeit der Patrimonien sehr erheblich gesteigert so dafs sie das leisten konnten , was sie geleistet haben: sie haben Jahrhunderte hindurch den materiellen ßückhalt nicht nur des Papsttums, sondern überhaupt der römischen ELirche gebildet

il.

Gehen wir nun daraul ein, diese Ertrage und Einkünfte der Patrimonien selbst des näheren zu erörtern, so ist es allerdings nicht möglich, einen genauen Rechnungsbericht Uber die Einkünfte zu geben, welche die römische Kirche aus ihrem Grundbesitz gesogen hat, da BechnungsbOcher nicht auf uns gekommen sind. Es kann daher nur die Aufgabe bleiben, die wenigen sicheren Berichte über Ein- nahmen aus den Patriraonicu zu sammeln, im übrigen aber aus den ungeheueren Ausgaben der Kirche einen liück* schlufs zu ziehen anf ihre Einnahmen und so im ungefähren ein Bild zu entwerfen von der finanziellen Macht, welche ihr die Patrimonien zugebote stellten.

Die Einkünfte, welche der römische Stuhl aus s^nen Pairiiiiüiiien bezog, waren doppelter Natur j teils waren es Natural-, teils Geldleistungen. So weit sich der Grund- besitz in kirchlicher Verwaltung befand, war diese zwie£ache Leistung eine ausnahmslosa

Die Naturalleistung bestand in einer bestimmten Quoten welche die mnzelnen Colonen ▼on dem jedesmaligen fir* trage ihrer Höfe abliefern mufsten. Bestimmt läfst sich dieses System allerdings nur auf den sicilischen Patrimonien nachweisen, doch ist es wahrscheinlich auch auf den übrigen

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beobachtet wordeo. Von Sicilien wurde die auf diese Art etngekonuneDe Eommaeae xweimal in jedem Jalire, im Frühjabr und im Herbst^ nach Rom geecbaA K Wie Wis-

baum * nachgewiesen hat, wurde iiir diese Naturalleistung kein Geldäquivalent angenommen. Wurde mehr Getreide gebraucht als durch diese pflichtmäiaige Abh'eferung ein- kam, 80 wurde dies teils yon den Colonen ^, teils von Frem- den ^ zu der Pachtliefernng hiiiEugekauft und bis zu dem Tenoitti an dem aUj&hrlich das Kom nach Rom transportiert wurd^ in Scheunra aufbewahrt

Die daneben von den Colonen erhobene Geldsteuer, pensio genannt ^, wurde nach dem jedesmaligen Ausfall der Ernte und überhaupt nach der Leiatuugsi'ähigkeit des ein- zelnen Bauern (prout vires msHconm portaiü) bemessen. In derselben Weise ist vielieicht schon die pmsio zu ver- stehen, welche unter Pelagius^ von den gallischen Besitz- ungen entrichtet wird, so dafs demnach diese Art der Ab- gaben bereits eine ältere liistitutiun der römischen Kirche wäre. Kine solche pensio wurde auch von solchen verlangt und eingetrieben, weiche auf dem Grund und Boden der Kirche ansässig waren, z. B. von den Juden. Es geht dies ans einem Brief Gregorys hervor in dem er den Befehl giebt^ denjenigen Juden, welche zum Christentum Ubertrftten, diese Abgabe, wenn sie jährlich in 3 4 Solid! bestände (c 37 49 M.), um einen Solidus zu ermäisigen. in ähnlicher

1) Cf. I— £ 1139) Maar. I, 72; Wisbaum a. a. 0. S. ö.

2) Vgl Wisbaum a. a. S. 6; Manr. I, U, 8) Cf. Haar, f, 44; I-E 1112.

4) Cf. I— £ 1139; Manr. T, 72. „Qiiioqnaginta vero anri libris Bova frnmenta ab estianeia oompais, et In SicOia in locis , in quibos noD pereant, repone.'*

6) Cf. I— E 1112. 1188. 1280; Msur. I, 14; n, 32; HI, 58: „sdent, quod qnid ilUc te providente datnm foerit , patrimonii nostii peanoniboB esse rqiutuidttm'*. 1597; Maar. X, 9: »de pen- donibos Eeelesisstid patrimooli*'. II, 82: „penaiones quoque aooae et deeimie IndietiomB, quw ei^gisti*^

8) OL I-K 943.

7) Cf. Maur. V, 8; I-E 1322.

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SCIIWARZL08E,

Weise erhob die airikanische Kirche von ihrem Grundeigen- tum einen Zins ^

Ebenso wird wohl der Kirche von den Qrundstftcken, welche ne verpachtete, imwohl dne Natural- wie eine Geld- abgabe bisweilen gleichzeitig entrichtet worden sein. Ein- mal, bei der Verpachtunp: der Insel Capri an den Konsul Theodor ^, ist diese doppelte Abgabe, bestehend in lu9 Gold- solidi (1335/25 M.) und einer bestimmten Quantität Wein, beaonden angegeben. Die Vermutung, dafs neben der G^eld- leistung noch eine gewisse Naturalleistang stattgefiinden hat, erscheint bei den uns überlieferten Verpachtungen aus dem Grunde nicht undenkbar, als sich die hier genannten Grund- stücke gerade nicht allzu weit von Rom befanden, und also ein Transport nach der Hauptstadt nicht mit bchwierigkeiten verknüpft war.

Meistenteils wird allerdings eine blofse Geldabgabe bei den Verpachtungen geleistet worden sein. Dafs solche unter Gregor I. nur in beschr&nktem Malse stattgefunden haben, ist bereits hervorgehoben Interessant ist aus seinem Pen- tiiikat an dieser Stelle nur noch die einmalige Erwähnung einer Superficies *. Wie bchon erwähnt , kamen Verpaeh- tungen seitens der Kirche, wie die uns hierüber erhaltenen Berichte augeben, erst seit dem Pontitikate Honorius I. ^ und noch mehr seit dem Gregorys 11. in Aufnahme ^ Uber die Dauer der Verpachtung, wie über die Höhe des Pachtgeldes haben wir nur wenig sichere Angaben ^, die meisten geben nichts als da« blofse Faktum der hcaüo.

1) Cf. Maur. II, 44, i-E 11 90.

2) Cf. I-£ 2216. Vgl. G frörer a. a. 0. S. 2$.

3) Vgl. S. 74.

4) Ein gewiner Adeodatns hatte voa der Kirehe ein Grundstück gepachtet, um auf demaelbea ein GebSude auCnihren xu können. Hierfiir entrichtete er an die Kiiche eine jitbtliche Abgabe von swui 8ol., c£. Maur. XII, 9. Die SmperfieiM war dne alte römische Art der Verpsehtung. Vgl. Baron, Pandekten, S. 293, g 183.

5) Cf, I-E 2011. 2013.

6) Cf. 1-E 2173-2228.

7) Ein gewisser Giatiosus pachtet ein Haus mit Garten auf

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DIE PÄPSTL. PATBIHONIEN.

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Im Bereich der einzelnen massac trieben die cmidutlores diese Abgaben ein \ aus deren Händen sie dann durch die aogenannten adores den Rektoren der einseinen Patrimonien ftbermiilelt wurden. Von diesen wurden sie endlich weiter naefa Rom befördert

Wie yiel nun die einseinen Patrimonien alljshrlieh ein-> brachten ; darüber sind uu?> leider nur p:anz vereinzelte Nachrichten erhalten. Ans der Zeit dtjs Gela^ius (492—496) lesen wir unbestimmt von einem ,^merUum et proventus quo* nmäam praediorum in Piceni provineia K £rBt eine •pitere Nachricht ans dem Pontifikate des Pelagias (565^560) meldet un% dal» dieses picenische Patrimonium einen jähr- lichen Ertrag von 500 Goldsolidi (6125 M.) abwarft. Zur Zeit üre^ör's war der Ertrag zweifelsohne ein noch Iiöherer. Femer hören wir unter Geiasius (492 496), dafs zwei fundij deren Lage nicht näher angegeben ist, jährlich je 80 Qoldsotidi (367,60 M.) einbrachten ^ Zur Zeit Gre- gorys I. brachte das gallische Patrimonium 400 gallische So- Udi * Die leteie sichere Nachricht, welche wir über die Totaleinnahme aus eiueui römischen Patrimonium haben, betriflPt die sicilischen und calabrischen GütormapRon Nach einer Nachricht des Theophanes^ vermehrte deren Ein-

Jahre gegen eine jährliche Abgabe von einem Goidsolidus M. 25 Pf.\ cf. I— E 2011. Der Notar Servodcus erhält »-ino Besitzung auf Lebenszeit gegen eine jährliche Ab^be von 2^ Goldsolidi, cf. I E 2013. Ein Presbyter Stephau zahlt jährlich 3 Goldsolidi Pacht, cf. I— E 2173. Dapepcn erhält das Kloster des hig. Silvester auf dem Soracte eiuiai fuudus in perpetuum verpachtet, cf. I— E 22ü7, ebenso dai? Hospital des hlg. Eustachius, cf. I— E 2213. 2221. 1; Ct. 1-E VJ02.

2) Cf. I-K 63».

3) Cf. I-K 963.

4) Gf. I— K 666. 667.

5) CL I-E 1237.

6) Cf. Theoph. Chion. ed. Bonn, p. 681: lty6ftiva navQ^ *f^ri TiftotfiAmv Tttig tiodnßitut IxJfcd«« t$ftiüfAttm ;|r^itf/ov tälavra

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SCHVVAUZLOSB^

Biebung ToiMeiten Leos des Isanriers die kaiserlichen Ein-

küiiiic jährlich um dreieinhalb Talente in Gold.

Zuweilen wird uns von kleineren Qeldertriigen ^ au^ den Patrimonien berichtet, jedoch können auch dicae uns nicht weiter fordern bei Lösung der Frage, welches der genaue oder durchschnittliche Ertrag eines jeden Patrimoniums ge- wesen so.

Da uns also bestimmte Nachrichten im Stich lassen, bleibt uns, um uns einigermafsen ein Bild machen su können

von den reichen Einkünften, welche die ratriinonicn der Kirche zur Verfu^ing stellten, nichts anderes übrig ais aus den Ausgaben der Kirche einen Eückschiuis zu ziehen auf ihre Einnahmen.

Die Ausgaben der Kirche waren Ton der verschieden- sten Art. Schon Gregor der Qroüe giebt uns dne unge- ilhre Vorstellung von ihrer Mannigfaltigkeit, wenn er in einem Briefe^ sagt: Ilaec Ecclesia, quae uno codemque tempore Clcricis, monasteriis, pauperihm, populo, afque in- super Larigobardis tarn muUa indesinentcr expendit.

In erster Linie wurden also die Mittel der Kirche dazu verwandt, die Ausgaben fUr die eigentlichen kirchlichen Angelegenheiten zu bestreiten. Sie dienten dasu, die kirchlichen Gebäude imstand zu eriialten und auszu- schmfleken und, wo es nötig schien, neue Gbtteshftuser zu erbauen. Von Gregor I. wissen wir*, dals er im Verhält- nis zu seiner übrigen vielseitigen Sorgsamkeit sehr wenig iür den Wiederaufbau der Trümmer lioms und für die Ausschmückung der Kirchen gethan liat ; sein Interesse war es, in Rom ein politisches und kirchliches Zentrum der ganzen CShristenhdt zu schaffen. Dagegen glänzen andere Päpste um so mehr in der CSuronik der Stadt durch Ihre

1) Qf. I E Maur. X, 9, wo aus einem der siciL Patri- monien 10 Pfd. Gold, eiukomoaen.

2) Cf. I~E 1352; Maur. V, 21.

8) Cf. Lib. pottt. Vit Greg. I ed. Dachesne, p. 312: „Hic fecit beato Petro ^ostolo cyboriiim eom columiiia suis im, ex s^gento poro'^ Weiter berichtet der Lib. poot oiebts In dieser Hiuriebt.

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DIE PÄPSTL. PATKIMONIEN.

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Kirchenlwtiteii. Neben Damasus, Symmachus und Leo dem Grofsen ^ w ar es vornehmlich Honorius I. *, dem Rom seine Prachtkirclien, die römischen Kirchen ihre Verschünerungen verdanken. Der Sohn des Konsularen Petronius schonte, wie Gregorovius sagt^, die Eiiikünfite der PatrimoDien nioht^ da ee galt, die Kirchen BoniB mit neuem Glanz zn schmfldken.

Groike Summen waren ferner erforderlich , zur präch- tigen Feier der Gottesdienste die nötigen liturgischen Ge- räte und sonstigen Mittel zu liefern. Was schon die Be- leuchtung einer einzigen Kirche erforderte, mag beispielsweise daraus erhellen, dais der Ertrag einiger Güter des appischen Patrimoniums einzig dazu bestimmt wurde, den Unterhalt der Lichter in der Paokkirche zu bestreitend Wie Dn- chesne^ bemerkt; war es ein charakteristischer Zug der orientalischen Besitzungen der römischen Kirche, dafs sie aulker den Geldertrttgen noch verschiedene seltene und ge* suchte Naturprodukte einbrachten, deren viele , wie z. B.

1) Cf. Lib. pont. vit. Leonis ed. Duchesue , p. 239: „Hic reuo- TEvit post cladem Wandalicam omnia iniuisteria sacrata argeutea per omnes titulos cuiitiatas hydriaä VI basilicae Constantinianae, duas ba- silicae bcati Tctri apostoli, duas beati Pauli apoätoli^ quas Cuustau- tiiios Aagustus obtolit, qui peiu. liog. lib. ceut., de quas omiiia vasa lenofafit taexata. Hie lenofavit hmiMeiun h. Petri apostoli et h. PMU pott ignem diriniun renoTaTit Fecit vero cameiam in basilica Copstantiniana, Fecit aatem baailicam b. Ck^melio episcopo et mar* tyri, ioxta Cymiterinm Calizti, ria Appia.'* Cf. Leonis Blagni Op. ed. Ballerini p. 684.

3) Cf. Lib. pont. vit. Hon. ed. Dach., p. 383 flber KirebenbanteQi unter Sergius vgl p. 374. 376, tinter Johann VII. p. 385 a. a. 0.

3) Vgl. GregoroTiae a. a. 0. S. 126.

4) Cf. I-E im.

5) \f;\. Duchesne a. a. 0, S. 150. Da aufwer den genannten

auch noch andere Produkte, wie z B. PfeflVr, Zinmiet, Safran, Gewürznelken u. dgl. aus diesen orieut. Besitzungcu nach Kom ge« .MUidt wurden und man nicht absieht, welchem liturgischen Gebrauch diesellj* a hatten dienen können, hu zieht Duchesne den interessnnteu ÖchluiV, dafjj die Kirche diese Produkte im Abeudlande zu Markte gebracht habe und so lange Zeit hindurch Vermittlerin für dcu Han- del zwificheu dem entfemtcu Orieut und den GrofBiitädteu des alten römischen Beiches gewesen sei.

6*

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84 SCUWAKZLOSE,

Weihrauch, Myrrhen, Narde, Balsam, Öl o. dgl. aa kirdi-

liehen Zwecken gebraucht wurden.

Sodarm wurde der ganze Haushalt der Päpste und ihrer Umgebung , der Unterhalt vieler Kleriker und Kirchen- beamten von dem Einkünften der Kirche bestritten, ein Aus- gabepoaten, der sich mit dem WachBtom der Kirche gleich- mäfsig steigerte. Die mit der GüterverwaltoDg beauftragten Kleriker erhielten ihren Unterhalt direkt ane den EinkOnften der Patrimonien. So empfing der rcctor painiunnii z. B. einen bestimmten Teii der obenerwähnten pensio als Gehalt An einigen bestimmten Tagen bewies Gregor der Grolae den Klerikern der römischen Kirche gegenilber noch eine besondere Freigebigkeit Viermal nttmlich m jedem Jahre^ Ostern, am Feste der ApostelfOrsten, am Tage des big. An- dreas und an seinem eigenen Geburtstage übersandte er nicht blofs allen Klöstern, Kirchen, Armenhäusern und Her- bergen in und aulserhalb der Stadt eine besondere Gabe, sondern an denselben Tagen schenkte er auch an sämtliche Bischöfe, Presbyter, Diakonen und andere Würdentrüger wertvolle Gkildst&cke, denen er am Tage der Aposteliursten und an seinem Geburtstage noch feine ausländische Ge- wänder beitugtc Ebenso stand er Geistlichen und lie- aniicu der Kirche in jeder Not bei. Hörte er, dafs einer derselben sich irgendwie in bedrückter Lage befinde, so war er auch scliun bereity ihn aus dem Vermögen der Kirchs gegen alle Not sicher zu stellen. Als er a. B. erfahren hatte^ dafs Gaudiosusi ein Defensor der römischen Kirche in Sy* rakus, in Mangel geraten sei, wies er sogleich den (Ober-) Defen.sor SiciHens Rfunanus an, demselben eine jährliche Gabe von 6 GoldsoUdi (c. 73,50 M.) zuteil werden au lassen

1) Cf. I— £ 1118; Hsiir. I, 44: „Qnod antan ex his mintttüs in asam veetoris aeeedebat, volunma ut hoe es pneaeoti jastimie nesfaRa ea summa pensionis ia luom timm ▼eniat'* VgL S. 79.

2) Cf. Job. Diac. Tit Greg. II, 85.

3) Cf. I— E1G35. Als er hörte, d&Ta es einem seiner Soffrsgan* bisehöle aa dea aStigen Kieidiwgsftiioken um Sehutae gsgsa die

DIB PIpSTL. PATEIMOinEN.

86

Weiter wurden groHse Summen zur Untertt&iinng des Kloster- und des Mtochswesens Terwandt Es mochte diese Sorge für die Klöster bei Gregor dem Grofsen wolü dsmit

zusammeuhängeu, dafs er selbst aus dem Mönchssüvnde her- Torgegangen war. Der gewaltige Eiiidruck, den das Kioster- wesen damals in Italien ausübte, hatte auch ihn fortgerissen. Einen auf dem Clivus öcauri belegenen aniciscken Palast wandelte er in ein Kloster um, welches er dem Apostel An- dreas weihtei sechs KUSster errichtete er allein auf Sicilien K Und auch als Papst hitrte er nicht auf, den Ordensbestre* bnngen rege Förderung zuteil werden zu lassen. Wir hören verschiedentlich, dafs er den Bau neuer Kiustcr mit Jüi'er betreibt *, andere wieder mit Unterstützungen versieht So Ueferte er oft Unterhalt , Kleidung und Betten für Mönchs- und Nonnenklöster *f ein anderes Mai lieis er wieder für aime Mönche Land kaufen ^ Wie hohe Summen * aus dem

Winterkulte fehlte, sandte er diesem mehrere wollene Gewänder, einem sadeniy dem Bisebi^ v«m Closiumf der mhmt Gesundheit wegen reiten sollte, schenkte er ein Pferd, Job. Disc. II, 27.

1) Cf. Job. Diso. I, 6. Eines der aieiliamsckea KlSster wer des Kloster Lncusisnum bei Psleroo, cf. Maur. XI, 60; 1— E 1820.

2) Cf. I-E 1120. 1221; Msor. I, 52; HI, 17.

8) Cf. I— £ 1091. 1160. 1621; Msor. I, 24; II, 4; XU, 45.-

4) Cf. I-£ 1154. 1847. 1860. 1469; Manr. U, 1; V, 82. 88» VII, 26.

5) Cf. I-E 1630; Maar. X, 20.

6) Weitere Beispiele toq Ausgaben für da« Klostcrwesen sind folgende: Eicem Kloster in Catana sichert Gregor eine jährliche Unter- stützung von 10 Solidi (122 M. 50 Pf, cf 1-E 1888) und einigen Nonnen in Kola eiiip jährliche Gabe von je 20 Solidi (245 M., cf 1 E 1091), nachden» er iliupn zuvor schon 4U Goldsolidi (490 M.} geschenkt hatte. Der Abt Eusebius erhielt 100 Solidi (1225 M., I— E 1184; Maur. II, 3G), der Presbyter Paulinus und zwei Mönche im Kloster des hlg. Erafsnms am Borg Soractc je 2 Solidi (24 M. 50 Pf, cf I— E 1091; Maur. i, 21 \ Job. Diao. il. 5ä;. Der Abt EliaH in Isanrien erhielt ew kostbare« Eyangelicnbucb und 72 Solidi (882 M. I— E 1850; Msor. V, 88). Wie Gregor auch noch in anderer Hinsicht för den OrdsDflstand kein« Mühs vad Kostsn «eheate, beweist t. B. der Cntsttn dafe er einmal eine Sklavin Gateila eioaig ana dem Omnda ieekanllBn lieft, damit aie ihrem Wnniehe, in ein Kloeter sa treten» entqpiwben kdnnte (ef. Manr. DI, 40; I— E 1844).

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SCHWARZLOSE,

EirchenvennfSgeii für das EJoBterwefloa ▼«rwendei wurden» dAB zeigt am besten die UnterstfltBung der 3000 Können,

welche sicli zu Gregor's Zeit in l^ora auiliieltcn. Dieselben ernpfinjß^cn nämlich von der Kirche zur Beschaffung von Bettzeug allem 15 Ftund Gold (c. 13050 M.) und zudem noch eine jährliche Summe von niciit weniger ab 80 Pfand Qold (c. 71600 M.) K

Ebenso wenig ichonta Gregor die Mittel der Kirche, wenn es galt, die Wohlthätigkeitaanstalien zu unterstützen, welche die christliche Liebe allenthalben errichtete. Nach Jerusalem sandte er eme grofbe Summe Geld zur Gründung eines Hospitiums ^ , dem Abt Johannes ' auf dem Berge Sinai eine Reihe von Betten fUr ein Xenodochinm, welches dieser dort eingerichtet hatte. In derselben Weise liels er Privaten für solche Zwecke die Unterstfltzung der Kirche angedeihen *. Auch in Rom gab es viele solcher Armen- häuser (diaconiae) und Pilgerherbergen (XenoJochiu) und zwar standen dieselben zumeist unter der Fürsorge und Aufsicht des römischen Bischofs^ welcher daher auch die Leiter derselben zu bestellen hattet Die Kirche sah sich um so mehr aar Anlage solcher Herbeigen veranlalst^ als von Jahr zu Jahr immer mehr Pilger durch die Thore Roms zogen, um die heiligen Gräber der Apostel zu be- suchen ^ Gregor begünstigte soiciie Pilgerreisen. Als er hörte ^, dals zwei fromme Frauen Sardiniens, Pompeiana und Theodosia, schon lange den Wunsch hegten , nach Rom zu wallfiediren , jedoch ihrer Armut wegen daran verhindert seien, wies er sofort den dortigen Defensor Sabinus an, ihnen

1) Cf. I-E 1469; Maar. Vn, 86.

fi) Cf. Job. Dfau». II, 59.

6) Cf. I-E 1864; tfaur. Xn, 38.

4) Einem ColoiMii Aigentiua auf Sieiliea lieft er s. B. snr aas* gedeiinteien Pflege der QastUehkeit ein Onmdttttek anweisen, welchea einen jährlichen Ertrag m 10 SeheMa biaehte. Cf. I— E ]&61t Maar. XI, 21.

5) Cf. Job. Diac. II, 51.

6) CT S. Lranis Op. ed. Ball. I, p. 444.

7) Cf. I— E 1241) Maar. UI« 36.

DIE PiPSTL. PATRIMOMIEK.

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die Mittel eu der erwünschten Reise zu gewähren. Die Pilger^ welche in diefler Weise in Rom znaammenstrdmten, bewirtete Ghregor täglich auf Kosten der Kirche K

Weit bedeutender noch ai8 diese vuriibeigehenden Ans- gaben, welche schon Unsummen verschlangen, waren aber sweifeliofl diejenigen, weiche die Kirche für die Armenpiiege nachte.

£e ist bekannt and bereits an anderem Orte mehrfiush ans- geflüirt *f dafe die Armenpflege in den christlichen Gemdnden fiberhanpt den ersten Anstofs zu einer kirchlichen VermögenB-

bil'-luM;^: g(;rebcii hat, und dafs nicht die wenigsten der Schenkungen, welche die Kirche empting, ihr in Ansehung des woblthätigen Gebrauchs zuteil geworden waren, den ne mit dem JUirigen machte. Und so ist denn die Fürsorge för die Armen stets eine der Haaptau%aben der Kirche gewesen. In der rdmischen Kirche tritt dieselbe in der alteren Zeit aus dem Grunde mehr hervor, weil ihr Augen- üit rk damals noch nicht in dem Mafse wie spätur auf äulkere, auf politische Ziele gerichtet war und sie daher für dieses Gebiet des kirchliehen Handelns noch eine gröbere Snmme ihrer Cänkflnfle anssetsen konnte. Unter den älteren Pipeten hatte Leo I.' mit hervorragendem Eifer fUr die Armen der Kirche gesorgt, schon Pelagius hatte die Ein- künfte des galHschen rutrimoniums, als die Fluren Italiens verwüstet waren und keine Frucht trugen, dazu verwandt*, den Mangel und die Not in der ätadt Rom zu lindern, doch steht das^ was sie in dieser Hinsicht gethaui noch weit hinter den Unsummen zurdcki welche Gregor im Dienste der Wohlthatigkeit veransgabte.

Bezeichnend fUr den Eifer, mit welchem er der Armen- pflege nachging, ist eine Erzählung, welche uns Johannes

1) Cf. Job. Diso. II, 19: ,,adYeiiia, qoi pro conditioiie tempomm Bomam infliuerant, cotidiana stipendia ministrabat

2) Vgl. hierüber die Atuführungen bei Hatch-Harnack, Die OesellAchaftsverÜMsxtng der christl. Rircben im Altertum, Gieliea 1883, fenicr Schwarzlose a. a. 0. S. ö. 10 Anm. 3.

3) Cf. ä. Leonis Op ed. Bali. U, p. 5M.

4) Cf. I— K 943. 947.

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fiCHWARZLOSEy

Diaconus überliefert hat V Wir ersehen aus derselben, dafs Gregor, in dieser Hinsicht ganz von religiösen Motiven ge- leitet, bei seiner Sorge für die Armen die wirtschaftliche Seite weniger berttokflichtigte. Liest man in dem Register seiner Briefe die vielen Anweisungen, weiche er snr Unter* stQtsang NoÜetdender gab, und wie sehr er oft Summen fort^ schenkte, die auch fllr die damalige Zdt recht hoch waren, so kanu man sich des Gedankens ^uicht erwehren, dais die Kirche selbst dazu beitrug, sich die grofse Annenmenge zu erhalten, welche , auf die Wohlthätigkeit der üirche ver- trauend, ihre Komyorräte verzehrte.

Und wie Ghregor selbst die Übung der Barmhenigkeit ab eine seiner Hauptpflichten mohtete, so- hörte er auch nie auf, dieselbe den Ellerikem und Beamten der Kirche besonders warm ans Herz zu legen. So war in der Be- stalluugsformel für die Defensoren der Sorge iiir die Armen besonders gedacht und an den Subdiakon Anthemius schreibt er sogar einmal ^, dais er nicht so sehr auf Vorteil der Kirche als auf Linderung der Armut sein Augenmerk richten solle. Verschiedentlich bcEeichnet Gregor den PatrimonialbeBita schlechthin als res paupemm \ er betrach* tete somit die Armen als Subjekt des Kirchenvermögens.

Bei dieser Anschauungsweise werden wir uns nicht mehr darüber wundern, dafs er mit vollen Händen spendete und den Unterhalt vieler aus den Mitteln der iürche bestritt Seine Briefe sind, wie erwtthnt, voll von Anweisungen

1) Joh. Diac. enXhIt II, 29: Als Giegor einst hörte, ein Bettler ael auf enier StiaTse Borns tot au^gefnndeit worden, sehlois «r aicli in dem Wahne, dafs der Tod des Annen doreh seinen llsagel an Fürsorge herbeigeführt sei, einige Tage lang ein nnd

wagte nicht, in dlc-nr Zeit als Priester die big. Messe zu feiern.

2) Vgl. S. 7G. 77, a; I-E 1341 ; Maur. V, 29; I— E 1022; Maur. XI, 38. Cf. I-£ 1107. 1114. 11^. 1300. 1636; Maur. 1, 39. 4& 67} IV, 28; IX, 39.

3) Cf. T E 1123; Maur. I, 55: ,,to sacpius mouuisse rne mcniini, ut illic vier unstrfi non tantam pro inilitatibus KecleaiaBticis, qaantum pro Bublevaudis pauperura necessitatibus fuugereris ' .

4} Cf. 1— E 1260. 1315, 1439 j Maur. III, 58} iV, 4i>; VI, öö.

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DIE PÄPbTL. PATUIMONIEN.

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siir Untentfttsung. Diese bestand sowohl in Naturaliea als in Geld. Er selbst lud täglich Arme und Fremde zu

sich zu Gftöte *. Sodann fuhren täglich eigens dazu be- stimmte Wagen mit gekochten Speisen durch alle Strafsen der ötadty um Kranken und Gebrechlichen die nötige Nah- miig SU bringen. Den yerschämteren Armen aber sandte er» ehe er selbst spebte^ eine Schüssel von semem Tische unter dem Kamen einer apostoÜBchen Segensgabe *. Gewisse Tage leidmete der mUdthfttige Papst dnrch gane besondere Ghiben aus. So spendete er an dun Kaienden cmcs jeden Monats den Annen der Stadt von allem, was von den Pnti imouien an Naturalien nach Rom geliefert wurde. Je nach der Jahreszeit bestand diese Spende in Getreide, Wein, Käse,

_ _ «

Gemüse, Speck, Wildpret, Geflügel', Fischen oder Ol. Per- sonen von gewissem Rang erfaidten besonders ansgewlüüte Gabens

Wo es an Kleidung mangelte, beschaffte er solche aus den Mitteln der Kirche. Den Söhnen des sicilischen Ex-

1) Ein Armer blinder Mann, namens Filimuth, erhält jährlich 24 Scheffel Weizen, 12 Scheffel Bohnen und eine bestimmte Quan- tität Wein (cf. I E 1114), ein liünder, uaui<;itB Pastor, jührlich 300 Scheffel Weizen und ♦•bensoviel Bohnen (cf. I— E 1134), Für die Armen seiner Stadt erhielt der Bischof Zeno 2ÜU0 SchotlVd Weizen (cf. I— E 1383; Maar. VI, 4). Ein ins Kloster geschickter Kleriker erhält für sich nml seinen Diener, was er an Nahrung und Kleidung gebraucht (cf. 1— K 108G; Maur. i, 18). Bei Eiuweiiiung einer Kirche UeA Gregor durch den Subdiakon Petrus (cf I— E 1124; Maur. I, 5ü) „In auro Bolido« deoem, Tint amphonis triginta, agnos ducoitMi olei oreM duM, berbioes doodeeim, gallinaa ceotam** an die Armen ver* teilen.

S) Joh. Diae. II, 22. Bkr iet auch die Legende von tonet Er- adiemmig des Herrn ersülitt.

3) Joh. Diac. 11 , 2ö. Auch sonst hob er dicüc iu sciucu An- weisungen speziell hervor, wie er denn s. B* in einem Briefe aus- dr8«k]idi f&r die Vendkimteii die Snmtiie ▼on IM SoUdi (1887 M. 60 Pf,) besümmte. Cf. 1811; lianr. XI, 84: „homiiiibiu bo- nefCie ae egenia, qnoa publice petere Tereenndia aon permittit, solidi eeutam qninqnaginta'**

4) er. Jek Diao. n, 26. Vgl. & 7a

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SCHWAUZLOSE^

prätors LibertiniiB Übenuidte ^ er 20 Kleider, und als er

hörte, dafs es in Curaica den Tiiut Jiugeii au den nötigen Taufgewätideru ieiiite, schickte er dem dortigen Bischof Petrus sofort 50 Solidi ' (c 613 M.)^ um die Kleiduug zu beschaffen

In den meuten FftUen spendete er jedoch Geld, und es waren cumebt bedeutende Sununen, welche er aus dem Ver- mögen der Kirche fortschenkte Besonders bemerkenswert ist dabei, dafa die Spenden Gregor'» sehr oft nicht vorüber- gehende waren, eondem gewissermafsen in jährlichen Pen- sionen bestanden, zu deren Zahlung er die Kirchenkaase anwies; und wenn wir nur die uns erhaltenen Berichte sol* eher jährlich auigesetsten Untersilltaungen susammennehmen, so ergiebt sich schon eine ganz betriichtliche Summet

In derselben ^V''ei8e bestritt er aus den Mitteln der Kirche die Unterstützung von Waisen ^ und den Loskauf von Ge- fangenen ^ bpezieli zu dem letzteren Zweck sandte er den

1) Cf 1-E 1781.

2) Cf. I-E H88; Maur. VIII, 1.

3) In derselben Weise besorgte er für einige bekehrte Juden die Taufgcwändcr, vgl. Joh. Diac. II, 49. Ebenso wies er iu Gallien den Presbjrter Candidus an, von den Krtrü^rn des dortigen Patrimouiums nach Bedürfen Kleider für die Ann* ]i aazuschatfeu, cf. 1-K !3Sn.

1) Beispielsweise seien hier einige solcher Unterstützungen liirch Geld aufgeführt. Drei Juden, welche zum Christentum übergetreten waren, erhielten jährlich je einen Solidus (12 M. 25 Pf.). Albinus, der blinde Sohn eines Kolonen, empfing jilirlieh 2 Tremissen, ein ge- wisser Johannes jährlich « Solidi, cf I-I- l:iü3 1300 1418; Maur. VI, 3Ü. Einer vornehmen Frau, namens Talatina, die in Nut geraten war, wies er eine jährliche Qabe von 30 Solidi (367 M. 60 Pf.) an, cf. I— £ 1127. Noch bedeateuder war die Unter- ■tfitsiuig, welche drei Witwen in Oampamen dnieh die Hud des Snb- diakone Antbemiiis erldelten: Pateria empfing 40 Solidi (400 M.) und 400 Seheffbl Weiaen, Palatina 20 SoUdi (245 Bl) und 800 8eli«0U Weisen, Vi?iaaa ebeafUla 20 Solidi und BOOSefaeflbl Weiaen, cf. Maar. I, 89; I-£ 1107. Den Armen SicOiene sehenkte er anf einmal die Summe ron 80 Solidi (3675 M.X cf. Maar. U, 82; I-E 1186.

5) Vgl. S. 89. 90.

6) Cf. I-E 1574. 1726; Maar. IX, 26. 40. 7} Cf. I-E 1467; Manr. VII, 24.

DIE PÄPSTL. PATBIMOKIEN.

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Presbyter Valeriantis umher ^ Und nicht blofs Freien, son- dern auch Sklaven erkaufte er die Freiheit *.

Wir sehen also, Gregor der Groiäc verwendete die Güter der Kirche gewissenhaft im Sinne der Schenkung. Bereits früher ist erw&hnt worden dass er« als die Not in Rom besonders grofb war, auf einmal aus Sicilien allein Ain&ig Pfund Qold (c 73500 M.) Getreide an der pflichtmftTsig dngekommeoen Kommasse hinaukaiifk». „Die rOmiBclie Kirche war in der That der allen offenateLeiide Kornboden" nnd Gregor konnte zweifellos mit Recht ms^en, dafs die Kirche nicht blofs für die Kleriker und Armen, nein, iur das ganze Volk so unautliörlich viel verschwende K

Za den bisher genannten traten nun noch die versehie- densten Ausgaben der Kirche &r äuAere Angelegenheiten, fkir Hiisionsswecke und für Erhaltung des politischen Frie- dens.

Hierher gehört z. B. die Unterhaltung der beiden Ge- sandten, durch welche sich die röuiische Kirche aufserhalb vertreten Uels. Sowohl in Ravenna beim Exarchen aU in Konstantinopel beim Kaiser hatte sie beständig einen Apo- krisiariua. Verursachte auch die Unterhaltung solcher diplo- matischen Agenten der rdmischen Kirche damals noch lange nicht die Unkosten, welche ihre späteren politischen Be- strebungen notwendig mit sich brachten, so führten doch diese Legationen immerhin schon eine bedeutende Erhöhung der Ausgaben herbei. Ich erinnere hier nur an die Reiae- koeten, die Boten, welche bin und her die Meldungen be- sorgten, die Begleitung, welche ein Apokrisiarius notwendiger- weise bei sich hatte, und an das Beamtenpenonal, welches beim Wachsen der ftufseren Politik In Rom mehr angestellt werden mulste.

1) Cf. Maur. III, 1»3; I-E 1220.

2) Cf. Maur. VI, 3ä; I— £ 1412.

3) Vgl. S. 70. 4. I-E 1139.

4) Cf Joh. Dme. II, 2G : „ita ut nihil aliud, quam communis quiiLilaai horrea, commuuia puUrctur Kcciesia".

5) Vgl. S. 82, 2.

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8CHWARZL0£>fc;,

Aafflerdem sdiemen Gaben der Kirche an das officium

der kaiserlichen Prätoren gewohnheitsmärsig gewesen zu sein. Wenigstens bezeichnet ein nach bicilien gerichteter Brief Gregor s kleine Geschenke au dasaeibe ab eine antiqua con* 9uetudo ^

Auch das Missionswerk in England beatritt der rdmiache Stuhl einzig aus sdnen Mitteln , indem er die dorthin ab- gehenden Mifleionare mit allem ausstattete^ was sur Einrioh»

tung von Kirchen und für den Kultus nötig war. Schmuck- gegenßtiiiMi* liir die Gotteshäuser, Ge^^ iMder lur die Geist- lichen, lieiic^uien und Jiücher lieterteu die Päpste wiederholt iür die neugegründeten angelsächsischen Gemeinden

^ Endlich kamen zu allen diesen Ausgaben noch die Sum* men, welche die Kirche aufwenden muiiite, um einigermalseii von den Kri^gssügen der Langobarden Terschont au bleiben. Die letzten drei Jahrzehnte des sechsten Jahrhunderts hatte sie besonders unter ihn^n Kaubzü^en zu leiden gehabt. Schou Gregor's Vorgänger, Pclagius II., hatte sich zur Zahlung^ von 30UÜ Piund Gold (c. 2 610ÜUÜ M.) bequemen müssen^. Unter dem Pontifikat Gregorys I. war es König Agilulf, welcher das wehrloee Rom mit seinen Waffen bedrohte. Qregor selbst schreibt darüber im Jahre 595 an die Kaiserin Gonstantina ^: „Seit 27 Jahren leben wir in dieser Stadt unter den Schwertern der Langobarden, und wir brauchen nicht zu sagen, wie viel ihnen täglich von der Kirche ge- zahlt wird, um unter ihnen leben zu kötiueu. Um es kurz zu bezeiclmen: Wie der Kaiser zu Ravenna bei dem ersten Heere Italiens einen Schatzmeister hat, welcher in yorkommen- den Umstanden die nötigen Ausgaben besorgt, so bin ich in solchen Fällen in dieser Stadt sein Zahlmeister.'' So war also dem Seckel der römischen Kirche auch der Abzug der Langobarduu uud der politische i' riede zu vurdauken.

1) Cf. Maur. II, 32; I-E 1186.

2) Cf, Joh. Diac II, 37.

3) Vgl. Gregorovius a. a. 0. Ö. 16. Cf. Menander Ezcerpt^ p. 126.

4) et Maar. Y, 21 ; I-E 1862.

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DIE PÄPSTL. rATKlMOMLN.

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Dies dürften die hauptsächlichsten Ausgaben sein, welche wir für die Zeit Gregor's 1. noch heute nachzuweisen ver- mögen. Schon ihre ZiisammensteUung i^.eigt, dafs der Eurche SU ihrer Bestreitung ungeheuere Kapitaheu zur Verfügung gestanden haben müssen.

Da aber die Nachrichten, welche wir über die Ausgaben haben, doch keineswegs zu dem Zwecke gegeben sind, der Nachwelt über die WirtschaftsTerhftltnisse der römischen Kirche genaue Rechenschaft zu geben, sondern nur gelegent- Lche fiiud, so liep^t auf der ITand, dafa uns bei weitem nicht alle Summen überiietert sind, weiche der Schatz der Kirche damals zu bestreiten hatte. Vielmehr wie sich hinsichtlich des Grundbeaitses St Peters bemerken läfst ^, dafs die wirk- liche Ausdehnung desselben den uns überlieferten Besitzstand noch wmi übertroffen hat, so und zweifellos auch die Aus^ gaben der rfhnisehen Kirche damals noch weit bedeutender gewesen^ aLs uns aus unseren (Quellen entgep^entritt.

Sind uns nun auch zufUllig über das römische Kirchen- vemiügen aus der Zeit Gregor s 1. zahlreichere Nachrichten er- halten als aus dem Pontifikate eines der nächstfolgenden Päpste, io ist doch sein Pontifikat, was diese Seite anlangt ein Bei* spiel für alle anderen, und die Summen, welche die Kirche in diesem und dem folgenden Jahrhundert zu ihrer Erhal- tung und Förderung gebrauchte, werden von geringen Modi- ükatiouen, wie sie die veränderten Zeitumstände mit sich brachten, abgesehen, ziemlich dieselben geblieben sein. Mit mehr Wahrscheinlichkeit werden wir wohl sogar behaupten kiSnnen, dafs das Wachstum der römischen Kirche und die neuen Aufgaben und Ziele, welche sie sich steckte, not- wendigerweise dne Vergrölserung der an sie gestellten An- Ibrdemngen im Gefolge gehabt haben.

Aber sind eu denn nun wirklich allein die ratriiiiuiiieu gewcbcii , ^\ eiche der Kirche zur Bestreitung so gewaltiger Ausgaben die Mittel an die Hand gegeben haben?

Offenbar haben die Kollekten und ä^iwilligen Oblagtionen, wie in den ersten Jahrhunderten, so auch in der von uns

1) Vgl. a eh war s lose a. a. O. 8^ 81

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SCHWARZLOSBy

behandelten Periode der Kirche fortwährend nicht nnbedeu- tende Summen sur Verfügung gestellt und ihr ao in finan- zidler Beraehfm^ manche Erlachterung gewährt K Die

Kirche hatte üIm i haujit im Lauie der Zeit ziemlich l)edeu- tende Kapitalien gesammelt und, wie wir aus verschiedeiieu Nachrichten ersehen, existierte auch zu Kom ein Kirchen« schätz % jedoch erlaubte das schon damals bestehende Zins- yerbot es nichts dieses Kapital nutzbar zu machen. Wir werden demnach behaupten dtirfen, dafs alle freiwilligen Gaben, welche der Kirche zuflössen, immer nur nebensäch- liche Bedeutung behalten konnten, da sowohl die Hrihe ala die Zeit ihres Einkommens stets aulser jeder Berechnung blieb.

Von anderen Nebeneinnahmen standen der Kirche da- mals nur wenige und auch diese nur in untergeordneter Weise zugebote. Die Gaben z. R ftlr die Ordination und

lUr Verleihung des Palhums, welche in späteren Jalirhun- derten unglaubiiilic Suiimieu nach Rom tührten' , nahmen in der von uns betrachteten Zeit noch eine sehr unter- georduete Bedeutung im päpstlichen Finanzwesen ein. Mögen diese Einnahmequellen schon vor Gregor L bestanden haben und nach seuoiem Fontifikat aUmählich zu feststehenden ge* worden sein, so wies doch Gbegor selbst dieselben ausdrück- lich von sich. Auf einer am 5. Juli 595 zu Kom gehaltenen Synode* verbot er auf das bestimmteste, irgendetwas für die Ordination oder für Verleihung des Palliums zu nehmen, auch nicht unter dem Verwände eines Pasteilum'' \ £benao

1) Bebpielsiveiae sei hier nor an eine Gabe ans den Tagen Gre- gorys des Grofsen erinnert, wo eine reiche Fran, nsment Bntticisaa»

auf einmal allein zum Loskauf von Gefangenen die Summe Ten 10 Pfil. Gold (8700 M.) ftberaandte» cf. I-£ 1510. Vgl. Sehwars- lose a. a. 0. S. 10.

2) Vgl. GrcgorOTios a. a. 0. S. 146.

3) Vgl. Woker a. a, 0. S. 9-25.

4) Cf. Job. Diac. III, 5: „pro ordinatione ergo, vel usu Pallii, sea chartis atque pastcüis cumdem qui ordinandus est Tel ordioatnr^ omaino aliquid dare prohibco".

5) pasUüum d. i eine Gabe für das Gastmahl.

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DIE PÄPSTL. PATKIMONIiilN

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nabln er auch kern €^Id Air Ertritge der rtonadien Kirchen-

güter, welche von anderen Kirchen käuflicii begehrt wur- den ^

Für die Zeit Gregorys hätten wir somit nachgewiesen, daü» ihm zur Bestreitung aller der Kirche obliegenden Aus* gaben, abgesehen von den ^ergleichswdise kleinen freiwiltigen ObJationen, keine anderen Mittel zngebote standen als die Knkftnfte ans den Patrimonien. Hierfür möchte anlserdem noch der Umstand beweisend sein, dafs die meisten Unter- stützungen mit Naturalien oder mit Geld nicht von Rom ans verteilt und ausgezahlt wurden, sondern fast iinuier von einem rectm' patrimmiii aus den Mitteln derjenigen Guts- kasse bestritten wurden, in deren Bereich der EmpfUnger der Qabe ansilssag war Die Rektoren der Patrimonien hatten alsdann, was ans mehreren Nachrichten erhellt» diese ans- gesafalten Unterstützungen bei ihrem Rechenschaftsbericht jedesmal mit in Anrechnung zu bringen ^.

Und da auch andere EiuMalunf^quellen der römischen Kirche, wie der Peterspfennig *, die Gebuhren lur Bestätigung Ton Kiostergut oder die jährlichen Abgaben eines Klosters Dir Aofiaahme in die Mda der römischen Kirche*, erst

1) So sandte er s. B. ao den Bischof von Aleundilsn tiae Sehifiladang Hols, ohne Irgendwie Geld daför sa nehmen» ef. Joh. Biae. lU, 26.

2) Cf. I-£ 1091. 1114. 1124. 1184 1189. 1800. 1808. 1888. 1886. 1661. 1599. 1663. 1781.

8) Cf. Maur. II, 1 : sciturus tuis esse rationibos qoidquid nostrs ptaeceptione praeboeris imputandum I, 24: ^wtA et daobus mo-

naehis in oratcmo binos solidos dare praecipimtifl , qui et ipsi

tuis rationibus impntentur''. IX, 39: „et tu quod dederis, tnis sine dubio noTcris rationibus imputandum ". C'f. ITI, 58.

4' Ofnvolil eine genaue UntorsiK-liung des Peterspfennigs einer weiten n Arbeit vorbehalten bleiben mula, so «ei doch hier gesagt, dafs wir (jt?n Poterspf'^imip frühestens iu das Jahr 728 in die Regie- rung 1» s Königs Ina von Wesscx setzen können; sicher ist er erst Bfcit Kunig Offa (f 796) nach Kom ge/iahii. \ gl. Spittler, Die Ziusbarkeit der nordischen Keiche an den päpstlichen Stuhl, S. 145 bis 147.

5) Die eiste sotefaer OQtsrkonfirmstionen daes Klostsn für Geld

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SCUWAUmjSE,

mehr als ein Jahrhundert nach Gregor L nch aofthsten, bo

bleibt uns nichts übrip^^ als in den Patrimonien bis zur Gründung des Kiiciicustaates die Haupteiunahmequeile der römiflchen Kirche zvl suchen.

lU.

Erscheint die Aufgabe dieser Abhandlung hiermit im grofsen als abgeschlossen, so kann ich es doch, um ein Ge-

Faiutbild von der Geschichte und von dem Werte der Patri- monien zw geben, nicht unterlassen, noch einige abschliefsende Bemerkungen über iiire weiteren Schicksale hinzuzuliigeni zumal ihre finanzielle Bedeutung wesentlich durch dieselben beeinfluist und verändert wurde. Und swar habe ich hier einmal die Verftndemngen im Auge, welche der Patrimonial- besils der römischen Kirche vor Bildung des Kirchenstaates erfuhr, zum andern einige neue Erwerbungiu, die zwar der Zeit nnch nicht in den Rahmen der von mir behandelten Periode hincinp;eiir)ren, jedoch in einer Erörterung über die römischen Patrimonien lun so weniger fehlen dtirt'en, als sie in einer Geschichte des Kirchenstaates wiewohl an sich interessant kaum genügend erwidmt und gewertet wer- den könnten. Bereits Mher ist es berührt worden S daia sich der römische Stuhl nicht ungestört seines Grundbesitses erfreut hat, und manches Patrimonium zählte nicht mehr zum Besitzstände der römischen Kirche, als es zur Bildung

liegt uns vor aus dem Pontifikat Paula I. (767—767) , cf. I— E 2544. Seit dem zelmtcn Jahrhundert werden die Gebühren fiir diese K<mr firmationen schon eine wictitigerc Einnahmequelle des röm. Stuhle», cf. I— E 8588. 3589. Etwas später und noch ergiebiger sind

die Einnahmen, wrtchp (Ipih nun. Stuhl ilarniis erwiich^PTi , dafs er KUister gegen eine be.stinjmt»' jährliche Abf::il»(' unter seitien spi.-zielleu Schutz stellte. Begegnet uns diefH* Aufnahnje eines Klosters in die tuteia oder fwotectio des röm. Stuhles auch sclion im neunten Jahr- hundert (cf. 1~E iilHlj aus dem Jahre 878), so wird sie doch erst seit dem Pontifikat Urbans 11. (IUb8— 1UÜ9) und noch mehr seit Pa- sshtlis IL (1099—1118) au eiiier HsapteumahmequcUo des Stahles Ptotd, ef. I-E 6782. 6766. 6917. 6960. 6969 u. ö. 1) Vgl. 8. 81, 6.

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DIE rÄPSTL. PATRIMONIEN.

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des KirehenstaateB kam. Abgesehen von kldneren Verliwtai

an Grund und Boden, welche zweifellos die fortwährenden Eroberun^szüge der Langobarden, die sich bis in das Herz Italiens hiu«'iu Bahn brachen, mit sich brachten, gingen auch gaoae Patrimonien mit einemmale der römiscben Kirche Ter- loran.

Der scfamendichBla Verlust war för die römische Kirche die Einriehnng der ddUachen und calabiiBchen Patrimomeii durch Leo den Imurier (717—741) * im Laufe der Büder-

atrcitigkeiteu. Der Kaiser vei mehrte dadurch , wie schon oben berichtet, s iue jährlichen Einkünlte um dreieinhalb Talente K Zu gleicher Zeit gingen auch die in Illyrien und Dalmatien gdegenen Patrimonien dem römischen Stuhl ver- loren ^ und zwar infolge der Losreilaang der Metropolitan* besirke Illyrien ^ Achaja, Epirus und Thessalien, durch welche Leo den römischen Patriarchen bestrafte'.

Da wir in der späteren Zeit nie wieder etwas von Jen orientalischen , den afrikanischen und den südgallischen Be- sitzungen der römischen Kirche hören, so dürteu wir wohl vermuten, dafs sie ihr ebenfalls entrissen worden sind. Ihr Verlust wird mit den Eroberungen der arabischen Mo- hammedaner susammenhttngen. Seit Mitte des siebenten Jahr- hunderts begannen ihre grofsartigen Eroherungszüge unter der glänzenden Herrschaft der Ommaijaden. Sie besetzten fast ganz Kleinasien, unterwarfen sich gegen 70ü unter Musa das byzantinische Afrika und drangen am Anfang des achten Jahrhunderts durch «Spanien bis in das südliche Qallien vor. Vielleicht gingen durch ihren Ansturm nicht nur die drei genannten y sondern auch das sardinische und coraische Patrimonium der Kirche verloren.

Inzwischen hatten aber die Besitaungen des römischen Stuhles in iulieii selbst einige Erweiterungen erfahren. Frei- lich gegen jene Verluste mochten die ersten neuen Erwer-

1) Vgl. S. 82.

2) Vgl. S. 70. 71, 3. Gregorüviua a. a. ü. S. 25i. 255; Arm- brust a. a. 0. S. 36.

8} Vgl. Gfrörer, KhcbengMehiebte III» 180. Xdtoekr. L K.-0. XL 1.

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SCUWAKZLOSE^

bimgcn gering encheiiieo. Was war Satri \ nach Born die erste Stadt dee sich bOdenden Kircheiutaates, g^en das

alrikauische, wab war Gallese* gegen das siciliöche Patri- monium ! Und doch trugen gerade diese neuen Erwerbungen zur Bildung des Kirchenstaates bei. überhaupt konnte ea bei den politischen VerhäLtnisBen Italiens nnd bei dem wach- senden Ansahen des römischen Stahles nicht ausbleiben^ dafii der wohlorganisierte Verband der römischen Patrimonien allmählich nach einer festeren Form verlangte. Die Patri- monien trugen den Keim des Staates in sich; es fehlte nur noch der äufsere Austofs, und aus den Patrimonien wurde das Patrimonium SiPetrL Wie bekannt, gab den Anlafii sur Begründung des Kirchenstaates die Verbin- dung des Papsttums mit den frttnkischen Pippiniden. Mit dem Jahre 766, wo durch Pippin Exarohat, Pentapolis und mehi'ere Städte der Aemilia an Papst Stephan III, geschenkt wurden, besannt eine neue Periode des Papstturas.

Mit der üründung des Kirchenstaates hatte das Papst- tum eine neue materielle Grundlage erhalten ; die Patrimonien hörten auf, eine selbstllodige BoUe au spieleui sie gingen auf im Kirchenstaat

Das Interesse des römischen Stuhles wandte sich nun- mehr der Befestigung und Erweiterung dieses seines Staates zu. Dennoch finden wir auch nach Gründung des Kirchen- staates noch manche Erwerbungen von der Natur der früheren Patrimonien^ und diese werden wohl überhaupt nie aufgehört haben. Von höchstem Interesse ist es au kon- statieren, dafii Petri Stuhl aeitweilig nicht nur in Burgund ^ Grundbesitz besafs, sondern im neunten Jahrhundert unter

1) Dieie Stadt scheiikte der Lsngobardeaköiug Utttpiand kiaft dst Bsehtes der Erobening sn Papst Oiegor II. Vgl GregoroTtna a. a. 0. S. 265.

2) Gregor IIL gewann die Burg Qallese vom Hosog Thnusaiaad von Spoleto gsgsa eme Abstandsmiiiiiie. Vgl. GregorOTiua a.a.O.

8. 277.

3) Of. U. O. SS. XXIV. £x bist. S. Arn. Mett p.529 heilst es voa DrogO) archiepiaQopiia et Meri palatii capellanos „obiit 6 Idas Deeembria in Bargnndla» predio S. Petri Numeriaoo dieto^.

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DIE PÄPSTL. PATJEUMO^iEN.

dem Ponttfikate IKkolaiu 1. (858 867) auch in Äleman-

nien und Bayern einige Patrimomen liegen hattet Letz- tere waren wahrscheinlich ein Geschenk der bayerischen Herzogsfamilie der Agilolfinger, welche nach Annahme des Christentums mehrfach mit dem römiBcbea Stahl BesiehuDg anknüpften K

Dafii aueh in ipäierer Zeit solche Schenkungen nicht anfhdrten^ bewttat z. B. die bedeutende Schenknng, welche

Wilhelm, der Sohn des Herzogs Roger von Apulien, dem Papst Honorius II. (1124 1130) machte. Alles, was er an bewegliclier und unbeweglicher Habe in Apuiien besafs, wies er testamentarisch dem Apostel Petras and seinem Stell* Tertreter zum beständigen Besitz an

Und niemals haben die Päpste aofgehttrt, auf ihren Gbnnd- beeitz den grölsten Wert zu legen. Das Mittelalter ist tcU ▼on Veriumdlungen zwischen Papst und Kaiser über die Frage nach „Dciu und Mein"*. Gelten dies(3 Verhand- lune^en auch meistenteils dem Patrimonium St. Petri als Ganzem, dem Kirchenstaat, so finden sich doch auch in dieser Zeit noch Bestimmungen, welche die Fürsorge der P&pste ftr die einzelnen Patrimonien an den Tag legen. Ich Ter* weise nur auf die Synodalbestiminung Ghregor's VH. yom 19* Noyember 1078 ^

1) Cf. Htncm. ia M. G. SS. I, p. 4ßB, Hier hdlkt es von Ax^ seniusi dem AbgeBudten des Papstss Nikolaus I. „iode per AJamim^ niem et BaioairiBm pro reoipiendis esdense h, Pelri in eisdem regioiil-

bas coniacentiboa Bomam redit'S

2) Cf. Lib. pont. vit. Greg. II. ed. Duch. p. 398: „Theodo qn^ppe duz geotis Baioarionun ad apostoU b. Petri luaina primos de genta

eadem occnrrit orationis voto".

3) Cf. Gcoeal. comit. Flaudr. in M. G. SS. IX, p. 321.

4; Cf Cour, de Fab. in M G. SS. II, p. 170; Anselm. Cont. in M. G. SS. VI, p- 378:, Kichcri Gcsta Sen. Eccl. i. M. a XXV, p. 291 293 ist es iatereaaaut, das Patrimonium der römischen Kirche nicht blofs als „Patrimonium b. Petri apostoli'*, sondern ab „putrtmomuin Jhesu Chrhii" bezeichnet zu finden. Cf. Ex "WiL Britt. Gest. i. M. G. SS. XXVI, p. 362. 304.

5) Ct. liügoiiib Uhr. i. M. G. SS. VIU, p. 424: „Si qiüs praedia b. Petri apostolomm principis ubicimque poaita in proprietate raa

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100 8CH\V AEZI^S£| DIE PÄPSTL. PATBIMOiilEN.

ErkeniiMi wir auch aus solohen Kadirichten, dalSi die

Patrimonien der römischen Kirche niemals ihre Bedeu- tung verloren, bundern stets einen hauptsächlichen Faktor im Besitzstände des apostolischen Stuhles gebildet haben, so hatte doch ihre eigentliche Geschichte mit der Gründung des Kirchenstaates ihren Äbschlufs gefunden. Auch ihre finanzielle Bedentnng wnrde durch diese Wandlung der Dinge erheblich gemindert: die Ejiiräge der Patrimonien, welche einst die ganze Kirche erhalten hatten, bildeten bei den erweiterten Bedürinissen und Einnahmen derselben allmählich nur einen einzigen Posten in dem grolsen Budget der rö- mischen Knrie.

ii8uri)avcrit, Tel sciens occultuta uon propalavcrit, recognoscat se iram Dei et sanctorum apostolorum velut sarrilog^us incurrere. Quicunquc autem iu hoc deprehensus fuerit, enn h m In rLditatem legitime resti- tuat, et pcnam quadrupliciter de propriis boms solvat*'. Cf. I p. 627. Jaff^, Bibi. II, 660.

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Kritiscbe firdrteryD|;ei

zur neuen Lutiier-Ausgabe.

Von

Theodor Brieger.

So •faiig^o BaMtaagM Xuake'« In I., II« mad

VI. Baade.

Als Max Lenz und ich im VII. Bande dieser Zcit- achrift^ mit einer Unteraucbiiog yon Lutfaer's Schrift: ^Ad Bialogom ^rettri FrieriatiB' ,,Kriti0die ErOrterangen mr neuen Lntfaeraiiflgabe'' eröffneten, da hegten wir die Hoff- nung, dieser ersten gemeinsamen Arbeit biild weitere gemein- same kritische Studien folgen lassen zu können. Indegsen mein bald daraui' ertblgender Fortgang von Marburg ver- eitelte dies, und andere Aufgaben zogen uns beide von der littenuritchen BeechflftigaDg mit der Weimarer Aiugabe ab. So können wir die etwaigen Fortsetsungen jener kritiacben EirOrteruDgen ein jeder nur in eigenem Namen geben.

Ich behandle in diesar zweiten Untersuchung einen Gegenstand^ welchen wir schon damals ins Auge geiafiit

Vor allem kam es uns darauf an, an dner eingeben Sehxift das Verfiduren Knaako'B bei der Herstellung des Tex- tes au beleuchten und zugleich Vorschläge iQr die Fort- setzung des grofsen Werkes zu machen.

1) a 577—618.

102

BRIEQERy

Aber neben dem Textkritiker ist aucb der Historiker

SU würdigen, welcher in den Einleitungen zu den einzelnen Sclirilten eine oft Bchwierige, aber auch lohnende Aufgabe zu luöea hat.

Den Umfang der Aufgabe dieaer Eiaieitungou überhaupt scheint uns Knaake fireilich zu eng bestimmt zu haben. Wenn die £inleitangen wirklich in die Schriften einführen 8oUeii| so haben sie dort^ wo es nötig iflt| also namentlich bei einseinen Schriften Luthers ans seiner ersten Zeit, welche zum Teil durch einen schweren scholastischen Gedankengang dem Leser Schwierigkeiten bereiten, durch Eingehen auf den Inhalt der Öckiift^ durch Darlegung des Gedanken-

_

fortschrittes^ der Diiq»OBition nnd Ähnliches das Verständnis an erleichtem.

Knaake bat sich aber auf litierarhistorisehe £ui> leitungen beschritnkt, d. h. er giebt aufser den bibliogra- phischen Nachweisen in der Regel nur die Entstehungs*

geschichte der Schriften.

Dieöe litterargeschichtlichen Eiiili itniii^i n sind es, zu deren Kritik diese zweite Studie einen Beiti'ag lieieru will ^

Auch auf diesem Gebiete sieht sich der Beurteiler in der erfreulichen Lage, mit seiner Anerkennung nicht kaigen xa dttrien. Er darf yiele dieser Einleitungen als treffliche beseichnen, darf die mannigfache Förderung rUhmen, welche sie uns gebracht liaben. in der That, die vielleicht einzig dastehende Ausrüstung Knaake's fUr seine Auii;abe, seine umfassende Kenntnis der Quellen, seine Belescnheit in der Litteratur^ sein Spürsinn und sein Scharisinn haben manche scheine Frucht geseitigt Und &8t konnte den Schein der Undankbarkeit und der Unbescheidenheit auf sich laden, wer es wagt, andere dieser Einleitungen als mehr oder nun» der verfehlte in Anspruch zu nehmen.

Aber ein grofses Werk wie dieses, welches der heute lebenden Generation die Aussicht aui ein anderes, noch voli-

1) Die Ergebnisse der kleinen Lutfaerstudien, die ich hier gebe, dnd meist schon vor Jahren gewonnen ; aber ieh fuA eist jetsft If uCbe sie sdulftUdi sn fiiisrai.

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DIE NEUE LüTHEK-AüSGABE. U.

103

kommenms eotzielii^ bat nch das höchste Zid ni stecken. Es niiirs darauf ausgehen, ftberall das sn leisten\ was mit

deii heutigen Hilfsmitteln und unter Anwendung einer sicheren Methode der Korscluuig iiberfiaupt erreichbar ist;' und sicher daii' man von einem Herausgeber der Werke Luther's, welcher schon für die Gestaltung des Textes sie Wort für Wort auf das sorgsamste an erwägen hat, wäh* rend die sonstigen Lntherforscher sie meist unter diesem oder jenem bestimmten Gerichtspnnkte lesen, sicher darf man von dem Herausgeber verlangen, dais er sich in seiner Untersuchung der Entstehung der Schriften nicht beruhigt bei dem heutigen Stande der Forschung, wie wir ihn etwa den Lutberbiographen verdanken, sondern er mufs als Spe- aialist überall da, wo dies möglich ist, über me hinaus- führen.

Das hat Knaake^ wie schon angedeutet| an einer Reihe

von Punkten gethan. Aber doch nicht Oberall, wo eine umsichtige, metbudische Forschung dazu iuiätande gewesen wäre.

Es bnden sich trotz all des von ihm aufgebotencu Scharf- sinns und trotz seiner Sorgsamkeit Abschnitte, die deswegen unbefiriedigend ausge&Uen sind, weil seine Kritik eine on- sichere wird, seine Beobachtungsgabe ihn Terlassen hat

1.

Lather's augeblicher Traktat über duä kirchliche Asyl- recht«

Einen sehr au£bllenden Mangel an Kritik zeigt gleich die Einleitung zu derjenigen Schrift, welche die „kritische Gesamtausgabe" eröffnet, zu einer Schrift, welche, erst von Knaake aufgefunden, hier zum erstenmal Luther zugeschrie- ben wird. Eb hi eine kirchenrechtliche Abhandlung, der ,Tractatulus de bis, qui ad ecelesias confagiunt% welcher, suerst 1617 anonym von Johann Weiflsenburger in Lsadshnl gedruckt, am 13. August 1590 dieselbe Presse

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BRtCGEE,

ab TractatuluB Doctoris M&rtiui Lutberij Ordi«> nariuB [aic] Yniventtatui WittenbeiigenBis" yeriiefii ^

In der That eine Aufteilen emgende Entdeckangl Eine ganz juristisclie Erdrterong, anfangs ohne Namen des Ver- fkssers in die Welt geschickt, entpuppt sich drei Jahre spä- ter als eine Schrift des inzwistlien zu litterarischer Berühmt- heit gelangten grofsen Wittenberger Theologen.

Gewirs keine üble buclihändleiische Spekulation!

Wie beweist nun Knaake, dafs es sich um mehr als eine flokhe gehandelt hat?

fyZa einem Zweifel an der Echtheit haben wir keinen Grund. Ein äufseres Zeugnis tur sie bietet der Titei und die Uberschrift in der zweiten Autlage/'

Aber wem nun dieses nicht genügt? Bestätigt wird es durch eine Andeutung gegen den Schlafs, wo sich der Verfuser ab Augustber kondgiebt'^ Ctemeint ist die Wendung seeundum pairem nasimm Augastinutn, deren sich z. B. auch jeder Augustiner-Chor- herr, nicht minder jeder Prämonstr atenser bedienen konnte und die Mitglieder wie vieler Orden sonst noch? Hat maa doch mehr als vierzig Orden gesählt| welche die a g. Bega! des hdligen Aogustinas angenommen habm.

i^Daau kommt die Anfllhrang solcher rechtlichen Aato- ritäten^ denen wir auch sonst in Lather^s Sehriflen be- gegnen." Gewils, sowohl mit der Lex Motaica als auch mit dem Jus canonicum hat auch der Theologe Luther sich beschäftigt und auch Kanouisten wie den Panorniitanus und Heinrich von Ostia versteht er au eitleren. Aber was be- weist das hier? Der Verfasser des Traktates geht auch auf die kaiserlichen Rechte zurück , auf Bestimmungen des Cod. Theodos. wie des Cod. Justin ^ Ich entsinne

1) Knaako nntcrlüfst es auch bei seltener vorkotnmendeii Drucken den Fundort anzugeben. Dur Druck von 1517 ist inir nir- gends begegnet; den voa 1520 habe ich auf mancher Bibliothek ge- aebcu.

2) Da Knaake t s vtrsclmiäht hat, die massenhaften ja- ristischea Citate dieaer Abhandlung su Tezifisieren oder auch nur

DIE ÜEVK LUTH£R-AUS6AB£. 11.

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mich im Augi ii blick nicht, auch bei Luther auf Citate aus diesen gestofscn zu sein. Aber auch sie wären allein iur och nicht beweiskräftig.

Doch weiter: |>Die Gedanken sind zwar noch nicht die des Bpftteren Befoimaton^ aber ia dem leisten Satze blickt etwas von dem Geiste durch, der ihn nachmak beseite.^' Eine AusfGÜbningy dafs das kirchliehe Asylrecht unter ge- wissen Bedingungen auf Geistliche und ^lönche keine An- wendung finde, schliefst niiniüch der Verfasser mit der Auf- forderung: Refugiani igitur ipsi clerici et religiasi ad do- minum, in cujus soriem assumpiisunt, acclamando dicentes: Dem noster r^ugium ei virtus, 9»» est jugiier benedidus in seeula, Amen. Konnte «> nicht jeder Mönch oder Kle- riker schreiben?

^^Dafs Luthem der Gegenstand, welcher hier behandelt wird, fern gelegen habe, kann man nicht behaupten." . . . Wir habon alfsu in unserer Schrift eine Nachfi-ucht seiner Beschäftigung mit der iiechts Wissenschaft zu erblicken." . . .

Wir werden schwerlich irren, wenn wir unsere Schrill entstanden sein iaaseni ehe Luther sich ganz der Theologie zuwandte'' K

Man sieht, kein einziger dieser Gründe ist durchschlagend.

Es berührt peinücii, liier anstatt einer Icsten, zuverlässigen Beweisfuhrunjsr haltlosen Gründen und vagen Vermutungen zu begegaeoi einem Verfahren, weiches nur allzu stark an die Zeit v^or dem Auftreten unserer grofsen Meister histo- rischer Kritik erinnert

durch eine Andeutung Tcrständlich zu machen (wie er denu aaeh den ,Rab. SaV ,Car.* [fin L'k. 1 de pe. et re.*J nicht auflöst) , so ist die groise Menge der nicht juristisch gebildeten Leser freilich nicht imstande, diese Citate zu bemerken. Denn nicht einmal dies wird verraten, dafs de his qui ad ecclesias confugiuM eine Titelüber* •ebrift des Cod. Theo dos. ist (IX, 40).

1) Weira. Ausg. T, If. Die weiteren Vermutungeu Knjiake's können hier überKungen werden. Die künstliche Konstruktion, durch Ttelcbe Luther mii .J uU Wi ifflen burger in Landshat in Beziehung ge* hraciit wini} schwebt der Luft.

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106

BRIEaEB,

2.

Der ySeriuo praescriptuä praejKMito in Litaka^.

Auf festerem Boden bewegt sich Enaake bei der zwei- ten Schrift, dem ,Serrao praescriptus praeposito in Litzka^ Er hat sich hier das Verdienst erworben, inbetreff der Be- stimmung des iSermons einen schlimmen Irrtum zerstört zu baben. Nahm man bis dahin an, daili die Bredigt für du allgemeines Konzil bestinmit gewesen sei man batte nsr mentlicfa an das Laterankonzü gedacbt und sie dabei ans inneren Ghilnden dem Jabre 1616 zugewiesen , so weist Knaake nach, dafs verschiedene Wendungen mit Bestimmt- heit auf eine Bezirkssynode " hinweisend Aber er ver- liert sich auch hier in eine ungegriindete Vermutung, wenn er es unternimmt^ diese Synode noch näher zu bestimmeo, und sie mit derjenigen identifiziert, welche der Bischof von Brandenburg am 32. Juni 1512 auf seinem Schlosse zu Ziesar abhielt , und auf welcher, wie urkundlich feststeht, auch der Propst von Leitzkau, Georg Mascov, anwesend war. Der Bischoi iiefs hier, bevor die Versammlung sich an ihre Aufgabe, die Bewilligung einer aufserordentlicben Beisteuer, machte^ cdiqualem exhioiriaiwnm ad elerum prae' senkm de et euper emendoHene vUae et defeetmm ad yro- tkm mtam deUdorum richten. Wenn diese Angabe zutreflfond ist, darf man den vorliegenden Sermo bestimmt nicht mit Knaake fiir jene erhortatio halten. Zwar, das de emen- cLatione viiac würde in dem reformatorischeu Inhalt seine Bestätigung finden, aber nach einer Erwähnung der defec^ hrnrn ad graüam suam delaiorum, wonach jene Sjnodal- rede einen ganz konkret«! Inhalt gehabt hat, sehen wir uns vergeblich um; vielmehr lehnt es der Redner ausdrCUsk-

1) Die fon Knaake gegen die Bestivimung des Senmons fSr ^ sUgemeittss Koiiail betgebrsekten Qrflnde lasssn sieh veratiike& durch den Hinweis dscauf , dafs diese meist mfhoäm gonanats Ver- ■ammluDg (s. S. 18, 25; S. 15» SO. 80. 85. 88; 8. 16, 1) etasMl |^.:12, 5) als eow/mim faeseiehiiet wiid: Quod mim oimvenim kac ' nimirunt raHone $U iMBHMm, ut soomfefat sonseitiaiif u. s. w.

DIB NEUE LUTHER-AUSGABE, n.

107

licb ab, auf einzelne Mifsstiinde einzußfeben , indem er die ^Notwendigkeit einer innerlichen Bcssermig betont Dazu kommt die auffallende Thatsache , daf» der Redner nicht Terrftty dad er im Auftrage des Bischofs redet^ ja» daia des- selben überhaupt keine Erwähnung geschieht^ obgleich doch seine bischöfliche Gnaden auf der Synode su Ziesar an- wesend war K

So spricht gegen die Idenütizierung mit dieser Synode des Jahres 1512 manches, Rir dieselbe, so viel ich sehe, nichts.

Die Predigt kann mindestens ebenso gut für eine andere, drei Jahre spttter fallende Synode, von der wir BnüÜlig wissen, bestimmt gewesen sein. Es war der Sl. Mai 1516, auf den der Bischof von Brandenburg abermals eine Sy- node berufen hatte ; wohl nicht gerade aus reformatorischem Eiier; denn auch diesmal war es ihm um die Bewilligung von Subsidien zu thun ^.

Aber besteht denn überhaupt die Notwendiickeit für uns, den Sermon mit einer Diöcesansynode in Verbindung SU bringen?

Die Nichterwähnung des Bischofs (vielleicht auch die

beiläufige Bezeichnung der Synode als conventus) läfst die Ältiglichkeit offen, dafs es sich hier nur um eine Archi- diakonatssynode handelt, wo die Pfarrer unter Vorsitz des ArchidiakonuB über örtliche Verhältnisse berieten und be- schlossen

1) 8. dieUrknnde bei Gereken, Stiflihistoiie ▼im Brandenburg

(ITüti), 9. 676fF., hietaus abgedruckt in SiedeTs Cod. diplom. Bnmdenburg. I, VUl, 469 ff. Die BaupCstelle, welebe den dgenV liehen Zweek der Synode genSgend klar stellt, lautet: üererencf. Dn, J^piteopu» . . . ad nektm »nodakm proeedemmm äwcU atgtue pnh catU, et inprimii ituDocato antxiUo divino per decMUaUoitm ioUmik rnUif^um Veni Sandt. S^iritm et aUqualem exhortationem ad dtnm pntmtem de et euper einend atione rite et defeetwm ad gratiam 8Ham delatcrum promMtiari et puMieari, nec non et »ua» et ee* clenie 8ue Brandenburg. neceBaitatee et onera exponi fecit 8uh verhis snhsequentibue.

2) Gercken S.

8) VgL Richter, Kircheorecht, Ö. AuH. TonDo^e und Kahl, S. 4%.

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BKIEGKK;

Sollte hier wirklich die Predigt einer solchen Archi-

diakonatflsynode vorliegen, so würde es leicht erklärlich,

dal» gerade der Propst von Leitzkau die Predigt zu halten hatte.

JUan hat überhaupt nicht geiragt, in welcher Kigenschai't der Propst in die Lage gekommen sei, diese Synodalrede zu halten. Die Antwort lag sonst nahe genug. Mit der Propste! des Prämonstratenserklosters Leitskau war fast von Anfang an ^ die Würde eines bischöf- lich - L r a n d e ii b u i g i s c h e u A r c h i d i a k ü 11 II s verbun- den. Anfangs (seit 1139)^ alleiniger Archidiakonus des äprengels, hatte der Propst von Leitzkau zwar bald (1161) dieses Amt mit dem Propste des inswischen su Brandenburg gegründeten Domstifles teilen müssen^ und diesem war der bei weitem gröfste Teil der Diöoese zugefallen ^ Dem Propst von Leitzkau war nur der südwesdiche Teil dea Sprengeis verblieben, namentlich die Burgbezirke Coswig,

1) Über die Zeit der Grandniig, die Tielleiclit noeh auf Norbert selbst sarfickBofubren ist, vgl. Frans Winter, Die Prämonstratemer des 12. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das noidöttUcbe Oeutseh- Isod (Berlin 186&), S. 309.

S. die Urkunde im €3od. dipl. Brsndenboig. I, X, 70: Biaebof Wigger TOQ Bnuideoburg übertragt d&i Arebidiskonat seiner DiÖccse an den Propet von Leitskan: 1139.

3) S. des Bisehois Wilmar von Bxandenbmg Grandangsarkmide für das Domkapitel Brandenburg von 1161 im Cod. dipL Biasdenb. VIIT, 104, desgl. die Bestätigung dnrofa dmi Ersbischof Wichmann von Magdeburg', ebenda S. lOof, Der Propst von Leitzkau nahm jetzt nnter den Prälaten der Diöcese den zweiten Hang ein (vgl. X, 77). So wird er auch noch in der oben erwähnten Urkunde von 1512 un- mittelbar nach dem Brandenburger Dompropst genannt; dann erst tV l;.! n die Pröpste von Berlin, Bernau, Angermünde, Tpmplin und autiere Prälaten (Gercken S. 677). Von der Gründung und der Teilnng des Loitzkaucr Arcbidiakonates handelt Riedel im Cod. dipl. Brand VIII, 38 f. und X, 65 f., desgleichen in der Kürze Winter a. a. 0. S. 12«} f. Von den weiteren Archidiakoneu des Bistums, welche in ihren neuen Landcstcilcu die Markgrafen bestellten, darf ich hier absebeo (vgl. Riedel VIII, 89 f. und die Urkunde von 1288: Vin, 152).

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DIE HEVE LUTHER- AUSGABE. II.

109

Dobien, Wittenberg, Zafana und Ektermünde K Mag auch

in späterer Zeit dieiser Bezirk üuch eine gerinisre Einbafse erlitten, auch die Summe der dem Leitzkauer Archidiakonua Kustehendeu Rechte eine Beschränkung erfahren haben immer hat dieser Archidiakonat an dem Kloster bis SU der Säkularisierung desBelben gehaftet*.

1) Vgl. die nähere BeBtiinmiiiig dei AroUdialuKMttbeiirkes ton UdtOoM durah Biachof BaUeiMii 1187: Ood. dipL Bieiid. X, 77. P!r9|wCe von Leitskau abd urkondlieh ala Arehidiakonen uaebsaweiMn: 1311 : Johannea J^npasihtB ei erdbidiaeoiHi« . . . eeefane X^ftaiiMt,

Cod. dipL Bland. X, 87. 188S : Propst Heinrieh nennt sieh ort^ydiaeoima . . . eedmae Xylr* kensis, Cod. dfploiB. Anhalt toh y. Heine mann in (1877), S. 437.

1341 : In der die Ptanrlürche zu Lolmrg betreffianden Urkunde des Bischofs Ludwig von Brandenburg wird der prepositm litxkensia genannt Archidijaconus dicti loci, Cod. dipl. Brand. XXIY, 363. 13^: Her Propst Theodoricus Tieuut sich (irdtydiucotms . . . eccfe«

Hiae Lytzlcensis, Coi. dipl. Anhalt. III, 44.5. 1392: Der Propst Nicolaus nfMint sich archidiacunus terre Lics- ken in ccciesia Brand enburgemi ordinariuSf Cod. di]ilo!ii. Auhalt. V (1881), S. 160. Noch zu Anfang des IG. Jahrhuiiderta iiattu der l'ropst von Leitzkau seinen eigenen Official, wie uns die Wittenberger Ma- trikel som JalifB 1508 wea^t BairkiiUmmä Zwmtn dt huyßm OffiekOk preponiun lieilen.

2) Vgl. Riedel, God. dipl. Bnuid. YHI, 89. 40. In Jahre 1265 kam die bis dahin aticitige lürehliehe Juriad&Etion tther Jessen vom Pkepate von LeitilMn an den Dompropat; a. die Urkunde Cod. dipL Brand. X, 89. Genanevaa äher die spltteren Grenien daa Leita- Icauer ArehidiakoDatabesirkea ist meinea Wiaaens hiaher nieht er- mittelt.

3) In dem Schreiben an den Papst, in welehem [im Jahre ir>34] der BisclMif wou Brandenburg, Matthias von Jagow, die Kurie um die Inkorporierung des Klosters Leitzkau in das Bistum Brandenburg bat, findet sich daher iuch dio Bitte, ''zugleich mit der Aufhebung des Klosters) onincs et quascunquc dnjnitates et üfficia claustralia etiam preposituram eimdem inonasteni , que inihi di q nitaa maior et archidia conatus dicte eccleüie h r andcn b urgensi s exi- giere consueuit , pe^iitu» et omnino aupj/rimtre, exting^ure, casmrc ei annullare (Cod. dipl. Brand. XXIV, 48*.<); und gegen £u»ie ist noch einmal die Hede von der mppressio et ejctinctio ac preponture et arekidiaconatm (3. 490).

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BKIEOEK,

Jedenfiüls liat noch zur Zeit Lnther'B zu dem Archi- diakonatsbesirk des Propstes von Leitzkan auch Wittenberg * gehört, so dafs auf einer etwaigen Synode, welche Georg

Maacov zusummenbericf, aucli die Wittenberger Geistlichkeit vertreten sein muiste *.

1) Beachtenswert lat die Uxknnde von 1402 Cod. dipL Bnnd. X, 87f., Sn welcher Propst, Prior foHrnque capituium eedeaU sonfite

Marie Liizkensis eine Bestimmung trifit ühcr das Kathedratienm der Pfarrkirche zu Witteoboig als einer eedttia parrodtiaH9 ,in noatra

jurisdictione'.

2) Aufgefidlen ist mir das gespannte Verhäl tnis, welches in diesen Jahren zwischen dem Bischof von Branden- burg und der \V i 1 1 e n b e rgc r G e i s t Ii chkei t bp^tand. Ich weifs nicht , ob d'ut Lutherbiograj)heu von demsclbcu Kenntuis f^e- Duuimeii haben. Hier (hirf icli wohl deswegen mit einigen Worten darauf eingehen , weil die Spannung sich auf den gesamten A r c hi d i akonatsbezir k von Leitzkaii ausgedehnt hat eine Erscheinung, welche allerlei Kombinationen nahe legt.

Jene Spannung zwischen dem Bischof und Wittenberg tritt seit dem Jahre 1518 In vendiiedeaea Hükhelligkeiten sntage.

Die Wittenberger Gebiliehkeit hatte es nnteriasaeo, sich auf der Synode sn Ziesar im Jwü 1518 in ordnungBmäfsiger Welse Tertieten TO lassen (davon handelt die Urfcnnde hei Gereken S. 676 £, wel- cher wir überhaupt unsere Eeontois dieser Sjnode yerdanlcen). Sie war auch nieht gewillt, die auf dieser Synode dem Bisehof bewilligte Bewtener zu leisten. Auch als letsterer den widerspenstigen Geis^ liehen mit Exkommunikation drohte, verweigerte der Klerus hart- näckig diese I^istung und wandte sich mit einer Appellation nach Bom. Die Kurie scheint in dieser Sache, welche vielleicht selbst noch nicht beigelegt gewesen ist, gegen den Clfruf^ rehellis et inohedien'^ entschieden zu haben vgl, Gereken S. 251' f). Zu glei- cher Z»'it f^nriet der Bischof in Strf>it Tiiit dem Kate von Wittenberg, Den AnlalM bot der Handel eines (Tcibtiiehen, welchen der liat, nach- dem er aus seinem Kerker entflohen und Zuflucht in einem Kloster gesucht hatti^, der kirchlichen Iniumnitiit zum Trotz aufs neue ein- kerkerte. Es ist bczeiclmend lür das Verliältnis der Wittenbergnr Geistlichkeit zu ihrem Bischof, dafs sie sich in dieser Sache auf die Seite des Bales stellte, obgleich der Bischof sich eines von der welt- liehen ISehörde vergewaltigten Oeisdiehen, eiees von Laien verletsteo kirchlichen Vorrechtes annahm. Als nSmlieh der Bisehof am 81. Ka- vember 1518 der Wittenheiger Geistlichkeit bei Strslb der Eikom* monikation bdahl, für den FeU, dals der emgesogene GeistUehe nicht hinnen swansig Standen vom Bäte freigegehen werde, in allen Kirchen»

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DIE NEUE LUTHEH-AÜSGABE. IL

III

Aber mit der KoiutatieriiBg der Möglidikeit, daTs es nch bier um eine ArchidiakonatBeynode handelt^ sind wir

Klöstern und Ka{>f llen der Stadt das hiermit verhängte Interdikt durchimführeu (s. diu .Schreiben des Bischofs bei Gere keu S. G80ff., auch abgedruckt ia Cod. dipl. Brand. I, VIII, 471 f.), da kam der Klerus diesem Befehle keineswegs nach (Die Schlofskircbe rühmte neh llbrigeat der Ezemptiou Toa der hitebdf liehen Gewalt; s. Faber, Hielor. KadiiieU roa der Sehlortkirehe in Witteabeig, imttenbeig 1780, 8.43-46). Über den Fortgang des Zwiitee beriehtetGereken 8. 260 (auf Gnmd von Urkunden, die er leider nioht mitgeteilt hat; aaeh Biedel Im Cod. dlfiL Biend. I, VHI, S. 85 folgt atusehliefalieh Gereken) : „Der Wittenbeigische Bat wandte sich an den Efxbisehof m Hagdebnig and brachte es dahin, dafs sie von dem Interdikt ndaziret wurden. Indessen schärfte unser Bischof seine Exkommuni- katien und befahl, dafs das Interdikt auch per totum districtnm Artid' diaeanatm Litzkensis observiret werden sollte. Die Geistliche su Wittenberg aber leisteten keine Paiition, sondern verrichteten nach wie vor ihre sncrn , unter dem Vorwand, dafs der Erzbischof das Interdikt wieder aufgehoben, da doch dieses nur ad tempus geschehen war. Die Sache ging nach Korn, und eudhch that der Kat A. 1515 onserm Bischof Satisfnktiuu und Abbitte) worauf er am 5. April h. a. das Interdikt aufgeh üben".

Besonders auffallend ist die Ausdehnung des Interdikts auf den ganzen Arcbidiakonatsbezirk von Leitzkau. Fast scheint es, als ob die Geistlichkeit desselben (und somit ancb woU ihr Haupt, der Propst) die Partei der Wittenberger gegen den Bisehof ergriffim habe. Es wSie wflnsehenswert, dafe die Sache durch arcbiTalisehe Foisebnng klar gestellt wfirde.

Von »der irrigw Sachen des bischofis ran Braodenbnig nnd des latbes handelnag** wissen aueb die Wittonbeiger K&nmereirechnnagen som Jahre 1514; hiemach schdnt es, als habe Georg Slbutos, der bekannte Poeta laureatus und Professor der Artistenfiüraltät, es mit dem Bischof gehalten (s. Förste mann in den Neuen Hitteilangea des thüring -sächsischen Vereins" III, 1 [1837], S. 109).

Der Bischof Hieronymus Schultz scheint übrigens mit der Ver- bäugung des Interdikts leicht bei der Hand gewesen zu sein. Es war 5 5 15 nirht daa erste Mal, dafs die Stadt Wittenberg sich von dieser RirchLiistrafe zu lösen hatte. Erst in der zweiteu Hallte des Jahres 15u7 zum Regiment langt. ,, fulmiuierte'* der Bischof schon im Frühjahr 15Ub da» Interdikt über die UuiversitStsstadt ob ge- ringfügiger Ursache : etliche Studenten hatten „au seyner gnaden d/uem'' (bei der Anweseubeit dcsöclbeu im Marz) Frevel begaugou (s. die Kammereirechnungen a. a. 0. S. 105 und 107 nnd dazu Scbearrs Brief an Slaupiu, Brief hoch I, 51 f.).

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112

BRIEOERy

der Fe&tateUiiiig des Thataicliliclien niclit näher gekommeo. Wir werden überhaupt, falls nicht die weitere archivallBche Fonchnng neue Anhaitapunkte findet , darauf vensichten

müssen, den Sermon einem be.stinimten Jahn^ zuzuweisen. Denn auch innere Gründe mchen dazu nicht aus. Obwohl ea fraglich erscheint, ob Luther bereits im Jahre 1512 ao klar und bestimmt die reformatorische Aufgabe ergriffen hat^ sa wissen wir doch von seiner ßntwickclung in diesen Jahren viel an wenig, als dafs wir dieselbe gegen das von Knaake angenommene Jahr ins Feld führen könnten. Aber freilich hat dieses, nachdem es seinen äuf&eren Anlialt ver- loren hat, wenig Wahrscheinlichkeit ^, und man wird eher geneigt seiui die Rede etwas apftter anzusetzen.

3.

J>er Sermon von Ablaf^ und Bnade*

Die alte iStreitlrage, ob dieses Schriftchen dem Jahre 1517 oder 1518 angehört, wird von Knaake (I, 239) mit einem Kompromils entschieden, indem er mit Köstlin (I*, 174. 181 f.) annimmt, der Sermon enthalte die Ghnind- gedanken einer Predigt, „die Luther, wahrscheiniich noch niu Tiiiia des Thesen anschlags, in der Kapelle des Augustiner- kl ) rs zu Wittenberg gehalten", und sei gleich damals dem Krzbiachot' Albrecht von Luther überschickt, doch erst im Febroar 1518, nach nachtrüglicher HinaulUgong des letzten Absatzes, gedruckt worden. Aus Rückucht auf seine Entstehung und seinen Zusammenhang mit den 96 Thesen hat daher der Sermon seine Stelle unmittelbar nach diesen

1) Auch das ist Araglicb, ob Luther schon 1512 Tön Witte&befg

aus mit dem Propst von Lfclfzkau in Berührung gekommen ist. Dab letzterer hin und wieder nach Wittanbeig kam, bei welcher Gelegen- heit er vom Rate eine Weinverchmog empfing, zeigen die KXmmerei- rcchnungen; 8. a. a. U. 8. 106 zum 28. Oktober 1508: rj g. rüj p vor %j iStubichen tcein dem prohsf von Liskaw vorehret ^ and S 108 zum SO. April 1510: r g. vor drei Shibidim franekmwt^ vorekrtt dem probist von L\ßkow.

DIE NEUE LÜTHER-AUSQABÜ. 11, 113

eilialtaD; ja Enaake tiigt k«iii Bedeakeiii ihn In der Über- lehrift mit der JahreBaaU 1517 sii versehen.

Prüfen wir, was für und gegen 1517 spricht.

Zunächst wird Kuaake selber in der von ihm ange- Ifihrten Aufserung Luther's aus seiner Vorrede zu den Opera Tom ö. März 1545: Ego eotUmpius edidi tUsputcUionis seheduUm simul ei germankam etmdonem de indulgmUiis, paulo pasi etiam BeseMianes \ bei genauerer Überlegung •ofaweilieh ein Zeugnis fUr 1617 erblicken. Fftr die Her- ausgabe des Sermons ist sie schon jetzt in seinen Augen nicht beweiskräftig (denn diese ist ja nach Knaake erst lölö eriolgt), obgleich der Satz Luthers, weun er überhaupt för unsere Frage Wert hätte, gerade die schon 1517 er- Iblgte Veröffentlichung des Sermons beseligen würde: ent- weder, man darf das eimul ei pressen, und dann sind Thesen und Sermon glmchsmtig ausgegangen, oder, diese Erzählung aus später Zeit ist mit dem ernud et nngenan, und dann beweibt bie überhaupt uichts. Die Ungenauigkeit aber liegt klar zutage: sechzehn Monate nach dem Er- eignis vom dl. Oktober 1517 weifs Luther die einzehieu Akte seines Voigebens noch bestimmt auseinander an halten; im Februar 1619 schreibt er an Spalatin: Sds, guod nisi CftrMis me eimeaagereif jamdwprimum diapukUifme in^ dtdgenHanm, deinde vulgari aermone, tandem Be- soluttonibtiS et Responsione mea ad Silvestrum, novissime Actis meis me perdideram

Trotzdem soll die Aufserung von 1545 einen in- direkten Beweis für die Abfassung des Sermons schon im Jahre 1617 enthalten; denn anders kann ich ü^n^lr^ nicfat verstehen, wenn er aignmentiert: „Nicht sofort gab Luther den Sermon in Druck: er wartete des Be-

1) E. A. Op. V. a. I, 17. Lnther erwähnt hier unmittdb.ir vor- her die beiden Briefe (voia j1. Oktober 1517), welche er au den Erz- bi:iebi>t Albrecht und au deu Bischof von BraDdenburg geschriebeoi rogans, ut competotmU quae$t€Tum imp^dmliam ei hkupkemiem, aed paupereukm FrtAer coKttwmtbatw.

X) Eodert H, 1.

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BBIEGEBy

•cheidefl auf Beinen Brief an den ErsbiBohofi vie* wohl vergebens. JEgo contcmptm eäiäi dispuiaiumis schS'

dulam simiil et Oermanicatn concionem de induJ^jmtiis , er- khirt er später: es war also seit dem 31. Oktober 1517 schon eiuc geraume Zeit verflossen/' Also mufs auch schon geraume Zeit verflossen gewesen sein^ als Luther seine Thesen dem Druck übergab^ demnach werden wohl auch diese erst 1518 erschienen sdn. Doch die ,^genmme Zeit^ bi Ton Knaake eingetragen; wie lange Luther mit derVei> Öffentlichung seiner beiden ersten Schriften wider den Ab- lafs p-ewartet, sagt er in seiner Vorrede nicht eines chro- nologischen Verstofses inbetreff der VeröffentUchuug der Thesen macht er sich folglich nicht schuldig, sondern nur einer Ungenauigkeit der Ansdracksweifle \ indem er Thesen und Sermon mit jenem sinml et ansammenfalst \

Kieht besser steht es mit dem zweiten Beweisgründe Knaake's für die Abfassung des Sennons schon im Jahre 1517. Luther soll ihn (so nimmt er mit Könllin an) ,,wohl schon zusammen mit den Thesen'^ *) dem Erzbischoi Al- brecht angeschickt haben, wie man das aus einem Bri^e Albrechts an seine Rftte entnehmen kOnne

1^ Das Richtige hat schon 1721 Joli. Erhard Kupp, Sainm- long einiger zum Päbstlichcn Ablafs gehörigen Schriften, S. 310, klar erkannt

S) Wo er sonst im Iisafe dos Jshres 1518 davon ledst» daft er sich vor seiDeBi Sflfentlichen Anihvten gegen den Ablsis «a einige Prälaten gewendet bebe» ds spricht er auch nur von dem Hinaassehieben der YeidffisntUcfaiing der Thesen; s. Luther •& Kurf. FHedrieh, 19. November 1518: er habe den ErsUsdiof von Msgdeburp und den Bischof von Biaadenbnrg brieflieh sar Ahslsl- long des Argemisees gemahnt, anttquam diBpuiaiionem täerem (End. I, 298). Ähnlich in seinem Briefe an den Papst, [80. IfsiJ 1518 (End. I, 201 f.).

8) Köstlin 1', 174.

4) Sonderbarerweise bezieht sich Knaalce hier nicht auf einen Druck, sondern sagt in den Belegen bei Besognahme auf Köstlin: „wo auch schon {I] bemitjtt ProTinsialarchiY su Magdeburg (Ersstift

Magdebnrrr. ]f Acta 4i»8)**. Köstlin dagegen bezieht sich auf Ferdiu. Korinr, Tozrl, drr Ablafsprediger (Fraukenherg i. S. 1880), 8. 14&{, Hier ist „aus dem Staatsarchive au Magdeburg, Acta des

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Dl£ N£U£ LUTH£B-AUSGAB£ II.

115

Der Brief, welcher, abgesehen von der Nachschrift, aui- schliefslicli das Ablafsgeschäft betrifft, ist zum Teil durch Luther's Vorgehen gegen dasselbe veraniafst Es ist ndtig, die ihn betreffenden S&tae heranssuheben. »»Wir haben ewr 8chre]rben mit zwgesandten traotat vnd con- elueion eins ▼emMuen Monichs zw Wittenberg das heilig negotium Indnlgendarum vnd ynsem Snbeommissarien be- treffend Inhalts hören leßen." „Mit den ,Konkluaiüiieii' sind unzweifelhaft Luther's 95 Sätze wider den AblafH meint. Unter dem , Traktat' aber werden wir mit Kostün seinen , Sermon von Abiais und Gnade' verstehen müssen^ der seiner Form nach sehr wohl ein Traktat genannt wqk^ den kann/' So Knaake. £s ist anaogeben, dais der ans swanaig thesenartigen SAtzen bestehende Sermon allenlUls anch als Traktat beeelchnet werden kann. All^ hören wir den Erzbischof weiter. „Fügen euch dorauiT zu wissen, wie wo! vns borurts M< Vilichs trotzig!: furnemen vnscr per- Bon halben wenig ani'echtet, haben wir doch tast vngeme erlharen, das arme ynuorstendig volck der gestalt sali ge- eigert vnnd inn beschwerlichen Lrtumb gefnrt werden. Doromb ynd demselben anll gnthem gnmde zcw Widder- slehen, haben wir angezceigte tractai» conelnsiones vnd andere schriefte den hochgelertten der heyligen schrieft vnd rechte vnnser Vniuersitet zcw Meintz mit aceitigem bedeueken fieissig zcw obirseben vnd zcw Erwegen ohirschickty Auch selbst beneben vngem gelertten hoferethen ▼nd andern yorstendigen statlich beratslagt| bedeohtiglieh

EmttfUMsgdebnrg II, XXHI, 110.6" abgedrnekt der Brief Albtesliti

an seine Räte (zu Halle) dat. Aschafflmboig t,am tage Lucia anno X XVTI*" (13. Dezember). Trotz der verMhiedenen Signatar kann Knaake nichts anderes meinoi. Dieses Schreiben war aber längst •ttt dem Magdeburger Archiv yeroffentlicht, nämlich von Frhard, Üherlicfenmgcn zur Tatcrländischen GcBchichte III i'Mn^cburg 1828), S. 22~"i?5, und daraus (mit Auslassung pnnz weniger Sätze) Ton Heimes, Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und von Mafrd( bnrg (Mainz 1858), S. 59 62, nnd Vicderum aus Hennes) von Jak. May, Der Kurfürst, Kardinal und iürzbiscbof Albrecht, I (Mün- chen 1865), Beilagen S. 50—52.

8*

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116

BKiEüEU,

erwogen vnd anff denelben aller eynmutigen raik diesen beigelegten erstlich in Irem beywesen verleeen proeessam Inhibitorium widder ehrgemelten Monich angestdt, auch do benebin den handel sampt ar tick ein, position vnd tractat Bepstlicher heyligkeit ylends zcwgefertigt^^ ^

Von Schriften Luther^Sy welche der ErsbiBchof hat prü- fen Uunen und als Anklagemateiiat gogpa den M(fnch Ter> wendet, ist demnach an drei Stellen die Rede: suent von dem tractai vnd cmclusion, dann von tractatf condusiones vnd anderen schrieftenf endlich von ariickeln, ]}osition vnd tractai. Wir hören von den Conclusiones^ einem Traktat nnd Yon anderen Schriilen, von denen, wenn die poaitiones mit den condusiones identifiKiert weiden dürfen, die Artikel namhaft gemacht werden. Was das anlser den Thesen für Schriften Lnther^s gewesen nnd, Termögen wir nicht an sagen Die Buliauptung , unter dem Traktat sei unser Sermon zu verstehen , ist daher mindestens gewagt Die Magdeburg^schen £äte Albrechts können di^m noch ganz andere Schriften von Luther überscliickt haben, wie seine BotspsalmeDi die sehr wohl als Traktat beoeichnet werden können, seine Thesen , contra soholasticam theologiam von denen auch Rnaake annimmt, dafs sie im Druck erschienen sind *, seine kuize Auslegung der zehn Gebote, welche la- teinisch und deutsch schon im Sommer 1617 ausgegangen sein mofs' kurz alle die Schriften des aoftttssigen

1) Körner S. 148.

2} Vgl. Kolde, Luther I (1884), a 875, der mit toftigen GrOn- den die Annahme KöstHn*t luid Knaake*« bekämpft.

8) Wenn der Senium hier flbeihanpt in Betiaefai kommen kömita, eo würden wir nach dem damaligen Sprachgebraneh ebenso gut wie dea Traktat die Artikel auf ihn bestehen können; eo nennt Tetiel den Sermon „eine predigetfa Ton tswentmgjrrjgen artlekeln" scher 1,484). Aberder Anadmek „Artikel*' ist 10 vieidentig^ da&sadeimvo aack die Theten eo genannt werden. So sind In der Veidentiehnng der ,,yita Luthßri" von Melanthon (Witt. Ausg. Bd. XIl [1660], S. 464) die 95 Thesen bezeichnet als „etUehe Artikel Ton dem AbUe**.

4) W. A. I, 221.

5) S. Luther an li^ng, 4. September 1517, £nd. I, 107 nnd dasa unten S. 148 £

DIE, ^£U£ LCTHKH-AUSGABE. IL

117

Mönolifl^ deren eie habhaft werden konnten. Bas eoll an»- drOddich als blolke Möglichkeit hingeetellt werden. Aber

sie darf jedenfalls eher auf Walirscheinliclikeit Aiispruch machen als die Annahme, Luther Belbst habe seinen Sermon an den Erzbischoi gesendet. Es ist nämlich auffallend, dafs in dem Antwortschreiben Albrechts an seine Räte, während des Briefes Lather^a an ihn vem 31. Oktober keine £r- wSlmiiDg gesdueh^ auf venehiedene Schriften Ton ihm Be- sag genommen wird. Wenn es mit dem Original dieses Briefes in Stockholm seine Richtigkeit hat, so würde das Iiulorsnt bezeugen, dafs der Brief Luthers von den Räten Aibrechta am 17. November in Kalbe ^eöflnet worden ist*. Dem Brief haben natürlich die Thesen beigelegen, und es kann kein Zweifel sein, dais die Räte beides an Albrecht weiter geschickt haben. Aus dem Briefe des Ersbischofi^ wel<dier die Antwort aof diese Sendung sein wird gebt aber hervor, dals rie sich nicht aof die Übermittelang dieser beiden Stücke beschränkt, vielmehr geglaubt haben, gleich selbstthätig der Sache sich anneliraen zu müssen. Denn sie haben mehr übersendet als den Brief und die Beilage, auf welche Luther selbst in der Nachschrift * hinweist £s liegt daher die Vematong nahe, dafs de es ftlr ihre Aulgabe gehalten haben, ihren Herrn durch die Einsendimg aller bisherigen VerÖflentlichangen Lnther^s, untw welchen aerne

1) Enders T, 118.

2) Denn ein früheres Schreiben der Räte, mit weldbAm sie zn- nächBt Lttthor's Brief nebst Thesen überschickt, darf nso nach den

Eingangsworten des Sclireibens Albrechts nicht Termuten. Eher könnte man sich wegen der Nichterwähnung des Briefe*! Lnther's zu der Annahme virsucht fühlen, die Räte hätten es nicht für ge- raten gplüilten, ihrem Herrn einen Brief, welcher ihm so derb ins Gewissen redet, mitzuteilen, sondern hätten nur über den Angriff selbst ihn unterrichtet. Allein eine solche Eigenmächtigkeit ist doch liicht wohl denkbar, und es ist wahrscheinlicher, dafs Albrecht voll •oaTeräner Verachtung des impertinenten Briefes des „vermessenen" Mfln^Ot sbaichtlich nicht erat gedenkt, auf den ihm persönlich wider- fUmosB Angriff nsr satpidsnd (vgl. „wie wol benirts llsnicfa» trotilg fornttoen ynter psrson halben wenig anlbelitet'O' 8) End. I, 117.

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118

denteche, fUr die l4uenwelt bestmiinto Auslegung der sieben Bulspsalmeii die mnfiuigraicliste^ tm kühner Angriff auf die Bcholestische Theologie nächst den Theien über den Ablalk

die bemerkenswerteste war, in den Stand m setsen, sich über den Münch ein Urteil zu bilden und jenachdem mit genügender Kenntnis gegen ihn vorzugelien

Doch wie dem sein mag, das eine steht fest: ein auch war halbwegs sicheres Avgiunent fUr das Vorhandensein des Sermons von Ablals und Gnade bietet der Brief Albrechl^s ▼om 18. Deaember 1517 nicht.

Weitere BewLiHjL^Luiide liir seine Entstehung im Jahre 1617 hat man aber nicht vurgebracht.

Desto reichlicher strömen dem Forscher die Gründe gegen dieses Jnhr zu.

Zwar der Umstand, dafii wir keinen Druck des Sermons ans dem Jahre 1617 nachweisen könneni würde allein für sich noch kein Beweis gegen Entstehung und Verbreitang

düiiöcibeii in dem genannten Jahre sein. Denn nachweislich ist mehr als ein Druck einer Lutherschrift aus dieser Zeit verloren gegangen.

Gegen die Abfassung 1617 spricht auch nicht die von Kolde ' mit gutem Fug angestellte Verig^chung dessen, was Luther am 16. Februar 1618 an Spalsün schreibt ^ mit dem Sermon selbst Denn nur dieses geht aus dem

1} Doudben Eindmck bat aoeli Kolde a. a. O. empfiuigen: „Nseh dem Eingange dss SehraibeBt Albreebt*0 sa sobliefiMn, bat es sich in dem Bebreiben seiner BSte sneb gar nicbt mn eine eioftehe Weiterbefördenmg Ton Lnther'i Sendmig an Albreeht gehaadelt, son- dern um einen selbstSndigen denuniiereaden Berioht der Bftte vnter Beifügung des Anklagematerials.'^

2) I, 375. VgL Plilt, £inleitang in die Angustana I (firlaqgea 1867), S. 97.

3) Secundo de viiiute indulgefUiarum, quantum vakant Haec res in dubio adhuc pendU, et mea disputatio inter calumnias fiuctuat Duo tarnen dicam, primum tibi soli et amicis 'nostris, doncc res publice tur : mihi itt indulgeniiis hodie vidcri n()}^ rs<^e nisi animarum iliusioncin, et nihti prorsm tUiUs ease »i» eUrttntibut et pigrie m via ChriMi (Eud. I, 155).

4) Satz 14: ,|Abla(4 wird tzugelassen umb der onvoUkomen und

DIE MEUE LUTI[BB*Aü80ABE. n.

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Briefe hervor, dals der Sermon damals noch mcht ver- öiientiicht gewesen sein kann ^

Dagegen bildet eine schwer wiegende Timbrny. gegen 1517 Lttther's ficief an Scheorl vom &. Min 1518 und ne wird eohwerlicli entkräftet werden kdnneni obglddi ee ueh hier nnr um ein argumentum e Bilentio handelt

Indem man nicht ohne Grund das Datum dieacs Briefes als termiiius a quo für die Entstehung des Sermons an- nahm, hat man sich auf die Aufserung berui'en: Imo si 4^tum dederU Dominus, cupio UbeUum vemaculum edere de virtuU indtUgetUiarum, ut opprimam Posiiumea iUaa Vagant' Hsaimas, Die Absicht Lntheri^ bot Verdriliignng der Theeen «ine deutsche Schrift au yer&sseni welche er im Chgensati XU den im vorangehenden Satze erwtthnten auBfÜhrlicheren Resolutionen als , Büchlein' bezeichnet, scheint ja zui- Aus- fuhrung gekdJniiiea zu sein (und ist es in gewisser Weise in der Tbat) durch Abfassung des Sermons ^ und so hat man geglaubt sagen zu dürfen: yiam 5. März beabsich- tigte Luther noch den Sermon an schreiben"*. TCna^h» hat die Kraft der unbequemen £inrede durch die ErklJtmng gebrochen, unser Sermon sei hier schweriich gemeint, „son- dern Luther hatte wohl die Absicht, ein umfangreicheres deutsches Werk, ähnlich seinen Resolutiones, abzufassen, um dadurch das Volk über den Wert des Ablasses zu be- lehren/' Diese Ausdeutung ist bei ihm zwar nur ein Pro- dukt der Verlegenheiti aber dennoch ist an ihr so viel richtig, dais Luther als er dieses schrieb nicht gerade an diesen Sermon gedacht haben wird; das beweiBt die Wendung 9% cHum äederU dammm: er spricht den Qe-

ftabn GhriMi willen** (W. A. I, 245) mid Sets 16: »Ulk die frnlsa und acIileffBrigen duktea ablas lolsen" (1, 246).

1) Wem Knaake und Röstlin den Drack „in dcu Februar

1518'' verlegen, so bliebe hiernach nur daa ietste Drittel Februar 4sför frei. Übrigens bat Luther mit dem donec res publicetur sicher an seine „Resolutiones" gedacht, deren er in diesem Briefe sem

ersten Mal gedenkt (End. I, 256),

2' End. I, \m.

d} PUtt i, dö. Ebenso Koldo I, 875.

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BRUBOEBf

danken aus, eine kleine deutsche Schrift zu yerfassen, die aber doch umfanp^-eicher gedacht sein raufs als der nach- mala erschienene !Sermo% weicher an Luther'B Zeit nur eine sehr geringe Anforderung gestellt haben kann.

Ist ee hiemach nicht korrekt zu sagen, liother habe aidi damals mit der Abaickt eben nnsern Sennon su scbieiben getragen, so macht es trotsdem der Brief imaweifelbafity dals der Sermon damals iiücli nicht vorhanden war. Wenn er wirklich bereits existierte, ja gedruckt vorlag, so bliebe es unverständlich, dafs Luther nicht auf ihn Scheurl ver- weist, vielmehr auf die noch in Arbeit befindlichen Reso* Intionen und auf eine erst geplante kleinere deatache Schrifl ttber den Qegenstand TertrMei Er khgt nämlich, dafii seine Theem fdr den gemeinen Mann ungeeignet seien \ Er hat später seinen Sermon dahin beurteilt, dafs er durch gröfsere Klarheit jenem Mangel der Thesen wirksam ab- heile Wie hätte er also in diesem Zusammenbange von ihm abschen können? £0 ist keine Frag^ als Luther die- sen Brief schrieb, da Jag sein Sermon noch nicht tot, ja Lnther dachte noch gar nicht einmal daran, das, was «r rorBdehrong des Volkes schreiben wollte, in dieser zu geben.

Der Anlafs, sie zu wählen, kann ihm ako erst später gekommen seiD, und wli dürften in der Lage sein, ihn zu bestimmen. £s waren die Gegenthesen Tetzel's, welche ihm in der aweiten Hälfte des Mäns den Anstois gaben, mit diesem Schriitchen henrorsntreten.!. Demi der

1) Um rem ihre weite YeilneitaDg, gjuoä iUe modm mm ttt iäomm, quo 9ulgu$ emdwtutr. 8miU mim nommUa mihi ^m» dubia, l0ng€qu€ aliter ti ceriiuB guaoämn 9B9erui8Bem «el

omisissem, d id futurum sperassem.

2) Er lehrelbt am 9. Mai 1518 an Thitfetter, End. I, 188f. ; De aSiä tmUm Positionibus htdutgentianm priua tUn seripti, mihi nm plaeere eanim tarn vastam invulgationem. Nus^pum enim id auditum

est fieri, nec potui sperare futurum, quod in iatis solis contigit; alioqui clarius eas po^u i "^sem , f^icut feci in termonc vul' gari, q>a tibi iis: ommbui ditpUcct*

3) So bereits üolde I, 100.

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DIB SEDE LDTHEB-AU80ABE. II.

Sermon zeigt unverkennbare Anspielungen auf die erste Theaemeibe Tetsels^^ eo dtJk die Vennutong sieht ab »i

1) Darauf hat Kol de aufmerksam gemacht (I, 375): „Die deut- liehate Bezugnahme aof TetzeU Thesen verrät a. a. Lather's 9. Sats mit seincT Erwähnung der poena medicativa und aatisfactoria (von

der er vorher nicht g^esprochen hatte); vgl. Tetzer» 14. \ind 71. These'*. Hierzu ist noch These 13 und IG hiuzuzunehmen und im Anhang der ersten Thesenreihe bei Löscher I, 517 die drei letzten äätse. Da& Luther bei den „eÜUch der newen predi^er", welche „sweyerley peyne erfunden, Medicativas , Satxsfactorxm" ^ gerade auf Tetzel Bezug nimmt, wäre an sich nicht notwendig, da Tetzel (oder nein Hinter- mann Wimpiaa) nicht der Krfindt;r dieser scholHätiachen Unterschei- dung ist (sie findet sich schon bei Thomas von Aquino und Bona- Tentm mid aneh Gmbriei Bid hat de Qodi tettietea: ptmiümMm

fttOka). Aber Luther hMle ohne Teteel gtr kflüie TenuüasBqng, hier aof diese UntenebaidaDg einmigeheiL Wenn noch ein Zweiftl fbifg bliebe^ se wOrde er dereh «inen BUek in die Besolntionen mt- eMit weiden: in der EriSntemng snr 7. Ttiese eitiert er dieeea Eia- wozf Tetid'e In seinen Gegeatbeseo (ae amüna «Ha cpnuionMm aUam äi$tmgmt poenam fatiafaeHvam et vindieatimm , aliam mediccUivam €t emmtmm) and thnt ihn £ut mit denselben Werten ab wie im Seraion: quasi necesse tit, haec vel iomniantibui crederef W. A. T, 544 'Jm Sermon T, 245 spricht er von Plauderei und Erdichtung^ Es finden sich aber im Sermon noch weitere Beziehungen auf die Thesen 'i'ftzei's. So wendet .sich die Bekäm})fnii^- der von der gött- lichen Gerechtigkeit begehrten pocnae mf^sfactonae in Satz 5, ß u. 7 gegen die Thesen 6, 12, '53 (auch auf (licsc Sätze seiner „Leonte" nimmt Luther in den iicäolationen Rücksicht, zu These 5: I, 536V Auch S:itz 10: ,,Das ist nichts gered, das der peyn uund werck tzu viii se^^nn, dasa der mensch sie uit mag volnbrengen der Kurtz halben s^ns lebens, darumb yhm nott sey dor Ablas** dürfte mit Besag aof These düt geschneben sein: Sei fuoMdo ob im^pOfi§ defieimfiam potHt^ lehltr Morfaei fnieiilMljiilMae iiofMiMfi^iHWi wwejMaaliirjf faae «ml pkmmmi» vmm§ cderiUr rdaMmdm§, tlutte faeiunt lafcf heminu a redieiawdw OimfmUmttlilm tMiorttmUs, Deians, dafs sich Sets It inhaltfieh mit Tinse 6 and 88f. berGlirfe, ist ehie Besognehme aaf Telael nieht m erwdsen. WoU aber iriid ebe eolebe in Sats 16 fetSegen, dieser sieh gegen These 7&— 79 liehtan (?on der eaeUiehen Bebimpfimg abgesehen, verrit sie sieh in einer epeaiellen Wendung: hatte Tetzel Thnsr 75 gesagt: Qui aiU&r popuhm docet, eundtm •mUwU and in These 79 noch einmel pepulum seducU, so antwortet LotlMr! „und halt deifar fiej, wer dyr snders segt» der Torfnrt

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BBIBQBBy

gewagt erscheint, Luther habe infolge deä Aufsehens, wel- ches dio Thesen des Ketzerrichters und vielleicht noch mehr ihre Verbrennung durch die Studenten in Wittenberg er- regtcn^ die Ransel bestiegen und die Predigt gleich darauf in diesen knizen Aussog ^ gebracht, womit er ingleich seine

dich adder sucht ye deyn seel yn deyoem Beuteil"). Vgl. auch in dem Anhang' zu der ersten Thesenreihe Tetzel'« den fünften Ab- Bchnitt, Lüschcr i, 515 ^Aa dem Tetzerschen Urspruüg diesem Au- haugea, der leichteu Auflösung der „Laienargumente", kann man nicht zweifeln, wenn auch die Jenen^ Ausgabe ifaii [wie snoh die Erlanger] fbrtgsUmen bei. Er bat jed«ii£ü]s in dem Dmek der Thesen gestanden. Sehen fai der Übenehrift derselben friid auf ihn Besug genomineB; aneh finden sieh BerSbrongen out Tetsel's „Ver> legnng")

1) DaA es steh hier um die Wledsq;abs der Hanptaltis einer wirklieh gehaltenen Predigt handelt, ist unzweifelhaft. 1) würde Luther sonst einen anderen Titel gewählt haben; 2) bat er ein ganz ähnliches Verfahren einige Hcmate später bei der nachweis- Uch gehaltenen Predigt ,de vlrtute exoommunicationis' (W. I, 6S4ff.) eingeschlagen; 3) bei dem etwas weiter ausgeführten IG. Satze (1, 245 blickt noch etwas von dem ursprünglichen Predigtcharakter durch. Ob aber Liuther die Predigt vor dem Volke gehalten hat oder blofs in der Augustinerkapello , welches letztere Myconius (Historia Reforinat. ed. E. S. Cyprian, Leipzig 1718) S. 24—26 in seiner an- mutigen Erzählung von dem „arm unansehnlich Capellichen" berichtet, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Kuaake ist Myconius ohne weiteres gefolgt (nur duis er das von Myconius in diesem Zusammen- hange angegebene Jahr 1518 verwirft). Aber das späte Zeugnis eines Msanes, der jedenialls nicht als Ohrenzeoge von der Predigt berichtet (Luther In seinem enten Briefe an Um vom 8. Msi 1586: ad U ignoh» ignotmm sert5e, deW. n, 668), Ist ohne dordhseUsgsnp des Gewicht; lAftt er deeh ancfa die »Rrelheit des Sennoos*' eine Prsdigt snn, so Lnther getan. F&r ehie Piedigt vor dem Volke würde der ganse Ton des Bsrmons stechen; doch möglicherweise bat erst bei der Hecriehteng Ittr den Dmek dsr Benno das volkstümlishe Gepräge erhalten. Für die ElosterkapsUe spricht folgende Erwägung. In der bald nach dem Dmek unseres Sennons gehaltenen Predigt ,de poenitcntia* beiist es am Schlaft iren den Indulgenzen: de his hahetis vulgarem sermonem nuper impressumf ideo ad praesens omitto: lege ibidem (W. I, 324). Wären beide Predigten vor denselben Hörern gehalten, so sollte man hier eine Bezugnahme auf die vor der Gemeinde gehaltene Predigt vom Ablafs anstatt auf den Druck derselben erwarten , und ebenso 2U Anfang der Predigt (i>e wdul-

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DI£ NEUE LUTfi£B-AüSGAB£. IL

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Absicht, die lür das \'olk unv eratäudlichen Thesen durch eine klare ^, jxjsit ive^ Darlegung seiner Auffassuug des Ablafi&eft zu. yerdräugeoi ftuaiuhrte. Doch, wie Bich da*

gentiis saepe iocutus man rohis ^ donec id meruerim, ut haere*inis €icai<crf 1, 319) eiue Beziehuug auf die erst ganz vor kurzem ge- haltene letzte PrtHÜgt über diesen Gegeustand. Die Predi^rt .de pcM iiiti iiti:i ' uiufs aber nach der Eingangsbemerkung vor dem Volke gcLalteu äeiu, da die früheren Predigteu Luther 's über den Ablafs auf dieses Publikum wdäeu.

1) Vgl. die schon erwähnten Briefe an Scheurl und Trutfetter End. I, 166 und 189.

3) Den Hanptnntonehied des Sermoot von tiBibam Theten bat Lather im 19. flataeamgeBproeheii: ^la disaen pnncten bab ieb Ott tswejffelt und eiad gaagutm yn dec sebrifit gegnmd^' n,B.w^ wibiend er von den Thesen sagen mulste: hUw tptae smU de qmbm dubito, fumtmUa ignoro, oligiMiet »«po (End. 1, 160). So urteilte er Ton den Sermoiien dieses Jahres überhaupt: Qw», tebieSbt er am 19. November, 9go fneUma defendam (Deo propitio) q%usm ip$a$ ditptUaU(me$. Nam hie muUa dubitavi et ignoravi, iUic heutua mm ex certa scientia et non er opinionüme (End. I, 294). Eiuen er- beblichen Fortschritt Luther's in seiner Beurteilung des Ablasses, •wie ihn Kolflp , l.'O. 375) annimmt, bedeutet meines Ernchtena ■der Seimoii hüIk i den Aktenstücken des Hl. Oktober nicht. Auch Äus dem üriefe Luther's an Spalatin vom 15. fV-brnar (mit dem sich ja der Sermon berührt, s. oben S. Iis, Ainu. oj laist sich ein bulcher Fortschritt nicht erweisen. End. 1, lö'): Uaec res [die rirtm induJqen- tiarmn] in dubio adhuc pendct. . . Uno tarnen dicam, pninmn tibi 9oli et amicis twstris, donec res publicetur: mihi in indulgentiis hodie vidtri non esse nisi anitnarum tUusümem et nihil prorsm «Übe me M $UrieMl»bu$ et pigria m via ChirieU, Die ißiMie trar flmi tcots det hodie niebti Neues; dena wir lesen gleieb danmf, dab eie iiir am den Anlaft an seiaea Tbesea abgegeben bat: hn^ ilhh mome mutoümdae graHa ego veritatie amore m eum diaptUaHimi» penmUteum labgrimikim deäi wte ipwm* Aach die Erkenntnis, da(a dar AblaA aar fiir Iknle Cbristea Wert babe» ist keine aeoe, soa:* dem impUcite m dea Thesen enthalten (vgl. die Tbesea 86 f 89f.). Weiter heilst es: Seeundum, in quo non est diibiwm, . . . qitod ele&mtgma et subventio proximi incompar rf iUtcr meUar ett (MOM mdulgemti4u. Auch dies ist sehmi in den Thesen (41—46) ausge- sprochen, desgleichen, und zwar mit derselben Schärfe wie in dem Briefe an Spaktin, in Luther's Brief an Erzbi.sehof Albrecht vom 31. Oktober (End. I, 11 G): opera piekUie et charUati» tunt in infim- Um meüora indulgentiia.

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BRIEGEB,

mit verhalten mag, das steht fest, dafs die Schrift erst ver- fafst ist, nachdem Luther die Tetzerschen Thesen erhalten hatte. Wir können daher den teiminuti a quo noch ge- nauer bestimmen y als vorhin mit Hille des Briefes vom 5. M&rs geschehen ist: die Schrift kann in der vorliegenden Qestolt erst nach dem 17. Märs entstanden sein K Uber den terminas ad quem ist man heute einig, da der bierber gehörige früher ftlscblieh in den Noyember 1517 verlegte Brief an iSpalatin * jetzt aügemein Ende März , Anfang April angesetzt wird

1) In seiiier IWrteapiedigt vom IVeitsg nseh lAetsie (19. Min) bat sich Luther fiber die Yerbcemumg der Tetscü'iebsn Thosen daieb

die Studenten beschwert (W. A. I, 377) ; in seiner swei Tage soror, Mittwoch den 17. Mfin (W. A. I, 267 C) gehalteoen Predigt kommt noch nichts davon m. Diese zwei Tage umgrenzen also die Zeit, in welcher die Thesen, von denen Luther zuerst am 21. März an Lang- schreibt (Knd I, 170 f.), nach Wittenberg gelangt und von den Stu- denten verbrannt sind. Falls Ltithnr die dnm Sermon zugrunde Hegende Predigt, wio wir oben anuaiiinen, er^t infolge des Ein- trefiena der Tetzelschen Theseu gehalten hat, so würde sie noch einige Tage später anzusetzen sein: nach dem 19. Märr. (wenn nicht etwa Luther, ^v:ls nicht unmöglich wäre, am 19. März zweitnal die Kanzel bestiegen hat). Geht der Sermon auf eine schon früher ge- haltene Predigt zurück (zu dieser Annahme liegt aber nicht der min- deite GfVQd vor), le wQxde dieie immer erst jetzt n der Dvn^i^ttffc umgearbeitet sein. Noch ein paar Tage weiter müTsten wir herab- gehen, wenn man aus der Thatsache, da& Lntlier in seinem Briefe an Lang trotz der eingehenden EnShInng tob der Verbrennong der Tetzel*8clien Thesen, Ton denen er ein Exemplar dem Briefe beilegt, doeh zeinee Senmoos nieht gedenkt, den Sdünlz aehen düxfte, daft er am 21. diese Wideriegmig noch nicht beabsiehtigt hebe. Wie vorsichtig wir aber mit derat tiVon argumentis e ailentio lein mOsMiii •eigt gleich der nSclirtfolgende Brief, der an Egranns vom 24. Mira» in welchem Luther zwar des Angriffes von Eck gedenkt, aufMlen- derweisG aber von dem Tetzelschen schweigt Immer geht aber aus dem Briefe au Lang vom 21. hervor, dafs an diesem Tage der Ser- mon noch nicht gedruckt vorlag:; denn sonst würde ihn Luther sicher neben den Thesen dem Freunde überschiokt hRben. Doch wird die Schrift noch in derselben Woche die VVittenberger Presse verlassen haben.

2) de Wette I, 70 f. = Knders I, 177 f.

3; Küstlin I', 787 (zu S. 1Ö2): „Der Brief ist ebenso nach

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DIE NEUE LUTHEfi-AUSOABE. U. 125

Hm darf daher annehmen, daA der Sermon von Ab- lafs und Qnade in den leisten acht Tagen des Mftrs

aui^gcgeben ist \

Es wiiie ihm somit seine Stelle hinter den zwei deutschen Fasteopredigten von 1518 anzuweisen gewesen.

4.

jylQiie kme ErUftruniir 2^ Oebote^^ und die „Instnietlo pro eonftsslone peciMitoniiii^^

Unter diesen Ubenchriften bringt Knaake unmittelbar nach dem Sermon Ton Ablala und Gnade als erste Schriften des Jahres 1518 Luthers älteste ErkUürnng der adln Gebote lateinisch und deutsch.

Dss Dimkely welches über diesen kleinen Schiiflen lagert; i&t auch von Kuaake nicht gehchtet.

Knaake in Ende Bfin oder Anfang April sn setsen.'* So auch Kolde (vgl. I, 375 nH I, 150 das »Anfang Min** a 160 nmla aidi dem Znismnieiilisng Druckfehler für „Ende Min** Bein) and Enders I, 179. Ffir die Datierung iat auch beachteniwert die Adzeaaex-Aio Spalatmo in aree Wiiienhergemi, wie aie sich elwiMW in dem undatierten» von Enders mit Beeht in die Oitenfocbs Yolegtai BiDal End. 1* 180f findet (auch die Briefe sa %islalin ans Coburg vom 15., ans Wfirshorg vom 19. April [End. I, 183. 185] dnd nach Wittenberg adressiert). Die Anwesenheit des Kurfürsten in Wittenberg können wir urkundlich für „Freitag in der heiligen Osterwoche" (9. April) nachweisen (s. Kolde, Die deutsche Au- gustinerkongregation S. 3141; er mufs aber schon zur Zeit der Ver- brennung der TitzeTschen Thesen in Wittenberg anwesend gewesen sein, denn eunst hätte die Bemerkung Lutlu r 's in seiTif^m Briefe an Long vom 21. Marz, die Verbrennung habe kI angefunden tuscio Principe, ScmUu , Hectore , demquc u^nubus v nlns (End. I, 170), keinen Sinn. Am 11. März dagegen wai- SpalaLin noch nicht in Wittenberg (s. den Brief Luther*s von diesem Tage End. I, IGÖ).

1) Mit diesem Ergebnis stimmt die Angabe Tetsel's in seber »Torlegmig (Löseher 1, 484f.)f der flermim sei „yn der festen [17 Fs- bniar bis 8. AprilJ iuugät vorsehienen gedraekt snsgsgsogen**. Et- was sn splt hat Plitt I, 96 ihn sageietst: Mirs oder AprIL Biebtig silsin Kolde 1, 160s MNoeh hi den ietetea Tugsa des Mini iriid ssin kUhMS SefariAehsn . . saKhieDSn isin.''

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1S6

mm

1. Der Titel. Die lateiniBche Schrift ist in swei etwas Yon einander abweichenden Fasetingen auf uns gekommen, Ton denen die eine uns dnsig in der Wittenberger Aosgabe

der Opera von 1545 aufbewahrt ist, die andere noch in einem Augsburger Drucke von 1520 vorliegt ^ Jene ist betitelt: ,,Instructio pro conieesione peccatorum abbrevianda secundum Decalogum^'y diese: ,yCompendio8a decem praeceptorum explanatio, eorom transgrae» sionee, impletiones, literam occideniem et sptritom vivifican"- tem comprehendens'^ Knaake ist bei Feststelliing des Ti« tels der Wittenberger Ausgabe gefolgt

Die deutbehe Schrift, von Casp. Güttel, welcher sie seinem 1518 erschienenen Büchlein von Adams ^AVrken und Gottes Gnade'' ' einverleibt hat', als „Ein Beicbt- Bettel^'^ beaeichnet, führt in den Sonderdmcken, unter

1^ R Knaake T, 257. Der Augsburger Druck, auch schon yon Irmi scher E. A. 36, 146 verzeichnet, lag mir in einem Exemplar der Göttinger Univ.-Bibliothek vor. Von ilt ii von Knaake I, 247 und 248 f. verzeichneten Drucken der deutschen Schrift waren mir zur Hand (und zwar aus der hiesigen Univer^ Hihliothck) 1) Güttel, 2) Druck A, 3) Druck G in einer lithographischen Nachbiidang „Leipzig [18G4j, Verlag von Adolph Werl".

2) Dem Sebxiftchen liegen dem Titel zufolge seine 1518 im Au- gUBtinerkloster m Sdeben gehaltenen Kutenpredlgten zugrunde (a. den Titel bei Knaake I, 247). Über die Selnift eelbrt let m «ar- gMehen Koldei Die deatsche AngastineikoDgrcgation, 8. 810—819, aneb Kaweran, Kasper Güttel (Halle a./S. 1882), 8. 27t 77.

8) Bl. C 8»-D 2 k.

4) Seine EinfShttuig „der nefan Gebote'* mub im Zosammenbang mitgeteilt werden, Bl. C 2^ f.: „Solche ▼nderricbt tsa Christi vod güttes gnaden neben seines selbst waren eikentbnns tra leehter belebt, buefs vnd also nachmals des bocbwiicltgsten Sacraments se- liger entpfahung bringt einem vleissigot aasdiawer viid bchertzer die beschreibung in deutscher Septen [genauer bat Guttel den Titel Ton Luthcr's Bufspsalmen BL C 1* angegeben] des Vorgängen ihane durch den Mansfeldischen, ytzt Wittenber^schen Augustiner sampt einer beicht tzettcl von Adam's werckenn, cygenen krefftenn, flelichem ToptaTnont vnus angebom eynfs tluylcs, vud gotlicher gna- den (h r wurckn^ip; C'hristi df»s andern, in vortragung der trehcn gebothc hiermit eingelegt, fast gruntlich vnnd wol vortzey- obendt." Das „Ton Adams werckenn . . vnd gotlicher gnaden

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DIE NEUE LtmrER-AUSQABE. IL

127

d€Den nch jedoch (nach Knftake) kein Wittanberger be> findet, aoBnahmrfoe den Titel: ,>Die sehen Gebote Got- tes mit einer knroen Anslegung ihrer Erföllnng und Uber-

treluiig". Der von Knaake beliebte Titel ist ein willkür- licher. Entweder hatte er sich au den Titel der feuader- dmcke zu halten und dies wäre das sichcröte ge- wesen * ; oder falls er nachweisen konnte , dafs die von Gftttel gebrauchte Beseichnung der Schritt yon Lutiier her- ■tammey eo wire rie als ^^Ein Beichtaettel'' au betiteln ge> wesen. Dann hatte der Titel ganz fthnlich gelautet wie in der lateinischen Bearbeitung des Schriftchens nach der Wittenberger Ausgabe. Auf einen Titel , welcher Luther's Behandlung der zebn Gebote in Beziehung zur Beichte setzt, deutet hin, was er zum 9. und 10. Gebote sagt*. Enaake's Einwand gegen den Titel ,,Beic}itzettel'' (anter diesem Ausdruck ventehe man gewöhnlich das Zeugnis eines Priesters fiber abgelegte Beichte) ' ist schon deswegen ohne Belang, weil Caspar Guttel den damaligen Sprachgebrauch auch und zwar besser als Knaake gekannt haben wird. Auch das entsprechende lateinische Wort ,Con- fessionale' wurde in verschiedenem Sinne gebraucht: nicht blofs als Ablafsbrief (Beichtbrief, Beich^rivilegium), sondern auch Ton den Anleitungen zur Beichte, an denen das aus- gehende Mittelalter so ungemein reich war^ Luther be*

»cbeiut Güttel mit Besiehoag anf den Titel seiner Schrift singe- schaltet zu haben.

1) Es ist ohnehin nicht wahr<;rheinlich , dafs di^" Xachdruckcr eigen iiKirhtip von der Wittenbergor Vorlnj^P abgewichen sind. Viel- leicht haben verschit Ic nc Originalausgaben existiert, in denen Luther selbst den Titel ^ersc hieden gestaltet iiat.

2) „Dyse tzwey letzte gcboth gohörn nicht in die beicht" (W. A. I, 253); ebenso im Latein.; Iluec diw praecepta exponunt praece- dentia ncc pertinetU ad coufessionem (I| 262).

3) I, 247.

4) Dis Bemerkung Heinr. SebsBldVs In der Bil. Auag. Op. T. a. II, 884 seftelis wteanmi OmfuBkmälia $enpta oe UbeOoi, «MOMt eonfitmtdi fofwuu et «oaiM comdmÜM eompnhmdtbanhMr) ist dvehsns rotiefleiwL Ich nemis aar Engelhard Kanhof er 's ,Goa* ÜMrionale eontinens Trsetstnm dseem pfseoeptofuih* etc. (KBmberg

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BBISOEB,

zieht sich Bpäter (in meiner ,Confitendi ratio' von 1520) auf diese beiden »Schnitexi zurück als auf seine ^Sche- dalae decalogonim' K Die Bezeichnung Zettel war ftUerdings mn so aDgebrachter, üXU, wie Knaake annimmt der Uidruck nidit in Buchform, BODdem in Plakatfonn (als ein nur «nieitig bedruckter groiaer Bogen) encbie* nen ist ^.

Aber, ^vio es sich damit auch verlialten mag, jedenfalls hatte Knaake kein Recht, der Schnü einen bisher unge- bräuchlichen Titel zu geben *.

Doch das iai eine Kleinigkeit. Nicht ohne prinzipieUe Bedeutung aber ist die Frage, ob em Henuugeber der Werke Lniher^e befogt ist, eine Schrift des Relonnaton^ um die mutmafsliche Form des Uidmckes wiedo^enusteUen, in einer Fassung zu geben, welche von sämt- lichen gleichzeitigen Drucken abweicht

1502). Weitere Titel s. bei Geffcken, Der Bilderkatechismus des 16. Jahrhimderts I (Leipzig 1855), S. 35. Vgl. auch Elasak, Luther und die leligidse Litterator seiner Zeit (R^geosbiug 1831), S. 215. S20. 244.

1) W. A. VI, 1^T^4. Aber am 4. ^^cptcmber 1517 (\n seinem Briefe an Lang) spricht er von seinen , 1' r a c c ( p t a*, welche er dem Freund uircique lingua übersendet habe Ku l I, lOG. 107).

2) Er sagt das freilich nicht aus(h ücklich , aber anders ist doch die Aufstellung der „Tabelle** S. 24Ö samt den aus ihr gezogenen Folgerungen nicht zu verstehen.

3) Ich verweise anf den „Wallfahrtszettel" bei Weiler, Bepertor. typogr , Supplem. (Nordlingen 1874), S. 7. EinUattdrucke der sehn Gebote teheben niehta Seitenet geweieii m ae&n. loh er- innere an die Mflneheaer Beichttafel von 1481 (Geffeken a.a.O., Beilagen 3. 119£) und an den Zfiricher WandkateehUmoi von 1525 (ebenda S. 208ff.); desgl. an das GioTslbUoblitt ,die s«o tafei jnoitiS Dmek des Thomas Anshelm wa Pfintsheim 1S05 (Weiler, Bepert tjpogr., N5rdliiigea 1864, n. 844). Vgl aaeh Weller n. 562.

4) S. seine Begründung 3. 246 f.: Luther selbst hat sie bei qtSterer Umarbehang als ,eine kurze Form der zehn Gebote' ht- zeichnet und sie so mit , einer kurzen Form des Glaubens' und , einer knr^on Form des Vaterunsers* verbunden 1520 berantgClgebea, Hier- nach ist unser Titel gebildet"

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DIE K£U£ LUTBBR-AU80ABE. O.

129

2. Knaake's Wiedergabe der beiden Schriften. Die deutsche Schrift licp^t uns in drei teils der Anordnung, teils auch dem Umfange nach abweichenden Ausgaben vor. 1) bei Caspar Gtittel in der oben erwähnten Schrift von 1518. Dieser Drack| beetimmt der älteste der auf uns gekommen, ist vor Knaake noch yon keinem Herausgeber be- nntatworden K 2) and 3) m einer kllraem and «ner ISngeren Resension, welche, bereits frflheren Herausgebern bekannt'^ von Kna;ike zuerst m einer gröfseren Anzahl von Urdrucken nacligij wiesen sind \

G Uttel giebt die zehn Gebote in der Weise, daTs auf den Text eines jeden Gebote ^ 1) eine Erklärung (diese ist aber in allen Ausgaben nur bei den sieben ersten ▼orfaanden)| 8) die Übertretung, 3) die Erfüllung folgt, worauf den Schlufs des Ganzen der „kurse Beschlufs der zehn Gebote** („Spricht Christus selber" u. s. w. [Matth. 7, 12]) bildut samt der abschliefsenden Formel: Alöu leljren die gebotf. Bei dem ersten Oclxit lesen wir nach der Übertretung ,,Al80 thut die natur yhr selb ge* lassen durch Adams erste sunde'', und nach der „Erfüllung'': ,,Also tbnt die gnade gotes dnrch CAuistum vnsem heni'^

1) Hingewiesen bat auf das Vbrkoiamea der Schrift bei Güttel anerst Kolde (1879) a. a. 0. a 812.

2) S. WaUb m Vorrede § vm und Irmiseber in der Erl. Ausg. d^, 145.

8) Von der Idirseren, die Irmiseher nur in swei Drucken be- kannt war, fiUurt Knaake fünf (A-^B) auf; yon der längeren, welche, zuerst In die EislebeDer Tomi aufgenommen, von Walch nach einem Drucke von 1522 (vermutlich Druck I bei Knaake) gebracht war, verzeichnet Knaake vier Urdnicke (F-I). Die Zugehörigkeit von E zur ersten Gruppe, von II nnd I zur zweiten ist blofsc Vcniintung Knaak da \hm diese Drucke nur nus Weller bekuuut waron. Es bleibt unvpr«*tändlich , weshalb nnterla«sen bat, sich von der Richtigkeit seiner Vermutung durch Autopsie zu überzeugeu, da ihm die Drucke unschwer zugänglich waren. E ist nach Weiler in Zwickau v^orhanden, H in Augsburg, I in Stuttgart.

Nur das 9. und 10. ist hier wie auch in den anderen Rezea* sionen in der die |, Übertretung'' vertretenden Bemerkung (s. oben B, 127, AnoL 2) wie In der ^ErAUnng" nsammeogelafirt.

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BRIEOEB,

1)1680 swei Sifate flamt dm ^^kaneDBefleUiifr^ und der

absohliersenden Formel fehlen in den Dmcken der Gruppe A, welche überhaupt die Schrift in der knappsten Form bietet, im übrigen stimmt Gruppe A mit Güttel inhalt- lich überein, und nur die Anordnung ist eine ab- weichende, indem hier 1) die ceha Gebote samt £rkiäniiig hintereinander ges^ben werden, dann 2) ihre Übertretaogoi und 8) ihre EfUdloDgen.

Dieselbe Anordnung wie bei A finden wir aaeh in der Ghruppe F, in der jedoch unsere Schrift eme beträchtliche Bereicherung erfahren hat, indem neben den von A fort- gelassenen Stücken aus Güttel bedeutende Zuaätie bemerk- lioh sind.

Was die der Gruppe F nnr mit Güttel gemefaasamen StOeke wbelaDg^ Bo steht Idar 1) die Sehnlkfofmel: „Ah» laevea die gebot^ offenbar richtiger am Scblnls der Gebote selbst nicht am SeUnfii des Garnen , wahrend der „kurze Be-

schluTs^' seine Stelle am Ende (d. h. nach den „^r- fUUungen") behalten hat; 2) der Satz: „Also thut die nator'^ vl s. w. sieht nicht bei dem ersten Gebot , sondern was ebenfalls angemessener ist - am Öchlais der über- tretongeni und dem ent^reehend der Sata: i^Also Üiut dio gnad gottes'^ u. s. w. am SgUuIb der ErlUlungen.

Die Zuafttie der Gruppe F sind folgende: l) der Ab- schnitt, in welchem die fönf Sinne , die sechs Werke der Barmherzigkeit, (lit> Todsimden u. s. w. in Beziehung ge- setzt werden zu den einzelnen Geboten; eingeschoben nach der 1^ Übertretung des 9. und 10. Gebotes und vor dem Satze: ,,Also thut die Natur ^' \ 2) die beiden dreifacb g^gliederlen SAtae ron der Eigenliebe und der Liebe Goltoa und des Kttcfasten* nach dem |>kuraen Beschlufs'' un* mittelbar anttnandergeiügt ; und 3) hierauf folgend als Schluls des Ganzen die ofieubar nui^ einen Anhang ^ (eine

1) W. A. I, 254, Z. B*-9.

9 W. A. I, 2&i, Z. 10—18 «Mi & 966» Z. 19—29. S) AU aoklMr beieits mWaleh a.a.O. «fcsnat «ad sehsif be» tont üad nH Beeht; s. unten 8. Itfft

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DIE ÄEÜE LUTHKK-AÜSGABB. IL

181

Beigabe) bUdende AbeadmalilmrmaliBaDg: „Hmk w ist g;rofter irtinun \

Werfen wir gleich an dieser Stelle einen Blick auf die beiden Rezensionen der lateinischen Bearbeitung der Schrift

m

(denn um eine solche und nicht um eine Ubersetzung handelt ee Bich bei aUer Übereinstimmung der betdaaSduiftaa} und

Beide, die ^laeiructio'* ind die iGompendioi» explasatio' stinmeii dem reidiludtigea Inhalte nieh'

mit der Gruppe F, in der Anordnung, in welcher beide unter sich verßchieden sind, im allgemeinen mit den Ghruppen A lind F tiberein, so dafs also erst die Gebote samt Erkläning^ dann die Ubertretttogen, endlich die £r- iüUinigen bringen^.

Die Abweichopgen der Anofdiniiig m dar ,Jaa(r/ «nd der .Bnlen.' Tim P und von ffiiiAndflr siad dieiei

1) Wae in F über des 9. nnd 10. Gebot nnter den „Übertretungen'^ bemerkt wird ^, das ist in beiden latei- nischen Rezensionen gleich nach den zehn Qeboten selbft geeetzt ^.

2) Der ^ kurze BeschlulB der zehn Gebote 'S welcher in F aeme SteUe ala wukHeher Sehln&naohdfln ,,£iiiiUiing»

1) W. A I, 866£

2) Da noMie Bibliothek die editio princeps tqh Wittenb. I nidit besitzt, benutze ich Jenens. I in der «dit princ.

B) £in Mehr haben sie (abgesehen von der weiteren Ausfüh* mag TOD efai paar Abschnitten) nur in dem LiUra oeeidens (ror den »Transgressiones'V, Spiritus riinficans (nach den ,Plen!tadme8*), aafserdem die ,£zplanatio* noch m ilcni DecHna a malo (vor der eratea /rrajisgressio*) und Et fac honutn (vor der ersten ,Impietio'). Dagegen »iud die Sätze: „Also tbut die Natur**, »Also that die Gnade ^' in den latein. Ansgaben fortgefallen.

4) Giitters Anorduiig steht denmach ganz ▼ereinzelt da.

5) W. A. i, 2G2, Z. ^löj Knaake hat dam Stück dieselbe Stelle angewieseoy die es in F hat

6) Die ilurtroedö* taieht daber mit der ,Praefiiiealio* doi acktn Ckbotee ab; die ,£splaiiaftlo' aber hat d«r ÜbMetuüg dea aebtea Clgbetea dia napassande Übenahrift gegebens IVanaaKoeita tämi w&fd af dooitd pni§ciijfkifwiik

9*

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18a

BEIEaBBy

liaty nimiiit diasdbe Steile in der ,ExpUuiatio' ein, wogegen er in der ,Instructio' unpassenderweise an den Schluüi der Übertretungen gestellt ist ^

8) Der Abschnitt von den „fünf Sinnen" u. s. w., wel- eher in F sich an die „Übertretungen" anschEeikt, findet iich in der ^luBtr.' an deneüben St^^ in der ,EzpL' aber am Schlafs nach dem ,Oompendiam decem praec^torom' and vor der Sakramentsyermahnong

4) endlich sind die Sätze von der Selbstliebe und der Liebe zu Gott, welche in F zwischen dem „kurzen Be- schlufs" der Gebote uud der AbendmahUvermahnung stehen, in der , Instructio ^ als Beiechriften quer am Bande gedruckt der erste in drei Absütsen bei den yTraaBgreseaioiiee'y der zwdte ebenfolk in drei AbeSAien bei den ^Impletionea'. Die jExplanatio' dagegen hat jeden Sats in drei Abafttaen zu dem 1. 4., 5. 7., 8. 10. Gebot ubcrschriftartig ge- setzt doch ohne dafs die einzelnen Stücke gerade in dieser Weise den hier gebildeten Gruppen von Geboten zuan- weisen gewesen wSreiiy überdies ist bei beiden Sätzen die fieihenfolge der einzeben Glieder verkehrt (2 1 8) * bttde Versehen ein denflicher Beweis, dalz (^vanuB Otmar, der Drucker der vorliegenden yExphinatio'y «nen Druck benutzt hat, wo diese Sätze ebenfalls quer gedruckte Rand- glossen bildeten.

1) Kiiaake hat ihm S. 259 gegen beide Vorlagcu seiue Stelle &m Schlofii der zehn Gebote selbst gegeben.

2) Knaake S. 263 ist hier der »Iiuttr/ gefolgt

8) Knaake hat de am SeUni« des Ahtohnittee von den ,TkaBip giessloiies* (S. 862, Z. 88-34) nod steh d«D ,Plenitiidliies* (S. 864, Z. 6^) gebfacht; die dfel eisten Beiscbriften (nach der ed. Jenens. m nrtdlea) entoehieden an nnrichtiger Statte (troiB der Be- merknng^ die er an Z. 82—84 maohl); sie hitten & 868 vor Z. 14 stehen mOaien: denn mit dem ganxen Abachnitto von den fünf Sinnen a. a. w. (S. 862, Z. 14— 8t) haben sie nichts an schaffn. Knaake hat sich hier wie aonat an die „Kane Form'' von 1680 gelialtaa (a. £. A. 22, 12).

4) Diese Verwimmg (2 1 3) findet sich auch in der ed. Jenens.; desgleichen in dem Tom. I Witeb. von lööO; wie es mit dem Tom. I Witeb, von 1545 steht, kann ich nicht aagen (a. o. S. 181, AnnL 8).

X>I£ NEUE LUTHEK-AU86ABE. IL

183

In dieser Weise also nnd uns die beiden Schriften über- liefert wurden.

Wir sehen, es ist ein Thatbestand, welcher dem Heraus- geber einige Unbequemlichkeit bereitet, doob keine nennens- werte Schwierigkeit.

Wie hat nm der itoneste Henra^ber seiiie Aufgabe gelM?

ZunSchst bd der deatschen Schrifl?

Knaake hat, um die Abweichungen in der Anordnung bei Güttel einerseits, bei A und F anderseits zu erklären und um damit zugleich die Rekonstruktion der Lutherischen Urschrift ansudeuten, eine Tabelle aii%ef(eUt, die hier beschrieben werden mols K

Sie besteht aas einem grölseren Ober- und dnem kttr- Bereu Unterteil^ deren jeder in drei KoliunneD swfillli

Der Oberteil bringt in der ersten Kolumne untereinander die zehn Gebote, in der zweiten die Übertretung, in der dritten die Erliiliung derselben. Dazu hat jede Columne von unten nach oben gedruckte Beischriiten j die erste: II Also lehren die Gebote''; die zweite a) den Satz: „Also tiiat die Katur'^ u. s. w., b) den Satz von der Selbstliebe; die dritte a) den Sats: j^AIso thut die Gnade'' u. s. w.| b) den Sats von der Liebe zu Gott*.

Der Uiitorteil der Tabelle hat zunächst die (die Ko- lumnen durchbrechende) Lberschrift: „Kurzer Boso Iii ufs der zehn Gebote" und dieser expliziert sich in den drei Kolumnen in der Weise ^ dafs in der ersten steht: „Spricht Christus selber'' xl s. w. in der «weiten: ^^Die

1) S. 248.

2) Die unter b) genannten Sätze sind, wie wir soeben sahen, in der einen Rezension der lateinischen Schrift (der , Instrae tio*) in der Tbat als Beischriften quer am Rande gedruckt.

S) D. h der ganze Abschnitt, welchen Güttel und die Gruppe F eben unter der Uberschrift Kurzer Bcschlr fs der zehn Gebote" bringen. Was Knaake untvr dieser übcrsclii ift in der zwclti'u und dritten Kolumne liiotet, findet sich in dt r Gruppe F, die allein iu Betracht koininou kann (deua Güttel uml (-ruppe A enthalteu diesen Stoß' überhaupt nicht'), nicht mit unter diese Überschrift begriffen. Doch 8. die ,i:4iplauatio'.

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134

BKIEQEB,

fünf Sinne werden eingeschlomeii^ v. s. w., in der drHieii:

„Merk, es ist ein groröer LrÜium" u. a. w. (d. h. die S«krament8yermahnung).

Diese Tabelle ist nicht ohne Scharfsinn erdacht Aber Knaake rOhmt ihr za viel nach, wenn er be- luH^le^ ans ihr orUirton sich „alle EigentBmliehkftitflii der Bmeke in der Verwendnng des yerloren gegangenen Ur- textes" ^ Das obere Stück der Tabelle erklärt die Ab- weichung in der Anorrlnung des Stoffes bei Giittel, der quer gelesen bat^ und den Sonderausgaben, welche die einzelnen Kolumnen bringen. Und wenn wirklich , was auch mir kemeeweg» nnwahncheinlieh ist*, Ladber selbst diese Aue* legung der sehn Gebote als Einblatldrttck hat ans^pehen lassen y so werden die Gebote mit Erklärung ^ die Ubeiv tretuiigeu, die EriUliuDgen in der von Knaake aügegebeuen Weise geordnet gewesen sein *.

Aber eine schwache Erfindung ist der untere Teil der Tabelle, wenn hier der kurze Beschlufs^' au einer General- ttbersduift gestempelt wird, welche 1) den wirklichen „kor-

1) S. 249. Knaake erläutert dieses Urteil in folgender Weise:

„Güttcl giebt den Text querüber gelesen, also erst das Gebot mit Er- klärung, dann die Übertretung, zuletzt die Erfüllung; aber hf^\ «lern ersten Gebot hat er au die Übertretung sowohl ■^rie an die Krtullimg die Beiscbrift fiir alle heran gezogcu; am Knde ))ringt er den , kurzen Be- schlufs' mit dem, was iu der ersten Kolonne davon steht, und schliefst mit den Worten: ,Also lehren die Gebote'. Gruppe A lüfst alle Seitenschriften weg, auch den kurzen jHeschlufs*, und giebt dann den Teit jeder Kolonne von oben nach unten. Ahnlich veifaliit Gruppe F, hat aber, wenngleich in euiiger Verwirrung, den gesamten Text aufgenommen*^ (S. 249 f.).

2) 8. oben a 126^

8) Daia die dreiSitse: „Aho lehren die Gebote**, ,,Alio thnt die Katnr** n. t. w., „Also thnt die Gnade** n. s. w., smlatt au Ende der drei Keloinnfit, vielmehr an der Seite entlang gedruckt gewesen liod, Ist nieht sn enteiaea und iin«ihiacheinlieh Ar di^ieoigen Ans» gsbexi} wo bei den Überlretungea imd den ErfBUnagen die SKtse von der Selbstliebe und Liebe nt Gott als Beieeluiften gedraekt waren. I>ie Grappe F hat die drd SCtae mit „Also** offimbar an der rieh* tlgen Stelle, während bei Güttel eine Verwirrong^ liemeht, welelM aaeh doreh Knaake*e Annahme keine genfigende Erikttmng findet.

DIE NEUE LUTHER-AUSGABE. U.

135

soD BeBcUolft^ (MatÜL 7, IS nebflt Liilli«» Eriiatenuig), den Abtdmitt j, Die ftnf Sinne'' n. t. w., 8) die Aboid-

mahls vermahn uijg umfassen soll. Denn l) ist letztere, wie ich unten nacli weisen werde, ein s])ateier A nbang, den die frühesten Drucke unmöglich euthaltcu haben können; und 2) ist 6B dne nngegründete Behauptmig, dafs die Gbruppe F den gosamtoi Text ^ den nur eie nns bielel^ nur f,m einiger Verwifnuig'' anfgenommen hat Denn bier ut alle« d a 8 j e n i g e, wm das Unterattlek der Tal>eDe Enaake^s iiiniarst, wohlgeordnet*: der „Kurze BeacLliiis'' steht da, wo ilm auch GUttel hat, am Schlul« des Ganzen und der Abschnitt „Die fünf Sinne'' hat dort seine stelle, wo er hingehdrt^ am Schlois der Übertretungen^ und wo Knaake aeiber ihn bringt ^

1) Abgesehen von den bei(l<»n lateiuisclien Rezensioru n , -^velclic äIk'i w i 1 1 k ü r 1 i c he U m s 1 0 11 u II (' II liioten, zu deren dorcbgängiger jLrkiäruug die Tabelle Kuaake uutaugUch ist.

2) Von Verwirrung kana man bei P, weun man will, reden in- bctreff der ursprünglick als Beiscbriftcu gedruckten Sätze von der Selbstliebe und Gotteslicbe, die ¥ nicht nm Schlufs der Übertretungen nad der EifUUangen bringt, sondern ala abschlieftende Nutamwenduiig am Sehluf« des Gänsen nach dem „Konen BeieUnlli* and for ötßk Anhaog der BsfaenmitiTetiBshtnuig.

3) Libetreff der SteUong dieses »»BeMhlosses" giebt es also keine Dlfl^rens in den Draeken der deattebea 8ehrift. Eine Eigen- tfinliebkelt, sa deren Erklärnng es dieser Fortsetsong derIVilielle kedorflte, liflgfc denaaidi ibeibsapt nielit vor. Dieselbe Stalle hat der BeschlufB in einer der beiden Rezensionen der lateinischen Schrift (der ,Explanatio*), während die andere ihn an munreifelhaft unrich!> Üger Stelle bietet (nach den Ü^bertretongen). Die Stelle, welche Knaake ihm angewiesen hat (I, 251): am Schlafs der Gebote selbst ist, nach den Vorlagen beurteilt, eine eitel willkürliche.

4) An unnchtic:f*r Sti^lle bringt ihn n'iizi^ und allein die ,Ex- pl :i n .1 ti 0*, nämlich nach dorn , Compcu liuia decem praeccptorum ' am S' liliifs, und vor dem Anbang, d»^r i niulmong. Die Reihenfolge dient r drei Stücke als Schlufs der , E x ji 1 ;iuiit io' ist es vermutlich gewesen, wodurch Knaake zur Aulsttlluug des unteren Teiles seiner Tabelle sich hat verleiten lassen, indem er sie rerglichea haben wird mit der andersartigen Stellung der zwei ersten Stfieke In der |,KQfa8tt Form*' von 1520, wo sich das dritte ttberbai^t nieht findet (s. E. A. ^ 7. IS).

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IndeBMO^ trotz ihrer Fdbkrliafdgkeh ist der TaboUe ihr Wert für eine Eiokttung in unsere Schrift nicht absusprechen. Denn es ist jeäeti£dki die Aufgabe des Herausgebers , wenn

er das Original einer Scbiift für verloren hält, zu unter- suchen, wie beschaffen dasselbe gewesen sein mufs. Und als ein solcher Versuch zur Wiederherstellung der Ur- Schrift ist die Tabelle mit Dank zu begrüfsen.

Allein Enaake scheint sie für mehr als einen Versach su halten, scheint für die M^Uchkeit ^ oder Wahrscheinlichkeit^ dals Lnther^s Urschrift diese tabellarische Form gehabt hat, nnmittelbar die Wirklichkeit zu setzen. Zwar hat er seine Tabelle nicht zum Schema des Abdruckes der Schritt ge- macht (^das wilre bei dem Format der Weimarer Ausgabe auch wohl kaum durchiührbar gewesen); aber er hat ihr doch einen so weit gehenden Eintiufs auf die Gestaltung der Schrift eingeräumt', dafs hier letztlich den drei abweichenden Formen eine rierte hinzugefügt erscheint ^

1) Denn es bleibt doeb auch die andere Möglichkeit bestehen, dafii Güttel, anch ohne dsA Lather's „Beichtsettel" ob Einblattdraek mit tsheUariacher Foim enehieiieii wftiei die an und for rieh gering- iSgige UmsteUoDg (m emem Punkte nicht eben mit Geschick) vofge-

nommen hat.

2) Es könnte swsr scheinen, als ob Kaaake ohne Bficksicbt auf seine Tabelle einfach der „Kursen Form** tou 1520 gefolgt sei. Die Ubereinstimimmg seiner Rezension mit dieser späteren Umiirbeitung der Schrift durch Luther selbst würde man auch ohne Knaake's ausdrücklichen Hinweis darnuf (s. unten) sofort bemerken. Allein ich glaube mit der Ai iialime nicht irre zu gehen, dals die „Kurze Form" schon nul die Eutstehung der Kuaake 'sehen Tabelle ehjgewirkt liut. Kuaukc selbst beschreibt und begründet sein \'eitahrcn in folgender Weise (8. 250): „Bei der souderbarcQ Bcschaifcuheit der Ausgaben mü&äcu wir von einer Mit- teilung der Abweichungen im Eiozeiuen absehen; wir haben sie ivr nnMien Text ao weit wie möglich beechtet, berücksichtigt auch einen Wittenberger Drnek der ,karsen Form der sehn Gebete' von 1630 und den Stoff so su ordnen gesacht, dafs er mehr als bisher der oben entworfenen Tabelle entspricht**

8) Und dabei wird der Leser nicht ehmial durch Bemeikuageu

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DIE NEUE LUTHER-AUSGABE. II.

137

Dieses Vtt&hren ricfatel nch lelbst K

Es laute F als der mchludti^te Druck zugrunde gelegt

werden sollen, Belbbtvei ötändlich unter Berücksichtigung der beiden amlern Rezensionen: die Anmeikiuig der Abweich- ungen Yon A iiels sich mühelos durchtuhren; aber auch die Bücksichtnahme auf den Text Guttels war nicht schwierige sobald auf die durchgängige Vencbiedenbeit der Aiierdnung in der ESideitiiiig anfmerkaaiii geouMsht war.

Und lag denn unter den aofgeseigten Umetiteiden die gerill ;^'ste Nötigung vor, von der Angabe der Varianten ab- zusehen ^ ? Der Leser ist nun in i' allen, in denen ihm eine der Knaake'schen Lesarten verdächtig erscheint, aufserstaode m beurteilen, ob die betretende Lesart sich auf eine Vor- lage Btütst oder vat Vermatung beruht oder etwa nur Druck« fehler ifli So wird jedennann S. 252, 7 in dem Salse:

UDter dem Text vou den Umstollungen, die Knaake vorgenommen hat, unterriclitet! Daft ca nur w< nige sind, macht tlio Sache im Prinzip nicht besser. Wer k( iucn Druck der Gruppe F zur Vergleichung heranzieheu kann, bleibt in gitiiziicher Uukeiiutuia. Andere ist es bei der lateinischen Schrift, wo man mit Hilfe der Noten den Aude- nmgen Knaake's (wennaohon nicht ohne HQhe) nachgeben kann.

1) Uaa kSnnte Tecsneht sein, in der ^Kunen Form** von 1590 die Piobe tat die Bkhtigkeit der Knaake'schen Anordnung sn sehen, da Lother doch ohne Zweifel dieser OberarbeStong seines j^Beiebtsettels*' einen von ihm selbst aosgegangenen Dmek desselbeii sagrande gelegt haben wiid. Aber wir wissen ja nicht, oh Lother nicht gersde die Anordnung der früheren Schrilt Terttndert hat. Die Schrififc hat im gaoien eine ziemlich weitgdiende Umgestaltung er- fishren: der ganze erste Teil, die £rklärang der Gebote, ist neu ge- arbeitet und hier an den SchluTs derselben der „Kurze Beschlufs" aas der früheren Ausarbeitung gestellt; Teil 2 und 3 sind, von einigen Zusätzen abgesehen, dioselben geblieben r bier fiiu^pi! sich auch die Sätze von den ,,fuiif Sinnen'' u. s. w. wie i^etwas verändert) die SStze von der Eigenliebe und der Liebe zu Gott; der Anbang der ersten Schrift, die Vermahnung zum Sakrament, ist hier natürlich fortgefallen. Nur die Möglichkeit, daf.s die Anordnung der Urscbriit dieselbe gewesen ist wie in der „Kui/.eu Form", ist in der Einleitung ausdrücklich offen zu huitcu.

2) Vgl. Knaake S. 2&0: „Bei der sonderbaren Beschaffenheit der Ausgaben müssen wir ron einer MitteÜnng der Ahveiehnngen im £ineeln«ft ehsehen.** (Bd der lateinfsehen Sohrift sind sie angegeben.)

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BREBOER;

„Wer sich selb, um achy h$nh, kuider vnd aUeriflgr gut ym wolffen» mbua, ÜBfwor» wmmTi iditden mit erCicliteii ge-

bethen segenet und beschwert'' Air ,89m sieh' fSem fich* ver- muten und Knaake 8 oflenbar falsche Lesart f iä' einen bloiken Druckfehler halten. Eine Vergleichung zei^t aber , dafs Knaake GOttei geiblgt ist; A Jieet dagegen ncbtig: sein vihe, ebenso G: mmi fike V

Nicht beiaer steht es mit der Wiedeigibe der iMmiiriiifhiin Sdirift: auch ata iet mich emcm bestimmten Sefaeimi m- reohtgemacht anch hier ist la den eohon ▼arhandanen Ra* aensionen eine neue getreten

In beiden Fällen ist die Sache an sich so ge- ringfügig wie möglich. £s kommt in der That wenig oder nichts darauf an, ob man die einzel* nan ihrem Standorte nach yariierenden Sätae La<* iher's an dieser oder jener Stelle liest Immer aber haben wir ein Beoht au der Forderung, daft in FsUan wi<* die Yorliegenden die Gestaltung einer Schrift sich auf das strengste an die Vorlagen hält, dafs nicht auf Grund gewisser Kombinationen Umstellungen vorgenomnien werden, welche sich auf keinen der Urdrucke zu stützen verminen. Vermutungen über die Art und Weise j wie eine etwa ver* loren gegangene ^ Urschrift etwa au rekonstraieren sei, haben

1) So «neh die „Kurze Fonn*' Ton 1520 lOucth der Erl Atug. (82, 8). Rnaske hal sieh hier also sn den Drookfehkr emer Yot* Uige gehalten.

2) Gan2 naiv sagt Knaake S. 257: „Wir geben den Text naeh A [der , Instnictio*], berücksichtigen B [die ,Explaiiatio*] mit Vcr- merlt dor Losarton, ordnen aber den Stoff der deutschen , Er- klärung; der zehu Tfobote' j^cmül??", d. )i. nach der von Knanko beliobten Ordnung der dcutöchen Sehritt! Es hätte A auch für die Anordnung zug^runde gelegt werden sollen (unter Angabe der Abweichungen von B), so jedoch dafs auf die verkehrte Stellung, welche ein paar Sätze mutmalslich erhalten haben, unter dem Texte hingewiesen wurde.

8) Die Abwetehongen Knaake*« von den beiden Vorlagen dnd Beben oben in den Anmerkungen mitgeteilt wonbn (s. 8. ISl, Anro. 6; 8. 18S» Anm. 1 und 8).

4) Und in dieiem FeUe wissen wir nooh gnr niebt einmal, eh niofat die von der Witlenbeiger Ansgabe gebinobte ,Instraetio' txots

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DIE HEVE LUTHE&-AUSQABB. IL

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sich auf ilire Erörterung in der j^nleitung zu beschränken, anstatt gleich praktisch durciigefuhri zu werden. Hier hei Tat es: principiis obsta. 'Wenii schon in ver- häUniamäil'aig so einfach liegender Sache von dem geraden Wege abgewichen wird, welchen Überraecliangen mögen wir da wohl anageeetat •ein, we die Dinge wirklich schwierig liegen, wie bei grofaen Parlieen der Predigten Ln- ther's 1?

3. Die Entstehungszeit der Schriften Knaake hat geglaubt beide Schriiten in den Beginn des Jahres 1518 legen zu sollen, Wieder stand die österliche Zeit mit ihrem fiekfatewang bevorj Lather, der in dem erslen seiner 96 Silbe erklirt hatte, das ganae Leben der Glftubigen müsse Boise sein, fttblte sieb nm so mehr veranlafst; eine Anleitung zu ernster Selbstprüfung an Gottes Geseti zu geben und dadurch auf Verinnerlicbung der Beichte hin- zuwirken, je mehr infolge des Ablafshandels sich der Sinn des Volkes aui' äufscrc Werkgerechtigkeit gerichtet hatte. So verialste er nach Art frühmr Beichtspiegel eme knne Erklirong der aebn Gebote ond gab ue spätestens an den Fasten 1518 deatach und lateimsch heraus'^ K Diese MotiTiening lä^ sieh hdrso, wenn die Zeit der Herausgabe bereits auderweitig feststeht

Wie steht es nun damit V

Knaake bemerkt weiter, wir könnten zwar keine Sonder- ausgäbe aus dem Jahre 1518 selbst mehr nachweisen, aber der Abdruck innerhalb der Sohrifi von Oftttel beweise, dais sie „In den Fasten 1518 sdion gedruckt rorgel^n'' hat Eme Bestätigung der Ton ihm angenommenen Abfassungs- zeit erbUckt Knaake in dem Umstände^ dafs die lateinische

ihrer Fo^ilor die getreue Wiedergabe eines Wittenberger [von Luther selbst veranstalteten) Druckes ist, ob nicht von den Machdruoken der deutschen Schrift dasselbe gilt.

1) Vgl. meine IJemerkungen Uber die hier drohende Gefahr in der „Deutschen Litteraturzeitung^* 1807, Nr. 30.

2) S 247.

3) Ebenda.

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BRIEGEB,

Schrift A anadrackUch in da» Jahr 1618 geieCit'^ wird *.

Auf wie schwachen Füfsen steht dieser Bewdsl Schon jener ScLluib aus dem ^^)^koliulle^ der Schrift bei G Uttel ist nichts weniger als zwingend. Denn 1) liegt die MiSgUchkeit vor^ dafe GUttel Luther'a „Beichtzeitel'V den er wohl kaum von der K&xizeL verieeea haben wird, erst bei der Bearbeitung seiner FaetenpredigteDi deren Am- gabetermin wir nicht genau anaugeben Tenntfgen an be- nntsen in der Lage war, 80 dafii derselbe nicht notwendig öcliüii in den iahten gedruckt vorzuliegen brauchte; und 2) ist es nicht schlechthin notwendig, dafs Güttel überhaupt einen Di-uck in Händen gehabt hat: er kann diese Aus- l^gong der zehn Gebote ja auch handschriftlich von Luther mp&ngen haben. Doch das ist fireilioh nach der Art und WeisCi wie er den „Beichtaettel^ einfuhrt^ nicht gerade wahrsdieinlicb. Auch ich nehme an, dals GH&ttel einen Dmck benutzt hat, und glaube dieses sogar mit voller Bestimmt- heit beliaupt» 11 zu diuicn, weil die Schrift lateinisch und deutsch nachweislich schon im Jahre X517 erschienen ist

Der aUgemeinen £rwigung; welche Knaake zugunsten der Fastenaeit 151B angestellt bat, läCit sich eine andere entgegenstellen, die mindestens mit gleichem Gewichte ftlr die Ab&ssung der Schrift im Jahre 1517 spricht. Am 24. Februar^, am Tage vor Fastenanfang 1517; hatte Lu- ther seine Predigten über die zehn Gebote, welche er vom Souiniei' 1516 ab vor dem Volke in der Piarrkirche gehalten hatte, zu Ende gebracht und noch die beiden letzten Pre- digten dazu benutzt I auf das Verderbliche der berkönun- lichen scfaematischen Beichte (den hmuUus eottfeasumum mit allen den Distinktionen der genera peccatonm) aufmerksam

1) S. S57.

8) Nor das Enelieiasn im Jahre 1518 stellt fiast und das ,4im hsSiiifsU fatUn gepredigt* im Titel maeht es «slineheuüich, dalk die Selirift bald nach den Fasten ausgegangen ist

8) S. Knaake I, 18. m.

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DIE K£U£ LUTHER-AUSQABE. IL 141

ZU macheo und auf die rechte B^hle, welehe hrenis H

aperta sein soll, hinzuweisen ^. Da lag es ihm jedenfalls be- sonders nahe, bevor seine in den Predigten geg'ebene aus- iuhriiche Erklärung etwa im Druck erschien, eine auch iiir die V(^bereitiing zur Beichte dienliche; kurze Auslegung des Dekalogs warn Gebrauoh dee Volkes wie der Beiektiger her- anmigebeii*

Doeh das ist eine Vemratung, welche ab soksfae keinen

gröfseren Wert hat als die von Knaake vorgetragene.

Aber wir sind für das Jahr 1517 nicht ausschliefslich auf Vermutungen angewiesen , da sich in Luther's Briefen deutliche ^^puren dcff damaligen Kxistena unserer Schrift er- halten haben.

Am 31. Deaember 1517 * schreibt Luther an Spabtin: PeHs me quiänam mihi visum fiierU, ut inposHimp- hfis qmhfsdam vmeraiionem Sanchrwn pro carporalihus

necessitatihua iclut supcrstitionem judicaverim. Der Aua- druck , Poöitiones der freilich nur ganz allgemein .'^ätze bedeutet, läfst uns gleichwohl zunächst an Thesen Luther's denken. Sehen wir uns in diesen um, so finden wir in der fQuaestio de viribus et voluntate hominis sine gratia' ▼on 1516^ welehe samt ihrer AnslÜhrang nach Enaake „we* nigstens inhaltfich'' anf Luther aurttckgeht \ den Sais: Ckm credenti omnia sini tmiare Christo possihilia, superstUiosum est htimano arhitrio aliis Sanciis alia cUputari auxilia *. Allein dieser Satz dürlte deshalb nicht der von Spalatin ge- mainte sein, weil in ihm nicht ausdrücklich die Anrufung der Heiligen pro corporalibus necessitatihus als abergiftubiscfa hingestellt ist^; auch hätte Spahitm etwas

1^ W A. I, 51 Off. (eine gute Ziisammenfassung b^i Jürp^ens III, 2Uötf.). Ypl den ^ccbst(»n \mA achten Satz in Luther's Kurzer Unterweisung, wie inau beichl( n s iU" von 1619, W. A. II, 60.

2) En<l I, 13Ö. Dttfs Endt i s deu Brief mit Recht dem Jahre 1518 eutnommra und 1517 zugewiesen bat, bedarf keines weiteren Beweises.

8) I, 143.

i) W. A. I, 160.

5) Aueh hl der AnMauag hnäht ei mz patH tnj^mHUomm

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US BUOKIBB,

wgüJt, etira füa^iertal Jalir naoh der Vcri»ficintKehiing dieier Ttate tkk danach erknndl^, was Ltttber noh bei ihr ge- dacht habe. Viü passender edheiiit die Anfinge auf den

Satz bezogen zu werden: Qui eiiam Sandorum qiiorundam mperdidosam cuUuram, mglecta saluie animae, pro sola temporali securiicUe exerceni. Dieser Satz findet sich in der lateinischen Bearbeitung unserer Schrift ^ Auf eie dttxfte daher Spalaün sich besdeheui es sei deni^ dafii wir verloren gegangene Thoaon von Ende 1617* annmebmen haben, in denen $kltk die in Frage stehende Behauptung aoch be- &nden hai

MuIb man daher bei dieser Brief&teile noch die Müglich-

esse, huic sancto imc, alii aliud noatro arbUrto (ieputare atixilium, und das Annifen der Heiligen für körperliche Nöte wird auch hier nicht ausdrücklich beküuipft. Was Luther mit dieser These im Sinne hatte, ersieht man aus seiner Polemik in den ,Decem jprae- cepta*: 8cio novam iOmm opimmm mrmn, qtwd simt in 9Üa iswatf ' 4keni9 iom spirUtm €rmU äakOi, Ua §t mme csMto eotdm hm» here di^hmOts gn*iM amiKmdi t. w. W. A. I, 418, TgL8.417, 5~7. ~ Die VermuidtMliall switehen dm beiden Gedanken, daft die Heiligen pro necessikOe corporaU ansamfen «den und dab ein jeder TOD ttmen sein eigenes Gebiet der Hflfrkiitang liabe, Terkenne ich sieht Wie von Gegnern Lotber^s der iweHe Sali als fitStee flr den «ateien verwendet worden ltt| enidil nutti aas den tDeeem prae* cepta* W. A. I, 416f.

1) W. A. I, 260; vgl. m der deutechen Ausgabe S. 252: „Wer got und die heiligen mit vorgessen der sehelen noth nuhr nmb tzeit- lich nutz willen ehret." Mnn rerp^leiche mit der Erläuterung Lu- ther's in seinem Briefe an Spalatin End. I, 135 137 die ausfithrUche Darlegung in den ,Dt eem prae cepta' W. A. I, 411 ft'

2) Dafs Luther schon früher diesen Gegenstand üiTentlich be- handelt hat und dabei auf eine scharfe Gegnerschaft gestolsen ist, verraten und die ,Dcccm prae cepta' 1, 4 IG: <SV<i oygannitmt htc tiUqui contencumf me i^meraHum esse, qui pro necessitate corporali MMflCof imoeati pnMum a. s. So qpsaeh Lothar in eeber Pre< digfc TOBB 26. Jnll 161S. Oder neiiea die ,Deeem praecepta' aneh hier and da Zoiitw aas der Zeit» wo Ms dmektetig gemaslit müden» aaf? Auf einen denwCigen eplteren Zosata weist Knaake & 496 hin (fgL aaeh a 4S8^ Aam. 1). ^ Cbsr den Aasis&b wdsben Oldekop an LoChsr^e Pkedlgten Uber die HeQlgeDfaNhinqg gsaennnen» B. Jftrgens m

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DIE NEUE LUTHEI^AUSaAB£. U.

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kflü offin liMOPy dals rie neh auf etwas anderes als auf die

uns bescilüitigenden iSciirüten bezieht, so liegt diese Bezie- hmig uDzweifelhatt In einer noch etwas früheren brieÜiohea Auisenmg Luther's vor.

Man hftt ganz allgemcan (so viel ich sehe, naish dem YotgMige Ton de Wette 1, 60) unter den ,Praecepi*V ireldbe Lntiier nach sebem Brisifo vom 4. Septombsr 1517 an Johann Lang ^ ssal Minen Thesen .contra seholasii- oam theologiam' dem Erfurter Freunde durch Beck- mann (wohl Ende Au^Bt) übersmidet hat, die erst 1518 im Druck erschienenen ,Decem praecepta Wittenber- gensi praedicata populo^ yerstanden, deren hand- schriftliche MiAteiliing an Lang hier somit beaengt würde. Allein der Sals, mit weUsliem Luther im weiteren Verianfii dieses Boeles auf die »Praecepta' aorttckkommt, bestätigt diese Annahme nicht nnr nicht, sondeni scUielBt sie ge- raclezu aus; Fraecepta icleo tibi uiraqiw llngua misi, lä, si quando volueris ad populum de iis lyraedicarc (sie cmm ego iüa docui, ut mihi videar: ad evangeUcum moremj, hO" heres.

Schon das uka^ Un(fm hätte von der Beaiehnng auf die >Decem praeoepta' abhalten sotteni da es im hSch- sten Qrade miwalixsGlMinlich ist, dab der gerade nm diese

Zeit mit Ghschäften Überhäufte ' Luther Mufse gefunden hat, seine Predigten nicht nur lateinisch, sondern auch deutsch zu Papier zu bringen. Auch das niufsto anstöfsig erscheinen, dais nach dieser Auslegung Luther dem ihm ungeiahr gieich- alftengen Erfurter Prior, der jüngst auf Befehl seines Ordens- oberen sich die Wttide eines Lioentialen der Theologie erworben hatte » seine Predigten Über die sehn Gebote mit der Absteht überschickt hätte, dafs Lang sich ihrer für geino etwaigen Piedii^teii bediene. Und wozu BoUte Luther

1) End. I, 106 f

2) Die Klage darüber in seinem Briefe an Lang vom 26. Oktober 1516 {End. I, ü7) faUt j& iu die Zeit, wo er in der Pfarrkirche übtr die lehn Gebote predigte (detideror gjuatidie et pturottMk jwtMdK-

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BBISaBBy

die ,Pra6oepia' für dieaen Zweck gktcb kieiniBoh und deutadk ttbmendet haben? Em Eacemjto genttgte ja, ao dalk er neb nnnStigerwdee wines deutachen wie latdnifleben

MaDuskriptes beraubt hätte. Doch gesetzt, das gegenseitige Verhältnis drr beiden Ordensbruder habe es erlaubt, dals Luther dein Freunde Musteq)rQdigt6a überBendete, warum macht er ihm dann inbetreff des vor kurzem durch Beck* manii ttbermittelten latoniachen und deutschen Manuskriptes seiner Predigten Über die sehn Gebote in diesem Briefe erst die ErSffnang: ,,er selber habe nimlich über dieselben vor dem Volke gepredigt'*? Dieses ,stc enim ego iUa cUh cui ' * schliefst somit jede Möglichkeit aus, daf« die lateinisch und deutsch übersendeten ,Praecepta^ die Fredigten Lu- thers waren. Dann aber können es nur unsere beiden Schriften gewesen sein, welche Luther (selbstverständlich druckt') dem nach Erfurt reisenden Beckmann für Lang mitgegeben hatte, damit derselbe an dieser kurzen und bfin- (lig u Auslegung der zehn Gebote einen Leitladen hätte für seine etwaigen i^redigten über den Dekalog ^

1) Das heifst nach dem Vorhergehcii(?pn «o vjol wie: ad popu' In tu enim ego de iis ffraedicavi. Wenn Luther hinzufügt: ,,'und zwar] wie ich glaube, in evangelischer Weise", so wird nieinuitd dieses , ut mihi videor : ad evangelicuin i/iorm ' auf das Toraufgegangeue ,8ic' zurück beziehen wollen.

2) An ein Manuskript zu denken, haben wir ja gar keinen nnind. Dafs wir keinen Druck au» dem Jahre 1517 naehweineT! können, ver- Bchlägt nichts. Es hat sich ja nicht einmal HU» dem Jahre 1Ö18 ein

(datierter; Druck uihalten.

3) Das richtige Verständnis des Briefes macht es begi-eif lieh, dafs wir von der (angeblichen) deutschen Bearbeitung Luther'«, wie Knaake I, 3Ui liervorheht, „keine Spur mehr" haben. Auch Kolde I| 371 nimmt noch an, dafs Luther die ,Decem praecepta* »aueti deutsch niedergeschrieben hatte, um sie zum Gebrauch hei Plredigten Terwendbarer »i machen", und erblickt in diesem Umstände sogar ein Aaielcbe» dafür, daft Luther die (lateliiiaehe) Schrift nicht aelbet bemn^E^beB babe (gegen dieae Annabine mit Recht Knaake 1, 897). Hinaillg wifd ancb die fkeiiicb c^Un kfibneVemutmig Knaake*a iabetieff der Sermooe an« den Jahren 1514 bla 1617, ivdobe daa L5Boher*scbe Uaonakript BOBainmen mit den

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DIE KBUB LUtHBR-AUBQABB. O.

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Nach alle dem stammt die deutsche und lateiniacbe Aua- leguug der zehn Gebote aus dem Jahre 1517 ^, und ihrer damabgeo FonD, Toxwi^geeetzt; daSk aie eich mit Sioberiiait cnnittdn Ueb, wire in der Geaamttntflgiftbe ihre Stelle an- siireieen gewesen unmittelbar nach den Bofepealmen und ▼er der jDisputatio contra scholasticam tlieolugiam'.

Wie gesagt, nur ihrer ursprün jp^l ich en Form gebührte diese Stelle, keineswegs aber dei-jeuigen Fassung, in welcher uns die deutsche Schrift in der Gruppe F, die lateiniscliB ausschliefiilieh (sowohl in der ^Instmetio' wie in der |i2z* planatioO vorli^ Diese Beaensionen hat Enaake vielniehr m früh angesetst; ihre SteUe an der Spitro der Schriften

des Jahres 1518 kommt ihnen nicht zu. Wenigstens nicht, wenn wir die deutsclie wie die lateiniaclie Scin-ift als ein , Ganzea, d. h, den iSchluDsabschnitt in beiden , die bakra- meotsrermahnung, als ihren integrierenden Beetandteil be- bmchten.

Dieser Abschnitt zeigt nämlich, was dem neuesten Her^ ansgeber befinemdlicherwdse entgangen ist, eine auffallende Berührung mit einer anderen ScLiüt Luther's aus dem Jahre 1518, seinem ,Sermo de digna praeparatione cordis pro suscipiendo sacramento eucharistiae' K Wir vergleichen am besten den lateinischen Text. Die ersten Sätae der flnstmetia' stimmen fast wGrtlieh mit dem ^Sermo' aherein*

digten ftber deoDekslog enthielt, 1, 19: nWir wagen es m behaupten, dab es Johann Lang in Erfort war, der sie uns erhalten.** Ehi „ent- «eheidsndea Zeugnis** dafür soU eben unser Brief aeinl

1) Hieniaeh ist es aueh nnaweiftihall, dafs in dem Brieis Sehearl's SB Lmher Tum 80. September 1617 das achon Tom Burekhardt (Letherts Biiefweehsel 8. 7) und you Knaake (Seheurrs Briefbueh n, 84) statt eaUUogim venautete ätoaUogum sn lesen ist, dasEnders I, 119 aoeh ia den Text aufgenommen bat, MUeh Tsrlegea mit der Bcnertnug: „SelUe die Lesart ,decalogum* richtig sein, so wSren demnarh die Predigten Luther's über die sehn Gebote damals wohl sAou handaefalütlieh In Nürnberg bekaaat gewesea"!

9) W. A. I, S85£

BRIKOJSB,

Inttmetio W. A. I, 264^

Z. 9—19:

AdwrU, guod magnua «U errar eamm, qui Sacra- metihm EmiharisHae we^ dmU anmdim tüi wmwi, quoä tmfessi mnt, quod nm sibi comcii sinf pcccafi mar- talis vel praeiniserint ora- tumes suas et praeparatoria. Omnes UU sibi itulicium man- äueani et bthmii, quia kis ammhus n<m fiunt äigm ei puri, imo per eam fiäueiam puritatis peius polluurUur.

Sed si crecUmi et confidant sese gratiam ibi conscqnufuros, kaec sola fiäee eoe facti p^ roe et dignoe, guae nm Mhar operUnu üUe, aed rieemOf püsamo firmieaimih tferho ChrisH dieenHe: Venite ad me ottnies, t^ut laboratis ek.

In praeem^ione, mguam, istorumverhanm aecedendum

est, ä sk accedenies non can- fundeniur.

ünde Aposiolus ICor, 11: Frobet autem ee ipsim hmo e$ ek de pame «flb edaL

DÜBM Sätse macbeD den mODitlo ans. Im wuteren

Sermo W. A. I, saof.;

Magnus et perniciosus errer est, si guis aeeedat ad aoera- menimn em nisua fidneta^ quod eonfeseua eit, quod non sU sibi eoneeius mortalis pec- catif quod orafiones et jtre^ paratoria sua premiscriL Omnes ivdicium sibi man- ducant et bibunt, quin hiis omnibue non fimd digni »e- que puri, immo per eam fiäU' dam purikdis peius poUmm- tur.

Fiunt autem puri per fidem . . . accedas certissime eonfidens tete gratiam eonse^ guuturum, . . Haee iiague fides, sola et summa ae prosnma disposiHo, faeit vere pures ei dignos, quia non nilitur in operilms aid viri' biis nof^tris, sed in purissimo, piissimo firmissimoque verbo Christi dieentis: Venite ad me omnes, qui laboratis. . .

. . iUuä maxime siude, ui in presumptione istorum «er- horum Christi accedas, et sie ücced^ixs illumtnaberis ti fa- des tua non confundetur. . .

Sed hic tractandum illud ApostoU iCor. 11: Frobei autem ae ipsmn homo sie,

▼ierton Teil der gtoaen Ad* ITeriaiife iit dieie snm Teil

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JÜiJb aHLÜ. LUTBKR-AUSGABK. IL

147

adbittadig ^ (obwohl sie in den GedankMi tauk Uer tUk mit der Predigt bertthrt), teils ftnfsert «di die Übereinidm-

mung in mehr oder minder gtaiken Aaklängen an den jSenno*

Eine noch nähere Verwandtschaft besteht zwischen der Predigt und dem etwas kürzeren deutschen Texte der fir» nuJinung: £ut eftnitliche Sätse und Wendungen der letetem inden iich in jener K

Die BerOhmng der beiden Sobriflen mitLnther's »Sermo' ist 80 itark, daft auf einer von beiden Seiten ein Abhängig- keitsverhältuib beötehctu muDs. Daia Luther die kur2^ Ver-

1) So AbMbDitfc S. 864, Z. S0->28 und der Bchktüi & 866^

Z, 2-n

2) Instruotio ä. 264, Z. 28—34: Nam 8%iuima et optima dmpositio ad Sacrameft' tum est illa: St homo sese probam inv enit te »itire gra^ timm «e ereäere illam com«

•Iffit tft9«rff«i üiijifdt^ali-

dermo 8. a88:

Fera ei solida prohatio e$t, si te inveneria inanem quidem et sine pottdere salutis et imiicief onustum vero ac lubo- rantem muUii maH»gu9 cupidiMihuSf quibmim§fiiS» anhdes, 9itia$ graiiam et «i» mHcordimm, §a$que non d«ifr<- tM Me «o «•«§««» Itir «IM.

Serao S. 880: ttl rede dispotitm, quia, CporUt «( amimam vacuam il iteundmm B, Äuguatinum, esurieniim cßSarat. . . Nam, nt itU cibu$ Sacramenti nihil iia B. Äugu»t%nu9 ait, itte eibui odtf neut fastidierUem et satu- nihil eque odit ac Batwrum fatH- rvm, nihü ita requirit aicut esu- dientemqtte Btomnchum , nihil i(a rientavi et sitientem, Qm Ha ßtcii, qutrü naU anmam etwr^tUewt. Tecl€ S€ probat.

Vgl. XU Instructio a 2U, Z. 34 hin 8. 266, 2 den 8ermo & 332, Z. 12Ü .

3) Man vergleich« die Knnalinung mit der deutsch^u Ubersetsung der Predigt Erl. Au»^. li>', ^lil. Es stimmt die Ermahnnng (W. A.) ä. 2i)5, Z. 24-28 mit der Predigt S. 24; S. 9Gfi^ Z. 88—88 äm Predigt S. 25; 8. 856, Z, 88—88 mit der PMigt 8. 88; & 888^ % 8-8 mit der Fredigt 3. 88; 8. 868, & 8-18 nH der M^fe 8. 88. (Vgl «Mk 8. 868, 1-8 K. A. a 88 «id 87 & 868, Z. 8f S. A. 8. 87).

10*

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148

BRIEGBBy

■B^Kniing in ^ Pk:edigt weiter auflgefdbrt und g;uiie Sitse jener wdrtlieh in diese lierübergenommen babet, ist sehr nn-

wahrscheinlich. So wird die Predigt die Grundlage ftür die Sakramentsvermahnung bilden und letztere ist eiue freie Kompilation I die nur von Luther selbst herrühren kann; denn ein anderer würde sich enger an die Vorlage aqge- iohloeeen^ keine selbetibidigen Zuslttie gemacht haben.

Wenn diese ErUirung der Berührung unserer Schrift mit dem ,Sermo' richtig ist, kann die in F wie in der jinstructio' und ,Explanatio' vorliegende Form der ,Prae— cepta' trühestenB gleichzeitig* mit dem ,Serino de digna praeparatione' entstanden sein ^ Daher iuum die in der Editio Witeberg. fUr die ^Instructio' angegebene Jahres- nhl 1618 sehr wohl richtig sein. Und auch die entsprechende deutsche Form, wie sie in der Gruppe F auf uns gekommen ist, wird dem Jahre 1618 EUEuweisen sdn, obgleich die frühesten datierten Nachdrucke erst auä dem Jahre 1520 stammen

Uber die ursprüngliche Form der lateinischen Schrüt läfiit sich nichts Sicheres aussagen. Und auch inbetreff der deutschen Schrift werden wir es unentschieden lassen müsseo, ob ihre ursprüngliche Form, wie sie beraits im Smnmer

1517 im Druck erschienen ist, uns inhaltlich von

G Uttel oder in den Drucken der Giu|)pe A oder endlich, wenn wir die Sakramentsvennahnung als nachträglichen Zusatz in Absug bringen, in F aufbewahrt ist Als

1) MSgüohsnpeiae nKmUoh Ist die Verwandtschaft mit dsm ,8er» mo' daraus entstaadeo, dafr Latber dW «Admomitio* und den ,Ser- mo* SU gleicher Zdt konsjnert hat

8) OsDau kSonen wir den Tennia dendbep nielit nah SieheriMH

bettimmen ; doch ist es sehr wahrscheinlich, dafs Luther die Predigt in dar Karwoche 1518 gehalten hat; s. Knaake I, 835.

3) Von den Tier Ton Knaake der Gruppe F angewiesenen Druckea sind drei datiert: F ging am 7. Mai 1520 aus der Druckerei des SiW. Otmar henror, welcher noch in demselben Monat (deu 19. Mai 1520) auch die ,EipIanfttio* druckte mid die deutsche Schrift noch im Jahro lb2'2 neu ausgeben liefs (Druck I). Ji i«t in Jahre 1590 bei Job. Froachauec in Augsburg erachienen.

DIE HEVE LCJTU£H-AUSGAB£. U.

149

Güttel 1518 sein Büchlein von Adams Werken und Qottet Qnade'' erscheinen liefB, da war möglicherweise bereite ein zweiter, reichhaltigerer Druck erschieuen, während A ein Kachdruck der erstea Auagabe sein mag; wenigstens ist kon Gnuid abzusehen , warum A dea SckloDs der Gebot» forigeUMen haben aoU K Und eine Erwägtmg gleicher Art legt die Annahme iah», dalk dasjenigoi wae F mehr bietet «le €Kltld, all abermaliger Zusatz b^ einer dritten Anagabe hiuzugctreteii iat Aber das sind nur Möglichkeiten. Mög- lich ist auch, dafs mit Ausnahme des Anhanges Luther'a Schrificben gleich in der ersten Ausgabe den gesamten In- halt TOn F um&fst bat, dafs dem ersten Drucker der kurzen FaMong (A) eben nur diew handeehriftlieh «na Wittenberg angegangen ist, während Gfltlel abnchtlioh nnr einen Ana* sog gegeben hat

Die umfassende Untersuchung, wie ich sie hier gegeben, steht freilich in keinem Yerhältois zu dem Umfange der Schriften, mit denen ne es an thun hat. Aber für den Zweek der Hetnnigabe wnr aie doeh mit deraelben Qrlind- Ikshkeit ansnatellen, welche die grOiaeren Schriften erheischen» Nicht dafii ich der Meinmig wire, dafs in der Wefananr Ausgabe eine so ausiuhrliche Erörterung der einschlagenden

1) Die diei kuMD Sfttae, welche Olltlel aafterdem noch nMhr hat ab A, kSnnten immeifahi ab nnhedentaDd fortgelaasen bsIil

9) Von des Anf Draeken der Gmppe A dnd flar andatiert, and dbie stünmcn almllieh ans gfiddevSschbad (wie die Ton 7, dis süs Tier Aogsbnrgiiehe sind): A ist von Jobst Ontknecht in Ndrnbeig^ nach Koaake stammt ans derselben Druckerei B, C dagegen tob Adam Petri in Baiei; B ist nach Weller von Otmar in Aogsboig gedruckt, der also, was beachtenswert, die kone Form spSter mit der awsfUhrlicheren rertausclit bat Datiert ist einzig E: ..Getnickt za Lf'vpfzgk durch Wolßgang Stockei . . lülir- fso imclj Weiler). Es wäre übrigens voreilig daraus, d&ü Stockei iioc)t If^TJ die kurze Fomn nachgctiriickt bat, BcbHcfsen zu wollen, dafs die ausführlichere darnak noch Dicht vorhanden war. Aber uimK'iglicli wäre die« iiicbt. Ich erinnere daran, dafs die Zngcbürigkeit von £ zur Gruppe A. blofse VermutuDg ist (s. oben b. i'^Üf Anm. 3).

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160

BRIEQER,

Fragen am Piatwi gewesen wäre. Nur auf die Mitteilung der Ergebnisse und ihre andeutende Begründung konnte ea ankommen: und gerade Kaaake yersteht es ja, mit muster- gültiger Knappheit die £i|;ebiiiMe ebenso eindriDgender wie aimitiOeer Uniemtehiiiigeii «i gelieii.

6.

„illne kurze Unterweisung, wie mau beichten soll, 1519 (W. A. n, 57 ff.) und die ..Confltendi raUo. 15^0

(W. A. VI, iö4ff.).

Knaake erwäbnt heitku^g, dafe Luther die deutsche Aue«

legong des Dekalogs 1520 zu der „Kurzen Form der zehn Gtebote*' umgearbeitet hat. Keine Beachtung dagegen hat er einer Tbataache geschenkt, welche seiner Umsicht un« möglich verborgen geblieben sein kaoii| dafs nämlich schon 1619 die i, Gebote'' au einer anderen unter Luther's Kamen erschienenen Schrift benntst worden sind.

,;Eino kurae Unterweisung; wie man beichten

ßoll, aus Düctür Slartiu Luther Augustiners Wohl- mein unj;^ gezogen" lautete der Titel der Sciiriit, weiche im Laufe des Jahres 1519 die Presse I^Ielchior Lotther's in Leipzig TeriieOi und awar mit dem auffallenden Vermerk: „GedruM ßuLejfpttg aufß vordrung Mdehicr LaUhen**. Soll damit der Drucker der Sduift augleiek als Veran* italter derselben, d. h. als derjenige, auf dessen Initiative hin die Unterweisung" „aus Luthers Wohlmeinung ge- sogen'', hingestellt werden? Knaake spricht sich darüber Mmso wenig aus, wie über den Sinn des Titel vermerke: f,am LiUhen WaMmeinmg sfuogm**. SoU er etwa besagen^ die Schrift sei Aussqg aus onem GhitachienLuther^s? Oder soll damit angedeutet werden, dals sie aua verschiedenen AufBerungen Luther's über diesen Gegenstand gezogen ist?

Knaake bringt mit Recht * die „Unterweisung" in Ver- bindung mit jener ^Forma confes8ionis% mit der aicii

1) mt K8itlliL I*, 896.

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DIB NEOE LÜTHmt-AUBOABB. IL

Lvlliflr auf SfMÜaiin'B Dttngeii hin DMh eineni Briefe an iHmn yvok 14. Jaaiuar 1519 besdiäfligld ^ und wdcfae «r dem Fraando bereitB sehn Tage tpiter übenandte^ und

die dann Luther sp&ter (in den Fasten 1590) zu der ,Oon- fitendi ratio' umgearbeitet hat. Die Unterweisung" hält Knaake tiir einen Auszug aus ihtf der yieiieicht von Spaiatin selbst veranstaltet sei

Letzteres ist wenig wahrsohmnlieh; aber em Ansang aw der (QrniidBehrift der) ^Oonfitendi ratio' ist die „Unter* wmmng*^ sweiftUea imoleni, ala die anifitkriidiere Bar» kgang der ,Ratk>' fttr die meisten Abschnitte der , Unter- weisung' die deutlicii darchschimmemde Unterlage bietet *.

Nur fragt sich, ob der Bearbeiter der , Forma ^ nicht noch eine andere Schriit LuÜier'S benutzt hat ThatBächlich geht die ToUe Hälfte der Schrift nicht auf jene aorUcki ich meine die lange Anleitong aar Beichte nach den aehn Gebotm im 8. Pmikt nnd die Bemerkung Uber das 9. wnd 10. 6h»> bot, welche den 9. Punkt ausmacht Die klaters ist wörfr> Kch aus der lateinischen Bearbeitung der „Zehn Gebote"^ herübergenommen, und ebenso ist die Beichttafel des 8. Ab- schnittes eine meist wörtliche, nur hie und da durch kleine Zosfttae erweiterte Wiedergabe der Übertretungen aus jener Schrift: auch hier hat nicht die deutsohe^ sondern die (etwas rsiobere) lateinische Ausgabe die Yoriage abgaben.

1) Eod. I, 353.

2) Ead. I, 371: Mitto quod vohUttif imo quod poiui ntQl roO

f^oitohh/roiv üi'tndnnfiv. Tu mderts, quid effecerim. Äddo ff di«tpn- tutiuncAilam, S}(]>rr qua ht fftlovixoöuiv, 8cd quam r ot unde ve- ram arbiträr. Vtdebis in hi^ omnib^is , quo res eccksiasticae re- dadne itint. (So ißt zu leseu und nicht mit Enders, dem das Origioal vorlag; iftXovtxoOfAiv. 8ed quam rotunde venm orMirer, piddns eto.) 3^ n, 57.

4) lian Tcigleiehe C I and U mit U 1; C m— V mit U 2 «ad 8; G Vl-Vm ndt U 4 and 5$ CIX adt ü 6; C & mit U 7. XI— Xm HAH in U, dagegen ftUt fai 0 der hmge AbMbnm U S-9 (srft der BeiehUsfel) , desgl. U 10 (deeh berlhrt sieh dhier Axtikd mit C XI). Qemeinism ist beiden aaeh der Anhang, dsa- Met Meneises, - ' *

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159 BBUWBB,

Die , Ratio coii£teiidi' von 1520 bebandelt nur (bei- tpielsweiie) kun das 6. Gebot und verweist im übrigen auf dM ^Prfteceptorium' und die ^Scbedalae decalo- gorum' des Ver£uNn \ Aber «acfa die uraigttngliche ; Forma eonfeeiionisS deren CJmarbeiiiiiig die yBaiio' ist, bat Bchwertidi die Beichttafel des 8. und 9. Absatzes der „Unterweisung" enthalten. Deim l) sagt Luther in dem Vorwort^ dem Widmungsbriete an Alexius CrosneFj nichts von einer Verkürzung derselben; beüat nur, er habe dcb gendtigt gesehen , das Büchlein guamguam ftä/^ HOM« Miag^ ocoiipa^iukmtB ipumet r&sognaacere et paueis immuiaii* ei addiiie aHantm ediiUmem praevemreK Und 9) ist ee hSehst nnwahrseheinlieh , daß Lnthor fllr Spalaün, der den Beiclitzettel von 15 17 kannte, in seinen handschriftlichen Entwurf ^ jene J^eielitarileitung auijgenommen hat, vielmehr wird der Entwurt denselben Hinweis auf die ^yDecem praecepta' und die ^Schedulae' enthalten haben, welchen die ^Batie' aofweist Und eben dieser wird &ac den Bearbeite den Anstois bot Au&ahme jener Einschaltung gegeben haben.

Nach alle dem ist die „Unterweisung'* eine Kompilation aus zwei verschiedenen Schriften Luthers, von denen die eine bis dahin nur handöchrit^ich verbreitet gewesen ist *.

Auf das Verhältnis der Unterweisung ssur , Ratio' ist Knaake anch in seiner Einleitung zu letsterer^ nicht ein- gegangen; er hat anch nicht die auf den ersten Blick auf*

1) W. A. VI, 164.

2) VI, 167. TgL Luther an SpaUtin, la Januar 1590, End. n, S96, und 85k Mifs M: MiUo Jfliipassi wifiimii , . panm

panm mmmdaU sohaint auf dsn nacbliwigea Druck Ori&nebeigs aa geban. VgL von DemBser, Lathefdniaka (Leipaig 1888), S. 65 aa N. 181.

3) Er besdefanet Oia als «fai« pmgia ifkUiki (Wvf iMliif>,

W. A. VI, 157.

4) Möglicberweisa hat der Kompilator auch den ,Sermo de 'poenitentia' an eia paar SteUaa benutat; doah lüsft aiah daa niakk

a^er entscbeidea,

5) VI, 154.

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DIE KEUE LUTH£R-ALääABE. U.

168

frUeDdo BnwhftiniiTig berOhrt , dtA Luther die „ÜDter^ wrärang^ in den betreffenden AufBerongen Tdllig ignonert \ obgleich doch nach Knaake in ihr ein Auszug aus dem „flüchtigen KDtwurfc" * der , Ratio* erschienen war und weite Verbreitung gefunden hatte. Knaake hat nicht we- nigar aU acht Nachdmcke des Lotther' sehen Urdrucket nach- gewieien^ von d«D«ii äie datierteo die JahrenahleD 1519 und 1520 tragen. Dali «na so wttt Terbreitote Schrift Luther entgangen sei ist nieht denkbar. Die Schmer^ keit löst sich durch die Erwägung, da Ts Luther hier immer nur von seinem früher Spalatin überschickten , Modus con- fitendi' redet, der, soweit er auch handsciiriftlich verbreitet tein moobte, biaher noch nicht mm Dmck befördert war:

1) Midit bk>A hiätni er am 18. Januar 1590 den firOlwr für Spalathi f«fertigtca jModiu eonfiiandi* tun dieMm mit der Begifbi- doog mrfiek: ptod m^tuQ id fmc^md ttt §xcudi, timt tenbü Adß9Kumm$ moOtr, gm optaoit, ut mmdaUm «ml wmMmm ad m miUtnm (Ead. Hi 296), aondeni in dem Widmnngahrief an Craeaer aehvelbt er: id UbeOi aivt epUtola$, cum ÜU [Spalatmaa] edm- wmmieoitet uni et aUeri . . . tttndem ptricliiari eoepit et typii fuogtu dtMiderari, Hie wutm», quam toleani ernte» m<» tlUam mfUäbtu meot itbmvam, coaetug tum tagäbundwm rwocart et . . iftsemet reooffnotctrt €t . aliotum ediiiontm pruevtnire (W. A. II, 157).

2) Übrigens ipiiebt gegen diese Annahme Knaake 's, Luther habe den „nur flüchtigen Entwurf** zu diesem „Büchlein**, der „Ratio

eonfitendi «mpcarbeitet, schon das pauci^ emendatin et additis (s. o. 8. 152); de8gleic)i(Mi die Beinorkunf»- der Vorrede, dafs seine guten Freunde ihm auf die Worte zu ßc hen ptlcii^ten ; denn sie zeipt, dafs die polemischen Ergüsse der ,liatio* schon in dem , Modus coutitendi* nieht ganz gefehlt haben können.

3) Knaake II, 164 („Wider Luthers Willen und Wissen Terbreitet, war letztere Schrift [die ,UnterweiHiiii;j;*j auch dem ihm befreundeten Domherrn Bemluurd Adelmanu in Au^^sburg bekauat geworden, der nun an ihn die Bitte richtete, sie umzuarbeiten") scheint das selber nicht aiizunehmeu. Doch ist diese Anslegung der Stelle aus dem Briefe vom 18. Januar schwerlich richtig. Adelmann irird den , Modus eonfitendi* handschrifUlch erhalten haben und La- iber TOD der AbiEeht einea Augsbinger Dmekifiy das Maaeakilpt aa

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154 BRI£6£B, Dl£ N£U£ LUTHKB-AUSGABE.

YWk jener Kmapflition, weldie mil einflm Uofteo AoMg •HB dfloi y Modus ' 8 tilck einer andeni Selirift Terlmfipfte,

konnte Luther dabei iu der That abseilen freilich nicht, okoe ftifi damit zugleich stillschweigend zu Terleugneo.

fBVirtssiiuiig fol^]

r

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ANALEKTEN.

1.

Der grieehiMha Irenäos uDd der gaDze Uege-

sippus iin 17. JahrbuDdert*

Von Ph. Meyer,

Pastor in Binnen bei Nienborg a. d. Weser.

Unter gleu licr Überschrift hat Zahn im iweiten Bande dieser Zeitschrift, S. 268 ff. , einon IKirhorkatalog veröffentlicht, der •ich in einem der Klosterbiblioihek zu Tatmod geiiurigen Exemplar der ed princ. det Finder Ton 1515 findet und in dem von tteologiscben Werken 1) Etgrivalw *Ejumtlnov ji^^nmv^ mta tu^wf ^ißXla E\ 2) ^H^tjafmfav i^Sffüg emotncXiMaS fiißUm B\ 3) AftftXoxiov immtonov X6yoi Stufogot genannt werden.

Im Jahre 1887» als ieh in den AthoaklOstern die Hanpi- mknnden inr Oesehichte derselben sanunelte» habe ieh im Vorbei* geben einen Katalog abgeschrieben, der unter anderen tbeo- legieeben Werken auch die des patmischen Yorzeichnisses entbftli.

Dieser Katalog ist enthalten im Codex 1280 der Bibliothek Ton Iwiron, chart. saec. XVII, 8®. Der Hauptinhalt der Hand- echrifl besteht ans Noten mit den dum gehSrigeu kirrhlicben Texten, Die letzten acht Blätter enthalten jedoch nicht mehr Musik, BOüdern an erdter Stelle: QtofpavovQ (.loyayov jov uf- yakov Qrjjopog Ttjg uylag rov /maTOv itfyctXyjg iK^Xr^nlug nQ<><; joy nayixfytyfüTuiov xtgioy rttOQytoy luy /Wä , unotfaXnvTit loy naf.i(flXxuTOy viov avrov Wli/at]K fUJu iQUuy ixyoyun' uliov. Über diesen Theophanes, der um 1460 blühte, hat neuerdings und am ausführlichsten gehüudelt F^padopulos KerameCs in

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156 ANALEKIEA.

BifllMt&fjni MavifayoifSajttog Heft 1. DiesiiD Briif miii folgt imd nrar Yon BlatI 5^—6* nftdistebtnder Xatslog, doD kli in

seiner orsprflnglichin Orthographie wiedergebe, da diee eTentnell f&r weitere Verfolgung der Spur wichtig sein kaiui, indem ieh sogleich durch ein nachgesetztes Fragezeichen anzeige, wenn dae Torhergehende Wort durch WurmfraTs oder durch die sehr un- deutliche Schreibweise für mich nicht lesbar war. Auch habe ich dio Einteilung des Originals in den gemachten Absätzen bei- behalten. Dem Katalog folgt keine Schrift mehr, sondern sinn- lose Xritzel und Schnörkeleien. Der Text lautet, wie folgt:

rjyr,alnnov %Qv inl joTg jj^^voig rtar unoazoXwy äxfÄUaayfog vnOfiyTjiK^iior f .

tt^rjyaiov tTttanonov kovydatyov koyog xuiu ul^iiaiüjy.

tovarirov ^^oao<pov xtü iAa(^ivQog ß/ßXog vniQ XQ*^^^^ jr avpekvrm So&tTaüu rr/pa wto^irog xal rt^g avrev itadoxoig» t^iTijt iy 71 mg) zrg qv^r/gif) TfSfr totiSaüar fioi^ itakfynm* rmgif^t rjy iniygaxlßty Ulyxoyt xai fnpa*

T9V ayiov «meJloTO« Xhy^i ^tuqogot mti kuotthä

ftt^oiiov fltßXfa xuTu ^le^^ev. ^ jov at-Tov avfinoatay iiim naQ$^f9r, Tov avTW n^/i ayamaatmg» rmv ^vrov nm/k

tov avTOv vnoftp^fmia üg lo uofia xäp wtftmmy,

tvmßiov irig xtaoQflag ßißXog mgi Tt,g ttuy tvctyytXi'm^ Siaq^a. .? tig ror ngoqrjTfjy roaiuv Xoyoi t. xo^ra. noQfpvQhv Xoyot X'/ jontxoy Xoyog u . unoXoyia vttw (ooiylrovc:. m^l ßtov TiafttpiXev rov ^ictpivgog Xoyoi y'. 7>f^ fco^rv^ov (?) fig %nvg gy ypaXuovQ vnouvr ftaru.

tvaiud iov iJiiaxtinov üyiio/fi'ug Xoyot ntg] ^pv^t^g,

UftqiXo/Jov tntaxonov fxon'ov luyoi dui(fOgoi.

TOV ayiov qkufiiuyot uftiktu ^ig xoy ivayyiXiOJt^y Xovxüy xal ifg TCt d-toqaylu,

tvmfliov ifiiüfyov ofiiXim noXXai üg tu QijTa ^ilag yQa<pf,g. , , , ,

lipriav IntOMono» rtanoktwg cwoAe^/ai vnig /piarMmSi^ «»} mta UtvStUWf aml nf^} dkonar twp uyi»y»

ampiinf (f) immmtw ofioatiag fyiuifuop <f( Ufvftiup t^r

imfttPÜkv intOMmov atßvßg/mg Xoyot uma Ttür dxopon . . ? Xiay wpiXifiog.

^fluatXtiov TOV fttyaXw vnofuftfiofu ^g Tor imtktimiun^Pf TOV UV TOV ttg T^ ao(p(ay,

oaßipov t^g r,fittkXiütg immonov avpoiyofyf^ tufimif) avro-

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M£Y£B^ IHENÄUS UND HfiGESlPP.

157

IHi BtdfotDDg di«M Katakgs taum ich wio'Zalm bai dm maam mir dttin adMii» daA d«r 8ehreib«r deBBelben rieli di« BOdtor lehnftlidi iMilmi wollte, dM «r in seiB« figmim odir «BOT Um a]ig«b«Bd«ii BibliollMk wnltte. Der Annihne, dab dia YtttridiDto ua «mem älterem Codex abgveebrioboii, widenpriolit daa Wesen des ohne die Bllcher ganz wertloeon Yeneicbnisati und der Plati desselben in niiMiir Haadscbiift Bei einer Meng« Ton Codices benotsien die Besitzer die ersten oder letzten leeren Blätter derselben za Notizen persönlicher Art. Ähnliche BQcher- Terzeichnisse aber mihm man auf dem Athng häufiger anf, sowohl in den Klöstern, wenn einem neuen Igumenos das Inventar über- geben wurde, als beöoQders häofig, wenn das Kl(^ter die Häuser seiner Skiti oder ein Kellion einem neuen Pächter fibergab. i>erarti^o Bücherverzeichnisse führt an Jedeon» o y#^a»c, S. 389. Doch .stammt das von 1143, das den ganzen Böcherbesitz des früheren Klosters BvXovQyov scheinbar enthalt, kaum aus diesem Jahre, wie aus deu bpäten Ausdrücken desselben {ai*'dotiu z. B., daa doch türkisch ist) herforgehl Der ganze Text in i7<^ Tov ^fjjrfiaxog rtjg Icfog fior^g jov äfimt nd^nl*^

fMntQ olo., Konatantinopel 1874i 8. 90it Neuere Bfleherkata- loge derart habe ieh mehrere gesehen In den aogenannten 'O^^ lofn» den Faehfkentnkten der Shitioten und KelUoten mit ihrem Kleeter. Nun iet der Torliegende Katalog hein IhTentariata» TeneiehBie, was sieh ans dem gänzüchen FeUen der Kamen ?on ptaktischen Werken ergieht Indeeeen war von altersher das Katalogisieren nichts Unbekanntes, so ist es auch nicht befremd* lieh, dals im 17. Jahrhundert ein Mönch sich einen Katalog Yon ausgewählten Werken einer ihm naheetehenden Bibliothek an- legte.

Nun denkt man bei der Bibliothek unwillkürlich an die von Iwiron. Aber Irenaus und llcgesipp sind nicht darin enthalten, wenigsteos Bieken sie uicltt in dem, bo viel ich erprobt habe, zuverlässigen Handächriftenkataloge von Lambros, den ich hand- schriftlich duTchgeaeben, ehe ich iiach dem Athos mich aufmachto. Auch des Ignatius Bnefe äuoht man dort vergebens, aber einige Schriften des Jostinus findet man in einer Foliohandschrift dea 16. Jahrhvndertay die der Sidfi rov Ugodgofiov eheriialb Iniren gehört Hier iai Lamhroe niebt geweeen. Ton den ftbrigan Werken Termag ieb niebt an aagen, ob aie in Iwiron oder tlber- banpt auf dem Athoa geAinden werden, da ieb, wie geaagtt den Kateleg Ton Lambroa Tor meiner Beiee dnrcbaalL

Be liegt nicht fem, da nun doch einmal die Hundschriften von IrenioB und Hegeaipp aneh in Jener Zeit niebt ao blnflg

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1^8 AXrALBKTBV.

gfWiBMi Bind UM BvaBg^en, ansiBiJuM, dalli d«r Bflohtr- katilog Tom Athos und der von Patmos dieselben Exemplixt der genaimten beiden Vftter und des Ampliilochios im Äugt iiaben. Genaue Kenntnis Tom Lebenslauf des yon Zahn a. a. 0. genannten Nikiphoros, des einstigen Be&itiers der Pindarausgabe, könnte vielleicht darOber Auüscblnfs g-ebcn. Möge bald ein neues Datuui bekannt werden, die Spor der Terlerenen Bücher weiter SB Terfolgen.

2.

Zwei Akteastfleke zur Gesrhicbte des Landes*

kirchentoms ii JUick

Mitgeteat

G. T. Below,

Von den beiden Akteii.stucken, welche hior zum Abdruck go- langen, liefert das erstere eiueii Beleg" für die weite Verbreituug des Konkubinats nnt^r der Geistlichkeit des ausgehenden Mittel- alters. D^is zweite schildert das geistliche Proletariat jener Zeit aud gewährt einen Blick lu die Ursachen, auä welchen Uaä geiut* Hohe Proletariat entstand (vgl. hierzu L. y. Eanke, Sämtliche Werk« I, 170 nnd F. v. Beiold, Geschichte der deutschen fie- fonnation l, 78). BMt Aktenatfteke itiehneii lieh geaMlnaaai dadurch ans, dab sie orkennea laiaen, wie diu laiidwhirrliBba Gewalt sieh der Ordnung der ktrefaKehfii YorhiltniMe aanahm (vgl. hierzo tfaurenbrecher, JCatholisebe Bafoimalion I,. 97; Varr«ntrapp, Hennann von Wied II, ^lit mid Joseph Hansen, Westfalen and Bheinland im 16« Jahrhnaderli If Jünleitnng a 2 ff. nnd 8. 1388:).

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BSLOW, ZUR GE8GH. D. LA1ID£8K1SCH£MTUM8 IN JÜUCU. 169

1478 Aae^ust 2.

Berzog Wilhelm an JohAsa Ton PaUuit.

Um g«tniwe. Wir hau dir hjaboToir adifim doin, die faffmmede in niisni anipt taii Wilhamsteiii lud oaeh lo Picra ip M dorn bmiieii oC n in goliinoknias so «etMO, so wir dos ngotiictei ind napriorterliehsn httidols, d«i dio psftn so si«

boeren bi sioh hilden sollen, in unsen Indon nit g^hengem willen. Yeretaen wir , dat du dich nit nn imsem sobriftlielMii bevel dsait gericht en bais, so wir boeren, dat so Pirre ind an anderen enden dergelicben bandele si. Dat uns befrempt ind

emstlifh Tan dir zo undarick is. BeßekH deshalb norhmaU ernstlich, dat dn van stont verfueges, dat dio paffenmede, die in lulcber wise sitzen, upbrechen ind nit langer in dem Yurs. unsem ampt cf anderen dorferen, da du vfm unsen wegen bevel bais, •n bliven. Ind wer einch dain wreveiich of ungeboirsam, die Wils van Rtont gefencklich dorn sotten , bis wir dich anders laissen wLsson.

Gegeven zo üea&bar uf dem bondäch na s. Peterä dach ad vineidA ao. 78.

Düsseldorf. Staatsarchiv, Litteralien wm JtUich'Berg, Qmcept.

IVm Mit 21.1 1 Oataohten des Sanptf^erioht« JllUoli«

Van den schefFen zu Ouilg antreffen de gemeine priestere, im iMido goino geistlige loben faaTon etc Yan Joban Palant uf den noiston gudestach na dorn sondsgo Cantato albi ta Dussol* doff oevergeven ao. 22 *.

So dan binnen minscben gedenken bisher der gemüino huiss- maa me geneigt ist jjeweest, irre kinder ein prieöter zo machen, dan in vurziden ind niet alle R^eistüche beneücien haven, daruf si ordineirt ind gewiet mögen werden, baven darumb erdacht ind fonden, dnt die alderen mit willen irre andere kinder eime sone Tan iren gliederen ao vil geren ind Tersehriven, zo 25 goult- gulden zo, an jairlicber renten ind des van den geiichten, dae

IMtom des praes. Daa Gutachten «elbet trägt kein Datom. IMos forstoMado L 8) D. h. Banse.

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▲VALBKTSir.

dieselTe gaeder ander geleegen sint, einen riebttichen aebine so Collen an die geistliche preliiten brengen; daemit werden diee- selTon also nf ire Patrimonium zogelabeen ind priester gewiei. 80 iet» dat dagelichs daiinne mirlilicbe gebrechen komen.

1) Zorn irsten, dat etlichen van denaelven priesteren, wanneir dat si priester gewiet sint, asdan geven ßi iren alderen sulche gift weder oever, so en ha?en ei weder beneficium noch renten, darnf si leeven mögen, so dat dardurch dat furstendompt Guilge Toi armer priebter ist. Ind moissen kircben ind eiteren bedienen ind nenwelich dat broit darvan baven, des die rechte past^aire ind Ticanen gewar werden md ire kircben ind elter den armen priesteren hoger verpecbten ind die absencien in den Steeden Terzcren. Der oirsacben halven wenich rechter pastoire ind vi- c^rien durch dat gantze furstendompt vnrs. uf iren kircben reöi- deren, dan allit mit burlingen ind armen priesteren besetzen ind l»edienen laiesen» dardordi dnt gemeine TOnlk mit nngeleirden, aimpelen prieeteien regieri wirt, dat waü 10 enneaaen iai, wit nnti den aimpaton luden dmisa nnteteit ete.

3) Zorn andeien iat mir, dat iecklicher hpieamann ind InUIni ^ einen prieater bam wüt> ind etUcben aieb dardmrdi Ttidefren, die alderen oncb die ander kinder darao brengen» die giften mit bewilligen. Ind ala die alderen venfeerven, so deit der prieator die hende so ind bebelt die gegoren goeder sin leeren lankt dardnreh die ander kinder etlichen gebrech liden ind umb broit gnin moiaaen. Ind als die ander kinder aadan irre alderan naegelaissen gneder mit lantrecht erforderen willen van irem broider deme pnester, so halden wir it in deme lantrechten alao^ want die ander kinder snlcbe gift, der ?ader sime sone deme priester ^'cdain, bclicft haven, wison wir die gift van werde, dat der priester die gueder sin leeven Lir.k gebruichün möge, dar- durch die ander kinder alle irre alderen gueder berouft werden, so lange der priester leeft, wilcher geliche Sachen zo ziden Yur dat lieuftgcricht zo recht komen, dat barmlich ist

Ikduclit uns darumb guet, dat n. g. h. daruf veitiieae wnlde ind allen amptluden schriftlich beveel geschegc, dat die gerichten iecklicbn ainptz der overgiften vurbass ujet gescbiene [!) noch zo en laissen noch geine g( richtsschiue van sich derbalven en geTen. Wauueir sulchs verboeden wurde, so en wurden diesselven ouch zo Collen niet zogelaissen. Wilcher dan van den hnisluden einen prieater baren wolde, mocht gedenken, dat hie aime eone ein benefleinm beatelt 8nlden aieb oneb aadan die kinder ferder

1) D. h. der Pächter, welcher die Hälfte des Robertniges als Pacht »khlt. Vgl. Koscher, Sjstem der Voikawirtschaitt Ii, § 5d und llor. Bitter in der Zdtaehr. des beig. G.V. ZZ, 8w 7.

UST£BI, ZU ZWmau'S EUSNCHUd.

161

vlisigen, herren ind jonlceren zo dienen, ind also durch iro ge- truwe diensten mit geistlichen liehnen versiene werden. Sulde u. g. 1. h. biemit deme almechtigen goede gefelligen lad bebage- liehen dienst ind den gemeinen nndersaieeen lil gaetz doin.

J}ü$8ddorf, Staatsarchiv. Landtagskommissionsverhandhmgen von Jülich-Jierg. Caps. 3. Nr, 3, Orig,

3.

Zu Zvviogli's Elenehus.

Von

Dr. theo]. J* H, üsterl.

A. Baur hat in seiner Aliliau Unng in dieser Zeitschrift, Bd. X, 8. 330ff. : „Zur Einleitung iii Zwin^li's Schrift: ,In catabapti- starum btrophas olenchus'" es uateruuuiiiiou , über die von mir als etwas dankel bezeichnete litterarische Veranlassung dieser Z«iiigli*aoh«n Sobrift Ucbt ni ?erbreiteii und glaabt Moh, ee eei ihm dies eo weit gelungen, dafe Jelat mit AosoBhiiie einee ein- ligmi Pmilctes Iket völlige Klarheit an die Stelle des biaherigiii Dnnkele trete. Die Polemik gegen mich heneht sieh haoptsfteh- lich auf den Antor der Schmfthsehrift, gegen die sieh ZwingU im enten Teil eeinei „elenehns" kehrt Ich habe die Ver- mutung ausgesprochen, derselbe möohte Orebel oder Manz, jeden- &lla niebt der sohon von den Herausgebern Ton 2«ringU*s Wer- ken angenommene Balthasar Hobmeier sein; Baur hingegen tritt entschieden für den letzteren ein, den er als den von Zwin^li weni^'stens vermnteton Vcrfanspr oder intplloktnüllen Urheber der Schritt betrachtet, ohne „ahsolnt behaupten" zu wollen, „dafs Zwingli*8 Verdacht woblbegründet sei" (S. 338 f.). Baur's Be- weisführung hat raich indessen nicht Überzeugt, und ich sehe keinen Grund, warum ich von meiner früheren Vormutong ab- geben sollte, die, wenn sie auch blofse Vermntnn^; bleibt, doch wenicrstens zwei Namen nennt, auf Uie Zwiugh'« Verdachtsgrfmde piiääeo, während sie auf Hubmeier entschieden nicht passen. Und eine bestimmte anonyme Schrift des letzteren, deren Inhalt den m Zwingli gegebenen Avsiflgen entsprechen würde, wtifa meh

ZAiUchr. t K.-O. XI. 1. 11

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162

AMALEKTfiN.

Baur nicht zu nenoea. Ob die in Frage 8Uh«3ude Schrift über- haupt je gedraclct war?

Auf Baofs fiiaweBdtmgeii gegen meine Grfinde, mit deneo ich die Autonchaft Hiibm6ier*8 beatritten, habe ich nun folgen- des la ervidern:

1) Dafs Zwiogli im ersten Ts 11 seiner Schrift, wo doch eben die Änisenmgen Aber den „CTiiidra" vorkommen» den ,,|ier- fidu» apostata JBaUkasar** wiederholt mit Namon nennt» seheint mir noch immer fOr Unterscheidung des ,,ümbra" «a sprechen. Doch will ich darauf kein entscheidendes Gewicht legen.

Hingegen mufs ich 2) gegen li.mr erinnern, dufs die erste sichere Spur dafür, djifs der ,,elenchus" erschienen sein könnte, nicht in dem Briefe Capito's an Zwingli aus der zweiten Iliilfte des September lf)27, sondern schon in demjenigen Ökoiampad's an Zwingli vom 31. Ai]gut>t d. J. zu finden ist (Opp. VTII, 89). Dafb am 18. August Cii]tito in Straf:»burg: den „Elenrlms*' noch nicht hatte (ibid p. 84), ist begreiflicii, da auch Ükniiimpad in jenem Brief die Schrift lu kurzem zu sehen erst als Wunsch äufsert, aber gkichwohl weifö auch Capitu von der bevorstehen- den Herausgabe. Hithin wftre die Nachricht von Hubmeier's Tod dem Zwingli doch etwas spät zugekommen, sofern er nicht wse ja allwdiDgs wohl mOglioh ist das (falsche) Qerflcht Ton anderer Seite schon frOher vernommen.

3) Was aber Banr Qber die Art» wie Zwingli den Tod dse Verfassers der „ctmftäoiio" berichte, bemerkt, mnfs ich entschie- den beanstanden. Nicht aof den schon erfolgten Tod selbst be- zieht sich olTenbar das arhilror und indubie^ sodab dieser doch als nicht absolut gewifä betrachtet und beieiohnet würde, son- dern auf die Taute im Phlegethon and auf die Yerzehrong von der Feuerglut in der Unterwelt. Mit Bezug hierauf war aller- dings die Milderung des Urteils durch arbitror mehr als am Platz! Baur hat die Stelle S. 381 ganz, über^^ehen, die den Tod .selbst als unbezweitelt Innstellt: Quid Wittcmbergcmis isU t6Cion 0 umhra, qtmm in humdfus esses, cyerit, omitto.

4) Am entschiödeusteu gegen Ilubmeier spric-ht indessen das von Zwingli über die Schreibart Gesagte: ,,f/u amv i s mujnno argumento est Iwgua Helvetica, qua sie est scripta, ut cjtcruum et percyrinum vcrbum nullum habmt ". Buur's Exegese des qiumviSt das ich Qhersehen haben soU, ist mir ganz unverständ- lich. Wenn ich ihn nicht gans mUh?entehef so mfliste ee doch etwa heUben: gmmm$ magni mmmiH sU» oder das argmnmkm nflbte gendsmi als eatärarium beieiehnet sein. Wie soll denn das in den Wortea liegen können, t,d»b trott der Abibssang in helvetisohsr Hnndari Zwingli den Urheber der Schrift am Inhalt erkenne^ also ans diesem enehliefse, dafii derselbe gend»

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USTKUI, ZU ZWIKQLl'S KLBNCHUS.

koiTi ^(>borouer Schweizer, sonflern ein Ausländer soi"? Nach meinem uiiuiarsgoblichen Verat.lndnis besfip:en die Worte klar das Gegenteil, h'h hubo mir das Urteil des hinf>it:htlich des Sprach- lichen gewifö kompetentesten Facljmaimes, des Herrn Dr. Pr. Staub, Ked:iktürs des schweizerischen Idioticum , eritetcn. Ihm scliomt üua (iür Stelle klar bei-vorzugehen: „1) daXa die botr. Scbnlt in Phonetik, Flexion und Wortvorrat aich dnrcbans in den Schran- lunk d«r SehfreiMrspraclie halte, nichts sposiflflch Transrhenanisebes darin Torkomme; 2) dafs Zwingli den Yerfasaer dnrehaos Ar einen Schweiler hielt.*' Dr. Staub fDgt noch bei: „Das Urteil dee Befbrmatora iat gewiJa nicht leicht an nehmen, denn lür die Theologie nnd den Stil der seitgenöseiechen Theolegen beeab er ein feines Gefühl» ... fftr den sprachlichen Unterschied swischen Dentfichland nnd der Schweiz aber hatte die damalige Zeit ein fiel schärferes (lefDhl als die unserigo; auch glaube ich nichti da£s ein Bayer iswtande gewesen wäre, die Schweiaersprache ich meine nur die schweizerische Schriftspiache so nach- zuubniQu, dafs er sich nicht verraten hätte, so wenig als die Schweizer sich anmafbten, deö kaiserlichen Dout-cli märhtig zu sein." Ich glaube übrigens, aus den noch vttrhandenen Schriften Hnbrnoiei s lasse sich deutlich genug erkennen, dafs sein Idiom wirkihh von dem Kchweizeriijcheü abwich. Vor mir liegt ein Samüielljand der Zuriciier Stadtbibliothok, der die Schrift enthält: „Ein üiiibtliche Chri>tenliche erbietuiig an einen Ersamen Rate SU Schaffhusen durch Duktur ßaldazar llubmur von Fridberg, Pfarrern ze Waldshut beächehen, 1524." Wenn ich den sprach- lichen Charakter derselben vergleiche mit dengenigen in der dem gleichen Sammelbnnd angehOrigen Schrift: „Ein knrtse nnd Ghiistenliehe inleitong, die ein eisamer Bat der statt Zfirich, den Seeboigem etc. sogesant haben etc. nfiigangen nff d. 17. tag Nofembris 1623*', so springt der Unterschied anf Jeden Blatt an uhlreichen Stellen in die Angen. Bei Hubmeier hei£Bt es dnrchweg: „mein, dein, sein, enwer", in der zfiricherischen Schrift aber: „min, diu, sin, üwer'*. Auch S&tze wie: „on den das nachgOltlgest vögelin nit feilet uff die erden**, Worte wie „uff- rierig*', „freyden** u. b. w. scheinen mir gar nicht anf einen Schriftsteller hinzudenten, der sich das schwei/crische Idiom an- geeignet Damit stimmen auch meine Keminisienxen von der Schrift; „Vom christlichen Tauf der Gläubigen**.

5) Wenn ich bezweifelt habe, dafs Hubmeier . sich so weit vergessen, einen zu Wesen geschehenen Ehebruch eines Wieder- täufers zu verteiUigüD, ao will ich zwar daraus nicht einen ent- scheidenden Gegengrund mat her, cilaubo mir aber doch auf die in meiner Abhandlung S. 214, Anm. 2 gegebeneu Kxcerpte ana Hnbmeier's Hauptschrift an verweisen.

11»

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ANALBKTEK.

6) Das Prftdikat: furiosus onager pafst auf Grebel minde- Btens ebenso gut, vgl. Egll, Wiedertäufer, S. 31; wamm nieht aacli die selbstverständlich ironisch gemeinte Bezeichnung ma- gister noster? Denn Grebel war nicht ohne gelehrte Bildang und fühlte sich als theol^ii^isrhon r isputiitor, trug sich anch fort und fort mit dorn Gedanken ans Schreiben, wie Egli mit .:(' teilt hat. Der Schrift Meister wollte Grebel ja sein und mit der Schrift Zwinirli widerlegen, so iiut als llubmeier.

Baur vermutet übrigens seihst, Hnbmeier luihe vielleicht die gut schweizerdeatsche Schrift nicht geschrieben, werde dafür aber um so sicherer von Zwincrli aus dem Inhalt als der intellektuelle Urheber derselben erkanut. Dafs er dies letztere sein könnte, bestreite ich nicht; dann aber v.ar Zwingli, der nach jener von Baur meiues Krachtens falsch ausgelegten Stelle gewifs nicht an ihn dachte, auf falscher Fährte. Es könnte also Baur materiell recht haben, nur nicht als Interpret Zwjngli*s. Wenn Baur sieh n. a. auch dantof beruft « dab die argumenta der „confuiaHo'* teilweiae genau den tob Hubineier in aeinem Taufbuch Toige- brachten entsprechen, so will das freilich wenig beeagen, da natOrlieh schon von jeuer eisten Disputation nii den T&nfeni an (im Januar 1525) immer dieeelben Schriftetellen gegen die Kindertaufe ins Feld geführt wurden, und da aelbstTeratftndlich nachher die schweiserisehen An-ibapTiaten den Sohrifibeweia das Hnbmeier*8chen Buches eifrig studierten (et Zw. opp. Vn, p. 441).

Da endlich Zwingli mit Ökolampad so oft Ober Hubmeier korrespondierte und gerade zur Zeit, da er den „fiaenehaa'' schrieb, sieh nach neuen Schriften desselben erkundigte napa-

doHarar« BaKhasari mit christologischen IrrtOmern (Opp. "VTII, p. 80, rf. 79) so wäre doch zu erwarten, dafs er auch ein- mal seineu Verdacht betr. den Verfnpser dor ,,rr>nfi{(atio** seinem Freund mitgeteilt hätte und zwar eben bei Gelegenheit der Er- wähnung Balthasar's und seiner Schriften, zumal er die wohl mit qrmf'ihnn in te scripta (YIIl, p. 4b) gemeinte „confutalw** von Ökolampad empfangen.

Kann ich alt^o Baur in dem einen Punkt durchaus nicht böiatiinmon, so anerkenne ich um so dankbarer die betreffend den übrigen Teil des Klenchus gegebenen Anfschlüssi nnd fÄge nur als kleine Ergänzung noch bei, dalä wohl auch die bei der Hausdurchsuchung in Bern im Frühling 1527 aufgefundene und am 95. April Ton Heller an Zwingli flbersendete täuferiscbe Schrift eben die sieben Schleitheimor Artikel sind (vgl. meine Anm. 2, Stad. n. Kr. 1889, 8. 617).

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UBTBRI^ 2U SWINaU'S ELEEMCHIJ&

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Naobsohrlfl.

Dafb Zwingli nicht den Hubmoier für den Verfasser odei in- tellektuellen Urheber der ,,confutatio" gehalten haben kann, wird vollends deutlich, wenn mau eben jene Stelle, wo Zwingli •Jes rein achweizeribclieu Idiums Erwähnung tliut (III, 37iib(i.)i im Znsammenhang vergleicht Die „confutatio'* bat gegen den Bsfomifttor ein Argnaimt wiedtT anl^twirmt, das ^«sem Ton frflheroB Vorbandjungen her wohl erinnerlich iat» nnd behauptet, er wolle dasselbe perAderweise totschweigen. Kon entgegnet Zwingli, anch hier, wie an vielen andeven Stellen, verrate sich der Verfasseri selbst wenn nicht die Ungua Hdoeiiea der stfirksts Beweis wAre. Warom denn gerade hier? Eben weil jenes Ar- goment schon einmal zur Sprache gekommen, als es nämlich bei den „ersten zwei Verhandlungen** von Hetser aufgebracht und TOn Zwingli, wie dem Vertaer wohl bekannt sei, beantwortet worden. Nur unter der Voraussetzung nämlich, dafs der letztere diesen Verhandlungen beigewohnt, erklären sich Zwingli's Worte: Qnnc ergo hacc est impudentia o tm^ra, quum adseris nos hüte Pauli verha nolui^se {volnhse ist natürlich Druckfehler) ugnoscerc^ Nonfie primis congrcssionihus ilmilms haec verba sunt ab Iletzero producta? Nonne ad imnc modum respondi- mus etc.? Offenbar will Zwingli den Gegner an einst Gehörtes erinnern. Unter den primae congressiones duae sind aber nicht die Olfentiichen Disputationen vom Januar und November 1525 zn verstehen, denen übrigens Hubmeier auch nicht beiwohnt^ sondern die Toransgebenden Verhandlungen vor Batsyerordneten (s. Egli, Wiedertäufer, 8. 20). Bei der sweiten Dispntation war anch Uetier nicht mehr zugegen, sondern schon nach der ersten des Landes lerwiesen worden (Egli, Aktens., Kr. 624). Dals Hnbmeier nicht bei den allein in Frage hemmenden Yerhand- Inngen war, bedarf nun aber keines Beweises; damals widersprachen Zwingli neben Hetser haoptsAcblich Grebel, Manz, auch Blaorock^ nnd der Verfasser der ,,confutatio'\ der damals Hetzer unter- stfikst haben wird (weshalb ihn Zwingli eben hier wiedererkennt) ist wohl sicher unter diesen zu suchen. Auch Manz so gut als Grebel dachte ans Schreiben öfters (Egli, Aktens., Nr. r>75 Scblufs). Dafs Blaurock im Sommer 1527 für tot gehalten wurde, läfst sich nicht nachweisen, iinraüu'lich wäre es natürlich nicht: am 5. Januar 1527 wurde er von Zürich neuerdings aus- gewiesen. Hiermit dürfte denn der Streit erledigt sein. Was das Sprachliche betrifft, so mnfs ich allerdings zugeben, dafs sich in dem von Egli, Nr. 940 mitgeteilten Brief Hobmeier's im den Bat von Zürich eine Annäherung an die Schweizer Mundart kund^ieUt»

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ANAL.BKTEN.

4.

Miscellen.

L So •Imb Briefe WimpMIag'ft vom Jafare 1506.

Im FiobentcTi Jahrgang (1885) S. IM dieser Z-^itsrhrift hat Erost Martin einen der WimpfelitJL'^ - 1 hmdschrirt des Pastore D. Mönckeberg in Hamburg entnommenen Brief Wimpfeling's vom 17. Oktober 1505 veröffentlicht, in welchem derselbe dem Kektor der gelehrten Schule zu Deveuter einen jungen Menscl)(»n empfiehlt. Den Hauptinhalt bildet jedoch ein iteltiger Ausfall auf das Kurtisanenwesen. Das Konzept dieses Schreibens befindet eich in dem Wimpfelinj^ - Codex der UniversiUltsbibliothek zu Upsala, Cod. hist. 8, lol. 246^— 248\ doch ohne den Schlufs von Et Pius papa secundus an (S. 14U, Z 21), und es iat merkwürdig, dafd dieser Schlofd nach Martin'« Bemerkung in der genannten Hamburger Handschrift von Wimpfeling's eigener Hand gemacht sein soll. Das Konzept enthftlt so viel Änderangeiiy dals es oft schwor bftlt, den Text festsnstellen. Man kann be- obachten» wie sehr der BHefscbreiber bemflht war, seinen Gegen- stand genau und eingehend zu behandeln, nnd wie ee ihm dar- auf ankam, die Sache nach allen Seiten hin zu erOrtem. Der von Martin nii^t nachgewiesene Rektor zu Deventer, an welchen Wimpfeling sein Schreiben richtete, war Mag. Johannes Osten- dorp, genannt Heilert, der Nachfolger des im Jahre 1498 ver- storbenen Rektors Alexander Hegius, der noch 1508 im Amte \rar

Im Folgenden gebe ich die Abweichungen der beiden Texte, sowie Erg&nznngen des Martin'schen Druckes, besonders zu zwei Stellen, welche als unleserlich bezeichnet sind.

S. 145, Z. 7: aduc in adolescencta. - Z. 13: adolescet^ tum. Z. 20: defoeeerunt ingenioqm non ad docendum K Z. 25: pauperem, jwt. Z. 27 fehlt curnfa quam hnhpf.

S. 146, Z. 2: guoniam (statt gui cum, das Martin durch

Vi Drlprat, Die Brüder des gemeinsamen L«'hens, S. 26; Kraft und Crecelius, Beitrüge /.ur Gesch. den Humanismus am MlederrheiD und in WestfUeo, Heft 1 (Elberfeld 1870), 3. 88.

2) Die beiden im Druck durch Punkt getrennten Sätze siud eng miteinander zu verbinden und statt quia ist gw< sn setien. JNur ao wird der Text verständlich.

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qid emm ersetzen will). Z. 3: eoepUamU. Z. 4 Itelilft jfi. Z. 6: wdUudinem. Z. 8 ftblt &om)5. ^ Z* 18 fehlt Et qtHmiam hone eurtisanonm materiam mcidi, cogor epistoU Umite$ excedere. Z. 29: cond^na^. Z. 41 fehlt

«MN. Z. 43: Äcc (statt „Äa")-

S. 117, Z. 8: Der prsto Vors des Citats aus don Calamitate» des Baptisia Mantuanii.s lautet: Tempora Martigene (~ Mnr" iifjcnae) quid idonea pi^rditis '^ ite, also unter veränderter Inter- punktion. — '/. 23: ExtoUit nmgnosque facit paciencia turpis, Z. 29: phame. Z. 30 : ascmdat?

S. 148, Z. 2: consequi nisi Home? Z. 4: inconvenientis (statt inconventis). Z. 5: possint. Z. 25: Chrislo (statt caste). Z. 31 : deceriabant gloriosique et uenerabiles in vUa sua videri cupiebant, Z. 43: didicit?

8. 149» Z. 9 fehlt at^ pietori09is9imi.

Wilheimaiiaven. Prof. Dr. Holstein.

SvperlatendeBteii zu Weißfenfels, und seinen gleioh-

namigen Soha (1569). '

Der frOhore Superintendent Mag. Johann Pollicarius 7n Weirsenfels war 1569 ^ in üntersuchnng wegen begang-puen Khebruchs u. dgl. Sein gleichnamiger Sohn Johann schrieb um jene Zeit (Datum fehlt) einen im Originale benu K. S. Haupt- staritsarchive (III, 76, fol. 169, Nr. 16, Bll. b^tf.) bpfindlichen Brief an die Kurfürstin y.u Saclisen, Anna*, aus weichem ich einige beiK litenswerte Stellen hier mitteile:

„Ich uruier gesell biu ungeferlich vor vier jbaren von mei- nem lieben vater .... abgereiset und mich nach ßosthoch erst- lich anf die nnifersitet tzum studio begeben, henuMshmals aber TOn Bosthooh k«gen Coppenbagen getzogen und, nsch dem ieh da aneh eine tieitlanff dem studio obgelegen, hiib ieh midi dnreh oidentliehe foeation kegen Yemern, eine ineel imder der kren

1) Man vergleiche über ihn meinen Aufsatz in v. Weber's „Archiv für die sächsische Geschichte*', N. F. VI, 114 uod das demnächst erteheineDde Heft der Zeitschrift fiir die geiarate 8tfafireeht*wiesen- •diaft.

2^ Damals stand er im 49. Lebensjahre (ebenda Bi. 26).

8) Ähnliche rührende Schreiben von ihm alle undatiert an den Knrfttnten August in Sachsen befinden deh im Originale ebenda Bl. 87, BU. 92 ff. (latehuMh), an die TheokMk der Uniwitlien Wittenbelg nnd Letpsig BU. 88. 84.

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168

AVALSKTSK.

D«imeiiarek gelegen, gewendet and alda der sehaelen ond

kirchen gedienet. Als i8[t] iittiilicher mil mein bnider, welcher ein kleiner knabe, lin mir an denselben fenieii ort über meer

kommen, der tzuTersicht, als wolte er (wie ein arm eleodt vor- laasens kind) atifenthaltung seines lebens auch hulf und trost bej mir suchen und, da ich ihnen gefraget, wie er mich hette in so fernen orten erfragen und linden können nnd was die Ursache wer, das er an solche ferne orter tzn mir sej kommen, hat er angefangen, mir emo solche scbmertzliche nnd betrObte botscbafb Ton meinen [siel] hertzlieben vatem tzn ?ormeiden . . . ., das er in einem tlinrin vormaurett, an eino ketten geschlosaon und den dag nicht sehen kan, ihm üucli nicht mehr des dagea, den auf einmal ein wenig trucken brod nnd eine kandel wassers tzur speise und tranck gereichet wurde Der junge Jobaim iit Bofort nach Weibenfels nnfisebrochen nnd hat ^e Lege ewnee Taten noch eohlinuner daheim gefonden, aU ne ihm gemeldet worden war. Sein „anner, Yormatteter nnd dorrer Tator" (an einer anderen Stelle nennt er ihn aim, krank, elend, betrflbt) wnrde „aleo hart rorwart^ das ich ein einigee wort ... mit ihm tzn reden nicht habe erlangen können, welchee doch ja iiaerbar« man", daCs er „das brod, welches im tzu aufenthaltnng seinen armen elenden lebena gereichet wirt, mehres theile den schlangen, kröten nnd ratten Ton sieb abtznweisen gebea mns, mit welchen er ane nnderlaß des dages und des nachtes sich schlagen nnd erer wohren mus imd wer übernatürlich, da ihn irott, der ai- met htige, nicht sonderlich speiseto nnd erhielte, wie er den allen den seinen, die enen lieben und vortraweti, thnt und auch den lieben propiieten Dauieli, Helm und ander mehr gedan, das er acht tage über in so schwerer gefengnus und bey solcher speis und trank leben konte .... auch wir seine arme vorloüsene kiuder werden an hab und gut von wegen seiner langwirigeu gefengnus in das euserste Torderben gesetzet, den mau hat ihm eeine bocher, die er mit eeiner eehweren nnd eanren mnh nnd arbeit erworbM, genommen nnd an die orter gebracht, da sie taom fbell Teifaolet nnd die menae tanbieasen haben nnd noch tanbeeoTgen, aie werden also Tollent alle Torterben, den man mir sie niclit hat willen folgen lassen, der ich atndiret, das ich sie tan meinem nnti konte gebranchen, das mir TOrwar ein groft creutz bekommemua anch is. Dartzu bat man ihm sein gel^ welchee er von seinen Torkaoften gntem txngewartten, Torknm*

mert nnd annectiret Den er, mein .... Tater gants

kmm ineinander gewachaen, is &8t gar wasaerauehüg ^ . . nnd

1) Dies konstatierte auch Dr. art. et med. Ambr. Pcfsfeoifor am e. Apni 1670 (ebenda BU. b6. 57 Original).

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is an im ntokt mebr, dao haut imd bein tsn sehen, wie mich die leuU beriehtat^ die Ihnen gesehen» dm er sein conÜMsionea oder hekentnns gedan . . Den, eo er so solle im tnrme ater- betti wurde es uns seine Torlassene hinder helliger, ja bis in den M betrnben . . . ndd da es auch mngliob, so will ioh sei best ttn erledignag meines armen Taters, da er es Tor- wkket haben solle, mein leben lassen und so er keine gnade erlangen mag, mieh an seine Stadt, darmit er entlediget,

stellen '* Diese Schlnüiworte sind Anfserangen eines tiefen,

aufopfernden Gemütes, wie man sie im seehaehnten Jahrhunderte nur selten finden dürfte.

Dresden. Tfmäur IHM,

3. IMelanohthon'a Abaohrift eines eig^eaen Briefes M doB Kiynis won Dänemark (Z5. Januar 1558) im K. S. HanptatMtaaroliiTe.

Sine Ton Hol an cht hon selbst henrflhrende Abechrift Ar den Kuiftrsleo Angost sn Saehsen seines bei B retsehne der: Phüippl Melanthonis opsra ete., Yol. IX 1842 , Hr. 6i46, Spp. 48S/3, naeh Sehnmacher: Briefe an die E5« ■ige in Dänemark, Vol. n, p. 86, ep. 81, im einzelnen nicht gans genau gedruckten Sehreibens an AugnsVs Schwiegervater, Ktaig Ghiielian IIL von Dfinemark, vom 25 Januar 15&8, in wulehem auf das 1557 zu Worms stattgehabte Kolloquium Be- zug genommen wird und der müde Melanobthon sich selbst also charakterisiert :

„So ist nicht mein gemnt, geienk anzurichten, will auch nicht anjfoer unser confession schreiten**

habe ich kürzlich im K. S. Hauptstaatsarchive (III, 51*, foL 12, Nr. 3, Bll. 79/80) aufgefunden, dazu auch ein Schreiben des ge- nannten Christian an den erwähnten Schwiegersohn vom 15. Februar 1558 (ebenda III, 51% fol. 26^ Nr. 10, Bll. 35fF.), welrbes auf das „zerschlaj^ene" Kolloquium nnd die Erklärungen eines MelaachUion and eines Mi^or Bezug nimmt.

Dresden. TkeadM' JHsld,

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170

akalkktem:

4b Nette ipattlMba Utleralor nr OeeobMUe der

Jesttilett.

Boachtenswert für die Geschichte der Gesellschaft Jesu über- haupt sind aufser der auf Originalmannslcripten ruhenden Aus- grabe der Cartas de San Ignacio de Loyola, fundador de ia Cum- pauid de Jesus, T. V (Madrid 1889), p. 611. 4:

J. A. Bermejo, Oonflictos y tribulaeiones de I& Compania, de JeaoBp desde to fimdiden haeta naeetroi diu (Madrid 1887X T. I, p. ZT. 376; T. II, p. 305. 8.

Oaleria de Jeaoitafl iloetree per el P. F. Fito y Colome, ia^ dindno de nnmero de la Beal Aeademia de la ffiaioria (Itadrid 1880), p. S84. 8.

Taronea ilnatres de la Compafiia de Jeena. Segnnda edieion I. Mision del Japon (Bilbao 1887), p. 670. 4. II. Mi^ionos de la China, Goa, Etiopia, Malabar (1889), p. 066. 4. III Mi- eionee de Filipinas, Mejico, Canada, Bnisil. (1889), p. G50.

Vida del P. Gabriel Malagrida de la Compaüia de Jesns, quemado como liereje por el Marques de Pombal , eecrita por el P, Francisco Butiiia (Madrid 188G), p. 520. 8.

Vida de San Pedro Claver, npostol de loa neeros, de la Com- pafiia de Jesus, por el F. Jose Fernandez de la misma Com- pania, sacada de los procesos juridico8 hechos ante el ordinario de Cartapena de Indias (1657 1660) refundida y acrecentada por el l\ Juan Maria Sola de la dicha Compaüia (Madrid 1888) p. 621. 8.

Vida del P. Bernardo F. de Hoyoa de la Compafiia de Jesus, arreglada y amnentada oomo la eseribio j d^ inedtta el P. Joaa de Ii<^o]ai por el P. Jose Eugenio de üriarte de la miania com- pania (Bilbao 1888), p. xzz. 475. 8.

Hemorial en nombre de laa cnatro pmineiaa de Eopafia de la CompaSia de Jeena, deetenradoe del Bejno, a 8. H. el Bey Carlos III por el P. Jose Frandeco de Isla de la miama Com- pania (Madrid 1882), p. 232. 8.

£1 padre Jnan de Mariana j las eseoelaa liberales. Estudio comparativo por P. F. de Panla Ganon de la Compafiia de Jesus (Madrid 1889), p. 664. 8.

Kaikflbnrg. WOieena,

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NACHRICHTEN

1. Hilgenfeld hat trotz der Arbeiten yon Link

(1888) und Baumgärtner (1889) seine Hypothese von der Isichteiiiiieitlichkeit des Pastor Hermae nicht att%^eben (vgl. Zeitachr. f. wiseensch. TheoL XXXII, 3).

t. P. Wolff behandelt in dem An&atze: Die n^ö- ed^oi aut der Synode zu Nieäa (Zeitachr. f. kirchl.

Wiasensch. u kirchl. Leben 18öy, S. 137—151) die «alte Frap^e, wer dem ersten allgemeinen Konzil der Kirche prä- sidiert habe. Nach Ablebnung der noch nicht verschollenen Behauptong, dafa ea Hosius von Corduba ala Legat dea Papetea und die römischen Presbyter gewesen aden, führt er die Ansicht aus, dafa man anter den Vorsitzenden die beiden Biadidie rechts und links vom Kaiser zn verstehen Ijabe. Das aber seien Ens tat hin s von Antiochien (vgl. Tlieodor. bist. eccl. I, 7) und Alexander von Ale- xandrien (vgL Soor. 9) geweaen.

t. H. Haupt hat «ich (Korre6p.-Blatt d. Westdeutschen Zeiteehr. £ Gesch. u. Kunst, 1889, Nr. 4, April) in Ansohlufs

an die Ausgabe der Priscillianischen Traktate durch Schepfa über „P r i 8 c i 1 1 i a n , Seine Schriften und s e i n P r o z ef s" geäuisert iSein Resultat: der Vorwurf mauichäischer Ketzerei hat lange unverdient auf dem orthodoxen und aaketiachen £il(Brer gelastet; was ihm den Unteigang brachtei hat wohl

172

NACHRICHTEN.

der Panegyrikus des Drepanius PacatuB (c. XXIX, p. 297) am richtigsten in den Worten susammeng^bfst: nimia religio

et dUigentius culta divioitas.

Eine kritische Ausgabe der Etymologiae des Isidoras

von Sevillii ist unmöglich, so lange die Untersucliuiig über den Wert der einzelnen Fiaudtcliriften dieses Werkes und ihr Verhältnis zu einander nicht zum Abscblui's gebracht ist Dies versucht die Abhandlung von R. Gropius, Isi- dor. Hispal. EtymoL XIII, 13 (de diversitate aquarum) als Handhabe zur Beurteilung von Isi* dorus-Handschriften (Weilburger Qymnasialprogramm). Da mehr als sechzig Codices in Betracht kommen, so ist eine Vergleichung des ganzen Werkes dem einzelnen fast unmöglich. Gropius hat daher zunächst ein besonders da^ geeignetes Kapitel ausgesucht, für welches er einundzwanzig Codices, darunter zwölf aus dem 9. und 10. Jahrhundert entweder sdbst eingesehen hat oder durch andere hat an> sehen lassen. Er erläfst die Bitte au alle, denen Hand- schriften des AVcrkes zugänglich sind, ihn mit Kollationen zu unterstützen.

5. Die Frage nach der Entstehungszeit der konstan- tinischen bchenkung ist in letzter Zeit vielfach erörtert worden (vgl. diese Zeitschrift, Bd. X, a 484. 485). Der Aufsatz von Scheffer-Boichorst (Mitteilungen d. Instit f. asterreich. Geschichtsforschung, Bd. X, 9, S. 302—395) setzt sich mit den voraufgegangenen Arbeiten auseinander und begründet auf Grund sprachhcher Vergleich ungen zwi- schen der Donatio und päpstlichen Schriftstücken der Zeit Stephan's II. und Paul's I. die Ansicht, dafs die Fälschung ans der Kanzlet Paul's L hervorgegangen sei. Interosianty aber unmöglich ist Friedrich' s (Die konstantinisehe Sehen» kung. Kördlingen, Beck, 1889) Versuch, das Machwerk zwei Fälschern aus verschiedenen Jahrhundei Icn zuzusprechen, so dafs der ältere Teil um ca. 640, der jüngere zur Zeit Stephan'a II. von dessen Bruder Paul als Diakon (ihoÜcbe

NACHIUCHTEK.

in

I'iitcräuc hungen wie die von H«iuck und Scheffer-Boi- c hör st; abg^falst wurden wäre, vgl. hierzu meiue Anzeige in TheoL Litt.>Ztg. Nr. 17 und 18.

6. J. D r ä s e k e , der es sich in verdienstlicher Weise zur Auigabe macht, wenig bekannten, aber bedeutenden Theologen der späteren byzantinischen Jahrhunderte zu grdlserer Beachtuiig su verheUeOi teilt (Zeiteohr. f. wisseiuGli. TbeoL XXXU, S. $03—330) manches InteraMante zvl Michael P seil ob (blühte sur Zeit des Kaisers Romanos III

Arg>'roi>ulüs 1028—1034) mit. Was Gaiii (UE. XII, S. 340) über PscUob sagt, genügt durchaus nicht, da ihm sogar die Auagabe der geschichtlich wichtigen Werke des Psellus durch Konstantinos Sathas {MeaauoviAi) ßißXto^i'j/.i}f Bd. IV, Paris 1374; Bd. V, Paris 1876) unbekannt geblieben ist Leider sind die tfaedogiBch wertvollen Sduriften des Ptollos noch mchi ediert Drftseke verdankt seine Kenntnis der theo- logischen SteUun^^ des Psellos den Auszügen, die Sathas mitgeteilt hat. 6a\n wichtig erschf int ihm die in erster Linie von Psellos herbeigeiührte begeisterte Erneuerung des Plsctonismus nnd seine heftige Bekämpfung des Neaplatonis- mns. Psellos war ferner ein lebhafter G^er Horns in der lotsten Phase des Kampfes , der die endgültige Trennung der ooddentalischen und orientalisdiett Kirdie sur Folge hatte (Lobrede auf Michael Kerullarios. PersönUche Be- teiligung).

QUßen, Qutt. Krüger.

7. Die überraschend einfache Lösung l'unlc ji (vgl. Zeitschr. 1. K.-G. X, 623, Nr. 81) habe ich schon 1884 in der Zeitschr. für Kirchenrecht XTX , 85 in einem kleinen Aoftatae: »Das angebliche Wahldekret des Papstes Ste- phan IV.^' Toigetragen. Dafs derselbe Funk entgehen konnte^ mnls fttglich Wunder nehmen.

Götiingm, L. WeOanä.

In der Deutschen ZeitBohrift ftr Gesdnchtswinen-

Schaft'' herausgegeben von Quidde I; 2, S. 285 ff. hat Her- mann Haupt in »ehr sorgfältiger Weise die Naciirichteu

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174

NACHltJCHTKN.

Uber die Inquisition gegen die Waldenser im Büd- 58tlichen Deutschland bis 2ur Mitte des 14. Jahr- hunderts gesammelt.

9, W. Wattenbach giebt in den Abhandlungen der königl. preufsiachen Akademie der Wissen^rliaiten zu Berlin (Sitzungsberichte der phüos.-hi8t Kl St XVil, 42öff.) Nach- richt aber »Das Handbuch eines Inquisitors in der Kirchenbibliothek St. Nikolai in Greifswald'^, das von Ende 14. und Anfimg 15. Jahrhunderts stammend ■wesentlich auf Grund des Direkt (ni um inquisitionid von Nik. Ejmericii gearbeitet ist, aber auch einige andere iStücke enthält

Gießm. Karl MOhr.

!#• Wichtig für die Lutherforschung, sowie ftir

die niederdeutsche Litteraturgeschichte und Sprachwissenschaft ist die Schritt von Dr. K. W.

Sohaub: „Uber die niederdeutschen Übertragun- gen des Lutherschen Neuen Testamentes, welche im 16. Jahrhundert im Drucke erschienen'' (Halle, Nie- meyer, 1889). Der Verfiuner hat Uber manche Fragen, die man bis dahin noch nicht au lösen gesucht hatte> helle Auf- klärung gegeben. Wir finden hier eine streng kriliBehey klnvi' und übersichtliche Darstellung der niederdeutschen Biijeliibersetzuij^ und eine genaue Erörterung der inter- essanten Bugcnhageni'rage. In eingehender Weise sind im Anlmng die Verdienste fiugenhagen's um die niederdeutsche BibelübersetEung iestgestellt Am Schluis stehen noch Text- proben aus der vorlutheriscben niederdeutBchen Halberstftdter Bibel (16S9), sowie aus den naefalutheriscben niederdeut- schen Neuen Testamenten: Hamburg Wittenberg (1523), Wittenberg (lö24).

Morst, Th, Unruh.

11« 1888 wurde Juan de Mariana als dem Qe- ■ehiofatechreiber Spaniens sin Denkmal eniohtet Bei diesem Anlasse reklamisrlen und annektierteH ihn libefale, Radi-

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NACHBICHTEM.

176

kale und Protestanten als den ihrigen. Man priefs den Vorl&ufer Rousseaus, BobeBpierres und Marats in der Ver« teidignng der VolkaaoayerftDität, der Eepublik, des Königs- mordesy den Bekämpfer der Monarchie, der Inquisition, des Jesuitenordens, den Patron der Reformation. DaTs diese Elogen sich sehr über historische Wahrheit und Kritik hin- wegsetzen ist selbstverständlicli. L>ir; kleine Schritt von F. Fi y Margaii „Juan de Mariana, breves apuntos sobre au ▼ida 7 sas esbritos Madrid 1888*' brachte keine Rettung vor den Freonden. Sachkundig und scharfiainnig hat sie der Jesuit Fr. de Paula Garson Tersucfat in dem Buche ,yjuan de Mariana j las escucles liberales. Estudio com- parativo. Madrid 1889" (664 S. 8). Clarzou will emen der bedeutendsten Schriftsteller, der tietainnigsten und uni- yersalsten Geister Spaniens der Reinheit des Qlaubens, der ehristUchen Philosophie, der katholischen Politik revinduderen, der revolutionlren Unwissenheit und Unyersehttmtheit die ▼enneintliche Beute entreifsen, die immer erneuten Verlenm- duDgen endgültig zum Schweigen bringen, der Wahrheit die Ehre und jedem das Seine geben. Ein Jesuit für einen Je- suiieiiy das mahnt zur Vorsieht selbst einer Arbeit gegenüber, die cum erstenmal das Thema nach allen Seiten behandelt haty und schon deshalb nicht ttbersehen werden darf.

Dnek vob JhMr. Aadr. P«rtkM bi Gotha.

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17. September starb pldtailifih, abne yaraof-

gegangene Krankheit Hermann Kenter, der Mit- begründer dieser Zeitscbrift Nur ein Mal noob hat nach dem Hinsciieidea Ton Gaii> und Eitsohl sein Käme ihren Titel sehmQoken dürfen.

Wie Eeuter den entscheidenden Anstois zu dem Üntemebmen gegeben, so hat er während der Tor^ bereitung desselben unermüdlich mit Bat und That mir zur Seite gestanden nnd bis zuletst die Zeitsehrift mit seiner wärmsten Teilnahme begleitet. Wie oft hat mich sein Znspntoh ermuntert, ein Wort, in dem er seine Zuliiedenheit aussprach, angefeuert Ks war ihm eine besondere BVende, unsere Zeitsdirift andi dnroh eigene Mitarbeit zu, fördern. Bei seiner Art, die Er- gebnisse seiner Forsohnngen wenn er nicht eme groÜBe, mit dem Aufwand jahrelangen Studiums bo-

triebene Arbeit rntter der Feder batte nur in den Heften seiner Yorleeungen niederzulegen» trat dieser Fall niobt eben bäufig ein. Doeb meldete er mir nocb vor wenigen Monaten, daOs er demnächst auch als Mitarbeiter von nenem auftreten werde, indem er mir für den Frühling nächsten Jahres eine neue Studie Ober Abftlard in Aussiebt stellte, in weleber er die in seiner „Geschichte der religiösen Aufklärung im Mittel- alter** Torgetragene Au£ßusung einer Revision zu unterziehen gedachte.

Diese Zeitsobrift darf sieb aber nicht damit be* gnügen, dem Entschlafenen den Dank nachzurufen für das, was er an ihr getban. Als die derzeitige einzige Yertreterin der kirchengeschichtlichen Wissenschaft in Deutscbland bat sie Pflicht und Bemf, Tor allem dessen zu gedenken, was eben diese Wissenschaft ihm ver- ^ dankt.

Nach dem Hintritt der Männer, welche wir als die grrdfsten Beförderer der kircblioben Gescbiebt- schreibung in der ersten Hälfte des 19. Jahriiunderts feiern, hat Reuter ein halbes Mensdtenalter bindureb unter den Kirchenhistorikem des Protestantismus die FQhmng gehabt.

Kein Freund von kühnen, luftigen Kombinationen, mtßisam auf rauhem, domigem Pfode nach Wahrheit ringend, hat er sich Jahrzehnte hindurch vor den

tiieologteehen Arbeitsgenossen lierrorgetliaii dareli die Strenge seiner Methode (und sie allein schon hob ihn weit liinaiis Ober die übrigen Sohttler seines Terehrten Lehrers Neander); nicht minder freilich durch den Blick, welchen er fftr die seiner Oberseugung nach stark rer» naohlÄssigte politische Partie der Kirehengeschichte hatte. Er war nicht gemeint, die Kirehengeschiebte „in die Grenzen einzoschüefsen, welche Neander inne gehalten**. „Das hiefse nichts Anderes als die Be- trachtung der grofsartigen welthistorischen Bewegung der Eirobe der mitstrebenden Genossenschaft der po- litisdien Historiker zu überlassen, denen wir doch Tielmehr die Ül>erzeugung lichten müssen, dafs die dogmatische Bildung allein die rechten Kriterien an die Hand giebt, an denen die kirchenhistorischen Fakta richtig sn schiUsen sind.** So sprach er, als er seinen , Alexander IQ.', diese Schöpfung eines mehr als swanzig- jUirigen FLeiüses, lum zweiten Mal ausgehen liefe. £s ist daher erklärlich, dafs dieses Werk seit lauger Zeit wieder mm ersten Mal der kirchenhistorischen Wissen- schaft die Tolle und uneingeschräDkte Auerkennong ?on Vertretern der poMtiBchen Geschichte erzwang: in Reuter's eigenen Augen konnte es nicht höher ge- ehrt werden als durch das Urteil Leopold Baakens, man merke gar nicht, dafs das ein Kirchen historiker ges4^rieben habe.

Und doch wftT es in aoderer Hinsiebt sa merken. Denn er kannte eben etwas Höheres als das, was ei wohl „litterarisohe Quellenkritik'' nannte. „Die Akribie in der Ausmitltjiung der einzelnen historischen Data'', so schrieb er 1876 in dem ersten Entwerfe des Programms dieser Zeitschrift, „gilt uns nur als das unbedingt notwendige, urerste Fundament alles weiteren, als das freilich elementare, aber mit aller Strenge der Me- thode zu handhabende Mittel, ein höheres historisches und theologisches Verständnis zu gewinnen. Dieses letstere zu f5rdem wird denmach unsere zweite Haupt- aufgabe sein''.

So hat ihn seine Methode, Ar ihn das natftriiche Werkzeug eines aufsergewohniich ernsten Wahrheits- sinnes, im Verein mit seiner flammenden religiösen Be- geisterung, mit seiner umlassenden theologischenüüdung und seiner nicht minder umfossenden Quellenkenntnis zu einem der seltenen Meister seines Faches gemacht, zu einem Kirohenhistoriker von umTcrsaler Betrach- tungsweise. Denn was schon sein erstes Hauptwerk Terriet, dafs sem Interesse und Verständnis sich durch- aus nicht auf die politischen Vorgänge beschränkte, das haben seine späteren Arbeiten auf das gläasendste herrortreten lassen.

Und nachhalüg war seine Wirkung. Weit über den Kreis seiner Schüler hinaus läfst sich ihre Spur

verfolgeo. Mit seiner grolsen Monographie zur Ge- sdiiebte des Mittelaltera war der Unsiclierlidt der Methode auch bei den Kirohenhistoiikem ein Damm entgegengeworfen ; mehr und mehr wurde in der jüngeren Gtoeration der Fachgenossen die Über- zeagimg Gemeingut, dafs es nur eine historische Methode gebe, dafs in ihr kein Unterschied sein dürfe zwischen dem kirchlichen and dem politischen Historiker.

Wenn es endlich auch dem Schüler an dieser Stelle verstattet ist, ein Wort des Dankes zu sagen, so weils ich, ich rede im Namen aUer derer, welche ihm aDÜuigs als JQnger, dann als Freunde nahe ge- treten sind, indem ich als die hervorstechendsten Züge, welche uns im Verkehr mit ihm entgegenlenchteten, rfitame: seine selbstlose Sachlichkeit und stets bethätigte üpferwüligkeit, seinen mitunter rauhen, doch niemals Terletzenden Freimut, den Emst der Arbeit an sieh selbst wann wäre ihm seine schonungslose Selbst- kritik strenge genug ersdiienen? , und endllGh eine mit ihr in Verbmdung stehende oft geradezu be- schämende Bescheidenheit und die stete BereitsohaA zu lernen, selbst noch umzulernen auch in wichtigeren Dmgen.

So stand er unter uns in jugendlicher Kraft und Frische bis zum letzten seiner Tage; und Msch and

kräftig wird allezeit lu uns fortleben das Andenken des echtMi, treuen deatechen Mannes und Christen, der was er uns lehrte lebte.

Leipzig, den 81. Oktober i8Bd.

Theodor Biieger.

AotoDiiis von Padua.

Von

Eduard Leiupp.

PfftrrM in ObvrifUsgM, Wftrtitmberg.

T.

Eb soU liier eine kritische Bespreohong der wiGhtigeren Quellen und Hilfonittel zum Leben des b. Antonius von

Padua gegeben werden, da eine solche, wenn man die noch eehr unzureichende Abhandlung Papebroch's in den Acta Sauctorum ^ und die kaum kritisch zu nennenden Bemer* kungen Azevedo's ^ und Salvagnini's ' ausnimmt , überhaupt noch nicht stattgefunden hat^. Die Werke, die ich selbst nicht einsehen konnte^ sondern nur aus zweiter Hand kenne^ sind mit einem Stern (*) bezeichnet. iSn Übrigens auch gar nicht vollständiges Verzeichnis der Werke Uber An- tonius, besonders der späteren, s. Horoy, Medii aevi Biblio- tbeca Patristica etc., Paris lÖÖÜ (eme Fortsetzung von Migue^, Ser. T. VI, p. 555 sqq.

1) Aeta SS. Joni T. II, p. TOSsqq. (1698 hoiaiisgekomiiMii).

2) Emmanuele de Asevedo, Vita del glorioM» taumaturgo Pertoghete, 8. Antonie di Padova, 3. Aufl., Bologna 1790, JXm, TS.

8) Earico SaWagnioi, S. Ant di Päd. e 1 raoi tempi, Toriii 1887, Vonr. x.

4) H. Denifle verspricht eine solche im Archiv f. Litt, n. K.> QoMbiohte d. Mittehilters I, Anm. 2, hat rie aber, soviel mir bekamit, bie jetst nicht gegeben.

atiiMkr. r. I.-0. t.

12

178

UäMPP,

1.

Lo|;eiidea und damit zasammeuhän^eade Aulkeiolw

Gtenatt genommen kann man nicht yon liegenden in der Mehraahl sprechen, wie man das z. B. bei den FransiBkue- landen kann und mub, sondern es giebt nur eine An-

lüniuslegünde und d-n-en Beai'beitungeri. Darüber ist kein Zweifel möglich, \\vnn man die verschiedenen Antonius- legenden vergleicht. Es ist überall derselbe StoÜ, dieselbe Ordnung des Stoffs, nur mit der Zeit eine wachsende wun- derbare AusBchmackung des Lebens, ja mehr noch| auch die Form ist dieselbe, die charakteristischen Flirasen, ganxe Sitae kehren wörtlich immer wieder, bald da, bald dort ^ Die bis jetzt gedruckten Antoniuslegenden sind:

1) Die von Laur. Suriuj; in seinen Vitae Saucturum , Köln 1018, unter dem 13. Jutn veröffentlichto Letzende (= S).

2) Vita auoiore anonymo valde antiqua in den Acta SS. Juii, T. II, p. 705 sqq. B).

3) Liber miraoaloruoi, Acta SS. a. a. 0. 8. 794ir. (as L. M ).

4) AsKoguidi, 8. Antonii Ulyssiponeusis Sermonss in Pssl- mos, ex autographo nunc primum in lucem editi ac prasfktione» amiotatioDciilis et indicibus locupleiati: accedit [etc.]. Bonoaiae 1757, not. 5, inl. XXXVIsqq., wieder abgedruckt bei Horoy

a. a. 0. S. 457 ff. (= A).

5) Vita S. ADtoDÜ confessoris iu den Portugaliae monu- menta historica, Scriptores I, Olispone 1856, p. 116 sqq.

{= M. P.).

r> » Log« n<!a seu vita et minicula S. Antonii da Padaa saec. Xlii^ coiKiüti.iUi ex cudice uieujbianeo Antoniunae bibtiotUccae cum altera bnvi ejusdem .^uncti vita [etc.] ed. F. M. Ant, Mariu. Josa, Bunouiae 1883, p. Iff. (= P').

7) Ibid. Altera Vit-a, p. 75&qq. (= P*). Ich nehme noch dazu die Stücke aus

8) Yiuceutius Belle vacensis, Speculum Uiätoriale, No- rimb. 1483, Lib. XXXI, cap. 131—135 V. t. B.) und

1) Nur etwa P' unten S. 192 f.) ist fonii«U Mlbitftndi|c, ma- teriell ain so weniger.

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AKTONIUB TON PADUA. I.

179

9) Bartholomaeus Albizzi aus Pisa, Liber conformitatnm, Mailand 1510, in couform. 8, fol. 8 bis fol. LXVUl, 4

(= L. Conf.).

A.

1) Daft von diesen Landen M.P. die ttrsprüngliclisie Form der Legende giebt^ ist in die Augen springend^ und ich skizziere daher zunächst M. P.

Die Legende beginnt mit einem Vorwort, in welchem der ungenannte Verfasser erklärt, nur aus Geliorsam gegen die wiederholte Auiforderung der Brüder sicii an die Arbeit gewagt zn iiaben, für welche er, soweit er nicht selbst Angenzenge sei, das Zeugnis des Bischofs Soeiro II. yon Lissabon nnd anderer katholischem Mftnner ebgeholt habe. Er habe das Buch in zwei Teile gefeilt , von denen der erste den Lebenslauf, aber der Kürze halber nur mit Her- vorhebung^ des Wichtifjsten, der zweite die Wunder, die Gott durch den Heiligen gewirkt habe, enthalte.

Demgemäfs wird im er sten Teil das Leben des Antonius beschrieben. Schon Denifle hat mit Becht auf die formelle Ähnlichkeit mit der irita I des Thomas von Celano hinge* wiesen, die nicht nur in der Phraseologie, sondern anch in der ganzen Anlage hervortritt. Der Vo^asser verfolgt nSra* lieh das Leben des Antonius zuerst chronologiscli bis dahin, wo der Heihge in die Öffentlichkeit tritt: dagegen aus der gan^u Zeit seines öffentlichen Wirkens bis zum letzten Jahr, also nngef&hr 1232 1230, wird uns nur eine aligemeine Schiidenmg smer Predigtthätigkeit vergönnt, samt zwei Anekdoten, welche erzählen, wie er einen Httresiarchen be- kehrt habe, und dafs er vom Papst aroba testamenti ge- nannt worden sei. Dann wendet sich der Verfasser zur Schilderung des letzten Lebensjahres des Heihgen. Cha-

1) Das hat zuerst Denifle gesehen. Vgl. die ITniversitäten des Mittelalters bi'^ H'tO, I (Berlin 1885), S. 282f., Anm. 240. Gleicher Ansicht ist Ehrl e, s. Arch. f. Litt u. K.-Gesck 1, 881.

12«

180

rakteristisch ist, dafs kein einziges Wunder ersäblt wird, daa Antonias su Lebzeiten gewiriLt hätte.

Im swmten Teil wiU der Ver&aser nach der demselben Torangeschickten eigenen Vorrede der Beschreibung des

Lebens die ErslÜilung der wichtigsten Wnnder, die nach dem Tod des Heiligen geschahen, aut Grund des Berichts glaubwürdiger Männer hinzufügun. Trotzdem kommt zuerst die Erzählung des Todes des Heiligen und eine Schilderung der Padnaner EreSgnisse zwischen Tod und Begräbnis, sowie der Vorginge vor und der Eanonisation, und alles in einer Breite^ mit einer anschauHchen I^ebendigkeit und natür- lichen Wahrheit daTs man mit Gewilsheit yermnten mdchte, den Bericht eines Augenzeugen selbst vor sich zu haben.

In diesen Schildenmgen , welche gerade so Raura einnehmen als der ganze erste Teil der Legende, ist aber von Wundem nur im allgemeinen die Rede, docii immerhin 80, dafs man nach der Vorrede es begreilen könnte, wenn die Legende mit der Kanonlsaüon sohlösse. Allein es folgt noeh gleichsam ein dritter Teal (mit Becht in durch be- sonderen Abschnitt gekennaeicbnet) , welcher wieder mit einer besonderen Einleitung versehen ist, und erst in diesem kunimt nun eine Erzählung der Wunder, welche vor Gre- gor IX. verlesen wurde. Dieser letzte Teil macht aller- dinga den Eindruck nicht sowohl eines Augenzeugenberichts, als vielmehr eines Aktenstückes, das fUr sich besonders ab- gefafst ist K Offenbar hat der Ver&sser den Wunderbericht^ der bei der Kanonisation des Antonias verlesen wurde, und der auch für sich aUein umlief*, seiner Legende einfach an- gehängt

1) Das ssgt die XUnlettong selbst : Ad laudem et gleristn onuii- potentis dei . . . miiaoida, qui (liet) oonun domno Qr^gorio pepa nono» andiente tmioeno popoio, lecta sunt, eneeiaete, pcenla tarnen

neritate, ad excitandum (sict) fiddiom deuotionem, dnzimns ad- notanda. M. P. S. 125 ^ und ebenso schon die Überschrift über die Vorrede der M. P. : Incipit prologoa in uita Baneti Antonia oonfessoris

et de miracnh'g ejusdem , que approbata fuerunt per donuMun Ghte> g<nriiim papHm nonum et per cardinnlt's Romane ecclcsie.

2) So iu der iu den Acta ä$. der B angehäogten „Appendix". Siehe unten S. 190.

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ANTONIUS TOV PADUA* I.

181

Den Schiuis des Ganzen bildet ein Gebet xum Hei- ligen ^

Die Zeit der Abfassung dor Uri^ende äkilt nAoh JoBa's fieweia vor 1258 K Da die Legende aber nnsIrdAig älter ist «k das Specalma historiale des Vincena von Beaa- ▼aisy 80 iet ilire Entstehung jedenfalls noch etwas froher

anzusetzen, wahrscheinlich um zehn Jahre Übrigens weist sie selbst in eine der Lebenszeit des Heiligen noch viel nähere Zeit hin. Der Bisciiot' von Lissabon nämlich, der als Quelle angegeben ist, ist der am 29. Januar 1232 verstor- bene Soeiro Viegas II., der kurz vor seinem Tod an der Knrie in Italien weilte ^ Da überdies der VerfMser filr das meistei was er schreibt^ Angenaenge an sein rersichert % 80 ist nicht au sweifS^, dafs die Abfassung der Legeode in die allernächste Zeit nach der Kanonisation zu setzen ist. Vemiutlicli ist schon während der , längere Zeit sich hin- ziehenden, Verhandlungen über die Kanonisation ftir eine Legende gesorgt worden, und es mag ein ^linorit, der von dem gerade anwesenden Lissaboner Bischof Erkundigungen Uber das frtthere Leben des Antonius in Portugal einge- sogen hatten beauftragt wor4en seini eine solche zu schreiben.

Daraus eigiebt sieh auch der Wert der Legende. Es ist eine Arbeit von einem Zeitgenossen und Augenzeugen, einem Mann überdies, der otVtiJjur ängstlich bemüht war, bei der Wahrheit zu bleibeuj denn nicht nur in der Vorrede nennt

1) Dister SeUnb ist aUerdings wcnigitsns in dem mir voili^gen* den l&Kemplar der 11. P. nisht sn finden, sondem mnfs ans P' etgSast

mürdsiit s. imtoii & 184» 189*

2) Jose in der Vorrede sn P* p. na. Der Beweis gilt ttbHgsas nur für die Urlflgende, nicht für P*.

3) Nur etwas früher, wenn der betr. Abschnitt zu den späteren Kinschtebseln in das speculum historiale gehören sollte, die ja bis 1253 herabgehen; da das nicht zu beweisen ist, so ist wahrschein- licher, dafs die Legende schon 1244, dem bekannten Seblnisjahr des •pee. bist., in Frankreieli beknntit war.

4) Deuifle, Die Uuiv. rsit 4teu d. Mittelalters I, 28o Anm. 240. r>) Denn er sagt im V')r\v()rt: Deniquc nonnulla Rcribo, que

oculis ipsc non aidi, domno tarnen Sugcrio secuudo ulixboneasi episcopo et aliis uiris catholicis referentibus ipsa cognoui.

182

er beine Quellen, sondern auch das einzige Mal, wo er eine halbwegs wunderbare Be<!;ebenheit aus dem Leben des An- tonius erzählt, b^ilt er aiohi die Quelle anzugeben, und seine Erklärung des Vaigangs von der Erzählung selbst ab- suhebeii \ Er ▼erdcbeii wiederholt wie es ihm um die Wahrheit xa ihtm sei, imd er hfttte diese Versichenuig nicht nStigy demi die ganae Legende trägt dnrehatiB den Stempel der Wahrheit und ist im Gegensatz zu der gesuchten, süia- lichen , innerlich unwahren Art vieler späterer Lebens- beschreilnuigon in ihrer natürlichen Einfachheit eine wirk- lich erbauliche Lektüre. Wir müssen daher dieiaer Legende den aliergröfsesten Wert beimessen ; es ist eine Quelle ersten Banges, die nur leider gerade in dem fttr une wichtigsten Abschnitt &st ganz ausseist

Das bisher über M. P. Gesagte bedarf einiger Einschrän- kung, die sich ergiebt aus ihrer Vergleichuug mit den fol- genden Legenden.

2) Ein ganz wörtlicher Auszug aus M. P. ist die Le- gende A, von Aazoguidi ans einem, ine er beweist, zwi- schen 1263 und 1302 geschriebenen Brevier des Minoriten- klosten zu Assisi entnommen und von ihm fUr die Urlegende angesehen. A ist zum gottesdienstlichen Gebrauch bestimmt gewesen, daher sind für die fünf Tage des Antoniusfestes liinf Abüchnitte ausgewählt, jeder in sieben bis neun kurze Lektionen eingeteilt ; und da ist nun immer eine ganze Lektion Wort fUr Wort aus M. P. herausgehoben, während

1) Es ist 4!e ErsiUnng Ton dem Eratickuigssiifidl des Antonias und der HeUe» ^e er dstauf gesehea hat H. P. 119^: „Bern narro wm fictam, sed per ipsum dci aanetam , dum adhue uicerct , cuidsia frttmm reaelatam** und nachher: „qnod nimimm lutncn diuine nir- tatis auctoritate oeOfl illapsum credioias, eoius radim fene non snstineDs tenebrarum cultor recedebat confosus".

2) So in der Vorrede: „Snccinctc cnim, preuia tarnen veritate - . . loquar." „Hortor autem iectorem . . . ut cam bec legorit et me in aliquo minus dixisse nel certe incaata Ir-quacitate uerit&tis tnetaa uspiam excessisse pf r^p^^xcrit , non tne meudacii aut falsitatis arguat , quia pocius ign l anc ie auf uhliuioni meae misericorditer ignoscat." Ahnlich in dem V orwort zum zweiten Teil und im Sehlufa- ■wort.

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ANTONIUS VON PADUA. I.

18S

dttnriaohen oft lingere AbiclinittB »nugdawen and. Nor Bwennat fMt In A mitten in einer Lektion ein Sats ans

M. P. : 1) im ersten Abschnitt eine Notiz aus Isidor's Uber ethimologiaru ni über Lissabon, 2) später ein Wort des sterbenden Autonm» beim Empiang der letzten üiung. In beiden Fällen zeigt aich's, dafs A den ursprünglichen Text hat i) Dals die an sich bedeutungslose Notis ans Isidor in M. P. erst spKter eingeschoben ist, zeigt nicht nnr die in den Monnmenta Pcwtog. nr Veigleiehnng herangezogene ParaUelhandschrift (Cod. 393), sondern an<^ die Legende P wie wir sehen werden, in welchen beiden Legenden jene Notiz fehlt. 2) Bei Empfanp: der letzten Oliin^ sagt Antonius nach A: Non necesse est, frater, ut hoc mihi facias; hanc enim unctionem haben intra me (bei V. v. B. einfach: Habeo hanc nnctioiiem intra me). M. P. fligt aber hinin: i^Yenmi tarnen bonnm mihi est, et bene placet^ Da nnn A nie» mals sich erlanH «inen Sats mitten heraus wegsnlassen, so ist es hSehst unwahrscheinlich, dafs sie das gerade hier ge- than habe bei einem Wort, das eine Erklärung des Hei- ligen gut machte, welche von Anfan«^^ an als anstöfsip^ und eines Heiligen kaum würdig befunden wurde Unzweifel- haft liegt somit hier in M. P. eine absichtliche Verbesserung des Textes vor nnd hat A noch die ältere nrsprllngliche Fonn der Legende vor sich geiiabt» aomal da die Hand- sehrift der M. P. nach Ansieht der Herausgeber erst ans dem Ende des 13. Jahrhunderts stammt

Haben wir hier eine kleine Korrektur an M. P. vor- nehmen müssen, so bietet uns eine wilikommeoe Ergänzung von M. P. die Vergleichung der

3) Legende P^ M. P. ist nämlich unvollständig Es fohlt hier nicht nnr jeder Schlnfs^ sondern eine Veigletchnng mit Vincena von Beanvais aeigt, dafii noch sww Toten» erwecknngen unter den nisprOnglichen Wundem zu lesen

1) Vgl. d!s vietsD Xndenrogen, die sn dism Wort des Slsrbai- dsa TOigSBonunen worden, unten 8. 188 nnd in tpllena Qodlsn.

t) Weniitteiis in dem Enniplsr der Ifoonm. PortQg*t dss mir soc^faiglieb wsr.

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184

LEMPP,

ware&y welche bei M. P. feUen^ Was hier nun Mit, bietet PS die G^hichte der beiden Totenerweckungen und

den Schlufs der Legeode.

(ebenso auch P') ist eine von dem Miuoriten Ar- bnati' im yorigen Jahrhundert zuerst ans Licht gezogene und faftufig benutzte^ von Aieredo * nachdrflcklich als Ur- legende gepriesene und ab schon druckfiwtig angekünd%te Legende aus der Bibliothek S. Antonio zu Padua, die neuer- dings erf^t flurch Josa herausgegeben worden ist *. Die Handschritt, die dem Druck zugrunde liegt, ist zwar eine jedenfalls mt nach 1&46 gemachte Abschrift ^ Aber die Voriage derselben ist eine mit M. P. «im ganzen identische Kopie der Urlegende. Doch finden wir dnige besmehnende Abweichungen. Unter Weglassung der zahlreichen, blols formellen, auf liecbnung des ächreibers zu setzenden , hebe ich folgende heraus.

1) Vinccnz von Beauvais a. a. 0. cap. 135 zählt rubrikenweise die am Grab des Heiligen getcheheneo, bei der Kanonisation verlesenen Wunder auf, es und geheilt wenden neoniehn Kontmkle, fünf Par»- Ijtiker, fonf BnckeUge, ssehe Blinds, dnl Trabe, diei Stomme, iwet Epileptiaohe, zwei Fieberkranke and iwei Tote. In U. P. werdsn dIeM Wunder in der gldehen BeOwofelge nicht nur anfgeilhlt, eon- dem sniÜQiilioh enählt, und iwar ttinunen die Zshlen genan Iiis aaf die Zshl der Boekeb'gen nad Bünden, wo ein Behieib- oder Dmek* fehler hei Tineeni von Beaovids sehr isicbt sasonehnen ist. Ahsr M . P. hrieht nun mit den Fteberkrsaken gans ahmpt ah.

2) Compendio cronologico e critieo dei fiatti e Bcritti della vita del glor. taum. S. Antonio. Bassano 1786. (In der vor mir liegen- den Ausgabe anonym. AMvedo, der die IdentSsclie Aq^he Roma 1776 bonnttt, nennt den Kamen des Verfissers.) Vorwort, Aam. s,

& T.

3) Azevedu a. a. 0. Diss. II und XLV.

4) Dafs die von Josa berausgegebeneQ Legeaden mit den von Arbusti und Azevcdo erwähnten tmd bf^nutzten Legenden identisch sind , ist unzweifelhaft ; vgl. die wörtlichen Citate in Azovedo Diss. II, XVII, XXXVII mit Josa S. 5. 8. 79. Josa selbst erwähnt un- begreifiicberweise die beiden Vorgänger nicht.

5) Josa, I codici manoscr. deUa Bibllotheca A'>^^nT^nft di P*> dova, Fad. 1886, p. 124. 125.

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ANTONIUS VON PADUA. L

186

a) Der Anfang tler Vurretie lai ni %er6tort, daher feiiien hier circa sechzehn Zeilen.

b) Dto SMto MB Ifidor (vgL obti & 188) feUt.

e) In dem Absehnitt: „Qnomodo ordinem fr. min. mira?it" iik den Worten Mdominiu Petnu infime^ die feliehe BiUftniiig beigegeben „f rater regia Gutellae".

d) In demaelben Abeebnitt wird die Benennung die Vor- standes des Angostinerchorberrenstifts ans npfior** nmgeftndeii in „abb^", was für Portugal falsch ist

e) Im gleichen Abschnitt befindet eich folgende Polenik gegen IL F., bsw. die Urlei^'ende:

M. P. S. 118: S. 6:

Yennn qaia irroenciam in Lioet enim beatue Peter An- te parentum suornm impetum tonius irmentium in se paren-

dei pcnnis formidabat, rpqniren- tnm et turbarnm impetnm 9Jita- tinm eiim snlliritödinem sagiicius garet declinare, nequaquam declinaro satagebat: Nani et proptor hoc fratres Bihi An- mutato uocabnlo antonius ipso tonius nomm impoeuerunt, sed sibi nomen imposuit et quamtns quia ecclebiü fi^trum illius loci nerbi dei preco fntnriis esset, tali titulo nomuiahatur. Idee quodam presagio desigiiauit. Au- de bimplici frairum voluutate tonins enim quasi alte tonans et etiam divioo revelante Spiritn dteitor. id nobile nomen, quasi alte

tonatoms sibi eredinras fiiisee

impoeitnm. Antonios enim qnaei alte

tonane dioitor.

Wir dQrÜBn dieee ViiTindening nnbedenbiloh als eine wirk- liche VeTbessening ansehen nnd zwar als eine schon sehr alte, da schon Vincenz von Boauvais für sie eintritt*. Ans dem fernen Portugal konnten derartige Behohtignngen nur allmählieb

ein treffen.

f) Viel einschneidender ^^ind aber die Veränderungen, die in detd Abschnitt ,,Qnomodo uenit Bomanioiam et qnaliter ibi uixit" Yorgenommen werden.

Nach dem in beiden Legenden glen i hiiitemlen Anfang „Fi- nito igitnr** ... bis „quia nec cognitus*', läbri fort:

1) 8. Asofedo Ii. I, aap. 9 naeh Monnm. Port 8er. I, 86«.

S) Vineeos von Beanvaia eap. ISl sogt ftbcigens niebls von einer ^eeletia Üratram illiiM kd**, aonden ^el richtiger: „venit ergo nbi frmtmm eongiegatio metabator, qoi locus ssnettM Antonius dioe- batur, joxta quod nomen Antoninm se deinceps appellari rogavit, nt et sie reqoiieatinm ipsnm solUeitadinem pia eantela delndexet**.

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LEUPP;

M. P.

Denique uocato in partem fratre Graciano, qui tiitic in RomaDiola minibtorium fralrum gerebat, supplicare cepit seruus dei Antonios, quatenns susceptum Be a ministro generali, in ro- iPMiiohmi dueeret, et dedactum dlsdpllne spiritualis radinwotis infonnaret*

P».

Tantae erat puritatis Pater Sanctos et tantae simplicitatis utpote novus in Ordine, quia neque Ministrum aliqnem nec Ministerii aut Coatodis sea Gnardiani officium adbüc cogno« ecebat ünde n e q n e f ratrom Gratrianim ToeaTit» nee rogETit, ut se aosoiporet» sed toU die eimtioiii vaeana, aliia reeedentibiiB, iste eimplex et ignotoa omnibiia remanebat» oohh mitteiia tarn ae ipaiim, quam gres> 8ii8»qQain monoiProTideiitiaeSal- Yatorii. Frater antem Gniiaaiis enm eum intenegaBset, ai eeaet 8a> oerdosy aioe Terbonmi mnltipli* eatioiie» nolena ee de Scriptaiae adeolia jactire^ hoc tantina lo» apondit bumilHer Sto aam Qoo audito propter Sacerdetam inatantem tone temporia inopiam dictoe frater Gratiamia a fratre Elia Generali Ministro sibi daii Fratrem AntomuiD, instigante ae Sancto Spiritu suppliciter posta* lavit et obtinuit. Nachden aodann beide Legenden identisch fortgefahren sind, „NttUa prorana datae bia „in BomaniolaiD dedniit^ beifat M weiter bei

M. P. P». Qno cum vir dei Antonias, disponente domino, peruenisset, jmpetrata lirpnciaberemnni mon- tis Pauli (leuotns snbiit et re- lirtis secularium turbis loca qoietis conscia penetranit.

Com enim vir dei novus esset

in Ordine nesciebat^ quid esset eremns ant qiialis esset fratram dispositio in oremitoriis, prnpter qnod nec licentiam i m - petravit licet loca quietis conscia affectaret. Se'i fratrea qni circa sex erant, in eremi- torio nulium inter se Sucer- dotem habentos, attendentes mm simplicem virum et punim a Ministro pro celebrandis Di- vinis cum magna precom in-

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AFTOXnUg TON PADUA. 1.

187

stuDtia postularunt et obtinue-

rnnt.

Es folgen sodanu wieder zwei pleichlaotende Sätze von ^Fa* ciente antem" bis „snpplex postulavit", dann fäiirt fort: M. P. P». Aidepto deniqae qoietis loco Nam licet orationis et de* Mlnto eoti^ bm mttotiiiali votiouis gntift ad ettUam flliin oapitolo, senras del Antonios ad quotidia pergerat et maaarati dietam eaUam aaeaarit^ aaanmp- paaiaportlmieDlaoiaaiTaaaqnaa taqna modtaa pania porduneala minima daferabal, aad mox aaa aqua aacnm talit. aadiia aampanalla hon coma*

dendi descendebat al aimnl com lüiis discumbebat Interea oam notitiam tarn Oaardiani quam aliomm fratram ex modica tem- poris conversatione aliquantulam liRbnisset , cum alios Fratres praeter orationis Btndium vi- deret inteidnm diTereis utili- tatibua et officiis orcupare, coepit Ultra se amariö i^^g-itaro singul- tibnSy yelut honjuiem iDutilem, et pana qno vescebaiur indi- gnom sa repatana, ntpota qoi aliorom raflciebat obsequia afc nihil eommonia ntilitatia Ikeara ▼idahatar, nt sie appararat qnod non Taotasat miniatrara, aad potiiis ministrari. Rx hoc i^itur hnmilia Ghriati servus bumilia qaaarana ob!;equia ad Gnardia- nnm snnm huraiiis et supplex accessit ac Üoxis genibiis po- poscit ut hivandarum scutella- rnm atque purgandae seu sco- pandae domus sibi officia tri- bueret de gratis speciali. Qoi cum obtiBiiisset, mira devotione ac devota soUicitudine id jugiter faciebat, sicque laborana panem snnm cnm naliori oonadanda mandocabat; sampar taman par- actis diligantar oAeiia ad cal- lam snam at ad contamplationta atndiom ramaabai

188

LEMPPy

ßöi diesen Veränderungen ialll schon das Manierierte und Affoktiorte der DarstolluDg von auf. Es wird als des Hei- ligen nnwflrdig angesthtn, wann er sellwt dm Bradcr Gntiaii etww bittet, ja wenn er ancb nur Baeh einem robigen Plati mdk sehnt) es wird als ein besonderer Rnbni berrorgeboben, wenn er nObne viel Worte sn macben" blofs mit Mja" antwortet» nicht einmal ein wenig Brot nnd Wasser darf er um seiner Heiligkeit willen in seine Zelle nehmen. Er grftmt sich, dafii er» der Priester, sein Brot nicht wert seit er bittet knieflUlig nm die Gnade» Scbflsseln spflien zu dflrfen n. s. w. Aber auch der Inhalt dieser Korrektur erscheint mir, wie ich bei der Dar- etellnng des Lebens seihst bPCTönden werde, als eine Fälschung, die von der Vorstellung ausging, ein Heiliger hnbe niclit selb- ständig fit.was wollen fder bitten knrinen. Hier bemerke ich nur noch, dafs Yinceoz von Beauvais mit M. P. gebt ond yon der Korrektur der P* nichts weifs ^

g) In dio gleiche Kategorie von Korrekturen gehört endlich folgende, welche bich wieder auf die letzte Ölung des Antonius besieht Da beifst ea in M. P. S. 121 : Ad quem com ex more frater qnidam nnetionem sacram ferena peroenisset, intuena enm beatns Antonios ait: Non necesse est, frater, ut hoc mihi facias, babeo enim nnetionem banc intra me ; Torumtamen bonnm mihi est et beno placet, extensisque . . .

Man sieht. reht Tior)i weit über die Milderung, welche M. P BTiL^obrnrlit l atte ^ binaus und merzt die ganze anstöfsige Steile geradezu aus.

Aus welcher Zeit diese Ver&aderuDgen stammen,

darüber geben uns die Bereicherungen der Wunder Auf-

schlttfe. ZonAchat stimmt auch hier mit M. F., nur bei

1) Vincens von BeauTais, cap. 181. (NnUa ergo de se litten^ torae vd ciOtttlibet alteriot utilitatis babita mentioae ad Dtalrem Gratiauum, qui tone Bomaalolae fratribns pmeerat, devotoa acoeBaili logans bomiliter, ut ipsum a ministro generali petitum ooUigeret ac disciplinia regularibos ipsum inttrueret, qnem itte benignus susc^it et locum solUtodinia reqairentein ad hwemom montis Panli tiamk misit )

2) a oben 8. 188.

8. 32: Qaamvia antem nnctione Vir sanctns invisibiU planus esset» cum debita tamen reie* rentia petitum recipiena sacramentnm, extensisque...

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ANTONIÜB VON PADUA. L

189

den PanlytiBcfaen ist eia Wunder mehr «nftUt, das sich als später eingeschoben keonaeiohnet doroh Erwühnung einer eodesia S. Antonii, welche Besdchnnng vor der Translation der Gebone des Antonias 1363 unmöglich war. Es wer- den budann, wie schon erwähnt, den Wundern der M. P., zwei TotcuerwL'ckungen beipfefligt, weiche wir als noch zur Urlegeude gehörig betrachten dürfen, dann aber worden vor dem offenbar auch der Urlegende angehörigen SchiaTs noch sine fieihe von Tieraehn Wundem in bunter Beihenlolge eingeschoben y mit denen aUmMhlich die Legende beieichert wurde. Unter diesen Wundem ist eines, das frOhestens swanzig bis dreifsig Jidire nach dem Tod des Antonius ge- Bchriebcn sein kann ^, eines aus dem Jahr 1243 das letzte aus dem Jahr 1 278

Wir sehen also, mit seinen Korrekturen und Be« reicherungen stellt das Bild des Heiligen dar, wie im letaten Viertel des 18. Jahrhunderts in den Kreisen der Minoriten au Padua Ywhanden war.

4) Wenn wir nun in H. P. mit den kleinen Korrektuien und Ergänzungen, welche sich aus der Vergleichung von A und ergeben, die Uriegende selicn, ßu ist es scliwierig, dieser gegenüber die Stellung der Legende B zu bestim- men. Papebrocb hat sie aus einer etwa 1450 geschriebenen Handschrift abgedruckt, doch lag sie ihm auch noch in swei anderen EzempUuran vor. Uber die Abfassungsaelt weiih er nichts su sagen, als dals sie wohl vor lä63 au setzen sei, wsü die Translation der Gebeine nicht erwfihnt bei *.

Zunächst sei hervorgehoben, dafs diese Lebende in aller- nächster Beziehung zu M. P. steht: dieselbe Anordnung der ErzählungBstoffe und derselbe Gehalt an solchen, nur in zwei Punktsn bietet B sachlich mehr; l) durch eine leise Hin- weisaqg auf den baldigen Tod der Eltern des HeUigen ^, und

1) 8. 66.

2) P' S. 69.

3) S. 71.

4) Comment praeT. Aota 88. a. a. O. S. 704, n. 6.

5) B 8. 706, n. 1.

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LElIPPy

2) durch Beifügung einer dritten Anekdote aus der Zeit von 1222 1230^ nämlich von der Kracheinung des h. Franz bei einer Predigt des Antonius^, einer Anekdote, die aus der Vita I des Thomaa von CSelano genommen ist K Daiu kommt noch die Übereinstimmung von B und M. P. in einer ganzen Menge von Phrasen und Redewendungen. Lnmerhin aber stellt B eine Überarbeitung der M. P. dar. Sie läfst die etymoloerischen Künste der M. P. weg, ihic Sprache ist viel gefeilter, gewandter, sie hurt mit der Kanonisation auf und endigt in einen Epiloge der die Grundlage des Hymnus ,,Si quaeris miracula'' geworden ist. fane besondere Appen- dix bringt die Wunder und Ewar dieselben, welche bei der Kanonisation vorgebracht worden wareui jedoch um einige auch in P' enthaltene vermehrt, auch in anderer (bunter) Reihenfolge und iu anderem W ortlaut als in M. P. ; da aber auch hier Einleitung^ und öchluiswort des Wunderberichts dieselben sind, wie in M. P. (bzw. P*), so erhellt daraus noch weiter (vgl. oben S. 180) die ursprüngliche Selbstän- digkeit des Stückes. Wann ist nun diese Bearbeitung d«r Urlegende entstanden? Auf Qrond der von Anogoidi* nachgewieeenen ThatsachCy daCs B erst xwiachen 1302 und 1319 an die Stelle von A in das Ordensbrevier gekommen ist, könnte man B bis zum Ende des 13. oder Antaiig des 14. JaliJ huuderts hinabi ucken wollen. Allein schon der In- halt spricht dagegen, denn in diesem Fall wäre sie weder so ruhig und nüchtern im Ton, noch so frei von neuen i^ndarischen Dichtungen. Daau kommt , dals die Sporen von B schon weit früher nachzuweisen sind : n&mlich a) die von einem Augenzeugen ver&fste Geschichte der iünf ma- rokkanischen Märtyrer (f 1220), welche bestimmt war, in die Antoniusloirende eingefügt zu werden , beginnt und Bchliefst mit A\ urteu, die nur in B, sonst aber nirgends, zu finden sind^ b) eine Vergleichung von B mit Vincenz

1) B S. 708, n. 10.

2) S. Acta SS. Oct. II, S. 696, n 48.

3) AMOguidi a. a. 0., foL XXXVI, aot. 5.

4t) Uber diese Legende der füof Märtyrer ■. K. Müller, Die

AMTOMIUB VOM PADUA. I.

191

von Beauvaiß zeigt unwidersprechlich, dafs derselbe ge- rade diese Legende B vor sich gehabt hat, denn man kann den ganzen, über Antonius handehiden Abachnitt ans dODOi Speculum hiatoriale ftai Wort für Wort

in einer ganien Masse von Itedewendiinge% die rieb nur in B (ako aaeb nicht in M. F.) finden; anch die von B ans Thomas von Celano entnommene dritte Anekdote ist von Vincenz von Beauvais an der gleichen Stelle eingeschoben , nur die Wunder mufs Vincenz iu der Gestalt vor sich gehabt haben , wie sie in M. P. vor^ liegen ; die Appendix zu B ist ja aber jedenfalls später. Damit wird nun die Abfsssangseeit von B (oder doch ihrer wdrtlich benutzten y uns nicht eihalianen Vorlage) so weit hinan%erQekty daft sich sogar die Frage aufdrängen kdnnte, ob nicht am Ende B die Urlegende sei. Was dem entgegen steht; ist eiLJinal die (in B fehlende) Vorrede von M. P. und P*, die sicherlich der Urlegende angehört, dann auch die bessere Sprache von B, die zu jener Vorrede nicht passen würde I endhch auch die Eanschiebung der Anekdote aus Thomas von Celano. Doch glaube ich, daXs B one aus den firtthesten Zelten stammende^ vidleicht in SVankreich mii* standene Uberarbeituug der Urlegende ist, welche &st die- selbe Glaubwürdigkeit beanspruchen dai'f wie M. P.

5) Die Legende S hat die Uberschrift; Vita S. An- tonii Ulysibou.; professione Franciscani, quam vulgo a Padua vocant: scripta a quodam patre Franciscano graviter et fideliter. Dictionem Fr. Laur. Surius in gratiam Lectoris mutavit omissis plerisque parum ad historiam facientibus absque tarnen histonae detrimento. Demnach hat Surius die von ihm vorgefundene Schrift sdbst überarbeitet, aber nur isu, dals er den Stil verbesserte und minder Wichtiges wecj^ÜelH. Aber die Handschrift selbst, welche Surius vor sich hatte, ist schon zusammengesetzt ^ aus zwei Schichten, die sich scharf voneinander abheben^ nAmlich 1) aus einer

Anfange des MinoriteQordeuü uud der BuTsbruderschaftea ^Freiburg

1085), S. 204 flF.

1 ; Das bemerkt schon Papebrocb Acta SS. a. u. 0. S. 704.

199

LBMPPi

Legende, die sich meist £&6i wörtlich ^er nitcn Lcp:ende an* Bchlie&t Kap. I— X. XU— XVK XXXV— XUV; 9) aus «iner grSAcren fiahe von oingMchobenen Sülokea Kap. XL XVP— XXXIV. XLV. Lotatere siiid kurze Anekdoten, biiiiitlicli Wunder dea Heiligen, ohne irgendeine chrono- logiflclie, lokale oder sachliche ürduimg ancinandcrgoreiht^ Wnnder, die Antonias bu Lebzeiten gewkt haben boU^ von denen wir aber aonat aus keiner Qodle des 18. Jafaihnnderls etwas wissen. Von diesen Stücken wurd noch sa reden sein ^ Die Legende selbst , in welcher sie elDgesclioben Bind, ist breiter als ihi*e Vorlage, doch nur selten inhalt- reicher, getallt sich aber in erbaulicher Ausmalung^ im übrigen hat sie auch einiige Kenntnisse, die nicht ans der Urlegende gesdidpft sind

Wann diese Uberarbmtang stattgefiinden bat, ist nicht nachzuwciäca, vielleicht erbt ^ieicli^eitig mit Einsetzung der eingeschobenen Stücke.

6) Der Verüasser der Legende rühmt sich der Selbständigkeit seiner Eraäblong g^genflber seinen Voxgia- gem. Er bat dieselbe lediglich im Ausdruck bewiesen, dieser ist sehwttlstig, mit biblischen Phrasen und Citaten gespickt, oft nahezu unverbtündiich. Sachlich ist seine Ar- beit fast nur eine Bearbeitung von und zwar in ihrer schon erweiterten Gestalt*. Das sum Schluls gegebene

1) Siehe unten S. 1^*4.

2) Selbstäudige Nachrichten liegen z. Ii. vor in der [genauen An- gabe von Namen nnd Stund der Eltern des Antonius (Kaj) wie sie sich erst im 15. Jalirhuudert sonst v. i* der findet {hei »Sicco Po- lentone), ia der, übrigens falschen, Notiz über Don Pedro (Dominus Petrus infanS) serenissimi regia Lusitaniae filius primogenitus), in dos Richtigstellung eines Citat« der M. P. (M. P. hatte: „quuujam Script ura teste non ihcrosolymis fuissc, sed ibidem heue uixissc laudabile est". Surius audert: „quoniam teste D. Uieronymo non Hierosolymis fuisse" ctcX

3) iSur in ( inigen PuukLen verbessert P* seine Vorlage: so wird S. 78 der Infaiit Dun Pedro zum Sohn des K iniiLC^ von Pt)rhigai ge- macht, was gegenüber der Angabe von P' wenigistens eine gewisse Verbesserung darstellt. Die Etymologie von Antonius ersetzt P* durch eine andere , noch wunderlichere, ftir das Erscheinen des An*

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ANTONIUS VON PADUA. I.

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Versprechen \ Wunder su erzithien^ yan denen einige unier •einen Augen im Jabr 1293 in Padua geschehen seien,

wird zwar nicht gehalten, bietet aber den (dchersten Anhaita- punkt für die Datierung der Legende.

Faaaen wir die Untersuchung Ober die Legenden kura aiuanunen, ao ei^^iebt «eh fo(gendea:

1) Sämtliche Legenden des 13. Jahrhunderta liehen auf eine Urlcgende aurUck, welche sich

im wesentlichen mit M. P. dockt. Fast gleich- wertig mit ihr ist B.

2) Charakteristisches Merkmal derUrlegende ist, dafs sie a) anfangs chronologisch fortschrei« ieif b) ans der Zeit von 1222 1280 nur zwei Anekdoten erafthlt, c) aus der ganzen Lebenszeit des Antonius keinerlei Wunder zu berichten weifs.

3) Diese cliar akter istischen Merkmale finden eich in allen Legenden des 13. Jahrhunderts wieder.

tonias unter den Ordinatianikandidatea m ForH wird 8. 87 die Er^ klärUDg g^ben, dafs dort ein Proriosialkapitel gewesen sei. Endlich finden wir hier S. 90. 91 die allerersten Veraache, jene Lücke in der Legende zwischen 1252—1230 etwas mehr auszufüllen, es wird da aofser jenen drei Anekdoten erwähnt ein Aufenthalt des Antonius in VcrcelH und in etwas rätselhaften Worten das mannhafte Auftreten des Heiligen ge^'on die „Neider'' des Ordens. Auch der Mangel an Wundern zu T^« li/eiten des Antonius wird jetzt empfuudeu und aus- drücklich entschuldigt, S. 95: ,, Licet enim Sauctus iste uonduin miraculis corporalibu» ubifiue coruscaret, potiorihus tarnen indiciis clariticabat Domini niajestatem,'' Ahnlich hatte übrigens gcbüu B S. 707, n. 9 gesagt: f,Haec riquidem virtus (d. h. die Predigtgabe) in ipso clarait in oenlis emniam, quae qoidem mira- cnlie potior, qaibnt plurlmi in vita fallaeiter deciplnn- tnr ... Sic igitor hujot peregrinationie iDcolatot doctrina et Tita pneclants, dhinam In Sancto ▼oeatiooem evidentitnine pfobat; quam, ut io fiae patebit, multiples post mortem mixaeiüoram elaritas ne- eeaearia conclatione eonfinnat.** 1) 8. 108.

SeitMkr. t K.^ XI, S. 13

194

LEUPP,

4) Erst gegen Ende des Jahrhunderts fängt man die Lücken der Legenden zu empfinden und auszufüllen.

B.

Dem Bestreben y die Lücken der Legende betreib der Wunder aussuföllen^ verdanken wir nun einige weitere Scliriflten^ die wir auch noch au den Legenden im weiteren Sinn rechnen kömien und die trots ihrer späten Ab&ssung fUr Erforschung dessen, was während dar Jahre 1223 bis geschehen ist, von Wert sind.

Es Bind das die eingeschobenen ►Stücke in S, dann der L. M. und endlich L. (Joni*. Gehört auch der letztere an sich in ein anderes Gebiet, als das der Legenden , so mufs er doch hier besprochen werden, weil diese ganze Gruppe zum grdlsten Teil einen gemeinsamen Erzählungsstoff auf- weist und der L. Oonf. für Ermittelung ihres Zusammen- hangs von besonderer Bedeutung ist; doch ist die Verwandt- schal t innerhalb dieser Gruppe nicht so grois wie die der liegenden.

1) Die eingeschobenen Stücke in Ö. Für die Feststellung derZeity da diese Einschaltungen allmählich ohne Zweifel entstanden und der Legende hinzugefügt worden sind, fehlt jeder Anhaltspunkt Nur für einzelne Erzählungen, die sich nur bei S, nicht aber bei den an- deren Quellen finden, wird sich die Entstehungszeit annähernd feststellen lassen. So niuls die Notiz Kap. XVI, welche Antonius als Urheber der Flagellantenbewegung und die Geüselung als eine löbliche, noch heute in ganz Italien be- stehende Übung bezeichnet, vor der greisen Geifselfahrt des Jahres 1349 geschrieben sein, da diese sehr bald euie energische Verurteilung vonseiten des Papstes erfuhr, sie mufs aber anderseits geraume Zeit nach 1260 entstanden sein, da von den damals Lebenden die 12GU von Pe- rugia ausgehende BewcETunir als etwas durchaus Neues, nie Dagewesenes betiachtet wiude, also nicht auf Antonius zu- rückgeführt werden konnte. Etwas Weiteres ist erst bei

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ANTONIUS \0H PADUA. 1.

196

düi VergleicLuDg mit den beiden anderen Quellen zu sagen

2) Von Wadding in mineu Annale n wird wiederholt citiert eine legenda b. Antonii, sicat de ChroniciB habetur, von dem BoUandieteiii der sie heraiugegeben hat^ mitBeeht Über miracnloTum genannt Eb irt eine reiche Sanun* long von Anekdoten y &Bt auBnahmalos Wundern , welche dine Ordnung zaBammengeBtettt i^d. Es mag in derselben EQtn Teil altes Material mit echten historischen Erinnerungen enthalten sein aber für die Ausaclieidung desselben fehlt jedes Merkmal. Was die Abfassungszeit betrifft, so wird einmal S citiert auch sonst erscheinen die Erzählungen in S eher unprünglicber. Aulserdem werden Begebenheitai erzäMt aus den Jahren 1243 *, 1292 ja anoh 1367 ^ Wie sehr die geschichtiiche Erinnerung getrUbt ist, zeigt die Be- hauptung Antonius sei als Chorherr Genosse des h. Do- minikus gewesen. Motten also auch einzelne Stücke früher aufgezeichnet worden beiii, so ist doch ihre Zusammenstel- lung zu einem Buch jedenfalls erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgt Bestimmteres eigiebt erst eine Veigieicbung mit dem

3) Liber Gonformitatum. Das bekanntiich 1336 geschriebene, berühmte Buch enthfili «ane Lebensbeschreibang des Antonius, die von grofsem EinHufs auf die späteren Schriftsteller geworden ist. Dieselbe lehnt sich im ganzen an die Legenden an, flicht aber eine ganze Menge Wunder

1) Die Behauptung Azzoguidi*s foL XLU, not. 12, die Erzählung 8 Kap. XXX sei aus L. Conf. genommen, entbehrt jeden Beweises; noch viel unhaltbarer iiatUrlich ist die Berufung Azevedo's Dias. XXXVII auf da.s Urteil Papebroch's, dafil S TOT 1263 abge&bt sei wegen Nicbtcrwiihnung der Translation.

2) Z B. die Erzählaug L. M. S. 737, n. 59| oder dem Kern nach auch L. M. ä. 727, u. 12.

3) L. M. S. 726, n. 8 geht auf S Kap. XX.

4) L. M. 8. 7.H8, 11. ÜO.

5) L. M. S. 737, u. 59.

6) L. M. S. 739, n. 6$.

7) L. M. 8. 788k n. SO.

18»

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196

des Heiligen ein, die in einer freilich kaum erkennbaren lokalen Ordnong aneinandergereiht werden. Beziehungen swischen diesen und den eingeschobenen Stücken in S, so- wie dem L. M. und ▼orhandeui aber nicht TiUlig klar. Ich bemerke darüber folgendes: a) L. Oonf. voUaieht den Uber- gang von der Legende zu den Wundem mit den Worten: „qnales fructiis praedicatio b. Antonii faceret, aliqua diram, quae audivi de quam piuribus'^; von der Predigt unter dem Gewitter in Bourges weifs er, dafs eine bildliche Dar- stellung derselben an der dortigen Kirche in Stein gehaaen m sehen sei „siout ego a fratre habui, qui yidit et istud miraculura mihi nai ravit Die Geschichte vom Notar, dem Antonius das Martyrium voraussagt, beginnt mit den Worten aliud insero, quod a i'ratrc hde digno audivi''. Die wanderbare Versetzung des Antonius nach Lissabon beginnt: „in Padua existens b. Antonius rem yidit^ quam narro a dicto fratre mihi relatam^. Alle diese Erzählungen sind aber zugleich teils in Ö ^, teils in L. * zu lesen, und zwar ist bei der Erzählung von der Gewitter- predigt eine Verwandtschaft zwischen L. M. und 8 nicht verkennbar, dagegen zwischen diesen beiden einerseits und dem L. Conf. anderseits nicht nachsuweisen. Die Geschichte vom Notar ist bei awar Zag um Zug dieselbe, in den Worten aber durchaus verschieden. Im L. M. * ist diese Krzählung ersetzt durch eine entsprechende Weissagung an eine schwangere Frau fiir ihr Kind. Dasselbe Verhalten besteht zwischen S * und L. Conl auch bei dem Wunder in Lissabon. Im L. H. findet sich keine Parallele dazu.

b) Im Stil, in Redewendungen und Wortgebx'auch be- steht eine nähere Verwandtschaft bald zwischen S und L. Con£ gegemUber von L. M. bald zwischen S und L. M.

1) S Kap. XZn. 8) L. H. S. 787, B. 16. ' 8) S Kap. XI.

4) L. H. S. 789, D. 87.

5) 8 Kap. XXX.

6) So ist S Kap. XXVII ahalleh mit L. Conf., w$jL dsgsgea

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ANTONIUS VON PADUA. I.

197

gegenüber L. Conf. ^ swdmal audi zwiMchen allen dreien

niemals aber stehen L. Cord', und L. M. allein naher zu- samuieu gegen S. Einige Erzählungen finden sich nur in L. Conl. und Ö

c) Jeder der drei Autoren hat Stücke, welche in keinem der beiden anderen dch finden, am wenigsten am meiiten

DarauB Ittfiit deh nnn mit Wahredieinliehkett BchlieÜBen:

1) Noch KUT Zeit der Abfassung des L. Conf. d. h. un

letzten Viertel des 14. Jahrhunderts war die Legendenbildung über Antonius in lebendigem Flufs, denn L. Conf. erzählt uns G^eechichteU; die uns sciirii'tiich erhalten sind, nicht aus diesen scbrifilichen, sondern aus mündlichen Quellen.

2) Dennoch waren jene Ersählungen (durchaus Wunder- anekdoten aus dem Leben des Heiligen) bis auf einen ge- wissen Gfrad fixiert (d. b wohl eben in einsehien KlQstem anfgeseichnet, aber TieUeicht noch nicht gesammelt, jeden- falls nicht allgemein bekannt), daher die sonst unerklärliche Verwandtschaft zwischen L. Conf. und S auch in Stücken, wo Bartholomäus von Pisa sich auf mündliche Überlieferung beruft.

3) L. M. hat aus S geschöpft ^ aber nicht aus L* Conf. L. Conf. kann aus einer Abschrift des S gescbdpft haben; aber weder die ganze Sammlung von noch der L. M.

lag ihm vor.

4) Bartholomäus von Pisa lebte längere Zeit ah T^Iino- ritenlektor in Padua, er hat das ausgedehnteste AFatcriai für seine wunderliche Geschichte vor sich gehabt , es ist daher

L. M. S. 730, n 2H: B Kap. XXI mit L. Conf., dagegen L. M. S. 726, n. 7; 8 Kap. XXIX mit L. Conf., dagegen L. M. S. 729, n. 26; S Kap XXXII, mit L. Conf., dagegen L. M. 8. 731, n. 34.

1) So ist L. M. S. 725. n. 5 Uhnlich mit S Kap. XVII. XVIII, Ygl. dagegen L. Conf.; L. M. S. 727, u. 16 mit S Kap. XVI, da- gegen L. Conf.; L. M. ü. 731, u. 32 mit S Kap. XXV, dagegen L. Conf.

3) L. Conf. SS L. Bl 8. 7fi4, n. 1 8 S Kap. XIX; dann L. Conf. s L. 11 8. 7S9, n. 25 SS 8 Ksp. XVI. 8) 8 Kap. XXVIIL XL XXX.

198

LEMPP,

sieht wahnohflinlichi dafs llmi dne Quelle wie S oder L. M. entgaageii w&re, venn dieeelben damak 8chon Yorbuideii

oder bekannt gewesen wKren. AndeneitB ist der L. Conf., der vom General kapitel des Ordens ausdrücklich approbiert wurdc; eine Autorität im Minoritenorden geworden, die bald alle anderen QueUeu an Geltung überragte; es ist daher nicht wohl m()gÜch| dais S oder L. M. mit ihren teilweise starken Abweichungen viel spftter entstanden oder susammen- gestellt worden and.

Nach lüle dem wird der Schluls erlaubt sein, dafs die Einschaltungen in S zwar der Mehrzahl nach im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts vorhanden waren, doch nicht alle, dafs L. M. etwa gleich- zeitig mit L. Conf. oder eher noch später zu- sammengestellt worden ist, dafs endlich mit An- fang des 16. Jahrhunderts die Anekdotensamm- lungen geschlossen waren. Sicco Polentone, der in Padua schrieb, gebt noch ziemlich frei mit diesen Wun- dcrerzählungen um, während er gegenüber dem Legenden- text eine kindliche Abhängigkeit zeigt Doch scheint ihm L. M. vorgelogen zu haben.

Es bl^bt noch übrig, mit den gewonnenen Ergebnissen die uns überlieferten Berichte über Abiabbuug von Legenden zu vergleichen.

Jordan von Giano, der 1262 seine Denkwüixligkciten verfalst hat, erwähnt ^ einen Bruder Julian von Speier, der 1227 nach Deutschland kam und qpftter ^iCine Geschichte des sei. Frans und Antonius in edlem Stil und schöner Me- lodie^ TerfSftfst habe. Nun mdnt zwar Voigt wenigstens in- betreff der Geschichte FVanzens, dafs Julian nur als Mu- siker die zum Festgoitesdieust gehörigen Gesänge komponiert

1) Jordan von Giano c 63 in den Abhandl. der pbil. Klssse der K. säeha. Gss. der l/niseateh. Y, S. 516 ff.

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ANTONIUS VON PADUA. I.

199

habe Allein mit lustoria " werden doch wahrscheinlicher die Lektionen für das Offidom des Heiligen bezeichnet'. Und 80 acheint mir nicht nnwiduracheinlich, dafs wir in A db Arbeit Julians haben, die noh dann fireüieh daraof be> scbSnkte, aus der vorhandenen Legende die passenden Stücke iierauszunehmen und in Lektionen zu verteilen.

Petrus Rodulf US in semer historia seraphica (ge- schrieben im 16. Jahrhundert) nennt' als solche , welche das Lehen des h. Antonins geschrieben haben: 1) Johannee Peckham, Enlnschof von Canterbury (f 1292), 2) Johannes von Oremona, Franziskanerprovinzial in der Provinz des h Anton; 3) Matthäus Pedelarius, Lektor in der Provinz Bologna, 4) Raymundinus, Lektor in Padua, 5) Bartholo- mäus von Trient, Dominikaner, von dem noch zu sprechen sein wird^. Von den unter 2, 3, 4 genannten Personen niMen wir nichts, von dem ersten nichts, was hier in Be- tracht käme, daiit;!' lät diese Notiz von Kudulfus auch ohne Wert für uns.

Wichtiger ist eine Notiz aus dem Firmamentum irium ordinum^, die sich auf die Zeit des Franriskaner- generals Hieronymus ab Asculo (1274 1279) besieht: „de mandato istius Generalis quidam magister multum iamosus

magiiac sufticientiae et virtutis Vitara B. Antonii Patavini miro stylo composuit". Papebroch denkt dabei an S, ohne einen Qmnd anzugeben. Man könnte vielleicht eher an P* denken, deren Stil im Geschmack jener Zeit wohl „ein wondenroller'^ genannt werden mag, und deren Verfasser «neb ausdrücklich in der Vorrede sagt, dafs er im Auftrag sclirrjlji- allein die Abfa&sungszeit dieser Legende ist doch wieder so viel später als das Generalat des Hieronymus, dais starke Bedenken entstehen müssen.

1) Ib. a 468ff^

2) So wenigstens Desifle im Atehiv f. Litt und K.-GsMh. des Mitldslten I, 639.

8) Ada SS. a. a. O. 70ft, o. 5.

4) & outen S. 208.

6) Acta 88. a. a. O. 8. 704» b. 7.

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300

LEUFF,

Weiter weifs W ad ding* von einer anonymen Lebens- beschreibung, welche 131 G auf dem Kapitel von Verona mit der Anordnung approbiert worden sei, diese Legende im ganzen Orden zu gebrauchen. Aus letzterem Grund kann eine der Padnaner Legenden nicht gemeint Bein; man könnte geneigt sein an weldie ja nach AsBogoidi zwi- achen 1809 tmd 1311^ in den Minoriienbreneren an die SteUe der älteren getreten ist, m denken, allein dleee Le- gende in niste dann, da wir ja ihre Spuren so bald finden, entweder im Jahr 1316 eben nur approbiert worden sein, nachdem sie schon jahrzehntelang im Orden gebraucht wurde, oäer 08 mülste in dieaer Zeit nur eine gana leichte Uber- arbeitimg der älteren von Vinoena yon Beawnda gebrauchten TOJgenommen worden sein, welche dann jetat erat iqppro- biert wurde.

Wir sehen, hier ist alles unricher, und wir thnn am besten, uns mit der Erklärung des Nichtwissens zu begnügen.

2.

Anderweitige Naohrlohten ana dem 13. Jahrhnnderl»

Als Quellen ersten Banges für das Leben des h. An* toniua wären natürlich die Schriften des Heiligen selbst an nennen. Allein abgesehen davon, dafs sie in

einem solcliun Zubtitnd überliefert sind, welcher e8 grolsen- teils unsicher macht, was und wie viel darin wirklich von Antonius stammt, so bieten sie uns überhaupt keinen Aui- Bchluls über das Leben des Verfassers, so dais sie nur zu seiner Charakteristik und auch für sie nur mit Vorsicht au verwerten sind

1) Annales Minorum ad 1232, 16 (II, S. 288). 3) Ober die Scbriftsa des AntOfuns werde ich in einem be- sondam Abtehnitt reden.

ij , i.y

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ANTOMIUB \0H PADUA. I.

201

Vou Briefen und Urkunden kommen in Betracht:

1) die Kanonisationsbulle Gregor's IX. von 1232 in zwei Ausfertiguogezi aa Padua und an den geeamten Klerus geriohtel^;

2) der kune Briei Frans Ton AsBisi't an Antonius. Seine Oberliefemog hfingt freÜich nur an dem L* Mt der ja recht spät ist Doch soheint mir die innere Widir- scheinlichkeit für die Echtheit des ürieichens stark genug zu sprechen, um die äuiseren Bedenken zu überwinden.

Verhältnismäfsig selten haben die Urdeusgenossen des Antonius im 18. Jahrhundert des Heiligen gedacht

Von Thomas von Celano ist schon der Anekdote gedacht % die bald in die Antonindegenden ubei^g^ und die insofern von Wert ist, als ne nns den beinahe einzig flieheren Beweis von dem Aofentiialt des Antonius in Frank- reich giebt.

Dagegen gedenkt Jordan von Giano des Antonius überhaupt nicht.

In der Lebensbeschreibung des Andreas von Spello ▼on der Htfnd seines Schttiers Thomas von Spello findet rieh eine knrae, sicherlich falsche, Erwfthnnng des An* tonius^.

Salimbene berichtet nnr den Tod des Antonius, sowie

die Translation unter Bonaventura stellt aufserdem einmal den wahren Wunderthäter Antonius einem Antonius Pere- grinus gleicht'ails aus Padua gegenüber \ Sein Versprechen, an anderem Ort Genaueres von ihm su ersäbien bat er

1) Beide In Acta SS. 8. 723 ff., n. 77. 78 und 79-88.

2) L. M. S. 728, n. 2a

3) S. oben S. 190.

4) |»A D. 1231 foit carcere coofectus (nämlich Andreas) a fratVD Hella cum aliis sociis sancti patria et liberatus a prefato Gregorio TX., instante Snncto Patre Antonio pataviuo.** S. Acta Sä. ad b. Juni,

f^. Salvagaini a. a. 0. S. 187.

.5"^ >fouumenta bistorica ad provincias Parmensem et Placentiam pertiuentia. Chronicon Salimbene (Parma lbö7), p. 228.

(\) Ib. p. 276.

7 Ib. p. 228: „de quo iu alio loco si fuerii vita coinea, abun- dautiua disseremus et copioeins perorabimuf.**

202

L£MPF,

nicht gehalten, namentlich findet sich nichts Derartiges im über de praelato^ der Geschichte des Elias vun Cortoua.

Der Bericht des Thomas von Eccleston^; wohl frttheatemi aus dem Jetzten Drittel des 13. JahrhondertSy über die Thfttigkeit des AntomuB im Jahr 1230 ist ao yerwiiri, dals man ohne weiteres den gttnzlichen Mangel an moheren Nachrichten über die italienischen Dinge bei diesem eng- lichen Bruder wahrnimmt.

Bonaventura hat in seiner offiziellen Franziskus- legende ' nur wiederholt , was Thomas von Celano giebi Zwei unter seinem Namen gehende Predigten über An- tonius ' sindy abgesehen davon, dafs die Sermones de Sanctis, zu denen sie gehören, mehr als zweifelhafter Eclitheit sind *, gewlTs spätere Machwerke ^. Denn die Predigten verraten nirgends die geringste durch lebendige Uberlieferang ver- mittelte Kenntnis des Antonias» sie kennen» mit Ausnahme eines Falles, nur Stoffe, die in den Legenden gesammelt sind, und berufen sicli meist ausdrücklich auf sie ; und auch für jene einzige Ausnalime (es ist das krasse ^lirakelstück über das Herz des Wucherers) berult sich der Verfasser aut eine sehrifUiche Quelle* In einer solchen aber findet es sich erst sdt dem 14. Jahrhundert» wie ja überhaupt nach dem Ergebnis des yorigen Abschnittes Wunder, die der Heili^f zu I^ebzeiten verrichtet haben soll, erst seit dem 14. Jahi'hundert erwähnt werden. Überdies sind die beiden Predigten inhaltlich für unseren Zweck völlig wertlos, wie schon ihr Verhältnis zu den Legenden zeigt Auch aus zwei anderen» noch handschrifUichen» von Azevedo erwähnten

1) Monumenta iVtsaciscana in den „Rerum Biitaimiesram medii aevi Bcriptoies'* ed. Brewer, London 1858. Thomas de Eedetton de adveatu ffatmm mmomm in Angiiam. OoU. XU, p. 44flqq.

2) Kap. IV der Lsgeode.

3) In der Gessrntansgabe der Werke Bonafsotina's von Honte, Jjfon 1678, Bd. m, S. 260ff.

4) Vgl die prse&tio p. Xllliq. des eisten Bandes der neuen Aufgabe der Werke BonaTenliiia's, Qoenachi 1882.

6) So auch Joea, I codid manoser. d. BibL Anton., S* 906, wo die Sennonen unter Nr. 4S0 bespfoehen eind.

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ANTONIUS VON PADUA. I.

203

Predigten Bonaventura's ^ scheint sich nichts Keueg zu er- geben.

Von den ]^r'itru;ien der Do m i n i k a n er ist der wichtige Abschnitt aus Viuceuz von Beauvais schon bei den Legenden erwäimt und verwertet worden^ deren Eigentüm* IlcJikeiten er vSUig teilt und unter denen er daher beeprochen werden mufste.

Der Dominikaner Barthotonftus von Trient hat in seinen Gesta Sanctorum einen Abrifs des Lebens des An- tonius gegeben*, welcher, uline Zweifel 1244 gesclirieben trotz seiner grofsen Kürze grofsen Wert hat, weil er nicht aus der Legende, sondern aus persönlicher Bekanntschaft mit dem Toten * geschöpft ist

In der übrigen Litteratnr des 13. Jahrhunderts finden wir hat gar keine Spuren von Antonius und seinen Werken, was aus dem Chaxakter derselben doch nur 2um Teil sich erklärt.

Von Wert ist eine Bemerkung des Abtes Thomas von Vercelii Uber Antonius in seinen Extractiones de coel. luerarchia ^.

Die zeitgenössische allgemeine Geschichte kennt aulser Tod uud Kanonisation vom Antonius nur einen Zug, sein politisches Eingreifen in der Mark Treviso. Neben einer ganz kurzen Notis in der Vita Ricoiardi Comitis

S. Bo 11 itazii'^ haben wir darüber einen nicht unwichtigen Abschnitt bei dem zeitgenössischen Chronisten Paduas Ko-

1) Aseyedo, Dim. IL Die Piedigton aind besproehen toq Josa

a. a. 0.

2) Acta SS. S. 703, n. 4.

3) S. Tüb. Quartalschrit't LXIIT, S. 465 ff.

4) Der Abrifs beginnt: Antonius quem ipso vidi et cognori**.

5) Die Schrift dos Thomas im Cod. I^ureuz. Plut. XVI siehe Denifle, Universitäten I, 730 Anm. 216, Die Stelle am richtigsten wohl wiedergegeben im Supplcmentband der Acta SS. zum Jnni T. VI, p. 124, ebenso in De la Ilüyc's Opera S. Franc, et S. Antonii. In breiterer und überarbeiteter Fassung in L. M. n. 19 und bei Wad- ding» Annales II, 49. Yen P* irird sie tls bskaimt voiaiugstetit.

6) Maratori, Bentm Italicamm Soriptoies VIII, p. 126.

204

LEMPP,

cos*, geboron 1200 ^ BolognMW

Magister der Grammatik und Rhetorik, Fortsetzer der go- Bchichtüchen Aufzeichnungen seines Vaters während der Jahre 1222 1260, vollendet 1262 als Uber cbronicorum. Er «nfthlt, was er selbst erlebt bat, und ist somit trotz der weseatÜch rhetarischen Fonn, die es tot aUem liebt^ die Helden schöne Reden halten zu hissen , und trota der ans- gesprochenen Parteinahme für die Kirche und die Herren ▼on Este und gegen Easelin eine im gansen sichere Quelle.

3.

Die Lebensbeschreibungen des h. Antonios sind teils

selbständicre Schriften rrüt Li «torischem, öfters erbaulichem Zweck, teiib sind sie den Darstellungen der Geschichte des MinoritenordcDs einverleibt Durch die Quellen ist ihnen von selbst die Aa%abe gestellt gewesen, die Legende mit den WundererzKfalongen au verbinden, und es haben daher auch alle folgenden Biographieen denselben Qang: bis 1982 folgen sie der Legende, dann stopfen sie möglichst viele Wundererzählungen, meist in buntestem Durcheinander in die Lücke der Legende, um dann im letzten Jahr wieder zur Legende zurückzukehren.

Eine im ganzen recht gute Lebensbeschreibung hat Sicco Polentone, ein litterarisch Tsrdienter Notar in Padua^ im Jahr 1433^ wie er selbst sagt| abgefsTst Seine Darstellung schreibt vor allem P> und P* aus, ergfinzt sie

1) Muratori, ib. VIII, p. IGUff., hb. II, cap. 19 und Ub. III, cap. 5.

2) Zuerst wkdsr stu liebt gezogen vonAsiogaidi in dem 8.176 gsoanntea Werk. Der erste Teil der Biographie ist, leider olme die mtfoilen Anmerlnugen Aseogoidi's, irieder abgedroekt von Horoj a. a. 0. 8. 469ff.

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AKTONiUä VON PADUA. 1.

20b

aber durch eiiischUlgige geschichtliehe und geographisdie Notieen, wobei starke Vcrstöfse nicht fehlen, l'ür einzelne Notizen über Aütunius habe ich die Quelle nicht finden können K Die Wundereraählungen , die er in die Lücke 1222 1230 einschiebt^ bilden eine Aoewahl aus L. K. Neues bringt er da nicht

ROraer ist der Abschrntt aua der Summa historialis des Ersbiachofs Antonin von Floren«* (f 1459): De beste Antonio de Padua ex speculo Vincentii historiali et cronieis Minuriun , eine wortgetreue Abschrift von Vincenz ▼on Bec^uvais mit einem Einsäte aus L. M. n. 1. 5. 6. 7. 8. 14. 16. 26. 23. 24. 27. 19. 20. Ein kuxzer SchluDs be- richtet auch über die Translation unter Bonaventura^.

* Die grofae Ordenachronik des Marian« a, ca. 1460 entatanden, hat an verMhiedenen Orten die Qeacfaichte dea Antoniua behandelt Sie lag mir nicht vor^ aet aber als «ine Hauptquelle Wadding^a erwähnt

Aus dem 16. Jahrhundert stammen etliche Chroniken des Minoritenordens, welche später viel benutzt wurden.

Zuerst die F ranziskanerchronik des Markus von Lissabon (f 1587 als Bischof von Porto), deren erster Teil 1666 erachien^. Im fünften Buch ist in 36 Kapiteb die Geschichte des h. Antonius mit viel Phantasie erxfihlt In der Vorrede giebt der Verfaaaer die Quellen aeioes Wer- kes an, unter welchen aufser Vincenz von Beauvais, An- tonin von Florenz und einer „L^ende des h. Anionius, Clara und anderer Heiligen'' nur etwa eine i^ueiie „Monu-

1) Dahin rechne ich z. B. die Notiz von der Freundschaft o Lt Venraadtschaft des Priesters au der Kathedrale von Lissabon Horoy S. 472 u. a.

2) S. A n 1 0 n i n i , archiepiscopi Florent Uistoriale, Lugdiui' 1512, Pars III, tit. 24, cap. ö.

3) Die von De la Haye in seinen Elogia (vgl. auch Horoy S. 497) angeblich aus Antouiu angeführte Stelle, die wegen ihrer Zeitbestim« mung nicht ganz ohne Interesse wäre, habe ich in der mir sogebote ■tabasdap Aasgabe Biebt finden kennen.

4) Mir lag nur die deutaehe Obenetaoag von Karl Korta m SaaAanan, liBnohen 1690, vor.

206

LEMPP,

menta'' noch auf Anioniiu steh bedehea kann. Das Buoli ist kritik- imd wertlos^ nur wenige Notizen bereiehem das bisher bekannte Material, worunter die uuf Purtugal sich beziehenden am ehesten Anspruch auf Glaubwürdigkeit haben mögen.

* Petrus Rodulfufi (Ridolfi), Bischof von Sinigagiia schrieb 1686 eine Historia Serapbicae Religionis, die bei Wadding eine grofse itolle spielt

* Ebenso Q-onzaga, De origine seraphicae leligionis Fninciscanae, Rom. 1587; der in der Art des L. Conf. die eiiizelnen Proviiizeii des Ordens durciigeht und otTenbar eine Menge Klostertraditionen gesammelt hat.

Dem 17. Jahrhundert gehören an die oft citierten Werke :

* Pacheeo^ Epitome de la Vida de S. Antonio de PadoYSy Madrid 1646 (lateinisch Luzem 1658).

* G. Card 080 im dritten Band seines Hagiologinm

Lusitanum, unter dem 13. Juni^ herausgegeben 1666.

* Pietro Saviolo, Area del Santo 1672. Wichtiger ist De la Haye, iS. Fransisci et S. Antonü

Faduani opera oumia, Paris 1641 S ^^^^ Sammlung aller irgend dem Heiligen zugeschriebenen Schriften. Den Schriften ist ein Lebenslauf und eine Sammlung von elogia über den Heiligen Torangestellt Der Lebenslauf des Antonius von De la Haye ist ohne Wert, bietet nichts Neues, namentlich ist kein Versuch gemacht, die herausgegebenen Schriften des Antonius für die Biograplne zu verwerten.

W ad ding in seinen berühmten Annalcs Minor um* benutzt hauptsächÜch Marianus^ RodulfuS; Gonzaga und L. M. für Antonius. Die Annalenform seines Werkes, die ihn zu chronologischer Verteilung dee ihm Torliegenden Materials zwange ist hauptsächlich schuld , dafs sdne Darstellung des Lebens des Antonins ganz unbranohbar ist; und sein be- stimmender Vorgang war für die Späteren verhängnisvolL

1) Die späteren Augsbenlgron 1651 und 8tedtsmhof 1789 wann mir nicht sngänglieh.

8) Die Annslen Isgen mir in der sueitsa Anfls^ Born 1788 vor.

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AM ONIUS VON PADUA. I.

207

Papebroch in den Act« SS. ahnt den Stand der Quellen, er empfindet in der von ihm sum Abdmek ge- brachten Legende B die Lücke von I23u und sucht sie durch einen Gmbolismus ex Waddingo et Siirio" aus- zutullen, treüich mit völligem Verzicht aui' irgendwelche Ordnung in diesem Abschnitt.

Im 18. Jahrhundert war es vor allem Italien, das mit grolsem Fleils die Forschungen auf diesem Gebiet des Mittel- alters aufoahm. Der Au&chwung der GeBchichtsforschung, der durch die Namen Muratori, Mansi, Verci u. a. gezeichnet ist, kam auch den Biographieeu des h. Antonius zugut.

Die erste und von den späteren als Autorität ersten HaDges verwertete Arbeit über Antonius in diesem Jahr- hundert war die von Angelico da Vicenza in Bassano 1748 erschienene ^. Als seme Quellen nennt er awar ' fast nur solehe, die uns bekannt sind, aber er hat daneben ein sehr reiches Material zusammengebracht, besonders aus Oher- italien, aus Spezialuntersuchungen, Klostertraditionen u. dgL, so dafs namentlich über die Jahre 1222 1230 eine ganze Fülle neuer Nachrichten geboten wird. Mintiestens ebenso grois ist aber die Bedeutung dieser Arbeit dadurch, daü» hier zuerst ein wissenschaftlicher Versuch gemacht wird, eine chronologische und lokale und sachlich passende £ntwicke- lung der Jahre 1222 1230 zu gebeui wobei ein erstaun- licher Scharfsmn und eine noch erstaunlichere Phantasie auf- geboten wird. Dafs dennocli der Entwurf nicht ganz ge- lungen ist, daran hi grofsenteils Wadding schuld, dessen vei'wiiTende Angaben Angelico nicht recht anzutasten wagt.

Der nächste, der sich mit Antonius beschäftigt hat, ist Az zogttidi (1757}. £r hat zwar kein Leben des Antonius geschrieben, aber hat in den Anmerkungen zu Sicco Polen- tone's Schrift ein überaus schltIzenswerteB Material mit kri- tischem Sinn beigebracht Er hat namentlioh das Archiv

1) La Vita di S. Antonio di Padont colla storia della siia 8e- pidtna, Cnnoidssaikme, Tnslasioiie e de Miiaooli da kii dopo tnorte operati [ete.].

2) Lib. IV, eap. 85.

208 LEIIPP;

voa A8aid ausgabeutei und in Mbar&tnnigen Untersnchungen mchtige Urkunden ans jenem Archiv yeroffiantlicbt und ver- arbeitet Er bat als ein leiner Kenner der ersten Zeiten

des Mmoritenordens von jener Zeit richtigere Anschanungen

und Le&sere Grundlagen als seine Vorgiinger. Auch in der Chronulogie des Lebens des Antonius macht er entschiedene Fortschritte.

* Das von Azsogoidi herausgegebene Material ist wohl zuerst verarbeitet worden zu einer Biographie des Antonios von dem Observanten Luigi da Missaglia, Parma 1776^ dessen Werk von Azevedo sehr gelobt wird^ mir aber nicht zugänglich war.

Wertvoller jedenfalls die treffliche, kleine Arbeit des Konventualen Agu8tino Arbusti, Ikssano 1786 *. Ar- busti hat nicht nur die von dem iioliandisten und Azzoguidi hmusgegebenen Quellen, sondern auch die damals noch' nicht gedruckten Legenden P' und benutzt, hat auch neues Material besonders buisichtlich Paduas beigebracht^ eine treffliche chronologische Ordnung hergestellt; auch die Untersuchung über die Schriften des Antonius ist für die damalige Zeit recht gut.

Nahezu alles, was über Antonius geschrieben und ge- druckt war, hat endlich zusammengel'ai'st der Mann, dessen Arbeit die Hauptqnelle für alle modernen Bearbeitungen geworden ist, Emmanuel de Azevedo Ein portugie- sischer Edehnann, wie Antonius selbst , bat er nach seiner eigenen Angabe schon seit frühester Jugend ein ganz be- sonderes Interesse für seinen heiligen Landsniauu gehabt. 1713 i;« l)oien, wurde er später Jesuit, von Benedikt XIV. nacli Iii an geruten und mit gelehrteu Arbeiten beschältigt Er besuclite öfters Padua, lernte die dortigen Quellen kennen, durchforschte namentlich auch die Bibhothek ö. Marco in Venedig und konnte sich rühmen, mehr als hundert Lebens-

1) Den Titel siehe oben S. 184 Anm. 2.

2) Den Titel s. S. 177 Anm. 2. Es giebt auch noch eine ▼ierts Auflage, Venedig 1818. Die schlechte deutsohe Übenetsnag, Bosen 1888| arnfsTst nur dea sistea TeU des Werkes.

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AKTOMUS VON PADUA. L

209

beschnibungen und zwanzig Legenden seines Heiligen ge- lesen zu haben. 1786 gab er ein lateinisches Gedicht ,,fa8ti Antoniani" und 1789 in italienischer Sprache seine y|Vita del Tanmatiu^ Portoghese S. Antonio di Padova'' heraus.

besteht ans nwei Teilen: im enfen werden in drei Bü- chern das Leben, Sterben, Eanonisationi Reliquien nnd Wun- der des Heiligen beschrieben, Im «weiten werden in sechzig Dissertationen die Behauptungen des ersten Teiles belegt. Materiell bietet übrigens Azevedo nichts ^^elbständiges, er ist überall abhängig von seinen V'orgängern, namentlich von Arbosti, nur ist er unendlich viel breiter, salbungsvoller. £• f^lt ihm nicht gerade an formal kritischer Begabung, die er E. R Sicco Polentone gegenfiber beweist, aber er ist absoluter Advokat, blindester Bewunderer seines Heiligen; was zu dessen Verberriiebung beitragen kann, ist ihm von vornherein \valir, was dieselbe irgend beeinträchtigen kann, von vornherein falsch.

Mit Azevedo ist die Forschung über das Leben des h. Antonius eigentlich abgeschlossen. Seitdem ist wohl eine ganze Beihe von Hqgraphieen des Antonius erschienai, aber alle sind ohne selbstttndigen Wert ErwShnt seien nur noch folgende:

Guyard, S. Antoine de Padoue, sa Tie, ses Oeuvres et son temps, 2 ed., Paris 1868, ein Werk ohne jedes eigene Urteil. Die Phraseologie ist noch woit leerer und unnatür- licher als bei Azevedo. Die Betrachtung der Zeit besteht hauptsächlich in Oitation einiger Abschnitte aus den be- kannten Werken von Rohrbacher und Duchesne. Inbezug auf die Werke des Antonius ist ein Auszug der Heiligen* predigten aus De la Haye gegeben, gerade der am sicher- sten unechten unter den Sermonen, die De la Haye zum Abdiuck bringt, aufserdem >imi einige der von Azzoguidi herausgegebenen Psalmen ausgezogen. Dies Werk tritt mit der Prätension eigener Forschung auf!

Das thut nicht das Büchlein des englischen Jesuiten Co- leridge, The chronide of S. Antony of Padua, London 1876. Ooleridge will selbst nur eine Bearbeitung von Aae-

ZnUaehr. 1 K.-0. XI. S. 14

210

LBMPPy

vedü geben und hat nur in der Geschichte der fünf Mär- tyrer von Marokko den Markus von Lissabon noch heran- gezogen.

Auch die Arbeit de» Benediktiners Gabriel Mcycr, „Der h. Antonius von Padua ^ sein Leben, Beine Wunder und eeine Verehrung 'S Einsiedeln 1881, ist wenig anders als eine Bearbeitung von Asevedo, obgldch auch noch an- dere HUftmitiel benfttat sind. Namentlich fehlt jede Spur von eigenem Urteil.

Die neueste Arbeit über Antonius ist das piek-igekiöute Werk von balvagniniV Der Verfasser safs in näch- ster Nähe der Quellen und hat auch noch tüchtige Mit- arbeiter gehabt aber er bat es unterlassen, die Quellen auf ihren Wert au prüfen und entsprechend au yer- werten^ daher greift er in kindlichster Kaivittt» wo ihm die Quellen des IB. Jahrhunderts ausgehen, au solchen aus dem 14. und 15., ja recht gerne auch aus dem 18. Jahr- hundert und verleibt die Angaben dieser Quellen, grorsen- teils ohne sie zu nennen , seiner Geschichte ein , als wären sie zeitgenössische Nachrichten. Für den, welcher ertahren will, was wirklich geschehen ist, ist diese Arbeit darum fast ohne Wert, da der Ver&sser keine Ahnung von Geschichts- wissenschaft hat

1) Den Titel 8. oben 8. 177, Anm. 3.

2) S. Vorwort 8. zui. Da bedankt sieh Sulv. bei den Herren, ,»che in questo lavoro coadlurarono le mie ricerche'^ (in dem Proia- aasschreiben hatte es geheifsen, die Arbeit müsse die Fracht eigener Forschungen Bcin!). „E primo mi corre debito di nominare il signor E. Alvisi, bibliotecariü dclla Cftsanatense, che fece per mio conto indagiui, le quaii mi risjjariniaroiio fatiche e spesc uon lievi'* '^ohue Zweifel liat dieser diü zahlreicheu Auszügo aus deu uugetliuckten Quellen der historia de scptem tribul. von Augelo de Clariuo und der Chrouica XXIV generalium geliefert), „poi il mio CÄfissimo amico M. Girardi, bibliotecario dcU' UuiversitU di Piwiova, li M. Aut. M. Josa dell* Antonisna, il nobile Camillo So ranz o della Marciaoa, e dopo U ooDsegoimento del piemio Möns. Jaeepo Bernardi e prof. comm. Qinseppe de Leva (einer der Pkeitriohter) , nonebft i aigg, Carlo Celio Magno, mg. Comelli e profenor A Dali* Aeqiia*GiuitK

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ANTONIUS \0H PADUA. I.

211

Ich werde diese neueren Arbeiten nicht berücksichtigen, noch kritisieren, sondern unter ausschlieMicher Benutzung der alten Quellen nach den Forderungen der geschichtlichen WiaaeiiBchaft die Geschichte des Antonius nen zu schreiben venachen.

Nachtrag zu S. 198 ff.

In Giafsberger's Chronik (Analecta Franciscanay Quaracchi 1887, T. II), die leider erst nach Absendang der Korrektur-

bugeij mir zugänglich wird , findet sich S. 90 die Notiz : „Ciaruit eodem tempore fl277] frator Johannes de Peczano yir magnae suificientiae et virtutiä, multum famosus ma- gister saerae theologiae, qui de mandato fratris Hieron jmi, Qeneralia Mimstri, yitam beati Antonii Paduani miro stilo conscripait, quamvis frater Jnlianas de Spira Theutonicns ciuitur Piirisicnsis et corrector mensae, liistoriam, antiphonas ac legendam compeudiosiorem oiim tempore frati'is Johannis Parentis, Ministri generalis^ digessisset." Wenn diese Kotia^ derai Quelle mir freilich unbekannt ist^ richtig ist^ so geht daraus henror: 1) dafs Julian von Speier, dsae sowohl eine Legende als &ne Historie des b. Antonius verfaist hat, Verfasser der Urlepende und der Legende A ist (vgL die Zeitbestimmung Generalat des Johannes Parens mit doD oben Ö. 181 Gesagten) ; 2) da der im Firmamentnm tr. ord. genannte magister multum famosus nach Glaisberger Johannes Peckham ist, der 1292 als Erabischof von Canter^ bury starb, so kann die von ihm verfafste Legende nicht die Ltgciide P' sein, welche nach 1203 in Padua ent- standen ist

14*

*

Ober die RedenluDg der Verträge von KadM und Wien (1534-1535) für die deatscbeB Pro-

testanteo«

Von

Dr. Otto Winckelmauu

iu Strafsburg i/E.

So sehr wir im allgemeinen Ursache haben, den genialen Scharfblick zu bewundem, mit welchem unser grofser Hi- «toriker Ranke in seiner Beformationflgeschichte selbst da, wo ihm nur Ittckenhaftee Material augebote stand, den Zu*

siuiinienliaug der Dinge und die leitenden Bew^gründe der Staatsmänner enträtselt hat, so dürfen wir uns docii nicht verhehlen, dafs die Einzeliorschung welche hier der Ue- samtdarstellong folgt, anstatt ihr voranzugehen noch oft genug Irrtfimer der Ranke'schen Oeschichtschreibang aof- zudecken und zu berichtigen haben wird. Mit dem Fall, den ich an dieser Stelle bduuidclii möchte, hat es nun eine eigene Bewandtnis insofern, als lianke hier zu einem über- einstimmenden, ausdrücklichen Zeugnis der sonst von ihm hoch geschätzten Quellen, Sieidan und Seckendorf , in ent* schiedenen Widerspruch tritt und sich dabei auAer auf innere Wahrsdieinlichkeitsgrttnde nur auf ein Aktenstüdc stützt, welche s i iir seine Annahme diirchans keine zwingende Beweiskraft besitzt: gewifs ein auffallendes, bei diesem Hi- storiker nicht leicht zu beobachtendes Verfahren.

Eh» wir auf den Fall näher eingeheni muls ich einiges zur Orientierung vorauftchioken. Der sogenannte Kttmberger

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'WINCKELMANN, VEKTUÄÜE VON KADAN ÜKO WIEN. 213

ReügionBfinede Ton 1532 war trots des günstigen EinflusBeB, den er auf die Entwickelang des Protestantismus geübt hat,

doch keineswej^ eine Übereinkunft, welche eine dauernde, teste und imauibchtbare Grundlage für das Verhältnis der beiden Keligiou^^parteien im Heich abgeben konnte; dazu war abgesehen von seiner provisorischen Geltung bis zum Konzil aein Inbalt viel za zw^dentig, Terachwom- men und unbestimmt Das kam daher^ weil man sich trots monatelanger Beratung Über die Regelung der grandlegen- den Fragen nicht hatte einigen können, sondern sich am Schluls ebenso schroff gegenüberstand wie beim ]3eginn der Verhandlungen. Um nun doch nicht völlig umsonst getagt zu iiaben, hatte man gana im 8inne der Staatskunst des 16. Jahrhunderts den Ausweg gewählt, alle jene Fragen zu umgehen und einfach bis aum Konzil oder bis zu andsr- - weitigen Beschlüssen eines Reichstags einen Landfrieden za verkünden^ des Inhalts, da(s kein Stand der Religion wegen irgendetwas Gewaltthätiges durch JBelehdung , Beraubung oder dergleichen unternehmen sollte. Hierdurch waren die l'ruteataoten also provisorisch vor bewaflfneten Angriflfen Bicbergcstellt; um ihnen nun auch Schutz gegen gerichtliche Angriffe zu gewähren, versprach der Kaiser^ in Sacheui welche den Glauben belangten, kein Prozedieren des Kammer- gerichts gegen sie zu dulden. Diese Bestimmungen waren so aligemein und schwach umgrenzt, dafs jede Partei sich dieselben zu ihrem Vorteil auslegen kuinite. NaLaieii die Protestanten durch Schliefsuug von Klöstern, Verwen- dung von Stiftsgütem für milde Zwecke u. s. w. religiöse Veränderungen vor, welche irgendeine vermögensrechtliche Schftdigang der päpstlichen Partei mit sich brachten, so klagte letztere alsbald Uber Bruch des Friedens und schickte den Gegnern doreh das gesinnungsverwandte Kammergericht einen IVozels nach dem anderen auf den Hals. Bericteu sich dann die Lutherischen auf das kaiserliche Verbot, in Glaubenssachen zu prozedieren, so wurde von der anderen Seite behauptet, dafs es sich in den vorliegenden Fällen gar nicht um Glaubenssachen handele. So spitzte sich schÜefih lieh der Streit auf die Frage zu, was als Sache, die den

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214

WIKCKELMANN,

Glauben belange , zu betrachten sei und was nicht. Der Kaiser, um nähere Deünition des Begriffs angegangen, ant- wortete ausweichend und überliefs dem Kammergericht die Entacheidimg^ welche gemäls der ZoBammenaetzang des Ge- richtshofes natürlich im papistischen Simie ansfid. Die Prozesse in den streitigen Sachen dauerten deshalb fort und weder die von den Protestatrten vorgenommene Rekiisation des Gerichts noch König erdinand's, des kaiserlichen Bru- ders und Stellyeryertretersy Kadaner Zusage, dafs er den Stillstand der Prosesse verschaffen wolle, konnte eine An- demng bewirken.

Ein weiterer Naehteii des Nürnberger Friedens lacr für die Anhänger der neuen Lehre darin, dafs jene Konzession bezüglich der Prozesse auf die bei den Verhandlungen des Jahres 1532 beteiligten und ausdrücklich benannten Prote* stierenden beschrftnkt war. Dadurch entbehrten die zahl- ' reichen StttudCi welche sich seit 1533 der Augsburger Kon* fession angeschlossen hatten, jedes rechtlichen Schutzes bei ihrem reformatorischen Beginnen und waren dem Vorgehen des Kammergerichts gegenüber wehrlos. Die Bemühungen der Evangelischen waren daher bei jeder Gelegenheit dahin ge- richtet, diese Schranke des Kfimberger Vertrages zum Fall zu bringen. So verfolgte Johann Friedrich von Sachsen na- menthcli bei seinen Verhandlungen mit Ferdinand im Jahre 1535 zu Wien das Ziel einer Erweiterung des Friedens auf alle seine Glaubensgenossen , neue wie alte, mit grofsem Eifer^ allein wie wenigstens Sleidan und Seckendorf mit Bestimmtheit aussagen ^ ' ohne Erfolg.

Dem gegenüber behauptet nun Ranke * , der Kurftirst habe sein Ziel doch erreicht; in der Thatsache, dafs die namentliche Auizäiiiuug der protestierenden btände, wie sie im Jahre 1532 geschehen, diesmal unterlassen sei, liege die wichtigste Konzession des Wiener Vertrages , und letzterer charakterisiere sich dadurch als „ein nicht zu übersehender

1) Sleidan, De statu religioiua, ed. Am Ende 1,546; Seeken- dorf* Oommeiitarins de LuthsnuiisiDO III, 13 $ 35 add.

3) „Deutsche Qesehichte Im Zeitalter der Befönnatioa** lY, G&

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DIE VERTÜÄOE VON KADAN UKÜ WIEN.

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Sdiritt btt dem flystematischen^ BtUlen Gange'' der deatschen

Angelegenheiteil.

Von jüngeren Gelehrten pflichtet namentlich Mauren- brecher diesen treffenden " Bemerkungen Ranke's ausdrück- lich bei während Waitz zunächst einige Zweifel gehegt zu haben scheint, bis er den von Ranke noch nicht gekannten Artikel des Wiener Vertrages im Stattgaiier Archiv fand und im drebehnten Bande der „ForKhnngeii'' verdffsntlichte * Auf Ghnmd dieeee Ffmdee kommt er dami ebeoftlk sa dem Besoltat) daft Ranke recht habe, und dafs och wieder ein- mal zeige^ v^^^ wohlbegründet das Milstrauen sei, welches man Sleidans Geschichte auch da entgegenbringe, wo er authentische Akten zu excerpieren scheine " Man sollte nun nieinen, dals ein so hartes Urteil über die Zuverlässig- keit der hervorragendeten zeitgenössischen Quelle nicht ohne die triftigsten Bewdse ausgesprochen sein kdnne; trotadem stellt sich heraus» dafs das Dokument, auf das sich Walte heneht, die Frage mindestens ofien UUst. Dasselbe besagt nämlich tolgendes : Der Kuriiirst habe sich bei König Fer- dinand beklagt, dals das zu Kadan gegebene Versprechen einer Sistierung der religiösen Prozesse gegen die im Nürnberger Frieden benannten protestierenden Stände nicht „in gar wirgliche volziehung^' gekommen und also bisher nicht erfüllt sei; deshalb verpflichte sich der KOnig hiermit nochmals , ,,nach Inhalt des Numbergi- schen und Kadanischen vertrage'' fUr wirklichen Stillstand der Prozesse „gegen den Kurlurstc^n und seine Zugewaiitlten" Sorge tragen zu wollen. Kann man nun diese, doch ziem- lich unzweideutige Ausdrucksweise dahin verstehen, dafs die Beschränkung der Konzession auf die im Nürnberger Frie- den namhaft gemachten Stftnde stülschweigend fallen ge-

l) Iffaurenbreeher, Karl Y. und die dentschsa Piotestaatm,

3) „Fdnehaagsn sor dentsehea Getehlehto'* XIII, 875.

3) Ein Zweifel an disssr von Walts beatätfgtea Anffitssang Ranke's

trild nur von Janfsen, Geschichte des deutschen Volkes ITT, 820 Aam. geänlaart, jedoch ohne irgendein n&hefes Eingehen auf die Frage.

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WnrCKMiMAWK,

lassen sei? Ich glaabe nicht. Die einzige Veränderung im Wortlaut welche man bei peinlichster Abwägung der Aus- drücke noch yerlangen könnte, um jeden Zweifel über dem Sinn der Urkunde su beseitigen, wäre die, dnls am ScUni» noch einmal gesetzt wäre: gegen den KurfÜrsiea und «im im Nürnberger Frieden benannte Zugewandte", anstatt blofs: ,,c^egeti den Kurfürsten und seine Zufrewandte*^ Jedem unbelangenen vorurteilslosen Leser des Aktenstückes wird es indessen auch ohne dies einleuchten, dalk Walts' Interpretation eine gezwungene ist und dem Sinne der Ver^ tragsmächte nicht entipticht; denn die jener Stelle Tonm- gehenden Worte: ,,naoh inhalt des NumbeigiBchen und Eadamschen Vertrags" sind doch wohl dentlich genug.

Eine nähere Beti'achtung der Wiener Urkunde, ihrer Entötehunp: und ihrer Folgen soll uns nun über ihre wahre Bedeutung aui klären. Nachdem ich im Weimarer Archiv TOgeblich nach einem voll ständigen Exemplar des Ver- trages gesucht, entdeckte ich ein solches ganz unvermutet im Dresdener Hanptstaatsarchi v , wo sich ttberhanpt an meiner Überraschung zahlreiche ernestinische Akten voi^ fanden. Wegen ihrer Wichtigkeit habe ich die Urkunde mit Ausschlufn jenes schon bekannten Artikels über die religiösen Prozesse als Beilage zu diesem Aufsatz in ex- tenso wiedergegeben. Auiserdem dienen lur die vorliegende Untersuchung hauptsächlich die von mir im zweiten Bande der „Politischen Korrespondenz Stralsbuigs'' veröffentlichten Aktenstücke sowie einige bis jetzt unbekannte Schriften des Weunarer und Dresdener Archivs.

Der natürliche Ausgangspunkt unserer Darlegung ist der Kadaner Vertiag vom Jahre 1534 auf den die AViener Verabredung sich durchaus gründet. Er hat bekanuthch nicht nur die Rückgabe Württembeigs an Herzog Ulrich bewirkt, sondern auch bezüglich der religiösen Verhältnisse und der römischen Eönigswahl wichtige Bestimmungen getroffan. Da£s die Bedingung der österreichischen Afterlehenschaft keine

1> Gedrackt u. a. bei Uortleder I, 687, Lünig, Heicbaarchiv V, 1, 27,

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DIE VEBTßÄGK VOX KADAK UND WIEN. 217

Übe den Landgrafeni den Sieger von Laufen^ Behr rOlimliehe und der protestantiflclien Partei würdige war, hat schon

Wille * gebührend hervorgehoben. Was nun die anderen Kadaner Artikel betrifft, »u scheinen auch sie mir für die Evangelisciien bei weitem nicht bo vorteiihatt gewesen zu. Bern, wie es bisher meistens angenommen wurde K Im ersten Artikel bekrlifiügt König Ferdinand aUerdings den Nüm- bei^r Frieden und yerspricht wirkliche ^tierong der KanunergerichtsproMsae „nach laut desselben aufgerichten friedetands''; allein der Wert dieser Zasage wird doch gleich geschmälert durch den höchst bedenklichen Anliane:, dals die Sakraiueiitierer, Wiedertäufer, ,,auch alle aiulero iiewe imchnsüiche secten'^ vom Frieden aosgeBchlossen und nicht geduldet werden sollten. Es mag wohl sein, dals sich dieser Artikel Torzngswdse gegen die Auswüchse der wiedertäufe- riechen Bewegung, wie sie in Münster gerade zutage traten, richtete^ und dafs er Ton protestantischer Seite nur in dieser Weise verstanden wurde; die papistische Partei verknüpfte aber unzweifelhaft auch die Absicht damit, einen Schlag gegen die zwinglisch gesinnten oberländischeii Städte zu fuhren und die Fürsten womöglich zur Lossagung von jenen au veranlassen. Die Oberländer durchschauten sehr wohl diesen schlauen Plan und beschwer^ sich beim Landgrafen heftig über die Zulassung der verfänglichen Klausel ^ Phi- lipp suchte sie zwar zu beruhigen; indessen es gelang ihm nur unvollkommen. In der That wird man dem Kurfürsten Juhaun Friedrich, der sich die Einschicbung des Artikels gefallen lieis, einen Vorwurf daraus machen miissen; denn wir dürien nicht vergessen, welche Müh© es bei den Ver- handlungen zu Schweinfurt und Nürnberg 15.32 gekostet hatte, einen ganz ähnlichen Passus aus dem Friedensinstru* ment fernzuhalten*. Was damals mit äufserster Anstren*

1) Wille, Philipp der Oiofsnifitige und die BestitntioB Ulrich's Toa Württemberg (Tfibingen 1882), S. 207.

2) Bänke lU, d44ff.

3) Fol. KoxT. StiarBbuigs II, Nr. 234 ff.

4) Ebenda Nr. ISSff. Vgl aneb B61irieh, ReformatiOD in EbaTs n, 140ff.

218

WINCKELMANN,

gnng abgewehrt war, das liels sich der Kuriurst jetzt nach- träglich doch noch aufdrängen ^ Nur der Wachsainkeit und den unermüdlichen Vermittelungsbestrebungen Hessens und StraisbuTgs ist es sa danken, dafs die hinterlistige Klansel nicht zom Bruch zwischen den Fürsten und den Oberlfindem geführt hat. «

Ganz widersprechende Auslegung und Erörterung hat sodann derjenige Artikel des Kadaner Vertrages erfahren, der sich mit der reUgiösen Zukunft Wtürttembergs beschäf- tigt*. Nach Ranke's Darstellung hat es den Anschein , als habe der Vertrag die Beformatien Württembergs ausdrück- lich erlaubt, während nach Janfsen das Gegenteil der Fall sein soll. Prüft man unbefaneren den Wortlaut der Urkunde, so kann man meines Dafürhaltens kaum zweifelhaft sein, dals beide Darstellungen imrichtig sind. Die etwaige Än- derung der religiösen Verhältnisse des Herzogtums ist im allgemeinen in Kadan weder ausdrücklich gestattet noch verboten , sondern einfach mit Stillschweigen übergangen worden ' ; nur bezüglich der im Lande betiiidiiehen , aber nicht unter württembergischer Hoheit stehenden geistlichen Stifter werden dem Herzog religiöse Neuerungen untefsagt

1) Man begreift dieses VeihaHen Johann IVisdrieh't nur, wenn man bedenkt, von welcher tiefen Abneigung er stets gegen die Zwing- lianer erfüllt war; immerlun aber müssen wir es ab einen grofsen po- litischen Fehler betrachten.

2) Vgl. Ranke III, 345; Bucholts, Ferdinand I., IV, 252; Janfsen, Qeschichte des devtschen Volkes III, 272. 274 Zwiacheu Janfsen nnd Kbrard hat rieh dann ebe writere Polemik eihohen, vgL Janfsen, An meine Kritiker, 3.146; Ebrard, Die ObjektivitiU Janfsen*s, S. 44; Janfsen, Ein zweites Wort an meine Kritiker, S.58ff. ScUiefsUch hat Wille in dieser Zeitschrift, Bd. VII, S. 50ff., Stellung an der Frage genommen.

8) Ebrard a. a. O. S. 44, der dem Hersog UMch auf Grand des Kadaner Vertiags ein Recht aar Reformation anschreiben mochte, hat Unrecht, wenn er sich dabei auf die Meldung des sXchaiaeben Gesandten Dölzig an den Herzog besieht, wonach letsterer Gtewalt haben sollte, „christliche Ordnung** Torznnehmen; denn diese Mel- dung will auch weiter nicht» besagen , als dafs der Kadaner Vertrag bezüglich religiöser NeneroQgen nichts yerbiefte.

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DIB VERTRÄGE VON KADAN UND WIEN.

319

Der Kadaner Vertrag als solcher stand also Ulrich nicht im Wege, wenn er bei seinen unmittelbaren Unterthanen die refoimatorischen Grunds&tae durchföhrte, wohl aber der Kttraberger Friede und der Augsbnrger Abidued*; denn ersterer schfitste ja eimdg nnd allein die 1633 namhaft ge- machteh StSnde, widurend alle anderen, also auch Württem« berg, nach wie vor dem Augsburger Verbot jeder religiösen Neuerung unterlagen. Um folglich dem Herzog Ulrich die rechtliche Beiugnis zur Reformation zu verachatten, wäre es erforderlich gewesen, daik die Protestanten bei König Fer- dinand die Aufnahme des Herzoge unter die Stände des Nümbeiger Vertrages erwirkt hätten. Dies haben sie in- dessen versäumt oder wenigstens nicht durchzusetsen ver> mocht Der Kurfürst von Sachsen als Vermittler des Ka- daner Vertrages mufste sich vielmehr damit begnügen, dafs Ferdinand das ursprünglich beabsichtigte, direkte Verbot aller religiösen Änderungen aus der Friedensurkunde fort- lieCs. Viel war damit nicht erreicht! Wenn Ferdinand hernach gegen Ulrich's reformatorisches Vorgehen Einspruch erhebt, so begeht er nur insofern einen Fehler oder eine Ungenauigkeit; als er sich dabei auf den Kadaner Frieden anstatt auf den Nürnberger und Augsburger Abschied be- ruft *. hii gaiizen werden wir also auch in diesem Aitikel eher einen iSieg der Ilabsburgischen als der protestantischen Politik zu erkennen haben.

Die Friedensurkunde von Kadan beschäftigt sich dann femer mit der rdmischen KönigswahL Kanke hat die Mei- nung verbreitet^ als sei der seit 1531 herrschende Streit über diese Angelegenheit in Kadan beigelegt worden; freilich ver- schwdgt er nicht , dafs der Kurfürst von Sachsen die An-

1) Jaarten, An meine Kritiker, S. 146 « deutet dies au, ohne aber die ausschlaggebende Bedeutung dieses Punktes ru erkennen

ond hervorzuheben.

2) Es scheint uiir übripens, dafs s'wh Ferdinands Vorwürfe über- haupt mehr gegen die gowal t sume Art und Weise richteten ^ mit der Ulrich vorging, sowie gegen sr inc Duldunj^ der Zwinglinuer. Vgl. Perdinand's Brief vom IB. August lOol bei Sattler, Herzoge von Württemberg III, Beil. 17 uud diese Zeitschrift VII, 53 ff.

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920

WIIICE£LMANM|

erkeiinung der römischen Konigswürde Ferdinands an ge- wisse Vorbehalte geknupl't habe ; doch scheinen letztere nach seiner Darstellung keine grolse Wichtigkeit gehabt und der endgültigen Billigung der Wahl nicht im Wege gestanden m haben. Die Sache verhält sich jedoch thatallchlich gans anders. Der Kurförst und seine Anhänger hatten siöh yor- liufig nur bis Ostern 1535 verpflichtet, dem Bruder des Kaisers Titd nnd Ehren eines römischen Königs zuzuerkennen; Wül len bis zu diesem Termin gewisse Fordenmgen Joliann Friedrichs nicht ciiiilii, üu sv>llte derselbe nebst Beinen Zu- gewandten berechtigt sein, die Anerkennung der Wahl Wiederum zurückzuziehen >. Die Zogeständnisse , wekshe Sachsen innerhalb jener Frist verlangte, waren aber folgende: 1) Der Kaiser sollte mit Zustimmung der Kurfürsten der goldenen Bulle ttnen Artikel beifügen^ welcher bestimmte^ dafs künftig, wenn bei Lebzeiten eines Kaisers die Wahl eines rtimischen Königs beantragt wurde, die Kuiiilrsten zu- nächst die Frage der Notwendigkeit oder Znträglichkeit einer Wahl entscheiden sollten; erst nachdem diese bejaht^ sollte genau nach Vorschrüt der Bulle die Wahl selber aus- geschrieben und vorgenommen werden. 8) Die Kurförsten sollten sich über die Frage einigen, ob ein römischer König, der nicht teutseher sprach oder zungen were'S gewählt werden dürfte, tle-^lcichen, ob zwei, drei oder mehr Könige nacheinander aus dempolben Hanse genonmien werden dürf- ten. Aufser diesen Jicdiiiguiigeu, von deren Erfüllung die Anerkennung Ferdinands abhängig sein sollte, übernahm letzterer noch die weitere Verpflichtung, datür zu sorgen, dafs der Kaiser dem Kurfürsten die Begalien verleihen und den Heiratsvertrag mit Jülich-Cleve bestätigen würde.

Fassen wir unsere Betrachtungen über den Kadaner

1) Sachsens bisherige Verbündete in der Wahlsache, namentlich Bayern uml Hessen, haben tVtilicli nach dem Kadaner Frieden nie wieder Uarau gedacht, sich den erueueitcii Protesten des Kurtürstea anzuacbUeTsen. Der Landgraf versprach allerdings 1537 seine Hilfe^ &Us der Kturfürftt der Wahl wegen angegriflbn werden soUte, ohne aber deshalb an dem neuen Protest 8«ehaen> teUsonehmen.

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DIE VEUTliAUE VON KADAH VÜD >MEN. 221

JPrieden zniainmen, so köimeii wir nur feststellen, dafs die

Protestanten durch denselben, abgesehen von der Wieder- einsetzung Ulrich's und der damit gegebenen Möglichkeit zur Reformier ung Württembergs, herzUch wenig erreichten j Tieimehr mulsten sie sich in dem Artikel über die Sakra» mentierer noch eine höchst lästige Verklausaliemng des Nürnberger Friedens gefiülen lassen. Anderseits war auch die Anerkennnng der Wahl wegen jener schwer durchsa* setaenden Vorbehalte von sehr zwafelhaftem Wert. Inwie* weit scbliefslich das Versprechen, den Kammergerichtspro- zessen Einhalt zu thun| Vertrauen verdiente, werden wir ^eich sehen.

Ranke sagt ^, man höre nach Abschlufs des Kadaner Vertrags keine Klagen Uber weitere Schritte des Kammer- gerichts; Ferdinand scheine also seine Zusage gehalten sn haben. Diese Annahme erweist sieh nach dem mhr Tor- fiegendeo MatOTml als nnzntreffend; sie ist es übrigens, welche Ranke's Miisdeutung des Wiener Abkommeiib iiaupt- Bächlich verschuldet hat. Es ist riciiti^, dafs der König gleich nach dem FriedensschlulB, am 4. Juli 1534, dem richtshof eine Mahnung angehen Jiefs, sich dem Nttrnbei|per Frieden gemlfii za halten und keine Prosesse in Glaubeito- sacfaen yorsnnehmen alkin was solito das den Protestanten nttien? So lange eine unaweidentige Erklärung, welche ProKease als reUgiöse anzusehen seien, mangelte, konnte sich duH nericht nach wie vor darauf berufen, dafs die von ihm behandelten Streitsachen profaner Natur seien, dafs tiUo die Anhänger Sachsens kein Kecht hätten sich zu beklagen, in der That blieben denn auch, wie vorauszusehen war, die EvangeKsohen in der alten Bedrlngnis; ja die Ptoaesse in Speier häuften sich sogar snsehends. Allerdings scheuten die Bichter noch Tor der Verkündung der Bttchsacht oder anderer schwerer Strafen ziurück, indem sie die Dinge mög- lichst in die Länge zogen ; trotzdem war die Lage der Pro- testanten schon unbehaglich genug. Dabei war es auitailend,

1) nI>eatMhe GsMldchte«* in, 844. 845. 8) PöL Konr. II, 817 Aom.

222

WiKCKELÄIAKN,

daffl fast nur die aberdüsaiacheii Siädte belästigt wtirdeni ein» Thatsaehe, welche Sturm wohl nicht ohne Berechtigung mit

der Klausel von den Sakramentierern in Zusainmeiihang brachte ^ Besonders liatteu Lindau, Konstanz ^ KialiiigeQ| Memmingen und ätrafsburg unter den Anfechtungen des Kammergerichts au leiden. Dies ging so weit, dafs die Städte Mitte Noyember in Eislingen eine ZuBammenkunit veranstalteten, um die Frage, wie man sich der ProsEesse erweluen boilte, gründlich zu erörtern. Sie beschlossen dort am 14. November die Absendung einer Botschatt au bachsen und Hessen, um Rat und Beistand von ihnen au erbitten und die baldige Abhaltung eines Bundestags au befürworten'. Der Stralsburger Ratsschreiber Michel Han, ein sehr ge- wandter Unterhändler, und der Konstanzer Syndikus, Joachim Maler , wurden für die Mission ausersehen *. Als dieselben auf der Keise durch Speier kamen, händigten ilmen die dortigen Kammergerichtsanwälte der Protestierenden, Dr. Hier- ter und Helfmann, eine Bittschrift euii welche lebhafte Kla- gen über gehässige, rein persönliche Anfeindungen seitens des Kammergerichtö enthielt *. Bereitwillig versprachen der Liindgrat' und der Kuriürst den Städten ihre Intervention und liefsen wirklich alsbald durch Bevollmächtigte den König nachdrücklieb an seine Kadaner Zusage erinnern. HieErauf übersandte Ferdinand dem Kurftürsten aum Zeichen, dals er seiner Pflicht genügt habe, den am 4. Juli wie be- reits erwähnt ausgefetcUlLa Jicichl an das Kammergericht, verstand sich dann aber am 6. Januar 1 535 zum Krlafs eines neuen Mandats ^; ja er schickte sogar einen eigenen Gesandten nach Bpeier, welcher Kammerrichter und Bei- sitaer über den Sinn seines Befehls aufklären sollte. Wel-

r Pol. Korr II, Nr. 245. '2) Ebenda Nr. 250. a) Kbcuda Nr. 203.

4) Ebenda. Dan u h Hefs das Kunnucrgericht seinen Zorn über da.^ Vorhalten der Protestanten , uaineutiich über die Rekuj^atlun , au den Anwälten aaa, indem ea dieselben mit Einkerkerung u. a. w. be- drohte.

ö) Pol. Korr. II, Nr. 274.

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DIE V£KT£ÄG£ \0H KADAÜ VÜD WIEN.

223

eben Inhalts diese Erlau tcruüg nun auch gewesen sein mag, soviel steht jedenfalls fest, dafs auch dieses neue Verbot der Prozesse seinen Zweck verfehlte ; auch daii:^ man wohl voraus- setzen, dafs Ferdinand insgeheim das Vorgehen des obersten Qerichta doch billigte. Wie der Kurftirst ihnen genten^ Ter- ■chmahten die Städte auf Gnmd der am 30. Januar 1584 ▼orgenommenen Bekusation ^ jede Erwiderung auf die Vor^ ladungen des Kammergerichts; doch half ihnen das sehr wenig, da die Kichter in contumaciam vorgingen und lur den Fall wiederholten Ungehorsams mit der Acht drohten. Besonders kamen hierdurch die Städte Efslingeni Konstanz und Lindau in arge Verlegenheit ^.

Seine rechte Erklärung findet das eigensinnige Verhalten des Gerichts erst dtirch die Stellungnahme des Kaisers. Karl V. hatte nftmlicb die wiederholte Bitte der Bichter um nXhere Deklaration des Begrifis Religionssachen'* auswei- chend beantwortet, indeiii er die Entscheidung dem Gericht selber anhoimsii ütu, das ja „die eigenschaft der sachen woi wissen " werde ^. Daraufhin war es nicht zu verwundem, dals keine Besserung eintrat; denn die Verwendung des K($mge augnnsten der ETangdischen konnte in den Augen des Kammeigerichts nicht so schwer wiegen wie die Er- kllrung des Kaisers, welche mit Becht ab eine Billigung des bisherigen Prosedierens gedeutet wurde.

Angesiclits solcher Thatsaclien war es natürlich, dafs die in die Enge petriebenen Städte ihre Hilfe suchenden IvR auf den mächtigen Schmal kaidischen Bund richteten, der ja yerpflichtet war, sie gegen etwaige Achtsexekutionen in Schuts au nehmen. Da nun demnächst , im Februar 1687, das Bündnis seniem Ende entgegengingt, so begreift es sich, dals die Stfidte eifrigst auf die ,,Eratreckung'' desselben drangen. Doch damit nicht genug 1 Sie wünschten auch

1) Vgi. lUnke Iii, Ö41. PoL Korr. II, S. 205.

2) Pol. Korr. U, 279 und Nr. 313. 8) Ebenda Nr. Sil.

4) Vgl. ebenda Nr. 28. Der im Februar 1581 gewUoMene Bond war nur seebi Jshre lang gültig.

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224

WIXCKELMANN',

die EVweitenuig und StBrkang des Bandes durch Aufnahme neuer Mi^Iieder^ namentKch Wtkrttembergs, Augsburgs und

Frankfurts, die damals infolge reformatorischer Mafsnalimen gleiclifalls rait dem Kammergericht in Streit lagen, ohne sich jedoch auf den Nürnberger Frieden berufen zu können. Der Landgi'af war hierin wie gewöhnlich mit den Städten einige nicht so der Kurfürst von Sachsen, welcher in seiner pedantischen Qewissenhaftigkeit allerlei Bedenken trog. Die VerlSngerung der Bttndnisdaner war ihm zwar nicht aa- wider; aDdn die E!rweiterung dOnkte ihm im Hinbtick auf den Inlialt des Nürnberger Friedens unzulässig. Wenigstens glaubte er die Aufnahme in den Bund und damit den »Schutz desselben nur solchen {Ständen gewähren zu dürfen, welche wie Markgraf Georg von Brandenbuig und die Städte Nürn- berg und Uambuigin dem Vertrage von 1532 bereits namhaft gemacht waren, ohne augleich der Schmaikaldischen Einigung anzugehören Dieses ftngstUche Festhalten an dem Bechts* Standpunkt wollte dem Landgrafen und den 8tlldten durch- aus nicht einleuchten. So meinte namentlich Straisbuig % dafs es th(iricht sei, die Vorschriften des Nürnberger Frie- dens, der von katholischer Seite so völlig mifsachtet werde und den l^i otestanten gar keinen Nutzen bringe, mit so pein- licher Sorgfalt SU beobachten. Man solle sich vielmehr einzig und allein yon der Erwilgung leiten lassen, dafs festes Zu* Hammenhalten aller evangelischen Elemente das sicherste Bollwerk gegen die Fände sei imd daher jedes neue Bundes- mitglied mit Freuden begrüfsen.

Ein weiteres, vielleicht das wichtigste, Bc d iiken Sachsens gegen die Erweiterung war religiöser Natui* und erhielt be- sonderen Nachdruck durch die Kadaner Klausel von den Sakramentierem. Der Kurierst glaubte nämlich mit der Siadt Augsburg, um deren Aafnahme es sich in erster Linie handelte, schon deshalb kein BOndnis schliefsen zu können, weil die Gemeinde nicht mit Unrecht im Verdacht „zwingU- scher Irrlehre" stand Uberhaupt traute Johauu Friedrich

1) Pol. Korr. 11, S99.

2) Ebenda S. 311.

3) Neudeeker Urk. S. 885.

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DIE Y£BTRÄQ£ VON KAOAN UND WIEN.

936

der Rechtgläubigkeit der Oberländer noch immer nicht recht und beabsichtigte deshalb vor seiner Einwilligung in die Bun- desverläogerung eine allgemeine Fredigerversammlung herbei* soführen ^ ; durch dieses Mittel gedachte er dch volle Elar> heit über den Glauben der Stftdte sa yerechafien. Da er «US seinem Miistraaen und seiner Unlust nir Erweiterung kein Hehl machte, so hatten die Oberlihider eine Zeit lang emstlich erwogen, ob es nicht besser wäre, den Schmal- kiUdiäciieu Bund sich auliosen zu lassen und statt dessen mit dem Landgrafen, Wiirttciiiberg, Augsburg u. a. ein neues Bündnis auf freierer Grundlage aufzurichten ^. Jakob Sturm war ein besonders eifriger Verfechter dieaee Gedan» kens ^ wol er durch Ausführung desaeibeii den yon Sachaen gewünschten Theologenkonvent 2U umgehen hoffte , von welchem er statt völliger Beilegung der Torhandenen Zwistig- keiten einen offenen Bruch befiirchten zu müssen glaubte. GUicklichi iweis»; wurde diese seine Besorgnis gegenstandslos, da nach dem guustigen Ausfall des Kasseler Gesprächs zwi- schen Bucer uiid Melauchthon (Weihnachten 1534) der Plan einer grolsen protestantischen Synode vorläufig in den Hinter- gnmd trat Die Abneigung des Kurfürsten gegen Augsbuig wurde jedoch erat ttberwundeii| nachdem es der Betriebsam- keit Bnoer's gelungen war, die Augsburger sur Annttherung an die lutherische Lehre zu bew^en und den sächsischen Reformator durch ein im Juli 1535 übei-sandtes Bekenntnis zulrieden zu stellen *. Jetzt erst konnten die ( )berländer einigermafsen aui ein Entgegenkommen des Kurtürsten in der Bündnisfrage hoffen. Der Landgraf, der sonst einem neuen oberländisohen Bunde nicht abgeneigt war, bestärkte sie in dem Vorhaben, einen lotsten, entscheidenden Versuch bei Johann Friedrich au wagen \ und ao kam noch im Juli

1) Neu>lec:ker IJrk. S. 262. Pol. Korr. II, Nr. 26Ö

2) Kb€ada Nr. 287. 2ii»2.

3) Ebenda Nr. 2Ü5. 2Ö3. 298.

4) Ebenda Nr. 317 und Beü. IL Vgl Kolde*s Artikel „Wittsa- berger Konkofdie^ BE*.

6) l»oL Kon, n, Nr. 997.

liilackr. f. K.-0. XI, a 15

226

die Gesandtschaft Michel Han's und des Himer Stadtschrei- bers, Sebaöiiaii Aitingers, an den sächsischen Hof zustande V Baldif^c Abhaltung eines Tages der Einigiingsverwandtcn zur Beratung von Malkregehi gegen das KAmmergericht so- wie Erstreckung und £rweitenmg des Schmalkaldischen Bundes waien die Hauptforderungen der Stttdte. Am 13. JuÜ erfolgte in Wränar die Antwort Jobann Friedrichs auf die Werbung £r gab sunilcbst der Meinung Ansdruck, dala weitere, mtlnd liehe oder schriftliche Beschwerden beim Kamraer- gericht oder beim König nichts nutzen würden; es bleibe nichts anderes übrig, als das Gericht „seins gefalleus wal- ten^* zu lassen und im Fall der Exekution und thätliobcr Gewalt von Bundee wegen Widerstand zu leisten. Auch mit der Berufung eines Bundestages erklärte sieb der Kur- fUrst einverstanden; dagegen war er über die Hauptfrage der Erstreckung und Erweiterung des Bündnisses zu keiner bestimmten Aufserung zu bewegen. Er verschob die Ent- scheidung hierüber auf die Bunde8vei*8ammlung, ohne aber zu verfipreehen , dals er sieh deren Mehrheitsbe«chlufa auch unterordnen werde. Die Gesandten mulkten daher un ver- richteter Sache heimkehren. Indessen benutzte der Landgraf die folgende Zeit, um den Kurfürsten gefUgiger au machen * ; namentlicb malte er ihm die Ckfahren einer Spaltung der Evangeliichen aus. Bezüglich der Prozesse riet er, den Kaiser uro Ernennung von Kommissaren zu ersuchen, welche die Streitigkeiten giulich vergleichen sollten. Letzteren Vor- schlag erklärte der Kurfürst in seiner Erwiderung tür un- zweckmälsig; im übrigen sagte er, es liege ihm lern, zur Auflösung des Bundes Anlafs seu geben, doch habe er wegen der Aufnahme neuer Milglieder noch allerlei Bedenken. Er beabsichtige nun, demnftcbst persSnlidi nach Wien au Kdnig Ferdinand au gehen; dort hoff» er nicht nur den Stillstand der Prozesse endlich zu erlangen, sondern auch über die Bündnisangelegenheit ins klare zu kommen. Auf einer Ver-

1) Pol. Korr. II, Nr. 809. 3) Ebenda 8. 286. S) Ebenda Nr. 834.

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DIE V£RTltl6£ VOM KADAN UKO WUCN.

827

Bammlung der Kmigimgsverwaudien könne man sich dann wegen der Erstreckong und Erweiterung entscheiden. Den Bundestag setste er suerst auf £nde Oktober^ dann wegen sräner Beise nach Wien auf Anfang Deaember feet. Man errieht hieraus^ dafs er seine EntadilllBM von der Art und Weise seiner Aufnahme in Wien und von srinen dortigen Erfolgen abhiiii<;ig machen wollte. Glückte es ihm, bei Ferdinand die Aiühcljung der namentlichen Beschränkung des Nürnberger Friedens durchzusetzen , so stand ja der Bundeserweitemng kein Hindernia mehr im W^e. Das war jedoch von vornherein ucher, dafs er nur in die Auf- nahme solcher StSnde willigen wCkrde, die der Augabuiger Konfeauon durchaus gemftffl lebten und lehrten. Beseichnend ist es auch, dafs er die Einladung der aufzunehmenden Stände zur Bundesvcrsammhmg nicht zugestehen wollte, be- vor nicht die uiidHätxliche Frage, ob die Erweiterung über- haupt statthatt sei, bejaht wäre.

Johann Friedrichs Reise nach Wien war aber in erster Linie noch durch andere Beweggründe veranlafst Ebenso wenig wie der Stilktand der Prosesse war nfimlich bisher die ErftÜlnng der anderen Eadaner Zusagen erfolgt. Ob- wohl der Ostertermin längst verstrichen war, stand die Re- galien Verleihung ebenso wie die Bestätigung des Cleveschen Heiratsvertrages noch immer aus, und in der Wahlangelegen- heit war ebenfalls noch keine der von Sachsen gesteilten Bedingungen erfüllt. Ferdinand hatte awar einige Schritte in dieser Hinricht gethanj aber umsonst Ein Kurfilrstentag, den er aur Beschlufs&Bsung über die sSchsische Forderung auf den 1. Oktober 1534 su Mains angesetst hatte^ blieb ohne jedes Ergebnis, da die Oesandton der Kurftlrtten wie gew()hnlich in unliebsamen Dingen nicht mit genügender \ olimacht ausgerüstet waren ^ Sachsen selbst hatte es iür

1) IJber dies und das Folgende ist das Material im Dresdener H.St.Arch. 10ß73 („ScUriftea zw. d. Ersbischof etc." und „Irrungen sw. d König etc."). Vgl. auch Bacholtz, Ferdinand der Erste IV, Aum. Über die Wiener Zuaammenkonft berichtet Bucholts auftaUenderweise so gut wie nichts.

228

W1^XK£LMANN,

6111611 Vertreter sa eehicken, und die an- deren Kurfürsten hatten an der Sache viel zu geringe« Interesse. Nicht einmal über eine Tagsatzung zu weiterer, gründlicher Beratung der Sache konnte man sich einigen. Ab Jobann Friedlich dies doroh den KGmg sowie durch die flhemiiligeii Unterbllndler des Kadener IViedene, Mains «nd Herzog Georg, erfahr, war er mhr ungehalten und wei* gerte sich entschieden, die erbetene Verlängerung der Ka- daner Frist von Ostern bis Michaelis 1535 zu bewilligen. Dagegen meinte er, der angekündigte Reichstag solle dazu benutat werden, eine behiedigende Beilegung der Wahlsache au versuchen. In der That hatte Ferdinand die Abaiehi gehegt, im Frühjahr 1535 eine Reichsyersammlung zu halten, um wegen der vielerlei Wirren und Unordnungen, namentlich in Münster, Vorkehrungen zu treffen ^; indessen netan die katholischen Stände, beeonders Mainz und Heraog Georg Ton Saehaeii, entschieden davon ab; sie betonten xl n., dafa ein Reichütag den FMestantan Anla(s geben wfirde^ den Nürnberger Frieden für aufgehoben zu erklftren ' und sich keinerlei Schranken in kirchlicher Hinsicht mehr auf- auerlegen, femer dals neue, weitläufige religiöse Di^utationen entstehen würden, was nur den bösen Sekten zum Vorteil gereichen wQrda Kurannii eie meinieni dafii ein BetohslBg die Unruhen nicht veniiindem, eondem ▼ennehren werde^ namentlich wenn die Wabisaohe nicht zuvor verglichen sei Diese Vorstellungen werden ihren Eindruck auf Ferdinand nicht verfehlt haben; wenigstens gab er das Reichstags- pn^ekt auf und beschränkte sich auf eine Berufung der •verachiedenen Kreisatinde nach Worma (April 1685) behda Beratung der Mflnsterechen Angelegenheiten*. Die WaU- saohe scheint dort gar nicht berührt worden zu sein. Die Folge war, dais Johann Friedrich nach Ablauf des Kadaner

1) Ghadttifiagea*s WeriMmg ia BbmUbmg, PoL Koir. n,

269.

2) Infolg« der Nürnberger Beatimmimg, dafs der Friede nur bis mm Konzil, bzw. bifl zum nächstea Jäsichfltag währea soUte.

d) PoL Korr. II, Nr. 331.

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DIE VBBTfilOB VON KAHAK DND WIJSN. UM

Termiiu^ ako seit Ostern 153 5, dem König wiriüioh wieder Ehren und Titel Terwdgerte^; doch knüpfte er im Mai durch seinen getreuen Hans Döing neue Verfaandinngai mit dem Wiener Hofe an die darauf aibsielteny dala der König endlich die Beldmung Sachsens ndt den Regalien ausfuhren sollte; dagegen wollte Johann Friedrich eine Er- strecknng des Kadaner Termins zur Erlangung der Wahl- artikei bewilligen. Hiermit war Ferdinand durchaus ein- verstandeuf nur konnte man sich bei dem gegenseitigen Milktraiien nicht über den Wortlaut der Urkunde eungeOi dnreh welolie die Verifingemng des Tennina vereinbart wer» den BoUfte. Lasbesondere woUte der Knrftlnt BSu den MUf dafs auch wttlirend der neaen Frist eine Einigung in der WahlsacLe nicht erfolgte, das urkundliche Zugeständnis erlangen, dafs er und seine Zugewandten alsdann wieder unverbunden sem sollten, Ferdinand anzuerkennen. Die Worte ^und seine Zugewandten" wollte der König nun ausscheiden, weil er befiirchtete, dafa darauf bin die ehe- maligen Wablverbttndeten SacbsenS| Heem, Württemberg und Bayern, die sich ]e(st der Wahl gefügt hatten^ spttter ihren knotest erneuern wQzden. Da der Eurftrst mit ge- wohnter Zähigkeit an den ^Vo^ten festhielt, so scheiterte die erste Gesandtschaft Dolzig's und erst bei einer erneuten Verhandlung desselben mit Hans llolniann im Juli kam man zur ]£inigung, indem Ferdinand nachgab. Am 4. Au* gust wurde demnach bestimmt ^ , dala der Kurfürst im Herbst persönlich naeh Wien kommen solHei um die Be> galien su empfangen und wegen der Wablangelcigenheit weiter za Terfaandeln. In der Zwischenseit und wfthiend des Wiener Aufenthaltes sollte er Ferdinand als römischen

1) Dresdener H.St.Arcli. 10673 „Die Abfertigung und Haad- liuig etc/^ Er nennt Ferdioand nieht königliche Majestät*', wie es dem römischen König zukommt, sondern „königliche Durchlauchtig»

keift" (Titel, welcher Ferdinand als König von Böhmen gebührt^V

2) Ebenda: Instruktion des Kurfürstea für DoUig d. d. Ii). Mai und Kelatiou des letzteren.

3) Ebenda: Instruktion für Dölzig d. d. 18. Juli.

4) Ebenda und loc. 10674 „Handlung zu Wien*'.

230

WIMGKELMANNy

König anerkennen. Letzterer versprach seinerBeits dem Kur- fürsten freies Geleit nach Wien und zurUck K

Mitte Oktober wurde die Beise unter grofsem Qeprttoge «Dgetreten. Die Herzoge MagnuB von Mecklenbiug sowie IVans und Ernst von LOnebuig scbloMen aioh dem Kur^ Ainten an. Anleerdem befanden neb saUreiehe Herren vom hohen Adel in seinem Gefolge, u. a. Wilhelm und Philipp von Nassau, Wilhelm von Neuenaar, Philipp von Solms, Albrecht und Jobst von Mansfeld, Johann Heinrich von Schwarzburg. Im ganzen führte der Kurfürst etwa JOO Keit- und Wagenpferde mit sich. In Prag wurde er vom Bat nnd der Hoebschub feierlicb begrülat und beschenkt ^ und als er sich der dsterreiohischen Hauptstadt nfiherte^ sog ihm Ferdinand eine Viertehn«Ie Weges entgegen. Das äufsere Einvernehmen der Fürsten war überhaupt vortreflflich. Jo- hann Friedrich liefs unbehindert täglich evangelischen Gottes- dienst halten, zu welchem sich auch viele Wiener einstellten, obwohl der Magistrat den Besuch der aftcbsischen Winkel- predigt'' streng verboten hatte und einige ungehorsame Bttr* ger mit Gefängnisstrafe belegte.

Die Verhandlungen hatten au Anfimg das befriedigende Ergebnis» daCs der Eurförst die Beldinung mit den Reichs- lehen und Regalien empfing; im übrigen zogen sie sich aber sehr in die Länge. In der Wahlsache wurde schliefs- lich vereinbart *, dafs der König nocli ein Jahr lang, bis November 1536, Zeit haben sollte, die im Kadaner Vertrage vorgesehene Erklärung der Kurfürsten zu erlangen. Für den Fall, dais ihm dies nicht glückte oder beliebte, sollte er wenigstens vom Kaiser eine Verschreibung erwirken, wo- nach bei künftigen Wahlen römischer Könige genau nach Vorschrift der goldenen Bulle verfahren werden sollte; wer von den Kurfürsten dem zuwider iiandelte, sollte seines Kur- rechts verlustig gehen, und die Wahl sollte ungültip^ sein. Eine Urkunde dieses Inhalts sollte vom Kaiser oder mit des Kaisers Qenehmigung von Sachsen den Kurförsten

1) Ebenda: „Handlung zu Wien^'.

2) S. unten Beilage.

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DIE VEKTKÄÜE VON KADAN UKD WIEN. 231

▼erkttndet werden. Auf jeden Fall sollte ferner Karl einen Revers ausstellen, dais Ferdinand's Wahl den Rechten des sächsischen Kurhauses niclit nachteilig sein Bolltc.

Sehr weitläufig sind die Wiener Abmachunpceii bezüglich des Jülicb-Cleveschen Heiratsyertrages. Karl V. hatte die Beatätigoiig desselben von emer ganzen Beihe von Bedin- gongen abhfingig gemacht; er verlangte nftmlich Folgendes: Unterordnung Sachsens unter die Beschlüsse de« m Aussicht gesteDten Konzils , Vermeidung weiterer religiöser Neue- rungen, Ausrottung der Wiedertäufer und andf ier unchrist- licher Sekten , Unterstützung des Habsburgisclien Hauses gegen Frankreich, Anerkennung Ferdinand's, Vermeidung jeder feindseligen oder religiösen Einmischung in die Ver- hältnisse der österreichischen Erblande» Neutralität in der Geldemschen firbfolgesache. Johann Friedrich wies diese Bedingungen nicht direkt ab, verlangte aber erhebliche Änderungen: Hinsichtlich des Kon^ wollte er unter ge- wissen Voraussetzungen die Beschickung, nicht aber die Unterordnung zugestehen. Die Wiedertäufer versprach er in seinem Lande niclit zu dulden. Gegen Frankreich wollte er dem Kaiser 500 Reisige stellen und, was die Wahl angingi so verwies er auf seine obigen Forderungen. Fer- dinand versprach nun, diese verlbiderten Artikel dem Kaiser zur Annahme zu empfehlen; sollte B^arl jedoch nicht darauf eingehen, so woUte der Kdnig die Bedingungen ftlr seine Person annehnicu und dagegen die KüiiürmüLiun erteilen j wirksam sollte letztere allerdings erst werden, sobald Fer- dinand Kaiser geworden.

Schliefslich kommen wir zu den für uns wichtigsten Fest- setzungen Uber den Nürnberger Frieden und die Kammer- gerichtsprozesse. Whr haben oben gesehen, wie eng mit dieser Frage die eventuelle VerlJliigemng und Erweitenmg des Sehmalkaldischen Bundes zusammenhing. Der KurAirst formulierte seine Forderungeu iu einer bchrilt, die er dem König am 8. November überreichen liefs Er schlug darin vor, dais in zweifelhaften Fällen die Entscheidung, was Ke-

1) Dtssdener Arahiv ebenda.

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232

WINCK£LMANN;

ÜgionaMdie sei und was nioht^ von ihm nnd dem Land- gralnn bei der Pflicht, mit der ne Ealier mid Reich Ter^

wandt seien, gefallt werden sollte. Prozediere das Knmmer- gericht oder ßotweiler Hofgericht trotzdem in Au^rlegen- heiten religiösen Charakters, so solle es einer »Strafe von 500 Mark Goldes verfallen, und der Kaiser sollte die ge- sprochenen Urleile durch beaonderes Dekret vernichten. Femer Terkngte der KurfiM die Aufhebung jener be- fl^werlichen Klausel, wonach der Nürnberger Friede nur bis BU anderweitigeD BeecMüsaen auf der nächsten Rdcfas- versammliuig gelten sollte, sowie die Ausdehnung des Frie- dens auf alle Stände, die sich seit lö32 der neuen Lehre angeschioßsen hätten oder künftig anschliefsen würden. Er führte hierbei näher aus dais die blofae Ankündigung eines Reichstags infolge jener Klausel schon als eine feindselige Handlung erscbdnen mOssei und erklärte weiter , daCs die Verbündeten jeden Angriff auf einen Glaubensgenossen, m^ letsterer im iVieden benannt sein oder nich^ als gegen sich gerichtet betrachten und demgeniäfs abwehren müTsten.

Unmöglich konnte nun Feidinand daran denken, so weitgehende Zugeständnisse zu machen; das wäre ein Ab- weichen von der bisherigen kaiserlichen Politik gewesen, welches Karl V. kaum im äufseraten Notfall, der ja nicht ▼oriag, gnigeheilsen hfttta Der Kdnig erklärte daher ofkn, daft er ohne Wissen und Gtoehmigung des Kaisers an dem Nürnberger Frieden nichts ändern kdnne; nur die strikte Handhabung desselben könne er versprechen. Hans Hof- mann, einer der einflul'sreichsten Räte Ferdinand's, gab ubri- genfi dem Kuriiii-sten die Versicherung, dafs die Ansetzung eines Hcicbstags so bald nicht zu gewärtigen sei; sollte sie aber aus irgendeiner dringlichen Ursache dennoch erfo^en, so wtirde es nur im Einverständnis und mit Kat der pro- testantischen Fürsten geschehen. Daraufhin glaubte Johann BViedrich auf die swdte Forderung verächten zu müssen. Er ging hierbei seiner eigenen Erzählung zufolge von dem Bedenken ans, dafs Ferdinand bei zu heltigem Drängen in

1) Pol. Korr. II, dl5ff.

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DIE VEKTRÄGE VON KADAN UND WIEN.

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dieBem Punkt yielleicbt nacbgebeiiy daftr aber in der dritten^ wichtigsten Fnge den PtotesCanten das aiudrücklielie Ver-

eprechen abnehmen würde, dafs sie den künftigen Anhän- gern ihrer Konfession nicht beistehen sollten. Man sieht also, wie weit sich die bisherige Autiassung dieses Ar- tikels der Wiener Abrede von dem wahren Sachverhalt ent- fernt Niemals hat der König daran gedacht , die nament- liehe Einschrttnknng des Nürnberger FriedenBi sei es ans- draeklieb oder stülsebweigend^ fallen zu iasaen. Im Gegen- teil! Die Protestanten mnlsten froh sein, dafii ihnen nicht direkt verboten wurde , sich derjenigen ihrer Glaubens- genossen anzunehmen, welche in der Urkunde von 1532 nicht benannt waren, i'^crdinand erneuerte einzig und allein sein altes Wort^ dals er alsbald für wirklichen Stillstand der Prozesse Sorge tragen wolle nach inhalt des Nurn- bergischen und Oadavischen Vertrags, d. b. selbst- verständlich nnr ftbr die im ersteren namhaft gemachten Stünde K Obwohl es sich nach dem Nürnberger Frieden von selbst verstand , engte der König lerner den Stillstand nicht nur für die gegenwärtigen sondern auch für die künf- tigen Keligionsstreitigkeiten zu, wogegen sich die Prote- stierenden ihrerseits nochmals veipflichten mulsten, nieman* den seiner Oäter wider den kaiserlichen Landfrieden nnd Süllstand sa entaetaen oder mit der That au veigewaltigen. Zun Schinfs folgt dann eni Sata, der den Wert der Znsage gana erheblich herabsetat. Der König übernahm nftmlich die Pflicht, für Stillstand zu sorgen, nicht etwa lur die ganze nächste Zeit bis zum Konzil , sondern nur bis zum November 1536, also auf ein Jahr; für die spätere Zeit ver- sprach er nuTi dafs er den Kaiser bereden wolle, den Still- stand weiter zu garantieren. Wenn demnach seine Uber»

1) In eilism Briefe an Hsiw Hofinaan vom S. Hin 1686 envibiit dar Kaililist v. a. aiMdrÜcUieh, dals er in Wien vergeblich vsnmehl habe, den Schnti des Nürnberger Friedens aneh für die Heriöge von

Pcmmem zu erwirken. £r bittet dann weiter , Ilüfmanu möge trots* dem den König zu bewegen suchen, dafs er die Einstellung der Pro- zesse gegen Pommern veranlaise. Dresdener U.StArch. 10673 ,«Dis Abfertigung and Handlung**.

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radungflkunst ihren Eindruck auf Karl verfehit», so war

nach Verlauf eines Jahres alles wieder beim alten. Aller- dings nahm für diesen Fall auch Sachsen sein Recht zum Protest ge<z;en Ferdinand's Wahl von neuem in Anspmieh.

Fassen wir den Inhalt der Wiener Abmachungen kurz suflammen, so haben wir in ihnen eine interimistlBche An- erkannung Ferdinand'a su erblicken , deren Endgiütigkeit Yen Bedingungen abhängig gemacht war, welche der Saiaer binnen Jahresfrist erfUUen sollte. Sie bestanden in gewissen Erklärungen zur goldenen Bulle, in der Bestätigung des Cleveschen Heiratskontraktes und in der Verschaffung wirk- lichen Friedens für die Evangelischen. Im Falle, dafa sie nicht ertiilit würden, sollte der Protest gegen Ferdiüand's Wahl wieder aufleben und der Kadaner Frieden die Grundlage idr die weiteren Benebungen dee Königs und des Kurfürsten Yon Sachsen bleiben. Am 20. November 1585 kam der Vertrag in dieser Weise zum AbschluTs K Die Auffassung desselben als einer wichtigen Errungenschaft der Protestanten wird sich nach obiger Darlegung nicht mehr behaupten kdimen. Eher wird man in dem Wiener Abkoraracu einen Beweis für die aulserordentliche Zähigkeit und Konsequenz der habsburgischen Religionspolitik zu sehen haben; denn wenn man berdcksichtigti wie ungünstig die Lage Karl'a und Ferdinand's besonders in der ersten Hälfte des Jahres 1535 war, so wird man es kaum begreifen^ daia die Prote- stanten aus diesen Verhältnissen nicht mehr Vorteile ftbr sich zu ziehen vermochten. Karl V. war damak durch den Zug gegen Tunis in Anspruch genunuuen und an jedem kräftigen Eingreifen in die deutschen Verhältnisse verhindert, Ferdinand noch immer nicht allgemein anerkannt; zudem drohte die Wiedertäuferbew^gung, welche in Münster su den

1) Der in der Pol. Korr. II, SSO veiaflbatUebte Artiksl des Ver« tngos hat abweichend davon dos Datum S8. November; «ahisehem* lieh beseichnet dies den Tag seiner apssieUen, abgesonderten Fat- snng. Wibiend der vollständigs Vertiag nicht allgemsin beimant gegeben werde, wurde dieser eine Artikel wegen seines Interesses für die Gesamtbeit der Evangeliscben mögliohst Terbreitet Die Jaiiies- saU „a. di** in der PoL Korr. ist natfiriieh DmeldbUer.

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DIE VERTRAGE VON KADAN UND WIEN.

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gefährlichsten Unruhen geführt hatte | immer weitere Kreise des Reichs zu ei^eifen. Die abenieuerlichBten QerUchte aber aufrührerische Absichten der evangelischen Rmehsstädte

waren in Umlauf und faudou, obwohl gänzlich imbefjrrüiulet, hdm Kaiser und König Glauben Trutzdem wuisten sich letztere jeder neuen ernstlichen Konzession an die Prote- stanten zu entziehen; ja sie thaten nicht einmal dem feind- seligen Vorgehen des Kammergerichts gegen die Schmal* kaldener Einhalt Sie begnügten sich vielmehr mit nichts- eagendeu, allgemeinen Versprechungen und Beteuerungen ihrer Friedfertigkeit*; dem Kurfürsten und Landgrafen machten sie unter Vorspiegelung freundlicher Gesinnung Bandnisan^rbietangen allerdings in sehr allgemeineD Aus- drücken ' und setaten es dorch^ dala sich die Protestanten an der Reichshilfe gegen Mttnster beteiligten Das Wohl* wollen für die Evangelischen, weiches Kanke uui diese Zeit am koijiglit'hen Hofe vorhanden glaubt war in Wirklich- keit nur bei einem Teile der königlichen Räte, wie bei Hans HoimanUi aufrichtige bei Ferdiuaud selbst aber er- henchelt) um die Protestanten in guter Stimmung zu er- halten und die Anerkennung der Wahl unter möglichst leichten Bedingungen zu erlangen. Wie nichtig seine Wiener Zugeständnisse waren , wird übrigens der weitere Verlauf der Dinge am besten zeigen.

Johann Friedrich reiste von Wien aus sofort nach Schmal- kaldeo, wo ihn die Vertreter der anderen Bundssstttnde be- reits erwarteten, um nun endlich über die Erstreckung und Erweiterung der Schmalkaldischen Einigung schlüssip^ zu werden ^. Da die überwiegende Mehrheit der Einigunga- verwandten längst auf jeden Fall zur Auüiahme neuer Mit- ^^ieder entschlosseii war, so kam es nun darauf an, ob

r Pol. Koir. II, S. 253 Anm. 2.

2) Ebenda Nr. 269. 270. 288.

3) Weim. O.A. reg. H. p. 97 Nr. 41. Ranke IV, 53.

4) Pol Korr II, 331.

5) Ranks IV, 52ff.

6) Pol Korr. U, Nr. 330.

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WINCKELMANN,

Sachsen trote des ungünstigen Ans&Jk der Wiener Ver-

liaii dl ungen dem allgemeinen \ erlangen nachgeben würde. Nach seiner biBiierigen Haltung nmlste man mindestens auf einen sehr hartnäckigen Widerstand geMst sein. Um so ftberraaehender ist es, dals ee verhältniamäftlg wenig MOho koetete, den KniftMan zu Obeireden. Über die 8clJie&- H<^en Gründe seiner WiOfthrigkeit kann man keine volle Aul klärung gewinnen ; wahrscheinlich liefs er sich vor allem von der Erkenntnis leiten, dafs eine Weigerung ihn nur gftnslich isolieren und die anderen Protestanten sur Ghrftn- dong eines neuen Bundes mit freieren Qnmdsftiien ▼eraa* lassen wttrda Ferner trMeie er aieh wohl damit^ dalk Ferdinand die Aufiiahme neuer Bundesglieder ja nickt eigent- lich verboten hatte, und überhaupt mochte er in Wien den Eindruck erhalten haben, dals der König in dieser Ange- legenheit ein Auge zudrücken wolle. Der Abneigung des Kurfürsten gegen jede Verbindung mit zwingüsch oder wie- dertäulerisch gesinnten Stftnden wurde durdi die Bestimmung Rechnung getragen^ dafs jedes aufzunehmende Mitglied sich uiiliedingi zur Augsburger Konlessiun bekennen müsse. Welche Streitsachen küuitig als religiöse von Bundes wegen zu vertreten und zu verteidigen seien, sollte in jedem ein- seinen Falle die Bundesversammlung bestimmen. Aulserdem stellten die Verbündeten den allgemeinen Sats aufS dafs die im Wiener Vertrage übernommene Verpflichtung, nie- manden seiner Güter zu entsetzen, das Recht zur Abschal- fung von päpstlicher Gerichtsbarkeit^ Zeremonieeu und Müs- bräuchen nicht ausschlielse.

Hierin lag schon wieder der Keim neuer MüsverstSad* nisse und Zwistigkeiten awischen der evangelischen und katholischen Partei, wie sich alsbald zeigen sollte. In sei- nem am 24. November erlassenen Mandat an das Kammer- gericht befahl nämHch der König die Einstellung aller gegen die St&nde des Nürnberger Friedens anhängigen PhMieaBe; bei künftigen aber, schrieb er, sollte nur in solchen still- gestanden werden, welche ihrem Ursprung nach aus der

1^ PoL Korr. II, 321.

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DIB VBRTlllOE TON KADAN UND WIEN.

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Zeit vor der Wiener Abrede herrührten \ JBiiie derartige BeBchritnkimg siuid nun nach Anseht der Proteetieieaden kft Widersprach su dem Wiener Artikel, und der Kurftet führte daher hrieflioh bei Hans Hofmaan heftige Klage*. Er Hefa sich sogar zu der Drohung hinreiisen, dafs England und Frankreicli den Evangelischen im Fall eines Angrifli beistehen würden. Hofmann erwiderte am 12. Januar 1536 ^, er habe die Beschwerde dem König vorgetragen und darauf in der That erlangt , daik die angefochtene Einachrilnkung ans dem Mandat fortUeiben soUiei Er fügte aber hinzu, dafii Ferdinand sich Uber die Beschwerde gewundert hfttte, da ja doch In dem Wiener Vertrage ausdraddich gesagt »ei, dafs künftig niemand mehr durch die Protestanten seiner Güter entsetzt werden sollte. Darauf also stützte sich , wie man sieht, jene Klausel inbetreff der künftigen Prozesse. Übrigens war es in Wirklichkeit ziemlich gleichgültig, ob die Einschränkung in dem Befehl stehen blieb oder nicht; denn der Oerichtshof kümmerte steh flberhanpt nicht um das Mandat Aul die Zusendung desselben schrieb er am 17. Februar* an Johann Friedridi: Sachsen und seine Zu> gewandten suliten sich vei aichert halten, dafa Kammerrichter und Beisitzer sich wie bisher dem Recht und den Ord- nungen des Reichs gemäls erzeigen würden. Das hiefs mit dürren Worten: man werde sich in keiner Weise in der Fortführung der Pktmesse beirren lassen. Qegenttber dem aemHch klar ge&foten Befehl des Königs wire dieses Be- nehmen des hödisten Gerichtshofes uuTerstSndlichy wenn wir nicht wttfsten, dafb es sieh auf Geheifs eines Höheren, nibniich des Kaisers selbst, gründete, der den rrotostanten in einem Brief vom 30. November 1536 recht im Gegensatz zu dem Wiener Vertrag seinen Unwillen über ihre Verletzungen

1) Ebenda 8. 820 Anm. 1.

2) I>. d. 1686 DmuBim » ha Wehnaier QJL ng. H., p. 106» Nr. 46.

3) Dread. H.St.A. 10673 „Die Abfertigong «. HsmUoi« ste.^

4) Weimarer G.A. reg. H., p. 110, Nr, 49.

6) PoL Korr. 11, Nr. 348. Fer^k XXll, 627.

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WINCKKLlfAKN,

des Kürnbei^ger Friedens and ihren Ungehorsam gegen das Kammergericht kundgab ^. Obwohl dieses Zeichen kaiser- licher Gesinnung Legreif iicherweise grofse Enttäuschung und Erbitterung im protestantischen Lager liervorrief, so liefsen sich die Einigungsverwandteu doch zu keiner feindseligen Handlung gegen Karl V. bewegen, was um so mehr Aner- kennung verdient, als ihnen Frankreich im HinbUck auf die neuen mailttndischen Venvickelungen dn Bündnis gegen den Kaiser nahe genug legte *. Karl selbst fürchtete eine Verständigung der Schmalkaldener mit Franz I. in hohem Grade und suchte deshalb die erregten Gemüter durch mehr- £Ache Beteuerungen seines WohlwoUens wieder au beschwich- tigen. Namentlieh in einem aus Sayigliano Tom 7. Juli 1536 datierten Schreiben an die Protestierenden * wies er die Insinuation , als hege er kriegerische Absichten gegen die evani^eliacLen Stände, mit scheinbarer Entrüstung: zurück und versicherte; er werde den religiösen Zwist nie anders als durch friedliche Mittel beizul^^ suchen. Auf den Gang der EammeigerichtsproKesse blieb diese Kundgebung, deren Zweck durchsichtig genug war, ohne jeden ISn* flufs. JJiü blande versuchten nun noch einmal dadurch Ab- hilfe zu schaffen , dai's sie den Kaiser in aller Unterthänig- keit durch besondere Gesandtschaft die Bachtmäikigkeit ihres Verhaltens und ihrer Beschwerden g^enüber dem Kammeigericht ausführlich darlegen liefsen. Die Anregung hiersu ging von Strafsburg aus^ dessen Rechtsgelehrter Dr. Franz Frosch eine Denkschrift ausarbeit ite, welche na- mentlich die Kekusation des ubeisten Gerichtshofes recht- fertigen sollte^. Auf dem Frankfurter Tage im Mai 1536 wurde die Absendung der Botschaft endgültig beschlosseii und das Nähere darüber auf einer Zusammenkunft der

1) Kunke a. a. 0 , der dic^s Schreibeo gar Dicht kciuil, obwuhi es auch von Seckendorf und Ölcidan erwähnt wird, meint, dafs die Wiener Zusage erfüllt worden sei , und cUIb die Protestanten darauf mit Karl und l'\ rdiiiand im besten iuuvemehmen gelebt hätten.

2) Pol. Korr. II, p,

3) Neudeck er, Urkundeu, S. 267.

4) Pol. Korr. II, Nr. 351 und 353.

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DIE VEKTKÄGfi VOM KADAN UND WIEN.

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Buiideshäupter zu Nainiiburg festgesetzt ^ Joachiiu Mar- BcLaik von Pappenheim, Ludwig von liiunibach und Dr. Clau- dius Pcutiuger wurden zu Gesandten beatimmt. Zuerst ver- bandelten sie mit Ränig Ferdinand in Innsbruck, wo sich anfBerdem noch Hans von Dölzig oingefiinden hatte. Der Kdntg stellte ihnen auf ihre Bitten am 7. Angnst eine be> sondere Fttrschrift^' an den Kaiser aas> in welcher er ihre Werbung befürwortete, und erklärte sieh bereit, seine Ka* daner und Wiener Versprechungen nach beuten Kräiteu zu erfüllen

Sehen wir zunächst zu, was in letzterer Hinsicht in Deutschland bis zur Küekkehr der Gesandtschait vom Kaiser geschah. Ferdinand's Parteilichkeit und Unzuverlässigkeit zeigte sich recht deutlich besonders in einem FailC; der ihn persönlich nlüier anging. Die Stadt Lindau hatte in ihrem Frauenkloster, das allerdings unter kdniglichem Schuts stand, die Messe abgeschafft. Darüber war der König sehr erbost und verlange durch Vermittelung des Kuinmergerichts die Wicderheriöteiiung des katholischen Ritus, da die Stadt keine Gewalt über daa Kloster habe. Alle Bitten und Vorstel- lungen Sachsens und Hessens suguneten Lindau's blieben erfolglos und der Prosefs gegen die Stadt gestaltete sich immer bedrohlicher*. Mitte September wurde Ferdinand's Gesandten in Torgau eine neue Beschwerdesehrift des Kur-

r Pol Korr. II, p 307 Anm. 2 un 7 nr. 3?5. Vgl. Meinardus in Forsch. XXII, 610. Die lustruktioo für die Gesandten d. d. Juli 6 ist im Weimarer Q.A. reg. H , p. 102, nr. 45. Sie enthält auch eine Widerlegung des Vorwurfs, dafs sich die ProtostUDteu mit Fraiikrfiich unrl Fiigland gegen den Kaiser cingelusson liüttf^ii, K-^ wird zuge- geben, dafs Bünduisvcrhnndlungen mit diesen Mächten geführt seien; doch wird gesagt, dieselben seien eben deswegen gescheitert, weil die Pkotestanten den Kaiser im Bunde ausnehmen wollten.

2) Ebenda Nr. M. 403 und Weimarer G.A. reg. 11 , p. 103. Nr. 4ti.

8) Ebenda Nr. 829. 880. 861. 408. 404. 416. WiOiieiid der ganisa sweitSB Hülfle des Jahres 1536 w Hsai Dolsig am Hofe Fsidi- Hand*! und betrieb neben apssiell siehdaefaeD Angelegeoheiten die EuMteUmig das Lbdauer PirossMea. Wehn. G.A. leg. H , p. 108, Nr. 46. (Briefe Ddsig't an den KnrfÜnten.)

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fürsten überreicht ^, aus der hervorgeht, dals nicht nur Lin- dau sondern auch besonders Ulm und Efslingen noch immer vom Kammergericbt bedrängt wurden. So drohte die im Wiener Vertrag gesteilte Frist zu yerstreichen^ ohne dals dar Tenprochene StUletaiid eintrat Derselbe Milaerfolg leigte eick auoh bei den anderen Zngeetttudniseen des Kö- nigs. Schuld daran war weniger seine eigene Nachlässig- keit als der Eigensinn KarPs V., der weder in der Wahl- noch in der Heiratsangeiegenheit dem Kiurfursteu entgegeu- kommen wollte. Auch die peraönlichen Bemühungen Jo- bann Fiiedrieh's, die kaiaeriiche Volhdehiing der Wiener Abrede au erlangen, waren umaonei Znm VemiiiÜer swi* scheu Sacliöcii und dem Kaiser liatte sich Wilhehn von Neuenaar herp;egGben. Aus seinem vertrauten Briei Wechsel mit dem Kurlursten ^ ersieht man , dafs er besonders bei Kari'a Sehweeter Maiiai der Statthaiterin der Niederlande nnd bei dem kaiBerlichen Feldberren, Heinrich von Naaeaiiy Fttrspracke dnl^te. Man gab ihm hierauf sn ▼erstdien, dafs der Kaiser zwar nicht al>geneigt sei, den Vertrag zu ratifizieren, jedoch den Unwillen des Papstes befürchte, dessen Geneigtheit er wegen seines lüieges mit Frankreich nicht wncheraen durfte.

So war und blieb denn der Wiener Vertrag ein toter Buchstabe. Um sich nun wenigstens fttr die n&chste 2Sdt die weitere Anerkennung des Kurfürsten und seiner An- hänger zu sichern, ersuchte Ferdinand um Verschiebung des zur Erfüllung der Wiener Bedingungen gesetzten Termins Der Kurfürst wollte hierauf fUr ein weiteres Jahr eingehen, wenn der König den Stülstand der Proaeese für die Ter- längerte IVist nocfamals in bestimmter Weise TOrhiefse. Eine solche Erneuerung seines Versprechens verweigerte aber Ferdinand bezeichnenderweise ganz entschieden ^, da er wohl wufste, dafs er keinen Rückhalt an seinem kaiserlichen Bruder finden wfirde^ und da er die alleinige Verantwortung

1) Weimarer Mg. p. 188. 194» Nr. 56.

2) Ebenda.

a) Ebenda p. lOS, Nc. 46.

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DIE ^ EUTKÄÖE \ 0a KADAN UND WIEN.

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dafür scheute. IKe Verhandlimgen über diesen Punkt

schwebten noch, als der König die willkommene Nachricht erhielt, dafs Karl demnächst seinen Vizekanzler Held nach Deutschland schicken würde, uin alle bestehenden Zweifel und Zwistigkeiten sa beseitigen. Froh über den so er- dffbeten Aasweg aus seiner Verlegenheit, wälzte er alle wei- teren Erörterungen auf den kaiserlichen Bevollmttchtigten ab.

Held's Sendung stand im engsten Zusammenhang mit der oben erwähnten Botschaft der Protestanten. Karl V. hatte es in der ihm eigentümlichen Art und Weise vermie- den, den Abgeordneten auf ihren Vortrap^ persiinlich klare, offene Antwort zu erteilen, sondern am 31. Oktober in Genua lakonisch erwidert, er werde seinen Vizekanzler mit den erforderlichen Anweisungen nach Deutschland senden K Ob- schon nun die Verbündeten durch Aulseningen , die Heid in Italien gegen die Gesandten gethan, darauf vorbemtet waren, dafs die kaiserliehen Erklärungen kanm günstig ftkr sie ausfallen würden, so wurden sie doch durch die überaus schroffe Art, mit welcher Held im Februar 1537 auf dem Schmaikaldener Tage jede Konzession verweigerte, empfind- lich überrascht und verletzi Ein näheres Eingehen aiii die damaligen Verhandlungen liegt aulserhalb des Käh- mens dieses Aufsataes K Wir haben hier nur soTiel fest-

1) Pol. Korr. II, Nr. 421. Vgl Meinszdus in Forsch. XXil, 611 ff. Die protestantischen Gesandten wareo nach einem Briefe Dobng'0 am 14. August von Innsbruck aus zum Kaiser abgereist und hatt(*n am 23. September, wie Pappenheim dem Kurfürsten be- riebt« f, ihre crate Andienz bei Karl, der ihnen durch Dr Held eine „aufzügliche" Antwort erteilen lief». Pa[ipp!ih<^iiTt <^ehrieb schon da- mal», er merke aus „geselligen Reden" des Dr. Held, dals nicht viel 2u hoffen sei; der Kaiser wolle seine Nürnberger Zusage bezüglich der Prozesse nur für reine Religionssachen ,,ouc allen auhaug noch Interpretation" gelten lassen. Die Gesandten folgten dann dem kaiser> liehen Hof Uger äber Niua und Savona naoli GeaaSy wo endlidi ilne Ablbrtiguug erfolgte. Pappenheim eikiaakte sehen Todber in Saveaa nad ftnib in Mailsnd. Di« Antwort des Ksissrt rom 81. Oktober traf lant KaasleiTennerk sm 28. Desember in Eisenseh, sin. Weimarer Q.A. reg. H., p. 102, nr. 45 und p. 106, nr. 46.

2) Vgl. Baake IT, 78ft» Meiner das a a. 0., Pol Korr. II, giil««hr. t E.-e. II, s. 16

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Kti«(e11eii| dafs Held's Erklärangen^ anBtatt den Wiener Ver-

tiag zu bestätigen, denselben vollständig über den Haufen warfen. Von Stillstand der Prozesse war nun natürlich f^^r keine Kede mehr ; ebenso wenig kam es zur vertragsmälsigen Beilegung der Wahlsache oder zur Bestätigimg des Jülich- deveschen Heiratsvertrages. Held sagte geradezu * : der Wiener Vertrag gefalle dem Kaiser gar nicht; die Zus&tse am* goldenen Bulle könne Karl nur dann bewilligen, wenn sie ihm durch die Kurfürsten einstimmig vorgeschlagen wttr- dcii; nn übrigen könne er nur einen Revers geben, dais Ferdinand'e Wahl dem Kuriürsten \on Sachsen und dessen Nachkommen an ihrem Wahlrecht nicht nachteilig sein solle. £ine weitere Weigerung, dem König Ehren und Titel zu gewähren y werde den höchsten „Ungefallen'' Karins nach sich ziehen. Der Kaiser sei kein Kaufmann, um mit sich handeln zu lassen; indessen sei zu hoffen, dafo er Sachsen» FOgsamkeit in der Wahlsache mit der Bestftti^nng des Hei- ratsvertrages belohnen werde, vorausgesetzt, dafs der Kur- fürst aueli das zu Mantua angesetzte Konzil anerkenne und besuche. Johann Friedrich wies diese Vorschläge weit von sich; ja er lehnte jetzt sogar unbedingt die Verlängerung der Wiener Frist ab, indem er darlegte, dafs nach Held'a Auseinandersetzungen doch kein Stillstand der Prozesse zu erwarten sei, selbst wenn Ferdinand wirklich sein bezüg- liches Versprechen wiederholte.

Somit lagen die Dinge fast genau ebenso wie vor dem Kadaner Vertrag, soviel wenigstens den religiösen Frieden und die Wahlsache anlangt. Obwohl nun in Kadan und Wien ausgemacht war, dals im Falle der Nichterfüllung der gegebenen Zusagen die Parteien jedenfalls keine Feindselig- keiten beginnen, sondern sich „an gleich und recht be-

Kr. 489. leh «tinuDe Meinardiis* AmfGhrangea hn aUgemeiaeii bei^ muiaeh Heid gegen die ksisorlicheii Inttraktlonen nicht so sehr in der Ssebe selbst als durch die herausfordemde Art seiaet Auftretas ventoAea habe. Vgl auch den jSogst erschieoeiien Aufsats von Beide m Hitt-poL Bl. 102, 718C

1) Wehn. QA. reg* H., p. 116, nr. 58.

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DIE VBfiTRÄGE VON KADAN ÜKD WIEN. 248

gnügcn lassen sollten, so war es doch natürlich , dafs der Kurfürst sich in der WaUangelegenlieit neuerdings die Unterstütsnng seiner KeUgionsverwandten zu sichern sachte. Am 28. Februar Itefis er den Städtebotschaften in Schmal- kalden sein Anliegen vortragen K Die StKdte sollten ihm helfen, wenn die Wahlsache zum Vorwand eines Angriflfa gegen ihn benutzt würde; denn im Grunde sei ja doch die Keligion die Ursache der Anfeindung. Er gab dabei zu verstehen, dafs er ohne die Hilie der Städte gezwungen sei, in der Wahlsaohe irgendeinen Ausgleich mit dem K<tnig anzunehmen; Wülste er sich dagegen von den Stildten ge- stützt, so würde er sich „ohne einen beständigen Frieden auch in der Religionssaehe, nicht mit Ferdinand vertragen. Die Gesandten der Städte konnten hierauf wegen mangeln- der Vollmacht keine bestimmte Antwort erteilen; doch glaubten sie im ganzen einen günstigen Bescheid ihrer Obrigkeiten in Aussicht stellen zu dürfen. Anders verhielten sich die Fürsten, von denen Franz und Emst von Lünebuig dem Kurfürsten ohne Zögein die geforderte Zusicherung ihres Beistands gaben K

Wenn es nun auch nicht zu offenen Feindseligkeiten der Wahl wegen kam, so hat diese Angelegenheit doch viel zur VerschäriuMg des Gegensatzes aswischen dem Hause Habsburg und den Protestanten beigetragen. Auf allen künftigen Versammlungstagen kam die Sache zur Sprache; ganse Aktenbündel des Dresdener Archivs ^ l^n Zeugnis ab von den Bemühungen beider Teile^ euien befriedigenden Ausgleich herbeizuführen; aliein es war umsonst Nur vor- übergehend hat Johann Friedrich den König anerkannt, so auf dem Frankfurter Tage, ferner im Jahre 1542. Dazwischen protestierte er z. B. bei Gelegenheit des Hage- nauer Keligionagesprächs 1540 ausdrücklich gegen die Prä-

1) Pol. Korr. II, Nr. 439.

2) Dresdener Il.St A. 10673 „Schriften zw. d. Koxf. xa äachiea u. Herzog Franzen " etc.

3) Ebenda und 10674 „Handlimg sw. Kom. kai. mi^. Ferdi- nando** etc.

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WINCSELMANlf,

Bumtion, dafs seine Teilnahme an den Verhandlungen, welche Ton Ferdinand geleitet werden sollten , etwa die Anerken- nung desaelben als römischen Kdmgs in sich schlieise. So- weit ich das Material Übersehe, scheint die Wahlsache Tor der Uiiterwerfui)|i^ Sachsens im Jahre 1547 übeiiiaiipt nidit erledigt wordun zu sein. Nach dieser Katastrophe ist dann freilich der Widerspruch gegen Ferdinand's Würde unhalt- bar geworden.

Toll stehe hiermit am £ndc meiner Ausführungen, fioflfenthch ist es mir gelungen, die Bedeutung der Vertrüge von Kadan nnd Wien ins richtige lacht au setaen nnd an leigen, dafs dieselben weder an sich selbst ab Triumphe der protestantischen Diplomatie aufirafassen rind noch auch in WirkHchkeit zur »Stärkung des Protestantismus in her- vorrageiidem ^fafse beigetragen haben Ich glaube eher, dafs die geschilderten Verhandlungen Zeugnis ablegen iür die ganz erstaunliche Zähigkeit und das Geschick, mit welchen die habsbuigische Politik auch hier trota der schwierigsten Zeitverhitltnisae dem Umsichgreifen der ver- hafsten Neuerungen entgegenaawirken gesucht hat Wenn der Protestantismus troixdem in jenem Zeitabschnitt einen so ungealiuten Aufschwung nahm, so verdankte er das aufber der ihm innewohnenden Kraft der Wahrheit nur dem Umstände, dafs der Kaiser durch die Gesamtlage der europäischen Politik verhindert war, seine feindselige Ge- sinnung schon damab durch gewaltsames Vorgehen zu be- thätigen.

DIE VERTRÄGE VON KADAH UHD WIEN.

246

BeUage.

Vertrag swisohen dem rftmisohea König Ferdiaaad wmI dem Knrfllrsieift Johann Friedrich von Saeheen. D. d. Wiest 20. Nebenher 1536.

Dresdeaer H.St A. loc. 10674 „iiiAü*^luug zu Wien etc.". Kopie nach einer vidimierten Abschrift. (Eine andere Kopie ebenda loe. 10678 „Die AbÜBftigang und Handlung ele.".)

Zu wisson. nls auf den vertrag, welcher hievor zu Kadan in dem kuni^Tcich Behaim durch . . . hern Albrechten . . . eri- biächof zu Mainz . . . uud heru Georgen, herzogen zu Sachsen . . . in dreien furnemblichen hauhtpnncien , als nembltch für den erstn die religion, für deu andern des ... horn Ferdinanden, liüüiiöcheu Hungaru uud Beham kunigeu . . . liümischö kunig- liche wal und fur den dritten des fnrstentnmbs Wiittenberg be- rnrende an^erieht iBt, allerlei handlungen , so derselbig vertarag mit ime bringt» beecbeben sein, aber meht alle in ir volziehvng kommen mngen» wie der buebetab deeeell-en Tertrags answelet» darans gefolgt^ daa suletxt und am jnngsten zwnscbn gedachter Bomiscben konigliobn maieetet an einem und dem . . . hera Jo- bansen Friderichen . . . chnrf., herzogen an Sachsen , am andern taii neu handlong besehen sein, die daa gewirkt haben, das eieb gemelter chorfatst von Sachsen in aigener person hieher zu ge- dachter kunig. mat. vorfugt und sich nach Termnc^n der ahred dorfur zwuscli<:>n gedachter Romischen kunig. mat. und seinen chnrfurstlichen gnaden, den virdeu tag den monats augusti negst- vortichinon beschlossn und vorbrift, baide tail in weiter hand- lung hegeben haben, welche nach gnugsamer bowegung aller tail notturften ferner zu nachfolgender beschlislicher Torgleichung und Toraiuigung kumeu ist:

Nomlich dieweil nach ?ormug obgemclts Cadayiscben verUags nber der gedachten Rom. kunig. mat. vleissige handlnng in vil wege beschehen bei den churfursten des reiche, die bewilligung des artiks (sicl), domit die gülden bnl von dem ... her Carln, Römischen Kaiaer . . , ordert werden aoU, noch nit erlangt iat» Bo solle gedachte Bomisch kunig. mat. iwnschen dato und sant Marftinatag scbtrstknnftig weiter mit ementem eburftarsten som embsigsten und Tleissigsten handeln laeeen auf die wege und

94$

WIMCKELHAMN»

mainiuigt wie solcha der obgemelt Cadavisch vorirag im buch* ataben mit ime bringt, also lautend: „„Dorkegen hat die kunig.

mat. bewilligt ^ decretum irritana der kai. mat. cassirt sein

solle."" und nachdeme aber vUleicht» ao gleicbwol wie obstet bemelte Bomisoh kunig. mat. mit den oorf. weiter handeln leat^ ober Tozbesehene Fleiaeig Verfolgung dieaelbig chnrfursten femer weigemng wie vor aneben und angezeigten artikel uit bewilligen wolten; im fal, ao nn aolichs beschee oder der gedachten kunig. mat. nit gelegen aein weit, obgemeltermassen mit den churfurstn handeln zu lassen, so soll die gedacht Römisch kunig. mat bei bemelter Bomlschn kaiser. mat. in obgemelter zeit geburlichs ansuchn thun , anhalten und erlangen , das gedacht kai. mat. nnder irera titol, insigel und handzaichn gnantcm cliurfursten ain iirkiiTi 1 und 8choin zustelle, das mi hiiifur in ewig zeit, so man in dem fal stundo, dris nach inhalt der guMon bullen die wal ains Romischn kunigs besehen solle, dieselbig kainer ;mdorn ge- stalt furgenomen, gebandelt noch in vol/Jhunir kommen, dann wie solcbs der lauter bnchstaben der guldeu bullen mit ir bringt und das solcher urkund dise ansdruckliche peen angehengt werde: nemlich wo ain churfur>t ;ilso wider den inhalt der gnldon bullen handeln wurde, das dorselbig vor beiu person alsbald mit der tat sein churgerechtikeit verftillen, und dieselbig cbur in sol- chem fal mit den gaistlichen durch die capitel und dan der fal der weltlichen mit den erben in andere wege versehen werden, damit die chnr von den stifkn und die weltlichen von iren erb- schufton ;iTiffezaigter chur nit kommen? und wo aul aiige/aigte mocj iler L^Hden bullen zuwider durcli ain muhiors der chur- fursten uiu kaniL: erweit wurde, dos alsdann dieselbiij: wal decreto irritaute itzt alsdann und dan als itzt niclitig und unbändig sein solle, und solle ul>gemülte handlung weiter nit dann auf die frei election und nit die ceremonien, so dorin gehalten, die aich din cbnrfbraten zn gebraucho wissen, verstanden werden.

Und es will die Römisch kunig. mat bei gedachter kai mst allea bntderlichen ?leia anhalten nnd yorfolgen, domifc Ir kaL mat , 80 dieaelbig die obbeetimpt nrknnd dem churfaralieii Tor- ÜBitigt, ^daa aain kai mat^ dieaelbig den andern cnrfuratn vor- knnde. wo aber die gemelt kai. mat au aolcbm Torkunden über allen foigewantan Tleia nit bewegt werden mdeht, alsdann soll gedachtem cbnrfttrdten himit zQgelaaaen aein, obgemeltr kai. mal forfertige nrkund den andern aeiner chnrftintlicbn gnaden mit» «horfaratn zn vorknnden nnd anznaaigen. so aber die gedacht Bomiach knnig. mat den erstn artiol inhalt dea Cadaviacben Tor-

1) In der Vorlage steht hier der bekannte Kadaner Artikel toU-

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DIE VEKTRXGE von KADAN und WIEN.

247

trage in der vorangwateton xoit bei dem mehrer tail chwftmtn in künftiger handlüng erlangen und entlich vollzogen warde, 80

soll die gedacht Römisch kunig. mat. nit schuldig sein, die eb- gemelt urkund von der gedachten kai. mat. zu er]aTip:pn "

In jedem Fall soll der König aufserdem beim Kaiser durch- setzen . dafs dem Knrfilrsten von Sachsen eine Verschreibnng ausgebteilt werde des Inhalts, dafs die römische Königswahl Ferdinand's, welche ohne Mitwirkung Sachsens erfolgt sei, dem Kurfürsien und seinen Erben an ihrem Wahlrecht nnnachteilig sein solle; femer sollte der Kaiser dem Kurfürsten eine „ge- nenleonfiraaüon, wie solche allen andern chorftirstn in jüngster der Bo. kunig. mt. iral gefertigt und geben ist", ansstellen.

M Gegen dieaeoir wie obetet» boU hinwidernmb gedachter chnr- fiuBt von Saobaen eambt seinen mitverwanten Terpflicbt nnd sobnldig sein, der gedaebtn Bom. knnig. mat., inmsesen andere ebnrftustn thun, alle scbnldige gehorsam zn laisten und zu er* zaigen und on alles femer ansnemen und wegernng fnr Bomischen kunig ehren halten und erkennen nnd in der andern churfurstn decret, über obgemelte irer Bom. kunig. mat. wal zn Coln be* schehen, iinder seiner curf. gnaden insigel auch williirAn, wie Sülichs ain copei aus seiner chnrf. g. canzlei under seiner churf. gn. handzairlm fier kunig. mat. zugestalt i^^t, dorzu sich nnrh. mit und neben lt« d ichter kunig. mat. angezaigter boscheheu election halben aiuer einigung auf fünf jar lang begeben, wie man sich zu baidersoitjg zwaier gleichlautender copeien mit kunig. iuat. uud tlea gtiiiaciiteu churiursten banden underschrieben, vor- glichen hat; und domit soll die bandlung, so bisher dorwider beecheben ist, gans todt nnd abe sein. Femer als sieh in ge*

daebtem Cadavbeben Tertrag Bo. knnig. mat. bewilligt bat ^

wirklicb Terscbafft werden aolle.

Femer naohdeme in bemeltem Eadaviscben Tortrag ain nn- Torbintlicber articnl des Inhalts geetalt ist: es wollen anoh die kunig. mat. sich bei der Bom. kaiserlichen mat. zum hochstn nnd treulicbstn befleissigen, das der vertrag des churfursten von Sachsen mit Gulich nnd Cleve durch ir kai. mat. bestetigt werde, und nu nach vormuge obgcschriebens articl die gedacht Romisch kunig. mat bei ermelter Bomischen kai. mat solcbs vleis ange-

1 Iiier folgt in der Vorlage der schon in den Forschangen Bd. Xill uud in der Pol. Korr. II, p. 320 gedruckte Artikel des Vertrages bezüglich der Prozesse. Der Wortlaut weicht zwar von jenen Drucken in einigen unbedeutenden Kleinigkeiten ab, doeh glaiibte ich deswegen hier nicht nochmala den ganzen Artikel wiedergeben zu sollen. Die Abvrrrchungen erklär'^n sich übrigens inrist aus ilt tn Be- streben, den aua dem Zusammenhang de» G^zen losgelösten Artikel verständlicher zu machen.

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halten und gehandelt, das sein Icni. niiit. auf angezeigt der Ro- mischen kuuig. mat. vorfolgen dörselbu zu br uderlichem gefullen die gebeten confirmation über den Gulichsohen hairatsTortrag gnediglichen gefertigt and itiB»r Born, kanig. mat. mit diflMm ausdnickUolien besehaid ubrnBchicki hat» daa aam knnig. mal g«- dat^tam ohnri^isteii lolcha GonflrmaMoB gagan bawüligaa zoflagni md TOialolianmg naehTolgaadar artikal and aanat nit soatallan Boah nberantirvrtan aoUa: [1] anttidi, das dar chaiforBl Ton Sachsen bewilligat so dia bapstllch haUikait mit bemlligung Born« kaiiar, mi. ain concilium aussciireiben wurde, d;is sain churf. g, •oloha annemen, bewilligen, und was doranf beschlossen, volzihen wolle. [2] zum andern das sein churfurstlich gnad im glauben über seiner churf. gTiaden confessinn zu Augsburg gethan, kaiu abfal thue noch ainich neuernng fnriiciiie. [3] zum dritten, das sein churf. g. die widerteufer und ander uncristlich socten nit leidüu sondern auszurotten verhelfe. [4] zum virdeu, das .sein churf. gnad der Rom. kai. mat. wider den kunig Ton Fraukreich hulf offensive und dofensive thun wolle. [5] zum fünften, das sein churf. gnad die Rom. kunig. mt. far Romischen konig on alla wegernng erkennan ahran and haltn wolla. [6] tum sechsten, daa aain ckart g. widar gadaoht kai. and kimig. mt aatar- mahisaha, bvigandlaoha and Hidarland nit thon noch bandaln» flioh aaeh kainar dazaalban noch andarar irer kanigraichan and land nntertba&an daa glaabana sack in kainan wag anncman nodi dia an aich sihan wolle. [7] zum sibenden das sein chnrf. gnad dam herzogen Ton Chtllam nit anhongig sein nnd im fal, so das- aalbig land zu gedachter kai. mat. banden gebracht werden eolt^ daa sein churf. gnad dem herzogen Ton Lotringen oder andern, 80 dArtifich stellen wolten, kain hulf rat noch beistand in nini^^lien weg mt ( rzaigen wolle. [8] Zum achten das gedachter kai. mt. von ermelten churfursten von Sachsen ain gnTitrsamo vorschrei- bung und vorsicherung vorfolge, wo ainer oder mer artikel ob- gemelt nit volzogen oder denen zuwider gehandelt wurde, das den die gefertigt confirmation, so sie seinen churf. g. zugestelt wurde, nit wirklich sonder unbundig sein solle.

Und dann die gedacht Born, kunig. mt. zu gehorsamer und bradarlicher Toliihnng irea Ton kai mt antpfangen ba?ela obga- schrieben acht artikel gemeltem obarftitaten Ton Sachsen iorbaltan nnd mit aainen chnrf. g. dorana handeln hat lassen nnd snletrt die obgamelten der kai. mt. forgeschlagan artikel Ton gedachtem chnrfiiraten Ton Sachsen nachvolgender geatalt himit in craft disaer yorfhesang bewilligt zugesagt and angenommen sain, dia> selbig auf nachbenannten fal anzanemen:

Nemlich das concilium belangende : wan die bapstlich hailikait Bkit bewillignag gedachter Komischen kai, mt. ain conciUnm

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DIE VhKiiiAGE VON KADAN UND WIEN.

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aUBobreibet und die malttak gegen liantna benennt nnd doreh ein patticnlerhaiidliuig nnd nit einen gemeinen xeicbeteg duieb den merer teil der ebur. und Austen angenommen bewilligt nnd eelebs dem ernanten cburfürsten gnngeom auaigt nnd TOilnindt wirdeti 80 will deraelbig churfbrst in aigner person oder durch seiner chnrf. gn. gesannten auf demselben coQcüi zu Mantua auf geburliche und gnutrsfime vorsicherung erscliemen. [2] znm nn- dern ist gedachte churf. von Sachsen gemut willen und mainung, in des glaubens sacben auf der cristlichen belcerintnns, so seiner ehurf. gn. herr vater und sein chnrf. gnad solbs neben andern iren mitverwannten jungst zu Augsburg auf gehaltenem reichs- tai: gothan und wie os in seiner churf. g. landen bishere ge- haiieii, gelernt und gepredigt Ibt, zu bleiben und dor wider mcht zu thun noch zu handeln. [3] zum dritten, so will gedachter ehnrfluBt die widerteuferiecben und andere nneristliob nnd tot- flmseb eeeten itM noeb knnftiglicb in aeiner ebnrf. gn. ftveten* tomb nnd iand nit leiden, eonder dieeelbig anarotten und eittF wnneln sn laaaen kaina wega geetatten, als dann aein ebnrt gnad biaber ancb nit getban bat (4} um rirden, ao bewilligt aieb gedachter churf. von Sachsen zn enalgong undertenigstr dan^barkait, so seinen ebnrf. gnaden die confirmation als obetet Yerfolgt, der gedaebten Bom. kaL mat. wider den kunig von Frankreich offensire oder defensive ainen reuterdinst mit fünf- hundert croruster pferd auf fünf monat Iedl- in seiner churf, g. aigon k oton zu jlaisten , dergestalt das der an und abzug obgemolter fuiiflitindert gcrustor pferd nn der maistat aine in den ötöten Coln oder Speier gemeiter kai. mt. güf.Ulen nach besehen solle. und so nach vorscheinuiig angezaigter flinf mooats glaists reiterdinsts ernnnnto kai. mt. bumelts curf. reuter der fünfhundert pferd gar odor zum tail in irem dinst weiter nottnrftig sein wurde, so sollen dieselben reuter, doch auf Tor- gebende gntlicbe bandlnng Torgleiebnng nnd TOisicberung irer beaoldnng, gedaebter kai mat. vor andern bem lu dinen aebnl-* dig aeia nnd aneb in gedaebter kai. mt. wolgefiillen ateben, alao die ansal renter zu gebraneben oder dorfor das gelt zu erfordern, nnd BO irer kai. mat daa gelt für die reuter zu nemen gelipt, aolle auf ides gemat pferd zehen gülden reinisch geraiebt nnd doreb denselben enrt bezalt werden*, doch das der zng im werk sei. so auch der obgemelt churfurst oder derselben erben des falls erleben, also das die fnrstontunib GTilirh und Cleve inhalt des bairat.svortrncr an sein churf. gnad oder derselbn erbn kommen und dieseibige wurkiich in besitznng haben , so sollen nnd wollen sein churf. g. und derselben erben mit den niJer- lerdischeii und burgundischen landen ainer erbainung inhalt einer sondern copei, der man sich mit ainander vergleicht hat, ein-

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AV1>'CK£LMANN,

gehen, [öj zum fünften, die liomiflch kunig. wal belangend, dm- wail (liOBer artikel hievor in eingang gesialt ist mil waa, wie dtmlbig tiobtig gem'iolit mrden mU, so bat gedidiier obufiini gtaehl^ dmalben «alter odar mehrar ia diaeam aainar ebufoigt goadan articl aunnfiiraii Yon nnn^ten sain. [6] mm aaehstan, 80 bawiUigt aieb gadaobtar ebnrt von Sachaan Tor aicb imd aainar ebnif. g. erben, wider die oaterreiebiBcbaa, bwgiuidiaeban noch Kiderland offensive tatlicba nichts furzunemen noch la bandeln, sich auch der underthanen in bemelten aach au dem kar kai. und kunig. mat. kunigreich und erbland seßhaft des glanbens halben mit der tat nit an^nneraen , darzu wider schütz noch schirm nit zu gebon, es waren dann sach, das sich ainer oder mer aus obermeiten landen in seiner cbnrf, gnaden landen mit wohnuiig niderthun wurden. [7] zum sibeuden, so soll und will gedachter churforst dem herzog von Gellern wider gedacht kai. mt. wider haimlich ruft li oflfent.lich in kainerlai gestalt an- hengig oder behelflicii öüiu; uud im lal, so daaselbige luiid zu gedachter kai. mat. banden gebracht werden solt, das sein carf. gnad dam berzogen an Lotringan odar andern, so domaobstallan woltan» kain bidf rat noeh bäatand in ai9i<dian weg nit enajgan wolle. [8] zom acbtandan, als dio gadaebt kai. mt über Ire ansaigta artikel von ernanntem cborl ain gnngaama voiaiebe- mng und Toraebraibung begert, bittat sein oboiforstliob gnad diaselbig aoleber Yoracbreibung, wie oben begert ist, gnedig- liehen zu erlassen; dann sein churf. gnad wolle das halten und Tolzihen, das sich sein churf. gnad in obbomalten artikeln be« willigt haben und dorwider nit handeln, inmassen sein churf. gnad in andern bewilligung und zusagen, von seiner churf. g-naden beacheheu, ibe und allewege gethan hat. so aber sein churf. gnad solcher vorscbreibunc nicht erla8Sv5n werden mag, so erbeut f<ich gedachter churfurät ange/.aigter artikel halben ain gnugsame vorschreibung zu vorfertigen: wo durch seiner churf. gnaden ainer oder mer derselben bewilligten artikel nit Yolzügen udor denen zuwider gehandelt wurde, d&a doch zuvor and ehe, ob solche nichthaltung beschehe, mit recht erkannt werden soll, das dan die gefertigt oonflrmation gar alt wirUieb aondaia nnpnndig sein nnd gedacht m ebutfbratan nocb aeman arban in alnioben wag kainen bebelf geben aoU«

Und aber xwnscban gadaebtar BomtBoben kaisarlieben mt. obgasebrieban fiugaaeblagan und dann emants ehnrfiirBtan der* nach TOlgend bewilligte artikel in etslicben derselben nit ain klainer midancbid befanden ist, nnd gnanter Bom. kunig. mt nit geburen oder fugen wollen, aus irem Ton kai. mt. entpfangen beschaid und bevel zu gehen , damit dann e:o(1achter churfurst bemalter £omiscben knnig. mat. gnedigs und freuntlicbs gemut

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DIE VERTRÄGE VON KADAN UND WIEN.

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in dem werk erkenne, so hat Bich did Bomisch kanig. mat. himit bewilligt, das dieseibig olgesckrieben des churfursten fon Sachsen bewilligte artikel gedachter kai. mat. mit dem ehaten forbriDgen und mit allem gnodigen vleis handeln lassen wollen, ob sein kai. mat. zu bewegen sein ra">cbt zu bewilligen, des ermeltcra churforsteu von Sachsen seiner kai. mat. gefertigte gnug.^Hiuö confirmation über den Gulicbsclien hnirats vertrag gegen itz ' dos chnrfhrsten vorgeschribn bewilligt und angenomenen arttkel zu- gestalt werden solle.

Und so üu dit'sülbig Komisch kai mat. zwnschen dato und sant Mertinstag schirötkuuftig in obgemelte des churfursteu von Sacbieii artid bewilligt imd der Tergesehrieben artikel ainer, in der eleetioBBadi geatalt, vokogen und der stfllstand an dem kaL camer- und andern gertchten wirklich Torfolgt, auch die kai. mt naeh ▼oiachelnung aant Mertinstag den atfllatand bia auf das obgemelt conciliom oder ain Tenamblnng dee reiebSy als obstet, wirklich Torschafft und demselben chnif. Ton ementr kunig. mi. die kaiser. confirmation zugestalt v^irdet, so soll und will der bemelt churfurst die emant Römisch kunig. mat für Bomischen kunig ehren biilten und erkennen, wie obstet, in dem fal aber, das der geraelten Rom. kai. mt. nber itzt go- dachter kunig. mat. vleissi^'e vorfolgunL-- nit gelegen sein wolle, gedachts chiirf. von Sachsen obgeschneben artikel in ernentor zeit anzunemon und ir kai. confirmation .erbalben demselben churf. zustellen zu lassen, so ist ferner abgoredt und vorglichen, das zu gedachter Rom. kunig. mat. willen und gefallen steen soll, gedachten churfursteu ain guugsame cuufirmation über be- rurten Galichschen beoratsYertrag under derselben titel, insigel nad bandiaicbn tu fertigen, und er der chaiAirBt dieselbig an- annemen Terbnnden; doch solche confirmation erst tu der sei^ 80 ir Born, knnig. mat in des reichs administration wesentlich komme, in ir craft gehen und wirklich sein und dorgegen ge- melter chnrforst die artikel, so sein chnrf. gnad, als obstet gegen der kai. mt. bewilligt hat, gegen itztgedachter knnig. mat in Tolsiben schuldig und vorpflicht sein, doch mit diser ende» rung: nemlich als oben gesetzt ist, das sich der churfurst be- willigt, den reuterdinst wider den kunig von Frankreich zu laistn, Sülle derselbig reuterdinst im fal, ao die kuniglich [mt.] in wirkliche administration des reichs komme, von gedachtem cbnr- furateu ain mal aiif irer kunig. mat. ersuchen in das kunigroich Huncrani, wider die Venediger, Franzosen und sonst andere, die mit riiiHiüu churf. g. nit in ainung oder voiwaimtnus sein, vor- folgen, doch das zu dem an- und abzug ain solche maistat be- nent werde, die sich mit lerre u.)d weite des wegs den mal- Stetten Coln und Speier ungeforlich vorgleiche. Das auch sn

35S WIKCKELMAMK, VERTRIGB VOK KADAN DVD WIEK.

der zeit, so bemelter churfurst oder seiner churf. gnaden erben die furstentumb Gulich und Cleve wirklich cinnemen , die erb- ainung" zwiisohen den nidcrlciidischen nnd burg-nndischen landen mit bemaltem chiufur.stu vtai Sachsen und seiner churf. g. erben, wie sie obgemelter massen aligeredt ist, aufgericbt und in ir Tolzihung komme, so aber die gedacht Romisch kunig. mt. der adininistration des reiche nicht erlepte, das in ^ottos willen und gelallen stet, so soll der kunig. mat. gevertigto contirmation , .so sie hinansereben wurde, nit craft noch Wirkung haben, auch der bemelt reutcrdiiist von credachtom churfursten von Sachsen oder seiner churt. giwiden erben gedachter kunig. mt. eiböu zu leisten nicht schuldig sein; aber bonct bollen die andern artikel , der sich gedachter churf., wie obstet, bewilligt, gehalten und ires Inhalts volzogen werden, und es werde die obgemelt coufir- mation des Gulichschen hairats Vertrags durch ermelt kai. oder kunig. mat. gefertigt, so solle doch dioselbig gedachtem herzog Jorgen von Sachsen an ammi fürst, gnadeii görechtikait und anfurdcrunj.', s » sie zu (lulich und Berg zu haben vormainen, an Iren rechteu unuacbtailig soin.

Und zum beschlus ist für bedinglich gerodt und bewiiliut : so in bestimpter zeit ainer oder der ander vorbemelter articl, was die Bomisch kunig. wal betrifft, nicht erlangt, die bemelt kai. mt. anch nit in gedachte charfnraten attikel und soatellung derselben kaieerliclieii oonflrmatton des Oidiehscben baiFatofor- trage bewilligen oder aaf kai. mat Torwidenmg die kanig. mat aolcbe cosflrmfttioB under irem titeU wie Toretet, nit fertigen wurde, noeb auch die wiridiche absebailnng der gerichflieben procee tmd atiUetand Ton dato bis auf Martini mt Torfolgte^ aoob die bemelt kai. mt. den ferrem stillstand Yon Martini bis m bemeltem coneill oder Torsamblnng des reiebs nit wirklieh Torordente, so sollen alsdann die saeben bei dem artiel des Ca- datisehen Tortrags end jongster TOrsicberang» so emenntem ehnr* forsten von Saehsen von der Bomisehn kanig. mt geben isli bleiben und gedachtem eborliirsten and seiner chorforstliehea gnaden mitTorwanten an seinen and iren rechten dordorch niehts benommen sein, sich anch ain tail gegen dem andern an gleich and recht begnügen lassen, alles trenlich and on geferde. des zu urkund sein disser Torainigung und vorgleiehong swn in gleichem laut gemacht und mit gedachter kunig. mat. und des churf. von Sachsen aigen banden nnderechrieben und irer kunig. mat. und seiner churf. gnaden anbangenden insigeln vorfertigt beschehen in der kuniglichen stat Wien den 20ten tag des mo- nats novembris nach Christi gebart fanfiebenhnndert und im ftmfanddreissigsten jam.*'

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Hamman von Uolzbausei.

Von

Artliur KleinseluiLldt.

Lange Zeit abseits von Frankfurt a. M., beute durch cUe Amdebnung der Stadt in enger Berilbning mit ibr li^gt^ von einem Weiher umgeben^ der Scblitladiublaatem ein liebes BendesvouB bietet: ein altes bequemes Herrenbans ebne «refaitektoniflebe Zier, die Ode. Seit dem 13. Jabrbnnderte gehört sie der Familie der Freiherrn von Hoizhausen, die eie nach dem Brande vom 18. Juli 1552, wo Moritz von Sachsen bei Jb'ranklurts Belagerung auch sie einäscherte, neu aufbauten; noch 1589 batte Micyllus sie in der Widmung seines Werkes ,,De re metrica^' an Justinian Ton Holz- bansen als lieblicben Sita des Frobrinns und geistvollen Lebensgenusses besungen. Es war sebon lange ber^ s«t die Familie ihre Burg im Dorfe Holzbausen an der Höhe verlassen hatte ich liadü in einer Urkunde Kaiser Fried- rich des Rotbarts aus Regensbur^ 1180 Sibot von Holz- liausen und ihren Sitz in der alten Kcichsstadt nahm; schon 1253 begegnet uns Heinrich von Holzhausen unter den Schi»ffen| 1279 Giselbert unter den Grundbesitzem.

Bald stand die Familie in dem legeu Leben und Wirken der alten SrSnungsstadt mitten inne; keine Kirche ^ kern Kloster ftodet sich dort, an das rie nicht Stiftungen und Geschenke gegeben, und darum treten uns überall die drei silbernen Kosen in schwarzem Felde in den Kirchen ent- gegco; bei den WeiMrauen, bei denen einst die gebeugte Hobenstaufin Margareta vor den Verfolgungen Albrechf s

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XLEiNSCHMIÜT,

des Entarteten von Thüringen Zuflucht fand, wnrde 1477 die Holzhausen-Kapelle eingeweiht Untrennbar verknüpfla sicli die Geachichte des Geschlechts mit der Frankfurts; eine wurde solidarisch mit der anderen, die Holahauaeo

stellten der neuen Vaterstadt 6C Bürgermeister, sind heute ihr vornehrastes und ältestes Gesrhiecht, und liaben im Zeitalter der Ketorinatinn dw entsciieitleude Stimme geführt; Hammau und Justinian von Uolsbauscn sind neben Philipp Ton FttFstenberg und Johann von Glauburg die ersten Staatsmänner Frankfurts gewesen. In Hamman, meinem direkten Ahnherrn, verehrt Fhtnkfurt einen seiner erieuch- tetsten und glänzendsten Mitbliiger. Er wnrde 1467 ge> boren. Sein Vater, der Schöff Johann, war sehr wohlhabend, baute das staLtiiche Haus „Zum Goldstein'* mit eigener Hauskapelle, welches an der südliclieü Ecke von Buch- und Paulsgasse gelegen wegen des Marienbildes am Eckpfeiler vom Volke „Marieneck'' genannt wurde (jetzt Brönner'schea Haus); er heiratete 1464 in zweiter £he Kathaiina von Schwansenberg*^ deren Vater Henne auf der zweiten Pilger- fahrt nach San Jago di Compostella 1483 starb , und a^ nete 1475 das Zeitliche; ihn tiberiebten seine Söhne Ham- mau und Gilbrecht, von denen letzterer im Goldölein wuimte, als ein Feind des Klerus bezeichnet wird und am 7. Juni 1&14 Btarb Von Hanunan's Jugend und Erziehung wissen wir nichts, doch mufs letztere eine vorzügliche gewesen sein; sonst dürfte Hamman nicht eine solch seltene Geistesbildung eriangt haben , wie sie ihn gerade aussBetchnete * ; wette Reisen venrollständigten das Werk der Lehrer. Er hielt treu zur Kirche, und als er, wie es häufig von Frankfurtern geschah, 1491 Rom besuchte, erwirkten er und sein Genosse Karl Kühorn lür sich und die Ihren einen Ablafsbrief. Kach der Heimkehr heiratete Hamman noch 1491 Margareta ▼on Hellf genannt Pfeffer, die älteste Tochter des ala Staata- mann und Günstling Kaiser Friedrich'a Hl. bemerkenawerten Doktora Geolog von Hell, genannt Plefifer, dar unter vier

1) Bereite 14^0 wurde er in Tübingen, der neu gegründeten U&i> versität, imioathkuUert.

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UAMMAN VON UOLZHAUt^EN.

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Eurfünten Kanzler von Mainz war, 1488 den dem Eribu- tame Trier gehörigen Trierischen oder Alten Mttnz-Hof (fiuit

der ganze Raum zwischen der Trierischen und der Stein- gasse, Lederhalle, Trierisches Plätzchen Nr. Ii) in Erbleihe nahm, sich infoige seiner Ehe mit einer Frosch in die Adels- geaellschaft zum Alten Limpurg aufiiehmen liefs und 1498 im Trierischen Hofe starb, i Hier wohnten Hamman und Margaretha aeit 4. September an welchem Tage ihnen zahlreiche, für unseren Begriff h()ch8t btsschetdene Hans* Stenern, meist in die Küche, geschenkt wurden; Hamman's Mutter blieb im Goldstein , von wo sie olt zur Kur nach Wiesbaden ging, und atarb am 3. Januar 1498. H;iininan wurde am 2. Mai 1493 Katmann, am 9. Juli 1499 fc^clmff und bekleidete 1507, 1518, 1524 und (seit 1. Mai) 1530 das Amt des älteren BflrgermeiBterB. Im Trierischen Hofe und auf der Öde dorchwehie ein frommer adeliger Sinn die Häuslichkdti alles war gediegen und wohlerprobt, nichts haltlos, schwächlich, fahrig; wer diese Schwelle betrat, fühlte sich im Jknno gesunder und kraftvoller Ansehauungen, im Dunstkreise einer imponierenden Peri^ünliciikeit, der freudig und unwillkürlicli Gehorsam geleistet ward; die reizende, seinem Geiste wahlvcrwandte Hausfrau schenkte dem Manne, SU dem sie mit Ehrfurcht aufschaute^ vier Trichter und drei Söhne, doch raffte der Tod awei Knaben und swei Mädchen rasch hin; um so inniger schlössen sich die Eltern an ihren eamgen Stammhalter Justinian (geb. im Oktober 1502, gest. am ü. Sijttciiiber 1553) und an die mit Philipp vom Rhein und Ainoid von Glauburg verheirateten Töchter Margarete und Katharina. Wohl bekannt mit Wilibald Pirckheimer, Erasmus und anderen Humanisten, vereinigte Hamman um sich eine Beihe bedeutender Köpfe, einen humanistischen Ems, der, von Freisinn erföllt, echt nationale und darum der Hierarchie felndHche Tendeneen hochhielt, und so fand er bald Anknüpfungspunkte mit Ulrich von Hutten, dem intimen Freunde seines Schwiegersohns Glauburg. Wir be- sitzen drei eilige Briefchen Huttens an Glauburg aus dem Jahre 1619, in denen er des vcrehrungswtirdigen Hamman gedenkt; in ihn hauptsächlich setate er sein Vertrauen, als

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KLEINSCUMIDT,

er am 36. Juli d. X GlanVturg wegen der beabeichtigton

Verlobung mit dessen Nichte Kunigunde schrieb; wollte ihre

Mutter, damals mit SchöfF Frosch vermählt, mit der Tochter gar hücii hinaus, so sollte Hamman mit seinem dipluimiti- Bchen Takte sie ausfoiischen , bearbeiten und ihr den Ver- dacht nehmen, Hatten sei ein Reyolutionär. Trotz aller Be- reitwilligkeit Haraman's scheiterte Hatten an den Vorurteilen der Matter, and die Dame seines Henens folgte Dr. Adolf Knoblauch zum Altäre^ Diesem Kreise gehörten an Philipp Ton Fürstenberg; neben Hamman der bedeutendste Frank- furter der Zeit und sein intimster Freund, Hamman s l'i uder üiibrecht und sein Vetter Blasius, die Glauburg, Keuliausen, Bromm, Claus Stalburg „der Reiche" u. a., und hier regte sich zuerst das Bedürfnis gründlicher Reform des Schul- Unterrichts im G^ste des Humanismus. Voll Jammer sahen diese Patrizier die tiefe Unwissenheit des Volkes, das von der Kirche nicht etwa belehrt, sondern vielmehr in po- litische Wirren und in sophistisches Schulgezänke hinein* gestoföen wurde; voll Liehe zu dem Idassischen Altertume, in seinen Sehriitstellern wohlhelesen, fanden sie in der klas- sischen Bildung und Poesie die köstliche Scbaic; weiche das Mannah der christlichen Wahrheit aufnehmen sollte, und so ebnete der Humanismus der Reformation die Wege, l^iit den elenden Schulen nnaoMeden, ▼emahmen sie yon Ohms Stalboxg viel Gutes über den Endeher seiner Söhne in Paris, Wilhelm Nesen; durch ihn war Stalburg in vertraute Be- ziehung zu J\lelanchthon getreten , die erste Verbindung Frankfurts mit Wittenberp^ angeknüpft worden; Erasmus hielt grofse Stücke auf den merkwürdigen Hessen, der jetzt in Löwen wirkte, von dem uns zwar nur wenig überkommen ist, der aber der Vertrauensmann der Besten seiner Zeit war. Darum setsten Hamman und seine Freunde im Rate die Berufung eines lateinischen Ifagisters dorch und so sehr auch Kurfürst Albrecht von Mainz grollte, nahmen sie ihre Kinder aus dem bisherigen Unterrichte. Nesen uutcraeichnete am 14. September 1520 seineu Kestallungsbrief ; die Latein* schule war keineswegs eine Pairizierschule, sondern iiir alle Bttrgerkinder bestimmt, und Hamman vermietete als Vor-

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HAMBUN VON HOLZHAUSBN.

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niuiid öeines Neflfen Gilbrecht an sie den „Goldstein", in <lcm Nesen Wohnung nahm, mit fünfzig Gulden Gehalt be- dacht; die Schale wurde sofort im Herbste eröffnet und er- freute sich Boldien Zulaufs, dafs Neaen frühe um einen HU£ilelirer einkaiu, fralich ohne Gehör sn finden. Sie stand in allgememer Achtung sdbet Im Aaslande; galt ak Muster- anstalt, den Feinden der Aufklftrang wie Cochlätts, dem Deohanten des Liebfrauenstifts, und anderen Klerikern aber als „Ketzerschule", sie ist die Urmutter des heutigen Gym- nasiums. Von ihr ging eine gewaltige Anregung der Ge- müter aus, die Hamman sorglich nährte f aus eigenen Mit^ teln unterstütate er die Schule, sein Herzenskind; er gab Nesen neuen Sporn anm Geisteskampfe, schulte ihn an seiner rdchen Lebenser&hnmg and sog b^erig aus dem Verkehre mit ihm frische Lebenslnsi. Tftglieh hielt der Magister eine öftentliche Vorlesung über Humaniora; zu seineu Füfsen safseu Hamman und Blasius von Holzhausen, Philipp von Fürstenberg, Jakob JSeuhausen, Arnold von Glaubui^ und andere Leuchten der Reichsstadt; sie machten in dem fUr Nesen so rohmvollen fiüer, sich fortaubüden, eine ^iSchola Patricionim'' aus.

Ak Luther am 14. April 1521 auf dem Wege nach Worms Frankfort passierte, ttbemachtete er m der Hierberge „Zum Straufs", dem „Goldstein" gegenüber, besuchte Nesen's Schule, legte segnend die Hände auf den Kopf der Knaben Hieronymus von Glaubui'g und Christoph von Stalburg \md verbrachte den Abend in vertraulichem Gespräche mit Nesen und Hamman. Die alte Mutter des Blasius^ ^'^Mhftrina von Holahausen (geb. Frosch)^ welche das Haus Spangenbeig an der Liebfraaenkirelie bewohnte, sandte Luther swei Mals Mal- vasiery besuchte ihn, ktUste seine Hand und soll gesagt haben, von ihren Eltern habe sie gehört, es werde einer kommen, der des Papstes Privilegien widerspreche, und das sei er. Er reiste am 15. ab, besuchte aber auf der Kückreise am 27. April abermals Nesen's Schule imd verbrachte wohl den Abend im „Straufs'< mit den Holzhausen , Stalburg, Glau- burg, Froecbi Neabaaeen und Bremm in ernsten QesprttoheQ Tim Kiiehe und Reick; tags danraf reiste er nach IViedbei|^

SallMte. t n. 1. 17

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water. Seine Saat aber blieb «irttok| seit sdnem Betuch»

war Nosen aus einem Humanisten em begeisterter Mitstreiter Luther's geworden, der nun der Bchola J 'iitriciorum zuerst die bestimmte Grundlaj^e einer reli;::i'>SLn , evangeli-cheii Überzeugung verlieh. Nesen bewog llaLiiman und Blasiu8> von Holzhanaen, Claua Btalburg und Johann Froecb, obn» Vorwissen des Ratee^ dem Hartmann Ibach zu gestatten, dafa er im Märs nnd April 1522 im SLatharinenkloater diel evangelische Predigten, die ersten in Frankfurt, halten dürfe. Ibach aber sprach so heftig gegen die römische Kirche, dafs es HüTinnan tief verdrofs ; denn nichts war ihm antipathischer als Schroffheit und Excefs. Der Rat kam in Zwist mit dem Kuriürsten von Mainz, den die katholischen Pfarrer aufhetzten ; es entstanden Differenzen mit Hatten, den Herren von Cronberg und anderen Bittem der Umgegend, die sieh fUr Ibach und seinen Schüler Brunfels erwärmten; in seiner Furcht gebot der Rat Ibach, die Stadt au räumen, denn trotz seiner Hinneigung znr Reformation mied er den Bruch mit Kuni. Nesen führte 1622 auch Okolampadius bei seinen Gönnern ein, fand aber immer weniger Ge»eliinack an der Haltung des Patriziats gegenüber Luther s liet'ormation. Mit der Uberwindung Sickingen's durch Kurplalz, Kurtrier und Hessen geriet die reformatorische Bewegung in Frankfurt vorerst ins Stocken, der Zwist mit Cochläus und anderen Geistlichen verbitterte Nesen das Leben, und er verliefe Frankfurt Ostern 1523, um sich nach Wittenberg zu wen- den, wo er schon am u. Juli des folgenden Jahres in der Elbe ertrank, beweint von Luther, IMelanehtiion und den gröisten Zeitgenossen; im April 1521 hatte er noch einmal mit Melanchtbon Frankfurt besucht und ihn zu Holzhausen nnd Stalbuig geführt. An Nesen's Stelle an der Schule trat Ludwig CSarinus aus Luaem, doch nur vorübergehend, denn schon am 14. September 1523 unterschrieb der bekannte Humanist Jakob Micyllus (Meitzer) aus Strafsburg seine Bebtalluiigsurkunde: für ihn verbürgte sich ilainiiiau, in- dem er die Verhclireibun^ unterzeichnete und siep-elte, was er auch 1626 bei der iikneuerung des Kontraktes that. Melanohthon hatte ihn wann «npfohlen, CSarinus blieb im

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HAUMAM VON HOLZUAUäEM.

Aüitti, bis Micylius am 27. Oktober 1521 (hibselbe anti'at 1529 siedelte die Lateinschule aus dem .^Goid^t* in'' in das eben von den letzten Mönchen verlassene Barlülserkloster über, kehrte zwar 1531 in den i^Goldstein'^ zurück, blieb aber seit 1542 dauernd bei den BarfUlBem. Micylius wurde der eigentliche Vater des GymnasinTOB, indem er die Latein* schule in Tolle Blftte brachte; da die Mittel im Rate knapp waren, Micylius aber nicht länger mit fOnfzig Ghüden aus* kommen kunute und wollte HilfBlehrer raufste er über- di^ selbst bezahlen , so scbofs Ilamman seit der Erneue- rung des Kontraktes am 14. September 1526 ihm jährlich zwanzig Gulden zu, ebenso viel erhielt Mic^Uos aus dem Schwanaofonds und stand sich somit auf neunzig Ghüden. Er lebte im schönsten und regsten Verkehre mit den Pa- triziemi besonders mit den Holzhauseui ein Verkehr, den Melanchthon stets befestigte. Justinian von Holxhausen, Hauiman's Sohn, und sein Vetter Johann von Glauburg, der Bruder von Hutten's Kunigimde, waren die ersten Frank- lurter Patrizier, die seit Beginn der Ketormation in Witten- berg immatrikuliert wurden (19. Dezember 1524); sie hörten Jura^ gingen aber besonders bei Melanchthon aus und ein, pflegten sorgfiütig die Beaiehung su ihm, und Justinian blieb auf ewig sein Freund.

Wie hoch Hamman den Wert von Dialektik, Rhetofik und lateinischem Stil schätzte, beweist sein Brief an Justinian iiacli Wittenberg (IG. Juli 1525), ebenso wie besorgt er Luther'ö kühnen Bahnen folgte; hier heifst es: „Derne drei Schreiben und wie der Martinas Luther sich in die £he be- geben hat, habe ich verleseUi und ich besoiige^ es wird ihm nicht wohl nachgeredet werden und mag ihm einen grolsen Abiall bringen. Er hat, als man das ihm zulegt, ein Bttafa- lein ausgehen lassen wider die Bauern, darin Doktor M. hef'tiglich anhält, die Bauern zu wUrgen. Wo er das bat lassen ausgehen (das ich gern wissen wollte), bringt iimi einen gewissen und bösen Geruch, als ob er wider seine xuvor ausgegangenen Schritten geschrieben und blutgierig sei. Lafs mich mit der Nitohsteni so du haben magst, Bot- ■ehaft wissen, was daran sei ... . Ich werde beriohtet^

17*

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KLEINSCUMIDT,

M. Philippus soll Dialecticaiii gelesen haben oder noch in

der Arbeit sein, die zu lesen j daselbst sollst Du Fleiis an- wenden, dieselbige zu studieren, denn in unserem Auiiauf (s. unten) denselben zu tilgen und niederzudrücken | haben wir Mangel gehabt an Leateiii die etwas beredt waren and persuadieran konntan. Die Rhetorik macht einen geschiekl^ der nngescluckt von Natur ist, darum sollst Du Dich darin alle Tage üben und latine et viilgaii tiermone, tu desinis scribeie latine, Du sollst als latine schreiben und ob ich Dir deutsch schreibe, lafs Dich nicht bekümmern und vale itemuL'' Als Mdanchthon 1527 dr«i lateinische GMichta von Mieyllus herausgab and mit einer henlichen Widmung an Justinian sandte, legte er ihm Micyllus warm ans Hers und schrieb im Hinweise auf den alten Hamman: „Es ist die Pflicht einsichtsvoller Männer^ die gelehrten Studien gegen die ungerechten Urteile uner&hrener Menschen zu vertreten: wie das Dein weiser Vater mit seltener Beharrlichkeit bis auf den heutigen Tag gethan hat^ der, wie er selbst mit einer nicht gewöhnlichen wissenschaftlichen Bildung die Staatsgeschäfte übernahm, von der Überzeugung durchdnm- gen ist; dafs zur Verwaltung des Staates und der Grerichte, lur Aufirechthaltung der bürgerlichen und religiösen Ord- nung, nichts mehr befiüugt als gründliche wissenschaftliche Kenntnisse. Darum hat er es sich sur Au%abe gemacht, die Männer zu beschützen, die sich bei Euch um Förderung der Wissenscliat^en bemühen; was so rühmlich ist, dafs fiir- wahr uiemaadem mit mehr Becht Denkmäler für die Uet- tung des Staates, niemandem mit gerechterem Qrunde Bürger- kronen suerkannt werden können als denen, die den Flcr und die Ausbrdtung wissenschaftlicher BQdung sich ange- legen sein lassen. So haßt Du denn, Justinian, in Deiner Familie das edle Beispiel Deines Vaters vor Augen, dem Du Dich nicht unähnüeh zeigen darisf Und Justiniaa ward ihm ähnlich; ohne Schmeichelei konnte ihm liicjUna am 6. September 1689 schrmben (Dedikation Yon ^De re metriea'^; „So eft Da den Kreis Demer Verwandten nnd

8chwiLger um Dich versammelt hast, so kommt es mir vor, als aäüsest Du inmitten eines L^ceuma oder einer Akademie.*^

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HAIUIAK VOM HOLZHAUfiEM.

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Allee Wohlwollen MelaDchthon's, alle Gunst des Patriziate konnten aber mit der Zeit nicht verhiiule] n , dafs intolge der Religioiiszwiste der Besuch der Lateinschule abnahm; Micyllus sah seine Thätigkeit gelähmt und nahm im Februar 1633 eine Frofessur in Heidelberg an, um freilich im Sep- tember 1637 auf Beftreibeii Justiiuan'e und anderer Gtönner wieder an die Spitze des Frankfurter Oyrnnarinme snrflck- ankehren.

Hamman war nicht nur Humanist, nicht nur bestrebt, im Rate Frankiui*ts der besonnene Vermittler und berufene Schlichter alles Haders zu sein, sondern spielte auch eine grolaartigc Holle bei den Verhandlungen am Reichstage wegen der Religion nnd nahm an der Reformation den innigsten Anteil^ wenn er auch noch am Maria-Magdalenentag (22. Jnli) 1526 bei der Pkoseadon den das Sakrament tragenden Priester feierlich geleitete.

Ranke sagt von den Berichten Hamman's über die Reichs- tage, die er wie Baumgarten, Janssen u. a. eifrig benutzte, sie seien ihm eine wertvolle Quelle zu seiner Reformations- geschichte gewesen; denn sie zeugen in jedem Worte von hellem Verstände, scharfem Urteil, staatsm&nnischem Blicke und Scheu vor Uberstflraung. Als Hamman am 28. S^ tember 1522 auf dem Kttmbei^r Reichstage eintraf, wokni ihn Frankfurt an Stelle Fttrsfenberg^s stim erstenmal depu- tiert hatte, war die Stadt noch leer; allgemein im Reiche schien man AuJruhr zu befürchten, die Fürsten wollten ihre Lande nicht verlassen, der Kampf gegen Sickingen und die Acht über ihn waren im Gange, und Hamman schrieb im Oktober seinem Vetter , dem Bürgermeister Johann von Glauburg: „Die Stttnde schicken sich Übel am Beichstage, noch kein Fürst ist angekommen; ich wollte , dafs ich su- hause wäre/' Er meinte, es sei trotz der eifrigen Bemühungen des Erzherzogs Ferdinand zweifclliaft, ob der Reichstag in Gang komme, und lehnte das Mandat Aachens Anfang Ok- tober ab. Schon im November besorgte man eine Em- pörung der Bauern, „woraus ein Bundschuh entstehen möge''. Erst am 17. November konnten die Sitzungen beginnen; die Lage der Dinge war aerfahren^ jeder Beicbsstand wähste

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KLBDIBGHMIDT,

die Schuld auf die KoUegen, und mit Recht fühlten sich die Vertreter der fieicbsstädte zurilckgeeetst Am 17. Dezember flehrieb Hamman nach Frankfort: i^EuzlUrateo und Fürsten and des Gernfttw imd der Meinung , hinfort den Städten keinen Stand oder Stimme in Beiehstagon und GeeehiUlen zu vergönnen, sondern sie gänzlich auszuschliersen. Des- gleichen aui' keinem Reichstag nicht mehr gehört oder ver- nommen." Die städtischen Abgesandten verlangten in einer Beschwerdeschrih die Beibehaltung des bisherigen Brauchee^ wurden aber am 23. Januar 1523 so achnöde abgewiesen^ dafe Hamman am 25. d. 11 entrttstet an den Bat aehrieb: „Uber diese schimpfliche, spdttiiche und TerftchtHche Ant» wort sind die Gesandten der Städte fast unlustig, und haben sich dess vereiniget, auf der Kurfürsten, Fürsten und anderer Stände Beschliefsen keine Antwort zu geben und in nichts zu verwilligcn, auch den Abschied nicht helfen zu ver- siegeln/' Während der Bischoi von WUrzburg, einen Überfall durch Sickingen befürchtend, wegen der aUgemeinen Gärung in seinem Stifte ham wollte, schrieb Hamman am 25. Ja- nuar an Glauburg: „Neue Zeitung weifs ich nicht su schrei- ben, denn dab sich die Sachen und lAxtSd und was hier auf dem Reichstag gehandelt wird, zu einem grofsen Wider- willen, zu Widerwärtigkeit und Aufruhr zutracren. Gott wolle seine Gnade und Barmherzigkeit uns mitteilen, und abwenden. Dieser Keichstag ist, um Frieden zu machen, ansgeschrieben worden; so machen wir hier nichts anderes, denn emen Unfrieden und Widerwärtigkeit^' Und wenigs Tage später an den Rat: „Auf den 8. Februar haben Kur» ilirsten, Fürsten und Stände den Reichstag beschlossen, aber ich versehe mich, der Abschied wird nicht durch alle Für- sten versiegelt werden, und also werden die Fürsten und andere vorreiten. Die gemeinen Frei- und Keichsstädte wer- den in grofsen Ungnaden der Fürsten von diesem Reichstage abscheiden, da sie in nichts bewilligt haben auf diesem Tag. Was Gutes daraus wird, (wird) man mit der Zeit befinden.*' Jn der That wurde der Abschied nicht von allen versiegelt Auch auf dem am 14. Januar 1524 eröffiieten Nflmbeiger Reichstage vertrat der Buigermeiöter Hainman die Vater-

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UAMMAN VON HOLZHACKEN.

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fltadty mn Bchoii am 18. der fießlrobtiiiig Auadrack bu g«ben: ,,Mich will bedOnken, die Sachen werden übenwerg

gehen." Als Venningen im Namen der Fürsten dun Reichs- regiment anprift', lur das nur Kursachsen einzutreten wa^te, echrieb Hammau (l. Februar) heim: in dieser iiede sei das Reichsregiment wahrlich wohl ausgebiept und was dem* «attugen übel anatebt, lauter und wohl angeaeigt'' worden. Der Kurförat von Sachsen sog, ohne Geli6r gefunden su iMiben, am 86. Februar davon^ und Hammau meldete : Aller Kurftbreten, Ftinten und Stünde Meinung ist, kein Regiment mehr za haben." Mit Mühe verhütete Erzherzog Ferdinand die Abschaffung, der Reichstag wurde am 18. April verab- schiedet, das der Auflösung nahe iCciciisregimeut nach Efs- Mngen verlegt; jedes Verständnis für allgemeine Reichsinter- essen war verschwunden, Zwietracht der Grundoharakter des deutschen Beiches.

Die Unruhen des Bauernkrieges zogen auch Frankfurt in ihren Strudel; lange schon gftrte es wegen der Religions- zwiste, nun war von Jena Dr. Gerhard Westerburg, der Schwager des berüchtigten Carlstadt, gekommen; um ihn iHldete sich im stillen aus den Zünttcu eine tcstgeschlosseoe Partei, die sowohl nach Verbesserung der kirchlichen Zmt stände wie nach £rleiohtamng der bürgerlichen Lasisn Ter- langte, £r organisierta das Kornj^ott und veffalste Be- aebwerdeartikeli die er bis Köhk hin versandte; am 17. Aprä 1596 rotteten rieh die Keustildter und Saehasnlriluser astf dem öt Petersfried bot zusammen, die Wortführer waren ein Schneider, ein Bender und ein Schuster. Die Büro;ermejster Hamm&n von Holzhausen und Hans Steffan von Cronstettea £orderteny die Beschwerden sollten schriftlich übergeben wer- den, aber die Aufruhrer wollten davon nichts hiSrmk, warfen sicli Aber die Keller der GeistUehkdt, die flAchtata, und wurden nur mit Not von Bttbersien gegen die Juden abga> haken. Bald war die ganze Stadt in der Gewalt der be- waffneten Empörer, der Rat sais lall los im R<>mer, die Ro- bellen aclitcten nicht aui die Vorstellungen des Rates und d^ von ihm Abgesandten, üefsen sich zwar von i^urston* karg bewegs«! einen BernlutieiUMNMSohafii von 41 au erp^

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KLEIK&CHMIDT,

nennen, in dem nur Alten Limpufg nicht vertreten war, nnd übergaben dem Bäte am 90. und 92. April 46 Artikel^ die zwar grolae Mäfmgung atmeten, aber auf Gmnd des Gottes-

Worts die sozialen Zustände im Sinne der Kadikaien umzu- gestalten strebten. Es blieb dem geängstigten Rate und der Geistlichkeit keine Wahl) in ihrer Not nahmen sie am 92. April die Artikel an^ und die Bürgerschaft schwur von neuem den Bürgereid. Der BeTolutionsausschuls Idste nch nicht auf, sondern spitzte sich am 95. April zu einem gans^ radikalen Ausscliusäc der Zolin unter dem Schuster Hans von Siegen zu, der immer schrotiere Forderungen erhob, wälirend der helle Haufen Metzler's und Berlichingen's der Stadt einen Besuch androhte. Die Stinunong yerschärfie sich, am 8. Mai ersdioll die Sturmglocke, Fürstenbeig; der am 1. d. Mts. an Hamman's Stelle getreten, wurde in seinem Hause gebrandschatzt; zum Glück zog der helle Haufen von Frankfurt abseits, liier öüuctcn sich vielcu die bisher blinden Augen^ der Rat ermannte sich und ergriff fester die Zügel; am 17. Mai mufiste Westerbuig die Stadt r&umen. Durch ihn aber war die Heformation wieder in Flufs gebracht worden, seit dem 24. April hatte sich unter dem Drucke des Aufstandes der Rat mit der Berufung protestantischer Prädikanten beschäftigt; seit Pfingsten predigten Dionysius Melander und Johann Bernhard Algesheimer unter grofsem Zulaufe bei Liebfrauen und St. Leonhard und lehrten den entschiedensten Radikalismus, von Zwingli'e Anschauungen abhäii^ g Hamman sah ihre Extravaganzen mit grofsem Unwillen; er hoffte, durch die Berufung des hochbegabten Johannes (Jeüarius ihnen ein Gegengewicht zu geben, aber ihr TerrorismuB nahm derart zu, dals OeUarios sieb nicht behaupten konnte und Micyllus' Schule aerfiel Am 26. Mai 1527 fand die erste protestantische Taufe in Frankfurt die einer Tuchter Algesheimer s, statt.

Hamman vertrat aui dem Augöburger Reichstage von 1525/26 abermals Frankfurt, diesmal zugleich Wetalar; am 8. Mai 1526 wfiblte der Rat ihn und Berthold Tom Bhein zu Vertretern auf dem Spderer Reichstage, und Wetikr erteflte ihm abermals sem Mandat In der Stftdtekurie lag

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HAMMAN YOIi HOLZHAUSEN.

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ZU Spcier der eigentliche Siis des erangeliBclieD Frinsips, rie setsie alle Energie ein ; Hamman stellte neb Tersöhnungs-

freundlich zwischen die streitenden Parteien^ muibtc aber häutig über die evangelisclie Geibtiichkeit klae^end nachhause schreiben, denn anstatt ihm die Arbeitakrait zu erleichtern. Bann sie auf eigenen Vorteil, nicht auf gemeinsamen Nutzen. Gestaltete sich auch das Verhältnis der stftdtischea Vertreter sa den evaogelischen FiLrsten und ihren Hofirtaaten freund« schafUieh und führte zu häufigen Einladungen und Begeg- nungen, so sahen doch jene bald mit Ungeduld, wie die Glaubensfrage iiintangesetzt wurde, und die Frankfurter schrieben am 30. Juli heim: „Neue Zeitung wissen wir weiter nichts, denn dafs die Kur- und Fürsten Bankette halten und spielen/' Besonders eneiigisch traten die Städte in der Eingabe yom 4. August auf , und die Frankfurter Relation yom 12. August betonte , die Städte wQrden in kone TOrkensteuer willigen, „es werd' dann zuvor die Städte des heiligen Glaubens halber in Frieden gestellt und die Beschwerung der Geistliciien von ihnen abgewandt"; die Relation vom 21. sprach die Befürchtung aus, weder Tom Reiche noch vom Kaiser noch von anderen sei Trost und Hilfe su erhoffen, und der Abschied vom 27. August encfaien den Vertretern der Mainstadt „wie das alt her- kommen, also das Einem gefoUen wird und dem Andern gar nit^'. Sie hielten die Anlehnung an Ftals und Hessen für ratsam, ein Verständnis der Freunde des Gottesworts iur erfordert; Mamman war denn auch 1527 bei den Ver- handhmgen der Stiidte wegen eines evangelischen Bündnisses sehr thäüg. 1526 scbiols er sich am 31 Mai mit wenigen Batsgenossen von der Teilnahme an der Fronleichnams* prozeaeion aus.

Vom Kaiser mm lieben und getreuen Rat }m dem Beichsregunente'' ernannt, ging er 15S6| 01r diese Amts- zeit des Dienstes daheim entbunden, nach Efslingen, sah aber voll Kummer die l'ruchtlosigkeit der Arbeiten des Regiments, bei dem er noch mehrlach bis zur iVufiösung von 1530 amtierte. Am 30. Dezember 1530 nahm Karl V. in Speier Haroman von Holzhausen, seinen und des Hei-

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KLEINSCilMIDT,

Ilgen Rttmiacben Bmclw lieben getreuen und Bat bei dem

Reichsregiment, und dessen Sohn Justinian, de« Heiligen RömiHt hen Reirlm Gerichtsschöffen zu Frankfurt, in seine und des Reichs Bondeie Gnade, Versprach, Soimtz und Schirm samt ihrer beider Häuser, Leute ^ Hab und Güter welche Huld er 1651 auf alle Holahausen ausdehnte. Am Abende leinee Lebens eracbien Hammap im Mai 1686 in Heidelbeig^ um mit FOrstenberg, Jobann Fichard a. (Quellen nur Frankfurter Geschichte, Bd. II, S. 265) seine Valerstadt gegen die Anklagen zu verteidi^';('n , die der Kurfürst von Mainz wegen Kirchenschändinip: erhoben hatte; er mufete sich aber überzeugen, an Aussöhnung sei nicht mehr zu denken, Frankfurt müsse sich dem evangelischen Bunde ansobliefsen. Dies geschah auf dem Sehmalkaldener Konvente von 1687, auf dem Justinian und Weils yon Limpuig den Beitritt Frankfurts unterzeichneten.

Mit Ruhe durfte Hamman dem nahenden Tode entgegen Bcliauen, denn in Justinian lebte ihm ein Erbe voll Kraft und Kuliin , der sein Werk , die Reiorniierung Frankfurt», zum AbsclduBBc brachte; 1528 hatte er Anna von Fürsten- berg geheiratet, die Tochter von Hamman's Herzensfreund, die ihm als letste des Geschlechts dessen reichen Bestta anbrachte; die Hochieit war die erstCi die auf Alten Lim- purg frei ausgerichtet wurde , denn bisher muCste jeder Ghist seine Zeche selbst bezahlen. Ein schönes Bild der Verlobung Justinian's ist in den Ahnensälen der Ode. Dort aber letjöelt aller Augen ein Meisterwerk des alteren Lukas Cranach: „Lasset die Kindlein zu mir kommen.^ Dies 1539 gemalte Bild (welches nach Schuchardt nur tsUweise yon Granach herstammen soll) bietet in den aaUr reichen Eleuien die Portrilts Ton lauter Holahansen, der reichen Desoendena Justinian's, unter die Cranach merkwQr- digerweibc Luthör und seine Frau mit Kinderzügen gezeichnet hat. Goethe siiricht von dem Bilde, das uns Verwandten als Perle der Ode dünkt, als von „Christus, der die Mütter und ELinder um sich her versammelt, merkwürdig durch die gltlcklich gedachte Abwechselung der Motive von Mvtteriiebe und Verehrung des Propheten**! und lllgt Insu:

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HAMlfAN VON HOLeHAUSEK.

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,yWolikrfa«lteD6 Familiengemälde aus der älteren Zeit goben ms erneu Begriff von der Würde des genannten Qeachiediti und der Knnsdiebe seiner Abnherm'' (Uber Kunst xl Alter- tum, Bd. I, S. 65, 1818).

AUgemein betrauert war Hamman am 30. Oktober 1536 verschieden; auf seinen Wunsch wurde er nicht bei den Yoiiahren in der katholischen St MicbaelskapeUe am Dome, die unter dem Fainilienpatronaie staadi sondern als der erste der Familie bei der protestantischen Si Peterekirdie be» stattet, wo eine einfache Inschrift der Nachwelt seinen Namen verkändigte und ihn der Gnade Gottes empfahl. Der dank- bare ili^^Uus aber riet ihm aus Heidelberg in die Gruft nach:

,, Hamman, der würdige Greis, Holzhausen'ö edlem Gescblechte, Selbst spin Schmuck, entstammt, rnhet m Friedeü allhier. Er, der der Vaterstadt die Wege der Bildung eruffaet Und für das lautere Wort mutij^'e Kämpfe bestand. Treuer Beschützer and Wächter des inneren Friedens der Bürger, Hat er fllr*8 Wohl des Staats willige Opfer gebracht, Auch durch klagen Verzug so manche Qe&hren gewendet; Vater dee Yaterlanda nannte mit Becht ihn die Stadt**

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ANALEKTEN

1.

Die StelloDg der deulseben Kaliou des Baseier KoDzib n der Anssclireibng eines ZebBten, durch welchen die zur GriecheDunioD notwen- digeD Geldmittel bescbafil werden sollten.

Von

I>r. Wim* Altmaan

in Greifmald.

Bereits em 11. Februar 1435 liatttf die deutsohe Nation ver- Bcliiedene FordemngeD inberag auf den AblaTs und die Geld- sammlnngen geltend * gemacht, welche das Baseler Konzil behufs Gewinnung der Mittel zur ZurficIrfQbrQiig der Griechen in den Schofs der allgemeinen Kirche anordnen wollte; so hatte dlo deutsche Nation vor allem die Verwaltung der in Deutschland gesammelten üeldsummen (Art. 2) für sich beansprrii-lit und ver- langt, dafs ein etwiiiL-^er überschufa zugunsten der Orte, in denen die Sammlinj ireu st att in finden hatten, verwendet (Art 4) werden solle. Ein Teil dieser Forderungen (so namentlich die des zweiten Artikels) war ihr auch zugestanden ^ worden, als im April 14^6 jener Ablafs wirklich ausgeschrieben worden war.

1) Protestatio facta per inclytam nationem Germanicam inper

matcria indulgentiarum in facto Graccorum in generali congrcgatione die Veneria 11. Februarii 1435. Mansi, Coneiliorum CoUectio X^XX^ 903. Vgl. He feie, KoazilieiigescUichte VII, 595.

2) Vgl. Fückert, Die knifttnfUdie Neatialitlit wSliieiid dea Baseler Keoiilfl, S. 76.

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AhTUÄUa, ZUM HASELEB KONZIL.

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Als dann das Konzil zu Anfang des Jahren 1437 mit der Ab- heilt umging, noch einen Zehnten auexoBchieiben ^, um die 70 000 Galdiii Bo hoch worden die Kosten, welche dndi die Ober- ' ihhrt and die Anknnft der Grieehen erwteheen Beütea» ?eiBa« acUagt aieh sa Tereehaffen, nehm die dentoefae Nation aneh iBbeng auf dieee Geldangelegenheit wieder eine aelbatS&dige Haltung ein: in den beiden KonzihMitraBgen Yom 26. Apiil uid 7. Mai 1437, von denen die letitere bekanntlich äofserst stflr- miach verlief, erhob sie einen energiechen Protest. Diese nieht unwichtige Thatsache ist bisher, so viel ich sehe, unbekannt ge> blieben : die vielen Dokumente, welche Ober diese beiden Sitzungen vorliegen (besonders auch bei Cecconi), enthalten doch nicht das mindeste über diesem Vorgeben der deutschen Nation. Wohl aber lernen wir dasselbu aus einem Xotariatsinstrument kennen, dessen Original ge§ren Ende doa vongoü Jahrhunderts in der Bibliothek des Lheshiuer Domkapitel«! gewesen und damals nebst den dort beündlichüu für die Beziehungen Schlesiens zum Baseler Konzil in Betracht kommenden Urkunden von dem um die schlesische und namenlich Breslauer Geschichte so hoch ?erdienten Bektor Kiese abgesehrieben worden ist Die Ssmmlnng dieaer Ab- eebiiften befindet sieh anf der Breslaner Stadtbibliothek (Hdas* Xloee Kr. 124); sie bildet den Grondstoek einer grOlheren Pnbli« kalion Aber das YerhAltnis Schlesiens mm Baseler KonsO, weldhe ich demnächst auf Veranlassung des Vereins für Qesehiehte und Altertumskunde Sehleeiens (Codex dipl. Silesiae XV) veröffentlichen werde. Da jenes Notariatsinstrument, dessen Original ich in der Bibliothek des Domkapitels bisher vergeblich gesucht habe, für die allgemeine Kirchengeschichte und anch ffir die deutsche Geschichte von Wert ist, schien mir seine Yeröffentlichnng * an dieser Stelle angebracht.

In der Klos ersehen üandschrift nimmt es die Blätter 43* bis 46* ein. Nach der ebendaselbst fol. 4' gegebenen Beschrei- bung des Originals war es auf woifaem Pergcimont mit tief- schwarzer Dinte von einer italienischen Hand geächrieben und

1) Geeeoni, Stndi storid ml CooeOio di nienie. L Anteeedsnti

del Coocflio. Nr. CIX.

2) Wunderbar ist es, dafs Johann von Soprovia, welcher als Zea^e fuugiert bat, dieaer Vorgaoge mit keinem Worte gedenkt. Die Hon- nung, dals dieser so überanB wichtig QnelleiiBehnftsteller doch noch feil der Wiener Akademie vollständig verdflRui^cht werden wird, wird man doch wolil aufgeben müssen, da dem ersten Bande die Ilälfte des zweiten erst nach dreizehn Jahren (188ti) gefolgt ist. Um so mehr ist das Fehlen eines Registers, welches die Benutzong des dick- leibigen FaUanten sehr erschwert, m beUagen; disses kranle doch ma^ß^bmm neohtdiglieh aogefiartigt weidoni

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ANAI.EKT£N.

unlBürte 78 Z«fleii 4 Zeileo, weicht auf die tTnteiMhiifi dee KotMs kamea. In semer AnfimrliclMn Fvum Int m TicÜ« ijmlichkeit mit den üolmminten Nr. CXIX und CXX Im Ceaeoni Eb lautet folgendennaleen:

In nomine domini amen, ex tenore preeentis publici instru- menti nniversis et singulis presentibns et futnris pateat ei aii

notum, quod anno a nativitate ejnsdem domini millesimo qua- driBgenteäimo tricesimo soptime iudictione quinta derinm et die liÄlW Veneria vicesima se^ta mensiä aprilis, pontifiratus sanctisaimi in Cristo patris et dumini nostri domini Ei;i^enti ih\mi\ Providentia pape quarti anno septimo, reverendissimis revereoiiibque in Cristo patribuB et domiMi'i dominis Juliano titnli sancte Sabine in Geruittma, Johanne tiiuii ^aucLi Petri ad vincula sancte sodis apostoUce legatis , Ludoyico titiüi sancte ecciesie Arelaten^ sanete Bomaae eeeleeie piesbjteris oardinalibne vulgariter non- cnpatis; Jobasne arclü^iaoopo Tarentino; Johanne Antioohene^ LndoTieo Aqnilegiensi patriuohia; Amedeo Logdnnen«!» Niediao Panormitano, Fnudaco Mediolanenet arehiepiaeopie; Petro D^- neneiy Aliaro Gonehenet, Alfonse Boigenei, Anthonio Portogalenel^ Martiali Ebroycenet» Msthee Albingaoeo^ epiecopia ae alüs de- minis epieeopis abbatibna ceteriBqne deminia doctorlbiis et m»* gistris in magno nnmero et mnltitndine copiosa saemm BaaUienee Conciliom representantibns et celebrantibus in generali eongre- gatione, videlicet in mnjori pccleaia Basiliensf, do raane moro Eoh'to cougrccntis, prefatis revorendissimin patribus dominis cardi- naiibus Banct« Sabine et sancti Petri legatis neriu n archiopiscopo Tarentino presidentibua in eadem in mti notarii pul lici et testium infra scriptortim presentia post iioimullos actus m ipsa generali congregationn agitiitos et expeditos inter cetera concor- data dominuiuüi ad cuncurdaudum deliberationea in sacris depu- tationibns ipaius saeri Goncilii factas et babitas, priasquam in generali ipaioa congregatione eimelndantor, depntatornm non- cupatorom dnodecim leota fiaeront eomm coneofdata, quo ee* qnnntar:

ttSnper proteatationibna inelite nationia Germanioe anper impoeitione dedme aliae et nnper Üaetia coneerdaDt omnas aacre depotationeat qnod admitfeantnr htjusDiodi proteatt» tionee.««

Qnibus qnidem concordatie sio ut premittitur lectis Tenera*

ViUs ?LC circnmspectos vir dominus Nicolaos Sachow decanua eccleäie Lnbicen^ enper impof-itiF! collectis et colligendie (qao ad inclitam nationem Germanicam in dicto sacro Basilien^ Con- cilio officiarius generalis nomine ejusdem inelite nationis Qer- manice üüusque suppositonim quorumconqne et eiadem adherea«

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ALTMANM, ZUM BASEUsJi KONZIL. 271

tinm snrgeas in medium) postquaui uarasset se habere a dicta inclita natione Germanica in mandatis, quod quaniumquo noces- •arium foret qoascuDque prot«st«tioDeB oportonas de et super liiQiiBmodi collectis et ooUigendis fkeeitt et interpoBore posMt; ncnti apparebat ex sota per magietrom Georgium Frey ejnsdem BMii CoBcOii et inclite nationia Germaiuee notarinm et eoribem ibidem tone presentem Jude emnpte et eignete eno mtDiudi eignata; quam miaeiim qnadam alia protesiatioiua eedola, quam in Buis tenebit maaibna, ibidem coram ipso sacro Concilio per- lexit et tradidit legendas; dieens et faciens dictus dominas de- canas, nt in ipsa proteetationis cedala continetar (quam ibidem legi) et ipsam protestattonem per ipenm eacnui Gonciliom ad«

fflitti potiit.

Que ibidem per venerabilem vimm magistrum Petrum Bruneti alterum notariorum ipaim Isacri Concilii do mandato ejusdem Con- cilii ibidem alta et intelligibili voce lecte fueruut. quarum qni- dem note et protestatiunia cedulamm tenorea aeqiiuntur et sunt taleä:

INüia Georgii JV^.] Die Kerearii decima septima menaia aprilia aime domini mlllesimo quadringenteeimo trieeaimo aeptimo Apru 17 in inolita natione Germanica loeo et more eenanetia aolemniter een- gregata preaidente reverendo patre domino Nicoiao epiecepo Gnrcen«! placuit, qnod Tenerabilia yir decanus Lnbieeneia innoyet prote- atationem natioma in materia indnlgentiarom ae deeime in fiusto reductionia Greoortim impoaite, quandocunqne necessariom ftieritt et alias oportunaa [prott»taci(ynes]^ de qniboa aibi videbitor, inter- ponat; et quod cra8 cum aliqnibus ad se aasumendis eat in de-j^je patationibtiH ac tandom in congregatione generali admitta petat.

Sic signavii Qeorgiua Frey.

[Protestatio naiionis Gcrmcmice] Cum nunc de decretationo deeime nuper pro expediendo negotio reductionia Greconun con- cluse agatur ot pro parte inclite uationis Germanice sopposi- torumque ejusdem tunc certo modo efücaciter fuerit protestatio circa eandem impositionem et conclnsionem deeime emissa, apud aeta bitfiis aaeri generalie Baailienata ConeilU omn inde aeontia regiatiata» ne igitur per tadtamitatem quicqoid de predieta pre- taatatione et inde aeonlia pereat, ego Hieolana Saehow de^tu eeeleale l<nbieenais anper impoaitia bignamodi eolleeftaa coUigendia^ qne ad dietam inelitam natienem Germanicam in diete aaere Ceneilio ofQciarina genwalia nemlne ijnedem inclite nationis Ger- maniee iUinaqne aappoaitonim quommcunqne dietam preteatatio-, nem et omnia inde aecnta drca decretationem predietam repele et innof 0 ac in ea et in omniboa aliia actibna circa dieta

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272

▲KALE&TfiM.

decimam ejuöque eipeditionem q^uoniodolibet factis et ia futuium fiendk pro repetita et innovata habere Yolo. et nicbilouünas Oll nimc addendo etiaii aolennitor protMtor nmiünibDa qdlms 8Qpn» quodi Ueet diote dMima ut primifttitar impoäto et eon- filofla p«r BMßnm ConeUium qaandocimqvo deeretaretor , ipsa tarnen leviri in tote toI in parte ant ijna preteita execntoree seil oolleetoree per diotun inditam nationem Gennanieam ant in aliqna 4^ parte poni et depntati forsan jam vel deputandi saa offioia aiTe poteetatem exeqni ^ut aliquid eiroa istod disponere non debent» niai offertoria ex indolgentiis pro dicta rednotione coDcessis provenientia ad ratam in solatione septaaginta milium florcTionim de camera mufnatonim Tel mutuandorum dictam na- tionem tangentia non sulticerent; quo casu usque ad ratam biyasmodi exie^atiir et non ultra, nisi qnousque Greci in portu Latino jnxta decretum dicti sach Goncilu dosuper factum faorint personaliter constituti. et tunc etiam ac alias uon aliter solri levari aut distriliui debet ipsa decima, nisi sccundnm primam protestationem buperius expressüm; nullisque quümodolibet Jan debet potestas coactiva in partibus Qermanie dictam decimam ut premittitar exigendi ant lerandi, niei liiis, qni per dietem natio- nem Geraanioam ant qjns proyindalea eligentor, qnem ad mo- dnm in priori eemideeinia, indnlgentiamm exeentione eet obeer- Tatom. qna prima pioteetatione et etiam preaentl (qnod abeitl) non ealrie nomine diete indite nationie et enppoaitoram cgni predietomm et omninm adherere Tolentiam non consentio in ali- qmnn oonolneionem impositionem deoretationem ant dispositionem qoamennqne hano htgoamodi deoimam concementen« inenper repeto et innoYO qnibas snpra nominibns protestationem alias in focto indulgentiarum pro dicta reductione concessarum etiam dictis nominibus fact^im eamque similiter in omnibus actibuä factis et fiendis reductionem bujasmodi concernentibns volo Labere pro repetita et innovata ac ipsas oiüüüö et siugulas iterum aut tacite vel expresse üdmitti snpplioo cum instantia debita et solenni. et hec omnia etiam apud dicta acta dicti sacri Concilii registrari p6to et desaper tot, qaot necessaria fnerint, üeri publica per reverendca dominoe protbonotarios apostolice sedis et honorabiles notarioa diotl neri OoneiHi hio preeentee inetrimente.

Qgilnis qnidem nota et proteetationis oedola aio nt preftrtar per dietom magietmm Petram Bmnetl nofarimn leetia petitoq&e per Tenerabilem Timm magistnun Hngonem Banurdi alterom pn- motonm hiyae eaori Cioncilii per prefirtos reverendisBimoe dominos presidentee snper higuemodi snpra scriptie et aliis concordatis dominomm dnodecim conclndi, preCati reyerendissimi domini presi- dentee per oigaanm reTorendiseimi domini oardinaiie eanoto 8a»

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ALI MANN, ZUM BASELEß KOl^ZIL.

878

bitte 1881Ü altoiioA ipaonim presidoniiiini nomine et aaetorittte fl«cri Coneilii juxta deliberttionee sncnrnm deptttationnm et con- cordetv dictornm dominorom dnodeeim enper bigoemodi eoneor'* datiB enperiee insertie (at morU eet) eondoaenint protestationeoi' ^ne enpn eeriptam nomine et anctoritate cjvedem eaeii ConcUii dnxerant admitiendam pariter et admiseruni de et enper quibus omniboe et eingulis premissu pre&tus dominos deeanne Lnbi* cen^ nomine inolite nationis Germanica et omniom sappoeitomm ejusdem et eisdem adberere volentium potiit a me infra scripto et aliis ipsius sacri Conciüi notarii' tuTic preseniibu'^ sibi fieri atque tradi ?A fnturam roi memoiiam imom et piura publicum et publica iiiatrniiu ntum et mstniraenta.

Acta fueruiu hec in dicta generali congregacione sub anno j^^j indictione die meuse et pontificatii quibus supra presentibus ibi- ^pf»i dem venoraliilibus et circumspectis viris ilommis et magistris Dyoniäio de Sübeuiays, Johanuo ile Segubia in sacra pagma, Jo- baune Leouiä, Johanne de Bachenstein archidiacono Zagrabien^i deoretorum doctoriboa et Ouidone de Tereellie magistro in artibus Pariaien^ teetibua ad premiesa aetantibne et me Michaele Galten notario infra ecripto.

Bnbeeqaenter vero anno indictione et pontifieata quibne enpra et die Hartia eeptima menaie mi^i, dmn in dicta mmori eodeeia jS^ Basilien^i vicesima quinta b^joa aaeri Coneilii Basilienete sessio pabüea solenniter eeiebraretnr, prefatna dominns deeanne Lnbi- cenew nominibne quibne eopra eentiens et intelUgena, quod in ipsa publica sessione decretari deberet decima per sacrom Oon- silium pro unione ♦'t reductiono Ürecorum universaliter imi>osita pre»criptaiu protestatir nem et ceteras alias hactenus per euudem dominum docanam et alioa nomine dir.te inclito nationis Ger- roanice ou üuc imp(»6iU8 nomine ejusdem inclite nationis (Jor- manicc eisdem firmit^^r perniHtendo et inherendo repetiit et pro repetiiis haberi voluit et habuit, petens et requirens de hujns- modi repetitione et ceteri« preniiabUs a mo »iipra et lulra fccüpto et aliid ipsiua sacri Coneilii notariis Inno preseutibaa sibi üeri atqne tradi nnnm et plnra ad fatnram rei memoriam inetnunen- tnm et inetraneota.

Aeta ftiernnt hec in dicta eeeeione publica et iaterftieront jffr preaentee nobilee et egregii viri domini Geoigioe Vieaebel milee eerenieeimi et invictieeimi domini Sigiemnndi BomaneriMi im- peraterie in diclo eacro Concilio ambasiator, If anritiua de Bpelcbe- bergh comcj de Spelcbebergh canonicus Cdonien^M et venera- bilis vir magister Uenhcue üubelini caoearum audientie ejusdem aaeti Coneilii proenrator et quam ploree alii teetee fide difpii.

iMi«. t i.«o. II. i. 18

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274

ANALEKTEN.

[8, N,] Et ega Miehael Galten dericos Constanoien- inroTiDcie Bothomagens» poblicus apostolica et impeiiali aoctoritatibtts dietiqae eacri OonciUI generalis Baflilieiuir notarioa et seriba, qni in premiBsis, (dam sie, nt snpni scripta annt» sneceasiTe fierent et agerentor) nnaeum dietia teetiboa presens fai et de eis hoc pnbliaun instromentom per alinm seriptnm eonfeci mannqne mea propria subscripsi et signo mee consneto ante posito signa?!, in testimeninni Teritatis eorandem re^nisitna et rogatas.

Zar KorrespoBdeDZ Martin Lolher's.

Von

Profeesor D. Paul Tschaekert

in Eöuigbberg i. Pr.

Das Verhältnis Lutliei'b zum iluciimeisiter und Heirog Al- breclit von I^reufsen ibt bikcinnt. Im Jahre 1523 hat Albrecht den Reformator zum erstenmal iu Wittenberg besucht und sich Ton ihm die Anregung zu einer evangelischen Ketormatiun des deutschen Ordens und zur Säkularibation des Ordenblundes geben lassen. J uu er wurde ihm „Bischof, Papst und Vater". Bis zum JaniL- li>2b sah sicli ;tber der Hochmeister ans politischen Gründen gezwun^'-en, seine Symiiathie lür die I{etbrnialii»n zu ver- bergen. Kifct als am lü. Apiil 1525 zn Krakau die Säkulaii» sation des Ordenslandes vollzogen war, erhielt Albrocht in reli- giösen Dingen freie Hand. Seine Korrespondenz mit Lntber reicht von 1623—1546.

Die Briefe Lnthefs an Albrecbt, welche ana dm Jahren 1524 1545 meist auf dem Königlichen Staatsarebi? in Königsberg (Schublade LXIl) im Original erhalten sind, hat dar Eönigsberger Archiyar Faber heransgegeben , ans dessen Samm- Inng aie in De Wette*8 Briefe Lnther*s Qbergegaugen sind; ihr Terseiobnis steht in dem Ten 8eidemann besorgten sechaton Bande (1856) S. 570.

Dieser Sammlnng fflge Ich hier die beiden Briafe Lnther*s (Abteilung A, Nr. I und II) hinan.

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TäCHACKEHT, ZUK LUTHER'S. 276

Die Briefe AlbrechVs an Luther ersclieiaea hier zum entennial Toltotäodig gesammelt: A b t e i 1 n n g B, Nr. I— XXX VIII.

Yon diesen sind bereits xweiimdswanzig durch den Unxkf telU ToHstandig teils in AussQgen, an Yerscbiedenen Orten bebinnt gomacht, fast alle Ton Faber und Job. Voigt, neaerdings einer Ton Kolde (Analecta 1883, 187). Fflr fiwt alle gebe ich hier die handsebriftlicben Fundorte an, welche Ton Faber nnd Job. Yoigt Terschwiegen worden sind. Sechzehn bisher unbe- kannte handschriftliche Briefe des Herzogs an Ln* ther füge ich hier hinzu (Abteilung B: Nr. I, IT, IV, X, XVII, XX, XXI, XXIH, XXV, XXVI, XXVn, XXVlil, XXX, XXXTT, XXXIir, XXX VI). Den Anhang dieser Abteilung bildet der gleichfalls unbekannte Brief Aihrecbt's an Katha- rina Luther Nr. XXXIX

Abteilung C bringt die Inhaltsangabe eines Briefes einer liebensv, urli^en Guuuerm LuthorV, der Gräfin Dorothea YOn Mansie! li, an ihn in öeiner Krankheit 1543 geiulitet.

In Abteilung D wird ein ebenfalls nnbelwi unter Brief des evangeliischeu Bischofs uud Liederdichteiü Taulua Spo- ratus an Luther, Melanchthon und Jnstus Jonas yeröflfentlichi Derselbe wirft anf die religiöse Bntwtchelang des Herzogs Al- brecht yon Prenlsen ein neaes Licht

In Abteilung E folgt ein Brief des Ersbischofs Wilhelm Ton Riga an den Reformator.

Im gansen erscheinen hier sweinndzwanzig bis- her nnbek&nnte* Briefe, davon zwei von Lnther, zwanzig an Luther.

Bei der Ko])iemng habe ich die imnOtige Häufung von Kon- sonanten am Schlüsse oder in der Mitte yon Silben yermieden; z. B. btatt „inn" habe ich „in" geschrieben; ferner wo y und w gleich u lauten, habe ich u geschrieben; wo n gleich v lautet, habe ich v geschrieben; endlich ist, mit Ausnahme der Eigen- nanien , alles klein geschrieben (über den Brief Luthers Iii. I eiehe die Anm.).

Ein Anhang beschäftigt sich mit einer deutschen Über- setzung einer, bzw. zweier Schreiben Luther'd (vom 8. April 1540).

1) Einer dieser Briefe, der unter Nr. 2 gegebene KoUektirbrief Luther's, ist, wUhrcnd das MaDU&kript bereits in den Händen der Re- daktion war, von anderer Seite gedruckt wonl^^n Da er in dieser Publikation ganz beäouders au seiuetn Platze ist, habe ich geglaubt, der Anffordening Tsehaekert'f» ihn aotfUlen sn lassen, nielit Folge geben sn aoUen. Biitgtr,

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276

ANAL£KT£K.

A. Briefe LvIlMr'i.

L

1539. Februar 18. Wittenberg.

[Martin Luther an Ii erzog' AI brecht von Preufsen, Fürbitte für den Uauptmann Leonhard Bosler, der eine Summe Geld vom Herzoge sn fordern hat]

G[nade] V[nd] ffriede]. Durchleuchtiger hochgeborner fürst. Bs hat mich Lionliärd Kodier gobetten, an E. F. G. zu schreiben, vnd bitten, weil er nu mit kinder beladen, vnd sonst auch wol genotißret ist, das E. F. G. die schuld, wie er anzeigt, et- iicher liiiiderütelliger beöoldung , >'m wolten gnedigiichen zu soliiekeD. Dem nach iüt mein demutige bitt K F. G. wolten bhn gnediglich befoblen haben, vnd sein nott ehrisllieh bedenken damit er die seinen deste bas erhalten möge, denn er hie fn- Tonst kriegt hatt» mit aller mobnldl^ das ist ja war, vnd yhm doch wehe thnn vnd harrt tn aeteen Hie mit Gott befoUen, Datum XIII Febmary. Zn Witteiilrarg

B F a

williger Luther

[Adresse :] Dem durclüenchtigen vnd hochgeboren forsten vnd heim, heirn Albreehten, Hargrausn an Biaadenbutg vnd her* logen stt Freuaaen etc. Meinam gnedigen hemu

Handschrift: Original, von Lnther*8 Hand, auf Papier, mit Siegel. Etaigaberg. K. Staatsarchiv. Schieblade LXn.

Dieaer Brief ist ein Bogleitschreiben zu dorn Originalbriefe von „läonaid Bosler, dea Kurfürsten su Sachaen Diener und Hai4»ÜBaun'' an den Heraog Albrecht von Freuihen, d. d. Witlen- beig, Id. Februar 1532, worin derselbe bittet, ihm die Geld« aohuld, auf welche er Anapruch habe, endlich su besahlen. Er war nladtch im preubiach - polniachen Kriege (1590/Sll) im Dienste dea Ordens ala S^ldnerf&hrer geworben geweaen, hatte aber noch auf swei Monate Sold zu fordern* Der Brief Boeler's liegt ebendaselbst im K. St.A. zu Königaberg. Meine Abachrift des Briefes Luther*s ist diplomatiach genau; nur habe ich alle Worte, mit Ausnahme der Eigennamen und der Anrede, klein geschrieben.

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T6GHAGKERT, ZUR KOBBESPONDENZ LUTHER'S. 977

IL

1543. Oktobers. Wittenberg ^

[Hartin Lntber, Johannes Bugenhagen, Joachim

Camorariiis und Philipp Melanthon an Herzog Al- brecht von Fronf^en, Fürbitte für Andreas Aurifabor, den sie in Wittenberg zurückgehalten finben, während der Herzog ihm befohlen hatte , sich nach Italien zu begeben , um sich in der medizinischen Kunst zu vervollkommnen.]

Gottis gnad durch Minen emgebomen sobn Jlieram Obristom nnMm beyland zuvor. Durchlenchtigster bochgebomer gnedigster fbrst und herr. E. F. G. bitten wir m undertiienigkeit, diese unser scbriffe und vorbitt gnediglich zuvomehmen. Nemlieb, wie-

wol wir von magistro Andrea Aurifabro von Preßla, der von EL P. G. Unterhaltung hat, vernnmen, das ehr E. F. G. zugesagt ein zeyt liir^g in Italia zu sein, und yhm E. F. G. dazu ein geldt gnediglich verordent, dorauf ehr sich auch gerust, und je« zundt hat wollen aufsein, und ist an ihme kein mariL'^el, so haben doch wier alle vier, gutter wolmeynnnge, ohne allen argen list UD l uhue jemanda unterbauung, für unfs selb bedacht, das es aufs vielen Ursachen besser und nutzlicher sey, sonderlich diese ztit, des maf^ister Andreas nicht in Italiam ziheu , sondern bej seiner hausfrauen uud kindren bleiben solt, den sie sindt beide jnng, und wie die eitten in Itatia eiodt, ist nnferborgeo. So eindt dnrch Gottes gnad in diesen uro uniTereiteten Leiptzk nnd Witeberg etlicb doctoree, bej welchen so wol in lernen als b^ den Italiaaetn, nnd sind etiieh anch lang in Italia gewesen* Dmmb bitten wier in undertenigkeit, K F. G. welle gnediglich nns in gath balden, das wier magistrnm Andream nfbalden, nnd diese reyse widerraten haben, wolle auch derhalben nicht wider magistrum Andream zu Ungnaden bewegt werden, sonder sein gnedigster herr sein und bleiben, denn ehr sich zu allem ge- horsam in nndertenigkeit erbeut und was E. F. G. nachmals be- vchlen werden, dasselbig wil ehr ohne Verzug fiirnehmen. So hat rhr ein guth«n vcrstandt in der philosophia und beiden sprachen latiniscli und grekisch, uttI studiret mit vleys in me- dicina, das zu hofTeo, E. F. G. werden ein wolgelarten vleys- sigen treuen diener an ihm haben und bitten in undertenigkeii nmb gnedige antwurt, ob K. F. G. yiir gnediglich unser bedeucken

1) Inzwischen auch von O. Vogty Briefwechsel Bngeahagen'a, Nr. 127 gedruckt.

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378

ANALERTEN.

gefallen lassm Der ewige Gott vater onsera heylands Jbesn Christi bewar and schütze E. F. G. allezeit. Datam Witeberg 8 Octobria Anno 1543. £. F. G.

willige und untbertenige Martinus Luther D. Johannes Bugenhagen Pomer. D. Joachimus CamerarinB Philippos Melantbon.

[Adresse:] Dem dmcUencfattsten [sie] hochgebomea farsten und herrn, berm Albert iiuurggra?ett zn Bnudenbarg , henogea wa Prenssen etc. nad bnrggraTen zu Nflmberg, nnserm gnedigsten herm.

Handschrift: Original, von Sclireiberhand , aber mit eigenhändigen Unterschriften der vier Absender, auf Papier mit Siegel. Königsberg, K. Staatsarchiv, Schieblade LXII.

Die Antwort auf diesen Brief folgt unten B, Nr. XXXUI. Andreas Aiirifalier Goldschmied aus iireslau kam 1545 nach Könicr herL', v.ur lc Ivciborzt und Rat des Herzogs wie auch Pro- fessor an der Universität und starb 1550. Vsrl. Herzog und Plitt, Keri^cnryklopadie, 2. Änfl., II (1878), S. 7. Das SioLfl auf dem Briefe zeigt eine Frauengestalt, welche stehend schreibt [?].

Die Briefe des Herzogs Albreoht Ten PreoTsea

M Dr. Marlia Lnthor.

1.

1523. Juni 14. Kürnberg.

[Albreeht, Hoehmeieter des deutseheo Ordens, an Dr. Martin Lnther^ Kredenzbrief tOn seinen Gesandten, Magister Johann Oedeni aber ohne üntetschriA und ohne Ken*

1) DlescQ Brief und die nachfolgende Instruktion hat bereita Job. Voigt in seiner Geßchichte Preufscns, Bd. IX, S. 687. (>P« ge- kannt, woselbst sich anch die historische Situation, in -welcher sie abgefafst wurden, geschildert liiidct. Die Auffindung den haud* schiiftUchen Folianten auf dem K. St-ArcbiT zu KSoiffsberg verdaiike ich der unermüdlichen Güte des Herrn Archivars Dr.^oblmann. Ich spreche dies hier mit um so gröfserer DankbRrkcit aus, trei! in den letzten vierzig Jahren auf dem Königsberger ätaataarchiv die band-

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TSCHACKEKT, ZUR KOKREi>PUNÜENZ LUTHEß'S. 279

oong des NamaiiB des ICiigitten, da der Brief geheim bleiben (und Ton Lntber ▼erbrannt werden) eollte.]

,,Ad doctor MaiÜDUs Luthor. Dutis I^uruiberg, souUgä nach

Octavas Corporis Christi.

Liber liprr doctor tintl in Christo geliebter hruder. Ich hah des briefs zcig^ern, den wulgelarten unsern rat und lieben ge- treuen mit otzlichen muntlichen Werbungen und credeutzen an euch gefertiget, bmderlicb begerendt» demselben nf dißmal gleieb nne selbet glauben geben und encb hirin ebristlich nad uns fnm besten in geheym gotwillig erfieigen. Seint wir zu Tor« dienen willig."

Handschrift: Kopie in einem (üriulichen) Ilegistranten (friilier Foliant Nr. 22, jetzt) A. 184 im K. Staatsarchiv zu Königsberg. Der Brief steht in einer Abteilung dieses Begi- etrentm ftber das Jahr 1523, folio 16^.

II.

15 2 3. Juni 14. Nürnberg.

[M ü n d 1 ! b 0 Werbung'- des II o c Ii m e i ? t e r ^; A 1 b r e c h t' s an Dr. Martin Luther, z't fiberbringen durch Ma- gister Johann Oeden*. .ioiiann O^nien soll Martin Luther bitten, 1) dafs er über den Inhalt l'i hm zu machenden Er- oünungen „bis in sein Grab schweigen wollte", dafs er 2) den Kredenzbrief Oeden's zu verbrennen zusage, 3) Vorschläge zur Ke- foruiation des Deutüchen Ordens und 4) des ivlerus im Ordens- gebiete mache; dazn 5) dafs er dem Hochmeister auf alle seine Znscbriften „dorch Gott'* Bat erteile.]

„An magister Johan Oeden. Datis Nürnberg ut supra.

Liber getreuer. Wir uberscbicken euch biemit eins utirpts Ordens buch alischrift, mit einer credentz copien hirinnen vor- pcbbissen, ;*n doctor Martin Luter lautendt, und bogorn an eacb guedtgs vleii6, ir wolt zu jm gehen und inen bitten, er wolle

schriftlichen Folianten andere Nununcru crbaltcn haben, olm«-^ dafs man jetzt wcifs, welche Signaturen sie friilier gehabt haben, rnziih- lifipe handschriftliche Citate, z. B. die meisten aus Yoigt'ö ßd. iX, bfeiben beute für den Forselier onkontrolUerbar. Naeb dem obisen Briefe z. B. hatte ich etwa zwei Jahre vergeblich geforscht, als Herr Dr. Kohlmann, der stets gütigst für mich sachte | in dem Folianten A 184 den Voigt'schen „Nr. 22" fand.

1) Über die Ferton dieses Jobann Oeden weib icb nnr mitsn- teilen, dafs er aus Heilbronn stammte und in den Jaluren 15S8 nnd 1584 als Bat des Hochmeisters Albiecbt thätig war.

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AKALBKTRN.

umb ehmttioher lieb willen euch zusagen, da^yenige, fto ir aa in tragen werdet» des er solcbs bift in eein grab ecbweigen wolt.

Zam andern, fto Aolche geeeheen, woUet anieigen» das ir einen sehein euer Werbung« der eins loblielien ibrsten faandt* sehrift» aaseigen weitet, mit bit, encb mnsagen, das er den- selben, Ao erst er in Torleeen, Torbrennen wolt; nicht danunb das im einiger mißtranen nftsolegen, sondeni das wir alle sterp- lieh, nnd seit dift anß yerlegen, Torgeasen ader absterben ge- fiinden werden, das solchs denn naehteil der personen emfiuren, das nicht anders, dan mit beftanderm gotlicLsm gewalt nnd in kein ander weift mocht wyder bracht werden. Und fto er soldia zusagt, solt ir jm nichtes entdecken, ßondem in cum generaliboa contra persuadiren, domit er solchs einginge, wie gesagt. Wo nit» solt ir ym nichtes eroffen oder unser credenti ubergeben.

Zum dritten, wo er solchs alles einreompt, alftdaa solt ir ym eroffen, wie wir entpfinden, das unser orden einer refonnation nottorftig, tarn in capite quam in membris, dem wir auch mit hilf Gottes nachantrachten willens. Got Yon hymel wol sein got- lich gnad dortsu vorleihen. Derwegen wir im die ausaataung unsera ordena und desselben unseia ordens buch ' undergeben theten, mit bit durch Got, dasselbige zu emendiren und, wie er vorstundt, das christlich wer, auftisusetsen und seine gemuia maynung schriftlich bey euch in seiner ader euer hantschrifl^ durch euer person in unser eygen haadt in uberantworten, an- tautseigen. 8ao weiten wir chriatlioh dorin und uf die refor* mation mit seinem radt handeln, domit dieselb, au ere Gottes iren forgang an ergemus ader emporung eräugen mocht

Zum Vierden, dieweil wir etlich bischof prälaten und pfaff- schaft regulirt, also zu sagen ist, und audi etUeh an regei als frey als ander bischof, prälaten und pMiicbafl, uuder uns unsera Ordens gebiet seftbaft ader wonen betten, beten wir nicht weniger SU ehr Gottes uns su berichten, wie wir dieselben auch in ein wlioh christlich Tomemen und ubung bringen solten. Daran, wie im negsten artikel gesagt, auch unsem vleis thun weiten.

Zum fünften, uns uf alle unser zuscbrift durch Qot zu raten.

Handschrift: Kopie in amtlichen Begistranten Foliant (frflher Nr. 22, Jetat) A. 184 (folio 16^—17^ in der vorhin beseichneten Abteilung des Jahres 1523). K. Staatsarchiv Königsberg.

1) Uber Gesetze und Gesetzbuch des Ordens vgl. Job. Voigt, Geschichte PreofMDs IV, 623. 62&; VI, 467. 517» VUI, 49£; auch Vil, 607ff.

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TSCHACRERTy 2UR KORRSSPONDBKZ LVTBSR'S. 381

m.

1526. Frühjahr. Königsberg.

[Henog Albrecht ladet Luther zu seiner Hochzeitsfeier nach Königsberg" auf den 24. Juni 1526 eiu, damit er durch ihn ge- tröstet werde, falls ihm irgendein trübes Wetter unter die Augen

wehen tbäte".]

Ton Gottes goaden Albrecht, marggraf sa Brandenburg, in

Preußen herzog. Unsem gnädigen grua zuvor. Ehrwürdiger hochgelahrter über besonder. Wir setzen in keinen zweifei, eneh Mj kundig and nnverborgen, daß wir etlich zeit mit gesetsen menschen bestrickt, gefangen und umbgeben gewesen, ans welcher Ihtstcrnus wir yermittelst der hülfe Gottes und eurem xuthun zum licht der wahren erhenntnuß kommen , also daß wir uns des zeichen des kreutses verziehen, dasselbig abgelegt und den weltlichen standt angenommen. Die weil wir dann den- seibigen, wie ihr und andere chriBten gethan, gern mehren woll- ten, hat uns Gott der allmächtige diese gnad yerliehen, daß wir den orden, den Gott eingesetzt, auch anzugehen in willens. Haben uns derohalb mit der jtzigen königlichen majstät von Dennemarck elesten tochter, fraulein Dorothea, in Gott ehelich vormehlet, beschlossen unser fürstlich beylager auf schierst künf- tigen tag Johannis zu Königsberg in Preufson fürzunehmen. Weichs wir euch als unserm geliebton nicht haben wissen zu beigen, sondern thun euch gantz gütlich bitten , ihr wollet euch üf ernante zeit uf solch unser bejlager verfflL'en, dasselbig helfen mit freuden mehren und sterken, oh uns iri;on<U ein trülts wotter unter angen wehen thet , dnß wir zum wirderstund enres trosts ptiegen möchten. Doch so wollen wir :ille unser sacfi Gott dem allmüchtiiTen orgeben, der wird diI5 und andors n;;ch st-ineui i^ ttt- hcbeu wiiicr mit uns woiil wiy.veu zu ordnen. Das sein wier umb euer pcraon in sondern gnaden tc. Königsberg. Auno 1626 K

1) Da eiue liaDd>»chritt dieses merkwürdigeu Briefes weder auf dem KgL ^taataarchiv zu Königsberg noch sonst irgendwo meinee Wissel» Torhfuiden ist, so shid wir au? den ersten Draclt angewiesen. Ein Exemplar dieses ftnlserst seltenen fvielleicht überhaupt utir ein- irnl vorbandenen) Druckes befindet sicn auf der Stadtbibliothek zu Küuigsberg iu dem Sammelbande „Od. 200, Vllil (Quart), Stück 5**, hl dtt klemen (sonst gänzlich unbedeutenden) SclutFt „Dav erste PfireiUche Ehliche Be^rlager, Weichet Ihre Fürstl. Dnrchl. Albrecht Marggraf zu Brandenburg etc aUliie »n Königsberg gehalten etc. Königsberg 1646" 1 Blatter in Quart). Obiger Brief steht auf Blatt 3, ohne Angabe dor Quelle,

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ANALEKT£N.

IV.

1531. Oktober 23. Corthin (bei Ortokbarg im sQdliebeii

Preii&en.)

[Der Herzog bittet anfii neue, für seinen Bnider, Markgraf WU« beim TOD Brandenburg, Koa4jutor des Ertstifte Biga, einen Ter« stftndigen gelebrten Mann sn senden.]

Uusern guostigen griis und gnedigen willen zuvor. Wirdiger und hochgelerter besonder lieber. Nachdem wir euch vorschiener zejt aigener handt gefichriebeii mit venneldunir nud pith, uoserm freuntlichen lieben bruder, dem coadjutor in Lejfflandt, vor seiner lieb eynen vorstendigen gelerten inan zuzefertigeii etc. Uns ist aber von euch bißhere noch kein autwort zukuuimen, welchs nca nit wenig Verwunderung thut. Darumb wir nit wisbeu, ob euch solche unser bchrift, die wir euch docli bey gewisser potschafl zugescbigkt, behendigt worden oder nit Ist derhiilben an euch abermals unser gütliche pit, ir wollet uns zu sonderlicher wil- farung euch nit beschweren und unserm lieben bruder obgedacht.

aus welcher er geflossen Ist. Da aber Albrecht im MSrz 1526 die übrigen Einladungsschreiben an säne Verwandten etc. zur Hochsett auf Johanuis desselben Jahre.s hat ausgehen lassen, so wird wohl auch der Brief an Luther gleichzeitig geschrieben sein Kr ist abgedruckt in Bock s Leben des Herzogs Aibrccht (Königsberg 174d. Ausgabe Ton 1750, S. 206) nnd excerpiert von J. Voigt, „Mitteilung etc.** in PreoTs. Prov.-Kirchenblatt 1840, S 20 und in Neue Preur.>. I*rov.- Blätter XII (1851), S. 20. Krwälmt in Burkhardt, Luthers Rrief- wech'-d (18GÖ), S. 10!». Eine sicliere Orthographie dieses Briefes läfst »ich nicht herstellen, da schon der erste Druck (dem ich folge) einen modemisierteD Text hat. Von einer Antwort Lnther*8 auf diesen Brief, die gewifs nicht ausgeblieben, ist nichts bekannt.

1) Dieser Brief Albreclit's iin Luther ist verloren geganp^en. Der- selbe kann nicht identisch mit dem gewesen sein, welchen Luther am 24. Auguöt 1631 bei De Wette IV, 290— beantwortet hat. Denn in diesem Briefe bandelt es sieb um einen Ersati ffir Briefs - mann, der Stadtprediger in lUgn gewesen und von dort 1531 nach Königsberg zurückgekehrt wnr; hier aber wünscht Albrecht aufs neue eiin'n i-rfiihrenen Gekehrten für den Koadjutor Wil- helm, Wühl iiia Hausgeistlicheu und Sckretür für den religiös und mmliscb sn leitenden jungen Harkg^rafisn. Albrecbt hatte also awei WUnsche für Riga an Luther vorgetragen. Das ergiebt sieh auob nocli deutlich aus einem handschriftlichen Briefe des Hfrzogs an Peter Well er, der in Wittenberg studierte. An ihn »i-lirieb der Herzog J532, April 6: Peter Weller möge bei Martin Luther an- halten, dus ,fein gesebickter vertrauter Mann gen Riga bestem mochte werden. ... Desgleichen ni<^t in Vergessen stellen, vq. semi Rrnder Markgraf Wilhelm Coadjutor auch einen tüchtigen Mann zu bekommen^*. (Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 26, p. 364. K. StA. Königbberg.)

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TSCHACK£RT^ ZUR K0KB£SP01«D£N2 LUTH£EÜ. 283

ejnen erfarnen gelerten und geschiglften gesellen mit dorn ersten zufertigen, wie wir uns des uns [sicj alles guts zu euch vor- sehen, und Philippum sampt andern, unsern gunstigen und genedigeo willen, und den almechtigen Got vor uns zu bitten, voimel'ien. Das wollen wir sampt unsern [sicj lieben brader umb euch mit sondern gnaden zu beschulden geneigt erfunden werdeu. Datum Corthin ut s. ^

Elan dscli 1 1 ft: Kopie im Kopieenbuch i oliaut Xr. 26 (1 i>2ö bis l')32), p. 337 aul dem Königlichen StaatsarchiT zu K5- nigaberg.

V.

1532. April 6.

Antwort aaf Lvtber's Brief Tom 24. August 1531 (bei De Wette IV, 290). Albrecht» der jQngst ta Q^otg von Branden- bng und Het»^ Friedrich »|Zar Liegniti" verreist war» dankt ftr seine Batsehlftge und seine bisherigen Bemühungen um einen gelebrten Prediger fftr Riga, die er fortsnsetsen bittet Aueh ersnebt er Luther um seinen Bat inbezug auf die Acht, die über ihn verh&ngt sei; versichert ihn des Wohlwollens gegen seinen Schwager (Jobann von Bora), bittet ihn um die Auslegung des Evangeliums Johannis und lobt seine Prediger, von Königsberg „bevorab Poliander, die die Sachen also treiben, dafs bei uns kein Irrtum obwaltet"

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 26 (1526—1532), p. 368. K. St-Arcbiv Königsberg. fixcerpt von J. Voigt in Prenfs. Prov. Kirchenblatt 1840, S. 203 und separat in „Mitteilung aus der Korrespondenz des Herzogs Albrecbt mit Lnther^ Königsberg 1841, S. 3. Daraus bei Kolde, Analecta Lntherana (1883), p. 175.

1) Dieser und alle folgendeu Briefe sind leider an vielen Stellea deich Schuld der herzoglichen Kopisten mit Sohreihfehlem belastet.

2) Die Bitte nm die ErkliniDg de« sechsten Kapitels Johannis ksi Oiten Gnmd in den Vorgiingen auf dem Bastenburgcr Rcligions*

g^räi-Ti vom 30. und 31. Dezember 15;J1, wo sich der Schwenck- feldiauer irabiau Eckel aus Liegnitz auf dieses Kapitel berief, um die lotheri&che Abendmahisichrc zu bekämpfeu. Der lierzog, der dies KoDoqoimn anhefohlea hatte, wohnte den Yerhandlnngen hiei.

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384

ANALERTliN.

VL

1532. April 12.

Aibieciit bittet, den Solm meines llauplmaiincö zu J>::biau, Georg von BenJt rf", Niimens Quirin, der in Wittenber^^ bluaiören soll, gegen VergüLung lu meinem Hause aulzuneiimeu oder sonst einem geeigneten Präceptor zu übergeben.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 26 (1526—1532), p. 371. K. St. -Archiv Königsberg*. Excerpt bei Voigt, im Preufa. Prov. Kirchenblatt 1840, S. 204 und separat in Mit- teilang etc. (1841)» S. 4. Daraus bei Kol de, Analecta, p. 175.

vn.

1 533. Jnni 12.

Albrecht dankt für Lutber's Schreiben (yon 1532, ohne Mo- natsdatum, bei De Wette IV, 348 365) * nnd bedauert dessen Kr&nkliclikeit^ die Gott zum beeten wenden wolle. £8 sei aller-

1) Das Schreiben, an mich gethan", welches Albrecht beant- wortet, ist das von Lntbcr selbst durch den Druck bekannt gemachtej „wider etliche Rottengeister" (Wittenberg 1532, gedruckt bei Ni<^e Schirlenz), worin Luther den Herzog auffordert, die Zwinglische Lehre bk leiDem Lande nicht zu dulden. Der Brief Luther*« hat kein Mo- natsdatum, und Kolde hat in den Analecta p. 187 gearteilt, dafs derselbe ,, erheblich später" als April 1532 anzusetzen sei. Indes da die Züricher Geibtiichkeit bereits am 17. Juni 1532 einen gegen Lailier*8 Schreiben gerichteten „Sendbrief** an den Hersog Albrecht geschickt hat, so wild die Datierung bei De Wette dod^ richtig sein. (Die Zürcher Gegenschrift fuhrt den Titel „Ein send« brietf vnd vor- " red der dienern des wort Got- !l es zu Zürich*' etc. „Gedruckt zu Zürich by Christoffel Froschouer 1532.^^ Der Brief aber ist datiert „nf den 17. tag Braehmonats*'. Ein Exemplar be- findet sich iu der l^iil liuthck des Königl. Haasarchivs in Beriin, Nr. If Herr Archivrat Dr. f^rorsniimu bat mir dasselbe gilt igst

zur Verfügung gestellt.) Dafs der Herzog auf Luthers .Send- schreiben so lange geschwiegen hat, ist mir nicht Huftallig. Kr be- find eieh im Janre 1582 in starker Abhlngi^keit ron dem Sehwenk- feldianer Friedrich von Ileideck, Herrn aar Johannisbarg, der die Seele der ganzen SchwcTikfcldschen Bewogimir in Preufscn wnr Wie dieser ehemalige Ordensritter, der dem Markgrafen Albrf'cbt l^i der Säkularisation die wichtigsten Dienste gelebtet hatte, zum Patron aller Schwenkfeldianer in Preafsen hat werden können, Ittfst sieb-Us jetzt urkundlich nicht feststellen. Erst im Jahre 1535, nach dem Münsterscbon Aufruhr, erliefs der Herzog am 2<>. Oktober ein lulikt zur Atistreibuug der Wiedertäufer aus Preufsen. (Vgl. Jacobson, Geschichte der Quellen etc. II, Anhang Nr. VI.)

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TSCUACK£ET, ZUB KURB£äFOKD£NZ LUTHES'üi. 286

diogs richtig, daCs „zam teil die Sftcramentierer ins Land ge- Mblidieii''; UiBen ktane man b«l dw Weite Landie nioht welirtD; wardini nt loßgcja^t, so rnttCrto maa Arohten, dafs das Land noch wOator worde. Dar Hanog daaka Ctofct^ daA ar aais Work hier ao Toichlioh geben lasae. Beaondera Brieaamann und Poliander tiiahan ihr Amt mii Warnen ond Lehren tapfer. Dan Kenaren sei das Lehren oder Predigen verboten; aber weil dem Henoge nicht liemen wolle, ^in die Lente den Olanben an dringen", so werde „einem jedan sogelaaBen, Ar sich zu glaa« ben und seine Belohnung am jangsten Tage zu erwarten". Luther wolle anch für Prediger nach Eiga sortren und ihm seine Aus- legung vom sechsten Kapitel Johannis zoschickeu. (Vgl. Nr. V Anm.)

Handaohrift: Original in dar WoUTadben Sanunlang der Hambugar StadthibliotheL Cod. I, 65 t Qedmckt bei JColde» Analecta» p, 187 sqq.

vm.

153 4. Juni 2 8.

Albrecht bestätigt den Empfang eines (verloren gegangenen) Empfehlnng-sschreibens Luthor'H für den gelehrten hoffnungsvollen jungen l'etor vtn Molfsdorf genannt Peter Weller, das dieser überbracht; Albrecht erklärt sich bereit, dieaeu auf eigene Kosten zwei Jahre in Welöchland reisen zu lassen, „weil wir selbst nicht gelehrt sind, aber gelehrte Leute doch allwege gerne bei uns gewufit und wissen wollen'*.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 27 (1533—1536)» p. 132. K. St.-Arch. Königsberg. Excerpt bei J. Voigt im Prenfs. Pro v. - Kirchenblatt 1840, S. 205 und separat in „Mitteilung etc.** (1841)» 8. 5. Daraus bei Kol de, Analecta, p. 199.

n.

1537. Januar 30.

Hana Ton Kreutz, den Albrecht an Luther gesandt, um diesen Ton der beabsichtigten heftigen Schrift gegen Albrecht fon Haina abcnbringen, habe ihm Luther'a Antwort überbraoht:

Dafs er dies nicht ?or Oott TOrantworten könne» weil der Bischof von Mainz den Evangelischen nicht nur nach den Gatom, eondam nach Leib ond Leben tiaohto; daft

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286

AKäLEKTKN.

er sieh ab«r gebflhrlich halten wolle, falle der Henog und andere solehem Treiben wehren wollten.

Darauf ersucht ihn Albreeht» die Sache nicht su übereilen, und den Kardinal vorher im geheimen chriatlich ta Termabuen.

HandscLrift: Kopie im Foliant Nr. 28 (1537—1540), p. 13. K. St.-Arcb. Königsberg. Excerpt bei J. Voigt im PreuXs. Pro?.-KirchenblaU 1840, S. 206 and separat in „Mit- teilung etc." (1841), 8. 6. Daraus bei Kol de, Analecta» p. 296.

X.

1587. Marz 31.

Herxog Albrecht flbersenclet Luther drei Kompositionen seines Hofkapellmeistera Hans Kngelmann, nbnlich ein Lied des Bischoft

Paul Speratas ,,Tom Concilio" und zwei Psalmen, den 121., welchen der Herzog selbst, und den 39. i den Kagelmiuin ge- dichtet hatte. Albrecht bittet Luther: „Ihr wollet dies alles euerm hohen von Gott verliehenen Verstände und eurer Geschick- lichkeit nach korrig-iereu, bessern und mehren und uns dergleichen auch bisweilen zuschicken und mitteilen'' K

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 28 (1637—1540), p. 56. K. St-Arcb. in Königsberg. Der Text erschien jQngst im Druck in meinem Aufsätze „Kleine Beiträge zum Leben Lnther's'' in den „Theo!. Stud. und Kritiken** 1889, Heft 2.

XI.

1(38. Mai 34. Kcuenhaus [d. i. Neuhansen, Schlols bei

Königsberg in Pr.j.

Herzog Albreeht an Martin Luther und dessen Schwager Johann

?on Bora.

(Zur Erliuternng sei folgendes eingeschaltet. Johann Ton Bora, der frflher in Prenfsen bedienstet gewesen war, hatte sich

1) Diese Kompositioneu und die dazu gehürigeu Texte Bcheinen verloren zu sein. Von der Dichtung des Bischofs Paulus Spe- ratas „vom Conciliam*' (zu Mantua?) habe ich nirgends dne Spur gefunden, und in den gedruckten Kugohnann'schen Kompo- sitionen „Concentus novi trium vuciim" Augsburg 1540 (Exemplar in vier Stimmbüchem in München, Huf- uud Staatabibliothek. Mos. pract. 45. Qaer-Oktav) finden sieh die beiden genannten Psalmen auch nicht. - - Auf dem Königsbeiger AichiT sind diese Texte und Kompositionen nicht vorlianden.

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TSCliACKKliT, Zm KORKm'OJSDEMZ LUTUE&'S. 287

in einem Briefe aus ».Wittenberg, MontagH nach Quüsimudogeniti", . d. i. den 2^. April, 1538 bei Herze Albrecht wegen seiner mehrj^Uiauen Abwesenheit aus Frenfseii entschuldigt und sich erboten, mit seiner Familie nach Preufsen zurückzukoliren , falls der Uerzüg ihn wiodor. in seine Dienste nehmen wolle. (Das Urjginul: Schioblade LXll K. 8t. -Aich. Künij^sberg. Vgl. das Excerpt aus diesem Briefe bt i Faber, liUÜior's Briefe etc., S. 1-4.) In dt'ms<?ll)on Sinne hat Luther selb.st, „Monta^^ü nach Philippi und Jacobi**, d. i. den (3. Mai, 1538 ;in den Herzog gefiChrieboD. Vgl. De Wetto V, lüGff. Auf die^e beiden Briefe äniwortet jetzt Herzog Albrecht:)

Das Amt, welches Johann von Bora in Merael bekleidet habe, sei vom Herzoge bereits mit einer anderen Person besetzt, und eine vakante Stelle könne er ihm jetzt nicht anbieten. Doch Tersichert er ihn, fftr sein Fortkommen zu sorgen, wenn er sich mit seiner Familie nach Preufsen begeben wolle. Gleichzeitig sendet er ftkr Luther einige Stflcke Bernstein als Geschenk ^

Handschrift: Kupie im Fuliuiit Nr. 28 (ir)37— 1540), p. 193 und l'j?. K. St.-Arch. Königsberg. Exccrpt in Fa- ber, Luther's Briefe, S. 14 und 15 und bei Burkhardt, Lu- thers Briefwechsel (1866), S. 303.

153 8. J u Ii 2 4. Holland [Stadl lu Preufsen].

Herzog Aibrecht erklärt Martin Luther, dafs er in seiner Gegenschrift gegen die fipigrsmmata des ^Vittenberger Magisters Simon Lemnios gegen den Ersbiecbof yon Miiins zn beftig aof* gekreten sei K

V Olf 1)7, 'tig l in demselben Folianten p. IflP srliripb Albrecht jenen für Luther so zartgesiiinten Brief an Melancbthon, worin er auf dessen Bitte die you Peter Weiler hinterlaaseueu Bücher, die der Herzog die in Wittenberff Btudierenden preornseben Studenten ttiKesäa£ft batte, den Sobncu Luther*B als Geacbenk überlaCat Ex- cerpt ans Faber im Corp. Ref. III, 519 ff.

2) Lemuius hatte in Wittenberg g'^wu^t, in seinen Epigrammata mehrere achtbare Personen zu beschimpieu, deu Erzbit^chof von Hains aber sn loben. Lntber ricbtete eine zornige Gegensebxift eegen diesen Skribenten (bei Walcb XIV, 1334). Ein Origiaal- druck dieses Plakats, worin besonders der Erzbischof Aibrecht mit den Terächtlich«<ten Ausdrücken tnikticrt wird, findet sieh z. B. im KgL Rreisarchiv zu Nürnberg, Kcligioiiäacta T. XVH (vorletztes Stick).

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288

AKALEETEN.

Handsohrift: Koniept (od«r Kopie). Müsblade Uli auf dem K. St-Areh. in Königsberg; Excerpt bei Faber, Prenia. . ArobiT I, S lOOf. (De WeUe V, 128); bei J. Teigt im Previ^. ProT.-Kircbenblatl 1840, 8. 207—209; bei Barkbar dt, Lnibefa BrIefWecbeel (1866)» B. 305.

(Lutber antwertote am 16. August d. J., dafo „der Ter> sweifelte Pfaffe" Albreebt Ton Hains niebte beeseree Ter dient babe. De Wette V, 122 sqq.)

XIU.

1538. Oktober 8. Königsberg.

Autwort auf Luther's Brief vom 15. Aagust d. J. (De Wette y, 122). Es 8ei nicht zu lengneu, dafs an allen Orten xer- brochene Töpfe gefunden werden (Anspielung auf das ungeratene Kind aus dem Hause Brandenburg', den Erzbischof von Maini). Docb ermahnt der Herzog Luther aufs neue zur Müde.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 28 (1537 1540), p. 257. K. St.-Arch. Königsberg. Excerpt in Faber, Luther^s Briefe etc., S. 20; bei J. Voigt in Freufs. Pro?.- Kirchenblatt 1540, S. 210 und in Burkhardt, Luther's Briefwechsel (18^)6), S. 312.

XIV.

1538. Nofember 7. Kuuigaherg.

Herzog Albreebt an Martin Lother nnd PbOipp Melantbon anter-

schiedlich.

Der Herzog- bittet, bei dem Kiiiiuiöleü Jobann Friedrich von Sachsen dafür zu sorgen, dafs aucb er in die angeblich bevor- stehende Religionsvorgloichung- der protestierenden Stände mit Kaiser Karl V. auigenominen werde, l ernei enlluiit div-s Schrei- ben noch eioü Anfrai:e dos Herzoge m iieziehung üuf die Ver- waudUchaftsgrade iu Ehüäachen.

Handschrift: Kopie im Foliant Kr. 28 (1537— -1540)1 p. 276->280. J. Voigt bat dies Schreiben als blolä an Melanthon gerichtet excerpiert in seinen Hitteilnngen im PnoCa ProT.-Kirehenblatt 1841, S. 6. 7. Melanthon antwortete dar- auf am 24. November d. J. (im Corp. Eef. III, 611) und Luther legte einen Zettel Tom 25. November bei, abgedruckt in De Wotte-Seidemann, Lnther's Briefe VI (1856), 217.

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T8CUACKERT, ZUK KORBE8P0NDENZ LUTBER'S. 389

XV.

153 9. Februar 16.

AUnreelii beievflri Luther auf die Kunde Toa aeiner Krtnk«' liehkeit eeiue TeUnaluDe.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 28 (1537—1540), p. 31Ü. Excerpt bei J. Voigt im Preufs. Pro?. - Kirchenblatt 1840, S. 211 uud separat in „MitteUnng etc." (1841), S. 10. Daraus bei Kolde a. a. O. 8. 388.

XVL

1 53 9. Juli 2 '4. If oll and ^im llerzoLctum Preufdan].

Neue Bitte an Luthor zur T<indin'keit l'o^'oii den Erzbiao]M>f Ton Mains. Das £Tangelittm mödite sonst Schaden leiden.

Uandscbrift unbekannt, aber wabrscheinlieb imC St.-Arch. zu Königsberg, worans Excerpt bei Faber, Preufs. Archiv I, 100 ff. und bei Burkhardt^ Luther'e Briefwechsel (1866), 8. 327.

im

153 9. August 14. KüDigsberg.

[Antwort auf Luther's Brief ?om 98. Juni 1639, bei De Wette V, 190. Dank fOr neue Zeitungen.]

Euer schreyben, ausgangen am Sant Johannis abend des teufers, haben wir mit empfuigen nnd darauB euer dioatliehe und

geneigte gutwilligkeit gegen unser person mit sonderer gnedigen danckbarkeit nnd frenden yormerclct, nnd wehr nns hochlieb, wenn ir euch sampt andern cristliclien gliedern in guter tresnndt- heit (wie wir dann an göttlicher vorleyhnnr und i^^iadeii nicht zweyfeln, sonder vleissig darumb bithen sollen uud wollen) selig- lieh verhalten tiiet.

Von wegen der neuen Zeitungen sagen wir euch auch hohen danck, und ist uns seher lieb und erfreulich, das Gott der al- moclitig zu erhaltung uud furderung seines heilsamen seligmachcn- den Worts, auch abwendung Yieles unraths solche enderung ge- aehieht [geschtekt?], sweifeln auch an «einer almechtigkeit gar nieht, er werde die seinen hinflirder mit gnaden wol mrhalten, nnd dagegen die widerwertigen dennaseen sn bekheren oder ir kose beging ▼ombeiDen dahin auiiebten wyaen, damit im eristen- tnnb rhu, firied, lieb nnd eynigkajt erfolge nnd enraehie etc.»

MtMhr. f. I.-0. ZI. t. 19

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290

ANAJUBKTEN.

gutlich bittend, ir wollet euch jhe nicht beschweren lassen uns bisweylon mit eynem briefiein l>esuchen und eueren zustand zu- Yormolden, dannhen wes von -/oitungen an euch gelan^'et, sovil zimiich und schj iitnirdig mit zutheilen* Das seint wir •tc Datom KoDigsbergk ut s.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 28 (1537—1540), p. 418. K. Bt.»Arcb. Königsberg.

xvm.

1 539 [nach: Oktober 13].

Albrecht dankt aufs innigste für Lnther*8 Brief vom 13. Ok- tober d. J. (bei De Wette 209 sqq.). Luttier ist ihm „Bischof, Papst und Vater". Grufs an I\IelantboD, über welchen sich Al- brecht jetzt besonders erfreut äufsert, weil durch ihn Qottea Wort ,9 in der Mark weiter ausgebreitet ist".

Handschrift; Schieblade LXII> Hr. 8 im K. 8t,-Aieh. an KOnigsbetg, worans die Mitteilung in „Boitrfige inr Kunde Pren- ÜBens'' TI (1824), 8. 436->4d8.

1540. März 21.

Albrecht empfiehlt die nach Wittenberg ziehenden Söhn» Georgs von Eunheim und Christophs ?on Portugal, seiner Bäte, Lnther's Obhut und Anüsicht.

Handschrift: Kopie in Foliant Nr. 28 (1637—1540), p. 595. Excerpt bei J. Voigt in Preufs. Pro?. Eirchenblatt 1840, S. 211 und separat in „Mitteilung etc.'' (1841), S. 11. Daraus bei Kol de a. a. 0. S. 347.

XX.

1640. Juni 12. Königsberg.

[Empfeblungssohreiben Ahr einen gewissen Johannes Siebter, weU eher ein§ Zeit lang in Königsborg als Lehrer thätig gewesen ist und sich jetzt nach Wittenberg zum Stu^um begiebt]

ünsern gunstitren i'vub und gnedigen willen zu?om. Acht- bar und hochgt'lait*^! besonder geliopter. Wir wollen euch l'tiö- diger moinung nicht bergen, das uns der eisara Johannes Uichter in aller undertlieiiigkeit zu uikeuuen gegeben. iSachdom ehr ein

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Zeitlang alhie in unser schulen zu Koni^'spergk der jugendt go- dienet uud diüstlb uuderwiesen , aber sich nu mehr widernrnb und ferner zum studio, auf das er etwas luohr, domit er nach- mals Ittndffi und leuthen dinstUob su sein verhofft, lernen und ecftren moebt, sa wenden bedacht; wo» diucanf nmb unsere ^edige fbrderniuedurielR, an ench tu thnn, nnderiheniga dinsttiebs Tleia angelanj^t und gebethen. Blewefl wir dann aoleh sein bitten nicht fiir nntsimblich achten können, doneben anch einen iden, welcher zum stodiren lost hat» gern gefliidert sehen, so haben wir ime solch sein bitten fttglichen nicht ahtsuschlahen gewust. Ist derhalben an euch unser gnedigs sinnen nnd begem, ir wollet gemeltem Hansenu Eichter lu solchem seinem studio fordern helfen und euch dormassen gegen ime ertzeigen, damit er Ti.T<"bm;ils' inis und euch danckbar sein mogo. Das seiudt wir in allen gnaden zu crkennfn und abtzunemon urpnttig [= er- bötig]. Dann euch viel gTiotliirs willens zu ertzeigen soindt wir urbuttig, Datum Konisporg ut &.

(In simili forma mutatis mutandis an Philippum.)

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 28 (1637^1540)i p. 694. £. St.-Aroh. Königsberg.

m.

1540. Juni 15. Königsberg.

[Albrecht wünscht Luther gute Gesundheit und bittet um Nach- richten Ober den boforstehenden Bdchstag zu Spei er.] ünsem grus und gantz gnedigen willen /nvoni. Wirdiger achtbar und hochgelarter besonder geliepter. Nachdem uns diese botschaft furgefallen, haben wir aus gnediger Zuneigung, so wir zu eur person in Sonderheit tragen, euch mit unsern Schriften zu besuchen nicht underlnssen können. Weren demnach hertz- lich orfreuet, wann es euch durch Verleihung Gottes an leib- licher gesuntheit und sonst nllenthalbon glückselig zustünde, do- mit ir forderst Got zu lobe und seiner armen cristenheit zu trost sein heilsames wort langwirig bis zum seligen end threiben mugt; mit gnaden begoreude, dieweil uns beikommen, diu» ein reichatag zu Speier ausgeschrieben sej, do ungetzweifelt allerlej furlaufen nnd an encb gelangen wirt» ir wollet nns bisweilen mit einem deinen brieflein , wes aldo nnd sonsten sich ereugen, anch an ench gelangen thnt» so fem es ench an enrar arbeit nnd ench sonsten unbeschwerlich, besnchen nnd mitteilen. Des sein wir nmb enr person sampt die enm mit gnaden sn bescbnlden ge- wogen; angeheften gnedigen einnen» ir wollet nns, nicht

19»

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292

ANAL£iLT£N.

[«BBjschrciboiis halben eigner handt, entschuldigt wifisen. Dann es durch andere gescheft, und dieweil wir eben auf dismal eilentz von bjnen zu reisen verursacht, undcrblieben. Eimit thun wir euch dem almeehtigen ewigen guthigen Got zn lang- wiriger gesandflieii imd allem gutben, aaeh xm in enr inniges gebet treatichen bevelen. Datum Konigspergk at e.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 28 (1537— 1540^ p. 705. K. St-Arch. Königsberg.

[XXP: 1540. Angnat 13, bei Barkhardt, Lntbei^s Briefwechsel (1866), S. 358 > ist kein Schreiben AlbrechVa an Luther und Helanthon, aondem eine „Instruktion** Ar Chri- stoph Jonas [auch Jban geschrieben]. Die Handschrift nnd den Inhalt s. in der folgenden Nr. XXU, Anm.]

XXII.

1540. HoTember 21.

Albrecbt meldet iliTn. dafs das Kapitel, die Kreuzherren und die gauze Landschaft iu Lifland hart darauf dringen, dafs sein Bmdor, Marl^irraf Wilhelm von Brandenburg, Knadjiitor zn Ki?a, diü Weihe nehme, und vr niclit wisöo, wo das hinaus solle etc. Doch hofft Albrecht, dals, wenn er die Mnmmerei annehmen müüäe, dies d< ch (dine Schaden für sein Oewisä@u al)laufe, „so- fern es deshalb geschieht, damit man dem heiligen göttlichen Worte dadurch dient und dasselbe verbreitet"

Handschrift: Kopie im Foliant Kr. 28 (1637—1540), p. 8CG. Excerpt bei J. ?oigt im Prenfs. Prov.>Eirchenblatt 1840, S. 211 nnd separat in „Mitteüimg etc.'< (1841), 8. 11. Darans in Kol de a. a. 0. S. 369.

1) Der Herzog batto bereits am 13. August d. J. dem in Wittenberg lebenden Magister Christoph Jhan d. i. Jonas eine „In- struktion" zakommen jaMOn, des InhaltSi dab dieser Lntlier*« und Blelsnthon*s Rat in Saehoi des Koadjutors Wilhelm von Bisa ein- holen solle, da derselbe von dem Orden und den Ständen in Livland gedrängt werde, Weihe, Habit und Orden anzunehmen. Konzept (oder Kopie) fn K. Sft.-Aroh. KSiHgsberg. Sehieblade LXH. Ez- cerpt in Faber s Briefsammlung S. 33; bei De Wette V, 308 und bei Burkbardt, Luthers Briefwechsel (186(i), S. 358. Uttber ant- wortete am 10. Oktober 1540 bei De Wette V, üOÖ, indem er ab- riet» die pfipstiiehe Bestätigung für Wilhelm nachsnaachen. Ob%er Brief Tom 81. November ist die Antwort Albreekt*s daianf.

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TSCHACKERT, ZCR KOBRE8P019DENZ LCTBCB'S. 29i

XXIIL

1641. Febrtttr 10. Königsberg.

[fimpfeblungsschreiben fDr Balthasar Cannacher, Sohn des o beraten Borggrafen Martin Cannacher in Königeberg.]

Vnsem gnnetigen gms nnd gnedigen wiUen mToni. Sr- wirdiger, achtbar nnd hocbgelerter besonder geliepter. Nachdem der ereuYeet nnser oberster burggraf zn Konigapergk, rath nnd lieber getreuer, Merten Cannacher, seinen eoen Balthasanun, saigern dieses briefs, gegen Wittenbergk zum studio zDschicken bedacht und inen itzundt derhalben abgefertigt; als haben wir aus sonderer crnediger Zuneigung, die wir zu euer person tragen, euch mit dieser schrift zu besuchen, nicht underlassen können, und wünschen tniclj von dem almechtigen alle der seelen und leibes wolfart, denselben biltcndt, ehr wolle euch durch beiue vaterliche gnade zu preis seines heiligeu nahmens und gemeiner Christenheit zu trost lanpwirich fristen, auch erhalten. l>iewcil uns daun bemelter iiuscr burggraf geduchteii bcineu soea ahu euch zuYorschreiben in underthenigkeit gepethea, haben wir ime solcbs in smnerckung seiner getreuen dinet, dorab wir ime und den seinen mit gnaden gewogen, nichts minder das wir wissen, das ir die junge jogent sn sllen gatben tagenden und erbam sitteni aneh kmuten an fordern geneigt» nicht abschlahen mögen. Ist darauf nnser gnedigs sinnen, ir wollet enoh obgedachten jnagen gesellen nmb nnsert willen trenlioben lassen bcTolhen sein, neben andern ein aog anf inen geben und TOrfnrdem helfen, damit ehr zn dem erbarn und wolgelerieo, unserm lieben getreuen magiätro Christoftero Jhanen [d. i. Jonas], ondter sein zucht und dißciplin gebracht und zu Gothes ehre, forcht, guthen togenden und sithen boy ime in seiner wouung und knst (so 63 möglich) oder sonst bey erbaren und frommen leutheu aufei zogen, auch harth zu studirn gehalten werden moege; daneben uns biiüweiU'ii , wo es jhe vor gescheften zulangen will, mit einem deinen britfiein, dardurch wir vormereVen können, das ir Ton uns euer gewogen gemuth nicht vorwaudelt, besuchen; wie wir dann alm dem allen keinen zweifei tragen und uns des also zun euch gnediglich versehen. Das seiut wir mit allen gnaden hin- irider nmb euch und die euren zu beschulden geneigt. Datnm Konigspergk etc.

Handschrift: iCopie im Foliant Kr. 29 (1541—1543), p. 28. K, 8t.-Arch. Königsberg.

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294 ANALKKT£N.

XXIV,

1541. Jnui 18.

Empfehlungsschreiben für „unsern lieben getreuen" Magister JdCub Metius, der sich lucli Wuteuberg begiobt, um dort zwei Jahre Theologie zu studieren.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 29 (1541—1543), p. 93. Excerpt bei J. Voigt im Proufs. Pro v. - Kirchenblatt 1840, 8. 212 und separat in „Mitteüung etc." (1841), S. 12. Darans bei Kolde a. a. 0. S. 376.

XXV,

1641. Juli 30. Königsberg.

[EmpfebloDgäschreiben für Albrecbt von Qattenholen , Sohn des TeratOTbenen hertogUoben Kammeimiaiers Christoph ?on Gatten- bofen (oder „Gattenbofto'O» ^ seiner Abreise anf die üni?er-

sitat Wittenberg.]

ünsem gunstigen gros und gnedigen willen za?om. Er- wirdiger achtbar nnd boehgelerter, besonder geliepter. Wir fnegen encb biemit in gnaden saTememenv das nns der erbar unser nth nnd lieber getreuer Caspar Kostis in nnderthenigkeit m erkennen gegeben, wie ehr seines vorfaren weilnnt des erbam nnseis eammermeisters ratbs nnd gar lieben getreuen dienere Cristoffenn Gattenhoffers seligen sbeen, gegenwertigen zeiger Albrechtcn Gattenhofer, nach Wittenbergk zum studio abgefertigt; uns dorauf umb unsere gnedige fordernng an euch, welche wir ime in anmerckung, das wir wissen, ir die jugendt zn solchem christlichen loblichen vorhaben mit willen gern furdert, deß- gleirfioM geniclts iinsors eammermeisters seligen vilfeltigon uns s-eleston [sicj getreuen dinst halben, nicht abschlagen wollen, sondern vilmber, weil der knab auch unser taufbot ist, zu nllen guten nnd erbaren tagenden gezogen sehen und find cm. Dem- nach sinneu wir ahn euch ganz gnediglichen , ir wuUet euch inen umb nnsernt und bemelter Ursachen willen, bovolhen sein und ein aufmercken auf ineu geben lassen. Donoben gunstig- lichen yorfurdern helfen, wo es bei euch nnd andern im rath befbnden, nnoh erbeblieh sein wolt, damit der knabe, dieweü diraelbige seine mdimenta grammatices also fertig (wie wol die nottorft erftirderi) nit knun, dem erbam nnd volgelerten unserm lieben getreuen msgistro Christofiforo Jhonn [d. i. Jonas] als «einem verwanten freundt in seine sucht und disciplin unter-

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T8CHJLCKERT, ZUR KORRBSFONDEirZ LUTHER'S.

395

gtbeo. Im ihaX aber, da es ime ungelegen» das ehr iigendte einem andern fromen gelerten gotforcfatigen man beYoIhen, der

inen mit besten vleis zn Gots ehre, ^ucbt, sitten nnd ktinsten nach Hcinps alters gelegeubeit und aller erbarkeit lti;ilten und undürnchteii thett. In alle weire alter, das dem knaben kein geldt, ( Ime was seine nottui ft tuf rdort , seiner Verwaltung gelassen und imo sein eisten er wille nicht gestattet. Was nun für unkost allenthalben drauf lauft, werden die eidern ^ des knaben zu beqnemer züit ulme Süumen und mit dankbarkeit hin- aus bestellen und erlegen lassen. Das seindt wir umb euch in gnaden abtzcuie[m]en urpattigk. So wird es obbestimbter unser ntb Gtaper Ton Nostiii eanpi anderer des knaben ehrlidien frenntediaft ebne zweifei gern rerdlenen. Datnm Kenigspergk den 35. Joiy anno 1641teii.

Handschrift: Kojmo im Foliant Nr. 29 (1541 1543), p. 101. K. St-Arch. Königsberg.

XXVI.

1541. September 21. Königsberg.

Empfehlungsschreiben fflr Magister Petrus Hegemon, der eine Zeit lang als Lehrer in der Stadt Kueiphof- Königsberg treue T)icTi'^to golpib'tet habe und sioli jetzt aum Stadium der Tbeologie nach Wittenberg begebe.

Handachrift: Kopie im Foliant Nr. 39 (1541—1548), p. 138. E. St-Areb. EOnigabeig. Hegemon bielb eigenflieb Henog.

XXYIL

1543. Jannarll. Königeberg.

Empfiehlt den in Wittenberg stndiorenden Felix Finck, Sobn seines Unterthanen und lieben getreuen Albrecht f incL

Handaebrifi: Kopie im Foliant Nr« 89 (1541 1648) 1^ 193. K. Si-Arcb. KItaiigabeig. *

(Mutatis mutandis in simili forma an Phil. Melau tbon. Ibid. p. 193.)

1) Fehler des Konzipienten, statt „Vonnünder".

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2d6

ANALIKT£N.

XX vm.

1542. Mai 18. Königsberg.

Albmht sendet seinen Sekretär Hieronjmiu Sditatab mit geheimen Anltrigen en Luther. Dieser mOge ihm Tertnuieo schenken.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 29 (1541 1543), p. 242. K. St-Areh. Königsberg.

XXIX.

1542. Dezember 15. Königsberg.

[Heneg Albzecht sa Lnther nnd Melanthon.]

Der Herzog ersaeht sie mn ihr Qntachtsii inbezug auf die Ton ihm geplante Dotierung der FriUaten nnd P&rrer. Er ftagt m, ob 1600 Golden rheinisch für einen Frfilaten genug seien \

Handschrift: Kopie im Folumt Nr. 29 (1541 1543), p. 342. K. St.-Arch. Königsberg. Kxcerpt in Faber's Samm- lung der Briefe Melanchthon's S. 62 und bei J. Voigt im Breuls. PrDT.-Eirchenblstt 1840, S. 213 nnd separat in „Mit- teOnng etc.*' (1841X S. 13. Daraus bei Kolde a. a. 0. 8. 387. Aneh hn Corp. fief. Y, 44 nnd hei Burkhard t, Luther** BrietWeehsel 1866, 8. 420.

XXX.

1543. Juli 16. Königsberg.

[Antwort auf Luther's Brief vom 7. Mai 1543, bei De Wette Y, 557 sqq. Glückwunsch sur Beise des Mag. Christoph Jonas nach Italien nnd Melanthon's nach KOla]

Dnsem gms suvorn. Erwirdiger achtbar und hochgelerter besonder geliebter. Wir haben ener schreiben, Montag nach Aifiwiiftk"»ff dits 43ten jhem ausgangen, bekhommen und dar- aus, wea ir Tor Tleis, muhe und arbeit in der nnderhsndlung mit dem erbam und wolgelertben nnserm lieben getreuen ma- gistro Cristoffero Jona Torgewendet, sampt femerm iahalt lesende

1) Melanthon's Antwort ;von 1543 Febr. 18 im Corp. Ref. V, 41) lautete ausweichend: er henne die Oneia der BisehfilB nicht

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TSCHACKJiiii, ZLK KUiiliüSrOKDEIiZ LUiiiKit'S. 297

•nigvDommen und ventandeo. Kan tbim wir uns eares dkfhab Torgewandten vleisses gnediglichen bedaaeken. Dieweü aber be- melther magister ChriatoibniB, seiner gelegenheit naoh, ittmals m Italiam rorreiaet, darob ehr in Preoasen aa trieben Terhindert, wollen wira dem lieben Goth bOTbelen, aeine Teterltcbe almech- tigfcat aamfende und btthende, ebr wölle ime aeine gotlicbe gnade gebeo; und Terleiben» daa ehr aeine Torgenommene rei& bftldi mit geanndtheit volenden und sich alsdan aeinem erbiethen naeb aUiere in Preoaaen begeben, eratliehen Qoth xu lobe, er- breitening amnea beiligen worta nnd auifening [sie] aeiner kireben« Toigenta dem Yaterlande nnd gemeiner jagent nntaliehen dienen mOge. GleichaiUa wnnachen wir dem acbtbam und hochgelerthen nnaenn beeondem geliebten ebm Philippe Melanchtoni au aeiner ▼orgenommenen reift nach KMlen Qottea aegen, gluek, heil, nnd das ehr der orfh vtl nntt nnd frommen achaiFe, den barmhertzigen Geth bithende, ehr wolle aein gotliehe warbeit Ton tag an tag bei denen, die oie biahero nidit erkent^ mehren nnd dorob aeinen hefligen geiat nnd apoateln eibreithem, anoh die, so das heilige erangelivm angenommen, bestendiglioben dabei erhalten. Die «ageeohriebenen zeitnngen gereichen uns von euch au gnedigem gefallen, in gnaden bogerendt, ir wollet nna nach eurer beqnemig« keit hinfhrder oftmala achreiben nnd, wea allenthalben furfelt^ iOTil ximlichen, mitsutheilen euch nicht beschweren. Desgleichen wollet uns dilamala nnsers nicht Schreibens mit eigener handt entaehnldigt nnd nna, auch die hochgebome ftuatin, unsere herta» geliebte gemahel, nnd junge tochter in euer gebeth empfolen haben. Daa aeint wir gnediglichen abzunemen gewogen, und wolten eneh dia nf euer achreiben xnr antwnrth nicht Torhalten. Dalum Ktaigaperg ete. nt a.

Handsclir it t: Kopie im Foliant Nr. 2l> (1541 1543), p. 409. K. St-Arcii. Königäberg.

XXXI.

1543. Oktober 6.

Gnädige Antwort auf die beiden Briefe Luther's Tom 14. An> gnat d. J. (bei De Wette V, 581 und 582).

Der Herzog wolle sich, um Lutlier's Willen, den Dr. med. BietUcliueider gnädiglicb empfohlen sein lassen.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 29 (1541 1543), p^ 434. Gedruckt in Faber, Lutherbnefe, 8. 65 und darana in De Wette Y, 582.

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298

ANALEKILN.

xxxn.

1543. November 16. „Datum Polsnaw'' [d. L Po&eaJ.

Albredil empfleblt dtn Stadimns baibar nach Witfeenbaig gebenden Cbrktopb Storta (aneb Stnrta geacbrieben), Kanxler und Batb dea Enbiaebofe Wübelm von Kiga, dea BrodeiB dea Herzoga.

Handschrift: Kopie im FoliauL Nr. 2^ (1541 1543% p. 482. K. St.-Arcb. Königsberg.

XXXIII.

1543. November 30. Königsberg«

(Henog Albreebt „an Htttin Lutber, Doetor Pomezanna, Joaebim Camerarina nnd PbUipp jfelanebton aemptUob und aonderliob^.]

Antwort auf ihr gemeinsames Schreiben» betreffend Andreas Aorifaber, d. d. Wittenberg, den 8. Oktober 1543 (oben mit- geteilt unter Abtl. A, Nr. II). Sie haben ihn abgehalten, jetzt nach Italien zu ziehen. Der Herzog wflnecht aber, dafs der- selbe wenigstens ein Jabr in Welschland die anatomiscbe Praxis studiere, wozu er in Dentscbland keine so gute Gelegenheit habe. Denn er solle ihm und seinem Hofe hier als Mediens dienen.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 29 (1541 1543), p. 458. K. St.-Axcb. Königsberg.

leb fttga dazn die bandsebriffUcbe Nacbriebt, Mi am 23. Jnli 1542 der Magister Andreas Anri&ber Terpfliebtet wurde» aof benogliebe Kesten drei Jabre Medisin zu studieren nnd darauf dem Herzoge zehn Jabre als Leibant an dienen. Die Urknude^ „Beatallnng M. Andreas Anrifober*s d. d. Ktaigaberg» den 23. Jnli 1542^ ist amtliehe Kopie im Folianten „Tecaebret- boogen 1538— 1642 ^ folio 414.

XXXIV.

154 3. Dezember b.

Der Hersog sebreibt Aber den Mangel an geeigneten Kiroben» dienern.

Handschrift unbekannt, aber wahrscheinlich auf dem K. St.*Areb. Königsberg, wober daa kaue Regest bei J. Toigt, „Mitteilnng ete.^ (1841), 8. 15, mid darmia bei Kolde a.a.O. 8. 392.

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TSCHAGKEftT, ZVS K0BBB8P0NDSNK LDTBBB'S. 299

XXXY.

1544. Hai 8. Holland Prdufseii].

Antwort auf einen feLlemien Brief Lutiier's an Albrecht. Albrecht äufsort seine Teilnahme an Lnther's Lei Ion und über- sendet als Heilmittel etliche Kömer weifsen Bernstein.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 30 (1544 1549), p. 139. Oedruckt in f aber a. a. 0. S. 57 und daraus in De Wette V, 647.

XXXVI.

1544. Oktober 24. Königsberg.

[Bittet mn Luther*« Urteil über ein Buch Laski^s.]

Wir geben euch in genaden zu eikennen, d;ts wir dem acht- twm und hochgelerten orn Philippo Melunchtoni ein buch in ?er- tranen mit euch zu überlesen zugeferüget Begem darauf ganti gnediglieben, ir wollet eneli oidit be^eii ^ laaseo, daaiwlb boob neben gedachtem «hm Philippo ubeneben und uns, wes atroflioh darinnen befonden, neben eurem bedengken erOffiien. DisfUa anoh ibe dennaBsen (wie unser gnedige ?ertranen sn enob stehet) gebaren, das es nicht weyt gelange ader in viler mnndtpermng kbomme. Daran that ir uns sn sondenn gfnedigen] geiUlen. In gnaden widderomb zu erkfaennen *.

Handschrift: Kopie im Foliant Kr. 30 (1544—1549), p. 350.

XXXVU.

1544. November 23. Königsberg.

Hersog Albrecbt an Melaatbon und Lnther. Albrecbt ersncht beidsb den Feter Hegemon sn bewegen, daCi «r seinem Tersprechen gemftb nach Preulsen komme'.

Handschrift: Kopie im Foliant Kr. 30 (1544—1549),

1) = yerdriefseii

2) £a handelte sich um ein Bach des Johannes Laski (aLasco)i nnd swmr um sebe „Epitome doetrinae ecelesianim Friiiae oflen- tsli»"

3) Peter Hcp^emon kam aber erst 1545 nach Königebelg und wurde 1546 Brieämann's Nachfolger am Dom hierselbst.

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300

p. 259. Excerpt d;ir;nis In Voigl'ü Mittöiiuügen, im rieiib. Prov.-Kircheublatt S. 21.

XXXVllI.

1545. Mai 2 3. Neu h aus [d. i. Schlols Neohaasen bei

Königsberg].

ABtwoit auf Luther*B Brief vom 3. Hai 1545 (bei De Wette 732). Albrecbt dankt für Lvther's fortdauernde ▼ftteriiclie

Qewogeiibeü und eatecholdtgt eich, dab er BegierangBgeechftfte

balber nicht eigenhändig eohreiben könne.

Handschrift: Kopie im Foliant Nr. 30 (15U 1549), p. 331. K. St.-Arch. iu Königsberg, liegest bei J. Voigt im Preufs. Prov. - Kirchenblatt 1840, S. 215 und separat in »^Mitteilung etc." (1841), S. 15. Daraas bei Kolde a. a. 0. S, 415.

Mit Lnther*8 Briefe vom 2. Mai ond Albrecbts vom 23. Mai 1545 endet die gegenseitige Korrespondent beider Männer, aber im Dezember 1545 bat Albrecht noch einmal persOalicb Lnther in Wittenberg besucht.

XUIX.

1551. Jnli 13. Kdnigaberg.

Herzog Aibrecbt „an D. Martini Lutheri seligen

Haus frau".

[Der Herzog' weigert sieh, ihren Sohn Johannes auf seine Konten nach Italien oder Frank rei'^h lu srliirken; erhietet sich aber, ;hn noch weiter in Königsberg- zu unterhalten, obgleirh er sich hier in „ü&ndel, dero er wol müssig gehen konnte'*, eingelassen habe.]

Wir haben eni echreyben xn Wittenberg nf Qeoigii jonget^ ▼oraehjenen datnm, bekhomen und daranat weft ir wegen em aohnee fernem nnderhalta nnd aonderiicben der fordemng halben nach Italia ader Franckreich bittet» nnd [sie] teratanden. Wor- anf fhgen wir ench wyesen, daft nicht olui, wir können nns wd

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TSCBACKEBTy 2UB XOBBB8POHDEN2 LtTTHER'S. 301

ennnern, weß gnädiger lorderung wir uns ge^en euch und euern sol:ne Liobevorn erboten. Darauf wir mirh inon eine zeit hero ailüe zu Konig-sberp^k giieJigistcn imdorhalteii. Wir l»efinden aber, daß solch unser gnedifji^r wyllo bcy luio dcrm:i.-^yeii nicht, wie wir wol gehofft, anpesvcndot. Dan alU wir berichtet, solle ehr seiner Studien zur gcbur nit abwarten. So wissen wir auch gewisse, daß er pich etzlich ^ hendpl, dero er wol mussig gehen konde, teylh;tftig machet. Derwegen ir zu bedencken, daß uns war!icij»jn othwas beschwerlich, unsere pnedige gewogorihcM't so wenig boy ime bedaclit werdet. Docii unangesehen desselben, seiut wir euch und eurem sone zu pnadeu (bevorab umb euers in 6ot ruhenden lieben hems wyllcn) gewjlligt, do er alhie vor gut nehmen wil, inen mit gnedigem underhalt zu vorsehen. In Italia adcr Frankreich aber ime verlag zu thun, können wir uns nicht einlassen, nnd wolten euch solchs gnedigen, darnach hapt zu richten, of euer schreiben niobt verhalden. Datnm Konigs- hexg ut 8.

Hanasehrlft: Kope Im Foliant Nr. 31, p. 227. E. St* inhiv Ki^nlgiberg.

€. QrAfia Dorothea wou Maufeld M MartiB Lvttior.

1543. Angnst 26. Msnsfeld.

Die Giifln achiokt liUtbem, von desami Krankheit sie gehört hai, ein Niesepulver, auch weiOsen nnd gelben Aquafetta [d. i. Aqaafita] und teilt ihm ihre AnsicUt über die Fontanelle mit» welche am Fuls «ich legen an lassen ihm geraten sei.

1) Am Rande steht, offenbar zur Befichwichtigunf:: ,j:iittrn" Die Iländcl sind alao keine Bchlimmwi, sondern wohl nur Studenten* streiche gewesen.

2) Der Brief Katharina's an Albreeht d. d. Wittenberg uf Georgii 1651, Original von Sohwlber-Hand , Papier mit Siegel K-V. B. befiiidot sieb im K. Staat'^arr^iiv zn Köiiir;^l>org , Sebicbladc LXII. Ebendaselbst ;i\ich der frühere Brief Kathnrina's an Aibrecht, ebenfalhi Original von Schreiber -Uaud, Papier mit Sieg^ K.V.B., d. d. Wittenberg 1549, Hai 29, welehen sie snr Eni» ptthhng ihre8 Sohnes geschrieben hatte, als dorsolbe nach Könige* berg f\uf die Universität aog. Über beide Briefe Katharina's hat be- reit«« Faber da» Nötige mitgeteilt. Abgedruckt im Corp. Hef. YU, 410 Anm.

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302

Handseitrift: Oiiginal im K. St-Arehiv zu Kdnigsbeigt nnngistriext. Bneliien im Draok in meinem AnfiwiBo ^^^iiw BeitEftgo warn Leben Lntber'e" in den Tbeol. 8tad. und Eni Jnhtg, 1889.

Dieser Brief bildet die VoraussetzoDg za dem von Kolde in den Analecta p. 391 mitgeteilten» d. d. 1648, September 14. Daselbst p. 892 aaeh Nachrichten Aber die Orftfin.

D. Paul Speraius an Martin Luther, Pliilipp Me- iMthoa und Jvntiis Jonas«

1684. Angttst 81. Marienwerder.

[Bittet um ihr Urteil über eiu beifolgendes Schwenkfeldsclios Bach (Crautwaldfl?) und Qbersendet tOrldscbe Gegenstände, die er selbst als Geschenke erhalten hat.)

Gratiam et pacem lu Christo. Domini et fratres charissimi. Gravatim vos prauseutibus obruo ; obrno tarnen, et culpam deprecor. Per püssimum autem Deum perque filium eins unicum vos ob- testor, ut tantisper jactuiam bauclioium istudioriim vestrorum feratis , donec Slesiticum istod commentum ^ perlegetis , quod nobifi pro saa saliva quidam Sebastiaans Schnbart', dommi Ha- deckii* apnd nos a condonibns, vendidit, com nihil rit mtnns qnam ipsios artiflcinm; redolet antem Oiantwaldom^ anthorem potins. Nolni etiam tos praeteiire, qnid hic sgator nobiscun, romores de vobis hic spaigantor. Nemo Jndido minns Talet nisi Philippos; nollins s^tns adeo laagaet atque liartini;

1) Slesiticum, Schlcsisch, d. i. Scliwenckfoldiscli. Zwischen lo.'JO und 1535 gab ob iin südlichen Preulscn eine .starke Schwcnkfeldscbe Bewegung, die ihre Nabruiig aus Sühlesieu Belbst erbielt. Scbweuk* feld, aber aneh die beideo Liegnitser Prediger (^ntwald und E^Bel waren die Agitatoren

2) Geistlicher zu Johaunisburg. Gegner der Luther'schen Abend- mahlslehre, zu der er sich aber, wie eiu eigcahäudiger Brief Ton 1642 im R. St.-Arch. Königsberg sagt, später bekannte.

3") Friedrich von Heideck, Herr auf Joliannisburg, vertrauter Freund des Herzogs Albrecht und Patron aller Schwcnkfeldiauer in PreulÄeu. Sowohl tSperatus als auch Apel fürchteten, dafs er den Heraog seihet noch auf seine Seite odien werde. Er starb 1536.

4) Valentin Krautwald, Prediger in Liegnitz. Vgl. Luther*« Brief an ihn bei De Wette lU, 1;^:^ (vom 14. Aprü 1526).

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T8CHACKERT, ZUB KOBR]

MDENZ LUTBBB'S.

303

Jonas simplicitor simplcx errat*. Triumphant in omnihns soli septies spirituosi sacrameiitarii , quibus jam tandcra diceremus Vale; sed ratio principis babeiula est, qui nondum vult c.^so sednctus. Tiraemus autetn. KrL;o laborandum, ut restituatur nobis o]\m, si sit sedncttis lUur ego respondere mpo et, ni fallor, in tridno isti negocid ultimam manum impen^iam , propter fftnatit os illos iie rg"? [?] "^quideui reeponsurus. Yidens autem quam multi peudeut ex principe, nihil magis necesse judico, qnam nt respondeatur. Feto autem, ut quam breTissimo aliquid ad me de hoc ipso comiiiento rescribatis. Mitto vobiß hic nescio quae Torcica, nianubiaa cuiusdam, qui m exercitu contra inimicos craciB militavit et haec mihi dono dedit. Llonc valete et rescri- bit© sicat peto. Quod ubi impetravüru, bone Dous, qnanti mihi hoc eritl £U lusuia Mariana, ultima Augusti Anno XXXIIII.

Paulus Speratns, SpiacopoB PomezaoieiisiB.

8«mB Jeaa Chmti» Tins Bei, Eartiiio Lnthero, PhiUppo Ue- la&ehihoiii «t Jiuto J«ii&e» eharisBimis fratribns bqIs.

T[ a n d s c h r i f t : T\ nnzept , von Sporatus' ll;iiid, aber sehr undeutlich geschrieben; unregisthert im K. St-Axchi7 zu ILönigs- hetg.

B. ErsbU«liof WillialBi von Btga, Markgraf n Braadanlwrgi mn Harlla Iislhar.

1540. Juni 17. Boniieiibnrg.

[Bestätigt den Empfang" eines Schreibens Luther's an ihn, ent- haltend eine Empfehlüiig eines gewissen Georg Nitleiluutli zum Dienste lu der Kanzlei. Der Krzbischof bittet, Luther wolle ihm

1) D&A äiud die Urteile der Schweukleldiauer in Freuiseu über die Wittenbeiger. *

2) Danaen haben also die Lutheraner in Preufsen, deren Haupt 8p^rritn< war, noch im Jahre 15 gefdrchtTt, dafs der Herzog Albrccht selbst dem Schwonkfcldianismus zufallen dürfte. Erst im Jahre 1635, ohue Zweifel unter dein Eiutluf» des Müuäter'acheu Auf- etandee, dringt er im Herzogtum auf Beinheit der Lehre. Coeaek hat m eeiiiem „Paulus Speratns 1861** von diesem VerhiütiUBie dei > Henoga zum Schwenkfeldiauinmu«^ noch nichts gcwnfst.

3) Ob ^ rgn = rugitu ist? Im Sinne von: ich würde nicht eixunal mit eiuem Kuurreu imtworten?

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304

mehr gelehrte Männer und zwar zum Kirchendienst zusenden. Segenswunsch fflr Lafher irad s«in« getrenen Mitarbeiter.]

Von Gots gnaden Wilhelm, der heiligen kirchen zu Biga ertc» bischof, marggraf sa Brandenborg etc.

Uiueni gonaügvn gnis soTor, erwirdigw, hochgelerter, lUffm, aadechtiger und besonder lieber. Wir haben enr sohreiben ?or [tic statt Ton?J einem Geoige Kiderlanth genannth, entpfangen» und wiewol soioJi 8ehr«tb«n grata Irazta und eilents von enrer bant abgangen, wir auch ane des namens mit euch keine sonder- liche kuntschaft gehübt, sn ist es uns doch gant/ angenehem und lieb gewest; warumb wir iiuch den jenen, so ir an uns vor- schrieben, ob wol ane das unser cantzley mit s'esellen geniicrsam versehen, dennoch euch zugefallen in unseren dinst gern genohm- men. Dann wixd euch auch in nu rerm mit gonst zu entpfhaen in alhvogen geneigt, genedigklich begerende, ir woUeth uns öfter und meher schreiben und uns in eur ^ndechtiges gebeth zu Gothe bevolen haben, uns auch, weil ^vir diser orte uud do, wie man sagt, das paternoster ein ende hat, noch dem willen Gottes mit aehwerer last te salflnsorge baladan« mit einem oder meber gelerten mennem, die unser last tragen helfen imd nnaer kirchen mit christlidien leben nnd lere Tor jMistorn möchten besserlich sein, nf ein gepnrliche statliche Tersehung, snlronftigk lu bedencken, ob ir konnth, wolleth Terdacht sein. Das wollen wir wideromb in aller gonst gegen euch zu erkennen nnd ab- snnehmen nicht unterlassen, ench sampt anch euren getreuen mitarbeitern, die wir begeren gonstig zu grussen, domit dem &U mechtigon in vormeruncr verlegener gnaden genedigk entpfehlende. Datum fionnenbnrg^c den XVU Junü Anno etc. XL.

Qoi «npra mann propria subscripsit.

[Adresse:] Dem erwirdigen hoehgelerten nnaerem lieben an- dechtigen nnd bosondein lieben, em Martino Lntter, der heiligen Schrift doctor etc.

Handschrift: Original, l'apiei , Siegel j Schreiberhand; eigenbändige Unterschiift des Erzbischofs „Qui etc." E. Staats- arohir Königsberg, ünregistriert üngedmckt Bisher das einzige Denkmal des BriefrerkehTS Lntber's Vnit Markgraf Wfl- helm. Man wird annehmen mflssen, dafs dieser Brief anf dem Wege ans dem Enbistom Biga nach Wittenberg in Königsberg liegen geblieben nnd dem Adressaten nie m Gesiebt gekommen ist. Markgraf Wilhelm (geb. 1498, gesi 1563), jüngerer Bmder des Herzogs Albrecht Ton Preuisen, war durch dessen Vermittelung Koa^jutor des Erzbischofs Yon Biga geworden und als solcher (vor April 4) 1531 in Biga eingetogen. Ober die

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TSCUACK£ftT| ZtJB KOKKEBPOliDENZ LUTH£E'& 305

tüT KoadjutüT fahrenden Verhandlungen död Herzogs Albrecht mit dem Erzbischofe Thomas Scböningh seit 1529 siehe die Briefe in Monumenta Livoniae antiqna Y (1847), 143 (d. a. 1529, September 7), 144 and 146 (d. a. 1529, September 15). Der erste Brief Wil hei m' s alö Koadjutor in Monnmenta Livoniae autiqua V, 239 sqq. (d. d. 1531, April 4 „üf unsorm hauße Ronnenburg" :in Herzog Albrecht). Im Jahre 1539 wurde Wilhelm Erzbischof. Die über ihn durch Luther und Herzog Albrecht geführte briefliche Verhandlong siehe in Lu- ther's Briefe, bearbeitet von De Wette V, 308 (Luther an Albrecht d. d. 1540, Oktober iO).

Anhang*

tar Fvm§ß Mob der Betohaffbaliell 4m BHafiM

[April 8] in iiliUtlier'fl Briefe'' bearbeitet ▼oa

De Welte V, 275-277.

Wortlaut und Adresse des genannten Briefes mflssen in der M De Wette entgegentretenden Form Zweifel erregen. 1) Sind die bei De Wette gedruckten Stücke die Teile einea einzigen Briefes oder ]iat Lather an demselben Tage twei Briefe aa dieselbe Adresse gerichtet? 3) Ist der Adressat Me- Isntbon oder stmtücbe in Scbmalkaldeo Tersanunelte Wittenberger Tbeologcn?

Zur Beantwortnng dieser fragen berichte ich» dab sich auf dem Königlichen StaatsarchiT sa Königsberg eine bisher nnbe- kunte, von Bngenhagen eingeschickte (und gewift anch an- gefertigte) Übersetinng des fraglichen Schreibens befindet Dieselbe besteht aber ans swei separaten Bogen mit Je einer besonderen Begistratnrnotis, nnd der Inhalt der beiden Bogen entspricht den beiden bei De Wette gedruckten Teilen. Ich nehme also an, dafs die beiden Bogen «ne Über- sefernng von swei Briefen (desselben Datums) sind. femer Bngenhagen anf Jedem der beiden Bogen bemerkt hat; der Bri^ Lnther*8 ist „an nns gethan", so ist der Brie( nsp. die Briefe, wenn anch nnr an Helaathon adressiert, doch

2»iKki. t K.-0. XI, t. 20

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306

A>'AL£KT£N.

sogleioli tüa an Jonas, Baganhagen und Crneiger ga- sehrialMii gedacht

Ich giba im folgendan naeb baidan Handadmften Anfiuig und Sohlnfii dar Briafa und dia Bagiatntnrraxmarka Bngan- hagan'a an.

[Dia aina Handaehrift:]

,,Aaß das berren doctoria Martim briaf gebn Schmalabaldann ga-

acbriaban 1540ten/<

(Anfang:) „Wvt biiAan nnd baltan gawialiob, das wir ar* bort worden etc.**

(Scblnfa:) . ao wir abn dan berren Cbristnm glanben, der den tanfal nberwandan nnd widdanimb gakraaciiget bat**

(Anf der Anfaenaeite:) „Jobann Boganbagan doctor, dia vi ein stock anß eynem brioTe docioris Martini ahn nna m Sdunalckaldann gescbdeben. Ist sebr trostlicbs.**

Handacbrifb Ein Bogen folio. Kopie. E. Staataarcbir EGnigaberg. Scbrank m, F. 43.

Diese Handaehrift entspricht dem bei De Wette Y, 277 in der Anmarknng gedruckten Stücke von „Nos oramns et nos exaadiri certo credimna'* bis „si credimiis in emcifixorem cracifizoria ani diaboli.*'

[Die andere Handschrift:]

(Anfang:) „Gottes gnade. Daa dn acbreibest, der kayaar

wolt gern eyn particnlar baimliche handUmg ftomement wundert mich selb, wie solchs gemeynet sei etc."

(Scblnfs:) „Ja wir hassen die blnthnndc tmd ibre treiber. Dieses habe ich geschrieben, das ir wiesset, das icb enw acbriaften empbangen and hoffe ihr seit auf dem wege.

Miiithinus Luther.'*

(Auf der A u f 8 e n s c i t e :) Johann Bugenhagren doctor, dieß ist ein . k auß einem briefe doctoria Martini an uns zu Schmalckaldenn geschrieben. M. D. XL: sehr troatlichs."

}Tand Schrift: Ein Bogen folio. Kopie. E. Staatsarcbi? Königsberg. Schrank III, F. 43.

Diese Handschrift entspricbt dem bei De Wette V, 276 ge- druckten Stficke: „G. e. P. Quod scribis, mi Philippe, Cae- ßarem polliceri coUoquium privatum etc." bis denique spero vos in itinere accepturos alias Uteras esse".

Die Übersetnng ist frei gebalten nnd wabrscbainlicb dem Herzoge Albrecbt eingeacbickt worden.

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FÄbTüK, KtLiüIONSMAÄDATJ:, riULIPP'S VON BADEN. 307

3.

Die ReligioDsmaadate des Markgrafen Philipp

von Baden 1522—1533.

VOD

Blehanl Fester

in BUulanilie.

Bei der BearbeituDg der Akleu zur Geschichte der ersten bayerischen VomimdBehaft in der Markgrafdchaft Baden -Baden (seit 1686) empfhnd ich es sKrend, dafe Aber die Stellung dee Marhgrafen Philipp zur Befonnation so wenig ZuTerlässigee be- kannt ist Ale die beiden Yomflnder der nnmltaidigen SOhne Harhgraf Bernharde III., Henog WOhelm Ton Bayern nnd Pfals- graf Johann Ton Simmem, am 4. Hfin 1589 ihr entee Beügione- mandal erlieben \ erneuerten sie lediglich die letzten swei unter Philipp aiugekommenen Edikte. Denn dn Nachfolger desselben in Baden nnd den Herrichaften Lahr und Mahlberg, Bernhard HL, hatte kein weiteres Dekret ausgehen lassen ^. Zwar hat der yer- dienstvolle Bearbeiter der badi.schen Reform ationsgeschicbte, Vier- ordt, drei Mandate gebracht, eines (Nr. 5) nach Pforzheimer Akten ^, zwei (Nr. 8 und 9) aus dem Strafsburger Thomas- archiv *. Wenn er jedoch g^laubto, dafs diese wie die übrigen Mandate badisciierseits später vernichtet worden seien, so bat sich diese Vermutung nicht bewahrheitet. Ich fand sie mit Aus- liülime eines bei Vierordt gedruckten (Nr. 8) sämtlich im General- laudeÄarchiy unter der Kul nk Kirchenordnung, wo sie Vierordt wohl nur entgangen sind, weil der Umschlag die Jahreesahl dee letzten Erlaesee 1588 trfigt. Sie sind mit Anenalime der Ton

1) Bayer. BeiehsaTchiT, Baden a. Nr. 26. fol. 39-50.

2) In einem von den bayor. Vonnundscbaftsriiten entworfenen aber nicht aasgefertigten Mandate (Beilage eu einem Schreiben des Hans von SandJaell an Herzog Wilhehn d. d. 1687 Januar 80) be- zieben sich die Vonnttsder namentlich auf die naeh dem Angsbarger Reichstag von 1530 ausgegangenen ^fandntc „welchen mandaten und bevelhen von . . . marggrave Bernharteu, unserer pflegsonen vater, kein andemng bescheen Bayer. ReichsarchiT a. a. O. fol. 20—20.

3) De J Ungero, Karisn Lyc. P^. 1844, 17, 28 n. 18» 84.

4) £bend. 85-88, 76.

20*

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30Ö

ANALUKTEN.

anderer Hand herrührenden Überschriften von derselben Hand in ciu Papierheft in fol. eingetragen» wahrscheinlich zwischen dem 12. Januar und 7. März 1533, da der letzte Erlals (Nr. 10) vom 12. Januar datiert, am 7. Män aber noch ein Yon mir den bayerischen Akten entnommenes Mandat von Landhofmeister und Bäten au8gegangen ist (Nr. 1 1). Die vorliegende Ausgabe, welche bezüglich der Vereinfachung der Orthographie den in der Strafs- burger politischen Korrespondenz aufgestellten Grundsätzen folgt, bringt auch die drei schon gedruckten Mandate, weil das Pro- gramm Yierordt's nicht fibemll zugänglich ist, nnd ftr Kr. 5 und 9 wenigstens eine boasere Yorlage vorhanden war^ Der Inhalt der Mandate wird ihm ToUfltindigen Abdraek recht- fertigen. Dis EnmcliaftqgDbiet das Markgnini die Amter Pfonh«im, Dnrlaoh, Mflblbnig n. a. w. auf dem leehten, Badeiit Raatatt, BtOiiigeii n. s. w. a«f dem linkan 0ftr dar Alb md dia Heirsehaften Labr nnd Mablberg war ja nar ain ba- aofaiinkfeaBi abar ala Statkbaltar im JMebsregimaiit aaü ApA 1524 bat er docb aaeb in dar Balcbagascbicbta aina Solla ga- •pialt

Iba wie seinen Sjanilar« den babanntan Hiaronymna Yabaai hat num biaber viel in aabr ala Fraaada dar raforaiato- liacban Bewegung angeseben. Yahaa wird swar in ainan Ba* richte dar bayeriaoban Qeeandten ?om Speiarar Batchatair 1526 * ala Cksinnangsgdnoasa des ganz Intbariaob geetantan Zwatbradd- acban Abgaaandtan genaiint, wAhrand ibn acbon 1528 8a|i- tamber 13 Bnoar in einem Brialb an Ambroaina Blanrar* aaban Fabar ala den Urheber dar naoan antirafoimatoriaaban Biebtaiig aainae Herraa anfbhit Und doch nabm Yahna noab in Aoga* bnrg, wo ibn dar Kaiaar nftahat Dr. Eck am maiatan baachankla \ dieaalba vannittalnda Stallnng ain, wia nann Jahra invor in Worms, nnd bebialt dieselbe aaeb in den Zeiten dar Yormnn^ aebalt bei. Zn Abstellung dar Milbbiiaoha aaigta aioh dar Markgraf früh geneigt^ Indaningan in dar Labia dagegan aolltan ainam allgamainan Konsil verbabalian blaiban. Sehen froh dol« data ar daher dia Priastaraba» aogar bei aainam Hoi^radigar am Bits des Beicbaregimenta snm Ärganua dea päpstlichen Legaten

1) Wefler von Nr. b noch Nr. 9 kooute im Thomasarchiv Vle-r- ordt's Vorlage gefunden werden , sondern nur zwei verstiimiüelte, schlechte Kopiecu, die Herr Dr. Bemajs in StraTaburg für mich zu kdUationieren die Qüte hatte.

2) Citiert bei Friedanebnrg, Der Beiebstag an Speier (Berib 1887), S. 243.

3) Yierordt, De Un^ro, S. 38.

^^^Yierordt, Geschichte der eTaogellBchen Kirche in Baden

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F£äT£Ry R£UGIONdMAllDAT£ PUILIPP'S VOM BAD£N, 30^

Campeggi ^ Am 14. Oktober 1524 konnte Capito triumphierend m Nie. Prng^Tier schreiben : Procedit Christi negotinm apnd mar- cbionem Badöiisom Aber die ausdrückliche Gutheifsong' der Priestereho vermochte dorn Markgrafen erst der Bauerii:uifstand zu entreüsen. Das Edikt vom 29. April 1525 (Nr. 3), mitten in den Wirren der Bewegung und vor dem Renchener Vertrag vom 25. Mai erlassen, bestätigt die Ari,<ra]je des Cochläus über Intherische Zugeständnisse Philipps ^ nod giebt zum erstenmal Auskunft über die kirchlichen Fordeningen der markgrafiichen Baueru , deren von denjenigen anderer Bauernhanfen wenig ver- schiedene Kxcesse bis dahin allein eine unverdiente ßoachtung gefimden haben. Dafs es Philip]) mit boineu Mandaten ernst Dahm, beweist sein Eil.dü vom 25. Juni 1526 an ßafen von Giltlingen, seinen Vogt zu Pforzheim, der in öemäfsheit des Mandats vom 10. August 1525 (Nr. 4) einem gewisson Jakob SeheiiKinn die Nutzung einer Frühmesse in der Altstadt Piorz- höiiü entzieht, da dieser sie zwar „genossen, doch daruif nit residiert" babo ^. Aucii sagte der Adminlstnitor dos Kloaters Eint-iedoln Diebold von Geroldseck nicht zuviel, wenn er am 2. Oktober 1525 an Zwingli ichiieb „Marchio de Baden. Christum diligenter promovot ot iiulliim ;i ] docondum admittit, nisi eiacte perscmtatns, im idcmciis sit vel non. Permittit etiam pastoribus contiaiierö niatriroonium." Abor die ])orsönlicho tüDg Philipp's fiiidt'rte sirh auch in jenen Jabreii nicht. Nach ßpeier bringt er zwar 1526 den verheirateten Franz Irenicus mit, aber obendort stellt ihm Herzog Wilhelms Vertreter Schwarzenberg am 12, Juli das Zeugnis aus, dafs er die Messe fleifsig besuche und sich „durchaus christlich" halte ^.

Ein Ausdrnck dieser Gesinnung ist auch die prächtige Ca- sula, die der Markgraf 1529 dem Kloster Lichtenthai stiftete

1) Friedensburg a. a. 0. 106, l.

2) Vierordt, Gmehichte der evangellsehen Kircbe in Baden I, 160, 1.

'y Rnnmann, Quellen zur Geschichte des BaaemkriegB in

Oberschwaben (Stuttg. Littor. Verein), B. 129, <84. A) Vierordt, de Uugero, i>. 16.

5^ Zwingiii opera VII, 416 bei Vierordt, Qesehiehte der evia*

gelischen Kirche in Baden I, 242, 1; de Ungero S. 15 unrichtig 1. Oktober: berichtigt von Friedensbiirg a. a. O. S. 106.

Ü) Friedens bürg a. a. 0. S ö6ti, 1. Dem wider»pricht durch- 9MA nicht der Bericht liongius, Sekretärs des venetianischen Gesandten Endieraog Ferdinand, an Venedig Tom SO. Mai 1526 ans Spder, citirrt ebenda 107, 8. Denn die Notwendigkeit einer Kircbenreform hat Philipp nie geleugnet, nur behielt er sie einem Konzil vor.

7) S. Katalog der Bad. Kunst- und Kunstgewerbe - Ausstellung (Karlsruhe 1881), Abtl. 11. Nr. 388. Unter dem goldgestickten Kreoae

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310

ANALEKTEK.

Noch auf dem Speierer Reichstage von 1529 als Vermittler thätig*, trat er in genauem Anschlufs an die reformatioD8feind-> liehen Keichsabscliie-io energischer für die alte Lehre ein, so dafe seit lö26 eine ganze Anzahl Predikanten aus seinem Ge- biet trröfstenteils nnch Strafshnry auswanderten. Dafs er, wie Sebaijiian Frank schreibt , ,,fciii ^'omacU wieder zum Papstthum abgefallen'* sei, ist zwar nicht nchtisr, zeigt aber deutlich die getäuschten Erwartungen der fieformataren. Auch in seinen letzten Jahren hat der Markgral die früheren Zugeständnisse nicht ausdrücklich angehoben ^ Noch 1529 veranlafste er den Druck einer deotaebin Bibel und In den Ootfceadienst fthrte er die Paalmen „de profondie'* in Lather'a und „Miserere mei* in HegewBld's Yerdeatachmig ein K

Wir sehen, des bisher meist ans Briefen der Be£»nnatoren Aber Philipp*s Kirebenpolitik Bekaanie läfst sieb darehwegr mit der nengewonnenea Erkenntnis Tereinigen. Das merkwürdigste an den Brlassen scheint mir, wie auch schon Yierordt bemerkt bat, der von Philipp bereits 1522 (cf. Nr. 2) zugestandene und gerechtfertigte Eingriff in die Kirchenhoheit der geistlichen Obrig- keit. Schon aus diesem Grunde wäre es wünschenswert, dafs diese Publikation auch hinsiebtUch anderer Beicbsstände Nach- folge ^de ^.

ist dor Mark^'raf kitieend dargestellt, übnr iinn auf einem Spruchband die Worte: Jesu üli dei miserere nie. Auf der anderen Seite das badische Wappen mit F.{hilipp) M {airk§raf} Z.(«) B.(a<len) \5\nd)

V] Zu welchen Kollisionen es jetzt jedoch Öfters kam, zi igen u. a. Wieland's beide Briefe an den Pforzheimer Magistrat und dos letaleren Sehretben an Philipp (Vierordt, de Ungero 40, 80if.). die sich auf das letzte Mandat beziehen, also zwischen dtn 7. Mftrx und deu 17. September 1533, wo der Markpraf starb, falltMi.

2) Darüber heifst es in dem Mandatentwurf von 1."j37 (s. o. S. 307 Anm. 2) im bayer. BeiehmrebiT Baden, a. Nr. 36, fol. 25b: „auch sollen unsere stathalter und rethe für euch selbs und iedes orts die arapt- leut und denen ir sölichs bevelhen werden geflisscns nfsehen babou, das in den kircben von teutschcn psaimen nit mer noch andere ge- sungen werden, ditn diejenen tod oft gemeltem marggrave Philipsen seligen zugelassen sind (am Rande steht: Miserere, ps. de profundis. dous misprp;ifur. X f^f'pottl, dieweil kuntlich und offenbare, das vil derselben psalmeu zu unrechtem crgerlichen verstand ;scwider ge- meiner cbristÜchen kircben Ordnung und haltung Tertolnetscnet sind."

3) Von SfraHsburg sind mir vier bekannt, Einzelbiattdrucke der Strafsb. Universitätsbibliothek: 1) 1523 Dezember I (gedruckt bei R5brich I, 455) wider SchmShreden, 2) 1524 September 12 Verbot der Schmähschriften, 3) 152« Januar 5 gegen Schmähre len , \>, 1527 Juli 27 <;egen die Wiedertäufer. Vgl. unten Nr. 6, weitere Mandate vgl. Anm. zu Nr. 3; femer Baum, Hagistrat und Reformation in

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FESTKU, K£L1GI0NSMANDAT£ PHILIPPUS VON BiJDCN. 311

L

1522. August 30. Baden.

D«r pfiurer predigen belangen.

Philips etc. lieber getreuer, nachdem sich jetzo allenthalben nnder der prieateraehaft und in Sonderheit den pftrrem und predigem widerwertig und parthjseb melnung halten, betreifeii etlich Sachen nnaen heiligen glaubens» der heiligen sacramenten, ceremonien und gottsdienst halben, die ettlicher mas in ciist- Uebem volch und gemeinem mann auch an&hen In red und parthilicheit zu wachsen, das wider gott und oristlich lieb und einigkeit ist, auch uns nit gcmeynt den unsern zu gestatten: haben daruf den pfarrern allenthalben thun schriben, wie du sehen wurdest; die wollest den pfarrein deins ampts selbs uber- antworten und inen dabi sagen, das wir sie ^ediglichen ver- warnen, sich doiPii iühalt zu beflissen, uud so habest du bevelcb, dest getreulicher ob inen und andern geistlichen zu halten, als du aucli thun solt, mit anzeig, wo sie solichs nit theten, wer allerhand be^cbwerJ irenthalbeo zu besorgen, darbi wollest bi diner amptspflicht daran sin, empc>ig8 nnd flissigs nfsehcn hon in dinem ampt, wo die geiotlichen oder unser nnterthoneu sich obgodachter jetz schwebender zwitracht in berurten Sachen par- thieu oder teilen und sonderlich samblung, wiuckelpredigen, der- halben effentlidi geeprech hon oder Buwerung fiimemen weiten, das dir solichs an jedem end, wes du f&r dieh selbe Bit erfuen hontest angezeigt werd, dieselbigen beschichen und warnen in fbmemens abiusteen, und wo du die hendel so ernstlich und beschwerlich findest, das die strafbar sui mochten, an uns oder in unserm abwessn in unser canzli gein Baden langen lassest mit erzalung ge&talt ergangner handlung, es betreff geistUoh oder weltlich, frembd oder heimisch, damit wir jeder lit unseis willens und ge&llens bescheid geben mögen, und hieran wollest nit seumig sein, wollen wir uns genzlich zu dir yerlassen. dat. Baden uf sampstag post Bartholome! appli anno etc. 22.

Strafsburg, S. 95; 107, 2; 148, 2 uud 4; 1G2; v^,'!. auch ebeuda S. ]i)3f. die mit Nr. 9>-ll rtelfuh fibeieiiistiinmeude luttraktion de» Bischofs Ton Stiulsbitig für leuie eventoeUen Qoiaadten, Anfing Hai 1526.

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31S

IL

1 522. August 30. Badend

Pfarrern gesohriben wie sie sieb in iren predigen baiten sollen.

Pbilipe ete. nnsem gros, ensmer» lieber, udeebUger. naeb* dem in etüicben veisebinen jaren in geistUcben stondem nnder de^jenen» so dem cbristlieben Tolek das gottes wort so Ter- kunden uid die seelsorg satragon Terordnet geweat, in iren jira» digoD Qf den cantzeln nnd daneben ?Uerlei widerwertigor leren nnd nnderweisnngen fbrgebalten, die ander inen ancb soTer ge- waebsen, daa sie eüaander als verftirisch und kelieriscb offeot- lioben nennen, nnd Jeder sin lere die gewisser nnd ebiistlicber lobt, nnd des andern mit tU sebmehworten yorwurft und ?er« dampt, danis leider entstanden, das im gemeinen cbristUeben Tolek ergemns, trennung und absondemngen oder seeten äuge» fangeOi nod nennen aicb vil diser oder jener anbangs nnd par» theien so wit, das es nit allein zu serstorung christenliober brüderlicher lieb und einigkeit, daran wur alle glieb in got ver- pflicbt sind, sonder «neb bi Tüen aigs gemnets und willens wider oberkeiten anreizung geboren mücbt, wo nit insebens be» scbebe: wiewol na wir als weltlicher fürst uns ungern under- winden weiten der ding, so geistlicber oberkeit zustend: so bo- iinden wir doch in erfarung nacb geetalt gegenwärtiger leuf, das es den geistlichen allein nit zu erheben, sonder merckÜob not- turft errordert, das die weltUcb obeihand gott zu lob, ere und handhabung cbristlichs glaabens und Stands bi den geistlichen dorch flissig nnd emsUicb aomanen nnd Vorwarnung and den weltlichen Ton oberkeit wegen handeln, ta Terhutung gottessom nnd straf, aaob nacbteils und abfals unsers heiligen glaubens nnd an pflanzung und bebaltang cbristenlicher lieb und einigkeil^ dann wir in nachvolgung nnseror Toreltem löblicher gedecbtnos^ die als oristlich fursten irs Torrnngens sollcbs zu handhaben ge» pflegen, sam boobsten begirig nnd geneigt, in unserm fursten« tfanmb nnd gepieten der Toren^ten beschwerden insebens m tbmi. dwi! nu diso ding von predigem fast iren Ursprung und anfimg gehabt, so wil von nöten sin, das ir und ander, die das gottswort dem Tolck ?erkunden sollen, im selben solicb beeobei- denbeit sprechen, damit dasjen, so christlichem yoick yerkundet nnd gesagt wurdet, dermas si g^nrundt in der heiligen geschrift» das niemand fug bab, noch nrsaob scbepfen mdg, darwider m

1) Wobl Identiseb mit dem TonVierordt, Oesohiefate der eran- geliscbea Knpehe in Baden I, 156 sam 6. Beptember aqgeM!tsteQAot> tcbreibea an die P£urrer.

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FESTES, RKLIOiOM8MAM>Ai£ THIUPP'S VON BADKN. 813

reden und trennung oder parthyscb anheng zu machen; das wir luwli diwr leuf gelegenbeit besonder dem gmeinen chrisülcben ▼olek nit noilieber bevoiab aucb gott gofelliger zu geeebebea aohtan, daa das ir und aodar prodigw neh mm höchsten bo- fliflMD» in dem geordneten liten dia text der heiligmi eebrfft ud beeendtr dar hailigan eTangalion nnd die ovangeliBeh lar dem Tolok an sagen mit ehiiatenliehar ardenmg und ndegong danalbigen , und das damabaa, was diapatierlieber pnnctan weren, darin die gierten atrttig, underliessen und scbmebende partyseb nidisebe soxnieden von widorwertigs strits wegen der- selben pnncten (jezo under den gierten allenthalben in irmng und uTifrlichem verstand schwebend) vermitpn bliben. dan wir befinden gwislich , das aolichs inehr zu ergernns und anreizung der menschen, die vor nicht darumb gewiszt, dau zu nsrcntung dienen, liessend dieselbigen uf witer handlnng und beschlus zu siner zeit und da es sich goburt berugen, und eruanten das Tolck in allen eaern predigen, gott demutiglich und herzlich zu bitten, die cbristenlich vereamlung siner cristglaubigen menschen in banptem nnd glideru gnediglich und barmherziglicb zu er- leaebten dnrcb sin gottlieben inspruch, weg nnd mittel, daa aolieh awttraeht hingelegt, nnd alle cristglanbige menschen an «nhelligem, oristenlichem rechten glauben, lieb nnd lere gebracht^ nnd die glori nnd ehr gottes nnd seiner heiligen schrill in aller cristenheit erscheinte. so sind wir Je der tröstlichen hoffkiong sn gott, so man sich beflis, den nnwidersprflcblichen text der heiligen e?angelien und lere der gottlieben schrill mit gebnr- lieher nsiegnng an die band zu nemen, nnderlies unnötig gedieht der menseben schalt und zomreden us parthyscben nid, ennant nnd erinnert das volck zu guten loblichen cristenlichen Ordnungen mehr mit errelunp der christlichen guten Ursachen ir*-! nnfimga und ufsaznng , den mit ungestimen genzliclien geboten und traiiwiinL'fn der pcnon, und thet daneben das vorgemelt demutig anruefeii zu gctt: es word gütt gnodigs gefallen darin hon, gnad Yerlihen zu besberung des volcks, abstelhmg der partbylicben erscbrockenlicben zweinng in cristli(diera volck. dan unsere ansehens so will es mehr durch viifaitigs anruefen gottes erlangt und dahin gebracht werden, dan durch vil Scheltwort mnwn nnd ricbygc ^ bandlang, darbi ist aber nnsor gemnet nnd mei- nnng nit, das man dem Tolck sin gnbiaehen nnd Isstsr, die widar die gebot gottes sind, nit arcffiieii nnd ssgen soll, mit ga> dnltiger, beacheidealichar seoftmfltiger 1er nnd nnderwisnng. so« tU nnd wss nns anch als waltlicham Arsten sn strafen geburt, wollen wir nit nnderlassen, und sonderlich damit geistlich nnd

1) tie » (an)rfieh]ge?

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814

welüicii jeder in siuiuii stand, der vvul und röcht lebt, bi ehr, gut and fridlichem wesen blibeu mog. unser gemut ist auch nit, nnsern undertbonen oder auch, wo ettlich geistlich des willenö weren, zu geatiitten, der herbrachten cristlichen ubung, des amptti der heiligen messen, der gewonlichen cristlichen gots- dienst und der heiligen sacramenteu uawening furzenemen, wie wir des allen unsern amptluten bevelh thnu wollen ^ bis 80 lang vuu christlicher ver^^amiung wie und wo sicbs gebart derhalben andrung beschicht. demnach i^t an uch unser gnedig gütig bitt und begeren, ir wollen dis unser gneditrs vorwarnen und ermanen zu herzen nemen, dem flissiglichen leben und uack- komon, so zwifcin wir nit, ir thun darmit gott gefallen, und diene criätlichem volck, uch selbs und allen geistlichen zu dest besserm friden und rüg auch Verhütung vil nacbteils vorgemelt, so kompt oa uns auch von uch zu sonderm gefallen, wollen de^t gneigler sin, uch gnad uud guuot zu beweisen, dat. Baden uf Sampstag nach Bartholome! appli anno etc. 22.

Iii.

1525. April 29. Badend

Den amptleuteD ist bevolben worden, die priesterBohaft la borger

ofiteaeoien.

Philips etc. lieber getreuer, nachdem wir von den ?ersamb- Inngen gemeiner gebursami, so bi, neben und umb uns allent- halben in vil grossen hufen vor äugen und bieinander, deren ein merckliche anzal, sovil verstendigt, das ir endlich furnemen und meinung ist, der geistlichen halben und irer gueter endrung le thon, uns auch entlich zu embotten, wo solichs durch nns in vnaerer marggrafschalt nit forgenomen werden, sie nit under- laeeen, die sach selbs anzugriien: so wir nun bedenoken, daa soUeh andrang fuglicher nnd lidlicher durch nns dan die frenlK den oder auch die unsern ? on inen one unser wissen beeehehen ffl^e : ao haben wir demnach bedacht» aller geistlieheii htlb gut, Ihiohtbarlioh und in mehrer fride nnd einigkeit twneehen inen und den leien dienlidi sin, wie auch darnf rnrner «fastUeh mm^ nnng und beTeloh» andere beaehwenmgen, naohteil nnd schadea,

1) In ätratsburg war ein Erials über Annahme des Bürgemchts schon am 22« Januar 1525 promulgiert worden; rgl. A. Baum, Ma- gistrat und Beformetion in Straisborg (ebenda 1887), Sw 72.

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F£ST£B^ UELIGIUNSMAHDATE FHILIPP'S VON BADEN. 315

80 joa, inon und gemeiner uuer landsebait ?enier enraoheeii BKMshte, sofiirkommea: das ein jeder gepfmiidter» er ei pfiunrer, caplon oder frumeeaer, in unser marggraftchaft borgerreciit an iedem ende, so lang er da bepfraont ai, an sieh nemen und burger werden nnd also alle bnrgerliehe beechwerden und burdi useerbAlb rei^ms mit eigner perscboa an jedem ort und ende, da er gepCrundt, nacb desselben flecken gepmeh belfen zu tragen und ze thon in allermassen wie ein ander unser weltlicher bur- ger oder imderthoB. als du auch zum furderlichsten alle g(^~ pfrunden pnestcr dins ampts berurtermassen burger zu werden und püicbt zo tbuud anhalten, ufnemen \md von unserntwegen amptshalbea wie andere darli scbuzen, scbirmen und banthaben, du solt auch ineu, wiü wir das hiemit gnediglicii veimuge hei- liger und gottlicher bcbriffc zulassen, bewilligen und gestatten, welchem es gelegen sich mögen in ehelichen stant zu ver- hirateu, zu vermideu doä schanilich uoerlich leben und weseu, ei bisber mit iren megden gefiert nit zu deiner ergernus des necbaten.

nnaer emstlich meinnn« nnd boTeleh ist ancb, so einich oder mehr pfarrer oder pfirnndt in dinem ampt, deren sehend gefel den atiften oder dostem incorporirt wereni soltn solich sehend- gefeil in verbot legen nnd nit volgen lassen. dar?on wir Yor- haben, den pfarrern und Terkflndem des wort gottes ire zimb- liche narung und competens ze ordnen, dardurch andere neben- schinderi und beschwerden, so bisher ns solchen incorporierungen uf den gemeinen mann unpUlicher wis gelegt, abgeschnitten wer- den mögen, des alles verlassen wir uns zu dir. dat. Baden . sampstags naob quasimodogeniti anno etc. 25.

IV.

1525. Angnst 10. Baden.

Competentz der pfarrer belangend, absentz.

Philips etc. naehdem wir des fkizaemene nnd in nbnng aeind, allen pfiunreni in onserm fnrstenthumb eonpetenzen schöpfen nnd verordnen sn lassen, davon sie ir zimblich nskommen und lib- sncht gehaben mögen, dagegen wir hinwider auch gehapt han

woTIen, das unsere angeherigen von den bi nnd neben nuznngen, die pfarrer bis alsher von der stell genossen, anch enthaben und erlichtert werden, nemlich von bicbtgelt, von reiehung des hoehwurdigen sacraments das aitars, von der heiligen ölong, von

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316

ANALEKT£N.

kindtanfen, yon miwttkm ^ der kind, m iaaegiMn der kind- petteriD, begrebde, seeigperedt, hoebsiteii imd andern dergfidim: darm ifoUen ivir niemaBd wlnndra in den vier opfern, dan 80 tU ein Jeder ein gewiaaea wiaetr oder daa jemand wider aem goten willoi getmngen irarde, einieh begengmuBen halten la laaaen, welche aber daaaelh na gutem willen anatellen nnd ga- hapt ban wollen, denen wellen wirs nit wehren, dammb mögen aie den pfarrem anch geporlichen willen machen: wir wollen aneb, das hinfar zu keiner zeit im jare jemand, eo in ehelichen stand grifb, yerhindert oder ime abgestrickt werde, ine nach Ord- nung der kirchen inznfioren, wie dari hisher der gebruch irewpst, das zu ettlichen ziteo von iinsern armen Juten, so in gefurt wollen sin, g'elt oder schwarz Leu neu ircn* uimen worden, doch dpu mesznem, so sunst kein beli nuüg iietten an iren herbrachten belonungon ine znstendig nnabbruchlich. solichs wollest unsem angehorigen dins ampta anzcngen. dao unser gemnt ist, das dio pfarrer sich an iron geordneten competenzen, die wir in zimb- licber masz werden thon versebaffen, settigen lassen, du seit anch allen p&rrem nnd caplonen dins ampts sagen nnd inen Ton nnaemtwegen verpieten, daa ir keiner kein abeens mehr weder Ton iren pforren und caplonien geben, nnd daa aie hin- wider anch, ob einer mehr dan ein pfrnnde in nnaerm fhraten* thnmb bette, davon emich abaens nemen bi Tenneidnng nnaer achweren nngnaden, wo wir dee gewar aolten werden, nasgeachei» den die incorpoxierten pfrunden in atift nnd cloatetn.

So langt mis an, das über nnaem necbei nagangnen berelch * die priester anzuhalten, die argwenigen perachonen Ton inen zn thnn oder dieselbigen zn ehelichen, das demselben von ettlichen unsem amptinten nit nnchkomein. ?nnder das ettlich prister ire wgwenige ino^^d dem Ln>memen mann zu erirernus noch also nn- geehehcht bi uien Laben und ettlicli ire inegd tags us den husern thnen und diü bi nächtlicher wile darin haben, uf solichs ist abermals unser ernstlicher bevelch, das du nf die ding ein empsigs nfsehen han lassest, ilannt unserm usgangen bevelch gelebt, dann selten wir dich in dem farleasig befinden, wurd uns von dir zn mercklichem misfallen sin. wolten wir dannocbi dir gnädiger meinung nnangezeugt nit laaaen. dal. Baden nf aant Lomrenrientag anno etc» 25*

1> Vgl. Schmcller, Bayer. VVb , 2. AnH., II, l(H3f. die Wester „das Cbriäatnheind, weiches dem Tautiiug bey der Cere- tnonie aogethan wird*'. För das Zeitwort kenne ich keine wei* tereii Belege.

2) Oben nr. IIL

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FESTEK, U£UQi014hMAMDAT£ J:*iilJLU'p'S VOK BA1>£K. 317

V.

1527. M&rt 36. Bftden.

Als des hör h würdigen aacraments halben in alle ampt geschriben worden, emem jeden begerenden iu sterbenden nOten dasselb nnder beiden gestalten mitzeteilen.

Philips von gottes guaden marggruve zu Baden. Lieber gotrewer. una hat vilfaltiglich angelangt, das vil unser uuderthonen begird * haben des hochwurdigst aacrament des waren liba und blats Christi under beider gestalten zu em- pfahen, der Ursachen, das solichs der gebtait zn reich on und zu nemen von unserm seligmacher Christo ufgesatzt, und daneben ettlich, 80 es inen der massen oder* ufsatzung Christi gemea nit gereicht, beschwerd haben, des uuder einer ge^talt zu em- pfahen, und ettUch in sterbenden nöten, ehe dan sie es uuder «Der gestalt und iadAis, dan es von Christo geordnet, mesaen, «lie irollen sie des * gensUcb estnften. Naehdeoi wir mui sl« dir laadsfortt vnser imderthoiieD seelenlieU migeni Terbindem» sonder sovil an uns se ftirdren^ geneigt, nnd wir al»er an be- zieht gnmdlicher sduiften bednden, das Christas» nnser gett nnd erloser, zn dt einsatznng dises hoehwnrdigen sacraments kein gehet sn einer oder beider gestalt, auch kein benantlichen zeit^ wan des zn empfahen, gesetzt, sonder boTolhen ^ so oft nnd wan dises gehandelt, das es in seiner gedeehtnus bescbeben soll, und die reichung und empfahnng nnder einer gestalt usserhaib dem messhaltün usser ® ettliclien bewedicben Ursachen nochmals von Tersamlung-en der Christen angesehen und von ' ettwan vil jaron ns einem gobruch uf uns erwachsen; demnach ist unser meinnng, du wollest alle piarrer deines ampts für dich beschirken , inen anzeigen, das wir ns allerhand Ursachen der meinuntr seient, bierinnen kein nuweruiig oder anderung- iu nnsem gebieten noch zur zeit furzunemen zu gestatten, sondern das denjenon, so zu disen österlichen zeiten öffentlich in der kirchen di&oü hoch- wnrdig sserament empfahen woUen, das inen soliehs, wie bisher

Vierordt: begert. 2) Ib.: der. 3, es. 4"^ fürderuDg. 5} fehU.

6) um.

7) etwan vor.

31Ö

ANALEKTÜIN.

etwas langer leit gewcnüidien, geobt» aftder einer gestalt gereicht und geben werd bis nf gemeine ^ andrang gemeiner oder der tateehen nation ' oder anderer anetellnng» dmmb anch die pfiunrer nneer nnderthonen ermanen sollen, gott so bitten nmb nx^ libnng gnad und erkantnie, das bierinnen * nnd in andern strei- tigen pnncten einigkeit nnd sein* gGttlieh wolgeiallen gepflanst werde, ob aber jemand unser underthonen, wer der were, der in krankheit and geverlicheit des tods reichang dises sacraments nnder beider gestalten begeret, und des undcr einer gestalt zu empfaben beschwcrnng seiner gewissen hette nnd nit empfahen wolle, mögren wir leiden, i'^t iitt^ nurh nit zuwider, dds die' pfarrer, uinl wim pin pfarrcr solhs nit thon wolt oder ze thon heschwpi iiiiL^ lictte, ein anderer bekantor priester solichs dem gciiielieu begoreuden kranken under beider gestalten des brots nnd wins den heiligen lib und blüt Christi geben und reichen, und L-io des auch also preben und empfahen mögen, daneben solt du deu pfarrcrn sagen, das sie un^jcre uuderthonen christ- lich ermanen auch darzn wisen das sie sich zu empfahung des bochwnrdigen saeraments mit gebnrlicber Yorgender bekaat- nis irer sonden jedenit, wie sie dam auch die heilig geschrift ermanet, nnd einem Jeden reohten Christen msteet, nnd damit an ehristlichem erbem wesen» wandel nnd bandel schicken, des wöUen wir also nns m deinem Tlies Torsehen. datnm Baden zinstag post^ ocoli anno 27.

VI.

1527. Dezember 15. Iflühlbnrg^

Widertauter belangende.

Philips von golte:^ g-nadon marggraf zu Baden, lieber ge- treuer, uns ist furkoniiMi. wie bich bei ettlichen nnsem nachpur- schaften ein neue sect ui'vvorfen und erhaben soll, die sich wider- tanfen lassen und andere derglichen thun underweisen sollen, nnd daneben auch lue eiilich artickel lainemeu, die unserm hei-

1) feML

2) Nation oder des reicba Samblaag.

3) gott hierinnes fM.

4l ein. 5) eiü. fML

7) auch wiscn fehU.

8) nach dem Sontag.

9) Ein kürzeres Straisburger Mandat gegen die Wiedertäufer vom 27. Juli 1527 liegt mir gedroekt vor. {Aw der StfaTtbniger Uni- Tenitfitsbibliothek.)

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FESIEU^ K£L1GI0NSMAMDAT£ PiULIPP'S VOM BADEN. 319

Ilgen glaalwn mwider vnd inm theil der oberkeit QDd gemeinem nnz m naohtofl reichen, und bei naobflichen imd andern nng- wonlidien Seiten und pletwn sieb meammen rotten, ir irrig bee ftumemen mid wie sa besorgen allerband nebenprsticben nssn- richten, deshslb uns gepnren nnd die nottorft erfordren, in das bi Seiten in nsem (sie) gebieten insehens sn tbon, mid die nnsem, damit sie vor solicbem Torhutet, gnediglieh sn?or Ter- murnet seient: beyelhen dir demnach mit sonderm ernst, das dn unverzüglich in der statte auch den dorfen dins ampts ein oflfen gebot uf nachvolgende mas7 osgreen lassest nnd verkündest, nem- lich das sich niemands wiilertaufens imderziehe mit taufung oder taufen lassen, auch keins andern punkten dem widerteufen an- hoiiL'iL' oder den diejcn, oder den widertanf halten, in Iren ftir- geiiomon artickel usgeben, undern*'ine auch nichts davon weder heimlich oder offenlich lere oder predige, das auch niemand die^ selben enthalte, hause, herber^e oder nnderschleufe, alles bei straf leibs, lebens und guts, da nach gebtalt ninea jeden uber- tretera dis gebots, damit das bese irrig freveulicü lüniemeu des viderteufeus mit seinen anhangen getilgt und abgestelt, straf fbfgenonunen aoUen werden«

unser verrer meinung und beTeich ist auch, das diejcnen, so sijBb widertenfens nndememen, sieh selbe oder ire Idnder wider- teufen lassen y oder sonst obgemelter mas daTon bandlnng oder olfontlieh 1er oder predigen, Ton dir, davon dn din kondsebaft beben nnd anstellen solt, fonglich angenomen sollen werden, da dn nns oder nnsem landhofmeister und rethen desselben aonemen fhrderlich anzeigen solt, dir bescheid zu geben wissen, wie du gegen ein jeden mit straf volnfaren solt und hierin wellest nit seumig noch farlessig erpcfieineTi wollen wir uns m dinem guten vlis entlieh versehen, dat Mulberg uf sontag nach sant Lncien- tag anno etc. 27.

VII.

1528. Oktober 2 0. Baden. Der prieeterBcbaflen ergerlieben bisits betrelfen.

Philips etc. lieber getrener, wiewol wir im 25. jare der mindern sale an alle unsere amptlute emslliehe betelchbriefe haben nsgeen lassen', das ein jeder der priestenehaft eins ampts sn Termeidnng dee sehantliehsn, nnsriieben lebens nnd Wesens, sie bisher mit iren megden nit sn deiner ergemns dea

1) oder tmdenieme. Die ganie Stelle olSanbar vcfderbt

2) Vgl. Nr. 4.

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▼olcks gefiert, dieselben ar^onigen persehoneii ron inen m thon, 80 langt nns doch an« das etUioh priester dins ampts ob- gedidifc unser gepot nnd betelch in venchtang steilen nnd noek mit eonenbinen nnd argwouigea wüwpersebimen hnshalten, das VIS Ten denselben nit n oMnem nüsiUlen ist. befelhen dir biemf mit sonderm ernst, das dn obgedaehten nnsera berelcb bei den prieetem dins ampto fluderlieh wider faenmwmt nnd dieh erkundigst, welcher mit einer eonenbinen oder aigwonigen perschonen hnsbalte, dem wellest bei pen nnd straf 10 Ib. dn, die dn dem Terpreehenden nnablesdieben abnemen eolt, gepietes, dieselb ?on stand an von ime mtbnn; mid ob einige priester in Stetten oder dorfbm dins ampts argwenige persehonen in eonden beboBnng sitm, die doeh bei tage oder nachtlieher wile iien sagang in der priester hnser betten, denselblgen prieetem bei obgedacbter pen boTSlhen, sich desselbigen tn mnessen nnd ent- halten» nnd den ugwenigen persehonen glicherwiee sagen, wo sie sich gemelter ding nit mtaigen, das da inen daa anser ststl^ ▼lecken oder dorfer verpieten werdest , ala dn aseh tbon soll dan nns nit gemeint sin, den priestem hiate solch nneerlieh beisits an goetatlen. datam Baden sinstsg nach aaat Lnxtag anno etc. 28.

vni.

1531. Jnni 13. Badend

Philips etc. lieber getreoer. nns huagt an, wie eltliehe plbrrer nnsres flirstentbnmbs in nftohstTerechineii oster und pilagst abent den tonf in iren Pfarrkirchen nit nach herkcmimea imd gebrach gemeiner kirehen ge weihet oder geeegnet, ondh etliche keinen erisam in den kiiehen haben oder anm tonf der kinder keinen geprnchen; ettliche w<(llen die kinder nit änderst oder in anderer sit dann nf die Sonnentag tenibn ; ettliche sollen in vor* gaagener Tasten ire ptkrkinder nit Jeden insonderheit , wie her- kameni betcht gehöret, nnd sie mit dem hoohwirdigen sacrament nngebeichtet Tersehen, und ire predigen nnd leren dahin ge» richtet haben, dass wenig personen mm sacrament gaagea; et- liche sollen in iren ktrcben kein saenment haben oder halten, ettliche sollen das beimlidi ia den eimein ns dem saciameaV> hOalin an den kranken trsgen; ettliche pfiurxtr nad caplen soUea an den Sonnentagen nnd iSBiertag«n in gnter nit kein mem ge-

1) Nach Vierordt, de Ungero, S. 35. 75. Die Leaarteu der ▼OB Dr. Bemaya koUatiofuerten feniimmeHen des Tbomia-

archivB sind nicht erwähnenswert.

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FBSTERy SBUaiONSICAllDATB PHILIPP'S VON BADBN. 891

halten, und den fandationen irer pfründen nb^>r nnd wider die presentatzeD, die sie von uns und andern ompfangen und ange- Dummen habeo, eigenes fiirnemeiis ml gelebea uod nacbkommen. ©ttliche sollen in ▼erjrangener kar Wochen, ostern, uffartsta^ und püngateu die herprochten ceremonien in der Icirche nit g'ehalton, anch sich in iren predigen in streitige, irrige, dispiitirliche ma- terien zu Torirrang oder verfUrang des gemeinen onTerstendigen laien, bIIm wider nnser vorige naschreiben und beveloh, inge- kasen baben. Ini demsaob misre «niBtiich meimuig imd bmlch, du wöUoet dicb bei den pfiureni, priesteni and caplenen, oneli bei den geriebten nnd bei den mdsenern deines ampts» in Jeder pfbr ineonderbeit, wie es jeder pftrber mit obgemelten stncben und jedem insonderbeit gehalten und noch halte, erkunden nnd dee nnterschidlich nnd eigentlich in echriften veiseiehnet, in nnser canzlei gein Baden scliicken. versehen wir uns zu dir nnd schioken dir hiemit zn ennnenmg unserer vorigen usschreiben und wessen hierinnen \inser meinung ist in beiliegender schrift verzeichnet, nach deren inbalt du dich zu deinem ampt hRlteu und daroS sein solt, dass dem geiel)t iin(J nachkomen werde* datum Baden uf zinstag post corporis Cristi anno 31«

IX.

1531. Jnni 18. Badend

Ceremonien in der kirchen etc. Phüips.

Lieber getrewer. wiewol wir vergangner jaren sa mebr- malen dir nnd andern nnsem amptlnten scbriben lassen nnser meinnng und bevelob, was sieb die pfarrer nnd predicanten in nnsenn fnrstenthnmb nnd gebieten in verknndnng göttlich werte, ampt der messen, reiebung der heiligen sacrainenta, biebtheren, den herprachten' gemeinlichen gehalten frien und offnem erger- lichem fleischflpisen znn fasttagen und ' den loblichen chriRtlichen ceremonien, so in den Virchen zu erinnerung des lehens, lidens, Sterbens, uferst e'fit ins und wercken Christi unser*^ splicmachers bisher geübt, gehalten * nnd darinnen vor entschidung eins ge-

1) V = Lesarten bei Vierordt a. a. 0. S. 36ff.; H Bayer. Beicbsarchiv Baden A, T. XXVI, fol. 41—44.

2) V: berprocbten gewoonbelten, gebotenen Ferren von oflb- aem etc.

8) V : in den etc. 4) V: halteu.

Zeucht, f. E -O XU t. 31

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322

meiuen christlichon concilii ond unsere ferrem bevelchs kein andrung oder newening furuemeu sollen, alles nach inhult der- selben unserer gemeinen usschriben jederzit unsem umplentea zugeschickt: lanirt uns doch vilfaltig an, wie denselben unsem bevelhen an ettlicbcn orten varlessig nacbicommen und darinnen allerhand nenwemngeu in und nsscrhalb der * kircheu furge- nommon und zum tbeil vcn dir und andern unsem amptluten znge.^olion und geduldet werden s«!! , des uns nit zu wenigem misfatlen ist. und demna*'h imser ernstlich meinunir und be- volch, das sich die jtfarrer und predicanteu in iren j>redigen, wie wir inen hiev«»r auch anzeuiren ]u-?en, haitun: nämlich das heilig evangelium und gottlich woit nii nach eins joden eignen willen, nutz, nid, hoffart odor zu verluning d*^^ unverstenditren leien, sonder nach uslegung d^r lieilig-en schrilt und leren von der <:enieiuca heiligen christlicLeu kircüen approbiit und ang'i- n< iDuicn predigen und leren uud was disputierlicli naclien sind, und .sonderlich daa volck von borung der messen abwisen ^, item was zu bewegung des gemeineu maus wider die oberkeit oder die Christon in irrung zu fureu, trennung und secten zwuschen iu zu machen und L'et^M'neiuander zu verhetzen, dienen mag, dasselb zu predigen und m leron * sich enthalten und dar- innen dea ^ gemeinen ciiristiichen concilii entsciieidö erwarten sollen.

verrer ist unser lueiuune-. das von den pfarrern und predi- canteu an den bontagen uuder oder * nach iren prediL^'u -A- wegüu dio gewonlich lieriirachto gehaltne fiertag in christlichen kirchen, so durch die wocheu goiallen, anch d^m gemeiueu vokk verkündet und augezeigt werden, das auch die ] f-nrer uf die- selben fiertag durch sich pelbs oder andre das heilig gottswi^rt dem v(dck morgen verkünden und ire pfarrmeasen halten oder vergehen lassen.

es sollen auch alle uud jede pfarrer unserer gepietcn oder an orten, da die pfarrer nit sell).s predigen, die predicanteu des gmein volck zu bequemer zeit mit fleis christlich und embsig" lieh ormanen zu der Idclit und bekantnus irer sunden mit er- innerung, was heilsamen "* nutz, trost, rats und befriduug der menächeu gewissen dardurch erlangen, anch sollen die ptarrer

1) V: d. ii

2) V: Ui.

3) V: abzuweysscQ. 4^ V: lernen.

5) Unsere Vorlage und M haben: das.

G) V: feiat. 7) V: beilsam.

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FEÜTEß, KELIGIU^SMANÜATE PHiLlPF S VON BADEN. 323

kfinem^ der nit «nvor Mchtet* und erkaiiiiiiu* dner tonden mem priester getfaon» das hochwnrdier -saciament mitliefl«D, wie wir dftim dises in anno etc. 27 neehat Yenohinen nf rinstag nach oonli in nnserm gemeinen tunehriben auch gemeldel haben

biebi ist auch unsor ernatlioh meining und bevelch, das in ^ stiften, elostern und pfarren unserer gepietend' die etlichen '

loblichen ceremonien und gebrouch, so zn erinnerung des lebens, lidens, Sterbens, uforstehnrcr r.ni wercken Christi iinsf^r*' erlp^^org, damit dises in ge'iochtnns erbuiteu und dem unvorsteudig'on ieien und jungen kinden in ^'obildet, dertrlichen auch was und wie bi und mit reichung und wihung des taufä und mit gebrauch des crisams und sonst bis alher in t^emeiner kirchen geübt worden, auch also binfnr mit gewonlichein gsaiig der* gebeten in ubnng bliben uud bis zu künftigem concilio erhalten werden, und das dauebtiQ dem gmeinen voick mit christlicher nnderwisnng an- zeugt werde, was neserlich in solchen ceremoniis gehandelt oder * bedntet, damit sie nit ixen glanben und Tertianen nf nsserliche bedentliche nbnng, sonder nf Christum nnsem seligmacher allein setMn nnd demselben sn lob nnd dancksagnng durch diso VB- wendige aasengnng gereist nnd ennant werden.

daneben ist auch nnser ernstlich meinong nnd gebot das in selten der Yieisig teglicben fasten, auch nf die fritag**, ■ampstag und gewonliche herbnu^hte fastabent in nnsem gepieten weder in den wurzheusem oder andern gemeinen oder offnen zechen , geselschaften , gastungen oder simst ofr<>ntlich oder zn ergernus usserhalb der not oder libsblodickeiten kein fleisch ge* Sinset werde bis zu andrang obgemelts gerne iiion concilii.

biemit ist unser bovelrh das da die K*'i^'^'ichen, es siend Ordens iöut oder wöiLiicho pne.ster dins amptö erngtlichen ver- wanuv-t das sie sich unehrlichs lebens und sonderlich bi nn- ehrlichen unzüchtigen wibern zu wonen oder die bei in zu baben, auch unerberer, unpriesterlicher , lichtvertiger kleidung, wesens»

1) V: kl iiiou.

4) Vgl. Nr. 5.

5) V: die.

6) V: gepietten.

7) V: cristUehe.

8) V: oder.

9) V: und. 10) V: gepott.

12) V: fermaiieit.

21*

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384

wandelB und haltung * genslich eotluilten, Bondir mii frbm W68«ii mid mmM, wi« kern Btaat naoh iii«n vor andern lutn^ dem genMinen man gnt exempel Torlrageii; du wir dee endin Yen inen In unaern gepiefeen keinswegs geetaftten oder gednldea werden.

dise obgeeehribne ' unsere bevelcli nnd memnng* solta den geieilichen und auch unsern undertbonen und aDgehorigen dioe ampts furderlich verkünden, damit ir jeder 80?il und was ioe belangt, eich darnach tu richten wiesen, daraf du anoh, die dem also gelebt nnd nachkommen werde, dein goflissena nMiea nnd aebtung haben solt. dn seit aneh von jedem pfurer dina ampta achrifUich antwort emplkben, ob er disem nnserm eebiiben geleben und nachkommen wolle ^ oder nit, und die^eib zu nneer cansli schicken ^, uns damaeh in richten wiasen* dat. in unwr alai Baden efco. linatag nach eorporia Chriati, anno etc. 31.

X.

1538. Januar 12. Mflblberg.

Ceremonien in der kircheUi eaorament empfaheup predigen.

Philipe etc. Uber getreuer als wir Yergaagner leü in aUe nnaera ampt und gepiet usechriben lassen, wie und waa nnaar aieinnng nnd bevelch si, das ee mit verknndung gottUcba weite den ptoim nnd predicanten auch mit haltong der meaimiv

reichung uud empfahung der heiligen Baoramenten, bichten und bekantnus der sfinden, der vierzigteglichen und andern in christ- licher gemeyner kircben hergeprachten fastagen, sampt den fii* tagen und sampstagen mit Unterlassung des fleischessens, usser* halb der not oder libsblodigkeit, derglicben mit haltung der sontag und andern gepotten festen oder fiertagen und den her- prachten ceremoniis in gemeiner kircben zu erinnerung des lebens, lidens, Sterbens und uffarens zu den himeln Christi unsers erlösers und seligumcbers gehalten werden soll, alles nach us- wisung und inhalt desselben unsers gemeinen uszschribens am dato uff zinstag post corporiK Christi anno etc. 31 ^, langt uns doch glaublich au, das demselben unserm beTeich und gebott an ettUchen orten unsers furstenthumba und gepieten« weder von

1) V: Handlungen.

2) V: bieg» .schriebene.

3) V: Meyuuixgeii.

4) V: will.

5) V: off das« wir ona etc.

6) Vgl. Mr. 9.

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¥E&1E&t K£L1GI0KSMAM>AT£ PUILIPF S VO^ BAD£N. 325

predicanien , pfarrern, pneBtenehftften oder vndertbonen gelept, auch von etüichen uaam aoiptlaten mit keinem ernst darob gehalten; dams erwaohsen, das gemeinlich bi fÜen gottafoxdit^ gottsehre, liebe, andacht, gepet und gnr nachhend alle ehrisi- liehe nhongen nnd gottselig leben in abgang nnd bi ettlioheii in gansen ab&l kommen nnd erloecben, nnd gesunderte Tenrorfiie leeten nnd trennnogen sn TenditoDg gotUieher gepott, gemeiner cbriellidier ordnnng» inpflanmg licbtvertigs gottloaen weeene, lebenn nnd TÜer nngeboiBiiiii aleh ingnriaeen nnd nberhend ge- nommen, allee nrle wir de« an ieglieber Mteong befinden, in mdorben» wo nil besserang Tolgen, der seien» libSt eren, hab lad gnatar. wiawnl wir nnn um glauben, der aliein in dee nensciian benen ist, niemand (wie anah nit mngUch) tringen oder zwingen, so wfl nna aber daneben als christlichem lands- faratan kdnawogs gelegen sin, gemeine diriatliehe ordnnogen, die in gnmeinar nbnng der kirehen loblich berbracht, in erbal* tang nnd pflaasong (sonderlioh bi dem gemeinen man) ehnatUeha glanbeaa nnd guttseligs labens, also in eigenwillige aermttong and abfid kommen an laaaen« wie wir aacb nas oberkeit nnd saTordaiat in ere gott nnseim wMsfyx nnd tu gut nnaem nnder- tbanan bülich thnn aollen nnd sn tbnn geneigt aind nnd dem« naeb nnaer mainnng nnd emstUcher beTeleb, dn welleal noehmala ebgamalt nnaer nssefariben mit aampt ancb disem nnserm bot eleh allen nnd jeden fhm, predieanten, pneataEaehaftan nnd nnaaxn andartbonen dina ampta offentHch widemmb Jetannd nnd alle jar sn den jaigericbten Terleeen, Terknndan» nnd damf mit emat an anaer atatt bevelben nnd gepieten, daa ir Jeder aoTQ nnd was jeden belaagti demselben geleb nnd naebkomme. dn seit ancb mit flaia darob nnd daran ein, daa dem alao von geiaUioben nnd anaam nndarthonan gelept nnd naobkommen ward, nnd welebar ^ dawider bandeln, denaelben alwegan nach gelegeabait dar penon nnd gaatalt der aaoben gapnre, dammb atrafen. nnd aonderlieh di^aaeo, ao lireTenlich oder ? eraebtlieh oder ene redlieb nraaeb oder iB eigemna andern nnd oSbntlieb dawider bandlan, aolt dn nit nngeaftnft bin gen laaaen; nnd ob dn sweübl bettest, welebeimaasen dn dieh In fuzlbllender nbertretang halten, aolt da jedenit selieha mit anaeig aller galeganbeit nnd nmbatenden ancb gaatalter aaoben an unsere landboflaeister und rat gein Baden langen laasen, daiaelben beeebeida dambar an gewartan. dn aolt ancb anaam nndartbonen dina ampta varpiatan, daa keiner nl die aoanentag nnd gemaina llertag nnd der aiti damnder in der kimben gepradigat nnd die plkrmeai gehalten wnrd, nC dem marckt oder vor der kirehen nf den kirähefen aiaan oder atandsn oder in wnnhaaaem an seehen sient, sonder welcher je nit pradig oder die plbrmeea bAcen nnd bi andern ebriatglanbigeii in

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ANALEKTliN.

dflr Uxehon lu solieb«! nt«ii sin woUo, das sieh demlb der nt in smet wommg enthalten ond nit andern sn ergernie oder besem eiempel an offen marekten, plazen oder wunheoaem oder lechatoben sei, allee und jedes bi pen eins sohUling pfonntngs unser landawemng, den du jedem aberfarenden, so oft er solicha übertreten wnrt» abnemen solt» oder in darumb denselben fiertag bis za angender nacht im tharn oder keficht strafen, nnd von solcliem Schilling pfetining" solt du die dri pfenuing" an jedem ort den bittoln, Hchuzen oder dorfs knecliten (di*» hieraf ir ge- flissen ufselien haben sollen) und die übrigen nun pfenning under die hutiarmen lout jedes orts usteilen las^ien. doch die uslen- disclie und frembde persouen, und diejenen so über laud der zit wandeln muessen, wollen wir hierinnen nit begriffen hüben, du solt auch zu unser canzli schriftlich zu widöeü thon, ob und zu was ziten du dises unser usschriben verkündet habest, uns dar- nach zn richten wiesen, nnd ob da obgemelis nnsers nsschribens in anno eto. 81 tioetage nach eorporu ehrieti nsgangen kein achrift oder die Terlegt bettest^ das wollest an nnser eansli ver- knnden. wird dir ein ander eopi geben werden, des wollen wir nns alles an dinem flis verlassen, dat Hnlnbeig nf domsiag naefa dem nnwen jarstag anno etc. 83.

XL

1533. Hftrz 7. Baden.

Beilage B (Kopte) mu dem Ausschreiben der Vormünder der Marlegra^en IhUibert und Chrisiof, d. d, 1539, MärM 4. KgU Bayer, Bßii^isarchiv Baden Ä, T* f(d. 45 50.

Als sich in gemeinem uüächriben von lueiuem guedigen fursten nnd herren hie vor zn mehrmalen in crisüiche religion belangend elwaa mÜirrerstands bei ettlicdien pikrreni nnd priesteni antragen, ist denselben naebYolgende Intemng YOn sanier fontlioben goa» den landhofkneisteni nnd retben m Baden beut dato gegeben.

nanüleb snm ersten die pfbmnessen belangend soll ein Jeder pfimrar, wann er daran von reiohnng' wegen der heiligen oaom- menteo, bichtberen oder andern zufallenden p&rrlichen gescbeften oder leibspledigkeit oder derglichen billichen ehehaften halben nit verhindert sein, pfiurmefs nf alle und jede Sonnentag hooht* zitliche nnd andere gepotne fest selbsaigner person lesen oder singen nach jedes orts Gelegenheit, sover aber ein pfarrer ob- grrnolter gaohen halb ehafte Verhinderung hat, alsdann goll sein helfor caplon oder fhimesser oder an lrror gepfrundter in der pÜarrkircheD soUiciie p&rrmessen derselben zeit vergehen ; doch

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FEÖTEB, KLLIÜlüKSMAKDATE PHlUri' S VON UADÜ^N. 327

dM in allwog Ton 4en pfiumm bfeiiiuieii kein goverlicheit ge- anebt od«r gepinehi werde.

snofit sollen die andern priester, es eient eanonlci, Tioari, frameeaer, caplon ödere andere beplrnndten, ire mesaen Int und inhalt der fhndAtioa iret pfrnnden, deren gefoll sie nieaaen nnd tniiehen, singen oder leaen, und deren one recbtmeaaige, gepur- liche Terhindeniog oder gtrerlieh wia keine nf die tag und Wochen, wie die Stiftungen newisen, nnderlassen: darof auch jedes orts die stift und rural dechan und p&rrer aampt den messnern ir geflissens ufsohens haben nnd unsors gnedig-on henf»n amptloiit ;'uch darob halten sollen, damit solichem gelept and uachkommou werde.

und nachdem uns anlangt, wie über alle hocligemelts unsers gnedigen herren usschriben und sonderlich inerhalb drien jaren dem nechsWn Vorscheinen us^^nigeu ettliche priester etwas son- deror uuwbr inunire oder mafs eigens willens in amptem der heiligen messen l'uruemeu oder geprucben, ettliche underlassen kleinen nnd grossen canonen genzlich, ettUch zum theil, ettliohe nnderlaaaen darinnen erliehe gedechtnaa der heiligen gottea nnd daa ir furbitt nna bei gott furdere, wie dann darinnen gemeldet wordet, ettliche haben kein gedechtnaa nnd fbrbit für die abge- atorbne cbriatglanbigen, ettliohe yerandem oder nnderlaaaen etwaa wort in canone, namlieh die wort aaerifloium nnd oblatio, ettllebe nnderlasaen furpitt fbr die oberkeiton geistlich nnd weltlichs ataada nnd gepruchen sich doch eins aaaerlichen Scheins mit weisen und geperden, ala ob sie alles hievor gemeldet naoh her^ prarhter Ordnung gemeiner cristlichen kirchen boren und band- leten, das nicbt^ andors dan ein eigenwillige, gesundert, unge- grundt furnemcn zn trennnng cristlicher ainigkeit in gemeinor kirchen und iinstu'm g, fursten und herren also zu ^'•edulden "der 2U geritalteu keins wegs gem«jiiit. und sollen desbalben alle und jede priesterscbnften in ößiner f. gnaden furbtenthnmb und ge- pieten sieb binluio sollichs messigen und genzlich enthalten, sunder ein jeder priester die messen mit, gowonlicbeu berprachten ceremoniis» gepetou, singen, lesen mitsampt den beiden oanonibna allermaaaen, wie das in gemeiner criatlleben kirehen von altem nnd biaher bia nf dise iwiapaltang in nbnng gewesen, btnftiro ancb alao Tolnbringen nnd halten, nnd darinnen kein nnwemng oder annder wia tonemen iHa auf gemeine andemng eins ge- meinen ebriatliehen conoüii oder Teatseher nation Teraamlnng, wie aoeb one iwlTel der abgeatorben Aindatom nnd atjftem der Pfründen, so die priestenchafteiL Jetzund beaiiaen, nntm nnd niefsen, will nnd meinung gewesen. weUioher priester aber sol- lichs nit thnn nnd obgemeitem also nachkomen will, der mag daa bei nnaera g. herren eantdi an Baden, dooh mit realngnation

32Ö

und ofk^bimg mn pfrnndeii, Mmvgtn^ dMH aoU de« wttB nach beadichoiier rwigiiatioii fliner pfinmdea witar bosohud luicli ge- vtalt der sacbea gesagt worden.

luebei iafc die meina&g gar nit, das man die miläpreiich , so bei tnniftmg der beiligeii und gepet für die abgestorbDen oder Bimst in baltung der messen nit umb der ere gottes oder liebe dee nechsten, sonder zu zeiten mit aberglauben und zu aignem nutz von vüen bisher geübt, die auch von alten beyligen cridt- licben lerern verworfen sind, be^stettigeu , suiider will man. das soUicbe din^^'^ als cnntHch und woU angesehen und in der ge- schrift und lobiiciiün gepruch gemeiner kircben gegrundt, auch cristiicber und rechterraafs zn erbaltuni? gottes ehre, lob, ddück- bdguug, gehel, audücht und guUlurcLt hi^i dem gemeinen mann in cristiicber ubung unabgenglich bis zu gemeiner andrung pleibeii und gehalten werdeE aollen. und damit der gemein mann dteee ein reebten erieOicben ? entaod bab nnd an gottea ebre* ibrebt» aadaebt und empeigem gepet , die leider gemeinlieb erloeeben iat» geieitst werde, aollen die pfimrer in im predigen an be- qaemlicben aeiten daa dem Tolek» wie nnd waa in der melk nnd ancb amut mit andern eriatUcben ceremonien gebändelt und be* tntet werde, zu rechtem verstand uslegen und verkünden, nnd in Bonderheit, wie die wort opfer in der meaaen ventanden wer- den, nämlichen wie Christus unser seligmacher im osterlamb in dem alten testament iMideutlicher wis geopfert und nachmals dorselb Cliri*>tus in sinem liden und sterben am stammpn des heiligen rreuz sich soWm gott dem vater ein ewig, warlich Kbendig Opfer für unsere sunde ufgeoptert, iilso werde dasselbi*: vung warhaft ewig Opfer in der mess wider bedechtlicher und bacra- mentlicher wis zu einer dancksagung geopfert, geübt uod ge- Laiidült und dadurch kein nuwopfer gemacbet, auch Christus mt , von nuwem geopfert oder gemartert oder gemetzget, wie etUicbe Terfnrisebe prediger und piiurrer, damit sie die leat von messen nnd gepet abwiaen mocbten, one allen giond acbantlicb nnd er- dicbtiidi furgeben beben, dea ancb der alten bdligen lerer nnd gemeiner kireben bia nf beutigen tag meinnng nie geweaen iat

reicbnng dea aaerament dee beüigen tanft aoU von den pfarrem nach nswisung und inhalt der alten agenda, wie man die in den pfarrkireben bat, mit reicbnng dea erisama beeebeion, aneb der tauf an ordenlicben zeiten wie berkomen emawert und geaegnet werden, und darinnen kein andemng fargenomen wer- den, wie des die Torige usschriben auch anzeigen, allein das des heilige efangelium so darzu gelesen auch ver^precbens des glanbens imd das absagea der gefattem in Teutschex sprach beschehe.

es sollen die pfarrer wie in Tohgem osschnben auch guug-

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hiLÜlElij likAjlillOaSiAAiiDAL E i'illLli>i''b VON BAiJüN. 329

sam lutriiddicli g^moldst» das Tolck sa der bieht und bekantnus irer Sonden mit trawen ILdfs ermanea und «n Jaden in snnder- heit wie von altem in gemeiner Idrclien gepreucblieh herkomen bicbtheren, auch ]^einem daa boehwnrdig aacrament dos altaca laichen oder geben» er habe dann infor einem ]»neater sein ge* annderte bicht and bekantnus aeiner sonden gethon.

das mit reichung des hochwnrdigen sacraments zu 08terlicLea Zeiten in der kircben kein nuwernng furgenommen werde, das auch das volck des mit andacht m empfahen vleissig von den pfarrern soll dazu ermanet werden , das auch solUch «Rcrament mit gepurendeu eren, mit vorgeudem licht und schelleo umb oder nber die gasaen getragen werden soll, ist im vor igen nnserB g. berren assciiribeu luter giiug angezeugt, dabei man Q6 pleibeu lasst.

die ceremonien, so in der karwochen, ostertag nnd andern featen Ciieti biaber an erinnemng des lidma, lebmis, aferbena, nüNntehnng nnd nflkrt Cbristi gemeinlioben geabt worden, sollen binfnro ancb also bis uf gemeine anderong von pfiurer uid eapplonen jedes orta inbalt jangatem nsschribens, doch mit Tor- kuidung gotlicba worta daneben nnd aoieignng wee die oeremonte bedaten, gehalten werden.

mit aegnnng nnd nssprengong des wihwasseia soll es von pfiuiern oder eapplonen wie Ton altem herkomen an Sonnentagen gehalten werden mit erinnerung nnd anseng, was solliebs betate nnd warnmb dos in gemeiner kircben angesehen sie.

aber mit segnung des wachs, eschen, palmen , kntt, Üoiscb nnd aier am ostert^ig' und deiKleicben laff^t man es pleiben dis- mals, wie das an jedem ort jetzuod in ubung und gepruch ist bis uf witeru bescbei i ^

mit infurung und benedihung der hoch^eiten luf^t man es plciben, wie von altem jedes urtö herkomen, doch djks die pfarrer em kurze l'eubche ermanung und uuiiei wi^uiig thuent alwey nach gelegenheit der zeit und personen, damit die eeleut wie und was der eelentatand sie nnderriehtnng haben.

snnst mit singen, lessn nnd beten der sieben gezeiten soll es lant der Stiftungen jedes orts nnd sonderlieh mit haltong der Tssper nnd sal?e, an denen orten, da dea salve geatift ist, an den Üsirkagen in den ptokircben wie ?on altem herkomen ge* halten werden, ad. Baden nf fritag post InTocafit anno ete. 93.

1) Vierordt, Geschichte der eyangelischen Kirche in Baden 1 , 330 gfebt an dieeer Stelle den Inhalt des Maadals nicht liehtig wieder.

aso

▲MALBKTBN.

4.

M i 8 e 1 1

Bohreiben Itlndeiaan's an KnrfUrsi August zuSaohseay rUoiiis betreffend (1567).

In der Wolflf von Schönburgischen Sache * schrieb Kurfüist August zu Saclisen untorm 19. Mai 1567 fOrg.-Konz. im K. S. Hauptstaatsarchive: HI, 24, fol. 43, Nr. 1, Bll. 343/4) an seinen Rat, Dr. Laurentius Liudeman. Die von leblerem darauf zu des Kurfürsten eigenen Händen aus Erfurt unterm 21. Mai genannten Jahres eigenhändig erteilte Antwort welche drei Tage spater in Dresden umiief, iRt für den Flacianerhafs Acgust's zu t liaiakteribtißch und orgänzi dio i'retfer'üche Monographie über Flacius Illyricus (cf. II, 305) so wesentlich, dafs ich dieselbe hier mitteile. Sie lAotet alao:

wejB .... nicht zaTorhalten, da& ich vor B tagen

jbm ampt Domburg erftren, daü^ Illjricos zn Weimar nnd Jhena gewesen und domit ich diese dii^ gnmtlich erforschet^ habe ich mich Jungst ybm durch reysen von den professom allerley seyner persohn und des znstandes halben yhn relligionsachen erkundet* Dieweyl sich dan auch gleych aoff den pfingstsonnabent ' snga- tragen, dals wir nhae bey Weymar gewesen nnd gegen dem pfingstii^' hieneyn gemcket, habe ich mich mit herzog Johann Wilhelm * alleyn derentwegen nach der lenge unterredet, s. f. g. die zusage, so sie mir in specie lUirici perschons halben, den- solbigen yhn deren landen nicht zu dulden und auch snnst der relligion wogen gethan , zu gemut gofuret, auch erynnert, was für bpaltung daraus erfolgen mocht. Und nachdem s. f. g. sich gegen mir etzlich mhal erkleret, dafs 8. f. g. diese vorgangene woche zu Coburg gewesen und davon gautz keyne Wissenschaft bette, auch nicht gesinuet und gemeynet where, Illiricum yhn deren landen zu dalden, habe ich nnterdenigüch gerathen nnd angehalten, das s. f. g. eyn schreiben mit eygener handt ahn e. chnrf. g. thnn solten, daiynnen sich s. f. g. derer wissen« Bchaft halben entschnldigten mit knrtser erklemng, was 8. f. g.

1} Mau vgL Tb. Distel, Der Fiacianismus u. s. w. (1879). 9) In den anges. Akt Bll. 345^347.

3) 17. Mai.

4) Der Stüter der Linie Weimar (geb. 11. Mira 1580, geet. 2. März 1573).

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MISCELLE.

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gemiit whore Illirici persclion bolangent u. s. w., sjutomhal diese iiiiig anhö zwejffel aiutuej'L aLn o. cburf g. gelanget und anhe dafs zu nachdenken ursach gebeu kouteu. Sulchä Labeu sich a. f. g. zQthun orboithen und mir sng«sagt Und domit es ge- schehe, habe ich bey D. Tangel und dem eantder^ aUerlej QDterbanet» Torhoffe, ee sey erfolget, doch bin ich es nicht ge* iris Ich habe aber solcbs derentwegen geratben nnd getribeo, domit e. churt g. aber die mundtiiche znsage eyne gewisse schrillt hatten, daranff sich mher zn Torlassen nnd die yhm gegenfhal desto besser zu gebrauchen etc. Als wir nhnn fol- gents den pfingstmontag ^ anhero gegen Erfurt kommen, werde ich yhm höchsten vortrauen bericht, dals Illiricus Tor wenig tagen alhie gewesen und villeycht noch seyn solt, daraulT unter- redo ich diese Sachen mit den andenv e. churf. g. rethen, Ger- marn ^ uiul Bornstoyn ^, und «fhliosseu dahin, dafs wir bey dnm rath such n wollen, llllrirum gefenglichen eynzuziehen. Ata wir auüh diiiäfd ding ahn den rath durch yhren gehejmpten sindicnin Johan Thymen bringen lassen, orbeuthe sich eyn rath dar/u gantz willig mit vormoldung, dafs er aufs yhren bildiothereu bucher gestulien, sie yhm auch sunsteu als eyueui lürbatori pnblicae pacis feyudt wheren. Daraufif hat mhan die vorgaugenu nacht heymliche nachforschung gehabt nnd haossnchung gethan, es ist aber eya rath für gewis berichtet, daCs Illiricus fhr 8 tagen etwan 2 stunden lang alhie gewesen und aoff eynem pfert, so yhm eyn both yhn des Anrilabri * etwan hoflt>rediger8 sa Wey« mar bebaosung anbracht» desselbigen tages widdemmb abgeritten nnd es soll des morgents omb 7 Uhr der Superintendent sn Gotha ^ mit yhm biereyn yhn die sthat gangen und kommen seyn. Nachdem er dan dismhals nicht antreffen, er sich aber itzc umli das landt zu Duringen Tiel drehet, haben wir mit dem rath vorlassen, daf« sie yhm fleyiiug nachtrachten, gefenglioh eyn>

1) Der Hat Dr. Lucas l'angel und der Statthalter Kberhard von der Thann; man vgl. Dietel cit. S. 84. Über L. Tangers Schmäh- rcdeu gegeu Kurfürat August zu Saclisen haudelt ein Faacikel des R. S. HauptsfmttsiirihivA vom Jahre lötiS: III, 76, fol. 23, Nr. 34; 1571 war er bestrickt

2) Die bezügliche Korrespondeui swiscben August und Johann Wilhelm b( n.Hlet sich b. d. augeg. Akten (vgl. BU. dS9— 831. 885. 886. :{44b -.m. 350. äöö. 367/Ö).

3) 19 Mai.

4) Hans Ton G. 5} Hans von B.

Johann A.; man vgl. über ihn: Allgem. deutsche Biographie

1, 691.

7) M. Job.- Hessenehmidt; man Tgl. Galleti, Geach

Gotha II (1779), S. 117.

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▲NALEKTEN.

ziehen und o. charf. g. aiedau davon berichten sollen. Also vipl bat sich mit des UUrici perschon zugetragen und wie ich gleych ftugehabt» solefas ckvrf. g. luiudirejbeD, tanunet mir o. churf. g. brieff »nboro so. Ob ab«r nbmi dtr bertiog omb Blurici an* koiiffb wiBSflnsobafk adder daTon ^on bejmlicbaii Tontandt ga- babty daa kau ieb grontlich nicbt aehlieaaan» snndern sweyffel bey mir aalbot. Ob aaeb daa aebrajban Ton a. t g. aba a. abart g. gaaebeban, sokba warden nbomer a. ohnrf. g. wiwaii, wban es nicht erfolget, so wbara mayn antardanigat badancken, a. churf. g. betten forderlich eyn schreyben ahn a. f. g. gethan nnd kurtzlich erzelet, dafs e. churf. g. yorkommen, als solte sich Tllirirug villeycht hcymlich yhn s. f. g. landon enthalten« davon 8. f. g. anbe zweyffel keyne wissers *hnfft betten nnd bothen e. churf. g., 8. f. i-T wolten yhm nachtrucliten und zu haffteii brin- gen lassen. Ihm ■,]om\t wurde s. f. g. erklernng und erbietheu rausy«'l M ket, so konte es snnst auch znr fnrcht, item ad ira- pediendu consilia Illiriciana, item ad (ugHudum Illiricum wo 11 di'»nen, doch stelle ich es zu e. churf. gnediirst und hocb- Yorstendiiir bedonckou. So viel dan ferner über Illirici perschon die relligionsvorgleycbnng anlanget, derenthalben habe ich mit dam bertzog Üeyssige antarradnng gehabt und die mittel, davon a. cbnrt g, icb nnterdenigst tn 6oltba«b beriebtet ^ mit lleya getrieben, aaeb die ding mit dem bertaog aalbet auff guete weg gebracht. Iii bat aber Bberbart Ton der Tban * balde widder etwas dreyn gaworifini, daniber icb mieb mit yhm alleyn ybn harte und emate rede eyagelasaen and er soll anff got will niebt viel schaffen. Die andern reihe aeynt alle widder ybnen. Dia nniversitet zu Jhena helt sich ganz woll. Der herr wancket nnd hat ein anffsehen nnd furcht auff e. churf. g. Ich habe auch nhnmpr t'ot lob das fuTidr?mf>nt ybn diesen Sachen erfaren, will e. cburl. g. davon Kf'iii^'ich bericht thun ^, auch norh ph« ich abrf»yse, ailerloy vorbuchen, unterbauen und es alin kevnt'm fleys maugeln lassen und vormittels goUicher gnaden und hulff etwas

ausrichten

Dresden. Theodor Distel,

1) Dies ist mündlieb geseliefaen.

2) Vgl. S. 331 Anm. 1.

3; Nämlieb nach der Heimkebr naob Dresden.

DiMk voft Ffi«dr. 4s4r. PMm la Gvtk«.

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Kaiser Naiinio IL ab Ghristnvcrfol^er«

Von

Dr. pbil. Franz Mm»

ni DSaeeldoif .

Einige um die GeBcbiehte der römiaelien Kaiieneit Ter^ diente Foncher rttcken den Lnperator Mudmin II. Ihjm

(reg. 1. Mai 306 bis Sommer 313) in ein zu günstiges Licht: Hunziker^ und im Anschlurs an diesen Hermann Schiller ^ überschätzen, wie den Charakter, so lut^besondere die Keügionspolitik jenes Fürsten. Jlksterer nennt ihn einen ^yVorläufer Julians^' (& 249), und über sein lilatiuell urteilt er (S. 233 f.) unter Berufting anf Victor im epii.. c 40 f ne. 18 (eine weiter unten au würdigende Stelle) , der Kaiaer sei zwar gleich seinem Verwandten Galerins nnge- bildet und roh gewesen, „aber eine kräftige Natur, deren Scharlsinn und Talente selbst der Taumel der Leidenschaften nicht abstumpfte " ^. Noch mehr überschätzt Schiller Maxi- min's natürlichen Verstand und Thatkratt: ,,£r gleicht den beiden alten Emsem Diocietian und Maximian in manchen Stacken y ist viel klüger als seine Mitregenten, Konstantin

1"^ „Zur Regierung und Christenvorfolpung des K. Diocletiauus und seiner Naclifol^or 303 313" in Büdiu^'cr's Untersuchungen zur romiticbeu Kaiaergeschiclitc II (Leipzig 18GH), S. 232 f. 248f.

2) „Geschichte der römischen Kaiöerzeit", Bd. II (Gotha 1887),

s. iu2f. aaa.

3) „Unter allen Mitkaisem imd Kaehlbigefii Dieetetiaas Tsnlt' der Kopf dss Maiiminnt aof den Mflnsen sm meisten IntellektDeUe BflgaboDg/^

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GÖHBESy

ftuBgeDomiiieii, aber roh und leidenscfaaftUch gleich Herkulias und strenger Anhfioger'des alten Glaubens. Uber die Anlagen des Herrschers urteilt auch Bu.rekhardt^ m gOnstig: ,,Aiis-

Rcli weifend , abere^Iaubig über die Mafson, besafs er doch jene kühne EntBcLloseiiheit, welche den Herrscher so wesent- lich ziert, und welche wohl dcQ Gaiehus zu seiner Adoption bewogen hatte.'' Ich halte nach wie vor* daran fest, dals er eine der unt^mpathischsten Erscheinungen in der ganzen JDtaarenreihe von nur mittdmftfsiger Begabung^ der blut- gierigste und raffinierteste aDer römischen Christenverfolger gewesen ist, einen Decius, Valerian, Diocletian, ja selbst den Galerius, zuletzt wenigstens, überbietend. Sehr richtig urteilt aber Burckhardt über Maxiniin's Christenverfolgung: „Wahr- scheinlich demoralisierten sich die Veriblger erst dann völlig, als Diocletian und sein Mitherrscher ihre Wttrde niederlegten (S0&), Galerins neben Eonstantius zum Augustustitel vor- rftckte und Severus und II aximus Daja als Gftsaren an Ihre Stelle traten. Von da an verwildert der Kampf namentiich in den Gebieten des letzteren dem Südosten dos Reiches zu einem wahren Vertil^rim^sl^riege, dessen iiber die Maiden scheufsliche Henkersceneu dem Leser erspart bleiben mögen'' (S. 304). Sonst erscheint seine (Maximin's II.) Regierung, wie aus dem Benehmen g^gen die Christen hervoigeht, heralos und tückisch" (S. 325 f.) Ich beabsichtige, im Nachfolgen- den gegen Hunziker zu zeigen, dafs der Kaiser Maximin U. kein Vorlftufer Jufian's, vielmehr der brutalste aller römischen Christen Verfolger gewesen ist.

1) „Die Zeit Kongtuitm's des Groiseii'S 2. Aufl. (Leipzig 1880), S. 325.

2) Vgl meine Artikel „CbriBtenverfolgimgeD**, F, X. Kraus 'sehe Real-En^klopidie der ehristl. AltertSmer, Bd. I, S. 215—288, bss. S. 282-255 und „Toleranaedikte**, ebenda Bd. H, S. 885-901, bes.

8. 896-901.

3i Mit bestem Fug verwirft aach Eck bei, D. N., P. U,

y^A, Vni, p. 53 Maximin's Charakter: „Maximinus poenas acer-

bas sanc, sod justas dcdif non solum vitae turpissimae, sed etiam in- auditae erudelitatii, qua Christianos atrocius, qoam qni piaeeeMece persecutas eat'*

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MAX1M12( Ii. ALS CHIUST£NYl::fiFOLQ£R.

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Im All^emalttar Charakter dar CluistaBvarral^aai;

Maadmia'fl.

Infolge der Thronentsagung Diocietian's und des Maxi- miauus Hercolitts (1. Hai 305) ward der erste Cäsar Konstaa* tius erster AagiistuB, während Oalerioa^ der zweite G^ftsar, in die Stelle (unes zweiten Auguetueinrftckte; zum ersten Oäsar wnrde Seyems ernannt und dem Eonetantine unterstellt; zweiter Cäsar wurde ein Neffe des Galerius, Maximinus Daja oder Daza, welcher seinem Oheim als Gehilfe beigegeben wurde. Zum unmittelbaren Verwaltungbbezirke wurde ihm die orientalische Diöcese im Sinne der Provinzialeinteilung ▼en c. 297 ühprlassen, d. h. Cilicien, Syrien, Ägypten, Arabia Petraea und Mesopotamien K Diese Wahl des zweiten Cttsars war entschieden eine unglilckliche. Wie sein Oheim war er dn Hirtensohn ans dem sogen, illyrischen Dreiecke, ge- nauer aus Neudacien, ohne Erziehung und BildunL'; uulge- wachsen, aber es tehlten ihm gänzlich die militänödu n Ver- dienste, welche bei so manchen der sogen, illyrischen bol- dateukaiser, so z. B. bei einem Aurelian und Lieinius, eine Art von Ersatz boten für die mangelnde Bildung; nreilieh war er noch in jungen Jahren ; kein Wunder also, daTs er, ehe man ihn zum Cäsar beförderte, tumultuariscb die erforderlichen höheren militärischen Grade durchlaufen mufste Einem zügellosen Sinnengcnusse huldigend Lactanz (e. 38) brand- markt ihn gar als „in omnibas nuptüs praegustator'^ , war

1) Vgl ChronacMMi Kusebii, ad a. Chr. 304, Fasti Idatii, ed. Gallandiaa, T. X, ad a. Chr. 305, Eiueb., Martyrea Palacwtinse e. 18, Lactant., Mortes c. 18. 19.

2) Vgl. Aur. Victor 1. p : ortu quidem atque instituto

pastorali und die drastischen Worte des Lactanz, Mortes

c. VJ: Daja vero sublatus nuper a pccoribua et silvis, statänri seutarius (-^ gregarius miles], contiuuo protector [= stipator imperatoris', mox tribunus, postridie Caesar, acccpit orieutem calcandum . . . quippe qui neque militiam, neque rem pubUcam sciret, jaia uon pecorum, sed mili- tum pastor". Wir können es dem Lactanz („Mortes" c. 18. 19)

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336

er noch mehr ein SUave semes knasen Aherglanbens:

vom glühendsten Fanatismus für die alten 01)^npie^ beseelt, betrachtete er die Vernichtung des Christentums als die wichtigste Au%abe seiner Regierung. In diesem wider- sinnigen^ weil unzeitgemäPsen und aussichtslosen, VertilgimgB- krieg vergeudete er die (Kräite des Reiches and was er selbst an natürlichem Verstsjid und Thatkraft besaft

Der allgemeine Charakter der ChristenYerfolgung Maxi- min's II. crheUt am Anschaulichsten aus folgenden Thesen:

l) Der ungeheure von dem Tyrannen aulgebotene Ver- folgoDgsapparat steht zu den Ergebnissen in gar keinem Verhältnis. Die Ursache dieser auf den ersten Blick auf- fallenden Thatsache liegt in dem Umstand, dafs Maximin mit sslnen blutigen Christenhetsen selbst innerhalb der heidnischen Welt &st gaos yereinsamt dastand. Wie &ber- hanpt im Zeitalter der systematischen Ohristenverfol- gungen (249 bis 313) der Staat jiach 0 verbc c k's treffen- dem Ausdruck die Volkswut nicht mehr zu darapteii , sun- dem zu schüren hatte, so fand insbesondere Maximin's Befehdung der Kirche an der Gleichgültigkeit der heidnischen Massen y auch der Gebildeten^ die sogar Sympathie fUr die beklagenswerten Opfer empfanden und bethfttigten, einen müchtigen pasdyen Widerstand; nur die eigennUtsige heid- nische Priesterschaft und das Häuflein fanatischer Neupia- toniker vom Schlage eines Hieroldes scharte sich um das Banner des brutalen riutektors der Staatsreligion ^. Dafs der Maximin-jStairm aberbaupt einigen Erfolg endeite, hängt

wohl glauben, dar>< lor rorignierende Diocletian nur ungern aaiae Zustimmung zur Wahl eines solchen Casars erteilte.

1) Vgl meine Ausführungen im „Philologa«*' (Bd. XXXVl, S. filO— 613) Zur Kritik der von den beldeu christlichen Autoren

(Lactüntius und Ensobius) entworfenen Cliarakteristik des Kaiser« Mfiximiu IL". Münzen dieses Fürsten mit dein Rever« ,,Bono geuio imperatoris" vel „pii imperatoris", „Ilerculi i:omiti Caess. noatr.", ffHercali Victori", „Jovi vd Marti c<inscrvat >ri", ^Soli invicto co- miti" bei Eckhel (P. II, vol. VIIT, p. -rJ .\

2) Vgl. meinen Aufsatz „Die angebliclie Chriateuvcrfoigung unter ClMdhu U.'S Zeitschrift f. wiss. Theologie XXVII (1834), S. 37-B4, hei* 8* 68~*7B«

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MAXIMUM Ii. AL8 CaUiäTL2< V£UFOLO£K.

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iediglidi dmmt znaaiiimeii, dab der Kaiser intelligeDt genug war, trotz seines eigenen Mangels an Bildung die Neuplato- niker gleich anfangs als BundesgeuosBen heranzuziehen, liieraul ist das Lob, das Aureliuä Victor dem Fürsten wegen seiner Begünstigung der gebildeten Kreise spendety im wesentlichen znrückzufllbren In diesem Punkte war MaTimin glücklicher als später |LidniTM^ der \m eeiner Ualb- verfolguiig der Eiiehe dk BeOiilfe der gebÜdeCen Heiden und zmnal der Platoniker sehmi aus dem €himde vertehrntthte, weü er ein Feind aller ;::L.istigcii BcotrebungLn war, und erst im Jahre 323, imuiittelbar vor dem entscheidenden Feidzug gegen Konstantin , als es bereits zu spät war, die chriatenieiDdlichen Monotheisten za seiner Verteidigung auf- bot

2) Kein Wunder also, dak die von den heidnischen Hassen nicht ontersttttate; ja indirekt bekimplle Haximin-

Verfolgung nur ein künstliches Dasein fristete, zuweilen von selbst einschlief und nur mit Mühe vom Tyrannen und seinen tSohergen angefacht wurde.

3) Der Verlaut der Maximin- Vertolgung hat einen em- pörend brutalen Charakter; statt qualvoller Hinrichtungen tritt in den splUeren Jahren häufig abeohenliehe Verstümme- lung nebst Verbannung ui die Bergwerke ein.

4) Abgesehen von einer eänragen unbedeutenden, ja kindischen Mafsregel, dciu Gebot der Speisen weihung, sind für die Jahre 305 bis 311 nur blutige Veriolgungsakte zu konstatieren; kein einziger erinnert an Julian, den un> blutigen Bekftmp^sr der Kirche wenigstens der Intention nach*.

ö) Nicht einmal in den Jahren 811 313 1 in der Aera der Toleranzedicte, kann sieh Maximin's Cbiistenhals be-

l*) . . . MnMiniuu-^ oitu quidein atque iustituto pHätoraii, Teram aap ie ii i i 8 h 1 nii ( luus^ue ac litteratorum cuitor.

2) Vgl. Eu». vitu Coast II, 4. 11; Sozoin. 1, 7; Aur. Victor Caess. c. 41, 110. 4, iuii. epit. c. 41, oo. ö. ü und meiueu Artikel „Cbristen- verfolt,'UDgou", S. 2öO.

3) Vgl. Amm. Marc. XXU, 5. 10; Socrat bist. eccl. III, 12; SoBQin. secl. Ust e. 5. 7. 11. 17; Tbeodorst HI, 15.

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OÖRBESi

ruhigen. Erst jetzt, im Qedrängc zwisclieii den mächtigen verbündeten Herrschern Konstantin und Licinius, die von ihm deu Beitiitt zu ihier christenireundiicheu Politik heificheo, und aeinom sügeilosen Fanatignms, der den Anhängern JeBa kdne onTerkUrzte Duldung su gönnen Tennagy versteig^ er sich zu einigen ehiiBtenfdndlicben Akten, die etwas an die Art Julians erinnern, daneben auch jetzt noch nicht ganz Blatscenen verschmähend.

Diese Thesen sollen durch die jetzt folgende Darstellung nur erhärtet und näher hegriindet werden.

2m Masimitt II. als swellar Ciaar waMmt dmm BMur prlaata d«i Xmätaall«« md dl« ChrislMk

(1. Mai 305 bis 25. Juli ;i06.)

1) Der edle Konstantius, der schon in seiuer immerhin abhängigeu Stellung als erster Cäsar seine christlichen Unter- thanen in QalUen und Britannien thunlichst vor den Blut* edikten der August! heschütat hatte , trat im Besita dtf Beichsregiments als der Beschützer der gesamten Christenheit auf. Er Hefa im ganzen Abendland (nicht etwa blofs in den ihm persönlich unterstellten Provinzen Britauuien, Graliien und Spanien) I sondern auch in ItaUen und Atrika, die dio* cletianischen Verfolgungsreskripte im Verwaltungswege gäuC- lieh aulser Kraft treten \ Übrigens wurde die Verfolgung aucli nach dem baldigen Tode des vortreft liehen Fürsten im gesamten Abendlande nicht mehr aufgenommen.

2) Minder erfolgreich waren Konstantins' aui Tolerana gerichtete Bestrebungen im Orient Oalerius, der auf seine Augustuswftrde pochte ^ liefe gar keine Milderung eintreten^ ^tzte vielmehr die Verfolgung mit vc3r doppeltem Eifer Ibrt -.

Maximin dagegen trug trotz seines Fanatismus in seiner abhängigen Stellung als swetter Cäsar den menschenlreund-

1) £u8 mart. Pal. c. 13; Uunziker S. 207 f.

2) S. i^t. Mortes c 21.

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tf AXUtUi U. AU» CUE1STEN\*£RF0LQ£K.

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liehen Wünschen des ersten Augustus wenigstens bo weit Rechnung, dai's er das schneidige vierte Edikt von 304, welches den unmittelbaren Opferzwaog über alle Cluifttexi verhängte, suspendierte ^

Dm war freilich ein geringes Zugeständnia; denn die noch su Recht beeteheoden froheren Edikte, welche über alle ÜbeneugungBlreuen GfarieteDi auch die Laaeo, den bürgerlichen Tod*, also mittelbaren Opferzwang, verfUgten Luid den direkten Opierzwaug gegen die ücibtliciien, BLiciiöle Bowold wie Priester, aussprachen, garantierten die Fortdauer einer noch immer lurchtbaren aystematisclien Verfolgung. Aber kaum ein volles Jahr später, noch bei Lebzeiten des Konstantiiu^ iin f'rühjabr 306| wahracbeinlich im Min, im- mittelbar vw dem Martyiiitm dea Apphianua, weLchea am 3. April Btattfimdy efneoerte M^^imw daa Qebot aUgemeinea direkten Oplerzwanges

Dafs es wäiireiid der c. 10 Monate der Suspension des Blutediktes (Sommer 305 bis März 306) trotz des Fortbestehens der Dekrete von 303 nach Eusebius last zu gar keinem Martyrium im Reichsgebiete des Maximin gekommen ist im palärtiiienaieehen Glaarea gab es damals gar kein Martyrium, anderswo, in Ägypten nnd PbiSniiien, kam es nur au ver* einaeiten Glaubenskämpfen erklttrt sich nur aus dem

1) S. Ens. mart. P$i, c. 4 nad Himsiken im neaeatUebea rieh* tige DeiBtong, S. 906f.

S) leb kaiiD btf disMr Qelegaiheit nieht antaiaMen, au be- oierkan, dafs ich diese Annahme über den Inhalt des ersten Ediktes, walehe in dieser oder jener Fassung freiUch alle Forscher teilen, Ar unrichtig halte. Es ist Dioclctian nicht in den Sinn gekommen, in abenteuerlicher Weise über alle Chiisten „den bürgerlichen Tod^' zu Terbängen. Das erste Edikt hat es, abgesehen von dem R^'fehl, die Elirchen zu zerstören, die heilif^en Bücher dor Christen zu Terbrenuen, und dem etwaigen Verbot ihnr \'» rsamiiilutii^Mjn, überhaupt nicht mit der Christenheit insgesamt zu thun, sondern uuäschlieralicb mit zwei RlsAseu von Christen: den christUchen Staatsbeamten und den christ- lichen Hofleuten. Hierfür lälst sich ein zwingender Beweis erbringen.

Brieger.

3) Etts. mart. PiU. c. 4.

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QUERES,

pOMivn Widmtuid der heWniacJKin Mmnh gegen die Fort*

Der kuMrliebe Fanatiker, der sich aehoii bei Lebaeüea

des Konstantiiis in seinem Verhalten gegen die Christen jeder Rucksii lit auf den ersten Augustus entschlug, behan- delte die Anhänger Jef>ü nach dem zu frühen Tode des wackeren Herrechere (36. Juli 306) und voilends seit der Steigerung seiner eigenen Autoritftt noch 306, wahreehem- lieh lu finde des Jähret, ernannte ihn Qalerina aom enten OBaar, und epftter, wahrMÜmüich 308, jeden&lla nach der im Kovembor 907 erfolgten B^rdenixig des Lieimiis aar AugUötuswüixle, ertrutzte er von seinem Oheim die Erueanung zum Imperator und Anc^nstns * immer brutaler und rück- sichtaloaer. UnmiUeibar nach der Erneuerung des Blut- odikts von 304 erlitt^ wie schon erwähnt wurde; ein gewisser Apphianns am 8. Apni 806 au CÜaarea in PalftstinA daa Martyrium. Dieter jogendliche^ kaom 20)ilhrige ESftrer hat ttbrigens seine qualvolle Hinrichtung durch unvorsichtiget Demonstrieren und ö£fentliche Beleidigung des Statthalters

1) Hunziker S. 20H meint, Maximiii hätte erst nach dem Tode des Konstantius das famose vierte Edikt wieder aufleben lassen, so dafs Agapins, der am 20. November 806 hin^icbtet wurde, so ziemlich das erste Opfer dieser gesteigerten Verfolgung gewonieu sei (Tgl. V.m M P. (V (1), und ich selbst habe diwer Ch]X)uolog:ie an- fänglich zugestimmt (s. meinen Aufsatz „Die KeligionspoHtik des K. Konstantius I.'*, Zeitschrift für Wissenschaft!. Theologie XXXI {1888], S. 72—93). Aber ein erneutes sorgfaltiges Studium von Kus. M. P. c. 4 zwingt mich, die iiestitution des vierten Ediktes für den Orient schon luif das Frühjahr zu datieren.

S) S. LACt Hortes c. 82 [Hauptstelle: sUtt „Maxentius** ift „UaximiBus** SU lewn!] und alles Nihste bei Sekhel, O. P. vol. YUI, p. 62f. und Hunsiker 8. 288 und Amn. 2 da- selbst

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UAXIMil« II. ALS CiUUtiTJs^VEKFOLQ£U.

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LrbaiiUbj deii er Leim Opferakt störte, provoziert ^; es stand eben im Orient den fanatischen Herrschern (Galerius und Maximin II.) eine vieliacb gleich tauatiache cbhfitUche Be* vdikerung gegenüber.

Eiam der mton Opfer von Maaumm'd VerfolgaiigiWBt Dach KoDBtMitiiifl^ Ableben war der gletdi&lls aobon genamite Agapiusy der am 80. November 306 im palletmennaofaeni Cäsarea das Martyrium erlitt Das Schicksal dieses Blut- zeugen zeigt deutlich den brutalen l'ünaübmub des Baiiem- suhiieb. Anläfslich seineö Geburtäta^es veranstÄltet«- der Kaiser iestliche Spiele im Amphitheater ^. Einem heidnischen Sklaven, der seinen Herrn ermordet hatte und deshalb sum Tode im Amphitheater Terorteilt war^ gewährte er unbedingte Begnadigung. Dam abemngongafiBaten Christen Agapiua dagegen ; dessen einziges Verbrechen sein Glaube war, ver^ weigerte er bedingungslose Amnestie uucl zwaiig ihn, in seinor Gegenwart mit den Bestien zu „kämpfen"^!

Zwei Jahi^e lang hatte diese gesteigerte Verfolgung einen wahrhaft fnrohtbaren Charakter, zahlreiche Christa wurden auf graoiame Weise hingerichtet \ Seit 308 fristete aber die Maximin-Verf olgung nur noch künstlich ihr Dasein. Alle Welt war des sweekksen Gemetsela satt; anch die heidnische Bevölkerung murrte laut Uber die, gegen eine zahlreiche Klasse von iiiitbürgeru verübten, Brutalitäten es ist also nicht autfalleud, dals die Vertolgung, wenn auch vom Tyrannen und seinen Schergen auis eitrigste angetiacht und unterhalten, von Zeit su Zeit immer wieder von selbst einschlief'; ja das gesetdiche Morden war auch im Orient

1) 8. Ens. M. P. c. 4.

2) Gewöhnlich feierten die föimachen Kaiser, wsnigstsiui der Bpäteren Zeit, uk-ht ihren Geburtstag, sondern ihren togsn. „dies na- talis iraperii^, d. b. den Jahrestag ihrer Befördemng zur Kaiser-

würde ;vgl. z. B. deu „Genethliacus Claudii Mamertini Maximiano Aug. dictus*^ {Id Kapitel, Panegyrici veteres, edit Bipont., vol. II, p. 249-280).

3) S. Eus. M. P. c. 6.

4) Vgl. Eus hist. eca VUI, 14; M. P. c. 4-0; v. C. I, 58.

5) Eus. M. P. c. 9.

6) Eus. M. P. c. 9. la.

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sehon leit 805 yöltig unpopuUir K SellMt Maximin fing an,

ßich der zahlreichen Hinrichtungen, die das Reich zu ent- völkern drohten, zu scliiiinen; statt aber das Beispiel seiner abendländischen Kollegen nachzualinieu, ersah er sich einen Ausweg, der des brutalen Herrschiers würdig war. Seit d08 untenagte er die HiDrichtuiigeQ der Chriateik, dagegen ▼entrteüte er ab sa einem äulaerBt qnahroUen Daaein. In den Jahren 308 dll wurden auf Befehl MazImin'B Hunderte von Chriaten des rechten Aoges beraubt und an den FüAen verstümmelt; in ditsem elenden Zaatande murüten sie daim in den Bt i Lnverken Cilicieub, Cyperns, Syriens und Ägyptens schwere iTrondienste leisten^ und diese empörenden Grau- eamkeiten, deren Opfer sogar Frauen und Kinder wurden, wagte der Tyrann als Ausflufe kaiserlicher Milde und Cbade au beaeichnen'. Das VentttmmeluDgsedikt achlols aber ein gelegentliches Zurückgicifoi auf förmliche Hin- richtungen nicht aus. Noch im Jahre 310 raffte sich der Tyrann zu einem besonders wuchtigen Schlage gegen die ihm so verhafsten Anh&nger Jesu aui'; damals liefs er näm- lich zu Gaza in Palästina den Bischof Silvanas nebst 38 Gefährten auf einmal enthaupten*.

Nach £nB. M. P. c 8 hat MaTimiti etwa gleichseitig mit dem VerstUnunelungsedikt das allgemeine Gebot der Speisenwdhung erfassen, d. h. auf die HSrkte sollten nur solche Speisen gebracht werden, die irgendwie mit den heidnischen Opfern ui Berührung gebracht waren, z. B. LibationBwein, mit Opferwein besprengtes Fleisch u. s. w. IIuu- aiker ^ äusfert dieser Naolyicht gegenüber keinerlei kritische Bedenken, viehnehr nimmt er, gestütat auf die acta s. Theo- doti Ancyrani marlyris, an, Galerins hätte für seinen Reicha- anteil daa gleiche Reskript erlassen. Nun verbietet uns Maximin^s zügelloser Fanatismus freilich, ein derartiges wider-

1) Eu8. M. P. c. 4,

2) S. Lact. c. 36; Eus. Ii. e. VIII, 12; M. P. c. 8— U. 13; Sosom. hist eccl. I, 10.

3) Vgl. Eofl. h. e. Vm, IS; K. P. c U.

4) S. S88f.

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MAXIMUM U* ALS CHHlÖTEMVEUFOLGEft.

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ßuiiiigco, ja kindisches Edikt von vuinherein als ungeschicht- lich aufzufassen. Ich möchte indes anneiimen, Eusebius habe da» Lact, mortes c. 37 erwähnte partielle, d. h. auf die Insassen des kaiserlichen Palastes bezw. auf die kaiserlicheil GSste im syiischea Antiochia beschriUikte^ Qebot der Speise- wohe ^ aafgebausclit; Euseb hat ja unzweifelhaft die, , Mor- les'' benutzt und naehweislieh wenigstens in der „Kirchen- geschichte" luehrlucli eiiizeiiiü Notizen daraus rheturisch er- weitert, mit überti'eibenden Zusätzen versehen*.

4. IH«»lMiB «ad das ChHaio&tam wlhrMid dor Aar» dar Toloraassasataai la daa Jaluraa 3U*-313.

Der Kaiser Ualerius hatte lauge Zeit mit seinem Letten in blutiger Befehdimg der Kirche gewetteifert sowohl das partieUe £dikt der Speisenweihe als auch das grausame VefstfUnmelungsreskript hat man wohl mit Hunaiker ' auf gemeinsame Initiative beider Herrseher zurQckzufÜhren , aber später wird der Oheim vom Neffen in christenfeind- lichen Akten ü bei boten. In dem Reichöanteil des Oalerius läfst sich in der That schon einige Zeit vor dem ersten Toleranz- edikt von 811, zum mindesten seit 310, ein Ermatten des Kampfes konstatieren. Dies folgt nicht nur, wie schon Th. Keim* richtig gesehen hat, aus Lact c. 36, sondern

1) „Et hoc primiis iovenent, ut aoinialia omnia» quibos vmcebator, non a eoquis, sed a tsieerdotibas sd aiai uninolaieDtnr, nihOque pronna mensae appoueretur, aisi ant delibatiun, ant aaecificatom aut perfasnm mero ; at qoisqob sd ooenam vocatus snet, iaqubiatos inde atqne imparns esiret.^

3) Sw Antoniades* übersengende Aigumentation, Kaiser Lioiniiis (Hüncben 4884), | l. Lsetsntint nod Eiuebiiu, S. 6^13.

3) S. 233f.

4) Rom. Toleranzedikte, Tl»eol. Jahrb. Xi ^^52), S. 2ü»f.

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auch aus dem Uniitandy ddk das aohreoUiohe SiechtaiDy dem

Galeiius schliefalich erlag, ein Tolles Jahr dauerte ^

Endlich nach aclitjahrigem heifsein lÜDgeii erhielt die Christenheit von der Staatsgewalt und dem morahsciieii Ur- beber des ganzen blutigen ELrieges selber die glänzende, aber wohlverdiente Anerkennang, daie das biaberige Morden ein aweddoeee, ja sogar sweekwidngea war. Qaierias hob auf dem Todbette durch dae Toleranaedikt vom Frfthjahr 311 die Verfolgung auf and bewilligte der Kirche die Rechte einer religio licitn ; er gestattete den Christen, wieder Christen zu beiu" und sich kirchliche Versamnihnii^sliciuser zu bauen. Diese Toleranz wurde aber an lästige Bedingungen 2!:eknüpft ; sie sind im allgemeinen angedeutet durch die Worte, die Anbftnger Jesu eoliian nichts wider die öffentliche Ordnung unternehmen (y^ita nt ne quid contra disctplinam agant'^ und waren jedenfalls im einaeben namhaft gemacht in der in nnaerem Religiunsgesetz selber verbeifBenen Instruktion an die Richter Die Motive dieses spaten kaiserlichen Wider- rufes, den man ohne Grund häutig als einen Akt der Reue eines von Gottes Hand schwer getroäBenen sterbenden Sünders an^efafst hat, sind nicht recht klar, wahrscheinlich wollte er auf den bevorstehenden Regiemngswechflel das Reich schon jetst beruhigen ''^

GaleriuB starb bald nachher ^ aber Konstantin, der Be- herrscher von Gallien^ Spanien und ijiitannien, und Liciniuö,

1) S. Lact. c. 33.

2) Vgl. Lact., Mortes c. 34. 35, der den latdmaeben Originaltext des ToIeranzedikteB giebt, mit der nicht ganz genauen griechischen Übertragung bei Euseb. h. e. VIII, 17; s. auch Ens. M. P. c. 13, vita Const. I , T)!, Auon. Valcs. § 8 ad calcem Amin. Marc. vol. II, ed. Garilt hausen. Auf dus ifn Galerius'selicn Dokrote von 311 vcrheifscnc (.sj)ätt'r verloren gcgaugene) private kaiserlielie Rund- BchroibtMi mi die Richter b^chriinkt sich das anf^ebliche (zweite) Toltr.iiizt'dikt von üiJ s. Anton iaii es, Kaiser Liciuiuü, S. 79—81 nebüt Adolf Hilgeufeld'» Krgäwxuugeii , Anzeige dieser Schrift in Zeitschrift filr wissenschaftliche Theologie XXVIII [188f)J , S. 508 bis 612). Sehr förderlieb bandelt Ad. Hilgcufeld a. a. 0. S. 509f. Uber das Toleisiiaedikt von 811.

8) Haniiker, 8. S87.

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HAXIHIN IL ALS CBRIflTKNVBHFOLGBB. 345

dar jetet über lU^en im weitesten Siime^ über alle Lander swiBchen der Adria und dem AgäSachen Meere gebot \ die M itontetzeichner des DekreteB, bewiesen sich ak loyale Erben

dea Galerius'schen Testamentes in Ansehung der Christen. Während also die beiden occidentalischen Monarchen das Duidungsdekret von Sardica-Js ikoniedien vollstreckten, konnte sich Maximin II. noch immer nicht eotschliefsen, offen und ehrlich; wie es die gänzlich veränderte Zeitströmung ge- bieterisch erheischte, mit dem bisher so bitter bekämpften Ghristontom Frieden su machen. Da anch er es, an&ngs wenigstens, jfHr bedenklich hielt, das Dreikaiseredikt yoU- ständig zu ignorieren, aber doch anderseits sich freie Hand ftlr die Zukuntl behalten wollte, so erteilte er seinem Pra- toriaiprätckten Sabinus den blols mündlichen Auitrag, das Aufhören der Verfolgung zu veranlassen, übrigens stimmte diese Instruktion vollständig mit jenem Edikt überein. Es ediien jetst ein Zeitpunkt der Rohe für die schwer geprüfte orientalische Kirche einautreten. Zahlrdche Christen worden aus den Gefangnissen und den Bergwerken entlassen und ihrem Benife wiedergegeben. Aber nac li l<;uun sechs Monaten Wulste der alte Christcnteind; der seit deai Tode des Galerius auch über ganz Kleinasien gebot ^| die Verfolgung, wenn auch in anderer FonUi zu erneuern. Von ihm selbst heim- lich angestiftete Gesandtschaften einiger treoheidmscher Städte, namentlich der Bestdenzen Nikomedien und Anti* ochien, ersnchten den Kaiser um die Erlaubnis, den Bau christiiclier Gotteshauser zu verhindern , ja die Anhänger Jesu selber auszuweisen. Gern bewilligte der Imperator den guten Leuten seinen eigenen Herzenswunsch. Daneben aber war er jetzt bemüht, vom Gegner zu lernen; um die heid- nisdie Pnesterschafi durch Machahmung christlicher Ein- fiditnngen zu heben und eine hierarchische Ordnung zu be- gründen, ernannte er in jeder Froyinz, ja in jeder Stadt an- gesehene Männer zu Oberpriestem und bewilligte ihnen Ab- zeichen ihres Hanges. Ferner veranlafste Maximin, da&

1) 8. Leet c. 85. 86; Zodm. II, 11.

2) Laet. e. 86. 36; Zosim. II, 11.

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QÖBRESy

apokryphe Schmähschriiten auf Christus, die tsogen. acta Jesa et Pilati» in den Schulen verbreitet wurden. £ndlich wurden auf kaiaerliche Koeten in den erwähnten treuheid- nischen Städten eherne Gedenktafehi enichtet^ welche die Einwohner oh ihrer Frömmigkeit helohten Diese Ver- lülgungsakte haben allerdings eine gewisse Ähnlichkeit mit Julian's Mafsnahmen gegen die (^hris^tenhcit dürfen aber nicht überscliätzt werden. Denn emmai entschloia sich Maxi- min zu einem derartigen Vorgehen erst, als es zu spät war, teilweise im Widerspruch mit der Ton ihm selbst bewilUgten Duldung, und dann wurden diese unblutigen Verfolgnngsakte begleitet von brutalen Gewaltmafsregeln. Er untersagte die Zusammenkünfte der Christen in den Cömeterien ^, griff auf sein berüchtigtes Verstinnraelungsgebot zurück, ja verschurite es sogar: die ('hristen bollten nicht mehr hingerichtet, aber grausam verBtümmelt werden K

1) Vgl. Laet. c. 36; Ens. h. e. IX, e. 9, 1. 2. 5—9 und Hud- siker, S. 248f.

2) Julian der Apostat machte bekanntlich den gänzlich verfehlten Versuch, den mehr und mehr absterbenden Baum des Heidentums durch Aufpfropfen der diesem heterogenen, spezifisch christlichen In- stitute der Bufsdisziplin , dos regelmäfsigen Gebetes, des Kloster- wesens, der Annen- uikI Kiaakeupflege zu verjüngen; s. z. B. Julian's Schreiben au den galatischen Götzenpriestcr Arsacios bei Sozom. V, 15. 16 und das Nähere bei Schiller U, 332ff.

3) Eus. h. e. L IX, c. 9.

4) Lact., Morles c. 3G: „Nam cum clemeniiam »pecie tenus pro- fiteretur,occidi servosDd vetait, debilitari iussit Ita confessoribus effbdiebantar oenli, amputahantnr mums, p^les detnmcabBntar, nares ▼el anricolae dMeeabaatar.*' Nach Ens. b. e. IX, c. 9, 6 ist m gleichwohl in dieser Terfolgungsepoebe im Betefae Mazimin*» so ver- einaelten MJartyrlen gekommeo. Honsiker (S.348) und Schiller (II, 198) acoeptieren unbedeoUich dieee Nctis des Biechoft von Cft- larea. Ich möchte aber den Berieht der „Morlet'^ voniehen, der nur tod grausamen Ventümmehingea »pricht. Mau daxf der Der» steUong des Lactanz um so eher folgen, als auch hiernach die Lege der orientalischen Christen damals schrecklich genug war; ent- scheidend ist hier vor allem der Umstand, dafs Lactanz (ygl. s. B. c. 37. 38. 49. 50) gegen Maximin genau denselben glähenden Hab hegt, wie Ettsebios.

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MAXIMIN II. ALS CIIiUSTENYEKFOLGER.

347

Die verbündeten Kaiser Konstantin nnd Liemins äber- sandten hn Sommer 313 dem orientalischen Tyrannen das

Edikt von Jll mit dem gemessenen Ersuchen, demselben endlich mit seiner Unterschrift beizutreten. Da Maximin es niclit wagte, den Unwillen der verbündeten Imperatoren ZOT Unzeit zu reuseii| so veretand er sich wider ^\'illig znr Veröfientlichnng eines mit dem Galerius'schen Heiigicmsge- sets im wesentlichen übereinstimmenden Reskriptes, worin er jede Bellstigung der Anhänger Jesn verbot, ohne ihnen indes die Erlaubnis zu erteilen, Kirchen zu bauen oder auch nur irgendwie ihren (iutttödienst feierlich zu begehen

Wenn wir dem Lactanz (c. 37) glauben dürfen, so hätte der ÜMoatische Fürst auch dieses Mal, d. b. in der Zeit vom Sommer 312 bisFr&hjahr 313; sich den Christen gegenüber wortbrQohig geneigt und manche derselben, die znftUig in seine Gewalt gerieten, heimlich ins Meer werfen lassend Allein diese Notia läTst sich nicht ganz historisch verwerten. Denn einmal scheint hier der religiöse Fanatismus des. Auturs wieder einmal den Sieg über seine Wahrheitsliebe davon- getragen zu haben. An derselben Stelle macht er in mafs- loeer Erbitterung dem Heiden Maximin sogar den Vorwurf, er habe nach wie vor tSglich in seinem Palaste den GNitcen geopfert ^ Der Kaiser war doch gewifs berechtigt, persön- lich seine Religion ansaaflben; em solcher Privatgötzendienst hatte doch mit der den Christen bewilligten Toleranz gar

1) Mit Fug betont Hilgenfeld ;i. a. 0. S. 510 ff. gegenüber Antoniades, daTs die beiden Religionsedikte Maximin's II. mit ihrer kümmerlichen Toleranz inhaltlich vollständig mit dem Ga-

lerins'sehon Dekret von 311 nnd der damit zusammenhäugenden In- struktion an die Richter sich decken, und dafs beide Maximin-Dekrete deu Jaliren 311 und :>12, nicht erst, wie der neuheUeuischc Forscher im Widerspruch mit dem historischen Kontext meint, dem Jahre 313 an^,'e)ioren. Vgl Eo». h. e. IX, c. 9, 12. 16; IX, c 10; Lact c. 37.

2) „Haec ille (Maximiuuä) molieus Coustautini litteria deterretur. DissimulaTit ergo. £t tarnen si quis inciderat, man ooeoHe mergebator.^

3) „Consoetadinem quoquc niam oon iotemiiriti nt in palaHo per smgnkM dies •aeiificaretiir.*'

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348

GÖBRE8,

oicbtii m. ÜkxaL Sodami W€ifs Sosebrasi der es docb walir-

licb im grimmigen Hafib gegen den Christenlemd

mit Lactopg aninelmien kann und die Hortes gelesen

bezw. benutzt hat, für 312/313 nichts über Verletzungen des Tolcranzedikts von 311 durch den orientalischen T;)Tannen zu berichten. Er beschwert sich ^ blofs darüber , dais Maximin's Edikt den Christen so wenig bot; aufserdem teilt Euiebins mitt die Gbristen hätten ee in Anbetraeht der frülier bewiesenen Perfidie des Kaisers nicht recht gewagt, von der erhaltenen Vergünstigung ausgiebigen Gebraoch zu machen Was Eusebius sonst für 312/318 an dem Impe- rator aiiszasetzen hat, ist rein politischer Natur Diese An- klai:;en beziehen sich aut Maxiniin's übermütiges Gebahren gegen die ^fgottg:eliebten^^ Reichsgenosseu Konstautin und Licinius und auf die frevelhaüe Art und Weise, mit der er spftter die Staaten des letateren mitten im Frieden mit be- wafiheter Macht tiberfiel

Während die streng kirchlich gesinnten Scfariftstdler Baronius^ und Tillemont^ dem letzten Regierungsjahre Maxiniin \s keine Märtyrer zuweisen, verficht der vorurteils- freie Kritiker Samuel B a s n a g e ^ auts lebhafteste die Behauptung; dals jener Moiuurch sich auch damals mit Ciiristenblut befleckt hat Basnage beruft sich aunttcbst auf Lact c 87, also auf «ne Stelle, der, wie ich soeben gezeigt habe, kerne Tolle Beweiskraft innewohnt Sodann meint er, die erlauchten Blutseugen, Bischof Süvanus von (jaza nebst seinen 38 Gefährten, ferner die beiden ägyp- tischen Bischöfe Peleus und Nilus, ein Presbyter Unge- wissen Namens, endlich ein gewisser Patermuthius seieu im

1) Eus. h. e. 1. LX, c. l', 13.

\l)iva flatus aifwoO yvotf^rjg &nMi" ttrX.

8) Eos. h. e. IZ, e. 10.

4) Ann. eoel. T. m (Venetüs 1707), p. 84.

5} HuL des emperenis tomakti, T* IV, p. 140. 115.

6) Aiuud. Ipoliüeo'eeelss., T. II, p. 689, § ZXVI; p. 648, §IX.

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IIAZIMIN U. ALS OHBIfiTBNVBRFOLOBR. 849

Jahre 313 der «weiten Wortbrüchigkeit Maximin's gegen die GliriateD snm Opier geÜBÜfliL Alleiii diese Annahme ist nnhaltlMur; Beenage geht nftmlich von der irrigen Voratu-

Setzung aus, als zähle Kueebius die Jahre der diocletiauiBchen Verfolgung nicht aciiou von 303 an, sondern rechne erst das Jahr 306 1 in welchem Maximin zum Cftear befördert wwde, aie erstes Verfolgnngsjahr. Wemi er also die in Rede steheDden Martyrien im Jahre 813 als im achten Verfolgungsjahre stattfinden läfst, so müssen wir dieselben bereits dem Jahre 310 zuweisen, also der Zeit vor dem Qaleriua'schen Toleranzedikt, wo Maximin noch nicht ge- nöt^ war, seiner hafserfüllten Gtesinnong gegen die Christen Zwang an&ulegen ^.

Ein gewisser historischer Kern liegt aber gleichwohl der Notiz des Lactauz (c. 37 ) zug^runde auch im Jahre 31*2/13 fehlte es im Keiche des orientalischen Tyrannen nicht ganz «a Märtjrreni; dies beweist xum Mindesten das tragisehe Schicksal dea Be8idenabischo& Anthimus yon Nicomedia. Zwar nennt ihn Eusebius* unter den ersten, dem Jahre 303 anf^ehörenden Diocletian - Blutzeugen , aber Hunziker hat überzeugend dargethan, dals jener Heilige erst am 3. September 812 das Martyrium erlitten hat^ Auch die antiochemschen MSrtyrer, der Presbyter Lncianusi der Lehrer des Arius, und PetmSy wurden wahrscheinlidi im Spätherbst 312 hinereri eiltet \

iSach Beendigung des Maxentius-Feldzuges erschien zu Aniang 313 das von den kaiserlichen Schwägern Konstantin, der nunmehr auch über Italien und Afrika gebot» und lidniuB untemeiehnete Tolerana- und Freiheitsedikt von

1) 8. wegm der Detsik oben 8. 840-343 und meiae Aasfitti- TUBgai im PhiloiogiM, Bd. XZXYl, Heft 4, 8. 608f.

S) VgL sa den jetst folgenden Untenoekniigea Th. Brieger, £iMefaiiiB Hirt. eed. VIU, Zeittehxift für Klnshengewkiehte lU, anitl 8. 686fl 689£

3) b. 0. YHI, 6. 18.

4} Eikiazs IV, & SSl-'SSS; ehronol. TsbeUe, 8. 284. 5) 8. Ens. h. e. IZ, e. 6* 8 and Hansiker a. a. 0., sumal 8. 383.

Miähr. 1 E,-e. II» t. 38

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350

GÖRKES,

Mailandy durch welches die staatliche Anerkennung des ChristeotuniB aU religio licita bis zur völligen Gleich- berechtigung mit dem Heidentum, der bisherigen Staats* religion, erweitert wurde Selbstverständlich trat das Mai- länder Reli^^ions£i^eRetz sofort in den ausf^cdehnton Gebieten der beiden Impcratoreu, d. h. in den weiten Ländern zwisciiea dem Atlantischen Ozean und dem Agäischen Meer, in Wirk- aamkeit. Zwar unternahm Maximin noch den Versuch, durch Besiegung des Licinus weni<;stcn8 fUr den gesamten Orient eine Reaktion des Heidentums und die Emeuernng der blutigen Christen Verfolgung zu erzwingen; aber der Engel des Lidbuns^ dessen politisches Interesse es damals noch er- heischte, die Holle einee Christas- und christenfrenndlicfaen Monotheisten zu spielen, siegte Aber die Olympier des orien- talischen Despoten.

„In dem Traume des Licniiu:? und dem Gelübde des Maximinns * giebt uns Lactantius ein in konkrete Gestalt ge> brachtes Bild der von beiden HeeriUhrera repriaentterten Be* ligionaprinzipien^' *. Nachdem nftmtich der Neflfe des ChJerius im Frühjahr 313 in schamloser Verletzung der Verti ii^ * das Gebiet seines ^Sachbars Licinius mit bcwaflfneter Macht überiallen hatte, wurde er am 30. April von dem rasch zur Verteidigung herbeigeeilten Gegner zwischen Adrianopel und Perinih (Heradea) im südlichen Thrakien besiegt und zur Flucht in das Innere seines Reiches, nach Kappadocien, ge- zwungen ^. Bald nachher hielt Licinius seinen Einzug in

1) Lact c. 48 und Eos. b. e. X, e. 5 geben den Wortlaut dkm Dekretes.

2) Lact. c. 46: „Tum (d. u vor der entacheidflDden Schlacht ge- gen Liein!] Maxhntons ejnamodi votom Jori Tovit» ut n ▼ictorisBi eepisset« christianorain oomen eitugueret, fonditnaque dderet**

3) Honziker, S. 2ö0, Anin. 1.

4) dU hatten Mazimin und Licin anläMeh des Galeiiaa*scb8a Beiehagebietes sich anfangs feindlich gegenfiber gestanden, dann aber FViode und Freundschaft geschlossen (Lact. c. 36. 37; Zosim. U, 11).

5) S Lact. c. 46-48; Eas. h. e. UC, c 10, 2—4; t. C. I, 58; Zoi. II, 17; Eutrop. X, 4 [3]; Victor seo., Gasas. 41, Kr. 1; Aooo. VaL e. 6^ S 13i Gros. adv. pag. VU, 28.

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HAXIMIN II. ALS CURl&TKNV£BFOLG£K.

351

Nicomedien und liefs dort sofort, schon am 13. Juni, das Mailänder Freiheitaedikt auch itir die iStaaten Maximm's pubiisieren K

Der Schwager Koiwtantm'e aetste nanmehr seinen Sieges^

lauf fort, und bald sah sich der be-u rrte orientalische Au^u.stus genötigt, auch Kappadocien zu räumen und sich nach 1 arsus in Ciiicien zurückzuzieiien. Der gedemütigte Fürst hoSie, ▼OD Ägypten ans mit neuen Streitkräften den mehr als sweüelhafien Kampf wieder aufnehmen zu können. Darum suchte er vor allem in den noch unter seiner Botmäfsigkeit stehenden Provinzen , Syrien , Ägypten und Mesopotamien, die zalilreichen Christen zu versöhnen und erlieliä, der bitteren Notwendigkeit nachgebend^ ein umfassendes unzweideutiges Tolsranz' und Freiheitsedikt, dessen Inhalt vollkommen den Bestimmungen des ReUgionsgesetzes von Mailand-Nicomedien entsprach. Aber diese späte Fürsorge liir die so lanc^c mifa- bandeiten Anhänger Jesu vermochte den gänzlichen bturz seiner Herrschailt nicht mehr aufsuhalten. Schon bereitete nch eine neue Schlacht zwischen seinen rasch zusammen- gewürfelten Truppen und dem siegreichen Heere des Gegners vor. Da erlag Maxnuin ganz kurze Zeit nach VcrötYcnt- lichuDg seines Toieranzediktes einer plötzlichen ELrankheit *. Eine seltsame Ironie des Schicksals liegt in dem Umstand, dals dieser raffinierteste ailw Christenverfdger, dessen folge- richtigem Fanatismus es allein zuzuschreihen ist, da(s man von einem z e h uJiülrj^en Dio( Irtian-lSturm sprechen darf ^, da- mit endigen murste, in knuscheuder ohnmächtiger Wut das Freiheitsedikt von Mailand einfach zu kopieren! Sein Tod gab den gesamten römischen Orient, Kleinaaien, Syrien, Mssopotamien und Ägypten, in die Gewalt des Idcinius, und das Mailänder Keligionsgesetz galt jetzt, auf einige Jahre

1) Vgl. Lact. c. 48.

2) Vgl. Lact. c. 49; Ens. h. e. IX, c. 10, 2—4; v. C. I, 58. 59; Rafin. h. e. IX, c. 10, Hieron. Chron., ed. Migne, p. 585 f.; Oro«., Zoflim., Eutrop. 1. c, Victor sen. c. 41, 1; Victor iun. c. 40, 8.

ä) S. Lact. c. 48; £iu. h. e. VIII, o. 15; Sulp. Sev. chnmie. II, c.d2, 4.

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352 GOKKEä, MAXmm II ALS CHIUbXivK VEHi> OI^EK.

wenigstens S in der gesamten römischen Welt, in dem un- geheuren Gebiete vom Atlantischen Ozean bis zum Tigris, unverkürzt. I^eider entehrte der nunmehrip:e Allemhen-scher des römischen (Jätens seinen Sieg durch blutige Akte des gemeinsten Willkürregimentes; er rottete die Djmaatieen Maximin'By Severus und selbst seiner Wohithftter Diedetian und Galerias Tollstindig aus und verschonte weder Frauen noch unschuldige Kinder ohne au bedenken, daft er durch solche Greuelscenen nur einem Gewaltigeren die Wege ebnete zur Aiicinherrschaft und vollständigen Emanzipation Jes Chri.stentuma. Ein Jahrzehnt später „unterlaj^, mit Voltaire zu sprechen, der Engel des Licinius dem Kreuze Konstaniin's.**

1) Bis zum Bogina der L i c i u i a n i sc hen Halbverfolguüg: „Die ersten Spuren (derselbeu zeigen sich IH^i, der volle Ausbruch erat 321" (,H. Ad. Ililgeufeld, Auzcii^e meiner Schrift „Liciuiao. Christiiuvcrfolgung *\ Jena 1875, ia der Zeitschrift für Wissenschaft!. Theologie XIX [187i>j, [S. 159 167j, S. lül; Anzeige de» ueugriechi- Bchen Licinius, a. a. 0. S. 512).

3} S. Em. b. e. IX, c. 11, 7. 8; Leet. e. 50. 51.

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Tertttllian Voo ii«ui KraDze\

Von

£• Noeldeehen.

Seit Mosheim die „Parther'' und Ähnliches zur ßestim- innng der Hchutzschrift verwandt hat, i>t die Synopse von Daten der Welti^eschichte fortschreitend geübt worden. Auch jetzt liegt darin das Heil Die blofse Operation mit den

1) Die bislicrige Untieherlittt über das Datum der Rranasehrjft iit eme sehr erbebUcbe. Am frfibesten setst sie wohl unter den Neueren Keim an (Kleine Scbriften S. 195), weleber, die Kranz- verweigermig in den Orient naeb Ktetipbon verlegend (!)» in den eiironologiieben IVagen, die TertnlUnn betreffen, ttberbanpt wenig gß^eb geweeen itt Kesselt (TertnlL ed. Oebler III, 670) geht bis20Lbemiter, GSrrea annSebst mttderdnrehaasYersebwistertea Flnebtechiift Ytk gegen das Ende Serer's, Kellner (s. Bon- wetseb, Die Sebriften TertnUian's, S. 67) gelangt bis 211, wfthiend Tillemont vor Zeiten, vielldebft wegen gewisser sehr eigenartiger Zage (scriptnras eoiigrare), gar bis 236 bemnterging. Diese Arbeit trifft in ihrem Ergebnis mit Kellner susammen, gebt aber inbesng anf die BegrOndeng gans ihre «dgenen Wege. Das soriptiiras emigrare anlangend, was schlechterdings bedeutet : die b. Schriften in Sieherbeit bringen, sei hier gleich noch bemerkt, dab allerdings dieser gans eigentOmVche Zug der Sitnation des „Kraases** auch seinerseits weit von der Sehntasebrift hhiwegweist. Vgl. apeleg. 31 iJL* 235) literaa nostras, qnaa neque ipsi siqpprlmfmos et pleriqne easas ad eatraneol transfernnt. Damit TgL de eor. 1 (l, 418) nee dnbito qaosdam scriptoras emigrare« sarcina« expedire, fngae accingi de eintate in civitatem. Din von Oebler (Note) gegebene Erlftute- rang » andere haben nichts Besseres Ist dem Znsammenhange gegenfiber einfach nngehenerlich.

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d54

HOELDEßBEK,

Thatsaciien des maercn Werdens des Autors k&nn bei der flüssigen Art solchen Innenlebens nicht ausreichen. Eine Menge ron Fragen tttnnen aioh ohne entscheidende Antvrort. hi die Entmckelung folgerecht oder giebt es Sprünge beim Autor V Sc h wogler sah „wilde Widersprüche*' bei dem Clin- sten des Südens. Münter u. a. klagten über seinen Mangel an Urteil; den Uberschufs von GMächtnis gegenüber der klaren JSrwügimg. Wären diese Klagen im Hecht , wie soll man aus gährendem Meer den Kotnpals selber herausfischen, der von Ufer zu Ufer geleitet, von den Anfängen inneren Wer- dens zu dessen iotztcin Ergebnis? ilaii wird jenen Kompais am besten schon vor der Ausfahrt besorgen. Ja auch vor- ausgesetzt selber: jene nüchterne späte Kritik, von modernen Standpunkten ausgehend^ und namentlich ratlos zunächst über das wirkliche Werden des AJten, und mehr oder min- der geneigt, den Mann en gros zu bebandeln, hat die W^ild- heit des Widerspruchs aufgebauscht, in einem Atem ihn gleichsam Ja und Nein sagen hörend, statt Ja und Nein za verteilen auf die Jahre, denen es zukommt: vorausgeeetii^ dafs man's zu Üiun hat mit dnem begreiflichen Fort* schritt, mit konsequenter Entwickelung: waren die ein- zelneu Fragen \ die ihm die Zeitläufte auidrängten, immer

I) Dafs es sieh hier nicht um die Ahiehnnng solcher inneren K^itü^ son<icni wm deren notwendige Ergänzung handelt, wird alsbald danm erbf Heu, dafs wir (S. 3(i2ff.) diese den Autor bewegenden „Fragen*' auch < lironologisch EU verwerten suchen. Man könnte in der Ueibe der daselbst erörterten Gesichtspunkte den des tertuUian. Schrift- gebrauchs verminst n Tu der RUrze behandele ich dcnsclbt n in Tf rtullian und Sankt Paul", Zeitschrift für Wissenschaft 1. llieologie XXIX, 4, S. 47t<ti'. Kine Geschichte diofecs .Schriftgebniuchs , die alleio unseren chronologischen Zweck fordom könnte, ist insofent schwer thualicb, als Schwcgler's Behauptung Tom Widerspruch hier, wenn irgendwo, recht Ijohält. In einem Atem verlangt er den FtJus für wirkliche Bräuche ohne jegliches Schriftgeheifs (bekanntlich der sogenannte korrektive Schriftgebrmuch) (de oorooa ö. 3) and zieht den Schriftzügel straffest: At enim scriptum est, ut corouemnr? . . . Immo prohibetur quod non ultro est pennissum (c. 2). Dennoch ist selbst hier wahrzunehmen, dafs ad ux. [I, 3 (1,672): quod permittitur bonum non est], und ezhorUt. cast. [c. 3 (I, 740. 742) ex indnlgaitia est

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TEBTULLIAK VOK DKH KRANZE.

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gleichmftfidg iauglicbi cUb iimefe Werden des Mannes als ein Gansee zu spiegeln, konnte nicht die Tagesaufgabe Ge- danken und Leidensehaft stauen, ihnen seitweise Ruhe ge- bieten^ und etwa dem icrtigcii i'hryger irenische l\)ne ein- geben, zumal er im Kampf mit der Gnosis der Gruisen Kirche verwandt blieb? Dazu kommen die mancherlei Zweifel über die Geschichte des Phiygertoms, die hier als ehronohigischer Faden die SchrülenfbJge erschheisen soll Erst gans am Schlois, das ist sicher, der Lehenstsge des Schriftstellers, ertönt das grobe Anathema über die iana- üsehen Phryger, ihre monoframische Strenge, über ihr „teuf- lisches" FaaLeii, bebciiiiuibi man lerne in Asia auch die Triuitarier - Phryger so von der Groiskirche abzutrennen, dai's auch ihre Taufe nicht gelten soll, ihnen das Abc des Christentums damit absprechend. Was war der modos vi- vendi «wischen Kirche und Sekte vor diesem späten Er- eignis, vor dieser entscheidenden Kündigung? Tertollian steht im Verkehr, als jQnger des Parakleten, mit Mitgtiedem der Grofskirche, und kann, ohne gerade die W'eissajrimg " dem Bruder Fabius aufzudrängen, iim zu einem praktiachen

* *

Kbenniais mit seinen Phrygem bestimmen wollen. „Uber- tritt zu den Phrygem mufs wohl einen verschiedenen Sinn haben vor und nach jener KOndigong. Die Frage ist mindestens offen, ob vor derselben das Phrygertom, und namentlich jenes des Westens, nicht mehr eine bekämpfte „Richtung'' als getrennte Sekte gewesen ist. Jene letzte Entledigung nämlich, die im dritten Jaiirzuiinte erst ^ statt- findet, würde des Sinnes crmangeln, wenn schon längst das laute Anathema, Deceunieu irüher, ergangen wäre. So giebt es erweisHch £ntwiokelung innerhalb des phrygischen Stand* orts des afrikanischen Lehrers, und ehe diese erkannt itt, wird das blofse* Schema von Schriften orthodoxer und

qnodennque permittitar .... non tsm bo&wn est quam genus sasli iaferioris] sich gleichsam um die KransBehrift henrndageni, die wie-, denim selbst gwritiert naeh dem formell noch stiaffiBTSn: nflgst leriptura quod non Dotat. de monog. 4 (ly 766).

1) Nämlich der -1. Jahrhunderts.

2) Wenn ich im foigcoden von diesem Schssoa mSglichst absehe

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366

KOSLDBCBBKy

phrygiaeber Färbung um bo weniger auaUmgeo^ die Schrifkeih settfolge auasumaohen. Mit Becht neht man weiter ndi

um nach festen einzelnen Daten, die, zeitgeschicbtiieh ge* sichert, uns erst in den Stand setzen können, die gesamte wirkliche Qeneais des Schi'iitenkoinplexes festzustellen.

Von grofser Wichtigkeit ist die richtige Legung de» Endpunktes der fragtichen SchrifUtellerarbeit DdlÜnger nb wohl zuerst, dafe sonSobst die Sdirift von der Einehe ent nach 220 (Süt Andere haben den „Praxeas" von jenem Irrtume losgemacht, aU gehöre er schon in die Anlange; ich flelber rückte ihn weiter an das Ende des sweiten Jahr- zehnts, in die Käbe des „Scbwanengesanges^'i und sdiob auch die Schrift von der Kenschbdt in dieee sp&teste Qmppe. Das irrige Geizen mit Jaliren, eine Engbrüstigkeit der Ent- wickelung ohne jeden Anlais erdichtend, ist hoffentlich dä- mit abgethan, und melur als swei volle Jahrzehnte sind den „wilden Widerspruch ausgemacht befaufs seiner vollen Eit- &]tung. Vom rechtgläubigen Wider die Juden*', vom ortliüdoxen „Gebet'"' und TauiC bis zu den asketischen Orgien der letzten Schrift von dem Fasten öffnet sich nun eine Laufbahn, die von Mitte der neunziger Jahre des endenden 2. Jahrhunderts bis cur Mitte des 3. Jahrzehnts des 3. Jahrhunderts sieb ausdebni

Hier gilt es die Kranzschrift. Sie lehnt sich aufs deut- hchste iin an ein Donativ mehrerer Kaiser und rückt damit ireiüch zuvörderst unter 198 herunter. Eine ganze Keihe

und konkreter su vetiUifeii suche, die Einselftsgen der tertaMlsnisehea Eatwiekeliuig dturohgehend, to wird dsnit lüekt geleugnet, daft der MHoataaiimiis" trotz gemwer noch austteheader letster Sehrolfheiteii (phryefaiei ete.) bereit« in ishr wichtigen Nttaneea aicli kondgidit. Widitig, wenn auch immer aoeh die sektenmärsige Ausseheidimg des Sdueibenden bewoiiend, sind s. B. durehsas die .»pasloies eorum** c. 1. Wichtig ist anch jene echt „montsniitisehe** Frage: sa noD pntas omni 6deli üoere eoneipers et constitoere« domteiat qaod deo eongniat, qaod diseiplinse condncat, quod ssluti profidat? c. 4 (I, 485). Vgl. das Spätere: sed ubi tres, eeeleita est, licet Isid (de exhcrt esst 7 I, 748 oben; nnd damit de fuga 14: eit tibi et ia tribas eeclesia).

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TEfiTULUAN VON DEM KRA2<ZJ£.

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Yon Jahren, in denen solche Oeldverwilligungen an die Trappen erfolgt sind, kann an sich in Betracht kommen ein unverkennbarer UbelstHud, die Fülle stört statt zu fördern. Um zur Sicherheit zu geLingen, wird die Zeit jenes DonativB zunächst in den Hintergrund treten. Statt desaes wird sich empfehlen, die Zeit- mit der Ortsfrage hier kom- biniert zu behaoddn.

Der Ort ist yerachieden bestinunt worden. Der Orient Rom und Karthago sind als Ort oder Gegend bezeichnet wo nicht sowohl die Schritt von dem Kranze als vielmehr die Scheiikuog der Kaiser an die Truppen bewirkt ward, und jener störrige Christ die Lorbeer kröne verweigerte. Sämtliches ist unmöglich. Der Osten scheidet von selbst awL Wäre ans der Feme die Konde nach Afrikas Korden ge- dnmgeD; so wire in der Thai nnbegreiflidiy wie so kohn gesagt werden konnte: der Tapfere erwarte nunmehr die Schen- kung Christi im Kerker Ehe eine Nachricht vom Osten zum feiTien Karthago gedrungen war, konnte der Krieger wohl tausendmal aus seinem Kerker entlassen oder mit dem Tode bestraft sein. Aber auch gegen Rom erl^ebt sich ein entocheidender Einwand. Würde bei dem regen Verkehr, der Norden und Sttden verband, allenfalls jener vorige Ein- sprach hier snm Schweigen m bringen sein, so aeugt da> wider nnzweifelhaft die ESrregnng der Gemttter ^ in Afrika, die sicli soturt dieses V^orialls als eines nahen bemächtigte ^.

1) 208, 204, 906» 211. 8. Bonwetseh, Die Sehriften Ter-

toUian'B S. 67.

2) Gibboa: Born oder Karthago. Keim gsr: der Orient.

3) Bon watsch S. 68 macht dies gegen Rom geltend.

4) In Bezog auf die SolennitUt des Vorgangs und nur in- bezug auf diese läfst sich im allgemeinen vergleichen das Schauspiel des sein Pf»^rd nnd danach sich sflhcr trii« nden einzi^^en Prätorianers (nach der erniedrigenden Entwaffnung der Truppe im Jahre 193) Dio 74, I.

b) Man kann mit ziemlicher Sicherheit das Gerede im Lager, von dem der Schriftsteller nur durch Berichte verständigt ist (c. 1, namentlich his zu den Worten plane snperest Oehl. I, 417) von den in Karthago sich fortsetzenden Debatten (e. 2. OiU. I, 419: qnale est autem etc.) nnterscbeidea.

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MOBLDBCHEN,

Auch dab der Vorfall „im Lager'', in i^einem Lager'' sich sntrog, weiil mu deutlich von Born weg; denn ob auch ^daa Lager'' scUechthm daa praetoriBche Lager beaeielmet^ ao doch eben nur da, wo der Staadpiinkt des Schreibenden

selber die Vieldeutigkeit ausschlofa, d. i. wenn li in liura »eine Feder rührt dafs der Kranz *^ in Karthai^o geschrie- ben ward, ist aber von niemand bezweifelt wurden. End- lich ein karthagiBches Lagei* kann unm(igiich gemeint sein; denn hier existierte kein Lager'; gams an geachweigen dea anderen, daia die malende Schilderung desaen, waa loeben geechehen, eine gewisse Feme des Vorgangs von dem Ort des Schreibenden anzeigt.

Immerhin in Afrika sind wir. Der „hUföliche Späher- atiefel" ^ wird nur hier einen Sinn haben. Auch welches Lager gemeint sei, iBt nicht wohl zu bezweifeln. Wenngieich die Stationen der Römer in langem Gürtel sich hinaogeo, om im Süden des Aures der Barbaren sich an erwehren ^ ao ist doch ..daa Laser'^ ein Tmninnsi der in AMka l^l^^wo haty und Lamhaesis ist au verstehen; wo die Legio tertia lag. Hatte schon Mark Aurel die hier angesiedelten rö- mischen Bürger (161^ 166) zu einer Gemeinde vereinigt, so erlüeit das Dorf erst Stadtrecht im Jahre 207. Scptizonium, Thermen und Tempel hatten die Legionäre dort aufgeführt. Eine forumartige Anlage vor dem hauptsächlichsten Tempel aeigte die gltoaenden Standbilder vieler X^egionslegaten. 208

1) VgL die Stellen bei Oeorgea i. t. eistia.

2) In Ksrthsgp stand nur eine In jülirliehsm Weohaei dem Pio- koDsnl zur YeifSgang goHtdlte Rohorte. Vgl den TagesbefoU Hadnaa*s in der Inaehiift von LambacBis Renier n. 5 B. cohon abeet, qnod emoibus annls pervices in officium pr(ocon)Buli8 mittittir. S. auch Mar- qvardt, Staatsrerwalt. I, 309. Uber die mit Lambaesii identischen Oaatra, von denen die Milliarien die Entfernungen in Afrika niafiseo, s. Jung, Die roman. Laudschaftcu dr-s römischen Reichs, S. il8.

3) Speeulatoriam morosiiwimam de p^dibu» ub»olvit e. 1 (1« 416) i m den speculatores vgl. Spanbem. Num. S. 233 ff.

4) Vgl. das borgum speotilatorum Anto(ni]iianorum) aus der Zeit dcH Caracalla in einer der Oasen siidwirts von Lsmbaesis bei Benier 1647} Tgl. Jung &, 97.

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TKE'i ULLiAK VOÜ i>l!;M ILKAHZE.

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eriiielt Lambaesis sein Kapituiium ^, das wohl wie in Kom usd anderwärts mit deu Tempelu von Jupiter ^ Juno und Minerva geecbm&ckt war*.

Der guiae GMohtskreb der Kranmchrift ist, «ucb den Späher''* beiseite, durch und durch afnkaniscL Nicht dafö nicht hier wie sonst das theoretische Au^ nach Rom, DAch KtrurieD, Argos * und wohin sonst nocli Liuüberschielty aber 9 wo dies geschieht , geschieht es mit Vermerk dieBer Ortlichkeiten. Wo dieeer Hinweis gebrieht, da ruht auch das Auge auf Afinka. Er kommt auf die Jahresgelflbde^ die am 1. und 8. des Januar dem Staat und dem Kaiser zu leisten sind xxm zu zeigen ^ auch dabei wie sonst gelte es heidnischen GötEendienst Man schwöre dem Staate ,,im Haaptquartier" am ersten Tage des Jinner, auf dem Ka- pitel dem Kaiser am dritten, den dies ne&stus vorbei* lassend. Auch dabei sind wir in Afrika. Man könnte an liom denken wollen, an jene majestätischen Bauten, die neben der Arx sich erhoben, und könnte den Plural der Kranz- Schrift ant die vielfachen Baomüben deuten, deren Kaiser und Könige hier nacheinander gewaltetet hatten. Schon die tarquinischen Fürsten erbauten einen kapitoliniscfaen Tempel Ein cUideres Kapilol, das der Flavi(;r. in der Keibentolge das dritte, war höher als seme Vorgänger, das vierte von Domitian, nach demselben Qrundplan gebaut, prangte mit koiintfaischen Säulen aus pentelisebem Marmor und strahlte

1) Friedlftnder, Sittengeschichte III, 156f. Der Legat Ma- midieni häÜKi das einsige Blal, wo er von Tertulliao ausdracklieh er- wiliBt inrd, praeies Legionis. Ad Scap. 4 (I, 549).

90 FriedUnder lU, 169.

3) Ibidem gravissimss pennlas posoit, releTsri snspioatos, specu* Istotiam moiosisüniam de pedibus absolvit, c. 1 (I, 416).

4) Athen, Rom, Etmrien c. 18 (I, 449), Argo« c. 7 (I, 432).

5) Ecce aunua votorum iiuDcapatio quid vidctar? Prima in prindpiis, secunda in CaiHlolii», c. 12 (1, 44710- Über die solcmnis votorum liuncupatio am i. uud 3. Jauuar (der 2. ist dios atcr; siehe Becker- Marquardt, Handbuch der röm. Altert. IV, 219. Der Fontiftx sagt die Formel vor (praeit vcrba),

6) K. 0. MuUer, Archäologie der Kunat, ä. 181.

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NOKLDfcCUEN,

innen von Goldschmnck ^ Aber der Plural der Kranz* ■chrift widenrteht offenbar Boleher Deutung und hat durdi-

aus nichts gemein mit einer zeitlicben Folge von Bauten; die Gejsrenwart ist hier in Frac:^. Jene Melirzahi von Ka- pitolien gilt der allgemeinen Gewöhn lieit, Kapitole zu türmen^ wo Rom Eolonieen begründete. Atrikaniacb ist aucb die 9, Leibgarde''» die |,Hofiruppe'' der Kranssebrift', so sehr 8ie aus Wttstennähe sum Tiberstrande zu führen Bcheint Zunächst ncd jene ,,ca8trenBee'^ aehr weithin im Reiche zu finden. Sie spielen eine Rolle im Nilland, wo, ehe ein Ägypter erkoren wird, „magistratum popuü Romani^^ aiis- nahmBweis zu bekleiden, er als fnl nrgaro-ctdov d. i. als castrensis bezeichnet wird ^. In Rom heilst die Hälfte der Wasserleute y welche im Solde des fiofes steht, ebenfalls Hannschaft des Hofes K Das Heer von Palastbedienten fährt die Bezeichnung caatrensea. Doch hat man längst auch in Afrika, und gana speziell in Lambaems diese Leute gefunden. Was aber sollten Hoflakaien an der Grenze des ewigen Sandes? Man mutmafste: Kaiser Sever war 203 in Lam- baesis ^; bekannt ist, Falastbediente püegtcn dem Hole zu folgen. Allein die Inschriften mehrten sich, welche inLam-

1) Eekhel doetr. aumm. IV» 8S7. 377; HftUer, 8. 8». 8) Est et alia fluoHia ngiamm ftmiUamm, nsm et eaitrsoies appellantor, mnmfiesa et ipne aolemniiim CAStariaoofam, e. 12

(I, 449}.

3) Isidor. Peius. I, 483. Vgl Kuhn, Bdtrfigo zur Vez£Msitag

des röm. lieichs, S. 148.

4) Das gesamte Geaindc der römrschen Wasserleitungen «ählt für die 14 Regionen der Haupt.stadt 7UÜ Köpfe. 240 bildeten die familia publica , die familin r:ipsjiri<i -w-nr 4tiU Köpfe stark. Die tamilia publica fit 1 (Irrn Aer arium Saturui zur I^aat, die familia Caesaris im Unterschie^d davon den KHisern. Ich führe dies hier mit au wegen des tertulUanischen Ausdrucks, s die vorige Anm. Mit der Sache, die der Autor meint, hat dies ja nichts zu schafifen, wie freiUch ebesso wenig die caatreuaes vom Nil. Uber die genannte familia Caetaiis s. Uirschfcld, Rom. Verwaltungsgesch., S. 163.

5) Cenleneer SMrs 188. Vgl. über die fkmifia fationis eastrsotu Renisr, Inteript de TAIgerie, p. 69; Daremherg, Dtet Antiq., p. 960.

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TERTULUAN VON D£II KttAMSSS,

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b&esis castrenses doch für die Dauer erwiesen ^. So ent- stand denn die Annahme , da& die l^o tertia damals ak Leibregiment zu betrachten seL Die Caatrenaen von Lam-

baesis Bind sicher.

Die Kapitüie und die ^^castrenses^^ sind gerade die bei- den Punkte y weiche geeignet erscheinen konnten, unseren Satz zu erBehüttem: der Horizont aei afrikaniach im „Krana''; wir sahen, dafs die Einwände fallen. Kommen wir nun- mehr zurück auf das Kapitol von Lambaesis, das in „den Kapitolicn" mit liegt, welcher die Kranzschrift Erwähnung thut Es mag iiiglich erbaut sein, um jenen allgemeinen Brauch, den de eorona gekennzeichnet, auch an der Grense der Wüate, neuerdings zu ermöglichen: wo, mehr als im Lager, gebührte dem Kaiser die Ehre und zwar am ge- hörigen Ort. Tertulli.Tn, dessen Sciiriftchen sonst nichts mit Kapitolen zu thun hat, mochte durch diesen Neubau selbet gerade bewogen sein, an „die Kapitole*' zu denken wo die kri^eriache Feier am St», nun nicht mehr im „Hauptquarder^S statthatte; eine spätere Erwägung der Jahreszeit wird diese Vermutung bekräftigen. Sicher aber ist iolgendes: er konnte des Kapiiois nicht gedenken, ehe

1) Über diese gsnse Frage TgLHirsehfeld, B5ai. Verwaltnngs- gnebiehte, S. 197 ff. Gastia kaiserliches Hoflager; auch der Kaiser- palsst heifst Caslra als Sita dss obersten Krisgshenn. „Allerdings aehehit in Lambaesis, naeh einer TerstÜBsmelten Hsndsebrift au urteilsn, auch eia oBilitärisches tahttlarium castrense bestaodeo an haben. Mte viUeieht Sereras der Legion eine ezimierce Stellung Terliehen, sis in seiDem Leibr^menl gemacht haben?'*

2) Ähnlieh wie bd der Juno von Arges (vgl. meinen Aubata »TertnIliaD m GiiecheDland** in der Zeitsehr. f. wisseosehaftl. Theo- kgis XXX, 8. 40& ff. ef. 419) ninunt man emen gewiaien Eieeis wahr ia dsm: prima in prineipiis, Beconda in OapitolÜs. Aeeipe post loea st veiha, e. 19 (I, Ü7). Die Örtltehkeiten ab solehe wann ja wo- MBtlich gleiehgttltig, anmal aueh die „prineipla**, die ja das natttriiche flaim siMBS der Maansehslten waren. In solehsa FKUen ist man be* msbiigt auf beaandare, waoa aoeh verMbwisgen wirkende Motive dar DantsUnag au fthndea. Übrigens legt auch die Hervorhebong der prindpia den GManken nahe, dafii der betrafitode speenlater einem wbaigDm** angalMirte. Vgl 8. 868, Anm. 4. Kur dann hatte er lieb in das Haoptqnartiar au verffigen.

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llOKLD£CH£Ny

dies Relber erbaut \s'ar. Der Bau tallt 208. \'ün den sämt- lichen Liberalitäten wird dann eine solche gemeint sein, die jenaeits 208^ Mt. Die erste tälit 211. Und da für ein DonailT nun „swei Kaiser sonst nicht sugebote sind^ ao lange der Karthager gelebt liat^ so iet eben 211 ab Jabr dieser Schenkung erwiesen , zugleich als das Jahr jener Thai des kranzfeiadlichen Kriegers, und endlich zugleich als das Jahr dieser aufregenden Kranzschriit.

Bündig wie dieser ^SchluTs ist % dürfen wir schwerlich ver- säumen, die Sache auch sonst zu erhärten. Sei 211 uns ein Zentrum^ das tertulüanisches Schrifttam peripherisch umlagert: wir wollen die Radien aufimchen, die su dem Mittelpunkt flUiren. Laufen sie regelrecht nach jenem Punkte lusammen, wird jene Erhärtung bewirkt sein. Es eiupHehlt sich me- thodisch, den Stoff zu gruppieren nach Fragen, die den karthagischen Mann zeit seines Lebens beschäftigten, den Durchgang dieser emselnen Fragen durch seine Schriften SU prüfen.

Die Frage vom Kranz des Soldaten ist selber das Thema

des Schriftchens: alles andere dient nur, diesen Punkt zu beleuchten. Freilich greift er weit aus, beptjift alle „Kränz- ler'' mit ein, militärische wie zivilistische, redet von den Kränzen der Götter und auch von den Kränzen der Schman- ser, spricht von Kranz und Chiirlande, die das Haus beim Kaaserfest sohmttcken, erörtert die £ichenlaubkränze, den Pappel-, Epheu- und Weinkranz \ auch den von Olive und

1) Man kömrte aUenfsUs, da wir weder die VoUendung des Ks- pitols von Lsmbaens noeb anoh die Libefallt&t von 206 naeh tSatem Monatsdatum bestimmea können, annehmen wollen» der Fall habe ■ich unmittelbar nach Vollendung des Kapitels ingetragen im Jahie 208^ Aber dagegen ^rieht die Chvondogie des PaUnims (209). Über die »nriedensBeit*' von 206—211 s. aueh Bonwetseh, S. 69.

2) VgL übifgens hiennit ein anderes chronokgiselies Aigmneut ans der politisehen Geschiehte Afrihss 8. 867, Anm. 4.

3) Vgl. die Ubeialeht ftber die Atttibute«" der Götter bei K. 0. Möller S. fiOl.

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T£KTULLIAK VON DKM KRANZE.

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Lorbeer, bei aiie dem nicht TergeBeeod der Roeen, Veilchen und litlien.

Die Lebendi^D und die Toten gehören ihm, wenn sie

bekränzt sind. Sein Revier ist, was duftet und grünt und blüht iu Gärten und Feldern und Wäidem, doch zugleich such die Goldschmiedewerkstatt , die das Gleichnis des Blattes und der Blume für die Stime der Qrofaen snrecbt- macht

Es gab eine heidnische Rranzwut, eine Leidenschaft für die Coronae K Sie wird '.wich von Heiden gegeifselt, Heid-

nische Arzte zum wenigsten hatten gegen die Kränze ge* •cbrieben« den aanitfiren Qesichtspimkt hervorkehrend War das Altertom arm an Arten der verwendeten Blumen^ die

ungeheueren Mengen waren desto bezdchnender Dafs hieran der Widerspruch anknüpfte, den die christliche Ein- tachheit aussprach , gehört zu den begreiilichen Dingen: ,y Wir haben eine alte Gewohnheit^ uns nicht mit Kränzen stt schmücken^' Wann der Widersprach anhob, ist dunkel Iii Rom hat vor Tertullian^ Minudus Felix geschrieben^ nicht ohne Ironie bemerkend: verzeiht; dafs wir den Kopf

1) Ifittelalter uod Neuzeit kennt diese Weise kaum mehr, als laut Clemens die „alten Griecbeo'* sie kannten. Doch rgL X, B. die Schüdening Ton Alezander Farnese*« triumphierendem Eiu' sog in Aotweipen (1585) The soldiefs tbemselves, attbed in verdorons gannents of foliage and flower-work, liiair amurt ihoes adofMd with raes and UUes paradod the bridgc and the dyke.... Aftemaids» a magnifieent banqnet was aerved to the soldiers upoo tlie biidge. . . * Here tat that host of war-bronaed figores .... thcir heada cmwned intfa flowert. Motlej, Hist of tlie United Netheriaads I, 369f.

2) Et apud Graecos qnidem de corouis privatim ecripber« et Mnesitheus et Callimachus raodici, quae uocerent capiti, quouiam et in hoc est aliqua valctudiulö portio, in potu atque hilnrit ite praecipue odorum vi subrepcnte. Pliniun, H. N. XXI, 3, H ed S iiiig 3, 362. Vielleicht meint ClemenB «. das folgende diose

3*^ Vpl. V. Hehn, Kulturpflnnzen uud Haustiere in ihrem Über- gafig aoB Asien nach Griechenland, S. 2U4.

4) Habentes obserfatiooeni iavetentam, quae piaatenlendo sta-

ttn feeit, e. 8 (I, 490).

6) Vgl. audi Juatin Apal. I, 34.

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nicht heki äiiztü K In Alexandrien behandelte Clemens diese längst vorhandene Gewohnheit, vermutlich zum Teil nach dem Vorgang der erwähnten griechischen Arzte Sicher er- örtert auch er die Schädlichkeit dieser KrioM: der kalte und feuchte Kranz bringe dem kalten Gehirn einen achid* liehen Zuwachs von Kälte. Er erörtert die Sache dann mannigiach. Der Duft, der vom Haupte nach oben steigt, betrüge den Geruch um sein Recht Aul den rationalisti- flchen Einwurf folgt ein geschichtlichee Schlaglicht: den alten Hellenen war, sagt er, der Gebrauch der Krftnze g^ unbekannt. Auch der religiöse Gesichtspunkt wird su Worts veretattet: man brincre die Kränze den Göttern. Hier gilt aufser irischer Kriahiung das Zeugnis der heiienischen Dichter: die Musen wie die Olympier sind geschmückt mit Karcissen und Rosen, die Jone ist Lilien hold, myrtenfioli die Diana. Dafs man Verstorbene kränzt, mnfs Kapital achlagen helfen, ^voliei der euhemerisiische Ausfall auf die „toten Götter nicht mangelt. Dazu kommt die Dornen- krone, welche der Herr einst getragen, und welche spöttisch verachte, wer irgend sein eigenes Haupt mit fröhlichen Bla- men verziere. Er wählt einen mystischen Schlufs: die Krone des Herrn sind wir, einst ohne Frucht guter Werke, nun aber endlich gesegnet, ihm nahe, der unser Haupt ist'. Hatte er gar gdesen, was, wenige Jahrzehnte zurück, die Gemeinden von Lyon und Vienne den Brüdern in Ana «chrieben ^? Sicher ging Clemens hinaus über das, was lu-

1^ >ane quod caput uon coronamus, ignoscite. Auraui boni tions nasibuä duccrc, nan occipitio capiUisvp soU mus baunre. Nec naor- ta08 corouainus. Octav. 38 (od. CcUariu.s p. 141\

2) fuxl'vyti /a{rt]v «i'/lAwsT ö orfrfnros ntnixfiufvog , xal <St vy(y6tr)T(c it xai «Tta i}>i/ QuTTjja, ravrrj xat ot lainoi x^ii-yniif ttrai 'p*-

Paedag II, 8 (K, A. 180A). Über die Theorie vou ^vxn und V<^Z^ ^Plsto und Hiceaius) v^l Tert de an 25 (II, 597^.

3) 6 fXiV yccf) Tov xrptov axiifavoi rjun^ vvtTTfro n no(ftjj ixO; lov; noT( ttxaQTiovi, rot'i,- ntfJtMfifiivovs avT^ 6ta i^g Ixxkijaias, ^ ivu^ MHpal^. K. A. p. 182A.

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T£ETULUA>i VON DEM KBAMZE

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mt B6tn Prognmam «ebieii: mmp^ofm Si fyu¥ %ai fiv^ X^fjoig ovK dray/Mta ^. Nicht nur nicht noüg sind Kränse, «ondem sie sind vom Übel-

TertiiUian kennt Ciemons auch hier. £r8t recht ein Bataonalitt^ mekdei er das fieoht des Qoraohiiiiiiit \ kommt «af die Krone von Bonieii, in frwer Berttlining* mit C9e> bringt die euhemeristiscbe Bitterkdt ^ tlber tote Gdtier wie Clemens. Er beleuchtet, nur unendlich viol stärker, mit Inmdert einzelnen Daten die religiöse Verwendung der Kränze. Im ganzen ist seine I'cder hier freier yqxl dem fiinflufs des Griechen, als snr Zeit seines „Frauenschmucks^ <d03). £r W»t dem aemens die „Schädlichkeit ^ liüst ihm die „alten Hellenen'', Ifiist ibm den matteren Einwand, die Kränze seien nicht nötig*': ganz als ob ^^der Erzieher" ein längst gelesenes Buch sei, detiäen einzelne Daten er früher eklektisch sich zugeeignet. Argumente seiner eigenen Werkstatt stehen neben den fremden, die er dem „Flücht- ling'' Terdankte. £r Terweist auf die korintliisclie Vorseit; ecbeinbar seine Geleiae verlasiend, in Wahrheit prinzipiell and scharf dieselben verfolgend: ,,wenn jemand sagt, es ist Güttei-fleisch, sollt ihr nimmermehr eÄßen"*. Werden

mdfavov n^^ytu» ntngt» Ens. H. £. V, 1 ed. Seh wegler

Ä ir'>, Z. 6

n Alles PM.ln- II, 8. K. A. S. 175 ff,

2) Dins ''pol 1' 4*2 (T, 074'^: nos coronam naxibui noTimuai vi-

deriut qui per ca]Mllurn odoraotur.

3^ Sic pt tu coronaro, licitum est. Tarnen nee ilUm impictatis contuineliüsac coi-onani populna cotisclvit. Romanornm militum fuit commcntiim , ex usu rei saecularis, (|uem populus dei ncc publicae unquam laetitiae nec iogeoitae iuxuriae nomine admisit. de cor. 9

4) Itidignimi ciiim, ut imago Uei vivi imago idoli et mortui üm^ c. 10 a, 441).

5) c. 10 (I, 440). Unnuttelbar roodem und darum uasordcheiid trürdi/^t H a u c k , Tertnll., & 915 die Krstiifrsge. Trais der Kfiholielt uod Grorisriigkeit eeiner Gcdsaken stelle Tertalliaa im Dienit einer kl^en Ssehe, der £iiraeilielisle& QeteCdliehkeit. MieM nngaatialt Montsnisti gteiehe er einem Msane, der eifrig Kinderspiel treibe. Ab ob Tgl. Clemens nnd Minndiu Felix die StelluQg snr Krsnifrage fiberiisapt fperifiseiieii ,,Hoiitsaiimiu** Tcnatet

Zuibclir. e K.-0. ZI, a 84

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nicht cliristlicbe y^Krinslor*' ähnlich die Heiden henuw-

fordern zu abfälligstem Urteil, wenn sie Christen in heid- nischem behnmck sehen^ den kein Levit und keiTi Prie^ter^ kein Bekenner Jesu sonst trog; werden die üeiden nicht Bftgen: leht dieee weltacbeuen Leute; wenn es gilt ihren Ernst BU Terfafilleni nnd Erftnse als Mäntelehen gnt; im Onmde nnd nie wie untereine.

Im ganzen hat diese Kranzfrage in Karthago keine Geftchichte, während doch der ,. Kriegsdienst", der „Schleier", die „Flucht" ihre Geschichte haben. Weder hat TertuUian in der ersteren Phasen durchlaufeni noch finden »ich in der Gemeinde fr&here Spuren der Anbequemnng >. Den Schrift- tteller ralangend, zeigen ihn die Schauspiele' so wie die SehntsBchrift, diese letztere so wie die Kranzsehtift. IMe Durch schnittsprnxiH der Christen , insbesondere auch der Soldaten mag etwas schwi^rer erhellen, üb KranzTcrwt'ii:::t>rer früher auch im lieere zu linden waren, könnte zweiicihait scheinen. Unwalirscheinlich will dünkeni dafs bei den Libe- ralitäten von früher das Legionskommando so dn&ch die Angen frenndlich geschlossen', die Reverenz gegen deo Kaiser nnd den Heeresbranch schädigen lassend. Als Aus- kunft kann sich empfehlen : die Füllö von Deserteuren, deren die Kranzschriit gedacht hat, habe woid starke l'ro- zente von Weigerern des Kranzes mit einbegriffen. Die Fahnenflucht dieser Sekte ronfste dann freilich erbittern; aber die offene Weigerang, der helle Aufmhr gebrach doch; auch der Grund selber blieb dunkel; man wufste ja nicht, wer ein Christ war. Jetzt ci'scheint als ein Novum „der

J) Si cnim iiou duliquit, hüdie susccpta Corona, deliquit aliqunndo rccusata, c. 2 (I, 419). Das Argument erinnert formell an Galat. II, 18.

2^ Quid mimin, «i et spparatat agoniiin idololatria conapnrcat de eoronls profimis de spcot II (I. 40).

3) Auch bei der solemois Totorom Duneupstio worden slQShrlicb Krftase getrogen: etiamti tacet iUie Chtifüsnos ofe, eorouatus capite respoodit c. 12 (I«448). De Corona sl« Gaaies ecbeiat antznscUieriea (Tgl. aamentlich aoch dio drSogonden Erdrtenmgen in o. 11 [I, 445)% •dafs eine fihnliehe Weigenmg bemts früher nck sugeliagen.

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TKRTULLUK VON DEM KRANZE.

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nfiange Kranz in der Haad'^ \ ein Zeichen offener Bevolte^ in dem die Pifliekten * namnehr nicht «n&ch Torbeigehen lumnteD.

Jene Geschichtslosigkeit der Kninzirage ist vielsagend. Hätte der Fall von Larabaesis sich bereits £0 irUhe ereignet^ wie die gemeine Annahme lautet, so wftre es kanm zu Ter* stehen, wie snnfiehst dieser VorfoU so spurlos in dem reich- lieben SehrüHnm yerklingen sollte , das seither noch gefolgt wäre. Diese christliche Feder, die alle» iu aiicd iiineinzicht sollte in einer Menge von Scliril'ten an dem „einzigen Christen'^ vorbeigehen, der eie doch einmal begeiatert? Liegt dagegen der VorfUi in der Mitte der SchriftsteUer- lanfbahn nnd damit gegen Ende des Lebens, so wird schon eher be*?reifHch, dais ganz ausdrückliche Nachklänge der ta])leren ünthaitung vermifst werden. Ganz, meinen wir, iehlt es zudem nicht an solchen. In der Schrift an Seafmla heifst es: der Prüees von Mauretanien and der Prises Nnmidiens bekSropfen freilich die Sekte, aber ;,nur mit dem Schwerte" die summa ignium poeoa jenem Pro- konsul belassend Da „Sciipula" '212 tallt^ in die Zeit der firüderregierang,%80 wird der Gedanke wohl autreffen, dals

1) Sota« Ubcfo capite, eoronameoto io mann otiOBO, c 1.

2) Sufiragia doiade, et res am{»liata| et reaa ad praefeetoa, e 1 (I, 416). „Die böchate Centurionenatelle, daa Primipilat mit dem Koimnando der Ijrgiou (?) (praefeeti eaatroram. ajiäter legioaia) «mde daan von aoleheo im 60. Jahre emicbt."* Frledlftnder 1,834.

a) Man Tergleiche den gcsAratcn Tenor dea folgenden über den „DorchgaDg'* der einseben Fragim dnrehScluiften aelir Teraehiedeoen Inhalts.

4) Nam et nunc a praeaide Legionia et a praeaide Bfanretaniae Texatnr boe nomea, aed gladio tenaa, aiout et a primordk» mandatnm eat aDimadTerti In hajnamodi, c. 4 (I, 549). Die beiden Mauretanien, dordi den FlnTa Malneha getrennt, worden nnr anweilen von einem Prokofaler regiert, wie nntsr Galba, dann unter Sererna, Caracalhi and Gete (209-211) Ton Gn. Haina Diadnmenianna nnd, wenig apäter, tfm Q Salln^itina Maerinianna. Marquardt, Köm. Staataverwalt. I, 324; vgl. Renier 8891. Bull, dell* laat. 1860. S. 49» Aach diea »t TOD ehronologischer Wichtigkeit Der Verfolger in Manretanien wird der eritgcnanote aein.

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368 MOELUBCHENy

anter den Op&m des Schwertes in Numidien auch jener Mann war, der als der „emsige CSirul^ den Lorbeericnoi in der Hand trug, den SpifaeradefSd dann annog nnd, wie

Moses^ auf beiliges Land trat

Im Zusammenhan«» mit der Kianzscheu stehen zwei Daten der Kranzschritt: die behördlichen Kränze Athens^ und die Palmentoga der Spiele, die xugleiQh mit goldenen Krinien bei den Megalenaien prangten. £a scheint Bich in beiden Fällen um Irrtum des Autors su liand^. Am Idar- sten durite das sein inbetreff der toga palmata, die er statt der tunica cinschwän&t folgte die Kranzschriit dem ,,Blantel'< (202), so konnte allenfalls das Terhalste Staats* klmd ihm „in der Feder'^ sdn. Nfther liegt etwa dies: der Mann stand den Dingen jetzt ftmer. Er hat die Pomps des Zirkus in früheren Jakreu gesehen, nicht nur en mi- niature in seiner karthagischen Heimat, sondern auch in Toller Enthaltung an den Wassern des Tiber'. Jetet be- ginnen im Alter die Eindrücke ihm sa yerbleichen *y so daTs, wie die Ansdiaaung blals wird, aneh der Tenninus fehl geht. Minder gewifs ist der Irrtum inbezug auf die athenischen Kränze. £r sagt: die Archonien Athens tragen (noch) goldene SÜnae^ wie er denn von ,,Athenercicadon^ etwas Ähnliches aussagt Clemeu^ in griechischeii Dingen

1) CofonsDt et pablioos oidinei lanrela piibliese eannei megpilA- tos Ysro inniiMr aordt, nt Athenis, at Bomaei e. 18. Die togse ibid. Über die pompa bd den lud! tolennct, foo dar Ter- toUisn hier redet , vgl. Beeker- Marquardt, Handbuch der rihn. Altert lY, 498 £ Die Prittoreo fahren auf einer big«, in der Puipor- togk und der tunica palmata, das ElfeobeiDsoepter mit den Adkr la dnr Hand. ,,DeD Kraam beschreibt Tertnll. de eor. 18; er war, wie das gaaae fon Jupiter entlebute Kostttm, etruikiMiL TeIt^dliaa schreibt irrtOmUch tou einer toga palmata"

S) YgL seine UnterMbeidung you Rom und den Proriaaen in> beseg auf die pompa etroeads de speet 7 (1, 80): ea si minoie eo» per profindas pio minoribus viribus administraiitur ete.

8} SeliOB de spset 18 (I, 51) sagt er: quaoiquam nemo haes omuia plenius eipriniere potest, nisi qui adhue speetaL

4^ De viig. Tel. 10 (I, 897); vgl. Clem. Paed. II, 10. X. A 1990.

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TEKTÜl«UAK von DKK KRAKZE.

d69

doch wohl die bessere Quelle, erwähnt, dskü die alten Ar- chouten, die die städtische Verwaltung »ch Mimaiaten, den wflibifchen Goidtchmnck (eiDat) «nlqgten K Die mllgliclie Autopaie dw Karthager» in athMUMsheii Dingio habe ich anderweit dargethan und swar me Reifle Termutet Im An- fang der neunziger Jahre *. Wie man sich auch enUcheide: der Afrikaner Bei in Sachen der Kränze liier ganz dem Cle- mens Terhaftet oder sonst nicht ohne Kunde von frischer alheniaeher Qegeawart: Min wahraeheinheher Irrtum in Kraniaachen würde erklirlich: lowehl «sine demenatektllre «b seine grieddsehe Reise liegen ihm In der Vergangenheit

Die vcrschwisterte Frage vom Kriegsdienät hat nuu eine Geschiciite, nämlich im Leben dos Autors. Er hat sich über dieselbe zu verschiedenen Maien geäuisert: im Götzen- dienstin der |,Schuts8chritit'^i und eben drittens im i^Xraaae''. Seine Äniserangeii im nKrana'^ bekunden an ▼oller Genüge, daia wirktich eine lingere Zeit seit „Schutz^ Schrift und „Götzendienst ablief.

Er hat ein Kapitel im Grützendienst" über den Kriegs- dienst der Christen. Die i^'rage spaltet sich ihm: kann ein Gläubiger Kriegsdienst annehmen nnd ein Soldat zur Ge- meinde iiinaiitreten ^ speaiell der gemeine Soldat^ der keinerlei Opfer yeniiditet noch Todeiaiieile aussprichi Es ist der Beachtung wohl wert, dafs die Alternative im folgenden einlach vergessen wird^ Wie die Christen der celsischen

£• ist bemarksDsweit, dab TertuUlan beide Mab (CSesden und Ooldkr&nse) aus dem Prseteritam des Ctoaeoi ins Praesens über- trlEgt.

2) S. meinen AnfiMts in der Zdtaehnft fiir wisteaseh. Theologie

XXX, 4, 3. m.

3) At nunc de isto quaexitor, an fidelis ad niilitiain eonvorti poetit, et an xnilitia ad fidem admitti etc, c. 19 (1^ 101).

4) Dies geschieht eben sicher mit Absicht. Er will hier eben

nichts wissen von einem christh'chen Krieger. Uber diesen schon unter Marku«' von CbrrstPn vertreteneu Standpunkt v<^]. Keim, Cclsus Wahres Wort, S ll'Ü (vgl S. 139) Aucli das Argument ist das- selbe : man kann nicht zweien Herren dienen. £s ist diea von Wichtig-

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Tage hat er dm iLiitscheidun«^ brr(üt: die Lager des Lichu und der Finsternis haben nichts miteinander zu schaffen: sweieii Herren kanu man nicht dionen, niclit zugleich Gott und <Um Caeear. Die Kntfichiedftnheit ist eine starke: abcv rie ist ihm nioht speafiaeh; der y^OOteendieiiat'' tritt in die Sporen einer alten Qewohnheit Et geht die Einwinde durch, die freilich bei Christen im Schwang sind. Äloses trug eine Kute, wie die Hauptleute die ^Veinrebe. Der Täufer trug einen Kiemen ^ dem Schwertgurte vergleichbar. JoBoa sieht in den Kri^^ und das Volk der Juden mit ihiiL Solche Einreden d&nken ihn „Bfäüe*** Weder im Krieg noch im Frieden kann ein Christ MilitSr iein. Gingen aneh Soldaten enm Täufer, nm dessen W^nngen ansnhd^en^ wurde ein Centurio gläubig, hat Jesus doch jeden Soldaten „in seinem Peti'us" entwaffnet K

In dem Bchlufsergebnis identisch -~ wenigstens beinah identisch in den Gründen yiel£Mih verschieden stellt sich daneben die Kransschrift. Wenn weniges frei wiederholt wird, wie des Herrn Drohung an Petras^ der Eid fiir Christus und Cä^ai", slKw eigen hier Moses und Josua, die er ja iruher beseitigt, um nun einem Sturm von Grün- den neuen Gepräges das Wort zu geben. Gewisse furcht- bare Foimelo, mit denen dem Kaiser gehuldigt wird ^, die Pflich^ das Proaessieren an lassen, geschweige das Schlachten im Kriege, das Verhot sich selber an riehen, geschweige in den Kerker an schicken, die Schildwachtpflichten am Sonn-

keit auch für die Chronologie von de idololatria. la dieser Frag« ist Tertulliau von gröfserer Schroffheit zu einer (Jiiroli die Umstäiiide be- dingten gröfseicn Nachgiebij^keit fortgeschritten.

1) Omiiem postea luiiitem dominus iu Petro cxarinaudo disciuxit c. 19 (I, 102). lubezug auf diese Beseitigung der Täufrrinstanz, die ihm s] iiter ~- de Corona wieder gültig wird, stimmt de idolo- latria uiit der generellen Anscbuaung in dem gleichiaiU frühen adv. Jod. (c. 8 baptizato eniui Christo etc.), wo p^leichfiills von einer Ab- rogation de« Täufeniusehens, iVcilicU iui ßiick auf die Visionen die Rede ist. Die Sabbat kämpfe der Maccabiior (adv. Jud. c. 4 iu f.) sind ein Trumpf, in der äabbatfragc aiugcapielt, und sollen mit der Frage nach einem Kriegsdieufit der Christen natürlich nichts zu thtrn haben.

2) Etliches hat Oarüber Ohl 1, 443 Note d.

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TERTULLUN VO» DEH KRANZE.

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tag, wo der Herr gar den Postendienst nachläßt, das Wachehalten vor Tempeln, denen man doch selber entsagt hat, daa Schmauaen im Eidoleion^ das der Apostel verboten hat, die Besefafitzung der Dftmonen bei Kachtaeit, die man

tags exorcißtiscli verscheucht hat, das tiicLIehneu auf jenen Speer, mit welchem Christus durchbohrt ^ ward, das Tragen von Fahnen und Feldzeichen alB feindlicher fiivalen des Heilandes, das Fjnpfangen der Parole vom Fürsten, nach- dem man von Oott sie emp&ngen hat, im Tode die Blech- mniik fadieni wo die Engelsposaone erwartet wird, nach Lagergebraueh verbrannt werden, während Jesus vom Feuer errettet: das wäre dab stiiimiscLe Schnellfeuer, das von dem Elri^sdieDst verscheuchen soll. Wenigstens soll es abschrecken, als Ohrist an den Fahnen zu gehen: denn wie er die Alter- native^ die er einst gestellt und vergessen, hier ausdrficklieh bebandelt, wird sogleich noch an aeigen sein. Zan8ofast aber mnfs der „Schutnohrift'' mit einigen Worten gedacht werden.

Kurze Zeit nach dem „Götzendienst" hat er „olÜ^eU*' fdch vernehmen lassen, auch in «Sachen des Kriegsdienstes. Sein „mihtamus vobiscum'' ' sprach eine Thatsache aus, freilich in einer Weise, die nicht ohne Bedenken war. Die Frage, ob ein Soldat zur Qemeinde hinautreten kfinne{^ war freilich aufgeworien, aber mit nichten beantwortet: so weit sie beantwortet war, war dies verneinend geschehen. Jenes militamus vobiscum, so kurz imd trocken es lautet, konnte dem Schreiber nicht leicht fallen: sehr möglich, dals er mit Beirat, nicht onbeeinflufsty geschrieben hat Die drängende Kot der Zeit, die Thatsache aahlreicher Christen in den Heeren der Ejus«r, diese Zahl verm^urt dnreh die Vorteile^ die Severus jetzt bot, vielleicht auch das wirksame An- denken der Blitzlegion in dem Quadenkrieg, alles das übte hier fünflnfs und schwächte jene ältere Schroffheit, die seit dem „Wahren Wort'' and Markus' Ende im

1) IneuBibeiis et requiesoeoa su|»er pilom quo perfoMum latus est Christi.

2) apol 42 CI, 273).

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872

NOSLDKCBEKi

Schwang war imd der der firtthere Autor einÜMsh Folge ge-

Zumal in der Schrift von dem Kranze, trotz ihrer Argumeuteniüiie, vollzog sich nun eine Synthesis jene» miiitamus vobiscum mit jener strafteeten Ablehnung, welche der „Götaendienet'' aaeBpraoh, wobei wohl der «yehnige Christ^' aach mit Stimmiuig gemacht hat £s darf Mlidi Soldat Bein, wer erst als Christ zu dem Herrn kommt K Hier müssen ihm nun Johannes und die trexieii Hauptleute dienen, die in ganz anderer Weise dereinst im Götzendienst anütrateii: aie zeigoD, dala Christ und Sohiat aetn denn doeh nicht yOllig nmaiSglich ut Frailichy ala hege er Fardbl^ er könne falscher Milde verfallen, folgen hier noch Eaa* telen: man soll sofort dosertieren , wenn irgend der Glaube gefährdet wird; wenn man im Dienste verharrt, in jedem Betracht auf der Hat sein wenn die Lage ea fordert snm Martyrium stets bereit stehen. Christ und Christ ist stets eins; man soU, wie Zivilisten, den Tod leiden. Wie fem die Schrift von der Schutzscfirift, erhärtet namentlich dies, dafs vieie bereits desertiert sind, ein Faktum, das die letstere ansechlie&i Mit welcher Stirn kdnnte man schreiben:

1) Plane si quo« militia praerentos fides potterior invenit, tüa eooditio est, ut illorum qnos Johannes admittebat ad lavaemm, el centorionam fidelissimonmi , quem Christus probat et qinem Petras oateehisat, o. 11 (I, 444). Auch diese gans neue Venrendong der JohanneasoMateo and Hauptleate Ist in Dfiheier Naohbsnehsft irii dem „Gdtsendienat'* nicht so denken. Die Fannet mStitia pfiefeatoe sebenit Ihm beinahe der sonst schon bemSngelte CtaneBi m Uelea; ▼gl. mdnen An&atz „Am NU und am Bagradas** In TheeL Slad. 1886, S. 566, Note 4. Die BationaEtät der Entscheidung (doeh ver- gleich auch iKor. 7 über einiugehende und eingegangene MIsebehwi) kdaate man in Anspmch nehmen, wie die Aber das Schule halten'* and „Schale betnehen'* im „Götsendienst**. Doch gilt Über Kom^ pfomieee hIerÄhnliefaee wie das von Maeaalay, History of England, aber poUtiseha oad parlsmentsrieohe Kompromleee AnegefBhrta.

2) Eigentlich: AnsflQehte Sachen: omnlbns modle caTillandom* Ober die ofcjdLtire UoiaOtät (oder Immoialität) eoleher AnweisimgeB gilt Äbnliehei wie das Ton Bdhrlager, TertnlUaa, S. ISS an de idokilttria eap. 28Beflierkte: »Dse heUIrt: Iffiekeo seigen und Kamelt Tcnchlucken.*'

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T£BTULUAM VON DEM KBaKZE.

373

wir sind ja Soldaten wie ihr, wenn wirklich Christen in Massen die Fahne mit dem Rücken besehen hatten.

Im Lichte der Zeit betrachtet und von dem Standpunkt des Staates mulste dies Desertieren, gekrönt durch ofien^ Wideratondi eine höehsl ernatbafle Seche sem: eine £r* wignng, fiir daa Veriiilltnis des p,KnaaM^ tn anderan Schriften ^ bedentsam. Ist Rriegszucht notwendig strenge, so wuide kier Strenge gepredigt noch durch besondere Ur- sachen. Man wird Herodian kaum sehr mifstrauen, wenn derselbe kritisch bemerkt hat, durch daa Aecbt der Hinge und Heirat, daa Serer den X^egioiieD gegeben, sei die Zucht der Trappen geschidigt wetden>. Namentlich wird sein Urleil TielfiMh Ton anderen geteüt sein. Dam kamen jene häufigen Schenkungen, weiche, seit Claudius ühiich ^, unter dem airikanischen Kaiser eine schreckhafte Höhe erreicht ond, nach neuerem kundigen Urteil^, den gleichen schlim- men £rfoIg hatten. Beetimmle Thatsachen aengten. Sever hatte Erfahmng Ton nnbotmiAigen Trappen, ab der Stonn anf das eherne Hatra yon seinen Eniopiem geweigert ward. Den späteren britischen Feldzug hatte er in der Absicht brennen, die wankende Mannszucht des Heeres durch Krieg und Schlacht 2u beiestigen K Wenn unter solchen Verhäli-

1) Nämlich DamsntUeli so de fuga und ad Scspnlam (aocb Soof^ piace). Es war kaum anders möglich [TgL de fuga c. 1 : com neteio quid «nnantiaretnr], als dafs scharfe Mafsnahmen iblgteo, welche wie* dsrnrn AcIaTs jener genannten Schriften wurden.

2) Herodian HI, 8. 5. Auch der erhöhte Sold wiid ab der Diixiplm nachtpilig bezeichnet.

8) Dem von Soldaten erhobenen Kaiser. Er gab quina cieua 120 Pf. dem Manu Sui toQ Üiaud. 10. Marcus und Verus gaben je- dem von der Leibwache vicena 1B0 Pf Dio 73, p. 1231. Hadrian klagt, was ihm die Erhebung ei ups Casars (24 Millionen Pfund Ster- ling) gekostet habe, Gibbon-Wonck I, 221. Die Coogiarien Serer'g beliefen sich auf IIUU Denare = 770 Mark. UhlhorOi Uebeäthätigkeit, S. 12.

4) Ceuleneer S^ftrc, p. 153.

5) Hatra s. Hertz b er g (Oncken'eche Sammlung) S. 502. (JHo 78, 36. Spart. Pesc. Nig. c, 3.) Zum biit. Feldzug Lilie Septim- Severus Progr. der Realschule zu Magdeburg 1868, S. 28: ,»wenig-

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NOELD£CH£Ky

iitflMn gleich naob dem Tode SeTer^s bei

Truppe ofiener Widerstand ansbrtcli, so war das von

schlimmster Bedeutung. Das Geschick jenes einzigen Chri- sten^', dessen Ende wie das eines Paulus in Strömen von Biat sich versteckt häit^ konnte gewifs nur der Tod sein K Das nesck) quid in der n Flucht auf die Thatssche im Xiager yOUig riehtig bengeni drohte mit Masienverfelgiuigen; 68 bedurfte keines Propheten, diese Wirkung yoraasmaeben.

Auch die Theorie von der Flucht hat ihre Qesohichte in Afrika; sie bekräftigt das Datum der Kranzschrift.

Wiederum hatte der Autor in älteren Traditionen ge- ataadeadi welche ausgehend von Smyrna, jene Leolo nioht rllhmteiiy „welche sich selbst pieisgebeii im Widerq[»rech mit der BotBchaft^'. Er steht noch 308 auf diesem müderoa Standpimki Seit koraem yon Rom mrüek', nidit ohne maociie Verötimmaug, doch Geduld sich zu predigen aui- gelegt, im Sturm jener zweiten V^irtoigung, der offiziellen" Sever's, erwägt er, wie die Geduld in heifsen Drangsalen heLb; onter anderem, wemi die Flacht drängt, stählt sie das Bchwaohe Fleiseb|, das Elend denelben sa tragaa^ Etwas anders gestimmt aeigt ihn schon die Schrift an die Gbkttin, in der er nun nicht mehr selber, sondern seinem Hause den Text liest. Er hat den Apostel in Arbeit, sein melius est uubere. Das Bessere 'sei nicht das Gute. Aller- dings, auch die Verfolgungen anlangend, ist es besser, mit Erlaubnis au fliehen, von Stadt au Stadt sich begebend,

steiis uuleriialiui er den Krieg gegen die Kaledoaier, um die ge- lockerte Diaziplin im Felde wieder zu befestigen''.

1) Der römische Soldat, der sich zum Schauspieler hergab, wQids out dem Tode bsstiift. Friedländer II, 4S8. IHas Ufai- slriert, wie die Vetaektwig derMImeD, so anek die sUgensins Strsags dtBt idniwliea HesrsMaoht

2) YgL meiiiea AufrsU „Dss Kitssheohold in Born and Tei^ tnllisa nsch dem Partherkiisg** la der Zeitsohrift ftbr «ns. Thselogis 1887 und meia Auftats „Dte Sitaation vor Tertnlliaa's Sehrifit Ober die Oednld** In Zeltseiirift Ar kirehttclie VHaieoschsIt and kiiehUchfls Lefaso 188&, S. 577 ft

8) De pat 13 (1, 610): Si foga aigest, sd inoommeda logae osio mOitat

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als ergriflfen und gefoltert verleugnen. Aber wie viel seliger sind, die, das gute Zeugnis ablegend, aus dem Leben zu flcheiden vermögen ^ Wie viel audera erscheint dies iTlucht* recht im fi^nn des 2. Jahrsehntes. Jetzt hat er ausgemacht, dafii jemi iiii£Uiobe Hermworfc nur der Zeit der Apoetel ge- griten b*t, und die es jeist noch Terweiideiiy der Fdiglieil ein Pflftsterchen suclien *. Ist es die Schrift von der Flucht, in der er so breit sich auslegt^ gdiiz. in dem nämlichen Ton geht doch auch daä Buch von dem Kranze. Als er- innere er sich Tatian's, der einst |,kein Hirschenherz'" haben iroUte, geÜMlt er die Beine der |,Hirache''| der flaoht- eifrigen Hirten, die doch in Zeiten de» Friedens so game den L9wen gespielt haben. Fliehet von Stadt sn Stadt^' mi der ganze inliait der Botschalt , die sie von Jesus em- pfangen haben ^. Es bedurite mancher Jahre, um von der ^Geduld'' und der |,£^u^ sn dieeer Fintnohiedenhflit mi£-

Eine weieatfieh klare Geechiidite hat auch die Fxag^

vom Sehleler; anch de fördert den Zweelc, dem ;,Krani^'

6eiüe Stelle zu. sichern. Im Gebet'', also schon vor der Schutzscliriit, hat er die Ansicht verteidigt: allerdings auch die Junglrauen seien zum Tragen des Schleiers verpflichtet Er begegnete lebhaftem Widerspruch, auch Tonseiten des Bischo& Es ist damals m einem Pakte gekommen, da(s

1) Sed etiam in perseentioBibas meUtit est es penniasu (donuni) ftagne de oppido in oppidmn quim compreboosiun et distortum ne- gare. Atqee isto beatiores qoi Talent beata tettimo&U confessione ezcedere Poisiim dseeie: Qnöd penniUitnr, bonusi noB est. ad ox.

I, 3 (1, 672).

2) Hoc (fugite de civitate in civitatem) iu pcrsonas proprie aposto- ^orum et in tempora et iu causaa eorum pfrtinerc iltfendimu«. de faga 6 (I. 472V Vgl. meinen Aufsatz „Tertulüan und Sankt Paul" in der Zeitschritt für wIbs, Tbculoi^io XXIX,* 4, S. 477.

3) iyut ^iv oix fj^üj xuQdi'uv h.wfov. ^ivya; n^b^ 'Ell.. C. 43.

4) Nec dnbito quosdam 8criptura.s emignir*' aktiv gebraucht vgL Vulgata Ps. 51, 5, was überall verkanut wii Jy sarcinaa expedire, fugae acciugi de oiTitate in civitatem. Nullam enjn\ aliam evangclio memoriain curant Novi ei paatores eorum iu pace icuues, iu proelio cerros, c. 1.

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MO£LD£CH£N,

man rieb beiderMito dulde. ^^Oianbe niobt ffim und Kmis^,

80 ermalint er seine eigenen Leute, „die Autorität des Bischofs hierin erechüttern zu können. Man folgt einer Gewohniieit von Miswärto und beruft sich auf deren Alter/' Ihm ge- ndgt, WM dar Biaehof gewihrti die gegoiweitig|0 Dolduiig: war im ScUaier niiiiiiiti darf ihn bakalteii; die tbn niebl wolkoy eoU maxk meht dbrftngen K Später, ana Rom anrttdE, ßti'eiit er die nämliche Frage, den früheren iStandpimkt be- hauptend: »ein besonderer Htoff legt ihm nahe, die bache satirisch zu wenden: damit man die Wulste nicht sehe, die aiob auf einem Weiberhaupi türmen , beftble der Herr dia YerMhlaieniiig So redet imd aobraibt er aagenebta der aweiten Verfolgung. Ea kamen die Tage dea FHedena % anf welche die Kranzschrift aurttckblickt, und damit die leidige Muise zu innerkirchlichem Hader. Es droht jene Gewalt- that, dais man den Schleier vom Haupt reilsty was dann, die gehamiaohte Schrift Uber den Jungfranenachleier ver- anlagst i^B^a Privileg'' aoU nicht Mala geben. Hier voU- deht rieh die Sehwenkung gegenftber frltheren Orondaltaenr die bloAe Gewohnheit ala Bolebe kann nidita gegen di» Wahiheit ^ Endlich die Schrift von dem Kranze. In drei-

1) Si naptas alieoas telari jabet, suas utique magis. Sed noik

putct institutionem oDusqnisque antecessüris commovendam. Molti alienac consnctudini prudputiam nunm vi conatantiaTn ejus addicunt- (letzteres wahrscheinlich etwan verderbt: die cöiistantia ejus sclicint die eonstantia consuctudinis zu sein). Ne compellantur velari , certe ▼oloDtarias prohiberc nou oportet, de orat. 22 (I, öiTsq.). Zu; de illiB tarnen, quae sponais dicantur etc., vgl. de y'ng. vel. 11 (I, 899'': nisi quad eliam Rebeccam (d. i. die Braut) quidam adhuc vel«int. Bei dieiea wirkt aiso seine einstmala kundgegebene Ansicht nooh nach.

2) ])eu9 vos velari jubet. Credo ne quar\;ndam capita videautur. de cuitu fuu. II, 7 (I, 725). Zur Verfolgung vgl. ib. c. 13 (I, 734).

8) Die bona et longa pax de cor. 1 ^^J, 417). Vgl. Buuwetsch, Di« S^iiften Tertullian's, 8. 68f. Seine Widerlu^uiig von Kellner, dar richtig, wenn auch noch mit nnznrelchenden Gründen 211 als das Jalur dea„Knaa6i** hinftellte, ist äuTserst schwach und hinfällig, a Ibid. p. 70.

4) Hoe erigeie veritatem (virgine» vriari oportere) cui nemo prae-

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TEKTULLUN VON DEM KRANZE.

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nudigem RttekbÜck; grOndUelier «U Sm i^FmnoDpuis'', kommt er Uer auf den Schleier ^, mn Geclftohtnis der Kampfediitee

der Vorjahre erhärtend. Mit bemerkbarer Absicht zerrt er diese Frage hervor, dieselbe künstlich beschneidend und für seinen Zusammeniiang stutzend. Es gilt ihm die „Tn^ ditkm'', die er in der Kranzsaohe anruft; aber er hatte im Schleier die Traditioii ja halb preiigegeben. Qeau TeriatUei Genie weift aber einen Weg nch an hanen, der ihn aism Alten Bunde hinführt, da der Neue Bund ihm nicht dienen kann ^ Wnv doch die Schleierfrage ihm hier durch Schrift- Gründe abgetban. Der Alte Bund ist m, der klar den Schleier auf Tradition stellt. Diese verschleierten Jü- dinnen, deren Mengen die StraXben ihm laigeni belogen kein jttdiflches Schriftwort: wo Terlaagte das Oeaeti doch ein ▼elum? Oäet will man Rebekka hier anführen , von der die Thorah erzählt? die, von ferne den Bräutigam schauendi sich schamhaftig verhüllte?

Aber die Scham dieser einen konnte nimmer gesetzgebend

« _

wirken*. £b bleibt also bei Uberlieferang Brachte er weiter Bebckka eohon ngnifikant in dem Schleier ^ und

scribere potcst , non i^pnthim tcni]>orum, non patrociaia personanua, DOn privileii^iuin riT^ionum. de virg. vcl. 1 (1, 883).

1) c. 4. G I i a, 424. 428. 454\

2) Quaero legem, Apostolum (lillno. I, 4*24 DIftVrre heifst bei Tertullian freilich auch „aufacbiebeu'*, sich etwas für die Zukunft Torbehahen ; jedoch keiuesweg.H immer. Vgl. dilati ab omni fnige viLac apolog. 40 (= rcmoti: Oehler Ind. verbO- In diesem Falle halt« er schon sehr früh (de orat.) den Apüütülui. geltend gemacht. Zudem zwingt der Kontext hier zu der Ubersetzung: den Apostel lasse ich beiseite.

8) ffi Rebeoea eonspecte proenl apomn Yelamen Invsdt, prifatna INidor legem fixere n/m potoit. e. 4 ^I, ^4). Vgl. de eret S9 (I, 579). 8atiM|iie BoU» eiemplo Rebeeea est, quae sponso demoii* tCiato tantum notitia ejus nabendo veiata est. Aneh dies leigt die weite Itene ton de oiatione. Er sagt wirklieh das Gegenttfl too dem lUberen. Daa eiemplo eme ist gloich dem legem fiMseie

4) Et desponaatae qvidem habeat exemplum Bebeceae .... 0 rnnÜcrem jam de Cliristi dJseipUaal Aneh hierbei bebanptet der ^SeUeier'' (206) awisehen de oral vad de eoroiia (211) die nuttlere

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^'OKLDECUEN,

nimmt er hier kürzer nur auf, was er früher ausfuhrlicher vortrug, 80 entdeckt er hier noch die Susanna, die ähnliches Licht EU verheifsen scheint. £ine gewisse spielende Art ist bei ftUedem nicht za Terkeniieii. £s ist em £pilog zu der Frage, die er einst mit Leidenschaft 'anfiiTste, die aber grd- fseren Dingen jetzt in seiner Seele gewichen ist. Er macht den ironischen Vorschlag, dieses Zankapteis iniide, um Rebekka's willen, der Braut , nur die Virgines sa yer- schleiem, und witaelt überSasannay die im fianmgarten des dkktten schwerlich verschleiert spanert sei Die Gereiathmt des Schleiers klingt nach; aber die Trösterin Zeit hat diese Wellen gebändigt

Die Askese hat ihre Geschichte, insbesondere die ,iTrockenkost'^ und die Flacht vor dem Beda i^Zwei Wo- chen des Jahres, nach Abang von Sabbat nnd Sonntag^, hören wir von dem Greise, weihen wir PJiryger dem Herrn *, dem Fleisch und den Brühen entsagend und zu- gleich allem 8aib*eichen Obst, auch des Bades uns enthal- tend, ,;wie das solcher Kost ja gemäfs ist'^ Dies die Praxis des Mannes, hart an dem Rande des Todes oder jenes end- lichen Stunipisiiins, den Hieronymus meldet. Es tragt sich: war diese l^raxis von Haus aus Erbe der Phryger, wie ge- legentlich die Meinung verlautet^ eine Entwickelung im Montanismus sei nicht füglich zn denken. Wir denken darüber anders, überzeugt, dafs die findige Selbstqnal aller- diri^s einem Fortschritt gehuldigt und aus dem Borne der Weissagung stets neue Einfalle trank, wie dem Herrn noch besser zu dienen sei. „Disciplina novitatem oorrectionis admittit/' Wie nach augustinischer Nachricht der greise

\) Tegantur Tirginefl solae, et hoc nuptnin yeDiratet» nee aste quam cognoYerint sponso«. . . . Von SuMBiia: cetemm in stadio marili non putem Telatam deambulane qaae plaenit, I, 434. Alles das ist teils Sarkaamos t^Is ironiaeiies Spiel.

2) Dum in anno liebdomadss xeropliagiamm, nee totas, exceptit aeiHcn sabbstis et domimeia, offerimus deo. de j^. 16 (I, 874). Ar- gunnt nos ... qnod etiam xerophagias obflerrenras, oieeaotes cibnis ab omni eame et omni jumlentia et nvidiorihns qnibnsqQe pomis . , lATacrl qnoqne abstinentiam. congmentem arido Tictiii. e 1. (I» 8GS).

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TEUTULUAN \Oii DEU RUAÜZE.

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TertttUkn mit den anderen Pfaiygern zerfiel^ wie es das

Phrygertum fertij:^ bringt, Beinen alten Moii:u cliianismus zum Trinitarismus zu modeln, wie wiederum Tertuüian die Pe- pnzasch wärmer beiseite schiebt ^ , so war snmal ja die Zucht'* ein irnchtlMaer Boden der Neuerung, ein finitbett vieler ProgroBse. IKe Ktanzscfarifl nun noch liendHcb in den Anfingen dieser VenroUkommnungen wie eine Liste der „schriftlosen" Bräuche ergiebt im Vergleich mit dem Späteren Eine Badeenthaltung wird autL!:rliihrt : sie erstreckt sich aoi eine Woche nach eben vollzogener Taufe ^. Später steht es ganz anders. Wie wir sahen | eine Dekade TOD Tageui swei Wochen während des Jahres, mit Absng Ton Sabbat nnd Sonntag sind bestunmt der £«nthaitang yom Bade. Anch dies ist ,,8chrifUoBer'' Kirchenbrauch, also war er nicht woIjI zu verschweigen in jener Liste von früher : es war aber ein Fortschritt, der ausstand. Das Trocken- essen'' betreffend, so macht ja der Spätere Anspruch, die SchriflmlUsigkeit dieser Keuerang mit DanielBtellen an siohem. Immerhin aber muls er versichten, die Dekade^' biblisch an eichen, nnd so möchte man meinen, anch dies gebOrta mr Liste, die er im Kranze entworfen hat. Eher liefse sich sagen, dais ja auch die Schrift von der Seele, dem Kranze viel näher benachbart, sanitäre Klagen enthalte über die saftreichen Früchte, die die spätere Trockenkost bannte. Doch obgleich hier schon Daniel redet*, wird nicht nur

1) Sed uec ulH oimiiao tcrnic salus repromittitur, quam oportet cum tcttius inundi luihitu prartcrirc de res. camis 2') fll, frOP. Anch der von JjitTonymus bcieu^^te Progrdö d<T siiütereu l'hryger JEU drei Woclicn der Trückenkost (s. Oehlcr's 'So{>i zu de jej. 15» I, 874) gehint in dieses Kapitel. Auch TertulUaii (de nuima 48, Oeld. IT, 634} , wüliicud er freilich noch gar uiclit nusdriicklich der eigen« ij Xerophagien denkt, scheint ciue solche Dreiathl von Wochen als ein biblisches Ideal vorzuschweben: quia et Daniel rursus trium hebdomadum statione aruit victii. Waren die eiDgefuhrten swei Woeben eine vorläufige Abschlagszahlung?

2) Eiqne es die (dem TaaftAg) kvscro quotidlono per totmn heb- domadem abetinemae de cor. 8 (I, 421). Das ist also eine Woche lud swar einmal im Loben.

3) S. die oben angefOhHe Stelle de aaima 48.

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NOELDECH£N;

noeh Y(d]ig gwhwiegen von der Bpitoren WiHkttrattkew, auch der Kontext jener Stdle begründet kaum die Ver- mutung, die Askese sei jetzt schon im Scli^\'ange. Dem Quellpimkt geateigeiter Strenge werden wir freilich recht nahe sein. Es brauchte nur eine Schwester die Doktrinen der ifSeele" reoht einsaflangeni lie dann in einein Orakel als gOttHche Weisimgen kund m. geben \ und dar Book in weiterer Heiligung war eben damit ▼oUendei

Die Traditiünatheoric ist von uns vorher gestreift wor- den; aucli sie hat ihre Geschichte, instruktiv für unsere Frage. Früh, hereits vor der öchutsachriit machte das Bedürfnis sich fühlbar, in der Frage vom Schauspiel den 8oliriftfelse& su finden. £infiütig6r Gkubcy oder wie jelit ▼ersöbnend gesagt wird, gewiaeenhaft peinliohe Soi^gfidt* fragt: wo steht in der Schrift: du sollst die Schauspiele meiden. Der Lehrer" findet die Antwort Freilich : nicht töten, nicht ehebrechen scheine ausdrückUcher dazustehen. Von Cirkus, Theater, Arena scheine Bestimmtes nicht auf* geschrieben. Dennoch findet er Scbriftgrond, die Spar dem Clemens verdankend *. Der erste Psalm wird dienst- bar mit seinen „Wegen nnd Sitaen"^ die anf Gänge nnd Plätze der römischen Schauhäuser deuten sollen. Der all- gemeine Auödruck vertrage die besondere Bez.ieliung-. Wir sehen: die spätere Losung, das „Herkommen''^ ist noch nicht fertig, die im II Kranze'' so laut tönL Die lange Zeit seit den „SchaoBpielen'^ redet hier aiomlich beredt »Wie

1) Forte neflcio quid de anitna diBsentenunua, eam ea sotor ia spiritu esset etc.« de anima 9 (U, 668).

2) Quorundsm «um fides aut simplicior aut scnipatosSor ad hanc abdicationem spectaculorum de scripturis auctoritatem expoa- eit etc. de spect. 8 (I, 22). Beilänfig sei hier bemerkt, dafs in den spStertti Schriften die simplicitas immer mehr in dem bitteren Sinae ^er dummen Einfalt genommen wird.

3) Vgl. mciiicn Aufsatz TcrtuUiun's VerhSltois sa Clemens TOn AlexsndrieD, Jabrbb. für prot. Theoh Xll, 289.

4) AUeidtags unteneheidet er bc^iflnieh traditio and consnetade. 8. S. 381 Anm.

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TEBTULLIAN VON DEM KRANZE.

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lange boUgu wir zerren an dieser ewigen Säf^e" wenn man immerfort ScLriftBchutz verlangt fiir die einzelnen Bräuche der Kirche. Fragt man: wo steht denn geschriebea: ihr BoUi euch der Krttnae enthalteD, so erheben wir billig die Ckgenfrage; wo steht gescfaiieben: bekrHiist eachl' Indem er es frdlich sich ^rbehiüt, später im „Knam" m erörtern : kern Priester, Levit oder Archen, ja kein Schläger von Pauken und Cymbeln ^ zeige im Alten Bund Kränze, vorfahrt er zunächst radikaler mit den schriftdurätigen Seelen. „Wir hnhm einen alten Brauch'^: das lafist euch genügeOi da die „Tradition" seine Quelle ist

Nie hat er die Tradition'' ^ vorher so entschieden ver* herrKoht*, die hier mit „Gkwohnheif tind Glaube'' zu einer Triab sich einigt. Eine verwandte methodische Trias hatte er vorher im Schieier Schrift , Natur , Disziplin ^ waren da ihm die Sterne der Wahrheit, welche den Chri>

1) Et quam diu per haue lineam MRam ieoi]in)cafafaDiia ete. c. 8 Ä480).

2) Et fkeile est statim exigere, nbi ■eriptimi lit, ne eofonemiir. At enim seRptaiii est ut coronemur? e. 2 (I, 420).

S) C. 9 (I, 488). Bei seiner guten Bekanntsebaft nüt Clement

ist auch hier so Tmnaten, dafs Jesaja 5, 12, das in wesentlich ähn- lichem Zusammenhang auch bei Clemens auftritt (Paed. II, 4. K. A. 164. D.)t ihm duieh feine Clemeaslektore wenigstens geläufiger wurde.

4) „Ist gleich der Montanismus als neue Offonbarun^stufc anti- traditionell, so begünstigt er auch wieder dio Autorität kirchlicher Tradition durch Negierung der Absolutheit der neutestamentlichen Oöf'n!mrung." Boiiwetsch, MoiitanisTnus , S. 103. Diese letztere Negieruüg freiticii Iv.:^:^ I n'i T< rtulliau zur Zeit des Kranzes noch in den Windeln. Vgl. meiucn Aufsatz Tertullian und Sankt Paul, Zeit- «chrift für wissensch. Theologie.

5) Man vergleiche die Indice» bei Dehler. In dem frühen de poenitentia (204) giiul es perversae tradilituies , die erwiilint werden c. 7 (I, 657). Bekauutlich citiert er nie, im Unterschiede von Clemens, auCserkanonischü Evangelien.

6) In bis conaittit defensio noetrse opmionis secundum scripta' nun, secnndiun natiuam, seenndnm disotpluiam. . . . Dei eat scriptum, de! est natwm, dei est dfadplina, c. IG (I, 'Ml). Seriptnia legem eondit, natma eoiitsstsliirf disoiplina erigit. Ibid.

Ssttsehr. t t.-0. lU 9, 25

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no£:ld£<;h£M,

sten ihr Licht geben. „Die Sclirift giLindct die Satzung, die Natur leistet ihr Zeugnis, die Disziplin treibt sie ein." Die besondere Art seiner Kranztrage bedixigte eine gewisse Veränderung, denn die Schrift^'; abseits von dem Schweigen^ konnte hier nichiB mehr entscheiden : jene Sterne rücken ein wenig, ja einer scheint su yerbldchen. Fragst da nach einem Schriftgnind \ du wirst ihn vergebens dir suchen Die neue Trias ist diese; Tradition^ Gewohnheit und Glaube. „Die Tradition ist der Urheber und die Gewohnheit Be- seuger und der Glaube Be wahrer'' auch dieser Enthal- tung vom Kranse. Nachträglich macht sich auch hier die Wirkung des ^ Schleiers^* bemerklich: die „älteste Bis- raplini die Natnr^' * moTs Bchliefslich mit auf den Kain})iplatz. Eine gewisse Jiikünbe<|uenz scheint, nach vorwärts und riick- wärts hier vorzuliegen: wenn der Bann eines alten Brauches im f/Schleier'' grundsätzlich niederhel und verrottete alte Gewohnheit '' gegenüber der Wahrheit'^ das Banner senkt^ während „Einreden'^ wie „Kranz'' das gefestigte Herkom- men hochhalten. So entschieden, wie es äolseriich schmt, wird er doch nicht sein eigener Gegner. Der Grundsatz der Einreden gilt ja rein theoretischen Dingen, während hier eine Praxis in Frage ist Dazu kommt, dafs auch selbst im „Schleier" also auch einer praktischen Frage das „Herkommen'' und die „Wahrheit*' nur teilweise sich Trotz bieten, insofern als das erste gespalten ist, Tertullian gde- ohisehen Brauch, die andern römischen wollten. Bas Wich- tigste ist hier liir uub der neue und entschiedene Vorstofs Beiner Uberheierungslehre , der auch seinerseits die Kranz- Schrift von den früheren Büchern fem rückt.

Auch die „Komanität"^ hat endlich eine gewisse Ge-

1) Wie er in den „Einreden" einst den Schriftgrund den ]v< t/.em verweigert hatte, so verzichtet er hier selber darauf, näuiUch iu ge- wiseeu Fragen der „Zucht".

2) Harum et aliarum ejusmodi disciplinanun ai legem expostoles scrlpturarum, nullam leges de cor. 4 (I, 424). Traditio tibi pitelen- detur auctrix, consuetudo confirmatriz, et fidsi obssmtrix ibid.

8) Natura, qoae prima omnhim disdpliiia est, e. 5 (I, 426).

4) Quid nauc, ti stt Bomsnitas omni ■slns de psll. 4 (I, 989).

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T£KTUIXUN VOK DEM. KRAHZE.

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schichte, und ihre Phase im Kranze bekräftigt dessen Da- tierung. Diese „Romanit&t" ist zwiespältig, insoiern sie die lümische Weltmacht und ihr italisches Zentrum oder swei- iem die Gemeiiide in Born und ihren Bischof betreffen mag. Aber wundem darf man sich nicht , wenn beiden audi in «inander flielst Bei dem eich steigernden Grimm gegen das christliche Rom lag das nahe. Ist die Front gegen Kum als Weltmacht ihm so alt als sein rlnistiiches Autortum, so giebt es docli Nuancen selbst hierin. ;|Die Chi*isten ein Staat im Staate" mit der Anwartschaft auf die Herrschaft^ Ist freUich schon Lehre des ,,Fablikams'^ \ aber der Kaiser hat seine Achtung', die üch erst allmShlich yonnindert Ein besonderer SchdbBck auf „Stadtrom" ist schon dem „Frauenputz" cic;« n, der, wie mit dem „Durst" seiner Hei- mat, so mit trüben gemeindlichen Eindrücken, in Rom em- piangen, zusammenhängt Plautian's wüste Ermordung und dee Kaisers scbw&chUche Stellung vennindert dann jenen Bespekt^ den der mächtige Leptitaner in seinen Augen ge- nossen. Speriiischer Afrikanismus spricht aus der Schrift Von dem Mantel, die alte l^arlliagische Glorien bis auf Sturmbock und Klcidertracht hochhebt *. Nicht unähn- lich ist auch einiges in der Schrift Von dem Ivianze. Die l>omenkrone| bemerkt er^ erianden römische Söldner: wie kann man, was Kränze anlangt^ auf dieses Quartier sich berufen ^ Und sumal der perorierende Scblufii kann recht

Hier, wo der Ausdruck Romanität allein vorkommt , wird er ja im weltlichen Sinne genommen. Ich (asBe geflissealhch die beiden Ge- sichtspunkte zusammen.

1) Vgl. namentlich den Schlufs von ad nnit. II.

2) Severus, constantissinms priucipum apol. 4 (I, 128).

3) lila civitaa valida, quae super montea septem et plurimaa aquas praesidet de cuitu fem. II, 12 (I, 732). Vgl. meinen Aufsatz Tertullian und die Kaiser in Maurenbrecher'B lli^t 'r;ii,cheuL»uch 1888. Über Piautian und Tertuiliau s Stellunguiiimic zur Mordthat ebendaselbst.

4) S. meinen AufsaU Tertullian „Von dem Mantel** in denjshrbb. für prot. Theol. XII, 615ff.

5) Bomanomm miUtnm fnit eominentimi, ex usu vd aaeeidaxis»

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884

N0ELDBCB8N,

an den Mantel'' gemahnen: Schämt euch, ihr römbcben Waflfenbrüder die Brüder jenes i^emzigen Christen " ^ nnd laCbt euch nieht aowobl richten yon diesem kabnea BekemMTf ab von den „Kriegern'* des Ifitiirasy die gemftfs dem Kitotl

seiner Höhleu den KiLinz von dem Haupte herabi Innen und sagen: »I^cr Kianz gehört Mithras''. Kur noch sai- riger schmeckt hier die ^iBomanifftt'^ als Im Pallium. Aus- tischer Aberig^be den ja Rom so begierig getrunken

rnuft diese willigen Krfinsler der groben Roma besdiSmeD. Nichts im Kranz" wie im „Mantel" reiclit aher ander- seits irgend heran an die voUe Verzweiflung am k^la^Uc, wie sie im Anfang der nEeuschheit" sich ausspricht ^ Die Mittellage des „ECranaes'' wird sich auch hierin bewährea

Ähnliches gilt nun durdiaus gegenüber dem christficheo llom. Einst in der Schrift von den Einretleu klangen Töne zärt- licher Liebe und bewundernder Beugung'*, einDecennium spät« erhob er Protest gegen das „Vorrecht der Gegend", jetst in erkennbaiem Rttdkblick auf in Rom erlebte Zerwüifiiiaae folgt Deutung der Apokalypse, der enfblge ein Christ über- haupt kaum in „Babylon" wohnen clarl. Aber bis zu dem letzten Sturmlauf, der nun gar nicht mehr dem heidnischen Babely sondern dem Bischof von Rom gilt, der als Seiltänzer der Keuschheit" Fleisch und Geist bahmcieren will*, bis sur unverhüDten Bekämpfung der rdmiscfaen Petmskircfae^ der die Ciu'iötubkircLe entgegen steht ^| ist doch die

quem popnloi Dd nec pnbliese irnquam faietitise nee iogenHae lozoiise aoalne admisit Er entlastet gerne die Jodeiii den ^populiit IM* aneh bei dem Anogsog von Golgatha, e, 9 (I, 488). 1) De pndic. e. 1.

8) Ista quam feliz ecdesia de prseser. 88 (ü, 84).

8) Privil^glam Ngioomn de riig. nL 1; Rom vnbetsn sie Asf- enthslt de cor. 18 (I, 450); der finambnliis pudidtiae. de podie. 10 (I, 818).

4) Qealis es, etertsos atqne eommnts&s mamfettam doadni in- tentiopem personaliter hoc Pelm eonÜwenBftsai ds podie. 81 (If 848).

6) Ut etism Petio ea ntk> depulsada sit| ti statioBs «imc teietai est . Hoe sl msgis ad rsügionem aapit GfaiMBaam, dna ssigii Cbristi glorism eslebist ete. de 10 (I, 888).

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TEKTULUAN \0a DEM. KRAKZfi.

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Reise noch weit; auch hier steht der „Kranz'' in der Mitte.

BegriÜlich ein anderer Gesichtspunkt iat der Keflex seines Ansehens als Autor und des ihm entsprechenden SolbstgefÜhb; doch auch dieaer bat aaine Geeohichte, die für uns mmsa lehrhaften Wert bat Spriofat ongetaefate Be- scbeidenheit aus den älteren Bttchem des Mannes, der, wenn kein Jüngling au Jahren, ald CLrist und als Scbriftsteller jung ist, so wächst er zu notorischer Gröfse, wird Autorität der Gemcindcu. Quantola fide sumus, tantuio inteUeotu mediocritae noetra bomo noUiiis loci TertoUianiii peocaior peocator omnium notarom ntinam nuMminas €^ ^ dies ist die Demntageberde leiner frttberen B&cher. Zu den Märtyrern, meint er, ist er nicht würdig zu reden. Spricht er luin auch noch spät mit heute verblüffender Deutlich- keit^ — von seinem einstigen Wandel als Heide, so ge- wahren wir doch im Durcbsohuitt, wie solche Töne ver- klingen, wie aiunal sein wachsendes Ansehen als Führer und Scbriftsteller dnrcblencbtei Nicht nur wird er ge- wohnt^ rieb als Antor selbst an eitleren er wird ofi^bar häufig befragt ~\ wie er auch unuuigciurdürt sein Gutachten abgiebt. Bereits die Einreden zeigen ibii als (hm, der Er- innerung'' spendet I)ie späteren Öchritten zwami sprechen von gewissen Gewohnheiten, so oder so sich zu äulsem. ^ Meine Wuse, die Parabeht an deuten, darf ich ak bekannt betrachten Ich pflege bei Bekämpfung der Haereeb^' *

1) Die Steilen der Reihe nach: de bapt 10 (I, 628 f.); de orat. 20 (I, 573); de bapt. 20 (I, 640); de paenit. 12 (T, eßh) - de culta fem. 7 (I, 725). Dazu de paen. 4 (I, 649): Tu peccatoi, nici eirnilia, immo me imüur, ego enioi pruebtantiam in delictis meam a^uOiiCO.

2) Ego me scio neqiie alia carue aduUeria commisisse etc. de res. caru. 50 (II, b-UV}. Doch ist diese Bemerkung keusch im Ver- gleich mit dem futucre, iuiie, dare Martials n. a.

3) Qoaesiflti proxime, Fsbi frater de fbga 1. Unan^efmdert schmbt er de CKhott eatt 1. Vgl den filDgaog der Pkiakripdoosa.

4) FMbolantm congruentianB abique leeognosGor eilgsra. sdv. Mar«. IV, 80 (U, 241).

5) Bolso in pneserijptiooe sdienaa heersifls eflnea sdv. Man.

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MOELDECHEN,

80 und 80 zu vertkhren. Sein autoritatives BewufstseiD, das ihm seinen Einflufs verbürgt auch auf" nicht montanistische Kreise, mit denen er Fiihlung behält, trotz seines ^^aparten Gewährsmaim'a'^ *i ist ihm auch da nicht geschwunden, wo Bchon der Kampf gegen Horn za namhaflier HHxe gediehen ist Er kann sieh seinett Freunden in Rom Dir die Zoknnftda- fftr verbürgen, dafs yyPraxeaniseher HafSsr'' wenigstens im S&- den nicht hlühen soli Auf solcher Höhe des Einiiusscs, als einen Manu, den man fragt, zeigt ihn denn auch schon die Kranzschrift: „boicheriei Fragen hegegne ich ühersil mit der Antwort^' K Einstmals war er der Frager % er ist nun längst der Befragte.

Noch ist eine Angabe übrig, den „Krans^ an sdne Nachbarn zu kitten durch den Nachweis stilistischer Ähn- lichkeit. Es beruht dies auf dem Gcdauken, dafs auch die eriindsaine Feder in gewissen umschriebenen Epochen zu verwandten Ausdrücken greift, welche die behemchende Stimmung in besonderer Weise aur Geltang bringen.

Wir beginnen mit dem Worte dedaetor s= xa^h^/i^yg =s doctor. Er bezog diesen Ansdrack dereinst in der Schnts- schritf auf den Erlöser, d r der „Lehrer des Menschenge- schlechts heifst Sein Brauch wird später gemodelt In

y, 19 (II, ä30). Allerdiuga auch schon in dem vor 202 geschriebenen sdv. ITermog. : solomus hacreticis compeodii gratia de posteritate

praescribcre. SoUle der früher gebrauchte Phiral ein „Bescheiden- heitfiphiral" sein? Vgl de praescr. 1: a'lmonitionom provocat nostiani. Viel läfst sich freilich mit solchon Niimcra nicht au8m;icheii.

1) Secedat nunc mentio paracleti ut nostri alic^jos auctoris de monog. 4 (I, 765).

2) Sed et denwo eradicnhitur , bi voluerit dominus, in i»to c un meatu. Dann folgt allcrdingä, der Natur der S>ache gemäfs, ein: si quo minus, adv. Prax. 1.

3) Hujuamodi quaestioui sie ubique respondeo de cor. ö (I, 43Gf ).

4) Id cum scrupulosius percontarer et rationem requirerem, com- peri etc. de orat. 13 (l, 5(>5).

5) Hvyus igitur gratia« diteiplinaeqiifi Arbiter et magister, inhmii- nstor stqne dsdnetor goaeris bamam filios dsi aanimtiabatar apoL 91

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TERTULUAN VON DEM KUANZE. 387

der „Flucht", wie im ff E^Tftiiz , wie im Praxeos ist der Paraklet der deductor Man könnte diese Gruppe von Schriften als Dcductorschriften " bes^ichnen, denn weder die ürüheren Bücher noch die späteren zeigen den Auadruck *. Dagegen steht non noch ans ein Trumpf seiner spttesten Bttcher, die man |,Pflyehikerbücher" benennen kann^ wenn der Name der Bekimpften und Feinde den Bflehem des Kämpfers zu gebeu ist. Diese Gruppe bilden die „Keuschheit", die „Einehe", das „Fasten", das vierte Buch gegen Marcion*. Sogar die bchnit gegen Praxeas enthält sich noch dieses Unglimpfs.

Mit der ^^Flneht^' verbindet den ,,Erana'' abseits von einem doppelten Hinweis * und yölliger Gleichheit der Lage

die Geifselung der „fliehenden Hirten" wozu bei der nahen Verwandtschaft der Kränzler- und Flüchtlerverzagtheit

1) PsnuiL deductor onmium veritatum de fbga 14 (I, 498) ipiri- tum dednetoieni cmimi ▼eritstii de oor. 4 (1, 485) psnusL dsdnetofsm sdUcet onmls Tsritatit sdy. Prix. 2 (H, 654).

9) Allerdings hat auch de j^. 10 (I, 866) psxsd. duce unlversae

veritatis.

3) De pnd. 1 (I, 792); de jej. 3 (I, 855); de jej. 1 (I, 851); de jej. 11 (I, 869); de monog. 1 (1, 762); adv. Marc. IV, 22 (II, 216). Die letzte Stelle dOifte den frühesten G^iaaoh des Wortes bieten. Den lateinischen Ausdruck animalis fides = psjchicorum fides hat er nur einmal de jej 1 (I, 851). In den Valentinianem " (anno 200) sollen die animales natürlich (im Sinne Valentin's die Recht- gläubigen) den Hochmut der Gnostikcr spiegeln: Nihil animale in Pleromatis palatium admittittir rtWi spiritale examcn Valeutini. Seit- her ist «las Wort völlig umgeprägt. Dafa ubrigfiis Tertullian den Ausdruck psychici (für die Grofskirche) nicbt ertindet, ergiebt sich aas Strom. IV und Yl (K. A. 511. 647) firi miwi' i^vxtxoig iv 6vfi'- dovi ^i^i Xf}'ovT(ov ^fAÜg ol TiQOfinr]uivot,, aXk« y-itl ol fpQvytg ' ij^t}

loCat. Nach Keinkens De Clem. presb. Alex. p. 85 fallen die Stro- mata Ibd 203, woriu ihm wohl recht zu gebüu ist.

4) Das alibi docebimus de cor. c. 1 (I, 418) weist (so auch Bonwetäch S. 67) auf de fuga; das nesdo quid de fuga 1 (auch Bonwetsoh so) auf das Fsktaui im Lsger.

5) M enm ipsi soeloras id est Ipsi disecoi st pissbjlsii st episoopi fagioot de fiiga 11 (I, 480) aerl sidm st psstofss semm la pace kooes, in proelio ssrfos de eor. 1 (I, 418).

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«iiiA bititte Fk«egiiaiiB der VerliObniiiig nch ba^dchneBd

hinsu findet. ,|Der Erätuder idiweigt mit dem Munde, aber redet mit seinem Kranze." „Der Flilchtler steht mit den Beinen, aber er läiüt mit dem Uelde ^ Die gesamte Idee dieses Fluchtbuchs was freilich über den Stil ans luturaafllliit ^ itaht schon mit anter Einflols des y,6insigen Ghiuten'' im Ligesri der eben nicht detertiert ist*.

DuSb ,|Scorpiace^ vorwftrts and nicht rflckwttrts sa Sachen ist, ergiebt die Doppeler wüguj ig eines iiueh iiiclit vurLimdenen „Sangloims'* und der noch nicht tuiiendcii Klage über die EreuzÜucht der Gnosis. Mit seiur env* unechter Bestimmt- heit äufserte er in dem „Krame'': er habe alle Ursachen awfgfisählt^ am derentwillen man Vt#"«*^ * ; das Aigoment ans dem Schweigen wird hier einmal kraftvoll and laat reden. Es fehlt ihm nämlich ein Kranz, der im Pythischen Agon errungen wird und den er erst später erwälnieu wird. Da er „Scorpiace" schreibt unter dem Eindruck der Verleihung des Agons, und es schlechthin nicht denkbar erscheint^ dals der neneste Kranz ganz Tergessen sei, so gesellt sich auch diese Instanz za zahlreichen anderen Instanzen ^| die die Scorpiace abwtrts vom Doppelkaisertum rOcken. Das gleiche Ergebnis liefert da» Schweigen über die Giiosiö. „Dies gerade fehlte noch", so kla<;le er am Kin^aiig des „Ivranzes" ^ida^ sich noch des Martyriums weigern, die den Parakleten ▼erachten^ ^ Bedenkt man, wie hoch in „Scoipiace'' die

1) Etiamsi tacet illic Cbristiaiius ore, coronatuf* cai ite respondit de cor. 12 (I, 448) pedibus stetisti, cucurriaü immmis de fuga 12 (I, 482).

2) Vgl. aach die Betonung der „Vernunft" de cor. 4: rationem traditioni etc. ex interpretatione rationia, an ratkne eonaistat, ratio oommendat Cl| 424 f.), mit ds fiiga 4 (I, 469) quid enim difimiai aoa latfonale. AlKenlmgs such I, 614: latio m dei II, 98: mHooe et bonitate.

8) üaiyswss , nt SfUtrar, esnsas SDOiiMaviiiii» de eor. 18 (I,4M).

4) Vgl. nMfiiMB AnÜMrti „IhM Odson Sarthsgos'* ete. in der Zcttsefaiüt Ar UieUlehe WiMeuehaft «nd UieUicbet Leben 1886. Die eenoa Im pyÜisdMi Agon s. Seoip. 6 (I» Ul obsn).

5) e. I (1, 417).

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TEUTULUAN VON DEkk KRANZE.

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Wellen des Zornes sich türmen gegen die schädliche Gnosia, die Feige raacht, wie sie fei^ ist, gegen die pfiffigen KniiSe dieser sonst nur befichaulichen lläupter, so erscheint 60 als völlig undenkbar, dais diese frische Erfahrung hinter dem Sduriflstoller liege^ der mit keinem Worte sie andeatei K Die antivalentmiache Streitechrift, in Rom nach dem Parther- krieg ausgehend venüt ja fi^ch die Kunde, dafs theo- rctiäch die Gnosio nichts von dem Zcugentum hält *, wie denn die geschlossenen Ansichten eben dieser Gnosis dies nahe legten. Von der hellen Glut der Entrüstung über die Propaganda der Feigheit findet sich dort keine Spur. Die Ph>paganda wie ihre Bekämpfung fiült ehen Tiel i^ter: etat naoh dem Tode des Oetsy wie ich anderweit darlegte.

Fruchtbringend ist der Vergleich der Schrift von dem Elranz mit dem „Mantel". Der Mantel atmet den Frieden, die bona et longa pax * bis auf den Tag von Lambaesis. Nicht nur ist Frieden nach aulBen, nicht nur ein gutes Ge- traide|ahry auch die Verfolgongen rohen; der Aator im S&den bat HuCm, Undebd und harmloe iiomach jetst seinen ^ Man- tel" au rechtfertigen. Auf den Sonnensdiein folgen die öich türiaeiiden Wolken des „Kranzes". 6u grundverscliie- dcu der Ton die Ironie in dem „Mantel" und das i'athus im „Kranze" fehlt doch einaelnes nicht, das die Nähe der Schriften bekrilftigi Nicht nur verwdit er in beiden bei den Anftngen menschlicher Bildung* auch dne heid- nische Dreisahi: Merkur, Minerva, Osiris tritt uns bemerkens* wert *i;U ichmäfsig in den beiden Schriitcheu entgegen. Der Eosengarten des Midas*' steht bei den i^CentifoIien Midae'' ^.

1) Der ebeu nur über die Grofskirche Klage führt.

2) Vgl. meineu Aufsatz ,,Das Kütscbenhotel ia Karthago'^ ete. in der Zeitacbrift fiir wisÄenscbaftlichc Tbeologie IHiil.

3) Martyrii qnoqne eludentes iiecessitatera. c. 3<) (II, 413).

4) Diese bona et longa pax Je cor, 1 (I, 417) ist iui Unterschiede von ßonwetüch (S. (>7 -71) nicht »wischen 1U7 und 2Ü2 (208) »on- dem swiftchen 204 und 211 zu suchen. Vgl. S. 876 Änm. 8.

5) De oor. 8 C^, 436); de pall. 3 (I, 929); Meieiir, Hinerrm, Oriiis ibidon.

6) Midse roselam de pslL 2 (I, 925). Oeatenariii quoque rads de harte lüdse leetfs de cor. U (I, 454).

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NO£LD£CBEN,

Selbst Eva, die Menschenmutter, taucht beidemal sin Hon* zont niif unter wesentlich p^Ieichem Gesichtspunkt: als die Scham bedeckend mit Feigenlaub ^.

An den Schlufs jener Friedensepoche, die der Fall von Lambaeais beendigt, gehört auch der Abschluis dee uMar- cion'^ \ imd auch mit diesem behauptet unser „Kttaa*^ seine FQhlung. Bei TöIIiger Inhaltmrflehiedenheit sind es Anfsen- posten und Schnörkel, die bei der Vcrgicicliuii^ uns an- gehen: so der fremde Sklave" z. H. , „den nicht einmal Galba hat fireigelassen " und der „fremde Sklave^' im Kranze y „den die Welt nicht freigeben'' könne. „Bnar gini^'i sagt der „Knm% „veritas respondere debebit''. Msn vergleiche den anderen Sats: Habet shuilitiido cum veritate honoris consortium.

Es bleibt noch eine Erwägung, die, teilweis über das Schrifttum des Afrikaners hinausführend, vielleicht gar den Namen des Mannes von Lambaesis vermuten lälst

Cyprian erwähnt aiemlich oft emes geitgenSssischen Lektors^ Oelerinns mit Kamen, der nach dem Tod Fabian's in Rom in den Kerker geworfen, danach beim Nachlafs der Feindschaft nach Afrika heimgekehrt, und dann, obwohl widerstrebend, von ihm zum Lektor geweiht sei. Cyprian sieht sich gemUssigt^ die ij'amiUengesohiohte des Mannes fiir

1) Nobis vorn Moyses . . principcm feminam Kviun facilius pu- denda foliis qu;im tempom floribus incinctÄtn dcscribit de cor. 7 I, A30). Ibidem quod in novo corpore indebitum adhuc pudori erat protegere fesiinans ficulneis foliis Interim circumdat. de palL 3 (I, 928).

2) Im Unterschiede von Hauck hat Boehringer (TertuU S. 511) richtig geurteilt, wenn anch nicht weiter bewiesen, dafa die fünf Bücher adr. ^Larc. nicht hinter einander weg d. h. uno tcnorc g-eschrieben sind. Hauck stellt diesen Gedanken eigeutlich als Hbaiirti hin. Dagegen ist überall klar, dafs starke Interralle vorhanden sind. Vgl. na- mentUch das Schlufskapitel (V, 21) und das OUm (V, 11 CMO. II, 807) im EBfikblick auf da« iwelte Buch. « IKs im Tert vaiglieliMn SteDsB giiid: AUeoos enim serfos nee Oslba maatmiisit sdr. Mne. Yi 4 (II, 284) mid: Semmi slieawn quomodo issenlom msmonUtal? ds eor. 18 (I, 451). Dan kommt §äw, Ifsre. Y, 16 (II« 329) de eor. 9 ih 488).

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TEUTULUAN VOK DSM KRANZE.

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Klerus und Plebs zu beleuchten. Er sei ein „Patricier" Gottes: seine Grofsmutter Cclerina sei Ainiftpml*! gewürdigt des Zeugentums ; sein Vaterbruder Laurentitu^ seiner Mutter Bruder Ignatinsi einet in dem rönuschen Lager ihren Sol- dalendienst thuend, hätten gkiehfidle^ Chiutne bdEennend» den Teufel niedeiyiworfep, von dem Herrn Palmen und Kränze tür ihr herrliches Leiden davontrac^eiid Klerus und Plebs von Karthago wüi&ten ja ohnedies, dafs man für diese M&rtyrer opfere^ so oft wie der Jafareegedenktag ihrer Leiden hemn&iehe.

Dieser Brief Oyprian'e ist hinreichend datierbar. Er flült in den eeeeeenB des Bischof« (348 261) K Latnentios wie Ignatius, die Oheime Celcrin's, gehören der Generation zu, die der des Lambaesischen Christen unmittelbar vorauf- ging. Beide sind sie; Soldaten , höchst wahrscheinlich in Airika, wo man jäbrlick ihren Todestag feiert Wenn anch die Palmen und Kränse, die natürlich figOrtich zu nehmen sind^ eine sichere Beaiehung nicht haben auf jenen verwa- gerten Lorbeer, so ist doch selbst im Sinne des Bischofs diese Beziehung nicht auspreschlossen. Cyprian redet weiter ausdrücklich von einem berühmten Leiden, und der irag- liche einzige Christ^' erschien uns deutlich ab Bahnbrt c her, der statt von der Fahne zu ^ehen, den pasnven Wider* stand einweihte, Tertullian's Axiom bewahrend, MilitSr und Zivil gelte gleich, so weit es auf Zeugenpflicht ankomme *.

1) Avis ejiu Cderina jam pridem martTrio coronats est, item patniu<^ f^jat et avuooulus Lanrentius et Ignatius, in castris et ipsi 4)iiO]idain saecularibus militantes, sed reri et spiritiles Dei milites, dum diabolum Christi conft^uiione prostemunt, pahnas a Domino et Coronas illustri passione mernenint. Sacrificia pro eis semper ut me- ministis afferimus, quotics nmrtyrum pasflionea et dies anniversaria commrmorntinne celebramua. Nec degener ct^o esse nec minor pntrmt, quem sie donipsticis PTempü«; virttitis ac fidei provocaliat f;iriiili;\(? dignitÄs et fj;eiicro»a iiobilitas. t^u nl in familia snecuUiri iinie iic^- tionis et laudis est, esse patriclimi etc. Epistola XXXIV. ed. Paris. 1607, p. 67.

2) „In secessa scripta** a. a. O. Vgl. Hase, Kirchengeschicbte, S. 88f

3) Apad buQC (Jesum) tarn mile« est pagaous fidelis, quam pa-

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392

HOELDEßBKS,

Wir dnrftmi «s fbr gewilB nehmen , dftfii jener Krieger ent- hauptet ward und können daim schwerlich uns denken, dafs sein berülimtes ^* Leiden dem Gedäclitiiis der Nachkuni- meu hinschwand. In die Nähe von 211 durch Cjprianiid geführt, erbUoken wir Lauiens* Ignatius als Krieger und als Afirikanar, als Cliritten, endlich ak Mflrtjmr ge- rade um dieeelbige Zelt, wo der Mann von TiamhuMi den Kranz weigert. Es fragt sich: ist einer von b^dea, und dann wohl der erste der beiden, mit dem Manne von Lambaesis identisch? Der eitle Kranz in der lland*', verlangte Initiative. Stand auch Laurentiue schon im Fa- tnoiat'' eines LeidenS| auf seine nahe Verwandte, die Ce- lerina surlickblickend, so konnte dies Patriciat die Initiative nur stürken K

Freilich zur Sicherheit hüHt sich der Name des Kriegers nicht bringen. Dahingegen luhut noch ein Schhiiswurt über Monat oder doch Jabreaaei^ in der der Fall von Laiubaesis wie die Schrift vom Kranze sich zutrug. Sever starb in York am 4. Februar 211 K Das Donativ seiner Söhne, denen der gewaltige Alte die Bereicherung ihrer Soldaten

gaiiuä est milcs MtViu . . . nec enixn delictorum impunitatein aut martyriorum imaiuüitatem militia promittit. de cor. 11 (I, 445). Inbezug auf das „tarn miles est paganua fidelis" gilt es den wahr- scheinlich in Rom originiereiideii Gedanken: jeder Christ ein Sol- dat Christi (vgl. auch „staüü") im Auge zu behalten. Im ^Kranz*' bt dieser Gedanke Tert. bereits völlig geläufig, vgl. quidam iUis msgU dd miles e. 1 (I, 415). In der frühen Sehrift vom Gebet wird er aii»> drüeklieh eingeführt nun et militia de! sumne o. 19 (I, 572^

1) Beiläufig vgl. über die '^ethnisiertcu) Überreste dcü alLta luuiiächtiu Cliriutentunis im Aurea (^d. i. in der Nachbarschaft von Lambessa- Lambaesis) Ree las NouTcUe gt^graphie universelle XI, MO: La orolx dont ae tatoueut quelques habitante de rAoris mait HB rotte de Pancieane foi, fimitaii slgnacolo terimaa de eor. 8 (I, 423). 8. aneh ebendaaelbBt 8w 842: „La eieiz est pour lee Imohagh na ijmliole Merd et let g^et da elel lont appel4s par eaz les Aad- gdlon»*'.

S) Dio Oudna 76, 15. Vgl Clinton, Futi Bomaai VeL p. S18; Schiller» GeMhiehte d. r6aÜMfaen Kelieneit» Bd. I, Aht %

a 7S».

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TERTUIX.IAN VOK DEM ERANZE.

393

an die Spitw ihrds Progranmu sdiriebi wird aofbii mit dem

Antritt der Herrschaft von den jungen Kaisem verfüp-t sein.

Die Kaiserpost dieser Tage war in guter VerfRssimg^ *. Mit wahrhaft Üiegeader Eile, ab Sinnbild derselben die Fe- der oder der Lorbeerzweig auf dem Haupte, erst nach Ab- fieferong ihrer Botachaften absfteigeDd Tom Pferde, etürmten die Kuriere daldn auf den heirlicheii römiecheii LandatratoL Sechs hiB acht Pferderelais auf jede einsehie Tagereise , der schonungslose Verbrauch der immer erneuten Koase, ciia hochgesteigeiie Zucht der Renner im Interesse der Cirken wie Posten, die helle Verzweiflung, die öfters die Postpflich- tigen anfällt, die frischen Reformen Sever's inbeaug auf den wichtigen Poatdienst, die Klage ttber „schlftfinge'^ Poa^ wenn rieben Tage darauf geben Ton Sirmium bis an den Tiber *, die Schnellsegler (dromones) im Postdienst, die be- rüchtigte Rücksichtslosigkeit gerade des Militärs bei den Postlabrteu: alles dies macht es glaublich, dafs kaum zwei Wochen vergmgen, bis vom fernen Eboiaeum die Kunde an den Aurea gelangte.

Ana alledem lälst sich folgern, daft Tertnilian seine Schrift schrieb in der zweiten HKlfte des Februar', unter

1} Zum folgenden vgl. E. Hu de mann, Daa Po^twesen der römi- Bcbcn Kaiserzeit. Programm der Ploener Oeiehrteuschole 1866, S. 5. 11—13. 17. 18. 22. 24.

2) Tertull. apol. 25 (I, 221).

3^ Es ist anzunehmen, (hi ad Scapulam 212 füllt in die Zeit der BrüderLerrscbaft „tiuoa putaa tibi magistros horaines sunt** und „Severus, Antonini pat«r"), dafs Scapola bereits zur Zeit Ton de Co- rona procos. Africae wsr. Wann er dies Amt angetreten, ist nnr m mMBüoL Er wer Konntl 195 (Waddington, AtstSi 856, fgL Ceuleneer, SMie, 8. S99) und die darelueliiiitlllchft Frist swi- sehen Konsdhi o. Prokoiundat betrog 13 Jshrs (Marquardt, Stasti- ▼ervsltnng I, 405). Dsaseli würde er 806 angetreten seb. Mit der AnnsiMne einer bereits Ungeren Yenfattneg stisunt die TertoUiaaisehe ChsnklsristOc des wegen der ron ihm veriiingten snnuna Igniom poena doeh sehen scbHmm beraftnen Msnnsi. Quant! antsoi prse- sidss et eonstantiores et emdelioies ad Soap. 4 (I, 546). Gkgeaflher seinem früheren Verhalten war ein jäher Umschlag eingetreten, auch dies anf eine gani beeonders ernste Provokation den militärischen

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iriflchaifam Emdmck der Kacbnoht^ die am Tiftmba<fwi8 go- bracht war, nocb nicht yon dem Tode, nur von der Ver>

Laltun^^ des Kriegers. In der Tliat scheint auch damit zu Btimineii ein soust nicht uniuiigänglidier Itückblick ^ auf jene Vota im Hauptlager und die iolgendeu im Kapitoi in den enten Tagen des Januar^ eine ROrd^flchau, die leichter am An&ng alt mitten im Jahie eich Öffiiete'.

Ungehonun hindeatend. Em TerläageartM Imperium war bekaant- Ueh nieht ielteo.

1) Dies beadeht rieh nameotlieh anf die „loca** (e. 12. I, 448 oben); denn die Ceremonie: das „eofonatam capite tespoadeie** gihfirte allerdings unmittelfaar TOr sein Forum. Allerdings ist ihm aoB der Iliuwels auf Örtlich keiteu des heidnischen KuHs aneh •onit geläufig. Vgl. de spectac. 11 f(I, 40): ut de loco suppleam. Das Kapitoi zumal ist ihm omnlum daemonum templum de spect. 11 (I, 42). Indessen hat doch die Stelle de cor. 12 etwas Eigenartiges und namentlich gegen die „principia", das Hauptquartier konnte er bei dem Soldaten dort unmöf::lich etwas eiuweudeu wolleu. Es scheint, daTs er wirklich an das vor kurzen gebaute „Capitolium'' deukt.

2) Dieser Aufsatz ist im Juni 1887 geschrieben wor<l*'n. Wo de cultu fcmlnarum und namcutiicli de virg'inibus Teiandis iu Be- tracht kommt, mufs ich zur Richtigätelluiig auf meine Schrift „Die Abfassungszeit der Schriften Tertulliau'B", Leipzig 1888 (Texte und Untersuchungen von t. Gebhardt und llarnack V, 2) verweiseo.

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Mtfk^e Eor KcDitnis der Miier«ii ficMhichte ud des f ^«aw&rtigeD Zustandes der Atbos-

klösler.

Von

Pliilipp Meyer,

Faittor in Biiuien bei Nienburg a». d. Weeer.

Unter den Quellen für den nachiolgendeu Aufsatz^ der die äuteraii und inneren Verbältniaae der Atliosklöftter in den letEten Jahrhunderten anter verschiedenen Gesichta- punkten darstellen will, nenne ich raerst die ausgebreitete

neugriechische Litteratur, wie eich dieselbe etwa seit 1650 entwickelt hat Sie enthält in mannigfachster Weise , z. B. auch in den kaum beachteten Verzeichnissen von Subskri- benten ans der Zahl der Ajioriten Stoff isor neueren Athos- geidiiehte. Viele bedeatraide Quellenwerke f(ta unseren GegeuäUnd haben Athosmönche zu Verfassern ^ Während

1) Als die bfejteu Führer in dieser Litteratur sind zu nennen: rni'yoyio:; Zu,-^üi«<: ,, AYre EkXus rj IXXipnxöv ^^(cinot ", herausgegeben yoü ÄQifios , Athen 187*2, Sawira.4 gest. 1604. Ferner: fTttnaSo- novXog Bofidg I\:toi-Ji/.r,vixr^ 'tn/ oloyiu** etc., Athen 1H54, T. I. Beide Werke, das des »Sawiraa noch als Handschrift, sind benutzt in der ausgezeichneten „A'fofA/.Tjvtiti^ ^iH/.o).(yy(a" des KuwamitTvin; i^d^aq, Athen 1868. Das erste imd das letzte enthält kurze liio^raphieen der Griechen, die sich Ton 1453 bis 1821 in den Wissenschaf teu aus- gezeichnet haben. Das des Wretos ist ein Katalog aller vua Grie- chen iti derselben Zeit gedruckten Werke aus dem Bereiche der kiichUchen Litteratur. Zu dem Werk von Szathas bat A, Ji^rfiQa-

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396

METBBy

elneB Bwdmaügeii Aufenthalts auf dem Ajion om Im Juli

und August 1886 und im Jufi, August, September des fol- genden Jahres habe ich selbst auch eine ziemliche Anzalu von Originalurkunden und Abachriiten von aulcheu aus bandflchriftUchaii Codioee kopiert. Diese Schiifistttcke sind demnach ebenfidls Quellen eraten^Banges. EndHch habe ich bei nahem Verkdbr mit den Mönchen durch vielfitche Er- kundigungen lind Beobachtungen das aus den Rchriitliclieü Quellen Gelernte zu ergänzen gesucht, doch vertraue ich den mündlichen Mitteilungen der Mönche, belehrt durch die Miisverständnissei die inbeaug auf diese bei andern Reisenden, Fallmerayer ^ nicht ausgenommen , sich nachweisen kssen, nicht 80 sehr, dafs ich dieselben den anderen Quellen gleich- stellen möchte. Eigenes. Miterleben macht natiirUch dss schriftlich Uberlieferte erst lebendig und verständlich. Da- her werde ich mich auch mit der abendländischen Littecator, die ich aum gröfsten T&le eingesehen, nicht überall aus- einandersetzen, da diescllji^ ehenfalls meist auf Reiseemdrücken beruht, also auf unsichereren <^ueiien, als die meinigen^ schhü- liehen sind ^.

Die Veröffentlichung in einer Zmtschrift legt notwendiger-

»dnovlo',' i^üächuQbeu t [{loaO^^at. xai ifioQ&<aa€^i", Leipzig 1871. Über die berühmten Ajioriten vgl. ItiitUi»^ „o "A^wg" (Konstaatinopel 1885), S, 198 ff.

1) Fi-agniente aus dem Orient (lS4r)\ Bd. II.

2) Das vollkoininenste Litteraturverzeichnis bei Langtois „Le mont Atlios" etc., Paris 18(>7. In diesem besteht der Ilauptwert des Buches. Das Aure^ndste hat Fallmerayer, das Umfasseudstc und darum Zuyerlafsigste Gafs geschrieben 'De claustris in monte Atho etc. Gissae 186r>). Treffliche lieobaclitungen bringt der wenig be- achtete Zachariae (Heise in den Orient iu deu Jahren 1837 u. 1838, Heidelberg 1840). Pisclion's Aufsatz ^liaumer^s historisches Taschen- buch 1860) ISfst die nötip»' Kenntnis der neagriechischen Latteratur vermissen. Das neueste Werk über deu Athos, Iiiley, „The Athos or the Mountain etc. 1887" vergifst sich leider nu lufat 1j bi^ zu un- würdigen Scherzen über die Mönche und hat darum auf Ajion oros grofaen Unwillen erregt und das Mifstrauen gegen Fi-erade mit Gruüd vermehrt.. Für den Nachweis der Urkunden benutzte ich J. MüUer in „Slavische Bibliothek etc.*', Wien 1851.

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DI£ ATH0SKLÖ8TBR. L

397

weise Beschränkung im Stoff auf. Ich hab« daher die ge- Bfiiiiteu politischen Verhäitüisae des Ajion orw, die SteUung desselben zu der Regierung und die Rtuaenfiage aulaer Be- tracht gebflflen. Auch ohne BfickaichtDaliiDe hieniif ist dae Leben der heSsgen Beigbewohner dnrchaiis verstiUidlich. Endlich habe ich auch namentlich die Rech ta Verhältnisse der Skiten und Kellicn nicht berührt, obwohl auch hierfür mir sichere Quellen zugebote stehen.

1.

Zw VerfiMiaiUig der heiligen BerK«meinde und

ihr or Klöster.

Die Namen der swansig ^ Klöster nnd zwar in der offi- aiellen Reihenfolge und diese: 1) ^ ^aiga T<^*Aylm> vaatQV oder fMC/Htarrj^iov Tfjg ^leyakrig ^av^ag oder i) ^a^/qa^ Lawra. 2) /lov. not Banj.LUK^iov oder BatOTtaiötov (in beiden Formen auch e für ai) oder selten i) Bavortidri^ A\ atopedi. 3) ^lov, %6jv Ißijqwv, selten iro0 ^Iß/jQov, Iwiron. 4) /iOF. ToC XekonrgaQiov oder XtlaifVUQioü oder XtXumof^toit (in allen Formen anch d für meist tb XtkuM^o^^ Cbilandari. 5) /«oy« to0 Jicmfoitw, DionysBia. 6) fiov, rolf KovrXmjfiovaiov oder vd KcwXovfio^iov oder Kovckw^ovotov^

1) Nicht 21, wie Gafs „nach anderer Zählung" noch erlauben will (RE', I, 754), denn Protaton war nie und ist auch y^ir.i koin selbständiges Kloster. In den Zeiten des Protos besafs der ^liz des- selben, das Protaton allerdings eigene Kellien in Karzes (Ausschr. d. Patr. Antonios v. bei Jedeon a. a. O., 8. 126), doch wurden

die 12 (xxli\atttf(nxfi( seiner Kirche Ton den Kl<>stern gestellt und durch Naturalabgaben erhalten , wie denu auch der Protos solche Steuern von den Klösteru bezog. Eine selbständige Brüderacbaft liat es in Protaton nie gegeben. Vgl. die Bestimmungen des Typikou von 1894, dss sum erstenmele» leider In einem durch yerSnderungeu und Droekfebler eotatellten Teste aligedniekt ist in der „U4hmds" des Siophronios Kalligas, frfiheren Igomenos von Ajin Piiwlu, 1863, S. III ff* UMMbx. r. 1.-0. XI« s. 26

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METER,

KutiomussL 7) fior. %oG ilavrox^o^, Fantokratoro&

8) ftotf, «00 SiiQonoviiftav oder St^KOfmdfiWt XiiopotUL

9) fior. ZtoyQdqm, Sographa. 10) /iw, roP ^hjaua^w oder ^oxiageiov, Dochiariu. 11) fiov. roV) KoQonuStlXov oder Äö^axffAoi^ Karakallu. 12) itov. roi) Oiloxhfov j Philotheu. 13) /iOi'. T^g J^ifAOivog 77£T^ag oder 2U(iiJü!yo7tiiQag oder ^/uyo- fghifas oder SifMünhffoq oder 2i(/«^<r^y Snmopetr^ 14) ^of. ro0 l^//ot» JTmUov oder 6 *l^/io$ Xfoflos, Ajiu PewIiL 15) juov. TO0 ^rcrv^ovixi^ra, Stawronikit». 16) piw. to0 BrwH (pChnog^ vulgär toC Bevdq^m^ oder , Xenophotitof. 17) lAOif* toO FiftffOQiov, Grigoriu. 18) fioy. Yoi; *£ag>iyfAtm!f Stpifiiiwii oder Talg. Sifiiwovy Sfigmeou. 19) ^or. fifli» fl&09aW| TO0 jR^ov oder Baaaiwo/B oder J^MHfwh (in «nen Formen auch für ct> ov)y ancli ine>e l^ylov ilomiU^- /noyogt RnBsiko. 20) ^oy. to€ Awvova^oviTOVf vulg. Kaattt"

Kastamomtu ^

I)ieeeK2dster büdendiexofi<tfrqffTO0!^)^/ou'1Otot^ Dieseo Kamen finde ich aaerst fUr das Jahr 1780 *. Der Sache nach besteht die Gemeinediafl mindeetens seit der Zeü des

Kaisers Joanrns TzirniRchis, da in dessen dem Ajion oros gegebenen Typikon mit dem Protos bereits die ndvv^g iiyo^ liw» als Vertreter derselben genannt werden*. Komninoa

1) Diese Namen, «elebe die ndet whoooiMBden sU, werdea genonnien ans dem UfoaMvtnifid^Mm toO *JyUi» "Ogovg des JTo/iyip^ Aasgsbe tob 1745 imd deo Sohskfibeiiteiivenelduiitssn folgcBdcr Bfleher: UißdXw» ponifit Nriög ete., Leipzig 1800» aas desMa ■weiter Auflage von 1841, Athea. Aas Kifnot Xm^iimt ... ir«e4 NtMo^ifAov '^yiogiirov ... Vea. 1819. Ans dem Xm{«^0rif; dss- sdben Verteefs, Tol 1819. Aas 'JSo^o^^cnr ... Vea* 1886 Toa deniselben YeffSMisr. Dasa mudea die hente gebtladiUeiieB Fonnea gefugt, die sieh dareh kMne Spielarten aoeb venaelnen liebea.

2) Zt^ioü MoMifttiov ^oftihl/ittr» hid. hrtoQ. (1760^1800) in X. Xd9^ „MHMum^ ßißXio^", Bd. HI (Yen. 1872), S. 886 ff, TgL aaeh 8. 881 £ Ifskrles stndierle aaf der Atbosakadsmie nater Ev^eaioe Wulgaris nad war hemach flehaldirsktor in KoostaalinopcL Vgl. XäSmf, NfalL 4hL 8. 639ir. Seine leider hfiufig nar in Aa- deatangen geschriebenen imofAvijfxaTu sind eine wiebtige QacUe ftr nns.

8) jt$mH^ 8. 60.

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DIE ATH08KLÖ8TEK. I.

899

aber nennt für die Zeiteu nach dem Protos als solche die ^jfiföfieifOi y.ai ytQOvtts ^ cw6^mg ^ Die Verfassung der bentigea Kinotis beruht namentlieh auf dem Typikon des Patr. Gawiiü IV von 1783

Die Kmotie ist in Karyes vertreten durch die Versamm- lung ihrer Vertreter, für die ich erst seit 1857 den Namen drciuQdatartoi nachweisen kann ^. Sonst findet sich nur nffoüfvdfitpoi oder n^^o&nCizBg oder yiQonpsg u. deigl. Die Venammluag dieser Vertreter führt den TiteL „(nßaefila

SWfig" oder „leifd wtr^ e^aBig rljg xofS äyimnjftov^OQOvg KoivoiriiOi;" Die Szynaxia ist die oberste verwaltende und richterliche Behörde auf dem heiligen Berge. Von ihr giebt es nur noch den Appell an die Meydki^ haüiiqaia in Eonstantinopel ^. Den Umfang ihrer Macht zu seigen nenne ich folgende abnchtlich recht yenchieden gewiUta Daten Die Saynaxis legt die Stenern anf vnd yerleilt de^ Sie bestimmt die Marktpreise, was früher zuweilen sogar die Patriarchen p^cthan zu haben scheinen Sie kann den Klöstern angebönge Mönche in ^otiMen für auswärtigen Dienat bestimmen. So sandte sie den Jeromonachoe Chri- atophoroe von Xiropotam im Jahre 1865 als anlserordent* liehen Seeisorger an das Choleralaaarett der Griechen in Ssalonik*. Im 'Jahre 1821 oiganisierto de den Auf*

1) PMMkjnit 8. 77.

9) HtUler a. a. 0«, 8. m Es besteht ans 18 kensn Kapitda. leh habe davon sine Absehrift ans CBneni Cod. Iben! gemacht.

3) Piadion i. a. 0., 8. 84. Antipmopi natBilidi fai heivorragea- dem Sinne wie Omer „Abgeotdoeto'*.

4) *OfÄoXoy{a ntartttg . . . \ixn^}]uov toO läytofitrov (Yen. 1619), S. 46 nod ZvyaSu^ijs (1819), Bd. 1, S. «.

b) Typ. des Gawrill, Kap. 4

6) Ebendaeelbet Kap. 5 in Verbindaag mit Komnisoe a. a. O.

a 77.

7) Es that wpnigstnns Jorcmias Tl. in ö einem Typ. von 1574, das ich nuH dem Original abgeschrieben. Müller r r O. S. 177

8) Xiuoioffoooi fiova%6^ 'yiyioQffrrji ,, To hodr ^iotfiox(t9u^ TJjQiov etc. (Athen 1BC6), S. 143: 7/ h^n oi-v Aonor??? ... Mx{uvtv Snms inoarcd^ avajijfi^vos nag* tls ^taauiovfxrjv xtd 6 iv ig

2G*

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400

M£Y£B,

stand K Die Stratgewalt der Szy naxis hat als Mittel den Verweis und die Entfernung vom heilifiren Berj^ zai ihrer Verfugung. Scharie Verweise werden üüentiich in der Kirche von Pro- taton verleaeQ *. Verbannt vom heiligen Berge wurde vor mnigen Jahren ein inttdacher Nihilist^ der eicli ab M5nch dn^McUicben. Die immerhin yielgliedrige Ettrperaehaft der <fiVa|t^ bedtzt wiederum einen gescbftftafUlirenden Antechnft an den vier f7rtatutai. Dieser besteht nach und seit dem Typikon des Gawriil Die iiicr genannten Pentaden scheinen in sich gleichberechtigt gewesen sa sein. Diese Einteilung ist jedoch zugunsten der sogenannten fünf gro&en Kläetar dahin geindert^ daTs statt der 4 Pentaden fünf Tetraden gesählt werden^. IMe fUnf grolsen Klteter, Lawra, Wato- pedi| Iwiron, Chiliandari und Dionyssiu fuhren je deren eine an. Die Epistaten werden nun nicht mehr jälirJich f^ewählt, wie es das Typikon wollte ^ , sondern deren Würde geht jährlich von Tetrade auf Tetrade über. Doch nie werden

■ehxdbt die Kinotis, wie man kun hfittfig für die S^nsxis sagt« sa den Vontand von Xiropotam.

1) IlfQi^^ts lar. xdi flioy^(f4a ^ioyva£ov ITö^v etc. (Athen 1848), S. 101: „T6rt ij Kotvdrm roH "Oqovc f»k n^oordCft, vA »ä/im

Wr^oi' rnA noß ^tw". Fyrrhos war Arst.

2) Brief der Ssynazis von 1809 in 'OftoXoy, nior, S. 89: . . . (tdiifov nmitv&^ udarij^Or .... AXlä MtA Mc» UoQto&g r<- liit§t Anö tA» toQto» rdnov,

3) Kap. 1: . . . Haatt^ag nQoiat&Tag xtä intar^tts tH( xotv^nf ras TOÜ ö^u( tKlii.(yfiivoue lir t&v ruraä^uv ntvräätop tOv nit69t fiWttar^QCwv , o^l fiivroi t&ti&ras «al Anatdulkovff All* 8at$e Af j

4) Die Ordnung der Tetiaden bei Jedeon, a. a. 0. S. 58. Dar- ana, dafs die hier ala vierte Tetxade genannte, nfimlich Chitiaadari, Xiropotam, Afiu Pawlu and Chrigorin im Sabakribantenveneieluiia dea *ßofTo&^top von 1836 in diesem Jahte die Epistaten stellte, ist wohl mit Beeht zu scbUelsen, daJa die TetradeaeinteUQttg im Jahre 1888 achon bestand. VermntUch ist sie nach den Winen des Auf- ataada von den greisen Klöstern eiogeriehtet.

h) Kap. 1.

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DIE ATUOSKLÖSTm I.

401

die iniazdrai aus der Zahl der dyit7tQ6a(onoL geDOmmen Die Pflichten der Epistaten bestiinrnt imn das Typikon des Qawrüi dahin, daSä sie die laulenden liegierungsgeachälte in EaryeB leiten BoUen. Sie flind für ProtokollieruDg aller ■bno^ianq Tt^ t% wuv6/tn(K0Q nud ftovaan^dop yerantwort- Hefa. DaHbr steht ihnen ein Schreiber (jetzt deren zwei) zur Verfügung*. Sie sollen die Ausgabe- nnd Einnahmebilcher der Kinotis führen und am Ende des Jahres nach Kon stau- tinopei senden ^. Sie haben das neu herzustellende vierteilige Siegel 2U führen; dessen Umschrift in ygaftfiaat ^ußfiaiiiuus 7ud xovqjuMHg verlaftt ist \ Ihnen haben die Verwaltungen der iOn&ehn kleinen Kl5eter jtthrlieh ihre Bechnnngaablagen voranlegen ^ Ohne ihre schrifUiche Erlaubnis darf kein Ajiorit den heiUgen Berg verlassen Die Epistaten entscheiden in erster Instanz alle Streitiorkeiten der Mönche ^. Der Vor- sitzende dieses Viererausächuases iulirt den Namen Protepi- statts. Wenn ich nicht irre, stellt diesen stets das erste Elostar der betrefilmden TetradCi d. h. eines der fünf grolsen Kldster. Das änlsere 2Seidien ^eser Wflrde ist ein Hirten- steb mit dlbemem Knopf; (/^oxnj^/or, volg. rnnt^lraa). Der Protepistatis führt den Vorsitz bei den Versammln iii^en der dvTiTtQÖmaTtoi und der hiLOTaiai. Im übrigen ist er, wie Jedeon treffend sagt ,tleiipttvov dxivdwov tfjg dqxaiaq d(fxfj9 toB ftf^wi*^ \ Sämtliche Vertreter der Klöster bis auf den Ton KnÜumusd, nnd die Epistaten wohnen in Kaiyes^ wo jedes Kloster aulser Knflumussi, denn dieses liegt dicht bei dem Ilauptort, für seine Leute je nach deu Verhältnissen

1) Gegen JedeoD a. O. S. od. Im allgemeinen verkehrt : Langlois a. a. O. S. 14: les vingt d^put^s oq ^pistates etc., auch Zachariae a. a. 0. S. und Fischen a. a. 0. S. 39tF.

2) Typ. Kap. 1.

3) Ebendaselbat.

4) Kap. 2. Über das Siegel der Kinotis: "Exxltis, UX. (1887), 8. 409fi

6) Ksp. 12.

6) Ksp. 8.

7) Kap. 4.

8) «. s. 0. a 68

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402

M£Y£B,

des Klosters dn mehr oder weniger reichet Qebäode, den

sogen. Konak besitzt K

Bei besonderen Gelegenheiten arbeitet die ovva^ig nicht durch die Kpistaten, sondern durch eine jedeamal einge- setzte Kommission (iTtttfffnt^)^ namentlich wenn es sich um Agfnahme dnes Thatbestandes von anfaeriialb Kaiyes handelt So untersuchte eine sechsgliedrige Kommission im Jahre 1796 an Ort und Stelle das bei einer Grenzstreitigkeit zwischen Russiko und Xenophoutos fragliche Terrain, und im Jahre 1874 besuchte zuerst eine FTvzafieh^g und dann eine twm- fielfjg iTciTQorr/] das liussenkloster, am hei der damals schwe- benden Streitigkeit awischen den russischen and griechischen Mönchen dieses Kloetors sich von der Sachlage selbst sa aberseugen ^

Die Eütwickeiung dieser soeben in ihren Grundzügen dargelegten Verfassung läfst sich seit 1662 einigermafsen veriolgen. In diesem Jahre nämlich fiel die Protoswürde, wie man mir von yerschiedener äeite gesagt hat Die letats mir bekannte UrkandOi die den Protos in seiner Existena bezeugt, stammt aus dem Jahre 1611 K Der Qrundi warum man keinen Protos mehr wählte, war in erster Linie die Herrschsucht der Klöster, namentlich der grofsen, der letzte AnlaTs soll der Bankerott der Kellien des Protos in Karyes

1) Das Wort Konak oder wie die Gricchon schreiben, xot üxty ist vorsfümmelt aus otxo-v-dxiov. Im Griechischen heifst es „Herberge, Station", z. B. ttoö txavn; xot ccxi? (Xfov ^inutinüoioi', 2. Aufl. [Athen 1873], S. 104). Im Türkischen „Ilaua eines Voruehmeü*' oder ,,Re- gieruogsgebäude". Vgl. W. Heintzei Türk. Sprachführer , Leipzig 1882.

2) /Jfp) roP ^TirrjuaTOi Ttji; fv 'A9^i Uq. /hov. toO iiy. IJuntJUrf' fiok()<: (Konslautmopel 1874), S. 138 und

3) Es ist da.s ein Ausschreibeu des Patr, Timothcos, abgedruckt in TountCa Ttvivfiai ixrj KaiauQiou JanovTt etc. (Ven. 1778). DiSflSt Buch enthält auch bereit« die BoUe dea Bomsnos Leks^nos und dea Haiti •■eherif de« Selim I (bei Hailer a. a. O. S. 201iF. und 247 fr.). Beide dürften geföbcht aein. Vgl. über dsa Scbrdbea de« Bomanoa Jedeon a. a. O. S. 86. Scbiiftlicbe« aber den Wegfidl der Protosw&rde zu erlangen i«t mir nicht gelungen. Vielleicht ist wahr, dsf« nieht« SehriftUebe« dsrGber giebt.

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DIE ATHOäKL()äT£K. I.

403

gewefeuo sein. JJie grofscD Klüäter, ilie viel Geld auf die- selben geliehen, nahmen aie 1662 als Ersatz für die aus- bleibenden Rückzahiuiigoii in fifieito. Dadurch verlor der Proioe die Bedingnngen einer seibettndigen Ezisiemii and Mine StelluBg: ging ein. Die Hemchaft führten sodann die

fUni gruiscn Klöster, öü sagto man mir. Bestätigt tindo ich diese Nachricht durch eine Urkunde von 1678, in der die Vorsteher der fünf genannten Klöster die heilige Bergge- meinde vertreten K Ricaui traf um dieselbe Zeit etwa in Karyee ebenfiJls nnr die Faktoren dieser Klöster und den von KutlmiiLUssi. Das letztere ist Gütweder eiu Mifsver- ständniSy denn dieseb Kloster Üegt fast mit Karyes verbunden, oder Kailamassi hat whrklich als daa sechste der Klöster damala noch an der Herrsohafl teil genommen Die Re- gierung der fOnf meint auch MakrSos, wenn er schreibt^ dai's die&cibe nach dem Fall ile.s lüiumäerreieLö Bich voll- zogen habe diä ipikoü tod iif uQOv Kai Tsaadquiv InLXQdumf

ugOtf fuwttniiQianf K

ha 7. Jahnsehnt des vorigen Jahrhunderts setste nun

Patr. Szamuil I. t^eine Reformation dcis Palriarchata durch *. Diese Erneuerung am Haupt der Kirche machte sich auch auf dem heiligen Berge bemerkbar. Im Jahre 1780| so er- aShli Makrioe S ^0^4 rm, ti^ d^atoy dnofml^aa^M t^tr lud %äp ffQ&TQp aid'tg dnonunaarljacti ötA ve n^uxuQi^aewg

1) IliQi Toü CtjTqfjittTOi etc. S. 128.

2) Wahrhafte und eigentlice Beschreibung de« gegenwärtigeD Zustandes etc. durch Herrn von Kicaut in englischer Sprach ge- setzet etc. in die Hoch-Teutacbe Sprache überbracht (Franckfurt und Leipzig ohne Jahreszahl), S. 53. y^Vor Zeiten hat zwar ein jedes Kloster einen Factor in gemeldter Stadt (Karyes) gehalten ; anitzo aber seynd deren nicht mehr dann sechs da, die auch zugleich der übrigen Klöster ihre Sachen verrichten: nemlich einer von St. Laura, einer von Ibexo, einer von Batopedi, einer von ChiliadsTi einer von Dio- njuus, und einer von ContlomiiMs.*'

3) a. a. 0. S. 320.

4) P i c h 1 e r , Geschichte der kirchliehen Trennong swiaohen dem OnMkt und Occident, Bd. I, S. 441.

6) a. a. O. &

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404

MKY£Ry

naxQiaQx^'^^Q ßctaiXeiov ÖQtxjfioC, indem sie als Kandi- daten für die zu erneuernde Würde den Skewophylax Ignatios toi) rtxioxoij fiov. rof^ 'Eog>iyfdiyov aufstellteiL Der PalriaMh QawriU billigte die Wahl, die dueb Intiigaeii oder heimfich ^ in der KinotiB eolieint dnrohgeaetel aa «ein. Aber die Vonttnde von Lawra und Iwircm, denen mit den andern grofsen Klöstern am wenigsten an der Abhäng^keit ▼om Patriarchat und der Pforte liegen konnte, brachten ea mit Hilfe emfliilmicber Laien in der Hauptrtadt dafam, daffl dem neuen FMoa aeine Wttzde wieder genommen wurde K

Nicht abgeschreckt duroh diesen Mifserfolg beabsichtigte scheinbar dieselbe Partei in Konstantinopel bald darauf da- durch die Hemchafi über den heiligen Bevg sn gewinnen, dnla man der tnit^OTtii toß wmß in Konaianttnopel, wohl der yeQOvala \ die Leitung des Ajion oroa in die H&nde su apiekn versuchte. Auch dies mifslang. Und nicht mehr Erfolg hatte der sich daran schlieisende Versuch einiger dvy€n0¥r die Stellung der irtizQOTti^ des heiligen Beiges von der dnes gesehiftiAhrenden Aussehuases in die einer regierenden Be^ hMo lu Terwandefak*.

1) Biakräos schreibt: fiad'övrtg ow ol ngofinot rff §uydk^ AutL'^ag etc., n&mlich die Wahl des Ignatios.

2) Makräos: xmtnoKfAtiaav rdv nQOrov, äxQH ol mW^larrnv airtoD triv ^dßSov xal nfQi/arftXap xovxovXtov. Der llaupthelfer in KoDstantiDopcl war für die grofseu Klöster diesmal Nutölnot Xvgaxaüg, der /u/y«s- Jtfp^i/v^tmjf bei der Pforte.

3) Pichler a. a. 0. B. I, S. 441.

4) Makräos a. a. 0. S. 3dl f. Über den leUtan Versach heifit es: . . . ngoayayiiv xal ri/v intXQonuajv roO *Aytov "OQOvf xaxtanov' 00^6v Tivfg rfiJv KearffT, äwatSh', xal nolXä inoCow, Start fitru- yayeTv ivtuO&a »Ä<F«f Hovaiav xal ivvaiiiv xal ^iw^ olxwff fittv xoira Tßv liQ. fiovaarti^mv. Dagegen schreiben die Ajioriteo, wahrscheinlich ans Patriarchat: ntql dk rOv ^tv xad^övtw Sut- tdrreiv xal xar* ifovatav noKiv ri ^ ygätfav xal ivTilUa9^a*y rovrotf (den Epitropen) i^Sotai,, oii dl av^(f^Qei SXttn ^fAij^gtf xott^rtirt i^m&fv Sioumic^m xal taOra nagä xoafiutShf, fttju rotvoßfrirv ymmac /*iJt« ra'feK ixwaaxriQiw ttddjiov. Wer die letzteren waren, denen die Epitropen des hdUg» Beiges wieder unlerthan sein s(^tea, ist

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DIE ATHOSKLÖ^EU. 1.

405

Als AbschluTs dieser Kämpfe ist das Typikon des G^w- riil anmaebePi das ^regeben wurde itoivr^ yvta^ji fyiOiy re xo»

y-a^' ^fjdg toC XQiatod fteyuArig incxkijaiag xat zfjg vMLvd-

YÄfOvg äfta di %al &iQfi^ ^u&au %Qf9 1^ ht

ßaatXmfoüfg duni^iß6mm iautvirm ftaiwmifftawQr

ftoti&wv K

Wenn wir uns mm zur X'erfassung der einzelnen Klöster wenden, so treffen wir gleich auf den Unterschied der ftova- ovi^ia Idid^^v^^a und der 7UMf6ßuu £& scheint, dals be- nili bei Zachariae und Fallmeitjier, die wolil soent eine Erktoroiig dieiM UntendiMdes gegeben baben, eine Unklar- hat in der Begriffsbestimmung untergelaufen ist Schon diese nämlich geben als vorzugsweise unterscheidendes Merk- mal an, dals die ^ov, id, demokratlach, die xoiy. monarchisob legiert werden £ret in swetter Linie itellen aie die den Untenclued begründende Thataacfae, dafii In den not», daa Privateigentam dem Mönch verboten, in den iSio^^. dagegen erlaubt und zur freien Verfügung steht. Bei Pischon tritt diese HauptdiÖerenz dann ganz zurück, indem hier idio^ nMcb leUMt regierend** überaetit wird *. Fiaehon bat dem- nach aua der granunaüachen Siettung dea Eigenscbaftawortea auf dessen logische Beziehung g^hlofsen, während in der That nicht das fiovaOTi^QcoVf sondern seine Mönche idiorrhyth- miscb aind und ,|Buo arbitrio vivunt^' K Qaas folgt den Angeraeogien, bemerkt aber bei der Beepreofanng einer Stelle Tom Auasebreiben dea Patr. Aniooiea von 1S94| in dem der Unterschied von idio^, und xotv. ^fjv zuerst erwähnt wird.

■Mit gm klar. Das LaieMlement ipielta damals aber sobon eine giofte BoHe am fkuinetuseben Patriarehat

1) SchluTs dea Typikou.

2) Fallmerajer a. a. 0. II, 37 und 7ö; Zaohariae a. a. O. 8. 285.

9) Pisehoa a. a. O. a 47.

4) 94t6Hv»ftcs « qoi sno arbftifo vifit Hesjeb» bei Stepbaaoa.

406

dafs die Warnung des Patr. sich hier zunächBt aui Eigen- tumsverhältoisse bezieht ^

Der Privatbesitz der Mönche erklärt allein alle Eligen- tttmliehkeiten der idiofrhythmiiiehen Kli)0tor. Ein KkMler mit benteenden München macht dem IgiimeiiOB das ate absolute Itegiment unmöglich, denn die empfindlichsten Strafen, um seinen Willen durchzusetzen , fehlten ihm. Was dem iMiwoßtdn^ von eeineni Igumenos zur Strafe verweigert werden kamii neue Kieidang, £B8ea, Clriaabiua das. £ioiter «1 Terlaasen, das beutet der Uiö^Qi&fiog von lelbeli dMUi ihm kann auch der Urlaub nicht versagt werden, wenn die Verwaltung seines Vermö^ns ihn nach aufsen ruft. Darum ist bei den /uov. idiö^^. des Athos wenigstens die monarchische fiegiening alimihlich in W^glall gekommen, nnd es ist dorcliaas nicht aufiUlig, dafo in dem Tjpikon des Kaisen Manuil von 140G, in dem, wie wir sehen werden, zuerst das idiorriiylhm. System wenn auch nicht erlaubt wiiii, so doch eine vorläufige Duldung eriährt, den igumenen ange- raten wird, sich eine bemtende nnd miticitende Jemsia sn die Seite au stellen*. Wie wenig aber die demokratttehe Kegierungsfonn wesentHch mit dem idiorr. System zusammen- hängt, sieht man daraus, dala das JoaDniskloster auf Patmo^ das nicht kinowiatisch ist, doch einen Igumenos besitzt So auch noch Watopedi im Jahre 1819 ^ Ans dem Unter- schied der EigentamsverhAltnisse erklärt sich ftnier dis

1) Gass a. a. O. S. 50 ff.

2) Ich habe von dem Original dieses Typikoos, das Müller a. a. 0. S. 169 erwähnt, eine Abschrift genommeiL Die Stalle | die hier in Betracht kommt* lautet : 40imo¥ &v am, fir^^lv rOy toO fumf

«T* oirot igii&fii^ u' xaxa lijv iitorvigtHtt» T09 äyiov, ol xa\ ^fVÖ/Aarpf MarayQdifovjM iv i^ ^gh toO fAovaatr^ov. . . To awi^i^c 4f0t» roÜTovs iv awä^n, tl oiov jt xa9' ixtiaTtjv rjfiigtn^, Axti^nx^ twc xad'* ixdojifv ^n T^()i(v, xal ßovXf via&M fAtrm JO0 iia9^yovfi6tw nt^ rOv TtQctxi^tov xai i^tJiiCftv rag itxaias töO fiovaoti^o» xtL

3) Vgl. die SabskribeateaveneichniBse vou 'M fidan^ etc. Erannpolis 1877. das h n oben genannten Christophoros som Vei&tier bat and vom Kipos eharitoa (Yen. 1819).

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407

gänzlkli verriclucdeue liiia^Üche Leben der Kinowiateri und Idiorrhytbiniker, wenn ich den Namen gebrauchen darf. UnUbertreü'iich hat darüber Faümerayer geBprochen betont aber hat er nich^ dafs mit dem Privatbesits auch die Familie ihren Einsug in das Kloster gehalten ha^ denn der yi^ovvag idi^Q, lebt mit seinen IfmwtTinud^ die ihn als nmi^ nvtv- ftatiTi^g verehren und sich nagadei^oi nennen, in der That wie ein Vater mit seinen Söhnen. Mit der auf dem Eigen- besitz beruhenden Selbständigkeit hängt auch die Lockerung der Askese und des Kultosbetriebs snsammen, wie me sich in den idiorrhythm. ElGstem mehr oder weniger findet Der besitzende M5nch kann sich adser demi was ihm das Kloster liefert ^ mit sonem Geld kanfen, was ihm beBeb^ der Kino- wiat ist auf jenes beacliränkt. Uber den Unterschied in der Ausübung des Kultus werden wir unten sprechen.

Die Gteschichte der idiorrhythmiachen Klöster iit folglich die Geschichte des Kampfes wn Berechtigong des ISgen- besitzes in den Klöstern, die der Regel des Waasilios folgen. Der Kampfplats ist daher auch nicht der AÜom aUeisy und ich Lalto den Sclilul» nicht lür gewamst, dafs wir es liier nicht mit einer lokalen Erscheinung, sundern mit einer allgemeinen Phase in der neueren Geschichte des Mönch- toms in der anatoliach-griechischen Kirche zu thon haben In der nachfolgenden geechiehtÜchen Überucht werden wir daher uniem Blick nicht allein auf die AÜioeklOster richten, um der Geschichte dieser gt;recht zu werden.

1) a. a. 0. S. 37 f.

2) Was das uov. fitioon rßr '/ßilftotv geiuen Jeront( n lii'fYrt, ist folgendes: Brot uud getrockueler Fisch je nach Bedarf. Ul j«'ien Mouat dem (i,T>löc uoiuxo^ 1 Okka (=s 1,28 kg), dem ft^aift^yog IJ Okka, den 7ia<nGi(~>Tt^ deren 8. An Getränk jedem Jerontas täg- lich etwa 1 V Ukka gemischteu Wein. Dem Wein aber wird in drei- facher Abstufung Waasijr zugesetzt, am wenigsten für dio /i(<o^<irturi», mehr für die übrigen y^ftovit;, am meisten für die Klosterarbeitcr. Im W'iuur tu li.ilten die Jeroutes so viel Butter, als die Metocbicen liefern, zu Ostern jeder ein Osterlamm.

3) Anders und zu beschränkt Fallmerayer a. a. O. S. 88 und Jedeon a. a. O. 3. 41 in altgemeis.

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408

METBB,

Streben naoh Ei^^tum und unerlaubter Bemts ist achon in allen Zeiten des MiSnciitaitta ein Veigefaen gewesen, auf das man in Kinowien gelklst sein mnisie. Schon der Eweije»

tinos führt in einem besonderen Kapitel zur Warnung vor

_

dieser Übertretung der iiegeln Erzählungen des Grigorios von Eom und des Kaeaianus an K Atbanaasios der Gründer der Lawra bekämpft in seinem Typikon und in der Diaty- pOM« energisch alle beaitalnatigen Begungen seiner firOder*. Ewstaduos Ton Thessalonich tadelt eben&llfl^ dals die Aföncbe nieht anf den Eigenbesitz verzichten wollen Aber es findet iich in diesen Zeiten nicht einmal der Gedanke, dalä Jurcli eine Kloster Verfassung der Eigenbesitz thatsächlich erkuib: sein könna Das verhängnisvolle Wort idoi^^v^fio^* ündet sich in dieser Beaiehung auerst in dem schon von Gass an- geeogenen Brief dee Palr. Antonius von 1894 K Derselbe erinnert die H?$nche von Pantokratoros, dafs von den Wohl- thätern des Klosters dieseiii die Jjesitzungen nur unter der Bedingimji: gegeben seien, dafs die Mönche yLuivoßiaTfjßiq lebten, litfiiva aber %Qv ^lovai/Siv iftadüag ixß^v idi^kv^cb^ xoi

1) Der genaue Titel des nnter den Griechen unter diesem Namen

bekannteu Buches iat: 2iry((y(oyr] rOv &ho^( x^r/yan' (<riU{iiüjp xc.l Ji-

fgPtiSatov awa&QOta&tiaa napä Iluvkov toO dotwjuroi' Movh^oC, xci

ri»OP intMUlöUfiiwou' Irnf^itaa Ix rijs ßtßXio^ijxrji rij,- ir

UymiföfA^ "Off« IfQäs ßaaiXix^s auA nuTQiaQx^»^s Movi^ roß XovfUtvfioiSon inovofiaCoftivfjs mtL (Vfln. 1783), foL 1098 SsHmi. Das Werk mnb vor dem 14. isee. aasanmiengertellt aebi; hjs da rsiehea die HandtchiiAen roa Ajioo oros. Heraiugeber war Miko- dunos AJioritäi. Eia fistiges Material aus den ntmffttid, yigovrmd Mwk ist hineb^gesrheitst Die fiagliehe Stolle ist im sueitea Baeh, hi dte

2) Das T^pikoQ itt hsi Jedeon ahgedniekt Yen heiden bssitas ieh sichere Texte. Im efstaiett heUst es: noQmpuJiditH ndtws Ht

f^fqof toü iw»* MMaawn» §h i^v9Mna$v fify^ mI ft^ot. Jedeon

S. 2G0f.

3) Betrachtongen fiber den MSnehMtaad. Überaetst Ten Tafel

(Berlio 1847), S. 68 ff.

4) Müller a. a. 0. & 241.

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DIE AXUOS&LÖ&TER. 1

409

na^ hidatov diaTtQondfieifa, Wie weh die Sache aber flchon auf Ajion oroe damals gekornmen war» wie man schon Eigenes hesafs imd au eigener VerfOgang erwarb, aeigt das

schon genannte Typikoii des Manuil von 1406, das die ersten MaCur^eln gegen das idiorrhythmische System ergreit^ und es deimodi schon so ziemlich anerkennen moTs. Der Kaiser wendet sich zwar direkt nur an die Lawra^ das Verhalten dieses als des ersten Slosters aber ist ftr die andern stets Toi ljildiich gewesen. In dem hierher gehörenden Stück wird zunächst streng verboten, dafs diejenigen, die ihrem Kloster irgendetwas zugebracht hätten, deshalb Anspruch auf be- sondere Verpflegung oder Ansaeichnnng etheben dürften. Dann aber wird doch fortge&hren: „^dv di ^ rf^g fiovfjg

fätof danaadfierog , t6wB odde ti ättö tfjq fiorljg dtpeilu laßuw*U so wird also dennoch ob swar unter ungQnst^en Bedingungen die iSiogvd^^ila erlaubt. Und gans deulÜch wird

diese Konzession weiterhin gemacht, wo es heifat: ,J:rei Si

odow fu^%^ adrcHg hmow^Ofn %tu diä toOro od i^udia» tjjma vipf dftoßakiljpy tCfÖTior §iiv Xü^l^ f%iwaav ofroi nit^ Eli)^ adv&» Hjv ttorpf Ttxf^a y<? xaqrtitdiitvoi**. Nach dem Tode soll dieses Eigentum dem Kloster zufallen und ein derartiger Besitz überhaupt keinem Mönch wieder gestattet werden. Aber eoUte das gelungen sein in der Zukunft, was in der Gegenwart nicht gelang? Saymeon von Thessalonich, der Jeremias des fallenden RhomAerreichs, klagt daher ge- wifs mit Recht ganz allgemein über doü idion h} thinischen Verfall des Mönchtums: Tig i^evg rd %ffi UQOJOvvrig q>v- Imu dXofßtira; zig fiovaxdg to€ fiovax9^; od ndm^ ^i^^^^illit»^ %lg otv iiifa dmjptdau tdhf ytpofiivw Tipf x^9^v ; diorre awdavrjaav ol vaoi; dcore al fioyai; oi% ha Iqyaotr^oia Oioiv^qiag wGi; vCy (hg l'ff ti X'Qiaiog, zoig ^etovg oYxovg avrof) OTttjhxia 7toiot'^iv h]acQv. ä^naCofi^ Uqa Ol iwa^oi ts ULai u^tHg^ imd^aQttag Cäifimf, idio^t^-

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410

dHxXiaxofMev V Der Doppelamn von ldt6^^fiog wird hier fein verwendet Dem oiAaS^dqzujq beigeordnet «teilt es die neue Lehre vom berechtigten Eigenbesitz in dea Klöstern, die derLeter aus dem Worte hörte, unter das vernichtende Urtail einer Theoiie Tom Baabe am Heiligen. Dem. ilm* Ech eebrabt EiOlinilu» der Patriansl^ «b er 1808 des Bnae» kloeter refonmerte „diaßtothfwig ^m^^typaiHog yuxi lSto(f6&- fitag" *. Die näc liste Nachricht fahrt uns schon in das I 16, Jahrhundert. In diesem scheint eine wirksame Keaküoü sugunsten der vLOivößta st&ttgeiunden zu haben. Watopedi wurde 1667 noiydßiovK Im Jahre 1574 wurde auf Befehl des Fetr. Jeremia» II dnroh den Patr, S^r^weitroe die Lawra mm icate^ Tunvdßiw mngelnidel ^ Um dieselbe Zeit etwa wurde im Szinaikloster der gleiche Elampf gekämpft. Dort war unter der Igumenie des weltlich gesinnten Makarios ebentalls die gemeinsame LiebenBordnung abhanden gekommen. Doch haben die Patr. von Alexandrien, Jerusalem und An- üoefaien die Nenemngen bald nnterdrüekt K fiierber gebSrt

1) Szymeon gest 1429. Seine Werke, im Urtext ber^usgcgcben

Ton Dossithpos t. J(^ru«!. in Jassy 1683, wurden neugriechisch über- setzt und erscliionou ruorst in Lci})zi^' 1791. Diese AusjjiTibe ist mebrfacli in \ enedig nachgedruckt. Eine verbesserte Version erschien etwa IböO in Atheo. Ich eitlere nach dem Urtext. Uosere Stelle steht S 332.

2) Ih{ti ToO ^ijTifiuaTog xrX. S. 141,

3) So berichtet Jcdeon nach der Bemerkung eines bei Mont- faucou, Biblioth. Coisl., p. 39 angeführten Cod. a. a. 0. S. 167.

4) So erzählt Jeremias in seinem Typikon von 1574 (Müller a. a. O. S. 177), daa ich nach dem Original abgeschrieben: äjio- nmtwniiatts xnl rd ^et^ratw ftüt^tar^^Mf r^ U^s iftv^s raO 6a(ov

in mUMv XQ*^"^ UtÖQv^fiOif od naUte ^u^mdtmr. Hilf #i mGUr iwPo^Kjrtlc ^Mynv iKni^intr. . . . Denn undm Midi alle KUMar

6) NtKrdqtost narg *ftQoa^ Imroyu^ tlfg ItQoxoafimlfs tctonime ete. AwgalM TOD 1768, 8. 917. "O&tif üvt4fin toik^v, jpdUtooM»

das daa aurfOhriielie GeMiiielite dm Sdsai-Klotlen eathllt, er- lehien Mnt In Jaln« 1077. Die Zdt det geaeaataa Makaiiw

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DIE ATH08KLÖST£H. I,

411

auch die Konstitution eines seinem politischen Namen nach unbekannten Klosters aus dem Jahre 1592, die von der Rück Wandlung dieses Klosters in ein VL0iv6ßiW handelt ^ Wie heftig daniftb im aUgenMUMD der Kampf der beideo Lebenaordmmgen geiUirt wurde^ sehen wir ans einer Sclirift. des Ajioritea Padiomioa, ana der ieh nach einem Cod. in Iwiron einige Auszüge gemacht habe. Da schreibt der Verfesser g^en die Idiorrhythmiker : lolc. idio^vi^f^ov^

%9iaq %at na^ßdrag t0¥ aw9ipiUi^ idvQv, ü di %ig dvri-

fytvxiq dnr«r4$rincTo/ daiir^ tarn 9ri 61 wnpoßtärai Sm^ PxovatVy od» Wiag fyjvaiv, dJiXd wn9ßg utal ftutavag SrreQ l'x^t, To€ ädthpüfS cwTo€ iartVy oij mir off, Intid^ otic l^ovoid^tt Ttg avtdi^v T<, ftdviMg aATTjuiay earty. ov öi yd^ jiexcuitvT'o«

po^id obx ifun6mHii9%ui Tin, Si6wi h i^q^/^ oök IgiüNWCF, dtf hftotay^atmau Keben dien inid aaden Ana- fUntmgen laufen bitlere Klagen Uber den LfUniay der da- mals in den Klöstern getrieben wurde *. Auch über den Verial] der griechischen Klöster in Unteritalien lassen sich aus der Zeit Stimmen vernehmen Obwohl nun mit einigem £rf(^y namentUoh von oben lierab lugonsten des Eono- wiabTstema gearbeitet wordei eo. bat dieees doch durcban» nieht die Henedbaft wieder genommen. Daa lifrt neb ichon ana mdnen q[ftKilicfaen Quellen erkennen. Ln Jabre 1644

giebt sich aas der seiner Alwetsmig, die nach l<iektario« ins Jahr 1557 mit a. a 0 S 218.

1) Von mir abgeschrieben aus einem Cod. Iber, Das Kloster wird genannt iiotn^ roO fteydlov 9toO xal omr^QO( ^/^©^ trj<ynO ^Q^otoO T^f fitrafioiit^maftai. Hier wird iu &ehr heftigem Tone daa kinowialo System wieder geltend gemacht. Am Endo werden die furchtbarsten Strafandrohungen ausgesprochen, fK <fOQa&f(tf ijyow ifuwn^- ^^anai lötoQi^^^ri^ütv (sie) fi xiintotv rd roO ttotpofiiov xal rj rdfu

2) Der Codes stMiimt ans dm Jahie IHO. Ptohowdos lebte 16. Jabttaadett. TgL Jedeoa, & 9ia

8) Piebler a. a. 0. 8. 619.

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413

war Kloster tf^Q OtuTu/jjv auf (_ler Insel Clmlki, also dicht bei der Hauptstadt, idion hytbmisch ^ Nektarioft be- liebtet | daüa sa aemer Zeit kein fwifoxi^ iSto^v^fto^ wm IgammoB dee 8«naiklo»ter» gewäUt werden durfle Etwa in diese Zeit 0Ült die Umwandltmg der Nia Mar^ auf CInM in ein fiov. tdi6(}(}vthtov. Die Türken, so heifst es, hätten nacli der l^annahine der luael^ das Kloster seiner Besitauu^ beraubt, so dala es seine Möncbe niobt mehr babeii e^ albren können. Daber sei die gemeinsame Lebenaoidniuig abgekommen. VerdSohtig ist hier ecbon, da& den TQrkw die Sebald auigebürdet wird und im W iderspruch mit dem Bericht von der Armut wird gleich hernach enähl^ da£s luaa die alten Zellen in die (bequemen) Wohnungen der Mm Möncbe umgebaut*. Es darf daber beaweifelt werden , ob die Begründung des Nikipboros eme ricbtige iet Knrs nach dem Jahre 1735j in dem griechische Mönche das u&lIl döQ

1} Li dieMm Kloster, das ja in der tbedogbohen Akadecnie um- gewandelt wtirde, findet «iob nümlieh ein Codei mit fotgeodor An- gabe. ^/kT'» *fovpiov xC' *EyQnff(n iv rj h^q aea^ ßaailutj Monj Tilg *Ynt^y(as Biotdttov, iv «^«ry Xifibt^, 6tä X^*^ vo^ xomut

^twtgyiq ToO nwoatmtdtw HqoifyovfUvov Xvfdov FkfiQi^v «ri Juuniov ätfwoe dytae MMft^s rat^ijc. . . Vgl die GeMhkhte dleMi Klotten von Bartholooifioc KatlumuiiaiMM 8. 46. (Mein Exem^ hat kein Titelblatt, das Bttcb stammt etwa aus dem Jahre 1850.) Hier wird also ein Proigumenos genannt, der damals die Wörde des Dikäos hatte. Einen DikSos aber gab es in älterer Zeit nor in idiorrhythm. Klöstern, jetzt aocb nur in Kinowira, wenn dieselben modernisiert sind. Aulserdem würde in einem Kinowion kein Pni- gumenoB , d. h. ein gewesener Igiuneuos den Titel ITavooHiifmns führen. Dafs der oberste Beamte der Skiten auch I^kftoa beifia, g^ bSrt sieht hierher. 2) a. a. O. S. 188.

d) 'U Mtk it^ dm4evM» rüv 6aimß »al 9€9^6Qm mmi^ tlfe iMtXtyofiit^ ßUag nu^ Nttoi^^tgou JUov (Ven. 180A). S. 85:

naXmä txttv« dmr^ruti^ mXXia tmim ira^OOM» tmxdnuottf fun-

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DI£ ATHOSKLÖSTSH. I.

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Kriegen der Russen mit den J tu ken in jener Zeit verödete Kloster Kussiko übernahmen und besiedelten , fiel auch hier die kinowiale Lebensform ^. Beide Systeme als gleichbe^ rechtigt schdnt Tonraaniflelieii das Nomikon von I763| dessen Verfitfsor dem angQlienden Mönch folgende BatBcUige erteilt £2 %tti AfHn ftwaavff^top impdßtw (in das der Neuling eintreten will), slvat xqBia va 7Eap<i()(ooi^ 8lov rov rd rrgßy/uaj xat ¥xf} Ty)y tWoiav blriv fiövog ö 'Hyo^fievogy Ljoäv Jiavi-

%ai ft6vov Hjv ^yt^oiav toC voög tovQf nuxi %&¥ dfferöp ravg . . £l 6i wd ^rsdyg ug ntmimv Momuxö» fi^ftma ldf6ffv^ fiC», Ij dg !/#(nci}Ti^, ataxaod^ noXkä rtald, ^ifjTtiag tum Ttfxs oddyufAog 6 yi^ovrag huuvogy %al ödr^yog tvflog . . . Kai Stet tipf TdvßiQVTfatv rfjg ^(ofjg tois ^ rtginu fidi^ «Z»^^»', evyavrj ipuf^l tov^ ^ Äv tx^i itartQu . .

Auf dem Ajion oros waren damals ÜEtst alle Klöster idior- yliythinwtli. Und SS moiSi in ihnen damals aiemlioh aig an- gegangen sein. Ein ansdunüieheQ Bild der damaligen inneren Zustande giebt uns der Brief eines Ajioriten Dionyssiosy der von der Kinotis um Rat gefragt war, wie man sich aus der allgemeinen Not retten könne, und in dem f;eiiaunten Schi eil)en rücksichtslos die (jbrUnde des aligemeinen üuins der Klöster aufdeckt ^ Allgemein fürchtete man danach, dals der heiHge Berg Ton Hänchen bald verlassen sein werde. Es hensohie nftmHoh starker Lnxas anter den Mdnchen. Mt&vw,. so sagt D.y T^rs tuma nlvtr^t hMm&M ^^/iOfg^ &ad» Nvfi"

1) TTfol ToD Crff^uttTo; xrA., S. 34 ff.

2) 2ri;voi//K y{tt ßißXlov vouixoC xui rrfpl i^ouoloyTjrrntn: *»tc. (Vcn. 1753), S. 1K3. Vgl. auch über dii sea Buch den AufsÄta von Jedeon in *EMMlriniaartxTi 'j4kij&ua, frag t] , uqiOu. 2, S. 16.

3) Ich habe den Brief au» einem Codex in einem Kellioa ober- halb Karyes abgeschrieben. Wer jener Dionyssios ist, kann ich nur ▼emiaten. Kr biigt von sich selbst iu dem liriefe: fif vyaStv&ipf iv tj

xal iauünijau töaovg )[q6vov(. Nun lebte Ende rorigen Jahr- honderts der höchst SQgSMhcHDd Ajiorit DiooTitios aus Zsgora auf dem AskHenasyl der kMasa Issd Piperi , gegenttbsr dsr AtbodwIbiiiMl. Diswr fibefMtsto soeli die Wsika Sxymeons „des nsiMD Tikeologen<* (Ysii. 1790). Vgl Ssathas, NtaX, M., 8. 616. Wsknehsinlleb ist 4er Vsitesr des BrieÜBs dlseer Dionyslos.

SallMir. C E.MI. XI, I. S7

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HEY£Ky

xoAcric;, ^ov'Aazeqivä LWvuQia Mar» trug gaaa, deren eines 500 Aspra kostete. Durch solohes Lebea waren die Klöster tief ▼encholdei und zwar an Juden, wahncheinlich in Sealoniky denen die Zinsen mit den Kostbarkeiten der Kl((8ter besablt wurden. Itiqrjaafit^ «dv nu&aitc» nuti ^l^a- fiel ug t t)v tQmov nai tyivafiev ftovaxoi , vct eV^wfim^ ilev- d-egiavy y.ai f;^i€ig eyiva^ev dotkoi iQv eßgaiiov. )'f} Y.ai ^ku wd ov^ayil iäy txex€ cuaihiaiy, dxarere! ^%]fjiddia A%at% noXXä %Qv ßaaiXtiav wi dev rd iTaak^an, äfii xct iSi&iunB dg toi>g ißffaiovg nai hUffdij/aa» ii6ißw &iä rdr %6miw. * Das Kaiutai blieb man also schuldige wfibrend doeli die idierrhTihmischen M($nche gans nettes eigenes Vermögen bcsafsen. lügia/.oyrai viai y^oovrty u cov txoin> dnb rrtvrt Xtkiddeg äoTiQa /.ai zd y.Qaiihe (Cod.: Kgan]iai) eig tov KLÖlnoy aag nuxi iaetg tqtxexi ndkiv ug fovg iß^aiovc. Der Buisprediger empfiehlt daher nur erst eiDmal die Schulden SU besahlen. Jeder i&t6^d'fiog solle beisteuenii der eine mit 600, der andere mit lOOO Aspra. Und wenn das baare GMd nicht reiche, solle man die Kostbarkdten der KUMer verkaufen. Dafs Dionyssios die La^ nicht zu Bchwai*z zeichnet, kann man auch bei Makräus lernen. Auch dieeer erwähnt mehrfach die Verschuldung der Klöster und nennt als Gläubiger dklötpvlot und i^iwd in Saalonik^ Auch in dem l^ikon des Qawrül wird der traurigen Lage ähn- lich Erwähnung gelfaan und der Befürchtung Baum gegeben» das Ajion oros möchte veröden.

Es kann uns daniia nicht wurnlern, dafs die Patriarcheu am Ende des lö. Jahrhunderts eine starke Keaktion gegen das idiorrhythmische System einleiteten. Den Anfang machte Qawrül, indem er Xenophontos in ein 7toi»6fiiOP umwandelte ^ Dem folgte Esfigmenu> wie ich aus einem Bittgesuch des Klosters von 1805, das die leiste Vergangenheit des Klostars

1) rgmn vulg. Ar t^fu, »afitdmtik» kk lette, Mioym^ dss Pfoid, ff/A«t Sattel, fiowartQtifä ist mir unbeksimt S) a. a. O. S. afiO mid foost. 8) MuUer a. a. O. S. 190.

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DIE ATBOSKLÖSTER. I.

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berührt, abgeschrieben habe. Die Umwandlung geschah 1796 auf Anregung des Erzbischofs Dauiü von ThesBalonich \ Der Ignmenoe Theodoriim, der dM BHlgesiicli geschnabeOf entwirft in einer trefflichen Elosterdironik die hendeclirift- lich im Kloeter anibewahrt wird, ein sehr iniereeMmtes Büd vüii dem damaligen strengen Leben in Ksti;L;rjiL'rm , das sich bis heute erhalten. Na ßkirtfi ir^v yt/^Quoir, so beschreibt er das Auflaehen der MöDche, iv voig ^^iv Is^ig aihßv ouh- fioaiv Itcayqaffiafiiwiv^ tivag fdtobg 9%Mip dfd^a-

poQf di6ti «g Mim ßUnu n^tam» i^v^^, ^ <^^jva oiidinina ßXinoi yHmffog.^f ßXirtu fiiar yal/^yriv ug fd nf^tata axrttäv %ai draQa^iety, ßlinii oxfjfta xat TrQÖOio.iüv Ylaobv vxti evn ouoiToy ^ /mI fii fiiav iaofisvqtav dg uavia (peQOftevoy rd MVijfiCtwa . . , oidelg d'/.oiJ€i tctg ßagßaQi'Accg xai Taqaxfodeig (putvag, firtqi*, Vj frrr, fohßa IfyWf 9 f*^* Vom Deaember 1801 ist das Sigill des Patr. KaUinikoB datier^ das Ssimopetra an ebem xmv^u» macht f Am 9. August 1808 wird durch ein Sigill glichen Inhalls Russiko betroffen ^. Zwischen 1807 und li<Od schreibt Nikodimos Ajioritis, dafs Dionyssiu und Kastaraonitu neue l^mowien seien ®. Karakallu bekommt 16 Vd seine gemein- tarne Lebensweise zurück Diese Klöster weiden 1819 als die Kinowien des lieiligen Berges mehrfach genannt ^

1) Jedeon S. 817 und 192, wo aber ab Jahr 1705 sage- geben wird.

2) Jcdcou's Mitteiluugen ans einer aoleben, a. a. O. S. 812 ff. kSnnen höchstens ein Auszug sein.

3) fdni/ ist ein sehr ▼olgärer Animf^ wie unser Holla oder ein Anruf, wie unser „Sie da**. Ausgesprochen bre! Die yalijprj und iraQuittt, ja auch das Ha^op nn<>(i(>irtoi' kann ich bei den Esfigmoniten aus Er&hrung bezeugen, äie erfüllen in der That das Gebot des Herru Matth. 0, 17. 18.

4) Müller a n 0. 8. 192.

5) Müller a. a O. S. 192. Abgedrnckt in Ht^i toO CnhjfA«- rq; xrl., S. 140 flf.

6) 'Ofioloyfa nftm^ffK S 2^: t»|, Ifnüg uovfj<: toC 'it.mvaiov, tov vOv xotvoßiov. S. 69: h> r(p tdn xonofiitj) juC hunotauovitov.

7) Das Sipill des Patr. Kyrillos bei Müller a. a. 0. S. 192.

8) Vgl. die Subskribentenverzejchnisse des Kipos Chariton nnd des Szynazaristis von 1819.

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UEYEK,

Während des Aiifstandcs und der türkischen Invasion ruhen alle diese Fragen. In Russiko wurde I8H3 durch den Ije- rühmten Patr. KonsUntios 1^ nachdem die Ruhe auf Ajion {fTW wieder eingekehrt war^ mit emw Sigül die gemein- aame Lebensordnung beetfttigt^ Ajia Pawlu gesellte acb 1839 den Kinowien bd, wie man mir im Booster sagte. Nach 1841 sind dann noch Grigoriu, Sographu nnd Kut- lumuesi * zu den Klöstern mit gemeinsamem Leben tiberge- treten. Nur iubezug aui das letzte ist mir ftir diesen Schritt das Jahr bekannt, nämlich 1857 ^. Demnach sind jetzt die KUMer Dienjniit, Kutlmniuwi^ Sographu, Karakallu, Saimo- petns Pawlosy SfigmenUf Xenopbonioi^ Gngorin, Rnnike vanä Kastamonita Kinowien. Es steht anch sa erwarteD, dafs die Zalil der idiorrhythmischen Klöster noch sich ver- mindern wird, denn diese haben die allgemeine Meinung gegen sich. Der schon genannte XQiOTotpÖQog spricht wohl mit den Worten: wkuc^ ästm dU^etQOi^ xai duup^" (fovtfi anavdaiwg zotg (i<m>XP^9 avyntnipalcuoBi^m dg rd dt^ roffra. ^\ dg tdv Idt^ffv^fiop ßiw xat JB^, dg %^ sXaa&op yvpofKi&if rolg fAOfyaimiQioig ^ die allgemmiie und bereciiti^te Stimmung der griechischen Kreise aus. Der letzte Vurwuri palst bekanntlich auf die Klöster von Ajion oros nicht

£s mag noch bemerkt werden, data durch den E^flols der Slawen auch kinowiatisehe Skiten* sich gebildet babeoi offenbar tun bei passender Oel^genheit in seLbstKndige KlMer umgewandelt aa werden.

1) Abgedruckt iu: J/^q) tov CnTi^uaroq xjL, S. 169 ff.

2) 1B41 sind die.se noch idiorr) thmiBch nach dem Subakribeoten* Terzeicbnis der zweiten Ausgabe des Pidalion von 1B41.

8) Die ▼on PischoQ (e. a. 0. S. 27) erzählte Geschichte von dsm Brande des Klosters, der am Tage jener Seformation den Kloster- flllgsl Tonelirte, bebe ich aneb Teraoomien. Doch hat Piaeboii <Bs Farlslea fertsnicbt

4) *H Mm (idan^, S. 907.

5) Die Nunen bei Jedeon a. a. 0. 8. 67. Uatar diesen Skitee ist die bedeaftsndste die ros läyiov iM^ov, meist t6 ^gdytoif, dss Ssersi gensmit

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BIK ATH08KL58T£IL I.

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Waa nun die Regierung der Klöster durch ihre Beamten beftiifft, so scheint nur der Untanchied awiicben der Be- ntK erlaabenden und verbietenden VerfiMningaform in diem

Hinsicht gar nicht so stark hervorzutreten, wie man meist augiebt. In den kinowiatischen Klöstera^ wie in den idior- rbjthmischen liegt die regierende Macht bei der Brüder- lehaft. Diese ist in den letsteren ständig yertreten durch die aiha^ig t<9v nijomdkmvj die meist bis zu fün&efan Mit- gliedern zählt ^ Diese Versammlung setzt sich zusammen aut» den die eine Zeit lang im Auslände als oixo-

nl/iOi der Metochien sich bewährt haben, und aus den reichsten und begabtesten änhn ftovaxoL Alle diese führen den Titel TCQoriyoijftevot und werden als solche mit der alten ta§ig ETti TZQO'/BiQi'aei ijyovulvov eingeführt In den Kino- wien ist die Macht der Bi iiderschaft ständig vertreten durch die drei ii^pitropi; die gegeneinander gleichberechtigt ^ dem Igumenes als avfißai^Xiw zur Seite stehen. Hinter diesem aber wartet stets die Gesamthat der das cxfjfia tragenden Mönche, die^ mit einfacher Majorität den Igumenos absetzen können, wenn sie nur der Zustinmiung der Mehrzahl der Antiprosopi in Karyes sicher sind, mag wohl mein Ge- wihxsmann Üür die letzten Nachrichten, ein alter erfahrener A)iority recht haben, wenn er sagt, die Macht des Igumenos erstrecke sich nur auf h^Xr^aia und TqdiceZa, die Ver- waltung läge in den liiinden der Bniderschait Das meiste wird hier aber auf die Persönlichkeit des Igumenos an- kommen. Die VerwaltuDgsbeamtMi in den idiorrhythmischen Klöstern die etwa dem Igumenos der Einowien entsprechen, sind bekanntlich die beiden trcicqonoi , die stets auf ein Jahr Ton der avvahg gewählt werden. Im Kloster des Özinai ist auf höchst lehrreiche Weise das eine Verwaltungs- system mit dem anderen verschmolzen und so vielleicht die

1} Die Zshl wahrsehdnUch nach der S. 406, Amn. 2 angeführten Stdle aus dem lypikon des h. Athanaflaios.

2) EixoX&^'w» th fiiyu (Yen. 1861).

3} So schon Ar die Lawia 1779. Vgl das Proakynitarion der Iawib TOD 1780, 8. 83.

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M£Y£K,

Kloaterverfassung der Zukunft vorgebildet. Das Kloster ist Kinowiou und ernährt daher seine Mönche ganz. An der Spitse steht ein IgameiUM. Ihm zur Seite ab av^ßovkim die a6vaitg xOv ntniqm* AniBerdem aber ezittiert noch ein VerwaltungflaaeaehaTs, wie das avfißciökiw der Athoe- kUSeter. Dasselbe wird gebildet Tom iauuog^ dem miMVO- q>i;ka^ und dem oliMvo^ug

IL

Dm LebOBtaM dar Altorlton ihre Wllcl das-

£» berichteo awar Fallmerayer und auch Pischon viele fSneelheiten von dem askitiBchen Leben der AthoBmöncbe^ flie wiesen auch von einem Rest des Hesychaemna ans dem 14. Jahrhandertl der im gdimmen rieh auf dem bmligen

Berge fortpflauze, Joch vermögen sie einmal über das letztere nur ungenügende Auskunft zu geben, vor allem verbinden sie nicht die Mystik und Askisis durch Angabe eines Lebens- zielea^ das au erreidien diese beiden Bestrebungen als Mittd begriffen werden könnten, iäne einkeitiiche Lebensaaschau- ung wird man aber doch bei der heiligen Berggemeinde^ die auf eine so lauge ungestörte Eiuiwickelung zurückblickt,

1) IhiHxk^g rnr^yof)tu&T}i ,/lf IfQti ftovi) toO 2iivd" etC. (Je- ruBalcm 1875) , S. 1Ü3 flf. Ein neuerer Kftuonismos , wie ein solcher scheint als Wahlkapitulation von jedem neuen Igumenos konzedi^ werden zu müssen, findet eich zum Teil abgedruckt 'm^YTiouir^ua roO uQxt(n. ToO Oto^ }'.(>. ^ivä (Konstant. 1807), S. 54 ff. Da heifst es f.. B gerade iulx zu;^ auf unsere Frage: T6 avftßovUov rotio flim ^ amm^t^ iQv llarfnuiv, noof(f(}(i'<et 6 \-ioj(K!itaxö7iog. AI unui^aatii jiffn j(7}v xotfOv Ttnc.yutaviv, 6ia vu f/omiv iff/t'f, nQ^nfi va y!i(<wTM h' ni if-i.tvffn y.ai xuiu n).fto\priff'lttv va xaiaoTutüiTtti. oMtmui Sf tj(fi fa/iv änö'f ((Ol ; yiroutni rjuou uovnr joC A^t^itnuniun (>}■ ij iß»*

7niit()0J^- T/;,- at pilitüj^. . . Der Jgumeuos des Klost(»i*s hat bekannt- lieh den Titel .in/itniaxono; roß Ziyä. Uber die übrigen Beamten der Klöster vgl. den Anhaog I.

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DIE ATHOaKLÖSTEB. I.

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erwarten dürfen ^ Um hierüber aber die richtipreu Kennt- nisse zu erlialtcii, genixgt es nicht , nach mündlichen Mit- toiliiiigea tu haacheo. Bei dieeen Dmgoiiy die der Natur der Sache nach ein Mensch dem andern und nun gar einem Fremden nieht am «nten Tage nnd sMÜt gar nicht mit- teilt; müssen wir tms ganz besonders an die Litteratur von Ajion uroö wenden. Nun kennen wir einen Klassiker der ajioritischen Neuzeit, dessen Schriiten sich weit über den Athoa hinana in der griechischen Kirche hsi eines normativen Aiwehfflie erfreuen. £a ist der schon mehr&ch erwähnte Nikodimo» Ajioritis^ der in Terschiedenen Schriften auch von dem Lebenssiel der M5nche handelt nnd dem Weg, auf dem man zu jenem geiaii^^en kann

Das Ziel alles menbciilichen Lebens, so sagt Nikodiinua, uAmcntlich aber des mönchischen ist die Vereinigung mit Gott Td fieyakizBQOv xot tBkeiöreQOv utatö^f^futf ^eoO ^ftfto^ ^ avlkoyto&j 6 IMigamogf änu td

nh^t4iaj^ ti»äg töv ^sdr wd hfOkSij fte 0^6» Drei Theerieen nun bestehen auf Ajion oros über den Weg, bot Vereinigung mit Gott zu gelangen. Die einen bet(;nen die vqareiagf dyQvrtvtag u. s. w., also die Askisis im engeren Sinne, andere rcolXdg ngoasvxäg xai fian^^g oKolovd-iag, also den Kuhns. Wieder andere l^gen den Naohdrook «tg

1) Es ist nun einmal nicht so, wie DeVogQ^ in seinem „8yiiS| Pftlasstine, Mont Athot** etc., dss 1887 in der dritten Auflage er- schienen ist, aas der roreingenommenen Blasiertheit eines alternden Kalturvolkes sagt: Eeligieux on laique, le Grec trouve la vio doace, le soleU chaiid; l elan dcsespert', qui empörte au ciel Ic mjstiquc lui r>»t aussi dtranger, que Ic spieen etc. . . ü resto sur la terre, <ia'il tieut pour bouiio, p. 'MO.

2^ Im iweiteu Anhang zu diesem Aufsatz habe ich verbucht, eine kurze CharaktcrlBtik dieses Mannes zu geben, soweit dieselbe für uns hier Ton Eutzen sein kann. Dort auch Auskunft über das Werk, auf das wir uns hier namentiich stützen, sein ZvußovltvTixu^' TtfQi (tfviwt^i T&y mvMt aiQitt'iatiüv xtL (1801). Neu auigdegt Athen

3) *A6Qatoq n6l(fioi xrL (Yen. 1796), S. 1. Auch S. 197. Qaiia ähnliche Stellen im £vfAß. & 127. 160. 161.

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zfpf ütWTn^y Big Tt]i' /.avum'A^ yv^tvaaiv ^, also auf die My- stik, die die Einsamkeit vorauösetzt. Nikodimuö will nun alle drei Mittel verbinden, tun zum Ziel zu gelangen, und wenn er gerade in den uns hier leitenden Büchern den Kaltas nicht beaonderB herrorhebt, ao braiieht maa nur die vielen Akoluthieen von HeUigeUi die er ver&fiit hal, «i be- denken, mn gewifs m werden , daCs Nikodimoe anch dem Kultus sein Recht widerfahren läfst. Seine Meinung läiat sich dabin bestimmen. JJie Eiiiig:ung mit Grutt wird erreicht durch das negative Mittel der AskiaiB und das positive der ^^oaatJxi^» deren Sptie und Krone aber die itfjpa- ist

Der Mensch besteht aus ü&fia und votg^ so UUst sich

Nikodimus üljLi seine Anthropologie vernehmen, die für seine reli^^nn^cn Aiiöchauungen grundlegend ist. Der rof^* hat drei Krätte, die dvva^i^ voaqd, /Moyiatiiuj und ö-eletixi^ Der Ilaupteita des poOg, wo seine o^la gefunden wird, ist das Hers. Damm wohnt auch hier das loytamtiötf nnd das M^ttimöv, Im Gehirn wohnt nur eine Mgyua TOn ihni| das voBQÖvK Der 1*00^« diSvafiig, oder kurz dem voeQ6v weiden durch die tiinf Sinne mit den Nerven, die im Ge- hirn ihre Wurzel haben , die Einwirkungen der Auß^enwelt überbracbt, und die Thätigkeit des vo€q6v ist es, diese als Bmpfindungen Tonrastelien K Daa Beaiehen und Verbinden der Empfindungen und Vorstellungen besorgt das ilo/^m- Das Gefühl und der Willen ^dlich, samt ihren "Bit- Zeugnissen gehören zum Bereich des Hi/.ti i /.uy. Die Phan- tasie, die dem Menschen die alten Fini])tinduiig-en aulbewalirt und beliebig verändert, ist erst durch die Sünde in die Welt gekommen ^ Sie ist ein Werksseug des Teufels.

1) \46QttTos Tjöuuoq, S. 2. Vpl. hierzu Harnack, Das Möuch- tuoi u. s. w. (GieXscu I8ÖI), S. 24.

2) SvfAß. S. 27 ff. 8) Ebenda S. löOff.

4) Ebenda S. 81 flP.

5) Vgl. oamentlieh Zvfiß. 8. 187—148 und ji6^. n6L Kap. 25, die furebtbsr dsutUdi Ton den Vertnehiingeii enihleB, in die Einsamen die Phnatsne fflhTt.

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£8 ist nun die eigentliche Natur des pot'g nach dem QmUgsa, d. h. nach dem wahrhaft Guten zu streben , daa iUBfta aber tehni nch immerfort nach dem Materielkn (^hvd)f d. h. nach dem, was nicht gut ist K Das gottgewollte Ver-

hiütuis zwischen voVg und utufja ist natürlich, dals dieses von jenem beherrscht werde In Wirklichkeit aber tindet das umgekehrte VerbäitmB zwischen beiden statt. Der voCg iit vom 0&fta geknechtet» er liebt mit dieeon die aia&qrd wid ^iUx<(, denn mindeetfflui die ersten fibi&ehn Jahre dea Lebetiä kann der voi\: seine lierrscbalt nicht ausüben und in der roi^/; t]6oyrj seine Nahrung finden ^. Demnach er- scheint der voi>g ihadv l'vag dTtovtvctQ'AMfUvog , ^ fiälloy 9muv Mtfiiifog dnb tdg rcirre tiUf^^ug, c5ffdy drtö atdiiQä

DicöC höchst verderbliche Entwickclang im Leben des Menschen muls rückgängig gemacht werden, wenn das Ziel,, die Vereinigung mit Gott; erreicht werden soll. Der Geist mub gelöst werden yon den sinnlichen Verbindungen! die

er eingegangen ist ^OXog ö dywv^ utat ff aTfW&if mal ^

teX£i6Tt]>; LLui' önüiduLüJv '/ML tvaQtTiov etyai , tu ya s^aXel- ipovv ixkv djto zdv vo€y rovg xad-e oxflf^ctf xai elöog 'Kai

äuhfhf, dmdewiff daxilfidtiarap %ai äfi0(fqfw xat ofocti diä vfjq TOfin^fi^ ^Xövr^Tog %at jui tinv 9tib» hmSij/fhß^ %al

Diese Reinigungadisaiplin des voOg kann sich folgerichtig' nur darauf lichteni dem voffg durch die fünf Sinne keine mmlichen oder genauer sinnlich -sohädiichen Empfindungen

nieiii- zuzuiiiliren. Die Sinne miijsäen demnach einer gam^ genauen Zucht unterwoi^en werden. (Negative Askisis). Die grölflte Gefahr^ die dem Auge droht^ entspringt aua

1) Ebenda 8. 39. %) Ebenda 8. 80. 8) Ebenda 8. 87. 89ff.

4) Ebenda 8. 89.

5) Ebenda 8. 127, SbnUeb 8. 41.

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dem Anblick des Weibes. Man vermeidet es daliei am besten ganz mit Frauen zu verkeiiren, oder solche anza- sehen. Auch soll man nicht in Spiegel sehen , und deshalb 4Uif diese gefthrlichen Mdbei lieber Yernohten, denn VUhac- Üehe Selbstliebe erweckt du Siehbesehaaen im SpiegiL Man sehe dafür die herrliche Natur an oder die schönen Malereien dei' Kirchen. Auch das geschlossene Auge (den •Schlaf) gilt ee sa bebtiten. Langes Schlafen wwki die Phan-

Die Dissiplinienuig des Gebttrs mufii namentlicfa des

veriiiiideiu, daib mau l'^riiuenstiraraen und weltliche Lieder hört. Auch Suigvögel und kleine kl&ffende Hunde thut man besser nicht zu hahen

Bei der Bewahrung des Gemehssinnee soll man sich ja inaoht ror Woblgerttohen nehmen , unter kdnen Umständen sich der acluipdlicheu Gewohnheit des Tabakrauchen^ hin- ^ben

Will man die Zunge recht erziehen; soll man vor aUam im ISfi^CTt sehr mafiiToll sein trnd die MwrMiffhffl fWton genau inne halten. Das Lachen gewöhnt man sich am

besten ganz ab, höchstens darf man's biö zu einem fiu- diaofia kommen lassen. Zungenaiinden, Fluchen u. dgL aind natürlich nicht erlaubt^.

Um endlich den Tastsinn in rechte Zucht au nefameo» ▼ermeide man die Bertthrung des Leibes anderer Menschen, namentHcIi junger Leute, man trage keine kostbaren Ge- wänder und verzichte aui' allen äuTseren Schmuck, ^laa schlaie nicht auf weichem Lager. Man spiele nicht Dame IL s. w. Endlich nehme man nicht unnötigerweise Kap^ und Fufsbttder, denn diese verweichlichen den Ldb

Die veri Uhrenden Gebilde der Phantasie bekäm^jit mau

1) Ebcuda S. 48-G2.

2) Ebenda S. 63-68.

3) Ebenda S. 69—76. Über das Baoohen sehr ansfilhrlieh und

mit Humor S. 74.

4 Ebenda S. 76-95. 6) £bfloda S. 96—120.

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DIB ATHOSKLÖSTBB. I.

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recbty wenn mau dieselben nut AbBicht nicht beachtet uod ■eine Gedanken auf andere«, etwa auf die letaten Dinge^ das Leiden Christi u. s. w. richtet K

In dem Mafse nun^ wie diese Disziplin der Sinne geübt wird, wird die yoe(jd dvvauic im Gehiru, die durch die suuüichen Vorstellungen iestgehaiten war, irei und muis sich mm mit den anderen Erftfien im Henen su verbinden streben. Denn im Heraen ist ja die oAf/ck des ifoVg und das Herz ist das OQyavov desselben. Damit der voVg also handeln kann, um sich mit Gott zu einen, mufs er im Herzen gesammelt werden *. Besonders gilt aber noch in imseran Falle: inttdij di 6 ^eög Avai xni nuu Iwx,

t^tt Tuti ^vOj did va öpioitiiCrj ue id nqoivdtvjtdv tov^ nai

Diese Vereinigung der drei Tbätigkeiten des voOg im Heraen geschieht non nach Anweisung der Väter duroh die 909^ n^tvx!^. Man wähle dasa einen stillen Ort, siehe

sich dahin am besten des Abends wenigstens eine Stunde zurück^. Dann beuge man, oder jedenfalls der Anlanger, das üaupt nach vom, so dafs das Kinn die Brust erreicht ^ Durch diese 8teUang wird ein Kreis dargestellt und der fol^, der sich in einer solchen Bichtnng bewegt, mols sich

1) Ebenda S. 137—148.

2) . . Tai()« (ivai uxökov&w, pa inMlQiif^ aviip' (sc. d. votQÜ (ft- vafHf) xui iif rrji' lötxi'iv toi oifffav . . . va yi'Qiarj tuv voCf rijg ftiaa tf; Tf^u xofjdiav lov, ovaav äQyavo» rijs xoO voog ovaiag. Ebeock S. 15&

8) jiÖQiaoe n6L S. 197.

& 165. Doch Ist dieses geringe Zeitmab mir I8r WeUseistliehkeit

5) il inunQoifij aüni toO po6i awu^Ct^ vi yiyttvu tis rode

Ebenda 8. 158. htovfAßiafiu wobl vom üt aconmbo.

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M£Y£By

sicher treffen und yereinigen ^ Kommt der vot-g mm im Herzen an , soll er sich des ?,oyi(JTty.6v bemächtigen und dieses zwingen, dafs es nichts anderes denkt oder innerlich spricht als die sogenannte pwvoXdyiavov et'x^v: „AiSi^ie jh^ aoO Xqmi^ ^YU %oö BwH, iXii^6y fie.*' Dabu 0OU das vot^ auch das ^eli}r«x((r in Bewegung mtasoL, damit dieses dss Qebei mit allem &iXrina, dvva^iQ tmd iLyarrvi begleitet*. Dcil)L'i soll der Betende aber nicht zusamiuciihäugcüd atmen, sondern jedesmal den Atem aiiliaiten, bis er einmal du Worte des Gebetes heiausgestofsen ^. Dadui'ch wird die Thätigkeit des wiüi hoetdiljg, öiavyijg und imtijöuoni^ f/c tijv tmai» ttj$ ^inqivaiX^ iXldfitfmfg fo0 SeoBK Durch das QktchmiÜsige des Atmens wenden sich alle Kiille der Seele mehr sum vodg hin und dadurch zu Gbtt So gerftt deaii der Geist i-'^oj gcdvtiov Tdjy öt ctov ala&ritöv xat voij- tOVj d. h. in die Sphäre, wo Gott ist Daher eint das Gebet mit Gott ^

Das neue und vollkommene Leben nun, das durch die momentane Einigung mit Gott in dem Gebet in Erschei- nung getreten und sich in brennender Jesusliebe und in starken sittlichen Antrieben äulk i t ' , mufs, nachdem die nec^ative Zucht der Sinne das Ihrige gethau hat und noch immer thut, jetzt in positiver Weise geiordert werden. Der yaßg muTs mit dem, was ihm gleichartig ist, gespeist werdeo. Er muXs su den rcvevfutrt'Mtl Ttal oixHoi to6 voöc ^dwai geAlhrt werden* Deren giebt es nun sechs.

Der ^ifitag r6jt(tg t0p frystyiarix^ ^ovOv ist das Thun

aC'Tovi' tli iavTÖv fntaTQ^tfH xal ivoOrai, cfm r^^ roiaCuj^ xtA 4 ifO(tg airrd? ftg iavthp intOTQit^tt xal yivttm iv. Ebenda S. 158 £. Ebenda S. 160.

3) Ebenda 8. 161.

4) Ebcada ä. 16a. &) Ebenda S. 166. 6) Ebenda S. 175 ff.

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DIE ATH08KLÖ6TEB. 1. 426

aller guttiichea Gebote, die im Gesetz und Evangelium ent- halten sind K

AIb Mwe^ TAf€og güt die Erwerbung aller Togeodeii K Die lieilige Schrift ist der rgkog %6nag der geistlioheii

Freuden 3.

Ol X6yoi xCiv xTiofiavijjy bieten die vierte Gelegenbeii^ ttch geistlich sa erfreuend

Zum fünften kann der völlig ncfa an den Uyoi tljg iw- adifyunf chtoroftlag ergötaen K Hier hört man mmstens von der Menschwerdung des rtQoaic'mog löyog.

Die höchsten Freudeu aber bietet der sechste z^nog^ nämlich die ^«o^a %oC ^eoC irgoadiTtav \ Um zu diesem Sehanen an gelangen, nmft der Geist sich über die gesamte irdisohe und geistige Welt erheben, dann sieht er Tijy davyxf*Toy (.luidda /xu ddiaiQetov rgiuda, lo ^rQQiuv /.ai

^ov TÖif ^ioy, cf tWACtg di yuxi ovaiMug dKtivag dno^ n^Hopraf vStg mmüdiovg a^oC telBidnjirag , nai äwnava tdroß frQoa6vta %ai ^wcrixd iSidfftma ^. Die höchste dieser göttlichen Eigenschaften ist das ,'>£7o>' (ftug. Das Schauen des göttlichen Lichts dient erst dazu, alle anderen Eigen* Schäften GK>ttes au erkennen ^.

Wenn der vqOq nun die herrlichen ESgenschaftsn oder Vdlkommenheiten Qottes schaat, gerät er in einen inJaißw dyaXXidaetog. Diese Seligkeit unterscheidet sich nicht von der des ewigen Lebens ^. Der voiJg beruhigt sich aber nicht dabei; sondern er strebt vom Begreifbaren Gottes weiter com Unbegreifbaren. Indessen kann er nicht Uber seine

1) Ebenda S. 188. 9) Ebenda a 188-206.

8) Ebenfla & M9-*S85. Mstig und geistUdi flUlt hier sa-

4) EtModa S. »6-S48.

5) Ebenda 8. M8-S&8. 8) Ebenda 8. S59-377.

7) Ebenda & 960£

8) Ebenda S. 272—378.

9) Ebenda 8. 281f.

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ME7BR,

Schimkea binaus. Eine heftige Liebe aber 'M dae fie- iuliat dieses erfolglosea Bingeiuk Durch die Liebe mm neht er Gott su aeh herab: «etoffror nuu 6 i^tofiii^ Mg

avyxataßaivei dnd ijipog tov rtqbq vbv i^am^ vclUw xm kvoirrai yiat O^eot xal yagtrdvH ai-im' ^

Das sind die Grundlinien der Gedanken des iNikudimos. Es ist SU bemerkeD, dafs die beiden Hauptbegrifii^üge, der von der negativen und der von der positiven Dissipliny in schwere Formen von Mystik anslanletty die nnr dem System KU Liebe getrennt sind. Die vo9QSt ttffWBvxiq gehört mit dem Schauen der göttlichen Eigenschaften zusammen. Die voeoä nQOoeüxrj ist es ja, die über die gesamte irdische und gei- stige Welt sich erhebt und eben in diesem auieerweltiichea Zustand {e-Ainigaig) schaut der Geist die Eigenschaften Qotlea Doeh wollen auch diese swei Wirkungen der ftqoo- mjjifiy die sittlich umwandelnde und erneuernde und die rar Vision fUhrende, ausdnandergdmUen sein, wie wir «udi untsn bestätigt finden werden.

Es ist nun hier nicht der Ort nachzuweisen, wie ab- hängig NikodimOB von den grofsen Hesychasten des 14. Jahr> hunderts ' ist^ auch moht, wie weit abendländische auf ihn eingewirkt haben. Wollten wir aber vollsWndjg sein, so mlUsten wir hier, um das Lebensaiei der Ajioiiton und ihre Mittel, dasselbe zu erreichen, vollends nachzu- weisen, aus der Ei-fahrung und Betrachtung diejenjfren That- sachcu zusammenstellen, die das Schema des Kikodimos in Wirklichkeit ausfüllten. Das müssen wir uns yersagen, da wir dabei viel&ch längst Bekanntes wiederholen miUstsDy

1) Ebenda S. 867.

2) Die 7on ihm am meisten in Minen Werken eDgegsagenen «od

Grigorios Palamas, nameDtUch desaen: nQocti'x^ »rX., PbOo- kaliai S. 962 ff., dann des Nun^tfSQov /novdCovrog X6yot n*^ w^i^us JMil ^ukwefjs xnqdttti, cbendn S. 867 ff. , femer t(5v ftmrtqgoig Kai- XtOTov xnl ^lyvatiov j(äv Sctv&nnot'lojv fx^f^o^ni xn) xrtviin' axQißr^; nn>) Tßi' (tJnnvttfvon' r,av/(b: rr/, ebenda S. 1017 ff. Belehrend ist auch ein Bruchstück aus der Schrift eines sonst wohl unbekannten Hesychast^n, des /o)aij<f ÄuloO^^rrji , der sieh über das Aufleuchten des göttliehen Ijichtes verbreitet. Ji^aof 3*

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DIE ATHOSKLÜbT£& I. 427

wir verweisen uaatentiieii aut Fallmerayer, desson Angaben sich nun ohne Mühe im ZiuammcTihaug der ajiohtiBcheii Gedankenkreise bereifen laaaeiL Wir begnügen uns, auf einige Thataaohen binaaweiBen, die, noch weniger aoige- tprocben, sur weiteren Illnsiriening der CManken dea Ki- kudimuf» dienen.

Wenn der tunite tönogy wo der voCg sein geistiichea Vergnfigen finden soll, das Gebiet der löyoi Tljg hrodfgMv ohun^oftiag nt, so haben wir ohne Zweifel recht anaonehmen^ da6 der roüg diese Freuden am meisten in den kirchlichen Gottesdiensten geniefscn wird Auf dem Gebiet des Kultus- betriebs scheinen die letzten Jahrhunderte bedeutende Ände- rungen herbeigeAlhrt la haben. Die aieben Gbbetsstanden^ die imä atviaug Tfjg haüaqaioq heilaen zur Zeit des Saymeoa VQO Saalonik ftmfovvxTmi^Vy o^dqog oder Tt^t&rq, Tqixi], ^yivri, hyair^y tOTieQivog, ujcüÖu/tvov ^. Alle diese wurden dainals noch in Szalouik kirchlich gefeiert, als selbst schon in Kon- stantinopel die öffentliche Feier derselben bis auf die de» imd des hfUi^ivög abgekommen war^ Zur Zeit des Nikolaos Wulgaris haben sich die Namen dahin ge- ändert, dälö die TTQihcr] vom ('>(j0^og geschieden, dagegen die fQitri und y-KTf^ in eine, die r^<T6xri^ zusammengesogen Wehr- den *, Dieser Unterschied deutet jedoch kaum auf Unier* ichiede im litnigiscben Material , sondern wohl mehr auf die Zeit der Feiern, über diese schweigt jedoch der Ver- lafiser.

Auf Ajion oros sind bis nicht vor langer Zeit die Ge- betastanden, jede zu ihrer Zeit getrennt abgehalten ^ wenig- stens in den strengen ELlösteni. Der heilige Sawwaa schreibt

1) Hinweisungen darauf £vftfi. 8. 2&2.

2) a. a. 0. S 213.

3) Ebenda S. 214 f

i) Kari^Ott IfQfi. . (Ven. 1681), S. 21. Diese Ausgabe ißt die ed. princ. des in der Kirche geschätzten Baches. Verkehrt giebt Fabriciu», Bibl. giaeca X, 494 das Jahr 1581 dafür an. 1799 und 1819 folgten neue) jedoch verstümmelte Ausgaben. Einen Ab- druck der ed. princ. veranstaltete Mawromatia in Corfa 1863. Übri* gcnt Tgl Sxatbas, NtoL *tL, 842fi.

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MEYEKy

in B«niem Typikon um 1199: &^ tfidHonm

Xtoqiatit x(39^tind 4} nux&tftfa'* K In Ubernnsämniimg damit berichtet der schon genannte Theodoritos tlir den Anfang dieses Jahrhunderts von Esügmenu: 6 o^O^Qog avayivuHjyuizat ^Ttxa ßa&üoPf al &qai eig thi¥ xaii^ a^öv, 6 kmeQu^ xijl¥ iivdifp'f dg tifr iB' dHtyiynoOKerai drtddumwK IKese Besefambong palst auf kein Kloster de« heiligem Ber- ges mehr. Doch ist ein immerhin bedeutender Unterecdued in dieser Hinsicht zwischen den idiorrhythmischen and kiii twiati sehen Khistern. Diese feiern zwar nicht jede ^^tunde zu ihrer Zeit, aber doch in vier Abschnitten ihre Gottesdienste. Bald nach Mittemacht beginnt das nxäuf» In diesem wird geieseiif was das Ordojion dafür Yorsohreibt An das (iWO'inMfixAp scUielst sich ohne Pause der ^^Qog ^, an diesen die TrQdttrj ^. Damit ist meistens 6 Uhr morgens erreicht. Nach einer dreiviertelstündigen Pause folgt die Liturgie, die mindestens eine Stunde dauert Dieser geht als Einleitung die T^eirij voran, den Schluls macht die ^xn^ ^. Damit sind für die gewöhnlichen Zeiten des Kirchen|ahres die Morgengottesdienste Torbei. Um 3 Uhr nachmittags wird die imfoi} geJeeen^ Ihr folgt nnmittelr

1) Dieses Typikon (vgl. MflUer s. a. 0. 8. 198} Uegt fan Ori- ginal im Kelliaii des heil. Sawwas in Kaiyes. Neben dem Oiigmil, das aatOrlieh sUviach gesehrieben ist, zeigt man sneh die iiea> grieehitebe ÜbeisetBang. Naeh dieser dtiere ieh.

2) In der schon genannten Gtosehiehte seines Klosters, haud- «ebrifHich in Esfigmenn. Die Standen hier naliQrlieh tSiUeeh goiUt Wenn die Sonne ontei^ht, ist es swolf Ukr.

3) 'üooloyiov /i*fyn, Ausgabe von 1760, S. 1—23. Um alle Brü- der zu sammeln geht in den Rinowien ein Bmder mnd and klopft an jede Thür mit den Worten: d*a tOv fi>xOv rmp äyimt^ nmwjfm i/iOif Xi5^ *rriaoO XqkjU, Ctk ro0 ^ioö, Uitjaw fias. Beim Igomenos Sndert er die Formel dahin, daft er sagt roo äylov nnr^ ij^iOr**. Der Geweelite giebt ab Antwort das ^H».

4) Orolog S. 36—74. Eucholojion, Ausgabe von 1851, S. 35£

5) Orolog. S. 75-83.

6) Orolog. S. 84—100 fiur tf((tn und «xrij.

7) Orolog. S. 100 £f.

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DI£ ATH0SKL08T£B. I.

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bai" der lorreQivog ^ Kurz vor Sonnenuntergang liest man das drTodEirfvov. Die idiorrhythraischeu Klöster ziehen die beiden gottesdienstüchexi Zeiten des Morgens in eine und die des Abends in eine zoflammen, so dafs die t^ti} sieh gleidi an die flr^c&nj schliefst und das dttSdunm an den effmotvög* Aniserdem kurzen sie wohl dies nnd das*. Die Skitioten folgen in der Gk>tteBdien8tordnang den Emowien, meist auch die Kellioten. Doch halten diese nur Sonntags wnd Festtags Liturgie und kürzen die übrigen Akoiuthieen je nach Zeitbedürfnis K An allen Festtagen und namentlich in den Fasten yerUbigem nnd Temel^Mihen sich die Gottes* dienste. Unter diesen anfserordentlichen Gottesdiensten neh- men die erste Stelle die GebetsnSchte, die dyqvftnaiy ein. Diese stellen sich dar als ein uimuterbrocheiier GoLteödienat, dessen Aiitanp^ der lo.itqivog des Festes, dessen Ende die Liturgie des Festtages ist Eine Dauer von tünlzehn bis sechzehn Stunden ist fUr «nen solchen nichts Ungewöhn- liches. Solche Gebetswachen finden am Vorabend aller Herren- und Panajienfeste statt, auch sn Ehren der be* deatend^ren Heiligen. Die prächtigste dyQvnvla für das Klostor bis zum Kellion herab findet am Vorabend der navifjyvqig statt , unserer ,,Kirchweih'^ Die berühmteste Panijins ist die von Iwiron, die auf den 15. August , die Koipif^tq zljg namyiag fidlt^* Die Zahl der dy^fwaUtu sdiwankt in den ▼ersdiiedeoen Klosteigemeinschaflen iwi- schen 95 und 70. Die erste Zahl ist die der idiorrhyth- mischen Klöster, die zweite die der Skiten. In diesen hält man viele Agrypnien auf Bezahlung iiir das Seelenheil an- derer. Die Gebetsnächte sind zugleich i^ astenzeit, doch ist

1) Orolog. S. ISiff. fiuGboloj. S. Idfi.

2) Wie In dm Idlonh. KlSstini eehebt es auch lo des Nektaries Zeit auf dem Ssinai gehalten sn aelo. a. a. O. 176f.

8} Ich habe acht Tage in einem KeUlon sogebndit.

4) Eine solehs habe ieh 1887 mitgefeiert £■ war ein leb'giötw Sehanapiel reu mmderiiaier Piaeht byzantlniseher Heirliehheit Was der Athos an ▼omebmen und frommen Mteebeu »teilen konnte, war geladen und iransmmell.

stSMte. 1 1.-0. ZI» a. 38

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es den Feiernden geetottet, ab und bu die Eirehe ma Ter-

lassen und sich mit Kaffee u. dgl. zu stärken.

Aufser den öffentlichen Gottesdiensten ist jeder Mönch verpflichtet, seinen %avwv abzubetea und zwar in «winftm Zimmer \ Dieser Kanon enthält die Verpflichtung je nach dem ox^iiu der Mfinehe häufiger oder Mltmer das bnndaErl- knöpfige Mifißoaxidvtow oder nöfifioX^uiv abzabeten und ein« gröbere oder geringere Amsahl von natdcvoim ar^vm oder yow'Kltatai zu inachen. Zum Abbeten des y.v/.tßol6yioi schlägt man bei jedem Knopf über sich ein Kreuz, indem mau mit an den Daumen gelegtem Mittelfinger von der Stim bia an den Fttiaen und v<m der reeblen Schulter faia mr linken Lufttinian aieht und jedeemal die bekannte Fttt- mel spricht: Ki^qu hi^olf Xifiori, toC> ^«o0 iliifia6p fu %uv ä^aqimXSv, Die yow/Xiata oder uetdvoia ist ein Sich- nieder-werfen auf den Boden vor dem HeiligeubikL Die dabei gesprochene Formel ist dieselbe ^.

Was das Fasten anlangt, das ja Kikodimos aur Dis- aiplinierung des Gfreechmacka besonders empfiehlt, so beob- achten die Ajioriten im allgemeinen keine anderen Fasten* Seiten als die in der griechischen Kirche üblichen Nur ist das ^loiitagbiiiätca wohl eine Spezialität der Athoniten, aber auch hier nur der strengen Mönche. Als Begründung hört man meistens hiertür das Wort des Herrn Matth. 5, 20 an- führen. Das dreimalige Fasten in der Woche soll eben die Gerechtigkeit darstellen, welche besser ist als die der Phari- säer. Denn diese fasteten nur aweimal in der Woche*. Die älteäte allgemeine Faätenordnung liu* den heiligen Berg

1) Das Zimmer heifst selteu mehr xtlUov, meistens ^omnTtov, xdfikQa oder xtißia. Das letzte Wort ohne Zweifel vom Ut, cavea. 3) Die Bsdeatang der ftträvoutt ist folgende: rd /iiv »Uaifiov tOy

in^tifUif» ... Ot *AidfiU¥€H toO J^ä^fivwf ton Xmatättnos Jw- mdMt (Afhea 1866), & 291. DetMlbe atettt als andsn Foraisl sar Wahl dSf Mg ndffSnti fiot dtia^ntH4^'U 8) Lok. 18, 112.

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OIS ATHOfiKLÖSTBR. I.

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igt die in der diariinmaig des h. Athanasios enthaltene. Ich gebe aus derselben folgende Probe die von den Oster- fasten handelt: *Bp di %ff fttydlQ %ma^g€awrt^ fjumtattoCfm nkipf caßß6xQV wl xvQiayS^g^ hf^U^fit» de z)] ^rqüi^ tuu %^ fjtar} eßdofiadt iiovoTgöntag ]]yovv fpdßoy ^ BQeßivO^ovg i'ALWTOvg^ tattv amI aXf^alav x^Q^^ ilalov }) Aaaxava }rj hd(^ %ivdg dnufnas ht^wtog. tf] de SevreQ^ kßdofAadi xat

wi fcai^aOHMü^ ttsikiug yctq tffi nqiinrig eßSoftddog iff&lofiey ßQw^ara, ndüap Se tf^v ayLav tmtaaffomat^ ohw

dir TTtvojLiev, dytu auß^iaiuv ymi AVQia%f/g XM^ig Td)y da&e- vojjvfwv yjxi ye^vrwv, . . xqtjfied'a öi tfjt re oaßßaT(i) -Kai wjj xv^mt^ Mktuw Tßm olvov xal avä övo yLQoaeiov ug x6 äquitw %oti n^bg fiiay dtpi FUr die groEse Woohe

idgen dann noch besondere Bestunmongen. Diese Fasten- Ordnung gilt noch in der Lawia nnd in den Einowien. Eine kurze Speiseordnung für Askiien (die ja immer fasten), aus dem 17. Jaiirhundert, die auch jetzt noch von vielen inne gehalten wird, verordnet loigendes iur alle Zeiten des Kirchenjahres: la^ie di bki^v rt)y kßdofidda fi6vov mal fSloBfi ftnä diSffiy ]}iUWy wu oMt fynt^aw&g ^yovp %it XOqtaivr^g (cod.: jEO^aijg} TMtM, ^iaytQevfio de utai Ht/Qooi fi6vw %ata odßßtttüp xal xv^mx^v, xai erdrd ndhp wd fit)i' TU xoQ^atyt^g y-ctXd. i'va fnoui^i /.oivoßiaiiAO iQdig ftayiQevfictj Kai ööo lij jqia novi^^Qia ui/.{)u TtlvQg x^offf/, iuv ^ae yiqun' ^ dexiaiiv6gy d öi rjae viog Vj dwatög ^ l'xeig 'Kai n6X$fiOv üaQTtög^ &g XuTSfi (cod.: honu) naifVÜJtäi %b x^ocriy

u di fQ^jjg Big dxa^noif&inqv fuydXriVy tqöyB %b fiayiQevfta 'Kai "Kqaai %d fitiQoy, Ka&<bg una^ev

1) Die Abschrift von dieser Schrift, die ich besitze, ist nach dem Original korrigiert durch inein<^ti Freund , Herrn Xrysostomos , Di- rektor der Schule in Kaiyes, Mitglied der lAwriotisehen BröderKbaft vnd UfOfiüyaxoe.

2) Leider kann ich aoch nicht angeben, wie viel eiu Missouri in des Kiuowica hielt Yielkicht ist damit |^ kein Ma£i gem«iDi,

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4^2

HEYER,

IndeiBeii wird die Strenge aller Fasten wenlgsieiis da- durch etwaa gemildert, dafa vom Fisch der Caviar', der

Bchwarze und der rote, und einige andere Präparate erlaubt sind, das häufig verbotene üi aber die Olive in ihrer natür- liehen Form etnigermalaen eraetsi Uber den aUerding» hierin liegenden Widerspruch spottet schon Korais: dntju^

dicb TO tkttiov ug ULaigdv bzav t^yt^g i)fiiO€tav d'Aav IkcuChf

Unter den frvevitauxal ^wal erscheint bei Nikodimos auch das Hören auf die Stimmen der Schöpfung. In der That ist die Freude an der Natur und das Terstftndnisvolle

Leben in ihr ein sympathischer Zug an den Athosmöncben, den sie vor vielen ihrer Brüder voraus haben, die die grofste Einöde fUr den angemessensten Ort halten zum heiligen Leben. Da ist auch smn guten Teil die geistige Qesond* heit der Ajioriten begründet, die bei den vielen askitiscfaeo Sonderbarkeiten leicht Schaden leiden könnte. Eine aus- gezeichnete Naturseiiilderung findet Bich in dem l^rief des Ewjenios Wulgaris an den liehrer Kjprianos. I>er Biief wurde von smnem berühmten Ver^Mser vom Athos aas etwa 1765 gesohrieben \ Hit Recht legt auch der nationsle Dichter Griechenlands, Panajiotis Szutsos, in seinem Trano^ spiel 6 'OdoivroQog dem gleicimaniigen Helden eine herrliche Anrede an den mi&chtigen Athoskegei in den Mond^

BOndpm es heifst nur „Hälfte*', so diifs dem Askitoii die Hälfte einer kiiiowifitischen Kation f'rlaubt ^var. I']in bfuti^es rt o fCoi inov odfr niiÜKKtv enthSlt 20 Kilogramm, kann demnach hier nicht ge- meint sein. jodSc für loaty^g, xqkoC vuig. fiir nh'oq y v.>m(j.( TvXg. ftr &QtO£t Tiat für j^a«*, vtQov fiir i tfojo, fod^ri- vulg. für ^X^r^;.

1) Der Caviar Rchon bei Ewsthfitios vod Szaionik a. a. 0. S. 98.

2) 'A^ajjiai'ilov Äoiudj hiinTOÄrü nnni; rov ^lui avt]^ nQOrrni' filnfi^ (*Kv TTnnttTfotg 1838), S. 46. Paris ist hier nur Deckname für SmjlU^ Des Korais Werke pehören in der Türkoi 7ai den verbotenen.

8) Der Brief bei ^iaytiJrig ^, flnnuXi r^m <f dnaoffia; xa\ jf^rMt-

vMfioO. . ** (Konst. 1830), S. 82flP ; zweite Auflage Js^npolat ISfiÖ. Die Stelle ist abgedruckt bei Jedeon S 19.

4^ *0 oSoinnoog erschien 1827. Ich kenne nur die Ausübe von 188f), Atlien. Die Stelle findet sich in der zweiten Scene de;* ersten Aktes. Öie ist nach eiaem etwas abweiobendMi Text abgedruckt tos

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DI£ ATHüBKLÖfiTER. L

48a

Eine andere geisiliche CVende 80II f&r die Ajioriten das Lesen der hdligen Schriften sein. Die Madit der Litteratnr

ist ja in der Einsamkeit eine noch viel gröfeere Seit Fallmerayer ist es nun hergebracht, die Apokalypse des Neuen Testaiuents als das LiebÜQgsbuch der Ajioriten zu beaeicbnen K Es ist allerdings gewifs, dafs die Griechen namentlicb im 18. Kapitel dieses Baches die Türken he- aeichnet finden*. Dennoch ist die Apokalypse nicht das „gelesenste'' Bach auf dem Adioe und war es auch nicht zu Kallinerayer's Zeiten. JJcnu ISikoiliiiiOB, der gcwii'd üincu Zug zum Gelieimnisvollen hatte, schätzte in der Bibel am höchsten die Evangelien und unter diesen das vierte und in ihm die Abschiedsreden des Herrn, die er die dia%^)U) des Herrn nennt Sieht man sich aber die Bücher an, die die Mtoche an ihrer tKgUchen Lektüre in ihren Zimmern haben *, so findet man seltener die heilige Schrift , sondern meist die eigentümliche Mönch slitteratur, die ßtßUa vmXo- ytQi'/M, deren wir schon manche erwähnt. Da giebt es eine neugriechische Ubersetsung der Historia Lausiaca des Falladios. Das AavaaMif wurde in dieser Gestalt auerst

Jedeou a. a. 0. S. 2*2. Auch sonst ist die Tragödie lehrreich fiir die Kenntuis ajiontiscbt'u Lebens, nur hat der Dichter sich die Frei- heit geuommen, auch die Gellebte des Ueldeu auf dem heüiguu Berge erscheinen zu lassen.

1 ; a. iL U. Bd. II, ö. Üb ff.

2) Nicht XfMarotfÖQog "^yytlog allein, den Fallmerajer citiert, sondern am Ende vorigen Jahrhunderts nach JlavtaCili AuQiaatuoi in •ebteni Kommentar mr Apokalypse, aas dem gerade die Erklinmgea snm 13. Kapitel abgedrackt tind in der „Zvlkoyri Jnnfoitütv nno^ gnatw, voD IT, ^. 2:uifut^TCne ^tvMddios (Atben 1888), S. 8--S6. In diesem Buch aoeh Tiele andiae intereMsate Wetnagoogen. Ober Xetotoif6(fos UyytXos aod JJinT«C4( Ssathat, NioL 4hX,, 8.S94 imd 8. 614.

8) £vfifl» S. 214

4) DeVogi4 hat das jedeoMe nieht gethaa, sonst konnte er nieht iohreibea: Iis ne liseat rlea eo dehon de la litor^, doos n*avoiis Jamals aper^u un Tolnme eatre les maias des pnq;>ridtairea de ces splendides biblioth^ques ; une seole fois o*4t«it le tahleaa de Paris avec les litogiapbies des lionnes de 1840 par QiaadTiUe. a. a. 0. S. 809.

484

METER,

heraiugegeben 1758, dann 1807, 1869 und 1870. Alles Dnioke toq Venedig. *E(p^ift 6 l^^rpfätog, der die erste

Auflafre bezahlte und mit einer Vorrede versah, empfahl die Lektüre dieser Mönchshistorien seinen Mitasketen auiser- ordentlich darin *. Auch die TtaTe^tma billigt Epliraem bei der Gelegenbeit als gute Möiudislitteratiir, doch bemerict er dabd, dafs in diesen Büchern sich anch h&ofig ketserische Krziihlungen fänden. Der schun nielirlach erwähnte Ewer- jetinos darf als eine korrekte Sammlung aus den rraziqi/ji * angesehen werden. Diesen liest man gern aui Ajion oroe, nicht weniger die Philokalia. Mehr noch als diese bdden altgrieohiflch gesehriebenen Werke liebt man die im Volks* griechisch herausgegebenen Heiligenlegenden, / B. das Nlov hXoyiov Ven. 1803, das viele Heiligenieben aus der Hesj- chastenzeit enthält, das Niov fiaQWQoXöyioy Ven. 1799, wel- ches das Leben modemer Heiligen beschreibt, die Kal(h TtaiQivf^y me Sammlung yon Heiligengeschichten ans dem Sommerhalbjahr u. a. m. Beliebte Bücher auf Ajion oros sind auch die Homilien des Makarios, Ven. 1801, die Klimax des Szinaiten Joannis, nengriecbisch Ven. 1774, und die Werke Szymeons „des Neuen Theologen'*, Ven. 1790. Von den beiden letzten Werken sind in den letssten Jahren in Athen neue Aul lagen erschienen. Eines der gel(^D8ten Bücher ist der Szynaxaristis des Nikodimos, Ven. 1819, Konstant 1842 in 13 Bänden, in Sakynthos 1868 , 3 Bde. Überhaupt alle Werke des Kikodimos gehören cur ajiori- tisohen Litteratur. Auch die Wissenschaft der Mönche

1) Aiisgft>>o von 1870 S. 8. "Oaot ^^loi'v urffh&oOv, ti^

3ta) (üti&tmatov. Ephracm gest. als Patr. toq Jerusalem. Sxatbai a. a. 0. S. 508.

2) Die nanoixä em[)tiehlt das schon ^nannte ^oiuxöv uDeinge- schränkt: tri utiv kfinrji aiTÖf unö tb vn diit^ü^ij mcrtoixu y.u\ (rrvcc (ttQta, S. 1S3. Ahnlich heifst es von den Askiten in dem Proskyoi- tarion der Lawra von 17<*^, 8. 75 f. (ta/oloCiTct tls foyo/n^ov, viiartiti (sicX aynvnviii, TUfoaivj^i) xai t/J tOj' ynatfrn- uf).(rr^, udllOTtt

(tg Ttt yfQovrixn ßi,i).((t. . . Der Eweijetini» ist in Konstantioopel in 4ea &Oer Jahren neu gedruckt.

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DIE ATHO&KLÖSTEIL I.

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schöpft meist ans besonderen Quellen. Für die Exegese gelten als Autoritäten Theophylaktos und Sygadinos in neu- griechischen Uberaetzungeiii die ^^al %av nariqoiv z. B. stur 'OuLvdzevxog nuu %0v ßaaÜM&if und vom ^ItStß ^ In der Elicbengeachidite ist noch inuner mafagebend das Biesen- werk des DossiÜieos von JenualeiD, die sogen. Dod^awiw- los*, die auch wohl die gröfste polemische Schrift der Neu- zeit gegen die Katholiken ist, die die griechische Kirche hervorgebracht bat. Polemifichea Zwecken dienen ebenfalle die tdfiot X€t^^ dydm^ und ttavaHayfjg von 1705^ 1699 und 1693 desselbcoi Verfassers. Groise Autorität geniefat auch die yierbündige Kirchengeschiohte des Meletios Ton Athen, Ven. 1783—1784. Der vierte Teil 1795 3. Als praktischer Theolop: erfreut sich der edle Szymeon von Thessalonich gerechten Ansehens. Übrigens ist nüt diesen Angaben die hierhergehörende Litteratur längst nicht er- flchöpft. Wenn auch nicht die handschriftlichen Bibliotheken, flo bieten doch die der gedruckten Bttcher den strebsamen Mönchen^ und solcher giebt es viele namentlich unter denen, die in Chaiki und Athen Theologie studiert haben, eine Menge profaner klassischer und kirchlicher Litteratur. £s- £gmenu und Xiropotam besitzen die griechische Patrologie Ton Migne. Diese bestellte sich, gerade als ich da war^ ein 8kiüot von der Nia Siia/jTfi. Wer aber die herrlichen sel- tenen Drucke von Bukarest und Jassy und llberhaupt die bei uns so wenig bekannte neuj^riechischci kiichiiche Litte- ratur sehen und kennen lernen will, der gehe nach solchen Klöstern wie Iwiron, Watopedi oder Lawra, die einen sehr sorgfältigen Katalog der Drucke besitst, verfertigt yon der kundigen Hand des oben genannten Herrn ChiyBoetomos.

1) Leipsig 1772 tud 1778, 2 Binde nur OctsteachM, cum Hieb Ten. 1792.

2) Qenaner: 'laro^a tti^ tO» h 'itgoaoJiö/io$s jfargtaQxfvattvrup, diTiQfifi^vri fjiiv iv ^«it&M fttfiUots, , . Bukarest 1715. Das Bodi seheint Pichler entgangen 2a sein.

3) Über Meletiot (gest 1714) vgl« Ssathas a. a. 0. S. 390ff.

ANALEKTEN

1.

Bin ^Brief Christi''.

MitgeteiU von

Beinhold BSliiieht.

Fabridns Bpricbt in Mmvm Cote apoerjpb» Kovi Testam. (Hamb. 1719), lU, 303—314 von „Briefen Christi", druckt auch (309 318) einen solchen ab; wir sind imstande eeine Angaben darüber in mehrfacher Beziehung zu ergänzen.

Wir kennen folgende Handschriften eines Briefes Christi''. A. äthiopische (in Berlin, London [Brit. Mus.], und TQbingen), woraus Fr. Praetor! os: Mazhafa Tomär. Das Äthiopische Brietbuch. Leipzig 1869 herausgab. B. syrische in Berlin, Cod. Sachau 131, § 8 und 221, ^ 2 (vgl. Baeth- gen, Zeitsolirift für alttestamontlicho Wissenschaft 1886 VI, 210), London (Wright, Cataloguo Nr. 879) und Eom (Asse- mani, Bibl. Orient. III, A, 282, § 11: vgl. Praetorius, Ein- leitung 2 3) C. arabische in iioudon (Catalog. codd. Orient Una. Brit I, p. 110) und Rom (Angclo Mai, Scriptt vett collect. IV, 263. 312. 542; Aesemani III A, Nr. 18). D. eine griechische in Carpentras (Laukbert, Catalogue des manuscrits de ia bibl. de Carpentras [Carpentraii 1862] I, 56, Nr. 120). E, lateinische in Hamborg, London (Addition G716, fol. 72), Paris (Bibl. nation. fonds lat 5302, saec. XIII), Todi, Toulouse (III, 135 saeo. Xm nach Les archives de l'Orient latin I, 714) nnd Venedig (Catalog. codic. S. Morci ed. Velen* tinelli IL 165: dassia VI, 30, saec. XIV) K An Dmeken kennen

1) Incipit: ,Qnin nu'listi«', filii hmninnin''; darnach aber VOO den uns »oiut bekünutejQ lateiuischcn Kedaktiouea vertchiedoi.

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KOUUICUT^ Ein BRIEF CUÜISTI.

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wir die Ausgabe in Boger de Hovedeoe» Chronica ed. Stabbs IT, 167^169, Wonne Beger de Wendower» Floren ]iiet<mmm ed. Coxe m, 148 150, in d«r nenen Ausgabe Ton Henxy O. HewIeU (London 1886) I, 291^297, und MaftUinemi Pirii, Chronicn mi^en ed. Lnnrd H, 463-^64 wOrfUeh abeefariebeiis die Oodieeo ton Hamborg nnd Todi eind in StnpbonBt^ Hambuf» Xinhengeeeliielite (Hunbnig 1727), Bd. I, ^1. 345—847 nnd Amadotine, Aneedota Uttenria (Borna« 1773) I, 69*-74 nbgedmekt F, spaniaeh in Paiie» BiU. netimi. fonda ee- pagnol 486 (Libri 110), fol. 307—309, eaee. XIU. 0. deatseh nur bekannt ana einem fliegenden Blatte, Köln, Clemens Arnold, 1604 nnd daraus neu abgedruckt iu Scheible, Das Schal^ahr 17, 594^596. Der Titel ist: Wabrhaile Abschrift des Himmels- briefiB, so QoU selbst geschrieben nnd auf St Michaelsberg in Bethania yor Si MichaoUs Bild hanget... Incipit: „Ich ge- biete Euch, dafs ihr . . Es mögen, da die Redaktionen des }?ricffis selbst recht verschieden sind , hier der oben genannte griechische Text und die lateinischen aus dem Hamburger nnd Todiächen Codex, sowie aus der englischen Chronik dee Eo^er do HoTedene folgen, da sie bisher unbekannt ge» blieben sind.

EmatoXr-j rov xvq/ov Tiftfoy'jTjfTOvXgtaiov uvtt; t] ImaioXr; fntoty Ii oiQUh'ot h (.ir^vl aniikftßoii^ ö . UpoXoyog xal dtt^yi^aig TOV ^oßtoov xal qgixrov &at f.iaxog tov ytfo/n^yov (V tw Xu(^ Trjg hgovaaXtjt. ^1(0 og Intatv fiixgng ly Bv&Xtfft (sie) ir; noXi xui u Xi6>ü(, ^ux^jog r^y^ lo dt ßugog tfo,ifo<>y ordf yug la^vi jovioy xvXhai Tif, */ ftl (sie) o nuzgiu^j/ji (oic) hgovauXvfdUiy» Svxu'iiy notr;aag /mru «p/ffp/wK xai ifgtwy xai ygufi^tuTafwr r^f.iigag J ' xai xtxiug i xai luif ^^r^Xi^t (f wyr] tx tov otguyov XJyovau : ^iaßi, nuzgtug/Uy Tay XJäoy fuiu /tigojy aov xui xvXiaoy aviox. Kai Xaßwx o nuT^tagxig tox XJ&ox xal xv- X/aug, tv^iwg r^yv/ßf] o Xl^og «ai a^x ttnta ^gafi^vra* *iSma (eie), «fr^pfsiiet, tSaroi (sie), ort fyi inoh^a %w (wguxow 1») Tt^x ytixf Ttjx 9^Mooap mu} nowra ra h ot^roTc* mm v^iTg MaTafQox^m o iS^Xwaa v^Xp dm Jttp 7tQ0(prjT(vy fiov xsd anooriXatp fiw* xal JPAwm vfitw MawtaXovf tov Mfj^tp titg a^ccpr/ac t/ieiK htl tTjg yr^i xaj ovdf oStH ifiaopor^aaTut (sie) 9vSi TOV JSvii^fl/ov ftw ja Xifm ^tutvaarui (sk). O iti^ta^of Kttt ff nagtinatTm ol di Xiyoi ftov et ^fj naQ^XdwaiP *U tov aliSya. Kai naXtp inioToX^r arfXha laug (sie) tov;

UP^ffumovg TtTUQxji^ ort aag (sie) l'a%ftXa xrv ngdutipß iniaroXtjr Xtt} Of^d^ erroc ifttivpoffWiOi (sic) evd^ intatwoaxai (sie) jm) 9ia Torro aninniXa /jifuui'ug nXi/aiovg xal nuyiTolg, nugaX^ XayfiOtg xal Ttvg xal j^ala^ax uai «x^do; xai ßffovxov^ M no«- Ta/<ot^ araxrov(

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486

ANALEKTKN.

Ovx iygcupri ^ iniaToXfj vno /ttgog ar&mvnov ^ aAX* tüxat <kXoyguq4ag vno tov uoguiov rrarooc. f^i ng d( tvotS^r q-Xiapo^

ilytv/itajOftaxoQ ugov, agoy, aigwooy avioy xat /aiu-

<nga(frja(Ttu o o/xoc avrovj o)^ ra ^vdofia na\ %a fofioga xtu So9T,aeJ€U 10 nytCf-iu avTov ayytXotg noyfjgotg Iv

xgiatwg Diese Auszüge giebt Lambert I, 56 und bemerki

dafs der ganze IJrief zohn Seiten betragt und wie in (\'mm Zeilen ufter AngritTe auf die rneumatomachen enthält, wuraui die Zeit nm 381 für die Eatstebang des Textes sich ergeben müfste.

Ein lateinischer Text begegnet uns in der Chronik des Roger de Hovedene; er ward durch den Abt Eustachius von Flai in der Normandie nach England mitgebracht (c. 1201) und ^ort verbreitet Derselbe Chronist meldet, dafa es seitieD durch Wunder l ukrnftigten Predigten gelungen sei , eine ernste Sonn- tagsheiligunLT (lurch/usetzen, dafb aber der König und die Grofsen ihm opponierten uml -schliefst (IV, 172) mit der Klage: „(populüs) plus timens regiam et humauam pote^tatem quam <iivmaLii ut canin ad vomitnm reverniiH est ad fornm remm Teualium eiei- cendum in diebus Dominiciü".

(p. 167.) iioc est mandatum Dei de ubsei vatione diei I)i> miuicae, quod dominus Eustaciun abbas de Flay testatur \eaiöc?fl de coelo. Mandatum sanctum Dominicae diei, qu(id de coelo ?enit in Jerusalem et inventmn est super altare S. Symeonis, quod est in Golgatha, ubi Christus crucitixus ^t pro peccatii mnndi. Et mandavit Dominus banc episfcolam, qnae apprebensa super altare S. Simeonis; quam per tren die< et tres rmctcs ho- mines aspicientes comierimt in teiT:ini rnL,\iiitos Dei miseri- cordiam; et post horam lerliam erexit se patriar« ba et Akarias arcliH'pisc<ij)Tis et espanderunt infulam et sanctam arreperuat epist«)laui Dei, Quam cum accepissent iiuenenint i-stud. Ego Dominus, k^mi praecepi vobis, ut observaretis diem sanclum Do- miniciim et nou cu^^telistis eum et de peccatis vestris non poenituiBtis, sicut dixi per Evangelium Marcum (13, 31): Coelom ot terra transibunt, verba autem Mea non trausieiit. Feri auten praedicaro vobis poenitentiam vitae et non creduiistit^ et mia super voa paganon irentes, qui eftuderunt sangmnem vestrum in terra, nec tarnen credidistis et quia (p. 168) sanctum diem De-

1) WahrscheiuHch ist der Text durch irgendeinen orientalischen Bischof nach dem Abcndlande mitgebracht worden So kommt der Bischof von Djabala nach Rom mit der Er^uihiuiig vom Priester- könif Johannes (Röhricht, Beitr. II, 93), 1225 imd 1228 brinra derEnbisehof Ton NiniTeh (Chron. Turonense bd Bouquet XViII, 311) und ein armenischer Bischof (Rog. de Wendower Iv, iTf)— 17^ die Enähluog vom ewigen Joden nach Frankreieh und England.

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RÖiliUUUT, Ein B&IEF CmiSTL

nuDiciini non costodistis, per paucos dies liabuistis famem; sed dto d«di Yolna Bataritotem et postoa pcyos fMistts. Yolo itsrani, vt nemo ab hora nona Sabbati nsqne ad aolam mugwieiii dkl Itonao aliquid operetor Bist qnod bonnm ait Qnod ai qnia faeerit» com poenitaDtia emendet; ai li hmo maadalo non obe» dieritia, Aman dioo vobia at jnro vobia par aadam Kaam et thronnm Malim ei Cberabin» qni cnatodinnt aaaetam gedem Meaant q[nia non mandabo vobia aliqnid per aliam epiatolanit aed apeiiam eoetoB et pro plnvUa plnam anper Yoe lapidea et ligna et aquaai «alidam per noctea, vt nemo praeca?«re posBÜ, qnin deatmam omnea malus bominea. Hoc dico vobis, Morte moriemini propter diem OomiDicum sanctom et alias festiyitates saactomm Meormn» quaa non custodietia; mittam vobis bestias habentea capita leonoaiy eapUloa moUemm, candas oamelorom, et ita erimt famelieao, qaod carnes vestras de?orabunt, et yos desiderabitis fngere ad sepul- CTnm mortnornm et abscondere yos propter metam bestiarnm et tollam lumen solis ab oculis vestriR et mittam super vos tenebras, ut ocridatis vos invicem non videntes et auferam a Tobiö faciem Meam et non faciam vobiscum misericordiam. Tn- cendam enim corpora Yostra et corda illoiuiij. qui non custodiunt diem sanctum Dominiciim. Audito vocem Meam, ne pereatis m terra propter dipm D iniinii-nra sanctom. Recedite a male et poenitentiam agite do mali» vestris. Qnod si non feceritia, quasi Sodoma et Gomorra peribitia. Nunc scitote, quod salvi eetis per orationes sanctissimae Genetricis Meae Mariae et sanctorum angolorum Meorum, qui oiant pro vobis quotidiü. Düdi vobiä triticum et vinum abundautcü et iiuiü uon obedistis Mihi. Nam Tiduae et orpbani clamant ad vos quotidie, quibus unllam focitis misericordiam. Pagani babent misericordiam, Toa antem non ha- betia. Arbores, quae froetifloant» akeari laoiain pro peccatis, IhuniBa et fontea non dabnnt aqnam. Dedl vobia legen in monte S^ai, quam non onetodiatla. Dedi per Me legem, quam non obserraetia. Pro Tobia natoa ftii in mando et featiTitalem lleam neadYiatia. Pran hominea diem Dominien» resunreetionia Meae non cuatodiatla. Jnro Yobia per dextram Meam, niei Do- minienm diem et feativitatee aanetomm Meorom eoalodieritiai mittam Tobia pagaaaa gentea, nt ooetdant voe. Tollitia tameii res alterina et de boo nallam eonaiderationem babetk. Propter boc mittam anper (p. 169) yos bestias pejores, qnae devoreat mulierum veetranuD mamillas. Maledicam illis, qni in die Do- minica aliqnid mali operati foerint. Maledicam illis, qni in« joate agimt TerauB fratree snoa. Maledieam illis, qui male pan- peres et orpbanos judtcant, quos terra portat Me autem de- relinqnitis et principem hujns seculi sequimini. Andite vocom Meam et babebitia mieericordiam bonam. Toa autem non cea*

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ANALBKTBir.

•Iii» ab opttibvs niaUs nee ab opwiboa diaboli; qnia fiwitis pv'- jiixu, adnltarift ideo ciionnidabiiiit j<m gentes, «t deTonbnni nl beatiM/*

£üie Mdm lateinische Bedaktion liegt in den Tazt« dm

oben schon genannten Hambniger Codex ?or, den Stapborat, Hamb. Kirchengeschichte (Hamburg 1727), Bd. I, Tl. 3, S. 345 bis 347 veröffentlicht hat und der uns ancb in dem Todischen

Codex erhalten ist; leider ist der letzterd jedoch entweder bei*

spiollos verderbt, oder der Herausgeber Amadutti, AnpcdotA litteraria (ßomae 177'J) II, 69 7 1 hat ihn luclit lesen kuiiiien. Jedenfalls wimmelt er von Fehlern, und es ist unnütze Mühe die nnzäliligeu K.orruptelen aniahron su wollen. Der Hamburger Text lautet:

(p. 345.) „Christi, Filii Dei, Epistola de coelo mmaa. pro meiiori observatioae diei Dominicae et Yeneris et de decimiä dandis. Incipit Feria (lies Epistola) de Christo de Duminico et de die Veneria. Quin nescitis diem Dominicum et Veneris obser- vare, pruptor hoc venit ira Dei super vos et thij^^ella, m laboribus et .... in pecudibns vestris, quae posaidetis, et veniet gens pere- grina, que alios occidit, alios in captivitatem seducit; pro eo quod son obeerTaetU diem sanctum Dominicum et diem Teneria ia abatiMBkia, ideo vUiilaiit aapar Toa Itipi rapacea et aedacnnt, qoi Toa in proAudam maria demaignat, et averte fiusiem meam a Tobia et tabemaeolo» qaod feeenmt manne mee, et qaeeunqoe ■alefNeritia in aaera eedeBia mea, ego judieabo et tradam Toe et anbmefgam Toe, aiend dlmerai Sodomam et Gomonam, qne tena abaorboit, et qoi ambnlat ad aliom loenm, et qoi equta- ▼erit in die aaneto Dominioe non ad eceleaiam meam aat ia- firmoa Tiaitare aat diaeoxdee ad ooncordiam vecam reFocare* Til ei aliud fteietia, flageUo dnrla flagellia et mittam in Toa et in domos vestroa plagham et tnrbationem malam. 8i qnia negotiam feoerit in die aaneto Dominico, exterminabo eum, ant si aliud io dorne ano eperaturi aut capiÜoe tondet aut vestimenta layerit ant panem eoxerit aut qoieqnam inolite operis fecerit in die Sancto Dominico, exterminabo enm, nt non inveniat benodictionem neqoe in die neque iu nocte» sed maledictionem , et mittam (p. 346) in domos ejus omnes infirmitates super (eos) et super filios eoium, si quis can^averit in die sancto Dominiro aut tractationem aut contentKinem aut illicitum visum commiserit, immittani in eum inalum, (a)ut deficiut aut dispergatur. Audi popuie mens iucredulas et generntio prava et perversa, quia non Yultis ciedt'ie; pauci sunt enim diL^ vistri, cottidie appropinqoat finis vester, ego sum patiens, jatiens super vos et exspecto peccatores, ut convertatis ad poenitentiam. Audite omnes populi et videte, ue quis juraiit in die sancto Dominicol Ego ipäo

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1

RÖHßICUT, EIN BUIEF CHBI8TL 441

Christus resurrexi a mortuis tertia die, hoc est, in die sancto Dominico, die Teneris, qua debetis jejanare, ad qaam ordi- iia?i(t) hsrbam tt oltatn comadm et ebeemie featram fitmit pro qua paeeiis fui, pro Testn ipsa aalnte et in ipeo die lesoxreetionis mee eripvi tos de infeno et de peteetate diaboU onrne genne qnamlibet (!) proTeeatm. Notnm est Tobis, qaod In sex diebna feci coelum et tenam, mm et omnia, qne in eis tmi, septimo requieri ab omni opere, ita et tos requieseite ab omnibns Tsstris tarn serri quam liberit si Tiütis vitam ant le- qniem babere meenm! Amen. Dieo Tobis, m non eostodieritis diem sanetam Dominienm de hora nona Sabbati nsqae ad horam primam secaude ferie et diem Veneris in abetinentia dominico die, anatisabo (lies; anatbematiiabo) tos evm patre meo, et non babebitis partem meetun neqne com angelis meis in seenla se- cnloraml Amen. Iternm dieo Yobis in Yeritate, si non ensto* dieritis diem sanctmn Dominicum, in totam (lies: effundam) super ▼OS iracundiam et ignem et fulgura et (a)ccoriiscationes et tem- pestetes, ut pereant labores vestri, et delebo muros vcstros et non dabo vobis pliiviam et ita auferam Yohh fnictum terre. Itenim monen et praecipio vobis, ut jiistas tlecimiis uiichi red- datis et sacordotibus meis decimas meas tideiiter auferte Qics: offeratis), quod qui in decima frandaverit sive in anima sive in tempore, non videhit vitam eternara et in dum«» vestra infantes nascontur non audipntos neque ambulantes. Amen dieo vobis, si castodieritis difira Dominienm et diem Veneris, aperiam vobis caracteres (lies: catarractas) celi et in omni bono et multipli- cabo vobis frurtns terre et dabo vobis pascem (pacem) et elon- gübo dies animarum vestrarum, stabo in vobis et vos in mo et scietis, qaod ego snm Dominns et pater non est alins. Amen dieo Tobis, servi, (lies: si) obserfatis diem Dominienm et diem Veneria, omnia mala anfesram a vobis. Preeipio toMs saeerdoti* bus, uik mmsqnisqne vestram epistolam et qneret (lies: ex- pofiat) ei popnlo meo ostendat sanetis Dominieis diebns, nt eredat fliam dirine cum missa sit (lies: diTinitns missam esse), qnod si non eredideritis, snatematisabo tos nsqne in Seenlorom Seenla.

ISgo Petras Episoopns indignns Jnro per Oei mijestatem , qni liisit eelnm et tsrram, mars st omnia, qne in eis snnt, et per Cbristnm Jesnm fllinm i(fna et per Spiritnm flanetnm et per sonetissimam Tirginem Mariam et per omnes sanctos angelos Dei et per omnes sanctos patriarchas et propbetas et dnodeoim Apo- stolos (p. 347) et omnes Sanctos Martjrres et confessores rir- ginss et per omnia Sanotorom corpora et per reliqnias Sanoto- mm, qnod ista epistola non est formata mann hominis neque seriptSi ssd est digitts Dei et Domini nosiri Jbesn (%risti et est

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4i2

fammmlMa septimo celo et de trono Dei in Um, qualiter diem Baiietiim Dondiiieviii et diem Yeneris obsemxe et enstodiie debetia.'«

2.

Di« syrtecbe Handschrift ,,8Mhae 302"" aof der Kgl. BiblioM zu Berlio.

Von

ProL Dr. Friedr. Baethgen in Greifiiwald.

In dem konen Yeneioimis der SMban'aehen Sunmlimg syrischer Handaohriften (Berlin 1885) finden sich m der Kr. 302 fei- gende Angaben: MSanunlnng ven Schriften hertthmter Kirehsn- lehter (Ifaroua, I^atinSt Bphrsem> ETSgrins n* a.) o. A. n. B. (angebrannt). Peig^ alt**

Der Name Ignatias lieb es mir wnnschensivert enebeinen» diese Handschrift genauer kennen in lernen« Bin Bliek in das mir von der KgL Bibliothek mit grOlster Bereitwilligkeit sur Yer* iDgnng gestellte Mannskript genügte jedoch, mich davon sn liber* sengen» dafo in ihm von lylgnatins" nichts enthalten ut^ nnd dalb dieser Name in 8achan*s knnem Yeneichnis ans ^An ton ins** Tardniekt oder verMbrieben )ak (In sTrischer Schrift sehen dia beiden Namen recht ähnlich ans.) Um nnn andern eine ihn» liehe Bnttänsehnng in erspsren nnd sogleich nm der Yerwsltnng der kSnitfiehen Bibliothek meinen Dank für die Bereitwilligkdt» mit welcher sie mir aach diese Handschrift sur Yerfttgnng ge- stellt hat, dnrch die That sn beieogen, gebe ich im folgenden eine eingehendere Beschreibnng der Handschrift» als aie in Saehan*s knisem Yeraeichnb gegeben werden konnta.

HAhe 25 Centimeter» Breite 17 Oentimeter. Bin Binband ist nicht ?orhanden. 54 mm Teil loee PergamentUitter» Ton denen das leiste nnr noch halb TorhandeD ist^ die lotsten 10 bin 15 dnrch Fener siemlich stark besdAdigt sind. Die Handschrift ist niaprftnglich Tiel nmfiuigreieher gewesen» wie sieh ans fid- gender Berechnnng ergiebt Wo din Handschrift einen ftcW

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BAETUGEN, EINE gyHläCHE UANDSCüKl]<^. i43>

Iftofesden durch Lücken nicht nntorbrochenen Text bietet, zeigt 66 sieb» di£B imoi«r sahn Blatter zu einer Boehlage (syr. Korr&s) soBsnuneogeiUbt eind. Diese dsgeii aSnd »nf der je entea and letzten Seite ?om Schreiber selbst mit Bachstsben benfferi Nnn trägt fol. 10 der jeteigen Handschrift^ mit welchem eine nene- Lage beginnt, die Ziffer s 14; es gingen also 13 Bogel» 10 Blatt 130 Blatt Yorber. Von diesen 130 Blatt sind m der Jetsigen Handschrift nur nenn erhalten, so dab rane ini Ganten 131 Blatt verloren gegangen sind, und swar AUen Ton der dreizehnten Lage das erste nnd dsa lotete Blatt; Ton der zwölften ist nur ein Blatt erhalten. Aber anch in der Mitte nnd am Soblnfs hat die Handschrift Lücken. Bie Lage, welche- die ZüTl f V (= 16) fOhren sollte, feiilt gans (hinter dem jetzigen fol. 29.). Die letzte der vorhandenen Lsgen iat auf fol. 60 r als die neunzehnte (ca*^) bezeichnet; es sind nur 4| Blatt von dieser erhalten und zwar fehlen hinter fol. 63 drei Blatt, das fünfte, sechste imtl siebente der nennzehnten Lage. Fol. 54 ist das achte Blatt diosor Lage. Aus dem Falz ist zn ersehen, dafs auch das neunte und zehnte ursprünglich vorhanden war. Hieraus ergiebt sich, dafs die ursprüngliche Handachrift statt der jetzigen 54 Blatt mindestens 190 Hlatt zahlte. Sie kann aber auch noch umfungrei' lier goweseu amu, da sich nicht auamachea iäüit, wieviel am Schiuis verloren gegangen ist

Die Seite zählt durchgängig 40 Zeilen. Geschrieben auf Pergaoient in .scUüner und deutlicher nicht allzu grofser nesto- rianischer Schrift; Vokalpunkte sind sehr selten, etwas häufiger die übiigeu Loüezeichen. Da Aufaug und Ende der Handschrift verloren gegangen sind» so erfahren wir nichte Aber ihren Schreiber nnd ihre engere Heimat. Über beides pflegt in aj- riseben Handsebriften am Sehlafs in dem sogenannten Oolophon genaue Ansknsft erteilt tn werden. Aus paläographisehsn Ortttden bin ich geneigt, sie dem 8. oder 9. Jahrbondert n. Obr. sun« weisen; die Sehriftaflge leigen nngefibr den Typvi neeto- riaaisehen Manuskripte Tem Jabre 768 n. Chr.» von welebem sieb em Faeaimile bei W. Wrigbt, Catakgne of 8jfrjao Mann- seripte in tbe Britub Mnsenm T. m, PL Xn findet

Den Inhalt der Handschrift bilden Ahbandlnngen ▼eiscbtediBT Kirchenlehrer, welche sich aosnabmslos auf die Tite contemplstiv» besiehen; das Buch war offenbar gass qpeBoU Ar die MEtftr» Ton Mönchen hiwtimint.

1) Ans Marcus Eremita. Fol. Ir beginnt mitten im Zusammenhang y^y yian iX^^b . V"»!^ ^^DSi vbni bn5 .0'«05 «D*«« llttfiir« = iz^Tü) ravta ovitog ' tu<; ad/xovc nt^fu aav fiifjtffftig nov ^^ofur; bei äaUandi BibL Vet Fat^

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ANALSiLT£N.

VIII Öü C ans der Iti'TtßoXrj n^g oxokannxöy V Der Wechsel der redenden rersoaen ist durch Rubra angedeutet. Fol. 1 t endet . . . . rT'ODn et^T« Nbn NnicDa T'a = ad^hf €vXaß(tn intxaXvxpTig * fl,.. G&\\. 81 E.

Nun fehlen , wie sich aus der Yergleichung mit dem grie- chibclien Text beroclineii läfst^ in der syrischen Handschrift zwei Blatter. Auf dem jetzigen fol. 2 r. beginnt der Text wieder «ri-inn by MTii^ »n^ui «nb« «in = o itiig o inifftQwy rPr opyf)»' Toig natdwoptivoiq Gall. 85 A. fol. 3 Mitte brin^ den Schlufs des Traktats, welcher hier nm einige Zeilen umfang- reicher ist als der griechische Toxi bei Öallandi. Rubrnm:

JK'^T'n"' Dip'i^ KTD^ipi n'vn „Zn Ende ist der siebente Traktat. Achter Traktat, welcher g-egen die Melchizedekianer [gerichtet ist], von demselhen heiligen Markus dem Einsiedler." Die bei Gallandi auf die yiyniioXt] ngog a/oXuoxixuy folgenden awei Traktate ^v^ßovXiu nQoq ir^i' HtvTnv tpv/rjy und Jh^ rr^ milaq (Gall. 87 A 92 finden sich bei dem Syrer nicht Der Traktat gegen die Melchizedekianer beginnt fol. 3' Mitte: »niTTOb : "«m «bpna nbs ya wzhyh td . Knvc573 yrc^ -,^3

TO öf vre aXTjd-tfag xrQvyua njioofo nuQfixafrag XTk. Gallandi 92 B. Dieser Traktat ist bei dem Syrer vollstJlndig erhalten. Da für den griechischen Text nur eine Handschrift bekannt ist, 80 ist die Übersetzung unseres Syrers nicht ganz nnwirhti?. Ende fol. 9 '(== Gallandi 100 D) mit der Unterschrift iors :!<^*2X^3 N-^:^:n "i-^irt-t: .y^T^n^ o^p-'-: Nd^npi = „Zn Ende ist das Buch des heiligen Einsiedlers Markus, welches aus acht Trak- taten besteht." Unmittelbar daran schliefst sich folgendes Rub- rum N^pr'^n [N"'T»n"» u;:« bC27i]«n^n'^oip*"7:N'd^ip"r-:b'^-?Nr-^rdrmn : c^^V: ^?■^r^ = „Weiter Erzählung von demselben heiligen Einsiedler Markus [betreffend einen Einsiedler] * mit i^amen Mal- chus." Anfang: xnn Nr^-p n■^^^ p pb*': yr^p

«"•33 . Gi5b^ rr?3d-i Nno n^^^i K^n n"«« wina . «-^rns) iripn^

= „Dreifsig Meilen vom syrischen Antiochia ist ein Dorf mit Namen Maronia; in diesem lebte ein alter M(^nch mit Namen Malchus, ein Wunderthftter und Heiliger. Ich aber hatte mich um jene Zeit von meinen Eltern entfernt o. 8. w." Die Er- zählung ist nicht gans TolUtAndig erhalten; ee fehlt ein Blatt

1) Die syrische Übersetzung dieses Traktats findet sich auch bei Wright, Catologue DCCCXIXg.

2) Wie sich ans der Erzähfnng selbst erffiebt, «nd die einfS- klfinnmerten Worte vom Schreiber infolge dee HomoiioteleaCoa * Tersehentlich aoigelassen.

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fiABTH4^BN, EIKB STBISCHB HANDSCHBtFT.

446

nach fül. 9. Ende fol. 11'. Einen g^riechischen Text zu dieser Er- ifthlong oder ein zweites syrisches Exemplar habe ich Dicht gefunden.

2) Brief dos Antonius fol. 11^ N^-^n^ c^:i:::n t<n*ni?< rnn nr?« ^-^zi «""i^n" n^n nbi «•'i^n-n i<d^T = „ferner ein Brief

des Herru Antonius des Einsiedlers und Hauptes der Einsiedler an die Brüder Einsiedler, welche aller Orten wohnen." Am Bande: cra:«!. Anfang: iiDmm rtTabü »r^»^ Dl» bD trrp p

Dieser syrische Text des Briefes entspricht dem bei Gallandi IV, 659 A als epist. T abg-edi uktnn latoinischen , welcher folgender- mafsen begmut: rnmum siilutri vus lu Domino Existimo au- tem animas quascunque apprelienderit gratia Dei vocauiis ad praedicationcm snam per yerbnm proprium, habere tres modos, sen masculos sen feminai." Ende fol. 13^ s Call. 660 D. Zwei wflitere ^yrisobe Bxemplue dieaes Briefes befinden sieh in der Bibliothek dea British Ifneenni Tgl. Wrigh^ Catalogue DCGXXVn, 8' nnd DOCLXXIX, 5; desgleichen eins auf der Katlonalbibliothek m Paris» vgl. Zotenberg, Catalogae des numiisorits sjriaqnes 261,6. Zotenberg Terweist anf swei lateinisehe Übenetinngen, von denen . die eine ans dorn Orieebischen, die andere ans dem Arabieehen gemacht ist, bei Uignot Pairol. cors. compl. 8er. gr. T. XL p, 978 nnd p. 999. Der betreffende Band Ton lOgne ist mir hier [in Kiel 1887] nicht sngfinglich.

8) Brief des Johannes von Theben. foL 18* Mrmt am iratm^piTT» An&ng: mHsun mranran txr» N'-'^.s-r Nm^"»?23 . «t;""Er.:3 NnrT* p M373 K'»b73n«ia = „Die volle Wahrheit, welche durch die Erkenntnis der Qottheit erfüllt wird, ist Ton der fir- kenntois selbst verschieden.*' Ende fol. 16'. Ober Johuraes ?on Theben, auch Johannes der Einsiedler und Johannes der Seher ans der Thebais genannt, vgl. Wright Catalogne im Index und Cureton, Corpus Ignatianiiin 1H19 p. 351 f. Er war ein Zeitgenosse dea Evagrins, dessen Schrifteu die Handschrift weiter- bin enthält. Ein griechisches Oii|,nnal zu «nserm Briefe scheint nicht vorhanden zu sein; dagegen riiuloii sich zwei weitere Exem- plare der syrischen Übersetzuner bei Wright DCGLXXXIII, 2^ und DCCXCVII, 1. Vgl auch Zoteuberg 239, 10.

4) Brief Jakob des Sehers, fol. 16'. «"»Tn aipyn «n-a« mn Anfang: nb yiTi fiüSD ^isn NTabrr w:*':»*: Tn^icn t<':;E5 fi<T>n«-i hu = „Wenn die Seele von den schädlichen Ereignissen der Welt gefaniren gehalten wird, so gereichen ihr diese Ereig- nitiüQ zu. liüücli werden." Kude fol. 19\ Diciür iirief wird in einer Handschrift des British Museum (Wright DCCXCVII, 3) dem Jakob von Bakiae (Samg) beigelegt; desgleichen bei Asse» mani BibL Or., T. I, p. 304, no. 6. Dab Jakob Ton Sarng

Z«ikichr. t K.-0. XI. S. 29

44e

den Beinamen „der Seher" g-eftüirt hätte, ist nicht bekannt Vielleicht liegt nur ein Fehler des Schreibera der Handschrift Tor, der die^ Prädikat dem Jakub erteilte, während es dem Tor- hergenanDten Johannes zukam.

b) Eine Homilio des Chrysostomus über die Bufse, fol. Kma-'n bn 0''b:c«:-::;:.c--,"i .s^-pcLwS c'.\^t» "^^121 n^^z»-^ An- fang: r.'«n"n^ V^n^nTab"» inirr-oh i:r piT = uWii Jüu^sötjü hiei gewaltig ächzen und senden.*' Ende fol. 21^

6) Ans dem Traktat Ephtum gegen Bardin&es, fol. 21^ cmc» ^ tßxSmpi lii-n^a bapiVr turtamm pa. Anfluig: swt« m m nttvSb ttn^iv} pm ti^iD 1^ ^3 Mvn im sn^ Hb 1^ ^= »S^o Wesen ist's» das er kennt und er sieht; in ihm wohnt er und Ten ihm geht er ans. Preis sei seinem Namen.'' finde fol. 22 ^ Teischieden ?on dem bei Overbeck, 8.fiphneflu Sjri etc. opera selecta, p. 132 abgedruckten Stttclr.

7) YetBchiedene Schriften des Evagrios [Ponticns].

a) foL 22»: Mm»bn anoiab ipmoa wrm Tn^ ym nVti bor jno'TOan turwp mn mbn o-'^st« "»n?: «rns^^i ^ »In der Kraft nnseres Herrn Jesus Christus beginnen wir zu schrei- ben die Belehrung und Ermahnung des seligen Herrn Evagrios an die Ein^icdlerbrüder in der TVOste." Es sind dies die Ca* pita practica ad Anatolinm bei Gallandi TU, 553 ff. Die Vor« rede an Anatolius fehlt bei dem Syrer; sie findet sich aber an einer anderen Stelle der Hand^rltrift; siehe weiter unten. Der Text be^'innt: . -^^ttz »rpd/i-i n\-**5< [Nr]^rrr'"r n .

Mt^bxb Npm XQiüiiuytouui; tau duyfia lov owirgog T,fx(äy ^h]aov XgiOJOVy ix nQUXTixt'^Q xa< (fVüixtjg xui d-ioXoytxtjg criT- taiu<. Gall. Vn, 554 B. Die syrische Übersetzung entspricht dem griecliiöchen Text bis fol. 28^' = Gall. 566 xa\ xa zwr ayQuoy O^r^giwy duyftuiu ^igamtoyTtg. Die bei Gallandi nun folgende Schlufsanrede an Anatolius fehlt wieder bei dem Syrer; dafür folgen bei letzterem noch weitere Sentenzen bis fol. 29' Ende. Aber auch hiermit war die syrische liezonsion noch nicht zu Ende gefülirt. Die jetzige letzte (126.) Sentenz nämlich bricht am Schlnüs der Seite (fol. 29^ mitten im Satt ab. Hinter fol. 29 fehlt in der Handschrift ein ganzer Enrrfls (s 10 Blatt). Dies jetst verloren gegangene 8tQck hat wohl lanter Schriften Ton BTagrins enthalten; denn foL 30' (also dasjenige Blatt» wel* Ohes anf die Lflcfce folgt) trigt die Eolnmnenftberschnft 'mal lynv» „jom Herrn fiTagrios".

b) Dies anf fol. 30' mitten im Sali beginnende Stück ist der gewöhnlich nnter den Schriften des Klliis an%enhrte Trao- tattts ad Eologium monacham, welcher steh in lateiniscber Über» setzang in der Bibliotheca patrum maiima» XXVII, fol. 246Fsqq.

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BA£THOKM^ EIKE SYB1SCH£ UAKDSCUKIFT.

447

findet *. Der syrische Text beginnt mit den Worten: ywhy irtD y^iiror Aus der Vergleichung mit einem anderen Exem- plar der byrischen Übersetzung im British Muauum bei Wrigbt DLXVII, 3 er^pebt sich, dafs in dem Berliner Exemplar vurn zwOlf Worte fehlen. Weitere Exemplare des Syrers s. bei VVright DLXX; DCCXXXIV, 7 ; DCCXXXV, 2 ; DCCLXII, 1 ; DCCLXXII, 3. Wrigbt verweist auf Nili opuscula ed. 1G73, p. 480. Migne T. 79, col. 1096, Z. 5. Ende des Traktats in der Berliner Handschrift fol. 41\

c) fol. 41'. 0''"a"!5< ^"^jzi ■)T'ü''PDK ^-in = „Weiter 2^itrfiHüy (?) * d66 seligen Herrn Evagriu;»**, Anfang: bütt

uno 70V uyt'ov OQOvg ty ifj ^xira xad^t^ofiiyi^ , nod^dvoxuTt Lii}t/.ifi .AyaioXa xxi bei Giillaudi VII, 553 A. Dieä un Ana- t<jiius gerichtete Schreiben ist dasjenige, welches bei Orallandi die Capita practica einleitet. Ende fol. 42*' = Gall. 554 B. Andere Exemplare des Syrers bei Wright DLXVII, 40; DLXIX, 2.

d) fol. 42*. Eine im griechischen Original nicht eriiaiteue Schrift des Evagrius; sehr lückeuhaft. Rubrum: nb"""! ain

p = «Von eben dem^selben Heiligen. Beweisstellen und Aut- «orteu aus den heiligen Schriften gegen die Dämonen, weiche VDB versuchen". Anfang: pinr n^xi nV^ts s:"»d p

„Von der vernunftii^en Natur, weiche unter dem Himmel ist". Von dieser Soluiit liiulrt sich ein vollständig erhaltenes syrisches Exemplar bei VVright DLXVII, 4 unter dem Titel „Über die acht busen Gedanken", l^ach dem Londoner Exemplar besteht sie aus einer loiiiliMtiing und acht Abhaiulluiv:jen, von denen jede aus vergchieilciien Ötelleu der heiiiyen Sclinft zus;uniüL'ni,^estellt lüt, welche sich aut die in Frage stehende LcideTischaft beziehen. In dem Berliner ivxempku ist die Einleitung volislaudig erhalten; lerner die erste Abh.iiulluni;, welche bis fol. 47 r, und die zweite, welche bis fol. bO^ reicht. Über die nun folgenden Lücken der Handschrift in ihrem leUteu Teile ist im Anfang dieses Auf- satzes berichtet worden.

1) Der ^echische Text iat auf hieaiger [der Kieler] Üibiiothek weder in der Aiugabe des Soarez noch der Ton Migne whandfin; 1. aber weiter unten.

2) Dies sonderbare Wort, welches das Original für das syrische irr:**p3» sein nmfs, scheint bedeuten sa sollen: „ein ans der Skete- Wüste geschriebener BneV^,

2ü*

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AllALEKTKN.

3.

Witteaberger Dispii(ations(hesea aus den Jahrea

1M6— m

mitgeteilt Yon

D. Th. Kolde in Srlangeo.

Ee ist eine bekannte Thatsache, dafs die Wittonberger Dis- putationen, teils die jeden Freitag statutenm&fisig abzuhaltenden Disputationstibungen ^ teils die znr Erlangung der mancherlei theo- logischen Grade erforderlichen, für die Verbreitang- der nooen theo- logischoii Erkenntnisse von grofser Bedeutung waren. Nicht die Studierenden oder die Promovenden stellten die Sät/e auf, son- dern die Lehrer resp. die Promot<:»ren liefsen über vuri ihnea selbet anfgestellt« Thesen ihre Schüler disputieren und hatten dadnrch Geleg-onheit, die (Jegeusätze in prägnanter Schärfe zu bestimmen und das Für und Wider nach allen Seiton hin erörtern zu lassen, und allem Anscheine nach sind fast alle wichtigen Punkte der neuen Theologie vonseiten Luther's und seiner Kollegen auf diese Weise der öüeiitlichen Verhandlung untei-btellt worden. Nament- lich bedientü sich Carlstadt dieses Mittüld, um aeine Gedanken in weitere Kreise zu bringen. Wenn wir eine Tollstäudige Samm- lung der Wittenberger Disputationsthesen besäCsen, so wflrden wir foraoaetehtlieh in der Lage sein, tob Monat lo Monat, ja Tiilliklit Yen Woobe sii Woetae die theologiaehe £ntinokeliiiig oder wvnigBteiis das jeweiligt tbeologisebe latoreeed- der Witteabaiger Lebxer ivMgw m können, denn es lilbt eieh, namentliek im Jahre 1521, «aeliweiflen» wie man Aber eine a«l|ieworlbne Fragfe alsbald auf dem Wege der Diepatation darflber rar darbeit n kommen anohte. Aber ebwobl man sebr flrflb Wittenberfer Tfaem- reihen in aammeln begonnen hal nnd bis smn Jahre 15SS be-

1) Vgl. Libcr decanorum ed. FÖrstemann p. 148: Circula riter aut^m Diaputt nt Mag^istri ornnea secundum eomm Ordinem Singulia sextis ferijs, Ejiceptia vacajitijä gcneralibus, In quibus diaDuteut liftc- Ctlanrej ab hora ..Prima usque ad hoiam teraam. imemaeb ec^ klärt sich die als l'berücfarift von Thesenreihen Yorkoaiiiieiidtt Beaeieb- nung disputatio ciiculana oder themata circularia.

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KOLDE, WITTILNIiüUÜüit ÜISPU TATION STiliiSEN. 449

niti di«i solcher SammliiBgeii getackt torlagen ^ let^ wie fiele eineliie Aidkeidmiuigen oder Draeke «ach im Lwifii der Zelt be- kennt geworden; die Zahl der noe bekannten namentlich ans der Anfimgeieit eine TerhAltniamft&ig aebr beschrSnkte. Eine nicht unwichtige Brglnaiuig su dem Torliegenden Material dtkifte die ÜBlgende Sammlung bieten, snmal ^ darin mitgeteilteD Thesen* reihen in den meisten Fällen datiert werden können. Sie Ahrt uns durch eine doppelte Thesenreihe Carlatadt'a in dem aUerersten Anfiuige der refonnatoriscben Theologie nnd gewfthrt sodann einen nenen Einblick in das bewegte Leben des Jahres 1621, Als besonders erfirenlieh mOchte ich es beseicbnen, daTs man aniser von Joh. Briesmann und anderen von der Tbätigkeit des Joh. T)<'^lsch * etwas mehr erfahrt. Wufste man auch , dafs er durch seine ParteiTiabme für Luther sich schon früh den Zorn Eck's zugozog'oii uüd von diesem iu der Bulle g'egen Luther als dessen Anhiinjjor namhaft gemacht worden war, so war es doch bisher iinbekunnt, dafs er allem Anscheint^ n;ich in Luther's Abwesen- heit neben Carlstadt eine nicht unbetleutende Bolle gespielt hat. Die Thesen sind dem Cod. Ms. theol. lat Oct. Iii der Beilmer Bibli itliek entnommen, den ich bereits in meiner Neuausgabe von Ajo]anrhth(m s L ici coramunes ^ kurz beschrieben habe. Derselbe eiith;ilt zuerst die seltene Druckschrift: Lutheri, Moiancb. Carl- stadii etc. etc. propositiones, Wittemliortjae uiua uoce tractatue etc. Basiliae 1522, laut Aufschrift des Eigentümers auf dum Titel- blütt (Donante Ilanero) ein Geächeuk vuu Joh. llaiiGr ^ in Nürn- berg an Joh. Hess, den Breslauer Reformator. Yen Haners Hand rührt auch wahrscheinlich das anf der BQckseite des Titelblattes an lesende Begleitsohreiben desselben her. Dann folgen ange- bunden anf Bl. 66 77 Ton einer mir unbekannten Hand, die doher lüoht die des Job. Helb Uli, eine Znaammenstellmig von Witten- berger Disputationsthesen ^ Ine ich nichts so sollten sie als Er-

1) Vgl. Biederer, Nachrichten, Bd. lY, S. 51 ff. 181 ff.

2) Einige Tbpspn von ihm sind auch hf*\ Rioderer a. a. 0. be- sprochen und nachgewiesen. £8 wäre sehr wünschenswerti wenn ein- mal alle die an deo venohSedABtfteo Orten, namentlich aneh in den „Unseh. Naohriehten*' piabliaierten Wittenberger Theien amammwi»

geiteUt wCrfien.

3) Die Loci coiiununes Pliilip]» Mclanclithcai'H in ihrer Urgestalt nach G. L. Pütt iu zweiter Auiiage vuu ueueui bcrau^gegcbeu und erläutert Ton Tb. Kolde (Erhüben und Leipzig 1890) S. 260.

4) Vgl. über denselben den Artikel der deutsch. Allg. Biogiaphie Yon Keusch. Dazu A. Banr, Zwingli's Thcol. II, 418fl^

5) Des weiteren folgen l^re Blätter und hierauf von Heis' Uand Abeehriftea ftm Briefen Lother'i an Heft (Bl. 96—104), die, «meH aie bei De Wette sich nicht fanden, von C. KraSt in Elberfeld ohne genaue Beieiehnnng der QaeUe in den Theologiiohen Arbeiten ans

450

ANALEKTEN.

gänzung zu den in <ier Drnckschrift zu losenden dienen, denn mehrere derselbcu, die sich zugleicU in dem bczeiclmeteii Drucke 6nden, 8iud später durchgestrichen woidtiu. Der Abschreiber be- dient sich sehr vieler zum Teil ungewölinlicher Abkürzungen, nicht selten begcguon wir auch Flüchtigkeiten und Lesefehlem. Im Folgenden kommen sie in der vorliegenden Eeiheufulge zum Ab- druck, doch so, dafs bei den bereits bekannten nur auf den Druck- ort verwiesen wird. Die Thesen sind lui Manuskript überall num- mericrt, dagegen rührt die Kummerieruug der einzelnen Beiben von mir her.

Bartholomens bernluirt feltkyrehen. theologiM. baccalaa: snh d. Andree CazoUtaten: theologio doeto:

(25. September 1516) K

1. Dilta Banctonun patrum non sunt neganda,

2. Nisi essent correcta Tel retractata.

3. Si fncriut diuersa non secondiun nndom placitom smit fiUgenda. Contra mnltos.

4. Sed ea quac diuinis testimonÜB magis Tel xadone inuantor.

5. Inter sufifulta teatimonijfl praefenmior qnae enidenoioribos nitantur anthoiitatibu.

dem rheisüachen wisseuschaftlicheu Predigerrereioei Bd. 11 (Elberfeld 1874), 8. 92ff. ahgedniekt ivoiden abd; ftner wiedemm nach «iner Beihe leerer Blätter auf BL 111—135 Absei rift tu n Briefen Me- Ianchthoa*8 an de&selboi, mm SchlulSi ein Brief Mfilanchthon'a aa

Moib&nuA.

1^ Diese Thesen (BL 56), von denen Kiodcrcr, Nachrichten IV, 65 die ereten fünf mitteilt, sind in einer Termutlich 1520 heraui- ge^bensD UefaieB Siinmlnngt Inägninm theologonim etc. eoadwnonm varie etc. (vgl. Biederer lY, 58) gedmelEt erschienen. Erst oach- dem diese Thesen bereits gesetzt waren, erfuhr ich, dafs Th. Briepr'^r (vgl. dessen Mitteiluug weiter unten) einen andoron l^ruck der seit Biederer (vgL Luther's Werke Weim. A. I, 223) verscholleneu Samm- lung wieder anigefonden. Die mir gütigst mitgeteilten VatieaitaB konnten als solche oieht überall markiert werden, aind aber, eoweH sie oßcubare Korrekturen des Mauuskriptes boten, ohne weiteres auf- genommen worden, ebenso die nur im Druck sich findenden Bemerkungen „contra etc.". Der Druck beginnt nach je iwanstg Thesen eine nene Zählung. Riedeier (a. a. 0. S. 54 ff.) mM andere (z. B. Jäger, Carlstadt, S. 6£) haben fOr GaileCadl'e am 26. April 1517 verofientlichten Thesen gehalten (Tgl. Loscher, Be- fozmationaakfeen, S. 846 und £nder«, liuther's Briefwecbeel I, 97)l

I

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KOLUE, WiTTENUEKGEK DÜsFUTATIOKbTIlESEN. 451

6. 8i Tarieias inier dieta ttiiiu doototis absqiie eonoordb n- periiur posteriori standoiii «et

7. 8entenciabeatiAi]giiBtiiu!niDOxaUbiiaiiiillioedii Contra oan. 8* Homo exterior aut pioiecta ant defecta intoriorie hominis

oomimpitor.

9. Homo exfterior potest fieri templom dei*

10. Homo intorior eztoriorem mpicK et in sui compaiadone foednm Tidet.

11. Homo interior in ipso animo consistit*

12. Canaa exereendi ingenii eusttnebitor qnod homo interior est exterior sed non eeontm.

13. Per aaonunentnm tegenmtlonia solnitor reatos aed manet lex peccati.

14. Spectale estinpeccato bereditario qaod reatn aoluto oon-

cnpiscentia rn.inot.

15. Per idein sarnimontum Üt p]en:L rcmissio pcfcntonrnt.

16. Market tameu peccatum in membxis tamquam superatum et peromptum.

17. Item mortaum, sed nondnm aepultum et adhuc sepe-

liendum.

lö. Et donec sepelietur, trahit ad mala et peccata.

19. Et reiiiuiscit per illicitas conaensioDes et in regn um pro- prium dominaciüTiem(|iie rouocatnr.

20. Sicut duui (juiö delectatur in bono opere quasi perfecto fiuperbia erigit caput dicens Ego vino ^ quia tu tnumpbafi.

21. Yoluntas nou übertäte consequitur gratiam sed econtra.

Contra communem.

22. Yt bene Yolimos soUns dei est Contm eommnnem.

23. Et qnod Tolnmna, nt fiMsiaaras bene del est

84. Hnilk bona merita praeeednni graoiam. Contra eom-

25. Immo seriptmnt doost nednm mala merita. Sed et scelera praeoessisse iostifieadonem.

26. Feeimos mala et Tenemnt bona.

27* Bens est qni pnlsat liberom arbitrianu

28. Qni Operator in cordibns bominnm qnae Tolnnrit

Die Ühersclirift rrfriclit aber, dafs sio bei der Promotion des Barth. Berubai t /mn iSententiarius rerteidigt worden sind. Diese fand aber Bchoa am 25. September 1516 statt: Lib. dec. p. 19: Eodem anno

Bartholomeus Bernnardj feldtkirchen etc. . . . videlicet do- minus bartholomeus promotionem ad sententias. Damit wUre wohl die erste reformatorisch gerichtete Knadgebung Carlttadt's wieder auf gefanden. Sie aeigt fibriKons tchon «Uenthalben die Ansätze der späteren Entwickelnng. 1) Im Druck: viao et ideo riuo.

munem.

453

ANlUEKTEZr.

39. Qni Tolimtates hominis qaoconqiie folawü Inelinai

80. Qni anfert cor lapideum et dat cainenm.

81. Qni ntiliir eordituB mdontm ad landam bononiiii.

83. Telia et noUe sie est in Tolentia potaatate nt dei Tolaa* tatem non impediat Contra oommiinem.

38. Dens magia habet in potealate fdnntatea hominam qaam ipai anaa.

84. Homo ante gratlam poteat fiuere actmn non legiUimanL 35. Non poteat renonari abaque intereeealene mediatoila.

86. Dona non praetendit ioaticiam aoam hominiboa qnia lecä annt corde» aed nt reoti aint corde.

87. Sine dao opeiante nt Telimns et eoopeinnta enm ▼danras nt faoiamna ad bona opera nihil Talemna. Contra Soholaatieoa.

38. Gratia fiieit nt inTOoetnr dena. Contra eommnneni. 89. In nnllo bono opere nos Indpimaa. Conti» eandim.

40. HereÜcnm eet eonflrmare, qnod dena in donia ania ät poaterior et noa priorea.

41. Hon debemna nobis capnt ad bene fMiendam fioete. 43. Nemo conAigit ad dominnm, nisi Tiam daa volet Contra

conunnnom»

43. Deaidetare anxilinm giatie eat inietam graüa«. Contra omnea qnaai acholaatiooa.

44. Jnatifteatas niai dimnitoa adinnetor reete Tinere non poteiL

45. In bono fteiondo Uber eaae nnllns poteat niai Ubetatoi fiierit per Chrietnm.

46. Diapoaitionea de eongrno ez parte honünla magia aont ridende qoam ponende. Contra omnea qnaai aeholaaticoa.

47. Poaaant antem ex parte dei aliqno modo poni

48. Omnis canaa de congnio ei est eaoaaiia eat canaa.

49. Kertta mortifloata non aant diapoeielenea ad inaliflea» cionem. Contra Seholaat Gab.

50. Feeeatoiea non aont monendi ad fiudendnm bona epeia in genere. Contra quasi omnes seholaatlooa.

51« Nee ad opera nt dispoaitionea de oongrao ad giatiam. Contra eosdem. nurabüe sed vemm.

53. Sed ad opera proprio diota bona. Contra eoadem.

53. Bonitas meritoria (nt aiunt) non presupponit monlem bonitatem.

54. Conflnnare qnod peccator qal mortaliter peccaidt debsl fjicere bona opera ex genere ut facüios sanetor est peniertsre scripturas. Contra eosdem.

55. Blandiri liberam arbitriom est ipsum praecipitare.

56. Conuersos dens ianat, adnersos deserii

57. Sed nt conuertamnr deus adinnat. Contra sch. Tb.

58. Ad iusticiam nemo conuertitur nisi operante gratia sanetor.

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KOhDE, WlXT£Nfi£aa£& DIAPUTATIOMSTHIUH. 46S

59. Nec ideo soiiä fotis a^^endum est, qui& adiutor noster deus est.

60. Cormit hoc, qaod Angoätinus contra hereUcos loquilor •xeessWe Contrit modernos.

61. Aliud est nihil mali fttcere aliüd facere bonum.

62. Qd HGC quid boni, nec mali fecerunt, condemnautor.

63. Guins sint illi serui ignoro.

64. In malü fiicieudo tarn iusticie quam peccatt semus Uber est.

65. Praecepta dei inaniter darentur bominibus, si liberum Toluntatis arbitrium mm haberent

66. Freceptis diuinia admonetar liberum arbitriumj ut graciam

^aerat.

67. Lex inciitit nobis dolorem quem non eauat sed admonet ut medicum qucramus.

68. Lex demonstrat vicia.

69. Lei oatendit nobis noBtram inflimitatem.

70. Vt supplicoiniirf rcfürmatori iio in illa remaneamus foeditate.

71. Vt sencientes acuieum correpcionis ezcitemur ia maiorem

affectum oracionis.

72. StrepituB correpciouifi foriufiecus per mandata insonat et fiageilat.

78. Deus autem iutrinsecus occiiltn inspiracione opcratur volle. 74. Sicut cognicio g-encium quae doum coguitum non siout

deum irloriiicauenint non profuit eis ad talutem. 76. Nec ad opera bona.

76. Ita non lustiticat eo8 qoi per logim dei oognoscunty quem-

admodtun sit viueodum.

77. Tta cofi^iciü leiris et volnntas ei se confonOABS non est dibposicio praeuia ad gratiam. Contra Scotnm.

7ö. Ita nec attricio perfectissime circnmstancionata in genert momm est disposicio sufücieiis ad iustiticacioiiem. Contra eandem.

79. Bi contncio yel attricio rcquiiitor ad iofltificaciooem tunc Tt actus concomitans non preuius '\

80. Vt actus formatus non formabilis.

81. Percator sine omni disposiciono sufficienti de COOgmo ex parte eins icstificatur. Coutra quasi omnes.

82. Facilo tarnen est saluare qood spud deum non est acceptio personarum.

83. lustificacio factores legis praecedit non sequitur.

84. Lex sine gratia est littera oceidens» in gxatia spiritiis Tilüficans.

1^ Vgl Lnther's Thesen. Weim. A. I, 224.

2) im Dniek: pnerias mnltot jedenfiüls ffir: pfaeriiis. Cool» mvltos.

3) Im Dniek fehlt sahraie.

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454

AKALBKTlSir.

86. aiaftift Mi hob kgis dUeotom 0I flwtoiw.

86. Cöndeleotari legi dei trt donum spiriti» non littara.

87. Lex sine grida fiuit praarioatoM.

88. Non iustifteator bomo precaptis bone vUe.

89. Non lege opemm nec liiftara nec factonun meritis.

90. Sed per Hiera Christi epiritom^ lege fidei et gratia.

91. Homo tan» gratia nnlla pnMoapta l«gi» polaet in^lera eciam imperfeote. Contra eommnnem.

92. Implere imperfecte non est implera qnaatam ad aabstaB« tiam operis. Contra Capreolum.

93. Implere perfecte non c?t implere qiiantum ad substantiam operis et raodiiai atrendi qui est ex cbanlate. Contra Capreolum.

94. Modus ageudi non est sepaiatos a sobstantia operis. Contra eundem.

95. ObÜL'-atus ad faciendum ex charitate non peccat morta- liter, si neu ex omni parte implet. Contra Scotum.

96. Peccat autem si nulla ox pm lo implet. Contra enndem,

97. Obseroacio praecepti üim charitate seu gratia nednm est invtilis ad \' itain aeternam sed occideng. Contra Capreolum.

98. Per auxilium sen adiutorinm speciale nnllum praeceptom in aliqua parte potest irapleri. Contra enndem.

99. Supposito quod uon pertinot ad gratiam iufitiücantem. Secandam euudem.

100. Auxilium dei praevenientia non est diatinctam a dono ioatifleamta. Contra enndem.

1. DecaloguB excepta sabbati ubseroacione a Christiano est

obsemandus.

Ad litteram tarnen obseniatiis äuget concnpiscenciam ac ini- qnitatem et facit super moduni peccatores.

2. Piueceptum luaAiinuin de diliguiido douiu et piuiimimi se- cundnm litteram occidit non viuificat

3. Omnis lex attramento scripta est ministracio mortis et dampnacionis. Contra Sanetnm Tbomam.

4. Scripta antem digito dei est ministracio IibertatiB Spiritus et grakiae *.

5. Lex lldei in tabnlis cordiB camalibna aciipta est ipsa cbi^ ritaa difhia in eordibna noitiia per apiritom aanotum.

1) Tm Msk. per Hdcin Iliesu Christi fpiritlL 3) Spiritus et gxatiae feblt im Msk.

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KOLDE^ WiTTENBEKGEii DiäPUTATiOMSTH£8£M. 455

6. Op«n cliaxttitis in cbaitli soilpta l«x «ifc opmiii «( ttt-

7. Eadem gnd» in v«tai testaiMto liütelMit qiie in Clirieti enaofdio diipensata est

8. Lex ToloB talia oonttsebat ptaeoepta inailde qnaUn ntinc qnoqiie obamare preetplmiir.

9. Lex enaogelii scripta est Tetm K

10. IndigemiiB deo doetove et adiatm ne deoUnetor in noble anmiB' iniquitas.

11. Tolnntati dei nemo resistit

Beus ex mlsericordie qmbudam donet penam peeeati, n qnibnsdam inste exigit penam.

12. Praescientia dei est immvtabüis.

13. Figmentom nihil potest opponere aao figolo.

14. Vocacio ' est principiam bonorum opemm.

15. Vocati atqne illuminati mandata dei cognoecentee Tel lilHMTO elignnt vel relinqnnnt arbitrin.

16. Non omuee Tocontar» neo omnes vocati sequimtor to- cantom.

17. Anxilium gratlae eciam specialis mocionia, vt aiimt qui-

dam, multis decst. Contra Capreolnm.

18. Soluin illis non deest qnibus deosso nuliierit deus.

19. Perseuerancia in dilecciune pertinet ad gratiam dei.

20. Et ideo oratio Christi pro petro uon erat inaais ne soa fides deficeret.

21. Filij perdicioniim licet iüci])iaiit aliqüando bcno vinere ac iuste ambulare de hac vit.i tarnen non uufüiuntiLi- nisi cooiderint.

22. Attamea talui peiopeculatores sunt corripiendi.

23. £lecti secundnm propositum interdum labnntur.

24. Tenetor velle suam dampnacionem cni est revelata.

35« leta aatberiiaa dena vult omnes * salnoa ^eri, minus bene exponitoT de TOhmtate anteeedente. Contra See. Tbeo.

26. Pntamna neo in deo nee in bomlne anfeeoedentem Tolvn- tatem eeae. Contra eoedem.

27. Dona natoralia et legea ceoto non aont de Tohmtete anteeedente. Contra See. et aUoa.

28. Kec iDa adiotoria eonunnnia qoae ponantnr.

29. Ad praedictam avtoritatem antiqnna lieet non nmltom freqnentataa, attamtn venia daibifcnr inteUectoa^

1) DicHO Thcsp fclilt im Drook.

"2) Oninia nar im Druck.

ö) Mak. und Druck: Yacacio.

5) So Msk. Im Dmck antiqniu inttUeetns In Klamnieni md faieiaof Adverte wo aooet oontia etc.

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456

ANALEKTEN.

90* CoadnsiiM eniu Tvli niaarotoi^ et qwak ndt kiinL

31. Dana vocatis onwa atadiiim ad apiritalia mtMm femübaa at TineantUnia aaronaa bofiftar ataxnaa.

32. Tita atama noB dabatur inala aparaati cm gratia ii aondigna. Cantra Gapraolom«

33. ^ta atarna aat gratia data pro gratia ex nuMiieoidii at mlaantiana.

34. K<m aal ioatoa in terra qni aaraat p^coato in aam.

35. Non est iostus in terra qai non habeat peceatoA ia apiritn.

36. Non aat ioatna in terra qui per iostam actum qao bau A«it non peccet.

37. Per hoc tarnen peccatum deus non ?ult iostos esse dampnabiles sed hnmiles.

38. lufitos ergo simul est bonufi et malos, filius dei et aaenli.

39. Exceptis Christo et eias matre non fuit nee est nec erit iustns in terra sine peccato.

40. Kon potest iniustus habere actum deo adeo placenten quantam displicnit ?eiiiaio. Contra (jiabri(?lem.

41. Deus iion procipit homini impo:=sibilo.

42. Lex dei imperat multa impossibllia homini.

43. Doctrinä Aristoteliä in scolis tbeoiugoium lacxt mal am muturam.

44. Sillogismus ex motha])hisir;ili et credita raixtus iusoreiis pro credita non concludit pro dobiliuri premiscsa ^ Contra Scu.

45. Habere peccatum in corpore non est poccare.

46. Iliud peccatum concipit partus et parit peccata.

47. Propter quos partus dicimub dimitte uobis debita.

48. Qaod nequeunt nisi ßlij dei dicere.

49. Peccatum veniale proprio est peccatum.

50. Kec contempnendura sed timondiim.

51. Foecunda veritatis auotuntaä ^ ac])iu8 discussa melius cogno- scitur. et veram couuenienciam parit quam mamfeetis sermom- butt abscondit.

1) Msk. : inferens concludet debiliura.

2] Dniek: awstoritatii. Diese fnr Carlstadt ehttakterisfisete SeUnuthese, die Tielleieht die vorangegangenen Paradoxien entschul- digen 8oU , will wohl mfion , p'mf öftere Diskussion über die n*iche Wahrheits^utlb' (foecunda veritatis aucturitas,, die heilip;»' Sciirift, führt eher zu Klarheit, zu wahrer Harmouic uud Übereiustimiimüg, als bestimmte Anssagcn, die sie vialmehr Terdiinkehk.

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KOLDEy WITTBNBBROIR DlfiPOTATIONSTHEaBN. 4I»7

IL

Magister Fnuieiseiis ßfinthems sab rererendo jNitre

Mar. Inder ^

m.

£x TheologU *.

I?.

Thomas NoTidagius* sub domino doctore Johanne

Boelsch. (4. Oktober 1521.)

1. Keno aiii qii eooiiems et hiimUis foerit ft panmliia» quem dMuans ia nedio dtadpnlonua statnit^ regnam eelmm intrabit» qaoa et domiaas beatoe dklti qaia eos paapeiie epirita tidit.

9. Maioritas i|[ifar ia Mgao eelonua haaiilitate aietitttr, teete ergo freqaeatiiie miaisteriam quam potestas toeatnr.

8. Hiae emre tarn hy eoaaidoatar» qal eedeeiaatieiDi pxae-

1) Abgedruckt zuletst in d. Weim. A. I, 224 f. Im Toriiegendea Manuskript beginnt naeh These 24 eine neue bis 25 reichende Zih- Inn^, wobei die W. A. I, 225 als 96. geMhltc These sicher fiebtk^ in

zwei gftrilt wird. Dann weiter immf^r nrxc.h 25 T'hosnn eine neue Zäh' long, iibcr These 55 wird wiederum in zwei geteilt, ao dai's der Codex 99 Theseu g^eu 97 der W. A. zählt. Die Zusätze coatra Schol., contra Gabr. nhlen überall, hier und da aind Worte IbrtgefidleB. THe Varianten sind belanglos. Die Protestation am SchluTs: In his ▼eile etc., die aicherlich im Uidmck gestanden bat« fehlt im Ifta- nuskript.

2) Es folgen die Heidelberger DisputatioBsfhesen , ygl. W. A. I, 354 mit der Zweiteiltuig Ex theologia und Ex Philosophia mit neuer Zahlung. Am Scblufs der ersten Abteilung; Leonardus Bayer arcium magiiter sub reuerendo Biagistro S. T. Mwtino I«athero. In These 22 fehlt ex vor o^eribns.

a^ VgL Liber decanoram p. 25: D. Thomas Nooidagios D. Joanne Dolscn preside die 4 Octobris respondit pro Baeanliwteahi Biblieo^ quem ad Bibliam rocaat et promotus est.

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468

fBetoram diuitijs prompta pompa etc. constare pntant titolis plus quam rebus gaadentest qjam. iati qui aliom & Ciixisto pnmam qaerunt.

4. Cum igitur illi, (qui scandalisanerint ynum de pusillis istis, qui in Christum cretlunt) expetJiat ut mohi azinari:! suspondatnr in Collum et in profundum mariä dimergatur mimm quod cliri- stiana pacieucia tot scaudaloflai tot inania ventris animalia iioa dadum eieoit.

5. ^am Don tantnm manns aut pedes scandalizaates ab- acidenda praem nuit sed et ocnlum.

6. £ quibus Christi milos facilo discet. qnani nihil mortois capitibus cornalibus symeiä debeat nisi ah i lua iermeuto cauero borrendamquo meutis eornm cecitatem ^ detestaii.

7. Quomadmodum ergo fitötuosa altaque phuribconim super- cUia caueiida docuit, ita bumiles abiectos parunloa in nomine suo recipiendos voluit.

8. Tum ideo quia ipse est, qni in talibus requieacit, tum eciam qaia angeli eorum fuciem Uoi vident.

9. ündü iiuu lüiprobabilitcr qui dam sancti collogerunt hominis btudia angelicis miniöterijs nun carere. quare et vniuersorum do- mino de tantis bicut et di) umnibuo mua böuelioijo mu>er homo dübeat iuges gratiad agere.

10. Nec tarnen ideo scquitur quod angelis sicut nec sanctis alijs templa sint constraenda, aut alia sacrificia exhibenda, qnot et Augustinus volt plus charitate quam aernitate Tenenri oportere.

Joannes Tnestermannns. F. Bacoa: sub Johä. DoeLsdi^. (3. «Taauar 1622.)

1. Cbristiani hominis vnica lex est nuUam habere legem.

2. Ac periude hoc vmcum illi esto Votum Semper et ubique liberum esse.

1) 0. cecitatatem.

2) Bl. Vg:l. Libpr decauorum p. 27 : Tercia Jauunrij Aimu 22. Kespoudit rüiii^uauä putür Johamicä Vuuatermaiinua lippiaiius. prae- lidft Jobaane Daiiieli ^ritfcirfthio pro fdbnalvm. fbeitqve fiwieaaa et admisrae est.

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KOLDEy WlTTBMBEBaBIt OIBPOTATIONaraBBBK. 45d

3. Cnm enim ex deo L apixiftii Chriiti (qui peocan aaqtiit)

Sit natus Cbxistianus.

4. Qnomodo legem enstiiiebitt qiue peceatoribns ponit&r anl TOtum qnod epiiitos rnrnqnam mm deiogai libeitatL

5. Neqae enim minus quam legis eeniitiu Totoram remaiiei* patio repugnat SUerom libertati.

6. Vota te oonaeotant operiboe s qnibue nisi ftwrie per spiritum Bolatus,

7. Inter ftlios dei recenseri non potee qoi ioge eabbaiom celebrantes spiritu dei agtintur.

8. Siuo ergo ex necessit^ite quis votierit iucredulus fuerit deo qoi omnes cupillos credeucium numero signauit.

9. Siuu ex deuütione (ut aimitj impiiis fueht in eum, qoi Gontento Facritn lo aures audieudi postulat tantom,

10. Siuo ex spo perfectiorid vite vanus foerit et mendax ex simulachiiä operuin mctienä imino menciens pietatem.

11. Hoc tarnen quod vltiiiio ])Osul sicut maxima vestitur specie pietaiis, ita pluriiaam iiabet et omnibos mandatis dei pugnautem iiupititatem.

12. Christianus vni fidit deo, votarius autem (prae cot^ris statum perfeccionia professos) pantbeo fidit iiiüuitaram cere* moQiarum.

13. Christian US giorilicat nomen dei, quod soluui Tiudicat ab iaiuiijs laiiiiariorum.

14. Votarius liunnrom ordinis et uumeu msÜLutuik» buiio ilüüS (luot pü.6üibua prüiüittit.

10. Ohristianus sabbatum nanctificat, votarias aoruit d^ä alienis, qui nou dant Uli requiom die ac nocte.

16. Christianus morem geht parentibus, votarius per calcatum in limine tnmsit patrem, contempnit Tbera matris et ad talia sei. erncifld TvxÜla ten^ii Avtlioie Hliroidmo. sed male in» tellecto.

17. Sgeat eigo Tel flune pereat parens» eaeins est fotis et eellnla conelndi, quam diraptis illis parentom neceisititibQa sfib- iNoue*

18. Christianiis sicnt non ooddit ant fturator» ita qnicqiiid «t, qoicqmd babet» quicquid potast molta cbaritata Ikitribw jmpaitit ^

20. Qusadeqnidem eztia secnlnm est et mundom et panper non liabens quod tribnat neceantatem paoieatL

21« Sod nt aeoipaat et alisna conrodat ac macita tocios or- dinis celeetem sex. mereedem pro temporalibos commntat.

1) Nr. 19 fehlt

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23. OlinttiAiiitt na iH mecliiif eistamm inq^tüunm indicMte spixita ramedinm aooeptftt.

28. Toittins (ut nesdo qnol ftmoltt im alüs aMratlu) BQptimB meoDBiiIlo sptrika abiuni

84. ClllivtUuliiB (qui ym ftierit) pro deo pro enaagilio pi« fra.tr« stat iertis «t mtzpngnilMlis nraros.

26, Yotaiii pro pi^pUo ordai et fragmiae pania. hoa quin eoEnmnt paluilloB et oeraicaUa anb oauii cabito maaaa.

26. ChnatiuiQB ehiritato qaaa babet in fiatma ooaeapii- oeatya snia pMsiniis freno ponit

27. Yotaiy aatem quam concapisoentyB donuaentor» piobai aharilaa lUa qaao indpit a aamat ipaa sad noa axtanditar fltm.

Sanuaa.

Yota mooaatieonim at naaa flant onaam Edam at chiri- taftam aaaaaant.

Kaa aat poaatbfla vt aam talibaa tUo mada atat Chii- ffünuniaa.

YI.

fiotaehAicuA Crop ^ äub Andree Caroioadie Doetare.

(28. NoTember 1622.)

1. Dcplici natura spintüali bcz. et corporali coDfiiare ho- minem, paulina ad Corin: 2. o-^^tendit epistola.

2. Cum Li]ä qai foris sit homo Tetos c&rualis et corporalis corrumpatur (?).

3. Spirituidis tarnen iuterior uoaus homo et da die in diem renouAtar.

1) Bl. 67>». Diese Thesen wurtkn am 28. November 1521 rer- teidjgt. Vgl. Lib. dec. p. 27: Eximius trater Gotacbalcus Crop Uer- Tordiaiiiis «e 28 NoTembna retpondit pro lieenck ei itatiiB promolai «Bt praesidente Carolostadio. Die bei der leaponsio ad BibUam lA

15. Oktober 1521 verteidigten Thesen (cf. Lib. dec. 26) sind un§ aucb noch erhalten in der oben erwähnten Baseler Sntnmlnni; <i<?r Propositioues rom Jahre 1521. Dort werdeu sie eiugeluhrt mit den Worten: Andrea Bo. Candostade (sie) Ptaeilde religioei patiet Godaotlcat Crop Heruordianna sacrae llwologiae lector et Ck>d8CAleiii Cnuxe, respondebunt ad infra scriptoe articulos Postridic GaUi sab horam septimain Anno ^!DXXT Sie begi nnen mit dom Satze : Solii canonicis literis absque coutradictiuue cediwus. Vgl. auch Hie derer a. a. 0. S. 183.

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KOLDJ^ WITT£NBE&G£H DiaPUTATIOKSTüESEN. 461

4. Immü interioris regeneratio est eiterioriä mortificatio.

5. Quando ne vllus hic nascatur nisi prius occumbat.

6. äeabi spiritos cid regnat ibi nimirnm humanas homo moritor*

7* flaychieus liomo ex Tolnntate canus et im emie üniä adferi et talea qaales inobedienda Ade Mt.

8. Spiritoalis «otem homo ex deo ao dei Tolnntate immatabOi Buas pote&eiae zeeiint

9. Qoemadmodiim pgyebieoa homo anhuun oor ocolos «niee et xeliqnas Tirtates a paxeatibua snecepii

10. Sic eplritaaüs cor mm^ ocolos» aane et eeteta fiima- meata e eapenüB capit

11. Homo p^chicos non agaoecii qvae de! euit» qaia ex deo non est.

12. Homo spiritaalis cogaoicit qaia ex deo est et onis Christi.

13. Neqnaqmuft pajchici honünis ocnlos vidit Tel aoris an- dinit aat in cor eins ascendenmt qne prepstanit dens dUlgenti- hus se.

14. In cor entern spiritoalis hominis possont asoendece.

15. Alia praaparat deus dülgentibiia se, alia IIa qoi deo

deorsnm et scapolas Tertont

16. Forro si easdem diuicias vtrisque praeparasset» nihilo- seeius dioicie alie forent deo adherentibiis aliae alienatis.

17. Veluti cnix Christi aliter xepit in oculos indaeoram elitär gentium, aliter credulormn ^

18. Dabimu3 tarnen pecoliaxes esse dinicias solis deom aman- tibus comparatas.

19. Consummacio abbreuiata inundat (?) iusticiam et cognoscot qae nullus hominis oculus psychici et cor unquam assequitur.

20. Nam eciam si Christus omnes homines iUuminat sicot soll (sie) ülustrat omiiia.

21. Stmt tarnen qni agnitaia Toritatem eipnimt, nt sunt qoi BOlia respiiunt radios.

22. Deus est dominus et deus apnd inferos et snperos col- Uom et moncinm deus omniB terra creatureque.

23. Tarnen sole reli(iuie (sie) ad praesontem vbiqae deiun convertnntur. atquo eiusmodi conueraione aanct« fiunt.

24. Ergo in cor houiinia non ascondit quiiuilibet accntissimi et raciouaiissimi qaod est sini^nlariter praeparatum düectori- bus dei.

25. In cur autem plus quam hominis vt puta spiritualis et fil^ dei opea ille ascendnnt, seuüuutur ac in fontem snom probe cordatos rapinnt

1) Mäk. crudelorum. SMtMhr. t K..0. XI. t. 30

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462

36. Yiteia etonftm ooiio ]iib«iit, qni laairfnwmt ei liibiuit flnngnmwB Chzistl. sed sao gradu^ hie alqii« infimo.

37. Qimiiis et diserimhia aint Inflmi gradna, fnkqoam tamea eteme yite taatnm asseqnitiir qnaiitam Ali datnr yt cndat.

38. Begeneratas per Christmn nen prottatts adt omniai nee omnia fuai, aed diadt et peigit paulatun» aient natu infiiatiiliia Bos llieo gtadttor.

39. PetroB Ten Mt etema vita beatoa Tt eognemt CfbaMm, quiaqiiaiii mnltoa Chriati sermonea tnm ignonurii.

80. Proinde spiritualis indicat enuüa eeiam profimdilatea dei et abyssos piedestinacionis super omnia conaolantis.

31. Yerom tenni admodam radioio neue apiiitnalia fiMstaa eBtimat omnia.

32. Qui primos adhuc fractna saperne cene inoipit maadacare, ia magia trepidat et mlrator, eapit et deeideiait quam pronimeiat eertam Bentendain.

33. Bxerdtati Teio in iodicüs yeria et per ae iaatificatia in*

eredibilem eonsoladonem ex profonditatibus dei accipiunt.

34. Immo sie inoenduntur dei ardentissimo amore, ut molto ploB malint decem cmentianmaa mortea emori, quam non aeqni agnom quo vadit:

Hec non ascendorunt in cor nnimalig iiominia, qui nec fuit neo potest noBse dioiciaa aaper coelestes.

VII.

Mngiater Jonnnes Caelsamer ^ mh D. Andree Cftrolr-

ntadio (eio).

1. Orationem defectuum noatromm cognicioncin eonindemque coram deo optimo maximo oitTiqiiestionem auiilijijuc Jöprecacionem deinde liberatib gratianim accioncs esse dobere non dubitamus.

2, yniaersaC?) aiia caima orautes incuuäideruta a\mt mento

1) BL 68^. Biese Dispntatioii wurde vndmcheiiilich am 13. Mai

1521 pro baccalaiircatii aentcntiamm gehalten, da in dem betreffenden Eintrag im Dek;uiatäbuch Cnolsamer ebenfalls als ma^'ister bezeichnet wird, nicht aber bei den späteren Akten. Ct. Lih. dec. 2ü. Anno MDZXI nib aeillvo Deeaoata Andiee CSueloetady Doniirai Magister Joaimea KuelBamer pro baccalanieata quem Yocant Mnifteiicianiiii rpppondit et promotus ^*st. actnm <Vw Lnnaf post Ascensionem do- mioi praesidente Carolüstadio. Am 22. Juli wurde er bereits seut«n* tiaritts formatus ebenda.

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KOU>E, WITTBliBBBGSB DISPOl'A'nOKSTBBS&V. 46S

MHt

aut pliarisaic.^ iusticia inflati» deum uon placantes, sed magis ad iracuud 1 am ] i r o ii o c ai 1 1 es .

3. iDBignis ob id populi orror est ex cleri cecitate proueniens qno crimina commissa satisfaccionis iure aola oracionibus nititor expiare.

' 4. Errant non minus monachi et sacerdutea suanim horarum canonicanun mormure pro acceptis a deo beneficgs salisfieh arbitrantes.

5. Erraut tarnen grauissime sacerdotes monachi sivö ociam quicunq^ue plebei deo suifl oratiumbus obse^uium prestare yo- lentes.

G. iloriLS canoiücas nomino orationis indignas censoo , cum contra Christi institucioueiii, Apostolorum morem aique contra oraüonis VHum siiit introducte.

7. Pontiticcs nomiuem ad ülas sub praecepto peccati (parinde ac ad quaäcunque tradiciones snas') astringi habent pote^tatem.

5. Orationem non prolhitas non verbonim mnltitndo nec Tehemens labiomm strepitus, sed fla^antis animi desiderinm deo xsdfli aoceptuB.

Be Sacramento panis.

ü. Siicramentum euchariütie nun in pixide seruaiidum .sed quociescunque opus fuorit eciam quocunque tempore consecraiidum atqne in cnpientes est frangendam.

10. Iniqoiesime Boma: ponti: infidelium cetibos ad dominici corporis 8umptioii«m congregandis , saltem ehisdem ordinaoit m^bnättom oontra Jesu Gkristi !iistltiitIoii«m apostoliceqne eedlesie obeenuMtonem.

11. Saeerdotes feneiftbili saeniiMiiiko participantes Tna oma plsb« diuidere nmitaui BegUgani nec eonumoie l«igaliim imqiie (adnemis testatoris or^ünaeionem) slbi soUs mipue m^nain pnasamBnt

12. Sient Obrisü gleriese lirgliiis et aliomm sanoftomm üna- gines in Chnstalonim templis sabnartondas, ita «eiam Bdemnes pempM qiiibiis ^enmbile sammentiim hmc inde eixemnlBrtar» abregantea arMtvor.

80*

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AjSAtSKVmH.

vm.

NI«o1aiib Coel rab J>* Jiisto Jona P. spirita et Utm ^ (18. Hofember 1532.)

io« Jonas in eap. 1 eptotola

ad Borna'.

X.

PliUippoa Melau: 1. Jiutificaeioii» priooij^iiiii est per fiden *.

XT.

IMs: S. Llbri 4: Mar; Lothe«: (1620.)

1. Non plaoani aaerameiita noae legis üc distingoi ut alk rmedia taatn aiat eontn peeoatniii alia «tiam g^ntiam confera«! adinIrioeiB-

1) BL 70. Die 27 Thesen bereits unter 1522 bei Kaweraa, Der Brtefireehiel des Jnstns Jonas Hslle I (1884), a 84. Aber wir

arfiJinni erst aus der im Codeoc be&idlicheii Überschrift watet Vor» gldchuDg mit dem Lib. dec. den Tag der Disputation, l^. Norembcr 1522. Vgl. I>ib. decanorurn p. 27ff. : F. Nicoln^is Coci 'rangliimnoiisis die XVili i^ovembris prausi deute D. preposito prw ieltkkchiü promoCns est sacie theologiae formatns et senlsnolarias.

^ BL 70^ eben&Us bei Kaweraa I, 85. Es ist au lOND in These 7: Resurrectionig articulum. These 16: pimirL

3) Bl. 71. Im Codex dorcbstricboii, weil in der Baseler Saouu- long gedruckt, und swar als Themata circularia.

4) Diese Thesenreijie (BI. 71 1>) Lather's ist meinOB Wissens hU- her unbekannt Die Übersehrili möchte kh vermatangsweise dahin

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KOI«DI^ WITTENBBlUiEB DISPCTATIONfilTHESEli. 465

2. Omnia ptmoB saoramenta tum nmedia sunt peoGati tnm adinuant per gratiam n fide ansoipKMiftiir.

3. Nos arbitramor sacramenta noiie legis oonatara ez pro* missione dei ei aigno viaibili.

4. Tot samneiita Hone legia ennt qaot pronuaea et adimcta

Signa.

5. Baptismiia Enohaxistia et pomitentia tria proprio so&t saraamenta neue legis.

6. Ceteia Tidentar ab ecdesia et fsa primnn Institata et appellata sacramenta noae legis.

7. Nihil obstat qnominas tot sacramenta qaot articali Bimt lldei dici possint, si signum visibilo tollag.

8. Immo qnot sunt yerba dei tot üero sunt sacrameiiiaf quo fidem excitaat etiam si signuia dssit.

xn.

Plillippiis Melau: sub B. B. Petro Font ^ (9. September 1519.)

Blgpntatlo Ctrenlsiis * Jo«: Jonas,

1. Tametsi instis et in Christo liberis noa sit lex posita:

2. Tamon potestatibus parentlum est.

3. Non est enim pi>i«sta3 nisi a deo.

4 . Ceterum, si contra deom praecipiant quid (sie) magistrutua audiendi non aunt

erklären, dalii es eine zweite auf das vierte Boeh der Lombarden ■ich begehende Disputation Lather*s ist. ffie wird ins Jahr 1690 Tor die Ausgabe der Selurift ^Von der babylonischen Gtefangenscbaft " geliürcn und wimle dann in die in der Weim. Aoagabe VI| d70ff. nutgfrteilte Gruppe von Thesen einzureihen sein.

1) Meluichthon's unter Petrus Fontanus am d. September 1519 ▼ertddigten Bacealaureatstheeen. Aus dIeMm Oodez BL 72 abgedruekt bei C und W. Krafft, BriefiB und Dokomente, 8. 6 und in den Ix)ci Commiines Philipp Mclnnchthon's in ihrer T'^'rj^estaH OtCi 2.Anfl. ed. Th. K(.l<lf iErlangcij uiifl Leipzig 18*J0), S. 260ff.

2) Bi. 72. Zu der Überschrift diaputatio circularis vgl. oben 8. Anm. 1.

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466

AKALEKTEN.

5. Quare et principes Uli euangeliiim immo oppognautot

cerrime obiurgandi sunt.

6. Modestiam ibi reqnirero eanüs prndencia est

7. Porro ex hoc poteatatom iure tum est» yt papa bomb Uigm

obseruari postulet.

8. Neque enim ullam legem condere licet Episcopis.

9. Sed aemel adempta est eis potestas damnandi yerbo Cluridti:

¥00 Bon sie.

10. Oeconomi enim sunt et ministri meri.

11. Eatenos yero audiendi quatenus domini sni Terbam pie-

tlicant.

12. Ki CO portiuet hoc qui vos audit, me audit:

Quo verbo miro ad suam tjraüuideni finnandam migno orbiä malö abuäi äunt.

UV.

All«: JeUU DoellfiQ K

1. Dens in plenitodine temporis miait filinm mim factum 6x mnliere , factum mb lege» H eoa * qni snb lege enai ledi- meret. vt adoptionem fiUonim redpmittas:

2. Cuiiza inetieia per fidem Jesu CShiuti non taatom ad indeos (qui sub lege erant, sed in «mnee est et n^ir omnes) se eitendit, qui eredimt in emn, eo ^aod emnes peeeamni et 0gent gloria dei.

3. Nam ipse est expectado genciimiy in euiiia Imnii» gentes ambiilanuik An iadeonnii deiui tantum, nonne et goncium, inuso et geneinm qiiaadoqiiidein yma est deua, qui inatificit tatmr ciaionem ex fide et pTaepadmn per fidem.

4. CnioB tei non leue documentnin est magonun ab erMili Yeniencium supplez ontio^ qui » etella ad locoiDt Tbi piier nili ftienint ducti.

5. Cum qoibiis et nos cubile cordis intremüs dominum adora- turi graeiasqiie Mtnri qiiia TisitMiit ei ftoit redempcioiMi

plebis sne.

6. Non enim ex eperibue inatioie quae fecimna nos, eed ai- eondiini misericordiam miam saluos nos fecit. Ideoque deo noa gimus ingrati, qui noa potenter in faraobio ano de teaebnraa poteatatibns Ubenuiü

1) Es folgGQ Zlrkulartbesen von Joh. Dölaob fon rnUHrchan. deasen Naii^(^ sehr Terschiedea wiedergegeben ist.

2) Cod.: CK).

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KOtDE^ WITTBHBBUGBR DlflPUTATIOMSTHESBN. 467

Äli^ i Joliau: Doclye^»

1. 8piriiiis Baaetiia» qoi fidelts bom mm qnae Milutia aont do€0ft» ideo puadjios dioitiir toI» qiii& pro nolns bieDanabOUnis gimitiinii postaüii Tel qidA alKUtttM iimoieiitiaB triatidft mentis

2. Qni qnaonus iniiiaibflii inooiporeiiaqae ni dem fial- MKS^tis temen eoxpoidiqiit slgius piita igne lingnlt «I eolumbe ipMie. waBiMltter hob aiiie nuBlerio vppBxm Tolnit

8. sicat ipse ignis est, per quem peeeiilonim ntbigo ' ömanaikar, ieireniiiii eor eelestt anore iDeeditnr maleqae frlgidi- tetti tepor ab eleekis ftgaftur.

4. Ita edm ipaa soh» est qoi intns loqmtar» emdift^ fecnn- <lai^ finifloaife alqne eUngnee dinuus laudibne dieertiBsmLOB veddit et ediuiliiiia simplieitete pnroa ab omni atrabili libem * fiuai

5. Qni nbd intns dooMl^ frostra seimo extemns sonst nec ineendinm, recti amoiis praebere ralet lel si angelicis lingnis doeeos snadeai

XVI.

Alls Johi. BoelleU*

(28. Hte 1523.)

1. Quod dens superbiö resistat hnmilibaäque det gratiam ¥el ' correntis duminice factum ©st nobis documento.

2. Nam cum euaugolicua mutiis a domino mirabiliter curatur, tarbe admirantur feminaque in domini laudem vocem ex toll it.

3. Sola pliarisaica sanctiUs innidia tabescens impaciens veri recta facta quae negare non potuit, blasphemijs lacerare studuit, com domino improperaado dicit in Beelzabob principe demonia <Öicii

1) Msk, nibibigo.

2) Cod.: libeberos.

3) Der Text bietet deutlieli dio Abkürzung für vcl, es mufs aber eine Abkürzuug für evangclium dageätandeu haben | deni ofifenbar flinuBt 05Mi das BTangdiom des Tergaugenen Sonntag (Oculi) zum AuBgatigsptuikt aeiner Aniilaeeiingen. nun der Tag der Zir- kularthpRcn Frcitap: war, «o wird man mit ziemlicher Be '^immtbeit Freitag nacb OcuU den 28. März 1522 als Disputationstag umehmen dürfen.

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468

ANAIiBKTEir.

4. Abscondita enim hec sunt ad (sie) huius secoli sapienti- bus et reuolala paruulis. ita pater quoniam aio j^laoitam foü ante te.

5. Itaque noli altum eapere sed time. ad nullum enim aliam respicit Tiiei ad paapercnlom et couthtum apihtom et treoieii- tem sermones suos.

6. Sic hnmilis et mitis Christus non maledictis sed pulchro paradigmate alta calompniancium snporcilia frangit docens se noa in Beelzebub sed dei digito demones eicere.

7. Si enim eorum apostoli non in demone sed in spiritu sancto demonia eiciunt, non immonto oornm iudices erunt. q^uod idem factum cciam Christo non ad8cri])son:nt.

8. Cum eciam inferior superiurcm non ejiciat. Christus autem demonia oirit. ideo uon eorum seruuä, non eorum socius, sed eiü äüperiur fuit.

9. Insuper et conatu et opere prorsus dissidentes ob^ei^dijä se non honorani Christas autem a Beelzebnb longius quam lux a Tenebris distat, qaomodo ergo societate et obseqoio se rnntoo honorani

xvn.

AIIa Johan: BrlMmannl \

1. Penitencio crui corruptionis nostrae est immnt^icio et aasidua mentis renouacio. mortiücacio camis odinmque eni.

2. Hanc cmcem natura öine gratia non potest non odire.

3. Siquidcm crux ipsa oanii didt: non sis caro et con- onpiBcentiae non concupisces»

4. Ad (ric) hoc natore non modo vehementer contrahnm sed eciam mors est.

5. ideo ipsa fugit et odit penitenciam nec crucem sufTort, niti Spiritus qui eam ipsam dnlcem suaTom amabüem faciat, afltaerit.

6. Hanc penitencie crucem Christas omnibns ex equo prae- dicaait, dicens, poonitentiam agite Matth. 4.

7. Hoc nihil est aliud quam motare vitam quod fides facit eipurgauä peccatom.

1) Bl. 74^. Joh. ßriesmaun wurde am 31. Oktober 1521 Lic, am 21. Jauuür 1522 Dr. thcol. , Lib. dec 26 f. Tgl 83. I>i6 Tbesea, die dnteh die Bei^liinmg „Jßm** idienftUs •b^rknlmteeB ^ ralLteflderl weideii, weiden also aaeli dem Jaiiiier 1688 ta selMi sein.

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KOLDB^ WITTENBEROEB DISPUTATIONSTIIESEN. 469

& Kon igiliir piteduari doett poeaileiiliam iUain fletam sophistaumm pspIttammqQe, qua» ad honua dntai

9* QiiaaBdiu enim Tialtiir, po«]iit«idim et aonaDdom aet vi paooaloiii expeDaiior.

10« Idao todaa Apoatoliui «ihoilato vi enioiligaiiMia eaniam am oancupiscandiia.

11* Hoa digBoa poanitaiieia frneloa mal lohaimaa ai poc- catam expnrgeliiir tl iion opem «xtana aimnlMto.

xvm.

AM» Johaiu BrlaanuamL

1. Hominum voluntatibus plene dominatur.

2. AU^m hinc malorum eciam cordibos ?titar ad iaadem Saarn.

3. Sic puuiendo infligit peocata, sicut eciam iratus morbos infligit.

4. Proiinle mala at^ue peccata, quae sunt piaecedenciam vi- doruru poenae qou solom permissiue (at aiunt) ?eram eciam po- tenter deus in malis operatur.

5. Nec tamen ideo male facit oöc peccare dicitnr,

6. Immo eodem operö quantum ad se pertinet bonum facit

7. Agit itaque tremendo qoidem iadicio deus in yasis eciam iia qnicqnid vult.

8. Igitur instrumenta dei öunt eciam mali.

9. Fortiter idciroo omnia compreliensa 8Uiit arbitrio ?ere omnipotentis dei.

AU»: Johl. BrleBniranl«

1. In nobis nihil est periculobius raiiouo uoötra ot vohmtate.

2. Firma Ildes abstraliit ab omnioin creatorarum fiducia quae in celo et in terra snnt, trahiturque ad solum deum.

3. ßnrsns quantum abest fidel in homine, tantum adest tene- bramm et impietatia auersionis a deo conaeraionisque ad crea- turam.

4. Auersio dielt deo non esso curam de bomltilbos, sed n- itadnm esee eecandam aordium noätrorum consilia.,

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470

▲NILEKTEN.

6. Hinc ex dei ij.niorancia ot impietate. sicut lüuunuii reniffl ita quoqne venoratioiiis sanctorum ortufl est Libasus.

6. Qui a sanctis praeoantar expectant^ae anTilinm idoktn 6\mtf ociam si piitant sese colore denin.

7. Signa tarnen el portenta aumiire sinit deas at temptet HOB an credoinus.

8. Sic RiJ eodüc^ndos homines pReudoohrigü et psendopro- pbete, ßigna magna et prodigia dntun praedicantur a Christo.

9. Vt a spiritu serpentis euei a iloßö facti landatur con- fraccio, itidem et exeelsomm (in quibns eciam deo immolabantor) destrnotio.

10. Ita hodie in domibufl nostris, quaa vi riimus ecclcsias arularum adeo muUiplicatarum euersio gratissimum deo opus foret factum in fide.

11. Atqiio :sic forte deploranda miseraquo prinatarum (yt vocaiit) miss^irum uumüioöiUs abrogaretur, in ^uibu^ peccatar adeo liornbiiiter.

XX.

Alfa Johan: Dolsex ^#

1. Christus vniaersonim dominus, solus omnium tribolacionnm penas importuno * tempore abit'it.

2. Qaod cum chananea illa fide integra' didicisset eum ot ot 86 et fiUam liberaret^.

3. Et qoia fide et oratione constans Mi ideoqiM nuMii- corditer, quicquid yoldt hnpetranit

4. Sancti ergo, et si a donmino se moz auditoa non Benoniili penenenuit tarnen in sanoto proposito oertinimi qnod a dombio eint optaia reeeptori*

5. Oiodonis (sie) tut ac saaeti prupüsitt oonstantiam nihil adeo fiimat quam pronuBnonis ▼erbnm. quod fidolis gandeos ampleetitiur fblnraque doi dona pacienter expectat quamnis fiuloiii ioam ad tempus a mm ahocondat donüniis.

t) Vielleicht liegt auch hier eine Beziehung auf das ETangclittm dea vorhergeheuden SoimtA^s vor uud dürfte daim diese Disputation auf den Fratag nach Bem&ieere 81. Bfirs 1682 aiuroBelM& eein.

2) Von Hella mit roter Tinte verbessert in oportono.

3) Cod. nigra mit einem Abkürzungszeichen.

4j Im Cod. fi dann mit roter Tinte eigänzt „1. liberaret".

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XOLDE^ WlTTBNBBBCnB DISPDTATlOiraTHBBBIff. 471

XXL

Iiis posieio Cbenlaiis.

1. Sicüt yiduiis reijcimus iunioitts BIG monaclxos 0l iuTones bnBbjtoroB (sie) ceUbds etc. K

TTff-

Alla Fositlo Cireularis (Jo. Boelsch?).

1. Lex factorum non in solo iudaismo oxistit.

2. Nisi quiflpiam vellet equiparare cliristianismuin iudaismo.

3. Lex Ikotomm omiua lex est a deo tndita, sed coxdi non inBcripta.

4. Lex factomm dicitnr sicnt lucns a non locendo.

ö. Factomm lex propter spiritalem * aduersatur homini.

6. Contra fidei lex spiiiia focnndat carnem et eam epiiitali fiictoram legi concordant.

7. Lex fidei bonorum operum et factomm est genetrix. non taami dicitur üMtonnn lieet «iaaniodi oenseri poesit.

Alla Jo* Jone,

1. Cmx Semper comitator enaageliam.

2. Sola crace autem emdimnr quam Innotom robur sit fldes.

3. Tribolaeio eniin opentor padenoiam, padenoia Ttro pro- bidonem.

4. Ezpertt aniein aeiael misericordiani dei forcios tonfidimiiB 2. Corin. 1.

5. Cmcem T«ro non sei nt eligas ant quaeräs.

6. Vera enim cmx ett quam deoa imponii £1 eo pertinet bee. Mathei 9. Non possunt filg sponst lagere qnamdin cum ipeis est sponaw ete»

1) Diese wahrscheinlich Carbtadt ungehörige Thesenreihe im Codex wieder ani^ieitrieliea, weil sie in der fiasefir Sammlung abge- druckt ist.

8) WoU m eiginsen lagern.

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479

AVAUESTEN.

4.

Zor GhroDolo^ie Inlherscher ScbrifteD in

Abetdfflabbstreit.

Von

D. Hu Kolde in ErLuigwi.

Obwohl der Abendmahlsstreit so oft ö^genstand der Unter- suchung und Darstellung gewesen ist* herrscht über die Clir no- logie der einschlägigen Schriften sogar der Führer im Streit, nm ?on der Menge anderer heute kaum beachteter Flugschriften zu schweigen, noch eme sehr groüse Unklarheit. Es lohnte sieb der !ilühe, eine Spezialarboit über diesen Gegenstand vorzunehmen, die jedoch nicbt obno sehr bedeutende bibliographische Hilfe- mittel, die mir leider nicht zugoboto stehen, zum Ziele fuhren würde. Indessen genügt doch das aiigemein zugangliche Materiii, um in bestimmterer Weise, als dies bisher geschehen, die Chrono- iogio der Schriften Luther's, Zwingli's und Ökolampad's fpstza- ßtolleii, wie dies im Folgenden für die Anfänge von Luther's Eintreten in den eigentlichen Stroit, an der Vorrode Lum schwäbischen Syngramni^ und dem Sermon wider die Schwarmgeister' gezeigt werden 30IL

Wann ist die Vorrede zum schwäbischen Syngramm er- schienen? Plitt* setzt sie in den Febniar 1526. Er bemft sich dabei auf drei Briefstellen nus liuther, die mir aber nur zu beweisen sclioinon, dafs Luther damals die Vorrede noch nicht geschneljou liat. Wenn er dem Agrictda meldet (De Wette IT, 93): in Üecolanipadium et Zwinglhim egregie scriptum est a Sueviae doctissimis viris, qui liber hic editur denuo, so ist klar, dafs jener Neudruck sich nur auf den ursprünglichen Text be- liehen kann und, wie namentlich der Zusatz illi Tcro et copiose et erudite ergiebt, Luther den Agrikola auf eine Schxift aufmerksam machen will, die ihm fieUeichi noch unhe-

1) E. A. 65, 179 flE.

2) £. A. 29, 328.

3) G. Plitt, Einleitong in die Augustana I (1^67), 479; Ka- wer au, Joh. Agricola (Berlin 1881), S. 87 giebt nichts Aber die Zeit der AliüHiiing an.

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KOU)£, £QB CHBONOIiOCUS LOTHfeE'SGHmt SGHBirCBN. 470

kannt ist'. Von einer Übersetzung des Agrikola ist auch ia zwei anderen Stellen, dio Plitt heranzieht, nicht die Eede. Sie sind nur ein Beweis dafür, wie spät man in Wittenborg von dem SciirifUtück Kenntnis gehabt liat , denn mau wird mit einiger Wahrscheinlichkeit echliefson künnon, dafs wenn J^uthor schon davon Kenntnis gehabt hätte, or in seinem I-!riofe an die Keiit- linger vom 5. Januar 16 1^6 ^ sie oinst\7eile2i auf die £rklAning ihrer Landsleute verwief^on haben werde.

J. Köstlin, der dieselben Stellen wie Plitt citiort, giebt keine bestimmte Zeitangabe und weist uur darauf hin, dafs in Lüther's Vorrede (E. A. 65, S. 185) bereits auf Zmngli's Sub- sidium und ökolampad's AntiajBgramm Bezug genommen werde, und läfst darüber keinen Zweifel, dafs er den Sermon wider die Schwarmgeister, Luther*s „erste eigene Gegenschrift gegen Öko- lampad's und Zwingli's Lehre fär später erschienen halt Ohne Belegstellen zu geben, setzt A. Baur in seinem an Ma- terial sehr reichen und durch treffliche Auszüge aus den ein- schlagenden Schriften ausgezeichneten Werke Zwingli*s Theologie (Halle 1885—1889: Bd. IE, S. 44) die Vorrede zum Syngramm ia das Frühjahr 1526 und giebt dabei an, dalüs der Sermon «ider die Schwarmgeister** bald darauf erschienen sei, während er auf S. 474 ü desselben Buches mitteilt, dala derselbe gegen Ende des Jahres 1526 erschienen wäre.

Wie yerhielt es sich nun damit? Die Wittenberger Quellen luMn uns vollständig im Stich. Nur aus dem Briefwechsri Zwingirs ^ kann man zu einem annähernd genauen Resultate kom- Ben. Am 9. April schreibt ökolampsd an Zwingli: Fernnt Ii qui

1) Vgl. De Wette III, 95 an Amsdorf : Jkluntur apad n08 duo UbdH in Zwinglium et Oecolampadium, uuus Theobald! Hillicaiii, alter 14 miuistronim verbi in Saevia eruditiBsimi et siocerissimi, qui sauam fidem egregie tuentnr in Sacramento : fidebis gandena, ai nondum vi* dM; und an Spalatin am 97.111» 1686: Pom erodilisaimM ideBtiae vtro« contra Oecolampadium Bcribentes le^ue te puto: mirum quam placeat libellus, ebrada III, 98. Der Witt«nberger Neudruck ist kdenfalls der von Strobel, Miscellaueen litt Inhalts III, 158 citierte: Syugramma clarissimomm qui Halae Sneuorum connenenuit vfatnnim super verbls Ooenae Dominicae, et pium et eruditum ad Johannem Oecolampadium. Baaillensem Eccleaiasten. Wittemb. 1526. 8". 5 Bog.

2; De Wette III, 79 ff. Das Schreiben erschien auch im Druck: Allen lieben Cbriäten 8U | Reutlingen meinen lieben ( hem freundgi brue- 1 dem in Christo | Martinua | Luther | Wittemberg | Anno HiDXXvl. Basdlflirte. 5 Bl. Letzte Seite leer. Erl. U.-BibL Vgl. w. imtaa.

3} Köstlin, Martin Luther', S. 86ff. 642.

4) Zwin^'H oj>p. VIT. VIII. Ich kann bei dieser Gelegenheit nicht mein Bedauern darüber unterdrücken, dafs wir noch immer nicht eine brauchbare Ausgabe von ZwingU^s Bricfwechael besitxen. Die m der voftiegenden Ausgabe sieh findenden ErUlningen sind iket alle fidseh oder irre fillireiid.

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474

a Wittenberga hnc yeniant, Sae?onun Syngramma in Yernacolo aemoM denao ilUo ezoudi ona eom expositione Lntheri m 6. Oi^ Joh K Bim habm wir dk «i«te aichm Kunde. Da* iiadi flUtt iLbUMKimg wd Diwk in te Mldahr 1586. Im Juni weilk man bereits in ^tnAbnig tob dem Inhalt» hat aber noch kiitt Bi«mplar, mal dar Hagmonr Droflkir Soearins dae Bnoh bia nr Maaie nrfleUialtfln woUte. Mübui hofft Capito, dem Zwingli sobald ala miO^oh dn Eiem^ Temshaflini n kuoBMi An<dK Ökolampad hat am 28. Joni ent eine ditnUe Kunde Ton Lntbeifs Vorredet Bald daxanf ward» dann die Meaee m Staa&bozg abgehalten« denn nm dleae^ nieht die Fiank- ftirter. handelt es sieh und am 8. Juli kennte endlieh Boeer dem Oholaai^ad ein Bzemplar an öbolanqnd aohleken*.

Hiantaeh wir« also daa dantaehe Sjngramm mit Lothar*« Vorrede Anfang Jnli rar Amigaha gelangt

Wann ist aber der Sermon wider dia Sehwarmgeiatar araohienan? Wader in den Briete LnthaE^a nnd HehuMhtfaon'a noch dea Jonaa oder Bngenbagcn wird derselba arwihnt» und wiederum sind wir auf die Schriften der Gegner angewieeen* Aua einer Stelle in einem Briefe des ökolampad an Zwingli Tom 23. Juni, indem der erstere eines dnroh Zwingli erludtenen libaUus Lutheri Brw&bnung that« könnte man aohUefsen, er sei TOr der Vorreda sum Syngramm erschienen, wenn nicht dar Zo- eammenhang es wahrscheinlicher machte, dafo mit jenem libellos Tielmahr Lnther*a Brief an die BantUagnr gamaint iat^ Dia

1) Zwfaigli opp. VH, 490.

8) Ebenda. Capito an ZwingU 11. Juni 1626. & 617. Lnfhenu

Buevomin syngrainmn in Gfrnmnicnm vertit et commendaTit magni- fica praefatione, iu qua Tu et Oecoiampadius perstrieti estls, ctii veilm responderi. Nondum nobis copia ^ta eat: uam imprüääor fiaiMiniiw ad nundinae uBque vult eelaie. Adomavi ioatdiaa et speio me propediom naotnrum eopiam. Tom mos habebls: nam leqpoomn* dum ent.

3) Fama enim est quod XYI Chartas praefatus sit (Luthanis) in libnuB Sueforom, c^uae um leoeperimua, Heebit et ionooentiam noatraai et Seripturae doctrmam diluddam orbi declarare. ibid. p. 619.

4) Bucer ad Zwinglinm p. 521 : in bis nostris nnndinis. Vgl hierzu Gerhelius in (jineni noch iiji[;*jdniekten ]>rief an MelauchthOQ vom 10. Juli lo2b; Et quia uuitc apud uos nundinae sunt, concioiie heetema nihil aliud motiebatur (Buoerus) quam peregrinoe m aenten- tiam 8uam ut traheret.

5) Habes hic prolo^um illum galcatum (praefixiim) Syngrammati Snevorum. 523. Anmerkung. Dieser wichtige Brief, iu dem l^ucer Mine Batschläee über die weitere Behandlung der Sache giebt, hat Idder bisher nusht die radiente Beachtung gefunden.

(i^ Kpiptnla tua cum libello Lutheri reddita fuit post abitio* nem ministri inei ; et quia mouuit tabellio, ut scriberem, relinebo epistolam Lutheri. a. a. O. S. VgL Ökolampad an Zwingli

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KOLDB, ZUE CHKONOiiOGIE LUTH£E'SGa£U äCQ&lFTEN. 47 5

erste sichere Erwähnung: des Sermons finde ich in einem Briefe Capitos an Zwingli vom 17. Oktober 1526: Luthori Sormonos m nustro Conventu legimns in conürmationem dubitautium fratium, quos evanidis iUis rationibns abs se absterrot prorsu^ ^. Hiemach wird man die Ausgabe desselben c. Michaelis 1526 anzusetzen haben.

Aber was hat es Biit diesem Sermon fQr eine Bewandtnis? Darf man daiia wizUieh mii Ktetlin, Lnther's „erste eigene O^nsehxift gegen Okö]amp«d*0 mid Zwingli's Lehre*' sehen, nnd ist er «iiUieh y/on ihm snr BekSrnpfimg der Gegner ge- schrieben worden?

Die Sehrift' ist das» woftr sie sieh ansgiebt, ein Sermonf eine Predigt, oder vielmehr sie besteht, wie bekannt, ans drei Predigten, von denen die beiden ersten Wesen nnd Zweck dee Abendmahls l<ehandeln nnd die dritte die Beichte. Ihre ganze Anlage l&lht mit Sicherheit annehmen, da& sie gehalten worden sind: nnd Zwingli spricht darum mit Beoht schon im Titel seiner Gegenschrift „Frandlich Ycri^impfling und abl«- nsng" Ton der „Predigt an Wittenberg getfasn***. Wir sind anch in der Lage nachzuweisen, wann sie gehalten worden sind. In den Ihdices des Andreas Posch ^ zu dem leider Tcrloran ge- gangenen TeU seiner Predigtsaramlnng findet mjtä die Notiz, dalb Luther am Tage Tor GrOndonnerstag 1526 mid zweimal an diesem Tage selbst Aber das Abendmahl und Aber die Beichte gepredigt hat. Da der Sermon im Herbst 1526» wie wir ge- sehen haben, erschienen ist^ nnd die darin enthaltenen Predigten

12. Juli 1526. a. a. 0. S. 524. Epistola eiiui ad Hutliugeuses cum

Luther vom 5. Juni : Potuisset iionnihil horum conatom morari epistola tua: 81 per Secerimn extemplo fuisset evnlgata (Th. Kol de, Anal. Lutheraoa, S. 81), wohl eher auf Luther's Brief an die Stiafsburger gehen , der unter folgendem Titel enehien: Eyn Qoittealidhe I wax^ nung: ausi dem gejst vud | wort gottes: sich vor den oflb&t- \ licheD irmiit2:en , so yctzo des leybs vud pluts Christi halben | zu verhütten. Marüuiis Luther. | MDXXVT. | 4 Bl. Letzte Seite leer. (Krl. U.- Dibl. Münib. Stadtbibl.) Diese Schrift weicht, worauf achün Pütt s. a. 0. 8. 478 aufaerkeam gemacht hat, bedeutend ron dem bd De Wette HI) 46 mitgeteilten Auszüge ab.

n fi a. 0. Xn, 552, ferner \ail,..14. 2^ ViellHcht hpz\eU sich darauf auch schon eine Stelle bei Ökolampod au ZvringU vom 13. Oktober. Vn, 547: Lutberi puerilem Hbellum. 2) £. A. 29. 328 £ 85 Opp. n, 2, 1.

4) Andreas Poach's handachriftlicbe Sammlung ungedrucktcr Pre- digten D. Martin Luther's aus deu Jabreu 1528 bis 154C heraus- gegeben von G. Buchwald (I^ipzig 1881) I, 1, S. XXIV: bd. L A puandio: firuetna qni feruutur in bis qui digne saaamentum ac- cepemnt. Iterum de confess. M. Ind. Ii: In vigilia coeimo Donuni (2b. Jdftrs), Ipsa die coenae Domioi (29. März), A prandio coufessio.

nuntio Argentinensi perlit. Di

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476

dm Inhalte nadi nioht in eaum fxfünmia Jabra gehaltm w«»- deu sein kAnnen» ao wird die Annalnne gareehtfextigfc aein, dab wir in den ha Sennon inaanunengesteUten Predigten Jene fke> digien Tom 28. und 29. Min 1626 beaitaL bt dieae An- nihme, die «neh allein die aonal nnveretindliohe Yerbindiuig mit der Bekhlpredigt erUtrt, richtig, dann wird man aie aUerdigiga haam ala eine Oegenschrift gegen ökolampad nnd Zwingli 1m> aeiehneii dürfen, wenigstens nieht als eine solche, die etwa ¥or- Unfig zur Bekfimpfong der Gegner und Berohigong der Freunde dienen sollte. Wir sehen nur, wie Luther seine Gemeinde Aber die Streitpunkte belehrte » nnd ich besweifle, dals er die Pre- digten selbst herausgegeben hal Dagegen spricht mir eraleiia das Fehlen Jeder Einführung: nachdem der Streit bereite se akat geworden war« Luther sich so deutlich in der Vorrede im schwäbischen Programm ausgelassen hatte, würde er in einer Ar die Öffentlichkeit bestimmten Schrift, um welche die Freunde eo dringend baten, sich ganz anders ausgesprochen haben. Zwei- tens spricht dagegen die Beifügung der Beichtpredigt. Drittens würde Luther, wenn er selbst die Herausgabe veranlaCst hätte, auch die Freunde einstweilen darauf hingewie.'sen haben. Statt (iößöcu boren wir nur das ganze Jahr über von .seiner Absicht, gegen die Sektierer zu schreiben. Die Schrift wird weder von ihm noch von seinem Jb'reundeskreiso erwähnt, ja sie scheint für Lnther gar nicht zu eiiötieren, wenn er in seinem (Uro Isen) Bekenntnis vom Abeiidmubl Christi schreibt: „Und wiewohl ich durch die zwei BQclilein, eins wider die bimmIii<cLei: Propheten, das ander wider die Schwärmer \ allen YerständiL'eii Christen genug gethan habe", E. A. 30, 153. Aus alle dem scheint mir hervorzugohen , dafs wir in jenem Sermon nichts weiter zu sehen iiaben als drei Gcmeindepredigten Luthür's und zwar Tom 28. und 29. Män 1526, die ohne Luther's Zuthun verOÜentiicht sein werden.

1) Das iit aatüriieli dio Sefarift: ,.Dals dieoe W<»te Christi »dss ist mein Leib etc.*", Eli A. BO^ 14. Aooh in dieser flehtift ignoriert

Luther den ,, Sermon wider d:o Scbwarmg-eiater", wenn er S. 20 schreibt: „leb lüibc 2,war wider den Carls ladt die Sachen mit Fleils elt und aiäOj duTs wer nicht Luät hatte zu irren, sollt sich wobl behdfen wider soleh Tenfelgespenst. Ab» melii Uebeo Sehw&rmer Temcliten mich so herrlich etc/* und weiter imteu: „Und ißt aucli dies der Ursach eine, dafs ich bisher verzogen habe, weiter wider sie zu schreiben etc/'. Und kouätaut beseichnet er das grofse Bekenntnis als zweite Schrift segeu die Salcramentierer. Vgl. De Wette III, 287: alt er am contra SaersmeiitBrios et ipsam novissimam coufutationem. p. 250: cgo quoque iam secundo in illos vehor. p. 252: Ego in Schweriuerios sacrameuturio? scciindn et uovisäiiiie t^cribo. p. 253; Ego secuudo et ultimo in «dacramuit^urios vaniloquOB sciibo.

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XAWERAUy THESKH LIJTHEB'8 DB KXOOMinnnCATIOIIB. 477

5.

Thesen Lutber's de exrommonieatioDe. i51&

Von

I. BxcoBmnnieAtioQW pontifieia non ponunt liomiiitiii oztrm giaeiim.

3. Kee mIt» pattteipatloaem bonorum Chtviti eodeslo K

3. Kee tollmit oratlonem ecelesie eed magis augent^

4. Tmmo preeoppoiiniit hominem extra gradam et hi peeeato mortali.

6. Kee in qaolibet sed publioo et scandaloeo ' peecato ^

6. Eieommimicatioiiea pontifids rant solnmmodo pene externe.

7. Shnillter recondliationea sunt aokmmodo externe lieentie.

8. Ye hifl qni exeomnranicationem pape plnsqvam peccatom mortale avt etiam veniale ttmeot

9. Bmni aacerdotes predicHOtea excommunlcatos non gandere lM>ni8 ecelesie ^

10« Impii eiuit Episeopi et eorum Offidalee, propter pe- euniam chriatiaiioi* exoommanieatit

II. Doceadi eimt ehnstiaiii fllnd Hatfaei »Toltenti toatcam ete/ [Katth. 5, 40].

12. Etai OflIoialiB teneatur Jus ministrare actori pertinaeiter» tameB magia tenetnr enm indoeere prina ad obedlendnni dei nandato.

13« Qood dieaiur eonailram esse» non mandatom, dimittendi pallinni aieut virginitaa et Tenditto [ICattti. 19, 11 n. 81], est error ^.

14. 8i etiam constet conajliom esse, tarnen caens Semper eeenrrit in Jndidis, sientß] pct[?] ...ptionem^

H. Lnthema diapntabit. Hee qneatlo ante annnm dispntata est Yel snpra.

1) Hcc decla[rajtur in 4^''* [conclulsione.

2^ Falsum est nisi intelligutur de excom[ixiuiiicatiouej iniuäta. 9S „•eandidoflo*' Maer.

4) Recte sentit [?J contra abusoin .... cuin ecciesiastiooraoi*

5) Fal^um [?| o^f dp. . [tuste?J ezeommunicatit.

6) clirist jaüä'' Mscr.

7^ Dubito de eius veritate.

8) Dnreh Beschneiden des Blattes vcntOBimslt

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AKALSKTEN,

Das sind die Thesen, die als Auszug aus einer Predigt, welche Lother nach der Heimkehr von Heidelberg Exaudi (16. Mai) 1518 in Wittenber^^ ^'ehalten hatte, von ge^erischer Seite ge- flissentlich kolportieiL worden waren. Diese Sätze hatte wohl Kaiser Maximilian im Sinn, wenn er am 15. Au^nist 1518 dem Papste schrieb, Luther habe in Konklusionen und Predigten auch ^de vi apostolicarum Excommunicationum viel gelehrt, „in qnibns danmosa et haeretiea pleraqne videantur" (Erlanger Aus- gabe Opp. m. arg. II, 349). Ton denseHieii meldet Luther am 1. September an Staupitz , dab i^obeenratores atroees nimia xaptiim ex oie mee [eennonemj in artionlos odioeiseuoe compositoe tum xed«genuit et ubiqne epaieenrnt et spargunt enm insigni nomiBis mei persecntione: deniqne Angnstae inter magnates Telat et irritat Jaultoe: in Dresden [35. Jali] mihi ipsi in ftdem ob- ieetoe Mt« aUatia aliqnot eioadem artieolia** (Enden 284). Anf dieeelben Thesen besieht sich Spalatin's Klage im Biisfi» ▼om 5. September an Lnther ans Angsbnrg (ebendas. I, 232): f^Dieeie non possnm, qnantom tibi mali» qnantmn invidiae eon- flasse Tideantor positionee de ezcommnnieatione. Isthinc hne qnidem satis ndrari neqneo missas, eoqne magis, qaod ent^nnetam habebant (ezpertns enim scribo) epigramma amarnlentiasimnm in Bomanam avaritiam.^' Diese Thesen, die dem Reformator so TteL Yerdrufs bereiteten und ilm dazu yeranlafsteo, Bnde August 1518 seinen Sermon Yom 16. Mai noch nachträglich, so gut es lieh war, ans dem Gedächtnis niedersnsi^hreiben und als Sermo de virtnte excommunicationis ^ zu verOffentUoheo , sind meines Wissens bisher nirgend aufgefunden worden. Sic haben sieh aber handschriftlich auf der Stadtbiblioihek in Lübeck erhalten, scheinen also damals ihren Weg auch nach Norddeutschland ge- funden zu haben Der Unterschrift nach zu schliefsen ist die Niederschrift derselben a. 1519 erfolgt; das epigramma, von dem SpalatiT] meldet, ist ni« lit dabei Das „M. Lutherus disj.iU- tabit" entspricht cnnz der Situation im Sommer 1518; er wollto in der That emo derarti^'e Disputation lialteu , unterlief» dieselbe jedoch auf Begehren dos Brandenburger Bischofs (En- ders I, 212). Wenn der Schreiber dt-r Lübecker Kopie bei- fügt „haec quacstio ante annum disputata est vel supra", 80 wird man natürlich darin nur der Zeitangabe Wert bei- legen dürfen, um das Alter der Abschrift danach zu bestim- men, nicht aber schlieÜBen dürfen, dais die fragliche Dispotation

1) Zu den Titelworten „a lingnis tereiis tandem everberatus

•ei (neben Sir 2H, If" VulpO auch an eine Stelle in Joh. Bus' ,,Scr- monom ad populuin Tomus tertius" Bl Eij erinnert, wo wir der Auf* jKshiift b^;^gnen: „De iingaa tertia et malo deiraotionis

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BRIBGERy THB8EN KABLSTADT'S. 479

«irldieli evfblgt sei; Di« BaDdbfliiLerkiiii90&, die Ich ala Anmef kaDgen gegeben liabe, die aber leider tobi Badibinder teihrelae weggeacbnitten aind, atammen von einem andern ala dem Ver- feitiger der Abacbrift; aie Terraten einen den kflbnmi Oedanken LuihBc'a nur lOgemd folgenden Fremd. (Vgl. KOetUn* I, 211 iL and beeenders Weimarer Ausgabe I, 634 ff)

Zugleich sei bier bemerkt, dala die Lttbeeker Stadttribliofhek von den ftnfmg Theaen Liitber*s Ober remiaaio poenae et enlpae Ton 1518 (KOstlin* I, 195» Weimarer Anagabe 629ff.) mnen Plakaldrnck besitzt, in dem wir daa Wittenberger Origtoal Tor nns haben and an dem sich der von Knaake benotrte (Mp- siger) Drnck A als ein mehrere Fehler des Originals korrigieien- der Nachdruck verbtlt Der Kopf des Folioblattea lautet hier:

pK0 Pcritatc inquircnöa et tinioiatis coTtfcicntijs confoläbis. i^ec fub H. p. || ^.UacUno tut\}tt Zlu^uftiniano ^isputabunhir p oices Circulares || pro noftro motc (5 IIS. ||

Die Einrichtong des Druckes entspricht sonst ganz der von A (Weim. Ausg. I, 629). Der Drucker ist meines Erachtens Job. Grunenberg.

YariaDten: S. 631, 28 mendacem, sed [ß] veracem; S. 632, 8 culpa, 34 accidit, 38 pmittentiä [also praemittentis statt pro- outtentis]; S. 633, 2 mortatalla, 3 eneretur [statt teneretnr], 8 (id est crimina), 12 Ko: 1 [statt So: 1].

6.

Tbesen Karistadt'fl.

Mitgete'dt

von

Tlu Brieger«

Zu den in diesem Hefte TerMfonfüehten Wittanbeiger Theaen kann aneh ieh einen Utinen Beitrag lieftm.

Job. Barth. Biederer hat bekanntlich im Tierten Bande aeinor „Nachrichten snr Kirchen-» Qelehrten- ond Bllcher- Geaehicbke'* (Altdorf 1768) die ältesten ihm bekannten Sanm- lang» Wittenbefger Diepntationatt beaproehen. Die eiate SteDe

ai«

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480

▲HALEKTSN.

weiöt er einem aus zwölf Blättern behtehenden Quartdruck an, den PF vermutiingöweise dem Jahre 1520 zuweist (S. 53. 56) und dessen Inhalt er 8. 57 73 eiDirehend bebpiicht

Dieser Druck ist bis jetzt nicht wieder aufgetancht, vermut- lich, weil man nicht nach ihm gesucht hat Doch fand ich jüngst auf der herzogliehen Bibliothek zu Wolfeuhüttel einen völlig gleich betitelten Druck, welcher sich bei einer Vergleichung mit den Angaben Biederor's als Nachdruck der ¥on diesem be- schriebenen Schrift herauxititeilt.

Der Titel lautet:

TN8IGNIVM THEOLOOORVM | Domini Martini Lutheri, domini Andrec | Ii ar o 1 oftadij [sie], Philippi melan|thonis & aliorum | conclu* | fiones vari^, pro diuinae gratiae defenfione | ac commoudatione, contra fco | lafticos €( pelagianos { disputate in praes | clara arademia, || Vvitembor^re nfi. || Lege loctor ^ afiicieris verfufacie catalogum | inuenies.

8. 1. e. a. 18 BI. in Q » Signataren A^., BJ., Bq., Cj., Cij. , Ciij., Dj., D.ij, D.iij Der Titel ohne Einfassung. Auf der Bückseite des Titels das InbaltsfMieichiiia; der Text beginnt . A 2* mit der Überschrift: „Sequuntur centom ooncltiaionfB » gratia et natura | domini Martini Lutheri" nnd BCUie£il elva Mitte von Bl. 18*; die letzte Seite leer.

Der Druck wird schwerlich sp&ter als 1520 anzusetzen sein.

An 8., 9. und 10. Stelle finden sich hier Thesen KarlstadVs. Von diesoTi hat Biederer S. 67 f. nnr die dritte Thesenreihe mit- geteilt, bei deo beiden ersten sich mit der Wiedergubo weniger Sätze begnügend. So sind diese wichtigen Tiiesen bisher nn* bekannt geblieben.

Es sind 1) die oben (S. 450 456) von Kolde aus einer Berliner Handschrift ani^^edruckten ,,Centnm quinquaginta nnum [sie] conclusiones de natura, lege et gratia: contra scholasticos et u^jum communom" (Bl. Cl*— Dl^) ^ und 2) BL Dl* bis D 3* die hier nachstehend zmu Abdruck gebrachten *.

Ihre Zeit Termag ich nicht näher zu bestinimeD. Doch liegt ^tage, dafs sie ans ziemlich früher Zeit stammen.

r Vgl. Biederer, S. n3-66. Ich konnte Kr-lde leider erst während des Druckes die zum Teil für die Richtigstellung des Texte« recht belangreichen Abweichnugen zur \^erfüguiig stefleo. Die Zahlvng ist hier ao, wie bereits Biederer augegeben hat: die Thesen werden stets von 1—20» Koktst won l^tO gei^hlt, die 151. mit ,U1* tima* eio^eführt.

S) Biederer hat S. C6 die sechs ersten gedruckt

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BRIKGEB, TU£fiEN lkA&LäXAm'&

481

Triginta tres eonelasiones: de tribuUtionis et prae-

desünatioiiis materi». D. A. C.

j. Caro tribuiatioiiid afflicto spiritui nihil prodest. y. Afüictionc. vclut certo et evidenti testimonio, cognosci«

niDs, an quispiam sit ülius dei. üj. AnL^iistia spintua ebt multo certior index gratiae divinae ndeique quam externa bona upera quimtumcunque sancta, quae vulgus tlieulogoruin opera fidei existimat. i^j. Baptisftti spiritu et aqua tribuiatiouiä vere sunt bapti- sati.

V. Verbum Chriati »Nisi quis renatus faerit ex aqua et spiritu sancto* ubertim et |)lene debet intelligi, ut non Bolom elementarem aquum, aed etiam allegoricam, lioc est tribulaiionem, quam multae scriptorae aquam vocant, accipias.

vj. Tribulatio spiritualis sacramentum est V

¥ij. Sancti afflictionibus atteimati, licet interim ^.e alieuatoB a dei gratia putent diraTittiue, non tarnen sunt omnino a deo derelicti, sed dominum est cum eis.

viij. Dolor et sensus alienati a äanctis dei aut abecini spiritus a deo consistit in magnificationid divinae carentia Inqne defectu sacrificii laudis gandiique matuüni, in conscientia infirmitatis et peccatormn recurdatione. ix. rtile et necessariiiui est praedestinationem Rciie. X Primo, quia in praedestmatioBia abisso monuntur opera

et fides suspirat. jj. Secimdo: nohilisRima abnegationis nostri ?irtus nascitur.

xg. Tertio, qiiod judicii frivoli et temerarii, quo nonnulli temere pronuntiant inmc esse filium promisaionis» iUnm vero perditionis, extunditur acumen.

xüj. Qnarto praedestinatianis perpensatio correptorea placat et mitigat faritque eos tranqnille et placlde abjectos reducere, contractoa aiiigare, inürmos com>olidare et fürtes cnstodire. zilQ. Qnintd: prapdestinationis notio in divinae Toluntatis pro- fan litatem diK it atqne in ea rebeUem hominom Yolnn- tatem absorbet

1) Vgl. m diesen SStMii die BemakiiD^ VOQ Jäger, CbriitadC ^SiiHtgart 1856), & 17.

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488

XT. Homines pnedestinationis scientia fonnati qaae bona in

divinis ocalis saut repiig:nante carne voluntario spiritn subenat, etiamsi amara ^ sunt in hnmano conspectn. x^. Augustinus hanc autnritatem Juan. VI .Omnc quod <ledit mihi pater nou perdam ex eo* * pro certitu iuio prae- destinaturum permanentium forte et petulantor traxit qaanqiKim aliae aant authoritatoa augustiniauum senaum roborantes.

xvij. Nisi rlrcnmstantia scripturarum *■ asseratur Augaatinus. x?iij. Deus ub futura opera non praedestinat. xix« Si Ecclesia sciret vaaa pardiüoiüfi in contnmeliam facta,

non oraret pro eis. XX. Oraüones justorum tantnm praedestinatis sunt salabrea

ad Titam aeternam. xxj. Animae üdelinin defonctoram sunt in praedeatinatorum

Kcclesia.

xxg. Praelati, pastorBb uvium, ad ^^cripturarum mterprüLitionem

publiciä officiis astringuntur. xxiij. Omnes quoque paticisfcimiliaä ud praedicandum famiiiari-

bus snis dei Yorbum sunt obnoxii , privato tarnen

officio.

zxUy. Melius est onre unom psalmom mente et cum intellecta qwun eenliim In spiiita et plaosa voeis absque intelli-

gÜltUL

xxT. Uefiae eigo vaeare intelleetai sacraram litterantm qmm

in eeeloeia caotare et lengoe aoetornos deatiam^dera

et sibilo labioram legere. xxTj. Beethtt eigo ÜU regnmn dei qnaamty qoi verbam dei

piime diUganti leefeioae serataiitar, quam Uli qai maae

orattonea legimt et nihil intellignnt. xxTy. fieipabUeae dniatiasae tntereat eonsecntionis verba in

aiata a eirsoastantibaB aadiri atqae intelligi.

1) Der Druck liest: amata.

2) Joh. 6, 39.

3) Au gast., Contra Juliauum V, 14, Opera (editio tertia Ve- neta) XIII, 787a (in dem Verzeichnis der ,Loca Scripturae quae ex- plleantur in opeiibns 8. AugostiniS T. XVIII, ist diese Stelle ftber^ fangen) .

4) Man vergleicbf^ die von Löscher. Kof. -Acüi TT (Leipzig 1723), 8. 79flF. wieder ab ^("druckten Thesen Karlstadt's aus dera Jahre 1518, Sau 24 ff. S. 81, 273 S. 93. Za den die Prädestination be- trsAsndea Tlissea sind Idsr an vendeiebea die SfttM 895iE 8. 94ft. desgleichen die fen Jiger 8. (M^t. bssmoehsnoi Thessn ans dem Jakie 1519.

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MläCELLBir.

483

iXTig. Utile forel ti missarom Terba ubiqne locoruxn materna Haga» oanerentnr» scilieet apnd tJngaros angariee, apad Alemmos alenmioe, apud PoIoiiob poloniee etc., et onml» elm et sonon toiw legvivator. xtix. Dens peeoata, qaae poeoae sunt praeoedeotiini pecca- torum, wm aolnni pennlseiTe et patienter» sed etUua antboritaliT« et potenter &6Ü XIX. Staliom est qiimipiain dnbitare de fide ava. ixxj. Opera infideUnm saut peeeata K xxxg. Sani qni dieont Indnlgentiaa noa prodeM» aoe aaten miraonir» cur id dioece andeant» quoniam eenitos eam- panamm (quibiis ad eeeleeiam Toeatur popnlu) proaii xxxiy. Niel qnod in altero miaue enpentitionis oflTenditQr^

7.

H i s e e 1 1 e D.

1. da Sohralbea der Wllw« BagMhagm'i 0568).

Tm K. S. UauptdtaiitsarchiTü kam ich bei Studien Über Jagd- frevler des 16. Jalirliunderts aaf ein Oi iginalscbreiben der ^Vltwe Bugeuhagen's, d. d. Wittenberg, 5. Dezember 1663 (Locat 8083, Bd. XV, S. 41/42). Selbst Vogt kann in seinem „Bugenhagen** (1867) nichts Genaneree über die Abkunft dieser Frau angeben (v^l. S. 58). Auch der mir vorliegende Brief ist nicht einmal mit dem Vornamen (Et»), sondern nur „des ©hrwirditren hem doctor Johan Bu^'oubagens nachgola^sen witwe" untorzciclinet. Gerichtet ist er an die Kurfürstin Anna zu Sachsen und enthalt ein Bittgesuch wegen Mertten Schwewelers, Bürgers zu Jossen, der eine Tochter des Bruders Evens zur Frau hatte und Flei« eeher war. Derselbe hatte sich an einem sich aoflg^espielsten

1) Vgl. die 405. Tbesc a. a. 0. vS. 104.

2) Zu dieser ÄuTserung über den Ablafs Terffleiche man Karl- fttadt's gegen Tetxel gerichtete Sätse (vom 9. lui 1518) a. a. 0. 88B aad 848 a 96 wTeeiBe Sebiift ttber den AUafli ton 1080.

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464

Hirsche Yergriflfeo, nnd harte Strafe stand ihm be?or. £?a wählt die Kürfürstin als Fürsprecherin bei deren Gemahle, KorfOrat Au£^ zn Sachsen, nnd bemerkt: „Das mein lieber herr, der ebrwirdig doctor Pomeranos sehelicher nnd loblicher gedechtnnt diesen landen, auch e. chorf. g. geliebtem vatorlandt, dem konig- xeieh Dennemarck, mit ausbreitnng gottliches worttSy seinem banif Baeb, mitt YoUem treuen flei6 gedionet" habe.

Diwden. neodor Distd.

B. Pw (1676—1735)

nnd deasen Briefwechsel enthält der XXXU. Jahresbericht des k. k. Obttgpnnasinms der Benediktiner za Melk 1669. S. 5 106 eine anziehende, kirohenhistoriscbo Arbeit ans der Feder des 8tiftsarchi?ars Professor £. Katscbthaler. In die gelnngenet bie- graphische Skine ist der interessante Conspectos epistolamm en^ gefügt, reieh ausgestattet mit litterarischen Nach Weisungen Ober die Kerveepondenten , Schriften, gelehrten Fehden des mutigeSt etwas empfindlichen, eigensinnigen Pez mit gelehrten, poltemdea, pöbelhaften Jesuiten, phantasierenden Genealogen, mit dem nei- dischen, eifersüchtigen, kaiserlichen Bibliothekar Gentilotti, dem späteren Bischof von Trient. Zalilreicbe Kachrichten erläutern die Oeschichte eines Mannes, dem Dom Ursin die Fähigkeit zutraats^ die Wissenschaft in den Beoediktinerkll^m Deutschlands sar Blüte zu bringen. Begeistert von den franzüsischen Vorbildm hatte sich Pez durch Mabillons Acta und Annales für die Ordens* geaehiebte gewinnen lassen. Einsam, ohne Vor- und Mitarbeiter, ohne imiftasende Hilfsmittel, in dem reichen Melk fehlten die HaapImclDe der Mauriner beschlols er eme Bibliotheca Benedictina Generalis zu schreiben. Sie sollte alle Ordeoaaatoren Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Spaniens, Engluids vom 5. 18. Jahrhundert biegiaphisch urd bibliograpliisch bebandela» mit Heranziehung aller handadiriftlichen nnd gedruckten Opera. Für jede Centane war eine einleitende Abhandlung über den Znstand des wissen* achaftlichen nnd geiatlicben Lebeng im Orden wftbiend des Jahi^ himderta geplant. Daa grolbarfige üntemehmen Ttranlalste eine Kerreapondeni, von dar daa HeUcer StiftaarchiT noch 740Briei^ bewabrt Sie kommen ans Rom» Fanna» Tene%, Maihmd, Padna» Bayenna» Montecaeinot Paria, Toiixs, EheimSv Tool, Kancy, Poltiin» 8oiaaon% Wien, Prag» K61n» Begenabnig» Bambeigi Baaal» Has-

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MiSCELLEK

466

borg , JenH, Leipzig, Hannover, Giefsen. Gotha, Paderborn. Unter

den Schreibern ümlen sich Fürbtäbte, Abte, Prioren, Mönche in St. Blasien, S. Gailen, S. Emmeran, Göttweih, Banz, Fulda, Weifsenburg, Wessobrunn, Corvey, Tegernsee, Niedoraltaicii, Zwie- falten, Corbie, S. üeimain des Pr^s. Man trifft auf die Namen Armellini, Bacchini, Bessel, Calmet, Durand, Murtene, Massuet, Quiriai, Passionei, Schannat, ThuiUier, Uffenbach und andere. Es handelte bicli um Invontare <}er in den Klüstern Kuropas vor- handenen M;iniiskri{tt6, die Benediktiner zu Verfassern sfehabt, um Kopieen, Hiographieen , Urkunden. Mitarbeiter mufsLen ge- worben, verbort^'one Pfleger der Stüdes mona^stiques iicrangezügen werden, in den deutschen Klöstern war jedes gelehrte Inter- esse erstorben. Frommer und unfrommer Müfsiggang herrschten. An dummgewv»rdenem Sal/.e fohlte es nicht. Die Manuskripte, laniet eine KhiLre aus Ottubeiiern, ^verden hier meist so wenisf beachtet, dais mau, weit entfernt sie zu lesen, Scheu und Kkel bei ihrem Anblick empündet. Ja, wir unterstützen nicht einmal Forscher , die tich diesen Studien zuwenden. Drei Gelehrte aus Hannover hätten in bairischen und schwäbischen Konventen nach- gesucht und zu verwundern sei es, dafs die Akatholilien solche Beschwerden auf sich nAhraen, um Schriften zu sammeln , mehr zur Empfehlung fQr unsere als für ihre Keiigion. \on Fulda kommt der Boscheid, es ermangeln so viele wiclitii^o Schriften non eijguü reipubücae littcrariae damno, z. B. Bonifacii de hi- storia et missionis suae laboribus, das nuch U>10 im Stifte vor- banden gewesen. Vielen derartigen, niederschlagenden Erfah- rungen waren Pez* Liebe zur Sache und eiserne Zähigkeit ge- wachsen. Unermfldet warf er seine Netze aus und spmn seine Fädea. Das solamen miseris fehlte nicht Arnielluii m-^inte, in Italien koste es mehr i^Iühe, ein Buch drucken zu lassen iihs tu schreiben. Gegen einige Freiexemplare wallte er «eine Bibli othek der Kongregation von Montecasino Pez zur lluniuisgabe über- lassen. S. Germain des Pres half, treu seiner 2:elehrt€n Tra- dition, mit Rat nnd Tliat, klagend Uber die Gleichgültigkeit gegen hiBtorische ForHchim^'en pelbst bei fnmzösisclieu Benediktinern. Massuet beg-Kitete l'ez' Bemühungen mit liebevoller Teilnahme und sandte Kollektaneen nu^ Mabillony Nachlasse. Die schrift- lichen Antworten auf Fragezottel waren meist uiijrenüf^end. Daher visitierte Pez mit seinem Bruder, dein Bearbeiter der drei Fo- lianten Scnptores rerum Austriiicarum, die österreichischen, Imye- rischcn und schwäbischen Klöster. Das Notizbuch Itineraiium fratrura i'eziorum, ein dicker Foliant, ist erhalten. Prälaten und Mönche waren durch Bernhards Liebenswürdigkeit z;i Patronen und Gehilfen gernaclit. Einen Teil des neu Entdeckten brachte der TtiMaaroi Anecdotorom in drei foliobftaden 1721 1729.

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4B6

ANALEKTEN.

Die trefflichen, historisch-kritischen Einleitungen entsprechen der Wichtigkeit des InluUts in diplomatischer, monastisoher, kircben-, lud«- und knltnhistoriMhw B«iebiuig. Eb wfdlgte ein Angriff wigen solcher, der heiligeo Kirche imgftiutigmi Stücke, die nach alter Kirehendisziplin daa i^aer Terdienten. Der Jtager Ma- bülona erwiderte, Objektifitftt und Wahrheitsliebe seien Ar den Geschichtsforscher ersise Ctesets. Kiefat, mit welcher Beiedi» tignng die alten Antoren ihre Ansichten Yertralso, sondem nnr was sie glaubten, soll der Hisfeoxiker olfen, wie er es in den Sdiriftsn findet, ohne Verschweigen und BAcksiebteD, darlegen. Weshalb die EatboHhen von dieser Forderong fni sein aoilts^ ist nicht eminsehen. Hit Secht konnten sie sonst ^teetanten der Parteilichkeit und des Betruges beschnldigen. Die Bitte mn Codices oder Kopieen in der Torrede des Thesanros blieb niciil nnerh6it. Aber was gesendet wurde, Tereohwand fast gegen den ungeheueren Vorrat, den Pez in 8. Germain des Pr^s fand, wo er, betreibt nicht hundert Augeu, Köpfe und Hände zn haben, drei Monate arbeitete. Kardinal de Bissj der Kommendatarabt, ut ista Pestis Tulgo T«catur Franzoson aller Stände ehrten den Verfasser der Bibliotheca Benedictina Maurinrnna. Mit protestantischen Gelehrten verkehrte der Möncb, unbeschadet der kirchlichen Treue^ ohne jede Voreingenommenheit, nahm gern ihre Hilfo an und Torgalt sie, wenn er auch Uffenbach, Straten MencVe, Cyprian, Mascor, Lfinig, Buder nicht wie Schannat und Eckart in seine KlSstersorgen und litterarischen l'rübgale ein- weihte. Eine nnglückliche Publikation in der zwölfban lii'en Bibliotheca ascetica 1723 1740, diesem Thesaurus in nuce für Mönche, braclite Ve?, den Georg T von England durch eine goldene, fünfzig Ducaten schwere Modaüie ausg-ezeicbiiöt batt^>, Tadel von Kaiser, Erzbischof und Abt Die Fol^ro der Sup- preesion der skandalösen Visionen der Blambekin die doch Yon ornditis Ijiitljeranis im Reiche ohne Anstois gelesen wur- den — und der üigerlii-hen Schrift Pothos von Priefling über die Wunder der Mutter Gottes, traf Pez emptindlich. Er k.umte, wie er Sr. Excollenz dem Abte schrieb, nichts weiter i.um Drucke fournieren, deun sein Kredit beim Verleprer fuuditus rumieri war, und auch die wenige Cassa apud Supeiiores in grOfster crisi lag. Sein Hauptwerk brachte er nicht zustande. Sterbend bat er die lirüdcr, allo Papiere nach S. Germain zn senden, da sie in JMelk niemand bearbeiten kuime. Bekanntlich haben Ziegel bauur und Legipont das Material in mangelhafter Weise verwertet Katsch- thaler beabsichtigt weitere Publikationen aus der ßriefsammlnng. Kaeh den mitgeteilten Proben steht damit ein willkommener Bdtng nr Qeeddohte der kirchlichen Gelehieemkeit in AnaMt Mia Mn folgende Pkemotien. Der Beaefiktiner Igger in

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MläCELUSH,

487

Peter^hausen überreichte dem Nuntius P^ssionei eine seiner Schriften. Was Licentiut hcdrutc, clon Titel kenne m:m in Italien nicht; er möge sicii Doktor Dönnen. Das ist mir nicht erlaubt. Was brancht'b viele Worte? Ich ernenne dich zum D<drtor der keiligen Theoiog^ie, kraft der mir vom Papste ver- liebma Yolhnacht, im Namen des V. d. S. u. d. h. Geistes. Haeeooti Ijmm societatis reue, hielt sieb in semer persönlichen Sieherheit bedroht, weil er, wie die meisten Mauiiner, seinem Ebsbiscbof KoaiUee die Treue bewahrte nnd die Xonstitntkon üni- geoitus bekämpfte, die den ctarisl^ehen Ghuiben bedrohe. Dieses Verbrechen sei Grund genug ftir die MoUnisten. auch Gereohte snm tie&ten Kerker in Terurteilen. In Bentsehland ist wohl manches darflber bekannt, aber niemals so viel, als der Wirk- lichkeit entspricht Ihr seht in der Feme nur den Bauch, wir ^e weithinlehrende Flamme. ttartene, der jkpologet der Mo- ralis Gallicana, lelgt, dab sie mch nicht Ton der christlichen Horal in Deutschland nntttseheide. Mochten «oh doch die

Deutschen nicht von fidscheu Gelehrten täuschen lassen!

Man erfahrt, dalh Bartenstein, der spütere, einflaüsreiche Bat- geber Marin Theresias, fOr Montfancon und de la Rue, in ao- natelanger, sechsstündiger Tagesarbeit, griechische Codices der Hofbibliothek kopieren mufdie, denn , hodie saltandi, bibendi indendiqae (nolo reliqua addere) scientia, qui se non commendat, nnnqnam is ad magna natus existimabitur ; die grO&ten Nullen occnpierten die wichtigsten Ämter. Ober Hardouins WillkOrlich- keiten bei der Edition der Konzilien kann er sich nicht wundem, da der Jesuit Benediktinern die Werke des Cicero, Tibull und Petronius zuschreibe. Mufs das nicht ein sehr ausgelassener Mönch gewesen sein der Dom Petrs^nius und iJom Tibull. Von la Kue ciflhrt er, welclie Aufnahme Pfaff fand, als er mit einem Prin/en von Württemberg, der den Keg'cnten besiicbün wollte, naiii l^uis t'ercist war, und sich einfallen liefs, Hardouifl zu besuchen. Ob er Katholik oder Protestant spi, war die erste Frage. Der Tübinger Professor erwiderte, er sei nicht gekom- men, um Ivethenschuft über seine Keiiginu abzulegen, sondern nm mit eiuem gelehrten Manne, wie Hardouin sei, zu sprechoa; dafs er aber nicht erröte, zu gesteben, dafs er Lutheraner sei. „Weg von hier, du unreiner Mensch! weg von hier, dn Ketzer!" rief der Jesuit und schlug die Thür der Bibliothek zu. Pfaff klagte Serenissimo diese Conrtoisie. Der Prinz beschwerte sich bei dem Regenten, Hcirdouin sollte Satisfaktion leisten. Wie tolerant Terkelirtcn Mabillon mit Schüler und Leibniz, Montfaucon mit BüDgel, Quirini mit Sohelhorn. Ganz a la Hardoam wurde Pez vom Pseudonymen Jesuiten Modestus Taubengall apostrophiert: parce, si dixero de tomis tuis qnod multi, atramen domi, granum

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foris. Si quid bunum in tomis tnis non tuo tarnen Datum in agro; clitellas eruditi aiipcllant, quod non capitc et ingenio, sed dorso comportaristi. Salve mi Xomifex, gake Mabillionaster ridicule, cni tomi par unam noctem nascnntur, ut fangi. Der Verhöhnte hielt kluges Schweigen nnd sittliche Veraehtnng f&r die beste Antwort anf ungelehrte nnd ungerechte Angriffe.

Kalksburg bei Wien. Wükem.

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NACHRICHTEN

lt. Hilgen feld wendet sich in einem Aufisatze ^^Der Onetäciflinas'' (ZeitBchrifl für wiMenschaflliche Theologie

XXJUII; S. 1 63) namentlich gegen die Ausführungen Harnacks in der D. G. Die gegebene Darstellung ist im weBentiichen eine Kekapitulation der von Hilgen- feid in seinw 9; Ketzergeschichte yorgetragenen Auf£u8iiiig des GnoBtictsmus. In drei Kapiteln wenden unter den Über- schriften: I. Gnostisches Christentum, II. Der christliche Gnosticisraus, III. Die abschliefsenden Gnostiker, die einzelnen Gnofitikery zu denen Hilgenield auch Marcion rechnet, abge- liandelt In dnem vierten Kapitel lyDer Gnoeticismna ab Hlresie^ skizziert Hilgenfeld den Kampf des GbristentomB gegen die Gnosis.

lt. Die von einem Herrn August Thenn in der

2jeit8chrift lur wissenschaftl. Theok)gie XXXII, 4 gemachten Bemerkungen zu Euseb. Hist Eccl IV, 13, 3. 4; IX, If 6 würden an dieser Steile nicht erwähnt werden, wenn sie nicht in einem so gespreizten Ton und mit solchem Hoch- mut geschrieben wftren, dafs ein Hinweis auf sie wohl am

Platze i&L

14« O. Seeck G,Die Verwandtenraorde Konslantin'a

des Grofaen" in deiselben Zeitschrift, XXXUI, S. 63 7?)

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490

NAGBUCHTfiN,

richtet sieh gegen den Aulsatz von Görres (Zeitschrift ftkr wiaaenschAitl. Theol. XXX, 343 f. in welchem dieser nach- saweisen suchte, dafs Konstantin 1) an dem Morde aeuwr zweiten Ctemahlin Fausta unschuldig; 2) dafs die Ermordung seines Schwiegei-yaters Heraclius und Schwagers Bassian ein Akt der Notwehr gewesen sei , aber Jalb ilm die im- parteilicbe GeschiclUc doch we^en der Ermordung des Li- cinius, Licinianus und Crispus als den Schlächter sein^ Familie su brandmarken haba Dem gegenüber behauptet Seeck die Schuld an dem Tode der Fausta; dieselbe sei auf Grund der Ehegesetiee getötet worden; Konstantin habe ferner einen Akt der politischen Notwendigkeit be- guugen, indem er Schwiegervatei', Schwäger, Neffen ermor- det habe, weil er den Bestand der neu zu gründenden Dy- nastie damit gesichert habe. Diesen Resultaten pflichtet auch V. Scbultae (Theologisches litteraturblatt 1890, Nr. 2) bei.

15. Dräseke setzt in emeui Aulsatz (Apollinarioa' Dialoge y^Uber die heilige Dreieinigkeit'' in TbeoL Studien und Kritiken 1690, S. 131 E) seuoie EntdeckuAgs- reisen auf verborgene ApoUinariana fort Dafs sich Apolli- narios der IMalogform bedient habe, wird aus Justinian und Leontius bewiesen. Dafs bich weitere Schriften des Apolli- narios unter dem Namen des Athanasius erhalten haben, ist Driiseke a priori wahrscheinlicL So richtet er denn seine Aufmerksamkeit diesmal auf sieben Dialoge, welche unter dem Namen des Athanasius oder Mazimus Konfessor aber- liefert sind, und von denen sich die drei ersten nach Form und Inhalt von den vier übrigen abheben. Er findet an der Hand der Athanasiusausgaben, dals die drei ersten die gemeinsame TIberschrifl 7it^i tf^g ayiag iQiddog getragen haben, obgleich die von den Handschriften gebotenen tJber> Schriften von diesen Worten nichts enthalten. Aus dem ersten Dialog schliefst Dräseke auf Benutzung des alexan- drinischeu Schriftkanons (7 katholische Briefe^ 14 Paulinen, Apokalypse: wie Atiuiuasius im 39. Festbriel). Auf Grund des awBeüen und dritten Diakgee bestinnit er di» Zeil wd

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NAGHBICBTJBN.

491

die erste Hälfte der sechziger Jahre des vierten Jahr- hunderts. Die Vennatimg, dafs wir es mit einem Werk des Apollinaris m thon haben^ besKUigt etoh nun Dräeeke^ l) dnxch den allgemeinen Eindruck, 2) durch eine Reihe

Ton Einzelheiten: yiw^^a für den Sohn, Behandlung der Lehre vom heiligen Geist ; Aristoteiismus der Dialoge; rhe- torischer btü.

Ii. In Lnthardt's Zeitschrift für kuehliche Wissen«

Schaft und kirchliches Leben (1889, S. 335 ff. 361 ff.) be- handelt derselbe Verfasser „Phöbadius von Agennuni und seine Schritt gegen die Arlaner^^ Zunächst zeichnet er die kirchliche Lage des Westens sur Zeit des KoDstantiiis bis «ir Anfstellupg der sogen, zweiten lirmischen Glaubensformel und deren Anerkennung durch Hosius, so- wie den Widerstand des verbannten Hilarius in seiner Schrift „Von den Synoden'* bis zum Eingreifen des Phöbadiuß von Agcnnum. I>en zweiten Teil füllt fast ganz eine Inhalts- Übersicht der ächrift des Phöbadius itgegen die Arianer''. Den fieschluls macht eine Darstellung des Verhaltens dieses Bschofs auf der Synode von Ariminum 859. In einem wei- tereu Aufsatz (Zeitschritt für wissenschaftliche Theologie XXXIII, S. 78 1>8) warnt Dräseke vor der letzten selb- ständigen Ausgabe de» Phöbadius von Kaspar Barth 1623 und knüpft daran den Hinweis auf die Notwendigkeit einer neuen Ausgabe.

!#• Da die reichhaltigen Arbeiten des Archivs für Kirchen* und LitteraturgeschichtCi Bd. IVj in den „Nachrichten^ der letzten Hefte durch ein Versehen über- gangen worden sind, erwähne ich sie hier zusammen mit

denen von V, 1. 2. S. 1 2U0. iOhrlc, Diu :Spiri- tualeu, ihr V^erhältnis zum Franziskanerorden und zu den Fraticellen (Schiuis der ganzen lieihe). 2. Die yersehiedenen Gruppen der Spiritualen und ihre

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49S

IfACmUCIlTBK.

iSchickBale, a) Oruppe des Angelus de Clareno, b) di« Spiritaalen Yon TiucieOi c) die Spiritualen der Provence. 3. Veriijdtms der Spiritnaleii sa den FntioeUeii. dem wichtigen Punkt Nr. 8 bemerke ich: Ehrle hat dorch «eine

neuen Quellen ineliiea Erachtens zur Gewifsheit erhoben, was pich mir z. B. scliun aus dem bisherigen Material teib als wahrscheinlich teils als ziemlich oder ganz sicher ergeben hatte 1) dafs Fraticellen der Name kommt erst im 14. Jahrhundert vor nrepittnglich die Anhänger Angeloa Ton Olareno sowie die Heinrich« von Ceva hieben. Das war anf Grund des bisherigen I^Iaterials nur unsicher zu vermuten, weil man über Angelo fast nichts Gewisses wulste; *2) dafs die Träger des Widerstands gegen die Kommunität in Sadfrankreich (seit 1817 Spiritoalen und vor allem ihr» Beghinen Tertiarier) nicht Fratiodlen heifflen können; 3) ebenso wenig die Apostoliker SegareOis mid Dolcinoe; auch mit der scharfen Abgrenzung: beider Gruppen bin ich ganz einverstanden. 4) Dagegen heifsen Fraticellen seit den zwanzin^f i' Jahren des 14. Jahrhtmderts auch die aus Toacien nach Sioiiien gefluchteten nnd ans dem Orden ausgeschie- denen Spiritualen, die dort offenbar mit den ^eichftlb flüchtigen Anhängern Angeloe und Gera'« [wie «cheint auch einzelner südti anzrisischer vom Orden abprefallener Spiritualen] zu einer Gcnosseuschat^ zusammenschmolzen, dann ihren eigenen Nachwuchs erhielten , steh bald weiter ausbreiteten und eine heimliche aber regelmäfsige Seei* sorge im Stil der Waidenser trieben. Diese Frati* cellen haben hauptsächlich den Namen bekannt gemacht und sich noch lange erhalten. 5) Fraticellen heifsen in Italien auch Leute, die in verschiedenen Ab- stufungen asketischer Zurückziehung vom Weltleben, meist ab £iinsiedler| einaeln oder in Qenossensckaften ohne beson^ dere Regel, aber Kunäehst unter khrchlicher ^igung und von Hause aus rechtgläubig lebten, also ganz wie die Beghinen und Begharden. Daher kummt dann offenbar auch die Übertragung des Fraticellennamens aus Italien aut ähnliche Erscheinungen in Deutschland, welche mit dem Beghinen- wesen ausammenhängen. In beiden Ländern findet sich auch

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NACHRICHTEN.

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die Aufnahme von Tendenzen des freien GeUtee in eben diesen Kreisen.

Ehrle's weiterer Beitrag: i^Ein Brachst ttck ans

den Akttn des Konzils von Vienne" (IV, 361 470) ist von frrolser Bedeutung für dieses Konzil , dessen Akten biBher in so aufserordcntlich geringem Umfang erhalten waren. Aus einer Pariser Handschrift (Bibl nat f. lat 1460) wird hier ein ziemlich langes Stück bekannt gemacht^ welches Attszfige aus einem d^ Oravamina der Prälaten gegen die weltlirhon Herren aufzählt und das Gutachten enthält, welches die päpstliche, wahrscheinlich von Clemens selbst geleitete Kommission Uber sie erstattete. Daraus, sowie ans anderen von Ehrle entdeckten Quellen eigiebt- sich nenes Licht über die Geeehfifisordnung des Konuls (Grup- pierung der Mitglieder nach Nationen nnd innerhalb dieser nach Kirchenprovinzen), über die Entstehung des Liber aeptimus decretorum, der Clemeutineu (Verwerfung des Be- richts Johann Andreäs), über die auf dem Konzil selbst ver- abschiedeten Dekrete. In V, 1^ S. 1 166 ▼erdflfentlicht Ehrle Qaelien und Untersuchungen über den ,,Kachiafs Clemens' V. und den inbetreff desselben von Johann XXII. 1328 geführten Prozefs". Mitgeteilt ist u.a.

das Testament Clemens' V. und zahlreiches Aktenmaterial aus der Untersuchung. £s ergiebt sich» dafs die Erzählung Yon der Plünderung des Schatzes durch den Nepoten Ber> trand de Got nicht zu halten ist, dafs aber das Testament Clemens' V. über den päpstlichtju Schatz in einer geradezu unerhörten Weise zugunsten der Familie de Got verfugt hat. Sehr interessante iStreilUchter fallen dabei auch aui den in der Verwaltung der Kirche zugunsten dieser Verwandten geistlichen und weltlichen Standes geübten Nepotismus, ins* besondere die Verschleuderung der Einkünfte des Kirchen- staates an sie (S. 139 144), auf das Gesamtbudget der päpstlichen Kurie (S. 144 149), sowie den Stammbaum der Familie de Got (S. 149 157). Eine damit im Zu- sammenhang stehende „Mitteilung'' (S. 169^166) über die angeblichen 25 Millionen im Schatz Johannis XXTT. re-

Scitod». f. I.-O XI« s. ä2

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494 NACHRIGHXiiai.

duziert diese von Viilani angegebene Summe um ein Be> trichtliches auf Grund der aTignonenBischen Rechnungsbücher: nicht mit Millionen hätten die päpstiicben Schatsmeiater dei 14. JahrhnndertB gerechnet, Mmdem nur mit Himdert-

tausenden.

Weiter enthält Bd. IV an gröfseren Arbeiten S. 201 bis 238: Denifle, Die älteste Taxroiie der apoato* Iis che n Ponitentiarie ans der Zeit Benedikfs XII.

1338. Den Versuchen seiner Glaubensgenossen, das bisher älteste Taxenbuch für eine spätere Fälschung zu erklären, tritt hier auch DeniHc mit neuem einschlagendem Material entgegen. Der Abdruck der TazroUe wird nach zwei Hand- schnften (Vatic. und Turon.) gegeben.

Deniflu, Urkuiidcn z u r G esc h ic h le der mittel- alterlichen Universitäten (S. 239 262 für Bologna, Avignon, Graj und Lerida) V, 167^348: Salamanka und Paris: Registmm der Prokuratoren der dortigen enghscheo Nation aus den Jahren 1333. 1338 1348; dies nur der älteste Teil. Das Ganze eracheint später selbständig. iKi in der englischen Nation die Deutschen überwiegen , so spielen sie in diesen von den wechselnden Prokurstoren geführten Au&eichnungen eine grofse Rolle. Vieles erfiüut man über Konrad von Megenberg; über Nikolaus von Autricourt; S. 324. Zum Schlufs noch ein Pariser Hotulus aus derselben Zeit.

Denifie, Die Handschriften der Bibel-Korrek- torien des 13. Jahrhunderts (S. 263— >311. 471 601; Schlufs steht noch aus). Sehr reichhaltige Forschungen und Quellen mitteilungen zur Geschichte des Vuigatatextes und der Revisionsarbeiten des 13. Jahrhunderts

Über Nikolaus von Strafsburg handelt IV, $U bis 329 Denifle. Von seiner Schrift De adventu Chriiti ist 1870 die einzige bekannte Handschritl in Strai^borg verbrannt Man war also auf die Auszüge Schmidt's und

1) Bei dieser Gelegenheit sei auch anf die sehr lehrrcicho An- trittsrede ?oü S. Borger verwiesen: De ihistoire de la VulgaU ca France. Paris 18Ö7. Siehe auch Nr. 20.

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KACHBICUTBK.

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das, was Pfeifier herauBgegeben hatte, angewiesen. Jetst hat Denifle zwei Handschi^n neu gefunden (Berlin und

Erfurt ) vind wciüt nach , düis zwei Drittel der Schrift ein wörtliches Plagiat aus zwei Öchriiten Johannes von Paiia ist

In der Abhandlung Ursprung der historia dea Nemo'' S. 330 346 weist Denifle aus einer vatika- nischen Handschrift die älteste Fassung dieser Geschichte nach. Seiner Ansicht nach hat der Yeriasser, ein gewisser fiadnlfua ca. 1290| sie urqpttnglich ernstlich gemeint und Ist dadorch auf all aeinen Unsinn' gekommen, daCs er die Stellen der heiligen Schrift, in welchen das Wort nemo vorkam , zusanmientrug und daraus einen der zweiten trinitarischen Person weseni^Ieichen Nemo ableitete, dessen EigenachaHen und Thaten nun gesammelt wnideo. £i& gewisser Stefim de S. Gteorgio schrieb dann eine nach Deniüe gleichfalls ernstlich gemeinte Widerlegung (von De- nude mitgeteilt) und lieferte durch neue Steilen den Nach- wds, da& dieser Nemo yiehnehr dn gans TerwoifeneB Sub- jekt gewesen sei. Erst dann bemächtigt sich nach Denifle der Witz dieser Qesehichte.

18. R- Röhricht, Deutsche Pilgerreisen nach dem Heiligen Land (Gotha 1889) ist eine kleinere Aus- gabe des von ihm und Meisner zusammen 1880 heraus- gegebenen Werkes, Deutsche Pilgerxeisen nach dem Heiligen Land, Die an letsterem Ort mitgeteilten Texte sind in der neuen Ausgabe wuggeiuliun. Gcbliubcu bczw. über- aj Leitet, ist die kuituigeschichtliche Einleitung und Übersicht über BedürMsse, Kosten^ Erlebnisse u. s. w. der Pilger, samt den reichhaltigen Nachweisen dafUr, ebenso das „Pilger- yerzeichnb 1300 1699", eine Übersicht Uber alle Pilger- lahrteu, von denen wir nähere Nachrichten haben.

19« F. H. lieusch untersucht die Fälschungen in

dem Traktat des Thomas von Aquin gegen die

Griechen (Opascalum contra errores Graecorum

82»

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NACHBICHTKN.

ad UrbanumlV) (Abhandlungen der kgl. bajer. Aka- demie d. Wissenachal'ten, 3. Ki., XVllI, 2, 1889) and woit nach, daOi jene gefölsehten Citate ^^rlechiacher KW. nieht, wie man bisher gemeint, aus Bunacursius_, liics. verit. fid. stammen, sondern aus einem bisiier i'&si unbekannten Li- bellas aus den Jahren 1261 1264. Vielmehr hat Bona- earsiua aus Thomas und dem Tractatua adv. errores Grae- corum geschöpft Der LibeUus von 1261 1264 ist aber auch die Quelle für die srefiiiscbten Citate in TTrbau's IV. Schreibea an Kaiser Micbaei Faiaeologus 1263, öowie in dem an diesen 1274 gesandten Symbol Durch die Aafdecknng dee wirklichen QueUenyerliftliniBBes ist der Nachweis der Ftischung noch sicherer mögtieh als bisher. Keusch föhrt ihn bis ins einzelne hinein, zunächst jedoch fast nur für die Partieen des Libellus, welche den Primat des Papstes be- handeln. Zugleich teilt er von den bisher gans oder £ut gans unbekannten Schtifien, dem Idhellus und Bonaciu>> sius, die Abschnitte über den Primat nach den Hand- schriften mit.

ISO« Sam. Borger^ Les Bibles proTen9aIes et vaudoises (,,Romania'S T. XVIII, p. 353—458; Psm

1889) giebt ausgezeichnete Untersuchungen über sämtliche provenyaJische und waldensische Bibelübereety.uugeD, die zum Teil durch sprachUche Erörterungen Paul Meyer's eigüDSt werden. Das (katharische) Neue Testament von L jon er* kliirt er für die Abschrift einer proven^alischen Inteirlinea^ Übersetzung; als seine Heimat bestimmt P. Meyer fast ganz genau wie Förster (vgl. diese Zeitschritt X, 490) die De- partements Tarn und Aude und zwar wahrscheinlich die westKcfae Hälfb des letzteren. Die Handschrift von Paris ist, wie Berger zeigt , der Lyoner nahe verwandt, aber doch von ihr auch recht verschieden. Sie miifs im Besiu von Waldensern gewesen sein und stammt nach P. Meyer aus dem Süden oder Südwesten der Provence. Die f^' waidensischen Handschriften (zum erstenmal wird hier auch die von Carpentras herangezogen und nälier untersucht) enthalten alle eine und dieselbe Ubersetzung. Den walden-

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risclieii Gebrauch weist nun Berger auch iiir die Hand- achriften von Cupentras ttnd Grenoble nach, iUr die von Grenoble speziell durch das in ihr enthaltene Lektionar,

welches böhmischen^ näher Prager Ui*sprung8 ist. Beide Gruppen, die proveuyaiischen und waidensisclieu, sind nicht nur durch die Gemeinsamkeit des sugrunde liegenden Vul- gatateztes (filtere Languedoc-Vulgata), sondern auch durch gemeinsame lägentümlichkeiten der Übersetzung als ver- wandt zu erweisen. Auch die waldensischen scheinen zu- letzt auf die proven^aHsche Interlinearübersetzung zurück- zugehen. Zwischen beiden Gruppen nSher jedoch bei der Handschrift von Lyon steht der CJodez Teplensis. Im Anhang veröffentlicht Paul Meyer Bruchstücke einer provengalischen Übersetzung, die von den anderen abweicht und etwa der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und der südlichen Provence anzuweisen ist

tu In der Historischen Zeitschrift^ Bd. LXil^ K F. XXVl, S. 266ff. bespricht Loser th die neuere Wielif-

litteratur seit 1885 (Anschlufs an X. F. XVll, 43—62). Von den Werken Wiciifs hat die W iclif-Society zwei neue Bände veröffentlicht: den dritten Band der P re- digt en^ herausgegeben von Loserth (Efkistelpredigten), IX und 533 S., und äea Tractaius de officio regis ed. Pollard und Sayle 1889 (1887 auf dem Titelblatt muTs Druckteblei* sein)» XXX und 296 S. gr.

29* In einer sehr eingehenden Besprechung tiitt Lo- serth (GGA. 18$9f Kr. 12) der Abhandlung Progeria über Taboriten und Waldenser entgegen und weist für eine

ganze Reihe solcher Sätze der Taboriten, welche Preger von den Waldeusem herleitet, nach, dafa sie zum Teil wört- lich — aus den Schriften Wiclif's entnommen sind. „Nur wenn man taboritische Lehren fiinde, die in Wiclif 's Schriften körne Begründung finden, wird man nach weiteren Quellen suchen müssen. Bis dahin wird man den Einflufs, den etwa waldensische Lehren auf die Ausbildung des Taboriten-

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498 VACTBIGBTKN.

tums gehabt ktben mögen, wenn ein solcher überhaupt vor- handen war, auf sein rechtaB, aiemUch geringfkigigea Mala zurttckzuführen haben/' (Vgl. meine Bemerkong in dieser

Zeitschrift X, 491 f.)

tS* Ii- Finke hat in seinen Forschungen und Quellen aur Geechichte des Konstanzer Konzils (Paderborn 1889, VI und 347 S. gr. 8) seine zahlreichen kleineren Arbdten ftlr diese Epoche (s. Zeitschrift filr Kirchengesduchte Vm,

224, Nr. Jü; IX, 602ff. , Nr. 19— äl) neu bearbeitet und durch weitere ÜeiU'äge vermeiirt ZaIilreicLe Einzellragen werden erörtert. Neu sind namentlich einzelne Teile von Kap. 1 Zur Voigeschichte des Kodzüs und Kap. 2 Ver- faesungsfragen : insbesondere über die Aofioahme des Stimmens nach Nationen (S. 31), Kap. 7. Zur litterarischen Thfitigkeit des ICardinals von Cambrai (Aillis). Das Kapitel giebt Er- gänzungen zu den Oapita (bzw. Tractatus) agendorum, nach einer eine andere Bedaktion enthaltenden vatikanischen Hand* Schrift sowie Materialien fUr deren Vorgeschichte (VorscU^ge der Pariser Universität^ nach Finke von 1411, die in den Capita stai'k benutzt sind); neues Material zur Geschichte und Ordnung der Dezcinberauträge von 1414, durch welches Aillis Anteil an den ersten Zeiten des Konzils verstärkt werde. In Kap. 8 ist Dietrich's von Niem Urheberschaft an den ihm von Lenz zuerkannten Schriften abermala geg0n Erler festgestellt Den Schlurs des Traktates Saper refbr- matione ecclepiae veröflfentlicbt er S. 2C7fF. Vun den neuen (Quellen, welche der Anhang bekannt macht, ist das Tagebuch des Kardinals Fillastre, von dem Finke schon früher ein Stück veröffentlicht hatte, der wichtigste Beitiag. Es ist thatsSchHoh von grolsem Wert Auch io dem Stuck „Aus oifiziellen Konzilsakten'' steckt manches. Es folgen ferner eine Anzahl Flug- bzw. btreitsebriften, Gutachten und Anträge, Urkunden und Briefe, namentlich Johann's XXIU., auch Givgor's XIU. und Benediktas XIIL, die von letzterem nur als eine Auswahl aus sieben Bänden der Barberina, die aus der Kanzlei Benediktas stammen. Finke stellt eine gröfsere Sammlung ,,Acta iuedita concüii

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KACHBICBTSBr.

499

Constanciensis'' und eine neue Qeschicbte des Konzils in AuBflicht Zu wünschen ist dann nur^ dafs jene Acta in zugänglicherer tmd übersichtlieherer Weise verdfientlicht

werden, als es dem Quolienmaterial dieses Bandes wider- fahren ist.

84. Im 49. Bericht über Bestand und Wirken

4

des historischen Vereins zu Bamberg 1886 und 1687 wird von Prof. H. Weber eme Handschrift der kgl.

Bamberger Bibliothek boschrieben, welche ein Verzeich- nis der Terniineien des Bamberger Karmeiiter- konvents enthält. An der Spitze jeder Abteilung steht das Verzeichnis der Ortschaflten ; dann folgt das der Ein- wohner in ihren yerschiedenen Klassen. Die Mitglieder des dritten Ordens der Earmditer^ ebenso ihre Wohlthäter sind besonders bezeichnet. Das Verzeichnis stammt aus dem Jahre 152Ü, geht aber viel weiter zurück. Verfasser hat die Handschrift nur im Dienst der Namenforschung ver- wertet Dafs es noch ganz anderen Zwecken dienen kann^ sagt er selbst

35* Im Freiburger Diöcesan - Archiv 188 7 (Bd. XIX, S. 1—191) veröflentUcht A. Schilling die

Aufzeichnungen eines Biberacher Kaplans über die reli- giösen uud kirchlichen Zustünde Biberachs vor der Reformation aus der Zeit awischen 1531 und 1640.

Gießen, Kari MäUer.

Ein aufserordentfich nützliches Werk ist in der

Druckerei der Propaganda erschienen unter dem Titel: „Storia dei Cardinali di santa Romana chieaa". Verfaseer ist der Grat Francesco Cristofori, Rechtsritter des souveränen Jobanniterordens, Geheimkämmerer Sr. Heil, des Papstesw Die unter der Flagge Geschichte der Kar- dinäle'' in die Welt geschickte Arbeit ist glücklicherweise nicht| was der Titel verkündet, sondern ein mit grofsem

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500

HAC&KIGErTm'.

Fleilse ausgearbeitetes Verzeichnis sämtlicher Kardinäle, ge- ordnet nach Terechiedenen Gemchtspunkten. Bis jelst vii der erste Band erschienen \ in ihm sind die BesetzuDgen der einzelnen TiteUdrcheO; dann die Reihenfolge der Emennnngra

nach Pontifikaten geordnet aufgezählt, in einem folgenden Baude soll die Beteiligung der einzelnen Nationen, Familien sowie der religiösen Orden, dann die verschiedenen Lebens- alter nachgewiesen werden.

Es ist also eine mehr statistische ab historische Arbeit welche wir erhalten, und man muls dem Verfasser Dank wissen für seinen grolsen Floifa. Er hat Besseres sreleisiti als Ciacconius und Coronelli, obgleich es natürlich im ein- schien noch immer manche Aussteilungen zu machen giebt und die JUSenng von zweifelhaflben Fällen beau^ch der späteren Jahrhunderte durch das wiederholte Olieren der Atti consistüriali elicnsu wenig erleichtert wird, als wenn er iür die streitigen Papst- und Kardinaisreihen der iruheren Zeit auf Game, T^^^helli und Baronius verweist.

Papst Leo XiU. hat sich das Manuskript, dessen Her- ausgabe er bestritten und dessen Widmung er angenommen hat, wie es in der Vorrede empfehlend heUkt, durch den Kardinal Parocchi vorlegen la.ot.en und lans^e Zeit bei sich behalten. Ob er dasselbe indessen angesehen, ist mir doch zweifelhaü Das Verzeichnis der römischen Päpste „Crono- tassi dei pontifici Romani'' beginnt nttmlich folgender- malsen:

dal 1

Qerus(a]emma) 35

Ant(iochia) 38 Roma 44, G.

al

33

88

44

67 (6b; (69) 29 G(iugno}.

Nome

Gesa Oristo, Pastore Eteruo

S. Pietro Principe degÜ Apostoli

es folgen dann Linus, Kletus etc.

Es wäre doch interessant au wissen , ob der regierende Papst davon Kenntnis hat

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KACHBICHTEN. 601

27* Von den Cartas de S. Ignacio de Loyola aind nach langer Pause neuerdings zwei Bände erschienen, welche bis zum 30. September 1566 reichen. Ein sechster fiand 8oU du leiste Lebensjahr und einen Nachtrag vm* fassen, hoffimtlidi mach grttndUiche Bi^gistor.

München. von JDruffel.

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OrMk ?«m Friedr. Andr. Pertliet Im €k>tk*.

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Antonius von Padua.

Von

Eduard Lempp,

Pfl»r«r ia Ob«rifliiig«ii (Ob.-FnodeoBtsdi], WArtUmb«cf.

II.

Sehr If teil \

Nach den historadieii Quetten waren die tclirÜUieheD

Arbeiten , welche Antonius von l*adua hinterlassen hat, zweierlei: l) Bücher - ohne Zweifel theolugibciien In- liahs f 2) Predigten ^ Hinsichtlich der Bücher ist uai niir eine Andeutung in «iner späten Quelle erhalten, welche ein glossiertes Psalterbuch von grolsein Wert faetrifll^ das Antonius eu seinen Vorlesungen in Montpellier benutzt habe Von den Predigten wissen wir, dais Antoiiiuü bei aeinem ersten Aulenthalt in Padua nach dem Wunsch seiner Freunde Sonntagspredigten ^ und nach dem General-

1) S. oben S. mff.

2) Barthokmiaeua toh Trient (vgl. oben S. 208) tsgt tou An- tonius: „Ubros et scrmnncs compilavit

3) L. M. n. 21. Das Buch wird Ton einer Norize gcstoblen, aber anf da« Gebet des Heiligen hin, erscheint der TenSA (I) dem Dieb vnd Ewingt ihn, den Raub zurückzugeben.

4) „Sennones dominicales" t. M. P. in dem Abschnitt : Quomodo Paduam uenit et qoaliter ibidem predicanit. In der legende S. c. XIÜ heifsen sie „Sermones quas de tempore vocant". In der Vorrede zu diesen Sonntagspredigten, aus welchpr ia dem Vor- wort zu seinen Sermones S. Antonii 5n laudem Gloriosae Virginia Mariae, Päd. 1885, p. 8 ein Stück erstmab sum Abdruck bringt, sagt

IsitMhr. t XI. 4. 33

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504

LEMPP,

kapitel Ton 1380 auf AiifiTordemiig des Eardiiialprotekton

Festtagspredigten niedergesdirieben hatV

Gedruckt ist von angeblichen Werken des Antoniu» folgendes :

1) In der Gesamtauagabe der Werke des Antomua von De la Haje

a) Sermonee dcmiüucale» adyentiu el de tempore (s H. D.): swölf Predigten auf die Sonntage swischen Adventsfeet und

Fastenzeit (mit Ausschluls der Festtage).

L) Sermones quadragesimales (= H. Q.): zweiundsechzig Predigten ; drei Serien von Fastenpredigten^ xueret eine toU- Btilndige für jeden Tag dar Fastenaeit, dann eine zweite iür die Sonntage der Faetenaeit, dasu Ortem, und endlich eine dritte Serie: vier Faetentage teilwdse in doppelter und drei- facher Ausiülirun^.

c) Sermones de tempore (= H. T.): einunddreiisig Pre- digten, nämlich Predigten für sechs Sonntage nach Ottern, Ffingstfest und viernndawansig Trinitatifleonntage.

d) Sermone« de Sanctis (= H. S.}: f&nfunddreilaig digten, beginnend mit einer de coena domini, dann neun Predigten über Apostel, drei iiber Kvangelisten , f^echs über Märtyrer, iünf über alle Heiligen, drei über Bekenner, sieben über Jungfrauen und endlich eine de commemoratione fide- linm animarum.

e) eine groiee Ezpoeitio myetica in aaoram aeriplnram^ fiMt 200 Folioseiten iilUend.

f) Concordantiae morales, eine biblische Kuukordanz.

2) Von A Pagi sind in Florenz entdeckt und au ATignon 1684 veröffentlicht worden S. Antonii Pata\nni Sermonea de Sanctis et de di venia (= P. S.): uebsehny wenn man die allegoriichen und moraliachen ab besondere sihlty einundfUnizig Predigten auf die Festtage vom Christ-

Antonius, er schreibe „tanto et importabill oneri insufficien», led precibns et caritate fratrum, qui me ad hoc coiiii>t'llebKnt . derictui**.

1) Vgl. M. P. a. a. O : „Sennoues in fesütiitatibas saactorum'' in 8.: f,8ermone8 de sanctb".

2) S. oben S. 206.

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ANTONIUS VON PADUA. II,

605

fmfk bis Hnmirailalirt; die letzte Predigt ist onToOttilDdi^y d*

hier in dem ]\Iauuskript einige Blätter herausgerisäen waren. Dann iolgen Fragmente und kleinere Öermonen unter dem Titel „de diversis", im ganzen zwanzig Kammern.

3) Sodann bat Assoguidi in seinem oben angeführten Werke ^ verdfeitUebt eine von ibm m Bologna entdeckte £3cporitio S. Antonii Patavini in psabnos ipstos etiam manu exarata. 278 Abhandlungen über den davidischen Psalter.

4) Weiter hat Josa im Anhang zu seinen oben be- Bprochenen ' Antoniusiegenden das^ was in P. »S. infolge der Verletsong des Manaskripts febl^ ans einer Padoaner Hand- achiift ergänzt (ss J. &): (Ünf (bsw. viersebn) Predigten auf HimmeUkbrt, Pfingsten, Johannet den Täuferj Peter und Paul und l'auli Gedächtnis.

5) Zuletzt sind von Josa aus des Antonius ISonntags- predigten Ainf Marienpredigten auagewählt und herausgegeben worden : Serraonea S. Antonii de Padua in laadem Glorioeae Virginia Mariae, Päd. 1886 J. H.).

A.

Wisae&flohaftliohe Werke.

Solebe wilren die Ikpoeitio mjstica in sacram icriptaram, die Concordantiae moralee und die Ezpontio in psahnoa

Nun bind aber von vornherein die beiden ersteren Werke ganz aufser Betracht zu lassen ] denn es fehlt jeder Anhalte- punkty äufsere wie innere Bezeugung, äufsere oder innere VerwandtBchah mit anderen Schrillen des Antoniua, wae irgend die Autonchaft des Heiligen sprechen könnte*,

1) S. oben S. 178.

2) S. oben S. 178.

3} Es ist gerarlczu unbogrciflicb , wie Salvagnini, obgleich von iCinen Kritikern darauf hin^^'wiesen, deich S. "222 flp., ohne den gering- sten Beweis zu vorsucheu, die PxbtJieil der CoDCordautiae behaupten mag, obgleich er selbst auf die Steile in Salimbene hinweist: Anno Domini MCCXLTIl Iiis temporibuB flornit vita et scientia venerabilia dcKniniu Ugo , Cardiioalig frater praedicatorom ordinis , qui diM^tor

33*

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606

hEHVP,

uud äü sind sie denn auch von Azsoguidi, Arbasti, Acevedo ohne weiteres als unecht verworfen worden.

Es bleibt alflo nur das Psalm werk, das Azzoguidi im ReUquieniiefaraui Ton S. Francesco zu Bologna gefunden hat Attoguidi varodMfi, dalk daa Wetk echt, ja daCs das Exemplar mn Autograph des Heiligen sei; et sei dies das im Uber niiraculorum erwähnte glossierte Psalterbuch ^ das AntoniuB bei seinem zweiten Auienthalt in Bologna 122Ö dort gelassen habe. So sei das Buch dort aul bewahrt wor> den und in VergmeolMit gentaiL (Freilich ist aber dieser aweite Avfenihalt in Bologna nnr ein PhantaaieiHrodiikt olme Halt m den Qudlen.) Das Manuskript, dem lÜHrigens die erstüu Blätter fehlen, trägt, wie Azzoguidi versichert, den Charakter der Pergamente des 13. Jabrfiunderts Die Echt- heit zu beweisen, macht der Herausgeber daraui aaftuerk- aam, dala diese Sduift noch Cäuurakter, Metbode, Stil und Inhalt gana fiberdnetimme mit den andern echten Wericen dee Antonias, dafs nanenttieh anch hier en bewundem aei

eiiierseits die Menge der Citate, andorscits die gruise Frei- niüti)[:^keit und Strenge, mit welcher der Verfasser die Sün- den der Grolaen, besonders der Prälaten rüge.

Azaoguidi bat aber den Veigletch mit den echten^ Werken des Antonine nicht beigesetat, und das hat aoch •eine Schwierigkeit, da selbst heute noch nnr wenig von den unter dem Namen des Antonius gedruckten \Vcrken als wirklich von Antonius herrührend, mit Sicherheit nachge- wiesen werden kann. Dafs das Manuskript Autograph sei, beweist Aasoguidi mit der Tradition^ denn von jeher aei dieeeo Buch unter äm BeÜqmen dea Heiligen in koetbver Hftlle in der Kirdie nfbewahrt worden, und mit dem

tiieologiu doetrina lana et perlneida totsm Biblism postillayit, eoa* cordantiariiiii in bibliotheca primus aactor fuit; sed proccssu tsrnporifl £sctae sunt eoncordantiae meliores." Es ist natürUch wohl möglich, dab Salimbene nicht genau wuIste, ob überhaupt jemals früher eine Konkordanz verfafst worden war, aher sollte er Yon dem grofeen Werk seines berühmten Ordcnsheiligen nichts gewuTet haben? Wie eicb die vorliegeade fiLookoidaas SU dfii dss Hogo fOi& Osio TerhAit, weiXs ioh nicht

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ANTONIUS VON PADUA. IL

607

ausspreclilich süisen Genich (!) tleb Manuskripts, der dem am Grab des iieiligen zu Padua auisteigeudeii völlig eut- vpreche.

£0 ist demnach eme eigene Untennichnng nötig. Ante Gesdnchie im Uber miracdonmiy die man etwa aof daa

▼erliegende Wmk bezielien kann^ habe Ich mieh Tergeblieh b»-

miiiit, irgendwo in der theulogischen Litteratiir der folgen den Z^t eine Erwähnnng dieses Psahnwerkea uder ein Citat aus demselben zu finden; namentlich ist zweifellos, dafs Bona- T«ntnra bei Abiasmmg seiner ^^Expositio in pealmos" nnsere «■positio nicht gekannt hat Indes dflifle danof doch nicht SU viel Gewicht gelegt werden , denn Antomns irt sa jung gestorben, als dafs seine l^cdeutnng auf wissenschaftlichem Gebiet in weitere Kreise hätte dringen können, und dann hat seine Bedeutung als Wonderthäter namentlich iu den Kreisen seiner Oidensgenossen so bald allee andera über- wBcIierty dafs man sich nicht bemOlsigt ftthlt, nach seinen wissenschaftlichen Werken viel su fragen oder sie m stu- dieren; genug, wenn sie Reliquien waren!

Aus der ächhft selbst aber ist ein sicherer Schluls auf den Verfasser oder seine Zaat darum schwer zu ziehen, weil es in derselben ▼ollstlUidig an jeder genaueren Zeitbeaiehnng fehlt Ich weüs nur folgende Bemerküngen an maohenr

Da nnter anderen des h. Bernhard Schriften citiert wer- den * , so ist damit eine freilich recht entfernt liegende Grenze gegeben^ von der an die Abfassungszeit der Schrift an rechnen ist Etwas näher läist sich der terminus ad quem bestimmen. Es weiden nfimlich sweimal * deutlich mar die Ordeneregehi Augustinus und Benediktas als sur Zeit bestehend vorausgesetzt, d. h. es gab, alt die Schrift ge- schrieben wurde, nur Aui^^ustiner Chorherren und Benedik- tiner ( Oluniacenser, CistercieuaeTi Prämonstratenaer etc.), aber noch keine Bettelorden^ oder, sagen wir lieber, die Mendi*

1) In Seniio IV und CCLVllI. Ob mit dem „Magi«ter'S der in Benno LXXXIX citiert wiid, Petras Lombaidas gtmai&i ist, ist mir zweifelhaft.

2) Sermo GXUX und CCXVU.

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508

kanten eraehlengn Im BewoftlMin der Zeit noch nicht nie

Mönche wie die anderen. Wenn dabei in einer jener Stellen angedeutet ist, dafs die Beobachtung der Heg^eln Jk'nedikt's und Augustin s nicht genüge, sondern da£s die Mönche mehr tfaim ioUen S so kann das wohl paaem in den Mund eines Minoriteii ans der ersten Zeit, der nch bewniat ist, dafii in seinem Orden Höheres gefordert und gelMstot wird, als in den alten Mönchsorden. Weniger Gewicht möchte ich dar- aui legen ^ daU wiederholt von den „Armen Christi" und von „minores praedicatores " die Hede ist Die Beziehung auf die Minoriten liegt ja nahe» ist aber im Tent selbst nicht weiter verfolgt

Uber den Ort der Abfassung giebt eine cinBge Stelle eine Andeutung, in welcher ein französischer Satz angefiihrt wird Das weist am natürlichsten auf Frankreich aia das Land der Entstehung. Wohl hat man ja damals auch in Italien in den höheren GeseUschaftskreisen provenyaliach ge- dichtet und gesprochen, allein das Buch findet sich doch einmal in den Htnden der Minoriten, und diese rekrutierten sich damals nicht aus den höheren Gesellschaftskreisen und hatten auch ihren Wirkun^kreis nicht dort.

Uher den Verfasser selbst endlich steht in dem Buch gar nichtig als dafii er sich selbst wohl au den Mönchen rechnet \ doch, wie es scheint, nicht an den Benediktinern oder Augustinern.

ibt also nach diesen änläeren Merkmalen die Abfas- sung dieses Psaimbucim durch Antonius (etwa in Montpellier), die durch die Aufbewahrung als Antoniusreliquie und durch jene Erafthlnng des Wnnderbuches nahe gel^ wird, nkaht gerade nnmflglich gemacht, aber bewiesen ist sie nicht ent-

1) Scrmo CCXVII: Norma mensurae est repnla , (\\v\n\ tradidit eis beatus Benedictu«? vel beatus An^nstiuus. Fines hos debent 6X- cederc claustrales faciendo sniKireroi^ationc? "

2) Sermo XXXT: Uude de talibus potest dici gallice: Taot sunt recuäutri, custure non poiat t*»ner." Wenn Azzogilidi recht gelesen hat, so ist das Frauzösische jedenfalls verderbt

S) Sermo CCLVIll: „Sic et nos debenius facere, ut, quocumque isUgiosiu mittatur, intra claustrum se esse existimat

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ANTONIUS VOM PADUA. U.

60»

fernt, ja es liegt fast näher, die Abfassong in die Zeit TOT den Bettelordeu zu rUcken.

Wir müflsen darom auf CliaraiLier und Inlialt des Baches niher eiwgehftn und nach etwaigen inneren Merk- malen suchen, welche itlr oder gegen die Ab&asung durch Aiitöuius i^prechen.

Azzoguidi hat entschieden recht; wenn er als das Cha- rakteristische an demselben iormell die Fülle der Citate^ materiell die Freimütigkeit gegen die Pittlaten beaeiehnet

Bas Buch besieht aus 278 Abhandlungen ttber einielne Vene aus den 160 biblischen Psahnen, kune Entwttriis,

Gerippe, die Vurrat und kStuff zu V' orlcsuii^i^en gebeu kuunten. Entwürle liir Predigten künneu bie kaum sein, dazu ei^et sich weder der selir groiae gelehrte Apparat, noch die über- aus scharfe Polemik gegen die Geistlichkeit, die sich darin finden. Die Durchfthnmg des gansen Psalmbuchs weist am einfachsten auf rein wiBsepsehafUiche Zwecke hin, denen daä Buch dienen sollte.

Aus jedem Psalm der Keihe nach wird ein Vers oder mehrere mehr als Motto, denn als Thema für die Abhand- lung an die Spitae gestellt; dann wird sofort aut Grund aUflgcrisoher 0eatung irgend^n Gegenstand der Bm|hpw^u^ aofgegriffiMi und weiter verfolgt Oft begegnet es dem Ver- fasser, diüs er durch ijgeudein Wort des an die Spitze ge- stellten Verses auf irgendeine andere Stelle der heiligen Schrift geführt wird und dafs dann eigentlich nur noch Uber die «itierte Stelle geredet wird.

Die Ffiile der Citate aus der heiligen Schrift ist dabei eine überaus greise. Niemals scheint der Ver- fasser um eine brauchbare Schriftstelle verlegen zu sein, besonders das Hohelied, die kleinen Propheten und Sirach werden hftnfig benutzt Freilich ist auch die allegwische Auslegung» wie sie hier angewendet wird, höchst merkwürdig. Es giebt keine noch so unpassende Stdle^ die nicht als Be* weis für alles Mögliche gebraucht werden könnte; wir be- kommen den Eindruck, als wäre die heilige Schrift für deu Verfasser wie eine grolse Urne, gefüllt mit lauter einzelnen Brüchen, in die er nach Beliehen ohne Wahl hineingreif^

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LEMPP,

und jed«r IrarMUgenonnDene Sprach pakt und nrafB pasMo

für Beinen Zweck. Eioe andere als die allegoriscbe oder, wie fiie hier genaimt wird^ moralische^' Auslegung ^ scheint der Yeriutt» gar nicht zu kennen , jedenfalls kfimniMt er aich um ema andm nichi Nach dem Gesagten wettet wir dem Verfiuser genane Bibelkenntnis nnd dn llbenw glückliches Gedächtnis zuöclu'eiben dürfen^ und wenn das Buch Yon Antonius ist, so begreifen wir, wenn die Legende ▼on seinem Gedächtnis rühmt, dals ea ihm Bücher ereetat habe Demi ans Konkordanaen oder derartigen HiMmrittahi lieften sieh solche C^te nicht finden, daan sind rie stets viel zu fernliegend, diese konnte nur eine enorme Phanüisie in einem enormen Gedächtnis hnden. Sehr gut wiirde auch an dieaem Buch der Name paaeen, den der Papst dem An* tonina g^ben hat, ak er ihn predigen hMe, „Arche dea Teeiaments^y denn eine ganae Sammlung von Bibelstelka kann diese Schrift genannt werden.

Die bchriitcitate stimmen zum groÜsen Teil nicht wört» Hch mit der jetzigen Vulgata überein, die Abweichniigen mögen a. T. als Me Ciiaie an erklttien sein \ a. T. rühren sie von den an&erordenllich Terscfaiedenen latttmeehen Ver- sioneu her; Azzoguidi ist allen diesen abweichenden Citaten nachgegangen und liat gefunden, dals dieselben teils dem griechiachen und hebrttiseben Uriesti teils arahisoben, s^- riabhen, chaldäiachen Versionen entsprechen, nnd er schEelat nmt daraus, da& der Verfiwser aOe ^Bese Spradieo Ter- standen habe, was offenbar weit gefehlt ist. Man darf sich dafür auch nicht auf die überaus zahlreichen Übersetzungen nnd Dentnngen der ▼orkommenden fremdsprachlichen Namen bemfen, dafür gab ea }a die Gloaaarien, daa Vocabolariam Huggucdo's, das Glossarium Ansileubi, das Über etymolo- giarum Isidoras, in welchem all der Flitter zu finden war.

1) Sermo LIUV: „Vel etiim ad ülteram vem siat, tanea aiora* liter exponi poBsant."

2) M. P.: „Com talis esset induttrle at nemoiia pro libiia Qteretnr/*

8) So s. B. ia Brno CCX^^Yll.

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AKT0NIU8 TON PADUA. U.

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der damals weitiicLen und geistiicheu tichriitsteilern unent- behrÜob schien. Überdies wird in dem Buch aalbst die (j^oaa* Ofdinanft und interlineanB oft dtierty das waren ana* giebige Hütedttel, «na denen auoh Oiiate aller Art, iiameiit> Hch der Eirehenvätor , geschöpft werden konnten. V<m ELirchenvätem werden besonders häufig angeführt Augustin, Gregor^ Hieronymus and Beda, aber auch Faschasiue, Isidor u. a. ^cht citiert werden rlle neaeren Kirchenlehrer aniier Bernhard, mcbt erwihnt wird Petme Lombardi» nodi irgend- ein Vertreter der Schule Ton St Viktor; iigeadwelche Philo* Sophie kennt der Verfasser nicht

Es sei hier noch gestattet, einen Bück aut das Verhält- nis des Psaimbucbes zur Mystik der Viktoriner au werfen. Falls Antonius der Verfasser würei wäre das« selbe Ton Bedeutung, da es eine Behauptung Ist, die man in den Handbttehem der Kirohengesehielite findet, da(s An* tonius die Mystik der Viktorinor in den Franziskauerorden eingeführt habe.

Dais nie ein Werk der Viktoriner angetührt wird, ist schon gesagt; allein es könnte sich ja am Ende die Methode und Mystik der Sehule in der Schrift finden, ohne dafs die Meislsr citiert wären.

Walter von St. Viktor, der letzte gröfsere Vertreter jener Schule, wird dabei ault^rT Betracht bleiben müssen, da seine Schriften sich vornehmlich in der Polemik gegen die Philosophie bewegen, also mit unserem Psalmwerk keinerlei Berührungspunkte haben.

Dagegen reizen unter den Schriften Riehard's ron St Viktor die mysticae adnotationes in Psalmos ^ von seihst zur Vergleichung. Nnn belehrt ein flüchtiger Blick schon, dafs der Verfasser unseres Psaimwerkes jene ISciirifl Bichai'd's weder benutzt, noch auch nur gekannt hat Die tomeUe Behandlung des StoffiBS hat manehe Ähnlichkeit in bmden Schriften, doch sind Biehaid's Bemerkungen nicht so

1) liignsi Pitvoksis, T. CXCVI, p. ddfitqq. 9) Vgl. a & Ridisid't adn. in pt. GXXI, Migns p. 368 mit flsnao CCXLEV m derselben Stelle.

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513

LBMPPy

skizzenhaft; aoadem mehr ausgeführt , auch wo sio küner ■nd. Die Oitaie and bei Bichaid viel ■pmuiMr und aflegoriaelie Aiudegung wird gnindrittdich nur mit Mkfii ai-

gewendet; da Richard diese Auslegungsart hauptsächlich aIi Notbehelf für die Stellen der heiligen Schrift gebraucht wiaien will, welche dem Wortlaut nach anstöfaig oder wert- los encheinen K Unter Paalmwerk dagegen kftanmert wuk um den Wortainn ja gar nicht und bedient iieh anncUielt- lich der Mllegurischen Auslegung. Was die Mystik betrifil, 80 hat Richard von St. Viktor bekanntlich die Lehre von dem mystischen Aufsteigen des Denkens zur Erkenntnis dm ÜbematOriichen höchat sinnreich dnrebgebtldet und die gam Beerbeitnng der Theologie ist bei ihm dnreh die payeho« logische Grundlegung beherrscht«. Auch in der Psahnen- ausleguüg Richard s wird immer wieder auf diesen Weg der Erkenntnis durch lectio; meditatio, oratio, opermtio, contem- platio hingewieaen and inabeaondere die Contemplatio ab die höchate Stufe, die contemplatiyi als die HdcfaetibegnadiglaB unter den Menschen dargestellt ^. Aber «gerade von dieeer Mystik findet sich in unserem Psalm werk gar nichts Nach diesem kommt man zum Heii dnrch Predigt, durch Nachahmong der Armati der Entaagnng Ohriati, doich m Leben der Bniae, dnreh gute Werke. Von jenem Anftteigai durch Kontemplation ündet gieh kaum eine Spur *. Uod

1) Die wörtliche Exegese hesdchaet Biebard als (fie aotwendige Basis Ar die aHegorisehe Auslegung s. ^«.AnsfOhniiig in derSekrift „In visiooem EseehieIis*S Migoe a. a. O. S. 527.

2) S. beiondan im „Beajamin major", Migue a. a. O. 8. 6$£

3) Z. B. adn. ad ps. 118 HigM S. 837 werdso misenefaiedai aetivi, specidatiTi und „oontemplatiTi, quibns datnm eat freie id fiieiem Yidfiia^ qui gloriuii domini imrelata fiwia eontempland«, veri- talsm sine isftäaeto ^dsnt in sna sin^ilieitate sine specolo'* «od Weilar 8. 841: „soprenae itaqoe hierarsliiaa ofdhies enm sapfaiMt ipsos oontsaiplatiODa aaeendnnt, nOiil aliud, quam ereatrieem flkn onmimii sabatantiamm snbstaiitiam invemont**. S. 342: „per noalei iatelligimos vfioa eontemplativos, per ooUes vixos speculatiTos**.

4) Einflud bi Sanno CXXIX heilst es rou den Predigen, ae masMD gleich den Adlern in die Höhe fliegea durch KontempiiliM dar blmmlisehan Dbige aber in ilner Tölligen VereinzehiDg badaaHt

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ANTONIUS VON PADUA. U.

513

telbat da, wo man einen Ansatz zur Mystik za finden gUubiy Ist gerade die Gedankenreihe der Viktoriner nicht einge- •ehlagen. So wird einmal ^ Ohrifltos der Balsam genannt,

in welchen die Gläubigen Herz und Sinn eiuUuchen müssen, aber dieses Eintauchen geschieht nun nicht durch Kontern- phÜon, sondern durch Nachahmung seiner Leiden, durch gute Wwkd, dnrdi Nächstenliebe. Das ist ja Mystik, aber ▼onriktorinische.

Wir sind daher zu dem doppelten Scklufs berechtigt:

1) wenn das Psalmbuch von Antonius ist, so ist unmöglich, dafs Antonius, ehe er Lektor wurde, in Vercelli die Mystik der Viktoriner in •ich aufgenommen hat

2) wenn das Psalm buch von Antonius ist, so hat Antonius wenigstens in seiner wissenschaft- liehen Thätigkeit, durch seine theologischen Vor- leaungen nicht die Mystik der Viktoriner in den Fransiskanerorden eingeführt

Das Wichtigste freilich wäre in dieser Hinsicht eine Ver- gieichimg mit den Werken des Vikturiners Tiiomas ▼on Vercelli, mit welchem Antonius in längerem Vec^ hehr gestanden hat Da aber dessen Werke nicht gedruckt sind, so war mir dieser Vergleich unrndgUch.

Bona Ventura' 3 expositio in psalmos, von der schon die JÜede war^ zeigt formell auch reichliche, aber doch nicht, wie unser Psalmwerk, ausschliefsliche Anwendung der alle- gorischen Auslegung; viel mehr wissenschaftliche, weniger unmittelbar praktische Haltung als unsere Psalmen. In der Mvritik tritt er ja unzweifelhaft in die Fufstapfen der V^ikto- riner, dafs er dabei irgendwie, wenn auch nur mittelbar, durch Antonius oder durch eine von diesem etwa ausgehende Schule bednflulst worden wäre, davon habe ich nichts finden können. Wir sind Überhaupt nicht in der Lage, einen leitenden Einflufs des Antonius auf irgendwelche

diese ja nur auf die Prediger sich beziehende SteUe etwas ganz aa- deres aXa jene Auärühriuigeo der Viktoriner. 1) Sermo CCXX.

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514 LENPP,

theologische Eiclitaxig anter den Minoriten nachweisen n können.

Wie das FeUen der vikiofruuschen Mystik snffidlend kk

unter der Voraassetzung der Ablassimg unseres Psalm werkei durch Antonius, so auch das Fehlen jeder direkten Polemik gegen die Ketzer. Freilich werden in on- lähligen Eedewendiingen die Oottioaen und Baaen besehnB» ben, aber das BOd derselben ist nie auf die bestimmten Häretiker jener Zeit angepafst oder auch nur anwendbar. Die Einheit der Kirche wird wohl hervorgehoben und mit Beziehung auf Zeph. 2, 1. 2 mm Beitntt an derselben ein- geladen \ aber die Emladnng richtet sich nur an die Sttndv im allgemeinen. Elm andennal ' wird die EHnheit der Kirdis als notwendig dargesiellt, aber eben nur im Gegensatz zu der Mannigfaltigkeit der Sünde. Es wird gewarnt ' vor den Bösewichten!, welche der Mutterkirche fluchen, andere mit ihrem Beispiel verführen und die Kirche ihrer Kinder be- rauben, aber es sind nach dem Zusammenhang wieder nur gitthch schlechte i\len sehen gemeint, keinesweers j^eracle Ketfcr. So wird auch geredet * von solchen, die sich von der Kirche trennen, aber es sind „die Beichen dieser Welt''. Ja die Strenge der Lebensanschauung, der asketischen FordemngeOi der Kritik gegen den Klerus scheinen oft eher katharisebea Anschauungen zu entsprecbeU| als ihnen entgegengesetzt 2a sein ^.

1) Sermo CXXVII.

2) Sermo LXXVIH.

3) Sermo CLXXXV.

4) Sermo CCL.

5) Ja elmnal 6ndet sich sogar eine Stelle, wo man die Beelil' giäubigkeit des Verfassers in Zweifel ziehen kann, da er die katharische Behauptmig zu teilen scheint, dafs Maria durchs Ohr empfangen hab«. 8eimo GXXII. Zwar kommt diese Anschauung auch Tereinadt bk dsr Urtbe vor, vgl. die Belege in Azzoguidi's Anmerkung zu dkMr Stelle und in C. Schmidt, Histoire et doctrine des Catbares, Psrii 1848, T. II, p. 41. Allein bei den Autoren der Kirche ist's ebn eine %ürUcbe Bedeoaart: da die Jungfrau empfangen hat, nachdws sie die Worte des Engels gehört hatte, so stellte man das figärliei 10 dsr: das Wort des Engels sei durch das Gehör eingedrongea

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AHTOmUS YOir PADCA. IL

615

Jedenfallt «Iio könnten dkte Vorlesungen nieht dem gedient li»ben^ die Ifinoriten zum Disputationskampf gegen

die Ketzer auszurüsten.

Gehen wir noch auf den positiven Iniialt des Ptalmwerkes nfther ein, so amd et zwei Gedanken, xa denen der Verfaaeer immer wieder und wieder «urSck*

kehrt, die ihm offenbar vor allem am Herzen liegen: der eine, der von der Bufse, ihrer Notwendigkeit, iluem 8e- gen, ihrer richtigen Vollziehung , ihrer Dauer , und der an- dere der von den Predigern, ihxer Angabe, Verant» Wartung, üuren Ven&anmiiaett, Sünden. Der alldnige Weg zum Heil föhrt durch die Bufse, und die Prediger haben die Auigabe^ die Menschen auf diesen Weg zu leiten. Es ist ja von Bulbät einleuchtend, wie dieser Grundgedanken iieh mit der Grandidee decken, von der Fnuu von Aann ansgegangen ist, aber es nnd doch cfaarakteristiscbe Unter- schiede nicht zu verkennen.

Die Lebensanschauung, von der das Psalrawerk aoageht; ist dui'chaus die pessimistische des Mittelalters. Die ganze Weit nnd das ganase nur von

Sünde nnd Elend. Der K(»per ist der Kerker des Geistes \ von dem man nur durch völlige Abtötnng der Sinne des Körpers frei werden kann*; und doch mufs mau am Ende noch üoh sein^ dafs wir diesen irdischen Leib haben, denn elme dieses Gbwicht würde nnser Geist so übermütig, wie die enten Engel * Avch das irdische Glück ist eitel Un- . glück, denn es verschHefst die Thüre der göttlichen Gnade und macht den Menschen unbrauchbar, weil er daun durch kein gutes Werk mehr das ewige Leben verdient ^, selbst

in den Leib der Maria. Aber in unserer Stelle ist diese bildliche Deutung trotz Azzo^niidrs Bcinühun^^en eigentlich ausgeschlossen, da auB dieser Art der Empfängnis die Joogfräolichkeit der Maria abge- leitet wird.

1} Öermo CXXXI und CCLXVI.

2) Sermo LXXXVIU, CCXXXTX n. oft.

3) Sermo CXXXI V: „fecit cüim deiis animae pondlU COlpOrale, as tanqarim angeli primi per superbiam efferretur".

4) Sermo LXXYL

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516 LBMPPy

die Ztmeigiiiig sa den Eltern ist elwae^ was wir nach Gottes Willen abadmeiden müssen K Ja andv ohne dais WUT ii]geiid* etwas Böses thun, darch die bloÜM Erbsünde sind wir der

Verdammnis verfallen Aul' der Welt herrschen alle Laster, insbesondere die drei Hauptlaster: Hochmut ^ Geldgier und Wollust^ von denen der Hochmut Vater aller Laster ist*. Die Ckddgier beherrscht fut alle, grois nnd klein*; man inll nicht einmal mehr Theologie stadieren, weil flie keinen Gewinn bringt ^; namentlich aber wird der Stand der Re- ligiösen durch den Reichtum geradezu der Auflösung nahe gebracht, so dafs sie, wenn ihnen Keichtum zufällt, iiirchten müssen, das sei ein Zeichen des Zornes Gottes ^. Das AUer> sohlimmste ist der Wucher , worunter der Ver&aser, der kirchlichen Ansehanung entsprechend, alles b^eift, was einer mehr zurücknimmt, als er ausgegeben hat, auch wenn's unter dem Titel eleemosyiia oder Caritas geschähe Der Wucher ist Diebstahl, ist Mord, ja schlimmer als die HöUe selbst; der Wucherer mufs daher, wenn nicht förmlich ge- steinjgt, so doch mit den Steinen der Verflochong und fix* kommnnikation überschüttet werden, er soll hinansgestolsen sein aus dem Schofs der Barmherzigkeit Gk>ttes^ und der Teufel hat seine Seele So sieht es in der Welt aus. Für die aber, weiche in der Welt leben, ist das Holienieuer bereitet, dessen Brennmaterial die Gottlosen sind Gott und Christus haben Geduld genug bewiesen sadunr, aber im Gericht verlangt Gott Vollkommenheit der Werke und Ge- danken da wird er schrecklich und unbarmherzig sein, .

1) Sermo CCXXXII.

2 S. rino XXVII: „Caruales nascimoi, conteiDptibUes morimur, ■ine actuaii pcccato damnamur.

8) Sermo CLIX, CXUI, LIV n. oft.

4) Sermo CCXXXIX.

5) Sermo XXV,

6) Sermo CXLLX.

7) Sermo XCIX.

8) IWd.

9) Sflnno GG3QDQI*

10) Sermo CZLO.

11) Sermo CZVIH

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AHTONIÜS YOa PADUA. 11.

517

nur d«r Gedanke «n Maria kann den Sohn Eum Mitleid

bewegen \ Die Jungirau Maria ist überhaupt fast der ein- zige SonneDöciiein in diesen Sermonen, bobaid der Ver- fasser auf sie zu sprechen kommt ^ wird die lonst so dttrre Rede tebwungvoU^ er kann eich nicht genug darin tfanui ihr Verdienst nm ans sn prnaen. Sie erwirbt uns das Mit- leid nnd die Gnade Gottes ans ihrer Vollkommenheit küinmt die Voilkunimenheit der Kirche^, was wir Gutes haben, haben wir ihr zu danken, die unsere wahre Sonne ist sie ist der Thron der Herrlichkeit, wogegen Christus selbst der Schemel ist, ein Aasdmcky von dem der Verfasser seihst flÜil^ dafs er weit geht und einer Erklfimng bedarf ^ Doch ist von einer unbefleckten Empftngnis der Maria noch keine Rede, und selbst ihre Siindiosigkeit von Geburt an scheint nicht behauptet werden zu wollen ®. Wie kann man nun in dieser argen Welt zum Frieden kommen und dem Zorn Geltes entrinnen? Die Kirche reicht uns swar das Sakra- ment der Taufe, durch das wir Yon allen SOnden rein wer> den, aber das ist eme sehr ungenügende HiUe, da wir durch eine einzige Todsiintk; d(:r Taulgnade verhiatip gehen ^; ja durch das Beispiel schlechter Priester werden die Unter- gebenen so leicht zur Sünde verleitet, wie wenn die Taufe gar keinen Wert hätte*. GHtaialiche Rettung ist daher nur au finden in der Bufse. Auch Frans von Assisi ist ja ausgezogen, um Bufte au predigen; bei ihm war BuAe hauptsächlit'Ii iu dem neutestamentlichen Sinn der ^iBidvoia gemeint, so predigte er und die Seinen seit 120i^ Buise als

1) Senno CLXIX.

2) Sermo CXV.

3) Sermo CLV.

4) Sermo CLXIX.

5) Ibid.

ß'^ n»!<J. ,,S:inp!iuem BtriDgit , quia ip^^a maledictirmeni , quac primär rnuli« ri f.icta t.st, abstulit et immunis ab ea fait, quod factum est, quäudu lictuTii est ei: Benedicta tu in nraUsribui'i et tic re- tricta euDt peccata.**

7) Sermo CXLIV.

d) Sermo CXlüülL

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616

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Beaserung dea Labeni^ Rene über die Sfinden, Beobacbtnsg dar g^tttUohea Oebote K Die Bafi» aber, von welcher uvum Sohrifl redete ut fast aiutelilierBlioh das kircbliche 8akra>

ment der Bufse; schon die überaus häufige Zerleeung der Bufae in ihre drei Teüe, Zerknü*8chung, lieiciite, Genug- thuung, und namentlich die sehr starke Hervorhebung der Kotwendigkflit des Bekenntniflses jeder eiiiaehie& Sünde aeigt diese andere Anflassung Die Beichte nwla immer wieder- holt und auf jede einaelne Sttnde ausgedehnt werden , sonst nützt sie nichts. Zu den Satisfaktioiiawerkeu geliören be- sonders die Almosen, auf welche grolaer Wert gelegt wird Muster ist der heilige Laiurentias, der alles den Armen Ter> schenkte'. Ein Beicher kann nichts Besseres thmi| als sdnen ungerechten Mammon den Armen geben, dam durch nidits wird der Teufel so besiegt; wie durch Almosen*; und erst wenn vollständig aller Besitz aufgehoben ist, glänzt ein Christ wie ein ikielstein Der, welcher seine irdischen Qüter den Armen giebt| giebt nur Zeitliches, Wertloses her, aber er empfibigt von dem Armen viel gri^ÜMre geistliche Güter^ nämlich eben das Verdienst, das er sich durch die Almosen erwirbt ^ insbesondere ist es Aufgabe der reichen Büfsenden, durch ihre zeitlichen Gaben „die armen Pre- diger^' zu unterstützen, damit die Frucht, die jene durch ihre Predigt erwerben, ihnen au gut kommt, sie sollen gleich- sam die Ulmen seini welche awar an steh unfruchtbar sind, aber doch der tranbentiagenden Bebe inr Stütze dienen: so TermÖgen rie durdi Almosen ihre Sünden au tilgen doch ist Mitleid ini Herzen uocii wichtiger als die äul'sere Gube ^.

1) S. Müller, Anfänge des MiiioriteoordeDt, Freibarg lbö5, S. 31.

2) Vgl. bes. Scrmo XLV, LXVII, LX2^XVI, Clli, CXYll, CLXXIV, CLXXXIIi, CXXXVIU u. oft.

3) Sermo XXIY.

4) Senno XXX.

5) Senno

6) Sfltmo GXLl, CLXX2CVIII, GXCT.

7) Senno CZVn, CUCZXVIII.

8) Ssmio XX2L

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ANTONIUS VON PADUA. U.

519

Für diejenigen nun, weiche auf solche Weise Buise gethan haben, ist das Sakrament der Eucharistie von gro(aem Wert, aber auch nur fiir sie; wer noch in einer Todsünde sich

befindet und sie nicht durch das Bufssakrament vorher ge- tilgt hat, der ifst und tiinki c^ich selbst das Gericht

Die Rettung, die durch den Weg der Bufse möglich iat, kann nun den Menschen aliein angeboten werden durch die Predigt Darum ist die richtige Beschaffenheit der Pre- diger von äufserster Wichtigkeit. Greises wird verlang von den Predigern, von deren Predigt und Wandel die Bekeh- rung der Menschen abiiäogt Die Prediger werden BUtae genannt I weiche blitzen sollen mit Zeichen und Wundem, schrecken mit dem Donner ihrer Drohworte, entsttnden mit ziLiidenden Worten zur Liebe Gottes *. Sie werden Pfeilen vcrgLicheu, sie müssen Kenntnis des Alten und Neuen Testa- ments haben, müssen sich auszeichnen durch lichtvoiiee Wissen und gaten Wandel; üir Wort soll gerade sein und scharf gegen die Sünder'. Insbesondere hat der Prediger durch das Schwert seiner ricdi^^t die Sünder zum Beichten zu bringen * und reuig zu machen über ihre Sünden ^. Für sich selbst soll er die Sclbstprüfung nicht uuterlassea ^ und wie ein Adler sich in die Höhe sdiwingen, sein Auge auf Christus, die wahre Sonne, gerichtet^.

Das Predigen wäre nun freilich vor allem Ptiicht der Priester, und die Sorge für ausreichende Predigt eine Haupt- pflicht der Prälaten. Aber in dieser Hinsicht siehfs schlimm aus^ Die Kirchci an der Gott nach Jes. 5| 1. 2 alles ge- than hat und die so schön blühte^ als sie noch in Liebe snr Einheit \ erbuiidcu war, ist jetzt im Verlall, weil das Feuer des HuchmutSi der Geldgier und W ollust last das ganze

1) Sermo CLXXXIIL

2) Sermo CLXXXI.

3) Sermo GLXVII.

4) Sermo CCXXXIL

5) Sermo CXXV.

6) Sermo CCXLIII.

7) Sermo CXXIX.

Z«it«chr. f. K.-O. II, 4. 34

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Land verzehrt ^ Schuld an diesem Verfall ist der Klciii& und namentlich die Prälaten.

Damit kommen wir za der aaffaUeodBien Seite unsem Ptalmbachsy der aberauB BcLarfen Kritik, die an dem Klerus geübt wird. Es mufs sehr schlinmi aus- gesehen haben in der Kirche^ wenn ihre Fretmde so reden. Freilich in ein Land, wo Kunzilienbeschlüsse iiöti^ waren, wie die von Avignon 1209 und Paris 1212, wo KatLarer, TVoubadoors nnd Naturalisten um die Wette den Klerus geiiselten, da pafst auch solch eine Kritik. Aber unter der Voraussetaung der Abfassung des Buches durch Antonius mufs solch bittere KriHk sehr auffiülend flein, wenn man die Grundsätze des Franz von Assisi dagegen hält, der in seinem Testament die unbedingteste Ehrfurcht vor dem Klerus imd Unterwerfung unter den Klerus ausspricht: „Ich will die Priester fürchten und lieben und ehren wie meineD Herrn. Und eine Sttnde will ich nicht einmal an ihnen sehen; da ich vielmehr den Sohn Gottes in ihnen sehe und sie nieine Herren sind", sagt Franz. Der Verfasser unserer bermonen kann nicht Worte genug finden gegen die bünden des Kleru!^, besonders der Prälaten.

Die Kleriker meinen, sie haben ihrer Pflicht genOgl^ wenn sie ein Hallelujah oder einen Psahn heruntersingen ^ die feisten Kanoniker sind faul im Dienst und freuen sich daheim bei der Tat'ol über Spafsmachem und Schauspielern Um die L^utergebenen kümmert sich der Klerus nicht *. Den Prälaten werden ihre greisen Pflichten vorgehalten, wie sie sich kdne Ruhe gönnen sollten, keinen Schlaf ans Sorge für die Rettung der Seelen ihrer Unteigebenen sie sollten

1) Senno CUV. S) Sermo UX.

3) Senno CXXV: „putant ipsi pingues Canonici se satisfeciase si in choTO unum allelujnh vel uuum Responsonum hiue cautaüt et alte et in liomibus su^b postea vaduut laäcivire habcutes plauioret, Jiistrioneft, joculutores iu coenia.

4) Sermo XXXVill.

5) Sermo CCLI.

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ANTONIUS VON PADUA. II.

521

Gott ftUem zum Erbe haben weder Vater noch Mutier

kennen ^, sollen die Menschen gewinnen durch Predigt und Beispiel ^. Statt dessen sind die Prälaten mehr aut die zeit- Heben Güter erpicht als die Laien \ sie iiaben die schönsten Benfsongen, das beste Getreide, das reinste Öl, den gewähl- testen Wein * Was Wunder, wenn durch sie das Unheil über die Kirche kdinnit? Statt sich vor anderen auszu- zeichnen, widersprechen i^iast alie^^ ihrer Bestimmung und opfern durch schlechte Werke und verkehrte Xjehren ihre Untergebenen dem Teufel*. »Ihr'S sagt der Ver&sser, „yon denen das Licht kommen sollte, breitet das Netz eurer Habsucht und Unbiiiigkeit aus" und „der Teufel föngt mehr Leute durch das böse Beispiel der Prälaten als durch das anderer Menschen" ^ Natürlich haben dann die Bösen eine grolse Freade, wenn sie die PrSlaten der Kirche sich ihn* lieh sehen, daher bekommen sie den Mutj noch weiter ab- zuweichen *.

Die Priester sollten gerecht und streng gegen die Sün- der sein und doch im Gebet sich zwischen Gott und die Sünden ihrer Untei^gebenen stellen, „aber es giebt keinen, der das thäte'' Ja streng sind sie gegen die Armen, die ihnen nichts geben können, da drohen sie gleich mit der UöUe ; um die Armen kümmern sie sich nicht und unter- st&tsen ihre Sache aach nicht im Gericht man muls ja heutzutage Wort und Sakrament bei den Prlüaten um QM, kaufen Gegenüber den Reichen aber kennen sie keine

1) Sermo XXIII. 2^ Scrmo CCIX.

3) Sermo CCXXX.

4) Sermo XCIV.

5) Sermo LIX.

6) Sermo CXXXUI; Tgl. aaeh Sermo IV.

7) Ibid.

8) Ibid.

9) Sermo CCIX.

10) Sermo CXCVIII. Mordent dentibus euis pauperes, qui eis Bihil dant, comminentes eis aelenam damnationem.

11) Sermo IV. 13) Senno Hl.

34*

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Strenge, da heUit es gleich: „Friede, Friede sei mitettchl^

da gilt die Schwäche des Fleisches als Entschuldigung'*. Die Untergebenen unterdrücken sie aber gegen die Sun- den derselben sind sie oft lax und unterlassen aus falschem Mitleid oder Gleichgültigkeit , sie zu tadeln^; insbeaondere ist die kirchliche Gerichtsbarkeit überaus schlecht % denn sie richten nach Geschenken und yemrteile& die Armen.

* * -

Nimmt man dazu die Üppigkeit der Geistlichen und ihren Übermut^, bo bepTeift man, wie der Verfasser klagt, dafs sie ärger sind als die Laien dals sie die Kirche unirucht* bar machen^, ▼eraehren*/ daTs jetzt, was noch etwa an guten Frilchten in der Kirche Yorhanden lst| hei den Laien^ nicht bei den Klerikern zu finden ist^, daTs durch ihre Sünden die Ausbreitung des Christentums gehindert durch ihr böses Beispiel das Wort Gottes den Laien verbalst wird

Die Meinung des Verüusers ist sdhstvenrtftndlich nicht die, daCs die also Keifressene Hierarchie umgestofsen werden eoUe, denn es mufs Priester gehen, wefl Christus durch sie

in der Kirche regiert". Bezeichnend iiir den Standpunkt des Veriaasers ist die Bemerkung, dafs, wenn auch die mei- sten Prälaten schlecht seien , man sie doch nicht vor den Weltleuten bloDratellen dürfe Lnmerhin kann sich an- gesichts dieser Kritik die Frage aufdrängen , ob es gatn

1) Sermo CXCVIII.

2) Sermo LXVIIl.

3) Sermo C XXI.

4) Senno CXXV.

5) Sermo XXXVUL

6) Sermo LIX.

7^ Sermo XXXVUI. S; Sermo CXXl.

9^? Sermo LXVTTT: ,,Kcc!c8ifi vpro in inf<»rionbus est foecuiida, in supcrionbus stchlis < t intructuosa''. Ebenso io sermo CCLI: «^hodie derlei sunt Infructuosi et laici fructuoii^.

10) Sermo XXXVIII.

11) Sermo LXXI.

12) Sermo CXXV.

13) Sermo CXXXLII.

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ANTONIUS VON PADUA. II.

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zufällig ist, dafs in dem ganzeu Buch des Papstes, der Kar- dinäle, der Kurie mit keinem Worte Erwähnung gethan isty auch wo die Gelegenheit dasra vorhanden war ^

Weifen wir nun sum Sehlde nochmals die Frage nach dem VerfaBser auf! Wenn wir der Besprechung der Predigten vorgreifend die hervorstechenden Züge des Psalmbuchs vergleichen, mit denen der echten Predigten, so ergiebt sich immerhin eine überraschende Ähnlichkeit; die grofse Menge der Schriltcitate und die Vorliebe iur das Hohelied, die kleinen Propheten und Sirach| die in Psalmen wie Predigten hervortritt, mag nichts besonders Eigentum* liches sein; aber auch die citierten Kircheuväter sind so ädemiich dieselben; in den Predigten wird der h. Bernhard etwas öfter angeführt, aber Citate aus den Viktorinern und LombardoB fehlen auch hier. Hier wie dort dieselbe Vor- liebe lUr Eiymologieen, dieselbe fast ausschliefsliche Anwen- dung der allegorischen Auslegung. Ein Unterschied aber ist der, dafs in den 1 'redigten viktorinische 3Iystik zu finden ist, die wir in den Psalmen vermissen; allein das erklärt sich doch ohne Schwierigkeit durch die inzwischen emge- tretene Freundschaftsverbindung mit dem Mystiker Thomas von Vercelli. Übereinstimmend ist hier wie dort das Her* vortreten der beiden Qrundgedanken von der Wichtigkeit der Bulse und der rechten Beschaffenheit der Prediger, und endhch ist auch die scharfe Khtik an den Prälaten hier wie dort zu finden, wenn auch in den Predigten, wie natür* lieh, weniger oft und weniger schroff. Wollten wir noch die Vergleichung auf Einzelheiten ausdehnen, so finden nch Ähnlichkeiten und Unterschiede; aber meines Erachtens sind weder die einen so g:ror9, dafs sie die Identität des Ver- fassers beweisen, noch die anderen so stark, dafs sie die* selbe unmöglich machen könnten*.

1) So wird In Sermo LXVI der Beiehtum der Kirche (BISrtyrerv Bekenner, Prediger, Efiuiedler, Bofaer) an^senUt, ia Sermo LXXXIV die Nsehlblge der Apoatel und ihres Prinsipats bei denen gefunden, welehe auf Tersehiedene Weite gelitten haben, die seien die Lenker

der Kirche.

2) Von Ähnliekkeiten im etnselnen ist mir anfgefiiUen die oben

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LEHPP,

Alle Momente zusammenp^enommen glaube ich sageo zu müssen, dais ein genügender Beweis für die Abfassung dea Psalmbuchs durch Antonius nicht erbracht werden kann, aber auch nicht ein Beweis des Ocgenteilfli und ich persOn- fieh kann mich schwer dem Eindruck der Idendität des Ver&ssm yon Psalmen und Predigten entziehen. Zu be- tonen ist aber, dafs durch Heranziehung des Psalmenwerkes lediglich sonst bekannte Charakterzüge des Antonius sciiarter benrorgehobcn werden, weshalb die Entscheidung der Frage Uber den Ver&sser der Psahnen nicht gerade von besondeis grofser Wichtigkeit fUr die Kenntnis des Lebens und Cha- rakters des Heiligen ist

B.

Predigten.

Die UrteÜe der Forscher über die gedruckten Predigten des Antonius lauten sehr ungünstig; sie gelten zum griilsten Teil für unecht.

Die echten Werke des Antonius sollen dagegen in Padua liegen K In der That befindet sich ' unter den Reliquien des h. Antonius im Sanktuarium der Basilika des Heiligen in Padua ein Pergamentcodes, der schon seit Ende des 13. Jaiiikunderts als Reliquie in Prozession herumgetragen wurde und aut ßeschiuls der ve- netianischen Regierung geschlossen, versiegelt und unter Glas

S. 521 aus Senno CXCVIII angefilhrte Stelle mit dsr estspiecheoden Stelle wo» IT Dom. p. Trin. (wobei freilich su beschten ist, dafs die TrinitatiBpredigten in gaas nnsuverllBaiger Eedaktion vor uns liegen).

Ahnlich ist die eigeatümlichc Anwendung von 2Cliron. 9, 17. 18 auf Maria Serrao CLXIX vgl. J M. p. 59. Von Differenzen mögen aa* gt fiilirt sein die, welche die Sündlosigkeit der Maria betrifft , Scraio CLXIX vgl. mit J. M. p. 17. IS, da in der Psalrnttelle die Aof- hebong der Sünde erst von dem englischen GmTs an angenommen ist, «iUirend es in jener Predigt beifst: in utero matri« fuit sasetificata.

1) S. Azevedo, Dias, XLV.

S) Nach Josa in J. M. p. 10. 11.

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ANTOltiUS VON PADUA. II.

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^than worden war. Der Titel dieses Codex, welcher »amt 4en vielen^ augübiich Ton Antonius selbst geachriebenen Randbemerkungen weggerissen ist^ aoU nach einer auf das «iBte Blatt geschriebenen Notis ans dem Jahre 1439 ans* •drOcklich besagt haben, daJs dies Buch von Antonius yer- iai'öt uüd benutzt worden sei Das Buch sei aber, ssagt Azevedo, fiir ein Mtibbuch gehalten worden, bia im Jahr 1777 entdeckt wurde, dais es Sermonen enthalte. Darauf acbrieb der damalige Bibliothekar Periasuti mit greiser Mühe das ganae Werk ab und bereitete es zum Druck vor. Es sollte zusammen mit P* und P* zwei Bünde geben. Aze- vedo kündi^'t es als diacktertig an und sagt: der erste Band werde enthalten zwuiuudsechzis^ Sonntagspredigten, in denen die Absicht des Heiligen sei, das Alte Testament mit dem Neuen zu harmonisieren; der zweite Band werde zweiund* atebsdg Predigten über die Heiligenfeste enthalten ^ darunter einige allegorische und moralische (diese sind also besonders gezählt 1, dann sechs andere riedigten , dann mit dem Titel Fraguienta^' weitere vierundzwanzig. Der Druck ist aber nie bewerkstelligt worden

Nun sind aber in der Bibliothek der Minoriten zu Padua zwei Bftnde Predigten des h. Antonius^ der eine Ser* mones Domimcales^ der andere Sermones de sdemnitatibus 8aii Ctorum entlialtend, der Handachriit nach aus dem Ende des 13. Jahrhunderts stammend, mit neuen Randglossen, im Katalog seit 1396 als Predigten des h. Antonius au%etuiirt. Dieses Werk ist eine Kopie des Reliquiencodex, die nach Azevedo ziemlich getreu , doch nicht ohne Ande» mngen und Interpolationen, nach Josa ganz genau dem Original entspricht Es seien hier 67 Sermones de Sanctis (eine immerhin ziemlich andere Zahl als die oben ange-

1) Asefsdo a. s. 0. hat die Bemerkung TeröfientUcht.

2) Gayard , vgl. in dem oben 8. 209 sogeföhitea Werke p. 20, bat 1868 dcsLalb bei den Franxiskanera in Rom angefragt, und Joia bewJehnet in der Vorrede zu J. Bl im Jshr 1^66 die Hersnagsbe diK echten Predigten als einen frommen Wunseb.

3) J. S. p. 125: „collati com fnetioso oodiee piae£Uo ad uBgnsm iUi lesponders iaventi tont**.

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gebene) Uber die Feste Tom Ohristfest bis Pauli

Gedächtnis. Wenn dem so ist, so sind alle H. S. von vornherein als ganz unecht abzuweisen; innere Gründe unterstützen diesen Schlufs ohnedies.

Die swei Bände der Bibliothek nun hat auch Arbusti ^ studkrt, der jahrelang nach den echten Werken des Antonius gesucht hat, und hat sie Ter glichen mit der Ausgrabe von De laliaye und kuuötatiert eine unglaubliche Verschiedenheit der Lesarten und des Stils, ja Hinzuftlgung gan zer Seiten und sub- stantielle Abweichungen; schlieislich verwirft er die Plredigten in De la Haye's Ausgabe ii^sgeaamt &st ebenso ▼öUig, wie die Expositio mystiea und die Concordantiae morales. Dieses Urteil Arbusti's beruht auf eigener Prüfung und Vergieichung. Nun verwirft aber Arbusti ebenso auch die P. S.; doch lautet das Urteil über diese so, dals ersichtlich ist, wie Arbusti hier nicht selbst yergticheu hat, sondern y|den besten Kritikern'' (d. h. hier ofifonbar Azso- guidi) folgt * ; Azzoguidi aber , auf den sich Arbusti ver- iäfst, bat wohl selbst P. S. nicht gesehen, sundem er folgt blofs BeUarnün^ jedenfalls hat weder Azzoguidi noch Bellar- min die Paduaner Handschriften gekannt Ihr Urteil, dafs P. S. dem Stil des Antonius nicht entsprechen, entbehrt also jeder sicheren Grundlage.

Josa dagegen, der ebenfalls die echten Handschriften von Padua vor sich gehabt hat, sagt *, die niciirfachen Aus- gaben der »Sermones Dominieales allerdings seien yerstUm- melti interpoliert und von den echten Ton Grund aus ver-

1) Arbusti, cap. XXII.

2) Arbusti aagt: Si rigettano coi migliori critici i Sermoni dd SsDti e divers! estratti da un Codice della Magliabccchiana Fio- rentlna ttampati m Avignone 1684. In uno dei Codici PadoTani si leggoDO i Sermoni „de diverti**, ma posti a confronto ai osMrva mis toitansiale interpolazione.

3) Azsog. praef. fol. IV sagt von P. S : Antonii Rtiluiu certo certluB noQ sapiunt et a viris doctis (dabei wird auf BeUarmia ver- wieeeu) velut Buppositi rejiciuntur

i) J. S. p. 126 uod löö Schiulsbemerkuiig.

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A>'T0>JU8 VOK PADUA. IL

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schied eu; dagegeu von P. sagt er nur, sie seien unvoll- Btiüidig^; Josa iiat nun ans der Beliquienhandscbrift SU Padaa die in P. 8. fehlenden Predigten herausgegeben, und gltteUicherweise ist gerade die erste der J. S., die Flimmelfahrtspredigt, mehr als zur Hälfte auch in P. S. ent- halten, so daTs in diesem 6tück eine eigene Verglei- chung der Reliquienhandschrift mit P. S. möglich ist. Die Veideiehnng dieser PkedigthUlflte (ca. 7 Seiten in Josa) ergiebt eine vollständige Übereinstimmung beider Drucke*. Demnach dürfen wir wohl P. S. als ge- treue Wiedergabe des Keliquieucodex in Padua ansahen*. £s ist nun fireüicb immer noch die Frage mög^ch, ob diese im Reliquiensohrein au Padua liegenden Fest predigten, die in P. S. und J S. vollständig uns vorliegen, c^t^miine Werke des Antonius sind. Das läfst sich zwar mit absoluter Sicherheit nicht entscheiden j aber man bedenke doch, dais Antonius, der bis au seinem Tod an seinen Festtagspredigten geschrieben und das Werk offmbar

1) Wenn Josa a. a. O. sagt: „Qaoniam Tero SermoDe«, qui in ipso Codice eo&tinenttir, wMe diflferant ab Ulis omnibos« qui jam pluries editi nmt'* etc., so sind tminittelbar vorher nur die Sennonss Domiiileales erwibot und auch sUeio hier gemeint.

2) Die OBbsdeutsnden Abweiehungon sind Fehler des Ab* ichreibefB.

3) Freilieh stimmt die von Axevsdo augegebene Zahl der Predigtun nicht völlig übeietn, denn Asevedo säblt 72, und wenn die nachher be- sonders gesfthltea nicht unter dieser Zahl schon begriffen sind, wsa nicht Uar ist, so iind*8 102; P. S. sind*s 71 und wenn die J. 8. dasu gerechnet werden« 8& Allein die Sennones de diversis sind sicher si»lfcter hinxn- gefügte Fragmente, die aulser Betracht bleiben müssen. Wenn nun die Sennones de aanetis allein gezählt werden, so smd*s P* S. + J. 8. 63 und bei Asevedo können, je nachdem die allegorischen uod moralischen aUe pttnktUch besonden gezählt sind, auch nur einige mehr oder weui^cr sefai. Ich glaube, daTs dieser Dlffeiens der Zahl kein grolses Gewicht beigelegt werdsn dsr£, ebeuso wenig dem Be- denken, das Arbusti erregen ksnn, wenn er 8. 88 sagt, unter den Festpredigten seisa acht FastenpredigteD, die indes nicht einen eigenen Abschnitt bilden, wfihiead unter den P. 8. nur sechs solche gezahlt werden kfimien (Nr. 80. 81. 86. 87. 55. 62); es kosamt auch hier auf die Zahlung der Fragmente an.

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nicht vollendet hat , aogleicli nach seinem Tod in den Ruf und Verehrimg eines Heiligen gekommen ist, d&is er nur ein Jahr nach seiiieiii Tod kanonlaiert wnide, dafo alw aeine Werke sa einer Zeit, da es noch leicht sein mnfste, die echten Schriften eu unterscheiden und zu prüfen , reli- giösen Wert als Reliquien bekommen haben und daher oime Zweifel sogleich demeatfiprechend behandelt worden sind. Allerdingi sind ja auch die ab Beiiqoien Terehrten Plre> digten, wie Joaa in seiner Schlnfsanmerkung beweist, nicht ▼on des Antonius' eigener Hand geschrieben^ sondern kcinneo höchstens von ihm diktiert sein, aber die Randglossen sollen von des Heiligen eigener Hand stammen tmd eben deshalb «im gröisten Teil weggeriseen sein. Die Überüefentiig iit also hier eine gute and spricht mit für die Echtheit

Wenn ich demnach die Festtagspredigten (P. S. und J. S.) fUr echte M orki? des Antonius halte , so bedarf es auch keiner weitereu Begründung, wenn ich ebenso die J. M. als echte Predigten des Heiligen annehme. Sie sind nach der Vorrede aus den im Reliquiencodez enthaltenen Sonntagspredigten ausgelesen, es gilt aUo für sie dasselbe, wie für P. S. und J. S.

Nicht so glückhch steht es mit den übrigen Sonn- tagspredigten H. D. und H. T. üaoh Aaevedo sind im BeliquiencodeK au Padua sweiundsechslg Sonntagspredigtea enthalten, darunter nach Josa's Schlufsbemerkung noch eine Predigt auf den 24. Trinitatissonutag. Die Sonntagspred igten des Antonius haben also die Sonntage des ganaen Jahres um£afst. Aber während die Festtagspredigten niiTollmidct hinterlassen und dann wohl als Reliquien eifersüchtig be- wacht und so verhältnisniäfsig wenig abgeschrieben und be- kannt geworden sind, waren die Sonntagspredigten ^ch u ein Jahr vor dem Tod des Heiligen fertig und der Otfe&t- lichkeit Ubergeben. Sie sind deshalb auch ▼iellach abgo- sohrieben, glossiert, interpoliert, ttberarbeitet^ erweitert woideD, und so ist schiefslich das aus ihnen geworden, was De Is Haye veröffentlicht hat. Es ist kaum zu bezweifeln, daGi in H. D. und H. T. auch viel Ursprüngliches und Echtes ist, aber es ist völlig unmoghch, das £chte von dem Un-

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ANTONIUS VON PADUA. U.

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echten sa nntencheiden, und das angelührte Urteil Ar*

busti'a *, welcher De la Ilaye mit den echten Predigten ver- glichen hat, wird es ohne weiteres rechttertigen , wenn wir H. D. und H. T. fiir die Kenntnis des Antonias nicht ver- werten.

Noch unbrauchbarer sind H. Q. Wir hören wohl,

dafs Antonius' Fastenpredigten gehalten hat, aber nirgends haben wir den geringsten Anhalt dafür, daüs er solche ge- schrieben hat Übrigens spricht hier schon die anfGaUende innere und ftuftere Ungldchhett der Firedigten für ihre spätere flntstehung ; einaehie unter ihnen sind nur fVagmente; ÄJidere ganz ausgeiuhrte Predigten.

Das Resultat unserer Untersuchung ist also folgendes:

1) Als ecbte Werke des Antonius dürfen be- trachtet werden die in dem Reliquiencodex au Padua enthaltenen Predigten Sonntagspredigten und Festtaggpred igten.

Mit diesem Reliquiencodex decken sich (nach Josa) die zwei Predigtbände in der Bibliothek der Minoriten zu Padua.

2) Aus dem Reliquiencodex selbst sind ver- ?$ff entlicht J. ^[ (aus den Sonntagspredigten) und J. S. (aas den P^esttagspredigten).

3) Mit dem Reliquiencodex übereinstimmend sind nach Josa und teilweise möglicher eigener Prüfung P. S.

4) Durch In terpola ti (Ml t u und Veränderungen völlig entstellt und darum unbrauchbar sind nach Arbusti's und Josa's Vergleichung H. D. und H. T.

5) Gänzlich unecht sind H. Q. und H. S., weil mit dem uns sonst übe rlieierten und von Jusa und Azevedo ausdrücklich bezeugten Gegenstand der von Antonius geschriebenen echten Predigten nicht Toreinbar.

Nach diesen Ergebnissen der litterarischen Untersuchung

1) 8. oben S. 526.

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530

möge nun eine ktme Besprechiiiig der echten Werke des

Antonius, wie aie uns in J. M., P. S. und J. S. vorliegen,

folgen.

l) Die Marienpredigten (J. M.) sind eine zusammen- hängende Qroppe von fünf Predigten über Sir. 60, 6—11 und 8war an Büuriä Gebort über Sir. 50, 6, an Mazift Ver- kttndiguug über ßr, 60; 7, an Chriati Oebnrt über Sir. 50, 8, an Manä Reinigung über Sir. 50, 9 und an Haiii Himmelfahrt über Sir. 50, 10. 11. Die Predigten sind un- gleich in der Lauge, die Predigt an Manä Geburt füllt drei, die an Mariä Keinigung dreizehn Seiten. Innerbalb der Predigten selbst fehlt flut jeder Zuaammenhang und Fort- achlitt £a wird etwa daa Tezteswort kurz aUegmiaierty dann irgendein beliebiger Bibelspruch auf das Fest bezogen und ausgeführt; mit einem „Bequitur" wird sodami zu einem weiteren Bibeiwort übergegaugeu. Die allegorische Auslegung herrscht ausschiiefslich , die etymologischen Kün- steleien aind überaus h&oiig und geauoht; die Citate sind sehr zahlreich, besonders die aus der heiligen Schrift, da- neben aber finden sich auch solche ans Bernhard ^, Au- gustin ^, einmal wird eine „historia acholastica" angeiuhit, einmal der philosophus " Kigeutümiich sind die Beispiele aus der Naturgeschichte ^, die jedesmal eingeführt werden mit einem „dicitor in n«turalibus'^ Die Sprache iat die- selbe wie in dem Psalmbuch; hier und da, aber selten, ▼erstattet der Verfasser uns eine Ahnung ^on der Ausfüh- rung ; da ist er denn oft wiiklich schwungvoll sonst über-

r J. M. p. 2U. 'iti. 2Ö. 31. 52.

2) J. M. p. 21. 61.

3) J. M. p. 39 über den Bau der Stittuhütte, wobei mcUt klar ist, warum nicht die beilige Schrift beibat citiert ist

4) J. M. p. 52.

5) J. M. |). t>l. 26.

6) Am hcbun.steu in der Stelle der \Vejhnacht,ipre»Jigl S. 31: Ver dictum qu«xi viret. Tunc emm tellus herbis ve&titur diversis, floribus picturatur, tcmpcriea aeris redditur, aves citharizaui rt oumia ridere vidcntur. Gratiaii tibi rrferimus. Pater saucte, quiu media hyeme, luediis iri^unbus veruum icuipuo uubis fecisti. lu hac euiin u&UTi-

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ANTONIUS VON PADUA. II.

581

all ennüdend in der Belehmng durch Allegorie und £tf- melogie.

Was den Inhalt betrifft, so ist natürlich aus diesen wenigen Predigen nicht viel Eifj^t iitiunHches hervorzuheben. Doch ist mir nicht ganz klar, warum Josa gerade diese Predigten als für nnsere Zeit besonders wertvoll veH^ffsni- licht hat Mir scheinen sie anffidlend gedankenarm; anch ist es fiir unser Jahrhundert schwer zu ertragen, aus dem Mund eines Mönchs durcii fünf Prediprten hindurch in den verschiedenen btadien des weiblichen Geschlechtslebens herum- geföhrt zu werden; nns ist das widerwärtig. Natttrlich ist ja Antonius durch den Gegenstand dazu geführt, und man mufs zugeben, dafs er immer wieder das eigentlich Anstöfsige durch sofortie:e Anwendung der Alletrorie vermeidet; aber doch sind die Predigten ganz mit diesen Dingen durch- s^^

Wenn nun schon in dem Psalmbuch die grofse Vereh- rung der Maria auffallend ist, so hier noch mehr:

Maria ist Mittlerin zwischen Gott und dem Sündrü- sie hat den Teufel erst betrogen und dann erschlagen \ sie steht dämm über allen Engehi und Heiligen^ und hat es mit ihren vielen Tugenden, unter denen namentlich Demut,

täte fiiii tui Jesu beiicdicti, quae media liyome et mediis frigoribus celebratur, veraum tempus oniui amoeuitate pleuuui uohii fecisti. IJoJie Virgo, terra b«uedicta, cui benedixit Dominus, herbam viren- tcm, pabtüum poeniteutium parturivit, id est Del filinm. Hodie pictu- ratur floribuA rosarum et liliis convaliiara. Hodie citharizant Angeli: Gloria in ezcelsis deo. Ilodic pacis tranquillitas in terris reformatur. Quid plura? Omnia rident , omuia gaudent. > Unde hodie dixit paBtoribua Angelas: „Ecce evangclizo vobis gaudium*' etc.

1) In H. T. , H, D., II. Q. stehen freilich noch viel stärkere Sachen, so ist namentlich in der Predigt H. T. p. 296 f. eine mit sichtlichem Behagen ausgeführte Abhandlung über die Geburt uud alles, waa ihr vorangeht, die in eine Hebammenschule eher als auf die Ramsel passen möchte. Salvagnini, S. *245 , bewundert freilich nur die darin gezeigten mediziuiscbea Kenntnisse!

2) J. M. p. 29.

3) J. M. p. 44.

4) J. M. p. 57.

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532 LEMPP,

KeiiBcUldt und Amnt, aber auch Ifitleid heryoiragen^ woU

verdient, dafs sie leiblich gen Hiiiimei gefahren ist \ DaJja Maria schon in Mutterleib geheiligt und von da an von Sttnden rein gewesen ist ist wohl natürlich bei einem Weib^ das „mt Gott ein Kind hatte'' \ das Christiu, der sonst cm Weib niidit eiiinial gegriUst hat^ über alle Weiber ge- liebt hat das durch die Hand der Engel bei ihrer Himmel- fahrt ins himmlische Brautbett gefiihjt worden ist, wo der König der Könige, das Glück der Engel, Jesus Cbristus auf gestirntem Throne lebt ^.

Im ftbrigen ist in diesen Predigten ebenso starke wie im Psalmbuchi die Bufse^ worunter auch hier das Buissakra- ment gemeint ist^, hervorgehoben. Mehr aber ak in den Psahuen ist hier betont, dafs die wahrhaft Büfsenden sich von der Welt zurückziehen müssen in die Einsamkeit Damit hängt zusammen, dafs hier neben die Büfsenden eine neue Kat^rie von Christen tritt ^ die wir im Psalm werk' nicht fanden^ die Kontemplativen'. Diese vergessen alles Irdische und hängen sich gana an die Süfsigkeit der Betrachtung, sie stellen ainli im Geist vor den Gekreuzigten und seine unsagbaren Schmerzen und ergiefsen sich in unver- sieglicbe Thränen *®. Da sehen wir einen Einflufs der vikto- rinischen Mystik. CharakteristisGh aber is^ dafs auch diese kunsen Seiten nicht ohne eine überaus scharfe Rüge an

1) Die drei Haupttngenden der Ifsria s. bes. 8. 41 und SS, dse MStldd p. 43» HimmeliUirt p. 51.

2) J. M. p. 17.

8) J. M. p. 66. Fut mähr sSs naiv ist der Ver|^ch: it*»^*»* imttt giatta et dignltss d sliqua paoperciila feauna einn Impeiaftoie filium haberat. Yeie mnnl gratia prasstsatior B. Msnse gratis, qase fflimn cum Deo Patra kabait

4) J. M. p. 64.

5) J. M . p. 66. e) Il^d.

7) J. M. p. 47,

8) Besonders J. M. p. 46£.

9) J. M. p. 50. 10) J. M. p. 43.

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ANTONiUä VON PADUA. IL

633

die Prälaten &indf die im Wohlleben weibiscb werden und ihren Beruf vemachlfissigea K

2) Die FestUgspredigten (P. S. und J. S.)« Fttr jedes Fest and es nebxere, gewöhnKch drei Predigten. Zn* erst eine Predigt über das Evangelium des Tapses. Da ist stets vorangestellt die Disposition, in der Austulirung iolgt hier und da eine kurze hittoriscli-ezegetische Erklärung ein* geHÜurt dureh ein: ^Znent wollen wir die Gesebiehte be- irechten*'' Das findet sich in den bisher besprochenen Schriften des Antonius nicht. Es folpren der Hauptpredigt gewöhnlich zwei kürzere Predigten, ein eermo allegohcus und ein sermo moralis. Diesen sind besondere alttestament- licbe Texte sogrnnde gelegt, und swar haben beide, die allegorische nnd moralische Predigt ^ immer den gleichen Text. Die Beziehung des alttebLamentliciien Textes zum Fest des Tages wird durch allegorische Deutung ins Licht gesetzt. Welches der Unterschied swischen dem allegoriacheD und dem moralischen Sermon sei, ist kaum su erkennen.

Sonst sind dieselben Bemerkungen au machen wie bis- her. Die gleiche Fülle von Citaten, die gleiclie, fast aus- schlielsliche allegorische Verwertung derselben, die gleiche Vorliebe für etymologische Künsteleien, die einmal im Zeit- geschmack lagen. Die Etymologieen sind cum Teil gelehrts, lum Teil aber auch populftre, so dals das lombardische Volk sie Wühl verstehen konnte ^. Die Citate sind aus den- selben Schriften genommen, wie in den bisher besprochenen Schriften, einmal finde ich noch Innocena* ^liunal

1) J. M. p. 38.

2) So P. S p. 200. 181; J. 8. p. 1^4.

8) Die gelehrten dienten snm Prunk s. B. P. 8. p. 222: „Uln hsbe- mus (GcD. 16, 12) «ferus' Hebraeot habet »phaia* (fil^nc], qnod Mmat onager** oder P. S. p. 2-1: ^deus dicitur giaeee id ett ndens, qnia dieitur vidso, quod cnneta videat; quoqus dioitar

cnno, quia cnneta pereunst" Populär sind s. B. P. 8. p. 121: „apis quae dicitur ab ,a^ qood est dne pede, so quod sine ps^bus nascitur** oder P. 8. p. 96: „osdaver a sado cadis vel a esieo oaies, qnia esdet a vIta Tel caret vita*'; oder P. 8. p. 270: „ars = sine TSC, qoia essta, qnia pauper qnia humili•*^

4) P. 8. p. 110.

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LEMIT,

den apokryphen liber jastorura \ einmal den philusophiis * citiert, auch Vir^l fehlt nicht ^, wohl aber die \ ikturiner und Lombardtts. Auiialiend ist die häutige Anweadusg von Beii^ielen aus der NatorgeBchichte mit der stereotypen Em- f&hnuig: lydidtiir In naiurslibtiB^. Aach in den J. haben wn* dieees ^^dicitar in natturalibna^ hier nnd da gefnndeo, und in der Vorrede zu den Sonntagspredigten hat Antonios diese naturgeschichtlichen Bilder, wie die Etymoloeriecn und Aliegoneen, für ein Zugeständnis an den Zeitgeschmack er- klärt*. Aber mit der Predigt auf Mariä Rmnigong tritt dieaee »»didtar in natoraUbna'^ mwwenhaft auf. Wir werden in dieeer einen Predigt belehrt über die Reinlichkdt der Tauben, über die Turteltauben, die Ohren der Hirsche, die Augen der Vogel und Fische, die üienen, den Honig: dann in der nächsten Predigt über den Balsam , den Weinstock, die Folgen des MüDuggangB n. a. f., aelbst der berOhmte Vogel CalandrinBy der die Krankheiten wegnimmt, darf nidii fehlen ^, ja sogar da(e die Weiber frOmmer seien als die Männer und ieichter Thränen vergiefsen, sowie dais sie ein starkes Gedächtnis haben, iälst sich der Veriasser erst aus den naturahbus'' sagen

Polemik gegen dieKetaer fehlt, selten auch finden sich mystisehe AnsfUhrungen; doch sind letitere ent- schieden vorhanden^ nicht nnr in Ausdrücken , „wie Rahel ist die Seele des Büfsenden, welche Gott in der Kontempla- tion schaut'' ^ u. dgl.^ sondern auch namentlich in einer

1) J S. p. 151.

2) J. S. p. 161.

3) P. S. p. 124.

4) J. M. p. 10: f,Ad hoc nostri temporis lectoram et aaditomm deveoit insipida sapientia, quod nisi verba exqoisita, et momm quid resonantia invenerit vel audierii, legere ftstidit, audire contemait. Et Ideo ne verbum Dei in aniBaarmn snaram pericolom eis Teniiet in contemptum et fiastidium . . . quasdam remm et aoimaliiim aatorasi et nominuin etymologias moimUter eipositas ipsi operi InMmimiit*'.

5) P. S. p. 381. iV) P S. p. 283. 7) F. S. p. 91.

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ANTONIUS VON PADUA. II.

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Stelle über die doppelte Sül'sigkeit der KontemplAtion \ die «ne viktoriDiflche F&rbmig hat UbrigeoB bt immer noch die mystische Ader so achwacb, dais es auch jetzt noch muht erlaubt sein kann, Antonius förmlich unter die My*

stiker zu reclmcn.

Die Predigt der Burse bildet last mehr nocli aU im PBalmbuch das Hauptthema. Keine Predigt, fast kein Fre- digtteily in dem nicht von BuTse die Bede wäre; sie ist die Bedingung des wahren Christentums und aller Hoffiiung auf Seligkeit. Nur ein paar Stellen aus der grofsen Masse seien augetulirt : \ ji allem die schone iStelle ^: „Wenn du Christum durch eine Todsünde beleidigen und ihm jedes Unrecht an- thun würdest und würdest ihm die Blume der Zerknirschung oder die Rose der thrftnenvoUen Bdchte darbieten , so ge- denkt er deiner Beleidigung nicht, vergiebt deine Schuld und «It dich su umarmen und zu küssen.'^ BuTse'', heiföt es ein andermal', „hat zwei grufsc Flügel, die Zer- knirschung und die Beichte. Der Flügel der Zei:kuirschung hat vier Federn : die Bitterkeit der begangenen Sünde, den festen Vorsata, nicht rückiäilig zu werden, den Vorsats, alles Unrecht von Herzen zu verzeihen , den Vorsatz, allen Menschen Ersatz zu leisten. Der Flügel der Beichte hat auch vier Federn ; die Denüitiirung des Leibes und der Seele vor dem Priester, die allgemeine und einzeiue Anklage der eigenen Missethat, die Entdeckung alier einzelnen Um- stände ,qttis, quid, ubi, per quos, quotiens, cur, quomodo, quaudo', die freiwillige und unterwürfige Übernahme der

1) P. S. p. 177. Dupplez est Dulcedo contcinplatioQifl. Una est in affectu et haee est Titae: aKa est in intellecta et haec est seien- tiae. Ista sit in menti« snhlevatione, illa in mentis alienatione ; meatis sublevatione, quando intelligenttae vivaeitss divinitiis irrsdiata hunmiae Industriae metu transeendlt, nee tarnen in mentis alienatione traasit, ita nt flopra ee sit, quod ndeat, et taoien ab assuetis penitas non leeedat Mentis alienatio est, quando praesentiam memoria menti exeidit et In peregrinnm qneadam et hmnsaae iadostriae (hier fehlt ein Wort) in onnrn animi statum divinae operationis tianafigoratioaem transit.

3) P. S. p. 14.

8} P. S. p. 60.

ZaitMhf. t II, 4. ^5

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LrEHPP;

vom Priester auierlegten Buise." Besondere dio Notwendig- keit deB BekenntiiiBses aller emseloen Siloden wird wieder- holt Btftrk hervorgehoben „Die fVaaen sehen in den

Spiegel; ehe sie ausgehen, und wenn sie einen Flecken im Gesicht bemerken, waschen sie ihn ab: so auch du sebaue in den Spiegel deines ÜewisseuS; und wenn du den Makel einer Sünde siehst, so geh sofort zum QiieU der Beichts'*^ Die in der Beichte auferlegten Kirchenstrafen sind sehr nttts- lieh, denn wie der Knabe entwöhnt wird, indem man die Mutterbrust mit etwas Bitterem einreibt, »o wird der Be- kehrte durch die Kirche von der Welt der Fleischesiust entwöhnt durch die bitteren Kirchenstrafen, die ihm auf- erlegt werden \ Wer die wahren Bufsfertigen sind, ist bsr- auBznlesen, wenn es heifst: „Der wahre Bufsende ist der ^ei>tiich Arme und leiblich Bedürftige und der mit Christo dem V^ater gehorsam ist bis in den Tod " ♦. Das sind wohl die Minoriten. Genannt sind sie aber nirgends, ebeaso wenig Frans von Assisi.

In der Welt herrschen die drei Hauptaünden: Hochmut, Sinnlichkeit und Geldgier ^. Dem llociiniut wird entgegen- gesteilt die oit empfohlene und besonders an Maria gerühmte Demut ^. Die Geldgier spricht sich besonders in dem ab- scheulichen Wucher aus, an dem sogar die Prälaten der Kirche sich beteiligen ^ Dem ^Lgenüber wird besonder» Btark die Armut und ihr Segen hervorgehoben: wenü man nicht zuerst das Zeitliche von sich wegwirft, kann man das Himmlische nicht ergreifen Gerade durch das Zeitliche kettet uns die Welt an die Sönde, darum sollen wir's machen wie Joseph, der dem Weib Potiphar's den Mantel lieis und floh ^ Gegenüber der Sinnlichkeit wird die Keuschheit ge-

1) Betonden J. S. p. 147, P. S. p. 264.

2) P. 8. p. 252.

3) R S. p. i;5.

4) J. S. p. 168.

5) P. 8. p. 252 n. oft

6) Z. B. P. K p. 9. <) P. a p. 356.

8) J S. p. leo.

9) P S. p. 89.

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AKT0M1Ü8 VOM PADUA. II. 587

prieflen. Doch kennt Antonius auch die Gefahren des Hoch- mots^ die der Keuschheit drohen; nur in der Demut wird die Keuschheit bewahrt, ,,eine hochmfttige Jungfrau ist keine Jungfrau , sondern eine Geschändete ^ Auch das Fasten wird als Heilmittel gegen die Sinnlichkeit^ gegen den Teufel überhaupt gepriesen *.

VerhältnismäTsig seltener als im Psalmbuch, aber immer noch viel ist von den Predigern die Rede; auch die Klagen über den Klerus sind weniger häufig, aber doch stark ge- nug. So klagt Antonius, dafs die Geistlichkeit ,,vor an- deren*' die Vcrkündijuing Christi scheue'. Ein andermal wird über die cinzellebenden Mönche geklagt, welche unter dem Mantel äulserer Ehrbarkeit nichts Gutes treiben ^. Be- sonders schön und eindringlich wird dem Klerus in der Predigt an Peter und Paul* seine Pflidit vorgehalten, und anschaulich ist darin die Klage: „Ein Hirte, der die ihm anvertraute Herde verlafst, ist ein Götzenbild in der Kirche. . . Was uimuit er den Platz ein? Wahrlich er ist ein Götze, denn er hat Augen iUr die Eitelkeit der Welt und sieht nicht das Elend der Annen ^ Ohren hat er fUr die iSchmei- cheiäen sdnes Gefolges, und nicht hört er das Geschrei der Armen; eine Nase hat er för Wohlgerttche^ wie ein Weib, und nicht riecht er den Gerucii des liiuniiels, noch den Ge- stank der Hölle; Hände hat er, um Geld zusammenzuscharren, und Btieichelt nicht die Wundennarben Christi; Füfse hat er, um Burgen zu baueUi um Steuern einzuaiehen, aber nicht geht er aus zur Predigt des Wortes Gottes» weder Lob noch Bekenntnis ist in seinem Mund/^ Einmal ^ lesen wir sogar das bittere Wort: „Nicht ohne Schmerz sagen wir, was die Prälaten der Kirche und die Groisen der Weit tiiun, welche die Armen Christi, die an ihrer ThUre Isage rufen und mit

1) P. S. p. Sl.

2) P. S. p. 248f. 8) P. S. p. 87.

4) P. 8. p. 194.

5) J. 8. p. 164-170.

6) P. 8. p. 819.

Im* *

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LEUFPy AMTOKIUS VON PADUA. H.

jämmerlicher Stimnio um Almosen bitten, lange warten iasaen, und endlich, nachdem sie sich gesättigt, yielieicht gar be* tninkea haben, lassen sie jenen Überreste ihres Tisches und Spülwasser reichen.''

Man iit lit, Antonius wollte nicht absichtlich blind sein gegea die Fehler der GeUtUchkeit wie Franzisku..

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Beitrage zur üenotnis der aeuereo Gesehichle und des gegeowirtigen ZDstaodes der Athos-

klöster \

Von

Philipp Meyer,

Welche AusbreituDg die Bpeziell hesycbaBtischen Ge- danken des NikodimoB auf dem AthoB damals und jetzt und ▼on da aus in der gnechischen Kirche gewonnen haben, iBt

nicht leicht nachzinvt-isen. Der v.fj iog /aQtTüJv des Niko- dimus, der aucii eino kurze Darstellung der voega ^rgooeuxi^ enthält, war m 500 Exemplaren über den heiligen Berg verbreitet, wie das Subskribentenyerzeichnis ergiebt Im Jahre 1864 gab der Igumenos von Ajiu Pawlu, Szophronios Kalligas, derselbe, der die Athonias geschrieben, die NotQct G<Vu</'/c y^toi didaGriakiu /fc vif tciyS^i; /J/orr rf,- y^njäg jrQooevxf^g itrA. heraus, eine Broschüre, die nul hl leiten die Lehre von der roegu /r^ooet^xj/ behandelt Das Werk- chen ist eine populäre Bearbeitung des 2vftßovXevti%6v von Nikodimos ohne eigene Zuthaten Es dient aber in dieser Gestalt desto mehr zum Beweise, wie jene mystischen Ge- dankt li tbrth^hen. Von selbbtündigen Hehandhmgen der Theorie von der voegd TrQoOEr//^ habe ich zwei aulgeiunden in den Bibliotheken der Klöster. Der eine Codex ist in

1) S. oben S. 896.

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Ebügmeiiu, Jer andere in Ajiu l'awlu. Beide Schrilten, die die- sem Jahrhundert entätammcn, bestimmen die hohe Bedeutung der voe^ä rrQoaevxnj dahio, dafs sie mit Gott eint T6 fiövow

St^iovQyri^a fittd ro6 ihifiiovifyoO elrai ^ ^tia xal tBQä ftffooevxj (Cod. Esfigm.^. Doch weichen die beiden Aus- einandersetzungen mehriaeli voneiiiauder ab, ein Beweis, dafs sie voneinander unabhängig sind. Der Cod. Esfigm., welcher der wissenschaftlichere ist, kennt zwei Arten von mystischem Qebet, nämlich die voi^ä nqoaevx^ und die xir^iox^ TtQoaevxi' I^oob kann der Verfuser den Unter- schied dieser baden Arten nur in der sich abstufenden Innigkeit der Versenkung in das Gebet linden. Die voE^a 7tQQa€vxi^ fUhrt zum Ergebnis der blofsen Versunkenheit in Gott; die /.agdia/^ aber zur ViBioii. Der Sache nach banden wir den Unterschied schon bei Nikodimos. Ftbr die erstere Art ÜÜirt der Esfigmenlt folgendes lehrreiche Beispiel an. Der Verfasser hatte ein^t zur Liturgie einen Priester in sein Kellion gerul'eu, das er allein bewulmte. Als der Priester während der Feier irgendeiner Sache bedurfte, sandte er den Verfasser hinaus, diese zu holen. Dieser aber vcrgafs den Auftrag und kam mit leeren Händen wieder. Das wiederholte sich yiermal und fünfinal, bis endlich der Prie* ster selbst gehen mufste. Diese merkwürdige Gedanken* losigkeit aber hatte darin ihren Grund, daik des Mönches Herz ganz mit der voe^d JCQoaevxfj beschäftigt war. To- aoCiov ßvOitovcaiy begrUndet das der Verfasser, xfiri aixfia^

&e^aovai fir/^dv ttva dioMTcijp noiljaat ht rfjg toia^ki^ ädoktayjag ov S^ytzvrat, toV vodg avtßhf ntcttaßeßv^ia/ntyov oyiog iv zij rof rHoP ^iv^urj. d}.)A y.ai h 'Aaiqtji diah>yf^g TMti 6're yevoviai ^(ai 6're ^cegmatovai Kai bvß hinaiovai %ai eis ^ffoictp nots. itUap^ drt^Qwiav st(^tayt/Sfi9»ot y ^ hiffyua xfj^ ^^otfctxQff od naC^ai iv TMi^Si^ aüvChff dkl* htffyii ddiokÜTtttag h adw^ c&g diQoldyiw. Damit ist offen- bar die schlechthinige Vorsteliungslosigkeif des Nikodi- mos und das Versunken sein in Gott treffend bezeichnet Und man mufs zugeben, dafs hierin strenger, als je im

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Di£ ATtlOSKLOSTKR. U.

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Abendland versucht ist, ja in geradezu klassischer, Weise das mi^nchisclie Prinsip der Weltflacht darchgefiüirt ist Als Beispiel für die xa^Jicnu) n^omvx^ lesen wir darauf bei dem

Esiigmeniten Yon einem Jüngling vornehmen Geschlechts aus Szalonik, der um 1835 nach dem Athos gekommen und in den Gebieten der Lawra, den wüsten Felsengegenden des Atfaoekegelsy sich aogeuedelt. Dieser habe es in der «o^* ^iaiüj nffoatox'j besonders weit gebracht und sogar einiger Visionen gewürdigt Da heilst es z. B {i)J7tu zolg voe^oig 6€p^aXfiOig ietov ttva y.azt^x^f*^^^ '''^i^ or^yriQ roü dw^a- tiov rot', oVrivog at ^äyidsg ificof lafiTt{f6tei^ rod aafttf^QWt 6 &fKOiog ierds ei0f ix to0 0r6fiat6g %ov im rfjg xa^- ^m<r rov Ttai Toacnhif» ^övitira alardp^ nun* hutvtp^ uLiyurp\ unov ötv ijöi vuio 'Aav ovdtva iqu^iov xi^v naqa- cxrjvr^ , tyihx yuii tx^^'^-^^' "^-"^ ^r/. ijdi iaio nB(^iatfikat Xiikr^ xov f/. Tf;g &x^ag xa^ioxQg ^dvitffog . fjifx^w ^ %a^ia TOP va aiuffz^ /lerd t<Hfai5ti^ cr^od^r^og wu d^uljg, ßan rdv kpaiynot Bt* ^elsy p* drtoa/tatf^. Der Cod. von Ajiu Pawlu bespricht zuerst die körperliche Technik der 7iQ0OEvyj] Uüd gicbt zu einer schemiitischen Zeichnung des menschlichen Oberkörpers, die die Galle rechts, den Nabel unten in der Mitte und das Hers links darstellt, folgende Anweisung: Mtj nqoo^yrjg <3^9 de^fo oIts dg t6 pilaw, ovxt Big roi ourfakot , nquaLyh xaAö aQioieQd ... ^ tt/mvti ive^yel eig xt^v -KOiliav xat hid xdv ofi(falov xat Kivei hnoyatni^ia mu fi^ n^toaexf^g SKei otd' blußg dkka eig xrjv xa^iW, Vv(O0w vofSP fii xbv ivdtd^9xw k&yw (das Ao* yia%tinjif¥ des Nikodimos ') xae x^^v fyßaaiv %fjg: nvofjg y,ou^i 10 KLQi6, li]O0i XqiölI y.iX. Der Veriasser p^iebt sich dann Mühe, falsche Mystik, z. B. die der Derwische, abzuweisen^ ohne dafs ihm dies gelingen kann; die Erschei- nung des wahren göttlichen Lichtes beschreibt er aber so: <ÜUd roü ^ciW (fu)xdg ^ t^rpdvua Ann xot ävhog^

Isv/jOCiUt], örroia Eivai /xa lor ^/iov (fVJt6g.

Durch mündliche Erkundigungen habe ich das schriit- iich Überlieferte nur bestätigt gefunden. Bei nftherer Be-

l) Gersd« io Nikodimos im Kipos Chsriton, 8. 816£

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kaiiiitecbaft und wo sie nicht Neugierde, soiiderD ernstes Interesse und Kenntnis ihrer Gedanken vorauasetEen dürfen. Bind auch die Ajioriten nicht so abgeneigt, Ton ihren My- sterien m sprechen y doch stets mit der Zariickkaltang, die auch bei uns ernste Christen beobachten, wenn sie von ihrem inneren Leben reden. Ich kann nur versichern, dals namentlich in den Kinowien und in den iSkiten die TiQoa- evxiii in ihren beiden Arten, der yos^d und der xa^iow}» geübt wird. Die letztere ist naturgemärs die seltenere. iJeiiii über Visionen habe ieh wenigstens alte ernste Mönche sehr nüchtern, tast skeptisch sprechen hören. Zur Beglau- bigung der Visionen nämlich verlangt man allgemein von dem Visionftr vor allem ein exemplarisch askittsches Lebea bis ans Ende, nach dem Tode aber, dafs Oott ihn für heilig erklärt. Diesen Beweis halt iii.ui aber iii der irriechischeu Kirche dann für erbracht, wenn die üebeine des Verstor- benen bei der dpaÄOfudtj entweder wie noch lebend mit irischem Fleisch umgeben scheinen oder aber, Ton Fleisch ganz entbldfsl^ einen Wohlgeruch ausströmen (ctWioToMn). Auch müssen dieselben oder die Kleider des Verstor beueu Wunder thun *.

Dafs die Theorieen der modernen Ruhenden nicht auf den heiligen Berg beschrünkt blieben, kann man mit Becbt aus der Bedeutung der Athosklöster för ihre Kirche schlieTseii. Der l'au iarch Grigorios V., der Märtyrer der griechischen Freiheit, nahm aus der Klosterzelle die voe^a ^r^oaeix'/ ui^^ ins Patriarchion. Hfttiqaq ^etä %ipf wip^ dißa/iMiP

1) Eine Heiligsprecbiisg giebt es in der grleehischeD Kirebe nicht. Darum kann auch ein Streit darüber entstehen, ob nutn^t mit einem Heiligen au thun hat. So stritt mau s. B. um 17^ in Af- ifidXiivftt darüber, ob der Landsmsim Uarfcoe Ewjcuikoe, der bs- rfihmte VorkSmpfier der Orthodoxie, heilig sei oder nicht Der Ftr triarch 2:n)u<4tifi, an den man sieh wandte, entsehied in einem Fs* trtarchahinsBehreiben von 17B4 unter AuMUting der Verdieuste des fraglichen Heiligen um die Orthodoxie dahin, dafs in Kooitsattnopel Markos als ein Helliger angesehen werde. Vgl. UnoloviHa roH h Uyfoig HnjQog Ma^ov irfil., Konstsutinopel WO sneh dss Schreiben des SzerapUm su lesen ist.

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]>1£ ATHOSKLÖSTKli* II.

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iSuf cctQTidg utai toB xdoftov ytvöfieyag xoe fidrog ju<5iy n(koaofttk&p K Wie Ghrigorios mag mancher Kirchenfttrst, der ans der Reihe der Ajioriten bervorgegangen, die Mystik de& heiligen Berges mit iu die Welt genommen haben. Der Erzbiscfaof Ue^dl^iog von Joannina, der sich von ^ikodimos daa ^fißovXevtiTtiäv schreiben Uela^ wird jedenfalls für die Gedanken ednes Vetters eingenommen gewesen sein und auch unter der Geistlichkeit seiner Eparchie für die Ver- breitung derselben gesorgt haben Nikiphoros der Chiot sagt Ton den Gründern der Nta Mwt} aui' Chi«i% dafs diese Männer ohne Zweifel, wie die Jünger auf dem Thabor, be- sonderer Erscheinungen gewürdigt seien, nur klHine man nicht sagen, tis; rcoiav i^no^iav i^q.taZeto ö i'oCv idtv 7CQoa-

xatg qiogdig xai fii dyyi^vgK Auch der Ver&sser des jetzt noch bei den Orlechen beliebten zafiBiov tfjg dgi^odoSiag^ Qtdrptkog Tf^g Kaftftaviftc J*j>richt sich bei der Lehre vom

Gebet im allgemeinen zusiinunend dazu aus, dafs das (j^ iiet zur Vision fuhren könne, lioüot t&v '^ydor, sagt er, ftifoa€Vx6f^&^ ^^fa^hfiw vd tdody t^eiag d:gvaoiagK £r warnt aber ziemlich deutlich dabei vor den Massalianem« die ohne Aufhören gebetet hätten. Auch vom Gebet ^i^elte „rrdv iiiiQor agiaiov** *. Das dari als verötcekter W ider- spruch gegen die ajluritischen Theorieen aufgelalst werden, mit denen Theophilos als Schüler des Ewjenios VVulgaris ohne Zweifel bekannt war. Dieser nun, ein universaler Geist, ohne Zweifel der gröfste Theol< der griechischen Kirche in den beiden letzten Jahrhunderten^ »eiieint gegen

1) Bios «ttl noJUriia töü nuTQiuQXüi f fjijyoQiov xtL, Athen 1853^ & 14

2) s. a O. S. 50. Chios stand damals auch in den Kolywastieit mter dem Einflufo der strengen Partei auf i^ion oros.

3) TofiiZw tfis ÖQ^odo^fat, Ausgabe von 1804, S. 312. l>ie erste Aasgabe ist fon 1780, die sweite von 178Ü. Über den Yerftsser vgl. Ssatkasa. a. O. & 611

4) a. a O.B. 213.

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alle mystischeD Versuche gewesea zu suin, GuLt zu schauen. Obwohl er als rechtgläubiger Kircheolehrer in st^iuer Dog- matik, dem 6eoiU>^ixov, das göttliche Licht iür sichtbar er- klKrt ^1 eo Mgt er doch in seiner *AMaaxi^ q^M&eog, einen praktiadien Kommentar snm Pentatmich, wo er unbeeqgt Ton jedem dogmatiedien Zwange neh bewegt, bd Erldinmg von Exod. 3, 6: dnkaxqBilit 6i Mwvaf)g i6 ^rQÜüw/coy aujov folgendes: jbiccZ öttov Bivai VTreQß^ri^iJiyr^ rtg iP^sof^ na- Qovaia hn^fvijg dvva^ig -Kai tviqyBtay 6h nqirgu 6 üpd^taftag fs^otnyyilrf f^i Toiv; 6ukoi>$ loyuffiaög fitäg

iffyov (f>vin%fjg i^eraoetog' Siv nqinu va Criifj hui i6§. niüii^ y/.Bi drtaitÜTai , oxi TiBQteqyog tqevra xal niaiig etrai 7iQay^ana¥ hT^yxog f.tt) ßkeno^inov, .... O Mitwc^ 6 öoOXog 6 ixXeKTÖg voO Kvqiov dntaTQeifm rd rgoaumoif

rivhxßüto xartfißHtpM h^mw toO ^coC xat ab Tokfiäg

elaxiOQ/jarjg fjtaa elg Mdrata xai äSvra ßaih] v&v cef- ^Twr /Ml v7ie^a/,aTavorrrti}v uvatriQi'vjy tb xa* Y.gtudtojv toC TtVBVfiaiog; td dai^evig %al edvBKiararov dv^(^{i>ndqiO¥ ^;

Der Widerspruch des Ewjenios und des Nikodimoe er> klärt sich leicht Wir haben es hier mit den Vertretern der beiden greisen Bichtangen su thun> die in der griechi- schen Kirche noch ungeschieden sind, der katholischen und der evangelischen Jene verlangt eine physische Vei^ainiguug mit Gott, diese eine ethische.

1) BtQl9Y*f^, heiMligegebeii von Uya^ayf^oq jio^tonovLag, Yen. 1873, 8. US: /tip Mmf oio(w if^oloyiiw oöp ttdt Moi£ nargttfft nttyrtt rgönw A6^9¥ w6 H ^<^oir f4is, ti II adt^i ntiyä^ itniorm ibeivrdliijrro» /tiv ~' 6^6» 44 iHontans.

2) a. a. 0. Amgabe von 1801, obne Drockort, dem Ansehsin naeh in Wien, Bd. I, S. 241. Wisn weist ab Dniekork naeh Diaü' tiekopidos a a. O. S. 98f.

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DIE ATHOäKrX^STGR. II.

III.

Dmt Stafeasatarsolüed im gHeohUohea Mftaolitvat besoaAora mai A&m htül^iem Barge«

Das abepdi&xidigche Mönchtum hat seit Benedikt von Kunia begoimeiii sich in bestimmte Orden su teilen. Die Denen Orden erwuchsen ans den alten oder neben denaelben, um die aeitweilig gelockerten Bande der askitisehen Zucht

neu ansaziehen oder um neue kircbenpolitiscbe Aufgaben zu lösen. Das oiieutalUche oder näher das griechische Mönch- tum dagegen ist aul den Regeln des Waasilios ein einheit- liches geblieben ^ Es giebt keine Orden unter den grie* efaiscben Mönchen ; Namen wie 2tvat€f^t *j4yimaf^vtjiSt l>^/io- Q^hri^ wollen nur die örtliche Zugehörigkeit des Mönches anzeigen

Innerhalb der Einheit des trriechischen Monchtums aber sehen wir btufenunterschicde ausgebildet^ deren (irundlage die sich Steigemde Askise bildet Deren giebt es aufser der doxiftaata zwei, das (iix(>dy ox^j^o oder tod liovdiov und das ////a o/IJf/a, das im besonderen Sinne das dyytXint/Av hcifst. Die dem ersteron angehörenden Mönche fuhren den l^arocü ui/.Qutj/nuoiy fiavdiwLi^ oder oiavQOfpSQOi ^ die lets- teren hciisen fteyaloaxriitoi oder tiMtoi liovaxoL

Für uns kommt diese das gesamte anatoliscbe Mönch- tum berührende Frage besonders in Betracht, da iUr heute ^

1) Konus sagt S. Sl in seinen Bemerkungen sa dem Ton ihn ins Neugrieehiiehe überaetsten ,,Coosiliam qnonudsos episeeponun Benoniae eongregatomm'* des Paoliis Vergerioa (B£' YII, S. 806),

^ das 1820 in London encbien, Ober das anatoUiehe Mösebtum: Ol

rBk fitynlo9x^^ v") (ÄUifjoax^fiw)t 6amo» ol AunmiA im^üdow rdyfitt ¥00 ^y(oü BaaUtiov.

2) 8o ausdriieklich ^itfo^ot Koftfifiraf in seiner tnitofiog ix^ nXnotiunntii tatoQta, % Aufl. duroh n. Xmwm (SekyntlMe I86t), S. 905.

8) Schon Smith berichtet fttr seine Zeit, die swdte UlUfle des

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die beiden c>/i\intiu nur noch aul' deoi Atlios zu finden, liier jedeulallB auch besoDders mit ausgebildet sind.

Dem Eintritt in die cx^fiara geht auch jetzt noch eine Probezeit voran, die Sovufiaaia oder dcM^r^ ^ Der Novin aber heifst Jox^/iog, qaooifogogj Qacoiiyog oder a^;{c/^<uc*. Die Dauer der do/j^tri Poll nicht mehr als* diei Jahre be- tragen und der Kegel nach nicht weniger als sechs Monate ^ In einigen idiorrhythmiachen Kiöatem auf Ajion oros, aehr Bellen in Kinowien kommt es vor, dafs einige ihr gauses Leben ^aootfOQoi bleiben, weil sie die Gelübde nicht ab- legen wollen. Ja es kommt vor, dafs solche, die doch in Wahrheit L*aien sind, die höcheten Amter in jenen Klustem bekleiden. Gegen das Hinauaschieben der GelbbdeUbemahme wendet sich schon das Typikon des Antonios von 1394, ebenfalls lür die 2:Ä/n^ loi llQodgofjoc von Iwiron der Kano- nismos derselben^ den ich in Iwiron aus dem Original ab- geschrieben ^.

Die Akolnthie* zur Einkleidung des c^d^iog enthüt wesentlich Gebete, Gott ml^ge den neu Eintretenden in seinem

Vorhaben bewahren. Ein Ende criulgt die Schur, öiuiQO-

17. Jahrbniiderts, von den fiiyttl6ax>ifto$: Honun praecipiia ledei ««t in editiMimiB montis Athi jugia ete. De Oraeeae Eoeleaiae Hodierno Statu. Ed. Sccanda. Londini 167i^

1) Nikodimoa Ajioritis, ^li$ofit>koyiiui^or ^ 5. Aufl. (Yen. It^X $. 162.

2) Ebenda S. 163 und ■onst sehr häufig. Auch Ewchokjiott, 8. 188.

3) Nikodimos Ajioritis, '/v^o/«<mIo/., S. 162.

A) So viel ich aus eigener Erfahrung weif« nur in KtttlunusiL b) Dat Typikon von 1394 in der Uihup^iif, S. 114. Der Kiuo- niamo» der ProdromoMkiti stammt an* dem Jahre 1788. Er w- ordnet in Kap. 11, dafa Moofttitoi ala aoiehe hochstena ein Jahr ia der Skiti bleiben dürfen. Daun aoUen sie eiu Jahr ^dw/io« werden ood * ohne Widerrede die Gelübde ablegen oder den heiligen Beig ver laaaen.

6^ Die Akoluthie im EwcholoJ 8. 188-189. Dieae Feiern fiodn nicht im Kafholikon atatt, aondem in dem »«(ifjnrJU^Mir, du dm Kloaterheiligen n. dgl. geweiht iat, s. B. in Iwiron in der KapeUe der berühmten Panigia Portaitiaaap in der Lawra in der dea heiligen Atfaa- naaaioa.

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DIE ATHOSKLÖSTER. II.

547

£td(9s, d. h. an vier SteUen des Kopfes wird ein Büschel Haare abgeschnitteDy so dafs die gedachten Verbindung»»

liuieu der Schnittstellen ein Kreuz bilden. Das abgeschnit- tene Haar bewahrt mau an heiliger Stätte auf^ Als Ge- wänder erhält der doAifio^ bei der Zeremonie den ;ffrw>' und das luxlvfiai^taiff er trägt aber alle Gewänder der Mönche^ mit Ausnahme natürlich der besonderen Abzeichen der

Das Formular des Ewciioiujion setzt, da es dem Sdy.tuog kein Gelübde abnimmt^ voraus, dafs dieser auch wieder aus- treten kann. So noch Ewsthatios von Thessalonich ^ Bei Goar findet ach fedoch ein Formular, nach dem schon vom 66Aiito:i die bindenden Gelübde abgelegt werden K Nach Nikodimus Ajiontis erlaubt auch Balsamon den Rassuphorcn den Austritt nicht mehr und Nikodimos selbst will diese rigoristische Theorie aufrecht halten, ist aber auch auf Ajion oroB damit nicht durchgedrungen ^.

Der yjTuVy den der öo'/juoq bei seiner Aulnalnue nach dem Ewcholojion erhält, fuhrt jetzt den Namen iGibqaaov oder U'iOTiTübv ^äaov. Es ist das lange, eng anliegende, dunkle Untergewand. Das xaAvfiot^ioy ist die sdt Fall* merayer „mdrserförmig'' genannte griechische Mönchsmütse *.

1) So schon Szymeon r. Thess. t.pp. S. 192: T«f iQij^ai 9$aaTri(i((tf anoiii^nat. Bei der Mönchsscbur in Iwiron in der Nacht vom 20. auf den 21. August 1887, Uer ich beiwohnte, fiteckte der Priester die Haare zwischen die Bilderwand und den Ril kr-u des PortAitissabüdes, das rechts von der nvlr] an der J^ilderwami bangt. Der Prieater ^der nQoafioväQioi) aber stand iu dieser Thür.

2) a. a. 0 Kap. 161.

3) Ewcl) Icjiou, AuBgabe von 1780. Das Formular scheint aua dem 13. Jahrhundert zu stammen.

4) Exoi 11(110].. .S. HA.

6) Die Ableitung (le.s Wort*'s, wie aucli seine heutige Gestalt ist nicht Bicher. Untersclii» de bei Goar. Hent«^ schreibt das Ewcho- lojion: xa).ruKi'xtov, ^\kod\mo9: xnuilavxtov, Christophoros Lawriotis: xafij^l(ci/<n . Übrigeiis dient das Wort bei den Griechen nicht allein zur Benenn uug der Mütze der Mönche, sondern jeder ähnlichen, z. B. der derSebelcR. Über diese vgl. Texier, Asie mineure deacriptioo ete. (Ausgabe von 1882), p. ^81, 2 ff.

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54«

Die kanonischen Pflichten fordern von denen, die die i'rii- iungszeit durchmachen^ dais bie während eines ^^tQoivAnov 100 fftQiücäs (.iBcavoia^ und von nqoOY,vrtixai furavotat 3 Mfißoaxot'yta atMoivieren K Hat der doxiftog seine PrfifoDgi- seit bestanden und das Alter erreicht, in dem der keimende Vollbart eine gewisse Reife des Geistes anseigt, kann er mit Zustimmunfj d( r ana^i^ zum aravQOtp^QO^ belordcrt werden.

Die ü/jj/jH l^ia rot' /iWKQOV O'/tjuaro^ ]'>i()i rov f.tai'^rov * enthalt als wesentlichen Bestandteil die Gelübde. Diese ver- langen namentlich das Vefsprechen, bis zum letzten Atem* suge dem Kloster treu au bleiben, die Keuschheit sa be- wahren, dem Vorsteher und der BrQdersehafi Gehorsam in leisten und alle Trübsal des rariniliischen Lebenb um dee Reiches Gottes willen zu ertragen. Die Schur erfolgt nicht anders als beim ^aaoffoQOQy die Gewänder dieses ax^/ic aber sind der %t%dlt¥, die Uv^^ die neQiyttqidlaia, das TtakXicw und die üavddXta. Den /irc^y und die nt^fiiuipdlaia haben wir bereits bei den Rassophoren getrofien, die ti&rri ist ein breiter lederner Gürtel mit Schnalle. Das Tidkltov ist das heutige tycurcüQaaov oder ptuvüoQauuv^ das mit dem Talar der evaDgelischen Geistlichen grofse Ähnlichkeit hat. Die aupödha oder nancvxLia im Vulglirgriechiscfa sind grobe Lederpantofifeln. Bei allen feierlichen Gelegenheiten, beson* ders in der Kirche und im Speisesaal tragen die Stawro- phoren uud die ft£ya)jjoyrfUoi einen schwarzen Schleier über dein /.auiXttL'AioVf der daher den Nameu t^cavuj/MfiiAavjuov ' führt und offenbar das Überbleibsel des alten Kukulion ist In älterer Zeit haben die fUTugdax^oi auch den diMafto$, der heute jrokvaTatqtoy heifst, erhalten^. Als einen Best desselben bei den avavfiwfÖQai mufs ich jenes seltsame, etwa

1) Nikodimos, Ezoinoloj., S. 78.

2) Ewcholoj., S. 11)0—1^9.

a) Alles nach Nikodimos, Exomoloj., S. ItiTE VgL auch da« Müs- YSrstehea des fipaookamilawchioD darcb Piscbon. a. a. 0. S. 79.

4) Das bezeugt ein Formular bei Goar, das schon der bekannts Kardinal /ir^oan^xW benutzt bat, und noch früher Ewstbatios v. Tbes«. a a. 0. Kap. 72. Docb nennt Szymeoa TbsM. den Mlufioc ent beim fi^ya qx^»' a. a. O. S. 192*

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Dil:; ATHOSKI^'>8T£R. II.

549

10 cm im Gteviert haltende , schwane, steife und wie der ftoM-ag der GroismöDche (s. unten) güBcbmilckte Stttok Zeug «nselieiiy dM, na^fiMv genannt, bei der Schur der

u i AQUO/ Tili Ol y wie ich selbst gesehn, mit cien Gewändern uber- reicht und unter diesen, gleich auf dem wuilcnen üemd an swei schwarzen Fadeu zwischen den Schulterblättern ge- tmgen wird. Dieses Ding bespricht schon voll Verwunde- rung Kikodimoe und beweist dadurch, daüs dasselbe schon

damals den Mönchen unverständlich war V Von dem neuen heiligen Lukas, einem Ajioriten, der 1802 von den Türken ir: Mytilini hingerichtet wurde , heifst es, als er sich sum Todesgange anzieht, n^xüv f4ip l'ßalM wxvdaaQTUx na^^ ftmri (sie) td xaloye^rA6» K Smith besdireibt dieses Para* mandi ebenlalls, nennt es aber, wnln -cheiulich verkehrt auch fiir seine Zeit, den uvahxßog der Groikniönche ^.

Den avmi^ia/iiyoy yLavöva der Mönche dieser Klasse faist Nikodimos %atä rovg iv ^^yiqß "0|^ Sttnt^iTimSg dahin sosammen, yd Ttd^ww yonndtaiag hiatdv Öhta^ rt(foa-

Die Mikroschimi bilden die Hauptmasse der Mönche in den idiorrhythmischen Klöstern und in den KeUien. In den Skiten und den Kinowien sind sie in der MinderaahL

Uber ihnen nun stehen die Mönche erster Ordnung, die fitya/MOxi]Ltot. Inbetreff der l'bernahiue des u^ya o/jjia herrscht aul dem heiligen Berge nicht Übereinstimmung. Der strenge Nikodimos wollte, dafs die dqxaQioi gar nicht erst das kleine oxflfio, sondern gleich das grofse anlegten ^ Seine Ansicht ist Oeseta geworden u> den meisten Kinowien

1) Nikodimos, Exoinoloj., S. 167: aTn^afAUuw rtTQdytavov, dnoO MttXoCai rijf aijutnor naQKfAuvdv a/ tioaXoi afAtt^Bg Mal ifOQolfü$ toCro

2) XtOV AtlUOtViiQtOV, S. 101.

3) nvüXaßov, Bive paDDiculum quadratum, intus pileis assutum; fjnandoque vero eundem gerunt in sinn cordi rab indusiis laneis prope tdjacentem. a. a. €). S. 90. Die Sitte, das naf^fiavdu im Hutboden SQ tragen, existiert auch jetzt noch.

4) Nikodimos, Exomoloj., S. 73.

5) Ebenda S. 166.

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von Ajiüii oros. In diesen besteht also die ganze Brüder- ■ehalt ak^esehen von den d^dqtoi aus GhroikmöncheD. So- yiel ich weifs^ macht nur Kutliunusai yon dieser Regel ebe

Ausnahme. Die viel freieren Kinowien in der Welt natfir- Ui'h kinjiien eine solche Mai^^regel nicht durclitiiiireii. Auch die Skiten auf Ajion oros zählen meistens nur GroismöJicbe SU ihren Mitgliedern und zwar solche; die das /i<x^ «xfiua gar nicht genommen haben. In den idiorrhythmiscbeii Klö- stern dagegen geht dem fitya ay/^fia^ wenn dasselbe über- haupt angelegt wird, stets das uiy^dr rfyfua voran. Ich aber habe weder in Iwiron noch in \V'atupädi nuch in der Lawra, den drei bedeutendsten idiorrhythmischen Ktöstem, mnen ^eyaldax^fiog gesehen.

Die d'AolovO-i'a roV fieydXov '/xti dyytXi^ot ayfjuaio^ ist an Perikopen, Gebeten und Gesängen sehi* reich ^ Der wesentliche Unterschied von der des kleinen opii^a besteht darin, dafs in die Gelübde die neue Frage eingescbobes wird: dfrordaar^ rcp y.6üi.wj xcri xoiq h xSüpufi xurrd l)'roh]v Tof} /.iQi'oL ; Dem entsprechend legt aueh die fol- gende /Ml t//j^(TiQ den Nachdruck aut die Entsagung. Nach der Schur, die bei allen Stufen auf gleiche Weise ausgeübt wird, erhftlt dann der Grofsmönch die Kleider sttner Ord- nung. Als neue kommen der jucmfc^cr, der dpdlaßo; mi das 'AOV'AOt'hov hinzu. Letzteres, flu' alte schwarze Mönchs- kapuze, die vom Kopl nur das Ueöicht frei Üels, tragt mau gar nicht mehr, vielmehr benutzen auch die j.tByaX6axf^(^ dss xaüv/icrif^ioy und das i7tavmjah>iia^tov* Die Kapuze aber ist mit dem fiavS^g^ der auch kein Glewand mehr ist, su einem Stück verbunden, das den Namen ro oyj^uu hu be- sonderen Sinne führt Es iöl eine wohl ÜU cm breite, schwarze bis zu den Kniecn reichende Schürze, die durch einen Schiita um den Hals befestigt wird. Auf dem Nsckeo ist die kleine Kapuze angefügt. Die Vorderseite dieser Schürze schnuukt ein grofses rotes oder v/eilscs, gesticktes Kreuz^ das über einem gestickten Toteukopl steht und aut der einen Seite die Lanze, auf der anderen das Rohr mit

1) Ewcholoj., S. 199-218,

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DIB ATB08KLÖ8TBB. IL

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dem Schwamm hat. In den vier WiDkebi des Kreuzes al>er ist der alibysantmiache Sprach geachrieben: 12. XS. NI KuiK Der ämLaßag^ der jetst stete ftoXwna6i^ heifst, ist ein Gmftnge aus schwanen Wollsehnüren^ die symmetrisch

zusamnicnp^enäht viele Kreuze bilden und über die JSchultera gehängt werden ; und zwar su, dafs nach vom und hinten dieses Gehänge gleichmäfsig hinabMit Zur Zeit des Szy- meon Thess. war der dvdlaßog noch aus Leder*. In der Kirche der N4a (im Gtebiet TOn Ajiu Pawln)

hängt ein Bild aus dem Jahre 1766, auf dem die Dar- f^jitollten bereits das muderiie ;roXvoravqtov tragen. Der heilige Makarios aber ist auf dem Titelbüde der Yen. Aus- gabe seiner Honuiien von 1801 mit dem neuen uavdt'aq nnd naXvata^tov^ dagegen mit dem alten wvw>6kuiv ab- gebildet.

Die fiEyaX6oyi]uoi sind, wie gesagt , namentlich in den Skiten und Kiuowicii zuhause und tragen da ihre Abzeichen auch üfientiich. Die Btreiigi>ten Fasten sind ihre Lcbens- regel, die /rQooevy/j ihre geistige Speise; innerhalb

eines ffic^orvxrioi^ leisten sie 120 yowiüUaiag und beten awölfmal das hundertknöpfige /.vufioaxoivioy ab. Die übri-

1) Die Bcdeutuüg dieser Worte nach Nikiph. Kall. VIII, 32 ist bekannt gphfilton durch Nikolaus Wulgaris, a. a. 0. S. 43. Dieser Spruch ist iUt beliebteste zu allen Ileiiiguugszwecken. Es gicbt deren aber noch viele aiidtro, luit denen namentlich die Kreuze, die an viel« 11 Stollen des Ajion orus als Heiligun^aiuittel stehen, geycliinückt sfnd. Z. B. x- (f. /f. d. h. ffGj; Xuiorui 'faittiui ;iüaty, i. x. n, y. d. h. lönug X{>uv(ov nttofiJuaoi y^yot'tv, r. r. <f. if. d. h. lovtov {top) Tü/iov dtUuoi'ts ifmiTovaif, /. x- X X- d. h. ;|f^*(Jr6f ;fp*OT*«>'£Mff

Bedeutung solcher Zeiehensehrift ist saeh den jüngsten Ajioriten geläufig. Über die Gew&nder der GiofimSnche übrigens noch manche £iDselhetten bei Nikodimos, Exomel., S. 168f. Die alte litterstor bei Goar.

2) inttt« ri» tkPuXnßov, fx fftQfnirtav {»iov 4iä rOr »osfiutU» vi

uanm^im mmifbik a. a. O. S. Unbestinunt BtAtfÜMt x^s

bodmeagrieehiadi) vt»vQot*äas inl tO» äft^ mpH itßclt, 8r« fi^ardCo^ fii» TO oiL'fißoXo^ toO aruuf/od, a. a. O. S. 191.

2«its«kr. t X..a. XI. 4. 36

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gen Unterschiede zwischen ihnen und den oratQOffo^oiy nämlich dafs sie keine Aoiter in dcü Klöstern annähmen oder die Welt me wieder beträten u. dgi., sind Jetzt fort- gefallen. In alten Zeiten scheinen die Groltmönobe nur Einwiftiilfr gewesen zn sein.

Obwolil nnn die TeOnng des ftüpaxviub» ox^^a m vmm axrji-iaia von der Praxis allgemein gut geheifsen wird und seit Jahrhunderten gebilligt ist, so haben sich doch zu jeder Zeit Stimmen dagegen erhoben. Diese wollten nur ein ax^fda und swar das der Grofsmönche gelten lassen. Offen- bar entiqfiriolit dies den alten Traditionen ^ wie denn ancb ▼<m keinem Eonml jene beiden Stufen nebeneinander aner* kannt sind. Nicht allein Nikodimos, wie wir schon oben angedeutet, verlangt, dais die Neuerung der beiden (Jxruata wieder Terschwinden müsse, sondern auch der sonst milde Verfasser des TOfttiov 6^xh)doSiag spricht sich ähnlich aus, indem er sich auf die unten aageföhrten Worte des €bi- gorios Paiamas beruft*. Etwa 100 Jahre froher weist Dossitheos von Jerusalem darauf hin, dafs in der alten Kirche ^ rd^iQ pila Kat xb OX^JH^ Mönche gewesen

sei, seit Benedikt erst hätten die Neuerungen angelaugen ^ Saymeon v. Thess. erklärt das fttx^öv ax^fia för keine selb» stftndige Stufe im Mttnchtum^ Doch nahmen fromme Cbiechen seiner Zdt erst das kleine ffx^f(a und später meist erst in Todesgefahr das grofse. So der unglückliche Chro- nikenschreiber Phrantzis, der am 1. August 1468 ins Klo- ster ging und erst am 26. Juli 1472 Grofsmönch wurde ^ Nicht minder tritt Grigorios Palamas fiir die Einheit der

1) Ewath. Thess. a. a. O. Kap. 160.

2) a. a. 0. S. 19U.

XU, Kap. 1.

4) a. a. 0. S. 31 : <fi xai nuQ ^juTv fAixQov xnt fx^ya iiyitm^ C^^fittf ov Svo taOta (fauitv. all*' Yr ttVTo rd fiäytt Mmk TÜUOt'.

^4f 8 Xiyirni utxnm-. m}^aß*av fmt rot uf/iiXoc

5") Vgl Ed. Honn dm Cliron S. 430 und 449. Dafs der alte Mann vier Jalu^ iHiig, also über die Eeg^i kioans, doMf^ot gewotea» i»t uicht anzuuehmou.

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DIE ATRomUMTEU, IL

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üXt'if^iccia ein. Mi%Qbv öe ox^jf^ici tQv fWiuxcov oi nateQtg div i^evQWOiv, dXka fie^twi and toig /ueTayereati^ovg hpmnjpav itt» tki ifioi^aw üg chk>. %d pa wifiPOv-

dg cd lui^^bv daov ug tb jutya, 7iaXiv h^a axfj/na td dno- /M^iöLüMJi K Doch fehlt es etwa um dieselbe Zeit nicht an anderen Anschauungen. Job Amartolos sagt in dem kleiiieii Kapitel fti^i za0 äyicv tuu dy/thntoO ax^fiarog x€ht finmxfiv l^ij/ijrtxi) ^m^, dis seiner Schrift ftB^i httä ^voTfi^iioy xtA. angehängt ist, dnö toC ikdrTovo^ tTzi xb teXeioreQov n^oxio^el (sc. d. oxfjftcc uuyaxt'^oy), arrb fAiyLQO- <tXJ^ov KLoi Qaaog)6(^v na^v^irov dg tb rfjg /.ov^äg äyiov ejfilfia nun dnb toikcv n6hv ug td fiiya wkod-

ftm» cxfli^cc td T€l9i6t€^K EwstliAtioB iit in dieser Hin* eicht ein Vorgänger Job's. Er drängt niemals darauf, das fÄtKQoy oxfjfia wegfallen zu lassen Der älteste Zeuge aber für die ax^fiaraj Theodoroe Stoditis^ spricht dagegen schon wider die Bereohtigiing derselben. £r sagt: ftij dda^g wl ftq(5tO¥ tb keyö^evov fiim^ ^Hflh^i ^^^^ f^^y^i Tux&dri %b oxijfia Iv ioiiv üojihq Aal id ßdictio^a *.

1) Nach di r IJbersctzuug des Nikod. Exomol. 163. Die Stelle ist nach Nikn<iimos aus dem Brief ;t.n Jen Möuch l/arlo; ö '^-fanvijg.

2) Uber die Zeit (]f"^ Job gebe ith nach Fabr. l)ibl. gr. X, p. 424 an, dafs erst Lvun Aüatios und Arkudios fge.st. U);M) diesen Schriftsteller kennen. Die Erw-ihimug von sieben Sak-niLuetiteii aetzt ihn aber frühestens in die zweite Hiilfte des V6. Jahrhunderts. Die von ODS citierte Schrift ündet sich in dem 2-'i'VTfryfi(c7ioi' des Xni'aav- t^of 7t((ti j(^tv *0(ffftx/o)v KlrjQixÜKtn' xtX. Erste Au^^gabe iu TergOT. Zweite Ausgabe in Venedig 1788, S. 144. Es ist auch zu bemerken, dafB Job in der Benennung der ax^ttta abweicht.

3) a. a. 0. Kap. 12.

4) In »einer J^a^tptij vor den iCafi^^i^ i^M^oiinoias 1887), S. 89.

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MEY£Ry

IV.

Die Athosakademie nad der Koljwastreit.

Die zweite Hillfte des yorigen Jahrhunderts ist för das

unterjuclite griechische Volk eine innerlich recht ijewei,'te Zeit gewesen. In diesem Zeitraum durchdrang die schon länger andauernde geistige Eutwickelung das Volk und bot ihm die Kräfte au dem furchtbaren Freiheitskampf g^n die Unterdrücker. Es war die Zeit, wo die hohen Schulen auf PatmoS; dem Athos und in Konstantinopel bitthten, wo nie- dere aber nationale Bildungsanstalten in jeder raittelgrolsen griechischen Stadt irr findet wurden. Es war die Zeit, neben den alten nationalen Druckereien von Venedig, J&s&y und Bukarest die Presse des Patriarchats von Konstantinopel ihren Einflula auf den Volksgeist geltend machte. Ea war die Zeity wo Adamantios Korais den hellenischen Sprach- geist aus seinem Todesschlummer wiedererweckte, wo Ew- jenios Wulgaris die Philosophie von Leibniz und Wolf auf griechischen ]^)dea verpflanzte, wo derselbe Ewjenios Wul- garis mit Nikophoros TheotokiS| Nikodimos Ajioritis, Atha* nassios Parios und vielen anderen der Kirche ihr Sdbet- bewulatsein aurUckgaben.

Eine der Hauptbildungsstätten dieses frischen griechischen Lebens war die Athusakademie , schon darum besuuderer Beachtung wert, weil sie als ein Versuch aufzufassen ist, neubyzantinisches Kirchentuni, althellenische Kultur und mo- derne abendländische Philosophie zu verschmelzen.

Zunächst gilt es hier die Chronologie festsulegen. Fall- merayer läfst Ewjenios in den ersten Jahren der Kaiserin Kathenna II. die Leitung der Schule übernehmen *. Das heifst also bald nach 1762. Pischon setzt die Gründung durch Wulgaris ins Jahr 1790 *. Beide irren. Elinen sicheren Ausgang fUr die Zeitbestimmung bietet der Brief

1) a. a. 0. S. 134.

2) a. a. 0. S. 3d.

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DIE ATH0SKLÖ8TEK. II.

Ö56

des Ewjeiiios, den er Dach seiner Fluclit von der Schule an deo Patriarch Kynllos V. schrieb. Dieser Brief enthält die Bechtferügung fieiner Flucht und wird daher auch die Apologie des Enjemos genannt K Diese nun ist bei Aenian ▼om 29. Januar tftl'ß' datiert, was unter allen Umstftnden ein sinnloser Fehler ist. Der Cod. Athous giebt dafür den 25 Januar uti^v'j'. Ebenso Sawiras, der jüngere Zeit- genosde des Ewjenios ^. Weiter nun spricht dieser in der Apologie sein Verwundern darüber auB^ dals erst jetzt von dem Patriarchen an ihn die Aufforderung komme^ über seine Flucht Rechenschaft abzulegen und IftTst dabei erkennen, dals die Zeit uvrb Tra^c/Mvvzog fii^vd^ lov/.i'or uxQi tov i^ywtoßioi; ^JapovaQt'or dazwischen lag *. Demnach hatte Ew- jenios im Juli 1768 die Schule verlassen. Nun ist der be- rühmte Mann fünf Jahre lang Lehrer an der Akademie ge- wesen K Deshalb steht fUr seinen Athosaufenthalt die Zeit von 1753 bis Juli 1768 fest. Das nimmt auch der Pa- tiiarch Konstantios I. an Doch war Ewjenios nicht der erste Leiter der Anstalt. Das war vielmehr Neophytos Kupsokalywitis. Dieser übernahm im Dezember ge*

1) HandschTift erhalten im Cod. 250 von Dionyasin, snent ge- druckt in der avXXoyii Avtxürw» ci'yyQttft4irmf Sifytviov raO Bovl' yaQ^txti un^ T jiiwdifoc, Athen 1888. Von hier abgedmekt in der Biographie des £. Ton Gndas in seinen fiftn nttfmlXtiloi. . . III, Athen 1870. Aenian Ist mir nicht xagängUch.

2) iVK« "JEUttf Mtl., S. 267.

3) Gudas a. a 0. 8. 12.

4) Er tagt selbst in der Einleitung aur Logik, Leipaig 1766:

ox^$t ytufiip' tuA iv Kia»ajttvw^vn6lt$ fitr' fxttvo, r«( Sutt^' p&s nwovfAH'og) (yy'yot ri> :i noatouilrjxoTtf xjl. In der Apologie nennt er swar sechs Jahre als die Zeit seines Aufenthalts in der Schule. Diese Zahl, die Jedeon als die richtiji^e annimmt, icbeint mir in der Sidle als einp runde aufzufassen zu sein. In der von mir bevonngten dagegen berücksichtigt Ewjenios das ror- und nachh« und dürfte deshalb genauen» Angaben machen. Vgl. Jedeon, X^ovxA nttTffiaQxif^i axifjfjfiitts (Konst. 1883), S. lüS.

5^ Aft>»'fiTffi T/'of A' ... ct'yygi^>ak al ildaowtf ... (Koustanti" nopel im), 8. 358.

6Ö6

METER,

von den 7€ff6iift6fiwoi dM Kloeten Watopildi, die Lei-

tuiig der eben begründeten Schule Die jetzt im Einsturi begriflffne kleine Kirche der Schule zeigt über der Thür© noch die Jahreszahl 1751. In diesem Jahre war das Qe- liiiide ako wmhnclietiilich ▼oiiendet

An dar GrUnduiig dieser ftr dae damalige giiedbiaclie Volk einsigartigen Büdungsamtelt hatten namentiich tal der Fatriiirch Kyrillos V und der dainalj«;e PrüigumenoB Meletios in Watopädi * Doch steuerteu auch viol*» O^ist- hche und Laien Cbld bei. Die Schule auf dem belügen Berge flollte ein tpqctftum/jifiw ftdui^ fiadifoaotg werden*. Und unter Ewjenioe eneiohte sie es auch, da& Makitos ▼on ihr sagen konnte : fteJKov ri *ATm6r\ptiaQ ^ AvMiov^ Sffov yt.ai &EioTeQiov Xoyov ?:v 6i6ao/.a).urn' /.tti itKeuöTfQa^ a^fr^g maiayvjyiov Aal toiodrov j oiov övüTvxoCüi loig i^^ixoi^

Ewjenios war Lehrer an der Schale ^on Joannina, als man ihn nach dem Athos berief. Er besaCs schon damals den Rttf sines bedeutenden Mannes, doch sprach man be- reits von seiner 1 'reisinnigkeit *. Nach Kumas war er be- rufen, um Logik und Metaphysik nach Locke, Leibniz und Woli' zu lehren ^. Seine Logik und seine Metaphysik hat er namentlidi auf Gk^nd seiner Vorlesungen an der Atho<$- akademie Terihfst*. Doch dehnte er seine Lehrthätigkeit

1) nafSdQtt XVIII, S. 146 hat Szakkelion eineo Brief des Neo- phytos veröffentlicht, worin dieser Bchreibt: ... f>&ff xaytü naQ^Uif i^tU TiQÖs rßr tiQäi itat ßaaUutHs fAOviji toC Baionmiiov Trpo-

ivadi(tta&at. . . ^rto Tfjs: rirKüri]; Inrnufvoc roO /ttittfiß^ov. ? , (tc. 1749). Übrigens Szathas a. a. 0. 8. 510 tf

2) Kovua;, tnioQim rf^tv r\%-^fHOTHV§iv nQttitfOV X, 399.

3) Makrii.>'' a a. U.

4) Ebendii'-elbst

5) Bei Ürudas 8. 10: „xalbi ftkv fivtu 6 Bvy^rtos» o^'

6) Ä. a 0. X, 399.

7) Die Logik Leipzig 1766. Die Metaphysik, dreiteilig in Yen. 1805. Beide Werke geuierseu noch jetzt bei den Griechen grofse« Ansehen.

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DI£ ATUOSELÖSTfili. U.

667

weiter aus. Nach meinem mit Kyrillos V. geschlossenen Kontrakte war er verpflichtet, zwei Vorlesungen UigUch sn balten, er hielt deren dxei bis Tier. Die Schule wuchs io echnelly dnlh er fönf bis lechB Unterlehrer eiutellen konnte.

Er richtete Lateinklassen ein und gewann noch einen be- sonderen Lehrer für die imarrifioviyLd ^ Eine geistreiche Schilderung des frischen Lebens an dem jungen Institut, in dar er aUe hier bearbeiteten Lehrstaie nach ihren Ver» iretem aus AlÜiellas nennte giebt Ewjenios in dem Brieft an den späteren Direktor der Anstalt Kyprianos, welchen er damalft als Lehier engagieren wollte: Kai iyuü fisy

%äg hnb ^iXiWy hut di itno^l lai tipog rfjg *SJiXd&ag ri/p

aitlöip u Öoixi'J/^rjg, ^^^£7 dt difr^yeliai 6 /rarijQ tfji^ ioio- qiag ^liüvtLtüv Tag d^atotijrag xai TQÖrraia xavd %<üv ßaq-

Freilich moelite manchem Ajionten solche Ausdrucks- weise fast heidnisch vorkommen. Der Ausbruch eines Kampfes swisehen den Jüngern des Ew|enios Wulgaris und den Grigorioe Pakunas war gewils nur eine Frage der Zeit Auf ZSnkereien der Art ftüirt man ja auch meistens den schnellen Abgang des Ewjenius von der Schule zurück. Mir scheint mit Unrecht Man bedenke besonders, dafs £wjenice nicht lange nach seinem For^^ang rem Athos auf Wunsch des Patriarchen die^Ldtung der neuen philcsophi- sehen Schule in Kenstantinopel übernahm. Das bitte von einem, der wegen Irrlehre den Athos verlassen, nicht ge- schehen können. Auch wurden des Wulgaris Werke bei seinen Lebaeiten und spftter vielfBu^h gedruckt Ja cur un- €ii%eiüichen Verteilung an arme 'griechische Studenten Ym- «nstaltetan die Br&der Ztoaifdäf reiche GiieclMn, neue Auf-

1) Gudas a. a. 0. S lOft

2) Bei AoYddns a. a. 0. S. 91.

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lagen derselben Ferner enthält die Apologie aach nicht

mit einem Worte eine Verteidigung gegen Vorwürfe der Freidenkerei oder der Irrlehre, vielmehr »piicht Ewjenioß den Gnind aeines plötzliciieu Fortgangs dahin aus: dvextit- Hirftfa^ ädov iftovrop ysyvfdvaoftivop hßivi^ dido-

mytXktüv nqSxiqoi' eJxov Und nun folgen genaue Ansföh* rungen über die Insubordimition der Lehrer^ die ZuchtloBig- keit der Schüler und die Frechheit der Bedieusteten. Hinter diesen allen aber stehe der Fatiiarch Kjrülos ^ und der Proigumenos Meletios. Schliellilich hatte dann der Patriarch dem Ewjenios Stockachläge androhen lassen. Da hatte es dieser für seiner Ehre angemessen gdialten, im Kloster der Iwirer Schatz zu suchen.

Und dennoch miiat Wulgaris dem Patriarchen nicht die letate Schuld an diesen erbärmücheu Vorgängen bei, x^iyor neifi ifioO fii htMn^v tifr dya^oaiSinf¥y fii zr^v 6 rolaw ttffb Tcr^iS»» raikw ^ctt^, httuvtä» xai kfie MVi 1/id nutd ixi fii htsinjy tijv ^qyrjyy dg ^ o\ ix^Qoi' fiov 7un* ifioß 08 hUrviaw K Diese Stelle schont mir auf Privafintri^en zu deuten, die ja im Orient recht häufig bukI, oder aut Be- einflussung des Patriarchen durch die türkischen Regierungs- kreisC; denn die Zeiten waren ja damals politisch sehr un- ruhig. Ani' das letatere weist Tielieioht die Thatsache^ dala fiwjeniosy nachdem er aach in Konstantinopel nach 1| Jahren dtureh Intrignen gefallen, ins Ausla&d ging und nie sein Vaterland wieder besuchte.

Mit dem Scheiden des Ewjenios ist die JSchule nicht ein- gegangen. Zunächst wirkte sein Qeist noch fort Kyphanos» den er in dem oben erwähnten Briefe sum Kommen ein* Iftdt, wurde sein Nachfolger ^ Nach diesem gewann der

T) Vgl. die Bekanntniacbunii: dieser Männer am Eude von 7^- t'Oi iii aioi aiüij(ua rif^ ui^i a(f nux)]^ . . Wien 1806. £wjeiiios h&tte das Werk dieses Italieners ins Griechische übersetzt.

2) Gudas a. a. 0. S. 12.

3) DieMr war 1757 auf den Athos verbannt

4) Oadat a. a. O. S. 19.

5) MakrSos a. a. 0. 8. 286.

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DIE ATHOJ^KLUSTEK, 11.

559

Pairiardi Sseraphim den fiir teine Zeit gelehrten NiytSlaw

iv, Meoofiov. Der war in italicu gebildet und bis dahin Lehrer zu Thrikki in Thessalien gewesen *. An Throditsict? II. (1769 1773) fand die Schule wieder einen lieltendeu Freund. Dieser begünstigte mit den höheren griechischen Kreisen der Hauptstadt die allerdings immer mehr sinkende Anstalt and schenkte ihr dauernd das Jahrgeld , das der Bischof von Jerissos und Ajion oros an den ikumenischen Stuhl zahlte

Die Nachiuiger des Nikolaus waren leider keine Männer mehr von vollkommener wissenschaitÜcher Bildung , wie unser Gewährsmann sagt, d. k wohl, sie waren nicht im AiuJand gebildet Aach war die Sonne der Patriarehen- guDst häufig verdunkelt. Ja Prokopios (1784>-1789) scheint durch einen unzeitigen Eingriff in die Verbältnisse der Schule einen zeitweiligen Stiilstand derselben veranlal'st zu haben. Doch wurde dieselbe bald wieder eröünet ^. Neo- phytos Vn. aber, ein Feind .der Bildung nach Makräos^ hinderte aonächst die Reparatur des Schalhauses | die eben auf Kosten der uMvö/n^s dem £nde entgegengeflihrt werden sollte. Als dann d^r damalige Lehrer KTprianos starb, wagte er den zum Nachfolger vorgeschlagenen Gngorios zwar nicht oöentiich von der Schule zu entfernen, doch sandte er einen Exarchen nacli dem heiligen Berge^ der von den Ktöstenii Skiten and Kellien so grofse Summen zum Bezahlen der Lehrergehälter erheben muiste, dafs dieser Zwang alle Ajioriten gegen die unglückliche Schule einnahm Niemand hatte mehr Kühe, weder Lehrer iioeh Schüler. I)ie ganze Berggemeinde war in grofser Unruhe *. Mit dem Ende des Jahrhunderts schlieist Makräos die Reihe seiner Erzählungen und damit versiegt unsere letzte (Quelle zur Geschichte der Athosakademie. In Watopedi, wo ich die

V Ebeuda 8. 2'2M und 237. Hier heifst cs von Nikülaos: orrof

xaiii M'ivoxffußoofxinv.

2. Ebenda S, ±y.\.

3, -Makräus a. a. U. S. Allerdings sehr uubestimmt, offisn- bar, UU1 die Zeitgenossen nicht kompromittieren.

4) Ebenda S. 400 fif.

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JIEYKR,

eigentümliche Kuine, in der jetzt ein Eliaskirchlein gebaut ist, besuchte, vernahm ich, dais Ewjenios 1805 testamenta- risch seiner geliebten ächole noch 1000 Kübel vermackit habe. Ewjeiuo» starb 1806.

Die Zeit des griecfaischen GoiBteeauieohwaiigBi an dem die Athonchvle eo groften Anteil gehabt, ist aueb eine 2Mt der Öährung, in der das Ait(? den Ausgleich mit dem Neuen noch nicht gel un den hatte. In sDlciien Zeiten können Streit- fragen von an und für aicb geringer Tragweite eine unver- diente Bedeutung erbalten, wenn die Q^geosäiae der Zeit nch ihrer bemftchtigen. Unter diesem Gesichtspunkt wiÜ anch eine Streitigkeit au%efiUlbt sein, ^ namentlich im 7. und ä. Jalirzchiit den griechischen Orient in Aulreguiig hielt. Es ist der Kolywastreit, der besonders auf dem Athos tobte, sich aber auch über einige Inseln des Agftiscben Meeres und bis nach Saalonik ausbreitete.

Der wesentUehe Gegenstand des 8treites ist die Fragen ob die sogenannten Kolywa unter den sie begksitenden litiir- gischcn Zeremonieen am Sonnabend oder Sonntag daigebracht werden sollten.

Unter yi^lvßov verstehen die Griechen den Brei von ge- kochten Weizenkömem, geschnittenen Kuiakemen, Mandebi n. dgl.y den sie, meist eine kleinere oder gTdtee Schüssel ▼oll» an gewiss«! Tagen der Erinnerungaieier eines Verator» benen in die Kirche schicken; damit diese Speise von den dort Anwesenden, auch von ihnen selbst mit den Priestern verzehrt werde ^ Diese Sitte, ohne Zweite! ein Kachklang der antiken heidnischen Totenmahlaeiten; Ton denen noch so viele Steinrelie& Kunde geben , von den Gbiechen aber sat Nikiphoros KaUista ans der Zeit Jnlum's des AbMn*

1) Die ältere Litteratur bei Goar. Ich arbeite nach der aun- koyttt 7iffTTea}{ (Vcn lR19'i des Nikodimos, nach den Patriarchal- ausscbreiben, die in der Sache erlassen wurdeu , die Ich aus einem C<k1. Iber, abgeschrieben, nach einer Strt^itschrift dis Athanaaaio» Pario«, atls demselben Codex. Abgeleitete Quellen : M a k r a o s a. a. 0 , die 7oC iv uyi'o^ nnrmK f)u&v Maxaoiov, äQj^itn. A ju^Vt^oi/

rot; NoTft(iü, Ermup. 1886, eudUch Jedeon's kuner Überblick a. a. 0. S. 161 ff.

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DIE ATH08KLÖ8TER. n.

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nigeii hergeleitet^^ hat nch wahischeinlich sat der BLüto des Heiligendienetes hedeutend geändert In alter Zeit hielt

man diese Mahlzeiten an den Gräbern unterschiedslos Je mehr man aber mit dieser Feier die Vorstellung verband, dals sie den Verstorbenen im Jenseits zu gröfserem Heile ▼erhelfe, und je mehr aaderBeita die Heiligen aich von den übrigen Menichen als Sttndem abhoben ^ daher einer f&r* bittenden Feier nicht mehr bedurften, am so mehr schied sich das nvriptoavvov der Heiligen von dem der gewöhnlichen Starblichen. Von jenem sagt daher Nikodimoe: HUuo

htalvmg ydq, %aig r&¥ ^jiylw SriXaSf) ei xal 6 -^thmog

^vtjfievoi ovteg tq) deoi^ ijrig elvai ?) dXrix^ijg L(oij Diese ftinjfiaif bei denen stets vidXvßa dargebracht werden, tragen also einen freudigen Charakter*. Die fUr die gewöhnlichen Menschen, die Sttndcr, dargebrachten Kolywa haben dagegen

ganz flie Bedeutuug der römischen Seelenmessen. Nikodimos schreibt: Ij^ev y.ai i) tAY.lriaia na^ajuxld 6td tQv fi^'riinoaij-

Sttö rdv TOiofivov tortov (dem tSttoc Tfjg iv if&Q ffvXaxfj^ nag rd 'AotataxS^ofhf iv TÖftti» g^wreiyti*, , , ^ Diese ftviiftö^

1) Die Sage in des Nikiph. Iv.O. X. Kap. 12, dem moderoen Geächlecbt lebendig gebaUea durch den Bijaav^ ... de* JafdaaxfiPÖs (Yen. 1795), S. 559 ff.

2) Für die Zeit des Augustin 8. d. Citat aus Contra Faust, bei Goar a. a. 0.^ im allgcmeineu Neaadery K.G. III, 466.

3, 6u. mar., S. 17.

4) Solche freudige Kolywn habe ich erlebt im Watopedi am Tage des beiligeo Pantcleimon An diesem Tage wie au allcu der- artigen von geringerer Bedeutung' ifst man auf Ajion oros die Ko- lywa an der Kirchthür, wo der i(f i)u^moi dieselben mit einem grofsen Holzir.ffel an die Hiiuiu.^gebenden verteilt, jedem etwa eine Hand voll. In Iwiron , hui Tage der Kimissis der Panajia zur PaniJiriR wurden die Kolywa nach dem Feste s^if n als Torte mit einem Christuskopf aus Zuckergufs darauf serviert. Ein religiöser Festkuchen, da nach den obigen Ausführungen für die Mouche das Menschliche ja nur mit dem religiösen Stempel Kurs hat.

5) öfd. TiMjT., S. 16. Üzjm. Theas, a a. 0. S. 209.

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UKYKR,

ovra werden wieder eingeteilt in ueoi/M und y.oiva. Diese tind enthalten in den allgemeinen Fürbitten, welciie nach den Akolutfaieen des k0tt€qiv6g und oqd^ftog und der Xu- fovqyia täglich abgehidten werden, ohne Koljwa aber. Die ueqiyuA sind einmal die auch in der römiwshen Kirche be- stehenden Feiern am dritten, neunten u s. w. Tage nach dem Todestage der Verst ebenen, bei den (jriecheu die tdlta, twttza u. s. w. genannt V Endlich bedeuten die fieqiTbä fjtptifidavva, und um diese handelt es sich in unserem Falle y die auch jetzt noch allgemein in den AthoddMeni am Freitag Abend und Sonnabend Morgen unter Darbrin- guiig von -AÖXviia abgehalteneu l eiern zum Gedächtnis der jünj^st verstorbenen Brüder und solclier Fremden, prleichvid ob diese schon gestorben oder noch leben, die dem Kloster Wohlthaten erwiesen oder durch gröfsere oder kleinere Summen sich ihre namendiche Erwähnung bei diesen Qe- düchtnisgottesdiensten erkauft haben Die so häufige Er*

1) Sehr gut bei Szym v. Thess., S. 267 flP.

&tti ((ffifi^Qtog xttl fttnjfAOtftiki Skat rßv nutiigimf dv6fittfa furä xo- Xi^ßtav, xak rOv owd^ofifita» 6q^o&6^w». Proskjn. der Lawia

Ton 1780, S. 58. fiPtifiovt^ovtm .. xn\ ndvta t& dt^nric rör 6q^oä6^m» /9MrTMti«Or, ^oO of ra^tttOam (d. Beisenden) yoätfovm». Proak^a. von Doehiaria (Buk. 194S), 8. 87. Für den Sssnai gaai ebenso: Nutrtt^ioe a. 0. 8. 17&ff. Ober das Bach, des sogenannte ftgufttitiVf das die Namen der su enrShnenden enthilt, sefaieibt mir nein Frennd, Heir X^va^ofios ^nvgtAtnt^ fiir sein Kloster: MM^ff

ntQ(nov /rfly iino^vowtw ip Ani&qq furu rAv <)vo/icfrwv MtA äXltov upw ttt^wO» xtA avp^ifO/iifrQ» «Öt^. 4f^frcu än6 tQv dvafidtw» jf^uvttofoVf toO öaiov Jlttr^f Nmiif6ffov fktmtlitKt 'o^ «r/ro^C, 'twiwoiif E^vfiioi\ t9» Mc»^ ^fft^Q^» ovrto^ ^*F*t¥ ft^XV^ ^f^nov ToO tä' ttUtroi xaTfo/nutvoi, nigUttfißttw» fv ai-vulft mQi täs 12(^00 ovöfAttTtt, ip tut oiat dXfytt nnx(ti«nxGiv , i^$ff»^6nr Ttltiarn. Tit dvofAUTit raOTtt xaru rii (Trcü atißßattt {ünni atißßata.

*^noxQ^bi xat rij<; !.^nori-(NMcrio>f ^rrjfiovfvovtrtt .... fno rütv /»(i^cor

fx TifQiTQOnrjs', xnl oi'tto uktn iixu a/t^öv alßm^ ufraicft yrofcrra ra

ötouurn rOi ^rjoGv ixtivtoi- dofiotv.,. Hier handelt es sicli also um die Tor Zeiten Gestorbenen.

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I>IE ATHOSKL<)8TEB. U.

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wähnuug bezieht sich naturgeiuäis nur auf die jüngst Ver- storbenen. Solche Feiern^ und namentlich filr Fremde^ hielt man auch in den Skiten ab, denn da die Skilioten in dem grdfsten Hnf der Heiligkeit stehen , so schätst man deren FurbitUiii natürlich auch besonders.

1754 nun begann man die neue Kiiclie der bkiti tfjg ^j^yiag ^Awaq zu bauen. Daau steuerten LaieUi namentlich aus Smyrna namhafte Summen, unter der Bedingung, dals der Namen der Wohlthftter in den genannten i.ivti^6awa gedacht winde Dieä>ea Ablesen der Namen aber geschah nicht Frciüig Abend, sondern Sonnabends i'ruh nach alter Sitte. Nun aber, und da lag der Grund der Verwickelung, war gerade der Sonnabend der Tag, an dem die Skitioten, die sich ja vom Handwerk nfthren, ihre Wochenarbeit zum Verkauf nach Karyes trugen Diesen Tag konnten sie also nicht jede Woche der Totenieicrn halber versäumen, und doch wollten sie auch der frommen Spenden nicht ent* behren, deren Eudau&n und Fortsetaung sie wiederum nur durch vollzählige Feiern am Sonnabend bedingten. So kamen denn einig-e Askiten, die nicht weniger prakiiüch als fromm waren, aut den Ausweg, dia^ ^nifAoawa am Sonn- tag nach der Liturgie zu feiern Das aber erschien nun anderen als xutvotofAia xai rfjg yuzktjg vä§mg diftnQOftifK Und da von vielen Seiten in dieser gährenden Zeit ganz andere Fragen mit dieser zusaiiiiiiongeriihrt waren die ge- kränkten Neuerer auch mit passenden tarnen wie aafißu"

1) Jede 0 11 S. 152 abweicliend von Makrän« n a 0. S 21>0. Dem letzterpi! fol^^e i<*li , da Jedeon zu ^fli<intlirben scheint, l'bor die Bedeutung des Sonnabends auch Koniiiiuos a. a. O. S. 11: ixU at^v/'^orrru . . . xat uäXtara xatd näv Qußßatov,

2) Makräos ebenda.

3) HakrSos ebeada

4) Solche wsicn s. B. die Frsge, wie oft man das heiligs AbeiMÜnahl nehmen aoUe, über die wir unten km berichten, sodann ob ^e Bilder mit oder schon ohne Aytao/AÖ^ der Priester Hdlswii^ kugen Softem kdnniea, endlich fiber die Reslprilaens Christi im Bfot «ad Wein. Dies nsch der genannten Streitschrift des Atha*

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UHJEM,

tivol , '/.olvßiarat oder yLokvßäd£<; tür ihre Gegner nicht sparsam waren und dadurch wie stets den beschränkten Geistern auch die Thür cur theologiachen Arena öffiaeteo, auf welcher diese dann leicht die behanrlichsten und ans* schlaggebenden Kämpfer werden ^ so war der Streit auf Ajion oros bald ein alloremeiner geworden. Der Grunm der Parteien scheute vor keinem Mittel zurück. Man verleum* dete ^ bei der Kirchenregierung^ llüichte Briefe*, ▼eijagte vom heiligen Berge, ja es kam sogar au Schllgeraien unter den Mönchen Führer der strengen , konservativen Partei waren zu jener Zeit Athanassios von Faros , Jakowos aus dem Peloponnes, Agapios von KyproB, Kiphon von Chioi^ Qrigorios von Nissyros und andere^ alles Ajioriten K Binsr der Hauptvertreter der Neuerer war Bipaa^itav nm dar

Der Verlauf der Sache war nun folgender. Die Unruhe in der heiligen Berggemeinde wuchs schnell, so dals baki ^yQi6ii9im und a^ij^^oi^svoi, ic^o/<d»«xxo« xat ärthß^ ättants Ol xij' ayuif ^O^i ifpriavx^Korveg ^ sich an den Patrisich TLeodossios II. (9. April 1769 bis 1 7. November 1 773) wandten, mit der Bitte, eme;Ent8cheiduiig in dem Streite treöen zu wollen. IMese erschien in dem yqd^ixa natqiaq^mJhf im avvodiTih Tom Juli 1772; dessen Hauptentscheidung in den Wertoi lag: Ol jucv h aaßß6%t^ ftmoCpreg t<S^ ^mxofdimif finifi6avva xakQg TioiofkJiVy ol iv KVQiax.^^ 01% vtcq-

1) ifiok. niot., 8. 31 und 46. Makrfto« a. a. O. a 291.

2) Vgl. anten.

3) Sr^ifavoi Kofifirjüs a. a. 0. S. 239. Toooiirov dk intCii^k»

xat iiüi{tiCov tOv MovGv.

4) Genaimt teils in der xa&cUQiüi; des Athanassios in dem ge- nannten Cod. Iber., teils in der li*oiov&£a des Makarios 8. 24.

6) DisMT Wissarion schrieb aneh gegen die KoJjwsdan. Na«b Ssathas sind Handschriften von ihm in der Nitt Jk^ni und der hir Ilgen Anna. Trots lebhafter Anstrengungen habe ich denn ksisi gvftndea. Ssathas a. a. 0. S. 572.

6) Makräos a 290.

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DIE ATfiOSKLÖäTER. II.

665

/.üvTai /.Qiuaat Die Neueruiig, die ohne Zweifei in der letzten Uäift€ des Urteils enthalten iät, begründete man in dem Ausschreiben damit, dafe man austÜhrte, ein christliches Gedenken der Veretorbenen sei erst m^lglieh durch die Anferstebung Christi, es könne daher auch nicht dem Cha- rakter dee Anferstehungstages , eben des Sonntags , wide^ sprechen, wenn man an diesem in den Kirclien der Verstorbe- nen gedenke Diese Motivierung nahm Bezug auf die Gründe, mit denen die Anbänger deä Alten die yiatvosofiia bekämpften und welchen dreileig Jahre später Nikodimos am besten, in jener Zeit Athanaasioe von Pkuros in ihren Streitschriften Ausdruck gegeben haben. Nikodunos ftlhrt in seiner Schrift, eben der duo/Myra Tioieiog, die \vir hier inhaltlich anti- cipieren dürfen, zunächst den historischen Beweis, und zwai' durch üerulung auf viele Typika und andere auf dem hei- ligen Berge geltende Schriften, dafs sie, die den Namen utoXvßddtg jelBt fährten, Vertreter der alten kirchlichen Sitte waren, sodann stiltst er sich für seine Sache namentlich auf den dogmatischen Satz, dafs am Sonnabend die Seele des Herrn im Hades gewesen, dai nm auch nur an diest in Tage die Gebote und Zeremonieen zur Ausluhrung kommen düilten, welche Seelen aus dem Hades erlösen sollten. Dem Cha- rakter des Sonntags widerspreche aber am meisten das Traurige in jenen Totenfeiern

Das Ausschreiben von Juli 1772 fUhrte den Frieden nicht herbei. Daher säumte der Patriarch nicht, im Jidi 1773 noch einmal mit Milde zur Beilegung des Streites zu raten. Man solle die Konservativen nicht ai^tMi und Tuxtvoröfioi nennen und die Ton der Lawra Bestraften (wahr- Bchdnlich Ajianniten) sollten amnestiert werdend Darauf ftigten sich zwar die Klöster, aber die Skitioten namentlich verweigerten nocli immer den Gehorsam. Darum folgte schnell ein neues Schreiben von Theodossios, in dem es

1) Cod. Iber. Nicht genau Nikodimos, 6fx. ntai., %. 2^. Ma- kräo« a. a. 0. S 291.

2) 6fA. niat. namentlich S. 50 ff. ntp\ nQovt^ito» xv^Mut^.

3) Cod. Iber. Von Nik. nicht genannt.

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566

beifst: bniog dnb tb t'vv y.ai eic t^f^g ü)Aßi oi tv tcI; tüHfiP h toig t^Lovfiiwg i>rt adf0if fiviifioa^potg tö9 xs-

6ofiadog avviii^iCovaiv dg t& fjovaatt^^a y.al ttkoviji (ivilfiöawa ^

Doch b&tte auch diese Mahnung des Oberhirten keinen

düichöchlagtüden Erfolg. Am 7. April 1775 erliefs Atha- nassioä von Faros seine bireiuchrift: tÄ^eaig tjyovv b^oloyia Tfjg dkriO^oüg /.al oQx^odö^ov mavetog ya^Ofidn^ hnb f&f

q*oqiav tOv anavdaltCofMepunf d^ehpQv Vielleicht daCs dien

Sclirift, die sich üiLaldich uicht viel von der des Nikodimw unterscheidet und sehr sachlich zu Werke geht, die Unruhe doch Termehrte, jedenfalls sandte die dem Patriarchen ge- horsame Partei den Wissarion 1776 nach Konstantinopel, um wiederum die Hilfe des Patriarchats anzurufen. Welcher Al t die Thätlfjkeit dieses Gesandten in der Hauptstadt war, sagt NÜLodimos: t^Bimv fiv(^iag Mttiiyoi^iag Y,aiä iGv ddU-

Tfjg ht,yü^iag Ttai^ddoaiv xai aiQerma altotg nffoo^ q^qorijf^iata Als eine Frucht dieses Besuches ist es jeden- falls anzusehen, wenn noch im selben Jaln- vc»m Tatriarib Szopbronios Athauassios und die oben genannten Jakowu.'>, Agapios und Ohristophoros ak d(g}Kriyol /mI tilg riMot%^ TuxivotOfttag TrQfarmTioi xae dgafiorovi^yot , die gewagt die

1) Cod. Iber. Nach Nikodim., der dieaes Schreiben a. a. 0. S. 29 citiert, wäie dasaelhe schon Tom Patr. SiamiiU erUaaen. Nim hat gerade dieaes Sehreiben in dem Cod. Athooa ananahmawciae kau Datum tomd k«ne aonstige ProTcnienmngabe. Es enthalt aber den Sats, daia der es erlaaaende Patr. bereits swei andere deaadhes la- halta habe anagehen taaaen. Die Meinnng dieses Auaaehreihens naebt sich anch an eigen Theophllos von Kampanien a. a. O. im Kapitei Aber die Mvßu.

2) Cod Iber.

3) 6fA, nfat., S. 21.

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DTE ATnOSKLÖSTfiR. II

567

erlassenen Patriarchaliuusclimben zu veracfaien und so weit sich Tergessen hlltten, zu sagen, futj dg^C^g q^gov^iv Hfv

aylav zoü Xqiozov l/.y,Xr^oiav , in den Bann gethan wurden und zwar unter der Androhung: der grafsiichsten Flüche Ixidessen mufste die Sache schon 1781 rückgängig gemacht werden. Der Patriarck Gawriil schreibt da m der d&ikoaig des Athanassios: Ky^tjft (se. Ath.) Sjtai ti^ htr- mXffifiap ftQoaartokoyot'iiieyog vtai rijy d^dKoaiv adroß ^e^fi^ i^ed-if^evog xat 7iQooanodei'd.vviov avv l^y({iy bri tu xar' avTOü rSze laXtid-ivra xot auifpr^r^^ivta 7t(i0(favi^ avyfjo-

Die nächsten Jahre ruhte der Streit, doch als das Jahr- hundert sn Rfiste ging, brach er von neuem ans. Damals sollte auf Veranlassung des Patriarch^ft und der Synode die Sammlung von KonsiHenbesehlfissen und den Kanones alter

und neuer Zeit, die in der jG^riechischen Kirche gesetzliche Geltung haben I neu herausgegeben, die alten Kommentare neu übersetzt und mit neuen Erklärungen in volksgriechisch dem Text hinzugeükgt werden. Mit der Redaktion des Werkes wurde Nikodlmos Ajioritis und sttn Mitbruder \dy6mog ans dem Pdoponnes beauftragt. Mit Spannui^ er- wartete man Uberall das nationale Werk, das UrfiaXiov zf^g yoijT^g Nrfig Tfjg f4iag dyiag, '/M&oXr/.fJg /.al aTTO<n oh /Jg tQv ÖQ^odo^titv haüLr^iag. Auf 500 Exemplare hatte allein die heilige Berggemeinde subskribiert

Der Druck geschah bei Brettkopf & Hftrlel in Leipzig. Der griechische Korrektor dieses Qescbälts aber, der spätere Igumenos von Estigmenu Theodoritos, dem wir schon mehr- fach begegnet sind, benutzte indiskreterweise diese Gelegen- heit, seinen eigenen viel^Rch denen des ^ikodimos wider-

1) Diese xuMotaig im CocL Iber. Von wlelier m^ai^iiai^, die fttr Laien sum i»di>tfiu wird, aeheittt es miMeie und ttirkeie Foimen im Amdmek lu gebea. Eine milde bei Siathas: BMyQatfut^ ax** 4iaofitt toO ilmoidQxov 'h^ifi/ov II (Athen 1870), 8. 144, eine geiadesn entaetiUche ia *0 'SSwerf^xtafids toO l4oifio9f X^mito^oi^ lov 9irL (Bada 1800), 8. 19E Dasu Dimitrakopnlos a. a. O, 66 £

2) Cod. Iber.

ZMHkt. f. K^. XI. 4. 87

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MEY£&,

sprechenden Erklärungen zu dem Werk Ausdruck zu verleihen, indem er dieselben den unter dem Text gegebenen Anmer- kungen der beideu Kedakteure 80 beifügte, dafs im Druck kern Untenchied zo seben war. Diese Abweichungen be* sogen flieh auch gerade auf manche heikle Punkte , die mit der Kolywafrage susammenbingen. Und obwohl Theodoritos in dieser Sache kirchlich dachte, hatte er seinen Ausfiih- rimgen doch eine gegen die Koiyvvaden feindliche Spitze gegeben. So sagt er z. B. üct£ oi ^^fwoOvveSf 6V« td ai^ ßazow §t6vw ylvowcii fiin^öawa tbfftüfiinagf harttaiCwtm w dg tag dTtoatokiiiLäg nual nttVQiTtäg xal hxhtjpioattxdg dio- xd^eig £0 megte daher einen gewaltigen Unwillenflstiinn, aU man in dem Tom Pntiinrehen herausgegebenen heihgen Buche, das die Tradition der Kirche enthielt, solche unkluge Parteilichkeit und aufserdem bis dahin unerhörte Ansichten z. B. über den Antichrist wahrnahm \ Der Patriarch Neo- pbytOB erliefs deshalb im August 1802 em ÖflSsntUches Schiei- ben) in dem der Sachverhalt dargestellt, die interpolierten Stellen namhaft gemacht und mit der AufTorderuni^ ge- schlossen wurde ^ jeder Leser solle die seeieogelahrlichen Ausfuhrungen des Theodoritos ans sdnem Exemplar des Pidalion streichen. Uns aber interessiert besonders ^Dlgen* der Passus des Schreibens: fii Vva %q6n<nt awpiatniti» im- TLttiviui Tct TiaXaia a/avSakay Brrov ^AoXovdit^aay h tt{f dytftt * Oq£i TTtql xtav £#vi]»o<TiW>f, rd orruia, yd^ni Xqiotoi Tiai ^jtov xal elvoL Äataaeoiyaofiiva eig xai^dv, önov ^ toO X^iOToO äyia ixiüirjifia ^^ovoot^^^nj c TfUHvIjg u^fyf^ fiOPttj[0v Siä t^iÖ¥ awodinüdiv yffafifidtuiv ftMjg fii ff^xfog dQag fjti7r<jdiaev, tva ^tt) nivrj^rj Ttvag, ovtb Uftij^ oiffc fflr ik^Hli '^^^^ lOLTWv *. Glücklicherweise erueuerten sich die

1) ntffdhw, Ausgabe von 1800, S. 184.

8) Theodoritos schrieb auch einen Kommentar sor Offinb. Josmusr der aber tod der Kirche verboten wurde. Vgl. Siatbas, MofÜ ^M.» S. 619. Die Ansichten des Pidalion über den Antichrist kooi* men also nicht auf Bechnung des Nikodimoi und seinea Genottss, wie Pichlcr annimxBt. a. a. 0. I, 487.

8) Das Schreiben vor der streiten^ koirigierteo, Aoagabe des Pi- dalion, Athen 1841.

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J>IE ATlIÜisKLÜSTER, U.

569

alten Streitigkeiten nur in geringem Umfange. Die Sache spielte sich mehr in Intriguen gegen Personen ab. Neben Nikodimos vertraten damala, übrigens genüUäigt, den btaud- punkt der Kolywaden die tloivoI 7ivtvfiatvAoi ^Ayiov o^ovg Farthenio« und ^leQÖ&eog \ aaf Chios der frühere Ersbuclief von Korinth MakariOB, der auf dieser Insel im Ruhestand lebte *. Jerotheos wurde nun in der ärgerlichsten Weise von einem Diakonen aus EsHgmenu angegriffen , also aus demselben Kloster , dem auch Theodohtos angehörte. Die Saipuad» des heiligen Berges nahm daraus Aniaisi ein y^fifia ipoqiidytaw ytai hvndyqacpov am 19. Mai 1807 aoszngeben, um diesen und andere Verleumder darin zu strafen Den Nikodimos aber suchte man in den Ruf zu bringen y als ob er über das Abendmahl nicht orthodox düchte. Um das zu erreichen, öffnete man einen Brief, den Kikodimoe Uber die Abendmahlslehre nach Konstantinopel geschrieben und der, wie es scheint, auch eine Dantellung der protestantischen Abendmahlslehre enthielt, und f^e in diesen Brief die Worte „l'yioys dtKOVfQf^" ein, wodurch Nikodimos seine Zustimmung zu der ketzerischen Lehre aus- drücken soUta Doch wurde der Zusatz als solcher erkannt, Nikodimos beklagte sich bei der Szynaxis und erhielt von dieser eine gISnzende Rechtfertigung durch das schon oben angeführte Ausschreiben der Gemeindevertretung, das in der Kirche von Protaton r.trentlich verlesen wurde *

Was an dem Vorwuif wahr gewesen, ist nicht gewils; das aber steht fest, Tiele der Kolywaden, namentlich Ma- karios, legten dnen besonderen Wert auf möglichst häufigen

1) Letsterer hat aneh eine iSngere Sehrift io Briefform an dsB Patriarehai im Jahre 1808 geiehriebea, von der ein Privatcodex in Iwiran dne Absehrift eothilt.

2) Vgl. dfiol. niat., S. 46ff. und die oben dtierte Akoluthie des llakarios.

3) ^oil. n(<n., S. 46 £ Aus diesem Briefe erfahren wir, daft die Partei des Nikodimos aach „q(t(>u(ta6vot *tA nlfftrtwA xtA Maxo96^" gescholten wurde. Daserstere Wort ist aus „franc-ma^on** verdorben und dient noch jetzt als Scheltname für die Protestanten.

4) 6ii6L niOT., S. 76 ff. Dort auch der ganae Brief abgedmdct

37»

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570

K£Y£B,

Abendmahlfigennrs. Makario« hatte tchoii 1783 darüber ein

eigenes Buch herausgegeben, das den Titel führt: Ilegi avvexoVg fAetaXt^ifteoig y,TL Dieses Werk wurde vom Patri- archen Prokopios aut' die Denunciation eines Ajioriten hin verboten und erat von Neophytos VII. wieder eriaabtK Doch hatte dch AthanasnoB Parioa in adner oben genannten Streitschrift, anch der dSgatog ndle/jog* ähnlich ausge- sprochen. Diese Meinung der strengen Ajioriten kann uns nicht befremden, wenn wir uns erinnern, dafs auch sonst schon Ton der Mystik daa heilige Abendmahl in ihre Kreiae gesogen ist.

Übrigens machten die Kolywaden dnich Kikodimos mit

Geschick und Erfolg für ihre Sache geltend, dafs Gott sich zu dem inzwischen verstorbenen Makarios als zu einem Hei- ligen hekaiint habe, denn dessen Gebeine und Kleidung»- stücke begannen in Chios Wunder sa thon

Der Eolywastreit, den ich darum weitlftoftiger behandelt, weil er uns so klare Blicke in das innere ajioriiiache Lebsn thuu hiist, veräcliwand mit den zuletzt geuauutea Intiiguea

1) DieMs Bach ward falBchlich dem Nikodimos ragetchnebea (Szathas a. a. 0. S. 626 u. a.), oder dem Athanassioa Parios, M hörte ich auf dem heiligen Berge, oder dem ytdrfvrog Knipoxah" ßirijs (so Jedeon noch a. a 0. S. 156). Indessen entbält die Ako- luthie des Makarios die n&o'mtng des Buches (S. 30f }, die an diesen gerichtet ist, so dafs auch Jedeon jetzt seine Meinung geändert b&t Vgl. *JS«fii;<j»«(JT. froj //' rintf>u. III, S Doch verrät dieser Schriftsteller uicht das rechte Vprstiindnis für di3 Lehre rm der ai'vtj(iis /«raAijv>K> wenn er dieselbe eine fimia neuat. „ji^*", S. 156.

2) VgL S. 232 ff. Athsnassioa aber beklagt sich noch ia seiner sehr gewandt geschriebenen (mrofxri ttn avlkoyk tAf ^Utav r^c ni' anoii doyfjiäxtov, Leipzig 1806, dafs die Verfolgung der Anh&nger des Makarios nicht nachgelassen. TToQQot anonffjLJtovrtu toO ditnvov ol ßovlofifvoi iiad^iiv, ov)^ 5t* ivävftn ovx //ottr* yd^ov .. AkV ort nvxva; xal ov dtä noXldv ^txiQw, oij 6il&(v 6 <f*o niu^im» i^fifQfTn :7nnnifQx6ttfvos (i^/ft); nQoa<QX*^^» ^ dl/ysir 'IlM^* äva$iojs, 373, Anm. 1.

3) dfi. niot., S. 48. Die Akoluthis aiblt xwölf Wunder das kai- ligea Makarios anf.

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DIE ATHOSKLÖSTER. II. 571

aiia der Welt Nach fünfeehn Jahren hatte der griechiache Prttheitskampf begonnen, da haben die Ajioriten gezeigt,

dafs sie, die Heimat- und Vaterlandslusen, für Heimat und Vaterland bereit sind das Leben zu lassen.

Ich füi^e hier diu Erklü-iung eiuiger Namen von Kioiter- beaintea -au, und z^var der am meisten vorkommenden.

Dem Namen uQX'/iiuyd()iTf^g euttspriclit kein Amt, es Ut ledig- lich ein Titel, der vom Patriarchen verliehen werden kann. Und zwar erhalten denselben fast regelmafsig die Igumenen der Kinowien und die älteren und angesehenen Proigomeni der idiorrbyUnaisehen KKtoter. Findet die /ugo^taia durch den Patriarchen selbst statte se wird der Arebimandrii dadurch ein ug/jfmfdQhr^g tov IdytütTUTOVt nuiQiag/jxov y linoaroktxov xcti Obtvfifyixov and nimmt dadurch einen höheren Bang in der ZaU der Archi- mandriten ein. Die Abzeichen iür diese Wihrale sind ein Kreuz, dae an einer Kette auf der Brost getragen wird und bei Prie- stern das lmyov&fiQ¥^ das die Arcbimandriten gleich den £n- prleetem bei den liturgischen Feiern tragen dftrfen. Die Er- nennung zum Arcbimandriten erfolgt durch Pergame&tnrknnde \

Die den Epitropen oder dem Igumenos neben- oder unter- geordneten Beamten sind nun folgende«

Als einer der ersten ist der Dikaeos^ zu nennen. Er ist der Vertreter der Epitropen und des Igumenos und nach diesen der erste im Kloster. Er ist auch h&ofig der Kassierer. Ihm liegt die Beanfsiehtigang der Öffentlichen Arbeiten, die FQrsorge ffir die Fremden und die Erziehung der doiti/ioi ob. Auf Ajion eres haben nur die tdto^v^fta einen dixuloc. Anders dsa

1) Ich habe eine solche gesehcu und abgeschriebcu iu Esfigineuu. Eine solche Ist abgedruckt in Ui^^ymti^ iatonixii xa\ ßioyiiuqen

Um i nCov JIi'xiAoi Athen 1848), S. 93. Für Iwirou nennt das Subskribentenverzeichnis des Kipos Chariton von 1810 fdof Arciii- mandi'iteo. Irrig über das Ganze Pi schon a. a. 0. S. 47.

2) Es ist itituios SU aecentnieteo, nicht iUuioi.

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572

MEYER,

Snnaikloster ^. In den Kino wies Tertritt die Stelle des Sixtuo^ der ofxoyofiog. FQr die KintQhniii^ eines solchen hat das £w- eholojion suoh noch eine ru^tg

Den ersten im Kloster nahe steht such der axnfO^vXaf,

Diesem sind namentlich die Schätze des axfv(fvXuxtoy anver- traat, nämlich seltene oder kostbare Handschriften, Crknudeot die sich auf die Verbältnisse des Klosters bezieben, die kirchlichen Ger.ltG nnd Gewftnder und die Reliquien. Der oberste Sekretär der Verwaltung i-^r dor ymtufmrUc: , dem zuweilen noch ein r7Tf>ynf(tfa(tT(-rc zur Seite steht. Der youftuam c besorgt in kleinen Kiitstcni aucl) die (^ppcliäfto des Bibliolhokars.

Den kirchlichen Beamten kann man als ersten vorajisteüen den TTyfvttuTixog, der die Beichte der Vätor bort Doch wohnen die Tryit/nuTixoi auch häufig' in den Ökiten. Dor Beamte, der die Kirche und die Ordnung der Gottesdienate nach den Ordnungen des Klosters beeorgt und leitet, heifst in einigen Klöstern hxXr^- oiuQ/jjg, in anderen rvntxugrfg. Schon Xgvaard^og scheint zwi- schen beiden Titeln keinen Untersciued zu kennen. Der rtvii- xuQf;g, sagt er, ßuXXtt ttg ral/K rtjy txxXrjOtaaj i/.ty axnXovdUtr xui dioQiLtt TU TOfmuQia, rovg xavovug ^ tu a^uyt'uuafjuiu xoi Talg ßlüvg iiui' uyiwr, diu vu /itt] ylvixui jugu/^r; xai ffty/^vatg ttg jovg rpuXrag xat iig liy ixxXrjatay ^. Die niederen kirch* lieben Bediensteten fahren den Namen ixxXr^atuaitxoL Wiid einem U^ofioru/og eine Kirche zu spezieller gottesdienstlicher Vereorgung übergeben, denn im tta^tl^Mtip wechselt der Dienst wochenweise, so erbftlt er den Namen ngoa^iovagiog. So hat Jedes hesondere Panagienhild fftr sein nagmatX'^aifii^ einen ngoa- fioyd^iogy anch die Kirche des xoiftrjir^giop n, s. w. K Doch kann dieser Titel anch in der „Weif vorkommen, wie viele andere uatfirlich, s. B. Kuyorugxtjgy ßrjftatd^g^ die ich dämm hier fibsrgehe.

Fflr die tägliche Austeilang der Lebensmittel sorgen der TfcurctapijC lind der d^oj^cmpi^c* Der erstere, der auch xMu^g * oder KiXXagh^f* heifst, giebt tOglicb Brot und Wein hentus, der Dochiaris die täglichen Bationen Ton Öl und getrocknetem

Fibch.

£inen sehr wichtigen Posten hat der ugx'^rTiQtog oder

1) Periklis Grigoriadis a. a. 0. S. 195.

2) Ewebol., S. 184.

3) 2:11 Tay tutliov xrL, 2. Aufl., S. G').

4) Die Definition von nnoattovnnio; im Proskyuit v. Docbiariu,

ÄihdkrihenteiiTendiMniis dei *Eooto^q6uio¥ won 1836.

5) Pischon a. a. 0. S. 43.'

6) £wcholoj. bei der niiig fdr den xtilagifin.

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DIE ATH08KLÖ&TBR. U.

673

XoyruSrjg inne, d. b. dem die Soige fOr die Bekdstigiuig te Fremden im urfyoyiuQiXioy übertragen ist \ Ihm aind meistens

mchroro Diener zur Hilfe gegeben. Fremde, die gerne äoxt^ot werden möchten, läfst man wohl im uQxoyiag'xioy eine Vorprobe abmachen. Der O^vqwoo^ oder nooTagtog* oder uvXwgog ist der Tborwachter. Er hat bäußg einen Kramladen, ligntragiog heilst der Viirsleher der Werft und dos Hafens. Auf diesem Posten begegnet man zuweilen alten SeoJeuton, die aller Hörren Länder gesehen haben. Ht'rrscher im y.uuTim^ugtoy oder y.iodwyotnuaioy ist der xufinuyugiog oder xuf.inuyiait]g. Der xovuy.Tür^g ver- mittelt den Verkehr des Klosters mit seinem xoyuxi in Karyes, wo er auch seine Wohnung hat. Der ßoodoyugr^g endlich sorgt für daä Wohl der ßogöuiyiu ^ oder fiovkÜQia, der Maulesel.

Zur Bedeatani; des Nikodimos IBr die s>^ieelUsohe

Kirebe*

NikodimM, odsr mit srnnsm weltUohmi Nsmett Kikolaos» ist gabom 1748 in Ksxos, Er kam 1776 auf den heOigen Berg mid nahm das klsin« o/^/«« in Dionyasia. 1783 wnrde er fiiYMaxiißog in einer Skiti von Pantokratoros. Die Iststen Jahre seines Lebens bewohnte er als Unterthan der Lawra das mll/oy tov jiyttnf rmf^imft meist th SKOvntmdmo genannt» das über Karjes liegend, dieses, Sierai, Kutlomnsn, Iwiron, Berge ond Tb&ler nnd ein schOnss Stück blanen Meeres fiberNhen

1) Die FremdcnwohnuD^, meist ein ganzes Haus mit Zimmern für Vornehme und Gorinn^o, heifst uo/ovranixia odor: Äfxnc oder un/ov- ra^iu vulgär. J'u ünxoviuQixia rjroi öantjuu, tig önoia dva- nm^oyrm ot tilaßfli ngoaKi'vriTal ttttl &ro» ^po* änfQäaotftu»**. Proek. V. Doch. S. 30. Im besseren Griechisch sagt man auch (tvOvt^ oder TO itvodox^itt. Prosk. der Lawra, S. 23.

2) So schon 13G5. Müller und Miclosich, act. et dipl. I, 442. Nikiphoros der Chiot schreibt noaruQtji. a. a. 0. S. 261.

3) Dieses Wort bereit« in einem Chrysobull des Alexios Kom- niDOs für das Joannisklostcr auf Patmos« Pandora, XV, S. 549 , doch hier von unrlüniu unterschieden: „f^ovkaQtiay, fnoofiovJMQiuy, fio^ot^

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674 XICYEK,

l&fot. Hier starb Dikodimos am 14. Juli 1809. Hier zeigt man anch noch seinen Beli&del den Pilgem und Fremden als

fieliquie ^

Das Ansehen des Kikodimos in der g-riechiächen Kirche isi nun ein sehr grofses. Er gilt für eino Säule der Orthodoxie. Die rrrva^fg des heiligen Bcrg-es stellte Ihm, als er infolgr seiner Stellung im Kolywastreit der Ketzerei verdächtig geworden war, folgendes Z^nirnis aus: Hfitig yuQ annvitg o/nO(f(oywg yrnrno- ixtv uvxop xui ofioXoyovfity tvatßtaiuxoy »ai u^%^o6üifjianjv xai tM¥ ^Offiutiav Trq tüv Xqioiov IxxXr^fJiag TQOtf-ifuOy^ xaC/tt»; xui ix JWy iigwy y.m KOiyoiftXuw ov/yguftuiiuy uvTOV unoötixytmu^ fniaa ttg tu nnoia ovdu' (f^ayr^uu uiQtitxijy rtfoit/tiui xui xad'tng Tfitig utwkoyovimy uiruy ogS'odo^Qv y ottü* xui rfttiQ unuyrtg yu loy yywotttity wg loiovioy oyra Ttj uXrfd-fi'a Grigorios V. schrieb ihm in den anerkennendsten Auödiucken für seine scbriftstellerisclie Tb;itit,'kclt Sza,liia,ö, jeduufalls eine Autuntit iu der neagnecLischeu LiUeiutur, sugt von den Schriften des Ajioriteu : ja di noXvugtd^^u uvtov avyygu/.ifiazu otx oktyor avvttkXiauy itg xQUJutwaty xtg ogt^odo^iuCt w^iXtmg ortmoillH yiaiov tov rfititQov i$'ym/g nQo^tyu ytyofdtra Jedeon, der aneh die Yerdieosto unseres lUftnehee wohl xn würdigen weüü» fikfot doch nicht gnnz treffend sein ürtell Uber denselben dshin snssmmen: . o Namör^^og l,y tyxmtknnoiSkiu ttg i^g tmt xttj* ttvtir jf^orofr uYiogunxilg nmdwatuig K Oder woÜte der Verfiisser doch niebt, wie es aber den Eindmek mneht, des Ni* kodimos Gelehrsamkeit auf Kosten ?on dessen ürteO^vaft be- tonen? Wie sehr Nikodimoe von seiner Kirche gesohatst ist^ beweist am besten, dab fast alle seine Schriften gedruckt sind und Tiele Auflagen erlebt haben und noch erleben. In der grie> * chischen Kirche aber druckt man Bficher nicht der Wissenschaft

1) Eine BioCTaphie des Nikodimos, die indessen nicht viel mehr als Daten enthält, findet sich im Synaxaristis. Auch bei Szathas abgedruckt, a. a. 0. S. 624 ff. Bildnisse des Nikodimos im Szynaxa- littls uod im Kipos GharHon mit folgenden Stichen:

TYf AVxoJijaof ovtot, oC xkfog u^ji'tt;

2) o^oko}'lu Titaiittii, S. 89, in dem üffentUchen Brief der Szjnaxis, den wir oben erwXhnt haben.

3) Einleitnng snm x^nog ;fa^fODv und aar X^OToif9iia tO¥

oftaveap, Ven. Iö03.

4) a. a. 0. S. f^Jti Dort ancb das Veneichais der Sehrifteo,

das aoer nicht ganz 1 ehlerlos ist

5} a. a, 0. Ö. 216.

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DIE ATHOSKLÖSTEB. U.

575

liilber, sondarn wenn sich als ynfxuHfMatarvi erweisen, wie es uf eo vielen BfiebertHeln sa lesen ist.

Unser Ijiorit ist Ton anbeioxdentlieher Beleeenheit in den Y&tem seiner Sjrefae. Zn diesem Stndimn maU er alle Kleater- bibliotheken des Atfaos darehforscht heben , denn nsmentlieh im Ssjnaxansten seigt er grolse YerUantheit mit dem Inbilt der> - selben. Sr ist aneh nemlieli bewandert in der Terminologie der alten Pbilosopbeo seines Volkes. Nicht nnberlttirt blieb er ferner ▼on dem Hauch abendlftndischer Bildung, der mit Snjenios Wvl* garis nnd seinen SobAlem über den heiligen Berg ging. Er leiht sogar ganz gern von den NaturwissenHchaften, wo es seinen Gedanken helfen kann. Doch gilt ihm als oberstes Kritirion der Wahrheit die Übereinstimmung mit der Sohrift und den Vftteniy namentlieh aber mit der ersteren. So kann er ssgen: „a^i^ Totg rtmfyovf qtvamovg mci futuqivoixotg ya Xi)'ovatiff $ri ^ waia Trjg ^X'if fVQinnttTm dg toy iy^iff-akitw ml *lc to top ifKHfoXw xwm^or. . . To didaaxaXttoy jwy yguqatr xai rm^ ugur TfUTtQWy tivai uXrj&iaTtnoy tto tu dtdttrry.nXfta lujy «k- ^(jionwy ^. Ebenso streng auch vprfthrt er im Szynaxaristen mit den Heüigenlegenden, die der Sciinft widersprechen. Er korrigiert dieselben oder Ififst die durch diu Schrift als Un- wahrheit dargestellten Teile fort In der Auslegung der Schrift aber ist Kikodimos von dem Dogma »einer Kirche abhängig. Wenn sich unser Ajiorit auch auf verschiedenen Gebieteu der Theologie versucht hat, so besteht seine Hiiui^itbedeutung doch darin, dafs er die Weltanschauung- der Hesychasteu des 14. Jahr- himilerts wieder erneuert, auf moderne Gruudiageu gestellt und mit der allgemeinen HOnchsaskese zu eiuer Lebensordnung ver- arbeitet hat. Um seine Meinungen geschichtlich zu stützen, gab er mit seinem Freunde Muxuoiog Nutagug, dem melirlach irenannten Erzbischof vun Konuth, die soirenannte riiii^ kalni heraus. Dieses Werk, ein Foliant von über lui'i) Seiten, enthrdt em immtinsefl Material zur Gescliichte der Mystik der irnechi^chen Kirche. Namentlich sind die Schrillen der grüri>eu Hesycfiaiten , die er dann veröffentlicht. Für die Neuheit hat er seine Godanken üuu byaiemaUöih und nicht uhne Geschick xnsammeugefafdt in seinem ^vfißovXtvttxoy * , das wie ein grofser Brief an seinen

1) 2:rfxß., S. 151.

2) Einleitung zum Szynaxaristis, Ausgabe von 18G8, Bd. I, S. «^', Mal ^totfOQtov 7iaT^{i(üv tjudv , (v tj öiic T^f xtaii rijv 7t(Hl$tv xul 9tti-

4) Der ToUe Titel des Baches lantet: ^EyxHftfdiop oin^ovltitt»^

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UEYBBy OI£ ATH08KLÖ6TEB. II.

Vetter, den Mitropoliten Jerothens von Joannina, e-erichtet ist und (ieu Zweck hat, die daiiu eruiterten Lebeuäuüäciiauim^ea auf die WeltsreistlichVeit zu übertragen. Doch denkt er anch mit Emst daran, seine mystische Askir-e, sogar deren grufstes Geheimnis, die yoigu n^ioow/ry dem Volk zu übermitteln. Er antwortet auf die von ihm selbst aufgeworfene iia^'o: mü^

Y^{i(f'lÜ ^XH^'U, 07101 tirai idia TüJI' i^OJ ZOV XOOflOV wWrlU.r ^10-

ya/üJy , fig l'ya au/itglu onoi uvuoiQtq iTui J(o xui}/.iüj xui joTg iy Koa/nü); Gott sei ein Geist, daher könne ihm auch nur mit dem Geist gedient werden. Das geschehe am meisten dorch die roiQu nQoatvxTi, die der Apoetel Paulas aUen Measeheii lät «einem oiStaA,9lnT(t)q nQoaevxto&§ (IThesa. ö« 17) geboten habe. Anoh Grigorioe Sainaitis und Falamaa hfttien nicht allein anf AJien OK», sondern bis naeh der Walachei ihre Lehn fei^ breitete Fflr die Allgemeinheit sind die Gedanken auch ans- geffthrt, nimlieh in dem «o^roc niXtfiogK Die Sjrstemaftik ist hier der GemeinTeretindlichheit geopfert. Doch fehlte es damals wie anch jetrt dem rayfia %w Idfiov BaoiWov an Tertiarieni, welche die Klnft twisehen der HOaoherei nnd der Welt Ober- hrflclten konnten. Es lag anch in der Mystik des Ajioriten ein Miller Protest gegen die Herrschaft des Kultus und darum ein Leben schaffendes Moment. Aber im Orient versandet jede Quelle, wenn ihr Strom nicht mit elementarer Gewalt daherbranst oder Gold in seinem Bette fahrt. Das^ erste pafot nicht lom weltentrückten Mystiker, das andere nicht an einem armen ehr- lichen Mönch, wie Nikodimos AJioritis einer war.

n(Ql (f vltixijg iQv nivif ttia&^i^aion', rr/f t( (fayraaias xui ir;>- rot tHtog xal xagdias, xal ntQl tov noiai iioiv al nvtv/iaitxal xul oixtiat loC

iv fioyuj^ois (Xn/Jarov Ntxo9^fAOV *Ayt(Q((rov, Nlff Tt^CiTOP Tvrtotf htJo^h' (ff« tfiloTfuov da;iav^,' ToO navtirmTUTOv * EX).oyt uanutov tt xai GtoTtQOfiitjTov jVit^TQOJioXiTOV, uyiov, Il^HÜnv ^tv Lviuitov, vOp 4k 'fmevvftfu», »VQiovxv^öv *l€aMov toO Nafiov, oHrtufOi ytiQiv ml otof- ni^ri, 1801. Ohne Druckort; walirscfaeinlieh ist oeMhe Wien. Neue Auflage in Athen 1685.

n :Lvfi(i., s. 179 ff.

2) JUßXfoy ^pv^iatf-iXioxarov t xaXovfXfvov HOQaios nolfuog, ait^ Ti^v ftiv TtfAp naqd tufoc ootfoO ävi(iöi, xttlXtania9^kv pOp xai ^innf^o>D-h' Tiaftä .. iVuro^ij^ov. VoiL 1796. Nenerdings wieder ia Vea. aufgelegt.

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ANALEKTEN.

t.

Zur Geschichte der BrAder vom gemeiosameA

iifbeii«

Biftiier uabekaimte Schriflen von Geert Groote, Johaanea

Busch und JohanneB Veghe.

Mitgeteilt

TOD

Prof: Dr. Lndirig Selmlze

in Boctoek.

L

Bisher ist es noch immer nicht möglich gewesen, die Schriften des uni die Belebung der Kirche des 15, Jahrhunderts in den Niederl all iJen und in weitesten Kreisen über dieselben hinaus, nauieütlicli im nordiiVhen Deutscliland , so hochverdienten und einflafsreichcE . mit Kecht als dc& Gioiaen zubenannten Gerhard zu sammeln und herauszugeben. Wenigstens seine sämtlichen Briefe verdienten einen besonderen Abdruck um ihres bedeut- samen und schönen, tief ergreifenden Inhalte willen. Jetzt liegen sie ob alle, ist auch folglich in Tenchiedensa 8amm- Inngen Tor, von Acqnoj (Amsterdam 1857), tod dsBam (zu- «nl in den Bnllstins de la Commttskm royale d'bistoire II, 1, saris 3, nnd speziell Brüssel 1660), Ton Nolte (in der theo« legiscben Qnartalsobnft XXII, 9) nnd a. a. 0.

Um das Sammeln nnd Anfepflren der Schriften haben sieh die beiden holUndieeben FerBcher Tb« A. und J. Ciarisse ein

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ANALEETEN.

ganz beflondem Verdienst erworben durch die uhlreichen Ab- handlungen in Kist en Soyards arcbief voor kerkelijke geschie* denis seit 1829 bis 1837 unter dem Titel: over den geest en de denkwijzo van Geert Groote, kenbaar uit zijnc scbrifteti. Trot7 <lie8er gründlicben Studien mufs aber noch der neueste Ftirscber auf diesem Gebiete T). Carl Hirsche in seinem in- iiaitn ic hen , voti umfassendsten Studien zeuLrenden Artikel über die Brüder vom gemeinsamen Leben iu Horzng's Realencyklopadie (II, 690) sich dahin äufsem: „Auch nicht einmal eiue genaue Kenntnis der Anzahl und Titel seiner Werke steht uns zugeboie. Die Quellenschriflsteller, welche die beste Kunde hatten, be- gnügen sich neben der namentlichen Hervorhebung einzelner Werke mit allgemeineren Angaben; die späteren, wie Trithemius, Revius, Fiibricius, Foppeus haben entweder nachweiislich lücken- hattü oder offenbar fehki hafte Verzeichnisse, und auch durch Clarisse's Bemühungen ist die Htterargeschichtliche Frage noch nicht yöUig aufgeklärt/* Doch beeohränkte sich Hirsche selbst ebenso wie der ntamte Biograph K. Grttbe in seiner qaellen- mflbigen DaisteUnng: Gerhard Groot und seine Stif- tungen (Köln 1883) auf die Besprechnng der durch den Dmek beksnnt gewordenen Sebriften» eua welchen beide, jener in der üfspriohet dieser in der Übersetzung trelflieb gewählte Proben und Mitteilungen nuchen.

Es ergiebt sieb bieraas, dafs jeder, aocb der Ideinste Beitrag willkommen sein mnlh, welcher snr Aafhellnng des litterariseben Nacblasses dient

Unter den von Ciarisse aufgezählten Schriften Gerhards, die er troti aller Hfibe nicht alle habe auffinden und kennen lernen kennen, zählt er Bd. I, 8. 357 a. a. 0. awei anf:

„de vita in conununi degentium*^ und „de instiiatione

nOTitlorum*'. Zu diesen beiden fügt er dann:

„mij nog geheel onbekend gebleven". Was die zweite der genannten Schriften anlangt, so ist sie nicht dieselbe, welche auch specnlum monachorum genannt und oftmals, aber falschlich dem (Gerhard Groote beigelegt ist. Eine solche stammt ?om heiligen Bernhard; aber auch andere haben ein sol- ches Terfafst.

Auch sonst führen die genannten Forscher nach Clarisse's Auf- zählung diese Schrift de instittitione noviciorum an; und in ouut Liste von Uandschriftsammluugen aus Utrecht rjennt er ebtnilalis diese Schrift , mit dem Zusatz: het ons nog niet voorgekumen.

Dem Schreiber dieses ist es bei i>einen Quellenforschangen durch eine ihm jüngst in die Hände gefallene alte Handschrift gelungen, über diese Schrift einige AulliiäruDg zu verbreiten.

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SCHULZE, OVOOT]^ BUSCH UND VEQHE.

579

In einer anf der Berliner Königlichen Bibliothek befindUohen Handschrift (Msc* lat 365) aus dem Haoenlebener Kloster

stammend, befindet sich unter vielen anderen Stocken noch dne drei und eine halbe (^nartseite umfassende Schrift mit dem Titel: Informatio noTiciorom Qherardi Groot. Es lag ja nahe, an die bei Clarisse nnd sonst erwähnte Schrift Gerbard*8 zu denken. Das Kloster, welchem die Handschrift angehört hat, ist das in der Provinz Sachsen gleichweit von Halberstadt und Helmstädt liegende Kloster zum h. Pankratius, vom Bischof Reinhard von Ilalberst.idt bei der Kircho zu Osterwick 1 108 mit regulierten Augustiner-Chorherren besetzt; sehr babl reich ausgestattet, ward es 1112 nach dem nahen Hameröleben verlegt; der bcrChmte Hugo von St. Victor brachte hier 1115 seine Probezeit zu; und da auch Papst Paschalis IT. sich <liesor neuen Propstei wohlwollend annahm, ward dies Kloster eine Erziehungsanstalt für alle AugustinerklÖster der Umgegend. Später 8*)llte es durch Job. Busch, damals Prior in Sulta bei Hildesheim, vibi- tiert worden, doch kam es erst 1452 dazu, und 145G wurde es in die Windsheimer Kongregation einverleibt ^ Es hielt sich bis zur S&Vularisation 1804 *. Aus diesem Kloster stammt un- sere Handschrift. Bei der eagen Beziehung mit den Winds« heimer Klöstern und den dortigen Ordensbrüdern konnten Schriften Ton Gerbard leicht hierher kommen. Viele Handschriften sind TSB dort nach Helmstidi nnd später naeh Wolfenbattel gekom- men. Unter andefsn die Ar die Werke GerMn's so wichtige, ▼en Hiiscbe in seinen Prolegemenen sn des Thomas Imltitlo be- sproefaene (Bd. I, 8. 802-^306), ans dem Ende des 15. oder Aafimg des 16. Jahrbnndsris.

TTnsere Handsohiift entbUt Stfleke» welche naeh den Unter- Schriften in den Jahren 1478— >1484 geschrieben sind. Und da sie anch die Sduift von Bnsch: ^Uber de origine modemae defotienis'' nnd andere Sduriften, Briefe nnd Beden fon J. Bnsch .•ntiiftlt» so ist ris iHr nneere Bchrift des Gerhard ein wichtiger nnd zuTerl&ssiger Zeuge.

Die Überschrift der Abschrift wie das in dem Codex voran- stebende Inhaltsverzeichnis nennen Groot als Verfasser. Die Unterschrift lautet nach dem Amen am Schinls: Haec omnia ex* Gerardi Groot Ist anch dieee AbkQisnng nns nnbekannt, so

1) Dtr&ber Büsch, Liber de reform. monact, cap. XXXI (neue Ausgabe, von K. Grube\ p. 485-487.

2) Uber das Kloster zu vergleichen Acqaoy, Het Klooster te Windesheim III (1860), p. 1421., und die dort angeführteu Quellen und Schriften. Dazu noch St. Knnse, Getehicbte des AuguttiDer» klosters HamerHUbf n, nebst alten historischen Nachrichten u. s. w. nach angedruckten Urkunden und Handschriften, Quedlinhorg 188&

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580 ANAL£KT£N.

wird doch aocb hier noch eismal mit Bestimmtheit der Yer&sser geDHniktb ViellAicht aber erklftrt sich auch dieaa Abkflnong, «m dia folgendoi AaMUmigmi ala richtig« aaerhaimt wardei.

Die Freude, in dieeem kleiDeii Sefariftetllek eDdUch die biih« ▼ermi&te Schrift Groote*s geftwden ra haben, war eina Teigehlichi. Bei genanerer ünteisuehmig ergab eieh swar durchweg der an den Schriften G«rhard*s bekannte Geist nnd seine Denhwiim anoh in diesem Schriftstflck. Aber unbekannt war ea doch biBlnr nicht Kaoh Iftngerem Suchen fluiden wir es schon in den aller- dings ssltenen nnd wenig ▼erbreitetsn von de Barn in der warn genannten Zeitschrift abgedrocktso Briefen 78, nnd swar ia dem dritten nnter der Überschrift: Episteln sen dieta qna^ dam Magistri Gerhardi magni de noTO monaoho% In emer sa- deren Ton D, ffirsche teiglichenen Handschrift ans einer Biblio- thek des KarthftnssrklosterB St Barbara in Kiiln, lantet die Überschrift des betrellMiden Brielbs: BpistoUi U. Ofoot sd noTicinm qnendam ordinia cartnsiensis, also wie die ÜberMbrift des ersten der ?on de Ram veröffentlichten Briefe, und zwar Ton spftterer Hand, welche einen greisen Teil der Hsndscbrtt dnrchkorrigiert hat

Daraus ist ersichtlich, dafs 1) dieses Schriftstück auch sonst mehrfach um seines wichtigen Inhalts willen abgeschrieben uad verbreitet worden ist; dafs 2) es eigentlich kein Brief ist^ daher auch die Übsrechrift bei de Bam lautet epistola sen dieta qaae> dam, und in unserer Handschrift informatio; oder wenn dieses Schriftchen nrsprOnglich in Form eines solchen Briefes nnd zwar an denselben Empfönger wie der erste Brief ausgegangen war, so konnte es doch auch allgemein für sich selbständig als eine wich- tige Zurechtweisung fflr jonge KOnche abgeschrieben und ¥ei- breitet werden.

Ob diese Schrift vielleicht nnrh ur?prüuL'li( h v>»n Oerh:ird tör Nnvr/P)i PTitworfen und dann er^t seinem Brief angel'ügt, oder nachgesendet war, dürfte sich schwer entscheiden lassen. Doch ist zu hcachten, dafs Gerhard bei der eigentümlichen StelluD^ la dem Kbsterleiien, welche er einnahm, und mit welcher sich die Eigentümlichkeit der von iliui gebildeten (Temeinschafien der Brüder vom gemeiusamen Leben und der Windsheiincr Regel bildet, auch vielfach Anlafs gehabt haben wird, seme Gruudsatie und Aiiwt'iisungen für Klosterleute aufeusteüen. Nun erklärt sich auch vielleicht die zuvor noch offen gelassene Abkürzung koi SchluXd unserer Handschrift, wenn \v;r ex ' auilGsen in : ex epistola.

Ans dem Verzeichnis seiner Schriften wird demnach die bisher Termifste de institutione uo?iciorum zu streichen resp. in dem genannten Briefe in anderer Form zu finden sein. Koch dürfte bei dieser Schiiil Gerhards bemerkt werden, iiids sie

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SCHULZE, ZU OROOTE, BUäCU UND V£GH£. 581

mehrfache unverkennbare ÜbereiuBÜmmungen mit Gedanken in den Schriften des Thomas a Kempk enthält, welche natürlich dieser tooh Meister in sein rapiariam gesanunelt und sp&ter in flräMn Scbriften verwendet hat Wir erinnern anf 8. 581 an Mle 6. 9. 15; S. 588 Zeile 13. 13; S. 586 Zeile 8—12.

Wir Saasen im folgendmi- den Text mit den Varianten dea bei de Barn abgedroekten BrQsseler (B) und dea von Hirsche Terglicben Kölner (K) Ck>dex folgen.

Informatio uoTieiorum gkerardi grot ^

Arduus * monachns debet esse homilior ^ oboediena soia

superioribus et scnsui suo * non inniti nec suae discretioni nec sTiae devotioni ^ vel exercitiu spirituali , sed ea devotione et ©xercitio uti quam ve! qnnfl sni superiores ßuadent, qnia hoc est secnrum et humile, et " iructuosum ex eo quod quis hoc suae voluntati renunciat. Nam perfectius est ^ minus bonum ex obcdientia quam majii.s bonum ex propria volnntate, et efücitur illud minus In n um majus bommi. Et*^ multi cadnnt, qui se- quuutur'^ propriam voluntatem et sunt qua&i proprietarii se ipsos possidentes. Et comedat monacbus quae sibi apponuntur lo et non sit singularis in jejunando.

Verb:i praecepta et consilia debet monachns ^* recipere^* a soperiore prompta voluntate, ac si ii Doroinomet illa perci- peret*^ et auüirct. is^m IJüus sua pruviJcutia bic ordinavit^' ab aeterno, quod in tali opero ^'^ taüs monachus per obedientiam la taiis superioria salvari debeat; et qui in boo resistit, ordinationi

1) B: epistola seu dicta quaedam magistri gerbardl Ifagni de novo monacho. K: ep. M. 0. Ghroot ad noviciam qnendam otdinis

cartbusienBis.

2) BK: novus.

3) ER: bumiliter.

4) BK: tno sensui.

5) BK: nec suae devotioni fehlen,

6) BK: et hoc.

7) BK: iructuosum est.

8) B: et in hoc; K: in boo enim. i») BK: est facere.

10) BK: hoimin fehlt. 11'] K: Kf tVhlt.

12) B: qai propr. vol. seq.; K: qui propr. seq. vol.

18) B: Et verba.

14) B: mon. debet.

15) B: n snp, reeipw; K- ?i «uo sup.

16) B: a Domino Deo eamet perdperet; K: Deomet ea acciperet.

17) B: providit et ordinsvit.

18) BK: tempore.

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683

▲NALEKTEN.

Dei rairtit K Kon enim arae eausa #1 ntiUtite magna * pota- atatam aaptrior porUi non enim babaret potaatatemt niai da- tnm* aaaat aibi daanpar. Etiam ai anparior malna aaaat, dum- modo raota in oppoaitiun ^Yini praaeapti minima piaadplt'^

a andaetar at eonfldantar aapariori oonfida» et qnalam te bdMl talem !• rapnta, 8i te eondemnaTerit» et in* eondemna; ai te jnatiflcaTarit Tal aolvarit in^ Yirtnte Dai et snperioria et ijn meritia et jnatormn preoibns solutum et joatificatüm habe. Cava ne aoperiorem jodlcaTeria in faetia auis ^, Tal ad malum inter«

lopietatna foeria; et omne Terbom mentia tuae Tel cogitatioaem qnamcanqne contra superiorem io anapieaodo qnodcnnqne pamm malnm de eo in f actis suia* abborre et projice a te, sicnt oogitationem fornicandi borres vel projicis *S et soade menti tnae qood emnea tales certiaaime sint^' » diabolo et laqaei diaboli.

15 Item nec npplandas neo admittaa qoemcunqne monacbnm tibi dicentem mala de superioribus Tel aaadentem aoperiorem Tel minus sapieotem Tel minus bene agentem; nec admittos quemcQTiqne detrabeotem, qnia detractio eat Talde freqnentir"

in coennbitica vita.

so Itom si jiroptcr occupationem primi afiTi!, propter addi?renda. miuus fueris ^' devotus, mit propter quamcnnquo temptiitionem vel sobreptionem diciboli tibi videtur, quod fnens minus uUiis, minus fervidus vel minus boniis quiim fuisti in saeculo, hoc pro nullo reputes. Nam illnd saepe diabolus suggerit quum non est

« Terum. Kt saepe homini, novicio videtur qnod sit minus ntüia, quam ex praecedenti et majori liumiiitate acqoisitai per

1) B: ord. res. Dei. 2^ K: magua utit.

8) B: anpeiionea portant tod den plnr. im ff. baberant; K dar

aingul.

4) BK: data

5l B: praeciperet; K: non praedperet.

6) BK: et tn ftblt

7) B: te in; K: te Tirtnte.

8) B: ne suprnorcm judicarcris vcl ne fiieta ana jodieafem;

K: ne superiorem vel ejus facta judicaveris.

9) B: malum de eo Tel facüs ejus: K: Tel de factis. m BK: projiciaa.

11) B : abjicis.

12) BK: suni.

IS) Ii : appdaudes nec admittes.

14) BK: sapienter.

15) B : admittes.

IG) BK: frequen».

17) B: fueritis und ebenso im folgenden stets plor. in den Verbeo.

18) fehlt in BK.

19) BK: quam fbit in piaeoedenle ex mijofe bmn.

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SCHULZ£; ZU aEO0T£| BUSCH UND VEQHE.

583

quam komo eMaai ^ sna plw aniuhilat, qaam pniu fecit, et saepe hoc bomini Tidetor «x nu^ori Imnine gratiae aeqnisito qni aalins mala soa cognoadt et ae ipaiim at dafaetns aaoa. Et «aica reaponaioiM potflat omaia ialia tentatio «telndi dioando: ^BonuBey animam meam ' et na ipanm tibi obtoli et meia * a anparionbiiB» et mamat ipanm abnegavi propiar ta; et boc aat Buqqa omnibiia alüa, qnae in mundo potai &aara Nam me atabiUfif in mnndo loTiter cadare potni» bie aogor peiaeveraatiae ^ «t snm de omnibna mmidi padonlia aaenroa^

St aogitaa^ qaod aaape bomo plua maratnr, quim* aat inio minoii farroro, quam qnum est in majori ^ At contra aat pnnctua marendly qnmn qoando Dona deialinquit hominem et retrahit mamim aoamt at bomo manet Tel oonfidena in Domino Tal aeipanm ipsum et omnem salatem soam Deo libere offerena, mnltom meretur eciens qnod infinita bonitas ejus eum in finem u non derelinquet. Et ex omni tali et consimili tontatione homo talis sentiot Tir taliile lurrnni et proventum Et accedens ad «erTitatem Dei pniG])ara ammam tuam ii<\ tentationem, et in nnllo te Irangat vel moveat, nt recedas a religione. Si m^ores tentationes, quas parTns ignorasti, sentias confide , quia dulcis so DominuH propter profectum taum eas tibi diiigit, et gaudeas, quia digniis es pati pro Christo.

Nec te moveut qualiscunque sit ista " tentatio, sive in fide, öive in ariditate mentis, sive in infirmitat© corporis, sive in in- eptitudine, accidia Lebetüdine, et sie de aiiis lu omnibus ait Deu8 fortitudo, virtus, refngiom in toid^^ tnbuiatiombuä, et

1) BK. : orimia. 9^ B: aequisitae. 3) 6K: omnia mea. 4/ B meis fehlt. 5} BK: peneverare.

6) B: eot

7) BR: oogltetis. SS BK : qaando.

91 B: majori fer\ore. 10) BK: et tuuc e^t. 11] BK: multiim meretnr ftUt.

12) BK: Nam beato» Tir, qni Buifert tentationem et aeeedeas ad

timorem.

13) BK: cor tuum. *

14) BK: et Ideo.

15) BK: prios.

16) B: tcmt illa: K: illa tempt.

17) liK: infinnitatibUi.

18) B: acedia.

19) et sie de aliia feUt in BK. 90) ftblt in BK.

XMadu. f. K.-a. XI, 4. ^

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584

tniis snperior. Nam dfiiglt DenSt eorripit, «t fot%» pngilea vqU Dens agonism et exereere, nt foitioTas ^ red-

Item, HOB te noyeat, ei Tiderie atiqnoe moDeeboe mimie di» ecretoB, alioe ingratoe' et indoctoe, aliee rendeeee ia bouie ei

5 erdore, elios tentatos spiritaaliter, alioe camaliter \ aliee qvilnie* crnnque modie Titiie * obnoxios. Claude oculos, in qnaatom potes, ad aliomm facta perscmtanda, quia difAoile est yalde et quaai ^ inpossibile inquisitori ^ Status aliorom et £wta ' alionm Bon judioare K £t in jndieando alioe macrnnm et penculam.

10 Nam lefiseime, ut ait Seaeca, malnm qais de alioqoo ^ enepi* eator, et saepe tales snspieatioDes *^ falsae sunt, et semper, eire verao sive falsae sint, diminunnt affectnm sive " caritatem, qaiA^* liomo habet ad proximum, et hoc est magnnm detrimentom. Nam exp^'flit et pacne nf'cossnrium est monarhn, nt omne.^ dilig^t . et.

15 ideo (tniDia in mclins debet interpretari Et ^^i m hac iDt^r- pretatione fallitnr aestimaDB bonum , qiii non est brtnn?, et factum bonum qnod non est bonum, io hoc Caritas augmeutator et profoctio ^* raritatis non subtrahitnr debitae homini. Nam in contingentiuin talium veritate falli saepissime est utile, ut declarat

jo beatus Augustinus in libro , EDcbiridion Si ergo videris talia facta, quae ad bonum trahi possunt, semper trabe ea omnia Tiolento tractu, et saepe si ad bonnm trabere non scis, cogita quam multa bona te lateant, et quam saepe in judicio deceptns fuiöti, et quam ignorans sis, et conclnde crebro et freqnenter»

^ quam multa sunt bona coram Deo et in meute hominis, quae tibi mala apparent; et excusa intentionem agentis, si factum

1) BK: probatioree.

2) BK: iguaros.

3) alioB carn. fehlt in B.

4^ BK: quilniadaiD vitii« obn.

5) B: imposs. quasi; K: qaan impost.

h) K: loqnisitioDi.

7) BK: factornm.

8) BK: judioare alios.

9) BK: de allo.

10) BK: suspicatioiiei, 11} BK: et. 12) BK: quam. W, BK: ftUatar.

14) B: perfectione: K: peifbetioni. Ib) K: libro fehlt 16^ B: Tides.

17) B: trahe in violento; K: trabe etiam violento.

18 B: quod. 19) B: quod.

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SCHULZE, ZU OBOOT£, BUSCH UND VEGBE.

586

eicnsare nun potes ^ , vel eicogita * ^atiam ' absenlem, vel hoc non sibi douatam a Domino, et tentationem potius esse inimici quam factnm fratris, et crede qaod pejus tu facieä ^ bi talis ten- tatio in te rueret ^ Tel nisi Deus te defenderet sua gratia, et quod judiciura Dei sit al^yssus multa. fr

Et cogiU qualiter leviter cadere possii in brevi iiora et in iütiniU si te Deus derelinquet et (juoJ homines sanctissimi descenderant in profundam viciorum ^, et pessimi saepe iid ce- lum ueeDdernnt. Dens enim novit et omnia mala poenalia et bons dirtribnere, secimduiii qaod unicoiqae necessarium lo re! otile fiiit ^\ et pemiitfcira In mnltls vitit divenie ^ ex causis ad ntflitatem timen habentinm Tel alionun. Nam Deoe suETiter et finrtiter sua boottato onmia digponit; nee «et malom peeoae» secimdiioi prophetam» qned non freit Bens imo dieo prent semtiOy qeed bod est malim nee peenae nee enlpae, qaod in i9 polctaritaduiem et plenitadinem monasterii tu saoeti non re- 4imdat^. Bio «go alias adverti de qnibns aimili monaeho^^ per qnamdam exanunationem neam, di?enas tentatiene«, et ndhi TtBom foit, qaod omnea tales faemnt ntües eidem menaeho^, imo et qnaedam haeratiea infectio atilitati ejoadem mihi Tide- so bator deserrire. Item confido'^ quod introitos religionia com ▼olontate peraeverandi et mntandi *^ est quasi socnndas baptis- mas, secundum beatum BernhaFdum, in libro de praecepto^ et dispensationei et alios doctores, nt in coUationibns Pairum.

£t eifo oonfide, qaod tibi remittantor tarn qnoad culpamM

1^ K: pofteris.

3j K: cogita.

8) BK: gratiam Dei.

4) BK: qaod pejus fiuseres.

5) BK: d talis in te teatatio dJaboli.

6) B: possrs

7^ BK: iiiHiiita mala. 8} BK: dercüuqucret. 9^ BK: malomm.

10) B: saepe aaeendenint; K: aaqpe in coelom.

11) BK: caiquam.

12) BK: fuent

18) BK: divena diTenit.

14) BK: fecit

15) K: Dominus.

16) BK: dici tibi.

17^ B: iu pico, et pulchr. 18) B: rednndet 19^, BK: monaBteiio. 20S BK: confide. 21^ BK: mat. vitam. 22; B: praeceptione»

88*

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AMALEKT£K.

quam qaoad poenun penitns omnia peceaU. Et ergo aic ^ natu denuo et de noTO numdatos et baptintoa* in spixita, enstodi to deiseeps fort! eutodia, et aflaone haUtma eom de> Totlone et eonAMsione piaeeedente et oiatioiiibiM. Bt in pnneto Testimentoniiii indaendonun offene ' te in mente taa toto desl- derio Domino Deo tno; et rerigna U ipenm menteteniu Deo et auperiori; et trade te in beneplaettom altiadni et in tfas dis- poflitionee et qoidqaid de te pennieeiit, wtn temptationem aife mortem ^ irire Titam» aire dolom eapitia, aiTe infirantatea, die-

lopone libenter pati propter ipenm, qnid non annt oondigne pae- aiones hicdna secnli ad fotoram gloriam.

Item conclude tibi^ quod diabolnm yidati Bei a4intoirio, qnod magnnm profectum in primo anno feeiati» quantomcanqne inntilis fa&aSf ai peraeTeraTeria ^ post primüm annum profitendo; oecte '

le magnam reputes ^ te contra inimicnm Tictoriam obtinniaae» qnam tarnen soUos Dei a4jatorio et non tibi adscribaa.

Item si in ordine perseverare te contingat, nonquam ad ali- qnam dignitatem anheles Tel sliqnod ofßcinm nm cogaris ex ordine et tnnc obedias; noc pcrtinaciter resistas, nee de rebus

10 et consiliis conventus to intromittas , nec confera» non*'* fO» catos et ju^sns et quasi ex obedienüa Amen. Haec omnia ex^ Gerardi groot.

Das JoluwMt Bwoh Miher maibmkmmaMm SoMflem.

Auf das Wirken des in der Mitte des 15. Jahrhunderts Ton Windsheim acsgegaugeuen emQufsreichen und bedeutendeD Kloster- reformators J^haunes Busch, Augustinerpropste« an Hiidesheim, aind durch die Jforschungen K. Grube's sowohl in seiner acfaitz-

1^ BK: aicut.

9i B: rebapt. ; in K ▼on fremder Hand hinzugefügt.

31 B: offerea. 4) BK: depositionem.

6) BK: persereres.

7) BK: et eerte.

8^ K: reputas.

9 1 K concilüi, lü) BK: aisi.

11) Hiennil aeUielit K; B bat noeh Deo gratiai. Ol» pie me,

n.

ftatof«

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SCHULZE, ZU OROOTB, BUSCH UND VEOHE.

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baren Biographie (Freiborg im Breisgau 1861), wie in der neuen Ausgabe seiner drei geschichtlichen Werke „de viria il- lastribiis", „Uber do origine devotionis moderaae" (beide zn- sammen das Chronicoii Windeshemense) und „Uber do refor- mntii'ne moiiasten(triim (im Auftrng-o der historisclien Kommission der Provinz Sachsen, Halle 1S86) mehrfacli die Blicke gelenkt worden. In der Einleitung zu dieser neuen Bearbeitung der wich- tigsten Schriften giebt Grube auch eine Lebensskizze desselben. Er ist gelioren in der Iptzteu Hälfte des Jalires 1399 zu Zwolle, in Oberyssel, war daselbst Scliüier des hokaiuiteD christlichen Humanisten Joh. Cele; im nclitzohnten Jahre trat er dann ins Kloster Windesheim und ward am 6. Januar 1419 eingekleidet; 1424 errichtete er das Kloster Bödingen in der ErzdiOcese Küln nud ward zum Priester daselbst geweiht. Ende 1428 ins Mutter- haub zurückgerufen, ward er, naclidem er noch iiü,cü LuJen- kerken in Friesland, uucii Beverwijk m Holland, nach Brouopia bei Kampen, nach Wittenburg bei Uildesheim geschickt war, 1440 zom Prior in der Suite bei Uildesheim eingesetzt, Nnn begann atfaie weitgreifende KlorteizeformationswirkMiBkeit. Im Jahre X417 wurde er mm Propst des Klosters Nenwerk bei Halle gewftUt Nachdem er hier 1464 infolge eines Konfliktes mit dem Enbischof von Magdeburg resigniert hatte, nnd kiine Zeit in Wittenberg Terweilt, begab er 'sich als simplex frater nach Windsheim snrflck. 1459 wieder nach Snlte bemfen, weilte er dort bis 1479, nnd nachdem er daselbst wegen Alters- schwidie lesignisrt, starb er bald nach 1480.

Seine genannten Geschichtswerke haben ihm einen hervor- ragenden Namen gemacht Von seinen sonstigen Schriften er* wähnt Gmbe weder in der SUzse noch in seiner Biographie etwas. Anch Acquoy in swnem bekannten, anf gründlichster Forschung ruhenden Werke: het Klooster te Windesheim en zijn invloed (Utrecht 1875 1880), welcher auch diesem be- rfihmten Windsheimer grofse Auänerksamkeit widmet ^ kenut die kleineren Schriften Bosch's nicht» £r sagt vielmehr 1, 324: Behalye bet „Cbronicon Windeshemense" en de „Betormatio monasteriomm " heeft Busch eenige geschriften van kleiner cmvang uitgegeven, die wellicht hier of daar nog bestaan, maar nns tot dußverre slechts hy name bekend zdjn. Wanrschijn- lijk zal men in Duit.sciiland meer kans hebben zo ievim te Tinden, dau bij ons , want onze bibliugrapheu , zooals Sandeniß, Valerius Andreae, Foppeus en anderen, spreken er niet van, waarnit men mag opmakcn , dat zij in de Kloosterbibliotheken der Zuidelijke Nederlauden niet plächten voor te komen. In-

1) Bd. I, S. S89ff:

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AKALEKTEN.

tusscher hadden Foppens, l'aijunt en Saxe ze kunnen kennen. Immers zij schreven hunne wirken ua de aitgave van de „Ke- formaüo monasterionim" door Leibnitz, en het is in dit gescbrift, dat Busch zelf ze heeft opgenoemd. Wij zullen er te tiiels van doen afdnickken. Dit is het eenige, wa.t wij Toorshands kunnen verrirliten, om ze aandenke zoowel op hunnen in boud als op hiin be^taan de vestiu^eu. Möge het bij ^^elukkig ^amen- trefTen aanleiding geven tos hunue herkenniog als werken vüa Johan Busch!

Jene Stelle, welche Acqnoy ans Busch's reformatio im Auge hat, ist in der Ausgabe Ton Grabe p. 396: Dort spricht Bosch Ton seinen Yersnchnngen inbetreff somes Iniholischen GUnbens and flchliefti mit den Worten: qaoniodo antem lade flil liberatiis, eentinet epietola, qoam ecripd ad qnendam fratrem Bemardnm ordinis eanoti Benedict! in Brffordia. Sodann enrttint fineeh anf der folgenden Seite (p. 397) , dab er aeit Jenw Zeit ange- fitngen habe: deo TaearOt deum oogooeoere, frni et intelligere denn, nnd fiübrt dann fort: Et qnomodo ad hoc perveni, in qolbnedam eeripei sermonibiu de Chriati natiTitate et aoper oTan- gelio in die epjphanie, et in eennone de passione domini et in dnobna sermonibiis de aancto apiiitn eatia notabfliboa» qnonint effectum (andere Lesart: qooeque eonftetoe) aeripei ante eaeer* dotium» aed presbjter fadtoa in meliorem formam eos redflgi.

Es werden also hier von Boeoh selbst an der Zelt, da er dieses Bneh »»de reformatione monasterionim" sehrieb« also s«i> sehen 1470 nnd 1475 aufser dem inerat genannten Brief noch mehrere sermones namhaft gemacht. Wenn dann Ton Aeqnoy nach seinen Yorgftngern erwShnt werden: bona remedia ex oeide eoncepta aut ex scriptnris sanetis elucubrata» so besieht sieh dies anf das an der genannten Stelle etwaa spftter erwfthnte partum libellom, in welehes er solche dicta sammelte, ot ea ad manum haberem. Es war also dies sein rapuarium, welches alle Klosterbrüder zu Windsheim sich ansnlegen pflegten.

Dem Schreiber dieses ist es nun geglückt, was Acqnoj ge« wfloscht, diese genannten kleinen Traktate von Busch au^uflnden. Sie stehen in der oben S. 579 erwähnten Berliner Handschrift Hsc. lat. 355. Sie stammt, wie bemerkt, aus dem Kloster der Angastinercborherren sn Uamersleben bei Ualberstadt, welches, wie wir uns erinnern, 1452 Ton Bosch visitiert und 1456 in die Windsheimer Kongregation einverleibt wurde. Aus dieser engen Beziehung zu Windsheim stammen denn die mancherlei Schriften, welche sich auf dieses Kloster beziehen, namentlich auch die Kenntnis der Schriften Busch's und die Abschriften derselben. Über die in demsolbon Codex befindliche Abschrift Ton Buschas Schrift de orig. devot moderaae haben wir an

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SCHULZE, ZU OROOTE, BUSCH UND VEOHK.

589

«inem anderen Orte gebändelt'; und oben 577 ff. thm Gerhard Groote's Traktat de infoimatione no?iciorum. Im An« scbluls an diese findmi wir denn aach Busdi's Schriften. Der €odex, klein Qoari, von verschiedenen Händen gOBohneben , ent- hält Abschriften, welche nach den Bandbemerkungen und Unter- «chiiften zwischen 1478 bis 1484 geschrieben sind. Leider ist die Handschrift nicht Qn?erletzt. In dem ersten Stdok, ?on Buschas Schrift „de origine devotionis modemae", fehlen mehrere Blätter. Und so auch von der ersten hierher gehörigen Schrift Bnsch*ä. Wir besprechen im Nachfolgendea diese Schriften^ und Hieben ihren Hauptinhalt iu Kürze an.

I) 8. 77 der Handschrift handelt die Schrift, von deren An- fang vielleicht nur ein Blatt fehlt, über Hnsch's Versnchnni^en. Wir haben also seinen von ihm erwähnten Briet :ul tratieai Bernardum urdmis s. Benedicti m Erfordia. Die Grundi^edmiken, Äoweit sie der anfangblose Text oritennen läTst, sind folgende.

Baach hat sich für seine Versuchungen de fide catholica auch anf Gerhard Groot beruteu , der gesagt: die iin (fhiuben schwanken, müssen glauben wie die Einfaltigen, and wie die ▼illani in villa, und es genügt zum Heil. Getroffen von diesem Worte antwortete ich: wenn der Glaube allein genügt, weshalb quäle ich mich mit allen Werken Gottes, die meine von ihm erschaffene Vernunft übersteigen, nnd welche sie doch zu er- forschen hatv Mit den übrigen nnd wie sie zu glauben, be- friedigt mich nicht. Etwas Trust bracbte mir diese Erzählung. Aber die Versuchungen im Glaulien konnte sie nicht vullig neh- men. Meine wie auf schlüptrigem Boden oder wie auf ti^ gehenden Gedanken vermochten nicht den Glauben zu befestigeo, sumal andere das Gegenteil sagten. Dann fährt er fort: Als wahrer Chriat glaabe ich alles, was Yon Gott und Christo, vom Uneiditbaren, toh fiimuMl und Hölle, Ton Engeln und D&monen die Kirche gUnbt, nnd diee genflgt snm HeU. Zwar kämpft raciocinatio qnaedam aetema intra me dagegen, und idi habe, eoTiel ich konnte, dagegen angekämpft, aber Ton der Yerniinft überwftltigt, habe ich ea nicht vennocht Ich wagte meine Ohmbenaversnchnngen nicht an offenbaren, aoa Fracht, dab man mich nicht für einen goten Christen halten wfirde. üm dieae Ter- anchnngen an beseitigett, wnrde das Lesen der heiligen Schriften nach onaerer Klosteiregel täglich geordnet; beeondera das der Bflcher Moees nnd der Propheten. Daraue lernte ich, daJh Gott Mensch ward, geboren wnrde, unter Menschen wandeln, leiden, anf« erstehen, gen Himmel Cüiren nnd den nenen Bnnd machen werde.

Der Stola nnaerer Yemunfterkenntnie wird durch den Glau- ben flberwnnden, dafa Gott ein Tcrborgener Gott ist nnd den

1; Zu vergleichen Göttinger Gel Anzeigen 1088.

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ANALSKTEV.

Klugen und Weisen ea verborgen hat. Moses schreibt Ton dem Propheten, der da kommen soll; ebenso die anderen, welche Busch dann rait ihren Weissagungen aufzählt und nnführt. Moses uiid die Propheten sind geetorben, aber ihre Schriften mit ihren Weissagungen sind geblieben. Und da dies alles erfüllt ist, habe ich geglaubt und glaube, dafs alles, was sie fagen, erfüllt wer- den soll, und dafs sie es gesagt haben, intpineit Vdm heiligen Geist, in welchem kein Falsch ist Verum ergo tidci ca- tbolicae fundamentum ore prophetarum a parte praedictum hoc modo in corde meo stabilius. Sed qnod Jhesns Christus, quo evangelistao et apostoli scripserunt, hic ille esset, de quo prophetae praedixemnt, nondum comprehenderam licet, cum aliis id ecclesiae dicebam. In quo certamino animo meo adhnc aniie fluctuanti et lequiem perfectam nouduui apprehendenti, d& seriptarae di?inis promissis cottidie postulabam consolacionem •z integro in fide me sperans solidari sicut jam de plorilms eertiw M ftetns. Dua l«s ich dorn aaeh die Lebon»- imd LeideDSgesehiohien der Heiligen und USitjnv inr Brholnnip» wo- diireli ftHmihUeli die Finstenüs des CMates Aber die MeBseli- werdnng Chrieti schwand nnd das gOtHichs Licht aufging. Daza kamen dann die Lehrer der Kirche: AngnstniQSy Gregor, Leo, Haximits, fiemard, deren Schriften mür die Zweiftl nahmen. &• wichen sie allmSblich ans meinem Henen. Zum Tollen kaftho- fischen 01aaben durchgedrungen bin ich nur durch die Gnade Gottes* Dann ging ich sum Sapprior Arnold Kalkar \ und bekasDte ihm meinen Glauben und ward dm»h ihn getrOstet.

Diesen Brief schrieb Busch, wie er am Schlnfs sagt, mr GlaubensstärkuDg fflr Bruder Bernhard und andere. Der Genannte ist sonst nicht bekannt Wir haben in diesem Brief nach dem Mitgeteilten eine Erweiterung des Berichtes in cap. II de refor- matione monast.

II. Von S. 79^ an folgt epistola venerabilis prioris Johannis Busch ad qnendam canonicum regulärem in wyndesem üratrem Wilhelmum aibi specialiter dilectum.

1) Über ihn besonders Chrouicon de vir. ill. cap XXIIsq. bes. cn]>. XXI V\ Er «^tnmmte aus Kalkar, war nuf der Srhiile ra De- veiiter mit den Brüdern vom gem. Leben bekannt geworden, fühlte sieh dnroh sie angezogen und wozde TOn iloiens Badewiiisaoon nach Windsheim gesandt, mn das Kloaterleben der dortigen regulierten Kanoniker kenneu zu lernen. Hier trat rr ]:v.^'2 ein, ward bald zum Snpprior gewählt und blieb in dieser Stclluiif; 85 .Jahre AW^en seiner Gabe als Seelsorger hatte er bei alicu ueu euttreteudeu Ürü- dfom das grSfate Vertmuen. Sao offimbarten ihm ihren Sedeniostaiid, um von ihm getröstet £U werden. Job. Buscb scheint ihm viel ver- dankt zu haben, daher er seiner in dem chron. Windethem. ao eingehend gedenkt.

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SCHULZE, ZU OROOT% BÜSCH UND TEGHB.

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Di€sor Bruder Wilhelm s^tfiot der im Jahre 1434 isfeellttte frater Tricns (Dirk, Theodehcus) Ton Deventer sn sein, mit wel- okem Bosch einmal eine Sendung nach Zu^ben gehebt hat (de refbnn. mon. cap. III, p. 700). Sonst mt TOn ibm nichts be- kannt. Der hier aufbewahrte Brief handelt Ton der GröüBe und Güte Gottes, damit der EmpHLnger fflr den Wandel auf dem Wege Qoitee wisse» qaod Dens est ubiqne^ non habens prin- e^nm nee finem et omtii sibi snnt prsesentiSy cm nil praeterit, nihil noTi accidit, non obliviscitur d^juscnrnque rei, cnm sit immutabilis vitae plenus et perfectae posseasor et cujus Status omnium bonorum a^gregatione perfectus. Nemo nisi mundus cnrde potest eum viderc, arnnrc et ro^noscere. Dnhcr schliefslich die Mahnun?, zuzunehmen m der Erkenntnis Gottes und zugleich in der Reinheit des Herzens , zu öffnen ilerz und Auge: Gott liebt die reines Herzens sind; nur so dürien sio ihm nahen.

ITI. S. 81^ folgt epiütola venerabilis prioris ci^us snpra ad priorem Augustinensium Magdeburg, de diversis eierciciis.

Busch war auf seinen Visitationsrei>en von 1441 an in Merdeburg" ?tetr? Gast bei den Augustinereromiten , welche allein die liptorni imiren numen hatten. Auf Bitten ihres Priors, dessen Name nicht ^^enannt ist, will Busch summatim aliqua eiercicia describere. Es sind besonders Übungen der Meditation. Ad cognitionem Dei pervenitnr per creaturas, per scnpturas, per Christi incarnationem et per divinam inspirationem. Von der Kreatur kommen wir denkeud zum Schöpfer. Alles in ihr ruft nns zu: er hat uuö gemacht und nicht wir selbst. Aus der Gröfse und Vielheit kann der Schöpfer erkannt und der erkannte geliebt werden. Dann bespricht er die anderen Wege, und schliefst: Hute breviter prioritati Yestrae pr^i tiliis vestris signi- fica^i, quod perfectiori cogniticni ipso mtu:> eii*erientia frequenti edoctus sensistis et sapuistis. Kam in tot annis in reformatione Tiiistis, in quibus ad ista et mnlta majora perrenire potuistis, si tarnen Deom in corde vestro sednio quaerere et invenire laborsstis quod de taate patre dnbitare ratio non pennittit.

rf. 8. 88* bis 88^ folgt serme de saaeto spirita, Im An« sehhil^ an die Worte „ich bin gekommen ein Fever ansuanden'*. Er handelt vom heiligen Geist als dritter Person in der QotU heit, seinem Yerhiltnis mm Vater tmd Sohn» seiner Qotthelt; dann Uber sein Wirken (erlevehten» heiligen). Bemerkanswert ist, daJk er stets den Ausdnck apoetases gebianeht nnd anch hinzofBgt: graeci deeont ^KMtases id est snbeistenclae.

Dann leitet er den sweiten T^ü so ein: attolamns pammper OMntis nostrae ocnlos in Spiritus Saneti creatoris noetri oparap tiones» qiias in sanctis operatns sit apostoUs, wobei er dann mit der Qffenbamng am Pfingstfest b^^innt und Ton den rieben

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ANALEKTSN.

Gabeü des Geisten bpncht: nunc pustremo de d uis, qnae oepttjin esse describuntur, parumj^r oonTertamufii im Anscklnüs an die Fropheten&telle.

V. Seite Sd'^ sermo de venerabüi sacrainento. In dieser Speiae hat Gottes l^cirmiierziL^keit ein Gedächtnis boiner unaus- ßprechiicbüu uüd uueifurschlichen Wunder durch d;e Traiiaatib- stantiation gestiftet. Wir beben nur folgende SäUe iiui: figura corporis Christi non respondet ügurae specierum, ut patet ad sensum. Idee non est sub speciebus Ulis circumscriptive , nec in eis sicni in loco proprie loqnendo. Corpus Christi est Se- eon dnm TeTitatem snb speelebiiBy non moiono sni, quum neqn« ntiene qualititia ante neqve ralione ntnt eet ntionie ülins, qood in ij^nm eet eonTorenm ibi pfaeexietene, eigu dimeoaionee adlme ibi manent. Corpua Chrieti eet in eaonunento enm qnaUtale proiirlai non tarnen eet ibi mediante eoa qnalitate.

TL Dann reibt aieh: de eelebratione nueaae. Baach sagt: aaoerdoe eciat eonaeieneiam optüae piaepamre, saoraioentam Tohe- flienter deeiderare; stet eiectae, non jaeena in altere n. s. w.

yn. oratio derota poet coaunonionem prioris Job. Bnaeb ad ]>OBiinam snspirantis.

YIU. Sermo de natifitate Domini TenerabiUs prioiis Job. Bosch regnlaris.

Er knfipft in dieser Bede, wie er dies auch de reform. mon. cap. II, p. 397 sagt, an die Stelle puer natus est nobis an; und legt dann dar: pner iste rex xegun Mt et dominus dominantiaai, cieator angelomm n. s. w. De corde patris descendit in viscera matris portans nobis pacem reconciliandi per ipsnm Deo patri, nt ?eram paci?m liabeamus. Est mihi verbum ad te, o rox seculorum. Volitat ante mentis meae oculos aliquid ineifubile tuae bonitaüs et dilectionis: aperi oculos ut videam et inteliigam, quod sibi ▼elit admirabilis haec visio. Jacebam ego mortuus m tenebris peccatorum. 0 bone Jesu, ubi ems panlo ante? Sedebaa super sedem sanctani Deitatis tuae m ihr »no L'loriao regni tui. Deus bomo fautus est, ut homo per adoptionem iuerit deus. 0 gloriosa unio. Quantum est nnnm esse cum Deo, tamquam sponsam cum sponso, amatam mm amato, öiium cum patre, crt)<^tturam cum Creatore. Mag na, i^ta dignatiu. Tu uoa :an:i5 et vis amari a nobis. 0 bone Jesu, te solmu desidero. Ki nbi te invemam? Ecce parvulus jaces m pruciepio super matris tuae brachia cpto tecum esse, tecum morari et con- fabulari Clamabant prophetae in epiritu sancto: osculetur me oscttlo orii. Num et ego ad tele osculum aliqoando per- ▼eniamf Nnn bittet er die Maria, ibm daa Kind tu reichen; nm Joaepb'e Yermittelnng n. e. w. Dann Abrt er fort: Pacabo ei manaioaem in corde meo, et coqnam illi cibos qaibns libenter

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SCHULZE, ZU OaOOTE, BUSCH UND VBQHE.

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T«06ititr; insQper infitabo enin ad prandinin, dicens: mane me- cnm, pner dnlcissime. Hic paer aeipiun mihi i^stendat ia xegno suo magBum et gloriosum.

Es reiht sich nnmittelbar , wie de refonn« monast. 1. c. ge*

aagt ist, an von S. 95* 102'':

IX. Onielia ejus dem prioris Johäanis caDuuici reg"ularis IQ die s. epyphaniae oin i ni de loco s. e vaa- gclli Matthaei (Cap. 2, 1 flf.). Hier heifät es zu Anfang: Quatuor mihi videor inveiiire modos, quibus iu animam consuevit advenire devotam: 1) cum aiiima se recolligena modum investigat, qii) creatorem suum vaieat invenire, constituit horainem do- minum domua siiae hujua mundi et principem omnis jxiSbossionis suae totius crcatura«; 2) cum anima deum in curJis sui hospicio per cogitationeö praefataa reoipere laburat et nihil pro- ficit tandem se coavertit, huuiili et contrito spiritu ad deum recnrrit, orando quaerit miäericurdiam; 3) cum anima orans et pfiallens attente punctum aut versiculum in scripturls divinis de Toce cell melleis reperit; 4) cum anima cordc amoroso ad Deum 8e nititnr applicare. Die erste und dritte Weise betreffen den intellectuö. Die anderen beide die Erfahrnngr der Gnade. Dann legt er die ganze Perikope moraliter aas-, und endlicli noch tropologice : z. h. die tro^ luag-i sunt tres animae puleuUue superioreü memoria, ratio, voluntais; üben^o werden alle einzelnen Züge gedeutet: z. B. die Reise, das Hauä, der Stern, die Gaben

U. 8. W.

X. S. 102^ folgt de crncifixo Jesn et ejus yulneri- biiB ealidftm eanguinem perflaentibns, eine der to* rigeo ihnliehe BehaBdliing der «htmeii Schlange.

XL Dttiii bietet die Handschrift swii Gehet« imd ein mU- loqnium hrere mentem ad cognittonem Dei et amorem iUmni- nandam.

XU. S. 108^ steht epietoU prioris Joh. Clofekortt in Northbern professi qüo&dam prioris in riebe- bereb ad Job. Busch priorem in Znlta 1478.

Job. Clofekom war ans Osnabrfli^, und ins Kloeter sn Frsndeswegen eingetreten; morst Prior daselhet nnd von 1456 bis 1476 Prior in Bichenberg, und reformierte als solcher ndt Bosch anft eifrigste viele KlOster; sulettt war er wieder in Frondeswegen oder Kordhom» in dessen N&he es lag. Bane enge Freundschaft Terband beide.

In diesem Schreiben fingt CloYokom inbetreff der Feier der Messe und der Gotteedienstordnnng; nnd zwar Ist seine occu- patio folgende : qoia in sacra missa celesti priua filius pro salnte viTonim et mortnonun et pro qalbnscnmqae casibns immolatnr et oifertur: nbi, quando et qua parte canonis haec oblatio flat»

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AKALSKTm

Tel fieri debeat, me fateor icmorare. Ante enim consecrationem videtiir non posse fiori. Q,nia si fieri debeai oblac!i'>, oportet qiiod priiosens mt qni otTGratur, qui ut sie non est in altari ante consecrationem. Post etiam orationem dommicam non videtur convenioTitor fipri ex eo quod omnes orationes sequentes diri- guntnr ad liiium , non ad patrem. Si aut^m yolueritis dic^re, quod in oratiombus post cousecratioDcm , tiinc restat dubmni, qualiter fiebat in primitiva ecclesia, quaudo illae orationes ab ecclesia ?el a patribus nondum fnenint ordinatae, com tarnen nt eredimüSy domiiiica oratio cum verbis consecrationie proferebatnr. Si etiam dixeritis quod in prmcipio missae vei canonis debeamos inter communionem formae vel iiiguae ad offerendnm, pro quo vel pro quibus personis Tel causis yelim ofiferre, quod reddit homiDem distractnm, si nescias qnando sacrificet, yel offerat Nach dieser Ausführung schliefst er: supplid) itritur prioritati Testrae valdü bnmiliter ut primu uuucio orcurünie signiüceiis in meutern vostr;iiu me scriptiß vestris certiorem, quum non yaleo ease qui e tum um video scriptii vestia quae novi fore solida forma Teritate siiljiiixa atquo fundata, qnnm non soletis incorrecte scri- bere, iicet uiiijLiotions im]iraeparato lür4i]imini juxta vestram scien- tiam. Sus^pendero aatem animum meum usque ad futurum c:i- lidum erit mihi g-ravo et molestum, quia ignoro quid Ljeins futura causabit aat procorabit. Ego plures feci mecum dnbitare qwm eoism mecum responsione Testra letificabitis et facietis «rnltare. Yaleat reverenda senectos vestra com grege Tobis eommiflso sana et incolamis ad landem ipsius ffin. Scriptum multum agitatim ex nemore bestae MariM Tugiiiis im pioMo ad Crispmi et Crispioiaiii memoriam. Anno Domioi 1478.

Die folgende Antwort ist flberBchrieben: Bp. Johnania prioris in Snlta ad priorem Johannem OloTekorn in richeberghe qnondam priorem nnno in North orn eon- Tentnalem. In diesem Brief Tenreiet Bosch nnichst aaf Hennann Ton HOxtsr (de Hnxaria) ^, der oft darflber geschrieben nnd dals durch Ihn auch seine Ansicht ihnen bekumt set Doch habe er anf seine Bitte sich veranlabt gesehen» noch sorgftltiger die Wahrheit selbst sn erforschen » als dnxch gelehrte lUansr in eiihhren. Ln canon sei es nicht klar ausgesprochen, durch welche Worte des Leibes ohlado sire jmmolacto geschehe. Br mflsse in Übereinstimmung mit den gelehrten M&nnem sagen: sie beginne ante canonem post digitorum obladonem cum Teritis istts: in nomine patris. Qnid retrihuam domino pro omnibus quae retribuit mihi. Calicem salutaris accipiam. In spiritn

1) Derselbe, welcher nach de lef. moo. c. 46, p. 025 dch dmch •eine soleimes coUatioiiei helmmt gemacht hat

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SCHULZfi, ZU GROOTIS, BOSCH UKD VfiGJOE. 695

hnmilitatia» Teni invisibilis sanctificator. Suscipe Sta. Trinitas hanc oblation&m quam tibi offerimus in memoriam pafisionis. Grate pro me peccatoro, ut meum et vestram sacrificinm ac- ceptum Sit omnipotenti Deo. Et continuatnr nlteriua haec ob- latio per totum canonem usque post Yenorabilis corporis Christi ßumptionein in isla oratioue: placeat tibi Sta. Trinitius ül)rie(iaium serritutis moae et praesta ut hoc sacriiicium quod tuao majostati indigniis obtuli , sit tibi acceptabile miliique et omaibuä pro quibus illad obtuli sit te miserante propiciabile. Qui Tivis et regnfts etc. Perficltnr autem haec oblacio in consecratione 6i numducatione 8. corporis et Bangninis ejus et in ejus somp- tion«. I]>8a eaim eonsecntio, naadiioatio et snmpcio est ejus jnunelatie* Staiim, non poft eoneeentioiieia idiig eleTator in altmn el Deo patri pneeentatiir onmique popido Cbikttsno osten- ditor ad udonndniii et Deo pilrl repneeontandiini pro seipsia et omni banuuio genere in faac Tita et in ftitaxa Ben in gloiia «xistenti in remiaebneni peceatorom et landtim praeconüs pro beatis eun gtadantm aetiono pio ano ad nos benigniBeimo ad- Tenitt in boo neraoMBtOy cni tone iMdem eninei neceaaitatM noBtraa espenef« poanunna Tenlamqne el graciam lepoitan. Omma antem verba ante eanooem» in eanene el poat canonem in promimia leeia poeita ant anU oblationea Deo pneaentalae ant ad oUaÜonem deaenientin. üna eal enim eUatio a prindpio wmtm naqiw ad linem qeae in eonaeeratione et aacramenteram aamiptione plane pexfleitar. Ügo antem dozi in eonanetndinem in Sanetimimt ooipoiia elafaiieae mentaüter dioeze ad iotom mondam: adofate oameat adorate Denm proptar fflinm annm enieÜnm pro omaibus penitentibns» pro venia et giada in mnndo et in pnrgatorio existentibaa lepoitanda et piV giaeiik mm actione in celo habitantibaa. In antiqua kge cnm agnna ▼el bedns immolabatnr, piiaa oemdebator et eaagoia per eiepi- dinam altaris fondebatnr, oaniemqae ejus eoiam domino per pontificem eiaTabator et finaliter maadncabator. Ita ejna immo- latio fnit completa. Sie et bio poet omnia qoae saoerdoe legit, et facit corpos Christi in missa mandnoat et aaagninem fondit aamendo enm et ita ^os immolatio consnmmata est

Der SchlnTs des Briefes lautet dann: Venerabiiis prior, ri- detis sententiam moani super dubio vostro, tos probate, si mecam estis in sententiA» Haeo ita aoripai, ves me ceegiatia. Zoletit dMT Gruli.

Von späterer Hand ist dano nuch hinzugefügt: Aliam episto- lam scripsii idem veiierabilis pater prior in Sulta ad abbatem in beiga ^ donünum Andream Becker doctorem ddcretonim eodem

1) Bergen, das bebanate Benediktinfirkloster bei Uagdebnrg ef. de iei6im. omml p. 464.

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ÄHÄLESiTEX,

anno 1478 de corpore Christi Lrlorificato , utrnm illnd sancti apo&toli videre et tangere pütuennt post resurrectionem an rea- liter. — Illam bic infixi manu prioris tanti scriptam ia memo- riam ejas.

Aus deo ugeftbrten Stellen wird sich erkennen laaeen, djils der Inhalt der Schriften nicht gerade bedentend Jet, ilier Mk änen Einblick anch in die theologische Lehrweise dee Mmmee darbietet» wie wir ihn bisher ohne dieselben noch nicht gehabt haben*

Bisher vnbekaimte Schriften des Johannes Veghe.

Die Aufmerksamkeit auf Johannes Yeghe ana Mflnstsr, dessen

Wirken in Mflnst'Cr, Rostock und Marburg zwar ana den Ur- kunden längst bekannt war, ist doch erat in der nenestsn Zeit durch die verdienstTolle Heransgabe seiner Predigten, welche Franz Jostes in musterhafter Weise zum erstenmal nach piner aufgofundenen Handschrift zu Münster gemacht bat. ge- lenkt worden. Er gehört zu der in Münster durch Hoinrich v(in Ahaus gegründeten Brüderschaft vom gemeinsamen Leben. Was über ihn, sein Wirken und seine Stbriften bekannt ist, hat .ToBt^s in der Einleitung zu seiner Ausgabe und später der Ver- fa;<9er diebes Artikels im Nachtrage zu Herxog's Keaiencjklo^die (XVlil, p. 405 fF.) unter Veghe dfirpestellt,

Yeghe war 1451 in das damals ein halbes Jahrhundert be- stehende Bruderhaus znm Sprincrbrunnen in Münster eingetreten. Eine bedeutende allgemeine, humanistische wie theologische Bii- diiiig, welcher sich die Fraterherren nicht verschlossen, welche sie vielmehr unter öicli wie an Schulen j^flegten , wie eine für damalige Verhältnisse umfassende Üelebeuhoit, welche aus öeiuen Predigten deutlich erkennbar ist, yerbandeo mit hoher Begabang im Lehren nnd Predigen, erwarb ihm das Yertranen seines Behtofs Macharins Wdinek sehen frflh in solchem Habs» dstk nun Ihn 1469 nseh Bostoek sandts, wo sins neos Nisdsr- Isssnng der Brttder im Entstshen war, damit er die ssit slsbsn Jshien daselhst sehen lehenden Brtldsr sn «nsm Konvsnt ver- einige. Br seihet war pro tsmpofs Bektor des hier gsgitadstas nenen Hansss viridis borti. Splttsr (147S) wird er Nidilbigsr WsUnck*s in Kflnster, nech Im selhjgen Jshis visitierts «r dss Haus in Bostoek nnd gab ihm einen nensn Bektor md eins

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SCHULZE, ZU QROOT£y BUSCH UND VEOHE.

6d7

TOm Bischof in Schwerin bestätigie Regel. Ebenso entsandte er später Brüder nucli Marburg. Doch die mit seinem Rektorat Terbundenen Belsen za den Visitationen und Kolloquien ver- mochte er seiner Krankheit wegen nicht lange m nntemebmen. Br Tertansdito dalier 1481 «ein BAtmt In Hflnster mit der Stelle eiBSB Beichtvaters und Bektois im Sobwestsrahsuse so ' Nkeiok bei HOnster» wosa nach ihren Statateo die Tier Utesleii Schwestern des Hanses ihn beriefen. Als solcher starb er 1504 am 21. September.

In der Chionik dieses Hanses wird Veghe ,»ein wis, walge- leert man" genannt, nnd von ihm gerühmt: „da ans lÄ^srnw^ liker leer nnde schrift heft na gelaten". Hermann von dem Bnsdie rechnet ihn sn den Mfinster'schen Dichteni. Aber von den ▼lelen sänberlicben lichren nnd Schriften nnd von seinen Dich- tnngen ist sehr wenig auf uns gekommen; Zwei religiöse Lieder hat Hölscher aufgefunden, welche er meint, ihm beilegen in dürfen, abgedmckt in dessen niederdeutschen geistlichen Liedern nnd Sprüchen aus. dem Mfinsterlande (Berlin 1864, S. 1321). Ton seinen Predigten hat Jostes» wie <rfMn erwibnt, 23 heraus gegeben.

Aufser diesen Predigten glaubt Jostes in einer Abhandlung,

Historisches Jahrbuch 1885, noch drei handschriftlich ihm vor- liegende Traktate, welche teils iliin , teils der Bibliothek des Altertums Vereins zu Münster gehören, ihm beilegen za müssen, £s sind die drei Traktate:

1) geiatlike jagd, eine höchst originelle Schrift, einem jungen fTirsten gewidmet, der demnächst zur Eegienmg berufen ist; als Boich er wird der Herzog Magnus IT. von Mecklenburg- vermutet, FC dafs die Schrift wahrend Veghe's Aufenthalt zur Organisation deä Brflderbanses in Kostock geschrieben oder wenigstens veran- laTigt sein konnte. Der Inhalt ergiebt ä;ch aus der ÜberdchrifL

2) Marientrost; aus dieser wie der vorhergehenden Schrift giebt Jostes reicbiicbe Auszüge luit Vergleicbuug der Predigten; endlich

'6) wjugarden der zele. Dieee Schrift ist die hedentendste von den drei aofgefondMien Schriften. Lddtr ist sie in der ?on Jostes henviaten Hsndschxift Tom Jahre 1502 nicht ToUstftndig torhandsD. Es wsr dies hisher die einiige hekannte Handaehrift

Der Yerihsser dieses AuImAms hat nnn bei seinen Bihliotheks» naohförsehnngen die Frende gehabt, eine yollstftndig« Hand« schrift dieses Tlraktatss und aniserdem noch eines aadersn ihm aagnsohlossenen aoftofinden» nnd wUl im folgenden da?en Beriofai entftttjMj

IHe Handschrift bsAndst sich nnf der kOnlgUehen KbUethsk in Berlin» mscr. germ* ibl. 542. Diesslbe ist ansgSMidiiil ge-

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AKALEKTEM.

iehneben, amgMtatttt und orhalten. In xw«i Kolumnen nd mhSnuac gotiseber groCMr Bohtift^ mit d«n flUiehen AbkOmmgiii. wenigM Korrekturen nnd Sandbemeikmi^. Die Initialen sind in bunten Farben je naeb den TeUen oder Abeobnitten tot- eebteden an Ox6b» und tarbe prftelitig anag^lbrt. Da die firttder Tom gemeinaamen Leben gerade in der Kunat aoirob! dee Abaohreibens wie besondera aneb dea Dluminiereiis und Bubrizierens Bedeatsames geleistet, so nnterliegt es wobl konen Zweifel, dals auch diese Handachrift ihrer Ctemeinachaft und zwar dem Münsterhause entstammen wird, wo man ihree berühmten Bektors Schrift so herrlich auszustatten sich zur fihre und Freads rechnete. Leider fehlen nähere Daten über Ursprung und Her- kunft der Handschrift Nur zu Kap. 24 hat der Illuminator mit der gleichen violetten färbe der Bandverzierung aeinen Namea eingeschrieben: eyn pater noster Tor Hennannua fiorehorrt; möglich, dafs er auch der Schreiber gewesen.

Anlserdem aber findet sich eine sehr bedeutsame Angabe auf dem Vorsatzblatt mit gleichroter Schrift wie die ßubrikaturen : Item dit bneck is ghescroven in de jaer unses heren doeme screef duset virliundert vn sess untachtetich vn wuert bestaeu (ang-p- f&Dgeü) viu deghc vor pinite is gheendet up nuaer leTfir Trouwe aveut cativitatis ofte gheboert.

Was den Verfasser des Werkes anlangt, so sagt die nun folgende Angabe sehr wenig, wenn es weiter im Anschlufs an jene erste heilst: Item dit boeck heett een monjck ghedichtet van der regulere ordß in de ere godes vn overuiits (vermittelst) inghenynghe des hiighe geestes tot en*' spegel vn exempei alle d^hene de een gheestelick leve angheuomaie hebh»^.

Danach gehörte der „Dichter*' zu den brüdoru vom gemein- samen Leben» wie denn auch der sogleich folgende Ausdruck bestätigt:

hyer begbynt een devoet boeck van enö gheestolik© wyn- gaerden. Gerade der Ausdruck een devoet boeck war in ihren Kreisen, die man wegen ihrer Eigentümlichkeit als modoma de- TOtio bezeichnete , mehr als sonst gebräuchlich. In unserer Hauddchrift tmd zwm Werke deä Verfassers.

A.

Ber gelstUclie WelnguteiL

Der Titel der eiaten Dichtung ist:

gbeeetelike wyngaerden woe alle kynder der graden enen gbeeeteliken wyogacden ia alle borten aulld plantm ab de ajnen^ lele aecbt to mn bffudegom:

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SCHüLZEy ZU OROOTE, HUSCH UND VEQHR 599

Mane sargamus ad vineas. An diese Stelle des Hohenliedes 7, 13 knüpft die Allegorie Tom Weingarten au. Nach den drei Worten dM Textes serf&llt

dafi Ganze in drei Hauptabschnitte.

Als kurze Kinlcituiig i^'eht vornn der Nachweis dor Not- wendigkeit. Wenn du das geistliche Leben nicht erneust, so wird es verveldet, verkoeldet. Darinn muß die Seele die Gnade Gottes suchen , ohne welche es erstirbt m Kwiglteit. Man muß festigen mit Gottes Gnade und auch myt dynes Relves Stade- liken werke djna seives salicheit nae dynen vermooLrhen. datta also syst een hulper der godliken gracien in djns seives sa- lickeit.

In diesen Worten zeigt sich wieder, entsprechend dem ganzen dogmatischen Standpunkte dieser mystischen Richtung, eine Be- stätigung, dafs das Werk sowohl fiberhanpt diesem Kreise der BrÜdor vom gemeinsamen Leben angehört (ähnlich auch Thrmas in seiner Imitatio, zu vergleichen unser Artikel in Herzog'd EealeDcyklopädie, 2. Aufl., XV, Gllf.), als auch gerade unserem Yerfasser, wie aus seiuen rredi^j-^tcn ein gieiciier Staudpuükt bich ergiebt (ebendaselbst XVIII, 412 f.).

Das Wort znr Unterweisung entnimmt der Verfasser dem Salomo, welcher es in dem kleyn körte boeck der leeften van gheeelelik« leefte tosehen der seien vnde god gesprochen bat. Di« Braut ist die mynend« aele, der Brflutigani ist der ewig« KOnig» der oberste Kaiser. Wie die Notwi im Gesang auf- imd abateigeo, so kami jedee gästliobe Ben gelebrt und geleitet werden in seines geistlieben Lebens beghine, voertganck m selig ende.

a) In Anknttpfbng sn das erste Wert mane beginnt die Dantellnng mit Beantwortong dar Frage : (Kap. 1) woe dlie menacbe een gnet leren bei^ynen sal. In der Naebt der Sfinden bat der Bräutigam die Seele nicbt gebannt nnd daber geblagt, nnd sie bat ibn gesacbt anf Stegen und Stnlseii imd nicbt gefbnden« O jnnigbe aele äyn natorlike begbeerte ataet na dyne gbemyfiedS, äpiB dorst nnde bnngber en maeb niebt werden yersadet nacb feraaligbet dann allene in god, alsoe datta den o?erste olaerbeit beimeet, vnde syn gneibett mynnest not bertelike tlamygbe leefte. De nacht is to daystar, dyn leef to soebene Tnde to vyndene, de auddeob ia dy te daer vnde to beet vroemorgbens ist dy te puaae. De nacbt mach bedeeden de oelde tyt Toer Tnses heren tokomesti waa doyster alsoe dat se gaet in de stad de ewigben wonyngben, des menschen berte waa also djep dat daer nemand an maeb den grond aflangben, ao wie in dat ganae land Tan egjpten, dat nemand synen broeder seeh en meobta. In der Naeht geben die wilden Tbiere auf Banb,

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AtlALE&TES

aber "^vcnii die Soone kommt gehen öie in ihre 2sester, Tiere, wie Siü Daniel sah up de zee : Löwe (= cloTerdie), Bär (= ghyricheit), Pardal (pardns of panther = unneynicheit) ; das vierte Tier war fiogstUoher als die anderen, mit seinen zehn Hörnern: es iat der IHtoe Geist, dsr Ftoind mwsnr fisUgkiift mit den Sflndm gegsD die sehn Qebofee. wsilike in der nacht en Irandeetn nieht frar> hen djns sehes salieheil Es ging der Seele gleieh den Jte* gern, die die gaose Neeht gefischt und nichts gefangen. Damm mahnt Salome, daih man die Bnmt nicht wecken soll hent dit de dnyster nacht veigae ende de daer dach opgae. Mit dem Heigen also endet die Kacht» Danmi o mensche keer dj van qnaet on doe gnet Bann folgt em Qehet tost alle arme sOde» dat se wedder in dS rechten wech nogben kernen.

b) Bs folgt im sweiten Teil (bis Kap. 40) die Antwort anf die Flage: 3) woe een geliek gheestelick mensche vp stnon aal Tn sal Yoert gaen in ^heestelikS doghedg ?n vnl ?erd9 ent ende. So im AnschlnüB an das zweite Wort sorgamos. Die . Brant sagt nicht: ich will, noch du sollst, sondern: lafat uns sesammen anfistehen. Nötig ist bei YoUbringnng gnter Werke de godlike gracie rnde imlboert (Znstimmung) des yryen wülen; jene ist wirkende in unser seien myt nnsem vryen willen, sowohl im Beginne wie Fortgang und Ende. Allene overmits g^odes gTucien kann der Mensch kommen aus der Kacht der Bosheit und an den Morgen dos guten Lehens. Er kann weder selbst Sünden vergeben, noch aus sich selbst Gutes thun, noch das ewige Leben verdienen. Alles, wie St. Bernhard mgi, ans Gnaden. Die Seele kann nicht BTif.steheu noch fortkommen in der Wflstc der Geistlichkeit, mer aitjt gaestu achter wert, da glydest neder, du störtest in den drec. Sie soll sich allezeit alheel yerlassen auf den Geliebten. Darum: doe all dju beste ua Uynti vennoeerhen.

3) wo un.se g'ljee.stelike vuert^k'aeu vn vpstaen sal stüT' in ene guede wille. lu dem Lalät-uuB-aufäteheu drückt äicJi aus der gute Wille, dos Begehren des geistlichen Fortgangs; wie Angnstin sagt: des Christen ganzes Leben ist ein heilig Begehren, nnd «war wie fienhard hinioftgt; nach mehr Gnade; es ist nneh Jesu Wort, das Hangern nae lechtadicheit Ootlsa CHkke wOl des geistlichen Lebens Fortgang nicht achten nnd nrteilen nach YoUkommenheit der Weifte» sondern nach Turicheit djMr he- gheerten« Bis is doch allen bijnden lamen kropolsn knacken o?er all mcghelick.

4) Iqrr is kentli^, woe wj sollen Tpstaen Ton alkn qniet: nAmlkh mit Gottes Hilf» QOten dreck (der Sflnden) tan der audsa (Gierigkeit seitlicher Qflter), waa den stoel (der Hdhhit), wnn den hedde (der Mi^it), neten gn?e of wan den dode. Woe

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SCHULZE, ZU OROOTEy BUSCH UND VEGHB.

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laoghe wilstn ds schat tjner yerdensten legghen in do kista da alheel is suoder slot Bimder slotel dat so in den mond der lad«. Steh du arme ypolnrite, do est all dyne werken ?n lof der menedien, dattu groet syst in eren munde«

5) woe een ytlick mensche sal Tpstag OTermits peniteneie. Im Kerker eingeschl essen hast dn selbst den Schlüssel in deiner Macht, der ist, dyiis herten berouwe VTide dyns mundcs bjechten. He Wolde alto gherne to dy komen woldestn em dyn poerte vp lukon , he selven kloppet vn begheret viiso vpdoen \u inlaten. 6) In aldus dauer wys snllen wi Christum bidden, und 7) be- denken, wie barmherzig er ist. Wer aber b} aufsteht, soeket eeu ander stede; die erste behagt ihm nicht mehr. Dyn wille is dan guet, alstu in de werc bewysest na dyne Tcrinoghen, Tnde dyn vermoeghen moest komen wt de fonteyne der godliken guetheit. Aber 9) viele bleiben in eer onaet, theils vm cer simpelbeit, vm did se det nicht beter en weten; sie keiinou Gutt nicht, halten ihn für strenge, wissen niclit, dafs er der Gute mt; teils um ihrer Trägheit willen, de katte ©ten gherne vische, mer se en will nicht int water; teils um der Gesellschaft willen, die sie festhält, oder mit Gewalt oder weil sie mehr Gennfs finden. Jedoch 10) Cbriatos iat bannhenog. Der Geistliehe soll 11) in- wendig adbtehen, absterben dyner leeften os dynee herten Tan enbehoerliken anhanghen mt snndeliken besitten allee Ijtlik gndee TB aller Tergancliker dynghen. Also efider eghen to le?ene in willigher amoeden, dasu in Bmnheit und Gehorsam das Hers mit allem Gott opfern; f&r aieh nichts haben, aber im Gemein- aamen ?iel haben. Wer anstehen will» mala entlastet sein. Hat maiv 12) erst am Irdischen Geschmaek gefonden, dann Ter- Uert man den am HlsunUadien* Das gastliche Got Ist sota fenyn (GiftX das den Tod bringt» ist kaf bolsterm of klye, wennt die Jaden In Aegypten sich begnflgen mnfirten; es ist een aas of eene spyse vp de koype of in de valle of np de stappe (eine Art Falle), of oeck an de angel, womit de Tiere gefiuigen wer- den. Beichtnm macht angeblasen in hoverdyen. Aas derselben Blume holt die Biene ihren Honig nnd die Schlange ihr Gift Wat de gnte mensch besit dat is over al gut Tm syn mynüke edel herte.

Gehindort wird 13) dag Aufstehen dnrch Schwerbeit nnd natfirliche Bande. Der Gefangenen Fülse sind im Stock steif ge- worden, sie sind gebunden durch die sinnliche VVeltliebe, in arm schenkebeers vrouden, oder niedergedrückt durch einen grofsen harten Felsen. Aber frei machen davon, den Stein abwälzen, dat en kan nemand dan god und der gute Jesus, der kann den Lazarus lebendig machen. Erst mufs Gott durch seine Gnade den steen der hardnackicheit wegnehmen. Auch l-k) die tag-

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AKALEKTEK.

lieben Sünden liindern am Aufstehen. Zwar sind sie oft V!ein. aber viele zusammen crleirhen einem Strick, der ai:> vielon strenghen vn v:iu alten kleeynen spyrkeiis vkissches of h;Liiep©ß bestelle: darum sie niclit klein Lichton. Een pond plumeti is also swoer als een p^nd lotes (Blei), obgleich sie ungleich sind an Gröfse. Sie besiabben vnd beslobben dyn inwendighe beide; in den beghyüen der krancl^eit helpet allerbest de aersadye (Ar- lenoiV Wie man Hand und Füfse täglich wascht, den Hof ptets vom Unkraut reinigt, aldag saltu altyt dyn hrrle reyne makea oick van daglieliken sundon na dynr* vermogben. Dazu dient das heilige Sakrament, mit dem hiljen wywater, dat benedyt is in de name des heren vn in der kracht des dodes cristi, mit aelmisse te ghevene, mit Gebet und besonders dem pater noster in der gemeinen Beichte. Doch nicht blofs aufstehen, sondern 15) auch anfeehen mufs das Auge in der rechten Andacht. Alle Tracht smaket na der wortelen, so is alle werck gnet of qnaet na der andacht. Wir sollen nicht Vorteil» Ehre, Ldm suchen, sondern allein Gottes Küre und SpL^en, und seinen Willen zu thun. Dulicr sei unser Herz (16) nicht zum zeitlichen Gcnufs der Welt gebeugt, sondern zu Gott gewendet, dafs wir (17) Christ? das Herz geben, der wie der Falke am gefangenen Tier nur das Herz verzehrt nnd alles andere liegen lälst, so auch nnr das Herz sucht. Dem Bräutigam sollen wir das Hers sohneU Offnen, wenn er iiiiklopft, und wenn er Torbeigeht und die Seele in drack» in diofheii^ In qnellinghe (Qualen), in groten ailMjd Iftfirt^ dun Bell die Seele nacli allem Vermögen dedi des Hemnit Eammor Tnde dat beddiken der leeften bereit hallen. Dn ImM grote leckerie, mer da meeteet dy Ijden mjt epak vn koell, mjt kese Tnde broei Dein Wein Ist gewandelt in Waeaer; daa thnt der Herr» wo er HeffUirt siebt In den Thilem flieJbt das köst- liche Waaaer* CQmstiis soll daa Heis flülni mit seinem Beieb- tarn (18. 19) y er allein soll es nehmen, der dem Kawflnann gleich, um der einen köstlichen Perle willen, allee Terknnft (20); weil er nna inent sein Herz gegeben hat. Der Bfiottgam hat das eiste nnd meiste Beeht dann. Ihm sollen wir das Hen bereiten (28) snr Wohnnng. Das ist wnnderbar, dat da nime broetbndel dem Kaiser aller KOnige sollst in deinem niedrigen Henen eine Borg befeiten , als een schone berch*kaasr ^yner tokomsi

Aber (24) er giebt sein Herz als eine köstliche Ckibe Tt leeften sundor yenich yerdenst; seine liiebe geht über die Liebe der Kreaturen in der Welt Dafür sollen wir ihm wieder- geben unsere Armut, was nicht sein Vorteil, sondern aUein unser Bestes ist Wir sollen es ihm geben (2S) geschmückt mit dem Besten, was wir haben in einem kleinen rondan Korb, gesehmOckt

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SCUUL2£, ZU OROOTü:, BUfiCH UKD V£OHJS.

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mit Blumen und Kränteni, deu Kosen der Liebe, den Lilien der Keiiiheit, den Bluiuen aller schüuen TugendeUi vudü buven all jDjt dat edel fyolekeu der oetmoedicheit.

hiQs Xuibchen sollen wir (213) kniippen an den snoer der gotliken guctheit und zwar mitLelbt dcö Bundes des Glaubens; allein äoUen wir nns yerlassen mit allen unseren Werken und Verdienst auf Gottes Gutlieit, Wahrheit und Allmächtigkeit. Alle Kinder der gracien sollen stehen im Gehorsam und in der Liebe Qottes (30), Christus giebt uns sein Herz (31) in den ollwr- boghesten graet der m|licheit Tfi gheeattiik« yerenynglie; wie taUoa vm eledfn tb syeren ak ob wir to wertscbop (Uochzeit) gehen. O Mle legghe van dj den oelden leliken (bäfslichen) pinmppen baerden gra?en sack der nydicbeltp der bitfterkelt, der aTegttBS^ieheit (HUsgunst, Neid). Anne Ijento haben keine kSst» liehen Kleider; das Kleid der rechten Liebe hat Chrisins aelbat gewirket an seinem Krens» Wenn da*8 besadelat oder Terloren hast« so laaf schnell sn dem obersten Weber am Krens (32), der seinen JUngem auch die Ftlise gewaschen. Dann empfangen wir das Brot der Engel, nnd sollen alle dem Herrn danken (ftr di» Speise. An der Tafel sollen wir myt oetmoedicheit aitun, weder stehen noch liegen; sitsen ist ein Mittelding (36); toU Hanger nnd Begierde in allen Krftfton unseres Termdgens, mit dem Tezstand nadi seiner Wahrheit» mit der Liebe nach seiner Güte, mit dem Glanben nach seiner Treue, mit der Krankheit nach seiner Allmacht^ mit der Unstätigkeit nach seiner Ewigkeit, mit dem Hoffen nach seiner Beständigkeit begehren. Dabei Christum bitten um seines Verdienstes willen für aller Menschen Seligkeit (38—40).

c) Mit Kap. M anf der Blattseite 88^ beginnt der dritte Teil, im Anscblufä an das dritte Wort ad fineaa* Es heiilst im Text nicht: wir allein stehen auf, oder stehe au( flondem: labt nns znsammen (mit Christo) an&tehen nnd dann in den Wein- garten (nicht „meinen** oder „d9m9ii**f sondern nur in den Weingarten) gehen.

In Kap. 42 handelt der Dichter Tan den beschrcycliken wyngaerde, nämlich der Synagoge der Juden nach der Bebe in ei- bnng des Jesajas. In diesen crston Wcin^'-artcu soll die Seele gehen, um die Bosheit der Juden zu sehen. Aus ihm ist (43) dann aber hervorgesprossen eine wunderlich köstliche Hanke, Maria, ^le ist der andere Weingarten, der schönste, in wel- chem der Weinstock mittelst der Sonne Wasser in Wein ver- wandelt. So ist de Oelde ee gewandelt in de ee der gracie oveiraitü der godliken guelheit in Marie. Sie geht über alle Kinder der heiligen Kirche und alle Hoheit der Engel , wopeu der FQlle der Gnaden in ihr. Fröhlich lat ei auigegangeu (44).

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Ihre Empl&DgDis ist aber alle Beiiugkeity ihi» Gebort in FrQb- liehkelt, ibre oetmoedigkeit (45) ist bewahrt ?em Hem uml Naicht, beeehmtfeea Ton alleii flberfltlaaigeii nitlicheii OQIen und amnlidieii Geiillaeeii, ficei von aUen Sfindem und Gebnchen; beecMoeaen (46) tot aUem EUilanfen der wAden Cere» aber offen (47) fBr alle Sftnder: 0 Tochter des eberata YatecB, o Mutter des Sohnes, o Braut des heiligen Ornates 1 48) fidle Bäume wachsen in ihr: z. B. der cederbome yn nardnSi saefferaena boem = alle Togend aller Kreaturen, der Ölbaum der Barm- herzigkeit, die Feige der Sürsigkelt; wenn dessen Frfichte ihn niederdrftcken, werden seine Zweige in die Erde gesenkt und schlagen neae Wurzeln, wie Plinius sagt. In den folgenden Kapiteln werden ihre Tugenden weiter atifigeführt: der Ceder- baum ihrer reinen Jungfräulichkeit, der busbom der Demut; dann die Blumen darin: die Lilie der Keiüheit, die Rose der Liebe, die fjole der Demat; dann wird beschrieben de brynk (Rasenplatz) voll medesoten oder mateleefken , dann allerlei kostele kruden, die der oberste ewige Apotheker gepflanzt hat, z. B. die myrre = die mütterlit'he Traurigkeit, de overgroete bitterheit, welche sie wegen ihres Sohnes Leiden und Sterben in ihrem Herzen trug; daneben (^Kap. 57) die wynrute der rrolicheit unde dro- Ticheit, jene wegen des v llkommenen Oehorsams ihres Kindes am Kreuze, und diese, als sie ihn verwundete mit ihren Augen und mit ihrem iiiütterlicheii her/Iichen Mitleiden mit seinen Lei- den. Sie sah ihn am. Ivrcuz aU een crachtich verbüener tusche dynen hemelsche yader vnsen strengt richter vnde tuschen de misdadighen sunder. Den will er alle dynghen zu sich ziehen: sowohl fon oben den Vater, van beneden alle Beelen, alle fn- ghelOTO aller leye volke Tude lade Terenyghende in een glielo?e ?nde oiok allen sanders. Ton dieeer wjnmte soll Jeder sieh den klyne rys a4»laeken Tn in de eerde poeten (pflanaan). Ebenso soll er Ton allem anderen ein wenig abpflfleken» essen nnd sprecken: OeJi ie aisie ghee (Karr); waib is my ghedaen waer nme sal in aldns prattiob, praUoh, mnlieh \ gode miahag- kieh. Naek Kap. 59 sind aneh YOgel darin, wie die Tanbe, die aflise Naohtigall (nachten gall). Darum ruft der Brtatigam: 0 myn bruet, stae ?p, de ivynter is heo, de bloemen syn wtghe- laten, der tortelduu6 stime is ghehoert, in Tnse land. Dafc is en nicht langher ligghen in d6 drec der sunden noeh sitten TP den stoel der iiof erdyen no neeten Tp den bedde der traeeheit; mer sta yp, gae to wercke, verwyne dyn qaaetheit, ke&e godes gaethei^ mildicheit, ghenadiekeit, de tyt der gracien is ghekomen, de wynter der oelde atrenghe Tentes (Frostes) der godliksn

1) protaig, benüg, eeeliiaft (?).

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nCBXiLZE, zu OROOTB, BCJ8CH UHD VfiQflB.

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wrake (Strafe) 16 votlegen. de bloemen in den mej der solicheit; syn Over all openbaer. Atifserdem der Gesang des edelen lewerkes (Lerche), jo hogher jo soter, jo ghenoecbliker, jo ho^rher, jo lichter. Maria sjnghet der jücfere baugli in den o?erate iiierusalem. Daer is se de eerate vn overste sancmeystersche alle jücfere voersyiigende vm dat so is konynghySe aller jücferÖ. Endlich ist da der edle Weinstock, auf dem höchsten Berge aller Voilkommenbeit. Diesen giebt sie allen Menäolien; sie ist die Sonne, welche in diesem Weingurten leuchtet und allerlei Frucht schafft. Drum so! Ion wir sie bitten um liire Gnade und All- mosen (bis Xap. 63).

S. 134 mit Kap. 64 beginnt die Ueschreibung: dos anderen Weingarten, Christi Jesu. Es ist Christus selbst der wahr- haftige WMiiBtock, edel und ktotlieh, vom heiligen Geist ge- pflamt m die Erde des jungfräulichen Ackers seiner allerreinsten Mvttir; er wird (Kap. 66) laent «if die Erd« niedergelegt, ehe «r an d«8 Knm genagelt wnrdot dann kHiiM die Laote in Mblidikeit Tor der HitM der Sonne beeohirmt» Yor Hagel, Selmee und Begen gesehftfarti nnter ihm eitwn« Dee Wdnetoeka Blnme ist klein, aber krifUg, allea bfee GewOm wird Tezjagt. Seine Blitter lind seine Worte am Krens. Qmeii widmet der yerfaeaer je ein Kapitel (Kap. 72 f.). Mit Recht sagt Joetee: dieee Betraehtnngen eind von röhrender Innigkeit Ala sweitee Wert eiebt der YerfiMeer an: Mein Gott, warom haat da mieh Terlaesen.

innige Seele, merke diea k<ieaiehe Bbitt am Weinatoek." Er Uagt, daili Gott ihn TeilaeBen, nnd doeh aprioht er: Tater, ich belbhle meineii Geiat in deine HIade. Danraa magst dn er- kennen, dalb dea Yalera Yerlaaeen nnd dee Sehnea Klage ana der beniieben Uebe am deine Seligkeit kommt^ damit du solltest nach diaaem Beispiel all dein Zayersicht setzen anf Gott aUeaeit und am meisten in der Zeit deines Dmckes. Es kommt die Zeit, daJb da auch verlassen bist, also dafs dir der Himmel knpliini nnd die Erde eisern ist. Dann bist du immer ohne Tau, ohne Regen der Innigkeit von oben, und nnten yoU Härte and Bitterkeit, ohne Blumen und Frflchte, belastet mit allem, waa bei dir ia^ and allermeist mit dir selbst. 0, dann bist du tot« lassen, allen Eur Last, ohne allen Trost. Dann wisse sicher, dafs der allerliebste Vater seinen allerliebsten Sohn am Kreoz rerlassen hat aas der allermeisten Liebe um deine allermeiste Seliglceit. Wahrlich könntest du dann so recht denken und danken, dann soll dein bitteres Wesen süfs, dein Wasser Wein, deine Traurigkeit Fröhlichkeit, dein Verstörtsein Friede, deine Spreu Weizen, deine Knochen Mark werden. Dann eollteet du herzlich sprechen: „0 Gott, du hast mich verlassen im Druck, dennoch befehle ich mich ganz in deine ü&nde. Dein Wille

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geschehe aber mich in Zeit und Ewigkeit" Dsbd tek« ib6 denke : jetst trinke ick ans mriam Hem goiimm Beehir« sn aehtnkt mix te obrnto Xalwr von fBOMiii eigeatii W«ni» an knM d«r oberste Vater eeiae Weiaranke, dab aie melir Fmdkk trage, avn ecbenert der ebeiate Heieter das beBchmwtrte MA, daffl ee Uinkea selL Hat er dioli in der Zeit Teriaasettt 00 «Hl er dich nicht Yerlaaeen In Ewigkeit Dein Peoer «iH er aodi wieder erwecken; ee iat unter der Asche bedeckt; die Soaae soU noch Uar seheiaen nad heifii» sie ist einig Zeit aaler Welp lea bedeckt Nach den Wiater koaunt der SoDuner» nach dem 8tvm die Stille". ^ Ans Ka|». 75, über das Wort: Siehe das ist deia Sohn" : ITiia schneidet das Schwert der Baue ^ durch dein mütterlich Herz; nun bezahlst du alle Pein in meineB Sterben, die du schuldig bliebet in meiner Geburt; danke, da0i Maria stand unter dem Kreuz. Sie bewies damit die grOiste Stftrke» dafo sie nicht ?or Traurigkeit zusammenbrach. Da war ein wunderlich Feuer der Beue das da brannte. So sahst da deinen und deines Vaters Sohn leiden, geopfert für unsere Sel:!?- keit. Gieb nur, dafa ich nach deinem Exenipei unter deiner Hilfe stehe in meinem kleinen Leiden, ault^ei ichtet ohne Klai,'e und Schreien , allein ansehend , (Ms die Güte alle Din füget über seine Kinder um ihre Seligkeit in der Zeit. Kbenso wie zu ihr, spricht der Hen: „0 Braut siehe deinen Bräutigam Bei dem Wort „mich dürstet", klaget er nicht um der Schmerzen willen, sondern allein über den Durst, d. h. das mynlike beghcerte seines bereiten Herzens noch mehr zu leiden um deiner Seligkeit willen. Nichts ist süfser zu hören, als dafs die Quelle Uagt: micii dürstet. 0 Schöpfer alles Waaserc und Weines, du öffnest deine Hand und füllest alle Herzen; du t-attigest allen Hunger; du löschest allen iJur^t. Deinem allermeisten Durst hauen sie damals gesoheukt dio allerbitterste Galle. 0 m(k;hte mein Herz schmelzen und deinen Dnrst laben, eine Thr&ne trftofeln aaf deine dnistige Zunge.

Das Wert »es kt Tellbiaeht" spikhi der Meisler nneerer Seligkeit vom Predigtstahl seiaes Kieosee. Nna ist HiaMael vul JBrde volkadetf des Yaters Oeteehtigknty die Qemeiasehsft aik ihm; die HdUe lerbrochen, aUe Sohnid besahlt» aUer SeUgkwt Loha verdient» alle Frephetie erftUtt alle Figur te werke ge- macht; Abrahams einiger Sohn geopfert; no is de oelde ee geestelik0 Tollenbraeht, aller Measehea Seligkeit offaabart die Quelle des Lebens atdtfesohlesssn.

In Kapitel 80 spiioht der YerüMser von der FMeht der

1) des nmwen.

2) irie oben: des zeuweD.

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SCBULZi^ ZU 6£00T£y BÜ6CH U»D VfiOHfi. 607

edlen Traube. Wie Moses aus Kanaan die groise Traube kum- men liefs, so soll auch das Neue TeäUoient der Gnade sie trageo, dals alle Christen ihren Krloaer am Kreuz kennen lernen und schmecken in seinem Sakrament. Ist sie hier auf Erden ßo köstlich in der Wüste, oh wat mach dim de uvürvloedigo wyn we^en mt üverste Jherussalem in ewicheit. I)ie Trriul)en machen fröhliche Herzen, frei, sicher, befriedigt. Freilich, wenn sie reif sind, fallen sie nicht ab, wie die Äpfel, sondern müssen mit der Hand ipepflQokt, in den Korb gelegt und geprolst werden. Dann wird der Wein sam Kaufmann in die Stadt gebracht nnd seine loepers rufen ihn ans mit groeten prys. DofOr gebohrt nnserer- BtitB ntäk (Kap. 85).

ChcitI» hat dnen grotai Weingarten gepüaml itt dir hei- lig en Kirche (Sap. 86), Um baechfittt gegen im wMm heestan (leye, bare, wnlff, Ijndworm, slanghe» rave), so da& «edar Ktaigfl noch 'Sjwamm eiaa güttbiipa Bade nafanoB sock an Uuvr Sali^it aehadigaa kOnnan, Aach ainaa Torrn hat er darin amehtati auf daat man sichnr iat gegen alle Fainda: nflaoh lieh ajnaa aaliaa gnaia angharapan hf ajnaa aalvaa naman. fir wachst» wann man ihn beachneidat^ d. h. untar den Yarfolgongaa« Der Wainbarg aratraekt aich mcht bldb flbar die Erda, aondam anch über dan Himmel, aber dort iat keine Arbeit mehr nOthIg; aie haben kdatlicha Iranben in der Zeit geteagan, dmm tiinkan aie den Wein der IMhlichkeit in der Ewigkeit Auf Erden boU jeder helftn: graben , hackM, aehneiden, aufbinden, begießen, alle Qnader und harten Steine anawarÜMi, alles Un- kraut mit Wurzeln, Nesseln, Domen, Diesteln aaarottan. Leider arbeiten Tiele nicht nach des Herrn Weise; geben schlechtes Beispiel, suchen nicht dor Seelen Seligkeit, sondern zeitlichen Lohn. Sie nehmen die Wolle von den Schafen nnd saufen die sfifse Milch, aber den Wolf schlagen sie nicht TOn den Schafen, föe sind Mietlinge (huerlynghe). In den letzten Zeiten ist des Herrn Weinberg sehr verkommen nnd TCrwastai Zu viel Mist schadet. In der ersten Zeit, da er mager ¥rar, ohne den Mist zeitlichen Seichtums nnd ungehöriger Genüsse, trug er die besten Trauben, nnd den Wein der Turicheit, der mynlicheit, der rechten ?rolicheit. Jetzt aber ist ÜberHufs an zeitlichem Glück, und Toersp Kt (Vorzug:) an Keichtoifi, an Ehre und VergnOgen. Dias hat denselben verdorheu.

Die Prälaten stiegen in die Hohe, dio L-ntcr^^ebeni'n wurden ▼ersäumt, ihre Weintrauben sind bitter, eere wvii is vorsma lelick, ihr Gebet kalt, ihre Tugenden schnöde, ihre Werke verdammiich, ihre Frömmigkeit ohne Geschmack , ihr Wort ohne Erbauung (stichticheit), ihre Sitte ohne Heite (eer zede sunder rypioheit). Es aind darin die kesseln der Fleischeslust, die Zaunrübe des Hochmuts;

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gierige Lente grabbich nae eerdeschen g^uede va dor:>tich na tjtlike Wollust i ferner do mule oder wroeto anders g-hen^emöt de goer (drei Bezeichnungen für Maulwurf), der den sch.»nÖ brynck daer blick maket myt swarten erden, bedecket blomen unde kmde des brynckes. Das sind die bösen Pr&laten, die nur m der Erde zn wohnen snchen und in leitlicher Wollust; sie wanmeln viel Geld und Out nnd aaek geistliche Gfttar der fiidM als Friboidni imd Alfin, je mtlir Je lieber; lie sind Uind m geMlieheii und ewigen Dingm. Unter der Brde uä^ Hoher Vergnügungen grOnen siet dldc vnd IMt md nmd en ihrem Leibe. Der obente Ofirbiir ist laogniltig sa ihrer Beeee> mng; aber er eoUte eine Falle anlSrtellen, nm alle dieee Manl» wflxfe sa grypen ende knjpen. Aneh fiöl Salbei (vele eelven) werden gepflanit; Ueine nnd groihey Frllatan nnd Üateigebene sncliea eree eelTee ere» goot Tordel nnde geenaek eder geaoefale. Diese aelre grflnel Aber den ganaen Oarten nnd vs^iM viele Kiftnter der Tugenden. Jeder ruft in eeinem Henen: och fcedde nk wat Kap. 87, ein Gebet in Ghriato für eeine Menneh- werdang» dalh er uns nnd eeine Crehe nicht verlaaeen eehliefiit dieeen Abeehnitt

In Kap. 89 zeigt der Yerfluner, woe nntte vi gnet dat ie, dat de mensche de werlt vedaeeen; sie sollen dnreh die enge Pforte ins geistliehe vellkommene Leben eingehen, das ist das sicherste; frtlhmorgens sehen, nm zu verdienen, am Abend dea Sterbens in den obersten Weingarten, in Ewigkeit in Qottee Gloria zn kommen* Früh, in der Jugend eehont denn die jun- gen Bäume lassen sich am besten yerpflanzen, um dann mit Christo, der ala Brftotigam mit uns arbeiten und bei nna bleiben will, zu leben. Diesen Weingarten sollen wir schlielsen (dneh das Leben nach der Regel und DisBfdin); bewahren, dafs wir nicht auslaufen noch Leidenschaften nnd Sflnde einlassen, ihn befrachten durch die Gnade, zarecht machen, npbjnden an Ster- ken holteren, und zwar mit dreierlei Banden, wie Beraard sagt: mit der Scham dat se nicht en sehenden er vrenden vnde maghen, dat se nicht en heeten verlopene Monniken of l>y^ter nonnen of beegbynen. Aber weun sie sicli auch darüber hin- wegsetzen, soll man sie mit Nägeln festmachen, d. h. durch die Angst der Ewigkeit, und da auch dies nicht immer hilft, und der Mensch als Schiff ohne Steuermann unselig in Zeit und Ewigkeit verloren jsreht, so soll man jeden mit dem dritten Bande, dem Leim der Liebe, sanft, dauerhaft und zuverlüf^gi^ biaden. Um gute Frucht zu bringen (Kap. 'J7), mufs der Wemstock in der Sonne ßteiien. Das Blattwerk das Geschwätz) hindert es (weitläufige aber sinnige Ausführung der Zangensünden); sind die Traoben reif, mnls man sie hüten ?or den Vögeln des Tages

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8CUULZE, ZU OliOOTIS^ BUSCH UND V£aB£.

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und den Dieben der Nacht. Aber alle Mittel (Strohpuppen oder bokemole, Klappermühlen u. s. w.) helfen nicht; am besten, dafa ein lebeudiger Menäch es thuo. Aber der Kueclit, der es aus Angst oder Lohn thut, ist aucli mciit treu. Am besten thut*a der Sohn : ho lopet, he ropet, he cloppet, he werpet myt kluten, myt stjnen, myt kiuppelen, myt staken, am meisten mit seiner Armbrust. So sollen wir die Traube bchützeu vor den Vügola der Unatätigkeit, der Eitelkeit, des Leichtsinns, yoi den Löwen 4m Hochmuts, vor den Füchsen der loesheit, der Bosheit (fanget uns die kleinen FQchse), der eigenen, bOsen, losen, klugen egen« «okelieheit (Eigensucht); Tor der Schlange des Neides; sie all« feijage, ja Mto mit dem Krrai Chriati und aeinar Treue, Dmii^ lieb«. Kommt dann (Kap. 100) dia Zait daa Aliachaaidana d. h. dfla natarlichaii Starbana, dann folgt auf den Tod dia Weinpreasa daa Fagafanan; hiar wird dar Waln geklärt, ina Faia gafftUt^ «ad diaaaii Wain aohaaka dam Brintigam, dar dir daftr toq aaiiiam Wain glatit» » ar iat nnaar Wainataok» wir aaiaa fiaban.

d) Dan Sohlnla büdat von Kap. 108—107 dia Br« Mmng dar TorattgaBiaUtan Fraga» woa wj in Milan gaan in lagyaran Tnaaa la?aa wynboft. Aiabar apraob dar TarÜiaaar von dam Morgan daa Labana» Jatrt Ton dam daa Tagaa* Btaba firOh «of and gaba In Chriati Waingartan und dann ainat oben in dan latrtan nnd baatan dar aaligan Ewigkaii Es foUt noeb ?ialt aber was an VoUkommanhdt ftblt, daa arftlla mit aUar Damtttig^ kait Scbm&cka dainan Weingarten. Ea soll in ihm bliUian dat «dele fiolakan dar oatmoedicheit dazu (Kap. 104), dat adala medesoteken, welaha alle Tage der Sonne folgt, anab nmriatt* blomekyn des Gehorsams, und als dritte: iolengeriolem anV like Yulberdicheit (Beharrlichkeit bia aoa Ende). Abar es muTs der Weinhof auch bewahrt werden vor der Schlange des Nei- des, der Nessel der Unrainigkait and Eitelkeit, vor den Mäusen, welche dia Wnnaln banagan, dar njpliabtiglia (naogiariga) onrio« aieheit.

In Kap. 107 schliefst ein inniges Gebet das Buch; sein Schlufis lautet: Och aller edelster keyser, du bist wyngaerden,

wynstock vnd V7yn , laet my doch wesen dyn aller vndersten rancke by der eerden myt kleinen bladeren, myt snoden druven, dat ich nemmer leven mog-ho umme dy, want ich nicht un ver- mach suuder dy vud alle dynghe Yermach ick overmydst dyn guetheit, mjnlicheii vnd myidicheit, benedjet in tyt vnd in ewicheit

Der ^V eingar ten der Seele endet auf Seite 224*. Khe wir einige Schlnfsbemerkungen hinzufQgen, haben wir noch die zweite in dieser Handschrift enthaltene Dichtung desselben Verfassara darzulegen.

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geistliehe Blumeiibett«

Auf S. 284 Iblgi dni sweite Bidtaig mit mm Über- Mhiift: hjT beghynti noch een guet boeok woe aUe kpidnr der giMitn fallen inwendloh in den herten een bloemich beddike be- reyden o7nutB nnses hM lyden vn ia ?an dnerleje beddiken.

fie beginnt mit grofter Initiale in blan nnd grflnem Weln- lanb nnd roten Yeniernngen. Aneh diese Dicbtang leimt akli an ein Wort dea Hobenliedaa; leetulna noater floridna 1, 16» nnd an Angnatin's Wort: 0 god dn helMt fna ghemaket na dy aelTen Ti vnse horte ia Tnmtioh aoe langbe dat hat leate in dj. 8o aoUat dn in deinem Wiaaen nnd in deiner liebe Gott kennen nnd alle Dinge in Gott; alle Seligkeit iat in Gott 0 edele eele woltn godea waerheit kenne, godea gnetheit mjEen, vfi gedee aoeatioheit ghebraken in eviohidt in glorifi, aoe moeatn nn in deesen elendicheit na d|n6 Tomoge keerS an godee grade; ohne dieae kennet dn nioht anr glorie kommen. God ia dnaoat werve meer berayt eyn gracie te gbevene in vnae eele, als wj yub daema aehickcn vnde bereyden oyermits Tnaen Trjen willen te kerene ran annde tn yan all dat hjnderen maefa den ingaack der grade in vna vn dit bereyde doet de sele OTOtmita godea graoie lü. eers selves yulbaert (Zaatimmnng)^

In der Stelle des Hohenliedee ateht: onse beddeken is blo^ mich, im ersten Sinne. Die minnende Seele begehrt ihree Bräutigams Kommen heralich in de slaepkamer daer se syner sot^ teghenwordicheit ins heymelike mochte gbebmken in go- Qoecht^ eerä herte. Sie sagt nicht: mein oder dein, sondern unser Jiett. Du bist zn hoch, meine Kleinheit kann dir keine Statte tleiner grotermogentheit bereiten. Dies Wort sollst <In aber i^e istlich verstehen niich dreieriei Smu. Das erste Bett hat CJjristo bereitet seine allerwerteste Mutter Maria, das andere die Synagoge der Juden, das dritte seine allerliebste Braut, de ynnig myn^de sele. Das Büchlein handelt nun von diesen drei Betten.

a) Tn Kap. 1 (S. 226) knüpft die Betr;iciitung an die t raL'e : woe wy begbere sullr» vnses herö tokonipst. Der gut geschafieiie Mensch ist gefallen, von Tugend in Sünde, j.i liel wie der W:m- derer von Jerusalem nach Jericho in die llaode des Morutirs; da blieb er liegen, halb tot, bis der gnädige Samaritanus Jesus Christus beroort wort van sycs selves barmherücheit vn heeft vp gheuQmt- vp sjn peert, dat is yp syn edel menscheit, bren- gende den krancken in den stall der hilghen korken. Gott also muis den Menschen gesund machen, der Mensch begehrte seines

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SCHULZE, GBOOTEy BUSCH UND YEOBE. 611

firldsers Zakanft und ruft im Bneh der Liebe: Ocb wolde he mj doch küssen myt dat küssen synes müdes. 0 Gott, der da mir soviel gegeben in deiner Gnade, Sonns, Mond, £rde» da hast mir anch deine Boten und Knechte gsssadt und auch 83me gs- noechlike brere, dat is alle hilghe scryft, die mir den weg weist; das ist alles gut, aber also luttik (wenig), hont dat he selven körnet vn küsset my myt syns se!vos niüd. 0 Gott, du bist mächtiiT und reich. 0 wil doch komeii rn wesen myn vrent, myn hrrfeder. Unsere Natur ist aber zu snride dyner hoecheit. Allone MariT' reyne kuniorkes is over all eer beddiken. Hier ist znnächst (Kap. 2) ihre ootmcedicheit zu beachten, es ist ein beddiken, vn nicht een bedde. Sie hat sich selbst er- niedrigt, darum hat sie Gott erhöht ; dyns herte kloyne bcddeken heeft em bebaghet, dyn oetmoedicheit heeft syn groetheit ghe- trecket. Ihr Bett (Kap. 3) ist aber ^hemeyne alle sunders; es ist weder Gottes, noch ihr eiirenes . noch mein, buuder unser Bett. Hat Gott doch nicht verschmäht, so maer auch der niedrigste Sünder zu dir kommen, du verschmähst uiemand. Dies Bett ist blumig. Zunächst ist da (Kap. 4) een edel fyolekö. Alle Blumen kommen erst im Mai, und verkflndigen, dafs der Winter vergangen ist und der Sommer angefangen bat. So ist nach dem harten Winter der strengen Gerechtigkeit Gottes und seiner harten Werke über alle Sünder Hiigel, Schnee, Freist und Kälte gekommen, so daJs alle Horzen kiilt, alle Strafsen schmutzig sind. Dann ist der Sommer gekommen durch Gottes Gnade. Alle Propheten haben dies mynnelike fyolek^ begehrt. Nun hat ^ Maria ihr Kind in eine steinerne Krippe gelegt; das war sehr hui f&r unseren Erlöser; es war dies töM sacht, aber uns nntie» niobt blumig, aber ms allen selig. 8o «dl die Seele ersl einen Anlluig machen in eer jacMike kamerken Tp ynse bloe- mjge beddiken, daer nae en neder leggen Tp een arm beddiken in den stalL Kere djn berte an der gbenadigben moeder, myn- liebt bidde erC troesfc vp dy in dynes bertS ynnicheit, nnd nun Ibl^ diee Gebet (Kap. 6). Wenn wir nun kiank nnd beMbt sind, so ganok snell to bedde, loep to Marien bnlpe, reste alleene vp eer gbenade.

b) Nach Kap, 8 hat fwner Cbristo ein Bett bereitet qme steef* moedeTi d^ b. der joden sjnagoga» nnd dies Bett ist das Krens. Bas ist nnser aller Betl^ eng, sclunal; dort bat er aobwer ge» litten (nnn werden die K^rpefscbmenen gesehildert), er bat es ans mit groibsr Arbeit bereitet, deshalb sollen wir ihm dsnken ftr seines leideas oTsrflodiebeit Tm ?nse salidieit; es gosebiebt im Gebet. Nichtsdestoweniger ist auch dies Bett blumig. Die b5se Stiefmutter hat ihm nur Nesseln, Disteln und keine Blome gtbraebt. Kein Menseb mftebte anf dieeem Bett nthen; lieber

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ANALBKTEN.

auf Stroh, Holz und Stein. Aber seit der Bräutigam der öeele darauf geschlafen, ist es begehrlich; denn seitdem giebt es Ge- sundheit, Reinheit, Freiheit, Kräfte in Zeit und Ewigkeit An Jesu Liebe als auf dem edelsten Acker sind die Blumen aus- gelaasen (Kap. 15): als die Bose der allermeisten Liebe, die Lilie der allerDiei^ten Reinheit, die Fiele der Demut, alle Tugen> den im obersten Grad der Vi 11k mmenheit. In der Hitze der Sonno ist hier die edelste und beste Frucht gereift (Kap. 16); je höher der Apfel am Baum, desto mehr gebacken wird er in der Hitze und desto edler, gesunder und roter. Alle Wunden der Sünde können durch diese Frucht geneseu; freilich nicht so, dafs man nur Ton Ferne sie ansieht; yiehnehr mufs man nach Yermögtn seinem Beispiel nnd seiner Lehre folgen. Gae sitten TBder 4tt crnce Ghrittit sitte daor, loTe daer, sljrff daer, wone daer, elf to mjwtM kom vake (oft) weder daa is s!^^ Tmdit aeete dyner kalan.

c) Abar aaeh Kap. 181^ aell aneh die Bmnt Chiiati ihren Br&atigani ein blflmi^ BafcÜein bmitan wt raekiar mynnaa. Diaa aon die liebende Saale ans ihrea Hanena fnnlekait» ynnidiaii, saliekaii, ghenadichait madien. Zwar kann man Jeanm nieht naeb aeiner Hokait nnd Wflrdigkail aufnahmen , aber aaine Otlta iwiasrt seine Hekait m meiner Xiediigkeit m konunan. Dorak Oettaa Gnade (Kap. 19) k5nnen wir ina Laben der MatUehkait kemman. Ken aan synder recbTaardich of een gnaet manack gnet wardfi by am aelven? Her overmits godea gracie vn qma selves Tiye wille woert ka aen kjnt godes vn een bnrghar vaa Jhemsalem. Sonst ist er ein Feind Gottes nnd BOiger von Babel. Es ist des Bräutigams BetI wagvn seiner Gnade, kräftigen Bereitang und liebevollen Ankommen nnd seines Bdleen Schlafens im Knmmerlein deines Herzens; und es ist auch dein Bett, nm deines freien Willen und Zustimmung und deines de- mütigen Bekennens deiner Sünde. Dies Bett Gottes steht (Kap. 2u) lut heymelike in der kameren. Einkehr in sich selbst ist das erste. Wolle doch aufsen deinen Trost nicht suchen, denn dranfsen ist es kalt und windig, Ihtgel, Schnee, Regen, mer byune ist resto, vrede, soelicheit, stüheit. Dein Bräutigam ist schemel (schäm haftig); er will heimlieh kommen; also inwaert gaen , in dyu herte, da bereite ihm das blumige Bett deiner Liebe. Wir sollen ihm unser Herz geben voer een betulyge bjtis herte. Wir könnens nicht bezahlen, alles, was er giebt. Sein Herz ist Licht und Sonne, Wasser und Speise, eine köstliche Quelle, um diö Fleckeii zu waschen, ein süfses Bad zur Genesung, een kostel apoteke Tull aller arzadjen teghen all myn mghesnatheit; ein sehOner Stiegel aller Tugenden, ein Turm der Btlrke gegen alle Falnda, ain gkebraden appel myt cmde rall

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SCBtTLZB, ZU QROOTEy BÜSCH UND VEOHE.

besrhaden. Gieb ihm dein Herz. Ein edler Falke sucht das Uerz, alles ander© Fleisch lälüt er liegen. In diese Kammer dürfen keine Tiere hinein, die sie verunreinigen. Es steht das Bett in verschlossener Kammer. Man macht es von Haar oder "Wolle; aber das ist hart, filzig', knorrig, kalt, man nennt es een kulter (kolte, Matratze); daß sind äufseriiche Werke, Martlia- werk, de sorchvoldich was over all Tnde unledich van buten vnde daervmmo vvoert ise vake verstuert in eer selven. Maria, hörte zu und das war besser. Doch ist eiu ßlzig Bett auch gut inr Not| md die äuTseren guten Werke den Armen helfen. Aber •in B0tl kOtflkhtr plmnen ist begeer und die sollen wir pflflckeD Ton YOgeln, d. b. geisflkh wirUicbe Ifenseheii« mid smur to» dm Beispislen Dsd Tagenden dsraelbeii*

Dodi soUeii wir m hftten (Kap. 29), dafii diese gntsft Werk» (die Flftnmen) nicht ?om Wind ?enrehl werden, indem wir anf den Bafam der Kensehen sehen; msa soll daher ftr sie ene bner michaii ▼on Ijlie doedc. Das isl nicht leieht Man mnih dazu Leinsaat sAen^ das XJnkrant ansrotten, den Flachs inbereiten, Gsm machen und weben; ja Uetyner diasi, jo better. Aber doppelter Fkden reibt nicht; nimlich die Uebe so Qott nad sun Kiebsten. Von dem- selben Leinenseng mnfs anch gemacht werden alle dyns beddiken lakene, gardynS, kursenbuer, bovet doeck, hoyet mnssche, hoyet- podesbner n. s. w. (Kopfkissen, Kopfinütie, KopfpfQhlzieche)» Bas sind die geistlichen mancherlei Übungen, Werke und Tugen- den. Dann sollen wir suchen die Blnmen: do oetmoedicbeit, dia Fyole, welche als erste Blume im Mai nach dem harten, düsteren^ dreckigen Winter blüht; dazu die kostele medesoteken (Gehor- sam), die Lilie der Reinigkeit; die Roso der Liebe, die anch unter Dornen wächst ( Feindeslicbe). Diesen Blumen müssen wir Waaser ins Glas geben, nnd da wir's nicht haben, die Maria darum bitten, dafs sie unser Bett blumig mache, Kach Kap. 30 gehören noch andere Kleinodien in die Kammer: Alle Jung- frauen haben viele köstliche reyscbap (Geräte): Spiegel, hantvod^ hantdwelen, trysoer, kamedelo, vögele in de korflf, kostele beldö ghemaelt an de wando, ze^denspull tafel, stoel, luehter, vn ins middel eeu hertes twychhangende (Hirschgeweih, Hirechkolben: spica celtica), myt euer schöner jücferi* beide ghecronet myt golde. Alle diese im damaligen Scbmuckzimmer vorkommenden Haus- geräte werden allegoriach gedeutet. Der Spiegel um die Flecken der Seele zu erkennen, das Wasserfafs, um bie abzuwaschen durch Beue, Bulse und Pönitenz, das Licht zum Leuchten, um nicht anzustoCsen» das Haar flechten, dab die wilden Gedenken nicht nach ihm Ktelkeit iMvnmflisgtn; der tiysor ist die asmorfiSp. um alle kMiehen Gaben des Brintigams einsnscUidhsns daia kommen nach Kap. 32 die schOnea Bilder ftr die Brinnamn^

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AMALBTSN.

an den ?ier Wänden, nach den vier Kräften des menscli liehen Herzens, natürliche Angst, Hoffnung-, Traurigkeit, Früliliclikeit. Im Westen ist der Tod, wovor uir Ani^t haben sollen, im Osten die Passion des Herrn, womuf unser Hoffen steht: im Norden die Hölle von wegen der Traun^^keit, im Süden die ewige Seligkeit mit ihrer Freude. Danach soll im Westen ein Manu cHbge- bildet werden mit einem swade oder een meyer myt cor zejrse, der alles Gras abschneidet auf dem schwarzen Felde der Misse- that, und darauf eeii vle, der des Nachts fliegt, grofse Au^^en hat und henlt, wenn die Zeit des Sterbens kommt, anfserdem ein weifser Schwan, der rein und Uar «ad imiig singt Da?or soll ein lelMDdiger geytljngh in einem Korbe hangen, gioi eehwaii, nir leine njbbe ist rot als Gold. Xuinii dn andi nlelit toH» kommen «ein wie der Sehiran, eo doeh diesem Vogel glelehen. Anf dem Osibild soll der Weinelock der Frffhliobkeit gemalt eeia; anf dem Bfldbüd ein schOnor ktefUeher Baum mit Frachten, wie Johannes mit swftlf Frflohten sie sah (Offb. 22, 2); anf dem KerdbUd de glojsnde OYen van babylenie.

Anlherdem soll Im Zhnmer sein een hertee hoetn (twyeh) dannif ein sehen Jnngftmenbild mit einer klaren keensen over all Inehten, wobei wir an die gnftdige Königin Maria» die Mntter des Bitatigmns, denken sollen, da wir nur dnrcb sie alles erreicben. In dem ZimiMr soll aUeseit Saitenspiel nnd Gesang som Lobe Gottes sein. Anöh in schweren Stunden, wie der Herr am Kreuz seine sieben Worte als den edelsten Gesang gesprochen bat. Dabin kommt (Kap. 38) Christus mit der Kraft seiner Liebe, er klopft an, als Lieht^ Alles zn erleuchten, als strenger Bichter, dem nichts verboTgen ist, als Arzt far die Krankheit, als lieber Frennd, als mjnlic brautigaem, der alles giebt, was not ist, Rpeisp und Trank im SalTaraent. Darum snllrn wir ihn bitten um seine Gnade; hfilte ihn in deines Herzens Kauirjier, dafs er bei dir bleibe, nimm ihm seinen Hut ab (die Dornenkrone), schliefse ihn in dem Schatzkfl^tlein deines Gedächtnisses, dafs er ist der König aller Könige, der um deiner Seligkeit willen also geschändet ist; nimm ihm seinen Handschuh und Schnhe, seine Nägel, welche dich be- schirmen sollen in allen Dornblättern der Trägheit, seinen Stab, Schwert, Panzer, was dich vor allen Leiden und Krankheit be- schirmot: sein Geld, Beutel, Tasche (sein Verdienst), damit dich allezeit auf sein Verdienst verlassest, seine Tasche ist seine Menschheit, voll von Gnade, sem Beutel voll Martern, beides steht stets offen.

Hit einem Gebet im letzten Kapitel (43) um Christi Mildig- ksit md Bannberzigkeit scbiieCit dies Bneii; anf Blatt 31lS ohne üntsnchrift

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SOBULZB, ZO CffiOOTBy BÜ8QH UND VEQHB. 61b

Die ans beiden Schriften des nicht g-enannten Verfassers ge- geTbenen Mitteilnngen lassen sowohl den GcdankGngaiig wio die Art imd Weise, JuhaXi and Fwoax, Spradie und Darstelioiig deut- lich erkennen.

Es nnterliegt zun^lcbst keinem Zweifel , dafs beide in dieser Handschrift vorliegenden Dichtungen von demselben Verfasser stammen; mm überflufs sai auf das in beiden vorkommende Bild vom Falken, der (\m Hörz sucht, hingewiesen; femer die Erleiche Dentnnir der Blurneu von den Tne-enden. Aber ebenso wenig bedarf es eines Beweises, daXs die vun Jostes gefundenen Schriften : Marioutrost und geistreiche Jagd mit dem Weingarten und dem Blnmenbett denselben Verfasser haben. Auch daför sei nur hingewiesen auf die Stelle am Schlufs des Blumcnbettos von Hut und Handichub als der Domenkrone und den Nägeln (Kap. 42), vgl. mit den Stellen bei Joistes aus der geistlichen Jagd S. 185 nnd dem Marieutrost S. 251. Ferner der Vergleich mit dem Fiaumen- bett im Blumenbett Kap. 22, mit dem Weingarten und den Predigten S. 367. Der Predigtstahl am Kreuze in Marientrost (Joetes S. 404) und W^gsrten (Kap. 77); die Hbnmelsgegea- den in den BUden im KanunAr ebenso gedeutet in der geisi- lieben Jagd, bei Joetee 591.

Die 8tellang, weldie er der Heria «nrftnmt, iat im Marien» trost mit dem Blnmenbett tOlUg die gleiche (Kap. 29). Die dori eitierten Sehrifleteller ans den Predigten finden sieh hier •benlkDs: de hejdensehe meyster Aristoteles, de natorlike mejster Flinins (auch in der geistUehen Jagd bei Jostes 8. 881), der Tom Feigenbanm schreibt» 8eneca n. a.; ferner Angostin, Oiegor, Djonis, Bernhard.

Anch das Spraehmaierial findet sich hier ebenso schOpf^Brisoh gjohandiiabt wie nen erweitert; die Allitteration wird mit Tor- liebe angewendet; z. B. besmaddet, becladdet nnde bemaggelt^ besubboi vnde beslubben, besabbel tnde bemuddet, ]^iattick, pm» lieh, mulich, hoesheit V rsheit ^ giTpon Tode knypen.

Ausdrücke wie: GaiTelcange (Gabelzange, Ohrwurm), Zeydeu- npnlitafel, oder: Kap. 31 vgl. mit Jostes, Predigten, S. 260; Kap. 32 aveguDsticheit neben nydlcheit, vgl. geistliche Jagd 48.

Die Schreibweise in der Handschrift weicht etwas von der Ton Jostes gebrauchten ab, z. B. : eneren hier pnoeren : verroten hier verotten, tyd hier tjt, zotelike hier soetelike, deyve hier dyeve, medesotckyn liier medösoteken u. a.

Die von Jostes gegebene Beweisführung, dafs Veghe der Verfasser Bei, können wir uns aneignen, teilweise berich-

tigen, teilweise bestätigen auf Unmd der in oneerer Handschrift enthaltenen Angaben.

Zanftohet ist sein erster Punkt, wonach auf Grund seiner

atlttAc 1 Xf, 4. 40

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616

▲NALBKTEir.

Handieknü Tom Jahre 1502 der „Weingarten** mindestens swel Jahre Tor Veghe^s Tode (21. September 1504) Yerfalst ist, dahin la berichtigen, dafs da, unsere Handschrift aas dem Jahre 1486 stammt, diese Dichtung also mindestens achtzehn Jahre Tor seinem Tode verfaTst \st, nnchdem Veghe schon fünf Jahre Beicht* ?ater bei den Schwestern gewesen.

2. Dafs der Verfas.-er zunächst für Klosterloute schrieb, kann aus der hohen Pimpfe hl uni,' über das Klosterieben im Weingarten Kap. 89 96 nicht ohne Grund treficblossen werden.

3. Weniger richtig dürft© auü der ausführlichen Behamilung der Zungenbünden g'efol^'ert werden, daia er für weiblich© Kloster- ieute geschrieben; der deutschen Sprache bedieuto er sich, weil er doch nicht blofs solche im Auge hatte, sondern Qbeihaapt die Kinder der Oracion, welche einen geistlichen Weingarten in ihren Herzen pflanzen bollen.

4. Dnä Wort „Orden" wendet der Verfasser nie an, nennt auch nie die Ordensstüter oder macht Anspielungen auf die- selben. LMo Genieiaschaft de.^ geistlichen Lübens , die er im Augo hat, und welcher er ^elbit angehürt, ist also eine „freie geistlicho üenossenschaft", und er ist, wie unsere Uaudschrifl bestätigt: een monyck van der regnor6 ordS.

5. Dab der Verfasser in Manster der dortigoi bedeut- samen Stiftung Ton H^ridi ?oii Ahmt vagMti ludWt Iblgaort JosttB «OB einer nur einem Hflnstenner gelinflgin nnd nnr in Mflneter TentSudliclien Beieieliniinf Ar Oeflognü MBnddentorae'', wo noch jetzt ein iSrflber ale Gefingnie benntrter Tnim deaellinl den Namen Abrt: „Bnddentonn^.

Wae non eoliIieibliclL die ganie allegorinerende Diehtung nnd Dantellnng «nlangli lo giebt der Yeiftner In der Snleitong mr geisUiehen Jagd eine Becbtlwtignngf weshalb er sieh des BÜden bedient» am seine Lehre darunter danustallen: ÜTach St Paalm will Qott, dalb alle Kenaoben selig werden; da dieee nnn anf die sinnlicben Dinge gerichtet eind, nnd dn allee Erkennen ton den Sinnen ausgeht, so hat schon Jesus deswegen in Parabeln gelehrt.* Es sind die Parabeln ntwendighe ghelikeniase» np dat ellic ghetrecket worde na synne natoren. Ebenso ist Paoloa den Griechen ein Grieche geworden. Ungehörig i^t ee, anf den Bergen Fische fangen an wollen, oder Hasen im Bach; mer ellick ■al men soeken nae synne art. Es ist ao fOr den Menaclien b^ qnemer zu hören und auch zu schreiben.

Fflr den Weingarten der Seele und dies blumige Bett knt^ der Verfasser an die genannten Stellen des Hohenliedes, dessen allegorische Deutung die durchgängige im Altertum und im Mittelalter gewesen. Speziell sind ihm sicherlich bekannt ge- wesen dee Uonoriua expositio, welche vieliadi ferbreitet war;

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fiCBULZEy 2U QBOOTK, BOBOE VSD VBGBB.

617

noch mehr des h. Bernhard 86 sermonee, aach wohl Gersons

expositiones, dos Dionysiüs Carthusianus u. a. Am meisten bt- einfluXat ist der Verfasaer von Euyabroeks chierheit des gheeste- ieker bnüocht, der an eine Stelle des Matthäus (Kap. 25. 6) ,6cce eponsue venit; exite obyiam ei* anknöpft und in drei Büchern vom Leben dos beginnenden, fortschreitenden und vollkommenen Menschen bandelt. Spuren von Bekanntschaft finden sich auch mit der dem h. Bernhard zngeschriebenen Schrift; fitis mjatica aeu tractatos de passione domini.

G.

Bei dieser Gelegenheit machen wir noch auf eine Schrift mit gleichem Titel und ans gleichem Kreise der Brüder ?om gemeinsamen Leben aufinerksam, Ton wdclur sidi ein Esemplur auf der Bibliofhek sn Bestock befindet Sie Ahxt den Titel:

Den wijngaert der 8lelai | daer in een meneohe Tinden | eS plnitai aal die ToUe aoate drojve der ineanaeten Cihnsti | in den tyt der gramen | ende aendencken aal | boe die aelve weg'- kepeist I Terderi | efi ?erdreoclit is | in den tqt Bqnre bitter paaaiin | op dal 1^ ver | oenen aoode den thoren aqua vadeia | aa

sejt door den propbeet Die peiaae beb ick

allen getreden | ende van den Tele | ken en la geen man met mj.

Tkaatwerben op die Lombaerde veate in de gnldd PeUieaen | bj Omlliaem Paz^

Die Übeiachrift lantet:

Ben deyote oeffmini^ met devote oratien, daer he een mensche mede mach leeren exerciteren in die beneficien Gods, eil bjsonder der incamatien. ende paaaien. Gbemaeet bj broeder Jacob fioecr, Bcfolier.

Am linde des Drucks steht:

Hier ejndt die wijngaert der sielen. Gheprint Thantwerpen ' op die Lombaerde veste in den golden Pellican hj my Gnilliaem van Pargs. 1569.

Das Buch ist klein 8®. Auf dem Titel ein Holzschnitt: Christns, die Kelter tretend, steht nnbekloidot auf einem Kissen mit vier Quasten an den Ecken, in der linken die Weltkugel mit dem Kreuz, die rechte Hand zum Schwur erhoben, das Haupt mit einem Strahlen- kranz umgeben. Der Weinstock mit fünf Trauben, Blattern und Baaken omgiebt ihn» doch so, dais derselbe aus seiner Brost

40»

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ANALSKTKN.

herYürvrJiclist; sein Ende mit Trauben liegt unter einer Presse, Yor welcher eine Frau (Maria? wohl die Kirchü reprSßontierend) kniet mit einem Kelch, um den heransgeprefsten Wein anfenf&ng^n. Auch sonst ist das Buch mit kleinen, die einzülnon Soenen der Leideni^gQschichte Yon der FnTswasciiuiig an darstellenden Holzsohnitten gesieri. Die Blätter sind Biofat gewählt; es maä 16 mal 24 Seiton.

Bs beginnt mit ^aem QeM: 0 alte goedirtisveBBte (o aUeEfrommater) Jbaan myn troost rnfn liafila wjn aaliahijft 0 gbetron minnaer te menacfaen mja aobepper mjü Terloaser wat grootar achnldenaer bau iek wUt toeh nr y aoTw n^ygan ?ft nwan bamalaoe tfaioO tot mi am aosidieb aeataaifcfi an varliooTt ghebat «St ia oloppe mat ootmoadigar Traaaan ▼oor dia boiat nwar godlikar ganadO n. a. w. Anf swd 19 Saitaa lange Gebete folgt: hoe Jeens heeft gewaschen die ToetaiL aQnie discipnlen. Die Passionsgeschichto wird abaabnitlBweise enfthlt Als den tijt der bennberttcheit efi genaden was nakende indS welcka dat Ghriatna Jbeans die ewighe wyahejt Qoda glieordineert liadde oaa aaliob^ te Tolbrengiian ende ons te yerlossen niot met seWen ende gont, maer met sinen preciosen bloede. So helft hi wt rechter liefden, ^heljck een Uberael vader des huys- gesins een heerlyck avontmacl mot sin§ lienö discipu]»1 willen hoTidö, eer hi door den bitteren doot van haor scheyden woude. In een tecken grooter liefde, die hy tot baer hadde. In welek avontmacl hy xyn tcstament woude disponeren. So wird daun die ganze Leidonsfreschicbte erbaulich behandelt; nach jedem Abschnitt folgt ein Gebet: een devote oratio. Das bis ins einzelne durchpreführte Eeden in Gleichnissen und allegorischer Darstellung, wie bei Veghe es sich ündet, fehlt hier. Sonst aber ist der theologische Standpunkt, ebenso wie die Sprachwoise gam der Umgebung entsprechend, aus welchor der Verfasser, über den sonst im Bach nirgc^ndb eine Andeutung zu üuden ist, herätammt. Anch seine SteUung xur Maria ist die gleiche. Es tritt dies bte Knoaeairort Jean an die Maria recht denllldi lierror: Bft Waat Maria m God gheordineert waa» een middeienae te waaea toaehen god all den aondaer, daerom heeft god anleken diooflieit (tEBorigkelt) np hier Uten em<6, op dat yeidieDale htm UdaoB 80 grbot aonde igra ala aoleiMn niddelenae toehehooKde^ die allen meuoen ghenoech mooht tyn^ eil irtea ongrondigeii aeat haardar wdienaten alle nanaoan noohte helpS. Gbriatna heeft agn ▼leaBch ei hioet geoiffart, Maria haar aide* Maria boghearta haar bloette yereeiugS mette bloede haen aoona of da al aiei hQ ttocbt volbriengen den dienst Taad menscS yerloesdnge. Maer de pteTUegie behoorde allein de oppente prioatar toe» daa hi mal riaea bloede moeht ingae ia aaaota asnelonim» Maer alaa

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MlflGBLLBir. 61$

«

mocht si haer sacrificion, met bloodo yolbrengS, wtwedelyc dat stortö. Si heeft dat nochtäa inwenJolyc vteert door dat hittige vier der miane en tribuiacie. Si heoft god een behaech- like aacrificie geoflfert, dat was en bedroeft hört eil eene geeat vol tribulacien. 0 Maria moeder der gratie, mooder dor ont- formherticheit (Barmherzigkeit) versterct tdr in daecUden oll boboet vns van den quaden, verlost vns van den viant.

Vorgeblich habe ic)i mich bemüht, über den Verfasaor dieses Buches, wie überhaupt über dieses Buch nähere Nachrichten zu erlangea. Mögen hoilimdische Forschor mehr Erfoig hüben.

2.

M i s e e 1 1 e

I. Mm 4m obm 486 A mli^eleilleii „Briefe ChH^*

ist noch aacbzutragen, daXs derselbe sich deutsch findet in: Fritz Closener, Strafsburgische Chronik (in Bibliothek dee Stutt- garter litterar. Vereins 1843 I, 89 95) und in dem Wiener Codex 1953 (Rpc. 3347), 8^ 13. Jahrh. Versen), welcher abgedruckt ist in Haupt und Hoffmann, Altdeutsche Blatter 1840

II, 242— 2G1. Lateinisch ist er ;iuch imch eriiaiten in Walter Coventr. ed. Stubbs II, 185 (aus Hoger de Uoveden), arabisch in einem Pariser Codex (Catalogne d. mauuscr. arab«e 311). t^ber eiueü angelsächsischen Codex vgl. Fabncitis m, 511, wo ein unserem oben abgedruckten griechischen Texte sehr lihnlicher auch kurz angeführt ist, der aber als Patriarchen Joannicius nennt. Dafs übrigens unser Brief bchuu den Mala- barischen Syrern bekanut war (La Croze , Eist, du christianisme des Inde.s, p. 240) weist mir der leider inzwischen verstorbene Herr Prof. Dr. QUdemeister gütigst nach.

Ä. Höhricht.

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ANALEKTESr.

2. S«r KMTsqpoadMB MaHfai livIlMr'i

(b. oben 8. 274ft) ^

1. Über Johann Öden (s. oben S. 278f.)- Johann Öden stammte ans Heilbronn. Von und aber ihn habe ich folgende, bisher nnbekannte Briefe auf dem EgL Staiie- archire zn Königsberg gefunden.

a) 1524 [Februar 29] Montags nach OcuIL Frankfurt a^O. „Johann Oeden von Heylpnm'' an den fiochmeieter Markgraf

*AlbrGcht TOTi B rander burir.

Eigenhändigee OriginaL Papier. Siegel. Sehieblade Kr. 71.

Oeden meldet, das Evangelium werde auch in Polen sehr unterdrückt; wie lancrs ein Bestand will haben, weifs Gott; anch verspricht er, mathematische Instrumente zu sonderlicher Loet des Hochmeisters anzufertigen.

b) 1524. April 7. Frankfurt a./0. an denselben. Oeden bittet nm Urlaub nach Heilbronn.

Schieblade C, Nr. 70.

c) 1524. August 16. Frankfurt a./O. (Ib. 105, Nr. 9.) Oeden meldet dem Hochmeister seine schwere Erkrankunir.

d) Von Ofen aus entbot ihn der Hochmeister nach Zorbst, am 31. Oktobor 1^24.

(Schieblade D, r)31/2.)

Johann Öden war also ala Kai im Dienste des Hochmeisters thätig, verschwindet aber vom Jahre 1524 an ans der Geschichte Preuftiens.

2. Kitteilnng ther zwei, bisher unbekannte. Tar- ieren gegangene Briefe AlbrechVs und Lnther^a ans der Zeit: Jnni nnd Jnli 1526.

a) Herieg Albreoht Ten Prenfaen an ICartin Lntber. [? d. d. Ktaigsberg, circa 15. Jnni 1526.]

Inhaltsangabe bei Spalatin, welcher den Brief gesehen hat: Spalatin, Annales, in Mencken, Scriptores renun Germane Carum (1728), T. 1^ p. 647: „Menaibns aestiTia Dax Alb«ta PraedeasiB ordlMn Ttni(»lenm cnm eois axnit et ad eo&Tiatiim Bartholonaei habendnm de rebna dviatiaua D. M. LutteiBi

1) Die nachfolgenden Nachträge Tschaekert*s kfinnen ok- folge eines Veiselieiis ent naehtrigUen gebiaeht weiden

Bneger,

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lilSCELLEN.

621

litens ehristUuiiB^ia acdytt^ pollteitos miBBnmm qaotquot Teilet eqnitam, qui advenieiitem sab fide irablioa dedneerent Legt etiam liienu Prindpls illins FrusBiae, ad enm in hec eeriptae.'*

Danach bat Heraog Albreebi im Sommer 1525 Kariin Lntber nach Königsberg eingeladen, damit dieser dort an dem Landtage, welcher die erange- lisehe KirchenordDiing' beraten sollte, teilnehme Ffir die Beise dahin habe der Herzog Lnthern soviel Beiter zum Schutze Tersprochen, als er haben wolle.

I>ie Steit der Abfassnng l&Crt stob mit Wahiseheinliehkeit fol- gendermafsen feststellen.

Der Landtag atif Barthol omäi (24. Augnst) wurde in Königs- berg am '29. Mai 1525 (auf dem cr?;ten Latiding-o des neu j^e- Ecliatlenen ITcrzorrtums Prcufsen) iu Auasicbt ^rcnommen. Iq diesen Tagen, vom 25. bis 31. Mai, war der iierz**: aufser- gowöhnlich beschäftigt. Darauf folgten festliche Tiige, als Hischof Polentz (8. Jnni) und Briefsraann ('12. Juni) Hochzeit liiel- ten. Mitten in diesem Jubel tauchte der Schwärm L^ei st Martin Cellarius aus Stuttgart in Königsberg auf. 8p er a tu 8 so- wohl, als auch Briefs mann schrieben in dieser Sache an Luther (jener am 11., dieser &m 15. Juni). Brielämann schrieb am Schiufa seines Briefes:

„Scribit Lac de re tibi priuceps iilustrisbimus [Albertus]; exspectat a te quoque sententiam et Ju- dicium.'* (Brismanni epistolae, ed. Qebser 1837, p. 1. 2.)

Wegen der am Anfing August angetretenen Beiae des Her- zogs naeh Schlesien worde der Landtag TOn BartholomAi (84. Au- gust) anf Nicolai (6. Dezember) 1585 verBchoben. Hier wurde in der That die erste, eTangelische Kiiohenordnung fQr das Her- zogtom Preuisen, welche inzwischen von den KOnigsberger Be* fonnatoren entworfen war, angenommen.

b) Martin Luther an Herzog Albrecht. [? d. d. Wittenberg, ciroa 8. Juli 1525.]

Auf die Einladung Albreehfs hat Luther aus- ffihrlich geantwortet und zwar sowohl Aber Cel- larius als auch ttber die in Preufson einzufflhrende Kirchen Ordnung; und diese Antwort yerfaüBte er gleichzeitig mit seinem Briefe an Johannes Briefsmann, d. d. 1525, post ascensionis (in: Luther's Briefe bearb. von De Wette III, 21).

Als Datum dieses Briefes hat De Wette den 16 August, Seidemann dagegen (Bd. VT. S. 4B1) und mit ihm Burk- hardt, Liitber's Bricfwerbsel. S. 87 den .3. Juli angenommen, indem die beiden letztgenannten Gelehrten statt post ascensionis post Tisitationis setzen.

622

ANALEKTm

Für mioh igt tnlMheidend« dab LntliAr «if die eUr» «n 15. Juni gwohriebene Bbiladinig, am 94» ilvgiist ia KOnigR» ber^ an wiislitigeii Landtagsferbuidlimgen teilnuielimen, nicht erst nach dem 15. August in Wittenberg die Antirort

schreiben Iconute; denn dann wAr« lie gur nicht mehr so mhtor Zeit in Königsberg eingetroffen.

Der Brief Lnther's an Brie Ts mann ist Antwort auf dessen Schreiben vom 15. Jnni (Qebser a. a. O. 1. 2); bei der Erwäh- nnng der Vorgänge in Königsberg schreibt Luther seinem Frennde: „Scripsi nwtch de Martine Cellario et nunc latiiis ad pria- cipem A d{>lbeTtum, simul de ceremoniis instituen* dis" (De Wette III, 21).

Danach hat Lnther sogar zweimal über Collarins an Herzog Albrecht geschrieben, das zweite Mal ausführlich zugleich mit dem Briefe an Briefsmann; in dem zweiten Briefe an Al- hrecht aber hat Luther auch über die zu entwerfende preufsische K ir chenordnang gehandelt.

Beide Briefe sind yerloren; ja, auch die hier mitgeteilten lu- haltsuugab' II hat in der Darstellung der preufsischen Kirchen- geschichte bisher niemand crwäbat. Sie werfen auf die Königs- berger Ereignisse des Jahres 1625 ein neues Licht

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REGISTER

Von

Lic. Bernhard Bef» io Marburg.

I.

Verzei€bu8 der aiigeilrackteA QuelteiislQcke.

[381] Brief Christi, griechiäche Handschrift in Carpetitni8. Aus- züge (Neudruck) 437 f.

Saeo. Vm/IX: Syrische Handschrift „Sachau 302", Anfänge der einzelnen Abbtndlangen 443 447.

[1201] Brief CSMtH, lateinieeher Ttoxt aus der Chronik des Boger de Hoteden (Nendmck) 438 ff.

Saee. xm: Bri^ ChritH, lateinieelier Text einer Hamburger Handechrift (Neudruck) 440it

1437 April 26 IL Hai 7: Nokirktitinitnmeni Aber einen Protest der deateehen Nation des Baseler Konaila, Abaebrift 270 bis 274.

14 78 Ang. 2: BerMOff Wükdm vm JÜlkik'Btrg an Johann TOB Palant 159«

1478*-U84 : Haadschrift der Berlinw KAnigl. Bibliothek (Haee. Cai 365) ans dem Hameralebener Kloster: 1. JM/bnmilio n^dekfum ffherardi groi" mit Varianten 561 586; 2. Bisher unbekannte Sdm/ten des Johann Busch, Titel und AnszQge 586 596. »

1486: Handschrift der Berliner Königl. Bibliothek ans dem Bruderhans Münster: Bisher unbekannte Schriften des Jo kann Vcg h c , Titel und Auszüge 59?— 617.

1505 Okt 17: Brief Wimpfelings an Joh. Ostendarp.

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REGISTER.

Abweichende Lesarten nnd Kigbmingen ans dem Wimpfeling«

Codex der Univeieit&tflbibliothek ni Upeala 166 f. 1616--1582: WUUnberger JHt^piOaikmsfheim 450—471. 1618: Thesen Luthers de exeommunieatione 477. 1518: Thesen Luther* s Ober remissio poenae et eiäpae. Plikat-

dmck (Kopf und Varianten) 479« [1520]: Älteste Sammlung Wittenberger Disputationen, Nach-

drnck. Titel und 33 Thesen Karlstadts (Nendruck) 479—483. 1522 Mai 21: Gutachten des Hauptgerichts Mich 159 ff. 1522 1533: Beligionsmandatc des Markgrafen Philipp «on

Baden (3 Neudrucke, 8 bisher ungedruckte) 311 329. 1524 1545: Korrespondenz Luthers mit Albrecht von

Freulseu (2 neuo Lutherbriete, 16 neue Briefe Albrechts aa

Luther, 1 an Katharina Lwther) 276—301 vgl S. 620. 1534 Aug 31: JPaul Speratus an Lather, Melanthon und

Jonas 302 f.

1 535 Nov. 2 0: Vertrag swischcn dem römischen Könin Fer- dinand und d&fn Kurfürsten JoJiann Friedrich von Sachsen eu Wien, Dresdener Hauptst;iatsarchiv 252.

1 540 (April 8): Bugenhagen s Üborsotznng zweier Briefe Lutber's (Anfang, SchhiJ s und Registratur vermerke) 306.

1540 Juni 17: Erzbiäcliof Wilhdm von Eipa, Markgraf von Brandenburg, an Luther 303 f.

1563 Dezember 5: Schreiben der Witwe Bugenhagen's an die Knifttrstin Anna sn Sachsen. Excerpte 483 f.

1567 Hai 21: Schreiben Lindemann's an Knrftrst Angost sn Sachsen» Fladns betreffend 830 ff.

(1569): Schreiben des Jotom Mlkarms an die Knrf&ntin Anna sn Sachsen. Excerpte 167 ff.

1569: Antwerpener Dmcfc der Bibliothek sn Bostock „Wem^ ffortm ätr $eete fson JaM Boeex", Titel nnd AnsiOge 617 ff.

8aec. XVII: BMerverMeichMU ans dem Codex 1280 der Bibliothek von Iwiron 156 t

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625

IL

VerzeiehDis der besprocbeoeo Scbriften.

Abbandl. der kgl. bayer. Aka- demie der Wissenschaften, a.. Kl. XVUI: 125 f.

Antoniades, Kaiser Licinius 343. Ml. .UT.

Anzeigen , Gott. Gel. 1889: iülf.

Archiv, Freibürger Diöccsan-, Bd. XIX 1887: m

Archiv für Kirchen- und Lit- teratargeschichte IV n. V: 491—495.

Armbrnst. Die territoriale Politik der Päpste von 5ÜQ bis 800, Diss. Göttingen 1885 : 6fi.

Baur, A. , Zar Einleitung in

Zwingli's Schrift „In catabapti- starum Btropbos elenchus*' lül bis 1G5. , Zwingli's Theologie Berger, S., De Tbistoire de la

Vulgata cn France ^4. , Lea Bibles proven^alcs et vau-

doises 496 f. Bericht über Bestand und Wir- ken des histor. Vereins zn Bam- berg, 19^ 1886 u. 1887: 499. Bncholtz, Ferdinand Li 22L Bnrckhardt, Die Zeit Konstan- tin*s des Greisen, 2. Anfl.

Carlas de S. Ignacio de Lo- yola 5ÖL

Christofori, Graf Francesco, Storia dei Cardinali di santa R^)maDa chiesa 499 f.

Colcridge, The chronicle ofS. An- tony of Padaa 209 f.

Corpus Reformatornm IX: 1£9^

Demetrakopulos, 'laroQfa roö ax^ffixaroq rijf yiaTivtxfji; ixxXri- a(as And rijs dQ^o^öiov *EkXij- vucrjs 22 f.

, *0(^6äoioi 'Ellas ijTM negi rOv Ellijvtav rOv ygatpavtaiv

(fvyyQttfxuuJWv ninGh^ 23, Denifle, Die älteste Taxrolle der

apostolischen Pönitentiarie 491< , Die HandKchriften der Bibel-

Korrektorien des IBx Jahrhunderts

, Urkunden zur Geschichte der mittelalterlichen Universitäten

, Uber Nikolaus von Straijsburg 491f. .

, Ursprung der historia des Nemo 495.

De Vogü^, Syrie, Palestine, Mont

Athos 119. Dräseke, J., Zu Michael Psellos

173.

, ApoUinarios' Dialoge ,,Über die heilige Dreieinigkeit" 490 f.

, Phöbadius von Agennum und seine Schrift gegen die Arianer 491.

Ebrard, Die Objektivität Jan-

feen's 21B,

Ehrle, Die Spiritnalen, ihr Ver- hältnis zum Franziskanerorden und den Fraticellen 491 f.

, Ein Bruchstück aas den Akten des Konzils von Vicnne 493.

, Der Nachlafs Clemens* V. und der 1328-1331 geführte Prozefs 493

, Mittcilang über den Schatz Johannes XXII.: 493 f.

626

REGISTER.

FiD ke, ILj Forschungen Quellen zur Geschichte des KoDätanz^r KoDzils 49vS f.

FoTBcbangen zur deutschen Ge- schichte XIII: 215 f.

Friedrich, Die konstant Schen- kung mf.

. Glafsberger, Analecta Fran-

ciscana 21L

G ö r r e s , Fr., Die Verwandtenraorde Konstantin 'b des Grofsen 490.

Gropias, Isidor. Hispal. Etymol.' XIII, IE (de diversitate aquarum) als Handhabe zur Beurteilung Yon Isidorus-Handschriftcn ^Weil- burger Gymnasialprogramm) 112-

Gnyard, S. Antoine de Padoue 209.

Harnack, Adolf, Dogmengesch.

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Hanck, Albert. Tertnllian 3Ü5. Haopt, H., Priscillian, Seine

Schriften und sein Prozefs III f. , Die Inquisition gegen die Wal- denser im südöätl. Deutschland bis zur Mitte des 1^ Jahrb.

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Hilgen fei d, Adolf, Anzeige von Antoniades, Kaiser Licinius ML

, Der Gnosticismus 48'.».

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Hnnziker, Zur Regierung nnd Christenverfolgung des E. Dio- cletianus und seiner Nachfolger a03~313 : 833 f. 340. 84»^.

Jahrbuch, Historisches 1885:

597. QISl Jahresbericht des k. k. Ober-

gymnasiums der Benediktiner zu

Melk, XXXIX, 1889: 484—488. J a n Ts e D , Geschicbte des deutschen

Volke** III: 2ilL Josa, P. M. Ant. Maria, Legenda

seu Tita et roiracula S. Antonii

de Padua 178. 18! 184. Jostcs, Unbekannte Schriften de«

Johannes Veghe 597. G15.

Katschthaler, E., Über den Österreich. Mauriner B. Pez nnd j seinen Briefwechsel 484 488. ' Kaweraa, Der Briefwechsel des I Justus Jonas 4r>4. Knaake, Einleitungen im L_. U. und VI. Band der Neuen Luther- i Ansgabe 101—154. I Kolde, Luther I: 118f. 12L^I23. 125. IM. K 5 8 1 1 i n , Martin Luther 473. 475 f. ; Krüger, G., Zur Frage nach der Entätehungszeit der konstant. I Schenkung US.

Litteraturblatt, Theolog.,

1890: m Litteratnrzeitung, T heolog.,

1889: 123. Loserth, Die neuere Wicliflitte-

ratur 49L , Anzeige von Preger, Taboriten

nnd Waldenser 497.

Mar g all. F. Piy, Juan de Ma- riana, breves apuntos sobre su vida y sas esbritos Madrid 1888: 125.

Meyer, Gabriel, Der h. Antonias

von Padua 21IL , Paol, Bruchstücke einer pro-

ven9aliscben Bibelübersetzung

497.

Mitteilungen des Instituts f.

. 5sterri ich. Geschichtsforschung X: 172 f.

Otto, Gebrauch Neut<«tament- lieber Schriften bei Tbeophilu» von Antiochien 5. 2. 2L

Papadopulos Keramefs, Bt-

15Üf.

Paula Garzon, Fr. de, Juan de

Mariana y las escudes liberales.

Estudio comparativo. Madrid

1889: 125. Preger, Taboriten und Waldenser

4SL

REGISTEB.

627

Reasch, F. Die Fälschungen in dem Traktate des Thomas von Aqoin gegen die Griechen 495 f.

Biley, The Atbos or tbe Moun- tain m

Röhricht, R., Deutsche Pilger- reisen nach dem Heiligen Land

Romania, T. XVIII: 496f.

Salvagnini, Enrico, 8. Ant di Padova c i snoi tempi, Turin 1887: HL 210.

Schanb, K. .W., Über die nieder- deutschen trbertragungcn des Lu- therischen Neuen Testamentes, welche im liL Jahrh. im Druck crBcliienen 174.

Scheffer - Boichorst, Entste- hungszeit der konstant. Schen- kung 112.

Schiller, Hermann, Geschichte der römischen Kaiserzeit II : 2^ 346.

Schilling, A., Über die reli- giösen und kirchlichen Zustände Biberachs vor d. Reformation 499.

Schnitze, V., Anzeige von 0. Beek, die Verwandtenmorde Eonstan- tin's des Grofsen 490.

Schwarzlose, Die Patrimonien der römischen Kirche, Dissert. Berlin 1887: ^

Seek, 0., Die Verwandtonmorde Konstantin's des Gro£sen 4S9f.

Sitzungsberichte der pliilos.- histor. Kl. der kgl. preuTs. Akad. der WisscnschaH^n zu Berlin, St XVU: 174.

Studien u. Kritiken, Theol., 1890: iÜüf.

Thenn, Aug, Zu Euseb. Hist Eccl. IV, 13^ 3. ii IX, L

m

Untersuchungen zur römi- schen Kaisergeschichte (Büdinger) II: 833?. m 240.

Verzeichnis der Sachau*- schen Sam mlung syrischer Handschriften, Kurzes 442.

W a 1 1 z , Der Wiener Vertrag 1535 : 215 f.

Wattenbach, W., Das Hand- buch eines Inquisitors in der Kirchenbibliothek St Nikolai in Greifswald 174.

Weber, Rj ein Verzeichnis der Tcrraineien des Bamberger Kar- meliterkonvents 499.

Weiland, L. , Das angebliche Wahldekret d. Papst. Stephan IV. : 17:1

Wille, Philipp der Grofsmötige und die Restitution Ulrichs von Württemberg 211.

Wisbaum, Die wichtigfiten Rich- tungen und Ziele der Thätigkeit des Papstes Gregor's des Grofsen, Diss. Bonn 1884: ixL 1^

Wolff, P., Die TtQdiSQot auf der Synode in Nicäa 171.

Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Westdeutsche, Korresp.-Blatt, 1889: 171 f.

Zeitschrift für Geschichts- wissenschaft, Deutsche, I: 173f.

Zeitschrift, Histor., LXII, N. F. XXVI : 49L

Zeitschrift f. die hist. Theo- logie 1859: 5. L 21.

Zeitschrift f. Kirchengesch. X: 161—165

Zeitschrift f. Kirchenrecht XIX: IIS.

Zeitschrift f. kirchL Wissen- schaft und kirchL Leben 1889: HL 4aL

Zeitschrift für wies. Theo- logie XXVIII: ML Mli XXX: 490: XXXII: III. illL 489f.;

XXXIU: m. 4aL

628

BEGIST£R.

III.

Saih- uüd Namenregister.

Abendmahlsgeoufs: in der griech. Kirche 5t)9f.

Abendmahlästrcit im liL Jahr- hundert: Chronologie von Lu- ther*8 Schriften 472—476.

Acta Jesu et Pilati 3M,

Adamantios Korais

Aga plus, Märtyrer 3-10. ML

Agapios V. Kypros bM. 566f.

Agostino Arbusti, Biographie des hl. Antonius von Padua

Agrikola 472f.

Ajioriten, die 395f. 4üL 404;

ajiorit Litteratur 433 ff. Ailli 49ä.

Aitingcr, Sebastian 22ü

Akoluthie 546f. ^

Albrecht von Brandenbui^, Erzb. von Mainz: Brief an seine Räte über das Ablafsgeschäft nach Luthers Vorgehen 114 ff.; igno- riert Luther's Brief vom 3L Ok- tober 1517: 117] 2ölif. 2ML m

Albrecht, erster Herzog von Preu£sen : neue Korrespondenz mit Luther 274 f. 270—301; ver- loren gegangene Briefe aus die- ser Korrespondenz ÖJJQff.; Briefe Oden's an ihn 620; s. V»>rhält- nis zu den Sc Ii wen kfeldianem 284; Ps. 121 gedichtet 286i Re- ligio nsvergleichung mit Karl V.

Alexander von Alexandrien HL

Algesheimer, Job. I^eriibard 2ß4. Allegorie: b. Antonius v. Padua

5Öäf. 530. 533; b. Richard von

St. Viktor 512: Altes Testament, Gebranch bei

Theophilus von Antiochien 9f.

ü nf.

Anatolius 44€f. Andreas von Spelle 20L Angelico da Vieenza, La

Vita di S. Antonio di Padova

20L

Angelus de Clareno 492. Anna, Knrfurstoi zu Sachsen:

Schreiben der Witwe Bugcn-

hagen's an sie 4i^3f. Ansilcubus 510. AnthimuB von Nicomedia

349.

Antichrist: Lehre der griech. Kirche &6ä.

Antiochien: Kanonbildung da- selbst 3 f.

Antonin von Florenz, Summa historialis 21^

Antonias, D. hl 442. 445.

Antonius von Padua: Gedruckte Antoniuslegenden 178; kritische Besprechung derselben 179— 198; Tierichte über Abfassung von Legenden liififf. 211 ; ander- weitige Nachrichten aus dem UL Jahrb. 200—204; Bitgrapbieen 204—211; s, Schriften oU.i— 538; Beurteilung der früheren Ordens- regeln 507 f.; 8. Poleiuik gegen die Geistlichkeit 509. 533. 537; s. Kenntnis der Philosophie 511 ; 8. Verhältnis zur Mystik der Viktoriner 511 ff. 532. 534 f; katbarische Anschauungen 514; s. Grundgedanke verglichen mit denen des Franz von Assisi 515 bis 523; s. Freundschaft mit Thomas von Vercelli 523 ; Druck seiner echten Predigten 5*J5; HandBchriften 525—521»; s. gy- näkologischen Kenntnisse .531 ; 9. Anwendung der NaturgescEichte 532. 634

Apokalypse: gebr. von den Atfaos- raönchen 433.

Apullinarios von Laodicea: über p. Schrift wider Eunomios 22—61 ; Unechtheit des 4. und 5. Buches

REGISTER.

629

des Basilios gegen Ennomios 23 f. ; die handachriftl. Überlieferung derselben 26—30; ein unechter Anhang ntgl toO nvtvfxaioq 28flf.; sonstige Pseudonyme Schriften des A. Üüflf. ; 8. Verhältnis zu Eu- Domio8 32 f.; zu Basilius 35 f.; die Polemik des A. 38 f. iL 69 f.; Sprachgebrauch und Dialektik desselben 42; Urteil des Basilius i3 ; Schrifterklärung a. -benutzung 49 f.; Lehre vom hl. Geist 53 bis 56i Christologie Mff. 51 ff. 56 f.; Trinitätslehre 57 f.; Bhe- torik 58 f. ; Verhältnis zu Liba- nios 58i Dialoge über die hl. Dreieinigkeit i^f.

Apostelgeschichte: von Theo- philus von Antiochien nicht ge- kannt 2L

Apustolicität, ein Kriterium der Kanonicität 4. Ig. 20.

Apostoliker 422.

Apphianus, Märtyrer 340 f.

Arianischer Streit: s.u. Apol- linarios von Laodicaea n. Basilius ; 491.

A r i m i n um , Synode von, 359: 4^ Aristotelismus: des ApoUina-

rios von Laodicea 491. Armellini 485.

Armenpflege der röra. Kirche: ihre Organe 20; Aufwendung für dieselbe 86—91.

Arnold Kalkar 590.

aoy ovT doloi 572 f.

A s K e s e : als Mittel der Vereinigung mit Gott lia, 42if. 431; Grund- lage für die Stufenunterschiede im griech. Mönchtuni 545 fif.; Er- neuerung der asket. Weltanschau- ung in der griech. Kirche 575.

Athanassios, Gründer des Athos- kJosters Lawra 4ü& 4aL

Athanassios Parios 554. 5M. öüß. 520.

Athanasius: Pseudonyme Dialoge 490

AthosklÖster, die: Verfassung 397—418; Lebensziel 418-435. 539—544; Stofcnunterschied 515 bis 553: die Akademie und der Kolywastreit 554—571; Kloster- beainte all ff.; s. u. Nikodimos Ajicritis; Bücherverzeichnisse da- selbst 155 ff.

August, Kurfürst zu Sachsen, 1567: Schreiben Lindemanns an ihn 33Üff.

Augustin: Regel des hh A. 104.

Augustiner-Chorherren 579.

Augustiner Eremiten : in Magdeburg 521.

Aurifaber.ÄWr.277f. 29a SSL

Auto Heus: Verfasser der drei Bücher ad. Autolicum L 4. Anlage der drei BQcher 5 f.

Avignon, Universität zu 494.

Azzoguidi: über Antonius von Padua 202 f.

Baden, Reformation 308 ff. Balsamen 547.

Bamberg, Karmeliterkonvent 499.

Bardesanes 44ü

Bartenstein 487.

Bartholomäus von Pisa 197 f.

Bartholomäus von Trient, Ge^ita Sanctorum 203.

Baseler Konzil: Stellung der deutschen Nation zu der Aus- schreibung eines Zehnten, durch welchen die zur Griechenunion notwendigen Geldmittel beschafft werden sollten 268—274.

Basilius, Bischof von Caesarea: über seine Schriften gegen Eu- nomios 22—24; Ausgaben seiner Werke von Combefi, Garnier u. Qoldhoni 23 f.; Schutzschriften gegen Eunomius 25^ s. u. Apol- linarioa von Laodicea; Schriften des Eunoinios gegen ihn 33 f.; Gamicr*s Kritik an dem 4. und 5. Buch gegen Eunomioa 24. 32 bis olij 8. Ürteil übir des Apol- linarios von Laodicea Dialektik 43; s. Lehre vom hl. Geist 54j s. christolog. Terminologie 52.

Bassian 490.

Bauernkrieg 1525 : 263f.; in

Baden 309. Baumbach, Ludwig von 232. Bayer, Leonhard 4r"7. Begh^rden und Bcghinen 492. Bcichtzettel: Sprachgebrauch

im Ifi. Jahrh. 12L Benedikt XIL: TazroUe der

apost. Poenitentiarie 494. Benedikt XllL: iSS. Benediktiner: s. u. Fez.

630

REGISTEB.

Bergen, Benediktinerkloster da- seibet

Bertrand de Got 403. Bessarion von der N^a £x^Tri

Bibel-Korrektorien des liL

Jahrh. iM. ^ BibelübersetzMgen, die pro-

ven^alischen und waldensiscben

4%; d. nicdürtleatscbe HL Biberacb, religiöse n. kirchliche

Zustande vor der Reformation

Bibliotbeca ascetica 4S6.

Bibliotbeca Benedi et ina Maa- riniana 484 ff.

Bischof, als Guteverwaltcr der röm. Kirche üfi.

Blambekin, die Visionen der

Bologna, Universität in iSi.

Bonacnrsins A^d.

Bonaventnra 507 ; s. litt. Ver- hältnis zu Antonius von Padua 2Q2f. 5ia,

Bora, Johann von 286 f.

Brandenburg: Doutstift daselbst 108

Briefsraann 282, 285. 2üiL MÖ. 621 ; Disputationsthesen iliSff.

Brüder des freien Geistes 493.

Br ü der vom gemeinsamen Le- ben: bisher unbekannte Schrif> tcn von Gccrt Groote, Johannes Busch und Johannes Veghe 511 bis fiia.

Bucer 225, iliL

Bücherverzeichnisse, auf dem

Athos IhL Bagenhagen, s. Verdienste um

d. niedordeutsclje Bibelübersetzang

114^2^. 305 f.; Schreiben seiner

Witwe 483 f. burdatio 6L

Busch, Job. 579; Lebensskizze 587; 8. unbekannten Schriften 5R7~59fi.

Bnfse, Wertbeurteilung im MA.

515. 517 f 5^2. üaü f.

Canierarius, Joachim 277. 2Sfi. Campeggi 308 f. Capito 475.

Carlstadt, Disputationathescn 448 f 450 f 45Ü. 460—463. 471. 479-483.

castrenses: in Tert. de Corona

360 f.

Chalki, Kloster auf 412.

I Chios, Kloster auf 412.

I Christenver folgnng: unterMa-

1 ximin II. 335—350; Unpopulari-

I tat der Metzeleien 3ilf. ; Tole- ranzedikt von 311 : 344; Mai- länder Edikt 350 f. Christian III. von Dänemark: Brief an s. Schwiegersohn AngUEt von Sachsen über das Kolloquium

i zu Wornjs IfiS,

I Christologie. des Eunomios aiff. ; christolog. termini bei Basilius und Apoll in arios von

I La.idicca 4iff 51 ff. 5fif. 491.

I Chrvsostomus, Homilie über die

! Bufiic MiL

[ Celerinus, I>ektor 390 f.

' Cellarius, Martin 2M. ß2L

i Citationsforniel, bei Theo-

I philus von Antiochien fi. 12. Ifif.

j 19. 2L

, Clemens von Alexandrien: über

das Bekränzen iüilf. Clemens V.: s. Nacblais und der

über ihn 1328 1331 geführte

Prozefs 423, Clemcntinen, liber scptimus de-

cretorum 4Ii3. Clovekorn, Job.: Brief an Job.

Busch 593 f. Coci, Nikolaus, seine Promotions- thesen 464. Combefis, s. u. Basilius. C ran ach, Lukas 26iL Crautwald 302f. Crop, Gottschalk, s. Prorootions-

thesen iüUtl'. Cruciger 306.

Cuelsamer, Job., s. Promotions- thesen 462 f. Cyprian von Karthago d90f.

' Befensor 68 f; Entstehung des Amtes 69 ff. De la Haye, S. Fransisci et S. Antonii Paduatii opera omnia

2Ü6.

Deutscher Orden 2I1L Diakon, als Geschäftsführer der

römischen Patrimoniiilvcrwaltung

13 f.

Dialektik, in den arianischen Streitigkeiten 43 f.

REGISTER.

631

D i d y ra 0 8 . Streitschrift gegen E u- noraios 2ß*

Dietrich v. Niem 498.

Dikäos, Würde des 112. 511 f.

Diocletian, s. erstes Edikt ge- gen die Christen 3.^9; der /zehn- jährige Diocletian-Sturiu 351.

Dionysius, Ajiorit 413 f.

Dirk von Deventer 5ilL

Dispntationsubungenjn Wit- tenberg MSif. 4Üäf. 4I2if.

Dolcinos 4Ü2.

Dölsch, Joh., Dispotalionsthesen 44a. 451 458ff. 466ff. 42a 41L

Dölzig, Sachs. Gesandter, 1534: LMH 22iL 2m.

Dossitbeos von Jernsalem, seine Kirchcngeschichte 4.'^5.

^ o /t idnriq 572.

Eck 449.

Einierich, Nik. : directorium in- qnisitionis 1 74.

Einblattdruck 12S.

i XX Xtja t rin/Tjs 512.

Emmanuel de Azevedo, Bio- graph des hl. Antonius v. Padua 2ö8f.

Ephraem, Traktat gegen Barde- sanes 446.

Erasmus, über die Schriften des Basilius von Caesarea gegen Eunumios 22.

Erbrecht der Priester 159 ff.

Efslingen, Zusammenkunft der oberdeutschen Städte 1534: 222.

Eunomios: Schrift des Apolli- narios von Laodicea gegen ihn 22— Gl; über die Schriften des Basilius von Caesarea gegen ihn 22—24; andere Bestrt-iter 25j 8. Schriften 33 f.; Abfassnngs- zeit des l-fnoXoyrjnxö^ 35 ; Be- kämpfung^ des 'yfnoloyrjttxo; in des Apollinarios' ^AvTiQor]Ttxoq xßr' Evvofjiiov ülff. ; s. schrift- stellerische Thätigkeit 41 f : s. Lehre von der Seele 42; vom hl. Geiste 5CL

Eusebius von Caesarea, benutzt Lactantius ä42r; über Maxi- rain's II. Toleranzedikt 348 ; 482.

Eustachius von Flai 4.'^R.

Eustathitts von Antiochien IIL

Z«iUchr. t K.-Q. II, L.

Evangelien, bei Theophilus von

Antiochien ID. 13. Ifi. IS. Evagrins Ponticus 446 f. Ewerjetinos 408, 434. Ewjenios Wulgaris 4?^?. 543f.;

8. Flucht 554 f.; 8. Lehrtbätig-

keit aMff. r)H(). 575. Exkommunikation, Luther's

Thesen über dieselbe 411 ff.

Fastenzeiten, auf dem Atbos 43Qff.

Fausta, Gemahlin Konstantin's d. Gr. 420.

Feldkirchen, Barthol. Bernhard, 8. Promotionsthesen 45Ü— 456.

Ferdinand L von Deutschland: 214. 2HL: Streit über die Königs- wahl 21iL 22ä. 243i Stellung zur Kadaner Zusage 222 f. 227; Verhandlung'^n in Wien 2Üll 232f. 235 : nachherige Haltung 23üf. 232 f.

Fillastre lüä.

Firmamentum trium ordi- num 122. 211.

Flacius Ulyricua 3301f.

Fontanus, Petrus 465.

Frankfurt a. M., s. u. Hamman von Holzhausen; Anfänge der Reformation 251 ff. 2ß4. 2613 : Unruhen durch den Bauernkrieg 203,

Franz von Assisi 515. .51 7 5'2(). I 505 r 538j Brief an Antonius I von Padda 2QL

Franz L von Frankreich: Bünd- nis mit den deutschen Protestan- I ten 238. i Franziskaner 4M f. j Fraticellpn 421f.

Frosch, Franz 238.

Fürstenberg, Philipp von 25 G. I 211L 2fi3f. i

Galerius S43f.

Gallien. Verwaltung des päpst- lichen Patrimoniums daselbst Iii. 12. 8L

j Garnier, s u. Basilius.

i Gawriil IV., Tvpikon von 1783;

j 322. 4QÖf. 4Qi 405 414^ sein

l Auftreten im Kolywastreit 5G7.

632

KEGIST£R.

GebetsstTinden, in den Äthos-

klöatern 421 ff. Geist, der heilige: altkircbliche

Lehre zur Zeit der arianinchen

Streitigkeiten 28 ff. ^ 40 f. 50.

ff.

Gentiiotti, Bischof von Trient

Georg von Sachsen 228. Gerbel 475.

S. Germain de Prös 485. 48ß.

Gesetz und Propheten, Ver- mischung beider bei Tbeophilus von Antiochien IL LL IL

Glauburg, Johann von 253,

gl 0 88 a crdiuaria und intcrlinearis 51L

Gnosticisraus 489.

Gonzaga, De origine seraphicae relig. Franciscanac 2Üß.

yQtt^^KJfVi 572.

Gray, Universität zu 494.

Grebel IfiL IM.

Gregor 1. : Fürsorge für die Patri- monien LL 73_; Grundsätze der 8elb«tver waltung Zi-78j Bau- thätigkeit 82; Freigebigkeit 84; UnterstOtzung des Mönchswesens 85 f.; Ariuenptlcge 87-91 ; Auf- wand für Diplomatie , Mission und Politik Ölf

Gregor IX. kanonisiert Antonius von Padua 2ÜL

Gregor XIII. m

Gregor von Nyssa, gegen Eu- nomioB 25. ^f. 3£L 4IL

Griechische Kirche, s. n. Athoiiklöster , kirchliche Litte- ratur; katholische u. evangelische Richtung 544; in der zweiten Hälfte des 18. Jahrb. 554.

Grigorios V, P.itriarch 542 f.

Grigorios von Nissyros 5ß4^

Grigorios Palaraas 426. 552f.

557. 5Ifi. Grigorios Szinaitis 576. Groot, Gerhard: s. inforiuatio novi-

ciorum 577—58«. 58IL Grundbuch der römischen Kirche

fin.

Günther, Franziskus 45L Güttel, Kasp. 121L

Hamersloben, Kloster zum bl.

Pankratius 579, 588.

Han, Michel 222. 22g. Haner, Joh. 449. Hardouin 487. Hegemon, Peter 222. Hegesippus, Spur seiner vno~

uvrjuetJtt 155 ff Heideck, Friedrich von 28^ Heidelberger Disputationstheseo

4ÜL

Heidentain, Restauration unter Maximiu IL: 345t. I Heiligsprechung, in der grie- ! chiscben Kirche 542.

Heinrich von Ceva 492.

Heinrich von Ahaus 59G. filß.

Held, Vizekauzier 241 f.

Hell genannt Pfeffer, Georg von 2Mf.

Heraclius 490.

Hermac Pastor, Einheit 171.

Hermann v. Höxter ^^M.

Hefs, Joh. 442f.

Hesychasmus 418. 423f. 42f>,

.539- .^44. 515. Hetzer lü5 Hierokles l^\C^.

Hieronymus, über die Streit- schriften gegen Eunomios 25 f.; über Eunoiuios 42.

Hieronymus ab Ascnlo, Fran- ziskanergeneral 122. 211.

Hierotbeos v. Joannina 543. 569. 52fi.

Hilarius 42L

Hofmann, Hans, Bat Ferdi-

nand's Li 229. 2B± 2lih. Hohelied, Auslegung des H. unter

den Brüdern vom gemeinsamen

Leben 599-617. Holzhausen, Hamman von 253:

bis 261.

, Justinian von 255. 259. 2S£L 2M

Hosius von Corduba» Vorsitzen- der der Synode zu Nicaa? IIL.

Hubmeier, Balth., s. Autorschaft der in Zwingli's Elenchus be- kämpften Schritt „Confutatio" 161—165; 8. Idiom 163.

Hugo V. St. Caro 505f.

Hugo V. St. Victor 522»

Huguccio .'S 10-

Humanismus, in Frankfurt a. M. 255 f.

Hus, Beziehung Luther's zu ihm

478.

Hutten, Ulrich von 255 f.

REGISTER.

633

Hjpnotismos, bei den Atho«- mönchen 5^

Ibach, Hartmann 2d& Idiorrythroiscb 40öff. 549f. Ignatius M2. Igoatiuä von Loyola .VH. Inquisition, Handbücher der L

m.

Interdikt, Handhabung demselben

im Ifi. Jahrh LLL lob AmartoloB 552. Irenaus, s. StcUong in der Ge-

pcbicbte des neutestaruentlichen

Kanons 2; das griech. Original

von adv. baer. 165ft'. Isidoras von Sevilla, Hand-

scbriften der Etymologiae 172;

Iwiron. Katalog der Bibliothek von 155 ff.

Jakob der Seher 445 f Jakob von Sarug 445f. Jakowos aas dem Peloponnes

Jansenistische Streitigkei- ten 487.

Jeremias II., Patr. von Kon- stantinopel 410.

Jesuiten, neue spanische Litte- rutur zur Geschiebte der J. 170; ündaldsamkeit 487.

Jesus Christus, Brief J. Chr. 436 4421 Handschriften des- selben ^ÜL

Johann XXII.. s. Schatz 493 f.

Johann XXIII. 4M

Johannes Parens, Franziskaner- general 21L

Johannes von Paris, Plagiat aus zwei seiner Schriften 4üfL

Johannes Peckham 21L

Johann Friedrich von Sachsen, 1534-1535 : 21If. 21Rf.

.222. 224. 225 ff.; Verhandlungen mit Ferdinand vor der Reise nach Wien 22iiff.; Abmachungen zu Wien 2llL[ff. ; seine Stellung zur Erweiterung des Schmalkaldener Bundes 2M. 242 f.; Streit über die Königswahi 219. 22iL 24af.

Jobann ?on Segovia 2G9.

Johann, Pfalzgraf von Sim- mern, Vormundschaft über Ba- den 30L

Johanne» von Theben 445f.

Johann Wilhelm von Weimar, s. Stellung im Flacian'schen Streit

aaoff.

Jobannesevangelium, zur Ge- schichte seiner Kanonicitat L 12.

Jonas, Justus 306; Disputations- thesen 4fi5f. 4IL

Jordan von Giano lliS 201.

Juan de Mariana 174f.

Jülich, Zwei Aktenstücke zur Ge- schichte des Landeskirchentums in J. 158-161.

Jülich-Cleve* scher Heirat8?er- tr^: Abmachungen in Wien 15:35: 2aL

Julianus Apostata 346.

Julian von Speier, Minorit ISbf. 2LL

Kadan, Vertrag von, 1534: seine Bedeutung für die deutschen Pro- testanten 215. 216 221. 22L 233.

Kammergericht im 16^ Jahr- hundert, gegen die Protestanten 213 f.; nach dem Frieden von Kadan 221-224. 233. 235. 21i6f. 2aäf. 2A±

Kanon, Verhültnis des Theophilus ?on Antiochien zu dem neutesta- raentlichen 1 21; s. u. Theo- philus; das Alte Testament als Kriterium der Kanonicitat 9f. ÜL 17f ; alexandrinischer 490.

Kanonisation 180.

Kapitol, in Tert. de Corona 359. 361 f.

Kardinäle, Geschichte der 499 f.

Karl V., 8. Stellung zu den Pro- testanten nach dem Vertrag von Kadan 223. 231 ; nach dem Vei^ trag von Wien 234. ^f. 240. 24L

Karmeliter, Konvent zu Bam- berg 4Ö9.

Karyes 391. 3Ii9. 4ÜL

Kasseler Gespräch 225.

Xar tj;if»;(Ti? 1 1 q et 427.

Katbarer, Neues Testament von Lyon 4^6. 514.

Kinowiatisch 405ff. 55<I

41*

n , by ^üo^e

634

REGISTER.

Kirchliche Litteratnr, iiea- griechische 4Äft.

Kirch enordung, erste evange- lische KO. fQr das Herzogtum Preu£sen ü21; landesherrliche in Baden 1531 : 321-329.

Kirchenstaat, vorbereitende Er- werbungen Ülff.

Kirch weih, auf dem Athos

Klerus, Zntitand desi^olben im üL Jahrhundert 520. 532. 531 f.

Kloster, fAO%nar^{un tdidfU^'&^a und xoivo^m lU^f.

Kdlv(iov Ö60f.

Kolywastreit 5G0 -571.

Konfirmation der Klöster sei- tens der röm. Kirche 9üf.

Konkordanzen im Mittelalter 5('4. üilQf.

Konkubinat, s. Verbreitung unter der Geistlichkeit des aufgellenden Mittelalters 152.

Konrad von Megenberg 4M>

K 0 n 8 1 a n t i n d. 6 r., 8. Verwandten- morde 4S2f.

Konstantin ifi<?he Schenkung, Entstehungszeit 112 f.

Konstantinopel, Refomiatiün des Patriarchats 403 f.; Verhält- nis des Patriarchats zu den Athosklöstern aÜIL 404.

Konstantios 1 , Patr. von Kbn- stantinopel 41H.

Konstantins, s. Rcichsprimat 33& 340^ kirchliche Lage unter ihm 491.

Konstanzer Konzil. Zur Ge- schichte desselben 498 f.

Kranzverweigcrnng der alten Christen iJfi2- 3fiiL

Kugelroann, Hans 28iL

Kultus, als Mittel der Vereinigung mit Gott ÜIL 427 ff.

Kurie, die püpi^tlicbe: Gesamt- budget 4Ii3.

Kyprianos 551. 5&8f.

Kyrillos V., Patr. 555. 556 ff.

Li actanti US, über Maximin II. 335. 34If. 340. 351L

Lambaesis, röm. Lager, in Nord- Afrika 350 f. Mff. 3S2f.

Lang, Prior in Erfutt 143.

Laski, Johann von 2^

Lasterkataloge, altchristliche L 14.

Laurentius 391 f.

Legendenbildung 184ff 194ff. 197 f.-, griechische Legenden 434.

L eitzkau, Propstei lOG: Gren- I zen des Archidiakonatsbezirkes j 108 f ; Säkularisierung des Klo- I stcrs lüli; bi8cböf liebes Interdikt i über den Bezirk am 2L Nov. I 1512: Ufif.

Lemnins, Simon 287.

Lerida, Universität zn 404.

Libanius, s. Verhältnis zu Apol- linarios von Laodioea 58.

Libellus 1261—1264: 4ä!L

Liber Conformitat um 195ff.

Licinius 35£L 352.

Lifland, Vt^rhältnis zu Markgraf Wilhelm von Brandenburg ^2.

Lindau, Prozels wegen Abstellung der Messe 1536: 23Üf.

Lindemann, Laurentius 330ff.

Lotther, Melchior, Drucker in Leipzig 150

Luigi da Missaglia, Biographie des hl. Antonius von Padua '^t H

Lukas, d. hL, Ajiorit 549.

Luther, Martin: Kenntnis der Rocbtsquellen 104 f.; Traktat öb. (las kirchliche Asylrecht 103 ff.; i»eruM> practicriptus praepositu in Litzka 106—112; Berührung mit dem Propst von Leitzkau 112; unter bischöflichem Interdik-t 1512—1515: llOf.; Drucke vor den Thesen 116; Predigt nach Anschlag der Thesen 112; Ver- öffentlichung der Thesen 113 f.; Vorgehen des Mainzer Erzbischofs 115 f.; Anklage der erzbi^chuf- lichen Räte 117f ; Mangel der Thesen und Abhilfe 119—124; beschwert sich über Verbrennung der Gegenthesen Tetztl'B Vl\ : Druck der Resolutiones 1 1 . Sermon von Ablaüs und Gnadö 112 - 125; Prcdij,'ten de virtute excüTnnmnicatiüuis und de poeni- tentia 12± 478; Thtscn de ei- communicatiüne 411 ff. ; Beicht- zettel über die zehn Gebote und Instrnctio pro confessione pecca- torum 125— löU; Predigten über die zehn Gebot« 140 f. 143i über Anrufung der Heiligen 141 f.; Sermo de digna praoparatione cordis pro snscipiendo sacraraento eucharistiae 145; Kurzo Uuter-

REGISTER.

635

Weisung, wie man beichten soll und CunfiteDdi ratio 150—154; handscliriftlicbe Verbreitung von Modus CüiifiteTidi 152 f.; Thesen über remii»8io poenae et culpae 479; propositiones 449. ittlf. 480; Beziehungen zu Hufs 478; Briefe an Uefs 449; 1521 in Frankfurt a. M. 251; Urteil über Beine Verehelicbung und die Schrift wider die Bauern 259; Vorrede zum schwäbischen Syn« graiom 412 ff ; Sermon wider die Srchvvarnigeister 474 ff ; Brief an die Beutlinger 4Iilf. ; Brief an die Strafsburger 475; angedruckte Predigten 475; „Dafs diese Worte ,dad ist mein Leib etc.'" und das GroCse Bekenntnis 47«>; Kor- respondenz mit Albrecht von PreuIlBen, neue Briefe 21if. 2Zfi bis 3Ü1; verloren gegangene 620ff.; Dorothea von Mauäfeiil an ihn 2ülf.; Paulus Sp>eratuA an ihn 302 f.; Erzbischof Wilhelm* von Riga an ihn 303 f.; Brief an Mc- lanthuü 1640 (April g) 30of. ; Schreiben „wider etliche Rotten- geister" 1532 April 284; Aus- legung von Job. ^ 283. 285; Schrift gegen Albrccht von M«inz 2S5f. 2iil, 2büi Brief Albrechts von Preufsen an seine Frau, Über ihren Sohn Johannes 300 f. Luther-Aosgabe , Kritische Er- örterungen zur neuen Uii— la4-

Lyon, Das Neue Testament von

4rm.

Mabillou 485f.

Ifailäud^r Religionsgetz ^13.

350. Major l£a

Makarios, Igumcnos des Szinai- klübttTs 4 Ulf. L>üilf. 515.

Makräos 559.

Maler, Joachim 222.

Mansfeld, Dorothea von: an Lu- ther 3Ölf.

Manuil, Kaiser von Konstanti- nopel, 8. Typikon von 1406 : 40tL 409.

Marcion 489.

Marens Eremita 443fr.

Maria, jungfräuliche Empföngnis 514 f.; 5iL 523; Marienpredigten 530ff.

Marianus, Ordenschronik derMi- nuriten 205.

Markus, Bischof von Epbesus: beruft sich auf einen Ausspruch des Basilius von Oaes. 22 f.

Markus von Lissabon, Fran- ziskanerchronik 205 f.

Mascov, Georg, Propst von Leitz- kan lOü. 108. ilil.

Martene 48L

Massuet 485. 48L

Matthias von Jagow, Bischof von Brandenburg 109.

Mauriner, B. Pez 484-48.^.

Maximilian Lj nbtr Luther au den Papst H^.

M a X i m i n 11^ als Christenverfolger - 352.

Maximus Confessor, Pseudo- nyme Dialüge 490.

Melau der, Dionysius '^fri.

Melanthon, Schreiben an den König von Dänemark (25. Jan. 1558) , eigenhändige Abschrift KjQ : Beziehungen zu Frankfurt a. M 25ß 258. 260^ Briefe an Hefa und Moibanus 450; pro- positiones 449. 4fi4. 4Ü5. 480. 225. 2TL 288. 290. 2SiL 298.

Melchizedekianer, Traktat des Marcus Eremita gegen sie 444

Meletios von Athen 435«

Melk, Kloster 484.

Mendikanten 507 f.

Metius, Jukob 294.

Michael Psellos im

Micyllua, Jakob 25Si. 2üüf. 2<;7.

Minoriten 50H; Elntührung der Mystik der Viktoriner 511 ff. 532. 539; Bufsbogriff 511 f. 535 f.; I Breviere 182 190.

Minucins Felix, über das Be- kränzen 3ß3f.

Mission, Geldaufwand der röm. Kirche für dieselbe unter Gregor L 92.

Mittelalter, Lebensanschauung 51äf.

Moibanns, Brief Melanthon's an

ihn 4r)'.).

Mönchtum: s. u. AthosklÖster; Idiorrhythmiker und Kinowiaten 405 ff.; Naturbetrachtung 432 f.;

636

REGISTER.

Einkleidung and Gelübde M6ff.;

Grof8mönche 5idfr.; syrisches

Lesebuch 443 : M6nchgregeln507f.;

abendländisches fvlT) ; von der

röni. Kirche unterstützt 85. Montanismus, s. Verurteilung

355. 365. M ö n 8 1 e r , Bruderhaus daselbst

59ßf. 611L Myconius, biatoria Befomiationis

122-

Mystik, myst. Schriften des An- tonius von Padua 505 ; der Vik- torincr 511 ff. 532. 534 f.; der Brfider vom gemeinsamen jjeben 5ü8ff ; in den Athosklöstem 419f. 42iL .^-544. 515.

Naumburg, Zasaramcnkunft der

Schmalkahiener Hondtisbäupter

daselhnt 1536: 23Ü. Nemesios, Verhältnis zu Eu-

noiuios 42. Nemo, historia des 495. Neophytos VII., Patriarch 55a.

5fia.

Neophytos Kapsokalywitis 555 f.

Nepotismus, unt«r Clemens V.:

493.

Nesen, Wilh. 256f. 25S.

Nestorianisc be Schrift 443.

Neuen aar, Wilhelm von 24il

Nenplatonismus, Bundesgenosse in d. Christenverfolgung Mttiiinin's 33 G f. ; Bekämpfung desselbtn durch Michad Psellos 173.

Nicäa, Synode zu: die nQ6idn(H 111

Nikiphorus 158. Nikiphoros d. Chiot 543. Nikophoros Theotokis 5&L Nikodimos Ajioritis: Ober die

Wege zur Vereinigung mit Gott 41Ü— 42G. 433. 434i xf^no^ x"' Q(Ttüv 539i 54L 542 f. 552. 554; über die Gcdächtnismahle der Heiligen 561 f.; Bekämpfung der xnifotoufa 565 f.; Autor- schaft des Pidalion üüllT. ; ver- ketzert 569: Bedeutung für die griech. Kirche 573—576. Nikolaos, T/ehrer an der Athos- akademie 559.

{ Nikolaus von Autricoiirt

I

Nikolaus von Strafsburg

AM f. Nilus 446 f.

Niphon von Chics 564.

pofQtt 7i Qoafvyi] Al^ 423 f. 1 426. 539-544. hllL I Nomikon von 1753: 413. 4.^. 1 Novidagius, Thomas: s. Pro- j motionsthesen 451 f.

Noviziat, im griech. Mönchtam MiL

Nürnberg, Reichstag von 1522: 261f.; von 1524 : 262f.; Re- Hgionsfriede 1532 : 212 ff. 215. ! 211. 2m 22i. 231 f 233.

Oberländer im 16. Jahrb., die: Verhältnis der 0. zu dem Ver- trag von Kadan 212 f. 222 ; zum Schmalkaldener Bund 223—227. 23Öf.

0 e d e n , Job. , Gesandter Herzog Albrcchts von Prcufsen 27Hfl ; Briefe 020.

Ökolampad 473ff

ordinatio sine titulo: ihre Fol- gen lüÜfT.

Ordines minores, Verhältnis der Defeusoren zu denselben lüf.

Ostendorp, Job., Rektor zu De- venter l&L

Pachomius, Ajiorit 4il. Padua, Predigten des hL An- tonius 524 fr. Palladios, historia Lauaiaca

133f.

Panajiotis Szutsos.'s. Trauer- spiel d 'OdoinoQOi 432 f. Pankratius, Kloster zum h. 579

m

Pappenbeim, Joachim Marschalk

von 23iL 21L

Papsttum, a. materiellen Stützen vor Gründung des Kirchenstaates 62—100. Ausgaben 82—93; Nebeneinnahmen 93ff. ; Fortbe- stand der Patrimonien neben dem Kirchenstaat ^f.

Papstverzeichuis, neuest«

REGISTER.

637

Paris, Universität zu; Registrara der Prokuratoren der englischen Nation llil.

Parthenios 5H9. Patmos, Bticherkatftlag der Klo- sterbibliotliek daselbst IT) 5.

Patriarchat vun Kunutantinopel, u. Konstantinopel.

Patrimonien der röro. Kirche, Verwaltung und finanzielle Be- dentung der ♦32—100. fundas, inaäsa und patrimoniuni 6^ f.; geographische Bezeichnang ü5:f ; ihr Verhältnis zam Staat G7j die Beamten derselben 68— TT; Grundsätze der Verwaltung lA bis 18; Natural- und Gcldabgaben laf. Mf.; Ertrag derselben filf.; Verpachtung 25» 80: beurteilt als res paupcrum~BB : <iirekte Unterstützungen aus derselben 95 f.; Verluste 97j Erweiterungen 98; Patrimonien neben dem Kir- chenstaat Ü8f.

Paulus, ehrende Beiworte in Schrif- ten des Jahrh. 48^ Kanon ici- tät seiner Briefe bei Tbeophilus von Antiochien 6—10. 13—15. 17-20.

pensio IlL

Pessimismus 515.

Petrusbriefe, Gebrauch bei Theo- philas von Antiochien ]A

Petrusevangelium, in Antio- chien iL

Petrus Lombardus .^11-

Petrus Rodnlfus, historia sera- phica m 21ML

Peu tinger, Dr. Claudius 230^

Pez, B. 484-488.

Pfaff 4SL

Pfarrerstand, in Baden im 16.

Jahrh. 314ff. Philipp von Baden, s. Keli-

gionsmandate 1522—1533 : 301

bis

Philipp der Grofsmütige, in den Jahren 1534 1535 : 2111 f. 218. 220. 222. 224- 225. 22fi.

Ph ilostorgios, durch Photios* Auszüge erhalten 32; Über Eu- nomios 34. 41 f; "über Apolli- na rios von Laodicea 33.

Phöbadius von .Agennnm 4äL

Photins, über Schutzschriften für Basilius gegen Eanomios 25j Auszüge aus Philotitorgios 3217

Phrantzis 552. Pidalion 567f

Pilgerreisen nach Rom 86; deutsche nach dem hl. L^a 4Ba.

Piatonismus, Erneuerung des- selben durch Michael Psellos 178

Plotin, ausgeschrieben in „tkqI Toö nvtvuttjog" Basilü opera ed. Garnier L 32Q-322: 30.

VflUTtXOq 572.

Pneumatop hören, Bedeutung

für den neutestamentlichen Kanon

If. I2f. liL 20. P 0 a c h , Andreas, Predigtsammlung

Luthet's 475 f Polemik, der griechischen Kirche

gegen die römische 435; gegen

die Oeistlichkeit im Mittelalter

5liIL 514. 512 If. 532. 537j gegen

die Ketzer 514. 534. Polen, Evangelium in P. 1524:

620. Püleutz ß2L Poliander 2fi3 285. PoUicarins, Job., Vater und

Sohn lii2ff. Pönitentiarie, apostolische 494. Postwesen im röiuischeu lieich

3113.

Potho von Priefling 4M Predigt, des .Antonius von Padua 5(>3ff. 524-ü;^S; Wertbeurteilung der Pr. im Mittelalter 5ü>f. Predigtordnnng, 1522 in Ba- den an (f.

Preufsen, Gründung des Herzog- tums »J^O ff.

Priesterehe, in Baden c. 1524 3Ü8f.

Primat, Römischer, Stellung

Tertullian's :iH4f Primicerins 14- Prisciliian, s. Schriften und

sein Prozefs Ulf Prokop i 08, Patriarch 559. Proletariat, geistliches, im HL

Jahrh. 153 ff. Propheten, die alttestamentlichen,

in der christlichen Apologetik öf.

lüff 16,

Protoswürde in den Athosklöstem

321f. 402ff Provence, Spiritualen der Pr.

422.

n; - -d by Goü^lt:

638

KEOISTEU.

Psaimcnkoronientar, des An

tonius von Padua 506 —524. Psychologie dor Mystik 512.

R an ke , L v., Deutsche Geschichte, über die Verträge von Kadan und Wien 212. 214 f. 211. 21K 2mf. 22L 23ä.

ßassophoren 54Gf.

Rftstenbnrger Rcligionsge- spräch 2K).

Reforniation, seitens der Landes- herren im 15.Jahrh. 158—101.

Regionarier, die IL

Richard von St. Viktor 511ff.

Roecx, Jakob, Verfasser eines Weingartens der Seele tili ff.

Roger de Hoveden, Chronica

Rolandinus Graminaticus

203 f.

Rosler, Lionard 2I1L

Sachau302, syrische Handschrift in Berlin '442—447.

Sakramentierer, in den Ver- tragen der deutschen Protestan- ten mit Kaiser und Reich 217. 222. 224: 283. 284f.

Sakraraentsverwaltung, 1527 in Baden 311 f.

Salaroanka, Universität zu 4Ü4j

Salimbene 2ÜL

Sawiras 555.

SawwAs, d. hl., s. Typikon 427 f. Scapula, Prokonsul von Afrika

Schisma der occident. iLoriental.

Kirchen 173: s. u. Polemik. Schlesien, Beziehungen zu dem

Baseler Konzil 2fiIL Schmalkaldener Konvent

1537: 2ܻL Schraalkaldi8cherBund223fF.

231 f. 2.S.'i~2a8. Schönberg, WolfT von 330. Schultz, Hieronymus, Bischof von

Brandenburg lOßf.; gespanntes

Verhältnis zwischen ihm und der

WittcnbcTger Gei.stlichkejt 110 f. Schulwesen, Reforrafreunde in

Frankfurt a. M 25ßf.

Schweinfurt, Verhandlungen zu, 1532: 217.

Schwenckfeldianer283f. 302f.

Seckendorf, Commentarius de ' Latheranismo 212. 214. I Segarelli« 4Ü2. ! Serapion von Antiochien, s. Stel- lung in der Geschichte des neu- testarocntlichen Kanons 3.

Sermon, Sprachgebrauch im Ifi. Jahrb. LÜL

Sibylle, bei Theophilua von An- tiochien 10. 12.

Sicco Polentone 204f.

Sil van US, Bisch, von Gaza 342. 348.

ax( votf vXh^ 572. Skitioten 41iL m 5fi3. 555. Sleidan 212. 2l4f. Soeiro Viegas II., Bischof von

Lissabon 179. 181. Sonntagsheilignng, c. 1201

durch einen Brief Christi befohlen

438 f.

Sozomenos, Quellen seiner Kir- chengeschichte 32 f.

Spalatin, über Luther's Thesen de excommunicatione 478. 151

Spei er, Reiclistag von 1526: 264 f. 309; von 1529: 31Ih von 1540:

2m f.

Spcratns, Paul 286; Brief an Luther , Melanthou und Jonas 302f. fi2L

Spiritualen, Verhältnis zum Franzi.=jkanerordtn und zu den ! Fraticollen 4aif. I Stephan IV., Wahldekret 113.

Sturm, Jak. 222. 22^

Summepiskopat der Landes- herren, s. Entstehung '^10-

Syngramma, das schwäbische 412 ff.

Szaniuil L, Patr. von Eonstan-

i tinopel 403.

i Szinaikl 08 ter, s. Reformation

! 410. 412. 4nf. Szophronios Kalligos 53^ Szymeon von Thessalonich 402f. 413. 435. 55L

; Taboriten, Verhaltni.^ zu Wiclif

und zu den Waldensem 431 f. 1 Tan gel, Lucas 33L I Teplensis, Codex 497.

BEOISTEK.

639

Tertiarier 492. !

Tertollian, von dem Kranze 353 \ h'\8 394. D. Schutzschrift 353; ßchriftgobrancli 354; Montanis- mus als Hari«lhab*:' dvr Chrono- lugie 3Ö5 1. ; Ikrühruog mit Cie> mcDfl Alex. 365f 369. 880; Reise nach Athen 369 : über den Kriegs- dienst 369 :57i; de idolatria 37Uf.; de fuga in persecutione 374 f.; de velftndis Tirgiaibas 375-378; über Askese 378 ff.; über Tradition 380 ff.; s. Stel- lung zu Rom 382— 385-, s. wach- sende Autorität 385 f. ; dedoctor = Pftraklet 386 f.; scorpiace 388 f.; s StellQDg zur Gnosis : de pailio 389 f.; Abfassung von adv. Marcionem '6iti); g. Stellang in der KaDoosgesobichte 2.

Tetzel, Einflofa »einer Gegen- the.-:en auf Lutlier's Scrni"n von Abiais und Gnade 120—124; ihre Verbrennung 124. 125.

Thann, Eberhard von der 331. 332.

Theodoritos, Igumctios? . cinos Athosklosters : «. Klost» robronik 415 428; im Külvwastreit 5G7f. 569.

Thfcodoros Studitis ,553. Theodosios IL, Patriarch 559. 564 ff.

Theo])liane8, gelehrter Möoeh nm 1460: 155.

Theophilus von Antiochien, s. Stellung in der Geschichte des neutestaraentlichen Kanons 1 bis 21. Bisheriges iTteil 2 ff.; YtTfaifti-Tscbaft der drei Liiclicr ad Auiolicmii 4; das Neue Testa- ment des Th. 20 f.; Gebrauch des Alten Testaments 6. lOff.; der Pauliisbriefe 6. 10. 13-15. 17-20; der Evangelien 10. 13. 16. 18 i der Petrusbriefe 14.

TheopbÜQS r^v Aft/iTritf^/icf 643.

Tbimotheos von BtrytiiB» seine Kirehengehchichte 32 f.

Thomas von A q u i n , Traktat gegen die Griechen 41>5(..

Tbomas von Celano, Ähnlich- keit seiner Vita mit der des An- tonius von Padua 179 190. 201.

Thomas von Eccleston 2U2.

Tbomas a Kempis 680f.

Thomas von Vercelli 203.513. 523.

Titulatur der röm. Kirche 72. Totenmahlzeiten indergriech. Eiivbe 560 ff.

T Oft rr ( ^ u I) g 572. Trinitätslehre, Termin ologie des

Apollinariob von Laodicea 47.

57 f.

TnseisB, Spiritualen von T. 492. TvniMdQiif 572.

Ulrich von Württemberg,

Vertrag zu Kadan 216. 218 f. Union der grieeb. und rdm. Ciiebe

2G8ff.

I n i versitäten im Mittelalter

4l>4.

Urban IT., Schreiben an Kicbael Palaeologns 496.

V eghe, Joh., LeKn^-Vizze 596 f. Vehus, Hieronymus 508. Verpachtung geititlicher Stellen

160

Viktor, ScbolsTonSt 511ff.682.

534 f.

Vienne, Konzil von 493. Vincenz von Beanvais, spe- culum histoiiale 181. 208. 205.

V u 1 g a t a . zur Gescbiebte der 494. 497 i 510.

W ad d i n f , Annales Ifinontm 206.

Waldenser, Bibelöbers t z i : i i gen 49Gf. ; Verhältnis zu den Tabo- riten 4i»7f. ; Inquisition im «öd- östl. Deutschland 174. Walter von 8t. Viktor 6U. Weift^enburger, Job 103. 105. Weiler, Peter 2H5 287. Westerburg, Dr. Gerhard 263 f. Westermann, Job., Ftomotions-

thesen 458 ff. Wiclif 497 f.

Witdertäufer, Verhandlungen Zwingli's mit den schweizerischen W. 165; in Münster 217. 228. 231. 234 f; in Baden 318 f. Wien, Vertrag v(>i]. ir>35: s. Be- deutung lür die deutschen Pro- testanten 230--244. Wilhelm von Bayern, Vor- [ mundscbaft Ober Baden 307.

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REGISTER.

Wilhelm von Brandenburg,

Trth von Rijra 282f 292. 804f.;

Brie! an Luther 303 f. Wilhelm, Herzog von JttUch-Berg,

ge^en den KoDknbinat der Geiit-

uchen 159. Wiropfeling, firief vom Jahre

1505: 166f. Windeslieimer Kongregatlen

579.

Wittenberg, ViTliältnis der W. Geistlichkeit zu d-^m Ardtidtako- nat von Leitzkau WJL 112; Streit der Oeietliebkeit mit dem Bischof von Brandenburg 110 f.; Exerapti(*?i d Schlofskirclie III; Disputatiou^tbcscn aug den Jahren 1516—1522 : 448-471. 479 bis

483; Studenten aus dem Oniens- land 284. 285. 290f. 2d3. 294 f.

298

Worms, Kolloquium zu, 1557: 169.

Wucher, s. Bcurteilaog im Mittel* alter 516.

Ziesar, Synode so, Jani 1512:

lOGf. 110. Zwin>,'li. >. r?rit>f Wechsel 473 ff. ; B. FrüudiiLU Verglimpfung etc." 475; In eatalmptietanun etropbas

elenchus IGl— 1G5 Zwinglianpr. in Oberdf^ut^ -liiaiid 217. 219. 224f.i in Fraukturt a. M. 264.

Dracfc v«a Fricdr. AD4r* P*rthM In 0.4lta.

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