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ARCHIV FÜR PAPYRUSFOItöCHUNG

UND VERWANDTE GEBIETE

Otto OiuoBinnTz n Kfimosaraa, Bismabo P. Obbhfbll n Oxtobd, Abthuk 8. Hinrr m Ozrosu, Pibrsb Jonomr m Lillb, Fredmuo G. Kbhtom m Lokdon, Giaoomo Lumbboso ih Bob, Jobs P. MABAnnr IM Dobuh, Ludwig Mrrrxu n LsiPEia, Julbs Nioolb n Obmt, Wilbbui Sgeubabt ib Bbbijii, Paul Vibbbck n Bbbuh

DNTEE MITWIBKÜNG VON

HBSAU80E0KBEN TON

ULRICH WILGKEN

IR HALLS A.8.

D^TSR BAND.

EBSTES HEFT.

C t >

1|V4.V

Anag«geb«ii ab 8. Oktober 1908.

LEIPZIG,

DRÜCK ÜND YEBLAQ TON B. G. TEÜBNEB.

Dm Arehlv fBr Pi^ynufonohang und Terwaadte G«btot« erfclieiiit ia Heften sn je etwa 9 Druckbogen, tou denen 4 einen Band bilden. Der Frei* des Handel betrigt M ICark.

Druck und Veriag ron B. O. Teubner, Leipng, Poititr. $.

InliallBTeTzeiclmiB.

L lafsitie.

Mt«

Die Hedeia dei Heophron. Von Wllbeln CrVaeH 1

Obeervationonlae ad papyroi juridioae. (Continuantur.) Von J. C. Mabw . . 6

Om Oeriaht der Chiematiften. Von Otto Oradeawitl 20

Komfracbten im Fajrum. Von Friedrich Preiiigke 44

PapjTui Cattaoni.

L The text Von Berurd P. Orrafell and Arthir 8. Hut 65

n. Kommentar. Von Paal H. Meyer 67

P. Lipi. 18. Von L. Mittele und D. WUekra 106

IL Bespreehnngen and Mltteilangen.

Papymi-Drkanden. Von Dlrieh Wilekea 115

Zn P. OrenfSell 1 und □. Von Dlridi Wilekea HO

Inachriiten am ptolemliacher Zeit HL Von Max L. Strack

EngUiche Amgrabnngen in Hibeb nnd Oxyrhynehoi 1908. Von Beraard

P. Breafell und Arthur 8. Hut ISO

m. Bibliographische Notizen.

Von Dlrieh Wilekea

Alle fOr die Redaktion beitimmten Sendungen (Manuekripte, B«aeaaioiia> ezemplare n. i. w.) wolle man richten an:

Prat Br. Ulrich WDekea, Halle a. S., Am Kiiobthor 84.

Ebendahin iit auch dm korr. Exemplar der in 8 Abiflgen nur Yersmadung gelangenden Druckkorrekturen tu lenden; dM andere Exemplar sowie Mannikript bleiben im Besitse der Herren Verihiaer.

ARCHIV FÜR PAPYRU8F0RSCHUNG

UND VERWANDTE GEBIETE

UNTER MITWIRKUNG VON

Otto Gradenwitz in Kökiosbero, Bernard P. Grenfell in Oxford, Arthur S. Hunt in Oxford, Pierre Jououet in Liijjä, Frederig G. Kenfon in London, Giacoho Lumbroso in Rom, John P. Mahaffy IN Dubun, Ludwig Mitteis in Leipzig, Jules Nicole in Genf, Wilhelm Schubart in Berlin, Paul Viereck ln Berlin

herausoeoebkn von

ULRICH WILCKEN

W LEIPZIG

DRITTER BAND.

JOT VIER ABBILDUNGEN IM TEXT UND EINER DOPPELTAPKL IN LICHTDRUCK.

1SK)6.

LEIPZIG,

DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.

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Zvoö

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N) «3

AI.LK UKCHTK, KINSCHUKS8UCM I»KS Ü«KRSKTZI:N68

SCHUKS8UCM I»KS tmKRSKTZl.NG

RKCHTS, VORBKHALTEN.

2 1937

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I

Inhaltsverzeichnis des III. Bandes.

I. A u f 8 ä t z e.

Seit«

l. Bäclutrüm, Fragment einer medizinischen Schrift 158

Borrhardt, liriechische Bauinschriften ptulemüiscber Zeit auf i'hilae . . H6U I. Bresslau, Kin lateinischer Kmpfchlnngsbrief (Pap. lat. Argent. 1) mit einer

Doppeltafel*) in Lichtdruck 168

Callinet, P. Jonguet, Papyrus biliiigue du Musile du Cairo 8.HU

f. Crönert, Die Medeia des Neophton 1

. Festa, II papiro filosofico del Museo Kgizio Vaticano 161

tiradenwitz, Das Gericht der Chrematisten 22

Kin neuer Alypios-Brief 406

. (irenfell, A. Hont, Papyrus Cattaoui 1, The text 55

. Hont, s. Grenfell.

. Jongnet, s. Collinet.

. Lnubrosu, Lettere al signor professore Wilcken V IX 16S

X— XVI 849

. M. Meyer, Pa|pyrus Cattaoui, Kommentar 67

Zum Drusilla-ProzeB (BGU 1019) 247

. .Mittels und ü. Wileken, P. Lips. 13 106

Adoptionsurkundc v. Jahre 381 n. Chr 173

Über die Freilassung durch d. Teileigentümer eines Sklaven . . 262

. C. Naber, Observatiunculac ad papyros juridicae 6

. Nicole, I. Le domaine du roi Ptobhnee. II. Le cachet du Stratege et les

arcbepbodes 225

. Preisigke, Komfruchten im Faijüm 44

Ein Sklavenkanf des 6. Jahrhunderts . . 415

[. Kostowzew, Komcrhebting und -trausport im griechisch-röm. Ägypten 201

. Rnbensohn, Griechische Bauinschriflen ptolemüischer Zeit auf Philoe . . 356

. Wileken, Zu Mommsens Gedilchtnis 147

Ein vöftof TtXavixoi aus der Kaiser/.eit 185

Xeue Nachträge zu P. Lond. II 232

Sarapis und Osiris-Apis 249

- Nachwort (zu Rnbensohn) 366

Zu den Genfer Papyri 368

VgL Mitteis zu S. 106

*1 Diese Tafel (das Faksimile des lateinischen Briefes der StraBburger Sammlung) ist einzeln käuflich und in der üblichen Weise durch den Buchhandel zu beziehen.

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IV

InhalUvenieichnia des III. Bandes

II. Referate nnd Besprechungeii.

Sfiw

F. BlaMt, Literarische Texte mit Ausschluß der cliristlichen 267

n »» M 473

M. L. Strack, Inschriften ans ptol. Zeit. III 126

A. Thninb, Die Forschungen über d. hellenistische Sprache in d. J. 1902 4 , 443

U. Wilcken, Papyrus-Urkunden 113

300

602

über W. Dittenberger, Orientis Gr. Inscr. Sei. I ...... . 313

Zn P. Grenf. I und II 119

III. Mitteilungen und Bibliographie.

B. ürenfell, A. Uuot, Englische Ausgrabungen in Hibeh u. Oxyrhynchns 1903 139

Englische Ausgrabungen in Oxythynclios 387

L. Mittei.s nnd U. Wilcken, Papyrus-Chrestomathie 333

U. Wilcken, Bibliographische Notizen 141

I. Sachregister 670

II. Griechisches Wörterverzeichnis 672

III Papyri, die im vorliegenden Bande behandelt sind 674

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I. Aufsatze.

Die Medeia des Neophron.

Londoner BmchstQcke eines ^iechischen Dramas.

Der Papyrus Nr. CLXXXVI des Britischen Museums enthält auf der Rückseite nach F. G. Kenyons kurzer Inhaltsangabe (P. Lond. II Einleit.) die 'Reste yon drei oder vier Kolumnen eines unbekannten Dramas, dessen Held lason sei. Die Schrift gehöre dem 2. oder 3. Jahrh. n. Chr. an’. Kenyon fertigte von dem wichtigen Texte eine vorläufige Abschrift an, die er nun in großer Liebenswürdigkeit mir zur Ver- fügung stellt. Ich zögere nicht, die besser erhaltenen Teile des Textes sofort kurz bekannt zu geben, damit eine gründliche Behandlung dieser wichtigen Reste um so schneller und wirksamer einsetzen kann.

Der Papyrus zerfällt in zwei Stücke. Das erste enthält die meist bis auf geringe Buchstaben zerstörten Reste von 2 Kolumnen (I II), das zweite ist wiederum geteilt, es bilden diese von Kenyon zusammen- gestellten Teile (HI) wohl sicher zwei weitere Kolumnen. Die Kolumne hat etwa 40 Zeilen; von Lesezeichen erscheint nur die Paragraphos beim Personenwechsel.

Aus I ist nur ^fiäg 27 und Tdxvo[v 32 zu erwähnen.

II.

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Toiavr' ög yijs ügtav

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2

I. Aufsätze

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1) Über K ist ein geschrieben (

2) Oder ^lA. 8) Ober C ein

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ro xal i^extaxafiai [xaAä]g

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Wilhelm CrSnert; Die Medeia des Neophron

3

Die ersten neun Verse von Kol. II sind ohne Zweifel das Ende des Prologs. Nachdem vorher die Geschichte der Medeia und die Hei- ratsangelegcnheit des lason erzählt war, erfahren wir zum Schlüsse von der Ankunft des Aigeus, der später im Angelpunkt des Dramas stehen soll. Alsdann tritt lason auf. Eine unbekannte Person, wohl die nämliche, die den Prolog sprach, begrüßt ihn und berichtet dann von dem veränderten Wesen der Medeia. Darauf folgt nach einer ziem- lichen Lücke III 31 ff. Die feierliche Art, in der der Chor angeredet wird, deutet auf den Anfang des Dramas hin. Es ist Medeia, die den Chor begrüßt. Daran wird sich nach geringem Zwischenräume III 1 30 angeschlossen haben. Hier ist zunächst von dem x^pvyfia des Kreon die Rede (III 14 ist sicher «oiliT|o;ts xStfi zu ergänzen), worauf wir eine Wechselrede verfolgen können. Mit xoi'fu^t gdg xdpocg kann nur Medeia gemeint sein, deren unheilverkündender Blick (Eur. Med. 92, 271) den Alten in Wort und Bild geläufig war; ebenso sind die Worte Tvg)td6pos eväö^ov und dö^tjg igäv der bitteren Rede der Ver-

schmähten zuzuschreiben. Die andere Stimme sucht die Medeia zu besänftigen und bittet sie, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Da mit Ttxvov wohl nur Medeia selbst genannt sein kann (denn ein Kind oder eine junge Dienerin der Medeia wird man nicht vermuten wollen, überdies hatte der Vers wahrscheinlich den Sinn; Man muß ausheilen las.seu, was krank geworden ist, so daß er eben der anderen Person in den Mund zu legen ist), muß die Gegenrede einer Person angeboren, die viel älter ist als Medeia, wohl ihrer alten Amme. Reste eines Chorliedes fanden sich bis jetzt noch nicht.

Mit Euripides stimmt überein, daß gleich nach dem Prolog der Hörer auf Medeias fürchterliche Stimmung hingeleukt wird, daß der Chor aus korinthischen Frauen besteht, daß Medeia ihn begrüßt und daß darauf Kreons Ausweisungsbefehl bekannt gemacht wird. Im Gegensätze zu Euripides steht, daß im Prolog auf das Kommen dos Aigeus hingewiesen wird, daß die Handlung mit dem Auftreten lasons begann und daß auf Medeia, als der Befehl des Kreon eintrifit, be- gütigend eingewirkt wird. Im allgemeinen aber ist zu sagen, daß die Ähnlichkeit beider Stücke ziemlich groß ist.

Medeiadramen sind noch von Neophron (Nauck* 729 732), Di- kaiogenes (775), Karkinos (798), Diogenes (807) und Biotos (825) über- liefert. Bei Diogenes hat sich nur der Titel, bei Biotos nur eine kleine Stelle, bei Dikaiogenos und Karkinos nur eine kurze Nachricht er- halten, dort über Medeias Rache, hier über den Bruder der Medeia, Metapontios (= Apsyrtos). Nur von Neophrons Drama wissen wir mehr. Das zweite Fragment, ein längerer Monolog der Medeia vor

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4

I. Aufsätze

dem Morde, und das dritte, das vom Tode des lason handelt (Neophron läßt ihn sich aufhängen), kommen für unsem Papyrus nicht in Betracht. Aber das erste ist sehr wichtig. Schol. Eur. Med. 666: Ns6g>Qav di tlg KÖQivd'ov rbv Alyia xoQayBviötai »pdg Mi^Suav tvexa tov

6a(pi]viod'fivai aiiTCn rbv j;()z;ffgöv vx' tcvrijs, ygdtpaiv ovrog' xal ydg riv ainbg ^Iv&ov ivoiv (iu9elv aov. TIv%Cav yuQ öffffav, »Jv I fioi Oolßov XQÖfiavTig, av(ißai.elv äy,r^jiav3)'

Col d’ flg Aöyovg (toXav dv ijXxiSov Xaßelv.

Bei Euripides ist Korinth für Aigeus nur ein Durchgangsort, der König will zu Pittheus nach Trozen, um sich bei ihm die Erklärung des Delphischen Orakelspruches zu holen. Wie zufällig erscheint er auf der Bühne. Aber im Londoner Papyrus wird Aigeus schon im Prolog angekUndigt, imd wenn es heißt, daß er schon seit drei Tagen in Korinth weilt, so muß dieser Aufenthalt einen wichtigen Zweck ge- habt haben. Damit vereinigt sich gut, daß der Aigeus des Neophron ausdrücklich sagt, daß er zur Medeia gekommen sei, um sie um die Auslegung des Delphischen Spruches zu bitten.

Die Nachricht am Ende der Uypothesis zur euripideischen Medeia: ÖQßfia doxtt (Euripides) vxoßaXde^ai xu^ä NeötpQOvog äiaaxsvdaag, äg ^ixaluQiog Jtoü t* 'EXXdäog ßiovj xal ’/^ptffTortAijg dv ixofivtjfiaai gilt heute für abgetan. Die Hjrpomnemata des Aristoteles sind il>svöc- niyffatpu, den Dikaiarchos erklärt Nauck, der den etwas verderbt über- lieferten späteren Zusatz richtig entfernte, für den Grammatiker, die ganze Nachricht aber geht, wie Wilamowitz (Hermes XV 487) ausführt, auf eine mißgünstige peloponnesische Quelle des vierten Jahrh. v. Chr. zurück, die den Athenern den Ruhm der euripideischen Medeia ent- reißen wollte. Schon vorher hatte Wilamowitz (Analecta Euripidea 155) die Nachricht der Hypothesis dadurch entkräftet, daß er darauf hin- wies, daß die erhaltenen Reste aus Neophrons Medeia eine deutliche Nachahmung des euripideischen Stückes zeigen. Der gewaltige Mono- log der Medeia (Eurip. 1021 1080), in dem das zerrissene Herz des Weibes, das Rachegefühl der verstoßenen Gattin, das Zartgefühl der liebenden Mutter in dramatischster Weise hervortreten, ist bei Neophron zu einer kalten, rhetorisch gefärbten Ethopoie verändert. Und Wila- mowitzens Beobachtung bestätigt mm der Papyrus durch neue, die Nachahmung noch deutlicher offenbarende Anzeichen.

ln einem wichtigen Punkte aber ist Neophron seinem Vorbild nicht gefolgt, in der Behandlung des Aigeus. Euripides hatte den Aigeus ganz ohne Vermittelung in die Handlung eingreifen und an dem Ausgange mitarbeiten lassen. Im Prologe kündigt er ihn nicht

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Wilhelm Crönert: Die Medeia des Neophron

5

an. Das Konkurrenzdrania aber hat gerade die Rolle des Aigens aus- und umgestaltet. Hier deutet schon der Prolog auf Aigeus und die durch seine Anwesenheit erleichterte Flucht der Medeia hin, und später tritt Aigeus gleich offen mit seiner Absicht hervor. In Neophrons Behandlung sehen wir zugleich eine Wirkung der Kritik, die an dem älteren Stücke geübt werden mußte (Wilamowitz, Hermes XV 4SI ff.).

Wenn es noch einer weiteren Stütze für die Ansicht bedarf, daß die Londoner Verse aus der Medeia des Neophron sind, so ist darauf hinzuweisen, daß von keiner der übrigen verlorenen Medeiadramen mehr als eine einzige Nachricht erhalten ist. Aber das Stück des Neophron ward eifrig von den Grammatikern gelesen, es gehörte zu den Quellen der gnomologischen Literatur und die ihm imtergeschobene Bedeutung für Euripides war von vielen gekannt. Lehrreich ist besonders Dio- genes Laertios H 134 (es gehen zwei von Menedemos gesprochene Verse vorher): ruvta d’ i’orlv 'Axaiov i’x tt)s aarvQixfjg ’Ofiq>ähjs‘ äöTS xraiovoiv ol As'j'ovrfg /itjöiv ccvtöv äveyvaxivai, xXijv Ttjg Mr^- btiag Ttjg EvqixCöov (>}v Iviot Nt6(pQovog tlvai toü üixvmvi'ov q>aalv). Dies hat Diogenes nicht so in seiner Quelle gefimden. Denn zuge- geben, daß die Worte äatc ntaiovoiv u. s. w. nicht seine eigene Fassung sind, obwohl sie ganz seinen Stil zeigen, so kann doch der gelehrte Zusatz erst durch Diogenes hineingebracht worden sein. Zusätze dieser Art findet man anf jeder Seite. Seine Quelle war vielleicht Favorinus, der eine solche Geschichte seinen Lesern sicher nicht erspart hätte.

Sprachlich ist rvtpadövog (III 16) nicht ohne Bedeutimg; das mögen die Grammatiker sich gemerkt haben, denn sie führen Tvtpedätva bei Kallimachos (98’’ Schn) als Ausnahme an. Sophokleisch ist HI 37j vgl. Totirong i^ssfiOraiiat xaiag Ant. 293 xdiixüfraif&av xaAäg OC 417. Daß gewöhnlich nicht elidiert wird, entspricht einem antiken Branche, an den wir uns endlich gewöhnen sollten.

Ich habe die mir freundlich überlassene Abschrift ohne Zögern einer Bearbeitung zu Grunde gelegt, weil ich Kenyons Übung und Gewissenhaftigkeit kenne und schätze. Indessen wird man durch eine neue, gründliche Vergleichung imd eine eingehende, daran sich an- schließende Auslegung zu weiteren Lesungen und Ergebnissen kommen: auf diese Arbeit sollte vorbereitet werden.

Bonn. Wilhelm Crönert.

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Observatimiculae ad papyros juridicae.

(continnantar.)

§ 21. (Ad P. Grenf. I 17 (= P.) et Taur. 1 VII 3 13). Vixit sub Philometore TZroArfiafog 'Epfioxparovg') pater Apolloniae, quae Drytoni postea*) nupsit, quae papyris aliquot superstitibus’) immorta- litatcm sibi peperit. Erat is KvQijvaiog, hoc eniin ideo efficitur, quod Hlia perpetuo audit KvQrjvcdu-, quapropter P. lin. 4/5 supplendum reor

UtoXtfittt'ov 'EpjaoxpaTou<(g)>, og f/v [KvQijvutog ], quuin prae-

sertim, quod inira demonstrabitur, causa fuerit cur ibi civitas testato- ris corameiuoraretur. Contiuet autem hic papyrus querelani filiarum Ptolemaei de liereditate patema a Calliinede sibi erepta. Cui papyro, quia sinistra portio deest*), mirum non est filiarum nomina sicut multa alia tnmcata esse. Initium habet: [tm öeivi sive rolg öftvu^) nugä

]g T^g xal EififiCviog xal 'HQCtxXelag q (= rijg

xal) Etvanäd'ig, ergo deficit integram nomen eius, quae Drytoni postea nupsit, ’AjtoklavUtg Trjg xul 2.’fppwv0-tog‘) et Graecum £tfifiiviog. Fult: [tofg äclvtt xuQU 'AnoXXtoviag rfjg xal £tfiiiäv&ing xal rijg dflro]g Tijg xal £efificviog xal 'HgaxXeiag ^ <(xal)> Afi/osräfrig, iam sequitur: [röv TQiäv^ xaTlayivofitvmv iv Ilad"VQei. ’ASixovfifd’’ vxb KaXXifin\Sov(^gy

[ ]i>*) xal KaXtßtog yvvaixbg abrov xal xäv tov-

zav [r^xvav. Ouroi yäp®) t]oö ;rarpög rjiiäv ÜToXiiiaiov rov 'Eg/io- xgÜTov^gy, ög fjv [Aupijvafog '®), xaTa]Xtxövrog vxdg%ovx' avzä

1) Plenum nomen occurrit P.* Grenf I 17,4; 18, S.

2) OmneB fUias PtolemaeuB moriens impuberes reliqneiat (P. Grenf. I 17,1 1/3).

3) P. Grenf, 1 18 21; 12. Accedit, quod latuit editorem, I 17.

4) Quaedam per conjectnram suppleta nunt quum ilico tum rol. II pag. 211.

5) Demonstrabitur infra regibue tiXo/iTfrofaiv qucrelam datam esse.

6) Hane non inter^enisee hereditatis patemae petitioni, pamm est rerisimile.

7) dvo Bupplevit editor.

8) Suppleo; [tcov xaTo>xm]t' vel rär xarolxmjv. Cf. P. Lond. 23, 7/8

(1 pag. 38).

9) OvTOc yaff ipBC supplevi.

10) Kvtt]va!ct ipse Buppleri. Cf. supra.

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J. C. Naber: Obeervatiuncalse ad papyroB juridicae

7

äicd9fra [Ätä fiövag flT»y«]r£pag *) dxo/ieJLftipd'ai, wg di (= ötftf) x<rrä 6vyytvixbv*) ixtl[&6vTBg otke äyzt]<fTeiut>*) «xoyQatpdfuvoi BVT£ xaxd diu9^xt]v dxoif[Xtt(p9ai*) , ifißccTe]voavres^) tlg Ttjv vxdp- XOvOav ijutp olxiav iv tfj TladvQH [iv tmdelvi. ft£i*) xaTa]Xttq>^dv&' ijittv vTtö Tov xarpbs ixixXa'’) [xävza /Ji“®) dx]r)ve'yxavxo,

xal dx’ ixetpov dtd xttgevpiaeag Xiixoxe\XCov rjiiäg dtl xaxa-^)]ßXaxx6v- xeg dutatiovdiv. Scilicet didicimns ex P. Taur. 1 VII 9 13; xaxd xovg xoXixixovg vbfiovg xal xd i>Tj<p(efiaxa, id est eecundum ins Grae- cum et noToram regnm constitutiones, fiij e^elvai ixl xd xäv xixeXtv- xr/xoxav ixixopeve69-ai similiter habet lex Attica'®): dvtxidixov (li) eltlvai ix^iv /xiytf xXfjpov itt'jxt ixixXrjgov ergo xaxd xovg xoXixi- xovg vofiovg xal xd ilrr,(pi0fiaxa ^lij i^iCvai ixl xd xäv xexsXtvxr/-

xöxmv ixixopsvea&ai, antequam publicnm ixiexaXfia impetraverit quis, quod vocabulum non est quidem in P. Taur. cit., sed superest BGU 241, 42 (Gradenwitz, Einführung I p. 81), ubi lacunam sic suppleo: [dMrypdgiojrrog £XKff]Tov avx&v xd vxip xov iäiov (tipovg xa&r]xov[xa X<oplg av »pög“) i]xiaxaX(ia xijg diaipioemg xaxißX’^dxj. Neque enim ixlCxaXga aut diaipioeag, quum plures essent heredes, aut ifißaxevoeag^^ uni, gratis dabatur, sed erat ante solvenda ^ dxapx^f id rectigal necessarium'^), cuius de quantitate ut consta- ret, iusserant reges xa^dfuvov^*) xijv dxapx^v^^') xXtjpovofiiav dxoygd-

1) Supplevit cum loanne Mahaffy Grenfell (II pag, 211): [diä ro xjta- ixoliXil<f9cci, quasi usquam terraium filiae maiores natu praeferantur,

nam ne maxima quidem vel maiorca filii.

2) Quid Bit t4 avyYtvitidv, statim dicetnr,

3) o^Tc dy^tjaTiiat' supplevit cum loanne Mahaffy Grenfell (II pag. 211).

4) Kltifopditoi scilicet. ’AnoU[Uifiii{voc suppleveront Mahaffy Grenfell.

&) KorraljvaavTec aupplevemnt Mahaffy Grenfell. Tu vid« P. Taur. 8, 20 22 ; P. Lond. 401, 19.

6) ’£» ietvi het ipse snpplevi. Cf P. lin. 13, 18, 27.

7) "Entxla sunt omnes res mobiles. Cf. P. Grenf. I 12, 18 (div4 Törr vxae- Xopxap fioi TfdvTcov iyyaimv xal inlnXtav)'^ 21,3. 16.

8) ndrxa xfj ßia supplevi ego. Cf P. Im. 19.

9) Lacunam snpplevi ego. 10) Demosth. XLVI § 22.

11) Gradenwitz: xafftbc xoi, ubi nos zcopic <hv xedg.

12) Haec appellatio aliqnando prodibit.

13) Paul. Sent. IV 6 § 3. 14) Ta\6fuvov potius.

15) 'AxafxrtP hnius papyri esse rectigal hereditatium videmnt Lumbroso, Hecherehts (1870) p. 307; Wilcken, Ostr. I (1899) cap. IV § 140; Meyer, Ztschr. der Sor.-St. XVlil (1897'i p. 58/9. Ergo divcrsum est vectigal dnodenum drachmum, quod solvitnr pro aperiundo testamento (Wessely, SiUungtberichte (Wien) 124 (1891) IX p. 26), diversa denique dnagyij, quam sistunt [BGU 80,1; P. Cattaoui, col. ni; P. Vindob. sine no. (Wessely, Studien z. Pataeographie u. Papgruskunde

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8

I. Aufsätze

il>a69’ai') Bub iureiurando aestimandam’) ivrög tivatv’') bgiO^tioStv iifie- Qüv.*) At ne sic quidem venire in posBessionem licebat, nisi quis tag avrag xon}ffa(no), quas praestare eum oporteret, si Ätl Xuoxpiräv ex causa hereditaria res singulas vindicaret, id est inprimis heredem se esse testati vel intestati, deinde vero ipsam rem esse ex hereditate. Verba papyri (Taur. 1 VII 3 12) haec sunt: el xal ixl iUoxpirüi/

öuxqCvovto, XQ&ttQov tlvcu ixidtixvvtiv ag iöriv vtög xri . .

xal (UTa rag iniäeC^tig ravtag alrelöd'ai^) avxbv rag »fpl t^s

olxCag dxoÖei%Hg. Thv ainbv äh zqöxov xal xatä rovg xoh.xixovg v6- /lovg xal ^tpCefiaxa xug avxag iatätC^Eig xoiijOafiivov^) id est post probationem generis, nam verisiinile non est xltjQovoniav probandum fuisse de omnium singularum rerum dominio^ xal xa^dfievov xi/v äxafzv^ xitjpovofi^av dxoypätfiaO^ai ij dxoxivftv avxbv äpaxfiäg (ivpiag xal ag dv xoi^6ijxai oixovofu'ag dxvpovg sivai. Apparet, quid intersit inter xbv t^g vöfiov^), quem scrvant ILao-

xptTai*) et xbv xoXixixov, siqnidem iure Aegyptio licet ei, qui beredem se dicit, ifißaxtvtiv, salvo adversus töv ifxßaxivöavxa petitorio iudicio, ex diverso iure Graeco prohibitum est iußaxtvHv, antequam heres quis legitime constituatur, xlt]Qovo(tiav äxoypai(>d/itvog. '") Simul apparet adversus Ptolemaei Hermocratis filias Callimedes quid commentus sit. Venit in possessionem hereditatis ipse uxoris nomine, quao fuerit

I pag. 10). confuniüt Meyer, Ztsdir. der Sav.-St. XVIII (1897) p. 68/9,

quem sequi videtur Wilcken, ibid. XXTll (1902) p. 313’.

1) P. Taur. 1 VII 10/1. Sistit hereditatis &nOYQa(pijv P. Amh. 72 anni p. ehr. 249 {Archiv II p. 127); non hereditatis sed heredis P. Oxy. 75 (cf. Wilcken, Ostr. I p. 468); 247—260.

2) P. Amh. 72, 11—14

3) Papyro conservandum est rmv.

4) P. Amh. 72, 6.

6) Passivum esse non monerem, nisi pro medio habuissent Peyron; Mitteis {Seichsrecht und Volksrecht (1891) p. 49 ima); Revillont, Freds de droit egyptien (1903) p. 740.

6) Horum rationem quidem habet Mitteis, Reichsrecht etc. p. 49 not. 1 (p. 60),

sed non recte iis portendi credit: „(dafs) auch vor den griechischen Gerichten dem Kläger irgend eine Beiceislast obgelegen habfej“. In ipso teztu scribit (p. 60) lirobandum esse actori „daß er die Erbschaftssteuer bezahlt habe“.

7) Papyri quidem verba eam quoquo probationem comprebendunt.

8) Ita appellatur ius vere Aegyptium fet P. Taur. 1 IV 17 (Mittels, Seichsr. etc. p. 60 not. 2) H P. Tebt. 6, 216 220. Alibi dicitur iyxäjfiov voiuega (P. Oiy. 237 Vm 22), inixAfios denique vopo; (P. Oxy. 237 VIII 84).

9) P. Tebt. 6, 216—220.

10) Papyrum si presse sequerer, scriberem änoygaijjöfuvos. Sed videtur ä äxoyfaeprj praecedere debere rä; intSelitis-

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J. C. Naber; Observatinnculac ad papyros juridicac

9

Aegyptia, Ptolemaei soror uterina vel matertera*), ma(ryt xara t'o evyyivixöv, id est quasi iure enchorio*), quod libcram habet iiißdtevaiv, OUT* äyxtaTfiav axoyQai/äfuvos oCre xarä diadTjxtjv KJtoXcXel(p9ai’), testatoris autem iilias Qraecas xarcc ;roA(Tixbt' exclusit Sia xuQev- Qi'atas XfixoreXiov*), tamquani non ra^a/tevae rijv äirapxv^i eoque iniuriosius, quia testator erat KvQtjvatog, cuius in bonis nullo modo esse poterat locus avyysvix^, quum regula sit iuris gentium, ut secutuiutn leges civitatis suae quisque kstetur}') Quamobrem P. initio (lin. 5) omnino supplendum fuit 5s [iiuprjvafos], ut quod roquiratur ad nequitiam CaUimedis quasi digito demonstrandam. Expelli quidem hic vel sic non poterat, quamdiu illae legi non paruissent. Quod quum puberes factae demum fecissent, mox coepit rorum facies mutari. Con- tinuatur enim sic (P. lin. 11): ’ßvtjXixov dl Tovrp*) ijfietg yev6](u- vtti, Ta xa^tjxovru rt'Ai;’) ^*fi BtQSvCxtj*) xup^ojs') xX^Qt] Ta|d/i*vat tx]{de>xtt(i£v iv TQucxoatä ft*t‘®) 3rpotfc}'j'*>licv*‘) [xar’ avräv, arpös !)v di-'^o](ioXoyr)6äiitvoi göXig äntdtoxäv tiv« exn>uXX<i[ynata'^), dl awaXXtiy\iiaxa Xoiiiaväfuvoi^*) ißXaiiav rd dt avr&v dtatpoga [dixrjv datlfiv Tovrmv oüx“)] olöftevoi, opxp'*) äxoxXf/ifavTeg ij/täg, [xaiToi

1) Ptolemaei matrem, Hermocratie uxorem, Aegyptiam fuisse, atque inde descendere Aegyptia fUianim nomina, qnominaB sumamae, nihil impedit.

2) Potuit ins enchoriom avyyipiKÖv dici, siqnidem band minns quam ludaei (loseph. B. J. Vn § 262) omnea Acgyptii fuerunt quodammodo avyyfvils. Alio- quin evyyivtxir intelligendum non eefic cognationis ins eo demoustratur, quod mox sequitur; ofrt iy^iariiav dxoyfaipäiiepos o6rf xit. 8) Heredem se.

I) Cf. Inscr. jurid. grecq. XI (Hiebei no. 286) § 2: Saatie xa iiTtoTtliei ly JVcrtetdxTO xri.

6) ülpian., Reg. XX § 14. Cf. Isocr. XIX § 12 IS.

6) Hactenne eiplevi ego. 7) Id est: rijv &nagxv^’

8) Ergo q hxafxri eodem modo dicata erat 9iä BifirUji, uxori ni fallor

(cum Bemardo Grenfell), Euergetae I, quo modo t& xcfäitiov t6 rjj dpovpa (P. Leid. Q. (Wileken, Ostr. I p. 61 not. 1), cf CIG 4697, 80/1) et ij dxdfuupa dicatae

erant rq filaillipip. Quod non docet Wileken, Ostr. I Kap. IV § 14U; praeterea

confundit (p. 169 not. 2) x6 xtQÜtuov et rqv inöiujtgavi confundit etiam Grenfell, ad Sev. lam 87,19 (pag. 119).

9) Supplevit editor xv^la nec praeterea quidquam. Sed ne xvgia quidem ferri potest. Requireretnr enim, etsi de superatite sermo fierct THI xvfltt (cf e. g. P. Amh. n pag. 209 passim). 10) Philometoris. Cf infra.

I I) UfoaayyclUc (= Ubellus conventionis) in P. Tebt. frequens est. Cf prae- terea P. Fay. 12, 9.

12) Hactenus snpplevi ego. 18) Hactenus supplevit editor.

14) ^väXlayiia qnomodo Iviialverat, id est; cancelletur, videre est apnd

Ottonem Graden witz, Einf. I (zu S. 96), efficto arte pbototypica BGÜ 179.

16) Lacunam supplevi ego.

16) Ergo ioreinrando transactio firmata erat.

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I. AafBätze

döixmg dvtutoiovii-^)'\£voi dXloTQi'tav xal tuvt ög^avix&v, vxip av [®£ÖS vfiäg ßoTi&ovg ilAtJ-*)]xTovs xafHorijei. Quae si habent recte, erit ad reges (ti/töfs) haec delata querela, et eos 0iXofiijTOQag, quoniam horuni’), non röv EvBQyerüv, annus tricesimus laudatur P. lin. 13; quia enim Apollonia nupsit sub Philometore (P. Grenf. I 12), ideo non potest facta esse pubes circa annum 30 Euergetae II, quintum post Philometora. Quae sequuntur, crescentibus subinde lacunis, felicioribus ingeniis explenda trado.

§ 22. (Ad P. Grenf. I (= P.) 13; 21; 33; 44; 60; 62). Initio P. 13 post [ Tirä ötivi jcagä IJ]vggov recte suppletum est: ’ßco-

/rtffav[ro, sed non recte continuatum ivrcv^iv ol ßaJtfiXixol yacagyoL Etenim Ivtsv^lv, id est: supplicationem, xoiiC^ad'ai nemo solet excepto rege vel chrematistis*), xoftfj£n<®) bis®) nemo, sed regi inididovai’’), chrematistis autem lig rb äyyciov f(ißäXlei.v. ®) Nihilominus recte habet Ivrev^iv, quia et de querela quadam yeagyäv agi manifestum est, et Tovg xoftiffapeVovg fuisse chrematistas propter pluralem nume- rum verisimile, sed erat post dxofi(a«v[ro continuandum sic: of d'elvsg XgrjiiaTiarai cvTiv^iv, ijv ivdßaXov ot delveg /JaJffiAixol yemgyol xegl

Tov [ \v yrjv Owsiaipigeiv ai-

Tofg, quae sic fere supplenda censeo: xegl roü fiii [ävuyxu^ea^ai roiig fXovrag rijv xXtjgovxtxi^v xal Ugdv xal äXXrßv 6wci0(p^gtiv*) av- Totg. Quae quum spectet res röv xojaoyp«p/tar^a *®), iubetur is adesse non quidem apud ipsos chrematistas, quum habere soleat non minimam molestiam evocatio xm/ioygafiftariag^^), sed apud strategum vel nomi epistaten (^:rl tf/), ad quem videtur per epistolam mandari, ut in eam rem inquirat. Ergo pergendum videtur sie fere: [*fv’ ovv äiu 6ov

1) Lacunam snpplevi ego.

2) Hane qnoqne lacunam supplevi.

3) Dnbitabat de ea re editor.

4) Magistratibne porrigi seiet iitcitrrjfia vel itQoeciyyiUa. Semel omnino inter tot exempla rrä atfartiym porrigitur Ivrtv^it (P- Petrie II 12(3), SM). Rubri- ram praeterea qui inscripsit P. Petrie II 4(9) Vo., imv^ir diiit pro hjijomnemate.

ö) Explicat editor (in praefatione) /xoptff«»[To], quasi esset Mfiiear.

6) A rege Ktyfruiaua/Uptiv fvievicp ad indicem delegatum iam xoitliei rig (P. Petrie II 2(2), 1).

7) P. Paris. 48,21/2; 26,5.

8) P. Taur. 1 II 5—7; 4,9/10; P. Leid. F 10/11; P. Petrie (H pag. [32]) «ine no. (GGA 1895 p. 151).

9) 7f tlaipofd frequens est in P. Tebt. Disputavit de ea Grenfell, praef. (i. f.) P. Tebt. 98.

10) Ergo lin. 2 e6am plcnius explerc licet; qv xarä roC iitpos xmpo/poppa- xiag ipißalop oi dilpig xrf.

11) Argumento sit P. Tebt. 29.

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J. C. Naber: Oliservatiunctilae ad papyros jnridicac

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yeyevtjfiivov tpuvtQÖv yevfjTUi, iyQutlrav tm ietm') *) rbv

x(OfioyQa(i[(taTttt^, xpog avrbv rolg HQoeiQrjfidvoig tovtwv iöyov äiöövai], avTolg dxavräv ixl od.*) ”Eppwtfo. P. 21, 9 falso supple- tum esse [ßoi, quum suppleri [debeat [ijiiaxevfj, demonstrat geminus P. 44 I, quod exemplar quideni emptionis venditionis contractae esse putat editor*), sed est revera P. 44 I 1 = P. 21,8; P. 44 I 2 = P. 21,8,^; P. 44 I 3/4 == P. 21,9; P. 44 I 5 = P. 21,10; P. 44 I 6 = P. 21,11 ergo P. 44 I = P. 21,8 11. Post [dxiaxevfj continuaudum videtiir xal roToi'*) Äf()iffr]f(iöt'o(g) (cf. lin. 14: xlißdvov röxov). Demonstratur autem hoc papyro filiis vel certe filio, qui natu maximus, praecipuum ias fuisse in arma et equum patris familias succedendi; haec euim iilio legat Dryto xard vöfiovg (P. lin. 4), ergo fortasse ne poterat qnidem alii legare. Suspicor autem idem ius obtinuissc circa töv (Sru&fiöv, quem quis xJLrjpovjrog a rege accepisset; legat certe P. Petrie I 11,9 10 paterfamilias [töi/ ara^fiöv 3v fjjra] dy tov ßaaUixov xnl rbv txxov xal 3-T/I« UroXeftaia [tö d^ xal XpvdoxöXeag.'') P. 33 passim occunit siglum ap~, quod a so non intelligi fatetur editor (ad lin. 6). ’^QiorijQa') portendi yidebatur Mahaffyo (II pag. 216), quod mihi por- tentnm et solrendum videtur ’'^Q{aßa). P. 44 I testamentum esse, non emptionem venditionem, dictum est ad P. 21. Continet eins col. II testium subscriptiones hac forma: dygatl^ev 6 detva, quae forma simi- lisve ei alias non occurrit, nisi, quum quis pro alio scripserit, vel sub- scripserit, ab eodem additur*): 6 delva tyQo^a vxIq ai’irov, vel®) 6 dctva typaifra. Est praeterea ipsa testium subscriptio in vetustioribus lustiniano instrumentis , modo exceperis Oasin Magnam*“), infrequens,

1) Fortasse qpt’taxirAv ixistdrjj. Erant certe minores magistratus, veluti Ol ifQoveÖQxai (P. Taur. 8, 40) sub dispositione räv xt1l‘<‘‘ri<lrät'.

2) Kalraarflo«! supplevit editor.

3) A'sipoye«p[(utTta supplevit editor.

4) Cf. P. Leid. A, ubi petit quis a stratego [Bov]rd|oi ygaipai

ixocTfardyip xaraarrjoai ixl el rovt itlya xghs rh XfoafiagTvgTi^iivai oot

xTt.-, et item P. Amh. 35,40/1 yfäijtai itlvi xaTaarijeai ai/rbv inl ai

^Tffos Ttjy xovrav dit^ayayxjy. KaTanf/aai inavzäy novum est et fortasse Sna^ ilfTiiityoy.

5) Dnbitasse video ülricum Wileken, Archiv I p. 17 (no. 6).

6) Kal t6xop meum est. [Ich las am Original: *«1 riv nteierjseibra. ü. W.]

7) Lacunas supplevit Wileken, G(fA 1896 p. 184.

8) Exempla sunt innumerabilia. Cf interim BOÜ 31,8 {{ygaipi)-, 69,19; 86,39 ; 87,32; 92,34; 115 II 27; 118 ü 17; 162,6; 158,38.42; 167,5; 171,6 etc.; Ostr. 1129; 1526.

9) Omittitnr ixig aitoS-. BOU 167; 201; 211; Ostr. 1130; 1131. Eodem sensu Latina instrumenta habent (Bnins, Kl. Sehr. II p. 60, 62) : Ille tubteripsi.

10) P. Grenf H 68—71 (post Chr. 244—269).

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I. AufBÜtie

neque id mirum videbitur, qui reputaverit, quam sit inirequens rei com- memoratio ante lustiniauum in ipsis legibus. Nam ezigebatur quidem temporibuB Arcadii et Honorii*) testamentis testium subscriptio, quod ex integro statuit Theodosii novella*), sed remittebatur eadem Zenonis constitutione’) donationibus. Erat praeterea Leonis constitutio*), qua privilegium temporis concedebatur’) idiochiris, quae triuni testium snb- scriptionibus munita esseut. Reliqua omnia, quae subscriptionem testium exigant*), lustiniani sunt ipsius. Ergo mirum non est, instnuuenta longe pleraque testium snbscriptionem habere nuUam. Mihi quidem ante lustmianum, extra Oasin Magnam, nota non sunt instrumenta sub- scriptiones testium habentia’), praeter hunc ipsum quo de agimus P. 21 et P. Oxy. 105 (p. Chr. 117—137) et BGU 86 (p. Chr. 155), quod utrumque testamentum est, et testamentum Gregorii Nazianzeni anni’) 382, et Aurelii CoUuthi*) anni“) 460 vel paulo post, et P. Lond. 229”), quae venditio est anni 166, et P. Marinii 84, quae donatio est anni 491, nam P. Marinii 91 et 110 antiquiores lustiniano non videntur.”) Ha- buisse praeterea certum est testium subscriptiones testamenta*’), de quibuB aperiimdis gesta continet P. Marinii 74 (Bruns, font. (1893) no. 103), declarant enim siuguli testes: m/Va“) vel intrensicus subscribsi, et P. Marinii 85, quae donatio est anni 523, subscribit enim donatrix in parte superstite; festes ut sttbscriherenf conrogavi. Est autem sub- scribendi formula in P. Oxy. 105: 6 dstva iiaQtVQÖ rfj toi delvog dia- S'tjxg xttC tifu it&v Totfovrojv xxi. xaC ieti fiov fj etpgaylg toiädsj in

1) C. 8 Cod. Th. 4. 4 (cf. Bruns, Kl. Sch. II p. 81).

2) C. 1 § 2, § 6 tit. XVI. Ergo ccmstitutionibus hoc inventum es(se) recte

praecipitur § 3 Inst, II 10.

3) C. 31 § 1 Cod. 8. 63 (54). Diversum placuit regi Theodorico (edicti cap. 52) et Burgundionnm legislatori (lib. const. tit. 43 § 1).

4) C. 11 § 1 Cod. 8. 17 (18). 6) Hypotheca interveniente.

6) C. 17 Cod. 4. 2; c. 20 § 1 Cod. 4. 21; c. 23 § 1, § 2 Cod. 4. 29; c. un.

§ la Cod. 7. 6; iiovellae aliquot (Bruns, Kl. Sehr. II p. 108).

7) Non computo ea, quae habent imius avyygaipoipvJMxos subscriptionem: P. Tebt. 104,41; 105,63 dilva l%<a xvfiar, quod probabiliter restitucrunt Grcn- fell et Hunt (ad P. Tebt. 106, 63) P. Leid. 0, 36).

8) Cf Bruns, Kl. Sehr. H p. 86

9) Editur Bull, dell’ isiit. di dir. rom. XIV p. 288 292.

10) BttU. cit. p. 286, p. 93*.

11) Ediderunt post Ednardum Thompson Schalten, Herrn. XXXD p. 273; Scialoja, Bull, dell' istit. di dir. rom. IX p. 140; Cagnat, Ann. epigr. 1896 no. 21; Gradenwitz Einf. I p. 66.

12) Auctori locupletissimo Henrico Brunner, 2. Gesch. der Urk. I (1880) p. 71 (ima). 13) Saeculi p. Chr. qninti, sexti.

14) I. e. intra. Ne mutes. Ita tune homines loqnebantur.

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J. C. Naber: Observatiancnlae ad papyroa jiiridicae

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BGU S6 6 dslva ovvfucprvpäi xal avOqipecyiä*); in teatamento Nazian- zeni 6 dstva xapav ^la^ijxrj xov deivog xal xapax/Ltj^elg vx’ avrov vxiyQ(o()u P. Lond. 229: ille signavi^)', in P. Marinii K4:

Ule huic donalioni rogante illa ipsa praesente testis subscripsi. Multo quam subscriptio frequentior est teatium notitia, id eat dvaygatpi/i, quam habent quamplurimae manumiaaionea Delphicae*), habebant ayngraphae Aegyptiae, quarum hodie versionea exatant P. Lond. 3; BOIJ 1002; habent Graecae quas infra^) enumerabo. Quibua adiungendua videtur P. 12; nam ideo potiua notitiam teatium habere ia videtur, quam aub- scriptionem, qoia lin. 26 legitur ol dvo ndgeat, quamquam poteat unua pro duobua aubacripaiaae.®) Ex Latinia teatium notitiam habere cre- duntur®) Flavii Syntropbi donatio (Bruna font. (1893) no. 114) et tabula Dacica una (ibid. no. 137,1); habebat utique teatamentum Longini Caa- toris, cuiua Graeca veraio exatat.^) Poat aubacriptionea notitiam fere omnea habent papyri, quoa debemua Marinio.*) P. 60,37 non recte suppletom eat iym ij xexgaxvta |tj oC xXrjQovögoi ij o[ xaroxoi ^ oji diaxoToxoi, oportebat enim durdo%ot, quod habet lin. 46 (ßiaS6xoig xal dtaxecTÖxoig). Eat ea formula frequena in papyria Byzantino aevo acrip- tia*), nec dubitare debuerat Mitteia“), quin diaxaroxoi aint bonorum possessorcs, quandoqoidem in Baailicia, libro praecipue XL, aexcentiea bonorum possessio vertitur diaxaroxi^. Ergo xlr]Qov6goi rj öidöoxoi ij ducxdioxoi annt heredes vel successores vel bonorum possessores ut vertit iamdudum in hoc archivo “) vir doctiaaimua H. C. Müller. P. 62, 13. 14

1) Similiter subscriptum esse (d SeTra aipfayiä rel 6 dttpa (utrvfä xai aipfayiät) PER (V. N.) 1576 docet Wessely, Studien z. Palaeogr. u. Fapyrusk. II (1902) p. 25.

2) Ue huius fommlae origine cf. Schulten, Herrn. XXXH p. 286 (ima).

3) Michel, nis. 1396; 1397; 1898; 1399 etc.

4) P. Petrie I (passim); II 47, 27sqq.; P. Leid. 0 (Wessely, Mitth. Pli. V p. 85*; Wilcken, GGÄ 1895 p. 165); P. Lond. 219(a) Vo.; P. Qrenfell I 27 III 7sqq.; P. Giseh 10388, 24sqq. {Archiv I p. 64/5); P. Tebt. 104, 84sq.; 106, 62sq.

5) 'O iiTva xal d dtivu una mann subscriptum est Ostr. 720; 782; CPR I 14 j P. Amh. 110 (d ittva xal d ietva diioloyoiiuv inixeiv)i BGU 168 (d iitva xal 6 dtira t/yofclxa/up xotpät tt)v Jtfoxeiidvrtv xöpqlox); P. Paris. 17 (^ Bruns, font. (1893) no. 134) lin. 22sqq.; Specim. Wesselyi (6)6, 14sqq. Eodem modo unus pro duobus Bcripsit BGÜ 228; P. Fay. 14 P. Tebt. 100 IV.

6) Cf. Bruns Kl. Sehr. II p. 44—46.

7) BGU Si6. Edidemnt praeterea Mommsen, Zttchr. der Sav.-St.KVl p. 198; Scialoja, Bull, dell’ iatit. di dir. rom. VJI p. 2; Girard, Textes (1896) p. 726.

8) Deest P. 86. Non iure scribit Saboulard, Btude sur la forme des actes (1889) p. 104 (ima); „Ia notitia teatium itait le compliment indispensable de l'acte.“

9) Exempla collegit Rnggiero, dell’istit. di dir. romano XIV p. 102/3.

10) Xtschr. der Sav.-St. XXII p. 198 (ad P. Amh. 72, 10). Cf. Rnggiero, 1. 1. p. 107 (ima). 11) Archiv I p. 438‘.

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I. Aufsätze

respicitur lustiniani Novella I et lex Falcidia. Est scilicet P. 62 testa- mentani, quo testator aliquid legat uxori') vel cognatae*) Christo- dorae, sed longe plura voaoxofu'a, proinde illi legatum’) adiinit, si xuTu Tov avTov voaoxofu'ov aliqiiid excogitaverit, quo minus legatis id potiretur, &eCag xal vsagüg Öiuxä^ewg rovro avrb 6vyx<OQov6rjg •yevi'aS’Ui diä rb rrjv avrtlv 9t£av xal veuQuv äiara^cv ädtiav deSmxivat Tocg iiad'sfidvoig (irjre xu ix xov kxjydxov vöfiov, id est qnartam Falci- diam, qyvXd^ui xolg ivavxiovfiivoig xijg aixäv [suppleo:

Statuerat Novella^ personis, quibus legitima portio deberetur, si per eas stetisset, quo minus Toluntas testatoris effectum haberet, salva quarta, quidquid praeterea relictum esset, id ut auferretur (cap. 1 § 1), el

ovölv vxöxeitai xoiovxov «gboaxov äAl’ ixovaiag t) ^lioxifiüt

yivoixo, elxu 6 yiygafifiivog ov srAijpot to «goavfxuyfiivov etoa

xov grj&ivxog flfilv iimgood-ev jrpdrou, fj tot töv (Uv dcpaigele&ai xäv- xcov xäv xaxaXelei(i(tivmv, ovd’ bxiovv oiixe xaxä 0aXxiä(ov ng6- (pueiv o&xe xax' GXlrjv ulxiav Xaßtlv övvdfuvov (cap. 1 § 2). Hoc ipsum praeceptum respexisse testatorem certum est.

§ 23. (Ad P. Grenf. U (= P.) 23; 67; 69; 70; 76). Habet P. 23 subscriptionem aliena manu*) subscripsisse enim videtur®) Demetrius fct suo nomine (lin. 23) j(grj(iäxioov j;aAxoü xdXavxu xgidxovxa xieaaga et Phibios (lin. 24) 0ißig‘ xgr((idxi,6ov xdXavxa xgidxovxa xiaouga nullo interventionis indicio. ®) Est praeterea ipsa subscriptionis forma non quidem inaudita’), attamen digna, quae memoriae maudetur, quia scilicet post subscribentis uomeu non sequitur, quod fieri solet, idque sermonis nexus postulat, persona prima (veluti 6 dilva xtxgx](idxixa, 6£axjpisi0}(iai, ixjjxolov&t]xa^), iaididaxa, ix'^iyxa, 6(jLe)(ioxa, dxiaxov, ixiyiygo(titai xvgiog, ovÖiv tvgCexcä x)yvox](iivov, ix^ «»odcaffoj, ev-

1) Dotatae (cf. Windacheid, Lehrbuch (1891) § 693), niai acriptnm est teata- mentam ante annum 637 (Kot. 63).

2) Ex transverso gradu.

3) Lin. 11/2 x<^äy itpafieiUvl^ay xfuyiiazi^a^.

4) Ex aliena manu perperam factum eat alia manu quam P. Mariuii 82 II 6, tum 80 m 3.

6) Editori (praef (i. f ) P. 23). [Z. 24 ist m. K. von Phibia (3. II.) geschrieben. Ü.W.]

6) Interreutionem indicaie sic poterut Demetrius: ipißie tia .Jijprjreiov.

7) Similiter subscribitnr P. Oxy. 48,21; 49,14; 242,30; 243,44.

8) ’O deira iurpiolov^ryta tt papyria ist testia frequenter subscriptum inveni-

tur (veluti P. Zoid. (ed. Weaa.) I 40; P. Fay. 43,4/6; P. Oxy. 260,19,20; BGU 647,28; 748 II 17; Oatr. 3; 6; 7; 8; 867,7 (cf .4rcÄi» I p.463); 1362; 1626; 1644; 1612 etc.) et restituendum eat eine dubio P. Lond. 229, 30 6 ädva lue^toxijs xoiv- xarbs Mhotivcct&v fÄ[7jxolotsOq]x« r;) ngäoH (cf BGU 748 II 17/8: f?rqxolot',^xcr TM ngoxttyiva av/ifioXo; P. Oxy. 260, 19/20: Lir/xolov&tjxa rg ai&inTixij ;

P. Ämh. 40,24/6: fnqxolov^tjxapit' rg dtoarolg).

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J. C. Naber: Observatiancalae ad papyros juridicae

15

doxü xal xuQeiXrjipa, fiuQxvQä rt] etc.), sed, aermone inteimpto,

secunda: sicat alibi ö^ui, aut rursus aväyQailm), quorum

exempla iam conquirenda sunt.’) Non tantum aecunda peraona iuveni- tur, aed etiam tertia, veluti 6 dtlva' ävuyiyfaxtai*), et item sub By- zaatinia 6 dttva' exoixit fioi xavra i>s XQÖxenai.^) Poaae quem in tali diaiunctione etiam genitirum nominis casum usurpare, demonatratur inacriptione, quae prodiit inter P. Fay. (pag. 49), anbacribitur enim (lin. 26) 'HQtdog' yeivio9a>. Quamquam putant editorea eaae nomina- tirum nec moventur eo quod exstat (lin. 14) datirua 'HqiSi. Supplen- dnm eat {xti(f6yQa(pov) , quod habet expressum manumiasio quaedam Delphica.*) Sed eo ut redeat oratio, unde digressa eat, quod pro Phibi aubscripait Demetriua nullo interrentionia aigno {^Cßis‘ ritiosa propterea non debet videri subacriptio aut videri eodem vitio laborare altera Demetrii anbacriptio (xptjfuiTiaov), quam auo nomine poauit. Nam haec, quum ait anonyma, ai rata fuit ideo, quod trapezita, ad quem dabatur, manum Demetrii cognitam habuit, eadem ratione rata fuerit oportet pro Phibi aubacriptio, quippe quum trapezita atatim agnitnma fuerit aubacriptorem. De eaque re dnbitari ab iia tantum poteat^), quibua videatur aubacriptio anonyma irrita eaae, quod certe abhorret ab antiqua conauetudine. Quippe frequena eat anonyma anb- acriptio veteribna inatrumentia, velut "Epptoffo •), Evtvx^i’’), Opto valeas^), /IpoTtOifro*), 'Aviyvatv'^), iZeco<^mwi “), Z’sffijpf/ojpat '*), ubi aubacribitnr

1) 'O itlva' xfriitätieoir Bubgcriptum est P. Grenf. II 23 et P. Oxy. 48; 49; 242; 243. 'O ditva' ddiai Bubscriptam eat P. Zoid. I 33,36; P. Oxy. 96,26^7 (cf. Wilcken, Oatr, I p. 676 not. 1). 'O 8ilra' &väYfaipov subecriptum csee P. Oxy. 337, traditor ad P. Oxy. 242, 30.

2) Revue igyptologiqw II p. 121’,

3) Brunner, t. Gesch. der Urk. I (1880) p. 76; P. Grenf. I 67; BOU 804; 310; 366; 367; 403 etc.

4) Michel no. 1417,16/7; Xtiii6Yfa<fOv KaXliufurias' dpoloyfia avvivafeerily TU XfOfiyt/ecyiUim

6) Cf. Windecheid, Lehrbuch (1891) § 78 not. 16 (i. f).

6) Veluti P. Grenf. I 11 II 6. 22; P. Oxy. 34 IV; 46, 14; 46, 28; 48, 17; 49, 10; 68; 69,17 etc. R tcetie accedunt (Wilcken, Ostr. I p. 82) 1083; 1602.

7) Veluti P. Leid. A; B; D; G; P. Oxy. 88 etc. Aliam (Aliam ego addidi) BubecriptioDem nullam eeee in P. Petrie, adnotat MahaSy ad P. Petrie II 2(2).

8) Exempla collegit Bruns Kl. Sehr. II p. 61.

9) P. Oxy. 34 II et HI. Cf Bruns, Kl. Sehr. II p. 62 (proponatur)', p. 68/9 (edanlur).

10) P. Oxy. 287 vn 29; BOU 847 I 17, H 16; 692 H 10; Wilcken, Philol. 63 p. 98,106; Uummsen, Ztsehr. der Sav.-St. Xm p. 404 ima.

11) Bruns, Kl. Sehr. U. p. 64; Font. (1893) no. 82 m. Imperatoria subscriptio ibidem toties est Rescripsi.

12) P. Oxy. 237 VH 29 ; 64 ; 65 ; 68 ; 93 ; P. Fay. 26, 17 ; £0 1/ 18, 16 ; 89, 15 ; 678, 2.

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I. Aafs&tze

a magiatratibus ) Tel ad magistratus. *) Contractibua qnoqne sie Bnb- scribi potest*); invenio praeterea pro subscriptione interscriptionem anonymani (P. Genev. 20,3): 6fioXoyä. Quid miruin Bubacriptionem aufficere anonymani, guum omnis aubscriptio saepe desit, veluti tctio- fiari Tauriaenai*), quod edidit Lumbroao, documenti greci (1869) p. 19, teatia compluribna^), eiToXöyav apochia*), xavövos apochae, quae edita eat Mitth. PR II/IIl p. 263, privatia denique contractibua^) apochisque.“) Ergo, quod hodie pleriaque verum videtur: (otQ ovÖlv 5<peloj Tflj Zttprtj xcl rd ypußfiaricp iäv fir) 6 xtiptog tov xgayitutog fi’g riXos wtoygajiri, quae verba*) quidem aunt Aaterii epiacopi (circa an- uum 400), aut homonymi, qui aub Constantino exatitit, haeretici, aed docet plane eadem Bnina, Kl. Sehr. II p. 48 (ima): ,.(Iafs jede Skriptur, die man nicht unterschrieben hat, noch unvollständig ist und noch keine rechtliche Kraft haif‘, id aero otnnino***) apnd veterea inoribua receptum eat, siye dicenduni eat: nnmquani, demonatravit enim Brunner“), quum 6 xvQios TOV xgäytuctog cantionem **) ipae scripaerit, aubacriptionem eins non requiri. Ergo, quam appellat Zeno**) sditam ehservedionem, licet VOX eins ambigna ait’*), in eo conaiatit, nt qui non acripaerit, aub- acribat'*), quae quam ait vetua obserratio, demonatratur manuiuiaaione quadam Delphica primi poat Chr. aaoeuli (Michel no. 1417), quae facta eat a Diodoro et Callicratea (lin. 3/4), acripta a Diodoro (lin. 14), proinde aolius Callicrateae ebirographo (lin. 16/7) conlirmata. Ne tum quidem

1) Bruns, Kl. Sehr. II p. GOsqq.

2) Mittels, CPB I pag. 74* (,d:eine üiUerschrift" ■= keine Kamensuntertchrift).

3) "Kfigaeo snbscriptum est P. Tebt. 107; HO; P. Amh. 66.

4) Testis est Wilekon, Jahrb. des rrrei'ns v. Altertumsfr. im Shl. 86 (1888)

p. 236. 6) Wileken, Ostr. cap. (passim).

6) Wileken, Ostr. I p. 669/60.

7) Veluti P.tJrenf. II 16; 17; P. Amh. 43; 88 et BOU 1002.

Non computo innnmerabiles trapeziticos (cf. superior § 19), monographieos jef Bevue egyptol. II p. 123/4), agoranomicos contractus, guibus debitor non subscripsit.

8) Veluti P. Grcnf. I 22; P. Tebt. 111.

9) Leguntur apnd Cotelerium (Monum. II p. 2). Laudat ea Marini adii. 7 ad P 84.

10) Mitteis, CPR I pag. 74 „erst ganz zuletzt."

11) X. Beehtsgesch. der Vrk. I (1880) p. 57 69. Adstipnlatnr Karlowa, Bechts- getch. I (1886) p. 996 (smnma). Add. Saboulard, Ktude sur la forme des actes (1889) p. 90—92.

12) De testamentis omnes concednnt propter c. 28 § 6(1) Cod. 6. 23 (sub con- dicione; (si) speeialiler in scriptura reposuerit, eiuod manu hoc C=- hanc) con- fecit). 18) c. 31 S 1 Cod. 8. 63(64).

14) Quia per alium interpretari possumus j>er alium quam tabellionem vel ita ver alium guam donntorem.

16) Snbseripsisse sufücit aliena manu (c. 31 § 1 eit ).

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J. C. Naber: Observatitmcnlae ad papjros jaridicae

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videtur doniini subscriptio requiri, quum domini vice scriptor aut ipsa literarnin Serie*) aut subscriptione sua’) demonstraverit, quis scripserit; etenim, quum tantundem valeat subscriptio aliena manu quantum pro- pria*), modo constet, quis subscripserit*), quidni, modo se manifestet scriptor, tantundem valeat aliena manu, quantum propria, scriptioV Quae quum ita sint, mirandum non est autochira sine subscriptione inveniri, sed non propterea mirandum cum subscriptionibus exstare nomen quoque habentibus. Sic testae 1320 ab eo qui scripsit, sub- scriptnm est Kttpukog OfOrjiitiaiiui-, sic P. Grenf. II 61 a scribente sub- scriptum est*) TcaiiSiug &g ir&v v' ovH.ii j>6vau At, quem

laudat Gradenwitz *), BGU G9 non habet scribentis supervacaneam sub- scriptionem, quum is papyms scriptus sit aliena manu, proinde scri- beutis subscriptio eo pertineat, ut tantnm valeat scriptura (juantum autochirum, sed post scribentis utilem subscriptionem, domini super- vacaneam.*) Ne alter quidem, quem laudat'®), papyrus {BGIJIX) op- timo iure buc refertur, nam scriptus is quidem est et subscriptus idem a domino, sed continet subscriptio novam clausulam. Est ibi domini revera supervacanea subscriptio, ubi socius pro utroque subscripsit, quod fieri videmuB P. Paris. 17 (= Bruns, font. (1893) lin. 22sqq.: 'Egfioyivrjg

xai ’Afi\uäviog .... ötivt %uCgHv. “E6%ayitv «agä Oov

ytivö/uvov ttiog ’Aitficaviog vel ubi similiter

pro utroque socius scripsit.'*) Scribentis qnoque vel subscribentis pro utroque (6 dslva xccl ij ywi) ö^oXoyovfuv) supervacanea est'*) adnotatio, scripsisse se pro socio (6 ddva ^ygaifia vxlg uvr^f), quia id quidem

1) Veluti Bruns, font. (1898) no. 131 (P. US; P. 14; P. 27; P. 84 ext.; P. 15 ext.); no. 137,1—3.

2) Veluti P. Grenf. II 17; CPR I 87; Actenst. 9; P. Petrie II 26(d); 25(j;);

Ostr. 1027. 3) c. 81 S 1 Cod. 8. 63 (54).

4) Hoc ideo, quia omnis subscriptio vires capit ex persona siibBcribentis. Ergo pro alio subscribendum est: i Setpu lyficnjitt ixif airtoO vel 6 Sitpa fyfttifxt. Plane, quum per se nota est subscribentis manus (veluti quum subscribit magister ofBciorum) ea subtilitas supervacanea est (P. Marinii 82 II 6), quemadmodom supra diiünuB de stratego ad trapezitam subscribcnte.

6) Miratur Gradenwitz, Einf. I p. 143.

6) Solemne („usual“) hoc videtur cditori.

7) FAnopiaii6s etiam in subscriptionibus frequons est. Vid. praeter bunc papyrum (Grenf. II 61) P. Genev. 37, 19/20 {ArtAiiv I p. 654); P. Grenf. I 44; 47; P. Lond. 216 (CIctss. liev. XII p. 485); Spec. Wesselyi (6) 6,19; (14) 30,31. 33.

8) L. I. (Einf. I p. 143) not. 4.

9) Cf. Gradenwitz, op. cit. p. 147. 10) Op. cit. p. 143*.

11) I. e. «uvesrttofr»)». Cf. P. Genev. 11,8 («i)»>f*(«frrjptr).

12) BGU 228 (cf. Gradenwitz, Einf. I p. 147 not. 2); P. Fay. 14 (Jlf/oaSia- yfii<iue *= «poBjtfypayxxs). 13) Spec. Wesselyi (6) 6, 14sqq.

ArehlT f. Papjratfortchang 111. 1. 2

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I. Anfsätüfl

res ipsa docet. Nondum dimittere possum P. 23; est enini is papyrus perutilis coguoscendo duas siguificatiouea verbi quod est

sane xoXvOimov. Quinquies ibi occurrit imperativus iQriHccii,aov vel pdrigc (lin. 4, 11, 19, 23, 24) cum accusativo summae pracstandae, et quidem ter sic nude (lin. 19, 23, 24), bis cum adiectione: axb rtjg iv ria^vQU Tgaxd^tjs (Un. 4), ulteriorive. ') Adiectio dxö rijs ästva rga- xe'ir/s alibi quoque ezstat, veluti post imperativum P. Itev.Mel. p^.327,7/8 et item Adetisi. ü, 5,^; 7,4/5, post medii iniinitivum (xciQijfiaTie&ai) Actetuit. 9,4- G, 10a, 3 5. Non metuo, ne coutradicat quis statuenti, ubicumque id adiectum sit, nisi forte ad ipsum trapezitam sermo refe- ratur (Acietist. 9; 10a), ibi verbo j'gtjfiauiHV signiticari quod Latine dicatur (rogandum decenwre, quia solus trapezita äxi) rijs rpaxd^ris proprio strictoque sensu erogat. Ex diverso, ubi pure po-

nitur, VOX ambigua est*) et animadvertendum, utrum sic scribatur ad eos, qui pecunias, publicas praesertim*), erogant (cotnpiahles) , an*) qui erogandas decemunt (ordonnateur.s). Ulis quum rescribitur jipijjadrtffoi', significatur: eroga, bis quum rescribitur: erogandum dccente. Ergo nostri quoque papyri lin. 23,24, ubi trapezitae imperatur, vertendura est: eroga, atqui lin. 19, ubi vxodioixtjtfi mandatum scribitur, verten- dum est erogandum decirne.^) Privatus quoque quum ad trapezitain scribit: incunctanter vertendum est: eroga, quamquam

displicet versio Ottoni Gradenwitz*), ut mibi quidem videtur, non iure. Non is dumtaxat, qui pecuniam numerat*), etiam qui

alias res*) ministrat, ministrandasve decernit. *“) Medium xexgiiga-

1) Lin. 11: ix rov AaxonoXUov {loyov scilicet). Ergo eins vonov ratio tracta- batur iv Ila&igu. Quod non intellexerunt editores (ad. Un. 4).

2) SimUiter ambigua voz eat mimerare (Cic. pro Flacco 19 § 44 praetor . . . .a quaestore numeravit, quaestor a menna publica, mensa aut ex vectigali aut ex: tributu). Quamobrem viüo vertendum non eat Ulrico Wilcken (Actemtücke, p. 61 ; GGA 1H95 p. 161; Ostr. I p. 63/4). quod nbique xfTgiatiSitv vertit auseahlen.

3) Interdum prirataa (I. 9 § 2 Dig. 2. 13).

4) Ita diatinguitur I. 2 § 1 Dig 50. 1.

5) Mirum hoc non vidubitur repntanti omnia verba tranaitiva simul esse cauaativa.

6) Fit hoc BGU 156, 3j 813,6/6 (Gradenwitz, Archiv U p. 96/7, p. 103); P Fay. 100, 3/4 (Wilcken, Archiv 1 p. 563).

7) Archiv II p. 99. Vertendum ipso ccnset (p. 97): „negotiiere !“ Quod quum norum eat tum pnicrum.

8) llunc xfrjiuniStiv, etiam docet teata 1336 (I p. 63/4). Add. P. Petrie II 12(4), 2 [GGA 1896 p. 161) et ibi lin. 3 emend. zotf (pro roü;). Add. praeterea P. Gizeh 10271 (Archiv II p. 81) lin. 11.

9) Veluti llaiov xal xlxi (P. Paria. 22,33; 26,20; 30,21; 31,14) vel aqa'ivas (P. Petrie II 4(2), 9) vel auifiia (P. Tebt. 67, 69).

10) Cf. Leemans ad P. Leid. E 15 (= Paris. 27, 16).

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J. C. Kaber: Obserratiunculae ad papjTOs juridicae

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ttffdat') id significat, quod xexoiti'a&ai. P. 67 nihil contineri, quod iurisconsultis utile esse possit opinio est viri clarissimi Scialojae.') Utilia tarnen est papjrus, quum locatio couductio operarum ait et ha- beat idem SiQ^ßcivos commeraorationem, ad refellendam Cuiacii’) opi- nionem docentia locationibus conductionibua arrham numquam inter- Tenire. Quam in rem laudari praeterea posaunt P. Oxy. 140 et 299 et P. Fay. 91. Sed P. 67 convenit, ne raercedibua futuria arrha sub- ducatur {fox^S iQ<^Q}aßmvog [roü] dAioyovfisvov*) aot ÖQaxf^^S Toaas), ex di verso P. Fay. eit. convenit, ut subducatur (vxo/Loy7jif<^s}iv

TÖv /lovxiov tag rot) dQyvgi'ov ägax/tag xata (le'pog ix r&v

ieoftivav fua&&p), quemadmodum P. Lond. 334 (pag. 211) et BGU 446, qui venditionem continet, arrhabo®) penditur &xb tifii^g. Quin immo P. Oxy. 299 datur arrhabo ivtoxog, id est cum uauris ex mer- cede deducendus.*) P. 69,34 falao suppletum est rad’iiiM (= ti'df- (ict) trjvds t^[t' X6ye\vaiv et lin. 40 tidoxä tt/ tlg ifih [Aoyejuffft. Requi- rituT enim ixUvOiv et ixiXvöit. Est enim ipse P. 69 ixlXvaig, id est apoche (cf. P. Grenf. I 26,11; II 26,27; 30,31; 31,19). Quod autem

P. 69 facta coramemoratur vxod’r/xri rjfieQöv xivte vögsviiatog,

quodammodo explicatur BGU 993 111 3aqq. (cf. Archiv II p. 387), ubi legantur t)(iigai äyvctrrixal Sixa txtcc. P. 70,21 editum est Jlttsxav viog Tfuxgeiog 6 xgoxiifuvog dxtfveyxa d>g xgöxeitat. Ergo, quia x et y idem est^, sine dubio subscripsit Petecho dvt^eyxa, magistratus autem praescripaerat (lin. 4) Iletexav vfbg Tfidgaiog xti. d[vtjviyx]£iv, quasi esset plusquaniperfectum.") Aliae formae hibridae occurrunt P. Grenf. I 21,4 (awij/itjv); BGU 1001,4 (xaruyiyga^av)-, P. Tebt. 27,28 (iycygd<prjv); 58,43 (ivitsvxav)’, 58,39 (äiäoxav). P. 76 divortiura continet et mutuam apocheu; ergo lin. llsqq. mulier absolvit virum :rovtiav t&v ixiäo&ivtiav £<v[tü*) lig X6]yov xgoixög, vir autem lin. 6aqq. luulierem xdvtuv täv xagad'ad'ivTav'^) aiity xug iftov-, spondet prae-

1) Cf. paulo supra.

2) BuJUtt. dell’istit. di dir. rom. IX p. 174. 8) Obs. I\' 26.

4) Scilicet tis töp itte96p, sed requiritor omnino iXXoy^i^ov/Upov (pro Mo- fia^Tjaoiiipov). [Vgl. unten das Referat über I’. Grenf. I u. II. U. W.)

5) Cf. Gradenwitz, Bin/'. I p. 29: „Amafilang; es sind 500 Drachmen

auf 800 Kaufpreis.“ Scilicet ea ratio est BGU cit; P. Lond. cit. ratio est 14:21. Arrbae dationem et partis pretii solutionem („Anzahlung“) non sine causa se- parat Gradenwitz. Causam demonstrant Imperatores c. 2 Cod. 4. 45 (Demburg, Pandekten II (1892) § 12 not. 2).

6) Cf Wilamowitz-Moellendorff, GGA 162 (1900) p. 67.

7) Gradenwitz, Einf. I p. 24. 8) Editor supplet i[xo<p/f]HV,

9) Snpplet editor a6[tg.

10) IIai/udo9ivxtt intelligo c(g

2*

r-

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I. Aufsätze

terea lin. 9/10 (ir'ir <^iay£lcva(a9at xspl avfißiatfsog fnjrs xepl

iävov. "£!6vov Tocabulum mirantur editores, et eet res mirabilis, sed occurrit ^ävc^ etiam in Basilicis (veluti scb. 1 (Theodori) ad Bas. 29. 1.45), et est ibi non dos sed donatio propter nnptias, quod olim observavit Cuiacins (Obs. VI 6). Nostro loco donatio ante nuptias Lntelligenda est, quam Instinianns demum in donationem propter nuptias transfudit 3 Inst, n 7).

§ 24. (Ad P. Paris. 5 = P. Leid. M.). Negat Mittels *) in papyris hactenuB inventum esse exemplum venditionis ex pacto, quod, etsi re- rum est, tarnen interpretum potius quam papyrorum vitio factum arbi- tror. Exstat enim exemplum in P. Paris. 5 anni ante Chr. 114, ubi vendit tbv tlg Tupijv*) oixov’) Horus creditor idemque pater Tagetis*), emunt ceteri filii Osoroeris, Nechmonthes, Petosiris; nam Tages adscri- bitur quidem venditioni quasi quadrantis emptrix (Tayijs rb &lko t/rop- Tov), sed fit hoc respectu ceterarum rerum Hori; huius enim omnes res^) cum praedio Tagetis duobus talentis liberis ab eo veneunt, sed de praedio Tagetis nominatim excipitur, ne in eo quadrantem habeat'), sed fratres trieutes. Ergo in ceteris patris rebus tres fratres habitnri sunt x«Td TO y' TA d' (= [rpta] xdroQxa), id est trientes dodran- tis^), id est singulos quadrantes, in domo Tagetis iuncti assem. Ipsa nihilominus tantundem solvit, quantum singuli fratres, et est iustissima conventio, quia compensandum est ysyonvia ixdtltf. Venit Tagetis domns fratribus ipsius pro dodrante debiti, quadrantem soror infert") et consequitur liberationem. Veluti debuerit quatnor milia (4x) drach- mum, cetera substantia patris aestimata sit octo milibus (12000 4a;), pendunt singuli, Osoroeris, Nechmonthes, Petosiris, Tages trina milia.

1) Ztschr. der Sav.-St. XXIII (1902) p. 301: „tcir tennen tn Jen Pa-

pyrusurkunden keinen Fall, u-o (die Hypothek) in den Verkauf ausmünden tcürde.''

2) I. e. xiv elf Tayijv (ärayfaipdptrov). Cf. P. Grenf. I 33, 17 19

yiji ipitiyov oirotpdQOV iv rf} jtdrto TOJtap^ia rov AaronokiTov ivayffaftpopivrie) fig TTjr äva TOTtapytav Ua&vpirov); P. Genev. 16, 11/2 (toTLv nap* aiyialog livaypaipbptvog etg ttjv uäprjv); P. Tebt. 80,13. 18. 20; 31,19.

3) I. 0. otulap.

4) Tage» filia est (P. Paris, col. 40,1: Täyi]Tos tiJsTßeor).

6) Id est alteriuB olsiag ModoyrjiUrrig pipog ^ßiopov et olulctg •Ka9jjpr)p{rt)g xb ijptev et olxiag moiopruUvrig xb ^(uav et xxpoaxaela eapdxav, quae efficiebant Ta vndpyovxa TStpo} xtaxpi.

6) His verbis: xibv elg aixijv olxov (1. otxov) nrjxt<op xoeoixar. Vertuut

Bnigsch (Lettre etc. (1800) p. 8), Revillout (Chrestomathie (1880) p. LIII), xcaplg en sus (dehors) de, quasi Tages praecipiat domum.

7) De lectionis veritate (xard xb ■/' Ta i') disputabimus iufra.

8) Tijg ixiilag nomine.

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J. C. Naber: Obsenratiiuiculae ad papyroa jnridicae

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inTenient autem fratres bina niilia (3000 x) in Bubstantia patris, sin- gula milia (x) Ln domo sororis; Boror autem duo milia (3000 x) in Bubstantia patris, mille dracbmas (x) debitum compensando. Erit enim propter domuB amissionem tribus luilibus (3x) pauperior facta, sed propter liberationem quatuor milibus (4a:) ditior; habebit igitur, quan- tum ceteri tria milia (3000 x-\-x). Venire Tagctis domum ab Horo pignoris iure, necessario sumendum est; alioquin qui potuisset vendere Horns cnm sua substantia tiliae domum')? Sed dubitatum iri scio, num recte reposuerim coL II lin. 1: xara TO y' TA d', quum Parisinum exemplar babeat xarä xh [y'] d', Leidense autem x«Td [röj d'tä d'. Scilicet TA d', id eat rd tfrapt«, id est xct XQi'a xixoQxa, omnino re- quiritur, quia Tageti Tcnit xb Siio d', ergo fratribus venire potuit nisi TA d'. Quod Lntellexerat Brugsch (Lettre etc. (1850) p. 10), ita- qne rescribi iusserat xuxä xb y' xb iS' , id est xixctQxov,

quam sprevit coniecturam Parisinorum papjrorum oditor, nec minus sprevit Leidensis exemplaris auctoritatera , quam nos omnimodo defen- dimuB. Erratum quidem est ab eo qui Leidense exemplar schpsit, quatenus fratribus dodrantem tribuit xaxa [tö| d', nam quia tres erant numero, dividere debebant xttxa xb [y'], quod recte supplevit Parisino- rum papyrorum editor.

Traiecti. (Continuabuntur.) J. C. \aber.

1) Töv tlg Tayfiv (ipufgttifbiurov) ohov.

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Das Gericht der Chrematisten.

Als dieser Aafsatz in Fahnen stand, hatte der Herr Herausgeber des Archivs die Güte, seine Lesungen einiger Stellen der Turiner Papyri mir mitzuteilen, so konnte ich noch im Druck manches klären.

1. Zeit.

Gericht üben heißt einen Spruch fällen, der zwei streitenden Teilen gegenüber das Ansehen der abgeurteilten Sache besitzt. Dies Ansehen verbürgen dem Rechtfinder entweder die Parteien durch freiwillige Unterwerfung oder der Staat durch allgemeine Belehnung.

Freiwillige Unterwerfung unter den zu erwartenden Rechtsspruch galt im republikanischen Rom, sie herbeizufUhren, lieh der Staat seinen Arm.*) Bestelltes Kichteramt, die Fähigkeit, auf Ansuchen auch nur eines Teiles zu richten, gab der Principat, und eine Organi- sation von Beamten diente der Rechtspflege. Nicht fürs ganze Reich und nicht für alle Arten von Rechtshändclu war jeder Beamte be- stellt: örtlich und sachlich hatte die Zuständigkeit Grenzen. Wo die Behörde ihren Sitz hatte, da soUte das Recht gesucht werden; doch kam in den Provinzen der Beamte, periodisch wandernd, auch den Be- dür&issen der Femwohner seines Sprengels entgegen.

Finden wir in ptolemäischer Zeit KQirtjQut, so werden wir diese Gerichte wohl auf die römischen Kategorien hin prüfen können, aber die Mischung nicht nach römischem Vorbild erwarten dürfen.

ln römischer Zeit noch prangt in Ägypten der Titel *pög rfj ijufie- i£t«t Töv iQriiiaxiöxCtv xal tc5v SlUav xpirJipfmr.’) Aber xpirijpta jrprj- fiautfräv hat die Römerzeit nicht mehr. Hätte die Römerzeit den Titel geschaffen oder auch nur geändert, so wären die jjpijgartffraf weggefaUen. So wie er ist, muß er der Ptoleraäeraeit entnommen sein und also mußten die jjpTjgartffrat eines von mehreren Gerichten der Ptolemäer- zeit gewesen sein, und zwar das Hauptgericht.

1) Mommsen, Strafrecht S. 175: 'das kompromissarischc Fundament ist dem nicht deliktischen Privatprozeß zwar nicht fremd.’

2) Nenestens P. Lips. 20, 1.

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Otto Gradenwitz: Daa Gericht der Chrcmatisten

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2. Beamte oder Schöffen?

Was aber waren sie? Der römische iudex privatus war ein Mann aus den hohem Ständen, dem der Consensus beider Teile Gerichtsbar- keit für je einen Prozeß gab. Er war Einzelrichter, und sein Spruch, eben weil die Parteien sich ihm vorbehaltlos unterworfen hatten, in- appellabel, wie der iudex denn auch das, in iudicio genannte, Verfahren selbständig leitete.

Die römischen Kriminalgeschworenen waren berufen, unter Leitung eines Beamten den sämtlichen Anklagen beizusitzen, welche in ihre Session fielen.

Die Chrematisten nun sind, wie schon der Name sagt, nicht Einzel- richter, sondern Kollegium, und zwar, wenn wir den Fall Taur. XIU veraUgemeinem dürfen, triumviri stlitibus iudicandis. Einen eigentlichen Direktor hat das Dreimännerkollegium nicht, sondern die drei xioxaC werden ohne jede Andeutung eines anderen Amtstitels nur mit dem Namen bezeichnet imd dem Epitheton, welches Ersatz für die römische Tribus war: Koivivg etc. Hieran ist kein Zweifel: die drei Männer sind mit dem Eigennamen und dem gleichlautenden Vaters- namen benannt: 'LfpaxAftdijs 'Hf/axleidov, £<ayevrjg 2^co'ysvovg, uvÖQog ’Als^dvdQov, wozu bei allen dann der dijfiog hinzutritt €>iXo- ItrjxÖQSiog, SiOfUxpÖQiog, Koivsvg.^) Es ist damit erwiesen, daß sie keine Beamten sind, bei denen eine Titulatur notwendig war, und an- dere Namen natürlicher erschienen; verfehlen doch selbst bloße Reiters- leute nicht, diese Eigenschaft dem Namen beizufügen. Sie sind Privat- männer, zum Richten berufen, ihre Bestallung ist uns P. Fay. XU 27 tovg axoxixayiiivovg xfj xaxoixl^ andeutungsweise überliefert: Es werden diese Schoflen hier für das Gebiet einer Eatökie eingesetzt, und sie finden sich auch da, wo eine Katökie nicht besteht, nie aber für das ganze Land, sondern immer nur für einen Distrikt. Da sie eingesetzt, xa^iaxrpi6xtg, sind, so werden sie vom König berufen sein, nicht durch Selbstverwaltungsorgane gewählt. Schwerlich sind sie auf Lebenszeit berufen, denn wer lebenslängliche Gerichtsbarkeit hat, wird zum Gerichts- beamten*); überdies ist eine besondere Einrichtung vorhanden, die zur Lebenslänglichkeit der Chrematisten schlecht paßt: diese Schoflen haben einen ila«yaytvg.^ Der Name erinnert an den XQoeoSoxoidg der Römer-

1) Die beiden ersten Demenuamen hat Hevillout, Revue Kgypt. II p. 126 fliesen, aber nicht als solche anfgefafit, a. a. 0. p. 122. Koivivt Kenyon, Archiv II 77, bei der Aufzählung der Demennamen.

2) In der Tätigkeit, die ihm den Namen gab, erblicken wir ihn P. Amh. II 33, 14; fiij] räv xaff’ lipA; elaccfoiUvav, da unsere Sache schon vorgetragen wurde, introdneere.

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I. Aufsätze

zeit, den BQü 388“ bietet*), und bedeutet den oflFenbar ständigen Sub- alterabeamten, der die Schriften des Schöfifengerichtes führt: er wird unter den Richtern nicht mit aufgezählt, vielmehr werden im Protokoll nur die xQrf^LutiOraC (Taur. XIII 3) genannt. Des tloaytoytvg Tätigkeit erhellt aus P. Grenf. I 40:

^idvfiog 6 etaäyav Tolg t[*)

XprjfiuTiarKig Iv /7ToAfjuaf[di iVejf&fitVtoff Tov Zfiivog *[

A break in the papyrus

/l«tg Ä«[. .]j;[ T&v xtpl? Grdz röv Nix^t^iviv dxoXekvitivfov ixl rovg röxovg txeiv, IxQivov yQcctlrcu Ooi dxmg eläag xapayye^Xrjg xcel T[ofg] iepevai iroi'fiovg ix^iv eag tov dxißaXelv ^(tög ixl rovg TÖnovg.

Er bezeichnet sich daselbst als den, welcher für die Chrematisten den lioayayevg macht, ihnen tlodyti, und tut den Rechtsuchem kund, wann der wandernde Gerichtshof an Ort und Stelle erscheinen werde. Er meldet „im Auftrag“ oder „auf Befehl“, denn ixgivov ygdtliai ist „die Chrematisten haben beschlossen, daß geschrieben werde“, und es ist offenbar seines Dienstes, den Gerichtstag dieses Jahres wenn nicht festzusteUen, so doch kundzutun und die laufende Korrespondenz mit den Eingesessenen zu erledigen. Darum wird er auch mit Namen ge- nannt, wenn es sich um die Korrespondenz mit dem Chrematistengericht handelt, bezeichnend genug, sogar in der Supplikation an den König, P. AmL II 33, 9’), mit Namen und Funktion, während hier die xQV- (lUTiOzaC mit evvtÖQfvdvxmv xal rStv iv xSn npociptjfiivai vofiät xd ß. xal n. xal l. xtfiv6vxa>v mv tloayeiytvg ^t^iög abgefunden

werden. Nach außen hin deckt die Chrematisten der tleayaytvg*),

1) Über diesen vgl. Mommsen, Z. R. G. 16, 187. Mittels, Hermes 30, 689.

2) ßaa. *al Xfoaod. xal iStan. xpii'otMiiv]? (oder v[äe ßuatXixüt Taur. XHT 4?),

jedenfalls ergeben die noch gefundenen Urkunden, daß die xeiUKmaral nicht, wie Orenfcll 1896 noch vermuten durfte, Adressaten des Briefes sind. Der Schreiber der Urkunde führt für sie an.

3) Ebenso Tanr. III 36 : rov; dxb rov IlavoxoliTov X!v(jj)vTie z^rggaTiurdg, cdv claayayti's 'AfifiAvtoi. Auch hier geht die Eingabe an den König.

4) Damit steht nicht in Widerspruch, daß P. Petr., Arch. I S. 285 recto col. 2

die Eingabe sich nennt: 'Twdgvrjga Nixoxlel x . . [10] xfruucuinaif nufd 4dg;)To;xvl. Wenn hier die xQr,iiatiCTai in der Adresse und nicht bloß in der Urkunde (Z. 6 ainbi d[fda>xcbff? vgl. BU 226] tljv aCTiät dia ro6 nceg* [6]giiiv vwrjpsrov)

angeredet sind, so erklärt sich dies daraus, daß die Eingabe bereits die zweite ist, und also von der ersten schon zugestellten her die Chrematisten in Aktion sind.

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Otto Gradenwitz: Da« Gericht der Cbrematistcn

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beim Protokoll der mündlichen Verhandlung treten eie mit Namen ein, und der tltttyaytvg verschwindet, weil sie für ihr Urteil verant- wortlich sind und wahrscheinlich die Exekution mit Ililfe anderer Be- amten in die Wege leiteten.')

Sind so die %Qiqiiuti<lraC Distriktsrichter, so sind sie bekanntlich*) auch Wanderrichter in ihrem Distrikt. Gerichtssitz im kleinen Sj)rengel, oder Wanderrichter im großen Bezirk, ist die naturgemäße Alternative. Die Chrematisten sind als Wanderrichter eingesetzt, die ihre Gerichts- reisen nach vorher festgestelltcm Tableau vornehmen. Der Vorteil dieser Einrichtung besteht darin, daß sie den Rechtsuchenden Reisen erspart®); er wird notwendig erkauft durch die Verzögerung der Rechts- hilfe bis zum jedesmaligen Eintreffen des Gerichts an Ort und SteUe. Eine weitere Schwierigkeit scheint auf den ersten Blick darin zu liegen, daß der Prozeß mehrere Termine erfordern kann, und dann entweder das Wandergericht unmäßig lange an Ort und Stelle verweilen muß, oder die Sache bis zum Gerichtstag des nächsten Jahres zu vertagen hai Eben hier scheint aber die Tätigkeit des ilöuycayivg eingegriffen zu haben; die Korrespondenz dieses Hilfsbeamten mit den Rechtsuchenden des Gaues bezieht sich allerdings nur auf die Frage, wann der Gerichts- tag am betreffenden Orte abgehalten werden wird; aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß der fltrayeyyevg den Chrematisten vorbereitend und voruntersuchend®) so viel wie möglich abgenommen hat, und diese letztem wesentlich sich auf die eigentlich urteilende Tätigkeit be- schränkt haben.

[Die Inschrift von Ghazi(n), heransgegeben von Krebs, Göttinger Nachrichten 1892, S. 536 ff., auf die Mitteis mich hin weist, zeigt eben- falls drei Chrematisten, die für einige Gaue (nicht für die ganze Epi- strategie, wie Krebs, S. 538 mit Recht hervorhebt), bestellt sind; sie stellen 'nach Schluß ihrer zweijährigen Amtstätigkeit’ den Königen zu Ehren 'irgend ein (imifcilov auf, dem diese Inschrift als Dedikatious- inschrift anscheinend gedient hat’ (Krebs a. a. 0.). Wir finden auch hier drei Chrematisten, und nur auf sie scheint sich der Vermerk über die zweijährige Tätigkeit zu beziehen. Nach ihnen werden genannt der tlifayoycvg, der also nicht Vorsitzender ist, und selbst dem Ver- handlungsleiter unserer Militärstrafgerichte insofern nicht gleichgestellt werden darf, als dieser ja beim Urteil mitstimmt, was der elaayejytvg

1) über die Wahrscheinlichkeit, daß der eitayayit'g wiederum den Vermittler zwischen yfruiariatac und :recxToje {tvixäv maclit, e. S. 32 u. Taur. XIII in fine.

2) Mittels Iteichsrecht und Volksrecht S. 48.

3) Und dies soll zur Einführung der geführt haben. Vgl. S. 33.

4) Wie der xfoaoSonoiös Mommsen a. a. 0.

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I. Aufsätze

sicher nicht tut. Von der anderen Seite ist vom ihm noch unterschieden und ihm nachgeordnet der yQafiftatevg, dessen Aufgabe die eigentliche Protokollführung gewesen sein mag. Die Tätigkeit des vxtjQt'rrig als Gerichtsdiener ist aus manchem Römerzeitpapyrus bekannt (Einführung S. 10 £F.). Die Inschrift lautet:

Bu6iX(t riToXifiaiai xal ßuaiXt'aorji,

KleoxaTQUi &eolg ^liofitjTopai ro:g iy ßaaiXtag JlToAe/iaiov xal ßaaUüf<fr/g KXeoxdrpag &eäv ’Exi<paväv xal Eviagierav

XQi](iari.6tal ol ij xal 9 /. xexQflliarixÖTcg iv räi IlgoacoaiTTji xal roTg aXkoig Totg (iffiegiafiivoig vofiolg 'HgaxXi'av JIv9ay6pov Nixdotgarog "j^QHog ^loweCov xal lieayatyevg 'Ayivvxag ’Ajivvrov xal ygafifiateiig Atjfirjrgiog ’A3ioXXa>viov xal vxtjgtTrjg Mivviag AiowOCov. ]

3. Rerht.shiiiigigkeit. dyyefop.

Formell freilich wendet sich der Rechtsucheude an die Chrema- tisten, und es ist uns überliefert Pap. taur. I p. 2 1. 5:

v9ev iv xSii

Ixti Tolg iv rijc &tjßaldi xgrutttxiaraTg ivißaXov itrrev^iv elg xb :rgoxf9lv vx' avxäv dyyelov iv x^i AiodxöXti, av ijv daaymytiig Aiovvaiog, xaxä xijg Aoßdixog, xgbg xb dxgofpaeCoxovg avxovg *) xaxa- axijaai.

Der Rechtsuchende wirft seine Klageschrift in den dafür aufgestellten Kasten, dem sie dann entnommen wird, um rechtlich weiter behandelt zu werden. Es ist kaum anzimehmen, daß die Leerung der Kasten erst an Ort und Stelle erfolgte; jede praktische Erwägung spricht dafür, daß der Kasten entsprechend frühzeitig geleert wurde, um eine Vorbereitung der Sache für den Gerichtstag noch zu ermöglichen, und man mag an eine Proklamation denken, des Inhalts, daß die Chrematisten am so und sovielten einzutreflen gedenken, und daher etwa bis vierzelm Tage

1) Den Gegnern jeden Vorwand za nehmen.

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Otto Gradenwitz; Das Gericht der Chrematisten

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früher die Gesuche Ln das äyyslov zu werfen oder dem elaayayevg per- sönlich zu übermitteln sind.’)

Durch eben diesen Einwurf ins ayyetov wurde die Rechtshängig- keit begründet, und der ZufaU hat uns ein Übereinkommen aufbewahrt, welches den seltenen FaU darstellt, daß eine Kluge, die bereits ein- gereicht ist, durch Vertr^ der Parteien außer Gericht für zurück- genommen erklärt wird. Pap. taur. IV 1. 3 ff.

öfwXoytl ’ixoXXdnuog Sg xal Wtvjimv9t]g 'Egfiiov rov xal Utrevetpärov xäv dxb /di'og xöXtag (leydlrjg

Srjßätdog (ued’oipÖQav Ixximv Vtv%d>vati Testpißiog,

xal (. . . xtX ) Tolg xcvtb

XOttxvtaig xcctoixovvrcav rip/ avtrjv aöXiv ewl{Xv69at avrotg xsgl ^g IvißaXtv xaz’ avräv ivrev^tag tig ngoxtlfitvov iv IJToXt(icddi dyytlov t>xb jfpijftoxtffxöv, av cleuyayevg 'Aftfimviog ,

Tov y,dL ’Exeiq).

Es liegt hier ein privater Kontrakt vor, welcher wohl geschlossen ist „vor dem Agoranomen", nicht „unter der Agoranomie". Er gibt sich, wie üblich, als Anerkenntnis, und zwar bekennt der Aussteller der Ur- kunde, daß er auseinander sei mit dom Beklagten Ln betreff der Ein- gabe, die er seiner Zeit in das in rizoXefiaCg anfgestellte dyyeiov ge- worfen hat. Es ist das Natürliche, anzunehmen, daß der Vertrag am gemeinsamen Wohnort der Kontrahenten geschlossen ist. Geschlossen ist er in /iibg x6lig. Die Eingabe ist eingeworfen in die Urne zu riToXfiiatg. Man m{^ daraus folgern, daß eine derartige Urne an den Hauptorten des Reisesprengels aufgestellt war, und den Recht- suchenden, welche sicher zum Ziele gelangen wollten, die Meldung da- selbst von nöten war. Wer sich erst an Ort und Stelle*) einfand, mochte sehen, wie er den Gegner zur rechten Zeit selbst gestellte, und die Sache spruchreif vor die Richter brachte.

Das Lösungsgeschäft*) (taur. IV) ist, wie bemerkt, ein privates

1) Von den eingereichten Gesuchen wurde dem Gegner entweder von Amts-

wegen Abschrift zugcstellt, wenn wir an die Entsprechung unserer heutigen Ein- richtnngen denken dürfen, oder es konnte der Rechtsuchende selbst dem Gegner die Abschrift durch den Gerichtsdiener zustellen lassen: P. Petrie recto 2 (S. 24 A. 4), Tebt. 29, 17 (die Gegner, nftmlich die Kläger) goi

irTi]yQatfov

2) "Wie der Kläger Taur. I 2, 6 tut.

8) Es nennt sich am>UXvö&ai. Der Vergleich, transactio der Römer, ist den Basiliken wie den Severischen Urkunden P. Amh. II 33 Stdlvaig: EiTrot^og ro]9 Ev3aiiiovog rb ifvu-ßolatov d^odoö^vea [16] xofi cxvpov i% rf^g Stalvof<og (pav^vi irritum ex transactione apparet. So auch der Bericht an den König P. Petrie

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I. Aufsätze

Rechtsgeschäft. Es beginnt mit öfioJLoyst und setzt etwa in der Axt, wie wir das bei zahlreichen Verträgen rein privater Natur kennen, für die Zuwiderhandlung gegen das Versprechen, die anhängig gemachte Sache nun auch materiell ruhen zu lassen, Privatstrafe und Königsbuße fest. Ich wähle als Gegenstück den Papyrus aus römischer Zeit (10. Jahr des Domitian = p. Chr. 91) Loiul. II S. 185.

Es handelt sich in dem römerzeitlichen um eine nachträgliche Zu- stimmung, erteilt von Chares der Tamystha, zu einem Verkauf, wel- chen seine Geschwister (und Miterben der Mutter) betreffs einiger Hinterlassenschaftsgegenstände mit der Tamystha abgeschlossen haben. Die Genehmigung erfolgt hier „dem andern Teil“ gegenüber, er nimmt das eväoxeiu vor und verpflichtet sich in einer Weise, die ich zur bessern Übersicht hier neben die Bestimmungen unseres ptolemäischen Prozeß vergleiche setze:

Taur. tbs xa&tjxii xal ftrj London xal fir)

^xtievoeod'ai ftrjT’ a^hbu ’Axoiidviov, fiijd’ eUiov /xeltvOta&ai rbv bfioXoyovvra Xapt/v fir/dl rovs

(ir/6tt/a vxlp ai'Tov dxl Tovg xepl rbv IPsvxävOtv, nag avrov dxl Tafiva&av

fitjd’ fV (U/Lov (iTjdtva räv xag’ avräv, xsgl (it/äevbg firjäi dxl Tovg xag' avrijg xegl räv

äxAäg Töv diu r^g dvrtt'i^sag ar/fiaivofievov xarä Tjjv evddxtjifiv rathyv äia rb IxxexCu^.

x«ff’ btruvovv rgöxov. tuv di ixeX&i] ^') trtgog rig avrbv. vxb rijg Ta/iv6^ag iäv

vxeg avrov, r) r iipoSog äxvgog i6rto, xal xgoduxom- di ixeX9^r) fj fiiv dqiodog ij ivxXtj<Sig äxvgog iera in xal xgoa-

oäno rolg xsgl rbv Wev^ävaiv tj ai äv ixs'X9tj räv anrottffaTOj rd rs ßXäßtj xai daxatnjfiara xävra

(Arch. I S. 282) recto 3, 6 ff. Jtruitjrfios de roö firj yväatv elsTi9^vai dii’

ia’ airmr dtalv9ijvai, d. h. der nach Alexandrien gereiste Gegner wurde flberfflhrt, die Sache nicht zum Urteil gebracht, sondern zurückgezogen zu haben: er hatte also mit der Heise nach Alexandrien, durch die er die Chrematisten perhorreszierte (Recto 2, 8), geflunkert.

1) 51 WUcken.

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Otto Gradenwitz: Das Gericht der Chrematisten 29

xuq' avTüv, izi’tifiov zagaxp^ficc ];(if(AxoO) vofiCOfiarog (tdXavta) lixoOi, dixXä xal d}g tdiov 2(>ea>9 dgyvgi'ov ägax/idg äiaxoOi'ag

xul legdg rotg ßaOiXevei «gyvgCov ixiifrj^ov äguifidg rtTgaxoai'ug, xul tlg TO ärjiiöOiov tag lOag

xai jiij&lv ^6aov ixdvayxov xottita xatä tu xgoysygafiftdva. xal firi&lv ^aeov ßtejftoXoyTjfu'va (idviv xvgia

vxoyg’ rijg Tajiva&ag £arijgcxog 6 xpoysypafi/u'vog.

Lond. Xdgtjg Xlxov ßfioXoyä) södoxlrvj [xtxo{\Tjxui »/ däeXtpe (lov Xdgig xal IlToXffi[ä xal rä] t^s irtgag däeXgifi ftov TtXfVTrj(xv(ag) xal rixva Zbv^(>t[s xal ’Egditiov] Tufive&ag o^x^a [

Diese Gegenüberstellung zeigt, daß die Lösung der Rechtshängig- keit durchaus ini Sinne eines privatrechtlichen Vertrages behandelt wird, und dieses ist eben auch wieder durch die Tatsache zu er- klären, daß dieses Gericht ein wanderndes ist. Da nämlich die Zurück- nahme de« Klaghegehrens wieder an den Gerichtsort zu befördern wäre, was eine unter Umständen schwere und dem Kläger nicht zuzumntende Anfgabe ist, so wird der Beklagte mit dem RQstzeuge dieses Vertrages bewehrt und kann nun das Schriftstück, welches wir vor uns sehen, wohl auch dem Gericht einreichen, auf daß der Prozeß von der Rolle gestrichen werde.*) Darüber hinaus aber verzichtet Kläger auch ma- teriell auf seine Rechte.

4. Hauptverhandliing. Taur. XIII.

Die Verhandlung selbst, wie sie sich vor den Chrematistengerichten darstellt, bietet uns Pap. taur. XIII, welcher aus vier Nummern besteht:

1. [Zeile 1 3] Ordre, vom 15. Tybi, an den ^ivixöv zgdxtag in Memphis, das Urteil, welches aus der in Abschrift beiliegenden vxo- ygaipil erhellt, zu vollstrccken. 2. Abschrift de.s Protokolls (vom 5. Tybi) selbst. 3. Der Vermerk dviyvaatut.^) 4. Vollstreckungsklausel für den Uvixiüv xgdxtag.’)

Es zeigt die Vergleichung verschiedener übereinstimmender Par- tien, daß Überweisung an den ^evixüv zgdxrag (Nr. 1) vom Kläger beantragt ist oder vielmehr schon früher beantragt war. Vgl. Z. 14 :

1) Man kann das OQentlicb beglaubifri^ Anerkenntiiis ver^^Ieiuheii , welclies nnser Gesetzbuch als Ersatz für einen abhanden gekümmenen Schuldschein dem zahlenden Schuldner znspricht.

2) Vgl. Wileken, l’liilolo(fus N. V. VIII S. 80 f.

3) Oder, nach Wileken (S. 33 Aum. 2): Ausfertigung.

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I. Anfsätze

xut luv /iTj ä7tatrnj6i]t inl xb XQixijQiov ixiOxaXrivai rät xäv %tvix&v jtQÜxxogi avvxeXttv avtüi‘) Tr)v xqu^iv xäv XQoxeifiivoav Mtpalai’av

und ini Urteil Z. 23:

i<Sri]iiaivoiu\v T«ä]i*) xgäxxoQi evvxeliCv avxäi‘) xi)v XQä^iv xäv xax vmv xsgiaXai'av | . . . . tö]i ßaaiXsi.

Es unterliegt keinem Zweifel, daß der zweite Pasaua dem ersten konform ist. l^ivixäv xqüxxoqi und ovvxsXeiv drängen sich ebenso auf, wie xäv xax . . . .vav x£<paXaiav hinter xqü^iv das Entsprechende zu xäv xpoxsi/i^vav xctpaXaCav ist. Es geht das Klagebegehren hier darauf, daß wegen der bei Nichterscheinen des Beklagten offenbar als geschuldet anzusehenden Summe die Vollstreckung durch den ^ivixäv xgdxxcoQ beschlossen werde: Kläger befürwortet in seiner hier nur ver- lesenen Eingabe, daß Beklagter zahlen soll, und wenn er sich nicht dem Gericht stellt, dem ^ivixäv xquxxujq die Vollstreckung aufgegebeii werde. Es kommt mm, um den auch von Revillout p. 94 an- gewendeten Ausdruck zu gebrauchen, zum Kontumazialverfahren, das in ein für vollstreckbar erklärtes Urteil ausläuft. Der Gerichts- vollzieher wird hier genannt Beitreiber ^cvixäv; es ist nicht gelungen, diesen Ausdruck zu erklären. Qrenfell imd Hunt*) machen darauf auf- merksam, daß die früher'*) geäußerte Vermutung, es seien die |fVot der ^BviXtt eben die den Ägyptern als Fremde erscheinenden Griechen, vor einem Griechengerichte eines griechischen Herrschers nicht wohl bestehen könne. Aber Grenfells und Hunts eigene Hypothese, es seien die |«'ot die außerhalb ihres Wohnsitzes vagabondierenden Individuen, ist auch nicht durch Wahrscheinlichkeit empfohlen. Zunächst ist in unserm Falle nicht w'ohl abzusehen, warum bei beiden Parteien kein Domizil genannt ist, wenn der Grund nicht eben der ist, daß sie aus Memphis selbst sind, ist aber dies, so sind sie nicht im Sinne

von Vagabunden, und sodann ist es auch a priori unerklärt, warum uns beidemale*), wo diese Gerichtsvollzieher bis jetzt sich finden, gerade ein Beitreiber im Freindenprozefs begegnet.

Die xQttxxoQts pflegen, wenn sie ein Distinktivum -ixav führen, nach dom Gegenstände der Steuer, die sie beitreiben, bezeichnet zu werden, und es mag sein, daß dem, dem ^frixd, Fremdensteuer, zufiel.

1) avvttieiv airtSu VVileken.

2) [^arj]ftatvo(te[i> t<»]i Wileken.

3) P. Teb. I S. 55.

4) Revillout p. 140.

5) Hier und P. Teb. I 5, 221.

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Otto Gradenwitz: Das Gerifht der Chrematifitcn S1

später die Zwangsvollstreckung ebenfalls übertragen wurde, und er auch in diesem Amte, welches mit den IsVoi nichts zu tun hatte, jenen Titel weiter führte; jedenfalls möchte ich seine Tätigkeit nicht auf Fremdenprozesse irgend welcher Art beschränken, sondern in ihm ein- fach den Gerichtsvollzieher erblicken, in dessen Titel ein rudimen- täres Anhängsel geblieben war.

Das Verfahren in dieser Kontumazialverhandluug kann nicht ohne weiteres für die kontradiktorischen maßgebend sein; aber es bleibt doch von wohltuender Einfachheit, selbst wenn man wegen der Einseitig- keit des Vortrages viel in Abzug bringt: man resümiert den Inhalt einer schriftlichen Eingabe, die darauf abzielt, daß Beklagter zahlen solle, und wenn er nicht vor Gericht erscheine, zur Vollstreckung über- wiesen werden solle.

Darauf wird festgestellt, 1. daß dem Beklagten Abschrift der Klage zugestellt, 2. daß die Sache auf die Rolle gesetzt („und ausgerufeu“?) sei, zuletzt am 2. d. M., 3. daß der ausgebliebene Beklagte daraufhin zum heutigen Termin geladen (und auf die Versäumnisfolgen hinge- wiesen?) sei.

Das Gericht würdigt dann in einigen dem Spruche vorausgehen- den Sätzen der Motivation die durch, erweislich, erfolgte Zustellung der Klage an den Beklagten ergänzte Erzählung und erkennt darauf dem Klagantrage gemäß, und zwar im vollen Umfange des Klagimtrags. Da ist nichts von Rhetorik, vielleicht sogar nichts von Rhetoren, ob- wohl die Lücke in Z. 5 sichern Schluß verbietet; wir haben ein Pro- tokoll, welches in völliger Sachlichkeit nur das Notw'endige bringt. Bemerkenswert ist das Verwiegen der vorbereitenden Schriftsätze, deren Rezitation in der Hauptverhandlung auch bei dem großen Pap. I (dem sogenannten Hermiaspapyrus) einen breiten Raum einnimmt. Die Klage muß ja auch heute bei größeren Sachen trotz mündlicher Verhand- lung schriftlich eingereicht werden, und ähnlich beginnt der Pap. I p. 1, Z. 9 mit der Klageschrift, welche bis p. 3 Z. IG reicht. Darauf kommen die Plaidoyers der Advokaten. Dementsprechend enthält Pap. XIU die Klageschrift, wohl in direkter Rede, und danach sofort das Urteil, da ein Hin- und Widerreden hier ausfUllt. Auch die Struktur des Urteils kann trotz der Mangelhaftigkeit der Überlieferung einiger- maßen erkannt werden unter Zuhilfenahme des Pap. taur. I. Dort näm- lich schließt sich an die Wiedergabe der Advokatenreden eine Art von Resume des Vorgebrachten und des Ergebnisses; dies Resume läßt je- doch auf das nun folgende Urteil schließen und scheint der Extrakt der durch richterliches Befragen hergestellten Endverhandlung zu sein; wenn es in Z. 25 endet:

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I, Aufsätze.

xal ftrj9iv xapari&eifie'vov ffvprsTccxd'ui fi^ ivrixoietöd-ai^),

80 sieht diese Bemerkung: „in Anbetracht, daß nichts dafür vorgebracht ist, daß die Besitznahme vertragsmäßig ausgeschlossen wurde“ aus wie ein Vennerk darüber: „Der Kläger, befragt, ob er etwas in der Rich- tung Vorbringen könne, schwieg“. Hieran unmittelbar schließt sich noch nicht der Tenor des Urteils, sondern erst die Feststellung, welcher Partei das Gericht beipflichtet:

xal avTol xuTuxolov&ijgavtcg Talg ixeptjveyfu'vaig vx’ avtöp

evyy^a^aig

und erst hieran der eigentliche Entscheid ilxufitp.*) Zwar spielt der Hermiasprozeß vor Ilerakleides, dem Vorsteher des thebanischen Di- strikts und Steuerchef (unter Assistenz anderer Titulare, daher flxufitp), aber die Struktur des Urteils“) ist in beiden Fällen die gleiche: im Pap. XHI 1. IG ff. zunächst die Sätze, welche eine Übersicht über die Vorgänge geben, durch die der Beklagte für das Versäumnisurteil reif wurde; hierauf der Vermerk

xataxoilouffr/ffavrf s zolg xal x[aA&)]g fjjerv »j[j'ou]-

fispoi xtA. (nach Wilcken) endlich (Z. 24):

ierj]^aCpoiu[p tS]( xqÜxtoqi xtX.

5. ToIIstrecknngsklansel oder ProtokollunterschrifU

Der Gang des Verfahrens vor den Chrematisten war der: Der Klä- ger warf seine Klageschrift in das seinem Aufenthaltsort nächste dy- yslop; durch Vermittelung des ci’aayoytvg gelangte die Klageschrift so an die Chrematisten, und es wurde eine Abschrift behördlicherseits dem Gegner zugestellt. Hierauf kam die Klage auf die RoUe der am nächst-

1) Ebenso auch in der von einem Epistates wiederum unter AsBistenz eines zahbreichen consilium vor sich gehenden Yersammlnng von Pap. taur. IX. Auch hier heißt es Z. 15

*«]! xafarayrac&fiaijs (Wilcken) xal roö IJtTtvftpmTov dpTiTi9[lvai] Trgde ravra fiij 6vvafilvov difHTfijLäfu9a ftr/9iv f[rf] roioOro dtangdaßfa9at,

ililUveiv ä' iv ols txdv[rc;] Tifbt iavrovs cvpxt^oiftfxaai,

2) Vgl. Anm. 1,

3) Es ist zu beachten, daß in beiden Fällen vxoyga^f/e dwi/eaipov vor- kommt; taur. I p. 9 1. 23:

xal fxl TlroXtnalov di roü ngi rov ngb i}nätv ixicrdzov

ii!foyta<pf/t äpTiygaipoy (vielleicht livTiygdipßv?) rijv yiyopvlug aiTofg xurdeTacnof.

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Otto Oradenwitz; Das Gericht der Chrematisten

33

gelegenen Orte zu verhandelnden Sachen, und es scheint nach der aller- dings lückenhaft erhaltenen Äußerung in Pap. XITT Z. 18:

x&v di xat avtovg') XQOxed'dtnmi xal ßiioxe /üv xal xf^i ß xov »po [jwtjt/Jvow /»[ijvds]?

daß eine eigentliche Ladui^ zum Termine nur dann erfolgte, wenn sich nicht beide Parteien von selbst gestellt hatten und die erschienene nunmehr Ladung der weggebliebenen verlangte. In der Hauptverhaiid- lung wurde zunächst bei größeren Sachen die Klageschrift verlesen, hierauf folgten die Plaidoyers, und daran schloß sich richterliche Be- fragung; worauf denn das Urteil erging und event. die Zwangsvoll- streckung gleich mit verfügt wurde. Und hier wird der eiöayayevg wieder eingegriffen und den Verkehr mit dem xqccxxojq vermittelt haben. Es ist immer mißlich, Vermutungen von sachlicher Bedeutung auf Grund ungeprüfter Konjekturen aufzustellen: aber der ’Apxffu'dco^os, der das Protokoll Taur. XIII 26 unterzeichnet (rechts) und für vor- gelesen (links) erklärt, wird wohl der flöuymyevg sein und als solcher dafür Sorge getragen haben, daß dies Urteil in Abschrift vollstreckbar an den TtffdxtaQ gelangte. Der Vermutung von Uevillout, revue 11 S. 140 ff., daß Artemidorus wie ein Gerichtsherr am königlichen Ilof- lager das Urteil zu bestätigen hatte, kann ich mich nicht anschließen, glaube vielmehr zu lesen: 8i eieaym{Ytag) aQxsiuSaQov, will sagen, es soll die Sache durch den eldayayevs 'jdQxeiiCSatQog weiterverfolgt, d. h. dem XQdxxmg ^tvixäv zugewiesen werden*), tmd der Vermerk

dieses ' AgxsftiSagog beglaubigt das Protokoll und macht seine Abschrift reif für die Vollstreckung.

6. Supplikation an den König.

Aber, war auch der Einwurf ins äyystov das Mittel, den Prozeß in die Wege zn leiten, so ging man formell doch nicht die Chrema- tisten, sondern den König selber an:

^ib {xii)v

xccxccqwyijv dg>’ v(fiä)g xoit/ffäfifvog deöfiM vfißv xS>v iityiexfov &täv xul vixTitpdgavy tl doxcl, ävaxtfiiliai

fjfi&v xr)v ivxsvliv tlg xoiig dxb xov

1) Zu x«t’ airoie vgl. t&v xa& flttayoiiivcDV. Amherst SS, 14.

2) [Wilcken bemerkt, daS /<e[rrhiida>eog. kv[(y]via(nai von 2. Hand, also von A. selbst geschrieben ist, und faßt dt’ ileaymjiat als „Ausgefertigt durch den tltay. dt’ tleaya{yiat) ’A\)Teftili>oov roO . . . liest bereits Wilcken bei Droysen, Kl. Schriften II S. 436, S2. Ebenso hat er dt’ t[laayay]i(ae hergestellt in P. Petr, II .•!8 c 63 (GOA 189Ö S. 169/60).]

Arcbir f. Pspjrrniforaohunif 111. 1. 3

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34

I. Aufsätze

HavoTCoUxov £v(t])i>rjg

T«s, tav eleayayevg 'A\i(imviog, orctog jjpijfuzzi^ffcvTfg avrrjv

ei'g xqIoiv, xcä fieTuxefii'äaevoi tovg

iyxttlov^tvovg dl 'Avzitpdvov qppovpcpj;ot) ')

imaxiiptovtat, Tv’, iäv fji olu »poqp^po/tat, xgCva-

Glv Toi)g fiiv diadaipoviitvovg r^g olxCag

!t//XCi'S isxTÜ eivai ^fiovg xad’öu xal

tlo'tv, x^ax^iji'cu $’ ijtol avrovg rov aöi-

xiov XUTU diäypaiiua xrl.

wobei zu beachten ist, daß Taur. IV 9 (die Zurücknahme dieser Klage)

die Klageerhebung also bezeiclmet: nspl tjg iveßalov xar’ avTäv (wider

die Gegner) itnev^icog elg itQoxtifievov iv ThoXtitatäi dyyeloi' vxö

Xpr//iaTiarüv mv iloayaysvg ’Afifuaviog rov fiö L 'Ejxeifp. Es ist nicht

notwendig, wie Peyron (p. 4) will, den Einwnrf ins dyyslov zeitlich

nach der Eingabe anzusetzen, sondern es kann sehr wohl die formell

au den König gerichtete in der Tat für die Chreniatisten bestimmt

gewesen und in das dyyeiov gelegt worden sein, um von ihnen

kraft genereller Delegation sofort in Behandlung genommen zu werden.

Und diese Form der Klagerhebung begegnet noch zweimal. Auch

P. Fayum 11 und 12 sind Fälle von Supplikation an den König.*)

Die erste betrifft eine Darlehensklage, die andere einen Fall groben

Unfugs, der nicht ohne Humor sich abgespielt zu haben scheint: sie

sperrten ihn Nachts ein und versetzten sein Gewand, das er dann aus-

lösen mußte; so fordert er Schadenersatz und Schmerzensgeld. Alle

beide richten das Petitum an den König: dzopat iniOtsiXal fioi rijv

I inl täv töxeov^) 1 . r ,

1 , , . ,1 Tpiju«T{<JT«g <av tle-

i a:iOTtTayfievovg rij xaroi-xial

I äiaXi^avTig avn)v slg xcadetcuHv xal

AioaxovQi'öijgl \ xpri(iarl<favteg avrijv xal

ävaxaXeaäfifvot tbv &s(ova äia Arjit-ijTQi'w Xoytvxov

XQogxaXeod^evoi. z6v re AioxXfjv xal 'Afifiäviov äid t[ ] Xoyevrov

xgivmOiv ]

öwxgCvmeiv I

Es ist klar, daß dies typisch ist und also der Weg war, Prozesse an die Chreniatisten zu bringen. Aber diese formelle Anrufung des

ivrtvltv t'xl roi’g

, AaeC&eog aymycvg

xgaxOijvac fipi xrX.

1) dem nicht völlig die Holle de» terije^rrjs zufilllt. Der ti5r»ie^7jS stellt die Ladung zu, der tfpovQaaxoi seil die Oeladcnen zum Termin stellen.

2) Der Beklagte von 11 ist auch der von 12 (Gr. u. H. S. 102 Z. 6).

3) Dies ist ein Teil des Sprengels der Chrematisteii, schwerlich der ganze; dieser ist in den l’ap. Taur. viel großer.

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Otto Gradenwitz: Das Gericht der Chrematisten

35

Königs war keineswegs die einzige Art, ihn mit der Sache zu befassen; auch sachlich imd ernsthaft erging mitten im Prozeß sofortige Be- schwerde an ihn; ist die Vermutung richtig, daß die Klage nur for- mell beim König anhängig gemacht wurde, so mag freilich auch die Beschwerde immerhin durch die Chrematisten an den König gegangen und also diesen Gelegenheit gegeben worden sein, die Abstellung schon von sich aus vorzunehmen: wozu der Fall P, Amherst II 33 vorzüglich geeignet scheint: demi wer wird das regulativ widrige Erscheinen eines Sachwalters') statt bei dem iudex a quo sofort beim judex ad quem rügen? Aber wenn die Chrematisten dem Beschwerdeführer nicht Recht gaben, so stand nun selbst wirklich der Weg zum König offen und der König konnte eingreifen.

Die Polin der Supplikation an den König in Händeln, die noch bei unteren Behörden schweben, ist dem Ptolemäen'echt geläufig auch da, wo es sich nicht um Chrematistenprozesse handelt: so wird P. Teb. 43 der König samt Königinnen angerufen Z. 32 35: iäv cpaltnj rat ^rpoöragat uno6\x\t\i\kut, tjfiäv t)}v ivrev^iv in”Axokkäviov töi< evyyiviu xai dTgaTijyöv og dxökovd'og äv t^[i vj/iete(ia ßovkyjau xpo-

votttat- äg ouffflg äv ädixt] Worauf Z. 44 die zweite Hand

schreibt A:tokkaviai' iäv iji ola nQO<p(Jqi}eTaL ^tQovotj&fjvai ag ov

^aQfpoxlri^ctrai

:ifpiexatf&7j<fovTat (Datum). Der zuständige Beamte ist der ffrparij- y6g, der Schutz gewähren soll gegen neue Behelligung durch die An- kläger. Seines Dienstes ist es, diesen Schutz zu gewähren, aber das Petitum geht an den König, damit dieser den arQatt/yög zur Erfüllung seiner Amtspflicht anhalte. Während aber die Gesuche im Chrema- tistenprozeß ohne Unterschrift sind, gibt hier die Königliche Kanzlei durch vxoypa<ptj die Sache an die zuständige Behörde ab (cf. Grenfell Anm. S. 146 Abs. 2), und zwar in einer Weise, die dem si preces veri- tate uituntur in den Reskripten der römischen Kaiser gleichkommt.

Solche präventive Supplikation bietet den Vorteil, die Behörde wissen zu lassen, daß das Auge des Königs über der Sache wacht, und ist darum verständlich, aber daneben bleibt es angemessen, in den Chrematistenprozessen diese Eingaben als bloße Formalien zu behandeln.

1) Die Regel: in Steuersuchen kein Sachwalter wider den hscus ist ganz im Sinne der alten Ägypter, deren pofiog nach Diodor I 76, den Prozeß

nach dem Grundsatz eingerichtet hatte: pofti^ovrag giv roC Xiyfip rohg avpt]- yoifovg rroXXa roig Sixaiotg ^:ri(JxoTTj(Teip (vgl. Archiv II S. 121) und stimmt zu dom §29 des Gesetzes über die Gewerbegorichto vom 29. VII 70, auf den mich mein Kollege von Blume hinweist: „Rechtsanwillte und Pei*sonen, welche das Verhandeln vor Gericht geschäftsmäßig betreiben, werden uls rrozeßbevoUmächtigto oder Bei- stände vor dem Gewerbegerichte nicht zugelasseii.“

3*

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I. Aufsätze

3f)

7. Kompetenz.

1. Sachliche, a) Bloß für Slxai'i Wenn so geringes

Material einen Schluß gestattet, so möchte ich annehmen, daß die Chrematisten auf Geld zu verurteilen hatten: die Getreidemulten wer- den Taur. 13 in Geld taxiert und die Freiheitsberaubung wie die In- vektiven haben Fayum 12,32 ihre Schätzung. In den Eingaben Taur. 111 41 ff. geht das Petitum dahin: imexiixavtai, iv iav ola «QOtpi- Qovzai, xffivmeiv rovg (liv diaOtt(povfiivovg tfjg oUeiag xr^tig ixrä elveu ifiovg xa&’ ola xal elaiv, xgax&ijvat d’ ifiol avrovg tov aätxtov xarä äidy^ujiiia jA*- Jrfpl ‘^VS vßptag xal xiijyäv xal Sv aw-

TsrsXeauBvoi tialv etg fu ficrä ravra lt}(iil>onai . . ÖCtcuiov.

Also es soll eine Art pronuntiatio dahin ergehen, daß die 7 Ellen dem Kläger gehören und darauf soll gegen den Beklagten wegen des Unrechtes nach dem Edikt vollstreckt werden; d. h. nicht eine direkte Pfändung der Sache, sondern eine durch Edikt taxierte Entschädigung wegen des in der Entziehung liegenden Unrechtes. Außerdem noch die Injurienklage, wie denn udixiov die unerlaubte Handlung im Sinne der Rechtsverletzung, vß^cg die Injurie ist (Fayum 12,31 ddi'xov äyayijg r^g lißgemg). Es ist unverkennbar, dafs der Rechtsuchende mehr die Rechtsverletzung durch den Gegner betont als sein eigenes Recht, und, wenn das preußische Landrecht alles Vermögensrecht unter den Gesichtspunkt des Eigentums brachte, scheint hier umge- kehrt der Rechtsanspruch Beschwerde wegen erlittenen persönlichen Un- rechts zu sein; wie das Vertragsrecht mit enormen Bußen und Zinsen arbeitete, so der Prozeß um Hab und Gut mit ediktal tarifierten Bußen: diese, sei es mehr arbiträr festzustellen, sei es, nach dem didy^aftfia oder nach dem Wortlaut eines Vertrages, reproduktiv zuzuerkennen, war die Hauptaufgabe der Chrematisten.*)

1) Die ägyptischen Dreißigmänner, wie Diodor I 76 (2 u. 6) sie schildert, zeigen ebenfalls das eigeutfimliche Gepräge einer Gerichtsbarkeit, die mehr dem Unrecht zu wehren als das Recht zu verkünden scheint. Er geht aus davon, daß ifßuii (yäg) 7jv ori räv (itv xcc^avoiiovvTiop xolttHofilviov, t&v i’ ddtxovgfva>v ßorj- ^tiaf rvyxttvdrzav, AQtazT) diripOcooif larai t&v anafTtnuhav fl 8’ A q>6ßos ä yi- vdiifvof ix T&p xfietav zols nagavoftoOtiv äpctrgixoito ygi^iutatp rj ydgieip, ieoiiiP7)P Idigtap TOV xoipov ßiov avyxvaip, und schildert die Gegnerschaft im Prozeß so, daß unzweifelhaft nur Strafjirozeß in unsenu Sinne gemeint sein kann: fOog tAp fifp xoTttyofOP ygdxliui xa&’ Jv »«> ipfxdlit *ol »Äg yiyopt xal Tf}P iliap tov AAixriiucTOi r) n)g ßXäßrjf, top äaoXoyot’iifpop 8i Xaßovra tA yp»]g<ZT»«Olf> 6xA läip avTidtxtop &PTiygdil*tti ngAg ixaOTOv äj$ oAx lirga^ep jj xgd^ag oAx TjSlxriOfp f) ASi~ xt'iaaf iXuTTopog grjging ü£iäg iazi Toyflp. Diodor nennt diese Richter nicht Xoo- xgiTtti, sondern dixnarctl xoivoi, und vergleicht sie mit den ’AgtojiaytTai. Meiner- seits möchte ich die XaoxgiTui von diesem peinlichen Gericht sondern, und sie

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Otto Oradenwitz: Daz Gericht der Chiematizten

37

Eine Amtsanklage liegt vieUeicht auch P. Teb 29 vor, wo der xa/toygafifutTSvg, der von zwei Männern beschuldigt war, mit ihrem Land wider Recht verfahren zu sein, um Aufschub des Termins aus landwirtschaftlichen Amtsgründen bittet; er wendet sich an rotg XPV' fiauaraig av eiaccyayiiig ^m[. Ferner: der Petent von Taur. UI, Apol- louius der berittene Söldner, der sich beklagt, daß seine fünf Wider- sacher ihn vom väterlichen Hof getrieben, und ihm Invektiven und Prügel verabreicht haben, bittet König und Königin, seine Beschwerde gelangen zu lassen an die (1. 35 £f.) dxö tov UavoxoiiTov 2}v(if)vrjg jpijptmtfrds av tlouyaytvg 'Amidaviog, oxag axnrjv tt’g

xfCeiv xul ficTccxcn>l)diitvoi. Tovg ivxaXovfidvovg di 'Avri<pdvov <pQov- iv’ ^dv ^ olu XQoqidQOfua, xgivmaiv rovg (liv iiaaatpoviievwg olxiag xtjxfcg fxtd elvat /fiovg xa&ört xal tloCv, XQttx^rjvai 3’ ijiol avrovg tov d3ixiov xard didy^aft/ia 2 A Also er fordert die Gegner vor das Chrematistengericht, und wünscht, daß verkündet wird, dies Stück Landes sei sein, und jene sollten ihm fünf Knpfertalente*) zahlen, wegen des durch die Dejektion begangenen Unrechts.

Die Strafe für die eigentliche iniuria, Prügel und Invektiven, be- hält er einer anderen Eingabe vor (zu der es nach Taur. UI nicht ge- kommen ist, wohl weil in der Tat keine vßgig vorlag). Man könnte die Trennung so erklären, daß die Eingabe wegen des Stücks Land an die Chrematisten zu überweisen war, die andere aber nicht, und also Trennung sich empfahl; doch will ich soweit nicht gehen, glaube vielmehr, dafs auch hier die Chrematisten zuständig waren; aber auch die Injurienklage ging, wie die römische Actio iuiurianim, auf Geld, und könnte wohl aestimatoria in dem Sinne gewesen sein, daß den Chrematisten eine fixierte Geldsumme vorgeschlagen wurde, auf die der Kläger seinen Gegner verurteilt wissen wollte. Mindestens geht der Klageantrag Fayum 12 dahin, daß reipersekutorisch als Ersatz des Scha- dens eine Summe, und wegen der vßgig eine zweite verlangt wird.

Und der Henniasprozefs, der sich zu gewaltigen Aktenmassen aus-

alz die ägyptische Entsprechung der xi/TiiiatieTai sufTassen, nämlich als Inhal>er der Gerichtsbarkeit in den dixai, den pekuniären und auf Geld-

kondemnation hinauslaufenden Klagen; Ortsrichter, die jedermann sich darboten, während die hohen dixasral eher der Rollo entsprechen, die in der ptolemilisohen Gerichtsverfassung dem König selber znfällt. Diese dixaffrod xoiroi lassen auf eine Art Verbot der Kabinettsjustiz in der l’haraonenzeit schliefsen, das der reli- giöse Sinn der Ägypter (Mommsen Römische Geschichte 5, 616*) auf iiriester- licber Grundlage wohl geschaffen haben kann.

1) Vgl. Peyron z. d. Stelle.

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I. Äufssutze.

gedehnt hatte, wurde schließlich von einem Beamten entschieden, nach- dom die Chrematisten mit ihm befaßt worden waren. Vielleicht hatte die Ül)ung, das Gesuch formell an den König zu richten'), doch noch den Wert, daß wichtigere Sachen besonders deputierten Beamten zu- gewiesen wurden der Satz „niemand darf seinem ordentlichen Richter entzogen werden“, hatte im ptolemäischen Ägypten sicherlich keine Stätte und die Kompetenz des Gerichts so präventiv geregelt wurde. Kapitalsachen haben diese Chrematisten sicher nicht entschieden.

RaOiXixa xal aQoaoSixä xai CSiaxixd. Die Befugnisse der Chre- matisten sind sachlich wiederholt geschildert durch: roig tu ßaatXtxä xal XQoOoSixu xul läiatixä xqivov6ivJ) Es springt sofort die Ähnlichkeit mit der Trichotomie ßaOiXixii yij, yij XQoaöäov, iäiauxjj yij in die Augen. Allein dies dürfte mehr zufällig sein: daran zu denken, daß die Kompetenz nach Immobilienklassen gegliedert war, und also zum Ausdruck kam, daß keine Art Grundstück eximiert war, ist in der Tat kaum möglich.

Ebensowenig dürfte die Parallele mit der römischen Einteilung constitutio . . . prohibuit iudici vel adversario in publicis vel privatis vel fiscalibus causis (pecuniam dare) Ulp. D. 3, 6, 1, 3 weiter führen, denn dort ist publica auf crimina publica zu deuten und daß auch diese den Wanderrichtern unterstellt waren, ist nicht anzunehmen. Viel- mehr dürfte die Lösung darin liegen, daß die Chrematisten zwar nur pekuniäre und also sicherlich nicht kapitale Sachen zu entscheiden hatten, in Geldsachen aber auch für die Königsbußen, wie für die Steuermulten das liecht fanden. Man erinnert sich, daß fast jeder Vertrag neben der zu gunsten des Gegners zu bestimmenden Konven- tionalstrafe noch eine Buße, in ptolemäischer Zeit ffg ßaeiXixov, in römischer elg tb drjfiöoiov bringt, und über diese hatten die Chrema- tisten offenbar ebenso zu entscheiden, wie über die eigentliche Haupt- summe und das private ixiti(iov.

Es ergibt sich als dritte Kategorie Steuersachen, etwa llinter- ziehungs- und ähnliche Prozesse. Man kann das Verfahren bei dieser Popularklage als Accusation und Strafprozeß bezeichnen*), muß aber feathalten, daß damit keineswegs für die Chrematisten eine Kapital- justiz erwiesen oder auch nur glaubhaft gemacht ist. Vielmehr wer- den die Chrematisten nur bei den eigentlich abschätzbaren Streitsachen

1) Ein befreundeter Praktiker macht mich darauf aufmerksam, daß auch die Gesuche für das osti)reußische Tribunal in früheren .Jahrhunderten formell an den König gingen.

2) P. Amherst 33, 8. Taur. XIII 6.

3) Wenger, Arch. II. S. 48.

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Otto Gradenwit?. : Da« Gericht der Chrematisten

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gewissermaßen als Liquidatoren und Arbitratoren, gewirkt haben, während in denjenigen Händeln, bei denen die richterliche Kunst Schuld und Sühne zu wägen hat, die königlichen Beamten nicht etwa konkur- rierten. sondern sogar ausschliefslich Recht sprachen.

Amherst II 33, Z. Otf. sagt: a\vve6Ti]xvC<(s ijfitv xaraffTn'ffeoj iwl \Za]iivgov rov xal lltxeagxl^tvjjaios rov ßuOiXixov

fiurtag av[v]edgev6vT(ov xal tüv du Töt Tcgoyiygufifiivm vofiSn tu ßadtXtxa xal xpoaodixd xal Iduorixcc xqiv[6v]t(ov wv

eidaymytvg xgög Tedevovcpiv xbv x(D,ucrp;i;t]'0«VTa xf/v agotiQ7]^tvriv

xäjiijv dtp’ av {';ud| sJdcDXftpfv avxotg djiqjaviOiiäv ntgl xivcov ddixt]- g(fra}|i/| xal xagaXoyecäv dixov xe xal xi^Xxov.

Dieser Prozeß mag sich um eine Geldbuße wegen Hinterziehung bei Gelegenheit von Kupfer- und Kombeitreibung drehen; die Buße mag nach der Hohe der Hinterziehung fixiert gewesen sein, und die Chrematisten sind insofern zuständig, als das Petitum Z. 21ß. sic als Adressaten königlicher Remedur ins Auge faßt; dtofic^’ vftäv tüv pe- ylaxmv ö-föv el vfilv doxsl dxoOxeCXai •fjfitäv xiju duxiv^cv dnl xovg airxoiig jip^patidtdg oxmg ixl xr}g ötaloyijg tüv fW[6ii]|*o)v dvvxä^aöiv Tön Tedfvovtpei fii) iitxa Ovtnjyögov avvxad'idxa(!9ai.

AUeiu schon hier ist jedenfalls im ersten Termin der dxi jieXijxi jg mit dem ßaa. ygafifiaxevg zugegen, und die erst an letzter Stelle (be- merkenswert: auch hier ohne Namen’)) erwähnten Chrematisten sind als avvedgtvovxeg xal bezeichnet, wie im Herniiasprozeß die große Schaar der den versitzenden Beamten umgebenden Titulare tdvfixagövxmp icXXeyp aXiiovmv). Also hier schwächt sich die Chrematistenmacht ab, und der aufsichtführende und nach dieser Aufsicht benannte Beamte hält den Termin ab.*) Doch ist zu beachten, daß der König in der Supplikation gebeten wird, die zu bedeuten, und also den

Prozeß vor ihnen allein seinen Fortgang zu nehmen hat.

2. Persönliche. Der Ursprung des Chrematistengerichts ist uns überliefert in der von Peyron (II S. 93) wohl richtig erklärten Stelle des Aristeas: xal rolg i«l tüv xgetöv öftoCiog dt iyygdxxav diadxoXdg tdcjxev, däv dvayxaiov // xaxaxaXdoai, öiaxgCveiv dv i]iidQatg xdi^ce- Ugb jcoXXov di xoiovjitvog xal jipijparitfrdg xal xovg xovxcov vxt/gdxag dxdxa^B xaxd voftovg’), oxmg ftr) xogidfibv Xanßdvovxeg ol yecogyol xal

1) Wieder ist der elauYayevs genannt; und er waltete schon seines Amtes; Täv xaP’ fiiiäs eieayogdrmp (Z. 14); offenbar soll die KOnigsbotschaft an den liaa- faytvs geben, der ständig ist: vielleicht kommt sie erst, wenn die Chrematisten dieser Judikaturperiode abgegangen sind.

2) Vgl. Wenger, Archiv II 8. 49. Wileken, ebenda 8. 121.

S) Vgl. das Gesuch um Aufschub Tebt. 29. Dazu S. 37.

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I. Aufsätze.

KQootdttti zijg xölemg iktcrtßiai rtcfiiela, leya di tcc Tilg }'i<o(fyiag xQ6o(poQ« (ed. Wendland § 110/11).

Sie sind also eingeftihrt durch Königsedikt, damit nicht die ysag- yoi und ihre städtischen Anwälte den Staatsschatz schmälern: es mag sich um eine Art Reisediäten handeln, und dies Chrematistengericht, oben wie bei uns die Qerichtsferien es bezwecken sollen, den recht- suchenden Bodenbestellern berufschädigende Reisen erspart haben. Diese Richter kommen zum Rechtsuchenden *) und schlagen die ihnen vorher unterbreiteten Händel öffentlich an, auf daß männiglich sich einrichten konnte; dies war allerdings eine Wohltat, und wenn sie auch auf die yt- bigyoi zielte, so war sie nicht ständisch abgegrenzt, sondern national: dem Griechen sprachen die Chrematisten Recht, dem Ägypter seine /laoxpfrat; so vermutete Mitteis schon 1891*); mau muß nur vorweg betonen, daß dies Chrematistengericht dem Griechen brachte, was der Ägypter besaß: den Rechtsspruch au Ort und Stelle: denn die Aao- xpt'rai, die Volksrichter sind im Gegensatz zum Eönigsgericht und den hauptstädtischen Griechengerichten überall zu haben; und dem Griechen, der nur vom König Recht nimmt, ersparen die xaffetftipedtej rf; x«- Toixia XQri(iati<STKC das dornige Privilegium der Reise zum Gerichts- herren. Wohl sind die dem ta/iietov steuernden Klassen in einer ge- wissen Beziehung zu den Chrematisten geblieben’): daß die Antithese Grieche und Ägypter gewesen ist, kann nicht zweifelhaft erscheinen.

Für das Vertragsrecht ist der Konflikt zwischen beiden Institu- tionen bezeugt und beseitigt durch das Edikt P. Teb. I 5, 207 220.’)

Diejenigen Griechen, welche als ßaeiXixoi ysagyol oder w*or£^f(S oder sonstwie in das Steuerwesen verwickelt sind, sollen, so muß man schließen, eximiert bleiben vom Gericht der XcioxgiTM und damit zu- gleich vom Rechte des Landes (r^g x^Q^S v6^ovg v. 220), dem ägyp- tischen Landrecht: denn diese Ordnung umfaßt mit dem Gerichtsstand zugleich das materielle Recht. So sagt Pap. Taur. I 7, 3: xgoffaxodsi- xtnjg cbg fi xal ixl XaoxQiTöv öitxgivovTo xaff’ owg xccgexsiro vofiovg, d. h., wenn von den Laokriten und also nach ägyptischem Landesrecht verhandelt worden wäre. Die Laokriten kennen ihr Landesrecht und urteilen danach; die jrpijfiaTtffrat folgen dem Königsrecht.’)

1) fjrl Tovg Tonovt Orenfell 140, 5. 8. Cf. Moimuscn Strafrocht 8. 31‘.i Amu.

2) Rcichsrecht und Volksrecht S. 48.

3) Tobt. 5 eximiert einige Klassen von der Gerichtsbarkeit der XuoxgUai.

4) Dazu G. u. H. S. 54/55. [Wenger, Archiv II S. 487 ff.]

5) £l)enso richtet der hohe Beamte im Hermiasprozefe mit seinem „Umstand“ fvfinaf6pTiar xal SXXaiv xXft6vmp (Taur. XI 3, 8) xcrcaxoIov^aavTt; ralg ixivrj- vf/iiivaif «*’ airäv evyyfaifatg xoi Totg imö tütv ßaaiXiap Reoorrra/p^vot; Rtjl Tüv xeoTijffcmv, dl« TO (lij xota tmv avyygaipäv /irjO'tp i^iePTiviji^ai ygaiiiia (19,28 ff.).

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Otto Gradenwitz; Das Gericht der Chrematisten

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Im übrigen sind den Chrematisten gewisse Schranken auferlegt worden: gewillkürter Qerichtsstand kann auch, wenn beide Teile Agjrpter sind, ror den Chrematisten bestehen: nur ixiifxäad'ai sollen die Chrematisten nicht, auch nicht auf Ersuchen eines Teiles, wenn AiYvxxiot «QÖg Tovg wöroiig Vorgehen, sondern sie sollen iäv iii^dyeo^ai ixl räv Xaoxgitäv xccrä tovg rijg x^Q<*S vöftovg, sie sollen den Laokriten ihr Amt als Schiedsmänner nicht verkümmern. ‘) Bei den nicht stenemahen Griechen soll in ihrem Rechtsverkehr unterein- ander ebenfalls Chrematistenspruch gelten, im Verkehr der Griechen und Ägypter aber eine Art internationales Privatrecht eingreifen, bei dem nicht Recht und Gerichtsstand de.s Bekl^ten*), sondern der Charakter der Urkunde entscheidet.

Die Zweckmäßigkeit der Verordnung leuchtet ein, und mag an heutigen Verhältnissen in den Distrikten mit sprachlich gemischter Bevölkerung ermessen werden. Vor allem aber ist zu betonen, daß die Alyvaxia avvttXXdyftaxa nicht nur durch die Sprache, sondern auch durch den Inhalt sich von den 'ßXiijvtxd avfißoXa unterscheiden. Das ägyptische avvaHayfia, ist, auch wenn es xaxä xb äwax6v ins Griechische übersetzt ist, kein 'Ellijvixbv avußoXov, sondern ein ägyp- tischer Vertrag in Übersetzung. Die 'EXXtjvixä OvvaXXäyfiaxa sind Verträge nach Griechenart, nicht bloß in griechischer Sprache ge- schrieben, die „nach bestem Wissen und Gewissen übersetzten“ ägyp- tischen Urkunden bleiben ägyptische, und die griechische Übersetzung ist kein griechischer Vertrag. Darum aber waltet in der Auslegung solcher V'erträge der Geist der Volksgenossen, und weil die ägyptischen Ver- träge ägyptischem Geist entsprossen, soUen sie der dtclayaytj durch ägirptische Rechtskundige (eben die Xaoxpc'xai), und folglich xcexä xovg xijg vöfiovg, unterliegen: beidemale*), wo die XaoxQixai als zu-

ständig erwähnt werden, findet sich dieser Satz, zum Zeichen, daß zwei Rechtsordnungen, und also auch zwei Vertragsweisen sich gegenüber- stehen. Werbende Kraft entfalten nur die die XaoxQtrm

sind in der Defensive und sollen geschützt werden.*)

Ungewöhnlich klar tritt uns hier das Personalitätsprinzip entgegen,

1) Beachtenswert, daß xgiv ausdrücklich ansgemerzt ist; es ist was die Laokriten vomahmen, Pap. Taur. I 7. 3 wenigstens tmxfivtcv.

2) Falls nicht Tebt. S. 213 aal Xa/ißdvfiv zb tixaiov in absichtlichem

Gegensatz zu 216 vw^znv gesagt ist, und letzteres auf den griechischen Beklagten sich beschränkt.

3) Tebt. 5, 716. 219. Ebenso Taur. I 7, 3.

4) ibid. 319: iäv iu^uyia^ui Inl täv laoxf/näv xaru rov; rf/g xmqag

vöfutvg.

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42

I. Aufsätze.

welches eben darauf lierulit, daß die Generationen an dem ererbten liechte zäh festhalten, unbekUinnicrt um da.s anderweite Recht des Nachbarn; weil jeder nach seinem Recht lebte, so durfte er als be- rufenen Interpreten seiner V^erträge Richter eigenen Stammes heischen: richten über Verträge heißt ja doch am letzten Ende den Willen deuten; und war der Wille der zufälligen Vertragsgegner dunkel oder setzte er aus, so hatte der XaoxQit-t}^ wie der in seine Er-

innerungen sich zu versenken imd die gute Regel der Volksgenossen auch für die neue ^Villkflr anzuwenden.

8. Würdigung.

Die Einrichtung der Chrematisten mußte dazu dienen, die Tren- nung der Gewalten zu fördern. Polizeigewalt hatten sie so wenig wie Verwaltungsbefugnisse. Wenn sie nicht die Richter schlechthin waren, so waren sie doch .schlechthin nichts als Richter. Und als solche über- trugen sie die Institution der XaoxpiTac auf die Hellenen; Emanzipation von Alexandrien durch Rechtsprechung von Seiten wechselnder, reisen- der, vom König zu ernennender oder zu bestätigender Schöffen, das ist der Qnmdzng ihres Wesens. Ihr Wirken mag vom s^dayco/evg nicht so sehr geleitet worden sein, w'ie das unserer Kriminalschöffen vom Amtsrichter, der ja mitstimmt und seine Schöffen allwöchentlich wechselt; aber mehr als das unserer Handelsrichter, die ja Richter und Sachverständige in einer Person sind. Sie jedenfalls gaben den Namen her für das Urteil; für den Verkehr verschwanden sie in der Anony- mität eines wechselnden Laiengerichts.

Sicherlich war ihr Sprengel nicht der große der Verwaltimgsbe- hörden und nichts hindert, wechselnde Sprengel, ja jährliche Deputa- tionen für eine bestimmte Ortsgruppe nach der Zahl der angemeldeten Fälle anzunehmen. Daß sie nicht bloße Bagatellrichtcr waren, zeigt Pap. Taur. XIII mit seinen 1208 Talenten. Daß 'der Staat sich ihnen nicht allein anvertrauen mußte, ihre Einführung Geschäftserleichterung, nicht wie die des römischen judex privatus, Verfassungsändenmg be- deutete, zeigt der Vorsitzende in P. Amherst .83.

Vergleicht man die römischen Einrichtungen im kaiserlichen Ägypten, so ist die Ähnlichkeit wie die Verschiedenheit gegen den duekoyiafiög einleuchtend:

Bestellt für die Griechen, haben sie Gerichtsbarkeit in einem kleinen Sprengel; wenn der conventus des Statthalters (wie dies bei unseren Kaisermanöveni stattßndet) alle paar Jahre einmal ihn selbst in jede Gegend führt, so hat jeder Gau jedes Jahr seine Chrematisten;

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Otto Oradenwitz : Das Gericht der Chrematistcn

43

ob sie im Laude vertauscht, oder gerade für die eigene Heimat er- nannt wurden, steht dahin. Beerbt hat sie nicht gerade der römische Stratege, aber auch nicht der praefectus Aegypti, eher haben dies die Delegierten des Präfekten getan. Es hat in der Römerzeit die Zen- tralisation nachgelassen und wenn der Präfekt sich durch hohe Würden- träger jurisdiktioneil im Wege der Delegation mehr entlastete, als der Ptolemäer es getan hatte, so hat andererseits die faktische Dele- gation an kleine Beamte, welche Venvaltungs- und eigentlich Willkür- sache war, den Weg zu den Wanderrichtem, den gesetzmäßigen und herkömmlichen Generaldelegaten des Königs, erübrigt.

Königsberg. Otto Gradenwiti.

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Eornfrachten im Fayam.

Die von Jouguet publizierten Ostraka aus dem Fayum*) gleichen im Formular denjenigen, die Grenfell und Hunt bereits früher publiziert haben.*) Jouguet hält die einen wie die anderen für Notizen der Thesaurosheamten über Lieferungen aus dem Thesauros; er erklärt den in Joug. Ostr. 1 bis 26 genannten ’ATtmavhg 'AXs^{avdQ(ias)

als den Empfönger der Lieferungen imd folgert daraus, daß der alexandrinische Getreide für die annona der Stadt Alexandreia

aus dem Fayum bezog. Die Jouguet Ostraka stammen aus der Zeit des Decius.*)

Der Erklärung von Jouguet stehen verschiedene Bedenken gegen- über. Zunächst läßt sich Appianos in den Ostraka vom Jahre 7 des Philippus bis zum Jahre 5 des Decius*), also 5 Jahre lang hinter- einander, als Funktionär nachweisen. Der in den Metropolen

ist in römischer Zeit ein liturgischer städtischer Beamter; nichts deutet darauf bin, daß es in Alexandreia anders gewesen sei. Eine Iteration, und gar fünfmal hintereinander, ist unwahrscheinlich; es liegt daher nahe, die Titelform e^tjy der Ostraka in i^ijytjnvaag statt in aufzulösen.

Als gewesener iirjytjttlg könnte Appianos noch in der Eigen- schaft als besonderer staatlicher Kommissar *) jene Getreidelieferungen

1) Ostraka du Fayum, t. II des Bulletin de l'Institut Frangais d' Archäologie Orientale, le Caire 1902.

2) P. Fay, Ostr. 24 40.

3) Jouguet setzt mit Recht das Jahr 1 der Ostraka gleich dem Jahre 1 des UeciuB (ein Kaisemame wird nicht genannt). Diese Datiening wird noch gestützt durch Joug. Ostr. 27, welches einen StTtrliuog ’AiiAnog «rporrjydc erwähnt, welcher durch BGU 7 col. I, 1; 8 col. I, 19 u. 26 für 247/8 bezeugt ist.

4) Man zählte unter Gallus die Jahre des Decius weiter. Das Jahr 5 er- scheint nur einmal (in Nr. 26), woselbst die Lesung nicht ganz sicher ist; das Jahr 4 dagegen ist sicher bezeugt durch Nr. 26 (5. März 263).

6) Die Titelform ist in einem Falle (Nr. 26) ungekürzt geschrieben; nach Mitteilung des Herrn Professor Jouguet liegt jedoch hier ein Druckfehler vor, es ist daher ebenfalls iijiy{7ittvaas) anfzulüsen.

6) Ein auf mehrere Jahre hintereinander fungierender Kommissar erscheint z. B. BGU 842 u. P. Amh. U 109 (für die Jahre 26 28 des Conunodos).

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Friedrich Preiaigke: Komfrachten im Faynm

45

entgegengenommen haben; doch erheben sich auch hiergegen Bedenken. Zunächst ist herrorzuheben, daß die Funktion des Appianos in den Joug. Ostr. ebenso aufgefaßt werden muß, wie die Funktion des Hadixr/s xoifi-^v in der Fay. Ostr. bei Grenfell und Hunt. Die Identität geht aus der nachfolgenden Gegenüberstellung zweier Ostraka deutlich herror:

Fay. Ostr. 26.

(SO. Januar 260.)

dtadfliplag y£vtj(juita)v) s (irovg) xt7jv(äv) IliJLa HiodixTjs xoiftifv

5v(ot) ß (irovg) u Tvßi xt.

Joug. Ostr. 18.

(16. August 261.)

&taötX.cpCag ytvi)(gat(av) a (ßrovg) dij(gotftW) XTt](väv) Tdarv ’Axxiavbg ’Aie^{av-

dgeiag)

5v(oi) s'

(irovg) ß MiOogii xy .

Beide Ostraka stammen aus Theadelpheia, beide stimmen im For- mular genau überein, selbst die Wortkürzungen und der Zeileninhalt decken sich beinahe völlig; ihre Abfassung liegt IVs Jahre auseinander. Sodikes erscheint in 6 Ostraka (Fay. Ostr. 24 29); in 5 Ostraka wird er als xoifiTjv bezeichnet.

Man könnte zunächst daran denken, daß diese Ostraka Quittungen des Appianos und des Sodikes sind*); da die benannten Getreide- lieferungen aber offenbar durch Lasttiere*) dem Empfänger zugeführt wurden, so müßten die Quittungen vom Empfänger nach der Ab- sendungsstelle zurückgesandt worden sein.*) Das ist jedoch unwahr- scheinlich, weil nach Joug. Ostr. 10 13 zweimal 5 Svoi, einmal 6 Svot und einmal 10 6voi an einem und demselben Tage an Appianos abgeliefert worden sind. Wäre Appianos der Empfänger dieser Liefe- rungen, so hätte der Thesauros diese kleinen Posten nicht so einzeln behandelt, auch hätte wohl Appianos die 26 Esellasten gemeinschaftlich abqnittiert, anstatt 4 getrennte Quittungen auszuschreiben.*) Daß die Ostraka Quittungen der Empfänger seien, ist auch deshalb unwahr- scheinlich, weil sie von dem sonst üblichen Quittungsforraular

1) So erklären Qrenfell und Hont, Fay. Pap. S. .110 f., die von ihnen publi- zierten Ostraka.

2) Dies ist daraus zn entnehmen, dafi flberall die Lieferungen nach der Zahl der Brot oder aeexitoc bezeichnet werden.

3) Jougnet setzt mit Recht voraus, da6 die Joug. Ostr. an derjenigen Stelle gefunden worden seien, von wo die Qetreidemengen abgeschickt worden sind; für die gleichartigen Fay. Ostr. hei Grenfell und Hunt ist das erwiesen.

4) Auch Joug. Ostr. G ‘J stammen von einem und demselben Tage.

4^

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I. Aufflütze

ganz und gar abweiclien, insbesondere auch, weil sie die verab- folgte Getreidemenge nicht in Artabon angeben; denn die Menge in Artaben ist für die Buchführung iin Thesauros allein maßgebend.

Nimmt man jedoch (mit Jouguet, a. a. O.) an, daß die Ostraka Ausgabevermerke des Thesaurosbeamten darstelleu, so entstehen andere Schwierigkeiten. Zunächst ist daran zu erinnern, daß der Thesauros- beamte jede Ausgabe in seinem fortlaufend geführten Ausgabebuche zu vermerken hatte.*) Es könnten daher die Ostraka ledigheh interi- mistische Ausgabevermerke sein, angefertigt zum Zwecke der späteren Übertragung*) in das Ausgabebuch; denn irgend eine Beweis- kraft als Ausgabebelag neben der Eintragung im Ausgabebuche kann ein Ostrakon nicht besitzen, das von derselben Dienststelle geschrieben ist, die auch das Ausgabebuch führt. Indessen ist kein Grund ersicht- lich, weshalb der Thesaurosbeamte seine Ausgaben nicht sofort und endgültig im Ausgabebuche hätte buchen sollen. Gegen die Annahme, daß wir interimistische Ausgabevermerke vor uns haben, spricht ferner der Umstand, daß die Eay. Ostr. und .Toug. Ostr. in umständlicher Weise fast regelmäßig nicht nur die Absendungsstelle (ßijCavQov), son- dern auch den Ort (z. B. &eadsXq}(Cas) angeben; bei der Abfassimg interimistischer Vermerke hätte sich der Thesaurosbeamte die Sache bequemer gemacht, zumal im Hinblick auf die sonstige Kürze dieser Ostraka. Schließlich ist es ungewöhnlich, den Empfangernanien (Ap- pianos, Sodikes) im Nominativ zu finden, statt im Dativ*) oder mit .vpdi;*); zweimal lautet sogar das Formular: d^jaccvpov xtX övöfiaros ’Ax:uavov xrX (ohne ein zweites nom. propr.)*); die Verbindung mit dvöfiuTos ist in einem Ausgabevermerke des Thesaurosbeamten nicht verständlich.

Die Schwierigkeiten lösen sich, wenn wir davon ausgehen, daß die Ostraka von den Spediteuren ausgefertigt worden sind, welche die Friichten im Thesauros zur Weiterbeförderung entgegennahmen. Alsdann ist es verständlich, weshalb nur die Stückzahl an Esel- lasten (oeoi) oder an Sack (eäxxoi) statt der Artabeimienge angegeben

1) Vgl. Wileken, Ostr. I S. ö62; dazu P. Oxy. I 43 rccto, col. 1 u. II, vom Jahre 296.

2) Etwa nach Eingang der vom entfernt wohnenden Empfänger cinzusendenden Quittung. Bei weiten Transporten würden jedoch die Buchungen wochenlang ver- zögert worden sein.

3) Wie im Ausgahehuchc P. Oxy. I 43.

4) In Fay. Ostr. 34 u. 35 ist der Empfänger deutlich mit Xfbs Öpff/nv "ffpwrcr gekennzeichnet.

ö) Joug. Ostr. 23 u. 24.

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Friedrich Preiai^ke: Komfrachten im Fayum

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wird, denn für die Spedition ist die Stückzahl allein das Wesentliche.*) Für den Spediteur lag auch die Notwendigkeit vor, den Absender namhaft zu machen (frijffaopov), denn er nahm von verschiedenen Ab- sendern Frachten entgegen; ebenso mußte er den Abgangsort augeben (z. B. &iadeX(pc{as), denn seine Tätigkeit erstreckte sich vermutlich auf mehrere Dörfer. Alsdann läßt sich auch die getrennte Behandlung von mehreren, oft sehr kleinen Ausgabeposten, die an dem nämlichen Tage oder mehrere Tage hintereinander auf den Ostraka erscheinen, leichter erklären; ferner ist jenes 6v6(ucros ’Anxiavov verständlicher, wenn man sich' vorstellt, daß ein Beauftragter des Spediteurs Appianos dieses Anerkenntnis ausstellt. Daß ein gewesener d^7jyt/T)js aus Alexan- dreia Spediteurgeschäfte treibt, dürfte nicht weiter auffalleu, wenn man annimint, daß derselbe im Fayum Großgrundbesitzer war und die Karawanenladungen unter seinem Namen verfrachten ließ.

Als Spediteurquittungen erscheinen ilie Ostraka auch für den praktischen Betrieb im Thesauros in einem neuen Lichte: von dem Augenblicke an, wo der Thesaurosbeamte einen Getreideposten nach einem Fernorte zur Absendimg brachte, fehlte ihm ein Ausgabebelag so lange, bis die Quittung vom Empfänger einlief; für diese Zwischen- zeit bildete die Spediteurquittung ähnlich wie bei uns heute den interimistischen Ausgabebelag, den der Thesaurosbeamte bei einer Kevision dem Revisor vorzeigen konnte.

Die Namhaftmachung des Empfängers fehlt auf den Spediteur- quittungen*); es läßt sich vermuten, daß das Ausgabebuch hierüber hinreichend Aufschluß bot, sodaß der Nachweis der abgesendeten Anzahl der ovoi oder Oaxxoi genügte.’) Jedenfalls war für den Spediteur an jedem Sack die Adresse verzeichnet, gleichwie an den zur Versendung gelangenden Mumien.

Somit wäre Zojälxrjg »otg.iji' ein Spediteur; aus dem Zusatz noinijv läßt sich schließen, daß er selber Besitzer von Lasttieren war; durch Fay. Ostr. 25 wird das bestätigt. Ebenso wäre auch A:rmavbg xevijag ein Spediteur oder ein Grundbesitzer in Theadelpheia, der sich mit Speditionsgeschäften befaßt.*)

1) Im allgemeinen gilt die Rechnung: 1 Bvog = 1 adxxog = 3 ägrdßca; vgl. Wilcken, Ostr. I, S. 754. Der Kevisionsbeamte konnte im Thesauros ans den Spediteuniuittungen annähernd die Artaben berechnen.

ä) Der Name des EmpFängers fehlt auch auf den Ostraka von Sedment; vgl. weiter unten.

3) Das Datum der Spediteorquittung mußte mit dem Datum im Ausgabe- buche übereinstimmen.

4) Gewesene Exegeten als Geschäftsleute sind nicht selten; vgl. P. Lond. II, S. 214 oben (Geldverleihcr); HGU 362 eol. IX, 10 (Geldgeschäfte).

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I. Aufsätze

Zur näheren Erklänmg der Spediteurquittungen wähle ich Fay. Ostr. 24: &rj6(avQov) &sadeX(p(^Bias) yevtj(iiäTav) s (Iroug) Jtä XTt]vS>v titjXQOitöXemg StodCxtjg notjiijv dtä 'Amiiovlov 6in]X(äTOv) oäx(xoi) 3 {erovg) S IS xal xj id’ öfioiag aXXoi ffdx(xot) ß (ylvomai) aäx(xoi) g

(hovg) s Mbx{bIq).

Das Ostrakon zerfällt in 2 Quittungen; die erste Quittung enthält folgende 7 Angaben:

1. ■6Tjff(avpot)) GBadBXq>{BCag). Firma des Absenders.

2. yBvrj(fiäT(ov) b (hovg). Jahrgang des gelieferten Getreides, der auch sonst bei keiner Berechnung oder Quittung fehlt. Die Lagerung der verschiedenen Jahrgänge geschah offenbar in getrennten Abteilungen oder Speichern; aus diesem Grunde war es nicht unwesentlich fQr den Thesaurosbeamten, daß ihm der Spediteur bescheinigte, aus welchem Speicher er die Fracht empfangen hatte. So empfing Appianos am 4. Thot des Jahres 3 eine Fracht aus dem Jahresspeicher 1 (Joug. Ostr. 23); im Jahre 4 eine Fracht noch aus dem Jahresspeicher 2 (Joug. Ostr. 25).

3. Siä XTtjväv firjTQOxöXBmg. Angabe des vom Spediteur verwen- deten Beförderungsmittels; Sodikes benutzte in diesem Falle Lasttiere der Stadtgemeinde zu Arsinoe.

4. 2kod{xrjg xoifiijv. Firma des Spediteurs.

5. äiä ’Aiiftaviov 6mjX{arov). Aminonios ist der Frachtführer oder auch der Beauftragte des Spediteurs, der den Transport begleitete und möglicherweise auch dieses Anerkenntnis ausstellte (vgl. 6v6fuctog 'Annutvov). In Fay. Ostr. 25 29 erscheint Sodikes allein (ohne dtn).

6. ffax(xot) S. Stückzahl der übernommenen Gtreidefracht.

7. (Ixowg) s MBx(tlQ) i-S. Datum.

Die hierauf folgende zweite Quittung besagt, daß Sodikes, nach- dem er am 16. Mecheir 4 Sack zur Beförderung an einen bestimmten Empfänger im Thesauros empfangen hatte, am 19. Mecheir abermals 2 Sack entgegenuahm. Vielleicht hatte sich der Abgang der Karawane verzögert, sodaß ein Nachschub der 2 Sack möglich war, vielleicht war die Karawane inzwischen schon wieder zurückgekehrt, und der Spediteur trägt aus besonderen Gründen die zweite Quittung auf der ihm wieder vorgelegten ersten Quittung nach.

Auf dieselbe Weise lassen sich die Fay. Ostr. 25 30, 36 40 ') sowie die Joug. Ostr. 1 26 erkEren; Abweichungen im Formular durch Umstellung oder Auslassung einzelner Angaben kommen vor.*)

1) In Fay. Ostr. 38 ist ’lsiSot rijf xoi(fif|s)“ die Angabe zu Punkt 3

(Eigentninsverbältnis der 5voi). Der Name des Spediteurs fehlt hier, wie im Fay. Ostr. 30.

2) Z B, enthält Fay. Ostr. 27 nur die ihiukte 7, 3, 4, ti.

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Friedrich Preisigke: Eomfrachten im Fayum

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In Jong. Ostr. G 9 erscheinen die in Theadelpheia amtierenden') dsMÖipoTot’) als Absender, nicht der Thesauros; im übrigen zeigt das Formular keine prinzipiellen Abweichungen.*)

Die zur Verwendung kommenden Frachttrupps werden nach ihrem Eigentümer, sei es Gemeinde oder Privatmann, gekenn- zeichnet; es ist das ein charakteristisches Merkmal der Spediteur- Ostraka. Die von Sodikes für Transporte aus Theadelpheia benutzten Lasttiere sind teils sein Eigentum (Fay. Ostr. 25), teils gehören sie der Stadtgemeinde Arsinoe (Nr. 24), teils den Dorfgemeinden IWia, T^ig und Bt{Qfvixls7). Appianos verwendet bei seinen ebenfalls von Thea- delpheia ausgehenden 26 Transporten in keinem Falle eigene Tiere, ebensowenig Tiere der Gemeinde Theadelpheia, vielmehr solche von 13 verschiedenen Dorfgemeinden.*) Die meisten dieser Dörfer liegen im arsinoitischen Gau verstreut, doch befinden sich darunter auch Dörfer fremder Gaue, z. B. wiederum IliXXa im oxyrhynchi- tischen*) Gau (Nr. 16), ferner nSng im herakleopolitischen®) Gau (Nr. 9; 17; 24), HxöXXavog xöXig im kynopolitischen ') Gau (Nr. 14).

Diese Verwendung von Lasttrupps aus nahe und aus fern ge- legenen Dörfern für Transporte, die von einem Dorfe des Fayum ab- gehen, läßt sich nur in folgender Weise erklären. Die Karawanen, welche mit Gütern irgend welcher Art aus fremden Gauen oder aus Dörfern des eigenen Gaues am Bestimmungsorte angelangt waren, kehrten nicht unbeladen nach Hause zurück; sie nahmen vielmehr, soweit irgend möglich, Rückfracht. Rückfracht direkt nach dem Heimatsorte war nicht immer vorhanden; darum nahmen sie, je nach Gelegenheit, Rückfrachten für passende Teilstrecken, die nicht immer

1) Vgl. hierzu P. Fay. 85 vom Jahre 247.

2) Ea ist daselbst aafzulOscu: dfx{a7igAtav) 0do^{ivov) xal KvgiUov, nicht iix(uxfontvärray).

3) Es ist eigentümlicherweise in diesen 4 Quittungen der Ortsname (0taitX- ^liag) nicht zum Punkt 1 gesetzt, sondern regelmüSig zwischen Punkt 3 und 4 eiugeschoben. Oie 4 Quittungen datieren vom 28. Phamenoth des Jahres 1. Da diese Abweichung in dem, einen Tag später ausgeschriebenen, ebenfalls auf den Namen des Spediteurs Appianos lautenden Quittungen (Joug. Ostr. 10—13} nicht wiederkehrt, so sind beide Gruppen von verschiedenen Schreibern verfaßt. In den erstgenannten 4 Quittungen findet eich, wo sonst der bloße Name ’Arnttavog iti]j(jtTtvaas) steht , die Angabe : 'Tlgtovt naaipov (?) Aitmavot j vielleicht ist hier 'Ugayliwog) aufzulösen (vgl. BGÜ 362 col. EX, 18). In dem unverständlichen Worte Ttactfov würde das Dienstverhältnis des Heroninos zu Appianos zu suchen sein.

4) Tiexv, Moiiif, Afaydeölot ; dixtofila-, K6ßu‘, Ktgxiaijtpif, £ox;(?); TläHsi

Tdßovui kxölXotpoe TiöXif; TJiXXa; Bovalgig.

6) Vgl. P. Oxy. n 245. 6) Vgl. Wileken, Ostr. II, 1106; 1116.

7) Vgl. Wileken, Ostr. II 1093; 1121.

Arcbir f. F«pjrruifonchang m. 1. 4

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I. Aufsätze

auf dem kürzesten Wege zu liegen brauchten. So schoben sich die Frachttrupps von Gau zu Gau oder innerhalb desselben Gaues hin und her.

Ist diese Darstellung richtig, so ergibt sich bei dem ständigen Wechsel fremder Trupps die Notwendigkeit von selbst, daß ein Institut existierte, welches zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer vermittelte; diese Rolle fiel den Spediteuren zu; ihre Aufgabe wird es gewesen sein, die auf Rückfracht hier und dort harrenden Frachttrupps nach Bedarf heranzuziehen und wohl auch die Abrechnung über Beförderungskosten zwischen dem Absender der Fracht und dem Eigentümer des Trupps abzuwickeln.

Jeder Frachttrupp muß von einem Frachtführer begleitet ge- wesen sein, der aus demselben Heimatsorte wie die Tiere stammte, und der seinem Herrn, dem Eigentümer des Trupps (Gemeinde oder Privat- mann), für die Tiere und deren Verwendung verantwortlich war. Für die richtige Überkunft der Fracht dagegen wird der Frachtführer durch Vermittelung des Spediteurs dem Absender verantwortlich gewesen sein. Auf diese Weise erklärt es sich, weshalb in den Spediteurqnittungen der verwendete Lasttrupp nach Frachtführer’) und Eigentümer, meistens allerdings nur nach Eigentümer (Gemeinde oder Privatmann) bezeichnet*) wird, denn an Stelle des Frachtführers muß in letzter Linie der Eigentümer selber verantwortlich gewesen sein, mit dessen prinzipieller Bewilligung und zu dessen Nutzen die Venvendung der Trupps in der Fremde vor sich ging.

Behufs Abgrenzung dieser Verantwortlichkeit ist es Regel, daß die Spediteurquittungen für jeden Trupp getrennt*) aus- gefertigt werden. Es gehen z. B. am 29. Phamenoth des Jahres 1 aus dem Thesauros zu Theadelpheia unter Leitung des Spediteurs Appianos 4 Frachttrupps ab: ein Trupp der Gemeinde K6ßa mit 5 övoi, ein Trupp der Gemeinde Täßova mit 5 örot, ein Trupp der Gemeinde Hifffffpis mit 6 tivoi und ein Trupp der Gemeinde KeQXfOfjqiig mit 10 öi'ot; hierüber steUt Appianos 4 getrennte Quittungen*) aus. So konnte bei einem Rechtsstreite oder zu anderen Zwecken für jeden Trupp-Eigentümer die Quittung einzeln beigebracht werden.

Die Fay. Ostr. 33, 34 und 35 sind Listen über die Zusammen-

1) Fay. Ostr. 24 j 86; 89; 40.

2) In Fay. Ostr. 31 fehlt diese Angabe.

3) Wegen der scheinbaren Ausnahme in Fay. Ostr. 24 siehe oben.

4) Joug. Ostr. 10 13. Ähnlich ist es Joug. Ostr. 3 6; 6 0; 14 10;

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Friedrich Preiaigke: Komfrachten im Faynm

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fOgung von Trupps zu Karawanen.’) Die Karawane in Fay. Ostr. 33 besteht ans 3 Gemeindetrupps und 1 Privattrupp, zusammen mit 43 3vot; diejenige in Fay. Ostr. 34 aus 3 Gemeindetrupps mit zusammen 22 3ro(; diejenige in Fay. Ostr. 35 aus 4 Gememdetrupps mit zusammen 31 8 vor. Die Gemeindetrupps sind vor den Privat- trupps flberall bei weitem in der Mehrzahl.

Daß die Lasttiere der Gemeinden auch zu öffentlichen Leistungen herangezogen wurden, zeigt P. Lips. 30 u. 31 (372 p. C.); zugleich er- sehen wir aus beiden Urkunden, wie im Hermopolites die Bildung eines kombinierten Eseltrupps vor sich ging. Der Hergang scheint folgender zu sein. Verschiedene Dörfer hatten fUr einen staatlichen Getreidetransport*) nach den Bergwerken je einen Gemeindeesel zu stellen; die Führung des Trupps übernahm Aurelios Didymos (als Qaßdovxos), gebürtig aus dem Dorfe MaydäXa Migij*) des genannten Gaues. Nach seiner Rückkehr liefert er jeder Gemeinde ihren Esel zurück; am 8. Tybi erhält er von den Behörden seines Heimatsdorfes eine Quittung über die Rücklieferung’), am 10./14. eine ebensolche Quittung von dem Dorfe Tefrtvßvd'is.^)

Eine Verwandtschaft mit den Speditenrquittnngen zeigen die Ostraka von Sedment (Wilcken, Ostr. II 1091 1125), doch haben sie ein anderes Formular. Die als Spediteur charakterisierte Persön- lichkeit fehlt; statt des OTjOavQÖg werden die tSiToXöyoi als Absender genannt; die Angabe des Empfängers fehlt auch hier. Neben der Zahl der Hvoi oder aäxxoi erscheint regelmäßig die Angabe der Artaben; dem Schreiber dieser Ostraka ist es daher nicht nur um die Spedition einer Anzahl von Frachtstücken zu tun, sondern auch um die Übermittelung eines bestimmten, in Artaben auszudrOckenden Quantums Getreide. Grenfell und Hunt (Fay. Pap. S. 319) sowie Jouquet (a. a. 0.) vermuten, daß diese Ostraka am Abgangsorte der Karawanen ausgefertigt imd den Karawanen behufs Aushändigung an der Grenz -Kontrollstation mitgegeben worden seien. Das erstere ist richtig, wie aus der nachfolgenden Gegenüberstellung einzelner Ostraka derselben Zeit hervorgeht.

1) Fay. Ostr. 34 und 35 geben den EmptUnger der kombinierten Karawanen an; beidemal heißt es; ngiis XJga^av "Hgara.

2) Auf Oetreidetransport deuten die mrotcSyot in P. Lips. 31, 7.

3) Vgl. Wilcken, Archiv II 180, zu P. Amb. II 87.

4) P. Lips. 31.

5) P. Lips 30. Meine Vermutung, daß so zu lesen ist (nach CPK 10 I 1), wird mir von Wilcken nach dem Original bestätigt. [Zu P. Lips. vgl. unten S. 106 Anm. 1. D. Red.]

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I. Aufsätze

1. Aus l49^vai der Sifildrov /le^Cg.^)

Ostr. 1098

183/4 n. Chr.

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2. Aus ©foyovt'g der IloXiy.. ftfpfg.’)

Ostr. 1103

191 n.

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IlQuxXsoitoX

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3. Aus Käfiaivoi der IloXift. /ttpig.’)

Ostr. 1101

189 n. Chr.

(paoxp

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Kanstvov

1105

192

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xa)^72[ffj Kocfu^voiv UoX

1107 1

192

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MtJiipflTOV VOft] nitio

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Wenn das Formular im Grunde überall dasselbe ist, so hat man doch in &eoyovig die Ostraka nach einem anderen Schema abgefaßt, als in Kttfitivoi, und hier wieder anders als in ’Ad^jvai.*) Die Ostraka sind im Sitologenbureau der einzelnen Dörfer geschrieben worden, nicht etwa im Bureau des Spediteurs; denn einigemale ist die Artabenmenge nicht das Dreifache der Lasten (Nr. 1106 und 1108), eine Abweichung, die nur im Sitologenbureau berechnet werden konnte.

Die Absendungsorte sind, soweit sich das feststeUeu läßt, durch- weg Dörfer im Fayum, die in allen 3 fiigiäeg verstreut liegen. Ein Ostrakon für eine Karawane in umgekehrter Richtung, d. h. von außerhalb nach dem Fayum, läßt sich nicht darunter nachweisen. Es ist daher an die Möglichkeit zu denken, daß diese Komfrachten in

1) Vgl. BGÜ 141 verso. 2) Vgl. P. Teb. S. 87.

8) Wilcken, Ostr. II 1105.

4) Vgl. auch die besoudereu Eigenarten, z. B. xavvrj und övfov.

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Friedrich Preieigke: Kornfrachten im Faynm

53

Sedment gelöscht') wurden; alsdann würden die Ostraka Fracht- begleitbriefe darstellen, die zusammen mit der Ladung an den Empf^ger ausgehändigt wurden; sie würden der Ausweis darüber sein, daß die zur Abliefenmg kommende Fracht mit der vom Ab- sender übernommenen Ubereinstimmt.

Es sind 35 Ostraka von Sedment vorhanden; auf ihnen erscheinen 38 Frachttrupps (3 Ostraka nennen je 2 Trupps).’) Von diesen 38 Trupps sind nur 2 in demjenigen Dorfe des Fayum beheimatet’), von wo sie abmarschiert waren; 5 Trupps sind in solchen Dörfern des P'avum beheimatet, die mit den Abgangsorten nicht identisch sind; 29 Trupps sind in fremden Gauen zu Hause, nämlich 9 im Hera- kleopolites, 7 im Memphites, 6 im Kjmopolites, 5 im Oxyrhynchites und 2 im Aphroditopolites. Die Lage des Heimatsdorfes der restlichen 2 Trupps*) läßt sich nicht sicher bestimmen. Die überwiegend große Zahl von Trupps aus fremden Gauen in diesen Ostraka zeigt, daß die Trupps bestrebt waren, bei Übernahme von Rückfrachten tunlichst bald wieder über die Gaugrenze zu gelangen.

Die Anzahl der Esellasten (5voi oder adxxoi) ist in den Ostraka von Sedment sehr verschieden benannt. Bei den aus dem Herakleo- polites, Kynopolites und Memphites stammenden Frachttrupps, welche aus dem Fayum kommend ihre Ostraka in Sedment ablieferten, be- tragen die Esellasten:

Aus dem

Ostr. Nr.

1114

1

1116

1117

1

1 1119

1099

1104

1108

1106

1126

Herakleopolites |

Zahl der Bvoi

6

6

i

12

i

29

i

32

40

Aus dem

Ostr. Nr.

1 1

1123

1 1

1100

1094

1109

1

1121

1093

Kynopolites

Zahl der 6voi

3

1

1 1

8

1

11

16

16

18

I

Ans dem

Ostr. Nr.

111.S

!

1092

1111

110.5

1112

1102

1107

Memphites

Zahl der 6voi

11

14

23

23

24

26

26

1) Möglich w&re eine Weiterbeförderung *u Wasser.

2) Nr. 1092; 1123; 1124. Sobald mehrere Trupps gleichzeitig für den nüm- lichen Empfänger Frachten führten, war eine Trennung der Ostraka nach Trupps, wie bei den Spediteurquittungen, nicht erforderlich; die Verantwortlichkeit der Trupps war durch die Speditcurquittung, nicht durch den Frachtbrief, bedingt.

3) Nr. 1096 (aus ’0£vpv/z«); 1101 (aus Kditeivot).

4) Nr. 1092 (Moi^vptca;) ; 1122

r

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54

I. Aufsätze

Es ist einleuchtend, da& ein aus dem Ejnopolites stammender Trupp, der eine weite Reise hinwärts und rückwärts zurückzulegen hat, nicht so klein sein kann, daß er bloß 3 oder 5 EseUast^n mit sich fuhrt; die Höchstzahl der övot beträgt nach vorstehender Tabelle 40. Daher wird ein einzelner Frachttrupp gleichzeitig mehrere Ostraka mit Frachten an verschiedene Empfänger, vielleicht auch von verschie- denen Absendern'), mit sich geführt haben; das Ostrakon Nr. 1114 über 5 ovot besagt nur, daß der Trupp 5 Esellasten für Rechnung des im Ostrakon benannten Absenders befördert hat; die hierdurch nicht beanspruchten Lasttiere desselben Trupps waren, falls sie nicht unbeladen laufen mußten, vermutlich mit Sendungen anderer Absender entweder ebenfalls nach Sedment oder nach anderen, weiterhin be- legenen Stationen beladen.

Charlottenburg. Friedrich Preisigke.

1) Wiederholt wird in Papyrusbriefen erwähnt, daß Privatj)€r8onen zur Über- sendunfr von Paketen an Verwandte und Freunde die sich darhietenden Be- fbrderungsgelegenheiten benutzen; BGÖ 615; 384; P. Fay. 127.

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Pap3rm8 Cattaoui.

I. The text.

The important Papyrus Cattaoui was first published by the ener- getic clirector of the Alexandrian Museum, Dr. ö. Botti, in llirista Egiziana VI no. 23 pp. 529 sqq., where the teit of Columns II V of the recto was given; cf. V. Scialoja in Bulletino dell Istituto di diritto romano VIII 1895, pp. 155sqq. An independent transcription of Co- InmnsIU IV appeared soon afterwards in ReviUout’sMflanges pp. 354 sqq. In 1902 Botti reedited the papyrus in Bulletin de la societe archeolo- gique d’Alexandrie no. 4, 1902 pp. 108 118, with the addition of the text of the fragmentary first column of the recto, and a partial deci- pherment of the first four columns of another important docnment on the verso. This publication of the first column of the recto led to the Lnteresting discovery hy WUcken and P. M. Meyer (cf. Archiv II p. 392) that the Papyrus Cattaoui was the direct continuation of B. G. U. 114, the ends of lines preserved in P. Catt. I being those missing in B. G. U. 114 U. Under these circumstances a revision of the pub- lished text of P. Catt., which even in Botti’s sccond edition presented many difficulties of interpretation, became more than ever necessary; and at Wilcken’s request we paid a visit to Alexandria in April 1903 for that purpose. The time at our disposal (a little over two days) was less than we could have wished to devote to the examination of the papyrus, though Botti most courteously gave us every possible facility; and owing to the unfortunate disappearance of a somewhat important fragment in Col. I, the readings of the papyrus in several doubtful passagcs in 11. 1 7 cannot be verified. But in the rest of the recto there are now only a few places in which there is any un- certainty about the text where it is preserved; and we are able to offer a tolerably complete copy of the first five columns of the docnment upon the verso, which is far more difficult to decipher.

Pntting together the Berlin and Alexandrian portions of the whole papyrus, the recto contains six columns of v^tonvijfiauafioC concerning the marriage of soldiers, while on the verso are seven columns of a

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56

I. Aufsätze

Statement laid before a judge by one of the parties Ln a complicated dispnte conceming the recovery of a debt. SLnce Col. I of the recto begins in the middle of a sentence, the roll is incomplete at the be- ginning, but Col. VI has every appearance of being the original con- clusion. The document on the verso has lost nothing at the beginning or at the end, but the careless character of the handwriting and the frequent eorrections show clearly that it is only a rough draft of the Speech which was actually delivered. The surface of the papyrus on this side is much damaged in places, causing the partial or complete obliteration of the ink. A more prolongcd examiuation would no doubt lead to the solution of some of the difficulties which haffled us in Co- lumns U and V; but Cols. VI and VII are in a hopeless condition, only a few isolated words being visible. The loss of these two co- lumns is not however very serious, for they were both very narrow and Col. VII contnined only 10 lines. There seems to be no parti- cular connexion between the recto and the verso, since the points at issue are difierent; hut the author of the speech on the verso was himself a soldier (IV 34 5), and the Longiuus Apolinarius mentioned in Recto III 16 is perhaps identical with a person of the same name who occurs about 30 years later in Verso III 17.

The handwriting of the first live columns of the recto is a large, clear, ornamental cursive, that of the verso is small and much more rapidly formed, so that at first sight the writing on the two sides would seem to be by different persons. But a link between the two styles is provided hy Recto Col. VI, which has some marked points of resem- blence with both; cf, also the speUing raoeeaa&ai in Recto VI 15 with the similar forms in Verso I 3, 21 and II 24. We therefore are dis- posed to assign the texts on both sides of the papyrus to a single scribe, whose handwriting became more and more cursive as he pro- ceeded. Mistakes of spelling and grammar are not infrequent, and in at least one passage (Recto V 1) there seems to be a serious corruption.

The text of B. G. U. 1 14 has been revised by Schubart and Wilcken, who are responsible for the few alterations from Wilcken’s original publication of it. From Information kindly suppRed by Schubart we have endeavoured to fix as closely as possible the size of the lacunae between B. G.U. 114 II and P. Gatt. I, but until the two papyri are actually brought together it is difficult to do this quite accurately. The changes which we have introduced in the previously published texts of P. Catt. are too numerous to be worth a separate record in the footnotes. A few of them have already been suggested by Wilcken and Mittels and ReviUout in Archiv II p. 392'.

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Grenfell-Hnnt: Papyrus Cattaoni 57

Eteoto.

Col. I (B.G.U. 114 I).

[22 letters]f}[. .]rog xal aitöv

7te(f( Tivmv XQbg airtiv, Aaxmos einev „ütQl [23 letters] rbv axQatrjybv Tj5[g] xöieatg xptrij[v ffo(] d[^d]ofii.“

6 Z. X 8$ov Tfaiavov Tvßi dexdxTj.

Aov[x^Cag Maxgivag diä ^avstov ^[j}t]opog slnoverig äxaixilv xapaxaxad'ijxTjv vjrapjjdvTtDV ’Avxotviov riQfucvov axpaximxov xsxs/Levxtpcö- xog Aovjtog elxev „Nooviuv oxi al xagocxa- 10 xad'ijxai xgolxdg ciat.v. ’Ex xäv xoiovxejv aixiäv xQixrjv 6(6(0(11. Ov yäg i^eoxiv axQaxuoxrfV yufitlv. El di xgotxa cexaixflg, xgixtjp d^dwj^iJ, dd|ia xexcla9-«i v6(U(iov tlvai röv yd(tov.'^

dvccxo(ixijg Mcc(iegxs(pov'

16 /-Tij 'A6giapov xov xvg(ov ä, ä dp

Köxxa, X&ipßötg xgbg Käoi[o\p rt(idXlop [[\xxdu Boxntopxicop Jw[i] xag[6p]xi [x]a[r]pl [cföjT^ff ’Ogt6xoov<pi. ’AxoXipagCov gtjxogog e(x6p- xog bqieUofidvav vxb r’fjt[f](U[o]u Tivß6i6[i\

20 6gax(iccg txxaxoodctg xaxd d{«y[p]a^M)t' (id- xovxop dxolov&ag rg dta}'pa[9)]f;,

!AXe^dp6g(w xal 'HgaxXei6ov p[i2r]o'pca| v ci j^oxpt- pa(idv(OP X&ipß6iv &g yty\a](trj(idp[rjp^ avxä axaixtlp avxbp ßoiiXtO&ai xgoot[x]a [ij]i/ ä;r[o- 25 6d6mxtp avxip (iilxe d[ojra[T]at Xaßel[v^

5 /. = hovs: so in 1. 15 etr. 16 The second ä is to be omitted. 19 Tiv- ß6iS[i] = X^tvßoiSt. 20 1. di/a^ii&v ijzTcmoaitov . , . furUvai. 24 l. ngolna: so in II 6, 24, HI 3. 26 1. dvvaa^ai. Xaßtlv Wilcken.

Col. n (B G.Ür 114 II 4- P. Catteoui I).

(The iinderlmed portions represent the lost iragmeut; cf. p. 55). ttxi^yogevopidpov 0rp(i(T6||[(DTa(g ijlcWai] yvpalxtg, xbp 6e xar^po! a[j[«r^g dxixgo]xev- eapxa aixov Xoyoxtdxjd’d^^^pxa xgbg aü)töv

xgoet«9tti avxä ygd(i(iaxa f | )??(>’?■

5 xdpai dp xovxm Xoyg . [. . .}ij | ] :rfpl

xgootxbg 3ri[0lTfvfrer0« T0>:j[ ]xg xov

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58

I. Aafsiltze

fisräiAov ofxtifia ^xTfXp9&j|[ ]ya av-

Tov xal äJUa x/lil<fTa xo;][^ xe]gl r|^s v]^ai(id- Oecag ivxaiovfievrjv || [. . .\iik[r}ip]ivai rijv

10 roß Adyov ta|iv, äetoP'at ot'||[i'] ä ixpelkaxo {xavayxu69iivaL <J[v]t9( ] [*]odo vvat,

Tov awtjyogovtrcog [.]« . || [v] ti xpostrsy- xaftivov fitjdiv fiiv «w|][t]i)v {xprjQtjö&ui TOV Fffi/kkov, d«[dJ«vfix£V[[a]t äi av[T]cä 15 xatcc dd[o ö]iaypagjccg [rjag tXT\\a]xoa(ag dp[a]- jlftctg, xaxa fiiv 5rp£äTJ2|;[t'] 6^ xaT[ä] d[f SevT^gav xal oöj; ir>'j[g ai'JpaJ äjl’ wg vxöxQiov tavTag <l3rai||[T£fv, avajyvioO- 0-£«Jöv tS)v diaypa9)ö||[i' 6 /fpfiig] xal 20 <lpj;tdixaffTijg' „ZTpa[ri](ä, [raig fiiv äatijydJ- Qcvrai yvvatxttg £i[f'tf]||[’6’ai . . . dl avToiig ovSi flg . || [. . . fitf xeQitxox’Otfg r^g || [dfirrfpag diayg«]- q>fjg tlg XQOOixbg || [köyov uvaiptQfe]- 25 9ai Tag vfl, e[|[. . .

1 1. ixrjyofivfi^pov. ]e t . « . . . . B(otti) Hia9at Wilcken. 2 1. yurolxas. exiTQOXiv B. 3 ]vra xqos cevtov B. 1. loyo-^snj^^rrcf. 4 e Wilcken. ](i . . . p7] B. Perhaps prj TfT]7ieri | cf. HI 5. P. Meyer sugge.its grjd’ fx]-

fipi)[x^xai. 6 The letter following loyo is either 1 or i (Schubart).

xtfi B. 6 rm: or ii» Schubart. i]oiotrT[a airjo tot» B. 7 For the nnintelli- gihle gtrailoi» P. Meyer enggesto refiiXXov. ] . . . B. 9 P. Meyer

snggeste füxJfdftjqpJ^va». 10 ifia^uiay or inaxatoy Schubart. Unlexs the Berlin and Cattaoui papyrue can be brought together, it is impossibtc to detcr- mine whcther a letter ia loat bcfore a vqxilaro bere and beforc ri in 1. 12. But

a comparison of U. 11 and 13 16 rendera it probable that there ia a amall

lacuna in 11. 10 and 12 at the junction. Sete&ai oJff] S P. Meyer. 11 o[i>]t9t Wilcken. 12 Perhapa fd]l fti or [d]ä d[t’]ttx9ocvE}’xaglvov. 17 oif Schubart du’ ms P. Meyer; our copy had opms. 18 Wilcken. 21 iX Wilcken.

yrvofxKs Schubart. 25 &[xoipaiva rsp^Uot? There ia a blank apace before «[. P. Meyer auggeata d[xölov#oxJ. Wilcken adda iaii] and auggeata therefore in III 1 dxodj o#f)»>tti].

Col. m (P. Cattaoui H).

Tcvrag uvTtj «Ixrod^ovt»«!], . . « dl xuxä Ttjv äev- TSQav Siaygatp^v [. . . .]ro . . i töv xpa- Teto9ai ov dvvarai, [stjpooixög dlxaia rov- T(Ov [rjffif'AAou «|(0ÜVT0g

1 Perhapa oea ii. innipav ia an error for xgtört]v: cf. II 16 7. 2 [dxat]- totsi? 4 After r;(ov(ra>v a blank apace.

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Grenfell-Hant: Papyrus Cattaoui

59

5 TTiQtfi^vai avTä [Adyo^v vtpaiQiesas xgbg tf{P Xd'tvßdiv .A[. . .], Ovlmog ’j4«xXrjxtd- Stjg yfvöfitvog exag^og äxiigtjg divrigag 'l[6x]a[v\äv 6 lsgsvg x«[i] dgxiäixaOTtfg' „’Edv t[i]i'«[s] ivagyetg ä»od[ft]Jets ixTig,

10 iäv ixtvi[y]xTig., dxovaoficd tfou.“

Z. [i]j Tgaiavov ^aGxpi eßdöfitj xal cixädi. AovyCvov r . . .]ov tixövrog 'i%)fta[l]or iavzhv 5vra iaxga- [xtvo^ai iv\ axc^grj xgättj &rjßaCmv {)x'o Ee- ou^[pov], evvipxrixivai di iv rf; ffTgatcia 15 yvi'[aij*i 'Po}iia[i]a fjg xtxatdoxoiijod'ca

Aov[yt]ly[o}v ’AxoXivagiov xal Aovyeiviov Iloft- xä>[vi]ov ovtfxtg ä|toI ixixgi&rjvai,

Aovx[og] XaX^aag (isra röv vofuxäv elxtv

i;[. .]yrci gl xatSeg äg ix ’Pmjiai'ag 20 \y(yttfrj{tf\voi.. £v uvrovg xal ixi-

[ ]/tovs xaraXeixHV, vöitifiov

df xtfxiga avxäv xoictv ov dwoftafi].“

6 Before OvXnios a blank space. 14 tj of owij corrected. 16 ylo)’fy{]Jr[o]ii: cf. Verso ni 17. Aov[yi]v[i6]y could also be read. 18 First a of laltjffa; corr. from 1. 19 [«ojlfrot P. Meyer, with a comma aftcr [yiycvriptfjrot. o of

ot corr. from «(?). 20 21 tv (1. aol) airovt xal (statt tf) fjtffr» |

xlijposdjfioo; P. Meyer. 22 1. ivpafiai,

Col. rV (P. Cattaoui UI).

Z. tij TgaCavov Ilavvi l.

Xgetxidog Sid ^tiXo^ivov ßtjxogog eixovOTjg aöxfiv iavx^v ovffav am'eXijXvd'ivai ’laidä- gg> dgxä, /ift[a x^avxa di axguxtveufiivov ixtivov 6 ig xdigxrjv ioxrjxivai atixov vtbv @fddra- poi» oi ivxvyxävn d^iovaav At)0Tj ccxagxijv av[t]ow dxoxcdijvai, 3ti di vl6g iaxiv ixeivlo]y iy dca&tjxrjg iygatf's (pave- gbv f[r]i/<«, xXrjgotioiiov ydg ui>xbv röv idiarv dxoXe- 10 Xotxivaa, dvayvaa&tierjg diad-r^rjg ’lovXiov MugxiaXCov öxgaxiäxov oxsigrig xgmxrjg Srj- ßuUov, Aovxog XaXrjoag (uxa xäv

tflXtav elxev „Ovx iivvaxo Magxw\Xiog]

6 1. iitoiea. 10 yag above the line. 11 Or Mafuavov. 12 After ßauDv a space.

r'

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60

I. Aufsätze

öTQUtevöfitvog vöfufiov vlöv ^xei,v,

15 xkrjQovönov di avtbv eyQcc^iv

Z. i 'yivxavsCvov rov xvp(ov ixayoyiivmv y. jipoaci&ÖPTav ’Oxraoviov Oväi.evrog x«l Ka- Oi'ag Hexovvdijg xgb fu&g ü*6pt£&^vt(b[v], £i'da[i]juo3v ßovXsvadfitvog evv roTg »apo[t)]fft 20 elxev „Kal ix^ig iv9vg z&v Ö3ro^iMj[^]ä- Tcav rov xguzCaiov 'i/Atodwpov o:vayva[a&]ev- rav xal Tijg «itiag äi tjv Sjrfp/0’£T[o] tf»i[A]ijg

19 Eudaomon was praefect; cf. P. Oxy. III 48i. 22, note.

Col. V (P. Cattaoui IV).

yevofiBvtjg iStlv xegl d}ftjyog£v[fiev](py Ttgdyfiazog ivTvxoveav rijv firjTdgav riiv rov [Ä«i]dög tovtov, xal O^fiBQOV iinvxav rolg ig rovro d[i]a(piQoveiv xgd- yfiaaiv ßißaiä o ix&ig vxiXdfi[ßa]vov. 'E^igxoiid- 5 vov ctti iv zd^ci £itf iv öxeiga ehe [i]v etkij 6 yevvjj- d-tig ov dvvarac tlvui vöfUfiog vCög. vöfu/iog vlbg rov xargbg bvrog ’j^Xt^ardgiog Ult- lavdpfvg ov dvvarar eivai. 'O xaCg [o]orog yeyswfj- l'0'fjTat TfS OvdXsvTi orgarcvo/idvov JLv| amiga' ö'&vfog 10 avxov ieriv eloax^ijvai (g rrjv xokBitBÜcv ’AXb^uv- dgsaiv ov duvarat.“ Kal xgoOB&rjxBV ^^Exd'ig d<pi]g äXXovg iaxrjXBvai naiäag' noütg ^|A](X(ag Bioiv, xöxb fyfWjjOTjffav;“ ’OxxaovLog Oi'dXrjg d[xB]xgBivaxo' ([-3 „'0 Big vvv, 6 Big di xgoyBVB'axBgög ^ffr[ir.]“ Evdal(iiov 16 bIxbv ,,'0 «goyBvdaxBgog xov Ooc <j[Tpo!]T[f]vo;i[£]v9J dydvBxo‘^‘‘ OidXr^g äxBxgBCvaxo’ „’£[v]

Tog 6 (tBixgdxBgog.^^ Evdaifiav bixbv ,“Io9-i xal ixBCvovg xijg avxijg xd^Biog xovxa SiBxag.

"Evia dxagdßaxd Oi)ctAij[gJ bIxbv buv

20 yivrycaC (iB dxodrjfiBlv, Ov avxog vxoygdtliBig

dl' ixixgöxov daoXaßBlv fis xd dCi^ai\a. Ti •^dixr]Oav ol xaldsgf' Eidaifiav f[i'];r£V „[£CJ^&fg x[B]xoii]xa

1 a^rrgyopcvfpcvjipv: thc last two letters are more like pij, bnt thia reading yields no senee. dnrj}>o(sv[pfi']ov doea not auit the TCatigea, bnt aeema to be re- quired by the contcxt, iiitv [»ai]d5s tovtov being epexegetic of dijfllqy ytvopt- vt]S, though evcn so the conatruction of IV 20 V 4 is unusually harsh. 1. ’EJfp;i;o- /itva Wilcken. 8 First ye of yfysvvq abovo the line. 9 1. arffaTtvo/Uva. 12 of ttffi» corrected from «r. 20 P. Meyer snggests iniygaijias.

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Grenfell-HuDt: Papyrus Cattaoui

61

diä xolX&v Bixhv 0 ^dvvdfiij[v] . . TBvffai iv i- Xaxloxa. 'Enidii zoCvw imxHQBls roig adwarois,

25 o&rs ovTog oUtb ol SiXoi vlg( ggv '^Xi]iavdQ^<ov xoXtlrai

23 Apparently not mtivaai. Wilcken snggests %tXtiaat.

Col. VI (P. Cattaoui V).

’ldiov Xöyov ’lovXutvov.

"ETOvg X 'ASffiavov rov xvqi[ov^ 'A&vq xe.

£aQaxi(ovog ’AxoXiavCov xul ’AfioiOoioä 'HkioämQov [xa]r?;}'0(»ovi/Ta)v KogvrjXiag öi’ ’AxoiXavCov [x]QB6ßvrtQov gr/Togog Sag txixgaroijatjg 5 dpigaxöäoav £; xarayQUipSvTcov iljrö ^lovliovl 'Axoxjxiavov

dfXijpovofitjrov iv r^g 0vvßtd>6ecag XQ^vm, xul &iavog gilTO(fog *ap(tfra[. .Jfiivov [r]f; KoQVtjXia tpäoxovrog yü^iov vöiiifiov fiij [y]eyovivui; 6rQux£vofu\v]g> yäg avfißeßXtjxivui rp 'Axoiniuvä xul ävdQÖxoda ratkt/v iaav^ö^ut, dvuytivdaxovrög re 10 d)in)v Moxiarjg avv vxorir&ixm ixl rov dadcxdrov Irovg xul Adifivrig ixl roö olxoyevtSug di &(/exrov xul Ovvrpö<pov, g)[a]<Jxovrog di 'Slgsitovog ßt^oQog xuQt6rufiivov aütfl i[fov]^pov vxotSt&tov f[Ti 6J]i/at ix Movorjg yevöfiivov, ’EXxi- dtjipögov di olxoyivHuv [dl] j*[^] rovro di ixl xokldv ipiXetv

15 ytvio&ui, yuQ x’af[dag oyxoy£Wt«g T«ffff£ffffd'at, ’lovXtuvdg'

„Tb fieru rijv <l[T]guteS[av ytvvrj?]9iv dvdguxodov xcd ov fti) ixil-

yf[y]xug oixoyivduv . [ \rui [ej^g tby xvgiuxöv Xöyov rd uXXu

001 dvCr/fu.^ ^^lovffijg avTiJg dxodo9rjvui, rdXuvrov o ioxtv xuq' uvr^g ’Axovuuvög iv xuguxuru9^xt} xul dvu- 2u yivtaoxovor/g tu ygufifiuru, rov di xurtiyögov Xiyov-

Tog TovTo bIvui t'o yufiixbv OvfißdXuiov, Toü<g> ydg orgurevofiivovg ovra avfißuXX£i[v], ’lovXiuvog' „Tb dvuyvcoa9iv duveiov ixßuXXa ix xuQuvöfiov ydfiov yevöfievov.“

H de and JdtJ aliore the line. 15 Wilcken pioposes xo[i[dixde o]/xo- yeveias. 1. zäeeee9ai: cf. Verso I 8, 21, II 24. 17 Possibly &[rUTjn\zai, P. Meyer suggests n[eael]tat. 19 x of #t]x>) correctcd from y. 21 lo before yafuxox and yag above the line. 22 Second X of cvnßuXXfi[i>\ above the line.

Verao.

Col. I.

'O xQduOrog dioixrjt^g ’lovXiuvbg 6 diixcav TU XUTU r^v dixux[o]doa(uv j^9iXi]0av oi

r

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62

I. Aufsätze

Itteinriv xal xgiT-^v ysvdog&ai

xcqI &v ex^n^v jCQÖg zovg ScvTirtrayiit- 5 v[o]t;s. 6' ijiiäy XQäyfior ö xar^g fiov ’lovitog ’^yQixx[itt]v[b]g damaTi]g [t\ydvsTO ävd(fbg (ihv Ttjg ivrirexay(i£vt]g a^i'ag Jqov- oilkag xaxgbg di . , öcvri'ov Oilixxov rov- TOv xal äqitjXixog ädsX^ov ccötov |t}3 10 hl &xb Tov ly L. 0-foö 'Adgiavov, xal &g ovx dxeldfißave rd 6q>cil6(isvtt ixQ'*h Oa^° dxl xtgiot^og avrov roig vo/ilfioig /isgfvyvov dvrixövrog. MsraXAd^av- Tog di a^[tov] dvxidixütg yvvij aüroß 15 ovea AQOv0\f\U.a xgodtxovoa t&v toiSroo xixvmv 0MXXOV xe xov dvxidixiag x<f\ r[o]ß d^tjXfxog xöxe odde'xa Svxav xmv ijyitpiaßTf(tiiOtv xgbg xbv

XttXiga x^b^ ’AaxXtjXiddriV ysv6(itvoy

(ilv

20 . [ ], fisxepxofit'i^ ^got-

xa X V i>tpelXiea9ai ^avxfj Sxb xov

’AxoXivagiov, ßotj^ovau di xal xotg aiprj- At|i [[^[. .] . xXtigovöfioig drjXovöxi tovJ

£jr 3 xal xgoipegonevi] tlvai avxovg

25 xov xax^bg xXtigov[6]fiovg, fu/iqiofiht] di xoirg xaxadxa&dvxag aix&v x^g ögipa- vtiag ^;rt[T()()]fl:ovs, vsrö xov xaxgbg avxüv dxb dta&rjxrjg rifitXXov xal IkyLXgäviov

Jjj dfitXtjaavxag xäv xolg d^Tj-

80 Xi^i diag>[e]gövxcjp. Jfc[l] 6 ’AexXi]-

3iidd)2[g] Tovs ^flrtT[p]o3roos xagelvai, xbv di xaxdga fiov (itjdiv [xjarä xüiv vxagxdvxmv o2xov|oficfv]. xgi'ffcag ivi ... xg

[dXX x\gC6s(og xtgl xd yevöfievaj

85 J. avvtdrfilv iyivixd\

J[ ] ’Av^igxiovI

3 1. cf. 1. 21, II 24 and Recto VI 15. 6 ijit&v Wilcken. Our

copy Lad Tjp .f. .]t. 8 There is not room for Uoviivtiov. 9 It is not cer- tain that rt wa» eraacd. 10 t of tn is vory uncortain, being morc like ß. 12 1. Wilcken. 13 luetpyvov Wilcken. Our copy Lad lijatvyvov or rij-

Ofi>jT>ou. P. Meyer suggests i[fyiititaeTijv]. 21 1. 6<piili<i9at. 29 Wilcken suggeits Sußiirov for the first word, comparing Verso II 13. 36 or of Av9teriop is rery doubtfol, being more like p.

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Grenfell-Uunt: Papyrus Cattaoui

63

Coi. n.

rdfulXov ivhvx^v ‘fj ’lovXCa Ma^ifUttvä ycvofiy]vp äixaiodÖTj], xal tyQuiiev imero-

li/v Kigiäki yevofi^va arga-

5 rijyä T'^g 'HgaxXeiöov fiegCdog tov 'Ageivoüxov ixiXaßövra [toi>]s tJjto- (tvrjfiariOfiovg uvtoiig i^szttöta }cat ivaxifit()ui ivgjfpdftfcv]« xg6- aoxa.

10 Kal fifxä xavxa 6 aöxbg Ma^cfu- uvbg iftot'ojg xaxaßxäaimg [^)ä’ avxov ysvofisvTjg xfj ^govOikXa «g6g Tf zbv rdfitlXov xal [£a]ßelvov xal ngbg xbv xaxtga (lov, xal x^g Agov(^i]Hag (itft- 16 (pofi^vTjg xovg £*tt(>(5[;ro]vg axiipt]- vev b A/a|[t]jatai'ög ....[.]. <o6>TQ)g' „rgd\l>03 Toü voft[oü ßxgaztjy]ä iva xolg xaidioig dvo i]ti[xgoxoi] äaoxaxa- ßxa&Sxn' s[ xivsg ng\o\6 . [.J . . | . agovOi

20 Tag tijto^^ffjeig ixiyvo v

xov xsxeXcvxtixöxog xal . [. .Jfir st

xax’ ixslv[o]v xbv f[QÖ]yov fied’’ bv t£'0'vij*[£]v lg xbv vftdx[sgo]v xi'vävvov dvatpdgsoß&ai xal vfiäg lvlxsßß%at 26 tf; awTol i7tCx[go\noi igovOi

xal xgbg xbv daviöxijv a

Itbv £^^[a] xgayfiaxa xa xs xgbg xovg liteöii

^5«t(i<J[*ovg] xal xbv ß[avt]cxijy *[a]'9’^-

|o ij vfiov a

30 “** i^sxaO^ Ü*[^JZP‘ *9®"

xgifittxog bftoCmg xal xs . . . . rjxai ^(uvsi & äoxsi 6 d(ty[£t(j]r^g

1 9 The brackets indicate tbat these lines were to be omittcd. FtiuXXov in 1. 1 is partly erased. 8 o of Sorri corrccted from rj. 4 KtftixXi: cf. P. Orenf. n 46 (a) 1. The scribe began to write exQcnr]yo, but stopped before completing it and erased the ij. 16 ovtid; Wilcken: our copy has . . rm;. 24 First a of ava corrected I. draqpfpcc&ai . . . {vi%ta&ai. 27 (liv seems to be superfluous. 1. td di dila(?), beginning a fresh sentence. 82 1. in wbich case a

stop is to be placed after i^cTae^.

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I. Aufsätze

Coi. m.

xovo^ipdv^aiy , Fvtx iciv ftiv tt^toätixd-fi öavKJtiis elvai (isi'vtj ainm ra v6iu(uc, ittv dl axodeix^^ xul 6 ff Ti iXaßiv ÖE&VTcog dtxovofirjaag tovto dixkovv dxodm. Ol dl ccvTol inCrgoxoi igovOi xal irpbg ryjv yvvatxav Xfgl tijg xgoixög. XeiQorovTj- 10 dijeovrai dl ivrbg x ijfisQöv

xKtb Tov 6xQazr)yov ^tov) vofiov, xal fierä xrp> xfi^orov^av iv- xbg e fifieQäv &«oqtiov6iv Tcj di'xag.“ XHQOrovn9-tv- 15 ttav ovv vxb TOV tov vofiov argartjyov ’IovXi'ov Fe/idkiov xal jdovytCvov 'AnoXivaffCov lyivizo xal ixl xaQovoi avzolg vxb TOV Ma^i/tiavov xazdoza- 20 tfig, xal äxoAov'&oig TOfg yfyo- v6ai adzov vxofivrjfiazitl-l

riv ToC voiiov arfarrifiv ftotg ixQi'&rj |tovg ixizQÖxovgJ i%{zäoai xdvza zbv zov vxo- XP^ov xöpov xal iv xö6oig iazl 25 dqieiX6(i£va xal dijXäffai

avzä. |xal (itza . . . J

1 3 Tov dl a*Qaztjyov äiu-

xovOavzog xal äövzog Aoyod'f- zag otig fiAavro, ^ipovöiXXag 30 ftlv ZiXxifiov ysyvfivaffiapxV'

xöza T^g zäv 'Apaivotizüv äi

xöXiag, zov ’yiyptxxtavov]!

xazpög (lov JlzoXffialov

6 l. oinovofiijffaff.

Col IV.

bftolmg yeyvfivaffiapxjjxöza, Utztdfoxsv 6 xuztIp (tov xazä

Orenfell-Hunt: Papyms Cattaoni

65

tO äx6X0V&0V dl WtTJQ^OV roxixov Tolg Aoyo&fVatg tovg 6 Xöyovg r&v re öqitiXofiiviov avxä xttpaXtumv xal röxmv xttl äv l9%t XQoeödajv. 'H Öe JgovoiXXa lud oC ^m'tfoxoi öwttdötcg etg &v6vrjtog 10 uvTolg iöxiv ■fj Xoyo9e<fic( xcQiit/Trj^TOvgJöav rovg XoytöTug tag iTeXtihr}- aev 6 xatt'iQ (lov, ifiov di [«ft]] ö)s £Tt via dvzi xal 16 Scyvo[ov]vTi TU Tov xaxQÖg X(fäyn[aT]a iJft^Jtff/Sijtij- fff XQbg ifii ixl tov tov vo- (lov ffTparijyov, og ixi- yvovg rd xsxQifit'va 80 ävsxefitl’ev ‘^(Ucg

/«[2] Tovg Xoyo-

9iTag xal ixiXivOiv ^^apj/tipiad^t'at tvbg iviavxov yemjuaxa 26 fi^XQ^ '*'00 Tijs XoyoQ-s-

oCag &xaQxie(iov. 'Exit)l ovv ^iapyvpitfd’s'vxa xd ye- vtj/taxa [fj&Sftaxi'ff&t}, xrjg di [(JJj/t^ag /dgov- 30 eCXXag «fpiifftttfif- vijg Ti)v Xoyo[d‘]e6lav dftuitos xaxcoxtt- Sr/<Jav xal xäv i^ijg

ifiOV

h&v «[pdjffodoi,

Iv ®rp«T[tiJ« yfffjonit'oti

86 [vfTo ;t[f .'j [. .]iv3

13 1. iiiol. Xfig ifii in I. 17 is Buperfluoua.

Col. V.

l^Qovai'XXag ( ]i<53

Htjxr/p (t[ot) ]s Tijs

^fovaiXXag [ ] ixl

Archir f. P»p)rrutfor«cbnng III. 1, 5

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C6

I. Aafsätze

’HQaäov to[üg <^^do;t]/t'ot;g

6 xfftTccg 3Tfjt[ ] . rfjv

räv ytvrj[fiaTo>v

xal äxoil[o]v^[ ] . TO

f . . ( vxa^ xavrav 6ov

XU[1?] fVOff . [. . . OttfiSVO}^

10 vT[o]ftt'j;/4[a]Titf;t[. . ä]xd(pr]- v(fy 0UT9S 6 ^[a^tj/iuavöj 6 Ti)v ^»jffT[oA]^v ygdtfiag xegl räv ysvijiiäTcov ßdvwv x^tT[. .]v xf(fl tov xgd- 16 y/iarog xal raOra KtXs-

Qov OT()arij[}'ög] ß, tlxu xal [. . . .J . . . . [ ] 6 xfdxiatog

fiiit

(Jtxatodd[tJi;g a ... . xepl tS[v yirij/idrav ixQiviv 20 „.Jvvarai dl xegl tovtov [f]»'- Tw;i;£ri; Toö vpft[oö OxQarrjyä pu

^QoveCXXa. ’H (ilv Xoyo9eaia xaxu XQid-t'vxa tv&img 20 dxuQxiO&'^[o]Bxai, xgovotjOsi öl 'AxoXivdgiog 6 xov rofioD exgaxtjyög ivxbg ^fisgäv X xf/v Xoyo&i6i'av ycvd6[&ai, vxrjgtxrp/ [i]g toöto dxoxd[^ag 30 fva fttj [r]i xX[do\v 3rapfAxijra[(.“

Mtxa xavxa ytvo/idtr>]g rj- fiäv xaxaaxdesojg dxl £ft>xtov Ma5tft[o]u ;[[i]Ai«pj;oo toD Jxl

8 The vestiges do not Bait vxapj^ovTtav. 11 sqq. TUe pnnctuation of this passage is very obBCure. i’erhapB a quotation begiiia with 6 Maitfuavds: cf. II 16. 15 1. cf. II 4.

Col. VI.

xäv xfxgli]fiipwv ^x(t]yi/oiig xtXQi[fit]va dvdyxo6tv ?;<i{äg ] . iv

2 I. ^t'Ctyxaati’.

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Paul M. Meyer; Papyrne Cattaoui

67

After Col. VI 3 the sarface of the papyrus is mach damaged and the ink has for the most part completely disappeared. Out of the 30 remaming lines of CoL VI only a few words here and there are decipherable. tov Äpa j'ftc[ro]g [äjrJaptttf&fV | roff occurs in 11. 7 9; ’lovXiavbg | [6] x[p]aTttfTog dtotxijrtjg (cf. I 1) in 11. 11 2; Xoyo&teiaig at the end of 1. 17; xtXsveig at the end of I. 21; and tov dirjyr}\rijv in 11. 22 3. Col. Vn consists of 10 lines and no doubt concluded the docnment. dgtü occurs in L 4.

Oxford. Bernard P. Grenfell.

Arthur S. Hunt.

II. Kommentar.

A. R««to.

I. Anlage and Inhalt.

Das Recto der Aktenrolle enthält auf seinen 6 Kolumnen Ab- schriften aus den v:to(ivr](iatiOfio( ägyptischer Beamter, und zwar 7 Prozeßprotokolle, die von derselben Hand geschrieben sind (s. S. 56) und sich auf die Eheverhältnisse der römischen Soldaten beziehen. Die 7 Protokolle verteilen sich folgendermaßen:

1) col. I, 1 4: Protokoll des praef. Aeg. M. Rutilius Lupus (114—117).»)

2) col, I, 5 13: Protokoll desselben vom 5. JaAuar 117.

3) col. I, 14 UI, 10: Protokoll eines dp3;‘dixa(JT»)g als Delegat des praef. Aeg. M. Petronius Mamertinus vom 25. Februar 134.

4) coL III, 11 22: Protokoll des M. RutUius Lupus vom 24. Oktober 114.

5) col. IV, 1 15: Protokoll desselben vom 4. Juni 115.

6) col. IV, 16 V, 26: Protokoll des praef. Aeg. Valerius Eudaimon*) vom 26. August 142.

1) Was die Amtsdaaer der praef. Aeg. betrifft, verweise ich auf P. M. Meyer, Hermes 32, 210 ff.; Heerwesen S. 145 ff. und de Ricci, Proc. Soc. Biblical Ar- chaeol. 1902, 66 ff.

2) Grenfell-Hunt führen zu P. Oxy. Hl, 484 mit Recht aus, daß das Datum P. Oxy. II, 287 VIH, 18 (18. Juli 142) sich auf den praef Aeg. Valerius Eudaimon bezieht. Dieser ist mit unserem Eudaimon identisch (s. auch P. Oxy. 1,40; Prosop. n p. 41). Er fungierte zwischen C. Avidius HeRodorus (138 bis 141 ; P. Oxy. 111,484 V. 22 ff.: 28. Januar 138; BOU 113, 9 ist statt zu lesen) und L. Valerius Proculus (145—147).

6*

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68

I. Aufsätze

7) col. VI: Protokoll des fdtog Adyog Claudius Julianus') vom 22. November 136.

Die Prozeßprotokolle zeigen die uns bekannte Anlage (s. Wilcken, Philologus 53, 80 fif.) : Rede und Gegenrede der meist durch ihre An- wälte (^i)rop£j) vertretenen Parteien, gelegentlich Zwischen&agen des Richters, zum Schluß Entscheidung desselben. Das Präskript ist in fast allen abgekOrzt; die rubricn mit der Angabe des Beamten, aus dessen Amtstagebuch die Abschrift erfolgte, ist nur im 7. Protokoll er- halten (VI, 1: idibw X6yov ’ltyvXiavov). Nur das 3. Protokoll enthält ein ziemlich vollständiges Präskript: Delegation, Datum, Ort, Jounial- seite, Name der Parteien (I, 14 ff.: Wilcken a. a. 0. 107).

Die chronologische Reihenfolge der einzelnen Protokolle ist nicht gewahrt. Wir haben vielmehr die Abschrift einer Zusammenstellimg (amtlicher oder nichtamtlicher Natur) nach sachRcheu Gesichtspunkten vor uns:

1) läßt sich der Klagegrund nicht bestimmen,

2) und 3) handelt es sich um fingierte Dotalklagen von „Soldaten- firauen“,

4) um die Präjudizialklage eines miles c. R. den status familiae seines „Soldatenkindes“ betreffend,

5) Antrag einer civis Alexandrina, ihren in dem Soldatentestamente eines miles c. R. zum Erben eingesetzten Solm von der Erb- schaftssteuer zu befreien,

6) Präjudizialklage eines miles c. Alexandrinus den status civitatis seiner Kinder betreffend,

7) <Sx}xo<pttvTäärig xurrjyuQCa (Delatorenprozeß) vor dem täiog Xöyog gegen eine Soldatenfrau: bona vacautia.

(Von den Widerklagen sehe ich bei dieser Übersicht ab.)

Allen diesen Prozessen liegt die Eherechtsfrage der Soldaten in der römischen Kaiserzeit zu Grunde. Bevor wir also auf die einzelnen Protokolle eingehen, müssen wir diese Frage auf Grund des uns jetzt vorliegenden Materials kurz behandeln und zu entscheiden suchen.

II. Das Eherecht der Soldaten.

Drei Ansichten stehen sich gegenüber; die Anschauung, die Sol- daten seien während der ganzen Kaiserzeit im Besitz des Eherechts gewesen, wie sie Wilmanns und Mispoulet vertraten, kann als erledigt gelten. Mommseu (CIL III p. 2011 sq.) und ich (der römische Kon-

1) Er iät noch 140 IdioslogOB: P. Rainer 107; s. meine Abhandlung in der Festechrift für Otto llirschfeld (1903: ^loinTiaiq und ’^ldtos X6yos) S. 151. 1C2.

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Pani M. Meyer; Papyms Cattaoni

69

kubinat S. 100 124. 169 ff., Zeitschr. Sayignyst. R. A. 18, 44 ff.) nahmen gesetzliches Eheverbot (Dio 60, 24) bis ins 4. Jahrhundert hinein an. Nach Seeck (Untergang der antiken Welt 1*, 588 ff.; s. auch Kühler, Zeitschr. Savignyst 17, 363 f.) hob Septimius Severus das Eheverbot für die Landsoldaten auf (Herodian. 3, 8, 4). Neuerdings hat H. Erman (Zeitschr. Savignyst. 22, 234 ff.) in einer Kritik der Schrift von Tassistro (U matrimonio dei soldati romani; s. diese Zeitschr. II, 168), die Ansichten T’s modifizierend, mit guten Gründen wahrscheinlich gemacht, daß das Eheverbot für römische Soldaten nicht gesetzlich festgelegt war, vielmehr auf kaiserliche Mandate zurückging, deren Ausführung bald milder, bald strenger gehandhabt wurde.

In seinen Wirkungen unterscheidet sich das Disziplinarverbot nicht von dem gesetzlichen Verbot. Es ergibt sich uns also folgendes : Augnstns und seine Nachfolger schärfen die altrömische Disziplinar- vorschnfl, die den Soldaten das Zusammenleben mit Frauen verbietet, durch Mandate aufs neue ein. Das Verbot des Zusammenwohnens schließt natürlich die Rechtsgültigkeit der Ehe aus. Auf ein solches Disziplinarverbot weisen die Worte des Hadrian in seinem Mandat an den praef. Aeg. Q. Rammius Martialis (BQü 140; s. Wilcken Hermes 37, 84 ff.), das am 4. August 119 in Alexandria öffentlich bekannt gemacht wurde (v. 14 ff.): [xal rjoüro ovx idöxti exh/jgbv [ei]i/at [roiv^uvu’ov mn&v eT^aTi(o[t]iMfi[g «fxoitjxörav.

"Hdmxa di axitbs XQOBis(ftyai rag d(poQiitig, di &v tb cedaTijgbrepov tmb Töv xgb ifiov avroxparöpav gra&lv ^il«v9-Qcox6rBQ[o]v igiirjvtva). Das Disziplinarverbot erstreckt sich auf alle Soldaten, ob cives R. oder peregrini, auf alle geschlechtlichen Verbindungen. Zuwiderhandeln hat Nichtigkeit jedes matrimonium, sowohl des m. iustum iuris civilis, als des m. iuris peregrini also für Ägypten speziell des m. Alexan- drinum zur Folge. Die während der Dienstzeit geborenen Kinder sind unehelich, stehen den übrigen unehelichen Kindern in bezug auf die rechtliche Stellung ihrem Vater gegenüber gleich. Die vor der Dienstzeit abgeschlossene Ehe wird suspendiert, um nach der missio des Soldaten wieder in Kraft zu treten. Das matrimonium iniustum zwischen cives R. und peregrinae ohne conubium gilt vom Standpunkt des römischen Rechts bis zum 3. Jahrhundert überhaupt nicht als Ehe, hat also auch keine rechtlichen Wirkimgen. Eine entgegen dem Dis- ziplinarverbot vom Soldaten mit affectio maritalis eingegangene Ver- bindung involviert aber kein stuprum, gilt vielmehr als concubinatus. Soldatenfrauen imd Kinder sind also in bezug auf ihre testamentarische Erbfähigkeit gegenüber dem „Mann“ und Vater nicht beschränkt (s. meinen Konkubinat 32. 54 ff. 58 f. 105 ff.)

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70

I. Aufsätze

III. Der Papjrns Cattaoni nnd das Eherecht der ägyptischen Soldaten.

Unsere Protokolle lassen sich nur unter Voraussetzung eines Disziplinarverbotes, das gesetzlich nicht festgelegt ist, erklären. Die allgemeinen militärischen Vorschriften worden unter Berücksichtigung der speziellen Verhältnisse Ägyptens dahelbst gemildert. Die römischen Truppen in Ägypten sind in ihren Sitten und Gebräuchen, besonders was den Verkehr mit dem weiblichen Geschlechte betrifft, die Nach- folger der ptolemäischen Soldateska (lustin. 12, 4, 2 ff.). Mit der militärischen Disziplin stehen sie immer auf gespanntem Fuße (s. Zeitschr. Savignyst. 18, 54 f.; Heerwesen S. 4 und 148). Gerade von ihnen wird die Disziplinarvorschiift am häufigsten übertreten sein; gerade hier war am meisten Gelegenheit, ein Auge zuzndrücken nnd Ausnahmen zu gestatten. Das zeigt uns das Institut der ex castris (Konkubinat 1 10 ff.), das zeigt die indulgentia des Hadrian (BGU 140). Im Tarif von Koptos vom 10. Mai 90 (s. diese Zeitschr. U, 437 n. 37) bilden die ywaCxeg ffTQaruoT&p eine ausdrücklich von den Konkubinen und meretrices (yvvaixeg elojrieovaai und yvvaCxtg xpog iraipKtfiÖp) unterschiedene Kategorie. Wenn in irgend einem Teile des römischen Reiches den Soldaten in eherechtlicher Beziehung Vergünstigungen ge- währt werden, so ist das in .Ägypten der Fall. Tassistro (1. 1. p. 67) stellt also die Tatsachen vollkommen auf den Kopf, wenn er die klaren und deutlichen Eheverbote für Soldaten, wie sie gerade unser Papyrus zeigt, als eine ägyptische Besonderheit ansieht.

Alle 7 Protokolle unserer Aktenrolle zeigen uns das eheliche Zu- sammenleben ägyptischer Soldaten mit Frauen während ihrer Dienst- zeit. Kol. lU, 13 erklärt Longinus iambv Ztria ifftpa[Tfö-

, evvmxrjxdvui di iv rg argceriCa yuv[at]xl kol. IV,

2 finden wir das Wort evveXtjXvd’ivar, kol. VI, 6 heißt es iv rijg ffvvßidnJetog xq6v<o. £vvoixstv ist, wie dies schon Kühler (a a. 0. 1 7, 364) hervorhob, gerade der technische Ausdruck für eheliches Zu- sammenleben; ich habe dies früher mit Unrecht bestritten. Diese Be- deutung tritt klar zutage in dem Worte avvoixCowv (P. Gen. 21 V.; diese Zeitschr. II, 487; P. Paris. 13, 10) = Ovvoixiaiov (P. Oiy. H, 250, 16; P. Amh. II, 71, 8; 266, 11) der ägyptischen Eheverträge. Es bedeutet, wie Wilcken (in dieser Zeitschr. U, 487, 1) erwiesen hat, vollgültige ägyptische Ehe, ydfiog iyyQaq>og. Ebenso wird ewßiaotg in den Ehekontrakten und sonst stets für „eheliches Zusammen- leben“ gebraucht. Solche Zustände wären bei gesetzlich festgelegtem Eheverbot nicht möglich; sie lassen sich bei einem in Ägypten milde gehandhabten Disziplinarverbot erklären. AUe Entscheidimgen unserer

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Faul M. Mejer: Fapyras Cattaooi

71

Protokolle halten aber den Satz aufrecht: Die von den Soldaten während ihrer Dienstzeit geschlossenen Verbindungen sind ohne recht- liche Wirkungen, nichtig; Ehe des Soldaten existiert vor dem Gesetz nicht. Dies ist der Angelpunkt aller Entscheidungen:

I, 11: i^eauv OTQatKÖTtjv yufitiv, II, 1: äxr/yogevofitvov

0Tp<crf[(6T(US tX/o&ai] yvvttrx<^a^s; IV, 13: ovx iävvccro ... OtpaTfudptvog v6fiiiu>v vtov Ixtiv (vgL III, 22); V, 4ff. : i^egiofidvov etts iv rd;« eht iv ths [f]«/ ttXt] 6 yfvvrjd-ds ot> ävvarai. elvai vö^ufiog

wfdg; VI, 23 nennt der Richter die Verbindung itagavoiiog yäfiog', VI, 7 erklärt die Soldatenfrau selber yd^ov pöfii/iov (irj [y]iyovivai.

Die aus solchem matrimonium illicitura stammenden Kinder haben aber als extranei unbeschränktes testamentarisches Erbrecht: III, 20 f.: av (1. aol) ttVTovg . . . «Sftfrt [ftlc xlij(»o]rd,uot)g xaraXsixciv, IV, 15: xXrjpovöftov avrbv tygatl>cv vo(U[fuog].

Die nachseverischen Verhältnisse liegen außerhalb des Rahmens dieses Kommentars. Ich erwähne sie nur kurz. Für ihr Verständnis ist maßgebend Herodian. 3, 8, 4: rotg re arpariciTCdg .... ixhgfilit

yvvai^i .... gvvoixitv^ a«(Q axavra 6m(pQoevvrjg argteTimTtx^g xal tov xgbg rbv :i6Xe(iov iroi'iwv tf xcil evezaXovg uXXbxQta ivofil^exo. Evvoixtlv bezeichnet auch hier „eheliches Zusammenleben“; wir haben die Stelle also so aufzufassen: Die bisher im Interesse der militärischen Disziplin (der 6xQ«xiayxixii ätäaxv BGU 140) erlassenen, auf der omfpgoavmj axpaxiaxixij beruhenden Bestimmungen werden aufgehoben, die Soldaten erhalten jetzt ius conubii während der Dienstzeit, wohnen mit ihren Frauen außerhalb des Lagers zusaninieu. Ob diese Ehe- erlaubnis allgemein für alle Soldaten gilt, ob sie sich nur auf die des Landheeres bezog (so Seeck a. a. 0.) oder ob hier die Prätorianer aus- geschlossen; ob endlich die Maßregel des Severus Bestand hatte oder später wieder aufgehoben wurde, das sind Fragen, deren Beantwortung nicht hierher gehört.

IV. Die einzelnen Prozeßprotokolle.

1. Protokoll: I, 1 4.

Der größte Teil fehlt mit der oberen Hälfte der Kolumne. Eine Ergänzung ist müssig. Der praef Aeg. M. RutUius Lupus bestellt den axgaxtjybg xfjg xöXtag zum Richter. Der axpaxtjybg x-^g xbXeojg ist identisch mit dem axgaxr/ybg ’j4Xf^avbgei'ag (s. Wileken, Ostraka I, 624). Mir sind folgende Belege außer unserem Papyrus bekannt: P. Oxy. I, lOi'J (a. 133): exgaxtjyrjaag ’yiXi^Kvdgstag vtcjxÖQog tov fuyccXov

Eagdxidog] BGU 729 (a. 144): yevofiivov axgaxrjyov rijg xöXsag;

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72

I Aufsätze

B6Ü 888, 5 (a. 159): ytvoftdvov vn[oiiv]rifiaToyQttipov

vlä ytvoiitva OrgaTrjy[ä] r^g ardAfug /fp[£f] ägxidixaöT^ cet In allen diesen Fällen haben wir es mit gewesenen argccrtiyol rijg xoieas zu tun, BO daß wir über ihre Funktionen nicht unterrichtet werden. So können wir auch ihr Verhältnis zu den 4 iyxägioi Sgxovris xöhv (Straho 17 p. 797, 12), dem f’Sijyijrijg, vxo/ivijfiaToygäipos'), äp];id(xa0T72g, rvxTegivög gTgarrjyög, nicht bestimmen. Jedenfalls ge- hören sie wie diese den alesandrinischen Honoratiorenfamilien an (BGU. 729, 1; 888, 5). Der OrgaTr,ybg xijg xöXeag nahm, wie die Gaustrategen, eine niedrigere Rangstufe ein als der dpxidtxaeTijg (BGU 888, 6). Andererseits wird er aber wohl den 3 anderen Beamten über- geordnet gewesen sein, ebenso wie der Gaustratege eine KontroUe über den d^tjyr/T'tjg, vxoiivrjfutToygäipog, ruxroffrparjjj'dg ausflbte, die wir in römischer Zeit auch in den Metropolen finden. Die Funktionen des alexandrinischen i^'ijyrjttjg, des ptolemäischen praef. urbi (6 rijg x6- Atog), sind jetzt beschränkt. Vielleicht steht die Schaffung eines 6rgu- Ttjybg ’j4Xelavdgfiag hiermit in Verbindung; sie zeigt uns Jedenfalls die mangelnde Autonomie der Stadt. Selbständige Gerichtsbarkeit besitzt er sicher ebensowenig wie die Ganstrategen (s. meine Bemerkungen Berl. Phil. Woch. 1902, 816 ff.); er fangiert auch hier als delegierter Richter.

2. Protokoll; I, 5—13.

Entscheidung des praef Aeg. Lupus (s. S. 67) vom 5. Januar 117. Trajan, der am 8. August 117 starb, wird &ebg Tgaiavög (v. 5) genannt. Entweder ist also das Protokoll erst nach dem Tode des Kaisers redigiert oder dtdg vom Schreiber unserer Abschrift hinzu- gefügt; dem letzteren widersprechen aber die übrigen Protokolle.

Klägerin ist Lucia Macrina, civis R.; vertreten durch ihren An- walt stellt sie eine actio depositi gegen den Nachlaß des verstorbenen Bürgersoldaten Antonius Germauus an (v. 7: axcuTiiv xagajucra&rjxtjv vxagxbi'TOJv .... argauciTov TftfAfutijxo'rog). In wessen Händen sich der Nachlaß befindet, gegen wen also die Klage angestellt wird, ist nicht gesagt. Das Wahrscheinlichste ist, daß der Fiskus Erbe des ohne Testament gestorbenen Soldaten ist.

Die Bedeutung der Entscheidung des Präfekten ist sehr bestritten. Der Anfang ist klar (v. 9 12): „Solche Depositalverträge sind, wie

1) Der TOD Strabo erwähnte alexandrinische vxoiirriiiaToyfäipos ist nicht iilentiecb mit dem ptolemäischen Kahinetssekretär, wie Strack in dieser Zeitschr. II, 567 annimmt. AU Nachfolger des letzteren haben wir vielmehr den a com- mentariis praef. Aeg. (Philo in Flacc. 16; Lucian. apol. 12) zu betrachten, der wiederum nichts mit dem ^potoioTtoios (s. S. 87) zu tun hat.

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Paal M. Meyer: Papyrus Cattaoui

73

■wir aus Erfahrung wissen, Dotalverträge ; Soldaten ist aber die Ehe verboten, daher kann ich auf Grund derartiger Klageanträge keinen Richter bestellen". Es handelt sich um einen fingierten vermögens- rechtlichen Vertrag, der in Wahrheit ein ycc/uxov Oviißolaiov ist (s. VI, 21; zur Sache vgl. Mittels, Reichsrecht 274 ff.; Wessely, Wiener Sitzungsber. 124, 9 S. 46 ff.; Grenfell-Hunt, P. Oxy. II n. 266 p. 239 ff.). Nachdem aber Lupus die actio depositi abgelehnt, fährt er fort (v. 12 f): £l öi itQoixa axairets XQirrjv d^d(op[i] nenel6&(U

tfiiiiißov iivtti TÖv ydfiov. Mitteis (Hermes 30, 580. 585; Aus den griechischen Papyrusurkunden 44 a. 38) faßte diese Worte so auf, daß der Präfekt der Soldatenfrau eine actio roi uxoriae ficticia zu geben verspreche, eine iiktizische Dotalklage, als wenn die Ehe gültig wäre. Diese Entscheidung würde allen Gepflogenheiten der ägyptischen Rechtsprechung in Ehesachen der Soldaten widersprechen (s. S. 70 f). Trotz faktischer Duldimg von Soldatenverbindungen knüpft ein Richter niemals rechtliche Wirkungen an eine solche Verbindung. Ausdrück- lich werden die Ansprüche aus solchen verschleierten Dotalverträgen im 3. Protokoll (col. HI, 2 4) zurückgewiesen. Wo die Ehe nichtig, kann auch von der Bestellung einer dos nicht die Rede sein (D. 23, 3, 3). Der Soldat ist zwar tot, aber trotzdem wird der Präfekt nicht Gnade für Recht haben ergehen lassen. Im 7. Protokoll, wo es sich um einen vollkommen gleichen Fall handelt (VI, 22 f.), erklärt der Richter: dvajo/affdli' ddvnov (v. 19: iv xapaxaTa&ijxtj) ixßdüa} /x xapavöfiov ydftov ycvö/ievov. Endlich kommt noch in Betracht, daß eine der Klägerin günstige Entscheidung wahrscheinlich, wie schon bemerkt, die Interessen des Fiskus schädigen würde.

So ist denn der Auslegung von Gradenwitz (Ein£ i. d. Pap. 10) m. E. der Vorzug zu geben, wenn auch seine Lesung did'o[6g] nach Wilekens Nachvergleichung zu verwerfen ist. Grammatisch liegt nach Wileken auch keine Schwierigkeit vor. Der Präfekt entscheidet da- nach ungefähr folgendermaßen: „Bei Anstellung einer actio depositi gewähre ich keinen Richter. Stellst du die actio rei uxoriae an (und) würde ich darauf einen Richter gewähren, so konnte man daraus schließen, daß ich die Existenz eines iustum matrimonium annehme. Das ist nicht der Fall; deshalb weise ich den Klageanspruch zurück, verweigere Oberhaupt die Bestellung eines Richters.“

3. Protokoll: I, 14— IH, 10.

1. Der Riohter.

Es liegt da.s Protokoll über eine Gerichtsverhandlung vom 25. Februar 134 vor, deren Schauplatz Koptos in Oberägypten ist.

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L Aufsätze

Das Präskript (I, 14 18) beginnt mit den Worten ävuxoitxrj^ MttfitQTHvov. Der Richter fungiert also kraft Delegation durch den praef Aeg. M. Petronius Mamertinus. Ihm ist der Prozeß als Ganzes übertragen, sowohl die Untersuchung als die Entscheidung; es ist also Delegation in vollem Umfange.')

Der Name und Titel des Richters fehlt im Präskript. Auch bei der Verkündigung des Urteils ist nur sein Titel gensumt (II, 19 f.): 6 ffpfüg] xal Erst bei der neuen Klagegewährung an

den verurteilten Beklagten erscheint beides das erklärt sich ans der Anlage der Amtstagebücher (III, 6 fiF.): OüXsnog ’AoxXrpuAdris yiv6ficvog Ärapjjog axe(Qi}s devz^Qog '/[<»»]«[ v]ör 6 [iQei>g *«[1] uQxiSixaarrjg. Delegierter Richter ist also der «pjfidixatftjjg. Auf seine Stellung und Funktionen ist hier nur in Kürze einzugehen. Die Frage, die eine der schwierigsten auf dem Gebiete der ägyptischen Ver- waltungsgeschichte ist, erfordert eine besondere Behandlung, die ich mir Vorbehalte. Der dpj;idixaffT>Jg (Erzrichter) ist der „Kontrakts- richter“ (vgl. Wilcken in dieser Zeitschr. I, 124. 176, II, 389; Mitteis ebendort I, 350; s. S. 99). Schon in ptolemäischer Zeit lautet sein voller Titel [ägxiSixaetrjg xal jrpög rij ixifuXeza t]öv jjpTjftttfttfröv xal räv akXaiv [xpttjjpfojv (BGU 1001: 56/55 vor Chr.; Archiv II S. 389). Sein Verhältnis zu den wenn überhaupt Beziehungen vor-

handen sind, ist noch des näheren zu imtersuchen.*) Strabo (17 p. 797, 12) nennt ihn unter den 4 inixägtoi ÜQxomig xarä xöXiv zu seiner Zeit an 3. Stelle. Das gilt wohl nur für die Übergangszeit (s. S. 72). Die ims bekaimten Inhaber des Amtes sind im 1. Jahrhundert NichtrSmer, im 2. Jahrhundert dagegen im Besitz der civitae R. Der dp;((drx«0rr;g unseres Protokolls, Ulpius Asclepiades, hat miter Trajan das Bürger- recht erhalten. Angehörige der alexandrinischen Honoratiorenfamilien, gehen die Erzrichter häuhg aus der Kommunalverwaltung, der sie ur- sprünglich angehören, hervor (s. S. 72). Unter Hadrian finden wir sie vor der Bekleidung ihres Amtes häufig als praefecti cohortis (so BGU

1) Über (fraxffixfi»', äeairofixtj vgl. Mommsen, Zeitschr. Saviguyst. 12, 292 f. Analoge Fälle, wie der unsrigc, wo das Präskript auch den Vermerk dvowogjriJj praefecti Aeg. trägt, sind CPR I n. 18, 2, BGU 19 (hier holt der Delegat Instruktion vom Präfekten ein). Bei partieller Delegation bedeutet drajrf'gxtiv sowohl die Überweisung an den Delegaten als die Zurücksendung an den Mandanten: s. z. B. BQÜ 613, 4; P. Lond. II n. 196, 11 BGU 15 I, 17; 168, 26. 'Avaxfgjrm in der Bedeutung ,,zurücksendcn (ohne Erledigung)“ von seiten des nicht kom- j>etentcn Richters an den komjieteuten s. P. Teb. 7, 7 (114 v. Chr.).

2) [Vgl. den obigen Aufsatz von Gradenwitz über die Chrematisten ; S. 22 f.

Die Red.]

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Paul M. Meyer; Papyrus Cattaoui 75

73. 136. 231). Anch unser dpj[idixaatTjg war TOrlier praefectus co- hortis n. Hispanorum.')

Für ganz Ägypten, Alexandria und die ztupa, fungiert nur 1 dgiidixuOTijg*), der Jaliresbeamter ist; sein Amtssitz ist Alexandria. Hier übt er in den meisten uns bekannten Fällen seine Tätigkeit aus; doch kann es uns bei seiuQm auf ganz Ägypten erstreckten Amtskreis nicht verwundern, daß wir ihm auch gelegentlich in der begegnen.

So BGÜ 136 in Memphis, in unserer Urkunde in Koptos. Hier fun- giert er als Delegierter des praef. Aeg., der wohl nicht nur für den einen Fall bestellt ist; Konventsgerichtsbarkeit scheint er aber nicht ansgeübt zu haben. Warum er gerade in unserem Fall bestellt ist, zeigt der Klagegrund (I, 19): 6<peilo(tivtov vxb r’ffi[^|AA[oJu Tivß6id[t] S(fax(ids ixraxoaiag (sic) xatd (sic) toütov

äxoAovO’o; rjj dia-yQa[(p\fi.

2. Oer Blagegrund.

Die Klägerin gründet ihre Klage auf eine diaygarpTl, laut welcher der Beklagte ihr 700 Drachmen schulde. ^layQutpiq = dtayguipi] TpiarfJijs ist nach den scharfsinnigen Untersuchimgen von Mitteis (Trapezitika [Sonderabdruck aus der Zeitschr. d. Savignyst. 19] 20 ff.) und Graden witz (Einf. i. d. Pap. 139 ff.; in dieser Zeitschr. U, 96 ff.) eine Bankurkunde über Zahlungen durch und an die Bank, vor allem über Zahlungen ersterer Art. Auf Grund eines solchen die Zahlung von 700 Drachmen durch eine Bank beurkundenden Darlehnsschuld- scheines, der beim hinterlegt, erhebt Klägerin die Klage

(actio certae pecuniae creditae). Im Laufe der Verhandlung gibt sie zu, daß es sich nicht um eine, sondern um 2 diayga(pai handelt (II, 14 ff.).

8. Die Parteien.

Klägerin ist X9’ivß6tg (-= Tivßöig I, 19), ihr Vater ’Ogeotoovtpi. Beklagter ist Cassius Gemellus [xnavg Bovxovtlav = eques alae

1) Durch uuseren Papyrus ist jeder Zweifel darüber gehoben, daB in .Ägypten eine cohors II. Hispanomm unter Hadrian stationiert war. Auf einer Inschrift der Memnonssänle (CIL III, 60) wird ein praef. coh. II. Hisp. eq(uitatae) erw&hnt. Cichorius (bei Panly-Wissowa IV, 298. 301) hat aber mit gutem Grund diese Inschrift der coh. I. Hispanomm equitata zugewiesen, die unter Domitian in Talmis in Nubien lag, und sie ins Jahr 83 gesetzt. Wir haben in unserer Urkunde also wohl das einzige Zeugnis für eine ägyptische coh. U. Hispanomm; die Zahl der so benannten Kohorten wird also um eine neue vermehrt.

2) BGU 888, 1 ist entsprechend BGU 578, 7. 614, 7 (s. Add.) zu verbinden: ['H]faitXiUov gep(d[o]f kfgiv[o]iTov «[rjpcrrqyär.

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I. Aufsätze

Vocontiorum (s. Cichorius bei Pauly-Wissowa I, 1269 f.). Beide Parteien sind durch Anwälte 6 övvrjyoQäv: II, 12) vertreten;

Apollinaris vertritt X&ivß6ig, Alezandros und üerakleides den GemeUus.

Die Klägerin ist peregrina; der Beklagte hat zwar römische Nomenklatur, doch beweist das nichts fttr seine civitas R. (s. meine Bemerkimgen Zeitschr. Savignyst. 18, 59 f.) Gegen diese spricht, daß eine V^erbindung zwischen einem civis R. und einer peregrina ohne conubium bis ins 3. Jahrhundert keine Ehe war, sondern als concubi- natus, contubemium galt (s. S. 70 f.), in unserer Urkunde aber von Ehe die Rede ist, die nur im Hinblick auf den Soldatenstand des GemeUus nichtig ist (I, 23ffi).

4. Gang der Verhandlang.

Klagevortrag (I, 18—21): GemeUus schuldet mir 700 Drach- men laut äiuyQa(p^ (rpaxe^rjg).

Klage beantwortung: Es handelt sich nicht um ein Darlehn, sondern um die Mitgift (Äpof^), die GemeUus bei Abschluß seiner Ehe von X9-ivß6ig erhalten hat (s. S. 72) und die diese jetzt (nach Auflösung der Verbindung) zurückverlangt, als ob sie überhaupt verheiratet gewesen wäre. Das ist aber nicht der Fall; denn den Soldaten ist die Ehe verboten. So hat sie auch keinen Anspruch auf die 700 Drachmen (I, 22-11, 2). ^

Die nächsten Zeilen bis U, 11 sind leider infolge des Verlustes eines alexandrinischen Fragments auch jetzt noch sehr unklar. Fol- gendes läßt sich vielleicht dem lückenhaften Text entnehmen: ’OpfffToovgu (I, 18) wird als yxiTQo]nevi}ag (II, 2) des Cassius GemeUus bezeichnet. Wir können wohl nicht an einen ^aCrgoxog ätp^kixog tutor impuberis, einen Altersvormimd, denken (wie z. B. BGÜ 86, 18 f.; 98, 8; 388 UI, 12 u. sonst). WahrscheinUcher scheint mir die Annahme eines curator absentis (D. 42, 5, 22, 1). GemeUus ist Soldat; wir kennen auch sonst Fälle, wo während der Abwesenheit des Sol- daten dessen Vermögen von einem solchen curator verwaltet wurde. So finden wir in einer xar’ olxiav uTtoyQaipil des Jahres 175 (BGU 447, 18 ff.) vom Hausvorstand aufgeführt Irjrö d6eXg>ä afvtjöv tpQovri^o- vx’ ifiov . . . etQ(aTiätij) imd lami ci'XTjg MavQsiravijg fv itfpjm T<fx(a) qppovTi^ofi(evm) vz' dfiov. Wir müßten danach auch hier qpportitftjj,’ erwarten; doch hat schon Mitteis (Reichsrecht 155. 217) darauf hingewiesen, daß alle Orientalen, so auch die Ägypter, die ünterscheidimg zwischen cura und tutela nicht so genau nehmen.

Nach Beendigung der cura (die vielleicht mit der Auflösung der Ehe zusammenfäUt) stattet ’OpeffToov^i dem GemeUus Rechenschaft ab:

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Paul M. Meyer; Papyrus Cattaoui

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loyo&tttiv (n, 3) bedeutet rationem reposcere, Xoyo^trrn ist der zur Recknongsprüfung bestellte (Verso 111, 28; IV, 4 usw.: s. S. 100);

jrpög uvt6v kann also nur heißen „nachdem er zur Rechnungslegung an ihn anfgefordert“. Bei Gelegenheit dieses Rechen- schaftsberichtes macht nun 'OQtOxoovtpi dem Qemellus Mitteilungen, die sich auf das Verhalten der X^ivßikg beziehen. Diese Mitteilungen sind nun leider nur Ifickenhaft erhalten; t. 5/6 findet sich xepl xpoixög, r. 6 xi\a\ztv&tt6a. Dann heißt es v. 8 ff.: xa[l T[jjg

ivxaXoviittrtjv [. . .] ftA[ijqp]6Wi tijv tot) X6yov rä^iv. X&ivßöig wird also der vtpaiQeaig, der Unterschlagung, wohl von ihrem eigenen Vater, beschuldigt.*) Es hat den Anschein, als ob sie ihr von GemeUus ich wage nicht anzunehmen, daß II, 7 fieraXXov, das deutlich zu lesen ist, verschrieben ist statt ysucXXov anvertraute Objekte bei- seite geschafft habe. In welcher Beziehung diese Objekte zu der nrpoi'l (II, C) stehen, weiß ich nicht. 7/ roö Xöyov xä^ig (v. 10) bedeutet „Rechnungsaufstellnng'' (vgl. X6yovg rätsaeo&ai BGU 136, 12; s. auch unser Verso IV, 2 ff.: (uxddtoxev . . . xotg Xoyo^dxaig xovg Xöyovg tüv xe dqitiXoittvcav ccvxä xfipaXadmv), vielleicht auch ,4nventarverzeichnis“ der anvertrauten Objekte (wie BGU 136, 12 f.: ypaqpiji/ |rü»' xuxcc]- XcKpd'tvxav, CPR I n. 18, 33 ff.) Als Verbum wird ein der ixpaCgiOig entsprechendes verlangt, etwa [vx]iiXtj<ptvai =• subtraxisse, surripuisse; also: „der v<puC(fsOig beschuldigt, schafft sie die Rechnungsaufstellung, das Inventarverzeichnis, beiseite.“

Dem Klageantrag der X9ivß6ig tritt also GemeUus seinerseits mit einem Klageanspruch entgegen; die Berechtigung des ersteren bestreitet er, beschuldigt andererseits die Klägerin der vgiai^fOig. Sein petitum geht dahin (v. 10): ifia&at ou[i'] ci vqisiXaxo dxavayxaa’&fjpai (»Jodovra«. Nicht er, sondern X^ipßoig habe ihrerseits ihm, was sie ihm unterschlagen, herauszugeben; er steUt die rei vindicatio an.

Replik (11, 12 18): X9tvß6ig hat dem GemeUus nichts unter- schlagen (II, 13: fiTjdlv itiv v<prjQije&ai xov rifisXXov^ mit

dieser einfachen Ableugnung begnügt sich der Anwalt; iler Xöyog xt/g vq>atpia6a>g steht eben nicht zur Verhandlung (vgl. P. Oxy. II 237 VII, 16) ; was die 700 Drachmen betrifft, so schuldet ihr GemeUus dieselben nicht als „Ehemann“’) kraft Dotal Vertrages, sondern laut zweier Banknrkunden über Darlehen. Die erste lautet auf 260, die zweite auf 440 Drachmen.

1) //xalov/idt^p ist passivisch gebraucht; iyxaXiit’ ncfl tivos s. Schol. Aristoph. Vesp. 756 u. sonst.

2) n, 17 ist wolil statt meines Vorschlages oiji tii[; ^rpoixu] 4^^' ‘ss' ösö- Ufiop besser mit WUcken zu ergänzen oyj ü[$ ärde"! 4^^.'

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I. AufB&Ue

Sententia des (II, 20— III, 4): Nachdem die beiden

Bankurkimden verlesen (II, 18 f.), entscheidet der dpjtdtxccnrifg: Den Soldaten ist verboten Frauen zu nehmen. (Daher können sie auch keine Dotal vertrage schließen: das wird ungefähr in der LUcke v. 21 f. gestanden haben.) Die 2. SiayQatpi/^ enthält nun aber nichts, was auf einen solchen Dotal vertrag schließen läßt; die 400 Drachmen sind also von Gemellus der Klägerin zurQckzuerstatten.') Was jedoch die 1. öiaygatpr^ betrifft ‘), so kann X9ivß6i$ mit den 260 Drachmen nicht obsiegen, da ihre Hingabe auf einem Dutalvertrag beruht (III, 3 f.: [;rJ(>oo(X()g dtxaict xovt&v i%ove<bv).

Neues petitum des Verurteilten (UI, 4 6): Duch das Urteil ist meine Klage gegen X9ivß6ig wegen Unterschlagung nicht konsumiert. Ich beantrage salvam mihi manere haue actionem. Das entspricht den Grundsätzen des Prozesses; die res iudicata bezieht sich nur auf das, was wirklich iiu Urteil ausgesprochen ist; eine vom Beklt^^n im Laufe der Verhandlung geltend gemachte Gegenforderung, die das Urteil nicht berücksichtigt, wird nicht konsumiert (D. 16, 2, 7, 1: si rationem compensationis iudex non habuerit, salva manet petitio: nec enim rei iudicatae exceptio obici potest; vgl auch D. 3, 5, 7, 2; 27, 4, 1, 4; 13, 6, 18, 4).

Dementsprechend erfolgt auch der Bescheid des a^x^dixuanjs (lU, 0 10): „Hast Du einleuchtende Beweise vorzubringen (ivu^yetg*) «3Tod[ft|Sftg), so will ich Dir sogleich Gehör geben.“

Damit schließt die uns vorliegende Abschrift des Protokolls.

4. Protokoll: UI, 11 22.

Entscheidung des praef. Aeg. M. Rutilius Lupus vom 24. Okto- ber 114.

Longiuus . . . Veteran (v. 12: taxQc^tBvö^ai) der cohors 1. Thebaeorum (equitata)^), der schon vor seiner missio im Besitz der

1) U, 26 ergänzen GrenfeU-Hunt i[notpalvio r^fieUovj, mir würde besser gefallen etwa d[xölot>9o>' r*.] oder i[vdiyxri F.J.

2) (ircnfell-Hant vermerken den Schreibfehler III, ätvrigav statt Tifwrtir.

Sie schlagen III, 1/2 ergänzend vor: 90« di [dxai] roß«» , was ja paläo-

graphisch ausgezeichnet paßt; nur will mir der Plural nicht gefallen; verlangt wird ein Wort wie 6<piiltTca.

3) Vgl. BGU 428, 4: iv]aQyäv irKX[rj\luirav.

4) Die cohors I. Thebaeorum eriuitata, der auch der Soldat des 6. Protokolls angehört (IV, 11), hat im Jahre 98 ihr Standquartier in Sj ene (CIL III, 14147 •); auch in Talmis in Nubien fiuden sich Inschriften von Angehörigen derselben; s. Cicborius bei Pauly-Wissowa IV, 334 f. 111, 13/14 inb A.covi){90vj bezieht sich wohl auf den decurio der tunna, luiter dem Lunginus gedient.

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Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui

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civitas R. war*), erklärt während seiner Dienstzeit in ehelicher Ver- bindung mit einer civis R. gelebt zu haben (v. 14: evvaxtjxivai).*) Die aus dieser Verbindung entsprossenen beiden Söhne’) beantragt er (als eheliche) zu bestätigen (v. 17 : c|ior i:ttx(fi&ijvai.).^)

Longinus Terlangt rechtliche Anerkennung seiner Söhne als legi- timi. Zur Entscheidung dieses Antrages ist aber notwendig die Fest- steUnng der Tatsache, ob die Voraussetzungen für die Legitimität vor- handen sind. Das petitnm läuft also auf ein praeiudicium hinaus. Praeiudicia sind Klagen, „welche lediglich den Zweck haben, eine rechtlich erhebliche Tatsache zu emiittelu und zu künftigem Gebrauche festzustellen“ (Keller -Wach, Römischer Zivilprozeß 189). In unserem Fall handelt es sich um die Frage: stammen die Kinder aus einem iustum matrimonium, ist Longinus ihr pater legitimus.

Es liegt nun aber die Verbindung eines miles civis R. und einer civis Romana vor; diese hat infolge des Disziplinarverbotes nicht den Charakter eines matrimonium iustum, wird vielmehr nur als (legitimer) Konkubinat betrachtet, nach der Dienstzeit aber in voll- gültige Ehe, jedoch ohne rückwirkende Kraft, verwandelt (Konkubinat 108 ff.) Die dem Antrag zu Grunde liegende rechtliche Tatsache ist also nicht vorhanden. Dementsprochend lehnt auch Lupus nach Be- ratung mit seinen adsessores’) den Antrag ab (v. 21 f.): i/dpipov di xatfQcc avt&v xoielv ov äyvoiia[t] (sic).

1) Darauf weist die ausdrückliche Bezeichnung 'Pufuic[fJov (v. 12) 6vra

hin; vgl. BGU 747 I, 7 ff.: roiV Ip rol« dtjuoaiatg jgfiait tolö rjopoii ovai 'i’oifia/oi; xui l4Xr[£«]>’dp{S<Fi *«[1] xdX[a\i ffreariiürai;. Die Veteranen, die erst bei ihrer nÜBsio die civitas erhalten, werden also nicht unter den cives K. einbegriffen.

2) Über uvvoixdv 8. S. 70.

3) Der eine derselben Lon^nus Apollinaris ist Tielleicht, wie Grenfell-Hunt bemerken^ identisch mit dem Verso HI, 17 genannten.

4) über ini-nglvtiv in seiner allgemeinen Bedeutung « rechtliche

Bestätigung einer schon vorhandenen Tatsache , probare, confirmarc s. Fiebiger, Leipziger Studien 15^ 422; Paul M. Meyer, Zeitschr. Savignyst. 18, 60; Heerwesen 126, 475; Orenfell-Hunt, P. Oxy. II p. 217 tf. ; Wessely, Wiener Sitzungsber. 142, 9.

6) V. 18: IfxX^cag {isra xäv pofu%&v eljt£v. Vgl. CPK I n. 18, 23 f: avv- taXi^cig s. auch col. IV, 12 unseres Recto:

fiträ T&v (piX<ov. über die Bedeutung von vo^ixog » adses.sor, rechtskundiger Beisitzer (consiliarius), s. Mommaen, ROm. Staatsr. 11^, 245 ; Hitzig, Die Assessoren der römischen Magistrate und Richter (München 1893). Vgl. außerdem CPR I, 18, 6; BGU 388 passim; P. Oxy. II, 237 paasim; P. Paria. 69 III, 8; 8. auch BGU 288, 14 If. Diese Zeitschr. II, 440 n. 49 ist nicht [aviinceg6vx<ov] zu ergänzen, sondern etwa [iyxaXovPXiov] Uoxafuovog xal cvv u^t&v [dia ....

YifuiifUKXtl xo>po/9<rfi{ftaTfia$|. ~ Ol vo^tnoi und oi tpilot sind identisch (coniites » cohors amicorum). Col. IV, 19 heißt es ßovXtvadfievog avv xolg «a9o[v]fft: er berät

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I. AnfsiUzC

Der Präfekt beschränkt sich aber nicht auf diesen negativen Be- scheid; er fixiert auch positiv das zwischen Vater und Sohn bestehende Rechtsverhältnis, ebenso wie im 5. Protokoll. Wie col. IV, 13 ff., wo sich gegonüberstehen ovx dävruTO .... ffTpuTfvöfitvog vöftiitov vCov ilHV und xXrjQovö/iov di avrbv (vgl. IV, 9:

xXtjpovöfiov yäp avibv räv löiav uxoXtXoixivai), so wird auch hier ein gleicher Gegensatz verlangt. Ich schlage daher zur Ei^nzung von V. 20 f. vor zu lesen: [jilv xXrjQov6]{iovg xcexaXtlxHv, vbiufutv

di cet. „Wenn Du auch nicht pater legitimus bist, so kannst Du sie doch als pater naturalis testamentarisch zu Erben einsetzen, wie jeden extraneus, der im Besitz der civitas R. ist. Denn da die Mutter civis R. ist, so sind auch die Kinder cives R. (im Gegensatz zum griechisch-alexandrinischen Recht: s. col. V, 6 ff.; S. 85)“. Das ist der Sinn der Entscheidung des Lupus. Dementsprechend möchte ich Vor- schlägen, den ganzen Pa.ssus der sententia des Präfekten folgendermaßen zu ergänzen und zu lesen (v. 19 ff.):

[«o]XlTui g[ xatdig <^slaivy £)g ix 'Paftalag [yeycvtj(ii]voi, ab (1. aol) abrovg xal (vielleicht statt il) d[^]lfi[g] s^effTi

[filv xlijpordJ/iovg xaraXtixstv, vöfuftov di x^ziga ttvrüv xoieCv ov (sic).

5. Protokoll: IV, 1 15.

Entscheidung des praef. Aeg. M. Rutilius Lupus vom 4. Juni 115.

’löldmgog, ein civis Alexandrinus {aozä v. 4), der mit Apd>rtg, einer civis Alexandrina (affzrjv v. 3) zusammenlebt (ffvpeXtjXt^ivai v. 3), tritt als Soldat in die cohors I. Thebaeorum (equitata) (s. S. 78 A. 4) ein, erhält den Namen Julius Martialis (od. Martianus). Während der Dienstzeit wird der AptSrig von ihm ein Sohn, &föd(opog, geboren.') ’laidagog stirbt als Soldat; in seinem Testament setzt er Sfödtogog zum Universalerben ein (v. 8f.).

Petitum der Xgäzig (v. G 10): Sie beantragt die Erbschafts-

steuer des 0c(idopog, wenn es bisher verabsäumt sein sollte, (von der Liste der Erbschaftssteuerzahler) abzusetzen (v. 7 : dxapxrjv av[r]oü dxo- TiffjJvKi). Ihre Argumentation ist folgendermaßen: ’laidaQog hat ©fd- dagog in seinem Testament als Universalerben eingesetzt; folglich ist

mit den Anwesenden; das s)>richt dafür, daS die Verhandlung nicht in Alexandria, sondern auf dem conventns stattfindet.

I) Dafür, daß das wülirend der Dienstzeit geborene Kind schon vor dem Diensteintritt des Vaters konzipiert ist, liegt kein Anhaltspunkt vor.

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dieser der Sohn (und zwar der legitimus filius: s, v. 14) desselben. Er ist also als solcher von der Zahlung der Erbschaftssteuer befreit.

Urteilsspruch des Lupus (v. 12 lo): Nach Verlesung des Testa- mentes und Beratung mit den Beisitzern (s. S. 79 An. 5) entscheidet der Präfekt: SsöömQog ist rechtmäßig als Erbe von 'loidcoQog

(Martialis) eingesetzt. Daraus folgt aber durchaus nicht, daß dieser sein legitimer Vater ist; als Soldat konnte er gar keinen legitimen Sohn haben. (Folglich ist &e6ä<oQog auch nicht von der Erbschafts- steuer befreit.)

Die Beohtsfrage.

Gnuidlage des Falles ist das Soldatentestamont des Julius Mar- tialis (’/tftdtopog). ’/ffi'dfljpog war vor seinem Diensteintritt civis Ale- xandrinus; nach seiner Ausmusterung in die Kohorte*) erhält er den Namen Julius Martialis. Wird er damit zugleich civis R.? Ich habe diese Frage früher in verneinendem Sinne beantwortet, neige jetzt aber dazu, sie zu bejahen. Daß zwar die römische Nomenklatur nicht be- weisend für die Civität ist, zeigt das 3. (s. S. 76) und besonders das 6. Protokoll unseres Recto (V, G ff.: S. 83). Gegen die römische Bürgerqualität des Martialis kann aber nicht ins Feld geführt werden, daß XQäiis von ’/ffidwpoj als äörög spricht; denn hier (v. 3 f) ist von den Rechtsverhältnissen vor der Dienstzeit die Rede. Für die Civität spricht die Tatsache, daß im 4. Protokoll, das ans demselben Kaiser- jahr wie das unserige stammt, uns ein Soldat derselben Kohorte be- gegnet, der schon vor seinem Diensteintritt civis R. war (s. S. 78 f.). Dagegen, «laß ’löCöagog als Soldat civis Alexandrinus bleibt, .spricht auch die Entscheidung des 6. Protokolls (V, G ff.), wonach der un- eheliche Sohn eines Alexandriners nicht einmal die civitas Alexandrina erhält (s. S. 85). Vor allem aber kommt für mich in Betracht, daß XgäTig, wenn auch ohne Berechtigung, für ©fddtopog Befreiung von der Erbschaftssteuer in Anspruch nimmt. Das kann sie aber nur unter der Voraussetzung, daß Julius Martialis als civis R. testierte und ge- storben ist. Denn nach römischem Recht besitzen ol Jiävv xgoar/xovreg Töv Tfiivrmvrbii' in bezug auf die vicesima hereditatum ^TdAna (Dio 78, 9, 5 ed. Boissevaiu; vgl. auch Plin. pauegyricus c. 37 ff.) Nach alexandrinischem Recht dagegen sind auch die filii legitimi in bezug

1) Interesgant istf daß ^on ^ cohora (s. Wileken in dieser

Zeitsebr. U, 168 f.) epricht, während das ottizielle anttgu v. 11 gebraucht wird (vgl. auch col. V, 6 9 mit V, 16); Vulgärsprache über-

gegangen; 8. P. Lond. I n. 178; BGÜ 423; Wileken, Üstraka II n. 1014. 1476.

Archir f. Pftpyratforichaog. UI. ]. 6

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I. Aufsätze

auf die väterliche Erbschaft der unterworfen. Das zeigt P.

Taur. I col. 7, 8 flf.: Danach haben unter Euergetes II. xard Tovg xoXirixovj v6[iovg xul tu tl>tjtp{<!fiaTU^) die Söhne auch bei väterlicher Erbschaft eine äarapj;jj zu leisten. Den xoliuxol vöfiot steht 6 rfjg X<i>Qag vöfiog (s. auch P. Teb. 5, 217. 220) gegenüber: ;r<iA(s ist

Alexandria im Gegensatz zur x^Q^/ Agjrpten. Ol jtohzixol voaoi repiiisentieren also das alexandrinisch-griechische Recht (daher das städtische) gegenüber dem ägyptischen. Es ist in römischer Zeit das spezielle Recht der cives Alexandrini im Gegensatz zum AiyvxxCav vdpog (s. z. B. P. Oxy. II n. 237 VII, 33) = inixcoQiog vojiog (P. Oxy, II n. 237 VIII, 34); zu diesen beiden Kategorien tritt als 3. das römische Recht, charakteristischerweise bezeichnet als tu tCjv 'Pufuuav eOvj. Nach alexandrinischem Recht gibt es also Oberhaupt keine Befreiung von der Erbschaftssteuer: wie in ptolemäischer, so sicher auch in römischer Zeit. Beantragt also Xgatig jetzt Befreiung ihres Sohnes als Erben des Martialis von der Erbschaftssteuer, so muß sie das römische Recht im Auge haben (das zwar auf ihren Fall gar keine Anwendung findet),

ist also geboren als unehelicher Sohn eines miles civis R. und einer civis Alexandrina: er ist peregrinus. Trotzdem erklärt der praef Aeg. die testamentarische Erbeinsetzung desselben für vollkommen rechtmäßig. Sie entspricht den Bestimmungen der römischen Kaiser hinsichtlich der libera testamentifactio der Soldaten. Diese ist erschöpfend geregelt durch Mandate des Nerva und Trajan (D. 29, 1, 1). Die Testierfreiheit bezieht sich nicht nur auf die Form, sondern auch auf den Inhalt des Testamentes. Bei Gaius (U, 110 etl, Seckel-Küblor) im Abschnitt de testamcntis militum heißt es: praeterea permissum est Lis et peregrinos et Latinos instituere heredes vel iis legare, cum aRoquiu peregrini quidem ratione civili prohibeantur*) capere hereditatem legataque .... Ganz allgemein heißt es in einer Verordnung des CaracaUa (C. Just. 6, 21, 5: a. 224): inter cetera quae railitibuB concessa sunt liberum arbitrium, quibus velint relinquendi supremis suis concessum est ...

Aus der Einsetzung des als xitjpovöftog des miles Julius

Martialis geht also an und für sich durchaus nicht hervor, daß jener

1) über die Hedcutung von s- Wilckcn, Ostr. I, 345 f. ; P. M. Meyer,

ZeiUchr. Savignyat. 18, 68 f. Der Ausdruck dnoez'i Munde einer Alexandrineriu ist allgemein zu fassen, kann sieb auch auf die vicesima hereditatum beziehen.

2) Vgl. I*. Amb. II, 43, 12 (173 vor Chr.); P. Paris. 62 I, 6.

3) Über die Testierbeschräukung der patres cives H. gegenüber ihren liberi peregrini bis auf Pius s. Pausan. 8, 43, 6.

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desselben ist, sei es legitimer, sei es illegitimer. Martialis kann in seinem Soldatentestament einsetzen, wen er wiU. 6fdda}(>os' ist pere- grinus, filins natnralis und extranens des Martialis: daher kann von Befreiung von der Erbschaftssteuer nicht die Rede sein.

6. Protokoll: IV, 16 V, 26.

Enderkenntnis des praef. Aeg. Valerius Eudaimon (s. S. 67 A. 2) vom 26. August 142.

Nur dieses liegt vor, läßt uns aber die Vorgeschichte und den Verlauf des Prozesses im großen und ganzen klar erkennen, üctavius Valens, der noch jetzt aktiver milos cohortis') ist, ein civis Alexandrinus (V, 6 ff.), hat während seiner Dienstzeit aus der Verbindung mit Cassia Secunda 3 Knaben (V, 12 ff.) erhalten. Nur auf den ältesten derselben bezieht sich sein petitum (V, 2. 8), das wohl darauf hinausläuft ßüxör cleax^^vai ilg ri)v tioXirciav rrjv ’j^if^avdQeiov (vgl. V, 10 f ). Auf die Eingabe des Valens und den ihm darauf zngegangenen Margiual- bescheid (vjtoyQatpij, subscriptio ) des praef Aeg. wird V, 19 ff. von ihm Bezug genommen. Es läßt sich vielleicht aus dem Wortlaut ent- nehmen, daß die Verhandlung nicht in Alexandria, sondern auf dem Konvent in der %mQa stattiindet (s. S. 84 An. 3). Seine ablehnende Ent- scheidung (V, 4 11) dehnt der Präfekt zugleich auf die beiden jüngeren Knatjen aus (V^, 11—26). Die Verhandlung erstreckt sich über 2 auf- einanderfolgende Tage.

1. Verhandlungstag: Anwesend ist nur der Petent Octavius Valens.*) Die Verhandlimg, in deren Verlauf Valens u. a. erklärt, daß er noch 2 andere Söhne habe (V, 11 ff.), wird, nachdem eine Entscheidung des praef Aeg. C. Avidius Heliodorus, des Vorgängers des Eudaimon, aus den Protokollen verlesen und der Vertagungsgrund bekannt gegeben, um einen Tag verschoben®): Die Kon-struktion IV, 20— V, 2 (s. Anm. 2)

1) Sein jflngiiter Sohn ist jetzt geboren (V, 14) und zwar aieortDOfifcu . . . ir (V, lf> tf.).

2) Nur so kann ich die Worte IV, 21 V, 2 erklären: x«l rijs ahias

dl’ rjr ihtt(/{9er[o] d^[l|r,i yivojUviif läflv wfpl d»i)yoefc[fi^cJa>»' ngdyfiaTog ivrv- Xovffat' jrjv firjx^Qav rijv roß tovrov » und nachdem der Grund der Ver-

tagung bekannt gegeben war, nämlich, „die Mutter des Knaben zu sehen und über die in Betracht kommende Zuwiderhandlung gegen die militärische Disziplin zu vernehmen.“ Sie war also am 1. Tage nicht anwesend, soll erst vorgeladen worden. Der Schreiber fügt dem nfgl d:T7jyoefu[/*^i'lwy (vgl. P. Fay. 106, 8) ge- dankenlos noch itfayiiaTog hinzu.

3) IV, 18: »pi juüi ; vgl. P. Oxy. I, 86, 16: [outo]s dl iilav

i* iii&s P. Fay. 133, 5: [üJirtp^oO Sl ijiug&v d[vo] xai rgi&v,

BGÜ 19 I, 5: vntgefyiiirfp vvr jigUyiia .. aygi ov ygdifia; P. Oxy. II, 237 Vn, 33: Tt]v dixr)» igflx; P. Oxy. I, 41, 18 u. sonst

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I. Aufsätze

schwebt in der Luft. Wahrscheinlich ist das Hauptverbum vom Schreiber im Hinblick auf dt’ i)v vntQt&iro ausgelassen. Zu vergleichen ist BGU 613, 27 ff.; ... xal diulaßai’ v^teQe'&rjxev t[ö] »päypa fx Toö äi’ayv(pe&iv[To]g vxofivtjftarog Moviauov. ixtl öl etjficpot' cet.

2. Verhandlimgstag: Es erscheinen Octavius Valens mid Cassia

Secunda (IV, 16 f.), derentwegen die Verhandlung am vorhergehenden Tage ausgesetzt war. Mit ihrer Vemehmimg xspl d]ttjyopev[fiiv]ay sipcly/iaTog (s. S. 83 A. 2) beschäftigt sich der Präfekt (V, 3: xal atjficpov ivTvxejp roig lg rovro *) xpäyfuxaiv). Dann

fäUt er nach Beratung mit den anwesenden adsessores (s. S. 79 A. 5) das Urteil (V, 4: ßtßatö ö vxsXä(i[ßa]vov).

Das Urteil geht dahin; Da 1) die während der Dienstzeit ge- borenen Kinder aller Soldaten des Landheeres, sowohl der legio (rd^ig) als der cohors (öxeiga) als der ala {ttXrf), unehelich sind (V, 4 6), 2) der uneheliche Sohn eines civis Alexandrinus die civitas Alexandrina nicht erlangen kann (V, 6 8), so ist der dem Octavius Valens während seiner Dienstzeit in der Kohorte geborene Sohn ö&vtog avrov, ^evog, durch kein vinculura civitatis oder familiae mit ihm verknüpft, kann daher nicht in die Borgerlisten von Alexandria eingetragen werden (V, 8-11).

An dieses Urteü knüpfen sich noch Fragen des Präfekten, Ant- worten des Soldaten und ein definitiver Urteilsspruch. Diese letztere Partie der Verhandlimg ist ira Protokoll ziemlich wortgetreu wieder- gegeben (V, 11 26);

Eudaimon; 'Du hast, wie Du gestern erklärtest, noch andere Söhne; wie alt sind sie, wann sind sie geboren?’ Valens; 'Der eine ist jetzt geboren, der andere aber ist älter.’ Eudaimon; 'Wo dientest Du, als der ältere geboren wurde?’ Valens; 'ln der Kohorte wie auch jetzt, wo der jüngste geboren.’ Eudaimon; 'Auch diese beiden sind in derselben rechtlichen Lage*) wie der älteste. Es gibt eben Bestimmungen, die man nicht übertreten darf (v. 19; tina axapäßard iaTiv)’. Valens; 'Vor kurzem hast Du selbst auf meine Eingabe mir durch subscriptio den Bescheid gegeben, falls ich abwesend sein sollte, würde mir durch einen Stellvertreter mein Recht werden. Was haben die Kinder verbrochen?’ (V, 19 21; aptt, iuv yBvijTaC öcxoötj(Utv^,

1) Vgl. P. Paria. 69 I, 6. Off. 13 ff. IV, 16 ff.: roig dtaiplgovat B. Wilcken, Pbilologns 53, 88.

2) Tcjis bedentet hier condicio; V, 6 legio; II, 10 l6yov rä^ig ratio, in- ventariom.

3) änodtjueiv ist der Uegensatz von Mriyiii' (s. bcB. die Ehekontrakte); vgl.

BGU 614, 19 f; iicc T/jv ergariiuv yov (_oiy (sic) ilg roif T(i«o[t;s]

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<sv ocvTog ft[ot] vaoyQÜilins (sic) *) di i^iitgöxov wioXaßetv (is d(x[ai]a. TC 7]dlxtj6uv oi xaiäcgj)

Darauf faßt Eudaimon sein Schlußurteil zusammen: Alle 3 Söhne des Valens können die civitas Alexandrina nicht erlangen.

Die Beohtsfrage.

Die Entscheidung des praef Aeg, basiert also auf dem Grundsatz: Kein uneheliches Kind eines civis Alexandrinus kann civis Alexandrinus werden. Maßgebend ist allein die Illegitimität; der status der Mutter ob sie Alexandrinerin ist oder nicht kommt gar nicht in Be- tracht: das uneheliche Kind ist dOriog (dOi/rrog), steht außerhalb des Bürgerverbandes. Das ist nicht etwa eine nur dem alexandrinischen Recht eigentümliche Bestimmung. Die Ausschließung der Bastarde aus dem Bürgerverbande finden wir auch sonst im griechischen Recht. IlttlXaxij (concubina) und das ist die Soldatenfrau während der Dienstzeit und vöfi'oi und sind oftmals gleichgestellt.

So berichtet Herodot (1, 173) von den Lykiem, daß dort die Kinder eines Bürgers und einer JtVi; ^ xaXi.uxtl nicht Bürger sind (ijr df ttvi)g äazug xal ö «güTog avzäv yvvalxa ^livrjv ij xailaxijv Tc:

Tixva yt'vetai). Allgemein formuliert diesen Satz Aristoteles {Iloh- Tixd 3, 5 p. 1278a Susemihl). Nach ihm genügt es zur Erlangung des Bürgerrechtes in einigen Städten, daß beide Eltern Bürger sind, auch I ö&ot werden Bürger. In manchen geht man noch weiter und läßt auch Kinder von Nichtbürgerinnen (|«Vot) zum Bürgerrecht zu. Doch betont er ausdrücklich, daß diese Bestimmungen nicht als nor- male zu betrachten sind, vielmehr meist nur in Zeiten der Not zur Anwendung zu kommen pfiegen aus Mangel an Bürgern (di evdeiccv zStv yvr/Cfiejv xolircav). Die Entscheidung unseres Protokolls entspricht also den Regeln des griechischen Rechts, so auch des alexandrinischen, das hier vom Präfekten zur Anwendung gebracht wird. Griechisches und römisches Recht stehen sich hier scharf gegenüber: in diesem er- hält jedes illegitime Kind von parentes cives R. das römische Bürger- recht, wie das ausdrücklich das 4. Protokoll (col. III, 19 ff.: S 80 f) erklärt.

Über den status civitatis der Mutter der Kinder, Cassia Secunda,

NaheliegenÜBte ist es, die evcntnellc Abwesenheit des Valens auf die Zeit der IxtSriiiia des Präfekten zura ticdoyi<iit6s (conventus) im Gau zu be- ziehen (s. S. 83). In diesem Fall soll er durch einen Stellvertreter (iMTeoxo, hier ganz allgemein ohne Beziehung auf einen bestimmten procurator) später Recht erhalten.

1) Statt inoyfdijitis , das wohl verschrieben ist, ist vxiyfaipat zu setzen.

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36 I- Aufsätze

erfahren wir nichts. Er ist, wie schon bemerkt, für die Entscheidung auch gleichgültig. Zwei Möglichkeiten sind natürlich nur vorhanden: Secnnda ist entweder civis Alexandrina oder civis R. In beiden Fällen würden unter normalen Verhältnissen die Kinder cives Alexandrini; denn die lex Minicia (Gaius 1, 77; Ulpian. 5, 8) bestimmt, daß auch die Kinder eines peregrinus und einer civis Romana stets peregrini werden sollen. Da sie mm aber infolge der mUitärischen Disziplinar- bestimmungen imehelich sind, können sie nach olexandrinischem Recht die civitas Alexandrina nicht erhalten. So sind sie, um den herodoti- schen Ausdnick zu gebrauchen, üri^oi, von der Ausübung der politi- schen und wohl auch sonstiger Rechte ausgeschlossen. Wie sich die Disziplinarvergehen der Soldaten in bezug auf das Dotalrecht an den Frauen rächen, so hier Ln bezug auf die bürgerlichen Rechte an den Kindern. Mit Recht ruft Valens aus: t( fjÖCxtjaav ol italäeg;

7. Protokoll: col. VI.

Entscheidung des i'äiog Aöyog Claudius Jidianus (s. S. 68 A. 1) vom 22. November 136.

A. Der Biebter.

Zum Verständnis dieses letzten Protokolls des Recto ist es not- wendig, die Kompetenz des als Richter fungierenden i’äiog iöyog, seine Stellung innerhalb der ägyptischen Fmanzverwaltung, besonders sein Verhältnis zum Fiskus, zu erörtern. Ich habe über diesen Beamten Ln der Festschrift für Hirschfeld S. 131 £f., bes. 148 ff., gehandelt. Da ich inzwischen nach nochmaliger Prüfung in einigen wichtigen Punkten zu anderen Ergebnissen gelangt bin, gebe ich hier eine Übersicht über die schwierige Materie, verweise im übrigen auf die genannte Abhandlung.

Die gesamte Finanzverwaltung der Ptolemäer untersteht dem äiotxtjTTjg in Alexandria; es gibt nur eine Zentralkasse, das ßaoilixöv. Der täiog Xöyog unter dem gleichnamigen Vorsteher bildet nur ein Ressort der äioixrjffig. Die Funktionen des ptolemäischen i'äiog iöyog entsprechen der Kompetenz, die ihm Strabo (17 p. 797, 12) für seine Zeit vindiziert: £jUog ä’ darlv 6 nQoeayoQtvöfUvog täiog X6yog og töv ädffffltörtov xal töv dg KaCoagu x(vcthv äipsMvxav (%erceaT^g iotiv. Ihm steht die i^traatg über das, was dem ßaOiXtxöv zufällt, zu. An ihn sind u. a. die ngoaziiut, die multae, zu leisten; deshalb findet P. Amh. II, 31 (112 V. Chr.) die Zahlung tlg rbv täiov Xäyov xät> ßaei- Xf'mv statt. BGU 992 (95 v. Chr.) wird das Erbstandsgeld bei Erb- pacht von Domanialland ßaeiXit dg rbv iätov Xöyov geleistet. Es gibt

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kein „Land des tdiog löyog“, wie icli in der Ilirsclifeld-Festschrift S. 133 f. annahm. In den obengenannten Fällen, wie auch in den Aktenstücken der Kgl. Bank zu Theben I IV, handelt es sich um die königliche Domäne (Staatsdomäne), um Land des ßaeihxöv. Das zeigt BGü 992 I T. 6: Das Erbpachtland, für das die Ti/itj an den i’äiog

gezahlt wird, gehört dem ßatftlixöv (ävHA^g>9ai elg ßaOikixöv cet.; 8. Hirschfeld-Festschr. 134). Der idiog Xöyog hat also mit Pri rat- gut, Priratläiidereien des Königs nichts zu tun; auf die Einkünfte aus diesen weist vielleicht die XQÖeoÖog xcxoQitJfiivrj unter dem ngoaräg (stQoOTtiTTjg) r^g x£x<oQiOficvtjg ngooööov (s. P. Teb. Index p. 612; Hirschfeld-Festschrift 132 A. 4).

So bleibt es auch in römischer Zeit: Der iöiog Adyog') bildet ein Ressort der Öioixrjöig, eine Unterabteilung des fiscus {tpcaxog dtjuöaiov =■ xi’ptaxog Xoyog: VI, 17; s. Festschrift 139). Er nimmt ebensowenig eine selbständige Stellung ein wie die übrigen Ressorts der dio(xijOig, so z. B. 6 xfjg vonuQxltt? X6yog. (Danach ist Festschrift S. 137 f. zn rektifizieren.) Dem vTCoxtlfisvov t:iiOrQaTr,y{^, xtofioyQaftitaTiia usw. (s. BGU 1 -f 337; P. Rainer 171; vgl. Wilcken, Ostraka I, 596 f.) ent- spricht das vaonlxxfiv ISia X6y^ (s. Festschrift 151. 153). Jedes dieser Ressorts hat die Kontrolle bestimmter Steuern imd Staats- einkünfte. So fallen die caduca, bona vacantia, b. damnatorum und andere Konfiskationen, Strafgelder an und imter das Ressort des iSiog Juyog. Er fungiert nur als procurator der Fiskalverwaltung. In bezug auf die obengenannten Kategorien (xä tig KaiauQa aCxxuv 6<peiXovxa) liegt ihm die t^s'xaffig ob. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Pro- zesse aufzufassen, in denen er als Richter fungiert. Meist sind es tJvxoq}avräSai xaxr/yop(ai (s. Festschrift 150), Delatorenprozesse; ge- werbsmäßige Ankläger (xaxijyoQoi: s. VI, 3, avxo^ät'xai) strengen vor dem Richterstuhl des i'dtog Xöyog Klagen gegen Personen an, die sie bezichtigen, Gut, auf das der Fiskus einen Anspruch hat, innezuhaben (s. Festschrift 149 ff.). Solche Fälle liegen vor in dem von Wessely edierten Wiener Papyrus (Festschrift 150 f) und in unserem Protokoll. Häufig fungiert als Vertreter des fiscus, der die Interessen desselben vertritt, der xpoaoöoxoiog (BGU 86H; 388); ich habe ihn (Festschrift 1.53 f) als Vorgänger des awtjyogog xov fcpaxäxov rafttiot) ’/iXe^aväpsiag

1) Zu der von mir (HirBchfeld-Feetachrifl 1C2 f.) gegebenen Liste ist auf Grund neu hinzngekommenen Materials nachzutragen: de Ricci, diese Zeitschr. II, 440 n. 49: [d»']Tii'e«qpoi' üxopt'/jgctTicgüv Mafxiov Moi(li[ov xpo»' rrä? !Si]ro Xoym' L f 'ASfiaroi Kaltaeo[s xov sjoptoe #ei>0 x: 17. September 120. Ebendort 430 n. 5, 12 ist die Er^nznng [fdijov Xnya ansgeschlossen; schon de Ricci hitlt sie fdr wenig wahrscheinlich.

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I Aufslltzc

xai j4lyvxTov charakterisiert. Um bona vacantia («de'tfjroT«) handelt es sich BGU 868 (Festschrift 152 f.) und in unserem Protokoll, um ÄpdtfTtftov für Bifank in jenem Wiener Papyrus (s. oben); zweifelhaft ist der Fall BGU 388 (Festschrift 153 f).

Zu den d; KaCeaga iftmeiv 6<ptiXovzu gehören auch die res sacrae (tb sie fallen auch unter das Ressort des tÖios Idyog (Fest-

schrift 159 ff.) Das IxiaTttxiMv CiQsmv, der qpo'pog ß(Ofiäv, das eioxgi- ■ux6v gehören zu den vxojiixTovta Idia Xoym.

Mit dem fäiog Xöyog, dem Ressort der Fiskal Verwaltung (der 6ioixrjaii.), hat aber bis auf Septimius Severus nichts zu tun der ovOtaxög Aöj’og. Auch hier sind meine Ausführungen in der Fest- schrift S. 154 zu rektifizieren. Der ovtSucxbg Xöyog, das Privatgut, die Privatdomäne des Kaisers (tb ovaiaxd, zweifellos dem patrimonium entsprechend) bildet ein besonderes Ressort (entsprechend der xfjrco- QtauH’ij), das nicht der dioixjjffig untersteht. An der Spitze desselben steht der procurator usiacus, ein Freigelassener (Festschrift S. 156).

Seit Severus werden aber die Funktionen des idiog Adyog erweitert; Er wird Bpj;(fpft’s ’^Af^ardpfiag xul A(yv:ttov ndatjg-, der procurator usiacus (J*iTpü:rog xmv ovöiaxäv), der jetzt dem Ritterstande angehört, wird Stellvertreter des «pj;(fp£i5g (Festschrift 157 162). Damit wird der Vorsteher des oüö(«xög Aöyog Untergebener des Idioslogos, also auch sein Ressort Unterressort des fdiog Xoyog. Erst jetzt wird der i'öiog Adyog, nachdem er das ägyptische patrimonium aufgenommen, ein selbständiges Ressort, gleichzeitig mit der Schaffung der res privata im Reich. Etwaige Schlußfolgerungen auf die Verhältnisse daselbst aus diesen Ausführungen zu ziehen, versage ich mir hier.

B. Gang der Verhandlong.

Die V'^erhandlung zerfällt in zwei gesonderte Teile:

1) eine <fvxo<paifToiärjg xarrjyopi'a (s. S. 87) gegen eine Soldaten- frau: Vindikation von 7 Sklaven seitens des fiscus (v. 3 18),

2) eine fingierte Depositalkl^e dieser Frau (v. 18 23).

1) Die evxog>uvTadTig xariyyopfa.

KazTjyoQovvteg sind ZktQiuiiav und ’AfioLöoio&g^) (v. 3); Beklagte Cornelia (v. 4), vertreten durch die Anwälte &sav und 'SlQtüov (v. 6. 12).

1) Dieser Name begegnet uns, worauf mich Wilcken aufmerksam macht, in einer Inschrift aus Koptos bei de Ricci, diese Zeitsebr. II, 602 n. 104: ’laiSi rijv 6’ öW#i)h‘ ’Atueoiaüs

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Anklage: Cornelia befindet sich in unrechtmäßigem Besitz von 7 Sklaven; sie sind ihr von lulius Aciitianus, der (vgl.

BGU 868, 12) gestorben ist, während ihrer evvßCmaig (s. S. 70) über- eignet worden (xaTaygaqisvTtov^) avriji; v. 5) (v. 4 6).

Beantwortung: Zwischen Cornelia und Acutianus hat keine gültige Ehe bestanden, da ihre Verbindung während der Dienstzeit des A. ab- geschlossen*) (v. 6 8). Die Sklaven hat Cornelia gekauft. Es werden vom 1. Anwalt auf dieselben bezügliche Urkunden verlesen (v. 9 11):

a) Kaufurkunde vom 12. Jahr (128/129) über MovOa (1) nebst einem Säugling*) männlichen Geschlechts (2),

b) Eaufurkunde vom 19. Jahr (135/13G) über ^dipvr) (3),

c) Urkunden über die Hausgeburt*) von 2 nicht benannten Sklaven*) (4. 5).

Weiter, bemerkt der 2. Anwalt, seien noch vorhanden Severus (6), ein Säugling von MovOa, und ’EAiriötjipo^og (7); eine Urkunde über die Hausgeburt des letzteren existiere aber niebt, es sei auch nicht üblich (?), von Knaben solche Urkunden aufzusetzen (s. Anm. 4): V. 12—15.

Urteilsspruch des Cätog Aöyog: Die nach der Dienstzeit des Acu- tianus erworbene*) Sklavin und das Sklavenkind, dessen Hausgeburts-

t) Ülier die allffemeine Bedeutung von xaraygdipfiv, xctTa-/Qa<ptj (pcracriptio mancipatio) » anf den Namen jemandea etwas umschreiben und übereignen s. Gradenwitz, Einf. i. d. Papyrusk. 104.

3) V. 8; ai'iißißlrixtt'ai. J^viißcillttr bedeutet „in Verbindung mit Jemandem treten“, wie zu jedem Vertrage so auch zur Ehe. Vgl. VI, 21: rocro tlrai rd yafitxbv avfißöXaiov^ zov^^y ydg ezQaxfVOH^i'Ovs oerto

3) tnrorirfrixds: v. 10; 08 cntepricht dem ö, 15 vxoziz9tog v. 13, ist = vno- luilios <iui est sub mamilla; s. van Herwerden, Lexic. gr. suppl. p. 860.

4) oixoyivtta v. 11. 14. 15. 17. Es werden entgegengesetzt ö>vi}v v. 10 und olxoytvtias v. 11; wie jenes Kauf und Kaufinstrumeut , so bedeutet dieses die Hausgeburt und die Urkunde über eine solche (die Glossen setzen es dominatus gleich). Hausgeborene Sklaven (olxoyBvitg = vemae) worden in den Urkunden ausdrücklich als solche bezeichnet; BGU 193, 12; olxoyivkg iovltxhv lyyovov; P. Oxy. I, 48, 4: JotUri olxoytvijg ix doülije; B. im Gegensatz dazu BGU 115 II, 13; [dof'l(öv) goe] Airijp ävri9{vTa mz’ fgoO r<5 [.£•.•■ Boi der Geburt scheint eine Urkunde anfgenommen zu sein, die als Erwerbstitel der Sklaven gilt; nach v. 15 zu schließen, würde dies aber nur bei Joüiloi olxoyirflg der Kall sein; doch ist darauf nichts zu geben: s. v. 11. Solche Urkunden sind uns nicht bekannt.

5) Sie werden bezeichnet als ‘ßpenrö; und tvmgoqiog. Sgtxz6g, 9ge7czij ist synonym mit oixotga^tjg, oixoTfitp, oixoytvtjg; Beispiele s. van Herwerden 1. 1. p. 372; dazu P. Oxy. H, 298, 5. 46.; s. auch Plin. ep. ad Traian. 58.

ist = simul nutritus, contubemalis.

6) V. 16 ist die Ergänzung /lezä zrjv y$vvri]9'iv nicht möglich.

B. S. 91 Anm 1.

/•

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I. Aufsätze

schein Cornelia nicht beigebracht hat, fallen an den fiscus (xvpiaxös idyog: 8. S. 86fif.) heim*), die übrigen 5 Sklaven lasse ich der Cornelia (v. 15-18).

2) Die fingierte Dotalklage.

Petitum der Cornelia: Ich fordere Rückgabe eines Talentes, das

Acutianus von mir als depositum erhalten hat, wie die Urkunde, die ich verlese, zeigt (v. 18 20).

Entgegnung des xaTt/yopog*): Diese Urkunde repräsentiert einen Ehevertrag; denn in dieser Form pflegen die Soldaten ihre Ehe ein- zugehen (v. 20—22).

Bescheid des fjtos Adyos’: Ich lehne die Darlehnsklage (sic) ab,

da sie auf einer ungültigen Ehe basiert (v. 22 f ).

C. Die Beohtsgrundlagen bei der avxoqjavTaätjs xarr/yopia.

Den Schlüssel zum Verständnis bildet die Behauptung der dela- tores (v. 5): xaTaygcc^iVTOJi' ccvrfji vnö . . ’y/xotmeroü äxitigovofttjrov iv TJ/g avtißiäafag *****^ *1*® Entgegnung der Cornelia (v. 7):

yäfiov v6y.iiiov fit) [y](yovtvtu .... xal (ciuijad'ai, endlich die Worte des Richters (v. 16): fisza rrjv «[TlpaTfi'lav ....|d’tv cet.

Die Verhandlung spielt im 20. Jahr des Hadrian. Acutianus ist kurz vorher gestorben; denn noch im 19. Jahr ist zwischen ihm und Cornelia ein Rechtsgeschäft abgeschlossen (v. 11). A. war Soldat, ist erst nach seiner Entlassung (v. 16) gestorben, und zwar «xAT/poi'dp»;Tog, ohne Hinterlassung von Intcstaterben oder eines Testamentes. Sein Nachlaß fällt also als ädtaxotov 0>onum vacans) an den Fiskus. Für diesen nehmen die delatores die 7 Sklaven in Anspruch; denn „sie sind der Cornelia während der Ehe übereignet“ (v. 6). Darauf ent gegnet Cornelia: „zwischen A. als Soldaten und mir hat gar keine gültige Ehe bestanden; denn Soldatenehe ist Konkubinat“. Die In- anspruchnahme auch der Sklaven als bonum vacans gründet sich also darauf, daß nach Ansicht der delatores ein Rechtsgeschäft zu stände gekommen ist, das unter Ehegatten verboten ist. Cornelia entkräftet dies damit, daß es sich mu Konkubinat mit einem Soldaten handelt. Das Rechtsgeschäft nun, das von Ehegatten abgeschlossen nichtig ist.

1) V. 17 ist ein praesens oder futurum zu erwarten; ein pcrfectum ist nicht am Platze. Also am besten (ifrKl>]qpOrI«fJrBi : über KraXafißüvitr fis ri rapiffoc vgl. Hirschfeld-Festschrifl S. 134. 144. Möglich wäre auch arftffffjtot; vgl. Straho 17, 737, 12; doch dafür ist die Lücke zu groß.

2) Er ist nicht identisch' mit einem der xarriYoeoinnit, den delatores; eher mit dem npoaodoxoid;; s. S. 87 f.

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Paul M, Meyor: Papjnia Cattaoui

91

unter im Konkubinat Lebenden gültig, ist die donatio inter vivos (D. 24, 1, 1. 2; 24, 1, 3, 1; s. Konkubinat 79).

Doch auch nach der missio hat Cornelia, die an sich zur Ehe qualifiziert ist, mit Acutianus weiter gelebt; ihr Konkubinat ver- wandelt sich in iustum matrimonium (Konkubinat 108); jetzt besteht also das Verbot der Schenkimg. Das im 19. Jahr, kurz vor dem Tode des Acutianus, abgeschlossene Rechtsgeschäft hat sicher nach der missio stattgefunden.

Nun bezeichnet aber Cornelia sowohl die Übereignung des 19. als die des 12. Jahres als ävtj, präsentiert Kaufurkunden. Ich glaube, hier handelt es sich um fingierte Kaufverträge (eine imaginaria ven- ditio ohne Gegenleistung). Die beiden Schenkungen sind mit \^or- bedacht in die Form des Kaufvertrags gekleidet, ebenso wie die yafuxa avfißölauc der Soldaten als Deposital- resp. Darlehns -Verträge figurieren. Cornelia selbst legt ja demselben Richter (v. 18 ff.) einen solchen verschleierten Vertrag vor.

Nur wenn wir donatio annehmen, ist die Entscheidung des idio^ Xöyog in unserem Fall verständlich.*) Ergänzen wir yevvtj]^ev, so ist sie unklar; denn warum soUte gerade das nach der Dienstzeit ge- borene Sklavenkind an den Fiskus fallen? Bei der donatio ist aber die Scheidung in Schenkungen an die Konkubine (während der Dienstzeit) und an die uxor (nach der Dienstzeit) notwendig: Erstere sind gültig, letztere nicht. Der Richter geht also davon aus, daß jedes während der Dienstzeit des Acutianus zwischen ihm und Cornelia abgeschlossene Reehtsgeschäft (außer der Bestellung einer Dos) gültig sei. Dementsprechend beläßt er Moi’Oa, die im 12. Jahre des Hadrian erworben, und ihre 4 Kinder (nur von ihr können die v. 11 genannten stammen, da ^äcpvrj erst im 19. Jahre erworben) der Cornelia. Für die Zeit nach der Dienstzeit schließt er sich den delatores an, donatio inter virum et uxorem ist nichtig: deshalb fällt Jatpv>} an den fiscus.

B. Verso.

Während der Beginn der 1. Kolumne des Recto fehlt, ist das V'^erso nach Grenfell-Hunt im Anfang vollständig, obwohl eine eigent-

1) V. 16 f. : tA (Wtk rij»' «[r]pBTtt(«r (oder auch j;«eKi]0(v auf

diesen terminns technicue für Schenkunfj [s. P. Grenf. II, 68. 70j verweist mich

Wileken ] irStttTioSov {= i[volr]qpOjiB{?]roi [f]/g ror xepiaxöv

lAyor. ’ÄcriOf'r wilre inkorrekt; doch einerseits ist in bezug auf die technischen Ansdrücke auch die 2. Entscheidung des lulianus nicht sehr korrekt (s. v. 19;

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I. AufsiUze

liehe Adresse nicht vorhanden ist. Das spricht dafür, daß die Rück- seite erst beschrieben wurde, als die Aktenrolle schon beschädifrt war, Greiifell-Himt nehmen für Recto und Verso denselben Schreiber an, besonders auf Grund orthographischer Übereinstimmungen in R. VI und im Verso. Jedenfalls hat dann dieser Schreiber seine Vorlagen nicht zu gleicher Zeit abgeschrieben; zwischen der Abschrift der ersten 5 Kolumnen der Vorderseite einerseits, der G. und dem Verso anderer- seits liegt wohl ein Intervall. Ein sachlicher oder sonstiger Zusammen- hang zwischen der Vorder- und Rückseite ist nicht zu erkennen.

Das V^erso enthält die Eingabe eines Soldaten, die auf Proto- kollen verschiedenster Beamten und auf Eigenem beruhend uns die ver- wickelte Geschichte eines Prozesses vor Augen führt. In bezug auf Genauigkeit, sowohl des Inhalts als der Form steht unsere Urkunde weit hinter der verwandten 'jietilion of Dionysia’ (P. Oxy. II n. 237) zurück, deren Bedeutung für das Rechts- und Verwaltungswesen des römischen Ägypten auch eine weit höhere ist. Es kommt dazu, daß col. II, 17 ff. und col. V viele Lücken aufweisen, die dem Scharfsinn der Mitforseber noch weiten Spielraum lassen, von col. VI imd VII nur einzelne Worte lesbar sind (s. S. 67). Ein glücklicher Zufall hat cs aber gefügt, daß uns ein anderer Papyrus erhalten ist, der sich auf dieselbe Angelegenheit bezieht und gerade die Vorgeschichte des Pro- zesses und das Endstadium in ziemlich klarem Lichte erscheinen läßt. Es ist das der von Kenyon veröffentlichte P. Lond. II n. 1!‘G p. 152 ff. Da er für das Verständnis imserer Urkunde von höchster Bedeutung ist, von ihr nicht zu trennen ist, außerdem erst durch die vorzügliche Nachprüfung Grenfells (Classical Review XII, 434) verständlich er- scheint*), gebe ich hier den Text der 1. Kolumne vollständig, den der 2., soweit es notwendig:

Col. 1;

Aal T£Ast>[TafoJi/ Neoxvdovg tov xp«rltfTo[t»] (vtbiIu- y^vov 6XQ(axyri[y&\ oqov Xjfäyfiaxt o{>Öi ov-

(2. H.)]d «Jto

ro)g dxrjQx(<}&[tj x]al ixl xD.ti Ixavbv dovg 3lQO(j[x^aQxtg(tv xCi SeoxvSn i6[xQa^xevauxo' xal Sw xovxo Ovtg-

5 ytXlwvä [ffTpa]to«£ddp[j;»j] xtfitlxu aür[öv] ixl xijv

ip »t<joxaT«#7jx5, V. 22: Sdvitov), andererseits könnte er sehr wohl den von der Beklagten gebrauchten Ausdruck gebraucht haben, da ihm ja eine angebliche Kaufurkunde vorliegt.

1) Soeben hat Wileken nach Revision des Originals noch einige Korrektnren beigesteuert. Nachdem Kr. Kenyon auf seine Bitte bereitwilligst eine nochmalige

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Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui

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xqCöiv xtt\ ort Xoyo&ixai idö^Oav [oflg rofig X6-

yovg {} ftt}rrj[Q töv] xaidCmy na^ie%tv avtöfg rtriv <SxffaT[r}y]ä i3favu[yx]d<Sai xovg Ao[yo]8'^rag ijärj xoxi XQäyfia dxuQxCoaf ’lovXiavög fijrfi». flöfg] Svva- 10 Tat axQoxtvoiu'vtiv xovxov xb XQ&yfia ix[l roii]g rdaovg

<iva»f/t9P'6'^v[oi;] :^aAA^i’cixog o[ x^Xe^vOov

yev€6&ai. 7[ovAtov6]g' ’Ev&äöt övv[axcu xb XQ&ylfta xigug i%HV tXiO&t T^vo] ßovXte&B yiiq\lxriv . . . Jofrrioi; fiojwi/jv ^oft[tTio]v tut' ilrjyr}xtv[aa]vx[a xal] ’Ayqixxti- 15 vot» avvxaxa^s/i^vov , ’lovXiavbg ilxsv' ^[o(i(]xiog xal (iBOtixevai vjiäv xal xpiveC xal [d]vxbg [d]exdxtvx£ ^^itgäv äxu(fxi69'il<^xay xb 5tj[tJri[;ta] dtaAc|o- [. . . .J . . af

Col. II:

19 ’Eaxlv d[I t]a 6<puX6ii£vu. ^dai'[f^öJaro OvaXigiog ’/4xoXcvdpiog xaqd xov (t{xrjXXax6[xo]g (lov xaxQog ’IovXCov ’AygixxBivov xa&' vxo- örj[xa]g xtxiXticjfiivag Öiä xov tv Köxxa yQa<pB(ov [tJw ß t. %tov

'AdQiavov, (lia (sic) (ilv 'A&vq ixl i>:r[oJ^j/xjj tXaicbvog 'fr

xttpaXaiov äqyvQiov ^ a $ ßx, äXXtjg dl Ahxilq ixl vxod'jjxr/

.... iIatä>t'og ir . . . ^ {| . . . . trpög dqyvQtov xsipuXaiov /\ a S xal [i(Ajl]ijg ixl vxa&xjxr] iXacävog fr d ... i^ ^ dxc'dmxev d d. <J>a^itvfo9 aQyvQlov xtqtaXaiov ^ a^ ß yi(ysxai) xijg vxo&t/xrjg xf<pa- X(aiovy 5 i^l Xoix(ttlg) fr ß. yi(ytxai) i{xl xb avxb) vxod^ijx(äv) xäv xirpaXaiov ^\yS^^ i^l i^l *o avxb XQOXBifxtvaig iXatüvog 1r|d. Kal bfioifog iSuvtiOaxo 6 aütög xarä äiayQa(p7)v .... xqaxt^iig dffy{v- 40pibv) 7\ o S äü. yt(v£xai) i(xl xb aiixb) öqieiXöfiBva /\ (.tf S ß<^]-

Betrachte!! wir kurz die alexandrinische (P. Cattaoui V.) und die Londoner Urkunde in ihrem Verhältnisse zu einander.

Die alexandrinische ist die Eingabe eines nicht genannten Soldaten (IV, 35) an einen nicht näher bezeichneten Richter, den 6 xpdxuJxog dioixr/xtjg ’lovXiavbg 6 dt£*fflv td xatd xi]v dixai[o]do0Cav zum luosi'xrjg tjfiätv xal xqixtjg (I, 1 3) bestellt hat. Die Eingabe enthält die Dar- stellung der bisherigen Phasen eines Prozesses, der zwischen dem Vater

Glättung des Papyrus Torgenommen hatte, ergab sich in I 16 die Lesung xal fitaeiTtvai iji&v. AnBerdem fanden Orenfells Ergänzung dixaprjiaat in 9 und meine Ergänzung fi)[Ti]paJ in 17 ihre Bestätigung. In 18 steht nach Wilcken nicht iimov, sondern eher ]qfvxtov. An der Identität mit dem Manne des alexandri- nischen Stückes zweifelt er darum nicht, sondern erwartet die Lösung dieser und anderer Schwierigkeiten von der nochmaligen Revision, der Orenfell-Hunt im nächsten Winter das alexandrinische Stück unterziehen wollen.

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I. Aufsätze

(leH Soldaten (I, 4 f.), lulius Agrippianus, und dann nach dessen Tode (IV, 12) von diesem selbst als seinem Rechtsnachfolger und einer Frau, Drusilla, im eigenen und im Namen ihrer 2 Söhne (I, 7 S.) geführt wird. Klägerische Partei ist Drusilla; sie tritt zuerst als Prozeßvor- mund, jtQÖdixos (I, 15), ihrer noch unmündigen Kinder (ovdexa Hvxtg Töf hä)v: I, 17 f.)*) auf; zur Zeit der Eingabe unserer Urkunde ist ihr ältester Sohn (. . äivriog mündig (I, 8. 16). Die Haupt-

klage richtet sich gegen die unrechtmäßige Inbesitznahme und Ver- fügung über vxaQxot^ct des Mannes der Drusilla, Apollinaris (I, 22), seitens des lulius Agrippianus in seiner Eigenschaft als Darlehns- gläubiger (I, 6). Der Prozeß spielt in Alexandria und in der 'Hqu- xXtiSov (legig des yi/pffit'otTijg, wo die Parteien domiziliert sind.

Die 1. Kolumne des Londoner Papyrus enthält das unvollständige Protokoll einer Gerichtsverhandlung, in der als Richter 'lovhavög fun- giert (I, 9). Unschwer erkennen wir in ihm den XQcniaxog äioixyxrjg cet. des alexandrinisehen Papyrus. Zum Schluß bestellt luliaiius auf Vorschlag der einen Partei unter Zustimmung der anderen den zfofUxiog 6 i^yjyrjxevaag zum fieaCxtjg und xptrvj'g (I, 13 ff., s. bes. 16: xal (iiaux- xevffi vjiäv xal XQivel. Das ist der luoeixtjg xal xpixtjg des

P. Cattäoui s. col. VI, 22 f.).

Als Parteien werden genannt . . . ]ofi'tfow (I, 13) und 'AyQmxeCvov (1, 14). Das ist erstlich der . . 6ivxiog ^IXixxog des P. Cattaoui, der also hier statt seiner Mutter als Ih-ozeßpartei erscheint. Auch auf diese wird hingewiesen (1, 6f.: [o< |g rovg ^.dj'ovg ») xäv] xai

duay nagdaxev). Agrippinus (sic) ist der als Rechtsnachfolger seines Vaters lulius Agrippi(a)nus’) in beiden Urkunden auftretende Soldat (P. Cattaoui IV, 35; P. Lond. 1, 4). Das konnten wir schon aus einem

1) Die Ipvoiiog ijUxia beginnt in Ägypten mit 11 Jahren (vgl. P. Paris. 41 mit P. Paria. 38, 22); von da ab ist man der Kopfsteuer unterworfen. Alle unter 14 Jahre alten heißen oiidxo} ävxie riXixia (P. Oxy. II, 27.3, 13), ovSiita 6vxii xüv {zäv (so hier u. P. Oxy, II, 276, 8). Wer sich dieser Grenze nähert, ist

xfj fwiigw ^lixi« (P. Oiy. II, 247, 12). Der Unterschied zwischen impuberes und miuores existiert für iyxaigioi nicht; wer unter 14 Jahren ist, ist Auch cives 11. wenien als impuberes genannt: der I, U.

17 steht gegenüber dem riog IV, 14 = ln Irxig ar roD Aatnaglov vöftov (BGU 378, 21) = minor viginti quinqne annis (s. S. 95). Die Ivpoyos ijXixia (actas legi- tima) der cives B. beginnt mit 25 Jahren. Doch ist der Gebrauch von &iftiXi^ bei cives R., besonders in späterer Zeit, kein konstanter, so z. B. P. Lond. I n. 113, 1, 11: [ärt Iv &(f]f]Xix6zr)Tt zzgb [vi)s fevd/iov rölv dxoei zzivzt

Iviavzäv xijv xgäatp InotTjoazo.

2) Dieser wird genannt BGU 73 (a. 135), vielleicht auch P. Lond. II n. 191 (unter Trajan); s. mein Heerwesen 132

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Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui

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anderen Papj-rus ersehen. Der BGU 378 genannte C. lulius Agrippi- (a)nus axQUTimrrig Itytäivos ji TQuVuvijg ’Jgj^VQäg ist identisch mit unserem Ägrippi(a)nus. BGU 378 enthält die Abschrift einer Be- schwerde über den iuridicus Calpurnianus, mit der sich Agrippi(a)nus an den praef. Aeg. L. Valerius Proculus (145 147) wendet; als ehe- maliger iuridicus ist Claudius Neocydcs genannt. Interessant ist der Vergleich der Selbstcharakterisierung des Petenten in BGU 378 mit einer ähnlichen Stelle des P. Cattaoui (s. S. 94 A. 1):

Catt. IV, 13 ff.:

tfiov di äg in via 5vtt xal dyvo- za Tov TtaTQÖg XQäy(t[ttz\a.

BGU 378, 20 f.:

&v«yxaaiv (sic) (it ygd^ai ßia axovra fnyjjdt'm yccQ clyQÜ(pag [. .JvTO hl, ivzbg äv zov Aaizm- qIov VÖflOV

Die 2. Kolumne des Londoner Papyrus gibt ein genaues Ver- zeichnis der verschiedenen Darlehen, die lulius Agrippi(a)nus, der Vater, dem Valerius Apollinaris es ist der Maim der Drusilla gewährt hat. Im Ganzen hat danach Agrippi(a)nus als Darlehn 5 Ta- lente 1400 Drachmen gegen Bestellung verschiedener Hypotheken an {fxäpxoyza des Schuldners im 2. Jahre des Hadrian (a. 117/118) hin- gegeben, anßerdem zu einer nicht angegebenen Zeit 1 Talent 1400 Drach- men Silber gegen öiaygaipi) Von der ersteren Summe hat

Apollinaris gegen Tilgung einer halben Hypothek 1 Talent 2000 Drach- men im 4. Jahre des Hadrian (a. 119/120) zurUckge/ahlt. Es bleibt also eine Schuldforderung gegen ihn von im Ganzen 4 Talenten 2800 Drachmen; mit Hypotheken belastet sind 10^ Aruren Ollandes. Von Zinsen wird nichts gesagt; auf sie nimmt eine Liste Bezug, die Agrip- pianus der Vater den ioyo&hat, einreicht (P. Catt. IV, 6j.

Unsere Liste, die der Sohn aufstellt, die also den Stand der Schuld- beziehungen nach dem Tode des Vaters repräsentiert, gibt uns die Darlelmsbegründung, die dem Prozesse mittelbar zu Grunde liegt. Wenn es P. Catt. I, 10 heißt: daviözijg .... i’rt U3cb zov ly Z. O’sov

’yidpiat'ov, so ist damit demnach nicht der Anfang der Schuldbegrün dimg gemeint, eher die letzte Darlehnsgewährung;- vielleicht war dies das zeitlich nicht näher bestimmte Scivtiov xazä diaypaipiiu zpani^ijg.

Die beteiligten Personen des Prozesses sind also: lulius Agrippi- (a)nus der daviieztjg und sein Rechtsnachfolger und Sohn C. lulius Agrippi(a)nus, der während des Prozesses miles legionis U Tr. F. wird. /Javtioäfievog ist Valerius Apollinaris; seine Rechtsnachfolger sind seine Söhne, . . dentius Philippus und ein auf Grund von Ansprüchen

an ihn tritt Drusillä, seine Frau, auf.

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I. Aufsiltze

Was das zeitliche Verhältnis des P. Lond. zum P. Cattaoui betrifft, so geht schon aus den bisherigen Ausführungen hervor, daß die 1. Kolumne des P. Lond. den Kolumnen V VII des P. Cattaoui un- gefähr gleichzusetzen ist (s. S. 102).

Die Beobtsfirage.

Die Darlehen sind also Grundlage und Ausgangspunkt der ganzen Angelegenheit. Sie sind aber nur mittelbare Ursache des Prozesses. Als Kläger tritt nicht der deäavcix(bg auf, vielmehr die Frau des dfdtt- vBidiitvog, Drusilla, und ihre Kinder. Der Schlüssel liegt in den Wor- ten des P. Cattaoui I, 10 ff.: xal tag ovx axtldfißavt rd btptMatva IKryt xtQiötnog avTov Tolg vofiifiotg /isacpyvov dvTiaövrog (wie nach Wilcken’s glänzender Vermutung zu lesen ist). 'Da Agrip- pi(a)nus die Darlehen nicht zurückerhielt, bediente er sich noch bei Lebzeiten des Apollinaris der ihm zusteheuden Rechtsmittel.’ Bleiben wir zuerst hierbei stehen!

Die Formel roig voft(fioig finden wir auch BGU .S01,l.^ff.

Ein Darlehn über 900 Drachmen ist gegen eine Hypothek auf 4 Anireu Landes gewährt worden: in einem Nachtrag erklärt die Schuldnerin u. a.: dc'cv /it) axodidä rotg n'fpl TOVTMr vofiinoig jc&ai. Das ist ein

sehr allgemeiner Ausdruck. Analog finden wir BGU 741, 27 ff.: dciv öi fn) [äjarodor, (rö äedavetxört) tk xarci Tijg vno-

&ijxtjg viiiufia 3rp[o]g ov (sic) tt «n /Sa(JtdJ[5] cet. Die griechische Hypothek ist Verfallspfand. Vom Moment der Schuldfälligkeit an kann sich der Gläubiger in den Besitz des Pfandobjektes setzen; der technische Ausdruck hierfür lautet dfißduvaig {([tßadeia)', diese gewährt, wie neuerdings zwei Papyri zeigen (P. Fir. 1‘), P. Rainer 28*); s. Mitteis, Zeitschr. Savignyst. 23, 300 ff., Wessely, Anzeiger d. Wiener Akademie 38 [1901], 101 ff.), dem Gläubiger Eigentum und ein unbeschränktes Verfügungsrecht (Mitteis, Reichsrecht u. Volksrecht 413. 441). Auch in unserem Fall ist roig vofu'fiotg fjrpjjacTo so zu verstehen. Das zeigt jetzt klar P. Oxy. III, 485, 32 ff. (a. 178); Tv . . . xoifjOavrai (loi rijv dxoöoaiv ^ fi’döfft XQt}iSöfit[v6v jts] rotg äpfitl^ovffi 3Tfp[l /]/i^dfi'«g pofidftotg d)g x|a&v)]x«( (vgl. P. Oxy. Hl, 653, 18). Agrippianus hat sich also durch ifißdrevaig in den Besitz der Pfandobjekte gesetzt

1) iäv äi fiTj inotol rijf itfo^faiuag iverderis i^dttra rf) iciapixvig

.... lnixazaßoXi]v Tfoiyeui toC inort&iifUvov , . ßeixov . . . xai *t6e&at ainiip .... ToCro xvgiois 6vzl zibv itißaiivtiv tls ttizl) . . . x«l

oIxoroiuTr atgl aitov xaO Sr /ctv aigäpTai Tfönov M röv ÜTtavtu ze®*'«»'

2) v. 32 ff : . . . [{nß]ttifvaam xgarflv xol xveKcci»’ xol diaxoiup

xai /£[ovau>v xüaap o/xlorojfillar xjar’ aitüv imtelttp.

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Paul M. Meyer: Papyrua Cattaoui

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(P. Catt. III, 5; III, 1; I, 31 f.). Und dazu ist er unter normalen VerhältnisBen ToUkommen berechtigt. Aber und nun kommt das, worum sich der ganze Prozeß dreht, seine Legitimation hierzu ist von den Gegnern bestritten. Das ersehen wir aus der Formulierung der Frage durch den iuridicus P. Catt. III, 1 ff. (s. S. 100).

Nachdem wir dies konstatiert, wenden wir uns zu den Worten P. Catt. I, 13 iftötyyvov äinix6vrog. Die allgemeine Bedeutung von /uatyyvog zeigt Bekker Anecdota p. Gl, 13: ti xapä /letfey-

yva. In den Nikareta-Urkunden von Orchomenos (223 170 v. Chr.; 8. Dareste, RecueU des Inscr. iurid. gr. p. 284 n. VU B, 146) finden wir das Wort in der Bedeutung des ptolemäischen <fvyypaq>o^vicc^*) und OvfißoXoipvXa^*): es bezeichnet denjenigen Zeugen, bei dem der Vertrag de- poniert wird. Meist bedeutet es wie auch [leoCTTjs (s. Mitteis, Hermes 30, 616) und wie jidaog den Sequester: Sequester dicitur qui certantibus medius intervenit, qui apud graecos 6 (idoog dicitur, apud quem pignora depoui solent (Isidor. Etymol. 10, 260). So haben wir auch hier fittstyyvog aufzufassen! Agrippianus ist nicht der einzige, der Ansprüche auf die Pfandobjekte erhebt. Bis zur Austragung des Streites, wessen Recht das bessere ist, sind diese Liegenschaften des Apollinaris se- questriert, einem Dritten in Verwaltung gegeben.*) Doch trotzdem nimmt Agrippianus die i^ßäxfvoig noch bei Lebzeiten des Apollinaris vor; der neadyyvog, der Verwalter, protestiert.

DrusUla und ihre Kinder erheben Ansprüche auf die vxaQxovrw, aber erst nach dem Tode des Apollinaris (P, Catt. I, 13 ff.) wird von ihnen der Kl^eweg gegen Agrippianus beschritten, seine Berechtigung, die vxäQxovttt in Besitz zu nehmen, bestritten. Der Klageantrag der DrusUla richtet sich nicht gegen ihn als Darlehnsgläubiger; diese Tat- sache bestreitet sie nicht. Sie bringt vielmehr Gründe vor, die ihr und ihren Kindern nach ihrer Überzeugung die Priorität gegenüber Agrippianus sichern, nämlich (P. Catt. 1, 20 ff.)

1) Apollinaris, ihr Mann, schuldet ihr die »poil,

2) ihre Kinder sind Erben des Apollinaris; ihre Interessen sind aber von den tutores testamentarii aufs gröblichste vernach- lässigt.

Die 1. Forderung basiert m. E. darauf, daß die wtÜQxovt« des Apollinaris der Frau „verfangen“ sind; ihr steht die xutoxfj ovaCag

1) 8. P. P. U n. SS'" ' “, 47, 83. 37j P. Magdola 14, 7; P. Teb. 104, 86. 106. 109 j P. Leyd. 0.

8) Rev. Laws 10. 18. 18.

3) Vgl. die Sequestration einer Erbschaft quoad fructns BGÜ 692 II 9 : [yc]- T^fuzra iv fuffvyywj/ucri (sic) Ictai (Mitteis, Hermes 82, 666); vgl. auch BGU 388 III 7.

Archiv f. P»pxm»forachang. UI 4. 7

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I. Aufatltze

(P. Oxy. II n. 237 VI, 22), ru atpl Tijg xaro^ijs di'xaia (1. 1, IV, 32) zu. Wie über so vieles, so gibt auch hier das Edikt dos M. Mettius Rufus (1. 1. VIII, 34 f.) die Erklärung. In den Katasterblättem der ipcTqacav ßißlio9i}xi] werden für jedes einzelne Grundstück nicht nur die Eigen- tümer und davtuftai eingetragen, auch Frauen und Kinder: naQart&i- To6av di xttl al yvvcclxeg raig v^oOtdiSeei r&v arSgäv iuy xuxü rivtt ^zrtj'wptoi' vöfiov xpoTfi'rct vxnQxovra, dfioiag di xal tu xixvu ratg Töv yovdojp olg ii fiiv did dtj/iotfiap teriiQijTat

tj di xrijOig fiCTÜ d’dvuTop roig rtxvoig xfxpuTtjTai . . . (s. Grenfell-Hunt, P. Oxy. II p. 142 f., Mitteis in dieser Zeitschr. I, 188. 189 A, 1). Zur Sicherung für die Rückgabe ihrer dos hat die Frau nach einheimischem Recht ein Pfandrecht an den vituQiovtu dos Mannes, und zwar ist dieses Pfandrecht ein privilegiertes*) (Beispiele s. P. Oxy. U p. 142; besonders P. Oxy. II n. 237 VIII, 22 f); es ist in den dtaarQäiiuTa der ^yxrrjaem' ßiß/Liod'tjxij eingetragen. Daß auch der Anspruch der Kinder des Apollinaris an den vxüqxovtu auf eine solche xuroztj, die XTfjOig nach seinem Tode, zurückzuführen, scheint mir nach dem Wort- laut unserer Urkunde (P. Gatt. I,22f) ausgeschlossen. Sie sind xAi^po- vdftot des Vaters, haben aber kein Privilegium.

Die nach dem Tode des Apollinaris angestrengte Klage richtet sich also

1) gegen den äuvfiartjg, der die unrechtmäßigerweise

im Besitz hat,

2) gegen die ixCxQoxoi (die tutores testamentarii), welche die Interessen der Kinder nicht wahrgenommen haben (P. Catt. I, 25flF. II, 14 f.; s. auch II, 1 9, S. 99 Anm. 3).

Die tutores fungieren noch; es kann sich also nicht um eine actio tutelae oder de rationibus distrahendis handeln. Drusilla gebraucht auch nur den Ausdruck fUfiq/ofi^vxj (P. Catt. I, 25; II, 14). Die ixh(fOXoi haften vielmehr nur für Versäumnis der diligentia boni patrisfamilias mit ihrem Vermögen (D. 27,3, 1 pr.). Sie werden deshalb auch vom iuridicus Maximianus für allen Schaden verantwortlich gemacht, den die dtptjXixig seit dem Tode ihres Vaters infolge ihrer schlechten Ver- mögensverwaltung erlitten haben, zugleich werden sie ihrer Vertrauens- stellung enthoben (P. Catt. II, 23flF.).

Die Hauptklage ist gegen Agrippianus gerichtet. Hier kommen für die Entscheidung die zwei Fragen in Betracht:

1) Im römischen Recht gewährt erst Justinian der Dotalhjpothek eine solche Priorität (C. Just 8, 17).

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a) nach dem Sävciov,

b) nach der »Qot^

(s. 11, 25: iQovei xal »pog rbv davsiatrfv . . III, 8: ipovOt xal npog rrjv ywaixav (sic) xbqI rijg xpoixög).

Wir wollen nun die Phasen des Prozesses, wie sie sich aus dem P. Cattaoui und dem P. Lond. ergeben, kurz betrachten.

Die Phasen des Prosessee.

1) Klage der Drusilla gegen lulius Agrippianus vor }iaxitjxutär/g (P. Gatt. I, 13—35).

Der Titel des Richters wird nicht genannt. Sollte er mit dem im 3. Protokoll des Recto am 25. Februar 134 als Richter fungieren- den dpxidixaatrjg Ulpius Asclepiades (R. III, 6: s. S. 74) identisch sein? Wir haben angenommen, daß Drusilla zur Sicherung ihrer :rpof| ein privi- legiertes Pfandrecht an den vxdpxovra des Apollinaris dtc r&v yafiixav evyyQatpäv erhalten hat, das als solches in dem betreflfenden dinörpciifia der iyxTijOBcov ßißho&tjxrj eingetragen. Sowohl von solchen Dotal- pfandrechten als auch von anderen Pfandrechten wie dem des Agrip- pianus — wird der ipxidixaöTt^s eine Anzeige erhalten haben, die in seinem Archiv niedergelegt wurde. Ist also die obige Annahme richtig, dann kann es uns nicht verwundern, daß Drusilla bei Geltend- machung ihres Anspruches gegenüber dem derzeitigen Inhaber der Pfandobjekte sich zuerst an den wendet. Dafür läßt

sich auch der P. Lips. 18 (Mitteis, Griechische Urkunden der Papjrus- samralung zu Leipzig, 1. Heft 1903) anführen.

’/loxktjaiddtjg erläßt eine einstweilige Verfügung (P. Catt. I, 30: i)9tXfjaiv); dem Agrippianus wird untersagt, rechtliche Verfügungen’) in bezug auf die vnäpxovru zu treffen.*)

2) *) Klage der Drusilla gegen die tutores testamentarii und lulius Agrippianus vor dem iuridicus lulius Maximianus (P. Catt. II, 10

-m, 14).

ln seiner d:i6ipuaig setzt der iuridicus die Entscheidung aus bis

1) Zu olxovofulv , olxovoiilai rgl. P. Fir. 1 (S. 96 Amn. 1); P. Rainer, 2S, 32 (S. 96 Anm. 2); BOU 94, 16. 233, 16. 483, 7. 667, 16 u. s. w.

2) Vgl. RcichezivilprozeBordnung § 817.

3) P. Catt. II, 1 9 bezieht sich auch auf unsere Angelegenheit; Antistins Qeniellus

(i. BOU 166 [a. 138 142]: rij; argatiias) ist der eine der beiden tuto-

res testamentarii. Es handelt sich also am die Klage der Dmsilla gegen die Vormünder (S. 98). Vgl. übrigens P. Catt. U, Itf. mit V, 11 ff. ; 6 Mfa|i]pu>ri'6E i Tji» fsiaTfolliyv . [pt}rä rcriVroc Kiltfov ffrearijfyÄ;] ß . Zu II, 8:

ri iviptf6fi[ir]a xfdtomu vgl. CI'R I n 18, 36.

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100

I. AofsHtze

zur Beendigung der {%izaaig. Diese soll durch die inssu iuridici (s. S. 104f.) vom (JrpaTt/j'dff innerhalb von 20 Tagen neu zu bestellenden iiflxQoitoi (tutores dativi) geführt und binnen fünf Tagen nach ihrer Bestellung vollendet sein.*) Für das je nach dem Ausfall der e^itaöig zu füllende Urteil gibt er eine Direktive durch Aufstellung einer Formel: iäv filv üjtoäetx^fj daviOr^s ilvca avTä vö^ufia, iuv

di &7iodeix9fj xal ff Tt ekußev (ii) Seövrag äxovofiijeag tovto dt- xXovv axoSä (III, 1 7)

3) Neue Verhandlung vor dem iuridicus Maximianus in Gegen- wart der neu bestellten ixixQoxoi (P. Gatt. III, 14 26).

Über den Ausfall der i%ixa6ig der ixCxgoxoi, die als Parteigänger der DrusiUa bezeichnet werden (IV, 7 ff.), hören wir nichts. Der 6xga- xrjybg 'Ageivotrov 'HgaxkeCSov fieg^dog wird jetzt vom iuridicus mit der d^^xaaig über die Aktiva und Passiva des Apollinaris delegiert (UI, 22 f.): xöv tot) vo(iov exgaxrjybv i^Exdöai navxa xbv xov vxoxgt'ov xöpov xal dv xöeoig iaxl xa ögieiXöfisva xal dtjlütfai avxm.^

a) Der ßxpaxr/yög bestellt seinerseits Xoyo&t'xat, und zwar zwei, einen auf Vorschlag jeder Partei (P. Gatt. UI, 27 IV, 1; vgl. P. Lond. I, 6). Die Xoyo&Bxai (s. S. 77), Kontrolleure, Rechnungsprüfer, sind Privatleute, die von amtswegen ernannt werden. Sie müssen das Vertrauen ihrer Mitbürger genießen; die hier fungierenden gehören zu den ersten Honoratioren der fiijxgöxoXig Arsinoe, sind gewesene Gym- nasiarchen. Der ffxgaxrjyög ist befugt, solche Xoyo&dxai auf Vorschlag der Parteien zu bestellen, aber nicht aus eigener Machtvollkommenheit, sondern kraft seiner, die eventuelle Bestellung einbegretfenden, Dele- gation durch den Oberbeamten. Das zeigt BGÜ 245, die in dieselbe Zeit wie unsere Urkunde fällt; der iuridicus delegiert wie hier den Oxgaxxjyög und fügt hinzu (U, 5): iäv ddij Xoyo&txXjV äovvai 6e>ai.^)

1) P. (Jatt. n, 26ff. : ih iäii[o]? «ffdyiiUTa .... x[a]9f{a> . . .

Sv ov .... III, 11 if.; xal fittü rijv xtigotorlav ivrös i iftitfäiv inag-

TioOdiv rät dlxttt. Zu ixagrl^eiv vgl. IV, 26 f. : roü rijg loyo9iaiat änag-

Tta/ioO; P. Lond. II n. 196, 8: (tö xpäy/ia) oii’ ovro); SjtTjpr/flfrfj)]; b. auch V. 9. 17; P. Oxy. I 117, 3f.; BGÜ 448, 26. Merkwürdig ist der Ausdruck änag- Tifciv TÜ; Slxat in bezug auf die die i^iraeit führenden Inirgtntoi.

2) Ein ähnlicher Auftrag wie dieser liegt BGÜ 106 (a. 199) vor: ein comi- cularius ISiov Idyoti wird von einem Vorgesetzten beauftragt: xävra rbv nogov .... xesworov To[6] ragElov tpgbvticov äva^rjrfiGai xal fv äetpaXsi woitjnac re dijlüva« ; ein anderer BGU 8 II, 29 ff. (a. 248) und CPR I n. 228. Gber den »deog als Grundlage für die Bekleidung der Utrovgylai s. u. a. BGU 6 II. 6. 11. 18. 91. P. Gen. I, 37. P. Lond. II, 199.

3) Vgl. auch BGU 77, 10. Mit den rOmischen arbitri haben die XoyoXUrai nichts zu tun. Sie sind die Vorgänger der discnasores der nachdiokletianischen Zeit, die uns in den Rechtsbflchem so häufig begegnen (s. auch P. Oxy. I 186, 33).

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b) Den A,oyo9e'rai. reicht*) Agrippianus die Liste über das ihm geschuldete Kapital nebst Zinsen ein, sowie über die Einkünfte, die ihm aus den {tsiu^xovra des Schuldners, seitdem sie in seinem Besitz, (sei es durch Fruchtgenuß, sei es durch Verkauf’), Verpachtung und dgl.) zugedossen. Nach der uns vorliegenden Eingabe des Sohnes zieht aber DnisiUa, unterstützt durch die tutores, in der Erkenntnis, daß das Besultat zu ihren üngunsten ausfallen werde, die Untersuchung hin, bis iulius Agrippianus stirbt (P. Catt. IV, 2 13) ’j

c) Nach dessen Tode erhebt sie von neuem Klage beim Gau- strategen'. Dieser weist sie aber an die Instanz zurück, bei welcher der Prozeß liegen geblieben: die Xoyo&hai. Der Auftrag des ffTpaTtjydg ist noch nicht erloschen. Als Delegat des iuridicus verfügt er auch, daß bis zur Erledigung der loyo9eeia die Früchte eines Jahres der sequestrierten vxäfxovta zu Geld gemacht werden sollen (i^ofyx’Qia- &7jvai: P. Catt. IV, 23). Den Erlös hinterlegt Agrippianus beim Bankier (P. Catt. IV, 26; f’a(£)l ovv (^apyvfiff&etfra yeiTtj/iara [e]d'{fiaTia97j). Da Drusilla die Sache weiter verschleppt, werden auch die Einkünfte der folgenden Jahre versilbert und der Erlös gleichfalls deponiert (P. Catt. IV, 32: ögoi'ug xc(TeeTä&7;aav xal Täv i^ijs dräv ^[pöjno- dot)*) (P. Catt. IV, 13-34).

4) Inzwischen ist Maximianus durch Claudius Neoeydes als iuridi- cus abgelöst. Das geht aus dem P. Lond. I, 1 ff. hervor. Hier sehen wir die Sache in einem anderen Lichte; die Darstellung ist, abgesehen von den wörtlich zitierten Bescheiden des P. Catt., eine glaubwürdigere, da wir die Abschrift eines Protokolls vor ims haben; ich nehme deshalb den P. Lond. zur Grundlage für das Folgende, zumal da P. Catt. V sehr lückenhaft ist.

1) Zu P. Catt. rV, 2: utriiaxiv ... di’ ToirixoC vgl. BGÜ 226, 18.

26: pfTfdödj) «fl« kp^viov v7trif{tov . . . ; P. Oxy. III, 486, 49. BGU 678, 1. 692 II 10; [^]ytfiovix6s «[iri)|e(ri]s; P. Oxy. II, 269, 13: 6ioixi]rix[o9j 6»iiett[ovJ; P. Tebt. 46, 5. 186. ToxiTtöt hat hier die Bedeutung von 6 M iiiv tÖttiov; 8. z. B. BGU 622, 1; vgl. P. Lond. II n. 196 I, 10: roijs rdjtovsi P. Catt. V,

27 ff.: OTfciTTiybg . . (mTjgirTjv [I]e roöro d«oraf5«sJ.

2) Darauf weist hin P. Catt. II, 32: 5 «foxeC 6 <J«v[e(«]T^S f|o>xoro-

(irptfr^oiy.

8) Diese Darstellung erscheint sehr unwahrscheinlich, da ja Drusilla bei der ioyo^iaiu nichts zu verlieren hat. Sie wird auch widerlegt durch P. Lond. I, 6 f. : öri loyo^^T«! H6971<7uv foijs robg X6yoi'g i] itTjTTjlg räv] xaiditop xagiexiv. Ob dies zwar gerade in dieses Stadium des Prozesses fallt, ist zweifelhaft.

4) Wir finden also gleichgesetzt yt^Tj/iara und TcgSeodoi, 9inatiSnv und xadurrtirai. ötgcrifti» setzt Ilcsychius = «Iirorifi'^vai ; vgl. Dittenberger, Sylt I’, 329, 66 60; van Herwerden, Lex. gr. suppl. s. v. Org«rrr«i; frfg« s. P. Oxy. II n. 237 IV, 18; 298, 20.

«r-

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I. Anfgiltze

Ägrippianus verpflichtet sich dem Neocydes gegenüber, vor seinem Richterstuhle in Alexandria zur Verhandlung zu erscheinen (P. Lond. I, 3 ff.). Mittlerweile wird er aber Soldat (railes leg. II. Tr. F.: s. S. 95) Ln Alexandria (P. Gatt. IV, 35; P. Lond. I, 4). Neocydes wendet sich infolgedessen an den praef. castrorum leg. II. Tr. F., den «rpa-roztf- dapjjijS*) VergUlianus (sic), mit dem Ersuchen xdfiiiiai avtbv ixl ti)v xgioiv (P. Lond. I, 5). Datm richtet er, nachdem er erfahren, daß die Sache seit langem bei den loyo&hai liegt, ein energisches Schreiben an den OrpaTtiyög ApoUinnris, die Xoyo9eTai anzuhalten, binnen 30 Tagen die Jioyo&eaia zu beendigen:

P. Gatt. V, 23 ff.*) P. Lond. I, 7 ff.

ij fiiv Xoyo9eoia xarä tu xpt- (Neocydes) rd ffrpa-

9ivta tvffecag «arapTjo8’»)[ö]frai, t[riy'\ä ixava[yx]doat tovg Ao[yo]- XQovorjati dl ’jIxoXiväQiog 6 tov 9dtag fjätj xotl tb xgäyfia axag-

vofiov (Stfattjybg ivtbg ijfjugibv A Tieai (vgl. I, 1 f : Neoxvdovg tov

T))v ioyo9e<Jiav yfvda[9ai] .... ttra xpaTiato[v] iutsiAufievov gtp<^a- /irj [r]f »A[fb]v xageixi}tg[t]. ogou rtä xgdy-

fueti).

Damit ist aber die Sache noch nicht am Ende; es folgt noch eine constitutio causae vor dem tribunus militum Sentius Maximus’) (P. Gatt. V, 32ff.). Dann findet eine Verhandlung der Parteien vor dem xpd- Tiarog dioixr/t^g lulianus 6 die'xwv tu xatce tfiv dtxai[o]doaiav statt (P. Gatt. I, If.; VI, 11 f; P. Lond. I, 9 ff.). lulianus, der in Vertretung des zur Zeit abwesenden iuridicus Neocydes fungiert*), bestellt auf Vorschlag des . . dentius PhUippus, dem AgrippiEinus zustimmt, wojv tov f£jjyijTfv[ffß]vta, einen gewesenen e’^ijytit^g von Arsinoe’), zum fieoltrig und xgiti^g (P. Lond. I, 14 ff.; P. Gatt. VI, 22 f.). Er setzt einen Termin von 15 Tagen für die Beendigung der Sache. An

1) S. mein „Heerwesen“ 153 mit Anm. 541.

2) Ans der Gegenüberstellanf; ersehen wir, daB der col. Y, 17 f. genannte

d xedriffrog dixa(odö[T]>)$ Neocydes ist. Maximisnns wird schon vorher V, 11 f. zitiert als 6 6 rijv ixtct[ol]i)v yfaxpat xtgl tä>v ytptiiiärap, ist nicht

mehr im Amte.

3) Zu jtliuejo; A ixl räv xfxQiiiivap vergleiche ixufia tHris xnl M t&v xixfiiiip(ap): BGU 613, 2; inäfXP wdior xal [f»l tJ«4v xtxpiftfvo)«'; P. Oiy. H, 237 Vm, 3.

4) Das zeigt P. Gatt. Y, 17, wo Neocydes (s. oben Anm. 2) nicht als yipoiupos bezeichnet wird (s. auch P. Lond. I, 1): s. S. 42.

5) DaB dieser nicht alezandrinischer Kxeget ist, ersehen wir aus der Frage

des lulianus (P. Lond. I, 9f.): /7ä[s) dtirarai etfattvoitipov tovrov tA xfßyiuc /w[l rot']; rdxov; Der bestellte (irOKt;; xal xftr^'g ist ixl täp

Töxap, nicht in Alexandria.

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Domitius reicht nun C. Julius Agrippianus die Eingabe ein, die uns im Verso des P. Cattaoui vorliegt. Die definitive Entscheidung des Domitius ist nicht erhalten.

Die Biohter.

1) Der iitaCttjg xal xptrijg. Der Ausdruck (leaittjg ist ein sehr viel- deutiger (s. Mitteis, Hermes 30, 616 ff.). Hier weist er auf eine schieds- richterliche Tätigkeit hin, mehr auf einen Friedensrichter als auf einen Berufsrichter. In gleichem Sinne wird das Wort iitairCa P. Lond. I n. 113, 1 (6. Jahrh.) gebraucht (v. 27): awßdßtjxev iiearjxi'av (sic) yt- [vi'a\&ai fie'eav ilQtjvixäv avÖQmv &ya&&v. Die Tätigkeit dieser fiidoi (= fiealiuC) wird entgegengesetzt der des d(xaori)p(ov, des ordentlichen Gerichts (1. L 29). In tmserem Fall greift der stellvertretende iuridicus, nachdem die Sache jahrelang durch die verschiedensten Instanzen ohne Erfolg hindurchgeschleppt, zu der Bestellung eines Vertrauensmannes beider Parteien als Schiedsrichter. Er ist ein angesehener Mann in ihrem gemeinsamen Wohnort, in Arsinoe, hat dort, wie die früher bestellten koyo^ixui (s. S. 100) eins der höchsten Gemeindeämter be- kleidet. Kal fitOfixivoi vfiäv xal XQivel, so lautet seine Bestalhmgs- formel (P. Lond. I, 16). Er soll zwischen den Parteien zu vermitteln suchen imd dann die definitive Entscheidung fällen.

2) 'O XQÜxiexog Sioixrjxijg lulianus 6 diexav xaxa xrjv dixaioöoeCav: lulianus, der den /iBaCxTjg bestellt, ist uns bisher nicht bekannt.*) Er ist diotxijttjg und zugleich stellvertretender dixaiodöxrjg (iuridicus). jdiixitv xi bedeutet administrare, so z. B. diBXscv xijv äpjrTjv, öUxttv xaxa xrjv xöXbv (Athenaios 6 p. 259 C). In einem Papyrus des Jahres 283 (P. Oxj. I n. 55, 4) wird der frapjrog «ptJravtg xrjg lajutQ&g xal la(i»Qoxäx[r]g ’0]|(vpi>yj;tröv) näXBag bezeichnet als äie- xa>v xal xoXBXixä: der XQvxavig verwaltet zugleich die städtischen Finanzen (den xoXixixbg X6yog, die xoXixixä jrpij^at«). Synonym mit diaÖBxöfiBvog (s. Hermes 23, 599. 32, 227) wird SUxmv nicht gebraucht; es fehlt der Begriff des Untergebenen, der an die Stelle des Vorgesetzten tritt. Der Ausdruck ist wohl ebenso technisch wie jener, aber nicht mit ihm zu vertauschen.*) Das zeigt auch unser Fall: der äioiXTjxtjg hat nur während der Abwesenheit oder Behinderung des dtxaroddtijg dessen Funktionen übernommen (s. S. 102 A. 4).

1) Er ist nicht identisch mit Claudius lulianus, dem lüiof Xoyoe des B. VI (s. S. es Anm. 1; S. 86 ff.).

2) Jioixäv findet sich nicht so gebraucht; P. Amh. II, 72 ist nach Wilcken (in dieser Zeitschrift II, 127) zu ergänzen: &itaixrj[r]^ SioiK(tjaea>f) f. . . .] 'Ep/io- xol(tTov}.

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I. Aufsätze

Der äioixtjT^g (s. Hirschfeld -Festschrift 145 ff.) nimmt im 3. Jahr- hundert die Stellung des ptolemäischen Finanzministers ein, ist als solcher der Vorgänger des xa&oXcxös = rationalis Aegypti. Auch P. Oxy. III, 513‘) aus dem Jahr 184 zeigt ihn uns in einer analogen Stellung (s. auch P. Oxy. III, 533). Ob um die Mitte des 2. Jahrhunderts seine Funktionen auf Alexandria beschränkt waren, was auch ich aus den uns inschriftlich erhaltenen Titeln JxiTQOxog fztl äcotxtjaimg [’yi/A£|avJpft«s] = proc. ad dioecesin Alexandr(iae) geschlossen habe, muß noch dahin- gestellt bleiben. Jedenfalls nimmt er noch am Ende des 2. Jahrh. trotz umfassender Funktionen eine niedrige Rangstufe ein: der P. Oxy. UI, 513, 28 ff. (a. 184) genannte ist Tom orpcrjjydg zu seinem Amte avanziert. Das spricht für die Amiahme Hirschfeld's (V. G. 263 a. 9), daß er im 2. Jahrhundert sexagenarius war.

3) Die iuridici: Wir haben schon bei der Darstellung der ein- zelnen Phasen des Prozesses die als Richter fungierenden iuridici Alexan- dreae = i. Aegypti = missi in Aegyptum ad iurisdictionem (^Aiyvx- Tov xal ’AAf^uvdpei'ag) öixaioäörai,*) kennen gelernt. Danach ist der Nachfolger des luUus Maximianus: Claudius Neoeydes (s. S. 101); als sein Torübergehender Stellvertreter fungiert lulianus.

Die Amtszeit des lulius Maximianus ^Bt sich bestimmen nach dem argocTriydg Cerealis, der von ihm delegiert wird (P. Catt. U, 4; vgl. V, 15 f.). Dieser ist für den 15. Februar 139 als orparrjybg ’Hpu- xkddov fieptdog tov ’Apaivoeirov bezeugt (P. Grenf II n. 46a, 1 und Verso). Unter Claudius Neoeydes ist Apollinaris öTparrjyög dieser ittpt'g (P. Cattaoui V, 26 f: s. S. 102); er wird als solcher in mehreren Urkun- den des Jahres 140/141 genannt (BGU357: 30/31. Januar 141; BGU 353 355; vgl. BGU 613, 38). Damit erhalten wir also als ungefähre Ansetzung für lulius Maximianus das Jahr 139, für Claudius Neoey- des 141. Die Liste der iuridici dieser Zeit (s. zuletzt Stein in dieser Zeitschr. 1,446) ist also zu modifizieren:

Sex. Cornelius Dexter (Wende des Hadrian und Pius) lulius Maximianus (c. 139) Claudius Neoeydes (c. 141); unter ihm ist der dtccxtjttjg lulianus vorübergehend Stellvertreter Calpumianus (April 147) Calvisius Patrophilus (147/148).

Unser Prozeß spielt demnach in der Hauptsache, wenn wir von der Ver- handlung unter 'AexXrjxiädtjg (s. S. 99) absehen, zwischen 138 und 147.

1) V. 28ff. ; f3riaro[)li;r r]o{' xforittTov iioixritov OitaziSiov (1. Ovivuilov)

'PfoltiiyfAio]» .... toö o[t]e<ittjijfij«ai>TOs.

2) S. CIPelop. I, 1600: Cn. Cornelius Pülcher (e. Prosop, I p. 460) AlyvTtxov xai AXt^ariffiag iixaioiirrig. Außer diesem ergibt sich als weiterer bisher un- bekannter iuridicuB aus P. Oxy. UI, 57b (2. Jahrh.) Flavins Priamus.

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Was die Kompetenz des iiiridicus betrifiFl, so zeigen unsere Urkun- den deutlich, daß die örtliche Zuständigkeit sich auf Alexandria und die xaga erstreckt (Mommsen, R. G. V, 567; Jouguet - Collinet in dieser Zeitschr. I, 306; Wileken ebendort 312). Da es sich in unserem Fall aber um cives R. handelt, so ist die Frage, ob er für aUe Bewohner der zuständig ist, damit ihrer Lösung nicht näher gebracht. Das

ständige Forum des iuridicus ist Alexandria; hier üben die ims in diesen Urkunden Begegnenden ihre Tätigkeit als Zivilrichter aus. Das zeigt besonders P. Lond. I, 3f. 9f. (s. auch P. Catt. II, 3. 17. V, 12. P. Lond. I, 7). Die Frage nach der sachlichen Zuständigkeit ist schwerer zu entscheiden. Mir scheint, daß die iuridici in unserem Prozesse als Vorinund- schaftsrichter kompetent sind. Die zuerst vor dem iuridicus Maximianus von DrusUla anhängig gemachte Klage (P. Catt. II, 10 fif.) ist in erster Linie gegen die tutores testamentarii der Kinder gerichtet, erst in zweiter Reihe steht der davtiazi\s. Als Vormundschaftsrichter liegt dem iuridicus auch die Vormundschaftsbestellung ob. Nach Ulpian. D. 1, 20, 2 ist ihm dieselbe zwar erst durch Marcus zugestanden; die Papyrus widerlegen aber diese Angabe. Natürlich bedarf der iuridicus eines Exekutivorgans, das, mit den örtlichen Verhältnissen vertraut, auf seinen Befehl die tutores auswählt: das ist der azpuijybs rov vo/iov. P. Catt. II, 17 fiF. erklärt der iuridicus: ygdtfra tc3 toü vofi{ov fftrpanjy]c5 Tva rols naiöloig Svo (wroxarafftadöfft, III, Off. befiehlt er

zum Schluß: jrsipotovijffiftfovTai*) Öh ivrbg x rjjitQäv vnb roü dTQaz^yov (z<n<y voiiov. Das entspricht vollkommen den Worten des von Erman (Zeitschr. Savignyst. 15, 241 ff.) besprochenen Genfer Papyrus (s. bes. IV, 6 ff. 11 ff.: dxoAotiff'us [o/g f]y(ia(fi£v 6 xgdziazog ^[ixalioddnjs cet.). Auf Grund desselben hat er mit Unrecht den Satz aufgestellt: Der OzQuzrjyög, der überhaupt selbständige Gerichtsbarkeit besitzt, bestellt den Vormund kraft eigenen Rechtes (ihm folgt Wenger, Papyrus- studien 139). Der OzQuxrjybg fungiert vielmehr hier wie sonst, sowohl auf dem Gebiete der iurisdictio contentiosa als der inrisdictio volimtaria so bei der Testamentseröfihung nur kraft Delegation dos Ober- beamten. Wie die loyo&hai (P. Catt. III, 28 ff.: s. S. 100), so werden auch die tutores vom ozQuzijyög iussu iuridici besteUt. Die Stellung dos azQuzrjyög in unseren Urkunden entspricht dem, was ich in der Berliner Philologischen Wochenschrift 1902, 816 f. kurz ausgeführt habe.

Schöneberg-Berlin. Paal M. Meyer.

1) Ygl. den ngt^avig, der als Sprachrohr der ßovXii die zu

iftxoviffUct bestellten ßovltvraiy die aiQt&h'tfg vTtb itgariarTig ßovli^g, verkündet (BGC 8 n, ö. 17. 23; 362 ID, 1. V. Ij CPR I, 20 I P. Amh. H n. 83, 6).

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P, Lips. 13.

Im Nachstehenden soll eine Urkunde der jungen Leipziger Papyrus- samnilung veröflFentlicht werden, welche durch Umfang und Inhalt be- sonderes Interesse beansprucht. Es ist ein Stück aus dem Protokoll eines Stralprozesses wegen eines Kaubattentats und gibt eine so leben- dige Vorstellung von dem Vorgang, gleichzeitig aber auch von der Genauigkeit der gerichtlichen Protokollführung, daß es zu den wert- vollsten Stücken der Sammlung gezählt werden muß.*) Anfang imd Ende fehlen.

H. 31, Br. 124 cm. Kursive aus dem Ende des IV. oder An- fang des V. Jahrh. Aus Hermupolis in Mittelägypten. Durch- korrigiert von 2. Hand.

Kol. I.

Uuzusammenliängende Wortreste.

ij' ... Herminu(s) a]d(vocatus) d(ixit): (jpK>'£p[«? . . .].

9 I Ebroi' OTi 6ovX6g tlfu. IlaQafUvei

11 .... [Acjholius d(iiit): "Eya xtrrd rov .... (xov fu-

13 1 xtn’ avToU . ... ov. Herminu(s) ad(vocatus) d(ixit):

15 [Acjholius d(ixit); Ovx t avroi[ ]

r] töioV xoi 'fj fjjca -frupa X**!“**^ xeivtcu t.[ ]

18 r?]oT£ (Qiiiiev riv liOov.

19 . . .| . ttt . . . . f/3[oI?]£v t[öv] A^do|e]. [H]erminu(s) ad(vocatus) d(iiit):

21 •] x£l£t'Sov avTÖ^vy tiatX9eiv. Herminu(s) ad(vocatus) d(ixit):

Spuren von 3 Zeilen.

15 und öfter of’x’ Pap.

1) Der Papyrus war mit 45 anderen Stücken bereits für die erste Lieferung einer von mir projektierten Ausgabe der Leipziger griechischen Papyri gedruckt. Da jedoch eine von Herrn Prof. Wileken freundlichst an den Originalen vorge- nommene Revision dieses sowie der ül)rigen Texte noch vielfache Gebrechen meiner im vorigen Winter hergestellten Transkriptionen ergab, hatje ich mich entschlossen, den im Buchhandel noch nicht erschienenen Druck zu beseitigen und durch einen Neudruck zu ersetzen. Für den vorliegenden Abdruck habe ich Prof. Wileken gebeten als Mit -Herausgeber zu zeichnen, da erst nach den von ihm hergestellten zahlreichen Rektifikationen meiner Lesung das volle und richtige Verständnis des Hergangs gegeben ist, und ich erfiUlo eine angenehme Pflicht, wenn ich ihm für seine Unterstützung herzlich danke. L. Mittels.

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Mitteis-Wilckcn: P Lips. 13

107

Kol. II.

7|{TaO^ ti ftSvog oirog rjv JdoiUoj fux’ avxod. 1

Fl(avius) Leontius Beronician(us) v(ir) c(larissimus) pr{eses) Tebaeifdi.s) d(ixit): 2 Movog iaxiv ovxog 6 lntX9i>v xal exepoi; Filammon d(ixit): Tiaaaqig tiaiv, ^UQyÖQtog xol exigoi. ETnri, xlvcg tlalv fttx' avroH, aviög oldiv xovg

«vvSovXovg ittvxoxl. 3

Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Etiti rag nfoariyogUig 4 ciVTÖiv. Filammon d(ixit): Ovx cutficv avxoiig, avxbg olätp. Etny avibg nopräi' x«2 . Tj/j’O)!' bvöfictxa avxmv, avxbg oldtv avxovg.

Fl. Leontius Beronidantiis) v. c. pr. Tebaei(dis) d(i.vit): Ilöaoi avvtitijX9ov 5 Spo «ot oinlxai; Aeholius d(ixit): Movog (itxa toö xxaidtov iya ^iixjv.

Fl. Leontius Bcronician(us) v. c. i>r. Tebaei(dis) d(ixit): Eixte xb äXt]9ig. Acho- 6 lius d(ixit): JWdi’og xjfn/v fitxc'i toO xiatdiov.

Fi. Leontius Beronidan(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Expolia. C[u]mquo ex- 7 poliatus fuissct, d(ixit): 'Eyco tifti fiövog Kal 6 luxqbg ixch’og v(og rravv xxyyidvoav. Filammon d(ixit): Jvvaxai b Xoyiaxijg liiuiv oxi xxoXXoi ci’aiv.

Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Eiaayba9m S Xoyusxfjg öv 8 xoloücui' fiägxvv. Inducto Hermaione curatore civitatis Hormupol( )

Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Mdgxvgd ai xtxlijxoa« 9 Tcöv n^ayfilvxav. Al^cig di tag iXtv9epog äXtj9!j. Tlva löqaxag ^ xiva xixöXfit/xat; Hermaion curat(or) e(?) d(ixit): ’Otpt xtavv

ßa9[t(\ag ■öpiUlor Tjxotida ^;r2 olxiag ytov xvyyävtav xcrl 10

ijcffitp« xovg natSdg fiov &axi yvävai xxjv aixlav. xal cvpxjxaOi

xovxov <^xbvy Aavvxqlxiov f[. . . Jdfifroi' xal xvxxxöfuvov vnb yaXXiaqlmv xal inoCijaay avxovg dvaextiXai xi]v äxa^t'av. 11

[Fl. Leontius Ber]onicianus v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit); Uöaot fjOav oixlxai; 12 Hermaion d(ixit): Jvo ■qffov ixxt rj xgeig, öipc näw ryv. Senecion d(ixit): 'H^uh9r) xal 6 Xoytoxiig xva xavxa xbv axglßa daeX9tiv

[xol fjjTfrv'?] IIoXXol av9qwtoi tiaiv ot övfA&övtts «[lg tj)!'] oixlav, xqiä- 13 xovra xal xiaaiqdxovxä tiaiv. Hermaion curat(or) e(?) d(ixit): Ei iirj rfiav nqbg oixla fwv, näXai av 6 'Aavyxqlxiog TCTfAtviijXfv, tÖv Ttuvxoxqäxoqa.

[. . .] 8en[ec]ion d(iiit): KaXmg ätSdaxti. AUxi} oixla ^[yyüj? ti)]g oixlag 14 toö Xoyiaxoi} iaxiv. 'O Xoytaxrig ixti ftivti.

Fl. Leontius Beronicianus v. c. pr. Tebaei(dis) d(iiit): Tlvtg tiaiv ot ixtxü 15 aov fyoöov toApijoovttj, xorcpijvuffov. Aeholius d(ixit); Avo rjaav jxqoxtqov, iyü xal & fitxqög, juxa taöta riX9tv avvdovXog fiov fuxä tqv fidyrjv, fuxd xtjv Xvaiv xfjg pa;^[r/g]. Herm[i]nu(s) ad(vocatus) 16 d(iiit): ’AvtjQ ö4i6niaxog liutqxvqtjatv xiqioxtvmv t^j ’EqiiotntoXix&v.

Fl. Leontius Beronicianus v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): xa dvöfiaxa 17

Töv avvtxttX96vxa>v. Aeholius d(ixit): Tb naiSlov xal roqyoviog b Xiy6- jitvog xaxaaxiiv xag ytiqag avxov.

4 1. itiuv. 4 nr\yav (vielleicht V) oder orijj’mv = ödqy&v?

7 tifii verschrieben für qpTjv. 8 ennupol^ Pap. 10 y in yaUtaploiv (vgl. galearius) korrig. ans x.

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108

I. Aafs&tze

18 Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tcbaei(dis) d(iiit): 'Ekev&igol datv ^

oix/rnt; Aeholius d(ixit); /loWot ti’dii'.

19 Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. TBbaei(dis) d(ixit); Tlvog doülot; Acho-

lius d(Lxit): Zeqylov tov SidTtoiov fiov. Senecion d(iiit): ’Axdv

iauv 6 SiajtoTiif airäv. ’Eni]^tav ninov9tv oi%ia «vroO. Ma^tVQiav tjjo). 90 ’H aqtxri aov rbv xal ilöii/ räs i^gtixfitvag.

’H^laOa di fivQiadibv iv ujropi'ijpßtf» tidcti^ijvai rbv axQlßaJy^ xal Xiytiv, xlvig rr}v in^Qtav idolrjCav.

21 \d]tixvv(o ou XQiüxovztt xal xiaaipäxoma rlv^k&ov ävio eig xr^v otxlav.

Filammon d(ixit): Ovx c!:xa^ ov StvxtQOv ovöi tp[/]toe tig xfjv

TxöXiv zttvxtjv xal i^ijitiaatv xjfiäg. TCvi

22 [ovjx Senecion d(ixit): Kayü avxbg qpojSoOpoi, iTiiiSrj axtmv iaxtv

h (xaiQog pov. A6yog dtjfxoatog xS>v xovxovßtQvxiUcov KTtoxelfievog.

At {H'pot %afiai ttoiv. 'O dXQlßag ik9rj,

28 [xo]r«Ö'{T«t iv xmofivi]ftaai x«l dpoAoj’iJc»; roiis aviX96vxag xoi xig iaxiv

& ävtX.9(bv. Ov yäg iyvav, xig iaxiv b üvtl9tav. Filammon d(ixit): 'Ofio-

Xoyti 6 äovlog oxi xaxiayiv xäg x^‘9^S

24 [roß u]toß (lov xal itvxxxtjacv.

25 Fl. Leontius Beronkianu(s) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Tlvog ivtxev

xib ^olujAfi't^ x(rr« xxjv £(T5r^[pae| x«l xgäftavxa ligyclaa} xaxa xijg ö(p|p]fifls ßvroß; Aeholius d(ixit):

2C yA\ioyial aov rijj cigix^g, iy&> ovx inijX&ov, ßAA’ avxog fioi ini}X9ov. nüvxiag fioigä ftov S>axt fu i(t7t[^j7t[Tj£([»'] £[/g ajütö»>

Kol. m.

1 Fl. Leontius Beronician(u.s) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Tb xgadfia xig tigya-

ößTo; Acholiu.s d(iiit): Tb fiixgö[i'] xxa{i\Siov.

2 Fl. Leontius Beronieian(us) v. c. pr. Tebaei(di.s) d(ixit): Ti Xiyii b xxjv

a:A»;j'ijv d£^ß|a£voff; Filammon d(ixit): “/iXXog tag %itgag ßüroO ixgair/aev, äXXog rßaXxv avxbv ya/ial xal xj&iXx/aiv avxbv äxtoxgivai dm di;p()[<r£0i']

3 xgvaiov, b tlg xag x^‘9“S ßüroß ixgäxtjaiv, b uXXog Xi&io bidaxiv vlä gov, ßAAo$ iXäxxiacv. "OAoe Cmga avxov TtiTxXxjyftivov iaxiv. Ma xfjv Txgovoiav Txag' bXiyov änl&aviv.

4 Fl. Ijeontius Beronician(us) v. c. pr. Tebuei(dis) d(ixit): Tig b reA^|ßs, £tjt£

aaxpBig. Filammon d(ixit): Oi 0uedouAo|i] roürou.

6 Fl. Leontius Beronieian(u.s) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): 'O xtagiav ijxXy^cv ij xal txtgog; Filammon d(ixit): Oüx ofdn oxi (sic) xig iaxiv avxäv. Ovx infgxbvxai xxag’ rjuiv xjfitgaiag ye i'vxrös. Herminu(s) ad(vocatus)

d(iiit): 'SlgoXöytjaev avxbg

6 b oixixtjg oxi b glv xag ;(£ipßg nüroß ixgdxijaev, lugoi i:xijX&ov Xß! £rü:t- xrjaav. Tavxa di xaxi9ixo xal ä^iomaxog /tägivg dvxjg Ttgcoxivcov xaxä XXJV 'EgftovnoXix&v xal mbXoixtov ibaxe xtiuogiav f|£v£j;[0'ijeo£]

7 T^v diovaav xaxä xmv ixxtX96in:o>v ßovXxvx^. Senecion superstat(iona-

18 t; korriff. aus oi. 19 y in Zfgyiov korrig. aus x. 1. ixrjpnav. 22 1. i:iijX9iv, 23 1. [xßlra#ßTßi . ßetAO' dreimal korrig. aus djxcX9. 25 1. tgai’gata. 26 AjriJAfro»* versebrieben für iaf/X^iv, BI 2 anoxpirai Pap. 1. dßOxi(r)>fi'ßt (-« äxoxtilvai). 6 ixvjrTrjaav korrig. aus ixvxixtjacv.

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MitteiB-Wilcken; P. Lijis. 13

109

rius?) e(?) d(iiit): ^uc nu9avokoyCas ra ÖQntiyivitt fjyroCfft xarlytiv. Ktivrai ai &v^i. MaQtviflu lazlv. MvQiaaxbv KareOifiyv ou aC 9v^ai xttvxa[i]

xal ß|irä xov axflßa ciatl^tiv *nJ tintiv' ’Aolxrjzög iauv 6 olxog (x6y 8 Xoinov.

Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis.) d(iiit): Kol fiijv rovro ä 9 olxiTijg oi'X ahtärai. Senecion d(ixit): 'H &Qfzi] aov oint i^rjZijOtv, ■>) ägez)) eov i^izädaz.

Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(kit): TiVos ivtxtv intjl- lo darf ’/idvuKfiz^; Acholius d(ixit): Ovx ini'jX&afitv, avzog

M. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(^dis) d(ixit): Kmä zlvag zozzovg-, 11 Acholius d(ixit): Eig ixtlvr\v zijv gvftr/v.

Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): yiiyizu) OiXafiftuv 19 zlvtg tieiv ot zb xQvalov dtptXofuvoi zoi> vioü avzoH. Filammon d(ixit): Ovzoi ol dovXot.

Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pre. Tbebaei(dis) d(ixit): Iloaov xfvalov, 13 Filammon d(iiit): 'Slg &ixu jrptidli'ovs I) bza&txa. Scnccion superstat(io- nariusV) e(?) d(ixit): 'O di Xöyog zov izal^ov fiov <(öpj’v^p/ot)

XftXlfov i{T^xoo|lci>]v ipzlv.

'Agt& zfjv Xafin^ozi/zä Oov KeXtvdai eidax&^vat zbv dxqlßa xoi tizuiv ozi 14

axftßa TfattiXriifa

ui &v^ai xiiirzai xol ifiafzvQonoifjda xol izotjiog b ax(fißag xuza-

&iaöut iv tmo/zvtjfiaot zlvog n . .

zlvtg n’ölv ot intX&ovztg, ‘intoßaXzj zig iaziv. "Eziqoi zqiÜxovzu äg Xlyn 15 aiiv ceirzoig ^Oav. Mij yöp olöa, pij j’öp fuz' avz&v ijfzrjv. ’£|{Toöftp & Ox^lßag.

Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): EidayleQm 6 ax^lßug. 16 Gennadius adiut(or) e(?) comm(entariensis) d(ixit): 'ExtXtvc9rj axoXov^iv wxzoezQazTiyio ut/zitog xazä n(/6azayna zijg O^g [l]o[|aj7([(ii)T>^osJ did ztjv jzupdazudzv Töv {moßXrj9ivz(ov imb zB>v j3[o]vi£UTÖ>' tlg zbv »tzpaXauo- 17 z^v. Senecion d(ixit): "Hvtyxa zbv axpißa xol napaSibaxu Tipa>i\(\(uo.

Fl. Leontius Beronicianus v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): ToC axpißov zi 18 t«s; Senecion d(iiit): 'H dpizij aov (täpzvQug lirjztjaiv ozi in^X9ov öamzia zoC xoXXryya fiov. Filammon d(ixit): 'O vl6g fi[ov]

(xivdiivcvucv &7to9uvtiv diit zag nXryyig. 19

F'l. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Tlvog ivfxtv 20

ßovXfvzij; Et ad officium d(ixit): Tvmia&ca. Et cumque buneuris caesus fuisset,

Fl. Leontius Beronicianus v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): 'EXev^/povg fiij 21 zthzzi/zi. Et ad officium d(ixit): l’arce. Cumquo pepertum ei fuisset,

Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Eizii nov iaziv zb 22 Xpvaiov oTZtp fjpTzaOag. Acholius d(^ixitj: Tb Ifiäziov avzov djudvffcrro xol iiSatuv [tg] ^i>otxl zrj dKoXov9ovaij avzä. Ovx El[doi' . ].

F'l. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): ^liXty^ov avzbv ozi 23 Xpvalov aov äiptiXazo. Filammon d(ixit): ’/inb ztjg pox'lS dnb

Xtipiäog zoü vlov f<[ovJ xol ^pTtuCtv, eig ixpdzriatv avzbv xo[l]

13 azifyovpiov Pap. 16 comm- Pap. 17 (»= proiimo) korrig.

aus X(»$[l](U>t>.

f

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110

I. Aufs&tze

SftoXoyei ou rbp[y]ö»'«os l’Stjaev ccvtoü xccg Herminu(s) ad(vocatus)

d(irit): ’AliovfUv ükkovg rovg dwe^y^aavrag «ütä oiWtor; nagcivai. Fi- laiumou d(ixit): 'O ZTtQyOQtog Kttpalijv ainov iKQOxdgnatv.

Senecion d(ixit): Kara&rjxat cl avrbg fiövog fjv ^ allot fux avxoS, iva datpalig xj/iiv yii/t/xat, 6 ax^lßag Fi.9^ *ai

Leipzig-Halle. L. Mitteis nud U. Wilcken.

Zur Erläuterung.

Einer freundlichen Aufforderung von Herrn Prof. Mitteis folgend, gebe ich einige ktme Bemerkungen zu dem vorstehenden Text. Zu einem ein- gehenderen Kommentar war jetzt, da der Artikel im letzten Augenblick eingeschoben wurde, kein Baum.

Wie in dem von Collinet und Jouguet in dieser Zeitschrift heraus- gegel>enen VTtofivijfiaxidfiog (I S. 293 ff.) sind auch hier die verbindenden Worte des Protokollführers lateinisch, die vor Gericht gesprochenen Worte griechisch. Auch der Vorsitzende, der Praeses Thebaidis, spricht griechisch, nur einige kurze Befehle an die Diener sind lateinisch erteilt. Vgl. i'-xpolia (II 7) und Parcc (III 21). Dagegen hat er unmittelbar vorher an dasselbe officium gewendet xvnxia&u gesagt (HI 20). Wie in dem von Collinet und Jouguet herausgogebenen Text sind auch hier die vom Vorsitzenden gesprochenen Worte durch bedeutend größere Schrift und durch Ausrückeu der betreffen- den Zeilen nach links kenntlich gemacht, so daß sic sich für das Auge deut- lich von dem anderen Text abheben. Das ist darin begründet, daß diese Prozeßprotokolle ja Teile der vnopvtjuaxia^tol, der Amtsjoumale sind, die über die täglichen Amtshandlungen zu berichten haben. Die im Prozeß ge- sprochenen Worte des Vorsitzenden sind eben die zu buchenden Amts- handlungen.

Die in dem Leipziger Protokoll behandelten Vorgänge stelle ich mir etwa folgendermaßen vor. Angeklagt ist Acholius'), ein Sklave des

Sergius (II 19). Dieser Sergius, ein Mann, der mehrere Sklaven hielt (vgl. (JÜrdovlos U 15. III 4), ist identisch mit dem „abwesenden Freund“ (vgl. n 19 mit 22) des Scnecion, des superstat(ionarius?)*), und ist zugleich sein collega (IH 18).

Die Anklage behauptet, der Sklave Acholius habe den Buleuten Asyn- kritios*) eines Abends in später Stunde auf offener Straße angefallen und beraubt. Dieser Asynkritios ist der Sohn des Philammon, der statt seiner, der halbtot geprügelt ist, vor Gericht seine Sache vertritt. Außer- dem wird er durch den Advokaten*) Herminus vertreten. Der Sklave

1) Über seine Vergangenheit werden nicht leicht verständliche Andeutungen gemacht II 21. Oix d?cr| ov devrtgov xgiTov bedeutet „sehr ott^^

2) Bei Senecion und Hermaion werden die Titel nur gelegentlich binzu- geiügt, beim Praeses regehnäßig, wie in gewiesen Märtyrerakten.

3) Vgl. zu dem Namen P. Goodsp. l.H, 6: iy Svfifl Ifyopivß U<yvy)tp7j[r]/ou, gleichfalls ans Hermupolis. Weitere Belege bringt Vitolli in seiner Besprechung der inzwischen vorläufig zuriiekgezogenen Leipziger Papymsansgabc (Atene e Roma VI ia03, Sp. 249 n.)

4) In der Annahme, daß das add/ (d* vereinfacht) in ad(vocatus) d(iiit) anf- zulösen ist, bestärkt mich die Präzision seiner Keden, durch die er sich von den Anderen abhebt. Vgl III 5 ff.

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Wilcken: P. Lips. 13

111

leugnet, jenen Äsynkritios angefallen zu haben und stellt die Behauptung auf, daß Äsynkritios yielinehr ihn angegriffen habe (II 26, 111 lü). Jedenfalls war es zu einer blutigen Schlägerei {ftäx<t II 16) gekommen, bei welcher der Sklave nach der Anklage von einigen Mitsklaven unter- stützt wurde: Einer warf den Äsynkritios nieder, einer (Gorgonios) hielt ihm die Hände fest (II 17), einer (wohl Stergorios III 24*)} schlug ihn mit einem Stein auf den Kopf (III 24, vgl. II 25), ein anderer trat ihn mit Füßen (III 2/3). Der Angeklagte dagegen behauptet, während der Schlägerei allein mit einem kleinen Jungen gewesen zu sein (II 5 ff.); erst nach Beendigung der gdx’l Mitsklave (Gorgonios) dazugekommen

(II 15f.).*) Höchst drollig ist seine Ausflucht, die Wunde sei dem Buleuten von jenem Knaben beigebracht (UI l), von dem er noch kurz vorher ge- sagt, daß er ein ganz kleiner Junge sei (U 7). Nach der Anklage hat Acholius dann mit seinen Helfershelfern nach der Prügelei aus der Geld- tasche (jiHQlg) des Ratsherrn öffentliche Gelder (III 2/3) im Betrage von 10 bis 12 Solidi geraubt (III 13. 23). Auch dies leugnet der Angeklagte: Äsynkritios habe sein Ifiäuov (gemeint ist, mitsamt dem Gelde) ausgezogeu (wohl um sich kampfbereit zu machen) und seiner IVau, die ihn begleitete, übergeben; so habe er nichts von dem Gelde gesehen (III 22). Die Sache hatte dann dadurch ein Ende gefunden, daß der in der Nähe des Tatortes wohnende Kurator Hermaion seine Sühne hinsebickte. Hermaion, der hier als Zeuge auftritt, bezeichnet sich danach als den Lebensretter des Buleuten (U 9 ff.).*)

Unser Protokoll ist darum nicht leicht verständlich, weil mit dieser Anklage wegen RauhanfaUes beständig eine andere Sache verquickt wird, die damit gamichts zu tun hat. Diese zweite Sache wird ausschließlich von Senecion im Interesse seines abwesenden Freundes, des Sergiusj vorgebracht.*) Sondert man die Aussagen des Senecion und die darauf erfolgten Antworten aus, so hleibt ein zusammenhängendes Protokoll über den Raubanfall übrig. Senecion behauptet, daß Acholius*) zusammen mit einer größeren Bande von 30 bis 40 Strolchen (II 13) einen Einbruch in das Haus des abwesenden Sergius gemacht habe (dies Haus lag in der Nähe des Kuratorhauses II 14), die äußeren und inneren Türen (I 16) erbrochen und auf die Erde geworfen und Gelder im Betrage von 1400 (Talenten)*) geraubt habe, und verlangt, daß ein scriba als Zeuge dafür vorgefUhrt werde.’) Der

1) £TiQy6eios ■= Stercorius. Dagegen CIGr. IV 9653 2zigit6i/ioi.

2) Es scheint, daß Acholius bei einer früheren Verhandlung oder in einem früheren Stadium der gegenwärtigen weitergehende Zugeständnisse gemacht liat. Vgl. II 23, ni 6 ff. Oder deuten seine Gegner seine Worte 6 Xiy6iuvog xaraeytlv (II 17) zu ihren Gunsten?

3) Wenn er die Angreifer als yaXUäftoi bezeichnet (II 16), was offenbar Transkription von galearii ist, so ist das wohl nicht wörtlich zu nehmen, sondeni als Schimpfwort („Strolche“) zu fassen. Vgl. die Frage des Praeses: nöaoi tidav olxizaf, Zn &vtt<nifXat in II 11 vgl. Ed. Just. XI pr. ivaaztlXai xal xavaai.

4) Nach in 18 ist schon vorher darüber vor demselben Praeses verhandelt worden.

6) In den erhaltenen Worten sagt er nicht ausdrücklich, daß Acholius dabei gewesen, aber aus dem Zusammenhang geht doch wohl hervor, daß er es meint.

6) An Drachmen wird man bei dem damaligen niedrigen Kurs nicht zu denken haben.

7) Das liVQiaexiv in R 20 (vgl. III 7) ist als vulgäre Hyperbel zu fassen:

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112

I. Aufsiltze

Praescs läßt es langmütig geschehen, daß Senecion mit seiner heterogenen Sache beständig in die Hauptverhandlung hineinredet, ja, gelegentlich sogar die Redenden unterbricht (II 12) und inquiriert ausschließlich betreffs des Raub- aufalles. Endlich als wieder und wieder Senecion die Vorführung seines Zeugen verlangt, macht ihn der Präses darauf aufmerksam, daß dieser Punkt gar nicht zur Anklage gehöre (III 9), worauf Senecion die Bitte ausspricht, doch auch diesen Punkt zu untersuchen. Nach weiteren Zwischen- fragen über den Hauptpunkt gibt dann der Praeses, nachdem Senecion seinen Antrag gründlicher formuliert hat (III 14), den Befehl, jenen scriba vorzu- tühreu, und nun erhebt sich der adiutor comm(entariensi.s) Qennadius und teilt mit, daß dieser scriba augenblicklich dienstlich verhindert sei zu er- scheinen.') Der Ausruf des unglücklichen Vaters, sein Sohn sei an den Schlägen fast gestorben (IH 18), bringt den Praeses wieder zur Hauptfrage zuiilck.

Halle a/S. U. Wilcken.

Zum zebntausendsteu Mal (oder unzählige Male) habe ich zu Protokoll verlangt, daß etc. Die Scheidung der beiden Angelegenheiten wird erleichtert durch die Beobachtung, daß beim Raubanfall immer von lTttX9i!v, beim Einbruch meist von &vfi&elv {tls Tijv olxlav) die Rede ist.

1) Er hatte Befehl erhalten, sich dem rexroarparij/o; anzusehließen, der ausging, um die von den Buleuten zum Posten eines x«;palai(ur^; (vgl. Cod. Theod. 11 24,6 § 7) Vorgeschlagenen (vnoßlTj^ivrav, so auch Arch, 1 408) zu stellen (wa^dffTafftx).

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n. Besprechungen und Mitteilungen.

Papyrus-Ürkimden.

Seit dem letzten Referat (11 S. 385 396) sind folgende Publikationen erschienen:

I. Edgar .1. Roodspeed, Greek papyri from the Cairo Nnsenm together

with pap,m of Roman Egjpt from American collections. The üniversity of Chicago: The decennial publications Vol. V. Chicago, The Üniversity of Chicago press 1902. 78 S. (P. Goodsp.).

Vgl. W. Crönert, Woch. f. kl. PhU. 1903 Nr. 27 Sp. 729—736,

II. B. P. Gl“©nfell and A. S. Hnnt, The Oxyrhynchos Papyri part. 111.

Witli 6 plat. Egypt. Explor. Fund, Graeco-Boman branch. London 1903. Xn u. 338 S. (P. Oxy. 111.).

III. B. P. Grenfell and A. S. Hont, Catalogue general d. Antiquites Egypt. du Musee du Caire. Greek Papyri. Oxford 1903. Vm und 116 8.

I. P. Goodsp.

Im fünften Bande der zu Ehren des zehnjährigen Bestehens der Uni- versity of Chicago herausgegebenen Festschrift hat E. J. Goodspeed, über dessen Arbeit über die Aussaatquittungen hier schon früher berichtet wurde, (Archiv I 557), 30 bisher unedierte Papyri herausgegeben. Die ersten

15 gehören dem Museum in Cairo, Nr. 16 27 stammen aus der Samm- lung des Reverend J. R. Alexander in Asiüt und sind von ihm kürzlich dem Museum des Westminster-College, New Wilmington, Pennsylvania überwiesen worden. Nr. 28 30 sind im Privatbesitz des Herausgebers.

Wir verdanken hiermit Goodspeed eine Bereicherung unserer Papyrus- literatur, die uns manches Interessante lehrt. Wie weit ihm die Lesung der Texte gelungen ist, kann ich nicht im einzelnen erkennen, da mir die Originale nicht zugänglich sind. Aber nach einigen Kairener Stücken zu schUeBen, von denen ich mir früher Notizen gemacht hatte, erwecken seine Lesungen, die, wie einige Bemerkungen zeigen, schon seit Jahren sorgfältig vorbereitet sind, einen guten Eindruck. Hin und wieder liegt es nahe Korrekturen vorzuschlagen.

In 3, einem Brief aus dem HI. Jahrh. v. Chr., den Goodspeed aus zwei Fragmenten zusammengesetzt hat, ist in Z. 7/8, wie auch Crönert Sp. 730 gesehen hat, zu schreiben: AlyvifTiatl (statt /fiyujmo[»] . rf) ii •önifffcttf/a, onag öxpißäig tii^ig. Diese Worte sind für die Frage, wie der Papyrus beim Schreiben benutzt ^rde, nicht uninteressant. Wie Goodspeed mit- teilt, stehen auf der Rückseite demotische Zeilen. Wenn diese auch noch

Archiv f. Papjrnufortchoag HL 1. 8

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n. Besprechungen und Mitteilungen

nicht entziffert sind, so ist doch wohl kein Zweifel, daß sie eben das Traum- gesicht enthalten, das der Schreiber alyvnu^szl, d. h. demotisch „darunter- geschrieben“ zu haben erklärt. Hier ist also iitoyifäqiuv gesagt in bezug auf Notizen, die auf der BOckseite stehen. Das Verso galt eben als natfirliche Fortsetzxing des Hecto. Vgl. z. B. P. Grenf. I 37. Z. 1 Meza xb Siiai verstehe ich nicht Ist richtig gelesen?

Zu 5 vgl. meine im Archiv II S. 578 f. gegebene Interpretation, wozu ich nur noch nachtrage, daß, worauf Hunt mich aufmerksam macht, auch er und Grenfell schon in P. Teb. I 8. 224 dtfO’fvro<^S> fwu für P. Grenf. 141 hergestellt haben.

6 ist ein neues Beispiel dafür, daß die Sfioloyla bei Immobiliarver- käufen in der ptolemäischen Zeit die Tradition des Kaufobjektes (napojrä- pi)ai$) festsetzt Vgl. meine Ausführungen im Archiv II S. 388 f. Ähn- liche Dokumente sind P. Grenf I 27 und II 25. 33.

Zu dem Uigatis x&v itQoayfaqxov in 8, 3 vgl. P. Lond. II S. 15, 3, bis*her den einzigen Beleg. Zur Sache vgl. Archiv H S. 154. Derselbe Londoner Text zeigt übrigens, daß in dem Kairener Text Z. 1 nicht £daov, sondern yififuovlov zu ergänzen ist Auch darf die Ortsangabe nicht fehlen. Also 1; f[v Tltt&vfjU ln ’Afi(uoviov].

In 9 fehlt das verbum iinitum, wiewohl der Text vollständig erhalten ist. Steckt es etwa in dem Schluß des auffällig langen Namens der Insel Ihfj^aaiv tjixl

Über 10 machte ich schon im Archiv I S. 137 nach meiner eigenen Kopie einige Mitteilungen. Wenn ich dort Stay^ in veränderte,

so war das nicht nötig; man kann auch ducy(eYf)d{(ptjxcv) auflüsen, aber jedenfalls nicht d(a/(iypa7CT<z() , wie Goodspeed tut Letzteres könnte nur passivisch aufgefaßt werden. Im übrigen stimmt seine Kopie mit der meinigen völlig überein, nur daß ich vor ^(fvovrai) in 12 den bekannten Strich der „Gleichsetzung“ (Hermes 19, 292) notierte. Der Text bietet einen neuen Beleg dafür, daß in Memphis die afupoba numeriert waren. Vgl. Archiv H S. 472. Crönert Sp. 731 hat bemerkt, daß der in 4 ge- nannte Avovßlav b xol KoXoaCmi wiederkehrt in P. Gen. 36,27 (a. 170) und in P. Leipz. 26 Verso (ed. Wessely). Wenn er aber aus letzterer Über- einstimmung folgern will, daß die Leipziger Fragmente wohl älter sind als angenommen wird (HI. Jahrh. n. Chr.), so ist er im Irrtum. An der be- treffenden Stelle steht nämlich nicht xl^p(o$) 6v6(fucxog) ’Avovßlovog, wie Wessely vermutete, sondern xlijpovö* = xlt}QOv6(ft . ’Avovßltovog , wie ich mir vor Jahren am Original notierte, denn xlijp hat keinerlei Zeichen der Abbreviatur. Die Stelle beweist also gerade, daß dies Leipziger Fragment jünger als die anderen beiden Papyri sein muß die Identität voraus- gesetzt — , da es von den Erben des Anubion handelt. Übrigens hat Crönert wohl übersehen, daß Fr. 1 das Datum des Jahres 244/5 trägt. Nach meiner Erinnerung ist Wesselys Datierung der Sammlung (III. Jahrh.) nchtig. Einzelne Stücke könnten ja etwas älter sein, aber das müßte erst für jeden besonderen Fall möglichst am Original erwiesen werden.

In 13, 3 wird fyypn[ipJov (statt iyypa[^J^v) SiOqiäXtiai/ ZU lesen sein. Dieser Kaufvertrag vom J. 341 ist unterschrieben: AvQ{rikiog) IhvornUov avvaXlayfittxoy^(<pog) St’ Iftoi iyg(dq»i), wozu schon der Herausgeber auf

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Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden

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P. Oxy. II 237 VlU 36 verweist. Da der Vertrag ein also Privat-

urkunde ist, ist auch dieser avvalLlayiiazoy^äg>oi als Privatperson aufznfassen. Er ist offenbar identisch mit dem ovnßoi.aioyQÜ<pog der späteren Urkunden. Daü darunter Privatnotare zu verstehen sind, hat H. Erman im Archiv II S. 458 hervorgehoben. Der Herausgeber übersetzt richtig: tcriter of con- tracts. Dadurch, daB Privstnotare diese Verträge aufsetzten, erklärt sich die Tatsache, daß an den einzelnen Orten die Formulare der Verträge so sehr Ubereinstimmen. Vgl. z. B. mit dem vorliegenden Vertrag CPlt 9 und 10 aus Hermupolis.

In 14 bleibt noch manches unklar. Heranzuziehen sind die verwandten Urkunden P. Oxy. I 142 und Amh. 138. Nach Z. 3 wird man in Amh. 138, 5 lesen dy((aj>5j) (vgl die Photographie) (äptajliSv) o statt ayo(vros) («prd/Jas) <J. Vgl. auch P. Grenf. I 49, 17. Am Anfang von Z. 4 er- wartet man nach Oxy. 142 etwa dc^]afiivov$, aber ist Platz?

In 6 bleibt xal na. o>Ctv dt unklar. Vielleicht ist xai nfog zu lesen, in dem Sinne von „und darüber“; aber was folgt? Zu den vavl« in 7 vgl. P. Oxy. 142, 7: xoi vnip Idyou votiUov lAkt^avdfCag. Das Oaxxoqiofi- xuv bedeutet hier nicht eine Abgabe der Paktträger (vgl. Gr. Ostrak. 1 292), sondern das für Bezahlung ihrer Dienstleistungen den Steuermännern mit- gegebene Geld. In 9 würde ich eher [’/ilt^dvipturv] als [iVt'av Ilohv] ergänzen, gerade weil in derselben Zeile Tfjg I^iag IloXttog ohne Itückbe- ziehung gesagt ist. Hinter tlg xovg dtj/ioolovg in derselben Zeile ist hinzuzudenken. ’Enolaavxeg ebendort möchte ich nicht mit Crönert 1. c. als Äquivalent für iTUviyxavrtg, sondern als hybride Form für inol~ aovztg halten, wie auch das hxov^yiqaavta in Arch. U 263, 10 entschieden als (hybrides) Futurum aufzufassen ist. Ebenso steht auch nfoOxo/ilaatixeg in Z. 10 für npooxofifffovTt;. Beide Worte sind futurisch zu fassen. Ich betone, daß auch hier wieder xu^oy^aqtla (Z. 13) im prägnanten Sinne den schriftlichen Eid bezeichnet. Vgl. Archiv H 46, 1.

Bei 15, einer Elagschrift vom J. 362, trägt die Berücksichtigung der durchweg vulgären Orthographie viel zum besseren Verständnis bei. So darf in Z. 2 nicht iVflm FtwaSUa und Stoimqm KanaaCta gedruckt wer- den, sondern FewadCca (für -ov) und Katfiaolto (dito), denn der Grieche hat nur einen Namen. ^ steht 6viSiv in Z. 16, das schon Crönert richtig erklärt hat, für üvidiov. Auch das schwer verständliche x«i hpavi^xaoa xy povg xol ßorj9ä xrl. findet so seine Erklärung. Goodspeed weist auf (iovy = monastery hin, hui thal meening does not seem possible hcre. Crönert will povi) als Station, „nämlich den im Ort befindlichen Militärposten“ fassen, was ebenso wenig passend ist. Ich vermute, daß xxi/iovt/xai verlesen ist für xxifiovrpuo, und dies steht nach vulgärer Orthographie für Ttfiovlxm. Danüt haben wir den Namen des ßoi)96g, der nach dem Zusammenhänge hier auch zu erwarten ist. In 20 steht wieder xoS nXovxov für nlovxxp, mit Vertauschung von ö und ü wie oben bei den Namen, axtjvog in 24 möchte ich nicht als auivo; (Goodsp.), auch nicht als axivausiv (Crönert) fassen, sondern als offc'vo;: denn durch die Macht seines Geldes vertrieb der reiche Isaak ob er Christ oder Jude war, wissen wir nicht die Leute aus dem Dorfe. Vgl. Z. 20. Mit den Worten in 9 xov noxiOfihv inolovv anh xov g>Qiceto^tyg xotg j3oetxo([$ poti x]rij<(v£^tt ist auf dos Schöpfrad, die vom Ochsen in Bewegung gesetzte Sakje hingewiesen. Gegenüber meinen Aus-

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n. Beeprechongen und Mitteilungen

fOhrnngen über die Sakjen (Archiv I S. 131) hat kürzlich Crönert behauptet, die Schöpfrädcr seien außer von dem xvxlfuT^S von dem (itixavctfiog , d. h. dem Handwerker, der das Rad gearbeitet habe, getrieben worden: itaque, irrigendi opus a duobus homiiiibu.i conficiendum fuisse contendo (Class. Rev. May 1903 S. 193f.). Das wird ihm niemand glauben, der je eine ägyp- tische Sakje in Tätigkeit gesehen hat. 15 die Vergleichung mit dem Duplikat zeigt, daß der Text heillos korrumpiert ist. Will man nach den Worten des Duplikats jJcrpcav ovtsav xal ixrixgaxtv zb ßQi<po; in 15 (r^v fdv Taijaiv ßag^av ovOav 1% z&v nli/yräv oürdiv i^lxgoMiv xb ßglipog) ein xal oinschicben, so würde ich es vor ix xdtv setzen, denn ich stimme Good- speed bei, der ßagiav als „schwanger“ faßt, während Crönert ßagiav oi<Sav ix x&v nhjf&v zusammenzieht. Damit erledigt sich der von Crönert schon r.urückgewiesene Vorschlag Goodspeeds, ilixgtoaev (= i^ixgcKSav) kausativ zu nehmen. Es heißt vielmehr: sie <schlugcn?> die Taesis, die schwanger war, und infolge ihrer Schläge machte sie eine Fehlgeburt.

Das kleine boat ticket (28) ist noch nicht richtig erklärt. Der inl- nlovg ist nach den im Archiv 1 S. 155 von mir beigebrachten Stellen der „Schiffsaufseher“. Neben ihm wird hier der Steuermann genannt. Aber wie ist zu konstruieren? So, wie Goodspeed druckt, schwebt der Genetiv ’laiSägov in der Luft. Ich schlage vor: Iltokeiiaiog Uavofuitag InlixXovg dxib KagavlSog ’laiämgm (für ’latSägov) 'latdtögov xvß(egvtjxy). “laog Hiernach macht der inlnXovg brieflich dem xvßegvijxtjg die lakonische Mit- teilung: “laog TcXx/grig. So leicht so schwer ist tOog zu verstehen.

Ich denke an folgendes: so lange die Schiffe beladen werden, liegen sie auf der Seite. Sind sie voll, und ist gleichmäßig gepackt worden, so liegen sie wieder gerade. Diesen letzteren Zustand soll hier wohl laog bezeichnen. Als Subjekt könnte man etwa 6 Ujißog hinzudenken. Vgl. P. Petr. U 20, 4, 4 f. Ganz andersartig ist hiernach der von Goodspeed herangezogene Text Amh. 123: Bax^idöog inbtXooi' 'AXe^äg 'Ex[v]ff£tos, Kongrig UovßXt(T). Es ist auch nicht ein ticket for ttco j crso>is sailing on the canal vhich led petst Bacchias (Grenfell-Hunt), sondern eine Liste von Scluffsanfsehem von Bacchias. Nach P. Lond. II 173/4 ist es nicht unwahrscheinlich, daß dies Amt liturgischen Charakter hatte. Doch wurden such Soldaten dazu genommen. Vgl. P. Oxy. II 276; IH 522, 6. Wie sie das Schiff bis zu der jutgäSoaig und ^vyoaxaala zu begleiten hatten (vgl. P. Lond. II S. 256, Grenf. II 46 a), so beaufsichtigten sie nach dem von Goodspeed edierten Stück auch die Befrachtung der Schiffe. Es scheint, der Steuermann durfte nicht eher die Fahrt beginnen, als bis ihm der ixtinXovg die ordnungsmäßige Befrachtung gemeldet hatte.

In 29 U 4 erg. ^e|o]v statt 'ffe[Io]v.

Von hervorragendem Interesse nach vielen Seiten hin ist das große Rochnungsbuch vom J. 191/2, das Goodspeed als Nr. 30 vorgelegt und ein- gehend interpretiert hat Ich verweise auf seine mühevolle und sorgfältige Edition, zu der Crönert 1. c. noch manches beigesteuert bat.

II, P. Oxy. m.

Soeben ist der dritte Oxyrhynehos-Band erschienen, über den ich nur noch ein kurzes Referat hier einschieben kann. Wiewohl der Schwerpunkt

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Ulrich Wücken: Papyrus-Urkunden

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dieses Bandes in den literarischen Texten liegt, so bieten uns doch auch die Urkunden viel des Schönen und Lehrreichen. Die Publikation steht durchaus auf der Höhe ihrer letzten Vorgänger. Ein besseres Lob wüßte ich ihr nicht zu spenden. Die Kollationierung einzelner Stücke, die Grenfell und Hunt mir in Oxford freundlich.st gestatteten, bestätigte mir nur die ZuTcrläs-sigkeit ihrer Lesungen. Ihre Übersetzungen sowie ihr Kommentar zeigen ihre volle Beherrschung des Stoffes.

Den ersten Platz nimmt Nr. 471 ein, Speech of an advocate. Die Herausgeber haben aus dem Fragment ricbtig herausgelesen, daß die Anklage gegen einen früheren Präfectus Aegypti (Maiimus) vor dem Kaiser erhoben xvird. Sie lassen die Frage offen, ob diese Bede ein wirkliches Aktenstück darstellt oder nur eine literarische composUion ist wie P. Oxy. 33, neigen aber mehr der letzteren Annahme zu. So berechtigt diesem Unikum gegen- über die Aufwerfung dieser Frage ist, möchte ich mich doch für die erstere Annahme entscheiden. Jedenfalls ist nichts in dieser Rede enthalten, was nicht auf wirkliche Vorzüge bezogen werden könnte. Wenn die Hand- schrift auch in der Mitte des II. Jahrh. geschrieben ist, so ist es doch nicht notwendig, den Prozeß in dieselbe Zeit zu verlegen. Der Maximus darf m. E. auch unter den Präfekten der früheren Zeit gesucht werden, denn die Handschrift kann auch eine spätere Kopie sein. Ihr Äußeres, das ganz den literarischen Handschriften gleicht, würde zu dieser Annahme gut pas.sen.

Zn den Lesungen, die ich am Original verglichen habe, habe ich nur wenig nachzntragen. Über in II 6 ist v) == fw(tp) hinzugefügt. Also: r.-r(ip) of. Zu III 62 ist, wie schon die Editoren bemerken, wohl eher do[.]EKBi> als dof[v]f/ö)i/ zu lesen. Vielleicht ist do[l]cfo>v (= SoUav) her- zustcllen. In V 131 lese ich statt ptff. Das kann nach dem Zu- sammenhang wohl nur zu ergänzt werden. Ebendort wfrd man

oTto^vy statt ojtoi emendieren. Die Schlußkolumne VI habe ich am Original folgendermaßen hergestellt:

(141) "Afta yöp xijv evaiß[iiav loü] (142) Ma^ifiov axÖTiti. 0|ü«if| (143) Qiog (so statt giot) Ko/LltJvJfExös r[tc röv] (144) emö MovacCov 9>{l[o0(>9Ci]t'] , (445) äg^ag Sc x«i lijv r[räv lxti\ (146) agiiSixaOx&v (so statt otf) Fct) Sf\- (147) xa inl w«ud{[/a xc xal iitl] (148) cvnttgUx Sc

[ J, (149) allcds Sk ovx [tüpdpipmV] ^150) atojiaxi xc;|'p?)p[cvosJ

(151) xtag' [«rroü nfpt] (152) röv xoiovx[<av ö^pod»?]- (153) o/<oi»

K(p[ ] (154) xgclvciv. ['O S’ cmcxglvaxo?^ otnSi" *) xrl.

Hiernach war Valerius (?) Callinicus, einer der Gelehrten des alexan- drinischen Museums, der das Amt dos öpj'idixaOTijp dort 10 Jahre lang be- kleidet hatte, als yevopevog ctgpSixaax^g vom Präfekten Maximus aufgefordert worden, in einem Prozeß, in dem es sich vielleicht auch wie in dem vor- liegenden um Lustknaben handelte, als Richter zu fungieren. Hier liegt also ein Fall von delegatio (ävcenopni^ vor. Aus dem ixci, das in 145 dos Raumes wegen wohl mit Sicherheit zu ergänzen ist, ergibt sich, daß der Prozeß vor dem Kaiser nicht in Alexandrien geführt wurde. Da die Körper-

1) Die Ergänzung der letzten Zeilen ist zweifelhaft. Wenn ich xgcivciv mit Recht mit verbunden habe, so hat der Schreiber die Paragraphos fälsch-

lich unter ISS statt unter 164 gesetzt. Hinter aqi in 163 folgt nicht p.

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II. Besprechungen nnd Mitteilungen

beschaffenheit des Callinicus hervorgehoben wird, so wird sie in seiner Ant- wort, die uns leider nicht erhalten ist, eine Rolle spielen.

Unter den weiteren official documents bietet uns 473 zum erstenmal die interessante Formel: [fdojt tois rijg laftnpoTart); nöUmg x&v röv ttQxovat xal [xol 'Pjmgo/cov xol 'AU^avifiav toig jtnptrttd»)-

Hovat, Der dfjiiog von Oxyrbynchos war uns schon in P. Oxy. I 41 ent- gegengetreten. Auch Nr. 474 mit dem Verbot des Plautius Italus n^odayo- ptvoj aviv tov IntXQOcnjjvai fit) icpmtud^ai toC xvpiaxoü xQ^fiarog ist von hohem Interesse. Nr. 475 illustriert die Vorgeschichte der ärztlichen npoe- (ftoviieug. Neu ist uns, daß der Beauftragte des Strategen, der den Leich- nam zu inspizieren und durch den Arzt die Todesart festzustellen hat (vgl. Oxy. I 6l), auch beauftragt ist, die Leiche zur Bestattung zu überweisen. Weitere Parallelen werden uns hoffentlich über die interessante Frage auf- klSren, ob nur hier im besonderen Falle, oder ganz allgemein bei jedem Toten die Erlaubnis zur Mumifizierung und Bestattung von der Regierung abhing.

Unter den Deklarationen sind 477 und 478 von besonderem Wert. Erstere bietet noch manche Rätsel. Dom zweiten Text haben die Editoren sehr gute Bemerkungen über die inlxqioig vorausgeschickt. Zum Text be- merke ich, daß zwischen Z. 15/6 wohl nicht Xiy(ei), sondern ify(eTat) auf- zulösen ist, ebenso auch zwischen 25/6. Wenn die Herausgeber zu 483, .1 vermuten, daß die Trias Aibg xal "Hgag xofi . . . dem Sarapis, Isis und ThoBris entspreche, so glaube ich das nicht, auch abgesehen davon, daß die ägyptische Trias hier immer in der Reihenfolge So^pjp, 'laig £aQämg auf- tritt. Auch daß Öo^pis mit der Athene gleichgesetzt sei, ist mir bei der Lückenhaftigkeit von 679 nicht gesichert. Mit Recht vertreten die Editoren auf S. 174 die Ansicht, daß die Namen der xl^pot die Namen der ursprüng- lichen Inhaber wiedergoben. Ebenso worden auch 'HqaxUlöi\g, TIokifKov und Sifiiaxijg die Namen der ersten Vorgesetzten der 3 arsinoltischen Bezirke gewesen sein.

Es folgen Petitionen, Testamente, Kontrakte, Rechnungen und Briefe. Von größter Bedeutung ist der folgende Passus in 513, 37f.t ’Entftäxov daxolovfiivov ävijv xfjg [jn]l toü TtpAp 'O^Vfvyxon/ nokti SaQtmtiov rpimifi);. Hiernach war die Serapeumsbank in Oxyrhynchos von der Regieining ver- pachtet. Wie die Herausgeber in ihrem sachkundigen Kommentar ausfthren, sehen wir jetzt, daß das Bank-Monopol, das der Revenue-Papyrus für die Ptolemäerzeit aufgedeckt hatte (Ostraka I 8. 635 f.), nicht, wie wir bisher annehmen mußten, von den Kaisern abgeschaift worden ist, sondern fortbe- standen hat. Über die Ausdehnung des Monopols (sie verweisen auf die iäitoxtxij xpaTXS^a in P. Oxy. 305) werden wir hoffentlich durch neue Texte noch Aufschluß erhalten. Diese überraschende Neuigkeit wirft auch ein neues Licht auf die durch diese Banken vollzogenen Jmypay«/.

Unter den Rechnungen ragt 519 besonders hervor: Fragmente von Ab- rechnungen über Zahlungen an Schauspieler, Homeristen usw. Die Gelder in Fragm. b sind vom i^xiyrjxijg und xoe/xxjxxjg eingezahlt. In der Lücke vorher war jedenfalls der yv/ivtiaia^og genannt.

Unter den Briefen endlich fällt Nr. 528 als besonders kurios auf. Wenn der verlassene Elieraann hier seiner Frau schreibt: „Seitdem ich am 12. Phaophi mit dir badete, habe ich nicht wieder gebadet“, so erinnere

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Ulrich WUcken: Zu P. OrenfeU I und II

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ich an Diod. I 91, 1, wonach daa Nichtbaden bei den Ägyptern ein Zeichen der Trauer war.

Zum Schluß meines sehr summarischen Referates sei mm noch hervor- gehoben, daß in den deseriptions einzelne Texte voIlstSndig mitgeteilt sind, und daß sich auch unter diesen sehr interessante befinden, wie 653 ein sehr beachtenswertes Protokoll einer Gerichtsverhandlung.

m.

Der von GrenfeU-Hunt herausgegebene Katalog der Kairener Papyri ist eine ebenso dankenswerte und nützliche wie entsagungsvolle Arbeit. Die katalogisierten Papyrus tragen die Nummern 10001 bis 10 869. Jeder einzelne Papyrus ist in aller Kürze beschrieben nach Material, Größe, Her- kunft, Form und Schriftart. Über den Inhalt sind kurze Angaben beigefügt. Im Wortlaut publiziert sind nur 3 interessante theologische Stücke, ein nicht-kanonisches Evangelienfragment (10 735), ein Fragment der Korre- spondenz zwischen Christus und Abgarus (10 736) und ein cliristliches Ge- bet (10696), das man wohl auch als Amulett auffassen kann. Die Anfänge des Lucas-, Matthüus- und Johannesevangeliums stehen hier wohl als Zauber- worte wie das Vaterunser in dem von mir im Archiv I S. 431 ff. mitgeteilten Amulett. Zum Schluß werden die HeUigen Phokas und Mercurius ange- rufen wie dort der heilige Serenus. Die Brauchbarkeit des Katalogs ist durch vortreffliche Indices erhöht.

Halle a/s. Ulrich Wilcken.

Zn P. Grenfell I und n.

Meine diesjährige Reise nach England, die ich mit Unterstützung der preußischen Akademie der Wissenschaften unternommen habe, diente der Vollendung der seit 1887 von mir geplanten, aber bisher nur mit großen Unterbrechungen vorbereiteten Sammlung von ,, Urkunden der Ptolemäer- zeit“. Wenn ich mich daher auch bei meinen Arbeiten in Oxford und London auf die ptolemäischen Papyri konzentrierte, so habe ich doch auch mehrere Stimden erübrigen können, um bei dieser Gelegenheit auch einige der aus römischer und byzantinischer Zeit stammenden Urkunden am Original zu revidieren. Was ich hierbei gefunden habe, will ich, soweit es mitteilens- wert ist, schon jetzt bekannt geben, während die Resultate meiner auf die ptolemäischen Texte gerichteten Bemühungen für die oben erwähnte Samm- lung, die ich nun bald den Fachgenossen vorlegen zu können hoffe, Vorbe- halten bleiben. So teile ich im folgenden kurz mit, was ich bei der Revision der Originale von P. Grenf. I und II an den römisch-byzantinischen Texten beobachtet habe, und hoffe im nächsten Heft, einige Nachträge zu den römisch-byzantinischen Urkunden in P. Lond. II folgen zu lassen. Da meine Revision dieses Teiles der Urkunden nur ein Parergon sein konnte, das nicht viel Zeit erfordern durfte, beanspruchen die folgenden Notizen natürlich in keiner Weise etwas Abschließendes zu geben. Die beiden

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n. Besprochungcn und Mitteilungen

Publikationen, die ich im folgenden behandle, gehören zu den frühesten Arbeiten von Gronfell und Hunt. Zu welcher Vollendung sie es inzwischen in der Entzifferungskunst gebracht haben, wissen wir alle und habe ich jetzt im besonderen bei der Durchsicht von Originalen der Tebtynis-Papyri, deren Lesimg ganz ungewöhnlichen Schwierigkeiten unterliegt, von neuem bewundern können. Die Liebenswürdigkeit und Liberalität, mit der in der Bodleian Library wie im British Museum meine Studien wiederum gefördert wiu-den, haben mich mit lebhaftem Dank erfüllt.

P. Grenfell I (vgl. Grenf. H S. 209 ff).

Für 45 hatte ich im Archiv II S. 395 auf Gmnd von P. Teb. 103 die Vermutung ausgesprochen, daß das unverständliche avvTa^iv in

Z. 8 zu cmendieren sei in avyia^iv. Nun sehe ich am Original,

daß eine Emendation nicht nötig ist, da der Papyrus selbst das postulierte teISi' deutlich bietet.

In 47, 10 ist mir Hunts Vorschlag xorl yicg zweifelhaft. 11 1. £xoTov^itiog (d korrig. aus r) statt £xoravriu<iöos. 14 1. &q6xcu statt 6pord$. Man wird zu verbinden haben: 6 6e Aeovxäg inl xov nagäv- xog ovx OQÜxai ifupavxjg. 19 Schluß steht hinter jr und einem hohen i eine gewundene Linie, die vielleicht nichts anderes als das gerundete Haken- alpha ist; also: a(fiexeQ&g).

Zu 48, 13 habe ich in den Gr. Ostr. I 661 A. 3 vermutet, daß avvayo- paorixijv statt vvv &yoQaextxrjv zu schreiben sei. Das Original zeigt, daß die letztere Lesung über allem Zweifel steht Da der terminus technicus avvayoQaaxixhv hier m. E. zu erwarten ist, möchte ich das iniv für Schreib- fehler halten und (^ayvvayoQoaxtxijv emendieren.

50, 4 1. xai (fiixoxoi) statt xI. Man kann schwanken, ob man das folgende £j»jy in t^ryyryxat oder ilryytjxivaavxeg auflösen soll. Für ersteres könnte sprechen, daß es hinter xol fiixoxoi steht, wo man die Angabe des Amtes, nicht der Rangstufe erwEudet. Andere Gesichtspunkte sprechen aber für i^tiyi/xtvoavxeg. xXtiq/ am Schluß löse ich xXx]p(ov6fuov) auf, wovon in 5 abhängt Kdaxo^og (statt xa[. ..]<»$). Damit haben wir wieder ein Bei- spiel dafür, daß für den im Amt verstorbenen Steuererheber seine Erben eintreten. Vgl. P. Par. 17, 23. anatxrf wird man mit Kaoxofog verbinden müssen, nicht mit fiixoxoi. 5/6 1. (statt Ijj d[. .]).

Die Lesimg yegi/mv gebe ich aUerdings nicht ohne Bedenken, denn das y ähnelt einem 1 sehr stark. Aber es ist zu berücksichtigen, daß der Horizon- talstrich des r hier dadurch verändert werden mußte, daß er an den Fuß des £ herabzuftthren war. Der Schluß des Wortes (tov) ist korrigiert und daher auch unsicher zu erkennen. 6/7 1. j’vpv«ot(«9j;'»j®“s) statt yi>gvoo[tapj;]. Wie mir Grenfell mitteilte, liest er in 8 jetzt 7kv[£]ojj, und da Tanis und Philadelphia, wie seine Ausgrabungen gezeigt haben, Nach- bardörfer sind, so erklärt sich dadurch, daß ein xo>(|ad();(i]$) hier für beide erscheint. Übrigens wäre auch xo](|ufiv) in 7 wohl nicht ganz ausgeschlossen.

In 51 lese ich in 6 und 11 oivov ovvoxixoü (= ovvodtxoti) statt ovvolixoü. Das ist also Vereinswein! In 12 las ich d als Preis

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Ulrich Wilcken: Zn P. GrenfoU I und II

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ftir 2 Kotylen öl. So ist auch nach Z. 5 zu erwarten, wo 1 Kotyle 1 Drachme 2 Obolen kostet.

54, 2 1. TÖSv aitavCmv j4vyovOT(av statt roü aitovCov Aiyovarov. Ich weiß nicht, ob ich nicht schon früher einmal darauf hingewiesen habe, daß der Flavins Vitalianus hier in Z. 3 wohl identisch ist mit dem gleichnamigen Mann in dem Kaufvertrag von Askalon {BGU 316, 5). 12 1. epoiipjjs statt ÖQOV(fag. ln 16 hat Hunt schon hergestollt Aber damit

ist die Stelle noch nicht ganz geheilt. Es ist zu lesen: fpyo nävta mau (= otfa) xc^jjx» ix xrl. 17 1. firjäevl statt /iTjäh. 18 hinter Ttlf<ffittra>v, das Hunt hergestellt hat, 1. ndvt<o(v) oder jtavt(mv) statt nävza. 23/24 1. evvqxavi fioi äg statt Ovt'ipo)v(cD) iw&oig.

57, 3 heißt der Dorfname Hyiov statt 'HXlov. 6 1. BtlS statt

Alflö. Dieses BeXäg wird eine Koseform für BtXiaäftog sein. Der Teit stammt aus dem J. 561! 9 Schluß ist hinter noch ipoQov hinzu-

zufügen. In der Subskription (22) wird das a<p Schluß von avfißoXaio- j’eJ«gj(ov) sein; davor hat dt’ ifioü xrl gestanden. Darauf folgen zunächst Noten, und erst darunter steht dt(ö) Blx{xoQog') tioü.

58, 2 1. 7t(«eä) AvQtjllov statt rt(dlfojf) Avgrihog. 3 1. Hyiov wie oben statt 'Hliov. Schluß der Zeile steht txovaio>g, Z. 4 beginnt mit x«i. 6 1. Itydftfvo(v) Aiyioiy). 20 1. 'AnoXlog statt . . Xag. 23 schreib 'HXiov statt 'HXlov.

59, 5 1. oaov statt orov.

60, 17 1. ^yyga<pov statt iyygä<ptjv.

Zu 62, 9/10 ist wohl erst inzwischen der Anfang hinzugekommen. Er lautet: 9 Jj dt oigv dr/noxt repq[tf]ti)[?rou ij dt«? n] (allerdings nur in geringen Spuren erhalten), 10 oroiv d^norr . 18 1. oitig antlrj

statt Sv tiij. Den Schluß lese ich xoiovxo xi wot^[<Jot] x[oTä] l[o]ü. 22 Schluß 1. dldoaBat . [. Von den nun folgenden Fragmenten la.ssen sich d und b aneinanderfügen, wie folgende Zeile zeigt: dtaxvnütaai iv xttvxaig p[ou tofj vrl]cvTafoi$ ßovXrjaeatv. Andererseits ist schon vor mir Fragment c mit d zusammengefügt worden, sodaß die 1. Zeile von c, die unmittelbar auf die 3. von b folgt, also lautet: ^oti]l[opaj] x|«]l xiXcvto (statt fv[. .]), eine Phrase, die auch aus dem Testament des Abraham bekannt ist. Ich habe den Eindnick, daß die Fragmente eher dem Anfang als dem Schluß des Testamentes angehüren.

64, 1 und 3 und 6 wird avx&v (im Sinne von vft&v) statt avx&v

zu schreiben sein. In 5 sah ich evxaigtiov statt iyxalgtiov. Ich

möchte es folgendermaßen deuten: xal avv 9tä liglaxa tvxatgel öv ngog- ttvaqiigo). Dazu ist zu vergleichen Z. 3: ovx evgtaxio Ttgogavevxyxtiv xil. Das Adverb tvxatgel (zur rechten Zeit) ist den Lexicis fremd.

65, 1 ist tyguipov vielleicht als ^y(^ygatpov zu nehmen. Solche

mangelhafte Bezeichnung der Nasalierung kommt in dieser Zeit öfter vor.

XV Vi

Ebend. 1. w'" statt ^ " . Welcher Titel damit gemeint ist, weiß ich nicht. In 4 stehen vor tl xoi ffvftßy noch 2 Buchstaben, von denen der 2. ein 1 ist, der 1. nur mit Bedenken als « zu bezeichnen ist Das wäre zu lesen:

aX<^Xy’. Es bleibt mir fraglich. 5 1. wieder omg antlt] statt 5v iitj.

5 Schluß hinter ivojr^j steht noch $ = xot. In 7 hat Grenfell S

r

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122

n. Besprecbongen und Mitteilungen

kcveig richtig gelesen. Aber das gibt keinen Sinn. Ich vermute, daß ^ auch hier fUr xai steht, und dies xai mit ktvii? /.u verbinden ist zu xatkeviig = Kihviig. Es ist paläographisch sehr interessant, daß hier die Sigle ^ auch innerhalb eines Wortes verwendet wird. Das erinnert an tachy- graphische Art. ^ ^

In 67 lese ich sowohl in 1 wie in 2 deuUich l^nckk/ statt i^nekk/. Also haben wir das aus Cod. Just. 10, 11, 9; Nov. 128, 6 etc. bekannte Wort ^|3t£ll£(i;T^s) vor uns, an das auch schon Grenfell erinnert hatte.

In 69, 1 L hova tg st. rio^äig.

P. Grenfell II.

40, 1 1. IIavi<pQiii(ii{g') 21oj;t6ro(u) statt IIttvc<pQinfug S^mov. Wichtiger ist, daß in 5, wie auch für diese Zeit zu erw£irten war, UtQi- xlov irj (nicht t) dasteht, entsprechend dem Xolaj^ itj.

42, 1 fand ich meine schon früher geäußerte Vermutung, daß itjg Aiy^xov zu ergänzen sei, bestätigt, indem die Schriftspur hinter « zu i paßt. Also; Ai[yvnxov. Daß in 2 v£il° wegen roC in Nelko(v) (Gcnit) aufzulöson ist, erwähnte ich schon fi-tiher. In 3 hat P. Meyer (Heerwesen S. 39 Anm. 136) hinter xwv (ßxctrovxaQOVfcov') ergänzt [fn]rt[a)p[jrIog. Da die Heraus- geber 7t[.]p[ gelesen hatten, so war eine solche Ergänzung sehr kühn. Die Lesung der Hera\isgeber ist vöUig richtig, wie mir das Original bestätigt. Da in der nächsten Zeile »repl dt steht, was ein vorhergehendes «£pl ftiv voraus- setzt, so ergänze ich in 3 vielmehr 3t[£]p[i fxtv. Mit Unrecht erf^nzen die Herausgeber zu den Brüchen upovpcrv (ebenso in 4). Da die Bruchreihe iVi A ^orliegt, so handelt es sich vielmehr um das Hohlmaß, die Artabe. Von 7 an schreibt eine andere Hand. In 7 glaube ich vor ^fXKtv zu erkennen, womit die Arure gemeint sein wird.

43, 1 1. diä xijg statt äia.

44, 8 1. Intaxttktloag statt Intxaytieag. 10 1. ypop(f£OtTfo) j) tlg statt yQ^aiiiitcricog') &g tlg. 12 1. ^vOx&i statt Itdx&i.

45, 11 1. x[(ufi]ij$ statt avxijg. Das <ofx muß allerdings etwas zu- sammengezogen sein. Aber der erste Buchstabe kann nur * sein.

46, 4/5 1. Ktpxteovyoig statt KtQxtaovxx/. Dem entsprechend heißt auch nachher in Z. 9 der Genitiv Ktpxtdovxav. In 17 hatte ich schon früher an f>«oyp(o(p^) yg(a<ptiaa) Anstoß genommen, denn hier konnte nur der vTioygaxpivg genannt sein. Das Original gibt nun folgende Lösung: 17 ’7ixoy(f(ttq>tvg) xov ryyoftixoxog 18 fiiv zforp/uv 2aßilvov. Das d in /taglmv ist nickt sicher, und in 24, wo der Name wieder stehen muß, paßt der erhaltene Schluß nicht sehr gut zu cav. Aber die Hauptsache ist, daß durch (liv der Gegensatz zwischen dem Käufer, der einen inoyQxttpivg hat, und dem Verkäufer, der selbst schreiben kann, klargestellt ist.

46 (a) Grenfell-Hunt haben inzwischen schon mitgeteilt, daß statt inl- xtfioi in 7 btlxtkooi zu lesen sei. Vgl. P. Oxy. H 276, und Archiv I S. 155. Ich bemerke nach dem Original, daß in 7 völlig sicher nlnkooi steht, während das i am Ende von 6 steht. Über diese inlnkooi habe ich oben

S. 116 gehandelt. Z. 10/11 1. [xot] (statt o. Von x noch winzige Spuren)

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Ulrich Wilcken: Zu P. Grenfcll I und II 123

77ttjt£/i[io]s (statt nav Der Pinn bleibt mir auch so noch dunkel.

Ich zweifle, ob in 9 richtig ist.

47, 6 1. |u[o]Tm statt 14 1. ev(t7c(ttvro^ statt «vfjfifr-

lux^tjiiivov'). Das Verbum <svmuTQtia9at, das in der nächsten Zeile be- deutet „ich habe mit meinem Kompagnon zusammen mir das Getreide ver- messen lassen“, würde hier in 14 nicht verständlich sein. Übrigens ist hier in 14 und 15 das Kreuz -0- irrig mit (ä^raßag) statt mit nu^ov aufgelöst. „Artabe“ ist hinzuzudenken.

In 49, 9 steht deutlich avvanoyp(a(p^), nicht daioyQ(a<pij). Der merkwürdige Ausdruck begegnet hier m. W. zum ersten Male. Z. 13 1. Bovxaqpiov statt flovaixoO. 15 ist in der Lücke aearj(fieitanai) zu lesen.

Unter den Thorzolbiuittungen , die unter Nr. 50 zusammengestellt sind, war ich auf eine besonders gespannt, weil hier das Anfangswort ohne Klammem uriXeaxat gedmckt war. Diese Lesung in 50g hat mich bei der Konstatierung der richtigen Form xex(k(ävi]xai in den Paralleltexten sehr choquiert (vgl. Archiv II 134). Nun fand ich am Original zu meiner Freude, daß auch hier in 50g xextkmvrixttt deutlich ausgeschrieben dasteht, nicht T£T^l£aT«(. Somit ist diese Frage erledigt.

Eine andere erfreuliche Bestätigung brachte mir 53 d. Ich habe im Archiv I 479 auf Gmnd eines fragmentarischen Münchener Textes die Ver- mutung gewagt, daß die Quittungen über die ntv&xjfUQog von den Beamten der »axaanoQa ausgestellt seien. Ich ergänzte die fragmentarische Sub.skrip- tion des Münchener Stückes: x]cfT«(Jn:(op«s). Dies wird jetzt

wenigstens dem Gedanken nach bestätigt durch 53 d, wo ich die Unterschrift lese: Atcavlöxfg xot«(J7iop£Ü(s) (statt B . x . g "Slgov) asatj^fitlcoftai^. Dieser Leonidas hat allerdings unerhört gekritzelt, trotzdem halte ich die Lesung für gesichert. Demnach ist natürlich auch im Münchener Fragment zu er- gänzen x]crTaen(op£Ü$). Im übrigen bemerke ich noch folgendes zu diesen Quittungen:

In a ist Z. 7 vor Teetvov^(ciog) noch die aus dem Demotischen über- nommene Sigle für (gijtpöj) zu erkennen. Z. 8 lese ich: ri[. . . .] . o[,]s xa[xaa7COQcvg statt J[. . . .]))( ) A[. In b 7 fehlt vor 'Egiimg

ein Toü und hinter 'Egiimg die demotische Sigle für (fitjxgbg). In C 7 1. ’Ogatvo{v(pt(og) (fitjxgög) statt ’Op0evov( <peiog). In d 4 fehlt f vor (irous). Mit ’Eneiq) (ebend.) beginnt die 2. Hand. In g 4 1. £»j = (nev9tj- (ligov) statt £ . . ( ).

54, 3 1. 'Ajtokk(. . .) statt Mika.

In 56 steht am Kopf die Paginazahl, wohl gs. In 7/8 1. &rtoyga(<pilv) y. a. (dpovp&v) ß (ngöxtgov) (geschrieben ö) Biatvog. Demnach deklariert Artemidora 2 Aruren, die früher dem Theon gehört haben. Sie wird das erwähnen, weil bei der letzten Saxoygaxprj wabrscheinlich noch Theon, von dem sie sie inzwischen gekauft hat, die Anzeige erstattet hatte.

Für 60, 3 habe ich früher vermutet, daß statt iy ktj(pfuexojv) vielmehr iykri((i7txogai) aufzulösen sei. Nur die beiden folgenden Worte nri{vbg) ngo- (xigov) machten noch Schwierigkeiten. Jetzt werden durch das Original alle Zweifel beseitigt, denn es bietet: lyk-^iinxogai statt ly kx}(fiftäxa>v) iirj(ybg) 7tgo(xlgov). Außerdem 1. in 2 Xolax statt Xoiay, in 3 &ävi statt ^fu, in 4 IlaovTjxig statt Ilaovkiog’, in 6 ist toü am Anfang zu beseitigen.

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n. Bpsprechungen und Mitteilungen

In 61, 3 1. 6ta ’Av[o\vßlcovog statt ii ’Avvßlwvog. In 8 f. ergänze ich: Zxotoi]zlg fr]«s xo/tiaafitvog statt | c]i;xo^U<rf((vo$. In 14 1. iai\o\v statt la-fjtv. Denn Tapiamis hat jenem Stotoeüs das Geld gegeben, damit er es dem Weinhilndler im anderen Dorf einhändige für Wein, den natttrUcIi sie bekommen hat. 19 1. x6ds zb statt roüro.

62, 2 ist 2^azvfov''Av&ov Zvqov richtig gelesen, aber ich fasse es anders: der Mann heiBt Satyros; statt dessen wird er aber kurz auch Syros genannt. Also: äv& ov. Ebenso möchte ich in BGÜ 474, 7 lesen: deö’oe £azaßo(0g).

62a, 4 steht hinter jjgfv noch rße.

In 63 war bisher eine große Crux, die viele von uns gepeinigt hat, der ^oei(fer^5) öiroloywv (in 1 und 9). Glücklicherweise löst sich das Rätsel sehr einfach: das Original bietet völlig sicher ßotiO’(bg) atzolöyoiv. Ich würde diesen Text übrigens, den Grenfell-Hunt wohl nur des ßovXivz?/g wegen ins III. Jahrh. gesetzt haben, lieber der Mitte des II. Jahrh. zuweisen.

Die Spur am Endo von 3 paßt zu v, nicht zu v, also; idj'eu[s] statt idyov. Am Schluß von 4 folgt auf Idyou die charakteristische Spitze eines d, zwischen beiden aber ist, etwas erhöht, eingetragen v = vrc(cg). Da nun in Z. 12 in der Parallelstelle öipmvfov toC[ steht, so legt das den Gedanken nahe, daß hier das Jahr angegeben ist, und so lese ich in 4 va(fp) i [(tVovs)] und ergänze ebenso in 12 roü [d (iVoi/s)].

In 67 ist mit Kenyon (Catal. of addit) wahrscheinlich avi.{ijzQidiav) statt yvfi{vaalov?) zu lesen. 2 1. 'AaxXä statt ’/lflxl(?pttddoi)). G/7 1. [Ajfjfronpjj’tJfftv, wie ich schon im Archiv I 154, 1 vermutet hatte, statt di Vgl. jetzt auch P. Oxy. III 475,8. 7/8 1.

rrpofxtj^g^lvt; statt 8 Schluß steht die Zahl i,

ein lang gezogener Strich, den die Herausgeber wohl für einen Schwanz der vorhergehenden Zeile gehalten haben. Also auf 10 Tage sollen die Tänzerinnen nach Bacchias kommen. Anfang von 9 wird vor dja't) wohl nichts fehlen: denn a wird, wie häufig, sehr weit nach links vergreifen. 11 1. [«d]rrev statt [t'pjräv. 11/12 1. wie ich schon

im Arch. I 554 nach Gen. 73 vermutete, statt i5p7p)y[j] [p£jä$. 17 1. zam

= 7tf);i](xo0t) statt iaxtg. Darauf schreiben die Herausgeber: vn'iQ äga-

ß&vog [toO] liij Aloyoirf*fV[o]u o[oJ<. Hierzu vgl. Naberoben S. 19. Ich sehe vor fiz] links oben einen Punkt, der wohl nur von einem t stammen kann und lese danach [rg .statt [tovJ fi^. Das heißt, das Angeld soll auf den

Preis (den Lohn) mit angerechnet werden. ff[oj« ist übrigens ftaglich.

Daß in 68, 4 f. evvolag tv[{x]fv xcrl äfietcfi'oijfro)] ijv idci^ag eig ifte die Worte x«l «gfroi/ojjrm unsinnig sind und offenbar aus der vorhergehen- den Zeile hinein geraten sind, haben schon die Herausgeber bemerkt. Doch möchte ich nicht xoi nfierni’ogrw einfach entfernen, sondern nach 71,12 vielmehr für Verschreibung von xoi q>tXoazoQylag halten. Der Schreiber

von 70,8, der jene Urkunde von 68 abzuschreiben hatte, stutzte bei jenen

unsinnigen Worten und hat das ögSToi'oijro) fortgelassen, hat aber das xoi mit abgeschrieben und so auch seinen Text verdorben.

70, 19 1. "Emg zovzov statt ngbg zoizo. Also: Soweit geht der Vertrag.

21 1. ävr'jveyxa statt ebtgvtyxo, wie auch Naber oben S. 19 richtig vermutet hat. Danach ergänze ich in 4 t<[i’o«)p{pjE(v. Das Verbum, von dem dies abhängt, ist am Ende von 4 zu ergänzen.

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Ulrich Wilcken: Zu P. GrenWl I und II

125

Für 71 II 4 hat Crönert kürzlich nXovToytvov statt I7iloi;toffw[o]u Tennutet. Die letztere Lesung ist aber richtig. 113 1. r[ä]d£.

An 73 habe ich wieder einmal gesehen , wie leicht Photographien tSuschen. Für die Monographie DeLsmanns über diesen chri.stlichen Brief hatte ich nach einer Photographie einige Texländerungen vorgeschlageu, deren Unrichtigkeit am Original mit Leichtigkeit zu erkennen ist. So sind in 1 die Lesungen der Herausgeber völlig richtig, ebenso in 13, wo ich fälchlich avTfjs statt avr&v zu sehen glaubte. Andererseits habe ich in Z. 9 etwas Neues am Original gesehen: da steht sicher nicht eig ja {ata, sondern tig freu oder besser tyia. Die Rundung des 2. Buchstabens ist nach links, nicht nach rechts geöffnet, also ist a ganz ausgeschlossen. Aber was ist {yioV Es kann doch wohl nur verschrieben sein für lata.

74, 4 1. 'Antaviä Bc([v]oti t^o)rtvAf[t] ij statt ’Anla iVoj/Savoü igocTiv- Xlxy. Der Eigenname Btivijg kommt auch in P. Grenf. I 58 vor. 11 erg. « vv[( »jv statt (»»»»[teTdJffr/v.

75, 8 1. d xalovdSv, ebenso 9 xolaedcäi'. 12/13 1. Av[pf]o statt xo[. .]o. 20 1. OvaXtglov, 21 ’/o[vo]u<ifp/o»' (sic).

76, 4 1. ane^cvx&at statt räroffOx®'«». 11 1. w iöe statt lüi' Sv. Die geschiedene Frau kann heiraten, wen sie will, aber nicht, wie sie ^vill.

77, 8 1. 3fäa ijTt statt 43 1. f = SixaSttQxog-

78, 3 1. ’Hyayöfirjv statt iigayofiijv. 6 eher AtXön als AaXia'i.

8 erg. Ttpuio [uopivtjs] statt xpurai't[Cö4 ....]. 10 erg. {(poüj. Durch die Ergänzung ylvog'i in 11 haben die Herausgeber der Urkunde einen Sinn gegeben, den ich nicht für richtig halte. Die Angreifer be- haupteten nicht, daß die Frau und Kinder des Syros Sklaven seien, sondern sie ließen ihnen, den Freien, eine Behandlung zu teil werden, me mun sie nur Sklaven angedeihen läßt. Danach ist hinter <Jodl(o[v zu ergänzen.

Auch für 80 ff. hat das Original mir die Lösung einer Schwierigkeit gebracht, die mich viel beschäftigt hat. Daß xitpciXattoutiov auf j/ytfio- vixov jroXvxtarrov bezüglich nicht richtig sein könne, war mir klar, ebenso daß in xetpaXateaxa der Titel der vorhergenannten Männer stecken müsse, aber die Regelmäßigkeit, mit der in den drei Urkunden immer xftpaXaita- xtxxov gelesen war, hinderte mich, die Lösung zu finden. Nun lese ich in 80, 6/7 vüUig deutlich xsgfiaXai(oxal lov statt xetpaXauoxaxov , auf Verso xttpaXaiio(xcöv) xoC oder xt^aXatiaxäv (nicht ganz klar geschrieben); ferner in 81, 6 xigtaXattaxal xov und Verso x£9Polo«(aT((5v) roö, imd in 82, 3 KttpaXattaxal xov und Verso xf qpalaio>T(öiv). Also Victor und KoUuthos sind „Hauptleute“ oder „Capitaine“ des Vielruderers des i]ytfto>v.

Im einzelnen sei noch folgendes zu diesen Texten bemerkt: 80, 3 I. at statt xo. In 82, 1 steht: KvqCia (fälschlich für xvgCoig) fiov [dd]£l(poif (statt [dd]£l<pm). In Z. 2 ist zwischen ßi'xxtag und Kollovffo; (so scheint mir zu lesen zu sein statt KoXXov&ov) ein halbvorloschenes ^ = xoi. Der Brief ist also nicht von Victor, dom Sohne des Kolluthos, geschrieben, sondern von den beiden Kapitänen Victor und Kolluthos (daher xstpaXauaxal in 3). Daraus erklärt sich auch die doppelte Grußformel am Schluß, die von 2. und 3. Hand hinzugefügt sind. In 6 steht xtxxaaiovxt, verschrieben für xtxxaaxöxxtg.

In 7 'EffiovixoXelxyv wie häufig in jüngeren vulgären Texten, ln den älteren und sorgfältig geschriebenen Texten wird, soweit ich sehe, an der

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II. BeBprecbuugen und Mitteilungen

schon von Letronne erkannten Regel festgebalten , daB man '£ppoü n63ug, aber 'EQfionoUTijg schreibt. Z.^9 ist toü vor einzuschieben.

15 steht ztiXixttvTy, nicht rijiUxovi^j.

In 86, 7 halte ich Kv^to fttr den Namen des Adressaten, ebenso schreibe ich in 19 reoQyov statt ycaQyov.

In 88, 14 scheint mir hinter lajii»ivut nicht 6ftoC, sondern pe zu stehen.

In 89, 2 u. Verso möchte ich dtp“ lieber in az^a{x itözov) statt oipcr(ri]läTov) auflüsen. Denn ein römischer Dux wird nicht so unterwürfig an einen Notar schreiben. Auch die Namen sprechen dafür. Dasselbe gilt natürlich für 90.

In 90, 18 1. ei\v statt rijv. 19 1. r6 icatpuVtg statt TÜnpialtp.

In 93 scheint mir auf dem Verso xvQlm statt nv(tv(iaux)iö zu stehen.

In 99, 4 1. of(vaxpfov) statt yl(ytxai).

99 (a) 6 1. avck&iv statt dotfldiv. 6 1. Slaixuv statt 6utlxr\v. Die Bedeutung dieses wichtigen Textes ist mir erst durch einen Leipziger Papyrus aufgegangen. Ich übersetze ihn folgendermaßen: „David hat Bürg- schaft übernommen für Thaesia, daß sie zum Schiedsgericht {iLaixa) kommt und tut, was der Schiedsspruch sagt. Wenn sie es aber nicht tut, soll ich sie ins Gefängnis werfen.“ Das ist eine Mitteilung oder eine Bestätigung auf Grund einer napdoraois -Urkunde, ausgestellt von dom Beamten, der die Bürgschaft entgegcngenommen bat. Also ein neues Beispiel lür eine Bürg- schaft im Hinblick auf eine Gerichtsverhandlung (vgl. Wenger). Der Text zeigt zugleich, welche Mittel es gab, um die Unterwerfung unter den Schieds- spruch durchzusetzen.

Halle a. S. Ulrich Wilcken.

Inschriften ans ptolemäischer Zeit, m.

Von der zweiten Sammlung (Archiv II S. 537 561) waren durch äußere Umstände eine Anzahl Inschriften zurückgestellt worden. Inzwischen ist wie jedem eine flüchtige Durchsicht der Präskripte zeigt, besonders durch die große Liebenswürdigkeit des Herrn Seymour de Ricci das Material stark vermehrt, so daß sich eine neue Gruppierung und Zählung für den leichten Gebrauch empfahl. Diesmal könnte man von Stücken von großer Wichtigkeit sprechen, wenn diese nur nicht so traurig verstümmelt wären (Nr. 9, 20, 21). Aber auch so ist manches Interessante (Nr. 4, 6, 13) in der Sammlung enthalten, und der treu bewahrende Boden Ägyptens läßt der Hoffnung Raum, daß wie schon mehrfach sich eines Tages die besseren Hälften zu den schon gefundenen hinzugesellen werden.

Ptolemäns n.

1. Altar im Serapeum von Alexandrien in situ gefunden, jetzt im alexaudr. Museum. Schreiber, 46. Philologenversammlung S. 47. Mir von Ricci angezeigt.

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Max Ij Strack; Ingchriften aus ptolemäiacher Zeit. Dl

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ßMikiag ntoitftaiov \ ical ’j4Q6iv6r}g OiladtXipov { &eäv £artjf(ov.

Zeit: bald nach 270; vergl. Sanunlung IT 5 im Archiv II S. 539.

Ptolemäas lY.

2. Blauer Kalkstein im Museum von Liwadia, Böotien. Große Inschrift mit den Namen der Sieger, der ofßzieUen Fcstteilnehmer an den ßaai'icia und der Abrechnung des Agonotheten. Vollgraff, BGH. 103 XXV 365; un- vollständig schon im CIGrSept. I, 3078. In der neu herausgegebenen Sieger- liste erscheint:

Sgiiaxi TtlBim | ßtuSiXtvg IlToltiialog ^iloxitrmQ.

Zeit 221—216.

Ptolemans Y.

3. Kalkstein in der Glyptothek von Ny Carlsberg, veröffentlicht von Yaldemar Schmidt, Det gamle Glyptothek paa Ny Carlsberg (1899) 393 Nr. 474. Hoch 0,20 m., breit 0,20 m. Mir durch Ricci bekannt geworden.

ßaeiXel rixokeiiuCvn | ’ExKpavtl xal EviagC | axai xal ßuOi- Xioaiii Kkio \ «dx(fai 'Axolkmviog ’Av^xixdxQov y(fu(iijucxevg \’OQWfidvovg, 5 6 xul 1 j tQOv xov Aiovxog xal ] xakka xqoöxvqovxu \ xät U(fäi Idffvu^vog v||xlp avxüv. 10

Zeit: etwa 190 v. Chr., bald nach der Hochzeit des KOnigspaares (193/2), da die Königin noch nicht die Beinamen des Königs trägt, und auch noch nicht die Kinder erwähnt werden (Philometor geh. 186). Ricci gibt aus Jouguets handschriftlichen Notizen die Beschreibung einer Stele, auf der ein Pharao Ptolemäus vor einem Löwen opfert, und die folgende in guter aber nachlässiger Schrift geschriebenen Worte enthält: oi'xfor xrjg ta(ptjg x&v | ktoi'xtov Ugd. Der Text ist soeben von Lefehure nach Jouguets Mitteilungen publiziert worden in BCH XXVi S. 4b3ji. Über dem Löwen steht in Hieroglyphen: „der lebende Löwe“, über dem König ebenso: „Ptolemaios der ewig Lebende“. Strabo (17. 812) zählt den Löwen unter die Tiere, die in Ägypten nur an einer Stelle, nicht allgemein Verehrung genießen. Er nennt Leonto]K>iis im östlichen Delta als den Kultplatz, und Älian (hist. anim. 12, 7) kennt ebenso hier die Verehrung und die Tempel der Löwen, weiß aber auch zu berichten, daß die Einwohner von Heliopolis Löwen halten. Man kann also zweifeln, woher die Inschrift stammt; wahrscheinlich ist die Her- kunft aus Leontopolis.

Der Name Omymenes, den der Dienstherr des Apollonios trägt, ist sehr ungewöhnlich. Erst der Hinweis Wilekens, daß hei Pape (nach Mionnet m 164, MUnze von Milet) ein Omymenos vorkommt, hat mich auf den Gedanken gebracht, daß hier ein Name stehe. Einen weiteren Beleg habe ich nicht gefunden.

Ptolemäns YI und Ptoleniäas YU.

4. Kalksteintafel aus dem Fayum (?), jetzt in Paris im Louvre. Un- veröffentlicht, erwähnt von Ricci, Revue arch. XXXVm (1901) 308. Ab- geschrieben und mir geschickt von Ricci.

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n. Besprechungen nnd Mitteilungen ,

ElQijvr]i rtxvov | xokXa I ^ xeptit'xap (isre | Xe^aerat tovg

ixulx^gavrig Ooi' || Ixovg le' xb xal a' L 1 eig d'eovg ixtiqi xtj'.

Zeit: 22. August 145; schon von Ricci richtig hestimmt. Philometor und sein Sohn Eupator sind die Regenten, deren Jahre hier geglichen werden. An einen der anderen drei Könige zu denken, die 36 Jahre und mehr regiert haben, liegt kein Grund vor. Wir kennen das Doppeldatum schon von einer Münze. Die Inschrift hietet eine höchst erwünschte Be- stätigung und setzt die früher angezweifelte Tatsache außer Frage, daß Eupator wirklich schon Herrscher neben seinem Vater gewesen ist. Und zwar im ganzen Reich, nicht etwa mit dem Sitz und der Oberhoheit in Cypern (Strack, Dynastie 37). Eupator wird zur Regierung gekommen sein, als sein Vater in den Krieg gegen Alexander Balas zog; er bUeb wohl als regierender König in Alexandrien zurück, damit die Stadt nicht herrscherlos sei. Das Datum legt den Schluß nahe, daß Philometor noch Ende August 145 gelebt hat, und hält man sich streng an die Datierungen der Papyrus (s. Strack, Dynastie 198“), so war Eupator noch nicht am 31. Januar 145, ja seihst nicht am 14. Mai 145 Samtherrscher. Denn diese Datie- rungen sind, oder sollen nur nach Philometors Jahren gegeben sein ohne Hinzufügung dos 1. Regiorungsjahres. Aber so durchaus exakt sind die Datierungen nicht, imd mancher Grund läßt sich leicht erdenken, der den Vater der Eirene bestimmte, das Doppeldatum zu schreiben, auch nach dem Tode des Philometor. Genauere Geschichtsdaten also möchte ich nicht aus unserer Inschrift zu gewinnen versuchen.

Ptolemäns YIII.

6. Propyloninschrift eines Tempels in Medinet en Nahasch im Fayum. Jouguet, Comptes rendues de l’academie des inscriptions et helles lettres 1902 Mai/Juni, S. 353. Erwähnt von Ricci, Revue des etudes gr. 1902 XV 451.

vstiff ßaaik[t(og nxoXtfiai'ov xal ßaaM<sat]g KksoxäxQag tqg] | ädeXq>fig xal fllaai,Xiaaj]g KXeoxdxpag yvvaixbg Evfpj'fröv] |

xal x(äv xixvav [ 6 Selva ln (ävj- j

SqUv xal xtfr[o]txog |

[ Uqgjvi ft'sSi (tsydXm] \

xb agöxvXov x|al xal Igya n[dvxa^ |

L iniitpt..

Zeit: Sommer 118, und wenn man trennt lnng> t’, so ist das genaue Datum: 28. Juli 118. Das kleine Fragment in Z. 4 IKOZ steht selbstän- dig und kann anderswohin gesetzt werden; der Platz der [AJI0IKA EPrAn[ANTA] ist sicher. Die Inschrift 9 Z. 6 bietet gleichfalls [n- ndpxvs dyäfät' xdroixog. Sie führt auf die Tilgung des Jota in Z. 4. Es ist aber ebenso möglich, daß das beanstandete auf Snndfx'ig

«vdpüv xoi (o)f xdtoixoi hinweist.

Ptoleniäus X.

6. Schlanke Stele mit dreieckigem Giebel aus Mit-Rahinch, einem Dorfe auf einem kleinen Teil des alten Memphis. Nicht in situ gefunden.

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Max L. Strack: Inschriften aus ptolem&ischer Zeit. HI 129

aber wahrscheinlich nicht weit verschleppt. Schrift, wie man sie im 3. Jahr- hundert trifft, sehr ähnlich der ElefantenjSgerinschrift unter Ptolemäus IV. (Strack, Archiv I 205, 18). Maspero, Annales des Services des antiquites de l’Egjrpte 1901 II 285. Erw&hnt von Foucart, comptes rendus des in- scriptions et helles lettres 1902 Mär7vA.pril S. 119, und erwähnt auch von V. Bissing, Deutsche Literatnrzeitung 1903, 23. Mai.

ixovg txrov *) ' ixl evvccyayfjs \ ysinjO'ttffijg iv röt äva ’j4xoXX[<o^ |-

vitlmi Tov itoXirsxnutxos xal rSiv j ixb xijg xöXBCog ’ldovfiaüov. || i*fl ^(OQi'av 6 Ovyytvijg xal Ox^axi^yog | xul ligsvg tov xXTj&ovg töv 6 fiaxai^o(pöp<ov | iv xoXXolg evtpyexxixäg iipalvaxo xal xorv^t | xal xax’ Idlav ixaaxov eioeßüg xe diaxaCfuvog \ xphg &(tov xpo^ftcag xe- xör^xai fitxa xoXXrjg | xal dai/>iXovg öaxavijg xtjv xi xaxaXiip^v xal \ lo xovCaOiv TOV dtjXovfiivov Uqov xad'äxtp xal \ xß6i xpödyXöv iaxiv f Jo|sv tdg fiiv £XXag | , äg ixtt xifiag, ftivaiv avx&t ätä ßlov xal ixl | Tüvöa äal yivofiivav ^voiäv ivayopav\\a6&tti airäi &äXXov xaxä xöv 16 xäxpiov vöfiov I xal ixixa^ai xotg fapavai xal lapoi)fäXxaig j ixl x&v v(ivmv fiafivijö&ai avrov, hi xal | ixl xäv tov xoXixav/utxog svojuhv

ffrf I qpavovffÖat ffid xavxbg i^äXXai axaq>äva{i). || di ^n^tpiOfia iv- 20 ypdtiiavxug alg öx^Xrjv | XiO'iv^v äva&-atvai iv xäi ixifpavaoxäxmi | tov lapov TÖxai xal fiaxado&fjvai avrov ävxi\yQa(pov xS>i ^capimvi iv aiäijt ijv aaxtjxav | xpbg avxbv i) x6Xtg av%äpiexov äxätfxtjaav.

1) In der kurzen Begleitnote gibt Maspero ,,Jahr 8“, das er der Schrift wegen auf Ptolemäns IV. bezieht, fxtov nach Ricci sicher.

Zeit: etwa II. Jahrhundert, und zwar eins der drei Jahre 176, 165, 112 wahrscheinlich das letzte der /uuxaipogtSpoi wegen. Höher hinauf- zugehen verbietet der Titel avyycv^g des Geehrten, der sicher nicht vor der Regierung des Epiphanes, wahrscheinlich nicht vor 190 v. Chr. besteht. Tiefer ins I. Jahrhundert die Inschrift zu setzen es kann sich noch um die Jahre 76 und 47 handeln dürfte der Schriftcharakter verbieten, der Maspero fürs III. Jahrhundert zu sprechen scheint

Der Geehrte ist unbekannt. Leute seines Namens gibt es viele einer ist zufällig auch fiaxaipo<pöpog (P. Amh. II 62) , ein so hoher Würden- träger wie der nnserige ist bis jetzt unter den bekannten Dorion nicht.

Die fiaxatpixpoQOi erklären Grenfell-Hunt (P. Teh. 37, 13, vom Jahre 111 und P. Amh. II 38) als 'a kind of military police’; 'at this period armed attendants on the various officials rather than regulär soldiers’. Ich glaube, damit wird eine unnötige Scheidung von Gleichartigem eingeführt. Die fiaxaiQO<pöpoi sind so gut Söldner, Soldaten wie andere, nicht etwa Polizisten oder Gendarmen. Das beweist m. E. die Zusammenstellung der iyXaXoxaf/tivoi /laxaipoipÖQoi mit anderen Soldaten in der Inschrift Archiv 121, und wohl auch unsere Inschrift, wenn man die Idumäer mit dem Verein der Schwertträger (Z. 3 und 5) identifiziert. Den Soldatenkorps ist die Benennung nach Ländern eigen. Es gibt Vereine der Kreter, Kyprier, Lykier, Thraker, Perser u. s. w., in denen ebensowenig auf Landsmaunschaft ge- halten wurde, wie heute hei den Studentenkorps der Schwaben, Hanseaten, Franken. Wir haben keinen Grund, bei den Idumäeru eine Ausnahme an- zunehmen. Aber natürlich ist zuzugeben, daß die Soldaten im Lande viel Archiv f. Pftpjrnufonohttiig ni. 1. 9

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n. Besprechungen und Mitteilungen

Sicherheitsdienst versehen und auf Inspektionsreisen der Strategen als be- waffnete Begleitung mitgehen, also Dienst tun wie unsere Gendarmen oder türkische Zaptiehs. Es handelt sich nicht um leeren Wortstreit. Die Existenz eines Gendarmeriekorps, zum Schutz der Beamten über Ägypten verteilt, würde mir das Bild des spiiteren ptolemfiischeu Ägypten duixhaus verändern.

Die Versammlung im Apolloheiligtum hat in dem Bestreben, den Tenor des Dekrets etwas weniger eintönig zu machen, uns das Verständnis er- schwert. Wer beschließt in der Synagoge? Sicherlich zwei Parteien ge- meinsam; rö TtoUxtVjUt xol ol &jtb xTjg nöietog ’löovfiatoi. Aber fraglich wird, ob nun der Verein der Schwertträger mit einer dieser beiden Parteien identisch ist, fraglich auch, wer unter der Polis am Schluß zu verstehen ist. Was ist hier überhaupt nollxivfta? Zwei Auffassungen sind möglich. 1. Die gebräuchlichen, durch Literatur und Inschriften vielfach zu belegenden Bedeutungen von noUxcv^ia „Staat, Staatsvorfassung, Bürgerschaft“ führen auf die Gleichheit xxoklxivfia = nökig. Dann haben wir eine aus irgend einem Grunde ungenannte Stadt (wahrscheinlich Memphis) als eine Partei; sie nennt sich im Dekret bald xtolixivfia bald xtoktg, vielleicht aus reiner Marotte, vielleicht um die sonst wohl genannten Presbyter nicht bloß zu stellen. Die andere Partei sind dann of ccxb xijg Tiökiiog ’lSovfialot, die man am einfachsten als die Besatziing des Ortes faßt (wie of &nb Jioanbkttog xfjg fuyäXxjg, Theb. Bank. I u. ö.) und mit dem tüv fiaj[ctiQ0qp6Q(0v

gleicht. 2. Txokhevfia = Für diese Bedeutung „Verein“ weiß ich

nur einen nicht einmal ganz einwandfreien Beleg, P. Teb. 32, 17 of imxi- xü>i Txolixsvjurxi x&v K^tjx&v ävöifcg <p'. Nimmt man sie an, so haben wir als Dedikanten das aus Idumäem bestehende Korps der Garnison von X (Memphis) (t6 tdJv ga^^arpoguipeav = xb xxoklxevita) und die

ebenda bestehende Idumäerkolonie, deren Mitglieder nicht zu einem Verein zusammen sich gefunden haben, also Kaufleute, Handwerker u. s. w. Die Stadt als solche bleibt unbeteiligt bei der Ehre, und diese selbst wird ge- ringer. Es ist Gefühlssache, wohin man sich entscheidet. Für die ersterc Erklärung spricht der naxgiog vöftog, die Mehrzahl der Priester und Priester- genossen, die (vxäQtaxog ÜTtdvxtjOig xijg jroAt'ojs (Z. 24), von der eine fremd- ländische Bevölkerung (Garnison und Kolonie der Idumäer) gar kein Recht hat zu sprechen; gegen sie das Fehlen des Stadtnameus. Foucart a. a. 0. entscheidet sich für die zweite Auffassung, ich ziehe die erstere vor: Bürger- schaft und Garnison des Gemeinwesens X ehren den Dorion.

Zu igaiXog (Z. 19) „außergewöhnlich“ vgl. Badermacher Philol. LX 1901, 497.

Ptolemäas XI.

7. Inschrift aus Medinet en Nahasch im Fayum. Jouguet, comptes rendus des inscriptions et helles lettres 1902 Mai/Juni, 8. 3ö3. Erwähnt von Ricci, REGr. 1902 XV 451.

vTcif ßaaiXdag nroXe/itxiov tov *[aJ] | l4Xf^dvd^ov xcd ßaaUcOatig [Ä]A[fo I xarpag] ^VS «df ■ffsöv 0Uofi7jTÖ | pav £(ortiQmv xal xä>v 6 rdxvav xal rßv || \xQo]y6vav ’/fpovi fieydim \ tPaftevÄ)#

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Max L. Strack; Inschriften ans ptolemäiscber Zeit, m 131

E.s folgt eine leider nicht veröffentlichte Eingabe an den König von 'Hgäidtig und 'üpmJijj NMov, die zum Tempelpersonal des

9i6; (i{yiajoi"HQcov in Magdola gehören. Sie beklagen sich über Vergewal- tigung und ungerechte Steuereinteilung und bitten um das Asylrecht für iliren Tempel. Darunter stehen die kurzen Anordnungen des Hypomnemato- graphen an den Strategen und des Strategen an den Epistaton, daB der Eingabe nachzugehen sei. Hoffentlich wird uns diese wichtige Urkunde nicht lange vorenthalten.

Zeit zwischen 100 88. Z. 3 ergänzt Jouguet KltonmQag \ Btft- vltttjg, was den Itaumverhültnissen schlechter zu entsprechen scheint, wie das einfache, und auch sonst vorzuziehende, Klto | Sollte nicht vor

dem Monatsdatum das Königsjahr stehen? Von Alexander I. kennen wir zum mindesten zwei Kinder, den späteren Alexander II., der 19 Tage re- gierte und eine Tochter (Eusebius I 166). Ober den Doppelnamen des Uerrscherpaares s. Sammlung II 37 (Archiv EI 554).

PtoleniänH XIII.

8. Kalkstein in der Glyptothek von Ny Carlsberg, veröffentlicht von Valdemar Schmidt, Det gamle Glyptothek paa Ny Carlsberg (1899) 390 Nr. 472. Hoch 0,31 m; oben mit ägyptischer Darstellung versehen. Mir durch Ricci bekannt geworden.

vxig ßaailimg JlroXeiiaiov d'fov ^iXonäx \ <o>poff xal d>iXaädX<pov "laidi 'E^syxi^ßei ftf | ol ix rijg ’Eoeyj^rjßiaxijg avvödov, »v

övvay(oybs | "EXsvo^ Sltg . . rog N ixl N/ion Q , Ö "EXevog xsqI N lag | Toü Öq Cf ... . dag tov Cepov. L y' (ic[xcip. oder (uaop^. 5

Zeit; Frühjahr oder Herbst 78 v. Chr. Der König ist Ptolemäus XIII., dessen bekanntester Beiname viog Jiovvaog hier wie in der Inschrift von Kos (Strack, Dynastie 155) ausgelassen ist; vielleicht hat er ihn erst nach 78 V. Chr. angenommen. Ebenso fehlt der Name der Frau Kleopatra- Tryphaina. Hier wird der Zufall spielen; jedenfalls wird ihr Name schon in einem demotischen Papyrus des 3. Jahres Pachon 12 (P. demot. Leid. 374, Rev. egypt. II 90) genannt, also aus der Zeit unserer Inschrift. Daraus den SchluB auf einen Hochzeitstermin im Jahre 78 zu ziehen, scheint mir zu kühn.

Es handelt sich um das Geschenk eines Grundstücks wie in den Fayumer Inschriften, Strack, Dynastie 142, 143. Im einzelnen sind die Worte nicht ganz klar. Z. 4 steht hinter dem Vatersnamen wohl xoxog; vöiov ßogpS dpö/iov erkennt man, Z. 4 cf wird iU|35$ oder inrjXuoTov zu lesen sein, doch bedarf dieser Teil der Inschrift der Nachprüfung, nachdem die Reinigung des Steines beendet sein wird.

Der avvayctyog gehört zur ovvaycoyT) der Inschrift 6. Er ist der Ver- sammler wie diese die Versammlung, die Vereinigiing. Aber in dem letzteren Wort ist der ursprüngliche Wortsinn noch mächtig, das erstere ist erstarrt. Ewaycayri ist in der Inschrift 6 noch die Vereinigung, nicht Verein, ge- schweige Vereinshaus; cvvayaty&g ist der Präsident. Aus der Kaiserzeit haben wir diesen Titel und den wesensgleichen des ffwvayojytus häufiger; Ziebarth (Vereins wesen, Index) weist ihn für Tomi, Panticapaion, Tanais,

9*

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132 II' Besprechungen und Mitteilungen

Delos, Elaiussa nach. Für Ägypten vgl. auch Archiv II 429 f. Nr. 2 und ö (Ricci).

Ob unser Präsident des Isisvereins der Beiname der Güttin ist neu mit der Familie des ’Mdcopog 'ElLivov in Verbindung zu bringen ist, aus welcher der Vater Helenos Erzieher des Königs Alexander II. und Gouverneur von Kypros war (Strack, Dynastie 149)?

Berenike lY.

9. Kalkstein in Ägypten, Fundort und jetziger Standort unbekannt. Hoch 1,20 m, breit 0,50 m. Von Giannino Dattari an Ricci, von diesem mir geschickt. Ricci wird die Inschrift in der Revue archeologique ver- öffentlichen. [Vgl. jetzt Rev. arch. II (1903) p. 50/5. ]

dya&iji

ßaailieotjg BtQtvixtjg Totg ix tov iv 'AtpQoSCtiig x[6Xci

V ixsidt) ixl Töv ael evviOTa(iiv[mv

6 ov ix xltlovcov SvvtoQ&ftev 6

nÜQxrjv ix' &vSq&v xaroi(x)ov x v £to . . tg Xttl iv tolg xtnd (t)^v ff ... . xal fieyäXov Ugimg x &a . . . aveaxQayi,(itvav x

10 avu^afiivav xgög

xoiecog fterä rijg fieyiarrjg tv xaloxuyad’idv uirov xal ivi(fy[eiav ]xvyxdvei xifuav (frei)

. . . Xitutxmg xaxaxe&tlvat dg xo l& (drog a^Tov xaxijp ^tovvOiog

ty . . . tot» x&v doyiuixcov fftff e/iafiov Hpai[id]og ^tjuijx . . .

[l]xxia)v cei>9e(fttixmg ixide^ . . . g . apjtav xijv iccvxov XQoaxuxtj 20 ov aiQBöiv 9 . (xavrjt x . ^s9 . . .

. . HAIANPEAElAßZA

V . ov xal iiiiiifttv ilaiov da atjg XQoBvfiiag xovg avd vog di xal ti)v iisyäXrjv i|e

26 xjjoiv xal xijv xgo . . . oeßaOiv rot) xp

Qai xbv xgXfiMv S . 9xov ixi Ös xovx . . . ( xoOfuav xal xijv xq evxoov X . (ov9h xov dvaxs «xa6iv vaoxovxag xal xXtiOxa

so . . vag rovrmt» o vixritpogio

. ov juyaXov xal . . ßoXiv xovqOaji . . . xodi^afuvov xovg avdgag fiex . ixlg T^g xvpiag ßaeiXieor/g xal xäv . ov . g exgaxfjybv xal xoi>g aXXovg x S6 ... ixidrinovvxag x&v &x' ’AXt\av\dgtCag

. . aötmv xStv axOog exgaxianäv ix

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Max L. Strack; Inschriften aas ptolemäischer Zeit. IQ 133

g Tfj xsqI iaxrtbv io^tjg

agurrov d(x)avTijoeag

(uvov Hqo . i . Sov xad’Uffu

VOV ttXCCTtjyOQtJTOV .... 40

.... fjyov fievov . . fiecjjjcv ....

[In 6 liest Ricci 1. c. xcrroi&eivuv = xeetoixiov (»[ns'cav].]

Zeit: Jahr 58 55.

Vier Bereniken sind bekannt. Die zwei ersten, die Frauen von Ptole- m&us I. und m. kommen nicht in Betracht, da es sich um eine Allein- herrscherin handelt. Berenike III.-Kleopatra fahrt das Regiment allein in der ersten Hälfte des Jahres 80; Berenike IV. ebenso in den Jahren 58 55. Letztere freilich nicht diese ganzen drei Jahre allein die Alexandriner haben sie zweimal zur Hochzeit gezwungen aber doch den größten Teil der Zeit, da ihre Männer Seleukos Kybiosaktcs und Archelaos, der eine nur wenige Tage, der andere sechs Monate Mitregenten waren. Von der Bere- nike III. wissen wir eine Namensänderung vor ihrer Alleinherrschaft. Sie heißt in griechischen Papyrus der Jahre 1.01, 99, 98 Berenike, in solchen der Jahre 89 und 88 Kleopatra. (P. Teb. 106; P. Leid. G K; P. Grenfell II 35; vgl. oben Nr. 7 P. Leid. 0; P. Amb. H 51, 19; die demot. Papyrus, die sie auch nach dem Jahre 88 Berenike nennen, läßt man vor- erst wohl besser außer Acht; s. Strack, Dynastie S. 56.) Von Berenike FV. wissen wir eine solche Namensänderung nicht. Danach scheint die Inschrift mit Sicherheit für Berenike IV. in Anspruch genommen zu werden. Dem ist nicht ganz so. Wir wissen nicht: 1. wie Berenike III. sich als Mit- regentin des Soter H. (88 80) und als Alleinherrin (80, erste Hälfte) nannte; sie kann den angenommenen Namen Kleopatra wieder mit ihrem früheren Namen Berenike getauscht haben; 2. oh Berenike IV. nicht gleich- falls ihren Namen hei der Thronbesteigung geändert hat. Die Wahrschein- keit aber spricht für die Zuteilung an die letztere. Es ist die erste Stein- urkunde ans der Regierungszeit dieser vierten Berenike, und wie es scheint, keine unbedeutende. Umsomehr ist die heillose Verstümmelung zu bedauern; ich verstehe nicht einmal, worum es sich handelt.

Unbestimmt. lY. Jahrhnndert.

10. Kalkstein aus den Alexandria benachbarten Mexer Brüchen. Hoch 0,21 m, breit 0,18 m. Gefunden in Schedia (s. Archiv U 554 Nr. 37), jetzt im Besitz des Herrn Sieglin. Schiff, Festschrift für Hirschfeld 388.

^tbg I Zcjt^ I pog.

Vom Herausgeber noch ins 4. Jahrhundert gesetzt.

11. Kalksteinstele, hoch 0,22 m, breit 0,22 m. Fundort, Besitz, Ver- öffentlichung wie bei Nr. 10.

'/l&rjvuC I rjg TloXt | ddog.

Vom Verfasser noch ins 4. Jahrhundert gesetzt.

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U. Besprecbuugen und Mitteilungen

III. oder II. Jahrhundert.

12. Roter Porphyr gefunden in Thera, jetzt in Paris, cab. des me- dailles 32. Ursprünglich unversehrt, jetzt fehlen die Zeilen 1 ‘/jH; das erhaltene Stück ist hoch 0,43 m, breit 0,29 m. Häufig verötfontUcht mit falscher Datierung, zuletzt richtig von Hiller von Gärtringen IGIns. UI 331 den Ptolemäern zugewiesen. Der Stein ist wiederaufgefunden von Michel und neu verglichen, Revue de Philol. XXIII 1899 S. ÖO 52, und Recueil d’inscr. grecques n. 1002. Die Vergleichung hat viele Flüchtigkeiten des Steinmetzen konstatiert, die für den sicheren Text ohne Belang sind.

fdo^c rolg iksKpojiivoig' | Betrav thiV.rarog nrpdTspoi/ fiiv |

5 icp’ fTt) 6vo XQO^ftQte&flg I c£pj;og :tQ0i6T(itr}6s ivÖö^cog \ xal %a~

TU^tmg avTov re Xal rtjg räv | akfitpoiidvar nQoaiQeaeag rov j yv^va- Oiov, ävd’’ av xoivöv evdo\xifiTjaavra iarf^äveotSev avröv | e'xl rd 10 zrpofipij/asW fTij dtio •Ö’ckA | loü OTfqpKVon, xal rijv xepl tovtcjv | dva- •yQu(piiv vxofitnjfiarog %dQiv \ tlg yvfiväaiov xaraxcxdigijxsv g>t{lur(- 16 fti'ag evtxev xal koex^g d'xifiekscag ^g ^jrcov ditr^kteev tig | ainovg, xdkiv re elg xe L xal Jx' L xal ijx' L ä|(in&slg vxiiieive yvlftva- aiagx^Oat, xal r^[V dgiui^oveav ei \ ta^i'av uvTÖg re ffvvfrijpijff«/ xal Tov TÖxov xal räv dkeapofie'veov d | xrev/aregov xal gpUoufiöregov in 20 xokkä xgoeOTaTTjaev rovg ts rm \ 'Egfiet xal 'Hgaxket nd'efiivovg vxig TOV /iaaike'cog yvfivixoig dyävag | avvevxoO/i&v xarä aiTOv dv \ va- 25 (UV xa[l]’ lÖCav e’xTe&elg dS-ka | xad’ijxovTa Tolg dymve^ofiivoig | iq>’ oig &ea>povv xotvöv näouv | xgo^(iiav xai exovdijv evdeixvv(ie]vov avTÖv vxIq tov töxov OTeepävovg \ tb xpvaovg xepiTe'&eixev xal ygax- 30 Tfj I TBTi(irjXBv elxövi Bavova 0(kiavog ] j'v;t»'afftapj;»j(Javra Tpirov xal Ti I TapTov xal «i(ixTOv e^ijg xal rf/v iv \ xpoäeätjkafievai 35 Täv vi\(ov XQotSTUoCav tiaxVf^ovä tb xal | xg/xovOav xoiijtjd(iBvov Se- döxd-ai di I xol vvv ixaivieai tb avröv ixl Tovroig \ xal xpoeenidTB- (pavSteai xäkiv XQ^Odii | OTBifävcn , xal rovg (liv jjprtfoög «TBipä , voog 40 elg kBvx(0(ia xarax<0Q{eat, Öi Ö6 y(ia töÖb dvaygdtl>tti eig artjktjv AtO'flvijv xal dva^etvai iv rrä ixiq>avB(JTä\Tp röxa tov yv(ivao(ov xgoaa^täeai \ di avTÖv xal eig &x' L iTi yv(ivaOiagxij \ Oai, dtÖTi TOVTO xgd^ag BOTai xä6i rofg | akeupoyJvoig xexagtafiivog.

Zeit: HUlers Zuweisung in die Regierung der Ptolemäer ist zweifellos richtig. Unter den Königen kommen des 28. (ev. 29.) Regierungsjahres wegen nur Philadelphos, Philometor, Euergetes Ö, Neos Dionysos in Be- tracht, also die Jahre 258/57, 154/3, 143/2, 54/3. Von ihnen fällt das letzte aus politischen Gründen weg. Für das erste hat sich PMMeyer (Heer- wesen 20, Anm. 75) ausgesprochen, für 154/3 Hiller. Zwingende Gründe sind bis jetzt nicht beizuhringen. Das Fehlen der Titel und Ämter, und die Nennung des Königs allein sind dom höheren Ansatz (3. Jahrhundert) günstig; die vielen Flüchtigkeiten und das Material vielleicht dem niedrigeren. Ein Gewicht zu Gunsten Philometors vor Euergetes finde ich nicht,

I. Jahrhundert.

13. Schwarzer Granit, Fundort unbekannt, jetzt im Museum von Ale-

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Max L. Strack; Inschriften aus ptolemüiscbcr Zeit, m 135

xandrien, Saal 6 No. 7. Hoch 0,78 m, breit 0,78 m. Botti, notice du mnsee d’Alexandrie (1893) 139 n. 3053, catalogue* (1901) 253.

77roAfftarog | arparijyög | xöAscog.

Au.s der Zeit der Ptolemäer nach dem Herausgeber; ebenso von Ricci atif Grund einer Milneschen Abschrift ins 1. Jahrhimdert v. Chr. gesetzt. Leider ist die Herkunft nicht zweifelsfrei angegeben. Ptolemais und Alexandrien kommen vor anderen in Betracht. Wenn sich Alexandrien als Fundort ergeben sollte (was mir wahrscheinlicher ist und von Botti, notice a. a. 0. genannt wird), so liegt hier die älteste Erwähnung des wichtigsten vom König be- setzten Stadtmagistrats vor. Wileken (Ostraka 624) weist einen oipoTijyös noiftog aus den Jahren 133 und 114 n. Chr. nach, (BGü 729; P. Oxy.

I 100, If.) und erinnert an die vier bekannten von Strabo XVII 797 an- geführten Stadtämter des und des

wxuQtvog aTQOTtjyög. Es ist möglich, daß letzterer gemeint ist; möglich auch, dafs nicht der Platzkommandant zur Nachtzeit, sondern ein Kollege mit mehr fiskalischem als militärischem Charakter sich in dem atgaTtfybg nökcaig als Pendant zum Ganstratogen versteckt. Der Titel ist vielleicht erst im 2. Jahrhundert entstanden; jedenfalls liegt es nahe, in dem avyytviig YMi xerca a^yiyigtav Kal ätoiKTjTTjg xal l^ijyTjrrjg xal Ini x^g noi-eaig

xal yvfivaalagxog die Vorstufe zu sehen (Nerutsos, l’ancienne Alcxandrie 98, Inschrift aus Alexandrien zur Zeit des Epiphanes (?)).

14. Kalksteinblock, die untere Hälfte des Türsturzes, in Kom Ushim (Karanis) im Fayum. Hogarth und Grcufell, Egypt Exploration Fund, Archaeological report 1895—96, S. 16, n. 1; Grenfell-Hunt, Fayum towns and their papyri, 1900 S. 32; erwähnt von Ricci, Rev. archeol. S. 314.

iLKNllNujöun^v^i-i iiLiL|li-iL (üs.)

t[sff]ov;(o[v] jrpd*i’Aor UvtxptQ&ri xal | ntti6ov%mi xal rotg «vwäoig d'eolg \ fieydXocg (itydioig vxip avrov xal r^g | yvvaixög xal 6 Täv Tixvtoi' evjrtjv. 1 (sTovg) (&', fifffop^ x^’.

'Sicher nicht später als der Beginn des ersten Jahrhunderts n. Chr., wahrscheinlich in das erste Jahrhundert v. Chr. gehörend’. Die erste Zeile (und die vorhergehenden) enthält Namen und Titel des Stifters; itx- vo»', wie die Herausgeber herstellen, ist nicht wahrscheinlich, da die Kinder in der fünften Zeile genannt sind. Da die empfangenden Götter, wie die Menschen, um deren Willen der Tempel errichtet wird, ebenfalls vollständig genannt sind, können auch nicht die Namen der Regenten im Anfang ge- standen haben. Wie der Stifter geheißen hat, und seine Ämter (tcktojv? legtvg lleuaovxov 'Eguvg Ilcuaovxov) liest vielleicht ein anderer aus den Spuren.

15. Kalkstein -Architrav in Jakuta im Fayum. Hoch 0,26 m, breit 0,68 m. Grenfell-Hunt, Egypt. exploration fund, archaeol. report. 1900/1901 S 6. Vorher unvollständiger herausgegeben von Daressy, FouUles de Deir el Bircheh 1897 S. 30 (Annales du Service des antiquites de l’Egypte 1899 I 46). Von Ricci nach einer Photographie verbessert

[Jsxuog 6 xal 77roA]fft«Iog 9eolg Z‘wT^p((j)tf( /»«[y] | «Ao[tg z/totf]-

/•

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II. BesprechuDgen und Mitteilungen

xovQOis ävi^xev xar' [v*] | ip f[autoö *]al r^g ywaixog M(9tiq

xci TOti vlov 'A[yt\ | lAdjrou &ya9S>i.

16. Drei Kalkstein(?)fragniente in Jakuta im Fayum, Stücke eines Architravs. Daressy, Fouilles de Deir el Bircheh 1897 S. 30 (Ännales du Service des antiquittes de TEgypte 1899 I 46). Von Bicci nach einer Photo- graphie verbessert

I n III

JlX\lO

016010 VQ0i6ttv

xov T\6‘/vvta%^6 xai rov vtou av

Mit Hilfe der vorigen Inschrift zu ergänzen wie folgt:

Aixfio[q 6 xai nrolefiatog &(otg UantjQei ftey | «AJoig Aio\oxo\vQOiq x]cr’ eixfiv [tixfp | torujToü [xal tj^g yvxaix(b)g [A^/■^g] xal Tov vCov ’Av[ti | X6%ov in äya^mt]

Nach der Schrift ist diese und die vorhergehende Inschrift in das 1. Jahrhundert vor Chr. zu setzen.

17. Hawara im Fayum. Petrie, Hawara, Biahmn and Arsinoe VII 2. Envahnt von Strack, Dynastie 275. Ricci verdanke ich den handschrift- lichen Text von Petrie (II).

I

n

YnEPBAriAIQITT <| i7Vo

nETENE<t>IHZ «HTOY

ZOYXOYO EAMAPPII

HZYtO -|AOZ

KAIT TOYO

OA

YnEPBAEIAEQZn nETEN(?) E<)>IHI ZOYXOY O IIIYMO KAIT

ZOY

OHTOY

EAMAPPE

•-#i.\oz

^VOYT

Also etwa: varsp ßaOiliiog n[roXifueiov d'tov Niov Aiovv]aov JitTtvtipCtjg [6 delva tov tfToXiOTOv xal xpo]g>jjrov Zbvfov ■^£oü /ityäXov äelva xal JIp]eafiapp[el) u. 8. w.

Der Gott nptfiagpfjg ist aus einer Inschrift aus dem Fayum bekannt (Strack, Dynastie Anhang 141); er wird wohl auch hier gemeint sein, ob- gleich der Name etwas anders geschrieben Ist. Wilcken macht noch auf P. Petr, n 43 (b) 65/6 aufmerksam: ßa/iov UgefiavQlovg.

Ganz unbestimmt.

18. Rhodos, jetzt verschollen. Aus den Papieren von Hedenborg ver- öffentlicht in den Atti del R. Istituto Veneto di scienze ser. VTI 10, 1898/9, S. 261.

5 rXÜAEN ....iBAEIAE....iTONrA...lTONKA...|KAIPPO ...|PTOAEMA...|

19. Fragment, links und rechts gebrochen, in Thera. Mir geschickt von Hiller von Gartringen.

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Max L. Strack: Inschriften aus ptolemäischer Zeit. HI

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Etwa: ßaaiXs« lIr]oifital[ov, zbv \ nroXsiiai\ov, xal \Btgt\vCxriv •frfov]? ’^Qei\v6rji 0iXced'\iX<p(oi [NaCadi 6 delvu K](fdt(avo\g].

Eine ErgSnzung auf Soter II und Berenike III Philadelphos ist ebenso mSglich, aber der Zeit nicht entsprechend.

20. Inschrift aus Karnak, jetzt in Gizeh. Weil (nach Masperos Photo- graphie und Abklatsch) comptes rendus de l’academie des inscr. 19(X)

S. 173f.; erwfthnt Am. Joum. of Archaeol. 1901 S. 85. Von Ricci erneut verglichen. Der rechte Rand ist erhalten bis auf die ersten zwei Zeilen; oben und links ist Bmchfläche.

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NAE PENTAPHXEIE dv dxdgTmi täv re XQmriov xal Hfvrdpav xal TfiCTcav Ibq6v EK TOY

MEAANOE AI0OY.

Die Zeilenlhnge ergiebt sich aus Z. 16. Sie zeigt, dafi die Stele hoffnungslos verstümmelt ist, und jede Ergänzung des wirklichen Inhalts auf Spielerei hinausläuft. Nicht einmal ob ein SamtbeschluB der Priester- schaft Äg3rptens wie in der Rosettana und Tanitica vorliegt, oder ob ein einzelnes Heiligtum zur höheren Ehre des Königs und sich zu Nutzen er- haltene Vergünstigungen aufschreibt, ist klar. Weil (von dem die Wörter der ersten Zeilen ergänzt sind) sieht in Z. 11 in PYMBYA einen Gott oder wenigstens das Stück eines Gottesnamens.

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n. Beaprecbun^en und Hittoilunf^en

21. Marmor aus Alexandrien (?), jetzt ini Museum von Alexandrien, Saal Ifi, Nr. 106. Hoch 0,61 m, breit 0,24 ni. Botti, Uivista Egiziana 1894 VI 344; erwähnt von Botti, catalogue* 282 Nr. 106. Mir mitgeteilt von Ricci nach Milnes Copie. Rechts unvollständig.

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P ovTag döyfia xaraßaX [.]j’ra errjXrjV dx&flvat.

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1) Z. 22 API* APA A 2) Z. 26 APP AP T£<-4>.

22. Bläuliche Kanne mit Relief, Fundort unbekannt, jetzt im Britischen Museum. Guide to the first and second Egyptian rooms (1879) 105. 1237; Mowat, rov. num. 1901 V 32.

ßaeiXiag llToXtfittio{v) | ’A(ppodiTr]g(T)

Das letzte Wort ist nicht ganz sicher zu lesen. Es ist dieselbe Vase, auf der Lenormant dt]«» Klto7(«T[pn( [ «jj-adffp] r[t>j;]i;» gelesen batte (Strack Dynastie, Anhang 173). Das Relief zeigt eine Frau mit Füllhorn im linken Aim, die mit einer Schale über einem Alter opfert; auf dem Haupt trägt

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Grenfell-Hunt: Englische Ausgrabungen in Hibeh und Oxyrhynchos 1903 1 39

sie ein Diadem (?) Hinter ihr eine konische Säule mit Guirlande, auf der ein Pinienzapfen (?) steht. Von derartigen geweihten Schenkkannen mit opfernden Frauen mit Kopfschmuck kenne ich drei, eine vierte nur mit Inschrift und Guirlande. (Strack, Dynastie 25, 48, 67, 173; die ersten drei abgebildct hei Mowat a. a. O. 29.) Sie tragen die Inschriften; 1. ayadijg TVX»}S 'AQötvötjs 0ilaSlXq>ov\ 2. Bspfv/xi;; ßaaiUcotjg «yO'^S (und auf

dem Altar) 9i&v Evi^ti&v 3. ßaeiXitog ThoXtfialov ^iXonctzo^og. Auf ein fünftes Exemplar macht mich Ricci aufmerksam, da-s Mowat veröffentlicht hat Bull, societe des antiquaires de France 1901 (?) (mir nicht zugängig) und ein sechstes Stück verbirgt sich vielleicht hei Botti cat. Mus. Alex.* (1901) 92 Nr. 1735: „email bleu pale, trouve a Hädra ■fftöv | £üfpy[tTc5vl“. Daß diese irdenen Kannen von elender Arbeit zum persönlichen Gebrauch der mächtigen Fürstinnen .Vgyptens gedient haben sollen, wird außer dem letzten Herausgeber wohl niemand den Gottköniginnen Zutrauen, und nicht viel größer wird die Zahl, derer sein, die sich diese Kannen nur im Gebrauch in Tempeln wie dem Ptolemaeion, Arsinoeion denken, und die ihren Export nach Kyrene, Großgriechenland, Kypros (den jetzigen Fundorten) der Okku- pation Ägyptens durch Antiochos FV zur Last legen.

Bonn, 1. Angust 1903. Hax L. Strack.

Englische Ausgrabungen in Hibeh und Oxyrhynchos 1903.

The first part of last season’s work was devoted to completing our excavations at Hibeh which had beon bogim in the previous year. Here we made a large addition to our colloction of early Ptolemaic papyri from this site, and if the papyrus cartonnage obtained in 1903 contains the same proportion of literary fragments as that discovered in 1902, the new tinds will be of considerablo importanee. Besides papyri the Ptolemaic tombs yielded few antiqnities of interest, but two fine portrait mummies of the Roman period were found. ln view of a recent atterapt to assign some of the eitart Graeco-Roman portraits to the Ptolemaic period, it is worth while repeating that such a hypothe.sis is whoUy incompatible with the archaeological evidence. We have found portraits at ümm ol Baragät, Rubayyät and Manashinshäneh (cf. Archiv I 377, 562, II 181), as well as at Hibeh, and the tombs containing them were clearly of the Roman period (ist 3rd Century), being markedly distinguished by their position, the style of burial and - the pottery found in them from the Ptolemaic tombs on the one hand and from those of the Byzantine period (4th- 7th Century) on the other. The evidence of the writing upon those portraits which are inscribed with names or, as one of those from Umm el Baragät, have descriptions of the deceased written upon the back, is equaUy fatal to the view that portraits were introduced before the 1 st Century of our era. A mummy which was found in juitaposition to one of the Hibeh portraits was dated in the reign of Trajan.

The town site, although the upper strata of the mounds were in most parts Roman, yielded only a few fragments of papyrus, the houses con- taining little 'afsh’; but in a room in a small building adjoining the east

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n. Besprechungen und Mitteilungen

wall we found a number of funerary statuettes with inscribed bases, of tbe late Saite or Persian period, and a tomb of the same date produced two fine sarcophagi together with canopic vases, many ushabtis, a good- si7.ed bronze Osiris, etc.

On leaving Hibeb wo paid brief visits to Earfira, about 10 miles to the South, where there was an extensive Byzantine and Coptic cemetery, Sharöna, where the necropolis proved to go back to the third dynasty, and Shekh Fadl, the ancient Cynopolis. Here, as we expected, papyrus cartonnage was omployed in Ptolemaic times, but the tombs of that period had not only been plundered anciently but had been very extensively dug out by natives in recent years, so that our finds were insignificant.

At the end of February we retumed to Oiyrhynchos. The work was confined on the present occasion to two large mounds, which were cleared away down to the level affected by damp, and the success of the second excavations was in proportion to the time expended (about six weeks) not less marked than that of the first in 1897. Not only were first to fourth Century documents numerous, but both mounds had been strewn with the dibris.of libraries of classical and tbeological writings. Among the third and fourth Century documents Latin papyri were fairly common, and in one place was discovered a group of first Century B. C. papyri, a period hardly represented in the former find. The first instalment of the new discoveries will be published as Part IV of the Oxyrhynchos Papyri in June 1904. The theological fragments include one of a collection of sayings of Jesus, similar to that found in 1897 and of special interest becauso it contains tho introduction to the collection and includes a saying found in the Gospel according to the Hebrews. There is also a fragment of an uncanonical gospel, possibly the Gospel according to the Egyptians, a libellus belonging to the period of the Decian persecution, and frag- ments of Genesis in the version of the Septuagint and of the Epistle to the Hebrews, the last being of considerable length and mitten on the verso of another text which is as welcome as it is unexpected. This proves to bo part of a new epitome of Livy, in Latin, covering Books 37 40 and 48 55 and differing largely from the cxtant epitome of tho lost books. Among the new Greek classical fragments are (1) parts of two ödes of Pindar(?), one of which is a Tlag^lvtiov, (2) on the verso of the Pindar several epi- grams, some of which were unknown; (3) a piece of tho ngorgcnuMi 16- jos of Aristotle containing a passage quoted by Stobaeus; (4) part of a philosophical dialogne introducing Solon and Pisistratus and other histo- rical personagcs; (5) the argument of Cratinus’ /hovvdaki^avdQos. Extant classical authors are represented, besides the inevitable Homer and De- mosthenes, by fragments of Hesiod, Sophoclos (Electra), Apollonius Rhodius, Theocritus, Herodotus, Thucydides, Xenophon (Cyropaedia) , Aeschines and Isocrates. Tbe documents to be published in the coming volume com- prise the first Century B. C. group mentioned above and a selection belon- ging to the next two centuries. Tbe excavations at Oxyrhynchos will be resnmed next winter, and we look forward to oonünuing them until the site is thorougbly exhausted.

Oxford. Brrnard P. örenfell

Arthnr 8. Hont.

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III. Bibliographische Notizen.

Durch äußere Umstände (eine Studienreise nach England u. a.) bin ich diesmal verhindert worden, die eingegangenen Schriften alle genauer durch- zuarbeiten. Ich werde mich daher meist auf referierende Notizen be- schränken mOssen.

1. Bibliographien u. ü. (vgl. Archiv n S. 463).

P. Jongnet, Chronique des papyrus I. Revue d. Stüdes anciennes V Nr. 2, 1903 (Annales de 1. Fac. d. Lettres de Bordeaux et d. Univer- sitis d. Midi. IV S^r. 25. annee) p. 139 ff. Abgeschlossen am 30. Dez. 1902. Diese neue Übersicht unterscheidet sich von den sonstigen dadurch, daß der Verf. nach Besprechung der Ausgrabungen und der literarischen Texte die neuen Urkundenpublikationen in der Weise exzerpiert, daß er die wichtigsten neuen Mitteilungen derselben nach sachlichen Rubriken geordnet vorlegt. So ermöglicht diese sehr nütz- liche Arbeit einen bequemen Überblick Ober das, was wir Neues aus den besprochenen Arbeiten zu lernen haben.

F. Mayener, Note papyrologique. Rev. d’hist. ecclesiastique IV Nr. 2, 1903 p. 231/40. Eine Zusammenstellung der für die Kirchen- geschichte interessanten papyrologischen Arbeiten und Editionen.

Das Bulletin papyrologique II von S. de Ricci, auf das ich schon im Arcb. II S. 463 hinwies, ist inzwischen erschienen (Rev. d. Etudes grecques 1902, XV p. 408/60) und eine Fortsetzung ist gefolgt (ebend. XVI p. 105/26), abgeschlossen am 15. Aug. 1902. Auch diese bietet wieder in dankenswerter Weise ein sehr reiches Material.

2. Zu den Papyrusurkunden (vgl. Archiv II S. 463).

Über die neuen Editionen von Roodspecd (Kairener Papyri etc.) und Rrenfell-Hant (Oxyrhynchos III und Kairener Katalog) ist oben S. 113 ff. referiert worden. Beiträge zu den edierten Urkunden lieferten;

W. Crönert, Adnotamenta in papyros Mus. Britannici graecas maximam partem lexicographica. Classical Review XVII (1903) S. 26/27 und 193/198. Die Vorschläge sind teils richtig, teils un- richtig. Von den richtigen sind manche schon von Grenfell-IIunt in Class. Rev. XII (1898) S. 434/36 gebracht worden, was dem Verf. entgangen ist. Ich werde im nächsten Heft gelegentlich meiner Bei- träge zu P. Lond. II auf Crönerts Arbeit zurttckkommen.

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III. Bibliographische Notizen

J. First, Die literarische Portratmanier im Bereich des griech.- römischen Schrifttums. Philol. LXI (N. F. X\'^) Heft 3 S. 374 ff. Der Verf. behandelt u. a. die Signalements der Papyri. Bisher war mir nur ein flüchtiges Durchblättem möglich.

G. A. Gerhard, Untersuchungen zur Geschichte des griechischen Briefes. Erstes Heft: Die Anfangsformel. Diss. Heidelberg 1903. Eine oindringende Studie, in der auch die Papyrusbriefe verarbeitet sind. Die vollständige Arbeit, von der das Vorliegende nur ein Kapitel darstellt, wird im Supplement des Philologus er- scheinen.

S. de Ricci, Dem papyrus grecs de Soknapaiou Nesos au musee du Louvre. Festschr. f 0. Hirschfold S. 104./7. P. Louvre 10356 ist ein Duplikat von BGÜ 322, durch das Mahaffy’s Korrektur nXnö- vftjv in Z. 26 von neuem bestätigt wird. Vgl. BGU I S. 358. Der andere Text (Louvre 10365) ist ein Schuldschein vom J. 216.

A. Sogliano, Dionysoplaton. Rendic. Accad. d. arch. lettere e belle art. Napoli 1902. Vgl. Beil, zur Allg. Zeitung 1903 Nr. 46 S. 368 (Crönert). Der Verf. deutet den ^lowaonXaxav in P. Oxy. I 105, 20 abweichend von Wilamowitz als dionysischen Plato und findet in bild- lichen Darstellungen eine Stütze dafUr.

Rezensionen erschienen:

Über P. Teb. (vgl. Arch. II S. 394 ff.): W. Crönert in Woch. f. klass.

Phil. XX 1903 Nr. 17 und 18, Sp. 449/60 und 483/89.

Über Stud. Pal. I 2 (vgl. Arch. II S. 392 ff.): R. de Rnggiero in La cul- tura XXH (1903) S. 152/3.

Über P. Magd. (vgl. Arch. II 8. 390 ff): W. Crönert, Rev. d. Et. Gr. 1903, Mai Juni.

3, Sprachliche llntersuchungen (vgl. Arch. II S. 464).

E. Nachmanson, Laute und Formen der Magnetischen Inschriften

Upsala 1903, XVI u. 199 S.

F. Voelker, Syntax der griechischen Papyri. I. Der Artikel. Bei-

lage z. d. Jahresber. über d. Realgymnasium z. Münster in W. für das Schuljahi' 1902. 1903 Progr. Nr. 433.

Beide Arbeiten werden später in dem Referat Ober die „Forschungen über die hellenistische Sprache“ zu würdigen sein.

4. Zur Theologie und Religionsgeschichte (vgl. Arch. II 8. 466).

In diesem Heft ist oben 8. 119 zu vergleichen.

A. Dieterich, Eine Mithrasliturgie. Leipzig, Teubner 1903. VI und 230 S. Der Verf. gibt von einem Stücke des zuerst von Wessely herausgegebenen Pariser Zauberpapyms 574, in dem er eine Mithras- liturgie entdeckt hat, unter Benutzung einer Kollation von W. Kroll eine Neuedition nebst Übersetzung. Die umfangreichen und tief ein- dringenden „Erläuterungen“ dieses Textes sind bestimmt, die hohe religiousgeschichtliche Bedeutung dieses Fundes darzulegen.

II. Hansschildt, nftaßvtt^oi in Ägypten im 1. 3. Jahrh. nach Chr.

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III. Bibliographische Notizen

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Zeitschr. f. d. Neutest. Wiss. u. d. Kunde d. Urchristentums IV 3 (1903). War mir noch nicht zugänglich.

H. Junker und W. Schabart, Ein griechisch-koptisches Kirchen- gebet, Zeitschr. f. Agypt. Sprache XL (1903). Edition und scharfsinnige Erklärung eines in einer Pergamenthandschrift des Ber- liner Museums überlieferten Kirchengebetes aus dem X. Jahrh., das ein koptischer Priester in schwer verständlichem Griechisch niederge- schrieben hat.

0. LcKbure, Inscriptions grecques d’Egypte. Bull. Corr. Hellen. XXVI S. 456 ff. Die Theologen seien namentlich auf die auch im Faksimile mitgeteilte christliche Orabschrift aus dem J. 1157 auf- merksam gemacht, welche beginnt: ■0(tö)g töv 7H'(tt)g)t£ro)(v) xni näaijg aoQKOg, 6 löv ffttvcfiov xotapyTjoag x«l tov ä(i)ä>jv xara- na( T)»j(Ja j.

Zu F. Maycnce, Note papyrologique vgl. oben S. 141.

W. Max Müller, Der Gott Proteus in Memphis. Oriental. Litt.-Ztg. VI (1903) Sp. 99/101. Ausgehend von einer ungenauen Über- setzung von Herodot U 112 macht der Verf einen verfehlten Versuch, den Namen IJQouvg daselbst zu erklären.

E. Prenseben, Mönchtum und Serapiskult, eine religionsgoschicht-

liche Abhandlung. Zweite vielfach berichtigte Ausgabe. Gießen, Ricker 1903, 68 S. Der Schwerpunkt dieser wichtigen Abhandlung liegt darin, daß Pr. im Gegensatz zu der herrschenden Ansicht die xcrojjot des Serapeums nicht als „Eingeschlossene“ (reclus), sondern als vom Gott „Besessene“ auffaßt, eine Deutung, die von den Älteren allein Letronne gegeben hat. Wenn der Verf. auch durch die zahlreichen falschen Lesungen der Serapeumsteite in Einzelheiten viel- fach irregeleitet worden ist, so neige ich doch dazu, ihm in dem Hauptpunkt Recht zu geben, muß mir aber, da eine umfassende Durch- arbeitung mir noch nicht möglich war, die definitive Stellungnahme Vorbehalten. Ich hoffe, daß meine revidierte Ausgabe der Serapeums- teite (in den „Urkunden aus der Ptolemäerzeit“) für dieses wichtige Problem eine sichere Basis geben wird.

Max L. Strack, Die Müllerinnung in Alexandrien. Zeitschr. f. d. Neutest. Wiss. u. d. Kunde d. Urchrist. IV 3 (1903) S. 213/234. Vgl. Arch. II S. 544 n. 22. Der Verf. kommt zu dem Schluß, daß die urchristliche Institution der Presbyter sich durchaus an die in Ägyi>ten gang und gäbe Sitte anschloß.

A. Wiedeuiann, Beschneidung im alten Ägypten. Orient. Litt. Ztg.

(1903) Sp. 97/9. Der Verf. vertritt die Ansicht, daß die Ver- breitung der Beschneidungssitte in Ägypten je nach den verschiedenen Perioden der Geschichte gewechselt habe und der Mode unterworfen gewesen sei.

6. Zur Jurisprudenz (vgl. Arch, U S. 468).

F. P. Garofslo, Sul diritto Romano in Egitto. Rivista di storia An-

tica VH (1903) fase. 1. 8 S. Der Verf. behandelt die Unterschiede dos römischen und des ägyptischen Erbrechtes.

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III. Biblio^raphiiiche Notizen

J. Nietsold, Die Ehe in Ägypten zur ptolemäisch-römiscfaen Zeit, nach den griechischen Heiratskontrakten und verwandten Urkunden. Leipzig, Veit 1903. IV u. 108 S. Der Verf. be- handelt in vier Kapiteln „Arten und Wesen der Ehe“, „Die Ehever- trSge“, „Die Scheidungsurkunden“ und „Die Quasi-Ehe der römischen Soldaten in Ägypten“. Die klargeschriebene und übersichtlich dispo- nierte Monographie gibt einen guten Überblick über die auf diesem Gebiete zur Zeit vorliegenden Probleme. Auf Ausstellungen, die in Einzelheiten zu machen wären, kann ich hier nicht eingehen. Schade ist, daß der Verf. unser vorliegendes Heft und den dritten Oxyrhynchos- band, die wichtiges neues Material zu diesen Fragen bringen, noch nicht benutzen konnte.

Rezensionen emhienen:

Über Mitteis, Erbpacht (vgl. Arch. H S. 168 und 470): P. M. Meyer, Berl. philol. Wochenschr. 1903, Sp. 718/27.

Übet We nger, Papyrusforschung und Rechtswissenschaft (vgl. Arch. H S. 469): E. Rabel, Deutsche Litteraturz. 1903, Sp. 1913. R. de Rnggiero, La cultura XXU (1903) S. 168/9.

Über Wenger, Rechtshist. Papyrusstudien (vgl. Arch. II S. 571 ff.): R. de Rnggiero, BuUett. d. Ist. di Diritto Rom. XV (1902) fase. I II. 11 S.

6. Historische Arbeiten (vgl. Arch. U S. 470).

E. Breccia, II diritto dinastico nelle monarchie dei successori d' Alessandro Magno. Studi di Storia Antica pubbl. da G. Beloch. Fase. rV Roma 1903. VUI u. 167 S. Das Buch zerfällt in folgende Kapitel: 1. Successione al trono. 2. Assunzione al trono. 3. Vestito. Insegne. Onori. Titoli. 4. I cognomi. 5. La collegialitii del potere. 6. La famiglia reale. Wenn ich oben hervorhob, daß ich die eingegangenen Schriften nicht alle habe durcharbeiten können, so bedaure ich das gerade diesem Werk gegenüber besonders; sind doch die hier behandelten Fragen von grundlegender Bedeutung. Muß ich daher heute mit meinem Urteile zurückhalten, so möchte ich es doch schon jetzt als einen prinzipiellen Vorzug dieser Arbeit hervor- heben, daß diese Probleme Üer nicht nur für die Ptolemäer, sondern auch für die anderen hellenistischen Dynastien untersucht worden sind.

B. Haussonllier, Etudes sur l’histoire de Milet et du Didymeiou. Bibliotheque de l’ecole dos Hautes Etudes. Sciences hist et philol. Pasc. 138. Paris, Bouillon 1902. X u. 323 SS. Auch wenn Milet nicht zeitweise den Ptolemäern gehört hätte, würde die treffliche Studie des Verf. bei den nahen Beziehungen der seleucidischen und ptolemäischen Geschichte auch für die Papyrusforscher von hohem Werte sein.

J. Krall, Z um makedonischen Kalender in Ägypten. Festschrift f. 0. Hirschfeld S. 113/22. Wenn der Verf. am Schluß seiner Aus- führungen, die von neuem die großen Schwierigkeiten des Problems hervorheben, bemerkt, daß bei der Lage der Dinge nur von ausgiebigen neuen Funden Heil zu erwarten sei, so ist vielleicht von den Magdöla- Papyri nach den bisher vorgelegten Proben zu hoffen, daß sie nach

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in. Bibliographische Notizeo

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dieser Seite hin Licht bringen werden. Vgl. Archiv II S. 390. Zu der Frage, wie die ptolemäischen ßegierungsjahre gezählt wurden (S. 114 ff.), ist der wichtige Aufsatz von Smyly (Hermathena X Nr. 25 p. 432) zu berücksichtigen, in dem er von dem Datum Lur &g 6’ al jtfSaoioi Liß ausgehend gezeigt hat, daß man fttr verschiedene Zwecke zwei verschiedene Rechnungsarten gehabt hat.

P. M. Meyer, /holxr\etg und Xiiog l6yog. Festschrift f. 0. Hirschfeld S. 131/63. Die Frage ist zu verwickelt, als daß hier mit wenigen Worten der Inhalt wiedergegeben werden könnte. Der Leser sei nur darauf aufinerksam gemacht, daß der Verf. nach seinen obigen Dar- legungen (S. 86 f.) in einigen wichtigen Funkten inzwischen zu einer anderen Ansicht gekommen ist.

B. Niese, Geschichte der griechischen und makedonischen Staaten seit der Schlacht bei Chaeronea. HI. Band. War mir noch nicht zugänglich.

U. Wilcken, Ein dunkles Blatt aus der inneren Geschichte Ägyptens. Festschrift f. 0. Hirschfeld S. 123/30. Die Entvölke- rung der Deltadörfer BGÜ 902 imd 903 wird mit Hilfe eines un- edierten P. Fröhner nicht auf einen allgemeinen BevOlkenmgsrQckgang, sondern auf die Pest vom J. 167 ff. zurückgefilhrt. Dagegen tritt wirtschaftliche Not in den zahlreichen &vajtoiiT)atig hervor.

H. Willrich, Caligula. Beiträge z. Alt. Gesch., hsg. von Lehmann imd Komemann. HI S. 85/118, 288/317, 397/470. An dieser Stelle sei auf diese Studie namentlich wegen der eingehenden Behandlung der Aleiandrinischen Geschichte hingewiesen.

7. Epigraphlsehe Arbeiten.

F. Hiller von ClSrtringen, Der Verein der Bakchisten und die Ptole- mäerherrschaft in Thera. Festschrift f 0. Hirschfeld S. 87/'99. Auf kleinem Raume ein wichtiger Beitrag zur äußeren und inneren Geschichte der Ptolemäer. Mein Vorschlag, statt it((itaxaaiKo[tg] viel- mehr ntfiar&ai xo[ipo(s] zu lesen, wird von Hiller gebilligt.

ö. Lef^bnre, Inscriptions grecqnes d'Egypte. BuU. Corr. Hell. XXVI (1903) S. 440/66 mit 1 Tafel. Eine dankenswerte Publikation von 31 Inschriften, auf die in den Inschriftenreferaten zunOckzukommen sein wird. Vgl. einstweilen oben S. 127 und 143.

A. Schiff, Inschriften aus Schedia (Unterägypten). Festschrift ffir 0. Hirschfeld S. 373/390. Wenn die von Schiff hier edierten In- schriften auch schon im Archiv wiedergegeben sind (Arch. H S. 436 n. 31 nach ihm zu verbessern), so sei hier doch noch besonders auf seinen sachkundigen Kommentar hingewiesen. Hld| statt des flblichen ist übrigens nicht so singulär, wie der Verf. annimmt (S. 383). Aber das Beispiel, das ich anfÜhren kann, scheint seine Beobachtung, daß dieser Gebrauch der jfidisch-alexandrinischen Sprache angehört, zu be- stätigen. Es steht nämlich in der berühmten Synagogeninschrift Strack Dyn. n. 130 (aus der Zeit des Energetes I). Über nld| als Bezeich- nung für die beschriebenen Kalksteine, vgl. meine Gr. Ostraka 1 8. 8 Anm.

Archiv f. PapyTHtforachung UI. 1 10

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III. Bibliographigche Notizen

8. Zur Nnmigniatik (vgl. Archiv n S. 472).

0. Dattari, Numi Augg. Alexandrini; monete imperiali greche: catalogo della collezione G. Dattari, compilato dal proprietario. Kairo 1901. XII u. 472 S. 37 planch. Mir nur bekannt aus der ausIDhrlichen Besprechung von 8. de Ricci, der zugleich einen Überblick über die neueren Arbeiten auf diesem Gebiet gibt (Rev. archeol. I\'. Ser. I 1. 1903, S. 113/20.

9. Ägyptisch •Hellenistlaches.

E. Revillont, Revue Egyptologique X. Paris 1902. Dieser reich- haltige Band ist ganz den agyptologischen Studien gewidmet Für uns Hellenisten ist die Mitteilung Revillouts auf S. 86/7 von Interesse, wonach Harmachis, der GegenkSnig des Ptolemaios V, auf einem Skara- bäus als „Herr von Memphis“ bezeichnet sein soU. Wie mir Spiegel- berg aber schreibt, und er hat sicher Recht, ist hier nicht der Gegner des Epiphanes, sondern der Gott Harmachis gemeint, der wie zahl- reiche andere Götter hier nur die Königstitulatur angenommen hat.

W. Spiegelberg, Ein demotischer Papyrus in Innsbruck. Ree. d. travaux rel. a la phil. ^gypt. et assyr. XXV S. 4 £F. Der Verf. veröffentlicht in Faksimile imd erklSrt einen zu den Serapeumsurkunden gehörigen demotischen Text, der die griechische Unterschrift trügt: "Aftiog. 'Avaylyffttitzat Sut toO iv x&i Avovßelai (sic) Lf

'A9iiQ tS. Eine gleichlautende Unterschrift vom LiJ' bat

P. Louvre 2411. DaB die beiden Jahresangaben bei Spiegelberg fehlen, kann nur ein Versehen des Druckers sein, denn ich hatte ihm den vollst&ndigen Wortlaut mitgeteilt.

Derselbe, Demotische Miszellen. Ebenda S. 6 ff. Durch fortgesetzte Studien ist Sp. zu dem erfreulichen Ergebnis gekommen, daß die im Archiv II S. 144 von mir beanstandete Übersetzung des 6. Satzes seines Vertragsschemas aufzugeben ist zu Gunsten der folgenden: „Noch soll irgend ein Mensch der Welt, (weder) ich (noch) meine Familie, darüber Macht haben außer dir von dem oben genannten Tage an.“ Damit ist auch in diesem Punkt völlige Übereinstimmung mit dem griechischen Text erreicht. In Sp.s Bemerkungen zu den Personal- beschreibungen in demotischen Kontrakten (S. 10 ff.) ist für uns von Interesse, daß diese nach seinem Urteil Übersetzungen der griechischen sind. Also ist das „Signalement“ in den Kontrakten etwas Hellenisches.

Halle a/s., 18. September 1903. Ulrich Wilcken.

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Verlag von B. G. Teubner in Leipzig.

THESAVRVS LINGVAE LATINAE

EDITVS AVCTORITATE ET CONSILIO ACADEMIARVM QVINQVE GERMANICARVM BEROLINENSIS GOTTINGENSIS UPSIENSIS MONACENSIS VINDOBONENSIS

VOL. 1. UEFEKUNG l— «. VOL. U. UEFERUNG 1—5.

Da* Warfc wM vtiUataniUc io 1* Bliuien su i>9 Bogen in 19 Jahren eorliegen. Brecheiniingeweiee; Ea efBGhainen ün aligemeinen je 1 Binde nebeneinander in Liaimingen au 19 Bogen, im Jahre inegeaamt 100 Bogen. Preia: Der Preia betrigt für den Bogen aunicbsi 48 Pf., für die Lieferung alao Mk. 7.40. Die jihriicben Aufwendungen belaufen sich aomh nur auf Mk. 48. POr jeden fertigen Band eritd der Preia um etwa 20*,^ gegen den Subakriptiona|>reia erbAte AnofDhrliebe Proepekte und Probebogen vereendet unentgeltlich und poaifrei die Verlage buchhandlung B. O. Teubner in Leipdg, PealtlT. 3.

Seit mehr denn 100 Jahren hat dar Be- dfirbii, ein erachöpfendet und zuveriiasiget latciniachaa Wöiterfaoch an beaitzen, au immer erneuten Veranchen gefhhrt, den Plaa zur Ver- wirfclichnng zu bringen. Der ZuaamntenachlnB der fünf deutachen gelehrten Körperachaften hat endlich die für daa gro8a Unternehmen ana- reichende Organization an achaflen vcrmochL Anf Grund cinca Materiala, daa daa in den bUherigen Wörterbüchern Verarbeitete immer an kritiacher Sicherheit, bst immer anch an Vollatindigkeit weit nbertrifll, will der Theaanma in einem jeden Artikel die Gaachichte aines jeden Wortes geben, indem er für seltenere Wörter das Material möglichst voUstindig gibt, bei hinfigeren Wörtern die Bedentnngadifferenzen niul >ent- arjcheinngen klarlegt, alles ohne siel eigene Worte, mö^chat nnr durch klare, nber- akhtliche Atrordonng der Cilale.

Für die Bearbeitang steht für die Schrift- ateOer bis anr Mitte des a. Jahrhnndeits n. Chr. das Material Tollatlndig rerarbeitet, „ncTzetteh“, zur Verfügnng. Die apitcren bis snm 6. Jahihnndert sind zum kleineren Teil ebenfaüa „eerzettalt", znm grööeren ezcer- pieit, d. h. auf das lexikaiitch Wichtige dnrchgearbeitet worden. Uerronnheben ist, dal anch die Inschriften berücksichtigt worden sind und dal der Thetanms auch dia Eigennamea amschlielL

Die lateinische Lezikographle wird hier den Stoff ünden, mit dem ihr sicherer wisscnschafilicber Ans* und Anfban allein mögHeh ist. Ganz ihnlich bietet sieh dar latei niachea Grammatik in dem Theaanma für Formenlehre wie Sjmtak reiebates MaleriaL Dnrchgreifeade Wirknng wird der Thetanms Csmer anf dem Oebiela der Tezikritik üben können, indem an Stelle von subjektivem Getchmardte und tchweifeader Phaatasia wird fealas Wiaaen tmlea können und müssen. Znr Löenng literariaeher Probleme wird er Hilfe lebten können, insofern er die sprach- geschicbtlkke Methode mit grolcrer Sicher- heit zur Anwendnng zn hringen ermöglichen wird. Dal direkt and indirekt die grölen Sammhmgcn des Theaaans anch der Sach-

fortchnng zn gute konpnen, ist für den Knndigen ohne weiteres klar.

Darüber hinaas besitzt der Thetanma Wichtigkeit für alle die Wissenschaften, für die die lateinische Sprache oder die lateinische Lileratnr von Bedeutong ist, für die Sprachwissenschaft in weiterem Sinne, für den Indogermanisten nnd Romanisten insbesondere, wie für den mittelalterlichen Historiker, den Juristen, für den Theologen, wb den Philosophen.

Die angegebenen Zahlen für Umlang nnd Erscheinnngsdaner werden, wie hereils jetzt in hestimrate Aussicht gesteUt werden kann, keineabUs überschritten, eher nicht erreicht werden. Völlige Sicherheit bietet hierfür, wie für die sachliche Dnrchfübmag der Anf)pÜM die unter Leitang der Akodemieen geschaffene Organisation.

Der Ladenpreis des Werkes ist znnlchst so niedrig festgesetst, als die bei dem Inhalt jeder Bogen enthält über 83000 Bachstaben hohen Herstellangskosten ea irgend ermög- lichen, nm eine tunlichst weite Verbreitnng za gestatten. Nach VoUendong der ersten beiden Binde würde eine geringe Prebsr- böhnng eintreten können, blls db erforder- liche Anzahl der Sabskribenten bb dahin sich nicht gefunden haben soDb oder db Her- stellnngskosten wesentlich steigen vrfirden.

Mit den ersten Liefemngen werden be- sonders angefenigte Sammeleinband- decken zu billigem Prebe den Sabskribenten znr Verfügung gestellt werden, db die Mög- lichkeit der sofortigen Benntznng der jeweils bafenden Binde mit der Gewihr für eine tadellose Anfbewahrnng ver- einigen. Für db abgeschlossenen Binde werden Einbanddecken von bester Ana- fübrang ebenfelb an miligem Preise jeweUs znr Ausgabe gelangen. Der Bezog kamt durch jede lebtnngsfShigc Sortimentshnch- handlnng erfolgen. Nnr wo eine solche nicht vorhanden ist, liefert die Verlagsbachhandlnng unmittelbar an das Pnbliknm.

Das Werk dient nstürlich nicht nnr der lateinischen, sondern der klassbefaen Philobgb in ihrem ganzen Umfenge.

Handbücher und neue Erscheinungen mm

AUF DEM dEBIETE DES KLASSISCHEN ALTERTUMS IM VERLAGE VON B. G. TEUBNER IN LEIPZIG, mm

ma» MlibcMUtnrgle r. A. Dl«t«rloli.

Miuints. ^ jc jt 7 «.

Alexander der GroBe.

BUdftli Alnattdan des Urofl««. Ktn B«iUm|r rar alasandrimiaehan KraatgeachlohU mit «Inen Aa> hrag aber <U«i AufAnge des AlraeaderktUtBa. Mit tVTefiüa o. T4 TexUMüdaogen gefa. a. M. U AlkMiiaetudlea Toa f>t U. Bloeh. mnoOAIM» >tu I xa*el and U AbUldga. In Text. a. t.—

Allnilftflltt * Zell ▼. V. Oardlbaaeea. LI.

MuyuaiUM ^ L t. a. JK it.— n. i.

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ia Vorbereitung.]

BInnranhio gHeehtaeb-rAmlMb« BiofrnfiUe

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BniAn klbLae Sebriftea. 1 Bd. BAmteahe Daak* Dl Ullll| fQtj«r AlUtalieohe a. etraakleobo Beak> arbler. a. M. ti.->

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Vlir UllUlUyiO« «^^diMtaea Fritten and Woeheo der blteetea Urleobea. Bia Beitrag rar e<er> gleioheedea Ohroaologie and Xehleaiajftik von W U. Roiober. a. JL A.—

Etymologlka.

Grammatik,

big, 0. Landgraf, 0. F. W MOlUr, J. H. Senmala, Fr. Stola, J. TbAeeIng, A. Welabold. L L Klnleitaag aad LaoUebre. L t. StaauabUdangalebra. Voa Fr. Stola, i# a. «dCT.-». m. L Bialeliaag In die Qeeohlfhto der lateialeekea Syntax, voa d. Oolllag. Litoratar «ar blator. Syataa dar eiax SebrifteieUer. * VoaU.Laadgraf a. J.OollIng. Temporaaad Modi; (teaera Terbt yoaH.BIaaa. a.«4tt.~ [KorteeUang unter der Freeee.] llAlhin Fftbrar darcb die OffeatUobea Saaualnagea nOlUiy^jaMcIeober Aitertamer ia Bom. S Bda. 1 And. Oeeebnmekv. gab. n. UK U.— { Aaegab# alt Sebreibpejiior dareheohoetea geb. u. JL IT.— If>ie BAade tiad nlobl elnaeia kbuflielul

Helieniemue.

OeiSmean. a. JK M-

HellenietiechM Zeitalter.

aletlechea 7#eitalierv vom J. KaereU L Baad, a. Ji U.-o. gab. «4t 14.—

IIaiIIAF ^ Boaolt. Homavleebe Fältele.

nviHOT viQ« Studie ea dea DeakatlarB aad ram Bpoe. Mit t Tafeln aad 14 AbbUdongen Im Text gr A geb. x Ut l.kO.

IfmSmmpveiif IM« geeeblcbtl- Literalar A rOai. IbaiBCrAOlU italeertelt V. H. Peter. I Btada.

Je X 41 U.—

I Oaeebiobie ± rOm. Llleratar voa

ieUCraUIT* T.offoi.gebwabx A AoÄ. x JL 14.40, geb. JCli.—

Oeecb. dar griaab. Idt d«r Alaiaadrlaeraeli v.

aeemibl. I Bde. x «ABO.—, gab. «MM.— Obarakterkopfe aaa der aatikaa Llteratar voa Sehvarx t Vortrtge* L Heelod aad Piadar. S. Tbakjrdldat and Earfpidex i. Sokralea aad Flato. 4. Folybloe aad Poealdoaloe. A Oleevx X JL t , geb. JL l .iO.

Stadien aad CharakterietUeaa x grieob. x roat Liter -Oeeob. v. Teuf fei A AaS. x «d( ll.— I ItfliAffl Lydiea. Kplataghleeb geographleobe bJUlülla BeleefrOcbte, luatarL v. K. Bareetb, keraaag. v. O. Btbbeek. Mit alaer Karte v. H. Kiepert a. 4C14.—

HftdedL der Otleeben aad Hftaiar voa Ofcrlet moiriR ^ ^ ^

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Grmadaege ahrftm. Metrik v. Klotx x JL It.— Tbevrie A «aaleebea KOncte A Halteaea v. BaS* back a. WeelpheL g IMnde. o. 41M.—

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HIHlPfltt DieMyrIeriea den MUhra voa Fraaa miUllOB« Camoat Bin Beltrmg aar Beligioai- geeeblobte der rftmle^eo Kalterseli. Aatorleiarte deaieebe Aaegabe voa 0. Oebrleb. Mit 9 Ab- blldangea lai Text aad eaf I Tafeln, towte etaer Karte, x JK ft .— . geb. JK S.dO.

Mythologie. Lexlkoe A grlee A a. roa. Mytb^,

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nftiriimAnA antike Idee der Oekmmcoe ia UMUmOlie. poIHImIub and kattarallaa

Brdeataag von A Kaeret x JL 1.9A plmdfi Phllologtecbe Stadien an PUto. 9 Heft: * Do fooentloalbaa Watoalcae praaa|dila atgae

ratlonibaa. Voa 0. ImälaeA x «lil 8.00.

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anf xdm. MQnaen v. Imhoof* Blamar. AAaS. x «B Ali. Anf beUex x ImUenlatieekaa MOaaaa v. Imkoo f Bluaier. geb. x AKIO.—

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PmiliiAfa IlMeMaebe Heradaamhalt v. Fr. Btaae. nounor. tAbt LAoK xACM.— ,gab.UKM.— (Dia Bande eiad aoeb elaeela hdaflMk)

Bktrfhmittt Bbythmea der attloebra Kaaet- nilJUIIIlUB* gaoex lookratea Deaoetbaaae

Platon. Voa Fr. Biaex X UK8.—

Dmin Daa alta Rom, Batwlekaloag aetaee Graad- nOIII* liaeea and Oeocbiobte »einer Beatex Aof It Knrtoa and 14 Tafeln dargeoieflt ead nütebm« Plane der hektigoa Stadt, aowie einer »todtga* eohiakUleben lunleltang von A Sobaelder. geb. X JK 16.—

Bum Fabrer dareb die offantUabea Sammlaagax nvlll« klaeolaeber AHartltmer la Born voa Wolf* gaag lialbig. 9 Bdx A AaA OeeebmackvoO geb. X Jk 18.— 1 Anag. mit Sebtolbpapier dorab* aoboaeea geb. a. JL 17.— (Die Btada alod aiekt elaeela kftafUib.)

CmAiamm Aetge«. Satlrea A Horaa, Peralns x Ja* 9AMII rmuu. In freier oMtrlaebar Übertragoag voa H. Bltmaer. Qeeebmackv. hart x«4C 8.— «

Soolenvogol. ÄJT' »S

mytbologleeb arobaologteeb« Uatenaekaag voa O. Weleker. Mit 108 Abbildaagaa üa Text X JL Sk.—

Blmlllmii Oeeoblebt« 8.0 V. Freemax Deataok DIVIIIOII. T.B.Lapax L xlLBA jex Jk 10.— m. Bd. X Jk 88.—

BnhmmiHi gria^ieebe Texu and Unter*

OpnMOrM« eaokiuigea rar Oeeeblehte dar Stern* bUder von Frnna BolL Mit einem BeHrng V. A Oyroft 8 Tafeln and 19 TextebbUdnngmi. X «4(U.—

Okaraktartatfk derlatain. Spraebe voa apraulio. o.Welex x Jk l.ao, geb. 8.—

CamAMVintk Haadbaefc A laL x grieeh. Syao* OjDOliyBIIIl. agauk v.A A a-Sebmldl x

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Syx A grieek. Spfneb« e. J. M. R. BabmIdA

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diaiiwH ' Hierzu Beilagen Ton B. G. Teubtirr in Leipzig, welche wir der Benchtnng ' nnzerer Leser btateni emptehlen.

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AECmV FÜR PAPYRUSFORSCHÜNG

UND VERWANDTE GEBIETE .

Dinrai mrwiaKüNG vok

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Otto Okadkuwitz qi K6hio«*kiio, Bmwamj P- Gbkkfmx n Oxromi),

A*thü» 8. Humt w 0«foäd, Pwbr* Jouoowr « LnxB, Pubdoio O.Kmtoh » U»DOii, Giaoomo Lumbboso w Rom, Johk P-HUbafft m Ddbldi, Lodwio Mittbib m Lbipho, Juim Nioom « Ownr,

WiLHWJi SoHUBArr n Bbmjb, Paul Vosmcb w B«*lw

HBBAOSQBOBBnr VOM

ULRICH WILCKEN

m hallb A.S.

DRITTER BAND.

ZWEITES HEFT.

im» «mr»« DOPPKLTAJBIi IN LICHTDKDUK.

Atugageben ta % Aognit 1904.

LEIPZIG,

DRUCK UND VERLAG VON B. 0. TBUBNER. 1904.

■qpwTVIUlMil MiUllMPiliRi^Ui'J

.. . HUJiR.UpiiPipp^i

Dm ArohiT iOr P^jniafonoliiiiig und ▼«rwandt« 0«blat« encheint in Heft«n in je etwa S Drackbogen, Ton denen 4 einen Bend bilden. Der Preii dee Bande* betrtgt S4 Merk.

Dmek nnd Verleg ron B. O. Teubner, Leipsig, PoeUtr. S.

Inhaltsverzeiclmis.

Mt«

Zn Monuneena Oedftobtnis. Von Ulrich Wilekea 147

I. Anfslts«.

n pepiro filoeofico del Mnieo Egüdo Veticeno. Von N. Peeta 161

Fragment einer medixiniichen Schrift. Von Albert Blckutriii 168

Lettere al rignor profemore Wilcken. V IX. Von Gieeeae Leakrese . . . ICS Ein leteiniieher Empfehlnngabrief (Pap. lat. Argent. 1). Von H. Breaalaa.

(Mit einer Liohtdruektafel) 168

Adoptionrarkunde vom Jahre 881 n. Chr. Von L. Mittei« 178

Ein NOMOC TEAQMKOC an« der Eaiierzeit. Von Ulrich Wilekea 186

Komerhebung und -trancport im griechiich-rdmiicben Ägypten. Von H.

Restewaew 801

I. Le domaine du roi Ptoldmde. II. Le cacbet du itratäge et lea archdphodea

Von Jale« Nicele 886

Nene Nacbtr&ge tu P. Lond. II. Von Ulrich Wilekea 888

Zum Dmailla-ProzeB (BGD 1019). Von Paal M. Meyer 847

Saiapi* und Oairia-Apia. Von Ulrich Wilekea 848

Über die Freilaaaung durch den TeileigentOmer eine« Sklaaen. Von L. Mitteia 868

XL Beferate oad BeBpreehangen.

Liietnriache Texte mit AnaachluB der chriatlicfaen. Von Friedrich BlaB . . 867

Papjma-Urkunden. Von Ulrich Wilekea 800

OberW.DittenbeTger.OrientieOraecilnacriptioneaSeleotae. Von Ulrich Wilekea 818

in. Mitteilungen.

Engliacbe Auagrabnngen in Oxyrhynchos. Von Beraard P. Greafell nnd

Arthar 8. Haat 887

In Vorbereitung; Papynie-(Jhreetomathie. Von Ladwig Mittei« und UlriehWilckea 888

Alle für die Redaktion beatimmten Sendungen (Manuskripte, Reaenaiona- exemplare n. *. w.) wolle man richten an:

Pref. Dr. LTrieh WUekea, Halle a. 8., Lafontaineatraße 29.

Ebendahin iat auch da« korr. Exemplar der in 8 Abzflgen anr Versendung gelangenden Oruckkorrektnren zu «enden; da* andere Exemplar aowie das Manuskript bleiben im Besitze der Herren Verfasser.

Mommsens Gedächtnis.

In Theodor Mommsen ist ein Gelehrter von so nniverseller Bedeutung für unser gesamtes wissenschaftliches Leben dahin- gegangen, daß jede spezielle Hervorhebung seiner Betätigung auf einem Einzelgebiet leicht wie ein Verkennen seines wahren Wertes aufgefaßt werden kann. Lag doch seine einzigartige Größe nicht in dem, was er für die einzelnen Disziplinen getan hat, so staunens- wert es war, sondern darin, daß er sie alle, die er zum Teil erst selbst ins Leben gerufen hatte, in den Dienst der letzten Aufgaben der Geschichte gestellt hat. Wenn ich trotzdem das erste Heft unseres Archivs, das nach seinem Tode erscheint, nicht hinausgehen lassen möchte, ohne sein Verhältnis zu den Bestre- bungen dieser Zeitschrift kurz darzulegen, so folge ich nur dem innerlichen Bedürfnis, ihm übers Grab hinaus für das zu danken, was er uns gewesen ist.

Wer nur die wenigen, in der Masse seiner Publikationen verschwindenden Aufsätze kennt, in denen Mommsen griechische oder lateinische Papyri interpretiert hat, der wird vielleicht glauben, daß er unserer Papyrusforschung nur gelegentliche Aufmerksam- keit zugewendet habe. Dem war aber nicht so! Wir haben viel- leicht keinen so warmen Freund, keinen so hilfsbereiten und energischen Förderer gehabt wie gerade Mommsen.

Waren die älteren Papyrusfunde, die mit geringen Ausnahmen ja nur ptolemäische Texte brachten, ihm ferner geblieben, so hat er von dem Augenblick an, wo sich herausstellte, daß die neuen Fxinde aus dem Faijüm auch Urkunden der ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit enthielten (1883), diesen Studien ein beständig wachsendes Interesse entgegengebracht und hat sie gefördert mit Rat und Tat, wo irgend eine Gelegenheit sich bot. Mit leb- hafter Teilnahme verfolgte er das rapide Anwachsen der Funde und di* immer größere Ausbreitung der Papyrusstudien, und mit heller Freude sah er hier eine neue hoffnungsvolle Disziplin er- stehen, die geeignet war, der in seiner Jugend von ihm selbst begründeten Epigraphik ergänzend an die Seite zu treten.

AnhlT i. Papyratfonehang Ul. 2. 11

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148

ülrich Wilcken

Moinmsen ist wohl der erste gewesen, der klar erkannte, daß diese braunen Fetzen, aus denen das Altertum zum Teil mit Stimmen, die wir noch nicht gehört hatten, zu uns spricht, für die verschiedensten Zweige der Altertumsforschung von größter Bedeutung sind. „Die große Fundgrube für alle Forschungsgebiete“ so hat er noch kürzlich in der Festschrift für Demburg (1900) die ägyptischen Papyri genannt. Aber wenn er auch dem universellen Charakter dieser neuen ürkundengruppe vollstes Interesse entgegenbrachte, so verfolgte er doch mit besonderer Spannung, was diese Urkunden für die römische Geschichte, in dem weiten Sinne, wie er sie gefaßt hat, an neuen Auf- schlüssen brachten. Die schon früher erkennbare und erkannte Tat- sache, daß die ägyptischen Einrichtungen vielfach Muster für das junge Reich geworden sind, mußte sein Interesse auch an dem provinzialen Detail erhöhen. So schrieb er z. B. in einem Brief vom 4. Oktober 1902: „Die Behandlung des kaiserlichen Geldwesens auch im Reich und insbesondere des Fiskalguts ist nicht zu lösen, bevor das ägyp- tische Muster klar gestellt ist.“ So sehr auch jener Grundgedanke durch die neuen Funde weitere Stützen fand, wehrte er sich innerlich doch gegen eine aprioristische Verallgemeinerung und strebte nach fester Umgrenzung. „Das ägyptische Verwaltungswesen“, so schrieb er mir gelegentlich im Jahre 1900, „ist so sehr Master des römischen der Kaiserzeit, daß man darin mir selbst ist es so gegangen leicht zu weit geht“ . . . „Für die richtige Auffassung der Kaiserzeit ist es, meine ich, von durchschlagender Wichtigkeit, daß die römischen Ordnungen nicht lediglich Abklatsch von Vorgefundenen sind, sondern Nehmen und Geben hier im Gleichgewicht steht.“ Je mehr die neuen Nachrichten sich drängten, desto deutlicher erkannte er, daß die Auf- hellung der ptolemäischen Einrichtungen eine notwendige Vorbedingung für die richtige Würdigung der römischen sein müsse. So hat er noch vor kurzem eine Arbeit über die kaiserliche Domanialverwaltung Ägyp- tens, die er für unser Archiv bestimmt hatte, leider wieder zurück- gezogen, weil er dieser selbstgestellten Fordenmg nicht gerecht werden zu können glaubte. „Ich kann von diesem Isisbild nur den Schleier heben“, so schrieb er mir darüber am 27. November 1902 . . . „und je mehr ich in diese Dinge hineinsehe, desto deutlicher wird es mir, daß das römische Ägypten nur studiert werden kann auf Grund des ptolemäischen, um nicht zu sagen des sesostrischen.“ Ich setze diese Worte hierher wie ein Vermächtnis von ihm, denn damit hat er den Weg vorgezeichnet, den unsere Forschung einzuhalten hat.

Hiermit ist zugleich einer der Gründe gestreift, die Momrasen mehr und mehr zum resignierenden Zuschauer machten. Es widerstrebte

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Zu Mommscns Gedächtnis

149

seinem ganzen Wesen, auf Forschungsgebieten, die er nicht völlig be- herrschen konnte, sich zu bewegen. Ihn, der sonst überall zu den letzten Quellen hinabgestiegen war, konnte es nicht beiriedigen, aus zweiter Hand zu schöpfen. Um aber selbst noch in das Technische der Papyrusarbeiten einzudringen, dazu fühlte er sich teils zu alt , jetzt wäre es zu spät“, schreibt er einmal, „imd ich muß mich in das Zu- sehen finden, was nicht ganz leicht ist“ , teils war er gebunden durch die großen Aufgaben, die seinen Geist nach anderer Richtung hin be- schäftigten. Gelegentlich fand er humorvolle Wendungen für diese Zurückhaltung, so wenn er bei Übersendung seines numismatischen Aufsatzes für das Archiv (1900) schrieb, er komme sich „etwas wie Saul unter den Papyrus-Propheten“ vor, oder wenn er in einem früheren Briefe (1894) sagt, es gehe ihm mit mir ein wenig „wie der berühmten Henne mit den Enten“. Aber zu anderen Zeiten äußerte er sich sehr bekümmert darüber, daß er nicht so mittun konnte wie er wollte, und bedauerte, daß diese Papyrusfunde nicht in seine jüngeren Jahre gefallen seien. Dann würde er, so sagte er noch kurz vor seinem Tode zu einem befreundeten Gelehrten, wenn auch nicht der erste, so dach einer der eifrigsten Mitarbeiter geworden sein. Wir dürfen mit Freude aus diesem schönen Wort entnehmen, welche hohe Wertschätzung dieser Geist, in dem die .Welt sich spiegelte, unserem Arbeitsgebiet gezollt hat.

Aus den angeführten psychologischen Beweggründen ist Mommsen mit speziellen Papyrusarbeiten nur selten hervorgetreten, und es ist sehr bezeichnend für seine Art, daß er vorwiegend nur solche Teste sich herausgriff, bei denen er sich auf festem Boden fühlen konnte, nämlich juristische Urkunden und Militärakten. Dagegen finden sich gelegentRche Verwertungen von einzelnen Angaben der Papyri in seinen Schriften nach und nach in steigender Zahl, so namentlich in seinem Römischen Strafrecht.

Das große Wohlwollen aber imd das Interesse, das er den Papyrus- arbeiten entgegenbrachte, hat er praktisch betätigt, wo immer er konnte. Ich darf hier nicht von dem sprechen, was ich persönlich ihm nach dieser Richtung hin zu danken habe; ich würde auch nicht leicht ein Ende finden. Aber das möchte ich hervorheben, daß er, der große Organisator wissenschaftlicher Arbeit, auch in unser Gebiet, so- weit er Einfluß hatte, organisierend eingegriffen hat. Er war ein Feind der „Stückchen -Publikation“, die für den Anfang ja unvermeid- lich war, auf die Dauer aber unerträglich werden mußte. So gab er den Anstoß zu einer Gesamtpublikation der Berliner Papyri, und da er bei der Verwaltung der königlichen Museen das verständnisvollste Ent-

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Ulrich Wilcken: Zu Mommsens Qed&chtnü

gegenkommen fand, so kam auf seine Initiative die Berliner Mnsenrns- publikation zustande. Nicht nur der Plan im ganzen, sondern auch die Einrichtung im einzelnen geht auf Mommsens Vorschläge zurück. Ebenso konnte ich, als die Zeit gekommen erschien, der neuen Disziplin eine zusammenfassende Zeitschrift zu geben, auf seine Erfahrungen rechnen: auch bei der Begründung und Einrichtung dieses Archivs ist sein bewährter Rat gehört worden. Endlich hat er auch für die Zu- kunft die Organisation der Arbeit vorgezeichnet, indem er die Not- wendigkeit, ein Corpus papjrorum zu schaffen, betonte. Freilich bei dem beständigen Anwachsen des Materials war auch nach seiner An- sicht vorläufig noch nicht an eine solche Zusammfassung zu denken. Als ich im vorigen Sommer, an einem unvergeßlichen Augustvormittag, zum letzten mal mit ihm zusammen war und mancherlei schwebende Fragen unserer Forschungen mit ihm besprechen durfte, sagte er zu mir: ,^ch werde das Corpus nicht erleben und Sie auch nicht.“ Wer aber auch immer diese Arbeit in Angriff nehmen wird, seien wir es doch noch oder eine spätere Generation, dem wird, abgesehen von den Veränderungen, die durch die Besonderheiten des Materials bedingt sein werden, die großartige Organisation, durch die Mommsen das Corpus inscriptionum latinarum ermöglicht hat, Muster imd Vorbild sein.

Wir dürfen es als eine glückliche Fügung preisen, daß der Auf- schwung unserer Papyrusforschnngen noch in das Mommsensche Zeit- alter ge&llen ist. So hat er der jungen Disziplin, indem er mit seiner Autorität für sie eintrat und mit seiner reichen Erfahrung sie unter- stützte, manchen Stein aus dem Wege geräumt und ihr die für den Anfänger oft so rauhe Bahn geebnet. Und wenn auch die Kraft des jungen Mommsen sich ihr nicht widmen konnte, so muß es ihr doch zum Segen gereichen, daß die Augen des alten Mommsen mit gütigem Wohlwollen und hoffnungsreicher Freude auf ihr geruht haben. Uns aber verpflichtet dies, in seinem Sinne weiter zu streben.

Halle a./S. Ulrich Wilcken.

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I. Aufsätze

n papiro fllosoflco del Museo Egizio Yaticano.

Dalla descrizione sommaria data dal prof. Marncchi (iZ Museo Egieio Vaticana, Roma 1899, p. 296) si puö vedere che il quadro E (n. 11), posto Sulla porta d’ ingresso del secondo gabinetto dopo il semicircolo, conteneva 6 frammenti di papiri diversi;

,,a) contratto demotico di 30 linee con registrazione greca nel basso.

b) piccolo frammento geroglifico di epoca tarda.

c) frammento greco di 28 linee in due colonne di carattere un- ciale (2® o sec. ?). Vi si leggono le parole xoeftixav Ufoji/ [col. I 15]; onde il ch. prof. Comparetti credette di ravrisarri an’ opera filosofica nella quäle trattavasi degli dei e della loro natura. (Yedi 6. Lumbroso, Bendiconti dei Lincei, 26 Novembre 1893).

d) altro piccolo frammento greco di etä forse posteriore al pre- cedente e quasi svanito.

e) frammento greco di an documento amministrativo (3® sec. ?).

f) piccolo frammento copto in cui si legge il nome di an abbate Sabino.“

Qui non intendo occuparmi se non del frammento c, sul quäle la mia attenzione fu richiamata daUo stesso prof. Lumbroso, il solo, per quanto mi Consta, che abbia finora studiato il papiro. Egli ebbe anche la bontä di mettere a mia disposizione la copia da lui fatta nel Norembre 1893, che fu quindi la prima base deUe mie ricerche. Per ciö mi b grato esprimergli qui tutta la mia riconoscenza.

La copia del prof Lumbroso fu eseguita in condizioni estrema- mente sfarorevoli, perche la Direzione del Museo non volle allora con- sentire neppure che il quadro fosse staccato dalla parete, e all’ Ulustre uomo fu solo concesso di copiare, stando in posizione molto incomoda sopra una scala a piuoli. Con tutto ciö egli riusci' a leggere esatta- mente la massima parte del frtunmento, e solo in pochi luoghi posso dire che abbia recato a me qualche frutto lo studio diretto che poi ho potuto fare dell’ originale.

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152

I. Aufsätze

Per intercessione del prof. Manicchi mi fu concesso nello scorso inveruo di esammare ripetutamente il papiro e di fame eseguire una fotografia. Ottenni ancora che sotto la direzione dell’ illustre Padre Ehrle il frammento venisse tolto dal quadro sopra descritto e messo in una piccola comice piü inaneggevole. A questi valentuomini e all’ egregio cav. Masi sono molto obbligato per i larghi aiuti offertimi in questa occasione. Al prof. Wileken, infine, che ha esaminato la foto- grafia, sono debitore di parecchi utili .suggerimenti.

Sulla provenienza del papiro non nii e stato possibile trovare alcuna notizia. Il Dr. Seyniour de Ricci, che ebbi la fortuna d’ incon- trare nella Biblioteca Vaticana, mi espresse a voce l’ipotesi che i vari frammenti del quadro E fossero un tempo uniti coi papiri omerici del Louvre. Ciö e vero certamente per il piccolo frammento giä illustrato dal Lumbroso. Per gli altri inclino a credere che un puro caso li ubbia fatti aggrupparc dentro la stessa cornice, mentre possono prove- nire da raocolte aasai diverse.

Il papiro e integro nella parte superiore, ofFrendo un marginc di circa mm. 15 al disopra deUa parte scritta, e mutilo invece nella parte inferiore e nei lati. Lo spazio libero fra le duo eolonne e di cm. H. La larghezza massima comj)lessiva raggiunge (circa 1’ 8* riga della I. col. c la 7‘ della II.) i mm. 202. La limghezza massima deUa I. col. e di mm. 205, con 28 righe, quella deUa II. di mm. 214, con 30 righe, dell’ ultima delle quali rimangono appena due o tre lettere, oramai UleggibUi.

Si puö calcolare con sufficiente probabilitä che la parte perduta nella I. col. contenesse 0 8 lettere per ciascuna delle primc 20 righe, in modo che il nuniero delle lettere per ciascuna riga si puö calcolare di 26 32. Farebbe eccezione la lin. 18.

Per la II col., come si vedni, le condizioni del papiro non si pre- stano a simili congetture; ma credo di poter avventurare 1’ ipotesi ch’ essa dovesse essere ahjuanto piü stretta della 1.

La scrittura e calligrafica, accurata ed elegante. Notevoli sono le forme deU’ A (A) del C (O) dell 12 (GJ) del H (2) del M (LI). Le particolaritä grafiche piü notevoli sono u per i (I 7. II 23), ( per ii (I 4. 26. II 7?. 27*)), la mancanza del iota muto, che e solo ascritto, e probahilmente per errore, ad A0HNAI (I 13), e infine ET A6 (I 14), KATAAHMTIN (16), fcNKGüMIA (124; cfr. 15). In complesso mi riesce difficile assegnare il papiro a una dnta piü recente del sec. I d. C.

*

*

1) II 7 ö dubbio, anche perebt^ non saxebbe assolutamentc da escludera che potcase essere qui usato (vofßia per tvö^ßttUy como dai poeti; certo k invece II 27.

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!♦. Fest«: II papiro filosofico dcl Museo Egizio Vaticano

153

La prima idea che ebbi esaminando il fiammento fu che potesse trattarsi di vm pezzo del libro hiqI di Diogene di liahilonüi.

Delle varie ipotesi, che mi vennero in mente dopo, nessuna mi e sem- brata cosi probabile come quella. D nome di Ärcesilao che e certo I 22, sebbene il passo sia tutt’ altro che chiaro, si pu6 bene intendere nello scritto d’uno scolaro di Crisippo, tanto piü che non fe difficile intravedervi un’ eco della polemica del maestro. Disgraziatamente gli estratti finora noti del libro di Diogene sono troppo Bommari e Bcarsi, e inoltre ci Hanno piü un’ idea delle conclusioni che deUa disquisizione e deUa ricerca.*) Se la mia ipotesi non e emita, la col. I appartiene ancora all’ introduzione dell’ opera, raettendo in evidenza la poca atten- dibilita delle ricerche anteriori suUo stesso soggctto. La 6ol. Il invece, per quanto e lecito sospettare, ci trasporta giä in medias res, spiegando, col metodo preferito degli stoici, la ragione di certi attributi e di certi epiteti della dea, o piuttosto del &eIog vovg, del dio supremo di Cleaute e dei suoi seguaci. Si sa infatti che anche per Diogene, coine per Crisippo, Athens b la tpgövtjtjig o la vÖTjötg. L’ ultima parte della colonna e particolarmento interessante per gli accenni astrologici o astro- nomici; ma le lacune del testo non permettono di stabüire se qui ab- biamo uns parte dell’ argomentazione a favore della mantica o di uua dimostrazione, sul tipo di quella di Cleante, deU’ esistenza di una atpd- voia divina, in base alle grandiositä e precisione dei moti degli astri.

Riproduco qui senz’ altro la parte leggibile delle due coloiine, e vi aggiungo un parziale tentativo di ricostnizione. Parecchi dei iniei supplementi hanno, come e naturale, un grado sufficiente di probabilitä, altri invece sono posti solo a mo’ di esempio. I miei lunghi e ripetuti sforzi per leggere le linee in cui la scrittura e svanita sono stati poco &uttuosi, perche in varic parti, come mi fece notare anche U P. Ehrle, e sparito il glutine, e le nude fibre del papiro non serbauo piü alcuna traccia della scrittura.

La carta su cui il papiro fu incollato insieme cogli altri fram- menti del quadro E, e stata ora rccisa agli orli, ma non si ^ potuta staccare dal verso del nostro frammento, perche 1’ operazione parve pericolosa. Dcl resto, guardando contro luce, si vede chiaramente che il verso non presenta alcuna traccia di scrittura.

Col. I.

] . THCeeOYTAYTHCTOCAYTAN ]IN OAOrOJNICTOPeiNTOrAPH

1) Il terzo volume degli Stoicorum Veternm Fragmenta mi ha giovato meno di quello che speravo, per ragioni che qui non b il caso di esporre.

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154

I. Attfiätze

] eeiONOY Aoro)A05AzeT Aino ]NONrAPeCTieNHTH0YCIAICiJNI 6 ]BeceAioeewNKAioeewNMe JMHCTHNnANTCJNKATAAHMH'IN ] eNOCOYGeNeicxYCCNnepiTHC jeNeCeOJCAKPIBeCKPITHPION ]Ne!TeTTAPATUJNCYNeeNT(iJN

10 ] eÖrONlÄCAPXAlOTATCiJN

]KA! . OJNiePCüNCYNTArMATOJ . A/\ ]ONTPOnONereN6TOAPXHCH ]CH A6HNAI- AOPATOCYnOeeOJN ]pl(ijCYnANeP(onojNerAeTu)N 16 ] . AnCMeNCJNKOCMIKCJNeew ]NTeKMHPOM€NOICYNerPA'PAN ]AYTHCiePONAOrQNAYTHNrAP jrArOYCANnANTO. . . MA . . . CNOeeN ]NAYTHCOYNOMAAONKA0APQN 20 ]TOeCTINeMAYTHNHrÄrÖNKA!

]nO. TICANÖYNreNOIGHMIN ]nOIOCeiAPK6CIAA . NOCeiCTI ]THAI KAYTHCGeOYMerAAOnPt . ] AeNKojMiAnAeiCTArAPexwN 26 ]ePITOJNAYTHC50ANGL)NKAIArA[.] ]AieTep(ONiAcoAonoiei(ON

]YAYNAITOTICAnAWC

]THCYAH[

1 La seconda lettera pa6 sembrare an n, sebbene 1' aita sinistra non aia viaibile, ma T lesse il Lambroso e legge il Wilcken aulla fotograSa. 2 tta IN e OAOrUN c’ b uno spazio alquanto piü grande del soUto, ma nessona lettera 6 ivanita 6 M si pub ritenere come certo. 7 avanti a €NOC ei pnb scorgere una debole tiaccia di an' asta obliqna (\), che pub sembrare an avanzo del A; ma ai tratta piattosto di an O (cf. Crönert, Memoria graeca Herculanemis p. 156 sq.). 9 tatto il rigo b molto incerto, salvo le oltime sei lettere e il T nel mezzo. Le tracce della prima lettera mi suggerirano a volte an A, a volte un Y, qnelle della qnarta an T. Dopo il T saddetto pab sembrare che non ci sie (>), ma IN. 11 le dae oltime lettere sono estremamente incerte per una piccola lacerazione del papiro e conseqaente spostamento di alcone fibre. 14 le prime tre lettere molto sronite mi sembrarano dapprima ATO o €TO; ora la lezione meno improbabile mi sombra qiiella che ho adottata nella trascrizione. 15 con- sidero i primi due segni come avanzi di 6N, ammettendo che il copista abbia segnito anche qui la stessa regola ortografica di cni b prova ivxmgia nella lin. 24. 18 la lacuna presenta solo molto deboli tracce di qaalcbe lettera; a volte mi b sembrato di scorgere nel mezzo un A, a volte an N. La lezione TTANTO b dovuta

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N. Festa. L papiio filoaofico del Maseo Egizio Vaticano

155

al Wilcken; a me pareva di leggere TTANTA 19 la prima lettera patre giA al Lnmbroao nn N, e qnesto mi pare anche oggi piü ginsto dell' H che qoalche Tolta ho creduto di vederci. Le dne lettere dopo AYTH eono molto confhee: non A chiaro se il copista abbia rolnto OC, o CO, o CC, o pme, avendo acritto per eirore un doppio C, abbia poi inteao di cancellame nno. Le nltime dieci lettere aono atate da me piü intrarednte, con nno afoizo atraordinario della viata, che leite con aicmezza. Dalla fotografia il Wilcken ha 1’ impreaaione che dopo CYNOMA ai poaaa leggere ancora . . A . A0G)C (qnindi evv6iuttiia lurdm;?); ma nn conftonto con 1' originale mi ha peranaao che le maggiori probabilitü aono per la lezione da me propoata.

CoL n.

]epoYANAeecewcKAiT(o[

AeiAIAMeNGüNCHKGJNA[

wcf eAiAMeNeien[

NAN CTH . . (JNiep[

6 CAC! AKPIB . [

nP(i)fo AN[

HAQ ^16N(JNTAnePieYCeBI[

CüC lePOYKCN . . . TY . i

TT . . . CONTOYnOn [

10 xei THCAPxero [

KA! . . . AjePMA XA![

Me WC^IAT 4T 0[ eNnoAeciN eAuiiN[

OJTATWN GJXA[

18 AOIC0AYM [

CIKYKAOIC MA[

BAHTA iepeYC[

eniBHNAI ... MH n’ÄNTCÜ[

MOICeOPTAIC KA[

20 KAinTePA<DÖPO [

CeBACTGJNeniTeA6ICKO[ MeTAA€TOYTONeCTIOTY[ NOYMeiMHClNeXGüN . . [

[ . ]0YMeP0YCCHK0ineNTe [

26 [16YCJNYM0ÜNT . . . A<"'[

TT6NTeAnAAN0L)NAC[

TO AHK AI AYCIOMOIGüC [

MPNeiT . YTOICCHK 0[

]CAeeNKe[

6 h aempre molto incerto per me ae le deboli tracce di scrittnra contennte a principio di qneata liga debbano condurre a an CACI o ad nno CKCY. Solo

/■

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I. Anfeätze

a titolo di cnrioBitä riferiico che i^r un momento credetti di poter ristabilire qnesto senso (4 7): . . . t^[v T|fi» iucxgipct]

äxpißfät nÖTCpop] agioTolytwijßceTd ns] äpfifiTjxfv . . .] b itoiUvav tu aegl fiae- ß(f)iu[s itri], intendendo iioitiviav =■ supplicantium. 8 piuttoeto che 6POY le tracce dclla ecrittura possoco suggerire di leggere OTOYj eicche mi c venuto anche in mente (— iTiömris secondo Esichio) ocx Iv . . . 16 sq. axif]ita[Tu dfWTciJpijjrot ? 18 sq. [. . . logruls7 20 Si parlava di immagini

alate di Athena? Non conosco soll' argomcnto niente di piü recente dell' articolo del Savignoni sul raso di Orrieto, Köm. JUitth. 310 s., al quäle sirticolo rinvia anche il Weicher ncl suo bei libro Der Seelenvogel ecc. 21 imztXtt 0xo[ltöv Sg6pov7] 0 iiUTiltts {efjeciorea) xo . . .7 Le mie nozioni in materia astronomica sono troppo poco sicuro, percht' io possa tentare una ricostruzione di questa parte, meglio conservata, dclla colonna. In altri casi ho potuto giovanni dell' ottimo libro del Boll, Sphaera. Si pub rcstituiro in parte il contesto: (wt« dt

rofTd» ian d[. . . . odp«]>'oO? piiurjait' fj;“*' t- •1®*’ oijxol u^rTt[ ]

fiojvttpoji' r[t . . . .] dafT^gav . .] *tVrt enleriöi' (lapsus calami per jrlorqr*»?) dafr/eü»' . . . dt'oijrol^ xal Sie^eyi dpoi'cos [. . . . //iJptVfi roerois ^TOfs)> «7)xo[rs xpibjs di i*’ xt[yo)lJ?

Deila cpl. I propongo con le dovute riserve la seguente lezione, alla quäle non aggiungo un conimento, che sarebbe prematuro. Qui noto soltanto che di ewouciäog (19) non conosco altri esempi. Sarebbe facile proporre avvojiadöv. S’ intende che non sono punto soddisfatto del senso e del costrutto di questa riga e della seguente, dove siamo, se non erro, in presenza di un frammento nuovo di letteratura orfica. L’ autore stoico riassume un’ argomentazione di Arcesüao in cui era citato il Upös iöyog?

I xonjTÜp ij Xoyoygdepav]

[«s Äfpl] T^g ■8’tot) Tuvtr/g rotfavt’ dv xai\voXoy&v loroptiv. yäp ^

[äidiov §] ■frffov ov X6ya do|aJerat sto- [rf ydp iori &vijTfi alavi-

5 [oi> ^7tiXa]ßda&ai’ Sd'e .tajv xal 6 9eäv fit- [rojjog Ti)v xdvtcav xardlijpil’iv

fTo&öv oüdjti'ög ovd'lv sraivatv itegl t^g \zovTav y^eveOecog äxgißeg xpiTrjgiov tiVf :ragöi tüv avvd’dvrcov 10 [farij ÄOte] ;r£pl d’soyovt'ag «pj^aiorare)»'

[eotpCbv xal <^ixy räv Ugciv avvTayfiäre}[v]. äX[X’

[ßdi^Aoi'] Sv TpSxov s'ydviTo ägx^g ^

[ysvBOcaj]g t\ ddgaxog vnb &täv

[ovffa 6^]o^wg v:t’ av^gcoxav. iy di räv

15 XQoa]ivyiefitv(ov xoOjuxäv &ea-

[gijfiaTcojv Ttxfttjgdiievot owdygaiiav

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N. Festa: B papiio filosofico del Mnseo Egizio Yaticano

157

[töv ccvtfig Upöp X6yov. ccvr^v ydp

\(paei evvu^yayovdav itdiv [xx(<f]ita [flg] tv o&ev

[jMtl ZO(>ö]i' aÜTt^g avvöftaöov xa&apöv.

20 [xal tovJto iariv „ifiavr^v fjyayov^ xal [xäv tb 3ioi]x6v. zig av ovv yipoi&' r/iilp [löyog xolog ti<^gy ’ApxtalXt^o^v, 8g slg xi- [nfjp t^g] TijitxavTijg Q'eov ftfj'aAoarp[f- \x^ xoiot] xd dpxafua; xicltfxa ydp fjrmv

25 [ttg ij 3C{]pl xäp «VT^g ^odpmp xal dya\X- [fiaxtop x]al ixepGip <y(yiämkoxoi^eyt.üp

xtpl &vaiüp, bfiag o]ü övpotxö xig axi-Og [tt Xtyiip dxpißhg rijg vAj;[g avxijg ....

La restitnzione della lin. 18 rimane molto dubbia, anche perche, dato che xxixSfut {= x6<Sfiog) si posea giustificare corae vocabolo de- sunto dal Upog Ad^'og, non e ben certo che lo spazio deUa lacuna sia Bufficiente per le lettere supphte, sebbene in qnesta riga, che verrebbe ad essere oltremodo lunga, troviamo in fine le lettere 06N molto piii fitte del Bolito. Ma, qualunqne sia U Tocabolo, non puö essere dnbbio il aenso. Mi pare evidente che qni si accenni alla pta drjfuovpyia di Athena (cfr. Procl. in Fiat. Tim. I p. 170,14 Diehl; vedi anche p. 124,27; 133, 23 ecc.) e specialmente al potere spiegato dalla dea nel riunire e conciliare gli elementi fra loro coutrari (ibd. 168, öss.; 171, 7 ecc.). II commento di Proclo al Timeo da la chiave per intendere varie cose del nostro Irammento; per es. 1. 6: cfr. Procl. I p. 124,26 d'iia ftvijjijj (quindi 6 fiprjiiTjg sarebbe il sacerdote o 1’ ispirato); 1. 19s.: cfr. Procl. I p. 111,23. 131,28, dove si parla delle tinixal bxaSoC, e per xa9ap'op cfr. Procl. I 168, 25 B8.

Koma, 26 Aprile 1904. N. Festa.

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Fragment einer medizinischen Schrift.

In meinem Vortrage „Demetrius von Äpamea und seine Fragmente“, den ich in der Sitzung der Gesellschaft der Klassischen Philologie und Pädagogik vom 7/21. Mai 1903 gehalten und der bald in dem russi- schen offiziellen Organ „Journal des Ministeriums der Volksaufklärung“ erscheinen soll, berichte ich u. a. über ein Papyrus-Fragment aus der berühmten Sammlung des bekannten Ägyptologen Herrn W. Gole- nischtschew. Da das Russische nur einer geringen Zahl deutscher Leser zugänglich ist, halte ich für nicht überflüssig, eine kurze Mit- teilung über diesen Papyrus auch in deutscher Sprache zu machen.

Das Fragment, das H. Golenischtschew gütigst zu meiner Ver- fügung gestellt, miflt etwa 22 X 32 cm. und enthält fünf Spalten einer guten Schrift des 3. Jahrh. n. Chr. Die Buchstaben sind Ton der Größe um 0,4 cm; jede Zeüe enthält von 8 bis 12 Buchstaben; die drei ersten Spalten waren zu je 27 Zeilen; die zwei letzten er- reichen nur die Mitte der Seite, dabei ist die fünfte Spalte von einer späteren Hand hinzugefUgt, also bietet das Fragment nur das Ende einer Rolle. Der Rest der Seiten 4 und 5 ist mit der Schrift einer dritten (?) noch späteren (?) Hand bedeckt und enthält unwichtige Rezepte in barbarischem Griechisch. Die obere Hälfte der Spalte 5 ist in psläo- graphischer Hinsicht interessant, da sie eine die Hand des Urtextes nachahmende Archaisiening der Schrift ist. Obgleich die Schrift deut- lich und leserlich ist, bildet das Ganze infolge starker Beschädigung nur sparsame Bruchstücke, die sich nur teilweise ergänzen lassen.

Das Fragment lautet:

CoL I.

21 I^l

tfrtxd ÄJfdoxt- (ucatai^ ixi- 25 f^ifucra? . .]v*o

yxaff-

j;ovto]j tpü

Zeilen 1 20 nicht vorhanden. Z. 21 kann auch >ro]Uai usw. sein.

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Albert BfickstrCm; Fragment einer mediziniichen Schrift 159

Col. U.

[««■frouff? . . .

h

*Q]6gXa-

ße'i *Ä]g [fft]xu«s & *(fos?](pi(fstv, xa^tfQov YBvv^m^voy (^or] tfXsßoxo- ftlJTtOv] ^VTÖg 10 T^g 3rp]cäTi;g

^fi^pag .] [• ?

srot . [. ?

&6xsq]

m]<la(uv, ßijOÖiit- 15 ^c] cxl t[(öv)] Xf9- v^a]v xa9&v &kXa\ ydvri &

<{*]ö TÖV djf- (py aa&&v SO ^l] TU up6vi- « f [atfi]v . ßtjOöiit- &a [^]*i x&y XQovimv *[a- döv ly".

86 Ti iativ »[()]?- Ol i^xaloi av ij-

Z. 8 anstatt ir) mögen anch andere ähnliche Buchstaben sein. Z. 4 xva; kann auch xviat sein. Z. 11 Buchstaben i und » gar nicht sicher. Z. 15 hei xxpo fehlt das Abbreviatuneichen.

Col. m.

9<f[v ]‘

.60 V

ßifvf ifttl [-sf]g- /ii^p[(]og 6 ’A- 6 xttfinlg, itfTÖ- (fij6av jitA- vu xiva [l]vd[ov T^g (iilxifug

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160

I. AufBfttze

tlvai, o]^ lUQii- 10 %si . .]voe .

.... rtfdfij

yff?9

Q

(D

16 XtfX

9

.... ä]xglan- 20 ßäv]eTifi xepl fifjrlgas . .]ffAa[. ?

vft]^0i ßopßv- (>^ov tatg 26 xogeiais xiti- davtt xagf- iitv

Z. 1 3 xal ^iX]([0]0o[$ ö ... . oder Uhnlichea, nicht

Z. 15 xal oder xla. Z. 19 20 Sc]ifpXa^ßdp]eTutf kaum v]:rpZ. oder {]mi.

Z. 26 27 vermutot Dr. H. SchOno ; doch ateht im Pap^rua Wel mehr

crapflcbv als napix^^'

Col. IV.

To[t] d[tc . . .]}

^i6rjg, [6 di %v- #*“[s] ye[i]vaiit- vrj^ xeitnj- 6 etag 6ipod^[&g xttl payeig v- ygagiag äxö Iftirgag dxg- did'aixe, Tcßg 10 ixovffaig xal ßägog xa[l

X'6[OTt]l X^Tttfl.ri-

vimv iiixo- dfafiovg.

Z. 1 I uDiicher. Z. 2 x kann ancb e, % oder v Hein.

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Albert BäckstrOm: Fragmente einer medizinischen Schrift 161

Wie bei jeder neuen Publikation eines noch nicht edierten und bisher unbekannten Testes ist die Frage, von wem imd aus welcher Schrift er stammt, von höchstem Interesse. Ich mache also auf folgendes aufmerksam: 1. offenbar ist der Papyrus ein Bruchstück einer gynäkologischen Schrift; 2. diese Schrift war der Behandlung chronischer Krankheiten gewidmet, da bis zum Ende des Kap. 32 die Rede augenscheinlich von einer Art chronischer Krankheiten ist, deren Ursachen uns unbekannt geblieben sind; im Kap. 33 geht aber der Autor zu einer anderen Art chronischer Krankheiten über, welche zuerst akut auftreten und nur mit der Zeit chronisch werden.

Wenden wir uns nun zu dem berühmtesten Gynäkologen und Kinderarzt der antiken Welt, Soranus von Ephesos, zu seiner Schrift ywuixtiav »afföv, so finden wir im B. II Kap. 31, wo jtspi xpoxTcoifeiog (it/rpug die Rede ist, folgende Stelle, die wir in der deutschen Übersetzung von Dr. H. Lüneburg anführen'): „Manche be- haupten, es falle der Uterus ganz vor, indem die ihn stützenden Bänder (Häute) und Muskeln infolge eines Stoßes oder eines ähnlichen An- lasses rissen, schlaff würden oder eine Art Lähmung erführen. Die Schüler des Hippokrates und Herophilos dagegen sind der Ansicht, daß nur der Muttermund verfalle .... Andere sagen, daß auch der Mutter- mund nicht ganz vorfalle und die- entzündete Vaginalportion täusche einen Prolapsus vor. Andere wieder meinen, der Vorfall geschehe in der Art einer Auswärtskehrung (extpo*»), Ektropium), daß bald die äußere, bald die innere Haut vorfaUe ... Es sei nämlich eine zwiefache Haut vorhanden, eine äußere, welche mit den darüber lagernden Teilen verwachsen sei, und eine innere, welche mit jener Zusammenhänge; der Vorfall geschehe infolge von Erschlaffung dieser Häute.“ Die letzten Worte haben eine große Ähnlichkeit mit dem Anfänge des 33. Kap. unseres Fragments. Dabei wird aus den ersten Zeilen des angeführten Kapitels des Soranus klar, daß er den VorfaU der Gebärmutter von der Inversion unterscheidet: „Unter Vorfall der Gebärmutter“, sagt er,

1) Die Gynäkologie des Soranus von Kphesus etc. üb. von Dr. H. Lüneburg, komm. etc. von Dr, J. Cb. Huber 1894 München S. 148f. Ed. Bose 11,31,86: (vioi /liv ovr oItjv Xiyovei nQonixiHv , zäv d»>Tfj;<i»Tia» KÖtijv vfifvcov «rl pvme fcr/ir- T<B» i* jrlTjyi/s ^ Tivos Tüv iiiipffötv q xaictcfXiiToiv *«l Sjioiov rt aafaiveti ffya- a-&^rra>v. al di negl vt>v ' iTtnonffütriv xal *I{ff6iftXov fidvof t6 «rröfuov ... oi di fiijd’ oXop. o6x uv ydp q>aaip &no%afXtH(ti tu ftij ÜTib fu'povt, g>Xty/iaipop di rd etoniov <favTatilav nufiitir ztfonTmUfas- ui di xar’ ixTfonljv ytypta9cu tSjv tiqö- nxaaiv aizfis vxoXaiißdvovaiv töj xi; jiip töp aiy di top fpdop airf/s Z'Tmva

»juxtSTTfir. Jixlijv yccf airijp VTidfyHP xol röv fiip l^<o9tp uiti'/t Tulj

dxffxftfiipots ev^nttpvxipaiy töp d* iam&tp rovzip ovprj^Ti}ff&aif xorl yaXdOft tup ilUpmp zt(fontxt£ip.

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162

I. Aufsätze

„Terstehen wir die Gefahr der Inversion.“*) Da er aber einen Unter- schied zwischen dem Vorfälle und der Inversion kennt nnd ersteres mit großer Ausführlichkeit beschreibt, so wäre es zu erwarten, daß er auch der Inversion der Gebärmutter eine Beschreibung widmete. Wenn er es in seinem lückenhaften Werke über Frauenkrankheiten nicht be- rührt, so ist das noch kein Beweis dafür, daß es in keinem seiner anderen Werke vorkommt.

Ferner wissen wir, daß er auch ein Werk „über akute und chro- nische Krankheiten“ geschrieben hat, dessen Umarbeitung die Schrift des Caelius Aurelianus bietet.*) Hatte hier Soranus auch die Frauen- krankheiten besprochen? Unterwegs macht auch Caelius einige Exkur- sionen ins Gebiet der Gynäkologie, hauptsächlich ist aber sein Werk ein Leitfaden zu den allgemeinen Krankheiten. Da wir in der Gynä- kologie des Soranus einige Zitate aus seinem therapeutischen Werke finden, die bei Caelius nicht Vorkommen'), so ist anzunehmen, daß Caelius nur einen Auszug verfertigt und alles, was dem Gebiete der Gynäkologie angehört, wegfallen ließ oder vielmehr in einem besonderen den Frauenkrankheiten gewidmeten Werke gesammelt hatte.') Wenn dies der Fall ist, so konnten auch unsere Bruchstücke dem Werke des Soranus xepl 6^^<av xal xffoviav xa96iv entnommen sein, in welchem er außer allgemeinen Krankheiten auch Gynäkologie sorgsam behandelte.

Si Petersburg. Albert BSckström.

1) Sor. Gynaec. II 31,81; Uf/daroais iaxieat Uytxcu fj tfjs IxTfoxfjs »ei

Tiir n^fav ixeiltj.

2) R. Fuchs, Gesch. d. Heilkunde bei d. Griechen, in dem Handb. d. Gescb. d. Medizin v. Neuburger u. Pagel. Jena 1902 Bd. I S. 310, 9, S. 311 ff.

3) Sor. Gynaec. II, 10,11 ed. Rose appar. ad r. 3: non extant in Caelii capi- tulo ehr. IV, 6. Auch Sor. Gynaoe. II, 11,11. 12,10. 2,9. Vgl. besonders Gynaec. U, 17, 58 UBW.

1) Eine Stelle aus den therapeutischen Büchern des Soranus (Gynaec. U, 11,11) existiert in der lateinischen Übersetzung des Oreibasios (ed. Daremberg VI 353) und wird dem Caelius zugeschrieben, läfit sieb aber in seinen Werken nicht finden.

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Lettere al signor professore Wilcken.

V.

Frascati, 6 ottobre 1903.

Pregiato Amico!

Ho tra le mani il volume terzo, or’ora uscito alla luce, dei Papiri di Ossirinco, ed, accanto, il volume primo. C’e un gruppo che mi ferma. Nei numeri hl, 52, 475, 476, si tratta di perizie mediche e di autopsie Ordinate daU’Autoritä. A giudicare dai nomi personal! che vi iigurano, ci troviamo, coi numeri 51, 52, 475 ’Exaya-

&6g, ydemvCörjg, niovriaiv) in case greche, col numero 476

(//ai?, 0ävig, riavatg, Ihravg, Tccvi]g) in casa egiziana. I quattro documenti (del secondo secolo per lo piü) si somigliano perfettamente nella formola e nello scopo {iqiiötlv, ini&saQBlv aüfuc vex^bv xal xgoa- <ptavfi6tti Tijv Jtfpl avrb öiä&saiv). Senonchfe nei numeri 51, 52, 475, l’autopsia b fatta da luxQoi, nel numero 476 da ivratpiaöraL. A con- siderare le cose dal lato purameute terminologico, non e questa la pri- missima volta che avviene questo scaiubio. Giä in un episodio deUa Geuesi relative ad imbalsamazione di cadavere in Egitto (50,2), i LXX, ossequenti alla parlata greco-egizia (Deissmann, Bibelstudien p. 117), traducono per ivzaipiaöxrig il termine ebraico che corrisponde a laxgög.

Ma nel papiro di Ossirinco 476, lumeggiato come sembra dagli altri afüni, non si tratta propriamente od esclusivamente di imbalsamazione, ma di autopsia, di necroscopia. L’Autorita ricorre qui agli ivxaxpiaoxal colla stessa sua costante preoccupazione delle competenze, colla quäle ricorre, poniarao, a rixxovsg, per l’autopsia di un albero IltQ6tla (No. 53); ricorre agli ivxaq>iaOxal collo stesso riconoscimento di compe- tenza medica, col quäle ricorre, secondo gli altri papiri, in casi ana- loghi, ai greci laxQoi. Dei meriti degli ivx(t<piaaxa( egiziani, non giä come imbalsamatori, raa come osservatori del corpo umano, nelle di- verse condizioni in cui pnä losciarlo la inorte, co.si poco si sapeva, che tntto riducevasi, io credo, al passo di Censorino (de die nat. 17):

„Dioscorides scribit Alezaudriae inter eos qui mortuos saUunt constare hominem plus centum annos vivere non posse, idque cor huminum

▲reblT. f. F»pjrnitfonchang Hl. t 12

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164

I. Aafgatze

declarare eorum qui integri perierunt sine corporis tabe; ideo quod multis annis pendendo cor omnis aetatis incrementa et deminutiones conseruere etc.“; perciö quel che risulta ora, se pure risulta, dai Papiri di Ossirinco, mi sembra un’ aggiunta di qualche valore.

Dico „se pure risulta“, perche quando si e fatalmente coudannati come noi ad osservare le cose che si studiano

Kaum durch ein Fernglas, nur von weitem, il diffidare delle proprie vedute non e niai troppo.

Sempre Suo cordialmente

riiacomo Lambroso.

VI.

Frascati, 14 ottobre 1903

Pregiato Amico!

Com’ Ella puö immaginare, nel fascicolo III, 1 deirArchivio, distri- buito in questi giorni, fra tante belle e vario cose, ho notato con vivo Interesse l'iscrizione di epoca tolemaica e probabilmente di Menifi il- lustrata dallo Strack a pagina 129, cioe queUa deliberazione in cui, come ha ben veduto a mio avviso il nuovo editore, avvtjce^mvtjxsi xal tu TioXiTixu yfvrj xal tfrpartwrtx«, „Bürgerschaft und Ganiison“.

Ma non e del mio consentire collo Strack e disseutire dal Foucart, SU questo punto, ch’io presumo di parlarle. Voglio unicamente comu- nicarle, se mai potesse giovare alla piena illustrazione del monumeuto epigrafico, una reminiscenza, aU’infuori del suddeto punto.

La (ftrt>ayay^ ha luogo iv 'AnoXlajvuCen , mira ad onorare un munilico e pio personaggio specialmente benemerito tov di]lov/itvov lepov, e ad essa partecipano ol iab tiji jioiecos ’lSovfiatot. Or pre- cisameute questa nazione e questa religione si trovano congiunte in Jos. c. Apion. n, 9, nel racconto seguente ch’egli cita per criticarlo: „dum bellum ludaei contra Idumaous haberent longo quodam tempore, ex aliqua civitate Idumaeorum, qui in ea Apollinem colebat, venisse ad Indaeos, cuius hominis nomen dicitur Zabidus, deinde eis promisisso traditurum se eis Apollinem deum (illius civitatis).“

Affettuosamente Suo

Giacomo Lnmbreso.

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Giacomo Lumbroso: Lettere al sigoor professore Wilcken

vu.

Roma, 24 dicembre 1903.

Pregiato Amico!

Sulla strana usanza attribuita ad alcune genti antiche {Tgaveoi, KawfutvoC) di piangere per chi nasceva e raUegrarsi per chi morira, e paralellamente aulle riflessioni pessimiste di alcuni pensatori antichi (Euripide, Plutarco, ecc.) intoruo alla vita uinana, trovansi via via rac- colti testi e riscontri nell’„Aglaophamus“ del Lobeck (t. 2, p. 804), nonche nei Commenti del Baehr ad Erodoto (V, 4), del Tzschucke a Pomponio Mela (U, 2, 4), del Jacobs all'AiitoIogia Greca (t. 8, p. 270), di Carlo Müller a Nicola Damaaceno (Fr. hist, gr., t. 3, p. 460). A tutte queste aillogi, manca, dal punto di vista etnografico, la notizia räv 3t*pl zbv Kavxaaov ßa^ßagtov in Strabone 520 (rofg ftlr yäg vofUftov Hva( (puOi TO Tov EvQixiöov „TÖv (pvvra Q'Qip’itv eig off’ lpj;frai xaxd^ zbv d’ av &av6vza xal x6v<ov xexavpivov xaCgovzug evtptjfiovvzag ix- xiyiittiv döftcav“), e dal punto di vista filosofico, tutta la prima parte (*fpl Tön ■ö’pijvton) del „De luctu‘‘ di Luciano 16sq. didd^ofiai ffe ^QTivciv dlijfl’f'ffTfpov . . . Tixvov fiO’Jion, ovxizi ovxhi XBi-

vrjaetg ovdi giyaOsig etc.)

Veda Lei, mio pregiato amico, se sia utile aegnalare quest’altro materiale per chi dovrä un giomo raccogliere nel „Corpus papyrorum“ r d&öv ovvayaytl, cos'i disgraziatamente lacera, che e nel No. IX dei Papiri Petrie (t. I), e che fa menzione del vdpiuov dei K«v0i«voi (l’unica cosa chiara in quel Papiro);

[tovg /tln]

yivo(iivovg ®'pi;v[frn, Towg] d[l T£>l]fwönrag («ndaifio-]

[vC^]eiv d)g ;co>Uö[t' xapfizavl dvtt}texavfu'v[ovg.]

Ma veda soprattutto che Trau.si, Causiani e Caucasiani si rallegrino il piü tardi che sia possibile per Lei.

Affettuosamente Suo

Giacomo Lumbroso.

12*

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I. AttfsAtze

vm.

Roma, 1 maggio 1904

Pregiato amico!

„Ptolemaeus (acrive Giustino 16, 2) cum magna rerum gestarum gloria moritur. Is contra ins gentium minimo natu ex filiis ante in- iirmitatem regnum tradiderat.“ ntokffiatog äi 6 Adyov (scrive Luciano Macrob. 12) 6 rcHv xu&' avrbv fvdaifiovtaTuzog ßaOilimv Alywtxov (liv ißaeiievCs rtaoagtt xul dydoiixoma ßuoaag irrj, xagtSaxf

ri)v xgb dvo izolv z^g ztAevzfjg Uzoiefiaia z^ vlp,

di ixixXijaiv. Eutrambi rappresentano ciö che si chiama la tradizione, e questa non raette punto in dubbio che la morte di Tolemeo I sia atata tranquUla e naturale. Quindi un certo atupore leggendo altrove: „Ptolemaeua, cum Tivua iilio regnum tradidiaaet, ab illo eodem vita privatua dicitur“ (Corn. Nep. 21,3). Rileggo con attenzione 1’ intero paaao. A prima giunta aembra che sia per essere un compendio di atoria dei pih insigni Diadochi, ma in fondo ai tratta della fine che fecero: „Fuerunt praeterea magni reges ex amicia Alexandri Magni, qui post obitum eins imperia cepemnt, in eia Antigonua et huiua filiua De- metrius, Lyaimachua, Seleucus, Ptolemaeus. ex hia Antigonua in proelio cum adversus Seleucum et Lysimachum dimicaret, occiaus eat. pari leto affectua eat Lyaimachua ab Seleuco: namque societate dissoluta bellum inter ae geaaerunt. at Demetrius, cum filiam auam Seleuco in matrimonium dedisaet neque eo magia fida inter eos amicitia manere potuisset, captua bello in custodia socer generi periit a morbo. neque ita multo poat Seleucus a Ptolemaeo Cerauno dolo interfectua eat, quem üle a patre eipnlsum Alexandrea alienarum opum indigentem receperai ipse autem Ptolemaeus, cum vivua filio regnum tradidiaaet, ab iUo eodem vita privatua dicitur.“ Non Le pare che sia latente qui sotto come un processo di asaimUazione, come una tendenza a completare tant bien que mal (dicitur) una cosi bella aerie di morti affrettate o violente, proceaso e tendenza aintati dal aentimento che tutto foase poBsibile (cf. Plut. Demetr. 3!) in quelle corti e famiglie dei Diadochi?

„Habent aua fata“ le fonti che pur sono a uostra dispoaizione. Neaauna fra le Storie moderne dei Lagidi, nessuna Monografia au To- lemeo 1, regiatra od accenna o tanto meno diacute queato paaao di CorneUo Nepote. Perciö ne scrivo a Lei, che forse o aenza forae puö dame una critica migliore della mia.

Affettuosamente Suo

Giacomo Lnmbroso.

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Giacomo LnmbroBO; Lottere al si^or profeetore WUcken 167

IX.

Roma 4 Maggio 1904

Pregiato Ämico!

E assurdo U testo, quäle si suol dare in Yopisc. Aurelian. 27, della riepoBta di Zenobia a queU’ imperatore: „Deditionem meam petis, quasi nescias Cleopatram reginam perire maluisse quam iu qualibet vivere dignitate.“ Anzi & due volte assurdo: 1. perche Aureliano le ha oflferto „vita“, non „dignitas“ („deditionem praecipio inpunitate vitae proposita, ita ut illic Zenobia cum tuis agas vitam ubi te ex senatus amplissimi sententia conlocavero“) ; 2. perche Zenobia, tanto „perita historiae alexandrinae,“ non puö ignorare la forma storica, tradizional- mente unica e fissa, di quell’ alternativa e di quel „maluisse“ di Cleo- patra. La forma e notoria ed e qnesta: Cleopatra sull’ arrendersi am- bisce ancora, spera ancora dal vincitore, xal rijv äSeiav xal xriv ßaiSi- le(av (Dio Cass. 51, 11, l); il vincitore in una famosa intervista le dice soltanto: xaxbv xu'orj, und’ ella rimane TCfptaiytjtfaaa 8rc fitjre

Ti xepl tijg ßaeiktiag tq>9iy^ttro, e quindi prorompe dicendo: ^ijv itiv oint i9tXa> ovzt diiva/iat (51, 12, 5). „Nec illa de vita, quae ofFereba- tur, sed de parte regni laborabat“ (Floms II, 21). Quindi il „maluisse“ com’ e in Orazio: „Deliberata morte . . . invidens Privata dednci su- perbo Non humilis mulier triumpho“ (Carm. I, 37), e in Dione: iiäXköv ye iv TS rp dvöfiari xecl Iv axijficcri aÜT^g äxod-avetv ^ läia>Tsv(faaa tnV JIQtlTO (51, 11, 2).

Zenobia avrä dunque scritto „Cleopatram reginam perire maluisse quam sine qualibet vivere dignitate.“ E dalla sua lettera caveremo una conferma dell’ avere Ottaviano offerto a Cleopatra unicamente r „inpunitas vitae.“

Affettnosamente Suo

ftiacomo Lumbroso.

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Ein lateinischer Empfehlnngsbrief (Pap. lat. Argent. 1).

(Hierzu eine Lichtdrocktafel.) bomino suo Achillio | Uitalis.

dum in Omnibus bonis benignitas tua sit praedita, tum | ctiara

scbolasticos et maxime, qui a me cultore tuo hono|rificentiae tuae tra-

duntur, quod honeste respicere uelit, ^ non dubito, domine praedicabilis.

Quapropter Theofanen | oriundum ex ciuitate Hermupolitanorum prouin-

ciae { Thebaidos, qui ex suggestione domini mei fratris nostri fPilippi

10

usque ad officium domini mei Dyscoli uexationem | itineris quodam- modo sine ratione sustinere uidetnr, | inimitabili religioni tuae trado, ut

IS

eundem praeterjeuntem more honestatis tuae benigne et humane ] respi- cere digneris. luro enim salutem communem | et infantum nostrorum, . ... '6 , , quod enim eodem minime | petente bemuolentiae eundem insinuendum

pntani. Domine

'* dtdcissime et uere " amantissime beatum te meique antantem semper gaudear.

(Adresse anf der Rückseite.)

® Domino suo Achillio ^oivtixrjg

•' Uitalis.

16) Hinter 'beniuolentiae’ vermißt man 'tuae’. 'insinuendum’, so statt 'insinuandnm’ 17) Die Entzifferung der Worte 'beatum tc’ und der beiden griecbi- schen Worte der Adresse verdanke ich ö. Wilcken. ^ 'gaudear’, das Deponens ist aufTallig, doch vgl. Augustin, sermon. 9, 19; die Lesnng scheint sicher. 20) 'do- niino suo’ ist kaum zu erkennen und statt 'suo’ auch 'meo’ mOglich.

Den prachtvoll erhaltenen Brief, den ich hier vorlege, hat R. Reitzen- stein von einem Händler erworben, der Fimdort ist unbekannt. Das Format des Papyrus ist quadratisch; er mißt 27 cm. Das Blatt ist beim Schreiben so gelegt worden, daß auf der Vorderseite die Schrift-

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H. Bresslan: Ein lateiniscber Empfehlungsbrief

169

zellen den Fasern der oberen Papyruschicht parallel verlaufen. Dann ist das Blatt quer gelegt und dreizehnmal gefaltet worden, sodafi die nicht ganz gleich breiten Falten rechtwinklig zu den Sehriftzeilen des Briefes stehen; dadurch wurde es ermöglicht, daß die auf die Rück- seite geschriebene Adresse, die den Falten parallel läuft, sich ebenso parallel zu den Fasern der unteren (rückseitigen) Papyrusschicht ver- hält, wie die Schrift der Vorderseite zu denen der oberen. An der Stelle, wo die Adresse steht, ist der Papyrus dunkler gefärbt: dies war also die Außenseite des zusammengefalteten Briefes. Spuren einer Be- siegelung des Briefes habe ich nicht entdecken können.

Er ist geschrieben von einem Schreiber des Absenders Vitalis; dieser selbst hat nur die oben cursiv gedruckten Worte, d. h. den Schlußwunsch auf der Vorderseite und seinen eigenen Namen auf der Rückseite eigenhändig hinzugefügt. Die beiden Worte ijysjiövi d>ot- veixrjs hat weder der Schreiber des Briefes, noch Vitalis, sondern ein dritter, wahrscheinlich der Empfohlene, Theophanes, nachgetragen. Da der Brief in Ägypten gefunden ist, wird Theophanes von der Empfeh- lung keinen Gebrauch gemacht, sondern sie, wenn nicht die Reise überhaupt unterblieben ist, in die Heimat wieder zurUckgebracht haben.

Die Personen, die in dem Briefe genannt werden, sind, soweit ich sehe, anderweit nicht bekannt; aber die Namen sind richtig gebildet und kommen auch sonst vor.*) Dyscolus muß ein höherer Beamter in Asien, Vitalis ein solcher in Ägypten, Theophanes wird ein Rhetor oder Rechtskonsulent gewesen sein; Achülius wird als Statthalter von Phönizien bezeichnet; wir kommen gleich auf seinen Amtstitel zurück. Ob Adressat und Absender Christen oder Heiden waren, ist aus dem Briefe nicht zu entnehmen; auch der Schwur 'iuro enim salutem com- munem et infantum nostrorum’ ist bei Christen wie bei Heiden denkbar. Ebenso wenig ist aus der Wendung 'dominus meus et frater noster’ etwas zu folgern; sie kommt natürlich bei Christen vor*), ist aber auch in den Briefen des Symmachus nicht ungewöhnRch.*)

Im übrigen ist zu dem Inhalt des Briefes wenig zu bemerken. Er gehört zu der Klasse der 'epistolae commendaticiae’ *), die sich von Cicero

1) Theophanes, Vitalis und Philippns bcdilrfen keines Beleges; r.u Aehillius vgl. *. B. C. I. L. III, 12161; zu Dyscolus de Rossi Roma sott. III, 322.

2) Vgl. z. B. %vfim po« icitXtfä Palaeogr. soc. II, pl. 189.

3) Vgl. m, 69. V, iS; ähnlich 'dominus meus parens noster’ 11 , 44. Frater meus (noster) allein, ohne dominus, ist noch hünüger.

4) Oder des zi-xot ffuffrortxös des sog. Demetrius Phalereus (Horcher, Episto- lographi 1).

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170

I. Aufsätze

über Pliniua, Fronte, Symmachns, Salviamis, Apollinaris Sidonius, Ruricius, Ennodius usw. bis auf Lupus von Ferrrieres und noch weiter ins Mittelalter verfolgen lassen'); griechische Seitenstiieke fehlen nicht; und die neueren Papyrusfunde haben manche schöne Einzelbeispiele geliefert.*) Auch in der Ausdrucksweise schließt unser Brief sich hier und da an die ältesten Beispiele dieser Gattung an.

Die Abfassungszeit läßt sich aus paläographischen Gründen allein nicht sicher bestimmen, da fest datierbare Proben lateinischer Cursive aus dem 4. und der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, die wohl allein in Betracht kommen, immer noch recht selten oder sehr geringen Um- fanges sind. Für die Ansetzung ins 4. Jahrhundert könnte vielleicht die Gestalt des nach links gewandten b geltend gemacht werden, das von dem d sich nur wenig unterscheidet, abgesehen davon daß das letztere nie, das erstere in der Regel mit dem folgenden Buchstaben ligiert wird; doch ist ein sicheres Urteil daraus nicht zu gewinnen, da, worauf mich L. Traube*) aufmerksam gemacht hat, dies b, wenigstens in einzelnen Stücken, sich noch bis zum Ende des 5. Jahrhunderts er- halten hat.'')

Auch die Ausdrucksweise ermöglicht keine sichere Entscheidung. Die Satzschlüsse sind bis auf 'respicerc digneris’ und, was die weniger starken betrifft, bis auf 'tuae trado’ richtig akzentuiert. Von den zahl- reichen Höflichkeitsformebi*) (wie benignitas tua, honorificentia tua, do- mine praedicabilis, inimitabilis religio tua, honestas tua, benivolentia (tua), domine dulcissime et vere amantissime), kommt 'dulcissimus’ schon bei Cicero vor, 'amantissime’ und 'domine vere sancte’ gebraucht Hieronymus; die substantivischen Umschreibungen 'benivolentia tua’, 'benignitas tua’, 'religio tua’ ebenso wie 'praedicabilis’ finden sich zwar erst bei Augustin häufiger; aber entsprechende griechische Wen- dungen — jipijffTÖrij?, xvpie KnoQaßhriTt , tfov t^v ctfu’firjTov xaXoxdya- d-iav*), sind doch auch schon im 4. Jahrhimdert nachweisbar.

So bleibt für die Entscheidung nur der Titel ijyttuiv ^mveixrjs,

1) Vgl. Peter, der Brief in der römischen Literatur (Leipzig 1901); Schneidewin, Die antike Humanität 165 fl'.

2) Vgl. z. B. Deissmann, Bibeletudien 212 f. imd Pap. Oiy. L 61 Nr. 82.

8) Ihm und U. Wileken verdanke ich auch einen Teil der im folgenden ge- machten Bemerkungen,

4) Vgl. i. B. Marini, Pap. diplom. tab. VIII.

5) Vgl. Engelbrecht, Das Titelweeen der apätlateinischen Epistolographen (Aus dem Theresianum. Festgabe zur 42. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner, 'Wien 1893).

6) Pap, Lond. (ed. Kenyon) H, 293. 296; Pap. Genf. 56.

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H. Bresslau; Ein lateinischer Empfehlungsbrief

171

der dem Achillins gegeben wird. Pie Provinz Syria Phoenice ist nach den Feststellungen Kuhns*), auf die ich mich hier stütze, am Ende des 4. Jahrhunderts in zwei Provinzen Phoenice maritima (xÜQaXog) und Phoenice Libani oder Libanesia geteilt worden. Da aber die erstere ebenso oft und in der Notitia dignitatum*) ausschließlich Phoenice schlechtweg heißt, und nur die binnenländische Provinz immer den Zu- satz erhält, so folgt aus dem Namen des Landes nicht, ob der Brief vor oder nach der Teilung von Phoenice geschrieben ist, und nur so- viel ist sicher, daß er entweder an den Statthalter der ungeteilten Provinz oder an den von Phoenice maritima gerichtet war. Weiter aber kommen wir vielleicht mit dem Amtstitel.*) Die ungeteilte Pro- vinz stand im Anfang des 4. Jahrhunderts unter einem praeses, noch 342 wird Mareellinus praeses Phoenice genannt (Cod. lust. 2, 57, 1). Dann wurde der Statthalter zum consularis befördert; von 362 bis 380 werden nach einander lulianus, Leontius*) und Petrus als consulares Phoenices erwähnt (Cod. Theodos. 12, 1, 52; 13, 1, 9; 7, 22, 9; 12, 1,83). Nach der Teilung behielt die Küstenprovinz einen cr>nsularis, während die binnenländische einem praeses unterstellt wurde. Da nun ‘^yifiäv dem lateinischen 'praeses’ entspricht, während consularis durch xovtfov- Xägiog (so z. B. bei Hierocles) wiedergegeben oder durch vxarixög, ixaravxdg übersetzt wird, so scheint unser Brief vor 362 angesetzt werden zu müssen. Nur ein Zweifel bleibt noch bestehen. In älterer Zeit wird 'praeses provinciae’ und das entsprechende r\yt(imv ganz all- gemein für den Provinzialstatthalter gebraucht, ohne Rücksicht auf den speziellen Amtstitel, den der Einzelne führt.®) Ob das gelegentlich auch noch nach der diocletianisch-konstantinischen Zeit vorkommt*), in der praeses der Spezialtitcl einer bestimmten Klasse von Statthaltern geworden ist, vermag ich nicht zu sagen; wenn es der FaU wäre, würde der eben gezogene Schluß nicht zwingend sein.

1) Kahn, Die städt. und bürgerl. Verfaseung des rOm. Reiches II, 380; Jsbrb. f. klass. Philologie CXV, 712 ff. ; Marquardt, ROm. Staatsverwaltung I, 426.

2) Not. dign. ed. Seeck, Or. I, 48. 60; II, 10; XXH, 3 = 19; XXXII, 1. 17. 62, verglichen mit I, 89; II, 18; XXII, 9 = 26.

31 Ygl. Knbn II, 194f.; Marquardt, ROm. Staatsverwaltung I, 424, N. 8.

4) An lulianus und Leontius haben wir mehrere Briefe des Libanius. Aber deren Adresse hat nur den Namen, keinen Titel.

6) Vgl. Mommsen, Staatsrecht II, 240 N. 2.

6) Wie genau man in dieser Zeit den Unterschied beachtet hat, zeigt die Inschrift C. I. L. IX, 2666 (ans der zweiten Hklfte des 4. Jahrh.): consuI(ar)i (auf dem Steine steht consuli) Pannonianim secundae post presides primo, auf die mich 0. Hirschfeld aufmerksam gemacht hat.

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I. Äulaätze

Ich muß es anderen, auf diesem Gebiete kundigeren Forschem Uberlassen, hier die -letzte Entscheidung zu treffen. Die Wichtigkeit unseres Briefes für die lateinische Paläographie würde natürlich er- heblich gesteigert werden, wenn auf Grand der vorangehenden Dar- legungen seine Ansetzung vor 362, also etwa um die Mitte des 4. Jahr- hunderts — denn viel höher hinaufgehen darf man wohl nicht an- erkannt werden könnte; unsere Abbildung des prächtigen Stückes wird auch ohnedies willkommen sein.

Straßburg i. Eis. H. Bresslan.

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Adoptionsnrknnde vom Jahre 381 n. Chr.

P. Lips. Inv. N" 598. Hennupolis.

H. 28, Br. 27 cm.

1. YTxar\tlag ^Xaviav Eviigiov tov Aafijrporärow xal Evaj'pcov tov

Xa/ixpoTttTov

2. f3t«p[ j;]oU Tvßl e. 81.De«omh«r

3. [.4]üp»^Xioi Ttivg Tlarfiiog |MjTp[ö]g &a^ecos n>g (iräv) ovXrj

yövatli] äpuSTegä

4. [ä*ö] x<9fiijg "Apiag tov ’EpfwvxoleiTov (lerd awterSnog ov txo[v-

oC]a dittniTfl

5. xapijvfyxa tov xal ypäipovrog ixip ifiov /itj tiäviTjg ypa/ifiara

[Av]pijii'ov

6. 77po[o]t)TOg Kovlärog xaifidpxov dxö Tijg avt^[g] xdtfirjg ”..4pfoj[g]

xal 2rtAjS«»'[()]g

7. 77f[tijJ<«og tu'ög T'^g xpoxfiftdirtjg Tetvrog ej^g {>iioypci<pe)v äxo-

TttXTixbg

8. [ä]aö t^g avT^g xä^LTfi Zipsag dXXilloig xaiptiv. 'ExtiSii 6 (iti-

%6tipog

9. [v]l[ög] iftoO Tijg xpoxeifitvtjg Tetvzog TtXsvräv JJaxvov&ipg .pv..p

10. [xa]t/A^t^(’f[v v]föv riafieiv t^v apoOriyoplav ag (t’rc&v) i xXtlm

lilaT[to]v?, 61

11. [. . .] tbv [«]tf£A[^]6v ccinov EtXßavbv xar’ ivOeßucv rovrov

t'ov xal\6]a i%£iv

12. [x«0’] ylo^telav xpbg rb 6vvaa9ai dvaTpi(pB09ai tvytväg xal

ytnjOCag, xax[ä] t[o]üto

13. [6fJoA]9j'9['ö/8£v] «U[rjAotg <?])<» (ilv Teevg :^ap^<f6B6<oxivar ooi

[t]rä EiXßavä tbv fivf!fiovsv9ev-

14. IIa[rjaiv xa9’ vl]o9eaCav ft£r[d] r^[g 3c]<icrp9)ag aizov [x]^ij[poi' |o-

/it'ag xai ji)j[r]p^ag] ev rt yi}6i-

15. otg xal oixo^f^dojig x«l ^vdofi£V(xol[g] diaqiöpoig etbeai *p[ö]g

BivaC Oov vl[6]v yi/rjfftov xal xpa>~

16. rdroxov 6>g lÖCov aXfiarog yBwr^d-dvra ffot, iym di b EiXßavbg

xapBiXtjtpBvai xapd

y'

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174

I. Aufsätze

17. 60V r^s fitjtgög iiov Tesvrog rbv agoxti^evov vlbv Tlanvov^iov

TCQOg vlo%i6iav Svxsg

18. 9Qtit>(0 xal cvycväg xal yvrjOi'tog ag vlbv yvtj6iov xal

(pvCtxbv d>g

19. t| f[^]oö yivöfttvov, ÄopetAjiqofVaz di *aJ nuTgäa avrov xgay-

fiara xal (irycg^a tv xe

20. }');[d](0(s xal olxoxsdoig xal ivdofj.tvt.xoig dt.ag>6goig 6xtvt6ti ixl

Tcä fit xavta ainä dia-

21. (pvXtx^ai xal änoxaxaOxffiai avrä iv ijXtxi'a ytvafitvgj fitxcc xaA^S

xioxtag ?[a]i tlvai tavxbv

22. xal Tör tft&v xgayfiäxav xkrjgovöfiov vlo&txrf&tma fioi tbg xgo-

tigijxai. 'H vlo&t6ta xv[pfa d]i66t]

23. ygatptloa .... x . g xgbg xb nag’ £x[a'ff]T0j fifiStv tlvai fiovaxbv xgbg

dogidXtiav x[ajl ixtg{coTrj&ivxtg) e>goXoytj(6afitv.)

24. **’ **“'** j4vgt][l]i[a T]ttvg J7aiJ<»[o]g ^ xgoxtifiivxf iffifirfv xl/v rlo-

&i6([tt]v xal tväoxm xal »f l[0']o/ia[ i] 3r[ä]oi Tofg

25. ^yy[fypa]/i/i(v[o](g räg jrpdxftraz. AvgrjXiog Ugoovg /fovAöT[o]s xto-

fidgxag^^^^ 6 :rpoxffftffvo]s

26. avx^ xal tygaiia {ixlg avxijg ygdfifiaxa gij tldlylrjg).

(3. **““*) ZiXßavbg IIt\x]^6iog 6 xgoxti-

27. ftfvfog ä]x[ojTfa]xttxög i&igxfv xijv vlod-telav xal xagiArftpa xrjv

xaxg^v adt[o]ü xXxjgovogi'av

28. xa[l gjTfxggiav xal tiidoxä xal xi'd'ogai xä6i xoig iyytygaggtvoig

cbg xgöxtixai.

4 (!)H»nd. <PtAoffapä[»i]dog ^ypa(qpij).

Auf dem Verso einzelne nnleserlicbe Schriftspuren.

Der Text ist bis auf wenige Stellen gut erhalten, und auch die vorhandenen Lücken lassen sich mit Ausnahme von lin. 1 i. f., 11 pr. und 23, zu welchen vielleicht von anderer Seite die Ergänzung vor- geschlagen werden wird, leicht ansfüllen. Er ist angeblich geschrieben von dem Tabellionen ^tAoffdpaxcg, von welchem noch ein zweites Stück der hiesigen Sammlung, Inv. N“ 112, ein Schuldschein aus dem J. 385, unterfertigt ist; indessen habe ich mich nicht entschließen können, seine Unterschrift als „erste Hand“ zu bezeichnen, weil sie, trotzdem man bei Namensunterschriften mit gewissen Abänderungen vom gewöhnlichen Ductus zu rechnen hat, mir doch von der Schrift des Textes zu sehr ab- zuweichen scheint. Auch zeigt der Augenschein, daß der Text von Inv. N'^ 112 von einer ganz andern Hand herrührt als die vorliegende Ur- kunde, während an der Identität des Philosarapis bei der vollkommenen Übereinstimmung der beiden Unterschriften nicht gezweifelt werden

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Ludwig Mittels: Adoptionsurknnde vom Jahre 381 n. Chr. 175

kann.‘) In einer von beiden Urkunden muß also der Vermerk 'dt’ ifiov 9iXo<Sa(f(ätidog unwahr sein. Das ist aber auch nicht im min-

desten verwunderlich oder tadelnswert, da weder die Natur der Sache noch die Gesetze den Tabellionen verpflichten, den Text seiner Ur- kunden persönlich zu schreiben, die Zuziehung von Gehilfen zu dem mechanischen Schreibgeschäft vielmehr ausdrücklich als zulässig be- zeichnet wird in Nov. Just. 73 c. 7, 1 : 'ixl yäp d^ tüv in ayoQ&g evvTatrofiivtov av^ßoXaüov, eintp 6 ev/ißoXiaoypix(pog napeXd-ot xul Hapxvpr'iOeie fi6&’ 5pxov, tl (liv ov dt’ iavxov eypa^tv, &XX& dia xivog xäv vnovpyovvxmv uvxm . . wobei außerdem noch zu bedenken ist, daß die uns erhaltenen Urkunden zumeist nur ein Mundura darstelleu und man selbst wenn der Tabellio persönlich die Schede geschrieben haben soUte, nicht erwarten kann, daß er sie auch selbst mundiert haben wird. Seine Unterschrift iypdtpn ist also nicht buchstäblich, sondern im juristischen Sinn so zu nehmen, daß die Urkunde in seinem Bureau und unter seiner Verantwortimg abgefaßt worden ist. Es wäre interessant, die vorhandenen Tabellionenurkunden einmal auf die Hand- schrift hin zu prüfen; diese Seite der Sache wird regelmäßig wenig beachtet.

Zum Text ist zu bemerken:

lin. 10. iXXdx[xo]ytf wahrscheinlicber als iXdxTU. iSsi^tj für iderfirj; idtlxo kaim ich nicht lesen, und es würde auch mit dem vor- hergehenden Aorist xuziXeul’iv nicht zu vereinigen sein.

lin. 13. [6^A]oyp[öftfv] aiA[jjAotsJ trifft jedenfalls den Sinn der Stelle, aber ich betone, daß der Raum für äXXtjXoig etwas eng ist; auch bin ich über die Buchstaben all keineswegs ohne Zweifel, lin. 18. tfiuxt^a verschrieben für i^ar^m. lin. 23. i^da\x<p\ ixuxipp ausgeschlossen, lin. 25. L x(Dftdp2’iS-

Die Urkunde enthält einen Adoptionsvertrag, geschlossen zwischen Aurelia Teeys und ihrem jüngeren Sohn Aurelios Silbanos, laut dessen die erstgenannte als väterliche Großmutter ihren zehnjährigen Enkel Paesis, den von beiden Eltemteilen her verwaisten Sohn ihres vorver- storbenen Sohnes Papnuthios an Kindesstatt übei^ibt. Dieser Vertrag ist im Sinne des für die Kontrahenten nominell geltenden römischen Rechts nicht Adoption im engem Sinn, d. h. Übergabe einer Persona alieni iuris durch den Gewaltträger in die Gewalt eines Adoptivvaters, sondern er ist Adrogatio, d. h. Annahme an Kindesstatt einer nicht

1) Uier scheint es mir denkbar, daB N" 112 von Philosarapis selbst ge- schrieben ist.

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I. Aufsätze

unter fremder Patria Potestas stehenden persona sui iuris; denn da der Vater des Paesis gestorben und, wie nach dem ganzen Vorgänge klar ist, auch sein väterlicher Großvater nicht mehr am Leben ist, gilt der zehnjährige Knabe selbst als „Paterfamilias“.

Indessen entspricht der Vorgang weder den Vorschriften der Adro- gatio noch jenen der Adoptio. Denn erstere, deren Rechtsformen hier die eigentlich gebotenen sind, vollzieht sich in dieser Periode gemäß einem Gesetz von Diokletian') nur auf Grund besonderen kaiserlichen Reskripts und setzt außerdem noch einen rechtsformlichen Vertrag vor dem (Prätor oder) Präses provinciae voraus®), wogegen allerdings der Umstand, daß der Arrogandus noch uumOndig ist, dem Vorgang nicht mehr wie in der republikanischen Zeit entgegensteht*), wo die Adro- gatio in den Komitien geschah und darum Komitialfähigkeit des Adro- gandus voraussetzte. Ebensowenig sind aber auch nur die leichteren Formen der Adoption im engem Sinne, d. h. der Annahme bezüglich einer Persona alieni juris (obwohl diese wie gesagt hier schon an sich ungenügend wären) erfüllt; denn auch diese sind viel komplizierter als unser Hergang. Genau genommen sind nämlich für die.sen Fall auch jetzt noch die 'veteres cireuitus’, d. h. der dreimalige Verkauf des Haussohnes ins Mancipium mit drauffolgender Scheinvindikation vor- geschrieben, denn erst Justinian hat sie aufgehoben und durch einen Adoptionsvertrag vor der kompetenten Behörde ersetzt*); \ind wenn man auch annimnit, daß dieser vereinfachte Vorgang schon lange vor seiner Zeit der praktisch übliche und gewohnheitsrechtlich geduldete war (s. u.), so ist unsere Urkunde auch dieser erleichterten Praxis nicht konform, da sie von behördlicher Bestätigung keine Spur aufweist.

Denn daran wird man für keinen FaU denken dürfen, daß sie nur als Entwurf für eine sj)ätere gerichtliche Protokollierung aufzufassen ist. Das römische Recht kennt ebenso wie das moderne keine Beurkundung in dem Sinne, daß der zu beurkundende Akt von den Parteien privat errichtet und dann der Behörde bloß zur Beifügung ihrer Zustiinmungs- erklärung überreicht würde; das würde allen Begriffen der Beurkun- dung widerstreiten; diese verlangt vielmehr jedenfalls das Erscheinen der Parteien vor der Urkundsbehörde.*) Wenn in ägyptischen privatschrift- lichen V^erträgen die drjfiooCaaig als eine Überreichung der vollzogenen

1) Dioclet. et Maxim. C. J. 8, 47, 2, 1 und 6 (a° 293).

2) Dioclet. et Maxim. C. J. cit. 2, 1.

3) c. 2 cit. i>r. 4) C. J. 8. 47, 11.

5) Wieweit hierbei Stellvertretung für die Parteien zulässig ist, bildet eine Frage für sieb.

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Ladwig Mitteis; Adoptionsnrkunde vom Jahre 381 n. Chr, 177

Urkunde an die Behörde oft genannt wird, so ist das etwas ganz anderes als Beurkundung, nämlich Registrierung der Urkunde; diese kann nach Landesrecht für die gerichtliche Anerkennung*) der Urkunde erforder- lich sein nach dem von den Ptolemäern eingeführten Grundsatz: fii) ävaytyQunftivtt {atyvxxia) avfißöüaia Sxvpa elvai, aber den Formvor- schriften, welche das Reichsrecht aufstellt, entspricht diese Registrierung niemals. Gerade für die Adoption hat die obzitierte justinianische Ver- ordnung das Erfordernis der Parteiennnwesenheit vor Gericht ganz be- sonders betont, 'apnd competentem iudicem manifestare praesente et eo qni adoptatur . . . nec non eo qui eum adoptet’. Übrigens reicht auch ein Blick auf unsere Urkunde hin, jeden Gedanken an einen bloßen bestätigungsbedürftigen Entwurf auszuschließen; es fehlt jeder Hinweis darauf, daß die Parteien noch eine Konfirmation ihres Abkommens ge- wärtigen, während sonst das 'eidoxd rg iaofitv^ öij^oaidbasi’ sich findet; das Vermögen des Arrogierten ist dem Adrogator schon ausgefolgt worden; die vlo9t6ia wird als xvgia bezeichnet und jedem der Kon- trahenten ein Exemplar ausgehändigt, und endlich: der Akt ist auch sonst noch zu fehlerhaft, um einer römischen Behörde vorgelegt werden zu können.

Es besteht nämlich, wenn ein Pupillus sui iuris adrogiert werden soll, seit Antoninus Pius die bekannte Vorschrift, daß der pater adro- gator demselben für die sog. Quarta Divi Pii Kaution stellen muß, d. h. dafür, daß er ihm bei seinem Tode oder im Falle der Eman- zipation schon in diesem Zeitpunkt den vierten Teil seines Vermögens zuwenden wird. Atich dieses ist hier unterblieben; denn wenn auch Silbanos den Paesis als seinen künftigen Erben bezeichnet (dar. unten), so fehlt doch jede Garantie dieser Zusage. Wollte man dieselbe im Pflichtteilsrecht des Paesis suchen (wobei noch die Möglichkeit bliebe, daß dieser Pflichtteil durch die Geburt leiblicher Erben des Adoptiv- vaters verringert würde), so wäre der Emanzipationsfall noch ganz übergangen kurz es ist klar, daß dieser Akt, abgesehen von seiner formellen Unzulänglichkeit, auch inhaltlich der Kritik vom reichsrecht- lichen Standpunkt keinen Stand hält.

So bleibt denn nichts übrig, als auf diesen Standpunkt zu ver-

1) Ich sage ausdrücklich „gerichtliche Anerkennung“, nicht Giltigkeit. Der Sinn dieses von den Bearbeitern der bezüglichen Fragen häufig übersehenen Unter- schieds ist einfach dieser. Das akußdlaiov )ii) &vayiyfaii(idvop ist keinesfalls nichtig in dem Sinn, wie etwa heute ein der erforderlichen Form entbehrender Vertrag; vielmehr kann eine solche Urkunde jederzeit von jeder der Parteien da- durch zur vollen Rechtskraft erhoben werden, daB sie (sei es auch nur einseitig von einer Partei) zur Registrierung gebracht wird.

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178

L Aufsätze

zichten und anzunehmen, daß wir hier eine Erscheinung dessen vor uns haben, was man gegenwärtig auch unter der Herrschaft des römi- schen Rechts in den Provinzen zu finden sich nicht mehr wundert, nämlich des Volksrechts, und wir besitzen aus der Zeit nach der Verall- gemeinerung des römischen Bürgerrechts vielleicht noch kein Dokument, welches die weitgehende Uleichgültigkeit der Provinzialbevölkerung gegen die offizieUen Vorschriften so deutlich illustrieren und das im „Heichsrecht und Volksrecht“ Gesagte so merkwürdig bestätigen würde wie dieses. Denn die SklavenfreUassnng vom Jahre 354 bei Young (Hieroglyph. tab. XLVI)'), obwohl sie mit ihrem &(fixivai iXev^igovs vxb yfjv xal ovQttvöv deutlich an volksreligiöse Vorstellungsweise an- klingt, kann doch vom römischen Standpunkt als haltbare Manumissio per epistolam gefußt werden und ist darum viel weniger heterogen und regelwidrig als dieser Adoptionsakt.

Dennoch ist auch dieser nicht so beispieUos, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Auch in unserm Fall bewährt sich der Satz (Reichsrecht 11), daß die diokletianischen Reskripte, die bekanntlich sämtlich dem Orient angehöreu, ein lehrreiches BUd des dortigen Rechts- lebens darbieten. Ist es nicht wie ein Spiegelbild unserer Urkunde, wenn in C. J. 8, 47, 4 Diokletian reskribiert: 'Adoptio non tabtdis, licet per tabellionem conßciendis sed soUemni iuris ordine apud praesidem solet copulari'l Auch c. ü eod. wird man heranziehen dürfen, wo es heißt (Diokl.): * Adrogationes eonun qui sui iuris sunt nec in regia tirbe nec in provinciis nisi ex rescripto principnli fieri possunf.

Unzweifelhaft hat es also in der nachklassischen Zeit viele im Besitz des Bürgerrechts befindliche Leute gegeben, die sich in der Frage der Adoption und gewiß auch Ln vielen andern blutwenig um die lateinischen Gesetze gekümmert haben, sondern selbst bei diesem den ganzen Personenstand erfassenden Rechtsgeschäft sich genug getan zu haben glaubten, wenn sie zum Schreiber auf den Markt gingen; und ebenso sehen wir, daß es solcher Urkundenschreiber überall ge- geben hat, welche, ohne sich über die RechtsgUltigkeit ihres Operats Skrupel zu machen, die bezüglichen Urkunden aufsetzten. Fraglich kann es dabei sein, auf welche Wurzel die in unserer Urkimde sich offenbarende Rechtsgewohnheit zurückgeht. Man kann an national- ägyptisches Recht denken, zumal die Parteien Ägypter sind, aber auch au hellenistisches; denn wenn auch das klassisch-griechische Recht sicher überall bestimmte Formen der Adoption verlangt hat (Zustim- mung der Phratrie u. dgl.)’), mögen diese wohl zur Zeit dieses Ver-

1) = Curtius ÄQVcd. Delph. p. 84; vgl. Reichsrecht 376 n. 6.

2) Vgl. Meicr-Schömann-Lipsins Att. Proz. Ö48sp.; Gortyn 10, 84 f.

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Ladwig Uitteii; Adoptionsurkande vom Jahre 881 n. Chr.

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tragos abgestorben gewesen sein. Ansgescblossen scheint mir dag;egen, an eine allgemeine, d. h. auch die nationalrömische Beyölkerung jener Zeit umfassende Sitte zu denken, welche das Adoptionsgeschäft so ein- fach abgemacht hätte, also an dasjenige, was man ,p^misches Vulgar- recht“ nennt. Daß dieses einen solchen Grad von Verwilderung denn so mflßte man die Erscheinung in den lateinischen Rechtsgebieten bezeichnen erreicht hätte, halte ich für ausgeschlossen. Ein Zeugnis dafür, daß eine allgemeine Sitte derart nicht bestand, liefert für die der Adoption formrerwandte Emanzipation vielleicht') das syrische Rechts- buch, welches (L 3 u. CoroU.) zwar auch gegen die Vorschrift der vor- justinianischen Zeit') die Emanzipation durch Ausstellung eines Frei- briefs (also ohne Scheinemanzipation und -Vindikation) geschehen läßt, doch aber voraussetzt, daß dieser Brief „vor dem Richter“ geschrieben wird. Wenn diese Quelle, die gewiß nicht dem Vorwurf übermäßiger Klassizität ausgesetzt ist, die einfache Privatschriftlichkeit hier nicht kennt, sondern richterliche Berurkundung verlangt, kann erstere sicher nicht als allgemeines Vulgarrecht prädiziert werden. Das Wahr- scheinlichste ist, daß die Adoption in unserem Fall dem griechischen Schema folgt, wofür die scheinbar technische Verwendung des Aus- drucks vlo'&caür spricht.

Wohl aber erhält der Umstand, daß das syrische Rechtsbnch immer voijustinianische Provenienz wenigstens der Londoner Handschrift vorausgesetzt (Anm. 1) statt der Scheinemanzipationen den erst von Justinian legalisierten Freibrief ruhig voraussetzt, durch den Leipziger Papyrus seine Erläuterung. Die Vermutung von Bruns, daß die Um- gehung der altrömischen Form durch schriftliche Verträge sich schon lange vor Justinian eingebürgert haben muß, einleuchtend wie sie an sich ist, wird nunmehr dokumentarisch erhärtet. Das einzige Bedenken, das bestehen bleibt, liegt etwa noch darin, daß die Praxis der „Briefe vor dem Richtet^' eine Mitwirkung des letzteren zu der illegalen Form voraussetzt, ein Bedenken, das im Fall unseres Papyrus freilich nicht besteht. Aber als imüberwindlich wird dasselbe nicht angesehen werden können.

Es erübrigt noch, die Frage nach der Rechtswirkung derartiger Adoptionen wie die vorliegende aufruwerfen. Auf den ersten Blick erscheint sie müßig und einfach abzutuu durch den Hinweis auf die

1) Vielleicht: nämlich wenn nicht etwa (gegen meine eigene bUherige An- nahme [Reicherecht 292]) sämtliche Hae. desselben d.h. einschliefilicb der Londoner nachinstinianisch sind; in letzterem Fall könnte man die entscheidenden Para- graphen als Wiedergabe der justinianischen FrotokoUierungsvorscbriit ansehn.

2) Vgl. Bruna ad h. 1.

ArohlT (. Pspyratfonchnns UI. S. 18

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1. Aufsätze

ausgesprochene Unwirksamkeit der Adoption (C. J. 8, 47, 4); man mag dann die Yerbindungskraft derartiger Zusagen dem Gewissen der Be- teiligten fiberlassen und sich damit trösten, dafi der junge Paesis von seinem Oheim, wenn auch ohne gesetzliche Bestätigung, doch als Kind gehalten worden sein mag. Indessen mit dieser negativen Kritik wfirde der juristische Sinn wie der historische Wert der Urkunde nicht ge- nügend gewürdigt sein. Die Sache liegt nicht so einfach, und ihre Betrachtung führt uns tiefer.

Man wfirde nämlich von vornherein sich auf einen schiefen Weg begeben, wollte man den Vertrag der Teeys und des Silbanos mit römischem Maßstab messen. Die römische Adoptionsform ist bestimmt und berechnet zur Begründung der väterlichen Gewalt im Sinne des lateinischen Rechts. Nun ist auf der Hand liegend, daß unsere Agjpto- romanen sowie von der römischen Adoptionsform, so auch von der väterlichen Gewalt gar keine Yorstellnng haben, vielmehr etwas ganz anderes im Sinne führen. Was dieses ist, ergibt sich aus den einzelnen Stipulationen des Kontrakts; es wird bezweckt:

1) Das Adoptivkind soll vom Adoptivvater anständig gleich einem

ehelichen aufgezogen werden (lin. 12: jrpös dvvu69ui ivurgi- (pia&at fvysväs x«l yvtjtjCag-, lin. 18: ovjug xal Iftuzita

tvytväg xal yinjacag ibg vlöv yvijöiov xal tpvaixöv)-, Ernährung und Bekleidung werden dabei besonders genannt.

2) Der Adoptivvater übernimmt das Kindesvermögen zur getreuen Verwaltung und verpflichtet sich dasselbe bei erlangter Voll- jährigkeit des Kindes zurfickzustellen (lin. 14 15; lin. 19 21;

iiE Tovta dia<pvld^ai xal dxoxaiaOtijaat tcvTÖ iv ylcxt^ ytva(uva ftetd xalijg nlottmg).

3) Das Kind soll Erbe des Adoptivvaters werden.

Es ist nun klar, daß es sich hier um ganz andere Dinge handelt als eine Begründung einer patria potestas. Von solcher ist gar nicht die Rede; nirgends wird von einer zu begründenden Berechtigung des Silbanos an der Person des Paesis gesprochen, vielmehr ist es durchaus nur das Moment seiner Verpflichtung und der Rechte des Paesis, welches aus der Urkunde hervorleuchtet. Wenn man das väterliche Gewalt nennen wollte, wäre es eine solche nur im Sinne des modernen Rechts, ein Erziehungsrecht, welches nur die äußere Schale für die Erziehungspflicht ist: von jus vitae ac necis keine Rede. Für diesen unrömischen Charakter des Verhältnisses ist es denn der deutlichste Ausdruck, daß dasselbe nicht für die ganze Lebensdauer des Vaters, sondern nur bis zu dem Zeitpunkt bestehn soll, wo das Kind die ijhxla erlangt haben wird. Demgemäß läßt sich auch sehr zweifeln,

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Ludwig Mittels: Adoptionsnrknnde vom Jahre 381 n. Chr.

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ob Silbanos durch die Übernahme des KindesTermögens zeitweiliger Eigentümer desselben wird; denkbar ist für den Romanisten ein solches prorisorisches Eigentum ohne Zweifel und findet sein Analogon an dem ehemännlicben Dotaleigentum; aber im Sinne dieser Kontrahenten lag wahrscheinlich nur ein YerwahrungSTerhältnis, das juristisch als bloße Detention zu qualifizieren war.

Es scheint mir nun sicher, daß wenigstens dieser Teil des Ver- trags trotz der mangelnden Adoptionsform durchaus klagbar gewesen wäre. Da bekanntlich ein yerständiger Richter auch an einem in der zunächst beabsichtigen Gestalt wegen Formmangels ungültigen Ver- trag zu halten sucht, was sich halten läßt, konnte man durch 'conyersio actus iuridici’ den in unserer Urkunde liegenden Ziehvertrag zweifels- ohne trotz ihrer Formlosigkeit zur Geltung bringen. Ein ungegrfln- detes Bedenken wäre es dabei, den Ziehvertrag für ein Schenkungs- versprechen an das Kind anzusehn und wiederum wegen Formmangel denn allerdings unterliegen zu dieser Zeit auch die Schenkungen des Oheims an den Neffen der Verpflichtung zur Beobachtung der feier- lichen Schenkungsform*) zu annullieren; denn es liegt keine Ver- mögensschenkung vor. Vielmehr wird ja dem Silbanos das Vermögen des Poesis ausgeantwortet, und vollzieht er die Alimentation wenigstens in erster Linie aus den Ertragnissen dieses Vermögens, so daß ihm mehr eine faktische Mühewaltung als ein pekuniärer Aufwand obliegt. Dieses Verhältnis aber ließ sich sehr wohl nicht bloß als Mandat, sondern auch als Innominatkontrakt nach dem Schema 'facio ut facias’ ’) konstruieren und mit der praescriptis verbis schützen.

Bedenklicher steht es um jenen Teil des Vertrags, welcher dem Kind die Erbschaft des Adoptivvaters zusichert. Zunächst ist die Mei- nung der Kontrahenten zu ermitteln. Dieselbe könnte gefaßt werden als gerichtet auf Abschluß eines Erbvertrags, wie solche in C. J. 2, 3, 15 u. Ut; 5, 14, 5; 8, 38, 4 erwähnt werden; aber das träfe nicht das Richtige. Der Gedankengang der Beteiligten ist vielmehr dieser, daß Paesis ein Kindes- also In testaterbrecht erlangen soU; gerade das ist eine Hauptwirkung der 'vloffföt'«’. Von einem Erbvertrag im gewöhn- lichen Sinne unterscheidet sich das vor aUem dadurch, daß dieser dem ITertragserben einen quotativ gesicherten Anspruch, sei es nun auf die ganze Erbschaft (das würde nach dem Wortlaut hier der Fall sein) oder die sonst verabredete Erbquote gibt. In unserm Falle dagegen kann

1) S. Coastantin C. Th. 8, 13, 5 and 7.

3) Nicht: 'do ut faciaa’ denn wie oben gesa^, wird ja Silbanos nicht Eigentümer, sondern nur Detentor des EindesvermOgena.

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l. AufaUtze

nicht angenommen werden, daß Silbanos stillschweigend ein Gelübde der Ehelosigkeit ablegt; wenn er, der gegenwärtig offenbar kinderlos ist, später eigene eheliche Kinder erhält, maß Paesis offenbar sich die Konknrrenz dieser gefallen lassen. Wahrscheinlich geschieht es gerade darum, daß ihm die Stellung eines vlbg xf/atöroxog (lin. 15 16) zu- gesichert wird; in letzterem liegt vielleicht eine Keminiszenz oder ein Hinweis auf ein in Ägypten bekanntes Erstgeburtsrecht, eben darum aber wohl auch die Anerkennung dessen, daß Paesis nicht notwendig Universalerbe sein wird. Fraglich bleibt es, inwieweit es dem Silbanos freigestellt blieb durch Testamentserrichtung oder nachträgliche Eman- zipation die Ansprüche des Paesis aufzuheben oder zu verkürzen. Wir sind über das hellenistische Adoptionsrecht sehr unzulänglich unter- richtet; aus verstreuten Nachrichten, welche ich Reichsrecht 213 215 zusamraengestellt habe, läßt sich aber wenigstens soviel schließen, daß das Adoptivkind zwar vielleicht nachträglich wieder emanzipiert werden konnte, aber dann doch für sein entgangenes Erbrecht entschädigt werden mußte, und demgemäß kann es auch nicht zugelassen worden sein, daß demselben seine Erbansprüche durch Testament ohne Eman- zipation gänzlich entzogen wurden, irgend einen Pflichtteil muß es vielmehr auf alle Fälle bekommen haben.

Sicher ist nun freilich, daß dieser Teil des Vertrags rechtlich wirkungslos war; denn das römische Recht kennt weder ein pactum successorium, noch auch ist, wie oben gesagt, die Adoption als solche gültig. Wie daher von seinem Standpunkte aus die Sachlage zu be- urteilen war, zeigt sich in der einzigen*) Stelle, in welcher das Ver- hältnis dort eingehend erörtert wird.*) Dieselbe unterscheidet zwi-

1) Eine gelegentliche Erwähnung in C. J. 7, 1, 17.

2) D. 46, 1, 132 pr. PauUu 1. 15 quaestionum : Quidam cum filium alienum susci- peret, tradenti promiserat certam pecurtiae quantitatem, si eum aliter guurn ut filium observasset. Quaero, si poslmodum domo eum propulerit vel moriens nHiil ei testa- mento reliquerit. an stipulatio committetur, et quid intersit, utrum filius an alumnus vel cognatus agentis fuerit. Praeterea quaero, si filium suum quis legitime in adoptionem dederit et Ua, ut supra scriidum est, stipulatio intercesserit eumque pater adoptivus exheredaverit vel emancipaveril, an stipulatio committatur. respondi: stipu- latio utilis est in utroque casu: igitur, si contra conventionem factum sit, committetur stipulatio. sed videamus primum in eo, qui legitime adoptavit, an possit committi, W et4in exheredaverit vel emnncijiaverit: haec enim pater circa filium solet facere: igitur non aliter eum quam ut filium observavit. ergo exheredatus de inofficioso agat. quid ergo dicemus, si et meruit exheredari? emancipatus plane et hoc reine- dio carebit. quare sic debuit interponi stipulatio, ut, si eum emancipasset vel ex- heredasset, certum quid promitteret. quo tarnen casu commissa stipulatione potest qu/ieri, an exheredato permittendum esset dicere de inofficioso? maxime, si patri naturali heres extitisset, an ncto deneganda est ex stipulatu actio? sed si eo, qui

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Ludwig Mitteis; Adoptionsurkoode vom Jahre 381 n. Chr.

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sehen der rechtsgültigen Adoption und der Annahme eines bloßen Pflege- kindes. Für den letzteren Fall betont sie ausdrücklich, daß das Pflege- kind 'extraneus’ bleibt, also gai' kein Erbrecht erwirbt, nur scheint die freilich ziemlich verworren gefaßte oder vielmehr verworren über- lieferte Auseinandersetzung, bei der noch dazu der Schluß (von dicit supervaeuo an) ersichtlich verstümmelt imd unverständlich ist, auch bei dem bloßen AInmnatsverhältnis eine Strafstipulation auf eine be- stimmte Geldsumme für den Fall des ’aliter quam ut filium observarc' für zulässig zu halten; aber abgesehen davon, daß dies mit der son- stigen Ablehnung der Erbverträge im römischen Recht nicht gut zu vereinbaren*) imd darum wahrscheinlich nur ein durch die üble Über- lieferung oder gar Interpolation der Stelle erzeugter trügerischer An- schein ist, wäre jedenfalls eine Stipulation auf eine bestimmte Pönal- summe gefordert, an welcher es hier jedenfalls fehlt, und man kommt darum doch nur darauf zurück, daß vom Standpunkt des Reichsrechts dieser Teil des Vertrags wirkimgslos war.

Das Resultat ist also, daß der Vertrag keinesfalls gänzlich unwirk- sam ist, sondern man zwischen seinem gültigen Teil der Übernahme einer Pflegschaft imd einem imgültigen, den erb rechtlichen Stipu- lationen unterscheiden muß.

Sehr klar läßt aber imser Kontrakt ims die Gründe ersehen, welche für Justinian bestimmend waren, als er den Gegensatz von adoptio plena und minus plena geschafien hat. Die letztere bedeutet bekanut- lich, daß die Adoption, die nicht etwa zu Händen eines leiblichen Aszendenten dos Kindes erfolgt, nicht mehr die patria potestas erzeugt, sondern lediglich dem Kinde das Intestaterbrecht gegen den Adoptiv- vater verschafft. Jetzt sehen wir, wenn wir unseren Papyrus als typisch betrachten dürfen, daß dieser Gedanke gerade für die helleni- stischen Untertanen Justinians kein neuer war, sondern nur demjenigen entsprach, was diese mit der Adoption zu bezwecken pflegten.

Soviel über den Inhalt des Stückes im allgemeinen. Im beson- dem wäre noch manches zu besprechen. Insbesondere ist die Stellung der Großmutter sehr eigentümlich: kraft welchen Rechts ist sie in der

stipulatm est, non debuit denegari victo ßio, nee ipsi deneganda erit debitae pe- cuniae extecutio. in eo auUm, gui non adoplavH, quem intelkctum habeat baec coticeptio 'ei eum aliter quam ut fdium obeervaeect’ , non prospicio; an et hic exigi- mus exheredationem vel emaneipationem, res in extraneo ineptas? sed si is, gut legi- time adoptavit, nihil facit contra verba stipulationis, cum utitur patrio iure in eo, qui haec non feeit, dicit supervaeuo; dici tarnen poterit commissam esse stipu- lationem.

1) D. 46, 1, 61; 17, 2, 52, 9; 28, 6, 2, 2; C. J. 8, 88, 4.

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I. Aufsätze

Lage, über die Person des Unmündigen zu verfügen? Eine grofimfitter- liche Gewalt hat es natürlich bei den Römern nie gegeben; aber auch die Vormundschaft, welche übrigens eine Legitimation zu dieser Ver- fügung nicht in sich schließen würde, ist der Großmutter gänzlich verschlossen; selbst der Mutter ist sie erst neun Jahre nach unserm Kontrakt (a® 390, Valentinian II. C. Th. 3, 17, 4 = C. J. 5, 35, 2) und nur unter der (hier auch wieder fehlenden) Voraussetzung des Ab- handenseins männlicher Verwandter zugänglich gemacht worden. Auch an das griechische Recht läßt sich hier nicht g;ut denken; wie soll eine Frau, die selbst eines xv^ico; bedarf, die Vormundschaft über andere führen können? In unserm Falle ist freilich noch dem Um- stand Rechnung zu tragen, daß die Adoption vom Vater des Paesis gewünscht worden war, vermutlich sogar in einer letztwilligen Ver- fügung; aber auch von dieser Tatsache vermögen wir die juristische Tragweite nur negativ zu bestimmen, dahin, daß das nach römischem Recht eine formell wirkimgslose, höchstens bei der Frage der kaiser- lichen Genehmigung des Arrogationsaktes zu berücksichtigende Sache war. Auch hier stehen wir vor Rätseln.

Leipzig. Ladwig Mittels.

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Ein NOMOC TeAflNiKOC ans der Kaiserzeit.

Grenfell und Hunt haben als P. Oxy. I 36 die Reste von zwei Kolumnen ans dem n/III. Jahrhundert n. Chr. herausgegeben, die sie mit Recht als extracts from customs regtdaÜons erklärten. Die diesen beiden vorhergehende erste Kolumne, die nach ihrer Angabe nur accormts enthält, haben sie nicht mit publiziert. Als ich im Sommer 1903 in der Bodleian Library zu Oxford, in der dieser Papyrus mit der Signatur Bo<n. Mss. Gr. dass. d. 60 (P) bewahrt wird, die erste Kolumne ge- nauer prüfte, ergab sich mir, daß sie die Reste eines Zolltarifs ent- hielt. Mit gütiger Erlaubnis des Vorstehers der Bodleian Library, Mr. Nicholson, der wie auch schon früher meine Studien freundlichst förderte, teile ich den Text hier mit und füge zugleich die schon von Grenfell-Hunt edierten Kolumnen II und HI bei.')

1. Der Text.

Von jeder der drei Kolumnen ist nur der untere Teil, vieUeicht kaum die Hälfte des ursprünglichen Textes erhalten. Die Fasern des Papyrus könnten an einigen Stellen noch besser geordnet und geglättet

1) Sonst habe ich nur weni^ von den Oxyrhyncbos-Papyri verglichen. In P. Oxy. I 62 Verso 2 las ich ]trov vor Sifa. In Z. 16 4i] = statt i(a.

Den Titel in 1/2 ergänze ich danach; (ix«TO»rde)z(»ie) M. [#«o(t>)?

T]{tov oder auch bloß [T]hov (vgl. BGÜ 979, 5: oim&r [T^iroe). In letzterem Falle würde ich annehmen, daß die Zeile (im Präskript) etwas nach rechts ein- gcrückt war. Danach stand dieser Centurio über den Gütern des Titus. Vgl. P. Lond. n S. 127 n. 195, wo Tißtfiov Kaiaapof Ztßanrov wohl nicht von einer Jahres- datierung abhängt, sondern zu dem Namen der in Z. 1 genannten »njefas gehört Vor allem aber sehe ich eine Stütze für meine Ergänzung in P. Lond. II S. 2R7, wo ein ivitf((ncos) dcanoriK^äv) xrijatov den praefectus castrorum Abinaeus aufibrdert, zur Eintreibung der giuxoTtxär xavovov Soldaten zu schicken. Ebenso schickt unser Centurio einen stationarius für die i/tßaltj. Auch er mag unter einem ixitfoxog (procurator) KTtjtsaiv gestanden haben. Schon Mommsen hat im Stiaiiecht S. 312 bemerkt, daß der praef. castrorum im IV. Jahrh. die Stellung ein- nimmt, die in den älteren Texten der centurio hat. Vgl. endlich Oxy. I. c. Z. 9; Tr« /ifj fx rijf gijs AfiiXelas ifidga x(qI rijv iußolfiv mit Lond. Z. 19: m;

«oB rfip &vaixr, gtv toö iignoxixoi otxov {viiQtvgavxot So schiebt jeder die Ver- antwortung von sich ab.

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186

I. Aufsätze

werden. Dann ließe sich hier und da vielleicht noch mehr lesen. Meine Transkription, die schnell gemacht werden mnßte, beansprucht überhaupt nicht, abschließend zu sein.

Kol. I.

1

}o TOV tpoffxCov

(dpaz/t^g) « [ . ?]

2

] . aypa<pov dxb

(dpaxitäg)

8

] . . rov ftsrpti(rov)

(dpaxudg) S (rfrpdßoXov) (fjftidißoXov)

4

] . tjs rov (raXdirrov) a

(dpaxfidg) d (rerpmßoXov) (ijfuihßoXov)

5

[ . ] [ ] . Toö (raidvtov) a

(dpaifidg) (dimßoXov) (fifudißoXov)

6

. . d ?]i« zftpög

(6ßoX6v)

7

ff*]vpow ^x Mnvtuag

8

rov (raXdvrov) a

(äpaxftag) (didßoXov) (■fjpumßoXov)

9

/ivpgy ix TpaycaSvrt-

10

»VS

(dgaxiiag) |g (6ßoX6v)

11

lx]aOtag rov (raXdvrov) a

(dpaxiidg) (didißoXov) (fuudtßoXov)

12

afifiov vxatanui(fjg)

13

rov ipo(yr{ov

(dpaiiictg) xd

14

[x]w*pov TOV furptir(ov)

(dpaxiiag) d' (6ßoX6v)

16

[A]odaVov tov (raXdvrov) a

(dpaxfidg) § (6ßoX6v).

2 ixb und die von mir nicht entzifferten Buchstaben zwischen Zeile 2 und 3 scheinen nachträglich hinzugefügt zu sein. Statt ov ist am Schluff des Zwischen- geschobenen vielleicht ap zu lesen. 9 = Tfpifotvtiitfis- 11 Die Verbindungs- linie vor aatas pafft für x.

Kol. U.

Ä£ tÖ[l» I ].

Iiarv xdvzia{v 6 sftxo]-

poj evvrt[ . . . .]

[6] TfAcDVIJS [ J

6 xöteQov t[ }-

tpopov /JooA£Ta[i]. df

rfAcitojs £xg)op[Tjo9’]^- vai TO Ttlolov f xtjijrijtfg ,

6 iftxoQog

10 xal fäv (ilv ttipfü'g r[t] txt- Qov ij o axfyQai'OTO, fftfpij- Oifiov ttfro, iuv df firj cv-

pffrg, 6 TiXüvTjs [rv.l*'

xävrjv ifixö[p]m rov 15 ixtpoQTLafiov dxod[dr]aj

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Ulrich Wücken: Ein ^OMOC T€AßMKOC ans der Kaiaeneit

187

1 Hente ist nxir bis to erhalten; Grenfell-Hunt lasen noch tAv ([. 6 Letzter Bncbstabe z, nicht n (Or.-H.). 7 Falls 6 nicht in dem verstümmelten Schluß von 6 fibergeschrieben war, muß man es hier einffig^n.

Kol. m.

xal xctQcc räv i[yXc(ß6vra)v\ rdlrj xt(f6yQ«<p[a Xaiiß]a- vira^av, Tva elg tb (i^X- Xov ievxwpdvTJjroi 6 äxfiv.

Xhtlct.

6 Unter iaiv sind Punkte von der Paragraphos erhalten. 6 lese ich öxla statt d xls. Das a ist, wie häufig am Schluß, lang nach rechts bin gezogen.

2. Interpretation des Textes.

In Eolamne I ist eine Reihe von aasländischen Waren im Genetiv anfgefBhrt, und unter Angabe von Maßeinheiten rov xaXdvrov «'), Tov (UTQrjrov, zov (po^lov ist jeder Kategorie eine Geldsumme hinzugefügt. Zumal die beiden folgenden Kolumnen über den Verkehr von rtXävttt und tfixogot handeln, kann wohl kein Zweifel sein, daß die Geldsummen der I. Kolumne, die für die Preise zu gering er- scheinen, die für die Maßeinheiten festgesetzten Zollsätze darstellen, daß wir also einen Zolltarif vor uns haben. Die Flüssigkeiten wer- den nach fifzpijrai berechnet, die andern Waren teils nach Gewicht (zuXavTcc), teils nach Lasten (q>OQTi'a).

Die ersten 6 Zeilen sind zu verstümmelt oder noch zu mangel- haft von mir gelesen, als daß ich sie erklären könnte.

Der erste erkennbare Posten ist in Zeile 7: | ja]vpov dx Muvaias mit 22 Drachmen 2\ Obolen für das Gewichtstalent. Also Salben aus dem Lande der südarabischen Minäer, deren Glanzzeit damals schon weit znrücklag, die aber doch von einer unsemi .Papyrus zeitlich nicht fernstehenden Quelle, von Claudius Ptolemaeus (6, 7, 23), noch als jisya fPvog bezeichnet werden. Die Schreibung Msivecloi (statt des gewöhn- licheren Mivttloi) haben auch die meisten Codices von Strabo 16 p. 768. Da das Land in den einheimischen Inschriften ‘iTQ Ma'in heißt, kann man schwanken, ob das ei bloß, wie so häufig, für langes Jota steht, oder ob man Melvaloi lesen soU. Über die Beziehungen der Römer zu den Minäem vgl. Mommsen RG V S. 604.

1) Warum bei xoi zalarcov die Zahl a hinzugeffigt iat, bei den andern beiden nicht, weiß ich nicht.

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188

I. Anfs&tze

Der nächste Posten nennt Salben ans dem Trogodytenlande, an der ostafrikanischen Eflste. Daß die Schreibung TpmyodvTTjs (ohne l) die richtige Form ist, hat Otto Puchstein in seiner Dissertation (Epi- grammata graeca in Aeg. rep., Straßbnrg 1880, S. 53) erwiesen, und konnte durch Xr. 9 der „Aktenstücke aus der kgl. Bank zu Theben“ (AbL Berl. Akad. 1886) von mir bestätigt werden. Wie lebhaft die Beziehungen zur Trogodytenküste im UI. Jahrh. v. Chr. waren, zeigen die bekannten Gründungen der Ptolemäer daselbst. Für das U. Jahrh. V. Chr. ist jenes thebanische Aktenstück ein Zeugnis, denn wenn dort ein iQjirjvivg täv Tgmyodvxäv sich die Quittung für die königliche Bank von einem ‘^yeiiäv iSto (so lese ich jetzt in Z. 10) schreiben läßt, so

liegt es nahe anzunehmen, daß er als Dolmetscher an einer von jenem tjye(uhv geleiteten Fahrt ins Trogodytenland teilgenommen hat. Vgl. auch manche der Inschriften aus Redesiyeh mit ihrem Refrain: ffodflj fx TQayodvxäv (Lepsins, Denkm. Abt. VI S. 81). Aus Strabos Worten tl7 p. 798): x( vofu'Oat vvv, dia xoiavxijg txifieleiag olxovo/tov- fiEVtt xtd xäv ’lvdtxciv ijixoQi&v xai xüv Tgcoyodtnixäv txrjv^fUvmv ixl xotsovxov folgt nach dem ganzen Zusammenhang, daß im Ausgang der Ptolemäerzeit (Auletes) der Handel mit der Trogodytike nieder- gegangen war, mit der römischen Herrschaft aber einen großen Auf- schwung genommen hatte.

Die Salben aus diesem Lande werden nach unserm Tarif mit

67 Drachmen 1 Obol verzollt ‘), also dreimal so hoch wie die aus

Minäa: 3 x 22 Dr. 2+ Ob. = 67 Dr. 1^ Ob., abgerundet 67 Dr. 1 Ob. Wiewohl mit fivgov sehr verschiedene Salben bezeichnet werden können, wird man in diesem Zusammenhänge wohl im besonderen an Myrrhen zu denken haben, und insofern wäre für diesen starken Wert- unterschied nicht ohne Interesse, was Plinius h. n. 12 § 69 von der murra sagt: genera complura: Trogodytica sihestrium prima, sequens Minaea.

So harmlos der nächste Posten ist (für casia*) 22 Dr. 2\ Ob. für

das Talent), so dornenvoll sind die darauf folgenden Worte für den

Interpreten: aggov vxaimxi*. Was soll zunächst aggog hier bedeuten? An Sand kann unmöglich gedacht werden. Eine Übertragung auf sandartige oder pulverartige Stoffe ist mir nicht bekannt. Eine an- nehmbare Lösung des Rätsels fand ich dagegen in der Notiz bei

1) Die Maßbestimmang rof ralocvrov a iat ausgelassen, weil sie nach dem vorhergehenden Posten selbstverständlich ist.

2) Die ans Arabien stammende xaeia (resp. xaeeitt) ist hek.unnt genug. Vgl. H. Blümner, Mazimaltarif d. Diokletian S. 180. Sie begegnet auch in BtiC 9.’>S, 4, gleichfalls in der Schreibung xacia.

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Ulrich Wilcken: Ein ^OMOC TCAQMKOC aus der Kaiaerzeit 189

Du Gange: dX6rj jilmpa, tj keyopiexn] äkvTCtjv, in Lexko Ms.

Nicomedis, Aloe viridi^'. Das steht nach ihm im Lexikon des latro- sophisten Nicomedes im cod. Reg. 2147. Die Angabe nachzuprüfen, hatte ich leider keine Gelegenheit. Diese Bedeutung von &mios als Aloe paBt, wie mir scheint, nicht schlecht in nnsem ZoUtarif hinein, zumal dieser Zoll nach q>ogria berechnet wird. ') Wie ich einem Aufsatz von Georg Schweinfurth entnehme’), ist die Aloe seit ältesten Zeiten in Ägypten importiert worden. Von den beiden Aloearten, die er dort bespricht, der rotblühenden, die in Abjssinien zu Hause ist, und der orangerot- oder gelbblühenden, die auf den Vorbergen des glücklichen Arabiens wild wächst, würde zu der aXörj xXtoQd die zweite passen. Demnach würden wir die Heimat unserer Sfi/iog im südlichen Arabien zu suchen haben. Der Periplus mar. Erythr. § 28 erwähnt in der Tat als Exportartikel der SüdkUste Arabiens die dXör}. Zu der Erwähnung der Aloe in den Dig. 39, 4, 16 § 7 siehe unten S. 194.

Die Herkunft unserer dfifiog ist aber noch spezieller angegeben durch den Zusatz was in vx0((UTtx(i)) aufzulösen sein wird.

Das ist eine Adjektivbildung, die man auf ein Nomen TVotcsrtjS oder auch TWtfuaj, äxog zurückfOhren könnte. Auch noch andere Grund- formen wären denkbar. Unwillkürlich wird man durch die sonst kaum belegbare Lautfolge Vx.9 an die 'TicOias’) bei Josephus c. Ap. I 14 § 82fif. erinnert. Da die Manethonische Etymologie dieses Wortes, die dort mitgeteilt wird, nur ein Versuch ist, den Fremdnamen, der selbstver- ständlich nur aus der fremden Sprache abgeleitet werden konnte, aus dem Ägyptischen zu erklären’), mithin die Möglichkeit besteht, daB

1) Was für Lastou hier gemeint sind, ist nicht gesagt. Oer Palmjrenische ZoUtarif unterscheidet Kamel- und EseUasten. Jedenfalls muB in nnserm Tarif immer ein und dasselbe ipoqxlov gemeint sein.

2) Verhandlungen d. Berliner anthropol.. Gesellschaft, 16. Okt. 1897, S. 893.

3) Ob die Form 'VnovteAt, die Eusebios hat, die bessere ist, wie manche meinen, ist mir sehr zweifelhaft Nach Nieses Ausgabe haben nicht nur die Josephus-Handschriften, sondern auch die bessern lateinischen Handschriften die kSrzere Form. Manetbo erklärt jedenfalls die singulariscbe Form vx, nicht vxov. Wenn vxov, z. B. von Gutschmid, wegen der Plnralendung u (w) gefordert wurde, so ist dagegen zu sagen, daB in enttonter Silbe (der Ton ist auf so; gerflckt) die ToUe Plutalendung kaum zu erwarten ist.

4) So weit ich sehe, ist dies nirgends hervorgehoben worden. Man lobt gewShnlich die Korrektheit der Erklärung, da es wirklich ein ägyptisches Wort hq = Fürst gibt und ein Wort ios, das im Neuen Reich die Beduinen der Sinai- halbinsel, später allgemeiner die Hirten bezeichnet. Trotz dieser an sich richtigen Gleichungen ist die Etymologie doch natürUch verkehrt, da das einbrechende Volk nur einen Namen ans seiner eigenen Sprache gehabt haben kann. Übrigens könnte nach der Manetboniscben Etymologie 'Txa&t doch nur der Name der

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190

I. Aufslltze

der Name der ägyptischen Etymologie zu Liebe (wie so häufig bei Volksetymologien) ein wenig geändert ist, so kennen wir die genaue Form jenes Fremdnamens nicht. Aber mag die lautliche Ähnlichkeit mit dem arabischen Stammwort Ton vx6to}xix{rj) noch so groß ge- wesen sein, an einen historischen Zusammenhang zwischen den beiden wird man nicht denken können. Wohl aber wäre in diesem Falle folgendes zu erwägen. Josephus 1. c. fährt fort: tivlg dl {also andere als Manetho) XdyoixHv ccirovs "Agaßug flvcu. Es ist schwer einzusehen, woher diese tivig ihr Wissen über die ethnologische Zugehörigkeit der Hyksos geschöpft haben sollten. Auf altägjrptische Tradition geht es auf keinen Fall zurück. Sollten sie nicht zu dieser Aussage einfach dadurch geführt sein, daß ihnen bekannt war, daß Ägypten zu ihrer eigenen Zeit mit einem arabischen Lande dieses oder ähnlichen Namens in Handelsbeziehungen stand? Dann würde jene Aussage bei Josephus, der manche neuere Forscher gefolgt sind (übrigens in dem irrigen Glauben, daß sie aus Manetho stamme), als Zeugnis für die Heimat der Hyksos auszuscheiden sein. Aber der Boden ist mir zu unsicher, um mit gutem Gewissen darauf zu bauen.

Über die letzten beiden Posten kann ich mich kürzer fassen. Das vom Kyprosbaum gewonnene Kyprosöl, von dem der fttTgr/r^s niit 9 Dr. 1 Ob. verzollt wird, ist bekannt genug. Ich verweise nur auf Plinius h. n. 12 § 109, der übrigens den Preis nach Gewicht angibt, während bei uns das Flüssigkeitsniaß zugrunde gelegt ist. Plinius kennt als Heimat nur Ägypten, Askalon und Cypem. Da unser Zoll- tarif in dem vorliegenden Stück nur Waren aus Arabien oder Trogo- dytikc nennt, liegt die Vermutung nahe, daß dieses Kyprosöl auch von dort eingeführt werden konnte. Freilich kennen wir nur ein kleines Stück des Tarifes.

Für das Xddavov endlich verweise ich auf Herodot IH 112: t6 äe di] iLrjdavov, zb xalsovOi 'Agäßiot kddavov xxL Vgl. Plinius h. n. 12 § 73: Aräbia eliam nunc et hiäano gloriaiur. Derselbe bezeugt § 75 die Form ledanum für Cypem. Unser Text, der idäavov hat, meint offenbar das arabische.

Die Kolumnen II und HI leiden durch den Verlust der obem Hälfte noch mehr als Kolumne I, die nur einzelne für sich verständ- liche Posten brachte. An sich wäre es denkbar, daß diese Kolumnen

Dynastie gewesen sein, nicht aber der des Volkes. Gerade weil man aber auf eine sachlich unmögliche Etymologie verfallen ist, ist es mir wahrscheinlich, daß der Name des Volkes wirklich Hyksos oder ähnlich gelautet hat, und nicht etwa erst von den Ägyptern ihnen gegeben ist.

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ülrich Wilcken: Ein NOMOC T€AQNIKOC ans der Eaiserzeit

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in keinem direkten Zasammenhange mit Kolumne I ständen, daß yiel- mehr mit Kolumne II ein neuer Abschnitt begänne, ähnlich wie III 6. Aber wahrscheinlich ist das nicht. Es wäre schwer, sich Torzustellen, wie die verlorene obere Hälfte von H bei der außerordentlichen Kürze der Zeilen genügen sollte, eine neue Gruppe von Zollobjekten oinzu- führen, auf deren Behandlung die erhaltenen Regeln sich zu beziehen hätten. Auch habe ich am Schluß von Kolumne I keine Spur einer Paragraphos notiert, wie unter III 5. Ich glaube daher, daß Kolumne II bis in 5 Bestimmungen enthalten, die sich als Schluß des ganzen Zoll- paragraphen an den vorhergehenden Zolltarif anschließen.

Verständlich ist von Kolumne H nur der Passus Z. 6 15: Wenn der Zollpächter die Ausladung des Schiffes wünscht, so muß sie er- folgen. Findet sich dann etwas, was vom Händler nicht deklariert war, so wird es ihm w^genommen. Findet sich aber nichts derartiges, so muß der Zöllner dem Händler die Unkosten für das Ausladen zu- rückerstatten. — Eine derartige Bestimmung über das Ausladen ist sonst wohl nicht erhalten, doch fügt sie sich dem sonst bekannten ein.‘) Sie stimuliert den Zöllner zur größten Wachsamkeit, da er selbst von der eventuellen Konßskation Vorteil hat, sie schützt andrer- seits das Publikum gegen übermäßige Belästigungen, da im Fall eines nicht begründeten Mißtrauens der Zöllner die Unkosten ans eigener Tasche zu zahlen hat. Die Verpflichtung des Importierenden zur schriftlichen Deklaration der eingefUhrten Waren ist sowohl für den griechischen*) wie für den römischen') Rechtskreis bezeugt.

Unklar bleiben mir die 6 ersten Zeilen dieser Kolumne. Nur die Konstruktion ist klar: nachdem der ifiTcoQOg dies und das getan hat, soll der teXmvTjg [wählen oder entscheiden?], ob (xörtQov) er dieses oder jenes . . . will.

In Kolumne UI 1 5 wird dann bestimmt, daß die Händler sich von den Zöllnern Quittungen {x^i(f6yQa<pu) ausstellen lassen sollen, damit sie künftig nicht durch Denuntiationen belästigt werden. So

1) DaB dem ZoUp&chter das Recht der Durchsuchung zustand, bezeugt Plutarch v. d. Neugier 7: xai yag tovg r$Xmvas ßai/vv6nt9a xorl ävaxtfalvoiur oix itav iiufavij xäv ilgoYOitivtor i%Uyateiv, &XX’ ärav tu xtx^vmiiva irfiovvret iv iXlotfloig axtimi xal ipogrioig ivaezfiipiüruu- Kui toi rovro noielv & xofiog iliaei aixotg xoi ßläxcxorxat (ii) itoiovyxeg. Zu vergleichen sind auch die Bestimmungen des Bev. Pap. 6.5, 17 ff. über das den Olmonopol-Phchteni zustehende Recht der Haussuchung

2) Vgl. Demosth. c. Phormio. § 7; Pollux 9, 31.

8} PhUostratos, vit Apollon. 1, 20. Vgl. auch Zolltarif v. Palmyra bei Dessau, Hermes 19 S. 623, wo wohl eher als ixi[o]ytci[<foni*(i>v zu er-

gänzen ist.

f

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192

I. Aufsätze

ist die Stelle richtig tou Rostowzew, Staatspacht S. 343 gedeutet worden, der zugleich mehrere Parallelen dafür anfUhrt, daß die Pächter gern durch ungerechte Denuntiationen sich bereicherten.

Hiermit ist der Abschnitt zu Ende, wie die Paragraphos zeigt. Das Wort oxXa, das in Zeile 6 nach rechts gerückt steht, ist offenbar als Überschrift des nächsten Abschnittes zu fassen, den der Schreiber leider nicht mehr kopiert hat, wiewohl der Papyrus noch viel Platz hat.

3. Die Zölle.

Die Waren, die im Zolltarif genannt werden, fallen, gleichviel ob sie Rohmaterialien oder Fabrikate sind, wohl alle unter den Begriff der ttQäfuiT«. Vielleicht hat ttgäjiata über diesem Abschnitt gestanden, sowie oxHcc über dem nächsten steht. Rostowzew hat es vor kurzem als zwar noch ungewiß, aber wahrscheinlich bezeichnet, daß die aro- maticae species von den kaiserlichen Fabriken monopolisiert wurden (Woch. f. klass. Phil. 1900 Sp. 115). Diese Vermutung hat manche Analogien für sich. Wenu wir jetzt aber sehen, daß die importierten uromata verzollt wurden, so ist der Kaiser doch wohl zum mindesten nicht der ausschließliche Abnehmer in Ägypten gewesen. Andrerseits weist auf besondere Beziehungen der Kaiser zu den aromuta aller dings jene Stempelinschrift') hin: uQafiauxfjs tüv xvQiav Kuieä^av, die Rostowzew in den Mitteil. Deutsch. Arch. Inst. Rom XHI (1898) S. 121 ff. ediert und erklärt hat. Vgl. auch Archiv 11 S. 443 n. 04. Ausgehend von der Annahme, daß dieser Tonstempel auf den Ballen gesessen habe, die nach Alexandrien und weiter gingen, meint er, daß der kaiserliche Hof ägyptischen Kaufleuten die Beschaffung der für die Hofhaltung nötigen aromata in Pacht gegeben habe, und dieses Ton- siegel habe dazu gedient, die Waren als kaiserliches Eigentum und damit als zollfrei zu bezeichnen. Sprachlich ist diese Erklärung gewiß einwandfrei, aber sachlich könnte man sich den Tatbestand auch noch anders erklären. Ich habe in Herakleapolis Magna eine analoge Stempel- inschrifl*) gekauft: ä(fmiiaTixfjg ’Avravivov KaiauQos xov xvpi'ov (Arch. 11 443 n. 63). Die beiden einander sehr ähnlichen Tonstempel zeigen auf der Rückseite, wie ich mich kürzlich au den Originalen überzeugte, tiefe Einschnitte von den Schnüren oder Baststreifen, mit denen die Einzelkrüge verschnürt wurden. Waren diese Stempel also, wie auch H. Schäfer meinte, auf Krugverschlüsse eingedrückt, so liegt die Er-

1) Uer Stempel ist übrigens Nr. 8S13 nicht des Berliner Antiquariuma , son- dern der Ägyptischen Abteilung der kOnigl. Museen daselbst.

2) Jetzt Nr. 14769 der Ägyptischen Abteilung des Berliner Musenms.

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Ulrich Wilcken: Ein NOMOC T€AQMKOC aus der Kaiserzeit

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klärung nahe, daß durch solche Stempelung ausgedrückt war, daß der betreffende Krug kaiserliches Fabrikat enthalte. Denn kaiserliches Eigen- tum, dsw an den Hof weiter gehen sollte, wie Kostowzew meinte, würde wohl kaum in die entl^enen Ruinen von Herakleapolis ge- kommen sein. Aber sicher ist mir auch diese Deutung nicht. Jeden- falls hat Kostowzew richtig erkannt, daß aQaiicctixij hier nicht eine Ab- gabe bezeichnen kann, denn bei einer solchen wäre die regelmäßige HinznfÜgung des Namens des jeweilig regierenden Kaisers ganz unge- wöhnlich.

Auf die Frage, wo diese Zölle auf arabische Spezereien zahlbar waren, kann ich leider keine sichere Antwort geben. Verschiedene Möglichkeiten soUen hier kurz erwogen werden. Diese Frage hängt wesentlich von der andern ab, ob die Angaben von Kolumne II IH ö sich auf eben jene a(fm(taxa beziehen oder nicht. Wenn das der Fall ist, was, wie wir oben sahen, das bei weitem Wahrscheinlichere ist, dann können die Sätze unsere Tarifs nur als Durchgangszölle be- trachtet werden, denn in Kolumne H wird als das Normale angesehen, daß der sfixogog, ohne ausgeladen zu haben, weiter fährt, nachdem er den Zoll gezahlt hat. Die Zollbude, die hier ins Auge gefaßt ist, muß also an einer Durchgangsstation (imd zwar wegen der xkoia am Wasser) gelegen haben. Damit ist ausgeschlossen, an die Einfuhrzölle zu denken, die in den Häfen am Roten Meer erhoben wurden, denn diese Häfen bildeten für die Schiffe notwendigerweise den Endpunkt der Reise. Wer dagegen Kolumne U— Ul 5 von I inhaltlich trennt und auf andere Objekte bezieht, den hindert nichts, die Sätze unsere Tarifs auf eben diese Einfulmölle zu beziehen, denn über die Höhe und Art derselben ist uns bisher nichts bekannt.*)

Schwieriger ist die Frage, ob unter der wahrscheinlichen Voraus- setzung des Zusammenhangs der drei ersten Kolumnen (bis Z. 5) an die Exportzölle gedacht werden kann, die nach Strabo 17 p. 798 in Alexandrien (vor der Ausfuhr ins Ausland) erhoben wurden. Hier ist zu bedenken, daß die Flußschiffe, die diese Waren in Koptos von den Karawanen übernommen hatten, jedenfalls in der Regel nur bis Alexandrien, nicht aber über das Mittelländische Meer fuhren. Also für diese Schiffe würde Alexandria der Endpunkt der Reise sein. Somit würde auch an diese Exportzölle nicht zu denken sein.

Andrerseits hören wir ans Strabo 17 p. 800, daß oberhalb von

1) Siehe unten Abschnitt 6. Wenn ich Kostowzew, Woch. f. klass. Phil. 1900 Sp. 117 recht verstehe, so meint er, daß in den äg^rptischen Hafen am Roten Meer eine »tvrijxoovq erhoben sei. Ein Zeugnis liegt dsinlber nicht vor.

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194

I. Aufsätze

Alexandrien bei das reXaivtov x&v äva^tv ycurwyoy.ivmv xuL

ävayofiivcav war. Da die Flußschiffe, die nach Alexandria wollten, Ober diese Zollbnde hinaus auf dem Kanal weiter fuhren, so scheint mir die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß unser Tarif auf diese Zölle von bezogen werden könnte.

Ich sehe anch noch eine andere Möglichkeit. Aus Agatharchides c. 22 (Photius Bibi. p. 447’’ Bekk.) und Strabo 17 p. 813 wissen wir, daß an der alten Grenze von Obei^ und Unterägypten, bei der hermo- politischen ^vXaxtj (auch Sjedia genannt), ein Zoll von den aus der Thebais stromab geführten Waren erhoben wurde. Auch an diesen echten Transitzoll ließe sich bei unserem Tarif denken.

Dagegen darf aus dem Fundort des Papyrus, Oxjrrhynchos, nicht etwa fOr diesen ein derartiger Zoll postuliert werden. Wie trotzdem unser Tarif nach Oxyrhynchos kommen konnte, werden wir sogleich sehen.

Die Waffen, die im nächsten Abschnitt behandelt worden sind, dürften ebenso wie die agdtfiaTo^ denen sie parallel stehen, als Import- resp. Exportwaren aufzufassen sein. Ich habe mich noch nicht da- rüber orientieren können, ob über Waffeneinfuhr in Ägypten sonst etwas bekannt ist. Für Waffenausfuhr fand ich zufällig ein Beispiel im Periplus mar. £iy. § 6, wonach aus Ägypten gewisse Waffen an der afrikanischen Küste eingeführt wurden: öfiolog ü xol xsivKia Xfoxafsl xal ffxdxapva xal fiaxaipai.

4. Der Charakter der Urkunde.

Es erübrigt noch zu untersuchen, welcher Art die Urkunde war, von der ein kleiner Fetzen uns erhalten ist.

Die erste Kolumne ist ein Tarif, vergleichbar den bekannten Ta- rifen von Palmyra, Zarai, Koptos. Außerdem berührt sich mit unserem Text jenes Verzeichnis von species pertinentes ad vectiyal in Dig. 39, 4, IG § 7, das Dirksen in den Abhandlungen d. Akad. Berl. 1843 S. 59 ff. eingehend kommentiert hat. In der ersten Gruppe von Importartikeln, die unseren aQmpaxa etwa entspricht, finden sich von den in unseren Tarif genannten Objekten cassia (cassia turiatui und xylocassia') und aloe (so nach Mommsen statt des überlieferten alche') wieder. Auch entspricht die smuma, wie wir sahen, etwa unserem pv^ov. Wenn andererseits schon in unserem kleinen Frag- mente mehrere der dahingehörigen Artikel genannt werden, die dort fehlen, wie xwiQog und Xdäavov, so bestätigt das nur die Auffassung

1) Zu £x(dia vgl. jetzt die lehrreichen .Ausführungen von Alfred Schilf, Inschriften aus Schedia (Festschrift 0. Hirschfeld S. 378 tf.).

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Ulrich Wilcken: Ein NOMOC T6AQNIKOC aua der Eaiaerzeit 195

Ton Dirksen, wonach in der Digestens teile nur eine nach bestimmten Gesichtspunkten in dem Reskript des Marcus und Commodus getroffene Auswahl uns vorliegt.

Auf diesen Tarif folgen im Papyrus gesetzliche Bestimmungen (beachte die Imperative!) Aber den Geschäftsverkehr zwischen trlävai und IftxoQoi, die sehr wahrscheinlich, wie wir sahen, dem Tarif un- mittelbar angeschlossen waren.

Die vollständige Urkunde, die in verschiedene Paragraphen mit Sonderflberschriften zerfiel, enthielt also eine Mischung von zollgesetz- lichen Bestimmungen und Tarifen. Ich glaube danach, daß wir ein Fragment des allgemeinen v6(iog xtkeavixög vor uns haben, auf Grund dessen alljährlich die Verpachtung der Abgaben vorgenommen wurde. Hiernach ist die richtige Parallele für unseren Text der Re- venue-Papyrus. An dieser Auffassung, die schon GrenfeU und Hunt für Kol. U imd III vertreten haben, brauchen wir nicht zu rütteln, nachdem wir in Eol. 1 einen damit verbundenen Zolltarif kennen ge- lernt haben. Was wir heute den Revenue-Papyrus nennen, sind ja nur dürftige Fragmente jenes allgemeinen vöitog ttlmvixög, in denen rein zu- fällig nur von der Verpachtung von Steuern und Monopolbetrieben, nicht auch von Zöllen die Rede ist. Für Zolltarife war daher in den erhaltenen Teilen des Gesetzes kein Platz; tarifartige Festsetzungen der Tifijj finden sich bei den Monopolen auch hier. Der Papyrus von Oxy- rhynchos zeigt uns jetzt, in welcher Weise innerhalb jenes vöitog die Zölle behandelt wurden. Damit erklärt sich auch, wie diese Bestim- mungen über Durchfuhrzölle auf arabische Spezereien, die für Oxy- rliynchos praktisch keine Bedeutung hatten, dorthin gekommen sind: es wurde eben überall der ganze vöitog xtiavutög publiziert. Vgl. Griech. Ostraka I S. 514. Weiteres hierüber in meinen „Urkunden der Ptolemäerzeit“.

Wir haben also in P. Oxy. 36 sozusagen ein Stück „Revenue- Papyrus“ aus der Kaiserzeit. Auf die große Ähnlichkeit, die er mit dem ptolemäischen im StU hat, wiesen schon GrenfeU und Hunt hin. Wir werden uns auch ihrer weiteren Vermutung anschließen dürfen, daß die hier vorliegenden Bestimmungen, aus dem II., /lü. Jahrhundert, im großen und ganzen wohl von den Ptolemäern übernommen sind. Nur hinsichtlich der Tarifsätze wird man natürlich die Zugrundelegung der augenblicklich herrschenden Preise anzunehmen haben.

5. Die Tsr<f^Ti] von Lenke Kome.

Da oben von den Zöllen, die in den Häfen des Roten Meeres er- hoben wurden, die Rede war, möchte ich hier anhangsweise die neue

ArehiT f. PApjratfonchang ni. i. 14

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I. AufB&tze

Ansicht, die ich mir gelegentlich dieser Arbeit über die vielbesprochene xszd(fxri von Lenke Korne gebildet habe, kurz begründen.

Der Periplus mar. Ery. § 19 sagt darüber: . . . OQftos iöxlv ixtpog xal ^QovQiov, o Xdytxai ydetfxtj xto/ir/, diä ijg 6d6g iaxuv tlg Ilixguv XQog MaXC^av ßaOiXia NaßccxaCav. “Exh d’ Ifixoglov xtv& xal tcinii xä^iv xotg äxb xijg ’AQußtag i^aQxilofiivoig elg adti)v xXoCoig ov (leyd- Xoig. Alb xal elg avxijv xal xapaXTjxxtjg xijg xexd(fxrjg xäv elgqieQO- fidvav (poQxiav xal xapaqtvXax^g txaxovxd^xVS psrd ffrpaTsti-

lutxog dxoaxdXXexai. Dieses Lenke Korne liegt an der Westseite der arabischen Halbinsel und ist der südlichste Punkt des Nabatäischen Gebietes. Vgl. die Belege bei C. Müller, Geograph! Graec. min. I S. 272.

Ich habe früher, z. T. durch eine irrtümliche Vorstellung von der geographischen Lage von Lenke Korne verführt, die Vermutung aus- gesprochen, daß ebenso wie in Leuke Korne auch in den ägyptischen Häfen am Roten Meer ein Zoll von 25% erhoben sei. Vgl. Griech. Ostraka I 399. Rostowzew hat dem in seiner Besprechung meiner Ostraka*), der ich viele Anregung verdanke, sowie in seiner Geschichte der Staatspacht S. 396 widersprochen, und mit Recht, wie ich sogleich zeigen werde. Aber ebensowenig kann ich die Vermutung, die er statt dessen aufgestellt hat, für richtig halten. Er sieht in dieser tfrdprij einen von den Ptolemäern zu Gunsten des ägyptischen Handels ein- geführten Schutzzoll und fährt fort: „Die Ptolemäer haben eich wahr- scheinlich des Haupthafens auf der gegenüberliegenden Küste, von wo die beste Straße nach Petra und weiter nach Syrien führte, bemächtigt, und um den ganzen östlichen Handel nach Ägypten zu lenken, erhoben sie dort den enormen Zoll von 25\“.

Hierzu ist zunächst zu bemerken, daß die Rückdatierung dieses bisher lediglich für die Kaiserzeit durch den Periplus bezeugten Zolles auf die Ptolemäerzeit von Rostowzew nur ans der Inschrift CIGr IH 5075 gefolgert wird, die einen xapaXrjfixxrig xrjg ’Epv9'päg &aXdffffrig nennt. Rostowzew hat aber diese Inschrift mit Unrecht der Ptolemäer- zeit zugewiesen: der Nachtrag aus dem 32. Jahre des Augustus (Lepsius, Denkm. Abt. VI n. 395) zeigt, daß auch jene vorhergehende Inschrift den Anfängen der Römerzeit angehört. Vgl. unten meine Bemer- kungen zu Dittenberger Or. Graec. Insc. Sei. n. 202. Daß die Ptolemäer also nach Leuke Kome übergegriffen hätten, ist durch diese Inschrift nicht erweisbar, vmd unsere sonstigen Nachrichten über das Verhältnis der Ptolemäer zu den Nabatäem sprechen eher dagegen. VgL J. Beloch in dieser Zeitschrift U S. 233.

1) Wochenschrift f. klass. Phil. 1900 Sp. 116.

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Ulrich Wilcken: Ein NOMOC TEAQMKOC aus der Eaiseireit 197

Aber auch wenn die Inschrift ptolemäisch wäre, würde sie nicht beweisen, was Rostowzew ans ihr folgert. Denn der xaQah^ftxrrjg der Inschrift, der zugleich erQatrjyös des Ombites nsw. ist, kann unmög- lich jener xuQaXtjxtrjg des Periplns sein, der offenbar regelmäßig und zur dauernden Tätigkeit nach dem an der arabischen Küste gelegenen Lenke Korne geschickt wird. Wo bliebe da die Verwaltung des Ombites? Dagegen ist es verständlich, wenn dem OTQurijyög des Ombites neben seinen sonstigen Amtsgeschäften die Entgegennahme der an der ägyptischen Küste von den Pächtern erhobenen Zölle an- vertraut war.')

Doch darum könnte Rostowzew vielleicht immer noch Recht haben mit der Annahme, daß der 25prozentige Zoll, den er mit Recht auf Lenke Korne beschränkt, ein, wenn auch nicht von den Ptolemäern, so doch von den Römern eingeführter Schutzzoll zu Gunsten des ägyp- tischen Handels gewesen sei*) vorausgesetzt, daß der Zoll des Periplus überhaupt ein römischer gewesen ist. Diese fast allge- mein geltende Annahme') halte ich seit kurzem für irrig. Stutzig ge- macht wurde ich zuerst durch die Ausführungen von B. Fabricius, der auf S. 138 seiner Spezialausgabe des Periplns*) den Zoll von Leuke Korne

1) Auch aonst kann ich Roatowzewa AnaflUirungen auf S. 396/7 in vielen

Punkten nicht zustimmen. Er h&lt den Plocamus, der marü Subri vectigal a fiseo redemit, zuerst ganz richtig für einen P&chter, nennt ihn dann aber einen kaiserlichen Halbbeamten, da er ihn mit dem xagaXi^rrit des Periplus identifi- ziert. Den der Inschrift nennt er dann einen „Beamten oder P&chter“.

Diese Vermischung, mit der er auch sonst viel operiert, ist hier jedenfalls abzu- lehnen. Der redemptor ist nichts anderes als ein P&chter, und der

ist ein Beamter {nufalaiißäveiv steht niemals in Beziehung zu einem Pachtver- h&Itnis). Ich weiB für den xoc^ctXijnvrjff vij; (Xaldaaris auch heute noch

keine bessere Deutung als die in den Oriech. üstraka I S. 684 gegebene (die Rostowzew in Anmerkung 131 übersehen hat), n&mlich daß er der Beamte war, der die von den I^htem in den &gyptischen Häfen erhobenen Zolle entgegen- znnehmen batte, also eine Art Eontrollbeamter war. Daß der iracaXi)itT>); des Periplns, für den sich sogleich eine neue Deutung ergeben wird, jedenfalls kein P&chter gewesen ist, dafür spricht die feine Beobachtung von Dittenberger (Or. Graec. In. S. n. 202 S. 311), die er übrigens irrtümlich mir zuschreibt, daß das Wort inoatiXXtTcu dies fordert; etenim conductor non eed sua aponte venit.

2) Ganz anders und ich glaube, richtiger faßte freilich Mommscn die handelspolitische Situation auf, wenn er in der BOm. Geschichte V S. 616 die Hypothese aufstellte, daß seit Augustus den arabischen und indischen Fahrzeugen die ägyptischen Häfen wenn nicht geradezu gesperrt, so doch durch Differential- lOlIe tatsächlich geschlossen seien.

8) Lumbroso, Recherchee S. 812. Hirschfeld, Untersuch. 3. 20, 2. Mommsen RQ V S. 479, 1. Auch ich in den Ostraka I S. 898.

4) Der Peripl. d. Erythr. Heeres von einem Unbekannten. Griechisch und deutsch von B. Fabricius. Leipzig 1888.

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198

I. Aofaätze

als eine auf Rechnung des Nabatäerkönigs erhobenen erklärt (wie anch Schwanbeck und C. MflRer). Prüfen wir die von Mommsen RG V 479, 1 für die herrschende Ansicht anfgeführten Gründe. Die ReichsangehSrig- keit des Autors, in der Mommsen das erste Argument sieht, kann für sich allein jedenfalls nicht beweisen, daß die von ihm genannten Be- amten römische sein müssen. Ihr steht gegenüber die Zugehörigkeit von Lenke Korne zum Nabatäerreich, die Strabo 17 p. 780 bezeugt (yffvx^r xäurjv rrjg NaßtcraCmv yrjg). Das Verhältnis dieses Staates zu Rom ist in seinen wohl sehr wechselreichen Perioden so wenig auf- gehellt, daß auch daraus die obige Frage nicht ohne weiteres entschieden werden kann. Wenn Mommsen hervorhebt, daß es auch sonst vor- komme, daß ein Klientelstaat in das Gebiet der Reichssteuer eingezogen wird, so ist damit doch nur die Möglichkeit erwiesen, die Anwendung auf den Einzelfall aber noch nicht indiziert. Der Wortlaut legt jeden- falls, wie Fabricius mit Recht bemerkt, es näher, an nabatäische Be- amte zu denken, da vorher vom König der Nabatäer, aber nicht von den Römern gesprochen ist. Der Hauptgrund dafür, den Zoll von Lenke Korne für einen römischen zu halten, ist früher für mich immer der hutrovrdffx^S = centurio gewesen. Auch Mommsen sagt; „Anch paßt für das Heer des Nabatäerkönigs der Centurio nicht.“ Da B. Fabricius 1. c. nun im Gegensatz hierzu versichert, daß der ixarovtäQxijg nur „eine Übersetzung des echt arabischen Namens“ sei, so bat ich Theodor Nöldeke um Belehrung, die er mir mit gewohnter Liebenswürdigkeit gewährt hat. Er schrieb mir (20. 4. 04): „Leider wissen wir Ober die Einrichtungen des Nabatäerreiches außer dem, was die Inschriften (fast durchweg Grabschriften) und die Nachrichten Strabo’s usw. ergeben, nichts. Also wie ein ijcavovtepjpjg bei den Arabern des 1. Jahr-

hunderts geheißen habe, das kann bis jetzt niemand mit Sicherheit sagen. Vielleicht läßt sich’s mal aus einer Inschrift ermitteln. Natür- lich ließe sich „Befehbhaber von Hundert“ leicht ins Arabische über- setzen — , aber es wäre sehr die Frage, ob wir damit den richtigen Titel träfen, oder vielmehr, das wäre sehr unwahrscheinlich. Es kann sehr wohl ein einfaches Wort gewesen sein, das durch {xarovrappiS nur dem allgemeinen Sinn nach, nicht wörtlich wiedergegeben wäre.“ Wenn also auch das arabische Prototyp sich nicht erweisen läßt, so ist doch die Möglichkeit zuzugeben, daß unser ägyptischer Kaufmann für jenen nabatäischen Führer den aus dem römischen Ägypten ihm ge- läufigen Titel gewählt hätte, der ilim am ehesten zu entsprechen schien. Es wäre das nichts andere.s, als wenn die Griechen z. B. den römischen Ädilen als ayopupdfiog bezeichneten.

Bis hierher ist die Frage weder nach der einen noch nach der

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ülrich Wilcken: Ein NOMOC TCAÖNIKOC ans der Kaiserzeit 199

anderen Seite hin entschieden worden. Wenn Mommsen nun aber als letzten Grund anführt, daß „die Stcuerfomi ganz die römische“ sei, so kann ich dem gegenüber auf eine Nachricht hinweisen, die die Wage zu Gunsten des arabischen Ursprungs des Zolles sinket! läßt. Plinius h. n. 12 § 68 sagt von der sabäischeu murra: „Non dant ex muna portiones deo, quoniam et apud alios nasdtur. regi tarnen Gebbani- tarum quartas partes eins pendunt. Vgl. hierzu § 63, wo vom tus derselben Gegend die Rede ist: evehi non potest nisi per Gebbanitas itaque et horum regi pendunt vectigal. Damit ist die Ttragti} als Dnrch- gangszoll für ein arabisches Gebiet bezeugt, und ein DurchgangszoU ist auch die reräQxrj von Leuke Korne, wenn sie auch im Periplus formell als Einfuhrzoll bezeichnet wird.

Zumal ich nun einen 25 prozentigen Durchfuhrzoll im römischen Reich nicht kenne, ist es mir schon hiernach mehr als wahrscheinlich, daß wie der König der Gebhaniten in jenem Falle, so hier der König der Nabatäer in Leuke Korne, dem südlichsten Punkt seines Reiches, da wo die Karawanen resp. die vom Periplus erwähnten arabischen Schiffe zuerst sein Gebiet berührten, den Zoll von 25% er- hoben hat

Man könnte nun vielleicht einwenden, daß, wenn auch der Zoll ursprünglich ein arabischer sei, er doch in römischer Zeit von der rö- mischen Regierung in alter Höhe erhoben worden sei. Daß dem nicht so ist, glaube ich aus Plinius h. n. 12 § 63 ff. erweisen zu können. Plinius schildert hier den Transport des Weihrauchs vom Sahäerlande bis Gaza. Er gibt die Entfernung bis Gaza nostri litoris in ludaea oppido und die Zahl der Stationen, die die Kamelkarawanen bis dahin zu machen hatten (65), erwähnt dann die vielen Abgaben, die unterwegs zu zahlen waren für Wasser, Futter und Stationen variisquc portoriis, ut smnptus in singulas camdos ^DCLXXXVIII ad nostrum litus coUigat iterum- qtie imperii nostri publicanis penditur. Hier werden also die Unkosten für das Kamel bis zum MitteUändischen Meer, resp. bis Gaza berechnet, einschließlich der auf diesem Wege gezahlten mannigfachen portoria, „und wiederum wird dann an die Zöllner unseres Reiches gezahlt“. Durch iterum werden die Zahlungen an die römischen pubhcani in deut- lichen Gegensatz gestellt zu den vorhergehenden Zahlungen an die nicht-römischen, sondern arabischen Erheber. Hieraus scheint mir ganz klar zu folgen, daß die aus Arabien an der Westküste nach Norden ziehenden Karawanen erst am mitteUändischen Meer, bei Gaza, d. h. an der Südgrenze der Provinz Syrien, die Reichszollgrenze pa-s- sierten und auch erst hier mit römischen Zöllnern in Berührung kamen. Folglich kann die von einem Zeitgenossen des Plinius be-

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I. Aufsfttze

zeugte zsTaQTi] von Leuke Korne, das auf eben dieser Boute vom Sabäer- lande nach Qaza gelegen war, nicht zu den römischen Zöllen, sondern nur zu den arabischen (jenen varia potioria) gehört haben, und jener und huctovzaQxus können hiernach nur in nabatäischen Diensten gestanden haben.*)

Halle a./S. Ulrich Wilcken.

1) Wie mir NSldeke schreibt, sind nicht weit von Lenke Kome „die Denk- mUer von Teimä, die eben in der Zeit des Peripins errichtet worden und nach den Nsbatherkönigen datiert sind“. Ich verdanke ihm zu den quartae partes der QebbanitenkOnige noch folgende Bemerkongen, die hier mitzuteilen er mir gütigst gestattet: „Wir wissen aus verschiedenen gnten Zeugnissen in Versen und Prosa, daß bei den Arabern zu Mohammeds Zeit der Ffibrer eines Stammes den vierten Teil der Beute erhielt; der Prophet änderte das in den fflnften Teil ab, den er, resp. der Staat bekam (was dann bei den großen Eroberungen unter seinen Nachfolgern zu riesigen Erträgen fOr den Staat führte). Das ist ja nicht dasselbe, aber doch etwas Ähnliches.“ „Es scheint mir echt arabisch ge-

dacht zu sein, den Zoll als einen Benteanteil zu betrachten. Der Gott oder die Gütter bescheren dem Führer des Kanbzuges die schOne Gabe wie dem Herrn des von den Kanflenten zu passierenden Ortes.“

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Eornerhebang and -transport im griechisch-römischen

Ägypten.

Viele der dunklen Fragen des griechisch-ägjptischen Agrar- und Steuerweeens, die sich noch vor kurzem wohl stellen, aber nicht be- antworten ließen, sind jetzt durch die Tebtjnisurkunden der Entscheidung näher gebracht worden. Zu ihnen gehört die wichtige Frage Uber die Aufli^e und Erhebung der Komabgaben, der sogenannten tsirixä. Aus den vielen zusammenhängenden Problemen, die das ägyptische Kom- problem bilden, hebe ich in diesen Zeilen nur das eine Uber die Technik der Erhebung und des Transports heraus. Das von Wilcken (Ostraku) und Grenfell-Hunt-Smyly (in den verschiedenen Papjrruspublikationen) schon Gefundene setze ich meistens als bekannt voraus, obwohl es mir doch zuweilen notwendig war, auch das Bekannte kurz zu streifen.

I. Ptolemälsehe Zeit.

Die Tebtynisurkunden reden uns fast ausschließlich von Domänen, nicht vom Privatlande. Die ßaöilixri bildet in der ptolemäischen Zeit im Dorfe Kerkeosiris und der Nachbarschaft den Hauptteil des bewirtschafteten Bodens; daneben figuriert nur Tempel- und assigniertes Soldaten (resp. Beamten-) land, das durch Abgaben viel weniger belastet wird und nur zum Teile gutes Eomland ist. Die Dörfer, mit denen sich die Tebtynispapyri beschäftigen, sind von königlichen Pächtern {ßamXixol ytatQYoX) bevölkert, denen vielleicht nur Haus und Hof als Eigentum gehören.*) Trotzdem, glaube ich, bleiben die Tebtynisurkimden fUr die Fragen der Administration, die uns hier beschäftigen, charakteristisch. Es ist höchst wahrscheinlich erstens, daß die Domänenverwaltung Überall in Ägypten dieselbe bleibt, zweitens, daß in der Technik der Erhebung der Naturalabgaben von Ländereien anderer Qualität dieselben Haupt- zflge wie bei der Erhebung der Domänenabgaben sich nachweisen lassen. Folgende Zeilen werden manchen Beweis für diese Behauptung bringen.

Der Komerhebnng gingen, wie bekannt, weitläufige vorbereitende Arbeiten voraus, die als ihr letztes Ziel die Feststellung der Forderungs-

1) Darüber s. Tebt. Pap., p. 544f. und öfter in dem Appendix 1.

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202

I. Aufsätze

listen äxaitrjöifta hatten. Diese Torbereitenden Arbeiten lagen hauptsächlich auf den Dorfschreibem, den xo/toj'papfuersfff. Auf Grund des Katasters, der wohl geographisch angelegt war, stellten diese im Beginne jedes Saatjahres die Liste der besäten Grundstöcke fest, indem sie dabei auch die fOr die Regierung zu erwartenden Abgaben notierten. Diese Liste, die in verschiedenen Berichten verschieden bearbeitet wurde, finden wir nach einem Hauptprinzip angelegt: es gilt haupt- sächlich die Höhe der von jedem Grundbesitzer oder Pächter zu be- zahlenden Abgabe zu eruieren und in dieser Weise die Summe des jährlichen Staatseinkommens für das betreffende Dorf festzustellen.*)

Die Berichte selbst zerfallen aber in verschiedene Klassen, die alle ihre Bedeutung und Wichtigkeit haben:

1) tidviUTffiu %ttx yiaxu X£g(j[e)(uc rov ävay(fag>o(ifvov xiqI

rijv xiönTjv xttVTÖg iddipovg (Tebt. Pap. 84a Iff., vgl. 85 Iff., andere dieser Art sind aufgezählt von den Herausgebern in der Einleitung zu 84). Die nahe Verwandtschaft mit dem Kataster ist evident. Die An- gabe der Komrente bei einzelnen Parzellen bezeugt die Verwendung für Zwecke der Besteuerung. Ausdrücklich bezeichnet als vom Komo- grammateus verfertigt.

2) Listen (xarä (fvXXov) des bewirtschafteten Bodens, der keine Grundrente bezahlt: der yij Ugci, xXripovxtxij (Tebt. Pap. I, 62, 63; 65, 70)*) und des vxöXoyov.’) Auch diese sicher vom xafioygaiiiiaTevg zusammengestellt.

3) Kord ipvXXov ixl xttpaXaCov*) (Tebt. 66 70) Berichte des xatfioygttiifiatsvg über wirklich besäeten Boden und über die zu er- wartende Rente. Am Schlüsse wird angegeben, wieviel zu fordern ist (dxaixtl6&ai), wieviel mit Gewalt einzutreiben (arpaoofoffct). Der Zweck der Liste erhellt aus diesen letzteren Angaben (vgl. auch Nr. 71).

Endlich: 4) Die großen Listen des ganzen Bodens des Dorfes mit detailliertesten Angaben der verschiedenen Bodenarten und der Renten der yij ßaOiXtxij, das Saatkorn, die Komanleihen und verschiedene kleine Abgaben von allerlei Bodenarten mit eingerechnet. Ob diese großen

1) S. Wileken, Oatraka I, 480 ff. und die Tebt. Pap. 1, p. 638 f.

2) Darüber s. Tebt. Pap. I, Append. 1.

3) Tebt. Pap. 74—75: vxoXoyietihs imolöyov difSraiptVou roti äxi p. (trorj) *ol loC fb)f rot' ilff] {tTOvi) nafcmttit{raiv xol rrär wpooij)i)’fXp<^fi>^oiv ixl roü diot- xTjToC pträ tAv oxofov roö Ä (hovs) etc. (74, 2 ff.), vgl. App. I, p. 574 ff. 8. auch Tebt. Pap. 73; Parzellen, über die gestritten wird.

4) Crönert, Woch. klass. Phil., 1903, 467 (nach dem gütigen Hinweise Prof. Wilckens).

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M. Rostowzew: Kornerhebiug und -tiansport im griech.-rSmisch. Ägypten 203

Listen auch vom Dorfschreiber verfertigt wurden, bleibt vorläufig un- entschieden. *)

Diese Berichte gingen, wenigstens teilweise, nach Alexandrien zum Dioecetes. *)

Mit Hilfe der Selbstdeklarationen (s. Wilcken, Ostraka I, 456£F.) und der ixuinfflntu der vorhergehenden Jahre konnte man auf Grund des angeführten Materials, das natürlich nur specimina der ganzen ähn- lichen Urkundenmasse liefert*), die verschiedenen iatairrfimu für das laufende Jahr feststellen.

Bei dieser Feststellung wirkten das Bureau des Dioecetes mit dem des Eclogisten zusammen. Aus dem letzteren ging die otTut^ diuyQatpij (Tebt. P. I, 72, 443, vgl. 61b, 37) das General-djratrjjötjaov heraus; definitive Gültigkeit bekam aber diese dtaygaip^ erst nach der Zustimmung des Dioecetes (Tebt. P. I, 72, 443 ff.).

Mit dieser diuyQuqri} stehen wohl die verschiedenen oben erwähnten ixcurrl^tiia Ln Konnex. Zwar sind dieselben für die Ptolemäische Zeit weder in Originalen erhalten, noch direkt erwähnt, vieles aber erlaubt die Existenz solcher Dokumente mit Wahrscheinlichkeit vorauszusetzen. 'Axavttlv ist terminus technicus für gesetzmäßige Forderung der Ab- gaben (s. Tebt. Pap., Index XII)*), «xturijaiiioi heißen die Grundstücke, denen solche Forderungen gestellt werden (Tebt. Pap., Index XII), end- lich scheinen ixatTi}at./ia (wenigstens in Auszügen) vorhanden zu sein: ich meine die alphabetischen xut &v9qu der Zahlungen (Tebt. Pap. I, 93, 94 cf 162, 163), wo der erste Teü jedes Absatzes die Forderung ist, der zweite die Zahlungen registriert. Wie und wo die Bxatrt}6iiia definitiv ausgearbeitet wurden, wissen wir nicht; wir sehen sie, wenigstens in der römischen Zeit, zuletzt in den Händen des xcofioygafifiareug (s. Wilcken, Ostraka I, 511 f. u. 619 f). Zur Zeit der Ernte waren die äxai- xT^ifia fertig. Wie geschah nun auf Grund dieser Listen die Erhebung? Aus mehreren Tebtynisnrkunden gewinnen wir ein ziemlich anschau- liches Bild der ganzen Erhebungstechnik.

1) Sind es vielleicht die yijt, >. Tebt Psp. I, 618, 46;

OTt[Ä] täp xfixtfov

i) Tebt. Pap. 1, 187; «afccMeyxtiovg xa>iioyQ(ciiiftcniios) Ktfxto<ii(ptag). tauv

d[ ] yfvio9ai (letä Trjv xocrftt] ()pvU[ov] yia(fierpiav) to6 cciroi a (hovg) xa^‘

xtxonj/ufec ip^leiccpipci^ ixl to6 dtotxr,{zov) dva[(|poeä]i', vgl. 74, 4, 5 und 75, 17 18.

3) S. z. B. den Bericht des voiidpxrig über die xarfaxcQii^vrj yij aus dem 3. Jahrh., gemacht nach den Angaben der rfono]>pafi|i<rTrr$, Petrie P. II, 80 d.; WUcken, Ostraka I, 200 n. 460. Für die Beamten der Toparebien lieferten das Material natürlich die Beamten der

4) Vgl. Kev. L. 89, 14; 35, 8—4. Kol. 85 mOchte ich die Oberschrifl Z. 8 dn«lT]T)aic T{iU5[v lesen.

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I. Aafftätze

Das abgemahte Korn wird von den Päcbtem nicht nach Hanse, sondern anf öffentliche Tennen gebracht.’) Diese Tennen befinden sich vor dem Dorfe nnd bedecken ein ziemlich ansehnliches Areal.*) Über die richtige Zufuhr zu den Tennen wachen die yetnjfiaxoipvlaxt, (s. Anm. 1). Auf den Tennen wird das Kom gedroschen und wohl nur notdürftig gesichtet*) Nichts soll von der Tenne vor der Abrechnung (eixaaCti) mit dem Staate weggenommen werden: darüber wachen die schon erwähnten yevr](iaro(pvliaxts *)

Die Abrechnung geschieht also auf der Tenne, angesichts der Masse des gedroschenen Kornes. Es figurieren dabei: einerseits die Vertreter der ytcoQyol, die xgteßiheQot und vxi^gsxcu x&v yicogy&v und wohl die betreffenden Kontribuenten selbst, andererseits der Dorfschreiber, der Komarch und die mehrmals erwähnten tpvXaxes-^) Die Zwangs-

1) 8. Tebt.P 1,27,60: die sollen schwören: ipeonitetr oxag x«l

y4v]j[iai xorä 9egtlar iyioig, nafuxon[i]t;en> di M roig ixodtitiyiUrovs

»[dwotis] Diese roxot sind die alo-Tennen, s. Tebt. 61 b, 369 674; 72, 369—870:

bei einem Päcbterstreilc kommt der Strsteg, der zugleich ixl xpoaöinp ist, an Ort nnd Stelle: xal xapaytvoiiivov aitoi tlg xA/iriv xal ixel96nos dxl ytajfyia lige^flvai vor txöpov xaxoq>vrj ixra xal ra ytrijiucxa Mipma, x[ed]; di fiTj t&r dvvaiUvav xepiytvie9ai ixxttiCv xapaxaliaavxos iot>; ytapyoig xpo- tpfiparzot 9tgi6ui xal (72, 69: #s[etaaxr]as) ficrsvi/xat ixl xecg xt-

9fapije9ai ix zf^g ycytvtjiiivrjg tlxaclug luzä taUza ixtytypagfUxa vj yg (ti) iirat9ui sv\ixXj]p€o9ft9ai tlg zb ßaatXtxbv xal ixolilxovza ixb ivtxvgaeimv xgäiavza g6Ug gvnxXt]pa9i)xcu. Ich habe die ganze Stelle ausgeschrieben, weil ich auf dieselbe noch mehrmals zurückzukommen habe. VgL Tebt. 48, 16f. S. auch Petrie Pap. U, 2 (1), wo die Abgaben vom Privatlande auf der Tenne bezahlt werden und Petrie Pap. II, 68a, 22 f., wo Privattennen für Aufbewahrung der ytxtj/iazcc xopzixä als ^ijxai fungieren.

2) 8. Tebt. P. 1, 84, 8 : vxol6(yov) ixzbg uia{&maimg) äUtpm (1. älAxm>) (äpavpai) «. Für die Benutzung dieser Tennen wird eine besondere Naturalabgabe älotjrd« erhoben, s. Tebt. 48, 17 ; 106, 23 : xal ztliatc xaz’ Izog xavza ieofitva ixl vji äloi ävfjXmiutzu xal ioysvrixä nv(<n[v] detd^a; zpilg. Vgl. 90.

3) Ülier das erstere finde ich keine direkte Nachrirbt; es ist aber selbst- verst&ndlich; das zweite schließe ich ans der Bezahlung eines xocxixevztxbv in den Thesauren, s. Tebt. P. I, 92, 10 und Index X. Das Korn mußte also nochmals gereinigt werden.

4) Tebt. P. I, 27,61: xal /irjfflv zovzav xttzaxpotjat[«9at; 5, 188: iipi&ai di xal TOv; xard zijv ympav :pv(l.axi'Ta^) r&v xapaypag^Ofiivav xpbg zäg ßttgtXtxäg ixtgxo~ xtitxg xal xp'og a xazaxfittrzat yny(naza) ....

6) Tebt. P. I, 46: Eingabe an den Dorfschreiber eines ßatiXixbg yimpyog nnd ixTipizr,g yeugy&v, er sagt: dvro; gov evv zolg dlloie yiagyolg xgbg z^ xgax- T[oprta] rAv ivotpttlofiiva)[v] xgbg zr^v fitg&oigix zov adroO h(wg; 48: Ähnliche Eingabe eines Komarchen und mehrerer xgiaßvztgoi z&x ytagyäv Z. 16: Srzmp xgbg Z1J xagaibeii zär Ixipoglmp xal zoi ölotfcoö auf der Tenne wegen einer Ge- walttat; die Genannten evp zolg loixolg ytagyolg (Z. 24, 26) fliehen; 128: ähnliche

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H. Boatowzew: Eomerhebong und -truuport im griecli.-r6miBch. Ägypten 205

eintreibnng, die beeorgen hanpteäcblich die ipvXKxe?. Ibnen

gesellen sich zuweilen auch höhere Beamte zu.‘)

Auf der Tenne werden alle Abgaben bezahlt (auch die Rückstände und Anleihen*), nur der Rest ^xiyetnjfiu verbleibt den Pächtern.*) Nach geschehener Abrechnung wird das Staatskom nach dem Thesauros transportiert (Tebt. P. 1, 92, 7 f.). Der Transport liegt auf den Pächtern, geschieht aber sicher unter strenger Kontrolle der Beamten. Für die römische Zeit steht dieser Satz fest (s. unten), für die ptolemäische läßt er sich nur durch Analogie mit der Weinabgabe beweisen (Rev. Laws, Col. XXXI ff.). Einmal im Thesauros, geht das Kom in den Bereich der Tätigkeit der Thesaurosbeamten über. Wir sehen, die Ver- hältnisse sind fast vollständig dieselben, wie sie bei der Weinabgabe in der Zeit des Ptolemäns Philadelphus lagen. Den Hauptunterschied bildet das gänzliche Fehlen der Abgabenpächter, die in der Weinabgabe

Urkunde; 183: der Komarch, die yivrjuarotpvlcnut zusammen mit dem Dorfschieiber erheben zu viel von einem ytagyös, worüber er dem wiitoiutV'axrts (sonst nn- bekaimt) klagt. Über yevniurrotpvltixft s. Tebt. 27; vgl. S. 46 47 u. 61. Als Ver- treter der Interessen des ßaatXifhv erscheinen sie auch in Petrie Pap. H, 1, 16f.; ich lese : vO» tt ijtb [vö]» yin][iun]o<pvi{ixiov fif jUvos i eitos [. . xatiyetai ?

vgl. xatoyiiut Tebt. 27, 67) [iv v]rä iv Eiriiugla Hovxtcla evv tolg itti-

yirtj/ucei. Das Streitgetreide wird wegen des Staatsinterosscs zeitweilig konfisziert (vgl. Tebt. S. 462 ; der Rekonstruktion des Inhaltes der Petrieurknnde, die hier ge- geben wird, kann ich leider nicht ganz zustimmen). Tebt. 27 zeigt uns auch den ^xl tAp XQoeöStoPy den olxopbfiOSy den ßaetlixbs y^uftfuetsvs und den ipxiqwltxxltTjs verantwortlich (Z. 20 26 n. 64 70). Die Erhebung leitet der M t£>p Xfoebäap in dem oben ausgeschriebenen Passus der Tebt. 61b u. 72.

1) Tebt.P.I,5,191f. (vgl, die Herausgeber zu Z. 169 u. 188); 27, 60ff.; 61b, 869 ff.; 72, 369 ff. Die in den Tebtynisurkunden mehrmals erwähnten Praktoren haben mit der Zwangseintreibung der /xifbfux von den ßaedixol yecapyol, soweit ich ersehe, nichts zu tun. Nur die reliqua sammeln, wie es scheint, die loyevtai, s. Tebk 99 in der Einleitung; 100: Einleitung und Kol. II, 1; HI, 10. Ob der Acusilans des letzteren Dokumentes in Kol. IV als Praktor erscheint? Unmöglich w&re es nicht. Vgl. Rev. Laws VI, 1 3; VUl, 8 6. Mit den loyeotizä (Tebt. 106, 2.3) ist die Abgabe «pot({s®e) oder nfa(xrofixip) Tebt. 91 u. 98 zu vergleichen. Die Abgabe wurde wohl als EntschBdignng und zur Strafe ffir spBte Bezahlung erhoben.

2) S. Tebt. 27, 62 ff. : die yevqgrcTogwlaxev sollen nichts von der Tenne weg- tragen lassen: iäp /li) xdvT[«v] ip dfov fetl )taga#fvT®[v xcil] täp fqpslxopiwv Xfis Tois liietfoe&tP ifbpovs ix«Xr]fo>9ipxe>p; die anderen eben angeführten Be- amten sollen schwören, Z. 66: hihf roö fii]&ip dqi[((]iUiv tbp licl rrjv atgieip tAp /myiprilnjätap naguyipbiitpop (vgl. BGU 666 (ßuetlixol yimgyol) ngoettxitaeap tols »pAs rovrots igieip SMvtts, vgl. Wilcken, AfP. I. 187)p pjjdi *pA[s] dü« iyxXijfuita r\ abUtg ilpat xenbxtput, xgo[po]tle9ai Sh Tpa xtcpttg [öir®;] rdztsra SatoSßbei Ta elp tA ßaeiXtxbx yivApsv«, vgl. 616, 818 616; 72, 826ff. (Bezishlung der Anleihen); Petrie Pap. n, 2 (1); Tebk 106, 23 ff.

8) Vgl. Wilcken, Ostraka I, 104.

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206

I. Aufsätze

und den meisten Abgaben des Ptolemäischen Ägyptens eine so hervor- ragende Rolle spielten. Die ä«cu'trj6ig, die bei der Weinabgabe den Pächtern zustand, geht hier auf die Vorstände der ycagyol die nQeaßvT6Q0i über, unter ständiger Kontrolle xmd bei Mitwirkung derselben Beamten, die auch bei der Weinabgabe wirken: die Polizei, die Finanzbeamten, wie der olxovofiog und dvuyQa<pti’g, die verschiedenen Schreiber beobachten den Gang der Forderung und greifen ein, wenn es notwendig ist zur Gewalt, d. h. zur Praxis, Oberzugehen (s. meine Geschichte der Staatspacht, S. 15).*) Ich glaube kaum, daß dies Fehlen der Pacht das Resultat geschichtlicher Entwicklung ist, eher ist es vom Anfänge an so gewesen. Eine Pacht Uber die andere (die yempyol sind selbst Pächter (fuo&aTai), ihr Einkommen ist dasselbe ixiydvrjfut, wie es die ZoUpächter bekamen) zu stellen, hatte wenig Sinn, obwohl die römische Kaiserzeit mit ihren conductores und coloui doch zu diesen Verhältnissen gekommen ist.') Nun aber, könnte man sagen, waren nicht alle Pächter, es existierten auch Grundbesitzer, und ihren Grundzins in Pacht zu geben, wäre ganz natürlich (s. z. B. Tebt. 5, 1 1 1). An sich ist diese Möglichkeit nicht zu eliminieren. Man soll sich aber zuerst über die Tragweite derselben verständigen. Erstens ist es ganz ungewiß, wie weit der Privatbesitz in der Ptolemäischen Zeit sich entwickelt hat. Mir scheint es, daß die Verhältnisse im Arsinoitischen Gau kaum eine Ausnahme, eher die Regel bilden. Königliches Land und Land, welches Soldaten und Tempel in Nutznießung haben, sind die maßgebenden Besitzfonnen, welche die Ptolemäer von den ägyp- tischen Königen übernommen haben, für Privatbesitz bleibt dabei wenig übrig. ’)

Zweitens scheint es nach den neueren Funden nicht möglich, von einem festen Gnmdzinse, den der Privatboden zu zahlen hatte, zu reden (s. Tebt. 38 ff.). Die Naturalabgaben vom Landbesitze waren sehr verschiedener Art und nicht für alle Gnmdstücke dieselben.

1) Dieselbe Reihe der Beamten and Vorstände, die im Arsinoites wirken, wirken auch im Pathyritee, Grenfell-Hunt, Gr. Pap. 11,37; 'Efiutts t& /wiorctm xal dp];((pvX(nti[r]i;c xal qptdKxi'n]t x<tl ßaeiXinäi ygaiiiiarit x«i xtofio- yfaiifUtTfl xorl eiToXöym xot rpoT({i't»]i x«l ro[r«] irgtttßvrifois yemgyäp x«l jotg ^XXoie TU ßaatltxu irpayfiaTfvofifrotg. Nachricht von der Einsetzung eines neuen oixoro/iog.

*2) Mit einem römischen Conductor läßt sich vielleicht nur der aus Tebt. 183 hekunnte xojfiofiis&aiTT); vergleichen; die Nachricht steht aber zu vereinzelt da, um darauf Schlüsse zu bauen. Ein Generalpächter einer ganzen xmiiij wäre aller- dings nichts Überraschendes, s. meine Gesch. der StaaUpacht, 168.

3) Es kann nicht Zufall sein, daß wir weder aus der Ptolemäischen, noch aus der römischen Zeit irgendwelche bestimmte und reichhaltige Nachrichten über

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M. Roitowzew: Kornerhebung und -tramport im griech.-rSmiBch. Ägypten 207

Für einige von diesen Abgaben die Existenz der Pacht roraus- zusetzen, ist möglich und sogar wahrscheinlich. Darüber scheint ein Priyatbrief rom J. 111 (Tebt. 58) zn reden. Es handelt sich um eine Pacht; bezahlt wird für dieselbe in Artaben. Der Pächter hat Forde- rungen an die Dorfschreiber, die, wie wir sahen, eine so wichtige Rolle bei der Kora-ixturijdig spielten.

Regel aber bleibt bei dem ixipdfiov der Hauptabgabe unter den Naturalabgaben die direkte Eintreibung ohne Mitwirkung der Pächter. Noch klarer wird diese Tatsache, wenn wir die oben angeführten Sätze mit dem, was wir über dieselben Verhältnisse in SiziRen wissen, ver- gleichen.

Cic. Verr. 3, 96: exoritur pectdiare edictum repentinum ne quis fm- mentum de area toUeret antequam cum decumano padus esset, vgl. 3,20: ut neque in segetOms neque in areis neque in horreis neque in amovendo neque in asportando frumento grano uno posset arator sine maxima poena fraudare decumanum. Eliminieren wir die Pachter, und wir bekommen die Verhältnisse von Eerkeosiris. Von der Saat an werden die Eolonen von den Beamten beobachtet'); ist das Getreide reif, so muß es der Eolone auf die Tennen (areae) bringen’); vor der Abrechnung mit den Beamten (also vor der pactio, övyyqaqiri, mit dem lichter im Ölmono- pol *)) durfte der Eolone an keinem einzigen Eömchen rühren; die pactio selbst geschah auf der Tenne unter Mitwirkung der Beamten, welche, wie ich vermutet habe, allein das Recht der XQÖ^tg besassen (Verr. 3, 34, s. meine Geschichte der Staatspacht, S. 26); nach der pactio gelangte das Eom in die horrea, d. h. in unsere &7j6avQoi'.

Ob wir die Analogie weiter ziehen dürfen, indem wir vermuten, daß das System der Professionen auch bei der Eomverwaltung, wie

PrivaUand haben. Selbst in der römischen Zeit, wo wir vom Priratlande hören, sind die Besitzer meistens Römer. Dagegen besitzen wir wichtige und reich- haltige Nachrichten Ober Domänenland, die endlich einmal zosammengestellt werden mflfiten.

1) Vgl. U. L. 33, 9 ff.; 36, 8 ff.; 41,4; 43, 3 ff. Das ist dieselbe Arbeit, von der in den verschiedenen Dokomenten ans Kerkeosiris die Dorfschreiber berichten.

S) Dasselbe beim Ölmonopol Rev. L. 89, 8; iäv d[t] pi) ßoHtfCui i ytmfyös dliddjvia tiaSagö» ilg alpov xafufurfiita «xi> ri/[k'] ut«) ita9afäs (vgl.

das xoaxivivTixiy fflr das tietreide).

3) Die pactio beim Ölmonopol geschah auf Grund verschiedener amtlicher Angaben und Selbstprofessionen , s. R. L. 49 u. 48, 3 ff. Hier sollen die amtlichen Angaben Ober die Aussaat den Pächtern zwei Monate vor der Ernte eingebändigt werden sowohl wie die Selbstprofessionen der ytafyoi-, auf Grund dieser Doku- mente geschieht die pactio, und zwar schriftlich; diese Schriftstücke konnten sehr gut als dnaiTijaipa dienen, besonders da sie doppelt verfertigt wurden, cf col. 27.

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208

L Aufsätze

bei der Weinabgabe and dem Ölmonopol, in Geltung war, weiß ich nicht, wahrscheinlich ist es allerdings.

Nun aber gelangt das Korn in den Bereich der Tätigkeit der Sito- logen. Sie nehmen das zum Thesauros transportierte Kom in Em- pfangt), yermessen es mit streng kontrollierten ehernen Maßen*) und stellen zusammen mit den Kontrollbeamten den dvriyfaipstg die Quittungen aus.*)

Wem die Quittungen ausgestellt wurden, bleibt auch mit Zu- ziehung der neueren Dokumente ungewiß. Ausgeschlossen ist nur eines: sicher sind es nicht die Pächter, ln den Amh. Pap. 11, 59 und 60 sind es wohl Vertreter der Priester, die königliches Land gepachtet haben; dieselben bilden eine Gesellschaft. Eine Gesellschaft erscheint öfters auch in den Ostraka der Ptolemäischen Zeit^), und damit scheint die Gebühr xoivmvixä*) in Verbindung zu stehen.

Im Falle der ßu6iXixol yemgyol ist es am natürlichsten an die XQtößvxtQOt ysmtfyäv zu denken. Die früher angeführten Stellen, die die Tätigkeit der xgaOßvrfQOi bei der Eintreibung charakterisieren, der geringe Grad der Wahrscheinlichkeit, daß man das einmal erhobene Kom wieder den Kontribuenten eingehändigt habe, das Fehlen jeder Nachricht über Mitwirkung spezieller Beamten, etwa in der Art der späteren XQdxtoQse eitixäv (s. imten)‘), verleihen der ausgesprochenen Hypothese große Wahrscheinlichkeit. Bestätigt wird sie vielleicht noch durch Fayum Pap. 18(a), 1; hier verkehrt der y^afiiucravs yeaQy&v mit dem Sitologen direkt; er gibt ihm die Ordre, Saatkorn auszuzahlen.

1) Tebt. I. 5, 85ff.| 89, 12—14; 169; Amh. Pap II, 69 n. 60, vgl. Tebt 186

(es wird dem aiTold/uv bezahlt) und Wilcken, Ostraka I, 663 ff.

2) Tebt. 6, 86 ff.: Verordnung des KOnigs wegen der Betrügereien, die die Sitologen mit Hilfe falscher Maße trieben. Die Maße sollen jetzt durch die Komos- beamten aufs genaueste verfertigt werden; es wirken dabei die Kontribuenten mit.

3) Amh. Pap. U, 69: 6p[oloyf( 6 dslva] aiTolo(y(6v) wspl tiXox^togtt) igya[gttj-

p»o») iiffUTgfi{e9ai) . . . Zweite Hand Z. 10: i &vriyg(aiftii) e(yv}ni{n{xgr)iun)^

60: dieselbe Formel, am Knde (2. Hand): 6 ccvxtyg{atptvs) xagu ßa(<jiliKoO) yg(afifuc- rfois); Tebt. 169 (vgl. ad 89, 12): litSoxrii xar irigec [roü altov

ntoltfiaia xul JJa[. . . .] to!s airoXoyovex rb ws;! av(ri/v) ifya{ax^giov) inb rär yivriCluixav) r[ov a6(Tov) LJ o< aal ävriyga(p6iitvoi it 'A(iov xanagyov [aal] Maggtlovs yfvTjiiaroipvXaxa (sici); vgl. 89, 12ff. S. auch die Quittungen Wilcken, Ostraka U, Nr. 709, 726, 727, 728, 729, 731, 732, 786, 736, 740, 746, 747, 748. Es existieren also besonders dazu bestellte &vuygaipits , als solche können auch die Beamten fungieren, die auf den Tennen bei der ixaitriais wirkten.

4) Wilcken, Ostraka II, 702, 704, 761 und andere.

6) S. Tebt. 6, 69; 100, 10; 119, 12, vgl. ad 6, 69. Es scheint, daß dieselbe hauptsächlich von den xdrotxot erhoben wurde.

6) Es konnten nnr die loj'cvral in Betracht kommen, s. aber oben.

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H. Boatowzew: Kornerhebnng and -traniport im griech.-rSmiBch. Ägypten 209

Was wir von den XQteßiktQOi in den späteren Zeiten wissen, wider- spricht meiner Meinung keinesfalls (s. unten).')

Über die allmähliche Komzufuhr führen die Sitologen genaueste Bücher. Soweit wir sichere Nachrichten haben, sind es hauptsächlich: das Tagebuch der Ein^^ge nach den Zahlern, das in zehntägigen und monatlichen Berichten zusammenge&ßt wurde. Die Tagebücher (Tebt. 90. 91) scheinen nach den Abgaben geordnet gewesen zu sein.’) Über die zehntägigen und monatlichen Berichte l^en uns die nQodiaXoyOifiol 6iuxol der xcaiwygufiiiaxatg (s. Tebt. 89 und imten) Zeugnis ab.

Auf Qrund der Berichte der Sitologen scheinen auch die Listen der Ein^nge TOn Rückständen (Tebt 96. 97) gemacht zu sein.’)

Das von den Sitologen empfangene Kom wird gereinigt.’) Einiges wird für Terschiedene Zwecke von den Sitologen selbst rerbraucht (s. Tebt. 72, 325 ff.; 111; Amh. P. II, 61; Fayum P. 18(a), 1), als Saatkorn oder Anleihe an die ytoQyol vergeben, das meiste aber wird weiter transportiert.

Über diesen Transport haben wir zwar wenige, aber doch ziem- lich reichhaltige Nachrichten.

Zuerst Tebt. 92. Es wird die Lage des Dorfes Kerkeosiris in Be- treff der Beförderung und Bewachung des gesammelten Eomes bestimmt. Das Dorf liegt 160 Stadien von der Metropolis, 159 von dem nächsten Orte mit militärischer Besatzung, mitten im Lande, hat keine Wasser- straße und ist nicht bewacht. Deshalb muß das Eom auf Lasttieren weiter befördert werden und zwar nach der Metropole, IltoltiiMtg Eisgyhov, die am Flusse lag und als Exportplatz bekannt ist.’) Die Distanz wird angegeben wohl wegen der zu berechnenden Frachtkosten, der tpögttQa.

1) ,Vgl. Wilcken, AfP. I, li3. Neben den nfttßvttgot stehen schon in Ptole- mäischer Zeit die dcxarocez«* s. AfP. II, 81 (Gizeh Mnsenm). Ob hier wie hei den Latomoi (Petrie P., passim) diese d. hlofi Vorsteher von je 10 fiafyol sind (s. Grenfell-Hunt, 1. 1,, 82) ist mir zweifelhaft, vgL nnten.

2) Nach solchen täglichen Berichten werden wohl auch die Listen in der Art von Tebt 13, recto über Pachtrenten, znsammengestellt gewesen zu sein.

3) Ein ptjvitro; (fr xrqpcrlizi«)) roC loi»0}’^a<)povpfrov (vgl. unten Kap. II) eltov tlf Mtaofi) Kal roO XfoaeteiiieyiUpov [x]ul drijlupfrov iab räv yerijfufriur roO ai- toi [fvoej] bei Goodspeed, Cairo P. VII aus den Jahren 119—118 v. Chr. zeigt, wie hoch die Rückstände waren (20000 Art.), die im nächsten Jahre zu erheben waren. Das unbestimmte rtvds rdnov; könnte daraus erklärt werden, daß der Bereich der Tätigkeit der Sitologen nicht konstant war.

4) Es wird, wie oben angeführt wurde, für die Reinigung eine besondere

Gebühr genommen. Dazu kommt noch das fnipsr^ov, s. Tebt. 91,11; 92,11 12 (2 Artaben auf Hundert; es ist vielleicht dasselbe Eom, das in Tebt. 6, 91 als tle ri »aifcnnAiuntt ixiKixofiiiidva bezeichnet wird wahrscheinlich auch 2 auf 100). 5) S. Tebt. S. 411.

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210

L Auiaätze

Dies (pÖQitQov wird in natura und zwar am Orte der Absendung bezahlt. Es zeugen dafür hauptsächlich zwei Urkunden: Fayum P. 18, b und Petrie P., II, 39 g. Die erstere Urkunde ist eine Anweisung eines ygafiiiaTtvg ytaogyüv an den giTolöyos von Bacchias: es soll Kom (jihgrjgov xvgov ägrdßag T£tffl[a]pas Z. 10, vgl. 5 ff.) *) als ipögctgov bezahlt werden. Wir haben also eine organisierte Gilde der Lasttier- besitzer mit ihrem Sekretär, die die Beförderung des Kornes gegen Bezahlung übernimmt Petrie P. II, 39g besagt: idv rtveg räv xoiovrav xvgbv (urgügiv xugccJla/ißdvovrag xal dvdvxoloyrjgaiuvovg rb yivö- fuvov (pögirgov ?a>g rov fuydlLov xorafiov^) xb koixbv xaga/uxgijOai flfilv ixl xov 5gfiov das Kom soll also am Hafen mit Abziehung der Fracht abgeliefert werden.’) Die Fracht wird aber auch in Geld bezahlt (s. Petrie P. 30a, Z. 12 13 und 19 20).*)

Die xx7jvoxgög>oi der Fayum Pap. sind wohl mit den &vtjXdxcu des Petrie P. II 25 identisch. In Petri P. H, 25 i bürgen elf dvijAtrrai eines Dorfes IIolLtiimvog (itgidog dem Okonomus und anderen nicht näher

bezeichneten Beamten Z. 14: iip ä laßöv[x{g ] xt/irjv vxo-

^vyttov xd ixdoxo [ ] adxxov L.gy, &Oxb eii ai FTS [. . . .

Der Rest ist leider nicht erhalten; es war wohl angegeben, was für eine Arbeit die 6vt}ldxai zu verrichten sich verpflichteten. Die Nennung der gdxxoi in der Gleichung 1 gdxxog 1 bvog ist die in der römi- schen Zeit bei den Komtransporten übliche Gleichung (s. unten). Es kann sich also auch hier um Komtransporte handeln. Ob auch die anderen Teile des Pap. II 25 sich mit einer Transportkarawane unter Leitung des Ökonomus beschäftigen, wage ich nicht zu entscheiden. Wahrscheinlich machen diese Deutung die Quittungen Petrie P. 11 25c (F. 80), d und e (G. 21).’)

Wie dem auch sei, klar ist, daß die ötnjldxai wie die xxi}voxg6q>oi organisierte Transportgesellschaften waren, die sich natürlich auf Ge- treidetransport nicht beschränkten, deren Hauptaufgabe aber diese Kombeförderung war. Details darüber geben uns erst die Dokumente der römischen Epoche.

1) Z. 6 möchte ich t(o0) [<iyoea]irTo& 2iv(naxoC xvpov lesen, Vffl. unten. Vgl. auch Fay. P. 146 u. 115(?).

2) Ob es der Bahr-Yusuf oder der Nil ist (s. ad 92,2) ist schwer zu ent- scheiden. Ich dächte eher an den Hahr-Vusuf, an welchem die Metropole lag. [Ist nicht der Miyat norafiöf genannte westliche Nilami gemeint, Aber den A. Schiff in Festschr, f. 0. Hirschfeld 379 gehandelt? 1). Red.]

3) Nach Prof. Wilckens Lesung. Die luxfovtrrts sind vielleicht Sitologen, die Fracht wird im Thesauros berechnet und abgezogen.

4) Das Kom ist aitot iyofaaxöi, vgl. unten.

5) Vgl. aber Grenf. P. II, 14, bes. 6, 6 6.

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B. BoBtowzew: Komerhebung und -trsnaport im griech.-rOmigcb. Ägypten 211

Einmal im Hafen angelangt, wurde das Kom anf Schiffe geladen und nach Alexandrien transportiert. Über die Organisation dieses Transports geben uns mehrere Papyri wichtige Aufschlüsse. Über den Komtransport wachen der Dioecetes, der Epimeletes und der Ökonomos (^Petrie P. II, 20, I Iflf.; II 2ff.; IV 2ff.). Besorgt wird er aber durch Unternehmer, deren einer uns namhaft gemacht wird, es ist Antikles: 6 X(fbg rov iv 'Agdivoltri ß(aailUxov) diTov ixb rSiv Si’

a-btov nXoi'mv (Petrie P. U, 20, I 2f. und IV 2f.). Sein Verhältnis zu den Beamten scheint in Petrie P. U 20, IV bestimmt zu werden: ein Xifißog des Antikles wird vom Oikonomos als Lastschiff {Ayyafftveiv ilg tfoqzriyiav &yta9ai Suidas) und zwar zwangsweise') für den Trans- port des Kornes für Elefanten nach Memphis in Aussicht genommen. Der Agent des Antikles erwidert, daß dafür besondere Schiffe in Fracht genommen sind, zu denen der Xijifiog des Antikles nicht gehört.*) Es wird also der Transport an Unternehmer verpachtet; dieselben besorgen es durch eigene Schiffe; im Falle der Not werden aber von denselben Unternehmern Schiffe dazu requiriert.

Dies wird durch die Dokumentenserie Grenfell Pap. II, 23 vom J. 108 V. Chr. bestätigt. Es wird einem gewissen Pamphilos vom Dioeketen aufgetragen, die Kombefördemng zu beschleunigen {näfupiXog 6 xgo- Kfltigidftivog ixl xbv ixidxovduafibp rov xvgov, Z. 18). Dieser erledigt mit zwei Schiffen schleunigst das Geschäft. Die Bemannung der Schiffe bekommt monatlich 8 TaL Geld und 25 Art. Weizen (vgl. die Doku- mente Petrie P. H, 25). Dies extraordinäre Verfahren wird wohl dem gewöhnlichen soweit entsprochen haben, daß an Stelle eines besonderen Agenten ein Unternehmer für größeren Transport auftrat.

Solche Unternehmer heißen vtttixXijgoi (Petrie P. II 48 vom Jahre 186 V. Chr.): möglich ist es, daß sie nicht bloß Transportunternehmer, sondern auch Händler sind; sie laden teilweise den ipogixbg alrog, teil- weise den iyogadtbg (— Svioj zum Verkauf bestimmten); die beiden Arten liefern die Sitologen.')

1) S. Seeck, PW., RE. I, 2185, s. v. an^arium; noch ein Zeugnis Ober die Einwirkung des Ptolemaiscben Liturgiesyateme auf die Verbaltniaae dea rOmiachen Reiches.

2) Z. 12; ixttdrj i^yolaßias ytyevrjfUvrjg xegl eirov xorrayoi/ije roC dnoffrtl- lo/Ufov ilg Md/Kfir.

3) Petrie P. n 48; vgl. 20, II, 8 9 und 80 a, 12 18, 19 20, oftos

bedeutet wohl das in natura gelieferte Kom, das ala solches nach Alexandrien geht. N&herea darüber bieten wieder die Dokumente ans tCmiacher Zeit. Etwas anderes ist glrog evrtiyogaeiUrog Urenfell-Hunt, Arch. II, 80; diesen vergleichen Q. H. richtig mit der später zu erwähnenden airvayofaauxii xft9i] für Soldaten- bedarf.

ArdUv t. Papjrrtitforachiing 111. S. 15

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212

I. Aufsätse

Das Ziel dieser Karawanen ist hauptsächlich Alexandrien (s. Petrie P. n, 48, 23; Tebt. P. 92, 10).

Kehren wir aber nach Kerkeosiris zurück. Wir haben schon ge- sehen, daß für die Komeintreibung die ganze Finanzadministration rer- antwortlich ist. Die Hauptlast der Verrechnung fällt wieder auf den Dorfschreiber, der, wie gesagt, auch bei der Eintreibung und der Auf- stellung der ixairi^ifta die Hauptrolle spielte. Auf Gh'und der Berichte der Sitologen und eines XQoäialoyiöiibg des yQamucrsvg yta^äv, der wohl als Vertreter der xpcaßikegoi fungiert (Tebt. P. I, 236), verfertigt er den xgoöialoyiafibg aiuxbg, der folgendermaßen angelegt ist (s. Tebt. P. I, 89, vgl. 160 und 174).

Nach dem Titel*), wo angegeben wird, daß die Verechnung für das ganze Jahr gilt (bis zum 30. Mesore) kommt die Angabe der Größe des besäeten Areals, dann die Budgetsumme verteilt nach Zahlungs- mitteln, darauf folgt; dg &g fisfurpfjO^ai dif tevr^ ’Afifiavta xal 'Hga- x/itiS^ Totg etrokoyovOi xtgl avtfjv of xal ävTiygaq>d(uvoi (Z. 12flF.). Es folgen verschiedene Rubriken der Eingänge. Die Hanptrubrik ist lite&bg also Pachtrente. Die Rubriken sind nach Monaten von an, innerhalb derselben nach zehntägigen Perioden angelegt. Ähnlich ist Tebt. P. 1, 238: xgoöialoyiafibg xp;^d|£0|,‘)(‘?) vielleicht ein spezieller Bericht über eingetriebene (nicht äxairrj^dvra) Komeingänge.

Daneben werden von den Dorfschreibem noch Listen xar &vdga alphabetisch angelegt, wohl auf Grund und als Material für die daiai- TTjOifta geführt (s. Tebt. P. I, 93—97).

Auf Grund dieser xgodiaXoyuSitol geschieht wohl die definitive Abrechnung (diaXoyigfxbg). Dieselbe geschieht im Xoyier^giov, also in der Metropole, der Dorfschreiber bringt eine Reihe von Schriftstücken mit (s. Schilderung des Vorganges Petrie P. H, 10, 2)*).

II. Kaiserzeit.

Es ist wenig wahrscheinlich, daß in der Kaiserzeit in Bezug auf die Komabgaben etwas prinzipiell geändert wurde. Die Grundlage der Steuerberechnung blieb natürlich der Kataster. Auszüge daraus, die uns erhalten sind P. Lond. H, 267, S. 129AF.; Wilcken, Arch. I, 151f.

zeigen große Ähnlichkeit mit den Ptolemäischen Auszügen Tebt. P.

I, 84; 85 und dienten wohl denselben Zwecken.*)

1) Tebt. 89, Iff. f[rov]; nagä Mtyxilo^S xaiioyfaniundias Xfoiialoytaitie Xxl »tipaXaiov toO ainoi (Ixovt) intontiiiintv xAr iyitmxjidrmr (ng iltaogi] 1.

2) Vgl. Wilcken, Ostraka I, 495.

S) Vgl. Tebt. 358.

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M. Rostowzew: Eornerhebang and -transport im griech.-rOmisch. Ägypten 213

Neu sind yielleicht die besonderen Beamten, die über die xaragxoQoc wachen, die »uTaöxoQcl^, welche yielleicht zugleich auch xfottMrtxifukrjTal waren, und der ixixrjQrjtfn (resp. ^xi^£il7jTr)s) xuTaexoQ&g. ‘) Die ersteren wachen über die Arbeiten nach der Überschwemmung, die zweiten, be- gleitet yon Geometern und der Nomosadministration, stellen auf Grund des Augenscheines (ßxloxsiing) die zu besäenden Grundstücke fest. In die Kompetenz der Dorfschreiber betreffs der Feststellung der wirklich besäeten Felder greifen sie wohl nicht ein.

Der Gang der cacaixrjöis, ebenso wie die vorbereitende Tätigkeit der Behörden treten weniger klar als in der Ptolemäischen Zeit hervor. Es ist aber kein Grund zu denken, dafi sie wesentlich anders gestaltet waren. Dagegen sind wir über die äxcuxijöifia der einzelnen Dörfer ziemlich gut unterrichtet. Das beste Beispiel ist BGU 659 (J. 298 229 n. Chr.). Das Dokument wird von den xafioygajifiaxtlg für die dtjfioöCa yij und den etlyutXbg von 2k>xvoxaiov Nijaog aufgestellt. Es zählt die Kontribuenten in alphabetischer Reihenfolge auf, indem bei jedem Namen die Zahl der Aruren und Artaben angegeben wird (vgl. Tebt. 93—97).’) Eine Kopie dieses dxaixijeiiiov scheint öffentlich ausgestellt zu werden (s. BGU 659, Anfang), das Original verbleibt in der drifioeCu ßißiio&rjxj] (BGU 175). Eine andere Art bilden die «xaixT^Oiita für einzelne Dörfer, wo nur Gesamtsummen mit Angabe der verschiedenen Dörfer notiert werden (s. BGU 84 und Fay. F. 208, vgl. Grenfell-Hnnt, Fay. P. p. 157). Die letzteren Listen finden wohl ihre Erklärung in der Tatsache, daß die steuerpflichtige Einheit das Territorium der xdftt] bildet; dies Territorium wird aber auch von Kolonen, welche in anderen Dörfern seßhaft sind, bewirtschaftet (s. besonders Fay. P. 86 und 85a, vgl. Gen. P. 81: äiä x&v <Lro([x0v] dtd xG>v &xb xmpijs). Das dxatxtjffifiov gUt also auch für Bewohner anderer Körnen. Ob die Ab- rechnung über die ysv^fucxa, wie in der Ptolemäischen Zeit, auf den Tennen zustande kam, ist nicht bezeugt, aber höchst wahrscheinlich. Dafür sprechen mehrere Tatsachen. Zuerst, daß wir neben den Sito-

1) S. BGU 12(181 182 p. Cb.); WUcken, Ostrakal, 176 u. 641; Archiv III, 123;

Z. 10. 11 konnte man vielleicht lesen; intd zi>v ixänov tonov «ava(t[xop^J<[ai^i' tA» xttl xnpaTCXtpslTfrAv, vgl. Z. 19; vgl. auch den ltjpvaa[tij]£ xai xaraaifogtis,

Wilcken, Ostraka 608, 2 [und nnten S. 236] und BGU 91 (170 171 p. Ch.).

2) Derselben Art ist auch CPR 33 (115 n. Ch.): dxaidijaipov xor’ Sv3fa atvixA» iiä irittoalav ysafx&v ix xiiiris Soxvoxalov Nt'iaov. Über dxoKTiJffipa s.

Wilcken, Ostraka I, 619. Vgl. noch Lond. P. II, 322 p. 169 (vom J. 214—216 n. Ch.), xaftt AigTiUov novuftmt xa>po/;(ap(UrT^a>;) Hoxvoxalov Ntjaav xat' ävSfu, xfis iMtlniai» <pofixfov ixordxTov t&v iitruri9tiiivov ip9uSi ini xiftrit Buxxtdioi

xijs iitfUog voS {vietätTog xy (Irovg).

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214

I. Aufsätze

logen besondere tftrtxöv*) und &xcur^tal anix&v g>6Q(ov

treffen.*) Die jtQdxxoQts airix&v bekommen vom Dorfscbreiber das axai- tijaiiiov, fungieren also nicht nur beim Eintreiben der Rückstände (BQU 457).*) Sie sitzen aber nicht im OrjaavQÖs, wo sie g^zlich über- flüssig wären, da dort die Sitologen und ihr Personal arbeiteten.*) Man wird sie also getrost außerhalb des d’tjaavpög arbeiten lassen und sie für Agenten, welche die dxairijaig auf den Tennen leiteten, erklären. Mit ihnen zusammen arbeiteten wohl daselbst die »QedßvxiQoi. Für die Komabgabe ist diese enge Verwandtschaft zwischen Praktoren und jtQtaßvTtQoi nicht bezeugt, wir sehen sie aber sonst in mehreren Fällen (s. B6U 181a [102 n. Chr.]; Lond. P. II, 255 aus dem J. 136 n. Chr.; Wilcken, Ostraka I, 613ff.) mit den Praktoren Zusammenwirken.*) Bei der Komverwaltung sind die xQiaßvrei/ot. als Vertreter der ytcagyol in BGÜ 85 tätig. Besonders lehrreich sind aber die Urkunden, die über die amiuyogaOTtxij xgifHj handeln (s. BGU 381; Grenf. P. I, 48, besonders aber BGU 807, vgl. meine Staatspacht [russische Ausgabe] S. 220f. und Wilcken, Arch. I, 177).®) Hier fungieren die xgiaßthcgoi als die, welche die von der xd>(irj zu stellende Gerste den Soldaten zu liefern haben. Die Stellung der Soldaten dei dieser Eintreibung ist der der XQÖxtogeg etrixcav sonst vollständig analog (vgl. Tebt. 48, Z. 12ff., wo es sich auch um Extraliefeningen handelt).’) So werden wir wohl Recht haben, wenn wir die xgcaßvTigoi xäiitjg, wie in der früheren Zeit die xgta- ßvTsgot yeagyäv, als Vertreter der Kontribuenten wirken lassen; sie

1) Besonders charakteristisch ist BQU 467; Wilcken, Ostraka I, 620 und AfP. 1, 143.

2) Oiy. P. III, 514.

8) Vgl. Oxy. P. in, 630 Z. 3; di rii[v *]w[p]c3>' äv fff dxprrjxov ol

xgtin[To]fes-

4) Der nifdxrag stand aber unter dem Sitologos, wie BGU 426 zeigt und wird unter denen, die das Personal eines 9riaavfbg bildeten, aufgefOhrt. Die« erklärt sich aus den stetigen Geschäftsbeziehungen, die die beiden Beamten eng verbanden.

6) Vgl. Fay. P. 39 (188 p. Ch.): die Dorfältesten nennen hier einem Pächter den Kontribuenten, von welchem ti xfoxeinevov ixbraxtov zu fordern war.

6} Vgl. auch über dieselbe Lieferung Amh. P. II, 107—108 und 178—177.

7) Vgl. auch Amh. P. 79 (186 n. Chr.) aus Hermupolis. Hier wirken die den Dorfältesten analogen Stadtarchonton mit den Sitologen und iyittrftital zu- sammen. Zusammen mit den Archonten wirken die xffsfivrtfoi in BGU 842 (187 n. Chr.), vgl. Amh. P. II, 109 (J. 185 186 n. Chr.). Sie bekennen von den- selben das Geld für das der xng)] „aufgelegte“ (ixißljjd-kr, daher intßoUi) Komquantum bekommen zu haben. Das Geld verteilen sie wohl nachher den einzelnen ysa^yoi. Das Zusammenwirken der Dorfvorsteher mit der Administration bei Erhebung der Komabgaben illustriert für das IV. Jabrb. Goodspeed, Cairo P. XU, cf, BGU 21.

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M. Bostowzew: Eomerhebung und -traneport im griech.-rSmisch. Ägypten 215

stehen zwischen den Praktoren nnd den Kontribuenten, um beiden Kate- gorien ihre Arbeit zu erleichtern und die Zahl der Verantwortlichen zu mehren.') Sie bilden die BrOcke zu den späteren Dekaproten.

Fflr die Bezahlung der Abgabe außerhalb des Thesauros zeugt auch das öfters erwähnte (pÖQszQov, welches in den Pachtkontrakteii entweder die Pächter oder die Pachtgeber sich zu zahlen verpflichteten. ’) Dasselbe tpÖQexffov erscheint auch öfters in den Berichten der Sito- logen. *)

Aus den angeführten Stellen wird vollständig klar, daß dies <p6- QiTQov für den Transport der Abgaben nach dem Dorfthesauros (s. Lond. P. 314, Z. 19) bezahlt wird; repartiert wird es nach der Größe der bewirtschafteten Parzelle und jährlich (Amh. P. 11,90.91); der Trans- port wird in der Regel durch die övrjkärai (s. unten) besorgt (Lond. P. II, 314); bezahlt wird das ipÖQerQov entweder in natura (Aum. 2) oder in Geld (Anm. 1). So bekommen wir auch hier dieselbe Technik wie in der Ptolemäischen Zeit. Das Korn wird auf die Tennen ge- bracht, wo die Raairijdig durch die xpaxtopsg oder ixaiTrira^ geschieht; es wirken dabei auch die Dorfältesten. Das von den Praktoren erhobene Kom wird auf Lasttieren (gewöhnlich Eseln) in den Thesauros transportiert; in diesem wird es von den Sitologen in Empfang genommen, worüber den Praktoren unter dem Namen der Kontribuenten quittiert wird.*)

Die Buchführung der Sitologen ist uns besser als für die Ptole-

1) Wie in der Ptolem&iachen Zeit fungieren neben ihnen die itxadäfxR^- Besonders lebrreicb ist BGÜ 23 unbestimmbarer Zeit. Drei, wobl nfcaßvrtgoi xAfim, beklagen sieb über einen Dekadarcben: er läßt andere zwr Dekadarcbie nicht zu, beschützt seine vier Brüder und andere nnd laßt die Dörfer fflr sie bezahlen (sal intoxtliuva ttlrt &nb xäv xoiftdr), bewirtschaftet Land in anderen Dörfern und bezahlt dafür nichts. Es scheint also, daß der i. über den ngteßingot steht nnd in mehreren Komen wirkt, ln BOÜ 81 (J. 188 189 n. Chr.) steht der Dckadarch in näheren Verhältnissen zum aitonugaXihiittjis und den ‘^sau(ioi. Sorgt er für die tö^jjWa? Ob auch die zehn fzo»>]rfc dexuviiav nvgoi (BüU 831 J. 125 n. Chr.) in dieselbe Reihe zu stellen sind? Sie scheinen auch zu mehreren Thesauren Be- ziehungen zu haben.

2) ^Tjftdtfux tp6gttga heißen sie öfters, z. B. BGÜ 227 (160 161 p. Chr,); rot xot’ {&govg&v) xat (rog <p6gcrga Amh. P. 11,90. 91 (569 n. Chr.); ngög f(ti ä«os roö övTjiUrrixoö ipoghgov 'Itg&g heißt es Lond. P. II, 314 p. 190 Z. 19 (149 n. Chr). Vgl. Oxy. P. I, 101 (142 p. Chr.); BGU 571; die Taxe von 3 Obolen auf die Amre, BGÜ 569 571, wird auch vielleicht <p6(gtTgor) nicht <fo{gog) aufzulösen sein, vgl. BGD 166: 2cilx(xa (pdttrf«.

8) Amh. P. n, 69; Fay. P. 86 und öfters. Vgl. das dwairtjffigoi' Lond. P. II, 322, p. 159 (214—315 n. Chr.).

4) Wileken, Ostraka I, llOf.; AfP. I, 143.

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216

1. Aufsätze

maische Zeit bekannt. Unschätzbar ist dafHr das Dokument Amh. P. II, 69 (aus dem J. 154 n. Chr.). Es übermitteln hier die Sitologen A(pQodi6itp xcil ToCg aiip aizä 3tQoxetQto9it<!t siQog xapäArj(itfi(iv) x[((l xa]Taxo(icirjv ßißkiag (1. v) X£(i[x]o(i{tv<ov) tlg ’AXtl^ävd(f£t.ttv rc3 tov vofiov iyX[o]yißT-^ xal ISiei X6ym (Z. 2 4) folgende Dokumente:

1) (i£TQijii(a) xitr kvSqu fodoj'^g dwö IIuvvi img Meffopij (Z. 8, 9).

2) iirjvialoi iv xitpaXaUp äxb Ilavvi lag Mi[eo]Qi^ (Z. 10, 11).

3) dxoXoytOfiig .... iia^öpov g>ope(tpov) dxb IIccvvi tag Meaopil (Z. 11, 12).

4) Svdpa xtttayayi^g rp ’Exiltp xul Mi6opij (Z. 13).

5) Xöyog ipopitpov (Z. 15).

6) dxoXoycafi(bg) IdCip Idyp (Z. 15).

Weniger reichhaltig ist eine ähnliche Aufzählimg der Dokumente, welche die Sitologen den ßißXiozpvXaxig ör/noaiav Xöymv eingereicht haben') (Oxy. P. III, 515, J. 134 p. Chr.). Es sind:

1) xat Svdpa 6vvxXr](ptb<!eag) yivij(i{aTog) it {itovg) (d. h. für das Torige Jahr) Z. 4, 5.

2) [tö] fitivtatov txl xtg>aXaü)(v), Z. 6.

3) furaX6yio(v) xuz Svdpa lödoxzjg, Z. 8.

Wir erfahren aus diesen beiden Dokumenten zuerst, daß die Be- richte der Sitologen teilweise durch besondere Beamte nach Alexandrien in das Rechnungsamt abgeschickt wurden. Das Rechnungsamt zerfiel in Abteilungen, deren jede sich mit einem Nomos abgab. Daneben berücksichtigten die Sitologen auch den Idiog Xöyog.

Die Berichte selbst sind:

1) die Jahresrechnung für das verflossene Jahr nach den Kontri- buenten angelegt (Oxy. P. 515, 1); »

2) Monatsabrechnungen (Amh. P. 69, 2 und Oxy. P. 515, 2)-,

3) xaz’ Svdpa (adoxijg also Registrierung der Eingänge, wohl Tag für Tag mit monatlicher Summierung (Amh. P. 69, 1 und Oxy. P. 515, 3)*);

4) Abrechnungen Ober zwei Arten der <p6pizpa. Das erstere (nach der Stellung im Dokumente zu urteilen) ist das uns bekannte tpöpizpov zum Thesauros, das zweite die Fracht vom Dorfthesauros weiter (nach dem Xöyog xazayayzjg genannt)*) (Amh. P. II, 69, 3 und 5);

5) die Aufzählung des weiter geförderten Kornes in der Richtimg nach Alexandrien (Amh. P. II, 69, 4);

1) Karaxoficiibi ßißUav ist technisch, s. Oxy. P. IH, Sll, vgl. Grenf P. H, 41 und Wileken, Ostraka I, 587. 2) Vgl. Oxy. P. II, 391.

3) Vgl. Grenf. P. II, 44; üg dt tfOtfZQOv &v ylvAv ixl xmgr)(v)

und weiter unten.

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M. Bostowzew: Eornerhebunf; nnd -tiansport im griech.-römisch. Ägypten 217

6) die Abrechnung mit dem fdtog X6yos (Amh. P. II, 69, 6).

Wir wissen, daß in den Körnen für den (Sios iL&yos keine ge- sonderte Kassen und Thesauren existierten.

Einige dieser und ähnlicher Berichte lassen sich in der vorhandenen Urkundenmasse mit gewisser Wahrscheinlichkeit nachweisen. So halte ich Fay. P. 86 für etwas den firjviaroi iv xitpalaCqj Ähnliches. Fay. P. 300. 329. 332 erinnern mich an die *at^ ärdga eiödoxijg. Gut bezeugt sind die monatlichen Berichte an den Strategen nrjviula iv xfipa- Ixtla 8. BQÜ 64, 835. ‘) Ein nr/vuctov xwc &v6gce ist vielleicht B6Ü 585. Allen diesen Berichten liegen die Einzeichnungen xa9’ (Lond. P. 194 p. 124f. und Fay. P. 338), die in zehntägigen Perioden zusammengefaßt werden (z. B. Fay. P. 86a) zugrunde. Endlich wird der Bericht über die xttTayayfj durch BGU 802 vortrefflich illustriert. Damit aber scheiden wir von der xtofii] und gelangen zum Export.

Bevor wir nun das Dorf verlassen, möchte ich auf die große Ähnlichkeit, die zwischen der Ptolemäischen und römischen Zeit vor- handen ist, hinweiseu. Die Ghundgedanken bleiben dieselben, es treten nur kleine Änderungen ein. Wie früher wird der Bauer von der Saat an beobachtet; nach der Ernte werden zuerst die Forderungen der Regierung berücksichtigt, nur was bleibt, ist Eigentum des Bauers, die Eintreibung geschieht durch Beamte, die vom Praktor an bis zum Strategen für dieselbe verantwortlich sind*). Wie mit den Rückständen verfahren worden ist, das zeigen uns die Urkunden aus Mendes, BGU 902 904 und 976(905) 980 (vgl. Wilcken, Arch. II, S. 386 und „Bei- träge zur alten Geschichte“ zu Ehren 0. Hirschfelds, 123 ff.). Leider sind die Dokumente verkohlt und nur zum Teile gelesen. Es handelt sich in der ganzen Serie um einen furchtbaren Rückgang der Bevölke- rung. Dadurch werden größere Stücke Land imbebaut (n. 904), und dadurch wieder entstehen Rückstände in den Thesauren (976—980). Die Rückstände zerfallen in solche, die den X6yog äioixrjtfeag, und solche, die den Jl^yog ovffiaxbg betreffen. Festgestellt werden sie durch eine

1) Vgl. BGU 629 (216 217 n. Chr.) und 634 (216 n. Chr ): iirjpta[a dersolbcn Art, die über Eing&nge der annona berichten.

2) Höchst charakteristisch dafür sind die Urkunden BGU 747, bes. 1, Z. 14 ff.; TÄv yäf xfay/ucrav rb )Uyt[t^r6v iariv xal yvtjfffiltbrfpov [w]oUr)s rt «eot[JJe/oe itofiivov [al i]7caiTij<!us tdw öqptlopt'lvjöv trä xvptaxä l[d]j>n>, vgl. II, 20 ff. Hier ist natürlich nicht nur die ixatTjjaie von den Kontribuenten gemeint, s. I, Z. 17, IS; «eoa<p[s]e(i|Mvo; rg ixttfoiei. Gemeint sind hanptsüchlich die Rückstände , vgl. Oiy. P. n, 291 (26 26 p. Chr.) Brief eines Strategen an einen Dioecetes; die Rück- st&nde (7 Ix'Osai;) soUen sobald wie möglich aufgeachrioben werden; dann soll die ixaltrjeig nicht verzögert werden, vgl. Fay. P. 820.

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218

I. AufsäUe

t’j’fitTpTjtftj-V’ermessung de8 Komea in den Thesauren, wohl unter stetem Vergleiche mit den Summen, die vorhanden sein sollten. Das Fehlende soll, wie es scheint, von den Sitologen^), den Basilikogrammaten und den Strategen bezahlt wenlen (vgl. BGU 145 vom J. 212/213 n. Chr.). Leider bleibt das meiste noch dunkel Interessant ist es, daß unter den Verantwortlichen die Dorfechreiber gar nicht erscheinen. So ging die Komeintreibung in den Dörfern vor sich.

Das eingetriebene Kom wurde in dem Thesauros nicht aufbewahrt, sondeni weiter spediert. Über die Technik und den Zweck dieser Spe- ditionen berichten uns mehrere und reichhaltige Urkunden. Zuerst die unschätzbare Urkunde B6U 802 (vom J. 42 n. Chr.). Es ist ein Tage- buch folgendermaßen angelegt:

1) Datum;

2) Eingänge (xtcrrjxttti) von verschiedenen Sitologen verschiedener xäfiai mit Angaben der Zahl der Esel und Artaben und Nennung der Zahler, die das Kom in den Dorfthesauren geliefert haben: xafirjtixStv (also der in xä(ir] wohnhaften Eigentümer), xccrvxmv, drjiiodüov (d. h. der Staatspächter, der Eolonen). Am Ende die Summe des xarrjj/fuvov wohl für das ganze Jahr nach Rubriken: nvQov, xpidijg, ^axov, xvoftov, ipaatjiov’);

3) Ausgaben:

A. Zuerst: dq>’ äv evßeßiijod'tti, also „es wurde auf Schiffe ge- laden" (s. unten) und zwar auf die Rechnung des dj’Ofaetös ipecxög (das am meisten in den aufgefuhrten Tagen gelieferte ydvog) eines gewissen 'HQttxkeidtjg ’Jk9{ai)evg (also Alexandriner) aus dem yivrifiM des vorigen Jahres für die Rechnung des Sitologen 'AxovOiXäov IIrilov«Cov. Das Kom wird nicht an den Herakleides selbst, sondern an einen xvßtQv^xt]g eines d’uXafitiyög , der einmal als einem lalorv Aiooxovpiäovg, andere male als einem Secundus centurio der dritten Legion gehörend, be- zeichnet wird. Dann wird das vaviov xiotav berechnet und die Schiffe, an welche das Kom repartiert wird, namhaft gemacht. Solche Ver- merke über ifißoli) finden wir ziemlich selten, nur in Kol. IV, XII und XIV.

1) Vgl. B6U 908 (Zeit Trajans); ein Kollegium von Sitologen treibt von einem

anderen die Rückstände ein; die letzteren versichern, sie wären nie Sitologen ge- wesen; Z. 26 f.; ^n<2tcovvr[{f] inuixijaai eiroüoyiav (1. f)t ovx /rt-

2) Die Zahl für den wtipig ist kolossal: 270808, für etwas kleiner;

37839^. Geliefert wird in den erhaltenen Tagen in diesen Eomarten nicht mehr. Die angegebenen Zahlen sind für die Ertragsiäbigkeit der anfgezäblten DOrfer von kolossaler Wichtigkeit. Wir bekommen endlich feste nnd sichere Zahlen, die noch zu verwerten sind.

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M. Bostowzew: Komerhebang und -transport im griech.-rOmisch. Ägypten 219

B. Regelmäßig erscheint: ü<p &v npocl^xrai, abo: „aus welcher Zahl schon frQher so und soviel exportiert wurde“, nach allen früher angeführten Eomarten aufgezählt.

C. NaviM Wassertransportkosten in natura, wohl nach den Arten des exportierten Getreides.

D. AoinaC also im Thesauros vorhanden. Es erhellt daraus, daß der »vqos fast gänzlich zum Export verbraucht war.

4) Endlich folgt die Aufisählung der noch vorhandenen Kommengeu nach Körnen und Sitologen.

Aus dem Dokumente selbst erhellt, daß die Zählung an einem Hafenorte gemacht wird. Es werden Komtransporte in Empfang ge- nommen und ohne Verzögerung auf Schiffe geladen und weiter be- fördert. Wo sind wir und was treibt man? Auf diese Fragen können wir nach anderen Dokumenten eine ganz befriedigende Antwort geben.

Einen ürfyoj xuTaymyijg haben wir schon oben unter den Büchern der airoiöyot nachgewiesen. Was versteht man aber unter xaraymyTj? Lond. P. 2! '5 (S. 100) aus dem J. 118 n. Chr. lautet: i7to>ljUd»x(al) (letö- jr(oij) <ftToXöj'(oig) ToxuQxi^s) Aiow<Jidd[og y]svTni(dTmv) . . . xa/i7]- iloTpö^[o]g Aiowtiddog' SfioXoyci fUfiergija^at x(al) dxtoxTi[xdv]ai. zreep’ tpÖQtTQa ^g xarf/|a vxb Idimv xa/irj/Lmv dTCÖ räv rijg fttgiSog ^nj- eavifiüv tlg rovg dxoöidsiyitdvovg opfiovg xpi&rjg etc. ') Dasselbe besagen BGÜ 607 (aus dem J. 163 n. Chr.) und Greuf. P. U, 44 (J. 101 n. Chr.). Klar ist es, daß die xarayayij die Kornzufuhr von den Dorfthesauren zu den Häfen bedeutet. Dieser Komtransport wird durch xccfirjXotpötpoi, dtfTjXtttui oder xnjt'orpögoot besorgt. Diesen Gilden begegnen wir häufig. Eine allgemeine Maßregel, die ganze Gilde der öirjlätai betreffend, ist die Verordnung des Aemilius Satoruilus an die Strategen der sieben Nomen und des Arsinoites (BGÜ II, aus dem J. 197 n. Chr. [?]): t^v iußoXrjv xal a<p6dga v<p (1. ifiäv) ciiieXov(iivijt’ öpß. Die Ur-

sache ist die öXtyöttjg r&v ffoüörajv xccQaq>i'Qiv rbv xvqöv (Z. 6, 7), d. h. der dinjXärui (Z. 11). Dieselben sind jetzt zu der nötigen Zahl gebracht, aber die Mißwirtschaft dauert fort; die Strategen, die sich mit den bvjjXdzai verständigt haben, begünstigen einen anderen Aus- weg: die bvrjXatai halten nicht die nötige Zahl der Esel (3). Dadurch genießen sie die Vorrechte (dCxaiu) der bvrjXdtui, ohne die Last der Leiturgie zu tragen. Der Epistratege befiehlt nun: xtXiva iva fxagTov T&v ötnjXaräv dvapxd^iv rijv d<petXofitvtjv vn avrov rpe- <pe<fT(u T(fiovittv, vfi&g dl a<p^ttytduv ixißdX[X]i.v ixdozp övj». Die

1) Mit den Veibessorungen Prof. WUckens.

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220

I. Aufsätze

häufige Erwähnung der drtjiareu in den Ostraka aus Fayum') zeigt, daß die dort erwähnten drjßöaioi 6voi verschiedener Dörfer wohl mit den 5voi der Onelatengilde identisch sind. Dafür zeugen die Ostr. 14 18 aus Fayum (Fay. P. p. 324, J. 1 35 n. Chr.), Befehle an den ygafinaTevg xxrjvoTQÖfptov*) für den und den Oijtfcsvpos zu Komtransporten Esel zu liefern (vgl. BGU 362).

Eine gewisse Organisation des Eseltreibergewerbes bezeugt auch die Steuer, die von den öirtjXazai. bezahlt wurde (öfters zusammen mit der Lastwagensteuer bezahlt), s. WUcken, Ostraka I, 272.*)

Die verschiedenen Daten der angeführten Dokumente zeigen uns, daß die TransportgUden der Eaiserzeit mit denen der Ptolemäischen identisch sind (oben S. 210). Die Organisation der Gilden ist folgende: sie existieren, wie Aemilius Satomilus ausdrücklich sagt, hauptsächlich für Eomtransporte.*) Vereinigt sind sie in größeren Komplexen, nach Toparchien (Lond. P. 295), und bedienen ganze (legCdeg (s. Lond. P. 295; Grenf. P. II, 44; BGU 607), Innerhalb der Toparchien teilt man sie nach Dörfern, wenn nur meine Identifikation der Onelatenesel mit den dt]- fiöeioi. &VOI der Ostraka richtig ist. Eine noch weitere Zusammen- fassung, z. B. nach Nomen, ist nicht ausgeschlossen.*) Wie alle Ge- werbetreibenden bezahlen auch die Eseltreiber eine Geldsteuer; für die Tiere zahlen sie natürlich separat.

Welche Vorrechte AemUius Satomilus meint, ist schwer zu be- stimmen. Ist es das ^dpcrpor, das ihnen von den Sitologen bezahlt wird, oder haben sie das Monopol der Transporte auch privater Waren? Für diese Vorrechte müssen sie stets für Staatszwecke drei Esel bereit halten; diese drei könnten, trotzdem sie den övr]l«Tai gehörten, mit vollem Rechte dijftdtftoi genannt werden. Für Privatgeschäfte könnten die övrjiärat auch mehrere Tiere halten. Doch genügt es für unsere Zwecke, nachgewiesen zu haben, daß täglich aus den Dorfthesauren Esel- und Kameelkarawanen nach dem Flusse zogen. Am Flusse, in unserem Falle in Ptolemais-Hormos, lud man das Korn in Schiffe ein

1) Grenfell-Hnnt, Fayum towns, p. 327, n. 24ff. und Jouguet, Bulletin de l'Institut d'areh^ologie orientale II, 97 ff. ; vgL Preisigke, Arch. III, 44 ff. und Wilcken, Ostraka II, n. 1306 (U^ xcd^tj).

2) Ich lese überall yp(a(ipcrt£i), wie in Ostr. 17.

8) S. bes. Lond. P. 181; Wilcken, I. 1., Anm. 1.

4) Hauptsächlich, nicht ausschlieBlicb, s. ein Beispiel für mehrere BGU Hl, 13; P. Lipe. 30. 31 (bei Preinigke, ol>en, S. 61) und öfterB.

5) Dafür zeugt die von Preisigke betonte Tatsache, daß verschiedene Kara- wanen aus Eseltrupps mehrerer Dörfer, die nicht immer zu demselben Nomoe ge- hören, beBtehen,

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M. Bostowzew: Komerhebung und -transport im griecb.-römüch. Ägypten 221

{ifißäXXsiv, nachdem es von Beamten in Empfang genommen

und anfgeschiieben wurde. Welche Beamte es waren, wer also BGU 802 Terfaßt hat, bleibt ungewiß; Lond. P. II, 197 (S. 100) läßt vermuten, daß es die dQfiotpvXaxtg sein könnten.^ Diese Beamten waren aber, wie wir gesehen haben, nur Vermittler: jeder Sitologe hatte in Betreff der ifißokii seine eigene Rechnung.

Wie wir schon wissen, übergibt man das Kom einem xvßtQtnjtrjg elg Xöyov rov dslvog. Dies bestätigen und erläutern mehrere Urkunden. Lond. P. 256 a (J. 15 n. Chr.), p. 99 (vgl. Wileken, Arch. I, 146) ist eine Bescheinigung eines xvßepvtjrijg ßxaqiijg dtjiioaCag durch einen Soldaten der 2. Legion (man nennt ihn ixCxXoog)’’) an den Sitologen der beiden Lysimachiden, 1817-^ Ari Weizen in JlToXtfuclg 'Vp/wg in Empfang genommen und aufgeladen zu haben. Der Weizen gehört zur Rech- nung zweier: eines ^idwßog und eines i>iX6Xoyog. Der Steuermann verpflichtet sich, das Kom nach Alexandrien zu bringen und es den genannten Dionysos und Philologos, oder wem sie befehlen, zu über- geben.

Fast dasselbe besagt Oxy. P. II, 276 (vom J. 77 n. Chr.). Neu ist nur, daß die Ladung vom arpazrjybg bestimmt wird.

Die Steuermänner leisten einen opxog ßaßiXixbg: iirriX’^nitiaß^ai Ti)s XQtitt? xißtßg xal ixifieXSig xctl x&Ottv (ppovxCdtt xoiijßuo&ai rov xapa/ietvai xovg IxixXöovg (uxpi tijg iv xöXti ^vyoßiaßCag xal xapa- dmßiv (Wilek.) TÖv yöfiov O^ov xal axaxovpyryroi’ ^[/i]ot)[roi>] xivdr/vp lvoj;[o]s tlrp/ (Wilek.) opxa (Lond. P. II, 301, S. 256, J. 138 161 p. Chr.), vgl. Amh. P. II, 138 (J. 326 n. Chr.) und besonders Qrenf. P. II, 46 (a) aus dem J. 139 v. Chr.

Jede Sendung heißt üxbazoXog, s. Oxy. P. III, 522 (2. Jahrh.), vgL Lond. P. 356 a, 10 und das bekannte dxoaroXixbp der Inschrift aus Koptos. Der angeführte Papyrus aus Oxyrhynchus gpbt die verschiedenen Auslagen für jeden dxdöToXog an; die Ausgaben werden hier in Geld verrechnet, sonst bezahlt man die vccvXu in natura (BGU 802). Jeder dxößroXog wird im Oxyrhynchus Papyrus durch einen Personennamen bezeichnet, wohl analog den Namen, die in BGU 802 und Lond. P. 356 a begegnen. Außerdem sehen wir in derselben Urkunde mehrere Personen

1) Wileken, Ostiaka I. § 160, S. 861 and Oxy. P. I, 6!v; s. anch Goodspeed, Cairo P. XI (Weia-ipßold für Soldaten).

8) [Vgl. jedoch onten 8. *38. Die Red.]

3) über diese ixixXoot Wileken, Arch. 1, 166. Der Dienst als ixlxloos ist viel- leicht eine Liturgie, welche nach DOrfem repartiert wurde, s. Amh. P. II 183 und Goodspeed, Cairo P. 88. Die Auffassung der Herausgeber der beiden Papyri kann ich nicht teilen. [Vgl. Axch. HI 116. Die Red.]

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222

L Aufsätze

mit der Ladung beschäftigt: v^ttigirai und der uns schon bekannte Soldat, ein ^jaavgofpvka^, Arbeiter, welche die Aufladung besorgen, von den :tgi<fßvtegoi gestellt'), Arbeiter, die das Korn zum Trocknen heraustragen.

Wir bekommen also folgendes Bild. Im Hafen warten auf das zu transportierende Kom Schiffe, meist Staatsschiffe. Jedes Schiff hat einen Steuermann, eine Bemannung und als Aufseher einen Soldaten. Jede abgeschickte Ladung, änoOzoXog, bildet ein Eine für sich, ob sie von einem oder mehreren Schiffen befördert wird. Den xvßtgtnjrai liefern die Sitologen das Kom für Rechnung gewisser nicht qualifi- zierter Männer. An Ort und Stelle beschäftigen sich mit dem Kome verschiedene qjviaxsg und die jrgecßiktgoi, welche die nötigen Arbeiter zu stellen haben.*) Die Schiffe gehen nach Alexandrien.

Wer sind aber die, auf deren Rechnung das Kom geliefert wird? Nachricht darüber gibt uns vielleicht Oxy. P. 63 (2. 3. Jahrh.), ein Privatbrief. Ein gewisser Paesios schreibt seinem vxrjgiti^g. Den Brief wird ihm ein vavxhjgog übergeben. Man soll dafür sorgen, daß der y6- fiog, die Ladung dieses v«ti*Aijpoj, am schnellsten aufgeladen werde (^r- ßaXea&ai). Es folgt ein Absatz über die deiyfiatodgrai, die das Wägen zu besorgen hatten, den ich nicht recht verstehe. Weiter soll der Naukleros die Thesauren sehen, die Sitologen und andere sollen vor- bereitet werden. Erinnern wir uns, was wir über die Ptolemäischen vavxiygoi schon wissen, und vergleichen wir es mit den Angaben dieses Briefes und der Rolle, die die Personen, auf deren Rechnung das Kom geliefert wird, spielen. In BGU 802 wird ihnen der iyogaöTog :tvgbg wie in der Ptolemäerzeit geliefert, die Sitologen in BGU 802 und den anderen Urkunden verkehren mit ihnen direkt, wie in der letzteren Urkunde; ihr Standort ist meistens Alexandrien. Alles spricht dafür, daß wir überall mit denselben Naukleren zu tun haben, Leuten, die Kom, ob es äyoguozbg oder zpogixbg xvgbg ist, nach Alexandrien trans- portieren, um es dort den vavxXijgoi 9alazziov vavxXygiov (Oxy. P. 87) zu übergeben.*) Es ist gar nicht ansgeschlossen, daß diese Naukleren auch für ihre Rechnung arbeiteten, natürlich im Falle des äyoguOzbg xvgög.

1) Vgl. die aocKKoqjopot BGU 28(i (306 u. Chr.) und 370 (630 n. Chr.).

8) Dieselben wachen auch über die zum .Aufwärtsziehen der Schiffe nötigen Leute, g. Wileken, Ostraka I, ll.’jS, vgl. 1298.

3) Einen Brief solch eines rai'jtlTjcos ans Italien s. BGU 27. Er trat ans Ufer (in Puteoli?) am 30. Juni, kam nach Rom am 19. Juli. Er wartet in Rom auf die Diese einmal in den Händen, kehrt er nach Ägypten zurück. Über die Nauklerie im allgemeinen zu handeln, ist hier nicht der Ort. Ihr Ursprung liegt sicher in Ägypten.

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M. Roitovzew: Eomerhebuog and -transport im griech.-römiach. Ägypten 223

Das vavxltjfiov ist wohl Pachtgeschäft, das allmählich in Leiturgie verwandelt wird. Jeder vavxlrjgog übernimmt wohl ein gewisses Ge- treideqnantum zur Beförderung nach Alexandrien oder anderswohin. Dies Quantum soll er von den Sitologen direkt beziehen; mit denselben rechnet er auch ab.*)

Zu allen diesen Ausführungen habe ich mit Absicht das Ostrakon- material aus dem Faynm nicht zugezogen. Spediteure, wie Preisigke oben S. 44 ff. konstruiert hat, finden beim Transportgeschäft, wie ich ihn geschildert habe, keinen Platz. Mir scheint es, dafi die in den Theadelphischen Ostraka öfters genannten Appianos und Zadixrjs’) vavxXtjQoi, keineswegs Spediteure sind. Die Ostraka sind Bescheinigungen ihrer Agenten über die in verschiedenen Dörfern gebildeten Karawanen. Aufierdem bekam jeder 6vrjXdzt}s vom Thesauros einen Begleitbrief, in dem auch die Artabenzahl notiert wurde.®) Die vorläufigen Symbola dienten als Material für den Ao'yo^ xarayayijg. Das Sjmbolon wurde hauptsächlich zur Verrechnung des ipÖQSzQOV, das jeder xäittj auszuzahlen war, notwendig, es wurde von dem Karawanenführer im Namen (6vd- fiazog) des Naukleros ausgefertigt. Die Nennung des vavxXtjifog war notwendig, da das ^ÖQezgov wohl auf seine Rechnung gesetzt wurde.*)

Wir kommen zum Schlüsse. Die Ergebnisse unserer Zusammen- stellungen haben uns ein ziemlich klares Bild einer Seite der ägypti- schen Finanzverwaltung vor Augen geführt. Wir sahen, wie sowohl unter den Ptolemäern wie unter den römischen Kaisern die Kom- produktion von einer Beamtenarmee beobachtet und gefördert wurde. Die Leitidee ist fiskalisches Interesse: kein Körnchen soll der Staats- kasse verloren gehen. Das Korn ist der Reichtum Ägyptens; deshalb konzentriert sich ein gutes Stück der Verwaltungstätigkeit auf die Komffage. Mit wenig Kosten soll das günstigste Resultat erzielt werden; deshalb knüpfen sich an die Komverwaltung so viele Verant- wortlichkeiten und Leiturgien; vom yemgybg und Onelates bis zum Naukleros und Strateg sind alle in die Kornfrage verwickelt. Trotzdem aber trachtet jeder seinen Nutzen aus den Komsäcken zu ziehen. Und

1) 8. die wichtige Urkunde Qoodapeed, Cairo P. XIV (363 n. Chr.) „contract of sorety foi the transportation of corn“. Besonders lehrreich ist das Anflreten der Bürgen.

2) Dazu paßt vortrefflich, daß Appianos gewesener Exeget von Alexandrien ist: was in dem woip^v steckt, weiß ich nicht: Vatername, Demos? Vgl. Wileken, Ostraka II, 1806.

8) Die Ostraka aus Sedment.

4) Ein Rücksymbolon im Hafen ausgegeben ist vielleicht Wilckcn, Ostraka II, n. 1461.

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224

I. AofsUze

trotz der Bchelnbar strengen Kontrolle gelingt es öfters. Administra- tiver Donner wirkte leider wenig; die Kolonen und Grundbesitzer hatten nicht wenig Lasten außer den staatlichen zu tragen, und nicht immer war es möglich sicher zu sagen, wo eigentlich einige Hunderte Komsäcke rerschwanden.

Unter steter Beobachtung gelangte das Eom nach Alexandrien. Hier bildete es die Macht der Ptolemäer und das Begehren der römi- schen plebs frumentaria. Hier beginnt seine Weltrolle und seine Be- deutung in der Weltgeschichte. Vielleicht aber hat es auch seine Wichtigkeit, die Fäden, die Tom Bauer zum König und Kaiser, Tom Dorfe zum Weltmärkte führen, einmal, soweit es ging, aufgedeckt zu haben.

Petersburg, am 10./23. Jan. 1904. M. Rostowzew.

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I

Le domaine dn roi Ptol^m^e.

Qaand le proprietaire d’un immeuble porte an nom tr^s connu, il arriTe en tout pajs et en tout tempa que ce nom sert aouvent ä d^aigner Timmeuble bien apr^a qu’il a cbangd de main. M. Wilcken a recueilli dana lea textea greca d’Egypte {Griechische Ostraka II pp. 391sqq.) un certain nombre de faita de ce genre, auxquela d’antrea aont veniia ae joindre depnia.

Tona cea exemplea remontent ä l’^poque romaine. C’eet ainai qa’un papyrna de l’an 57 parle d’une propriete de M^^ne, derenue celle de N^ron {Griechische Urkunden de Berlin N" 181), et qu’un acte datÄ de 144, la 13*"* ann^ d’Antonin-le-Pieux, mentionne un domaine d’ Antonia, fille de l'empereur Claude ( Viües du Fayottm N" 60 cf ib. N” 40). Preaque tonjoura lea immeublea en question ont passe dana le patrimoine imperial’) par voie de confiacation, d’heritage ou d’achat C’eat aana doute la premi^re de cea voiea qu’avaient suivie lea biena poaaed4s une foia par Agrippine, Narciase et Petrone (?).

Frequemment, lea deux attributiona, l’ancienne et la nonvelle, aont r^unicB au moyen de la formule «(f6xtQOv (ou ol) ftiv rov dtivog, vwi di toü Uqmzütov rufudov. VoLr p. ex. lea Griechische Urkunden de Berlin 475 et lea Papyrus du British Museum 214.

Cette espbce de surrivance de l’ex-proprietaire pouyait etre aaaez durable. Un ai^cle environ a’etait 4coule entre l’dpoque la fille de Claude dtait morte et l’anuM du rigne d’Antonin la terre qu’eUe avait possedee portait encore son nom. Mais le caa la plus significatif a cet egard eet celni que je relüve dana le papyrua 54 de ma Col- lection particuliere.

Ce texte, malbenreuaement trüs fragmentaire, est date de la5*°**annee d’Antonin, soit de l’an 142 143 de J. C. Une groupe d’indiTidua, dont

1) La aeole exception que je connaisae, c’eat rolxog ou domaine aia ä Euh^- m^a, dana le Fajoum, et ayant appartenn au philoaophe Julea Aacl^piade. En 166, le IS*"» annde d'Antonin, il eat ä la ville d'Alexandrie (Ft'lles du Fayoum, 87).

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22G

I. Aufa&tze

pluaieurs se diaent Tliffttta rfjs cxiyovijs^ demandent a prendre en aoua- location un terraiu de Cent et quelquea arurea, plua une fraction d’arure, appartenant u l’oixos ou domaine imperial, aia pres de Sebennjtoa, bour- gade du nome d’Arainoe. Ila ecrirent aux fermiera du domaiue; maia, le partie gauche de la pleco ajant diaparu, radreaae ne contient plua que lea noma du dernier. La voici, avec lea reatitutiona qui a'impoaent;

[xal 'H]paxil{([di] niO^aTcclj o&o[v]

[tt'] ßaaiXiag IltoktyMlov [wv! S'k Tov l«pc]]Ta[TOv tafueC]ov

Lea Cent arurea ne aont pas diaaemineea aur moina de 7 0(p(faytdes ou parcellea cadastralea differentea. Lea aignatairea en araient eu d^jä la tenure aoua Tadminiatration des precMenta fermiera; ila reulent la garder encore deux ann^ea.

Le domaine imperial de Sebennytoa, dont il eat queation auaai dans un autre papyrus de la m§me epoque {Vilks de Fatfoum 23), aTait donc appartenu a Tun des PtolemMs. Peut-etre a l'un des Premiers. Maia, en admettant m^me que ce füt au demier de toua, PtoUmee XVI Cesarion, asaasaine l’an 30 avant 7. C., il eat interessant de Toir le aouvenir de la dynastie grecqne attacbe, deux si^cles apr^ la conquete romaine, au patrimoine des empereura.

U

Le cachet du stratäge et les arch^phodes.

Haut de 9 cm, large de 15, 5, le papyrus 102 de Gen^ve contient le texte d’une lettre adressee par un strat^e aux fonctionnaires d’une bourgade de sa juridiction.

La partie gauche de la piece a ete arrachee; en outre, dans la partie droite, des eraflures ont fait disparaitre un certain nombre de lettres.

Voici ce que nous pouTons encore lire ou deviner:

, JJ(ur/pots) , . q>(6dotg) , x

eipuTt/yog xpstr' ' xttl äpx* *** 4^(o*s)

[di}ft(o0to($] xmfitjg . . .] 'Exxdfiilwtt TavsvUtayg x[al]

[ x«i ’AxoXX\tyäQ[i]ov KoginjlCov ^vx«il[o]up[^vor]s

[Ü3tö ]) a . vg . . . . f((rjvög) ^o(uuav[ov] xt

1) Probablement le mSme personnage qni, dans le papyms 314 du Britiah Museum, prend en sons-loeation une partie du domaine public de Socnopiion^e en 14».

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Jules Kicole: Le cachet du Stratege et lea arcbdphodes 227

Stratege, aux anciens, aux ardiephodes et aux autres fonction- naires de la boorgade de X.

Faites conduire ici Achillas, fils de Taneusis, X. fils de X et Apollinarius, fils de Cornelius, contre lesquels il j a une plainte de X.

le 25 du mois de Domitien.“

11 manqne, ä la premibre ligne, le nom ou les noms du stratbge. Quant aux lacunes des autres lignes, la comparaison avec les textes semblables ou analogues dont nous parlerons plus loiu permet de les d^finir. 11 y arait, dans la partie gaucbe du papyrus, a la 2* ligne, l’indication de la xtüpi;; ä la 3°, le nom et le patronymiqne d’un deuxifeme inculpe et les lettres initiales qui manquent an nom du troisibme et demier; ä la 4* ligne, enfin, le nom ou les noms de l’accusateur et peut-etre aussi l’indication de l’annee du regne.

La lettre a ete ecrite le 25 du mois de Domitien. Un autre papyrus de Geneve (N“ 58) montre que ce mois correspondait en Egypte ä l’atbyr du calendrier indigbne, qu’il allait par consequent du 28 Octobre au 26 Noyembre. Autrcment dit, bien qn’au rapport de Su^tone {Domit. c. 13), ce feit au mois d’Oetobre que Domitien eüt donne son nom, c’etait en Egypte le mois de Novembre presque tout entier que l’on designa de ce nom sous son rbgne.

Nous devons lire, selon toute probabilite, ä la ligne 4 de notre texte, en utilisant les caraetöres encore lisibles au commencement de cette ligne: [p](ijvös) [*«'j p(^vög) ^ofuuccv[ov] xs'. La repeti-

tion insolite du fitjvbg s’expliquerait par l’emploi sp^ial et peut-Stre tout nouveau alors du nom de rempereur comme nom de mois. En tout cas, c’est du 21 Novembre que la lettre est datee.

L’indication de l’ann^ fait d^faut: U est possible que le Stratege ou son scribe l’ait omise. Elle manque dans tous les documents du meme genre; mais, comme on n’y trouve pas non plus celle du mois et du jour, l’analogie ne saurait §tre iuvoquee ici.

Nous ne savons pas au juste ä quelle epoque le mois de Domitien prit place dans le calendrier. Le papyrus 58 de Geneve, la pikie la plus ancienne, si nous ne nous trompons, il apparaisse, est datd de la 8* ann^ du rfegne, c’est-ä-dire de l’an 88 de J. C. Cela ne prouve niiUement qu’U n’ait pas apparu plus tot.’) Le terminus post quem

1) Si, comme c'est asaez probable, Domitien sabstitaa BOn propre nom ü celui d'Oetobre, en mSme temps qu'il changeait Septembre en Oermanicua (Suet. Dom. 1. c.), la lettre pourrait remonter au debut du rägne. Kn elfet, le papyrua !8C d'Oxjrincbua eat datd du 2:! Germanicua de l'an 1 de Domitien. Pour le remarquer en paaaant, le tümoignage, ai catdgorique pourtant, du papjrua d'Oxy- rinebua eat en contradiction avec celui dea hiatorieua Sana a'accordcr, il eat vrai, Archir f. Papyrusfonebang ill. t. 10

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I. Aufsätze

de notre lettre demeure incertam. Quant au terminus ante quem, c’est le 26 Athyr, seit le 22 Novembre, de l’an 95. Domitien avait 4te assassine dfes le 19 Septembre de cette meme ann^, et, sans deute, on n’attendit pas a Rome qu’elle eüt pris fin pour rayer du calendrier le nom maudit; mais il se peut qu'arr&tee par la mauvaise saison, la nourelle ne füt pas encore parrenue en Egypte deux mois aprbs l’eTenement. II n’est donc pas absolument sdr que le terminus ante qnem doive Stre fixe au 22 Novembre de l'an 94, comme il semblerait naturel.

Mais, ce qni distingue surtont notre papyms, c’est, ä un centi- mfetre au-dessous des lettres /lO de la demi^re ligne, un cacbet de terre sigiUaire, dont l’empreinte, de forme ovale, porte en caract^res trfes nets, quoique trbs menus, la legende suivante, disposee snr trois lignes:

o otQct ttiYos es I xalei.

„he stratbge te fait appeler“.

L’6criture est l’onciale des manuscrits, Tepsilon et le sigma ayant la forme dite lunaire.

Une ou deux fibres de papyrus traversent les bords du cacbet, pour le fixer sur le cöt^ recto de la feuUIe. Dans la regle, les ordres, lettres, assignations et autres actes expedies par le Stratege etaient probablement revStus de son sceau, et, si nous ne le trouvons que sur notre pi^, c’est qu’ici un beureux basard a protege la terre sigiUaire contre les canses nombreuses de destruction cbocs, preasion, bumidit« etc. qui l’ont fait disparaitre ailleurs.

On remarquera le caractbre impersonnel de la legende. Le strat^e y figure seulement comme tel; U n’y est pas designe par son nom. Rien n’empecbait donc le sceau du Stratege de passer d’un titulaire a l’autre, au lieu d’etre cbange tous les trois ans, a cbaque nomination nouveUe, et celui qui a servi ä autbentiquer notre pifece sous le rfegne de Domitien pouvait fort bien 3tre un beritage de l’epoque ptolemai'que.

Ou remarquera aussi le peu de rapport logique entre le sens de la legende et la nature de l’acte qui nous l’a conservee. S’il manquait un mot de plus a notre texte, Vixndittpare de la ligne 2, et que l'on en füt reduit dbs lors, pour conjecturer la teneur de l’acte, a la formule d Oxffatrjyög aa xaXel, on supposerait ime citation ou Invitation directe et personneUe adressee par le Stratege ä un destinataii-e unique. Or, le Stratege ^crit a tont un ensemble de fonctionnaires, et ce u’est pas pour

sur rannte, ceox-ci assignent toos ä l'apparition du mois de Qeimamcus une date beaucoup plus receote. Il faudiait admettre, on bien qn'ils ont tons fait erreur, on bien qne le papyme d'Ozyrlncbus a dat^ apr^s conp.

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Jules Nicole; Le cachet dn sttatige et les archdphodei

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les citer ä Ron ofSce ou les convoqner chez lui, mais pour lenr ordonner l’arrestation d’un prevenu, dans le ils resident. Admettons

que chacun des XQceßvrtQoi et des autres personnages publics d^ign^s coUectivement dans Tadresse reffit indiTiduellement an exemplaire de la lettre; toigours est-il que la fonnule en question ne va gufere avec la mission qu’on leur donne. Faut-il croire que le stratöge s’est trompe de cachet, ou qu’il n’en avait qu’un ä sa disposition? ou bien l’ordre qu’il signifie aux destinataires implique-t-il pour eux l’obligation de comparaltre eux-m§mes?‘)

On trouve dans les Griechische Urkunden de Berlin {BGÜ 14 f., 148, 314 376), dans les Papyrus Greos d’Oxford (Orenf. II N" 66), et dans ceux des Villes dn Fayoum {Fay. 3T) tout un groupe de pi^ces analogues a celle de Genfeve. Elles datent tontes du 2* ou du 3* sifecle. Ce sont aussi des mandats d’amener. Mais, depuis Domitien, la formale s’est simplifiee. Elle est d’ailleurs la mSme, a peu de chose pr^, dans tous ces papyrus.*)

Voici, pour citer l'exemple eile est la plus complüte, le texte du 66 des Papyrus grecs d’Oxford (II. S4rie).

’j4(f‘ii(p66a xäyijg <hXadeX{q>lasy £ätv(fov '’Hifmvog ixi-

xaX(ovfievov) "AfxaXov xcel 'AipQodtUsiov Afifuovi'ov ixixai{oviuvov) Eks6iv, Tovg ß' 3t(fdxxoQag 6irix&v, itrxukoviiivovg {mb ['Ax]oXX(ovUn> x(txu6xo(fitttg.

II n’y a aucune date indiquee, et l’exp4diteur n’est pas d^signe. Dans toutes les autres piüces du groupe, c’est le m§me silence sur ces deux points.

Comme destinataires, nous avons les iQxiqioöoi et les XQcaß'&taQoi dans BGU 148, les &(fj^{<poSoi et les fiojrij/tovfg dans BGU 147 et 276, les dpx^<podoi dans BGU 374, enfin un dfx^yo^os dans BGU 375, Grenf U 66, et Fay. 37.

Ainsi, pour tous les actes de ce genre, c’est, du moins jusqu’ä uue certaine epoque, rdp2^9><>dos ou les dpx^Vodot qui constituent l’el4ment fixe, inTariable de l’adresse.’) On y trouve aussi d’autres fontionnaires;

1) Voir les papyruB M et 65 d'Oiyrinchaa (Vol. 1 p. 122—123), des fonc- tioDDaires locaui sont invit^s ü se rendre en ville ü propos d'une arrestation op^räe par leun soina dana leur

2) M' Grenfell relüve le fait aaaez curieox que les piücea de cette cat^orie sont ^ciitea aur le cöt4 des fibrea verticalca. Ce n'est pas le caa pour le papyrua de Genüve.

8) Au lieu des ifx{g>oioi, on trouve les »miutfxai dans Oxy. 65, les »aiuifxai et l’/xuTäTTjt dans Oxy. 64. Mais ces deux textea sont d'une Epoque asaez

baase; de plus, ce ne sont paa, A proprement parier, des mandats d’amener; dans

16*

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I. Aufsätze

mais, outre que le titre de ceui-ci varie‘), ils ne figurent en qnelque Sorte que facultativement. Äntrement dit, quand un mandat d’amener arrivait du chef-lieu dans la xoftrj, c’etait en fait aux aQxitpodoi qu’incombait le soin de s’assurer de la personne du prevenu et de le faire conduire en rille sons escorte, les XQtaßvrtQoi ou les evexti(iovtg n’operant qu’ä lenr defaut. Anssi bien etaient-ce les <1®*

araient la haute main dans la police locale, comme nons l’apprennent nombre de textes.*)

Lorsqu’un delit suiri d’nne plainte arait ete commis sur le terri- toire de la xäfir], les dp];eVodoi avisaient aux mesures d’nrgence: ils dirigeaient rinstruction, ou tout au moins le commen^aient. S’ils man- quaient ä cette täche ou s’ils la remplissaient mal, ils pouraient etre cites devant l’autorite superieure du nome (Voir Oxy. 69).

Dans aucun des actes dont nous renons de nous occuper, l’expe- diteur n’est designe. L'analogie qu’ils presentent pour tont le reste arec notre piece fait penser au stratbge. Et^ si c’etait regulibrement le stratbge qui expediait les ordres de ce genre, on s’expliquerait le sous- entendu de sa personne et de son titre dans l’adresse. Sans compter que, selon tonte probabilite, les pibces bmanees de son office etaient sourent, sinon toujours, revetues de son sceau, comme le papyrus de Qenbve.

En fait, on ne peut gubre douter que, dans un grand nombre de cas, cc ne füt le Stratege qui lan^ät les mandats d’amener. Cependant nous voyons que, du moins ä une certaine epoque, il partageait ce droit avec d’autres fonctionnaires civils. C’est ainsi que, sous le rbgne de Gordien,

Tun et l'aatre, l'expbditeur, un officier romain, ordonne A fautoritd locale de remettre entre les mains d'un emissaire ä lui la personne du prdvenu.

1) II se peut qu’ä la difference du titie entre les sftaßvxtQot et les ti- ax<Jpov(c ne conespondit naiment aucune difference de fonction ou de qualitb, ceux-ci remplafant cenx-lä dans teile on teile xciipr).

2) Ce sont eux egalement qui sont cbarges par le Stratege de faire afficher

dans la xtöpq les ordres venus d’Älexandrie (Fa;. S4). On comprend d’ailleurs que. par la nature mSme de leura fonctions ordinaires, les ifx^tpoäoi, ces cbefs ou commissaires superienrs de police, etaient les mieux informes de tout ce qni se passait dans les bonrgades. Hierarchiquement, ils renaient tont de snite apräs les nfcaßvrefoc; mais leur grande pratique des gens et des choses de la xmpq les designait ä l’autorite centr.ile du nome pour les plus humbles serrices. C'est ainsi que, dans un texte d'Oxyrinchns, les d’ime xm/irj refoivent du

chef-lieu l’ordre de fouruir un &ne pour aider au chargement d’un navire (Ox;. 63). 11 est ä noter que, si les archephodes abondent ä l'dpoque romaine, on n’en trouve qn’nn seul dans tous les papyrus ptoiemalques publies jusqu'ici (Fay. 90). tandis que les ephodes, träs communs sons les Ptol^m^es, disparaissent compl^te- ment sous les empereurs.

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Jules Nicole: Le cachet du Stratege et les arch^phodes 231

l’archephode de Senocoleno, ime des x&fiai du nome d’Oxyrincbug, Charge de rechercher certains indiridus, constate le r^sultat negatif de ses de- marches dans uno lettre adressee, non pas au Stratege, inais ä un pry- tane et a deux irenarquea, lea mSmes personn^es evidemment qui lui avaient envoye l’ordre. Et puls, ä cöte de l’autorite civile, il y avait l'autorite militaire romaine, qui ne tarda pas a lui &ire concurrence et tendit de plus en plus ä la supplanter. Au lieu des stratöges, les centurions et les commandante re^urent les plaintes, ordonnerent les enquetes et les poursuites. On n’a pas publie encore, que nous sachions, un seul mandat d’amener lance par Tun d’eux; uiais la piece dont nous parlerons en terminant proure d’une maniere certaine, quoique indirecte, que le cas se produisait.

Le papyrus 379 du British Museum {Land. II, S. 162), contient un billet adresse aux öiQxeqiodoi et aux xgeeßvtCQot de la bourgade d’Heracl^, district de Themiste, nome d’Arsinoe. Au-dessus du texte, un cachet. M. Eenyon y distingue deux figures d’homme, l’une montee, l’autre tenant le cheval par la bride. Aucune legende n’accompagne ces figures. Avons-nous la aussi le cachet du stratbge? Les fautes d’orthographe qu’on relevc dans les quatre tres courtes lignes de l’epitre et la brusque energie de la phrase: (irj xagevox^ht- «^Pas de tracasseries» trahissent bien plutöt un officier romain peu fort sur le grec et peu soucieux de se montrer poli avec des notabilites de village. . C’est le ton que le fameux commandant de cavalerie Flavius Abinnius devait prendre en parlant a ces gens-lä.

L’ordre donne ici aux d(fxtfpo6ot et aux xQtößvxiQoi est negatif. Mais il implique chez celui qui l’a euToye l'habitade d’en signifier en tonte occasion et de tout genre.

Genbre. Jules Nicole.

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Nene Nachträge zu P. Lond. n.

Wie ich im vorigen Heft (oben S. 119) bemerkte, habe ich im Sommer 1903 in London und Oxford neben meiner Hauptaufgabe, der Revision der ptolemäischen Papyri, auch fflr einzelne Texte der römischen Zeit einige Stunden erfibrigen können. Was ich dabei fUr P. Orenf. I und H an neuen Lesungen gewonnen habe, ist bereits oben S. 119/26 mitgeteilt worden. Eher möge jetzt folgen, was ich an einigen der römischen Texte, die Frederic Kenyon im U. Bande seines Catalogue ediert hat, angesichts der Originale beobachtet habe. Mit welcher Liberalität meine Studien von der Verwaltung des British Museum, insbesondere von Kenyon selbst gefordert wurden, sei auch hier nochmals mit auftichtigem Dank hervorgehoben. AuBer meinen eigenen Lesimgen teile ich auch einige Korrekturen mit, die Herr Dr. Waszynski 1902 in Würzburg beim Studium der Photographien ge- wonnen hat.

Ich setze im folgenden die Nachträge, die schon früher gebracht sind, voraus, nämlich die von Orenfell und Hunt in Class. Review XII 434/6, von mir im Archiv I 131/165, von Gradenwitz, Einfüh- rung in die Papyruskunde S. 195f., und von Crönert in dass. Review XVII 197/8 (vgl. zu letzteren meine Bemerkungen oben S. 141).

Den großen Papyrus 259 (S. 36 ff.) habe ich nur flüchtig an wenigen Stellen nachprüfen können. Dabei ergab sich:

S. 37,48 lies Jaxete6^vif{iog) statt Taxertcfov*.

S. 38, 60 erg. oi zu of x{(foxti(ievoi) statt ot x{ävtsg). Z. 61 1. Äpo*(f^/t£vot) st. Z. 63 fand ich meine früher geäußerte

Vermutung (Arch. I 138) st aay bestätigt. Die er-

haltenen Spuren fordern diese Lesung.

Von größerer Bedeutung ist, daß in Z. 64 inig ly^ (= tpitfxat- dsHtcTov irovs seil. Domitiani) st. vxeg zu lesen ist. Aus

Kenyons Lesung habe ich aaO den notwendigen Schluß gezogen, daß diejenigen, die über 61 Jahre alt waren, von Kopfsteuer befreit waren. Bei meiner Lesung ergibt sich jetzt aus dem Zusammenhang

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Ulrich Wilcken: Neue Nachträge lu P. Lond. II 233

yielmehr, was sachlich auch viel begreiflicher ist, daß schon die 61jährigen von dieser Steuer frei waren, d. h. daß die Kopfsteuer- pflicht vom 14. bis zum 60. Jahre (inklusive) gewährt hat. Denn diejenigen, die im 13. Jahre des Domitian in ihr 61. Jahr gingen, werden hier mit den in demselben Jahre Gestorbenen znsammen- addiert.

Z. 66 habe ich nicht heilen können. Vor dem dunklen xtera . . yeyv ft' glaubte ich Kal ol(?) zu sehen.

Ebenso bedarf noch weiterer Nachprüfung S. 40, 126 ff.

ln Z. 126 1. K\a\vmviov st. Kqcyöviov. Zu den Ergänzungen vgl. Arch. I 138. Der Schluß von Z. 128 ist wesentlich anders, als in der Edition zu lesen, doch kam ich noch zu keinem befriedigenden Ergebnis. Z. 129 1. ijx[&r)]oav st ^av.

S. 50, 110 will Crönert aaO das überlieferte a^tx° deuten als d(i/)(- x6{viarot). Das ist paläographisch und sachlich ausgeschlossen. Die Vergleichung mit Z. 85/6 zeigt deutlich, daß es sich in 110 um Ein- jährige, ebenso wie in 86 um Zweijährige handelt. Ich glaube aller- dings auch nicht, daß Kenyon ß^ix° mit Recht in diexixoC auflöst. Vielmehr fasse ich als Siiteig und ix°, wofür in ähnlichem Zu- sammenhänge S. 55, 39 ff. eix° steht, als {e)lxo(viad'ei'res) oder ähnlich.

Diese beiden wichtigen Urkunden P. 260 und 261 werden erst besser verstanden werden, wenn Wessely den dazu gehörigen Wiener Text, aus dem er in den „Studien z. Paläogr. u. Pap.“ I S. 8 ff. interessante Mitteilungen gemacht hat, im Wortlaut vorgelegt haben wird. Einst- weilen hat er dort eine Verbesserung zu 8. 51,119 gegeben. Zu seiner mit Hilfe des Wiener Textes gemachten Herstellung von S. 54, 27 : Tb r(tfov) xttZttxtx(a{Qi^T«i) ß{a<Jilix^) ypaQt/ucrel) dt(d) 'Aya^ov (1. yffiov&(o>( )) drjji(oaiov) ßvß{kio<p^lccxog) xxk. habe ich nach dem Original nur zu bemerken, daß statt drjft vielmehr dasteht, wo-

mit auch seine Veränderung von Ayu9ov fortfällt, denn es ist nun zu verbinden: 'Aya&ov Aai(i[o(yog)] ßvß{kio<pvkuxog). Hinter dem Monatsnamen rtQfi{avixtCov) scheint die Zahl i zu stehen.

8. 55,58 1. rät Oieaa[a6iavov st. zm . ^zov...

8. 57, 106 L Ti&otjzimvo{g) st. Tid’ovzimv^.

8. 65, 2 dürfte Keuyons Er^^inzung <pvXccx[iT^'\ nicht haltbar sein. Das Korps der (pvXaxlzai ist m. W. für die Kaiserzeit nicht bezeugt. Man wird annehmeu dürfen, daß es durch die Neuordnungen des Äu- gustus überflüssig geworden ist. Es wird also eine Ableitung von (jPt'jUl 0. ä. vorzuziehen sein. Vielleicht ist es mit dem vorhergehenden ]q> zusammenzuziehen. -

8. 67, 8 f 1. ’O dff[o] (9) vTfb ifiov zfj st. o... (9)

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234

I. Aufsätze

. . . iwv . . . Ebenda Z. llf. 1. äv xai ifiofttjrpios st o oiioiit}-

TQiog. In Z. 13 fand ich meine Vermutung (Arch. I 140) 'Aßdexav- rog bestätigt.

8. 70 n. 460. Die in der Edition nicht gelesenen Schlüsse von Z. 3 und 5 möchte ich 0v(ft/3o4(xov o. ä.) xQiäßolov lesen. Ob ßo^^ in 3 und 5, wie ich früher vorschlug, ßoä(v) gelesen werden kann, ist mir angesichts des Originals ein spitziger großer Haken) sehr zweifelhaft geworden. Ich weiß keine Lösung.

Daß p|-d in 3 und 5 (in 5 ist d ausgefallen)^) sxaroötal xieooQBg = 4% SU lesen sind, hob ich schon im Archiv I 141 hervor. Inzwischen ist mir durch einen Papyrus der Münchener Sammlung (s. unten S. 238) sehr wahrscheinlich geworden, daß diese 4 Prozente, die hier als Zu- schlag zur Altarsteuer gezahlt werden, nichts anderes sind als die sonst so häufig genannten x(foOdiayQafp6ittv«. Nicht als ob die letzteren immer 4®/o betragen hätten; in jenem Münchener Text wechseln diese Zuschläge für eine und dieselbe Abgabe {tlQxgCatag) in verschiedenen Jahren zwischen 4 und Wohl aber scheinen die arpoffdia-

yffa^öiitva genannten Zuschläge immer prozentual berechnet zu sein. Ebenso möchte ich Jetzt die Prozente, die bei den Naturallieferungen berechnet werden (vgl. z. B. BGU 552 A I 9/10, wo p// = txa6xS>v), als identisch mit den TCQoaßexQovfiev« erklären. Sind die 4®/,, in unserm Text die xpo<fdiayQa<pdfuvu, so bietet er ein neues Beispiel dafür, daß XQoediaygaq>6fieva und Ovfißolcxd neben einander Vorkommen, also zwei verschiedene Gebühren darstellen. Vgl. Griech. Ostr. I S. 288, auch P. Lond. II S. 113 (s. unten S. 238). Da die erstere auf O.straka so häufig, die letztere niemals erscheint, hege ich die Vermu- tung, daß das övßßohxöv speziell die Gebühr für den zur Quittung verwendeten Papyrus darstellt Doch ist das noch weiter zu unter- suchen.

8. 77 unten 1. Meine Vermutung (Arch. I 142), daß in Aygccfiö der Agoranomentitel stecke, fand ich am Original bestätigt. Ich las: ayogavo~ (o, direkt an y angeschlossen), was aus sachlichen Gründen eher zu äyogavofi(tjoat'xog) als dyogavdfi(oxi) zu er^nzen ist. Also ein früherer Agoranom ist hier zur Kontrolle der Vichdeklarationen vom Strategen erwählt Vgl. Griech. Ostr. I 475. In Z. 9 paßt der kleine Ilorizontalstrich vor ffiov nicht zu dt], wohl aber zu einem {]. Ich vermute \yx6 ts] ifiov. Unklar bleibt mir noch t]vxcT in Z. 8. Leider habe ich die Richtigkeit dieser Lesung nicht geprüft. Steckt darin

1) In BGU II 620, 14 steht in ähnlichem Zusammenhang bloß ixip IxirTovrmv. Der Ausfall des S kann beabsichtigt sein.

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Ulrich Wilcken: Neue Nschtr&ge zu P. Lond. II 235

das Verbum (Passiv) zu dem Subjekt ’E^agi&firigtg, mit dem in 7 der Bericht beginnt?

Auf S. 79 unten (n. 305) blieb mir bei flüchtiger Revision noch vieles dunkel. Kenyons Lesung vxIq r(>j? ) vx«stKX(iih'rjg) dei}(aea)g) in Z. 2 scheint mir nicht richtig. Aber als sicher konnte ich nur erkennen, daß de* st. de’> zu lesen ist. In Z. 3 sah ich . . ov, also jedenfalls

nicht ’Me^avdpet'ag. Es scheint mir eine kontrahierte Schreibung vor- zuliegen, wie z. B. bei den Kaisemamen auf Vierecks Tafel im Arch. I 450. Steht es vielleicht für ’^ie^ävdpov N^oov (Dorf im Faijüm)? In Z. 5 ist äxb st. tov zu lesen. Darauf folgt nicht OyvgqppF, sondern ein Ortsname, der mit &e beginnt. Vielleicht soll es SeeideX- tplag heißen. Ist noch weiter zu prüfen.

S. 82 (unten) 3 lies ixepl (= fbtlp, wie öfter Vermischung von i'xip und xepl) statt Im übrigen haben wir diese Quittung

Kpf[o]v ’y^xoiiaptov diiypui/e vxip^ty fu5axov 9vofie'vov iv Cepov Tla- xvaig Beog (sic) bisher nicht richtig gedeutet. Kenyon sah in Horion den Nomarchen, an den gezahlt wird (vgl. BGü II 4G3) imd in UaxvfSig Beod(<öpov) so vermutete er statt Beog den Zahler. In dieser Auffassung folgte ich ihm im Arch. I 142 (auch Wessely, Wien. Denk. 47, 118), doch mit Unrecht. Vielmehr ist der Steuerzahler, d. h. in diesem Falle der Priester, der den Ochsen geopfert hat (vgl. Gr. Ostr« I 384), der Horion, während der Steuererheber in diesem Text nicht genannt ist. Den Uaxvaig dagegen halte ich jetzt für den Gott, denn es wird iv lepov TlaxvOig 9ebg stehen für iv lep^ Ueexvaeag &eoi>. Damit gewinnen wir einen neuen Gott für Ägypten, denn UoxvOig war uns bisher nur als einer der häufigsten Personennamen aus dem Faijüm, besonders aus Soknopaiu Nesos bekannt (vgl. Wessely aaO und die Indices). Leider geht aus dem Londoner Text nicht hervor, an welchem Ort sich der Tempel des Gottes Tlttxvaig erhob. Es liegt nahe, an Soknopaiu Nesos zu denken.

S. 85 (n. 469a) 2 scheint Ovalepig zu stehen statt Oy^xig. 3 1. ovo(v) st. <fpx“. Dazu paßt das folgende eva.

8. 86 (n. 469b) 2£f. 1. ixb ’lbfi ii(äyav) st. . xoiofi ei. Dieses ’lbn ist identisch mit dem koptischen lou (vgl. 3^) = „das Meer". Hier ist damit das Faijüm gemeint (auch in dieser arabischen Be- zeichnung steckt dasselbe Wort), das die Griechen entsprechend mit ACfivt] Wiedergaben (vgl. z. B. Rev. P.). Über Taipiäfug „die des Faijüm" vgl. Archiv II 179, 1.

8. 87 (n. 316b). Meine früheren Lesungen in Z. 2 l<sdym{v) st. Ipx° und in Z. 3/4 xiiitjxd st. Jjgtpv haben sich mir am Original von neuem bestätigt. Also auch in dieser Torzollquittung ist die Höhe

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236

I. Aufsätze

der Abgabe nicht angegeben. Vielmehr ist notiert, wie hoch die im- portierten Eeramien Wein an Wert taxiert waren. Die angegebene Summe, 8 Drachmen 4 Obolen, wird auf das einzelne Eeramion, nicht auf die 20 Eeramien zu beziehen sein.

S. 90, 9. Meinen früheren Vorschlag (Arch. 1 144), [tJüi» ä(»c)) zu lesen, ziehe ich zurück. Auch [xa]ji«Qx(S)v) (Grenfell-Hunt) ist gleichfalls nicht zutreffend. Das Richtige hatte schon Eenyon gegeben; yecoQyäv. Ich sehe: [y«]a)py[ö»'].

S. 97, 2 1. d6yn«ai. 3/4 steht nicht xäv xa]^[a\yevoij,ivav (E.), auch nicht -^yovuivmv, wie ich Arch. I 144 vorschlug. Das Richtige konnte ich noch nicht finden. Am Schluß von Z. 4 wird [xäfirivet. [yrjv zu er^nzen sein, und darauf folgt in Z. idatp-qi »al

xaTae[x]tt(f[ai^) statt .d aXla tucrav . . . . Also der

Sitologe soll den dij^docot yimpyoi die vorzuschießende Aussaat nicht eher liefern, als bis sie ihm die vorschriftsmäßige eidliche Versicherung (denn das heißt %iipoyQa<pCa^ vgl. Arch. II 46, 1 und HI 115) gegeben haben, daß sie alle zu dem Dorf gehörigen dijfuiöia^ iddipt] bewässern und besäen werden usw. Die Art der Besäung wird genauer im folgen- den bestimmt. Eenyon ergänzte diese Worte; xvpSn xal rof; ip/tö- (<yvai [xatd xuipbv axe'pj/toat. Ich möchte hier vielmehr an den Gegen- satz von Saatland und Brachland denken; ersteres soll mit Weizen, letzteres mit Futterpflanzen bebaut werden (vgl. Arch. I 157 f.). Da- nach wäre etwa zu ergänzen: rotg dpftöSovat [rj) dvaxavaei oder dvaxavftatixoCg 0. ä. xoptde]fiaai. Die Platzfrage ist am Original zu untersuchen. Nachträglich sehe ich, daß unser Text eine Paral- lele bietet zu P. Teb. 66, 56 ff. Da ist Domanialland nicht besät wor- den, dl tt\ßiüiav (vgl. hier Z. 6 di äiuXtiav), wiewohl die yeapyoi die exepfuera bekommen haben, vxlp atv ypdq>[ei] 6 xaftoyp(afi(iaTevg) rovg yempyoiig xexttpoyp[a]ipfixevai (das ist unser Eid!) axtpetv To[r]g äpuölovai yiveoi fl [uxprjaeiv xa ix<p6pta{t} d[.] . piv xxX. Nach dem dx xov Idiov im Lond. Z. 6 liegt die Vermutung nahe, daß im P. Teb. die letztzitierten Worte ixipdpi« Id .. . zu trennen sind.

Z. 6 1. x«ff’ öv dtjxoxs ovv st. xai oysovv. Z. 10 Schluß

ist [xtpoyp^ipiuv] eine unmögliche Ergänzung. Hier kann nur gesagt

1) Vgl. den lifivaoTTj; xal xuTacxoQivs in Griech Ostr. I 608, S. Das war

ein liturgischer Beamter (BGU 91), der die Aufsicht Ober die Uitvoaxeuc und xmaaTtogd führte. Sie standen wohl unter den ItfirafffioO, die kürz-

lich Vitelli bekannt gegeben hat. Atene e Roma VU S. 121.

2) Ob zur Ergänzung von dijgdaia am Schluß von 4 hinter »mimv Platz ist, weiß ich nicht. Gemeint sind natürlich nur diese dijftdffta, die in 2 spezialisiert sind als ^a<iilix>/[t'] xal iifuv x«l lrs[;Jat> yi'iv.

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Ulrich Wilcken: Neue NachtrSge zu P. Lond. II

237

sein: empfange die ordnongsmäBige Quittang. Xipoygatpia heißt aber nicht Qoittnng (s. oben); also ist, da ein Femininum erforderlich ist, etwa [ixox^v] zu ergänzen.

Diese wichtige Urkunde, in der bei längerem Studium sich noch manches wird herstellen lassen, ist bereits früher mit den Aussaat- Quittungen, die die dtj(i6oioi, yeagyoi den aixoliöyoi ausstellten, in Verbindung gesetzt worden (vgl. Arch. I 145 und Goodspeed, Stud. in Class. Philol. Chicago 1900: Papyri from Karanis S. 8), aber diese Beziehungen haben wir bisher für den Text jener Aussaat- Quittungen noch nicht genügend verwertet.*) Die Hauptschwierigkeit liegt hier in den auf “Eo%ov folgenden Worten: xgootp“ oder xgo) jrfipoypa) o. ä. Vgl. auch Viereck, Hermes 30, 111. Wir verbanden es meist mit dem folgenden Worte axigfidrav und sahen darin einen Hinweis auf den Vorschuß: xgo{xQ(^v) exspfidrcov. Viereck faßte xgoxgi^av jsipdypa- x(rov) als „einen Vorschuß gegen Ausstellung dieses Schuldscheines“. Ich gebe meine früheren Vorschläge auf und glaube, daß in jener Gruppe, von der exegitäriov zu trennen ist, vielmehr ein Hinweis auf die im Londoner Papyrus Z. 4 geforderte und inhaltlich genauer mit- geteilte eidliche Versicherung steckt: „Ich habe empfangen, nach- dem ich die (vorgeschriebene) eidliche Versicherung (betreffs der von mir zu übernehmenden Verpflichtungen) geleistet habe.“ Die Herstel- lung des Textes wird nur an den Originalen möglich sein. Da in BGÜ 279 deutlich xgaotp“ geschrieben ist, wird man hiervon auch bei der Erklärung von xgo) auszugehen haben. Tlgoaqxhxn^aig ist terminus technicus für offizielle von der Regierung amtlich eingeforderte Er- klärungen, die meist unter dem Eide geschehen. So fallen xgoatpä- vtjOis und xf^doygaxpCu vielfach zusammen. Danach könnte man XQoOqi“ und XQo) in xpoffg?a(vrjffag) auflösen, jrpo) jjstpoypa) etwa in ;rpo(tf- tpmv/jaag) xftQoyga{q>ig) o. ä. Den Wortlaut lasse ich dahingestellt, aber den Sinn glaube ich aus dem Londinensis richtig erschlossen zu haben.

S. 98, 8 fand ich meine Lesung duvtju (Arch. I 145) bestätigt. Das d ist korrigiert'.

S. 100 (n. 295), 5 1. w/ziöv st. v/iir. 6 1. xar^^a st. xecre^a.

S. 100 (n. 197). Schon im Arch. I 146 bezweifelte ich, daß eine von Naturallieferungen handelnde Quittung mit beginnen könne.

Das Original bietet in der Tat für Z. 1 eine völlig andere Lesung: j4vpr/l((0g) ^(■ödagog äyopa(voujj<Jag) ^ovA(£vt^j) . [. . . statt

1) Gtooüzpeed asO wurde dadurch behindert, daß er bei der xntoyt/aijpur Z. 4 von dem Begriff receipt au^ging.

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238

I. Aufsätze

tfrfi 3t O . . . . roif x) [^]xot'®f. . . Wegen des Buleuten (Tgl. auch Avffqkios) ist der Text nicht ins II., sondern ins III. Jahrh. zu setzen, wozu die Schrift auch durchaus paßt. Z. 3 schließt das Präskript mit d (fTOuj). Darauf folgt: Ä'ar7f[SJ«TS [ st. xar^t ... [. Hiernach modi- fiziert sich dio Vermutung von Rostowzew oben S. 221. Von dem nicht mitpublizierten Verso, einem Brief, notierte ich mir als bemerkenswert die Worte (Z. 6): vßQii^r^v vjfö tov f[»i] tdii' ffrfjiftdtojr. Vgl. CIGr. III 4705 (Antinoe): yvfit'[aaircQ^ov xal] M töi/ aTtfi/iäTciv (a. 11 des Severus Alexander).

S. 102 (n. 171), 4 1. Tt^’J st. «i»*.

S. 102 (n. 475), 2 bleibt mir noch unklar. Sicher ist, daß der An- fang, wie schon Grenfell-Hunt sahen, s|, nicht tq> lautet. In 3 sah ich trä E (ßrii) ycvij{fiuTog) 6 (irovg) st. t“ tpy ev xä^- (Kenyon) resp. Tö(v) iQyexia(Tttx&v) d (hovg) (Grenf.-Hunt). 4 wird, wie schon Kenyon für möglich hielt, «äö v[o]v zu lesen sein (st. a»aT[o)p]). 5 1. d"ij(ffavpoi)) st. dtjijioöCov).

S. 104 (n. 316a). Zu meinen früheren Verbesserungen, die ich am Original bestätigt fand, füge ich hinzu, daß in Z. 5 diä(Qvyi,) st. dt zu lesen ist.

S. 105(b), 4 ist ’Exay(a&iat'fj) aufzulösen, wie inzwischen Viereck (nach Wessely) zu BGU III 876 bemerkt hat. Damit fallen meine Bemerkimgen im Arch. I 146,7.

S. 113 (n. 329). Wiewohl ich das Original nicht verglichen habe, kann ich auf Grund einiger mir inzwischen bekannt gewordener Münchener Papyri (II. Jahrh. n. Chr.) zu meinen früheren Bemer- kungen (Arch. I 147) noch einige weitere Erklärungen hinzufOgen. Meine aaO gemachten Vorschläge werden durch die Münchener Texte durchaus bestätigt, mit folgenden Ausnahmen: 1) Z. 7 würde ich (auch mit Berücksichtigung der Photographie) uqöv, nicht Iq^ov lesen. 2) Z. 9 Schluß beträgt das «vfißokixbv nicht */» Obol, sondern */, Drachme: /*. Wichtig ist mir vor allem, daß meine damals nur zaghaft gegebene Lesung 'Egfiov in Z. 9 (st pvfiß) durch die Münchener Texte gesichert wird. Also war ein Hermestempel (EQfiatov Münch.) mit dem Sokno- paiostempel verbunden, und zwar in der Weise, daß der einzelne Priester zugleich Priester beider Götter war. So zahlt unser Tesenuphis igxgi- <f6(og IfQüv Jmxvoxuiov Ntjaov, und zwar erstens für den Gott Sokno- paios und zweitens für den Gott Hermes. Ebenso zahlen die‘ in den Münchener Abrechnungen genannten Priester für beide Tempel, wenn auch in den Überschriften die Abgabe nur nach dem Hauptgott be- zeichnet wird als IgxQi'aeag [c^iav Eoxvoaalov Ssov EoxvoxaCov JVijoov. Die vorliegenden Texte (Lond. und Münch.) ergeben, daß die Höhe der

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Ulrich Wilckcn: Nene Nachträge *u P. Lond. II 239

Abgabe selbst (elgxpmxöv) in rerscbiedenen Jahren iiir die sämtlichen Priester aller 5 Phylen des Soknopaios- und Hemiestempels identisch war, nämlich 20 für den ersteren, und 8 für den letzteren, daS dagegen die kleinen Zuschläge (xQoadutyQaqiöfttva resp. txaxo6x«C, rgl. oben S. 234 und öv/ißoXixöv) in den verschiedenen Jahren schwanken konnten. Ich bemerke noch, dafi in meinen GriecL Ostr. n. 136 und 137 die Ammonpriester aus Theben für dieselbe Abgabe je 8 Dr. 3 Ob. zahlen, d. h. ebensoviel, wie hier in Soknopaiu Nesos die Priester des Hermes einschließlich des x(foodiayQa(p6(Uvov. Über das Fehlen des avftßo- iix6p auf Ostraka vgl. oben S. 234 eine Vermutung. Daß das dg- xQixixov eine Staatssteuer ist, die durch xgtacxoQtg erhoben wird (vgl. Grriech. Ostr. 1 185), bestätigt die Münchener Abgabenquittung vom J. 139 n. ühr.‘) Zugleich zeigt sie, daß die gezahlten Summen nicht etwa für einen Monat, sondern für das ganze Jahr gelten. Über die Bedeutung des eigxpixixöv wird demnächst Walter Otto zusammeu- fassend handeln.

S. 114 (n. 345), 2 1. ^xpsiovg (Waszyiiski) st. AxBiovg. 3 lies NaßXtt st. A'a^äv[i;s]. Dieser neue Dorhiame ist nicht ohne Interesse. Sein semitisches Gepräge paßt dazu, daß die Ilauptgöttin in diesem Dorfe 'l6ig NavaCa war, d. h. eine Vermischung der Isis mit der alt- babylonischen Xanai oder Nanaja, die auch in Alexandrien einen Tempel (Nttvatov) hatte.’) Ich vermute, daß dies Dorf Nabla oder, wenn wir NttßXä als Genitiv auiTassen, Nabläs, das nach Z. 1 im Heraklides- bezirk des Arsinoites lag, in der Inschrift aus Soknopaiu Nesos (Dime) bei Strack, Dyn. n. 141 Dittenberger, Orientis Graec. Inscr. Select. n. 175, Z. 9 wiederzuerkennen ist. Das Objekt der Stiftung wird daselbst also

1} Wiewohl meine Kopie keine definitive ist, sei sie hierhergesetzt;

’Etovi icvxifov Avroxfaraifos KaUofot Titov AlXiov 'Ainiaroi ’Avxavirov Xtßaazov Eietßofrt Z dity(fa{zl!tv)

6 iiä EtototKuos) riat(^ifov) xal fLfx6x{(or) we«x(r(iea>»') ds)'(ve>xüt') nafidvrjt Sratoi^io^i) xfiaß{vx{fov) riaxveiot Itfiivi y ^vX(ije) lexfi^ias UfOv 'Ef/iaiov ToC Sielii(Xv96TOf) a S Soxvox{ulov) Nr)Cov 10 \ixxi> /^Tj, Xfoaf(uiyfaip6iura) />, s(viißoXixoi) /*,

Diese Quittung ist im Vergleich znr Londoner eine Teilqnittung, insofern hier nur für den einen Tempel gezahlt ist.

2) Vgl. Arch. I 124. Eine Navaia auch in 2. Makk. 1,13 ff., worauf schon Kenyon p. VU hinweist Zur babvloniachen Göttin vgl. Zimmern, Keilachr. n. .tit. Testam.’ S. 442.

0-

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240

I. Aufsätze

bezeichnet: t»)v tlg t[^]v dxo tov d^fiov IjQiiuxQQtiovg &yov6av tv- 9-tlav 6döv rör vaßia xal zäg ytqwQug XQog ei>xilQHav] &do-

xoirjji^vijp tlg äfi9;rfTf£](»a legä t^[v re ä]axävrjv xal rbv ßa>(i6[v]. Die Ungenauigkeit der grammatischen Konstruktion ist schon von Ma- hafiy und den späteren Bearbeitern herrorgehoben. Da am Ende einer Zeile steht, also wohl auch noch mehr Buchstaben dahinter er- gänzt werden können, so vermute ich, daB etwa . . ,]rov Naßkß zu lesen ist, und daB mit diesem Naßia eben das obige Dorf gemeint ist. Also der neue Weg führte vom Dromos des Premarres, der hier mit der £ovovaei (vielleicht verschrieben für Eoxvoxaei'i) und

dem Harpokrates verehrt wurde, über das .... von Nabla(s) und die Brücken zu „den beiden Tempeln.“ Grenfell-Hunt haben erkannt, daB diese „beiden Tempel“ identisch sind mit dem groBen Tempel von Dime, der nach ihren Untersuchungen tatsächlich aus zwei verschiedenen Tempeln besteht.*) Doch ist mir zweifelhaft, ob sie mit Recht an- nehmen, daB der eine der beiden Tempel der in der Inschrift erwähnte (der Isis Sononaeis, Harpokrates und Premarres), der andere der des Soknopaios und der Isis Nepherses sei. Wenigstens nach meiner obigen Deutung der Inschrift muB der erstere Tempel, zu dem der dpö/to? des Premarres gehört, auBerhalb der „beiden Tempel“ liegen, und das Dorf Nabla(8) muB zwischen ihnen liegen. Nach dem, was ich oben über die gemeinsame Priesterschaft des Soknopaios und des Hermes gesagt habe, liegt es vielmehr nahe, die „beiden Tempel“ der Inschrift als den Doppeltempel des Soknopaios und des Hermes zu deuten. Der nörd- liche Tempel von Dime, aus wohlbehauenen Steinen errichtet, würde danach der des Soknopaios und seiner evin>aoi sein, der südliche, der aus Ziegeln imd schlecht behauenen Steinen erbaut ist, der des Hermes. Das Dorf Nabla(s) muß hiernach in unmittelbarer Nähe von Dimö gelegen haben, denn es wird sich bei der 6d6g nicht um große Ent- fernungen handeln.

Z. 6 1. xeipitf/i(ov) st. jrftpiö”. Vgl. Qrenf.-Hunts Be-

merkung zu S. 113, 10/11.

S. 114 (n. 3.Ö2), 3 fand ich meine im Arch. I 147 gegebene Ver- mutung, daß äpi&(fitj0e(og) 0aä(pi äi(s'ypai(’e) statt afup^tptdag zu lesen sei, bestätigt. Dt^egeu konnte ich das rätselhafte 6ty) in Z. 4 bei dem Fehlen einer Photographie damals nicht erklären. In Wirk- lichkeit steht da ixi6tattx{pv) Ifp(£civ)*) y (frovj) st. txt9ruti'‘ le (wobei schon Kenyon an Uqov oder leQimv dachte) diy) (■= SidyQoi>ev K.). Zu der Abgabe vgL jetzt P. Teb. 5, 63.

1) Archaeolog. Report {Egypt. Explor. Fund) 1900/1 S. 6.

2) Geschrieben

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Ulrich Wilcken: Neue Haohtr&ge zu P. Lond. II 241

S. 122 ff. ln den Schlußaummen stellt in der Tat, wie ich ver- mutete, durchweg uQ('yvifi,xa) st.

S. 143,28 1. ’Aßivxig st. Axtvxi^. 47 1. Ilaaßäg 'Aßgafiov st. Ilatf^ipg AxQtt\u)v. 61 1. hinter dem Strich der Addition: «[f x{(foxt(yi.evai). 63 xlrf *ilij(poi'd)}i(ot). 64 t[*pf]t»[s] unsicher.

S. 144, 73 1. xlTj(ßov6)fi(pi) .] . äyoQuvo(jiov oder ftij- eavrog). 84 1. Et(faxla>v st. Eu(fuxlmv. 87 entweder fvdij- wie Crönert vorschlägt, oder Ev&rj(fiovog).

S. 145, 111 1. Etfaxiäg st. EuQBXiäg. 114 1. 0e6(ioq>o~ st.

Zu Z. 136 bemerkt Crönert aaO; kfvxoxyQyo^: latet üev- xovgyög und beruft sich auf kcvxogyög in einer kilikischen Inschrift. Diese Vermutung hatte von vornherein wenig Wahrscheinlichkeit. Am Original fand ich Kenjons Lesung abgesehen vom letzten Buchstaben durchaus bestätigt: Xevxoxvgyog Ich denke dabei an die Toparchie AtvxoxvgyLxrig im Hermopolitischen Gau und vermute auch hier, an der Spitze eines neues Abschnittes, einen Lokalnamen. Liest man den Anfang der Zeile ’£x[o]i(x<.ov), was ich nicht fUr sicher, aber für mög- lich halte, so hätten wir den Ortsnamen ’Exoixiov Aevxoxvgyov ge- wonnen. Dies findet eine Stütze dadurch, daß ich am Anfang des

nächsten Abschnittes Z. 152 ’Exoi{xi'ov) MeX lese (st. xgi ).

Bestätigen sich meine Lesungen bei genauerer Prüfung, als sie mir in der Eile möglich war, so ist danach die Urkunde in der Weise ge- ordnet, daß die Naturallieferanten nach den verschiedenen Ortschaften gruppiert sind und zwar in je zwei Gruppen, von denen die letzte die

XKtoixot des betreffenden Ortes {uvxov daselbst) nennt. 141 1. ’Aßovg st. Aifovg.

S. 150, 9 1. ttv£Xilii<pd^rjaa[v] S ? (= 200 Drachmen) xal. 10 1. läijXä^rj dl ixl [xata]etdecag st. ifyi^XadT] de exi [ jvocofo»'.

S. 152/3 (n. 196). Vgl. die Neuansgabe im Arch. III S. 92/3.

S. 154, 1. In dem Paralleltext P. Grenf. 67, 1 lautet der Titel des Angeredeten xg(ovorj(rfi) (n>X{tjrgCdmv). Vgl. oben S. 124 (nach Kenyon). Danach möchte ich vorschlagen, auch hier zu lesen: KdOfig» xg(o(vo- o'öjlij(Tpj.'dtJv). Zumal ich dies nicht nach dem Original, son- dern nach der Photographie nachträglich gefunden habe, bedarf es weiterer Prüfung. 4/5 mein früherer Vorschlag ixKSTij(jioai) yv- ^fi^vagTaCg ist ebenso falsch wie Kenyons Das Richtige

konnte ich noch nicht finden. 12/3 1. xugadd)<Smii[e]v st. xagu- defOeo [?]9f. 13 1. xagaXaßoiiv (= xagaXäßaitev) st. xccgeXg:ßg(ir,v (JL) resp. xagaXäßoHSt (Gr.-H.). Wenn Satyros hier in den Plural ver- fällt, BO m^ er auch als Vorsteher eines Vereins schreiben wie Anre- lius Asklas in dem Paralleltext.

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242

I. Aufs&tze

S. 155, 14 1. OvaQcX&g (= Oittlig&g) st. EvuQtXag.

S. 156, 26 lies ütxalQig statt TltxiQig. 36 lies Kagavog statt Ktgavog.

S. 157, 57 ist wohl Feftdlkov zu lesen st. Femiutv. 58 1. xow- QBiig st. ßoTQtvg.

S. 160 (n. 322), 20 1. 'Aßovg (Waszyiiski) st. [/7]a/3ovg.

S. 160 (n. 213), 3/4 1. ti}]v xsQi[yQttip]onsvriV si . . . xtfi . . . opLiv Tov. 5 erg. xa[i tö]. 11 1. aöv st. tav, wie ich schon Arch. I 154 vermutet hatte.

S. 166 (n. 357), 3 lies EvxQijOirjOoc '//psaydd'ijv rbv [IIuvs- tp]g6iiinv (für JlaveipgöniiBog) dx r^(g) u({i tfjg) xäfir^g st.

liuTiau j4gxaya&[o]v zt . . [ ]?T®*' Schluß L rx

st. Tfs. Die Bedeutung ,4eihen“, die hier das Verbum ivxQTjarsiv hat (ebenso wie in P. Par. 13, 26) ist in der Literatur durch eine Notiz bei Phryniohos p. 402 bezeugt, wo er sagt: E\i%Qriazeiv, kiye di xiigävtu. 4 1. ara&tvTog st. 7 l.'Agxa-

yd[p-ov st. ap . Nachher lies ft») ßovkoue'uov iy,fittv(u.

8 erg. (o[p(0'8'£rat. Nachher 1. dxixBigovvrog [ä^?jagxäaou.

9 Anfang 1. [ftojt st. [. .]. 11 1. xai j[ofs xopv9>](u'oif. Zu den xogvtpccioi, die hier neben dem i/yov/isvog tüv Ugdav auftreten, vgl. BGU 347. Nachher 1. «f(?) äxoSoi>v[ai] ftot td 6(peik6iieva ixb T[ot>] st. «6 . . . dot»y[at] f} .... (j> £i»a vxote.

S. 169 (n. 361), 2 1. navo](uevTog st. . . .J/Ssvrof. 8 hinter atntxeo&ai, steht noch ein r und ein o oder Anfang eines <o. Also etwa: irö[v] | [dt« t»jg ftiod-äffcjog. 10 vor iiivovg ein ff oder o. Am Schluß 1. dtd r^[ä] st. dt*n;[ffi]. 11 erg. [fttff'^iDffsog xqo- ‘&]£fffti«(g. 12 wird eher dvatpigm st. dco «|(o) zu ergänzen sein (wegen oarms). 15 L xarultAcffdat st. xar«VTt£ffO-[.

S. 170 (n, 363), 1 L Ö£(ftifftov) xal ngk{i(i<ovog') st. 0£ftf'ffrov- Also wird die Eingabe an den argaTijyög gerichtet sein.

S. 173 (n. 198), 3 schreib xqoSixov st. Ilgodixov. Ebenso in 4. Nach dem Faksimile las ich 5 Ea\gaxidg st. ]ptxtag und 12 ibg xv&6fievog st. xtog [.Jyö'Oftft'og.

S. 176, 7 1. y^g st ff»fg und ^tß[iC\xi st 0tx[. .Jfft. 12/3 1. oüc£t[lA«][T^oJt'« st. o . . |t[.

Zu S. 177 vgl. Wessely, Pap. script gr. spec. Taf. 1.

S.183, 17. Mein früherer Vorschl^ (nach der Photographie) öp- y[äv) p[o]dt(Di' ist ebenso irrig wie Kenyons Lesung d^p[o]dt[fft]cov. Die starken Verlesungen erklären sich z. T. daraus, daß, wie ich am Original sah, der Anfang korrigiert ist. Am Original erkannte ich

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Ulrich Wilcken; Neue Nachträge za P. Lond. II

243

nnn &yQ[d]dQ[i}\a>v (f&r &x(fodQva>v). Das Richtige hatte schon Dr. Waszyriski vemutet, und ebenso jetzt Crönert, der äxQOÖQtiav schreiben wollte.

S. 185 (n. 289), 14/5 1. [^ioY\vveiov (Waszynski) st. Atvxiov.

S. 190 (n. 168), 5 1. rp[£l$ st. to[w. 10 1. xoiöyzav (sic) st. noio\yv\zov. 14 1. tpaivtjzai st. 9jay[i;T]at.

S. 192 (oben), 11 1. ivrjloxeg (gemeint ist dvaHi'öxsiv 6e) st. av r,^ox£g. 17 zu ^aXXov vgL Arch. II 131. 22 L xoxzoquv xa- 9ag st. xoxzoQavxg[v]ag.

S. 193 (n. 280), 1 1. dxixaptj(if sag) st. 14 L dv]ij-

xov[t«] Sv [Act] xul. Im übrigen vgl. Arch. I 159.

S. 197 (n. 466), 11/2 1. taxT(7}ip) ip{iOzs(f&g) ixb

’^zzivov (12) nuvsiiip(fi[isi st. S . . x^- 9ft) avagzivoy (12) idiov n<ezqsf<fi^(gvi. Das hier genannte Dorf ist in der Form ’Azzivov ’laislov durch P. Petr. II 39 (a) 8 für das III. Jahrh. vor Chr. bezeugt. Der Eigenname ’Azziväg begegnet auch in einer pergamenischen In- schrift ans dem Ul. Jahrh. v. Chr. (Dittenberger, Orient. Qr. In. 266,23). Damit entfallt die Möglichkeit, den Personnennamen 'Azziväg vom rö- mischen Attinius abzuleiten, woran Pape-Benseler, Oriech. Eigennamen, gedacht haben. 17 Schluß scheint hinter ansaj) noch ein r zu stehen, vielleicht also &«{ax{‘ftxsv) (Indik. nach S. 198 oben 18) r[t(/ti)j/)]. 19 1. Bsßui6{6si) (für ßsßaictast) 6 6fiok{oydiv) st. ßsßuiovus”. Da- nach wird auch in der nächsten Urkunde (S. 198), die nach demselben Formular angelegt ist, Z. 20 Schluß ßsß{cu<h6si) 6ito{Xoyä»v) zu lesen sein.

S. 201, 1 wird ['O dstvcc Aojra/Sovros zu ergänzen sein. Die folgen- den Priestemamen müßten im Dativ stehen. 4 L ]oiv st ]v. 7 1. &(fuxog (Gen. von £paS) st. Autxog. 8 1. ]tov st. ]y. 9 1. ys- agy° st. ysagy. In 8/9 bleibt noch vieles unklar. 18 L st. xfc oder x6>.

S. 202, 9 Schluß ist vielleicht ^sg zu lesen, abo etwa Xsa[<upst, Aber unsicher. 12 1. xp zb st xay.

S. 204 (n. 143), 5 L bpgitv ös^iäv (Waszynski) st. otpgovg de|(«s. 16 I xad'dxsQ Avofioioy^ (Waszynsky) st. x’ xvgsiav o(tokoy‘. 16 L ivsoz&zi (Waszynski) statt evorcu. 21 L XQoaxioxs xattä (Waszyriski) st Äpoa3t£x*[i

S. 206 (n. 298), 5/6 I xgazeipp (Waszyriski) st. [ajvttfxv’i]. Grenf.- Hunt hatten schon x[go]zäpp vorgeschlagen. 7. Der Phylenname butet nicht Atlttvaßazta, wie Kenyon anfangs las, auch nicht Tsixxva- ßazCp, wie ich nach dem Faksimile las (Arch. I 159), sondern sicher

Arohlr f. Fftpjrratfonebiuig HI- 9. 17

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I. Aufsätze

NiXttvaßccTiq), wie Kenyon inzwischen (Arch. II 75) gelesen hat. In diesem Londoner Text steht MA-, während in P. Oiy. II 319 mit Kenyon [A']«tA- herzustellen ist. Auf dem Verso der Urkunde ist der rote Stempel, das läffayfta (ygl. Arch. I 76, 1), sehr schön erhalten. Der äußere Kreis lautet: Z.?; .^vjroxpdropos KaCoagog Tgauivov, der innere: 'ASgiavov £eßa6tov. Im Zentrum steht yQ{cctptiov). VgL BGU I 183.

S. 209, 6 1. vlbg (g corr.) &xoixov’Hllov x6Xtv (für adAftog). Vgl. jetzt Oxy. IV 719. 7 habe ich 1. c. jraxrraro richtig gelesen gegen- über xaxTayi (Ken.), aber meine Deutung xdxza rb war falsch. Eine andere ist mir jetzt durch einen Berliner Text an die Hand gegeben. Da werden vavxXr^goi mit ihren SchifiFen aufgezählt. Bei dem einen heißt es; toü Idiov »axTOjroü. Das Wort wird gleichbedeutend sein mit xdxzav, auf das schon Kenyon hinwies. Danach möchte man im Londinensis xaxzazo{v) ergänzen. Oder soll man xcoctorg emen- dieren? 9 Das Kaufobjekt wird genauer beschrieben als tcIoCov xoxQtjyov Xifivalov. Der Vorschlag Crönerts, vielmehr Aiftvaiov zu schreiben und dies als Personennamen zu fassen, ist abzulehnen. Erstens würde man bei diesem Atfivaiov den Vatersnamen vermissen, und zweitens würde Aaßöig nicht ein Schiff verkaufen können, das einem Aifivatog gehört.

S. 212 (n. 470). Da diese Urkunde durch meine neuen Lesungen einen völlig anderen Sinn erhält, muß ich, um meine Erklärung zu begründen, den Wortlaut des Hauptteiles hierherstellen. Sarapion, ein Alexandriner (£axnx6<Jfuog 6 xcd ’AX9taevg) schreibt dem römischen Veteran Antonius Tiberinus folgendes: 'En[iV\ ixiygcitl>a xvp[t]pj (st. za xvp[i]ia) z^g ywaixbg xsgiXvovOijg (.st.

xfgixgovarjg) ädviov firjzpixbv (st. jU7;T()ix[o]v) vö/iov

zäp 'Rofuu'av tpt[t]ow ^{'p[o]vs 'Ay,azCag TlgeCoxag r^g xcd Aovxlccg, ivztvQsv ttvtv^vöv ee xoiä diä zb avz^v dxnXijip/vat (a. 168). Der römische Veteran hat also bei einem speziellen Rechtsgeschäft als Tutor für die Frau des Alexandriners Sarapion funktioniert. Nun ist das Rechtsgeschäft beendet, und der Ehemann teilt dem Tutor mit, daß er, der Veteran, keine Verantwortung mehr habe.

Hierin ist manches bemerkenswert:

1) Wenn hier nicht der Ehemann, sondern ein anderer, ein Römer, den Tutor spielt, so setzt das voraus, daß ein Alexandriner, der eine römische Frau hat, nicht qualifiziert war, ihr Tutor zu sein. Dies ent- spricht durchaus, wie Mitteis mir bemerkt, dem von ihm im „Reichs- recht u. Volksr.“ S. 108 festgehaltenen, von H. Erman in Savig. Z. XV S. 254, 4 mit Unrecht für undurchführbar erachteten Satze, daß die

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Ulrich Wilcken: Keue Nachtrilge zu P. Lond. II 245

Frage nach der Person des fcntor nach dem Personalrecht zu ent- scheiden war.

2) Dieser znr Tutel disqualifizierte Ehemann ist trotzdem in der Lage, die Aufhebung der Tutel mit den Worten dvsv&w<fv as «oiO dem Tutor anznkflndigen. Mitteis bezweifelt, daß dies juristisch korrekt ist.

3) Die obige Tutel ist nur fQr ein einzelnes Rechtsgeschäft be- stellt worden. Vgl. P. Oxy. I 56 und öradenwitz, Einf. Pap. S. 152f. Der obige Text zeigt, wie in solchem Falle nach Beendigung des Rechts- geschäftes die Verantwortlichkeit des Tutors aufgehoben wird.

Was das Rechtsgeschäft selbst betrifft, so ist die Frau*) des Aus- stellers dieser Urkunde, wie mich Mitteis freundlichst belehrt, nicht die zahlende Schuldnerin, sondern die quittierende Gläubigerin, da die Römerin nicht zum Zahlen, wohl aber zum Quittieren einen tutor braucht (Gaius 3, 171). Mittels weist ferner darauf hin, daß auch sonst das Verbum JLvtiv oder mgiivstv (vgl. BQÜ 907, 10; Oxy. I 68 11/2 und II 323) meist die Tätigkeit des erlassenden oder quittierenden Gläubigers bezeichnet.

S. 213 (n. 341), 11 1. vg (— oig) st. o^s-

S. 215, 6/7. Hinter dreioiv, das schon Grenfell-Hnnt hergestellt haben, hatte ich früher äg de XQÖzeQov vermutet und angenommen, daß darauf die Nomenklatur, die der Mann vor Erlangung des Bfirger- rechts gehabt hatte, folge. Der Gedanke war richtig, aber den Wort- laut bot mir erst das Original: ag di xgb rt)s 'Po[/tctx(^s) xoXi- Tticcg j'pij/tajfjjtfavrt (= 14 1. ]Ä[td] t^g töv

[iyx]Ttjeefov st. . .] . ijj rav [. . .] tijg £x[«].

S. 215 (n. 151), 2 1. xuQtt oov tbv (o korrig.) st. xuq ocvrav. 3/4 1. ^Xiavav (= ekcuävav). 6/7 1. exxexroxdrav (sic).

8. 253 (n. 144). Der Schrift nach würde ich diesen Brief nicht ins I., sondern ins II./III. Jahrh. setzen. Z. 2 1. oe doxd^ofiai st. exaaxaSoficu. 11 1. 6i'dp[iov] st o *«([...]. Dieselbe Form des v z. B. in dtxvtjaai in 6. Durch diese Lesung erhält der Brief erst seine Pointe: Alexander ist in Not, sein Sklave ist krank und hat ihm daher die Lebensmittel nicht bringen können. Da bittet er in diesem Brief den Athenodoros, daß er einen Esel verschaffe, damit der Sklave zu ihm kommen könne. Tlffovofflai kann hier nur heißen „verschaffen, besorgen“. Der Thesanros bietet dafür nur ein klares Beispiel und

1) In der Amatia Prisca mochte ich nicht mit Kenyon die Frau, sondern die Mutter sehen, von der die Fran das iavtiov geerbt hat. Der Name ist mit einem aus firjTfixiv herauszuholenden firirfdg zu verbinden. Der Name der Frau bitte, wenn Oberhaupt, am Anfang der Periode genannt werden mOssen.

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I. Aafi&tM

zwar fOr das Medium, Diog. Laeri 6, 23: 'Exi6ttii.as d/ xivi olxidiov aixö npovotjaccff&ai. Da diese Bedeutung hiernach feststeht, so wird man bei dem oben S. 241 besprochenen XQOvorjtiis ctiiri{Tfid<ov) eher an einen Mann denken, der Flötenspielerinnen verschafft, als an einen, der för sie sorgt. In den beiden uns vorliegenden Fällen vermietet er Mädchen zu Festlichkeiten.

S. 256 (n. 301), 12 L xagadibotv st. »«(>«d<p[a(o].

S. 282, 26/ 1. fic. ’£[()]p(6ftsvöv a’ iv ala>{viotg) %(f6(27)voig \ßi]a<pvX<iii. (— diutpvXttlfj) iv x[a\voixi((f) (seil. 6 dsö$).

Halle a/s. Ulrich Wileken.

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Zum Drnsilla-Prozeß (BGU 1019).

BQU 1019, das Fragment eines nur zum Teil erhaltenen Akten- stttckes, repräsentiert ein weiteres Dokument zum DrusUla-ProzeB, den ich an der Hand der P. Cattaoui- Verso und P. Lond. II Nr. 196 im Archiv UI, 91 ff. behandelt habe. Die soeben veröffentlichte Berliner Urkunde gehört einer späteren Zeit als die beiden erwähnten Papyrus an. Das geht erstlich daraus hervor, daS der iuridicus Claudius Neo- cydes, der sowohl im P. Cattaoui als im P. Lond. als noch im Amt befindlich charakterisiert ist (s. Arch. III, 102 A. 2. 4), hier 6 ytv6(uvog dixtuodöxTjg genannt wird (v. 5). Weiter können wir dies daraus er- sehen, dafi der Jnlianus, der Stellvertreter des Neocydes

(Arch. UI, 102 f.), dessen Prozeßprotokoll uns im P. Lond. vorliegt und an den als 6 diixmv xuxä r^v dixax[o]doaCuv die Eingabe des P. Cattaoui gerichtet ist, uns BQU 1019 als x]6xs diMSsxon[d]vp ^[v]- tbv Bav[. . . dtoixrfx^ (v. 1 1 f.) entgegentritt. (Die Lesung Bav[

scheint mir ziemlich sicher). Endlich bestellt im P. Lond. der dioixrjxijg den gewesenen d^ijyr/xtjg Domitins zum nsdehijg xal xpixxjg, der binnen 15 Tagen die Sache entscheiden soU; in dieser Eigenschaft ist an ihn die Eingabe des P. Cattaoui gerichtet: im BQU 1019 dagegen wird er in der 3. Person genannt (v. 13 ist zu lesen: fit]asixijv xal xp[(T^v] ^Ofu'xi[o]v); er fungiert also hier nicht mehr als Richter. Wir können daraus den weiteren Schluß ziehen, daß der Prozeß auch mit seiner Einsetzung als Schiedsrichter noch nicht sein Ende gefunden hat.

Der Charakter von BQU 1019 läßt eich nicht mit Sicherheit be- stimmen; es handelt sich entweder um eine Rede oder eine Eingabe des Prozeßvertreters (^cop) des C. Julius Agrippianus, der als ö iiiidxtQog bezeichnet wird (v. 2/3. 9). Summarisch wird über den bisherigen Ver- lauf des Prozesses berichtet.

Das Fragment beginnt mit der Erwähnung der Wiederaufnahme der Klage seitens Drusüla nach dem Tode des Vaters des C. Julius Agrippianus gegen diesen (BQU 1019, Iff. = P. Catt. IV, 13 ff.). Er ist jetzt miles leg. II. Traianae F. (BQU 1019, 3 P. Catt. IV, 35 P. Lond. I, 4; BQU 378). Qanz summarisch wird zuerst gesagt (v. 3f.): xoXkäg xaxaöxaöeig xfög ccvxbv xexoix}xai. Dann wird der

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I. AnfB&tze

inridicus Neocydes erwähnt, Über dessen Amtshandlungen und Ver- fügungen in unserem Prozesse uns ja der P. Lond. informiert (s. Arch. III, 101 f). Es heißt von ihm (v. 6): 8? idoxtv rbv fftparijyöi» toü voitov elg t[ö] xi(fag im&ttvai t[^] loyo&teCa. Das entspricht dem Inhalt und Wortlaut der beiden ausführlicheren Papyri: P. Cattaoni V, 23flf., P. Lond. I, If. (oqov xgayiucTi; 7fiF. 12: dvv[cctiu

tb XQäy'lfia xtgag sxiiv: s. Arch. HI, 102). Wie im P. Gatt. (IV, 11.30) wird die Verschleppung der Sache durch Dmsilla hervorgehoben (v. 8: xfQi[t]qtaiidv7jg d' avr^g): wir haben es dort wie hier mit einer ein- seitigen Darstellung der Partei des Agrippianus zu tun (s. dazu Arch. III, 101 A. 3). Neu dagegen ist die Angabe v. 8£F.: ivhvxiv [6] iifid-

Tc[po]g rm xccl dvaxe[fiq>9'cl]^ ixl tbv d(X(t(od[d]vi;t'

Da dieses Stadium des Prozesses nicht weit vom Jahre 141 n. Chr. abliegt (s. Arch. III, 104), kann hier nur der Präfekt C. Avidius Helio- dorus in Betracht kommen. Von ihm und seiner Zurückverweisung der Sache (ttvaxofixif) an den iuridicus wird in der leider sehr schlecht erhaltenen 6. Kolumne des P. Cattaoui die Bede sein (s. Arch. III, 67). Julianus wird als Stellvertreter des iuridicus BGÜ 1019, 11 6 r]6te a[^}rdv genannt; Siadixbiievog wird also synonym mit iitxav (P. Gatt. I, 1) gebraucht. Mit der Erwähnung der Bestellung des Domitius zum iti\atirr]g xal schließt unser Fragment

Wir erfahren also leider nicht, in welcher Weise Domitius sich seines Auftrages als Schiedsrichter entledigt hat und welche Bewandnis es mit \mserer Urkunde hat. Die Hoffnung ist aber nicht ausgeschlossen, daß ims noch weitere Urkunden oder gar die den Berliner Papyrus er- gänzenden Stücke bescheert werden, die zur näheren Beleuchtung des interessanten Prozesses beitragen.

Schöneberg-Berlin. Paal M. Meyer.

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Sarapis und Osiris-Apis.

Soweit ich sehe, sind sämtliohe Gelehrte, die die Besiehongen zwischen dem Sarapis nnd dem Osiris- Apis erwogen haben, der Mei- nung, daß der Name Accpccsrts dorch Yerkflrznng oder wie man sich das sonst Torstellt aus ’Oeogämg entstanden sei. Bouch^-Leclercq gibt nur die herrschende Meinung wieder, wenn er in seiner Histoire des Lagides I S. 115 folgende Gleichung aufstellt: Osar-hapi (Öffopda- xig, 'OaCgaxig, 6 Eögccxtg, Högams, Stgcatii, Xdponrtg, Serapis, Sirapis). Ich bin dagegen schon seit längerer Zeit der Ansicht, daß der Name £u(fäxis mit dem Namen 'Ooog&ittg sprachlich gar nichts zu tun hat, wenn auch die beiden Götter im Kult verschmolzen worden sind. Folgendes sind meine Gründe.

Der in Memphis verehrte Apisstier wurde nach einer bekannten ägyptischen Vorstellung nach seinem Tode als Osiris- Apis, ägyptisch wir-hp, verehrt. Der ersiere Name wird, für sich allein stehend, griechisch gewöhnlich mit 'Oalgig (Oaetgig) wiedergegeben, der zweite mit ^Axig. Treten beide zu einem Worte zusammen, so muß nach ägyptischem Sprachgesetz das erste Wort enttont werden. Ich kenne vier verschiedene Formen des enttonten 'OtSlgig. Im ArtemisiBpapyrus, dem bei weitem ältesten Zeugnis, das wir haben (rund um 300 v. Chr.), heißt der tote Apis 'Oaegäxig imd sein Tempel (in nicht gräzisierter Form) Uoaegäxi (d. h. Tempel des Osiris- Apis). Vgl. 'Oeegyagiax noch in einem Zauberpapyrus des IV. Jahrh. (Loud. I S. 117,43). In den jünge- ren Urkunden heißt jener Gott regelmäßig ’Oaogexig, nachweisbar min- destens seit dem II. Jahrh. vor Chr. In Memphis, dem Kultort des Gottes, sind nur diese beiden Formen ’Odegßxig und 'Oeog- &xig nachweisbar. In dieser jüngeren Transskription ist das zweite o offenbar unter dem Einfluß des vorhergehenden o entstanden, durch eine Art Vokalharmonie (wie 6ßoX6g für älteres 6ßeX6g). Diese enttonte Form Ü0og begegpiet auch in zahlreichen anderen Kompositionen, z. B. 'Oöogopvtvig (P. Leid. 6 K) ; ’Offopo^piS oder Vaogotfijgig (P. Par. 5, 1, 10 und öfter); 'O0ogowäg>gig (P. Lond. I 68, 101 ; 69,119); 2Sevoaog<ptßig (Tor. 1, 5, 8 etc.); ITtroOogaiiijrig (Par. 5, 19, 8); UtToaogßovxig (Ostr. n. 1196) etc. Gelegentlich tritt das w (voü ics'r) mit einem vorher-

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I. Aufa&tze

gehenden Vokal zum Diphthong zusammen, vgl. üetBvifoQäxios (Par. 60, 5 6 BO zu lesen statt xccffä 6ov ^uftaximv, vgl. auch Teb. 85) und TavOogSxis (BGÜ 1021, 4). Die dritte enttonte Form Offtp findet sich in einem jungen Zauberpapyrus in Oaiffievrex^t^ (P- Lond. I S. 92, 257). Endlich kommt (selten) Ooccq in Oxyrhynchos in der Kaiserzeit vor: IIeto<SttQäxis (Oxy. II 266), Tav6<tQÖxts (Oxy. I 73).*)

Nirgends in den Urkunden gibt es ein Beispiel dafür, daß der 0-laut von ’OetQis in solchen Zusammensetzungen geschwunden wäre. Zwar bietet die Pariser Ausgabe in P. Par. 22, 3: räv iMQÖxei. Aber ich habe am Original schon vor langen Jahren konstatiert, dafi hier viel- mehr töt ’Ogogäxsi, geschrieben steht. Formen, wie das obige Tcnxfo- Q&xis aus dem III. Jahrh. nach Chr. zeigen vielmehr, wie lebendig bis in späte Zeit das anlantende w geblieben ist. Wenn aber in den Serapeumstexten die Gottheit, der die Zwillinge dienen, bald 'OaoQ&xig bald £aQäxis genannt wird, so beweist das nur, daß diese beiden Gott- heiten hier einander gleichgesetzt waren, nicht dafi ihre Namen ur- sprünglich identisch waren. Und ebenso, wenn auf der von Maspero edierten Goldplatte aus dem III. Jahrh. v. Chr. (Recueil de travaux VII, 140) dem hieroglyphischen wsr-hp in dem griechischen Text ein SaQäxis entspricht, so folgt auch daraus nur die Gleichsetzung der beiden Gottheiten.

Neben dieser urkundlichen Tradition hat die Wiedergabe jener Namen bei Autoren natürlich nur sekundären Wert, namentlich wenn Etymologien vorgebracht werden, wie z. B. von Nymphodoros FHG II S. 380, 20. Seine Form ZoQoäxig ist willkürlich gebildet, weil er das Wort aus ffopds (Sarg) erklären will.

Von den urkundlich überlieferten Formen 'OasQöxig und 'OdoQöcxig (in Oxyrhynchos auch gelegentlich 'OöuQöxig in der Zusammensetzung mit nere) gibt es nach Obigem keine Brücke zu 2ki(f äxig. Wäre es müglich, HaQ&xig aus jenen abzuleiten, so müßte man auch Formen wie ZaggiCßig, £agofl(fig usw. zu finden erwarten. Es hat sich aber bisher unter den Tausenden von Eigennamen nicht eine einzige der- artige Bildung gefunden. Im übrigen müßte die herrschende Form ’OeaffSxig gewesen sein, während diese Form als selbständiger Gottes- name überhaupt noch nicht nachgewiesen ist. Zn der Zeit, wo der Sarapis auftritt (siehe unten), sagte man in Memphis ’Oaspftxts.

Mir scheint ans diesem Tatbestand zu folgen, daß LoQ&xig viel-

1) Vgl. 'Ottägejitfov (s. Kifxetfjiptg) bei loa. c. Ap. I 26 § 288. Wenn in X}aiit<‘*^iv6tios (Archiv II 72) überhaupt keine Enttonong atattfindet, ao h&ngt daa wohl damit zusammen, daB hier auch keine organische Verbindung mit einem ägyptischen Wort vorliegt.

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Ulrich WUcken: Sarapii and Oairis-Apis

251

mehr ein selbständiger Name ist, der sprachlich mit dem Osiris- Apis nichts zn tun hat. Von diesem Zagcaus, fOr das die halikarnas- sische Inschrift (Dittenberger, Orient. Gr. Inscr. SeL n. 16) das älteste urkundliche Zeugnis ist, hat sich später eine Sekundärform Zegaxig ge- bildet, die zuerst sporadisch im II. Jahrb. v. Ohr. auftritt, in der Kaiser- zeit immer häufiger wird. Diese junge Form ist bei den Lateinern als Serapis die übliche geworden.

Wenn aber Ikcgäxig ein selbständiger Name ist, so mufi diesem auch ein selbständiger Gott entsprechen, und da das ägyptische Pantheon einen Gott Sarapis nicht kennt, so muß er ein ursprünglich auslän- discher Gott gewesen sein. Zu seiner späteren Identifizierung mit dem ägyptischen Osiris-Apis wird die Namensähnlichkeit mit beige- tragen haben.

So führt uns die rein sprachliche Beobachtung zu derselben Auf- fassung, die der bekannten Legende zugrunde liegt, wonach der Gott Sarapis im Anfang der Ptolemäerzeit von auswärts in Ägypten einge- führt worden ist. Sie zeigt zugleich, daß die Ansicht derjenigen Forscher, die, wie neuerdings Bouch^Leclercq und Beloch, den helle- nistischen Sarapis aus dem memphitischen Osiris-Apis ableiten wollen und eine Einführung von auswärts leugnen, nicht richtig sein kann. Denn daß man für den ans dem ägyptischen Gott differenzierten helle- nistischen Gott einen ähnlich klingenden Namen frei erfunden hätte, wird wohl niemand yerteidigen wollen. Auf die weitere Frage, woher der Sarapis eingeführt ist, will ich heute nicht eingehen. Ich wollte vorerst nur die obige These zur Prüfung verlegen.

Halle a/s. Ulrich WUcken.

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über die Freilassung durch den Teileigentümer eines Sklaven.

Der eben erscheinende vierte Band der Oxyrhynchos-Papyri von Grenfell und Hunt bringt unter N“ 716 und 722 zwei Urkunden, welche uns zeigen, daß unter den Graeco- Ägyptern die teilweise Freilassung von Sklaven Vorkommen konnte. Allerdings wäre dies schon früher aus dem Pap. Edmondstone zu ersehen gewesen, den die Herausgeber mit Recht heranziehen, denn auch dort ist von atpixivca vfuig ilsv- 9iQovg toü ixi ßtxXXovTÖg not fi^'govg die Rede (lin. 7); aber diese Stelle ist bisher allgemein übersehen worden. Von den beiden neuen Zeug- nissen ist 716 vom Jahre 186 n. Chr. das weit interessantere, nicht bloß weil es vollkommen erhalten ist, während in 722 vom Jahre 91 oder 107 die rechte Seite stark beschädigt erscheint, sondern weil es auch weitere Fragen aufwirft, die derzeit kaum zu lösen sind,

Auf diesen wenig aussichtsreichen Versuch will auch ich mich hier nicht einlassen, sondern lediglich das Verhältnis der Urkunde zu den Lehrsätzen des römischen Rechtes mit einigen Worten klarstellen. Was die Herausgeber, unter freundlicher Berücksichtigung einer brieflichen Meinungsäußerung meinerseits, hierüber sagen, ist durchaus zutreffend, und soll hier nur noch unterstützt werden durch Beseitigung etwaiger Zweifel über das Verhältnis, in welchem diese Erscheinung des graeco- ägyptischen Rechtes zu den Mitteilungen in C. Just. 7, 7 steht, ein Nebenpunkt, auf welchen in der Publikation begreiflicherweise nicht einzugehen war.

Der Wortlaut der Urkunde ist dieser:

’y/ffxAijÄUtdjj rp xtd Z'e'peurt'(j)[vr

nuQn 'JJp[^o)Vog Tlavtiatov rov z/opärog (iV~ rpög UapüTOg xal ’yixoXicjvi'ov ^mgCmvog 6 Tov 'HgüTog ^ijrpög @«i{ffiog xal 'Aßaexävtov &xtkev9iffov Aduou 'HQuxktldov räv zQiäv axo ’OSvpvyjiov x6kiag iatxQixav atptjkC- xtov tixvav ßstavog rov xal At[ov]yflov

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Ludwig Mitteü: Über die Freilaeaung durch den TeUeigentflmer 253

Eiiatiiovidog iirftQbg üiv^evTog tutl /U- 10 0W6C0V tud Satjaiog iiupox^ffiov iit]t(fbg Tuiifftog t&v rQiStv äxb xöieag.

'IWapiet tolg «■brolg fiiv EHui-

(lovCdt ixxov fiigog z<p Sb ^towtn’p xal Saijgei {j/itgv ft^pog rb ixl tb airb Si[ioi[(f]ov 15 fiCQog xatQixov ainäv SovXov Eapaxio[vog &g (irciv) l ov tb loixbv tpCtov 5v toii b/toxa- rpt'ov avräv iScXtpov ^fioydvo[v\g ijlevf^d- patat ix' aitov. 5&ev dxiSdSofiev tb §^§iXt- Siov ä|tovvtag xatä tb St]Xovfievov 20 Täv aq>r}h'xc3V SCfiotpov fidpog t^v xpo- xilpv^iv yevdadai :t<f\ ffjv dfuivova

ttiQiOiv SiSövTi xapaSodijvat. (dtovg) xf ydvToxpdtopog Kadaapog Mägxov AvprjXCov KoiifiöSov kvtavivov EvOeßovg Evtvjrovg 25 J^cßaatov Idpfisvucxov Mt/Sixov ITapd’txov Eapfuttixov PepiiMvixov MsyiOtov BQttavv[i]xov &ä>^. (2nd band) 'Slpltav Ilavexötov

dxiSdStitxa. (3rd band) [Hxo]Xlmyig{g Ja^plavog gy[v]- dxiSdSioxa. (4tb. band) '^ßdaxttvto[g] <bi£>lcv'8'£(>o[s]

30 Edftov 'HpaxleiSov 6vvtxi\ddd]fpxa. ^ip[ydinjg]

Sdayifog ro[ü] xal ^lowolov dypa^a «ütoö]

y,il tiSötog ypafiyiat«. '

Vier Gescbwister übrigens zum Teil nur halbbürtige Ton Vater- seite — von denen drei mindeijäbrig sind, batten zusammen das Eigen- tum eines Sklaven, so zwar, daß einer davon, Diogenes, ein Drittel, die eine Tochter Endaimonis ein Sechstel, endlich zwei weitere Kinder, Dionysios und Tbaesis zusammen die Hälfte besaßen. Da nun Dio- genes, der wahrscheinlich volljährig war, den Sklaven zu seinem Drittel freigelassen hat, stellen die Vormünder der drei übrigen noch minder- jährigen Geschwister an den Gymnasiarchen die Bitte, die restierenden Eigenturasanteile an dem Sklaven zur Versteigerung an den Meistbieten- den zu bringen.

Das römische Recht hat über Freilassungen durch den Teileigen- tümer die Regel, welche Ulp. fragm. 1, 18 Paul. sent. 4, 12, 1 Frag. Dosith. 10 ‘) übereinstimmend dahin formulieren: Die zivile Freilassung bedeutet Verwirkung des Anteilrechts, welches demnächst dem Mit-

1) Vgl. auch J. 8, 7, 4.

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264

I. Aofgfttze

eigentfimer adkresziert; die unförmliche Freilassung ist wenigstens nach der überwiegend vertretenen (von Procnlus &eilich angefochtenen) Mei- nung nichtig und ändert mithin an den Eigentumsverhältnissen gar nichts.

Nun macht uns aber Justinian in seiner c. unica C. 7, 7 de servo communi manumisso einige Mitteilungen über ältere Eaiserkonstitu- tionen, die dennoch von der Teilfreilassung sprachen. Es wird nütz- lich sein, um etwaige Fehlbeziehungen auszuschließen, welche zwischen obigen Papyri und diesen Nachrichten hergestellt werden könnten*), den Inhalt derselben sofort klarzulegen, was angesichts der nicht über- mäßig präzisen Wortfassung der genannten Konstitution nicht über- flüssig sein dürfte.

Der Wortlaut ist Ln dem hier entscheidenden Teil (Prooem. und § 1) folgender:

In communes servos eorumque libertates, et quando cuidam do- mino pars libertatem imponentis accrescit, nec ne, et maxime inter milites, qui huiusmodi imponnnt libertatem, multa ambiguitas ezorta est apud veteres iuris auctores. § 1. Et inventa est constitutio apud Marcianum in institutionibus divi Severi, per quam idem imperator disposuit, necessitatem imponi heredi militis, comparare partem socii et servum libertate donare. (la) Sed et alia constitutio Severi et Antonini principum reperta est, ex qua generaliter necessitas impo- nebatur socio, partem suam socio suo vendere, quatenus libertas servo imponatur, licet nihil lucri ex substantia socii morientis alii socio ac- cedat, pretio videlicet arbitrio praetorls constituendo, secundum ea, quae et Ulpianus libro sexto fideicommissorum et Paulus libro tertio fideicommissorum refert, ubi et hoc relatum est, quod et Sextus Caecilius, iuris antiqui conditor, definivit, socium per praetorem com- pelli suam partem vendere, quatenus über servus efficiatnr; quod et Marcellus apud luüanum in eins Digestis notat, hocque et Marcel- lum, quum luüanum notaret, retuüsse palam est (Ib) His itaque apud veteres iuris auctores inventis, decidentes tales altercationes generaliter sancimus, ut nuUa inducatur differentia miütis seu pri- vati in servis communibus, sed in omnibus communibus famuüs, sive inter vivos sive in ultima dispositione übertatem quis legitimam imponere communi servo voluerit, hoc faciat, necessitatem habente socio vendere partem suam, quantam in servo possidet, sive dimidiam, sive tertiam, sive quantamcunque, et si plures sint socü, uno ex his übertatem imponere cupiente, aüos omnes necessitatem habere partes

1) Wenn ich recht verstehe, will J. Pfaff (favor UhertaUa 22) jene Konsti- tutionen auch auf die Freilassung unter Lebenden beziehen.

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Ludnig Mitteil: Über die Fieilaainng durch den Teileigentümer 255

suas, qaas in serro posaident, vendere ipai, qni libertatem aerro im- ponere deaiderat, Tel beredi eins (licet ipse communia serma heres inatitutua sit), et hoc moritorus dixerit, ita tarnen, ut omnimodo ipse, qni partes alias comparayerit, yel heredes eins libertatem im- ponant.

Es scheint mir non vollkommen sicher, daß diese ganze Mitteilung, wonach im älteren Recht die Freilassung durch den Teileigentümer vielfach diskutiert wurde, nur bestimmte Fälle im Auge hat, nämlich die fideikommissarische*) Freilassung und auch hier haben wohl solche Fälle den Ausgangspunkt gebildet, wo es sich um Soldatentestamente handelte. Es heißt schon im Pr., daß die bezüglichen Streitfragen über die Freilassung maxime inter milites sich bewegt haben. Zunächst ist die Rede von einer constitutio divi Severi, welche sich lediglich auf die Soldaten bezog. Sie bestimmte, daß der Erbe eines im Miteigentum eines Sklaven stehenden Soldaten offenbar unter der Voraussetzung einer von diesem Soldaten seinem Erben iideikommissarisch auferlegten Freilassung den Teil des Miteigentümers *) behufs Vollzug der Frei- lassung ankaufen solle und, was das jämmerliche Referat übersieht, obwohl es eigentlich die Hauptsache ist, offenbar auch dürfe. Da- rauf erwähnt die Stelle eine Konstitution von Severus und Antoninus, die allerdings insofern weiter geht, als sie, wenn ich recht verstehe, den genannten Rechtssatz auch auf Zivilpersonen ausdehnt: „Ex qua generaliter necessitas imponebatur socio, partem suam socio suo ven- dere, quatenus libertas servo imponatur, licet nihil lucri ex substantia socii morieutis alii socio accedat“ Immer aber handelt es sich hierbei nur um letztwillige fideikommissarische Freilassungen, wenn auch die Worte generaliter imponebatur dies für den ersten Blick verschleiern. Das Richtige geht deutlich daraus hervor, daß in den gleich darauf folgenden Worten Erläuterungen von Ulpian und Paulus zu dieser Konstitution angeführt werden, welche aus ihren Abhandlungen über die Fideikommisse stammen; außerdem auch aus den Worten „licet nihü lucri ex 'substantia socii morientis alii socio accedat". Daß dies alles mit den oben zitierten Papyrusurkunden nichts zu tun hat, geht schon daraus hervor, daß diese letzteren sich auf Freilassungen unter

1) Yoigt RQ. 2, 496 n. 89 scheint sie anch auf die manumiisio teitamento diiecta zu beziehen, wogegen das im Text folgende. M. W. konnte dafür höchstens D. 28. 6. 18 pr. angeführt werden; aber die bezügliche ÄuBenmg Ulpians (oder Tribonians?) zeigt schon ihrem Wortlaut nach, daS sie ein Novum darstellt und nicht einmal auf Konstitutionen beruht.

2) Dabei ist vorausgesetzt, daß der Miteigentümer vom Erblasser nicht anch selbst gültig belastet ist; sonst ist die Entscheidung ja selbstverständlich.

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256

I. AnfaiUzo

Lebenden beziehen mit keinem Worte ist angedeutet, daß letztwillige Freilassungen vorliegen; noch mehr aber daraus, daß das ganze eben besprochene Recht selbst der Zeit des Severns und Äntoninns ange- hört, also jünger ist, als die Vorkommnisse in den obigen Papyri.

Allerdings wird am Schlüsse des § la noch angedentet, daß auch Afrikanns nnd Marcellus sich mit den bezüglichen Fragen befaßt haben; vielleicht sogar lassen sich die Worte 'cum lulianum notaret’ darauf beziehen, daß auch Julian*) bereits über ähnliche Angelegenheiten ge- handelt hat. Im Sinne dieser letzteren Schriftsteller, durch welche man allerdings in die Zeit wenigstens des Pap. 716 zurückgefiihrt wird, ist aber sicher wieder nur an letztwillige FreUassongen zu denken; außerdem aber kommt man damit bestenfalls in die Mitte des zweiten Jahrhunderts zurück, und erscheint um diese Zeit die Sache noch als Novum, während P. Oxy. N" 722 schon au der Wende des ersten und zweiten Jahrhunderts geschrieben ist.

Fassen wir das Gesagte zusammen, so ist die wahrscheinliche Ent- wickelung die gewesen, daß zuerst die bekannten Privilegien der Soldaten- testamente auch in der Richtung erstreckt wurden, dem Soldaten, der nur Teileigentümer eines Sklaven ist, die letztwillige Freilassung desselben zu ermöglichen. Zu diesem Ende wurde schließlich bestimmt, daß der Miteigentümer verhalten werden soUe, seinen Eigentumsanteil um eine vom Prätor (resp. Provinzialstatthalter) festzu stellende Taxe an den Erhen zu überlassen. Dies wurde später auch auf Privatpersonen aus- gedehnt, aber erst, wie gesagt, um die Mitte des zweiten Jahrli. n. Chr. und nur für testamentarische Freilassungen.

Daraus ist ersichtlich, daß der Rechtsfall obiger Urkunden im Reichsrecht keine Wurzel haben kann; abgesehen davon, daß es sich in denselben nicht um Römer handelt, kaim nicht einmal von einer analogen Anwendung eines für die Römer hier allgemein geltenden Kechtssatzes die Rede sein. Eher ließe sich daran denken, daß jene Behandlung der Soldateutestamente und die daran sich schließende Rechts- bildung einer in den hellenistischen Provinzen schon vorlängst gelten- den allgemein verbreiteten Praxis angegliedert sind.

Leipzig. L. Mittels.

1) In D. 28, G, 18 pr. Rpricbt Julian nur von redemtio schlechthin des Eigen- tumsanteils; dafi sie erzwungen werden kann, sagt er nicht. VIpian fflgt es hinzu wenn die Worte echt sind.

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n. Referate und Besprechungen

Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen.

(Vgl. I, 104—120, 602—689. U, 887—381.)

Es ist dies die vierte Übersicht, wieder sehr reichhaltig, wenngleich von den im folgenden aufgef&hrten Kammern ein recht großer Teil nur Fetzen sind, von minimalem oder gar keinem Werte. Indes zwei erheb- liche Publikationen sind dabei, beide aus Berlin: der Timotheos-Papyrus Nr. 197 und der des Didymos Nr. 231, ersterer auch durch sein hohes Alter ausgezeichnet, welches ihn an die Spitze aller griechischen Papyri stellt. Die Herren Grenfell und Hunt haben auch jetzt die weitaus grdßte Masse geliefert, in zwei stattlichen Bänden. Zuerst The Tebtunis Papyri, part I (erschienen als: University of California Publications, Graeco- Boman Archaeology, vol. I, London H. Frowde, 1902); als dritter Heraus- geber tritt hier J. Gilbart Smyly hinzu. Es sind dies die Ergebnisse der Ausgrabung von Krokodilsmumien im Fayum, wo das Krokodil das heilige Tier war; ganz große Papyrusbogen wurden für die Krokodile verwendet, imd die Zeit ist 120 56 vor Chr., indes Urkunden bilden weitaus die Hauptmasse (vgL Archiv II S. 394 ff.), und nur vier literarische Papyri von mäßigem Interesse finden sich dabei. Der andere Band ist wieder von Oxyrhynchos: The Oxyrhynchus Papyri part UI, 1903, und hier sind die New Classical texts mit Nr. 408 444, die Fragments of extant classical authors mit 440 463 (und 534 573) vertreten, wozu noch 464 470 Miscellaneous Uterary fi-agments kommen. Die übrigen, sämtlich kleineren Publikationen erwähne ich an ihrer Stelle. Es sind ein paar Latina da- runter; der nächste Band aus Oxyrhynchos wird auch von dieser Art etwas viel Größeres bringen (s. über diesen inzwischen auch erschienenen Band das nächste Heft).

L Poetisohe Stücke.

143. Pap. Tebt. Nr. 4 (S. 12). Von einer Krokodilsmumie.

Beste von 5 Kolumnen (Frg. a 11,3X11,2). Buchschrift des aus- gehenden 2. Jahrh. v. Chr.; zusammen mit diesen Besten wurden 2 Doku- mente dieser Zeit gefunden. Das A hat links unten eine Schleife, wie in dem Papyrus des Hypereides gegen Philippides. Von Kol. IV. V ist auf Tafel II ein Faksimile gegeben.

[Da Herr Dr. Crönert von dem literarischen Referat zurOckgetreten ist, und Herr Prof. Blaß es frenndlichst Übernommen hat, werden die Herren Editoren literarischer Papyri ergebenst ersucht, Rezensionsexemplare resp. Separatabzüge für das Archiv künftig an Herrn Prof. Blaß, Halle a/S., Lafontainestr. 17 senden zu woUen. Die Redaktion.]

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H. B«ferate und Begprecfaungen

Homer Ilias B, 95 210 in Resten. Der Text ist aristarchisch, und kritische Zeichen sind zugefUgt; Obelen vor 124. 133. 197; Obelos mit Asteriskos zu 164 (wie die Hsgg. mit Recht annehmen; von diesem Vers selbst ist nichts da); Diple iuquaziy^dvr\ vor 156; dies alles im Einklang mit der aristarchischen Notierung, indem auch vor 130 132 und 193 196 jetzt nicht mehr vorhandene Obelen angenommen werden dürfen (auch wohl vor 141). Der schlechte Vers 206 fehlt überhaupt, wie in ACD usw. Nur vor 204 (jedenfaUs auch 203. 205) Antisigma statt Punkten, und jedenfalls vor 192 Punkt statt Antisigma; Aristarch stellte jene Verse um nach 192, und bezeichnete das nach den Scholien so, daß 192 das Anti- sigma hatte, und die umzustellenden Verse Punkte. Sonstige Zeichen sind: eine schräge Linie vor der Zeile für den Beginn eines neuen Abschnittes (in anderen Homerhandschriften anders verwandt) und bei V. 200 die Zahl (^). Akzente mangeln; die axvyfzri (oben) kommt zuweilen vor. Lesarten und Verschreibungen; 125 TpSoj (Hdschr.) gegen Aristarch, der T^g.

131 fao[(v wie Hdschr. (fvneiv Kallistratos und die eine Ausgabe Aristarchs).

132 Anfang oijpexm . . . statt oi fu fiiya nln^ovfft. Stand da; oi fu »t nkdy^ovalv u ruxl ov% idjova' (vgl. cp 233)? 133 ”Iho]v (Aristarch) Text, -ov übergeschrieben (Hdschr.). Vor 135 tuS , nicht zu enträtseln; etwa zu 109 in der vorhergehenden Kolumne gehörig, wo fwt’ vorkommt? 137 die Schriftreste nach noztjStyjitv nicht mit -at apfu di zu ver- einigen; auch die Variante vlag ’A^aimv bei Herodian n. opfp. Rh. Qr. IH 86,15 hilft nicht. Über dem (]xdpza[^]a des nächsten Verses stand eine andere Lesart ..1 (über pca). V. 175 nolvxlijm, 177 ’EUvtjv wahr- scheinlich doppelt; 185 war unten nachgetragen und an seiner Stelle wird mit iuezco dorthin veiwiesen; 209 rfii}.

144. Pap. Oxyrh. 445 (S. 84).

Reste mehrerer Kolumnen (Höhe 30,5). Buchschrift aus dem 2. Jahrh. n. Chr. oder dem Anfang des 3.; drei korrigierende Hände zu unterscheiden. Von dem 1. Fragmente ist auf Tafel IV ein Faksimile gegeben.

Homer Ilias Z, 128 Ende in Trümmern; zwischen 199 und 445 alles fehlend. Kritische Zeichen reichlich, ähnlich wie im Yen. A; beson- ders Diplen (176. 178. 181. [nicht 183.] 186. [neu] [nicht 199. 191.] 194. 199. 507. 510. 518); Diple mit Antisigma davor 174, wo in den Scholien nur eine Diple erläutert wird. Dem Antdsigma sollten dvo aziypcU ent- sprechen, um zu bezeichnen, daß derselbe Gedanke in einer Folge zweimal ausgedrückt sei; weder ist dies der Fall, noch finden sich die 2 Punkte. Die Diplen vor 181 und 186 haben nach den Hsgg. einen Punkt darüber (das Faksimile zeigt bei 181 nichts), die Hsgg. erörtern, ob diTcXai ncpit- dziyplvca vorliegen könnten, verneinen dies indes mit Recht. Die Verse 490 492 haben Asterisken (vgl. Schol.) wegen ihrer Wiederkehr in a 256 ff., wo man sie athetierte (Asteriskos mit Ohelos); nicht auch 493, der nach dem Schol. ebenfalls notiert war, tatsächlich aber mit « 259 nur ähnUch und nicht identisch ist (wie freilich auch 492 mit 258 nicht ganz). Vor 507 509 fehlen die Asterisken. Mehrere Randbemerkungen mit Les- arten sind zugefUgt Akzente n. dgl. zuweilen nach dem alten System, so daß die ßaptüx ül^r der ersten Silbe indirekt den (gedämpften) Hochton der letzten bezeichnet; Interpunktion meist nur mit der uXtia oben, in 477

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Friedlich Blaß; Literariiche Texte mit Äneechlaß der christlichen 259

□ach Iftöv und in 496 nach ivtfonah^ofiivi} mit der fiiat]. Einzelne Les- arten: 128 nur Bemerkung rechts (der Vers verloren): |

xo(<vi2) ovpavov. Nämlich Aristarch oifuvöv: Mctaßißtpfag z6v ov^av6v, wie auch das Scholion in A erläutert. 148 Text (was auch bei uns

lUr loQr] Variante, in A usw.; so las Aristophanes); Bemerkung rechts I ui Af(^KSxaQ')i(pv) ^ ij x(oivij) ov(Ta)<l (oft/s- So möchte ich lesen, und dann den Strich vor at als Best von fassen, während die Hsgg. ihn für

Bestandteil des Textes und als t nehmen, xoivri ist auch zu 464 nur mit t) X geschrieben. 175 und 191 öicdij d. i. ired^ io einem Worte; so las Aristarch immer, La Boche Hom. Textkr. 327. 187 rmiddpcne;- [^opzi'ou, mit a Uber dem ersten s; jedenfalls stand rechts eine Bemerkung. Nach Didymos las Aristarch nicht antfjx., was allerdings in Schol. V fUr seine Lesart ausgegeben wird, sondern dxcpj-; andere Lesart war incfy.; wir kennen aus den Hdschr. auch d’ &vaiQX; und die Betonung d’ Sp (so auch A), während sich bei uns nicht findet. 445 evfi|axl(]oi

(JOio; dazu bemerkt do(Tixtj) ji({)t(o) tov T /y{tvixr))?) | svpfuliOiO. Das un- sinnige ivnfuXtut steht in A usw.; die Bemerkung ist erst recht Unsinn. Die Hsgg. verweisen auf die Kontroverse bei B 461 ’Aala» oder ’AaCtoi, wo beides mSglich ist. 456 Apyei' ovaa, bekannte schlechte Variante; npoc- äUr/s in wpo korrigiert, vgl. W bei Ludwich. 459 xära, also

nicht xora; 464 rj x(oi>>i]) u&yiiäTa; also Tt&vrj&xa (Aristarch) stand im Text. La Boche Textkr. 282. 475 ❖totou'"; 477 mit sv» über

opt, ganz wie in A; 478 Bemerkung n xo((vq) ßiri\^v t]’, bei der Unsicher- heit auch des Apostrophs unverwendbar; die Stelle des Textes ist nicht da (Varianten ßlrjv t’ aya^bv, ßlrjv äy., ßhjv iya&6v tt). 479 flbergeschriebene Note ]d(2(e>$), auf die Varianten y’ odc und d’ 3 yt bezüglich; Text fehlt. 487 und darüber (npo)xi(aiffci), hier nicht als Variante bekannt

und schlecht. Nun aber 493 die richtige Lesart neu: näat, (uiiMixa d’ ifiol, Toi ’llim iyyliyäaOiV (übergeschrieben v über y). Alle Hdschr. haben itüatv, ifiol dl fiähaxa, toI , mit Verletzung des Digamma von "Iluog, weshalb Hoffmann und Bekker vorlängst so vermutet haben, wie nun bezeugt ist. Also sogar für die Dias kommt aus Papyrus, nicht einmal sehr alten, etwas an guten unbekannten Lesarten heraus, und für Konjek- turen ist einige Möglichkeit dereinstiger Bestätigung durch Papyri. Auch jemand wie La Boche, der der sich selbst empfehlenden Konjektur gegen- über bemerkt, es sei nun einmal sein Prinzip, über die alexandrinische Tra- dition nicht hinauszugehen, wird nun wohl anders urteilen, zumal da dies nicht der erste Fall derart ist. Vers 494 wieder etwas Neues: snsTO nayclrft für ci>l. tpaldifiog "£xTa>p; sehr zu erwägen. Die Hsgg. vergleichen

403 ytifl naytÜi'g, mit Variante Ilakliag ’A^vt). 497 tv; 518 (Lenis nicht deutlich); 523 wieder neu, aber falsch oll axsto[v für <Ulö ixäv. 527 ämirjt. Unter der letzten Zeile Koronis und darunter die Zahl (fmi, während unsere Verszahl 529 ist. Athetiert wurden nach den Scholien in dem ganzen Buche nur 438 439, indes das sind 7 Verse. Leider ist im Papyrus das t unsicher. Dann noch D([adof i-

145. Pap. Oxyrh. 534, 12,9X18,8. Ende einer Kolumne, 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 274 im Auszug.

Homer Ilias A l 15, in Besten. Vers 15 iklactxu gegen A (l/cacro).

Arehir f. Pftpfinifortebaag m. S, 18

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260

n. Referate und Besprechunc^n

146. Pap. Oiyrh. 535, 11,5 X 5,2; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 274 im Auszug.

Homer Ilias A, 43 59 in Besten.

147. Pap. Oxyrh. 536, 16,5 X 3,3. 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, auf der Rückseite (Vorderseite eine Rechnung des 2. oder 3. Jahrh.). S. 274 Inhaltsangabe.

Homer Ilias, geringe Reste von A 127 147.

148. Pap. Oxyrh. 537, 9 X 8,9; 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift. S. 274 Inhaltsangabe.

Homer Ilias A 215 220 (Enden), 250 266 Anfänge, doch fohlt 265 wie in A usw.

149. Pap. Oxyrh. 538, 10,7 X 10. Oberer Teil eines Blattes aus einem Buche; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift. S. 274 im Auszug.

Homer Ilias A 273 297 Anfänge (Rückseite), 318 342 Enden (V^orderseite). 273 fuv von zweiter Hand zugefügt 277 IlijUtSfi'

150. Pap. Oxyrh. 539, 5,2 X 3,7; 2. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; auf der Rückseite Reste einer wissenschaftlichen Schrift S. 274 Inhaltsangabe.

Homer Ilias A 575 583 in Resten.

151. Pap. OxyrL 540, 11,9 X 16; Vorderseite Rechnung des 2. oder 3. Jahrh. und eine andere verwischte Urkunde; Rückseite literarisch, Buch- schrift. S. 274 f. Auszug.

Homer Ilias B 672 683 (672 679 ziemlich vollständig). 680 roiv dt wie AHL und Papyr. Fayum ed. Grenf. 1900 p. 310; 682 TpijjrHfv’ tvivcfiovto ähnlich wie unsere Hdschr. und Pap. Fayum.

152. Pap. Oxyrh. 541, 8,1 X 6,7, 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 275 Auszug.

Homer Ilias B 859—873 in Besten.

153. Pap. Oxyrh. 543, 9 X 2,5, spätes 2. oder 3. Jahrh. n. Chr. (Rück- seite; Vorderseite Urkunde des 2. Jahrh.); Halbunziale, S. 275 Auszug.

Homer Ilias J'(ni) 361 377, geringe Beste der Enden.

154. Pap. Oxyrh. 542, 23,8 X 8; Teil eines Blattes aus einem Buche; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S. 275 Auszug.

Homer Ilias r (m) 371 393 Anfänge (Vorderseite, 389 verloren). 394 418 Enden (Rfleks.; 413 4 verloren. 406 xcltv&ovt wie A usw.

155. Pap. Oxyrh. 549, 9,4 X 3,1; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 275 Auszug.

Homer Ilias A (rv) 182 198 Enden. Vers 196. 197 fehlen; sie haben in A Obelen und Asterisken (vgl. 206f.), und fehlen auch in DO', sowie in einem Papyrus Mahafiy; 195 Aicti\u)v mit CG usw.

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Friedrich Blafi: Literarische Texte mit AnsschluB der christlichen 261

156. Pap. Oxyrh. 545, 9 X 4,2; 2. oder 3. Jahrh. n. Chr^ Buchschrift; 8. 276 Auszug. Der literarische Text auf der Rückseite; Vorderseite Ur- kunde des 2. Jahrh.

Homer Ilias (IV) 478 490, geringe Reste der Anfänge.

157. Pap. Oxyrh. 546, 5,6 'X 8,4; 2. Jahrh. n. Chr., Halbunziale; 8. 275 Auszug. Der liier. Text auch hier auf der Rückseite; Vorderseite Steuerliste 2. Jahrh. Anfang.

Homer Ilias Jf (VII) 237 244 Enden, 264 273 Anfänge. 268 dtv- ttffov erst (wie H), 5 übergeschrieben. 272 aamöt wie A usw.

158. Pap. Oxyrh. 547, 11,6X21,8. Enden zweier Kolumnen, 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 275 Auszug.

Homer Ilias H (Vll) 324 336 Enden, 357 363 Anftnge. 333 *axa- xsioftsv wie A usw.

159. Pap. Oxyrh. 548, 16,7 X 8,8. Teil eines Blattes aus einem Buche, 3. Jahrh., Bnchschrift; S. 275f. Auszug.

Homer Ilias 1 (IX) 235 268 erste Hälften (Vorderseite, als Seite 9 gezählt). 269 301 zweite Hälften (Rückseite, als t gezählt). 236 G(fiv wie A usw. 249 (ux' 6nia9'. 274 »aifnl (A usw.). 296 (A usw.).

160. Pap. Oxyrh. 549, 9,3 X 10,8. Ende einer Kolumne, spätes 2. oder 3. Jahrh., Buchschrift, S. 276 Auszug.

Homer Hiss A (XI) 39 52 Reste. 40 a;t]q[)iOTrqpec; wie CD usw. 45 txdovntjaav wie CL usw. 51 fttx für luy oder nt9.

161. Pap. Oxyrh. 550, zwei Fragmente, wovon b) 17,8 X 10,3; 2. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 276 Auszug.

Homer Ilias yf (XI) 605— 616. 521—647 (Enden). 555—567. 572 602 (Anfänge). 625 a]vdpr$ für avxoi, neu und nicht schlecht. 563 US TOT ufiip Aiavxa neu und gut. 564 t[i]1cx1{ito( (gegen Ari- starch) mit A usw. 583 tlxcv pr., zweite Hand iUxtv, vgl. CD usw. 595 xt/lt statt 0T^ dl neu, aber nur Schreibfehler. 600 ttexrpui wie A usw. 602 am Rande das Zeichen -r-.

162. Pap. Oxyrh. 446. Schmaler Streifen aus einer Kolumne (18,4 X 4,3); Schrift aus dem Ende des 2. Jahrh. n. Chr., wie auch eine dieser Zeit oder dem 3. Jahrh. angehörige Rechnung auf der Rückseite beweist. Abbildung Tafel VT.

Homer Ilias N (XHI), 58 99, Mitte der Verse. Viel Schreibfehler, die es sich nicht verlohnt zu notieren; einzig tviaax[t)9eaat 73 sei hervor- gehoben.

163. Pap. Oxyrh. 551. Teile von zwei Kolumnen (24,5 X 25,8). 2. Jahrh. n. Chr., noch mit X und H. Nur im Auszug mitgeteilt (S. 276).

Homer Ilias S(XIV) 227 253. 256 283 in Resten. Nicht eben korrekt. Vers 247 toifiriv statt [xoiftjjv. 259 ftijTctp« statt dfiijxsi^a (auch von Eustath. erwähnt). 269 fehlend wie in AC usw. 276 ohne t’ wie E.

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262

n. Referate und Besprecbungen

164. Pap. Oxyrh. 552. Geringe Beste (7, 7x2, 8), Buchschrift, 2. Jahrh. n. Chr. Kur Inhaltsangabe (S. 276).

Homer Ilias P (^TI) 80—94 Versenden.

165. Pap. Oxyrh. 553. Best eines Blattes aus einem Buche (14,1X2,5), 3. Jahrh. n. Chr. Buchschriit. Kur Auszug (S. 276).

Homer Ilias r (XIX) 97— 117, (Bückseite) 132—151, Mittelstttcke der Verse. Kur aus Versehen fehlt 134.

166. Pap. Oxyrh. 559. Best des Endes einer Kolumne (8,3 X 6,1), 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift. Kur Auszug (S. 276).

Homer Ilias T (XIX) 251 259 Anfänge. 251 wie A usw.

167. Pap. Oxyrh. 555, 3,2x4. 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift (8. 276 f. Auszug).

Homer Ilias T (XIX) 417 421, nur kleine Beste.

168. Pap. Oxyrh. 556, 8,6 X 3,1. 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buch- schrift (S. 277, Auszug).

Homer Ilias T (XX) 241 250 in geringen Besten.

169. Pap. Oxyrh. 557, 6,6 X 6,2. 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift (S. 277, Inhaltsangabe).

Homer Ilias <Z> (XXI) 372 382 Anfänge, auf der Bückseite ge- schrieben (Vorderseite leer).

170. Pap. Oxyrh. 559, 11,8 X 12,6. 2. Jahrh. n. Chr. Buchschrift (S. 277 Inhaltsangabe).

Homer Ilias A (xxn) 1 18 und 40 57 in Besten (Anfänge zweier Kolumnen).

171. Pap. Oxyrh. 558, 13,5 X 12,6; spätes 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift (8. 277 Auszug).

Homer Ilias X (XXU) 115—134 und 143—160 in Besten (Anfänge zweier Kolumnen). Vers 121 anscheinend fehlend wie in A usw.

172. Pap. Oxyrh. 447, 7,3 X 4,2; nicht später als zweite Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr. S. 93f., mit Abbildung auf Tafel VI (des Schriftcharak- ters wegen).

Homer Ilias V (XXIII) 81 91 in Besten. 88 viptum wie D falsch. 89 fvdjd fit gemäß der antiken Weise bei trochäischem Wort

173. Pap. Oxyrh. 560, 5,8 X 18,6; 3. Jahrh.; Buchschrift; 8. 277 im Auszug.

Homer Ilias V (XXIH) 775—785 und 834—847 in Besten. 847 vntfmtno für vntfßaXt neu; wohl nur durch nhtxai 846 entstandene Variante.

174. Pap. Oxyrh. 551, 10 X 6,2; Ende 3. oder Anfang 4. Jahidi. n. Chr.; Buchschrift (S. 277 Inhaltsangabe und Beschreibung).

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Friedrich BlaB; Literariiche Texte mit AoeschlaB der christlichen 263

Homer IHm ä (XXIV) 282. 286. 318—331 in Resten, auf der Rück- seite (Vorderseite Kursivschrift). S. noch (r.u I (IX) 389) unten Nr. 240.

175. Pap. Oiyrh. 418 (27,7 X 12), Kursivschrift vom Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrh. n. Ghr., S. 63ff.

Kommeotar zn Ilias A. Dieser Kommentar ist lediglich mythologisch und springt daher von den zuerst behandelten Versen 263 und 264 alsbald zu 399. Zu 263 wird der Krieg der Lapithen imd Kentauren und die Abstammung des Peirithoos behandelt, zu 364 die Geschichte des Kaineus, zu 399 die Verschwörung der Götter gegen Zeus und dessen Rettung durch Thetis. ARes dies steht mit sehr genauer Übereinstimmung, vielfach auch der Worte, in unseren Scholien A; der Papyrus leistet hier und da gute Dienste zur Verbesserung, obwohl fast aUe Zeilen am Schluß und die meisten auch zu Anfang verstümmelt sind.

Ich erwähne beilBnfig, daB der Pap. ö74, exzerpiert auf S. 279, neben einer Urkunde auf der Vorderseite auch etwas Homerisches auf der Rück- seite hat (Halbunziale des 2. Jahrh.): Tlaxfwhiv ita9ri-

aöiuvov t/$ tii}, 6 de fnexvm; (d. L imyvotis, nBmlich den Machaon A 651) *«1 aTfolvOfUvog rijs «oparafemj (?) EvpvjtiUm tfUKOiTä, ov xauag (d. i. xmcA;) ix Ttjs nXriyfjg fjrovros (statt -ra) änayayiyv tig t^v ixtlvov cxjjv^v cläxat.

Das letzte ist unklar; x^g jli (Inhaltsangabe für M) würde man verstehen.

176. Pap. Oxyrh. 562, 12,2X7; 3. Jahrh. n. Cbr., Buchschrift, S. 277 Inhaltsangabe.

Homer Odyss. a 131 145 zweite Hälften.

177. Pap. Oxyrh. 563, 8,7 X 4,3; 2. oder frühes 3. Jahrh. n. Chr. Buchschrift, S. 277 Inhaltsangabe.

Homer Odyss. a 432 444 Enden, mit Resten der Buchunterschrift.

178. Pap. Oxyrh, 564, 9,7 X 4,2; 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buch- schrift, S. 277 Inhaltsangabe.

Homer Odyss. ß 315 327 Anfänge.

179. Pap. Oxyrh. 565, 8,3 X 6,7; 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buch- schrift; S. 277f. Auszug.

Homer Odyss. d (IV) 292 302 erste Hälften. 292 xa y wie D‘T*. 297 ca^oveatji vgl. T.

180. Pap. Oxyrh. 566, 15,3 X 4,5; 3. Jahrh. n. Chr., Bucbschrift, S. 278 Inhaltsangabe.

Homer Odyss. d (IV) 685 708 in geringen Resten.

181. Pap. Oxyrh. 567, 6,9 X 2,7; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S. 278 Inhaltsangabe.

Homer Odyss. d (IV) 757—765 Enden.

182. Pap. Oxyrh. 568, 14,3 x 8,1; 3. Jahrh. n. Chr., Buchscbrift, 8. 278 Inhaltsangabe.

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264 n. Referate und Besprechungen

Boner Odrss. il (XI) 1 20 Anfänge; links der Titel der Rolle: Oiveatutf \ I (t.

183. Pap. Oxyrh. 569, 8,2 X 12,2; 2. Jahrh. n. Chr., Halbunziale. Der liierar. Text auf der Rflckseite; Vorderseite Urkunde des 2. Jahrh. S. 278 Auszug.

Homer Odyss. 1 (XI) 195 208 in Besten. 207 üc[tl]ov xai korrupt.

184. Pap. Oxyrh. 570, 11,4 X 11,8; 2. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S. 278 Auszug.

Homer Odyss. J (XIV) 50 72 (52 56 fast vollständig). 54 /u»- Uaxa dcleis falsch; 65 wie FG usw. falsch itlr -ijt.

185. Pap. im Museum zu Cairo (Gizeh), Nr. 10397, herausgegeben von Edgar J. Goodspeed Greek Papyri from the Cairo Museum (The Univ. of Chicago, Decennial Publications, 1902) p. 3 ff. Fragment einer Rolle, Ende von zwei Eolunmen, 12,6 X 12,3; 2. Jahrh. n. Chr., Buchschrift

Homer Odyss. o (XV) 216 231 Enden der Verse; 239 253 An- fänge. Einzelne Akzente (xa&ilov 221; 218 v)j]i scheint Druckfehler, in- dem in der Vorbemerkung v»)]t angegeben ist); viel Interpunktion mit ver- schiedener Stellung des Punktes, worin indes ein System nicht zu erkennen ist Diplen vor 247 und 250, erstere sicher wegen yvva^wv fivfxa dcäpmv

(vgl. 1 521); Obelos vor 251, bisher nur indirekt aus Schol. T 235 be-

kannt; es sollte der Asteriskos zugeiffgt sein. Lesarten: (noT]p[vv]aiv 217 mit G‘PH für -vag; 218 wie gewShnlich Iraipot v»j]l fuiafvjjt, während P

hat ifiol haiQoi. 220 rj9’ tni9ovxo wie die meisten (^dl n. U).

222 fhviT neu und besser als d’ der Vulgata. 245 o[v wie die

Hdschr., nicht Tdi> wie im Zitat

186. Pap. Oxyrh. 571, 7,1 X 5,1; spätes 1. oder 2. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S. 278 im Auszug.

Homer Odyss. « (XVT) l 8 in Resten, mit vielen Akzenten.

187. Pap. Oxyrh. 572, 28,9 X 12,2; 3. Jahrh. n. Chr. Buchschrift, S. 276 im Auszug.

Homer Odyss. a (XVIII) l 35 Versenden, 56 93 Anfänge. Vers 65

neu, aber schlecht £[i pu(x«J;[ds r[t xai Av^xlvoog. 78 erl

tv^vintv. Nicht 'Avxivoog d’, gewiß nur Korruptel.

188. Pap. Oxyrh. 573, 15 X 7,8; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S 278 im Auszug.

Homer Odyss. r (XIX) 452 471 in Resten. 466 üaqvrieeov wie PD.

189. Pap. Oxyrh. 448. Mehrere Fragmente einer größeren Rolle; Kolumnenhöhe 29,6. Text auf der Rückseite; die Vorderseite war ehedem mit einer Schrift in Prosa ausgefüllt, die bei der neuen Benutzung ausge- tilgt wurde. Was davon geblieben ist, zeigt eine Hand des 3. Jahrh. n. Chr.; demselben Jahrhundert kann auch die neue Schrift zugewiesen werden.

Homer Odyss. x- 'I' (XXII. XXIII), doch sind von nur sehr geringe

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Friedrich BlaB; Literariiche Texte mit Ansscblnfi der christlichen 265

Beste (185 194. 230 242), wogegen von x nicht wenig da ist, wenn auch nie vollständige Verse: 31 47. 80 93. 111 148. 182 196. 230 317. Kritische Zeichen mangeln; Akzente sind viel gesetzt, und bei den Oxytona noch in der alten Weise (vgl. oben Nr. 144): 123 nqau. 136 diÖT[^^f. 238 iiyLtv. 246 ^io;; nur 184 ivf/v (es kann nach tiffv inter- pungiert werden). Ferner zeigt töv u (mv tc) 234 die uns unbekannte, von Gr.-H. aber bereits an Ox. 223 (Dias) konstatierte Begel, daß die Kn- klisis den Circumflex in Akut verwandelt (A/ /). Lesarten: 37. 38 in richtiger Folge wie XU Eustath.; u 37 mit ü Eust. für dt; dafür dt 38 allein statt re. 43 fehlt wie in den meisten. 128 cvr]9$ {[loui mit XU Eust. statt ev a^afvim. 130 eöre&r’ (wie anderswo Aristarch) mit H (sonst lara&r', laz&r’ usw.); dann oyxoö r*)[s allein statt äyx allen denen willkommen, die das ovtoü attischen Gebrauches aus Homer austreiben wollen. 186 erst ekvvro, 1 ttbergeschrieben (also dt ItAvvro, Gr.-H., nicht d’ lUl.). 191 fehlt wie in den meisten unserer Hdschr. 233 iara]ao wie die meisten (v. I. (OTao). 234 oq>Q t6r)g, mit s bei t überge- schrieben. 241 (jaTpv[>']s. 249 x(vö C‘V[yJfia[ra. 251 neu tio v]vt> nrjS' afut nävreg (statt fii)). 255 etuXtvae wie X (-otv) statt itülevev. 274 rav d’ für röiv allein; der Pap. mag auch 257 so gehabt haben. 278 axfijv wie XU*. 287 m 77(olt; ]&c90ci[dij nol]v[xrprofU mit M statt <piX<miQrofu •, mit umgekehrtem Fehler a <pUe 9eQael6jj U. ^i 302 steht y (300), richtig nach der Auslassung von 43 und 191. 192 o^oper Tflco[0« wie Bekker’

schreibt, statt oyp’ lrik.\ keine Hdschr. so. Vgl. oben zu x 186. Die Hand- schrift ist also nicht schlecht; starkes Zustunmengehen mit dem Vindob. X und dem Monac. U macht sich bemerklich.

190. Pap. Oxyrh. 421 (7,8 X 4,7), Enden von 19 Hexametern; Buch- schrift des 2. Jahrh. n. Ohr., p. 67. 70.

Wahrscheinlich Hesiod genealogisches Gedicht, Uber EvQvvöfirj NCoov 9vyart]p ITav]Stov/äao (2), die Mutter des Bellerophon (Hygin. fab. 157). Die Erzählung scheint kurz gewesen zu sein; Vers 4 rijv nSaav xfjfvijv iii- d]ö^oTO IJaXXäg 'A9^vt]? Dann Schilderung der Schönheit: 7 d’ ano etSog ärjro vgl. Aspis 7f.; dieser Ausdruck scheint für Hesiod beweisend. 10 d’ ttf’ iiövoieiv Sii]rifUvog (Homer ep 161) yvvt^Cxa, nämlich Glaukos

Sisyphos’ Sohn, der bei Homer Vater des B. ist; bei Hesiod war es Posei- don, der vielleicht schon in V. 1 vorkam (jtoat), vgl. Schol. Pind. 01. XIH, 98. V. 17 der von Poseidon geschenkte Pegasos.

191. Pap. Oiyrh. 422 (12,8 X 17), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., p. 67 f. 70 f.

Reste von 11 Hexametern unbekannten Verfassers. Es scheint am ehesten alexandrinische Epik vorzuliegen: 5 9avmoto Kttrihlaßev äXktrog ahsa erinnert an das von Kallimachos gebrauchte noXvXlirog = noXvXtorog; an Hesiod erinnert nichts. Zuerst ist von einem gefallenen Helden die Bede; V. 10 wird Herakles genannt.

192. Pap. Oxyrh. 423 (9,8 X 6,6), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., auf der Rückseite (Vorderseite leer); p. 68. 71.

Beste von 13 Hexametern, unbestimmbar; 'E^fulag 4, nltjfivQav (so, vgL Bacchyl. V, 107), Ndog 13.

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U. Referate nnd Besprechungen

193. Pap. Vitelli, Atene e Roma 1903 Nr. .53 Sp. 149ff., opistbograph und Bogen aus einem Buche, auf jeder FlSche 2 Kolumnen, deren Folge sich nicht bestimmen läßt; auch kannte dies einer der äußeren Bogen des Heftes sein, und innere könnten fehlen. Schrift des 5. Jahrh. n. Chr. Der Papyrus stammt aus den südlichen Dörfern des Fayum oder aus der Gegend von Aschmunen (Herakleopolis).

Spätes Epos in schlechtem Zustande der Erhaltung; unter den 77 Versen, von denen überhaupt etwas da ist, sind nicht 4 vollständig. Verschieden- artige Mythologie zeigt sich; aber trotz aller Mühe, die der Hsg. angewandt hat, ist der Inhalt nicht zu bestimmen, und leider würde auch die Dich- tung, wenn besser herauszubringen, die Mühe kärglich lohnen. Vitelli hebt reichliche Übereinstimmung im Ausdruck mit Nonnos hervor; in der Vers- kunst ist nicht alles genau wie bei diesem; aber die Zeit (bald) nach diesem muß die Entstehungszeit sein.

194. Pap. Oiyrh. 408, vier Fragmente (a 13X15), Buchschrift (doch eigentümlich; die Hsg. vergleichen die halbunzialen Kontrakte aus der Pe- riode von Domitian bis Trajan), Ende des 1. Jahrh. n. Chr. oder Anfang des 2.; auf der Rückseite Rechnungen in Kursivschrift des 2. Jahrh.; S. 13 ff. mit Faksimile von a auf Tafel II.

Pindar, allem Anschein nach irgend welche religiöse Gattung der Lyrik. Natürlich in rhythmischen Kola geschrieben; die Paragraphos dient unter Z. 22 zur Abgrenzung gegen die Antistrophe, unter 42 desgl. gegen die Epode, die Koronis unter 54 bezeichnet das Ende eines Gedichtes. Das Frg. a) hat oben Rand, links Reste einer vorhergehenden Kolumne und dann rechts die zweite, was den Umfang nach rechts betrifft, vollständig; aber nach dem Rande zu ist der Papyrus gewaltig abgescheuert. Frg. b) schließt sich nach Gr.-H. an die 2. Kol. von a) ganz oder fast unmittelbar nach unten an, ist aber oben sehr schmal und gibt auch imten keinen Vers vollständig; c) und d) sind ganz klein und nicht zu kombinieren. Bemerkungen sind zugeschrieben zu Kol. I, 12 (govtevpaTtav, jedenfalls Er- klärung) und dann in Frg. b) zu dem Anfänge des 2. Gedichtes; leider aber ist diese ganz unleserlich; es wird ja wohl der Titel gewesen sein. Spiritus usw. sind nicht selten. An der Besponsion hat man keine Hilfe; denn von dem ersten Gedichte sind nur Antistrophe und Epode da, vom 2. nur Strophe; dazu sind die Rhy'thmen hier und dort alles eher als klar. Bei diesen verzweifelt scheinenden Umständen kommen gleichwohl für das 2. Gedicht zwei Zitate zu Hilfe, die zugleich Pindar als Verfasser sicher stellen, und darnach ist es hier möglich, den Gedankengang dieses Proö- miums zu erkennen, wenn auch durchaus nicht die Worte herzustellen. Der Dichter nahm seinen Ausgang von dem alten Musiker Xenokiitos oder Xenokrates aus dem imteritaUschen Lokroi; dann erwähnte er die von diesem erfundene lokrische Harmonie und weiter einen von demselben auf Apollon und . . . verfaßten kleinen Päan, bei dessen Hören er selber, als Pfleger einer geschwätzigen Kunst, sich zu einem größeren Gesänge anreizen lasse, ähnlich wie auf die Delphine die Flötenmusik anreizend wirke. Diesen Vergleich zitiert Plutarch ans Pindar (Frg. 235) und die zitierten Worte reichen viel weiter als der Papyrus; einige der Worte über Lokroi zitiert der Scholiast zu 01. X, 17 (Frg. 200), und zu dem, was der Papyrus neu

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Friedrich Blafi: Literarische Texte mit Ansschlofi der christlichen 267

liefert, gehört ein ältester Beleg für AvdovCa: Ao\r.QSyv ttc, [o" t’ itxpov] 5r[dp Zig>vfl]ov sol(io[votr] v[<riovd’ Aveovla[s l([norßä

«öi]«5; denn so ungefähr werden die Worte wohl gelautet haben. Xeno- kritos (richtiger Xenokrates nach Wilamowit?:, Timoth. 103, 3), bei Pindar nicht genannt, hat nach Kallimachos b. Schol. 01. 10,17 die lokrische Har- monie erfunden, und das beruht auf dieser pindarischen Stelle: ’ii:»v[(av . . . . (’leov/do Schroeder) | cotd[äv rt x]al (so Schroeder; die Lücke zwischen Anfängen und Enden scheint hier überhaupt grOBer als die Hsg. annebmen, die nur -[dvx]o!) hgfiovLav \ f]n£<)Dpc!tf«[To] | rfifv n^'iv Ao]- XQSrv ug xzi., und so Kallimachos: oj r’ ’lral^v itfiQuaa^' «pftovft/w. Das ’/ralijv läßt sich in den Lücken bei Pindar leicht unterbringen. Bei Plutarch 7t. (tovd. wird er bald als Dichter von Päanen, bald als solcher von „Dithyramben“, d. h. mythischen Erzählungen in l^iischer Form an- gegeben; Pindar also zeugt nicht nur für ersteres, sondern kannte überhaupt nur einen kleinen PSan von ihm. Für P5an steht hier Ttaiijofva, Z. 63; also dieselbe ionische Form wie bei dem Ionier Bacchylides (XV, 8); dar- nach kann man auch ’Jmifojv oder was es war zu Anfang des Gedichtes nicht beanstanden. Dieser Rest ist also lehrreich trotz seines schrecklichen Zustandes; von dem 1. Gedichte ist viel mehr da, aber verlassen von Zitaten wie wir sind, können wir nur ahnen und raten und von den Worten wenig genug herstellen. Herakles hat auf dem Zuge gegen Lao- medon dem Zeus und dem Apollon auf Paros AltSre errichtet; viel mehr ist nicht zu erkennen, und auch 0. Schroeder, Berl. Phil. Woch. 1903 Sp. 1444 ff. kann das Unmögliche nicht leisten. V. 36 ff. (an Apollon): livüa&rj&' OTi TOI | IJöqov iv yvälotg fatforro avaKzt | jSmgöv nuzfl ze

Kqovlmi Tigntv ri niqav id^fibv dtztßalg, ort Aaojiiiovzt | ningtoulvot {joiczo\ fiÖQOto xSpu|. Für zifidtiTi liest man indes TIM!fAN|TI, was ,zlfiu, itvzmlqov ist. Da r/giot Occöv 01. IT, 71 steht und Z. 35 Ixaßö^e Shnlich eingeschoben ist, so scheint mir dies eigentlich nicht unmöglich; ävziniQav freilich laßt sich so früh nicht belegen. Was den Sinn betrifft, so ist auf Paros, wie die Karten zeigen, eine nördlich ins Meer vorspringende Halb- insel, zu der das Vorgebirge Sunion gehört, sie ist durch einen Isthmus verbunden. Die Form iutßalg ist (vgl. Schroeder) insofern neu, als -aig für -ug bisher nur im Partie. Aor. I überliefert war.

195. Pap. Oiyrh. 426 (24,3x5), langer Streifen; der literarische Text, in ungeschickter ^uchschrift etwa des 3. Jahrh. n. Chr., steht auf der Rückseite, wahrend auf der Vorderseite Kursivschrift des 2. Jahrh. ist; S. 68. 72f. Vielleicht Schülerabschrift.

Inhalt Lyrik, wahrscheinlich ebenfalls Pindar, doch kommt hier kein Zitat zu Hilfe, und die Verstümmelung geht sehr weit, besonders in den letzten 12 der 32 Zeilen. Auch eine strophische Gliederung laßt sich nicht erkennen, wriew'ohl die Rhythmen deutlich die enhoplischen (daktyloepitri- tischen) sind. Gegen Pindar macht 0. Schroeder (Berl. Phil. Wochenschr. 1903 Sp. 1447) fiziiag 8 und '\(pueiv 9 geltend; letzteres könnte etwas wie nÜQ^qtüaiv gewesen sein, und auf die Schreibung -ug oder -utg ist doch in solchen Texten kaum Verlaß. Dagegen spricht für Pindar der Ausdruck: 10 iv Si jrpdv[o« wie Pyth. 4, 291; 17 i|ö]j;o)5 zlfiue' wie 01. 9, 69; ferner zifuvog Sut^ov 15 wrio fäfftov aleog 01. 10, 45; 16 xtfv?]oj inb ^l^ug (ein

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n. Referate und Besprechungen

Name muß in 13 vorhergegangen sein) Tgl. N. 6, 35f. tbti ravrag alna nä- tqag . . Kalllag-, 18 f. ayla'iai . . xat (tolnai liy\iiai vgl. Frg. 199 (213) ;[opol xal Moioa r.ul 'A-ylata. Ergänzen und verstehen kann man nur in der Mitte etwas, Z. 12ff.: _ u]j "Agyivg Mcläfinog \ _]p ’Aiiv9aov(iag (erst oftod., in afuc9. korrigiert; vgl. Frg. 179)‘ | ßo)]fi6v u HvOatt xxlei

[_ u u _? I *oi] xifttvog iaSiov \ xilv'i^ag äxh Ql^ag' di I

i|d]xü)s zlfiaa’ 'AnoUiov | _ u]s, iv’ dylaiai | <j’ ^pv?]«t!a[i] xol (lolnal (oder li}>[vp«2 uu_, wenn nicht das -ot fiber^upt als Dativ zu

fassen ist) | _ _]ovfs m ava loif, usw. Z. 4 irolfpafvciov (Eigenname?);

7 tov^v^yullov oder zav^Cy<pvllov.

196. Pap. 424 (6x3,1), Buchschrift des 3. Jahrhunderts n. Chr., ähnlich mit nr. 7, also vielleicht auch aus derselben Handschrift; p. 68. 71f.

Kann Sappho sein wie nr. 7; aber man erkennt nur so eben die sapphische Strophenform, indem nicht nur wie in nr. 7 die Anfänge der Zeilen, sondern auch die Schlüsse fehlen. Kombination mit 7 ist unmög- lich, da jene Kolumne vollständig ist. Hoffen wir, daß sich von dieser Handschrift noch mehr findet; hier hat man wirklich Grund, der Tvir\ zu zürnen, die so vielen Schund in ausgiebiger Länge bewahrt. Die Form uxifazg = izigag zeigt ein a, welches für dies Wort bisher im Aeolischen zweifelhsjt war.

197. Timotheos, die Perser, aus einem Papyrus von Abusir im Aufträge der Deutschen Orientgesellschaft herausgegeben von U. von Wila- mowitz-Möllendorf. Mit einer Lichtdrucktafel. Leipzig (Hinrichs) 1903. 126 S. Dazu: Der Timotheos-Papyrus, gefunden bei Abusir am 1. Februar 1902. Lichtdruckausgabe. Das. 15 S. 7 Tafeln.

Das ist also nun der älteste griechische Papyrus, aus dem 3. wenn nicht 4. vorchristlichen Jahrhundert Der Hsg. weist ihn dem 4. zu, Gren- fell der Grenze des 4. und 3.; es kommt nicht so sehr darauf an, indem auch der letztere ihm seinen Rang als ältester Papyims nicht bestreitet Rein epigrapbiscbe Schrift als Buchschrift; soweit war man noch nicht, was größere Funde betrifft, obwohl einige kleine Fetzen Grenfells und Mahaffys mit ähnlicher Schrift bereits Vorlagen. Der Papyrus des Phaidon nämlich hat zwar E, aber nicht C; hier ist £ und überhaupt alles so wie auf Steinen. Also die paläographische Wichtigkeit des Fundes ist sehr groß, nach dem Hsg. auch die literarische: durch die so ungeahnt große geschichtliche Erkenntnis, die aus diesem Funde erwachse, sei er „hundert- fach“ wertvoller, als 250 neue Verse des Pindar oder Sophokles sein würden (S. 55). Das mag richtig sein für einige Philologen, die sich an dieser Erkenntnis erfreuen können; für Altertumsfreunde überhaupt, deren es doch immer noch auch außerhalb des Kreises der Philologen gibt, würde das Interesse in jenem Falle groß sein und ist in diesem notwendig gering. Timotheos ist kein Klassiker, und wurde auch im Altertum nicht dafür gehalten; Virtuose war er immerhin. Der in einem Grabe gefundene Pa- pyrus ist, ganz wie der des Didymos, in seinen äußeren Teilen ruiniert, in seinen inneren gut erhalten. Es sind 6 Kolumnen da oder überhaupt nachweisbar; die letzte hat nur 4 Zeilen, unter denen auch nicht etwa eine Unterschrift mit Titel folgt. Aber diese Kolumnen sind oder waren

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Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausschliiß der christlichen 269

sehr breit: die erste maB 29 cm., die 2. 23,5; man kann das trotz des fragmentierten Zustandes namentlich von I dennoch berechnen, indem die Fragmente von T an II anklebten und eins derselben links etwas Band hat. Kol. m ist 23,5 breit, IV 21, V 23,5, VI 20,5. UngefÄhr ist das die Breite einer der aus denen der Papyrus znsammengeklebt ist

(diese 21,5 breit). Die Zahl der Zeilen in jeder Kolumne ist (von VI ab- gesehen) 26 29. Nun aber ist es nach dem Inhalt etwas schwer, die Vollständigkeit des ganzen Gedichts in diesen 6 Kolumnen anzunehmen; der Hsg. tut das auch nicht, sondern, da auf einem der Fragmentchen von I links Schnittfläche zu sein scheint (was die Photographie nicht bestätigt, vielleicht indes auch nicht widerlegen kann), so glaubt er, man habe die Handschrift halbiert und dem Toten nur die zweite Hälfte mitgegeben. Wahrscheinlich ist diese Konstruktion nicht; ich halte es auch nicht für sicher, daß nicht auBer I noch andere Kolumnen vermodert sind. Andrer- seits trifft es sich seltsam, daß von dem aus einem Zitat bekannten Anfang des Gedichtes: Kleivbv iXtv9tglag zivitov fiiyav '£llddt xdapov, sich auf ein paar Stflckchen von I, die oben Rand haben, mit gutem Willen viel- leicht 6 Buchstaben (nicht hintereinander indes) erkennen lassen, vgl. meine Anzeige der Ausgabe (G6ti Gel. Anz. 1903) S. 657 f.

Der Nomos Tlifaat des Timotheos enthielt eine einigermaßen dra- matisch gehaltene Beschreibung der Schlacht von Salamis; erzählenden, meist mythischen Inhalts waren überhaupt die vdpoi, und die Si9v(anßoi nicht minder, in denen Timotheos ebenfalls exzellierte; aber die Vortrags- weise war verschieden. Der Dithyrambos wurde von einem Chor aus- geführt; der Nomos war Solovortrag des Virtuosen, der zugleich sang und spielte. Die Musik war jedenfalls Hauptsache, auch der Vortrag studiert und wirkungsvoll; der Text trat dagegen zurück, etwa wie ein Libretto. Es ist nun sehr zu bedauern, daß ieser so alte Papyrus nicht auch die Noten gibt, sondern nur den Text. Dieser ist, wie überhaupt die jüngere Lyrik, nicht in Strophen komponiert, sondern, wie ich es nenne, mit Re- sponsion des Benachbarten (statt des Getrennten, wie vordem in der stro- phischen Poesie); die musikalische und auch rhythmische Behandlung konnte so den Verschiedenheiten des Textes folgen, wogegen bei den Strophen so- wohl Rhythmen als Melodie trotz wechselndem Inhalt bis zum Schlüsse dieselben blieben. Was zusammensteht, entspricht sich; es sind nicht planlos die mannigfaltigen Rhythmen durcheinander geworfen, sondern sie schließen sich mit Anpassung aneinander an. Nun aber trat die Gliederung in Kola und Takte in der lyrischen Poesie, der alten wie der neuen, sichtlich und bezeichnet nur in der Musik hervor, die Worte dagegen waren bis zu den Alexandrinern hin wie Prosa geschrieben; also die dithyrambische Poesie und die ihr nachgebildete rhythmische Prosa sahen auch äußerlich ganz gleichmäßig aus. So bedarf es hier wie dort der Analyse, die sich nach dem Prinzip der Responsion des Benachbarten richten muß und bei den Re.sten der Lyriker immer schon gerichtet hat, die aber nur dann mit Sicherheit geübt werden kann, wenn der Text unversehrt ist. Das ist nun leider in diesem Papyims des Timotheos trotz seines Alters nicht so, son- dern es sind eine große Anzahl sichtlicher Koruptelen, und hiernach ganz gewiß eine noch größere minder sichUicher, z. B. Auslassungen. Auch in dem unten zu besprechenden Papyi-us des Julius Africanus (Nr. 245), dessen

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II. Referate nnd Beaprechongen

Zeit ebenso nahe auf die Abfassung der Schrift folgt wie in dem hier vor- liegenden Falle, ist die Verderbnis des Textes schon recht arg. Der Hsg. nun, der im übrigen, abgesehen von einigen Einzelheiten, seine Sache vor- trefiFlich gemacht hat, zeigt in der rhythmischen Analyse nicht die gleiche Sicherheit; ich habe selber in meiner Anzeige (a. a. 0. S. 662 666) den besser erhaltenen Teil des Textes mit strengerer Wahrung des Prinzips der Responsion zu analysieren gesucht. Z. B. V. 174 ff. stehen bei Wil. erst Trochäen, dt 6’ Intl naUjinoQOv (pv|yijv ffftvro zajynOQOv, dann aber läßt er lamben folgen: uvtCku piv tcnq>iar6ftovg | &xovxag 1% xiqibv ?pi|nTov, dptJ- nxtio Sh itfoanmov ovn|j;t, IltQalSa tfroiyiv retpl | «Tfpvotj fpetKov Evuip^, j evvxovog S oQfioiixo | 'Aaiiig oi^toya. Man kann ja ttvxhut plv &.(i^tpusx6-

fiovg als _ciu_ | i messen, und wenn Gewalt gelten soll, auch 'Aeiag

oifJMyä als iambischen Dimeter: | l_l_ (S. 33). Denn wenn auch

der Hsg. sich hütet, das nicht von ihm aufgestellte Prinzip der Responsion des Benachbarten theoretisch anzuerkennen: praktisch befolgt er es in seiner Weise; oder wie k&me er dazu, 'Aautg olfuoyd zum iambischen Dimeter zu machen, statt es als Dochmius zu messen? Der Dimeter ginge noch eher, wenn eine LSnge anlautete, die man dreizeitig messen könnte; da zwei Kürzen anlauten, so muB Pause cingeschoben werden. Aber überhaupt halte ich es für viel richtiger, in TrochBen fortzufahren und dadurch auch mit der Satzgliederung mehr in Einklang zu bleiben: atnhut fihv aiuptaxö- fiovg a\xovxag ly yepmv Iptnrov, | Spvixxsxo Sh itgSoamov ovv^t, | IkpolSa oxo- ntpl OTfpjvois fgcixov fvvxpij, | avvxovog S' «Qfioiixo | ’Aautg offuDyä Denn lieber nehme ich eine kleine Lücke an, als drei dreizeitige LBngen. Der Papyrus zeigt nur an drei, höchstens vier Stellen eine Pause an. Zwei- mal ist dies der Fall in Kol. IV, nach 150 und nach 174, wo der Rest der Zeile leer gelassen und die Paragraphos gesetzt ist; es sind dies ab- gegrenzte Teile der Erzählung. Dann in Kol. V steht nach 214, unter Freilassung der übrigen Zeile, auBer der Paragraphos auch eine eigentüm- liche, wie ein langbeiniger und langhalsiger Vogel aussehende Koronis, und hier ist ein Hauptabschnitt, indem die Erzählung zu Ende ist und ein per- sönlicher Teil mit Nennung des Namens folgt. Diesen persönlichen Teil mit dem Hsg. atppaylg zu nennen sind wir gewiB berechtigt; denn das ist der von Pollux an der bekannten Stelle überlieferte und schon von 0. Crusius so gedeutete Name des vorletzten Teils des terpandrischen Nomos, und es wird eben von alters her üblich gewesen sein, hier sich zu nennen und dem Werke gleichsam sein Siegel aufzudrOcken. Auch den letzten Teil des Pollux, den MXoyog, können wir bei Tim. wieder- finden: mit Kol. VI, 1 ist die a<pgay(g zu Ende, und es kommt noch mit Z. 2 4 eine Anrufung des Gottes, gekennzeichnet als besonderer Teil, wenn man will, durch einen links vor Z. 1. 2 gesetzten dicken Punkt. Also ist das der atppoylg Vorhergehende der öfttpaXog, und dieser drittletzte Teil enthielt (Wil.) den eigentlichen Kern, die Erzählung; also die er- wähnten Paragraphoi vorher scheiden keine Teile, sondern Abschnitte, wie das auch sonst die Paragraphos tut. Es folgt dann aber weiter, daB der Ompbalos lange vor dem zusammenhängend Lesbaren begann, und daB die ersten vier Teile des Pollux in dem ganz oder fast Verlorenen gesucht werden müssen, wenn sie ja da waren, was man auch nicht weiB. So vieles also bleibt leider unkleu-. Zitiert werden aus den Versen auBer dem

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Friedrich Bl&B; Literarische Texte mit Ausschl]ifi der christlichen 271

Anfangs verse noch zwei ebenso kleine Stflcke, patriotischen Inhalts; ich denke aus einer Ermahnungsrede, die Timotheos den hellenischen Feldherm in den Mund legte. Denn das geht durch, dafi nach aller Möglichkeit Per- sonen mit Beden eingeführt werden; nicht weniger als vier Beden sind noch da.

Was nun die Herstellung des Textes betiifit, durch Ergänzung, wo Lücken sind, und durch Emendation, wo Korruptelen, so hat das hier seine besonderen Schwierigkeiten. Bei Prosaikern hat man eine kenntliche Grenze für möglich und unmöglich, bei klassischen Dichtern auch so ziemlich, denn man darf Ansprüche stellen, da doch Geschmack und Sorgfalt unzweifelhaft vorhanden sind; nur Euripides in einigen späteren Stücken sudelt allerdings, so daß keine Grenze mehr zu erkennen. Bei Timotheos nun sieht man auch kaum etwas von einer solchen; vollends ist nicht zu übersetzen, und dem- gemäß hat der Hsg. sehr passend statt der Übersetzung eine Paraphrase in Scholiastengriechisch gegeben. Ich nehme als Beispiel V. 401 ff.: ;(cipc&v S’ fyßaiXov oft/ovs | nödag vaög, OTÖ/unos ö’ ftaf/ui(0<psyytis | rcai~

itg evyxfovö/uvoi. Die optux nödig vaög also sind die Buder; gut bemerkt Th. Beinach, Bevue des 4tudes grecques, 1903, 79, daß Tim. sieb überall hütet, ein Ding bei seinem eigentlichen Namen zu nennen, und so nicht x&mt, sondern itöäeg 6fU0t hier und xeCfeg ilittuvai V. 7. Aber was sind nun die aus dem aidper hervorspringenden naiSig? Die Zähne des Mundes, so versteht man zunächst: die sind ja marmorglänzend, und wenn jemand vor Angst seine Zähne ganz gewaltig zusammenschlagen läßt und wenn sie sehr locker sind, dann können sie heransspringen. Schrecklich kleinlich ist das, und äußerst geschmacklos; aber können wir anders als so verstehen? Doch ja: Diels bei Wil. bemerkt sehr fein, daß diese Zähne die abge- scheuerten, also hellen Kuderpflöcke im Bord des Schiffes (rpän:i]|, was mit XttU>g veeig erklärt wird) sein könnten. Nun haben wir die Wahl, was uns minder geschmacklos und minder kleinlich erscheint, und aus der Qual der Wahl kommen wir nicht heraus. Dann gleich V. 105 heißt das mit Leichen bedeckte Meer Kcttäaufog: soll man in Kmäauyog (worauf außer mir auch van Herwerden gekommen ist) emendieren, oder dem Poeten ich mag nicht Dichter sagen den Vergleich der nackten Leichen mit Sternen lassen? Man würgt schließlich alles herunter; niu' da ist meines Bedünkens eine kenntliche Grenze, wo auch die Bhjthmen nichts taugen; denn Bhythmo- poeie verstand der Musiker ganz ordentlich, wenn er auch etwas einförmig darin ist. Eine andere Art berechtigten Anstoßes nahm Beinach (S. 80, 1) an V. 186 dos W.schen Textes: xal jralifiTtö^evtov dig latiSs ßaaikivg xre. So einförmig nämlich ist Tim. auch im Satzbau, daß er, abgesehen von fünf yÜQ, immer nur mit Si anknüpft; also das xal überrascht angenehm, aber erregt auch ein gewisses, nur zu gerechtes Bedenken. Nämlich die Kontrolle, sei es durch das Fstksimile, sei es durch die Transkription in Majuskeln S. 17, zeigt alsbald, daß hier ein kleines Versehen vorliegt und daß es 6 öi für xal heißen muß. Das ist also zu den 48 df, die der Index aufzählt, das 49.

Für die Herstellung des Textes nun haben sich außer dem Hsg. bereits mehrere andere bemüht, zuerst und sehr eingehend und verdienstlich 0. A. Danielson Eranos (Upsala) V, 1 39. 98 128; dann ebenfalls mit ein- gehender und nicht unfruchtbarer Bemühung Sudhaus Bh. Mus. 58, 481 499; zu nennen ferner: Th. Beinach Kev. des dt. gr. XVI, 62 83;

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n. Referate und Besprechungen

M. Croiset das. 323 348; Mazon Bev. de phil. XXVTI, 209 214; van Leeuwen Mnemos. XXXI, 337 340; Schroeder Berl. Philol. Woch. 1903 Nr. 29 Sp. 897 906 (und van Herwerden das. 896); Bitzler N. phil. Rundschau 1903 Nr. 18 8. 409 413. Auch ich bin in der öfter er-

wähnten Anzeige auf manches Einzelne eingegangen. Alles nun, was jemand versucht hat, zu verzeichnen ist hier zwecldos; es zeigt sich gleichwohl, daß, wie auch der Hsg. vorausgesehen hat, man hie und da noch weiter kommen kann. In V. 1 35 wird die Schlacht beschrieben; Erhaltung schlecht, doch ist vieles schon vom Hsg. schön hergestellt V. 6 nicht er . . Ol wie in der kursiven Umschrift, sondern uro . . oi, vgl die Transkription in Majuskeln (Dan.). Nach aio soll freilich ein Buchstabe durchstrichen sein; in der Abbildung sieht das wie H ohne die erste Senkrechte aus. Vor AI eine Senkrechte. V. 7 mißt Wil. nopfeöpov als Imperfektum, was ich fUr unmöglich halte; Dan. denkt an nopcevpov Aor. II, wenn man überhaupt zu entfernen habe. Gewiß kann der Rhythmus auch (ionisch mit Anaklasis) (nopiavpov . öiU’), oder eher noch

choriambisch -iambisch ()fci)pa; nopfcvpov Ikarlvag gewesen

sein, wie 18 aKijmbv intfißaXXovxtg ave-. V. 10 f. gut Dan. necvxtg [fn]ovf7Ci[nroi'] Ixeice vo[{)]Ta(, auch zu dem Lesbaren vortrefflich stimmend. 32 35 rhythmisch besser so: afutQaydoxaixag de jtövTog £loxo va'totg iipot- vlaaexo Oxa)Ltt\yfta<Si\ , zweimal (Hsg. Craln[yfior$]). Aber

nicht (s. Daniels.) = toü ntipö; ix räv i'C(Sb>> axuXiaaovxog (Parap^.), son- dern TOö oifioTOS. V. 36 ff. Wil. so: 6^o0 di vaiog «x^txxdg \ ßäfßa((i)g äfifu[ya ovTis] «v|Tfg>ip£r’ f[v t;i[]ffv[a](Jrt9)£05 pop||uopo:i[T(p]a[iJs xdlnoiCiv ['Ait\ipixQlx]ag. Den blühenden Unsinn des letzten hat Daniels, erträglicher gemacht: t];ffv[o]aT. („fischgediängt“) p«pfiapon{inl]ois (/tapfuipo- „schim- mernd“). Aber auch ävxeipigexo ist nicht zu halten: von erneutem Kampfe ist gar keine Rede, sondern es folgt das breit ausgefOhrte Bild des schwim- menden, von den Wellen beinahe erstickten, trotzdem aber in hochmütiger Rede das Meer scheltenden Schiffbrüchigen. Also lepigexo, und vorher was inuner; denn ANT ist durchaus nicht gesichert; vaCog arpord; ist nicht die Flotte, sondern die Bemannung, wie mein Kollege Robert bemerkt hat. V. 67 f. Dan. sicher vo[7]otff rpii[9>ca(v Mit 70 Ringt die

ordentlich (bis auf Z. 1 und 20 27) erhaltene 3. Kolumne an. V. 71 f. soll stehen eneiaemmovatpQtatadeaßaixuoxog, aber vor dem E, welches Z. 1 schließt (dann AB usw. Z. 2) zeigt das Faksimile deutlich eine Senkrechte; wie soll das A sein? Also schwerlich doch «ipptadij;, wie der Hsg., eher äpppcöv oder cupQmv] nämlich dies ist eine der Stellen mit sichtlicher Korruptel. So hat man in einer Folge dreimal dim. iamh. acat. -|- dim. iamb. catal. V. 81 für das attische fufioviievog haben sowohl Dan. als ich ßginovjievog vermutet. Wieder eine Korruptel ist V. 89 7y|xli;ia(( di nedla nldipa vofinaaivavyata. Noftaaiv Hsg., und dies ist sicher; aber vavxaig (Dan., Sudhaus, Sitzler, Croiset) ist eine sehr naheliegende Verbesserung, und jetzt ist Thömell bei Dan. auf vouaciv iixxatg gekommen, was sich auf Xenes' angeblich projektierten Dammbau nach Salamis beziehen würde, an den übrigens auch Sudhaus denkt, und wohl mit Recht. Einfacher indes würde on y<^{yatg sein, indem ja auch die Brücke über den Hellespont mit Erde bedeckt war. Ob mir das gefalle, muß man nicht fragen. V. 90 na- Xeofilarjfw wird jetzt von Dan. nicht auf naXaiög „alt“, sondern auf ein

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Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ansachlafi der christlichen 273

verschiedenes Wort nali6( == ^ifds zurückgefUhrt, wofttr sich ja einiges sagen läßt. Die Alten leiten naltög geradezu aus ädrd; -j- n ab; doch ist das a bei dem Lakonier der Lysistrate (988) sicher kurz. Im folgenden (97 ff.), wo von der Flucht ausgegangen wird und dann die Schiffbrüchigen, die sich auf Küsten gerettet haben, redend eingeführt werden, sind die Dunkelheiten zahlreich: man ist sehr uneins, was av(/ug (99) sei, und dann, was die schon erwähnten lutQiutQo^cyytig naideg 103 f., und auf xaraate^og 106 (oben) folgt tylunonvorjg und sofort It . . aitgiaiv, wo ich und Sudhaus iU[voJaT. Vorschlägen, Dan. aber jetzt auf ein ganz seltsames lußoaufiaiv gekommen ist, = n^t“. Seltsam ist auch, was Dan. S. 113 f. sagt: die Lücke sei für ßo etwas zu breit (richtig), für vo etwas eng und für no (Wil., aber als Verschreibung; er emendiert in t^ivxoar.) gerade passend. Sie erscheint vielmehr auch für etwas breit; das wird indes (vgl. die nächste Z.) an einer Auszerrung der Fasern liegen. Vorher 98 tilgt W. ßäfßaQog nach nifdrjg arQcnbg als Qlossem; das ist doch bedenklich. Rhy- thmen nach mir: ^jvyät de Ttdhv üxo \ IIif<srjg exftttbg ßäfßuQog; vgl. ähn- lich kurze selbständige Kola 201 f. Die Anrufung der Heimat seitens der Schiffbrüchigen ist von 120 ab in heillosem Zustande; Sudhaus’ Her- stellung ist (wie auch Dan. urteilt) als Ganzes unmöglich, wiewohl er sehr ansprechend den mysischen Heros Astakos (mit komischem Nebensinn) hinein- bringt und auf diesen vvinpcuoyov 121 bezieht: also dies Vokativ, '-yov' (daß, wie bei Wil., ON folgte, ist aus dem Faksimile nicht zu erkennen), und 122 di* (Sudh. ii/ajli’, aber ^1 der Hsg.) “Aoxu* ant[;y(^, wie 124 unixt fiäxino[v (so schon Dan.; gewiß nicht wie Wil. antxi ixi (loji). V. 132 scheint mir ikiojtÖQog (Wil.) auch nach dem Faksimile unanfechtbar (Sudh. iium.y, 137 ccfupißäkUiv besser als äfigilßalXov Wil. (aiupißaliav Pap.), wenn nicht mit Dan. ifi<pißaXlLoi zu schreiben. 138 macht W. aus AI^^AN lüoov, was auch Dan. schließlich (in einer Berichtigung) an- nimmt; doch verlangt der Rhythmus wenigstens noch ein S> dahinter, wenn ja Uaeonat, was ich vorschlug, mit dem Objekt ifibv ai&va trotz Homer il 46 zu hart scheint. V. 148 Sudh. yvlmv CQxog i<pavxbv für y. tl6og i., und an die Kleidung ist jedenfalls zu denken, wenn auch die Möglichkeit, daß T. diese mit tldog i(p. yvicav bezeichnete, nicht durchaus zu leugnen ist (s. Dan.). Es folgt von 151 ab die ausgesprochen komische Szene, wo der gefangene Phryger seinen Überwinder in gebrochenem Griechisch anfleht, 158 ff. iUaatx(o) 'EXXäS’ (-AAI Pap., verb. vom Hsg.) ijanlfxoav 'AeiäSi tpmvä, dtäxofov Oqpptryrdoc ^pavcov axofuaog. Was immer a<pQaylg oxoftaxog ist: öiäxoQOv scheint, wie Croiset will, zum Vorigen zu gehören. Jipffaylg «xo/iaxog erklärt Dan. gut als die dem Barbaren gegenüber dem Griechen zunächst auferlegte Stummheit (anders Wil. S. 50). ln dem Kauder- welsch selbst muß jedenfalls die Interpimktion nach xäffcu gestrichen werden; öllä xddfi iy<6 aot | fii] dcvp , iyoj xitOi nuQct Aap'dt napd AbCo(«)

Ayßäxavä xt valav. V. 178 nfoOmnov oi-vjj entweder tiq. bvvxi (Wil.), oder npöeom’ Swli. V. 186 xol statt 6 Si nur Versehen, s. o. V. 191 ist gleich Aisch. Choeph. 50: !i> xaxaaxa<pal dofiiov (auch von Reinach be- merkt, samt vielen anderen Berührungen mit Aischylos, d. i. zumeist den Persern). V. 197 f nvgbg 6' ai^akoefA fiivog ay^lm acifiaxi halte ich

für entstellt, während außer dem Hsg. auch Dan. es verteidigt. Nämlich was nach dieser Klage des Königs (der als Letzter redend eingeführt wird)

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n. Befeiate and Beiprechungen.

vom Feuer verzehrt werden wird, sind doch nicht die Schiffe, sondern die Leiber der Gefallenen (ünsinn ist das zwar, sachlich aber sehe man nicht zu scharf hin); also aöiiutxa, und das zu &y(jlcai gehdrige Substantiv aus- gefallen. Mäfyoig <pܧ iäaiaato yva^oig sagt Phiynichos, nota/tol nvfig ömtxovifg ayflaig yvä^oig Aischylos Prom. 368 (vgl. Choeph. 325); aber wer oder was frißt oder vernichtet mit dem Körper? Die Rhythmen sind in dieser Gegend nicht in Ordnung, weshalb auch Wil. nach v&tg 195 eine umfSngliche Lücke annimmt; einfacher indes macht sich die Sache mit einer kleinen nach üyp/ui: v&tg 6’ ov*(ixy(i) dmuooTtöpcvrov u^ovetft •— nvp&s <S’

ai&al6tfi fiivog aytjlat ^ y uu_«ju_v/ ; dann eäfttixä tpliiii,

aiovoivxa \ 6’ äiyi (Pap. olyij) l'<txai IlefalSi ytuput, . V/ _ . . V. 'Ayfjlm

^po/fciu)> wäre eine Möglichkeit. Es ginge auch anders: v&tg S' ov-

xir’ 6n. u- = -^ovatfi, nvQog d’ ai&. jUvog äy^iag | Oiöitaxa usw. Auch vorher 193 ff. sind die Rhythmen mangelhaft: (vöc; '£l)l<ri'fdc;, di %axd ftiv fjlix’ ülioad’ ijßav vlav TtoivavSffov, dann v&tg xxi. Da nun Tim. hier Aisch. Pers. 670 nacbzuahmen scheint, wo allein xacöLlva&ai vorkommt, und wie hier in Tmesis (ytokala yäf xaxit näa’ oUoXt), so könnte man als zweiten Begriff zu xortä filv ijßav aus Pers. 584 ff. die persische Herrschaft ergänzen: di xaxd fiiv ^StOTCoavvav xcta <5’^ ^lix’ »1. ijß. viav noX. {öteno- ovvoiatv dviyxaig A. Pers. 587; xord ftiv xcrrä Aristoph. Lys. 262 f.); rhythmisch so: | | - | - w_*.a./_ |

U _ I u _ ^ .. VgL 207 f.: nlftnqaxt 6i am/vag | (txjdi xig r)fuxitfov.

Aber dergleichen ist ja absolut unsicher. In V. 210 f.: di dl rponata axrjadfitvoi, Aibg ayvoiaxov xi/itvog, üttt&va ixtXdötjCav, wird uns zugemutet, xi/itvog für Apposition zu xQÖTtata zu halten, und nicht nur der Hsg., son- dern auch Dan. entsprechen der Zumutung, letzterer unter Vergleichung einer doch wohl korrupten Stelle des Hymnus auf Aphrodite (267 f.). Ich habe xifuvog <(xuto^ vermutet; für die Rhythmen macht das diesmal nichts aus. In der Sphragis (von 215 ab) sind wieder eine ganze Reihe von Korruptelen, von denen einige vom Hsg. beseitigt sind, am schönsten 233 ivyyag durch ivydg. Aber ob 228 it^yaxtavStxaivftviav in x&v 6’ htotg Cfivav richtig verbessert ist, bezweifle ich. „Ich jage keinen Jungen und keinen Alten von diesen Liedern weg, sondern nur den Schund von Mu- sikern?“ Dann will er also diese Musiker auch nicht als Zuhörer haben? Eher doch, er will sie als Komponisten tot machen; dazu würde eher ^ev)>Ex(a) üfivtav passen. Was nun aber, mit Beziehung auf Orpheus, 235 f. steht: noixU6fiov<Sog OI’IY^YN Ixlxvmatv, scheint zwar den Namen des Orpheus enthalten tu müssen (obwohl Dan. und Reinach diesen neben vlbg KaXXionag und Uttflag im für entbehrlich halten), aber das weiterhin vom Hsg. eingesetzte yiXvv (= xi&a(atäCav) ist mehr als unsicher, zumal nun auch noixiXnfiovaov geschrieben werden muß. Ich habe (’Opipiüj) Cfivovg versucht, vöftov; VVissowa; Dan. TtotxtXoytovaoafftaxvvl In 237 f. interpretiert der Hsg. einmal entschieden falsch: TlgnavSgog 6’ IjxI x&i iixa xtv^t (W. (eü|e) ftoüaav iv d)i6atg soll heißen auf zehn Saiten, mit Vergewaltigung nicht nur der Tradition (welche Vergewaltigung dem Tim. aufgehfirdet wird), sondern auch des Wortsinnes; denn niemals kann mdfj „Saite“ heißen. Die vojtot des Terp. sind gemeint, deren tatsächlich bei Pollux IV, 65 8 -f- 2 von der Kritik bestrittenen aufgezählt werden. Zu 244 &tjaavgbv nolvvpvoi' otgag vergleicht Dan. gut Hom. y 391 vom Wein: xbv . . äi^ev xafi/rj, wonach

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Friedrich BlaB: Literarische Texte mit Ansichlufi der christlichen 275

allerdings 9ti<ittv(6s auch hier „Schatz“ heiBen kann und nicht „Schatz- kammer“ heißen muß. Für unmöglich halte ich nach wie vor 346 ff. Mi- itjTOi ie Ttölis viv « &Qitf>aaa, öv(oSeiunHj^{os laoH nQtaxioi ’AjaiSnr, noch nicht so sehr wegen des bisher unerhörten n^ansvs, als weil der Ge- nitiv von nichts recht abhfingt, und weil die Bezeichnung der Ionier als des ersten Volkes eine arge Anmaßung ist. Milet ist die erste Stadt in lonien; das konnte gesagt werden; darum habe ich (etwa) n^MiiTonToilt; vor- geschlagen. Wil. löst &Qeit>aaa in ä auf, des Genetivs wegen;

indes wenig wahrscheinlich, da der Artikel bei Tim. merkwürdig selten ist, und hier so zweimal stehen würde. Den Schluß des Nomos halte ich für rhythmisch bedenklich: nffimov änt/fiovi laä | tcöid’ (i^iji/av | dälloneoi' tv- vofUttv (so Hdschr.; Wil. eivoftläi). Mit einer Lücke nach tlg. gewinnen

wir schöne Rhythmen; | (..a^ _ _, ßa&tmiLovTou etwa) |

vgl. 101 ff. Man hat aber zu schreiben und tivofäav

zu belassen, trotz Dan., dem der (weibliche) Dativ nach dnijfiovt

Xaäi t&tät schlimmer scheint als die sonstigen, sehr naheliegenden Be- denken.

198. Pap. Tehtunis 1. 2, ersterer 30,5x49; dieser (Frg. a) 15,2X11,8; im Inhalt großenteils identisch; auch die Hand dieselbe. In 1 ist zuerst eine kurze Kolumne, worin der Anfang der Dekrete des Euergetes H (Tebt. nr. 5) wiederholt ist; dann eine sehr breite Kolumne in Halbunziale litera- risch. In 2 (4 Fragmente außer ganz kleinen) sind beide Seiten benutzt, der Inhalt größtenteils literarisch, die Schrift zum Teil kursiv. Ende des 2. Jahrh. v. Chr.; Abbildung von 1 Kol. II oberer Teil auf Tafel I.

Antbolo^e nach den Hsg. ; nach Wilamowitz Timoth. S. 82 eher Diktate zur Übung in der Bnchschriil; letzteres kann ja nicht sein, da keine Buchschrift ist. Die mehrmals wiederholten Stücke sind: a) eine Monodie der Helena, l Col. U, 1—4; 2 Frg. a Rücks. 8 14. Ferner b) lyrische Schildernng der Waldeinsamkeit, 1, II, 5—11; 2 Frg. a I Vorders., Frg. b Vorders. (wieder eine andere Kopie), Frg. c Rückseite. Sodann c) drei kurze Sprüche, 1, 12 16; 2 Frg. a Rücks. 1 7. Außer- dem enthalt b nur noch eine Anekdote (17 19); aus 2 kommt noch mehr hinzu, aber in schlechtem Zustande der Erhaltung, teils wie es scheint zwei- zeilige Sprüche, teils eine Art Mimos in Prosa. Das Hauptinteresse haben a) und b), die auch Wilamowitz Timoth. 82 £ wiedergibt, mit einer evi- denten Berichtigung (auf Grund des Faksimiles) in b, 1 (dl l(yii9><Dt'(a) statt d’ fi'yvoxav(a)). Der Text ist hier vollständig, aber nicht etwa fehler- frei, und die Fehler wiederholen sich zumeist in den verschiedenen Kopien. In a ist nach W.s richtiger Charakterisierung „ausgeleierter tragischer Stil“; die Situation ist völlig unklar; die Rh3rthmen sind päonisch (Strophe und Antistrophe nicht schwer herzustellen, wie die Hsg. richtig bemerken); Her- kimft ebenfalls völlig unklar. Das Stück b) ist besser, aber recht schwül- stig; die Beschreibung der singenden Vögel und dann die der Bienen ist ganz endlos. Die Rhythmen sind ionisch; Wil. denkt hier an Kitharodie. In c) sind Sprüche über die Liebenden und die Liebe; aus den ersten bei- den kann man, wenn man etwas Gewalt anwendet, Paare von Trimetern machen; bei dem längeren nr. 3 versagt diese Möglichkeit, und die Er- haltung ist auch sehr schlecht.

ArchiT f. PApyrutfonchung. IIJ. 2 19

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276 II- Beferate und Besprechungen

199. Pap. Tebt. 3 (21,5X13,4), rechte Hälfte einer Kolumne, Buch- schrift des frühen 1. Jahrh. v. Chr., p. 10 ff., mit Abbildung auf Tafel H.

Epigramme, wovon eins in der .\nthologie (A. P. IX, 588), das andere unbekannt; aber nur Zeilenenden. Das erhaltene Epigramm ist auf eine Statue des Pankratiasten Kleitomachos von Theben; der Verfasser Alkaios von Messene wird hier nicht genannt, vielleicht wegen der Verstümmelung. Von den andern ist das erste (in 12 Zeilen) die Beschreibung eines Ge- mäldes, auf dem der gestürzte Phaethon, beklagt von seinen Schwestern, dar- gestellt war. Das zweite ist nach der Überschrift von -ippos (Poseidippos oder Hegesippos), auf ein Buch eines Zeitgenossen, in 4 Zeilen; das 3., von [Asklep]iades, jetzt in 5 Zeilen (die Fortsetzung war in der nächsten Ko- lumne), besingt die Lakonierin, die ihren aus dem Kampfe geflohenen Sohn selber tötet (gleich mehreren in der Anthologie erhaltenen Epigrammen).

200. Pap. Oxyrh. 434 (12,5x8,6), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., p. 70. 76.

Unbedeutende Reste von 2 Kolumnen, Hexameter oder Distichen; wenn ersteres, etwa ein Klagelied mit Reilraill, indem in Kol. II nach V. 11. 16. 21 tmd vielleicht 27 der Anfang der Zeile leer gelassen, und in 12 und 22 nach dem freien Raum noch der Anfang eines Buchstaben sichtbar ist.

201. Pap. Oxyrh. 425 (11,4x9,5), vollständiges kleines Blatt mit grober Buchschrift des 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., offenbar Übung eines Schülers; p. 68. 72.

Ein vollständiges Gediehtchen: Nttürat ^vffoxv^iodpdfioi | cdlatv TfCuovii vSäztov, I xal NeiX&iat (-tc geschr.) yltmvJpdftot | za ytlävza Ttki- ovzig CdoTo (-rij geschr.), zrjv avytiffiaiv eUcazt <püoi | ««iäyouj xoJ NilXov yovLfUtv. Das Versmaß ist: |

202. Pap. Oxyrh. 449, Fragmente des ersten Blattes eines Buches (größtes Fragment 9X7; das Blatt läßt sich auf 28X14 berechnen), Buchscbrift wohl der 1. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr. (also fnlhes Beispiel der Buchform, s. zu 230 Demosth.); S. 101 ff.

Rückseite (oben verstümmelt) Enripides Andromache V. 5 48; Vorder- seite im allgemeinen leer, nur in der Mitte zeigt sich PH[ oder P|[ , nach dem Hsg. etwas wie 'AvdfOfutxrjg, indem danmter Lücke ist und

eine 2. Zeile gefolgt sein kann. Das Nächstliegende ist offenbar £v]pi[:r7- dov I ’AviQOfuix>}; doch scheint es, daß sich dann Schriftspuren vor P zeigen müßten, die nicht da sind. Akzente hie und da, nach der alten Weise was die Oiytona betrifft: 14 dogog, 19 liD>[s; verkehrt za x[{iv>i; (mit Raum vor x) d. i. Tcoulvtjg (falsch auch 47 tnt]’ txnsftnu). Die Elision ist wie sonst bei Trimetern und bei Timotheos beliebig ausgeführt oder nicht aus- gefUhrt: zoiaÖ’ agoeva {i'r[(XTei 24. Lesarten: der unechte (Schob) V. 7 fehlt; also wird es gelautet haben y[üv <J’ et ztg alXi] ivozvxeazdzt] jtivj). 10 p»-

iptvza {^up9ivza LB Weckb). 17 9vyyogz[a vaia ] . g iv rj 9aXaaaia,

unverträglich mit valto rrtdi', iv\ wenn nicht das anscheinende P I mit Apostroph ist, und vorher etwas Falsches ausgestrichen war. 27 r]t;(fftvT[os Tcxvov für aco&ivzog z., unmöglich, da izli^tyv ganz spät ist.

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Friedrich Bla6; Literarische Texte mit AusschluB der christlichen 277

203. Pap. Oxyrh. 450 (4,1 X 5,3), Fragment des oberen Teils einer Kolumne, Buchschrift des 3. Jahrh., auf der Rückseite stehend, während die Vorderseite Kursivschrift des 2. oder 3. Jahrh. zeigt. Das wäre also der Fall wie heim Aristoteles- Papyrus. S. 103.

Enripides Medea 710 715 in Besten. 713 xm<fa (erst xa>(fav) *ui dofio[(S wie Hdschr. (döfimv Prinz- Wecklein). 715 xai ovr[os, s. zu 202

204. Pap. Oiyrh. 419 (9,2 X 4,6], Buchschrift des 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., 8. 65 f.

Fragment von Enripides Ärchelaos, zu identifizieren durch frg. 275 N.

(bei Stob. Flor. 7, 5), von welchen zwei Tetrametem sich Stücke aus der Mitte hier wiederfinden. Wir haben nur kärgliche Reste von 16 Versen, wovon die vier letzten einem ChorUede angehörten. Hier kann man ein hifichen vom Sinne ahnen: oihtor’ a]vdpo xQ^ f | ]v afugav' (so) |

iv (so) yttQ ul Tv;jaf» . Vgl. für den Anfang Andrem. 464.

Z. 6 <^oiß’ uvu^? IloXvß’ £vo|? Die Fabel des Archelaos ist nur

mangelhaft bekannt; das nachfolgende paßt doch eher auf einen

Menschen. Zu 7 -v-]co> nal icf6ßulij_c (oder -^all[ov); dann Z. 7 die

zitierten Verse: ü eoi fiörov npogxovA, /tf/ ’icl SovXtlay xori iäv Ixmv

179^;, napöv eot xur^aviiv ilev&if<og.

205. Pap. Oxyrh. 420 (15,7 X 9,2), Buchschrift etwa der Mitte des 3. Jahrh. n. Chr.; Rückseite Kursivschrift des ausgehenden 3. Jahrhunderts.

S. 66 f. mit Abbildung auf Tafel VI, die indes den unteren Teil von Z. 12 (ll) Mitte ab (wohl ein losgelöstes Fragment) nicht mit enthält.

Inhalt von Enripides Elektra; alles Wesentliche stimmt zum Drama.

Der Stil indes ist in seiner Geziertheit von dem gewöhnlichen der ino- 9iisus stark abweichend. Das Erhaltene und Ergänzbare deckt sich (in 14 Zeilen) etwa mit Vers 357 584 des Stückes.

206. Papyr. Oxyrh. 427 (9,9 X 6, 7), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr. auf der Rückseite; Vorderseite Kursive des 2. Jahrh.; p. 68 f. 73.

Antiphanes ‘Av&Q<onoyovla Schluß und Unterschrift; jedoch außer dieser nur drei Zeilenenden. ävdpc; of ytytvrifiivoi | nüvxtg tvffmCxtog uua I TÖv] ßlov nämlich wenn ihr dem Stücke Beifall gebt; dann

’Avxup](ivovg | ’Av9()io\noyovlu. Dies Stück war nicht bekannt; aber aus der Btoyovla des Antiphanes gibt Irenaeus ein langes Exzerpt, welches in- des durch eine falsche Konjektur Meinekes, der eine Verwechselung mit Aristophanes’ Vögeln annahm, aus Kocks Fragmentensammlung bedauerlicher Weise verschwunden ist. Dies kleine Fragment erweist sich also in der Tat als recht wertvoll.

207. Pap. Oxyrh. 409 (21,5x34,1), 3 Kolumnen ganz oder zum Teil (die 3. auf einem losgelösten Stücke), Buchschrift etwa aus der Mitte des 2. Jahrh. n. Chr., p. 17 fif. mit Tafel U (Kol. lU) und IH (Kol. II).

Meuandros Kolax, wie sich aus hier wiedergefundenen Zitaten ergibt.

Leider ist nicht alles bei dem Funde so günstig: von Kol. I sind nur die Versenden da, in Kol. II sind die mittleren Teile der Verse arg verscheuert, von Kol. III fehlt die obere Hälfte. Die Anzahl der Verse ist nicht gering:

19* ^

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n. Referate and Besprechungen

1 (dieser ganz zerstört) 33 Kol. I, 34 67 Kol. II; dann Lücke; 79 101 Kol. in. Vgl. dazu F. Leo, Henanders Kolax, Qtg. Nachr. 1903, 673 692. Nach den ersten 13 V. in Kol. I ist eine Lücke gelassen, die vielleicht einen Szenenwechsel anzeigt; die vorhergehende Erzählung denn das scheint es jedenfalls zu sein bezieht Leo auf den jungen Mann, der auch in Kol. II auftritt und Nebenbuhler des Soldaten Bias war, und kombiniert glücklich 10 aj-uvodo; tjuiv ylyvixai mit frg. 292 des Kolax (bei Athen.), wo ein loig itTQaSiaratg aufwartender Koch spricht. Daß indes dies Mahl im Hause des Bias stattfinden soll, wie L. meint, ist ganz nn- glaublich. Auf diesen und seinen Parasiten Struthias kommt das Gespräch erst später, in Kol. I auf den Bias, der nun ein großer Mann geworden ist, auf den Parasiten und seinen Glückswechsel ausführlicher in II, und hier haben wir vollständiger die Worte des Jünglings und seines alten Pä- dagogen, der mit großer Emphase gegen die alles Unheil verschuldenden Schmeichler deklamiert. Leo bemerkt ganz richtig, daß wir hier etwas von der Kraft Menanders kennen lernen. Ein Vers (54) ist auffällig kurz: elg louv imd dann noch 6 Buchstaben; weiterhin frei. Man kann hier er- gänzen, nach dem gefälschten Fragment des Sophokles 1025 N.: tlg ^raig ÜTi&füuaiv, tlgy lauv [rpdno;], dt’ ru navx’ usw., ganz wie dort tlg xaig <U. tlg lexiv 9t6g. V. 63 ändert Leo so: ot xölaxtg' oixoi d’ liclv ttvxoig 011101, statt aülioi, wie deutlich da steht; der Hsg. 'ot' n[dp]ei- oiv(?) aixoig &9ltox’. Nämlich nicht 01, sondern OY hat nach allem Anschein der Papyrus gehabt, und vor 6ICIN erkennen Gr.-H. viel eher als P die Spitze eines Buchstabens wie A, A, M; also auch A kann ge- wesen sein, so daß sich hiernach die Konjektur ebenso empfiehlt, wie ihre Gewaltsamkeit und auch die Mattigkeit des Sinns dagegen spricht. Aber eben ot^oi 6’ tielv avxoig £dlioi oder £dliov könnte richtig sein: diese sind ihr Unglück. Ganz schwierig ist die 3. Kolumne, wo ein nofvoßoanög Person, und wo es sich um den Verkauf eines Mädchens durch diesen handelt. Hier scheint mir auch Leo in seinen Versuchen, Licht hineinzu- bringen, nicht glücklich zu sein. V. 82f. fiexenxifnfii&’ txifovg [d^] orpot- x[imxag, §aSüog\ | o!}[; njopo^vldlci' natötg' ixxifißo\^t(Uv &v die Hsgg.; Leo so: avaxfoxuöxog dmdcxo, nttiStg (Vokativ), iKxgißolfu9' &v. Der Soldat ist ja Subjekt, Ttopopivldlci aber, meine ich, muß Medium sein: vor denen kannst du dich hüten. Und wenn er seine Sklaven schickt, die machen wir vollends leicht zu Schanden. Vor und nach naidig ist voll interpnngiert Leo macht daraus: „Kinder, wir sind dann ruiniert“: ganz unmöglich doch. Es wird gegen den Soldaten und seine Absichten geredet; nicht, wie L. meint, dafür. Gut ist L.s Ergänzung zu 97 f.: ^ fiia ia/ißävtt | doov ovjjl d/xo, xftig fiväg ixousxtjg xifUifag. Weiteres Studium des Fragments wird hoffentlich noch weiter fördern.

208. Pap. Oxyrh. 428 (5,1x5), Halbunziale des 3. oder eher des 2. Jabrh. n. Chr., p. 69. 73.

Enden von 9 Trimetern, eher auf Komödie als auf Tragödie weisend.

209. Pap. Oxyrh. 429 (15X10,4), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr. (Bücks. Kursivschrift aus dem Ende dieses Jahrh.), p. 69. 73 f.

Anfänge von 14 komischen Trimetern aus dem Schlüsse einer KomOdie;

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Friedrich BUS: Literarische Texte mit Ausschlafs der christlichen 279

denn die fibliche Formel des Verlöbnisses kommt vor: naiSmv in’ äfö]To» yvTielav %zi.

210. Pap. Oiyrh. 439 (5 X 4,7), auf der Rückseite einer Rechnung aus dem 2. oder frühen 3. Jahrh. n. Cbr., wohl nicht viel spBter als diese geschrieben, p. 69. 74.

Beste von 7 komischen Trimetern (Mttov 3, onet t* 7).

211. Pap. Ozyrh. 43 (6 X 6,2), Buohscbrift eher des 2. als des 3. Jahrh. n. Chr^ p. 69. 74 f.

Reste von 12 Trimetern, wohl ebenfalls Komödie.

212. Pap. Ozyrh. 432 (12,8x3), Buchschrift auf der Rückseite einer Rechnung des 2. oder frühen 3. Jahrh. n. Chr., p. 69. 74 f.

Anf&nge von 17 Zeilen, Dialog, wie die Paragraphoi zeigen; vor Z. 2 steht p]>;Toptx( , vor Z. 8 , nach Paragraphoi, so daS dies Personen-

bezeichnungen scheinen. Aber die paar Buchstaben der Anfänge lassen vom Inhalt nichts errathen, nur daß 8 der Anfang aviij : doch wohl aCitj

(als Anrede) zu lesen (und der Doppelpunkt als Interpunktion zu fassen ist); danach kommen wir auf

213. Pap. Ozyrh. 433 (8,7 X 9), Halbunziale aus dem Ende des

2. oder der ersten Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., p. 69 f. 75 f.

Zeilenschlüsse aus dem Anfang einer Kolumne und Anf&nge aus dem Anfang der nächsten, Trimeter; Zanbcrmittcl für verschiedene Zwecke, die vor jedem Absatz in kleiner Schrift angegeben werden. Z. B. futatj&gov 28, beginnend atvytfriv tlvai nä[<fiv ircäv 9iljis uva, | xonpm nt,9rj»\ov usw.; für den Zweck und den Ausdruck /liari^fov (nicht für dieses Mittel) ver- gleichen die Hsg. Lukian Dial. Mer. 4, 5. Z. 22 vor der KoL &vft6v xa|rcnt<ri;Oai]; 33 desgl. fxdp(ovf) noi&v; Versanf&nge: di noutv

[ I inav ivxi<paiHov | irjiei (Imper. bfiiio) avv [-ü] ow [it .

214. Pap. Ozyrh. 464 (25,4 X 23,2), auf der Rückseite der dorischen Rhetorik Nr. 410 (unten Nr. 240), Halbunziale etwa des ausgehenden

3. Jahrh. n. Chr., S. 1 23 ff.

Astrologische Poesie (elegischer Form) mit Überschriften über jedem Abschnitt, in 2 Kolumnen; die Zeilen sind lang und meist ohne Rücksicht auf die Versteilung. Der Text ist. schlecht erhalten; die Orthographie sp&t (vatOTi}Tt = vtot. 38).

215. Pap. Ozyrh. 413 (22,9 X 42,3), Vorderseite 3 Kolumnen in Halbunziale, aus der Zeit der Antonine; Rückseite erst 2 Kol. in kleiner kursiver Schrift, dann noch eine in größerer und sorgfältigerer, indes von derselben Hand; auch diese Seite ist noch im 2. Jahrh. n. Chr. beschrieben. 8. 41—57.

Ein in seiner Art höchst wichtiger Fund und von überraschender Neu- heit: hellenistischer Mimos in zwei Gestaltungen, rezitativer Mimos und mimische Hypothesis. Auf der Vorderseite ist links unbestimmt viel vorher- gegangen, rechts indes der Schluß so ziemlich da, denn es ist rechts von

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n. Referate und Beaprechungen

der 3. Kolumne noch ein an dem unteren Teile derselben anhAngendes leeres Stttck, wonach der Text höchstens noch Kol. weiter ging. Auf der Rückseite beginnt der anderweitige Text auf eben diesem Stücke, mit geringen (nicht mitgeteilten) Resten einer vorhergehenden Kolumne; mehr als diese wird indes nicht fehlen. Rechts ist abgebrochen, aber von diesem Inhalt kann auch da nicht so sehr viel mehr gefolgt sein, woraus zu schließen, daß auch auf der Vorderseite das links Vorhergegangene nicht allzu viel war. Nämlich der Inhalt der Vorderseite und des 2. Teils der Rückseite decken sich soweit, daß man zwei Behandlungen desselben Stoffes erkennt: A, 1 56 = B, 188 230; also fehlend, was mit A 57 106 entsprach, etwa 1^ 2 Kolumnen. Was so doppelt gegeben wird, ist die „mimische Hjpothesis“ (s. Flut. Mor. 712E, und H. Reichs Anzeige Deutsche LZ. 1903 Sp. 2677ff.), ein Drama mit vielen Personen, indes klein und nur skizziert, immer aber das erste von dieser Gattung, welches über- haupt bekannt wird. Es spielt in Indien, und hat neben der Hauptperson, der wohl von Seeräubern entführten Griechin Charition und ihrem Bruder, der sie zu befreien gekommen ist, und anderen griechischen Personen auch indische, die zumeist ihre Sprache reden; es sind somit (in Trans- kription) ausgedehnte Stücke barbarischer Sprache hier eingelegt, in denen nach vergeblichen Versuchen anderer mein Kollege E. Hultzsch so eben (Hermes 1904, 307 ff.) mit voller Sicherheit, wie es scheint, Kanaresisch erkannt hat. Zwischen den südindischen Küsten, wo diese Sprache herrschte, und Ägypten war damals, in der ptolemäischen und römischen Zeit, ein derartiger Verkehr, daß man so gut in Ägypten einen Inder mit indischer Sprache einführen konnte, wie Plautus in Rom einen Punier mit punischer eingeftthrt hat. S. Hultzschs Nachweise im Hermes S. 309 ff. Der Mimus hat nun auch einen Clown als notwendige Figur, hier einen Diener der Charition, dessen Witze ihren Mittelpunkt in der Hopdi) haben. Diese Person ist mit B bezeichnet, Charition mit A, der Bruder mit T, usw.; der indische König aber mit BAC, und das Ensemble mit KOI(vp), wie mein Kollege Wissowa (bei Gr.-H.) erkannt hat. Die Form ist im aUge- meinen prosaisch; aber (vgl. Reich) die Einmischung metrischer Stücke gehört einmal zum Mimus, und so singt der König, den man betrunken gemacht hat, um die Befreiung zu ermöglichen, in Sotadeen, und Cbarition und die andern machen den Schluß des Stückes in trochäischen Tetrametcm. Der rezitative Mimus auf dem ersten Teil der Rückseite ist von ge- ringerem Interesse; hierzu hatte man bei Herodas u. a. auch schon ähn- liches. Der Realismus ist hier in der Tat abstoßend, um so mehr, als nicht einmal irgendwelche künstlerische Form mildert: eine Frau will erst einen ihrer Sklaven zur Unzucht mißbrauchen und, als er sich weigert, ihn mit samt einer Sklavin, mit der er ein Verhältnis hat, hinrichten lassen (wozu es indes nicht kommt), und sodann ihren alten Gemahl vergiften. Es sind außer der Frau noch andere Personen als gegenwärtig zu denken, aber (vgl. Reich) nur zu denken; sie sprechen nie wirklich, und was sie nach der Fiktion sagen, tritt lediglich in der Rede der Hauptperson hervor. Übrigens sind sowohl hier wie bei der Hypothesis die Schwierigkeiten im einzelnen immer noch recht zahlreich.

216. Ostrakon von Theben, von Th. Reinach gefunden und in den Me-

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Friedrich BlaB; Literariiche Texte mit AasechlaB der christlichen 281

langes Perrot (Paris 1903) p.291ff. veröffentlicht. Maße 0,14X0,08 0,12; beschrieben auf der Außenseite mit 14 Zeilen, die aber simtlich vom stark verstümmelt sind. Zeit das 2. oder 1. Jahrh. v. Chr.

Richtig konstatiert der Hsg. große Ähnlichkeit mit dem „erotischen Fragment“ Grenfells (1896), mag man nun dieses und jenes Himos zu nennen haben oder wie immer sonst. Wie dort eine Monodie eines ver- lassenen Mädchens, so haben wir hier die Worte eines trunkenen Lieb- habers, allerdings nur in Resten. Es scheint aber Dialog zu sein, anders als dort, und Z. 6 findet sich der Doppelpunkt, der sonst Personenwechsel anzeigt und auch hier nicht anderes bedeuten wird. Die Form ist ein eigenes Gemisch von Poesie und Prosa. So schon im Dialekt; <piUrig, /7a- <pir)g und öxp^rei ionisch, sonst gewöhnliche Sprache, ganz wie bei Grenfell axaraaxaalr]g und (nach Gr.s letzter Feststellung) <fiXCt}g und ipdltjv. Reinach führt dies auf den ionischen Ursprung dieser Poesie (Hilarodie, Magodie, Lysiodie) zurück. Sodann ist Metrum weder hier noch dort; Rhythmen bei Gr. sehr deutlich, hier nicht deutlich, indes vielleicht nur der Verstümmlung wegen. Da fiov im Hiatus bei iambischem (trochSischem) Rhythmus vor- kommt, so sind die Gesetze der poetischen Komposition nicht gewahrt; das ist bei Grcnf. doch anders. Auch der Doppelpunkt zeigt dort nicht Personen- wechsel an, sondern gibt eine, mit der Abgrenzung des Sinnes meist zu- sammenfallende, rhythmische Abgrenzung. Der Hsg. erklärt zum Schluß, bei den Griechen treffe es nicht zu, daß alles entweder Poesie oder Prosa sei (Moliire im Bourgeois Gentilhonune), dafür seien diese Stücke mit ihrem undefinierbaren Mischcharakter ein Beleg.

n. Prossiaobe Stücke.

217. Pap. Oxyrh. 463. Untere Teile von 7 Kolumnen (Kolumnen- breite 5 cm), Buchschrift aus dem ausgehenden 2. oder der 1. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr.; S. 119 ff.

Xenophon Anabasis VI, 6, § 9 24 in Resten. Aus den Lesarten (die Neues nicht enthalten, außer einigen Fehlem) geht klar hervor, daß der Text der sog. deteriores Codices der Anabasis weit entfernt ist erst aus byzantinischen Zeiten zu stammen, und daß demnach der H.sg. der Anabasis nicht bestimmten Hand.schriften einseitig folgen darf Ungefähr ebenso oft stimmt dieser, relativ doch sehr alte Zeuge mit den „schlechteren“ wie mit den „besseren“ überein. Vgl. außer den Bemerkungen der Hsg. die von K. Fuhr in der Berl. Philol. Wochenschr. 1903, Sp. 1480 f

218. Pap. Oxyrh. 451 (7X3,4), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 203 f

Reste von Thükydidcs II, c. 73, 3. 74, 1. nXaraiijg wie B, nrjdlva fii für ft( fl. neu.

219. Pap. Oxyrh. 452 (7 X 3,8), Buchschrift des ausgehenden 2. oder des 3. Jahrh., S. 204 f

Reste von Thükydides rv, 87, 5. 6. § 5 nXtCevovg für nUiovg nicht gut; § 6 ßovXtvtadai (ßovUvd&ai doch wohl Druckf, vgl. die Anmerkung)

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n. R«ferate und Bespre<diangen

und ayo)viaae&ai desgl.; aiftvtjei^ov fOr atSiov möglich (K. Fuhr Wocbenschr. f. klass. Philol. 1903 Sp. 1480).

220. Pap. Oxyrh. 453 (8,7 X 3), Buchschrift des ausgehenden 1. oder des frohen 2 Jahrh. n. Chr.; S. 105.

Beste von Thnkydides VI, 32, 2. 3. Nur ^ bemerken.

221. Pap. Oxyrh. 435 (12,5X10,8), unförmliche ünzial.schrift wohl des ausgehenden 2. oder der 1. H&lfte des 3. Jahrh. n. Chr., p. 76 f. 78.

Reste von 20 Zeilen. Zu Anfang werden Demo(sthenes?) und die Kerkyräer erwShnt; nachher indes ist von einem Mttdchen und Hochzeit die Bede; Roman? So KFuhr Berl. Phil. Woch. 1903 Sp. 1478 f.

222. Pap. Oxyrh. 436 (10x5,5), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 77. 78 f.

Beste von 15 Zeilen, unbestimmbar; von einem Feldherm und seinem Pferde wird gesprochen.

223. Pap. Oxyrh. 441 (8,8 X 5,7), Buchschrift wohl des 3. Jahrh. n. Chr.; S. 77. 81.

Zeilenenden von einer Kolumne und Zeilenanfknge der nächsten; hei letzteren steht unter 19 eine Diple und die Z. 19 ist nach Sanafta leer gelassen; also 20 neuer Abschnitt, der mit ^tUTtitov beginnt. Sammlung von Anekdoten? So vermuten die Hsg.

224. Pap. Oxyrh. 444 (11,3x2,1), Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr., S. 78. 83.

Unbestimmbar; Philipp und die Makedonier kommen vor.

225. Pap. Erzherzog Rainer, aus dem Funde von Karanis oder von Soknopaiu Ncsos, Bruchstück einer Rolle (8 X 11,5); Kursivschrift etwa des anfangenden 2. Jahrh. n. Chr.; also Privatahschrift. Wessely Papyrus- fragment eines griechischen Historikers, Festschrift zu 0. Hirschfelds 60. Ge- burtstag, Berlin Weidmann 1903, S. 100 103.

Beste zweier Kolumnen: von der 1. 7 Zeilen und etwas, von der 2. nur Anfänge. Zeit und Inhalt des Erzählten hat der Hsg. richtig bestimmt: der athenische Stratege Chares unterstützt den aufständischen Artahazos gegen die königlichen Satrapen, bis ihm durch eine athenische Gesandt- schaft das gelegt wird, 355/4. Vgl. Diodor XVI, 34; Deraostb. IV, 24. Man kann auf Thcopomp als Verfasser raten; ein namhafter Schriftsteller muß es doch gewesen sein, daß man sich eine Privatabschrift von ihm machte. Oder es sind Scholien (zu Demosthenes) mit einer zitierten Stelle, vgl. Didymos (Nr. 231).

226. Pap. Oxyrh. 411 (21,6X18), Blatt aus einem Pergamentkodex, in zwei Kolumnen auf der Seite kalligraphisch geschrieben, nicht später als das 6. Jahrh. n. Chr., wahrscheinlicher noch aus dem 5.; S. 31 ff.

Leben des Alkibiades, unbekannten Verfassers, viel kürzer als die plutarchiscbe Biographie, und ohne jeden historischen Ertrag. Nach der

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Friedrich Blaß: Literariache Texte mit ÄnsschluB der christlichen 283

Phrase ta fivtfr^pus Z. 25 f. (vgl. Lnoian, Plutarch u. a.) erst

in der Kaiserzeit verfaßt. Der Text ist in leidlichem Zustande; die er- haltene Erzählung reicht von den Anklagen gegen Alkibiades, als er nach Sizilien ansfahren sollte, bis zu seiner Flucht nach Sparta und dem Rat, Dekeleia zu besetzen. Hanptquelle ist Thukydides. Beiträge zur Ergänzung KFuhr Berl. Phil. Woch. 1903, 1476 f

227. Pap. Oxyrh. 460 (10,8 X 10,2), Teile zweier Kolumnen in Buch- schrift, aus dem Anfang des 3. Jahrh. n. Chr. oder noch etwas älter; S. 116f.

Demosthmrs ?t. {ipijetjf (V) § 21 7u]jtgaKxai bis Kopm[vtKrv; § 23 TOVTCi)]v ovu bis Lesarten: leider unerkennbar, ob xdllMTr« ninfaxrat

oder (S) nlnijtxmal n; dagegen gleich darauf für das korrupte ovd'tv Sv

ctixoig iSöxti (doxtt Sauppe) elvat stark abweichend; ovdtv «v au]Toi; xepj

([-dos »?>'] Hsg.). Fuhr in der Phil. Woch. 1903 Nr. 47 hält dies für die richtige Lesart, auch Weil im Joum. des Sav. 1903, p. 107 nimmt xipSog an, aber mit Soxei, welches in der Tat notwendig ist, und dann ilvai für ^v. Die Stelle ist immer noch nicht geheilt. Dann e/3ov[lovro, nicht ■^ß., und in § 23 t<p ovtovs tj[yovv]jTO ohne tlvai, mit 8; nach jrlfo]v[£xrr)]|- goTosv dooi[v ist für etwa 6 Buchst, vor xvfioi. Raum, aber man sieht nicht, was dagestanden haben kCnnte; auch nicht, was zwischen iitav und |s]v£;i', wo für etwa 3 Buchst. Baum ist.

228. Pap. Oxyrh. 461 (7,5 X 5,5), Fragment vom oberen Teil einer Kolumne, geneigte ünzialschrift, eher 3. Jahrh. n. Chr. als Ende des 2.; 8. 117 f.

Demosthenes n. x. axt<p. (KV Ul) § 7 n«p«10£]iv bis 8 ibix]s ldj'[ov. Lesarten; vfiSiv | Fxaor]os statt exorOros vft&v. iucipvlaxxxov (qpol. SL'). jrpoff- iiltttxo für nQoeSilrixat, nicht gut, indem das entsprechende noirjeixat auch hier steht, aveov mit übergeschr. e (iav civ unsere Hdschr.) ihov | xal ogojiov, übergeschr. ]ov, d. i. wohl xoiv]6v wie bei uns. Im Richtereide stand dxfoaaofiai Sfiolag afKpoiv, doch auch XXlA, 1 taoi xal xoivol axfoa- xaL Bei dem mäßigen Zustande, in dem die Kranzrede überliefert ist (wie die zahlreichen Abweichungen unserer Hdschr. unter einander zeigen), könnte dieser Pap. von Wert sein, wenn mehr davon da wäre.

229. Pap. Oxyrh. 462 (17,7x8,6), Teile zweier Kolumnen, Buch- schrift des 3. Jahrh. n. Chr.; S. 118 f.

Domosthenes n. x. oxiip. (XVIII) § 25 [txöUx bis 26 govov cA[l’; dann 27 y/yvo(v]ü’ bis 28 d>U[d xC. Die Auslassung von xal iov$ opxou$ oatoXttfxßävtiv in 25 ist ebenso unmöglich wie die von ftiv ovx vor cap’ T^g 26 (soviel muß gefehlt haben). Sonst stimmt der Text, von einem kleinen Schreibfehler abgesehen, zu dem wie er jetzt herausgegeben wird (auch inl xovg \x6novg 25, was S mu* am Rande hat). Diese Handschrift taugte jedenfalls nicht viel.

230. Pap. Oxyrh. 459 (20,5X14,3), Blatt aus einem Buche, Buch- schrift des 3. Jahrh. n. Chr., also für die Buchform ein sehr frühes Beispiel (vgl. oben 202 Euripides); S. 112 ff.

Demosthenes a«T ’./4piOToxpdrov$ (XXUI) § 110 n/U/o] xol 119 xov$

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284

II. Referate nnd Bespreclmitgen

ö]w[o;xT{fvavTOfff. Unsere Hdschr. variieren hier unter sich nur unbedeutend; der Papyrus hat einige Abweichungen mehr, doch nichts Erhebliches: § 111 eo vor ävSfcg 'A&. (om. SO); ohne ufjtv von 1. Hand (schlecht). § 112 ttvev Sc für ät'iv yöp, desgl. schlecht; ro «fcwv mit F für arriov. § 113 ^ovl{ea|[o^ori] für -ivca9ai schlecht; opov ovSi wie vulg. S). Bei St’ oncf noXXol noXXdxig xre. beigeschrieben die Zahl 16, wie in dem Pap. des Pherekydes (Grenfell Pap. II, 11) die Zahl 6, nach den Hsg. um den Be- ginn eines neuen Abschnitts zu bezeichnen. Sinnesabscbnitte sind indes weder hier noch dort. x«i vor rtapovro zngefUgt; kann richtig sein. § 114 ohne ngSg ‘^/täg (A) nach nifiiaav, cnc pr. für inttS^, allein; schlecht caciv nach noXcfuiv zugefügt; iaviä (8 aSrä); etvxov (S) gegen vulg. iav- Tov; wp' IovtJü mit A usw. (fotvrov S). § 115 SCxrjv Sovvai niit S (dov- vat Sixr/v vulg.); das falsche oze nach dem 2. wie alle Hdschr.; nach i^eiXc zugefügt Xiyc. Lemma imaroXal allein richtig (Reiske; Hdschr. -1^). §116 Tozko Hdschr. und 1. Hand; roOio toIwv 2. Hand schlecht; eoopaxd- ttf wie Hdschr. (lop. Dindorf); zwischen ncia9rjzc (so, gegen S) und tiSozcg wenigstens von 1. Hand erheblich mehr als xäxrivo; vielleicht (porot nach ÜTtciv statt nach tjvntp, doch ist hier die Ijesung überhaupt unsicher. Nach den Hsg. hatte der Pap. gleich darauf beide Lesarten unserer Hdschr., die richtige ^iloxport^v vom Korrektor und die falsche ’hpixQÜrijv ursprünglich; vgl. aber dazu KFuhr Berl. Phil. Woch. 1903, 1482. § 117 y’ <ul erst vom Korr, eingefügt, der auch nach ßovXTjaovzm das (gegen unsere Hdschr.) wiederholte äSixciv tilgte. Das. iicv (äv Hdschr.), lovrovl mit A (toütov), ^ovlt;[«d]« für tl mtezjg ägieuv wie gewöhnlich (ag^ag mg. S).

§ 118 x«2 q>iXov (om. S) von 1. Hand, aber getilgt. Es müssen nach allem damals (im 3. Jahrh.) die Handschriften dieser Rede den unsrigen fthnlich genug gewesen sein.

231. Berliner Klassikertexte, herausgegeben von der Generalverwaltung der Kgl. Museen zu Berlin. Heft I. Did.vmos Kommentar an Demosthenes (Pap. 9780), nebst Wörterbuch zu Demosthenes’ Aristocratea (Pap. 5008), bearbeitet von H. Dicls und W. Schubart. Mit zwei Lichtdrucktafeln. Berlin (Weidmann) 1904. gr. 8. LIII. 95 S. Dazu: Lichtdrucke des Di- dymos-Papyrus, 4 Tafeln, daselbst Die Tafeln sind vortrefflich ausgeführt, in etwas kleinerem MaBstabe als die der Ausgabe, aber noch besser.

Eine von den wichtigen und hoch erfreulichen Publikationen, lehrreich nach den verschiedensten Seiten hin. Der Endo 1901 von Dr. Borchardt in Kairo als Rolle erworbene Papyrus mißt in der Höhe etwa 30 cm, in der Länge das was zusammenhängt 90, alles was überhaupt da ist 134. Die Erhaltung der äußeren Teile der Rolle ist wie gewöhnlich schlecht, während die inneren gut erhalten sind: zehn breite Kolumnen in einer Folge, mit nicht allzuvielen verwischten oder zerstörten Stellen, welche letzteren ver- möge der Rollung und Faltung einander in den verschiedenen Kolumnen merkwürdig entsprechen; aber Kol. I V sind nur in kümmerlichen Resten da, und 7 8 Kolumnen fehlen nach der Berechnung der Hsg. überhaupt');

1) Vielleicht noch mehr. Die Rede X hat große Stücke mit VIII. und VI. gemeinsam, die also schon bei dieser erklärt waren; dann aber ist für die Be- rechnung X nicht als länger wie IX anzusetzen, sondern als erheblich kürzer.

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Friedrich Blafi: Literariache Texte mit Anucblafl der chrisUichezi 286

d. h. wir haben im ganzen etwa die Hälfte des Papyrus. Dieser ist opistho- graph: Rückseite Hierokles oroiiiCtMUg, eine später herauszugebende,

nach Diels in der 2. Hälfte des 2. nachchristlichen Jahrhunderts rerfaBte Schrift. Danach ist eine obere Zeitgrenze, was die Rückseite betrifft, ge- geben; die Hsg. lassen sie auch bald darauf beschrieben sein, die Vorder- seite aber eher in der 1. als der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts. Die Schrift auf dieser ist eine Halbunziale, mit ziemlich rielen Abkürzungen und notae (s. das Verzeichnis S. 2 f.); die Kolumnen breit, die Zahl der Zeilen an- fänglich über 70 und auch nachher noch über 60; der ganze Papyrus er- innert einigermaBen an den des Aristoteles, und ist nach den Hsg. ganz wie dieser eine Privatabschrift, nicht ein füj' den Verkauf angefertigtes Exemplar. Die Unterschrift in der letzten (15.), nur zum geringeren Teile ausgefUllten Kolumne lautet: //tdvpov | mpl Jtjnoa9ivovg | xri | <I>ilunnix&v y I 9 IlokX&v St avSifig ’A9i]vaüii | i x«l anovdccia vofii^wv | l[ö] "Ott fiiv St SvSftg ’A9rjvaUn 0lUnmtg | Tltfl (liv tov nagövrog. Zd diesen vier Reden also (IX. X. XI. XHI bei uns) war in dieser Rolle der Kommentar enthalten (zu IX fehlt er jetzt bis auf ein kleines Stück, Kol. I, 1 25); in zwei vorhergehenden der zu I IV. V VHI, also wie Z. 4 bezeichnet ist, zu den philippischen Reden insgesamt in 3, und zum ganzen De- mosthenes nach Z. 3 in 28. Die Hsg. untersuchen auf S. XXI ff. etwas zu subtil, wie mir scheint, was für ein Corpus der demosthenischen Reden dem Didymos Vorgelegen, und wie er geordnet und verteilt haben könne: für die avfißovltvuxoi ergibt sich ja hiernach von selbst eine Ordnung in 4 Tetralogien (die 4. = Rede XIV XVTI); aber dann kommen XVin. und XIX. mit ihrer ungebeuem Länge, und wenigstens für den Kommentar ist da keine Möglichkeit mehr, an der Vierzahl festzubalten. Diels deutet auch (S. XXIII) die Zahl 28 ganz anders: nicht Bücher des Kommentars, son- dern kommentierte Reden, und da hierfür die Zahl weitaus zu klein ist, so läBt er auBer dieser Abteilung von 28 noch eine zweite der Reden und des Kommentars gemacht sein. Viel einfacher ist es doch, mit 8. XVIII 28 Bücher des Kommentars anzunehmen*): also 4 für die öup/Jovizvrtxof, dann für XVm. XIX. XX. XXI. XXUI. XXTV je ein Buch, wenn nicht für XVIH. XIX je zwei; demnach ist schon klar, daB die Zahl 28 heraus- kommen konnte, wenn auf 2 3 der übrigen Reden ein Buch kam, und dann noch je eins auf die Proömien und auf die Briefe, über die Ordnung der Beden und der Kommentare erhellt nur so viel, daB sie nicht die jetzt übliche war: Kommentar zur Kranzrede wird XU, 36 f. 41f. als geschrieben und vorausgehend zitiert (dcdrjAtuxagei', tlftjTai), die philippischen Reden kamen in dem Kommentare vielleicht erst gegen Ende, aus welchem Grande immer, und bildeten eine besondere Abteilung der Kommentare mit be- sonderem Titel und besonderer Numerierung, etwa wie bei Appian die ''EfupvXia. Eine genaue Rekonstruktion des Werkes ist unmöglich, imd über Didymos’ Corpus des Demosthenes wissen wir vollends nichts, auBer daB auch das Unechte mit darin gewesen sein wird (sicher XI. und LIX.

1) Mein Kollege Wilcken macht mich darauf aufmerksam, dafi wenn, wie hier, fünf Zahlen, die sicher Ordinalzahlen sind, mit einem Strich darüber ge- schrieben sind, die sechste (28) ohne Strich geschriebene kanm Ordinalzahl sein kann, sondern Kardinalzahl sein wird.

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n. R«feT»te imd Besprechungen

U8W.), und eine jetzt verlorene Rede %crca Miiovzos (Harpokr. diKÄTsntiv). Eine andere in der Einleitung erörterte Präge ist die, ob der Kommentar zu den philippischen Reden hier in seiner Vollständigkeit oder nur ex- zerpierend gegeben wird. Der zu XI besteht aus folgenden Stücken: Ein- leitung Aber die Zeit; zu SgpatStiv § 2, zu NIkuui § 4, zu aKOfmdiovrai §11, über den ehemaligen Tribut Makedoniens an Athen § 16, über die Verwundungen Philipps § 22. Viel dürftiger noch ist der zu XHI: Ein- leitung Ober die Zeit, wozu bereits die Stelle über die 6gydg § 32 ange- zogen wird; dann wird über diese noch erklärend gehandelt, auch weshalb Demo.sthenes xovg KaxaQÖTovg Miyaglag sage, und damit ist der Kommen- tar über eine, nach Didymos’ Meinung echte, Bede von 36 Paragraphen bereits zu Ende. Gleichwohl wird gerade hier es doch ausgeschlossen, daß ein bloßes Exzerpt aus einem vollständigeren Kommentare vorliege; denn nach Erörterung der Zeit heißt es XIII, 62 ff. weiter: ^rytilxai d' iv loym ovSiv, o,xi fiii Xöyov xivhg Iv xoig ngh xov xixtvyiv. 8/uog iitfl T^S SfydSog ilg ßgaiv irjXtoxiov. Ein gutes Stück der Rede ist nämlich auch in XXIII enthalten, und der Kommentar zu XXIII ging voraus; Ober die Theorika aber, die das eigentliche Thema bilden, mußte zu den oljn- thischen Reden gehandelt sein. Also hier scheint wirklich nichts zu fehlen (obwohl von Rechts wegen über 0ltta<lCovg ox' i^iittoov %xi. XIH, 32 zu reden gewesen wäre), und wenn nicht hier, warum in dem Kommentare zu XI? Denn auch Halos 1) kommt in XIX vor, und XIX war vorher kommentiert. Der Hsg. vermißt nun freilich auch in X zu ’Avxg&vag § 9 eine Erklärung, welcher Ort Thessaliens nur hier bei Demosthenes vorkommt. Aber die Erklärung hierzu kann sehr wohl in den zerstörten ersten Ko- lumnen gestanden haben. Und aus den Widersprüchen und der Konfusion möchte ich doch schlechterdings nicht auf Exzerpt schließen, d. h. Exzerpt eines andern aus Didymos; auf Exzerpt des Didymos aus andern immerhin, und das tut auch der Hsg. S. XXXII ff., wonach, was XV f. gesagt ist, zu berichtigen sein wird. Also der ursprüngliche Kommentar des Didjrmos zu Demosthenes hat wohl wirklich so ausgesehen, und man darf den Gram- matiker danach beurteilen. Nur das liegt am Tage: die Handschrift ist liederlich gemacht und wenig korrigiert; außer kleinen Lücken, die un- zweifelhaft da sind, mögen auch größere da sein. Einmal (VUI, 54) ist ein Raum von 10 Zeilen leer gelassen, doch weil das Original hier be- schädigt war; es fehlt eine Belegstelle aus Philochoros oder irgend wem sonst (<sa<plg 61 xoCxo noirjOH geht vorher). Aus dem Original werden auch die Kolumnentitel übernommen sein, die (in praktischer und auch uns geläufiger Weise) über der Kolumne stehend den Inhalt derselben angeben. Die Schrift ist hier nachlässiger und mehr kursiv, doch kann (S. XI) der- selbe Schreiber angenommen werden.

Der Ertrag für Demosthenes an neuen Lesarten ist unbedeutend (nur hier kann man von unbedeutendem Ertrage reden). Dabei sind die Lemmata aus den Reden ziemlich zahlreich und ziemlich lang; auch ein sonstiges Zitat findet sich gleich in Kol. I, 8 ff., aus Coron. 79 xal nQäxov fuv xi^v tig ritXoTtövvxjaov xxi., arg verstümmelt. Indes erkennt man deutlich (auch im Faksimile) ttg ISlpiöv statt iix' 'Slfiöv, und ebenso lnti6i\ ixiivog xvquv- rojuj r[o]yTotj (a Obergeschr.) t[ot]fs (unsere Hdschr. rup. vor ix.). Bei den Lemmata aber ist Verdacht, daß sie von den Schreibern an den

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Friedlich Blaß; Litetariiche Texte mit Aatechloß der chriitlichen 287

gewChnlichen Demosthenestext angeglichen sind. NSmlich VI, 66 steht ein Lemma aus X, 34, und dazu VII, 1 die Erklärung mittels Hyperbaton, wozu ein großer Teil der Worte wiederholt wird, und da weicht nun der Text in der Wiederholung 4 mal von dem im Lemma ab: mal iv ’Eyßcncc- vois Erkl., = F, xol ’Eyß. Lemma wie S usw.; ini xais Wpoig Erld. = Hdschr., iv r. L.; av^avofUvov Erkl. Hdschr., ui^onivav L., und wenn alles dies Zufall sein kann, schließlich fiijdc Uyovxa Erkl., £Uo n Uyovza L. = Hdschr. Dies iifjäh iiyovxa (nebenbei auch av^o/Jvov) halte ich fUr einzig richtig; in das Lemma aber kann das falsche aUo rt I. nur aus den gewöhnlichen Texten hineingetragen sein, ein Vorgang, der sich ja auch anderswo wiederholt Da ferner VII, 10 in der Erklärung &no^irifpCaae&ai gebraucht ist, und so FYÜ für liea9e der andern haben, so

möchte man gegen das Lemma den Aorist als Didymos’ Lesart vermuten. Immerhin stellen auch so die Lemmata sehr alte Zeugnisse für den Text dar; Hamni« also, sagen wir im 1. Jahrhundert, scheint in diesen Beden der Text unserer Hdschr. schon dagewesen zu sein. Was die einzelnen Hdschr. betrifft, so stellt sich das Zeugnis nach S. XLIV folgendermaßen: Imal mit F gegen AS, 2mal mit SA gegen F, 5mal mit AF gegen S, 7mal mit 8 gegen AF. ') Neu und schlecht sind einige Kleinigkeiten; neu und gut mfuifyäite^t XIll, 7 und das Erwähnte aus X, 34 (aü|o/tfvov wegen des beseitigten Tribrachys; D. hat und -äviiv). In XHI, 7 möchte

om tuntatuväl^ia&e einfach durch Homoioteleuton ausgelassen sein; ob X, 70 ifytidt) stand statt ^ilahiov, ist mir trotz Diels fraglich, wiewohl das t auch im Faksimile deutlich scheint. Aber für die sog. höhere Kritik de.s Demosthenes springt auf einmal die überraschende Tatsache heraus, daß die Bede gegen Philipps Brief von Anaximenes ist und „fast wörtlich“ in dessen Geschichtswerk stand; so erklärt sich freilich alles, und das bisher nur negativ gelöste Problem ist nun auch positiv gelöst. Die Sache steht bei Didymos schon in der Kolumnenüberschrift bei Kol. X: ou ’AvaitfJvov; lativ 6 I6yo$, dann aber kommt sie XI, lOff. so nebenbei nach breiter anderweitiger Erörterung heraus: xcd tiaiv oi t/xtaiv 'Ava^iftivovs ilvat tov ylan^iaxrivov Tijv aviißovltjv, vvy besser Tavx(tjv), d[tb]) iv tg ißäd/tj]

xä>v (PiXiniux&v iUyov d(iv yffuymaaiv avxoig ivuxäx&ai~ Das sieht

so aus, als wenn man meinte, der wirkliche Verfasser dieser von Demosthenes gehaltenen Bede sei Anaximenes, und dieser habe sein Autorrecht durch Aufnahme in sein eigenes Geschichtswerk gewahrt. So mag Didymos sich diese Meinung gedacht, und schon deshalb auf diese Notiz nicht viel ge- geben haben. Daß die Bede bei Anax. stehe, war ja einfach zu kon- statieren und gewiß auch für ihn Tatsache, darum indes konnte sie immer- hin auch umgekehrt echt demostbenisch sein: warum sollte nicht Anax. die echte Bede genommen haben? Aber diese Akrisie trifft nicht Didymos’ Gewährsmänner, die auch das richtig konstatiert hatten (7 ff.): imoxonriaeuv 6’ uv xig ovx iatb exonoi avftmgpofija9ui xb XoylStov ix xtvt>v Jtmoe&ivovg ■itifciyiiax^fi^v imavvxe9iv (nämlich aus den echten phUippischen Beden), und die ferner einige undemosthenische Ausdrücke tadelten: öppcsdciv § 2

1) Ich rechne etwas anders, wonach aber das Übergewicht von S das gleiche bleibt: Smal mit F gegen AS, 12mal mit SA gegen F, lOmal mit AF gegen S, 4 mal mit S gegen AF, 6 mal mit FS gegen A.

V

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n. lUferate nnd Begprechongen

(Z. 14 ff.) und jedenfalls auch 0xopax/^co9a< § 11. Wer dieser Kritiker sonst gewesen sein könnte, als Caecilius von Kalakte, weiß ich nicht; Dionysios, Libanios usw. beruhigen sich trotzdem, muß man annehmen, bei einer ähnlichen naiven Annahme wie Didymos. Wir werden jetzt, wie Aber Vn (mit Caecilius gegen Dionysios) HrH^irTTTüY, so über XI ANAHI- MENOY^ setzen, und die Rede unter Anaximenes’ Fragmenten bringen, nnd dessen Stil mit nach ihr beurteilen, nnd untersuchen, ob dieser Ver- fasser auch die Tijvri ’AlllavS^ov geschrieben haben kann, usw. Und

da für die Rede auch die des Hegesippos kompiliert ist, so scheint Bethe recht zu haben, daß die Sammlung der philippiscben Reden (wenigstens I IX) schon in Athen gemacht ist, und noch zu Demosthenes’ Lebzeiten oder gleich nach seinem Tode. Nun wird aber Anaximenes, wie er den Demosthenes reden ließ, auch den Philipp haben zu Worte kommen lassen, mittels einer Wiedergabe seines Briefes, wie sie ihm paßte. Dieser Brief steht ja in unserm Corpus, als Nr. XII, und wird in dieser Form jetzt als echt anerkannt; Didymos aber zitiert X, 24 ff. den Schluß in einer anderen, breiteren Fassung, nach meiner Meinung eben der von Anaximenes ge- gebenen: Tt^owoQjQVTiov ovv vfiüv xul iut ivliaßiiav fiälXov Ini-

rt&tfiivav xal Stä tikovg <n[;^) | fiüXiexa Xfay/iancvofUvav xa-

[*]*[? (^tmy wird angegeben; im Faksimile nicht klar) | .l.rt.. ifih Äo[«efv t6]v Ttföuqov ^[pös . . . („euch Wohltaten erwiesen habe“); der Rest arg verstümmelt Ferner wird aus demselben Briefe schon vorher (IX, 46) eine Erwähnung des Pheräers Aristomedes angeführt, die sich in unserer Fassung nicht findet; sehr wohl aber konnte etwa § 5, wo von den Plünderungen des athenischen Strategen Kallias am pagasäischen Meerbusen die Bede ist, von dem Historiker ein thessalischer Helfer des Kallias er- wähnt werden.

Sonstiger literarhistorischer und historischer Ertrag: I, 13 ff. Zitat aus Pbilochoros über die Befreiung von Oreos 342;1 und von Eretria 341/Ö. Die Sachen und Daten schon bekannt; aber jetzt einzelnes genauer. Fernere Zitate aus Philochoros: (1,29 ff. 53 ff. zerstört; 69 ff. aus Dionysios bekannt) VII, 17 ff. über den ,,antalkidischen“ Frieden, aber unter Ol. 97, 1 392/1, in welchem Jahre die ergebnislosen Friedensverhandlungen stattfanden, an denen Andokidos teil hatte. Antalkidas indessen (Schreibung hier ’Avrial- xlöov, VH, 67 Avxakxlöov^ zweifelhaft 19; Diels ist für die auch sonst zuweilen bezeugte Form mit t, als lakonisch und von üvrfo;*)) hatte schon damals seine Unterhandlungen gepflogen, und der König nach Andok. UI, 15 seine Willensmeinimg erklärt, und da nun gesagt wird, die Athener hätten

1) So lese ich im Faksimile ziemlich deutlich. In der Ansg. ist transkribiert

AIATCAÖ .(<)., und dies ergänzt zu iitntloivra*, obwohl doch nach S. 2 Ö ovg ist nicht ovv. Aber der Strich möchte zur vorigen Zeile gehören und einen Teil des £ gebildet haben, welcher durch Auseinanderziehen der Fasern in dieser Gegend von dem andern Teile des Buchstabens etwas getrennt ist, ebenso wie das Y von dem O jetzt etwas zu weit absteht.

2) Die Späteren sind freilich im Gegensätze zu den Klassikern sehr geneigt,

den Vokal in der Komposition zu belassen, sogar xtTfa-ägyrjs; so auch bereits im Timotheos-Papyrus V. 116 Es war das vielleicht mehr Sache der

Schreibung als der Aussprache; bei Tim. ist auch ixavaiffvydiiixog geschrieben, aber natürlich nicht zu sprechen.

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Friedrich BlaB; Literariecbe Texte mit AnsschluB der christlichen 289

den Frieden nicht angenommen, so ist also wirklich von den Vorg&ngen von 392/1 die Rede, und, wie es hier weiter heißt, ist Ändokides samt seinen Mitgesandten Epikrates, Kratinos und Eubulides auf Kallistratos’ An- trag flüchtig geworden (wofür, was And. betrifft, auch bisher schon Zeug- nisse Vorlagen). Dann muß das die Gesandtschaft sein, von der Demosthenes XIX, 276 ff. unter Nennung des Epikrates spricht; denn weder gegen diesen Epikrates noch gegen Ändokides und Genossen fand ein Gerichtsverfahren statt, sondern das Volk verurteilte, und sie wurden gleichmäßig flüchtig (ix- ntativ Dem. 280). Aus dem Psephisma gibt Demosthenes Auszüge, die sich jetzt deuten lassen. Für Ändokides’ 3. Bede ist nunmehr auch die Zeit endgültig bestimmt, und zwar hat KFuhr Recht behalten, dem auch ich (A. B. 1’ 294) gefolgt bin. Hervorzxiheben ist noch der authentische Aus- druck aus dem Briefe des Königs: die asiatischen Hellenen iv ßaaiUiog oixa nävxac tlvat avvvc/itjfüvovt, vgl. Demosth. XV, 5 von den Ägyptern: iv dpjg ixtivov fuiugiöfjvovs. Philochoros über 397 und 394, Z. 35 ff., zerstört bis auf den Schluß, wonach bei Knidos 50 spartanische Schifie genommen wurden.*) Z. 65 ff. Ph. über den Frieden von 374, ohne wört- liches Exzerpt. VIII, 16 ff. Ph. über 344/3, Gesandtschaft des Perserkönigs nach Athen (neu!), sicher (wie auch Did. erklfirt) die von Demosth. X, 34 gemeinte. Die Hsg. erg&nzen hier schwerlich richtig; lieber so: (ßaaiUmg) äiuriivxos T^v [gxljfai' (nicht [’Aa](av) [iia(tivu]v eavxä xijv rnnftoiav, ant- xp/vcrro (-VT0 verm. Diels) [roff n](}iiißtaiv diaft«[vcrv] ßaaiU[C

xi)v 9(l]fotv (Hsg. wieder ’Aalav), iav (li) ßadiktvg in[l tö$] 'ElktjvlSag [fgij noktig. Didymos bezeichnet die Botschaft des Königs als deutlich entgegen- kommend, was bei der Ergänzung der Hsg. keineswegs der Fall ist. X, 53 ff. über die Wegnahme der Getreideschiffe durch Philipp 340, gut erhaltenes Zitat aus Ph.; die Tatsachen, auf die Dem. nur anspielt, werden jetzt erst klar. XI, 37 ff. Ober Philipps Gesandtschaft nach Theben 339, vgl. Dionys, ad Amm. 1, 11; die Zitate des Did. und Dionys, aus Philoch, ergänzen einander.*) XIII, 46 ff. Ph. (verdorben ^dodcopos) über den Auszug gegen den Megarer 350/49 wegen der dfyäg, und den erfolgten Ausgleich. Auf den Auszug spielt Dem. III, 30 als geschehen an, Xm, 32 als nicht geschehen und unnütz beschlossen; dieser letztere Beschluß muß also früher fallen (nach mir A. B. III, 1* 399 in 353/2, was in der Anm. der Hsg. zu Z. 59 irrtümlich auf die Bede bezogen wird). Anderweitige Zitate: IV, 1 ff. Dekret der Amphiktyonen, worin die Messenier, Mega-

lopoliten und noch eine 3. Gemeinde ( axoig im Dativ, kaum richtig

gelesen) für (vtpycrat xov &eov erklärt werden; wohl gleichzeitig mit Phi- lipp, über dessen Ehrung das Dekret nach der verstümmelten Einführung wohl sicher handeln sollte und doch nicht handelt; es kam dem Didymos aber auf nichts als auf den Titel cvcpyfrtjs an, da er zweifellos hier Dem. X, 31 erläutert: oD; ßaathiig . . citQy'ixag vntlltjqxv iavxov. Eben dazu dann Zitat Aristoteles im 3. Buche der vdfujta (wie es scheint) Ober die

1) Z. 16ff. von der Verwerfung des Friedens: dll« xal n&v | xoi>v[avtlov io- xoi'aov] aixots i[xe]mtavxo d]vo[)iov, tiX6\x- sri.? Die Hsg. ixoSöiav ttixotg, ohne Er^inzung nach intäa.; zu xaf\ttvoiior vgl. das spätere waelgvopoei'.

8) Z. 64 doch xäX]iv wie 66, nicht

S) Z. 46 jedenfalls nafuSidävta xufä (ri S6yna xäb» ’Ap^ixr.) in xuf. xctzu za emendieren.

r

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290

n. Beferate and Besprechnngen

Skythen, zerstört. FV, 59 ff. höchst ausführliche Exzerpte über Hermias von Atameus, auf den D. § 32 anspielt. 66 ff. ungünstige Schilderung desselben bei Theopomp im 46. B. der Philippika, langes, aber schlecht erhaltenes Zitat; Schluß: «väaTtaazo; d>; ßaaikia yfvdftEi'o[; nArfsT(t;v)] rc5( aüftau i\noiitCvag äi'a[ciavp(i>]'üc>s t[Öv ßiov V, 21 ff.

derselbe iv xrji np6$ <I>llu7C7iov frrtarolf/i (unbekannt); das wörtliche Zitat scheint mir erst bei xerl ßäfßafog 24 zu beginnen; vorher naQtatuvaexo nagä xotg iö^av faTo[pS(, , o]iU)j(?) dt xafltig *«i 9>U[d-

0o<p]o; (so lieber als 9il[dftov0jo$, mit 1 Buchst, zu viel) ytyovcag. Dies Fragment ist in sehr kräftigen Antithesen gehalten; in der 3. möchte das zu der Ankündigung des Gottesfriedens durch die Eleer Parallele nichts anderes als die Würde eines cvt^ixtjg, also tvtp[/t0l« (Demosth. 20, 60) bei irgend einem namhaften Staate gewesen sein. Man füllt mit ivtfytelag t(i)i') allein noch nicht, aber viel Raum ist auch nicht; [XI|ül)N] würde angehen. Weiter von Th. das 27. {ißSöiiiji xol tfx.) Buch der Philippika VIII, 61 ff., über den philokratischen Frieden; vgl. XIV, 56 ff. aus dem 26 (x;) Buche über denselben; hier wird ein Satz aus einer Bede des Philo- krates für den Frieden, dort einer aus einer Bede des Aristophon gegen den Frieden mitgeteilt. Daß Aristophon damals gesprochen, ist unbekaimt, aber nicht unmöglich. Dann wird noch das 48. B. der Phil, über Aristo- medes von Pherai zitiert, IX, 47 ff., aber nicht ausgeschrieben; X, 49 f. Notiz über die im J. 340 gekaperten Schiffe, nicht wörtlich und ohne An- gabe des Buches; XI, 43 ff. über Philipps Verwundung vor Methone, aus dem 4. Buche der Philippika, ebenfalls nicht wörtlich. Weiteres über Hermias von der günstigen Seite: V, 52 ff. stark zerstört und auch der Autor- name verloren (nicht Anaxiroenes, s. VI, 60 ff.). Kallisthenes in einer eigenen Schrift (avyypapiidj ii, viell. lyTuofiiov] xi) über ihn; Anfang wohl ov fiövov TO([ovro; fiv 3>v nöppei (oder ixxig) tö»'] xtvdvve»', öiUd xai nltj- elov [avT&v ycvöiuvog ejpoios o»' öiaxiXti, xai nolii xoi 9>av(p<»r{po]v

{dtoTU «Ütm [rör* xov nfy]xo[»'J. of | ftlv yccf ßäf/ßafoi

•fffci)poüv[i£s (oev O geschr.) l^inXryxxovxö] lijv avSqelav, 6 [dt] (y[öp Hsg.) ^<I»l[ti){ 3ia xiXo(vg) ovötv voj hi(/ov all’ ^ TOtij avioüs X6-

yovg dxovuv, «/aöütlj xxi, (VI, 8 möchte ich dtxdfcov lesen). Dann VI, 10 ff. fitv ovv Toutvri; { fUX(fi6x7jg vn>jp[|f (Hsg.) napjd räv napaj-

do$[oTdrij xai nolv napcc TÖjt> x&v ßafßccfoiv | Tpd[m>v' o/uog de T]e>l[fvt^at(jv pfll[a)]v, <2>(l([[i'ov? (<7>4li|n7cav Hsg. mit nicht wahrscheinlicher Trennung) TXfig favr]6v [tioxal|t<räptvo$ aUo:' [re | ifivjja9rj xai fn]fcx[i;tpfif aöjrdii np6; ro[üj (p]f[louä xai tjiai'potis (schon Hsg.) [tnio|ifUtiv (desgl.) üs ovdiv j [ävältov trjrj <piXoao<pial g erd’ ajaxT/fcov (Hsg.) äutneTXfayfievog. Aus der- .selben Schrift noch VI, 55 ff. über den Tod; mit airtdv t[Jayayfjv hat Wilamowitz gewiß das Richtige getroffen. Das. 19 ff. der Puan des Aristoteles auf Hermias; Text nicht minder korrupt als bei Athenäus und Diogenes; doch wird Wilamowitz’ Konjektur iact9di/axov (eig d9. Diog.) glänzend bestätigt. Schwierigkeiten machen besonders V. 9 ff. (hier Z. 28 ff), bei denen soviel aus der gesamten Korapositionsart des astrophiscben Gedichtes (nach dem Prinzip des Entsprechens des Benachbarten, s. zu Nr. 197) von vornherein feststeht, daß zweimal dieselben Rhythmen sein müssen (wie auch bei den Hsg. beinahe der Fall). £oi> y ivexev xai 6 ^iog (^6IÜC, vor-

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Friedrich Blaß: Litenxische Texte mit AosschluB der christlichen 291

her schrecklich entstellt C[Hsg. OJOYFENEIOCO, besser Ath. Diog.) 'Hgaxlifj; (-xler/g Diog.) yitjdag xe xdpoi = nokk’ ävixkaoav (Jn’y (Hsg. mit

Früheren) t^oig [ömgjjt'jtovttg adv devafuv, w_? Die

Hsg. nach Ath. (D.) adv dyftvovxig d. , mit denselben Rhythmen; Pap.

c;covte[$ dvvu]p<v, nach den Hsg. adv Siinovxeg, worin ein Glossem

stecke. Oder es steckt in dypeOovies. V. 1 ßforiioi Pap., was mir richtig scheint: yi^iru jiokv/to- = -x^t yivii ßforim, wie xäk- = -ktoxov

ß/(oi; V. 4 Pap. wie die anderen Zeugen ^i/kcorog mit ij, vgl. Bacchyl. Epigramm des Ar. auf Hermias (Diog.) 36 ff ; Spottepigramm des Theo- kritos von Chios gegen Arist. und Herrn. (Diog., Euseb.) 43 ff., zurück- geführt auf BP . . . (wpl öfoxpfrov) wie bei Diog., wo der Name l4fi- ßfvav, die Lesung des Pap. tührt nicht sowohl auf B^iiiav (Hsg.) als auf Bptiauv. In V. 3 scheint der Pap. (ivtjiia gehabt zu haben, ganz gut; in 3 hat er besser o; yaaxQog ripräv dvog[ov rpiiatv, wo Eus. ö$ dtd xijv dxporr^ yaaxfög ipvoiv (Diog. fehlt). Z. 59 ff. wird für die ganze Sache zitiert: Anaximenes fv rfjt ixtijt imv ncpi <l>Cki7tnov faropträv, aber nicht ausge- schrieben. Davon kommt noch vor das 7. Buch XI, 10 (Rede des Dem., s. o.); sodann das 9. Buch tcöv Twpl !>41f|oivdpov IX, 51 (kurz, nicht wört- lich). Auch VIII, 14f. ergänzen die Hsg. über die Qesandtschaft des Perser- königs 344/3 (s. oben bei Philochoros): KqpjjyoüvJrot T[<rOr]« ’AvSgo\xtii>v, ög xal t[öt’ sine, xcri l4v«]|igiv>js’ »[n;] d’ Sv dgcivov [rd rov (PtJio^jdpou nuQu-

yfät^ai. Bei 'Ava^. indes wird H|(oder YC)M(d. i. (t£v)6IC als zu lesen angegeben, und das o; xal tot’ slxs sieht wenig wahrscheinlich aus. Um xal 'Avalifi. jedoch (Wilara.) kommen wir schwer herum; vorher iv ij ’Ax-

&Cätav? H steht freilich nicht da, sondern K, aber diese Änderung ist ganz klein; OC wird als unvollständig gelesen angegeben, und nach der Photographie könnte dies auch EN gewesen sein. Das 8. Buch paßt jedenfalls, wie sich sogleich zeigen wird. Androtions Atthis ist auch sonst unter den QueUen des Didymos: XIV, 35 ff. über die öifyag {’A. iv xiji I xäv ’Ax^iSiov) längeres, etwas korruptes Zitat (es wird auch wohl 41 Tov iego<pavxtiv zu schreiben sein, statt tSv [sfo<pavxiöv), in sehr simplem und auch von Hiaten vollem Stil, wonach man durchaus nicht glauben kann, daß dieser Androtion der Isokratcer und xsxvlttjg xoü kiyeiv (Dem. XXU, 4) sei. Eigentliche Beweise gibt es zu dieser Frage sonst weder für noch wider; der Stil war bisher nicht zu beurteilen; die Mei- nungen gingen hin und her. IX, 52 ff. Belege über Aristomedes mit den Zunamen ö Xulxov; und 6 xkenxijg, Dem. X, 70 nach SA (v. 1. 'A(jtax6dTi(ss); man versteht jetzt die Stelle viel besser. Deinarchos ^v T^i Aoxlfiov catokoylai vnsQ xov txjxov (anderweitig TCQog 'Avxigpavrjv n. T. r., also voUständig •i«. Aox. «pös 'A. n. x. T., Att. Ber. HI, 2* 304); weiter Pbilemon iv Ai&oykv(pfot (unbekanntes Stück), 7 Trimeter (6 f. fxffotvtfv Sisi' fiökig xs? für ix ff. inl fs. xe des Pap. und ixff.' irtti p. ye der Hsg.); Timokles iv "Hqaxnv 4 Trim. (V. .3 wohl jopr^ögEvd; y' für y- yäp); ders. iv ’/xapfoip 6|- troch. Tetrameter. XI, 28 ff. über Nikaia (Dem. XI, 4) Zitat aus Timosthenes jxsqI ktfiivtov s ') (der Schriftst. aus

1) In der Einführung das gewöhnliche riv xfSirov tovtov nötig; aus dem angegebenen xov . . j . . . aovxov ergibt sich nichts, und das Faksim. zeugt nicht gegen tovtov. Im Zitat xogill[oiifvoii nötig, xo/u^a/iivai unzulässig.

Archiv f. Papyrutfonichuog. 111. S 20

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n. Refente und Besprechungen

Strabo bekannt, Admiral des zweiten PtolemSus). XI, 64 ff. langes Ex* zerpt aus Demon nspl nttfotfu&v, über das Sprichwort ig xöpcrxa;, nicht überall gut erhalten. XII, 12f. rfjv yilyvoit^ivyi/Jv iyofiv ivrövcag aw^ov. 17 xfög xaxiav (liv ovSsfiütv, Tgl. &«rxo( itaHtg in der Erzählung der gleichen Geschichte bei dem Attizisten Pausanias, s. Aristot. frg. 496 Rose. Z. 22 korrupt, wie ein Strich am Bande anzeigt; aiimt tovto für ullo rot- oöro scheint das Einfachste. XII, 40 ff. über Philipps Verwundungen: Theopompos s. oben; Marsjas 6 Mmuiiov (Maxtiovtxa, Müller Scr. hist. Al. M. 44ff.); Duris, welcher nach seiner Gewohnheit wunderbaren Zufall hineinbringe; den wunderbarsten freilich erkenne auch Marsyas an, nämlich daB Philipp kurz vor dem Verlust seines Auges einen musischen Agon ge- geben habe, bei dem alle Auleten einen Kyklops vortrugen: Antigeneides (jiyuyivrrjv Pap.) den des Philoxenos, Chrysogonos den des (jüngeren) Stesi- choros, Timotheos den des Oiniades. (Über die Komponisten und Virtuosen bringen die Hsg. die sonstigen Belege.) Die weiteren Verwundungen werden ohne bestimmte Zeugen angeführt: es war hierüber schon zu Coron. 67 gehandelt, s. Z. 40 ff. XIV, 10 ff. Zitate für ofydc^itv ofyäv aus So- phokles’ IloitUvig und aus Aischylos’ 'Ekevelvtoi (dies Stück nicht ge- nannt, aber bezeichnet), je ein Trimeter (ersterer schlecht erhalten). Dann 17 f. für olfio = £loo; aus Kallimachos (wie anzunehmen), und mit Namen aus demselben 33 ff., je ein Hexameter oder Teil eines solchen.

Didymos’ Kommentar geht in viel höherem MaBe auf die Sachen als man von diesem Grammatiker erwartet hatte; das Sprachliche tritt sogar zurück, wenn es auch nicht ganz fehlt Also steht auch (S. XIH) nichts mehr im Wege, den sachlich reichen Kommentar zu Sophokles’ Oidipus auf Kolonos auf den darin mehrfach genaimten Didymos zurflckzuführem Was dieser nun hier selbst zusammengetragen, was er aus fiüheren Kommen- taren übernommen hat, l&Bt sich nicht feststellen (vgL S. XXXVI ff.); wie wenig er nachdenkt, zeigt sich z. B. zu B. XIII (Kol. XIII), wo errt ver- mutet wird, daB die Bede nach dem Frieden des Philokratee ver&Bt sei (Z. 26 ff.), und dann Z. 40 ff. gesagt: yg6vov dl zoü l6yov ewlSoi ug av tdv AnokX6Sm(/ov &(fjpvxa KaXXifxayov (349/8) usw. Sehr angemessener Weise ist auBer den bei Harpokration erhaltenen Fragmenten des Demosthenes- kommentars (S. 74 77) auch eine neue Publikation des Fragments eines Lexikons zu R. XXIII hinzugefügt (S. 78 82), wofür ebenfalls Didymos in beträchtlichem MaBe, wenn nicht ausschlieBlich, Quelle ist. Dies Frag- ment (Pap. 5008 Berlin) muB seit der Zeit, wo ich es untersuchte und herausgab (1882, Hermes XVII, 48 ff.) sehr viel unlesbarer geworden sein; wenigstens erklären die Hsg., daB sie vieles, was ich gelesen, nicht mehr erkennen könnten. Z. B. B, 3 habe ich auf meiner Abzeichnung ohne jeden Vermerk von Zweifel €H€IPr ACATO l~ (dahinter sei frei), und hier wird diese Lesung als „seltsam“ bezeichnet und angegeben A€|C€CXH . . . . N . C. Auch für den Sinn paBt i^eifyäaoio („hat dies ausgeführt“) vollkommen; vgl. Theon Progymn. H, 69 Sp.: xo Kvltivuov üyog (lällov 'Hftoioiov yaorat Govxvd/dijf. Sehr schön aber haben die Hsgg. das. Z. 1 Sxav filads fxvoxat gefunden, wo ich über die Korruptel IAAAIA6 nicht hinwegkam. Ihre ganze Arbeit verdient aufrichtigsten Dank; es ist wieder einmal Licht oder eine gewisse HeUe in manches völlige Dunkel gekommen.

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Friedrich BlaB: Literariecbe Texte mit AuischluS der christlichen 293

232. Pap. Oxjrh. 457 (13,4X7,3), Buchschrift wahrscheinlich des

2. Jahrh. n. Chr^ S. 110 f.

Aischilies xoni Kxijaiq>S>vxog (III) § 166 &antf läg 167 tA ysysvjj- fiivov. 167 (SvCTTiaaa9ai für averfjaat mit kp, schlecht; napc|[a]r(v für nföecaxiv nach der Anmerkung, während im Texte x/i>dvv[o; »api|a]Tiv ge- druckt ist; Sytcv eingefugt vor TCQoanoii^u, kaum echt, da man es weder vermiBt noch versteht, und es auch bei A. sonst nicht vorkommt. Im übrigen ist der Text gut, und stimmt wesentlich mit dem überein, den auch ich in der Teubnerschen Ausgabe nach der bisher vorhandenen Überlieferung gesetzt habe. Vgl. noch K. Fuhr Berl. Phil. Wochenschr. 1903 p. 1483.

233. Pap. Oxyrh. 458, drei Fragmente (a 7,3 X 4,6), Buchschrift des

3. Jahrh. n. Chr., S. Ulf.

Aischines «. xijs napanftaßtüif (II) § 21 (a), 26 27 (b), 29 30 (c) in Resten. In § 21 steht das seit Taylor getil^e [t;fio;]| ra>v avftn^iaßiatv ebenfalls, desgleichen das von Weidner mit d getilgte, in der Stellung schwankende zwar nicht da, wo es die besten unserer Zeugen

haben; 1. Hand cpoßcirai für (poßoixo. In 27 sind von 1. Hand drei Worte (irrtümlich) ausgelassen, auch in 30 ist erst vom Korrektor das Richtige Wgestelli Vgl. Fuhr das.

234. Pap. Oxyrh. 440a (6,2 X 4,2), b (3,1 X 2,6), Bnchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., 8. 77. 80 f.

a Aischines das. § 74 f. = 4 4 Zeile bei uns (schon von den Hag. richtig auf einen Redner bezogen), b das. 42, nicht 3 Zeilen. Das Frgm. a geht zweimal mit der guten Hdschr. i zusammen: in voufunj/ia; npA; tAv 74 statt npA; t. 17. vovfi. und in Tovzmv ftiv ccitävtcav 75

statt ändvrav fiiv tovtov. Jedenfalls auch mit ekl ohne das falsche nai nach To^nnv. Ans b ist nichts zu notieren.

235. Pap. Oxyrh. 415 (10,4x3,9), Beste von 22 Zeilen, Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr., 8. 59 f.

Wohl Isaios Tun 'Ekitayofov mrl ^rjftoqiavovg, indem Smyly Z. 6 f. sehr schön cf] yap lßovki^9r)<^av ’£lna|yöp]a{ oArool xal ^ri[fio(pä\vrig] ergänzt hat. Axis dem Anfang der Rede; es lassen sich auch noch einige Zeilen vorher ergänzen; nachher geht es weniger. Über den Gegenstand der Rede ergibt sich nichts. Die Handschrift hat sorgfältige Interpunktion (mit dem Punkte in dreifach verschiedener 8tellung); Z. 9 ist iUtdccv ovdev mit , ,

(unter der Zeüe) eingefafit, vielleicht als zu tilgen. Vgl. KFuhr BerL PhiL Wooh. 1903 Bp. 1477 f., der noch einiges mehr ergänzt: 12 ffpAxepAv ffoUäxt;; 19

236. Pap. Oxyrh. 443 (14,5 X 4) ; Buchschrift eher des 2. als des 3. Jahrh. n. Chr.; 8. 78. 83.

Reste von 23 Zeilen; PriTstrede; es läBt sich nicht wenig ergänzen, was aber nicht zur Idenüfiziertmg hilft. Fuhr Berl. Phil. Woch. 1903 8p. 1478 rügt Z. 10 die Ergänzung c[upAficvoi statt axcfrj&ivxtg (obwohl doch azlfta9at perfektischen 8inn hat und völlig paBt) und Z. 21 die von Ani)]las&tl[oa>', welches freilich unattisch ist; indes auch in Aristoteles Politeia 13,2 steht in beiden Handschriften (Londin. Berolin.) lir\Xtus9ii.

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n. Referate und Besprechungen

237. Pap. Oxyrh. 454 (27,5X14,5), Rückseite (die Vorderseite ent- hSlt eine Geldrechnung in lateinischer Kursive des 2. Jahrh.). Teile von 3 Kolumnen; Schrift auf die Mitte oder die 2. HSlfte des 2. Jahrh. n. Chr. weisend (Buchschrift mittlerer Größe). S. 105 ff.

Platon Gormas 507 B 508 E, mit Lücken. Wenig Interpunktion (zweimal rclrfcr oben und anscheinend zweimal itiatj, kaum für den Sinn von jener zu unterscheiden). Lessu-ten: 507 C c^'o>] (Uv ohne ovv, möglich. Das. Tour oltjjffij mit B Stob, gegen raiza T. D na(/aa[Ktvaazeov

ohne das von Stob, zugefügte iavröv, dann aber jedenfalls für iirj9iv, indem in die Lücke nach -ziov soviel nicht hineingeht. Das. tuJot- fuov ovzog c[(vo( sjfuxye doxtt o oxo7c[o; falsch für tid . cJvcu . ovzog l)i. d . 6 (6 om. Stob.) tfx. ttg tou[to za oujtou wie B T usw., nicht t. z. xol TO a. mit Laurentianus VI, 85 (Bk.). E statt xol aa>q>^avvrj fülsch- lich wiederholt xot dtx<iuoc[vi'r;. fuUov]» fiaxa^tat wohl irrig für fiax. fiUX. ob TouTOf oder (B) zavza, ist nicht zu ersehen. jtp<xtq}Ur]g tcrj ohne das wiederholte av (fehlend im Vindob. Suppl. gr. 39 und bei Jambl. Stob.). ozco yuf rui nicht gut mit Jambl. Stob., statt oza Si xtI. (om. df Vindob.). 508 A ij i'aozrjg wie gew. (-q om Stob.). fuya dvva- zai mit ift? (2. Hand) über (uya. B das bei tutxlag di ol &9Xioi not- wendige wiederholte a9Xioi (Heindorf) auch hier fehlend. r[o] jifoa&([v a Kol]|/lixiU(g, ohne Raum für ixtiva nach Trpdoffcv. C dci clvai (nicht äctv) auch hier. ob ovSi z&v olxilav oder o5rt (Findeisen) t. o., nicht zu ersehen (o[ ). oude ea>[aai mit Vind. für oüd’ ixa., „nach 486 B un- wahrscheinlich“, Fuhr Phil. Woch. 1903 Nr. 47. D wie alle (ncoxretvot, aber nun auch vorher Ex^alri[u; dochTun[retv wie alle (und »[yotptwjjffc«?). TovTu[v I dl) ttia^yiazov fsJsch für ndvrcav xrl. Also das ist im großen und ganzen recht genau unser Text; auch av ze iäv zt iäv zc iüv ZI 508 D genau so wie bei uns.

238. Pap. Oxyrh. 455 (9 6,6), Buchschrift, Rücks. Dokumente des späten 3. oder 4. Jahrh. n. C^.; also die Vorderseite, die einen nicht alten Typus zeigt, etwa aus der Mitte oder dem Ende des 3. Jahrh. 8. 109; Abbildung auf Tafel VI.

Platon Staat III p. 406AB. Wechsel des Sprechers durch Doppel- punkt angezeigt; keine Varianten {fiziag A).

239. Pap. Oxyrh. 456 (5,8 X 7), Buchschrift, Ende des 2. oder An- fang des 3. Jahrh., S. 110.

Platon Staat IV, 422 D. Auch hier Doppelpunkt in gleicher Weise; keine Varianten.

240. Pap. Oxyrh. 410 (25,4X23,2), vier Kolumnen, wovon die erste nahezu vollständig, Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr. (2. Hälfte); auf der Rückseite astrologische Poesie, Oxyrh. Nr. 464, oben Nr. 214). S. 26 ff., mit Abbildung der ersten beiden Kolumnen auf Tafel IV.

Rhetorik in dorischem Dialekt, in der Tat eine große Merkwürdig- keit, die niemand von Oxyrhynchos erwartete. Den Namen des Verfassers zu erraten ist wohl unmöglich, aber mit einer späteren Fälschung, wie man sie so zahlreich auf die Namen von Pythagoreem machte, haben wir es

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Friedrich BlaB; Literarische Texte mit AaischlnB der christlichen 295

gewiß nicht zu tun, sondern mit einer echten Schrift des 4. Jahrh. y. Chr., von Archytas oder irgend wem sonst; denn es ist derselbe Typus des Dori- schen wie bei Archytas'), Philolaos, in den JiaXi^cig usw. Gehandelt wird in dem Erhaltenen vom Ethos, und zwar von der iTtuCtuia und Htyalojtfineia, die im ProSmium, in der Erzählung usw. anzustreben sei. Die ixtyaXo7t^{neia war nach Quintilian IV, 2, 61 die von „einigen“ ge- forderte vierte Eigenschaft der Erzählung (neben Deutlichkeit, Kürze und Glaublichkeit), und da nun im allgemeinen (Quint. § 63) bereits Theodektes, Aristoteles’ Freund, fityaXonQijaia und rjdovi'j forderte, so ist diese Theorie damit und durch die Polemik des Aidstoteles Rhet. III, 12 1414* 20 für das 4. Jahrhundert sicher gestellt. Die Glaublichkeit (m&avoztjs) kommt hier Z. 115 vor, wohl als früher schon behandelt. Von Redeteilen werden Tcc npooifua (so: iv rofj nfoointoig) und synonym icpoöoi {iiisinuatio, vgl. ad Herenn. I, § 6), sowie Siäyij<Ug (diijj'. der Pap.) genannt. Der Text ist leider neben seiner Lückenhaftigkeit auch vielfach verdorben, und nicht bloß in bezug auf den Dialekt. Hervorzuheben sind noch die Dichterzitate: aus Homer, Sophokles (kaum mehr als der Name), Euripides (die bekannten Verse aus dem Phoinix frg. 809 N., die auch bei Aischines und Demosthenes zitiert sind; dieser Verf führt nur mit m [d. i, o&iv] xai r^ro (iQtjzai ein). Ilias I (IX) 389 wird mit einer neuen, sehr echt scheinenden Variante ge- geben: oi’d’ ti xQvasly 'A<pQo3Czy (Idog (statt xdlloj) Auch die

dorischen JiaXileig haben viel Diohterstellen; vollends Aristoteles’ Rhetorik. Vgl. die sehr eingehende Besprechung von K Fuhr Berl. Philol. Woch, 1 903 Sp. 1473 ff., der die Parallelen aus Rhetoren ins einzelne verfolgt.

241. Pap. Oxyrh. 414, mehrere Fragmente (a 14,3X11,8); 4 schmale Kolumnen in Besten; außerdem noch einige Trümmer; Buchschrift eher des 2. als des 3. Jahrh. n. Chr.; p. 57 ff.

Philosophische Schrift über den Nutzen der Dichter, der indes nicht einziges Thema ist: über die geeignetste Jugendbildung wird allgemein ge- redet. Dialogische Form scheint nicht gewesen zu sein ; Hiate werden zugelassen.

242. Pap. Oxyrh. 437 (8,7 X 7,1), Fragment des unteren Teils einer Kolumne, Buchschrift wohl des 3. Jahrh. n. Chr., S. 77. 79.

)Irdizinische oder philosophische Schrift; neu das Wort 6 igtazo- Xtlfov^og L. 12.

243. Pap. Oxyrh. 438 (12,7 X 3,5), Halbunziale des 2. Jahrh. n. Chr., auf der Rückseite (Vorderseite Rechnung des 2. Jahrh.), S. 77. 80.

Philosophische Schrift; Anfang wie es scheint. Z. 19f. Ta]üra ftiv ivxatflöze^ov I 6<r]rcpov deix&^aezai.

244. Pap. Oxyrh. 439 (6,8 X 3,6), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., auf der Rückseite (Vorderseite ohne Schrift), S. 77. 80.

Inhalt nicht zu bestimmen.

1) Ei ist nicht überliefert, daB Archytas eine Rhetorik geschrieben hätte. Erwähnt kann werden (nicht als Beweis), daB wie hier Kol. III vor dem Gebranch unanständiger Worte gewarnt wird, so Arch. nach einer Anekdote bei Aelian V. H. XIV, 10 sich vor dem Qebranche solcher auf alle Weise hütete.

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n. B«ferate und Besprechungen

245. Pap. Oxyrh. 442 (22,6 X 6,3), Beste zweier Kolumnen, S. 78. 82 f.

Inhalt nicht zu bestimmen; man könnte an eine Schrift wie die aristo- telische an Alexander ntgl ßaaiXtCag denken. 1, 24 f. ända]r)g 'A\9lag *al t^]f E^[p]e6iiijs. Vor Kol. EI, Z. 52 (nur kleine Änf&nge) steht ein Asteriskos, womit man besonders schöne St^en bezeichnete (Eustath. 599, 34. 1015, 23 usw.).

246. Pap. Oxyrh. 416 (12x9,5), Halbunziale des sp&ten 3. oder

frohen 4. Jahrh. n. Chr., auf der ROckseite eines Stockes, dessen Vorder-

seite geringe Reste eines alphabetischen Wörterverzeichnisses in Buchschrift des 3. Jahrh. enthalt; S. 60 f.

Beste von 22 langen Zeilen; eine Qöttererscheinung wird beschrieben; Roman nach dem Hsg.

247. Pap. Oxyrh. 417 (a 14,3x9,7), 4 Fragmente, von denen nur

eins erheblicher; Buchschrift des froheren 3. Jahrh. n. Chr., p. 61 ff.

Scheint aus einem Roman zu sein; die Erhaltung ist auch in der 2. Kolumne von a nicht ganz gut; das übrige völlig unverwendbar.

248. Pap. Oxyrh. 465 (Höhe 26,5), Buchschrift des spaten 2. Jahrh. n. Chr., auf der ROckseite eines Papyrus, dessen Vorderseite eine Personen- liste in Kursivschrift enthalt, p. 126 ff.

Reste von 9 Kolumnen, astroIOKlSChor Kalender, sehr nabe verwandt mit dem von Boll im Archiv I, 492 ff. veröffentlichten Münchener Fragment. Der Kalender ist nach Monaten und den zugehörigen Sternbildern des Tier- kreises, innerhalb der Monate aber nach Pentoden angelegt: 1 5. 6 10 usw.; für den gesamten hierauf bezüglichen Aberglauben der Ägypter ist er höchst belehrend. Die Sprache ist vulgär; einzelnes verdient Erwähnung: I, 10 u. 1

Nom., nicht (dies im Neuen Test, ohne Variante); ßaa(Xi]ov = -tiov Diadem (Plut. Is. et Osir. 19) 16 u. 1; zomlaco aus z6 &n. 17 u. 1; 28 oncoUa emaiUia (also et vor Vokal noch e); 37 ntmmav; 74 amxpa- yovTot; 146. 153 zus ywalxeg; 147 afarjg Nom.; 165 ttogxoiÜLov, 228 noyi- XiXa (N. T. Marc. 7, 32). Die Orthographie ist noch merkwürdig korrekt.

249. Pap. Vitelli, Atene e Roma 1904 Sp. 32 ff., erworben in Me- dinet-et-Fayum; Bogen aus einem Papyrusbuche, mit gezahlten Seiten 23. 24. 25. 26 (die inneren auf der Schriftseite, dem recto), maß in seiner Voll- ständigkeit 28 Höhe X 32 Breite (aber 25 f. nur zur Hälfte erhalten, 25 ZeilenanfOnge, 26 Enden); Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., mit einigen Abkürzungen.

Jltgl sraXfuHv, wie die erhaltene Schrift des Melampus Itfoygamuc- ztvgj der Hsg. vergleicht auch Suidas Tloendiovtog’ Tloaeidmnog' o; evvi- yponpr x6 ztaXfuxbv otmviafiu' ozt iuv näXXy & Si^ihg 6<p9aXft6g, zoit Orj/ialvti; ferner Theocr. 3, 37 und Plaut. Pseud. 104 ff. Die Form ist (Z. Iff.): ylou- z6g tvtivviiog ^itäXXcovy titpifaeUtv (Vergnügen) dtjlot (allgemein doch wohl; spezielle Ausnahmen oder n&here Bestimmungen für einzelne Stande folgen)' SovXa xccXL6v, ztaf9iva zf/6yov, xyga ftajfoj, ezf(azuozy) itQoxoztyv (diese vier Stande regelmäßig, in der gleichen Folge; nie mehr). iXaexov 'Exazi]v. Nur 22 f : xvyfirj ixxivvitog zzaXXovaa Xvnyv zzSat SyXoi. fl(ä«*ov) Jla, und auch wohl

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Friedrich BlaB: Literarische Texte mit Ansschlnfi der christlicheu 297

64 f. ähnlich, so daS 66 falsch ergänzt sein möchte. 53 und

66 ist eipvifov fttr etpvfov geschrieben, wie im N. T. Act 3, 7 in (t* AB*C*. Die Edition ist musterhaft, nicht zu viel und nicht zu wenig.

Von Bedeutung nicht bloß für Magie ist

260. Pap. Oijrh. 412 (26,5x22,3), zwei Kolumnen, Buchschrift ans der Zeit zwischen 225 (Abfassungszeit der Schrift) und 265 (indem etwa 275, unter dem Kaiser Tacitus, eine Knrsirurkunde der Bückseite geschrieben ist), daher auch palBographisch tob Interesse. S. 36 41 ; Abbildung von Kol. II und einem Teile von I auf Tafel V.

Jnlins Äf^icanng Keoxol, Buch 18, laut Unterschrift in KoL II, die vollständig, aber nur zum TeU gefüllt ist; in I fehlen sämtliche Anfänge der 43 Zeilen. Die KtaxoC, ein Werk mannigfaltigsten, wesentlich aber doch magischen Inhalts (weshalb Scaliger vor Zeiten die Identität des Ver- fassers mit dem christlichen Chronographen bezweifelte), bestanden nach Suidas ans 24, nach Photius (cod. 34) nur aus 14 Bttchem; Synkellos spricht sogar nur von 9, die dem Kaiser Alexander Severus gewidmet seien. Das könnte bei den ersten 9 der Fall gewesen sein; dies 18., in dem der Kaiser in 3. Person erwähnt wird, war an einen andern adressiert, an- scheinend einen Juden, dessen alte Heimat Jerusalem war (59 ff. i^; dp- ^alai mnglSog KoXavlag AiUag KamraUvrig xfjg IL'Xatöxtvrjg). Die Kolumnen sind als 35. imd 36. gezählt, wonach sich die Länge des Buches ungefähr berechnen läßt: 35X43 = 1505 Z., dazu 25 von Kol. 36, also 1530. Die Zeilen bleiben freilich in der letzten, aus Prosa bestehenden Kolumne hinter der Normalzeile von 16 Silben an Größe erheblich zurück; die vor- letzte besteht aus Hexametern, hat also das Maß. Der Inhalt ist nun eine magische Interpolation in Odyssee 1 (XI), wonach Odysseus die Toten regelrecht und mit allen Formeln beschwört. Kol. I, 1 10 = Odyss. 1, 34 43; 11 13 = 48 50; also ausgelassen 44 47, und dies ganz ge- wiß nicht aus Zufall; denn es wird V. 48 mit aürüp] iyit fortgefahren, statt (wie es der Anschluß unseres Textes verlangt) mit avxiig Si, und die aus- gelassenen Verse sind nicht nur entbehrlich, sondern schaffen auch in x, wohin sie gleichfalls eingedrungen sind (531 ff.), in dem Imperfektum xtinf- xmo 532 eine unlösliche Schwierigkeit, die zu weitgreifenden, aber irrigen Folgerungen über die Komposition dieser Bücher geführt hat. Das avxag iym hat sich übrigens auch in einer unserer Handschriften als Randlesart erhalten. Dagegen hat Afrikanus die athetierten (und sicher unechten) Verse 38 43, mit der Variante veonevd-f äcoxov l'^ovitai 39 statt vsoTxev- 9la 9vi»bv l'x-', diese Lesart, wiewohl unhomerisch (ämxog bei Homer nur Wolle, bei Pindar usw. auch Blüte, das Schönste und Beste usw.), hat doch allen Anschein der Echtheit. Desto evidenter unecht (nur nicht für Afri- kanus) ist das jetzt Folgende, schon von V. 50 an, dessen Ende in xorl afuißo- fuvog fnog t/vimv umgewandelt ist; dann eingeschoben a Set noiiiatu el'gij- xiv, und nun erst 6, dann noch 21 neue Hexameter, bis mit Z. 43 = 1 51 wieder der Anschluß an die Odyssee erreicht wird. Die magischen Verse und die sich an sie schließende Erzählung, wie kräftig der Zauber wirkte, bieten für Liebhaber genug Probleme, zumal da sie alle vom unvollständig und hie und da auch noch korrupt sind; vgl. A. Ludwich Berl. Phil. Woch. 1903 Sp. 1467 ff. 1502 ff. Nun fährt der Verf. fort (Kol. U); rfz’ ovv oH-

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298

II. Befente und Beaprechnngen

TODS 6 TCottiTtig ti Tttgügyov rijg inigg^aemg (mgi’epyog von Zau-

berei N. T. Act. 19, 19; andere Belege bei Wetstein und Kypke zu dieser St.; inCpQrjOig wie auch Lukian) j[iö ollo*)]j 6iä ri i^g v7Co9iaecüg

ä^lcoiut atOuoTCrjtttv , eü&’ ol IIuaiaxQaxlita xa all« avvgünxovxig hxj xaUxa cnxiaiteav, aV.äxgia toC axolxov r^f noix'fitwg imivcc imxgCvavxig\ dann kor- rupte und nicht sicher herzustellende Worte. Al.so hier ein neues „Zeugnis“ für die Peisistratiden als die Zusammenflicker der homerischen Gedichte; es ist wenigstens zu loben, daß (jetzt zuerst) diese genannt werden und nicht der, literarisch doch wenig interessierte Vater. Schluß von 56 an: xt}!/ x.atjv (nach x t oder o) avvjtaoav vtxö&iöiv avoxuftivqv ivgiatig IV Tofs apxx^otg x^g äpj'ofa; naxglSog xoloivtag (s. o.), xäv x^g

Kttplag, (lixQx dl roC xgiaxaiöixäxov iv ’Pfafirj TCgig xaig Ali^ävipov ^ipfiaig iv rf) {V TIav9(la> ßißXio&ijxy xy xaXfj, avrös rigx^xcxxovyaa 2cßaaxü. Zu Anfang ist r^v t’ des Saumes wegen unzulftssig, xyv yt firjv,

was sich zunächst bietet, gleichfalls; ich denke tijv t6ar;v, vgl. nachher xgiexcaSixaxov. Wer ii'xavdoc gebraucht, kann auch x6<Sog gebrauchen. Man kommt aber überhaupt nicht recht zum Verständnis des ganzen Satzes. Die evfinttira vn6&soig (d. i. Werk, vgl. Dionys. 7t. avv&. c. 4 p. 31; 7t. {h^ious 9,12) ist doch Gegensatz zu einem Teile, d. i. der soeben dargelegten Ur- form von Odyssee 1; das gesamte Werk muß wohl über Magik gehandelt haben. Die Bedeutimg der letzten Worte für römische Topographie und Denkmälerkunde wie für Person und Leben des Verfassers leuchtet von selber ein; also TlüvQiiov Pantheon (vgl. Dittenberger zu Syll. 781*). Die Handschrift ist (wie die des Timotheos) so wenig jünger als das Ori- ginalmanuskript, daß die vielen Korruptelen Wunder nehmen; in der Ortho- graphie ist die ständige Auslassung des stummen i (wie in den Perga- menten des 4. und 5. Jahrb.) zu bemerken.

251. Pap. Oxyrh. 467 (12,3x8,1), Buchschrifl aus dem Ende des 1. oder dem Anfang des 2. Jahrh. n. Chr., S. 138 f.

Beste von 21 Zeilen; Inhalt Alchymie wie es scheint.

252. Pap. Oxyrh. 466 (13,5 X 18,3), Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr., p. 137 f.

Teile von 3 Kolumnen (nur U. besser erhalten; von III. fast nichts), Anweisnngrn für Ringer, wozu die Hsg. Lukian "Ovos 9 10 und A. P. Xn, 206 vergleichen.

263. Pap. Oxyrh. 468 (9,6 X 8,7), Buchschrift aus der 1. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., p. 139 f.

Reste von 14 Zeilen einer medizinischen Schrift.

254. Pap. Goodspeed, Gr. Papyri from the Cairo Museum (wo dieser Pap. Nr. 10160), by Edgar J. Goodspeed, Uuiv. of Chicago Decennial pnblications vol. V, 1902, Maße 9,5 X 9,4; Halbunziale des 2. Jahrh. n. Chr.

11 Zeilen vom Anfang einer Kolumne und noch Zeilenaniänge der nächsten; medizinischer (diätetischer) Inhalt.

1) Ttt möchten die Hsg. streichen, als aus dem Folgenden cingedrungea

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Friedrich BlaB; Literarische Texte mit AaaschlaS der christlichen 299

255. Pap. Oiyrb. 469 (8,5 X 10,5), Halbunziale des frühen 3. Jahrh. n. Chr., auf der Rückseite des Pap. (Vorderseite offizielle Korrespondenz des 2. Jahrh.), p. 140 f.

Eine Kolumne (16 Z.) vollständig, geringe Reste der nächsten; gram- matische Regeln über die Konjugation der Verba auf -äta-, nichts Neues.

256. Pap. Oiyrh. 470 (16,7X 19), Blatt aus einem Papjrusbuche, mit zwei Kolumnen auf der Seite, Halbunziale des 3. Jahrh., p. 141 ff.

Das Blatt ist oben verstümmelt, wodurch die Darlegung nach jeder Kolumne unterbrochen wird; der mathematisch-technische Inhalt ist an ■sich schon schwierig, und dazu ist liederlich geschrieben, besonders auch mit Bezug auf die Zahlen. Zuerst (Z. 1 31) ist von einem ntaatvxiqgiov die Rede, welches die Ägypter (nach Eustath. ad Odyss. p. 1397) für astronomische Zwecke sich machten, dann von 32 87 von einem eigen- tümlichen, ähnlich einem Blumentöpfe konstruierten ügoXöytov. Für die Interpretation sind die Hsgg. von J. G. Smyly unterstützt worden.

m. Lsteiniaohe Stücke.

257. Papyrus in Zürich, aus St. Gallen stammend, zwei Stücke, wovon das größere opisthograph, das kleinere nur ein Streifen, gewiß ans einem Papyrusbuche. Unzialschrift des 7. Jahrhunderts, jedenfalls in St. Gallen geschrieben, wo man also damals auch Papyrus bezog, wie in Ravenna. Nach Abschriften von J. P. Postgate und F. G. Kenyon von ersterem ver- öffentlicht in Transactions of the Cambridge Philological Society, vol. V part IV, p. 189 193, mit photographischer Abbildung einer Seite des größeren Fragments.

Inhalt Exzerpte aus Isidor Synonyma II, 40 ff., mit vielen Auslassungen tmd auch einigen sonstigen Abweichungen, in schlechter Orthographie.

258. Papyrus in Heidelberg (Nr. lOOO), 3 X 7,4, Kolumnenenden aus einer Rolle, veröffentlicht von G. A. Gerhard und 0. Gradenwitz: Ein neuer juristischer Papyrus der Heidelb. Universitätsbibliothek, Neue Heidelb. Jahrh. Xn, Heft 2, S. 141 183, „rustike Kapitalschrift“ des 3. Jahrhunderts.

Juristischer Text, dessen Ergänzung ziemlich möglich war, aber nur in 9 Zeilen. Die juristische Erläuterung gibt Gradenwitz; Gerhard ver- breitet sich über die Ursprünge des Pergamentkodex und seine Konkurrenz mit Papyrusrolle und Papyruskodex.

259. Papyrus in Heidelberg (Nr. 1272), 18x9,7, Fragment eines Blattes aus einem Papyrusbuche, veröffentlicht von G. A. Gerhard und 0. Graden- w-itz. Glossierte Panlnsreste im Zuge der Digesten, Philologus Band LXH S. 95 124, kleine Unzialschrift vielleicht des 6. oder 7. Jahrhunderts.

Dürftige Reste lateinischer Zeilenenden auf der Vorderseite, noch dürf- tigere von lat. Anfängen auf der Rückseite; rechts von jenen und links von diesen griechische Glossen mit eingesprengten lateinischen Ausdrücken. Es kostete den Hsg. gehörige Mühe, dies zu identifizieren: Digest. Buch V Titel 2; aber es scheint kein Zweifel zu sein.

Halle a/s. Friedrich Blaß.

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II. Referate and Beaprechungen

Papyrus -ürkniiden.

Seit dem letzten Referat (oben S. 113 119) sind folgende Publi- kationen erschienen:

I. Ägi'ptische Urknndeii ans den königlichen Mnseen zn Berlin, her-

ansgegeben von der Generalverwaltung, Griecb. Urkunden III. Band, 12. Heft 1903; IV. Band, 1. Heft 1904 (BGU).

II. Girolamo Vitelli publizierte Florentiner Papyri (P. Pir.) in:

a) Rendiconti d. Reale Accademia d. Lincei XH fase. 11. 22. Nov. 1903.

b) Atene e Roma, VI (1903) Nr. 69 S. 333 ff.; VH (1904) Nr. 63 S. 86 ff; Nr. 64/5 S. 120 ff; Nr. 66 S. 178 ff.

Evaristo Breccia und Girolamo Vitelli in:

c) Rendiconti d. Reale Accademia d. Lincei XIH fase. 6. 15. Mai 1904.

III. Pierre Jongnet et Gustave Lefebnre, Pap.rms de Hagdöla, 2*. Serie, im Bulletin d. Corresp. Hellen. XXVÜ (1904) S. 174 205 (P. Hagd.).

IV. Seymonr de Ricci, A latin deed of maunmission of a slave (A. D. 221), belonging to the Right Hon. Lord Amherst of Hacknej in „Proceed. of the Soc. of Bibi. Archaeol.“ May-June 1904 (P. Amh. Lat.)

V. Carl Wessely, Griech. Papyrnsnrknnden kleineren Formats, Ein

Supplement zu den Sammlungen von Ostraka und Überresten griech. Tachygraphie, in den „Studien z. Palaeogr. und Papyruskunde“ I 3. Heft Leipz. Avenarius 1904, 136 S. (Stnd. Pal. I, 3).

VI. Bernard P. Grenfell and Arthur S. Hunt, The Oxyrhynchos Papyri, Part. IV, with 8 plates. Egypt. Eiplor. Fund, Graeco-Roman braneb. London 1904. X und 306 8. (P. üxy. IV).

L BGU.

Das SchluBheft des HI. Bandes bringt Berichtigungen und Nachträge zu den drei Bänden, unter denen zahlreiche vorher noch nicht mitgeteilte sich befinden. Darauf folgen die von W. Schubart gearbeiteten Indices zum HI. Bande. Leider sind bei der Zuweisung der Dörfer an die Gaue von Hermupolis und Herakleapolis tS. 25) viele Irrtttmer begangen, wie die Vergleichung mit den „Berichtigungen“ zeigt. Die gut gelungenen Photographien (darunter ein Text aus Myra in Lykien) sind paläographisch sehr interessant.

Die im 1. Heft des IV. Bandes publizierten Urkunden habe ich kürz- lich Gelegenheit genonunen einer freilich nur flüchtigen Revision am Original zu unterwerfen. Nur an wenigen Stellen habe ich über die sorgsame Edition Schubarts hinauskomraen können.

In 1014 sind vor der 1. Zeile Schubarts noch schwache Reste einer vorhergehenden Zeile sichtbar. Ich lese danach:

’‘£[tou5 yivToxpoTopoff RdlaaQOg]

Tlxov j4[ilLlov !/#]<5p( mvoO] 'Avxatvlvov

statt ./^[vToxpdtopo]? [KalaaQOf\ 'Avttovlvov. In der folgenden

Zeile 1. 6(b# statt iV]£p(»v(£ibu).

In 1015 scheint mir hinter ovl(4) nicht yaatQta{Kvrjiila) zu stehen, sondern Über den Anfangsbuchstaben bin ich mir noch nicht klar.

Etwa v£vpm(g<im)?

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Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden

301

Ich zweifle, ob 1017 dem 3. Jahrhundert zuzuweisen ist. Mich er- innerte die Schrift mehr an die Kursive der Mitte des 2. Jahrhunderts. Ich wflrde das 14. Jahr in Z. 5 eher auf Hadrian oder Antoninus beziehen, als auf Septimius Severus. Die Ergänzung des Äureliemamens in Z. 1 und 4 würde aber auch unter letzterer Annahme (a. 204/5) nicht gerade wahr- scheinlich sein.

1018 ist ein Pachtangebot. Da diese immer die Form von inouvriiiaxa haben, so ist das Präskript folgendermaßen zu emendieren: AvqriUiji Evial- fiovi *rl Av(/r]\Uov £vqov xtl. Z. 3/4 ergänze ich Tt<pQoaü[xos]

mg (ft/aiv. 27. Mit £vgog beginnt 2. Hand. Was Schubart hinter lAigog gezeichnet hat, ist die Altersangabe. Sie lautet: ^(=

In bezug auf 1019 machen es die obigen Ausführungen P. M. Meyers (S. 247 f.) überflüssig, die von mir vorbereiteten Bemerkungen mitzuteilen.

In 1020, 8 glaubte ich toüto ti)v st. xomov, »jv zu sehen. In 9 wird man hinter p[ou ein xai, event in der Form einzufügen haben. In 18 las ich vofzix(ö$) st. 77opx(. . .). Wie in 22 statt ifiua9ci&ij zu lesen ist, habe ich noch nicht feststellen können.

Die Bestimmungen von 1021, einem Lehrlingsvertrage, stimmen im wesentlichen mit P. Oxy. II 275 (diJacxoltx^) überein, nur der Zusatz catii ävaroXijg ^1/ov ^vaimg ist neu.

Von größerem historischen Interesse ist 1022, die erste publizierte Ein- gabe an den Bat von Antinoe (vom J. 196): Tijt xportertjj ßovX^t ’Aini- voimv Nimv ’EXX^vtov. Vgl. hierzu CIGr. III 4679, 4705. Nicht nur die ßovX‘q wird hier als KQctrCerr] bezeichnet, wie später auch in den anderen Metropolen, sondern auch die Ratsherrn werden als Mgig Kgäiuszot an- geredet, was für jene Metropolen nicht bezeugt ist. Da die Buleuten von Antinoe unmöglich viri egregii, also römische Ritter gewesen sein können (vgl. z. B. Hartei, Griech. Pap. S. 66), so wird jener Titel nur den Rats- herrn als Kollegium (= xgaxletr] ßorXi?/), nicht dem einzelnen Ratsherrn zugekommen sein. Der Text lehrt uns zwei neue Demotica von Antinoö, die sich in Kenyons Liste (Archiv IT S. 72) noch nicht finden: nXmrCvtog und MeyttXehsiog. Der erstere Demos, der nach Hadrians Wohltäterin Plotina benannt ist, gehörte zur Phyle der Matidia, der zweite (vgl. Mtya- li]0ia) zu der der Paulina. Wenn es hier als ein durch Befehl Atoil ’AdgiavoH xol oixiaroü t^g ■{jiittiga: jzdXtmg gegebenes Privileg der Bürger von Antinofe' bezeichnet wird, daß sie von allen auswärtigen (dUoj;oO) Liturgien frei sein sollen, so hat Hadrian damit nur ausdrücklich für Antinoe ausgesprochen, was allgemein in Ägypten galt, nämlich daß jeder nur in seiner Heimat zu Liturgien herangezogen werden durfte. Vgl. BGD 15 (CIGr. 4957, 34) und dazu meine Bemerkungen in der Zeitschr. d. Savigny-St. f. Bechtsg. XVII. Rom. S. 159. Die Beschwerdeführer ersuchen den Rat, ihre Sache an den Epistrategen zu bringen. Da sehen wir für Antinoe den axgazrjyög ebenso ansgeschaltet wie in P. Grenf. I 49. Vgl. dazu „Griech. Ostraka“ I S. 467.

Die Lesung 6poü in 12 ist nicht richtig. Leider gelang es mir nicht, die Stelle zu heilen. Dagegen glaube ich in 25 tig xb niguv ivxgtäexovg tpv- emendieren zu können. Wenn die Lesung, wie es mir am Original erschien, richtig ist, muß hier Korruptel vorliegen, denn ivxgcdaxovg ist ein unmögliches Wort. Da nun die inkriminierte Handlung in 15 als Im^gfia

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U. Referate und BeeprecbTuig^D

bezeichnet wird (vgl. in demselben Zusammenhang in BGÜ 15, 12 inr)ftäici), so ist sicher zu lesen dvenijpeduTovs, also unter Annahme einer Ha- plographie: eig rb nigav (im Sinne von , jenseitige Zeit, Zukunft“) ^öv)>- cnrifeaarovg vaf. Vgl. Euseb. Vit. Const. p. 546: ndvxcov Ui-

Tov^yrificcrfav avenrii/cdazovg iuntleiv.

Besonders wertvoll ist, was uns Schubart unter Nr. 1024 aus einem Papjruskodex (aus dem Hermopolites) mitteilt, in dem die verschiedensten Akten in privaten Abschriften, dazu Zanberteite, Rechnungen usw. in buntem Durcheinander stehen. Man kann den Kodex noch etwas genauer datieren als es der Herausgeber getan hat. Wie Dr. Preisigke bemerkt hat, ist der Ai'QTihog C>daniii)v 'Egfioi) in 1025 (vgl. S. 16, 2) sehr wahrscheinlich identisch mit dem gleichnamigen Hermopoliten in P. Lips. Inv. Nr. 5, vom Jalire 383, den Mitteis im Archiv II S. 260 herausgegeben hat. Da diese Quittungen auf S. 15 und 16 nur für die Gegenwart aktuelles Interesse hatten, wird man demnach diese Abschrift und damit den Kodex ins Ende des 4. Jahrhunderts setzen dürfen. Dazu stimmt auch der Charakter der Handschriften.

Am merkwürdigsten sind die unter 1024 mitgeteilten Akten dieses Kodex: eine Sammlung von Sentenzen des riytfimv in Kapital- prozessen, denen immer eine kürzere oder längere Charakteristik des Einzelfalles vorangeschickt ist. Während die Sentenzen, wie auch Schubart annimmt, wörtlich aus den inofivri^uruefiol zitiert sein werden, sind jene Charakteristiken in ganz freier Form (öfter nach dem Schema: ngog xiva... 6 rjytiicäv) gegeben. Mit Ausnahme von S. 4 sind die abgeurteilten Ver- brechen sämtlich an Weibern begangen; schließlich könnte auch der nach S. 4 ausgegrabene Leichnam ein weiblicher gewesen sein. Die Verwandtschaft der Fälle legt die Vermutung nahe, daß ähnlich wie im P. Cattaoui diese Auszüge aus den Akten aus Anlaß eines ähnlichen Prozesses gemacht worden sind. Ist das richtig, so brauchte mit 6 •fiycfimv nicht immer die- selbe Person gemeint zu sein, und die verschiedenen Fälle könnten eventuell zeitlich weiter auseinander liegen. Freilich für die hier erhaltenen paar Fälle spricht dagegen, daß der Zcipvgiog auf S. 3 wie auf S. 6 ff. erscheint. Nach der Vorgeschichte des letzten Falles, der sich in Alexandria abspielt, wird man unter dem den Augustalis zu verstehen haben, nicht den

praeses der Thebais; konnte letzterer überhaupt Kapitalprozesse führen? Dies imd anderes mögen die Juristen entscheiden, die sich hoffentlich bald dieser eigenartigen Urkunden annehmen werden. Aber auch kulturhistorisch sind diese Dokumente der Leidenschaft von hohem Interesse. Ich will mich hier auf einige Bemerkungen zu dem Text beschränken, der bei längerem Studium noch vielfach wird gefördert werden können.

S. 3, 15. Da das a in [e]a>ipgovut nach rechts hin lang ausgezogen ist, wie dieser Schreiber es gern am Ende von Wörtern tut, so wird \^S\(a<pgovltt als Name des ermordeten Weibes zu fassen sein. Ebenso dann in Z. 29: Z(atpg\ovLttv.

S. 5, 7 1. MSgaotg (= fdpacaff) statt tngaatg. Die Spuren passen zu S. Das Verbum 6gäv gebraucht der iyytfubv auch S. 8, 7.

S. 5, 8 ist äaxCag\^]ov (= ousxvagyov) statt n|Tf«p[;|fo]v zu lesen, wie Mitteis am Original erkannt hat. Dieser Titel uaxwtgxos iäf' noch nicht

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[Jlrich Wilcken: Papyrns-Ürkunden

303

bekannt. DaB er auf Alexandrien zu beziehen ist, geht nicht nur aus der Situation hervor (s. oben), sondern wird auch durch ootu nahegelegt. Vgl. &ax6g = Alexandriner.

S. 5, 11 las ich oitla l%<ov naxa noXtfilm' statt noljld tiaka

Txolt/iüov.

S. 5, 13/14 sind folgendermaBen zu lesen und zu verbinden: kav9ävttv t[^]v vö[f»]uv &no[x\o(xtav %al xrjv xoS äixä^ovxog i^ovaCav.

BiXa xtI. Vgl. P. Öxy. II 237 VII 40: ^ röv v[d]f«av änoroft[ (die Strenge der Gesetze).

S. 5, 18 gibt not^am keinen Sinn. Da vorher in 16 ßJU« ’vavxla (mit Aphaerese) geschrieben ist, wird auch hier 'AXXa 'noiijOta (= inoiriam) zu schreiben sein. Also „du machtest in Kappadokien“. Das weitere ist mir unklar, doch sind als Zitat die nächsten Worte jedenfalls nicht aufzufassen. £s scheint, daB der Angeklagte als Soldat (Z. 11) in Kappadokien die Schuld auf sich geladen hat, die darin bestanden zu haben scheint, daB er zu einer Mutter und ihrer Tochter in einem Verhältnis stand, das als Inzest straftällig war.

S. 6, 3. Das überlieferte npoXtxtvöficvov ist vielleicht nicht in jr^p^o- liTCvd^vov, sondern in n^o^jxoyXtxevofiivov zu emendieren. Vgl. zu diesem Titel Mittels CPR I S. 61.

S. 6, 5: ija9ct npö$ xijg «dpv»;[s3 x«iä xag ßfag. Schuberts

Vorschlag, zu emendieren, erscheint mir sprachlich und sachlich aus-

geschlossen. Das nahe liegende ^a&fj geht wegen des Aorists nicht; wir brauchen ein Imperfektum. Ich schlage vor: wobei wohl das

aus den antiken Romanen ja sehr geläufige Bild von der Liebeskrankheit vorschwebte.

S. 6, 10 ist SeOfLioäriQlto geschrieben.

S. 6, 12. Gern wtlBten wir, wer ZitpvQiog war. Der rjyciuiv kann er, trotz seines icanaoiiog, nicht sein, denn auf S. 3, 10 spricht der von ihm. Vielleisht ist er der äsxvagxog von S. 5, 8.

S. 6, 15 ist a^loaiv geschrieben.

8. 6, 20 scheint mir rotolOffot zu emendieren zu sein.

8. 6, 26 glaubte ich (it<l9iv x&v ßomvxov zu erkennen, statt nCax^tig cmb X. ß. Damit fallen die vorgeschlagenen Ergänzungen. Auch kann in 26 nicht fjre»]ff«tv ergänzt werden, da die Reste vor aav nicht zu t, eher zu o passen.

8. 7, 27 ergänze etwa no)lovo(a avxtjv axinä^ovaav xifti^v.

1025. Zur Datierung vgl. oben 8. 302. Der terminus technicus Xriiifiaxi^uv (hier immer mit einem ft geschrieben) begegnet auch in dem von Mittels im Arch. II 267, 9 edierten Leipziger Papyrus, woselbst zu lesen ist: [fmaiilloftjiv aot xaixa xcoiijeat Itfftftarto&^vut avxoig xotg KoTXxCxaig vnif «ptdöv it'ivdixxlovog (auch in 8 x^g Konxix&v noXetog).

1026. 8. 23, 15 (Zanbertext) 1. vtc ovffuvbv st. ^novpavov.

1028. 11 der Bruch J hinter o9 hat die übliche Gestalt d. 12 scheint ijj^d statt vß-ip zu stehen. 15 1. frfp<o(v) f^£T(dffto>v) statt hifag i^ex(aattag). 26 1. ft»j* xal statt fti;T[p]ors.

Diese Baurechnungen aus dem 2. Jahrh., in denen es sich u. a. um die Ausstattung eines ^ogayiov handelt, seien der Aufmerksamkeit der Archäologen empfohlen.

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II. Referate und Besprechungen

1029, 4: xXcüQoqioQov ist korrigiert aus x^^otgixi^ov.

1031, 11. Wahrend hier 6 ukoTjTÖg, wie gewöhnlich, das Dreschen be- zeichnet, muß in P. Teb. 48, 17 (njöj rijt nafudoait ri5v (’xipopiiev xai rov äloijzov') irgend welche Abgabe damit gemeint sein, wie Grenf.-Hunt richtig bemerkt haben. Sollte an letzterer Stelle nicht eine Verschreibung fiir ölo>;T<i*^0 Torliegen?

n. P. Firenze (vgl. S. 300).

Seitdem im MUrz lOOl G. Vitelli über die kurz vorher für Florenz gemachten Papjrusanküufe in Atene e Roma IV Nr. 27 S. 74ff. berichtet hat (vgl. Archiv I S. 557 f.), ist diese Sammlung sehr bedeutend erweitert worden. Durch die ergebnisreichen Papjrusgrabungen von Emesto Schiaparelli und Evaristo Breccia in Eshmunen (Hermupolis Magna), sowie auch durch glück- liche Ankäufe, die z. T. auch durch Vitelli in Ägypten gemacht wurden, sind zahlreiche und wertvolle Stücke nach Florenz gekommen. Mit Freude hören wir, daß die Reale Accademia dei Lincei, die Eigentümerin der Funde, eine Gesamtpuhlikation der Texte ins Auge gefaßt und die Ausfiih rung Girolamo ViteUi übertragen hat. So sehen wir Italien, das einst in Amadeo Peyron an der Spitze der jungen Papyrusforschung marschiert war und spater durch Giacomo Lumbroso uns die erste grundlegende Zusammenfassung der historischen Ergebnisse dieser Forschungen geboten hatte, auch in die jetzige Entwicklung unserer Wissenschaft mit neuer Tat- kraft eingreifen. Bei einem solchen Rückblick dürfen wir zweier Gelehrter nicht vergessen, die Italien vor einigen Monaten durch den Tod verloren hat Der eine ist Bernardino Peyron, der Neffe Amadeos, der vor nicht weniger als 63 Jahren seine Arbeit über die Papiri Greci dd Museo Bri- iofmico di Londra e della BiUioteca Vaticana in den Memorie della Beate Accademia delle Sciense di Torino veröffentlicht hat Mancher von uns mag überrascht sein zu hören, daß er bis jetzt noch gewirkt hat, denn nach jener Jugendarbeit vom Jahre 1841 hat er sich anderen Arbeitsgebieten zugewendet und galt uns daher als einer der Vertreter jener längst dahin- gegangenen ersten Periode der Papyrusforschung. Der Glanz, der von dem Namen seines Oheims ausstrahlt, mußte den seinen in den Schatten rücken, aber jeder, der jenes Jugendwerk gi'ündlich durcharbeitet, wird anerkennen müssen, mit welchem Scharfsinn und welcher Selbständigkeit des Urteils er das Verständnis jener Urkunden gefördert hat. Eine liebe- volle Würdigung des Gelehrten und Menschen hat soeben Domenico Pezzi in den Atti deUa B. Accademia delle Scienze di Torino voL XXXIX (1904) veröffentlicht. Der andere ist G. Botti, der Gründer und xmermüd- liche Förderer des griechisch-römischen Altertumsmuseums zu Alexandrien. Was er in dieser Stellung für die topographische Erforschung des alten Alexandrien geleistet hat, wie er durch glückliche Funde und ihre Publi- kation unser Wissen erweitert hat, kann an dieser Stelle nicht gewürdigt werden. Hier sei namentlich hervorgehoben, daß er eine Gesamtpublikation der etwa 900 griechischen Papyri, die er für sein Museum gesammelt hatte, in Angriff genommen hat. Als ich ihn vor fünf Jahren besuchte, konnte er mir schon einige Blätter dieser Edition zeigen, die nach dem Muster der Berliner Museumspublikation die Texte in autographischer Transkription

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üliich Wücken; Papyroa-ÜTlninden

305

bringen sollte. Es ist ihm nicht bescbieden gewesen, diese Arbeit zu Ende zu fOhren; nur einzelne Vorarbeiten hat er gelegentlich veröffentlicht, Uber die in dieser Zeitschrift berichtet worden ist. Vgl. I S. 172 ff., II S. 391 f. Die Liberalität, mit der er auch fremde Gelehrte an der Verwertung der ihm anvertrauten Schätze teilnehmen ließ, ist von mir selbst bei meinem Aufenthalt in Alexandrien dankbar empfunden worden, und ist auch kürz- lich in unserm Archiv (oben S. 55) von Grenfell und Hunt rühmend her- vorgehoben worden. Möge sein Landsmann Evaristo Breccia, der auf seinen Posten berufen ist, auch in diesem Sinne sein Nachfolger sein, und möge es ihm gelingen, die baldige Edition der Alezandrinischen Papjri in die Wege zu leiten.

Der Gesamtausgabe der Florentiner Texte darf man nach den Proben, die Vitelli bisher vorgelegt hat, mit großen Erwartungen entgegensehen. Unter den in den Rendiconti XII mitgeteilten 3 hermopolitanischen Ur- kunden ist die zweite, der Vertrag eines vavKlrjfOKvßegi'Tjrris noit den im- (ultjTal o/tou betreffs Ablieferrmg von Getreide nach Alexandrien

(380 n. Chr.) von besonderem Interesse. Vitelli hat inzwischen in Atene e Roma Vll S. 87 zu diesem Text wie auch zu dem Paralleltext P. Good- speed 14 (s. oben S. 115), den er in Kairo am Original revidiert hat, einige wichtige Verbesserungen nachgetragen. Wertvoll ist vor allem, aus dem Florentiner Text zu ersehen, daß in den Metropolen der Gaue eigene Beamte eingesetzt waren, denen die Fürsorge für die Getreidelieferungen nach Alexandrien übertragen war. Diese inificlTiTul <slxov AlciavöffiCas xa- vovog Ttje z. Ivitxxlovos haben ihre Pamllelen offenbar in den anderwärts vorkommenden munizipalen curaUyre» frumettH o. ä. Vgl. E. Kuhn, Verf. BR I S. 46. 0. Hirschfeld, Unters. S. 138. Wie die Quittungen (19/20 er- gänze ano|j(a nach BGÜ 1025,6) in Alexandrien vom dortigen

iwavinafxot auf ihren Namen ausgestellt wurden, so werden sie auch mit ihrem Vermögen das Risiko getragen haben. Um so mehr ist von Interesse zu sehen, daß auch diese drückende ewa den Dekurionen damals aufgehalst war. Vitelli ergänzt zwar in Z. 4 [d|a9i(oTipois) iaxb ’£p]fioü noUtoq. Aber nach jenem unedierten Münchener Paralleltext, aus dem ich auch die von Vitelli akzeptierte Ergänzung [xovdvos für Z. 5 schöpfen konnte, ist statt dessen vielmehr [jSovlevTO('; '£p]/iot) nöXtmq zu ergänzen. Für die alexan- drinische Topographie ist von Interesse zu sehen, daß die kaiserlichen Speicher, die horrea (6^gyioig in 18, vgl. dijfioalovq bei Good-

speed Z. 9) sich in der Neapolis befanden. Vgl. hierzu die Bemerkung ad framenktm NeapoU^m) in dem lateinischen Genfer Papyrus bei Mommsen, Hermes 36, 446.

In Atene e Roma VI Nr. 69, 333 ff. veröffentlicht Vitelli einen Parallel- text zu dem großen Darlehensvertrag, den er im IV. Jahrgang derselben Zeitschrift ediert hatte (vgl. Arch. I S. 557 f.) und schließt eine Untersuchung über die iniiunaßolri an. In VII Nr. 63 ist der Vertrag zwischen dem i^ixfoioq eines Dorfes und zwei ixavxo/Uftoi aus Hermnpolis, die er mit ihrer ganzen aviitpsovla /lovetx&v xt xal &X3nov zu einem Fest engagiert, ein kulturhistorisch sehr interessantes Gegenstück zu P. Grenf. H 67 und P. Lond. ns. 164 (vgl. oben 3. 241).

In Vll Nr. 64/5 publiziert Vitelli zwei Schreiben an AnoXimvlai orpor- xiff&t AicoUtaivon{oUxov) (lma)Kafilag aus dem 2. Jahrh. n. Chr., die er.

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II. Rpferalp nnd Hesprechungpn

wohl mit Recht, auf Apollinopolis Magna (Edfu) bezieht. Der merkwürdige Zusatz ZxfOfiias bedarf noch sehr der Aufklüning durch weitere Texte aus demselben Gau. Jedenfalls ist es sehr erfreulich, daB sich eine neue Fund- stelle für rümiscbe Papyri aus Obcrilgypten , die bisher sehr selten waren, eröffnet zu haben scheint Interessant ist auch hier wieder zu sehen, wie die Nomenklatur von den Lokalkulten beeinflußt wird. Der heilige Sperber des Gaues ("/{poj), der Gott und sein Äquivalent ’ytnokXuv spielen hier

auch in den Namen eine Rolle. Auch der Name Ucej^tivfiig, der hier zwei- mal selbständig, einmal in der Zusammensetzung I7«);oft-«rpiii; begegnet, ge- hört dahin, denn das ägyptische Wort 'hm, das darin steckt (mit dem Artikel), bezeichnet den (hockenden) Sperber, später freilich im Koptischen (riA?U)ll) den Adler. Vgl. Spiegelberg, Äg. und griech. Eigennamen S. 25*. Die davon abgeleiteten Namen Anden sich in Oberäg^'pten außerordentlich häufig. Vgl. TlaxoCfug, Tlaiovfiiog Leps. Denk. VI n. 291, 292 (Philae), 77oj;öfttf (Gr. Ostr. II n. 176 Syene), Jlnjji'fuos (P. Par. 21, 11 Panopolis, P. Lond. II S. 329 Edfü), (ClOr. III 5022 Oertassi), ferner IlayouTiutnumv

(Gr. Ostr. II n. 38 Syene), naxojntQjjg (Leps. Denk. VI n. 499 Hamamät), JTajfOfiTtfis, Tlaiofixijiug (Leps. Denk. VI n. 501 Hamamät), Ilaxofixf'äpg (Gr. Ostr. II n. 176 Syene) usw. Auch in HermupoUs (BGü 892) und Oxyr- hynchos (Oiy. I 65) kommen sie gelegentlich vor, aber ans dem Faijüm ist mir bisher kein Beispiel erinnerlich. Andererseits ist der Name Ügae- voiipig (14 und 21), der im Faijüm so häufig ist (der Gott ’OQacvov(ptg in P. Teb. I Ind. 8. 615), auch bereits für Oberägypten bezeugt. Vgl. P. Leid. Q (Syene).

In dem ersten Schreiben auf S. 121, das aus dem 2. Jahre des Hadrian stammt, ist der Titel des Kaisers von Interesse: Avioxgätogog Kaloagog Tgaiavov 'AdgutvoH \^A jp/orov £tßaaiov rtgftavixov Jaxtxoü IJup’flixoO. Danach ist auch Z. 25 zu ergänzen. Diese Übernahme der Titel seines Adoptiv- vaters, oplimus Augushis Germanietts Dacicus Parthicus. die auf Papyri wohl noch nicht begegnete, ist aus Münzen bekannt, aber nur für den Anfang der Regierung. Vgl. v. Rohden bei Pauly-Wissowa I Sp. 499 f

Zu dem Xtuvaapög vgl. oben 8. 236.

Zu dem Brief der EvSatpovCg auf S. 124 kann ich einen wertvollen Beitrag von Blaß mitteilen. Sein Vorschlag, in Z. 26 t[i’ fyxjlrjpdrid statt . . .Jrijjußit« zu losen, wird von Vitelli nach dem Original als richtig akzeptiert. Das t ist sogar noch sichtbar. Daraus ergibt sich, wie Blaß mit Recht bemerkte, daß der AiaxSg in 21 mit der gleichnamigen Person in 4 doch identisch ist. Diesen sonst nicht belegten Namen halte ich für ein Hypokoristikon von Aiaxoßölog, und wenn in Z. 7 von seinen yvfiva- axix&v qiilmv die Rede ist, so wage ich die Vermutung, daß er einer Gym- nastikerfamilie angehört, die ihm aus Liebe zum Sport den Namen Aioxo- ßoXog res]>. AiaxSg gegeben hat.

Z. 4 iaräXtjv zbv araxTov AtaxSv bleibt mir unverständlich. Wahr- scheinlich ist hinter iardXtiv ein Wort ausgefallen, eine Präposition (rrgog?) oder ein Infinitiv, von dem der Akkusativ abhängi

Richtig, aber nicht leicht zu verstehen sind auch die Worte (11 ff.): ü{)t[e ^]Xovactfit/v [oü]ic npoffcxvvijoot droc; (poßovfAvT] aov rb pttixagov. Zu (ttxlagov vgl. BGU 136,16; 417, 3 ff.; 829,10; P. Fay. 116,12; ferner Oxy. n 238,1 und dazu Mitteis, Arch. I S. 193. Wenn die Mutter wegen

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Ulrich Wilcken: PapTToa-Urkunden

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der tmBicheren Lage ihres Sohnes nicht badet, so erinnert dies an P. Oxy. III 528, wozu ich oben S. 118 f. auf Diod. I 91,1 hinwies. Wenn sie aber eben deswegen nicht zu den Göttern betet, so weiß ich hierzu keine Parallele. Jener unglückliche Ehemann in P. Oiy. III badete zwar nicht, machte aber tSglich sein bei der ßoijftg.

In dem Brief des &eü>yttvos auf S. 125 Z. 7 ist ^a^ras int<fToiixo[vs zu lesen, wie Vitelli mir bestätigt.

Zn dem Brief, den soeben Vitelli im Juniheft von Atene e Borna VII S. 179 publiziert hat, verweise ich auf BQU 948,11: SÜijaov ovv fioi Sixtt Ifrpa; Itvdpcov xal noUb aoi Vgl. hier: ni^ma

001 iv rd^ei 1/rptrv eig dciffiarlxtv fiov: ein Pfund (Flachs, Wolle oder ähnl.) für meine dalmatica.

Soeben erscheinen in den Rendicouti XIII fase. 5 wiederum neue Papyri, von Breccia und Vitelli publiziert, über die noch ein kurzes Nach- wort folge.

In I 1 BoU ein Schuldner durch einen Beamten, der über dem oipor- rt/yog steht (Z. 20), zur Zahlung seiner Schulden angehalten werden. Der Text berührt sich mit P. Oxy. II 286 und BGD II 614 und III 888 noch enger als mit BGU 578, insofern in dem letzteren zugleich die äruMxlUoaig eines x^ipoypoqpov erstrebt wird, dort aber nicht. Nach BGU 614 und 888 vermute ich, daß auch der Florentiner Text an den dpjidixaOt^S ge- richtet ist

In Z. 1 endet mit Mlfupiv das Präskript Die Urkunde beginnt mit ’Oipeilo|ii[iv<Dv (so zu ergänzen nach BGU 888,8), das in 12 nochmals aufgenommen wird mit ötpalo^^voit' 6i. Der Nachsatz beginnt in 19 mit ävayxaimg «po^ldov. Z. 9/10 wird äxolov[‘üo}$ w i]vqxcyxcv zu ergänzen sein (zu verbinden mit d[?;]fiooio> xfrjiiccuniiä). Z. 19/20 ergänze npo- fjldov [tnl]. Zu ^ipotl^tii' vgl. Oxy. II 286,14. In 17 ist Trcpilvciv vom Schuldner, nicht vom Gläubiger gesagt. VgL oben S. 245. Zu 28 üvxlionai xul äi'9/£o[^ai vgl. P. Oxy. II 281,30; 282,20. Am Schluß (29) mußte nach P. Oxy. II 286, 26 auf ducniazal/iai unmittelbar der Name des iuateazaliftlvog folgen.

Hierzu kann ich noch folgende Verbesserungen mitteilen, die auf Vor- schlägen von blitteis beruhen, die Vitelli am Original geprüft hat; Z. 1 (hinter ’Oqpttlofi[£vtov) lies i]w luztjkkaxozt ärjifxvoj] xal aäuc9lzta xzk.

4 1. x[a]TOt[Mxof]s statt x[. . .]o[ js. 11 f^Ofioloyovftfvij’vJ.

12 1. intfxfoyiav. 13 {\n 6[vo^aTo]s jedenfalls unrichtig.

Von besonderem Interesse ist formell und sachlich der Erlaß des Stra- tegen Nr. 4. Formell ist er eine Parallele zu dem Strategenerlaß aus Talmis, den ich im Hermes 23, 595 erklärt habe. Der Erlaß beginnt mit Ipuktvaitag.

In II Nr. 2,7 schreibe ich 6do>p eig niCv ixßäfuv statt Odrap

tig 77{ivo[. {u]s ixß&fuv. Iblv ^ nu!v ist in dieser Zeit oft belegt. VgL z. B. BGU 34 n 7 usw.

Größeres Interesse hat Nr. 5, die von der luztztiyifuip'^ von Katöken- land handelt. In Z. 1 ist, wie Vitelli mir mitteilt, durch Versehen des Setzers 6 x(ol) hinter Ntoxoaiuog ausgefallen. Z. 6/7 möchte ich folgen- des Vorschlägen: (itztn(iy^(ptiaai) .£arp[a]nucdi . . . 5n(dpyovC(v). ylaßövug xzk. Eine zu kaßoi'Ztg gehörige Präposiüon wird man nicht v) abkürzen.

ArebW f Papyrutfonebung. UJ. 2. S1

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IL Befeiate und Beiprechnngen

Vor vjf(d^ovaiv) wird wohl doch cM to(v) <t(vro0) xf^vov stehen, was „von demselben Datum an“ heißen würde. Doch bedarf das noch der Nach- prüfung am Original.

HL P. Xagdöla (vgl. oben S. 300).

P. Jouguet und 0. Lefebure bieten hier eine Fortsetzung ihrer interessanten Publikation, über die im Archiv II S. 390/1 berichtet worden ist. Auch diese Urkunden (Nr. 23 ^41) sind wie die ersten Proben des Fundes von M^dinet en-Nahas an den KOnig gerichtete Klageschriften aus dem III. Jahrh. v. Chr. (mit Ausnahme von 32, einer Bitte um einen xvpiog, und 36). Inzwischen haben die Herausgeber die Datierung dahin präzisiert (S. 205), daß diese Texte den letzten Jahren des Euergetes I. resp. den ersten des Philopator angehören. Daraus ergibt sich, daß der KOnig, von dem ich Arch. II 391 nach wies, daß er bei Lebzeiten zu Gunsten seines Sohnes abdiziert habe, Euergetes I. ist. Eine inschriftliche Bestätigung hierzu bringe ich unten S. 318f. So gleichartig das Schema dieser Klage- schriften ist, so mannigfaltig ist ihr Inhalt. Namentlich kulturhistorisch sind manche Stücke wie Nr. 24 und 33 von höchstem Interesse. Aber auch sonst lernen wir viel Neues daraus für das IIL Jahrh. Die Herausgeber sind in ihrem Kommentar in sehr anerkennenswerter Weise in das Ver- ständnis der zum Teil recht schwierigen Texte eingedrungen. Einige kleinere Beiträge mögen hier Platz finden.

Durchweg haben die Herausgeber interpungiert: BaaiUI jalipciv. ’O deivu iSiKovfU&a xrl. Ich möchte nach wie vor (vgl. schon Hermes 22, 5) daran festhalten, daß wir vielmehr zu schreiben haben: BaOilti 6 itiva. ’A6moviu9a xtl.

Wenn ein Herakleides sich in Nr. 24 beim König beklagt, daß eine Ägypterin Vevoßdarig ihn attakiert und ihren Nachttopf über ihm entleert habe, so muß er sich in der Aufregung verhört haben; sie ksmn nur £evo- ßderig (resp. Tatvoßdarig) geheißen haben. Dieser Grieche kannte sich mit den barbarischen Namen offenbar noch nicht aus.

Von hohem Interesse ist Nr. 25. Ein Gläubiger klagt gegen seinen Schuldner, weil dieser ihm die ohne schriftlichen Vertrag, Siä ge-

liehene Gerste nicht zurückliefert. Er verlangt, iäv lorüra dXtj9fi ina- vayxdaai avx6v anoSoi}val fiut, tl di i[(] dvxiXiyti fti] dcpelXeiv dfiöaag fiot ditoXcXva&a>. Ich bemerke hierzu, daß die letztere Bestimmung fast wörtlich so von Diodor I 79,1 unter den Gesetzen des Bokchoris auf- geführt wird: Toiig de ntpl t&v av/j.ßoXa(cov vofiovg Boxxöpidog ehai <paOt. Ilpoexdtxovai dl xoi/g /liv davyypcKpa davtxaafiivovg, av (li) ipdaxoiatv dtfiiXtiv dyiöaavxug dnoXvte&ai xoi davtlov. Übrigens sind die Kon- trahenten im obigen Falle nicht Ägypter, sondern der Gläubiger ist ein Grieche, der Schuldner ein thrakischer Beiter.

Die metrologisch sehr wichtige Stelle 26,4 6, die lldxoa und nzvrd^oa xipd/ita otvov unterscheidet, konnte noch nicht mit völliger Sicherheit ge- lesen werden. Daß ^ Ic Z. 4 2("I*ov) bedeuten könne, bestreite ich, wenn wirklich ein o über dem x steht. Dann kann es (in diesem Zusammen- hänge) nur *^4er eine Ableitung davon bedeuten. Aber was geht

vorher?

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Ulrich Wilchen: PapyrnB-Urknnden

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27. Zu Maxha als Femininum vgl. P. Kretschmer, Einl. Griech. Sprache S. 284, der Beispiele aus Rhodos (Inscr. Qraec. Ins. I 322. 515) beibringt. Mit Recht haben die Herausgeber auch P. Petr. I 13 (l) 7 I7]vppov Maxirai (vgl. GGA 1895 S. 135) berangezogen, doch ist hier nicht zu entscheiden, ob das der Dativ zu Maxirag oder Maxira ist.

28 ist wichtig für die dmpsa- Frage, 29 für die Geschichte der Erb- pacht durch die Befristung einer Pacht tig xa c,& (fvi)! Übrigens kann TaSnog in Throßaartog xov T. (28, 2) nicht der Muttemame sein, sondern nur der Vatersname. Es ist derselbe Harne, den als Taji<og oder Tmg ein König der 30. Dynastie trug.

In 30 scheint es sich darum zu handeln, daB der Schuldner nach Zahlung seiner Schuld den Schuldschein zurückerhalten will. Vgl. 4: föv?] änodcüt ovröj, xi\v ov^'jpnqFjJi/ xofuoöp[aj(?). Nun ist der eine GlSnbiger, wie es scheint, gestorben, ehe der Schuldner die Urkunde zuiückbekonunen hat, und der überlebende Sohn, der zweite Gläubiger, weigert sich. Hier- nach vermute ich in 5: npö rov ^ xofiiaaa^al pc v[^v avyyfatpi\v statt Htx[yau>v.

In 31 scheint mir dieselbe iitixaxaßoiri (Z. 9) vorzukommen, die in dem Florentiner Text so lebhafte Diskussion hervorgerufen hat. Vgl. oben S. 305. Die Worte u; al nfjöaoiot in 35, 2 sind nicht auf den Monat, sondern auf das Jahr zu beziehen, wie J. G. Smyly in Hermathena X Nr. 25 S. 432 erwiesen hat. Ist in Z. 3 vielleicht npoono^ca; statt nfjoovorflag zu lesen?

IV. P. Amherst Lat. (vgl. S. 300).

Seymour de Ricci veröffentlicht hier den Text eines Diptychon, das im Jahre 1903 Lord Amherst erworben bat. Nach einer genauen Be- schreibung der Tafel gibt der Herausgeber den Text und läBt Übersetzung imd Kommentar folgen. Das Diptychon, das aus Hermupolis Maior atä'upta et splendida stammt, beurkundet eine manumissio inter amicos aus dem 4. Jahre des Kaisers Elagabal (Juli 221). Der lateinische wie der grie- chische Text der AuBenseiten ist bis auf die griechischen Zeugenunter- schriften im allgemeinen gut erhalten. Der Herausgeber hat nur eine Stelle unerklärt gelassen, S. 1 Z. 2: ra Jlf . . . eterheutae. Vorher geht der Name des Freilassers: Marcus Aurd[iu]s [AJmmonüm Lupergu Sarapionis. Ich meine, in jener Gruppe kann nur der Name seiner Mutter enthalten sein, die ja, wenn überhaupt, an dieser Stelle zu nennen war, und lese daher: ex m[atr]e Terheutae. Nach der beigegebenen Tafel, die allerdings nur eine Photographie der Abzeichnung de Riccis bietet, scheint wirklich Ter- heutae dazustehen. Das kann nur eine Transkription des für Hermupolis mehrfach belegten Namens rtptös, Tef/tvxog sein (vgl. P. Amh. II Indices). DaB in Z. 20 nagu und nicht ötcä zu ergänzen ist, bat der Herausgeber selbst schon auf S. 18 nachgetragen. Im übrigen verweise ich auf den eingehenden Kommentar des Herausgebers. Im Appendix I gibt derselbe eine Zusammenstellung der Freilassungsurkunden; im Appendix II berichtet er, unter Beifügung eines Faksimile, über ein Fragment einer lateinischen Wachstafel in der Bodleian Library (Oxford) vom Jahre 147 n. Ohr. Diese sowie die Tafel des Lord Amherst sind durch ihre genaue Datierung für die lateinische Paläographie von hohem Wert,

21*

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II. Referate and Besprechungen

T. P. Stud. Pal. I, 3 (vgl. S. 300).

Das 3. Heft der „Studien zur Pal&ographie und Papyruskunde“ (vgl. Archiv II S. 392 f.) bringt 701 Urkunden „kleineren Formats“ aus der Zeit vom IV. VIII. Jahrb. In dem Vorwort teilt Wessely mit, daß dies nur der erste Teil einer Sammlung von über 1000 Urkunden dieser Art sein soll. Die Transkription der Texte ist nicht gedruckt, sondern von Wessely autographiert. Zu den schon bekannten Texten aus Paris, Berlin, Oxford usw., die hier alle noch einmal (leider ohne vorhergegangene Revi- sion der Originale) mit abgeschrieben sind, ist eine große Anzahl bisher noch nicht publizierter Texte der Rainer-Sammlung hinzugefugt Wessely verfolgt mit dieser Publikation, wie er sagt, einen doppelten Zweck. Ein- mal will er durch die autograpbische Wiedergabe der in diesen Texten ge- legentlich angewendeten tachygraphischen Zeichen Material schaffen für die noch immer nicht gelungene Entzifferung der Tachygraphie. Diesen Zweck wird seine Arbeit in der Tat insofern fördern können, als derjenige, der diese Tachygraphie zu entziffern unternimmt, hierdurch auf viele Stellen hingewiesen wird, wo tachygraphische Zeichen zu finden sind. Im übrigen aber wird er nach meiner Ansicht gut tun, ausschließlich an den Origi- nalen zu arbeiten, um nicht Irrungen über den Tatbestand ausgesetzt zu sein. Die nicht- mechanische Wiedergabe dieser tachygraphischen Notizen ist auch bei größter Sorgfalt sehr schwierig. Das Zeichen z. B., das Wessely am Schluß von Nr. 223 mitteilt, ist völlig anders als auf der von mir edierten Photographie. Zweitens will Wessely mit dieser Publi- kation „gewissermaßen die Fortsetzung des I. Bandes des CPR“ und zu- gleich ein Supplement zu den Ostraka geben.

Ich muß mich heute auf dieses Referat über die Absichten des Heraus- gebers beschranken. Denn da erst die Hälfte vorliegt, wäre es unbillig, schon jetzt Kritik zu üben. Nur den Wunsch möchte ich aussprechen, daß das SchluBheft gedruckte Indices, vor allem ein Wörterverzeichnis bringe.

Zur Berücksichtigung bei den „Corrigenda“ erlaube ich mir zu den Texten ein paar Kleinigkeiten, die sich mir bei allerdings nur flüchtiger Durchsicht ergaben, zu notieren.

42, 1/2 würde ich Mttxiatoif(of) iiaaToi(ioiJs) schreiben. Der Name Mayiaraf ist aus der Literatur und auch aus Papyri bekannt (s. unten). Ebenso ist auch in Z. 6 Tpißoiva als Eigenname zu fassen. Vgl. Nr. 384,1. Da in Z. 1 vor fx unmöglich die Präposition v7t(Jf), wie sonst gewöhnlich, sein kann, so schlage ich vn(rigiTov) vor.

In 47,2 scheint mir die Ergänzung x[al aür]oü [vooojxdpou ganz un- möglich zu sein, da ja vorher von keinem andern vnCoxdpo; die Rede ge- wesen ist. Vergleicht man Nr. 314, die besser neben 47 gestellt wäre, so vermutet man, daß hierin vielmehr der Name des Quittungsempfängers steckt, oder vielleicht zunächst ein npuvorjioO. Doch das kann nur am Original entschieden werden.

113,5. Hinter hat Schubart ß uachgetragen. Vgl. Add.

118. Auch in diesem Leipziger Text ist Maylarofi als Eigenname zu schreiben wie oben in Nr. 42,1. Auf weiteres verzichte ich mit Rück- sicht auf die von Mitteis vorbereitete Neuedition.

216, 1 1. aifiontj/.

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Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden

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217. 1 sind die Worte <5 (dx(ovos) dpTO}T(pdTtj?) hinter ’HUag, die bei Magirus stehen, vom Herausgeber vergessen worden.

In 225,4 las ich vor Jahren Afoi5;{£(»(s) statt Mov(ä-/iov?), ebenso in 230,4 ’Hkiae (S~tß &Q{xdßas) dcaT£x(o) statt xateivov of/ . . in

ff

232, 4 dgro / statt ägxov. Die von Magirus heraxisgegebenen Papyri be- dürfen sehr der Nachprüfung.

In 253 erwartet man hinter fttQog notwendig eine Zahlenangabe, also wohl £XTOv statt fx t(^s). Darauf vielleicht Bovß{a<sxlxov)? Übrigens muß in dieser Lieferungsanweisung hinter iUktalnma ein Punkt gesetzt und IlaQdaxt{s) mit großem II geschrieben werden.

301, 2. dypopEurivroiv ist offenbar verschrieben für dyyuQCvovxuv. Über £av/Uov (2) steht ein Horizontalstrioh, wie hilußg damals über Eigen- namen. Mit Xoilovffos in 3 beginnt eine 2. Hand.

493. 2 Schluß lese ich nach einem Paralleltcit y[pofift](ar£vs). Die Zeichnung von 4 ist nicht korrekt, insofern dem langgezogenen Kreuz über KaXofitiva; der Vertikalstrich fehlt (vgl. Photographie). Dies Kreuz fehlt daher auch ganz in der Transkription.

VI. Oxyrhynchos IV (vgl. S. 300).

Wenn auch die literarischen Texte dieses Buches, unter denen sich Stücke allerersten Ranges befinden, die Urkunden weit überragen, so ver- danken wir doch auch den letzteren reiche Belehrung. Der Band erschien gerade noch rechtzeitig, um einen kurzen Bericht hier anschließen zu können. Es braucht kaum gesagt zu werden, daß die Arbeit der beiden Herausgeber sieb wieder auf gewohnter Höhe befindet.

Von den tlnohfiical fragmenis kommt für uns Nr. 658 in Betracht, der erste UbrUus lih'llatici aus Oxyrhynchos, der den bekannten Faijümem in allem Wesentlichen entspricht. Neu ist nur der Titel: Totg inl xäv Uf&v [ Ol] 9vaiß>v. Hier wird wpö nicht Tempel bedeuten, sondern Opfer; es handelt sich um eine Spezialkommission, nicht um die regulären „Tempel- vorsteher“. In Z. 12 ist liQmv, wie die Berliner Parallele zeigt, verschrieben für kgiicav (Opfertiere). Ob auch in 1? Ich wies schon im Archiv I 174, 1 auf einen libellus in Alexandrien hin. Inzwischen hat Botti Mittei- lung über diesen in Rom auf dem II. christlich-archäologischen Kongreß ge- macht (vgl. de Ricci, Rev. Et. Gr. 1901 S. 203), aber der Text scheint noch nicht publiziert zu sein. Wenn hier eine Priesterin des Petesuchos einen solchen libellus ausstellt, so erinnert uns das daran, daß wir nicht not- wendig in allen Schreibern solcher Texte abtrünnige Christen zu sehen brauchen, sondern daß einzelne auch gute Heiden sein können, die das Mißtrauen der Regierung überflüssiger Weise zu diesem Aktenstück ge- zwimgen hatte.

Von hohem Wert sind die beiden Kaiserreskripte in Nr. 705. Die Herausgeber fassen den Sachverhalt nicht ganz richtig auf, wenn sie von lwo pditims sprechen, fo tchick tlie Empeiors’ replifs are, as usual, prefixed instead of being appittdfd. Die Frage, ob prcßxed oder appended, kommt nur in Betracht, wenn kaiserliche Erlasse etc. in Abschrift beigefUgt werden. Hier aber werden nicht die Reskripte, sondern die Bittschriften in Abschrift

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IL Keferate und Beaprechungcn

hinzugefttgt. Wir haben also die kaiserlichen Antworten vor uns, in denen, wie auch Leid. Z zeigt, dem Beskript die Kopie der Bittschrift folgt, wahrend die Originalbittschrift in der kaiserlichen Kanzlei zurhck- behalten wurde. Abgesehen von Leid. Z haben wir hier die ersten Proben von Bittschriften an den Kaiser (hier genannt). Es handelt sich um

gemeinnützige Stiftungen, deren Fortbestand der Stifter durch kaiserlichen Erlaß für die Zukunft gesichert sehen möchte (vgl. 151 ff.). Die Texte ent- halten auch im einzelnen viele interessante Angaben (wie einen Hinweis auf einen jüdischen TtoXtfiog aus dem Ende des 2. Jahrhunderts), die von den Herausgehem sachkimdig erörtert sind. Nur in einem Punkte möchte ich ihnen widersprechen: in betreff der Ergänzung j[[(ipT]ov in HI 78. Da- nach müßte von dem Geld des Stifters Heu aufgekauft werden, dessen Er- trag (nfoaoäog) für die Unterstützung der AfjTOupyoöms verwendet werden sollte. Diese Kapitalanlage begreife ich nicht, trotz des zitierten P. Oxy. ni 507, der die Herausgeber zu dieser Ergänzung verleitet hat. Hierbei bleiben auch unerklärt die Worte, mit denen die Kaiser die Stiftung charakterisieren (III 61): äjtoSiSovg äfioißfiv ivxTi/deas. Das fasse ich: „du gabst ihnen Entgelt für Erwerb von Grund und Boden“, und da- nach ergänze ich in 78: lig avvoivi/v (statt ®^ ^

eoiog x«Tor{#i]0{T0i «»j Tfo<pc:g xri. Also wird von dem Geld des Stifters ein Gut (vgl. IH 70) gekauft, dessen Ertrag für die Liturgen verwendet werden soll. Das einzige Bedenken gegen diese sachlich sehr naheliegende Ergänzung könnte uwcavTjv erwecken. Aber ich meine, daß avvtovila9ai nicht nur (wie gewöhnlich) das Zusammenkaufen vieler Objekte durch ein Subjekt, sondern auch das gemeinsame Kaufen eines Objektes durch viele Subjekte (hier: xSfun) bezeichnen kann.

In 706 erscheinen zum erstenmal die aertxoi vofiot, in denen die Her- ausgeber mit Hecht die Gesetze der Stadt Alexandrien sehen. Sie stehen hier im Gegensatz zu rof; rebv AiyvTtriatv vöfiotg.

Was die TtXäxai in 707, 26 sind, ist zweifelhaft. Jedenfalls aber sind

sie nicht mit den Herausgebern von 6 nhlxug, sondern von f\ nlartj ab-

zuleiten (vgl. 25: rag).

Von großer Wichtigkeit ist Nr. 709, die, aus dem 1. Jahrh. v. Chr. stammend, u. a. ßtjßaUav, 'Erna Nofiovg ’Afeivoiriiv aufzählt. Wir irrten also, wenn wir annahmen, daß erst durch den ’Avuvotnig Hadrians der Arsinoltes aus der Siebonzahl herausgedrängt sei. Zu dem klaren Kommentar der Herausgeber möchte ich nur eines bemerken. Die Schrift des Papyrus, den sie mir im vorigen Sommer freundlichst zeigten, kann, wie mir scheint, doch wohl ebensogut aus den ersten Jahren des Vespasian, wrie aus den letzten Jahren des Nero sein. So zeigt z. B. P. Oxy. H 361 aus dem J. 76/7, wie ich am Original sah, noch dieselbe Schriftentwicklung, wie sie unter

den Claudiem üblich war und auch in jenem Papyrus nach meiner Er-

innerung vorliegt. Ich glaube daher auch jetzt noch daran festhalten zu dürfen, daß zur Zeit des Edikts des Ti. Julius Alexander (68) die Dreiteilung des Landes noch nicht durchgeführt war (Gr. Ostr. I 425). Wir lernen jetzt neu hinzu, daß sie spätestens unter Vespasian eingeführt ist.

Die folgenden Nummern bringen u. a. neues Material für die Xaoyeaqila unter Augustus (711), für den ^ti'ixSv itfoxvof (712), für die InUfusig (714). Zu 716 und 722 vgl. die obigen Ausführungen von Mittels (S. 252 f.). Es

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ülrich Wilcken: Pspyrus-Ürknnden 313

folgen darauf Petitionen (717 720). Zu 719, 2 ön[of]xoti 'Hklov no'[iUci>]; vgl. P. Lond. n S. 209 und oben S. 244.

Von hervorragender Bedeutung ist 720: Der lateinische Antrag einer Frau an den praefectus Aegjpti (vom Jahre 247) auf Bewilligung eines auelor auf Grund der lex Julia Titia, mitsamt der Erledigung des Prft- fekten. Die Antwort des Prftfekten, von der uns die Zeilenanfänge erhalten sind, glaube ich mit Hilfe der lex Salpensana mit Sicherheit ergänzen zu können. Daselbst findet sich in dem Abschnitt de ttäorum daiione in c. 29 die altertamliche Formel: quo ne ab iusto More Mela abeat, ei Morcm dato. Danach füllt sich die Lücke von Z. 12. Indem ich ferner die eigenhändige Unterschrift des Präfekten lefgji lese statt des unmöglichen cepi (das 1 ist ganz so wie bei der 1. Hand), ergibt sich folgende Bestituierung der Ant- wort des Präfekten:

Quo ne ab [iusto tutore tutela] abeat, Pl[utammonem s(upra) s(criptum)(?)] e leg(e) Jul(ia) et [Titia anctorem] do. (Der Präfekt:) Le[g)i.

Es folgen wertvolle Kontrakte (721 731), über Sklavenfreilassung, Lehrlingsverträge n. a. Besonderes Interesse wird 724 erwecken, wo jemand einen Sklaven bei einem Tachjgraphen (aqinoyfdgtm) in die Lehre gibt für einen zweijährigen Lehrkursus. Von dem Gaius Seppius Rnfns in 721, 1 habe ich schon in Deutsch. Lttz. 1902 Nr. 18 Sp. 1144 gezeigt, daß er der Idioloffu.<s war. Für das Idiologus-Problem ist dieser Text von hohem Wert. Zu 722 haben die Herausgeber den Pap. Edmonstone neu heraus- gegeben, was sehr dankenswert ist. In 727 möchte ich, abweichend von den Herausgebern, wegen des in 29, doch wieder einen Antrag

auf Sqfioalaaii sehen. Vgl. Archiv I 176.

Es folgen Steuerquittungen und Rechnungen (732 741). Zu der mvi) nqo9fitSmv verweise ich auf Griech. Ostr. I S. 394 § 197. Die merk- würdige Beischrift in 735,14 ad cognlega ist wohl ad Cf^n(oscendum) lega(tur) aufzulösen.

Den Schluß der Urkunden machen Privatbriefe (742 747). Darauf folgen wieder DescripHons (von Nr. 748 839). Im Appendix I sind Nach- träge zu P. Oiy. n und P. Faj. zusammengestellt. Appendix III bietet eine sehr dankenswerte Übersicht über die Verteilung der Oxyrhynchos- und Fayumpapyri an die verschiedenen Sammlungen.

Halle aß. Ulrich Wilcken.

W. Dittenberger, Orientis Graeci Inscriptiones Selectae, supplemen- tum Sylloges Inscriptionum Qraecarum. Volumen prius. Leipzig, S. Hirzel 1903.

Wenn mir auch lüchts ferner liegt als meinen hochverehrten Amts- genossen „rezensieren“ zu wollen, möchte ich es doch nicht unterlassen, die Leser des Archivs auf dieses für uns so außerordentlich wichtige Werk auf- merksam zu machen. Es wird von aUen Freunden des Hellenismus mit

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n. Referate und Beeprecbungen

lebhafter Freude begr&fit werden, daß ein so bewahrter Meister der Epi- graphik wie Wilhelm Dittenberger sich entschlossen hat, in Er^ummg der zweiten Auflage seiner SjUoge, die wichtigsten griechischen Inschriften des hellenistischen Ostens zu sammeln und heraaszugeben. Wer je auf diesem Gebiet gearbeitet hat, der weiß, wie sehr die Forschung dadurch behindert wird, daß die Inschriftenfunde in den verschiedensten Monographien und Zeitschriften des In- und Auslandes zerstreut vorliegen. So ist allein schon die Sammlung und Ordnung des weitschicbtigen Materials eine hochver- dienstliche Tat. Der erste Band beschrankt sich auf die Zeit der KSnig- reiche, wahrend der zweite die Urkunden aus der Zeit der römischen Herr- schaft bringen soll. Folgende Reiche sind in dem vorliegenden Bande be- handelt: I. Regna Alexandri, Antigoni, Demetrii, Ljsimachi (Nr. 1 15). n. Regnum Lagidarum (Nr. 16 198). II. Nubia et Aetbiopia (Nr. 199 210). rV. Regnum Seleucidarum (Nr. 211 263). V. Regnum Attalidamm (Nr. 264 339). VI. Regna Asiana minora: BithTnia (Nr. 340 346), Galaüa (Nr. 347 349), Cappadocia (Nr. 360 364), Pontus (Nr. 366 378), Iberia (Nr. 379), Armenia et Me^a Atropatene (Nr. 380 382), Commagene (Nr. 383 413), ludaea (Nr. 414 429). VII. Regna Arsacidarum et Sasa- nidarum (Nr. 430 434).

Indem hier nahe zusammengerückt ist, was bisher meist weit zerstreut war, ist auch dem Femerstehenden ein Einblick in die Bedeutung des Helle- nismus für die verschiedenen Gebiete des Orients eröffnet worden, wie er bisher nur dem Spezialforscher unter großen Mühen erreichbar war. Wir sehen hier die engen Beziehungen der verschiedenen Reiche im staatlichen und privaten Leben greifbar vor uns, werden aber auch in den Stand ge- setzt, bezüglich des Maßes der Hellenisierung die verschiedenen Abstufungen zu erkennen. Mehr noch als die Zahl der aus den einzelnen Gebieten er- haltenen Inschriften die wenn auch an sich nicht unwichtig, doch auch von Zufülligkeiten abhängig sein kann ist neben den durch die Texte offenbarten Eulturzustftnden namentlich die Sprache der Urkunden ein deut- licher Wegweiser für den, der die verschiedene Entwickelung des Hellenis- mus in den verschiedenen Gebieten erforschen will.

Aher der Wert des Dittenbergerscben Werkes liegt nicht nur in der Sammlung und Zusammenfügung dessen, was früher auseinandergerissen war, sondern vor allem in der kritischen Textgcstaltung der einzelnen Inschriften. Zahllose neue Lesungen und Ergänzungen, über das ganze Buch hin aus- gestreut, legen Zeugnis dafür ab, mit welcher Gründlichkeit der Verfasser das Verständnis jeder einzelnen Urkunde zu vertiefen bestrebt gewesen ist. Nur ein Philologe von so tiefer und umfassender Sprachkenntnis rvie er konnte so verschiedenartige Texte, wie sie hier aus den verschiedensten Zeiten und Gegenden nebeneinander stehen, mit immer gleicher Sicherheit behandeln.

Aber auch die selbst für den Spezialforscher meist sehr verwickelten historischen Fragen, die diese Inschriften aufwerfen, hat der Verfasser in seinen gelehrten Anmerkungen mit einer Gründlichkeit und einer Selb- ständigkeit angegriffen, die erstaunlich wirkt, wenn man in der Einleitung liest, daß er hiermit in eine aliena prorincia eingedrungen sei. Gewiß werden die Spezialforscher hier und da manches nachtragen können und werden auch manches anders auffassen wollen, aber sie werden dankbar an-

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Ulrich Wilcken: Über W. Dittenberger, Orientia Graeci Inacriptionea Selectae 315

erkennen, daS Dittenberger, von der vollsten Beherrschung der nicht-helle- nistischen Inschriften ausgehend, auch in die hellenisüscho Forschung viele fruchtbare neue Gedanken aus jenem Gebiet hineingetragen hat und dadurch manches Problem über die von der Spezialforschung bisher erreichte Grenze hinaus gefordert bat.

Um von dem Inhalt und der Art dieses Buches eine genauere Vorstel- lung zu geben, will ich im folgenden einige Punkte besprechen, die mich zum Nachpräfen angeregt haben. Wiewohl auch aus den Seleucidischen, Attalidischen und anderen hellenistischen Inschriften für das Verständnis der Papyri außerordentlich viel zu lernen ist, werde ich im folgenden doch den Kreis der ptolemäischen Inschriften bevorzugen, der den Lesern unseres Archivs durch die verdienstvollen Sammlungen von Max L. Strack beson- ders nahe gebracht ist.

Sogleich für die erste Inschrift des Begnum Lagidarum (Nr. 16), die bekannte halikamassische Inschrift: 'Aya&iji. rvj^rji (r)[^i] IlToXtfiaiov roü £onfjpog xol SeoO £aQÖni “lai 'Agaivöt] xb ÜQbv idQvearo Xcttgi^fiovog v(fto- notoüvTo;) bietet Dittenberger eine überraschende neue Auffassung. Während wir diese Inschrift bisher meist auf den toten Lagiden bezogen hatten, stellt er dieser Deutung den Satz entgegen: pi'o bona fortuna hominis de- functi profedo nihil unquam dfdicatum est. Die Richtigkeit dieser Behauptung wird kaum bestritten werden kOnnen. Daß 'Aya9rig xvxr\g ’AqOivoqg OiXa- 6Ü<pov (Strack, Dyn. Ptol. Kr. 25) kein Gegenbeweis ist, werden wir unten S. 318 sehen. Auch die ähnliche Vaseninscbrift BcqivCxijg ßaatUaarig äyaBfjg xv%rig (auf dem danebenstehenden Altar: 9i&v Evcpyerciv) bei Strack, Dyn. Ptol. Kr. 48 (vgl. oben S. 139), die Strack auf die jung verstorbene Tochter des Euergetes I. beziehen wollte, werden wir nach obigem um so mehr auf seine lebende Gemahlin Berenike beziehen, als die Parallelinschrifl Baadtaig IlToXt/talov ^UcmÖTOpog (Strack, Dyn. Ptol. Kr. 67) sicher auf den Leben- den geht. Da nun der JlToXc/utiog der balikamassischen Inschrift den Eönigs- titel nicht führt, so schließt Dittenberger weiter, daß die Inschrift gesetzt sein müsse, ehe Ptolemäos I. diesen Titel aufnahm (306). Durch den Soter-Beinamen, den ihm zuerst die Kesioten gaben (ca. 308), wird die Da- tierung endlich auf 308 306 begrenzt.

Vor kurzem hat Beloch in unserem Archiv II 241 eine andere Deu- tung aufgestellt. Auch er ging von der richtigen Beobachtung aus, daß die Inschrift wegen des dya9qi tvj;»)» zu Ehren eines Lebenden gesetzt sein müsse. Da Ptolemäos I. Halikamass niemals beherrscht habe, so sah er in dem Ptolemäos den H. (ca. 280) und übersetzte: „Ptolemäos des Sohnes des Retters und Gottes“.

Wer von beiden hat Recht? Daß die letztere Übersetzung Beiochs an sich nicht unmöglich ist, können die unten S. 316 behandelten Inschriften mit der Eltcmangabe Earr/pcov vielleicht dartun. Trotzdem scheint mir seine Deutung dadurch ausgeschlossen, daß vor ITxoXsftalov der Königstitel fehlt. Es wäre ohne Beispiel, wie ich glaube, daß der regierende König in einer derartigen Inschrift nicht ßaoiUvg genannt wäre. Somit bleibt nur die Deu- tung von Dittenberger übrig, da ich wenigstens eine dritte Möglichkeit nicht sehe. Was die Stellung von Halikamass betrifft, so hat Dittenberger be- tont, daß Plutarchs Nachricht von einer angeblichen Belagerung der Stadt durch den Lagiden (Demetr. 7 Endei sich auf 312 bezieht. Jedenfalls

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II. R«ferate und Beiprecbungen

kann man ans den Worten Plutarchs nicht wie Belocb 1. c. schlieBen, daB PtolemSos I. Halikamass „niemals“ beherrscht habe.

Durch Dittenbergers Datierung bekommt die halikamassische Inschrift eine ganz neue Bedeutung für das Sarapisproblem. Da hiernach schon zwischen 308 306 in Halikamass dem Sarapis und der Isis ein Heiligtum von seiten eines Mitgliedes der ägyptischen Satrapenfamilio gestiftet wurde, so folgert Dittenberger weiter, daß der alexandrinische Sarapiskult schon vorher bestanden haben müsse, und gestützt auf die von Tacit. Hist. IV 83 in den Worten Aleiandriae recens conditae angedeutete Zeit- bestimmung meint er, dafi Ptolem&os vielleicht schon bald nach seiner Be- sitzergreifung Ägyptens (323) diesen Kult geschaffen habe. Die hier be- rührten Fragen sind so ungeheuer verwickelt, daß ich den Rahmen meiner Besprechung sprengen würde, weun ich begründen wollte, in wiefern außer diesen sehr plausiblen Schlußfolgerungen immerhin auch noch andere Möglichkeiten denkbar wSren. Ich werde in meinen „Urkunden der Ptole- mäerzeit“ Veranlassung haben, zur Sarapisfrage im größeren Zusammen- hänge Stellung zu nehmen. Eine einzelne Vorftage habe ich oben S. 249 ff. behandelt.

Nr. 21. TloXvSivneioi ist mit Dittenberger sicher als Demotikon zu fassen, aber nicht nur, weil die Inschrift in Alexandrien gefunden ist, son- dern vor allem, weil derartige Ableitungen bei Dorfnamen, wenn ich mich recht erinnere, nicht üblich sind: man würde in diesem Falle etwa dnö floXvösvxsiag gesagt haben. Die Ähnlichkeit zwischen arsinoitischen Do^f- namen und aleiandrinischen Demennamen, auf die Dittenberger hinweist, ist übrigens doch zu zufällig, um Schlüsse von den einen auf die andern zu rechtfertigen. Javaivg in P- Petr. I 24, 2, 1 ist sicher auf den Demos, nicht auf ein Dorf zu beziehen. Zur Literatur über die Demennamen ist der klärende Aufsatz von Frederic Kenyon im Archiv II 70 ff. nachzutragen.

Nr. 22. Dittenberger hat die Inschrift mit Recht auf Ptolemäos H. bezogen. Ob die Ergänzung £coTii^(ov [ulbv nötig ist, lasse ich dahingestellt. Die Verwendung von viog kommt allerdings schon unter Euergetes I. in Adulis vor (vor dem Vatemamen), aber im allgemeinen ist für die Zeit des Philadelphos noch die größte Breriloquenz üblich. Ich halte daher für diese Zeit [Bauilfa I7i]ol[tg]oroi' ^kori/pcov für ausreichend. Vgl. Nr. 23. Man muß also, falls nötig, in Z. 2 einen langem Namen ergänzen. Noch härter ist es, daß, selbst wenn der Königsname im Genetiv voransteht, der Eltemname ohne Verwendung des Artikels sich anschließt, wie in Archiv II S. 539 Nr. 5: ’lhif ßaaiXitog ThoXiftalov xoi Vfpotvöijj ^iXttdiX- <pov Daß das nicht, wie Strack annahm, nach 270, sondern vor

270 geschrieben ist, hat Dittenberger S. 648 gezeigt, worauf ich unten zurückkomme. Hiernach ist auch die Schreibersche Altarinschrift zu deuten (Archiv HI 8. 127 Nr. l): ßaötXitog IhoXifutlov xte! 'AgOivörig <^iXa6lX<pov QiSyv Ztazr^tav. Die Breviloquenz ist hier so weit getrieben, daß die größte Zweideutigkeit entstanden ist Da man auf dem Altar die Namen der hier verehrten Gottheiten erwartet, liegt es nahe, den Ptolemäos und die Arsinoe selbst für die fttol Sioxiiffig zu halten. Aber nach den obigen Beispielen glaube ich, daß trotz allem mit Qi&v SanriQtttv die Eltern des hier ver- ehrten Königspaares gemeint sind.

Nr. 28. 'Ikcf ßaaiX^ag IlroXe/taiov roi UroXtiuclov x«l ßaCiXiacrit A(-

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CIrich Wilcken: Über W. Dittenberger, Orieotis Graeci Inscriptiones Selectae 317

etvörig xzl. Strack (Archiv I S. 200 Nr. 2) hält diese ArsinoC fttr Arsinoe II. Die Möglichkeit will ich nicht bestreiten, aber es kann auch Arsinoe I. sein. Daß sie ohne Nennung der Eltern angescblosscn ist, beweist zwar nichts (vgL 85), aber dies wäre bei Ar.sinoe I. besonders verständlich. Viel- leicht ist entscheidender, daß sie nicht <Pda6iX(pov genannt wird. S. unten S. 319.

Nr. 29 hat Dittenberger folgendermaßen hergestellt: fThip ßaadiag UzoXtiiaQov Tov IliolLifi[alov | xal Biftvlxtjg Xcarr^ptiiv xol] imiQ ’AQaiv6rj[g ßttledüsatjg xtI. Die Ergänzung von ßaffditog, die wieder XtoxrjQiov zur Folge hat, scheint auch mir durchaus notwendig. Wohl mit Rücksicht auf Stracks Beobachtung über die durch die Strahlen des Giebels gegebene Zeitenlänge (Dyn. Ptol. Nr. 18), hat Dittenberger das xol in die 2. Z. gesetzt und so Stracks Normalziffer (30) nur um 5 Buchstaben überschritten. Das wird nicht zu vermeiden sein, denn der regierende König kann in der Weihe- formel nach vniQ unmöglich ohne Titel stehen. Aber die Ergänzung ßaOi- Uaa^g, die Ditt. statt rT,g ytn’aixdg (Fabricius, Strack) verschlägt, halte ich nicht für richtig, weil ich kein Beispiel kenne, daß in dieser Weibeformel der Königstitel hinter Am Namen stünde. Freilich auch an lijj yvvotxog und die Deutung auf Arsinoö I. glaube ich nicht, denn dann wäre ßaei- X/aat/g vor ’jQOivötjg zu erwarten. Stracks Begründung: „Arsinoö wird die erste Frau des Philadelphus sein, da bei der zweiten Frau die Namen der gemeinsamen Eltern hinter ihren Namen gesetzt sein würden“ ist, wie eben zu Nr. 28 bemerkt, nicht zwingend. Auch ArsinoC HI. hat dieselben Eltern mit ihrem Mann, und doch heißt es in Nr. 85: 'Tkig ßaadiag IlxoXtiialov ToO IlxoXtfialov xol ßaOiXlaarjg ’jlgaivorjg &t&v 0donax6g<av. Ich sehe für unsere Inschrift zwei Möglichkeiten. Entweder ist vTtig 'Agaiv6xi\g ddtl- (p^g zu ergänzen: so könnte Arsinoe II. nach ihrer Rückkehr nach Ägypten und vor ihrer Hochzeit mit dem Bruder genannt sein. Aber zumal ich eine Parallele hierfür nicht habe, ist mir wahrscheinlicher die zweite Mög- lichkeit: inip Ap<tiv6ji[g fPi'XaäiXipov, denn für diese Nomenklatur der lebenden Königin (ohne ßaeCXtOOaf) haben wir viele Parallelen. S. unten S. 318f.

In Nr. 33 hat sich Dittenberger an Letronne und Strack angeschlossen, indem er ergänzt: B«a5lt0O«v ’Agatvitjv ffeä[v xfjv IlxoXefiaiov

xal Bipevlxrig [Oiöv Zaix'iigani] xj nöXig (Ptolemais in Cyrcnaica). Da Ar- sinoö n. erst nach ihrem Tode B:a <J>iXccStX(pog wurde, so müßte notwendig (nicht nur potiiis) die Inschrift sich auf die Tote beziehen (f 270). Die MögUebkeit dieser Ergänzung will ich nicht bestreiten, aber ich möchte be- tonen, daß die Ansicht Droysens, der 0:ä[>' <J>iXonäxoga] und Ei-cg-

ytiöv] ergänzte, also die Inschrift auf Arsinoe III. bezog, dadurch nicht wider- legt wird, daß Strack mit Recht die historischen Bedenken Droysens gegen die Beziehung auf Arsinoe U. entkräftet bat. Die große Zahl von Ehren- inschriften für Arsinoe II. kann die Frage nicht zu Gunsten der letzteren entscheiden, wie Strack annimmt. Es sind also nach unserem bisherigen Wissen beide Auffassungen möglich. Ich w'ill nicht verschweigen, daß ich der Ansicht Droysens zuneigo, und zwar wegen des (Saofimao-Titols. Boi der Angabe der Filiation kommt es zwar vor, daß tote Könige deu Königs- titel führen (z. B. in Adulis), wiewohl sie ihn häufiger auch da entbehren, also rein als Götter aufgefaßt werden. Aber sonst erinnere ich mich nicht,

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n. Referate und Besprechungen

bei Toten, die man als GStter bezeichnen konnte, den irdischen Königstitel gelesen zu haben. Freilich kann mich ein besserer Kenner unserer Monu- mente hierin vielleicht bald widerlegen. Doch bis dahin glaube ich, daß obige Inschrift sich nicht auf die tote Arsinoö II., sondern, wie Droysen annahm, auf die lebende Arsinoö III. bezieht, denn die Frau des Philopator war schon bei Lebzeiten drd.

Nr. 34. Wenn sich weiterhin bestätigen wird, was Dittenberger zu diesen, weit über die Inseln zerstreuten gleichlautenden Inschriften 'jQ(Siv6r]s <Z>iXaiÜ(pov bemerkt, so verdanken wir ihm einen außerordentlich wichtigen Beitrag zu einer brennenden Frage der Ptolemäergeschicbte. Und ich glaube, er hat recht gesehen. Die Gleichförmigkeit dieser Inschriften erklärt er aus einer und derselben Veranlassung, nämlich aus Geschenken, die Arsinoe II. anläßlich ihrer Hochzeit mit dem königlichen Bruder den Göttern der Insel- welt gemacht habe. Wichtiger als diese an sich plausible Vermutung, die immerhin nicht zwingend ist, ist die Voraussetzung, von der DittenWger dabei ausging, nämlich daß Arsinoe n. schon bei Lebzeiten, und zwar offen- bar seit ihrer Hochzeit, den Ehrenbeinamen <ViXüdclq>og geführt habe, wenn sie auch erst nach ihrem Tode f270), wie die Mentiesstele gezeigt hat, zur &{ä f^tXäSeXqiog erhoben worden ist. Bei der weittragenden Bedeutung dieser Annahme war es nötig, sie mit Beweisen zu stützen, und das hat Dittenberger auf S. 648 nachgeholt. Im Gegensatz zu Stracks Aus- führungen im Archiv H S. 540 und der herrschenden Meinung, wonach die Königin auch den Namen <I>iXaötX(pog erst nach dem Tode, zugleich mit dem Kult, bekommen habe*), zeigt er durch Aufstellung des Satzes; prae- positionis ■ÄTtrp cum genetivo coniunctae vis non cadit in mor- tuam aus der Inschrift; 'TWiq ßaaiXicag üroXifialov *ol ’Agaiv6t}g iDiXaSiXqtov /hovvaiog TTordfiavog (Aroh. II S. 539 Nr. 5), daß Arsinoe schon bei Lebzeiten iPiXdäeXtpog geheißen hat. Ich füge hinzu, daß die schon oben besprochene andere Regel, die er auf S. 48 aufgestcUt hat: pro bona fortuna hominis defuncti nihil unquam dedicatum est, zu demselben Ergebnis führt, denn es gibt eine Inschrift: ’Aya&ijg tvx>ig 'Agaivötjg WtXa- öiXcpov (s. oben 8. 315). Von der Richtigkeit dieser beiden Dittenberger- schen Regeln hängt sehr viel ab. Soweit es mir bis jetzt möglich war, unser Material daraufhin durchzuarbeiten, habe ich nichts gefunden, was sie widerlegte. Denn Stellen wie xrioff/rtos toC atjfiaivoiiivov Cegov ■övip rt aoS xtti Töv 7Tgoy6va>[v <f]oC (aus einer Bittschrift, Arch. II 8. 556 Nr. 38), wird niemand auf eine Stufe mit den hier in Frage stehenden Weihinschriften setzen wollen. Aber vielleicht wird man die Inschrift im Archiv H S. 546 Nr. 24 ihm entgegenhalten, die Strack mit großer Wahrscheinlich- keit so ergänzt hat: ['Ttrrp IJroX. *al ßaa. ’Agatv6>][^g tb T(pc]vop...

[xol iiig TItoX. Xf<t ßaa. Bigevlxi)g [Ü£öv £]ü riiuvog . . .

Das zweimalige zififvog verlangt, wie Strack richtig gesehen hat, auch ein zweimaliges inlg ßaa. xrl. Wenn Dittenbergers Regeln zu Recht be- stehen, so müßten hier zwei Königspaare am Leben sein, Ptolemäos IV, mit Frau und Ptolemäos IH. mit I^u; und das wird man für unmöglich

1) Nachträglich sehe ich. daß v. Wilamowitz in Sitzungsb. Akad. 1902 S. 109S, 2 von einer Inschrift, in der ’Aettvörjs ttXadiXtpov Erwähnung geschieht, sagt, sie müsse zu ihren Lebzeiten gesetzt sein.

s

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Ulrich Wilckeni Über W. Dittenberger, Orientis Oraeci Inscriptiones Selectae 319

halten. Und doch kann es richtig seinl Ich verweise hierzu auf F. Magd. 14, aus dem nach meiner Interpretation im Archiv II S. 391 folgt, daß Ptole- mäos II. oder III. kurz vor ihrem Tode (im 39. resp. 26. Jahre ihrer He- gierung) zu Gunsten ihres Sohnes abgedankt haben. Genau der Fall wird durch unsere Inschrift fUr Ptolemäos III. vorausgesetzt: nach dem Ditten- bergerschen Gesetz muß Euergetes nebst Frau damals noch gelebt haben, während ihr Sohn Ptolemäos IV., der spätere 9i6g Odcntäico^, schon regierte, und genau so, wie im Papyrus der junge KOnig, nach dessen Regierungs- jahr (l) datiert wird, vor dem alten KSnig genannt wird xal ool

xal xS>t e&i norrpl cciüfimtog itaQixofuvog), steht auch in der Inschrift der junge KOnig vor dem alten. Dies Nebeneinanderleben des Philopator und seines abgedankten Vaters ist wahrscheinlich so kurz gewesen, daß die Historiker nichts davon erfahren haben (vgl. Polyb. V 34, 1, Justin 30, 1). Die so- eben erschienene Fortsetzung der Magdöla- Publikation (s. oben S. 308) be- stätigt diese AusiUbningen: Jouguet-Lefebure beziehen jetzt mit guten Gründen jenes 1. Jahr auf Philopator. Ich zweifle hiernach nicht mehr, daß Euergetes I. kurz vor seinem Tode abdankte. Bis ein Gegenbeweis erbracht ist, nehme ich hiernach mit Dittenberger an, daß Arsinoe II. von der Hochzeit mit ihrem Bruder bis zum Tode den Ehrenbeinamen dcl^po; geführt hat. Wenn sie nach ihrem Tode dann durch den Bruder zur 9iic 0daitX<pog erhoben wurde (vgl. Mendesstele), so ist hier ebenso wie bei ihrem Vater Soter, der vorher schon verliehene Ehrenbeiname in den Eultbeinamen verwandelt worden. Damit ist wohl der Ansicht von Strack, die ich nie geteilt habe, daß 0ddäelg>og der ursprüngliche Name des Ptolemäos IL gewesen sei, der letzte Stoß gegeben. Wir werden hier- nach alle Urkunden nach 270 ansetzen, die die Königin als 9sd 0dd- isl<pog bezeichnen, werden aber bei denen ohne 9ea einmal zu berück- sichtigen haben, daß die Griechen außerhalb Ägyptens gelegentlich den did; fortlassen auch da, wo er berechtigt ist, und den Kultnamen gewissermaßen als Distinctivum benutzen (vgl. z. B. Nr. 133). Andererseits lassen speziell bei dieser Göttin gelegentlich auch die ägyptischen Urkunden den Gottes- titel aus. Vgl. z. B. P. Bev. 36, 19. Hiernach läßt sich keine feste Regel aufstellen, ob die Texte ohne 9ei vor oder nach 270 anzusetzen sind. Eine Besonderheit ist übrigens, daß vor dem Ehrenbeinamen der

Titel ßaalUcaa meist zurücktriti

Zu Nr. 35, der Philotera- Inschrift, bestreitet Dittenberger auf S. 648 gegenüber Strack (Arch. II 8. Ö4l) mit Recht, daß wie der /Jacfliaoa-Titel, so auch der jSaotlziif-Titel von nicht regierenden Gliedern der FamUie ge- führt werden könne. Ich wüßte in der Tat nicht ein einziges Beispiel da- für. Dagegen ist zu beachten, wie prompt der ^aodtvs-Titel bei denjenigen Prinzen fortgelassen wird, die nicht mit regieren! Vgl. Nr. 86, 87, 88, 98, 121 usw. Ich mache noch auf die feine Bemerkung Dittenbergers auf S. 44 aufmerksam, daß der Unterschied in der Behandlung von ßaadevg und ßaelXiaoa dem verschiedenen Gebrauch von Augustus und Aug\ista seit Domitian entspricht (Mommsen, Staatsrecht II* S. 821 f.).

In Nr. 46, 12: t^v ntvxtjxoeiiiv xal rb ygaipXov xStv ofxatv, steht ypa- ^Cov, wie Ditt. mit Recht betont, als ein vectigal. Damit ist die Abgabe yfagplov in BGU 277 II 11 (aus römischer Zeit) zu vergleichen. Vgl. Griech. Ostraka I S. 353.

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II. Referate and Besprechongen

Nr. 69. Vgl. den rfftiiatv T^co Tä|cco[v] in meinen Aktenstücken aus d. kgl. Bank z. Theben Nr. IX 10, der einem i^fiijvtvg z(bv Tptoyodvröv eine Quittung schreibt. Zur Sache vgl. oben S. 188.

Nr. 72. In der Anmerkung zitiert Dittenberger die folgende Inschrift aus Bedesiye: Ilavi KvöSm Kai 'Entjxoai Ikxptavivabg (^Eaxpavivabg Druck- fehler) vtÜq aviov und bemerkt zu dem Eigennamen: nomen corruptutn quod Schwarzius (Nr. 41) frustra defendere conaiur. Ich lese nach Lepsios Denkm. YI 81 Nr. 166 vielmehr: £6(pa>v ’lvdög. Damit lernen wir einen hellenisierten Inder kennen, der griechisch schreibt und dem griechischen Gott dankt, auch einen griechischen Namen führt. Einen solchen Mann unter den Besuchern von Redesiye zu Anden, ist ein interessanter neuer Beleg für die Beziehungen zwischen Indien und Ägypten in ptolemSiscber Zeit, Uber die kürzlich Hultzsch anlsBlich seines Nachweises, daß die Barbarensprache im Mimus von Oxyrhynchos die Kanaresische ist, im Hermes 39 S. 307 ff. gehandelt bat

In Nr. 74 ist ix nti(ayyovg eine vortreffliche Emendation Dittenhergers.

Nr. 85. Die Beziehung auf Philopator und seine Frau ist die einzig mSgliche. Die ausführliche Begründung des Herausgebers ist völlig über- zeugend.

Nr. 86. Wenn ich recht sehe, begegnet hier, in der Zeit des Philo- pator, zuerst der Artikel mit fx zur Angabe der Eltern. Ygl. auch Archiv H S. 544 Nr. 21, gleichfalls aus dieser Zeit. So können wir verschiedene Stufen der Deutlichkeit unterscheiden: anfangs wird nicht einmal der Artikel regelmäßig gesetzt, dann setzt sich der Aitikel fester durch, und schließlich tritt gar noch ix hinzu. Doch kommen auch später gelegentlich wieder die kürzeren Formen vor (z. B. Nr. 128). Ich möchte übrigens aus dieser Inschrift nicht folgern, was der Wortlaut verlangt, daß der kleine Sohn der Philopatoren (der spätere Epiphanes) damals in den Kult der Eltern mit aufgenommen sei. Das hätte nur geschehen können, wenn er auch ßaaiüvg gewesen wäre. Der Schein ist nur durch die Ungeschicklichkeit der Dedikanten erweckt. Daß sie bei &icln' (Pdtnfazöqaii’ tatsächlich nicht an ihn gedacht haben, zeigt der Zusatz z&v Ix FlzoXipalov xrl., der nur für die Eltern paßt. Korrekter ist in dieser Hinsicht Nr. 87, 88 wo der Sohn außerhalb des Kultes bleibt. Zu der Bedeutung von Sutdexopevog als Stellvertreter vgl. meine Ausführungen im Hermes 23, 597 ff.

Nr. 90. Für die viel besprochene Datierung ?<og zoü 7C(fmzov Fzovg ini zoi jroipös ovToö schlägt Dittenberger eine neue Erklärung vor: ,,per toium Philopatoris regnum usque ad prtmum Epiphanis annum". Hier kann ich ihm nicht folgen. Wir haben Beispiele, die zeigen, daß es Regel war, in solchen Fällen, wo das Regierungsjahr eines verstorbenen Königs be- zeichnet werden sollte und zwar nur dann , den Königsnamen nicht, wie beim Lebenden, direkt im Genetiv von der Jahreszahl abhängig zu machen, sondern ihn mit M c. gen. neben das Jahr zu stellen. Und das hat auch seinen guten Sinn: das betreffende Jahr wird als eines bezeichnet, das da war zur Zeit, als der und der König war. Der Kanzleistil hat auf diesem Wege ein Mittel gefunden, um die Regierungsjahre des leben- den Königs und seiner Vorgänger deutlich zu scheiden. Vgl. P. Tor. 1 V 5: zoO xt] 0zovg) Ilttjav izzi zov tüiiopt/zogog. Ebendort Z. 14: zoO U (Izovg) Mtaoqri izzl zov avzov ßaaiUa>g. Ebenso in P. Par. 15. Ich gebe zu, daß

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diese Beispiele nicht voll beweisend sind, weil man einwenden könnte, daß hier das M durch die Zwischenschiehung des Monatsnamens erfordert sei. Aber strikt beweisend ist P. Teb. 61 (b) 70: iv r&i (Jrti) fjti toü ö[dr]lqpot! (= 153/2), womit auf die Regierung des verstorbenen Bruders (Philometor) des regierenden Königs (Euergetes) hingewiesen wird. Danach kann es auch in der Rosettana 1. c. nur heißen „bis zum 1. Jahre zur Zeit seines Vaters“, d. h. bis zum 1. Jahre des Philopator.

Mit Hilfe der hier aufgestellten Regel, die mir erst die Tebtynis- papyri ganz klar gemacht haben, können wir ein interessantes literar- historisches Problem lösen, das die Theologen viel beschäftigt hat Der Enkel des Jesus Sirach schreibt in seinem Proömium folgendermaßen: iv yaf &yS6a xol XQiaxoaiä izei ItxI tov Eiiefyitov ßaaiiimg jtaQaytvrj&eig tig Atyvrtrov x«l axiyxQOvlaag t^pov ov fuxpä; naiSllag cupöjiotov xtI. Wir finden hier dieselbe Anwendung des i^tl nach der Jahreszahl wie in den obigen Fällen. Schon Deissmann (Bibelstudien I S. 255 ff.) hat auf Grund jener Stelle der Rosettana und des Par. 15 gegenüber Letronne u. a. diese Worte dahin richtig gedeutet, daß der Schreiber im 38. Jahre des Euer- getes n. (= V6Zji) nach Ägypten gekommen sei. Auf Grund meiner obigen Beobachtung gehe ich aber noch einen Schritt weiter und behaupte, daß wir aus der Anwendung von inl den Schluß ziehen müssen, daß Euer- getes n. bereits tot war, als diese Worte geschrieben wurden, d. h. daß die Übersetzung der Sprüche des Jesus Sirach erst nach dem Jahre 116 v. Chr. vollendet worden ist. Nebenbei erhalten seine darauf folgenden Worte: noXlijv yäg ayQwtviav xal iniaxijiirjv nnogevfyvü- fuvog iv öiaaxT^iittxi xoB yfovov xtI. unter jener Annahme einen volleren Inhalt. Mindestens 16 Jahre sind also verflossen zwischen seiner Ankunft in Ägypten und der Herausgabe des Buches. In dieser Zeit hat er die ägyptische Koivr^ gelernt, wie das Proömium uns zeigt, dessen Sprache sich wesentlich von dem Übersetzungsgriechisch der darauf folgenden Sprüche unterscheidet Vgl. Deißmann, Bibelstudien I S. 63, 1: „Niemand wird sich des Eindruckes erwehren können, daß hier ein alexandrinischer Grieche, nachher ein verkleideter Semit redet.“ Die LXX dagegen weichen in den von Deißmsinn S. 256 zusammengetragenen Stellen von der lebendigen Sprache Ägyptens ab, wenn sie z. B. iv xm SivxiQa txti inl Aa^t/ov (Zachar. 1, 7) im Sinne von ,^m 2. Jahre des Darius“ schreiben.

Nr. 91, 2 akzeptiert Dittenberger die Er^nzung Stracks toü ^[xj’övoo] nebst seinem Hinweis auf 90, 3: ixyovov 9cäv 0iXo7tax6ga>v. Letztere SteUe würde ich aber nicht als Parallele empfehlen, weil sie der Datierung der Rosettana entstammt, die bekanntlich eine Übersetzung der ägyptischen Königstitulatur enthält, ixyovov entspricht dort einem Wort, das etwa den SpröBling, Nachkommen, Erben bedeutet, aber nicht das übliche Wort für Sohn ist. Der Wechsel von ixyövav dstöv 0iXomtx6fiov und vCov xov 'HXiov entspricht genau dem Wechsel der ägyptischen Worte. In unserer rein griechischen Inschrift halte ich daher ixyovov nicht am Platze, sondern ergänze xoO f[x Ilxol. xtxl ’AQai[y6rig ffccöv] OiläTtaxoQiov. In

197, 3 heißt fxyovos der Urenkel. Daß von den Eltern der Vater den Königstitel bekommt, die Mutter aber nicht, kommt auch sonst vor (vgl. Nr. 61), nur nicht das Umgekehrte, wie Dittenberger S. 135 treffend aus- führt und begründet.

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II. Referat« nnd Beeprechnngen

ln Nr. 92 Bcheinen mir die Worte 'Titig ßadikiwg nvoUfuxCov tov JltoXt- luxlov 9toi! ’Enupavoüg ttctl Evxaglarov rein sprachlich betrachtet eben so wohl auf Epipbanes (Mahaffj, Dittenberger) wie auf einen Sohn des Epi- phanes (Strack) bezogen werden zu können. In letzterem Falle würde ich, wie wohl auch Strack jetzt tut (Dynastie Nr. 89, vgl. 8. 180), an Philo- metor denken. Da er dann aber ohne Kultnamen auftritt, müßte die In- schrift vor seiner Apotheose gesetzt sein, und da wir über diesen Zeitpunkt nichts wissen, neige ich sachlich mehr der Ansicht von Mahaffy und Dittenberger zu. Daß deren Auffassung möglich ist, woran für mich kein Zweifel besteht (vgl. Nr. 86), zeigt, daß auch in einer ttgyptischen Apisstele, die, wie Brugsch (Äg. ^itschr. 1884 S. 126) aus der Apismutter erwiesen hat, sicher auf Epiphanes zu beziehen ist, genau dieselbe zwei- deutige Wortstellung sich ßndet. Sie lautet nach Burgsch: „Im Jahre 14 des Königs Ptolemäus, Sohnes Ptolem&us, des Gottes Epiphanes Eucharistos“. Brugsch nennt das einen „in der ägyptischen Epigraphik nicht allein dastehenden Irrtum“. Für den griechischen Text braucht ein Irrtum nicht angenommen zu werden. Andererseits stimme ich Strack zu in der Deutung von Magavtvg als Demoticon; als Ethnicon der thrakischen Magdivcta wird uns MagavCrijg und Magaivaiog von Steph. Byz. überliefert

Nr. 94. Mit Recht folgert Dittenberger in den Addenda S. 650 aus den Tebtynispapyri, daß Lepsius’ Schreibung Egyeoig die richtige sei. Ich bemerke dazu, daß das y wahrscheinlich, wie so oft, wie j zu sprechen ist, und daher der Name identisch ist mit 'Eguvg.

In Nr. 97, 5 würde ich das überlieferte OEOPSl nicht 'Oeögm schreiben, denn das setzt einen Nominativ 'Oaogog oder "Oaogog voraus und diese Form ist unmöglich. Oaog ist bekanntlich eine enttonte Form von 'Oetgig (s. oben 8. 249). Also auf Oaog muß immer noch ein ägyptischer Stamm folgen, der den Ton trägt Ich ziehe daher vor, 'Oaogä zu schreiben, was als „Großer Osiris“ gefaßt werden könnte und eine nicht giüzisierte Form wäre, ähnlich wie Xvovßci in Nr. 168. Daß OaoQm hier nicht als griechische DaÜvform zu fassen ist, dafür spricht wohl auch das Fehlen des Jota ad- scriptum, das in dieser Zeit wohl zu erwarten wäre.

Nr. 101. Dittenbergers Emendation i^t npostuj[^t> ist evident Aber das vorhergehende i^idgav muß doch wohl zu Tijvie i. ver-

ändert werden, wenn man nicht mit v. Wilamowitz, Sitzungsh. Akad. 1902 S. 1904, einfaches t^v lesen will.

Nr. 102: Tvexev rijg tl%tv xtA. Der relativische Gebrauch des Artikels ist in den Papyri sehr häu&g. Vgl. F. Völker, Syntax der griechischen Papyri. I. Der Artikel: Jahresb. Realgymnas. Münster L W. für 1902 S. 6. Zu fiax/fioiv in Z. 14 ist Dittenberger noch den Hypothesen P. M. Meyers (Heerwesen S. 64 ff.) gefolgt, deren Unhaltharkeit schon von Wilh. Schuhart, Quaestiones de rehns militarihus quales fuerint in regno Lagidarum Diss. Breslau 1900 (vgl. auch Archiv II S. 152) und mit neuem Material von Grenfell und Himt, Tebtynispap. S. 552 dargelegt ist. Auch sonst ist hier und da noch zu viel von P. M. Meyers Hypothesen aufgenommen worden, wenn Dittenberger auch an mehreren Stellen aus Eigenem ihm mit guten Gründen widerspricht. Meyers Buch hat sicherlich seine Verdienste, aber

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es ist nur mit allergrößter Vorsicht und unter beständiger Kontrolle zu benutzen.

Nr. 103. Auch daß Epiphanes Ägypten in drei Epistrategien geteilt habe, ist eine irrige Behauptung P. M. Meyers (Heerwesen S. 65), fttr die auch nicht der Versuch eines Beweises gemacht ist. \'gl. gegen die Drei- teilung in ptolemäischer Zeit Oriech. Ostraka I S. 423 tf. (dazu jetzt oben S. 312).

Aus Nr. 106 schließt Dittenberger mit Recht, im Gegensatz zu Krebs, daß der cigaycüytvg nicht der Vorsitzende der Chrematisten war. So in- zwischen auch Oradenwitz, oben S. 25.

In Nr. 111, 10 ist Dittenbergers Ergänzung (t>Uo|U)jTO()/d[o;J vortreff- lich. Statt 6()]o9)v1o| in 16 könnte man auch an 5pp]oipiUaJ (vgl. Griech. Ostraka I S. 273) oder öp{]o<piUa£ (vgl. Hiischfeld, Sitzungsb. Ak. 1892 S. 819 f.) denken. Für den Kommandanten von Syene paßt der letzte Titel vielleicht am besten, wonach das an Syene angrenzende WUstengebiet (ö(io$) seiner Bewachung unterstellt war. Der Begriff der Grenze (ö'pos) will mir hier nicht recht passen, zumal in demselben Text von Gründungen weit im Süden die Rede ist. In 20 wird in der Lücke ntnatpvUag stecken (oder genauer, wie W. Otto vorschlägt, [7 ^Jol/aj). Der Gottesname AVopö) bedeutet übrigens nicht bloß Clmumis magnus, sondern „der

große Cbnum, Herr von Elephantine“ (Archäol. Anzeiger 1889 S. 115 ff.). Am Schluß ergänzen Strack und Dittenberger xuxü töv mlfiivov [ßaai- lix]5v vdftov. Sollten die Feste dieses Vereins wirklich durch ein könig- liches Gesetz geregelt sein? Ich würde hier eher an die Vereinsstatuten denken (vgl. Ziebarth, Griech. Vereinswes. S. 145). Also etwa [«Jui'odt* |öc voftov oder ähnlich.

Nr. 116. Im Hinblick auf P. Teb. 5, 2/3: ucpiia^iyt xovg rij[i'|

[ßaail'^av jtjdvTos äyvotj(iäz(i)v vermute ich für Z. 1 die Ergänzung: avy- yi>iu[pi)v loig Kotu rtjv ßa6iltf\av yeyovoatv äyvorjga[aiv. Damit wäre gleich- falls auf eine Amnestie hingewiesen. Nun wissen wir aus P. Par. 63, 13, daß Philonietor, auf den P. M. Meyer diese Inschrift mit Recht bezogen hat, als er am 17. August 163 wieder ans Ruder kam, eine Amnestie erließ: änolrlvxOTC; Jndvrajj Tfäirrag zoiig i i/eaxt/fiivovg i'v xiaiv äyv<yqftaaiv. Es scheint mir nicht ausgeschlossen, daß unsere Inschrift auf eben diese Am- nestie Bezug nimmt. In Z. 3 dürft« avxS>i zu ergänzen sein.

Vgl. xaiojpüoffat in Petr. II 31, 10. x«froj[p«ff^<o«av P. Bev. 50, 14.

Für Nr. 124 habe ich in der Deutsch. Litt Z. 1896 Sp. 1388 eine abweichende Deutung vorgetragen, die ich auch jetzt noch aufrecht erhalten möchte. Ich habe in J. G. Droysens Kleinen Schriften II S. 442 aus ägyp- tischen Denkmälern nachgewiesen, daß der spätere Euergetes H. während der Samtherrschaft mit dem Bruder und der Schwester (ca. 169 163) in ihren Kult als 9t6g <2>(lo|z^o>p mit aufgenommen war, daß er also in Ägypten nicht vor seiner Alleinherrschaft (145 ff.) 9c6g E^tgyixtjg gewesen sein kann. Ich ließ dabei die Möglichkeit offen, daß er vorher als König von Kyrene (163 145) dort zum fftis Kvtfyixtjg erhoben sein könne. Die Richtig- keit dieser Ausführungen hat mir inzwischen eine hieroglyphische Inschrift bestätigt, die Brugsch, Äg. Zeitschr. 1884 S. 125 herausgegeben hat Diese ist datiert aus dem 6. Jahr des Ptolemäos und seines Bruders Ptolemäos

Archiv f. pApjriuforsohttng. III. Ü. 22

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n. Referate and Besprechungen

und ihrer Schwester Kleopatra. In der darauf folgenden Lücke wird „der mutterliebenden Götter“ gestanden haben. Jedenfalls machen diese den Schluß in der nun folgenden Aufztthlung der apotheosierten Könige (ah- hSngig vom [Alexander])rie8ter]?). Dabei ist bemerkenswert, daß diese „mutterliebenJen Götter“ nicht wie die anderen im Dual, sondern im Plural geschrieben sind. Also gehört der „Bruder“ auch dazu. Nebenbei bemerke ich, daß diese Inschrift Stracks Ansicht, daß während der Samtherrschaft jeder Bruder für sich seine Regierungsjahre gezählt habe (Dynastie S. 34 ff. ) widerlegt und meine Auffassung (bei Droysen, Kleine Sehr. II 441), wo- nach diese Jahre 1 7 als gemeinsame Jahre der beiden zu fassen sind, nachträglich bestens bestätigt. Genaueres darüber in meinen „Urkunden der Ptolemäerzeit“. Nach Obigem dürfen wir erwarten, den sogenannten Euer- getes II. in Denkmälern Ägyptens vor 163, resp. in Kyrene eventuell vor 145, gelegentlich als 9tog tPilop^rcop anzutreffen. Und dieser Fall liegt nun, wie mir scheint, in Nr. 124 vor: [2f]o[ö]ili« [//i]ol£<(p^tow [r]o[v] n-coXtfialov xo[t Al£o[jt](iTpcti dd£l[<p]üv ffeov

<(<P)>£lo/i^ropa Dittenberger sieht in dem erstgenannten Ptole-

mäos den älteren Bruder (Philometor), in dem zweitgenannten den Euergetes, und Schließt aus der Gruppierung der Personen, daß die Inschrift erst nach dem Tode des ersteren (146/5) gesetzt sein könne, wenn sie auch wohl, wie Lotronne annahra, vor seinem Tode dekretiert sei. Strack (Dyn. Nr. 86) bemerkte zur Inschrift; „Voraussichtlich aus dem Jahre 169, wenn nicht zu Euergetes gehörig“. Nach meinen obigen Ausführungen scheint mir die einzig ungezwungene Deutung die 1896 von mir aufgestellte zu sein, wo- nach der geehrte ßaathiig IlTokifUtiog 9-ibg ff>(lopr/r(dp der jüngere Bruder ist. Da die Inschrift aus der Cyrenaica stammt, liegt es nahe, sie der Zeit zuzuweisen, wo er König dieses Gebietes war (163 145). Daraus er- gibt sich, daß er als König der Cyrenaica nicht einen eigenen Kult als 9i6g Evtfyixtjg erhalten hat, sondern nach wie vor ein 9i6g OiXojir[ttaf ge- blieben ist, bis er Herrscher Ägyptens wurde.

Zu Nr. 129 (vgl. S. 651 zu 96) erlaube ich mir zu bemerken, daß ich schon 1896 aus staatsrechtlichen Gründen die Synagogeninschrift [IioU^aiog Eviiiyittig tiji' aavlov dem Euergetes I. zugewiesen

habe: Bert phil. Woch. 1896 Sp. 1493. Vgl. Archiv II 467.

Nr. 130. Diese Vereinsinschrift, verglichen mit der älteren Parallel- inschrift Nr. 111, zeigt ein Fortschreiten des Ägyptisiurungsprozesses, inso- fern bei den Götter-Doppelnamen hier die ägyptischen voranstehen, dort die griechischen. Daß trotzdem und trotz der vielen ägyptischen Namen der Mitglieder unter dem ägyptischen Firnis ein griechischer Kern steckt, zeigt die rein griechische Ausstattung des Denksteines: ein griechisches Giebel- feld, geschmückt mit einem Krater und zwei Thyrsosstäben. Also diony- sische Kaltformen auch damals noch, trotz allem! Das gibt viel zu denken, und mag uns von neuem eine Mahnung sein, bei der kulturhistorischen Ver- wertung der Texte, im besonderen der Nomenklaturen, mit größter Vorsicht vorzugehen.

Dittenberger hat ohne Zweifel Recht, wenn er sagt, daß derselbe Herodes, der oben als IliQyafitjvog bezeichnet wurde, hier mit Btftvuuvg als Bürger einer Stadt Berenike bezeichnet werden könne. Wenn er aber die andere Möglichkeit, üt^tvixtvg als Demoticou zu fassen, leugnet und

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Ulrich Wilcken: Über W. Dittenberger, Orientia Graeci Inscriptionea Selectae 325

als Grund angibt „fumt demoticis cives non u/unfur pereffre“, so trifft dies für Ägypten jedenfalls nicht zu. Ich weise nur darauf hin, daB in den Petr. Pap. aus dein Faijüm die in einen Demos eingeschriebenen Alexan- driner sich mit ihrem Demoticon nennen, wBhrend die noch nicht ein- geschriebenen heißen (mit dem Zusatz tüv omco) intfyfU-

viov eig djjfiov x) vgl. GGA 1895 S. 136. Danach hindert nichts anzu- nehmen, daB Herodes, der sich noch unter den Philoraetoren ilepyafiiji'öf nanute, inzwischen etwa Bürger des Btptvixevg von Ptolemais in

OberSgypten geworden ist. Es wBre übrigens verwunderlich, wenn nicht auch Alexandrien einen solchen Jrjfiog gehabt 'hfitte. Zu den Eigennamen bemerke ich, daB statt Ihlliag wohl überall Ihkalag zu lesen ist, denn gerade für diese Gegend ist dieser Name oft bezeugt. Vgl. Griech. Ostraka II Indices.

Nr. 132, 11 möchte ich emendieren statt des überlieferten

|evio, denn au Gastgeschenke zu denken, wie Strack tut, scheint ‘mir durch den Zusammenhang ausgeschlossen. Es kann nach dem speziellen Xißavforct (popria mit %al ruXXu ^tvi<^xyä nur auf sonstige „fremdlBn- dische“ Importwaren (aus Arabien usw.) hingewiesen sein. Dazu brauchen wir aber die Form itvitul. Vgl. z. B. Icvixiv fXaiov in Rev. P. 52, 13 und 26.

Nr. 139, 21; iva fi vfuzipa xdpig tttlpvriaxog vnupxft Mir

scheint, daB nap’ nur auf die urijlij gehen kann, von der unmittelhar

vorher die Rede ist, nicht auf die Isis, von der nur im Titel des PrBskript.s die Rede war. Der Sinn kann nur sein, daB durch die azi\Xii das An- denken verewigt werden soll. Vielleicht kommt das am besten zum Aus- druck, wenn man jzop’ efit7j(vy verändert (bei Schwund des v- finale tritt gelegentlich < ein). Vgl. etwa Isocrat. Archid. § 52: mpa toOrov yiida&at lijv aanrjflav avxoig.

Der folgende SchluBsatz scheint mir nicht vollständig überliefert zu sein: ich vermisse hinter xal iv tovtoi; (d. h. auch in diesem Punkt, vgl. 224, 37) die Hervorhebung des ersten Subjekts t'ifuig. Wie es in der Be- gründung der Bittschrift heißt: avjißaivH fluTToOeff«! i6 itpbv xal xiv- ivvcviiv rjiiäg toO cx'iv xxX., SO wird es auch hier beißen: Tovxov dl yevofiivov Ia6(u9tx xol iv xovxoig fepiv rd “leiSog

tvt(fytxxjiiivot.

Auf S. 652 verweist Ditterberger in bezug auf die xcapovaCa u. a. auf P. Teb. 5, 178 ff. Das mir unverständliche Wort Inufcxtiv daselbst Z. 182 konnte ich vor dem Original nicht verbessern. Aber mit Hilfe meiner Ab- zeichnung habe ich nachträglich die richtige Lesung fyynpEuttv (= &y- yaftviiv) gefunden. Ebenso in Z. 252.

Nr. 168. Die groBe Inschrift von Assuan, die zuerst Sayce 1887 (nicht 1877) vorläufig ediert hatte, und daraufhin von CecU Torr in der Classical Review I 4 besprochen war, habe ich 1888 mit Hilfe eines Abklatsches rekonstruiert und der Berliner Archäologischen Gesellschaft vorgelegt. Ein kurzer Bericht darüber steht in der Wochenschr. f. klass. Phil. 1888 Sp. 1262 und im Archäol. Anzeiger 1889 S. 115. Auf Grund meines damals vor- gelegten, aber nicht publizierten Textes und einer später am Original (British Museum) vorgenommenen Revision erlaube ich mir zu Dittenbcrgers

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n. Beferate ojxl B««prechtingeii

Text, der im wesentlicheo auf Strack (nach einem Abklatsch 1893) und Mahaffr (nach dem Original 1896) zur&ckgeht, noch einige NachtrJge bei- zustenem.

Ist der Stein wirklich, wie es scheint, in Assuan gefunden, so ist er von Elephantine aus hinübergeschleppt, um dort verbaut zu werden, denn gesetzt sein mufi er nach dem Inhalt zu schließen in Elephantine.

Z. 3. Statt der Ergänzung catö xöiv rarä Äijvtjjv ro^mv (Strack), die mir hier nicht passend erscheint, schlage ich das bekannte formelhafte i:ri ttflji’ roJKov vor, das auf die Anwesenheit des Königs zu beziehen ist. Das Weitere ergänzte ich nävxti <or»Jn»(<tcrv (itrö aT[upävav, was ich auch heute gegenüljcr gfiotfi[«vTZ j (Strack ) und fuiü öifpari/^djv ( Mahaffj) fest- halten möchte.

Z. 4. Auch meine Ergänzung djcräriorov möchte ich dem f]t6xxt«xov von Strack-Mah. vorziehen. Durch letzteres würde ein historisches Faktum geschaffen, für das wir absolut keinen Anhaltspunkt weiter hätten. Mit Hecht hat Dittenberger die Hypothese Stracks, daß Elephantine vorher zer- stört worden sei, zurückgewriesen, aber seine Gründe für eine Neubesiede- lung Elephantines haben mich nicht überzeugt. Wie viel näher liegt es anzunehmen, daß die Priester denn sie reden hier in Z. 1 14 ihre Stadt als die von Gott gegründete preisen! Haben sie doch, wie Sethe (Dodekaschüinos S. 23/6) wahrscheinlich gemacht hat, gerade um diese Zeit, vielleicht gar im Anschluß an den Besuch des Königs, den unsere Inschrift meldet, die alte Geschichte von den sieben Jahren der Hungersnot unter König Doser ( III. Dynastie) und der Schenkung dieses Königs an den Chnum von Elephantine wieder hervorgeholt und auf der Stele von Sehel verewigt.

Es liegt ganz in diesem Gedankenkreise, wenn sie ihre Stadt als Simxusxos bezeichnen. Sethe 1. c. ist unabhängig von mir auf dieselbe Ergänzung verfallen.

Z. 8 wird nvjvrmpalo/lüv zu verbinden sein.

Z. 10: vor vpct$ sah ich am Original (und der Abklatsch bestätigt es) einen Horizontalstricb, der zu l~ paßt Das führt auf dpjyvpäi;. Es ist hier also von irgendwelchen silbernen Gegenständen die Bede und ver- mntlich vorher auch von goldenen. Hierbei kommt mir der folgende Be- richt des Seneca, natur. quaest. IV 2 § 7 in Erinnerung: Post spatium deinde moffnum (vorher ist von Philae und Abaton gesprochen) duo emicarU scopuli: jXUi venas vocant incdac, ex quihus magna vi[s] funditur, non tarnen quanta optrire possü Aegyptum. In haec ora stipeni sacerdotes et aurea dona prae- fecti, cum soUemne venit sacnini, iaciunt. Wenn hiernach die römischen Statthalter goldene Geschenke in jene Schlünde warfen, so ist wohl nie bezweifelt worden, daß sie damit ein königliches Recht ausühten, das einst in alten Zeiten die Pharaonen und nach ihnen die Ptolemäer aus- geübt hatten. Mir ist es recht wahrscheinlich, daß an unserer Stelle auf diese Zeremonie Bezug genommen wird, und damit bekommt der durch die Inschrift bezeugte Besuch des Soter II. eine neue und wohl seine eigentliche Pointe. Der Besuch gliedert sich danach in drei Abschnitte. Zuerst zieht der König in Elephantine ein und opfert hier den Göttern der Insel, im besonderen auch der Hera (Z. 7). Darauf fährt er in Begleitung seiner Suite (Z. 8) zu jenen beiden Felsen, in deren Höhlung der „Nilquelle“ ge- nannte Schlund (Z. 9) sich befindet, wirft goldene und silberne Geschenke

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Ulrich Wilcken; Über W. DUtenberger, Orieutiii Graeci Inscriiitiones Solcctao 327

(etwa ipiükag?') bineiii und bringt so dem Nil die üblichen Opfer dar (Z. 10) vgl. soüemne sacrum. Darauf kehrt er nach Elephantine zurück, wo nun ein grofies Fest beim Heratempel gefeiert wird (Z. 11), und bei dieser Gelegenheit spendet er den Priestern die in dem folgenden Akten- stück spezialisierten Gnadenbeweise (Z. 12).

Sind diese Vermutungen richtig, so würde jene Zeremonie im Mesore .stattgefunden haben. Ich würde solche Opfer eher vor dem Beginn der Überschwemmung erwartet und für Bittopfer gehalten haben (so auch Mommsen, Röm. Gesch. V 8. 565), doch ist kein Grund, weshalb sie nicht Dankopfer gewesen sein sollten. Nun meldet Plinius (h. n. V 10 § 57) daß die Könige während des Wachsens des Nils nicht auf ihm fahren durften: cum cresi-it, reges aut praefecios navigare eo nefas iudicatum est. Hiernach müßte man annehmen, daß zu jener Zeit, als der König Elephantine besuchte, das i-reseere beendet war, und das ist nicht unmöglich. Nach den mir vor- liegenden Berichten über die modernen (fberschwemmungen ist der Höhe- punkt in der ersten Hälfte Oktober erreicht, nachdem der Nil schon vorher Ende September einen längeren Stillstand gehabt hat. Da bei diesen modernen Darstellungen die Gegend von Kairo ins Auge gefaßt wird, die Nilschwolle an den Katarakten aber fast einen Monat früher einsetzt als bei Kairo, so würde bei Elephantine der Höhepunkt schon im Anfang des September erreicht sein. Nun ist Soter II. nach unserer Inschrift im Me- sore 115 dort gewesen. Da der 1. Thot dieses Jahres auf den 21. Sep- tember fällt, so ist es sehr gut möglich, daß Soter seinen Besuch abge- stattet hat, nachdem das crescere beendet war, d. h. die Überschwemmung ihren Höhepunkt erreicht hatte. Wenn meine Kombinationen richtig sind, so würde jenes große Opferfest, bei dem der König die goldenen Geschenke in den Schlund warf, den Charakter eines Dankfestes für glücklich voll- endete iväßaaig gehabt haben. Vielleicht war in dem Satz, von dem die Worte 6 g-iyag &tbg Neikog avrpui erhalten sind, eben auf diesen erreichten Höhepunkt der Überschwemmung hingewiesen. Wenn wir ävijwt ava- ßißtjxe fassen, so ist mit diesem Präsens der Zustand des Gestiegenseins treffend zum Ausdruck gebracht. Die Erwähnung an dieser Stelle mag mit einer Besichtigung des Nilometers Zusammenhängen.

Z. 11. Die Ergänzung t^( u ixT[ur|U(viji mUi (Mah.) fällt zugleich mit v]c6xti0tov in 4.

Z. 13/4. Während die für 12/3 vorgeschlagene Ergänzung nur un- gefähr den zu erwartenden Sinn wiedergibt (statt nfoguxctyniva würde ich eher einen Begriff wie imxtxcagruiiva verlangen), läßt sich hier, wenn auch nicht ganz, so doch zum größten Teil der Wortlaut herstellen, wenn man berücksichtigt, daß Z. 22/3 diesen Gedanken wieder aufnehmen. Da nun, wie wir sogleich sehen werden, an der späteren auf unseren Passus Bezug nehmenden Stelle neben Soter II. und seiner Mutter auch seine Schwester Kleopatra genannt wird, so muß die letztere auch an unserer Stelle ein- gesetzt werden. Es bleiben dann nur noch wenige Buchstaben vor zu ergänzen. Danach heißt die Stelle: Tva a]elfivi]aiov ro bvofta aiiToS tc xal ßaalMaatig Kie<maT(/ag lijg prjTfog xai ßaai\ 14 \kUjSt\g KXcoitäxQag rtjg

dSiXcpflg rlg xbv Snavxa ypovov. Diese Ergänzung würde

den Baum Verhältnissen, wie sie durch Z. 15 imd 16 klargelegt sind, gut entsprechen. Die Zufügung von ffcmv tPutopT/räpoev (Strack, Ditt.),

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328

II. Referate nnd BesprechnngeD

für die nach meiner Deutung kein Platz ist, ist sachlich hier in dem Kon- text der Rede OherflUssig, zumal von dem aüiov schon in Z. 1 gesagt ist, daB er &(6g <I>. £. ist.

Die ErgSnzung der Lücke vor h&ngt von der Deutung des

nun folgenden xvQiivovat r[ . . ab. Bei der von Dittenberger angenommenen Ergänzung Stracks xv^itvoval t[< näatjg xKÖQag r;g b ^liog nehme

ich, so ansprechend sonst die Ergänzung ist, an dem re AnstoB. Wenn man statt des als Indicativ Praesentis unmöglichen xvfuvovet etwa xv- piivovTfov schreibt, so wäre das rt nicht am Platze, und damit fllllt, da r dasteht, diese Ergänzung. DaB die Verbesserung von ivo

abhängig, bedenklich ist, hat schon Dittenberger hervorgehoben, ln der Tat, das xvpuveiv der Könige kann nicht parallel der Verewigung ihres Namens als Zweck der Errichtung der tfrijir; bezeichnet werden. Doch mir scheint nicht nötig, xvpuvovai zu verändern, wenn man nur vorher einen Dativ ergänzt, auf den sich ein Partizipium im Dativ Plur. beziehen kann. Das könnte nur sein, bezogen auf die schreibenden Priester. Ich schlage vor, in der oben von mir noch freigelassenen Lücke vor v?r[ap3[}) ßi» Jiop’

einzusetzen: „Damit der Name der Könige ewig bestehen bleibe bei uns, indem wir im Besitz der [vom König uns gewährten Privilegien] bleiben“. Zu xvpuvciv (rechtmäBiger Eigentümer sein) würde ein Concretum (etwa xvfievovOi inixeicoprjulvtjg rjuiv Oui'rdlfejf äia nmrcbg^ oder ähnlich)

besser passen als ein Abstractum. Durch diesen Zusatz xvguvovai xti.. wäre zugleich angedeutet, dafi die Publikation des Gnadenerlasses ihnen den GenuB desselben gewährleisten würde.

Den nun folgenden Brief der Könige an die Priester gliedere ich anders als bisher geschehen ist. Es ist nicht beachtet worden, daB an zwei Stellen deutlich satztrennende Spatien erkennbar sind: in Z. 20 hinter imuUte^at und in Z. 22 hinter SiaxoaCag. Daraus folgen meine Ergänzungen IlQogu- tä[xctiuv in 20 (statt des hiernach unmöglichen npd; rt rä[) und 'EnijrapoC- fu[v in 22 (letzteres auch Dittenberger). Der Brief besteht also ans drei Perioden. Die erste (17 20) besagt allgemein: Als wir zu Euch kamen, [trugen wir u. a. Sorge], daB den Göttern [und Priestern] ihr Recht werde ln der zweiten (20 22) teilen die Könige den Priestern mit, wie aus 26 30 hervorgeht, daB sie dem Epistrategen PhommOs Befehl gegeben hätten, für die regclmäBige Lieferung der ihnen bewilligten Naturalien zu sorgen. Daraus ergibt sich die Ergänzung von 20: /7poji£rä[jrogfv ovv dioggoÜTi z&i avyytvct xai aiptiTt/ym} 21 |xai imazfartjym. Das in den von Dittenberger S. 246 angeführten Parallelen hinzugefügte tyg 8tjßai6og mag hier ebenso ausgelassen sein wie in dem Königsbrief 137, 9 (ver glichen mit 139, 15/6). Wiewohl hier für einen Hinweis auf eine unten folgende Kopie dieses Briefes an Oofifiovg, soweit ich sehe, kein Platz ist, ist die Kopie (26 30) doch beigefttgt; es genügte also, wie es scheint, der in nfogxtzdxaiuv liegende Hinweis, um ohne weitere Einleitungen die Kopie anzuschUeBen. ln der Obeliskeninschrift von Philae dagegen wird die Kopie ausdrücklich angekündigt (in 137, 9), was Strack S. 341 über- sehen zu haben scheint.

Den Wortlaut von Z. 21 wage ich nicht weiter zu rekonstruieren, wenn der Sinn auch im allgemeinen klar ist. Das {m^oxtiftivtjv möchte ich hier nicht als fassen, da tatsächlich unten nichts folgt, auf das

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Ulrich Wilcken : über W. DittenbcrRcr, Orientis Graeci InBcriptiones Seleetae 329

dieser Hinweis gehen könnte, vielmehr erinnere ich an P. Lond. I S. 10, 21; tn fjfuati xäv VTfOKiitfvtov tig rci i'tpö didövai und ebend. S. 18, 5: fv rg ■/■Qa(p^ T&v eig TK [iQÜ vjtoxctrcH dldoaOttt *tA. Hier steht rnoxiiu^ai in dem Sinne von „festgesetzt, ausgesetzt sein“. Das paßt hier in i'7t]ox£<fi£- vijv evvra^iv Sidoiiiviov xcct iVoj[. Doch iiSoiiivcov ist offenbar verschrieben. Der Vorschlag iliofuv ibv fSllt durch jrposTtrdjjofifv. Ich sehe zwei Mög- lichkeiten. Entweder schreiben wir ttäoiiivtjv. Dann wird diese avvra^tg bereits geliefert, die 200 Artaben in Z. 22 müssen dann eine neue Gabe sein, die zu der alten cvvr«|(p hinzukommt. Also etw’a: TtaQct rrjv cn]ox;(- fiivriv avvxa^iv xrl. sollen ihnen 200 Artaben kostenlos geliefert werden. Oder wir emendieren nach den Parallelen des P. Lond. Ai'doe!>ai, was von rnoxiiuivtjv abhängen würde. Dann bestand die Gnade vielleicht nur darin, daß eine rechtlich ihnen schon früher zukoramende, tatsächlich aber vernach- lässigte «vvztt^ig im Betrage von 200 Artaben ihnen von nun an wirklich regelmäßig ausgezahlt werden soll. Doch hier bleibt manches dunkel.

Die dritte Periode (’E'njrcDpoög^ v 22 24i kann m. K. nach Z. 12 ff. ({7r(];capfjffai xrl.) und nach Analogie von Nr. 137, Off. nur die in diesem Falle mündlich erbetene Erlaubnis zur Aufstellung der ffrijli; enthalten, denn diese Erlaubnis zu erteilen war königliches Recht. Vgl. Hermes 22, 9 ff. Somit liegt es nahe, nach Analogie von Nr. 137 zu ergänzen: ’Evij;MeoOfi£[i' d’ vnCv ral xijv Kvä9f(Stv •^g ^|(oürt ffrijlijs noi-\ 23 Ähnliches

schlug ich schon in Woch. klass. Phil. 1. c. vor. Die Ergänzung Inixtagov- (Mah., Strack) ist unmöglich, erstens wegen des Spatiuin.s, zweitens wegen des Präsens statt Perfectum. Unmöglich wird nun aber auch die Ergänzung in 23; ßaaiXiag TlxcUfiulov xol ßaaiXtaarjg AAjojrcrJpo; xtjg aSeX- ()P^S. Man nahm an, daß hier von einem Gnadenerlaß des verstorbenen Königspaares die Rede sei. Unter Berücksichtigung von Z. 12 14 schlage ich vielmehr vor, hinter Ä0t»)][«oo9ai fortzufahren: iVfp xs i]juov x«i ßaai- Xlaorfg KXconäx]Qag xf/g adeXgnjg. Auf die Raumverhältnisse habe ich überall genau Rücksicht genommen. So erscheint hier zu unserer tberra.schung „Kleopatra die Schwester“ neben den Briefschreibem, der Mutter Kleopatra III. und deren Sohne Soter II. Justin berichtet 39, 3, 2: Cui (Soter II.)

prius quam rrgnum darei (Kleopatra die Mutter) uxormi ndimit coiipulsiim- que repudiare carissimam stii sororem Clcopatram minmem nororem Selrmit uxorfm ducere iubet. Daraus folgt, daß unsere KXtn:iäxqa ij ääeXqirj die jüngere Schwester Selene ist, die nach Strabo p. 749 und Joseph, a. lud. Xni § 420 als königliche Gemahlin den Namen Kleopatra angenommen hat. Inzwischen hat Strack im Archiv II 8. 552 f. ein zweites urkundliches Zeugnis für diese Kleopatra publiziert Wir lernen aus unserem Text, der sie schon für September 115 als Königin bezeugt, daß sie zwar an den Regierungshandlungen nicht teilnimmt, wie denn der Brief nur von Mutter und Sohn geschrieben ist, daß sie aber doch an den königlichen Ehrungen (hier der Nennung auf der Stele) partizipiert , wie sie denn nach jener anderen Inschrift auch in den Kult der 9coi 0iXopijxoqig £coxijpig auf- genoromen war. Da die letztere Inschrift jünger ist als die unsrige (wegen x&y xiKvtiv), so kann die Aufnahme in den Kult zwischen die beiden In- schriften fallen.

Nach obigen Ergänzungen sollen zwei Stelen aufgestellt werden, eine beim Chnum-Tempel, die andere beim Satis-Hera-Tempel.

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IT. Referate und Besprechungen

Ta. 29. Die Ergänzung otioi; xtv^ovrai mi' ä^iovoi (Strack,

Wilhelm, Ditt.) hat zwar formell viele Parallelen, paßt aber nicht recht fiir die Situation. So konnten die Könige nur schreiben, wenn sie dem Phommüs eine Bittschrift der Priester heilegten (wie unten in Z. 39 und in Nr. 138). Eine solche lag hier aber garnicht vor, und der Gnadenakt scheint spontan bei der persönlichen Begegnung gewährt zu sein. Erbeten hatten •sie daraufhin nur, wie es scheint, die Erlaubnis zur Publikation des schrift- lich auszusteUenden Gnadenerlasses (vgl. 12 Aber auch wenn

sie persönlich um die Artahen gebeten haben, so könnte man doch nicht ö|ioüai sagen, denn das setzt eine gegenwärtig vorliegende schriftliche Formulierung voraus, höchstens könnte es tj^CaxSav heißen. Hier in dem Brief an <2>o^poü{,' wird wohl kurz befohlen sein, daß er für die regelmäßige Lieferung der 200 Artahen Sorge zu tragen habe (vgl. 20 22).

In Z. 31 wird (mit Strack) vxixäytj rj »{poxcigfVt] iniOxoXrA oder a[poxt(gEv>)J seil. fnioxoXi) nach 52 zu ergänzen sein. Wenn der Stmnmetz nur bis n kam, so liegt das vielleicht daran, daß in seiner Papyrusvorlage, wie so häufig, tj) geschrieben war. Stracks Annahme, daß der Steinmetz diese Bemerkung redigiert habe, ist von Dittenberger mit Recht abgelehnt worden. Höchstens könnte der redigierende Priester dem Steinmetz diese Notiz gegeben haben. Ich nehme mit Dittenberger an, daß dieser Hinweis viel- mehr in der königlichen Kanzlei gemacht ist, wobei natürlich vorausgesetzt wurden muß, daß dieselbe Kanzlei auch die vorhergehende Kopie des Briefes an <t>ofifiovg dem Brief an die Priester beigefügt hat. Zur Publikation ge- langt eben das ganze Schreiben wie es die Priester vom König bekommen haben, d. h. Z. 15 31. Dieselbe Formel, angewendet \un innerhalb einer Kopie ein Stück zu übergehen, findet sich z. B. in dem Aktenstück Hermes 23, 593 Z. 20: Kai vTtexdyrjeav at toC ra^oul(ap/otj) intaxoX(^al). Daß das Motiv zu der Übergehung hier ein anderes ist, ist für die Form neben- sächlich.

In 34 ergänze ich mit Strack: [UposrttajjogEv 'EQfioxfdxtt x&i avyyt- pit xal (Jr]porTjyc&x, was Dittenberger nicht aufgenommen hat. Durch meine Herstellung von 20 f. (IlQogxexäxufuv xrl.) erhält diese Ergänzung noch eine Stütze. Auch hier ist die Beifügung der Kopie nur durch dies n^gxexdxufuv indirekt angedeutet (vgl. oben S. 328). TI^axtxdxa(itv ist mit jrrpi töv zu verbinden (anders Strack).

Z. 35. Vor "Exovg ist notwendig "E^gtaa&f zu ergänzen. Stracks Vor- schlag ytvTjeexai oTXoig d^tovxt ist sachlich und sprachlich ausgeschlossen. Für den Schluß der Zeile habe ich gegen xofrä xt}p Ef^xiv vijaov fegmv (Strack, Ditt.), von dem Artikel abgesehen, das Bedenken, daß in der Bitt- schrift, soweit sie vorliegt, von der Insel Sehel garnicht die Bede ist, son- dern von Syene und einer Insel ’Pm (s. unten). Ich schlage mit Benutzung einer dem Kanzleistil geläufigen Wendung vor: jitpi x&v xurä xjjv oij[gaivo- fiivi]v Std xfjg Ivxivgmg prjaov, womit die Insel IPco gemeint sein wird. Statt U(fäv vermute ich nach den unten folgenden Darlegungen etwa: yitoQ- yovpxtüv [tfdv yijp 0. ä.

Der Brief an Hermokrates (36 38) läßt sich nach Parallelen (vgl. z. B. P. Leid. G) wenigstens in seiner grammatischen Konstruktion erkennen. Z. 36 ergänze: ScSofitPr/g tj/xtP ipxtv^stog vtxö x&v caio Evrjvtjg. In

Z 38 steht dann vor r'Jjvfo^o) der Schluß der Periode: to ävriypofHJv vno-

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Ulrich Wilcken: Ülier W. Dittenberger, Orient« Graeci Inacriptiones Selectae 331

Ttxttia(uv od. ähnl. Hier in Z. 36 ist xa&äntf ä^urOot am Platz, weil eine Bittschrift gegenwärtig vorliegt. Auf ’!Epptao[o muß das Datum folgen, und da in 36 der Platz nicht ausreicht, so wird es sich in der folgenden Zeile (vor „39“) in dem verlorenen ersten Drittel fortgesetzt haben: zwischen 36 lind 39 ist ja in dem erhaltenen Mittelstück ein freier Kaum von der Höhe einer Zeile. Ich behalte trotzdem im folgenden die alte Zeilennumme- rierung bei.

Die Bittschrift 39 ff. bleibt mir zum großen Teil unklar. Nur das scheint mir mit Mahaffy sicher, daß die Petenten nicht, wie Strack annimmt und Dittenberger für wahrscheinlich hält, die Chnumpriester von Elephantine sind, da diese im Präskript nicht genannt werden. Die Petenten sind auch nicht in Elephantine zu Hause, sondern auf dem gegenüberliegenden Ufer firl ton xor« £vtjv>iv opovg. Wenn trotzdem ihre Bittschrift auf diesem Stein eingegraben wird, und der König in Erledigung derselben (außer an sie, wie anziinebmen isti auch an die Chnumpriester schreibt (32 35), so kann man daraus nur folgern, daß die Bittschrift eine die beiden Gruppen be- treffende Angelegenheit behandelt. Vor allem wird man erwarten, daß der t'hnumtempel in der Bittschrift erwähnt wird, und das ist auch der Fall, wie mir scheint. Indem wir die nächste Bittschrift 53 ff. heranziehen, die dieselben Personen an die früheren Könige gerichtet hatten, gewinnen wir hier für Z. 41 die Ergänzung: iv ’Eitqpayrivyi ugoü äeSo^aafiivov t^rt ig KpjfaAöv xol ovtos iröi' npoJio)!'. Dieser seit uralten Zeiten geehrte Tempel erster Klasse auf Elephantine ist sicherlich der Chnumtempel, dem schon der König Doser der IH. Dynastie den Dodekaschoinos geschenkt haben sollte. Vgl. Sethe, Dodekaschoinos aaO. Übrigens wird Xvovfiä Nftßijijß in der nächsten Bittschrift Z. 59 direkt genannt. Etwas weiter führt uns vielleicht Z. 67, wo Mahaffy am Original ZvTjvrig ox[ gelesen hat, was mein

Abklatsch bestätigt (nur daß n nicht deutlich ist). Wir werden unten sehen, daß hiermit im Präskript eines Königsbriefes (67 71) die Adressaten be- zeichnet sind: xotg d]reö Zviqvijg ox[. . . Da nun unsere Bittschrift 39 ff. von denselben verfaßt sein muß, so gewinnen wir hier in 39 die Ergän- zung; falxfiiv oi cati> [2v^vrjg ex. Ist das vielleicht zu oxlijpoupyof zu er- gänzen? Das wären die zu einem Verein (?) zusammengescblossenen Stein- hauer aus den Granitbrttchen bei Syene, die nach Z. 40/1 damals vielleicht auch im Dienst des Chnumtempels standen. Am schwierigsten ist, daß dieselben Leute in 37 bezeichnet werden als nttgcxofUvxov de xag iv «öliit ;(pc[/as. Brachen sie auch den Granit für den Hof? Oder ist zu korrigieren iv xiji cein^i? Doch dies sind alles nur unsichere Vermutungen. Aber daß nicht die Chnumpriester die Verfasser der Bittschrift sind, ist völlig sicher.

Während der Korrektur geht mir eine Straßburger Dissertation zu von Kicardus Laqueur, Quaestioues epigraphicae et papyrologicae selectae fl904), in der auf S. 1 30 über unsere Inschrift, im besonderen über Z. 31 52 gehandelt wird. Die scharfsinnigen Untersuchungen des Ver- fassers über die Erledigung von Bittschriften haben auf den vorliegenden Fall angewendet deshalb nur teilweise befriedigende Resultate erzielen können, weil er von der irrigen Voraussetzung (wie Strack und Ditt.) aus- geht, daß die Bittschrift 39 50 von den Chnumpriestem geschrieben sei. Unser Fall ist aber viel komplizierter, als die Fälle sind, für welche er

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n. R«ferate and Besprcchunf;en

die Regeln aufzuspUren sieb bemüht hat, insofern in unserm Fall die königliche Antwort nicht an die Petenten, sondern an gewisse Interessenten gerichtet ist. Damit fällt seine Ergänzung von Z. 34/5 auf S. 23 poCj«»' xtA.), da die Chnumpriester in diesem Falle gamicht um die Er- laubnis zur Aufstellung einer Stele gebeten haben. Ebenso fällt damit

seine Ergänzung von 36 38 ebendort, da die Könige hier nicht an die Priester, sondern an die kjio xtA. schreiben.

Z. 40. Das Präskript schließt mit dpouj (vgl. Z. 54). Also beginnt mit Tag TcaQt^öfttvoi ^v(?) (vgl. 37) der Brief.

Z. 41. Schluß steht nicht loy, wie Strack mit Recht betont.

In Z. 42 trenne ich ’Poj statt Vmav Uq(i)[. Vgl. das

häufige äviifofitvog in den Tebtynispapyri (z. B. 5, 57 usw. ). Dahinter muß irgend ein Gottesname im Dativ gestanden haben. Vielleicht war dieses Tempelland auf der kleinen Katarakteninsel dem Chnum geweiht: dann würden wir die gesuchten Beziehungen zwischen den Petenten und den Chnumpriestern gefunden haben. Ich glaube, wir dürfen in der Tat nach Z. 59 fortfahren zu ergänzen; &tB>t (event. fztyt'tfrroi oder dergl.)

.Vroi'gö) Tiißirjß, j’fejpyongfi'jjs S' e!g iv 'Eltgjavilvijt Xvovfiuiov od. ähn- lich. So ergänzen sich die Anfänge der beiden Bittschriften gegenseitig aufs beste. Nun ist die Brücke geschlagen: die Petenten sind Pächter (vgl. ixipogCotg in 60) von Terapelland (ffpa j’ij) auf der Insel Vm, das dem Chnum geweiht ist und auf Rechnung des elephantinischen Tempels in Pacht bewirtschaftet wird. Hiernach vermute ich für Z. 43: nqiäfi.\ivoi de xrjv rovti/j Tcgodtaolav diä riai]vovßiog (hier sehr häufiger Name = der des Chnum). Zu der durch Pacht gewonnenen npoaiKi-i'« vgl. Thch. Bankakt II 6: ror tt ronov (ein ’Acxkrimeiov) xal rijg keirovpy^g x«l TCpoaxasiag.

Z. 45. Wie es scheint, hat dies Tempelland von ’Pm unter der früheren Regierung finanzielle Erleichterungen bekommen (s. unten), und die Petenten bitten nun u. a , daß diese Privilegien an heiliger Stelle auf einer Stele verewigt werden dürfen. Dittenhergers Ergänzung iv r&i f:rt[qpoi'E(JraTti!i TÖmot ist sicherlich richtig: von dem tp sehe ich auf dem Abklatsch noch den Anfang. So erklärt es sich, daß diese Korrespondenz der Petenten mit dem König und jene älteren Privilegien der dem Chnum gehörigen Insel Vo) (Z. 53 ff.) mit königlicher Erlaubnis auf diesem Stein von den Chnum- priestem eingegraben werden.

Z. 46. Anfang: pi ist nach dem Abklatsch sicher.

Z. 48/9. Den Epistolographen hat Strack mit Recht in die Lücke ein- gefügt. Aber was er über angebliche besondere Beziehungen dieses Beamten zum Kultus und über seine Identität mit dem vnouvtjuaroYpäipog ausgefÜhrt hat (vgl. auch Archiv II 556), hat mich nicht überzeugt.

Z. 50. In dem verlorenen rechten Drittel muß das Datum gestanden haben. Da diese Leute von Syene jedenfalls nur nach dem ägyptischen Monat datierten, genügt diese Zeile für das Datum.

Z. 51. Die Worte fztMJrjolijs avxlyQatpov vndxtizai oxiag xcrr<rxolonff>,'[ gehören zu den schwierigsten der ganzen Inschrift. Man hat darin einen Hinweis auf die nun folgende Korrespondenz mit den früheren Königen sehen wollen. Mehreres spricht dagegen, vor allem, daß die Petenten un- möglich den Königen sagen dürfen: dras xcfToxolonffr,[rE. Diese Formel

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Ulrich Wilcken; Iber W. Ditt*nberger, Oricntis Graeci InscriptioneB Selectae 333

wird nur Untergebenen oder Gleichgestellten (Ditt. Nr. 257) gegenüber an- gewendet. Soeben bat Laqueur in der angeführten Dissertation S. 27 folgende Ergänzung von 51 vorgeschlagen: ['Ep(MMcp«T»)s tu Sttva lalftiv. Tijg icdontvijf ijftiv trtttfrjoilfjj avxfyfa<pov rjtoxiito» onag x«fto*o>lot)^[ffos fii/iev (pfovTiSog nagaUjt^g. “EqqoxSo]. Von Nebensächlichem abgesehen, ist der Grundgedanke dieses Vorschlages sehr beachtenswert. Freilich bleibt .such hierbei unerklärt, wie die Chnumpriesler zur Kenntnis dieser amt- lit:hen Korrespondenz zwischen Herinokrates und einem ihm Untergebenen gekommen sind. Man müßte und könnte auch wohl annebmen, daß Her- mokrates es ihnen mitgeteilt hat. Immerhin bleiben noch andere Möglich- keiten.

Mit Z. 53 beginnt nun die Korrespondenz r&v ärrb Zvijvrjg (s. oben) mit Euergetes II. und seinen beiden Kleopatren, auf die in Z. 46 hin- gewiesen war. Hier hat Dittenberger übersehen, daß es Mahaffy gelungen ist, das Datum zu lesen; Z. 66. irjovf rpiifov xoi nji^f/xoffroü und ent- sprechend Z. 71: hovg tp»rou xoi ;t]fi'tijxo(JToO (was ich auf dem Abklatsch bestätigt finde), also 118/17. Die Bittschrift reicht also von 53 66. Das darauf folgende Schreiben 67 71 halte ich für die Antwort der drei Könige und ergänze danach in 67 ; [Bcroilcü; /Trolzpm'o; xo! ßaisilioau ^ Alioncrp« rj üdiX(pri xal ßaaUtaaa Kli<mäTQ<t ij yvvri xotg i\nb ox[. . .

Darauf folgt noch ein Brief, 72 75, von dem wiederum Mahaffy das Datum richtig gelesen hat (75); "Eqijmao. ["Eroes dturj/poo [Mtlflopi)

Im Hinblick auf meine Ausführungen auf S. 327 bemerke ich. daß man auch ivdT[7;i xoi lixoaxr^i ergänzen könnte. Mahaffy bemerkt hierzu: this is a lettrr from the hing, tdnding up Ute tchole busine^s. Das kann deshalb nicht richtig sein, weil der König nicht nur nach dem ägyptischen Ka- lender, sondern an erster Stelle nach dem makedonischen datiert. Der Brief muß also ans ägyptischen Kreisen stammen und wegen ’Eppueo an eine einzelne Person gerichtet sein. Sein Datum schließt wieder an den An- fang (Z. 2) an. Wenn wir ihn verstünden, würde wohl manches Rätsel, das noch besteht, gelöst sein.

Soviel über die Gliederung des Bestes der Inschrift von Z. 53 an. Dieser Teil der Inschrift ist sehr schlecht erhalten, doch glaube ich, daß bei längerem Studium, als es mir bisher möglich war, wohl noch mehr herausgelesen werden kann.

Z. 53 ergänze: £vEp}’[tTO($ ^algiiv oi cenb Zxn^vtjg ax. . . Vgl. oben S. 331.

Z. 54. Was hinter dpov$ steht, weiß ich nicht. Für ;t[oU]ö ist der Raum zu groß, auch scheint da kein n zu stehen, eher r.

Z. 56 erg. xo[i bvrog rStv ztpraTon’.

Z. 59 erg. ug&g vrfiov xaXovpivrjg ’Pö) ävugutftivtjg

Von Z. 60 an ist bisher nur von Mahaffy gelesen worden. Eine Nach- vergleichung dieses Stückes ist mir im Augenblick nicht möglich. In 62 glaube ich . . vopivag [djpyvptxöp iniygagxtg zu erkennen.

Nr. 175. Zu dieser Inschrift vgl. meine Bemerkungen oben S. 239 zu P. Lond. n n. 345 (S. 114).

Nr. 187. In bezug auf den Titel Ugtvg Iliuaovxov 9ioi fityaXov fuyaXot

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II. R«ferate und Rpsprechungen

«Et^cöov x«i ag (BGU 124, 7) möcht« ich mich selbst (Äg. Zeitschr.

1884, 138) dahin korrigieren, daß die Worte nai mg xQrjfunliei nicht, wie ich damals annabm, auf den Gott, sondern auf den legtvg sich beziehen. Mit Recht bestreitet Dittenberger meine Behauptung von 1884, daß ein un- veränderter Göttername nicht von Menschen getragen worden sei. Das war, wie ich seit langem erkannt habe, eine große Jugendeselei von mir; es ge- nügt auf hinzuweisen! Dagegen muß ich die andere Behauptung, daß

PS keinen ursprünglichen Göttemamen gebe, der mit pete (= die Gabe) zusammengesetzt sei, aufrecht erhalten. Die von Dittenberger dagegen an- geführten Götternamen TTftffiTragfVrtff, ITeitvrijug, neuraf/Vig sind nicht mit jenem Worte pele zusammengesetzt, sondern mit dem Präformativ p' ’nü m. kopt. TT6TN, d. h. „der welcher ist in“: sie bedeuten „der welcher ist in der Amenti, in Setis, in Senis“. Vgl. hierzu Spiegelberg, Agypt. und griech. Eigennamen 1901 8. 31. Daß Thxiaoi’xog zu den nachträglich apo- theosierten Menschen gehört (wie ’lfiov^tjg, ’yffiei'coürjj), glaube ich noch heute wie vor zwanzig Jahren.

Nr. 194. 'AnovQaamv9rjQ (S. 277) bedeutet „Amon Re König der Götter“. Die hier zitierten Ausführungen von P. M. Meyer über den Tla- &vQizr)g und Flegi Sijßag bedürfen sehr der Korrektur, wie ich in den „Ur- kunden der Ptoleniäerzeit“ zeigen werde. Das in Z. 29 (S. 279) über- lieferte KAIEY braucht nicht in xr« verändert zu werden:

mir scheint xot EifojjjtföO«« hier sehr gut zu passen. Vgl. z. B. 168, 11. Auch dieser wichtige Text ist von Dittenberger wesentlich gefördert worden.

Nr. 201. In seinem gelehrten Kommentar zur SUkoinschrift schließt sich Dittenberger Letronne an in der Annahme, daß Silko ein Christ ge- wesen sei. Ich zweifle auch heute noch daran. Vgl. Archiv I S. 419 und 436. Zu der Konstruktion inoXtfu/aa fitxa lüv BUpiimv, die Lepsius auf das Koptische zurückführte, bietet der Berliner Papyrus P. 8914, 9 eine schöne Parallele: pixä xSiv caco Kegx^aig. So sprach man

in byzantinischer Zeit auch im Paijüm. Kurzformen wie das von Lepsius erklärte agg für ügxog (ägxxog) gebrauchen die Papyri des öfteren. Vgl. ägag neben ugaxog, ßäSgag neben ßäxga^og.

Nr. 202. Zu dem nagaXrifimxjg vgl. oben S. 197. Die Schwierig- keit, auf die Dittenberger auf S. 312 hinweist, möchte ich so lösen: die Inschrift des .. ..log £t)väg ist gelegentlich eines zweiten Besuches des Apollonius gesetzt worden. Als ApoUonios zum zweitenmal kam, war er inzwischen nicht nur ein Julius geworden, sondern war auch vom Oxgaxti- •/6g xtI. zum ägaßägxt/g (an Stelle seines inzwischen verstorbenen Vaters) avanciert. Diesen zweiten Besuch können wir übrigens genau datieren, denn die bei Lepsius Denkm. VI n, 392 darunter stehenden Worte: KaXU/iaxog "Eg/xmi'og avrijlBoi' xol ngooexvt'ijöct xbv uvxbv 9t6v, "Exovg Kalaagog 4>aS)<pi sind wegen des avv auf denselben Besuch zu beziehen. Er fand also Sept. Oktob. 2 n. Chr. statt. Zum agaßägxxig vgl. übrigens Griech. Ostraka I S. 350.

Zu Nr. 204 und 205 sind die Daten des Tiberius versehentlich um zwei Jahre zu früh datiert. Über die Zählung seiner Jahre vgl. Arch. I 153.

Nr. 207. Zur legio XXII vgl. Hermes S. 37, 86 ff.

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ülrich Wilcken : Über W. Dittenberger, Orientis Graeci Ingcriptionei Selectae 335

Nr. 210. Es ist mir eine erfreuliche Bestätigung meiner Behandlung dieser Inschrift (Hermes 23, 595; Arch. II 176 f.), daß Dittenberger von von sich aus auf dieselbe Deutung: Ta^|ltla^ rijs axol{vov) ge- kommen ist.

Für Nr. 253 möchte ich eine größere Breite der ursprünglichen In- schrift vermuten, denn in Z. 1 vermisse ich hinter '9c|oi> noch ’Enupavovg] und ebenso in Z. 5 ßaailci vor 'Avxi6xm\. Danach würden sich dann auch die anderen Ergänzungen ändern.

Nr. 262. Die engen Beziehungen zwischen diesem Text und den Serapeumspapyri treten hier nicht hervor, da Dittenberger die xoroxoi, die den kaiserlichen Erlaß betreffs der Privilegien des Ztiig Bairotiul%i]g publi- zieren, für diejenigen erklärt, qui in illo vico fundos dotnosque habent (ntniiovai). Diese Koroxot sind vielmehr den vielbesjirochenen näroxot der Serapeums von Memphis an die Seite zu stellen und wie diese, mit Preuschen (Mönchtum und Sarapiskult 1903 S. 36), als „Besessene“ auf- zufassen. Vgl. oben S. 143. Weiteres behalte ich mir für meine „Urkunden der Ptolemäerzeit“ vor.

Daß wie die Seleukideninschriften, so auch die Attalideninschriften sachlich wie sprachlich für die Erforschung der ptolemäischen Urkunden von größter Bedeutung sind, ist längst anerkannt, doch lassen sich noch immer wieder neue Beziehungen feststellen. So ist z. B. von großem Interesse, aus Nr. 268 zu sehen, daß eine Stadt, die wie Pergamon ihre ßovli'i hatte, doch einen axQaiqybg x!jg nöketog ertragen konnte. Kürzlich ist auch für das Alexandrien der Königszeit ein Beamter dieses Titels be- kannt geworden (oben S. 135 Nr. 13). P. M. Meyer hat daraus den Schluß gezogen, daß die Schaffung dieses Amtes uns , Jedenfalls die mangelnde Autonomie der Stadt“ beweise (pben S. 72). Die pergamenische Inschrift zeigt uns, daß das Vorkommen eines atQoxifyög xijg nöJltiag für die nach meiner Ansicht noch immer offene Frage, ob Alexandrien unter den Königen eine ßoviiiq gehabt habe oder nicht, als entscheidendes Argument nicht ver- wendet werden darf. Dieselbe Inschrift ist zugleich eines von vielen Bei- spielen dafür, wie auch die Urkunden der anderen hellenistischen Reiche durch unsere ägyptischen Urkunden aufgeklärt werden können. Dittenberger hat in dem Schlußsatz, wo Sherard 1TPOEZ1I2AINON bietet, Boeckhs Emendation 7Cfoia(&)a(i r)dv verworfen, weil n^otqiu hier nicht passe, und hat npo(ff)^a(9)a(i t)ov vorgeschlagen. Nun begegnet aber das Medium ngotia&ai in den Papyri des öfteren in dem hier zu erwartenden Sinne von „auszahlen“. So ün P. Lond. I in XVII mehrmals, wie ich in GOA 1894 S. 720/1 gezeigt habe. Vgl. jetzt auch P. Amh. 61. Danach werden wir an der Emendation Boeckhs, die sich an Sherards Lesung am engsten anschließt, festhalten.

Nr. 329. Was hier dem Kleon, dem imarärrig von Ägina, rühmend nachgesagt wird, daß er immer erst Versöhnungsversuche gemacht habe, ehe er die Gesetze walten ließ (ll: ta fiiv nltiara [neijpcuiaei'ou Otillvriv, Tov; dl p[4] Ovllvoftivov; ivanfvnov[zog] xrl.), das wird aus dem Ptolemäer- reich gelegentlich als die normale Praxis überliefert Die Klagschriften aus Magdöla (HI. Jahrh. v. Chr.) sind meist durch Randbemerkungen wie fol- gende erledigt worden: Tön ittvi. MiXiaxa avvätäXvOov «üroiis, fi df (xij,

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336

II. Referate und Besprechungen

ctnöffrfi/lov, OTttüg ini lov xa&ijitovzoi Xftzt/fiov dutx^i&äMln' o. ä. Vgl. Ball. Corr. Hell. 26, 127 und oben S. 308.

In einem Nachtrag auf S. 658 zeigt Dittenberger, wie man auch Titel aus dem Reich des Mithradates verwenden kann, um ägyptische Papyri auf- zuhellen; zu dem bisher nicht belegten Titel 6 npö; zaig ävax^(etaiv in P. Teb. I 86, 1 ff. bringt er aus Nr. 374 einen TEioypfvov iitl zäv üvcncpf- atoiv als Parallele. Da in beiden Fällen nur der Titel gegeben wird, bleibt die Bedeutung freilich einstweilen noch dunkel.

Ich schlieffe meine Anzeige mit dem aufrichtigen Dank für die reiche Belehrung und Anregung, die ich aus dem vorliegenden Werk geschöpft habe.

Halle a/8. Ulrich Wileken.

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in. Mitteilungen.

Englische Ansgrabnngen in Oxyrhynchos.

We begaa our third season’s excavations at Oxyrhynchus on Dec. 4 1 !)03 by an exatnination of the group of mounds to the immediate soutb of the temple area. These, which had bcen dug with little success in 1897, did not prove to be more productive at the second attempt, papyri being scarce and ill-preserved. We next moved the work to two low mounds adjoining the temple urea on the north. The richest parts of these had been exhausted in 1897, when many fine 3rd 4th Century rolls were unearthed, but the process of finishing the clearance led to some good finds of 2nd 3rd Century documents. Proceeding further northwarda, we de- voted a month to Clearing down to the damp level oue of the most exten- sive series of the earlier mounds, which had been partly dug in 1897, when it yielded a rieh harvest. The second excavution was also attended with good fortune, papyri of the first four centmnes being plentiful. The Western Portion of the series was poor in literary pieces but particularly produc- tive of Ist Century documents, whilc in the eastem part there was no Ist Century layer, but classical fragments were more frequent. Soutb of this group lies another large mound which in 1897 was remarkable for its composite character; in a small area near the summit the papyri from the upper levels dated from the first half of the Ist Century, and those underneath, so far from being Ptolemaic, belonged to the reigns of later emperors, while throughout the rest of the mound the papyri were early Byzantine. The Roman part yielded little more, but the Byzantine portion, which had not been much dug previously, was fairly rieh in late 4th 5th Century documents with occasional tbeological fragments and a few Coptic papyri. In the last fortnight of the excavations, which terminated on February 25, we began the clearance of the mounds on the extreme north- west of the site. Here the papyri ranged from the Ist to the 4th Cen- tury and the occurrence of literary fragments was fairly frequent. Gene- rally at (Jiyrhynchus the layers of 'afsh’, in which papyrus is fouud, disappear within 4 metres of the surface, but in some of the mounds on the extreme north it is necessary to dig as deep as 7 metres before the damp level is reached. Hence the progress of the trenches was slow, and mach remains to be done next winter in that part of the site.

Amongst inscribed objects other than papyri we found ostraca, a set of 6 wai tablets, and 3 leaden tablets with imprecatory formulae. The miscellaneous antiquities include several of more interest than usual, e. g.

*

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III. Mitteilungen

a gold bracelet with four heads for clasps, a wooden medallion of a male bust (probably au early Roman copy of an older work of artj, and some fine specimens of glass mosaics. Altogetber we bave good reason to be satisfied with tbe results of the season’ä work.

After Oxyrhynchus IV our next publications will be Tebtunis II and Hibeh I, both of which we hope to issue in the course of 1905. The Tebtunis volumo r\-ill contain the account of the excavations and the texts of the papyri found in the town itself, which are with a few exceptions of the Roman period. The literary pieces are of no great iraportance, but there are many well-preserved documents, of which one large group is concemed with the priests of Sokuebtunis. The Hibeh volume on the other hand will ronsist of early Ptolemaic papyri from mummy-cartonnage, and amongst these are nuraeroos classical fragments.

Oxford. Arthur S. Hunt. Bernard P. tirrufell.

In Vorbereitung: I

Papyrus- Chrestomatllie herausgegeben von L. Mitteis und U. Wilcken im Verlag von B. G. Toubner, Leipzig und Berlin.

In den letzten Jahren ist wiederholt der Wunsch ausgesprochen worden, daB auch für die Papyrusforsehung eine flbersichtliche Sammlung des wesent- i liehen Materials etwa nach dem bewährten Muster von Dittenbergers Bylloge Inscriptionum Graecarum hergestellt werde.

Die Unterzeichneten haben bereits im Jahre 1897 auf dem Dresdener Philologentage den Plan gefaßt, eine derartige Sammlung zu veranstalten, und hoffen denselben binnen nicht mehr ferner Zeit ausführen zu können.

Die Papyrus-Chrestomathie soU eine größere Anzahl von Urkunden, welche ;

für Philologen, Historiker, Juristen und Theologen von Wichtigkeit sind, in möglichst bereinigter I«esung, nach Sachlage und Bedürfnis auch unter | Beigabe deutscher Übersetzungen umfassen. Die Texte werden nach sach- lichen Gesichtspunkten geordnet sein, wie z. B. Kultusverwaltung, innere,

Finanz- und Justizverwaltung, Urkunden über RechtsgesebUfte, Privatleben; zur Einführung Femerstehender wird jedem dieser Abschnitte eine kurze orientierende Einleitung vorausgeschickt werden. Die Herausgeber hoffen, daß damit sowohl den Interessen des akademischen Unterrichts als auch dem Selbststudium ein nicht unwichtiges Hilfsmittel an die Hand gegeben sein wird.

Ludwig Mitteis. Ulrich Wilekeu. ,

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DIgitlzed by Goc^gle

Handbücher und neue Erscheinungen auf dem Gebiete des klassischen Altertums im Verlage von B. G. Teubner in Leipzig.

Bodenpacht,

Di« Privalyaflkt a jM. < » .A 8.'~

BolMÜSfibe VcMmchaJMCea dM Alaaaadar» DOialilR« sag«« vott M. Uratil Mit saltlzdoliM AbbUdaa#so «nt JEartmakiriWi it «A IS. t fst». JL I4.~

Pi*iinfi Sahriftoa. L B4. RfimiaelM Dsah*

Brunili miiM ^ AililalUolM a ■trnikiaolis Uauk- mBUr, Mit 6& AbtiUdancMi. a. .# iO tfsk.

A(18.— II.B1L /ururiactOs.'hcu KttiifttfrotcUlcbt«.

MU dB AlibüdUDfaa. a. JS fO —» ^ ta

UL Bd. IaUr|MtrtaUoa «ar EfltUc dar öchriA- faaUsD. A lljreaielnM» nur aauavaa KuaatnaschlcdUa, Kaahsrag. Mit SA Abbildungsik a. JL li.~i tab. JL

PiinktMSSQ An ITnianaahnagM) «b«r aasnawAlilu OtH/IIWOoOll* icaBital das aatUua Bachwaeaas aoa K. Daialsko. a. »A t.~

Dipylongräber.

voa Fradarlk Poulaaa. a. JL%.

PfwmnlnnSlra ^ «riack. Birmoiaflka v.

PiyinOlligiRa« R.Bai«aaaalala. a.^l8.-> d. laaSl Malta. Kla iloltrag aur iblokta A aatikau Kat^Ua

Frühlingsfest £

von B. Waaaob. a. JL t.—

Gewerbe und Künste.

Oavrsfba nad KOasU bai daa Oriaaliaa uad fULiamru raa M. Illtmaar. 4 Biade toll tahlrolcbaa Ab« bUdaojpta. a. JL Stt.40.

Uflfirian ^ Kaisen Hadriaa. idaaUaa.

nttUI lall« •BAlysoa uad hlalor. Uat«naoktta||«B Toa Otto Th. hehala a. JL 4.-* UoAt*tszAean Uaervaeaa das Pu>lsmAar aad nGUrWotfon« RaaiarioAjnrptoDT. P.M.Majrar

Hellenistisches Zeitalter. ST^^iu

aistiaehaa /.olialun voa J. Raarat, t. Äud a. JKU.— , ^\y JL I4.~

Unmoi* Hon. Kpo# a d. Oaakm. «rlKotert voa nUIIIOr» W.Hetblg. MUTafaliia.Abbndaogao 8. Aaflaca. (la VorU-nltuag.!

«■«* Homerlacb« PaMat«. Klav Hl^ie su daa Daak« aOlara aad tun K|»oa Voo F. Koaak. Mit S Tafaln uad 14 AbbUduafeo Ita Text a. UK S 80 t«b .M8.Ü0.

Kriegswesen.

MH S Kaitaa, S PUaea a. JL 10» geh. JL 19.—

voa K. Lehmana. 0 AbbUdUBgaa.

Kiliflir ^1* halleuleobs, daJrgeetaUt raa Fvltt isUlilll j llauBigarten, Fvaai Polaad uad RIabard Wagaar. Mit Ifarb.Tafala, t Ratiau* ^ tag«« 400 Abbildung, a .k 10.— » vab, JK lt •• I |4n|i2|A|||« ChataktarkOpfa auadaraptikeu ldt*> kIftOI aiUI ratm, Ttm Hohvarti Püaf Torttftge- l> Hattod uad Plodar. 9 ThukydJdse uad Xuriiiidac S. Bokralse uod l^io, I. Pol/bio« oad Poacldoatoe» I. OlaatD. f< Aad. a. JL 9.— > gab. JL 9.00.

^ Ul# friachiaahe nad laialalaoke LUaraiur uad Hfinc^ Bemthalta« voa: U. v. WllamawUa-

MonUvadnrff, K. Krunbaoliar, d Waekaraagol, Tt. Lao, K. Xordra, P Shatseh. (fHa Kultur ilar Oagpawan Ihr« Kntwicklnag uad Ihm Zlale. Ueiuaigatcebna tun P. lilaaaberg. Tali L Abt. 0.) a. Ji la— , gab. JL IL—

UlAhnno Dia Mjstafiaa daa MItbra tob Traaa MlUiraM* Oanoah Kia BaUrag tat BeUglaaa«

JNMlüekta dar roailtebva KslsarsailL Aatorlalartr euiaoke Aasgaba roa O. Oabrlg. a. JL S.— > gab. JL S.tO.

Klna MUhratillutgia arlOutart voa A.Diatariok. a. JL 0 , gab. JL

lll44AlinAat» Miltalnenfgobtai voa A-

Phlllppsou bolaogrograpItleehB oad kaltonlla Riganart MH 9 Klgaraa tai Taai, 19 Aasiehtrtt uad 10 Kartca auf 15 Tafelo A Jt f » gab. JL 7.—

MJttelsaaerbUdar roa Th. Flsobar. GeaamnOia Abbaadlongan nur JLandt dar MHtalnaariiadar A JL A— ^ foh. T.—

MirHAm Ps^A Kia Tersueh Obar VolktroBgl nUllor triiO« von Albreoht Diatarlo

ch

n. JL 9.90.

AAlrmviAnA antik# Idoa dar Oakamaaa la

UOnlllllDlIP« Uurer poUtlecbaa und kalluraUaa IWHieutuBg ros 9. Kaarst, a «R 1 SO Pa nur I Aos daa grieohisohaa Papyrusurku»«

I apjl gvn. Kla Vortrag auf dar VI. Vor- •amatloag dantMhvr ItUtorikar tu Hall# aB. ara 6. April 19011 voa Ludwig Mlitals. a ,iC 1 SO. üriaohleoUa Urkuadan dar PapyrusaainiulaBg «n l,alp«ig vom littdtilg Miliala Bd.L MUBal* trlgoa roa U. Wllckan uad wH S Tafela la Ltoibdmok. a ,K tO.—

Dlo4n Platoae phll<»sophiMiha jButwioklaag voa rialU. Ilaat Raador. a UV . gab. JK 10

Pnr4rls4lrrinfA tuf rOm Maasau r. Imhoof« rOnralKOpie iua»*r. t AmR. fob.JKa.S0.

auf heUanlacham u. bollanlatl.oba« Mauroa roa 1 Hthoo Hl H wer. gab .4 10.—

Pm{ao4ai* o Tampal iai buUaaislieoban Agyt>t«u- riOomr fteUrag tur Kuli«rgaoi.*hicIiia daa U?UanUwtta v.Wattar Otto. 1 Bd. a.4114.— « gab. JL 17.—

Dnm Daa all# Boo» Eulwlokalaag aotaaa aruo<L nUni* ritaoe and OoMbiebia eaUav Baaun. Auf IS Karton und 14 Tafhla dargaatallt uad mit alaam Plaaa dar bauUgaa Rudi so wie aiaar aiadtgeaahieht» UohosElalaUuagvaaA,Bebaaldar gab.JKlO Fahrar daroh dia Offiratllebati Kamwluagan kUaelachar AHerttUaar la Ruia vua WoHgaag Halblg 8 Banda S. Auflaga. gab. .4 tft. 1 Atugsba mit Hchroibpapltr aorebschotsaa gab. Jt 17.— (Dia Banda find uJebl atnselo ktufllrh )

QAAlonunnol Dar RaeUnvogai bi dar allaa wuDlOllViiyul« LHaratur und Kunst. Ktaa mjrUuttogUoh-artibboiogiseho Catanucbaag voa (>. Walflkar. MH 110 AbbUduagao tat Tvxt A JK 98.—

Qnmmppfan Albreoht niatarUb.

OUnillloriay« Jgn Ab1»Udangm ist Test oad auf olaar TafeL o .4 1.«-

QnhPAra Kaua gtiacblscba Taata uad üaSar> v|lliact «uobuogun tar tfatabiehte da« Siara« bUdar von Front nolL MH alaam Haltrtg rott K Pyroff 0 Tafala oad Ib TasUbbllduogea

Ve^ucliungstafeln, •«“<>*.

r KWOuteb. a.,4&.~

Wundererzählungen, !»«•»*«'***“•

B ReittanetviA

B. JL

Hicnu i>iue Ueilu^ roa (^rl Wiat«r'i UuiTenit&tibaohbMdlojiK iu HHidelberg, aowie Ueilogim von B. u. Ttabarr in Leipzig, die wir der Boaciituiig nnioter Leeer empfeUlen.

VERLAG VON B. G. TECBNER IK LEIPZIG

AUSFÜHRUCHES LEXIKON DER GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN MYTHOLOGIE

HERADSWBOKBEN VON W. H. ROSCHER

1. Band in n Abteilnogcn. (A H.) [YUl n. 5IM Sp.]

IBM— 181H). g»h. .KS4. . (Aueb in 17 Linfeningen an je jK S. .) n. Band in 1 Abteiinngen. (I M.) |V1II n. 8337 8p.J Lex. -8. 1B90 1B97. geh. 4C8S. . (Aach in 19 Lieferungen in je UK 3. .)

UI.Band 87 63. Liefemng. (Nabaiotliea Pleione«) [Sp.l 3660] Lm.-6. 1898 1906. Jede Lieferung geh. JK 3. . [ForU. u. d. Pr.]

. AU Papplemente enchienen;

EpitheU deorsB qnae apod poetaa gneeoe legutnr coUogit dU- poeuit edidit 0 F. H. Bruchmann. [VIH n. 336 8.] Lex.<8.

1898. geh. .K 10.—.

Epitheta deomm qoae apad poetaa latino« legaatar eollcgit die- poeuit edidil loiso Beneilictua Carter. [VitI o. 161 S.] Lex.^. 1903 geh. jK 7.— .

Mythiaehe Koamographie. Von E. Hugo Berger. (TV u. 11 S.J Lex.-8. 1901 geh. 1.80.

I)ai Lexikon iat mit immer «teigendem Erfolge, nunmehr hii xum dritien Bande Torgexehritton, beatrebt, eine mOglichat objektive, knappe und dorh voiUt&ndigo, iteta auf die Quellen gegrtndeU; DaratvUnng der literanach aberlieferten Mythen unter gehöriger Berflokiicbtigong der Kulte und dor Munumente der bildenden Kunst XU gaben. Ea erweint aiob au aU ein wcrtvollef Repertorium eines bedeuteanaen Teiles der gesamten antiken Kultur und bat ala solohea tioh eines imnior grOBeren Freundes- und Almehmcr- kreiset tu erftouen. .

Einen besondonui Wert vurleihen dem Werke die lahlreiohen Abbildungen allein in den ersten beiden Banden nabexu 1000 an Zahl , die einen grollen Teil der antiken Kunstwerke, die sonst, meist in schwer xugftnglicben , teuren Werken enthalten, ntir mit Schwierigkeiten benuttbar sind, in einer für den Hand- gebrauch durchaus auaroichondun Form wiedergoben.

AKCHIV FÜR PAPYRÜSFORSCHÜNG

Otto OsAomwrrs » KdmosBSBO, Berkaro P. GftBNrBUi ik Oxtord, Arthl*« S. Hunt n Oxford, Pibske Joiioubt in Lujjs, Preorrio 0. Kentom in London, Quoomo Li-xbroso in Rok, John P. Marafft V

n Dublin, Ludwig Mitteib in Leipzio, Julbb Nicolb in Genf, ' '

Wilhelm Sohubart n Berlin, Paul Vierxck in Berum

UND VERWANDTE GEBIETE

1

ÜNTEH mTWIMDSQ VON

BERAUSOEOEBKN TOK

ÜLBIOH wilce:en

in HALLE A.E

DRITTER BAND.

DRITTS8 HEFT.

Anig«geb«B Bin Sl. JnH 1905.

1905

LEIPZIG,

DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEÜBNER.

I

I

Dm Arehir fOr PapynuforsohQng xmd MTwandt« 0«bl«te «ncbeint in Heften in je etwa 9 Druckbogen, tod denen 4 einen Bend bilden. Der Preif des Sende« betrigt M Merk.

Druck und Verlag Ton B. D. Teubner, Leiptig, Poitotr. t.

Inhaltsverzeiclmis.

Aafsltse.

Papyru« bilingne du Mnade du Caire. Von Paal Catliact, Pierre Jeafaet . Lettere el lignor profeoore Wileken. X XVI. Von fiiaeea« Laabrase . . Qrieobuche Bauimebriften ptolcmkücber Zeit auf Pbilae. Von Ott« Rakeaaaba,

Ladwig Berehardt (mit Nachwort von ü. Wileken) . . .

Zu den Genfer Papyri. Von DIrich Wilekea

Ein neuer Alypios-Brief. Von Otto Gradeawita

Ein Sklarenkauf de« 4. Jebrbundert«. Von Friedrich Preitigfce

Beiträge cur Igyptiichen Metrologie. VI. VH. Vlil. Von Friedrich Haltach

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3S9

849

86«

868

408

416

416

Alle fbr die Redaktion be«timmten Sendungen (Hanutkripte, Reaen«ion«> eiemplare n. «. w.) wolle man richten an:

Pret Dr. Ulrich Wilekea, Halle a. 8., LafontainettiaBe 19.

Ebendahin ist auch das korr Exemplar der in 1 Abxflgen sur Venendnng gelangenden Drnokkorrekturen cu senden; das andere Exemplar sowie das Manuskript bleiben im Besitze der Herren Verfasser.

Verlag von B. g. Tenbner in Leipsig.

Die Bodeapaeht. Agrargeschicbtliche Papyrusstudien von Dr. STarsn WAazrasxs.

Erster Band: Die Priratpacht. gr. 6. 1906. geh. Ji 8. , geb. JC g.

▼<m dM Mhr MUraIrbea o&d v«mhied8iMBtlfe& Urbttadea, dl« aa dar «««nrm Agrar* gaachlohta ia Baalahaag atabens bat dar Varfaaaar dla Paebtrartrtgat dla »W« ftbar ain ToUaa Jabriaaeaad <atwa 500 t. bla 000 a. Cbr.) hla rratrackao , ala Oaaaaa gafaJI oad dia baadert «tHI atlkbaa ITrlcaadaa ala Elahall bahaadalt. DU ürkuadaa «laiapen awar alla a«a Agjplea, doeb fbhraa «la darob dia Fragaa, walobaa ata aavagtao, Ober Agjptaaa Ortntau bioaaa aach Ortaidiaiüaad ud Bom. ia auMchaa Jfowaataa aaeb la tiaaat« atuderaa Zaft hiaObar 81e «ntbaltaa aowolü MatariaUaa aw varglaioheadMi Baehta* ala aueb atkleba aar aUgaakalaea Wlnaohafltgaacbichta bpMiall (dr daa aatlfcaa Hiatorikar alnd ala baaoadara dadarrb voa Badaalaag« dal ala daa Pbatipnig roa dar fralaa Pa^ ftbar daa balbfralaa Xoloaat bla la daa vOlUg oaftaiaa aad ta die Bblarar^ te EinaalbaiUM lUaaariaraa Baad n, dar dia Staatapacbk babandaits aoU la Bftlda folgoa.

Priester nnd Tempel im heUenlstitehen Igypten. Ein Beitrag zur Knltnr- geschiohte des Hellenismus tou Wsltbi Ono. Erster Band. [XTV n 4iB 6 1 gr. 8. 1906. geh. .* 14. , geb. JC 17

Daa Boeh will vor aUan roo dar Orgaalaatlon dar PrieaUrtebaft, roa dar Lanfbaba dar tiaaalaaa Prlaatar» (brar aoaialaa aad ataataracbülebaa BtaUaag, aowla roa daa laaaroa Sttataadaa dar Tampal, ibraai Baalu« ibraa Xlaaabotaa aad Auagabaa aad Ibrar Tarwaltoag ala aaaobaali^M BUd aatwarfaa aad Im AaaehlaO hlaraa daa Varbütaia voa Staat aad Xlreba ln hallcaiatlBebaB Agypi«o oatamiebaa Dabai wird raraoobl, «o woM ala mOgUeb dia Katwicbloag dar aiaaalam bMdaltaa laadtattaaaa au aalafaaea aad Feeutailaagaa übat Ibraa igrptiacbea, griaoblacb« aeU» banaalattaohen Uraprang ■« traffra. Aaftar dar altAgjrptlacbmi Klrcba aacb dia aadaraa ia Afpptoa beatabaadaa beidaiaebaa Kallgvinabtachaflaa barftakaichtlgt wordaa. tHa DaramUnB» baat Bi^ vor allen aaf daa oaa durch dla griacbiachaa Papjrri, loBcbrtfiaa und Oatraka ma.Umr- ralobbaltlgan Aagabaa auf. gwiararaan

Aufsätze.

Papyras bilingne du Musöe du Caire.

Une affaire jugee par le Praeses Aegypti Herculiae.

Le texte auivant rentre dans une Serie que les lecteurs de V Archiv connaissent dejä et c’est ce qui nous engage a le leur souraettre. On peut le ranger en effet ä cöte du Papyrus Bonriant que nous avons donne plus haut') et du papyrus 13 de Leipzig que MM. Mitteis et Wilcken ont plus recemment publie.') II fait partie d’un lot saisi entre les mains d’un marchand par le Service des Antiquites d’Egypte.*) La provenance certaine en est Theadelphie, dans le N. 0. du nome Arsinolte, district de Themistes. L’emplacement de ce village est aujourd’hui marque par le Köm de Herit, celebre par les fouilles de MM. Gren- fell et Hunt.') Le rouleau de papyrus assez bien consenre qui contient notre documeut est compose de deux xoXXTjiiata et mesure 59 cm sur 27. On y lit le compte-rendu d’une affaire, jugee par le proescs ./Effi/pti Hercidiae] le greffier l’a redige en deux langues; mais tandis que, dans le papyrus Bouriant et dans le papyrus 13 de Leipzig, le latin est reserve pour les formules qui servent ä introduire les paroles prononcees par les avocats, les plaideurs ou inculpes et le juge, ici le magistrat s’exprime en latin. L’affaire est d’ailleurs breve; il s’agit d’une reclamation portee contre certains xgäxroQsg par uuc victime de leurs exigences: les avocats du plaignant exposent le fait; le praeses, Sans poser de question, rend sa sentence. Ce qui nous parait digne d’attention et distingue notre texte d’autres proces-verbaux connus'),

1) Archiv, I, p. 293 et suivautes.

2) Ardliv, III, p. 106 et suivantes.

3) M. Masp^ro a bien voulu me couBcr le deroulemeut et l'etude de ees textes dont je publierai bientöt les copies (Jou^piet).

4) h'ai/üm Towns, p. 51.

6) Snr les protocoles rt'diff^s en latin et en grec, cf. Archiv, I, p. 294 et la notc.

' Archiv f. PapyrutforachuDg III 3. 23

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340

Aufsätze

c’est que cette sentence, qui, »ans doute, ofit et« inintelligible pour les interesses, est immcdiatemcnt suivie d’une traduction en grec. La pro- venanee est l’indice que notre texte n’est pas un fragnient original des acta ou vTtofii’rinariOfioi du praeses, mais une copie delivree au plaignant. II serait donc possible que, specialement faite pour lui, la traduction grecque ne figurät pas sur l’original.

L’ecriture grecque est trbs apparentee ä celle du papyrus Bouriant; le scribe einploie, conime dans ce demier document, deux cursives la- tines. La plus ample est reserree ü la formule de date qui serable ainsi servir de titre ä la piece eutiere; eile presente nn dessin de 1’m que nous n’avons pas rencontre aiUeurs. Cette lettre est faite d’un trait ä peu pres vertical et d'un trait courbe comparable ä un S ren- rerse de bas en haut. Le trait vertical est comnie coiffe de la sinuo- site superieure du trait courbe, qui, sans jamais le rencontrer, redcscend vers la droite, pour remonter legerement ensuite et fomier la seconde sinuosite bien moins large que la precedente. L'autre cursive latine nous parait presenter les caracteres du IV® siede comiuen^ant. On peut comparer Wessely, SchrifttafrJn, n“ 14.

Le texte ne porte ni esprit ni accent ni signes de ponctuation; nous les avons retablis dans notre transcription, nous conformant en cela et pour le reste aux usages de cette Revue.

Col. I.

1 D(ominis) n(ostris) Licinio Aug(usto) VI et Licinio nob(iIi8sirao) Cae- s(are) II co(n)s(ulibus) die pridie idus dec[erabr]es Xot,äx tg' Arsinoit(uni

civitate) in secret(ario).

2 E[. .]a . [.]s Sotarion (et) Horion d(ixemnt): "Hgav xevdtgbs avrm

freXsvra M xitipovö/iotg ’HXiuri

3 x[n]l xcä, xal tg yauet^ xov ovvrjyopovfidvov Elpjjvr)'

g fiiv ovv ElpTjvTJ

4 ^posreXcvTci *[al] toü xarpbg, «AAä xpörspov avta xpoa-

ayuyöv-

6 Tojv tüv 3r[paJx[T]dp£Dj/ 6v6fiaTt rf/g xaraleKp&eiarjg yijg ivircvi^xi to 6 (leyaXetov rb ^d]v diäaxtv ßorj9ciav ä<fre diä töv xpamoHiTav äxo- 1 xivrfiiiyai x«r’ o^toü kv6xXri6iv äXX' ovd\v ffzxov ixtivoi

ofitf xfjg

8 ir’oj;Agff£(a[g] äxtoxijöav ovxe ovd^va xapiaxtjaav, äXX’ ixixpißoxxfiv

9 x«T« xov ovvtjyoQOVfUvov ixtjpeä^ovxeg avxü' deöiu&a xov (itya-

Xhov xov

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Collinct-Jouguet: Papyrus bilingue du Musüe du Caire.

341

aov iaav\ay\xa6(H]vai rriv dv6xXr]aiv xar avTOv yiyvofiivijv lO xmkvee9[ui].

Q. Iper y(ir) p(erfectiBBimus) praeB(es) A[egyp(ti)] Herc(nliae) d(iiit); n demonstrantae suBcepto tuo obnoxias personas exactor civitatis nullam iu[qüietjudinem contra iustitiae rationem ex persona eoriM- 12

dem eundem

su8ceptu[m tuu]m sustinere patietur. 13

L. 1. ddim coss . h. 2. (et) e et t lies et tr^s mutilds, Restituez: dy avra, probablement pour aütoü. L. 6. SÜioxlv, l’asyndeton est familier au re- dactcur du texte, cf. 1.9 6t6fit9a. L. 7. xar* avzov. L’ajjoBtrophe est sur le pa- pyruB. De mfme l. 10. L. 11. Elle commence plus ä gauche que les autres d(ixit), d/ 1. demonstiante. Une coronis mutUde au dessons de la demiere Hgne.

Col. U.

'Epfii/via

a" vxodixvvvTos tot) vstb aov avvtiyopovfidvov td vxev- &vva XQÖaetaa, 6 i^dxrtoQ l^V

6 T^s aöltejg |ov3df(ucv iv6-

XÜijaiv ^v:tfvavT(ovJ 3tap[d]

TÖv tot) dixuCov Xoyov dxb Tov «Qoaiuxov töv ttinäv tov aitbv vxb [tfoü]

10 avtnjyoQovfisvov vxofiivai dvd^fTai.

L. 1. 1. iQfiriveia. L. 2. vnoSixyvvzoi , täche d'encre apres le demior v. 1. vxodHxyvvtOf. L. 11 1. vnofifivai.

Malgre la precision avec laquelle eile est donnee, on ne peut d^ terminer la date du document d'one maniere certaine. Le sixieme con- sulat de Licinius le pfere et le second de son fils, ignores en Occident, nous sont connus, en Orient, par des papjnis qui ont fait le sujet d’one discussion entre Th. Mommsen et 0. Seeck.*) Un papyrus de Vienne*) nous montre que cette annee coincidait avec la onzieme in- diction qui commence en Payni ou Epiphi 322 pour finir en Payni ou Epiphi 323.*) Mais comme le texte de Vienne est du 4 Payni nous ne pouvons savoir s’il est de 323 ou de 322. C'est ce qu’a justement

1) C. P. Ä. I, 10; Führer durch die Ausstellung, n” 292 (cf. O. Seeck, Hermes,

86, p. 81. 82); P. Caire (Grenfell et Hunt, Catalogue n” 10610).

2) C. P. H. I, 10.

8) ü. Wilcken, Hermes, 19, p. 293, et Buiv.; 21, p. 277 et suiv.

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Aufsätze

remarque M. 0. Seeck*), qui se prononce pour 322, tandis que Mommsen adopte l’annee suivante.

II faut d’abord ecarter du debat le papyrus de Geneve n“ 10 du tome I*'', que Ton considerait comme date de Mesori de la 18“ ann^e de Conatantin, et on lisait le nom des cousuls occidentaux de 323. M. Wilcken a revu ce texte, et ses nouvelles lectures, dont il a l’amitie de nous faire part, proureiit qu’il date de 316. Sur ce r^sultat et pour les importantes conclusions qu’il en faut tirer toucbant la Chronologie du regne de Constantin et de Licinius, nous renvoyons le lecteur au memoire de M. Wilcken.*) Ainsi tombe le raisonnement de Mommsen qui, pla9ant le papyrus de Vienne au mois de Mai (Payni) 323, et trouvant un docnment date par les consuls occidentaux, en Egypte, au mois d’aoftt de la m6me annee, mettait entre ces deui dates la soumission de l'Egypte par les armees de Constantin.*) Ainsi s’evanouit aussi la contradiction qu’il y aurait eu entre notre texte de Theadelphie, date des consulats de Licinius, le 28 decembre, et le papyrus de Qenöve, date des consuls occidentaux, au mois d’aoüt, s’il avait fallu les attribuer tous les deux ä la meme annee 323.

Notre texte peut donc etre de cette annee, comme de la precedente. M. 0. Seeck donne des raisons pour mettre le sixi&me consulat de Lici- nius en 322, Elles sont tirees d’une autre formule de date que l’on trouve dans les papyrus d’Oxyrhynchos P. Ox. I, 42: [jaerii rijv vzcc- Ttfai']‘) töv äc6:iOTiöv ^(löp ytixiviov Zeßaetov s' x«l [jdixiviov Tov ^]}TiqjaveaTäTov KaCoagog ro ß\ rolg &%o8si%9riaoyUvot,g vncczoig y' Tvßl xy' (18 Janvier)

P. Ox. 1, 60 Tolg dxoänx&tiao/isvoig vxdroig rb y' Affffopi) xS' (17 aoüt)

Ce serait ainsi, seien M. 0. Seeck*), qu’on aurait designe dans le domaine de Licinius, en changeant seulement le chifFre (rö y') les trois annees qui ont suivi le sixieme consulat de ce prince, soit 323, 324, 325, car on ne peut descendre plus bas‘), et il y voit a la fois la preure que ce consulat est de 322 et que la fin de la guerre est de 324, puisqu’encore au debut de 325 on se servait du nom de Licinius pour determiner la date. M. E. Schwartz’) qui pense au contraire avec

1) Hermes 36, p. 81. 2) Voir ici mSme p. 382 f.

3) Th. Mommsen, Consularia, Hermes, 32, p. 645 et suiv.

4) Rostitue par 0. Seeck, Hermes, 36, p. 32; approuvö par Mommsen, ibid. 604,

n. 8. 6) O. Seeck, Hermes, 36, p. 32. 33.

6) Tout le monde admet qa'cn 325 les hostilites ont cessd.

7) E. Schwartz, zur Geschichte des Athanasius dans Nachrichten v. d. hönigl. Gesellsehaß d. Wissenschaßen zu Güttingen, philologisch-historische Klasse, 1904, Heft 6, p. 642. 643.

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ColUnot-Joaguet: Papyras bilingue du Mnsäe du Caire. 343

Mommsen, que Licinius a fait sa soumlssion ä la fin de 323 et qui apporte des argumenta nouveaux en faveur de cette date, fixe, lui aussi, le sixieme consulat de Licinius en 322. C'est qu’U croit, ä bon droit, que le papyrus d’Oxyrhynchos Licinius est traite de deaxdrtjs ^/ißp ne peut etre que d’une anuee oü' l’Orieut lui obeit encorc, et que, si la guerre finit en 323, il ne peut y avoir d’autre solutiun que de mettre ce texte en 323 et le sixieme consulat de Licinius l’annee precedeute. Quant ä la formule rofs äroSeix^^oofif'votg vxdtoig, oniployee pour la troisieme fois en 323, rien n’empeche de croire qu’elle ait dejä servi au debut de l’ann^ 321, dans l’ignorance l’Egypte pouvait etre des noms des consuls et en 322 avant que Licinius ne se füt j)roclame lui-ineme. ')

Les papyrus jusqu’ici connus ne peuvent donc pas nous servir pour dater la fin de la guerre. C’est au contraire la date de la souniission de Licinius qui pourrait determiner celle de nos papyrus. Sans vouloir entrer, pour le inoment, dans une controverso aus.si difficile*), nous nous contenterons d'une remarque, qui en est tout ü fait independante, et qui, saus empörter notre convietion, nous ineline cej)eudant ä penscr que 322 est bien la date du sixieme consulat de Licinius. Le texte de Vienne dejii eite est un acte de ventc nous voyons que le ven- deur, selon l’usage, prend ä sa charge les irapöts des annees prece- dentes et laisse ceux de l'annee en cours (la 1 1" indiction) ä racheteur. II nous semble que si le 4 de Payni, jour du contrat, se trouvait ä la fin de l’indiction, il y aurait un desavantage trop marque pour l’acheteur et une augmentatiou inusitee du prix de la vente.’)

L’affaire est portee ä Arsinoe, du Fayoum, devant Q. Iper, praeses -lütjypti Hercttliae. On attribue ä l’empereur Diocletien le partage de l’Egypte en trois provinces, jEpyptus Jovia, ^‘Ajyptus Herctilia, et Thebais.*) Mommsen, et presqne tous les commentateurs apres lui*) admettaient

1) Les besitationa de Licinius sont constatt^es par une phrase de V Anonyme de Valois, bien mUe en lumiere par 0. Seeck, Hermes, 86, p. 84.

3) 0. Seeck, Zeitschr. d. Savignystiftung, röm. Aht. 10 (1889) p. 190. Th. Mommsen, Hermes, 82, p. 645 et suiv.; 0. Seeck, ibi<l. 36, p. 28 et suiv., Mommsen, ibid, 86, p. 602. Mommsen et Seeck, ibid., 37, p. 156 166.

8) C’est Sans doute pour une raison de ce genre que l’<!diteur assigne ä ce texte la date 821/322. Nous ne voyons pas pourquoi M. E. Schwartz le met k la fin de la dixi^me indiction, avant le commencement de la onziöme.

4) Mommsen, trad. Picot, dans Hev. Areh. 'VII (1866) p. 379. C'est l'impor- tant travail de Mommsen sur la liste de Vdione intituld Verzeidinis d. römischen Procimen dans les Abhandlungen de l’Academic de Berlin (1862). Nous n’avons pas en sous les yeux le travail original.

6) Voir la Carte de Mühlendorff, jointe au memoire de Mommsen, et repro-

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Aufsätze

que l'Egypte Jovia comprenait la partie Ouest du Delta et de la Moy- enne Egypte, l’Egypte Herculia la partie Est, et que la Thebaide etait la Haute Egypte. Dans cette hypothese, le Fayouin, partant Arsinoe, aurait fait partie de l’Egypte Jovia. Comment expliquer des lors la presence du praeses JKijypti Herciäiae dans le domaine d’un de ses coUegues? U est invraisemblable qu’on l’ait fait venir de sa province pour remplir le röle de judex datus, et il vaut raieux croire que notre papyrus confirme une vue de M. Camille JuUian') qui pla(;ait les nou- Tclles prorinces diocl^tiennes dans les limites des anciennes epistra- tegies, l’Egypte Juvia comprenaut Alexandrie et le Delta, VHerctdia correspondant ä l’ancienne Heptanomide, augmentee du nome Arsi- no’ite*), la Tbebai'de au sud eUe a toujours ^t^. Notons que cette division, commandee par la configuration meme du pays, est a priori bien plus rationnelle que l’autre.

Arsinoit(um civitate) traduit {iv) Idgaivorräv x6Xei. C’cst U nom qu’a presquc toujours Arsinoe dans les textes d’^poque romaine et by- zantine.’’)

L’aflFaire n’est pas plaidee devant le trihunal (pro tribunali = ßijfiaro^'), mais dans la saUe du conseil, in secret(ario) ob l’on pouvait rendre des sentences poumi que les portes fussent ouvertes.*)

Quant au sujet de l’audience il reste asscz obscur. On peut faire plusieurs bypotbeses selon que l’on traduit i>v6paxi rijg xaTaXeup&eiar^g yijg par « propos de la terre qui lui a etc laissee, ou « propos de la teure qui a etc laissee sans preciser si c’est au demandeur qu’elle est venue en beritage.

Dans le premier cas, la terre en question aurait et^ laissee au

duite Arch. vol. dt. de Ruggiero, Dizionario Epigrafico, s. v. Aegyptus. Marquardt, Organisation de VEmpire romain t. II, p. 425 {trad. frang.) parait ndopter la meme opinion. Il dit seulement que THerculia deviendra l’Aui/uiibiin- nica; quant ä la Joda il la definit par ces mots inintelligibles ; «la Basse Egypte ä rO. du Nil, westlich vom Nil.>

1) C. JuIIian, De Io Eefomne prorinciale attribute ä Diocletien dans Bev. Ilist. XIX (1882) p. 357. Sur la question des provinces DiocIdtienncs nous avons vu Kühn, dans Jahrh. f. Philologie CXV (1877) p. 687 718; mais nous n'avons pu consulter ni Czwalina, über Verzeichnis d. römischen Provinzen. Oymnas. Progr. H'fSfl 1881 que nous ne connaissons que par Duchesne, Md. Chranx p. 133. 184, ni Ohnesorge, die römische Provinzliste iv 397, Wissenschaftliche Beilage zu Progr. d. Gymn. Duisburg (1888), ni l’importante recension de Rohden, Berl. Phil. Woch. 1888, 1561—1564.

2) P. Ox. IV, 708 montre que l’ArsiuoIte ne faisait pas partie de l'Hepta- nomide; mais il forme tout naturellement groupe avec eile.

8) Grcnfell-Hunt, Vay. Tuians, introductory p. 9, n. 1.

4) C. Theod. I 7,2.

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Collinet-Jouguet; Papyrns bilingne da Mus^e du Caire. 345

plaignant par Irfene aa femme; celle-ci est morte, pretend-il, avant aon pere Heron. Les xguxrofsg, de leur cöte, feindraient d’ignorer qu’Irene est morte et soutiendraient que la terre est venue entre les mains du plaignant parce que sa femme l’avait heritee d’Heron. L’impöt qu’ils reclament serait l’impöt sur les successions, datopj;»}*), dont nul n’est exempf), mais que le demandeur aurait d^ja pay6 ä la mort d’Ir^ne.

Dans le second cas, la terre n’est pas venue entre les mains du plaignant. EUe faisait bien partie de la succession d’H^ron, son beau- pfere, a laquelle Irene aurait eu part. Mais Irene est morte avant son pere et dans ce cas le mari ne pouvait representer sa femme, et n’h^ ritait pas.’) Les xguxrogeg soutiendraient au contraire que le deman- deur est imposable, affirmant ou bien qu’Irene est encoro vivante, ou bien qu’ellc est morte aprfes Heron en leguant la terre ä son mari. L’impöt exige serait soit Xcaiagx'q soit un impöt foncier.

Nous avons pris la peine de reconstituer, dans les deux cas, la th^se de.s »pdxrope? pour donner une idee plus complete des possibi- lites de la cause; mais peut-etre ötait-ce une peine superflue. En aucun temps les xpitxTogeg*) ou leurs ])areils ne s’embarrassent de beaucoup de raisons quand ils veulent molester le contribuable et nous voyons ici qu’ils ne repondent meme pas. C’est qu’i» vrai dire ils sont absents, les ’deux avocats du plaignant nous le laissent entendre, et la sentence le confirme. Ce n’est pas la premiere fois que l’afiaire vient devant le pracses: dejä precedemment («AAd xgörtgov), leur dient avait ete victime de leurs exigences et le praeses avait ordonne aux prae- positi d’y mettre bon ordre. Mais les ngäxTogeg n’en ont pas moins continue leurs vexations, ils ne se sont pas presentes devant le ma- gistrat’), ils n’ont meme envoye personne {oväiva xagdöttjOav), aucun temoin*), aucun mandataire pour les defendre. Ils demeurent teUement inconnus que la sentence du praeses decide que le demandeur doit

1) Impöt 8UT leB non citoyens romaine; Wileken, Griech. 0$tr. I, p. 346.

3) A la diff^rence de la vicesima hereditatium due par les ctoes romani mais dont sont exempts les xdw ev/ftvils, Wileken, l. e.

8) Nous ne connaissons snr ce point anenn texte prdeis. Nons voyons que dans le droit dgyptien la reprdsentation de leur pöre par les enfants si l’dgard de la succession ab intesiato de la grand' mbre ne fut autorisde qne par une x^e^s d'Hadrien. P. Garofalo, Sul diritto romano <n Egitto, Bin. di Storia anlica VII, 1 p. 7.

4) Sur les xgüxxofft voir Wileken, Griech. Ostr. I, p. 601 et suivantes.

5) Le texte ne le dit pas formellement mais on peut le tirer logiquement des termes mömes de la sentenee.

6) Sur ce sens de nagierriiu voir P. AmA. II 66, 1. 38. Cf. le sens du meme mot dans les «aganäetit.

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Aufsätze

avant tout designer les coupables (demonstrante) et que l'exador civi- tatis veillera ä sa securite.

II est assez difficile de deteminer quels sont les fonctionnaircs qui sont designes par les teruies vagues de praepositi. II j a en Egypte des praepositi militaires'): Flavins Abinnaeus par exemple est ä la fois inagiog ftlijs et arpcazrdffirog xcförpotg*) et l’on sait que son röle n’est pas seulement celui d’iin Soldat, mais aussi d’un ehef de la police.*) 11 ne serait donc pas absurde de supposer que c’est a des offieiers de ce genre que le praeses confie la niission de surveiller les xgaxroQeg trop exigeants. II est pourtant plus naturel de songer a des fonctionnaires plus directement meles ä l’administra- tion des finances: tel serait par exemple le pracpositus pagi qui se trouve a cette epoque a la tete de la circonscription territoriale qui sert de base ä l’administration de l’impöt/) U n’est pas seulement occupe a la repartition et ä la levee des taxes: il semble concentrer entre ses main.s toutc l'autorite du district*), mais il est presque toujours engage dans des operations concemant les contribuables; les chefs du village lui adrcssent leurs eomptes*), des listes de con- tribuables ou de possessores^), des listes de personnes aptes ä rein- plir certaines fonctions financieres**), le releve de certaines sommes levees et versees ä la banque comme taxes sur certaines mines*) etc.'®) Il est donc naturel qu’il soit aussi Charge du contröle des xguKTogtg. On peut se demander pourtant pourquoi, s’il s’agit de ce fonctionnaire, notre texte emploie le pluriel, l’afFaire ne rcgardant probablement que le seul pracpositus de son district. Il reste, en outre, une autre diffi- culte assez grave: tous les textes qui donnent ä ce fonctionnaire le titre de pracpositus proviennent d'Hermupolis Magna; au Fayoum on parait avoir regulierement employe le terme synonyme de artydpjjijg. ")

1) Voir p. e. r. Ox. I, 4S, II passim. 60.

2) Kcnyon P. Lond. II, p. 269; Nicole, P. Gen. II, p. 62.

а) Sur le röle des militaires dans la levöc de l’impöt, Wilcken, Oriech. Osir. I p. 621,

4) Wilcken, Hermes, 27, p. 297; G. Milne, a Jlistory of Egypl under the roman rule, p. 13.

5) On lui adreese des reclamations en cas de violence, P. Amh. Il, 141 (360 ap. J.-C.).

б) B. G. ü. 21.

7) Goodspeed, Greek Papyri from Cairo Museum, 12.

8) P. Amh. II, 139.

9) P. Amh. II, 140.

10) V. aussi C. I’. H. 233.

11) Wilcken, /. c., Milne, l. c.

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CoUinet-Jouguet: Papyrus bilingue du Musee du Caire. 347

Quant ä l’exactor civitatis on en trouvc nussi la trace dans nos textes. Les exactores sont bien connus en Egypte*) et dans le reste de TEmpire.*) G. Humbert les distingue, ä bon droit, des susceptores et leur donne la mission speciale de poursuivre les retardataires. *) II y a Sans doute plusieurs sortes d’cxactorcs de rang diEFerent, et ce n’est pas toujours le mßnie qui parait dans nos documents.*) Nous n’avons pas rencontre ailleurs le titre exactor civitatis, i^äxtag rfjg ard- Hemg, mais il seinble bien que ce soit le fonctionnaire correspondant d’Antinoe qui est appele {^axreog ’^vrivöoi’ noXftog^) dans un texte de Berlin. L'exactor civitatis parait avoir ete un assez gros personnage. On se vante d’avoir rempli cette fonction*), on la sollicite, et nous voyons qu’cn Egyjite Vexactor pouvait etre clioisi parmi les inembres de la Curie’): le prytane d’Arsinoe demande ä Flavius Abinnaeus de lui faire obtenir de l’empereur un diplöme d’exacteur, (xiatoh) d^axro- pi'ag.*) II re^oit des petitions: tel, sans doute, pour etre degrevc de charges ou excuser ses retards, se plaint que ses proprietes ont ete ravagees.®) II re9oit des rupports de gdometrcs.’®) Dans le nome Her- mopolite, il cuinnle ses fonctions d’exactor avec celles de Stratege. C’est du moins ce que nous croyons voir dans un papyrus du Caire qui nous interesse ici ä ce titre et aussi parce qu’il est date des memes consuls que celui que nous venons d’etudier. *')

Si l’on admet que l’exactor est charge, comuie nous l’avons dit, de faire rentrer les rcliqua de Timpöt, on comprend mieux la marche

1) Milne, l. c., Wilcken, Gr. O.'itr. I, p. 630,

2) P. Louis-Lucas, dans le Victionnaire des Antiquiles de Dareuiberg et Saglio B. V, exactor.

3) G. Humbert, i’iwai siir Us finances et la comptabilite chee les Romains H, p. 10; voir aussi en ce sens Li^crivain, de quelques institutions du Bas Kmpire dans les Melanges d'Ilistoire et d’Archeologie IX (1889) p. 382. et Louis-Lucas l. c.

4) P. ex. un exactor secondo l’actuarius dans la levde de PanwoMa mititaris P. Lond. II, p. 290 293, qui n’est sans doute pas Vexactor civitatis.

6) B. G. U. 21.

6) C. P. R. I, 247. ün personnage prend le titre de djro i^axTogav. Il est vrai qu’on ne peut pas affimier qu’il s'agisse ici d’une Charge d’r.roclor civitatis.

7) Dans le reste de l’empirc les exactores sont cboisis soit dans le bureau du gouvemeur soit dans la curic. Lecrivain, l. e., P. Louis-Lucas, I. c.

8) P. Lond. p. 272—273. 9) P. Caire 10667.

10) P. Caire 10472 (v. ci dessous).

11) Id. voir aussi P. Caire 10513 (inddit); c’est un fragment de la petition d’une femme. Il y est qnestion d'une vigne et de Vexactor. Elle demande sans doute un degrdvcment. La pibce n’est pas adressdo ä l’exactor; peut-ftro l’etait- elle ä la curia on ä Tun de ses membres. Le texte que nous donnons plus bas dit que c’etait des curiales que Vexactor recevait dos indications et des ordres.

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Aufsätze

de notre affaire. Une premiere fois, au moment de la lev^ reguliere de la taxc, les xgaxcogsg ont tracasse le demandeur. Le praeses a commis le soin de le proteger aux fonctionnaires charges du contröle de cette perception reguliere. Au moment de la levee des arrieres, les agäxTogcg sont revenus a la charge: le praeses adresse alors le plaignant au fonctiomiaire qui dirige cette seconde Operation, ä Vexactor civitatis.

Nous sommes heureux pour finir de pouvoir donner une copie du papyrus du Caire auquel nous avons fait plus haut allusion. •)

Pap. Caire, 10472. Cf. Grenfell-Hunt, Catalogue, p. (10. provennnce probable: Ashmounein.

'T^tarttag tüv dsanotöv (^yi^ixiviov XeßaöTov to s' xocl

Aixiviov Tov fxcgjavfOTäTov KaCoagog ß .

AojffTpdrffl Alliavfp 6tgurtiyö [iJ]rot ^^axTogi 'Eg(ioxoXCT[ov]

iraga Avgrjlicov naXa\ ] axb xäprjg &vv£cog

ö uofftou yfMp£[Tp]oi> xcd £üJ[«('(xo]yos yvaxfrijgog xäprjg Af[v«]- Ttrj' ^TuaraXivTsg v[s6] tfofv] Xx löi’ irttSo^evTav Ooi ß\ißX(\- av V3tö AvgijXiov ’AäeX(p[io]v yvfiyagia^x^v ßovXevrov 'Egpovx6Xiag avupitgrjaiv rtolrfiao^ai xcgl rr)v avTtjv Eivaxrtj, yevöpiygi ixiißt äpu Evöcäpovi bgioöi- 10 Töv t6x(ov ^xcC[va^v xal rrjv ävapdtg[rj^ßiv xoirj-

[öapf]voi dijXovpiv xaTsiXyjtpdvat. iv xXtjga ’Aya&oxXiovg

TjJg ai’)[t^g ]jjg . vxopcv exogciv ’AaxXärog «i[ . . . . Jat'T^g ]ca xai j;p[. . .] äpoi5pa[.

L. 1 aixtviov. P. L. 3 1. t^axT(>>Qt. L. 4 Palaug(?); Grenfell-Hunt. L. 9. 10 1. igioifixxiß. L. 12 Pas de place pour l't du ddbut, ni 1. 11, ni 1. 12. Debüt de la 1. 12 tr5s incertain.

Le bouleute Aurelius Adelphius est connu par les papyrus de Vienne et du Caire, cf. Goodspeed, op. laud. 13, C. P. R. 10.

Lille, 30. Juillet 1904. Pani Collinet, Pierre Jongnei

1) Cette copie a etd prise il y a 10 ans; c’est donc un des premiers teites que j'ai transcrits. Nous l'avons revue sur une pbotographie assez pälc. II est probable que sur roriginal on lit quelques lettres de plus, surtout pour les dem dernieres lignes que l’on doit considerer ici commc mal assurdes. (J.)

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Lettere al signor professore Wilcken.

X,

Vallombrosa, 16 luglio ’904.

Pregiato Amico!

La fräse di Dione Cassio (51, 17) sulla poUtica di Augusto in Egitto, Toig fiii/ Ifiioig (bg fxaffrotg, rofg J Ävfv ßov-

ievTäp xoiiTtvea&ai e una di quelle che nii hanno (se mi

permette la famigliaritä dello sfogo) privatamente perseguitato e tor- mentato da trentasette anni in qua. Vuol essa dire „caeteris quideni urbibus (,,des römischen Reichs“, come ha proposto il Kuhn, Ver- fass., 2, 480) suum cuique senatum concessit, apud Alexandrinos yero etc.“? Non e probabile, poiche, come Ella, tin dal primo Suo lavoro suU’ Egitto romano, ha fatto benissimo rilevare, basandosi su tutta quanta la pagina di Dione, quel rofg fiiv non puö qui rappre-

seutare senon un rolg fiiv Alyx>xxloig. Vuol essa dire „caeteris qui- dem urbibus (Aegypti) suum cuique senatum concessit, apud Alexan- drinos vero etc.“? Nemmeno questo fe probabile, poiche l’altra fräse che segue immediatamente in Dione {xal <j<pa>v ovtco röte Ta]r9'dirriav rd fiev iUAa xal vvv iajvQ&g <pvkti6e(zai , ßovlevovöt di dij xal iv Tij ’^li^avdQsia) dinota un trattamento anteriore rigoroso per tutti, rigore che spicca appunto in grazia della tarda mitigazione relativa Boltanto agli ’JkilavdQetg. Vuol essa infine dire „ita iussit rofg aAAotg rem suani publicam gerere, ut iussit“? Neanche questo fe probabile, dinanzi a quello 0(püv oikco rcexd’dvrav , che iniplica cenno positivo deUe misure adottate tanto in riguardo röv AiyvKxlav quanto in ri- guardo tüv 'AXt^avdgdoiv. Io mi domando se non si debba infilare una tutt’ altra via nel cercare il vero senso di quella fräse, se non si debba riconoscere nell’ d>g exuaroi (cioe xokiTfvead'ai d>g exaaroi) della fräse medesima, la locuzione che in Tucidide (1, 15; 3, 17), in Luciano (V. Hist. 1, 15), in Dione stesso (54, 22; 60, 7; 69, 13 con 71,4) val quanto jiraptff'frtVttg dir’ diktjiav, „gli uni separati dagli altri“. Angusto avrebbe applicato, in vario modo ma dappertutto, tanto

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350

AufsiUze

nella X‘^9^ quanto nella l’arte del diTidere per piü tranquilla-

mente regnare.

Del resto questarte non sarebbe etata nuova in Egitto {V^xdXevae di Dione si puö, credo, intendere anche della decisione di mantenere lo statu quo) ne in quanto alla xoAig, poich^ gli ’Me^avdpcts giä virevano per l’addietro dvev ßovlevrwv (Spartian. Sept. Sev. 17), ne in quanto alla ;((6pa, se teniamo conto della pretesa politica di un antieo re, il quäle avrebbe creato nel paese tutta quella dirisione di culti e di riti öxag ... ^■ijdixora 6fiomij<Sai övrtovTai xavreg ol xccr’ Aiyvaxov (Diod. 1, 89). Ma piü cbe alla tradizione su quell'antico re, qui mi appoggerci ad una osservazione del Mommsen, di grande e cara memoria: „daß Ägypten allein unter allen römischen Provinzen keine allgemeine Vertretung gehabt hat. Der Landtag ist die Gesamt- repräsentation der sich selber verwaltenden Gemeinden der Provinz. In Ägypten aber gab es solche nicht; die Nomen waren lediglich kaiserliche oder vielmehr königliche Verwaltungsbezirke“ (Röm. Gesch. V, 558).

AfiF"" Suo

Giacomo Lnmbroso.

XI.

Vallombrosa, 22 Inglio ’904.

Pregiato Ämico!

Recentemente, in due lavori non trascurabili, e stata attribuita ad uno dei Re greci deU’Egitto una riforma ardita e sorprendente. Eveigete II, in mezzo alle difficolta e peripezie della prima parte del suo regno, avrebbe aperto grande grande V'/lktlavSptav xokiTcia al yivog Alyvxtiov. In altri termini, e stato interpretato in questo aenso Giustino 38, 8: . . . omnia sanguine cotidie manabant . . . Quibus re- bus territus populus (cioe il yivog 'Akt^uvSpimv., come vedesi da Strab. 17, 797 ed Äthen. 4, 184c) in diversa labitur patriamque mortis metu exul relinquit. Solus igitur in tanta urbe cum suis (i. e. militibus) relictus Ptolemaeus, cum regem se non hominum, sed vacuarum aedium videret, edicto peregrinos sollicitat ..." Ma prima di tutto, „}>eregrinos sollicitat“ non trae di necessitä che si debba intendere „sollicitat Äegyptios“. Peregrini, ^ivoi, rimpetto agli "Ekkrivig di Äles- sandria, erano e potevano cbiamarsi tutti gli "Ekkrivag ol s^adsv. Quando Timoleono, per ripopolare Siracusa, fece proclamare xctra t^v 'Ekkäda

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Giacomo LumbroBO: Lettere al signor profexBore Wilcken

351

diÖTi ol Svgaxöeioi diäöaai xetQav xal olxCug rolg ßovXofitvoig futixuv iv EvQuxovOuig aoXixtlag (Diod. 16, 82), si avrebbe potuto BCri- vere di lui precisamente ciö ehe scrive Giustino di Evergete II „edicto peregrinos sollicitavit“. Poi „sollicitare“ fe una espressione che si ca- pisce trattandosi di chi ricorra premurosamente a gente deUa stessa razza e deUa stessa snperbia, mentre si stenta a capirla ove si tratti di „Barbaries“ naturalniente anelante e, fuori d’ ogni speranza, chiamata alla xolirtltt. Inoltre, l’essere Tolemeo diventato poco dopo „etiam peregrino populo invisus“, non fa tanta nierariglia da parte di citta- dini, nuori si ma non meno greci dei cittadini esuli, quanta ne pu6 fare da parte di un umile yivog cosi memorabilmente beneficato, cosi norellaincnte ammesso ai privilegi della cittadinanza. Ma quel che piö importa, contro 1’ ipotesi debolraente fondata su questo passo di Giustino, sta la testimonianza di uno scrittore antico che studiö ex professo il tema dell’ 'AXt^uvögiav xolirtCa. Guiseppe Flavio c. Apion. II, 6 fe chiaro ed esplicito: „Aegyptiis (s’ intende xä6i, a(^g6olg) neque regum quisquam videtur jns civitatis fuisse largitus, neque nunc qui- libet imperatorum“.

Che ne pensa? Mi creda sempre

Cordialmente Suo

Giacomo Lnmbroso.

XII.

Roma, 6 ottobre '904.

Pregiato Amico!

Ha ragione il Dittenberger (Orientis graeci inscr. sei. I, 1903, p. 182): r alessandrino che hgura negli autori o nelle lapidi

come tiav züv rij nöXei (Strab. 17, 797), come

ixifuXieTfig ifjg xöXemg (Pseudo-Callisth. 3, 33 illustrato dal Mommsen Röm. Gesch. 5, 568), come ül rijg x6X«og (iscr. presso W. Otto, Priester und Tempel im hellenistischen Ägypten, 1904, p. 184), 1’ yririlg alessandrino che, come vengono accennando via via i Papiri (W. Otto, op. cit. p. 155), par che riunisse in sfe le funzioni proprie di una municipalitä, non ha che fare col! ^^tjytjxtjg che figura come „antistes caerimoniarum“ in nn episodio della storia religiosa di Ales- sandria (Plut. de Is. et Os. 28, Tac. hist. 4, 83). Dobbiamo distinguere da ^^r/yrjTTjg, come avviene di dovere distinguere iit}ysl69ca

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Aufsätze

da iir/yeco&at. L’ ottinia nota del Dittenberger mi da occasione a segnalare due esampi da aggiungere a quelli ehe trovo citati nel The- saurus e nel Passow. In Airiano 4, 22, si tratta di un riTuyfu'vos ixi rrdXfOt,’') e lo storico nel parlare di questa üqx^U »dopera indifferente- inente le espressioni rijv :t6Xiv xoOfttlv, r^g xoicag ixififXfled’ai, t^g xöXttog ^Tjytiad-ai. Di Demetrio Falereo, (Diod. 20,

27, 1), SffTV dtoixüv (Plut Deinetr. 8), ixi(uXr)Tr}g rfjg *difC0|,» (Diod. 18, 74, 3; 20, 45, 2), tfjs x6Xtag ixufTairjgag (Diod. 20, 45, 5), Diogene Laerzio 5, 5, 1 dice xapä ’j4&tjvaloig r^g xöXetog i^ijyijöaTo.

II lingnaggio amministrativo dell’ Egitto greco, adottö prevalente- mente il tennine tecnico t’itjyiiTtjg.

Le stringo affettuosamente la mono

(iiscomo Lnmbroso.

XIII

Roma, 2(5 ottobre ’904.

Pregiato Amico!

Nel papiro 705 di Ossirinco (petizione agli imperatori Settimio Severo ed Antonino), l’autore della supplica dice degli Ossirinchiti:

II. 31 35. 3rp[d(J£]ffT[i] dt Kvxolg xal ^ xpbg 'Pcofittiovg tvy[ot- d Tt xal xCerig xal <pcXüe i}v dvedsi^avTo xa[l xard töv xpbg Eiovdaiovg xöXtfiov avfifiapj- aavreg xal vvv xrjv xäv ixivHxCuv {jlUQav txttffrou ttowg xat^yvp(Sovx(s)g,

tutte cose che ricordano ciö che si legge altrove dell' „auxilium atque fideni“ e dei „merita comprobata“ di qualche i9vog dell’ Egitto rerso i Romani durante una guerra (Jos. c. Apion. U, 5), e sembrano impli- care il titolo, nel caso di Ossirinco voto titolo, mera formola, s’ intende (cf. Kuhn, die städt. Verf des röm. Reichs 11, p. 23), di ^^Xr/, xiaxt) xal evfifiaj[og 'PcofiaCav: poi prosegue dicendo:

11. 36 39. ixiL(Ujpaxt (Uv ovv xal vfitlg avxovg ixtdrj- ^r/tf[o£t']Tfg td'vet XQaxotg (isxä IlrjXov- Oidtxag fiixad6vx{e)g x^g tig xb d[(x]aaT>jpio[i' v/zü]*' ei<s6dov.

Or questa scena noi possianio ricostniire e ravvivare colT aiuto di Filo- strato nella Vita di ApoUonio Tianeo (V, 27), dove descrire 1’ ixidrjfUa

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Giacomo Lumbroso: Lettere al signor professore Wilcken. 353

in AlesBandria di un altxo imperatore; xpoacövrt di avroxparopi rd (liv lepd xpü xviäv dxtjvrce xal rd y^iyvxrov reit] xal ot vo- [10 (, XU&’’ oi’s j4[yvxrog rh[iijTae, tpiidooipoi re wtfavicog xal eoq>ia xäaa . . . äiaiex^elg äi 6 avroxpdrmp yewutd re xal ^/[lepa xal diei- &ätv iöyov oii [laxQbv . . . [*pöTov (liv dg rbv vedtv cf. Herodian.

IV, 8, 9] . . . ovxa %pi][eaxioag xar' d^lav ralg xöieffi: cosa questa che lo vediamo poi fare (V, 35) ia[ixp&g xal dqt&övatg, con una ded- ra^ig che impariamo dal papiro e che si potrebbe rubricare in questi tennini: 1’ avroxparap dxoypatp^v iaßmv rCtv xpießeav xal xard r^v dö^ap töv po[iäp xpoxpi'vcav rdg dprev^eig (cf. Diod. XVII, 113). Dei Peluaioti sempre mai tenuti in grandissima considerazione come q>v- iaxeg räv elg n)v Adyvxxov i[ißoiäv (Jos. A. J. XIV, 6, 2) e come xpaxovvxeg xäpxtov xöv xapaxofu^ofievetp dxixrjdei'av e/g xr]p ’ydie^dv- dpeiav (Polyb. XV, 26), pare dal contesto del papiro che tutti accet- tassero sommessi la precedenza. Epperö V essere stato il poftbg ’O^v- pvyX<ov dai dopvepöpot dell’ imperatore elexit]&elg xpiöxog subito dopo i Peluaioti, non era darrero piccola cosa in tanto dye}vi6[i6g eile- niatico vxlp xov xpeneiov, vxip xi]g xpoxo[LxsCag (Dio Chrys. or. XXXVIII, 147 R.)

Cordialmente Suo

Giacomo Lombroso.

XIV.

Ronin, 20 dicembre ’904.

Pregiato Amico!

E curioso r imbattersi ripetutamente, fra le scritture che trattano dell’ Egitto, in un quiproquo di v6[iog per. vofiög. Mi riferisco anzi- tutto a quello notato dal Letronne (Joum. des Sav., 1828, p. 104) e dal Leopard! (Rhein. Mus., III, p. 13), nel passo jipij/aawfftdg dxe'xaie xaxd v6[iovg di Aristea come prima d’ allora si leggeva e si traducera („legibus ordinayit“, Hody; „ex legibus constituit“, Peyron Pap. Tor., I, p. 97); poi a queUo notato dal Deissmann, Bibelstudien p. 142, in Jes. 19, 2 nell’ ed. dei LXX del Van Ess (xoiefiijffei xoitg dxl xöitv xal PÖ(wg dxl vö(iov per xal voftbg dxl voftöv); poi a quello notato da Lei, Archiv I, p. 125, nel Papiro III, 3 di Ossirinco (dove si trat- terebbe di vo[uxod non da vdfiog ma da vo[i6g, essendo quivi opposti a xoiixixoC).

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354

AufBÜtze

Perciö puö venire il dubbio cbe lo stesso quiproquo sia stato preso anche nella versione latina dello scritto di Ermete Trismegist-o citata da s. Agostino de civ. Dei VlU, 26 (Hermes dat intellegi dae- mones se opinari ex hominum mortuorum animis extitisse, quos per artem, quam inrenerunt homines multum crrantes, ait inditos simu- lacris; terrenos deos atque mundanos, factos atque compositos cx anima et corpore, ut pro anima sit daemon, pro corpore simulacrum): „unde contigit, inquit, ab Aegyptiis haec sancta animalia nuncupari, colique per singulas civitates eorum animas, quorum sunt consecratae viventes, ita ut eorum legibus incolantur et eorum nominibus nuncupentur‘‘.

I Senonche Sinesio de Provid. (ed. Petav. 1631, p. 99) accennando a quegli stessi daC(to0iv, dice oi)g eüioyov Scyctvaxtelv, rtg iv tofg (zürür opotg v6uovg &i.lLO(pvkot>g rienltando cosl 1’ esistenza di

due testi intomo ai vöfioi particolari dei singoli voftoL Aggiungansi ol xarä Mifitpiv vofioi de’ quali fa menzione Filostrato nella Vita di Apollonio Tianeo (VI, 5), e si avra un piccolo gruppo di dati intomo alla varietä di ,4eges“ nelle varie „praefecturae“ dell’ Egitto.

Cordialmente Suo

6iacomo Lnmbroso.

XV.

Roma, 22 aprile ’905.

Pregiato Amico!

San Gregorio Nazianzeno (Vita di lui, premessa alle Opera, 1609) ov Aoyiä/iovg xpoaöämv xal dioixtjaeag nupa räv oixovofitjodv- rav rd rijg ^xxi.rja(ag oix dvaypatpijv exeväv HpSt', xcextj-

Aixäv fiäiXov ij dxxZijataduxäv di/äpoiv rb Ipyov tovto ixoXocßäv, xal dpxövtmv oiix ixiaxöxcov. E sta bene. Ma fu ancbe, dal canto suo, „the right man in the right place“, quell’ Arcidiaeono, che nel quinto o sesto secolo stese 1’ dvaypatpijv rdv dyCmv xetfijjiüov xal iz^pav exfväv Tijg dy^ag ixxXrjei'ag üxa Woiov xäfijjg ’lßiiovog: e dob- biamo essere, come sempre, grati ai due valeutuomini di Oxford che ce r hanno comunicata (Greek Papyri, II, N“ CXI); grati non meno agli altri valentuomini che hanno deeiferato e pubblicato altre dva- ypaipai: su qualcuna delle quali (BGÜ, 781!). Ella ha giustamente chiamato l’attenzione ed invocato lo zelo degli archeologi (Archiv

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Oiacomo Lnmbroso: Lettcro al signor profensore Wilcken. 355

I, 175); e davvero meriterebbe le eure di quel conoscitore dell’ „alexan- drinische Torcutik“ che fe il prof. Schreiber di Lipsia.

Aff™“ Suo

Giacomo Lunibroso.

XVI.

Roma, 5 Maggio '905

Pregiato Amico!

Evftjxafuv, (SvyxaiQ(o[itv. II seuso preciso e sicuro, ossia docu- mentato, delle parole gvßtrjiia xoXiuxov nella fräse di Strabone 17, 813 “Exuxa IhoXtpMtxii nölig, (uyi'Otrj xäv iv xij &i]ßaidt xal oiix iXdx- xeov Mijupsag^ Ijovea xal gvgxtjfia aoXixixbv iv iXXrjvtxä XQÖxa, ce lo da un altro luogo in Strabone stesso 5, 227, dove parla di alcune delle xaxoixCai esistenti lungo la Via Flaminia: nöXug d’ elalv al iv- xbg xibv 'AxtvvCvwv 6qG)v &lgiat Xöyov xaxä xt)v OXafuviav bdbv ’Oxqi- xXoi,, Nagvla, KdggovXoi, Mrjovavla ... xal äXXai ö’eigl xaxotxCai, dia xijv bdbv xXrj&vvbfievai ftßXXov tj did xoXixixbv gvexrnta, ^6qov <Pila/i^vtoi/ xal NovxegCa xal tiPdpov Eefixgcbviov.

Dunque nell’ interpretazione dell’ altro testo, relative a UxoXs- fial'xr) xöXig, possiamo definitivamente lasciare da parte ogni idea po- litica od amministrativa. Evaxrjjia xoXixixbv non b altro che uno dei modi pei quali le xbXeig possono essere pih o meno xXtjdvvbfUvai. Esso significa puraraente e semplicemente il contrario di un xXij&og di xapexidtjfiovvxeg, ossia un xAq'ffo; di residenti, di domieUiati, di abitanti fissi, qualunque sia la forma di govemo sotto cui vivono. In somraa la fräse straboniana vuol dire: in primo luogo, che nxoXi/ial'x^ xöXtg era idlov dij^ov xoXvdv&Qaxog , ed in secondo luogo che oltre ad un avaxij(uc xoXixixbv iv xm aCyirxxCa xal iaix<a(>(a xgöxa, rac- chiudeva altresi (xal) un avaxt/fuc xoXixixbv iv xqox^ tXXrjVixä.

11 Suo affezionato

Giacomo Lnmbroso.

Archiv f. PApyrttifortcbiiiig III. 3.

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Griechische Baninschriften ptolemäischer Zeit auf Philae.

I.

Bei einem Besuch von Philae fanden wir am Nordende der Insel unter anderen dort aufgespeicherten Inschriften und Architekturresteii die nachstehenden Fragmente einer Inschrift, die vermutlich bei den Aufräuinungsarbeiten Balls in der koptischen Stadt zutage getreten sind. Sie sind jetzt in einem Baum des Isistempels vorläufig in Sicher- heit gebracht worden. Es sind drei Fragmente, ein größeres und zwei kleinere, von denen das eine an das große anpaßt. Über die Zuge- hörigkeit des dritten kann nach Material, Architekturforin und Schrift- charakter kein Zweifel bestehen.

Die Inschrift steht auf der schmalen vertikalen Abschlußfläche einer Hohlkehle, die über einem Türsturz saß. Das größere Fragment mit dem anpa.ssenden kleinen Stück umfaßt etwas mehr als die rechte Hälfte der Inschrift, die rechten Zeilenenden sind erhalten. Das dritte kleinere Fragment enthält den Anfang der In-schrift, der linke Rand ist erhalten, nur etwas bestoßen. Die l^änge des Ganzen betrug rund 2 m. Die zugehörige Tür muß in einer geschlossenen Wand gesessen haben, von der ein mit Relief imd hieroglyphischen Inschriften ge- ziertes Quaderstück noch rechts neben dem größeren Fragment erhalten ist. Von dem Relief ist nur die Geierhaube nebst Kuhhöniem und Sonnenscheibe einer nach rechts gewendeten Isis erhalten in flachem Relief ptolemäischen Stils. Rechts davon stehen drei Zeilen nichts- sagender hieroglyphischer Inschrift, die nach Borchardts Abschrift folgendermaßen lauten:

1) Es spricht Isis, die große, die (Jötlennutter, welche Leben gibt,

2) [Die Herrin] der reinen Insel, die Fürstin (?) von l’hilae:

3) [Ich gebe] die Fremd- lünder [unter deine .Sohlen ?].

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Rubensohn-Borcbardt; Griechiache Baninachriften ptolem. Zeit auf Philae. 357

Sie enthalten also wenig mehr als Namen und Heinamen der Isis. Weder diese Inschrift noch die griechische er- gaben Ln ihrem gegenwärtigen Erhaltungszustand einen An- halt für die Zuteilung des Steines au einen bestimmten Tempel. Aus den untenstehenden Auseinandersetzungen Borchardts geht aber hervor, daß eigentlich nur der Tempel des „Arsnnphis“ in Betracht kommen kann. Von der Bau- inschrift dieses Tempels war schon bei den Ausgrabungen im Jahre 189(5 ein gleichfalls von einer Hohlkehle herrüh- rendes Fmgment gefunden worden, von dem uns leider nur eine Bleistiftzeichnung Borchardts vorliegt. Diese genügt aber, um die von Borc.hardt erkannte Zusammengehörigkeit des Fragments mit unserer Inschrift mehr als wahrschein- lich zu machen. Das Stück zeigt soweit man dies nach einer Abzeichnung beurteilen kann dieselben Buchstaben- formen, dieselben augenfälligen Größenunterschiede zwischen den Buchstaben der oberen und unteren Zeile und auch die gleiche Höhe des Bruches bei den Buchstaben der un- teren Zeile wie bei den benachbarten Buchstaben des neu gefundenen Stückes.

Die Stelle, au welche das Fragment gehört, läßt sich ziemlich genau bestimmen, die Anordnung ist danach die in der beigegebenen Skizze getroffene. Für die Ergänzung der Ftolemäernamen in der Inschrift gibt den ersten Anhalt die Namhaftmachung der Eltern des Königspaares. Sie heißen Ptolemaios und Kleopatra. Die ersten fünf Ptole- maier sind also ohne weiteres bei der Ergänzung ausge- schlossen. Auch nach unten hin ist die Grenze leicht ge- funden. Die Nennung der Eltern der regierenden Herrscher in Inschriften und Urkunden kommt in Ägypten außer Brauch gegen Ende des zweiten Jahrhunderts; schon aus der Zeit Ptolemaios X Soter II ist mir keine ägyptische Ur- kimde bekaimt, in der die Eltern des Königs genannt wären. Auch die Schriftformen widerraten ein Hinunter- rücken der Inschrift in das erste Jahrhundert v. Chr. Somit bleiben also nur die Kinder des Ptolemaios Epiphaues übrig, Ptolemaios VI Philoraetor und Ptolemaios VIII Euergetes II. Die durch die Lücken in der Inschrift gegebenen Auhalte- punkte für die Ergänzimg stimmen zu diesen Erwägungen. Bei der Ausfüllung derselben ist in Betracht zu ziehen, daß die Buchstaben der oberen Zeile größer sind als die

24*

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AuftaUe

;i58

der unteren und besonders bei den Eigennamen weiter ausein- ander stehen als diese.

Mit Berücksichtigung dieses Umstandes kann als sicher gelten, daß in der Lücke zwischen ßa6iXia\aiji und rijg nicht mehr

als der einfache Name der Königin gestanden hat, und damit ergibt sich ohne weiteres die Ergänzung ßaaiXio[otjg KAfowarpaj] rtjg

Jeder andere Name würde zu kurz sein, für jeden weiteren Zusatz fehlt der Raum. Nun ergibt sich aus dem erhaltenen Best der ägyptischen Hohlkehlenverzierung, daß die Mitte des Steines luigefähr vor dem zweiten ff in ßaaiXi || ff[ff>;g liegt.

Damit gewinnen wir für die Ergänzung der ersten Hälfte von Zeile 1 eine gute Stütze, sie muß etwa auch 40 Buchstaben enthalten haben, wobei natürlich bei der ungleichmäßigen Schreibweise des Stein- metzen ein Spielraum für einige Buchstaben mehr oder weniger frei- bleiben muß.

Zwischen dem gesicherten ti]-Trfp ^ffi>l[f(ag] 77ro/l[fgctov und x]ctt ^ffff(/li ffff| tjs erübrigt also nur ein Kaum von 9 13 Buchstaben. Der Gottesuamen des Königs kann nicht entbehrt werden; bei der Wahl zwischen dfou ^ilofiijtoQos und dfov Evegyirov ist folgende Erwägung maßgebend, ln der Inschrift ist die Königin nicht am Ptolemäerkult beteiligt. Philometor war beim Tode seines Vaters ein unmündiges Kind und stand bis kurz vor seiner Hochzeit unter der Vormundschaft seiner Mutter Kleopatra. Kurz vor 172 hat er seine Schwester

Kleopatra geheiratet, nnd diese erhielt entweder gleichzeitig mit oder kurz nach der Hochzeit ihren Anteil am Ptoleinäerkult. *)

Nach dem Tode Philometors 14Ö/45 v. Chr. hat Kleopatra wahr-

scheinlich kurze Zeit mit ihrem Sohne Eupator über Ägypten regiert, dann ist dieser von Euergetes II. ermordet worden. Euergetes heiratete darauf Kleopatra II., und diese erhielt dann sofort ihren Anteil am

Kultus ihres Gemahls. Die Inschrift kann also nicht in die Jahre 172 146/45 gehören, auch nicht in die Zeit nach V'erraählung Euer- getes II. mit Kleopatra. Wäre ferner die Inschrift vor 172 abgefaßt, so müßten wir erwarten, neben Philometor nicht seine Schwester, son- dern seine Mutter und Vormündin zu erblicken. Es bleibt daher für die Ansetzung der Inschrift nur die kurze Spanne Zeit von Philometors Tod bis zur Heirat Kleopatras mit ihrem jüngeren Bruder. Ob die Hochzeit der Geschwister gleich nach der Ermordung des jungen Eu- pator erfolgt ist, wissen wir nicht. Jedenfalls in kurzem Abstand da- rauf. In diese kurze Periode scheint mir aber am besten die Inschrift

1) Vgl. Ditteiiborgcr, Orientis Oracci loscript. lOti.

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Hubenaohn-Borchardt; Oriechiache Bauinachriflen jitolem. Zeit auf l’bilae. 359

zu passen. Damals hieß zwar Kleopatra de iure noch >;Tojp,

aber bei der offenkundigen Feind.schaft zwischen dem verstorbenen l’hilonietor und dem neuen Herrscher wird man Bedenken getragen haben, sie in einer öffentlichen Inschrift so zu nennen. Evegyhig konnte man aber Kleopatra noch nicht betiteln, weil die neue Ehe noch nicht geschlossen war. Damit wäre die Inschrift auf ein Jahr genau zu datieren und dementsprechend sind die Ergänzungen in die obenstehende Skizze eingetragen worden.')

Die Ergänzung der zweiten Zeile läßt sich nicht so vollständig durchführen. Unbedingtes Erfordernis ist, daß in ihr der Gott, dem der Tempel geweiht war, genannt war. V'on dessen Name sind denn auch in dem Fragment von 18911 die Zeichen ZNOY erhalten. Ägyp- tisch heißt der Gott, wie sich aus den hieroglyphischcn Inschriften am Tempel*) und aus demotischen Denkmälern*) ergibt, l'ri h”m“s n"f'r. Auf griechischen Monumenten kommt der Name des Gottes selbständig bisher nicht vor. Wilckcn verweist uns aber auf Personennamen wie IlKTQttfvavovffig und Ilttrgavavovq'tg (viermal aus Syene und Elephan- tine)') und IltTcagavovtpig und HaTQaavovq>ig (dreimal aus Syene, Sil- silis und Hammamat).*)

Danach scheint die dem Ägyptischen am nächsten stehende Form ’.4gaf<Jfor<p(g oder l-iQfvavov(ptg zu sein, in der das im Demotischen und Koptischen*) noch erhaltene m der Silbe h‘'ms in ein v verwandelt ist, daneben muß eine verkürzte Form l4Q6i'oi’iptg vorgekommen sein.

Setzen wir die volle Form in die Inschrift ein, so wird der Kaum zwischen KXeojuiTQUg und evov[(pn vollständig ausgefüllt, die ver- kürzte Form, unter der der Gott jetzt gewöhnlich in den HantDrüchem erscheint, würde eine Lücke ergeben, die mit &em auszufüllen der Tenor der Inschriftensprachc widerrät. In der auf den Gottesnamen folgenden großen Lücke ist nur noch Platz für den Namen und Vaters- namen des Phrurarchen von Philae, der mit den Thiasoten des Herakles- kultvereins den Wiederaufbau des Heiligtums, oder was sonst für eine Bauleistung mit dem Wort ävoixodofttjxoTeg gemeint sein mag, be- sorgt hat.

Die Synodos tov 'Hpcexitiovg ist eine jener Kultgenossenschaften, die wir in allen hellenistischen Staaten und besonders auch in Ägypten

1) [Vgl. hierzu das Nachwort auf S. 366. Die Red.]

2) Lyons Report on the Island and tcmples of Philae PI. 6, G, 8.

3) Hess, Ä. Z. XXXV S. 146 Anm. 2.

4) Wilckcn, Ostraka 29, 191, 218, 231.

5) Lepsius, Denk. VI 600; C. I. G. 4866; VV'ilckcn, Ostraka 28.

6) Peyron, Lex. ling. copt. s. v. ;iiouc.

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Anfsiltzc

finden.*) Ob der Verein hauptsächlich aus Soldaten bestand, wie das bei der Mehrzahl der ans Ägypten bekannten Vereine der Fall war, bleibt dahingestellt, ebensowenig kann angegeben werden, was gerade die (Svvoäoq 'HQuxlu'ovg dazu bewogen hat, dem Arensnuphis-Tenipel ihr Interesse zuzu wenden. Arensnuphis ist, soviel wir wissen, eine Form des Gottes Schn.*) Von einer etwaigen Gleichsetzung dieser beiden Götter mit Herakles ist mir nichts bekannt. Die sprachlichen Eigentümlichkeiten der Inschrift, die Schreibung 'Hgaxktiovg für 'Uqu- xX^ovs und die Auslassung des Augments in ttvoixodoßyjxütes sind Er- scheinungen, die in hellenistischen Inschriften so viele Parallelen haben, daß darüber kein Wort zu verlieren ist.

Otto Rubensohn.

II.

Die neu hinzugefundene Inschrift gibt mir Veranlassung, hier die bisher bekannt gewordenen ptolemäisch-griechisehen Bauinschrifteu der Insel Philao im Zusammenhänge zu besprechen.

Die älteste Baumschrift’) der Art ist die des großen Tempels. Sie sitzt auf der vertikalen Fläche der Hohlkehle über der Haupttür in der Hinterwand der Vorhalle, ist also gewissennaßen dio Überschrift des eigentlichen Tempels. Es ist eine lange Zeile von 6 cm hohen, keilförmig vertieften Buchstaben, die zuerst rot ausgemalt und dann mit vergoldetem Stuck so gefüllt sind, daß von dem Rot der Ausma- lung an* den Seiten der Vergoldimg feine Linien stehengeblicben sind. Die Inschrift besteht also aus goldenen, rotkonturierten Buchstaben: BAZIAEYE PToAEMAIoZ BAZIAEßZ PToAEMAloY KAI APZINoHZ 0EßN AAEA<bßN KAI BAZIAIZZA BEPENIKH«) H BAZIAEnZ PToAEMAloY AAEA<bH KAI PYNH KAI TA ToYTnN TEKNA ToN NAoN lEEI KAI APPoXPATHI

Also Ptolemäus lU Euergetes und seine Familie hätten diesen Tempel der Isis und dem kleinen Horus geweiht. Der Tempel ist aber bekanntlich’) schon unter Ptolemäus II Philadelphos Ln einigen Räumen mit Bildern geschmückt worden. Es fehlt also dieser Bauinschrift die

1) Vgl. z. B. Dittenberger, Orientis Gr. Inscr. ISO, 9; Meyer, Heerwesen S. 8S,

2) Brugsch, Mythologie S. 486 ff.

8) Mabaffy, Eg. ander the Ptol Oyn. 119,1. Vgl. Archiv 1 S. 205 u. Ditten- berger a. a. 0. Nr. 61.

4) Die einzige existierende Abschrift gibt wohl irrtümlich BEPH''IKH.

5) S. L. D. IV, 6. 7.

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Rubensohn-Borchar<lt; Griechische Bauinachrirten ptolem. Zeit auf Philae. 361

nach linsereu Anforderungen an historisclie Wahrheit wünschenswerte Genauigkeit. Es darf uns also auch nicht Wunder nehmen, wenn die Insehrill verschweigt, daß der ganze Bau nur eine Erneuerung, wenn auch eine gründliche, war. An Stelle des jetzigen Tempels hat näm- lich vorher ein älteres Heiligtum gestanden, wie mau ganz sicher aus dem Vorhandensein des früher in einer einfachen Umfassungsmauer aus Ziegeln eingebauten, jetzt zwischen Hausteinpylonen liegenden Hof- tores aus der Zeit des Nectanebos schließen kann.')

Die nächstälteste Inschrift ist die des Imhotep-Tempels*):

BAZIIAEYZ PToAEMAIoE KAI BAEIAIEZA KAEoPATPA 0Eo| EPKPANEIZ KAI PToAEMAhE o Yh'E AEKAHPini

Danach hätten Ptolemäus V Epiphanes nehst Familie den Tempel er- richtet. Aber auch hier darf man aus dem Wortlaut der Inschrift nicht zu weite Schlüsse ziehen. Um die Behauptung der Inschrift auf das richtige Maß zu reduzieren, müssen wir eine kurze, rein bau- geschichtliche Betrachtung ein.schieben.

Der Asklepiostempel ist älter als die heute nwh unfertige östliche Säulenhalle des Tempclvorplatzes, da die nordöstliche Ecke dieser Halle um die fertig geglättete Südwestecke des Tempels®) herumgreift. Die Helicfs und Inschriften Ptolemäus V auf der Vorderseite des Tempels, die übrigens teilweise'*) über älteren fortgemeißelten stehen, nehmen aber, wie man aus ihrem westlichen Abschluß sehen kann, auf die Halleumauer liereits Hfleksicht. Also ist nachstehende Baufolge sicher; Rohbau des Asklepiostempels, Anbau der Säulenhalle, Dekorierung der Tempelfront durch Ptolemäus V. Wie wir später sehen werden, ist nun die Säulenhalle auch unter Ptolemäus V errichtet worden. Daß aber Tempel und Säulenhalle einem einheitlichen Entwurf entstammen, ist nicht gut anzunehmen, da der Anschluß der Halle an den Tempel, auf den man zu diesem Zwecke ganz unorganisch eine Ecke aufgebaut hat, zu ungeschickt ist. Es bleibt also nur die Annahme, daß Ptole- mäus V den Temiiel im Rohbau fertig vorfand und ihn teilweise de-

1) Daß in <lcn Süiilcn der Vorlialle Steine mit dem Namen des Amasis ein- );rl>aiit sind, kann auch dafür angeführt werden, ist aber an sich noch kein Beweis.

2) L. D, IV, 18; Lyons, Report on tlie Island and Terajiel.s of Philae Taf. 10 zei(ft den jetzigen verBtümmeltcn Zustand; Dittenberger, Orientis graoei inscrip- tiones selcctac No. 98.

3) Lyons, Report, Taf. 10 u. 36.

4) Lyon», Report, Taf. 10 zeigt deutlich die Spuren der älteren Verzierungen auf der Türummhmung.

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362

Aufsätze

korierte. Diese Tat wurde danu durch die oben zitierte griechische Bauiiischrift verherrlicht.

Die zeitlich nächste Bauinschrift ist die neu aufgefundene, die wir dem Arsuuphistempel zugeteilt haben. Wie dieses Resultat zustande kam, mag folgende Überlegung zeigen:

Von den zahlreichen Tempeln') auf Philae fallen für unsere In- schrift fort: der „Kiosk“*), die Vorhalle des Nektanebos und die „un- fertige“ Kapelle, da diese drei nur Haupttüren ohne Türsturz habcu. Außerdem sind natürlich die Tempel mit bereits bekannten Inschriften ausgeschlossen und ebenso das „Geburtshaus“, die kleine Kapelle

LBgp|)lan der Insel Philne

(nach Lyons, Report on the Island and tcniplee of Philae, Plan l).

1 Halle des Nektanebos.

2 Tempel des Arsnnphis.

5 Unbenannte Kapelle.

4 Kapelle des Mandulis.

6 Asklepios.

6 Unfertige Kapelle.

7 Tempel einer unbekannten Güttin (so- gen. Kiosk).

8 Tempel der Isis n. des Harpokrates.

U Tempel der Isis Wosret (sogen. Ge- burtshaus).

10 der Hathor.

11 des Harendotes.

12 des Augustus.

13 Stadttor.

14 Kirche.

15 Kirche. lU Kloster.

1) S. Jahrb. d. arch. Inst. 1903, S. 74.

2) Hier mag ein Irrtum berichtigt werden, der bei den Beischriften zum Lageplan von Philae im Jahrbuch 1903 S. 74 untergelaufen ist. Der „Kiosk“ ist kein Osiristerapel. Da er Sistnimsäulen, wenn auch noch in unfertigem Zustande, hat, war er einer weiblichen Gottheit geweiht, die aber bisher nicht festgestellt werden konnte.

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Ilubenaohn-Borchardt : Griechische Bauinscbriftea ptolem. Zeit auf Philae. 363

zwischen Asklepios uud Mandulis') und die Mandnliskapelle selbst, da in allen dreien*) die Türen, welche sonst die Bauinschrift tragen, völlig erhalten sind, aber keine Inschriften zeigen. Bleiben also nur: der Tempel des Harendotes, die iinbenannte südlichste Kapelle hinter der östlichen Säulenhalle des Vorplatzes und der Tempel des Ari-hems- nefer.

Vom erste“!! haben wir nur den Grundriß’) mit minimalen Resten römisch-ägyptischer Architektur, sowie einige dazu gehörige Architrave mit dem Namen des Kaisers Claudius; von der imbeiiauuten Kapelle haben wir nur den Grundriß, der keine Spur einer Erneuerung (avoi- xodopijxoTS^) erkennen läßt und durch seine Lage dicht hinter der öst- lichen Säulenhalle anzeigt, daß er aus der Zeit vor Ptolemiius V stammt. Es würde also wohl etwas gewagt sein, für eins dieser beiden Bau- werke die neue Bauinsehrift ohne weiteres in Anspruch zu nehn!en. Also nur der Ari-heius-nefer-Tempel scheint übrig zu bleiben.

In diesem wurde aber schon 1896 ein Bruchstück einer Bau- inschrift, gleichfalls von einer Hohlkehle, gefunden. Damit müßten also die neugefundenen Fragmente irgendwie zusammenpassen, falls man für diesen kleinen Tempel nicht mehrere Bauinsehriften an- nehmen wiU. Daß die Inschriftstücke von 1896 und 1903 aber wirk- lich zusaramenpassen, hat Rubensohn oben gezeigt, so daß wir nun- !üehr folgende Bauinsehrift für den Tempel des Ari-hems-nefer an- nehmen dürfen:

YPEP BAZIIALEIIS;) PTOAE[MAIOY 0EOY EYEPPETOY KJAI BAZIAIZZLHZ KAEOPATPAC] THC AAEA[<DH]S; TflN PTOAEMAIOY KAI (2) KAEOPATPAC [APEN]ENOY[<DEI . . . .

JE «PPOYPAPXOS; KAI Ol EN THI SYNOAßl TOY

HPAKAEIOYS: ANOIKOAOMHKOTES; TO lEPON.

Nach der Inschrift müßte also unter Ptolemäus VIII Euergetes die Eraeuenmg des Tempels erfolgt sein.’) Die einfach zu konstatierende Baugeschichtc des HeiUgtums zeigt aber wiederun!, daß die Inschrift nicht wörtlich zu nehmen ist.

1) 8. weiter unteu den Grundriß der Bauten an der östlichen Säulenhalle. Im Lagcplan im Jahrb. 1903 S. 74 ist diese Kapelle nicht besonders nummeriert.

2) Im „Geburtshaus“ ist dort, wo man die Bauinsehrift erwarten sollte, merk- würdigerweise ein gar nicht hingchöriges ägyptisches Bandornament eingemeißelt. Es erweckt dies fast den Gedanken, daß hier eine Bauinschrift getilgt und die Stelle dann durch ein übergesetztes Ornament besser geglättet worden sei.

3) Lyons, Report, Taf. 9.

4) In der unten folgenden Notiz spricht sich Wileken für die Datierung unter l’telemäus VI l’hilometor aus. Für die Baugeschichtc ist dies ohne Einfluß

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364

Aufiiitzc

■S

Bei der Ausgrabung dt« Tempels im Winter lH9ft 6 fanden sich nur, mit Ausnahme der noch teilweise stehenden äußer- sten Nord- und Ostmauer, die deutlichen Spuren de» Grundrisses ') auf dem Pflaster. Es gelang dann aus den in byzantinischen Häusern verbaut gefun- denen Blöcken einen Teil der Sttdhälfte des kleinen Tempels auf diesem Grundrisse wieder zu er- richten’) und die äußere Ostmauer um einige Schichten zu erhöhen.’) Aus diesen Funden kon- struierte sich die folgende Baugeschichte: Oer Tem- pel bestand ursprünglich nur aus drei Kaminom, genau wie der Hathor- tempel. Die frühesten Reliefs an diesem ältesten Bau stammen von Ptole- mäus IV, der die hin- terste Kammer, das da- malige Allerheiligste, und einige AVände der da- vor liegenden Kammer

1) Lyon», Heport Plan 2; Mahaffy, Egypt ander the Ptol. Dyn. S. 139, bespricht die Bangeachichte und ver- weist dazu auf den irrtümlich daneben abgebildeten Tempel von Dakkehl

2) Lyons, Report. Phot. 8.

3) Lyons, Report. Phot.

6, 6.

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Rubensohn-Borcharclt: Gricchifichc Baninschrifb'n iitolem. Zeit auf Philac. 305

Kchmücktc. Nach ihm fing der nubisehe König Ergamenes an, Reliefs mit seinem Namen*) in der Mittelkammer ausfiihren zu lassen. Über den noch unfertigen Namensringen dieser Reliefs steht an einigen Stellen mit roter Farbe der Name l’tolemäus’ V vorgezeichnet, unter dessen Regierung eine Vergrößerung des Heiligtums ausgefilhrt wurde. Die hintere Collawand wurde durch eine Tür, an der wir den Namen Ptoleniäus’ V fanden, durchbrochen, eine neue Cella dahinter angelegt., das Ganze mit einem Korridor umgeben und außerdem noch ein Säulen- vorhof davorgelegt. Der Korridor wurde später unter Tiberius mit Reliefs geschmückt, man könnte also versucht sein zu glauben, er und mit ihm der Säulenvorhof sei erst eine Zutat aus der Kaiser/.eit, oder jedenfalls später als Ptoleniäus V. Dieser Gedanke muß aber aus fol- gender Erwägung aufgegebeu werden: Mit der Außenmauer des Korri- dors zusammen erbaut ist die östliche, bis heute noch unfertige Säulen- halle des großen Tempolvorplatzos’); diese aber bestand bereits wie oben dargetan ist , als Ptolemäus V die Fassade des Asklepiostcmpels schmückte; andererseits ist die Außenmauer des Korridors mit oder nach der östlichsten Tempelkanimer, die nach Ptolemäus IV zu datieren ist, erbaut worden. Also ist die ganze Erweiterung des Arsnuphis- Tempels unter Ptolemäus V vor sich gegangen. Die sogenannte Er- neuening unter Ptolemäus VIII, von der die griechische Bauinschrift spricht, kann sich also wiederum, wie die früher besprochenen, nur auf untergeordnete Ausschmüekung.sarbeiten bezogen haben.

Die letzte ptolomäische Bauinschrift, die uns noch zu besprechen übrig bleibt, ist die altbekannte’) des Hathortempels. Sie steht über der Tür in der Wand hinter der zweisäuligen Vorhalle:

BAZIAEYZ PToAEMAIoZ KAI BAZIAIZZA KAEoPATPA H AAEA<1>H KAI BAZIAIZZA KAEoPATPA H PYNH 0Eo| EYEPPETAI A(DPoAITHI

Hiernach sollte man also annehmen, daß der Tempel von Ptolemäus VHI Euergetes H geweiht worden sei. Die sehr einfach abzulesende Bau- geschichte*) des kleinen Heiligtums zeigt aber, daß der älteste Teil zwei Räume mit vorgelagerter zweisäuliger Halle bereits unter Pto-

1) Lyons, Report. Phot. 64, 55; eine der Inschriften in verkehrter Lage wiodergegeben hei Mahaffy, Eg. under the Ptol. Dyn. S. 140.

2) S. den Anschluß der Säulenhalle an den Tempel bei Lyons, Report Phot. 7 links, K links oben, 32 rechts.

8) Z. B. L. D. VI 85, (Ir. 209; Dittenberger, Or. Graec. n. 142.

4) S. Lyons, Report Plan 6.

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Anftätze

li.*mäu8 \'I Philometor') beBtand. Die später dahinter angelegte neue t.'ellu ist jetzt gänzlich rerschwunden, so daß wir keine Möglichkeit der Datierung haben; die dem Ganzen vorgelegte Säulenhalle ist unter Tiberius dekoriert*), aber wohl schon früher errichtet Die griechische ßauinschrift Fbjlemäus’ VIII Euergetes II kann sich also im besten Falle nur auf eine Erweiterung des Tempels beziehen, wenn sie nicht etwa nur auf geringfügige Ausschmückungen geht.*)

Somit wären Philues ptolemäische Bauinschriften in ihrem Zu- samiuenhange mit der von den Monumenten direkt abzuleitenden Bau- geschichte besprochen. Von weiteren Bauinschriften in griechischer Sprache gibt es nur noch die des Augustustempels, die an anderer Stelle* I bereits bearbeitet wurde, und außerdem eine nicht unbeträcht- liche Ueiho von byzantinischen Texten, die wir hoffentlich bald an ge- eignetem Orte zuBumiuenstellen können.

Kairo. Ludwig Borchardt.

Nachwort.

Mit frcuniliicher GenehmigunR de» Herrn Dr. Rubensohn erlaube ich mir, hier kurz meine Bedenken gegen seine Datierung der neuen Inschrift vorzulegcn Ich bczweiile sie deshalb, weil man im Jahre 146 6 der Königin Kleopatra, die bereits seit Dezennien ihren Kult als &fa 4>ilogt)r<uc hatte, in einer derartigen Inschrift die Bezeichnnng als Göttin nicht versagen konnte, zumal w-enn unmittelbar vorher der Bruder mit Kultnamen genannt ist. Kubensohns Kinwand, man habe Bedenken getragen, sie Philometor zu nennen wegen der „offenkundigen Feind- schaft zwischen dem verstorbenen Philometor und dem neuen Herrscher“, ist schon deswegen nicht überzeugend, weil der neue Herrscher ja ebenso gut wie der Ver- storbene lange Jahre hindurch #s6s 4>iio)(ujr(aj gewesen war, ehe er Otoj Evtg- yftrjs wurde (vgl. oben S. .'123 f,). Übrigens wissen wir gamicht, was bei Ruben- sohns Ergänzung vorausgesetzt wird, ob Ptolemaios VIII. überhaupt schon vor der Hochzeit mit der Schwester sich in den OtAs Eetpyfrrjf verwandelt hat. Mir wäre cs wahrscheinlicher, daß er gleichzeitig mit ihr den neuen Kultus bekommen hätte, Ich ergänze hiernach in Z. 1 statt OtoC Evig^itov vielmehr Ofob i’iXo/itj- Togof und beziehe die Inschrift auf die Zeit unmittelbar vor der Hochzeit des

1) Brugsch, Reiseberichte S. 266.

2) Die Dekorierung dieser Säulenhalle und die des Korridor» des .4rsnuphis- Tempels sind von demselben Meister, da die Skizzen zu den tanzenden Figuren, welche die Säulen am Hathor-Tcmpel zieren (Lyons, Report Phot. 15), in Rötel auf der Ostwand des Korridors des Arsnuphis-Tempels stehen.

8) Wollte man annehmen, daß alle diese Bauinschriften sich nur auf den Weiheakt bezögen, so würde ihr Wert für eine baugeschichtliche Verwendung noch geringer.

4) Jolirbuch d. archäol. Inst. 1903 S. 84.

N

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RnbenBohn-Iiorchardt: Griechische Bauinschriften ptolem. Zeit anf Philae. 3G7

Ptolemaios VI. Philomotor mit seiner Schwester Kleopatra. Oh damals wirklich seine Mutter und VormOndin hätte genannt werden müssen, wie Ituhensobn sagt, ist mir sehr zweifelhaft. Ich kenne kein Beispiel dafür, daß in einer der- artigen Weihinschrift der Vormund genannt würde. Doch wir können diese all- gemeine Frage, die einer weiteren Untersuchung wert ist, hei Seite lassen, denn die Inschrift könnte auch vor die Hochzeit fallen und doch nach dem Tode der Mutter gesetzt sein. Die modernen Ansetzungen des Todes der Kleopatra I. schwanken zwischen 174, 178 und 172 (vgl. Strack, Dyn. S. 196). Andererseits ist die Hochzeit nach der Inschrift Dittenberger, Or. Gr. n. 106, die wogen des Perfektums in das Jahr 172/1 fällt, mit großer Wahrscheinlichkeit

in eben dies Jahr zu setzen (vgl. Dittenbergers Kommentar). Jedenfalls liegt die Möglichkeit vor, daß ein größerer oder kleinerer Zwischenraum zwischen dem Tode der Mutter und der Hochzeit liegt, und in diese Zeit (ca. 173 2) würde unsere Inschrift anf alle Fälle vorzüglich passen, denn damals konnte Kleopatra II. nur als seine ddcJ<piJ bezeichnet werden. Übrigens ergibt die obige Anordnung der Inschriflfrugmente etwas recht Auffälliges: die Eltern entbehren des Kultnamens!

U. Wileken.

r

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Zu den Genfer Papyri.

Im September lSt04 war es mir vergönnt, im schönen Genf eine Woche lang an den dortigen Papvri zu arbeiten. Ich kann nur mit größter Dankbarkeit gegenüber Jules Nicole an diese Zeit zurück- denken; hat er mir doch mit unübertrefflicher Liberalität und Liebens- würdigkeit die von ihm verwalteten Schätze zur Verfügung gestellt und meine Arbeiten auf jede Weise gefordert. Dank den von ihm getroffenen Maßnahmen war es mir möglich, von früh bis spät unter den angenehmsten Arbeitsbedingungen die Papyri unter die Loupe zu nehmen. Es ist mir eine liebe Pflicht, ihm auch hier meinen wärmsten Dank dafür auszusprecheu.

Was ich bei diesen Arbeiten gelernt habe, will ich hier, mit gütiger Erlaubnis Nicoles, den Kachgenossen mitteilen. Wie früher bei meinen llevisionen der englischen Ausgaben (vgl. oben S. llOff. und 232ff.) werde ich mich auch bei den Genfer Papyri im wesentlichen auf die Mitteilung der neuen Lesungen beschränken. Nur hin und wieder soll auch auf die sachlichen Konsequenzen kurz eingegangen werden. Eine Ausnahme mußte ich mit dem separat erschienenen sogenannten „Vor- mundsehaftspapyrus“ machen, bei dem die neuen Lesungen und Beob- achtungen auch ein genaueres Eingehen auf die durch ihn aufgeworfenen wichtigen Fragen erfordern. Ich werde diesen Papyrus voranstellen und dann die Bemerkungen zu der Ilauptpublikation Nicoles, Les papyrus de Genbve (1896 und 1900), folgen lassen.

A. Der YoriiiundHchaftspapyrus.

Dieser im Privatlwsitz Nicoles befindliche Text ist zuerst von Nicole in der Revue Arcbeologique 1894 unter dem Titel „t-'we affaire de tutcllc siiiis le regne d’Anionin Ic Pieiix" heraiisgegeben und erklärt worden. Etwa gleichzeitig erschien unter Benutzung der Lesimgen, Ergäuzimgen und Erläuterungen Nicoles eine juristische Bearbeitung von H. Erman in der Savigny-Zeitschrift für Rechtsgeschichte XV. Rom. Abt. S. 241/55 imter dem Titel „Eine römisch-ägyptische Vormund- schaftssache aus dem Jahre 147/8“. Das Hauptergebnis seiner Deutung faßte Erman auf S. 247 mit folgenden Worten zusammen: „Der Gau-

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Clrich W licken: Zu den Genfer Pftpjri.

3159

Vorsteher [örpatr/ydg] also hat den Vormund bestellt. Und zwar selb- ständig kraft eigenen Rechts, nicht bloß „iussu“ eines Reichsbeaniten. Denn der einzige Reichsbeamte, der eingegrififen hat, der Juridicus, er- mangelte vor Marc Aurel selbst der tutoris datiu. Diese Vormunds- bestellung der ägyptischen Gauvorsteher entspricht also durchaus der der graeco-italischen Municipalmagistrate. Diesen standen ja die Gan- vorsteher flberliaupt praktisch fast ganz gleich. Unser Papyras bietet also ein neues Zeugnis für die Selbständigkeit der municipalen Vor- mundsbestellung in der klassischen Zeit.“

Zu diesem Resultat ist von juristischer Seite .schon mehrfach Stel- lung genommen worden. Ablehnend äußerten sich und zwar auf Grund allgemeiner juristischer Erwägung Mitteis*), Gradenwitz*) und P. M. Meyer.*) Dagegen akzeptierte dies Resultat Wenger.*)

Durch die folgende Neugestaltung des Textes wird jenen Folge- rungen Ermans der Boden entzogen. Abgesehen von den neuen Lesungen ist entscheidend, daß von Col. II 1 9 nicht, wie Nicole annahiu, die ganze linke Hälfte fehlt, sondern daß diese Zeilen vollständig sind und daher den Schluß der in Col. I begonnenen Bittschrift darstellcn. Damit fällt die für Ermans Auffassung entscheidende Ergänzung in II 1: ixelevactg (le yevsa&ai [i:tLZQoitov], was dem Vormund gegenüber dem Stnitegen in den Mund gelegt wurde. Daß die beiden erhaltenen Fragmente der Urkunde vielmehr unmittelbar aneinander passen, also II 1 9 vollständig ist, zeigte mir der Augenschein, im besonderen die Tatsache, daß das e von / jrotiffav in II 4 zur Hälfte auf dem ersten, zur Hälfte auf dem zweiten Fragment sitzt; der Bnich geht mitten durch. Im übrigen darf ich wohl davon absehen, auf die früheren Deutungen von Nicole und Ennan im einzelnen einzugehen, da der Text ein wesentlich anderes Aussehen erhalten hat. Ich möchte hier nicht unerwähnt lassen, daß Nicoles Transkription dieses Textes zu seinen allerersten Versuchen auf diesem Arbeitsgebiet gehört. Jeder Sachverständige weiß, daß, wenn irgendwo, so für die Entzifferung der Papyri der alte Satz gilt, daß kein Meister vom Himmel fällt.

Auch die folgende Edition läßt leider noch manche Frage unge- löst. Durch immer erneutes Studium des Originals wird hoffentlich noch mancher Zweifel schwinden. Die richtige Auffassung von 11 1 9 verdanke ich Ludwig Mitteis. Als ich meine Lesungen mit ihm durchsprach, wurde er, namentlich durch xatä yaorgug (II 3) und

1) Sav. Ztschr. R. A. 85, 875.

2) Archiv f. I’ap. II 8. 576 Anm. 3.

8) .\rchiv f. I’ap. III S. 105. Vgl. hierzu unten S. 378.

1) L. Wenger, Rechtshisturiache I'apyruaatmlien 1902 S. 139.

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370

Aufsätze

IxoxrivOca (II 5) sofort au das prätoriscbe Edikt lie inspiciendo vmtre custudiendoque partn in Dig. 25, 4, 10 erinnert, und von diesem ent- scheidenden Gesichtspunkt aus ergaben sich uns dann leicht die Lesung pfKt (= paCat) in II 3 (nach meiner Ab/.eichnimg) und die Erg^nzimg «Äo[xu]^öai in II 4.

Ich lasse nunmehr den Text so folgen, wie ich ihn bis jetzt her- steilen konnte. In den Fußnoten bezeichnet N Nicole, W Wilcken.

Columne I.

[ ? KaXovielai IlaTQoqCXai tdi XQazieTO)]t ötxtttod6riji

[nupä i £ . . . (ttg rhxQaviXkrjs ] . ipov xal 'Egtvvi-

[ou jtftßnoü xal Jio-

[ pi/jräg MiaoQi) ani-

6 [■&££in'V ] . aXtvxa tlvai

[ ] . lov Aovxiov 'E-

[pfi/vtou avp]ßiO}<sdarjg pov

[ njs’ 'J/paxXfidov ]ptp^dog tov 'Aq-

[aivoiTov vopov ] . j; . . ov äv£-

10 [dojx«? Jffrpar?jyov

] . [ ] . V peru

rd]s,' xXeldag xal £Ü]&£tO!; xarad’da&ai dvado?]&tjaopivov

15 [vw’ipoü? cig rj?)v ixiTpom'/i^

] . dl ixiOToXüv TÖde t]o ßvßXidiov xa- xcXi]vaai ygatpijvai j di'ap^KJßtjTtjtag

20 toö vloö] pov AovxCov 'E-

[pswUm ]dtpCav

1 vor Kalovtoiüii etc. (erg. X) hat vielleicht das Praenomen gestanden W. 2 Anfang erg. W; vor tpov ein Horizontalstrich, passend zu P oder T W. 6 Anfang erg. N; vor atsvroi eine nach rechts geöffnete Rundung Ct etwa zu M

passend, also nicht r (N), auch nicht uj vor ilvai ein Spatium W. 6 die Reste

sprechen etwa für rio« oder yiov W ; viov N. 7 erg. N. 8 erg. \V. 9 An- fang erg. W ; Schluß vor dem unsicheren »j ein HorizontaUtrich, <ler zu T oder

T passen würde, das WeiU're mir noch unklar, jedenfalls nicht vor

cfve ein Spatium W; rjs 6t . aravt N. 10 erg. W. 12 . . , . xat N.

13 W; xdljssis N; yfapparj^as Erm. 11 erg. W. 16 erg. W.

16 fjiiffToiüv W; emaroXrix N. 17 von o in t|6 die rechte Rundung erhalten; erg, W. ßvßXl6iof nachträglich verbessert zu ßtßXidiov \V. 18 erg. W.

20 erg. W. 21 W; rj N.

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Ulrich Wileken; Zu den fienfer Papyri.

371

[ ]oi)u<a ft») x\. . .]

[ I?S ö'* *[o]w i[3i]i-

[xffönov^i fo ftijdfv

25 äv]ayxa(c)s v:ro

joMP Tofj ihca- ] . fttt ivutpsQt]

Jtffojff äyofüs- ii\fylotn.

22 vor avaca notierte ich den Best eines Horizontalstrichs, was etwa auf fiyovfuci führen würde und ^rofioüpai ausschließt; von x nur die obere Spitze des

langen Vertikalstrichs erhalten W; . . . /lai pij N. 23 rechts über r?j ist

(wohl nachträglich) ein Haken ^ gesetzt; sollte der a bedeuten, so wäre rij in vi/i,' korrigiert \V; . . futp/trij . . . . N. 24 erg. W. 25 i'ero W; tjju N. 26 etwa oder Jov fv W. 27 jijpa würde zu der Schrifts)>ur passen W.

27 ?j in «vortjptpr, unsicher. 26 äyofu W; ayofi N. 22 hinter pjeynrr sind 1 oder 2 Huchstaben korrigiert.

Columiic 11.

Äpoff »jp ixi'ifvöäs ftf yei’ta9-a<, duziful/arö aoi xatufiefuc&rjxtvai fu avv ftf'ttt xal f’yvmxevai xutä yaorgb^ exovtJccv, fii] dvvuO&ca öi jiuq avrij ä»o- 6 [xx}]ij6aC (it-, ii:ttaxiio9ai Si avri/v i.ro- :tT{v<!cd fl' tl avvi'xc} tag üxuvtu za xar’ i- fit 3t£a:A»;[p]iöcf’&at, xal fir/ähv xuq' ififjv air£[f]ap ytyovuivui, fp’to tviQytztffiivri.

(2. H.) ^mtxt’Xt- l,!' H.) (“Eropg) ta . |

(3. H.) ’ExiazfXXov . . .

(4. H.) ' /IvxiyQatpov txiazoA(tig) //g tyQit4’fv flzoXtfialog A/o| Jt’/tu)» ) . l//]ToA£ft«iog ffrpartjyog '^(pQodtito^^xoyXtizov iWaJL'ftox J [tJAi xol iVfKpj;a)i azpaztjyäi ’^paivoti'zov 'Hpux(Xt(öov) /»[fpfdlog)]

zäi tHfiiazazai ;jafp£tp.

15 [“^lypafhag fioi KaiovelOiov IlatgöipiXov röp xpartörop [d'ixatj- \o\S6rrjV ^g typail/tv aoi ^JttöroAf/g Xfp! xazauzdatalg f,-ttTpd]-

1 11V W ; . . N. 2 xßva W ; rtai . . X. 3 pfat (— lutiat) (Jota adscr. nachträglich hinzugefügtf Mitteis-W; . . N. 3 yaergös (falls statt j Schluß- V geschrieben sein sollte, wäre dies in g emendicren) W ; tag xgog N. 4/5 dao [xi’l^aoi Mitteis-W; a«].»)ffai N. b Pt W; . . N. 6 iiTtveai W; . Ttvöai N; övviym iiag W; (Og N; xßv* i W; . . . N. 8 aintav Blass- W;

... £ KV N. 8 = yfyovdvat. 8 fp’ m W ; ipo X. 9 ^ifvyvxi (lies n- Tvjitt) W; £t>Tt»j;M X; ö<i# (dahinter ist Platz für 1 Zahl) \V; N.

10 vgl. Kommentar; emaTfXio/ifvov N. 11 imazu tig W; iitiezolrig X.

Archiv f Papjrruafnriichunir IH. 8. 25

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Aufsätze

Äfflv yiovximi 'EqcvvCov cctpi^hxos avriygaipov ;tf[

[ OÄ'tag?] ^a]T[aJ rijg v[äö] Fs . . . (ag IliTQavCXXrjg ,u[j2rp6g]

avroü ä»'[a]3[o]^£Vrag ilg rijv fziTQoxijv örjXäem, [6;rdTf]- 20 pog awrüi' [äSi]o*itfrdT£p[dJg Jffriv [:rpög] rijv i;rtTpo[Äi)i/J, KXoAoi5f^(a[g oh a]yQa^ev 6 xpanörog d[txa]to(ydt7jg x[ard|

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AlXlov 'ASpiavov]

80 ’Avrcapaivov £tßaUtov £yff£[/S]oi)g &h9 x9-.

17 Anfang nur «cai’ (1. latTg6aoo) W; [o]««!» N 17 Schluß die Rundung hinter n paßt zu t, auch zu o; vgl. Kommeutar; 7t/[ff\l>nv N. IH die Spuren •würden zu *[a]r[ä] pnasen; tTjs ist verschrieben für voie; der Buchstabe hinter

Fl ein tiefgehender wie g W; «r,j ytXXias N. 19 orurot)

o>’[fTa]ffovT« Tit (Xfi . . . tniTgont)V itilaea [otiv ea] N. 20 (pag avra [a|i]o-

xiffro[vgJ rrjt' e«iTpo[ffr]v] . N. 21 ^crrcc (von x die obere Spitze

erhalten) Wj x N. 22 yupfRaicrej);!» j’Jtouiffo» tu» tv ] N.

23 ’0[|wp]ny;i;[ti]T7j» erst nachti^glich nach meiner Zeichnung gelesen, daher un- sicher, ob die Schriftepur vor v genau zu g paßt W ; rvrii Sf o[ixot»»]T« fir [«l#ri»as ap^|od]ov yfoi>j;ofu»T« f»] N. 24 l[o/])'ti»o» g£»[. . ]po» y*ou3;o[»

tu» t»] M. 25 aipgottiTOTtoX{(tTrj) N; Schluß [Jtjiüi] W; N. 20 oiv

W; s . . N; x;oexeqpuv[ijxsVai] erg. W. 27 a|ioxiar[o» exiTeoJxo» oilio» N. 31 ÖÜO (die Spuren erfordern diese Lesung) xlt W; . . . . xs N,

Colunine III.

(G. H.) yf[i/rfj'paqpop iflritfroAijg ^g eypaifiep Ald^ifiog KaXovieim]. KaXovlt-Oiai TIuTQOtplXtai rwi XQazletcoi . . . Md^ifiog 6 xul NiuQ-

Xog ... Z«^pfiv].

’'£d»[x . . .

Aovxi[. . 'Eqcvvi

5 ,ȣ..[

TfpOl^^

Aoyyi\vi . . Mevtjvt rbv (tev? AiXiov ’AxoXXävMv]

ytyv{iivttaiaQX'>i*ÖTa) y^vrivoov x6Xi<og, vvvl äi ’O^VQvyxiztjv?]

Die Krgünzungen durchweg von mir. 2 xalu[; xoiijaffs N. 3 td N. 5 zweifelhaft, ob pt»o(?) oder ptym (wie N) zu lesen. 7 ivr . N. 8 . egv N.

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Clrich Wilcken; Zu den Genfer Papjri.

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Af£/i[gj^T0t), Tüi» di? Aoyytiviov Mev^viov ysyvfivaOi.UQXriXOTa]

10 ’A(pQodi[To:t6ieag, aiiipot^Qovs yeovxovvxu^ iv rCn ’AgjfioditoTio-

ICrtji vo^üf].

'IVö di t[ov <STQCcT}iyov Tov ’AffQodiTonoUrov vofiov?

iffTiJ» [. . .

»po(f;r£[<)p<ai'flffö'«j? vxo tov rijs irdAfojg?]

yQa(ufutTtb)s) aliloxtaTOTCQov clvat srpög ri)v ijiitQoiiijv ad|- 15 TOV Ath[ov’AxoXlc!>viOv. Aib ygci(pa) ooi,xvjiii,iv’ildf)is. £ÜTi';(f(,|

xvgie. ("£tovs) [tä AvToxgixTogog KaCoagos xtI.

9 ftfx N. 11 pTjT N. 13 ßo . . S. 14 a&ett o|i N. 15 roe dpa N. 16 von der Sigle L ist nur die Vertikale erkalten, Tinte wohl abgesprungen W ; KVpu i N,

Der Genfer Papyrus enthält hiernach folgende Aktenstücke:

I. Bittschrift der Ilömerin Petronilla an den Juridicus Calvisius Patrophilus (II II 9). Datum; Thoth x des 11. Jahres des Anto- ninas Pius (147 n. Chr.). Die Urkunde ist in großer Unziale geschrieben, die Grußformel in II 9 in kleiner zierlicher Schrift. Danach ist die Torlicgende Eingabe für das Original zu halten, und die folgende Zeile II 10 für die Entscheidung (vxoygaiptl) des Juridicus.

II. Abschrift des Briefes, den Ptolemaios, der Stratege des Aphro- ditopolites, an Maximus, seinen Kollegen im Heraklides-Bezirk des Arsi- noites, geschrieben hat (II 11 30). Datum: Thoth 29 desselben Jahres.

III. Abschrift des Briefes, den dieser Masimus an den Juridicus CalvisiuB Patrophilus gerichtet hat (III 1 10). Datum nicht erhalten.

In welchem Zusammenhänge diese Akten, die alle von verschiedenen Händen geschrieben sind, zu einander stehen, kann erst aus einer Ana- lyse der Texte erschlossen werden.

Da von der ersten Kolumne nur die Zeilenausgänge erhalten sind, lassen sich über den Inhalt dieses Teiles der Bittschrift nur Vermu- tungen aufstellen. Nachdem Petronilla, wie es scheint, im Anfang auf den im vorhergehenden Monat Mesore erfolgten Tod*) ihres Mannes hingewiesen hat, bespricht sie im Folgenden die Frage der Einsetzung eines ixiTgoxog (tutor) für ihren noch unmündigen Sohn Lucius Heren-

1) Hierbei ist vorausgesetzt, daß die schon von Nicole vorgeschlagcne Er- gänzung wenigstens dem Sinne nach das nichtige tritfl. Die andere

Möglichkeit, die man nach dem erhaltenen Wortlaut erwägen könnte, ob Petro- nilla nicht von ihrem Manne geschieden worden ist, wird dadurch bei Seite ge- schoben, daß für ihren Sohn ein tutor nötig ist. Daß der Mesore des unmittelbar vorhergehenden Jahres gemeint sein muß, gebt aus ihrer Schwangerschaft hervor.

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AufsHlzo

nius. Auf diese Andeutungen, die wir nur mit Hilfe der zweiten Ur- kunde einigermaßen verstehen können, komme ich hei Besprechung dieser zurück.

Eine ganz andere Frage wird in dem vollständig erhaltenen Schluß der Bittschrift II 1 9 hehandelt. Dies ist der Passus, der, wie oben bemerkt, erst durch Mitteis’ Hinweis auf Dig. 25,4,10 verständlich geworden ist. Daselbst heißt es (aus TJl})ians 24. Buch ad edictum): De in.spiciendo ventre custodiendnqtie partu sic praetor ait: ,,Si midier mortiw marito praegnatem se esse dicet, his ad qnos ea res pertindiit proeuratorive corum bis in mense deniinUandum curcl. ut mittant, si velint, quae ventrem inspicient. mittantur uutem mulicres liberae dumtaxat quin- que Iiaequc sinitd omnes inspiciant, dum ne qua earum dum inspicit in- vita midiere ventrem tangat. midier in domu honestissimac feminae piiriat, quam ego consiituam“ etc. .

Petronilla referiert hier über einen sie betreffenden Bericht, den eine Frau an den Juridicus geschickt hat {äuxdpil>UTo). Der Name dieser Frau oder eine nähere Bezeichnung derselben muß am Ende von Col. I gestanden haben. Der Gedanke, etwa M]t‘yiaTrj . als Eigen- name zu fassen, was an sich möglich wäre, wird dadurch ausgeschlossen, daß von diesem Wort hier ein Casus obliquus steht, während der No- minativ, als Subjekt zu öt-i^tpi^aro, zu erwarten ist. Zu dieser Frau ist Petronilla auf Befehl des Juridicus gegangen (xgög ijv ^xiievadg pf y£t’ia&ai). Die Frau hat dem Juridicus mitgeteilt, sie habe Petro- nilla mit einer Hebamme (uai'a) untersucht und sie als schwanger be- funden, Petronilla könne aber nicht bei ihr entbimden werden; sie habe jedoch versprochen, Petronilla zu beaufsichtigen, ob sie Zusammenhalte (durchhaltü), bis alles (d. h. die Entbindung) vorüber sei, nnd Nichts sei durch Verschulden der Petronilla geschehen.*) Die daran sich au-

1) Bei diesen Schlußworten braucht nicht notwendig an Abtreibung oder dgl gedacht zu werden. Vielleicht wird hiermit auf etwas hingewiesen, das in Col. I schon erwähnt war, wofür hier nur die Schuld von der Petronilla abge- wälzt wird. Öderes heißt einfach: Petronilla hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Auch in dem ei avrix“> braucht nicht notwendig eine absichtliche Störung der Schwangerschaft ins Auge gefaßt zu sein. Ich betone dies mit Rücksicht auf die folgenden Darlegungen, die ich Ludwig Mitteis verdunker „Die zur Sicherung des Personenstands bestehenden Bestimmungen des Rö-“ „mischen Rechts, um dessen Anwendtmg es sich hier handelt, da Petronilla“ „Römerin ist sind folgende: 1. Das Sc. Plancianum, etwa aus der Zeit des“ „Vespasian, bestimmt tür den Kall, daß nach geschiedener Khe die Frau noch“ „behauptete, vom früheren Khegatten her schwanger zu sein, ein besonderes, die“ „Schwangerschaft und Kntbindung kontrollierendes Verfahren, von dessen Beob-“ „achtung der Anspruch auf Anerkennung des Kindes abhängt (D. 25. S, 1 8)j“

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Ulrich Wileken: Zu den Genfer Papyri.

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schließende Schlußbenierkung tv' svipyeTrjfiivij ist, wie häufig in solchen Bittschriften, nicht mit dem unmittelbar Vorhergehenden, son- dern mit dem weit voranstehenden Petitum (äjiü etc.) zu verbinden.

Mit dem oben zitierten Edikt steht dieser Vorgang iusofeni, als hier nicht fünf Frauen, sondern nur eine Frau, zusammen mit einer Hebamme, die inspectio ventris vomimmt*), nicht im Widerspruch, da das Edikt eine Maximalzahl festsetzt.’) Diese eine Frau ist offenbar zugleich jene honestissinta fcniim, in deren Haus nach dem Befehl der Behörde die Entbindung stattfinden soU. Denn wenn ein solcher Be- fehl nicht vorläge, hätte sie keine Veranlassung, dem Juridicus zu schreiben, daß die Entbindung bei ihr nicht stattfinden könne. Zu der Beaufsichtigimg erklärt sie sich aber bereit.

Was eigentlich der Zweck der vorliegenden Bittschrift ist, ist bei dem kläglichen Zustand von Col. I nicht zu ersehen. Wiewohl die folgenden beiden Aktenstücke auf diesen Punkt gar nicht Rücksicht nehmen, sondern nur die Vormundschaft für den L. Herennius berühren,

„es sucht also die KindcBuntcrscbiebung zu verhüten. 2. Das oben zitierte prä-“ „torische Edikt hat gleichfalls die Verhütung der Kindesunterscbiebiing, aber“ „für den andern Fall zum Zweck, daß eine Witwe nach dem Tode ihres Mannes“ „eheliche Schwitngenmg behauptet. 3. Von beiden wohl zu unterscheiden ist ein“ „Reskript der Divi Fratres in D 26, 4 1 pr., welches bei geschiedener Ehe dom“ „frilheren Ehemann erlaubt, wenn nicht die Frau, sondern er selbst der leugnen-“ „den Frau gegenüber die i^chwangerschafl behauptet, auf eine Bewachung der-“ „selben zu dringen, um sich sein Kind zu sichern. An sich würde mm eine“ , Bemerkung dahin, daß nichts gegen die Schwangerschaft geschehen ist, nur zu“ „diesem letzteren Fall passen; denn nur hier besteht der Verdacht, daß die Frau“ „das Kind abtreiben wird, wahrend wo sie selbst ihre Schwangerschaft betont,“ „diese Gefahr ausgeschlossen ist. Dessenungeachtet kaim an das Reskript der“ „Divi Fratres in unserem Fall einfach deswegen nicht gedacht werden, weil der“ „Papyrus älter ist, nämlich aus der Zeit des Antoninus Pius, und ebensowenig“ „ist anzunehmen, daß ähnliche Ordnungen schon früher gegolten haben, da das“ „Reskript ausdrücklich sich als vollkommen original bezeichnet (novam rem desi-“ „derare Rutilius Severus videtur sqq.). Außerdem liegt der Tatbestand des“ „Reskripte gar nicht vor, da wie Sie richtig bemerken, der Mann der Petronilla“ „gestorben sein muß sonst könnte nicht die Vormundschaft über ihre Kinder“ „in Frage kommen. Daraus scheint sich mir zu ergeben, daß in dem Papy-“ „ms nicht gemeint sein kann, es sei nichts gegen die Schwangerschaft ge-“ „Beheben.“

1) Vgl. Dig. 26,4,6: üem praetor dumum honestae matronae eligere debet, in qua mutier venüit, ut possit intpici. Diese wie die anderen Bestimmungen von § 10 beziehen sich allerdings nicht auf ilen Fall mortm marito.

2) Ich verdanke Wissowa den Hinweis auf die Untersuchungen von W. Kalb, Das Jiiristenlatein, 2. Aufl. (1688) S. 26 IT., wonach dumtaxat in Befehlssätzen das Minimum bezeichnet bei Verpflichtungen, das Maximum bei Berechtigungen. Der letztere Fall liegt im Edikt vor, wie ti eelM zeigt. Vgl. Kalb S. 26.

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Aufsätze

muß doch das Verhältnis zu dieser honfsHssitrm femitia den Haupt- gogenstand unserer Bittschrift ausgemacht haben. Das folgt schon da- raus, daß die das Petitum abschließenden Worte iv’m svt^yeTr)fuvij sich hieran anschließen. Das Petitum beginnt in Col. I wenn nicht in 17, so in 18, etwa mit den Worten: ä£tö ovv, idv eoi (paivTjzai, xflejüffai ygaifijvai xtX. Darauf scheint zunächst von der Ernennung des tutor für den L. Herennius die Rede zu sein (vgl. 20 24). Im folgenden wird dann der Punkt erwähnt sein, der Petronilla veran- laßt hat, in II 1 9 auf jenen Bericht der honestissima femina hinzu- weisen.

Fraglich bleibt mir vorläufig noch die Zeile II 10, ExiarilXov

deren Schluß sicher zu lesen mir nicht gelang. Nach meiner Abzeichnung könnte ich es vielleicht ematfXXovfiey (v unsicher) lesen, was für ixKJTeXovfuv verschrieben sein müßte. Daß hier in einer vTcoyQuiprj, die nach Lage der Dinge ans dem Bureau des Juridicus stammen muß, ein derartiger Schreibfehler stecken sollte, wäre auf- fallend, aber wohl doch nicht ausgeschlossen. Ich weiß keine andere Erklärung vorzuschlagen.

Betrachten wir nun die beiden Kopien von Briefen, die darunter gesetzt sind. Der erstere Brief, der fast ganz erhalten ist, deckt uns folgende Vorgänge auf. .Petronilla hatte (nach dem Tode ihres Mannes) zwei Männer zur Tutel für ihren unmündigen Sohn L. Herennius zur Auswahl vorgeschlagcn (II 18 r<ot)]>j rieTgaviXXijs

d\o\&f'vTus ils zijv fViTpoiriji'). Diese Vorschläge die übrigens nicht erst in der obigen Bittschrift gemacht sind, denn zur Einsetzung der betreffenden Namen reichen die Lücken von Col. I nicltt aus sind an den Juridicus gerichtet gewesen, denn dieser wandte sich darauf an den Strategen, in dessen Gau Petronilla ansässig war, mit der Ab- sicht, feststellen zu lassen, welcher der beiden Vorgeschlagenen der Vertrauenswürdigere ( älioflriörörfpos’) sei. Da Petronilla im Heraklides- bezirk des Arsinoites wohnte (vgl. I 8), so ging dieses Schreiben an Md^ifios 6 xal Af«pj;os, den damaligen Strategen dieses Bezirkes. Jene beiden Vorgeschlagenen wohnten aber nicht in dieser Strategie, sondern der eine, Aclius Apollonius, der schon Gymnasiarch von Antinoupolis gewesen war‘), gehörte nach dem (bisher wohl nicht belegten Dorf) Oxyrhynchos im Memphitischen Gau, war aber zugleich Grundbesitzer im gegenüber liegenden Aphroditopolites; der andere, Longinius Mene- nius, der früher die Gymnasiarchie in Aphroditopolis bekleidet hatte.

1) OicBer ÄeliuB ApoUoniue j^ehört zu den friihesten Gymnasiarchen von An- tinoupolis, denn die Stadt war ja vor wenigen Jahren flberhaupt erat gegnindet

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war gleichfalls yfov;i;of in diesem Aphroditopolites. Da nun die Glaub- würdigkeit dieser Männer am besten durch die Ortsbehörden des Gaues, in dem sie ansässig waren, konstatiert werden konnte*), so wandte sich Masimus an den Strategen des Aphroditopolites, Ptolemaios, mit der Bitte um Auskunft. Ptolemaios forderte darauf eine amtliche Erklä- nmg (jiQodifävtjais) von dem ypaiifiUTtvg TfjS nöXstog von Aphrodito- polis*), und dieser antwortete darauf, daß Aelius ApoUonius der ä^io- ^rtUTÖrfpoi; sei. Hierüber berichtete nunmehr Ptolemaios an Maximus in dem Brief, dessen Kopie uns in II 11 30 vorliegt. Der zweite Brief (III 1 10) ist, wie mir scheint, eine Kopie des Briefes, in welchem darauf Maximus an den Juridiens die Auskunft des Ptolemaios weiter- gibt. Meine Ergänzungen wollen nicht wörtlich genommen sein, son- dern nur ungefähr den Sinn andeuten. Daß der Brief an den Juridi- cus geht, folgere ich aus xtipie (III 16).

Wegen der Verstümmelung von II 17 8 ist es nicht ganz klar, ob schon der Juridicus oder erst der Stratege den Gedanken bekommen hat, den Strategen des Aphroditopolites die Auskunft erteilen zu lassen. Auch .sonst ist der Geschäftsgang nicht ganz klar. Er^nzt man mit Nicole ein Futurum wie in II 17, so würde es

heißen: „Du (Maximus) hast mir geschrieben, daß der Juridiens eine Kopie des an dich gerichteten Briefes mir schicken werde, damit ich Auskunft gebe“. Dieser Geschäftsgang ist mir wenig wahrschein- lich. Man dürfte wohl auch erwarten, daß Ptolemaios den Empfang jener Kopie dann erwähnen würde, und ohne diese erhalten zu haben, hätte er die Sache nicht untersuchen la.ssen können. Ich würde eher erwarten, daß Maximus dem Ptolemaios eine Kopie des vom Juridicus ihm geschriebenen Briefes übersandt hätte. Dieser Sinn kommt aller- dings nur heraus, wenn man annimmt, was ich nicht für unmöglich hiilte, daß der Schreiber den Akkusativ KccXoviCaiov xtX. statt des Genetivs gesetzt hat. Dann wäre etwa gemeint: “Eygatyi<g gut KaXov- fiaioxt n«TQO(f{lov Toö xp. äixtaodÖTOV ^g sygatlriv Ooi i■:il(izoXf^g üvtiygatpov (loi. Also: „Du schriebst mir, du habest mir von

dem Brief des Calvisius an dich eine Kopie übersandt, damit ich Auskunft gebe, gemäß dem, was Calvisius betreffs der beiden Personen geschrieben hat.“ Auch in diesem Fidle wäre es zwar nicht sicher,

1) Betreffs des Aelius Apollonias hätte inan sich auch im Memphites er- kundigen können. Wenn man es lieber dort tat, wo er j’fof’xof war, so geschah dies vielleicht nur aus Bequemlichkeit, weil man so über beide Männer sich in einem Brief erkundigen konnte.

2) Dieselbe Rolle spielt dieser ypttfrpttTfVs in Pap. Oxy. III 487, der durch den Genfer Text nun neues Licht bekommt.

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Äofsützc

aber doch wahrscheinlich, daß schon C'alvisius in seinem Schreiben die durch Ptolemaios vorzunehmenden Recherchen angeordnet hätte.

Wie diese beiden Briefkopien, die übrigens von verschiedenen Händen geschrieben sind, unter die Bittschrift der Petronilla gekommen sind, läßt sich nur vermuten. Halten wir nach Obigem die Bittschrift für das Original, und Z. U 10 für die vrtoygafpij des .luridicus, so würde das Stück mit dieser Bemerkung zunächst an den Strategen des Arsi- noitos gegangen sein. Dieser hat dann in seinem Bureau zufällig von verschiedenen Schreibern die beiden Kopien daruntersetzen lassen, um Petronilla, an die die erledigte Bittschrift zurückging, über den Fortgang ihrer Angelegenheit zu benachrichtigen. Hiergegen ist freilich unter anderem anzuführeu, daß die Pointe ihrer Eingabe, wie es uns oben schien, garnicht die Einsetzung des tutors, sondern ihr Verhältnis zu jener lionrsfijssiina ff mimt betraf.

Wenn ich also auch für diese Frage bisher keine ganz befriedigende Lösung weiß, so ist doch die Hauptfrage, die die Juristen au diesem Text am meisten interessiert hat, die nach dem Modus der Vor- mundschaftsbestellung, durch den neuen Text geklärt worden. Der Geschäftsgang ist danaidi folgender. Nach dem Tode ihres Mannes hat Petronilla für ihren unmündigen Sohn L. llerennius zwei Personen zur f,-urpo,vr/ vorgeschlagon (I 14, II IHy'O). Der Vorschlag iävddodtg) ist an den Juridicus erfolgt. Dieser läßt darauf durch die Ortsbehördeu feststellen, welcher der beiden vertrauenswürdiger sei. Die Strategen fungieren hierbei lediglich als Vermittler für diese Recherchen: mit der Vormundschaftsbestellung selbst haben sie im Genfer Papyrus absolut nichts zu schaffen. Anders ist der Geschäftsgang in P. Cattaoui Verso. Dort Iwlichlt der Juridicus dem Strategen, binnen 20 Tagen einen fxiTQoitos zu erwählen (j;fipoTüCffi/). Vgl. 1117 S., UI Off. (oben S. f),3f. I. Vielleicht erklärt sich der .abweichende Geschäftsgang hier dadurch, daß in diesem Falle keine Vorschläge von seiten der Mutter Vorlagen, sodaß es zweckmäßig erscheinen konnte, der Ortsbehörde die Auswahl zu überlassen. Wie d(mi auch sei, jedenfalls handelt der Strate- gos hier, wie P. M. Meyer in seinem sachkundigen Kommentar mit Recht betonte (oben S. 105), nicht kraft eigener Kompetenz, sondern nur iussu iuridici. W'enn Meyer aber ebendort behauptete, daß die W’orte Ulpians iDig. 1,20, 2): iuridien. qui Ah-xandrku- agit. dtitio tutoris cunstitutione divi Marci cimct^sa vst durch die Papyrus widerlegt werde, so kann ich mich dem gegenülier nur dem Urteil von Mitteis anschheßen, der gesprächs- weise eine derartige Folgerung für absolut ausgeschlossen erklärte.*) Tat-

1) Vgl. jetzt Mittels bei 0. Ilirsclifeld , d. Kais. Verw.-Beamteu (2. Aull.) S. 351 Aimi. 2.

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Clrich Wilckcn; Zu den Genfer Papyri. 379

sächlich nötigt weder der Wortlaut des P. Cattaoui noch der des Genfer Papynis zu der Annahme, daß der Juridicus hier bei der Vormund- schaftsbestelluug kraft eigenen Hechtes und nicht vielmehr kraft Dele- gation des Praefectus Aegypti fungiert habe. Wir werden daher, der unerscliütterten Autorität UJpiuns folgend, daran festhalteu diirfen, daß erst Kaiser Marcu.s dem Juridicus die Vormundschaftsbcstcllung aus eigenem liecht gegeben hat.

B. Les papynis de Geii^ve.

Im Folgenden sind meine neuen Lesungen durch gesperrten Druck hervorgehoben.

1. 3 1. 'At/asvoilrov statt ’y^pOu'Of fron. 4 Die Ergänzung ^AtC]- hov erscheint für die Lücke, die <lem Agat (plus r halb) der vorher- gehenden Zeile entspricht, z\i kurz. Von A die äußerste linke Spitze erhalten. \_AvQrj\hov oder [Ai(i{\i.tov würde etwa zum Haume passen.

8 vor äyvoäv steht noch der Artikel 6. Also: ovdtig iexiv 6 ayvoäv. 10/1 1. ßiaiä'ag (verschrieben für ßiai'ag) st. /3iatu[s], <B>.' xttl. 12 daß Nicole inzwischen txTugüactiv gelesen, erwähnte ich schon Arch. I S. 553. 13 Nicole las inzwischen yfaipyoug st. övvogyovg. 13 1. ixl st. xul. 14/5 1. jui) ci pc'ftotiu st. «A- Atoä, I el fiä&oi/tt. 17/8 erg. cxuvopd’ä [<J<op«i]. 19 die Unter- schrift von 2. Hand 1. ’Eggäa&^at) vfi(ßg) s{t>xofiai) st. tpptoiT^f.

20 1. Lxk st. f|rorg]x«'. Noch unpubliziert ist die Aufschrift auf dem Verso: ’E:tiatoi.rj OeoxgCrov.

Dem gesamten Schriftcharakter nach möchte ich den Text nicht dem II., sondern dem HI. Jahrh. znweisen. Für die Beziehung auf Caracalla (nicht auf Antoninus Pius) scheint mir auch die Form des Datums \-xa! (NB. ohne Kaisemamon!) zu sprechen, die, wenn ich recht sehe, erst am Ende des H. Jahrh. häufiger wird (vgl. Gr. Ostraka I S. 787), vorher höchstens in kürzenden Kopien begegnet (z. B. BGÜ IV 1047 III 8). Für die Datierung auf den 9. Juni 213 spricht ferner vielleicht, daß das Attribut ärjtTr/rog (in 5), auf den Kai.ser bezogen, mehr dem Stil zu Caracallas Zeit, als dem zu Pius’ Zeit entspricht. Da- mit fallt zugleich die Vermutung des Herausgebers betreffs der Per- sönlichkeit des Titauiauos, die P. M. Meyer (Hermes 33, 2(50) akzeptierte, Dessau (Prosopogr. Uom. UI S. 32(>) selbst für den von ihm schon in Frage gestellten Fall der Datierung auf 158 bereits bezweifelte. Auch Milne (Hist, of Egypt under the Rom. rule S. 222) bat schon die Beziehung auf Caracalla vorgezogen (berechnet irrig 214). Doch seine Vermutung, daß der Tiraviavög identisch sei mit dem procurator

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3S0

Aufsätze

Tinavdg bei Dio Cas8. 77, 21, wird schon durch dessen Gentilnanicn Flavius unmöglich gemacht. Darum könnte seine Deutung des @f(5- xpjToc als des allmächtigen Günstlings des Caracalla freilich doch richtig sein. Aber ich möchte mit Dessau (Prosop. Rom. III S. 311) die beiden Personen lieber trennen, denn nach Z. 14ff. müssen wir in dem Schreiber einen Mann sehen, der speziell in der ägyptischen Verwal- t>ing tätig war. Lber seinen Rang wage ich keine bestimmten Ver- mutungen.

2. Dies würde ich der Schrift nach (vgl. auch das Häkchen zwischen Doppel-r in jicttuxiov 2) lieber dem Anfang des III. Jahrh. als dem II. Jahrh. zuweison. 4/5 1. ijtil ] räj iaag fUj;ov st. f;rH-^Ta el- Of'viyZ"*’- %ros weist also den Alexundros an, dem Pasion die gleiche Summe auszuzahlen, die er in der (wohl Arsinoe) von Pasion

(als Darlehen^ empfangen hat. Zu räs^iaas vgl. Gen. 52,12. Die W'orte (ctb Tov xHpaXcciov zeigen, daß die hier angeordnete Zahlung nur eine Teilzahlung von der Gesamtsehuld ist. Für Pasion, der diesen Brief dem Alexandros persönlich überbringt, hat er den Wert eines Checks, ln Alexandros wird man etwa den Gutsverwalter des Syros oder der- gleichen zu sehen haben, nicht seinen Bankier, denn die für Banken ausgestellten Checks zeigen anderes Formular. Vgl. BGU 1 15G; III 813.

3.2 erg. '/#p:rdjä]oi’. 18/2Ü 1. [7/Jftör | [o]«!» .jinpayivo- (livav d[t]f As'<iö'c[<] I [o r]f [i.'jro'ö'ot^Tts st. [ijJgöj'. | [<j]tn'arap«- yevofiirav d|l| ^rei'ipa-l(gfv| dl i'lrotfotiTts. Die Petenten waren also eines Tages an den Ort gegangen, an dom sie das Erbgut depo- niert hatten, um die Teilung, nämlich unter sich tmd die beklagten Miterben, vorzunehmen. 20/1 1. arf- (= n’fzroidöjs') st. xf-|

[arotjö’ojs. 24/5 1. Tfpl av | |TigK|g st. .Tfpl | («üi'J.

4. Dies möchte ich der Schrift nach nicht dem III., sondern dem I. Jahrh. zuweisen. Den Namen des Juridicus in 1 habe ich leider nicht sicher festgestellt. Hinter dem deutlichen raibit .sah ich als zweiten Buchstaben t>, als vierten resp. fünften ß. Nach meiner Ab- zeichnung wäre vielleicht nicht unmöglich |0]e/i.t|3[ptc)i] .... u( zu lesen und darin den ans O.xy. II 237 VII 39 bekannten ümbrius aus dem Jahre 87 n. Chr. zu erkennen. Aber es ist noch weiter zu prüfen. 3/4 lies (’/fx[o]t>ffi<ld[o]t> Toe ’.-Zpi örfo] d»/iton statt ’/fx . . roß ’j4qi ... I dyiiov. An Aristodemos hatte Nicole schon in der An- merkung gedacht. 15/6 1. j'p«i[qor)]i>a« st. yprejf^[>]a^ 17 nicht ^■ivgtßi'an. Sicher erschien mir nur hai. 18 1. 'l[x];roxp«rfi st. i . . XI uirav. 18/9 1. a wie auch Nicole vermutete.

ö, 1 1. wie schon Nicole vermutete.

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Ulrich W'ilckcn: Zn den Oenfer Papyri.

381

6. 10 1 1. [xa^ruße ßki]xfvai (Arcli. I S. 553). 13 1. InC st. f?g. 17 der wenig logische Schluß der Klagschrift lautet: fvfxa rov xa[lj slvai xafir/jloTp6<pov.

7 ist mit Recht von Nicole ins I. Jahrh. gesetzt. 11. ypa/i-

fiari st. ypafiutttfl. 5/G 1. dxdffrc' ka st. äittaret. Aß. 8/9 lies xatä TO st. xaru [rij]s dp j;r]g 11 1. al

[(IjofttlOßr, wie schon Nicole vermutete. 12 1.

Darauf: <l>aäip\i] Die Zahl 14 ist durchgestrichen. Die Hriefe,

deren Abschriften hier vorliegen, sind also beide an demselben Tage geschrieben und zwar Lu der hier vorliegenden Reihenfolge. Zu der Verkürzung der Abschriften vgl. Arch. I 168 und 372. 13 1. ’A:tok- [Ajojwdrjt . [ ]t. 17 1. Tßjtg st.

Den Ausführungen von Walter Otto, die er in seinem sehr ver- dienstlichen Werke „Priester und 'Tempel I S. 24üf“ über diesen Papyrus soeben veröffentlicht hat, kann ich nicht in allem zustimmen. Er nimmt an, daß dem dpj;t3rpo(p)/Ti,g die Besetzung einiger Priesterstollen vom Staate zugestandeu worden sei, und sieht daher in den xßxüg i'rtfOpr fitvot solche, die an falscher Stelle, d. h. nicht bei ihm, sondern bei staatlichen Organen ihr Angebot gemacht hätten. Mir scheint der Wortbuit ul jrpoatjxovaui nvTm rd^eig nur die Deutung zuzulassen, daß die rd^eig selbst, nicht ihre Besetzung dem äpjrisrpogjj/rfjg zustand. Darum heißt es nachher: xaxäg t'n’ftfjjrjge'vovg ovx idei xtA. Die anderen durften eben auf diese Posten nicht bieten, weil sie jenem reserviert waren. Otto trägt einen völlig fremden Gedanken hinein, wenn er die Worte dahin deutet, sie hätten beim Staat nicht darauf bieten dürfen. Dann wäre Jedenfall.s die Hauptsache in unserm Text ausgelassen.

8, 23 '4 1 [:tßp(<:] roö | st. [n'ßpö .'/idrpoi’] | [.Mo'pto-

i’o]g. 24 1. Tijg <I>Aßt>ißg st. <J>kuoving. - 29 das im Arch. I 553 vorgeschlagene j'tj[pß(xög] paßt nicht zu den Schriftspuren.

8 16 1. sx CO st. txfiv, streiche öftloAoy(ö)| in 15. 18 erg. Aßj;ßi'|otf;r«pgot)|. 19 1. dxoT<ö[aei (= änodüffw) st. ß[3rod(6ow. 20 1. l[cJi6vTos st. f[(’<lt(5i'Tog|.

9 1, 6 1. df'x[ß] ^(ü'fTßt) 5 I st. df'xfß]. Streiche \y S ^ in -An-

fang. — 9 schon im Arch. I .5.53 hatte ich awöiacf opov getrennt in avv diucpdpov. Der Text ist aber noch korrekter: er bietet avv ditc- ipöpa (d. h. inklusive Zinsen ). 9 Schluß streiche [t- td]. 10 An- fang erg. [ :“ td (T]:rfp. 11 Schluß streiche [rijg]. 12 Anfg. erg. fr^g. 24 1. ’A > ovß&s st. ’Avdpxccg. 24 Schluß 1. tag r[oö .st.

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382

Aufsätze

xaQ\a tSov. 25 wie oben 6vv di«(p6Qia. 27 erg. [y^öptjitog Ov- uXiQiog B. unten.

9 II, 3 1. S]dvi-ov. 8 1. dia(p<)Qa. 20 Schluß 1. Faiov Ovißiov. 21 I. ’Atpt,viov FaXiot) »t. Ovißlov 'AtpivCov. 23 1. 'Avovßäg st. ’AvttQxag und tag tov st. xagä aov. 24 1. dca<pöpa.

20 1. AvQijXiog OvaXiQiog st. AtiQr/XCa OvaXagfa.

10, 8 1. [«*ö oZJxft'Jag tgiattyov st. rpig t£T«(pTor).

Die Ergänzung von «srö erfordert Z. 11 und hier der Kaum. 8 1. xoivijg st. xal 9 1. [xATjpoi'Jdfiovg st. [xAT)poi’]d/iotg.

9/10 erg. A"«t»xpari [Tdir s^d]ilfrog statt A^ai)xpfm[[roÄ<)^fa>g]. 10 1. xXtjgovöfiovg. In 11 hat Nicole inzwischen die richtige Le- sung tp&avov hergestellt (st. (p&oQov?). Ich lese davor noch fu und erf^nze; [t6 ijt' (p^dvov fden auf mich kommenden vierten

Teil). Zu dieser Bedeutung von <p9dv(o vgl. P. Fir. 9 S. 28 Z. 9/10.

12 der Kaum verlangt die Er^nzung: [vovl gjjjrös. 13/4 1. äildr/llAotJg f^xczffrov st. dXXij(Xovg) \ [xa©’’ ^xoffroi'. 15 1. [tffoji' To]t) ii'oixCov. Schluß dxoiXdvtmg st. otxoi ndvtag (Arch. I 553).

10 erg. [xal «vt)T]fp©fT0jg. 17 statt avtCttmov, dessen Erklä- rung mir viele Schwierigkeiten machte, glaubte ich avxTvyeiOav lesen zu können. Danach ergänze ich 16/7: dioai)v | fypreg)* fffjct' XTvyftaaxi. Während es fQr Siaeriv ygatpstaav zahlreiche Parallelen gibt, ebenso wie für das Asyndeton (öiaehv ygafptv xad-agbv o. ä.), begegnet ^xx^ytiaav hier zum ersten Mal. Die Faltung der Urkunden ist so selbstverständlich, daß es auffällig erscheint, daß sie besonders ausbedimgen wird. Zu dem folgenden ixl icioygatpfig iifi\ä\v bietet eine Parallele BGU 13, 17, wo das (sic) zu streichen ist. Wahrscheinlich wird auch in P. Lond. II S. 273, 12 v,T0j'pa9P^<(g)> herzustellen sein st. gvvygaqjtj. 18 erg. etwa [^j;£'tm u]ov«;i;ot'. 19 Anfang steht rta, nicht (fo (damit füllt mein Vorschlag [d»juoff](’ca). Wahrscheinlich steckt hier ein Imperativ wie in 18. Vielleicht ist zu ergänzen: xal ei’ |g£trd]T&j Mg Äpöxeirai. 20 1. KaixivCov st. ’AxiXCov. 21 ist als Druckfehler zu streichen (Nicole).

Die Datierung dieser Urkunde hat zu manchen irrigen Folgerungen Anlaß gegeben. In Z. 12 wird der Mesore toö /veatärog äexdrov xal öyäöov erovg erwähnt. In Z. 20 folgte dann das Datum nach den Kon- suln: ’AxiXi'ov lUißtivov xal Ovettiov 'fbv<p(vov (Mesore 15). Der Herausgeber setzte hiernach die Urkunde in das Jahr 323, ebenso Mommsen (Hermes 32, 545ff.), der daher £aßetvov für Verschreibung statt 2^sov)jgov erklärte, und, da er in Z. 12 das 18. Jahr des Kon- stantin erwähnt glaubte, die Folgerung zog, daß sein erstes Jahr vom

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ülrioh Wilcken; Zu den Genfer Papyri. 383

25. Juli 28. August 30() gewährt habe. Hierzu ist zweierlei zu er- wähnen:

1) In Z. 20 ist KaixivCov statt ’Axikiov zu lesen. Somit ha])en wir das Konsulat des J. 31(5 vor uns, das z. B. auch in P. Oxy. 53, 84 und 103 begegnet.

2) Die Worte dfxarov xed öyäoöv in 12 können nicht das 18. Jahr bezeichnen, wie Mommsen und ihm folgend auch Seeck (Hermes 36, 29f.) und Ed. Schwartz (Nachr. Gott. Ges. Wiss. 1904 S. 543) annehmeii (das wäre vielmehr öydöon xal dixarov oder dxtojxatdexärov), sondern nur „das 10. und 8. Jahr“. Diese sprachlich allein zulässige Deutung wird bestätigt durch P. Oxy. I 103, 6. Dieser stammt aus dem Phaophi, also dem neuen ägyptischen Kaiserjahr desselben Konsulatsjahres 316, und da wird die.ses laufende Jahr bezeiclinet als ivtOTog / xal tvatov. Grenfell-Hunt bezeichnen zwar die Lesung als ,/airly cer- fain, though the Icffrrs arc mutilaled.“ Der Genfer Paj>yrus verlangt aber, daß die verstümmelten Buchstaben, falls nicht Schreibfehler vor- liegt, lu zu lesen sind: 11. und 9. Jahr im Phaophi, entsprechend dem 10. und 8. Jahr im Mesore. Diese Doppelzählung nach Konstantin und Licinius läßt sich auch sonst noch belegen, lu BGU U 411, datiert nach den Konsuln des Jahres 314, wird über Pachtgeld quittiert vnhg j/fvtjfiaTos xal xal xal ). Dies kann nur sein das 19. Jahr des Galerius = 7. des Maximiuus = 5. des Konstantin = 3. des Lici- nius = 310/11 (Seeck a. a. O. und Mommsen Herrn. 36,602). Da also die Zahlung drei Jahre später erfolgt, so handelt es sich wohl um die letzte Rate.*) Vgl. die völlig analoge Quittung Gen. 13. Ein weiteres Beispiel gibt BGU 11 408, das nach dem Konsulat des Konstantin und Licinius datiert ist (liederlicherweise ohne Iterationsziiler) und außer- dem in Z. 14 das Kaiserjahr ij ^ xal j S nennt. Daß der Herausgeber dies Konsulat ins Jahr 307 gesetzt hat, kann wohl nur ein Versehen sein. Da das genannte Kaisetjahr, 8. und 6., nach Obigem 313/4 ist, so wird man das Konsulatsjahr nicht auf 313 (3. Konsulat), sondern auf 315 (4. Konsulat) anzusetzen haben, sodaß auch hier eine verspätete Restzahlung vorliegt.

Hieraus folgt für Konstantin, daß sein zweites Jahr nicht, wie

1) So Stefan Waszyiiski in seiner sehr dankenswerten Studie über die Bodenpacht, deren erster Bund soeben erschienen ist: „Die Bodenpacht, a(frar- gescbichtlicho Papyrusstudien.“ I. Band; „Die Privatpaeht“. Leipzig, Teubnor 1UU6 S. lOG. Nur darin mOchte ich ihm nicht zustimmen, ilaB auch die tjuittungen (BGU 411 und Gen. 13) nur die letzte Rat« nennen, vielmehr zeigt das nachgestellte nlij'pxjs doch wohl, daß die SrhIuB(|uittung die Gesaintsumme nennt. Der Ver- fasser mußte noch mit der irrigen I>esnng statt i ß in Gen. 1.3, 4 operieren.

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384

AufK&tze

Mominseu anuahm, und Grenfell-Hunt durch P. Oxy. 103 bestätigt fan- den, mit dem 1. Thoth 30(5, sondern dem 1. Thoth 307 begonnen hat. Ähnlich wie z. B. bei Tiberius ist also der kurze Rest des ange- brochenen Kaiserjnhres nicht als 1. Jahr gerechnet worden. Für Lici- nius aber haben schon Grenfell-Hunt a. a. 0. mit Recht hervorgehoben, daß durch diese Doppelzählung Scecks und Momnisens Nachweis, daß Licinius 308 Augustus wurde, gläuzend bestätigt wird. 308 ist nach obiger Zählung das 3. und 1. Jahr. Im übrigen sind die zwischen Seeck und Momnisen verhandelten Fragen nach dieser Deutung des Gen. nochmals nachzuprüfen. Doch das würde an dieser Stelle zu weit führen. Vgl. oben S. 342 ff.

11. Vgl. über die Beziehungen dieses Papyrus zu dem von Jouguet und Collinet edierten Prozeßprotokoll Archiv I S. 311. 2 1. äjnpö- Ttgai 'HliTos «dcX<pal. So, wiewohl Bruder uud Schwester ge- meint sind. 4 1. Kov . . rog st. Kov(rrov. 5 l.’Earfty?)

5/(1 1. [d]ia((>ijxa\u£i' st. [d]«atpii[x]fi gfi/. 6 ’7 1. xarä ro ipovv (— alpoüv) <Soi (ifQog statt xot«; to föo[g, o]»' Ooi gr'pog. 8 1. ioa st. eiOci. 9 1. ^I'(^[^]xrIbl'üg. 10 1. dC>vai (= duvrui). Streiche dahinter räv. Ebenda P. tteaepa. 111. [jt]pox(oprjo^ st. avv^upfjorj- 12 1. ddxSafi.? st. dcopuvgr. Ebend. ipoveav = atgovoav.

14 1. ixrC\at st ]t. Ebend. 1. {ixlp <jrpo9[jjJg xai statt

ixtOTpo<plTj]<JH. Ebend. 1. d[»;i')o;p[i]oi/ st. dfp]a)[[g]öJ>. 17 xai 6 xtpiovatlog ist nicht richtig. 18 1. [dj xai.

12, 1 1. Bapaßtidov. 4 1. ’OX Koven'jovg st. ’OXxovai ’lluvg. Vgl. Nr. 66,07. 13 1. dox|(']gou dilörav (— di^oiäiav) st. doxt'- g(ori) . . . tJoger(ou|. Zu dr^o)da)i' (auch in BGU 316, 16) vgl. die Er- khirung im Hermes 19, S, 424. 16 1. n)v xafiupav st. xai xccfiepav.

17 1. jfoprwd’i/xr;»' und 18 yiyvafttvtig. 19/20 1. ifiov zov 6go-

XaYov\tov (sic). Dieselbe Form inoXoyoihmv wird in der Dittographie 21 wiederholt. 26 1. xpoxifievog st. xpodiiivog. 29 1. ’^paiig IliTovcptg st. riiTovg C>i . Auf dom Verso steht vor TV

fiayivtjg ein %, Am Schluß 1. iß^ {väi(xzCovog) st. tßtSiva.

13, 3 Schluß über ft der Abkürzungsstrich z. T. erhalten, also g[o(v)]. 4 1. Ä- (= äpovpäv) ß st. xß. Der i^achtzins beträgt also wie in BGU 411 2.J Art. pro Arure. Vgl. oben S. 383, 1. 4 5 1. yt- rij uarog st. ytvijitd^zon'. Über das Datum in 5 vgl. oben S. 383. 8 1. 'Pov<p[<'o]d st. 'Rtvq, (= 'Povip(vov). 11 1. y^vpr/|>l(ogJ ^[Xv- »logj, wie schon Nicole nach BGU 411 vermutet hat.

14, 1 1. äyatt“ (= dyattö) st. dya\iinzä\. Ebend. 1. xavev(iptjfia) x(ai) t)-£og>vX((x(ta) Kvptp (über Kvpw das Kreuzi statt ztftiiazäta)

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ülricli Wilcken: Zu den Genfer Papyri.

385

8iotpvi.uxtq) xvpa. 3 1. XQoatX&t\f\v xal st. n'poöf AO'{f[v, ä>lA]ä [6]. 4 Schreib &io(pvXaxtoi KvQig. Ebenso 20. 6 1. [o]ÜTf st. pö. 7 üyäntj steht hier im Sinne von Almosen. V^gl. du Gange. 8 1. sig dvnXeofitt fiov st. . eia . . . Xavu . ov. 9 1. xöfiig (= comes). 9 schreib •&£09iUaxrf. 10 1. {’vppfa[i'] 9p[t»y]fiv st. £i'[r)o(«[i'J ftj») eirj. Am Schluß der Zeile steht xeQiipQoveiv fte. 12 lies

:tAo(dptv. Ebend. 1. ijydpfaffa? . .]ct st. Mt) 14 1.

[*]A[ofo»'] st. T . . y , . . . 17 1. öaveitei. 'Sig st. davei^etai. Hier bietet der christliche Schreiber ein Bibelzitat, das er durch ibg iare auch als Zitat charakterisiert. Vgl. Paroem. 20, 17: äapei^ei &eä o dXeätv xraxöv. Danach wird man in 16 auch lieber den Singular er- gänzen, sodaß das Zitat lautet: 'O yd^ SXeäv [n]T[o>]2[6t'|, äg täte, 9e^ äuveiiei. Das Weitere habe ich nur flüchtig verglichen. 21 1. titvxfi st. \y\vxTj. 25 1. 7igovoi^a7jTai. 27 1. fiia[d'\a:to66TT) st. fttffd’o- dÖTij. Vgl. hierzu Hebrä. 11,6: rotg e’x^tjrovaiv avrov (iia&ttitodoTijg yivetai. 28 erg. &eo<pvläxT[c)v fiofpr] ypeu v.

Auch abgesehen von den Bibelzitaten enthält dieser christliche Bettelbrief manches, was ihm einen Anspruch auf das Interesse der Theologen sichert. Vgl. auch das schon von Nicole hervorgehobene Bibelzitat in Nr. 51.

15, 1 1. ’AvovJt statt ’Hoala. Ebend. schreib ’EftßöXov. 2 1. Teaadgetv a((xov) st. reaatgiov yi(yeTui). 4 1. jT/ifV]] vx\q st . . £Ä, darauf eine noch ungeklärte Gruppe. Ebend. 1. ’AxoXltgy st ’mu.

16, 2. Da bei sämtlichen anderen Petenten nur der Vater, nicht auch der Großvater genannt ist, so wird Aa|oü, im Sinne von „Stein- metz“, zu schreiben sein. Vgl. zu dieser Form Arch. II S. 436. 6 L 77]at^tos st. 'Aatzog. Ebend. 1. Uaxvaiog V^evtjaiog. 10/1 1. iydt|x£fa<; (von 2. H. korrig. aus evdixeCag) statt £5di|[x£ag]. 11 rjfilv korrig. aus v^lv. 12 1. [:r]£pi st. eig. 13 1. d,Toxa- Au[qpd']y st. dÄOxaId[;rr?j]. 14 1. fierplTui. Ebend. ovro korrig. aus ttvTüj. 16 hinter f()i[&>]Ttx^v steht y^P", wenn auch verblaßt, so doch sicher. 20 der Schreiber hat deutlich aus Versehen xaXiOeX- &elp geschrieben statt xariaeX&etp. 25 Xöyop steht am Ende von 25, nicht Anfang von 26.

17,8/9 I dxea\\x]r) dx’ lfiov(?) st. | j;[£idJ fiov. 11 da für [xal am Anfang kein Platz ist, so wird man [oüd’ fjri statt oü- x/Jri ergänzen. 14/6 möchte ich folgendermaßen hersteilen; vipio- Qovfie (= vtpoffüjfiui N) I [ouv? f]f dg[a d]p9QÖxip6p j [ri /Ä]ad'£v £'[|(d|i. Bechtel verweist mich hierzu auf Demosthenes 19,289: eyCi d ov deöoixa, el <I>iXixxog JiJ xr A.

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386

Aufsiltze

18, 4 1. 2,'«()[«T?]og st. £ccft . . . g. 7 die Glättung der rechten Ecke, die mir freundlichst gestattet wurde, ermöglichte die Lesung: Ilapcfißolijg, T^g di. 10 1. 7CQoeßävTo[g fi]g, wie auch Grenf.-

Hunt schon zu Grenf. 11 49 vermutet hatten, statt xQoeßa

Das folgende [i]y ^ wird man nach Parallelen wie P. Oxy. Ul 478, 16 lieber in TQiexaidexuerelg auflösen als in zQiOxaidtxarov hog (wie z. B. Grenf.-Hunt a. a. O.j. Der Artikel fehlt in beiden Fällen. 11 1. xzL statt x% auch in Z. 20. Die Urkunde stammt also aus dem

Jahre 187. 15 nach Reinigung der Stelle wurde xpoxifisvov sicht- bar. — 15/6 1. tfvv a:royQa(tpäficvoi) [x]at st. «vr' q^y^atäfied-a) di. Die Lesung 6vi>axoyQ^ habe ich auch in P. Grenf. 11 49,9 her- gestellt, aber oben S. 123 fälschlich in avvano}’Q(aqpfj) aufgelöst statt in (SvvttXO'yQa{il)dftevog). 18 hinter stehen 9 Kreuze,

sowie 3 Kreuze am Schluß der nächsten Zeile. Zu den Kreuzen vgl. Arcb. 1 S. 76 und Preisigke unten S. 417.

19, 1 1. Tupnvi<[cuJ TW. El)end. schreib XpofftT(ÄOj). 2 lies

A'ovjjtwt'og. 3 1. äjtoarf ar/f yfii'i/jjg st. dzonexe^zuivrjg. Vgl. BGU 1 118 11 11: Tov yevofidrov xul «icomziiyfitvov /uot> üvägög. Dies c,to- Tcif'xtiv im Sinne von „trennen“ kann also vom Maime ebenso wie von der Frau gesagt werden. Der Genfer Papyrus zeigt, daß auch von separiert lebenden Eheleuten in Sachen der IzcCxgieig ihrer Kinder ge- meinschaftliche Eingaben verlangt wurden. 6 1. nQoöß(civtog) flg (tpiffxaidf xazTt i'g) wie oben. 7 schreib ö<pti2(ovrog). Ebend. 1. {ijtf V st. ä[v^crä^u(isv. 8 erg. ä:teyga{4’ttntjv). 10 erg. äxoyga(<ptj). Ebend. 1. evvaxoyQu(^u^tsvogt st. öiii/OTfyp(o^aftJ,i') [dlj. 11 erg. ü:ttyQa(il>d(itjv). 12 hinter 'ioldagov schieb dfig)6- regoi ein. Also 142/3 lebten die Eheleute noch in der Hellenion- straße zusammen. Aber bei dem Census für 145/6 waren sie schon getrennt. Aus Z. 10 geht hervor, daß dieser Knabe nach der Tren- nung beim Vater blieb, während in BGU 118 Ic. die Tochter hei der Mutter lebte (vgl. hierzu Viereck, Philol. 52 (N. F. 6) 238 A). 12 L intyeyevvrj(fidvotg) st. d:tiyeyiV7j((itvoig). 14 erg. d[xiyg]d{il)aino). 15 1. diu ’/4(iixav(o[v y^ou{(iy,aTemg) st. o.. Aiifiavi . . \'gl.

die ähnliche Wendung in P. Grenf. U 49. 16 1. Ziovxi[<ovog.

20, Zu [■Ttniav st. ytvemv in 3 vgl. Arch. 1 S. 553. 10/1 1. dvmfioXoy^OuTo st. dvafioXoyriadtco (sic). Die richtige Lesung to ergibt sich, wenn man den Papyrus, der sich etwas verschoben hat, zurechtrückt. ln 18 i.st die Lesung «vtö (allerdings ohne Jota sub- scriptuin) richtig, und die aus einem Heidelberger Paralleltext gezogene Vermutung de Riccis (Rev. Et. Gr. 1901 S. 197), daß hier earm statt

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Ulrich Wilckcn: Zu den (Jenfcr Papyri.

3S7

avxä zu le.sen sei, ist ubzulehnen. Die Ilückseite war ursprünglich beschrieben, die Schrift ist aber absichtlich ausgelöscht.

21. Zu diesem wichtigen Heiratsvertrag aus dem II. Jahrh. vor Chr. fand ich vor einigen Jahren in der Münchener Sammhmg ein Fragment, das die Zeilenschlüs.se dieses Genfer Textes enthielt. Da- nach publizierte ich die Urkunde von neuem im Archiv I S. 4l^5f. Aber immer noch fehlte zwischen dem Genfer und dem Münchener Fragment ein schmaler Streifen. Zu meiner Freude habe ich nun auch diesen inzwischen gefunden. Als ich im Sommer 1903 in der Bodleian Library in Oxford arbeitete, stieß ich in dem von Grenfell gearbeiteten Papyruskatalog unter dem Titel Bodl. Mss. Gr. dass. g. 1 1 (P) auf folgende Notiz: „Contract 2. cent. B. C. ... Parts of 19 lim-.s front a i'ontract concerning a loan. The. namcs Arsitioc aml Menecrates occur.“ Da mir diese beiden Namen aus diesem Heirats vertrag wolil bekannt waren, bat ich um das Original, und es zeigte sich, daß dieser Ox- forder Streifen genau die Lücke zwischen dem Genfer und dem Münchener Papyrus ausfüllt. Nachdem ich inzwischen das Genfer Fragment im Original revidiert habe (leider nicht auch das Münchener), ediere ich die Urkunde nochmals, so wie sie sich durch Zusammensetzung der drei Fragmente jetzt herausstellt. Ich benutze dabei den Paralleltext P. Teb. 104 vom Jahre 92 v. Chr., den Grenfell- Hunt inzwischen herausgegeben haben, und bei dessen Erklärung sie bereits manche Beiträge zu dem folgenden Text geliefert haben. Die drei Fragmente habe ich durch Vertikalstriche von einander getrennt; das neue Oxforder Fragment ist durch Unterstreichung hervorgehoben. In den Fußnoten sind die Abweichungen von der letzten Ausgabe des Genfer Stückes im Archiv 1 S. 48öf. notiert.

P. Gen. 21 -j- P. Oxford P. München.

1 . . . gtjL-

2 [t]wi/ v:faQi[6vT]ap, [x]d [dl ätovxa xdvra xui tbv IftaTKJfiov

xal tceXla ooa agotstixti yvvatxl]

3 xaQe%ixta MevtxQarrjg [^rdj^ftöi/ xal

«x|[odijgciv x«rd dvvufuv rCtv uxapjidt'roi' aürofgj

4 [xalj jitj ^^doro} Mevexgaxti yvvalx’ ulXtjv ixeiaäyea^ai ix'

’A\q0iv6i}v ftr/|de xtd.[i.ax\i)v ju[ijdl x]a»d[tx6p]

2 erg. nach Teb. 104, 16 von Gr.-H. S erg. nach Teb. 104, 17 f. von Gr.-H.; ix\odrilimv W. 4 ixttedyta&at Ix’ ’A W; {«aya-/ia9at ilg r N; p[r|di x]ai- 6[txiv] erg. nach Teb. 104,20 von Gr.-H.

Archiv f. PApjrruifurtchung UI. 3. 26

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38H

Aufsätze.

5 \si\uv fitjäk Tfxroxoilla^ai fg ßAiijs' yvvcaxbg tibdijg ’y^p(H-

z»|riiis- aXk\rjv oixiai' olx[eiv j)g o]i) xvQUV-

0 [ö£i] WpoiMoiy nyjd ' iyßciXXnv fii/ds vß^tlav ntjöh xaxov-

avTt)i> Tüv vxuQX»vTmv

7 [ä]AAoT(Hoi>i' tivtv Toi) txtyQUcpfjvui tijv 'JpOivötjif ße-

ß((i\ci)TQiuv. ’Eav\ dt Ti Toi'Twi' ^xiätiX'Xiji

8 xotäv i) deovra tj tov Ifiaviafiöv rj räXXa iiii xagip,i

a|i'röi (sic) xa9ä yt\yQa7trcu, ixxinliadTca Mtvtxfjcc-

9 T1JS ’A(fOiv6y]i xuQa%Qiiy.a ti)v (ptQvijV ijfuöXiov. Katü

|ai>rß df |U»?ld£ ’A^aivör}!, f£tato) «jtöxoiTW

10 (iijdi ätptjiitQOV yivfU^ai äxb r^g Mtv(XQ('(Tov oixCag

«|vfo rfjg M\tii(XQ(irov yvcofit/g fttid' äXXcu

11 ävöpl (Juj’£t»'[«]t fO/d£ (p&fiffiiv rbv xocvbi- olxov fiijö’

M£v|£xpati;v 3<J« q>tpei äväpl

12 Vtjv. 'Euv dX ’A[e\eiv6yj txovea ßovXyjxai äxaXXdaaee&ca «[x-ö

A/l|ft'fxpaTOV, g|[:r]o(ioi>g cörf/i A/fVfxpanjg

18 tijv (piQvtjv uxXfjif, äip’ fig äv initgag axairrjQ'iji [^r] | ijfitQCug S |

äxo.rtfit^'ctra) aiiriji'.

11 ’Eäv dt fit) ä.-Tüdwi xa&ä yiypaxrui, äjror£[i]öctru

ij;i|t[()JAiüi'. Ehj uiv vyCtia.

1& ’Eäv di Tig uvrCiv «vfrpcaTit'ov ti stßtfij x«l T£A£t’T>Jö[7j],

|loTta T^l xaTaAfi»o^£i'« t>»äpj;ovTa

16 TOV füi’Tog civräv xal rCiv rixvav räii' ioofuvav

javtofg f'S ä|[A]AjjAo)r. Mt) bvrmv

17 d’ovTofg rixvav i’i dXXtjXav ij xul yevufiivav xai ruv-

|tiuv äxoytlvofiivav xpb rov

18 iv i^Xixüci yevitf^cu fjTot äfitporipav xepidvrav ^

x«|l fierä TJ^r I 6®OT£povovv «üti5v

19 t£A£ut^v, iäv fitv 'ApOivorj xporipa ri xct&t], äxodd-

t|m A/£Vfxpa|TJjg rrjv tpigvijV xädav

20 XXXvfixi[d]di rrji_ fitfrpl avrijg, iäv Jiji, fl dt fit), rolg

ey\yi<Jra y£V£i| ovöt avrijg 'Apaivoyg

21 [ ] iäv di ju|i^ dxodöi, |

ästoTfiffoTO) ;rapß;i;p^pß [. . . 5 {lx\fiv nach Tcb. 104,20 vermutet von Gr,-H., bestätigt durch Original W. ~ 6/6 Tts oJ6 nach Teb, 101,21 Ur.-H. 6 ftrjS' W ; pi) N. 7 ffir

[f£«]llore>ov>’ reicht nicht der Platz W. 8 verschrieben für o6ti}». 10 yi- vicPai W; yteiaPai N, 11 ptj4’ of[o] Wj p»j[ N. 20 ’OlepwifdJd« W, Oft, ft., dl N; tl W, iäv N; iy W, N.

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389

Ulrich Wilckeii: Zii den Genfer Papyri.

Verso.

’y4vx(yg(aq:ov) avyyg(a<pijg) (fvvoixtoCov ’Jgqn;6i]g ilg Mei’fxgßrtjv.

Verao vgl. Areli. I S. 4iS7.

Der Oxforder Streifen entscheidet trotz seiner Schmalheit doch einige noch oifensteheude Fragen. In 10 Fällen bestätigt er die im Archiv a. a. ü. von mir vorgeschlagenen Er^nzungen, in 8 Fällen gibt er irgendwie Neues. Von einigem Intr-resse ist darunter folgendes.

Z. 4. Nachdem die Lesung ixuedcyse^ai in”y4goiv6rjv hergestellt ist, ist es leicht zu erkennen, daß in Teb. 104,19: ^7c[a]y[a]ytq9(fi nlld ’^TtolXaviav nicht richtig sein kann. Wir brauchen hier not- wendig ein Praesens, da das Verbot für die Dauer, nicht für einen Einzelfall gegeben ist. Vgl. auch sxciv, Tixvoxoitle&ai etc. Also wird auch dort iTceiaayee&ai zu lesen sein. Daß statt äHä vielmehr #[ä1] T^v zu lesen ist, notierte ich mir schon 1903 bei meiner Revision dieses Textes, wenn auch noch mit Zweifeln bezüglich t,v.

Z. 11: (itjd’ q^e]xvvuv Mevaxgärtjv. Das Aktivnm altJxvvuv habe ich auch in Teb. 104, 29 am Original gelesen, wofür Grenfell-Hunt alaxvvtq^[ai gaben, wenn auch mit Recht Anstoß nehmend am Medium, ciöjriivftv haben sie inzwischen auch in Oxy. 111 497, 4 ergänzt. Das IV ist in P. Teb. allerdings, wenn meine Zeichnung mich nicht täuscht, korrigiert, aber doch völlig sicher.

Z. 12. ttxb Mivexgärov war schon von Gr.-H. nach Teb. 104,31 vermutet.

Z. 13. Übemischend ist, daß nach dem Oxforder Fragment ein Termin von (50 Tagen festgesetzt wird. Ich hatte im Archiv a. a. 0. nach den mir damals allein zur Verfügung stehenden Parallelen aus römischer Zeit {jfidgtas X ergänzt. Dafür wollten dann Grenfell-Hunt nach Teh. 104, 32 rjfiigaig l einsetzen. Keines von beiden war richtig. W'ir lernen, daß bezüglich dieser Termine für die Kontrahenten eine größere Freiheit bestand, als wir annahmen. Die Frist von (50 Tagen ist inzwischen auch durch P. Oxy. III 497, G für das II. .lahrh. nach Chr. bezeugt.

Zu Teh. 104 bemerke ich noch, daß ich in 38/9 Te'&ifiai [t^i< <fvyyga]g)ijv statt gelesen habe, wo- rauf Hunt das Folgende jcagä jiio[vv]qCai las (statt xa-

[W]tt xagade .... ft). Für Z. 43 (Verso) vermute ich nach der obigen Lesung des Verso, daß auch hier [ffg| und nicht [ffpöjs [IJiffxor zu lesen ist.

26'

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390

Aufftutzc

22, Was hier vorlicgt, ist nur der Schluß einer größeren Urkunde,

resp. Urkundengruppe, die in dem gleichfalls aus Hermupolis stammen- den, von Vitelli herausgegebeiien U. Fir. 1 (vgl. Arch. I S. f>57f.) ihre Parallele hat. In der 1. Kolumne shind der Kaufvertrag. Davon ist nur noch erhalten der Schluß der Subskription: ] . /I . füdoxö.

Damit ist bei \ltelli der Abschnitt zu vergleichen. Die 2. Kolumne enthielt dann, entsprechend Fir. 1 b', zunächst die Bunkurkunde über die an den Verkäufer zu zahlende Kaufsnmme. Auch davon ist nur noch die letzte Zeile erhalten, die ich folgendermaßen las: . [. . .J . . . [. .].[.. .]j;tAfag fx|a]r[öt'] j'- ag (1100, nicht 4090). Hier mag (anders als in P. Fir.) der unterzeichnende Bankbeamte nochmals die Summe genannt haben. Hierauf folgt dann, unterhalb einer großen Schleife, das was Nicole als Nr. 22 vorgelegt hat, die Quittung (v^oygugirj) des Verkäufers über die durch die Bank ausgezahlte Kaufsumme, ent- sprechend Fir. 1 b*.

1 1. Zaxvgov sk Zaevgov. 5 streiche t»;.

23, 2/3 1. Iltnguxafiov (sic) st. [77]£[;t](>dxo:p^t'. In der Be- schreibung des verkauften Esels lese ich hinter xokoßbv die rätselhaften Buchstaben: avatanv («»»«£ . uv Nie.). Ich finde dafür keine andere Deutung als die Annahme, daß der Schreiber, aus einer gewissen Scheu, den Hodensack direkt zu nennen, vorgezogeu hat zu sagen: „verstüm- melt da, wo er es ist“ (av' a iatCv). 0 1. axsxofitv st. uTtdaxaiuv.

24, 7 in der Lücke hinter iara/JoüTog 1. gl ärg, wie auch Zereteli (Byz. Z. X 299f.) vermutet hat. 8 1. ^.'eyd&si statt Aaro^ij. 14 1. kaxavoaTtiQuov veov x[«^a]p[o]v ädö[Aon «prä/iag]. 15 L dpd/icn st. ägofiadm. 17 1. öjuoAoyoütfg (sic), darauf: t»)t 2,’syä-

■frii [rö]. 18 1. [ 19 1. [^vtoxQcirogog

Kaioagog ^ofi]i,Tiavov Z^ejiaarov.

25, 1/2 schreib 'EgfiaCo(ii) | idfo(v). 8 1. dfikv (= dfid) st. ifii. 10 der Monatstag ist xi.

26, 1 1. Mvg&tjg st. Mvtf&ig.

27, 1 1. nicht '^dgi{civov), sondern . . : (vielleicht Mia?) f. 3 1.

Jioydvei st. Jt.og,y\Ön (vgl. Arch. I 57)3, auch von Zereteli a. a. 0. gefordert). 14 zwischen «g und Spuren von ca. 5 Buch- staben. — 15 1. ^£[oi.Jxovoftüi, dxoäi^ai st. a axa[yy]£Aö.

Der Anfangsbuchstabe von Z. 10 könnte vielleicht ein x sein, und da- nach würde ich fortfahren: ojg fort | x[altapd.') Dieselbe Formel

1) Wessely, Woch. Kl. l’h. lUOü, 420 schlägt die Ergänzung wg {an [x«#»}- xoxj vor. Würde man dafür nicht lieber mg xad'T/xa sagen? Im übrigen vgl. das obige Zitat aus BGU 243, 11.

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Ulrich Wilcken: Zu den Genfer I’apyri.

391

steckt offenbar in BGU 420, 15 17. Vgl. auch 459, 12. Der Dekla- rant würde sich dadurch Terpflichten , im Falle der Veräußerung den Nachweis zu bringen, daß sein Grundstück unverschuldet ist. In anderen Fällen wurde dieser Nachweis schon in der selbst

gebracht. Vgl. BGU 112. Auf den Nachweis in der dxoyQa<pij ver- weist auch der neue Eigentümer, der Käufer, in BGÜ 243, 11: 'Onoxuv [j>|ä() ttjn uxoyQiucpijv) avrov xoiä/uti, dxoö(i%a) üj[g] vxägxu xai xad’UQÖv fitjSevl XQt(Tov(ii€vov) (— Gen. 44, 21). Zu dem An- zeigen der beabsichtigten i^oixovo^ia bemerke ich nebenbei, daß BGU 184, 27ff. sich nach BGU 379 vermutungsweise folgendermaßen wiederherstellen läßt:

‘-•7 'Eicv extaTfi'hcTi] toj <ib)>

yQ(eqlfiov AbxroXa)>«('(or)

[uarfjrtt' t)ßCv\ w[g]

28, 7/8 1. n'pojf Tp[s'Ji<’aTq st xqo 28 hinter der

Altersaugabo 1. (= ,u»;pö) (so schon Wessely, Woch.-Kl.

M. 1900, 429) äp(o(T4pü). 29 1. ({’twi') xt aarj(iios). 30 1. statt XU. Die Urkunde stammt also vom J. 137.

29, 1 1. Uaicvis. 2 1. ©f pf st. &eQfvmafa;. Dies Dorf Öfpfi'oi'ü'is im I’rosopitischen Gau begegnet auch in 648,3; 453,2; Loud. II S. 285, 13. In 048, 2 liegt es jetzt nahe, nach diesem Genfer Text Z. 1 Ä£ uH [ttag zu ergänzen. 3,4 1. Ttotvuvqtios xov Teaevov(peas- Die Lesungen in 10 sind sehr unsicher.

31, 2 1. Tfttjrog st. Tteijxog. 7 1. ctfi<pi^ßijxoviievav. 13 1. uxqxaxi<S%ov st. ööa xaxiöxov. 14 TCUQuxikiyt ist nicht richtig. Ich vermute: xctqayyelslg (2. aor. pass.). Dann ist in der folgenden Zeile avxov, nicht uvxov zu schreiben, denn er wird durch den yiajaiQoifÖQog vor den Strategen gefordert. 10 1. st. (t(p&tj.

18 1. ft[il st. fip\ Dieser Text bietet noch manche Schwierigkeiten.

32, 3 erg. [/ZfToolptg], wie ich schon Arch. II S. 140 vorschlug.

4/5 I. f *Jf ffsiapijtfa st. (x]s&fD)qiOa. 6 1. ffpcä £oxvox(aCov) A’[tJ](Jo(u). In 7 fand ich meinen im Arch. a. a. 0. gemachten Vor- schlag bestätigt. Es ist zu lesen: tixb [TijgJ | «(vtijg) *<og(i;g) st.

pjj(Tpdg) I ]rf; a xg. 8 Schluß erg. tbg]. 9 1. dtg fiö-KrTjat

st. XU. 010 Zeile 10 ist von Anfang bis zu Ende rein demo-

tisch. Das ist die ägyptische Subskription des Petosiris wie im Straßb. Pap. gr. 1105 (Keitzeiistein, 2 relig. Frag. S. 7, 4), die von demselben Mann geschrieben ist.

33, 16 1. Kuxii(o{Q(0&rj) yQuq.fi(ux{t) st. .Jr;gi(rp(tog) yquu- fi(ttxcvg). Vgl. zu den Ergänzungen BGU I 352, lOff.

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392

Aafüätze

34, 9 1. [fitfffl-jüffttt, wie ich Arch. I 554 vermutete. 9 L ’Ajco- krjia st. ylrjiivla.

35, 2 I. äia[xt(Szali{jievay\. 4 1. xgbg avvavi}v st. ixl ävV/v.

Zu erwartet man noch eine Bestimmung wie in P. Lond. II

S. 75. 6 1. &QQevag. 7 1. ra st. »«. 7/8 1. äxiaxov] \ [r]i)v.

12 1. x]vQiov st. xvQto]v eerai. 16 1. *-[./] j4vQrjk([av statt [”A’Tovg] dfi'TtXpov. Damit lallt das genaue Datum, das man diesem Text für die Statthalterschaft des Volusius Maecianus (Z. 3) entnehmen zu können glauben durfte.

36, Vgl. hierzu Arch. I S. 554. Bei meinem Hinweis daselbst auf Revillouts (nicht Wesselys) Edition in der Revue Egypt. VIII S. 9 hatte ich übersehen, daß Wessely angibt, nur eine ihm übersandte „copie“ an Revillout mitzuteilen, daß also die dort gegebenen Lesun- gen nicht von Wessely, sondern von dem Einsender herrühren. Da dies Mr. Nicole war, wie ich inzwischen erfuhr, so nehme ich im folgenden nur auf die späteren Lesungen Nicoles, die er uns unter Nr. 36 seiner Gesamtausgabe geboten hat, Bezug.

1 las inzwischen Nicole. Nach Oxy. IV 713,1 ergänze ich

es zu 77«pfT(f8r,), womit die Deponierung im Archiv bezeichnet ist.

2 1. ’Egfiatexov st. ’Egaritsxot’. 5 1. op«:tf(ag st. bgatsdug. Das .T ist völlig sicher. 7 1. :tp6j xijjdji« st. :iQoaxvv[ij\ua. 8 das nach 18 zu erwartende SküTto; steht nicht da. Ich sah @u . - oiTog (ohne Doppelpunkt über i). Die Spuren des dritten Buchstabens würden am ehesten zu r passen, vielleicht auch zu :r. 9 1. Ilt^v- öiog st. Ilfxvaiog. 10 1. lfp[ft'<y]r A'oxi'OÄ’Kt'ou st. Dpfr[öji i'egov.

11/12 1. [rjür avv\vKav wie schon Nicole mir auf An-

frage bestätigt hatte, statt äkkav vaibi’ räv. 19 1. aroXCOfiarog »■fjjrfts st. aToliafiuTa . ... ig. 21 die Zehn des Datums, i" (sic), ist erst nachträglich zwischen geschoben. Also la korrigiert ans «.

24 1. (namentlich das zweite 0- nicht ganz sicher) statt

ÖÖ0 je. 25 1. 'EQfiaCexov st. ’£pqj[ t](’ffxpo. 26 1. arijj;(£i5) dtxa st. oro4(i'ögt«ra). 27 Schluß 1. ’d vovßioy{v). 28 1. KokoaeC{mv) st. Kokoaf. Die Auflösung nach P. Goodspeed 10,4 wie Crönert (Wochen- schrift f Kl. Phil. 1903 Sp. 731) richtig vorgeschlagen hat. Vgl. oben S. 114. 28 Schluß ist mir nach meinen Notizen nicht ganz sicher, ob B . ovTug statt B . ov zu lesen ist. 29 L « (== aitiexov) :ttj- xifi?) dtx«.

Diese Urkunde ist für die religiösen Zustände Ägyptens in der Kaiserzeit von hohem Interesse. Eine Priesterkommission des Sokno- paios-Tempels in Soknojmiu-Nesos bringt 10 EUen ByssosstofiFe nach

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Ulrich Wilcken; Zn den Genfer Papyri.

393

Memphis zur Bekleidung des eben verstorbenen Apis von der Mutter Thaois.*) Sie liefert sie ab im Namen des Soknopaios-Tempels an die Bestnttungskommission und läßt sich durch die uns erhaltene Urkunde die Übergabe des Byssos bestätigen. Diese Quittung bringen sie dann zurück und deponieren sie (xaQeti&rj) in ihrer Heimat, wo sie offenbar gefunden ist Dabei ist vieles im einzelnen lehrreich. Zunächst ist bemerkenswert, daß die Bestattungskommission in Memphis nicht nur aus Priestern besteht, sondern an erster Stelle zwei städtische Beamte, einen gewesenen und einen designierten Gynmasiarchen, an dritter Stelle erst einen Priester aufweist. Schwer verständlich ist der Titel dieses Priesters: diciSoxos oQtatetag xal ä^j[cxgo<pr/T{(ag. Die frühere Lesung Nicoles {tQußn'ag hatte man mit oQutSig Vision zusammenge- bracht (vgl. Wilcken Arch. I 5ö4 und Ileitzenstein, Nachricht. Ges. Wiss. Gött. 1904 S. 315, 1). Nun steht da aber ogaxiiag. Daß darin der Name des Apis steckt, ist a priori wahrscheinlich, aber eine evidente Erklärung des Wortes weiß ich nicht zu geben.*) Zu der Kommission gehören ferner die niemphitischen Bürger, die Z. 25fl'. unterschreiben, auch der, der die beiden deniotischen Zeilen geschrieben hat. W. Spiegel- berg hat nach meiner Abzeichnung diese Zeilen wesentlich anders über- setzt als E. Revillout in Rev. Eg. a. a. 0. Mit seiner freundlichen Er- laubnis teile ich seine Übersetzung hier mit: „1. Sils (als Fremdname determiniert, etwa mit Beinamen Onnophris (?)... . 2. der

Lesonis des Apis (?) und die obigen Zeugen (?).“

Wichtig erscheint mir der Ausdnick vx(p äxo9ecja^a)g '^xiäog. Damit ist gesagt, daß der lebende Apis noch nicht ein ist. Er

wird erst zum &fdg nach seinem Tode durch die Verbindung mit Osi- ris, als 'Oeogänig. Vorher ist er (wie alle anderen heiligen Tiere) nur ein IfQov iäov. 'Ugaraxog nennt ihn unsere Urkunde. Vgl. auch Diod. I 21, 10: xal rovrovg (Apis und Mnevis) gi'iied&ai xa&axeg ilfoüg xtl. Ebenso I t<5, 2: wg ■B'fov dvayovaiv. Daß dieser feine Unterschied bei den Autoren nicht überall zum Ausdruck kommt, ist

1) Daß mit ThaoTg die Mutterkuh gemeint ist, kann nach den ägyptischen

Perapeumstexten kein Zweifel sein. Zu der Verehrung dieser Apismütter vgl. Ptrabo 17 p. 807: (art i’ af’Xij :rjoxn(itV;j rot) fr J üHog erpebg rijg pTjreo;

Toö ßoög. übrigens muB sich der Schreiber in 8 oder in 18 verschrieben haben: cs kann nur dieselbe Kuh gemeint sein.

2) Gegen die von W. Otto mir vorgeschlagenc Ableitung von einem sonst nicht überlieferten Priostertitel wr-hj p (= Großer des Apis) habe ich manche Redenken, die auch Steindorff mir bestätigte. Auch gegen meinen Einfall, <['Ob^o- Qttating zu emendieren und dies als *Oaogaxifiag seil, agx^fvrtavi^g zu verstehen (= Oberpriestertum des Osornpis), läßt sich mancherlei einwenden. Also: non lifjuet.

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394

Aufsätze

kein Wunder. Vgl. z. B. Cicero de re publ. III 14: hovem qiicndaiH ptt- lari dann, quan Apim nominant. Maßgebend ist hier die amtliche, von Priestern entworfene Urkunde. Die ägyptischen Denkmäler sollten auf diesen Punkt hin einmal untersucht werden. Mit un.serer Urkunde stimmt völlig flberein der Bericht Suetons über den Aufenthalt des Titus in Memphis (Tit. 5): in consecrando apud Memphim botr Apklc dhulema gestavit, was mit A. v. Gutschmid auf die Bestattung des toten Apis, nicht auf die Einführung des neuen Apis zu beziehen ist. Vgl. Sharpe, Gesch. Äg^rptens II S. 132.*) Sueton wendet hier das Wort cmkiccrare an, mit dem er auch die Kaiser- Apotheose bezeichnet. Dieser Ausdruck consecralio*) entspricht also genau der ocjto&tijjots unserer Urkunde. So werden für uns jetzt noch inhaltsreicher die vielbesprochenen Worte des Dekrets von Kanopos: pera di Tavrn rd Tpog Ti)r ix&daoiv avzijg (der jungen verstorbenen Berenike) vöpipa x<d rijn rov xev^ovg uiniAi'atv d:rtd<ax(ct/ g£j'«/loa:pfTög x«l xijäfpo- vtxäg xa&dxsQ xal ixl twi xal MvrjVfi tl^iOpivov

f<friv yCvea^ai. Hier tritt die ixd-i'coaig der verstorbenen Prinzessin nunmehr in direkte Parallele zu der dnod'taOig des verstorbenen Apis. Vgl. Z. 5l) des Dekrets, wo auch caro^saOig gesagt wird von der Tochter des Ke.

Die ungeheuren Kosten, die das pomphafte Begräbnis des Apis verursachte, lasteten, wie es nach Diod. I 84, 8 den Anschein hat, zu Beginn der Ptolemüerzeit noch auf der Tcmpelverwaltung, später wur- den sie auf die Krone übernommen. V^gl. die oben zitierte Stelle aus dem Dekret von Kanopos, ferner Rosettana 31 f (rd x’ ilg tug xafpdg x(c&^xovxa äidovg) und jetzt P. Teb. .5,77: [ffpoorfjtäjjam dl x«i flg xijv tov "Axtog xul Mvq^^yiog SijTfiv ix rov ßa{OiXixoi<)

[(ü]g xal ixl Täv äxoTs^eapivav. Nach dem Wortlaut müßte man au- nehraen, daß die gesamten Kosten der Krone zufielen, doch mag das eine Übertreibung sein. Wie diese Frage in der Kaiserzeit geregelt war, darüber liegen m. W. keine Zeugnisse vor.

Unsere Urkunde zeigt uns nun, daß ira Jahre 170 n. Ohr. der Soknopaios-Tempel von Dimeh 10 Ellen Byssosstoffe nach Memphis zum Begräbnis des Apis lieferte. Wie ist diese Lieferung aufzufassen? Mir scheint der ganze Tenor der Urkunde dafür zu sprechen, daß es sich hier nicht um eine freiwillige Gabe, sondern um eine pflichtmäßige Lieferung handelt. Der Priester, der sich die Übergabe des Stoffes

1) Die falsche Deutung Hndet sieh auch bei W. Otto, Priester u. Tempel I S. 391.

2) Vgl. hierzu auch Wissowa in Pauly-Wigs. IV 896 £f.

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Ulrich Wilckcii: Zu den Genfer Papyri.

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quittieren läßt, schreibt: xctgtlvtyxa xal xtagdöaxa. Diese Formel kehrt da wieder, wo es sich um Liefenuig ron Steuern handelt. BGU 974,5: xagtjveyxa xal xagad^dcoxa vfilv elg evS’dveiav töv d<TÖ drjXtjyttTCovog xavövog o[vov ^derag öiaxiXdovg. Ich kann daher W. Otto nicht zn.stimmen, der zu unserm Papyrus von Kollekten oder Geschenken spricht (Priester u. Tempel I S. 391f.)'), sondern meine, daß der Soknopaios-Tompel eine Verpflichtung erfüllt, wenn er 10 Ellen Byssos für den toten Apis schickt. Daß die anderen Tempel zu entsprechenden Lieferungen verpflichtet waren, wird man ohne weiteres folgern dürfen. Diese Naturalunterstütznng durch die Tempel mag übrigens wohl schon in sehr alten Zeiten eingefflhrt worden sein, nachdem der Apiskult seine beherrschende Stellung gew'onnen hatte. Sie hat gewiß schon in der Ptolemäerzeit, als die Hauptkosten für das Apisbegräbnis der Krone zuflelen, nebenher bestanden. Für die Frage, ob die Kaiser diese Verpflichtung von den Ptolemäern über- nommen haben oder nicht, ist daher imser Text vom Jahre 170 n. Chr. nicht entscheidend.

37, 1 1. ’yinoXlcoxä st. ’.^xoXlbnum. 4 1. xal st. t«. 7 1. naovijTig Utxütog st. Ilaov^tiog TlursvTog. 4 1. £’[r] xA[T/]pcij

st. X gav. Zn dv xir/ga vgl. Gr. Ostr. 1 S. 003. 11 1. vxo-

yeyga(jiftdvovg). 11/2 1. £v»d porg st. ß|to [j;]p£oi.>g. 12 I. dxiTrjd'cCovg. IS 1. ilg xXijgov st. ßovXsvrdg, wie ich schon im Arcb. I 554 vermutete. 10 1. 'Aa(ug% st. lAoiag. Dieser Spitzname 'Aeiag% dürfte eine Kürzung sein von ’Aoiagxog, so wie ägai neben iigaxog steht, ßä&gtel neben ßargaxog. 18 schreib nicht An^og.

S. oben S. 3^5. Zn 19/20 vgl. Arch. 1 554.

38, 1 1. i'a[p]ßTC)d(opog st. ’AjtoXXöAoigog. 5 1. AiovvOoda- gtavilg st. dcogvoaofidi'tjg. Damit gewinnen wir den Namen eines bisher noch unbekannten Patrimonialguts. 11 1. Z'fßaöriöv statt /7£pTfl»'«[xog]. Also ist Z. 12 reine Dittographie.

39, Die hier mitgeteilte Quittung steht auf dem Verso, weil der

1) Auch Plutarch, Ts. et Osir c. 21 spricht nicht für, sondern gegen seine Anffassung: ils di rag raipüs (Hss. ypoipäg) rräv riprapfvo«' fmat’ rotig /ilv älXovg «irvttroypti’o rtXtir, (lovovs ti |‘■T] iidörut Toi'g Srißatia xaxoinoi’vzuf mg üvjjro» Oföe ovdiva rouifovrag xrl. Ucr Ausdruck avvrsrayp^ra rstsre zeigt deutlich, daB auch hier von pflichtmäßigen abgatienartigen Lieferungen die Rede ist. Was Plutarch über die Ausschließung der Bewohner der Thebais sagt, ist so grund- verkehrt (vgl, z. B. den ’Oaogßovxig in Hennonthis, Archiv I S. 3311 f.), daß man daraus keine liflcksehlüsse auf den an sich so klar ausgedriieklcn Charakter der «vvTfTuyiidva ziehen darf.

r

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39G

Aufsätze

PHpvrns schon vorher beschrieben war. Auf dem Reeto las ich die Worte: Mia^aöig axav&Cn>og. Verso. 9 1. st. xg. 11 lies xatt st. uffiitj^oue tux. Die Buchstaben sind schwer zu deuten. 15 1. /| vor tbg jtQÖxiTtti (sic). 16 1. nayxQÜrov.

40,4 1. 2iaT«[^o(üTüi,') st. 2tor|ov. 7 wiewohl Taviip kein Zeichen der Abbreviatur trilj^t, wird doch wohl Tuveq>{Qijj,ftems) zu lesen sein.

41.2 1. Nififacc st. A'ffiftffii TOj. 7 1. 6il<covlov st. ’Oq . vtov.

10 1. «Ipoör st. dJ orr. 12 hinter 0etä>tpi stand eine Ordinal-

zahl. — 13 1. 6(|ttotu>g) st. g. 20 1. [7y|pß y,T|()]jju|a statt .paar 21 1. xnl * v;r[fp anrön].

42,6 lies FlfXrnjiTog st. lletciritzog. 11 1. (’yy|ftftcoi<rf g 17/8 1. [O'fli'ro. 18 (tvv ist nicht richtig gelesen. 20 1 1. rfi’ruf [ rf ( I)-. 21 erg. |x«i] (Platz für die übliche Abkürzung vor- handen) statt .... 24 1. jrpffl st. .Tpßiff. 34 1. 7/|pä (vgl. Z. 7) L(=;T(äi'’) If ovX{i]) {’.rb yövccTi «pKj(rfpfj) st. '//)p«lx|/ifot’ »’.Toyo)'«rt«g xßl. 35 1. flatbig st. ..|.T«(/ug. Da.s folgende Wort ist nicht f^uapog. Ich sah einstweilen ijt , a . p^. Darauf folgt ön»'-

43.3 rä[g yitün üg ^Tüv (Dittographie). 6 1. d;rb [d,u]qp(5(5ov st. (ivayp(aqpöfiei’oi) c<fi(p6äov. Nachher erg. 'ieplßxfj^oli’ (ohne A, was nur Schreibfehler war, vgl. Z. 1!>). 7 Vor --/upJijAtM ist noch Platz für einen kurzen Vornamen wie IFici'a. Nachher 1. ev&ijvntpxrjaav- Tog st. yr/iVKOiapiijacaTog. In 8 ist die Ergänzung ('i/pcxJlsojroAt- Töi'l durch den Raum ausgeschlo8.sen wie auch durch das Attribut rijg Fa/ijrpoTKTrjg, das man nicht in einem Atem der eigenen Stadt ver- sagen (Z. 8) und der Nachbarstadt zuerteilen würde. Auch die Paral- lelen sprechen für die Ergänzung |!4>l£jc£i'dpf'wlr, was der Raum zuläßt. Nachher 1. ar«p’«t>roC st. Tßp« Uov. 6 Anfang Nicoles Ergänzung [dgorcDg] ist sehr wahrscheinlich. 10/1 lies ä[n-o|do)- I (Jof>]|[e< i'l statt ß|;io]fV(a l<Jofifv. 112 1. dpa

Wichtiger ist, daß das folgende o-too ^i’Ti'^g nicht richtig ist. Ich las )»j£orl.|ilüo. Es wird hier der Modus der Rückzahlung der Drachmen angegeben im Gegensatz zu der der Gerste. Letztere soll iv rfj fiT/rpo- zurückgeliefert werden. Ich vermute nach diesem Zusammen- hang, daß y,Tl t)(J /förfrläof' (für Evxflovg) seil, tpaTre'lr) zu er- gänzen ist. Also das Gelddarlehen soll bei der Bank des EvTfXtjg (als Nom. jir. belegt) zurückbezahlt werden. 12 1. äpöfim st. dpouia.

13 1. exzioovcsi st. (xzivoixH. 13/4 1, dpßjg^lt' rör] | [

fijfvov [rd]xor. In der nächsten Zeile (müßte als 15. gezählt wer-

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Ulrich Wilckcn: Zu den Genfer Papyri.

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den) 1. vor AvQijXia. 10 Schluß sah ich 6p'8’[ös] st. jipijföriöi,-). Doch ist meine Lesung nicht völlig sicher. Auch das vorhergehende x]ai ist unsicher. Falls ich hier richtig ](D3 las, sind die Adverbia unverbunden neben einander gestellt. 18 hier beginnt 2. Hand. 19 1. änb statt äva(y^ag>6(isi'oi).

44. Zu meinen Bemerkungen im Archiv I S. n54 trage ich nach, daß auch Mitteis, Aus den griechischen Papynisurkunden (1900) S. 40/7 dieselben ans der Vergleichung mit BGU 243 sich ergebenden Ver- bessenuigen für beide Texte festgestellt hat. Die von ihm und mir vorgeschlagenen Verbesserungen zu Gen. 44 haben sich mir am Original sämtlich bestätigt. Außerdem habe ich nach Einsicht des Originals noch Folgendes zu bemerken;

Z. 1 2 sind von derselben 2. Hand geschrieben wie Z. 27 29. Die Unterschrift gibt Dionysodoros für seinen Vorgesetzten, den ßißXin- die Überschrift, oder besser die nachträglich über die Urkunde gesetzte Notiz, für sieh .selbst. 1 erg. AvT\m'etvog^ wie

schon Nicole vermutete. 2 1. fxi’pfwr ^,uö]v OvaXtgn(i’io\v st. \ AvroxQcaoQmi' Au«Jdpaj]v (zu lang) Ctt'aAspio| v. Gemeint ist: Vale- riani et Valeriani Gallieni. Vgl. Z. 29. 2 Schluß 1. MtOogtj statt Mexd(>. 3 erg. \AvQtjX(a IVjjm xai icjpKa'i'toM. 10 lies ji'sx Vf TTnpfot>, wie ich schon ira Archiv II S. 405 vermutet habe, statt»; ix A'fJtTovvfot). Hiernach wird auch in BGU 571,8 A^fxvf3r(Ti>- ve(ov) aufzulösen sein. 12 1. ^cceiaiäg st. xagdperg. 18 1. Ajoy- yei-vä st. priytii’u und AfificovCov st. 'An[oX\Xmvlox>. 25 1. 'Av- 9eaTla st. AXxioia. 20 streiche x«i. 27 1.

A't'pog. Wahrscheinlich ist die Zeile etwas nach rechts eingerückt. Nachher 1. dt’ st. dt«. 28 1. xcrfj;<ü(pt(JKi t; S ('= froug) statt x«Tf;i;<ö(pi(Jfv). 29 1. [tüv xi’pt'eav tjuCiv 0]v«4fp(av(5 v und .MfOopj) wie in Z. 2.

Mein Hinweis a. a 0. auf das Edikt des Mettius Kufus traf nicht den Kern. Dieser P. Gen. 44 und BGU 243 zeigen uns, in welchen Formen der Käufer von Immobilien unmittelbar nach vollzogenem Kauf den Kauf anzuzeigen hatte. Wiewohl die beiden Texte über 70 .Jahre auseinander liegen, stimmen die Formeln stellenweise wört- lich überein.

Für die nun folgende Korrespondenz dos Flavius Abinnäus habe ich leider nicht viel Zeit erübrigen können. Es sind nur Einzel- heiten, die ich beizusteuern habe. Diese z. T. sehr schwer le.sbaren Texte bedürfen noch eingehender Nachprüfung. Den schwersten Teil der Arbeit hat auch hier bereits Nicole geleistet.

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Aafsätzc

45, 8 die Snbscriptio Bene vaJfeJ schien mir von 2. Hand ge- schrieben.

46,8 1. inl nX&xog rov »(pfTt'pon st. hi Todror toü ypcc/ifia- t(ov. 9 1. ulov diä x\Q\oiiavxiä)vav (= promotionera) st. xiov xpi'a voftiOfiKXia Uv . . i. 10 1. dexarap^ dfxadap;(tj. 13 1. X6yav (= Xiiyuv) st. . . twv. 13/4 1. ^p(n|poT/(>n'os cx . (unsicher) statt :rpoj'p(aT|^M]i/[o^ ] xa!. 15 1. dvvtjöofif {— ävvijaofiai) xbv st. di>pi;#|rj] <j[or] « . . t|. 16 1. IlXag yyx’cig. Hinter äiroxa-

xuOxijOb} steht 0(11. 26 I. atve eväoxä. Da nach meinen Lesungen hier Vater und Sohn mit dem gleichen Namen TlXcig begegnen, an dieser Stelle aber der Vater unterschreibt, so vermute ich, daß Ofi»f für seni(or) steht. Auf dem Verso las ich: FpaggcJrto»' HXäg

oilfXQUVOV.

Auch hiernach bleibt noch vieles dunkel. Nur so viel sehe ich, daß nXüg senior für seinen Sohn IlXüg iunior anläßlich dessen Be- förderung (proinotio) zum decurio eintritt und Verpflichtungen über- nimmt.

47, 11 steht rw für twi» (= t6i>, mit Schwund des v final.), nicht für xä. Hier hat übrigens der Schreiber, wie die Londoner Parallelen zeigen, ein <jr>4Aa/3(5gfi(Oi; versehentlich ausgelassen. 14 schreib ev (= ffoi) xupaaxrloui st. av^upaexifiia. Das folgende Wort schreibt Nicole ebenso wie Kenyon Lond. II S. 272fiF. elxa. Da es nicht wahr- scheinlich ist, daß in den zahlreichen Parallelstellen das vor ygatptvxfi unerläßliche ausgelassen wäre, schreibe ich vielmehr ft (= t«.

Der Sinn ist dann folgender: Die Dorfl)ehördeu soUen die Verbrecher stellen, widrigenfalls soll die Klagschrift an den dnx eingereicht werden. Für diese Deutung spricht Lond. H S. 284,12: Toörovi; «3rd<fTtIo«'

^ dvfveyxcofuv hl xbv äovx«. Vgl. auch S. 287: el fit) ßov- Xr;9(rig xotixag äxoaxiXai, ävsvtx^i]Oix(a tig yvCnSiv toü Öovxog. Also der dux wird nur angegangen , falls die Lokalbehörden vers^en.

16/7 1. xoXuovvxig st. toAgöi/rfg. Dieselbe Orthographie in den Londoner Parallelen. - - 19 von 2. Hand 1. <l>Xnvlog. 20 (1. H.) 1. K[coax^avxivov. Dasselbe Versehen (statt KtoOxuvxtov) findet sich auch in Lond. II S. 275, 276.

50. Von 7 10 sind mehrere Worte unsichi’r. V^on 11 an las ich folgendes:

11 Xtbv (— xbv) TOl’TOt'

12 ul[ö]r ixixoxi'av x(tl avay- 18 XI/ gor yeyivtjxtti ypa-

14 xij evy[fvs]ia

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Ulrich Wilcken: Zu den Genfer F’apyri.

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16 ü[.T]rag xTiv x.\QC]aev (=xpi'<uv) ix 16 To[yt\a>v notijiSjjS.

Nachträglich fand ich, daß derselbe Schreiber, Luppicinus, in P. Lond. 11 S. 294, 6 dieselbe Wendung gebraucht: dvayxt] jiot yiyivtjrai. Die Subskription scheint mir wesentlich anders zu lauten. In 21 las ich ]i/og (verschrieben für iggaiievop) statt fft] äg

und in 22: at «[üJjjsts statt wAffffT[oiJg eri. Doch dies, sowie Z. 23 bedarf noch weiterer Prüfung.

51, 14 Zeretelis Vorschlag, = xvgu zu fassen, wird dadurch abgewiesen, daß über xt kein Strich steht. Wenigstens habe ich ebenso- wenig wie Nicole ihn notiert. == xal hat hier auch einen guten Sinn. 15 1. Oov st. (tov. Das folgende Aam . i ist unsicher; statt a vielleicht ff (?). 24 ist der Raum zu klein für die Ergänzung [^x]^^, auch scheint mir der Buchstabe vor rj ein o zu sein. Das führt auf [:r]of; (= »oi jj), und das wird auch richtig sein. Der Satz lautet; 'Eäv di »dXiv fftpatfwd'ö, r[v]a avpxtjgtjayg avtöp, ipa ftrj [«Jo§ f|to fiftd Töv iyjL£yc}/ilep]o}p lig xafiidärop (— comitatum, st. £x[xJofu- d«»»). Da kann wie öfter xouip stellvertretend für ein vorhergehendes zu wiederholendes Verbum (hier ffTpatfilfffttai) gebraucht sein. Zum comitatuB vgl. P. Lond. II S. 273, 6, wo es von Abinnäns selbst heißt: ^xapxovvrC 6ot iv lepä xo(icxäxc}. 27 1. ßpuil»!) (= cvv^oi) statt dpvifil.

52, Dieser Brief ist auf dem Verso geschrieben, weil das Recto bereits vorher benutzt war. Auch abgesehen von unserer Theorie über Recto und Verso bezeugt es der Brief selbst, daß er später geschrieben ist als die Schrift des Recto: Xdgxiop (so st. jjdprj/v zu lesen) xatta- gop ftfj tvgop xgbg x^v ägav, tlg toü[r]o»' lygaipa. (i/7 1. !4axi.ij- jtt|d[dij]i'. 8 1. v\oii]i<liidxia und dxogxCijjg.

53, 5 1. Ifljgotjyovfiaipag. 8/9 1. ygd\lti]axa. In den nächsten Zeilen ist noch vieles unsicher. Ich konnte nur folgendes notieren: 16 1. ftativ (= eleiv?) at ilxetp. 18 1. xaxtiiaiaap (= xaxij^iaöap) st. xaXiygaOap. Übrigens ist auch xaXXtjsygs in 13 nicht richtig. Den Anfang davon las ich xal xfj. 18 Schluß 1. dt’ ad[tjä st. Öiuxap- xbg. 19 1. ^dv (= iccp) dxoXiöio st. xäp dxodd>6<a. 21 lies äxooxdpoßai (wohl für d^ufftdvoftot, vgl. duaxdpa) statt dxroffra- xiamnai. 22 L ei/xa {= ip xvgCqi) st. vftäg. Verso 1 1. xd- xgmpi st läeo\x6x^ und 'Ayttipi^. Zu dem patronus paßt die Be- zeichnung des Schreibers als d-p^xTiig in der nächsten Zeile.

54, 3 1. Olörjg (= olöeg für oidag) statt Oldag. Dagegen in der nächsten Zeile richtig olöag. 7 Anfang L fxix(oiis (= itdxoiiai) st.

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40()

AafslUze

ftdxofic; unmittelbar danach aber 8 1. ngdaaig st. Tp«-

ang. Nachher 1. Oot st. ffoi’. 16 7 wird aui^ulösen sein: äx' 6<p- itftx(ov) fxaQia fWpjroiO- Wzweifle ich die Ergänzung ^[ör]«0’r/ aivoXti. Uas eiv (= Oiv) wird zum Verhum zu ziehen sein: t()dö?;ffjv öAjj. Auch in der Schrift ist oAr/ abgetrennt. Vielleicht ist hier ^fiäd-i/Osv als 1. Aorist von /tav&tlva) gebildet. 26 1. i’äv loo|i doxl st. ivx\tt\yöoxltt. 32/11 den Schlußsatz las ich so: xai uv (st. aw) 9tlij 6 9ibg, fier’ ieov elfii.

55,6/7 VExitu yi yvöoxiiv st. ixCxav \ yivöaxtiv. 23 lies ßovXi (— ßovXii) st. tlxov. 24 1. xatäitt st. vidia. In dem Mittel- stück, von Z. 10 an, bleibt noch vieles zu verbessern.

56, 2 Lücke 1. [ToAjAd. 5 1. ■frs'Ao st. frf'Aw. 6 1. IloOi- daviov (= HoattdcovCa). 14,5 1. diii'ags äxeXxtv (= «ifAftfie).

16 1. eiiiel. 17 1. aTgaricoTibv st. [aJrpaTij'j'üv. 18/0 1.

ixuveXtlv. 19 1. rov st. orou. 20 1. f’Jijtjjtfa. 21 f . . (?)

ixxXijöCa. Der Anfang schien mir nicht $v zu sein. 23 Lücke 1. f[ÜT]oü (= avTOv). 24 1. rov st. oti. 25;6 glaubte ich äv-

rlyQutpov zu sehen. 28 1. ylvofiai. Das Folgende konnte ich

nicht mehr prüfen.

57, 3/4 1. ©at>ftdS[coJ u)? äAdywg ^>1- Ilguy^a

yag oCx fa[ri] st. -Ti'poö' fid ydg ovx ffdft]. Dieser I/XovTaftuioi-, der hiernach in ziemlich scharfen Worten sich an Abinnäus wendet, ver- tritt die Interessen der Stadt (Z. 4), wie er auch in einem anderen Brief (Lond. II S. 283) auf die -TÖAig hiuweist. Vielleicht war er ein Buleut von ArsLnoe ebenso wie jener Chaireinon, der in ähnlichem Stil sich an ihn wendet (Lond. II S. 284).

60,5 las ich g)[ ]g. Das könnte zu 9>[ofi/jxa]g ergänzt

werden.

62, 9 1. ßi^iXar^avog (— vexillatio), wie schon Wessely (Woch. Kl. Ph. 1901, 428) vermutet hat, st. üfytojrog. 12 1. /itj rtvn st. fiijdtva. 13 1. fierd st. gc'Apf. 14 \i]xaviaHg ist nicht richtig. Dahinter lese ich: xgoaiagitdfievog iaii xd fiiyiaxu. 15/G lies dvxiygaitioi (sic). 16 1. ö idoxag st. doxfj. 18 1. xoiijaur st. xf^öeig. 19 1.

64. Die Sigle in der Geldabrechnung, 12fiF., bezeichnet nicht die Drachme, sondern das Talent. Ebenso wahrscheinlich die Sigle in 63 11 11 23 und III 8ff., wovon ich das Original nicht gesehen habe, ln 64, 12 beträgt die Summe übrigens: Talente 118 (Drachmen) 2<X)0.

18 1. MfXag st. iMaAAjt'rjjg].

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Ulrich Wilckcn: Zu den Uenfer I’apjri.

401

66, 1 1. j (für AvptjXroi) l4uft<avtavbg ’£xt!(j[t]os.

2 1. ri,u[aj']fi'o(r)g. 5 schreib AvQrikia Oioödtga als Dativ,

denn trotz aller Fehler des Schreibers müssen die AvptiXioi Subjekt sein. (3. 1. &[vy]dTrjQ (für ■^yarpl) Kovtnlov(g) statt fdi|d ’üp- xovei TOI'. Die Stelle zeigt, daß Koveifjs, tjovg ein selbstilndiger Name ist. Darum habe ich es auch oben in 12, 4, sowie in den nächsten Nummern von "CU getrennt. 7/8 1. 9 las ich

^7' *f[dio]ig Mapog Uävaag, doch das ist nachzuprOfen. 11 die Amrenzahl ist lOj. 12 vor jrpog steht a. 13 1. nj'ofi'ov und, wie es scheint, ßgoxflS (vgl. (37,10). 14 1. ioia(iBv st. äniaiapiv. 15 1. ;iA7jpi;t st. ix nh'tpovg. 16 1. exfofifv und AvptjXioig (wie in 1). 17 1. Afificjinavog st. Avmavbg. 18 1. npoxifievoi.

67,7 1. 'Ol Koveiilov(g). Vgl. die Bemerkung zu 66,6. 8 las ich &avenl' . 9 1. t,y\' statt la'. Beachte den Unterschied von der Indiktionsangabe in Z. 2. Verso 1 steht wirklich ’AvvLuvbg (trotz Z. 3). Darunter las ich noch eine zweite Zeile: (dpoup . .) yll s[i]g [ff]*op[öv

68, 3 1. i[djat|dfi7jr. 4 1. "Ol /fot7[st)jo(t>g)]. 6 1. xeaae- QKXovza. 7 1. rieöuQtg. 8 1. bloxoz' zivovg. 9 1. vo- (ila{fiaza) statt |i]lxT. Hier ist interessant die Gleichsetznng von Holokattinoi und Solidi! 9 1. öltpgov (sic) st. 6i(pQi)v. 10 1. st. TÖ. 14 1. ideldfir/v. 17/8 1. ot3|[Tdjv st.

69,5 1. ßovXöiif^^ (sie) und ’löp Ä'ovsnjou(g). 17 1. \KXa-

jUKtfijog lg] eypa^u.

70, 9 las ich vor lv6ixzCu>vog die Zahl x" . Wenn ich richtig ge- lesen habe, so liegt hier der Fall vor, daß über die 15. Indiktion hin- aus gezählt ist. Diese 20. Indiktion würde also der 5. des nächsten Cyclus entsprechen.

71, 2 1. Tftpdj;(opo) st. fzezp{ijzu(). Das ist ein Maß von 4 Chor, bisher noch nicht belegt. Vgl. unten S. 437. 5 erg. TlzoXXä(zog). V'^gl. 1. 6 1. rft[p]dj;(opa) st. Tog d[f];i;(opri!). 13 1. Oatdtai.

27 1. 'Avovß&xi. 28 1. df;|'opot'. 29 schreib ix st. tx{(tazov). Ich würde diesen Text der Schrift nach eher dem III. als dem U. Jahrh. zuweisen.

72, Der hier publiziert© Brief steht auf dem Verso; das Recto war schon vorher mit einer andern Urkunde beschrieben. Dieser Brief ist also eine Kopie (resp. Konzept); daher ist das Präskript verkürzt (s. unten) und die Adresse, die im Original auf der Rückseite stand (resp. stehen sollte), steht hier unter dem Brief. Ähnlich /als Kon-

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402

AufautzO

zept) möchte ich auch den unten S 405. von Gradenwitz edierten Alypiosbrief auffassen, der dieselben Formalien zeigt. Oberhalb der ersten Zeile Nicoles la-s ich: //(apa) [<P]t[Ao]Sf»'oi». 1 Schluß ist vielleicht ar«l td J/[oJv zu lesen, doch ist das nicht sicher. Unterhalb von Z. 5 las ich noch folgende zwei Zeilen:

6 Tf oivoÄwAtj

7 0(Aad^ Agu'ag.

Hiernach bekommt der Brief, den ich übrigens der Schrift nach dein in. Jahrh. zuweise, ein neues Interesse durch seine Beziehungen zu Nr. 77. Denn der Philoxenos, der hier den Weinhändler Tesenuphis auffordert, das Geld zur Zahlung der olvixd bereit zu halten, ist ohne Zweifel dieselbe Persönlichkeit wie jener OvaXtQioi KeXtaQioi ö xc! ([>iX6levog, dem derselbe Tesenuphis dort eine Weinreclinung bezahlt. Die beiden Texte setzen übrigens voraus, daß Philoxeuos nicht etwa seine Weine vom Tesenuphis bezieht, sondern daß er Wein au diesen Weinhändler liefert. Philoxenos mag ein großer Weingutsbesitzer ge- wesen sein. Weiteres unten zu 77.

73, 1 1. Uafiovvis statt Uajiov^ig. 5 1. ^ictöraig st. [f]:ri- 6taig. Das MaseuUnum 6 xaiarrjg ist zw'ar noch nicht belegt, soweit ich sehe, sondern nur :taixttjg, wohl aber das zu jenem gehörige Femi- ninum ij «alozQia (Spielerin, Tänzerin). Außerdem begegnen die Kom- posita aviizai<STt]g und 9PtAon’«f<rn/g. 7 lies aQialn\y\ tlg statt

9 h (= fis) st- fig. 12 1. ;rcpf j;og[£'r]on statt wap£j;oi'[TosJ.

74, 7 habe ich Arch. I 5ö4 mit Unrecht ögrag statt SAog vorge schlagen. Letzteres ist deutlich geschrieben. 11 1. ’Povfpp statt P..vtpm. 21 ist änoTlt\y\nv nicht richtig. 27 1. '//p[alg xcl] Ö£pg[ot)^igl xal.

75 gehört wohl noch in das III. Jahrh. n. Chr. 4 1. Mfiavov, wie schon Nicole in der Anmerkung für möglich erklärt hat. 6 die 1. Hand hatte geschrieben ygceaxv&ig, was die 2. verbesserte in yßp (fxvtlg. 7 las ich exvrijg statt ffxii^ÖS- scheint ein Ver- bum axvTflv gebildet zu sein. 9 1. äyav&i'mv (— äxuvdi'cav) st. ttxttp&icav. 16 1. ff’ st. fff.

76, 4 der Eigenname ist mir noch nicht klar. Ich las: /Zßfffrd . t.

f) 1. ddfAgiö (mit Schwund des v 6nal. für ääsXtpbv) st. adeXtpöv.

7 1. dS>vat ttvzä st. 6t . a . . . 6z(p. 16/7 1. iyä aoi\ve§ccXov (^wenn ß richtig, = OvvsßaXov, vgl. 17) st. IvyCiatxi \ [i]v^ßaXXov. 17 1. tQydaaazai (= i^ydaae^ai) st. tgydaaizo. 22 "fe’ppiDffo scheint

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Ulrich Wilcked: Zu den Genfer Papyri.

403

von 2. Hand zu sein. Wenn ich die dunklen Worte recht verstt-he, so weigerte sich der Letzte, mit dem der Schreiber verhandelte, auf Kontrakt zu arbeiten (avfupava tQycceae&ai); er wollte nur für die einzelnen Tage {xQog tjfii'Quv), mit einem Tagelolm von 12 Drachmen die Arbeit übernehmen.

77. Hier haben schon (jirenfell-Hunt, P. Fay. S. 192 nach dem ima- logen Text Nr. fi.3 ihrer Ausgabe manches richtig gestellt. So in 2: kitei st. 'A:ihxhq^ov. Auch ihre Emendation Teaevotxpig

oipoxä(jlt/'g) in 3 tritft das Richtige. TiOivovtptg steht da (st. TfOt- vovqnog). Ich füge jetzt noch hinzu: 1 Anfang 1. KurißaXisv) statt jf. 3 1. st. rtX{fO(iurag). 4 1. ägaxfiäg st. dQaxjiui-

5 1. diaxooias st. diaxöaiai. 6 1. dgaxu {= dgaxfitcg) und hinter dvo: / in(l to uvxh) ^ (= ä^axficii) v. Das 19. Jahr des Datums wird 210/1 sein (vgl. obeu zu 72).

Hier wird also dem Weinhändler Tesenuphis quittiert, daß er au Philoxenos, den Schreiber von Nr. 72 (s. oben), von der rifitj, dem Kaufpreis von Wein vom vorhergehenden Jahr, in Silber 244 Drachmen, in Kleingeld 52 Drachmen gezahlt hat. Da dies zusammen erst 296 Drachmen macht, so haben wir nach der Sehlußsumme (das macht 400 Dr.) eine Restquittung vor uns (vgl. «xit Tifif/g). Die hier ge- zahlten Gelder sind offenbar die in 72 genannten oirixci, oder sind doch derselben Art. Mit Recht hatten schon Orenfell-Hunt heraus- gpfUhlt, daß ihre Urkunde Nr. 63 besser für eine Quittung über eine Kaufsummc paßte, und nur mit Rücksicht auf diesen Genfer Text haben sie in Z. 9 k[,tö xtX^ta^arog’f) eingesetzt. Auch dort ist nun natürlich ft(at6 ritiijg zu ergänzen.

78 steht auf Verso, da auf Recto bereits ein Aktenstück geschrieben war. Beide würde ich eher dem 11, /III. .lahrh. zuschreiben.

2 1. a(fx = äQx{}ii>a)T{tvattVTi). 3 erg. Käa[TOQog tov xrX.

12 1. «1 xiQoxtiucvai) (ÜQovQai) t y' (= t/fiiav) statt ai

x'. 19 was Nicole exai las, habe ich nicht erkennen können.

Jedenfalls ist es vom Schreiber getilgt. 21 1. f’| aXo) ft st q cot st.

Ül'

itpaXüig (sic) fiixQtp. 24 1. y(fj st. tüi>. 27 1. ävaßoX\ag st. dra/fl vo/tot's |. 29 erg. Kä6\xe>Q\.

79, 2 der Name scheint eher rsXäSiov geschrieben zu sein. Zwischen 3 und 4 ist kein größerer Absatz. Die Urkunde beginnt mit Ausqxö- fuvov, utlxt was wobl nur in dem Sinne von UasQxoi' stehen kann. (2. H.) V

10 1. ttvxiXiyti und ä%o66asi xov «pyopi'oe.

Archiv f. Papyniafnrschaiig 111. 3. 27

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404

Aufsätze

80, 1 1. Kafiida st. Kafiaea. 1 l. ß st. a.

81 (II. Jahrh.). 1 1. tlg fftTtxöfv] j'[f]ojpyöv. 2 vor dem

Kaisemamen steht die Jahressigle. 5 erg. rö. 6flF. Hinter den Aruren bricht der Papyrus meist ab. Dahinter sind Drachmensummen zu ergänzen. 8 1. Vivagv^ (unsicher, ob vollständig) st. Tivagvcov. 12 wird Nußl(a) zu ergänzen sein. Vgl. oben S. 239f. 19 1. al ovO(ui) ai £pou(pa(). Am Schluß nicht cato([x(ov. Ich erkannte nur caco . [. . . 21 1. n-pox^(fif vttt) st. xgoei.(gtjfievcu). 31 scheint mir mit . zu beginnen.

Halle a/s. Ulrich Wilcken.

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Ein neuer Alypios-Brief.

Eiuer mir geliörenden kleinen Kollektion entnehme ich die nach- folgende Urknnde (Xr. 4), deren Eigenart sie der Veröffentlichung in diesem Archiv würdig zu machen scheint;

77(ap) ^JLvjtiov.

^idov EvSaifiovi xal IltoXtiovi xixvois Eagiatafi(iavog aai dupiov xa[ta ^ij\va vxeg öil/caviov Ttvgov /xa[Tfp(D u]Qraß7}v fuav & ijfuev x[ai dgyxiQ^iov dgccx(itts ^xoOi xui /iaiov xoTvlag xetraagsg xai xax’ ivtavxov tlg t^a9rixov dgaifiag xtöOugaxovxu dxxca

z/ftlov xat äiäov xaxa fixjva Io txaöxa xvgov ägxaßijv (u-

av ijfuOv fXaiov xoxvlag xeaoagag xai dgyvgiov 2. Hand.

dga^fiag tixoai xai vxtg tiiiu- xi6(iov xax' ixog dga^uag 16 xeaoagaxovxa öxxa

'Hgatviiva <p(govxi<Jxji) &gaao)

Lt = U'dvg e

Z. 7 d^Tj zieht Wilcken vor statt <1, Z. 9 Jfifoi’] Wilcken. xara firira]

Wilcken. Z. 12 xajJ Schuhart. Z. 14 ^ros] Schubart.

Der Papyrus ist seiner Anlage nach wie auch nach dtm Personen von Schreiber, Absender und Adressat ein Gegenstück zu dem von Comparetti in der Festschrift für Gomperz S. 86 als Verso eines philo- sophischen Stückes herausgegebenen Briefe. Er ist von Alypios ge- richtet an den qigovxiOxr^g des Dorfes Thraso; dieser ipgovxiaxrjg heißt Heroneinos. *)

1) Über Alypios und Heroneinos ist kein Zweifel (vgl. Vitelli, Papiri Fioren- tini S. 29). Alypios, von dem die Urkunde ausgeht, ist der hohe Herr, der eine

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406

Aufsatze

Die erste Hand ist die gleiche, schöne, steile, kursive, wie in jener Edition Coraparettis. Die zweite Hand ist eine unerhört fahrige und zittrige Andeutung der gemeinten Huehstaben. Sie ist die spätere Schrift, denn die betreffenden Buchstaben von öxrci gehen deutlich über den Längsstrich des <p in (pQ(ovriaty). Der Schreiber der zweiten Hand, dessen Zeilen zu denen der ersten Hand etwas schräg stehen, ist mit dem ihm freigelassonen Raume eben ausgekummen. Es muß trotzdem die erste Hand nach einer ähnlichen Vorlage wie unsere zweite Hand geschrieben sein. Denn, wo der Schreiber der ersten Hand ge- fehlt hat, wie bei ixoei und bei Iftarr/xov, geben die perversen Züge der zweiten Hand Anhaltspunkte für sein Versehen; und die Schrei- bung des durchstrichenen e nebst t mit Trema läßt auf eine Vorlage mit schließen, wie denn in der Tat die zweite Hand dfut-

ri.6y.ov hat.

So liegt hier die auffällige Erscheinung vor, daß der Chef das bronUlon entworfen, und die nach diesem gefertigte Reinschrift in ex- tenso, wenn auch nicht wörtlich, noch einmal zwischendurch geschrieben hat, wenn nicht am Ende seine Zwischenschrift bedeutet, daß er die von Korrekturen und Fehlern keineswegs freie Haujitsehrift verwirft, und eine neue fordert, die er vorschreibt; in letzterem Kalle würde freilich das Felilen der Namen des Eudämon und Polion befremden.

Inhaltlich ist die Urkunde eine Anweisung von seiten des Alyjiios an den qppojTtffrrjg, er möge den beiden Kindeni des üaQa^iayyiov monatlich und bezw. jährlich bestimmte Alimente und Equipierungs- g(slder zahlen.

Hier erhebt sich denn die Frage, in welchem Verhältnis der <p(}ov- riOri'jg zu den Kindern gestanden habe. giQOVTiöTi'jg, curator, ist von allen die Vertretung betreffenden Ausdrücken der farbloseste, und es steht an sich nichts im Wege, zunächst an einen ^/poeriörijs, PHeger oder Vormund der Kinder zu denken, welchen seine Überbehörde an-

Anweisanf; ausstellt, Heruneinos der ihm untergebene Kiiratur von Thraso; so ist denn hier /lop’ ’Alvxiov vorangestellt und die. Adresse, durch die ganze Urkunde getrennt, hintangestcllt, iui geraden Gegensatz zu den Kingaben an Keanite und Verpächter, wo ausnabniHlos tiü napä roe gesetzt wird. Alypios an Hero- neinos findet sich wieder in dem l’ap. Klor., den G. Vitelli in Atene e Kuine VI 256 publiziert hat. Auch in dieseui Uokument weist Alyiiios den Heruiieinus an, und das Schema ist das gleiche, insofeni unter dem Tenor der Anweisung und der Adresse ein eigenhändiger Vennerk steht. Aber da jener Florentiner faktische Befehle enthält, so schreibt Alypios eigenhändig nur mehr einen Gruß und eine allgemeine Direktive, während er in unsenn Kechtsdukument die ganze Anweisung wiederholt. Die Zeit für die Urkunden, deren nach Vitelli Florenz noch zahl- reiche besitzt, setzt ebenderselbe Forscher auf etwa 260- 270 nach Uhr. fest.

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Otto (iraileiiwiti!; Kin neuer Alypios-Hrief. 407

weist, oder ermiiehtifrt, für die Kinder aus deren Vemiöffen die und die Summen herzugeben. Das römisehe Itecht scheidet tutor und eurator schlechthin nach dem Pflegebefohlenen, und gibt Weibern und impuberes den tutor, den imberes minores, den Wahnsinnigen und Ver- schwendern, sowie ilen vorübergehend Bohinderten, den eurator. Die Papyri sind vielgestaltig; Wie sie den xdpjos nur den Weibern zu- billigen, so iiaben sie den ^artVpo.-rog ausschließlich für die üiprjhxts, also für das, wa.s in Rom „tutor*' heißt, zwei Wort«» und sicherlich auch zwei Begriffe. Aber wenn in Rom jeder impubes seinen tutor hat und einen eurator nur neben diesen erhalten kann, etwa um einen Prozeß zu führen, in welchem der Tutor Gegeninteressent ist, so leuchtet aus den Papyri eine reichere Gestaltung der Vormundschaft der hervor.

Vormund.schuft ist wie Beerbung in iler älteren Zeit wesentlich ein Recht der Familie. So ist tutela legitima die Vormundschaft der Nächsten eben wie die liereditas. Wie die hereditas legitima gebrochen werden kann durch das Testament des pater familias, so auch die tutela legitima durch die tutela testamentaria. Wen der Vater im rechtsgültigen Testameute zum Vormund eingesetzt hat, der schließt die nächsten Angehörigen ebenso aus, wie ein eingesetzter Erbe. Wenn aber weder testamen- tarische noch blutnahe Erl)en da sind, .so wird die Erbschaft zur hero- ditas jacens. Die tutela aber darf nicht brach liegen; darum haben Spezialgesetze in Hom unterschiedlichen Behörden das Hecht gegeben, einen Tutor zu eimeunen einen tutor, nicht einen eurator, da, wie «d)en bemerkt, der eurator impuberis nur neben dem verhinderten, und nicht als Ersatz eines fehlenden tutors einzntreten hat. Die Römer haben dann auch zwei verschiedene Arten von tutor, einmal den allgemein- gesetzlichen und den durch das Spezialgesctz des Testamentes in con- creto ihm vorgehenden, und sodann den imperio magistratus gegebenen. Diese bekannten Sätze wurden vorausgeschickt, damit die allgemeine Frage an der römischen Lösung sich kläre.

Wonn wir nun das Material der Papyri überblicken, so finden wir für den Vormund des Uuerwachsenen: t:r(xQo:io^ und tpQotTitfryjc; neben- einander in Gebrauch; man wird geneigt sein, hier nicht eine Willkür anzunehmen, sondern getrennte Gebiete abzustecken. Einen Anhalts- punkt gibt folgendes: Der f.T(>poaros' wird mitunter so bezeichnet: BU 8H8, Zeile 20f.: rolg t^s f^ivaxvyxios fieTijXiaxvir/S xXrjQovöftoi^ tcXtCoi^, ittv di äipyjXixtj; wfft, tolg rovrav voftifioig ixiTpöirotg uv dv6(ictra t:il töv töxuv dxjXca&rjafTai. Handelt es sich um ein Mädchen, so kompliziert sich dies zu der Formel fBU 907,2,3): zaQ"A<pffoöi- «lag äfpt'jXixog uerä xvqCov xai ixirgdxov xarä

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Aufsätze

Tovg vöfiovg Tov xarp6s , oder (BU 667,21): fterä

xvp^ov x«l] (so zu ergänzen!) txirgöxov xard roig pöfiovg tov xar()6g iiuch Zeile 3 ist hiernach zu ergänzen. Wo die Bemerkiuig „gesetz- licher Vormund“ felilt, da pflegt, namentlich in Arsinoe, der ixirpoxog seine nahe Verwandtschaft zum Mündel herrorzuheben. BU 644, 4£f.:

Utxv6ig ag ixCiv Sixa tqiüiv ftsra ixixgöxov xov xaxQÖg

ääfiqiov. BU 98, 7 : ix^XQoxog äi avxäu 6 xaxd xaxe'ga avxäv 9’ilog 'vlßovg. BU 324, Iff.: 2.’eprjvp xai "Egaxi xal ’Aki^ävÖQa xal 2Jov%ajHiävi yeyvfi{vaaiafxrjx6<ic) XQog xfj lxt.x{Qlau), dl ’yike^ävÖQa x^ xal Eovxayi,(iävi a<pijJL(ixi) dt’ dxixp(6xov) xov xgbg (iTjxgbg %tlov Käaxogog xov 2,'agaxiavog äxod£dtj'fi(evov) yffilvaaidgiov). *) Ferner Oxyrhynchos 283: b xov 'AxCmvog adtltpbg xai ixc'xgoxog Ka/Uidäfiag. Ebenso wird BU 136, 11 gesagt: ronj dvxidixovg und sie sind Vaters- brüder — xaidbg iveeOixevai tavxovg xij ixixgoxfj. üxy. 727, 9 fl’, heißt es, daß die Aussteller der Urkunde, da sie gegenwärtig nicht imstande seien, die Fahrt ins ägytische Land anzutreten, den Ofelas bestellt haben ipgovxioxijv xal xaxa xrjvdt ewxägyjOiv <pgovxiovpxa xal ixcfitkrjoöfuvov av xal axnol ixixgoxevovaiv axpriXixav savxäv adtXxpvdäv. Freilich kommen auch ixCxgoxoi ohne die Bezeichnung als gesetzliche und ohne Angabe des Verwandtschaftsgrades vor, wie in der kurzen Steuererklärung Amherst 75, 34 und in der Eingabe Oxyrhynchos 716 und möglicherweise in der Eingabe 740,42. Am- herst 91, 1 bringt ein Pachtangebot an einen Unmündigen mit seinem (xixgoxog und seiner beistehenden Mutter Herois. Hier mag an einen avvtxixgoxog geflacht sein, wie sich solchen die Witwe nach dem Hei- ratskontrakte üxy. 265, 28 soll bestellen dürfen: xäv xdxvoav äfijUxcov oi'Twt' iaxcoaav t] xe I^agaxovg xal 6 vx’ avxfjg xaxaaxu^xjeöfiivog {xixgoxog x«l 6 GvvtxngoxivOag ixifitxaXldlrj .... Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß namentlich in Arsinoe der {xixgoxog als gesetzlicher oder verwandtschaftlich nahestehender bezeichnet wird. Daneben findet sich als Vortniter eines Kindes auch der tpgovxiGxtjg: BU 352, 9: exi dq>fjXil äv did q>govxi6xov (folgt der Name). BU 420,

xagd riaoCiovog Ma^i/iov dgtijiixog diä q>govxiGxov

Övvwgjpfcng. Grenf. I, 45, 5: Teoevovtpiug xov Kuaßiog dxb £oxvo- xaiov vtjaov diä qjgovxiaxov Uavovipeag xov TfOevovipemg. Die drei Stücke stammen aus Arsinoe, sind alle drei Stenerprofessionen, imd reden nicht von einer Verwandtschaft zwischen Vormund und Mündel, wenn auch allerdings die Grenf.-Urkuude eine Verwandtschaft durch den Namen Teasvovxpig nahelegt. Da ist denn zu vermuten, daß mindestens

1) Nach Wilckens Verbesserungen.

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Otto Graclenwitz: Ein neuer Alypios-Brief.

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in Arsiiioii der Name izhgoxog wesentlich für den gesetzlichen, durch Verwandtschaft, oder wie in BU 86, 18 durch Testamente ernannten Vormund in Gebrauch war. Vgl. 86, 17: 6 avrbs 6 6(ioXoyAv xa&COTtj- rai fifTÖ rijv eavrov reXevT^v rotg «(p^Xi^i avrov xixvoig "Slgov xal Tttßovxi ixixQOJtov xal dnixgoxtvovxai avx&v, fic'zgt däv iv x^ v6(ia TjXixiCa ysvo{mai], xöv yv-^aiov aixov (plXov Ilaßovg £axaßovxog xov 'Agxayäd’ov äxb r^g xgoyiygafifiivrig xibfiijg legea xov avxov d-foü. Zagriyyjai d'l 6 ixhgonog xotg dq>tjXi^i xixvoig "Hgov xal Jlaßovxi xi)v xa9tpcovaav xgo<p^v xal xb iXaiov xal xbv C/iartafibv xal aXXa ö<fa xa9^xei, xov ITaßovxog dtöovtnog xoig dcptjXi^i, 6x6xs täv tv xfj vdfico tjXixeta yivovxai x . v xdvxav Xöyiov t[. . ,]g xfpl undarjg niertmg oüöijg »fpl xbv Ilaßovv. Dahingegen wurde wohl für den Vormund, der lediglich durch obrigkeitliche Verfügung bestellt wurde, die Be- zeichnung als Pfleger, gjpot'rttftrjg, vorgezogen, welcher im übrigen mehr für den Vertreter Erwachsener, sei es in der Handlungsfähigkeit be- schränkter, sei es abwesender Personen gebraucht wurde. In einem Falle, wie Oxy. 727, Hfl', ov dvvdfifvoi xaxü xb xagbv xbv lg Alyvxxov xXovv xoi^aaa&ai (fvveaxaxivai xbv xpoyeygafifu'vov ’Si<peXäv Svxa xal xß>v vxapzbinoav avxoig iv 'O^vpvvzeixTj vofiä qjpovxiOxtjv xal xaxd xtjväe xx/v avvxäptjOiv xppovxiovtna xal ixifieXtjööfisvov av xal avrol ixixpoxsvovaiv dqtrjXlxav tavcciv döeX(pi6äv würde nach römi-

schem liechte, wenn die wahren Vormünder rei publicae causa fern- gehalten werden, die Möglichkeit vorliegen, einen tutor in locum ab- sentis zu erbitten. In dem Papyrus beschränken sich die Vormünder darauf, die Sorge für das Mündelvemiögen in Oxyrhynchos dem Pfleger zu übertragen, der auch ihre eigenen Angelegenheiten in ihrer Ab- wesenheit besorgt. So ist denn tppovxiOxxjg keineswegs technisch der Vormund des Unmündigen, sondern ein nur als Ausnahme gedachter Pfleger. Die Scheidung in der Tätigkeit, die in Rom gefordert wird, daß nämlich der tutor in ipso negotio praesens auctor fieri debet, der curator vorher oder nachher konsentiert oder auch allein statt des Mündels handelt, ist auf die Begriffe ixCxpoxog und <ppot^i<fxxjg nicht anzuwenden, denn ebensowohl ftsx ixexpoxoix wie di’ ixlxpoxov handeln die dgf>^Xixeg, von der anderen Seite gibt es auch Akte fiixd q>pov- XiOxov.

Viel häufiger als bei Kindern findet sich der ^povtMJrzjg bei Weibern, imd man kann hier ein Gebiet für ihn abgrenzen, wo er, und nicht der xvpiog, auftritt; ein anderes, wo er mit dem xvptos konkurriert, und ein drittes, welches dem xvpiog allein anheimfallt. Ein viertes Gebiet bilden diejenigen Akte, bei denen die Weiber ganz ohne männlichen Schutz aul’treten; vor Allem die einfachen Beschwerden an

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Aufsätze

die Beliörden wegen Realinjurien oder sonstiger Unbill. Hier wäre es in der Tat sinnlos, das Weib warten zu lassen, bis es einen männlichen Beistand gefunden hätte. Hierhin gehören beispielsweise die Beschwerden HU 291, 3: nccQcc &eavovTog Tlextaovxov a«b xtofir^e Kagavtdog . . . . (7j. 8) lUzgäviog de rig \ov^it]viov xecrnqiQovtjeag fiov wg yvvtaxbg dßoTjdxjtov £;r£pj;£r«f fioi (xatfra ßoxtiofievog ccrapxnaca rovg ixi- xufif'i'ovg xaigzovg ... Es ist klar, daß hier Eile not tut und daher die Petentin allein Vorgehen darf. BU 327, 2: An den SixaiodÖTijg und stellvertretenden Präfekten wendet sich ein Weib mit einer Klage gegen Gajus Longiuus Castor, welcher es verweigere, ihr das von Gajus . . . Macer ihr in römischem Testamente hinterlassene Legat von Geld und Ivleidem auszuzahlen. Nur für sie schreibend tritt Cajus Longiuus A])ollinaris auf, nicht als ihr Vormund; hier wird eine Klage angemeldet, im Termine hätte freilich ein exdixog zu erscheinen. Wieder an den Epistrategen wendet sich in BU 340 ein Weib mit der Bitte, ihr Ruhe zu schaffen vor zwei Übeltätern, die sie um ein lega- tum debiti bringen wollen. 0.vy. 488, 3 nimmt allerdings eine Krau ihren Sohn als xvQiog für die Beschwerde gegen den xoafioyQuufucTevg , «'eiche aber ausläuft in die Bitte, es möge an den Strategen geschrieben werden; ebenso sagt BU 22 eine Frau xapbv fit) exovaa xvpiov, indem sie sich über Gewalttätigkeit beim Strategen beschwert: allein beweiskriiftig sind vielmehr die Urkunden, die ohne xvpiog bestehen, da nichts im Wege stand, daß eine Vorsichtige zum Überfluß einen xvpcog initnahm.

Dagegen bedürfen durchaus männlichen Beistandes die dxoygag>cd. Die Vermögens und Steuererklärungen haben ausnahmslos entweder einen xöpios oder einen (ppotfridrijg neben der Eingebenden. Einer Unterschrift, etwa imdedbixa, bedürfen derartige Eingaben nicht; wo sie vorkomint, lautet sie entweder bloß ixiäe'Ömxa, oder (HU 139) OvuUgia Ilax'Uva dtd ^povTiOrov 'Slgiyevovg imdedaxa (vgl. etwa BU 33,1; ö9, 8; 206,4,24). Und hier wechseln die xvgioi mit den (pQovTiOTui ebeu-so ab, wie die Präpositionen did und ixerd. Es ist schwerlich ein sachlicher oder auch nur formeller Unterschied in der Behandlung der Eingaben, auf den die verschiedenen Bezeichnungen deuten könnten; es scheint vielmehr der Schreiber der Eingabe sich bald als xvgiog, bald als qjQovTiarijg bezeichnet zu haben, wenn auch streng genommen das Weib mit dem xvgtog, der tpgovrKfTijg statt des Weibes handelt. Denn, weim rechtlich beides gestattet war, wer wollte hier nachrechnen, ob der Mann wirklich mit seiner Frau die Urkunde abgefußt, oder statt ihrer er allein geschrieben hatte! Auch hier, ja hier noch mehr als bei dem ixirgoxog der Unmündigen, zeigt

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Otto Gradenwitz: Ein neuor Alypios-Brief.

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sich der Unterschied, daß der xt’ptog regelmäßig nach seiner Verwandt- schaft zur Petentin bezeichnet wird, der (pgavrienjs regelmäßig ohne eine solche Bezeichnung auftritt; freilich findet sich auch BU 185,4 ifgovTiörov tov bfionaTQiov ääcX(pov; BU 869 dtpyjXixag iittä qppot»- Tiötoii TOV Ovj'j'spox's, und eine in jeder Hinsicht merkwürdige und regelwidrige Urkunde, BU 88, 5 hat XaiQx'jfimv . . . .-Tf;rpax(a) 'lacdäga ä<f tjX(ixi) [^f]T(«) (pQovr(iaTov) TOV »arpog. Allein im allgemeinen heißt es duc (pgovTiaTov ohne Angabe des Verwandtschaftsgrades, während der xvgiog nur ganz ausnahmsweise ohne Verwandtschaftsbezeichnung dasteht.

Es kommt also der qiQomiaTjjg sowohl bei Weibern als hei Kindern, im Gegensatz zu dem allein den Weibern vorbehaltenen xtiptog imd dem allein den Kindern heizugebenden ^Ätrposog regulär ohne Bezeichnung der V'erwandtschaft vor; und er kann daher in beiden Pallen umsomehr als die von außen kommende, nicht dem ureignen Wesen der Hilfsbedflrftigkeit entsprossene Rechtsfigur betrachtet werden. Dagegen aber ist der ^povrtorjjg in einem andern Falle die natur- gemäße Hilfsperson der Weiber, welche durch einen xi'piog kaum er- setzt werden kann; bei der Erklärung an ein Weib. Wenn ein Pacht- antrag oder ähnliches an eine Besitzerin zu richten ist, so kaim dies nur entweder an sie direkt, oder an sie durch Vermittelung eines <pgov- TKjTijg geschehen. Denn der xvgiog tritt mit dem Weibe handelnd auf, und ein Antrag unter Abwesenden richtet sich nur an den Ver- treter oder an die Geschäftsherrin, nicht an den eventuellen Beistand bei der Vollziehung des Rechtsgeschäftes. So sind in der Tat mehrere Angebote an diese oder jene Besitzerin diä <pgovuaTov erhalten. BU 39, 1; 71,4; 76,9, wozu noch die Bankurkunde an das Kind 88,5 hinzutritt. Nur Briefe mit xalgitv wechseln hier mit dem xiiptog der Adressatin: BU 68,3; 155,1; 187,2.

Überdies kommt der ^ppovTiöTtjg in der Eigenschaft als Ergänzer unvollkommener Handlungsfähigkeit überhaupt nur im Faijum vor, er ist eine Aushilfe für die mehr technischen des xiiptog und des ixlTQo- xog, eine Aushilfe, die man im oberen Ägypten vermieden zu haben scheint. Natürlich konnte derselbe Manu als qiQovTiaTr'jg eines Weibes bestellt und ihr zugleich als xiiptog ein Beistand sein. Die Funktionen waren prinzipiell verschiedene, wenn die Trennimg auch in denjenigen Fällen nicht streng innegehalten wurde, wo ein ypovrttfTiJg ebensowohl wie ein xiiptog aufzntreten befähigt war.

Aber der tpgovTuJTijg erscheint noch in ganz anderen Anwendnngs- fällen. Ich nehme an, daß dtpfjXi^ dem Namen hinzugefügt wurde, wenn es sich wirklich um einen dtpijli^ handelte, und finde danach zunächst

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Aufsätze

eine Anzahl von ^Qoiniarai, welche die Vertreter erwachsener Männer sind. Namentlich Soldaten haben einen Abwesenheitsptleger, wie BU 614, 3 und namentlich 447, 18: rrä ddjlqpü avrüiv tpQovziiofihva vn f’ftot) OvuXtQla 'AtpQoSiiöifji ar()aua>TTj. Ähnlich erscheint 493, 2, 16: . . . f| v^ofit'tjfiarog !4,to>U(ov7oj) toO Kgovtcovog <pQov-

TtffToü. Daneben kommen ipQomtarccC vor, die mehr den Charakter eines curator im Sinne einer öffentlichen Vertrauensperson genießen. Der Ausgangspunkt ist die Bestellung eines Vertreters im Bureau eines Beamten, wobei der Titel (fpovrifftijg der privatrechtlich nächst- liegende scheint. Oxy. 58 gibt ims eine Warnung an die Behörden, derartige V'^ertretungen durch Unterbeamte nicht zu mißbräuch- licher Belastung der Staatskasse ausarten zu lassen, und BU 891 gibt die Austeilung eines solchen ^(tovriarijg für einen y^unfiarivg. Die weitere Entwickelung zeigt der Ausdruck: Grenf. U 44, 1 Evdai^fov xul Ol jitroxoi (pQovtiaTul öiToUdyoi’) rivüv xoftäv, nämlich Evöaifiav imd Genossen, vertretungsweise Sitologen einiger Dörfer. Von da scheint der Ausdruck tpgovTiaTilg sich weiter erstreckt zu haben auf Vertrauens- männer, welche für einen bestimmten Rayon die Generalvertretung, sei es der behördlichen Gewalt, sei es eines reichbegüterten mächtigen Privaten, hatten. So sind Oxy. 727 die Schreiber der Urkunde in der Lage, sich auf die von ihnen ausgestellte Generalvollmacht räv Iv ’O^vQvvx^ v:ragx6vT(ot' zu beziehen. So weist BU 360 EvSaifiav (pgov- riarijg Kiaväiac 'Avravlvov dessen Kolonen an, den Pachtzins des laufenden Jahres abzugeben an navitfQÖfifu xcct 2,'TOTor/Ti dyogaaralg Tov xirigov. Hier finden wir den V'ertreter ohne lokale oder sachliche Begrenzung seines Amtes; dies erklärt sich daraus, daß er selbst spricht; diigegen ist in den Urkunden, welche Anweisiiugen an den Vertreter enthalten, und deren uns gerade von dem Heroneinos viele erhalten sind, durchaus die Regel, daß der Verwalter sich beschränkt auf ein Dorf. So auch hier; und eben die.s muß dafür den Ausschlag geben, daß der ipQovriiSrijg nicht Vormund dieser rtxva, sondern Ortsbevoll- mächtigtcr des Absenders dieses Schreibens ist. Dann aber ist das Schreiben nicht eine Instruktion an den Vormund, aus den Mitteln des Sarapammon seRg dessen Kindern einen angemessenen Unterhalt zu gewähren, wie denn auch in diesem FaUe eine Wendung wie ix räv Ttgoaödav räv v:raQxövTmv ainov zu erwarten wäre; ja, es mag nicht einmal angenommen werden, daß Sarapammon tot ist, da ja in diesem Falle TOV TiTcXatfTijxötog durchaus am Platze wäre, sondern es scheint hier einer jener Akte in Wirklichkeit vorgefuhrt zu sein, welche in der Legislatur \ind Theorie durch den Codex Theodosianus XI, 27 de alimentis quae inopes parentes de publico petere debent bekannt

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Otto Ciradonwitz; Ein neuer AlypiOB-Brief.

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sind.*) Die beiden Gesetze dieses Titels sind von Konstantin ( a. 315. 322), also unserer Urkunde um zwei bis drei Mensehenalter zeitlich nach- stehend. Aber daß auf den Fiskus und die kaiserliche res privata über- tragen wurde, w'as privatim seit lange geübt wonlen war, wäre eine durchaus wahrscheinliche Entwickelung. Das Gesetz von 315 befiehlt dem praefectus praetorio Ablabius: . . si quis parens adferat suholem, quam pro paupertate educare non possit, nec in alimentis nec in veste impertienda tardetur, cum educatio nascentis infantiae moras ferre. non possit und fügt bei: Ad quam rem et fiscum nostrum et rem privatain indiscreta iussimus praebere obsequia. Das Gesotz von 322 (an Me- nander: mag. incertus Mommsen): ... ut proconsules praesidesque et rationales per universam Africam habeant potestatem et universis (|U08 adverterint in egestate miserabili constitutos, stipem neeessariam largiantur atque ex horreis substantiam protinus tribuant competentem. Beide Gesetze werden auf das Vorkommnis gestützt, daß Väter ihre Kinder, die sie nicht sustentieren konnten, getötet oder verkauft und verpfändet haben. Das Gesetz von 315 unterscheidet alimeuta und vestis, ähnlich wie unser Papyrus 6f^<öviop und ei'tiari6(i6v.

1) Ganz irregulär finde ich den tpQOptte-nji in der leider verstiimmelten Ur- kunde Bü 76. Sie enthält die Snoloyia der ThaseH und ihre« Sohne« Stotoätis (juxit xo[(>iot’ Ti;g Oaffijroj würde ich Zeile 6 «tutt xt![piot> xal qpporT«!rof’J ergänzen, obwohl die« auch in der von Mittei«, Heicharecht und Volk«recht, S. 166 zitieiden ln«elirift «ich fiiulet); ich möchte annehmeu, daß die nun folgende Sabniaitu« nicht im Nominativ «ich anschließt, soudem trotz der dann entstehenden «procblichcn Inkorrektheiten als Oeetinatärin der i/ioloyiu zu gelten hat; sic wäre bezeichnet aU Tfjg 6fLoXoyovaijg («o Wessely) ädtlqp j, und wie ich denke, roß 6f 2,T0TO7)rfus #ia (letzteres Wort nach Viereck), worauf sich eben der (pQomaTrjg anschließt, durch den sic das RcchtsgCEchäft vomimiut. Sabaiaitu« selbst und ihr cpt/ovriax^g sind mit ihren Personalien bezeichnet, und also al« anwesend zu denken; dann aber ist cs ein Unikum, daß die Frau nicht gträ x»;üu', sondern Stil qppoi'rioroß handelt. Übrigens ist meine« Wissen« der .Anfang der Urkunde noch nicht erläutert: Hinter ’EJ iniaxiijitcog ist nach BUS61 und 870 sicher zu ergänzen: ^gtpjjoi’as, "nd zwar muß nach Zeile 3 noch £oxvonaiov Nijaov irgendwie dabeigeatanden haben. Diese tägliche Überschau muß zusammengehalten werden mit der itfrjiufig, welche Oxy. 268,10 und 271,8 erwähnt ist: xetr« ff«»j;cÄprjff(v rf)r Tfliia^fiaap di« ri)s i(friitti/idog roß xaraloydov, vgl. ferner Oxy. 34 II, 7 i!ttax{^|>aa9al ('xirpfwtiv (da- rüber Mitteis, Hermes 34 S. 171). Hier, BU 76, erfolgt die Einsicht im Einklang mit dem Edikt von der Bibliothek her, und es liegt ein irgendwie beglaubigter Auszug aus dem Bande der Bibliothek vor: man kann öpeprjoi« möglicherweise als Substantiv wie itfTjfUQig fassen: Nach Einsicht ins Journal, obwohl das Fehlen des Artikels Bedenken erregt. Will man die Analogie der jtev&ij/utot (Oxy. II, 6) heranziehen, so muß man an einen täglichen Rapport der Dörfer an die Bibliothek denken. Flor. 46, 1 bietet eine Ixltifitpig ix tijg iv rrä Ilgvxavtitp ßißho9tjx7]g.

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Aufnützo

Liefet die Anweisung des Alypios an Heroneinus in dieser Kich- tuug, so haben wir es mit einer F'ürsorge für die Uuerwachsenen zu tun, <lie an die Bestrebungen der Gegenwart erinnert. Die Frage, wer denn faktisch für die erhaltenen Summen die Kinder zu verpflegen hatte, ob Vater oder Mutter, Verwandte, die Gemeinde, bleibt offen. Daß einiges xcaii iifjva als menstruum, anderes xar hog, als anuuum gegeben werden soll, entspricht durchaus den damaligen Gebräuchen. Die beiden Gruppen sind Beköstigung und Bekleidung, und wenn das Kostgeld als monatliches von dem Kleidergeld als jährlichem geschieden wird, so läßt dies auf einen ursprünglichen Zustand schließen, in welchem die Bekleidung noch in natura aUjährlioh gereicht wurde; denn w'enn einmal das Geld ausgelicfert ist, so läßt sich schwer kon- trollieren, was aus der Monatskasso, und was aus der Jahreskasse an- geschaSt wurde. Die Gegenstände der zu liefernden Naturalien halten sich ungefähr auf gleicher Linie, wie die in dem Testamente BU H6, i?l.

dl d iniTQoxog rolg rsxvoig 'XJpou xal Ilaßovri ti)v

xa&tjxov<Jav tQO(ffjv xal tb tXaiov xal tbv Ifiariafibv xal afAAa] 06a xad-t'iXH (vgl. für die Amme 21)7, 12; Oxy. 91, 13), während die Heiratsurkunde BU 717, 18 sich kürzer faßt: avrij

dtovxa xävra xal rbv IfiariOfibv oOa stpoCijxH yvi'aixi yaftfrfj xartl diWptv Toü ßi'ov ... (vgl. 183, 1 und 251,5). Die Masse des Darzu- reichendeu ist freilich in der Urkimde BLT 86, 16 für die Witwe etwa nur einhalb so groß gegeben, wie hier für jedes der Kinder: xarä fi^ra fxaOTOV JtVQOv ptrpto d(f6fiov Tfr^aiotvixov aQräßrjg tlfiiav dfxaror xal (Xa(ov xorvXag dvo x«i xar’ trog ei'g ibyou l/taTiOfiov äpyvfiov ÖQaxfiäg fixoac . . . Der Lehrjunge Oxy. 275, den (Zeile 8) ovdwroj övra Tüv Stöv inl ji^gövov eviainbv tva u:tb rijs tvsOraOtjg {j^iegag . . der Vater auf ein Jahr dem Weber anvertraut, soll in eigentümlicher Weise versorgt werden: Z. 16 n-pdg öv (nämlich den Vater) xal ftvat ä)jix6aia ndvTa rov naidög, ifp' a Ödxsti cn’rfö xaxä fiijva o Urole- ^ittlog slg X6yov SiaTQo(pi)g dgaifiäg Tiivtt x«! tnl am'xXuOfiü tov oXov Xgbt’ov cig Xöyov ifiaua^iov Sga^dg dtxa ävo, d. h. der Vater trägt die Kosten, die der Knabe verursacht und wird durch eine Kente von 5 Drachmen monatlich und ein Pauschale von 12 Drachmen für die ganze Zeit entschädigt.

Königsberg i. P. 0. Gradenwitz.

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Ein Sklavenkanf des 6. Jahrhunderts.

(P. gr. Str. Inv. Nr, 1404.)

Mit freundlicher Erlauhni.s des Herrn Geh. Regierungsrais Professor Dr. Euting habe ich im Sommer 1904 einei Papyrusrolle der Kaiser- lichen Universitäts- und Landesbibliothek zu Straßburg geöffnet. Die Rolle bestand aus zwei Hälften, da sie (jedenfalls von Händlern in ge- winnsüchtiger Absicht; in tler Mitte durchschnitten worden war. Der PajtyruB ist dünn und sehr brüchig; es sind daher infolge des Schnittes bald größere bald kleinere Stücke aus der Mitte herausgebröckelt und in Verlust geraten.

Die Wickelung war so, daß sich im Kern der Rolle auch nicht der kleinste Hohlraum befand. Da die einzelnen Windungen außerdem fest angezogen waren, kann die Wickelung nur mit Hilfe eines Werk- zeuges vorgenoinmen worden sein, vermutlich mit Hilfe eines dünnen Stäbchens'), da.s nach beendeter Wickelung aus der KoUe herausgezogeu worden ist; möglich ist es auch, daß die im Rollenkeme Vorgefundenen Staubteile die Überreste des Stäbchens sind.

Um den brüchigen Paj)yms fügsam zu machen, legte ich auf An- raten des Herrn Geheimen Regierungsrats Euting die Rolle zunächst so zwischen angefeuchtetes Fliespapier, daß der Papyrus nicht unmittel- bar mit der Nässe in Berührung kam, sondern die Feuchtigkeit nur leicht anzog. So gelang es, drei Viertel der Rolle, wenn auch bruch- stückweise, Ijefriedigend zu entwickeln. Das letzte Viertel bot größere Schwierigkeiten, .le enger die Windungen wurden, um so größer wurde die Brüchigkeit. Außerdem befand sich dieser Teil der Rolle teilweise in einem verrotteten Zustande, der es mit sich brachte, daß die Lagen mangelhaft oder gar nicht von einander zu trennen waren. Wurden

1) Vgl. Oziatzko, Untersuchungen über aus^ewäbltc Kapitel des antiken Bni hwesens, 8. 119.

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416

Aufsätze

die Lagen leicht angefeuchtet, so bildeten sie eine zusammenhaftende, schmierige Masse; ließ man sie trocken werden, so zerfielen sie bei der Berührung zu Staub und Gruß. Auch saßen in diesem innersten Teile der Rolle bald größere, bald kleinere Nester feinen braunen Staubes, besonders in der rechten Rollenhälfte; es war daher nicht möglich, die letzten 40 Zeilen der rechten Rollenhälfte in befriedigen- der Weise zu erhalten. Die letzten Windungen hatten sich beinahe vollständig in braunen Staub verwandelt.

Der Durchmesser der Rolle betrug 7 cm. Der aufgerollte Papyrus hat gegenwärtig eine Länge von 360 cm und (beide Hälften vereinigt) eine Breite von 31 cm. Auf der Innenfläche ( Schrifttläche) laufen die Papyrusfasern parallel zur Längsseite, auf der Außenfläche daher pa- rallel zur Schmalseite des Papyrusstückes. Die Fasern der Außenseite sind bei der Wickelung nicht gekrümmt worden, die Fasern der be- schriebenen Innenseite aber um so stärker, je näher sie dem Rollen- kerne liegen. Infolgedessen war die innere Fasemlage bei dem Auf- wickeln noch empfindlicher, als die äußere Lage, und in zahlreichen Fällen sprang die innere Lage in winzigen Stücken von der Hinterlage ab; um die Schriftzüge zu retten, mußten diese Stückchen sorgsam wieder auf die Hinterlage aufgeklebt werden. Trotz aller dieser Schwierigkeiten ließ sich auf der linken Hälfte die Aufeinanderfolge der einzelnen Zeilen bis zu Ende sicher feststellen. Auf der rechten Hälfte dagegen ist die Lage der Bruchstücke in Z. 133, 144, 146, l.ö7 und 159 nicht unbedingt sicher; es ist möglich, daß diese Bnichstiicke je zu benachbarten Zeilen aufwärts oder abwärts gehören.

Die Schrift läuft quer zur Faser der Innenlage, parallel zur Schmal- seite des Papyrus; die Urkunde bildet eine einzige über die ganze Länge des Blattes sich hinziehende Kolumne. Die Schrift ist die Minuskelkursivc des .späten 6. Jahrhunderts; sie verrät die ausge- schriebene Hand eines Kanzleibeamten, der schwunghaft zu schreiben gewohnt war. Buchstaben wie oder r ragen bis zu 3 cm über oder unter die Zeile hinaus. Daher kommen auf die Zeile öfter nur 31 Buch- staben (Zeilen 13 u. 16 |. Wie man in modernen Amtsschriftstücken jedoch ebenfalls zu beobachten Gelegenheit hat, erlahmt die Schwung- kraft des Beamten allmählich; die Buchstaben werden nach und nach etwas kleiner und die Zeilen enthalten 40 45 Buchstaben. Die Unter- schriften der Parteien zeigen durchweg ungeübte Hände.

Die ersten äußeren Wickelungen der Rolle und damit die ersten Zeilen der Urkunde sind bis auf geringe Reste verloren. Vorhanden sind folgende Bruchstücke:

Zeilenenden: . . .]yi<fas I . . .] d.io MuvQiCi | . . .Jqpue | . . .] . (in> |.

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Friedrich Preisigke: Ein Sklavenkauf des 6. Jahrhunderts. 417

Die letzteren beiden Zeilenenden stehen auf demselben BruchstOcke. Sonstige Bruchstücke aus dem Anfänge:

. . .]« (pvXoTTone[. . . I . . ,]g intar |.

Aus diesen Bruchstücken ist zu entnehmen, daß nicht nnr der übliche Eingang di’öfiari xtX., sowie die Datierung verloren ist, sondern auch ein weiterer Teil, dessen Inhalt nicht näher zu bestimmen ist. Möglicherweise war eine Inhaltsangabe (vgl. äxb MavQag) vorauf- geschickt.

Die Urkunde stammt aus Hermupolis. Pathennnthis und Ana- tolios, anscheinend eine Sklavenhündlerfirma, verkaufen an Isidora eine frisch importierte 12jährige maurische Sklavin, die sie selber zuvor von äthiopischen Händlern gekauft hatten. MavQa bedeutet in byzan- tinischer Zeit die Negerin.*) Was die Urkunde vor anderen Kaufver- trägen derselben Zeit aaszeichnet, ist die Fülle der angewendeten Ver- tragsklauseln. *)

Am Schlüsse des Kaufvertrages, hinter Z. 121, folgt zunächst ein handbreiter leerer Raum; alsdann beginnt mit Z. 122 eine zweite Ur- kunde, welche die dxo^rtj zum Gegenstände hat und an demselben Tage wie der Kaufvertrag aufgestellt, sowie von denselben Zeugen und von demselben avfißolaioyQatpog imterfertigt worden ist.

In Zeile 102 steht oberhalb und unterhalb der 3 Kreuze in kleinen Buchstaben die Umschrift: arj^lov Ilad’fQ^iov&eas] in Zeile 104 findet sich als Beischrift nur das Wort eijfiiov. Es soll damit die Bedeutung der Kreuze erklärt werden, welche die Stelle des Siegels vertreten“), gleichwie die auch in modernen Urkunden noch öfter vorkommende Bezeichnung L. S. (= loco sigillij. In BGU 763 (lU. Jahrh. I stehen 5 Kreuze, in P. Fir. 1, 16 (153 n. Chr.j 4 Kreuze, in P. Fir. 28, 7 (179 n. Uhr.) und in der vorliegenden Straßburger Urkunde (VI. .lahrli.), Z. 102 u. 104, 3 Kreuze, in der letztgenannten Urkunde, Z. 114, 2 Kreuze. Auf die Zahl der Kreuze kommt es hiernach nicht an.

In Z. 102 ist das Wort etj/ilov in einer Art Unziale geschrieben, wie sie sonst in byzantinischen Urkunden nicht verkommt (CHMION). Wie unsere heutigen Kanzlisten in ähnlichen Fällen die gedruckten Buchstaben nachmalen, griff der Papyrusschreiber auf die Unziale zu-

1) Vgl. Thesaur. ». v.

2) Zum Fonnelweseu beim Sklavenkauf vgl. Wilcken, Hermes 19,41711. Mittels, Reichsrecht uucl Volksrecht 1S2. Die Haftung des Verkäuter» behandelt ausführlich Kabel, die Haftung des Verkäufers wegen Mangels im Rechte, I. Leipzig 1902. V'gl. die Besprechung dieses Buches durch Wenger in Grünhuta Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart, 1904, S. 159ff.

3) H. Erman, Archiv I 76; Wilcken. Archiv I fi.öS.

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418

Aufsätae

rück. Unter aijficiov verstand man /unäch.st den Siegelabdruck selber'), alsdann auch den Abdruck des Brennsteinpels auf dem Fell der Tiere*); da ein solcher Abdruck ein nur für Eingeweilite bestimmtes Erken- nungszeichen darstellt, ging der Ausdruck atjfieiov auch auf die Kurz- schrift (stenographische Schrift) Uber, die als atjiitiov dem yQtattöv (der gewöhnlichen Schrift) gegenObergestellt wird.*) ln diesem Simie sind aucli die Kreuze ein arjfieiov. Im Innern einer fest aufgewickelten Holle war für Siegelabdriicke ohnehin kein Platz.

[ ]yOV K7CO TOV

[ TtO'fftfJO’a xal xoiovfitd'a*) ■^uf{l]g

[/7«Ofpftoö&t? . . .Jfpf/if xal]

\’j4vat6lio^ Maxaglov .. äxii tJkudjs’*’) rijs 'EQfwi’xoXiTCn'

[jTÖylfajg ■ö'cad- fixes rijg :iKQOvaijg [TptT|jjs')

[irdfixrioeos) tj)v iyyQa<pov <SvyyQa(pi]v XQog Av\Qrjklav 'leidaQuv Tt'jv tvytvtatdT[tjV O’Dj’arf'paJ RCxrogog ä:tb rijs avTtjg 'Epftov:coXiTäi[v rrdAfssj jjetpftr'. 'OfioXoyovfuv {jfutg ol nrpoj'fj'p[apfifi'o|i Ilad'epfiovt^cg xal lo’AvaroXiog diä T|adt]ijs ijfiüv tfjg Jj’j'pK<pot' ibvtaxfjg önj'j’peqpfijjs ixovola yvibfitj xal ed&eipfTU ßovXi'io\H'’) x|ai äfieTavoijra xal ääöXaj ;rpoe«pf[(Jft ßjtßa^a öweiä^an öp&ij duivot’a [dl);« n:]«>'TüS döioo x«! (f6ßov xe! ßiag xal «ndT[>/s xeij dvayxrig xal Xipiy(ta<pijg")

;r«<J»;s avva^lirayfjg] xex'paxivai eoi

Tfl ^tQoyeygafifitvij (vytvfaidTt) ’latduQa xoi x«Tej'fj^p«qp>/|xfVa|i Ttavrl xXijpeOrdTa TtXtUn dfff-Torf[ias vo]fiiuov dixaia xe! xaXfj «fixiarti xal xdatj \i^ova\ia xal almvt'a xeroj;/)“)

1) Vgl. z. B. Aristoph., cqn. S51 ö'.

2) B(iü 427, 3U. Porphyr., de abstiu. I 25.

3) P. Oxy. II 2«.H, f>; P. Oxy. IV 724, .3; P. Fay. 128,7.

4) P. Ix)nd. II S. .325,4: tooIttjv ri&fvrat xal notovrrat favrovs ri}v

fyyQatpov bfioloyUiv xrH.

5) ßjri rJavTijs erg. Wilcken.

B) Zur Datierung vgl. Z. 62 u. 101.

7) P. liüud. 1 8. 232, 9: axonu} ueP'ateirra xal fxovala^ fpös ßovl^ötoi^ Of&j/ btnpoia ßtßaia [;rjfaro xavrl nXT]QtatÜT(a dtanortia xal avTotfXy i^ovGta xrl.

8) P. Lund. II S. 326, 19: bix“ xarrbs boXov xal ßia^ xal tpußov xal djrarTjä xal dvdyxr}^ xal rriUiyrji' xal oiaaät/xort- vofiluov xayayt>n(fi}s y afyiyQatpi/^.

9) P. Par. 21,17: aayrl xXrjgfarÜT^ dtanortiai dixuim xal i^ovaiu Tidßy xal uitavfla xuTOx\t xinyuxivat xal xarayfyQutfriX^vat xaXfj xiattt xrl. Vgl. de Kicci, Stud. Pal. I S. 7.

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Friedrich Preieigke: Ein .Sklavenkauf de« 6. Jahrhundert«.

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xarä xäv tldog xvptf ix |ög xard Ttjväs Tt]v

eyYQUfov ävfjv äxb roö vf>v «xl ditjvfxig

T^v diatpiQO\>[oav i}|.urv xal x$Qiti.9ovOuv tig ^fiäg*)

äxb öixaiov ar . [ ],•*) Tiagä räv älXcov a(OfiaTC(tJc6(f(c]v)

räv Al&ionav Mavgav ’Axakovv 6v6[i(tt)x(x) js

(uxaxkrj&flaav vvvl nugti EvxvxCav^ üg ixäv

dibdfxa xkf<o fkcexxov ^A\Xäav yim*), r'jvxtQ xgofiftjfidvtjt' d[ovkrjv] MavQuv fitj XQov7Cox{iji(^tvTjv) oua dijxot« x(fp\alala\ x«l XQciyfiaxi xai (fvvaJUayfiaxi xal oia ätixoxe acvei x[a]A[<rtd] xal ^xatpvg^) xal ^ax(<J/iarog

x«l xpvxxov jca&ovg*), diX’ e'itx^&igav ovOav dxb xavxbg xtqiaXaiov xal XQ[d]yfiaxog xal avvaXXdyftaxog xal oTov dtjxoxe ffftVovgl xaJ«tot)g’) xai ixatpvg xal ^axiay.{a)x{og) xal oiov d^xoxe xp[wrT0t5 xa]&ovg, rtjiijg T^g xpog äilArjAovg <Sv(ixi(p(otnjii{iv}jg) xal [tfuvapftfKffJijg*) x«l äo^dai/g fiexa^v ss

^liäv xiXciag xc xal d^iag T[fj]g aür^g äovXrjg Mavgag ’AxaXovv 6v6futxi (uxc^xXri}&tCOav wvl xagd <fov Evxv%tCav 'AXäav rp [y/vt]*) üg ixäv ääöixa xXtm iXaxxov XQV60V vofiiajioxa xlteeaga] s^axa&(ia ^vyä AXi^at'äQ(tiag)^°) yi(v£xai) xe('v<f)o(v) vo(filaftaxa) d evax(a)^(ßa) J£at'dp(f^crg), 40

^v3T£p xgoxeifi^(vtjv)

xifirjv avxo&sv ijiittg ol [rrxojddjtfroi Ha&spfiov-d'ig xal ’AvaxöXiog dxtax'^xaii\ev'\ xagd <Sov rr)v xgo- ovoiuuSfii(vr]v) 'lOiSägav dxb Zfpür Oov

tlg f*oi> ix «J[»J()ovg] iv 5t(’£Ui xäv f|^g

vxoypa^pdvT^»/ furprt’jput' Qtaaa(iiv(ov xal <s

XQoafi.agxvgr]advx(ov rg avxäv xaxaxoxfi, lig TO (Ivui eoi xf/ xpia[^|£i>r; £Öy£V£(JTKtr;

1) P. Greuf. I GO, 24; xrficJddvra tig igi äni joviaiv. Vgl. Wilcken,

Ostr. I 462

2) Vom dritten Unchstaben ist nur ein winriger Rest erhalten; der vierte Huchstabe ist kein (>. Das s am Ende ist sicher. Die Lesung d}>p[;aTixo]G ist ausgeschlossen.

3) xaftt [ffoe] Eixvxiav Wilcken.

4) BGU 316,13: y^vi TViXov. 5) 1. ixuvpfjg. Ebenso Z. 83.

6) BGU 316,27: Itgäv Si vöaov xai aivog xaXfbv xal xqvxtöv Trdtto^.

7) Die Urkunde enthUlt weiterhin noch mehr Fehler, die ich nicht weiter anuierke.

8) P. Par. 21 bis, 19: xifii/g rffg x^bg dllpÄoe; avpxtcptaviiutrrig xal

xri.

9) [y^vi] Wilcken.

10) P. üxy. I 8. 236; P. Amh. II S. 182.

Archiv r. I'spyruafonchuns Ul. 9. 28

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420

Aufsätze

'iöiddiQa xal roig [öofg] xAtjpovd/ioig xal ätadöxois xal (J[ia*aTÖ]j;ois') rt)v xgoeiQt]jii(yrj»)

60 dovlrjv Mavgav [fifr« tri)»'] avv fr(f®) ’) Texd^Oo(i^{vav) ccvt^s ztxvav Imtv^tv i/dftjl fjroi äxö rijs arj/iepov ^fifpag, »/Ttg (’tftli' •fru)[dj fixäg xpart] Ttjg xapovOtjs TptT»j[g ivd(txT/’ovog)], xal avrijg ^f|i}g’)

/xl äirjvsxt'g, [-"rpög tö*) fff) avrfjg ixixffazslv xal bi xvpuvHV xal df ff[^ö^f iv I '') xavzl diaxozixä Sixaia^ xz&a9ui i'f'<^jif'.ff[öa]i*) avzi]g

xal zäv 6i'V O’(fw) avzijg Tfx[i']o>v, olxovofiflv xal öioixiiv Äfp2 a|ÜT|»j(g], xtaktlv vnotia^ai Xagleaa^ab ävt[tx«ra/l l^a^affö’at fig XQOixa »0 xal xgoxafiov'') d[iddt'(u(V) xa]l Siöövai rc'xvoig xa2 iyyövoig, xazakdifiai xal xagaxi/ixsiv ixl zovg ffovg xltjgovöfiovg xal diadöxovg xal diaxazöxovg xal xävzu üxc(|o;x[ Aöig ;ro](ffi' xal xgdzztiv f'x' [avjTijg, offcf ol vdftot xfAfifo[vff( tjoig avrorfAffffi dfff;ruTa(g 66 ;t£(i2 fiia avzäv Jiaxgdzzee&at xgdyftaza, äxaivzag xal dvtfixoäüszag dxö zov vvv ixl XttV, T|avr]r;[gJ Ttjg lg äil ßsßaicaOttog xal x«'8'apo;roii)ff[f Jipj*) x|«i| öfr^qpjjvtfwfffmg®)

T^g xagovatjg ;rpafffq)[g] xpög xaOav ßeßaimaiv 70 /loxoXoffdovffjjg ijiilv To[jg] xaXovUiv xal fii] ixtXevaa09ai rjftäg ä\ii]vvae&ai fiijz’ diiov Zivd ifxip {jft&v ixl [fff Ti)v| d)Pov(ii(rtjv) liybviezdzzjv

1) Kuggiero, I |>apiri greei e la stipulatio daplae (Bull, dell’ istit. di dir. rom. XIV) übersetzt zutretfend xlrjporöpo»- durch heres tcstamentariue , diüdojo; durch herea ab intestato und iiaxarofog durch bonorum poaseasor. Yergl. auch C. H. Müller, Archiv I, 438‘; Naber, Archiv III, 18.

8) ow Pap. Ebenso Z. 57.

3) P. (Irenf. I 63, 10: dxö IßSöurjS trJuxriowof^ xai avrf/s xai xal ixl

inprtxfi.

4) «pös erg. Wilcken.

5) P. Lond. I H. 233, 31 : fnixparflv xal xvpttvtir xal 9fex6^ttv xtI.

6) P. Lond. I S. 233,35: xräa^irt dioixflr o/xorupffe xl/ua&at ixfiie&ovx xiolflv xa^ajra^fiv driixaTallärrtip iio^elaPat x^vl^aa&at xrl.

7) Für xQoxa(tov weiß ich keine Erklärung. Das Wort steht deutlich da, nur wäre statt des a ein v mOglich. [Wohl = «pö yd/iov? Wilcken.]

8) BGÜ 313,6: xal t^x »op^x xa^apoxotijOMpfr. Sollte hier diviTx statt xopijv zu lesen sein 7 P. Orenf. I 60,40: fl dl [dofffvijoopai xffl ti)v fxdtxijjotx xal xaffapoTTolijoiv tuvtijc zf/s [xpdatai;].

9) ir/iprjpTtvini = iigiiwjiveie = defensio. Du Gange s. v. (V’itelli).

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Friedrich Preieigke: Ein Sklavenkauf des 6. Jahrhunderts. 421

’IOidmQav xal tois <Jotg xkrjQovdfioig xal diaSöxoig xal diaxatöxoig »fpl rijaäe Tijg

xgäafmg rgöxa firidivC' iäv dl 76

rj itij ßeßuuhao(i,tv xal dxoaoßi^aofiiv, tj (ilv fy[ol^os SxvQog ierm [x]ai xgoaaxoTi'öo) fj 6 vxlg iin&v ixi Os rijv ävovfiivtjv ^ ixl Tovg xagd Oov fUTcaiagaiyfit)/ofi/(vovg) ra rs xni

daxai'rj/iaTa xdvra xal ixixlfiov I6ym ag üöiov so

XP^og T'qv XQo[y]sy^a[iin]s\vrjv) r[t]/i^v öixk^v xal xdvra

rd ävakd/tara ^ ^t]uid>/iara dtxkd xgög rd

xal (isTtt xfyv xov xpooxi/iov xaxaxox^v ^ßßäo&ai

xijv xagovOav xgäoiv xvgtav oioav xal ßsßaiav

xavxaxov apo^f p] o/i]/(v»jv) apoao/wjo/ifvt/v ixl xdoijg so

dpx^S iiovaiag xavxl xuipd öid xavx6g'

xal xavxa ovxag sxsiv ddesiv xoutv tpvkdxxsiv Oxsgysiv

lyLfiivsiv slg xigag dysiv ixaitoadfis9a xtyv dylav

xal öfioovoiov xgidda xal xrjv ßaOiksi,x^v Omxrjgiav

{hco&ffisvoi Ooi fxl rf] ßsßaidosi r^g acepovtftjg so

xgdosag xal slg xi)v x[ax]uxoxriv xov <bg slxbg

dixXaoCavog xiitt^fiarög xs xal dvakäfiaxog, sl ovxa

xvxoi, xavxa ijfilv xd fixdgxovxa xal vxdg^ovxa

xgdyfiaxa iöya s’yfxt'gov xal vxo&rjxr/g dixala')

xa^dxsg ix äixtjg' xal apog xavxa xd xgoysygaiifis(va) so

ixsgaxr/^s’vxsg difioioyt/Oafisv dxoiaridfisvoi xal dxoxa^öftsvoi xdojj ßotj^si^ t'd|uwav ßorj&ovO^ rifilv ßoti&fjOai äwafi(ivtj) xaxd xfjg xagovOrjg xgaOsug tj xaxd /is'govg avTfjg. f ’Ev dvöfiaxi xijg dylag xal ^aoxoiov xal bftoovoiov xgiddog aatfp]6g xal X{g)t{ox)o(y) xal ayCov xvsvgxcxog loo sygd(p{r]) &ca& slxdg xgüxj] xgCrrjg tvd(ixxCovog) iv ’Elgfiov xöXsi (2. H.) öriiilov

T^g 0T]ßatdog. 1 1 + (3. H.) f ylvgtjktog Tlad’sguov&ig vlbg Xgioroipögov

(2. H.) TIa9efiujv9(ag

6 xgoysygafiiis{vog) id^siitjv xijv xagovOav xgäoiv xal Oxoixsl (loi xdvra

(3. H. ?) ar}(ilov

xd xgoysygaiifis{va) dg xgöxstxai. fff Aigtjkiog &s6dmgog Blxxogog dxb 'Egfi(ov x6ls)a{g) ä|(no)fr(£2g) sygai>a vxlg avxov ygdfi/i(axa) fiij los släöxog. f

(4. H.) f ^vaxöiiog*) Maxaglov 6 xgoysygajifi-ivog i&sfirjv xijv xagoiioav

1) P. Lond. I S. 202,69; P. Amh. II 161,19; P. Oxy. I 188,89.

2) Vor AvutöXios steht nur 1 Kreuz, ohne Beischrifl,

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422

AufHätxp

[»Jpäfftv xal 6toi%tl fioi ttävra tu XQoy6ygaii(i^{va) <bg x^xtirai.

(5. H.) f ^vp(j]itog) ’IcoKvviig KoXXov&ov &xb ['ß]pjiot> flt(dAfOjg) /i«p- TvpS xfj XQaOti. movtSag xagä r&v d-tfi^vav,

(laQTVffü öi xal tfi döati tov jrpvffi'ov töv vojtttffft(attov) reaadfat' svaTd&(fia>p) St’yrä ’j4i(e^aväpttag) r^(ff) tift^g.

HO (6. H.) f BCxtmg ^ax&g dxb 'Eg{fiov xöleag) (lagTvgä rfj xgdaei dxovaag xagd Tüv &tfidvmv,

fiaQTvgä di xai tf] döoii r[o]t) j;pn<Jio[i>] xäv rofug/iaucav reoadgav edo(Td)^fi<oi') ^{vyä) [’/#]A(f|avdpfiag)

Tift^(s) rfj(g) äovXtj(g). (7. H.) f ^vg(tjXtog) "Ixagxiog) &iodoo(ov dxb 'Egfwv (xöXeag) ftapTvpü rg xgdaei dxovaag xagd räiv &e/isvajv, fucgTvgä di xal Tg döaei tov xQvaCov räv vofne(ia(n'(ov)

reerfdgav tvo(Ta&iuov) £(^>>0) ’AXi^{avdQelag) tfjg rtfi^g. (8. H.) f f Avg{ilXiog) Eagaxiovog

115 dxb 'Egii(ov x6Xe)co(g') fiapTupü rg xagovOfi xgaOti ahrjd'tlg xagd t&v fitfiipav, fiagrvQä [d]^ xal rg ddoei tov igvoiov Täv voni6(iurlav Tcaedgav tv6T(dd'n<ov) ’/^if|a(t'dp£icg) rgg Tififjg.

(9. H.) y4vg(tjXiog) Za%agiag Ä’oAXovfrov ctxb l'£lpfj(ov ÄdA£)ca(g) \utQ- TVQä Tg xagovajj xgdan

ahrjd-tlg xagd Täv 9tfievav, ft[apjTvpö di xal Tg xaTaxo^fj^) tov 2pv| öiov]

lio Täv vofiiO/taTÜov Ttaadgoiv tvOT(d&iiav) ^vyp’AX(f^avdQt(ag) Tgg Tifirjg f

(10. H.) f f jd{l) iyiov 'imd(w)o'’ ovv ^{tä) ovnßoXaioyQ(d<pov) (anscheinend stenographische Zeichen).

(Dicht unterhalb der Unterschrift eine Zeile stenographischer Zeichen; da- runter eine Wellenlinie in der hänge der ganzen Zeile.)

(1. H. ) ’Ev dvö/utTi Tgg dytag xal [toon’oiov] xnd 6po[ovtf(dv rpicrdog] xgfTpög xal A(p)i(<Jt)ov xal dyiov xvsv^urog *ix]äg ap<p[Tjj]

Tp[^]TJ)g [i|vd(ixTA>t'og) [/jr '£p[ftoü xdXei Tgg &rjßatdog.]

115 f /Tcdeppovl d-ig wiög] Apt«JT( oqpdpov xal ’AvuTdXiog^ wloti*'*') MaxagCox> . p . . A[ :rap]ä T[öf «ilAoii'J

6(0(iaTt(ix6gmv äa[ü 'Egfiov jtdAfJog tv[ ]

XgrjUOTiXovTtg di ^ |

Tgg 'Egn(ov xöXftog) Tgg ö[ *) Tgg]

1) Httxanoxy Hcheint venebrieben fQr d6att. Die übrigen 4 Zeugen besebeinigen hier die doötg (die Hergabe), während in der nachfolgenden Urkunde die Aytox^ (das Wegbaben) von den Zeugen beBcbeinigt wird.

2) Das a ist sicher.

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Friedrich Preisigke: Ein Sklavenkauf des 6. Jahrhunderts. 423

ävtaxijg »'■‘''•apä^fcos AvgijXCa ’loiätög^ xfj fvyfvffftaTij] iso

&vyaTpl BlxTOQog «ä[ö avxfig 'Eq(i{ov «oksag)

KttQa Oov tS)v tov xif[v<}iov vo(fu6fuxTcov) ä ev(ST(d&fic3v) Jtiyö]

’AXe^aväpcüxg TTjv rf[ ] d^ücg Sixalag

diaxpad-H'arjg öoi[ ] iovitig iWo([v(>ag ’AraXov]

TW dvöficcTi (ttTa[xX7j9e^atig wvl nag« 6ov Evrvxiccg] u5

[(i)]g iräv dädsxa \7tkB<o Huttov ]

T^ dvvdfiH Tt]s fi’yfr[fffTaTJjs ’latdtogag diä ravxTjg T^g]

:tQ«aiiag rfjg xal xrj .[ ] ixaif[olovd'ov6t]g {jiiiv]

öiä Xttvxbg xavx[l xgöxm ]

i.'rl sidatjg öpxfjjS i^ov<fia]g xavxl xg6v\a xal xatpwj'j uo

y{ivexai) xQ(vaov) v{ofiionttxa) ä [f Jt'ffT(afrfta) f(i’}’c5) ['/^^{^(ai'dpfiKg)] xal firjdsva X[6yov

:tQ6g Ob ^ ^ipög xovg [ffoi’ig xAtj(»]oi'd;iot>g xal d[t«dd;i;oiig xai]

(llo)

diaxaxaxöxovg fi7j[dBvl xpojca ]

ftfld . [.] xaxoxiil ] iv 6v6fi(axi) r\^&v [ ]

oür^g ^ xi/x^iiaxog f; f J . [ ]

XCfl/iOBCOg tj XBQl[ ] T(^i^fiaT[og ]

dyayijg xal ixoxfjS <5L ^Jftßg BlXfjtpBvat x-fjv

xifiijv ix nlt^Qovg, f*pög vfiBXB'gav] do(p\(ikBiav TaiiTijv]

x^v xagovOav xkrj[QBOxdxrj]i' ux6dBi%i.v*) [ |

'Eygd(p{fj) xa y tv[d{ixx(ovog .] (3. H.) f 1 1 viv[p(>j7tog) fla&Bg- im

/tofl&tg]

6 xgoyByga(i(i{Bvog) i9‘Bii[rjv xi/v xagovOav (hcdd£t|n/ xal]

[oxoixBl fun xdvxa <&]g xgöx{Bixai). f f ..^vpi]A[tog*) ]

fiagxvgä xfj dxox\fj dxovoag »a]pd rät' &Bfiivmv. t [Av{gt}- kiog) ]

ö*i) 'Egfi{pv srd^fog) (lagxvgä x^ &x\o\x^ dxovoag xagd xäv ^BftBvetv]. Atig^ki-og ©£d[dfl3pog Bixxogog*) d^(ia)^(Blg) eyg(aira)] Ua^Bg- iss

/sorO'£Mg]

ygdfifi(axa) firj Bt’döxog. ■]• Avg(ijkiog) [’Avaxökiog Maxagiov 6 xgoyB- ygafifi(ivog)]

i&B'fiijV xagoi'Oav [öirddsiltv xal OxoixB^ l^ot xdvxa o>]g irpd-

[x(«Tat)|.

1) Wegen der Ergänzung vgl. Z. 86.

2) Wessely, Denkschr. XXXVII Nr. 54, 16: xcrl xgöi [viiet((/av dffqpd^Icucv

rat*T»)v xcir(oi]>ifia:i' eoi &n6itiiiv,

3) Eine Identifizierung der Hände ist mir wegen der srhlechten Heschaffen- heit der Bruchstücke von hier ah nicht mehr möglich.

4) Der Schreihvertreter unterschreibt hier mit seinem Namen nicht unmittel- bar hinter dem Namen des Vertretenen.

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424

Aufsätze

f [^ü(»(tjXios 0caxtt (iccqtvqSi rij töroj;fi äxovaag xapä räv

d-(fu'vav. t v4vg(rjiios) ]

[/uapTfpä Tt] äaoxfl dxovffag xapd twv ^efiivojv. f ^vp(»/Aiog)

/CoAjioud’o[v]

ICO [^apri’pä rfj dxoJxfj axov<!a\g «agä räv dcftcVrar].

(10. H.) iiio^’l(od(vv)o” <svtM^<?) \6v(ißolaioyQ{ttipov) ]

(Hier fehlen die etenogiaphiccben Zeichen, doch folgt unter Z. 161 die Wellenlinie).

Straüburg (EleaB). Friedrich Preisigke.

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Beiträge zur ägyptischen Metrologie.

VI. Verschiedene andere Hohlmaße.

1. Ein großes Maß yon nahezu 12 Artaben findet sich, wie Spiegelberg*) vermutet, in einem demotischen Papyrus der Kniserzeit. Es ist durch PI bezeichnet und scheint 11 Artaben enthalten zu haben. Setzen wir als Artabe das unter der römischen Verwaltung übliche thesaurische Maß von 29,18 1*), so kommen auf das Maß PI .S41 1, ein Betrag, der nur um einen kleinen Bruchteil hinter 39 römi- schen Modien = 341,4 1 zurücksteht. Zu der altägyptischen Artabe (== 80 Hin) verhielt sich H nahezu wie 75 : 8; ursprünglich also hat dieses Maß wohl die Norm von 75 hekt oder 7.50 Hin (oben Abschnitt II § 10) = 341,9 1 dargesteUt.

2. Hierbei sei noch auf das Maß für Getreidespeicher hingewiesen, das nach dem mathematischen Papyrus Rhind um 1700 v. Chr. in Ägypten üblich gewesen ist.’) Es enthielt 20 königliche Kubikellen = 6400 Hin = 2918 1. Darin erkennen wir mm einen Betrag von 3200 ägyptischen Choiniken (ob. H § 2) oder 100 thesaurischen Ar- taben ^) und schließen daraus, daß die thesaurische Artabe zu .32 Choi- niken wahrscheinlich schon zu jener Zeit in Ägypten üblich gewesen ist.’)

1) Die demotiechen Papyrus der Straßburger Bibliothek 40.

2) Oben Abschnitt II § 1. III § 8 f.

8) Kisenlohr, Rin mathem. Handb. der alten Ägypter 99 vgl. mit 11. HulUch, Metrologie’ 370.

4) Also betrug 1 thesaurische Artabe, die wir früher als den Kubus des Fußes von 0,308 m bestimmt haben (II § 16), zugleich 1 des Kubus der königlichen ägyptischen Elle, die nach den Ergebnissen früherer Untersuchungen zwischen 0,626 und 0,627 m anzusetzen war (Metrologie 364 f.). Nehmen wir das Fünffache der thesaurischen Artabe = 146,90 1, so erhalten wir für die königliche Elle 0,62644 m. Da der Kubus der kleinen Elle 91,186 1 hielt (II § 10), so ergeben sich für diese Elle in möglichster Annäherung 0,46010 m. Demnach war das Ver- hältnis der kleinen zur großen Elle nur ungefillir = 6:7, dagegen nach den ge- naueren aus den Hohlmaßen entwickelten Bestimmungen = 6:7,0176.

6) Von der Römcrherrech:ifl rückwärts ist der Gebrauch derselben Artabe für die Ptolemäerzeit im II. Abschnitte (S. 276 Aum. 4) wahrscheinlich gemacht worden.

r

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426

Aufsätze

3. In dem aus dem 1. .lahrh. n. Chr. stammenden Pap. CCLXV des British Museum ') werden sechs verschiedene Artaben unter den Namen äpdfia, dvtjifOTixä, 0iXix3zov, räXXov, 'Egfiov erwähnt

und nach ihren wechselseitigen Verhältnissen bestimmt. Unter diesen Maßen ist allein die ägTußtj dpdpoj*) aus anderen Quellen bekannt (ob. UI § 21 ). Die einfachsten Verhältniszahlen ergeben sich, wenn wir mit Kenyon die dprd/Sij Spitze stellen. Dann er-

halten wir

jrajlxrä : dpdp« = 25:32

: avriXoTix^ = 21:20 jaXxä : OiUxxov = 10:11 XaXxä : UKääoo = 200 : 207 ;[a>lxä : 'Eg/wv = 25 : 26.

Eine andere Spur konnte, wie cs schien, ans dem zwischen xcolxrä und 0iki7caov bestehenden Verhältnisse 10:11 entnommen werden. Denn da es nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit lag, daß, wie die alt- ägyptische Artabe zum ivötxayiftgov sich ebenfalls wie 10:11 verhielt (_I1I § 22), auch das Maß der Artabe von 40 Choiniken das gleiche war wie das der Artabe %aXx&, so konnte man nach dem an erster Stelle verzeichneten Verhältnisse 25:32 eine ägrcißii ögöfi^ von 59,2 Choiniken berechnen. Allein die letztere Artabe hielt nach zuverläs- siger Überlieferung 10 fiftga zu 4 Choiniken und war sonach der alt- ägyptischen Artabe gleich, mithin die Artabe kleiner als diese.

Man würd sich also dabei beruhigen müssen, daß das Verhältnis 10:11 oder der Zuschlag von 10 Prozent zu einem im Verkehr anerkannten Maße auch auf andere Maße als die altägyptische Artabe Anwendung gefunden hat.*)

Wir halten also daran fest, daß die Artabe dgofia unseres Papyrus dasselbe Maß wie das oben lU § 21 erwähnte war. Dann konitnen auf die

Artabe xalxü 31,25 Choiniken >=> 23,5 1

29,76 27,14 1

*ilinxov 34,37 = 31,36 1

räXXov 32,34 = 29,49 1

'Ee(iofi 32,5 = 29,64 1.

1) Kenyon, Greek Papyri II 257 ff.

2) Mit Wileken liabc ich tiüher dgöniar geschrieben; allein «He ini Londoner Pap. hinzugekonuuenen Uenennnngen xalxä um! detjlarixö beweisen, daß auch igöiiip nicht zu ändern war. Es war nicht ein Maß 'der Märkte’, sondern ein solches 'nach der Norm des Marktes’.

3) Mehrläi h sind die Bildungen von neuen Normen durch den Zuschlag von j>„ zu einer älteren Norm Itei den Gewichten heobachtet worden. HulUch, Ge- wichte des Altertums, Abh. der Leipziger Ges. der Wiss. XVIII 2 (1898), 163f. 179.

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Friedrich HulUch; Bcitrfijfe zur il^^yptischen Metrologie VI. 427

Es kann kein Zufall sein, daß drei von diesen Maßen nach durch- sichtigen Verhältnissen sich eng an die thesaurische Artabe von 32 Choi niken (ob. II § 1. III § 1. 8) anschmiegen. Denn von den Artabeu laiUoi' und 'Efffiov i.st die erstere um ^ Choinix, die letztere um ^ Choinix größer als die thesaurische Artabe, während %uXxä um j Choinix hinter derselben zurückbleibt.*) In diesem ganzen Systeme ist demnach sowohl das uralte ägyptische Hanptinaß von 40 Choiniken oder 80 Hin als Ausgangspunkt erkennbar, als auch die Annäherung au das kaum minder alte thesaurische Maß von 32 Choiniken (ob. § 2) imzweifelhafl. Nachträglich bestätigt es sich nun auch, daß unsere An- sätze der altägyptischen Artabe und der Choinix als derselben richtig waren, denn von keinem anderen alten Maße aus würden wir auf die drei erwähnten Annäherungen an die thesaurische Artabe gekommen sein.*)

Die von Kenyon a. a. 0. 258 erwähnte 'ungenannte’ Artabe des Pap. CXXV des Brit. Mus. ist, wie ob. Abschn. H S. 274 nachgewiesen wurde, die Artabe nach der Norm des babylonischen Maris = 30,30 1, die sich zur thesaurischen Artabe wie 25 : 24 verhielt.

4. Im vorigen Abschnitte sind die attisch-ptolemäische und die kleine provinziale Kotyle als Maße von je 00 Einheiten dargestellt worden, die sich zu einander wie 4 ; 3 verhielten. Die attisch-ptole- mäische Kotyle hielt also 80 Einheiten der anderen Kotyle, und jeder Einheit der anderen Kotyle entsprach ein Gewicht von | Kite oder 1 neronischen Denar. Auch der Verfasser eines im Berliner Papyrus 7094 enthaltenen, aus dem 2. Jahrh. n. Chr. stammenden Fragmentes’) rechnet nach Drachmen von je einem neronischen Denar und vergleicht verschiedene Hohlmaße, die bei ihm den Gattungsnamen [viov d. i. Maß- gefäß,* führen, mit einem tTY, dem er ein Gewicht von 80 Drachmen zuteilt. Mithin ist fcTY nur ein anderer Name für die attisch-ptole- mäische Kotyle oder römische Hemina.*)

5. Auf das Ety folgt in aufsteigender Reihe zunächst das Ivtov TO xatä TT)V laxQixilv. Da ihm ein Gewicht von 100 Drachmen zuge-

1) In ähnlicher Weise scheint die Artabe Avrilarixä an die Art. von 80 Choi- niken (in § 8. 10) angenähert zu sein, denn sie ist wohl um j Choinix kleiner als die letztere anznsetzen.

2) Zu erwähnen sind hier die Vermutungen von Kenyon (a. a. 0. 268) und Gi enfell-Hunt (Tebtunis Pap. 282 f.), daB die Artabe dpopm gleich der Art. ntxtm tpofiKÜ (ob. in 8 1) gewesen sei. Auf ein MaB von 31| Choiniken sind auch Grenfell-Hunt 233 gekommen; doch wird dieses von ihnen ctvtjltaTtxü benannt.

3) Kalbfleisch, Papyri Graecae Musei Brit. et Mus. Berulinensis, l^eklions- katalog Rostock, Summersemester 1902.

4) Vgl. den Kikurs von Hultsch a. o. 0. 11 ff.

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428

Aiifa&tze

schrieben wird, verhielt es sich zur attischen Kotyle wie 5 : 4 und faßte 0,ß42 1. Zu der kleinen provinzialen, ebenfalls bei den Ärzten üblichen Kotyle (ob. Abschn. V § 3) stand es wie 5 : 3. Als Teilmaße erwähnt der Verf. des Fragmentes die Hälfte zu 50 Dr. oder 0,171 1, das Viertel zu 25 Dr. oder 0,085 1 und fügt hinzu, daß analog auch andere binäre Teile berechnet werden können. Ein Achtel wird zu Anfang des Fragmentes zu 12^ Drachmen bestimmt.

6. Ein anderes fviov wird auf 128 Drachmen gesetzt. Dieses (le- wicht ist = 48 Kite = 1 euboisch-attische Mine.') Da sich das moi’ von 128 Dr. zur attischen Kotyle von 80 Dr. wie 8 : 5 verhielt, so fußte es 0,438 1 und näherte sich dem altägyptischen Hin von 0,456 1. Das genaue Verhältnis zum Hin war = 24 : 25. Eingeteüt wurde es, wie das vorher erwähnte tviov, in Hälften, Viertel usw. Das Achtel war gleich dem xvetd'os der hippiatrischen Kotyle, das Zweiunddreißig- stel erscheint unter den ärztlichen Kleinmaßen als XWV ^ lityälrj oder (ivOTQov oder ßaeilixhv xuqvov, wozu noch als ^ ein xox^iaQiov und als ein Uovrixov xäpvov kommen.*)

7. Zwei andere in demselben Papyrus angeführte Gefäße dienten zum Abmessen bestimmter Heilmittel. Ein i~viov rov ipoivixivov &(ftov*) wird auf 2(!5 Dr. gesetzt, wonach sich ein Betrag von 0,!)06 1 berechnet, der nur um 6 Tausendstel des Liters hinter der ägyptischen Choinix (UI § 8) zurücksteht. Die Hälfte = 0,453 1 erreichte fast genau den Betrag des altägyptischen Hin. Das im Papyrus erwähnte Achtel zu 33)i Dr.*) faßte 0,113 1. Unter den sonst bekannten Maßen steht ihm am nächsten das Drittel der hippiatrischen Kotyle = 0,109 1.®) Doch verwehrt es der immerhin merkliche Unterschied, beide Maße in eines zusatnmenzubringen.

8. Zum Messen von Hülsenfrüchten diente das tviov rov äfifog xal xvjiCvov xed Tü)v Xoixäv SaxQ^cov xdvrav, d. i. des Kümmels, der Kümmelart Amis und aller anderen HOlsenfrüchte.*) Wie viele Drachmen auf dieses Maß kommen, bleibt im ungewissen. Kalbfleisch merkt an

1) HulUch, Gewichte des Altertums 39 f. 41 f. 66 ff. 160. 202 b.

2) S. die Nachweise in der Übersicht über die kleine provinziale Kotyle, Abschn. V § 4.

3) Kalbfleisch a. a. 0. 10b Z. 2f.

4) Dahinter folgt in Z 3 des Papyrus eine Abkürzung, die von Kalbfleisch anfangs gelesen worden ist. Laut brieflicher Mitteilung von Schnbart ist viel- leicht ^ zu lesen; es kann aber auch (wie Kalbfleisch bei einer nochmaligen Re- vision bestätigt fand) x“ gewesen sein.

5) Uultscb, Metrologie* 638, V.

6) Kalbfleisch S. 10 b Z. 4 6. Der Pap. hat xvptivov und oaxi/tap.

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Friedrich HalUch; Beiträge zur ägyptischen Metrologie VI.

429

'aut fuisse Tidetur aut xd’, wozu Schubart brieflich mitgeteilt hat, daß xd sehr viel wahrscheinlicher als %i ist. Danach würde dieses Muß zu dem Viertel des tviov xar« UctfrpixTjv (ob. § 5) sich wie 24 : 25 verhalten und gleich 0,082 1 sein.

9. Ein fviov von 50 Dr., die Hälfte des eben erwähnten fviov xard Ti^ IttXQixijv, mithin = 0,171 1, wird im Papyrus Z. 22 vgl. mit 23 f. als Flüssigkeitsmaß zu J J einer nicht näher bezeichneten Ko- tyle bestimmt. Diese hat sich also zum fviov von 50 Dr. wie 16 : 7 und zur attischen Kotyle oder römischen Heminu von 80 Dr. wie 10:7 verhalten, mithin i Sextar = 0,391 1 betragen. Nun hat die Artabe nach dem Steuer- oder Pächterniaße (ob. II § 1) 68;} Sextare gehalten, mithin ergibt sich die Kotyle von ^ Sextar als 5>)) dieser Artabe.*) Da nun zu demselben Systeme wahrscheinlich auch ein Medimnos von 1| Artabe gehört hat, dessen Hekteus als pontischer Kypros bekannt ist, so gewinnen wir die folgende Übersicht der zur eegraßt] fiirgm q>o-

gixä gehörigen Maße:

Liter

66,28 Medimnos 1

S7,52 ArUbe 1

9,88 Hekteus (kyprischer Modius) 6 4 1

0,891 Kotyle 144 96 24

Wahrscheinlich hat dazu, ähnlich wie im ptolemäischen Systeme*), noch ein xovg von 12 Kotylen = 4,69 1 gehört.

10. Da die pergamenische Artabe ihrem Betrage nach der eben erwähnten Artabe gleich war, als Teilmaß aber eine Kotyle = ^ Ar- tabe unter sich hatte (ob. 11 § 1 a. E.), so verhielt sich die xozvh] Hexga <pogtx& zur pergamenischen Kotyle wie ,5*0 : = 96 : 80 = 6 : 5,

und es ergibt sich daraus, daß der hispanische Metretes, der zur per- gamenischen Artabe sich wie 5 : 6 verhielt*), ebenfalls in 80 Kotylen eingeteilt wurde; jedes Achtzigstel aber betrug eine xoriUij gitgg> <po- gix^ = 0,391 1, während das Achtzigstel der pergamenischen Artabe auf 0,469 1 auskain. Es scheint rätlich, hierzu eine vergleichende Übersicht beizufügen:

Liter

S7,62 1 Steuerartabe 1 hiBpaniacher Metretes

81,26

9,38 1 Steuerartabe

11^1 ,, (perg^am. Kotyle)

0,891 hispanischer Metretes

1) Ausrechnung: 684 : 4 " : 6 96.

2) Metrologie S. 266. Oben Abschnitt II § 8.

3) Ein FldssigkeiUmaB der Provinz Hispanien, Berichte der Leipziger Gesellsch. der Wies. 1897 S. 203. 206.

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430

Auffifttze

VII. Die FlUssigkeit^maße.

1. Das metrologische Fragment von Oxyrhynchos, das für die Trockenmaße so wichtige Aufschlüsse gab, teilt über FlUssigkeitsmaße nur mit, daß auf den Metretes 12 Chns oiler 144 Kotylen imd auf den Uhus 12 Kotylen kommen.*) Das ist die Ordnung des ptolemäischen Systems*); nur fehlt hier der Metretes, an dessen Stelle in dem Fragmente ntpl fietgav die Artabe steht, während in der zehnten unter Galens Namen überlieferten Tafel tuqI (lixgav xcd ara&fiöv auf den Medimnos, der zwei Artaben hielt, als Zwölftel das rifilfxtov und als Vierundzwanzigstel der j;oög folgen. Doch finden wir unter Ptole- maios II Philadelphos als gesetzliches Ölmaß einen g£Tpi;Tj)g dojdfxä- ;(otjg*), der sicherlich keinen anderen Betrag als die ptolemäische Artabe gehabt hat. Zwar wird in einem anderen Fragmente icsqI iiizgav ein ftfTp7jTj)g iXaiTjQÖs erwähnt, der dem Maße von 160 Hin (Abschn. II § 10) gleich war nnil ein halb so großes Ölmaß im Betrage von 36,47 1 neben sich gehabt hat*); allein so wahrscheinlich auch für die römi- schen Zeiten eine Rückkehr zu den alten in Ägypten einheimischen Maßen sein mag, so konnte doch der zweite Herrscher in der Reihe der Ptolemäer schwerlich einem anderen Ohus, als dem nach der ptole- luäischen Elle regulierten, gesetzliche Geltung verleihen. Wir werden demnach den Metretes von 12 Uhus der ptolemäischen Artabe gleich- setzen; nur die Benennungen waren verschieden, je nachdem Getreide

1) (ireenfell-Hnnt Oxyrhynchus Papyri 1 S. 78, 13 f.: Ijit 6 iUTQr)T^i

d xortU«; 1^, foart fivai rov fifTpT/T7;p xorvlöp

2) Metrol acript. T 258 § 5 vgl. mit 242 § 1—6. Metrologie 624. Vgl. oben Abachn. II § 3.

3) Grenfell, Kevenue I.awa Col. 40. 11. 46,4. 63, 20. 64, 2. Wileken, Griech.

Uatraks I 757 1'. Bei Grenfell-Hmit, PayOm Towua Nr. U5, 14 f. 22 f. (2. Jahrh. n. Ohr.) handelt es aich um Kiitleibiing einer Ölpresse. Der Entleiher verspricht zu ge- wissen Terminen je ?pa jioitg gepreßtes Olivenöl, V)ex. Kettiehöl als

Miete zu liefern. Dazwischen werden auch Lieferungen von je 12 Ohus erwähnt; der Schreiber hat also die einzelne» Chus bis zu 12 gezählt und die Benennung titTfrjTiif erst dann gebraucht, wenn zur Zwölfzahl noch mehrere Chus hinzn- kamen. Auch in den Amherst Papyri II Nr. 77, 49 (ans dem J. 139 n. Chr.) wird ein iXaiov gtrpijrrit erwähnt. Ebenda Nr. 93, 10 f. wird in einem Kontrakt« über die Entleihung einer Ölpresse aus dom J. 181 n. Chr. eine Miete von fXaiov ga- ifapipcop xtgufilap Imä versprochen. Nach Salluzzi, Rivista di »toria antica, nnova Serie, VI (1901), 14 war das xtgagtop (Xittov = | g*rer;rijs Siadfxdzove 19,70 1; doch ist auch nicht ausgeschlossen, daß der Verfasser der Urkunde diese Bezeich- nung synonym mit gftpijriys iXaiov gebraucht habe.

4) Unten § 12.

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Friedrich Hultsch: Beiträge *ur ägyptischen Metrologie VII. 431

uud auderea Trockene oder Öl gemessen Mmrden.*) Weiter kommt in Betracht die Festsetzung eines futQrjrfjg öxrdxovg durch denselben Fhila- delphos.*) Das war das gesetzliche Maß für den Wein, wie es als xtpdfiiov schon unter Philadelphos*) und als xigdiuov olvov häufig in jüngeren Urkunden erscheint.*) Als Zweidrittelmaß des Metretes von 39,39 1 hielt es 2ü,26 1. Wir erkennen darin das Vorbild für die römische Amphora und verzichten auf den Versuch, zur altägyptischen Artabe ein Zweidrittclmaß von 24,32 1 zu bilden, von welchem aus keine Brücke zu den römischen Mußen führen würde.

Endlich ist noch an den Metretes der georgischen Maße (unt. § 10) zu erinnern, der zwar eine andere Einteilung wie der ptole- mäische StaSixdxovg^ aber den gleichen Betrag wie dieser hatte.

2. Daß das xfpdfuov olvov = } Artabe war, hat schon Brugsch aus deinotischen Heiratskontrakten geschlossen®); doch hätte er die Be- träge der Artabe und des Keramion nicht auf 39,68 1, bez. 26,45 1 an- setzen sollen. Er beraft sich auf die Inschrift aus der Zeit Thutmosis 111., wonach ein Quantum Getreide, das ein großes, auf 10()(K) Hin bemes- senes Gefäß füllte, zu 36692 Deben abgewogen worden ist.*) Da das Wassergewicht des Hin 5 Deben beträgt’), so berechnet sich daraus, unter der Voraussetzung gleichen Volumens, als Verhältnis des Wasser- gewichtes zum Getreidegewichte 1:0,733K4.") Statt auf diesem in-

1) Meine frühere Annnhiue, daS mit der ptolemäischen Artabe Trockene» wie Flüssige» gemessen wurde (Metrologie 624), ist also dahin abzuUndern, daß das Maß der Artabe auch für das Abmeasen des Öles, jedoch unter anderem Namen galt. In dem Systeme der georgischen Maße (unt. § 10) war der Metretes elien- falls der Artabe gleich und nicht bloß auf das Abmessen des Öles besebrünkt. über die Verwendung der Artabe zum Messen von (letreide und Früchten vgl. Wileken, Ostr. I 739 f.

2) Grenfell, Revenue Laws Col. 31, C: rov fu rov 32, 19: omov tov Auch in den ebd. S. lS7ff. herausgegebeneu Papyri des 3. Jahrii. v. C'hr. hanclelt es sich um Metreteu Wein». Grenfell S. 191 f. Wileken, Ostr, I 757 f.

8) Grenfell a. a. 0. S. 19 Col. 32, 3 f.: xfgafua . . . ixava rtai oivcoi rtoi evv- ayofUPOH u. 8. w.

4) Wileken, Ostr. I 758 tf. Auch bei Grenfell-Hnnt Fayüm Towns und Aroherst Papyri findet sich das xred/uov olpov häufig, z. B. Ainherst Pap. Nr. 48, 5. 13. 19 aus dem J. 106 v. Chr., Nr. 77, 40. 44. 46 aus dem J. 139 n. Chr.; Fayüm Towns Nr. 73, 4 aus dem 2. oder 8. Jahrh. u. Chr.

5) Ägyptologie S. 381 f.

6) Lepsius, Abhandl. der Berliner Akad. 1871 S. 40; Denkmäler Abt. 3 Bd. 5 Blatt 39a und d. Hultsch, Metrolope 373, 3. 377. Brugsch, Zcitschr. f. Kthno- logie 1889 S. 89 f.; Ägyptologie 378 ff.

7) Nach Abschn. U § 10 kommt dem Maße von 80 Hin ein Wassergewiebt von 400 Deben zu.

8) Dies ergibt für den Hektoliter 73,384 kg. Von deutschen Weizenaorten

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432

Aufsätze

schriftlich bezeugten Werte weiter zu bauen, konstruiert sich Brugsch, indem er die Gewichte von Weizen, Gerste, Durra, Mais usw. in eins zusammenwirft, ein angebliches Verhältnis des Getreidegewichtes zum Wassergewichte == 1 : 0,7300, während er doch umgekehrt 0,7305 : 1 setzen mußte. Weiter stellt er nun dem Hin mit dem Wassergewichte von 5 Deben ein 'Getreide-Hin’ mit einem Inhalte von 1,3027 gewöhn- lichen Hin = ca. 0,02 1 gegenüber, gelangt dann, indem er diesen un- sicheren Wert mit 04 multipliziert, zu einer Artabe von 39,08 l und berechnet daraus ein Zweidrittelmaß von 20,45 1.*) Alles dies kann nicht aufkommen gegen die ganz zuverlässigen Bestimmungen zu je 2 Fflniteln der Kuben der zugehörigen Ellen in Verbindung mit den entsprechenden Wassergewichten, wonach auf das Zweidrittelmaß der ptolemäischen Artabe ebenso wie auf die römische Amphora kein höherer Betrag als 20,20 1 zu rechnen ist.*)

3. Zwei Keramien bildeten den di:tXoxdpaaog^, ein dem attischen Medironos gleiches Maß im Betrage von 52,52 1.

4. Ein Weinmaß war wahrscheinlich auch der dexdiiipoQog 3T(dO(?, welchen der unter Philadelphos lebende Tragödieudichter Sositheos er- wähnt.*) Mit dem Fasse von 10 Amphoren kann der am Hofe des

stehen diesem Betrafr am nächsten der sächsische Weizen mit 74 70 kg für den Hektoliter und der Weizen aus den Provinzen Ost- und Westpreußen mit 76 73 kg. Merklich höher steht der braune Posener Weizen mit 78 75 kg.

1) ln Wirklichkeit hat diei^em Ansätze die Berechnung zugrunde gelegen, daß die römische Amphora von 48 Sextareo = 26,26 1, nach dem Verhältnisse des ägyptischen Hin zum römiHchen Sextar «»5:0 (Metrol. 868), 57| Hin enthält. Dafür hat Brugsch, wie aus seinen Ausrechnungen hervorgeht, die Abrundung zu 58 Hin gewählt und ist so aut einen Betrag von 20,46 1 gekommen, den wir für eine ägyptische Artabe, nur daß statt der 58 Hin 28 Choiniken zu setzen waren, in Abschn. III in Anspruch genommen haben. Statt des von Brugsch ersonnenen 'Getreide-Hin* tritt bei binärer Zerlegung der ptolemäischen Artabe der Teilbetrag

= 0,615 1 mit einem Wassergewichte von 6J Deben »s* 014 g ein. Dieses Maß berührt sich sehr nahe mit dem Sechzigstel der altägyptischeo Artabe 0,008 1, dem ein Waasergewicht von 6J Deben 606 g zukommt. Aber trotzdem sind beide Maße auseinander zu halten, denn das eine ist » das andere » des Kubus der ptolemäischen Elle.

2) Absebn. II § 4. 10. Da die altägyptische Artabe mit dem Wassergewichte

von 400 Deben sich zur ptolemäischen Artabe wie 25 : 27 verhält (11 § 9), so kommt auf die letztere ein Wassergewicht von 432 Deben oder 1| ptolemäisches Talent (II § 4) und auf den 6%rdxov^ (*■ j ptolem. Artabe) 288 Deben

oder Ij^ Talent oder 80 römische Pfund. Letzterer Betrag ist bekanntlich als Ge- wicht der römischen Amphora sicher überliefert.

3) Wückeu, Ostr. I 769 f,

4) Sositheos bei Athen. X 415*^: nlvft d’ fver xaXuiv fiexQ7jrr,v rbv

nL&ov. Es ist von einem Nimmersatt im Essen und Trinken die Rede, der ein

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Friedrich HulUch: Beitrüge zur ägyptischen Metrologie VII.

433

Königs angesehene Dichter doch kein anderes als das gesetzliche Wein- Diaß von 10 fUT^ud oder xt^äfiia ofvov = 262,6 1 gemeint haben. Nebenbei geht aus dieser Stelle hervor, daß schon im 3. Jalirh. v. Chr. der fittQrjriig dxra^ovs auch u^^oQfvSi später bei den Körnern amphora, benannt wurde.')

5. Die Geräße, in denen von Knidos, Kos, Kolophon, Hhodos Wein nach Ägypten eingeführt wurde, waren auf bestimmte und sich gleich bleibende Beträge geaicht. So ist es gekommen, daß Kvlöiov, Käov, KoXoqxöviov, 'P6ÖIOV Benennungen für Weinmaße wurden, mochten sie nun mit den von Knidos usw. eingeftthrten Weinsorten oder mit ein- heimischen Weinen gefüllt sein.*) Das Koloqiäviov (pirgov) setzt Wilcken gleich 10 Keramien*) und erkennt in dem noch unerklärten Maße ad(fu^ das Doppelte des KoXoqxövtov.*) Im allgemeinen ist au- zunehmen, daß diese durch den Handel nach Ägypten übertragenen Maße nach den Normen, die an den Ursprungsorten galten und unter denen der attische Metretes gewiß nicht gefehlt hat, bestimmt waren.

6. Rechnerisch unterlag der pcT^rfig öxrdxovg der duodezimalen Teilung*); die Hälfte war = 4 Uhus, 4 = Chus 8 Kotylen, } = 2 Chus usf. Als kleinster Bruch ist bisher = 2 Kotylen nachgewiesen.

Faß von 10 Metreten täglich auetrank und dem dieses tretea vorkam.

1) Also war es eine ältere Tradition^ wenn das Fragment dessen

Quelle in das 1. Jahrh. n. Chr. zurückreieht, Metrol. scripi. 1 257, 23 ff. meldet: 6 üfitfOQfvg Ttaif* ivioig Xiyfvai ovv iifua^<p6Qta dvo, S nalovöi rtu^g

xddovg^ "PfOfialot dh o^Qvag. Die Gleichung dieses Weinmaßes mit der römischen Amphora bestätigen die im Index zu den Metrol. script. unter 2 ange-

führten Stellen.

2) NVilcken, Ostr. 1 764 ff. Das Kaov ist neuerdings anch durch das Ostra- kon 44 von Fayüm Towns belegt worden.

3) Nach dem Berliner Ostrakou bei Wilcken, Ostr. 1 765 kosten 700 Doppel- keramien 1 Talent 2400 Drachmen 8100 Dr. Dies ergibt, wie der genannte Ge- lehrte mir brieflich mitteilte, für 1 Doppclkcramion 12, mithin für 1 Keramion 6 Drachmen. Es wird aber der Preis für die 700 Doppelkeramicn berechnet nach *dem Satze von GOO Drachmen für 10 KoXotpwput. Ein Kolophunion kostete also 60 Dr., und da diese Summe das Zehnfache des Preises für 1 Keramion beträgt, so ist 1 Kolophonion = 10 Keramien 262,6 1, mithin auch gleich dem vor kurzem erwähnten StxuiKpoQog nl&og zu setzen. Dolia von etwa 0 römischen Amphoren (die den ptolemäischeu Keramien gleich waren) und größere bis nahezu 40 Am- phoren habe ich in den Ber. der Leipziger Gesellsch. d. W’iss. 1837 S. 206 f. uach- ge wiesen.

4) Ostr. I 766.

5) Wilcken, Ostr. I 758.

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434

Aufsätze

Als konkretes Maß hieß der halbe Metretes fitrpov TfTpdjroov^); dies war also ein der römischen üma gleicher Betrag. Dazu kam ein Viertelmaß, das Ttraptov*), = 2 Chns. Neben dem 3;ovg wird als Hälfte ein {jfu'xovv erwähnt.’)

7. In den Begräbnisstätten von Kasr el Banat und Harit im Fayum sind außer dem Fragmente einer Amphora mit der Aufschrift ^

(Anm. 1) mehrere andere Fragmente mit der Aufschrift | aufgefunden worden.*) Da diese | zu 1, 2, 3 usw. gezählt werden, so haben wir es auch hier mit einem konkreten Maße namens Tttvtdxovv (oder xev- rdioov) zu tun. Es hielt 60 Kotylen oder 30 römische Sextare = 16,41 1.

Aus dem Papyrus Magdöla weist Wilcken, Archiv f. Papyrus- forschung III (1904), 303 t^d^Ott und xevrdxoa xs^dfua otvov nach.

8. Über die gegenseitigen Verhältnisse der ptolemäischen Flüssig- keitsmaße ergibt sich demnach die folgende Übersicht:

Liter

52,52 diTrlox^^ajuo^ (Weinmaß)

1

39,39 SaSfxdxovi (Olmaß)

H

1

26,26 ptTpTjrrjtf dxrdxovg^ xtgu^iiov otrov

2

1

13,18 ^uxQüv tttQcixooi’

4

3

2

1

6,565 fUTQOv ritciQrov

8

6

4

2

1

3,283 x^^S

16

12

8

4

2

1

1,641 Tjftixovp

32

24

16

8

4

2

0,274 xoTtUj^

192

144

96

48

24

12

Die Teilungsweise ist vorwiegend binär, daneben aber auch duo- dezimal, insofern die beiden Metreten sich wie 3 : 2 verhalten und auf den Chus 12 Kotylen kommen. Eine Sonderstellung nimmt das hier nicht aufgeuommene xevrdxovv ein.

9. In einem Berliner Papyrus des 2. Jahrh. n. Chr. werden xigd- fiia ix xoTuääv 6xrdy, dääexa, äsxa erwähnt.’) Es erscheint am rätlichsten, diese Angaben wörtlich zu nehmen und das Keramion von

1) Ebd. 772. Dasuelbe Maß ist nach Grenfell-Hunt, Kajiim Towns S. 60 a. K. auf dem Fragmente einer Amphora durch ^ bezeugt.

2) Wilcken I 750.

3) Grenfell-Hunt, Amherst Papyri IT Nr. 93, 12 aus dem J. 181 n. Chr Auch unter den Maßen von Ojtheion erscheint ein rifiixovv; doch war dieses nahezu 4 (mal KO groß als das ptolemilische Maß. Metrologie 537; Drei Hohlmaße 86.

4) Faydm Towns S. 58. 60 f.

5) BGU ni Nr. 865,16: dpoiw; xort^lcuM dtna xf^dfMcr . . . Die Er- gänzungen zu Z. 14: ix xor|el&«* dcu[d(xce und zu 15: xotv\l&v öx]to) xigd[fua

tfxojöt gibt Wilcken in diesem Archiv I ööO.

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Friedrich Haltscb: Beiträge zur ägyptischen Metrologie VII. 435

12 Kotylen gleich dem ptolemäischen Chus, das Keramion von 16 Ko- tylen = 1-J^ Chus oder 4,377 1, das von 8 Kotylen = | Chus oder 2,188 1 zu setzen. Wie mit dem Gattungsnamen Hin (henu, tv, tviov) Maße von sehr verschiedener Größe (von 9,12 1 ab bis zu 0,171 1) bezeichnet wurden*), so wird auch xe^ct/uoi’ nicht bloß für ilas Weinmaß von 26,26 1 oder für ein Olinaß, mag dieses nun einen ganzen oder halben Metretes d. i. 39,39 oder 19,70 1 gehalten haben*), sondern auch für verschiedene kleinere W'einmaße bis herab zum Zwölftel des großen Maßes von 26,26 1 in Gebrauch gewesen sein. Um ein Quantum Wein von nahezu 2,2 1 zu fassen, bedurfte es schon eines nicht unanselm- lichen Tonkruges, für den die Benennung xepdgtov ganz passend war. Doch ist außerdem die von Wilcken*) vorgcschlagene Deutung, daß in allen drei h'ällen Keramien von 8 Chus gemeint seien und der ein- zelne Chus entweder 16 oder 12 oder 8 Kotylen enthalten habe, in Erwägung zu ziehen. Ereilich würden wir dann neben dem ptole- mäischcu Chus von 3,283 1 noch einen größeren von 4,377 1 und einen kleineren von 2,188 1 erhalten, mithin die Einheitlichkeit des j;oüs’ der Papyri, die in der Einheitlichkeit der ihr Analogon hatte, auf-

geben müssen. Auch würden die Keramien von 17,51 und 35,02 1, die wir dann neben dem ptolemäischen Keramion von 26,26 1 anzu- nehmen hätten, in der Reihe der sonst bekannten Hohlmaße ganz ver- einzelt dastehen.

10. Bei der Untersuchung über die provinziale Kotyle von 0,4103 1 (Abschu. V) wurde bereits das System der georgischen Maße berührt. An seiner Spitze stand ein Medimnos von 102 Sextaren = 55,81 1, der das Maß der persischen Artabe darstellte. Dazu kam als Hauptmaß für Flüssiges ein der zu 72 Sextaren = 144 ptolemäischen

Kotylen angesetzt, mithin gleich dem pfrpijT»);; dadtxäxovg war. Seine Einteilung jedoch wich von der ptolemäischen Ordnung ab; denn unter ihm stand als jjoüi,' nicht ein Zwölftel, sondern ein Achtel, das 9 Sex- tare = 4,924 1 hielt. Da der jitolemäische Chus, wie 12 eigene Ko-

1) Hultsch bei Kalljfleisch, Papyri Graecae Mus. Britan. ct Berol., Rostock 1902, S. 11 ff. Das Hin von 0,171 1 ist S. 13a nachgewiesen (vgl. oben Abschn. VI § 6). Ihm steht als Maximum das 'große Hin’ des Epiphanios (Metrol. 369. 400) im Betrage von 20 ägyptischen Hin = 9,12 1 gegenüber.

2) Oljen dritte Anm. zu § 1.

3) In diesem Archiv Bd. I 8. 656.

4) Wie das pUdomäische Weinmaß war also auch der georgische Metretes ein ä%Tuxovii doch war der georgische Chus größer als der ptulemäische. Eine Verwechselung war kaum zu befürchten, denn in römischer Zeit kannte man schon längst den ptolemäischen pfrerjr^S dxräxov^ nur unter der Benennung xtgd- luov {oivuv'j.

Archiv f. Pspjrriiflfortchuns III. S, 29

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43C

Aufsätze

tylen, so fi römische Sextare faßte, und auf den georgischen Chua Ton 9 Sextaren ebenfalls 12 eigene Kotylen kamen, so verhielt sich die letztere Kotyle, die wir die provinziale benannten, zur ptolemäischen Kotyle wie 3:2. Auf den georgischen Metretes kamen mithin 96 solche Kotylen, eine Einteilung, die wir früher schon bei der Artabe fu'rpa <poQixä und dem xcgäfiior ofvov (VI § 9. VII § S) beobachtet haben.

11. Als Hälfte war dem georgischen Metretes ein ccfKfiogevg von 48 Kotylen = 19,70 1 zugeordnet. Auf das vor kurzem erwähnte Äfvrdj'ow ptolemäischer Norm kamen 40 provinziale Kotylen.

12. In dem Fragmente xsqI juf'rpuv, das über verschiedene römische,

ägyptische und syrisch-hebniische Maße handelt und durchgängig als eine zuverläs.sige, wahrscheinlich bis in das 1. Jahrh. n. Chr. zurück- reichende Quelle sich erwiesen hat*), folgen auf eine Darstellung der römischen Maße von der Amphora bis zum Cyathus und dessen Teilen die Worte: xal tu ikuirjQu dl xuQuxXrielag, ccxb rov xalov(iivov

xei'TTjVUfiov Ttjv uQxiiv ixit, b di) kitQug ixtt txaröv*), d. h. die 01- maße verhielten sich zu einander ähnlich wie die römische Amphora und ihre Teile; doch war beim Öl das Hauptmaß nach dem Zentner- gewicht reguliert. Hier ist doch offenbar ein Maß gemeint, dos ein Volumen Öl im Gewichte von 100 römischen Pfund faßte. Nach den metrologischen Tafeln verhalten sich die Gewichte gleicher Volumina von Öl und Wein wie 9:10.’) Auf den Sextar mit dem Weingewicht von 1^ Pfund kommt also ein Ölgewicht von H Pfund; mithin ent- spricht ein Ölgewicht von 100 Pfund einem Haume von GöJ Sextareu = 36,47 1, d. i. dem ägyptischen Maße von 80 Hin oder dem svrischen Bath.*) Die in dem Fragmente noch beigefügte Angabe eari Öi xal ö t’Aaiijpög fisxQijTijs Tovät dixXuOiov^) kann, wenn nicht ein Verderb- nis vorliegt, nur dahin gedeutet werden, daß zu toüd« das vorher- gehende Toö xevTtjva^tov zu ergänzen und dafür das Maß, dessen Öl- gewiebt einen Zentner beträgt, zu denken ist. So kommen wir auf einen ikairj^bg gfTpr/Tjjs von 200 Pfund Ölgewicht, der dem altägyp- tischen Maße von 160 Hin (Abschn. U § lOj gleich zu setzen wäre. Wir dürfen aber mit Recht annehmen, daß auch die Hälfte dieses

1) Metrologie 10. 415; Drei Hohlmaße 82, 2. Aus diesem Fragment nsgi fiitgtap ist oben (Abschn. II z. Anl.) die Bestimmung der 'neuen’ Artabe zu

Modien entnommen worden.

2) Metrol. Hcript. I 258, 9. Lagarde, Symmicta I 169, 64. Der obige Text

Bchließt sich an Lagarde an; doch ist statt des fehlerhaften dr^vaQiov aus Metrol.

•cript. I 258, 10 xtrxTjvuffiov hergeatellt worden.

8) Metrol. «cript. I 92. 223 § 12. 14. 239 § 8. 247 § 2 f . 269 § 7.

4) Oben Abnchn. II § 10. 111 § 9; unten § 14.

5) Die» i»t wohl lediglich ein Schreibfehler statt diniaaimv.

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Friedrich Hultsch: Beiträge zur ägyptischen Metrologie VII.

437

grofien Mafieu, die ja durch die Worte äx6 tov xa^.ov/u'vov xsvTtivapi'ov Ti'jv ägirjv txti als das Hauptmaß unter den iiaiTjQ« bezeichnet war, ebenfalls als iiairjpös fiftpTjTtjs gegolten hat. Hat es doch neben der provinzialen Kotyle eine halb so große Kotyle (V § 3) und im Be- reiche der Gewichte allerwärts neben den schweren Minen oder Schekeln auch Gewichte, die um die Hälfte leichter waren, gegeben.

13. Wenn der nach einem Gewichte von 100 Pfund normierte Olmetretes, wie der Verfasser de.s Fragments durch xagaxlr/gi'ag an- deiitet, ähnlich wie der römische /ifrpijrijs, d. i. die Amphora (VII § 4), cingeteilt wurde, so hatte er unter sich einen j;ot)g von 4/>6 1 und eine Kotyle von 0,380 1. Beide Maße sind uns schon als lakonische begegnet (ob. II § 13).

14. Während die früher erwähnten Flüssigkeitsmaße als Teile des

Kubus der ptolemäischen Elle (U § 3) anzusehen waren, sind « ir mit dem Ölmaße von 80 Hin = 36,47 1 in den Bereich der Teilmaße der kleinen ägyptischen Elle (ob. II § 10 13) eingetreten. Den gleichen Betrag wie clas Maß von 80 Hin hatte das syrisch-hebräische Bath, das ebenfalls zum Messen des Öles verwendet wurde.') Zehn Bath füllten ein hebräisch -phönikisches Kor (jrdp, xöpog) = 364,7 1’), das in Papyrusurkunden aus byzantinischer und arabischer Zeit imd auf Ostraka als xovpi oder abgekürzt xoup' erscheint.’) Eine andere Um- bildung des hebräischen Wortes hat gelautet, und daraus sind

die Benennungen

fMxilutfov *' = 1 Kor = 364,7 I 2 = 729 1

Tfixtogov*) = 8 == 1094 1

abgeleitet worden, die durch Papyrusurkunden des 2. dahrh. n. dir. be- zeugt sind. [.letzt auch TfTp«x((apai') in P. Gen. 71,2 und 6, vgl. oben S. 401. Die Red.]

l.b. Die Hälfte des syrischen Bath, das xö/Uadoi/ = 18,23 U), wird aus koptischen Urkunden angeführt.*)

1) Kxzerpte aus Kpiphanins Hetrol. acript. I 269,23. 260,2.6 261,3. 271, 11. 278, 20 25. Die 60 Sextare, welche hier und ander« ürta (vgl. Metrol. acript. II 167) auf daa Bath gerechnet werden, aind alexandriniache and gleichen sich mit 66 J rötuiacben Sextaren (ob. Abachn. III § 9). Ala ölmaB erwähnt den ßdrof auch Erang. Lukaa 16, 6.

2) Metrol. acript. 1 258, 21. 260, 10. 271, 8. 278, 6. 277, 16. Metrologie 416. 452. Fauly-Wiaaowa Chomer.

8) Wileken, Oatr. I 768. Als volle Form iat nopgiov vorauezuaetzen.

4) Grenfell-Hunt, Faytlm Towua Nr. 220.

5) Wileken, Oatr. 1 768 f, (irenfell-Hunt a. a. 0.

6) Wileken a. a. 0. 7) Metrologie 587 f. 590. 8j Wücken, Oatr. I 764.

29*

i'

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438

Aufsätze

Hi. Wie l)ci den Metrologen der Kaiserzeit'j, so erscheint auch in den unter römischer Herrschaft geschriebenen Papyri*) häufig der itarr/s (abgekürzt |') als Maß von 2 ptolemäischen Kotylen = ^ (u- TQrjzijg dudexäiovg = j*); /leTpi/rijg dxrdxovg oder xtgtiiuov otvov. Auch die ptoleniäische Kotyle wird hin und wieder in den Papyri und häufig in den metrologischen Tafeln erwähnt.*)

VIII. Das Oxyrhynchos-Fragment nber Längen- und Flächenmaße.

1. Auf einem unter Diokletian und Maximian 285/6 und 286/7 beschriebenen Papyrus befindet sich rückwärts eine nur wenige Jahre jüngere Niederschrift über verschiedene Flächen- und Längenmaße.*) Als citbit of land oder Flächenelle war schon früher ein Maß in der Form eines Streifens von 100 Ellen Länge und 1 Elle Breite = Arura bekannt, das :rfjxi'S oder olxo:ceäix6g benannt war.*) Unter der

letzteren Benennung erscheint die Flächcnelle auch in dem eben er- wähnten Papyrus Z. 9; vorher nber Z. 3f. wird dasselbe Maß axoivioir [oixo7ciöi]xdv genannt.*) Das ffjjon't'on, das bisher nur als Längenmaß*) oder als Quadratmaß*) bekannt war, erscheint also hier als Rechteck. Da die Arura 27,5 Ar hielt, so kommen auf den oixoittüixög :rijxvg oder das oixojtfS. exoivCov 27, .5 qm.*)

1) Metrol. ficript. an den im Index unter 1 4 angeführten Stellen.

Metrologie 626.

2) Wileken, Ostr. I 762 f. Kenyou, Greek Pap. in the Brit. Mus. II S. 311 Nr. 252 um 350 u. Chr.j S. 314 Nr. 429 um dieselbe Zeit.

8) Grenfell-Hunt, Oxyrhynchus Pap. I S. 78,14: i äi joos *OTri«s i(f, mffrf tlvai rör fifTQTjtiiv xort’loi' ppd; Fayüm Towns Nr. 96, 17. 19: xoreXai ebd. Z. 26: xorvlmc Svo (Ölmaße); Amherst Pap. II Nr. 125, 4: iXatvov y xorvlmv. Metrol. script. I 208, 25 f. 286, 10 f. 242, 15. 17. 251, 26 262, 1 u. ö.

4) Grenfell-Ilnnt, Oxyrhynchus Papyri IV Nr. 669 S. 116 ff.

6) Grilfith, Proceedings of the Society of Biblical Archaeology XIV (1892) S. 416 ff. Hiiltsch, Klemente der ägypt. Teilungsreehuiing, .Abh der Leipziger Ges. der Wiss. XVII I (1896) S. 41 .Aiim. 1 und 2. S. 41 ff.

6) Die von Grenfell-Hunt 8. 119 vorgeschlagene Ergänzung [olxonrdi] wird be-

stätigt durch Z. 9 f., wo dem olxoxtdixbs xfixvf ebenfalls 100 Oaadratellen zugo- gchriebeu werden. Wileken, Archiv für Papyrusforsehung II (1903) S. 88,4 weist noch die Bezeichnung xijZ nach, die er als xt)xvi xtgtataXxixos deutete.

Ich habe dort die Vermutung xf/xvs xigicxaros hinzugefügt und angemessen er- klärt. Ohne mich zu erwähnen, schlagen Grenfell-Hunt a. a. 0. 119 xigunaxi- Ko; vor.

7) Metrologie' 38. 368 f. 361 f. 608 f. Grenfell-Hunt-Smyly, Tebtunis Pap. 370.

8) Metrologie 861 f. 608 f.

9) Elemente der ägypt. Teilungsrechnung 41 .\nm. 3.

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Friedrich llalUch: Beitriif^e zur ilgvptiiichen Melrologie VIII. 4id9

2. Etwas kleiner war nach Z. 3 das ytofUTQcxbv axoiviov, denn es hatte hei j^leicher Breite nur eine Länge von 96 Ellen, verhielt sich also zum oixmtöixbv o%oiviov wie 24 : 25 und war == 26,4 qm. Wie aus Z, If. zu schließen ist, wurde es in Hälften, Viertel und Achtel geteilt. Diese Teilungsweise ist schon früher bei der Arura, obwohl diese ganz zentesimal aufgebaut war, beobachtet worden. ‘)

3. ln Z. 5 10 werden die Dimensionen des füÖT^gfrpixdg, «g/3a-

dixog imd artQtb^ erklärt. Die Bezeiclmung ifißadixög für das

Flächenmaß findet sich ähnlich in dem Fragment des Did}’mos Metrol. script 1 180, 12. 14, wo ifißudixol xafMiarai erwähnt werden. Sonst j)llegen die Flächenmaße durch den Zusatz i.ri'xsäos zu iraXaiorrlg, xffH’g usw. von den Längen- und Körpermaßen imterschieden zu werden.

Dem oixoxtöixbg :n'iZvg werden richtig KX) fftßaäixoi zugeteilt.

4. ln dem zweiten Teile von Col. I (Z. 11 25) handelt es sich um zwei |i'Äoi/ benannte Längenmaße und ein Körpermaß vavßiov. Ein ßaeiXixbv liUoe wird, ähnlich wie in der I. heronischen Tafel*), zu 3 Ellen oder 18 Handbreiten oder 72 Fingerl)reiten bestimmt. Da- neben bestand ein anderes liSäo»’, dessen Benennung nicht erhalten ist. Ihm werden 2^ Ellen oder 16 Handbreiten oder 64 Fingerbreiten zu- geteilt; es verhielt .sich also zum königlichen ^lUov wie 8 ; 9, Da das geometrische Schoinion (ob. § 2) als Längenmaß 96 EUen betrug, so gingen darauf 32 königliche Xyla oder 36 Xyla zu 2^ Ellen (Z. 18 20). In dem zweiten Absclmitte des Fragments Col. H Z. 38 f. wird ein JiUov dtjfiöaiov zu 3 Ellen definiert, mithin dom ßaaiXixbv |iUov gleich- gesetzt. ®)

Das vavßiov wird von Grenfell Hunt als ein Würfel, dessen Kante 3 Ellen betrug, gedeutet.*) Hiernach würden ihm 27 Kubikellen zu- kommen. Ob es auch zu dem |tUot' von 2| Ellen ein entsprechendes vavßiov gegeben hat, bleibt im Ungewissen.

5. Die II. Col. des Fragments beginnt mit den Worten ßerptov däxtvlog, xaXaiOnlg usw., ganz ähnlich wie die I. herouischc

Tafel.*) Auf den xaZaiatijg folgt bei Heron die dtjjtrg, wofür der I’a pyms Aijjvaj, d. i. Xij[dg, bietet. Der diidg werden in den Tafeln der Längenmaße 8, der Xiidg 10 Fingerbreiten zugeteilt. "l Der Schreiber des Papyrus stellt Z. 31 seine Xi^vag der heronischen (zu 2 Hand- breiten oder 8 Fingerbreiten) gleich. Ferner werden andere Maße nach

1) Ebd. 44 46. 2) Metrol. script. I 182, 21 f.

3) Vgl. Grcnfell-Hunt a. a. 0. llUf.

4) Ebd, 120; Tebtunis Pap. Nr. 5,15 S. 21. 33,

5) Der Papyrus hat idr). 6) Metrol. script. I 182, 3.

7) S. den Indei zu den Metrol. script. unter inde und Xixds-

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440

Auts&tze

der Zahl der Handhn-iten, die sie enthalten, aufgefillirt. Eh bilden nämlich

3 llandbreiten die Spanne,

4 den itolif a (oder l ),

5 lieoeipixdtf, d. i. die Leinwel>erelle '),

6 xtjxvg drtiioaiog xnl rexToeixd;,

7 HiXoftirQixog*),

8 einen nijxvg, dessen Benennung verloren gegangen ist,

10 ein ßiiita, das als Siaaxams räv noS&r erklärt wird.

6. ln Z. 38 beginnt die Aufzählung einiger Maße nach der Zahl der auf sie zu rechnenden Ellen. Es bilden

3 Ellen ein |vlov dTjpdatoe (ob. $ 4),

4 eine dervid, die als diüeraatg xütv erklärt wird *),

(6) einen xalorgo$‘),

eine öxctivo.*)

1) Das Maß von 6 Hand- oder 20 Fingerbreiten heißt in dem Fragm. Orcaves. Metrol. Bcript. I 180, 4 und in der I. heronischen Tafel ebd. 182, 16 Ttiydav. Hesych. erklärt nvyövog durch ro« xtj'xjojs. Die von mir beigebrschte Erklärung des neuen Wortes lipoöipixd; ist gesichert durch die Glosse Xtvöi^og (lini tcitor) im Thes. Steph.

2) Tannery, üne mission en Italie, Archives des missious, 3* sdrie, tome XIII (1889), 44 berichtet über eine metrologische Tafel xfpi p^rpein' 'Hgarog, die im cod. Gr. Vatic. 1056, saec. XV, fol. 5 f. enthalten ist. Hieraus teilt er die wichtige Notiz 6 Tiijxvg ä vfilofurftxög doxriUot); x^ mit Das ist die sogen, königliche oder große ägyptische Elle (ob. Bd. II 88, 278 f.), die nach Eisenlohr, Ein mathem. Handb. 9; Altägyptischc Maße, Recueil de travauz usw. XVTII (1896;, SS in 7 Handbreiten geteilt worden ist (wenngleich daneben auch eine Einteilung in 6 Handbreiten bezeugt wird). Vgl. Metrologie’ 849 ff. 364 f. 617 f.

8) Man könnte auf den ersten Blick geneigt sein, tutaxaiitg rüv notäv als Fußspanne oder passus zu deuten (Metrologie 37. 79 f.), wofür in der V. hero- nischen Tafel dixXofir ßfifta sich findet (Metrol. script. 1 189, 1). Allein das obige Maß von 10 Handbreiten kann nur das dnloö» ßi'ifia derselben Tafel (ebd. 188, 18) gewesen sein.

4) Mit Sitteratiig rebr xs'pu'v meint der Schreiber dasselbe vom Körper ent- nommene Maß, wie es von Poll. onom. 2, 158 sachgemäß erklärt wird. Vgl. Hesych und E. M. s. dp/uid, Suid. s. äpyviai.

5) Die Zahl der Ellen, die auf einen xdlnpo; gingen, ist geschwunden; doch ist ans der Ausgabe von Grenfell-Hunt zu schließen, daß nur ein Zahlzeichen ausgefallen ist. Ohne dies zu beachten, schlagen die Herausgeber ein Maß von

Ellen vor. Das würde mit den drei Zahlzeichen dsij zu schreiben sein, wofür im Papyrus kein Platz ist. Wahrscheinlich ist 4 ausgefallen. Eine äxaira von 6 Ellen oder 9 Fuß erwähnt lul. Ascal. Metrol. script. I 201, 7 (vgl. H 149). Da nun dxati-a und xdlago; in der Regel als Synonyma gebraucht worden, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß lul. Ascal. mit seiner äxairu von 6 Ellen dasselbe Maß bezeichnet hat, das in dem Papyrus als xcXn/iog erscheint

öl Die Belegstellen aus den heronischen Tafeln usw. sind im Index zu tien Metrol. script. nachgewiesen.

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Friedrich Hult«ch; Beitrilffe r.ur ägyptischen Metrologie VIIT. 441

Dann folgt eine lückenhafte Stelle, an welcher nur ot nai mnis noch erkenntlich ist; hierauf hat die Erklärung einiger anderen Maße begonnen. Das kleinste Maß, mit dem alle Längendimensionen ge- inosseu werden, ist, ähnlich wie bei Pollux, in dom fragm. Greavos. und in den heronischen Tafeln') der daxTU/log; noch kleinere Beträge werden durch Brüche des Daktylos ausgedriiekt.*) Darauf hat eine Erklärung der folgen sollen; doch bricht der Text hier ab.

Rückblick.

Nachdem im 1. Abschnitte die.ser Beiträge ( Bd. II 87 ff.) sowohl auf die große Menge von verschiedenen ägyptischen Maßen und Ge- wichten, als auch auf die erstaunliche Mannigfaltigkeit der dabei üb- lichen Teilungsurten hingewiesen worden war, sind im II. Abschnitte (S. 278 ff.) die Gruudzüge zu den Systemen der Langen und Hohlmaße dargelegt worden. Die Kuben von drei Längenmaßen waren es, deren Wassergewichte hohe Dezimalzahlen von babylonisch-ägyptischen Ge- wichtseinheiten darstellten und aus denen dann die Längenmaße genau berechnet werden konnten. Die babylonische Doppelelle war von Lehmann zwischen ü,9!>0 und 0,997 m bestimmt worden. Dieselbe, aufgetäßt als Kante eines Würfels von 984,7 1, dessen Wassergewicht lÜOO schwere Gewichtsminen ursprünglicher Norm betrug, kam genau auf 0,99.ö m aus. Der zehnte Teil dieses Würfels = 98,48 1, im Wasser- gewichte von 100 schweren babylonischen Gewichtsminen, war der Kubus einer Elle von 0,402 m, die wir die ptolemäische nennen, weil die ptolemäischeu Hohlmaße nach ihr reguliert waren. Sie hat aber auch die Grundlage für die attischen, durch Solon eingerichteten Hohl- maße gebildet. Endlich hatte die wohlbekannte kleine ägyptische Elle von 0,4ä0 ra Ober sich einen Kubus von 91,1H5 1, dessen Wasser- gewicht 10(K) ägyptische Deben betrug, aus welchem andere Reihen ältester Hohlmaße sich entwickelt haben.

Hieran kamen zwei Fußmaße. Das eine, ein Drittel der babyloni- schen Doppelelle = 0,332 m, ein in Kleinasien, Griecherdand und im Westen übliches Maß, war die Kante eines Würfels im Betrage einer

1) S. den Stellennachweis s. a. O. unter ddartdof.

2) I. und n. herouische Tafel Metrol. script. I 182, S. 184,15: xal nana iXutrova (lOfiu xalihai, III. Tafel elid. 186, 1 : Sii*Tvloi jifäro^ {tniv xai (invdt- Mit liiafiTtvtrai scheint der Schreiber des Papyrus zu meinen, daß Abmessungen, welche kleiner als 1 Daktylus sind, Mittelwerte zwischen 1 und U Daktylus bilden, d. h. durch Teile des Daktylus, die ihrerseits gezilhlt werden, ausgedriiekt wenlen, z. B. 1 Drittel, 2 Drittel, 1 Ffluitel, 2 Fünftel, 3 Fünftel usf. Vgl. Hultsch, Elemente der ägyptischen Teilnngsrecbnung 22 Anm. 2. 26 f.

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442

Änfsätze

Hltägyptisclien Artabe von 80 Hin oder eines iiginäisclieu Metretes. Das lindere, das zur ptolemäischen Elle gehörige Zweidrittel maß 0,308 ni, hatte als Kubus die thesaurische Artabe über sich, die zuerst in römi- scher Zeit zum Vorschein gekommen war, dann aber als ein weit älteres Maß sich herausstellte, das zugleich in das System der königlichen ägy])tischen Elle als J des Kubus dieser Elle sich einreihte (Abschn. VI §2).

Teils an die altägyptische Artabe, die sich als ein Maß von 40 Choi- uiken zu je 2 Hin erwies, teils an einige Hauptmaße des ptolemäischen Systems haben in mannigfaltigen Gliederungen zahlreiche andere Maße sowohl für trockene Gegenstände als für Flüssigkeiten sich angeschlossen. Die in den Papyri neu erschienenen Maße ordneten sich allenthallien nach durchsichtigen V'erhältnissen in die Reihen der älteren ein; auch die sechs Artaben des Londoner Papyrus GGLXV machten davon keine Ausnahme (Abschn. VI § 3). In gleicher Weise schlossen die in dem Berliner Papyrus 7094 aufgefundenen kleineren Maße ungezwungen an die zahlreichen, schon früher bekannten ärztlichen Maße sich an (V § 1 5. VI § 4 ^9). Nebenbei gelang auch die Erklärung des Namens Uhrarius, den der römische Sextar ursprünglich geführt hat

(V§6f.).

Im \'IU. Abschnitte hat sich die Verwandtschaft des Oxyrhynchos- fragmentes über Längen- und Flächenmaße mit den heronischen und anderen Maßtafeln herausgestellt. Unter den neuen Maßbestiramiingen, die der Papyrus bietet, ist der i.ivov(pixbg nijxvg von mir erklärt und zu dem Nii.o(UTQix6g eine wichtige Belegstelle beigebracht worden.

Andere und nicht minder lehrreiche Papyri werden nach und nach zum Vorschein kommen, und auch in diesen wird vieles Neue enthalten sein; allein die Grundzüge, die ich in den vorstehenden Beiträgen ent- worfen habe, werden im wesentlichen ihre Geltung behalten. Das Urteil darüber stelle ich allen billig denkenden Fachgenossen anheim; un- erwiesene und deshalb unberechtigte Anklagen, die von einer Seite neuerdings gegen mich erhoben worden sind, la.sse ich unbeachtet.

Dresden. Friedrich Hnltsch.

AusnahuiBweiHe enthält dies Heft nur Aufsätze. Die HUli^cn Heferate nebst der Hiblio^rraphie wird das Schlußheft, hoffentlich bald, bringen.

Die Redaktion.

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Bd. n. UK HBd. LAfat. a. U

mLm Z«U voQ ▼. Oardilianft««.

M. ao.— . 99h. n.~

n. Bd. g«b. UC » , ««b. 14.^

Handbücher und neue Erscheinungen auf dem Gebiete des kiassischen Aitertums im Veriage von B. 6. Tejibner in Leipzig.

A4kati D-Htadc A t Altattu r. O.Waobaaaatlt

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DAmnfifhAnAA ® ^ Sebaafar.

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CMAiHffiia4ilr historitoba, dar laSelo. Sptaoba aranllllaXIK} »ob U. Br»aa, A. BlUmar, J. Qolliag, 0. Harblg, O Laadgraf, 0. P W. MoUar, J. B. Bobmals, Fr Stola, Joa. TbOtsIng, A Waiahold. 1. 1. KüUeitnagand Laoüahta X X StammbUdaagtlahra. Yoa Fr. Stola, >a oatto JL 7 !1I. 1. Klalaitang ia dia Oaacbichta dar Utain. Sjatax. Von J. Oolltag. Lllarmlar snr blatorfaobaa Syataa der einaalnea SabriftetaUer. Voa O. Laadgraf a. J. Q olllag. Tempora uad Modi; OaaoraVarbl. VoaH.Bla#a. a »A d . [Fortaatanag aatar dar ProMa.) i Stmdlaa aur laieia. Modoslabra a. A. Dlttnar.

HeliMistisches Zeitaiter.

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llAiffiAi» Bonariaaha Palasla Klaa Stadl# aa dasi nUIIIOf DaoktaAlara uad tarn Epoa Von V XoaaA Mit t TaMa uad 14 AbbUdoagaa ia Text B.JfS .60.

lfAiOAf*7ai4 Bte gaachlebtllche Lliaratur dar IbalBerAOli. rOalseliaaKaiMraallTOBH.Patar. S Bftada. Ja B. Uk IS.—

l^iifio^i>AAA aatlke, ros TI Jahrbuodart lbllllOi|irUoay r. Chr bta la dl# Zeit dar Ba- aaiaaBOa tob B. Kordon, t Bda. Ja a. .A 14 I t^AM^iir Oaacblebta dar rOmlaeban Litaratar klioraiur« roa Tanffal-Sobwaba. b Au«. B. ,A 14.40; gab. JC Id.—

OascblebA dOT grtaahlschaa Lltaratnr dar Alaxaa* drlaarsait TOB SaaaBiibL S BAada a.JfOO.— ; gab JC 04.—

I Studlas und CharaktarlstUtao aar griacUscbaa uad remispbaa LHaralurgosebicbta Toa TauffaL S. AafUffo. a. JC IS.

8 a. Kaaatpraoe.

HnAfillf dar Gftaehaa oad Bdairr tob Cbrlat l■OinA g Amflaga a. Jk 11 00.

•»» GraadsOgo altrOm Molrlk t. Klola. a.Ul tS. Thaorla d. oiasiaobao Kttutt# d Rallaaaa t RoS- baeb oad Wailpbal 3 BAada n. Jt SS. W4kPAA Mpatarian dee Mitbra Ton Fraat

millllflo« Camoat Ria Baitrag nar BaUgloaa* gaacblebte dar rOmlaebaa KaiaaraaH. Aatorltierta daataoba Aatgmba tob O. Gahrlg. MilOAbbilA Im Test aad aaf S Tafala, aowla 1 Karte a..Ab.— , fteb. .A S.SO.

AlflimAnA ^He antike Idee der Okomeae ia *^*'**”*^**"" ihrer poUtiscbea oad kaltaraDeB Be<laotaaf tob J. Kaarat a. «A I SO. PflnwiHiA A** gfieebUcbea PapjTasarkaa* den. Ria Vortrag auf dar VX Ter- samnUaag deatacber HUtorikar ta Hella a. & am 5. April 1000 Toa Ladwlg Mittala a. .A l.SO.

Oriiecblscbe ITrknadoa dar PapTraeaammlOBg ea Laipslg I. Baad. Mit HoilrAgaa Ton Ulrteb Wllekaa baraaagagabaa r Ladorig Mfttala [la Torboraitaag.]

PIa4a Pbüotogiacb« Stadiaa tu Plato roa 0. THUU. immUeh. X Heft: Axioobaa o.JkS n. Mrfl: Da raoeaslonia Platoaloaa praeatdlia eigne rarioalbaa a. JC S SO- Pnmfi»HA|fKn#A aaf rOm. Mtaeaa t. tmboof- rUriraiKU|ll« BUmor. t.Aull. gab n .AS SO. «— Anf ballanbehan a. heUealstieebea Mttaeen Toa loiboof-Blamar. geb .A 10.—

PpiAAf AI* Tempal la ItelleDisilsebaa Agjptaa.

t IvoaUl £|j| Beitrag aar Knltorgeachirhi« dee Hrlieaismu« T. Waltar trtto. 1 a.Jkl4.— >

geb. Jt 17

nilAllAnWitnriA der grieeb. und rSm

UUOllBnilUnUIS. QueneakaadeTAJlcbaefer- Klaaea l Abt A Aufl a 4t S . IX Abt S Aufl a .A S SO.

pAflnAl* atttaebe Berodaamkelt t. Fr. BlaO.

nüUIICr . g Abt S. AaOaga. o. JK M -, gab.

Jk A4- . { Dia Haade aiad aacb eioeela kAaflüb.) Rkir^kmilO Rbytbmaa der attUebea Kaatt-

nilJUIIIIUA« proM. leokraieo— Demooibeaeo Platoa. Voa Frledr HlaS. a Jk a

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VIBLAO VON B. C. TEÜBSEB JS lElPZlC

AUSFÜHRLICHES LEXIKON DER GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN MYTHOLOGIE

HERADSGEOEBEN VON W. H. ROSCHER

l. Band in 3 Abteilungen. (A H.) [VIII n. 3164 Sp.] Lex..«. 1884—1890. geh. Jt H. . (Auch in 17 Lieferungen in je .4C 1 . .) n. Band in 3 Abteilungen. (1 M.) [VTIt u 3337 Sp.] Lex.-8. 1890—1897. geh. UIC 88. . (Auch in 19 Lieferungen «u je .€ 3. .1

m. Band. 87— Ol.l.iefemng. iNabaiothe«— Phoiniaaa) [Sp.l 3400.1 Lex..8. 1898 1904. Jede Lieferung geh. 3. —. [Forta. u. d. Pr.J

Ala Supplemente eracbienen:

Bpitheta deom qoae apod poetu graeooa legnntur coUegit dU- poanit edidit C. F H. Brncbmann. [VUI u. 936 8.] Lex.-8.

1898. geh. Jt 10 .

Rpitbeta deonn qnae apid poetM latiiini lenntar coUegit dis- poanit edidit leite Henedictua Carter. [Vu] n. 164 S.J Lex. -8. 1909 geh. .«7.—

■jtluBohe Kosmographie. Von E Hugo Berger. [TV u. 4i S.] Lex..8. 1904. geh .K 1.80.

Daa Lexikon iat mit immer ateigendem Erfolge nunmehr bia xnm dritten Bande Torgeeehritten , beatiebt eine mOgUchat objektire, knappe and doch ToUat&ndige, iteta auf die QMllen gegründete Daratallung der liteiaritoh überlieferten Mythen unter gebOriMr Barückaicbtigung der Kulte und der Monumente der bildenden Eunat zu geben erweiat «ich «o ala ein wertroUe« Repertorium eine« bedeutaamen Teile« der geaamlen antiken Kultur und hat all «olchea «ich eine« immer giüSercn k'ieunde«- und .\bnehmer- kreiae« au ertreuen

Einen beaonderun Wert rerlcihen dem Werke die aahlreicben Abbildungen allein in den eraten beiden B&nden nahezu 1000 an Zahl , die einen groBen Teil der antiken Kunatwerke, die •onat, meiat in icbwer zugftnglicben, teuren Werken enthidten, nur mit Scharierigkeiten bennbbar aind, in einer für den Uand- gebranoh dnrobana anareicbenden Form wiedergeben.

Hlatva BaOaian vo. B.O.T«aaa«r la Lalpaif , 4Ja vir da« B«MhtaAa oMarar Laaar ampf«bii

ARCHIV FÜR PAPYRU8F0RSCHTJNG

UND VERWANDTE GEBIETE

UNTER mTWlEKUNO VON

Otto QEAD*Nwrrz w KöMotaBRO, Brrnard P. OiuunpRu. ik Oiporo,

Artrur 8. Hckt in Oxford, Pierre Jououbt di Liixb, Pkedrbic 0. Kenfor ir Lordom, Giacomo Ldmbroso di Rom, Johr P. Mahjuo't n Dubur, Lcomo Mittbui in liBiPxio, Jules Nioolb n Qknp,

Wn,HKLM SoHUBART Dl BrRLIN, PaL'L VirRRCK IM BeRLIM

HERAU80EOEBEN VON

ULRICH WILCKEN

m LKirao

DRITTER BAND.

VIERTES HEFT.

AUSOEOKBEN AM 4. 8EPTEMBER 1906.

1906.

LEIPZIO,

DRÜCK UND VERLAG VON B. Q. TEÜBNEEL

Dm Arohiv fBr Fspyraafonohnng mad verwandte deblete erscheint in Heften so etwa 9 Druckbogen, Ton denen 4 einen Band bilden. Oer Preis des Bandes betdgt 84 Mssrk.

Dmck und Verlag von B. O. Tenbner, Leipzig'', Postatr. 8.

Inhalteverzeichnis.

Bpfertte and Besprecltan^en.

Die Forsebnngen flt)er die hellenistische Sprache ia den Jnhren 1908 1904.

Von Albert Thnab 448

Literarisohe Teste mit Amwchlufi der christlichen. Von Friedrich BlaB . . 47»

Papyrus-Drkunden. Von Ulrich Wileken 609

Berichtigungen

1. Sachregister

n. Griechiechei Vförtorverseichnis * ^^2

ni. Papjrri, die im rorliegenden Bande behandelt sind .

Alle für die Be da kt ion bestimmten Sendungfen (ManuakriDto Rerension.- •xemplaro n. s. w.) wolle aian riobtoa an;

Pr*f. Dr. nrieh Wilekea, Leipxig, ThomaamaatraB© so I

Ebendahin ist auch dna korr. KMntnlar der in o a gelaDgenilen Drookkorrektaren Manniikript Weihen im Besitxe der Ls..so..

= Verlag von B. G. Teubner in Leipzig-

n. Referate und Besprechungen.

Die Forschangen über die hellemstische Sprache in den Jahren 1902—1904.

Indem ich es unternehme, meinen früheren Bericht in diesem Archiv (n, 396 427) fortzusetzen, geziemt es mir zunächst, einige andere Be- richte zu nennen, die das von mir behandelte Forschungsgebiet gleichfalls betreffen oder zu ihm in nachbarlicher Beziehung stehen. Letzteres gilt von E. Schwyzer, Bericht über die Forschungen auf dem Glebiet der griechiscben Sprachwissenschaft mit Ausschluß der Koine und der Dialekte in den Jahren 1890 1903. Bursians Jahresbcr. CXX (1904) 1—152.

Zwar hat der „Anzeiger für indogerm. Sprachwissenschaft*' seit seinem Erscheinen (1891) regelmäßig über diese Neuerscheinungen berichtet, aber man wird sich trotzdem gern dieses neuen bibliographischen Hilfsmittels bedienen, weil die Ergebnisse einer großen Berichtszeit in systematischer Ordnung kritisch zusammengefaßt sind. Wenngleich der Verf. vor spezi- ellen Erscheinungen der Koiviq Halt macht, so bietet er dennoch auch dem Erforscher dieser Epoche wichtiges bibliographisches Material, da viele der besprochenen grammatischen Darstellungen und Monographien nicht mit der klassischen Sprache abbrechen, sondern ins Gebiet der hellenistischen Sprache fibergreifen. Eine Auswahl der wichtigsten, das Alt- und Neugriechische betreffenden Arbeiten findet sich bei

W. Prell witz, Griechisch 1899 1902. Jahresber. f. roman. Philol. VI, 1 (1904) 61—74,

wobei natürlich entsprechend dem Charakter der Zeitschrift besonders auf die Bedürfnisse der liomanisten Rücksicht genommen wird. Doch gehören die darin enthaltenen Bemerkungen über den Ursprung der Kotvi^ unmittel- bar in unser Gebiet. Für eine ausgiebige Orientierung über mittel- und neugriechische Philologie habe ich selbst durch Fortsetzung früherer Be- richte Sorge getragen im „Anzeiger“ der Indogerm. Forsch. XIV, 62 81. 162 204 (die Jahre 1896 1902 umfas.send); ich möchte im Interesse der hellenistischen Studien nur wünschen, daß man von diesen Ergebnissen der neugriechischen Sprachforschung Kenntnis nehme. Auch die Koivrj selbst erfreute sich in jüngster Zeit einer besonderen und ausführlichen Berichterstattung durch

St. Witkowski, Bericht über die Literatur zur Koine aus den Jahren 1898 1902. Bursians Jahresber. CXX (l904j 153 256.

A/obiv f. r»pyraffor»cbuog. III. 4 30

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444

II. Referate und Besprechungen

Diese sorgfältige und kritische Arbeit leidet darunter, daB nur die drei letzten vorchristlichen Jahrhunderte darin behandelt werden, daß aber die zweite Periode (vom Beginn unserer Zeitrechnung bis zum Ausgang der Antike) einem besonderen Berichterstatter zugewiesen zu sein scheint, der bis jetzt noch nicht auf dem Plan erschienen ist. Daß Witkowski in der Besprechung der prinzipiellen Fragen immer wieder und meist zustimmend von meiner Behandlung der Probleme (in meinem Buche „Die griechische Sprache im Zeitalter des Hellenismus“) ausgeht, ist mir persönlich eine Genugtuung; der Verf. erweitert öfter seinen Bericht zu selbständigen und anregenden Erörterungen über Wesen und Ursprung der KoLv-ij, auf die ich weiterhin noch eingehen werde.*) Vorläufig sei nur auf die Erwähnung der „methodischen Mängel“ bingewiesen, die den bisherigen Arbeiten auf dem Gebiete der Koivrj und so auch meinem Buche noch anhaften sollen (S. 158 161); es sind nach Witkowski: 1. die Nichtberücksichtigung des verschiedenen Bildungsgrades der Verfasser von Inschriften und Papyri,

2. die ungenügende Berücksichtigung der Nationalität der Schreiber und

3. die Tatsache, daß zu wenig mit Verschreibungen gerechnet werde. Da ich diese Gesichtspunkte nicht außer Acht gelassen zu haben glaube und ihre prinzipielle Wichtigkeit selbst anerkenne, so wäre ich dem Verf. zu Dank verpflichtet, wenn er mir an einzelnen Beispielen zeigen würde, wie weit nach seiner Ansicht diese methodischen Mängel bei mir zu finden sind: denn über die Anwendung jener methodischen Grundsätze kann man nur von Fall zu Fall verschiedener Meinung sein, und die Erörterung eines einzelnen Falles kann bei mehreren Gelehrten trotz gleicher methodischer Grundlage eine verschiedene Beurteilung überlieferter Sprachformen ergeben.

Die bibliographische Nachlese, die sich aus Witkowski für meinen fi-üheren Bericht ergibt ist geringfügig, woraus der Leser das Vertrauen schöpfen mag, daß mir nichts Wesentliches entgangen ist. Es sind außer einigen unwesentlichen Miszellen, die ich mit Absicht weggelassen habe, und einigen wenigen Arbeiten, welche nur ganz nebenbei hellenistische Sprach- crscheinungen berühren, folgende Aufsätze oder Bücher:

W. Baudissin, Einleitung in die Bücher des Alten Testaments. Leipzig 1901.

A. Deißmann, Die griechische Titulatur des Triumvirn Marcus Antonius. Hermes XXXTTT (1898), 344.

L. Mitteis, Trapezitika. Zschr. d. Savigny - Stiftung. XIX (1898), Roman. Abteil. (Ausdrücke für 'Zahlung’ n. dgl.).

H. Erman, Die 'Habe’- Quittung bei den Griechen. Arch. f Pa- pyrusf. I, 77 84 (über anixio und äxoälöcofu).

I. C. Naber, Ob.servatiunculae ad papyros iuridicae. Arch. f. Pap. I,

85 91. 313—327.

R. Mayer - G’schrey, Parthenius Nicaeensis quäle in fabularum amatoriarum breviario dicendi genus secutus sit. Heidelberg 1898.

J. Levy, Siu- quelques noms semitiques de plantes en Grece et en Egypte. Rev. archeol XXXVI (1900) 334 344.

Schriften über die Sprache von Dichtem wie Theokrit, Apollonios

l) Wo ich einfach den Namen Witkowski nenne, ist der genannte Bericht gemeint.

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Albert Thnmb: Die Forschungen über d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 1904 445

Rhodios und Herodas (Witkowski S. 2nOf.) lagen außerhalb meines Planes; dergleichen Dinge verzeichne ich in der Bibliographie der Indog. Forsch. (Anz.).

Die Bezeichnung Kotvij, welche die Mehrzahl der Forscher für die ge- sprochene und geschriebene Sprache des hellenistischen Zeitalters gebraucht, ist in jüngerer Zeit von Wendland (Byz. Zschr. XI [1902] 184 f.) und besonders von

A. K. Jannaris, On the true meaning of the Koivtj. The Class. Rev. XVn (1903) 93—96

erörtert worden. Den Ausführungen Wendlands stimme ich zu, weil sie sich aus meiner eigenen Begriffsbestimmung der Koiv^ ergeben. Jannaris will aber mit dem Worte Koivjj nur die Literatursprache, nicht die ge- samte lebende und literarische Sprachentwicklung der hellenistischen Zeit darunter verstanden wissen; er sucht vor allem aus antiken Grammatiker- stellen nachzuweisen, daß der Begriff rj xoivt] [dtälzxros] nur die von dia- lektischer Beimischung freie Schriftsprache bezeichnet habe. Jannaris hat hier ein Thema angeschnitten, das einmal einer eingehenden Untersuchung bedürfte, nümlich die Terminologie der Alten (und der Byzantiner) hin- sichtlich des Wortes jj xoiv^ und verwandter Begriffe. Dem Verf. ist sein Nachweis nur teilweise gelungen; der Begriff wird nicht so einheitlich und eindeutig gebraucht, wie J. meint, und wenn wir die Koivij in einem weiteren Sinn verstehen, so setzen wir uns damit nicht in Widerspruch gegen die antike Tradition. Der Ausdruck ist außerdem so treffend, kurz und bequem und läßt so leicht Unterbegriffe wie 'gesprochene (volkstüm- liche)’ und 'geschriebene (literarische)’ Koiv-f) zu, daß man nicht mehr an der Bezeichnung rütteln sollte. Ober einige Bedenken Wendlands vgl. die Bemerkungen Witkowskis (S. 163), denen ich nur zustimmen kann.

Eine Abhandlung, die ihrem Titel nach als allgemeine Einleitung in die uns beschäftigenden Dinge angeführt werden darf,

S. Krauß, Der Hellenismus (ungar.). Egyt. Philol. Közl. 27 (1903) 396—405,

ist mir nicht zugänglich (s. auch unten S. 470).

I.

Über die PapjTi, die Hauptquelle der Koivq, orientiert diese Zeit- schrift in so eingehender Weise *), daß ich mich auf deren sprachliche Be- handlung beschränken darf. Über die literarischen imd sonstigen Zustände, welche in Ägypten, dem Land der Papyri, bezw. in Alexandria am Aus- gang der Antike herrschten, unterrichtet uns

A. 1. Butler, The Arab Conquest of Egypt and the last thirty years of the Roman Dominion. Oxford, Clarendon Press 1902. XXIII, 563 S.

Den Philologen und Sprachforscher interessieren besonders Kap. VIH imd

1) Vgl. besonders II, 117 ff. 387 ff. 381 ff. III, 113 ff. 141 ff. 267 ff. In der Rev. des Etudes gr. XV (1902) 408 ff., XVI (1903) 105 ff. gab S. de Ricci Be- richte über die Fortschritte der Papyruskunde. P. Jouguet, Chronique des papyruB. Rev. des etudes anciennes V (1903) 139 ff. kenne ich nur aus diesem Arch. III, 141.

30»

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U. Referate and Besprechungen

XXTV; dort (8. 93ff. i wird Literatur und Wissenschaft Alexandrias zur Zeit des Kaisers Heraklios skizziert, wobei Johannes Moschos eine etwas ein- gehendere Behandlung erfährt; im zweitgenannten Kapitel (S. 368 400) wird die Geschichte der großen Bibliotheken von Alexandria besprochen. Der Verf. weist die Erzählung, daß die Araber die Bücherschätze verbrannt hätten, in dos Gebiet der Legende; die Bibliothek des Serapeunis war schon 391 durch den christlichen Pöbel zusammen mit dem Tempel des Serapis vernichtet worden und wird im 5., 6. und 7. Jahrh. nirgends mehr erwähnt, so daß die Araber überhaupt nichts mehr zum Verbrennen vor- fanden. Für die Textgeschichte griechischer Autoren .scheint mir diese Feststellung nicht unwichtig.

Der Artikel von

A. Deissmann, Papyri. Encyclop. Bihlica lU (1909) 3556 63 ist eine kurze aber inhaltsreiche Orientierung über die Papyri, wol>ei natür- lich auch die Bedeutung der Papyrussprache für die Stellung des biblischen Griechisch gewürdigt wird (8. 3561 f.); die wichtigste wissenschaftliche Literatur ist bis lUOO verzeichnet. Von gleichem Charakter ist

Kenyon, Papyri. Dictionaiy of the Bible. Extra volume (1904) 352—357.

Die Sprache der Papyri ist teils für sich, teils im Zusammenhang mit der Bibelsprache oder mit der gesamten Kotvrj wiederholt Gegenstand be- sonderer Forschung geworden; in diesem Abschnitt sind zunächst nur die Arbeiten zu nennen, in denen die Papyri im Mittelpunkt stehen, vor alletu zwei größere systematische Darstellungen, nämlich

Guil. Crönert, Memoria Oraeca Herculanensis. Cum tituloruni, Aegypti papyrorum, Codicum denique testiraoniis comparatam proposuit Gu. C. Leipzig, Teubner 1904. X, 318 8. 12 M.‘)

F. Völker, Syntax der Papyri. I. Programm. Münster 1903. 20 8.

Beide Arbeiten sind treffliche Proben einer deskriptiven Grammatik. Das Buch von Crönert ist eine wichtige Ergänzung zu K. Dieterichs Unter- suchungen: es bietet eine Schrift-, Laut- und Formenlehre der Sprache der herciüanensischen Rollen; in der Natur dieser literarischen Texte liegt es, daß die Ergebnisse für die Vulgärsprache geringer sind als in den nicht- literarischen Papyri; um so wichtiger sind sie aber für die Feststellung der antiken Orthographie und der damit zusammenhängenden lautlichen Fragen. Da der Verf. überdies die sonstigen Papyrussammlungen und die Inschriften ständig zum Vergleich herangezogen hat, so findet mau in dem Buche für die behandelten Dinge, wie z. B. i subscriptuin, v i<pii.xvatiy.öv, Assimilation des Nasals an den folgenden Laut, Adjektive zweier Endungen, Augment, dsts attische Futur und vieles andere, eine äußerst ausgiebige und zusammen- fassende Sammlung des vorhandenen Materials. Wer aber wie der Verf. die griechischen Elemente des Armenischen heranzuziehen für nötig hielt (s. Index 8. 318), hatte doch die Pflicht, die grundlegende Sammlung Hübschmanns und meine darauf aufgebaute Darstellung (Byz. Zschr. IX, 388 452) neben der mehr skizzenhaften Studie Broekelmanns zu Rate zu ziehen.

1) Vgl. dazu die Rezension von Wendland, Gött. geh Ang. 1905, 195 195 (mit weiteren Parallelen zu den behandelten Erscheinangenh

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Albert Thumb: Die Forechungen über d. belleniat. Spitkcbe in d. J. 1902 1904 4 47

Völckers Arbeit zeigt in einem interessanten Einzelgebiet der Syntax die Umwertung alter Werte, die in der Kotviq stattgefunden bat, d. h. die „steigende Entwertung“ des Artikels. Zu beachten ist insbesondere der Gesichtspunkt des Verf. , die Verschiedenheit des Artikelgebrauchs in der 'Breviloquenx’ (d. h. in Schriftstücken summarischen Charakters) und im X'ontext’ nachzuweisen. Daü die Abhandlung mitten im Zusammenhang, d. h. hinter einem „a) .... 1.“ abbricht „wegen Mangels des zur Verfügung stehenden Raums“, ist wenig geschmackvoll.

Dem Leser von Papyrustexten und hellenistischen Inschriften römischer Zeit fallen wohl mehr als die grammatische Form die neuen Wörter ins Auge, die der Koiviq ein charakteristisches Gepräge geben, vor allem die lateinischen Elemente. Diese sind nunmehr von

C. Wesselv, Die lateinischen Elemente in der Graecität der Papyri I. n. Wiener Stud. XXIV (1902) 99—151. XXV (1903) 40-77 behandelt worden. Dem alphabetischen Verzeichnis der lateinischen Ent- lehnungen (S. 123 ff.) ist eine Einleitung vorausgeschickt, welche die ge- schichtlichen Bedingungen für das Eindringen lateinischer Wörter (römische Militär- und Zivilverwaltung, römische .Ansiedelungen, Eindringen des römischen Rechts) kurz bespricht. Bemerkenswert ist die langsame Zunahme der lateinischen Elemente vom 1. bis 3. Jahrhundert: man vergleiche die folgende statistische Übersicht, die ich (mit geringer Umordnung) dem Auf- satz entnehme;

1. Jabrh.

2. Jahrh.

8. Jabrh.

Militärische Termini ....

7

-t- 13

-f 9

Feste

1 '

Lokalbenennnngen

Kalenderwesen

'

II

-fl

hiu: in röm. Kreisen

-f 3

Namen von Sachen

'

„etwa“ 10 1

-f 13

Verwaltung

Münzen und Maße

5 1

4 1

-f 6

Recht

... . ji

5

+ 6

BeschäftigoDgen

ohne Zahlenangabe

. 10 1

-|- (mindestens) 38

-f 87

Es wäre gut gewesen, wenn Wessely seine Statistik etwas exakter an- gelegt und für die folgenden Jahrhunderte fortgeführt hätte, damit man ein klares Bild über den Fortgang der Bewegung erhielt. Im 2. Teil be- schreibt W. die lautliche und flexivische Behandlung der Lehnwörter (wo- bei auch die Eigennamen berücksichtigt werden) und liefert damit eine wichtige Ergänzung zu Eckingers verdienstvoller Arbeit: „Die Orthographie lateinischer Wörter auf griechischen Inschriften“ (München 1892).

In diesem Zusammenhang seien gleich einige kurze Notizen erwähnt, die ein einzelnes Wort des Spätgriechischen, xovgßu ’meretrix’, erörtern:

H. H e r a e u s , curva == meretrix. Arch. f. lat. Lexikogr. XIII (1902) 58.

H. Schuchardt, Curva = meretrix. Arch. f. lat. Lexikogr. XIII 406.

J. Jüthner, Ein alter Euphemismus. Wiener Stud. XXVI (1904)

155—157.

Während Heraeus das erst durch mittelalterliche Glossen bezeugte Wort

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II. Referate und Besprechungen

mit dem lat. curvus verbindet, sehen die beiden andern Gelehrten darin eine Entlehnung aus dem Slavischen, wie schon G. Meyer (Neugriech. Stud. n, 36) angenommen hatte; aber das slav. Wort (asl. kun,va, bulg., serb., slov. kurva, vgl. ferner alb. kurvt und rumän. currd) könnte immerhin dem romanisch - griechischen Kulturkreis entstammen, und diese Annahme wBre unbedenklich, wenn ein lat. curva = nuretrir unmittelbar nachzuw'eisen wäre.

Ein ebenso großes Interesse wie die lateinischen Elemente der Papyri beanspruchen die ägyptischen aber eine eingehende Darstellung haben sie immer noch nicht gefunden. Ein einzelnes ägypt. Wort weist

W. Spiegelberg, Der Titel keoävtg. Recueil de travaui rel. ä

la philol. egypt. et assyr. XXIV (1902) 187 189 nach; Ita&vig sei aeg. mr sn Ich kann die Etymologie nicht

nachprüfen.') Vgl. ferner in diesem Zusammenhang

W. Otto, Ägyptische Flüssigkeitsmasse. Zschr. f. aeg. Sprache XLI (1904) 91 f.,

der kopt. saidion als 'WeinmaB von Sais’ (wie ’Podiov u. a. Flüssigkeits- maße) mit dem bei Palladios (4. Jahrh.) überlieferten £atuov, Zafrij; ver- bindet; 0. möchte auch das schon in der LXX belegte Wort odTO»» damit in Verbindung bringen, in welchem Falle man die Ableitung aus dem Hebräischen*) aufgeben könnte; eine Emendation aatziov wäre hierzu nicht nötig, höchstens die Annahme einer Grundform *aduov, deren o nach den Gesetzen des Mittelgriechischen regelrecht aus ai entstanden sein würde (z. B. Mixat]krig wird zu mgr. MijciXrig).

Für das Verhältnis der griechischen zur ägypti.schen Bevölkerung gibt das Eindringen der einheimischen Namen in griechische Texte wertvolle Aufschlüsse; die formale Behandlung dieser Fremdlinge ist charakteristisch für das Verhalten der griechischen Sprache gegen fremdes Sprachgut. Vgl. darüber

W. Crönert, Zur Bildung der in Ägypten vorkommenden Eigen- namen. Stud. z. Paläogr. u. Papyrusk. 2. Heft (1902) .39 43.

Zweierlei ist bemerkenswert: einmal die Bildung von Mischnameu (be- sonders im 2, und 3. Jahrb. n. Chr.), in denen ägyptische Appellative wie ^l>lv 'Sohn’, zaiv 'Tochter’, na- 'der [Sohn] des . . .’, ra- 'die [Tochter] des . . .’, pjpt- 'der erste’ u. ä. das Vorderglied (ganz selten das Scbluß- glied) bilden, zweitens die volksetymologische Umgestaltung (Hellenisierung) der agj-ptiseben Namen, wie ’Enävxriog = äg. Efoneh (vgl. daneben 'Anaivij^, Uavaiag = Uavatfig u. a. Mit Schmidt (in der Rezension von Spiegel- bergs Buch*), Berl. phil Wschr. 1903, 1459 63. 1492 96) bin ich jedoch der Meinung, daß Crönert in der Annahme solcher Volksetymo- logien über das Ziel hinausschießt: ich veimag z. B. nicht einzusehen, warum etwa zfi/gäs = äg. Ttfxäg oder Ttjißüg, Bavfiaözi^ = Savßaaztg, XccQiiog = äg. 'AQuovOig sein sollen; hier handelt es sich doch einfach um echte griechische Namen, die mit den ägyptischen nichts als eine gewisse Klangähnlicbkeit gemein haben. Daß das Studium solcher Eigennamen

1) Herr Prof. Wileken macht mich darauf aufmerksam, daß die Etymologie durch Griffith in P. Amh. U S. 44 bestätigt werde; die Nebenform Xaa&vi wird von Wileken Arch. II, 122 nachgewiesen.

2) Aram. auch im rabbin. Schrifttum.

3) Vgl. Arcii. il, 408.

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Albert Tbnmb; Die Forschungen über d. hellenist. Sprache in d. J. 1902—1904 449

auch für die Lautgeschichte nicht bedeutungslos ist, habe ich schon oben (n, 408) bemerkt; wenn man z. B. das gleiche ägyptische Kamenselement nebeneinander xatv und 9cv geschrieben findet, so gewinnt man daraus

einen Anhalt für die (affrikatiTe oder) spirantische Aussprache des die uns umgekehrt durch koptische (demotische) Transkriptionen des mit Is, ds schon vor Jahren nahe gelegt wurde.*) Ein Text, ähnlich den Texten, aus welchen uns der Ägyptologe Heß vor einigen Jahren die eben erwähnte ältere koptische Transskriptionsweise kennen lehrte, wurde neuerdings durch eine Pergamenthandschrift des 10. Jahrh. bekannt, vgl.

H. Junker u. W. Schubart, Ein griechisch - koptisches Kirchen- gebet Zschr. f. ägypt Sprache XL (1903) 1 31.

Es sind griechische Gebete, die von einem dos Griechischen nicht kundigen Kopten in koptischer Schrift niedergescbrieben sind: man findet hier nicht nur die üblichen orthographischen Eigenheiten der ägyptischen Koivq, sondern auch Verwechslung der grammatischen Formen. Die Her- ausgeber haben daher viel emendiert, um ein lesbares Griechisch zu liefern. Aber ich glaube, daß dem Schreiber mehr Fehler zugeschoben sind als nötig war: eine sprachliche Einzeluntersuchung, die durchgehende die 'Fehler’ der griechischen Papyri vergleichend berücksichtigte, dürfte doch vielleicht ein etwas anderes, d. h. mehr 'ägyptisches’ Bild von dem zugrunde liegen- den griechischen Originaltext liefern.

Unter den sonstigen Aufsätzen, welche sich mit der Sprache der Papyri irgendwie beschäftigen, nenne ich an erster Stelle

(1) J. H. Moulton, Notes from the Papyri. The Expositor. Sixth

Series. HI (1901) 271 282. \1I (1903) 104—121). \TI1 (1903)

423—439.

(2) J. H. Moulton, Grammatical Notes fi-om the Papyri. The Class. Bev. X\TH (1904) 106 112. 151 155.

Es sind Lesefrüchte, die vor allem zur Sprache des Neuen Testaments Parallelen geben sollen; man findet (l) Belege zur Bedeutungsgescbichte und zum Vorkommen einzelner Wörter, wie: xolüfupai, ffxvUoj, «xdloip, nifUM&v, tivQuniog, xoartodia, »fäßaxxog, ixxtvoia, ßovXoiiat, Tdio; oder Be- lege für bestimmte Redensarten, wie: xcnavT&v elg, avvSgai X6yov, xta' iTtiTttyxjv u. a., sowie Beispiele für den Gebrauch von Perfekt und Aorist, hezw. alphabetische Listen von Wörtern, die sowohl in den Papyri wie im Neuen Testament Vorkommen; ferner (2) eine grammatische Blütenlese, worin, geordnet nach den grammatischen Kategorien, interessante sprach- liche Tatsachen aus verschiedenen Papyrussammlungen zusammengestellt sind; als besonders bemerkenswert hebe ich die Belege für iv c. Dat. = Dativus instrumenti hervor, weil ähnliche Konstruktionen des biblischen Griechisch gern für 'Hebraismen’ angesehen werden. Von

W. Crönert, Adnotamenta in papyros Musei Britannici graecas maximam partem lexicographicas. The Class. Bev. XVH (1903) 26 f. 193 198

werden eine große Zahl von Papyrusstellen aus Kenyons Sammlung der Papyri des Britischen Museums besprochen, in denen seltene und neue

1) Vgl. A. Thumb, Indog. Forsch. VIII, 188 ft'., wo weiteres darüber zu finden ist.

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II. Referate und Besprechungen

Wörter oder Wortbedeutungen zu belegen sind. Aus Grenfell and Hunt, The Amherst Papyri, Vol. II, exzerpiert ferner Krumbacher in seiner Anzeige des Werkes (Byz. Zscbr. I, 595 597) einige interessante Formen und Wörter, so u. a. die beiden von den Herausgebern nicht ver- standenen Wörter ßivTfov = äporpov und yaiiäpioy (nr. 153); über das letztere Wort s. unten. aXvrpov ist, von der ägyptischen in die normale Koivfj übersetzt, 'ü'ltipoi' (gemUß der Vertauschung von i- imd c-Lauten in Ägypten) und somit die hellenistische Grundform des neugriech. diUrpt. So zeigt sieh auch hier wieder wie so oft der hervorragende Wert des Neugriechischen für das Verständnis der Koivr). Der Papyrus, welcher die genannten Wortformen enthält, bot auch

D. C. Hesseling, Ad Papyrum Amherstianum CLIII. Ex libro gratulatorio in honorem Herwenleni seoisum expressum. Traiecti ad Rhenum 1902. 8 S.

Gelegenheit, gerade an diesem Text, einem Brief des 6. Jahrhunderts, zu zeigen, wie sich die Unkenntnis des Neugriechischen rächt. H. erkannte in dem Text, außer TQifir,cia = lat. tremissis und arpara 'Weg, Straße’ (lat. strata), die mittel- und neugriech. Partikel 5; (mit dem Konjunktiv zur Bildung imperativischer Formen), sowie das schon erwähnte yaldäptov 'Esel’; es ist der älteste Beleg des Wortes, worauf auch

C. Wessely, yäiSago;. Stud. z. Paläogr. u. Papyruskunde Heft 2 (1902) 35

hingewiesen bat, und man wird auf Grund dieses frühen Vorkommens daran irre, daß das Wort arabischen Ursprungs sei. Hesseling glaubt, daß es aus einer vorläufig noch unbekannten Sprache des inneru Asiens stamme und gleichzeitig von da zu den Griechen, Indem und Arabern gelangt sei.

Weiter sei bemerkt, daß Wilcken bei der Nachprüfung der P. Goodsp., P. Oxy. III, P. GrenfeU I u. II und P. Lond. II (Arch. HI, 113 ff. 232 ff.) und sonst (Arch. IH, 106 ff.) einige sprachliche Beobachtungen und An- merkungen gemacht hat. Ich verweise besonders auf die einleuchtenden Deutungen von i^ioiaaviig als Futur (S. 115), von Belü; als Koseform von Bikidufitog (S. 121), von tvrepi als Vermischung von ^^p und ntgl.

Endlich benützt

W. (’rönert. Sprachliches zu griechischen Ärzten, eine Untersuchung über den Verfas.'.er des griechischen Papyrus Lond. nr. 155. Arch. II (1903) 475—482

sprachliche Tatsachen, um durch sie den Autor des Textes nachzuweisen: eine Vergleichung mit der sprachlichen und stilistischen Eigenart der Ärzte Rufus, Heliodor, Heraklas und Antyllos führt ihn zu dem Schluß, daß der Papyrus dem Heliodor znzuschreiben sei.

II.

Wegen der zahlreichen luschriftrn , die ja gerade aus der helleuisti- sehen Zeit am zahlreichsten und aus allen Teilen der griechischen Welt uns bekannt werden, muß auf epigraphische Berichte*) verwiesen werden; über

1) Die größeren Sammelwerke findet man z. B. in der Bibliographie der Indog. Forsch. (Anz.) unter dem Abschnitt „Griechisch“ verzeichnet.

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Albert Thumb: Die Forschungen über d. hollenist. Sprache in d. J. 1902 1904 451

Sgjptische Funde vgl. den Bericht in diesem Archiv II, 537 ff., III, 126 ff. Nor auf drei große Sammlungen soll auch hier die Auimerksarokeit ge- richtet werden, weil sie ausschließlich die Zeit der Koivt] und des Mittel- griechischen betreffen, nUmlich

W. Dittenberger, Orientis Graeci inscriptiones selectae. I. II. Leipzig, Hirzel 1903—1905. VII, 658; VII, 750 S.*)

A. Audollent, Defixionum tabellae quotquot innotuerunt tarn in graecis Orientis quam in totius Occidentis partibus praeter Atticas in Corpore Inscriptionum Atticarum editas collegit digessit commentario in- struxit A. A. (These). Paris, Fontemoing 1904. CXXVIII, 568 S.')

Millet, Pargoire et Petit, Recueil des inscriptions chretiennes du Mont Athos. 1. Paris, Fointemoing 1904 (mir unzugänglich).

Dittenberger hat seinen Stoff zeitlich durch Alexander den Großen und Justinian begrenzt; der erste Band gibt Inschriften aus Diodochenreichen und andern Königreichen und Füistentämem des hellenistischen Orients, der zweite ,Band enthält Inschriften der orientalischen Provinzen des Imperium Komanum (sowie Appendix, Nachträge und Indiens). Auch die sprachliche Seite der Texte findet in den knappen aber inhaltsreichen Kommentaren gebührende Berücksichtigung; unter den Indices kommen hierfür beson- ders Abschnitt Vlll („Res et verba notabiliora“ ) und IX („Gramma- tica et ortbographica“) in Betracht. Zu den sprachlichen Erläuterungen ließe sich manches anmerken, da der Verf. mit den neuen Ergebnissen der Koiv^-Forschung nicht genügend vertrant ist. So ist Dittenberger z. B. in der Erklärung der interessanten Silko-Inschrift aus Nubien (Nr. 201) ganz von Lepsins abhängig, der alles Auffallende für 'koptisch’ erklärt; daß man hierin zu weit geht, habe ich a. a. 0. (Die griech. Sprache im Zeitalter des Hellenismus 8. 124 f.) gezeigt.

Für die vulgäre Umgangssprache sind von ganz besonderer Bedeuttmg die griechischen Texte in dem Werk von Audollent; es sind 163 Nummern in griechischer Siirache, 31 Nummern in einer Art griechisch -lateinischen Mischdialekts. So lange sie noch nicht besonders behandelt sind, werden uns die ausführlichen, nur etwas mechanisch ausgearbeiteten Indices in den Stand setzen, die interessanten Dokumente sprachgeschichtlich auszuuutzen. Wie groß der sprachliche Gewinn sein wird, habe ich in meiner Besprechung angedeutet: glaube ich doch in einer Gruppe kyprischer Verfluehungstafeln (Nr. 32 37, etwa 3. Jahrh. n. Chr.) einen richtigen KoiviJ- Dialekt nach- weisen zu können. Bei Audollent fehlen die zwei großen Verwünschungs- tafeln, welche Homolle im Bull, de corr. hellen. XXV (1903), 412 456 be- handelt hat; Orthographie und Sprache derselben zeigen charakteristische Züge der Vulgärsprache.

Die monographische Behandlung der Sprache hellenistischer Inschriften hat zu dem Werke Schwyzers über die pergamenischen Inschriften (s. oben II, 402) ein Pendant geschafi'en, das diesem wissenschaftlich ebenbürtig ist, nämlich

J) Vgl. dazu die Besprechung von Wileken im Arch. III (1904) 313 336 (mit zahlreichen Vorschlägen zur Lesung der Texte,'.

2) Vgl. dazu meine Besprechung Indog. Forsch. (Anz.) XVHI, 41 46 und die von Wünsch, Berl. phil. Wschr. 1905, 1071 1082.

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II. Referate und Besprechungen

E. Kachnianson, Laute und Formen der magnetischen Inschriften. Upsala 1903. XVI, 199 S.‘)

Es ist eine treffliche Darstellung eines lokalen Ausschnittes der KorvrJ, wobei alle Hilfsmittel der Forschung mit Einschluä des Neugriechischen gewissenhaft, methodisch und kritisch verwertet sind. Die zahlreichen grammatischen Ein/.elbemerkungen verraten ein gutes Urteil des Verf. in sprachgeschichtlicben Dingen; in der „Zusammenfassung“ (S. 172 ff.) kommt der Verf. zu Ergebnissen, die mit meinen eigenen Anschauungen über den attisch-ionischen Ursprung der Äot vjj übereinstimmen: der ionische EinfluÜ ist vorhanden, wirkt aber in Magnesia nicht stärker als z. ü. in Pergamon; die Elemente aus nicht-ionisch-attischen Dialekten spielen dagegen eine ganz untergeordnete Rolle.

Gelegentlich geben einzelne interessante Inschriften den Herausgebern AnlaB zu sprachlichen Deobachtungen und Bemerkungen. Vgl.

M. N. Tod, A new fragment of tbe Edictum Diocletiani. Joum. of HeU. Stud. XXIV (1904), 195—202.

Dieses Edictum Diocletiani ist überhaupt eine sprachliche Fundgrube und lohnte einmal eine eingehendere Untersuchung; so enthält auch das neue Fragment eine größere Anzahl neuer Wörter (darunter lateinische Lehnwörter), die vom Herausgeber hen’orgehoben uud besprochen werden.

A. Schiff, Inschriften aus Schedia (Uuterägvpten). Festschrift f. Hirsch- feld (Berlin 1903), 373 390

macht auf einige hellenistische Formen aufmerksam, besonders auf == wozu sonstige Nachweise gegeben werden, und meint, daß die

Sprache dieser Inschriften „in den Kreis des neutestamentlichen Griechisch“ gehört; dieser Ausdruck ist etwas schief: die Texte gehören eben in den großen Kreis, zu dem auch das Neue Testament gehört.

Th. Wiegand und U. von Wilamowitz, Ein Gesetz von Samos über die Beschaffung von Brotkom aus öffentlichen Mitteln. Sitzungsber. d. BerL Akad. 1904, 917 931

notieren die hellenistischen EigentümUcbkeiten der dem Anfang des 2. Jahrh. V. Chr. angehöreuden Inschrift (S. 927); mau bemerke besonders fuj (und fiixQi Z. 71) mit dem Koniunktiv ohne &v.

Aus dem Kreise der Inschriften und Papjwi heben sich als besondere Gruppe die in griechischer Sprache geschriebenen Schriftstücke der römi- schen Beamten ab; mit Briefen dieser Art beschäftigt sich die mir unzu- gängliche Schrift vou

L. Lafoscade, De epistulis aliisque titulis imperatorum magistratuum- que Romanorum quas ab aetate .\ugusti usque ad Constantinum graece scriptas lapides papvrique servaverunt. Insulis, Fratres Le Bigot 1902. XV, 141 S.

In diesem Zusammenhang darf auch auf die umfassendere, aber erst begonnene Arbeit von

G. A. Gerhard, Untersuchungen zur Geschichte des griechischen Briefes. L Die Anfangsformel. Philol. LXIV (1905), 27 65 = Dissert. Heidel- berg 1903. 43 S.

l) Uez. von E. Schwyzer, Byz. Zschr. XIII, 203 205.

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Albert Thamb: Die Forschongen über d. heUeoist. Sprache in d. J. 1902 1904 453

hingewiesen werden, die sich mit der Entstehung und der Entwicklungs- geschichte der Anfangsformel 6 dctra dem jrafpciv befaBt.

über den Attizismns, eine der indirekten Quellen der /Coti'ij, handeln zwei Arbeiten (abgesehen von der weiter unten [S. 466] zu besprechenden Arbeit Ober Prokop ans Caesarea),

J. Fritsch, Der Sprachgebrauch des griechischen Romanschriftstellers Heliodor und sein Verhältnis zum Atticismus. 2 Teile. Gymn.-Progr. Kaaden. 19Ü1 und 1902.*)

L. Galante, Studi sn l’Atticismo. I. L'Atticismo nella Commedia Nuova. II. L’Atticismo di Procopio di Gaza. Florenz, Tip. Barbier 1904. 125 S.

Fritsch kommt zu dem beachtenswerten Ergebnis, daß die „Aithiopika“ des Heliodor nicht ein Erzeugnis der Koivii, sondern des Attizismus sind; der 2. Teil*) von Galante untersucht die Sprache eines unbedeutenden späten Attizisten; dabei ergeben sich keine irgendwie wichtigen Tatsachen die Sprache des Autors verrät trotz seines Attizismus den Einfluß der Zeit be- sonders im Wortschatz; ich habe bereits in meiner Rezension*) darauf hin- gewiesen, daß die griechische Sprachgeschichte vorerst wichtigere und dank- barere Aufgaben zu lösen hat als festzustellen, wie weit irgend ein Spät- ling das Attische zu handhaben verstand. So hat z. B. die Untersuchung der griechischen Wörter, welche in orientalische Sprachen cingedrungen sind, in den Berichtsjahren keine neue Förderung erfahren. Die Arbeit von

CTermont-Ganneau, Index des noms propres et des principaux mots grecs. Ree. d’Archeol. Orient. III (1900), 420 ff. VI (1903). 56 ff. ist mir unzugänglich.*)

III.

Unter den Literatnrwerkeil*) erfreuen sich besonders die Schriften des Neuen Testamentes einer eingehenden sprachlichen Würdigung, während die profane Literatur zurücktritt; so beschäftigten sich mit Polybios nur

R. Amelung, De Polybii enuntiatis finalibus. Diss. Halle 1901, der die Konstruktion der Absichtssätze und Verba iiuperandi mit den In- schriften und Papyri vergleicht, und

C. Wunderer, Polybios-Forschnngen. II. Zitate und geflügelte Worte bei Polybios. Leipzig, Dieterich 1901, der eine Fortsetzung der a. a. 0. S. 409 genannten Schrift gibt. Obwohl sich der Verf. vornehmlich mit dem literarischen Schaffen des Polybios be- schäftigt, so ist doch manche Beobachtung auch für das Verständnis der hellenistischen Sprache wichtig, weil W. den Geist des Zeitalters in exakter

1) Referat s. Zschr. f. d. öst. Gyran. LVl (1906), 91 f.

•21 Mit dem 1. Teil werden wir uns unten be.ichäftigen.

3) Deutsche Lit.-Z. 1905, 478 f.

4) Das Werk konnte ich nachträglich einsehen: es handelt sich nur um Indices Ober die in den 6 Bänden vorkommenden und behandelten griechischen Wörter.

6) Über solche, die in Papyrusfragmenten vorliegen, vgl. den Bericht von Blaß in diesem Archiv 111, '267 n.

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II. Referate und Besprechungen

Detailarbeit zu erfassen sucht. Die Abneigung gegen lyrische Zitate, die Vorliebe für Euripides und für Spruchweisheit verraten den nflcbtemen Verstandesmenschen der hellenistischen Zeit, zeigen, aber auch, in welcher Weise die Gedankenwelt der klassischen Zeit nachwirkte. Letzteres ist nicht ohne sprachliches Interesse: denn die Sprachform der klassischen Zitate konnte unmittelbar auf den Stil, d. h. besonders auf die Wortwahl der nachfolgenden Zeit einwirken, und das ist, wie der Verf. S. 30 richtig be- merkt, für die Frage der 'poetischen’ Wörter der Koivrj (hzw. der lite- rarischen Koivij) zu berücksichtigen. Wenn der Verf. hinsichtlich dieser Wörter mir im allgemeinen zustimmt und nur warnt, den Einfluß der homerischen Gedichte dabei nicht zu unterschützen, so habe ich dagegen nichts einzuwenden: denn meine These über den ionisch -volkstümlichen Cliarakter der 'poetischen’ Wörter will nicht sagen, daß alle derartigen Wörter der literarischen Koivij aus der gesprochenen Volkssprache stammen: daß der Schriftsteller seine Sprache aus dem Schatz der Zitate und der ge- flügelten Worte, gelegentlich auch aus der Lektüre älterer poetischer und anderer Werke bereichert haben wird, ist eine sehr natürliche Sache; trotzdem halte ich gegen W.’s Anmerkung aufrecht, was ich über die hippo- krateischen und herodoteischen Wörter des Polybios gesagt habe (daß Poly- hios sie nämlich nicht durch eifrige Lektüre und bewußte Nachahmung der beiden ionischen Schriftsteller sich 'angequält’ habe, sondern daß er sie der Umgangssprache seiner Zeit entnahm); betont doch W. selbst (sowohl S. 30 wie S. 64), daß Polyhios u. a. Schriftsteller der Koivij z. B. die älteren Dichter mehr aus indirekten Quellen (Spnichsammlungen u. ä.) als aus der Lektüre der Originalwerke kennen gelernt hätten. Bemerkenswert ist des Polybios Ablehnung der zeitgenössischen Literatur und Bevorzugung der klassischen Schriftsteller, und W. (92 f.) sieht darin das „Bestreben, als ein Anhänger des Klassizismus zu gelten“, das ,jenc Periode der Renaissance einleitet, die sich später auf die Sprache erstreckte“. Das findet W. frei- lich „umso widerspiTichsvoller, je weniger die Sprache und die ganze An- schauungsweise des Historikers mit jenen Klassikern innere Verwandtschaft zeigen“. Ich kann dem nicht ganz zustimmen. Polyhios schien mir viel- mehr auf dem rechten Weg, wenn er die Vorbilder des Klassizismus nach ihrem geistigen Gehalt schätzte, sie aber nicht wie der spätere Attizismus in der Form nachahmte, um die lebende Sprache zu ertöten; man kann Klassizist sein, ohne ein sklavischer Anhänger toter Formen zu werden. Schiller und Goethe sind Klas.iizisten, obwohl sie ihre Gedanken nicht in griechischem, sondern deutschem Gewand Wiedergaben. Sprachliches Interesse bietet nächst Polyhios der Geschichtsschreiber Diodorus Siculus und zwar für die Entwicklung der lebenden Sprache insofern, als wir das Schwinden gewisser syntaktischer Gebilde bei ihm beobachten können; die Arbeit von R. Kapff, Der Gebrauch des Optativus bei Diodorus Siculus. Diss.

Tübingen 1903. VI, 116 S.

zeigt, daß der Schriftsteller unter dem Einfluß der vulgären Sprache steht, aber schon das Bestreben verrät zu attizisieren. Interessante und zahlreiche Tabellen fassen die vom Verfasser gewonnenen Ergebnisse zusammen: nach K. ist der Optativ hei Diodor schon etwas Künstliches. Ich habe jedoch aus den Tabellen des Verf. den Eindruck gewonnen, daß der Modus in be- stimmten Gebrauchsweisen noch der lebenden Sprache angebört habe; nicht

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alles muß als künstliche Wiederbelebung gedeutet werden. Die Dnter- Bucbung des Verfassers ist übrigens besonders dadurch wertvoll, daß auch die Art und Weise, wie der Optativ ersetzt oder vermieden wurde, stati- stisch behandelt und mit Polybios, Philo und Strabo verglichen wird. Die Arbeiten von

H. Kallenberg, Textkritik und Sprachgebrauch Diodors. I. II. Oymn.- Progr. Berlin 1901. 1902. 23 und 28 S.

Th. Hultzsch, Die erzählenden Zeitformen bei Diodor von Sizilien. Progr. Pasewalk 1902. 12 S.

sind Materialsammlungen : der erstere bespricht eine große Zahl von text- kritisch interessanten Stellen unter ständiger Bezugnahme auf den Sprach- gebrauch Diodors; Hultzsch sammelt Stellen, in denen erzählende Formen von und yivea&ai (samt ihren Composita) Vorkommen.

Daß man alle Literatnrwerke der hellenistischen Zeit vom Standpimkte der Koivt'j aus prüfen muß, ergibt sich aus der Dissertation von

E. Oldenburger, De oraculorum Sibyllinorum elocutione. Diss. Rostock 1903. .14 S.

Beachtenswert ist der textkritische Standpunkt des Verfassers: gegen- über J. Geffcken und Rzach sucht er jüngere (vulgäre) Gebrauchweisen der Überlieferung festzuhalten und zu verstehen: er untersucht solche Bestand- teile in der Konstruktion der Konjunktional- und Relativsätze (Teil I) und im Gebrauch der Kasus und Präpositionen (Teil II): dabei werden Dinge, wie Mischung von Konjunktiv und Futur, von Dativ und Akkusativ bei Präpositionen und Verben erörtert. Hervorheben möchte ich den Gebrauch von tiff n 359 (VIII 278): doidtaa TtiTjgciaci xotpivovi lig ilntia er

kann zu dem im N. T. gelegentlich vorkoramenden prädikativen Gebrauch von eig hinUberleiten, den man gemeinhin einen Hebraismus nennt.

Innerhalb der biblischen GraczitÄt (über die auch Witkowski a. a. 0. S. 200 ff. berichtet) finden die Septuaginta-Übersetzung und ihre Sprache bei Philologen und Theologen noch immer nicht das gebührende Interesse; doch ist zu hoffen, daß uns bald eine Septuaginta-Grammatik zu Teil wird. Eine neue kritische Ausgabe wird in Cambridge vorbereitet; in die Vor- arbeiten gesbitten

A. E. Brooke und N. Mc. Lean, The fortheoming Cambridge Septua- gint. The Joum. of Theol. Studies 1902, 601 621 einen Einblick: der Aufsatz gibt nebeneinander eine berichtigte und mit kritischem Apparat versehene Textprobe der Handschriften A und B. Die beiden Texte zeigen so charakteristische sprachliche Unterschiede (z. B. üctxävt] lUxar»;, fiävSfag tpUfiaiUog, ra ixgiöpiu rijg yijg xapnovg, fvo xl lig xl 'warum?’, xavovv x6q>tvov, fi'fj'Sfv ißaltv, n^öaeanov xifog jxQoeoKxov TtQÖacoitov TcpdcoiTtov 'von Angesicht zu Angesicht’), daß die künftige Forschung gut tun wird, jede Textgestalt für sich zu unter- suchen: man sieht schon aus den mitgeteilten Formen, daß hier zwei ver- schiedene Sprachgattungen etwa zwei 'Mundarten’ oder eine mehr archai- sierende und eine mehr moderne Sprachform vorliegen. Warum die Eerausgeher in dem berichtigten Abdruck eines Literaturwerkes ita- zistische Formen wie rdov (st. ilSov) stehen ließen, ist mir unerfindlich; es genügt vollständig, solche Dinge generell im Apparat oder in den Prole- gomena zu notieren.

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K. Referate and Beaprechongen

Die Aufsätze von

H. Thackeray, The Oreek Translators of Jeremias. The Joum. of Theol. Stud. TV (1905), 245 266,

Ders., The Oreek Translators of Ezekiel. ib. 398 411,

Ders-, The Greek Translators of the Prophetieal Books. ib. 578 585 klären die Cbersetzungstechnik der LXX in wichtigen Punkten auf: der Verf. weist an sprachlichen Unterschieden überzeugend nach, daß bei Jeremias und Ezekiel mehrere Übersetzer beteiligt sind; weniger überzeugend aber glaubhaft scheint mir, daß die f.bersetzung von Isaias älter ist, als die der übrigen Propheten, das erste Königsbuch älter als die übrigen; denn der ’klas- sischere’ Partikelreichtum bei Isaias und der Unterschied (lovog fwvüraiog in den Königsbüchem sind an sich nicht beweisend. Wenn aber der Ver- fasser aus dem übereinstimmenden Vorkommen eines c:raj ktyojxtvov wie ß6fißi)aig bei Jer. ß und dem ersten Teil von Baruch den gleichen Über- setzer erschließt, so ist dieser Schluß aus Gründen, die ich a. a. 0.‘) ent- wickelt habe, sehr anfechtbar; Th. selbst legt ja sonst auf lexikalische Gleichungen zwischen Jer. «, Ezek. o und y und den kleinen Propheten kein allzugroßes Gewicht (S. 578£F. ), und das mit Recht.

Der Aufsatz von

E. Nestle «pros = Bienenbrot? Korr.-Bl. f. d. Gelehrtenschulen Württem- bergs. IX (1902), S. 95—98

weist darauf hin, daß «ptof in der griech. t'bersetzung des Hohen Liedes 5, 1 möglicherweise 'Honigwabe’ bedeute, weil die hebr. Unterlage (ja'ari) diese Bedeutung unzweifelhaft hat.

Wegen des Neuen Testaments sei vor allem wieder auf den Theo- logischen Jahresbericht XXII, 289 ff., XXHI, 229 ff. verwiesen, wo R, Knopf, A. Meyer, J. Weiß und H. Holtzmann die Literatur der Jahre 1902 und 1903 behandeln; Aufsätze und Kommentare, die mehr der Exegese und bib- lischen Theologie als der Philologie und Sprachforschung angchören, brauchen daher im Folgenden nicht besprochen zu werden.

Wir hatten im früheren Bericht (S. 412 f.) eine Reihe von „Ein- leitungen“ zu nennen, die auch für den Philologen gelegentlich in Betracht kommen können. Unter diesen hat Zahns großes Werk (s. H, 413) eine neue Auflage erlebt (1900); wenn auch der sprachliche Standpunkt in der Beurteilung der einzelnen Schriften nicht verändert ist, so spricht der Verf. doch mit einer gewissen Reserve über den Gesamtcharakter des neutest. Griechisch (vgl. besonders I, 38 ff.). Neu hinzugekommen ist

St. Szekely, Hermeneutica hiblica generalis secundum principia catho- licB. Freiburg i. B., Herder 1902. IV, 446 S., worin 8. 60 90. 92 von der neutestamentlichen Graezität gehandelt wird. Der Verfasser ist von den Ergebnissen der jüngsten Forschung unberührt geblieben. Seine Ausführungen könnten ebensogut im 16. Jahrh. nieder- geschrieben sein; unter den fontes consuetudinis loquendi Graecae biblicae (88f.) sind die Papyri nicht einmal erwähnt. Die biblische Graecität ist eine 'melior forma dialecti vulgaris Alexandrinae hebraismis referta’, bezw. (im N.T.) 'vulgari Palaestinensi affecta’ (S. 61); bei der Vorführung der 'Hebraisini grammaticales et lexicales’ (S. 61 79) und 'Christianismi’

1) Die griech. Sprache S. 226 f.

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(S. 84 f.) begegnen uns die üblichen Ladenhüter’, mit denen endlich einmal geräumt werden müBte.

Für die nentestamentlichen Sprachstudien wird das große, iiu Erscheinen begriffene Werk von

H. von Soden, Die Schriften des neuen Testamentes in ihrer ältesten erreichbaren Textgestalt, hergestellt auf Grund ihrer Textgeschichte. I Bd., 1. Abteil. Berlin, Duncker 1902. XVT, 704 S. von grundlegender Bedeutung sein. Die vorliegende erste Hälfte der Prole- gomena behandelt die handschriftliche Überlieferung samt dem buchtech- nischen Zubehör und verzeichnet 2339 Codices, aus denen die verschiedenen Typen der Teitüberlieferung gewonnen werden sollen.*) Wie diese Typen von einander abhängen imd in welcher Weise die Urtypen zu gewinnen sind, zeigt der Verf. an der Textgeschichte des Abschnitts von der Ehe- brecherin Job. 7, 53 8, 11 (S. 486 ff.), und die Textprobe (vgl. besonders S. 507) bietet genug der Varianten, die auch sprachliches Interesse haben. S. spricht daher wohl mit Recht die Hoffnung aus (S. 16), daß auch die Xotv^-Forschung „einen kleinen Gewinn einheimsen könne“. Dieser Gewinn kann sogar recht beträchtlich werden, wenn dem sprachlichen Charakter der Überlieferung die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird. Daß die rein itazistischen Fehler der Minuskelhandschriften ans dem Apparat aus- geschlossen werden (S. 19), ist in der Ordnung; aber man muß wünschen, daß nicht zu viel unter den Begriff des Itazismus gerechnet wdrd. So halte ich es z. B. für durchaus nötig, daß Erscheinungen wie die Verwechslung von e- (t, ai) und i-Lauten (t, ti), von ot, v und i-Lauteu, von ri und e- oder i-Laut, ferner die Verwechslung von Tenuis, Media und Aspirata wenigstens generell als Merkmal der einzelnen Handschriften und Hand- schriftenklassen vermerkt werden; denn da das Unternehmen sich die Auf- gabe stellt, die einzelnen Typen der Teitgeschichte nicht nur zu rekon- struieren, sondern auch zeitlich und örtlich zu bestimmen, so sind jene Dinge nicht gleichgültig, wie ich a. a. 0.®) gezeigt habe. Ich möchte dem Herausgeber dringend empfehlen, über die Schreibung des v l<p(lixvaux6v, die er zu ignorieren gedenkt (S. 19), nicht hinwegzugehen; denn auch dieser Punkt scheint mir im Zusammenhang mit der Geschichte des auslautenden ■V im Spät-, Mittel- und Neugriechischen einmal dazu geeignet zu sein, uns über lokale (mundartliche) Verschiedenheiten des nentestamentlichen Textes aufklären zu helfen. Wir haben ja kein einziges anderes Sprachdenkmal, das sich in der riesigen Zahl örtlicher und zeitlicher Varianten mit dem Neuen Testament messen könnte.

An philologisch bedeutsamen Ausgaben einzelner Teile sind zu nennen*):

Evangelium secundnm Johannem cum variae lectionis deleetu ed. F. Blaß. Leipzig, Teubner 1902. LXTV, 111 S.

F. Blaß, (Barnabas) Brief an die Hebräer. Text mit Angabe der Rhythmen. Halle, Niemeyer 1903. 54 S.

1) DieBes Verzeichnis ilbertrifft an Reichhaltigkeit alle früheren Werke, so z. B. Gregory; ein großer Stab von Theologen bereiste Orient und Okzident, um den Handsebriftenbestand aufznnehmen: die im größten Stil ansgeführten Vor- arbeiten waren ermöglicht durch die Muniüzcnz einer einzelnen Dame!

2) Die griech, Sprache im Zeitalter des Hellenismus S. 179.

8) Swete's Ausgabe des Marcusev. (s. oben U, 411) ist 1903 in 2. Aufl. erschienen.

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II. Befente und Beiprechungen

Die Ausgabe des Hebräerbriefes steht in unmittelbarem Zusammen- hang mit

F. BlaB, Rhythmische Komposition des Hebräerbriefes. Theol. Stud. u. Krit. LXX (1902), 420 8.,

worin der Text Abschnitt für Abschnitt auf seine rhythmische Anlage hin untersucht wird. Der Hebräerbrief erweist sich dadurch als ein Produkt der Kimstprosa, ein Ergebnis, das besonder den Literarhistoriker interes- sieren wird. Über das textkritische Verfahren von BlaB‘) in seinen beiden Ausgaben vgl. Knopf und J. Weiß, Theol. Jahresber. XXII, 305 bezw. XXIIl, 306; daß Blaß im Johannesevangelium besonderen textkritischen Wert der Versifizierung desselben durch Nonnos beilegt, scheint mir noch bedenklicher als die Benutzung des Cbrysostomos (s. oben H, 413). In den Prolegomena, in denen eine große Anzahl von Stellen erörtert wird, finden sich ein paar sprachliche Bemerkungen; für grammatische Zwecke wird der reichliche textkritische Apparat gute Dienste leisten, und daß hieraus ge- legentlich sogar die Erforschung des ueutestamentlichen Wortschatzes Nutzen zieht, zeigt eine Lesart wie Ofiijyfia 19, 39, die von Blaß gegenüber der üblichen Lesart /tiyfuc bevorzugt wird.

Daß der Nachweis fester Rhythmen im Hebräerbrief nicht nur literar- geschichtliche, sondern auch sprachgeschichtliche Bedeutung hat, ergibt sich z. B. aus der durch die Rhythmen geforderten Regel, daß elidierbarer aus- lautender Vokal vor anlautendem Vokal elidiert wird. Wenngleich die Ge- fahr besteht, daß man sich in der Auswahl der Lesarten und in der Auf- stellung der Konjekturen zu sehr durch die Voraussetzung bestimmter Rhythmen beeinflussen läßt*), so springt doch öfters auch ein textlich oder sprachlich interessanter Gewinn heraus, so z. B., wenn 5, 4 die handschrift- liche Lesart äx/ii^v statt irt, 10, 11 das hellenistische nollaxi durch das Rhythmengcsetz gefordert werden, während dieses sonst im N.T. gar nicht, jenes sonst nur an einer Stelle belegt ist.

Von wichtigeren Kommentaren werde ich diejenigen Wellhausens in anderem Zusammenhang weiter unten zu erwähnen haben. Ein größeres englisches Werk, Nicbols „Expositories Greek Testament“, von dessen vier Bänden drei erschienen sind, ist mir unzugänglich.

Die Sprache des N.T. fand in einer Reihe besonderer Bücher und Artikel förderliche Bearbeitung. Die Grundsätze der Forschung, die ich im Verein mit Deißmann vertrete, fassen immer mehr Wurzel, und besonders Gelehrte englischer Sprache lassen es sich angelegen sein, diese Grundsätze praktisch zu anzuwenden. Nebenbei erwähne ich, daß mein oben (II, 415) genannter Vortrag über das biblische Griechisch innerhalb eines Referates über den Stand der Forschung von N. Glubokovskij ins Russische über- setzt worden ist (im Christianskoje Ötenije 1902, Nr. 7). Ferner betont

S. Dickey, New points of view for the study of an old problem: the Greek of the New Testament. Princeton Theol. Rev. I (1904), 631—636

1) Vgl. auch desselben Verfs. Vortrag „Über die Textkritik im N.T.“. Leipzig 1SU4, worin B. seine textkritischen Anschauungen populär erörtert.

2) Vgl. dazu besonders die Besprechung von I’reuschen, Berl. phil. Wschr. 1906, 19—61.

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Albert Thumb; Die Forschungen Qber d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 1904 459

in richtiger Erkenntnis der Stellung des biblischen Griechisch die Notwendig- keit, sich mit den Ergebnissen der hellenistischen und neugriechischen Sprach- forschung bekannt zu machen, und gibt eine kurze Übersicht über neuere Arbeiten, welche hierfür in Betracht kommen.

Der anonyme Aufsatz

A Study in the religious language of the Bible. Expository Times Xm, 463 f.

ist mir nicht zugänglich.

DaB BlaB’ Grammatik Is. II, 414) bereits 1902 eine zweite Auflage er- lebt hat, ist ein bemerkenswertes Zeichen für das Interesse, welches der Sprache des N.T. entgegengebracht wird; was ich über das Buch im ein- zelnen zu sagen habe, möge man in meiner Rezension in der Theol. Lit.- Ztg. 1903, 420 424 nachlesen; ich habe vor allem wieder darauf hin- gewiesen, welch wichtige Dienste ein eindringendes Studium des Neugriechi- schen für die richtige Beurteilung des neutestamentlicben Griechisch leistet. Eine vorzügliche, dem heutigen Stand der Forschung entsprechende Orien- tierung über die biblische Graezität gehen die Aufsätze von

J. H. Moulton, Characteristics of New Testament Greek. The Expo- sitor 6. ser. IX (1904), 67—75. 215—225. 310—320. 359—368. X, 124 134. 168—174. 276—283. 353—364. 440—450.

M. teilt rückhaltslos die Anschauungen, welche DeiBmann und ich selbst vertreten, d. h. er betont den allgemeinen Aoiv^-Charakter des neu- testamentlichen Griechisch; so steht er auch in der Hebraismenfrage auf unserm Standpunkt und liefert durch die Heranziehung der Papyrussprache in einer Reihe von einzelnen Fällen den Nachweis, daB die 'Hebraismen’ bei fortschreitender Erkenntnis der Koivrj immer mehr sich vermindern, was ich seinerzeit vorausgesagt habe. Wie viele gelegentliche Obersetzungs- hebraismen einmal vor der sprachgeschichtiichen Kritik bestehen bleiben werden, läBt sich vorläufig nicht ermessen. Die 'Hebraismenfrage’ durch- zieht wie ein roter Faden die ganze Artikelserie (die der Verf. übrigens in erweiterter Bearbeitung als Buch herauszugeben beabsichtigt): M. gibt auBer der Erörterung prinzipieller Vorfragen und lexikalischer Probleme eine Darstellung der neutestamentlicben Grammatik in ihren Hauptzügen, und es werden dabei Fragen angeschnitten, die, wie z. B. die Perfektivierung des Verbums durch Präpositionen, für die Exegese mindestens ebenso wichtig sind wie für die hellenistische Sprachgeschichte.

Die Schrift von

E. Dominik, Syntaxis Graecitatis Novi Testamenti. Olmütz 1901. 105 S. ist mir nicht zugänglich.

Mit Einzelheiten der Syntax beschäftigten sich

H. A. Scomp, The case absolute in the New Testament. I. H. Biblio- theca sacra. 1902 (April) [mir nicht zugänglich].

0. Bruston, Le genitif du regime indirect dans le Nouveau Testament. Uev. th^ol. et Questions relig. VI (1903) 536 542 [mir nicht zu- gänglich].

Ders., Le genitif du regime indirect dans le Nouveau Testament, ib. VII, 60 70 [mir nicht zugänglich].

F. W. Mozloy, Notes on the Biblical Use of the Present and Aorist Imperative. Journ. of Theol Stud. IV (1903), 279 282.

Archiv f. Papjmuforichung 111. 4. 31

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II. Referate und Beaprechungei

Der letztgenannte (Mozley), der auch die LXX berücksichtigt, stellt folgendes fest: 1. In allgemeinen' Bitten wird das Präsens, in konkreten einzelnen Bitten der Aorist gebraucht. 2. Gott wird nur im Aorist ange- rufen. 3. ixSixH riji' ixSCxjjaiv Numeri 31, 2 ist auffallend; der Verf. ver- mutet, daß die figura etymologica vielleicht die Abweichung bedingt. Warum, darüber äußert sich M. nicht. Da ich keine syntaktische ratio sehe, so werfe ich die Frage auf, ob nicht die phonetische Assonanz ixSiKtjOov rriv ty.iUtpiv eine Art 'formaler Dissimilation’ hervorgerufen hat; daß nämlich 'Kakophonien’ die syntaktischen Gebilde beeinflussen können, hat J.H.Wright, Harvard Studies in Class. Phil. XII (1901), 136 ff. an Sophokles nach- gewiesen.

Einige sprachliche Bemerkungen finden sich endlich bei dem im griechi- schen Sprachkampf vielgenannten Übersetzer des Neuen Testaments

A. Pallis, A few notes on the gospels according to St Mark and St. Matthew, based chiefly on Modem Greek. Liverpool, Bookseilers’ Co. 1903. VI, 47 S.

Die Konjekturen, welche P. vorträgt, verraten zwar den Laien; aber an einigen Stellen, wo er den überlieferten Text mit Hilfe des Neugriechi- schen nicht zu ändern, sondern zu verstehen sucht, werden ansprechende Erklärungen vorgetragen, die vorhandene Schwierigkeiten heben, wie z. B. füxßtpo; iMc 6, 21) 'an empty day, a day without work’ (nicht 'con-

veniont’), jlpüjfthT« Mc 7, 9 'Gestank, Schmutz’ (nicht 'Speise’), axokd^tov Mc 12, 44 'feiernd’ (nicht 'leer’). Daraus kann man eben sehen, wie der des Neugriechischen Kundige oft mühelos hellenistische 'Probleme’ zu lösen vermag; bei einem sprachgeschicbtlich und philologisch nicht genügend ge- schulten Laien liegt freilich auch die Gefahr der Übertreibung nahe, wie

J. van Jjzercu, Een Griek over het Grieksche Nieuw Testament. Theol. Tydskr. XXXVUl (1904), 349—370 Pallis gegenüber bei Anerkennung der allgemeinen methodischen Grund- sätze — mit Recht bemerkt.

Über die Sprache einzelner Teile des N.T. handeln;

E. J. Goodspeed, Did Alexandria influence the nautical language of St. Luke? A study of Act 28, 12 in the light of Greek Papyri. Expositor. 6. ser., VUI (1903), 13t»— 141.

A. Schiatter, Die Sprache und Heimat des 4. Evangelisten. Beitr. z. Ford. Christi. Theol. VI (1902), 4. Heft. 180 8.‘)

W. Brünnig, Die Sprachform des 2. Thessalonicberbriefes. I. Diss. Jena 1903. 31 3.

J. Albani, Die Metaphern des Epheser-Briefes. Zschr. f. wLss. Theol. XLV (1902), 420—461.

T. C. Laughlin, The Solecisinus of the Apokalypse. Diss. Princeton 1902. 23 S.

Die Arbeiten von Brünnig und Albani kommen nur als Materialsaram- lungen in Betracht. Goodspeed folgert aus der Bedeutung von AtV 'West- wind’ und aus bezw. xöipoj 'Nordwestwind’ (= lat Caurus, Chorus),

d. h. aus der Tatsache, daß jenes mit dem Papyrusgebrauch übereinstimme, dieses (wie EvquxvIiov 27, 14} lateinischen Ursprungs sei, mehr, als man

1) Rez. von Baldeusperger, Theol. Lit.-Ztg. 1904, 197 199.

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Albert Tfaumb: Die Forechnngen Ober d. helleniBt. Sprache in d. J. 190S 1904 461

daraus folgern darf; denn daß gerade nur ägyptische Griechen aus Alexandria, d. h. die Bemannung der zwischen Alexandria und Italien verkehrenden Schiffe, die WOrter so gebraucht haben sollen, daß sie dagegen in andern Teilen des griechischen Orients nicht, bezw. in anderm Sinn verwendet wurden, das zu beweisen, hat der Verf. nicht filr nötig erachtet; er verfallt in den methodischen Fehler, alles, was den Papyri angehört, für ägypti- sches Griechisch zu halten, wahrend sie doch in erster Linie als Denk- mäler der Koivrj überhaupt zu betrachten sind.

Die beiden Arbeiten von Schiatter und Laughlin berühren ein Thema, das noch lange nicht zur Ruhe kommen wird: die sog. Hebraismen- frage, die schon oben (S. 459) gestreift wurde. Von Schiatters Abhandlung gilt der Satz „(jui nimis probat, nihil prohat“; S. findet eigentlich in jedem Wort und in jedem Satz einen Semitismus. Indem er nOmlich das ganze Evangelium des Johannes Satz für Satz darauf hin ansieht, ob gleiche oder ähnliche Wendungen und Gedanken auch im Hebräischen verkommen 'j, und indem er dies überall bestätigt findet, zieht er die Folgerung, daß ein palästinischer Jude das Evangelium geschrieben haben müsse, als ob nicht ein graezisierter Jude etwa Kleinasiens ebenso vertraut sein könnte mit der Gedankenwelt und der Ausdrucksweise des Alten Testamentes. Man ist aber aufs höchste erstaunt, nun gar als Beweis für die aramäische Denk- weise des Autors zu erfahren, daß ein Satz wie ab n's il (S. 25) oder rroO iartv ixtivog (S. 83l, eine Wendung wie xnl kiyH (S. 25) oder zl tdaCeig (S. 141) auch im Hebräischen Vorkommen! Und noch mehr ist man erstaimt, wenn von hebräischer Denkweise auch da gesprochen wird, wo die Ausdrucksweise überhaupt nicht stimmt Daß z. B. das angeführte ab xfj tl und sein angeblich aram. Vorbild PS PS sich recht wesentlich unter- scheiden — dort steht die Kopula, hier fehlt sie , ficht den Verf. offen- bar nicht an. Man vergleiche ferner uJot« ■xolkit r^v iKii mit dem ange- zogenen er 'Quellen waren dort’ (S. 49) aber böaxa wäre

doch hehr. 0'''T:! Oder ,.xal evSiag sogleich, gleich darauf, (S. 65)

aber der hebräische Ausdruck 'und von der Hand’ ist gänzUch ver- schieden von dem griechischen! Es schwindelt einem, was alles mit der Methode bewiesen werden könnte aber die Ansicht der Gelehrten, welche in der Hebraismenfrage auf einem allerdings total verschiedenen Standpunkt stehen, schiebt der Verf. mit überlegener Buhe zur Seite: „Urteile über das neutestamentliche Griechisch, die ohne jede[!j Kenntnis der in Jerusalem vorhandenen Sprache und Lehre abgegeben werden, entscheiden nichts“ (S. 9) Die Dissertation von Laughlin ist mit ungenügenden Mitteln ausge- fnhrt; zwar verfällt er nicht in den Fehler, in jedem Satz hebräischen Sprachgeist nach weisen zu wollen, sondern begnügt sich mit mehr oder weniger auffallenden Erscheinungen, die vom Standpunkt der älteren Sprache 'Soloecisraen’ sind, und vergleicht mit Rocht die Sprache der LXX; aber von dem sonstigen hellenistischen Griechisch und den neueren Forschungen darüber scheint L. keine Ahnung zu haben, sonst hätte er nicht wieder manchen alten hebräischen Kohl aufgewärmt (sit venia verbo!), der endgültig abgetan ist. Daß die Apokalypse teilweise ein unbeholfenes Cbersetzer-

1) Der Verf. wählt ein ganz bestimmtes Vergleichsmaterial, nämlich einen rabbinischen Kommentar zum Exodus.

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II. Referate und Beaprechungen

gnechkch darbietet, ist zuzugeben, sei es daß es aus LXX-Griechisch oder direkt aus bebräiscber (apokalyptisclier) Literatur stammt. Wenn aber L. meint, daß der Verfasser der Apokalypse nicht aus Unkenntnis des korrekten Griechisch so 'fehlerhaft’ schrieb, sondern in der Absicht, die Weise und den Geist der alten Propheten nachzuahmen, so habe ich vielmehr den Ein- druck, daß der Autor nicht besser schreiben konnte, daß er nur mit jenem Griechisch vertraut war, wie wir es aus den Papyri ungebildeter Leute kennen. Ein Beispiel genüge, um die Methode des Verfassers zu illustrieren: Konstruktionen wie 14, 6 xol elSov aklov äyyeXov . . . Xiymv [statt ItjoiTo] werden schlankweg als Hebraismen erklärt, denn „this neglect of agreement in case is common enough in Hebrew“ (sic!). Ein Blick in K. Dieterichs Buch (S. 206 ff. ) hatte den Verf. belehrt, daß in den Papyri und Inschriften noch viel merkwürdigere Beispiele von Inkonsequenz (schon aus dem 2. Jahrb. V. Ohr.) Vorkommen, und ich füge aus meinen eigenen Sammlungen zwei 'Musterbeispiele’ hinzu: nävxig 6 avaYtvdaxcov Uev. archeol. 1902, 134 (christl. Inschrift aus Ägypten), t€>v nätrta vetx&vTos öcanoxäv .4rcb. f. Pap. I 408 (Papyrus des 5. Jabrh. n. Chr.\ Solche Falle müssen uns vor- sichtig machen, alles, was im N.T. ungewöhnlich erscheint, mit dem Schlag- wort 'Hebraismus’ zu erledigen. Wenn

P. Fiebig, Zwei Wege zum Fortschritt der neutestamentlichen Forschung. Protest. Monatshefte VIII (1904), 254 264 für das Verständnis des N.T. die Kenntnis der orientalischen Sprachen und der jüdischen Literatur fordert, so muß mit Nachdruck betont werden, daß die Kenntnis des hellenistischen Griechisch mindestens ebenso wichtig ist.

Für eine gründliche Bearbeitung der Hebraismenfrage sind die kom- mentierten Übersetzungen der drei synoptischen Evangelien von Well hausen (Berlin 1903 imd 1904) eine wertvolle Vorarbeit, weil der hervorragende Kenner der semitischen Sprachen auf alles aufmerksam macht, was eine Be- rührung mit aramäischem Sprachgeist zeigt. Wellhausen ist leicht geneigt, in solchen Fällen Semitismen anzunehmen, ohne weiter zu fragen, ob denn die Übereinstimmungen mit dem Aramäischen nicht auch echt griechisch sein können; so haben z. B. ätpts ixßäla Mt 7, 4 und cc^yvfia 'Silberlinge’ mit dem Aramäischen gewiß nichts zu schaffen. Man darf die von Vf. fest- gestellten sprachlichen Berührungen als die Höchst zahl der zu erwägenden Semitismeu betrachten; aber schon beim heutigen Standpunkt der Kotvfj- Forschung ist es möglich, einen guten Teil dieser Semitismen zu streichen ‘).

Da sich im N.T. bäußge Zitate aus dem A.T. (bezw. der LXX) finden, die natürlich für die Hebraismenfrage eine Sonderstellung einnehmen*), so ist die gewi.s.senhafte Zusammenstellung von

W. Dittmar, Vetus Testamentum in Novo. Die alttestamentlichen Parallelen des Neuen Testaments im Wortlaut der Urtexte und der Septua- ginta. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1903. 362 S.

1) In den Kommeutaren Wellhausens findet man manch feine sprachliche Beobachtung, die den Graezisten interessiert. Ich greife ein Beispiel heraus, die Übersetzung von :tag^litn' li) mpctj Mth 14, 15 'die Zeit ist vorgerückt’; im An- schlnB daran vermutet W. für Tiagdytir die Bedeutung 'weitergehen’ (neben 'vor- flbergehen’). Die Annahme von naga- 'weiter-’ ist sehr ansprechend, denn sie wird durch ngr. Wendungen wie nagastdvio 'weiter oben’ n. ä. direkt bestätigt.

2) s. Die griech. Sprache S. 132.

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Albert Thnmb: Die Forschungen aber d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 1904 463

ebenfalls ein wichtiges Hilfsmittel für das weitere Studium des Problems. Wie weit Oberhaupt einzelne Stücke des N.T. ganz abgesehen von der Apokalypse durch die LXX beeinflußt sind, ist natürlich für die Be- urteilung ihres Sprachcbarakters nicht unerheblich. So gewinnt z. B. das Magniflcat (Lukas 1,45 ff.) eine ganz verschiedene sprachliche Beleuch- tung, je nachdem man es mit Hamack der Feder des Lukas zuweist oder mit Spitta annimmt, daß ein zuvor selbständiger Psalm von dem Evan- gelisten eingeschoben worden sei. Vgl. darüber die im Theol. Jahresber. XXn, 320. 321 f. verzeichnete Literatur. Sprachliche Erwägungen spielen natürlich auch bei diesem Problem eine wichtige Rolle, s. besonders Spitta, Theol. Abhandl. (Festgabe für H. Boltzmann 1902), S. 78 ff.

Daß die Hebraismenflage schließlich nur die sprachliche Seite eines viel umfassenderen kulturhistorischen Problems ist, lehrt der Aufsatz von A. Deißmann, Die Hellenisierung des semitischen Monotheismus. Leipzig, Teubner 1903 (S.-A. aus den N. Jahrb. f. d. kl. Altertum 1903*), worin übrigens die Frage eines 'Judengriechisch’ gestreift wird. Wenn ein Rezensent dieser Schrift*) dem von D. geleugneten Judengriechisch das Judendeutsch entgegenhält, so ist damit nichts gesagt : die Möglichkeit einer solchen Erscheinung ist zuzugeben, aber über ihre geschichtliche Realität entscheidet eben doch nur die sprachliche Forschung und diese hat bis jetzt nichts im Sinne eines lebendigen jüdisch -griechischen Idioms ergeben.

Die Detailerörterung der Hebraismenfrage hat sich in jüngster Zeit besonders um die Formel lig ovofia und (V ovofitm gedreht; vgl.

J. Böhmer, Ist zum sprachlichen Verständnis des Neuen Testaments der alttestamentliche Sprachgebrauch anzuziehen? Beitr. z. Förd. christl. Theol. V, 6. Heft (1903), 51—80.

(vgl. auch dens. „Stndierstube“ II, 324 ff. 516 ff. 580 ff.).

W. Brandt, Nog eens tig ovo/ta. Theol. Tijdskr. XXXVI (1903), 193 bis 217 (auch D. Lit-Z. 1904, 2338—2344)

W. Heitmüller, „Im Namen Jesu“. Eine sprach- und religionsge- schichtliche Untersuchung zum Neuen Testament, speziell zur altchrist- lichen Taufe. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1902.

Der Hauptinhalt dieser Schriften betrifft die biblisch-theologische Seite des Problems, die uns hier nichts angeht; die sprachliche Seite wird beson- ders eingehend von Heitmüller behandelt. Böhmer und Brandt streiten sich

darum, ob lig Svofia das hebr. ZT' oder Zira wiedergebe; und dabei hält

Böhmer ohne neue Grtlude gegen Deißmann daran fest, daß es ein 'spezi- flsches Bibelgriechisch’ gebe, die 'Sprache des Heiligen Geistes’! Heit- müller prüft die Formel von einem unbefangenen Standpunkt aus, d. h. er untersucht ihr Vorkommen in LXX und N.T. und findet, daß zwar der

spezifische Gebrauch von (v övofiau der jüdischen Graezität angehöre und

ähnliche Formeln sonst äußerst selten sind; aber trotzdem hält er (S. 52) die Ausdrucksweise nicht für „ungriechisch, wenigstens ungriechisch in dem Sinn, daß sie dem Geist der griechischen Sprache zuwiderlaufe“. Dieses Er- gebnis ist umso weniger anzufechten, als die Untersuchung der Papyri in

1) Im Auszug in den Verhandlungen des 13. Internat. Orientalisten- Kon- gresses (Hamburg 1902), Söä ff.

2) Nestle, Berl. phil. Wschr. 1904, 173 -175.

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n. Referate and Besprechongen

betrefif der Formel tig (xb) Svofui ergeben hat, daB sie „Eigentum der hel- lenistischen Weltsprache war, daB sie gebraucht wurde lange vor dem N.T., und daB sie zwar nicht allein, aber doch besonders in verschiedenen Nuancen in der Geschäftssprache gang und gäbe war“ (S. 104 f.).

Mit der Hebraismenfrage berührt sich endlich der Aufsatz von

P. W. Mozley, The meaning of loüro notiiu. The Expositor. 6. ser. Vn (1903), 370—386

insofern, als er in bejahendem Sinn untersucht, ob not& dem hebr. entsprechend die Bedeutung 'opfern’ habe. Entscheidende Gründe für diese Annahme vermisse ich; das Hebräische selbst spricht dagegen: denn eii. hebr. rST 'C7 (= tovto nouiri) kann nicht bedeuten 'opfert dies’, wie mich mein Freiburger Kollege Prof. Reckendorf belehrt.

Der Aufsatz von

W. C. Allen, The Aramaic Element in St. Mark. Expository Times Xm (1902), 328—332

ist mir unzugänglich. Der Notiz von A. Meyer, Theol. Jahresber. XXIT, 325 entnehme ich, daB der Verf. soviel Aramaismen gefunden zu haben glaubt. daB man nicht bloB von aramaisierendem Griechisch, sondern Übersetzungs- gricchisch reden müsse. Ich erlaube mir, darüber die stärksten Zweifel zu haben.

Was im besonderen den Wortschatz des N.T. betrifft, so erwähne ich zunächst, daB das bekannte Wörterbuch von C. L. W. Grimm sowie seine englische Bearbeitung von Thayer in 4. Auflage (Leipzig 1903, bezw. London 1904), die Konkordanzen von Bruder in 6. Aufl. (Göttingen 1904), von Moulton u. Geden (London 1904) und Segond (Lausanne 1904) in 2. Auflage erschienen sind.

Eine eingehende, durch exakte Methode ausgezeichnete Untersuchung ist den Schriften des Paulus zu teil geworden durch

Th. Naegeli, Der Wortschatz des Apostels Paulus. Beitrag zur sprachgeschichtlichen Erforschung des Neuen Testaments. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1904. 100 S.

Der Verf. prüft die in den Paulinisehen Schriften vorkommenden Wörter daraufhin, in welchem Umfang sie dem klassischen oder hellenisti- schen (vor- und nachpaulinischen) Wortschatz (Schriftsteller, Inschriften und Papyri), bezw. der Obersetzungsliteratur des Alten Testaments angehören, und gelangt zu dem Ergebnis, daB die hellenistische Umgangssprache und die LXX im wesentlichen den Wortvorrat des Paulus geliefert haben; irgend- welche attizistische Neigungen lassen sich nicht nachweisen, aber auch Vulgarismen sind seltener als z. B. im Jobannesevangelium; die Sprache der Gebildeten seiner Zeit ist dem Paulas nicht fremd, wenngleich seine Diktion der Umgangssprache (der 'niedem’ Kotvrj) näher steht, als der lite- rarischen ('höheren’) Koiv^. In der Frage der ionisch-poetischen Wörter vertritt der Verf. ganz den Standpunkt, den ich selbst zuerst*) wie mir scheint methodisch begründet habe; ich linde es daher seltsam, daB unter der S. 22 verzeichneten Literatur mein Name mit Stillschweigen ül)er- gangen wird.

1) Die griech. Sprache S. 209 ff.

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Der Aufsatz von

A. R. Eagar, The Authorship of the Epistle to the Hebrews. The Expositor 1904 (August), 110 123

wiU aus dem Wortschatz des Hebräerbriefs den Lukas als dessen Verfasser nachweisen. Beim gegenwärtigen Stand hellenistischer und neutestament- licher Wortforschung scheint mir der Versuch eines derartigen Nachweises von vornherein wenig Erfolg zu versprechen.

Mit einzelnen Wörtern beschäftigen sich

Ph. Barrj, On Luke 15, 25 avfiipwvia ’bagpipe’. Joum. of Bibi. Lit. 1904, 180—190.

C. Bruston, Le sens de i'lsOr'^piov et ce qui en resulte. Rev. theol. et Qnestions relig. VIII (1904), Juli (mir nicht zugänglich).

A. DeiBmann, Haatijgtof und floor^piov. Eine lexikalische Studie. Zschr. f. neutest. Wiss. IV (1903), 193 212 (Die allgemeine Bedeutung 'Versöhnungsgegenstand, Gnadenmittel, Sühne- mittel’ ist auch die biblische).

S. Dickey, Some Word-Studies in Eph. The Bible Student VH, 35 ff. (mir unzugänglich).

G. F. Greene, The Word parresia in the Acts. The Bible Student Vn, 137 143 (mir unzugänglich).

G. F. Hamilton and G. G. Findlay, and cdtj&ivög in St. John.

Expositoty Times XVI (1904), 42 f. (mir unzugänglich).

F. Herklotz, Miszelle zu Mk 1, 1. Biblische Zeitschr. II (1904), 77 (dp)^ hat die Bedeutung des hebr. KIT'' 'Hauptsache, summa sc. rei’).

F. Herklotz, Miszelle zu Mt 19,24 und Parall. Bibi. Zschr. II (1904), 176 f.

(Bringt Indizien für 'Schiffs-, Ankertau’, das vielleicht aus aram.

ttbQS entlehnt ist).

F. J. A. Hort, EATtaoiaxla, tvruQxainv. Joum. of Theol. Stud. lU (1902), nr. 12.

Kröning, Was bedeutet «pro; Iniavaiog'i Gymnasium XXII (1904), Heft 5 (mir unzugänglich).

Lock, Pieroma. Dictionary of the Bible IV (1902), 1 f.

(Treffliche lexikographische Studie, welche die innere Entwicklung des biblisch-theologischen Gebrauchs darlegt ohne 'Judengriechisch’ u. dgl. zu Hilfe zu nehmen).

J.B. Mayor, <I>9ivoTuo^iv6g. The Expositor 6. ser. IX (1904), 98 104 (Die Bedeutung 'herbstlich’ wird für das alttestamentliche Wort gefordert; im Neugriechischen, das 'natürlich’ nicht herangezogen ist, hätte der Verf. eine Bestätigung dafür finden können).

P. Wendland, Xoir^p. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung. Zschr. f. neutest. Wiss. V (1904), 335 353 (Weist nach, daß das Wort in der Bedeutung 'Heil- und Rettung-Bringer’ der hellenistischen Gedankenwelt durchaus vertraut ist).

Die frühchristliche Literatur außerhalb der Bibel hat neuerdings keine sprachlichen Untersuchungen hervorgerufen. Wer sich über diesen Schriftenkreis orientieren will, kann nunmehr auf Henneckes „Neutesta- mentliche Apokryphen“ und das dazugehörige „Handbuch“ (Tübingen 1904)

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II. Referate und Besprechungen

verwiesen werden; hervorgehoben sei der Index zu den Acta apostolonun apocrypba ed. Bonnet II, 2 (1903). Über die Märtyrerakten vgl. die Biblio- graphie in der Byz. Zschr. (besonders XI, 632 636). Von besonderem sprachlichen Interesse sind die

Acta S. Carterii Cappadocis. Das Martyrium des H. Karterios aus Kappadokien. Herausg. von J. CompernaB. I. Text und Indices. Bonn, Georgi 1902. VI, 26 S,

Die Sprache dieses Textes, der nach einer Pariser Handschrift des 12. Jahrh. herausgegeben wurde, ist ein Gemisch klassischer und vulgärer Form; itazistische Fehler wie 7ttQtit9^vcu (t statt v) scheinen auf klein- asiatischen Ursprung der Textüberlieferung hinzuweisen. Unter den Indices bieten nr. 3 (Titel und Ämter) und nr. 4 (Namen von Marterwerkzeugen) lexikalisches Material.

Ein interessanter Text des 7. Jahrh., der von Geizer (1893) heraus- gegebene Leontios, ist jüngst von

A. Georg, Studien zu Leontios. Diss. München 1902. 35 S. auf seine sprachlichen Eigentümlichkeiten hin untersucht worden. Aus dem 1. Kapitel (kritische Nachlese zu Geizer) hebe ich hervor, daß der Verf. die Lesart (24, 12) = a (Relat.) anzweifelt und Formen wie vvxrav den Abschreibern in die Scbuhe schiebt; das 2. Kapitel (S. 18 ff.) charakte- risiert (in nicht immer einwandfreier Weise) die Sprache des Autors hin- sichtlich der Syntax des Nomens und Verbums, des Wortschatzes und der Bedeutungslehre. Das Hin- und Herscbwanken zwischen Vulgarismen und klassizistischem Ausdruck und zwar je nach dem Charakter der einzelnen Stellen (s. S. 18f.)l verrät schon ganz den Byzantiner und modernen Griechen mit ihren zerfahrenen Sprachzuständen. Dasselbe gilt von dem Werk eines Profanschriftstellers des 6. Jahrh., das jüngst neu herausgegeben worden ist:

Joannis Lydi de magistratibus populi romani libri tres ed. ß. Wuensch. Leipzig, Teubner 1903. XLVI, 183 S.

Der Herausgeber handelt in der Vorrede S. XXVI ff. über die Sprache des Autors; wie weit die wichtigste Handschrift 0 (Codex Caseolinus, Paris, um d. J. 1000) mit ihren vulgären Wortformen neben den attizistisehen Nei- gungen des Lydus zu Recht besteht, ist schwer zu entscheiden. W. hat Vulgarismen, die sich sonst schon bis zum 6. Jahrh. nachweisen lassen, in den Text aufgenommen, gesteht aber selbst zu, daß die Handschrift doch wohl in noch weiterem Umfang die Sprache des Originals wiedergebe. Wie sehr das klassisch-griechische Sprachgefühl in dieser 2ieit geschwunden ist, zeigt die Sprache des Historikers Prokop aus Caesarea. Die Material- sammlung von

F. J. Hartmann, Untersuchungen über den Gebrauch der Modi in den Historien des Prokop aus Caesarea. Gymn.-Progr. ßegensburg 1902/03. 30 S.

bestätigt das Urteil Krumbachers (Byz. Lit.* 233) hinsichtlich eines wich- tigen Kapitels der Grammatik: die willkürliche Vermischung der Modi und besonders der übermäßige regellose Gebrauch des Optativs sind Symptome der längst vollzogenen Auflösung der antiken Syntax, eine Tatsache, über welche die äußerliche Nachahmung alter Vorbilder wie Thukydides und Herodot nicht hinwegzutäuschen vermag.

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Albert Thumb: Die Forschungen über d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 1904 467

IV.

Arbeiten, welche einzelne granunatische Probleme durch die gesamte Koiv^ hindurch verfolgen, sind nicht häufig. Wie weit Papyri, Inschriften und Schriftwerke für sich sprachlich erforscht worden sind, darüber haben die vorigen Abschnitte Auskunft gegeben. Werke wie die von Crönert (s. S. 446) und Nacbmanson (s. S. 452) holen am weitesten aus, da sie durch Heranziehung von parallelen Tatsachen die gesamte Xotv^ Grammatik berücksichtigen. Zwei größere Rezensionen von K. Dieterichs Untersuchungen, nämlich die Solmsens (Indog. Forsch. Anz. XVI, 8 11) und 8. Papadi- mitriu’s (Vizant. Vremennik X, 546 556), seien zur Ergänzung des finlher Gesagten (II, 423) angeführt. Verschiedene Fragen der Aoiv^- Grammatik finden eingehende Erörterung bei

r. iV. Xut^tdiixig, 'A%aSt\iui%a avayvioOftara tlg t^v ilXtjvixijv Itrrt- vtxijv xcrl (UXqÖv tig tijv Ivöixijv y^ufifuatxi^v. I. II. Athen, Xcmc^hägiog 1902. 1904. xtj' und 608, xß^ und 688 8.

Man vergleiche z. B. den Abschnitt über Vokalabfall u. Verw., besonders über die Nomina auf -ig, -tv st. -toj, -lov (U, 500 ff. 514 ff.), eine viel- erörterte Erscheinung, deren neuste Behandlung durch Hatzidakis mir jedoch nicht einwandfrei zu sein scheint.

Zn einzelnen Kapiteln oder Paragraphen einer Grammatik der Koivri sind folgende Beiträge zu verzeichnen:

Lautlehre.

C. Bendall, Notes on the Pronunciation of Greek as deduced from Graeco - Indian Coins B.C. 180 20. Joum. of Philol. XXIX (1904), 199—201.

Bemerkenswert sind die Schreibungen tj = e, v = », «v = eu oder er«, ip, Xi ^ ünd y,S = k,t in Fällen wie Akathukreya =

Tiymeta = Awif^Sijg. Man sieht, daß einzelne dieser Schrei- bungen auf die kleinasiatisch-syrische Aussprache des Griechischen hinweisen (was vom Verf. nicht erkannt worden ist).

r. N. Xaz^iSäxig, rgafi/iarixa iit/rijfiaia. 8. A. aus der ’Entxriglg Tov ’E&vixov riuvtTnaxfjiiCov. Athen 1904. 16 8.

In betracht kommt nr. 2. H. stellt die beachtenswerte Hypothese auf, daß der Schwund von y in hellenist. yiv(iaxa> und ylvo^uti durch Silben- dissimilation und nicht durch die Lautkombination yv bedingt sei.

Flexion.

L. Badermacher, Griechischer Sprachbrauch. Nr. 9. Philologus LXm (1904), 4f.

weist die Flexion agafiaxov = agm\iu u. dgl. aus spätgriechischen Quellen nach.

W. Crönert, Die adverbialen Komparativformen auf -to. Philologus LXI (1902), 161—192.

Es handelt sich um erstarrte Formen auf -tu nlilat), die für ver-

schiedene Kasus und besonders als Adverbien verwendet worden sind; der Verf. verfolgt diese Formen durch die gesamte Graezität und kommt dabei zu einem bemerkenswerten Ergebnis: die attischen Inschriften kennen den

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II. Referat« und Beeprechungei

Gebrauch nicht, wohl aber die Papyri und die hellenistischen Schriftsteller; er ist ferner häufig bei Hippokrates, Herodot und denjenigen attischen Scbriftstellem , die Anlehnung an die ionische Kunstsprache zeigen (wie Thukydides, Plato, Xenophon und Aristoteles). Die Erscheinung ist also offenbar neuionischen Ursprungs und von da in die Koivij gedrungen, seit der Zeit Diokletians aber ans den Papyri wieder verschwunden; sie zeigt mithin „daß die Koivrj neben dem Mittel- und Neugriechischen ihren ganz speziellen Charakter hat“.*)

SyntsLX.

L. Radermacher, Griechischer Sprachbrauch. Nr. 14. Philologus LXIII (1904), 11

belegt den Gebrauch von nagä c. Gen. statt Dativ aus Papyri und Schrift- stellern.

A. Deißmann, Der Artikel vor Personennamen in der spatgriechischen Umgangssprache. Berl. phil. Wschr. 1902, 1467 8 gibt Belege aus Papyri.

F. G. Attinson, On causes contributory to the loss of the Optative in later Greek. Studies in honour of B. Gilderslecve (Baltimore 1902\ 353—356

macht für den Untergang des Optativs vor allem den Itacismus verantwort- lich. Doch scheint mir diese Ursache nicht zu genügen, um den Verlust des Modus zu erklären; denn der Schwund des Optativ begann schon, bevor Ol mit ri und rj zusammengefallen war (s. oben S. 454 Kapff über Diodor) und dürfte demnach durch innere (syntaktische) Gründe bedingt sein.

St. Langdon, History of the use of iäv for äv in relative clauses. Am. Joum. of PhiloL XXIV (1904), 447 451 behandelt das Vorkommen des Gebrauchs in der LXX, im N.T., in Papyri, bei Josephus und christbchen Schriftstellern; er hält auch die beiden Belege bei Xenophon Mem. III, 10. 12 und Lysias XVII, 18 für echt.

E. L. Green, fuj for before Lucian. Studies in honour of B. Gilders- leeve 471 480

zeigt aus Polybios, Philodeinos, Diodor, Dionysios Hai., Strabo, dem Neuen Testament, Plutarch, Dio Chrysostonios, Arrian, Justinus Martyr, daß vor allem bei den Verba dicendi (c. Inf.) und in der Oratio obliqua (ort (iq) in die Sphäre von eingedrungen ist.

WortBOhatz.

Über den Plan eines griechischen Thesauius wurde von den versam- melten Vertretern der großen Akademien 1904 in London verhandelt, s. darüber Byz. Zschr. XIII (1904), 698 f Da aber die Verwirklichung dieses Plans vorläufig nicht abzusehen ist, so muß man jede Arbeit mit Dank be- grüßen, die wenigstens den durch Inschriften und Papyri dargebotenen neuen Sprachstoff verzeichnet. In dieser Beziehung leisten das in Athen erscheinende „Miya Aiii%6v“ und besonders

1) Die griech. Sprache S. 16.

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Albert Thumb: Die Forschongen über d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 1904 4ö9

H. van Herwerden, Lexicon graecum suppletorium et dialecticum, Leiden 1902 (samt Appendix, 1904) nützliche Dienste.

Nicht nur rein stofflich, sondern auch inhaltlich (d. h. der Bedeutung nach) bieten die ÜLOiv^-Quellen dem griechischen Wörterhuch neues Material. Die beträchtliche Umwertung, welche der klassische Wortschatz in helleni- stischer Zeit erfahren hat, ist bis jetzt nur gelegentlich, d. h. aus Anlaß einzelner Wörter, untersucht worden; daß die Bedeutungsgeschichte hel- lenistischer Wörter wiederum aus dem Neugriecliischen den größten Nutzen zu ziehen vermag, zeigen die Aufsatze von

K. Dieterich, Bedeutungsgeschichte griechischer Worte. Rhein. Mus. N.F. LIX (1904), 226—237. LX (1905), 229—240.

Sie skizzieren die Schicksale der agr. Wörter (ij waii},

aetv, (2) xaipos, jjpövoj, froj, (3) lalA, xtladö), &5a>, (4) iiiQog,

OKkrjifog. Wenn man auch nicht allen Konstruktionen des Verf. zustimmen wird, so gebührt ihm doch das Verdienst, durch seine anregenden Ausfüh- rungen den Philologen gezeigt zu haben, wie lohnend dieses Kapitel griechi- scher Sprachgeschichte ist.*)

Die einzelnen Wörter, welche Anlaß zur Besprechung gegeben haben, sind zusammen mit den schon im Verlauf des Berichtes erwähnten lexi- kalischen Beitrügen folgende: üJLTi&Tjg, alt]9iv6g: s. S. 46.5. yaidafog: s. S. 450. imovatog (aptos): s. S. 465. tvxoQiOTla, tixogioiäi: s. S. 465.

{laortjpiof: s. S. 465. xovQßa: s. S. 447. itocövtf: s. S. 448. nuQfijala'. s. S. 465. nX^Qtofut: s. S. ^65.

npöubMcov 'soziale Persönlichkeit, moralische Person’: s. K. Prächter, Philol. LXm (1904), 155 f. aatziov, aäzov: s. S. 448.

ovxoppai'Tä 'etwas zur Anzeige bringen; von jem. etwas erpressen’: s. E. Nestle, Zschr. f. neutest. Wiss. IV (1903 j, 271. evfupavl«: s. S. 465. s. S. 465.

aißaaiii xvQiaxr) 7j|ufpa 'Tag des Kaisers’: s. Deißmann, Encycl.

Bibi. UI (1902), 2813 2816; ähnlich auch schon Thumb, Zschr. f. deutche Wortforsch. I (1900), 165. q>9ivomogiv6g: s. S. 465.

'SlßXlag, Beiname des Jakobus 'Vater des Volkes’[?]: F. Herklotz, Zschr. f. kath. Theol. XXVII (1903), 572 f. XXtTU (1904), 447.

1) Vgl. dazu auch die kritischen Bemerkungen von Krumbacher Byz. Zschr. Xin, 598f. Zu ngr. x<X‘t<z Stadt vgl. außerdem Kretschmer KZ. XXXIX, 664 556, der gegenüber Dieterich gewiß Recht hat.

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II. Referate und Besprechungen

V.

Von prinzipiellen Erörterungen, welche Charakter, Ursprung und Ent- wicklung der gesamten Koivij betreffen, erwähne ich zunächst die größere Besprechung meines Buches ,J)ie griechische Sprache“ durch S. Sestakov im Vizant. Vrem. IX (1902), 473 497 und den mir unzugänglichen Auf- satz Ton

S. Krauß, Der Hellenismus. Egyet. Philol. Közl. XXVII (1903). 396—405.

Aus der Byz. Zschr. XII, 650 f. entnehme ich, daß sieh der Verf. auch mit mir beschäftigt, aber höchst sonderbare Ansichten zu entwickeln scheint. Eine hübsche Übersicht über die Entwicklung der Kotntj findet sich in den einschlägigen Ausführungen von

E. Schwyzer, Die Weltsprachen des Altertums in ihrer geschicht- lichen Stellung. Berlin, Weidmann 1902. 38 S.

Die verschiedenen Probleme der Kon»^- Forschung werden, wie ich schon oben S. 444 bemerkte, in dem Bericht von Witkowski mit selbstän- digem Urteil erörtert. In der Frage über den Untergang der altgriech. Dialekte (S. 165 ff. ) scheint Witkowski sich nicht recht entscheiden zu können, oh er meine Darlegungen annehmen soll oder nicht; doch glaubt er Kretschmer zustiminen zu müssen (S. 168), wenn er bestreitet, „daß der Rückgang des Dialektgebrauchs auf den Inschriften das Schwinden der Dialekte im Leben beweise“; denn „das Schwinden der Dialektinschriften kann ja davon kommen, daß man beginnt, für diese Denkmäler die Schrift- sprache als passender anzusehen“. Ich glaube aber bewiesen zu haben Witkowski weiß keine Gegengründe anzufOhren daß die Verhältnisse der Inschritten ganz einem natürlichen Verlauf der Dinge entsprechen; W. ver- gißt vor allem, daß das aus den Inschriften gewonnene Ergebnis mit dem übereinstimmt, was wir vom Neugriechischen aus für den .4usgang des Altertums voraussetzen müssen. Und dieser allmählich* 'Koenisieningsprozeß’ der Dialekte erklärt ja auch am besten, warum die altdialektischen Bestand- teile der Koivi] (außer den ionischen) so wenig beträchtlich sind: denn auch das neugefundene Sprachmaterial ergibt dasselbe Bild, das man schon vor einigen Jahren zeichnen konnte. Das gilt ferner für die ungriechischen Elemente der Koitn]\ über Lehnwörter und die Hebraismenfrage wurde schon gehandelt. Wenn Witkowski S. 194 meint, daß meine Vermutungen über kleinasiatischen Einfluß beim Wandel von u zu i „auf sehr unsichere Grund- lagen aufgebaut sind“, so bin ich auch heute noch überzeugt, daß diese Grundlagen mindestens so sicher sind, wie diejenigen für den keltischen Charakter des gallisch-romanischen Wandels von u in ti (i). Wenn meine •Annahme klcinasiatischen Einflusses richtig ist, so folgt daraus, daß cs ein- mal eine besonders gefärbte kleinasiatische Koivi] gegeben habe. Meine Hypothese über Xoivij- Mundarten hat bei mehreren Gelehrten, so auch Witkowski 8. 196 ff., ziemliche Zweifel erregt. In einem einzelnen Punkt, näm- lich in der Beurteilung von pontisehem und kappadok. &{ä)tXip6g gegenüber gemein-neugr. ädrpipd;, mac-ht Witkowski (S. 200 1 einen positiven Einwand: daß ich zu übersehen scheine, daß die neugriech. 1- Formen auch auf dem Einflüsse der Schule oder der Kirchenspraehe beruhen können. Ich müßte sehr wenig vom Neugriechischen wissen, um gerade ein solches Moment zu

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Albert Thumb; Die Foischnngea über d. hellemst. Sprache iu d. J. 1902—1904 471

übersehen, das der neugr. Dialektforscher bestSndig vor Augen haben muß. Selbstverständlich habe ich die Bewahrung des 1 eben deshalb als ein echtes kleinasiatisches Dialektmerkmal aufgefaßt, weil mir die (an sich denkbare) Auffassung von Witkowskd ausgeschlossen scheint; es würde zu weit führen, wenn ich das hier begründen wollte. Daß meine Xoxvrj- Dialekte nicht so luftige Hypothesen sind, wie man meint, dafür habe ich in der jüngsten Zeit einen für mich erfreulichen Beweis erhalten: unter den von AudoUent (s. o. S. 451) veröffentlichten Verfluchungsinschriften finden sich mehrere Texte aus Cypem, die ganz ausgesprochene Züge einer AotetJ-Mundart zeigen, worüber ich in der Rezension des Buches Indog. Forsch. Anz. XVIII, 43 handle.

Zur Frage nach dem Ursprung der Koivt'j macht Witkowski (S. 170ff.) einige anregende Bemerkungen; dort findet man auch eine klare Darlegung von Kretschmers und meiner Auffassung sowie der Stellung anderer Ge- lehrten zu dem Problem. Kretschmers Hypothese (über die ich auch oben n, 425 f. mich äußerte) wird, soviel ich sehe, allgemein abgelehnt; mit derselben haben sich seit meinem früheren Bericht noch Ciardi-Dupre, Bessarione, Anno VI, vol. II, 205 212 und Meillet, Mem. de la Soc. de Lingu. XIII (1903), 53 f. beschäftigt; den treffenden Worten, mit denen Meillet die Hypothese Kretschmers ablehnt, kann ich völlig zustiramen. Die Abhandltmg von

E. Darko, Das Verhältnis der Kotvrj zu den altgriechischen Dialekten.

Egyet. Philol. Közlöny XXVI (1902), 484—515 trägt nach dem Referat Byz. Zscbr. XI, 598 die gleichen Ansichten wie ich vor aber wie es scheint, ohne meinen Namen überhaupt zu er- wähnen!

Einigkeit herrscht heute wohl darüber, daß neben dem Attischen nur das Ionische bei der Entstehung der neuen Sprachform eine nicht ganz geringe Rolle gespielt hat. Daß auch die 'poetischen’ Wörter in dieses Kapitel gehören, darin stimmt mir Witkowski (S. 175) gegen W, Schmid bei; ich habe schon oben (S. 454) bemerkt, daß man keineswegs alle 'poeti- schen’ Wörter hellenistischer Schriftsteller aus der ionischen Volkssprache herleiten muß. Auf verschiedenen Wegen sind ionische Elemente in die Kottrij gelaugt; Witkowski hält allerdings meine Annahme für bedenklich „daß die attische Umgangssprache zahlreiche lonismen besaß. Warum soll man direkten Einfluß leugnen?“ Letzterer ist gar nicht zu leugnen, aber ebenso sicher ist es, daß die attische Umgangssprache ionische Elemente firühzeitig in sich aufgenommen hat. Ionische Wörter in der Sprache des Aschylos und Sophokles kommen natürlich nicht in Betracht; wohl aber kann man Euripides hierfür beranziehen. Wie weit dieser Dramatiker über- haupt die attische Umgangssprache verwendet, hat

C. Amati, Contributo sull’ uso della lingua familiäre in Euripide.

Studi italiani di filol. dass. IX (1901), 125 148 untersucht. Der Verf. unterläßt es freilich, die Kriterien für den Nachweis der 'lingua familiäre’ bei Euripides festzustellcn: das Fehlen gewisser gram- matischer und lexikalischer Erscheinungen des Euripides bei Aschylos und Sophokles einerseits, das Vorkommen derselben bei Plato andererseits sind schlechte Kriterien; zu erwägen sind nur die Fälle, wo 1) die attische Ko- mödie allein Parallelen aufweist, oder wo es sich 2) um Parallelen aus hel- lenistischer Zeit handelt. Auch möchte ich weniger Gewicht legen auf Formen

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472

n. Referate und Beeprechungei

wie fyßcc, oliccg, ov yäf aXXä (Komödie), <fl^c c. Conj. (Komödie) u. ä. als auf den Wortschatz. Solche Wörter, die zugleich der Komödie und der helle- nistischen Zeit angehören, sind wohl meist Elemente der Umgangssprache; handelt es sich dabei um ionische Wörter, so stehe ich nicht an, darin ionische Elemente der attischen Umgangssprache zu sehen; vgl. z. B. aVOpm- Ttog = yvvi] Hipp. 472 (Komödie und Hippokrates), ^olv rb fthov 'ci corre di molto' Ale. 914 (Herodot und später), xazaaTOQivvvui Here. 100 (Herodot und Aristophanes). Daß in die attische Umgangssprache gelegentlich auch anderswoher Wörter eingedrungen sind, dafür liefert der Verf. einen neuen Beleg mit dem Wort ixi^aQÜv Phoen. 45, Shes. 441; es wird von den Alten für arkadisch erklärt und scheint demnach, wie Verf. bemerkt, ein aus dem Peloponnes eingedrungenos Lehnwort zu sein.

Zwischen der attischen Umgangssprache und der in Attika entstehenden Koiv^ ist keine Grenze zu ziehen: jene hat sich allmählich zu dieser um- gehildet. So zeigen die Untersuchungen Galantes über die neuere attische Komödie (s. oben S. 453), daß deren Sprache mit Formen wie ßaalhaau, ylvo/uti, uQOrjv (neben üppijv), dttxvvto, ät/oiyeiv, naquazet sich schon auf dem Weg zur Kotvii befand, wenngleich sie in andern Fällen (wie ti für aa, xle’ti) = xXcttu), ztjfUffov az/fugou, att. Dekl. auf -cos, Futurum, ygij(j9ai nicht 29^iß&ai) attischer ist als die KotvTj-, der beginnende hellenistische Charakter der neueren Komödie zeigt sich ferner im Wortschatz (ßägig, ßovi'äg, ygdv9og, iazidzcog, fiiytßzävig), der natürlich auch ionisches Sprach- gut enthält (xcaa<payäg, acn'ääliov). Witkowski hat S. 251 treffend darauf hingewiesen, daß bei der Erörterung der Faktoren, die in Athen der Ent- stehung der Koivr/ vorarbeiteten, die große Zahl der attischen Metöken nicht außer -\cht gelassen werden darf.

Wenn wir sehen, wie sich das Attische in Attika selbst verjüngt und durch .\ufnahme einiger fremder Züge verändert, ohne jedoch etwa ionisch zu werden, so dürfen wir in diesem Vorgang gewissermaßen das Muster des umfassenderen Prozesses sehen, der das Attische außerhalb Attikas zur Koivrj weiterentwickelt hat. Natürlich ist dieser Prozeß außerhalb Attikas, d. h. im Gebiet des attischen Seehundes, schneller verlaufen und wirkte auf Attika zurück, und daher muß man das 'Groß-Attisch’ als Ausgangspunkt der Koivi) betrachten. Wenn Witkowski (S. 186 f.) diesen Ausgangspunkt in erster Reihe bei den Makedoniern sucht, so scheint mir diese Formulie- rung nicht ganz glücklich; die Makedonier haben für die Verbreitung der Koivij gewirkt, sie aber nicht geschaffen, sondern übernommen; sic waren außerhalb Attikas und seines Bereichs das erste Volk, welches die neue, im Entstehen begriffene Sprachform aufnahm und sie zusammen mit der ihm Untertanen griechischen (und besonders ionischen) Gefolgschaft über die Welt verbreitete.

Autorenregister.

Albani J. 460.

Allen W. C. 464. Amati C. 471. Amelung R. 458. Attinson F. G. 468. Audollent A. 451.

Barry Ph. 465.

Baudissin W. 444. Bendall C. 467. Blass F, 457f. 459 Böhmer J. 463. Brandt W. 463. Brooke A. E. 455. Bruder 464. Briiunig W. 460.

Bruston C. 459. 465. Butler A. J. 446.

XKTfiddx»e 8. H. Ciardi-Dupre 471. Clermont-Ganneau 453.

Compemass J. 466,

Crönert W. 446. 448. 449. 460. 467.

Darko E. 471. Deissmann A. 444. 446. 468. 466. 468. 469.

Dickey S. 458. 466.

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Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen 473

Dieterich K. 469. Dittenhertrer W. 451. Dittmax W. 462. Dominik E. 459.

Eagar ß. 465. Erman H. 444.

Fiebig P. 462. Findlay G. G, 465. Fritsch J. 453.

Galante L. 458. Geden 464.

Georg A. 466. Gerhard G. A 452. GlubokoTski N. 458. Goodspeed E. J. 460. Green E. L. 468. Greene G. F 465 Grimm C. L. W. 464.

Hamilton G. F. 465. Harnack 463. Hartmann F. J. 466. Hatzidakis G. N. 467. Heitmüller W. 463. Hennecke 465. Heraens H. 447. Herklotz F. 465. 469. Herwerden II. van 469.

Hesseling D. C. 450. Boltzmann H. 456. Homolle 451.

Hort F. J. A. 465. Hultzsch Th. 455.

Jannaris A. N. 445. Jjzeren J. van 460. Jouguet P. 445. Jflthnor J. 447. Junker H. 449.

Kallenberg H. 455. Kapff R. 454. Kenyon 446.

Knopf K. 456. Kraiiss S. 445. Kretschmer P. 469. KrUning 465. Krumbacher K. 450.

Lafoscade L 452. Langdon St. 468. Laughlin T. C. 460. Levy J. 444.

Lock 465.

Mavr-G’schrev R. 444.

Mayor J. B. 465.

Mc Lean N. 455. Meillet 471.

Meyer A. 456. Millet 451.

Mittels L. 444. Moulton J. H. 449. 464.

Mozlev F. W. 459. 46t!

Naber J. C. 444. Nachmanson E. 452.

467.

Kaegeli Th. 464. Nestle E. 456. 469. Nichols 458.

Oldenburger E. 455. Otto W. 448.

Pallis A. 460. Pargoire 451.

Petit 451.

Praechter K. 469. Prellwitz W. 443.

Radermacher L. 467.

468.

Ricci S. de 445.

Schilf A. 462. Schiatter A. 460. Schmid 448 Schubart W. 449. Schuchardt H. 447.

SchwyzerE. 443. 470. Scomp H. A. 459. Segond 464.

Soden H. von 457. Spiegelberg W. 448. Spitta 463.

Swete 457.

Szekely St. 456.

Thackeray H. 456. Thayer 4*64.

Thumb A. 469.

Tod M. N. 452.

Völker F. 446.

Weiss J. 456. Wellhausen 462. Weudland P. 445. 465.

Wessely C. 447.450. Wiegand Th. 452. Wilamowitz ü. von 452.

Wileken ü. 450. Witkowski St. 448. 470.

Wright J. H. 460. Wuensch R. 466. Wunderer C. 453.

Zahn 456

Albert Thnmb.

Marburg i. H.

Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen.

(Vgl. I, 104—120, 502—539. II, 337 381. III, 257 299.)

Die unten gegebene 4. Übersicht betrifft der großen Masse nach die im 4. Bande der Oxyrhynchus Papyri (1904) veröffentlichten Stücke, in der Tat filr einen Band wieder eine ganze Anzahl, und darunter recht wertvolle. Die New classical texts reichen hier von Nr. 659 684, die Fragments of extant classical anthors von Nr. 685 704 (und 748 783). Eine ausführliche Besprechung davon hat v. Wilamowitz in den Göttingischen Gelehrten Anzeigen 1904, Nr. 8, S. 659 ff. gegeben; s. auch O. Schröder und K. h'uhr in Berl. philol. Wochenschrift 1904, 1473 und 1.505. Außerdem ist als Sammelwerk zu nennen: Papyrus Th. Reinach, Papyrus grecs et d^motiques recueillis en Egypte et publies par Theodore Reinach, Paris 1905. Das Literarische beschrSnkt sich leider auf ganz wenige und noch dazu kleine Stücke, Nr. 1-6. Eine besondere große Veröffentlichung ist die des Thelltetkommentars in Berlin. Für das Wenige, was anderweitig hinzukommt, ist die Publikationsstclle bei jeder Nummer angegeben.

I. Poetische Stücke.

260. Pap. Oxyrh. 748, 16,1 X 6,6. Versenden, 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; 8. 248 im Auszug.

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474

n. Referate nnd Besprechnagen

Homer Ilias A 107 116 Ausgänge. 108 o]ud[t] rrleooa; wie Aristarch und Aristophanes statt oürc. 113 X[lvTa(]fxT]aT(n]s die richtige Schreibung (keine unsrer Hdschr. so).

261. Pap. Oxyrh. 749, 10,3 X 10. Versenden vom Ende einer Kolumne, 2. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 248 im Auszug.

Homer Ilias yf, 160—176.

262. Pap. Oxyrh. 686, 7,3 X .5,1, Fragment aus dem Ende einer Kolumne, frühe augusteische Zeit, Buchschrift; S. 133 f. mit Faksimile auf T. Vn.

Homer Ilias B 50 58, nicht große Reste aus der Mitte dieser Verse. V. 53 wohl ßovltiv, nicht (wie Aristophanes und Aristarch) ßovliq-, 54 IIv- loiyev[co;, 56 (Hdschr. mit Aristopb. und Aristarch; '^cfov Zenodot).

Keine Lesezeichen.

263. Pap. Oxyrh. 750, 8X6,3, Fragment einer Kol., 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 248 im Auszug.

Homer Ilias B 57 73 in Resten. 65 ]x{ltvt wie DH, statt (f)*7- levoc A usw.

264. Pap. Oxyrh. 751, 19,6X9,2, Teil einer Kolumne, spätes 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 248 im Auszug.

Homer Ilias r 30 55. Fast nichts als Schreibfehler sind zu notieren, doch ist 54 (Hdschr.) in xQätOfioi verbessert, was von Bekker

vermutet ist und in der Tat vorzuziehen scheint.

265. Pap. Oxyrh. 687, 7,9 X 4,5, Reste zweier Kolumnen (Versaus- gänge und Versanfänge); frühe augusteische Zeit wie 686, Buchschrift; S. 134 mit Faksimile auf Tafel VII.

Homer Ilias r 185, 187 189 (Enden); 207 216 (Anfänge). Diplen vor 207 (^so Ven. A) und 211 (dtnlfj A).

266. Pap. Oxyrh. 752, 11 x8; Versanftnge, 3. Jahrh. n. Chr., Buch- schrift; S. 248 im Auszug.

Homer Ilias A 87 96. V. 92 statt r\ (Id inl p.0( erste Hand . . o]v f*oi, 2. Hand Si statt y; wertlos.

267. Pap. Oxyrh. 753, 19,3X6,4; auf der Rückseite einer Rechnung des 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift des 3. Jahrh.; S. 248 im Auszug.

Homer Ilias A 364 398 in Resten; aber 369 fehlt wie in A im Texte; man sollte ihn einklammern, da es ein überflüssiger Formelvers ist. V. 382 dtxovxo «d[t anscheinend zu ayxovz ijd[£ ver- bessert.

268. Pap. Oxyrh. 754, 5,5 X 2,5; auf der Rückseite eines Dokuments des 1. Jahrh. n. Chr.; Buchschrift desselben Jahrh.; S. 248 im Auszug.

Homer Ilias A .532 539 in kleinen Resten.

26t). Pap. Oxyrh. 755, 19 X 6, auf der Rückseite eines Dokuments

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Friedrich Blaß: Literarische Texte mit AusachluB der christlichea 475

des frühen 3. Jahrh. n. Chr., Versenden einer Kolumne, doch in wenigen Buchstaben; Buchschrift des 3. Jahrh.; S. 348 f. im Auszug.

Homer Ilias E (Y), 130 173 Enden. V. 184 erst.

270. Pap. Oxyrh. 7.56, 6,8 X 8,2; aus dem unteren Teil eines Blattes eines Papyrusbuchs; Halbunciale des späten 3. oder des 4. Jahrh. n. Chr,; 8. 249 im Auszug.

Homer Ilias E (V) 324 334 (Enden), und (Rückseite) 379 390 in Resten.

271. Sechs Papyrusreste, mit Buchschrift etwa des 3. Jahrh. n. Chr., Wessely Stud. Pal. V nr. 74.

Homer Ilias V, .554—560. 558—561. 565—567. 566—669. 601— 610 in Resten (das 6. Fragment ganz klein).

273. Pap. Oxyrh. 758, 9,6X 11,4, Anfang einer Kolumne, Buchschrift des späten 2. oder des 3. Jahrh. n. Chr.; S. 249 im Auszug.

Homer Ilias E (V) 583 596 ziemlich vollständig. 587 HOXTpui wie A usw. statt tair^-AU (Aristarch).

274. Pap. Oxyrh. 759, 12,7 X 2,9; Best des Endes einer Kolumne, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 249 im Auszug.

Homer Ilias E (V) 662 682 Enden. V. 667 <tftJ(p(;inovT£$ st. ayxpil- noimg (von Brandroth vermutet).

275. Pap. Oxyrh. 760, zwei Fragmente, wovon b) 7,3 X 4,9; Buch- schrift des 1. Jahrh. n. Chr.; im Auszug S. 249.

Homer Ilias V, 715 718, kleine Reste der Anfänge (a), und 720 729 in Resten. V. 724 xQv<sr\ erst, Korr, igvait], Kühner P, 1, 375 Anm,

276. Pap. Oxyrh. 761, 21 X 11; auf der Rückseite eines Dokuments, Schreibübung in Halbunciale; spätes 1. Jahrh. n. Chr.; S. 349 im Auszug.

Homer Ilias Z (VI) 147. 148; nach einer Lücke von 2 Z. Teile von 147. 149.

»

277. Pap. Oxyrh. 762, 19,8 X 8,5, auf der Rückseite Liste von Per- sonen, aus dem späten 2. oder frühen 3. Jahrh., Buchschrift, Versenden einer Kolumne. S. 249 im Auszuge.

Homer Ilias H (VII) 1 35 die zweiten Hälften der Verse. V. 31 fehlt, aber nur durch Irruug.

278. Pap. Oxyrh. 763, 24,4 X 10, Teil eines Blattes aus einem Buche, 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift: S. 249 f. im Auszug,

Homer Ilias H (VII) 68 101 Anfänge (Vorderseite), 102 (verdruckt 69) 134 (Rückseite). V. 112 i6v re zi/ofiiovai xai alXoi (= P 203), statt arvyiovat = O 167. 183. Eine dritte Lesart ist xbv vKotgoniovai im Vindob. 61.

279. Pap. Oxyrh. 764, 9,6 X 2,8, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., 8. 250 Inhaltsangabe. Geringe Reste von 0 (VIII) 109 122.

280. Holztafel im französischen Institut zu Kairo, Buchschrift guter Zeit, P. Jouguet imd G. Lefebvre im Bull, de corresp. hellen. XXV^HI, 207 f.

Arotalv f. Papyrasforschang Ul. 4 32

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n. Referate und Besprechungen

Homer Ilias I (IX) l 7 in Abschrift eines Schülers, sehr fehlerhaft. V. 5 BoQtrig wie gewöhnlich; für ix^&voivztt 4 ist zweimal (indem dies wiederholt ist) ojfirjotvia geschrieben, weshalb die Hsg. an eine etwaige andre Lesart wie öx&ilovTct oder öj;^f>'To denken. Ein doppelter Schreib- fehler, o für 1 und ij für u, kommt mir immer noch wahrscheinlicher vor.

281. Pap. Oxyrh. 765, S,1 X 5,4, Versenden, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 250 im Auszug.

Homer Ilias I (IX) 320 333, Versenden, mit Lesezeichen (Oxytona nach unsrer Weise durch Gravis auf der letzten Silbe bezeichnet). 324 di ti mit A usw., statt d’«po.

282. Pap. Oxyrh. 766, 5,8 X 5,8, Versenden vom Schlüsse einer Kol., Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 250 Inhaltsangabe.

Homer Ilias K (X) 542 547.

283. Pap. Oxyrh. 688, 8,1 X 4,5, aus dem Anfang einer Kolumne, Buchschrift der frühen augusteischen Zeit, S. 133 ff. mit Faksimile auf Tafel VII.

Homer Ilias -/i (XI) 172 183 Anfänge. Ob V. 179. 180 kritische Zeichen trugen, läßt sich nicht ersehen.

284. Pap. Oxyrh. 767, 6,6 X 4,3, Versenden, Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr., S. 250 Inhaltsangabe.

Homer Ilias yf (XI) 555 561 kleine Reste.

285. Pap. Oxyrh. 768, 14 X 12,9, aus dem Anfang einer Kolumne, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S 250 im .4uszug.

Homer Ilias yl (XI) 736 764 in Resten. Schreibfehler wie 756. 760 ßov^pntftou, 757 AUaiov, 758 steht UalXos A9<]vri statt Xaov 'A9i]vr^.

286. Pap. Oxyrh. 769, zwei Fragmente, wovon a) 4,5 X 3,1, Buch- schrift des späten 2. oder des 3. Jahrh., S. 250 im Auszug.

Homer Ilias N (XITIj 308 317 und 342 347, in geringen Resten. V. 316 fehlt wie in X usw. 344 ytj&tjceui' tScov erst aus Korrektur, pr. -e]£M l.[.

287. Pap. Oxyrh. 770, 4,7 X 4,9, Versenden imd Anfänge, Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr., S. 250 im Auszug.

Homer Ilias N (XIII ) 372 377 Enden, 405—413 Anfänge. Zu 374 am Rande t7taiv[t0Ofiai und darunter letzteres eine auch von

Didymos verzeichnete und ebenso erklärte Variante zu aivl^ofica.

288. Pap. Oxyrh. 771, 14 X 7,8, Versanfänge, spätes 2. oder frühes 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S. 250 im .Auszug.

Homer Ilias O (XV) 736 746 (Schluß des Buches); am Ende Koronis und /li«d[os 0.

289. Pap. Oxyrh. 772, 10,2 X 5,9, Buchschrift des 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., S. 250 Auszug.

Homer Ilias P (XVII) 353 373 Versenden.

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Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen 477

290. Pap. Oxyrh. 685, 12,5 X 10,5, aus dem Anfang einer Kolumne, schöne Handschrift wohl aus der 2. Hitlfte des 2. Jahrh. n. Chr., S. 132 f.

Homer Ilias P (XVII) 725 732 Versenden.

291. Pap. Reinach 1, 6,5 X 7,8, große Buchschrift der römischen Zeit nach dem Hsg., womit indes das X für ^ in Widerspruch steht und ptolemäische Zeit fordert. Reinach S. 13 f., mit Faksimile auf T. II.

Homer Ilias T (XIX) 41 51 in Resten; von Lesarten ist nichts her- vorzuhehen.

292. Pap. Lipsiensis (II), zwei Fragmente, 14 X 12,5 und 12,5x6,5; Buchschrift etwa des 3. Jahrh. n. Chr. auf der RQckseite von privaten Auf- zeichnungen; Blaß Ber. d. Sächsischen Gesellschaft d. Wiss., philol.-histor. Klasse, 1904, S. 211.

Homer Ilias V (XXlll; verdruckt 4) 22 49 Mitte der Verse (viel- fach auch Ende) und 79 100 (Anfänge); dazu in b) Reste aus der Mitte von 424 447. Vor 98 steht ein großes A = 100; also scheinen vorher irgendwo 2 Verse zugefilgt gewesen zu sein. An Lesarten ist nur ov fiii Zijv’ oOTJff] yi 43 (statt it) zu verzeichnen.

293. Pap. Oxyrh. 773, 7 Fragmente aus 4 Kolumnen (Höhe der Kol. 24,4), große Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr., S. 251 im Auszug.

Homer Odyssee /3 304—312. 339—357. 362—374. 386—410 in geringen Resten. V. 341 steht über fj;ov]r£s (als Variante) ]dt|. ..]o. 368 6aa\mvxaL wie FH usw. st. -ovxai. 372 statt ßoviij oder etwa

woftTttJ? Schlecht wäre das freilich. V. 407 fehlt wie in F‘ usw.; ich denke mit Recht, s. m. „Interpolationen in der Odyssee“ S. 207. 408 von 2. Hand für Ojvt: jenes die aristarchische Schreibung. Das. .^f;J]aio[u5 wie G usw. für kiulqovq.

294. Pap. Oxyrh. 775, 4,5 X 7,5, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 251 im Auszug.

Homer Odyssee y 226 231 in Resten. 227 £»re]ts wie fast alle unsre Hdschr., aber pr. m. -ag, wie Ludwich nach D corr. Ferner 228 (&eol &6' i&ikouv) ]d£oö£f, das a anscheinend ans i korrigiert.

295. Pap. Oxyrh. 775, 8,4 X 4,1, aus dem Ende einer Kolumne, Buehschrift des 3. Jahrh., 8. 251 im Auszug.

Homer Odyssee S (IV), 388—400 in Resten. V. 399 fehlt wie in G, s. Interp. i. d. Od. 8. 207 ; ich denke auch in diesem Falle mit Recht.

296. Pap. Oxyrh. 776, 6,2 X 2,4; Buchschrift des ersten oder fthhen 2. Jahrh. n. Chr., S. 251 Inhaltsangabe.

Homer Odyssee d (IV) 520 529 in geringen Resten. Also in der gewöhnlichen Folge, nicht nach Bothes Umstellung.

297. Pap. Oxyrh. 777, 12,2x8,8, aus dem unteren Teil eines Blattes (Papymsbuch), Buchschrift des 4. Jahrh., S. 251 Inhaltsangabe.

Homer Odyssee £ (V) 7 17 .■Infänge und (Rückseite) 34 44 Enden.

298. Lipsiensis lll, 17x15, Blatt aus einem Pergamentbuche, voll-

32*

t

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478

II. Referate und Beaprechongen

ständig bis auf ein herausgebrochenes Stück, kalligraphische Schrift etwa des 4. Jahrh. n. Chr., Blass Berichte der Sächs. Gesellsch. (s. zu 292) S. 211 f.

Homer Odyssee ('^I) 67 96 (Vorderseite), 97 126 (RückseiteV V. 77 »CU er)v erst, übergeschr. a über t, also ähnlich wie im H(arlei.). 86 mit a über dem zweiten t. 89 ebenso unmetrisch wie in unsem

Handschriften: apyvQtoiic(lTad-/iouvxalxt(ouaTa<iavovd<oi. 92 jTtu|£i'dui;<oi (mit 1 über r hinzugefügt), ohne v, wo das Digamma dies tatsächlich verwehrt. 95 {ptipadoT. 104 114 neqtvxH wie unsre Hdschr.; zriU9aovra. 114

nt(l[cmct wie GT.

299. Pap. Oxyrh. 778, 20,6 X 17,2; nahezu vollständige Kolumne; Buchschrift des späten 2. oder des 3. Jahrh., 8. 251 im Auszug.

Homer Odyssee x (X) 26 50. 31 CTCtUaßc wie GP usw. 42 vciao Ht9a wie FG usw. 46 ßovhj re.

300. Pap. Oiyrh. 779, 6,2 X 9,6, Anfang einer Kol., Kursivschrift des späten 2. oder des 3. Jahrh. n. Chr., S. 251 Inhaltsangabe.

Homer Odyssee » (X) 124 130.

301. Pap. Oxyrh. 780, 17,7 X 8,5, Buchschrift des 2.(?) Jahrh. n. Chr., S. 250 im Auszug.

Homer Odyssee 1 (XI) 471 493 Enden, 523 545 vordere Teile. 539 ßißöiaa und 544 atptiaztjKti wie Hdschr.

302. Pap. Oxyrh. 781, 6x3,8; Fragment eines Blattes aus einem Buch: 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S. 252 im .Auszug.

Homer Odyssee n (XVI) 243 256 teilweise (Vorders.), 288 301 Enden (Rückseite). 293 dt daiza wie PH usw.

303. Pap. Oxyrh. 782, 7,3 X 5,3. aus dem Ende eines Blattes (Papyrus- buch), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 252 im Auszug.

Homer Odyssee g (XVII) 137 148 teilweise (Vorderseite), 182 193 Enden (Rückseite). V. 187 yiviaOcu wie F usw.

304. Pap. Oxyrh. 783, 11,7x4,4, spätes 1. Jahrh. vor Chr., Buch- schrift, S. 252 im Auszug.

Homer Odyssee g (XVII) 410 428 Versenden. 417 o)U(0i für äXXoi falsch.

305. Pap. Oxyrh. 689, drei Fragmente vom Anfang einer Kolumne, davon Frg. a) 9,2 X 3,6; Buchschrift etwa des ausgehenden 2. Jahrh. n. Chr., S. 135 f.

Hesiod Aspis 466 480 (d. i. Ende) in Resten. V. 466 anscheinend fUixl[ov für fiaxgbv; 473 ztöhag statt Tzö/Ltjag oder (E, Rzach) zcoHiog. Der Sinn verträgt Akkus, und Genitiv; über die auch bei Homer schwankenden Formen s. Kühner H. 1, 445. Die V. 474 f., die von Göttling und Rzach verworfen werden, stehen im Texte; 475 ijvtyfzptro für oder iy. oder üyilgzxzo. ’Erzayflg. müßte es zum mindesten heißen.

306. Pap. Oxyrh. 690. 691, 13x5,2 und 3,3 X 3,3, zwei Frag- mente verschiedener Hdschr., doch von den Hsg. zusammengefaßt. Das

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Friedrich Blafi; Literarische Texte mit Ausschlnfi der christlichen 479

größere Frg. zeigt eine Halbunciale des 3. Jahrh. n. Chr., das kleinere, mit Buchschrift, kann ins 2. gehören. S. 136 f.

Apollonios Rhod. ArgOD. ni, 727 745 in Besten (690), und ebenso in Resten 908 913 (69l). Zwei Konjekturen werden bestätigt: Porsons vavuioi ftlr vavrcu 745 und Stephanus’ fterä für xata 909. V. 738 fehlt wie in unsren Hdschr. (er ist aus den Schol. eingesetzt); 733 die Korruptel xaaiyvyjTtjv (Laur.) ftlr -r»j auch im Pap.

307. Pap. Oiyrh. 692, 11,5x8,7, zwei Fragmente aus dem Ende einer Kolumne, hübsche Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr., nicht unähnlich der des Thukydides (Oi. 16. 6961. S. 137 f.

Apollonios Rhod. Argon. IV, 77 90 in Resten. V. 86 t6vy[e besser als zoväi G oder v&vöt (L), 90 nach der Größe der Lücke wohl richtig {x[«aT{pJ(a statt der Korruptel (GL) ixttiii/a.

308. Pap. Oxyrh. 694, 14,4x8,4, Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr, (wohl der 1. Hälfte), S. 149 f.

Theokrit XITI (Hylas), 19 34 Versanfänge. Der dorische Dialekt ist gut gewahrt (20 ’Akxutjvag)-, bemerkenswert 19 (so) statt xa, gemäß Apollonios' Bemerkung (.Ahrens D. D. 38 f.), daß im Dorischen unzählige Male die Tenuis in der Synalöphe vor Asper bleibe. Irrig 30 ütovzo für i&ivTO aus 29 wiederholt; neu ist 34 ltt|u]a)v[o]9p[t]i' na[ftxtno für 1. ydp aipiv txtiTO (nagixttjo viel besser als Ixeixo-, bat yäg oder ffgnv zu weichen?^. Vgl. C. Wendel Philolog. LXIV (N. F. VIII) S. 275 f., der auch an 1. näg a<piv IxtiTO als gemeinschaftliche Vorlage denkt, schließlich aber auf die Lesart der Hdschr. als die prägnantere zurückkommt. Die einseitige Bevor- zugung des Ambr. 222 (k) durch Ziegler findet keine L^nterstützung (W.): 20 ’Akxfn'ivag (s. 0.) und 33 beides gegen k. S. jetzt auch

V. Wilamowitz Philol. Untersuchungen Heft 18 (d. Textgesch. d. Bukoliker) S. 17; ders. Bucolici graeci p. VI.

308a. Pergamentstück aus Hermopolis Magna, 9 X 8,5, aus dem unteren Teil einer Seite, Buchschrift des 4. (3.?) Jahrh. n. Chr., G. Vitelli Atene e Roma VII (1904! 71/2 p. 354 ff., mit Faksimile der Vorderseite.

Oracnla Sibyllina V, 498 .505 (Vorders.), 517. 518. 518 523 (Rück- seite). Der Text weicht nicht nur durch die Umstellung zweier Verse ab, sondern bietet auch (nach 502) einen neuen Vers (oder vielmehr den An- fang eines solchen) und sonstige stärkere Varianten, worüber der Hsg. sehr einsichtig und richtig urteilt. Wir haben es eben nicht mit einem der Klassiker zu tun, die man ja sorgsam überlieferte. Bemerkenswert ist i(p’ Atyvxlx 505.

309. Pap. Oxyrh. 670, 15,6x3,7, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 121 ff.

Unbekannte Dichtung in Hexametern, Reste aus der Mitte von 26 Versen. Dionysos wird genannt, Hephaistos wird bezeichnet; Tttgzagtrjaiv «lvxT[o:rfdt)(itv V. 5; aber nichts verhilft zu näherer Bestimmung.

310. Pap. Oxyrh. 672, 8x5,5, aus dem Ende einer Kolumne, Buch- schrift wohl des 1. Jahrh. n. Chr., S. 122. 124.

Unerkennbarer Rest von Poesie, wohl in Hexametern.

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n Referate und BeBprechon^n

311. Holztafel in Kairo, auf beiden Seiten bescbrieben (vgl. unten Nr. 327), späte Zeit, P. Jouguet und G. Lefebvre, Bull, de corresp. hellen. XXVni, 208 f.

7 Hexameter unbekannten Verfassers, Apostrophe des Schattens des Achilleus an die Achäer, wie H. Weil erkannt hat, der die Verse her- stellt. Alle schlieBen baryton, außer dem am Schluß ergänzten V. 6 xora ,

wo Weil *«t’ aixfiijv, jedenfalls keiner proparoiyton, was Nonnos mied, dessen Zeit die Hsg. richtig erkennen.

311a. PapyrusstCick aus Hermopolis Magna, 8,2 X 9, aus einem Buche und auf beiden Seiten beschrieben, vom unteren Teile des Blattes, Halb- unziale des 5. (4.) Jabrh. n. Chr., G. Vitelli Atene e Roma VII ( 1904) 71/2 p. 356 f, mit Faksimile.

Unbekanntes spätes Gedicht in Hexametern, aber Achilleus' Liebe zu Polyxena. Die Verskunst ist die des Nonnos (kein proparoxitoner Au.s- gang); ein ägyptischer Dichter wahrscheinlich, wie der Hsg. richtig dartut

312. Pap. Oxyrh. 659, 12,8x49; Buchschrift aus der letzten Hälft« des 1. Jahrh. vor Chr., S. 50 ff. mit Faksimile auf T. III. IV.

Pindar fJoff^ivetov und sonstiges Lied nach den Hsg.; die Bestimmung auf Pindar möchte sicher sein, obwohl kein Zitat beweisend zu Hilfe kommt, und obwohl im Gegensatz, zu andern H. Weil sie bezweifelt. Der Bestand ist: unterer Teil von 4 zusammenhängenden Kolumnen, von denen indes die 4. übel erhalten ist, dazu noch Reste der folgenden fünften und eine An- zahl kleiner, nicht unterzubringender Bruchstücke. Über die Gegend der Handschrift, worin wir uns befinden, werden wir durch ein in Kol. IV bei- geschriebenes r d. i. V. 300 orientiert; also nicht viele Kolumnen gingen voraus. Wieviel Verse freilich die Kolumne enthielt, ist nicht ganz leicht zu sagen. Mit Kol. 11 beginnt ein unzweifelhaftes na^iveiov, mit Strophen, Antistrophen und Epoden zu je 5 Versen, also mit Perikopen zu 15; wenn wir nun acht Zeilen als oben in Hl. IV fehlend annehmen, so konstatieren wir in größerer oder geringerer Vollständigkeit 8 Perikoi)en; setzen wir aber 23 Zeilen als fehlend, so kommen wir ebenfalls aus, aber nun mit 1 1 Peri- kopen = 165 Versen. Für diese Frage kommt aber weiter das anderweitige Gedicht in Kol. I in Betracht, von dem Strophe und Antistrophe zu je 5 Zeilen und dazu ebensoviele einer Epode da sind, die letzte mitten im Worte schließend, also nicht letzte der Epode; kommen nun aus Kol. 11 8 9 für dies Gedicht hinzu, dann steht der kurzen Strophe in seltsamster Weise eine überlange Epode zur Seite. Wenn aber über der jetzigen Kol. II 23 Zeilen fehlen, dann bildet sich daraus eine neue Perikope mit vielleicht 19 Zeilen, d. h. mit einer Epode von 9. Indes.sen, da kein Beweis dafür ist, daß unmittelbar über der 1. Zeile des 2. Gedichtes ( von der Reste sind) die letzte des ersten gestanden hätte, so kann man für den Anfang von Kol. n auch freien Kaum, etwa mit dem untergeschriel)enen Titel des 1. Ge- dichts ausgefüllt, annehmen; denn den Gedankenfortschritt des 2. verfolgen wir unter Annahme der Lücken von nur 8 Zeilen sehr gut. Die Hsg. machen darauf aufmerksam, daß weder bei Bakchylides noch in dem Pindar- papyrus Oxyrh. 408 ein solcher freier Raum die verschiedenen Gedichte trennt; dennoch kann das hier anders gewesen sein. Auf die Kolumne

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Friedrich BUB; Literaruche Texte mit ÄusschluB der chriatlichen 481

kommen unter dieser Annahme 28 29 Zeilen, und vor Kol. I ergeben sich 7 Kolumnen als fehlend. Die Strophen sind gegen die Antistrophen und diese gegen die Epoden nach der Üblichen Weise durch Paragraphos abge- grenzt; die Perikopen haben eine ausgefhhrte Koronis am Schluß, ebenso gemäß der Vorschrift bei Hephaistion.

In dem 2. Gedichte nun reden die den Chor bildenden Mädchen, in 1. Singularis, die bei Pindar son.st immer den Dichter bezeichnet, und nicht nur kurz sind die Strophen, ganz gegen die sonstige Weise, sondern auch aus fast identischen Elementen zusammengesetzt: mit _ a _ uw _ y

und uu_u., uu_w was bei der ausnahmslosen Länge der 1. Silbe

sicher als _i _ uw . . . und folglich als gleich mit _u _ ^ . zu fassen ist;

endlich noch zweimal zu Anfang der Strophe die am Schluß um u _ u _ vermehrte Form: q-uu.u., ü_u_. Auch diese Einfachheit des Baues

ist bei Pindar beispiellos. Aber gerade von den Partlieneia sagt Dionysios (Demosth. c. 39), daß ihr Charakter von dem sonstigen pindarischen ab- weiche und dessen Härten nicht so zeige; also ist dies gar keine Instanz gegen Pindar als Verfasser. Das Gedicht ist aber au Aioladas von Theben und seinen Sohn Pagondas gerichtet, der bei Delion 424 das böotisehe Heer befehligte; also um 450 mag es fallen, in die letzten Zeiten des Dichters. Ferner sind die Übereinstimmungen des Ausdrucks und der Syntax mit Pindar sehr zahlreich: in letzterer Hinsicht vgl. Kol. III, 46 f. naQ^ev^ia fiev <pQOvttv ylmaoa zt i.iyca&ai mit Kern. V. 44 n Ntjiia fiev apapcv futg t’ Intxoiftog, u. a. St. (Rumpel Lex. Pind. p. 291); das. 48 d’ ontt

yvvaiMg mit Pyth. 48 üdixov onff’ wiigoTzkov u. a. St. (^Rumpel p. 348). Wenn aber das Gedicht neben dem Charakter als KaQ&iveiov auch den eines du(pv>)tpofiK6v hat, so ist die enge Verbindung beider Gattungen von Proklos (s. Phot. cod. 239) ausdrücklich bezeugt, und wir können uns diese Ver- bindung jetzt besser als vordem veranschaulichen. Dem ersten Gedichte ist die Adresse an Aioladas mit dem 2. gemeinsam, desgleichen die Kürze der Strophe, aber nicht die Einfachheit und Durchsichtigkeit der Rhythmen, und nicht die redenden Mädchen; denn es heißt I, 11 cpUiojv d’ ctv (vxolfiav. Ein Sa(pviiq>0Qix6v könnte es trotzdem gewesen sein; der Inhalt des Vor- handenen ist zumeist gnoraisch und läßt nichts erkennen. Aber da es mehr oder weniger ähnlich dem andern war: die Person des Aioladas reichte zur Verbindung aus.

Der erhaltene Bestand, in der Tat nicht unbeträchtlich, ist folgender: in Kol. I von I 1 -|- 5 + 5 -|- 5 vollständige Verse (Kola), also 16; in II von U Str. a erst gegen das Ende besser erhalten, dann Ant. Epode a Str. ß-, 17 V.; in III Str. y (V. 1. 2 verstümmelt) Ant. Ep. y, Str. d 1 4; also gegen 19; in IV Str. t (V, 1 lückenhaft). Antistr. * (desgl.). Ep. V. 1, dann arg verstümmelt; ebenso Str. ;; also etwa 11 V.; man rechnet dem- nach gegen 63 neue Verse außer den kleinen Resten zusammen. Das Ver- ständnis ist im aUgemeinen leicht, bis auf Kol. V, wo auch die schlechte Erhaltung es erschwert; hier ist von Lorbeer usw. die Bede (Antistr. e), nach- dem vorher Aioladas’ Geschlecht mit seinen Siegen in ritterlichen Spielen und mit seinen sonstigen Auszeichnungen gefeiert und auch die vorüber- gegangene Mißgunst der Bürger (Str. t') erwähnt war; die ersten Strophen sind einleitend, auch mit Angabe des Gegenstandes und des Charakters des

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II. Referate und Beeprechun^n

Chors (xtpeiv r iv futiaxaiatv 0(wt«ra’ cyl«öv dägiyas öx^iOa Kol. II, V. 27 f.), und mit ausgeführtem scherzhaften Vergleich seines Gesanges mit dem der Sirenen, der jeden Seesturm besänftigt (vgl. den Ton in Älkman’s Par- theneion). Das nämlich hatten die Späteren, wie schon Hesiod, aus Homer fl 168 f. (^yalrjvtj hleto vtjve/iitj, xolfitjOf di KVfuna ialfuav) heraus- gelesen. Der Text dieser alten Handschrift ist leider nicht fehlerlos; er ist auch gar nicht korrigiert. Daß sich unter den unedirten Resten aus Ox3Thynchos noch weitere Fragmente fänden, wäre nicht ausgeschlossen und sehr erwünscht; vgl. unten nr. 332 Thukydides. Eine ausführliche Besprechung gibt Wilamowitz S. 670 673; desgleichen 0. Schröder, Wochenschr. S. 1476ff. V. 53 Wilam. «pcpi npo^evlaiar Ttfia9tv ydp (für ufia^tvzag Hdschr., ß. Jtp. ufia&tioiv Hsg.); Wil. meint auch, daß eher TAG als TAG da- stehe. Das ist nun wohl nicht so; auch äfi^l npo^. möchte ich nicht gern mit fiaQTvg zjiv&ov vorher verbinden, wogegen hei Verbindung mit dem Folgenden sich Isthm. III, 26 (IV, 8) vergleicht; rol fiev iv S^ßaiai Tifiä- tvrig äijyä&iv Ilyoinat npoiivot t äftiptxTvofiov, übrigens auch ein gutes Anzeichen für den gemeinsamen Autor. Ferner weiß ich nicht, wie hei W. der Satz weiter gehen soll: zlfia&ev yap za Triulßt vüv z’ ccfiipixzloveaaivy inmov z' ä>xvnod(ov Ttolvyvtözoig inl vlxaig. Die Proxenien und die Siege machen doch den Parallelismus. Da aber (wie schon Gr.-H. bemerken) die Häufung der Dative unangenehm ist, wenn man zifta9ei<uv einsetzt, so kann vielleicht der Akkusativ zifia&ivzag (oder zifiäevzag?') mit Anakoluthie bleiben und sich in nolvyvaizovg (so) fortsetzen, indem hier erst recht die verbundenen Dative unangenehm sind. Vgl. Aisch. Ch. 410 f. ninalzai S" avxl fioi tpllov xiuQ zovde xlvovaav oixzou; Soph. El. 4 7 9 f. 6rc€<rz( 'ftoi &faaog, äivnvoaiv xXvovaav äpzioig Sviifäzcov. V. 44 will Wil. datddl- lom’, was Sehr, billigt und den Hsg. schuld gibt, sie hielten ÖaiSäiXotg (I?ittf»v) für Adjektiv, während sie natürlich den Optativ verstehen, s. ihre Übersetzung.

313. Pap. Oiyrh. 673, 10x4,7, aus dem Anfang einer Kolumne, Buchschrift wohl des 3. Jahrh. n. Chr., S. 122. 124.

Unbekannter LjTiker; es sind nur einzelne Worte zu erkennen, 1 77tEp]id(ov &cga[n(ov?, 2 ö^ptjgonßrp«;, 8f. !t]ovziääea<ii (so) . . cv7t]loxofiots dto«s, 1 2 zrf]qDvt roJ[, Jisw. Zu Bakchylides stimmt im Ausdruck nicht wenig

314. Pap. Oiyrh. 674, 5,1 X 5,2, Buchschrift aus der Zeit um 100 n. Chr., S. 122. 125.

Unbekannter LjTiker; von Delphi ist die Rede; 4 ]£vot JtXtpoi , 5 zgifit d?]c Üagvaaoov 6 ]oi$ ztg<p9iv tapoi$[; 8 iv AtcoXX(o[v,

mit -o- (Variante) über w. Die Hsg. bemerken, daß bei Pindar stets iegög steht, aber doch axutgög.

315. Pergamentstück in Gizeh erworben, jetzt in Genf, 9,50 X 8,7 5, innerer Teil eines Bogens, mit Resten beider Blätter, Buchschrift des 5. oder 6. Jahrh. n. Chr., J. Nicole Revue des etudes grecques XVII (1904) 215 ff.

Kallimachos Ätna, wie der Hsg. in sehr feiner und scharfsinniger Weise ermittelt hat, wiewohl nur Versanfänge und Versenden, sowie eine

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Friedrich Blafi; Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen 483

Anzahl am Bande stehender Scholien vorliegen, diese nur zum Teil lesbar. Der Inhalt ist der Argonantenzug, und zsvar die Geschichte, wie die Argo- nauten, von den Kolchiem verfolgt, nach Scheria zu Alkinoos kommen; der Hsg. erörtert ausführlich, wie dies Apollonios nach Kallimachos und mit eigner Abänderung dargestellt hat, und wie Kall, selbst erzählt haben wird. Es stand dies bei diesem im 2. Buche der AXxia, welche im ganzen 4 Bücher umfaßten; in einem der Scholien nun steht: rijv Nlxatav. iv Xy antoXtro fwf ij nach N. ein Verweis auf eine andere Partie der Alxia, in

denen darnach neben den Bucheinheiten noch andere kleinere Einheiten ge- zahlt wurden. Die Abteilung 33 müßte aber dann (wegen ccrcälrTo) eine vorhergehende gewesen sein. Lexikalisches und Grammatisches ergibt sich folgendes: of»; d. i. cjij», im SchoUon mit Xvnn erklärt; fal(tv)

irdfa^iv Schol. (im Text nicht vorhanden), ganz dunkel; itlavgov Schol. (desgleichen im Text nicht vorhanden), von Nomin. nlavfiog neben xtlavq (n/oupcf) abgeleitet, gleichwie yQvauQfuirov iQvactgftazug nebeneinander ständen. Ein Akkusativ Singularis von diesem Zahlwort ist aber doch rein unmög- lich; steht etwa mavgoig da?

316. Pap. Oxyrh. 661, 14,1x16,4, Teile zweier Kolumnen, große Buchschrift aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr. (auf der Rückseite Aufzeichnungen in Kursive, um 200 geschrieben), S. 62 ff. mit Faksimile auf T. V.

Epoden nnbekftnnteii Verfassers, in dorischem Dialekt, aber nur Versenden (Kol. I, fast keine von den kurzen Versen) und Versanfänge (Kol. II) das Versmaß ist iambischer Trimeter -|- IthyphaUikus, wie in dem Liede der Athener auf Demetrios Poliorkotes. Es wird wohl gelehrte alexandrinische Poesie vorliegen, woher der dorische Dialekt (den auch Kallimachos in Liedern anwandte) und die glossematische Sprache. Aber die Verstümmlung ist so arg, daß man nichts vom Inhalt errät. Vgl. Wilamowitz S. 667 f. Das bisher nur aus Lexikographen bekannte niipdorvov (= fmnvpov oder (ppüyßvov) findet hier eine Stelle: II, 4 Tcvgädvmt flYAfen, wo das folgende Wort verdorben scheint: ’jtl IsTciät vermutet Wil. Die Handschrift hat so viele korrigierte Fehler, daß man auch unkorrigierte an- nehmeu darf. Es stehen .Akzente, darunter in I zweimal co IlaXcaiiovtg oder UaXdtfiovtg, also das anrufende (i>, nicht das anredende äi. 'JI xai nach einer Bede, aber auf einen Plural bezüglich, heben bereits die Hsg. hervor; hier sind keine .Akzente, aber arf/fii) uXiCa nach rj.

317. Pap. Oxyrh. 660, zwei Fragmente vom Anfang einer Kolumne, wovon a 13,1 X 9, Buchschrift aus der Zeit um 100 n. Chr., S. 61 f.

Mit Recht als Päan bezeichnet, nach iiTtunjov 2. 17 (25), ic\xalav und -aaiv 15. 10 f.; aber das ist auch alles, was sich erkennen läßt. Das kleinere Fragment, mit Resten von nur 6 Zeilen (während das größere die Anfänge von 25 hat), gibt jedenfalls die Fortsetzung der ersten Zeilen von diesem; ob indes die unmittelbare, ist fraglich, und vollständig werden die Zeilen immer noch nicht Sie waren also sehr lang; also das Gedicht nicht, wie die klassische Lyrik durchweg, in kurze Kola abgeteilt, sondern wie Prosa geschrieben (zwischen Z. 1 und 2 war Wortbrechung, da die 2. mit anfängt; also (Wilamowitz S. 668) war es nicht klassische Lyrik,

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II. Referate uad Besprechungen

sondern alexandrinische; vgl. die folgende Nr. Bemerkenswert ist in Z. 13 TsylvTO fiETajpdvuri , nach Hesiod Theog. 279, wo von den Harpyien HttaxQÖviui yuQ rallov; es wird dort mit ftixiagoi erklärt. Denselben Aus- druck hat auch Apollonios Bhodios. Viel Lesezeichen, so 4 vtäg

ai&eav fiahe[, wo v^ag, wenn von i'avg, Pindar oder Bakchylides alsbald ausschlösse; Wilam. denkt vielleicht richtiger an v/äg . . [jjttpcs, mit Dori.s- mus für viäg, woraus sich dasselbe ergäbe.

318. Pap. 0.\yrh. G75, 11,8X14,5, oberer Teil zweier Kolumnen, Buchschrift etwa aus der Mitte des 1. Jahrh. n. Chr., S. 122. 125 f.

Unbekaunter Lyriker alexandrinischer Zeit; ob Kalliniachos (auf den ich nach S. 122 geraten habe; ich ei-innere midi freilich nicht), ist in der Tut kaum zu fragen. Aber yiXfSccvdQtiai' I, 4; eine untere Zeitgrenze wird durch die Zeit der Schrift gegeben. In I, 1 liegt w-ohl der Anfang des Gedichts vor: jiKiärt ifiXoazt(fa[v(ä. über die Rhythmen (Anapä.sten, Dak- tylen, auch lambus für Anapü.st) vgl. Wilamowitz S. 669 f.; es ist auch Wortbrechung w-ie - axaig {xaXkloxatg oder dgl.) tv o)6aig. Aber keine Zeile ist vollständig; war überhaupt in Kola abgeteiltV Vgl. oben nr. 317.

319. Pap. 0.xyrh. 662, unregelmähigc Buchschrift auf der Rückseite des Pindar (nr. 312), in 3 Kolumnen; nach Gr.-H. nicht viel später als die Schrift der Vorderseite und immer noch aus Augustus’ Zeit.

Epigramme verschiedeuer Verfasser. Die ersten beiden, auf eine Prexo von Samos, die im Kindbett gestorben, von Leoüidas und Antipatros, stehen in der palatinischen Anthologie VII, 163. 164. Dann in Kol. II über das gleiche Thema ein bisher unbekanntes Gedicht eines .Amyntas; weiter- hin von demselben ein gleichfalls neues Epigramm auf das durch Philopoiinen gefallene Sparta; s. dazu Wilamowitz S. 669. Der liederlich geschrielmne Text bedarf häufiger Emendation ; die stärkste ist, daB anscheinend die ei-sten zwei Zeilen des 1. Gedichts von II an den Anfang des 2. gesetzt wenlen müssen. In Kol. III stehen neue Gedichte des Leouidas und Antipatros, wieder über ein gleiches Thema: Stiftung eines Glenis an Pan und die Nymphen; er weiht Trophäen von der Eberjagd (vgl. Wil. das.). Dann noch Ai(avl6ov und darunter der Anfang dpoglrjovofiov.

320. Pap. Oxyrh. 671, zwei Fragmente, a) 9,6 X 7,3, b) 15,5x8,1, Buchschrift der 2. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., S. 122. 123 f.

Epi^'arnme über ein epideiktisches Thema: (1, 1) xlvag Sr (Xxioi [Idyouf . . (Subjekt) nQog \ xbv vtöv xoi z1e[, vgl. Anth. Pal. IX, 126. 449 u. s. Es sind aber höchstens Versanfänge.

321. Pap. Oxyrh. 693, 8,3 X 3,6, schmaler Streifen von dem oberen Teil einer Kolumne, Buchschrift aus der 1. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr.

Sophokles Elektra 993 1007 in Resten. Nicht wertlos (vgl. Wilam. S. 678): 995 richtig noxi ßXetiJaaa (wie ein Cod. Monac.) statt des falschen Tiox' c/ißXiijjaaa.

322. Ostrakon Brit. Mus. 18711, herausgegeben von H. R. Hall Cla-ssi- cal Review XVIII (1904), p. 2; auf beiden Seiten beschrieben, aber unten uml zum Teil auf einer Seite abgebrochen, Buchschrift des 2. Jahrh. vor Chr.

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Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausuchluß der christlichen 48f)

Enripideü Phoen. 105 118 (\''orderseite) und 128 140 (Rückseite), Übung eines Schülers, wie dergleichen auf Papyrus mehrere und eine auch bereits auf einem Ostrakon gefunden ist, Wilcken nr. 1147 (gleiche Zeit, Hippolyt, V. 616 ff.). Die Abschrift ist ungeheuer fehlerhaft, gleichwohl aber für den Text nicht uninteressant. Zu Anfang sind die Zeilen den Trimetern gemäß geteilt, daun aber ist, bei lyrischen Versen und auch Trimetern, keine Versteilung mehr. Einmal steht (zur Bezeichnung des Personenwechsels) Paragraphos. Im einzelnen: llO'Exuta xardjralxov unten onlo($| ntdlov üaxgünut nach dem Ostr., während die Hdschr. öitloig aus- lassen; mit onlotf sind die Rhythmen ganz wie 146 f. xorrorllderpv^o; j’opyoj ttffjidtrv viuvlug, vgl. auch 164 f. Die an Varianten und Unklarheit leidenden Verse 114 f. sind zum Unglück schlecht erhalten, wie auch der Hsg. hervorhebt. V. 128 statt yiyuvxi ytyytvtTu ist ytyovovu yijyevta&kuv geschrieben, worin doch yxiytvi&Xu für ytfytviTa zu stecken scheint. Wert- los ist jtfföanoXog 129 für npdeqpopo^; in 132 aber ist vor üXXog uXXog zu- gefügt lojjoyös, wie (richtiger Aoj;a;ov) in unseren jüngeren Handschriften; nach Kirehhoff Interpolation. Aber doch keine byzantinische, sondern so alt wie das 2. Jahrh. vor Chri.stus. Dazu 133 tig wtdg iattv für rlg d' iarip ovTog; man kann nun schreiben: lojroydv; uXXog äXXog ode Tevyitov (iamb. Tripodie Dochmius) | rpojto?' zig oOro; (oder xig iaxtv{). Endlich 138 o)JadaUUb)oxloiei statt mg öeXXöxgmg oJtXoiai; das ä’ kann mau gebrauchen. Dies Ostrakon gibt wirklich zu denken.

iJ23. Pap. Oxyrh. 676, 5x7,4; Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 122. 126.

Unbestimmbare Reste einer Tragödie: wenige und minimale Zeilen- ausgänge und etwas mehr und größere Anfänge von der nächsten Kolumne. In der jetzt obersten Z. von II steht eingerückt |utv[, vielleicht mit etwas größerem freien Raum darüber; die Hsg. erkennen hierin wohl mit Recht den Namen des Sprechers, als jVffr[flooj. Die elenden Reste liefern (11,9) das neue Wort (i6) oepäXog, zu aipdXXiiv, «ccpoljjj,

324. Pap. Oxyrh. 663, 19,8X 12,3; 2 Kolumnen, von denen die erste oben verstümmelt; kleine Buchschrift (mit vielen Abkürzungen) aus dem späten 2. oder der ersten Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., S. 69 ff.

Argumentum von Kratinus' Dionysalexandros, leider zu Anfang stark verstümmelt, am Schluß indes vollständig, mit dem Titel des Stücks (in viel größerer .Schrift) über Kol. II: .Jioi't><T[als;a>'d9o; | y | Aparfm'ou. Diese Überschrift gehörte doch zu dem weiterhin ( in der 3. Kol.) folgenden Stücke selber. Der Fund ist, wie die Hsg. gebührend hervorheben, aus- nehmend wichtig, und ist daimm auch bereits melmfach besprochen: von Wilamowitz S. 665 f. und in eignen Artikeln von A. Körte, Hermes XXXIX, 483 498, und M. Croiset, Revue des etudes grccques 1904, 297 ff. Ül>er die dem Titel beigefügte Zahl 8, die im Zusammenhang mit den bei der Antigone, der Alkestis und den Vögeln überlieferten Ziffern erwogen werden muß, läßt sich zu keiner Sicherheit kommen; Körte niimnt für die beiden Komiker eine alphabetische Liste als zugrunde liegend au, da eine chrono- logische sich hier als undurchführhar erweLst. Die Hypothesis beginnt kenntlich l>ei der Parabase (nach Wil. der zweiten; weshalb?), in welcher.

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n. Referate und Besprechungen

wie es heißt, die den Chor bildenden Satyrn TtQbg xovg 9iazdg xiva nvtav noirj ( ) Sudiyovrat. Persönliches über den Dichter und etwa seine Rivalen natürlich; Körte S. 495 f. vergleicht Entsprechendes aus den vTtoQiaiig zn aristophanischen Stücken, wonach die Emendation mit Plural (Körte):

TÄv 7Tot*;(r(3)»') wenig wahrscheinlich aussieht; was soll dies auch heißen? Besser für den Sinn ist jrtpl (oder Wfp) toO und vgl. Hypoth.

Acham. Equ. Pac. Es wird dann angegeben, daß Dionysos den Schieds- richter zwischen den drei Göttinnen macht, doch wohl ohne persönliche An- wesenheit dieser, die erwShnt sein müßte, und indem vielmehr nur ihre Gaben da sind, in Kiistchen etwa, die vor der Parabase von Hermes gebracht waren (Wil.). Das ist aber nicht nagayevofUvav, wie dasteht, sondern ngoxtivo- Itivav: dies „Angebot“ besteht in Kraft, auch nachdem Hermes (vor der Parabase) gegangen ist. Oder etwa Txagayivoiiivav <(töv igi^ovaSiv 9imv Kttl TiQoxiLvofiivcovy? Hermes, der schon vor der Parabase da war (Z. 5), müßte dann als Führer wieder erscheinen. Weiterhin (16 f.) ist doch (xiagay

d' 'AtpQodixtjg nötig, wenn nicht nagu statt rijs. Dionysos raubt nun die Helena und kehrt mit ihr auf den Ida zurück; als aber die Achäer kommen und das Land verheeren, gp[fej'£t ngög \ xov AU^ovSqov. So die Hsg., dagegen Wil. <p[o^£jtot löv 'A.: Al. sei durch den Angri£F der Achäer dahinter gekommen, daß jemand in seiner Maske Unfug getriebeu(?). Die Zeit des Stückes, welches nach den Schlußworten der Hypothesis auf Perikies als den Urheber des Krieges zielte, ist nach den Hsg. 430 oder 429, nach Wilara. 431, indem Hennippos in den Moigai (430) sich mit ßa<uhv £ttxv- Qwv (Frg. 46 K.) deutlich auf den Dionysalexandros beziehe. Dies wird richtig sein, Kratinos’ Komödie könnte indes auch 430 an den Lenken, und die des Hennippos an den Dionysien desselben Jahres aufgeführt sein (Croiset).

325. Pap. Oxyrh. 677, 8,6 X 3,9, Rest vom Ende einer Kolumne, Buchschrift aus der 2. Hälfte des 1. Jahrh. n. Chr., S 123. 127.

Unbekannte KomOdie, Reste von 9 Zeilen; einige weitere Ergänzungen gibt Wilam. S. 669. Z. 7 erscheint der Eigenname Abegrji'if (auch attische Inschriften).

326. Pap. Oxyrh. 678, 11 x4, Rest vom Anfang einer Kolumne, wohl aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr., S. 123. 127.

Gleichfalls unbekannte Komödie, schwache Reste von 10 Zeilen. Z. 6 Lg av dtivctfio (oder devo[/g»;v, etc.) richtig Wilam. S. 669.

327. Holztafel in Kairo, auf beiden Seiten beschrieben (vgl. oben Nr. 311), späte Zeit, P. Jouguet und G. Lefebvre Bull, de corresp. hellen. XXVIIL 208.

Trimeter: cxarc xgimzä fiij txqjßcjjj (j)üov, = Philemon 233,1

Kock (bei Maximus Conf.) Menand. Monost. 418 Meineke. Bei Philemon ist tpdvrjg überliefert, bei diesem und in der Gnomensammlung dgyfjg yugiv xa xp. ; ixifaviig ist hellenistisch für {xgtJejjj (Meineke), indem bei den Verba liquida das u im Futurum allgemein ein ä ira Aorist nach sich zog (tipölot, fxccftKp«).

328. Ostrakon au.s Luqsor, 20x10(7), datierte (freie) Buchschrift

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Friedricb BlaB: Literariscne Texte mit Ausschluß der christlichen 487

aus d. J. 140/1 n. Chr. P. Jonguet und G. Lefebvre BulL de corresp. hell. XXVIII, 201 ff.

Anfang einer Fabel in Trimetern, in der fehlerhaften Abschrift eines Schfilers: njorr^p vlöv sviro|poüvra xS> ßlta xol ptjdEv | avx& xb avvoXov

dcDpovpc|vov ini xbv A’xtSOrjv 'Avä\ju^tv rfftv iig xqIoiv. | oßoa (d. i. ißöa) d' 6 v!bg xoCxov ftrj ] delmv xQ{<piiv (zu berichtigen in 4’ 6 toiItov ffflojv ufo} xffitpiiv^ oüx olxlav ov xxrjfut (1. xxxifiax) ov jipijeoü (1. ßccQog |

jToids Ttj oi-v Tiipovi'o; ^ noio; xpjr^S | rj voiio&ixrjg «pjrofof ivSixcag ipii; dann die Datierung aus dem 4. Jahre des Antoninus Pius. Das Gedicht- chen ist nicht nur unvollständig, sondern nach allem Anschein auch lücken- haft, indem oüx oixlav . . ßaqog so keinen Sinn gibt, und dieser doch wohl sein mußte: nichts davon hat er (der Vater) mir gegeben. Die Hsg. liefern die nötigen Erläuterungen und die Parallelen aus den sonstigen Resten antiken Schulbetriebes. Vgl. Leo Herrn. 40, 159 f.

329. Papyrusblatt aus dem Fayum, auf beiden Seiten beschrieben, 32 X 10, Buchschrift byzantinischer Zeit (6. oder 7. Jahrh.?), Zereteü Ber. der Akademie zu Petersburg, Februar 1905.

Leben des Asop, zusammenstimmend (wenn auch wenig genau) mit einer der bisher bekannten beiden Formen, die unter sich entsprechend differieren. Der Papvrus ist bereits von H. Weil zum Teil gelesen und veröffentlicht, in den itudes de litterature et de rhythmique grccques (1902), p. 119 ff. Trotz des schlechten Zustandes namentlich der Rückseite, er- möglicht doch der Paralleltert, den Westermann 1845 herausgegeben, im ganzen ein Verständnis und zum Teil auch sichere Ergänzung. Man sieht (vgl. Weil), wie die über Asops Leben umlaufenden und in eine anonyme Fassung gebrachten Geschichten während der byzantinischen Zeit nicht so- wohl vermehrt, sondern eher immer weiter abgekürzt wurden; denn dies ist das Verhältnis sowohl zwischen dem Papyrus und der nächst ältesten Form, der Westermanns, als auch zwischen dieser und der jüngsten, der planudeischen.

330. Papyrusrest aus Aschmtmen (Hermopolis Magna), etwa 4. Jahrh. n. Chr., Vitelli Studi italiani di filologia dass. XII, 320.

Unbestimmbare, späte Poesie, in Hemiamben wie so viele Auakreontea, wenn die Zeilen vom vollständig sind, andernfalls etwa in iambischen Tetrametem. Zu Anfang und zu Schluß greift die Zerstörung noch weiter, sodaß günstigsten Falls nur die 5 mittleren Zeilen wirklich vorliegen. Der

günstigste Fall scheint auch der wirkliche zu sein; ^aXvOiov xofi/^o).

(Paragr.) fpö fui/ (wohl besser als igä/itv) ovv ig ^ßt/g | rdjrtata fUxgov iiS-eiv (sicher doch so, nicht Illxgov; ich denke auch ik^cav) | SiSaaxälov

t’ dxoiicuv I jtoiüv ;(pdyov ßi&vai ipvi] Si Der Hsg. überschreibt den

kleinen Artikel 9aXvaiog, weil dies seltene Wort hier einen neuen Beleg findet (xä 9aXvaict schon Homer). [Vgl. jetzt Vitelli 1. c. XIV p. 126].

n. Prosaisohe Stücke.

331. Pap. Oxyrh. 695, 24, 3x7,6, Buch.schrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 140 f.

Herodot V, 104 Xu}jtpfovs 105 A[&tiv]mo[i (itiä] 6e. Keine neuen

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488 n. Referate und Besprechungen

Lesarten; 106 c jfinsnptjff'&ni mit AB usw. (R fehlt) gegen ifin^tja^^vai. P(aris.) Stein.

332. Pap. Oxyrh. 696, weitere Fragmente zu Pap. Ox. 16 (1. Jahrh. n. ehr., Buchschrift), mit Resten von 6 ferneren Kolumnen, S. 141 ff.

Thnkydides IV, 28, 4 36, 2 in (weiteren) Resten, z. T. mit direktem Anschluß an das fiüher Gefundene. Wenn das Vorkommen kann, so wollen wir hoffen, daß auch von andern wertvollen Handschriften von Ox. noch weitere Stücke zu Tage kommen. Die Eigentümlichkeiten dieser Hand- schrift des Thuk., so die zwischen Punkten eingeschlossenen variierenden Lesarten, wiederholen sich natürlich: die Hsg, möchten aber jetzt, auf Grund des vermehrten Materials, annehmen, daß das stet-s erst aus Korrektur zu- gefügte paragogische v ungleich den andern Verbesserungen von andrer Hand als der des Schreibers ist. Eingehend bespricht den Fund Wilamo- witz S. 675 ff., auch Fuhr S. 1510. Folgende Ijesarten sind zu verzeichnen. Kap. 29, 3 axQoadoxtjx.to.g mit oi über ca; letztere Lesart ist neu, aber dem gewöhnlichen Gebrauche des Thukyd. gemäß (s. Wilam.), indem nur noch VII, 21, 4 allgemein in den Hd.schr. das Adverbium steht. Es gehört dazu, wie die Hsg. bemerken, vorher avrotg für «öroiis; äber diese Stelle ist im Pap. nicht erhalten. Das. ilv\ui Sv mit CGEM gegen Sv ilvai ABF. 32, 1 ir« nach ivvaig beigoschrieben, wo es unsre Hdschr. haben, und zwischen Punkten nach ävedaußuvovjag. Das. rüg vuvg (entbehrlich) erst über- geschrieben. Das. aerr« to für xuxü ro t&og-, vgl. 17, 2. 55, 2.

67, 4. \HI, 60, 5. 76, 5 jr«pS (x«rö) lia&ög. Dies wird man auf- zunehmen haben. Vgl. über die ganze, recht schwierige Stelle Wilam. Das. anscheinend i nach dem Umfang einer Lücke) ohne r^s vor vvktöc. § 2 amßaivtv, ira Anfang richtig gegen Iniß. Hdschr. und bereits nach Vermutung hergestellt; in dem hier ungewöhnlichen -tv statt -f ist wohl das -ov der Hdschr. zu erkennen (Subj. 6 Silo; orpurösl. § 4 oloi Swopru- latot t’obet für oi äjiog., aber dies auch Pap.; ich denke, die Konjektur ist dennoch richtig: xarä veorov rt nid iueiXov avroig, x<oerjatiav, oi noXifuot ieia&ai, xi'Uol xai oloc ün. (Wilam. tilgt oi noXi(uot und rpilol, dies mit Stahl). Dann f[xpcrTot'v wie Hdschr. (fxpoTovvro will Hude). C. 33, 2 )(ci>p/|cdv r|t übergeschrieben, aber nach j;«D:t«]rfjT[i; die Stelle ist weder im Pap. noch in den Hdschr. in Ordnung (von lucrlin-. im Pap. nichts er- halten). C. 34, 1 001(0 erst Corr.; mit dem g mag es sich wie mit dom v verhalten (Hsg.). Das. tntxeiv falsch für inexOciv, aus der alten Schreibung iuf;i;<)&)>t«v, wie Wilam. gut bemerkt. Das. äfivvaa9-ca falsch Hdschr. (wunder- barer Weise hat man nicht verbessert) und übergeschrieben (ö, mit Strich über statt unter o) im Pap.; für äfivvia&ai, wie Pap. im Text. Das. Dobree glänzend lov DapOfi'v nusx'ov für t. 0. ro xxXtiaxov, aber diese Korruptel ist bereits im Pap.; außerdem ttuppttv und die schlechte Variante T(0( {toi über .oe.). Das. |uv.{i.fft<JfUvo» mit i über £», aber das i ist wieder getilgt. Kap. 35, 1 «£[»] erst üborgeschrieben; es ist kaum entbehrlich. Das. über fjicoprjocrv (Hdschr.) übergeschrieben orv(£j((op»;ff£(v). Das. ov jxolv Kixixov besser für ö ov noXii thuixe. Das. lavxiov (iv avxiö gut Croiset) auch Pap. § 2 ivxav&a df) besser für f. tjät/. Das. nXi.l.ovi (jxXiovi Hdschr.). Das. xe&agpxjxoteg wie ABFG statt -pff-, vgl. oben zu 34, 1. Das. falsch diotpivyovug für -(pvjdvrff, und :i[pos für ig. § 3 nach dem

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Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen 489

Raume oi 6 A&rj]vaioi statt xci ot Das. nugfafitvoji zu klein für die Lücke. C. 36, 2 ^rwrtulovrtj für juarfuöovTtff (beides möglich). Das Ge- samtergebnis ist also eine weitere Bestfitigung für das was Kenyon in seiner Abhandlung in Proceedings of tbe British Academy I (1904) S. Iff. aufweist: der Text unsrer Klassiker hat sich etwa seit Beginn unsrer Zeit- rechnung unglaublich wenig verändert, und auch von den Korruptelen reicht ein großer Teil so weit zurück. Wilam. zieht das Fazit etwas anders, jedoch ebenfalls zutreffend: „die im Th. besonders zfthe konservative Kritik wird durch diese Hdschr. in erfreulicher Weise ad absurdum geführt“.

333. Pap. Ox. 697, 24,4X12,5, Blatt aus einem Papyrusbuche, unten nnvoUstündig, nebst einem kleinen Reste eines andern Blattes, Buchschrift wohl aus der Zeit bald nach 200 unsrer Zeitrechnung, S. 146 ff.

Xenophou KjTUpaedie I, 6, 3 ll größtenteils, und (b) wenige Worte aus II, 1, 30. Die beiden Seiten von a sind mit und ir/ (17. 18) numeriert. Mit Recht legen die Hsg. diesem, einigermaßen umfänglichen Funde für die Textkritik der KyrupSdie eine gemsse Bedeutung bei; sie bevorworten, daß eine kritische Ausgabe, die sämtliche wichtige Hand- schriften genau und erschöpfend gebe, noch nicht da sei, indes werde von E. C. Marchant eine solche vorbereitet, und dieser Hsg. habe ihnen eine Kollation zweier wichtiger, in England befindlicher Handschriften zur Ver- fügung gestellt. Alle Hdschr. dieses vielgelesenen und demgemäß recht schlecht erhaltenen Buches zerfallen in zwei Familien; die erste, von Dindorf und Hug bevorzugte besteht aus AGC, dazu dem neuen Etonensis, die andre aus D und dem neuen Bodleianus, wozu gerade für diese Stelle noch ein langes Zitat bei Stobäus kommt. Daneben steht, mit einem vorläufig un- bestimmbaren Charakter, Dindorfs R. Es ist nun hier unmöglich, sämtliche Varianten dieses langen Stückes auszuziehen. Der Papyrus hat selber eine Anzahl Korrekturen von andrer Hand über der Zeile, und in dieser doppelten b'herlieferung pflegt sich unsre doppelte ÜberUefening bereits zu zeigen. § 4 tos iptAoi’s erst, und so AGR Eton. (richtig), tos ngoagnUig Corr., wie D Bodl. Stob. 4; 6 aitov vor tpucoffot wiederholt Pap. corr., DG* Bodl. Stob.; richtig ausgelassen Pap. pr., AG* R Et. § 9 jrgooyepoficvov Pap. corr., D, R, Bodl.; -yily)v6(uvov Pap. pr., A, G, Et. (falsch). 8 11 (or fiiv (mit Attraktion) Pap. pr. = AEt., « fiev corr. = DGR Bodl.; hier teilen sich also die Klassen anders, und so haben AEt gegen DGR Bodl. (Pap.) Xtyomcu i^xptad’at statt lij^igovrot (so, mit g DGR Bodl. Papyr.). Das. reop(f£(jff«t Pap. pr. = ADG; Tcofl^civ Pap. corr. = R Bodl.; auch hier ist die Teilung wieder verschieden. Aber das zeigt sich klar, noch mehr als bei Thukydides (nr. 332), wie auch geringfügige Varianten unsrer Hand- schriften uralt und mit nichten erst in den byzantinischen Zeiten durch Absicht oder Zufall entstanden sind. Auch in dem falschen iäv Sitj § 4 stimmen mit dem Pap. sogar alle Hdschr. und dazu Stobäus mit der Ausnahme des Eton. (er) zusammen. Neue Lesarten des Pap. sind nicht viele und keine bedeutenden: § 6 pr. aov rtivxa aKovOag (Hdschr. wie corr. tcrOro (oder toioCto, zoiovitov) üxovaag Oou; gleich darauf xnt «p «voryxjj falsch pr. für xai yäp äv. Das. vavv imd otnc wie Stobäus für vaUg und oüdf Hdschr.; dann nochmals oui£ vor ftij (pvXarrofi^vovg, wo auch Stob. ovSe. § 7 txavov äv tD;: Hdschr. ohne ov (beides möglich). Das. airrög

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II. Referate und Besprechungen

Koid? xßj’a^öj nicht gut für aviöi zt xolds %ctya&hg. Das. teovzat o[jiovTfs für i'ff. itävztg. Das. rdre etpaivcto für iip. elvai : crvoa ist über- flüssig und Torc auch. S. indes Fuhr, der rjfuv totc [tivai \ etpcuvtzo] im Pap. für möglich halt. § 9 oio9a de e<pt/ onoaet für zC di igj?) ole9a 6^6aa (in AG* fehlen die Worte zC . . ola&a samt 6 KvQog vorher). Das. ov detiaei für (ooi) deijaei falsch. Das. noiUa de xni orjUnr ww avayxtji (falsch) dcntavav avzov xc( (falsch für ^ xoi): oviöv fehlt teils, teils steht es anders; dann nur ^'ii'oxrxct; für ixetvo ov yiyväaxetg; durch ixeivov ersetzt Madvig (falsch nach Fuhr) das für den Gedanken sonst doch nötige avzöv. § avv KvagaQei xoivt/t für xotvfi avv K. Das. ohne de nach xol füous; vortrefflich (Fuhr) eoag ov fjfi;; diovzcc. § 11 f‘0ezai ohne

das überflüssige rovnov. Das. nach dem Raume viell. nur oyipeleie^at für [ovTlulqpclfioüot, was auch eine schlechte Wortbrechung wäre. Dazu in Frg. b) II, 1, 30 xoi Touro[ schlecht für ro»otiro(v). Ein künftiger Herausgeber der Kyrupädie ist zu bedauern, da er sich nicht nur wie bis- her durch unendliche Varianten durchzufinden und überall zu wählen hat, sondern jetzt auch der Möglichkeit beraubt ist, eine Handschriftenklasse zu bevorzugen und die Abweichungen in der andern als spätere Entartungen anzusehen. Die Scheidung dieser Familien ist, wie wir jetzt sehen, jung (indem der Papyrus sich neutral hält, imd bald mit der einen, bald mit der andern geht, viel häutiger indes mit den sogen, deteriores), die Vari- anten selber aber sind zumeist uralt. Vgl. in dem vorigen Jahresberichte das über nr. 217 (Ox. 463, Anabasis) bereits Bemerkte, und zu dem neuen Funde Wilam. S. 671). Fuhr S. l.^>10f.

334. Pap. Ox. 698, 23, ä X 7, 9, zwei Fragmente zweier Kolumnen, Buchschrift der ersten Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., S. 154f,

Xenophon Kyropaedie I Ende, in der zweiten Kol. die Unterschrift S^voqori) v[ro; { Kvgov \ natdeia \ [öl. Es ist nichts zu bemerken, als daß der Anfangssatz von II, toioüra . . TIegaidog, hier den Schluß von I bildet.

335. Pap. Oxyrh. 665, zwei Fragmente, Anfang und Ende einer Kolumne, a) 10, 5 X 4, 6, b) 10, 3 X 4, 6, Buchschrift (ähnlich der de.s Bacchylides), aus dem 2. Jahrh. n. Chr., S. 80 ff. mit "Faksimile auf Tafel I.

Kurze Inhaltsangabe eines Geschichtswerks über Sizilien, die Zeit nach 46.5 betreffend. Die einzelnen Stücke sind durch abgesetzte Zeile und Paragraphos geschieden, und die erste Zeile des nächsten Stücks fängt mit Ausrückung an. Leider sind fast sämtliche Zeilen rechts unvollständig. Vgl. de Sanctis in Rivista di filologia XXXIII, 66 73, der als Verfasser des exzerpierten Werkes nicht sowohl Timaios als Phihstos vermutet, de.ssen 4. Buch diese Zeit behandelte und 'Ofttpäxt] (Frg. 21) erwähnte, welches de Sanctis hier zweifellos richtig für ’0pg?a[l&]< der Hsg. herstellt. Aus den Kämpfen zwischen Bürgern und Söldnern und auch zsvischen den Städten selbst, wie sie nach dem Sturze der Tyrannenherrschaften stattfanden, werden immerhin einige neue Tatsachen berichtet, so kurz auch leider diese Reste sind. Da es eine richtige Handschrift war, so folgte vielleicht der Epitome des Buches das Buch selbst, also die Einrichtung war wie noch jetzt bei Diodor, Wilam. S. 667. (De Sanctis schreibt außerdem Z. 5 ;c[po<r^olal statt des von den Hsg. vermuteten jr[pfö^tf«.)

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Friedrich Blaß: LiteiariBche Texte mit AuBBcbluß der christlichen 491

336. Pap. Oxyrh. 679, Reste des obern Teils zweier Kolumnen, 12, 5 X6, 1; Buchschrift des 1. Jahrh. n. Chr., S. 127 tf.

Historisches Werk Ober die FeldzUge Alexandera des Großen, I, 1 ’ElikijvtK&v, 2 ff. Tor iy KiUnl\at ancaT\akfiivov vit aber nichts

von Sinn und Tatsachen zu erkennen. Von Kol. II sind nur einige Zeilen- anfhnge da.

337. Pap. Oxyrh. 680, 6, 5X4, Best des Anfangs einer Kolumne, Buchsebrift aus der Mitte oder dem Ende des 3. Jahrh. n. Chr., S. 128 ff.

Ähnlicher Inhalt: Z. 1 Ailixuv, 5 AzitKtig (so), 6 zovg A&r)vaiovg, 9 lig £okovg, ev Kvztgait; aber auch hier nichts weiter zu erkennen.

338. Pap. Oxyrh. 681,11X17,1, von dem Anfang einer Kolumne, Buchschrift des 2, Jahrh. n. Chr., S. 128. 130.

Historisch oder geographisch: Triballer (6. 10) und Päoner (14) erwähnt; aber wieder nichts weiter zu erkennen.

338 a. Papyrusfragment aus Karanis oder Soknopaiu Nesos, 8 X 11,5, Reste zweier Kolumnen, Kursivschrift aus dem frühen 2. Jahrh n. Chr., Wessely Festschrift für Otto Hirschfeld S. 100 ff.

Historische.s Werk über die griechische Geschichte des 4. Jahrh.; die Stelle handelt Ober Chares' Feldzug in Asien im J. 35.5/4 und gibt einiges neue, trotz aller Verstümmelung. Da nicht Buchschrift ist, so vermutet der Hsg. Privatabschrift wie im Falle der Notaria, und demgemäß ein be- kanntes Werk. Z. 6 Tt^guvazi d. i. -azei -az)\g.

339. Brachstücke eines Papyrusbuches, in Gizeh erworben, Buchsebrift des 5. Jabrh. n. Chr., mit rohen Miniaturen dazwischen, Adolf Bauer (und Josef Strzygowski), Denkschriften d. Akademie d. Wiss. zu Wien, Phil.- hist. Klasse, Bd. LI S. 1 118, mit acht Doppeltafeln in Farbendruck.

„Alexandrinische Weltchronik“ betitelt der erste der Herausgeber, der als seinen Teil den Text und Inhalt übernommen hat, während die Miniaturen von Strzygowski in einem zweiten Abschnitt erläutert werden. Der Erwerber des merkwürdigen Fundes ist W. Goleniscev. Die Zertrümme- rung des Buches ist nun allerdings außerordentlich groß imd nur der geringste Teil der Bruchstücke überhaupt erhalten; indes diese in damaliger Zeit reichlich (und schlecht) fabrizierten christlichen Weltchroniken ähneln einander sehr, und wir haben zur Vergleichung insonderheit den von Scaliger sogen, lateinischen Barbaras, eine in raeroviugischer Zeit abgefaßte Über- setzung einer solchen Chronik. Die Zeit der Abfassung ist bei der hier vorliegenden deutlich das beginnende 5. Jahrhundert, und viel später wird auch dies Exemplar nicht geschrieben sein. Der H.sg. hat auf diese Reste eine unglaubliche Mühe verwenden müssen, ohne daß gerade viel für die antike Chronologie herauskärae' es ist auch alles, besonders das ältere, sehr Irarz redigiert, und durchaus nicht sorgfältig und fehlerlos. Auffällig und wenig glaublich ist mir, daß A]ivkta statt Aiokta geschrieben sein soll (S. 24); ebenso, daß zmze | vmaiz’ (in einem zitierten Bibelspruch) statt zazttCvfoaiv stehe (S. 77); hier zeigt sogar das Faksimile nicht nur den Baum für das t, sondern anscheinend Spuren desselben. Für nicht richtig gelesen und ergänzt möchte ich auch die Überschrift der lakedämoniseben

Archiv f. Papyru«for«chuag Itl. 4. 33

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n. Referate und Besprechungen

Königsliste halten (S. 43): [np^dgcvoi (nicht ap^avrrs) fm] j {ixoaT[ü ImovI ßttOtliag ’loijda) | oCroj; (nicht örto>g) [i)p|av (nicht cp^nt) emo Kvgva&ieog yfa] x{(Sar[govf(dv ßaatUtog. Interessant sind die paläographischen Aus- führungen S. 14f. über die Genesis der geneigten ünziale (des sog. Spitz- bogenstils, ögvgvyxog jfopoxrjJp), der hier gelegentlich neben der runden Unziale venvandt ist; der Hsg. findet Wilekens Ansicht bestätigt, dall diese Schriftform bereits seit dein 3. Jahrh. vorhanden und neben der andern im Gebrauch war.

340. Papyrus aus einem Kartonsarkophage, 7 Kolumnen, die den Schluß der Vorderseite bilden, Buchschrift des 2. Jahrh. v. Chr., H. IM eis, Abhandlungen der Berliner Akademie 1!I04, mit Faksimile in Lichtdruck.

Latercnli Alexandrini, wie der Herausgeber betitelt, d. i. Verzeich- nisse von berühmten Männern in irgend einem Fache, von Bauwerken, Inseln, Bergen, Flüssen, Quellen, alles in äußerster Kürze, ähnlich den letzten Kapiteln des Hygin. Der Herausgeber bat alles, was es bisher Ähnliches gab imd womit Zusammenhang zu sein scheint, in musterhafter Weise bei- gebracht, und außerdem zu den Einzelheiten einen vortrefflichen Kommentar gegeben. Da die Schrift groß und weitläufig, die Kolumnen aber klein sind, so ist auch der Umfang dieser Aufzeichnungen gering, dennoch aber kommt hier und da Neues für uns heraus. Die in Überschriften gegebenen Rubriken sind: vofio9irai, jCd/päipot, äyaXficaOTfOinC, äi'dgiavioTtoioi, ziKtoveg, gij^nvixof (hier Neues, so Harpalos als Architekt der Brücke des Xerxes), tk inja 9cdfeaxa^ öpi; gt/iör«, Ttoragol of (tiytöioi (Schreibung 'l’adavög), xpijvori ruxXliaxai (neu der Name Hekatostylos für den Brunnen- bau des Theagenes in Megara). In einem Anhänge S. 15f. wird noch ein Fragmentchen besprochen, welches zugehörig schien (indes nach persönlicher Mitteilung des Hsg. nicht ist). Die ersten 34 Kolumnen der Vorderseite enthalten ein Bruchstück eines Alexanderromans (Katechese der 10 Gym- nosophisten) und sollen später herausgegeben werden; auch die Rückseite ist nicht unergiebig.

340a. Papyrusstück (10x15,5) unbekannter Provenienz, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., Vitelli Atene e Roma anno VII nr. 66 p. 178 f.

Bruchstück eines Verzeichnisses von Büchern, doch nur 13 ver- stümmelte Zeilen, die lediglich Rätsel aufgeben. Die Form des Katalogs ist die seit KaUimachos übliche: Verfassemame, Anfangsworte, Stichenzahl. Der Verfassemame war wohl nach links ausgerückt und ist nirgends im Anfang vollständig, dagegen die jedesmal nächste Zeile, mit den Anfangs- worten, scheint links vollständig zu sein, aber dafür rechts um so unvoll- ständiger. Z. 2 Ji]ovvaiov, Z. 6 . . tjpou d. i. Oü]ijpou? A'tujijpou?, Z. 10 . . xaiUooä; Anfangsworte der 2. Schrift Srt ftfc ro <pCXc riUA[£ (TtUl[i£). Titel und Inhalt ist nicht angegeben: der muß also in einer Generalüber- schrift gestanden haben.

341. Pap. Oxvrh. 704, 7,9 X 10,3, Rest zweier Kolumnen, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 161 f.

Isokrates x«t« TÖr aotptar&v (XIU), §§ 16 18 zum Teil. Keine neuen Lesarten als der Schreibfehler ptfUjaEfoffai für -aaa9ai 18, und viel-

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Friedricli Blaß: Literarische Texte mit Ausschlnß der christlichen 493

leicht das. rt (oder ti), indem ävdtjp. allein (Hdschr.) den

Raum nicht füllt. Vgl. Fuhr S. 1509.

342. Pap. Oxyrh. 700, 14,5x4,4, Streifen aus dem Schluß einer Kolumne, Buchschrift eher des 2. als des 3. Jahrh. n. Chr., S. 156 fif.

Demosthenes .t. t. artyiärov (XVIII), § 17 ’A&ri]vatot 19 axav itävzag. Neue Lesarten: r<fj;uoi' oßrtos statt oüto); «jjj. 18; das. ä[iUa Ti$ I fjv axptjro; xctl nopä TOvro[($ anaOiv xal zaQa’j^ij, mit Auslassung von xai rtopä zoig äKlotg (TiiXijaiv) nach todrots, was indes unter der Kolumne nachgetragen war (wohl von zweiter Hand): £l]lijai avia (jedenfalls mit entsprechender Verweisung durch xarco am Rande der Stelle). Die Hdschr. haben alle die längere Form, einige ohne naget, alle außer 0 ohne "Ekkijaiv, welches 0 nach anatnv hat. Der kürzere Text ist aber durchaus nicht unmögRch; x«l wird dann „auch“. Vgl. Fuhr das.

343. Pap. Oxyrh. 701, 15,7 X 14,6, Teile von 3 kurzen und schmalen Kolumnen, Buchschrift w'ohl aus dem Ende des 2. oder der 1. Hälfte des

3. Jahrh. n. Chr., S. 158 f.

Demosthenes xarä Tifionpärovs (XXIV), § 63 (Einlage, Noiiog) To}i)S £v dfx«] T^g o]v (I. Kol.), das. ij ctnoxiiaai § 64 rovg ä/Lovrag (II. Kol.), § 65 {[vKvrt'ß x:£]9i [talla (III. Kol.), doch hier nur geringe Zeilenreste (s. darüber Fuhr, S. 1509). § 63 f. ootomtfo?, txuiatji, txuiatoai erst, dann e getilgt, dazwischen ixuarji. Titog (= mg) immer. Fuhr. Keine neue Lesart; mit A ohne ivzog § 63 (so in meiner Ausgabe) und wieder mit A ohne äv 64, wo ich mit Weil das c!v anders, als überliefert ist, stelle.

344. Pap. Oxyrh. 702, 13,5X 6,5, Buchschrift des (frühen?) 2. Jahrh. n. Chr., S. 159 f.

Demosthenes Bouoröv rrepJ cxQotxöq (XL), § 52

53 v:rö Auch hier keine neuen Lesarten; der Pap. stimmt bald mit

dieser, bald mit jener unsrer Hdschr. (Fuhr das.)

344 a. Papyrus Erzherzog Rainer, aus dem Fayum, Rest eines PapjTus- blattes einer Handschrift in Kodexformat, 11 X 10, Kursivschrift des

4. 5. Jahrh. n. Chr., C. Wessely Studien zur Palaeographie und Papyrus- kunde IV.

Alphabetisches Lexikon zn Demosthenes Midiana. richtig vom Hsg. verglichen mit dem von mir Hermes 17, 150 ff. und jetzt wieder von Diels im Anhang zu Didymos herausgegebenen Resten eines alphabetischen Lexi- kons zur Aristokratea. Es ist nur ein Streifen des Blattes da, unten Rand zeigend, oben abgerissen. Auf der Vorderseite (Artikel dwnrtfra/) steht in voller Ausführlichkeit das einschlägige Zitat aus der ’A9z]valav IIoX. c. 53, welches auch Harpokration unter ÖutiTijral gibt, aber dieser viel kürzer und wenig genau. Die Abweichungen von unserm Texte der UoX. sind zahl- reich und nicht ohne Interesse. Die Rückseite enthält die Reste mehrerer kurzer Artikel, offenbar nicht in der Folge der Rede, sondern in alpha- betischer; diese sind unergiebig.

Zu § 114 las auch der Vf. des Lexikons eiaix^gia, nicht liam^Ttjgue (v. Herwerden nach d. Inschr. ). Der Hsg. erläutert alles nach Möglichkeit

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494 n. Referate und Besprechungen

aus den Lexikographen und Rhetoren. Didymos wird sicher auch hier letzt« Quelle sein (Wess.).

345. Pap. Oiyrh. 703, 9X9, Buehschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 160f.

Aischines xarä JCnjtTiytSrros § 94 ’4lp{o]t) Jolv[t(ov (Kol. I) und

§ 96 öLlo]u[s 97 n«]p([xcfAE(. Ein ganz kleines Fragment, und doch so ergiebig , daB man lebhaft die Kleinheit bedauert. In 94 ölxa ralJavT« fcäv|(Tiav] hier bricht das Fragment ab, aber Jo5i^o>v (Hdscbr. äpoii^rmv) (pgovovvKov ßktztovuov ergibt sich doch als wahrscheinlich, umso- mehr, als bereits Kaibel Hermes XVII, 412 dies vermutet hatte (Wilam. S. 677). In 96 beseitigt änoglav laio^ai fiir iaia^ui caioglav einen Hiatus, und Torüro /tcv 6i] für t. fitv erscheint der Aufnahme würdig, obwohl Fuhr, S. 1509, andre Belege für /icv drj bei A. vermißt.

346. Pap. Oxyrh. 682, zwei Fragmente wahrscheinlich derselben Kolumne, a) 8x2,8, b) 5,1 X 4,7, elegaute Buehschrift des ausgehenden 2. oder beginnenden 3. Jahrh. n. Chr., S. 128. 130.

Unbekannter Redner; auf Hypereides raten die Hsg., wofür natürlich die von Smyly gut bemerkte Übereinstimmung zwischen a) fv| rjetfff ät/fw- xg\^axCaig oi vöfioi 7rd>'r[a)v £«ll löv | f\v rijE jt(ile[» xiipioi mit Hyper. Euxen. XXI § 5 iv dijfioxQazCa xvgioi oi vöfioi toovzui bei der Allgemeinheit des Gedankens kein Beweis ist. Der Hiatus scheint vermieden; das spricht gegen Hypereides.

347. Pap. Lips. I, drei Fragmente, von denen sich die zwei größeren einigermaßen zusammenbringon lassen; a) 26x11, b) 10X4, beide mit Rand oben; das 3. ganz klein. Die Hauptschrift steht auf der Rückseite; auf der Vorderseite nur private Aufzeichnungen. Buehschrift des 1. oder 2. Jahrh. n. Chr. Blaß, Ber. d. sttchs. Gesellschaft 1904, 20511'.

UleXirii eines Rhetors, wie deren neuerdings mehrere, auch noch älterer Zeit, aus Ägypten zutage kommen, unter Enttäuschung derer, welche zunächst an Reste attischer Redner gedacht hatten. Breite Kolumne, rechts durchweg unvollständig, auch nachdem man b) rechts von a) untergebracht hat; von der vorigen (zu der c) gehören kann) geringe Reste. Ergänzung ist z. T. möglich, wonach sich einige 40 Buchstaben für die. Zeile ergeben. Das Thema scheint zu sein, daß ein bestehendes Gesetz verteidigt wird, welches den Gerichtsentscheidungen unwiderrufliche Gültigkeit zusprach. Aber alles ist allgemein und farblos gehalten, und schon darnach bloße Deklamation unzweifelhaft. Die Handschrift-, da auf gebrauchtem Papier geschrieben ist, stellt sich als Privatabschrift gleich der der rioXttiia dar; auch die Breite der Kolumne stimmt zu dieser.

34S. Große Pnpyrusrolle aus Eschmunen (Hermopolis Magna), 30 cm hoch, fast 6 m lang, schöne Buehschrift des (frühen??) 2. Jahrh. n. Chr., H. Dicls und \V. Schubart, Berlin 1905 (Berliner Klassikertexte, heraus- gegeben von der Gcneralverwaltung der Kgl. Museen, Heft 2), mit zwei Lichtdrucktafcln ; dazu ein vollständiges Faksimile in 19 Tafeln (Licht- drucke des Theaetetpapyros) das., 1905, (in vortrefflicher Aus- führung).

Anonymer Kommentar zu Platons Theacfcf, wie der Titel lautet.

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Friedrich Blaß: Literarieche Texte mit Ausachlaß der christlichen 495

Es ist alles hier hervorragend: schon die Qualität des Papjrus, dann Schrift und sonstige Einrichtung, auch der Erhaltungszustand im glanzen, und der Umfang sehr, indem es 75 Kolumnen sind; nur der Inhalt mit seiner fast vollkommenen Wertlosigkeit steht damit in betrübendem Kontraste. Die Rolle stammt aus denselben Ruinen eines Hauses wie der Demosthenes- kommentar des Didymos; daß hier kein Verfassemame gegeben wird, liegt einfach daran, daß sowohl Anfang wie Schluß der Rolle fehlt. Die Ver- stümmelung des Anfangs scheint schon antik zu sein; denn ade die Rolle gefunden wurde, war sie umgekehrt gerollt und das Ende außen, der An- fang innen, also am meisten geschützt, und die wenigen losgelösten Frag- mente sind teils sicher, teils nach Wahrscheinlichkeit den späteren, also äußeren Teilen zugehörig. Daß die Rolle den ganzen Kommentar zum ganzen Theaetct enthalten hätte, scheint wenig glaublich, sondern der Kom- mentar wird auf mehrere Rollen verteilt gewesen sein. Was wir haben, reicht von p. 142 bis 158 A, während der Dialog sich bis p. 210 erstreckt. Über Schrift und Orthographie enthält die Einleitung eine sehr genaue Er- örterung; ein längerer Exkurs knüpft sich an die wechselnden Formen noöiaiog und noöttiog, nach den Hsg. nicht sowohl verschiedene Schreibungen als verschiedene Bildungen, was auch wohl das Richtige sein wird. (Mt/vn/og d. i. -itiog hat der Papyros des Eudoxos, Kol. 15, 17, = pt/i/tatoj; fitjvitiotg auch der Pariser Pap. LXII, Kol. 8, 11). Ein andrer Teil der Einleitung handelt von dem vermutlichen Verfa.sser: Schule des Gaios und seines

Schülers Albinos scheint sich zu zeigen, wie Diels mit aller Sachkimde klar macht. Wenn aber das, so ist der Kommentar selbst aus dem 2. Jalu:- hundert, und wie kann dann die Handschrift, wie doch S. VHI zu lesen steht, im Anfang des 2. Jahrh. (eher als gegen Ende desselben) geschrieben sein? In der Tat heißt es auf S. XXIV nur, daß nach Ausweis der Schrift der Kommentar älter sein müsse als das 3. Jahrh. Von Gelehrsamkeit ist einfach nichts darin, wie andrerseits auch nichts von Neuplatonismus, sondern alles ist elementar und langweilig. Und schließlich kommt nicht einmal für den platonischen Text etwas Erhebliches heraus, außer Bestäti- gungen; so alsbald eine neue Bestätigung der Tatsache, daß unser Text im ganzen und großen schon im 2. Jahrh. existierte. Dasselbe lehrte der Didymoskommentar für Demosthenes (wenn man, wie meines Erachtens ge- schehen muß, den Text der Lemmata nicht mit dem des Didymos identi- fiziert). Nur 5 neue Lesarten des Papyrus verdienen nach dem Hsg. Auf- nahme in den Text: 147 C aTtlgaiov statt üTti^avzov (?), 147 A nlti'dovlxc&v statt jtiUv^oupycBv, 151 B ivloig statt Fviot oder ivlou der Hdschr., 152 B uiß&ävexai', lau ydp, statt aia9dvca9aC lauv, lazi ydp, endlich 152 D die Auslassimg von fvöj. (Mir scheint 152 B zwar aia&ävtxat, wie schon Ast schrieb, richtig, aber die Auslassung des einen iaxtv hart: ojo&av£i[«( tor» jap kann leicht Schreibfehler für ttta9. eaxiv taxi jop sein, zumal da die Erklärung Z. 38 oxi xd tpalvtxui aia9ccvixal iaxtv lautet. Auch das iv6g 152 D scheint der Kommentar zu bezeugen; er ist freilich hier lückenhaft.) Sodann wird noch bestätigt, was nicht unwichtig ist, daß der Vindobonensis (W) wirklich eine selbständige Textquelle neben B und T ist, also der neueste englische Herausgeber Bumet Recht hat; denn die Übereinstim- mungen zwischen W und diesem Kommentar sind recht zahlreich. Be- merkenswert ist, daß 152 E auch der Anonymus, wie BW Eusebius, einen

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n. Referat« und liespreehungen

ganz unmöglichen Text bietet; xal negl ronron nävus i^alaiot (ot fügt Anon. zu) (So<pol wirji' nag/xtvidov aviicpigio&ov, statt of (T corr.,

Stobaeus I. Es ist dies Lemma; der Kommentar nimmt auf das fragliche Wort gar keine Bficksicht: nävrig aoifol av/itpiovovaiv 70, 34, änßrTtjj Tcon/rai [xai aotpol ojt nktiaxoi 67, 46. Uiels (S. XX f.) hält von nävug f|^S aus die Korruptel für unerklärlich, und vermutet als richtigen Text i| aiaiov ol („mit gutem Vogelzeichcn“), wogegen ich an t|ijj ot gar nicht zweifle: i^alaiog ist homerisch und platonisch, und AI und H konnten in der Schrift nicht schwer verwechselt werden.*) Um den Text des Kom- mentars selber, der hier und da verdorben, sehr häutig aber lückenhaft ist, haben sich außer dem Herausgeber auch v. Wilamowitz und Heibcrg ver- dient gemacht.

349. PapjTusrest in Berlin , 13,ö X 9 , Buchschrift vielleicht des

1. Jahrh. v. Chr., H. Diels und W. Schubart im Anhang zum Theactet- kommentar S. 53 f., mit Fak.simile.

Auszug aus Platons Gesetzen, doch nur eine, unten verstümmelte Kolumne, aus VllI, 832 E bis 837 C. Sicher (auch nach der Schrift) Buch- rest; rechts sind noch Spuren einer folgenden Kolumne, namentlich eine Para- graphos. Dazwischen aber steht, von oben nach unten (doch mit aufrecht stehenden Buchstaben) geschrieben Mtxgvlog was stark an die

Beischrift in dem Papyrus der Iliasscholien (Oxyrh. II 2211 erinnert: 'Afnuaviog Afiiuoviov ygajj/tarixög iatjfUtcoadfirjv (dort zunschen Kol. X und XI). Die Beischrift hier wird aber unvollständig sein: ,4iabe eingeordnet, eingereiht in “; vgl. für xcnaxfogl^at Diod. V, 5. XIII, 114. Dionys. A. R. I, 6 Tifutlov xovg ngbg Iliggov ?roiU|UOv; (ig lätav xaraji^mglaavTog ngay/iaretav. Aus dem Auszuge ist nur die Definition von dgoftog tiftTtrog (JtplTtniog bei Platon), hervorzuheben: iq>i-:rxovg äc Uyei dgöiiovg rovg ätav- lovg xglxovxttg xiaaagag (dagegen 2 öUtvXoi nach Pausan. VI, 16, 4).

350. Pap. Oxyrh. 666, 27,2x9,8; zwei schmale Kolumnen mit Zeilen- enden einer 3. vorher; Buchschrift aus der Mitte oder dem Ende des

2. Jahrh. n. Chr., S. 82 ff.

Aristoteles Protreptikos, falls das bei Stobäus Flor. 3, 54 (Maxiraus Monachus, Floiib. Laurent.) aus Aristot. zitierte Fragment mit Recht auf diese Schrift bezogen ist; dies findet sich nämlich hier wieder, in voll- ständigerer Form lindem bei St. in der Mitte etwas fehlt) und am Anfang wie am Ende vermehrt. Was am Schlüsse hinzukomrat, verstärkt den Be- weis für den Protreptikos: CoOxi xi&g oix üjxgotpaaloxfag tpiXoaoxpi'ixiov iaxi

xai Natürlich gewinnt der mäßig überlieferte Text auch sonst nicht

wenig, wiewohl auch der Papyrus seinerseits von Korruptclen nicht frei ist. Eingehend Wilam. S. 673f., der einige weitere Verbesserungen liefert: Z. 114 ohne xol, 163 gut ix to[ü fiav\9dvHv für tig xo [ft.; IC und K worden ja oft verwechselt, und es mag in der Tat im Papyrus ix stehen. (S. auch Fuhr S. 1505f.)

351. Pap. Oxyrh. 699, 7X4,2, Buckschrift wohl aus dem Anfang des

3. Jahrh. n. Chr., 8. 155 f.

1) In der /lolirsiu Aüiji’ai'aiv Kol. VII, 41 steht tatsächlich Aoxiiaigoroi, man las aber zuerst Aaxtir,jtopog.

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Friedrich Blaß; Literarische Terte mit Ausschluß der christlichen 497

TheophrastOS Charaktere, Schluß von c. 25 (jttpi SeiUag) und Anfang von c. 26 (jtfpl öütj’opj'/os), in einer sehr stark exzerpierten Gestalt; also solche Exzerpte gah es bereits früh im 3. Jahrhundert. Die Schrift diente eben den Rhetoren, und wurde darum viel abgeschrieben und dabei (wie ein Schulbuch) mit großer Willkür behandelt. So klein der Rest ist, liefert er wenigstens eine Emendation: - - r) oXiya^yla ipiXaf/xla xtg ia^vgov (oder io;(vpös) xfpdous ylixoftti/r] unsre Hdschr., wo stpJous offenbar falsch ist; der Pap. hat statt oder -oö vielmehr ioxvog, aber dahinter stand

(vor jdjxoot»'»;) noch etwas: i (oder •/, »/, n) mit weiterem Raum für etwa 9 Buchstaben.

3,52. Pap. Oxyrh. 667, 18x3, Teile von 2 Kolumnen, doch von der 2. nur ZeUeuanfänge; Halbunziale wohl des 3. Jahrh. n. Chr.

Wahrscheinlich AristoxeUOS, aber aus einer Schrift über Harmonik, nicht über Rhj’thmik. Zur technischen Erläuterung haben sieh Gr.-H. der ausgiebigen Hilfe von H. S. Macran, dem Herausgeber des Aristoxenos, bedient.

•353. Pap. Oxyrh. 664, Höhe 29 cm, zwei nicht zusammenschließeude Fragmente; Buchschrift ähnlich der in nr. 412 (Oxyrh. UI), etwa aus der Mitte des 3. Jahrh. n. Chr., S. 72 ff.

Philosophischer Dialog, vorläufig unbekannten Verfassers; nicht (Wilam. S. 666 = Fuhr S. 1507) historischer Roman; denn es ist erzählter Dialog wie so oft bei Platon. Das eine der Fragmente umfaßt eine lange Kolumne (von 45, nicht ganz kurzen Zeilen) vollständig, und ebenso viele Zeilen- anfänge der folgenden; ähnlich das andre, doch sind hier von der 1. Ko- hunne die letzten, etwa 18 Zeilen arg verstümmelt, und von der folgenden sind die Zeilenanfänge nur in der Mitte da. Ein drittes, ganz kleines Fragment mag dieser selben Kolumne (IV) angehören. In Frg. 1 berichtet der Erzählende, er sei, nachdem Peisistratos sich der Herrschaft bemächtigt, ausgewandert nnd habe längere Zeit mit Solon in lonien zngebracht; auf Peisistratos’ Zureden sei er dann znrückgekehrt. In Athen habe er den Thrasybulos, dessen Vormund er war, und den er als Knaben zurückgelassen, als jungen Mann wiedergefunden; dieser war ein großer Pferdezüchter und Jäger geworden, und sollte außerdem in Peisistratos’ jüngere Tochter ver- hebt sein, die er als eine der Arrhephoren gesehen. Also das ist der Thrasybulos der schönen Anekdote (Plut. Mor. 189 C. 457 F usw.), nach der er Peisistratos’ Tochter öffentlich küßt und dafür von dem milden Tyrannen nicht nur Verzeihung, sondern auch die Hand der Tochter erhält. Der Erzähler wird dann einmal in Sachen des Thrasybulos zu dessen Groß- vater Hagnotheos beschieden, und bei diesem, scheint es, war nun die Szene des Dialogs, der in der folgenden Kolumne bereits begann: Z. 81 letolß^mfv ; danach haben Gr.-H. dies Fragment als erstes ge- stellt. Im 2. Fragment treten die Personen des Gesprächs hervor: außer dem Erzähler noch Ariphron (Perikies’ Großvater), Adeimantos, Peisistratos; die beiden ersteren sind aus Korinth gekommen, wonach Wilam. wohl richtig in Adeimantos den Großvater des Strategen hei Salamis erkennt. Sie wollen von einer grausamen Tat des Tyrannen Periandros erzählen, die diesen in großes Unglück gebracht hat: Periandros versteht eben nicht zu

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II. Referate und Resprecbungen

regieren, und einem solchen wäre es besser regiert zu werden (92 ff.). Dann wird von den Bacchiaden usw. erzählt, aber bald hört die Möglichkeit der Ergänzung auf. Die wichtigste Frage ist n\in. Ln welcher Zeit der Dialog verfaßt ist, worüber Wilam. ganz andrer Meinung ist als die Hsg. Diese denken an Aristoteles’ Zeit, wenn sie auch (mit Recht) Aristoteles selbst als Verfasser ablehnen; von dessen Dialogen ^vissen wir nämlich so viel, daß der vorliegende Rest in der Tat nicht hinein zu gehören scheint, trotz einiger Übereinstimmungen des Ausdrucks mit der 'A9ijvaltov nolixila. Sie heben das gute Attisch hervor; nur xulef g’ tig oIkov 39 f. mache eine Ausnahme, da man oixia erwarte. Die Späteren nämlich vermischen olxog (att. Familie, Hausstand, Vermögen) und oixia (Wohnhaus), wie z. B. ich zu Lukas Act. 2, 2 bemerkt habe. Indes erst lig zbv olxov würde gegen den attischen Gebrauch sein, wogegen itg olx.ov „zu sich ins Haus“ sich mit in oixov, xax' olxov oder oxxovg usw., was auch Attiker haben, zusammen- stellen laßt. Wilamowitz aber (vgl. Fuhr S. 1607) rügt nicht nur dies, sondern fügt noch andres hinzu, was nach ihm den Verfasser als einen nach- ahmenden Attizisten der Kaiserzeit erweist. So xvvxiyla 27 f. statt xvvtjyxala; 8. indessen Aristot. Rhet. I, 11, p. 1371* 5. Dann den Satz 15: xaxelunov fiiv ovv fvxai&a naiöa Sgaavßovkov , xaxtih'jxpttv df ftcigäxtov xjSii: es müsse attisch xctxikaßov heißen, während Ttaxdikointtv möglich gewesen wäre. Nicht doch: dies war nicht möglich, weil das Plusq. nicht die Vorvergangen- heit, sondern einen aus dieser dauernden Zustand ausdrückt, der bei x«t£- kinov naiöa nicht ist; übrigens muß (Gr.-H.) in xaxiktinov emendiert werden, wie auch sonst hier tt und t durcheinandergehen. Kaittkrj(pti.v aber ist richtig, da ein dauernder Zustand vorliegt, und gehört zu intöeöäxii 25, öußißktjxo 29; der Verf. nimmt für diese ganze Schilderung des Thrasybulos seinen Standpunkt bereits in der Zeit, in der das Gespräch stattfand. Also nichts von „völligem Verfall des Sprachgefühls“, welches übrigens in bezug auf die Tempora auch bei einem Attizisten nicht vorhanden sein könnte. W. tadelt diesen Satz auch stilistisch, aber man braucht nur zu inter- pungieren: fxttgaxtov ijöt], ftaka xaköv xäya96v, xal xijv ötfnv xni rov xgonov nokti öta<xcgoirxa xßiv ■^kxxuox&v. Endlich äggi/CpogoCaav 32: nicht nur schlecht attisch für igg. (was man Nvie bei Lysias 21, 5 mit Emen- dation schreiben darf), sondern sachlich falsch, da die Mädchen nach Aristoph. Lys. 644 dies mit 7 Jahren taten, also als Arrhephoren noch nicht zum Verlieben waren. Aber sie blieben ja Arrhephoren bis zu 11 Jahren (oder konnten bis zu diesem Alter dazu genommen werden), und das ändert sehr. Wenn somit das Urteil der Hsg. vorläufig in Kraft bleibt, so fragt sich weiter, ob sich ein möglicher Verfasser aus der letzten attischen Zeit er- mitteln läßt. Und da führt vieles auf Herakleides Pontikos, Aristoteles’ Schüler. Erstlich gab es von diesem einen Dialog negi (xi;g) ögj[i;g, Diog. La. V, 87 (Schriftenverzeichnis). 1, 94 (Zitat über die Herkunft der Frau des Periandros). Zweitens führte er in seinen Dialogen Personen alter Zeit als Unterredner ein , Cicero ad Quint, fr. IH , 5 , 1 , wo er für Ciceros Einführung des Afrikanus und seiner Freunde in de republica als Muster genannt wird. Drittens bezieht sich Plutarch Solon 1 auf Hera- kleides Pontikos für die Verwandtschaft und Freundschaft zwischen Solon und Peisistratos ; damit vgl. hier lOflf. xgovou öe xav qjtkiov anovöal^ovxxov i/KCiv fti' xat fiaktaxtt IhaiOxgaxov öut X)/v otxtwxijxa' (so Hdschr.) Jhkaivog

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Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen 499

xfisvoiTos (Tiavtii&ov A&tjva^t. Also der Sprecher war Freund beider; Wil. interpungiert und interpretiert noch anders und wohl besser: pütturcc Ihi<s. 6iii Tfjv oixHÖziiza £6Xtai’Og xeXivovzog: das Verhältnis war so intim, wie es Herakleides Pontikos gezeichnet hatte. Viertens, was noch mehr als dies zu bedeuten scheint, nach Plutarch das. 32 lebte Solon noch Cvjji’oe XQOvov, nachdem Pcisistratos Tyrann geworden war. Dies folgt allerdings aus der Erzählung hier, da der Sprecher sich nach diesem Ereignis in lonien mit Solon aufgehalten hat, imd nach längerer Zeit (;;pdvci)j, 10) erst heimkehrte, während Solon noch auswärts blieb. Also könnte bei Plut. sogar geradezu diese Stelle gemeint sein. Iliemach scheint es gerechtfertigt, über nr. 664 'HgaKXtldov Tofl I/ovzixoO ntpi zu setzen. Die Berührungen

mit Aristoteles’ TloXizda bieten nun gar keine Schwierigkeit; das Historische aber, was auf Herakleides zurückgeht, erscheint in anderm Lichte als bis- her: ein solcher Dialog machte gar keinen Anspruch auf historische Exakt- heit. Der Verfasser nahm was er irgendwoher wußte, und fügte andres frei erfindend hinzu, und in bezug auf Chronologie hütete er sich höchstens vor ganz groben Verstößen. Ihm paßte es, Periandros und Peisistratos gleich- zeitig regieren zu lassen, mochte das der FaU gewesen sein oder nicht; er nahm das als sein Recht. Herakleides’ Stil ist aus einigen größeren Fragmenten bereits bekannt; die allgemeinen Züge stimmen. Der Hiatus ist hier in Frag. I (einleitende Erzählung) vermieden (Fuhr S. 1508), in II (Dialog) nicht mehr; dies stimmt zu dem, was wir an den sonstigen Frag- menten (gleichwie auch denen aristotelischer Dialoge) beohachten. Auch attische Rhythmen finden sich reichlich, und sind für den, der sie sehen will, ebenfalls ein klarer Beweis, daß wir es mit keinem Spätling zu tun haben. Z. 25 emendiert Wil. oi’Stlg zu ovzog, vielleicht richtig; s. für den Text, namentlich in III, auch Fuhr S. 1508 f.

354. Pap. Oxyrh. 684, 12x6,5; Ende einer Kolumne; Rückseite des Pap. (Vorderseite unbeschrieben), Buchschrift wohl aus der Mitte oder der 2. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., S. 128. 131 f.

Spälte phiIosophi.sche Abhaudlnng über den Umgang mit Herrschern. Hier ist, im Unterschiede von 353, die späte Zeit deutlich, aus dem Inhalt wie aus zzgoaiXcvaöftei/og statt jrpooiüv 6. 22. Vgl. Wilam. S. 66 f, der die freie Benutzung von Euripides Frg. 1059 hervorheht.

355. Papyrusstreifen, in Batn Harit von Rubensohn gefunden, 13x10,5,

Bucbschrift etwa des 2. Jahrh. n. Chr. (ein Brief auf der Rückseite weist auf das 3. Jahrh.); Diels-Schubart im Anhang zum Theaetetkommentar (oben Nr. 348) S. 52 f., mit Faksimile auf Tafel 2. '

Unbekannter philosophischer Traktat. Es liegt der untere Teil zweier Kolumnen vor, doch sind von der ersten nur Zeilenausgänge da. Kenntlich ist nichts als ein Zitat aus dem Phaidros (265 CD), mit falscher Auslassung von o vor eaziv.

356. Zwei Fragmente in Berlin, 6x5,5 und 11X9, Buchschrift etwa des 2. Jahrh. vor Chr., Diels-Schubart das. S. 55 (ohne Faksimile).

Philosophischer Dialog (?) nach den Hsg.; ich denke eine Schrift, in det Platon's Gesetze benutzt oder erörtert wurden; denn es ist wohl nicht Zufall, daß II h, 1 A'äjpioiv JVJovo[««j zi mit Leg. III, 682 A avv ziai

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II. Referate und Besprechungen

Xägtai xtti Movatag, und das. 5 xilog 6fj rtpoio»'[Tfs? mit ctg TXgöa&Cf Ttgeil&coficv ext das. zusammentritft; vgl. auch a 4 xh]9r) mit xirjd^fforrKt Plat. 681 D; b 11 vduue (vgl. Plat. 681 öfter vöfiog, vofio&ixt/g usw.), I 2 Sialöyov. Vgl. oben nr. 349.

356 ft. Abschrift eines Bogens aus einem Buche, sei es aus Pergament oder Papier, gemacht 1858 oder 1859 von dem Engländer A. C. Harris, dem ersten Entdecker des Hypereides, veröffentlicht von Gius. Botti, Atti del congresso intemazionale di scienze storiche (Roma 1903) Vol. II sezione I, p. 155 ff., Roma 1905.

PftlftiphfttoK itepi äyriffTcov iffroQiüiv, Anfang und Schluß, an diesen angehüngt literarhistorische Notizen über drei SchriftsteUer des Namens, mit Berufung auf Demetrios Magnes jugl 6iimvvjimv. Der Veröffentlicher Botti ist bereits verstorben; seinen Aufsatz gibt (mit einem Nachwort) G. Vi- telli heraus. Dieser verhehlt nicht seinen Verdacht, daß wir es mit einer modernen Fälschung in der Art von Aischylos’ Persern (Kitschi Rh. Mus. 27, 114 ft’ j zu tun haben. Die Kopie von Harris ist wiedergefunden und be- findet sich (durch Seymour de Ricci geschenkt! im Museum von Alexandria.

357. Pap. Oxvrh. 683, 9,3 X 4,4, Buchschrift der 2. Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr., S.'l28. 131.

Uubl'stimmbftrc Prosit: geringe Reste von 22 Zeilen. (Z. 9 ]ies Jto- veaj|, 13 ttöjv iaiogt&v, 15 axaxov, 18 ]o xegyet dj (xf'pi'ov Opferschüssel?).

358. Pap. Üxyrh. 669, 17,5 X 15,3, Rückseite eines Papyrus, dessen Vorderseite Aufzeichnungen aus 285/6 und 286/7 n. Chr. enthält; Kursiv- schrift, nur wenig später als die Schrift der Vorderseite, S. 116 ff.

Mrtrolog;ischr Schrill, Teile zweier Kolumnen. Wichtig fUr ägyptisch- griechische Maße, worüber die Hsg. bald eine neue Arbeit auf Grund des vermehrten Materials erwarten.

359. Pap. Reiuach 2, 6,5x4,4, Buchschrift ptolemäischer Zeit (2. oder 1. Jahrh. vor Chr.), Reinach S. 14 f., mit Faksimile auf T. II.

Roste zweier Kolumnen, zu gering, als daß sich der Inhalt bestimmen Ließe. (Metrik? R.)

360. Pap. Reinach 3, 6x8, Bucbschrift der römischen Zeit, Reinach S. 15f.

M.vtho^rftphischcr Inhalt: die 3 Erinyen werden genannt (’y4iUi(Xrw, die epische Form); aber es sind nur 7 unvollständige Zeilen.

361. Pap. Reinach 4, 8, 4x6, 3, Bucbschrift des 2. Jahrh. vor Chr., Reinach S. 16.

Reste zweier Kolumnen, so gering, daß kein Inhalt zu bestimmen ist.

362. Pap. Reinach 5, 6,5x8, Bucbschrift etwa derselben Zeit(?) nach dem Hsg., S. 17.

Geringe Reste: jtegi ijije xi9etgt<uv jxgayfi[arevca9at oder jtpayu[a- xcia Z. 4.

363. Pap. Reinach 6, 7,5 X 8, Buchschrift der römischen Zeit.

Astrolo^scher Inhalt; die Form potpi^; ist nicht als lonismus an-

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Friedrich BlaS; Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen öOl

Zusehen, indem die vulgBre hellenistische Sprache die Wörter auf -j« all- gemein so flektierte: u. dgl. Neues Testament.

III. Iiatelniaohe Stücke.

.‘{64. P.ap. Oxyrh. 668, Teile von 8 Kolumnen (Höhe 26 cm); die Rückseite gibt den Text des HebrUerbriefes; grolle Unzialschrift mit Ein- mischungen aus der Kursive (b, d), nicht spHter als der Anfang des 4. Jahrh., wahrscheinlich noch aus dem dritten, S. 90 116, mit Faksimile einer Kolumne (VIII) auf Tafel VI.

Epitome au.s Livins XXXVII XL und XLVHI LV, ohne Gemein- schaft mit der bisher allein in größerem Umfang vorhandenen Epitome, und nach anderem Prinzip gemacht, indem, statt fortlaufender Erzählung, unter jedem Jahre die Ereignisse desselben kurz vermerkt sind. Vgl. die ausführliche .Ausgabe von E. Kor ne mann, die neue Livius- Epitome aus Oxyrhynchos, in Beitr. zur alten Geschichte von C. F. Lehmann und E. Kome- mann, 2. Beiheft, Leipzig 1904; ferner 0. Roßbach, Berl. Philol. Woch. 1904, 1020 ff. 1309 f. (Kornemann das. 1182 f.. Fuhr 1508). Der Ab- schreiber verstand das Lateinische nicht, und hat daher massenhafte und ungeheure Fehler gemacht; sodann ist die Zertrümmerung zum Teil arg, und wo sie mit Korruptel zusammentrifft, ist der Zustand ganz schlimm. Trotz allem ist der historische Gewinn beträchtlich. Aus dem 1. Teile, wo der Text des Livius vorhanden Lst, können wir die .Art des Epitomators gut kennen lernen, und diese Kenntnis für den wichtigeren und auch um- fänglicheren zweiten Teil (Kol. IV VHI) verwerten. Ein näheres Eingehen auf die einzelnen Resultate und Probleme halte ich nicht für meine Aufgabe.

Kaohträge su den früheren Berichten.

In Oxyrh. Pap. IV werden auf S. 200 0". Nachträge zu den früheren Publikationen der Hsg. (Oxyrh. Pap. II und Fayüm Towns) gegeben, auf Grund erneuter V'ergleichung der Originale. Sehr häufig finden Vermutungen derjenigen, welche Beurteilungen und Beiträge zur Lesung und Ergänzung geliefert haben, eine mehr oder weniger bestimmte Bestätigimg.

Ich verzeichne die Nummern der Papyri sowohl in der Publikation als in dem Berichte von W. Crönert (Oxyrh. II, Archiv I S. 502 ff.; Fayüm Towns, das. II, 337 ff.\

Ox. II nr. 211 (nr. 41 S. 513), Menandros’ IlegtKeiQOfiivfj, wenig. Nr. 214 (nr. 44 S. 516), späte Epik. Nr. 215 (60, S. 527), epikure- ische Schrift (wenig). Nr. 216 (59, S. 526), rhetor. Üliung (Druckfehler berichtigt). Nr. 218 (64, S. 529), Schrift über merkwürdige Bräuche. Nr. 219 (46, S. 518), Klage über den Verlust eines Hahns. Nr. 220 (67, S. 532), Metrik (u. a. ein winziges neues Fragment). Nr. 221 (Kommentar zu Ilias <P, nr. 68 S. 533), sehr reichhaltige Nachträge, auch ein kleines neues Fragment. Nr. 222 (66, S. 53l), Olympionikenliste; das von Diels für Z. 17 vermutete ou(h»j) Kgartjg ist zu lesen möglich. Nr. 230 (54, S. 523), Demosth. Cor. (Druckfehler). Nr. 232 (56, S. 524), Dem. Timokr. (desgl.).

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502

II. Referate und Besprechungen

Farüjn Towns nr. 2 (= 106, S. 357), späte Lyrik. Nr. 8 (11 1, S. 360), Demosth. Phil. 1' (Druckfehler). Nr. 10 (nicht im Jahresber.) kleines lateinisches Fragment, hinterher von Plasberg und Ferrini als aus Ulpian Lib. XIV (Dig. XXIX, 1, l) stammend identifiziert.

Zu Nr. 231 des von mir gegebenen Jahresberichts in ID, 257 ff. (DidjTnos zu Demosthenes) ist nun die kleinere Ausgabe, vielfältig weiter ergänzt und berichtigt, hinzugekommen; Volumina Aegyptiaca ordiuis I\’. graminaticonim pars I, Didymi de Demosthene commenta cum Anonymi in Aristocrateam lexico, recogn. H. Diels et W. Schubart, Bibi. Teubner., 1901, 56 S.

Th. Reinach hat das von ihm bereits 1903 publizierte Ostrakon is. d. vorigen Bericht 8. 280f., Nr. 216) neu herausgogeben in den Papyrus Th. R. (s. oben zu Afg.), Nr. 1, mit Faksimile. S. dazu G. Vitelli Atene e Roma anno ATU p. 219 f.

Halle a/S. Ppiedricli Blaß.

Papyms-Urkiinden.

Seit dem letzten Referat (oben S. 300 313) sind eine große Zahl von Papyrus -Urkunden herausgogeben worden. Ich stelle die Editionen von größeren Sammlungen voran und lasse die kleineren Editionen, gleichfalls in alphabetischer Ordnung, folgen.

I. Ägyptische Urkunden ans den königlichen Museen zu Berlin, herausgegeben von der Generalverwaltung. Griechische Urkunden IV. Band, 2. und 3. Heft, 1904 und 1905 (BGU.).

II. .lohn P. Mahaffy and .1. Gilbart Smyly, On the Flinders Pefrie PapjTi, with transcriptions, commentaries and index. With seven Autotypes. Royal Irish Academy. Cunningham-Memoirs Nr. XI. Dublin 1905 (P. Petr. 111). Vgl. unten S. 511.

Vgl. Fr. Kenyon, Archaeological Report 1904/5 S. 64.

III. Theodore Reinach, Papyrus Th. Reinach. Papyrus Grecs et Demotiques recueillis en Egypte, avec le concours de M. M. W. Spiegelberg et S. de Ricci. Paris, Em. Leroux 1905. Mit 17 Tafeln (P. Rein.). Vgl. unten S. 521.

Vgl. 0. Vitelli, Atene e Roma VUI (190.5) Sp. 219ff. L. Mit- tels, Zeitschr. d. Savigny-St. Rom. Ab. 1905. 8. 487ff. P. Vier- eck, Bert phil. Woch. 13. Jan. 1906. Sp. 33 ff.

IV. Girolamo Vitelli, Papiri Fiorentini, documenti publici e privati deir eta Romana e Bizantina. Fa.sc. 1: Nr. 1 35 con 6 tavol. in fototipia, Fase. 2: Nr. 36 105, con indice e 9 tavol. in fototipia. 1905 1906 = Papiri Greco-Egizi pnbbl. ,d. R. Accademia dei Lincei sotto la direzione di D. Comparotti e G. Vitelli, Volume primo (P. Fior. 1). Vgl. unten S. 529.

Vgl. L. Mittels, Sav. Z. 1905 S. 484 ff. Kenyon aaO.

V. Carl Wessely, Corpus Papyromm Herinopolitanomm. I. Teil. Studien z. Paläogr. n. Papvnisk. V. Leipzig, Avenarius 1905 (CPHerm.). Vgl. unten S. .538.

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Ulrich Vr'ilcken: Papyras-TJrkunden

503

VI. L^on Barry, Un papyrns grrc, pötition des fermiers de Soknopaiu Nesos au Stratege. Bulletin de l’Inst. fran?. d’Archeol. Orient. III. Le Caire 1903. S. 1/16 (Seperatabz.) (P. Cattaoni U). Vgl. unten S. .148.

VII. C. H. Becker, PapjTi Schott -Reinhardt I, mit Unterstützung d. Großh. Bad. Minist, d. Just. d. Kult. u. Unterr. Heidelberg, Winters Üniv.-Buchh. 1906 = Veröffentlichungen ans der Heidelberger PapjTns- Sammlung III, 1. Mit 12 Taf. in Lichtdr. (P. Heidel- berg 111.). Vergl. unten S. 551.

VIII. D. Comparetti, Epistolaire d’nn commandant de Parmec Rom. en Egypte. Melanges Nicole S. 57/83 (Mil. Nic. 57). Vgl. unten S. 552.

IX. A. Deissmann, Die Septnaginta-Papyri und andere altchristliche Texte. Mit 60 Taf. in Lichtdruck. Heidelberg, Winters Üniv.- Buchh. 1905 = Veröffentlichungen aus der Heidelberger Pap)Tus- Sammlung. (P. Heidelb. I.) Vgl. unten S. 553.

X. (}. Oentilli, Dagli anticlii contratti d'aflitto. Studi ital. de filol. dass. rol. XIII. Pir. 1905. Appendice II 8. 362/74 (Stnd. ital. d. fll. cl. Xlll). Vgl. unten S. 553.

XI. G. A. Gerhard und 0. Gradenwitz, ’ßp?; iv nlarti. Philologus LXIIL Leipzig 1905. 8. 498/583. (Philol. LXllI. S. 498.). Vgl. unten 8. 554.

XII. Edgar .1. Goodspeed, A Group of Greek Papyrns Texts. Clas- sical Philology I Nr. 2 (Chicago: The üniversity of €hig. Press). April 1906. 8. 167/75 (dass. Philol. I). Vgl. unten 8. 554.

XIII. Edgar J. Goodspeed, Greek docnments in the Musenm of the Xew York Historical Society. Melanges Nicole 8. 187/91 (Mel. Nic. 187). Vgl. unten 8. 554.

XIV. Gradenwitz, Sehnbart und Vitelli, Eine neue ans

Ilermnpolis. Melanges Nicole 8. 193/210 (Mil. Nic. 193). Vgl.

unten 8. 554.

XV. Pierre Jonguet et Gustave Lefebvre, Papyrns de Magdola. Me- langes Nicole 8. 281/8 (.Mil. Nie. 281). Vgl. unten 8. 554.

XVI. Ferdinand Mayence et Seymour de Ricci, Papyrns Bruxelleu- sis 1, Pap. inedit. de la Bibi. Roy. de Bruxelles (Becto). Musee Beige VIII (1904) 8. 101/17 (P. Brux. I). Vgl. unten 8. 554. Vgl. Rob. de Uuggiero, Bolletlino d. Ist, d. Diritto Rom. XVI (1904) 8. 193ff.

XVII. Seymour de Ricci, Letti’cs. Compt. Rend. de l’Acad. Inscr. et

Beiles Lettr. 1905 8. 160 ff. (Compt. R. de l’Acad. 1905). Vgl.

unten 8. 554.

XVIII. Seymour de Ricci, PapjTUS Ptolimaiqnes. Wessely’s Studien z. Palüogr. u. Papyrusk. IV. Leipzig, Aveuarius 1905 8. 53/7 mit 1 Tafel (Stnd. Pal. IV. S. 53/7). Vgl. unten 8. 556.

XIX. Carl Wessely, Arsinoitische Verwaltnngsnrkuuden vom .Jahre 72 73 nach Chr. Studien z. PalUogr. u. Papyrusk. IV. Leipzig, Aveuarius 1905 8. 58/83 (Stnd. Pal. IV. 58/83). Vgl. unten 8. 556.

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504

II. Referate und Besprechungen

XX. Carl Wrssely, Die Papyri der öffentlichen Sammlnngen in Graz. Studien z. Paläogr. u. Papyrusk. IV. Leipzig, Avenarius 1905 S. 114/21 (Sind. Pal. IV. 114/21). Vgl. unten S. 558.

XXI. Carl Wessely, Intrnmentam censns anni p. Chr. n. 245. Me- langos Nicole S. 555/9 (M^l. Xic. 555). Vgl. unten S. 558.

Während des Druckes dieses Referates ging mir zu:

XXll. Ludwig Mitteis. Griechische Urkunden der Papyrussammlnng zu Leipzig. I. Band. Mit Beitrügen von Ulrich Wileken. Mit 2 Taf. in Lichtdruck. Leipz. Teubn. 1906 (P. Lips.). Vgl. unten S. 558.

I. BGU.

Das zweite Heft des IV. Bandes ist von verschiedenen Forschern ge- arbeitet worden, Nr. 1032 1035 von L. Mitteis (Nr. 1033 zusammen mit J. Partsch), Nr. 1036 1044 von Zereteli und Nr. 1045 49 von J. Lesquier. Auch dieses Heft bietet, wiewohl meist bekannte Urkunden- typen enthaltend, wieder manche neue, wertvolle Belehrung. Einzelne der Stücke konnte ich inzwischen einer wenn auch nur flüchtigen Revision am Original unterziehen.

1033 ist die rechte Hälfte einer Epikrisisurkunde, wie wir sie bereits aus BGU 113, 265, 780, 847 kennen. Die Herausgeber schlagen für Z. 1 nach BGU 265, 2 die Ergänzung vor: (7ipoyga<ptj) ix rofiov inixqlauav jHttp]xou xrl. Aber diese Ergänzung von 265, 2 beruht auf einer irrigen Auffassung des Herausgebers, denn die ;rpo;’p«<prj kann doch nichts anderes sein als die „Überschrift“ des betreflenden Bandes. Die richtige Verbindung gibt 113, 1: ’Ex rdpou imxflaetov ov TCQoyQuqpi]. Man könnte hiernach das ( in 265, 2 nun in l'Avxi]yQa{(pov) auflösen wollen, aber am Original sah ich, daß die Schriftspur am Anfang auf o, nicht i hinweist. Ich vermute daher: l’An^6yQa{<pov), was schließlich auch besser ist als dvn'ypnqpoi', denn «Ueser Text wird nicht einfache Abschriften, sondern Aus- züge aus den Tomoi enthalten, von denen sie die Überschrift und ein Stück aus dom späteren Text bringen. Auch hier in 1033 wird wegen der Größe der Lücke in Z. 1 dasselbe Wort an der Spitze zu ergänzen sein. Da ich ferner in 2 statt «[....]. ävd^etg las, schlage ich folgenden

Text vor:

ytro/uvov

( Anoyfatpov ix zöjiov imxqlaxmv Mäg]xov Povuliov J^Aovu^ov Jaö^iov At[yv^]~

ijj'fjidi'Oi'

[^nrouj, ov x:poyp(ß9P jj) ' Oi VKoycyQ(ufiiiivot) ovErpujt'oi 'Ptofiaiot xal ’Akf-

laväQitg x[«t]

Wie die Vergleichung der Urkunden zeigt, umfaßt das Zitat der npoyp«(pr; zwei Sätze: imoyiyQafifxivot nageyivovxo . "A 6e nagi&svxo ixäaxu) övofiaxi naguxuxai. Darauf erst folgt (gewöhnUch nach fi£#’ frtp«) der Text, der aus dem röpoj zu einem bestimmten Zweck ausgezogen ist. Daß nach meiner obigen Lesung die Alexandriner an dieser Stelle genannt werden, modifiziert die bisherigen Deutungen. Es könnte nahe liegen, hier- nach in BGU 113, 6/7 zu bilden statt oder «yfi. Eine

erneute Prüfung des Originals ergab mir aber, daß dTCElfcudcpot ganz sicher ist.

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Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden

505

In Z. 3 las ich ]v *[«]! lugoi. Das pfia<5[ oS']/vr£s imo erklärt, wie mir scheint, das dt« in BGU 265, 13 etc. 4 die Ergänzung eig Mifup]iv ist schon durch die Wortstellung ausgeschlossen. In 6 las ich ro]ü xoarla- Tov statt loü. In 7 las ich |os statt ] g, am Schluß aber

*«<J statt x«T. Da hier der Xame des Mannes zu erwarten ist, dem sie ihre diMumnura übergaben, so wird hier Kii6[alta o. ä. zu ergänzen sein, jeden- falls ein römischer Name. Der Vorschlag der Herausgeber x«i« würde eine unmögliche Worttrenming ergeben. Aber auch die weitere Ergänzung xarä Tc xm toü idiov IdJjou {«(Tpörtio I^tßaöxoi wird dadurch

beseitigt, daß am Anfang von 8 nicht \yov sondern ]lov steht. Auch sachlich wäre viel dagegen einzuwenden. Daß Cassius, oder wie er beißt, selbst ein procurator Augusti sei, glaube ich nicht, auch wegen der Größe der Lücke. In welchem Verhältnis er zu dem procurator gestanden, darüber wage ich keine Vennutung. 11 Anfang sah ich ]tou. In 12 ist d(xf<]i(0|Ußtf sehr zweifelhaft. In 13 las ich di vor rovs. In 16 sah

ich: diSofu, iv' o « . f. ]|»; xcpjf x[..|. In 17 steht vielleicht xo

lVr[«J« ^ (— xra) dixaxov (f). 20 Anfang las ich jA/vou statt |fivot’. Darin steckt der Name eines neuen Idiologus. In 21 ist Arxgtavij (hinter Ajxgi) nicht richtig. In 25 las ich deutlich diio eig statt «(lojis. Es bandelt sich um 2 Sklavinnen. In 29 las ich ’/oiiOT[ov] toüj, in 30 f»)»(Ji roiif ldj’[ous?J gijdi. Die.s ist weiter zu prüfen. Zeile 35, von der noch Spuren sind, war die Schlußzeile.

1034 ist eine Knoyga<pt'j über Landbesitz aus dem III. Jahrh. n. Chr.

In Z. 2 sah ich vor dem zweiten xot deutlich yü, was yv(fivaac(tfi^- aai/xt) aufzulüsen ist. Danach kann in 3 nur i^rjy(tixevaavxt) er-

gänzt werden. Es entspricht den von Preisigke aufgestellten Regeln, daß der Gymnasiarch a. D. vor dem Exeget a. 1). genannt wird. In 6 ist äax(fjg) nicht «0r(räcj zu ergänzen, denn da in Z. 4 Tvgavvog bereits mit seinem alexandrinischen Demotikou genannt ist, so kann er nicht hier noch einmal als .\lexandriner («oröjj bezeichnet werden. In 8 las ich

xoi(vw;) (i'aov) statt x«r’ il(exaatv). 10 Schluß xov In

12 sah ich Jelo{v] statt In 15 steht «pyup« ohne jedes Zeichen

der Abkürzung. Ich möchte es daher nicht zu ägyvga(uoißov) vervollstän- digen, sondern dgyvgä, als Genetiv von dem Hypokoristikon dgyvgäg, stehen lassen. Gerade bei den Gewerbenamen sind ja diese Kurzformen außerordentlich häufig. Allerdings bleibt dabei dunkel, ob für

üp;-upo;rp«tt(s oder ä^yvgujtoißog oder aber BpyupoxoTroj oder was sonst steht.

1035 gehört zu den amü.santesten Stücken. Es ist der liericht eines

iigiiihixjQlxtjg an den Comes (V. Jahrh.), in dem er voller Stolz erzählt, wie er einen zwischen den faijümschen Nachbardörfem Kerkesis und Üxy- rhyncha ausbrechenden Streit oder gar „Krieg“! beigelcgt habe. Die Leute von Kerkesis hatten die Fischer von Oxyrhyncha von dem Dferland vertrieben. Gott hatte geholfen, daß kein Unglück dabei passierte. Da hatten nun aber die von Oxyrhyncha sich revanchieren und mit jenen kämpfen wollen. Der Schreiber hatte es aber nicht zugelasseu. Leider ist die Orthographie des braven Mannes eine derartig mangelhafte, daß man- ches unverständlich bleibt In Z. 9 glaube ich anders lesen zu sollen : cOTfp» .. bietet Mitteis und vermutet Ich lese = änalgeiv

r

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506

II. Referate und Beeprechungen

(aufljrechen, wie in P. Lips. 47,12 s. unt.). Auf die Konstruktion iroUuij- aui fina wies ich schon oben S. 334 bei Besprechung der Silkoinschrift unter Bezugnahme auf eben diesen Papyrus hin. Z. 12 bleibt mir ander Stöj oldtv noch völlig unklar. Die Lesung des Herausgebers [f]av ist nicht richtig. Ist vxivxe vielleicht Dittographie für vxc? Ebensowenig verstehe ich den Schluß von 13: tt;jt ist richtig gelesen, aber noch nicht erklärt. Dagegen kann ich für 15/6 durch eine neue Lesung helfen: iva doitftjs (st. äixäatjg) ttvxcbv &qov (= oqov, nicht oq(ov): „ich habe dir dies ge- schrieben, damit du ihnen ein Ziel, ein Ende setzest“. Die Unterschrift in 13 lautet: /iianoxa pou xvqii.

1036 ist eine Klageschrift an den Strategen (vom Jahre 108 n. Chr.) wegen Einbruch und Diebstahl. Der Test, den Zereteli herausgegebeu, bedarf noch weiterer Nachprüfung. Die Anfangssätzo würde ich folgendermaßen verbinden: Aoxqr\xlu)i rxatfu bis pepfdoj. TTfi xj ixiX(Wtiaev bis ^xoxotjxiog Dann la.s ich weiter: ’£p[o]ö i'iovxog statt err[. .] . f j;ovr«s. In 11 fehlt vor fv wohl nichts: das vorhergehende v kann einen langen Schwanz gehabt haben. In 20 schien mir zu stehen, wie auch zu erwarten ist, nicht

x[{ll]<H. In 23/4 steht wohl eher yivafiivtov. Z. 24 und 25 habe ich bis jetzt nur zum Teil heilen können. In 24 las ich fpoö an6 näXax

i'j'ovtos statt f.]m’Oü llfj ixovxi. Das Folgende vor xletdav bleibt

noch unklar. Statt des unverständlichen iivx(oi>) ? xijg yvtöfixjg

vermute ich etwa ävev (V) xtjg [fpfjJj yvcöfiijg, doch habe ich nicht ge- prüft, ob avev möglich ist. Jedenfalls haben die Übeltäter sich den Raum durch den Schlosser des Dorfes ohne Wissen des Petenten öffnen lassen. Z. 31 steht imdiäioxa da, was der Herausgeber aus imäiSaxe emen- dieren will.

In 1037, einem avisführlicheu Teilungsvertrage vom Jabre 47, wird in Z. 2 vor Epiph [/bpTiia/ou, nicht [’/ouA/ou zu ergänzen sein.

1038 enthält eine Reihe von Akten und Aktenkopien. Wiewohl links und rechts viel fehlt, lassen .sich die Akten mit Hilfe von Parallelen wie BGU 832 und Oxy. III 485 doch einigermaßen verstehen, ln Z. 5 ist rfjv in öjtvvto [r^v ^Avxa>vf\vov Seil, tüjrtjv unerläßlich. Es ist auch genug Platz dafür da, wofern nur, wie häufig, der Kaisernanie in der Schrift zusammen- gezogon ist. In Z. 3 wird ptrßdoOjjent rj) [t nach 17 zu ergänzen sein. In Z. 14 wird öu»’{xpfi'ßp£[v, nicht avi'(XQivd(u\^a zu ergänzen sein. In Z. 18 Ist nach Z. 25 jrpoffTtrcy(p{Voi;) zu vermuten. In 19 schreib ’A\gatvocC[xy. In 28 würde ich nach 17 fvten;[/ro| vorziehen.

1039 ist ein sprachlich und sachlich nicht uninteressanter Bericht eines

Outsverwalters an seinen Horm, aus byzantinischer Zeit. Da sind die Ar- beiter, im besonderen die Kelterer von dem benachbarten Gehöft gekommen und haben Lohn für 4 Tage gefordert, er hat aber nur für 3 gezahlt. Der Ausdruck (cutcator Gloss.) erinnert an die nitägyptischen

Darstellnngen der Weinernte, in denen die Trauben mit den Ftlßen aus- getreten werden. Nachher beklagt sich der Schreiber über den Männer- mangel {XiiyavägCa = Xeitf/avägia, vgl. Hesych.). In Z. 7 wird doch wohl kaum anders als d[iä] ergänzt werden können, etwa: d[in] x6 xxoiffial ps t[Äj oder t[«] p.[ rijjp rpuyijj. Am 26. des Monats hofft er in der

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CTlxich Wilcken: Papyrus-Urkunden

507

Frühe den Wein auf die Schiffe zu verladen (ergänze: ets jri[ora]

Zu ^oiTtov xiUvaov in 8 bemerke ich, dali diese Verwendung von lomöv zur Anknüpfung, die schon seit Polybios’ Zeit bekannt ist, hier zu Lande sehr allgemein gewesen sein muß, da loinov in dieser Bedeutung auch ins Koptische Ubergegangen ist.

Die folgenden Nummern 1040 1044 enthalten gleichfalls Privatbriefe, aber aus der älteren Zeit (II. IV. Jahrh.). Die Texte bieten nicht nur wegen der z. T. großen Lilcken noch viele Schwierigkeiten. 1041, 16 ff. lese ich nach dem Original folgendermaßen: Mi) iiiftq>ov (statt fu tV todrra. Mc9' vyiag (= vyteiag, statt fie&vaig) iav 7t«pa[y/]v{;, Ttavia 001 i’'9[r)]y^ao[ft]at xrl. In 21 sind hinter rtavraj heine Spuren, die auf ein folgendes x«r’ ovofia hinwiesen. In 1042, 1 ist die Ergän- zung (id£ii)p]öf gerade wegen r») «[d£l<)pjj] in Z. 2 unwahrscheinlich. In 1043, 25 ist die Lesung Ttayavog völlig gesichert. Nr. 1044 gehört zu den schlimmsten sprachlichen Monstren, die uns die Papyri bieten.

1045, wie die folgenden Nummern von J. Lesquier herausgegeben, ist ein Ehevertrug von nicht gewöhnlichem Interesse. Daß wir hier einen Obergang eines äy^agjog yäfiog in einen iyygaipog ydfiog vor uns sehen, da- für haben wir schon manche Parallelen (vgl. BGÜ 183, 251). Aber neu und für die schwebenden Fragen von Bedeutung ist die Tatsache, daß der Ehemann hier erklärt (lO), die Mitgift schon seit einiger Zeit zu haben: £)[»i< aop’ «ürij^ i<p’ *[«n]r[jj] frt «[dlat vrjt/ (die Ergänzungen

gesichert durch II 11). Wenn auch mit itulat auf eine nicht weit zurück- liegende Vergangenheit hingewiesen werden kann'), so ist doch zu konsta- tieren, daß die Mitgift schon vor dem formalen Abschluß des lyyqatpog ya/iog vom Ehemann in Empfang genommen war, d. h. zur Zeit des j'«,uo; «ypa- (pog. Die herrschende Ansicht, daß die nur dem yafiog i'yyQutpog zu-

kommt, wird trotzdem bestehen bleiben können. Denn einmal ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die vorher übergebenen Wertobjekto bei der Obergabe noch nicht als iprpvij bezeichnet worden sind. Nach Analogie von Oxy. II 267 erscheint es mir nicht ausgeschlossen, daß der Ehemann damals seiner Frau eine cc^iop] ausgestellt hat, in der das Wort qngi'ij ver- mieden war. Wenn er andererseits eine solche Quittung vorher nicht aus- gestellt hat, so würde erst in der vorliegenden Urkunde darüber quittiert sein, und zwar über <pegvi'j. Jedenfalls lehrt der Text, daß die Oborgabo der Objekte, die die qpigvij ausmachen, nicht notwendig mit der Vollziehung des eyyga<pug yäfiog zusammenfällt. Es können aber zufällige, mit dem Wesen dieser Institution nicht zusammenhängende Hinder- nisse gewesen sein, die hier die Vollziehung des wahrscheinlich schon bei Übergabe des Objekts beabsichtigten yäfiog eyyga(pog verzögert haben.

Zum Text bemerke ich: In Z. 1 ist hinter 'AvzLygacpov our[ypa<j>ij,’] nicht öevotxifffioö, sondern avvoixioiov hinzuzudenken. Vgl. oben S. 389. Oder soll man avv\oixioiov\ ergänzen, seil. auyyga<ptig? In Z. 7 ist nicht [«opodffjj, sondern nach BGÜ 252,4 [npooüoi; zu ergänzen. Ebenso in II 9. In II 17 ist der Text korrupt: d:ioJ[ij[eci}] irci rtö laofiiv)\g aviiö xa'Jag Ttgoxet- Tof Der Vorschlag des Herausgebers Ovl rrä ioofiivm fioi trägt nicht zur Klärung bei. Gemeint sein kann hier nur ein Hinweis auf die Scheidung, denn nur

1) Vgl. auch meine Bemerkungen in der Festschr. f, 0. Hirschfeld S. 128.

Archiv f. Papjrraifortohung III. 4. 34

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508

n. Referate und Besprechungen

in diesem Falle findet eine caroSoäig statt. Da außerdem diese Subscriptio von einem fremden i'woj'poqpjvs geschrieben ist, der zum Schluß leicht aus der 1. Person in die 3. überspringen kann, so möchte ich etwa verschlagen: «rto(5m[o£t] ini iaofih'tjg avrwi ^Siatpogäsy-

Sehr wertvoll ist 1046, eine Liste von verschiedenen Beamten (ntpdx- togeg aiuxäv und äpj'uprxö»') aus einem nicht genannten Dorfe des Faijüm (vgl. das häufige iv xwitTj). Wir wußten schon früher, daß diese litur- gischen Beamten aus der Zahl der von der Dorfgemeinde den Strategen präsentierten Personen vom Epistrategen ausgelost wurden. Vgl. meine Gr. Ostraka I S. 601 ff. Der vorliegende Text zeigt, daß die Ernennung und Einsetzung der Beamten vom Epistrategen durch einen Brief vollzogen wurde, der am Tage des Empfanges veröffentlicht wurde. Vgl. 111. 8: 'O fiiv xortaOTaff(fl{) s ^ Aoxxilov ’OipflitavoO reC K(xm'<trov ^:uarp«n}jou

dl’ j :ri<jrol( ijs) xogiaOt'fi'orjj) xni 7rpoypo(q)£i(U;s) Mcaogi] 1. Der Empfänger ist nicht genannt.

In ni 8 wird Aoxxtiog '0<piVuav6g für den 23. Aug. 166 (nicht 167!) als der Epistratege genannt, der zur Zeit der Aufsetzung der Liste aktiv war (s. oben). Für den 28. Mai 164 (nicht 165!) wird Flavius Gratillianus genannt. Da dieser somit nicht mehr aktiv war, m\iß man in I 11 und 115 iiuaTQ^axrjyrjaavTog) auflösen, nicht (w<ijrp(aijß'oe). Der erstgenannte Lucceius Ofellianus ist bereits aus CIGr. 4701 bekannt, worauf P. M. Meyer hinweist. Auch die Prosopographia Romana gibt nichts weiteres über den Mann. Durch diese beim großen Sphinx von Gizeh gefundene Inschrift wird er in derselben Qualität als Epistratege für den 10. Mai 166 bezeugt. So gut die beiden Daten zu einander stimmen, so ergibt sich doch eine Schwierigkeit, insofern Lucceius Ofellianus nach dfm Papyrus für das Faijüm Bestimmungen traf, also Epi.stratego der Heptanomis war, während er nach der Inschrift, wie schon Franz hervorhob, als Epistratege des Delta zu be- trachten ist, da die Gegend um den Sphinx (mit Berücksichtigung von CIGr. 4699) zum Letopolites gehörte, der nach Ptolemäus zum Delta zählt. Ich bedaure das Problem im Augenblick nicht weiter verfolgen zu können.

Interessante Aktenstücke aus der Zeit Hadrians bringt Nr. 1047. In dem ersten hat der xwfioypogjuarfv; dasselbe berichtet wie die gleichfalls befragten ßißkio(pvXaxfg (ähnlich wie in BGÜ 5 und ll). Also muß man in n 7/8 schreiben: og x«l avxbg xavxct (nicht ravxa) xotg ßxßktO(fvkagi 7tQoa(pxovx]aag. Vgl. IV 17. In II 10 las ich am Original «voypoipctf Pai, was hier auch allein passend ist, nicht (»wypd^foffai. In III 3 wird zu er- gänzen sein: Idytav, dt’ wf*'] [dijiloürt«- Wenn hier unter einer Ur- kunde aus der Zeit des Hadrian in III 8 das Jahr einfach durch ^ ü// ohne Nennung des Kaisers bezeichnet wird, wie das sonst erst am Ende des Jahrhunderts üblicher wird, so ist dazu zu bemerken, daß wir hier nicht das Originalschreiben, sondern eine Kopie vor uns haben. Vgl. die Über- schrift des nächsten Aktenstückes III 9: "Aklifg.

In III 12 las ich xiaax {= ttöt) statt des unverstänSlichen raoot. Vor -/r^Qovovg ebenda glaubte ich die Spuren auf xiijrov? deuten zu sollen, also etwa: jw[pt t’x ?]xlijrous j;p6[vlous. Vgl. Rev. P. 21, 10. Doch das bedarf weiterer Untersuchung. Dagegen las ich mit Sicherheit in 13 x'2[£T«l|ßS (st. ü[?t7To|]«), wie auch der Zusammenhang notwendig ver-

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Ulrich Wilcken: Papyrua-Ürkunden

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langt. In 15 möchte ich ergänzen; fx/[l]£niJoj rg ümtixijaci r&v x[«t'ö] i'ov e VTO>'(d[Ti po V. Der Raum wUrde für x[av6Jt'a>i' passen. Es wäre dies freilich wohl die früheste Anwendung von canon.

Da der Hcrodes schon vorher genannt war, möchte ich in IV 2 lieber inoii^ott [ttS] 'i/poid[t(t als i7toni<sü[ixt]v] ’H. ergänzen. Wieder sind es die ^i/JltoqpüIaxfj xäv {VxTi/fffwv, die um Auskunft über den ;rdpoj der Schuldner angegangen werden. Vgl. hierzu BGÜ I 5 II 1 6 und BGU I 11. An ersterer Stelle ist zu verbessern in Z. 5: xov yuQ Simuifitvov (seil, rrdpov) frjpov tlvai 6fi<oi/vfio(v) statt 6ftiüvvfio(v). In BGU 11, 13 ff. aber möchte ich, angeregt durch das äiaxeijifvov jxag’ avxoig des vorliegenden Textes, jetzt ergänzen; JijXoüntv di«xE[f(;&(a] [deä roi) diaOx^^äfxaxog xfjg xtöfitjg, ebenso in Z. 3 ebendort; d[tü toO dtaarpee/xaro; rgp] xdfirjg, und denke dabei an das Edikt des Mettius Rufus betreffend xa iv xij xröv ^vxtgöEtoi' jjißXio9ijxy diadxQoifiaxa. Wir lernen hieraus, daß in dem Kataster in der Metropole jedes Dorf sein eigenes dttiorptaga hatte. Vgl. in dem Edikt; xarä xdjtug. 7 1. x[a]v xiva statt x«l xli'U.

In dem Kaufverträge 1048 las ich Z. 3 navaoQao[vxov statt Tlaveof/- (jo[. . . Der Name ist dadurch interessant, daß er uns zeigt, daß auch das heilige Krokodil nach seinem Tode mit Osiris vereinigt wurde, als Osiris- Suchos, parallel dem Osiris-Apis usw. Ln Z. 10 ist Suaxufiivov nicht zu emendieren in duaxaXftivov. Vgl, Nr. 1053 ff. und P. Rein. 7, 11.

In 1049,2 streiche roij]. In 13 werden 3 000000 Denare = 2000 Ta- lenten gesetzt. Also 1 Denar = 4 Drachmen.

Im Gegensatz zu dem hunten Inhalte des 2. Heftes hat das von W. Schubart gearbeitete 3. Heft einen einheitlichen Charakter. Die hier publizierten Stücke haben zunächst alle dieselbe Herkunft Sie sind sämt- lich losgelöst aus den Mumienkartonnagen, die 0. Rubensohn in den letzten Jahren durch seine sehr erfolgreichen Ausgrabungen in Abusir el- Melek (unweit des Einganges zum Faijüm) für das Berliner Museum ge- wonnen hat. Der alte Name, der noch in dem heutigen Abusir erhalten ist, begegnet in 1061, 8; BovatQtg. Die hier edierten Stücke gehören aber auch inhaltlich zusammen, insofern sie mit Ausnahme der beiden letzten sämtlich Eingaben an eine und dieselbe Person darstellen; nQit>xäQ-/cot rröt fnl rov xQixtjQiov, sämtlich aus dem 17. Jahre des Augustus. Daß mau überhaupt noch in Augustus' Zeit Mumiensärge aus Papyrus zusammen- geklebt hat, ist eine neue sehr erfreuliche Erkenntnis, da bisher die' An- sicht verbreitet war, daß man nur im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. diese Technik gekannt habe. Mit der neuen Erkenntnis wachsen bedeutend unsere Aussichten auf weitere Papyrusfunde in den Nekropolen. Da Schubart mir sagte, daß sich im Berliner Museum noch eine große Anzahl ganz ähnlicher Urkunden aus demselben Funde befinden, und da er erfreulicherweise die Absicht hat, alle zusammen in einer besonderen Publikation mit eingehen- dem Kommentar vorzulegen, so will ich mich hier nur auf ein kurzes Referat beschränken.

Nr. 1050 1059 sind sämtlich im Bureau des genannten UfcaxuQxog angefertigt und aneinander geklebt Ordnet man die Stücke chronologisch und beachtet dabei Schubarts Angaben über die verschiedenen Hände, so ergibt sich folgendes Resultat; am 4., 5. und 7. Pharrauthi sind Nr. 1058, 1055 uud 1053 von einer Hand, sagen wir von erster Hand geschrieben.

S4*

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U. Referate und Beepiechungen

Am 14. ist 1057 von zweiter Hand geschrieben, die auch 1050, 1054, 1059 (alle ohne Tagesdatuui) angefertigt hat. Am 20. und 22. Pharmuthi sind 1052 und 1056 von dritter Hand geschrieben. Man gewinnt daraus den Eindruck, daß im Laufe des Monats die verbchiedenen Schreiber des Bureaus einander abgelöst haben.

Die Urkunden sind formell Eingaben (vTiOfivj'/fttiia) betreffs Verträge von verschiedenen Personen an jenen Protarchos als den trei roü xgiTt/iiiov gerichtet. Zumal auch hier die Formel Alvj’xmpff xrl. durchweg gebraucht wird, erinnern diese Urkunden formell an die bekannten Eingaben an den dgiiä^xaazi'ii, der ja auch durch seinen weiteren Titel ztgog ry tnj/ifiUi« tö)e xai imv äHoji' xgix ygitav in Parallele zum Protarchos steht, vielleicht sein alexandrinischer Vorgesetzter ist (?). Doch auf die schwierige Frage der juristischen Natur dieser Urkunden will ich hier nicht eingehen, da wir von Schubarts Oesamtpublikation Klarheit darüber erwarten dürfen. Ich beschränke mich hier auf einige Einzelbemerkungen.

Die ersten drei Nummern enthalten EhevertrSge, die manches Neue lehren. Ich habe bei Behandlung des illtesten Ehevertrages (Archiv I S. 490) in den bisher vorliegenden Texten einen Paragraphen vermißt, durch den die Strafe fixiert wäre, die die Fniu im Falle der Ultertretung trifft. Wenn auch meine Vermutung über den Inhalt dieses Paragraphen nicht bestätigt wird (vgl. dazu Ruggiero, Sul matrimonio S. 8), so bieten doch diese neuen Texte nunmehr an der von mir bezeichneten Stelle den vermißten Para- graphen, und zwar des Inhalts, daß die Frau im Falle der l.bertretung nach vorhergegangener richterlicher Entscheidung der Mitgift verlustig gehen soll: r.ai avrfjv Toilrwi' rt dtunguiufisirtjv xgt&eidav

ai(gia9ai rfjf (piovyg (1050, 23 ff.). Erst jetzt haben wir ein volles Bild von den Rccbten und Pflichten der Eheleute. Ich will nicht unerwähnt lassen, daß kürzlich K. F. Schmidt (Elberfeld) in einem populären Vortrag, ohne noch BGU 1050 zu kennen, die Vermutung ausgesprochen hat, daß die Frau in jenem Falle die Mitgift verloren habe.*) Auch sonst enthalten diese Ehevertrüge noch neue Bestimmungen, wie über das ngoaituov und den Vertrag vor den ugo9vzat, doch soll hier aics obigen Gründen nicht näher darauf eingogangen werden.

In 1050, 30 ist sicher ms uv, nicht a iäv zu lesen. Ebendort ist vor xgt9iji durch ein Versehen xoiv&g ausgelassen.

Damit nicht aus der Notiz Schubarts zu 1052, daß der Text auf der Rückseite steht, etwa geschlossen wird, daß hier eine Ausnahme von meiner Regel über Recto und A’erso vorliege, bemerke ich, daß auch das Rocto beschrieben ist, daß also die Rückseite zu dieser Kopie benutzt worden ist, weil die Vorderseite schon verwendet war. Ebenso hat auch die Unter- suchung der anderen Nummern mir ergeben, daß überall die Theorie von Recto und Verso beobachtet worden ist. Die Beschreibungen des Heraus- gebers sind nach dieser Seite z. T. (namentlich bei 1059) nicht ganz klar.

In den Darlehensverträgen ist historisch interessant die Bestimmung, daß nicht ein „hohler“ Tag gemacht werden soU: fiijäifiCav yfiigav xoUtjv :roj>jö«(i«vos. Da „hohle“ Tage nur im macedonischen, nicht im ägyptischen Kalender Vorkommen, der macedonische Kalender aber zu

1) Das humanistische Gymnasium 1906 I S. 43.

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Augustus’ Zeit längst außer Praxis war, so scheint es, daß sich hier Formeln aus viel älteren Zeiten erhalten haben. Daß das Verbum KoiXaivto hier präg- nant in diesem übertragenen Sinne gebraucht wird (1053, 27 ; litv

rjaifttg xoiXctvcoOiv), scheint ohne Beispiel zu sein. Ganz originell sind auch die folgenden Strafbestimmungen (ä;rutf|aovj in Z. 30) und weiter die Be- stimmungen über das /it] xnTag;fv^ia9ai in Col. II, 4 ff. Hier ist noch vieles dunkel. Da das r/ in mdxi^g korrigiert ist aus ij, so ist vielleicht M nlaicig gemeint? Auch diese Bestimmungen machen mir einen altertümlichen Ein- druck. — In 1058, 31 ist natürlich rtopudrjldfouo«;' gemeint Vgl. Z. 10.

Nr. 1060 und 1061 sind Bittschriften, die an einen vTtoazffärtjyog ge- richtet sind. In 1060 stehen am Schluß 3 Zeilen von zweiter Hand, die noch nicht klar sind. Das erste Zeichen ist nicht ein Kreuz -f , sondern die Verbindung von y mit p: Ich lese danach; r'p(«tgov) Sliovi agittpiodm)

xöv ß(po)ptxö(r«) TO tduipog xoT<ri'r^(<jß() (statt xo . . . . t’^). Das ist also die rnoj’paqpij, durch die der i'jroorpö'ri/j'og die Bittschrift erledigt. In 1061, 22 las ich öx{]tu/«.

Diese Texte aus Abusir el-Melek gehören ohne Zweifel zu den merk- würdigsten, die in letzter Zeit bekannt geworden sind. Man darf Schubarts Gesamtpuhlikation mit Spannung entgegensehen.

II. P. Petr. III (vgl. S. 502).

Der vorliegende stattliche Band bietet zweierlei: eine Revision der Lesungen der von ^lahafiy früher herausgegebenen ersten beiden Bände der Petrie-Papyri und eine Neuedition von damals noch nicht publizierten Texten derselben Gruppe.

Daß die sehr verdienstvolle editio princops Mahaffys zahlreiche Irrttlmer bot und einer gründlichen Revision bedurfte, war Eingeweihten schon lange bekannt^), und tritt in dem vorliegenden Bande deutlich zutage: es gibt kaum einen der früher edierten Texte, zu dem nicht wrichtige Korrekturen beigestenert wären. Diese Korrekturen stammen zum Teil von Mahaffy selbst, zum größeren von Smyly und anderen Forschem. In den meisten Fällen sind nur die Korrekturen mitgeteilt, seltener ist ein Neudruck des ganzen Textes gegeben. Wenn es auch besser gewesen wäre, die sämtlichen alten Texte neu zu drucken und so die früheren beiden Bände überflüs-sig zu machen, müssen wir doch auch für die gebotenen Zusammenstellungen dankbar sein. Die Benutzung ist freilich dadurch erschwert^ daß zu diesen Korrekturen noch wieder nachträgliche Korrekturen geliefert sind, so auf p. IX XI (von den Editoren zusammengestellt), p. XI XIX (neue Lesungen nach dem Original, von mir beigestenert) und p. XIX XX (Korrekturen von Hunt). Wer sich also orientieren will, ob ein bestimmtes Wort in den Petr. Pap. I oder H richtig gelesen ist und es ist dringend geraten, sich

11 Meine erste Besprechung in den GötL 0. Anzeigen (1896) stützte eich nur auf die Facsimilia. Den wahren Sachverhalt erkannte ich erst hinterher an den Originalen (1896). Anf diese Revision geben meine Korrekturen in den Ostraka und sonst zurück. 1906 hatte ich noch einmal Gelegenheit, einzelne Stücke zu revidieren. Hier konnte ich auch die von Smyly mir freundlichst anvertrauten Aushängebogen, soweit sie damals Vorlagen, nochmals mit den Originalen ver- gleichen. Die Resultate teilte ich ihm für die Addenda mit.

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II. Referate and Besprecbun^n

immer erst zu vergewissern! , der mnß zunächst durch die Konkordanz auf S. 388/9 feststellen, welche Nummer das betreffende Stück in dem vor- liegenden Bande erhalten hat. Dann muß er diese Nummer suchen und sie zu finden, ist in vielen Fällen außerordentlich zeitraubend, da die Her- ausgeber die behandelten Stücke nicht etwa mit durchlaufenden Nummern versehen haben, w-as das einzig Praktische ist, sondern größeren Gruppen eine Nummer mit vielen Unterabteilungen gegeben haben. Um z. B. das Wort iQyolaßiag auf S. 109 zu zitieren, muß man schreiben: 42 F (c) 15! Dabei muß man erst von S. 109 bis S. 102 zurückblättern, um zu finden, daß es sich um Nr. 42 handelt! Man wird gut tun, bei Zitaten ähnlich wie bei Kenyons t'ataloguos zur Sicherheit vor allem die Seitenzahl zu geben. Hat man nun endlich die Nummer gefunden, dann muß man noch in den vorgebundenen Addenda et Corrigenda nachsehen, und zwar an drei verschiedenen Stellen, p. IX XI, XI XIX und XIX XX, abgesehen von den Korrekturen, die nun auch wieder hier im Archiv und anderwärts folgen werden.

Die editio princeps der neuen Stücke verdanken wir J. Gilbart Smyly, der mehrere Jahi'e ernstesten Studiums der Entzifferung der Petrie- Papyri mit bestem Erfolg gewidmet hat. Wahrscheinlich wird auch hier bei immer wiederholten Revisionen des Originals hier und da noch manches zu bessern sein, aber im großen und ganzen dürfen wir diese Erstpublikationen von Smyly mit großem Vertrauen benutzen, da sie die Frucht langjähriger Arbeit sind, und Smyly heute ein perfekter Leser ist. Ihm verdanken wir auch die sorgsamen Indices. Nach dem Vorwort auf p. VII scheint es, als wenn nunmehr eine vollständige Publikation der Petrie-Papyri beabsich- tigt gewesen wäre. Das ist allerdings nicht ganz ciTeicht. Unter meinen Kopien von 1895 und 1903 finde ich einige Fragmente, die hier noch nicht Aufnahme gefunden haben.

Der Urkundenpublikation ist vorausgeschickt eine Abhandlung Mahaffys, in der er sich gegen die von E. Bevillout in den „Melanges“ gegen ihn ge- richteten Angriffe wendet. Auf die Polemik gehe ich nicht ein. Sie haben sich gegenseitig ihre Publikationen gesäubert. Peccatm’ intra et extra muros. Aber die Angriffe auf die Ehrlichkeit eines vollendeten Gentleman wie Mahaffy haben wir aUe lebhaft bedauert. Sachlich ist von besonderem In- teresse die Nenedition des Par. 63 (S. 18 ff.), den Mahaffy mit vollständiger Übersetzung und Kommentar vorlegt. Was ich an Lesungen für diesen Text bei einer Revision im Jahre 1887 gewonnen hatte, konnte ich hierzu noch beisteuern. Die nicht unbeträchtlichen Korrekturen aber, die ich erst jetzt 1904 bei nochmaliger Revision gefunden habe, muß ich mir für die Neubehandlung dieses wuchtigen Textes Vorbehalten, die in den „Urkunden der Ptolemäerzeit“ demnächst erscheinen wrird.

Bei der nun folgenden Besprechung der Textpublikation kann ich mich kürzer fassen, da ich, wie bemerkt, meine Teitbeiträge meist schon in der PubRkation selbst gegeben habe.

Die erste Gnippe (1 19) umfaßt die Testamente, die bei ihrem Er- scheinen so berechtigtes Aufsehen gemacht haben. Nur sind hier noch einige neue Stücke hinzugekommen, abgesehen von den zahlreichen Koixek- turen zu den alten.

In 4 (2) S. 7 scheinen mir die Namen der Zeugen noch nicht klar-

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gestellt zu sein. Wenn man beachtet, daß die Signalements innerhalb einer und derselben Urkunde nach einem festen Schema gegeben werden, so wird man in Z. 7 hinter Jouj ctQtatCQov einen Punkt machen und in dem folgen- den Kleiv (etwa den Namen des dritten Zeugen sehen (vgl.

z. B. S. 12, 39). Ebenso wird in Z. 12 nicht sondern IIvgQog als

Name des sechsten Zeugen zu fassen sein, da die Angaben über die Haut- farbe nicht hinter den Narben zu stehen pflegen. Zwischen Z. 13 und 14 ist übrigens ein breiter freier Raum.

Zu S. 16, 15 trage ich noch nach, daß wohl eher jtcoi als ]rciu zu lesen ist der Name des Sohnes.

Für 11, 15 S. 21 schlägt Smyly Avatfi]äxiiog vor. Ich weiß nicht, ob dies als Demotikon schon überliefert ist. Dagegen kommt öfter 'AvSgofux- jjtios vor. In dem neuen Stück 1.3 (a) 28 S. 26 ist [e«.. .]q( zu ergänzen, denn mit 0a... ebendort ist dieselbe Person gemeint. Vgl. 11, 19.

Leider stoße ich erst jetzt zu spät für die Addenda in meinem Handexemplar von Petr. I auf die Notiz, daß das Fragment, das jetzt Petr. 111 17 (a) ist (= Petr. I p. [42]), zu Petr. 111 14 (= Petr. I 17 (1)) gehört. Setzt man die beiden Stücke zusammen, so erhält man folgenden Text:

oülai?] | ulam luxtämoi xal ....

.... bgov Akc^avdQtvg tibv oxma> i7iifyji(v[a}v eig ötjftov ’Avögo]-

jiäxHOv äg ^1 fUaog i£uj;d|;;p(af xexca’bg oHij pivp xai]

(IX/iij xi7x’ ö<p9aXuuv dtgiöv. l KlXXtjg ’Avxiyövov Maxjfdmv

6 rag ^ X fiiaog fxeyiQsi ftiX Cjf^gxog xixavög Kca()odl[<(eros

Sijgafißog Kafifutvägov [0i/?J'pßibs xtjg iTXiyovtjg . . . aii^tag Xoßoi «[rjän/ TXgoOxpv^itg ovXij v:td yiviioti. 2id[iu?]pos zf»jfi[*jrpt'ov] ’AXtgavdgivg tc5v outco) | inxjygivmv tig (5i;/i[oi' Av]xoSCkiiov mg^Xt ufXlygcog axgoyyvXongoaonxogxpaxbg inl p[ivl gtjeip. Aig.vai[og ’AX'i]- U) (pulov Xupjjvotfos] rijs far» yov?)g äg^- ju {ü|Ufy[£{tr;]g luXüy/giog vnoaxgußixivlib>v cpaxb g fuxtinui iy d£äi[öv

Einzelnes muß am Original nachgeprüft werden. So weiß ich nicht, ob in Z. 1 Jfulf so weit nach links gerückt werden kann. Das ocl^ in 3 bestätigt nun die Lesung iiXXij in 4. Ob die Vermutung [0ij]patog in 6 zu- triflft, wird vom Raume abhängen. In 10 schreibt Smyly Oawv, doch ist ein solcher griechischer Name nicht bekannt, auch schwer zu erklären. Ich schlage daher etwa .4X]<patov vor.

In Z. 21 von Nr. 14 ist zu ergänzen: iv 'AXaßav9iö[t x^g 'HgaxXeiäov] ftcgldog. Vgl. Wessely, Top. Faij. S. 32.

Ebenso sehe ich jetzt, daß das neue Fragment 17 (b) 8. 30 zusammen- zusetzen ist mit Petr. 111 15 (= Petr. I XVII 2, 13 19). Die Zusammen- fügung ergibt folgenden Text:

’E7Uxgm[ovg dfj | aigoviun [ßaaiXia IlxoXtfittiov] xbv rixoXefialov xai ’Agaivoijg \ 9i&v 'AäeX<p&v [x«l ßaaUiaauv ££pfvi'xi]t>] 15 rfiv ßaaiXitog I7rol£paI[ov] | dd[£]lgp^v xoi yvfvaixa xot ra rouroj»'] xixva. Mügxvgtg' ’HgaxX\elöiig Mägxovog 0£o|[^c££og . . .

/£[ .... 7;i?]tläpjfTjg xXrjgovyovg ii'.g ^Xf £Üp£y£^»j[g . . . xal oi'li) vjxig öcpgvv &gtaxigä\i>. KiipäXmv Afax[£dcb>' . . . ixxiXägirjg xl»jpoCj;og äg ^ o [ lgv9glag «Tpoy[a>v/og ....

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II. Kefeiate und Bespiechnngen

Von besonderem Interesse ist das Testament 19 (c), das sehr detaillierte Bestimmungen über die Anteile der Söbne und Töchter enthalt. Leider bleibt auch nach der schönen Textverbesserung von Hunt (p. XIX/XX) noch vieles dunkel. Namentlich die Bestimmungen über die Aussteuer der Töchter {ixdCöoa^ai) mögen die Juristen beachten. Auch die Bevorzugung des ältesten Sohnes ist von Interesse.

Es folgt die zweite Gruppe „Legal Documents“ (Nr. 20 26), die z. T. außerordentlich wertvolle Urkunden enthalt. Die Fortschritte, die seit der editio princeps gemacht sind, sind sehr erfreulich, und doch bleibt auch letzt noch vieles dunkel. Zu Nr. 20 vgl. P. Foucart, Kev. Archeol. 1904 n p. 157/'71.

Viel Neues bringt die Publikation der Gerichtsprotokolle unter Nr. 21. Durch die neuen Stücke aus dem Trinity College wird manches geklart. Für die Geschichte der ptolemsiscben Justiz sind diese Urkunden von hohem Wert, denn hier allein, wenn ich mich recht erinnere, begegnet dieser griechische Gerichtshof der 9 Sixuazal mit ihrem jtpdtdpoi;. In formeller Hinsicht ist von Interesse, daß die Protokolle regelmäßig in Duplikaten ausgestellt werden: auf demselben Blatt steht es erst oben in flüchtiger Kursive, dann weiter unten in sorgfältiger Schrift. Smyly stellt auf S. 43 die Vermutung auf, daß die erstere Schrift wahrend der Verhandlung schnell hingeworfen sei, und dann die zweite später als sorgfältigere Kopie hinzu- gefügt sei. Für diese Annahme scheint zu sprechen, daß in 21 g allerdings in der flüchtigen Schrift (S. 49) Korrekturen verkommen, die in dem Duplikat berücksichtigt sind. Aber es ist mir nicht g'auz sicher, ob man 21g (mit seiner größeren Ausführlichkeit) auf eine Stufe mit 21 a f stellen darf: die letzteren bieten gar kein Detail, sind alle nach einem festen Schema geschrieben und sind weniger Sitzungsprotokolle als vielmehr kurze Ver- handlungstitel. Während also bei 21 g einfach Brouillon und Reinschrift vor- zuliegen scheint, erinnert mich der Tatbestand von 21a f an die Dupli- zität des Thebanischen opzof ßaaikixog (Theb. Bank. 11, vgl. dazu Gerhard) und der Hüterurkunden (vgl. unten S. 522). Sind etwa die ersten flüchtigen Skripturen auch hier wie dort eingewickelt und versiegelt gewesen? Ich möchte durch diese Hypothese nur anregen, daß die Originale daraufhin unter- sucht werden. Für die Entzifferung von 21 g müssen wdr übrigens Smyly unseren besonderen Dank aussprechen: die Tafel I zeigt, eine wie schwierige Aufgabe hier zu bewältigen war, wenn auch das Duplikat etwas helfen konnte. Aber der Inhalt hat die Mühe belohnt: der ’lovöatog rfjg f.vtyovijs (Z. 13) und die feine Gegenüberstellung der königlichen äiaygafificera und der jcoüi- Tixol vofioi (Z. 45 ff.) und vor allem der Einblick in dieses ausführliche ProtokoU sind des Schweißes wert.*)

Auch die unter Nr. 22 zusammengestellten Akten aus dem Prozeß gegen Attalos (darunter Zeugenaussagen!) sind von hohem Wert. Die Verbesserungen sind hier so zahlreich, daß sich ein Neudruck sehr empfohlen hätte. Zu meiner Korrektur iniXaßt zu (d) 5 trage ich nach, daß es zu ineküßt[vo zu vervollständigen ist. Im einzelnen bleibt noch manches

1) In Z. 12 wird dfx]i] zu ergänzen sein. Wenn in der letzten Zeile des Duplikate aufzulOeen ist no(l»ixov;), so ist der Text hier etwas anders als im Brouillon.

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zu tun übrig. Bei der Bekonstruktion von (b) und (o) muß sich noch klarer herausstellen, daß (b) das Brouillon zu (c) ist (gl. 21g).

Ebenso haben die Akten über Serambos und Apollodoros ein wesent- lich anderes Gesicht bekommen (Nr. 23). Bei Nr. 24, den Akten aus dem Prozeß des Sotairos gegen Sosos, ist der Herausgeber gar zu wortkarg: The fragmenis (c) and (h) fit iogetJiir, the final of avyygaipt} in (c) 10 is preseried on (h), Io ihe left of I. 6, and both fragmcnt< arc to be placcd immediatdy abovc (d). Wer wird sich hiernach, fern vom Original, ge- trauen, die Zusammensetzung zu machen? Es hatte mindestens gesagt sein müssen, daß in (c) 15 hinter 2ieüT[o]ip[6)]t in die erste Zeile von

(d) 1 gehört: das p von paq steht zur Hälfte auf (c), zur Hälfte auf (d). Bei der Wichtigkeit des Stückes es ist das Protokoll einer Gerichts- verhandlung — setze ich den Text von Kol. I hierher, wie er sieh durch das Zusaramcnflicken mir am Original herausgestellt hat. Gerade wenn man sich nicht auf einzelne Korrekturen beschränkt, sondern den vollen Text zu geben versucht, sieht man, wie viel namentlich im Anfang noch fehlt. Mögen dem Original noch immer weitere Lesungen entnommen werden.

5

10

15

20

25

24 (b) (c) (d), Col. 1. Oberer Rand abgebrochen.

] 'Avxtnq[

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. . . ] i'yvmfuv ogo^ToigovoOvies [niql TT/g dfxjfjs ’^S tyqäV’uTO £dxatqog £d>aioi xoT« fyJxljjuo x6dc XäxaiQog <J>(ox.tvg

] Zmamx K(U«o[(] r[^s] * 5t(j«tpj;/os) (ituxxovxaqovqiox) y.a9a

Iv [ ] Jfop“ f^ov nv(ftOv^ ä(qxaß . .) x

] . . . . av,’yqa(pr]

] . . d(qxaß . .)rv.

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]...... .

[ Ji' Äor[a]r’p[a)]» ....[..] fu»piv[p.

[ pap]TupC( Ihaxaiqioi Aioylvtjg Seveovog

. . . . xrjg ^]n'iyot>fis naqwv lu ßeoyoviii xov 'Aqdtvoixov i'ojgoü xoü le^ jirjvbg Amiov

Jv imyqccxf>x]v yuqxvg ini

[ ]v x«<t’ }jv iödvnatv TÄüxaiqog Emam

[nupoO (ö(pr«jSos)]i, t^s dl avyyqa(pf/g <nppßyHTde/ö[ijs] mxo XI A^Jtora/pov nal Eäoov xal ifxov xoti xäv avv- [tn’iypoJqotvTtijv fioi fxaqxvqtov, fdamiv Ipfojt .Zioroipos] xcä E&aog rijv avyyquipr^v »vqUtv xpvküaativ

] £:ri x6 dixaOti)piov Ecoxalqcot

] Eciaov, xalfi ov ituqzvqtö

^ ] ev}’yqaf>ijg ävxfyqagia vnoj'tyq[a/i/xlva]

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516 II- Referate und Besprechungen

30 [ ] röäs xal £ü>roi^oi xal üXko p(po$ ix

[toC? d(«j'p]crf»froros ov lauv pfpo; iddf 'Eitv rf[ . .

üuteu freier Rand.

Die ersten 7 Zeilen, die erst zum kleinen Teil sicher gelesen sind, bieten die Namen der öixaaiai, die wie in Nr. 21 unter einem nQOiÖQog getagt haben werden. Der Zt/i’d&ifug mag dieselbe Person sein wie in Nr. 21. In Z. 8 beginnt das Protokoll über die Verhandlung. Für Z. 10 hatte icli auf p. XIV vorgeschlagen [^s Der obige Vorschlag

[xoTor iy]xlt]fia stützt sich auf Nr. 21 g 12. Wegen eben dieser Ur- kunde Z. 13 ziehe ich auch meine Ergänzung [iöäveiOa] für 11 zunick. Das lyxkijfia wird ebenso stilisiert sein wie dort, wo es heißt: Ju>\oi^tog .... I . wv 'loväaiog imyovfjg 'Hqaxktlui *rl. So wird auch hier in der Lücke nur ein Attribut zu ZüzaiQog (wie xljjpoöj|Oä o. a.) gestanden haben. Auch !r«pw]v tür 21 ziehe ich zurück, da dies .schon in 19 ausgedrückt ist. Das naheliegende av]i'i'Xfyi)ttq>i]v halte ich nicht für richtig, da hier der avyyQaq>o(f>vka^ spricht, der die andern Zeugen als avi’imygozpivTog bezeichnet, aber nicht sich selbst SO nennen wird. In 27 wird gestanden haben, daß Diokles die ihm anvertraute avy^ga<fij erforderlichenfalls vor Gericht pro- duzieren soll (etwa [xol im to diaxuarijotov). Das ist auch in

diesem Prozeß geschehen, wie aus (b) 6 f. hervorgeht, wo etwa folgendermaßen

zu ergänzen ist: xai xijg avyygaiptig iTtevlfyiktiatjg vtto ^loyivovg roö

öu;’)’pa](po()pvInxüg xvQiag xri. Am Schluß von 30 scheint mir doch eher z6v als roü zu stehen. Vor HcäzcuQog ist wohl ein Verbum ausgefallen?

Von Nr. 27 an folgen nun Petitionen und Korrespondenzen ver- schiedener Art, darunter manches ganz Neue, aber auch in dem Alten ist vieles neu. Zu (28 a) sind die Bemerkungen von Grenfell-Hunt, Teb. S. 462 nicht berücksichtigt worden.

In der neuen Eingabe Nr. 31 ist interessant, daß der Dorfschreiber in seiner Eingabe an den Strategen sieh an erster Stelle als ßaOtkzxög yfupyöj bezeichnet: es hängt dies mit den Privilegien dieses Standes zu- sammen. Vgl. unten S. .Ißöf. In dem an denselben Jlann gerichteten Ein- gaben wird er natürlich nur xuiioyQufiuazevg genannt. Vgl. Nr. 34 (a) (b).

Ebenso lernen wir durch mehrere Kom'kturen zu 32 (c) (= Petr. II 18, l), die ich versehentlich in den Addenda noch nicht mitgeteilt habe, über die Privilegien der vTzozektig, der in den Monopolbetrieben Be- schäftigten, etwas hinzu. Der Kläger .sagt von seinem Gegner (13 ff.): x«|... .J xcTcypoviJoorj diü zl> ■un;[o]T{i[^]t ih’ai avzov xal düvaöOat [gjt [i]a^£i[i' jrojp’ aüroü zb d/[x]a[toe] 8ict zov [d<]xaörj/pfoti, agim at 7[ö]v (palvijzai ärc(X«l£Cä(ifi'[ov xil]. Also der Kläger sagt, er könne von diesem wioirlijj nicht durch das ordentliche Gericht sein Recht bekommen. Daß für die bTzoziktig besondere Bestimmungen betreffs der Gerichte galten, wissen wir aus P. Teb. 5, 207 ff. Aber dies war uns durch P. Teb. für die Zeit Euergetes’ II. überliefert. Es ist von hohem Wert zu sehen, daß schon im UI. Jahrhundert die vnoze keig eine privilegierte Klasse bildeten, ebenso wie die ^aoiAixoi ymgyol nach den vorhergehenden Bemerkungen. Nun sagt uns der Text aber auch, welches Gewerbe der Mann betrieb, denn in Z. 6 ist yva(piag statt ygaip^g zu lesen.*) Danach

1) Außerdem ist zwischen 6 und T xmgr,s eingeseboben.

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dürfen wir auch die yvaipcig, die Walker, zu den vnoxtXttg zlllileu, d. h. auch der Walkereibetrieb wird monopolisiert gewesen sein, und es ist zu untersuchen, ob nicht in P. Teb. 5, 170 [yv«<p^n]s zu ergänzen ist, was neben den no*ö(fOvg und ravvtpävTag nicht schlecht passen würde

Sehr erfreulich ist, daß unter Nr. 32 (f) weiteres Material zu der Klage des Steuerpächters Apollonios gegen <I>ll(ovog tov ftfi('j;ovrof ftoi rijv (uglda gebracht wird. Ich habe schon in den Grieeh. Ostr. I S. 540 die Ansicht aufgestcllt, daß mit diesem Ausdruck nicht der Pachtgesellschafter , der liixoxog, sondern der „zweite Pächter“ genannt sei (= fux' avxov tjftuv rije Dies scheint mir nun bestätigt zu werden durch die hier zum ersten Mal gebotenen Texte der Rückseite. Mir ist nicht zweifelhaft, daß die erste dieser Eingaben, an denselben ApoUonios, eine spätere Emeueruug der Klage gegen denselben Philon ist. Dann aber muß in Z. 6 notwendig öu vt|et]lij9Öroj ergänzt werden, und das ganze lautet etwa: 'EmScoxä cot ijdi;] iwofiv^j«ß[ro( x«to <Pi'X(ovog xov airvt^eijiij^oxog [fiot xrl. Also Lst Philon in der Tat ein zweiter Pächter, nicht ein (u'xoxog. Es folgt aber auch aus dem Schreiben des x((Ofio)yg(aftfiaxtvg) <l>iX(ay in Col. II. Smyly hält zwar diesen Dorfschreiber für identisch mit dem von ApoUonius an- geschuldigten Philon. Dies ist aber ausgeschlossen durch den Grundsatz der ptolemäischen Steuerordnung, daß Beamte sich nicht an den Pachten (noch an Ge.sellschaften etc.) beteiligen dürfen. Vgl. Uev. L. 15, 2 ff. Ist der Dorfschreiber aber ein anderer Philon, so hindert nichts und der Zusammenhang legt es sehr nahe in Z. 9 zu ergänzen: [(J/lJtav (statt [Atltjta»') 6 TX^ayfiaxiiH/ityog [(pi'(l«xirixöt'] xrl. Auch hier wird er als Pächter bezeichnet. Ist dies aber richtig, so gewinnen wir eine andere Vorstellung von den Machinationen des Philon. Mahaffy hatte in Z. 8 [n-po]|tvtr gelesen, und so hatten wir angenommen, daß Philon die Steuer- zahler freundlich an sich gelockt habe. Smyly liest statt dessen jetzt . .[.|xfv| .Je», w'as leider noch unverständlich bleibt. Aber das iveyvfciaag in Verso n. 12 zeigt uns jetzt, daß Philo vielmehr in unerlaubter Wei.se die Steuerzahler geschröpft hat. Das eig Tdiov werden wir jedenfalls als „für seinen eignen Beutel“ fassen. Zugleich ist diese Stelle von hohem Interesse für die Frage, ob die ptolemäischen Steuerpächter das Pfändungsrecht gehabt haben. Hier wird ihm vom Dorfschreiber nicht das Ptändungsrecht schlechthin abgesprochen, sondern es wird nur getadelt, daß er es uyev x&v nafä ’AgtaxoxQlxov (seil, loytvrräv) ausgeübt habe. Vgl. außerdem äviv (seil, toö agycavov) in Recto 7. Der Text ist für

diese schwebenden Fragen von solcher Wichtigkeit, daß wir Smyly sehr dankbar wären, wenn er ihn vollständig (einschließlich der tirelve und te>i lines, die noch ungelesen sind) vorlegen würde.

Auch zu 32 (g) habe ich noch ein paar Korrekturen nachzutragen. Recto (a) 16/7 wird zu ergänzen sein: iy6vaa[vxeg Aifivaiov (nicht yliyvatov) lötaxa[v (nicht Si dahinter). Das Datum der letzten Zeile ist deutlich erhalten und lautet sechstes, nicht fünftes Jahr.(^c).

Auch in der nächsten Urkunde (b) ist das Datum (in Z. 2 ) c ^ = sechstes Jahr, nicht s^-. In 8 aber las ich gfpr; xiva statt des unverständlichen .spoufuvor.

Auf dem Verso derselben Urkunde las ich Z. 12 töii' tig röf^ ix- 9opi(ui'. Das Datum ^ c (— 6) ist völlig sicher. In Z. 13 las ich txo-

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n. Referate und Besprechungen

fiiaaufjv statt rxopicapcv und in 16 ßa(a ilixov) yQ^aftfiaxitas) statt xu(po)^p(app(ii/ca$). In 14 aber ist vielleicht ^<p>ia9« imaxaXxivat (1. farföralx/vai) zu lesen.

Nr. 35 (a). Zu der Ergänzung [pj änö tfjs] reicht der Platz nicht aus, wie ich bei der letzten Revision sah. Die Wiederholung von /u ist wohl nicht nötig, und man kann schreiben; [fu]Ta7cinii>aa9al fu xai diia&oi [tx rijs] g:v[il«]x^ff. In dem Fragment (Ib) ist etwa zu ergänzen: [rvtt liTj av(i]ßT,i (vgl. b 8). Die Unterschrift ’^ppwiJo ist von zweiter Hand ge- schrieben.

In 35 (b) ist in 4 ipydri)v zu lesen, nicht tQyavtjv: es täuscht nur der Vertikalstrich des zweiten x von xax&g in der daitlber stehenden Zeile. Mein früherer Vorschlag «[ödaj] für Z. 6 war sehr schlecht: der Artikel war hierbei nicht zu entbehren. Ich ergänze den Passus folgendermaßen: ovit ipyctijv lauv tvgiiv Sia zijv ^v[£Oi]t5(J«v xaxiov toi) pßloxffeöttc» n:[d>'t«s]. So meldet der Text von einer Epidemie, die es schwer macht, Arbeiter zu finden («11« xaxi<f&agxul gou xb igyuaxTjQtov). Udi’xag braucht man nicht allzu genau zu nehmen; „alle Welt“ ist krank.

Noch eindringlicher sind die Briefe von Gefangenen, die Smyly unter 36 (a) zum ersten Mal herausgegeben hat. In 36 (b) IV 6 las ich

avvifiei^a statt avvtxttila, in 13 &axc (sic), in 16 ouv)(pi)o6'[ii/rn.

Mit 37 beginnen die Urkunden über public works. Auch hier ist viel wichtiges Neues hinzugekommen. Unter anderem erfahren wir durch die Rechnungen, daß die Arbeiter alle 10 Tage einen Feiertag hatten (vgl. Smyly 8. 97).

Es folgt die Korrespondenz Kleons (Nr. 42) mit zahlreichen Korrek- turen. Vgl. zu diesen und den anderen Briefen die Neuausgabe von Witkowski, Epistulae privatae Graecae, die demnächst bei Teubner er- scheinen wird. Am Original sah ich, daß links neben dem Text 42 C (l) noch die Zeilenschlüsse eines vorhergehenden Textes erhalten sind, den die Editoren nicht aufgenommen haben. Auch dies ist ein Schreiben, in dem es sich um die 140 lorröpoi handelt (Z. 9). In Z. 6 sah ich das Datum '-\A ß.

Von hervorragender Bedeutung sind die neuen Urkunden, in denen die Vergebung öffentlicher Arbeiten berichtet wird, 42 F und 43 (2). Sie sind voll von interessanten neuen Aufschlüssen.

Zu 54 (b) S. 159 habe ich mir am Original notiert, daß die Fasern des Verso deutlich zeigen, daß Fragment (d) oberhalb von (o) anzusetzen ist: es sind Fragmente einer und derselben Seite. Dann gehört aber auch auf dem Recto Text (b) oberhalb von (d). Übrigens ist uns (d) Verso nicht vollständig mitgeteilt; unten folgt noch der Anfang einer Abrechnung

über einen &caa(alog) (2 Z.) und rechts die Zeilenanfänge einer zweiten

Kolumne.

Bemerkenswert sind die Amtseide unter Nr. 56 (b) und (c), zumal wir bisher solche nur aus der Kaiserzeit besaßen (vgl. Arch. I S. 8). Wenn hier die Leute aasdrücklich schwören müssen, daß sie iin Amte nichts unter- schlagen werden (j'oa<p<®a«9ot) und auch keine Unterschlagungen anderer zulassen werden, so mag man damit das [xjoürf oürt [^]l«[i;)]£aj

der Labyadeninschrift vergleichen (Dittenberger, Syll.* II 438, 8). So

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mußte auch der Ua&vtg in seinem Amtseide der Priesterschaft unter anderem schwören, daß er sich nicht an den dem Gotte zustehenden Pachtzinsen vergreifen werde. Vgl. P. Amh. 35, 27 (f*»j i(pütl>ca&ai tt&v ixcpoQlcov r»;; yjjff xtI). Diese Stelle ist, wie überhaupt der ganze Text, von Otto, Priester u. Tempel I S. 281, mißverstanden worden. Vgl. unten S. 525.

Unter 59 sind census papers zusammengestellt, darunter sehr wich- tige Stücke. Die Häuserliste 59 (d) möchte ich nicht tlie earliest kmion example of a tun oitilav cmoy^atpri nennen, da dieser Ausdruck bisher nur für die Kaiserzeit belegt ist, inhaltlich auch eine andere Nuance hat.

In den bekannten accounts of vetturini (Nr. 61) begegnet zweimal die Form cylotj&ivra. Vgl. (a) 12: eig iJtnov ivoyloviuvov fyloijO/vto lig X^ioiv iXalov %y oivov xy. Vgl. (b) 13. Ich möchte mich der von Mayser vor- geschlagenen Deutung = tyXoyijlXivza nicht anschließeu, denn oh dies „aus- rangiert'* heißen könnte, ist mir sehr zweifelhaft. Es wird vielmehr doch für ixXov&^vitt stehen, wie es wohl auch Mahaffy aufgefaßt hatte. Darin bestärkt mich Polyb. 3, 88, 1 : ’AvvCßag zovg fiiv i^TCovg rofg itaXawtg oivoig dta li igi&cpaTtivae ttjv x«;|f£;fev at"rnJv xzX. Die Wunden

wurden also mit dem Wein ausgewasclien und mit dem öl bestrichen.

Zu 61 (i) 4/5 ziehe ich meinen Vorschlag, övriX(t[aluv lig zu ergänzen, zurück.

ln der neuen Kechnung 62 (c) 8. 181 ergänzt Srayly Z. 1:

Toig g[öoj;o<b, vgl. Z. 5: roip ftoayoig (Artab.) xt. Aber die Spreu

pHegt nicht nach Artahcn, sondern nach Fuhren vermessen zu werden (vgl. Gr. Ostraka I 754 f.). Nun vergleiche man Nr. 46 (4), 2 (S. 141): rijs

eig ifjv Tgo^r/v ic5r öXvgag. Hiernach ist cs mir sehr walir-

scheinlich, daß in unserem Text ojAup« statt ß];i;i'pa zu lesen ist, zumal Smyly ja die Lesung von x selbst als unsicher bezeichnet hat und X und X sind leicht zu verwechseln.

Zu 64 (d) S. 185 wäre es erwünscht gewesen, wenn nun auch die erste Kolumne, die schon Mahafly übergangen hatte, mitgeteilt wäre. Es sind zwar nur die Schlüsse von 15 Zeilen, aber trotz der Kürze sind sie viel- leicht auch für den publizierten Text nicht ohne Interesse. Die Geld- summen am Schluß sind nämlich sämtlich identisch: in jedem Falle sind 39 Drachmen 2 Obolen gezahlt (111=) und zwar, wie es nach Z. 6 scheint, in Kupfer. Da nun die publizierte Kolumne, deren Zeilenschlüsse fehlen, eine Reihe von Auszügen ans verschiedenen öfioXoyua etc. enthält, so ist vielleicht anzunehmen, daß auch hier für joden Posten 39 Drachmen 2 Obolen notiert gewesen sind. Durch die Gleichartigkeit der Summen bekommen diese aber den Charakter einer gemeinsamen Gebühr, und so lehrt uns der Text vielleicht, daß die Einregistrierungsgebühr damals 39 Drachmen 2 Obolen betragen hat. Möge dies weiter am Original ge- prüft werden.

In 67 (a) S. 191 ist in Z. 4/5 wohl zu ergänzen: ägiw i]äv <Sot <paC- vtjzat ypÄigort ai xa9tjxtt [rt^troi] zavza ttg rrpärnv xti.

Der Sinn des Verso von 69 (a) S. 195 ist noch recht dunkel. Es scheint sich mir um ein (PachtVj-Angebot für ein Taubenhaus zu handeln, denn in Z. 6 las ich im Original folgendermaßen: iHplazanai vfiiv iyyvz\- aiiv niQiazijf&vog; in Z. 7: clvai ’i'ntpJJdlloi'i; in Z. 8: rb

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II. Referate and Besprechungen

ßällov und in Z. 9: x«I xoiig iy-yv . . (ich weiß nicht, ob ^yyiiovf oder iyyvijxuQ') x«tt<(Jrr](r<B. Oberhalb des Te.xtes stehen noch mehrere unpubli- zierte Zeilen.

Der neue Text 70 (a) S. 196 bestätigt von neuem, was uns schon P. Mag<l. 26 gelehrt hatte, (vgl. oben S. 308), daß xfpägtov ähnlich wie KQXctßtj und pttpijrrjf Maße von sehr verschiedenem Umfang be- zeichnet. Wenn schon der Magdolatext uns xcpttgin und xxtvxüyoa

kennen gelehrt hatte, so begegnen hier auch noch Keramien zu 7 und 8 Chus. Vgl. S. 434.

In 70 (c) S. 202 las ich am Original in Z. 5 anaxpiqov und in Z. 6. nposayyt Ht [ror. Der mit 5 beginnende Text enthält also einen Befehl.

Mit 75 beginnen die reports on cultivation, die viel neues Inte- ressantes bringen.

Zu Smyly's Ausführungen auf S. 219 f. über avvxagig möchte ich hinzu- fllgen, daß avvxa^tg jedenfalls immer nur diejenigen bekommen, die in königlichen Diensten stehen. Von den ^laioxdnijAoi (80) wissen mir schon aus den Rev. L., daß sie dom königlichen Monopol dienten. Wenn daher in 87 auch die ^vxonoioi eine ouiTßjts erhalten, so sehe ich darin eine Bestätigung der Ausführungen von Grenfell-Hunt in P. Teb. S. 48 f., die aus P. Teb. 5, 173 mit Rocht geschlossen haben, daß auch die Bier- brauerei monopolisiert war.

Ganz neue Aufschlüsse bringen die unter Nr. 107 zusammengestellten Urkunden über Fährgelder. Ebenso sind für das Steuerwesen sowie für das Heerwesen von großem Wert die Texte unter 108 ff. Ich hoffe, bei anderer Gelegenheit genauer darauf eingehen zu können.

Die sehr interessanten Quittungen der rttvxlijpoi unter Nr. 116 können noch weiter gefördert werden. Namentlich ist P. Lond. II S. 99, eine Parallele aus der Kaiserzeit, heranzuziehen, worauf ich schon im Archiv I S. 145 hingewiesen habe. Die erste Quittung ist etwa folgendermaßen herzustellen :

[B«](Jnlfiio>>TOs Tlxolxfialov xov \^TIxoUfutCov xoi 'A^aivöijg]

&tü)v 0do7tax6^v Xo[/«j; 6fioloy(i ]

vavKhjQog totf roC IJolvxQÜxovg f ifißtßltja^ai ini roii|

xuxa 77ro[l.]ff»c(Wa oppou töffrt [ti’s ’Alx^tevJgiiav

5 Xtxtov n|ßpd A](ogüovog xov aixolo)'ovvx[6g xxvag rör :rfpi|

Bovßuax\ov] T(wto>a äip ov 7tap£[üijJ(p£v [

€tg xöv äyogaaxbv xol a . . [. . .] [ «jrb röv]

yivtifiuxav xov Ttvgov xaffapoü X£x[oSX£><£V(a£vou

77t[£txo<y|roü a(gxdßag') ivttx[oaUtg /] T fiixgcot [. . . x«( ov9ev ivxalß).

Die nächste Zeile, die bei Mahaffy überschlagen ist, lautet: "Alio, als Ül>erachrift für die nächste Quittung. Entsprechend ist auch dort Z. 13

ifißfßXija9ax] zu ergänzen und in 14/5 ojtoloj'üvj eroj ]

igyaaxiigiov. Vgl. hierzu P. Teb. 159, 4: xoig aixoXoyoCai jtspl av(xrjv) ig}a(axi'^giov), wozu bereits Grenfell-Hunt S. 402 auf unseren Text ver- weisen. ln 17 1. x[fxoax(v£vgEvoe, in 19 steht das Artabenzeichen vor Ixaröv, und darauf xtaaagag, nicht r/rrapoj. ln der dritten Quittung las ich in Z. 23 x£pxo]ilpou, toüro dl x6 xi(gxovgov) ö(prß- flöiv) f’ (“ 7000) [. Der Text bedarf noch weiterer Nachprüfung.

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Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden

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Doch das Wichtigste von allem steht am Schluß, die Xeuedition des berühmten „Berichtes“ über den dritten Syrischen Krieg (144). Zu den schon edierten drei Kolumnen i.st hier noch eine vierte hinrugefligt, die die ganze Affaire in einem neuen Lichte erscheinen läßt, denn alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, wie die Herausgeber darlegen, daß hier- nach der König Euergetes I. selbst der Verfasser dieser Darstellung ist. Auch jetzt bleibt noch manches Rätsel zu lösen, doch muß ich mir zur Zeit versagen, genauer auf die Streitfragen cinzugehen. Inzwischen ist die vierte Kolumne gleichzeitig von A. Wilhelm (Jahreshefte d. Ostr. Arch. Inst. 190.5, Beibl. p. 123) und M. Holleaux (Bullet. Corresp. Hell. 1906 S. 330 ff.) im wesentlichen übereinstimmend vortrefflich hergestellt worden. Die ersten Herausgeber hatten sich durch die Annahme, daß rechts viel fehle, den Weg verlegt.

In einem Appendix bietet Smyly eine Keuedition des Pap. Par. 66 und eine eindringende Studie über Naubia und Aoilia. Die von mir bei- gesteuerten Lesungen stammen von einer Revision aus den achtziger Jahren. Inzwischen habe ich bei einer erneuten Revision 1904 noch weitere Lesungen gewonnen, die ich in den „Urkunden der PtolemUerzeit“ mitteilen werde.

Die sieben Tafeln, die gut gelungene Photographien bieten, sind ge- eignet, denen, die es noch nicht wissen, zu zeigen, wie schwierig unter Um- ständen ptolemäische Cursive zu lesen ist.

III. P. Reiiiaoh (vgl. S. 502).

Theodor Reinach bietet in einem stattlichen Bande die Publikation von 65 Papyri, die er im Winter 1901/2 in Ägypten erworben hat: 58 davon sind griechisch, 7 demotisch. Die griechischen Texte hat er selbst herausgegeben, bei der Entzifferung unterstützt von Seymour de Ricci; die demotischen sind von W. Spiegelberg ediert. Sehen wir von den 6 literarischen Fragmenten ab, die an anderer Stelle zu be.sprechen sind, so gehören die griechischen Urkunden 7 40 der ptolemUischen, 41 58 der römischen und byzantinischen Zeit an. Die ptolemäischen Urkunden (Ende des 2. Jahrh. v. Chr.) stammen sämtlich aus einem Funde, und zwai’ aus dem durch Jouguets und Lefebvres Ausgrabungen uns in letzter Zeit be- kannter gewordenen mittelägyptischen Ort Tehneh, dem alten Tfji'ig xtii ’Aniö^iog, in dem xoTTOg des 'Gpgo.Tol/Tzjj. Dagegen stammen die

jüngeren Urkunden aus dem Faijüm und anderen schon bekannten Fund- stellen. Der Editor verdient unsem lebhaften Dank für die sorgfältige Herausgabe und eindringende Erklärung der zum großen Teil sehr inter- essanten Texte.

Der Edition ist eine Einleitung vorausgeschickt, in der in 7 Para- graphen wichtigere Fragen, die durch die ptolemäischen Texte aufgeworfen werden, im Zusammenhang behandelt werden.

Im § 1 (8. 19 ff.) wird im Anschluß an die Familienverhältnissc des Dionysios, des Sohnes des Kephalas, der in allen diesen Urkunden von Tehneh (mit einer Ausnahme) eine Rolle spielt, das alte Problem der »kij- povjjot resp. xdroixot und der tijg iniyovTjg wieder aufgenommen. Ohne hier in die prinzipielle Frage eintreten zu wollen, zu der auch alle anderen neuen Texte, namentlich die von Magdola, herangezogen werden müßten.

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II. Referate und Beeprechnngen

möchte ich gegenüber den Ausführungen auf S. 20/1 (vgl. auch Viereck a. a. 0. S. 35) nur Eines bemerken, daß es durchaus nicht erwiesen ist, daß der Vater des Dionysios tot war, wahrend Dionysios noch rijs tmyoyfjg war. Wenn dieser als xvgiog seiner Mutter auftritt, so kann damals der Vater auswärts dienstlich beschäftigt gewesen sein. Andererseits, wenn Kiipalo; in Nr. 7, den Beinach mit Recht dem Ketpaküg gleichsetzt, im J. 141 auch noch keinen xlijpo; hatte, so kann er doch in den mehr als 20 Jahren, die zwischen diesen und den Urkunden seines Sohnes liegen, einen xl^pos erhalten haben. Ich kann somit nicht finden, daß das von Beinach vorgelegte neue Material die These erschüttert, daß die fjti- yovfjs beim Tode des Vaters xlt;govj;o« wurden. Da auch hier wieder S. 21 mit einer nach meiner Ansicht falschen Ergänzung von Grenfell-Hunt operiert wird, die schon manche Irrtümer erzeugt hat, wiU ich sie verbessern. P. Orenf. II 15, 14 ist nicht IJiga i)g rräv [vf]cöv zu ergänzen, was man mit rijs imyovT}g gleichgesctzt hat, sondern, wie mir angesichts der Lücke dos Originals klar wurde, Tligatjg zcai> [aürjräv. Damit wird aufgenoramen das vorhergehende rcj|v IlzoXi^alov xol rär viäv. Daß hiermit aber nicht ein König Ptoleniaios und seine Söhne gemeint sind, sondern ein Offizier Ptole- maios, der mit seinen Sühnen die Abteilung kommandierte, zei^ jetzt P. Magd. 1, 1; rcöi/ IlvQuyyikkov xoi Uvoltfiniov zaC viov «Üt[o]ö. Übrigens bieten uns jetzt die Beinachpapyri zuiu ersten Mal die Titel dieser im Faijüm und in Pathyris einfach mit ihren Namen im Genitiv genannten Offiziere (träv roß äeivog): sie sind offenbar die ini prägnanten

Sinne, denn wenn es z. B. in Tenis heißt 6 Siü'a zijg ijytgoi'i'ng

(9, 13), so ist das wohl dasselbe, als wenn es im Faijüm etc. heißt: 6 <5tüa icäv 'AQzcjudiifov. Dies sei zu Beiuachs Ausführungen auf S. 32/3 hinzugefügt.

In § 2 behandelt Beinach die Datierung der Texte und gibt zum Schluß eine praktische Lbersichtstabelle der Urkunden in chronologischer Folge, ln § 3 wird dann die militärische Kolonie von Tenis behandelt. In § 4 7 beschäftigt sich der Herausgeber hierauf mit der juristischen Seite seiner Tenis-Urkunden, von denen die meisten Getreidedarlehen sind. Mit Recht scheidet er die stets in epistolarer Form gegebenen yiigoyQaipa von den OvyyQacpal. V'gl. Deutsch. Lit. Z. 1900 Sp. 2467 ff. Was Mitteis dagegen zitiert (Teb. 105, 61/2), ist lediglich die Subskription einer avyy^c((pt], und diese Subskription ist natürlich subjektiv stilisiert (ögoloyö od. ä.), aber niemals findet sich hier die für das yuqoyQztifov (in diesem prägnanten Sinne) charakteristische epistolare Form: 6 (istva z(5 Siivt yulqiiv, sondern immer nur: 6 deiva iuokoyä oder ä. Diese Subskriptionen, die nur Teile eines Ganzen sind, und jene selbständigen Cheirographa sind aber streng zu scheiden. Bei der Behandlung der avyyfa<fal, sowohl der privaten, dem avyyQa^O(f!v/ia^ übergebenen, wie der notariellen vom Agora- nomos aufgesetzten hat Beinach die tüchtigen Untersuchungen von Ger- hard (Savig. Z. XXV Rom. 382 fl'. , Philol. 63, 499 ff.) noch nicht herangezogen. Um so bemerkenswerter ist, daß er vielfach zu ähnlichen Ergebnissen kommt. Vgl. auf S. 48 den Hinweis auf die scriptio in- ferior und erterior des römischen Diptychons. Erfreulicherweise fördert das neue Urkundenmaterial von Tenis die von Gerhard aufgeworfenen Probleme in einzelnen Punkten. Vor allem scheint mir wichtig, daß hier, wo wir

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tJIrich Wilcken: Papyru»-Ürkunden

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die beiden Arten der avyyQu(pal zum ersten Mal neben einander im Ge- brauch derselben Personen desselben Ortes vor uns sehen, der wichtige Unterschied uns entgegentritt, daß die privaten avyyiiutpul im Dorfe selbst aufgesetzt werden, wUbrend die notariellen nur in der mit dem äyupavo- p((uv ausgestatteteu Metropole vollzogen werden können. Hiernach besteht nicht mehr zu Recht, was Gerhard Phil. S. 500 aus dem ihm vorliegenden Ma- terial feststellte, daß die Hüterurkunde (d. h. die private dem avyyQatpo- übergebene) in ünterägypten, namentlich im Faijüm, die agoranomische Urkunde in der Thebais zu Hause sei. An eine derartige örtliche Unter- scheidung wird man jetzt nicht mehr denken können, wo wir sehen, daß in dem mittelUgyptischen offiziell damals zur Thebais gehörigen Tenis beide Urkundenarten neben einander je nach Bedarf vorkamen. Wenn wir aus Pa- thyris bisher nur agoranomische Verträge haben, so ist das wohl nur ein Zufall, der dadurch begünstigt wird, daß es eben in Pathyris wie in Hermu- polis eine Agoranomie gab. In den kleineren Dörfern der Thebais würden wir wahrscheinlich ebensogut Hüterurkunden finden wie in Tenis. Wie ich höre, sind kürzlich auch in Elephantine Hüterurkunden zu Tage gekommen.

Noch in einem anderen Punkte fordern uns die Tenis-Urkunden. Gerhard sieht in dem ersten versiegelten Text der Doppelurkunde das eigentliche Originalexemplar und in dem zweiten offenen Text eine Kopie davon (vgl. Phil. S. 501). Die Tenispapyri zeigen uns, daß der erste Text, mag er, wie ursprünglich, ausführlich, oder, wie später meist, zum Exzerpt verkürzt sein, immer von demselben Grapheionbeamten geschrieben ist, der am Schluß die Registrierung vermerkt. Danach ist also der zweite Text der ursprüngliche. Erst nachdem dieser vom Kontrahenten und dann vom avy/iifttpoqivXal unterzeichnet war, hat der Grapheionbeamte, der die avayyaqn] zu vollziehen hatte, auf dem oben ilazu freigelassenen Platze den „ersten“ Text an die Spitze gestellt. Die schon früher bekannten Texte bestätigen diese Annahme. Grenfell-Hunt haben zu Teb. 101, 12 und 105, 61 aus- drücklich bemerkt, daß diese Subskriptionen des Beamten von erster Hand geschrieben sind, haben aber, wie ich am Original feststellen konnte, übersehen, daß diese erste Hand nur den ersten Vertragstext (101, 1 1 und 105, 1 7) geschrieben hat, nicht auch den zweiten. Der Tatbestand entspricht also durchaus den Tenis-Urkunden. Ebenso ist in Leid. 0 der erste Text Z. 1 3 von demselben Beamten ge.schriebeu , der zum Schluß Z. 36/7 die vollzogene äi'nypayij notiert. So wird also die Hüter- urkunde erst durch das Eingreifen des Grapheionbeamten nach- träglich zur Doppelurkunde. So ist nach dieser neuen Erkenntnis die Genesis der hellenistischen Doppelurkundc doch wesentlich verschieden von der der babylonischen Doppelkontrakte, und mir scheint, daß es richtiger ist, die hellenistische Doppelurkunde au.s sich zu erklären als mit Gerhard sie auf eine Übertragung jenes orientalisciien Brauches zurückzufUhren, der infolge des Alexanderzuges dem Westen bekannt geworden sein soll.

Ich wende mich nun zu den einzelnen Texten.

\r. 7,1 glaube ich auf der Photographie SiaTten^aynivmu zu er- kennen statt äli/amngayuii’iüi’y was mir auch unverständlich wäre. Z. 1 1 will Reinach ng\o\ditiSxuji{vov verändern in :;ip[o](5ifötajlp£>'oo, mit Unrecht. Schon Viereck Sp. 39 hat darauf hingewiesen, daß die Überlieferung durch 6taaia9ivxog in 18, 3 gestützt wird. Vgl. auch oben S. 509. Z. 12 ist

Archiv f. Papyrtuforaebuog III. 4. 35

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II. Referate und Beapiechnngen

«xoIoü&MS xnl o<(lyg zu emendieren. Nach meiner Ansicht kann im Folgenden nur gesagt sein, daß der Käufer sich von der Bank für die gezahlte Kate eine Quittung hat aiisstellen lassen. Daher ergänze ich: rtap’ ov (seil. Soj- t/ojvo;, dem Bankier) xai I«|3dvroj jiov z6 rjjj [rp«jtff(jj av^ußolov. Die Photographie zeigt, daß die Lücke für ausreicht, für mvf,g zu

groß ist. ist aber der technische Ausdruck für die Bankqiüttung

(vgl. das stereotype xnl udpfioloi’ noltiaat). Auf die Begründung und die wichtigen Konsequenzen muß ich wegen Raummangels verzichten. Z. 13: änoöävzog fiov TvaixQaTCt Reinach bemerkt hierzu: !a}isus pour Avaixqaret. Da aber Lysikrates bereits in Z. 5 genannt ist, kann der Artikel hier nicht entbehrt werden, und es ist daher zu emendieren: yiyvaixgavet.

Z. 15. Die Ergänzung [ßTrodoüi’ßr? die rrautj]? ist für die Lücke viel zu groß. Zumal der Snbjektswechsel sonst nicht angegeben wäre, schlage ich vor {■itocxofiivtK^v'y (R.) tt [ßt'Tov. Z. 25 scheint mir «üriüt, nicht roürcoi zu stehen. Zu 30 vgl. Vitclli a. a. 0. Ich glaube, hinter lav 0 noch Spuren eines t zu sehen, und lese daher: idr ^tjiy or[a n^poipfgop«!.

Zu den Ausführungen auf S. 60/1 über den Dorfnamen l^xwprtdg und den darin steckenden Personennamen ’Ax&Qig mOchte ich hinzufügen, daß schon Letronne, Recueil des inscr. I 373 richtig gesagt hat, daß dieser Per- sonenname zurückgeht auf den Gottesnamen ’Ax&Qig, der uns dm-ch eine Inschrift (jetzt CIGr. III 4971) bezeugt ist.

Mit Nr. 8 beginnen die Kontrakte. Zu dem Schreibfehler ^Qogtoqxi- l[ijxa(ti (erg. von Vitelli) statt 7Tgoo3<piil[i'/xaai vergl. die klärenden Aus- führungen von Mitteis S. 489. Zu avvfjgfiivm’ (= aufgehoben) vgl. außer ihm auch Viereck Sp. 37, 3.

Nr. 9, 32: mir scheint, daß XciQiarf,Qiog nur als Demotikon gefaßt werden kann. Die Worte in Z. 37 hinter der Erklärung des avr/gaipo- qivku^ können nur die Subskription des Grapheionbeamten sein (’'£i[ors fxrov xri.), müssen also von anderer Hand geschrieben sein, und zwar derselben, die den ersten Urkundentext (das „horderean“ ) geschrieben hat. Auch in Nr. lO muß in Z. 32 mit "JSrovg xrA. die Hand des Beamten be- ginnen.

Von besonderem Interesse sind die Datierungen dieser Urkunden aus den Jahren 112ff. So begegnet hier zum ersten Mal in einem griechischen Text die Oreqpai'ijipöpo,' ßaaiUaaijg Kkionurgag 9eäg 'PiJLo/iijtopos XaulQag Aixaioavvrjg A'ixrjqpöpou, die bisher nur aus demotischen Urkunden bekannt war. Auch die (ptoatfOQog derselben Göttin (Kleopatra) ist neu. Vgl. Otto, Priester und Tempel I S. 193 und 411, und Laqueur, Quaest. epigr. S. 43. Schwierig bleibt auch hiernach noch die Herstellung und Deutung von P. Grenf. II 15, 8, w-orauf Reinach hinweist: I7[rolfpo/ou &iov ®ilo]fujropoj AixatoawTi[g. Mir scheint, daß Atxaioavvtj nur als Beiname zu Königinnen, wie oben der Kleopatra, denkbar ist, nicht zu Königen. Vgl. auch: "latäi Atxaioievvtji bei Dittenbergcr, Syll. II® 763. Wenn hiernach also 9iclg d>ilo]p^rupu^ .ifixoioonvjj[s zu ergänzen ist, so fragt sich nur, was mit dem n[ . . . zu machen ist. Ich sehe keinen anderen Ausweg als den, die Stelle mit dem Vorhergehenden zu verknüpfen und folgendermaßen zu lesen: IJToltftßt'ov Jtioi! 'Em(pavoCg [xai £i'j'o]p/(JToo 7t[arpöj Ki.C07tüiQag (?) (falls Platz für KX. ist) 9iäg CPilojpjjtopos Aixatoavvtjg. Danach wäre diese Göttin Philometor Dikaiosyne = Kleopatra H., und zwar müßte dieses

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Priestertum noch aus der Zeit stammen, als Kleopatra II. die Frau des älteren Bruders Philometor war. Jedenfalls wäre es nach diesem Vorschlag in der Ordnung, daß nunmehr nach Epiphanes der IlioXtfutiog &iog fiijtai) genannt wird.*) Aber es bleibt mir ungewiß.

Nr. 14, 39 ergänzt Reinach in der Unterschrift des Beamten: ctva)’£y[p«p- fiivov, ebenso in den entsprechenden Urkunden 20, 23, 30, 34. Da an keiner dieser Stellen die Herstellung des Partizipiums durch die Schriftreste gefordert wird, ziehe ich das übliche ävayiyfctTtiai vor.

Unter Nr. 17 19 folgen Klageschriften. Die erste ist gerichtet an Aixavopt xal roig 0v[i'(p]v>lc>x/rca$. Falls der Raum es zuläßt, würde ich

aiiv [o (= «i'Tüli) 9p]t)i«txfr«ts vorziehen. In Z. 14 scheint mir notwendig, dtaTzecpavtjfiiva zu ergänzen. Nr. 18 und 19 sind Klageschriften, die Dionjsios, Sohn des Kcphalas, in einer und derselben Angelegenheit an den azQUTriyog und an die fJoffdixol y^afiftuuig geschrieben hat. Die Darlegung des Streitfalles ist in beiden identisch; nur das Petitum ist verschieden. Mir ist dabei von besonderem Interesse, daß Dionysios, der uns in den Kon- trakten sonst als lU^aijg trjg imyovTjg entgegen tritt , sich hier in den Peti- tionen einfach als ßaaiUxog ymqyög bezeichnet. Er tut dies offenbar darum, weil er gerade in dem vorliegenden Streitfall von den Privilegien der könig- lichen Pächter (Teb. 6) glaubt Nutzen zu haben, wie denn auch die Ent- scheidung des Strategen mit den Worten beginnt: ei iori ßaoiXmbg yitag^’og. Aus ähnlichen Motiven haben, wie mir scheint, die Priester des Soknopaios in ihrer Bittschrift P. Amh. 35 im Präskript hinzugefügt, daß sic ficrodizot ytoipyo/ sind.*)

Nr. 18, 26 möchte ich anders deuten als der Herausgeber. Es lautet: ü^iä> ouvrdl«» Ttpö nävuov filv ypoigot rät ’Axtogetag lniax[ttx^H gjj ixu- xgbtdv , Joüvßi d’ fgol*) t«s nioxtig öi iy^’QÜaxtov . Reinach über- setzt letzteres et qu’il me fournissc n cet effet des süretds icrites. nimmt also an, daß der Dorfvorsteher die nlaxtig geben soll. Ich meine, das Soivui ist vielmehr von awrä^ai, nicht von ygmpat abhängig, steht also dem ygätfiai parallel (vgl. ftev dij. Dafür spricht der Leid. A, dessen Peti- tum ich folgendermaßen hergestellt habe (Z. 29ff.): [ffvv]ra|ot doü[vai]

ftot •xLaxiv , ypcrg«! dt xxX. Hier Lst jeder Zweifel ausge-

schlossen, da ypaigcfi an zweiter Stelle steht, und hier sehen wir den

1) Eine andere Schwierigkeit desselben Textes P. Grenf. II 16 kann ich mit größerer Sicherheit beseitigen. In Z. ti ist, wie ich lilOS am Original sah, nicht Tof> ß^fi[axog Aio1]pvaov zu lesen, sondern toü ß^ft[atog xov ;j]p®«o®. Vgl. jetzt den Paialleltext von Kenyon bei Otto I 412. [Die Hibeh-Papyri bringen soeben alexandrinische eponyme Priester ohne Angabe des Gottes schon für die Zeit des Ptolemaios I (S. 870 f.). Die Annahme der Editoren, daß Alexander der Gott sei, wodurch manches, was sicher schien, umgestoßen würde, ist nicht notwendig. Nach Arrian VII 23, 7 hat Alexander dem Hejihaistion dort eponyme Priester ein- gesetzt.]

2) Der Deutung, die Otto, Priester I 8. 231, 1 diesem Papyrus gegeben hat, kann ich nicht zustimmen. Die Priester haben königliche Domänen gepachtet. Die yiaeyol in Z. 13 sind nicht Afterpäebter dieser Domänen, sondern Pächter von liga yi) des Soknopaios. Daher tlg röv toü ß’ioi) X6yov in Z. 43. Vgl. auch 24. Von einer „Pfründe“ ist hier nicht die Rede. Der Eid des Itoüvic ist sein Amtseid. S. oben S. 519.

3) So wohl besser als dt poi. Auch in 29 lieber ftrjx' ifti als nijxi gt.

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II. Referate and Besprechongen

Epistatcs des Dorfes, denn das ist der Petent, den Strategen um eine schrift- liche ntaiig bitten. So wird auch der Petent im P. Reinach sich diese Ur- kunde vom örpati(j'ds, nicht vom iniazoDjg erbitten.

In Nr. 40, 2 ist in der Sitologonquittung fUfiez gfj(a9ai), nicht fUfit- ipij(xfi'ßt) aufzulösen. Die Sitologen bezeugen, 20 Artaben Weizen empfangen zu haben von Inaros ix roO (PiAaypou xi(^poii) nfpi ißiav q>ctyii(fiazog). Letzteres übersetzt Reinach: p<jur 1a nourriturf des ibis. Aber mit jitpi kann nicht der Zweck der Lieferung angegeben sein, vielmehr wird, wie häufig, damit die genauere Lage des Kleros bezeichnet sein. Also ein Ortsname, wohl ein Dorfname muß darin stecken, etwa: »fpi 'ißUav oder 0ayi](. . 5 1. pufnapoO).

Mit Nr. 41 beginnt die Reihe der römischen und byzantinischen Texte. Von Intere.sse ist die Kopie aus dem Amt-sjoumal eines xpuqj fieaizjjg "dxvXog in Nr. 44. Nachdem seine sehr ausführliche ä^öcpaaig (vom 7. Jahre &{ov Tgaiavov) von erster Hand niedergeschriehen war, ist Folgendes darunter geschrieben: (2. H.) Kdazogog imÖ(-

dio[xa x«|i fdt?]tÄ,uo(JK zöv ogxov x(azä) r(öv) vöf«(ov)' '.•inx^fcag fj'portpn vnip «ÜTOii ßgaöiag ygdrpovza. (3. II.) <Pißig [Ä]d(Jtopop ij|Kaao . . . | .

Ich kann weder Vitelli zustimmen, der in der ersten Lücke einen anderen Namen als vermutet, noch Mittels, der in der zweiten Unterschrift

lYxuios statt 0ißig lesen möchte und ul statt ig zu sehen glaubt. Abge- sehen davon, daß nach dem Faksimile mir die Lesung Oißig völlig sicher erscheint, könnte ich auch nicht begi'eifen, wie "AxvXog hier dazu kommen könnte, diese Kopie zu unterschreiben und einen „Richtereid“ zu leisten, denn da in dem üi'uypaipor das Datum 9ioi} TgaiavoS lautet, so kann diese Kopie doch frühestens unter Hadrian angefertigt sein. Dies erklärt aber den Vorgang: anläßlich von Verhandlungen, die viele Jahre nach jener änötpaatg in einer verwandten Sache geführt wurden, hat Phibis eine Kopie davon vor irgend einer Behörde produziert (imdidiaxa). An wen er sie eingereicht hat, und was er beschwürt, das wird aus der vorhergehenden, uns verlorenen Seite zu ersehen gewesen sein. Die Schlußworte aber, die er mühselig in ungeschickten Uncialbuchstaben hingekritzelt hat, werden nichts weiter bedeuten, als daß er jenen Apynchis, oder wie der Name zu lesen ist, gebeten hat, statt seiner zu unterschreiben er ist ja nicht ein Agramiuat, sondern er schreibt nur zu langsam , also etwa: <l>ißtg Kaa- zogog ijgio>aa (oüröjv oder oder ähnl. Dies ist das Gegenstück

dazu, daß es sonst in den Unterschriften der Vertreter (vjzoygaiptig) gelegent- lich heißt: c|((ott£»s vtz' ainoC. Aber es ist wohl das erste Mal, wenn ich nicht irre, daß der langsam Schreibende selbst bestätigt, den vnoygaq>tvg gebeten zu haben.

In Nr. 47, einer Eingabe an den Präfekten, scheinen mir Lesungen und Ergänzungen z. T. noch unsicher zu sein. Die Ergänzung in 5 tV rij xtöjiy rtrJp[«JnoA»s xßi 'A<px6'’\ die auf keine Parallele sich stützt, ver- trägt sich jedenfalls nicht mit der Ergänzung änb xtofiijg V^ipxou] *) in Z. 3, denn wenn an beiden Stellen da.sselbe Dorf gemeint wäre, so würde an zweiter Stelle sicher iv r^ xeiufj gesagt sein, und keinesfaU.s wäre zuerst

1) Unmöglich kann ©fgiorow fitgiSoi darauf folgen, wie Reinach vorachlägt; der Artikel rijs] ist unentbehrlich.

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Ulrich Wilcken: Papyros-Urkunden

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eine verkür/.te ^Jamensform und dann die vollständige gegeben. Es ist aber sehr zweifelhaft, ob in Z. 5 überhaupt ein Ortsname steckt. Aus Z. 10 {■jtißaXav sicht man, daß mehrere Per.sonen den Petenten gekrankt haben (nicht der fwiOrclrijg des Dorfes, wie R. ergänzt), und deren Namen werden w'ohl in Z. 5 und 6 genannt sein. Nach der Photographie lese ich etwa ] . olij ri[s x«]l l4?ixov[, und zwar stammen diese (Z. 6) «Jtö] ri;; x(duij$. Den Namen des Dorfes erfahren wir also nicht.

Z. 7 läßt sich mit Hilfe von 15 z. T. herstellcn. In 15 Schluß lese ich deutlich rrpo^o, nicht Wenn nun in 7 ]r[po](poi)s ovaim&v

^peggdroiv steht, so ist dies wahrscheinlich in npojS«To)t[pd]9Pot)s zu er- gänzen oder auch ;tpo^aroxr>)eo jr[(>o)qpoi’s (wie in Dittenberger Or. Gr. II 655, 5). Am Anfang der Zeile etwa ;rpo(p«[p<5gfvo(. Den Sinn des Ganzen hat Reinach richtig aiifgefaßt: der kaiserliche Kchter beklagt sich, daß ihm ein öffentliches Amt, wohl bei der dem kaiserlichen Patrimonium gehörigen Schafzucht, auferlegt werden soll.

In dem Privatbrief Nr. 48 übersetzt Reinach «li« frtl rtdru öt mit mais je te vois. Ich setze «Vi = tjrri.

Eine sehr bedeutende Urkunde ist Nr. 49, zu der der Herausgeber auf S. 239 f. wichtige Verbesserungen nachgetragen hat. Es ist eine x«r oixlav ajtoyi/atpTj vom J. 215/6 aus AntinoC. Das Bild dieser Griechenstadt ge- winnt in letzter Zeit erfreulicherweise immer neue Farben (vgl. auch unten S. 565 f.). Die vorliegende Urkunde lehrt uns, daß ähnlich, wie Alexandrien in fünf Stadtteile zerfiel, die ABU genannt waren, so auch die Stadtteile von Antinoö nach den Buchstaben hießen (zov ßi/Ta ypaggnTOi; Z. 2 ff.). Inner- halb des Stadtteils zählte man wieder die insuUic, die hier als nliv9eta be- zeichnet werden. Vgl. hierzu Vitelli p. 224 f.

Es entspricht der privilegierten Stellung der Griechenstadt, daß die Deklaration gerichtet ist an eine (offenbar vom Bat erwilhlte) Dreimänner- kommission jtpöj lij xnr oixiav «Toypfopi] [roO /J]»jra yqäftitazog. Die hier Gewählten gehören alle derselben Phjie (Matidia) an. Für jeden Buch- staben war also eine solche Kommission eingesetzt. Daneben werden ent- sprechende Duplikate auch an Beamte geschickt worden sein, aber gewiß nicht an den axQarijyog, von dessen Befehl diese Griechenstadt eben exi- miert war. In P. Grenf. I, 19 haben wir etwa aus dei-selben Zeit eine Steuerdeklaration (n«oj'p«qpT/) eines Antinoiten, die an den Epistrategos ge- richtet ist.

Im Einzelnen bedarf der Text noch mancher Besserung. Vgl. Vitelli und Viereck. Das Original wird wohl noch manche Lesung hergeben. Ob in Z. 15 x]d[^ zu ergänzen ist, bezweifle ich, denn wenn dasselbe Jahr ge- meint wäre, aus dem der Text stammt (und in Z. 20 ist natürlich mit Vitelli [xd] zu ergänzen nach 7), so würde gewiß iveax&xt xd^ gesagt sein. Also wird wohl «]d[^ zu ergänzen sein. Zu Reinachs Ausführungen über den Aurelins [Philanti]noos (oder nach Vitelli [Besantijnoos) den äiadt^äiui’og rtytfiovluv in Z. 7 bemerke ich, daß aus der Anwendung des Aorists mit Sicherheit zu schließen ist, daß er zur Zeit, wo dieser Text geschrieben war, nicht mehr der iiaötxofuvog ii]v ^yeftoviav war.

In i)2, 4 heißt es; vfuig de ijiJuXrfiaxi latog ov xalü awiiäoxi jpfuiazvoi'

1) Das Verbnm davor scheint ein anderes als zu sein.

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II. Referate und Beiprecbungeu

0 r.av vCv rtotyame xri. Hier nimmt ßeinach dem Text die Feinheit, wenn er xni’ in Ktii verändern will. Gerade xov vve (wenigstens jetzt) ist am Platze. Vgl. Solons Verse an Mimnermos; all’ tt fio< xor vrt' m nilasai.

In einem vierten Abschnitt folgt dann die Publikation der demotischen Papyrus Reinach durch W. Spiegelberg (S. 171 ff.). Wie Beinach S. 170, 1 mitteilt, hat er Spiegelberg keine Kenntnis von seinen griechi- schen Texten gegeben, mit Ausnahme von Nr. 20. Wenn trotzdem in Spiegelbergs Ül)ersetzung und Kommentar die engen Beziehungen zu den griechischen Urkunden Reinachs deutlich hervortreten, so ist dies ein gutes Zeugnis für die Zuverlässigkeit seiner Arlieit. Die vorliegenden demotischeu Urkunden regen insofern zu wichtigen Fragen an, als sie meist Personen betreffen, die auch in den griechischen Texten Reinachs eine Rolle spielen. Die starke Mischung des griechischen und ägyptischen Flements am Ende des II. Jahrhunderts vor Chr. tritt uns kaum irgendwo so handgreiflich entgegen wie hier, wo wir sehen, wie dieselben Personen, wie sie griechische und ägyptische Namen führen, so auch bald griechische bald ägyptische Kontrakte aufsetzen.

Die beigegebeuen Photographien ermöglichen ein Nachprüfen der Lesungen der griechischen Unterschriften. In P. ilem. 3 8. 199 scheint mir vor der Endung ov noch die Ligatur «» erkennbar zu sein. Das führt auf ievayi- j'p(o7iTai) [dt« TZroltftJßfou, nicht AnoXloivtjov , wie Reinach vorschlägt. Ist das richtig, so wird auch die Unterschrift des P. dem. 4 S. 193, die am selben Tage in demselben Bureau gegeben ist, wahrscheiralich von dem- selben Beamten geschrieben sein. Und in der Tat stimmen nicht nur die Handschriften überein, sondern es scheint mir auch die stark gekritzelte Namensunterschrift (Tafel 12) dm Tliolifia^ov zu bedeuten, nicht 'AttoI- Xuviov.

Der P. dem. 6 S. 205 ff. ist nach der griechischen Subskription nicht in Tenis einregistriert, sondern in einem andern Dorf, das Spiegelberg . . . TOftu liest. Leider kann auch ich keine sichere Lesung nach der Photographie geben. Ich schwanke zwischen Tceyo/tzofiov oder Tuyovxojiov. Das jfo scheint mir sicher. Der P. dem. 7 S. 212 ist wieder in einem andern Dorf einregistriert: iv 'Atxft&voiq) jtd(lfi), wie Spiegelberg richtig ge- lesen bat') Wenn in diesen beiden I’ällen die ävaygatpi] nicht in Tenis, dem Wohnort des Dionysios, der beide Male der Käufer ist, sondern in dem Wohnort des Verkäufers, der die Erklärung in dem Kontrakt abgibt, ausgestellt ist, so scheint mir daraus zu folgen, daü die Einregistrierung durch das ygatpiiov immer in dem Wohnort desjenigen zu erfolgen hatte, der nach dem ägyptischen Text zu dem andern „spricht“. Dazu stimmen die fünf vorhergehenden Kontrakte, die sämtlich in Tonis eingeschrieben sind, denn diejenigen, die hier zu den andern „sprechen“ Andren, Diony- sios S. des Kephalas, Senablus und Petisis stammen z. T. sicher, wahr- scheinlich aber alle aus Tenis.

Wir schließen unsere Besprechung mit einem aufrichtigen Dank an Reinach und seine Mitarbeiter für vielfache Belehrung und Anregung.

1) Reinach scheint diese Sabskription mißver.standen zu haben, wenn er auf S. 29 als Beamten dieses Textes Ammonios, clerc d'Hennias nennt.

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IV. P. Fiorentini I (vgl. oben S. 502).

Schon oben (S. 30-1) haben wir es mit Freude begrüßt, daß die Reale Aciuidimia dei Lincci es unternommen hat, die Papyrusforschung in Italien wieder einzubiirgem. Es ist ihr gelungen, in kurzer Zeit eine Papyrus- sanimlung von ganz hervorragender Bedeutung für Italien zu gewinnen. Aber das Sammeln allein nützt der Wissenschaft nicht. Es gereicht der Akademie zum besonderen Ruhme, daß sie ein einheitliches wohldurchdaclites Arbeitsprogramm aufgcstellt hat und zur Ausführung desselben die rechten Männer an die rechte Stelle gesetzt hat. Schneller als wir es erwarten konnten, ist der erste Band dieser Gesamtpublikation, der Urkunden der römischen und byzantinischen Zeit umfaßt, der Öffentlichkeit übergeben worden. Wir können Girolamo Vitelli zu der schnellen und vortreff- lichen Lösung seiner Aufgabe nur Glück wünschen. Es ist ein Genuß, in diesem vornehm ausgestatteten Bande neben den Urkunden auch die sorg- fältigen und scharfsinnigen und dabei so knappen Ausführungen des Editors zu lesen, und zu sehen, mit welcher Gewissenhaftigkeit zwischen dem Sicheren und Unsicheren geschieden ist. Man sieht, welche Früchte es bringt, wenn ein klassischer Philologe von dem Range Vitellis auf diesem Gebiete arbeitet. In Deutschland halten sich die Philologen von den Urkunden meist noch fern. Die Freude an der Lektüre wird dadurch noch erhöht, daß sich eine ganze Reihe von Stücken ersten Ranges in dem Bande be- finden, die unser Wissen einen tüchtigen Schritt vorwärts bringen. Für die Beigabe der fünfzehn Phototypien sind wir besonders dankbar. Ich hatte gerade die Besprechung des ersten Faszikels, das 1905 erschienen war, be- endet, als mir der soeben erschienene zweite Teil zuging. Um das Ganze nicht auseinander zu reißen, habe ich auch den zweiten Teil sogleich mit besprochen, wobei ich mir freilich bewußt sein muß, daß ich in der Kürze der Zeit nur etwas Vorläufiges bieten konnte.

Ich bin Hci-m Vitelli zu großem Dank verpflichtet, daß er meine Ver- mutungen, die ich ihm mitteilte, am Original naebgeprüft hat. Dank seinen brieflichen Mitteilungen bin ich vielfach auf eine festere Basis gestellt worden.

In 1, 19 ist d tay^(a(pr;) st. äiayf(d<pti) aufzulösen. So auch Graden- witz in Melanges Nicol. S. 207.

Nr. 2 bringtNeues zur Verleihung der Liturgien. Daß die Komarchen die Vorschläge für die dörfischen Liturgien dem Strategen machten, ist uns schon bekannt, ebenso, daß die ganze Dorfgemeinde (oc iaib xTjs Kcifiijs) die Bürgschaft für die Vorgeschlagenen übernahm (vgl. Gr. Ostraka I 602). Der Vorschlag Hohlweins (Musee Beige 9, 191 f.), in Tor^ c:iö xd/it/g vielmehr die Stiflöatoi des Dorfes zu sehen, wird unter anderem durch den Florentiner Text widerlegt, in dem es heißt (24 ff.): xt[vdt)vm] jjptöv xal tcdvTcoi/ räv [xnrafisv]6vibiv iv rp «ürij xcifit] (Vgl. 102). Vgl. auch 214: xivdnvo) ii/iüv x[al TÖiv] än!) lij; [xe)]pt/$ xal xaxaytiv [opO vtov Ttämmv. Dar- nach scheint die Verpflichtung sogar auch auf die incolae ausgedehnt gewesen zu sein. Vgl. auch unten S. 551. Nach unseren bisherigen Quellen mußten die Vorschläge, worauf Vitelli nicht hingewiesen hat, vom Strategen an den Epistrategen weitergegebeu werden, der dann durchs Los die Liturgen bestimmte. Vgl. BGU 194, 23 (a. 177) und 235, 14 (ca. 137):

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II. Referate und Beaprechnngen

xerrö i(&og) so möchte ich jetzt statt {(niaTulfia) vorschlagen nt(up9ij- öouivovg TW xpß[T(»oito) imaxQ^axrjyto) lig xl^pov]. Vgl. Ostraka 1. c. und ohen S. 508 zu BGC 1046. Das Auffallende an dem neuen Florentiner Text ist nun, daß der Epistratege hier völlig ausgeschaltet erscheint: der Stratege veröflentlicht, ohne eine bevorstehende Entscheidung des Epistra- tegen zu erwähnen, die Vorschläge der Dorfbehörde, meist am selben Tage, „damit alle es wissen und der Vorgeschlagene («i'udo&ei'f oder lieayyiXilg) sein ihm übertragenes Amt treu führe“. Die Übertragung (das scheint eben durch die Publikation der dörfischen Vorschläge durch den Strategen gegeben zu sein, denn der Wortlaut läßt kaum zu, daß die Ver- fügung nur vorbehaltlich der Zustimmung des Epistrategen gültig sein solle. Dem entspricht, daß die Komarchen gar keine Auswahl bieten, sondern für jeden Posten nur eine Person Vorschlägen.

So scheint nur übrig zu bleiben, daß das niuntiv lig xljjpov da- mals zu einer absolut bedeutungslosen Formalität geworden war, deren Er- füllung vom Strategen gamicht abgewartet zu werden brauchte, und es ist vielleicht nicht ohne Bedeutung, daß jene beiden Urkunden, die die Mit- wirkung des Epistrategen erwähnen, dem 2. Jahrhundert angehören, während der Florentiner Text vom J. 265 stammt. Doch müßte, um hier mit Sicher- heit von einer historischen Entwicklung zu sprechen, das ganze Urkunden- material auf diese Frage durchgearbeitet werden, was mir zur Zeit nicht möglich isl

Lehrreich ist auch, was sich aus dem Florentiner Text für den Modus der Publikation (der 7i(>69i<sig) ergibt. Nach den sorgfältigen Beobachtungen des Editors sind die jtpoaaypfifior« der Komarchen immer zuerst geschrieben und zwar so, daß darüber ein leerer Platz für den nachträglich darüber zu schreibenden Erlaß des Strategen übrig gelassen wurde. Dieser Vorgang (vgl. auch die Liquiilationsanwcisungen aus Hermupolis, unten S. 545) ist mir um deswillen von Intere.sse, weil, wie mir scheint, für die Doppel- urkunden (der Ptolemäerzeit) dieselbe Manipulation angenommen werden muß (vgl. oben S. 523), auch für gewisse Bankurkunden (vgl. P. Lips. 5, wo der obere Teil noch unbeschrieben ist). Wie die Verschiedenheit der Hände zeigt, ist der Florentiner Papyrus das Original, und zwar kam dieses in der Metropole (Hermupolis) zustande, indem die Komarchen selbst oder durch Vertreter (vgl. z. B. 96 fftoü] toö Äopdvtos ’Aiilkicog) dort ihre Erkläning abzugeben hatten. Daß sie auch dort erst geschrieben wurden, zeigt der Um- stand, daß ein und derselbe 'Egftijalav für die verschiedensten Dorfschulzen den Text aufgesetzt hat. Von diesem Original, das wahrscheinlich im Bureau des Strategen blieb, wurden aber Kopien öffentlich ausgehängt: Toü dofflVros fiot TiaQoyyiluaiog Sjov öijftoala rtpexfirat. Wo diese Publikation erfolgte, wird nicht gesagt. Es hat aber nur einen Sinn, wenn die Kopie (natürlich Erlaß plus nQoadyytXfia) nicht in der Metropole, son- dern in dem betreffenden Dorf ausgehängt wurde, denn nur so hat der Finalsatz seine Bedeutung: Tva xtuvxig döSiaiv xnt 6 öyyftfif avnkäßr)- Toi xri.

Zum Text bemerke ich nur, daß in Z. 21 [fqt’ ro ax'Jtöv zu ergänzen sein wird nach Z. 183 (eher als [ttj t6 oüJtÖc Crönert). Dagegen ziehe ich in 22 Crönerts [x?**«] Vitellis [«exS] wegen Z. 10.

Auch Nr, 3 i.st eine ähnliche äi’dSoaig der Komarchen, Hier ist neu.

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Ulrich Wilcken: PapyruB-ürkunden

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daB Leute aus dem Dorf für Bergwerksarbeiten vorgeschlagen werden (ifyaTas ttff TO xara ’AlaßttargCvtjv fitTalXov). Vielleicht liegt dies Ver- hältnis auch in einem kürzlich von Goodspeed edierten Fragment vor, worüber im nächsten Heft. Wie schon Vitelli angemerkt hat, hat die 7rop«(Jr«ois-Kr- klärung am Schluß große Ähnlichkeit mit P. Amh. 139, 18 ff. Ich möchte den letzteren hiernach folgendermaßen emendieren: . . . TtopßdTjjOÖfifffn (1. zrap«- öTiJffoptv) II äiXiiUyyvrjg äfiiuTcxtog (^anoxtkijgoiSvragy ri)V ivyiQia&etaciv avToig UxovQylav ^elg xb^ (vgl. Fior. 2, 4r)) iv /xi/isvl fitfup^Tjvat.

Von hervorragendem Interesse ist Nr. 6, eine Eingabe an den dwixxjx^g vom Jahre 210 n. Chr. Didymos, ein Batsherr von Hermupolis, hatte vom djojxijTi'ij den Befehl erhalten x«Tovif;(J«i ilg ’Akt^dvbgitav xgict-

xdbog ToO 'Exaup, lun sich gegen die Anklage eines gewissen Petronios zu rechtfertigen. Schon vor dem Erscheinen der Correeioni Vitellis bezweifelte ich die von Vitelli als unsicher bezeichncte Lesung t7rjov[(5Tj]s (zumal der Artikel nicht entbehrt werden könnte) und sprach Mittels gegenüber die Vermutung aus, daß ivxbg [rf;]s xgmxddog xov ’Exulip zu lesen sei. Nun hat Vitelli in den Correziani diese Lesung selbst bezeugt.

Darnach ist der 30. Epiph der Endtermin der ihm bewilligten Frist. Ganz ähnlich heißt es in Wessely, Specim. Nr. 11, 14: xcfrclfffiv lig AXildi'ögtittV ivxbg [ 'Entltp. Didymos ist nun verhindert ge-

wesen, dem Befehl rechtzeitig nachzukommen und bittet daher den äinixtjx-ijg um Verläugerung der Frist, aber er sendet erst am 29. Epiph, einen Tag vor Ablauf der Frist, die Eingabe von Hermupolis aus ab, so daß sie dort jedenfalls zu spät ankommen mußte. Vitelli hat daher angenommen, daß (in ’L. 22) in dem Datum der Eingabe vielleicht 'ExitCxp irrtümlich statt Tlavvi geschrieben sei. Mittels 1. c. dagegen suchte die Schwierigkeit da- durch zu heben, daß er in dem zitierten Satze xortavr^croi „sieh auf die Heise machen“ übersetzte, und folgerte weiter, daß beim provinzialen Kognitionsprozeß anders als beim Akkusationsprozeß iMommsen, Strafr. 396) die Ladung nicht auf einen bestimmten Termin erfolgt sei. Wiewohl hier- durch Didymos von dem Verdacht, sich zu spät zu entschuldigen, gereinigt werden würde, trage ich doch Bedenken ebenso wie jetzt Vitelli in den Correzimi , diesem Vorschlag zuzustimmen, denn x«r«vi«v bezeichnet nicht nur nach den Zitaten der Lexica (vgl. Steph. Thes.), sondern auch nach dem Sprachgebrauch der Papyri nicht „sich auf die Reise machen“ (dafür sagt Didymos in Z. 7 igogfiijacu), sondern „an einem Orte eintreffen“ Vgl. Oiy. III 486, 30: xtXeva&ciact x«Tow|lfü](J«i iv9d6( xaxr'jvxtjea, d. h. „ich bin hier eingetroffen“, oder auch ,Jch bin hierher gereist“, aber nicht „ich bin hierhin abgereist“. Oder (worauf jetzt auch Vitelli verweist) BGU 5 II 14: xtxeigoyga<px]xivai I xov 'A&vg fxijvbg xov a^iv rjfiigaig p. xaxavxxj- aeiv lig 'AXi^dvÖgeiav xul 09x005 dtbativ. Hier ist klar, daß die Haupt- forderung ist, daß der Schwur (b'gxovg Stbanv) binnnen 40 Tagen in Alexandrien geleistet wird. Das setzt aber voraus, daß mit xuxavxxfitiv die Ankunft in Alexandrien bezeichnet ist, nicht die Abreise dorthin, denn sonst könnte es passieren, daß man zwar binnen 40 Tagen nach Alexandrien abreist, aber doch zu spät ankommt, um den Schwur noch rechtzeitig zu leisten. Mir scheint daher der von Mitteis vorgeschlagcne Ausweg nicht gangbar. Ich sehe aber auch keine Nötigung, einen Schreibfehler im Datum anzunebmen. Zwar ist der Payni, wie Vitelli mit Recht betont, der eigent-

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11. Referate und Besprechungen

liehe Erntemonat, aber die äijfiöata fitxqijiiara, mit denen sich Didymos entschuldigt, fallen doch gelegentlich auch in den Epiph (Lond. II S. 89, 91; Grenf. II 47), ja auch in den Mesore (BGU 755; Oxy. I 89). Vgl. auch Waszynski, Bodenpacht S. 104 f. Immerhin ist die Möglichkeit der Vor- schreihung zuzugehen. Aber warum soll denn Didymos seine Bitte um Verlängerung nicht zu spät abgeschickt haben? Ja, unter dieser Annahme wird sogar erst so recht verständlich, daß er Z. 17 fif. sieh ausdrücklich da- gegen verwahrt, daß er durch einen schriftlichen Eid sich zum xaravreiv verpflichtet habe.

Der Dioiketes, vor dem die Verhandlung stattfiuden soll, ist sicher be- treffs seiner dtxotodoora (Z. 7) nur Mandatar des Präfekten (daher Z. 23), aber er übt diese Jurisdiction nicht in sostitugione del dikaiodotes o dilV id'toslogos aus, denn dann müßte er notwendig in der Adresse als Sia&f/o- fifvog oder äunoiv ror xara rijv dixaiodoOiay o. ä. bezeichnet werden wie im P. Cattaoui Verso I.

Das Sunefi%iäfiijv in 20 gibt uns zwei Korrekturen zu dem verwandten Text BGÜ 5 n an die Hand. In 19 ist daselbst zu ergänzen d»f7ti|uipo(vto) und di]aTtntojiq)9at (Med.) ävcig>6qiov xxX.

In dem auf S. 26 mitgetcilten Fragment wird in 7 i>g roO (ivbg) ix zu lesen sein, mit dem distributiven ix zur Angabe des Preises. Ebenso 9 etc. Vgl. BGU 362 VIll 4: ibg x(oü) (evbg) (öjSolcöi') ixj.

Mifitpig in 12 erklärt VitelU als das arsinoitische Dorf. Mii- scheint, wegen der Verwandtschaft mit P. Goodsp. 10 doch die Metropole Memphis gemeint zu sein.

Zu 14 sind von Mitteis und Vitelli wichtige Nachträge geliefert. Aber xöv iaxa[i».ivov] iv Tö5[ft] ßötäu> x6xov ist mir unverständlich (ll). Ich ver- mute, daß fiexa^v avxäv zu lesen ist, wie Vitelli früher und auch Mitteis gelesen haben.

15 (vgl. Taf. IV). Die übergeschriebenen Buchstaben über Z. 17 möchte ich lesen: j (= x«t) v-!xo%iaaiov tv, wa.s mir Vitelli brieflich bestätigt, zugleich mit dem Bemerken, daß vno nicht, wie ich nach der Photographie annahm, durchstrichen ist. ’l'rxoniaaiov erinnert an 5,9: roO xe Txvlävog Koi Tteffffoö, eine Verbindung, die auch in dem von Grenfell edierten Papyrus aus Apollinopolis (Journ. of Phil. XXII 272j Z. 29 begegnet. Davon könnte xiiaaiou ein Diminutivum sein. Aber was bedeutet vxxortiaisiov?

Zu 16, 26 vgl. Apostelgeschichte 27, 40 (rüs’ Scvxxijgittg t(5v TtiiäaXiaii’), In unserem Falle werden ai ^tvxxtjgiai das Riemenwerk bezeichnen, mit dem die Kuh an der Sakje angeschirrt wird.

Nr. 18. In Z. 1 ist die Lesung Grenfells mx(. . .) völlig sicher (vgl. Taf. V). Ob mit Vitelli atT(raxtag/i(j) zu ergänzen ist, ist noch zu über- legen. An der einzigen Stelle, wo nach Wessel j’s Vermutung dieser Titel vorkommt (BGÜ 634, 2), steht, wie Schubart mir schreibt, sicher niy ya- xidgyov (wie Krebs las), nicht mx'xayulgxov. Jedenfalls verlangt Vitelli mit Recht utia guxili/lca vfficiale für den Adressaten. Crönerts Deutung von TO ngoxiigtvov mxxüxiov als praesens pactum lehnt er mit Recht ab: TO Txgoxtlpivov ist niemals praesens, sondern das vorhergenannte das wäre ein Hinweis auf mx{xaxi . . . .) oder das veröffentlichte, was Vitelli vorzieht, der sich unter dem mxxccxiov una carta o descrizione topografica vorstellt. Ich würde, schon wegen der Verbindung yioogyr^ativ iv txqo-

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Ulrich Wilcken; Papyrua-Urkundon

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xnfiiva nixiaxlta (vgl. 19, 4 Iv xitSloig xcifiijg xrk.) das

:rtridx(o»' lieber konkreter fa.ssen, und darunter, entsprechend der Urbedeutung „ein Stück“ Land verstehen eine Parzelle. Dann wäre die kaiserliche Domäne in ^rirrdxto eingeteilt. Ich weiß nicht, ob das Wort in derselben Bedeutung nicht auch in dem Text bei Goodspeed (Class. Phil. I S. 174 XI) zu fassen ist: xtipakattiirat^ nir’taxfuv xwftijj [•••]. Doch warten wir weitere Aufschlüsse ah.

In 20, 33 las ich im Faksimile xt) = r^(i>) satt i/, was mir Vitelli als richtig bestätigte. Damit wird der Schlußpassus verständlicher. Welche Aruren auch Demas hei einer Neuverteilung des Bodens erhält, sein After- pächter soll immer die ihm zukummende eine Arure erhalten (r^v äpovpav fitiuv). Übrigens enthalten die Worte iäv di avfiß^ xb nediov xfj^gy x<aur/j ötcuQidijvtu (vgl. auch a>v iäv xhtjQiüa ijxai üqovq&v) m. W. neue Auf- schlüsse. Man rechnet hier darauf, daß eventuell die Dorfflur neu geteilt «ird, und zwar durchs Los! Diese Worte könnten leicht dazu verführen, an agrarkommunistische Zustände zu denken. Aber da es sich um Afler- pacht von Doinnnialland handelt, so wird auch unter dem mblov xijg r.tüpijs hier nur Domauialland zu verstehen sein, neben dem es Privatland gab. Es kam also vor, so scheint es, daß die verpachteten Domanialparzellen unter die Pächter durchs Los anders verteilt wurden. Und zwar zeigen die folgenden Worte ijxoi Txepl Stadciqpcicev jj >.ai rtegi rij<^v/ Ilokvöcvxtiav, daß dann die Parzellen von Nachbardörfem, wie cs Polydeukeia und Theadelpheia waren, durcheinander gewürfelt werden konnten: denn die Worte müssen doch bedeuten, daß Demas, der jetzt hei Polydeukeia seine Pachtung hatte, durch die Neuverteilung eventuell entsprechende Parzellen bei Theadelpheia erhielt. Jedenfalls ist der Text für die öijjioala yva^lu von großer Be- deutung.

Unter den folgenden Nummern seien .hervorgehoben der Antrag der Dorfbeamten auf Aussa.ntlieferung (21) und dann die an die ßißUo(p\)kaxeg iyxxxjatav eingereiebten Register von Baukurkimden (24 und 25). In der Bank((uittung 28a ist wieder diayga(<prj) zu lesen. Durch die Nr. 31 (und 36) wird die Einteilung des Hermupolites in nayoi bereits für 312 bezeugt.

Bemerkenswert ist Nr. 32, eine Steuerdeklaration vom J. 298, die ent- sprechend der Dioklotiauischcn Neuordnung an den censitor eingereicht wird. Nach einem anderen Text ergänze ich hier in b 9: änoygaxpofiai [t’x**]*' f*t[. Z. 101. iv T[jJ, seil. to,-tap;[/«.

Das soeben erschienene zweite Faszikel wird in Nr. 36 mit einer sehr interessanten Bittschrift an den Präfekten eröffnet (a. 312). Die bei- gefügte Lichtdrucktafel ermöglicht hier und da noch einen Nachtrag. So heißt es in der Einleitung (2 ff.): Td xokum^iva vtp ovdtvbg äkkov ccvaxÖTXXfxai ci fix] ivtö rotJ jiJoi’i/poO «eJpi; (= ävdgbg Vit.). Ich

glaube statt avägig vielmehr äväglag zu lesen (was mir Vitelli bestätigt), und dann ergibt sich die Ergänzung: ti jirj cttä [xijs ffijs ävöglag. Vgl. 17: Oji äxaxatpgov^xa ävögla. In 8 liest Vitelli jetzt

xaktaav statt xak&g. 11, f2 ist etwa folgendermaßen herzustellen:

(Mitteis) xf^v xdprj[i/J [(pvläffötj nrop’] aixm.

In 12 faßt Vitelli auf Crönerts Rat navtf rjftov als Dorfnamen. Hier- gegen spricht nicht nur, daß dies ein sehr eigentümlicher Name für ein

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II. Referat« und BeepiecIiuDgen

fi34

Dorf wäre, sondern auch, daß der Sohn des Petenten in diesem Falle in einem anderen als seinem Heiinatsdorf die Liturgie ausüben würde, was verboten war ( vgl. BGÜ I). Ich ergänze 'En(tyi [ro/jvuv Ziatilos oirolöyo,- h.'J7o'[v]ei. navtQfjfiov [ot’fftjs z^g xcüft]>;s 0Ü7 xerr’ ffto]s 9>opo-

Xtiyiav TW ifpwTKTw rafiiia wiewohl das Dorf (nämlich das vorher

genannte Dorf Theadel|)heia) ganz verödet ist, bringt der Sobn Zoilos doch als Sitologos, wie der Vater dem Präfekten stolz berichtet, dem Fiskus großen Ertrag ein. Freilich zieht sich der Sohn dadurch den Haß der spärlichen Bevölkerung zu, und daraus erklärt sich das Folgende, das ich so etwa ergänze (13): xal £x Tot’rou [gio^otipfvojs (od. ähnl.) fiij (pujjj j;[[pij]öi;TO£ £x z^g j'£[j']£vjjufvt/p x«r’ oi’rov alsovfjfoj xri. In 16 ist Vitellis Ver- mutung wohl sicher.

Das lateinische Datum in 31 hat Mitteis entziffert. Ich schwanke nur, ob die XVI Kal. dasteht. Das wäre gegen den Sprachgebrauch, auch passen die Spuren nicht ganz dazu. Ich glaube auf der Photographie zu erkennen: Aiu/g. COS.1. II/' XVI Kai. Sepiemhr(es). Damit wäre die vermißte Iterations- ziffer für das Konsulat gefunden, und der Teit stammt dann sicher, wofür schon Vitelli aus sachlichen Gründen sich entschieden hatte, nicht aus 313 oder 315, sondern aus 312. Freilich schreibt mir Vitelli, daß er II" nicht für richtig halte.

Interessant ist auch die Entscheidung des Präfekten: Es soll beim Kurator festgestellt werden, ob die junge Frau damit einverstanden ist, bei ihrem Manne zu leben (etwa [£i f-üduxef] rj avgßuöaei xtI. Durch diese Feststellung gilt die Sache offenbar für entschieden, denn wir wissen aus dem Dionysia-Prozeß, daß die Frau gegen ihren Willen nicht vom Manne getrennt werden durfte. Vgl. P. Oxy. II 237 VII 15; 29 etc.

Zu 37, 3 schlägt Vitelli vor: <(p£Tpw)> dixca'w ßata (= ßatva tVönert) i^anzjlxti. Aber ich sehe keinen Grund, die Überlieferung zu ändern, und eine Verschreibung ßutw für ßutvco anzunehnien. Bäioi' ist der Zweig der Dattelpalme (vgl. 1. Makk. 13, 51; Ev. Joh. 12, 13). Die Meßstange wird eben selbst ein solcher Pahnenzweig, von 6 Ellen Länge, gewesen sein. Mit 6ix(da wird nur gesagt, daß er wirklich 6 Ellen lang war. Hält man aber das Substantivum fest, so braucht man auch kein fUzgio zu ergänzen.

Nr. 39 ist wichtig für die Liturgienfrage. In dem neuen Titel (4) cvazdzrig (der „Bevollmächtigte“ vgl. die oilöinöis-Urkunden) ftiXXovai}g l(TOu[pj’£iv (pujA^j xßi (iXXav äp(p6öoii’ ist wohl hinter tpvXT/g der Name eines aaepoSov ausgefallen. Vitelli hat schon auf P. Oxy. I 86, 11 hingewiesen. Vgl. hierzu auch Mitteis, Archiv II S. 264. Mir kommt die Vermutung, daß man in diesem 0x3'rhynchostext I 86, 10/11 nach dem Florentiner, der gleichfalls ans Oxyrhynchos stammt, vielleicht lesen darf: Ei'erojrt'w <tu- (jTa[rt;] statt öu . ou[ ]) zfjg vuvi Xizovgyovarjg tpvXijg. Außerdem ver-

weise ich zur Sache auf BGU 958 c, 11: toü vvvl Xizovgyoivzog 'AitoXXmviov tlg vsav (= viov Radermacher) Xtizovg)'eiv näXtv fitXXoinog.

Zu 8 vermutete ich, daß hinter Miaopij die inayofiiuiäv Ttivze in der Lücke gestanden haben (vgl. meine Griech. Ostraka II n. 136, 354). Hierzu schreibt mir nun Vitelli, daß der besser geglättete Papyrus jetzt wirk- lich M£cfop]^ inf zeigt. Damit erklärt sich das x«l tf,s TZC/iTzt^g =

„einschließlich des fünften Epagomenentages selbst“, also bis Ultimo des Jahres.

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Für 9 schlage ich folgende Ergänzung vor: ov fi[^v ccllo xat öeSii^cu xal {(>;[») das sind genau 24 lettere.

Ein Unikum ist der Darlehensvertrag Nr. 44: statt Zinsen zu zahlen, gibt der Schuldner seinen Sohn dem Gläubiger in Dienst (a. 158). In den Schlußworten vermutet Vitelli die Bestimmung, daß im Falle der Nichtein- haltung dieser Bestimmung die Zinsen doch zu zahlen sind. Mir scheint die Wiederholung des Schuldkapitals in 27 eher darauf hinzuweisen, daß hier die Bestimmung über die Uückzahlung gestanden hat, die ja auch in diesen Bankurkunden nicht fehlt ( vgl. BGD 70, 645 etc.) Also etwa: [y. 7b di däi'fjov] (27) [täg ßpy(vp(bu) dpofjjjfjng cxaxbv ([7x001 &7to\[d(!>aovai xil. Im übrigen vgl. die AggiunU, die auch für die nächsten Nummern wesentliche Nachträge bringen. In 47 bringt das neue Fragment Gradenwitz vor allem das Datum, 25. Jahr des Caracalla = 217.

Ein schönes Stück ist der 121 lange Zeilen umfassende Teilungs- vertrag Nr. 50, der eine Fülle interessanten Details enthält. Namentlich für die Topographie von Hermupolis und dem Hermopolites ist er sehr ergiebig. So erwähnt er z. B. für die Metropole (97) roö kt^oavQonov dföfiov '€pf»oO ■9(oü xQigneyäkov. Dies erinnert mich an die berühmte Tempelbeschroibung Strabos (XVII p. 805 Gas.): Karä tigßolrjv vtji/ tig ib xiiicvog li&oazQioröv lariv iSaqiog xaXihai de toöto dpdpoj xil.

Nr. 55 und 56 (ebenso später 6)S) sind wertvolle neue Parallelen zu BGU 578 und 614.

Vielleicht noch wichtiger ist Nr. 57, die von der Befreiung von den munera nach dem 70. Lebensjahre handelt. Leider sind die kaiserlichen Erlasse, die an die Spitze gestellt sind, sehr schlecht erhalten. In Z. 3 vermute ich roig ilß]doftrjxovra htj ßcßitoxöai (vgl. Z. 56), was Vitelli mir als „möglich“ bezeichnet. Um sein Alter zu beweisen, reicht der Petent (Z. 67 ff.) Abschrift der Urkunde ein, durch die er einst in die Epheben eingereiht war. Hierin war nämlich sein Alter ganz genau, bis auf den Tag angegeben, denn so glaube ich die bisher noch nicht gedeuteten Abkürzungen der entscheidenden Worte (78) "Hqatv ’Avr<avü\xog \ roO Flu-

viaxov 'Ak^attvg) ^ i6 ij deuten zu sollen: (früe) tS ^fi(ig<öv) jf.

Aus der Erwähnung des ß ygäfiuatog in Z. 74 schließt Vitelli in den Aggiunte p. XV, daß also auch in Hermupolis wie in Antinoe (und Alexan- drien) die Stadtteile mit den Buchstaben benannt gewesen seien. Dies würde zu allem, was wir bisher über die Quartiere von Hermupolis wissen, im Widerspruch stehen. Ich glaube, daß die vorliegenden Worte sich

gar nicht auf Hermupolis beziehen. Unser Petent war ein .Alexandriner (28: ’Jt/xiaxQaxCov xoi xal 'AkOatitog), und in Alexandrien wird auch die Ephehenaufnahme stattgefunden haben, auf die in 70 ff. bingewiesen wird. Vor allem lernen wir, daß der Präfekt die Aufnahme der Epheben besorgte.

In der Bitt.schrift an den Epistrategen (Nr. 58) ist noch unerklärt Z. 3 ]«orarijs. Ich schlage vor: 'U cä/cü|0ts uov ()('a]jtora ünh aov imgektvatiag xxk. Zu 6{a:ioxa vgl. 14. Das folgende Wort ist noch strittig (vgl. Aggiunte p. XV). Aber den Schluß der Periode hat Mitteis unter Billigung Vitellis f;j(i ttjv <5f»j0tv gelesen. Ich vermi-sse hierin noch das notwendige Demonstrativum und emendiere daher ?xti xx^vSi <(tt)v di^yatv:

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II. Referate and Beipiechungen

eine mustergültige Haplographie! In Z. 10 vermute ich: lomä li; üanoga 7unaXtXol[7Ctt\ai ov fiövov roaavxa.

Dos kleine Fragment Nr. 59 stammt, wenn ich nicht irre, aus einem Antrag auf ärztliche Untersuchung. Bekannt sind die Atteste, die dtjfioaioi iaxgol über Verunglückte, auch über Tote ausstellen. Vgl. BGU 647, 928, Oxy. 1 51, 52, III 476. In diesen Attesten sagen die Ärzte meist, daß der Stratege auf Grand eines ßtßXläiov von Seiten der Verletzten sie durch einen seiner vnijghat aufgefordert habe, die Untersuchung vorzu- nehmen. Ein solches an den Strategen gerichtetes ßtßXUiov ist uns bereits in Abschrift bekannt: Oxy. III 475. Ich glaube, der Florentiner Text ist ein zweites. Ira Eingang wird die Mißhandlung beschrieben. Z. 2 ergänze ich »)[xf]aoTO, in 3 x«r« röv nlev[(MÜ>', 4/5 etwa xivöv-

vEi'oi']tos fiov *o[iJ nrip’ oviov dia(poi)vfj[^6ai (= sterben). Das Petitum würde etwa lauten (7 tf.): ävay^aiatg aoi rode ßißXtlöiov

iüv ccnoiccl«! tva| r[äv] Jttgi ae •bitrigtzcbv äjtu [dTjpocfcij

iargä (?) (oder vielleicht besser, wie Vitelli mir jetzt vorschlägt, unoxagca öi)fi6atov Uczgbv ßfj« £vlj T[m'J xrl. und hinter ufia vielleicht eine Zeitbestim- mung) onag . . . .] |... tj^v ntgi ifU dut&cOtv xo[ivßg. Vor rrjv etwa der Begriff imOicogijaavTig. Am Schluß dann ngoetpcm’tjatoat. Der Petent will dann die amtliche Auskunft zu einem Prozeß gegen den Übeltäter be- nutzen (11) npos] 6vvao9ed fua (= fu) ri/g 7tpo[sip<i)VTia£(i)s xri. und in 13: l'vu nii äfiägivgov p, öiU[«.

Ein Glanzstück der Sammlung ist das Prozeßprotokoll Xr. 61. Da meine Verbesserungsvorschläge zu dieser Urkunde bereits von Mitteis in dem diesjährigen Bande der Savigny- Zeitschrift vei-wertet werden, so beschränke ich mich auf den Hinweis auf diese Arbeit, die die juristische Bedeutung der Urkunde in ein neues Licht rückt. Nmr meine Vermutung zu dem rätselhaften aveg in 28 sei schon jetzt raitgeteilt. Indem ich annehme, daß das Wort ö[avtto]x67tov erklärt werden soll, schreibe ich: tof] fi'Oddt xk- Xovvzai o\ [ dtd]«v<(£ixdT)>es ix 7ioll[üv j;pdJ[v]<B[cJ.

In der Rechnung über die Löhne von vuxmtfyoi (69) bede\itet das tx vor dem Lohnsatz nicht ixitiatto), wie Vitelli vorschlägt, sondern ebenso wie oben S. 532 ix, im distributiven Sinne.

In dem Vertrag Xr. 70 (VII. J.) ist von Interesse, daß zwei Grund- stücke mit koptischen Namen genannt werden. Die Lesungen (nach Wes- sely) scheinen mir freilich, soweit ich dem Faksimile trauen darf, nicht ganz korrekt zu sein. Den ersten Namen lese ich ncA?BHOV, nicht MAeBMOT, und den zweiten IlUAr 'KAC, nicht iiuamkac. Der Punkt zwischen y und x ist wohl gleichwertig mit dem Häkchen, das sonst zwi- schen Doppelkonsonanz in dieser Zeit steht.

Die mächtige Li.ste von Grundbesitzern des hermopolitischen Gaues aus Hermupolis imd Antinoö (IV. J.), Xr. 71, ist nicht nur wegen der zahl- reichen Standesbezeichnungen *), sondern auch wegen der Namen von Interesse. Wir begegnen da unter den 'yhnivoiztxa dvöftaza (488) einer ganzen Reihe von Kombinationen des göttlichen Antinoos mit anderen Göttern, wie ’Afi-

1) Für ißpißis (neben äßäxztjg ab actis) weiß ich keinen anderen Vor- schlag als Glcichsetziing mit o breziis, wobei ich brevium siipponiere nach dem häufigen ßfioviov (Lond. II S. 292, 9; 310,1; 311,1. Gen. 63,2).

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Ulrich Wilcken: Papyrne-Crknnden

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/ta>vcevr(vooc, '€pp«t^7voos, ?ftxavzivoog und Br^aavrCvoog. Dagegen ist Jixav- rlvoog (ö60), wie mir Vitelli bestätigt, verlesen fttr NhuiitCvoos- Unter den von Wemicke bei Panly-Wissowa I 2441 znsammengestellten Haupt- typen der Darstellungen des Antinoos finde ich nur den Antinoos als Hermes, d. h. also den '€ppoi>i5'ooj wieder. Vielleicht würde es sich verlohnen, daß die Archäologen die obigen Göttermischungen bei der Interpretation der Antinoostypen heranzBgen. Der zuletzt genannte Name Brjactvxlvoog ist aber auch insofern noch von besonderem Interesse, als er auf den Gott hinweist, der an dieser Stätte geherrscht hatte, ehe Hadrians Liebling ihn verdrängte. Vgl. Helladius in Photios bibl. cod. 279 fed. Bekk. p. .529*’ 25, 535’’ 39 ff.). Eben daraus erklärt sich das auffallend häufige Vor- kommen von Namen wie Bijaäg, BrjOovg (f.), Bijau^ltav. Auch mit anderen Göttern als Antinoos erscheint Bes hier verbunden: BijOttfiiuiv und BijaBigog (808; so ist aber sicher auch in 591 zu verbinden statt Brjg Slgov). Der Gott selbst wird übrigens in BGU 387 II 7 Bfjaig genannt. Wo die Form Bijaäg erscheint, beruht sie wohl auf Verwechselung mit dem weit verbrei- teten Hypokoristikon Bijoöj (Abkürzung für BijOoSagog o. ä. ). Wie ich schon öfter hier betont habe, spiegelt sich auch hier wieder in den Namen der Bevölkerung ein gutes Stück Geschichte. Übrigens wird der Name des Dichters Brjaaviivog, über den Knaack bei Pauly-Wissowa III Sp. 324 handelt, aus Brjeairtlvoog verdorben sein. Sicher ist das nicht ein Ethnikon, wie Knaack meint, der den Eigennamen für ausgefallen hält.

Unter Nr. 75 begegnet uns die interessante Urkunde über den Transport des Kanons nach Alexandrien, über die nach einer früheren Publikation schon oben S. 305 berichtet worden ist. Vitelli meint, dafi in Z. 5 für das von mir nach der Münchener Parallele vorgeschlagene xai'öi'os kein Platz sei, und will nur [Tfjj] ergänzen. Aber nach Taf. XIII ist der Raum

für rr/g zu groß. Ich vermute daher, daß [xcv Tijg] dagestanden hat.

Xr. 79 ist für die Ephebenfrage von hohem Wert: ein Vater meldet seinen Sohn an zur Aufnahme (iTgr.gioig') unter die Epheben. Vorbedingung ist, daß er selbst Ephebe gewesen ist (Z. 4) diese Aussage wird daher be- schworen (Z. 20) und zu der privilegierten Klasse x&v ütio toO yvjivu- alov gehört (25), und daß der Sohn aus einer legitimen Ehe mit einer freien Metropolitin stammt (21). In Z. 1 scheint mir der Adressat 'Egfiij- alK)\yi zu heißen, nicht '£pgeiV<i>[i. In 4 scheint mir die Jahreszahl x, die Vitelli vermutet, sicher zu sein. In 10 lese ich statt £4a[io]v, das auch Aütelli schon für unsicher erklärt hat, vielmehr tovj [v]o. Dann ergibt sich von selbst die Verbindung dieses zovg mit iquijßov in 12, wofür i(prj- ßovg zu lesen ist; dann kann aber auch in 10 nicht tiptißo\i> ergänzt wer- den, \vie Crönert vorschlug, vielmehr wird man oüröl»' zu ergänzen haben, womit dann der an die Spitze gestellte Akkusativ Top viov gov xil. in ungeschickter VVeise wieder aufgenommen wird. Zumal mir Vitelli zustimmt

und jetzt sogar «[ürojv zu erkennen glaubt, fasse ich hiernach das Petitum folgendermaßen: 7topo[d£jfffr;i'c<( (Vit.) ]o[i)tö]v iig roiig [t]6

geopog . . [ligxgipoftipovg?] itptjßovg. Die Zeilen 12 16 verstehe ich noch nicht, ln 13 Schluß sehe ich IIvBiovt Derselbe Name wohl auch in 14: 77t'ff[7otJ.

Über 92 habe ich bereits oben S. 307 berichtet. Auf Grund des bei-

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II. Referate und Beeprechungen

gegebenen Faksimiles (Taf. XV) muß ich jetzt aber meine Vorschläge z. T. andern, da ich anders lese. In Z. 6 steht nicht fitu’* , was ich mit juii- n^tygätpHv) zusammenhrachte, sondern per«« , und dies bestätigt mir jetzt Vitelli. Danach vermute ich Folgendes; '£«r napaxävrcri

itfovgai x, ueittn(uQii9t<l&i) ^aguniädi. Der Sinn ist ja klar, wie auch Vitelli sagt, daß nämlich diese Arureii auf Sarapias umgeschrieben werden sollen. Da nun die Tätigkeit des Eintragens durch die angeredeten ygafi- fuiuig mit nagazl&ea9ai ausgedrückt «drd (vgl nagaKä>i>iai ), wofür es auch sonst viele Belege gibt, so scheint es mir richtig, für die Änderung der Eintragung das Verhum (iiTanaQari9ia&ai zu bilden, wenn die Lexika es auch nicht kennen. Unklar bleibt mir noch der Anfang von 7. Meinen Vorschlag catb ro(0) tt(vTOü) ^pöCrov), den Vitelli aufgenommen hat, ziehe ich zurück, da das Faksimile eine andere Lesung verlangt. Jedenfalls steht nicht o(üiov) da. Sachlich ist auch einzuwenden, daß vorher gar kein genannt ist, auf den es zu beziehen wilre. Ich lese etwa «rtö

O

TagxQ und denke dabei an einen Ortsnamen. Das Folgende möchte ich dann so auflösen: 'rjr(fp cov) la^övt(is) rij xa9tjx(^ovaag') oixovo- fiC(ag), oixovofi(7/aau) d>s xa{hjx(et). Ahkürzungen wie u) für tj*t(£p mv), wo Präposition plus Relativpronomen als ein Wort gefaßt ist, kommen vor.

Ich besinne mich auf ay (£vö’’(ou).

In 93 haben wir zum ersten Mal eine Scheidungsurkimde aus später christlicher Zeit (569). Die jüngste war bisher P. Grenf. II 76 von a. 305/6. In dem gleichfalls aus dem 6. Jahrhundert stammenden Heiratsvertrag CPB 30 tritt das christliche Element viel stärker hervor als in dem Flo- rentiner Text. Ich würde übrigens in Z. 7 nicht Tavztjg tf/s KaXXiTroXUeog) ’^vrivoimg schreiben, sondern xakXin6k{t(og). Es ist dies doch kaum als Eigeuuame aufzufassen, wie schon Z. 9 zeigt: ßjtö tfjs trür^S 'AvTi{voia>v') ^Tokftog. Vgl. hierzu unten S. 565 zu P. Lips. 45, 13.

Die Bemerkung über fjCTiXüö in 100, 3 wird durch Stud. Pal. V 59, 4 (und sonst) widerlegt: rctoxopou roü ptyciloe 2^aga7ttdog i7trt([xü|ö ktiö Oi[pa]r(cäv.

Den Schluß machen die ausgezeichneten Indices, ohne die eine solche Publikation wissenschaftlich verloren wäre. Mit unserem Dank für die große Sorgfalt, mit der diese ausführlichen Indices behandelt sind, wollen ^vir die vorläufige Besprechung dieses Werkes beschließen, das die Papyrus- kunde so wesentlich gefördert hat.

V. Uorp. Pap, Hermop. (vgl. S. 502).

C. Wessely legt hier den ersten Teil eines „Corpus Papjrorum Hermo- politanorura“ vor, in dem zunächst Urkunden, die sich auf die Verwaltung der Stadt Hermupolis Magna beziehen, zusammengestellt sind. Den Haupt- stock der Publikation bilden die der Rainer-Sammlung angehörigen bermo- politanischen Akten, vor allem die Ratsakten, auf die wir schon seit langen Jahren gespannt waren. Daß wir sie nun endlich lesen können, dafür sagen wir dem Hcrausgeberx unsem aufrichtigen Dank. Ob die Zeit schon gekommen ist, die hermopolitanLschen Akten zu einem Corpus zusammen- zufassen, darüber kann man anderer Ansicht als der Herausgeber sein;

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Ulrich Wilcken; PapyraB-Uikunden

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wissen wir doch, daß gerade in den letzten Jahren große Mengen yon Texten aus ESmunen in die PapTrussammlungen gewandert sind, die erst zum kleinen Teil ediert worden sind. Uns will es daher wünschenswerter erscheinen, daß Wessely lieber in der Publikation der reichen Wiener Be- stünde aus ESmunen fortfährt, ohne sich durch die Rücksicht auf die anderen Sammlungen auf halten zu lassen. Was in dem vorliegenden I. Teil außer- halb der Rainer-Sammlung mitgeteilt ist (P. Amh. 70 und 124 und 2 No- tizen aus dem Kairener Museum), ist so unwesentlich, daß er sich dadurch zur Einhaltung seines Programmes kaum verpflichtet zu fühlen braucht.

Die Bezeichnung Corpus ist auf jeden Fall für den vorliegenden Band wenig geeignet. „Corpus“ ist nun einmal durch Mommsen ein besonderer Ehrentitel für Sammlungen geworden, die in wissenschaftlich tief begrün- deter Anordnung des Materials möglichst abschließende Editionen der ein- zelnen Texte bieten. Wessely dagegen gibt, wie er selbst in der Einleitung andeutet, völlig ungeordnetes Rohmaterial. Wenn also nach unserer Auf- fassung des liegriffes „Corpus“ ein Corpus papyrorum HormopoRtanarum hier nicht geboten worden ist und auch ülterh.aupt noch unmöglich ist, so ist doch die Frage nicht unberechtigt, ob nicht auch in einer vorläufigen Editio prineeps schon mehr hätte gegeben werden können als hier geschehen ist, ziunal Wessely diese Rainer-Papyri, wie er in der Einleitung mitteilt, schon seit ca. 20 resp. 10 Jahren unter den Händen gehabt hat. Unwillkürlich vergleicht man damit, was z. B. Vitelli in den wenigen Jahren seit der Begründung der Florentiner Sammlung aus seinen Texten gemacht hat! Gewiß wäre es unbillig, wollte man Wessely daraus einen Vorwurf m.achen, daß er nur Provisorisches bietet; ist doch überhaupt noch keine abschließende Editio prineeps auf unserem Gebiet geleistet worden denn wir sind Sünder allzu- mal. Aber es wirkt doch überra-schend , wie in dieser so lange erwarteten Herausgabe der Hermopolitaner Batsakten so wenig getan ist, um dem Be- nutzer die wissenschaftliche Verarbeitung zu erleichtern. Auf eine „ge- schlossene Anreihung der einzelnen Stücke“ hat Wessely verzichtet und hat oflenbar nach dem Vorbild der Berliner Museumspnblikation die Texte (autographierti gegeben „auf einseitig bedruckten Blättern, die eine spätere Verschiebung erlauben, wenn sie nötig erscheint“. Aber der Not- behelf, <ler sich bei der Publikation einer ganzen Museumssammlung als praktisch erwiesen hat, hätte doch hier vermieden w'erden können, da es sich um eine geschlossene Gruppe eng zusammengehöriger und vom Heraus- geber leicht zu überblickender Texte handelte, umsomehi', da Wessely die Hauptma.sse der Texte schon 1888 „druckreif“ gehabt hat (vgl. Einleitung). Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis (p. V/VI) zeigt, daß eine sachliche Ordnung wohl angestrebt, aber nicht durchgeführt ist. Zu der Tran- skription der Texte aber, die erfreulicherweise mit Akzenten und Spiritus gegeben sind, ist nichts hinzugefügt als Angaben über die Maße der Papyrus- stücke, die Klebungen, Faltungen etc. und die Verschiedenheit der Hände. Dagegen finden sich keine Anmerkungen, die darüber Auskunft gäben, ob die Ergänzungen im einzelnen Falle auf Parallelen beruhen oder nur auf Konjektur, keine Hinweise auf analoge oder widersprechende Angaben anderer Texte, keine Erklärungen zu den grammatischen Konstruktionen, die um so nötiger gewesen wären, als der Editor weder Interpunktion noch große An- fangsbuchstaben zu gebrauchen pflegt. Vor allem vermißt man eine Aus- ArchiT f. Papjrraifortchtins 111. 4. 36

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f)40

U. Keferate uad Besprechungen

rechnung der im Text gegebenen Daten, wie man dies jetzt doch überall findet; auch die Indices (imperatores) geben keinen Ersatz. Ja, bei den Stücken, die keine Daten enthalten, ist überhaupt kein Wort über die Zeit gesagt! In den wenigen Fällen, wo schon früher publizierte Texte wieder- gegeben werden, ist nicht einmal immer angegeben, daß sie schon publi- ziert sind und wo sie publiziert sind. So fehlt es z. B. bei Nr. 66 und 125. Bei anderen der Art fehlt wieder jeder Hinweis auf die Arbeiten, die inzwischen zur Erklärung dieser früheren Publikationen beigetragen haben (vgl. Nr. 119 b VII und die .A.raherst- Papyri). Das Einzige, was Wessely für die Erklärung beigetragen hat, ist der Index comm quac ad urhis ad- ministrationem pertinent etc. auf p. VH/XXVI, und dieser (leider ohne .\ngabe der Zeilen!) hat sich auch nicht immer als zuverlässig erwiesen. Man prüfe z. B. die Angaben unter 'Ertipajpi auf p. XIII.

Wenden wir uns von der Form der Darbietung zum Dargebotenen selbst, so ist viel Neues und Erfreuliches vor uns ausgehreitet. Die Grund- zuge des Bildes, das beim Lesen uns vor Augen tritt, sind zwar schon durch Publikationen anderer Sammlungen gegeben, aber diese Rainer-Papyri fügen im einzelnen noch manche neue Farben hinzu. Diese Texte, die fa.st sämtlich der Zeit des Kaisers Gallienus angehören, zeigen uns vor allem den Rat von Hermupolis in seiner Tätigkeit: da sind Fragmente, leider meist un- bedeutende, von Sitzungsprotokollen des Rates (vgl. BGU 92.Ö aus Herakleo- polis, ferner den Text von de Ricci über Antinoe s. unten S. ö5.5f.; einen weiteren aus Antinoe werde ich demnächst herausgeben); da sind Schreiben des Rates an den Kaiser (5 und 6) wie andererseits an den Strategen (52) und einen Agoranomen (102); da sind Berichte der vom Rat gewählten Curatoren {iinpthjxut) über ihre Tätigkeit (7, 10, 28 51 etc.), Berichte

des ikaio^vxijg an den Rat über den Ölvorrat im Gymnasium (57 65);

ferner Zablungsanträge jener Cm-atoren (vgl. 66 68 etc.) und Anträge von Athleten auf Remunerationszahlung (vgl. 54— 56, 69, 70, 118) sowie entsprechende Zahlungsanweisungen von Seiten des Rates (vgl. 78, dazu unten S. 54.5 und 94). Diese imd zahlreiche andere Texte lassen uns einen

tiefen Blick tun in die durch den Rat geleitete Finanz Wirtschaft der Stadl.

Sie zeigen uns aber auch, wie trotz der scheinbaren Autonomie tatsäch- lich alles vor den römischen Beamten sich beugt, die ihnen auf den Nacken gesetzt sind, und in Devotion vor ihnen erstirbt Andererseits sind ein Zeichen der Zeit diese .411erweltsathleten, die mit ihren Titeln prunken und die städtischen Kassen aussaugen. Nehmen wir hinzu den furchtbaren Steuer- und Liturgiendruck, der überall hindurchschimmert, so sind das Züge, die uns das Bild dieses Jahrhunderts der Decadence vervollständigen und allgemeine historische Bedeutung haben.

Zu den folgenden Beobachtungen, die ich bei der Lektüre gemacht habe, bemerke ich, daß ich lediglich auf die Transkription des Editors an- gewiesen war, da Reproduktionen nicht beigefügt sind. Meine Ausführungen wollen also meist nur Vorschläge sein, die am Original auf ihre Zulässig- keit zu prüfen sind.

In dem Brief an den Kaiser Gallienus Nr. 5 ist am Schluß von Z. 3 ■IuIqiiv\ zu ergänzen, denn das Schema des Präskriptes von Briefen an den Kaiser lautet: Avxo*qiiOfi 6 äiiva jrafpeu' (vgl. z. B. P. Oxy. IV 705, 20), abweichend von dem Brauch der Ptolemäerzeit. Vgl. Hermes

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Ulrich VV'jlcken; Papyrug-Urkunden

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XXII S. 4 ff. Wessely ergänzt die Absender: 'CpftotircJiUfcos fteyaiijg oi cp;[OVT{g ßovlrj dijfiog dt’ yit’pjjlfou] [77]louT^(Bi'[og. Hier wüßte man gern, ob das auf einer Parallele beruht, oder ob es nur Konjektur ist. Im ersteren Falle würden sich wichtige historische Schlüsse daraus ergeben. Denn es wäre doch sehr auffallend, wenn wirklich Aurclios Plution offenbar der- selbe, der hier auch sonst in einer überragenden Stellung als xgaudrog äovxrjyäpios, also als römischer Prokurator erscheint als Vertreter der äpxovug, der ßovhj und des STjjiog von Hermupolis an den Kaiser schriebe! Sollte Wessely aber in den noch unedierten Akten dieser Sammlung keine zwingende Parallele haben, dann wäre es richtiger auf eine Ergänzung zu verzichten, da es der Möglichkeiten verschiedene gibt. Jedenfalls scheint mir der Artikel ot vor äpjjovTtg fehlerhaft. Vgl. 119 V 1,10.

In dem Sitzungsprotokoll 7 I, 9 schreibt Wessely: (') ooiuave (’)

'Hoaxldufiav (') 7/p(ixldfifi[(av ö] xßt Ätfparefojv tlniiv). Daß ihm die inter- essante Beziehung zu P. Ozy. I 41 nicht entgangen ist, fand ich nachträg- lich im Index p. XXVI. Bekanntlich findet sich dort in den Akklamationen des diifiog von Oxyrhynchos (um 300 n. Chr.) häufig das rätselhafte Wort (üxuiavai oder auch (axuaveu. (irenfell-Hunt fühlten sich weder von oi Katavi noch von ’Slxiavi befriedigt, und v. WUamowitz dachte an ägyptischen Ur- sprung. Der Wiener Text bringt uns nun wenigstens insofern einen Schritt vorwärts, als er auch für den P. Oxy. die Form mxtave sicher stellt, denn da der Wiener Text im Gegensatz zu dem vulgär geschriebenen Oxyrhynchos- text durchaus in korrekter Orthographie geschrieben ist, so darf man bei seiner Schreibung (oxtavt keine Vertauschung von Vokalen annehraen. Hier- nach wird man an beiden Stollen, in den Akklamationen der Volksversamm- lung wie denen der ßovXi], kaum zu einer anderen Deutung als ’Slxeavi kommen können. Ich würde also in dem Wiener Papyrus schreiben: Tä>v ßovXevrmv ßoriad?]vza>v ,,'Slxeave '//pcxlaggtav“ 'i/paxlßgp[<i)v 6] xoi Z’a[panitav iijt(tv)' Was aber eine solche Anrufung des Gottes Oceanus hier heißen soll sowie in Verbindungen wie: ’J^xeavI 7rQvrayi,'Slxcave 66;a n:<il£tü[s], ’^ixrorf zfiiioxopf o'piorortolft« usw. (Oxy. I 41, 4), das mögen andere er- klären. In den erhaltenen Akklamationen des römischen Senates (vgl. s. v. in Pauly-Wissowa), die sonst so viele Beziehungen zu diesen Volksakklama- tionen aufweisen, habe ich nichts Ähnliches finden können, ebensowenig in den griechischen Protokollen von ßoviai (vgl. Th. Eeinach, Bull. Corr. Hell. 1898, 642 ff.).

Endlich noch eine Vermutung. Durch eine Festrede von Georg Rietschel wurde ich darauf aufmerksam gemacht, daß in der alten christlichen Kirche während des Fürbittengebetes des Diakon die Gemeinde, besonders auch die Kinder, die Worte xv(>u iUjjOov in vielfachen Wiederholungen dazwischen riefen resp. sangen oder auch schrieen. Vgl. G. Rietschel, Lehrbuch der Liturgik I (1900j S. 281, 300 und nanientiich 358 ff., worauf ich durch die Güte des Verfassers hingewiesen wurde. Darf man solche Zurufe des Volkes in der christlichen txxljjofa gewissermaßen Akklamationen an Christus vielleicht trotz aller auf der Hand Regenden Unterschiede doch damit in historischen Zusammenhang bringen, daß, wie P. Oxy. I 41 uns ge- zeigt bat, auch in den profanen ixxXi]eiai das versammelte Volk Akklama- tionen zu machen gewohnt war?

In 7 U, 3 wird der derzeitige Prytan bezeichnet als Äovxpßrioöioö

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II Referate und Besprechungen

■ninio6ovil*.ov aXchzov ä[auvt]|(a(jrou. "-/Iffmoj ist hier zu fassen in dem Sinne von avixijzos wie bei Dio Chrys. Or. 28, 290: ov jüp cxiivog äliiTZZog. Dieselben Titel olriTCTo; äavvt'^oiazog begegnen bereits nebeneinander in In- schriften (CIGr. III 5912 und 5713 aus Hom), die von einem Athleten aus eben unsrem Hermupolis handeln: M. yii'pijliog o xai

'E(/[i6dtoQog viarxOQOg zov fuyälov XaQÜniSog VfitJavdptüj 'KgfionoXizijg ztaynija- TiooiTjj ntQtodovclxTjg äliiTtzog davvigaazog. Offenbar bat Wessely seine ErgUnzung von ö[«trt'£]5£Ö(yTOv diesen Inschriften entnommen. Aber warum wird der Leser mit diesen auch sachlich interessanten Parallelen nicht be- kannt gemacht?

In Z. 19 ist ngog ^ziö^ vozCvm n'jrjtj zu emendieren. In 20 dürfte statt [orjxm vielmehr [Idx]xu zu ergänzen sein. Vgl Z. 16. In 23 hat Wessely mit Unrecht frtl QitoQijaiv getrennt, denn iTti9t(aQiiv ist der be- kannte terminus technicus für das Inspizieren (z. B. in den ärztlichen Be- richten, vgl. auch hier 7 III 5: Man hat daher etwa

folgendermaßen zu schreiben: Mtza zavzzjv rijv] üpijfftv ytväutvoi

tig jrtopfov... Vgl. zu dieser Konstruktion die nächste Ko- lumne 7 III 4: j'£väp[evoi df £]if Itfpov jfu[p/oi'.

Nach den Bruchstücken von Sitzungsprotokollen, bei denen von be- sonderem Interesse ist, daß auch ein {nlzgonog, ein rümischer Beamter, darin das Wort ergreift etwa der Aurelius Plution? , kommen wieder Frag- mente von Inspektionsbcrichten.

In 28, 12/13 liest Wessely: n [3 I] de im [und] p/i'oi öpj'dvm. Das ist: jt[pöj] rw [|3o]p/i'0j öpydvM.

Nr. 30 läßt sich mit Hilfe von 7 II noch besser herstellcn. Wessely hat nicht bemerkt (vgl. auch die Indiens), daß wir hier die Subskription der beiden Inspekteure vor uns haben, deren Bericht in 7 II und III publiziert ist. Es ist an den Originalen zu untersuchen, ob 30 vielleicht unterhalb von 7 III gehört. Ich ergänze Z. 7 nach 7 II 5: .'feJpiJ<l(io;) lfu,uwv[ioj 5 Kctl rioXväevKtjg xo]ö((U7jT£vaa5) |?oul(£UTlis) 'E[pfiov :z6Xttog und in Z. 9: ylv()tjX(iog) |^(d$xopo$ ^logKÖpov ^EqiiuIov xrl. iiziSiSaxa xz)..

In x]aT07to (31, 6) steckt offenbar wieder der Begriff xazajz^tjffig. Vgl. 7 n 7.

In 45, 6 wird ött)[f]pus r.u lesen sein.

Das sehr intere.ssante Schreiben des Rates an den Strategen (52 I) ist offenbar nur ein Brouillon, wie die zahlreichen Versuche, den Text zu bessern, w'ahrscheinlich machen. Der Stratege hatte, im Widerspruch mit kaiserlichen Befehlen (wie der Rat versichert), gewisse Abgaben von ihnen eingetrieben. Der Rat hat sich darauf an den Präfekten gewendet mit der Bitte, daß das unrechtmäßig Eingeforderte nicht etwa zurückgezahlt, sondern ihm für andere Posten gutgeschrieben würde. In Z. 3 Schluß ist notwendig [-^«/psir] zu ergänzen, in 8 wahrscheinlich yojpoloy/as. In

13 wird «wßirlf i]!- abhängig sein von dem vorhergehenden imxiigrjal. . . In

14 kann der überlieferte Text nicht richtig sein: etl'ri<piaäfte9a agig zb (i/j£i>o[fJ aizov (des Präfekten, vgl. Z. 10) [«]|ioüi'tfs Ttagaöcyßijvat xrl. Da zzgbg zb g/y£ffof weder mit t<f>tj<piaä(t[9c< noch mit «|<oCi>r£c verbunden werden kann, so muß das betreffende Verbum ausgefallen sein. Also etwa: iit’tj(f!taäui9ü <(x«za(pvyeiy^ rrgbg zb /it'yt9og. Interessant ist zu sehen, wie das im ersten Entwurf mißglückte ei'äözt (25 und 30) nachher ver-

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Ulrich Wilcken: PapyruB-Uikiinden

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bessert wird zn Tv’ ttöyg. Ähnlich wird AvtvKQoxögcov (26) nachher

verbessert zu Avrongürogi y.al xü^irt (32) nach Wesselys Deutung. Aber das letztere kann kaum richtig sein. Ich vermute, daB AvToxparoftxiji resp. Avzoxpuiogixai<(^g / jrc<pi^(J>t zu lesen ist.

ln 53 (S. 21) ist von hohem Interesse, von einem Ratsbeschluß zu hören, der i^ii zov xportlöion dotixtp’apiov, also, wenn nicht gar unter dem Vorsitz, so doch mindestens in Gegenwart jenes römischen Prokurators Plu- tion gefaßt ist. Für die Frage, in welcher Weise die kaiserliche Regierung in die Scheinautonomie dieser Städte eingegriffen hat, sind diese Texte sehr lehrreich. Zum Pintion vgl. S. 545. In 14 kann nach dem zur Ver- fügung stehenden Raume wohl kaum anders als i'iftigag [rpfijp ergänzt werden.

Nr. 54 ff. bieten wertvolles neues Material für die Agonisük jener Zeit. Die Sieger bezogen 6il/(övia (monatlich 180 oder 200 Dr.) aus der städtischen Kasse der Heimat. Der Hermopolit Aurelius Leucadius hat u. a. auch in Sidon einen Kampfpreis gewonnen, das hier als xuliuvia bezeichnet wird. Sidon war Kolonie seit Elagabal. Vgl. Eckhel ill 371. 387. Mionnet V 384 ff.

Die nächste Gruppe, 57 ff., ist wiederum interessant für das Gymnasial- wesen. Es sind Berichte des iXaioivzt/g, der gemäß den Befehlen des Epi- strategen dem Rat allmonatlich darüber zu berichten hat, an welchen Tagen ävaltiigia gewesen ist, d. h. das Öl gefehlt hat. Von besonderem Interesse sind dabei die Angaben über die wechselnden Gymnasiarchen. Die Frag- mente hätten in strenger (chronologischer Folge geordnet werden sollen. So gehört 60, Schluß des Berichts über den Pachon, hinter 62 I, und 6 5, über den Phamenoth, hinter 59.

Nr. 66 ist das Liquidationsgesnch eines algt&ivzog vjzö zijg xgaziaz>ig ßovX^g tig iTttjAXciav ngoxavOzag 'Adgutv&v ■0'fpgtöv ßaX«i>t{cov. Solche iTXififXzjzal, denen die cura eines Verwaltungszweiges übertragen ist, kannten wir auch früher schon. Wie ich seit einiger Zeit annehme, ist auch der Beamte, der die Rechnungen des Jupiter Capitolinus-Tempels in Arsinoö verfaßt hat (BGU 362), ausschließlich ein solcher imittXrjzrjg, und hat gar keine Priesterqualität. Vgl. namentlich p. Ill und V. In II 17 und fr. III 5 ist mit Preisigke np);t(tpoi£Üo«(:) herzustellen: welche ägjugiaavvii sie früher bekleidet haben, wissen wir nicht. Jedenfalls schrieben sie diese Rechnungen nur als aigc&ivzeg {mb zijg xgazlaztjg ßovXtjg tig tniftiXiiuv tdiv jrpoöi/xrivrtoi' 9tm All KamztoXUa, stehen also dem Obigen durchaus parallel. Hiernach sind die Ausführungen von Walter Otto zu korrigieren, der noch auf dem alten Standpunkt steht (Priest u. Tempel I S. 51 etc.). Da nun ein griechischer Ratsherr die Rechnungen geschrieben hat, so kann auch seine Bezeichnung des ZoUxog als nerrpeeop nicht mehr als Argument gegen den römischen Grundcharakter des Jupitekempels gelten. Nr. 66 ist, wie oben bemerkt, schon in den Denk. Wien. Akad. XLII S. 9 An. 2 publiziert. Dort hat Wessely in Z. 1 hinter ägxolo? ein xal ergänzt was gewiß richtig war. Ein Widerspruch zwischen beiden Publikationen findet sich in Z. 16. In der früheren steht in der jetzigen [^id]. Wie ist

das zn erklärend Hat der Papyrus inzwischen gelitten?

Auf S. 32, letzte Zeile, löst Wessely iizt vor einer Teilzahlung auf in ini X(6}’ov). Es ist vielmehr <’:t( Xb}’ov oder tni Xoyco vorznziehen.

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II. Referate und Besprechungen

ln 69, 3 muß fftt;(vfai') i rov] ergänzt werden. Vgl. unten S. 546.

Nr. 70 handelt von einem agonistischen Siege in Gaza. Wessely liest: (aoli[ju] [jtlouJ rofßriöüi’. So viel ich sehe, ist das Adjektivum Fa^aiTijg sonst nicht bezeugt, sondern Fa^aiog, /«fiTtjj. /ofcrTFjg. Nach Analogie von 54, 14/5 schreibe ich vielmehr: [ou t’v] I'ä^at zäiv c£t[ö

xil. Wir brauchen das x&v notwendig als Artikel zu ij,

was in 9, Schluß, zu ergänzen ist. Vgl. unten S. 546.

Nr. 71, die Wessely nur als „Eingabe des A. Hermaios“ bezeichnet, kann noch weiter gefördert werden. Die Tatsache, daß der Adre.ssat sein Signalement angibt, stellt dies Stück in Parallele zu den Paebtangeboten (119). Oflenbar ist auch dies eines, und ergänzt man erst in 7/8 [Boü- ^ol^ol fiia9ü>(Sa]a&ai, so ergibt sich wie von selbst, daß das folgende srrt Tt) 7tiy[ verlesen sein muß für fn’ fri; jtty[rf. Nun wird auch die von zweiter Hand geschriebene Zeile am oberen Rande klar: r^]i> aglav tmd. Ich löse das iTttä(ovvai) auf und fa.sse es als Befehl an einen Beamten (der Name oder Titel mag vor rrj]»' im Dativ zu ergänzen seinl, auf Grund der amtlichen Bücher den Wert des betreffenden Grundstückes anzugeben. Wenn ich mich recht erinnere, ist es das erste Beispiel aus der Kaiserzeit, das uns zeigt, wie die privaten Angebote amtlich nachgeprüft wurden. Der Rat verfährt hier ähnlich wie die Beamten der Ptolemäerzeit, die die Domanialpachtangebotc an den xcapoypapparfi;; Weitergaben, mit der Rand- bemerkung „fTrKJxsi/jorpt'i'Ous dplt'Cyxerp, Ttoperlf i<r«ä Xßi rljp ä|io v“. Vgl. Theb. Bankakt. I Col. 2, 9f, IV Col. 2, 12f.

Nr. 72 ist datiert vom 14. Jahre des Gallienus (Z. 9 und 14). Trotz- dem schreibt Wessely in Z. 8: [roü dt£>l(tjit)0'rito{) i]f (ttonj). Keine Note klärt uns darüber auf, wie wir diesen Widerspruch aufzufassen haben. Aus der Ergänzung dttl(ij/lni>öros) scheint her\'orzugehen, daß Wessely u für verschrieben hält für ly. Aber ist die Summe, über 16000 Drachmen, nicht viel zu groß für die dipojiuo für besten Falles 1V2 Jahre? Sollte t]« nicht verlesen sein für t]n, oder ein anderes früheres Jahr? Jedenfalls bedarf die Stelle einer Nachprüfung.

Falls in 72 II 8 d]j;x« richtig gelesen ist, muß am Anfang der Zeile [pi'av ergänzt werden.

In 71J I 7, Schluß, ist notwendig dyupap rröv] zu ergänzen. Ebenso in 73 III 12: löi' dirrb]. Vgl. unten S. 546.

In 74, 6 ergänzt VV'essely: öti'iopiü>\p uov aip £t']i'x»jOß xoi f[ö]«[(pa- [Ol|u(i:tixo0 «[j'tövoff Boarp[. Da ist on statt ap zu schireiben. Hiernach werden Spiele im arabischen Bostra bezeugt (Böot(i[o($ oder Bd(;rp[ai).

Nr. IH wird vom Herausgeber als Liquidationseingabe bezeichnet. Ich glaube, daß die beiden aufeinander folgenden Dative im Eingang zu einer anderen Auffassung führen müssen. Vergleicht man damit die Zahlungs- anweisung Nr. 94, an deren Spitze derselbe städtische Schatzmeister A. Alexander steht, dem dann ein Name gleichfalls im Dativ folgt, so sieht man, daß auch Nr. 78 nur eine Zahlungsanweisung sein kann. Dann muß der Dativ AvgtjUa rikv\vrlcopi (2) von einem später zu ergänzenden igodtaaop abhängig sein. Freilich muß dann «[iroOpjat in 5 verlesen sein; es kann nach 94, 3 nur niTijffßpt'ew dastehen. Der Herausgeber hat ferner nicht bemerkt, daß die vorhergehende Nr. 77 offenbar den Schluß von 78 bildet:

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Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden

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77 ist nämlich das Liquidationsgesueh, das durch die Zahlungsanweisung erledigt wird. Wenn hier ebenso wie in 94 die Zahlungsanweisung, also der spätere Akt, dem Gesuch vorausgeht, so erklärt sich das daraus, daß, wie Wessely auf S. 20 zu 5 5 und 56 überzeugend ausgeführt hat, die Ge- suche von vornherein so tief angesetzt wurden, unter Freilassung eines breiten oberen Bandes von ca. 10 11 cra, daß die erbetene Anweisung darüber gesetzt werden konnte. Ähnlich wird man in ptolemäischer Zeit bei den „Doppelurkunden“ oben Platz für die später zu schreibende obere Urkunde aiisgespart haben. Vgl. oben S. 523 f. Setzt man also Nr. 77 unter 78, so ergeben sich von selbst noch manche sichere Ergänzungen. Da die 4 Monate (78, 8) vom 14. zum 15. Jahr überspringen (12/11: rückwärts gezählt nach Wessely, warum?), so kann in 78, 7 nur nicht

ergänzt werden. So ergibt sich eine Urkunde, deren Anfang etwa lauten würde:

[-7vpF)l/w Xßl ’Avviovivca |Sool(tVTi)) [rotfifo Tcolirtxoü Idyou.]

[AvgtiU(p J71o]t>ri'{ovt xperr/örw Jo[ux;,vapfp) xoi arcö .\Touoe/ov(?) . . . .

. . . To]ü nai^ög ’Eiufia^ov loO x[ni , . .

x«i] d)f XQijifxttrC^ei) o[ir»jo]«p[fvra iitiaxalijvai Ix toö ;tolt - TixoO loyov ü?tfp]

6 [üs'uvlcai' MV Ivjixijöfv xßt l<j[rEpj«v](u[Ö'jj ...

äycivjwv iräv änb 77ct[üvi pjjvös loü dffljjludöroj iS ^ (tag 1 ömd] [fztjvöj 10 0 Ivt JorcöToj 6 [raj roö fi»)(vös) (^P“X8“*') dmxo-

almv (vgl. 77, 10).

An welche Stelle igoSCaoov zu setzen, ist nicht klar, da nun offenbar noch Verrechnungen mit früheren Posten etc. folgen. Zum Schluß scheint dann noch ein Posten von 23 Dr. 3 Ob. von der Gesamtsumme 3168 Dr. abgezogen zu sein, das ergäbe 3144 Dr. 3 Ob., was sich ohne Zwang hor- steilen läßt (9 ff.): 5TTo[Ao}'Ouftt vrov (?) (dQttXli&v) xy (o|JoltBv ipiSv)

T«[s (nämlich abhängig von <;odtWov) (dpor;j(iäf) rpip;{tl7aj] (11)

[fxaröv rtaaafa]xovta Tl[<J0opß5 (ißoXovg rpffj), wv röv Xöyov xaraxtogiii ftg rb noXirixbv ioytffrtjptov, X6y]ov ^vXaaaofi[ivov xrl. Entsprechend ist 77 zu ergänzen. Doch diese Vorschläge bedürfen einer Nachprüfung am Original. Hier möchte ich nur noch auf die schwierige Frage hinweisen, in welchem Zusammenhänge hier von dem „Vater Epi-

maehos“ die Rede ist. Daß er der Vater des Plution sein muß, scheint mir

klar. Aber welche Bolle spielt er hier? Entweder ergänzen wir in 4 Stä to]0 nargbg und entsprechend in der Subskription von 77 d»’ Igoö] roO siarpös xrl. Dann ist der römische ducenarius der Empfänger der diptöv««, und wir müssen annebmen, daß er in Agonen gesiegt hat. Oder aber wir ergänzen an beiden Stellen tiaip to]ö norrpAg: dann wäre der Vater der Agonist. Beides erscheint merkwürdig, aber das letztere ist doch noch be- denklicher, weil zu den sachlichen Bedenken das formelle hinzukommt, daß das teifp, namentlich in der Subskription, mehr als unwahrscheinlich ist. Mir scheint ita vorzuziehen. Dann stehen wir vor dem auffallenden Faktum, daß ein römischer Prokurator aus der städtischen Kasse von Her- mupolis monatlich Remunerationen für agonistischc Siege bezieht. Wie ist das zu verstehen? Ich glaube, die Schwierigkeiten lösen zu können durch die Annahme, daß die Siege, die Plution erfochten hat, weit zm-flek in seine

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II. Referate und BeBpiechungen

Jugendzeit zu verlegen sind, als er noch nicht die römische Prokuratur be- kleidete. Offenbar ist er ein geborener HermopoUt: dafür spricht sein Karne, der hier besonders hänfig ist, dafür spricht auch, daB sein Vater Epimachos, der hier das Liquidationsgesach für ihn einreicht, in Bermupolis anwesend ist. Ja, in 13 6, 4 wird Bermupolis ausdrücklich als seine narbig bezeichnet So haben wir also in Plution einen Bermopoliten vor uns, der in die Staats- karriere übergegangen ist Das ist für die Beurteilung seiner Stellung zur Bule von großem Interesse. Wir begreifen um so mehr den Stolz und die Verehrung, mit der der Rat auf diesen Sohn der Stadt blickte, der es so herrlich weit gebracht: das BegrüBungsdiplom (l25j, in dem der Kat sich sogar zu einem Dichterzitat aufschwingt (7 : tig Spgai' txrvov ävd{}'og ifi- ßlineiv j’/luxi;), bekommt hierdurch seine richtige Beleuchtung. Auf der anderen Seite sehen wir ein gewisses Entgegenkommen auf Seiten der römischen Regierung, indem sie diesen Bermopoliten in seiner Beimat be- schäftigte. Der Druck der römischen Kontrolle muß dadurch wesentlich gemildert gewesen sein.

Diese meine Deutung hat noch eine Konsequenz für die Interpretation der sämtlichen Liquidationseingaben dieser Art. Da die Spiele hier weit zurückliegen müssen, so kann das tüv ««ö icog hinter äydvav nicht als Apposition etwa zu aytavav gefaßt werden, und pqvüv x als Apposition wieder zu der Zeitdatierung, sondern es ist zu verbinden: twv äTcö frag . . . fiijv&v I, d. h. die öipraetR sollen für so und so viele Monate gezahlt werden. Das ergibt sich übrigens auch aus 54, 15, wo rc&v gtp'cBv Is folgt auf den Singular UQoi-iaokvfinlov. Daraus folgen dann aber die oben bezeichneten Korrekturen zu 69, 3; 70 lU etc.

Zu 80, 1 ist aus denselben Gründen zu ergänzen: (v r’Jdfoft röv in!) xtA.

In 81, 4 ist äitt (p^ovriOToi zu ergänzen. Weil der Petent vertreten ist durch den anderen, wird in lO/l in dritter Pereon von ihm gesprochen.

ln 82, 3 ist sicher [loö *(«*) KoptlJWou zu ergänzen. Weshalb der Berausgeber in 14 ergänzt, ist mir nicht klar. Der Name des Prytanen macht es doch wahrscheinlich, daß auch dies Stück aus dem 14. oder 15. Jahr des Gallienus stammt.

In S3 II 3, Schluß, fehlt in der Ergänzung Monat und Tag.

In 92, 20 kann die Jahreszahl ul mit Sicherheit eingesetzt werden, da in Z. 15 di]£ltjlv^dros ly (irovj) steht.

Nr. 95 nennt der Berausgeber eine „Kollektiveingabe in Angelegenheit von Wasserwerken“. Ich möchte es noch genauer als ein Angebot zur Üb ernahme öffentlicher Arbeiten charakterisieren und vergleiche formell damit die Angebote (lOTogvrjgoTa) zur Übernahme von Steuerpacht, Domanial- pacht etc., sachlich aber die Urkunden über i^yolaßla in P. Petr. 111 43. Darum bezweifle ich die Losung ffre]/ffraTo[t in 9, mit der nach dem Präskript und einem Spatium die Urkunde beginnen soll. Ich erwarte hier nach jenen Parallelen den Begriff des vq>Cazaa&at = bieten und ver- mute daher 'rjqjjiOTaTBj» oder, wenn’s möglich ist, 'T'[ipjjör«[g£#a. In Z. 11 liest Wessely }og(o £pgoru.;v t)g[ 8 L ]ro Fr. Ich vermute: xfög Tiö TiOTjaftii 'Epfta/io i\vg[(p(>rov xui] vo iv i(ä ’AipfoSialto. AVir hätten hier also einen nach dem Stadtgott genannten Bermaiosflufi

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Ulrich Wilcken: Papyru«-Drk>uiden

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(besser Kanal), an dem ein Nviicpaiov liegt. In dieser Vermutung be- stärkt mich die nBchste Urkunde, die dieselben Personen betrifft, in der ich Z. 17 w<pai(t)u emendieren möchte zu Nv^ii}<paiov. Vgl. das iVvft- <patov in 127 Vers. II 14. In ytcppodnrlm aber darf man nicht, wie Wessely, eine Person sehen, sondern einen Apbroditetempel. Vgl. 127 V. III 1. In Z. 13 wird nach 9 6, 9 zu ergänzen sein ftrjvbg äpyti(efoii)].

Zu itvxrtjffiäv vgl. oben S. 532.

Nr. 96 ist nicht eine „ähnliche Kollektiveingabe“ (Wess.), sondern viel- mehr ein Liquidationsgesuch jener Antragsteller, deren Angebot inzwischen akzeptiert worden ist, und die nun vom Thoth bis Hathyr gearbeitet haben. Hinter iVe(f«)9P«ibv in 17 (s. oben) ist ein Cräv} ausgefallen. Vgl. oben zu Nr. 78.

In 98, 3 werden 214 Drachmen Zinsen berechnet für 7 Monate und 4 Tage. Da dies 214 Tage sind, so sind hier pro Tag 1 Drachme Zinsen gerechnet.

In 101, 5 schreibt der Herausgeber: ivyi/ü(pco[g «];r£<(roi/ifVos. Mir scheint, daß ärtoerlUfiv und fVj’pdqjtof nicht zueinander passen. Ich ergänze (und zwar fängt damit der Bericht an): ’£vypd9>(a[; ijntcralpf voj. Er ist also schriftlich bestellt worden.

Nr. 102 handelt von der Verpachtung von Marktstellen. Der Markt, der Schmuck der Stadt, so schreibt die Bule dem Agoranomen, bringt auch finanziellen Nutzen, jrpofijödoes ij;ou]ao öirö x&v gt<jttot'ft[fv(av] t(oü]s iv [o]ÜT§ TOTTovg. Hier ist ijroedo offenbar nicht am Platze. Man erwartet eher didoü]oa o. ä.

Nr. 113 hätte vom Verfasser unter die Eingaben der Pankratiasten gestellt werden sollen.

In dem Pachtangebot 119 R II 25 heißt es zum Schluß, im Falle eines solle es frei stehen, ixigotg |UETafgi0&oO]v i) x«l [51. | I(ig/ini'[£o]d(ir(. Vergleicht man damit Col. VII 26, wo Ij x«l ovT0vpy[f)v steht, so wird man hier [äei(]il(ip/!icfi'Ea9a( ergänzen, in dem Sinne von: selbst Hand anlegen.

In 119 R III 16 liegt es nahe, nach Col. IV 12 zu emendieren: oxoüv <^voxivr/v resp. ßoQlvxjv tijf^ 'Avxivoixir.r,g xtlaxUtg. Ohne Artikel ist es unannehmbar.

In 119 R IV 14 ff. ist von Ütmuxtbi'ois rop«j;o»s früherer Zeit (repdflöfe) die Rede, die zu einer teilweisen Zerstörung geführt haben.

Unter 119 R \TI hat Wessely zwei Fragmente zusammengestellt, die er früher schon einzeln als CPR I 39 und 241 herausgegeben hatte. Es ist erfreulich, wenn der Herausgeber auch nicht darauf hinweist, daß die Konjekturen, die Grenfell-Hünt und ich zu diesem Text früher gemacht haben, durch die Revision am Original sich bestätigt haben. Wessely hatte in CPR 1 39 11/12 ctvttymfiuxixav ytvtov gelesen. Jetzt liest er ävamtvfia- Ttxßv, genau so, wie ich in dieser Zeitschrift I 158 An. 7 vermutet habe, ln Z. 18 hatte er früher fua öoy ^ag gelesen. Jetzt liest er gfa[<] äoxixä ävxl fiiag, genau so, wie Grenfell-Hunt in P. Aroh. 87 8. 109 vermutet haben. In 19 hatte Wessely gelesen: xrototo (sic) fUxgrjOiv (sic) xai. Jetzt liest er tzoioco (1. iTCoitsai) fiix(/xjaiv xai-üjapux, wie ich in dieser Zeitschrift II 131 vermutet habe, während die folgenden Worte von ihm jetzt anders gelesen werden {eig rö, nicht änb . . ., me ich vermutete). Solche Nach- weisungen sollten in einem „Corpus“ doch nicht fehlen. Wichtig ist die

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548 n, Referate und Besprechungen

neue Lesung xoi ai'toup;’i> statt [jj fuol}io0is xvpia i;v;t]Ep. Auch das Datum ist neu.

Die Akten, die unter 119 Verso ediert sind, sind von hohem Interesse. Es sind darunter ein Reskript des Kaisers Gallienus sowie Briefe des Statthalters Juvenis Genialis. Das ist offenbar derselbe, den Wessely in der Lesung Juvencu.s (für dasselbe Jahr 266/7) den Be- arbeitern des Prosopogr. Rom. (II 254) mitgeteilt hatte. Vgl. danach auch P. Meyer, Hermes 33, 272. Auch dies hatte in der Edition gesagt werden sollen, daß der Juvencus zu streichen ist. Hübsch ist, wie in dem Schreiben 119 Verso 3 der glückliche Ausgang einer Sache nicht nur auf die des Kaisers und des Statthalters, sondern auch auf die ru/rj der Stadt zurückgeführt wird. In Col. 4, 10 wird wohl yvjtjötov Tiolttijv zu lesen sein.

Ein Kabinettstück ist die Begrüßungsadre.sse an A. Plution, auf die wir wir oben schon hinwiesen (125). Plution hat sich in Rom beim Kaiser für seine Heimat Hermupolis verwendet. Der heimische rpicfwyitfroj 'EpfiTig hat ihm ruhiges Meer und glückliche Heimfahrt bereitet. Ob man im Präskript cpyovTEs x«i ij ßovi.ij sagen wird, ist mir zweifelhaft. Ich denke, entweder bähen beide oder keiner den Artikel. Also wird in Z. 1, Schluß, ofj zu ergänzen sein. Am Schluß zu Z. 2 fehlt yafptjv]. In 4 muß TTj] Tiij;»; ergänzt werden.

Die Stücke auf der Rückseite (S. 7 6 ff.) enthalten viele interessante Angaben über Lokalitäten und Bauten in Hermupolis. Unter anderem er- fahren wir, daß Hermupolis ebenso wie Alexandrien ein Sonnen- und ein Mondtor gehabt hat (jtvltj 'Hhaxi] und Afli/rioxi)). An Tempeln werden u. a. genannt ein reTpäarvlov ein ’Ayxtvotiov, ein 'Adpiavtiovy ein

£ag<t7iiiov, ein I^'vfi^aiov (vgl. ob. zu Nr. 95 6), ein Tvxctiov, ein 'Axppo- öiaetov (col. III 1, vgl. üben S. 547f.). Diese Urkunde trägt viel dazu bei, uns ein lebensvolles Bild von dieser Stadt zu machen.

A'I. P. Cattaoui II (vgl. oben S. 503).

Leon Barry legt aus dom Besitz des den Lesern des Archivs schon be- kannten Herrn A. Cattaoui in Cairo einen gut erhaltenen, umfangreichen Text in sorgfältiger Publikation vor, der namentlich wegen, seiner Be- ziehungen zu P. Gen. 16 von hohem Interesse ist. Der letztere ent-

hält eine Klagschrift von 25 Ijouten aus Soknopaiu Nesos (a. 207) an den Conturio, der neue Text eine solche derselben Leute an den Strategos. Der Herausgeber hat richtig erkannt, daß beide Klagschrifteu auf Grund desselben Tatbestandes eingereicht sind, aber über das Verhältnis der beiden zueinander würde er richtiger geurteilt haben (vgl. S. lOTl), wenn ihm be- kannt gewesen wäre, daß wir schon mehrere Beispiele dafür haben, daß gleichzeitig über dieselbe Sache Eingaben an den Strategen und an den Centurio abgeschickt wurden. Vgl. BGD 321 und 322. Wie die beiden Arten von Eingaben sich unterscheiden, hat Mitteis im Hermes 30 gezeigt.

P. Gen. 16 und P. Gatt. II stimmen nun nicht so genau überein, wie BGU 321 und 322, bei denen nur das Petitum verschieden ist. Der histo- rische Gewinn ist bei jenen desto großer, da über dieselben Dinge zweimal in verschiedener Weise berichtet wird. Leider ist in P. Catt. gerade die

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Ulrich Wilcken: Papyrus-tJrkundea

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Frage der Bodenklassen in Soknopaiu Nesos, die in P. Gen. 16, 11 17 in z, T. recht schwer verstiindlicher Weise behandelt sind, nicht zu genauerer Darstellung gekommen, was ein großer Gewinn hätte sein können, sondern in P. Catt. ist nur ausführlich dargelegt, was in P. Gen. Z. 17 ff. kurz

angedeutet ist: die Rückkehr der Petenten in die Heimat auf Grund des

Ediktes des Subatianus Acguila (wofür in P. Gatt, ein kaiserlicher Befehl ge- setzt wird) und ihre Belästigung durch ’Opflfv,' und seine vier Brüder.

Die Interpretation des neuen Textes kann in einzelnen Punkten noch weiter gefördert werden. Zum Gen. 16 vgl. die Nachträge oben S. 385.

Die Namen der Petenten sind, abgesehen von einem, in beiden Ein- gaben dieselben. Ehe wir ans den Abweichungen in den Transkriptionen dieser ägyptischen Namen Schlüsse ziehen, wird es gut sein, beide Texte noch einmal zu revidieren. In Gen. 16, 5 wird meine Lesung /7]artjros statt L^nfrof jetzt bestätigt. Eine stärkere Abweichung scheint in folgendem vorzuliegen: P. Gen. 16, 7 f.: Ilovatjiü /7ai|^i]oj *ßi UaKvaitag

gegenüber Catt. .5: Uovaetriig xai riaxvaeia; JMcnaizog wl TJaxv-

aita; 'Anv^jtia;. Nun ist, was dem Herausgeber entgangen ist, in P. Catt. ein Name zuviel genannt, denn 26 werden aufgezählt, und doch lautet die Summe in 6 z&v xf. (so ist nach der Abzeichnung sicher zu lesen statt ics). Dieser Widerspruch hebt sieh durch Annahme einer Dittographie, und zumal in der Subskription des Catt. in Z. 22 den obigen drei Namen nur zwei, Tloiaig und /Jaxö[(Jts] entsprechen, so ist es mir kein Zweifel, daß wir Catt. 5 zu emendicren haben: Ilovaeizog Mozüizog xal Ilaxvatzog <(^Mazäizog xai IlaKvOtmgy Das ergibt aber wieder für P. Gen. 7 die Korrektur:

IJovat Mazäi'zog statt noveiuä /Ißilrjog. Übrigens ist der Name Mazäig nicht inconnii, vielmehr habe ich ihn auch P. Lond. II S. 94 hergestellt und dem koptischen iiatoY (Soldat) gleichgesetzt. Nun stimmen die Namen in beiden Urkunden überein bis auf 2azaßovg in Gen. 16, 8, dem ein 'Anvyxig in Catt. 6 entspricht.

Sachlich ist von Wichtigkeit, daß die Eingaben nach Catt. 6 nicht nur von diesen 25 Personen, sondern von der Gesamtheit der drjuoaiot ytioQyol des Dorfes eingereicht sind. Ich komme unten darauf zurück.

Wenn Severus und Caracalla in Catt. 7 als äi'<rtf/l«vies [^]v <(!§)> (so wird man doch wohl ergänzen müssen) to[u]r(äv AiyvTzru) genannt werden, so liegt darin eine Vorstellung, die auch schon im Edikt des Ti. Julius Alexander begegnet: roö iizilüfiiftavzog ijfieiv faljS«. Vgl. dazu Ditten- berger, Oriens Gr. II 669, 7.

In Catt. 9 ist uiyiai.lzt(ßiy yfj zu emendieren. Das folgende ixaazov würde ich lieber = ixäazwv setzen, in Apposition zu ijiuhv in 8.

Es ist mir nicht zweifelhaft, daß nach Catt. 9 ’Opacvg zig auch in Gen. 16, 21 ’Opacvg ztg st. zu losen ist. Der Stil dieser

Urkunden verlangt geradezu ein solches r»;. Damit fallen die Ausführungen des Herausgebers auf S. 10/11, die auch schon durch den Hinweis auf BGU 321 and 322 entkräftet sind.

Von sachUchem Interesse ist die ausführliche Charakterisierung der t beltater in Catt. 11 ff. Erstens wird ihnen vorgeworfen, daß sie nicht avi’lloipoQoi sind züv xuzci ixijva ytivofiivtav iv z^ xoifirj imutQtOnS»’ zc xctl i:zißolmv ffirixräv zE xai c'QyvQix&v tfl[eau]«T(av. Sie entziehen sich also den monatlichen Zuschlägen zu den Natural- und Geldabgaben des Dorfes.

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II. Referate und Beapiechniigen

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Das müssen Zuschläge sein, die rechtmäßig von allen Dorfbewohnern m leisten wären. Zu avvilaipopog vgl. P. Fior. 18, 25, auch P. Grenf. I 13, 3.

Der zweite Vorwurf lautet nach Barry (12 f.): cdXa x«l ovaCa iaiiv imip xar(d) läg dia)'(>a[9)äg] [. . . v] fiovoi Tnuig dQujjjiag diOjtiXiag itxpu- xoaittg Kai fiövav Toizcov ra uxgaTtoda xiltiaxa ovxa xag v [pv]«? nouixai. Das soll heißen (S. 5): En outre, Icur fortune est plus elfvie que ne Vindi- quent les registres; landis que nous gagtwns dvux tnille qtmirc Cents drachmes, leurs hestiaux, tres nombreiix, Icur ajiportetit environ cinquantc mines. Ich fasse es völlig anders: „Da ist auch ein kaiserliches Patrimonial- gebiet, für das wir allein das (Weide)geld (2400 Drachmen) zahlen, während nur das Vieh jener, das sehr zahlreich ist, die Weide benutzt“. Der Schluß ist völlig klar: man muß xäg v[oji]öj noieixcu herstellcn. €ber den Anfang kann ich, fern vom Original, nur Ver- mutungen bringen. Entweder wtip -qg Kal xag diaypa[9>äs (= scrip/ura??)

xiloviiiv od. ähnl.] oder vtxiq qg xai xäg <( > dtoypc[(poufi'], oder auch

xat(ä) xäg dtoj’e«[9fis (= gemäß den Anweisungen der Behörden) xieovfui/ od. ähnl. Der Sinn kann wohl nicht zweifelhaft sein. Ürseus und seine Brüder sind also reiche Leute im Dorfe, und so wird es etwas verständlicher, daß sie die armen Pächter so drücken konnten, daß sie aus dem Doi-fe ge- ffOchtet waren (10 xorrä to Trpo'rtpo»'). Ja, ihre Macht war so groß, daß sie sogar die jeweiligen Dorfschreiber derartig in Schrecken zu halten wußten, daß diese garnicht wagten, sie zu Liturgien heranzuziehen, denn so ist oflenbar das Folgende hcr/.ustellen (13): x«l oväiixeäixoxt fAjTo[i)]p[fy»j<j|ai/ t[x](po(SoüvTts (so nach Z 10 statt «[:tt](go(Jovia£j) xovg r.axä xpövovg KtofioyQapfiaxiac (st. Kxnaxgovovg xcapoygaiifunicog^.

Das ixötxq9iuxtg in 14 paßt zu meiner Lesung iyätxtiag in Gen. 16 10/1. In 15 muß evveiaepogovg statt awnaipoQäg stehen.

Sehr schwierig ist der Schluß der Petition: xal L*'l]

nävxag xqg ajxogäg xil. Was soll es heißen, daß sic alle in gleicher Weise die Saatgeschäfte verrichten wollen? Verständlich wäre nur „un- gestört“ oder dgl. Aber auch das würde hier nicht passen, denn was sie für sich selbst wünschen, haben sie vorher (Z. 14 f.) an die Spitze gestellt (:rpö; di)V)/ü[ijv(ri] giv tg yy OyoXdittv xrl.), hier ist vielmehr ’Opöi'a xnl Toüs ädelepoiig Subjekt (15): xöv di ’Ogaia avvttapoQovg tlvat xoi lixovfyliv und daran schließt sich nun das Obige an: xal lyiadai [t’s] taov nävxag xqg axxogäg. Ich sehe keinen anderen Ausweg als anzunehmen, daß q/iäg Txävxag verschrieben ist für i'jfitp xx&aiv: Orseus und Brüder sollen gerade so gut wie die Petenten die anogä ifjj äixoxaXv(p{9)ii(5ijg yqg betreiben. Dies führt zu schwierigen Fragen: sind auch Orseus und seine Brüder dijadaiot yecogyot, daß man dies Ansinnen an sie stellen kann? Die Ungenauigkeit, die dann in xol tüv Xoimov (6) stecken würde, wäre erträglich. Oder ist es daraus zu erklären, daß der in Frage stehende oiyialdj, das dem Kaiser gehörige Uferland des Mörissees, nach Gen. 16, 11 ävaypa(pduepog xfiv rjptxigav xiätnjv ist, d. h. wohl mit P. Meyer

(Fcstschr. f. 0. Hirschfeld S. 135), vom Dorfe als juristischer Person ge- pachtet ist? Aber dürfte man daraus folgern, daß alle Dorfbewohner zur Bearbeitung dieses Landstreifens verpflichtet waren? Dagegen spricht doch wohl, daß dieser alyiakog so wie jedes andere Stück Land auf besondere Pachtangehote hin an einzelne verpachtet wurde (vgl. z. B. BGU 640, P. Loud.

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Ulrich Wilcken; PapyrnB-ürkiinden

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II S. 192/3). Mir ist somit immer noch am wahrscheinlichsten, daß Orseus und seine Brüder auch ärjuoaioi yteopyo» waren. Aber es bleiben noch Schwierigkeiten, auf die ich zur Zeit nicht weiter eingehen kann. Jeden- falls sind die beiden Urkunden für die dörfischen Verhältnisse von außer- ordentlicher Bedeutung. Diese Probleme können nur im größeren Zu- sammenhang gefördert werden.

1 11. P. Ueidelberg 111 (vgl. oben S. 503).

Mit dem vorliegenden I. Bande beginnt C. H. Becker die Herausgabe der arabischen Terte der Heidelberger Papyri Schott-Ueinhardt. Mit rühmenswerter und nachahmenswerter Schnelligkeit ist ihm doch die Sammlung vor noch nicht zwei Jahren zum erstenmal vorgelegt worden hat er die vorliegende Gruppe von Texten entziffert, übersetzt und in einem ausführlichen Kommentar erklärt. Seine Arbeit ist nicht nur für den Arabisten, sondern auch für den Hellenisten von größtem Interesse, denn abgesehen davon, daß hier auch griechische Texte mitgeteilt werden, ist es für den, der die römische imd byzantinische Verwaltung Ägyptens verfolgt, von hohem Wert, zu sehen, welche Veränderungen diese Verwaltung durch die arabische Okkupation erfahren hat. Nach einer Kiuleitung über die Ent- wicklung der arabischen Papyruskunde und die Bedeutung der Papyri Schott-Reinhardt folgt die Publikation der Urkunden des Statthalters Qorra ben Sank, der als Statthalter Ägyptens aus dem Anfang des VHI. .Tahrh. n. Chr. auch aus der arabischen Literatur wohl bekannt ist. Der Edition sind ausführliche Darlegungen über die Herkunft der Stücke und über ihre Bedeutung namentlich für die Steuerverwaltung und den Ge- treiilehandel jener Zeit vorausgesohickt. In dem Anhang konnte Becker eine ganze Reihe verwandter Urkunden aus der Straßburger Sammlung hin- zufügen. Wie ich einer freundlichen Mitteilung des Verfassers entnehme, ist nunmehr eine Edition der verwandten griechischen, arabischen und koptischen Stucke des British Museum durch Mr. Crum zu erwarten, durch die manches der zur Zeit unsicheren Probleme wie die Präge, ob Asfnh 'Atpqoöixä wirklich dem heutigen Atfih (gegenüber dem Faijüm) gleichzusetzen ist, sowie die Frage nach der Bedeutung des schwierigen terminus technicus hura vielleicht ihrer Lösung näher geführt werden dürfte.

Ich muß mir zur Zeit versagen, auf die auch für ums sehr lehrreichen Ausführungen über die Geld- und Naturalsteuern dieser Texte einzugehen, und beschränke mich darauf, hervorzuheben, daß mehrere der hier edierten Texte arabisch - griechische Bilinguen sind. Diese enthalten Mit- teilungen jenes Qorra ben Sank an einzelne Ortschaften darüber, welche Abgaben auf sie entfallen sind (£>lnj;fv vfiiv). Die vortrefl'lichen Lichtdruck- tafeln solcher Stücke sind auch für die griechische Palaeographie von hohem Werte: wie zu erwarten, sind die Texte in jener Cursive geschrieben, die zur Buchschrift erhoben „Minuskel“ genannt zu werden pflegt. Im einzelnen fällt manches auch für das Verständnis der byzantinischen und auch der römischen Texte ab. Wenn z. B. oi ä:tb xojgijj im Arabischen wiedergegeben wird mit aJil (= Volk), so spricht dies, wie Becker S. 114 mit Recht hervor- hebt, gegen die Auffassung von Hohlwein (Musee Beige 1906 Nr. l), der darin die Dorfhearaten sehen will. Vgl. oben S. 529. Auch die Belehrung über das persische Qanqel-Maß ist sehr erfreulich.

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II. Kefeiate und Busprechungen

VIII. M61. Nie. 67 (vgL oben S. .503)

Der Florentiner Text, den Comparetti Wer ediert, ist von hohem histo- rischen Interesse. Es ist ein unit'angreiehes Bruchstück aus dem Uber lUterarum viissarum (vgl. Cicero Verr. 1. lil 7 1, 167 ) eines römischen Offiziers, vermutlich aus dem Jahre 1 71 n. Chr. Es ist nicht das erste Beispiel einer solchen Kopien- sammlung, wie der Herausgeber meint (S. 71), sondern wir haben schon in dem P. Ashmolean eines kennen gelernt (vgl. Archiv I 168, auch 372). Die meisten Briefe sind an Strategen gerichtet und fordern sie auf, gemäß den Befehlen des Präfekten scWeuiiigst, da die Zeit lirUngt, Transportkamele (gegen A7ergütung) zu stellen für die Expedition, die zu führen er im Be- grifl’ steht. Von den Deltagauen werden aufgefordert Arabia, der Bubastites und Heliopolites im Osten, der Saites, Andropolites, zwei andere, deren Namen ausgebrochen sind, und der Leto])olites im Westen, ferner aus der Hepta- nomis der Memphites, Arsinoites und Oxyrhynchos. Ob in III 2.5 der Aphroditopolites gemeint ist, ist mir zweifelhaft.

Mit Recht faßt Comparetti das 5Vort jropt/or in der Verbindung xerre- jufyovTug toC xcripov rrjg nopt/os 5]e tvTVxüig ayciv gillb) als „militärische Expedition“ und lehnt dabei den (iedanken an eine einfache Truppen- versebiebung ab. Auch mir scheint es zweifellos, daß es sich um die Vor- bereitung zu einem unmittelbar bevorstehenden Kampf handelt. Leider ist das Ziel der Expedition nicht angegeben. Können wir es noch erraten? Comparetti vermutet, daß diese Truppen, für die die Kamele requiriert werden, von den Pyramiden von Memphis aus (das soll Tvfißm bedeuten) durch die libysche Wüste nach Westen abmarschiert seien, um in Maure- tanien gegen die aufständischen Mauren vorzugehen, und indem er das 12. Jahr des Papyrus auf Kaiser Marcus bezieht und gleich 17 2, '3 setzt (vielmehr = 171/2!), findet er eine Bestätigung seiner Annahme in der Notiz der Vita Marci c. 21, wonach ungefähr zu jener Zeit ein Aufstand der Mauren stattgefunden habe (S. 79). Mir ist es recht unwahrscheinlich, daß, wenn die Mauren Spanien verwüsteten denn das steht in der Vita , eine ägyptische Truppenabteilung auf dem oben bezeichneteu Wege dorthin geschickt sein sollte. Vgl. die Ausführungen von P. Meyer, Heerwesen 8. 161/2. Auch ist der Ausgangspunkt, die Gleichsetzung des uns unbekannten Tvfißo) mit den Pyramiden von Memphis doch ganz unsicher.

Mir ist eine andere Vermutung gekommen, die ich zur Diskussion stelle: sollte es sich nicht um den Aufbruch der Truppen von Babylon- Memphis gegen die aufständischen Bukolen im westlichen Delta handeln? Ich bin darauf geführt worden vor allem durch die Worte ipopria xort- (z. B. 111 18). Solche Komposita mit x«rd bezeichnen in den ägyptischen Urkunden in der Regel die Richtung stromabwärts. Dies würde also zu einem Marsch in das aufständische Gebiet, in die BovKolua östlich von Alexandrien, gut passen. Vgl. Sethe, Pauly-Wissowa lU Sp. 1013. Die Chronologie des Aufstandes steht freilich nicht ganz fest. Nach Dio Cass. 71, 1 wäre die Niederwerfung des Aufruhrs durch Avidius Cassius ins Jahr 172 zu setzen. Unsere Briefe stammen aus dem Ende September 171 vorausgesetzt, daß überhaupt die Beziehung auf Marcus richtig ist, was weiter zu prüfen ist. Es wäre sehr gut möglich, daß der Auf- stand damals im Gange war. Daß ihm zunächst die in Ägypten stationierten

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Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden

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Truppen entgegentraten, versteht sich von selbst und wird von Dio Cass. ausdrücklich bezeugt: tTiiira ix mpuid^tiog loüj iv Aiyvnxtfl 'RofiaCovs i'txrjaoeits fuxgov xal zrjv 'AU^dvögiiuv cllov, ei fttj Kdaaiog xiil. Zu meiner Vermutung würde auch passen, daß gerade auch die auf der Route liegenden Gaue, wie der Saites und Andropolites zur Requisition heran- gezogen wurden, während die nordöstlicheu fehlen. Bedenkt man, daß um den 1. Oktober die Überschwemmung sich dem Höhepunkt nähert, so be- greift man, daß nur dringendste Not das Vordringen der Truppe zu dieser Zeit veranlaßt haben wird. Andererseits ist es verständlich, daß die Bu- kolen gerade zu dieser Zeit Schwierigkeiten machten, wo schon durch die Überschwemmung ihr Gebiet kaum angreifbar war. Vgl. Heliodors Aethiop. I 5. Doch mehr als die Hypothese hiiistellen kann ich im Augenblick nicht.

Im einzelnen bemerke ich noch Folgendes. 111 1: 'AvÖQuvonukehov wird kaum vom Schreiber beabsichtigt gewesen sein. Ihm kam zunächst der Stadtname ’Avöq&v in dio Feder, dann verbesserte er sich und schrieb ono- lelxov, ohne mv zu tilgen, wofür es manche Parallelen gibt. Also: 'Av- öf^tovyoxtoXelxov. Daß der Offizier außer an den Strategen des Gaues auch noch an die apjr]oeat der Metropole schreibt, ist sehr auffallend. Aber ob man daraus auf Autonomie der .Stadt schließen soll, ist mir doch zweifel- haft: apjfoi'its hatten die Metropolen, auch ehe sie von Septimius Severus das Stadtrecht bekamen ebenso wie nachher.

ln 111 21 ist eine Lücke anzunehmen, die nach 11 16 so zu füllen ist: eig Mifupiv <(tä xxijt'i/ rnf>r« ay&rjvca Sety.

m 2.5 [’yl]9)le](o(S£)tXr] ou ist mir palaeographisch wie sprachlich un- wahrscheinlich. Geschrieben scheint zu sein: [.]q)[.]4[T]ou. Die Stelle be- darf noch der Nachprüfung.

In IV 21 wird erwähnt ein Aioyvrycov roö xgaxlaxov [t jTnrpojroi! , der nach Comparetti sonst nicht bekannt ist. Ob er identisch ist mit dem Kkav6tog Atöyvtjxog iTxixgoTtog 2ießaaxov diaäeyöfievog xfjv ot^yiegotavvijv, der im J. 197 Briefe an den Strategen von Panopolis schreibt, lasse ich dahin- gestellt. Vgl. den Pariser Papyrus im Hermes 23, 593.

In IV 24 möchte ich lieber ergänzen: xJSv vöi' xoig xekevoftivotg vre [avroü] (statt «.^[aKoveros) re£/[9'ov.

IX. P. Heidelberg I (vgl. oben S. 503).

Aus dem ersten Bande der Veröffentlichungen aus der Heidelberger Papyrussammlung, in dem Adolf Deißmann die theologisch wichtigen Stücke bearbeitet hat, ist an dieser Stelle nur ein Text hervorzuhehen, die einzige Urkunde: ein christlicher Brief aus dem IV. Jahrh. in außerordent- lich vulgärer Orthographie (vgl. Tafel 60). Ich verweise auf den eingehenden Kommentar Deißmanns.

X. Stndi ital. d. fllol. dass. XIII (vgl. oben 8. 503).

Im Appendix II seiner Arbeit über die Pachtverträge ediert G. Gentilli drei hermopolitanische Papyri, die Vitelli 1904 in Esmunen erworben hat. Nr. 1 ist ein Pachtangebot vom J. 96 n. Chr. (auf der Rückseite Rechnungen), Nr. 2 eine Pachturkunde aus der Zeit des Antoninus Pius. Von besonderem Interesse ist Nr. 3, ein Gesellschaftsvertrag (xoivojc/a). Die Texte sind eingehend und sachkundig interpretiert.

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II. Referate und Beirprechnngen

XI. Fhilol. LXin S. 498 (vgl. oben S. 503 j.

Wiewohl der hier publizierte Text (ein Kontrakt ans Pathyris vom J. 111 V. Chr.) nur 13 Zeilen umfaßt, ist doch die Ausgabe von großer Bedeutung. Die Textedition hat G. A. Gerhard, der seit Jahren an den Heidelberger Papyri arbeitet und sich zu einem vortrefflichen Kenner im besonderen der ptolemäischen Papyri entwickelt hat, Veranlassung gegeben, aus seinen umfassenden Studien einige wichtige Teile vorzulegen. Seine Ausführungen über die Entwicklung der ürkundenformen (s. oben S. 522), über die Agoranomie und über die thebanische Topographie zeugen von gründlichen Kenntnissen und feiner Kombinationsgabe. Ich werde bald bei anderer Gelegenheit genauer auf seine wichtigen Resultate einzugehen haben. Seinen Ausführungen schließen sich solche von 0. Gradenwitz an, in denen er die rechtshistorische Bedeutung der vorliegenden Urkunde darlegt.

XU— XVI.

Die Referate über diese Editionen sind wegen Raummangels für das nächste Heft zurückgestellt.

Xni. Compt. R. de l’Acad. 1905 (vgl. oben S. 503).

Seymour de Ricci teilt zwei Texte mit, die sich auf Recto und Verso eines von ihm in Cairo gekauften Papyrus beßnden. Sie sind nach seinem Zeugnis beide von derselben Hand geschrieben. Der Text des Recto ist die Kopie eines Briefes des Aelius Faustinus, Epistrategen der Thebais, an den Strategen des yivxonokkij^ vom 29. April 159 n. Chr. Der Inhalt ist von hohem Interesse. Ein gewisser Apollophanes hat sich beim Epistrategen darüber beschwert, daß er widerrechtlich zu einer Liturgie herangezogen sei. Der Stratege wird angewiesen, wenn es sich so verhält, andere Namen statt seiner zu „schicken“, nämlich an den Epistrategen, der wie wir wissen die Auslosung vorzunehmen hatte. Vgl. z. B. BGU 194. Der Text ist im einzelnen noch nicht ganz klar. De Ricci liest: ’EtoI oov <pt/aiv Trorrfpa lofurör ovttt 'Avuvotx txmv xo(i] (ra?) «wre Ttkovvia

xfxlrjpüffffai xuTcc (j»r<'s de 20 lettres] rotij eis itpaxToptwo' xo[i]c(xpijac[r(a]v xtL Der Petent stützt seine Beschwerde also erstens darauf, daß er „Vater Antinoltischcr Kinder“ sei. Dieses AntinoTtische ius tiberorum ist uns eine interessante Neuigkeit. Eine bestimmte Anzahl von Kindern wird nicht angegeben; cs war also auch wohl eine Mindestzahl, die zur Befreiung von Liturgien genügte, gesetzlich nicht fixiert. Zur Erklärung sind nicht die bekannten Erlasse der Kaiser heranzuzieben, die sich auf cives Romani beziehen, sondern der Ursprung wird im griechischen Recht zu suchen sein, denn in AntinoS galt, wie wir sogleich hören werden, Naukratitisches Recht. Für Sparta vgl. Aristot. Polit. II 6, 13 p. 1270*’: fort ycp avroig i’dgos ■cbv pfi’ Yivvrjaavza vlovs ütpQOVQov elvai, xbv Sl Tizzagag caeXfi ztävztovj und Aelian var. h. 4G, Ö. Freilich wäre nicht ausgeschlossen, daß z. B. Hadrian, der auch bestimmt hat, daß die Antinoüten nicht anderwärts zu Liturgien herangezogen werden dürfen (vgl. BGU F\^ 1022 und dazu oben S. 301), außerdem auch nach dem Muster der cives Romani ein ius libc- rorum begründet hätte. Daß dieser Vater .4ntinoi‘tischer Kinder selbst ein

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'Ainivoivg war, kann zweifelhaft erscheinen, da er sich hier, wo es sich um eine Liturgie im Lykopolites handelt, nicht auf jenes Hadrianische Privileg beruft, was ihn als Antinolten ohne weiteres von dieser Liturgie befreit hätte. An zweiter Stelle beruft er sich vielmehr darauf, daü er ein (läV) avia [i]jrtx£9>dtt« wtoüi'r« sei, wie de Hicci liest. Dies kann aber unmöglich richtig sein. Was soll rd avra? Auch müBte man im Gegen- teil erwarten, daß er sich als frei von der Kopfsteuer bezeichnet. Dieser Sinn läßt sich aber auch ohne Zwang ans den von de Ricci ge- lesenen Buchstaben herstellen. Auf S. 8 (des Separatabzuges) transkribiert er die Stelle: KA . YT A . TTIK€lPAAIA. Das ergänze ich: xo[i oju [^|mxt()pdA(ii teXoivra. Auch das Folgende läßt sich wohl noch weiter auf- klären. Die Transkription de Riccis lautet: xexXijQäa&ai KAT AFNOII (11) ANYTAZeiM . PATOYC ei’s TtQaxjo^tiav xrA. Völlig sicher scheint mir, daß man xot’ ayvoittv herzustellen hat, und zwar wird mau trotz der Klammer das AN von 11 dazunehmen dürfen. Also dio Losung ist erfolgt auf Grund der Unkenntnis über die Privilegien des Petenten. Der Name des losenden Beamten steckt offenbar im Folgenden. Die Punkte deuten an, daß de Riccis Lesungen hier unsicher siud: wir haben dio Wahl zwischen ^{»^[oxjpötouj und Z)/v[ox]pttrous. Dann bleibt nur übrig, daß YX A für inu verlesen sein muß , und das Ganze heißt; xcxlijucüctlai xnr üj’i'oiov ind Seivox^azovs (resp. Z »j voxparouf). Da die Losung durch den Epistrategen erfolgt, so muß dieser Xenokrates, oder wie er heißt, der unmittelbare Vorgänger des Aelius Faustinus gewesen sein. In 15 wird

man vermuten dürfen: x«T£ö;|f^ö[tl«» rtj] ygela, d. h. man hat ihn

festgehalten bei dieser Liturgie. Vgl. BGU. 619, 21. Was dazwischen steht, bleibt noch unklar. Der Befehl an den Strategen lautet nach de Ricci: ^pdi'Tiaoi' li zavxa [oöjrtaj xo®’’ « iropf'Ofro i<p' öfzomv, x£-

xpi'o®«! t[ü] £r£pK 6v6jiaza «vr’ oerofi dg Ttje Hier nehme

ich an rfä] Anstoß: andere, nicht die anderen Namen sollen für den Potenten eingesandt werden. Und was soll l<p’ dgom»', xcxpi'a&ai? Das wird doch zu verbinden sein, also; „so wie er angegeben hat, daß in ähn- lichen Fällen entschieden worden sei“. So dürfte das T vor errper zu rjov] zu ergänzen sei: ippöerKfov “fp« ovoftaza am' avzov tig

Ttifitfiai.

Noch wichtiger ist der Text der Rückseite, ein Stück aus dem

Sitzungsprotokoll des Rates von Antinoe. Die Hauptstelle lautet: , . . Ttffvzavixug tlzciv’ ‘H i:ziyafila iS6&)j zjfttiv ngög yfjyiirt[rfjoi[5| xot’ l^oCgizov mtb zov ®£OÜ 'Ad^tavov, ^vjt£p ovx lypvat A'cfuxpo\u^rffrot,

iv rof; vdfiotg yQcoui&a. Hier ist von fundamentaler Bedeutung die Nach- richt, daß Antinoe das Naukratitisebe Recht batte. Wenn der Text den Hadrian auch nur als Spender der intyafilu nennt, die die Naukratiten nicht hatten, so kann es doch nicht zweifelliaft sein, daß Hadrian es gewesen ist, der dem von ihm begründeten neuen Gemeinwesen auch das Naukrati- tische Recht gegeben hat. Welch neues Licht fällt damit auf die Bedeu- tung von Naukratis in der Kaiserzeit! Außer der flüchtigen Erwähnung

der Stadt bei Strabo XVII p. 803 C'as. hatten wir, wenn ich nicht irre,

aus dieser Zeit bisher keine weiteren Nachrichten über Naukratis als die Erwähnung eines verstorbenen ^oelfuroö zi]g iVovxp(irr»[Tröv jrdjAfWs in P. Gen. 10, 9 vom Jahre 316 n. Chr. Dazu kamen die Münzen (Mionnet

Archiv f. P«p>ruaforBC)iuu(f 111. 4. 37

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n. R^-ferate und B^aprechunf^D

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VI 538, Suppl. IX 172, vgl. P. Meyer, Heerwesen S. 135). Nun hüren wir, daü die AutLnolteii die vofiot von Naukratis bekoninieu haben. Warum übrigens nicht die von Alexandrien? Vielleicht weil damals Alexandrien keine .Autonomie hatte? Merkwünlig ist, daü die Ai'oj "EUtjufj von

Antinoe durch Hadrian das Recht der iniyu^ta ngbg Aiyvnriovg erhalten haben. Wenn wir hörten, daß umgekehrt die Ägypter es al.s ein Privileg betrachteten, {n-tyopfc rzgbg ''€lii]vag zu bekommen, so würde uns dies natür- licher Vorkommen, al.s daß diese Griechen AVert darauf legen, connubinm mit den -Ägyptern zu haben. .Mir scheint dies ein neues wichtiges Zeichen dafür zu sein, daß das Agyptertum (schon seit der spateren Ptolem8crzeit) zu immer größerer Bedeutung im Lande gekommen war. Die Haupt- konse(juenz dieses Rechtes mag die gewesen sein, daß die Kinder aus Misch- ehen von Antino'iten und Ägypterinnen ’j^vuvoiCg, oder um den -Ausdniek der anderen Urkunde zu gebrauchen, '^ntiviuKoi :taiäcg wurden. Doch das sind V'ermutiingen, die nur zur Diskussion anregen wollen. Da hier besonders hervorgehoben wird, daß die Naukratiten diese fjijjopi'o nicht haben, möchte ich daran erinnern, daß wir eine versprengte Notiz über da-s Ehere<-ht der Naukratiten besitzen. Ein liermias, der über den gry- neisehen Apollo geschrieben liat, vielleicht der Hennias von Methymna aus dem Anfang des 1. Jahrh. v. dir., bringt nach anderen interessanten No- tizen über Naukratitische Sitten auch folgende Nachricht (vgl. FHG II S. 80 aus -Athens. IV p. 119 D): äi ng ßtctrxgaziTwv ya/tovg fön«,

uig fl' ya fiixi) v6aa yiygaTtrai, taitigtjtat mu xori gfliTti/xra didoffdai.

Der Text bietet noch manche Rätsel. So heißt es Z. 5 ff. nach de Ricci: 7rpoxpf(| v]ovroi yag navxbg ovrtvog ot>^ of(?) vaftoi (lire vöpoi ) x«i dtazäittg. An oi zweifle auch ich, da dann auch vor <)i(ftK|f(; der Artikel zu erwarten W'äre. Wenn ich frage, ob vielleicht oüj; ov vöfioi x«l Stcmxgiig gelesen werden darf, so denke ich an P. Fior. 61, ItJ: oi’j; utiov dialoyid/ioi xai riyiftnvcg jrupayti'iigfi'Oi (so ist zu lesen).

Zu Z. 10/H ist AN ArN(i)C0t IC in 'Avuyv(oafhla(tig) aulV.u- luscn. Vgl. Fior. 61, 25 ff Mit A'fptoi'o»' beginnt der Hauptsatz.

Da der Herausgeber selbst seine Edition als eine vorläufige bezeichnet, ist zu erwarten, daß die definitive manche beute noch bestehende Schwierig- keit beseitigen wird.

XVIII (vgl. S. 503).

Das Referat ist wegen Raummangels für das nächste Heft zurück- ge.stellt.

XIX. Sttid. Pal. IV 558/83 (vgl. oben S. 503).

Wessely ediert hier den wichtigen Rainerpapyrus, aus dem er schon 1901 in den Stud. Pal. I. S. 9 ff. vorläufige Mitteilungen gemacht hatte (vgl. Archiv 11 164). Er druckt zugleich Lond. 260 und 261 noch einmal mit ab, da der Rainertext mitten zwischen 261 und 260 gehört, wie denn Wessely im Jahre 1891 die drei Texte noch zusammen im Besitz von Th. Graf gesehen hat. Diese Londoner Texte sind es gewesen, auf die hin Keuyon in seinem Kommentar es zuerst aus.sprach, daß die Epikrisis nicht immer, wie man bis dabin auf Grund des früheren Materials aunaluu, eine militärische Bedeutung habe Gedankengäuge, diu dann von Grenfell-

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Hunt (zu Ozy. II 257), Paul Meyer (Heerwesen), Wessely (Epikrisis), Schu- bart (Archiv II 15(1), J. Lesquier (Rev. Philol. 28, 1901) weiter verfolgt worden sind. Die sachliche und vornehme Art, in der Kenyon, wie immer, sein besseres Wissen vortrug, kontrastiert stark zu dem historischen Rück- blick, den Wessely jetzt auf S. 58 Aum. 2 gibt. Daß die Früheren die nicht militärische Seite der ijtixQiaig „geleugnet“ hätten, ist, soweit ich die Literatur überblicke, nicht richtig. Vielmehr kam man überhaupt nicht auf diese Deutung, weil zufällig das zuerst bekannt gewordene Material notwendig auf das Militärische hinwies. Siehe Mommsens Darlegungen im <-'IL III Suppl. p. 2007, die hier vor allem hätten genannt werden müssen. Wenn We.ssely aber, gestützt auf den erst jetzt von ihm publizierten Rainer- papyrus, seinen Vorgängern die Bemerkung in Sperrdruck entgegenhält „hoffentlich wird sich niemand der Erkenntnis verschließen wollen, daß die Epikrisis einer 59jährigen jüdischen Frau keine 'Rekrutierung’ ist“, so schlägt er einen Ton an, der im Interesse des fried- lichen und freudigen Zusammenarbeitens, das sonst auf unserem Oebiet glücklicherweise herrscht und auch vom Archiv nach Kräften zu fördern gesucht wird, lebhaft zu be<lauern ist. Im übrigen würde L. Wenger, dem We.ssely vorwirft, noch 1903 die falsche Ansicht vertreten zu haben, sich vielleicht anders ausgedrflekt haben, w'enn Wessely den Rainerpapyrus 1901 ediert hätte, statt nur einzelne Mitteilungen daraus zu machen. Ich glaube, von uns allen sagen zu dürfen, daß wir mit Freuden umlernen; nur muß man uns die Texte, die uns zum Umlernen zwingen, auch mitteilen und zwar in extenso und nicht in zunächst unkontrollierbanm Exzerpten.

Diese Bevölkerungslisten des Amphodarehen Herakleides, die uns einen Überblick über die Bevölkerung des üfupodov ’rtn’oiUtavfoe von

Arsinoe im .1. 72/3 n. Uhr. geben, sind in der Tat, wie Wessely sagt, für die vei-schiedensten Fragen der Verwaltung wie auch der Kultur- und Sozialgeschichte jener Zeit von außerordentlichem Wert und werden die Forschung noch lange beschäftigen und fördern. Abgesehen von den

Aufschlüssen über die Epikrisis war mir namentlich von Wert, daß durch den Rainerpapyrus nun endlich völlig festge.stellt wird, daß die Frauen in Ägypten von der Kopfsteuer frei waren. Vgl. Col. XII. Be- kanntlich hat Kenyon dies schon aus den Londoner Stücken gcschlos.sen.

Ich war durch dos damals vorliegende Material noch nicht überzeugt und

schloß meine historische Würdigung der Annahme mit einem timi litjiiii (Arch. 1. 136/7). Durch das neue Stück hat Kenyons Ansicht sieh als richtig erwiesen.

Der Text wird im einzelnen noch zu revidieren sein, ln Z. 27 liest Wessely wie früher: ti> i(oo»<) xcitcixf^tä^^iarai) ß(aaihxw) yp(afiftatci) di' ’./ynttoü 6>ifi(oOtov) ßvß(Xioq>vXaxog), nur daß er jetzt nicht mehr wie in Stud. Pal. S. 9 AyaQov für Verschreibung von Anov9im{ ) halt. Mein Gegen-

vorschlag, statt ’AyaOov Aijfiioelov) vielmehr ’rty«{foö (Saiu[o(eo,')] zu lesen (Arch. III 233) ist nicht berücksichtigt, oder soll die Nichterwähnung eine Ablehnung sein? Sachlich ist mir Wesselys Vorschlag wenig wahr.schein- lieh. An den Parallelstellen ist der königliche Schreiber vertreten durch seinen ygufifutuvg (vgl. Z. 376, 488); das ist verständlich. Aber was Lst ein di/fioaiog ßißXiocpvXcig? Das kann doch nur ein kaiserlicher ßißXio<pvXag sein, und der sollte der Adjunkt des ßaaüixbg ygauftaxivg seinV An einen

,S7’

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[I. [{«I'erate und Besprechungen

r)f)8

(iißlioq>vlia^ rijs St/fioaiag ßißho&i/jxtjg ist natürlich erst recht nicht zu denken. So ist es mir doch recht wahrscheinlich, daß meine Lesung IdynOnü o(vu5)] das Eichtige trifft. Dieser ßtßQuotpvlai) aber winl,

ebenso wie die später genannten ypapnurrttf , zum Bureau des königlichen Schreibers gehören. In Z. 58 ist meine sicher richtige Lesung t ' Oütan|aaiaeo0 nicht aufgenommen. Dagegen wird Z. 017 ebenso gedeutet, wie ich a. a. 0. vorgeschlagen habe.

XX— XXI (vgl. oben S. 504).

Die Referate sind wegen Raummangels für das nächste Heft zurück- gestellt.

XXII. P. Lips. (vgl. oben S. 504).

Die „dem Andenken an Theodor Mommsen“ gewidmete Publikation umfaßt 123 Urkunden der neuen, auf Mitteis’ Initiative bin gegründeten Leipziger Pupyrussammlung. Der größte Teil der hier vorgelegten Urkunden gehört dem IV. Jalirh. nacli C'hr. au, dessen Geschichte liierdurch manche wesentliche Bereicherung erfährt; einige wenige Texte stammen aus der Ptoleinäerzeit, manche auch aus den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit und der späteren byzantinischen Periode; ein Text (103), der die ’fptpärfg nennt, gehört der arabischen Zeit au. Es sind viele Stücke von hervor- ragendem Wert, ja einzelne allerersten Ranges daranter. Mittels, der in der äußeren Anlage sich an das bewährte Muster von Grenfell und Hunt gehalten hat, hat das reiche Material gegliedert in Urkunden über Rechtsgeschäfte (1 31 ), Gerichtsakten (32 44), Verwaltungsakten (45 90), Rechnungen (91 103) und Briefe und Anweisungen (104 117). Der Anhang (118 123) ist gemischten Inhaltes. Den Schluß machen die sorgfältigen Indizes von Dr. Schröter. Zwei Lichtdrucke sind dem vornehm ausgeslatteteu Bande heigegeben. Mittels gibt außer den Transkriptionen auch Übersetzungen und vielfach sehr eingehende Kommentare. Zumal ein großer Teil der Urkunden juristischen Charakter hat, braucht nicht gesagt zu werden, welchen hohen Wert diese ausführlichen, gerade die ju- ristischen Fragen oft bis in die letzten Winkel verfolgenden Erklärungen wie für die Rechtsgeschichte so auch für die Papyruskunde haben.

Über die Vorgeschichte dieser Publikation, die Einziehung einer früheren ersten Edition, hat Mittels bereits selbst im Archiv (U 106, 1) berichtet. Die „Beiträge“ von mir, auf die der Titel hinweist, beschränken sich auf einzelne Lesungen zu den 37 Stücken, die aus jener früheren Publikation herübergenotumen sind. Nur in ganz weuigeu Fällen habe ich auf Mitteis’ Wunsch durch Mitsignierung die Verantwortung für den Text übernommen. Dagegen sind mir die andern 86 Stücke, die Mittels allein entziffert hat, erst jetzt eben nach dem Erscheinen der Publikation bekannt geworden. Da die Edition erst vor wenigen Wochen, während schon mein Referat gedruckt wurde, in meine Hände gelangte, so habe ich in dieser kurzen Frist ( im Semester!) diese neuen 'Texte natürlich nur einer flüchtigen, vor- läufigen Revision unterziehen können. Vieles bleibt noch zu tun übrig, aber die Hauptarbeit ist schon in der Editio princeps geleistet. Bei dem Kaummuugel des Schlußheftes muß ich mich meist auf die einfache Mitteilung meiner neuen Lesungen beschränken und den Benutzern es

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Ulrich Wilcken: Papynis-l'rkHnden

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überlassen, die Konseiiiienzen für die Erklilrung der Texte, zu ziehen. Nur hei dem Hauptsfflek (Nr. habe ich einige Bemerkungen nicht unter- drücken können. Wenn ich zu diesem Bande verhältnismäßig viel nach- tragen kann, so liegt das z. T. daran, daß ich hier in der glücklichen Lage war, die Originale zn revidieren, während ich bei den anderen meist auf Konjekturen angewiesen war.

In 6, 7 korrigiert Mitteis äi>t'[a]mv statt nvf[jg»]ci)v.

ln 8, 4 lese ich fier tvd oxijuf statt (n)t'^^)doxoüfflJS. ln 5 darf man wohl 'üp£]7ioii lesen. 6 1. xtd statt t[.] . . Wichtiger ist 16/7:

'SlQtTov ö fw»[tpajrEtS statt "Üpiros .£. [ , denn hierdurch wird ge-

sichert, was mir freilich auch sonst notwendig erscheint, daß intTQemivrog in 6 auf Kvolov geht und nicht auf ein vorher von Mittels vermutetes davelov.

9, 3 1. JtalSav st. Jtarp9s. 10 to]0 d[avijffltfeTo; unrichtig. Vgl. die Bemerkung zu 8, 16/7. 13 1. g£[r]j/lJlaj;dT£ statt T£r]£[l£t)Ti/Jxdrt.

14 statt xai steht ein längeres Wort (ca. 7 Buchstaben). 17 erg. 8[(b]ü. 18 1. idtßoiacv statt imi[fi]qasv. 22 1. iynxiiot\(Si\v statt £j'xiijo£fw]i’. In dem folgenden f Jpo|a[. V] von steckt das Suhstantivum zu xqamifiziKoi. 30 1. ovviextjv statt awiaeaxijv.

Die Unterschrift des ßiflXio<pvi.a^ ist wesentlich anders als in der Edition aufznfassen. Einstweilen habe ich nur den Anfang heilen können. Ich schreibe: 'Efftitvog dt« Wüpt/l/on zf[. . . . J loö xoi ’Eqfilov jp«ftg«t(ftos). T&v caxoy({cif>ofiiv(ov «<g»j[iUx](at' XQt&v ov dt«x£tft(£vti)v) iv di'd/i(«T() xf,g VTCoyqiov (da die drei nicht gebucht sind unter dem Namen der Schuldnerin, nämlich im Grundbuch) [xol? x]up7(ijv öcrui’ x&v dt« xf)g äitt9i]y.iig xiävxMf. ln 34 scheint nvtöw corrig. aus vjimv. Das weitere ist mir noch unklar: ..o.[..rg? nlprar»; xfjg dieypa/tpfjs-)

(= Auszug) TXQioxo) g>vX{ ). Das letzte Wort ist nicht fx*“'-

11, 5 1. yexvofi[i]vr}g. 11 1. f. 14 1. (Jo)ft«r[/]di<(o)>»'.

15, 1 zu Mittels’ Korrektur U ... . qeiig ist hinzuzufügen, daß am Ende der Zeile 'Epgojiol£/t(j)y) steht . 7 1. /7op£pdvOtu$.

17, 14 1. r.axaytov. 24 1. [ ■&j;Jpa statt [üiip« xoi xrjv

xl£t]do. 25 1. ] . «ä nXfiv statt ] . . . . rdij.

21, 13 1. {’let (mit der Lupe ganz deutlich) statt £df».

22, 14/5 1. fwt I fy)ii'w[tf Ixocros. 17/8 1. . [.| . |vl(xoö öpy«vov

statt . |. .] . ivätx(xidivog) opyod/ov. 18 1. mg «ipopdi’rae.

20 1. m ifii statt mxc fii. 23 korrigiert Mittels jetzt naqaayofiivov statt itaoaßyovxog fxov.

26, 4 1. tiyafiiv statt idyatuv.

28, 9 1. UanvoOiHg. Wichtiger ist, daß in 10 nicht £iar[Tu]ro idct&fj (sic) zu lesen ist, sondern 71ottov, iöog^v. Danach ist die Adoption nicht erfolgt auf Bitten des sterbenden Papnuthis, sondern auf Grund eines ühereinkomraens der beiden Kontrahenten. Vgl. BGÜ 315, 12 (Kompromiß- Urkunde): "Eäo^tv avxovg «jp^önotte« xrl. ln 12 ist | '■«•t’j notwendig,

13 1. [dpo jlo[yoö]p£| v] statt [6pol]oyo[i)f(f»'| äU|7)loif. 14 1. ward[o statt /7n[ ijffd'. 1 7 1. TIaXvov(Hv (sic). 21 1. ivqXttu yevofiivm statt iv riXmla yivaftivm. Schluß: elvax d’avxbv statt x[«]l

/•

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560

II. Keferate und HcBprechungen

iccvxbv. 23 das lange ge,sueht« Wort ist nicht (lovoxintug, somlem 6g|o|rü;r(i>j. - 21 1. n^ftlogoi.

2i), 3 erg. Itfinur^l statt f«vTiJ? Wt'p>;iUbv]. 9 1. .utjrt statt füoT« und Tctftelv (vgl. TtcftCiug) statt dtfiiiv. 13 1. tp[/r]j; KViy xkxjaia statt ;'pln<gi}| 14 1. l'ei vmaxtiv ii ae ßovloftat [otj . . .

statt r£iV[«']c{t«i Kviidqai<(^vy ßorkoftai [r^s «JtojjfjS. 16 1. gErf[iJ’d£rv [ö|£ ftvTuv statt gfT«|;rf [ejIj ar'T[6|i'. Die Tochter soll also die Testierende Schuld eintreiben.

Wohl das Hauptstück der Sammlung ist Nr. 33, die Denuntiatio ex auctoritate vom J. 368 p. Chr. Für diese Urkunde hat Mitteis S. 88 den Vorliehalt gemacht, „daß dundi VeiTollkommnung der Lesung, welche ich nach langer Arbeit an dem Stück beute nicht weilerführen su können bekenne, sich einzelnes anders darstellen kann.“ Auch mir ist es in der Kürze der Frist natürlich noch lange nicht gelungen, alle Schwierigkeiten zu heben, doch schon infolge der bisher gewonnencu neuen Lesungen, die ich zunüch.st folgen lasse, gestaltet sich manches anders.

Col. I. Ich übergehe die ersten unwesentlichen Zeilen des Fragmentes, die auch noch der Korrektur bedürfen (z. H. 17 r]öi' Xöyov statt ] . nlo . . .). In 24/7 ist mit Siidierheit so zu ergänzen: o Cr] wj £jroc(J»;s' [(25) „<7>4(«Ofto j 'HQuxliiog & kafrXQOTarog rjyiftmv rrrrEV] 'Avüqypv [(26) rfjj btxriS öif x^ilaijg £| uv9ivzlug roü dixn(Ti[);p/ou [jr«pa Z. 28'9 l. I«u7tpdr|£<jr£ (statt |lf(p . . ei) [^j'Eiitije. 29 1. jt«p|«tj'y£l£ia (oder n) st. jrfipjnjyElEi's. Das darauf abgedrucktc Fragment (Z. l 10) gehört in die Kolumne 11 hinein und zwar in Z. 21 30. S. unten.

Col. II. 1. Das kleine Fragment mit ß gehört hinter Avyovatoiv (aus Uußeren und inneren Orttuden). Streiche also ß .sowohl hinter Ova- lEvrii'iovov] wie hinter OiV|iEvroj[

Am Schluß von Z. 3 1. Kvqq st. Ziipa. 3/4 1. jtEpiijrE nj’OVTEj (st. jrEpi(?-£ulj’]Er£ I de riji’ EÜSfEifcr (seil. 6äbv) 7tap£iip£'[0E0i i< e’jt jpjj0o[0]{>ni (= E’j(pi[0B0t>E, statt w«p«|o[t«|0i|v y£i’[E'0|<loi. Vgl. Z. 14). 6 nicht Seiv [ii£i'T]£pov [y |Eii'£(0|{tn|i| «vavi(i)0[< je ^[vj xrz., sondern y£f»’[EO&ßi goi(y)] gdv[wVj0iv r'ijs äv«i'E(Ü0E6); rj|s| E0yoi<, cotoJ e’xä«i0wv (= ixTttaäv, st. E’xaE ( I ) 0(1)1') rwe ypdv[(i>]v. Daß K?ra| e’xwe0iöv zusamnien- gehört, zeigt das folgende.

7 I. oCrcoj E|jfoi'0«|r' Nachher ö<p&£at]g st. üq^eiatjg. 8 1. fj- jf[on0ß]v st. j’|£i'|£'0d]«i. Also di/lm r^i' avuiiiuxsiv heißt: ich teile die Ent- scheidung über diu ki’ove'(c0is mit.

Grundlegend für die A)iffa.ssung des Ganzen sind nun die folgenden Korrekturen zu dem Spruch des Strategius. Den lateinischen Spruch lese ich hinter Keperabuntur tempora folgendermaßen: si simel (= semel)

negotium is (= iis?) . t[ |. cvol|u|tum est statt c[u|m elud^tur [ijs a [qujg evok[a]tum est. Darauf lese ich: M eia [tö| qtofiaixd und darüber geschrieben von anderer Hand: |Epp|qv/a. Nun folgt die griechische ('bersetzung, deren Schluß ich lese: ei Sxag (statt E’w[£i]d |^ |) rj öixt] flj ine^Biv.

11 1. [t«i|j n:po[i]|Ei. Darauf Seq,eailXa (1* corrig.) st. NefuataXte. 12 1. x\aza\axeiv st. x[«]t<(i>/E[ i jv. Am Schluß ZcüXQaziov st.. Aäü- xgdzzjg 13 über [oi) in neno!tja9[ui\ ist e nachgetragen. 15 ver-

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ririch Wilcken: PapjruB-Urkiimlen

:>61

bindo vielleicht tb rptroi/ mit nctQayil.i.to (zum dritten Mal ). Die Ergänzunp |«(5tcu]p(|i]ou kaum richtig. Dann: :r[p]os rb r|ftjV| tig rb oixitov äno- XQtCvaa&ut fiiQOg x«r« ir]v t>t[/ov (= diaialiv) statt :t[e)bs

rb /|7r£t oi'x| iat . otci . . tCToxpiVaaOoi, (li^og xaxa rt;v £x|d(x/arj £ä£tv.

16 1. [uri . .|g£ . »jl'p»/ra( und Xwxpärjoi*.

Grundlegend für die GesamtaulTa.ssung ist wieder das Folgende (16/7):

träv Tiriov gf [i'l iwif (<nii /jori^Ofwj if"/gä<pov nargmag, ayaytjv de

xijv tgrga |b'ybj]v£[g| x[o |''j'j>«'tr£dv£g ägteo (wobei für y in Mynuopefi kein Platz zu sein scheint, vgl. Schreibungen wie yn'uaxoj) statt dißäv

u'rtov . . . . . I fiTov äjro /iovirjaeag lyygäipov «l lt“ r^ebr

Trji' £j'jpo[qpo]i' £[ ] (7toi’£M I . . . .J. Zu Kj’taj’^v vgl. Gloss. uycoyT]

iii(licinm actio.

Weiter ist in 18 rb 7igä\yit(t unsicher (vielleicht roß yp« . (. .?). Am Schluß lese ich dann: g[£rcc| pcegnixir. 19 erg. etwa |'£tt- xrör elxt{ev)' Ila^äg itarij\g. Vgl. Z. 28. Die u&chsten Zeilen habe ich nur teilweise revidiert. In 23 erg. Kvga st. A'iija (s. Z. 3). Statt Zw- xpc£r»;s schreibe immer Zroxpartoi'. Vor vCv nicht 5 bf. Die Ergllnzung rvj’;(di'|£]t xai o)goilbyi/| CE je durch da-s richtig plazierte Fragment (s. oben) bestätigt. Für frpb [r^s td5|£(ag kein Platz: xego . [. . .|fO>i. 25 1. ]ijg£v ^jt’ BV«/lj)gipeM[y stjitt einer Su «v«l>}gip£r[at. Diese Zeiten bedürfen noch der Revision.

26 1. Jiü roßro Bvap;;ov «:r[otKj3b vr£s? r]jjc Stxijr ^ngbg?^ rb g£-

yoifrov rb tf[bv] ^xagEc [ ] . . öiii'{f£gß(mit Schluß-«)r| b|(« roü [bixl-

aait)Qlov. 27 1. nK]p«[y |y£tf[f|v- *£v bi rg Jtß[payy£tf|« dijlbtaofier i6r te r|7|rtov x«i rgv «[ylwyfjv xal rtör jtpnyg«ru[v] rb x«0 er. In 28 steht |£5 «i'Ofvrflnj jetzt auf dem Fragment. Vor <I>Adoiuos fehlt nichts. Am Schluß 1. '£bixci)|vl (29) j£l:r(£c)' statt 'Erxeo . [. .]. 29 1. . . .

xii.ev<iar dt« rg[s rdg£w|s st £ |.) . ov b»«r«[yg<( oi"rw]ff. Nachher:

|b ta,u|upbT|ar[oj ■^•egwv il;t(sv)'J //EgqpttiJafrßj . [. Z. 30 und 31 geben die eigenhändige Unterschrift des Athenodoros, des Vertreters der Sara-

piaina. 30 1. V/Oip*bbo)pos [ ] . ou. Nachher streiche äraki/fi-

<p&et |oo| r.

Verso (3. Hand) 2 1. ;t«p«y[y£l|£ffa c| st. 7t«p«y| yel* |«v |x]«t. Z. 3 1. ajjfiegor statt ai/ftetd).

Abgesehen von il«gßpbrcirr£ {^yefiojr in 1 28 zeigt in. E. schon die Existenz der I. Col. sowie die Empfangserklärung des Prä.ses auf dem V'erso, daß die denuntiatio ex auctoritate, die in Col. II vorliegt, nur ein Teil einer größeren Eingabe ist, die der Kläger an den Präses gerichtet hat. Und zwar liegt diese Eingabe im Original vor, wie der Wechsel der Hände in 11 30 und auf dem Verso zeigt.

Zunächst ist festzustollen, daß nach meinen Lesungen der lateinische und der griechische Spruch des Strategius in II 8/9 identisch sind, während Mitteis sie nach seinen Lesungen für zwei verschiedene Entschei- dungen halten mußte. „Nach dem Latein“ (ftexä gianaixä) folgt die griechische Übersetzung (igfitjrela), ganz w'ie in der von Collinet und Jouguet edierten Urkunde oben S. 341. Zu dem luteini.schen Text vgl. die von Mitteis 8. 97 herangezogene Entscheidung des Cunstantin (C. Theod. 2, 6, I): Cum .cemel neffolium (emjearibus fuerit csriiijilum etc. Hiernach

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II. Referat« aod Besprechungen

erklllre ich das is hinter negotium als iis (seil. Irmporibas) und fasse evolutum als gleichhedeutend mit eximptum (= Die letztere Annahme be-

stätigt mir Mitteis durch Hinweis auf C. Theml. 11, 31, 1: trmporibus fucrit evolutiis (de.sgl. 11, 31, 1 und 11, 32, 1).

Hieraus ergeben sich folgende Stadien der Angelegenheit. Zunächst hatte der Klüger eine denuntiatio suo nomine eingereicht. Die Beklagten hatten aber Ausflüchte gemacht und waren nicht erschienen (II 4/5). Darauf reichte der Kläger, dem nach einmaligem Verfall der Frist die reparatio temporum freistand*) (II 8/9), zum zweitenmal eine den. suo no- mine ein. Wiederum erscluenen die Beklagten nicht, so daß die di'xi; üvuQiog blieb (II, 5 und 14), und der Präses (Heraclius) erklärte, jetzt gebe es keine Kvttt'iioaig mehr.*) So wendete sich der Kläger nun an den Präses mit der Bitte, ihm die den. ex auctoritate zu gewähren (das wird in 11 26/7 stecken), wobei er in Aussicht stellte, in der künf- tigen denuntiatio den Beklagten mitzuteilen: 1. den betreffenden titulus ans dem väterlichen Testament, 2. das Protokoll über diese vor He- raclius erfolgte Verhandlung («ytoj'r;), 3. das Detail der Angelegenheit (tö xoff’ £v) (II 27). Darauf hatte Heraclius die den. ex auct. gewährt (11 28 = I 25/6 = 11 7). ’EXixtav aber, der Anwalt der Sarapiaina in dieser Verhandlung, hatte darauf, wie es scheint (?), die Bitte hinzugefügt, daß der Präses dann die den. ex auct. durch sein officium den Beklagten zu- stellen la.sse (das mag in II 28/9 etwa gestanden haben), was Heraclius mit den Worten lUpip&iqatTai . [. . (seil, ij jropoyj'flfo) zugesagt hatte.

Hierauf hat nun der Kläger die uns in II 1 29 vorliegende den. ex auct. (im ganzen also die dritte, nicht die vierte, vgl. auch II 14 na^ay- yiXlto rp/rov(?)) ausgearbeitet, in Form einer imaToktj an die Gegner. Dem Versprechen gemäß hat er hierin über den betreffenden Abschnitt des Te.stamentes, wenn auch nicht im Wortlaut, berichtet (U 10 f.) und hat ferner das Protokoll der Verhandlung vor Heraclius, die er in- II 17 als eine extra ordinetn cognitio (1) charakterisiert, mitgeteilt (so erklärt sich jetzt der bisher rätselhafte Abschnitt II 19 29). Zum Schluß, vor der Beilage, bittet er die Gegner um „die übliche Unterzeichnung“, d. h. wohl eine Kmpfangsbestätigung (II 16/7).’) Die denuntiatio aber sendet er in einer Eingabe an den Präses, damit dieser sie (d. h. wohl Abschrift davon) den Gegnern durch sein officium zustelle.

Ich muß mich hier, von Raum- und Zeitmangel bedrängt, auf diese kurzen Andeutungen beschränken, und muß es den Juristen überlassen.

1) Da Strategius etwa 20 Jahre vor unserer Urkunde Präses war, und es mir wenig glaublich ist, daß eine so lange Pause in dem Streit eingetreten sei, so vermute ich, daß die Sentenz des Strategius hier nur als Zitat ligimeit, auf das sich der jetzige Präses Heraclius berufen hat.

2) Dies dürfte der Sinn der dunklen, vielleicht noch nicht ganz richtig von mir hergestelltcn Worte in II 6 sein.

3) Ich schwankte anfangs, ob nicht mit in II 16 der Haupttext, der

an den Präses gerichtet ist, wieder einsetzt, und die erbetene inoogittiaxiis eben die Schrift auf dem Verso ist. Aber dagegen spricht nicht nur, daß in diesem Original ein so tiefer Einschnitt jedenfalls auch äußerlich markiert worden wäre, sondern auch, daß es doch überflüssig gewesen wäre, dem Präses eine Abschrift seines eigenen Protokolls bcizulegcn. Das Petitum an den Präses mnß also am .Schluß von C'ol. I gestanden haben.

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Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden

563

diesen einzig wichtigen Text für die Geschichte der Litisdenuntiation zu verwerten. Hofifentlich gelingt es im Laufe der Zeit, die auch jetzt noch zahlreichen Unklarheiten des Textes zu heseitigen und jeden Buchstaben zu entziffern. Es gibt hier Stellen, von deren Wortlaut die Beantwortung viel- umstrittener Fragen ahhUngt.

Das Verhältnis der beiden Majestätsgesuche 34 und 35 beurteile ich folgendermaßen. Zunächst ist Nr. 35, noch ohne die jetzt vorhandenen Korrekturen, ahgeschickt worden und hat durch Subskription Erledigung gefunden. Darauf ist es auf den Wunsch nach größerer Deutlichkeit durchkorrigiert worden, und zwar kehren die Korrekturen z. T. in 34 wieder. Also ist 34 der jüngere Text, und daß er nicht nur ein Brouillon ist, zeigt die noch nicht entzifferte quergeschri ebene Aufschrift auf dem Verso.

Zum Text bemerke ich: 34, 6 1. jtap[a]y£i'dfi£vos st. nig[i]'/ci’6(Uvog. 11 1. inavfiX&ov st. öiwov^lffov. In 14 ist hinter Ü7ro(tv»jfi«Ot ein Spatium, nicht ohne Grund, denn es ist zu verbinden ^ijzöv xiva ixtUva^rjv nuQuaxfiv avzoig (d. h. eine festgesetzte Summe Geldes). Darauf folgt der Genetivus absolutus: roü i5no4of[noi; koyi<sQiv\zog aüi[otjJ statt \>Ti6kot\nov loytofffu] ig ro(Jovt[a]. Also der Rest (des verlorenen Geldesl wird ihnen, den Klägern, zur Begleichung der Rechnung auf ihr Konto angerecbnet. In 16 ist dutntükijaag mit C(p9aaa zu verbinden, darauf folgt asyndetisch: Mäka fiöyig £i’s£ v[£y]x£«'v (statt

. [ Ivejj /v[rv]j;£fv).

Verso 2 1. Szt st. jt£( ). Damit ist auch mit einem Schlage Z. 3 erklärt, die Mitteis völlig richtig gelesen, aber irrig gedeutet hat, da ihm 0T£ fehlte: 1. 0T£ i^ziyylki] z6 ngäyfia zov xQvalov st. lg)}yrj&^ (sic) (= iS'iyV^i) TOV7tgayfuzz(evziK)oC? 11 1. -rjytfiäv st. ii/’ £td^[j].

35, 5 1. ^ijzixazaka [^]£f vj st. ||ij’x[o]ra|3ßAA£n'3. Daher der folgende Akkusativ in der Grundschrift. Ebenda 1. ngoTzofinöv st. Tz^ozzofievov. Das Übergeschriebeno heißt nicht rtvl cpxß(p<ö?), sondern zivl aga. Dies ist offenbar zu verbinden mit der Korrektur vor 6, wo ich lese fiaiotf statt xoTii 6i. Da nun in 34, das ein späteres Stadiiun des Textes zeigt, an der betreffenden Stelle zivi 'El^jxovnoktzrj steht, schrecke ich nicht davor zurück, hier zu lesen: ztvl !/4paf»oto£p[go;r(oA/r;j) ein überraschendes Kompositum, das aber in den bekannten 'Ekkz)vofU(i<pizai und Ka^ofiifitphai seine Parallelen hat, Dioskurides gehört, also zu einer eingewanderten aramäischen Familie, die in Hennupolis Bürgerrecht gewonnen hatte. 6 übergeschriehen ist nagayivönevog, nicht n'ßpßd£|ßfi[£]voj. 6 Schluß 1. x[ßi]ß. Mit nagayivofiivog aber ist zu verbinden (7) [7t]pöf fröje xrA wie in Nr. 34. 7 1. 'O dj st. zli (sic). 10 1. eHaOat (= etaae) st. iktlzp&ri. Ebenda 1. d[j]nxofi4(jffI v st. [t]ä xofuofffv. 11 1. [«zjsoAiJöffßt st. [ojoüijffff und darübergeschrieben von 2. H. iavkij9tjv. Das toü hinter zovzov steht nicht im Text, also (^zov^. 11 Schluß ist übergeschriehen: gtff’ uv clxov axtväv. 14 1. ^2^0f((3ß vrof Se ziuog aizlov ofj und darilber- geschrieben steht: 'AkX ol itokizcvofitvoi. 14 gegen Ende 1. IIiQyufiia (ganz deutlich) st. 'HfjuxUa. Ein Schreibfehler liegt also nicht vor. 16 1. xazazt&t/idvtov st. xaza9tftdvcov (so zu emendieren). 18 1. d<p9aoa mit lang gezogenem Schluß-a (s. zu 34, 16). Die Genetivkonstniktion in

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II. Referate und ßeeprcrbnngen

18 ist durchaus korrekt (s. oben). 19 1. jur) rtvtg aOrräi' iptkaiiioi

statt «u . MC 90 . . . ALso ist ivxtt^aca zu emendiereii in

^vj;f tpröot.

21 I. odalins statt lalius. Ich vermute (nach Verso) etwa: [Aurum qujod alius tibi. Am Schluß 1. poposcisse statt peper^isse. Weiter konnte ich einstweilen nicht kommen.

V'iillig anders lese ich die erste Hälfte des Verso: (l) Th x)7t6{loi7iov) ^yvaiov, OTTCQ fXaßcg rropKXOjatfffe (= rra^nxopfont), fi jr«otd(»x[a]5, ipaviQiirtiQov dioO<r9»jo[o|r.

Die lateinischen Subskriptionen müssen au.s der kaiserlichen Kanzlei stammen. Die Worte auf dem Verso sind vielleicht (?) nur eine in Äpjqiten gemachte freie griechische Übertragung davon’). Doch das wird sich erst entscheiden lassen, wenn die lateinischen Worte alle gelesen sind.

Mitteis folgert S. 106 aus den Worten Oi/ßaibi rjji’txovt« jtapdr^f; (.34, 9), daß schon in Syrien eine gerichtliche Verhandlung stattgefunden habe und nimmt an, daß der Petent sich unter IJerufung auf die Kes judicata dieses ersten Prozesses gegen die in der Thebais erfolgte Ver- urteilung wende. Aber jene Worte besagen nichts weiter, als daß jene Thebaner, die während des Vorfalles in Syrien anwesend waren, später in dem thebanischen Prozeß Zeugnis für ihn abgelegt haben. Tatsächlich hat nur eine Derichtsverhandlung, und zwar in der Thebais, stattgefuuden. Isidoros ist nur zur Zahlung von 72 Solidi verurteilt worden, während der große Best auf das Konto der Kläger geschrieben wrude. Nim fürchtet Isidoros, wie aus meinen neuen Lesungen in 35, 19 hervorgeht, daß einige streit- süchtige Leute unter diesen fiüheren KlUgeni mit entgegeustehenden Be- kundungen (t| KeTtXßOfOrwruv) gegen ihn operieren und noch einmal gegen ihn prozessieren mßchten. Damm bittet er die Kaiser, daß es bei dieser ersten Entscheidung bleibe.

Auch Nr. .‘iti ist ein Unikum. Zum Text bemerke ich: 2 1. KXtößovXog statt 'laxaßovXog. 4/5 1. xa[ x[t)]otoi;s xoüs d[tjloofif]i<ous

statt pJ«r[t;]U[«)rdTii>i'] [•■••] P ovg tovg Jfijrovgi Jvouj. 5 scheint ti> l«uiof[s] zu stehen (statt iV l«vioii[s]), wiewohl £v nicht gut paßt. In 6 liest Mitteis [tjöe q}6ßov [toü dt]xaaiij[pi]oi;; da hat ihn wohl der Parallelteit P. 348 irre geleitet, der so schreibt. Hier steht vielmehr [r]öv (pößov [r^5 ®t/S] pryoltox») [tos]. In 7 1. i[^vj üft£ttp[«]v [’O]«0(v

ivuQtav statt [ ]'*?[•] [• ti?ropfcv. Ferner: Sreov rag

d(«[T]pt/Jös i'xovai a[ ?] statt avroO (sic) tös' <5«o[Tjpi^ß^ ]ot;s . [. 9 1. filT iyyvijTcov st. furtjvyvtjfuti. S. unten. Ebenda äniauiXa st. '.■ifiaziiXa. Nun erst wird die Konstruktion klar: zovg zrafiaäo&ii^ag £y[ynonf antazHXa. 10 1. Inü£i[w aon] zijv und streiche das [oon in 11, wo d[iajrojro zu lesen ist. Hinter •tjytfuhv ist versehentlich ein xupi£ ausgefallen.

Hieraus ergibt sich, daß Kleobulos, der den Befehl erhalten hatte, ge- wisse Personen aus der Oase an den Präses zu schicken, meldet, daß er die von jenen gestellten Bürgen durch den beneficiarius abgeschickt habe.

1) Außer dem Anfang, der CiViereinstimineii kann, vgl. perferre = xcpoxo/jiOKi.

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Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden

nf)5

Da sonst zwischen «yyvoj und f)>yvijujs kein Unterschied gemacht wird, dürfte iyyvtjTav (9) verschrieben sein für ijiyvijatcov.

38 Verso hat die Aufschrift: yitßHXog

41, 1 beginnt . 9 wohl [M«x]ßpicüvos und TavTtjatl. 1 1. ^0 »)| 0(o vfit'vrjff)] £7tt av/upmvoig. 6 1. vvv ßotji){ovfiivy) st. v . vt . .

7 1. d«[o] xai st. [o6t](öj. 8 x«0£OTj]]xu[f]of nicht richtig,

streiche Ebenda 1. Sfiov st. (^(työvov. 10 Anfang 1. «v£j;<ö[p]£i

li f «:rö. 12 1. «JU’ a ditjQnaaiv [riis re]a»dö[s], m d»«xot[£];{£t.

15 1. x«i 7j st. [^Juiv.

Ein Stück von eigenem Reiz ist Nr. 43, der Schiedsspruch (diWo) eines Bischofs PlusiaJius (IV. J.), der nach nltorientalischer Sitte im Tor seiner Kirche zu Gericht sitzt. Eine Nonne steht im Verdacht, christliche Bücher entwendet zu haben. Auch das darauf in Nr. 44 folgende lateinische Reskript des Dio(detian und Maximian und der Cäsares an die synodus xysticorum et thymelicorum ist eine Zierde der Sammlung. In I 5 wohl eher g>;d[£ yJaCr.

Unter den Verwaltungsakten stehen an der Spitze mehrere ober- ägyptische Gestellungsbflrgschaften von hohem Interesse In 45, 7 1. ’Ofio- Xoyäi st. 'Op(olo;'(&) öjivvg. ln 8 steht [Wt'Jgiyli« JiSvfiri (nicht ^töv/ui’) als Akkusativ, also mit Schwund des e-iin. In 13 findet sich wohl zum erstenmal die Bezeichnung Alexandriens als ti]v loip;cpoT{ß|T[7j |c fityaXörtoXiv (so statt (itiz^önoXiv) ’Mi^ävö^iav. Ich vergleiche damit die Bezeichnung Antinoes als xoJUfwolts (s. oben S. 538). 15 1. djioXt^jrtC&ai st. «zto- yilvto^tti. 16 erg. hinter fßv (tu x«t’ avrfjvy. Vgl. 46, 13.

17'8 1. $iSc (= tixi) tnl Tf/g l4Xt^ai'ipto)v, ccät (== eiTc) ini lijs ina- vodov. Ei dif statt £i’s rriy ;rpo[x(£ipfei/t')] jiU^avdfeuzv, ti de im rg imtvöda . . .[. Übrigens kann fVeivodos nicht die Hinreise bedeuten (Mitt.), sondern nur die Rückreise.

46, 5 1. ß[jjO«n:ld/U.(oeol j| st. ß|7jö« ’/fjr]o>Uiuv[/|o| vj. 12 1. otto- [IjEfTtrOtlcj st. ß7rofy]f/v£0{ln«. 14 1. ^Trafvjddw . . . . st. jjojpl«) . . oj .(. .].

16 1. Tov iWp «üroil Xöyov st. tot iwp acroC £y 7i|K|m. 19 1. Brj- o«7t[()lllci)[vJos st. Bt/aä <^catby /7[«]vö[s :cdl|£[(d]$.

47, 3, Schluß, Sia-, nicht x£. Anfang von 4 noch unklar. 12 1. änalgttv (abreisen) st. d7i«i'^T7j^ö£ie. Darauf schreib uft'. 13 1. vno- iiilat .[..]... (v korrig.) st. ccnoSügt» £fIJvo(£|. Danach soll ’Atsaiug in Alexandrien nicht nachweisen, daß Silvan\is Philosoph sei, sondern daß der Philosoph SUvanus .... (?). 18 1. ’AQiv&iov.

48, 12 1. fo fie avxbv st. utf xqSxov. 13 1. iv rg xa96äo} st. £jtl rg irxavödw. Die zwischengeschobene Z. 17 ist sehr lehrreich: der Bürge verpflichtet sich, für den andern eventuell den Platz (xxjv j;«?«!') aus- zufüllen, fügt hier aber erläuternd hinzu: näaai' xtaoBV (so statt Truaytov fi|a]xpß) iv trä SixaaxijQio».

49, 14 streiche £i’s] und schreibe in 15 [£«]?. 17 1. K7ioXt7tia&ut

img dv nigag 7jtiT£[^]g (st. . . .).

51, 15 1. ccTXoXxTtia^ai. 16 I. wfpnjs e’l^tnEßg st. «’(>k(ios

3 1. Atovxlov MaaxovXtiv\ov] st. KvvxCov Möaxov. 10 I. fx£l£iiö'ß7j nigag [a|r«t>gvat st. «xolovß(a>$) xolg :rpos[t£jTayg£vots.

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566

II. Referat<* und Bwprechunffen

Also der Befehl des Präses, das GaschUft zu Ende zu führen, hat das Gestcllungs versprechen verursaeht. Vgl. öl, 16. 21 1. ylcovriog

Mnaxovltlvov st. Kvvnog Möaiov 6 ?rpo*(*f|itfvof). Ähnlich aueh Verso.

55, 9 I. inificXtjTtJv ^roi vnoxttxc«STÜzT)v. Damit fällt der ijujiti.rixr)g jtAoifaji'). 10 wahrscheinlich avxov (vgl. 48, 12). 11 wohl

än:o<^. . .^f£v st. «e«aj;erv. 12 1. rfö]

57 (wegen der Örtlichkeit in Z. 5 aus Hermupolis), 7/8 1. 5K>[l.ta)s 7r|or£ oder tJöt£ yivofti^vmv) ypoppoifcov. 18/9 1. lig fr]'^(e) l[«]p- rrp< ot)>cijjv. Verso 2 1. avxfj txttfii)>a st. ]s avxijg 3 noch

unklar. In 4 setzt mit vito keine neue Hand ein. Lies ^oolevrov st. [^Jonl(£uroC) xd. In 5 steht von 3. H. yiQoyff(t<p(ixi) erp«) st. x‘Q^' yp«(p(ov) eyfK((pri}. Dies könnte sich auf Rccto beziehen. Dagegen Verso 1 4 hat wohl nichts damit zu tun.

58, 1 1. [tvdJixr/(o vos) ylvxcov (Lykopolis) st. [....]. jjit x . lov. 16 1. }) anodoivai st. ffoya;todo0vo4.

59, 2 steht hinter Gratians Consulat ein deutliches k", wiewohl ß”, wie die Edition hat, zu erwarten wäre.

60, 1 1. [iVf/]x[«]Aos x«l ij[ xrl. Dem entspricht das unpuhlizierte Verso: Mtjxxdiou lig. 7 1. Tvov9iog st. T«f,u]oi5^(05.

61, 13/4 1. frjijs ptfj’dJljjj st. [ojvopforos] r^f.

63, 3 1. (’H Nachher Xoiiei st. Xoüirt (durch ein Ver-

sehen mir zugeschrieben). 5 möchte ich emendicren jt«pä r^<^s> igov- ala(^gy. Zur Konstruktion vgl. Z. 10. Von sachlichem Interesse ist, daß in 7 Ilivxdnokiv st. 'EnxxtTxoXtv zu lesen ist. Dies ergabt eine verständliche Koute für die Truppen: über die Kyrenäische Pentapolis nach Afrika. 8 statt vficiv ist ein Infinitiv ...£iv zu lesen. Ich konstruiere so, daß ich i^or>j xcXivaQüOi auf Oxgaxtioxaig, nicht auf vTto^vt'jfUtCt beziehe. Ferner verbinde ich in 9 xiotTjOai Xijfinxiad-^vai (mit einem fi geschrieben). Vgl. BOU 136, 27 mit Gradenwitz’ Textverbesserung. Er wird also angewiesen, die Koptiten die Summe empfangen zu lassen. 10 am Ende steht loTpo (sic).

Von hervorragendem Wert ist die umfangreiche Nr. 64, die eine Reihe von Erlassen (meist vom Präses Hcraclius) an Beamte der großen Oase ent- hält. Zum Text bemerke ich folgendes:

4 1. «ydy£T£. In 6 hat Mittels völlig korrekt npofuag gelesen, hat aber hier wie häufig sich durch die Annahme irreführen lassen, daß, auch wenn kein Abbreviaturzeichen vorhanden ist, man doch innerhalb eines Wortes eine absichtliche Auslassung von Buchstaben anuehmen dürfe. Er schreibt daher 7XQo{9ia)fuag. Ich muß an dem Prinzip festhalten, daß .\bbrcviatur nur vorliegt, wenn die Auslassung der Mitte durch einen Strich gekennzeichnet ist, wie in 0C usw. Wo sonst die Mitte fehlt, wie das Vor- kommen kann, liegt vielmehr Schreibfehler vor. Die Verschleifungen von häufigen Wörtern wie Kaisernamen (vgl. Viereck, .Vrehiv 1 452) stehen auf einem anderen Brett.*) Im vorliegenden Falle ist die Schreibung ganz kor- rekt, denn ich lese: xxqo fiiäg xaXavä&v £i7txejiß^ian' Inuptgo^tvot.

1) .4uch das ist vom Editor oft übersehen worden, d.aß Abkürzungen von Wortschlüsicn in dieser Zeit in der Regel in irgendeiner Weise gekennzeichnet werden.

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Ulrich Wilcken; Papyrnn-Urkumlen

Zwischen 8 und 9 hat Mitteis, wie er inzwischen bemerkt hat, eine Zeile ausgelassen. Er liest daselbst: Tlva de im]vty*.tv (— iTttjviyxav) oi TtQainoairoi, ix x&v vnoxtrayfiivtov taia&t (= et<na&e). 9 hinter »jyfgcbv ist freier Baum. Die Schrift zwischen tjcjiiopi und xid^iiv ist ab- sichtlich ausgelöscht. /isyciXr/g scheint nicht dagestanden zu haben. Hinter avedgoifutv in 13 folgt ein Finalsatz mit oir[(iJä? dessen Schluß lautet t ■^vVJ {ögav igtX9eiv (NB. nicht avfißfj). Darauf folgt nach einem

Spatium ein neuer Satz (13), mit Evzvxovxcg beginnend. 14 1. rfj i no-

xitfilvy diäaaxaXila st. rg ^y(f)govf/« [. . . Ebenda 1. zh atp ot>v

(= der auf euch entfallende Teil) st. lo« . po . . Daraus folgt, daß in 15 ztoti)aua9at --- zcoti^aaa&c zu fassen ist. Mit catoazaXivrog schließt der Satz. Hiernach werden wir in 16 £vvdytze = Evvdyizai fassen (es folgt die Summierung mit nachfolgender Spezialisierung). 17 hinter den 9 My- riaden deutlich aftß. ln 20 ist die Summe 31910.

23 1. st. -^[yltgovix)^?]. Ebenda 1. ivivyiov rt (vgl. 13) st.

i[ß] ivzax&ivxa. 24 1. iv äno&izm xvyxdvtiv xb fi^i^otg (verschrieben für ^{Tpov) toCto, st. imtva&(xm xfjg ^opaiTo:toi((j)p(»jSf)c ( t ) 5, loOro. Ebenda 1. xig ßfoxtia st. xa{/axilc>. 25 1. x>niQ9e aig st. üntp-

iXiat a o,>v. 26 1. tx st. 0 xf/g. Mit äxreaxaXzai schließt dieser Satz. Es folgt: Tovg dt ye .st. xovaät x^o^vg. In 27 ist daher noixjOov als Im- perativ zu fassen. Ebenda 1. uvxolg xb ftfrpov st. avrof; rdv Ä’(py)vpov. Schluß: drtöaxttXov st. uvaaxuXbv (sic). In 28 habe ich hinter jraern- jjddte einstweilen nur «atpaXig le.sen können.

Auch die folgende Urkunde ist offenbar vom Heraclius geschrieben, denn es steht in 29: OvaXigia ^[«(aKidtxoary 'Oäaimg st. Ü6altpi«v(dj) Xafiuiätxaaxriaag tim' Ebenda 1. wieder ifiTjg st. fjy(t/iot'ix)^g. 30 scheint dfj Trpctyftaxtlav st. TCQCtyiiaxtlag zu stehen. Die Worte hinter j;pn-

«opyiipev sind absichtlich ausgelöscht. In 31 hat Mitteis mit äinXclatov |ä) axatXfibv den richtigen Gedanken getroffen, aber mau braucht nicht zu emendieren, wenn man die jüngere Form äijtXaaio)i’ heranziebt: btTxXaatava axa&fibi’. 32 1. äypotxiu; st. zra^oix/ag. 33 1. d£|«f»£eoj st. tm>- ftti’og und fpfjS st. x/y(ffiovix)T/g. 34 der Anfang fpiuü f/ c)'£i<[xllijO»«>' i.st nicht richtig. Bleibt mir noch unklar. Schluß 1. aixtuv st. ä.i.iav. 36 1. x«i«d»/iov (j/X koirig.) st. yt xxnaßaXuv (sic).

38 1. wieder OvaXt(j!ta ^rapnidixacry 'Oäattog. Der Anfang von 40 ist noch nicht richtig. 41 vielleicht ouereloiiviu v (?) st xtXiaiidxut'. 43 nu^iaxt] nicht richtig. Von diesem Verbum lasse ich abhiingen iv ^vXlvoig dflrui; £ vj;«p££|avri roüio Sijiioalio ngofXeivai iv xfj xrl. 45 ixivov nicht richtig. 46 1. x«tadt/lun bvxog st. xar«d»jAot)rTos. Schluß 1. nen’ojijxüi' (sic). 47 streiche rfjf. 52 1. Uuxoiyuv. 63 1. oue- niiaat iavxov. Schluß der Zeile zu korrigieren. 54 1. ziQayiidxmv st. Xp>i,udxcov. Das näckste Wort nicht richtig. 55 1. izxi äyvcoftoavyy (Schluß un.sicber). 56 1. iXaiov st. [djixofov und st. dt« tf/j. Dann igovala. 58 1. AA£o^ovA[u], wohl derselbe wie in Nr. 37. Dann yvtoa(Hjvat(^i) st. tta dEffiji'ßi und am Schluß äiaixr/aiv (Schiedsgericht) st. dziaixijaiv. 59 1. y(via9ai. 61 1. ix st. x^g. Den Schluß der Urkunde habe ich noch nicht bearbeiten können.

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568

II. Referate aod Beaprecbiingen

Es folgen einige Ostraka, die ich noch nicht verglichen habe.

Von hervorragendem Wert sind die gmßen Rechnungen aus Hermonthis, Nr. 97, namentlich wegen ihrer neuen Aufschlüsse ül>er die verschiedenen Artaben, worülier Mitteis eindringlich gehandelt hat. Von dem Text konnte ich nur den Anfang revidieren.

1 1 1. 77o[vtop[/tou. 3 1. denn am Schluß der Zeile

lese ich hinter Kti(azov) noch *«1 //Ai5[(i'jos). Die Rechnung ist also von xwei Mlinnern des Namens AvQTjhog IIKTjvig aufgesetzt. Dazu stimmt die doppelte Subskription am Schluß, die zeigt, daß beide TTAijety zugleich wmrjpoc hießen (nattlrlich von verschiedenen Vstem). Der Vater des zweiten

wird am Anfang von 4 genannt .sein, wo die Edition irrig yii]ue«a( )

liest. Das naarozpÖQOV ist nun also auf den Vater des zweiten lUiivig zu beziehen. Nun erklärt sich auch das bisher rätselhafte ßnij^üv in 4: es ist eben der Titel der beiden Rechnungsschreiber. 8 1. t.[ ]jo,' st. tce [tVd]ix(rfo»’Os). Die Indiktion wird erst in 9 genannt: [t]vJix(tfoeos) st. ] . . t^/. Aber was hinter i.agnpoTciT(oi' zunächst steht, verstehe ich nicht.

Nr. 101 nennt Mitteis eine Rechnung über den Kanon. Aber wo er xav('ov liest (am Rande), steht überall rj/iäiv. So II 1, wo ich weiter lese: vuvl ufcüv ro'ürjT(og) st ro(C) «vr(ov). Ähnlich in IJ 4 To^, II 18 TbOi;*, 32 7'^. In U 6 1. vuel /Ujfiiov. II 17 1. riQtay.li.Xa IJQlattov st. TlQia%ii £anQlay.ov.

Die Reihe der Briefe eröffnet einer aus ptolemUischer Zeit, Nr. 104. Nach den üblichen Phrasen kommt hier einmal ein hübscher Gedanke in origineller Form. Z. 16/7 1. "Otov ijgte )[p]dig}jg, tt'zf/vjtov xi Xn/tßtivia (st. y[p]ct(>i)K i/ttln2orära(g) äv[a]ßuX<^Xyia&i). Die nächste Zeile 18 lese ich nicht ohne Zögern: ’£:riöxo7r£rt[«]i v/täg. Das Medium muß hier in einer Bedeutung stehen ähnlich der in Demosth. in Neaer. p. 1361, 12. 19 1. 'AXfiivxig. 21 1. ’£cftMr»jg .st. ’Kaffli5r»jj. ’EöftwTrjg gebildet wie 'Kofitvig (zugehörig dem Thoth). 23 scheint fttyaXaii st. fuxä liöi» zu stehen. Darauf folgt: IlzoXitov 6 axQaxijyog xat “crw« ui-

yuXtog. Daun: "Kyofiev (26) SiTiXä xj/iivCiV) mv .xitcaxovQidxjg xxoiti. Und weiter: “j^Xoixtoi (= äXvxtoi) ylvta^e ntpl j’goO. In 29 ist ciUKydg(?) unrichtig. 30 1. IT] st. xj'.

106, 4 1. 2/üpou st. £oq>ov. 5 1. Mvtona. 6 1. 2.'aßoOXti’ KonxQiaxi. Sachlich ist wichtiger, daß die Lesung ye yt’ioaxi/g in 10 wcgtällt. Es steht da: 7/f rfpgoCfft j. 13 fasse ich ypaiigoTtog = ^’po.u- /laxitag. 23 1. XQixtj. •— 24 1. KaxiXfXtai. Auf Verso hat nichts weiter gestanden als 'j^noXXtitvlio xtS ipiXxäxw.

111. 2 1. 7p<[dw|pM A’twi'(?) yatgciv. li 1. ygaufiaxa st. ygafifia- r/|d|t«. 8 Anfang kann nur gdojjovs gemeint sein, wiewohl das g sehr

ungewölmlieh. Ebenda 1. /'*vi'[a]dfoc statt /Vpoari^ojv. 9 1. tJxtw

ft

statt ti (= fix«) oiu'. Das ft soll wohl nur chtov aufnehmen, also äXici xal thxoy. Ebenda: Jög xoiig fttoffo|üsj (direkte Rede mit oxi ein- goleitet) st. dovXovg fua&m\ay\. 10 1. j4pydpttt ovx tyta oder f)(o[g(e]. Also das Zwiegespräch: „Gib die Löhne anders (höher)“. ,4ch habe kein Geld“. Darauf fährt der Bericht an den Adressaten fort: Kai xxl.

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Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden

569

L täxov{'^) st. myov 11 manches unsicher. Schluß: rp xüdi Tov Entitp. 19 übergeschriehen [xot j Svofia. 911 L «wa«i5«[ und uvrä. 21 L xai fti (= pi]) p* p*pv['»)]o j;s . Tttpl ['^j|umv(V). 22 L Zo)(j/[p]m. Verso: 'laiätoQia Kt<p(ai.uia>r^?). Schluß Atptßiavdf.

115, lU L in(l xb uvxb) statt &. Die Rechnung stimmt. Ebenda L ;[p()(»'os) b a(vxbg) st. Xo(/«x) Tu.

Ich trage Bedenken, Mitteis in der Rekonstruktion der KaLsortitel in m Recto zu folgen. Das erhaltene /lapjdixoü MtyUxov BQtxavvtxov Mi- ylaxov fTvatßovg £eßa<sxoO weist statt auf Aurelian auf Caracalln hin (vgl. BGU 356). Die Schrift spricht wohl dafür, daß eine jüngere Kopie die.ser Bittschrift (denn das ist sie) vorliegt. In 2 L rjlgtjti' r[f x|ai xotg. In 3 L ägopT/ß[s] xct novrjQlug avviy&g ötOQ9ovfiiviav. Auf Verso steht in fi und 1 deutlich t 5 ' statt (”Etovs)

120, 1 L avvKoXkxjalfiov .statt avvxi((pakuuäatag) Am

Schluß ergänze ’Ex ßvvx|olltjßigou]. fi L xoOtjx[ö vjru v st. x . ap . . [...]. 12 L dttvltJTijfff wj «VKppiJotM? ytvofi^lvTjg) st. 6t'

aiixäv) Ivrijaccot; pr;dlt| .... XjOttag ytyoy(yiug). Vgl. Gloss. difulvrwffti dit^solutio. 13 L ]bipa$ itzI (■= ittil) b jip«(xr(ap).

121, 2 L gjrjtpös £ü(ia«f»o[v]id[o5 ä)7r.’ 3 streiche Kekiva&iig iTttiplgitv ßJTo]);öf und lies Jiißi'. Ebenda 1 Tpfr[ov st. y. xoS x(ßl) ß(i'- Toö). Das Präskript (mit dem Titel des Ab.senders) schließt mit xuptou (3). Mit TIgbg (zu verbinden mit ngogtftovtt} in 7J beginnt die Darlegung. Vgl. BUG Ifi und 950. i erg. etwa (üffrt]. 5 erg. etwa [Ibyov ttg- a'pßlcot' ßort T»j. I erg. toü xguxi'axov Txgbg xri. 8/9 lies npß [xTopa$. 12/3 erg. etwa fa:o(||;iaßro diaaäg o. ä.

122, lil L Tißigia Nixuita . ( st. Tißlgltovi Xßl ct>; | j'prjgßTi^«. Das ist der Archidika.stes. Danach 5 / 6 : Tißigtog \ iVixoia|s] (sic).

123, 5 L xß. Z L e st. y . fi 1. c st. y. L <Puyttvu)\>

st. Ougfiov&t. LI L X st. d. 1 8/9 L Ilagtlxjiptkijaav | dtß xät’ Tcgoaigixäv. Den rxgoaigiTfig als Arehivbeamten kennen wir schon aus BGU 362 II L2 etc. Vgl. dazu U. Robert, Hermes 460. 1 (= der, welcher hervorholt). Ich vermute, daß 1.5/6 die Unterschrift eines Txgoaigi'itig ent- hält. Einstweilen lese ich davon: xovg ;rp[oJx£i|givotiff |t»no|-

fivxjftuxianoitg iv xoftoig xitsaugoi. Verso 2 L Iv statt [ajöv.

Leipzig. Ulrich Wilckcii.

Berichtigungen.

S. izf> Z. ii u. L ro «t. tß. ! 8. 812 Z. U v. unten L L Jalirli. nach

S. 127, Lia u. L Lelcbvre st. Ivefebure. ! Uhr. st. v. Uhr.

S. 2ül L Verr. III st. üiL | 8. 418 L Zahn 4fifi.

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57Q

Abbreviatur, Theorie der AbuBir el-Melek 609 Acclamatiouen 641. actio depositi Z2f.

Adoption 178 ff.; 66Ü ÄgyptUierun^ 324; 528; Aeg}*ptue Hereulia 343 f. ÄrztlicheH Atteat 63fi aetas legitiuia äAi Aitichineu 293; 494 Aisoi>oe 481 Alexander d. Gr. 491 Alexandria 7^ 335; 84U ; hMi Alexandrin. Weltchronik 491 Alkibiadea 282 f.

AmUeid 618 AndroD]KiliH 653 Anthologie 276 Antinoe 301j 5^ 536 f.; 538; 554 ff.

Antinoos 6361'.

Antiphiinee 277 Apis (kein Gott) 398 ApinliegrilbtiiB 394 f.

Apollunios Hliod. 470 Arabische Papyri Ml Arabische Spezereien 186f. Aristoteles 496 Aristoxenos 497 arrha 19 ArainoB II 317 ff.

Assessoren I9i Astrolo^sehes 248; 500 Asylrecnt ilü Athlet«^u üllf.; 643; 64G Aurelif»s i'lutioii 641 ; 643; 646 AnsgTHi>uugen 189; B37 1‘ Aussaat 236 f,

Uatikmüiiupol (kais.) 118 llankurkunden 390 llergwcrksarbeiten 631 Berenike UI. und IV. 133 Beschncidung 143 Besis 637 Uibelzitat 386 Bildiugraphie 140,6 Biblische Graecität 455 ff. Bittschriften fan König) 33 ff.

^un Kaiser) 312; 563 f. Bokcboris 3ü3 Botti 304

I. Sachregister.

Brief- Formular 142 Bflcherkatalog 122 Bukolcn 65*2

Chares (in Asien) 121 Chrematlsten 22 ff. civis Alexandrinoa Silff. ; 22 civis Romanua ^ ^ 21 euhors II. Hispan. 16 coboiB I. Thebaeor. 7& comitatus 222 connubium 665 cunventus 12 eorator absentis 12 Curatoren (städt.) 643

Delatorenprozesse 21 Uclegation II Demosthenes 222 f. 122 d«nuntiatioexauutoritate6608'. Didymos (Kommentar) 284/92 Dioiketes 8^ 123 f.

Dür6sche V^hAltnisse 660 Domlnc 221 ff.; 22^ 626; 633; 662

donatio propt. nuptias 22 l)op)>eldatum Uo|>pelurkuuden .622f. Dotalklage „(bnff ) 92 Dreiteilung Ägyptens 312; 344

Edikt d. Mettins Rufus 22; 609 Kherecht d. Soldaten Ii2ff. Kbescheidung 12 Ebevertrag 144; 221 ff. ; 607 ; 512 Eide 232

Eigennamen (bist. Quelle) 226; 687

Eiuregistrierungsgebilbreu 619 Empfehlungsbrief (lat.) 168 ff. Epbeben 636; 637 Epidemie 618 Epigramme 276: 121 Epikiisis 504; 5561'. Epistratege 530 Erbpacht 222 Erbrecht 142 Erbscbaftssteucr 7j 22f. Er/.richter 7^ 111 Esellasten 62 Eupator (I’tol.) 122 Euripides 212 1; 126

evolvere 662

exactor civitatis 211

extra ordincm cognitio 56->

Fingierte Dotalklage 22 Fingierter Kaufvertrag 21 Fiskus 22 f.

Flavias Abinnaeus 221 ff. Flavius Vitalianus 121 Freilassung 262 ff. ; 222

galearius 111* gauderi 122 Gaza 544

Gericht d. Dreißig 22'; d. Oire- matisten 22; der Zehn 514 Gerichtsvollzieher 22 Götternameu als Personen- namen 3'U; 524 Grapbeion 623^ 622 Grundbuch 6u9. 662

Uadrian 301 ; 222 Harmachis i'Oott; 112 ; Uellenistiscbe Sprache 44:i u UephaisGoukultin Alexandrien 626'

Ueptanomis 312 Hereulia ^Aegyptus) 212 f. HermupoUs 536; 540 ; 548 Herodot 121

Herou (Gott) |12»1; 180/1 Ilesiud 26^ 112 Hibeb, Ausgrabungen in 122 ! Hoble Tage 61 1 ! Homer 258. 65 ; 474/8 I Hüterurkunden 622 f.

Ilyksos lö2 liyjKithek 22

I Jahreszäblung 146 1 Idiologus 86j 146; 313 Idumäer 129; 121 I Jesns Sirach 221 I Inder in Ägypten 320 I Inschriften 126/89; 116/6;

I 313 36; 16üT!

I nspektionsreisen 612 inspectio ventris 37011'.

Isaius 203

Isidor (Synonyma) 21)‘J Isokrates 122 f.

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Sachregister.

571

.Iildisclier Krieg 31ü •lulius Africaaus 2112 Jupiter Capit. in ArsinoS fUS luridicus 101 f.

liin lilieraruni in AntonoS hM iurcnis lieniali* fclfi

Kalender (mak.) 14t; (astrol.) 2aß

Kallimachos 482 f. Kapitalprozesse ao2 Katarraktcnopfer Kataster 212

Klage, Rücknahine einer 22 Kleopatra 11. 3^ 866 f.; 624 f. Kopfsteuer 232 '3 ; 665; 667 Kontransport lAff.; 2£Utf.;

806; 620 f.

Kratinoi 486 f.

Krieg zwischen Dörfern 606 Kultgenossenschaflteu 869

Laiengerioht 12 IiBteinisch-griech. Urkunden 106 ff. ; yoj 889 ff. ; 447j 600 f Laterculi Alexandxini 422 Leontopolis 121 Lenke Korne (rfTcpri)) 196 ff. Lex Falcidia 14; Julia TMtia 813 libellus libellatici 811 Licinius SUf; 888 Literarische Pap. 1 ff. ; IM ff. ;

168ff.; 1^ 257/99 I/itnrgien 508; 629 f.; 6M Livius 601 Lnwenkult 121 Liicceius Ofellianus 628 Lyriker 482 ff.

.Mcdeia d. Neophron Iff. Medizin. Fragm. 168 ff. Menandros 277

Metrologisches 425 ff. ; 6Ü1! ; 584;

nfti

Mettius Rufus ^ 502 Milet 144 Alimos 279 ff.

Alithrasliturne 142 Mommsen (Nekrol.) 148 ff Monopole 516L; 620 Alüllerinnung 143 Mumifiziemng 1 18 Mythographisches 600

Nabatäer 128 Naukratis 666 Neapolis (Alex.) 805 Neophron, Medeia d. Iff. Nichtbaden 118/9; 806/'7 Nilquelle 220

Numismatisches 140 Nymphaion in Uermup. 540

Ölverbrauch imOymnasium 648 Oracula Sibyllina 479 Osiris-Apis 249 ff.

Ostraka 44 ff.; ^ Mff. ; 228

Paian 482 Palaiphatos 500 Pap^s-Chrestomathie 828 Patrimonium 8^ 527; 550 Paulus 222 Peisistratos 497 ff Pentapolis 500 Pest 145. Vgl. 217 Peyron, Bernardino 804 Pfändung 9^ 617 Pbilae (Tempel auf) 350 ff. Philosoph. Dialog 497 ff. Philosoph. Fragm. 161 ff. Phoenice 168 ff.

Pindar 28fiff.; 480 f Plato 294^ 494 ff. praefectuB castronim 18ö‘ Presbyter, cliristl. 148 Privatgrundbcsitz 2üß Privatnotare 116 6 Prozeß d. Drusilla 246 Prozeßprotokolle 57 ff.; liff. ;

lOfiö ; llO procurator 541 ; 648 Proteus 148

Ptolemaios L (Tod) 156

Qanqel-Maß 551 Qorra beu Sarik 661

Banbanfall , Proze B wegen 1 06 ff. Rechnungsprüfung TT^ 100 Recht, äg. 40f. ; 82 Recto und Verso 399: 610 Registrierung d. Verträge 1 77 reparatio temporum 660; 582 Romane 226

Rücknahme der Klage 21

Sakje 115 Sappho 268 Sarapis 249 ff.; 816 Schedia 146; 194 Schiedsgericht 128 Schöffen (Chrematisten) 28 ff. : secretarium 844 Sequester 21

Serapenm v. Memphis 142 Sidon 648

Siegel (des Strateg.) 226 ff. Signalements 146 Sizilien, Oeschichtswerk Ober 490

Archiv f. Pspyruiforiohtuig m. L

Sklavenkauf 415 ff.

Soldaten, Kherecht der 68 ff Soldateuvereine 129 ' Sophokles 484 Soranus 161 f.

Spediteure 46 ff. Dagegen 298 Sprachliche Untersuchungen 142; 443 73

Staatsiecht, ptolcm. 144 Steuern 285; 238 I Steuerjiächter 517 Stiftungen 812 Stratege 105; 818 Stratege v. Alexandria 185 Subskriptionen 14 ff. superstat(innnrius) 110 Syrischer Krieg (III) 521

Tachymaphic 810; 313 Tcmpm (Soknopaios n. Hermes) 288; (auf Pbilae) 856 ff. Tennen 2Ü4

Tbeaetetkommentar 424ff. Theokrit 412 Theologisches 142 Theopbrast 421 Theopomp (?) 282 Thera 145 Thesauros 206 ff.

Thront'olM, ptolem. 144 Thukydiues 281 f.; 488 Timotlieos (Perser) 268/76 Traditionsurkunden 114 Transportgesellschaft 21Qff. ; 220

tutor 98 f.; 244 f.

Überschwemmung 821 Urkundenrefcratll3/9; 800/13; 602,'69

Vereine v. Soldaten 129 Vereinswein 1 20 Vertragstypen 592 V^cterancn 12 Viehdeklarationen 234 Volksrecht 1 78

VormundschaftebestellunglOb; 368 ff.

Wanderrichter (Chrematisten) 25

Xenophon 281; 489 '90

Zenobia 167 Zeugenuuterschriften 14 Ziebvertrag 181 Zolltarif Üt5ff.; 194f.

82

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572

Griecbischca Wörterverzeichnis.

II. Griechisches Wörterverzeichnis.

ABT JE (StacHteile) bül afiQfßts (= a breviisV) ö36‘ «ya^ßtt’75(nurf. Lebende) 315 ayytiov (d. Chrematistcu) cr/ütyij ''iudicium, actio) 501 ddfÖJTOT« äl f(i^TTi}xog 379 alcxvi'nv 389 kxdbQtg (Gott) 5*24 ailorjrd; 3Ü4

ttlrr()or a(ioT(>or) 450 afffioff (Alo8) 188f. djofoda(in Memphis numeriert; Ui

ii'dxpiffi; (6 Ttpbg tafg d.) 330

avuuitQtiCtg 3i8

avavtiixttg 562

avaTt^iirrftv 74*

kv&QonoXixrfi 553

dvö“* ov 124

ccvTtniQav 267

aTtaifyfiv (aufb rechen) 505 f. ; 565 ^Jtatr^atfiov 202 ff.; 218 a^tagri^tiv 100* d?rae;j;>; 7j ^ 82; 3A5 Unig äM nnoygccfpov 5114.

€i7to^fta0ig 323f. ttTTOTTyl^xfU' (trennen) 386 d;Tuaro/lo^ (Ladung) ^(>a^cr(Ocp|ft07ro4(T72;?| 5&3 dpyvpfitf 5(>5 .Vpfrcrrorrpt^ 359

oef Vgl. Mh

aQQaßmv 19 deroy 450

227 ff.

aQyidtxaüTijg U. 117 d^cü^rcxf) 192 äs (Partikel) 450

äoTiuffyos (=* dffrdapyoj) 302 ctfnxol rdpoi 312 äorog äüf. dauW|cüffroff 542 kTXivCiS *243

124 ; 241 94*

ßdiof’ (als Meßstange) 554 ßuQ^a (schwanger) llß 319

BfXfis 121 Bri<fas 537

ßort^bg otxoXoyciv 124 raiä(’iQtoy 450

yailidpiof (*=» galeariiis) 111* yä^iog fyyQUtfos 7^ 507 *204 f.

yf(ü(iyoi ^<v<J/l(xot 616; 525f. ; 555

yt) ßuetlix^ 201 •/fytffxfS“ 0XQ((xtmx&v 10

/iurHOXOTfog 536

(v, Oxyrh.) 118; 541 yfb}Qy6g 218; 255 brifioöitaöts llÖf.

6t(cyQa<fi^ Ih

didioxot (siiccessores) 15 äiatvtt (Schiedsgericht) 12ß 6iorxdTo;foi (bonorum posse&so- ros) 15 SucXvtiv *27* diaotQtotut 98 f.; 509 SUrcov 103. Dagegen (*« d<«- d>;jjdpfi'0?) 248

djfvliTTiffi? (“ dissolutio) 569 dtUpM 114

6U9. Vgl. 628

dixaiodorrig {Alyvxtxov xal Ulf- lat'dpfm;) 104*

Jixatoavpj] (Göttin) 524 dioixT^aig 145 6ioixi}X7ig 104 AiovvaoTTXdxmv 142 Jiax&g 306 dt:tXc(amp 667 d(>6^og 535 dpd^io> 426

'EyyccQtvdv dyyapfdfty 1 826 fdvtt 20

fi (nach vqpo^doOae) 555 tiil€cy<aYtvs 28 ff.; 323 fi'axtoui^ *238; 637 fiax{iitix6v 259 ^x (distrib.) 582 ; 636 ^x (zur Angabe d. Eltern) 320 ^x«royTgoyT3g(nabatäisch)i98ff. fxaToffrm (p V) 254 fxyovog 321 ^xlorfxy 519 ixxQOTi^ (medizin.) 151 ifißdXXttv (verladen) 218; 221 ^ 95

fltßdxfvotg 95 ivu^yiig 18

^vvoitog iiXtxia 94i 168

ivxtv^tg lU ^^dxro)o 54If.

^laUos* (außergewölmlicli) 13Q 351 f.

122

iffaxoXQV^tlv lA iicdvoäog 565 ^TttycinUt 556

^TTixara^olf; 309 inixQtaig 79; 118; 504 iniXvaig 10

iTttfxtXnxal clxov *AXf^a%'SQfiag 805

iTtinXoos 221

iTttaxontia^ut (Med.) 568 fyfixQOTtog 100; 370ff.; 407 'Etcxcixto^ia 806 f.

'B^fifjg (neben Xoxvo7taiog< 238; 240

*Eo^wx7jg 568 tvxaiQfl 121 tvxQ7](JTtlp (leihen) 242

Zivxxtfgiu 552

'HytUmp f|cö xd^Kov 188; 320 T]yiiiwp ^otpsixris 168

iigtov (Gott) [ 128 ] ; 130f. ’Heui'^cyoff 405 ff.

lOli

’*idtog Xoyog 86 f.; 146 idimnxi} xgäxh^ia 1 18 *Ivd6g 520 trtop 427 ff.

*Ibn (a= PaijCmi) 255

KaXXtTtoXtg 538 xdi' 528 xaaLa 188 xccrcyfiv 218; 652 xuxuyQdtpiiP 89 xar«yoiyTj 216 ff.; 219 xorrarrav 531

xaraff:ropevff 123; 213; 286

xgT020$ 885

xf^dfitoy 431 ff.; 455

KitpaXaiatxi^g 112*; 125

xXfjQog 118

xZ^ipof^o; 522

xoilaiVfty 5U

xoivrj 443 ff.

xoiv(api« 208

xdlla^oi' 437

xOQVtfKiog 242

xovp^a 447

xof'pi 437

xgixilgiop 2^ 510

xxr^POxg6<pog 210

xT^atg 185*

xrpiQ9 409 f.

xco^tj (oi d;r6 xx^g x.) 529; 564 xc0jio^el^Q>r7;V 206*

Addavov 190

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Xa|d(

Ittoxifirai ^ 448

Zi/irairrT/p 2ÜÜ Zi't^’ 460 f.

ZoyoO/rijp JTj 100 XoiTTov (ira~aopti8chcn) r»07

Mtcxtru (fern.) -KlO

MccQtavfvg fl)emot.) äSii

Manag 540

pa;]rrrfpo(pdpo^ 129

3ff yaif i«iOf (Demot. A ntin.) 301

fityfrZürroZiff ^Alexandria) 665

fiiyag TroTafiog 2 Kl MHvaiu 187 liföiyYVog ül

103; 247

53M

fitxtfüQOg 306

Aäütf.; 435 Hi)viaiog 216 ff. liepicrdrot' 111 ftvgor 187 ff.

Naßiaig^*) 239

vaXog arpatog 272 Navaia 239 vavßiov 439

s'rrt'xZrjpoi 211 ; 222; 620 A'iZ<v>'<r0drf(Off 243 '4 vo^xd>' 79®

vofiot {AattxoC) 312; («roZinxoi) 82; (rüorixoi) 185 ff.; 195

Xfvtxd ^ 326

Ifrixdr 7r(<dxr(i>9 29 T; 312

jf poi 86

i^OTTig 438

(vZor 439

*0^vfiog 86 oUoyfvrjg 89 dvrjZ&rr}; 210; 219 ^vot 46f.

Bvofut [^iig 6.) 4M 6vvdiv (= öi'idio»') 1 15 OQaOtia{?) 393 o(»pi« (»*. horrea) 305 ’0<io(ia7ng 249 ff.

’0<rep<D 822 ot*0mx6; l6yog 88

iJaiifTJig 402 Ilax^aig (Uott) 235 naXiaxiQ 86 nav/ffTifU>g 533 f.

TtaQayyfXia 560 ff.

:ra(dyftv 462*

Grieebieebes WörtervenoichnlB.

\naitaX^liitTt,g I96f.

:rcrp(^örof(Wf 126 rraQaff^Qtip 395 :TttQaj^dtQtiatg 114 nutifTrig 506 Ilaj^oi'fug 306 TTttr (= atttp) 307 Tt^ftntiv fig xXi'iQOv 530 123

244 f.; 307

riftt- m 7ti)yvg 438 f,

TiTrdxioi» 532 ‘nXd^ 145

irXivi^tlov (insula; 527 ! nXiorirtog (Demot. Äntin.) 3ül ^ rroXf^fir ^trd 884; 506 I ffnliTH'/ia 180 .

' IhlvSfvxfiog (Demot.) 316 :rpo('xro^ixdv) 205* ffpf*'xro)p 345; (iMuxdoif) 29 f.; (aiTtxdiv) 214 , 205; 207

IlQta^aQQi)g 136 ^TQilSßvTfQOt 142; 208; 21 t;229f. rtQsaßvTfQOt TÄv yfu)pyd»e 204; 206; 208

rroogip<-TTiy(Arehivl>eamter)569 ^PoypcrqpiJ 5Q4 ?rpod<crZoyia^dp 212 ' n(fdtd{iog 514 TiQottö^ta (auHzahieo) 385 Tpovofir (verschaffeu) 245 7(QO(tayyhXiu ^ HL? TtQoadiayQaipoiitva 284 ; 239 rtQotfoSo::roi6g 81 :rpO0ra0ior 382 7tQ06<fmvriaig 236 TlQOiJüinOV 469 rrpoirdroxop (tudp) 182 »rt'yifffof 882

^'orrrfoi’ 448 adxxoi 16ff. aaxxtKfoQixov 115 Xagaiag 249 ff.

(ffpt SK seni(or) 898

örifutov 417

tUToX6yog 208

ar^^fta (M ribv 0r.) 288

ergdra (*» xtrata) 450

<ftpar>jy6^' tfig noXftog 71 f.;

135: 336 «rvyypaqptj 622 f. j 0rxo<yori>rmdci:t xcmjyoptat 81 <rvft^ciZZ4it' 89 70

ffrju^olatoypdqpo; 116 av^ßoXtxov 284; 239

57:-^

tjvfitftova igyd^t6\fat 403 aui'ßywyü^ 131 tfvvdXXay^a 11 evvaXXayiiaToygdtfOg 1 15 517

0rr»ia(f4pKv avvtiatfogog 619 f. avvXvfa 27

avvodixog {olvog) 120 ffvroixffv 7^ lil avvoix^atot* 10 avrux^tg 520 tfearuTTj; 534 ßv(STt]na noXiTtxÖP 355 G<;gayig 270

146; 194

Td^ig 84* r^Zo>xr]t; 187 ff.

T«raprij (in Lenke Kome) 196

rerfZcdvi^ccr 1 23

Ti)ptg f} xal .,’lxcopio^ 691

To;r<xd^ 101 *

rganfi^a 118

Tgtoyodvrixtj 186f.

"Tßgtg (Injurie) 3fi.f. vi^saia 113 ff.

'TxfffwtixrJ 189 iTTSgri&fpat 88

vjroßdXXnp (Vorschlägen) 112* v}roypaif£ti'(iD bezug aut' Verso) ili

v:r6&(fffg 298 vxofit*rj(AaTOy^d<pog I3i vaoyrf'aatop 582 tfTTOTtXrjg Ö16f. v^ToriT-Otxd^ 89 v<paigfßig 11

4*&drfiv 882

312 ff.

<PiXofir}roig 328 f.

(pdpfTpof 209 f,; 21 5 ff. qppot*ri0TiJp 406 ff. qprZaxtr;;»' 283 (pt’Alo»' 202

Xftpoypatf ta(6cbriftl. Kid) 115; 236

y^fpdypcrqror 191 ; 528 A'i'ogw 323

ypij^n’tTftv ^ 18 2pij.uaT<0rori 1^ 22ff- ZtogTTj 811

«Fd> 332 *i2xfa»'d^' 541

88*

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m

Papyri, die im vorliegenden Bande behandelt sind.

in. Papyri, die

P. Alexandria: äl_l P. Amh. .Säi an

aai 51£j 626 61I. 60: 208

Oih

mj m

laiL: 6Ü1

BfiU 5 II: 609i 631; 632 LL; 6Ü2

12: 213*

13: 382

16 II: 212

21: 216*

21: 222

mi 413*

ai: 215*

Ul; 604

UA: 61

124: 334

Ulh fifl

IM: 321

236: 629

2411 1 243: 321

1, 205: 604

313: 420*

316: 121

322: 142

362: 643 ; 569

408: 383

671: 321

634: 632

669: 213

667: 468

747: 217*

802: 218

866: 484*

902ff.: 1^ 217

1014—1081: 300/4 (Ref.)

1019: 24If.

1032— 1061: 604/11 (Ref.)

1035: 334

P. Bodleian. 387 ff.

P. Cairo 10472: 343 P. Cairo i'Katalog): 112 (Ref.) P. Cairo biling.: a39if.

P, Cattaonil: 66 ff. : 247 f; 378 P. Cattaoui II: 548 ff. (Bef.)

P. Chicag. : 237

(’ompt. Hend. Acad. : 654 ff. (Bf.)

C. P. Herrn.: 588/48 (Bef.)

P. Fav. 14; 84 12: 34

IS**: 216

im vorliegenden Bande behandelt sind.

P. Fay. 63: 463 P. Fiorent. I: 629 38 (Ref.)

P. Firenze: 304/8 (Bef.)

P. Gen. I II: 379/404 (Bef.)

13: 648«:

P. Golenischtschew : 158 ff.

P. Goodsp. : 113 '6 (Ref.)

P. Gradenwitz: 406 ff.

I P. Grenf. I: 119/22 (Ref.)

I 13: TU

11: 6ff.

21: 11 33: U

43: 24

41: 114

« 44: U

60: 13

62: 13'4

P. Grenf. II: 122 6 (Bef.)

I 16: 624 ; 5l25

' 23: ^ 211

I 42: 336

61: 12

62: 12

Uh 12

16: 12

111: 364

P. Heidelb. HI: 661 (Ref)

P. Leid. A: 625 M: 22

P. Leipz.: 114 P. Lips. I: 668/69 (Bef)

22: 178 ff.

4fl(fraherl8): 126 ff.

63: 323

36 n. 36 (früher 31

n. 80): 61

Lond. II: 282/46 (Ref)

STÜI 221

S. 162: Ü2f

S. IM: 26

S. 261: 426

S. 212: 326

S. 213: 332

n. 260. 201 ; 556/7

P. Magd. U: 363 ff. (Kef.)

335 6

I P. MdI. Nicole S. 67 : 562 P. Münch.: 128; 284; 23S./9;

305; 331 P. Nicole: 225 ff.

1 Vormundschafte-

pap.: 368 ff.

I P. Oxy. I 36: 136 ff.

P. Oxy. I 41: 118^ 641

42: 342

61h 342

02V.: IM.’

63: 222

36: 684

123: 333

P. Oxy. II 231: 23 261: 607

312: 244

P. Oxy. III: 116'9 (Ref.)

416: 163

623: am

P. Oxy. IV: 311/8 (Ref.)

669: 4 38 ff.

705: 362

716 : 262ff.

722: 262 ff.

P. Par. 6: 11: 12Ö

22: 266 63: 323

P. Petr. II 1: 2M 20 IV: 211

26i: 216

39g: 216

P. Petr. III: 611/21 (Ref.)

26: MT

P. Reinach: 621,/H (Ref)

P. Rev. 42 u. 43: 207*

86: 208 *

P. Straßb. lat.: 168 ff.

Inv. 1404: 416ff

P. Stud. Pal. 1 3: 810/1 1 4j 658 ff.; 556 ff.

P. Teb. 5, 170: 611 6, 207 20: 46

43: 36

63: 261

61(b): 321

66: 236

Ul m

82: 212

62: 26S

104: 889

S. 224: 114 P. Tut. ins: 26

1 VII 3/ia: 6 ff. ; 82

1 IX 2J: 32*

3: 88; 31

4^ 21 !h 321

13: 2Sff.

P. Vat.: 161 ff.

u. w.

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<JIIW

L

Handbocher und neue Grscheinungen

AUF DEM GEBIETE DES KLASSISCHEN ALTERTUMS IM VERLAGE VON B. G. TEUBNER IN LEIPZIG.

Mithras

Alexander der GroBe ISSS? JSLÄ

Am Orot« von Th. Sefarolbar. ft. JK It.— AllfAsfie AlkMÜMlftdlon tob Dr. L. Blooh.

nji I ^ ÄbUldn. la

Twt B. JK t.—

AUflllftillft 2«tt T. ▼. eftrtlhftftaftft.

nHyuviuv ^ ti. ft.jtw.- n.1.

11.

[T. I ft. n. I (8«ht«t)

ft. JKt XLt. ft.««f.— ufttor der PreoM.]

Bionranhifi ^ triMhlaoh-rOmlMbe Biofro^Ue

0iuyia|inio. BBoh ihrer Uterftrieoheft Pom TOft Friedrieb Leo. ft. UK 7.—

Botdnilf ^o**»**<>>*y<»rechnftfeei deeAleaaader» Meint«. ,ng^ iL BreiaL Mit srnhlr.

Abbild ft. Kartenehteaeft. a. ACIl— ,feb. UK U.—

Briftf ^ rOmlMben Literatar roft

0IIOI| p.ter. a.^t.—

ChrOnnInniA enneeaieebea ood bebdo- vnruiiuiuyid. «edleoben Frleua oBd Wocb«

derUterteaOrleeb«OT.W.H.BAeober.

EnOA Iftaer« Fotwieblftiig dee frleebtoeheft

»•pwo. Bpoi, Bia Beaetela elaer hin. Poetik TOB O. Imalaeb. b.uK1.->

Etymologika.

Grammatik,

blff, e. Laadgraf, 0. F. W. Kftller. J. H. Sebaala, Fr. Stola, d. Tbttealaf, A. Weiabold. L 1. filaJeltBOB uad Laatlehra. L I. StaaaMIdftogalabro. voa Fr. Stola, i* a. in. L JSlnleltaag la di« flearhlchtc

der lateialaebeB Sratax. Too J. Oolllag. Lltanuar eor hietor Spataft dar «iaa. SehrifUteUer. Tob O.Laodgraf ft. d.Oolllag. Tempora nad Modi; OeaeraTerW. ToaH.Blaaa. B.Jdt.» (Forteetaaag oaler der Preaee.l

Hellenistisches Zeitalter. Sr'Säi!

Bi.ti.ch« Z.ltBlt.n TOB J. Kh.r.t, L Bu4. B. Jl II.—, gab. Jt 14.—

Hnrnnr HoB»dMh. pbu.«.. eib. stuu* .. nulllOI . D«k„4i,ni „g 9tot. Tob f. H.BOk. Mit I T*<dB BBd 14 AbbUihiBcu U. Trat gr. s. gdi B. Ul I.SO.

Hflr32 Dm JuBbrabaoh dM Ronu iBi Lieht. lUr «Igm« Bad BBMrME«a Vbb Th. Plag.

Kalssr2flit. ^ gwohiehU. Zdlmtar d. iObl

Kidranwu T. H. P.t.f. IBgad.

)• B. Jt II.-

Literatur.

GMcUcbt. d. rtai. LIiMatar ran T.alr.I.SobBrBb.. 6> Aafl. b. Jt 14.40, geh. Jt 10.—

OtMh. dM grlMh. Zdt d.t AlraudjiBMMll t.

a.Bailkl I Bda. a. Ul >0 ,g*k.UI04.—

OtanklnkOpfa tsa dM utik« LltMBta. «■

ohware. 0 Torta^: I. BMlod aad Piadar. t. ThnkgdidH Bad Earipid«. g. SokntM Bad Plata. A Polybioa ood PoMidoaiM S. OlcMO. B- Jt I.—, gab. Jt f.gO.

Btadtaa Bad OhanktMirtiJuo L giiMh. a. iOm. LlUr.UlMab. T. TaaffaL t, Aad. a. Jt lg.—

dar Otiaabu ud Baam tob Chrlat MViriR lAag. B. Ul 11 00.

L PanlBM A Oaid

S. Oaaat« der Woilttellug T. Hilberg. a. UCBO.- Oroadatga altiom. Metiik T. Zlola A Jt lg.— Theorie g. maaiiekea KoaMa A Hall«« T. Beg- keah «, Wa.lpkaL 1 Blad«, a Ulgg.—

Nlthras. JÜM Mitbiftelita^e t. A. Dietorlob,

iiliiieiflMiei

Dia Mjatari« der Mithra roa Praaa A ul 0 Sü'iV^IO****'*"*' ®- ®***»*»'t

Flttelmeergeblrt.

A PblllppaoA e Jt g._, gab n .* I

Mvthoiaaifl {"““»^-g^MAAroai Mpthoi,

■njuiuiuyi«. haraaagag. aoa Boaabai^ t«£

.W-^L a;Ulia.-.

- BA 0ada Lfall a Jt t.— ) iai EraobalaaA

Oekumsiin ootlka Uaa dM Oakaiama la WOHUIIICIIO, poUtlaobra aad kaltarall«

Bedrataag raa i. Kparat a Jt I.IA

Plato.

l*latdks philoeophieche KalwkAlaag tob H. Boeder. (C d Pr )

Pluoa gegoa Hokrelet. IntirrprstaHorttn too R-Horaeffer a. .A I SO.

Porträtköpfe lYa^:r.''Ä’l'’JiV£

AarbftUea.tt.hellealflleebeaMAftaeft t, Imbeof* Bloaer. geb. a..AI0.~

Quellenkunde. ^

QfteUcak. too A. Sobaefer- Nlesea. LAbt A AuS. «..tCS.^ ILAbl. I. And. ft. aAt .fO.

RAflnAP Pie attleohe BerodeemkeH T.Ff.BlaA

nouiiur« »Abt. I.Aafl. ft.uc M.-afobagAtia-

(IHe Btade eiad eaoh elaaela kkftflieh.)

Rellgionegeechichte.

Mechea and frftbobrietlicbeft Literatnr tob IL

Beiueaeteift. a JC tt.~

Rhythmus.

proeo. leokrfttee Demootheaee « PUtoa. Too Fr. BlaS. n. «AS.—

Rom. Kptwiokelttng eeiaM Ontad-

Rom.

rlaeee aad Oeeehiobu eelner Kaalea.

IS Kartea aad 14 Tafela dargeetellt aad aül einem Flane der beatigen Stadl, sowie einer etedlgft •ehlehllieben Xlnieitong t<mi A. Sebnelder geb. a. JL IS.—

Fflbrer dareh die Sffeatliebea Seamlaageft kUaeieober AltertSmer ia Born tob Wolf* gftag Uelbig. t Bde. A Aafl. OeeohamekroU geb. B. *A IS.—; Aoftg. mit Schreibpapier durel^ sefaoeeeo geb. a. M. 17.— (Die Bftada tlad aleht etnula kiofHeh.)

Seelenvogel.

n. SS.—

SiriliAII Oca^ehto S.« T. Freemftft. Devteeh aiblllOII. v.B.Lftpftft Lft.n.Bd. iea.UKS9.— m. Bda ft. .A SS.—

RnhAAPB ^*** griecfaieche Texte oad Uater* 0|IMCIol CS« eoehaageo sor Oeeohiohte der Stän- bUder too Freas Bell. Mit etoem Beitimg ▼. K. Dproff. 6 Tftf ft. It Texlebbiid. a.JCS4. Chenürterietik der leteln. Spraehe too 0. Weite, a. M. S.40, geb. Jd S.—

Sprache.

Synonymik.

roik T.J.H.HBohftiidi a..Alt.— Bjft. A grieoh. Bpraebe t. d. ZL H. Sebmldt. 4 Bde. a. JL 54.—

Trajanssäule.

dem S&aleorellef ermttüt tob JELPetereea. L Der erste Krieg, kort. a. US t. SS. M IL Der sweite Krieg- kart. A JL A iJhAPliAfftPlinn Mea»orie Graeoe HeroaUaeft* uuenieierufiy. Propoe«lt Oallelmae •• Oroeaerl a. JL IS.—

Übersetzen ZBrT(M>linlhAOb.r.taMlAPro«

|/A|«nilo epl*ob« Technik

f nryim ^ ^ , geb.

* TOB C Berdt n. «A —.SO.

Toa Blohard Helaaft JL U -—

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Verlag von Reuther & Reichard in Berlin W. g.

In unterm Verlag sind ertchüneK;

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»3--

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V«ri«| ¥•■ B.G. TEUBNER In Leipzig. ^ Ubrlioh 10 Hefte za 8 Bogen fQr *

Die eiate Abteilung der „Neuen Jahtbacber“ will für die drei im Merk.

Wiaienaobafta^abiete, die durch aahlloee F&den miteinander verbunden dien K^annten

historiacben Bildung im weiteren und tieferen Sinne unamachen, einem vtnaetm

Auadebnung aller Fotechnngtzweige immer dii^ender werdenden Bedarf *^®Emonden einielnen, der dberbaupt nicht oder nnr auf kleinem Oebiete aolbetforanb***?^ <Honen. wird die UOgUobkeit geboten, den banptaäoblicben Fortaohritten der "Vi^**** «ein Van™

ihm durch den Beruf und eigene Studien naheliegenden Gebieten an f anf

Inabeaondere dient eie der Au&echterbaltung des vielfach gefhhrdebi®^5' ****

zwischen Wissensohafb und Schule nach Kräften und an ihrem Teile” 'ur

oßen Zügen die Erweiterung und Vertiefung der EikenutnU Hü*

iiehtigt sie doch nicht etwa nur daa für den höheren TJntorriol,**^^®^®® kann der Lehrer soll eine freie wissenschaftliche Persönlichkeit sein nnH 1.1 “-».^^^kt

Die^aweite Abteilung will Fragen der theoretischen und nra.bS”*5’*' '*®tibnte;

der Erforschung ihrer Oeachichte

höheren Schulen erOrtem

tenen.

aan

Hierzu Beilagen von B. 6. Tenbaer in Leipzig, welche wir der

bestens empfehlen.

ttnaeror Ixwer

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