Google

This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project to make the world's books discoverable online.

It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that's often difficult to discover.

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book’s long journey from the publisher to a library and finally to you.

Usage guidelines Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the

public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.

We also ask that you:

+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individual personal, non-commercial purposes.

and we request that you use these files for

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the use of public domain materials for these purposes and may be able to help.

+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance in Google Book Search means it can be used in any manner anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.

About Google Book Search

Google's mission is to organize the world's information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web atlhttp://books.google. com/]

Google

Über dieses Buch

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei eine Erin- nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.

Nutzungsrichtlinien

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen unter Umständen helfen.

+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.

Über Google Buchsuche

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books .google.comldurchsuchen.

BYZANTINISCHE ZEITSCHRIFT

JAHRGANG 1892

BYZANTINISCHE ZEITSCHRIFT

Unter Mitwirkung

von

Bibliothekar O. de Boor-Breslau, Prof. J. B. Bury-Dublin, Prof. Ch. Diehl- Nancy, Abbé L. Duchesne-Paris, Membre de l’Institut, Hofrat Prof. H. Gelzer-Jena, Prof. G. N. Hatzidakis-Athen, Hofrat Prof. V. Jagic-Wien, Prof. N. Kondakov-Petersburg, Prof. Sp. Lambros-Athen, Prof. E. Legrand- Paris, Prof. J. Müller-Turin, Prof. J. Psichari-Paris, K. N. Sathas-Venedig, korr. Mitgl. d. k. bayer. Akad. d. Wiss., G. Schlumberger-Paris, Membre de l’Institut, Prof. J. Strzygowski-Graz, Rev. H. F. Tozer-Oxford, Gymnasialdir. M. Treu-Breslau, Prof. Th. Uspenskij-Odessa, Prof. A. Veselovskij-Petersburg

herausgegeben von

KARL KRUMBACHER,

A. O. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU MÜNCHEN

I. Band. Jahrgang 1892

eh

LEIPZIG DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 1892

05. Bi.

Inhalt des ersten Bandes.

I. Abteilung.

Seito Vorwort. Von Karl Krambacher . ................... 1 Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung. Von Carl de Boor . 13 Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens. Von Heinrich Gelzer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 34 Der Chronist Iulios Polydeukes. Von Theodor Preger . . . . . . . . . 50 The identity of Thomas the Slavonian. By J.B. Bury. . . . . . . . .. 56 Demetrios Kydones. Von Max Treu. .. 2.2: 2: . m . . . . . . .. 60 Die byzantinische Kunst. Von Josef Strzygowski . . . . . . . . . . .. 61 Mosaiques byzantines de Nicée. Par Ch. Diehl ............. 74 Mazaris und Holobolos. Von Max Treu. ...........2...02.. 86 Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriechischen Autoren. Von G. N. Hatzidakis . . . > 2 2 oo 000 rn 98 Der weise Akyrios. Von V. Jagié . . . . . 22 . . . . . . . . . . ee 107 Zum weisen Akyrios. Von Ernst Kuhn. ................ 127 Dictys Cretensis. Von Edwin Patzig . ................. 131 Byzantinische Desiderata. Von Spyr. P. Lambros ............ 185 Studien zur Textgeschichte des Zonaras. Von Th. Biittner-Wobst . . . . . 202 Ungedruckte und wenig bekannte Bistiimerverzeichnisse der orientalischen Kirche. Von H. Gelzer. .................. o... 245 Zur Anna Komnena. Von Spyr. P. Lambros. .............. 282 Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale. Von (. Frick ...... 283 Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos. Von A. Ludwich 293 Eine volkstiimliche Kaiserchronik. Von A. Kirpitsehnikow . . . . . . .. 303 Über den Verfasser des Spaneas. Von John Schmitt. (Mit einer Tafel)... 316 Kritische Nachlese zum Briefe des Joseph Bryennios. Von E. Kurtz. . . . 332 Die Synoden von Sidon und Tyrus. Von Th. Nöldeke . ......... 333 Eine Urkunde von 1238—1240 zur Geschichte von Korfü. Von Konst. Jirecek 336 Michael Haplucheir. Von M. Treu ................... 338 Mosaiques byzantines de Nicée. Von J. Strzygowski. .......... 340 Noch einmal Iulios Polydeukes. Von K. Krumbacher .......... 342 Ein Kritiker des Timarion. Von M. Treu. . .. ............ 361

Über die urkundlichen Quellen zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen vornehmlich im Zeitalter der Komnenen. Von Carl Neumann

(Mannheim) ............................ 366 Das Personalpronomen der ersten und zweiten Person im Mittelgriechischen.

Von D.C. Hesseling. ........................ 379 Zu Phlorios und Platziaphlora. Von N. Köstlin . . . . . . . . . . . .. 392 Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien. Von K. Praechter . . . 399

Handschriftliches zu Ignatius Diaconus. Von Carl Friedr. Müller . . . . . 415

VI Inhalt des ersten Bandes

Nikolaos von Methone. Von J. Dräseke. . ............... Apyula elnwy Tod peyadoudorvegos Gyiov Anuntelov tod xoluoëyov Beccalo-

vinns éxl ¿lepavrocréov. ‘Trò IT. N. Hanayswoylov . . . . . . .. Le trésor et la bibliothèque de Patmos au commencement du 18° siècle. Par

Ch. Diehl . ............................ Mosaiques byzantines de Nicée. Par Ch. Diehl . ............ Reimprosa im 5. Jahrhundert. Von Al. Kirpitsehnikow. . . . . . . . .. L'Illyricum ecclésiastique. Par L. Duchesne. .............. Die Abdankungsurkunde des Patriarchen Nikolaos Mystikos. Von Spyr. P.

Lambros. . 2:2: .. onen TIeAaroygagınn orazuoloyla Eu tv vayınav Bıßllos. ‘Tad N. I. Hodizov. A source of Symeon Magister. By J.B. Bury. ............. Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit. Von J. Strzygowski. . . . . . Dictys bei Arethas. Von À. Sonny. .................. Zu Theophanes. Von C. de Boo. ................... Studien zur Textgeschichte des Zonaras. Nachtrag. Von Th. Büttner-Wobst

II. Abteilung.

Dr. B. A. Mystakides, Byzantinisch-deutsche Beziehungen. Besprochen von F. Hirsch 2. 22 oo on Joh. Driiseke, Gesammelte patristische Untersuchungen. Besprochen von Carl Weyman. . .......................... A. Elter, Sexti Pythagorici sententiae, V. Jagié, Razum i filosofija etc., V. Jagié, Die Menandersentenzen etc. Besprochen von M. S.. . . .. D. Béljajev, Byzantina. Besprochen von 6. Destounis. . ........ H. Brockhaus, Die Kunst in den Athosklüstern. Bespr. v. J. Strzygowski. P. Batiffol, L'abbaye de Rossano. Besprochen von Ch. Diehl . . . . . . Georgii Cyprii descriptio orbis Romani, ed. H. Gelzer. Besprochen von G. Gundermann. . ........ +... . 0...» Fr. Loofs, Studien über die dem Johannes von Damaskus zugeschriebenen Parullelen. L. Cohn, Zur indirekten Überlieferung Philos. Besprochen von P. Wendland. . : .............,........ .. Choricii orationes ed. Rich. Foerster. Besprochen von K. Praechter. C. W. C. Oman, The Byzantine empire. Besprochen von H. F. Tozer. . . La Revue biblique trimestrielle (Jan.—Juli 1892). Bespr. von P. Batiffol K. E. Zacharii von Lingenthal, Geschichte des griechisch -römischen Rechts. Besprochen von Paul Krüger . ...............

ILL. Abteilung. Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen... . . . 163. 352.

604 609 612 614

017

618

Verzeichnis der Autoren der in der III. Abteilung erwähnten Schriften.

Adamek 179. Goetz 169.

Ajnalov 182. Goldstaub 626.

Allen 622. Hatzidakis 171.

Aninger 164. Haury 164. 620.

Batiffol 179. | Heinrich 621.

Batjuskov 175. Jagié 626.

Bauer, Joh. 630. Jannopulos 637.

Beljajev 181. 637. 646. ' Ihm 362.

Benjamin 636. Jireéek 180. 639. 641. Bogdan 638. Jorio 625.

Boissevain 166. Judeich 636.

de Boor 166. 352. Ivancov-Platonov 356. 633. Boysen 627. Kampuroglus 180. Buresch 169. 627. Karnejev 356.

Busse 163. Kattenbusch 629. Castellani 165. Khalifat, Patriarcat etc. 180. Cohn, Leop. 165. Kirpiénikov 646.

Crusius 165. Kondakov 183. 367. Costomiris 360. Kontogonis 352. Cozza-Luzi 353. 635. Kors 646.

Delehaye 634. Kozak 172.

Destunis 167. 168. 173. 646. Krasnoseljcev 646.

Diehl 182. Krumbacher 169. 170. 631. Dieterich 172. Kuhn, Fr. 628.

Dilthey 164. Kuppas 640. 645. Dmitrijevskij 355. Kurtz, E. 165. 168. Dobbert 644. Kutorga 354.

Dräseke 630. Lambros 641.

Ehrhard 624, Laskin 179.

Elter 618. Latysev 640.

Förster 352. Legrand 166. 168. 363. 354. 365. Frauberger 644. Leval 640.

Frey 642. Lipovskij 179.

Funk 636. Livre d'or Phanar. 368. Gelzer 166. 358. 638. Lombard 181.

Gerber 167. Loparev 169.

van den Gheyn 173. 174, Ludwich 167.

VIII Verzeichnis der Autoren der in der III. Abteilung erwähnten Schriften

Mabillis 165. Rohrbach 636. Mercati 637. Romanos 180. 183. Meyer, G. 171. 184. de Rossi, G. Batt. 643. Meyer, W. 164. 170. Sakellarios 171. Millet 646 ff. Sakkelion, A. 624. Millingen 640. Sakkelion, J. 169. 624. Minasi 635. ' | Schlumberger 181. 359. 644. Mitteis 183. Schneck 620. Monnier 645. Schrader 621. Mordtmann 181. 636. 637. 639. Semenov 353. 619. Morosi 170. Sideridis 640, Muller 171. Sideropulos 640. Murko 354. Simonsfeld 688. Neumann (Mannheim) 359. Sozonovic 169. Nicole 362. Spata 638. Nifsl 645. Stanjek 164. Noiret 639, Sternbach 164. 619. 620. Nolhac 354. Strzygowski 181. 359. 643. Omont 625. 626. 627. 636. 638. Syrku 689. Papadimitriu 646. Tannery 621. Papadopulos, G. J. 172. Ter-Mikelian Arsak 635. Papadopulos-Kerameus 167. 173. 355. | Thomas 176.

622. 628. 624. 627. Thumb 171. Paranikas 629. Tolstoi, Iw. 183. Pastreck 634. Treppner 635. Pastrnek 646. | Treu 166. 621. Patzig 164. Usener 174. Pavlovskij 183. Uspenskij 176. 177. 180. 635. 646. Pitra 178. Weigand. 641. Pokrovskij 182. 643. Wendriner 626. Pomjalovskij 174. 632. Wentzel 618. Popruzenko 646. Wirth 172. 173. Psichari 170. Wotke 172. 618. Reber 641. Xenopol 638. Regel 167. 355. Zachariä von Lingenthal 183, Reiter 168. Zdanov 355. Rhodius 165. S. Z. 178.

Rjedin 182.

Vorwort.

Indem ich Leser und Mitarbeiter der byzantinischen Zeitschrift herzlich begrüfse, halte ich es für meine Pflicht, an der Schwelle unseres Unternehmens über die Entstehung und Absicht desselben einige Auf- klärungen zu geben. Dafs bei der heutigen Überproduktion von wissen- schaftlichen Zeitschriften jeder neue Ankömmling zunächst mit Abneigung oder Gleichgiltigkeit aufgenommen werde, konnte nicht zweifelhaft sein. Es bedurfte ‘der lebhaften Anregung eines so erfahrenen und kühl ur- teilenden Fachgenossen wie De Boors, dafs ich dem Plane der Begrün- dung eines Organs für die byzantinischen Studien näher trat, und erst nach reiflicher Überlegung der wissenschaftlichen und materiellen Vor- aussetzungen und nach wiederholter mündlicher Beratung mit zehl- reichen Byzantinisten, zu welcher mir eine im verflossenen Jahre aus- geführte Studienreise Gelegenheit bot, habe ich mich, noch immer zögernd, zur Verwirklichung des Gedankens entschlossen. Wie sehr derselbe aber schon in der Luft lag, habe ich aus einem Briefe meines Freundes Sp. Lambros in Athen entnommen, der mir mitteilte, dafs er vor längerer Zeit selbst eine Zeitschrift Bvfuvríg begründen wollte und seine Absicht nur aufgab, weil er die materiellen Schwierigkeiten nicht zu überwinden vermochte. So sehr ich nun auch das Scheitern seines Planes bedaure, mufs ich doch die Überzeugung aussprechen, dafs Griechenland als lokale Basis für das Gedeihen und die Wirksam- keit eines solchen Organs weniger geeignet wäre als „Europa“; wie ungünstig der griechische Boden solchen Unternehmungen ist, hat die kurze Lebens- und Leidensgeschichte des von M. Deffner im Jahre 1880 begründeten „Archivs für mittel- und neugriechische Philologie“ bewiesen, das trotz des ins Programm aufgenommenen internationalen und viel- sprachigen Charakters nach dem Erscheinen des ersten Doppelheftes entschlafen ist.

Auf allen Gebieten der philologisch-historischen Wissenschaften hat sich infolge der intensiven und mannigfaltigen Thätigkeit der letzten

Jahrzehnte eine solche Fülle von Stoff angesammelt, dafs das Aussehen Byzant. Zeitschrift I 1. 1

9 Karl Krumbacher

der alten Fächer völlig verändert worden ist. Die hergebrachten Wissens- komplexe haben sich in mehrere Disziplinen gespalten, für deren Ge- samtheit niemand mehr die Verantwortlichkeit zu übernehmen wagt, und ganz neue Studiengebiete sind hinzugewachsen. Nur auf dem un- geheuern Gebiete der griechischen Kultur ist die Einheit bis jetzt gewahrt geblieben; doch beruhte diese Einheit nicht darauf, dafs die Gräzisten die gesamte Geschichte der griechischen Sprache und Litte- ratur beherrschten, sondern vielmehr auf der willkürlichen Beschränkung, die sie ihren Studien und ihrem Lehrvortrage auferlegten. Die meisten gingen wenigstens in ihrer offiziellen Thätigkeit nicht über die klassische und alexandrinische Epoche hinaus. Die späteren Zeiten blieben dem Privatstudium überlassen, und auch diese privaten Studien wurden meist mit Beziehung auf irgend ein anerkanntes Wissensgebiet durchgeführt, ja oft mit dem Hinweis auf diese Beziehungen förmlich entschuldigt. Zwar haben diese zerstreuten Bemühungen im Laufe der letzten Jahr- zehnte immer mehr an Umfang und innerem Werte gewonnen; es fehlte ihnen aber die Idee ihres Zusammenhanges und das Bewulstsein von ihrer selbständigen Bedeutung. Man kam nicht auf den Gedanken, das ganze spätgriechische, byzantinische und neugriechische Zeitalter etwa vom fünften Jahrhundert nach Chr. bis auf den heutigen Tag als .ein selbständiges, unentbehrliches Glied in der Geschichte der Menschheit zu studieren. Das Bedürfnis nach Herstellung des geschicht- lichen Zusammenhanges, das den Entwickelungsgang der verwandten Fächer bestimmt hat, schien hier seine Wirkung zu versagen. Diese auffallende Thatsache läfst sich aus verschiedenen Gründen erklären. Die Byzantiner und die von ihnen kulturhistorisch abhängigen Völker sind durch die kirchlichen und politischen Ereignisse von der west- europäischen Entwickelung so lange und so gründlich losgetrennt worden, dafs ihre Nachkommen und Erbfolger sich noch heute nicht zu Europa rechnen. Der orthodoxe Osten bildet eine Welt für sich, die als ein eigenartiger, halb gebildeter, halb wilder Staaten- und Völkerkomplex zwischen dem civilisierten Europa und dem barbarischen Asien liegt. Dieses vielgestaltige Völkergewirr, das in der Vergangenheit die Schutz- mauer Europas gegen die asiatische Barbarei bildete und für die Zukunft berufen scheint als Kulturbrücke von Europa nach Asien zu dienen, ist bis auf die neueste Zeit wenig beachtet: und viel verkannt worden. Das hat auch auf die wissenschaftliche Berücksichtigung der genannten Völker und ihrer Sprachen und Litteraturen hemmend eingewirkt. Selbst die slavische Philologie, an deren Bedeutung heute niemand mehr zweifelt, hatte unter dieser Mifsachtung des Ostens viel zu leiden. Miklosich hat sein ganzes arbeitsreiches Leben daransetzen müssen,

4 Karl Krumbacher .

Altertum stammenden profanen Sentenzen achtete, ist dem Byzanti- nisten jedes Florilegium zunächst ein Ausdruck der geistigen Strömung und Geschmacksrichtung der Zeit, in welcher es aus älteren oder jüngeren Quellen zusammengestellt wurde; er beginge also einen groben Fehler, wenn er eine bestimmte Gruppe von Sentenzen, z. B. die christlichen beiseite legte. Ein Eustathios gilt, um noch ein Beispiel zu nennen, dem altklassischen Philologen als trockener Sammler und breiter Scholiast, dessen Werke ihm nur wegen der in ihnen aufbewahrten alten Gold- körner beachtenswert scheinen; der Byzantinist sieht in Eustathios eine an sich hochbedeutende und für die Würdigung des 12. Jahr- hunderts mafsgebende Persönlichkeit; er betrachtet ihn im engsten Zusammenhange mit den kirchlichen, sozialen, politischen und litterari- schen Bewegungen seiner Zeit; er studiert in ihm den verdienten Lehrer, den eifrigen Erhalter und Beschützer der alten Litteratur, den klugen Politiker, den freimütigen Theologen, den gewandten Redner, den geistreichen Essayisten. Daher kann er sich völlig aufrichtig für einen Mann erwärmen, dessen Namen im Jünger der klassischen Philologie nur die fade und peinliche Vorstellung einer endlosen, auf schlechtem Löschpapier abgedruckten Scholienmasse zu erwecken pflegt. So wirft die byzantinistische Betrachtungsweise einen belebenden Sonnenstrahl auf historische Personen, auf Erzeugnisse der Litteratur und Kunst, auf Thatsachen der politischen und kirchlichen Geschichte, die dem Ferner- stehenden in gleichgiltiges Dunkel gehüllt erscheinen. Neben der selb- ständigen Bedeutung der Byzantinistik kommen dann in zweiter Linie ihre mannigfaltigen Beziehungen zu den übrigen philologischen und historischen Studiengebieten in Betracht. Wenn man sich somit stets bewufst bleiben mufs, dafs jedes byzantinische Ding von einem doppelten Standpunkte aus studiert werden kann, von dem der Byzantinistik und von dem irgend eines Nachbarfaches, so wird in der Praxis diese doppelte Betrachtungsweise natürlich häufig verknüpft werden und zusammen- fliefsen. Eine kurze Darlegung der Ziele und Aufgaben der Byzanti- nistik und namentlich ihres Verhältnisses zu den verwandten Disziplinen soll die obigen Darlegungen im einzelnen bestätigen und aufklären. Die enge Verbindung der mittelgriechischen Sprache, und Litteratur mit dem Altertum ist so offenkundig, dafs nur auf die allgemeine, von niemand bestrittene Thatsache hingewiesen zu werden braucht. Es giebt kaum din Gebiet der alten Philologie, welchem das vertiefte Studium der Byzantiner nicht irgend einen Nutzen brächte. Der Zu- sammenhang mit dem Altertum ist bei den Griechen in sprachlicher, literarischer und politischer Hinsicht bis ins 15. Jahrhundert viel mehr gewahrt geblieben als bei den Abendländern. Die Beziehungen der

y Vorwort 5

Byzantiner zum Altertum sind denn auch in der neueren Fachlitteratur immer deutlicher zum Ausdruck gekommen, wobei freilich das allzu entschiedene Verharren auf dem klassischen Standpunkt und der Mangel an Vertrautheit mit den in der Sprache und Kultur eingetretenen Wan- delungen zu manchen Milsgriffen geführt hat. Einen sehr beträcht- lichen Raum haben sich die mittel- und neugriechischen Studien in der Sprachwissenschaft erobert, Durch die Arbeiten von Mullach, Mau- rophrydes, Deffner, G. Meyer, Foy, Dossios, Hatzidakis, Psichari, Oeko- nomides und Thumb ist das Vulgärgriechische als ein sehr wesentlicher Faktor in der griechischen Sprachgeschichte erwiesen worden, und es wird seit geraumer Zeit auch in den zusammenfassenden Darstellungen der griechischen Grammatik und Etymologie dankbar beigezogen. Der von Brugmann und Streitberg herausgegebene „Anzeiger für indoger- manische Sprach- und Altertumskunde“ bringt für das Vulgärgriechi- sche ein eigenes von A. Thumb besorgtes Referat.

Das wahre Seitenstück der mittel- und neugriechischen Studien bildet die romanische Philologie. In der mittelalterlichen Sagen- und Erzählungslitteratur des Abendlandes spielen die Byzantiner als Urheber, Vermittler und Entlehner von Stoffen und Motiven eine sehr erhepliche Rolle, Die Erforschung der internationalen Wechselwirkungen bildet eines der wichtigsten Kapitel der allgemeinen Litteraturgeschichte des Mittelalters, das nur durch die vereinten Bemühungen der auf jedem einzelnen Litteraturgebiete Kundigen aufgeklärt werden kann. Eine zweite Seite, auf welcher die romanische Philologie von der By- zantinistik neues Licht zu erwarten hat, ist die Sprachgeschichte; denn die romanischen Sprachen und das Vulgärgriechische haben den- selben Entwickelungsgang durchgemacht, und viele Erscheinungen in beiden Sprachgruppen können nur durch eine vergleichende Betrach- tung völlig begriffen werden. In der richtigen Erkenntnis dieser engen Beziehungen hat der Herausgeber des Jahresberichtes für romanische Philologie, K. Vollmöller, eine eigene, von J. Psichari übernommene Abteilung eingerichtet, in welcher die auf das Romanische bezüglichen. Arbeiten über mittel- und neugriechische Sprache und Litteratur be- sprochen werden- sollen. Besonders eng verknüpft ist mit der Byzan- tinistik die rumänische Philologie; denn die Rumänen sind infolge ihrer geographischen Lage von den Byzf®tinern so nachhaltig beeinflufst worden wie die Südslaven,

Noch mehr als die romanische ist die slavische Philologie Schritt für Schritt auf die Beachtung der byzantinischen Arbeiten hin- gewiesen. Weder die Litteratur und Kunst der Südslaven und Russen noch ihre politische und kirchliche Geschichte kann ohne das ein-

6 Karl Krumbacher | u

gehendste Studium ilırer geistigen Vorväter, der Byzantiner, verstanden werden. Der „Grekoslavjanskij mir“ ist das Schlagwort für die histori- schen und philologischen Bemühungen der Süd- und Ostslaven geworden, aus denen schon eine grofse Zahl ernster, methodisch durchgeführter, aber leider in Westeuropa meist unbekannt gebliebener Arbeiten hervor- gegangen sind. Übrigens mufs bemerkt werden, dafs nicht blofs die slavische Vergangenheit durch das Studium der Byzantiner aufgehellt wird, sondern umgekehrt auch das Verständnis des byzantinischen Wesens durch die Kenntnis der slavischen Formen manche Förderung erhält. Es entspricht mithin den natürlichen Verhältnissen, dafs zu den Gelehrten, welche ihre Mitwirkung für die byzantinische Zeitschrift zugesagt haben, die Russen und übrigen Slaven das gröfste Kontingent stellten.

Neben den Beziehungen der Byzantinistik zur romanischen und slavischen Philologie kommt noch der rege geistige Tauschverkehr in Betracht, welcher die Spätgriechen und Byzantiner mit den mannig- faltigen Völkern des Orients, mit den Armeniern, Juden, Syrern, Arabern, Agyptern, Kopten, Persern und Indern verbindet. Die unter römischer Herrschaft vereinigte griechische und gräzisierte Völkermasse bildete viele Jahrhunderte lang das wichtigste Durchgangsgebiet für den geistigen und materiellen Verkehr zwischen Orient und Occident. Wie schon im vorliegenden Hefte ein syrischer Chronist behandelt wird, so wird sich auch in Zukunft voraussichtlich oft Gelegenheit ergeben, orientalische Erscheinungen zu erörtern, die auf das byzantinische Gebiet Licht werfen, und andrerseits vom byzantinischen Ufer aus den Blick nach dem Orient zu richten.

Kein Merkmal unterscheidet das byzantinische Zeitalter schärfer vom altgriechischen und römischen als der christliche Charakter, und die originellste Litteraturgattung dieser Epoche sind die kirchlichen Werke in Poesie und Prosa. Darin liegt die hohe Bedeutung der byzantinischen Studien für die Theologie begründet. Nirgends findet diese Wissenschaft ein so wenig bebautes und so viel versprechendes Feld als bei den Mittelgriechen; denn infolge der Kirchenspaltung ist die Litteratur und Geschichte der orthodoxen Kirche im Abendlande wenig beachtet worden. Man beruhigte sich mit der gläubig hin- genommenen Versicherung, dafs st Johannes von Damaskus der Lebens- geist in der griechischen Kirche erloschen sei, und man übertrug die Abneigung gegen die Orthodoxie sogar noch auf vorschismatische Jahr- hunderte. Zwar haben sich einzelne Gelehrte mit glücklichem Erfolge in den Urwald der späteren Dogmatik, Ethik und Mystik gewagt; aber es mufste selbst die kirchliche Litteraturgattung der Griechen, die in

R Karl Krumbacher

Bedeutung der Siebenhiigelstadt am Bosporus kommt allmählich auch den Kurzsichtigsten zum Bewufstsein, seitdem die Seele von Byzanz neue, muskelstarke, glaubensverwandte Körper belebt, die drohend am Ostrande von Europa emporwachsen. Wer sich um Völkerpsychologie bekümmert, beachtet vielleicht die verschiedene Weise, in welcher die Kulturnationen sich jetzt in die Bearbeitung der byzantinischen Ge- schichte geteilt haben. Die Deutschen wie Tafel, Hopf, F. Hirsch, De Boor, Gelzer, Karl Neumann, Seger u. a. haben sich die kritische Zubereitung des Quellenmaterials und sonstige philologische Kleinarbeit ausgesucht, die Russen und Franzosen wie Vasiljevskij, Uspenskij, Kon- dakov, Rambaud, Diehl, Schlumberger widmen sich vornehmlich der innern Geschichte, dem Verwaltungs- und Finanzwesen und der Kunst- geschichte, die Engländer (Gibbon, Finlay, Bury) beschränken sich fast ausschliefslich auf die zusammenfassende, durch philosophischen, staats- männischen Geist belebte Darstellung der Hauptmomente.

Wie die Geschichte so empfängt auch die mittelalterliche Geogra- phie, Ethnographie und Topographie der Balkanhalbinsel, West- asiens, Nordafrikas und selbst Südrufslands aus den byzantinischen Autoren, Inschriften, Bullen und Münzen reiche Aufklärungen, die von Krause, W. Tomaschek, G. Heyd, H. Gelzer u. a. schon in bedeutendem Umfange verwertet worden sind. Eine orientierende Skizze über die Bedeutung der Byzantinistik für die Geographie werden wir in einem der nächsten Hefte bringen.

Über keine Seite des byzantinischen Zeitalters haben bis in die neueste Zeit so unklare und irrige Vorstellungen geherrscht wie über die bildende Kunst. Die Anschauungen bewegten sich in Extremen; während man eine Zeit lang alles mittelalterliche Kunstwesen in Bausch und Bogen für byzantinisch erklärte, haben Schnaase und Springer die Hypothese vom byzantinischen Einflufs mit grolser Schärfe bekämpft und die byzantinischen Elemente in der abendlindischen Kunst auf ein Minimum beschränken wollen. Doch gebrach es diesen beiden Meistern unserer Kunstgeschichte an genügender Kenntnis der byzan- tinischen Denkmäler, und die jüngeren Forscher scheinen nun doch eine Art von Mittelweg einzuschlagen. Das nächste Bedürfnis ist eine brauchbare Veröffentlichung und Inventarisierung der zerstreuten und meist schwer zugänglichen Denkmäler, die mit der Erklärung und stilistisch genealogischen Betrachtung Hand in Hand gehen werden. Auch hier hat es sich gezeigt, dafs die Teilung der Arbeit zur tieferen Erkenntnis unumgänglich ist; während die älteren Kunsthistoriker die byzantinische Kunst nur nebenbei beachteten, haben neuerdings eine Reihe von Forschern derselben ihre ausschliefsliche oder doch vorwiegende

Vorwort 9

Aufmerksamkeit zugewendet, Die Arbeiten von Kondakov, N. Barsov, Buslaev, Pakrovskij, Diehl, Bayet, Schlumberger, Strzygowski u. a, lassen ahnen, dafs die Geschichte der byzantinischen Architektur, Plastik und Malerei mit ihren mannigfaltigen Beziehungen zur orientalischen, slavischen und abendländischen Kunst sich bald einen recht ansehnlichen Platz erobern wird. Es ist hocherfreulich, dafs diese Abteilung der byzantinischen Studien sich demnächst auch der materiellen Unter- stützung, der sie vor allem bedarf, zu erfreuen haben wird. Auf An- regung des Herrn Th, Homolle sollen künftig bei den Arbeiten der französischen Schule in Athen auch die byzantinischen Denkmäler ins Auge gefalst werden, und ein jüngeres Mitglied der Schule ist beauf- tragt, sich ausschließlich dem Studium der byzantinischen Kunst zu widmen. Ebenso wird das archäologische Institut in Konstantinopel, dessen Begründung von der k. russischen Regierung seit einiger Zeit vorbereitet wird, seine Hauptthätigkeit auf dem byzantinischen Boden suchen. Wenn es nun auch vorerst nicht möglich sein wird, in der byzantinischen Zeitschrift umfangreiche, von kostspieligen Illustrationen begleitete Arbeiten zu bringen, so wird sie der byzantinischen Kunst doch durch kleinere Aufsätze und durch gewissenhafte Berücksichtigung der einschlägigen Litteratur in der zweiten und dritten Abteilung zu dienen suchen,

Am wenigsten Freunde hat in Westeuropa bis jetzt die byzan- tinische Jurisprudenz gefunden, Es lifst sich zwar nicht leugnen, dafs für die juridische Dogmatik und Exegetik aus den Basiliken und aus den Novellen der byzantinischen Kaiser bis jetzt wenig Gewinn geflossen ist; dagegen ist die Geschichte des byzantinischen Rechtes, ohne welche weder das türkische noch das heutige griechische noch die slavischen Rechte verstanden werden können, ein fruchtbares und ernster Arbeit würdiges Forschungsgebiet. Wenn dasselbe auch naturgemäls den griechischen und slavischen Rechtshistorikern am näch- sten liegt, so ist doch gerade der Gelehrte, welcher auf diesem von den meisten ängstlich gemiedenen Gebiete die grofsartigsten, in ihrer bahn- brechenden Bedeutung bei uns wohl noch nicht genügend gewürdigten Arbeiten geliefert hat, ein Deutscher, E. Zachariae von Lingenthal. Im übrigen scheint unter den deutschen Rechtsgelehrten die Kieler Doktorthese: „Ilud Graeca non leguntur cum verum esse tum proban- dum, cum res Graecae philologorum sint, Latinae iuris eonsultorum“ zu fast allgemeiner Anerkennung gelangt zu sein. Noch ausschliefslicher als die Jurisprudenz haben die übrigen Fachwissenschaften wie die Medizin, Chemie, Mathematik und Astronomie im byzantinischen Zeit- alter nur historisches Interesse. Doch mufs bei der geschichtlichen

10 Karl Krumbacher

Darstellung dieser Wissenschaften die byzantinische Litteratur und na- mentlich ihre ungedruckten Teile in Zukunft ganz anders herangezogen werden, als es bis jetzt in den bekannten Werken von Sprengel, Darem- berg, Häser, Cantor, Montucla geschehen ist.

Die Begründung eines Zentralorgans, welches die mannigfaltigen Bemühungen auf den eben skizzierten Gebieten und namentlich in der byzantinischen Litteraturgeschichte zusammenfafst, enthält die Mündig- keitserklärung der Byzantinistik. Sie erhebt sich dadurch äufserlich wie innerlich zu einem selbständigen Fache; sie trennt sich endgiltig von den Nachbardisziplinen, in deren Organen sie bis jetzt, selten freundlich eingeladen und meist nur ungern gesehen, zu Tische ge- gangen war. Wenn ihr aber auch eine eigene Heimstätte errichtet wird, so wollen wir doch in gemeinsamer Anstrengung mit den alt- bewährten Zeitschriften der verwandten Disziplinen auf das hohe Ziel der geschichtlichen Erkenntnis der Menschheit hinstreben. Die byzan- tinische Zeitschrift soll das gesamte griechische Geistesleben vom Aus- gang des Altertums bis an die Schwelle der neueren Zeit umfassen, und zwar soll in der chronologischen Abgrenzung nach oben wie nach unten einiger "Spielraum gewährt und in zweifelhaften Fällen weniger nach der Jahreszahl als nach dem Inhalt des behandelten Vorwurtes entschieden werden. Läfst sich ja doch die kirchliche Litteratur der früheren Jahrhunderte unmöglich von der späteren Entwickelung los- reifsen und hängen ja auch manche litterarische und geschichtliche Erscheinungen, die später als 1453 datiert sind, mit Thatsachen der byzantinischen Ära aufs engste zusammen. Innerhalb des Gebietes, welches in der Zeitschrift berücksichtigt wird, mufs der Zusammenhang der Forschung gewahrt bleiben; daher sind aufser der Litteratur und Sprache auch die Philosophie und Theologie, die äufsere und innere Geschichte, die Geographie und Ethnographie, die Kunst und ihre Ililfsficher, die Jurisprudenz, Medizin und die übrigen Fachwissen- schaften in den Rahmen des Programms aufgenommen worden.

Jedes Heft wird, wie schon im Prospekt dargelegt worden ist, in drei Abteilungen gegliedert, von welchen die erste selbständige Artikel, die zweite eingehende Besprechungen, die dritte eine möglichst voll- ständige, von orientierenden Notizen begleitete Bibliographie enthalten soll. In der ersten Abteilung ist auch auf die Veröffentlichung wichtiger Texte Bedacht genommen, falls der Herausgeber gewillt ist, die Bedeutung und litterarhistorische Stellung des betreffenden Textes dureh eine orientierende Einleitung oder einen Kommentar zu erläutern. Ohne eine solehe Beigabe können byzantinische Inedita, von denen ja die meisten Handschriftensammlungen wimmeln, in unserer

12 ‘Karl Krumbacher: Vorwort

noch fast alljährlich irgend ein wissenschaftlicher Wechselbalg sich ans hellste Tageslicht herauswagen darf! Der noch immer stark verbreitete Dilettantismus ist nicht zum wenigsten an der Gleichgiltigkeit und Abneigung schuld, mit welcher so manche ernste Gelehrte unseren Studien gegenüberstehen. Hoffentlich bleibt die Konstitution der By- zantinistik als einer selbständigen Disziplin und die Begründung eines wissenschaftlichen Organs für dieselbe auch in methodischer Hinsicht nicht ohne wohlthätige Folgen.

Zum Schlufs noch ein Wort über den Titel der Zeitschrift. Manche möchten vielleicht das Wort „byzantinisch“ ganz vermieden wissen; denn bekanntlich ist dasselbe bis zum Falle des römischen Reiches niemals in dem Sinne gebraucht worden, welchen wir ihm heute bei- legen. Byzanz hat seinen alten Namen gerade um die Zeit verloren, in welcher die in der byzantinischen Zeitschrift berücksichtigte Epoche beginnt. Auch die griechischen Unterthanen des römischen Reiches nannten sich stets Römer, nie Byzantiner. Doch hat sich die konven- tionelle Bezeichnung „byzantinisch“ und „Byzantiner“ in allen modernen Sprachen so fest eingebürgert, dafs es bedenklich wäre an ihr zu rütteln, zumal da ein genügender Ersatz nicht zu finden ist. Manche haben auch die Verbindung des Wortes „byzantinisch“ mit dem Sub- stantiv „Zeitschrift“ getadelt und „hyzantinische Studien“ oder „Zeit- schrift für byzantinische Philologie und Geschichte“ oder Ähnliches vorgeschlagen. Ich wollte aber das Wort „Studien“, welches als Titel von periodischen Erscheinungen jetzt meist etwas anderes bezeichnet, als unsere Zeitschrift sein will, vermeiden und um jeden Preis einen möglichst kurzen und doch völlig deutlichen Titel bekommen. Unsere deutsche Sprache ist hinsichtlich solcher Verbindungen ungemein elastisch und hat manches derartige aufgenommen, was der strengen gramma- tischen Logik widerstrebt; einen ganz analogen Fall bietet z. B. die deutsch geschriebene „Russische Revue“. Und schlielslich würde man die Zeitschrift, so wohlgesetzt auch ihr Titel wäre, doch in der Praxis kurz als byzantinische Zeitschrift zitieren. *

München, im März 1892. Karl Krumbacher.

14 I. Abteilung

Wenn ich trotz des Mifserfolges der bisherigen Anstrengungen, welcher zu dem Glauben veranlassen könnte, dafs eine Lösung der Schwierigkeiten überhaupt mit dem uns zu Gebote stehenden Material nicht zu erreichen sei, die Frage von neuem aufnehme, so geschieht es, weil ich glaube für eine der aufgestellten Hypothesen einige bisher nicht beachtete oder nicht hinreichend gewürdigte Gesichtspunkte bei- bringen, die gegen dieselbe ins Feld geführten Gründe entkräften, und dadurch zu ihren Gunsten freilich keine absolute Gewifsheit, aber doch die höchste an Gewifsheit grenzende Wahrscheinlichkeit erreichen zu können. Doch zunächst will ich eine kurze Übersicht des Verlaufs der Forschung geben; aus dieser wird man am besten ersehen, auf welche Fragen es ankommt, und wie der Stand der Diskussion augen- blicklich ist. |

Die ersten Herausgeber, Mai und Niebuhr, hielten die Excerpte bis Elagabal wegen ihrer offenbaren Ähnlichkeit mit Dio trotz der . enormes lectionum varietates für Teile des Dionischen Werkes, welche von den übrigen in der Sammlung enthaltenen Dio-Excerpten, welche bis zur Schlacht bei Cannae reichen, nur durch eine zufällig ent- standene, bei der Art der Überlieferung leicht begreifliche Lücke ge- trennt seien. Der Rest sei von den Excerptoren selbst aus einem andern Autor beigefügt, in welchem Mai 1. 1 p. 234 den Johannes Antiochenus, Niebuhr (Dexippi etc. quae supersunt. ed. Bonn. p. XXIV) Petrus Patricius zu erkennen glaubte Einen Schritt vorwärts that Müller (Fragmenta Hist. Graec. Tom. IV p. 191), indem er mit Recht geltend machte, dafs die Annahme einer solchen stillschweigenden Fort- setzung eines Werkes durch die Excerptoren selbst im Widerspruche mit dem sonst ohne Ausnahme befolgten Prinzip stehe, den Beginn einer neuen Quelle ausdrücklich durch eine Überschrift zu konstatieren. Die nach-Dionischen Abschnitte müfsten also demselben Werke ent- nommen sein, wie die vorhergehenden. Aber indem er an der Zu- sammengehörigkeit der beiden Excerptreihen aus der republikanischen und aus der Kaiserzeit festhielt, stellte er die neue Hypothese auf, die Excerptoren hätten ein überarbeitetes und über den Schlufs fortgeführtes Exemplar des Dionischen Werkes benutzt, dessen Urheber nicht mehr zu ermitteln sei. Den entscheidenden Schritt zur Aufklärung des wahren Sachverhalts that Mommsen (Hermes VI p. 82 ff.), indem er nachwies, dafs die beiden Dionischen Excerptreihen gar nicht mit einander in Verbindung ständen, dafs vielmehr nur die Excerpte aus der republi- kanischen Zeit, deren Text nur geringe Abweichungen von unserm Dio-Texte zeigen, aus Dio entnommen seien, die gesamten Stücke über die Kaiserzeit einem späteren Autor, welcher Dio und nach ihm

16 I. Abteilung

barischem Griechisch finden, sind natiirlich irrelevant und kaum zur Bestätigung eines durch sonstige Gründe nahezu sichergestellten Ver- wandtschaftsverhältnisses zu verwerten. Der zweite Grund, dafs das Werk des Petrus und die Excerpte im Vaticanus wahrscheinlich in der Zeit der Triumvirn begannen und bis zur Regierung des Constantius reichten, beruht auf zwei Vermutungen, zu deren näherer Begründung von Boissevain nichts Neues beigebracht wird. Die Angabe über den Umfang der Geschichte des Petrus ist eine Kombination Niebuhrs daraus, dafs die aus ihm entnommenen Excerpte de legationibus in der Regierung des Kaisers Tiberius einsetzen und mit Constantius schliefsen, die beiden einzigen aufserdem erhaltenen Citate (Bekker Anecd. p. 149 und p. 130) sich auf den Triumvir Antonius und auf Caesar beziehen. Sicheres wissen wir also über den Umfang des Werkes nicht, und wenn auch Niebuhrs Ansicht als wahrscheinlich ziemlich allgemeine Billigung gefunden hat, so darf dabei doch nicht vergessen werden, dafs die Constantinschen Excerptreihen oft sehr bedeutend später ein- setzen und früher abbrechen, als mit dem Beginn und Schlufs der excerpierten Werke. Noch weniger sichergestellt ist aber, dafs der Umfang des von den Excerptoren de sententiis ausgezogenen anonymen Werkes diesem Umfange des Werkes des Petrus entsprach. Allerdings sind die erhaltenen Abschnitte auf zwei Quaternionen überliefert, von denen je die äufsere Lage fehlt, so dafs am Anfang und am Ende der Excerpte in ihrem jetzigen Umfange nur je ein Blatt weggefallen ist; aber die Annahme, dafs die ursprünglichen Excerpte genau dem Um- funge der beiden Quaternionen entsprachen, ist einstweilen völlig will- kürlich, und durch nichts bewiesen, dafs der Schreiber der oberen Schrift des Palimpsests, welcher sich aus den auseinandergerissenen Lagen des alten Codex das Material für seine neue Handschrift zu- sammenlegte, nicht ganze Quaternionen beiseite liefs, welche sich vorn oder hinten den erhaltenen Resten anschlossen. Die von Boissevain an- geführte Kombination Mais p. 246 A. 8 und p. 247 A. 1, dafs sich die Excerpte aus Eunap an die des Continuator Dionis angeschlossen hätten, ist in jeder Beziehung. ein reines Hirngespinst, und wird thatsächlich von Mai selbst durch die Angabe p. 462 widerlegt, aus der sich zeigt, dafs das erste Blatt aus Eunap allerdings das letzte eines Quaternio war, dafs aber das entsprechende erste Blatt dieses Quaternio nicht die vor p. 221 Mai fehlenden Stücke des Continuator Dionis, sondern Ex- cerpte aus Arrian enthält. Wirklich beachtenswert bleibt der dritte Grund, welchen Boissevain von Niebuhr entlehnt hat, dafs die Art der Zitierung der beiden erwähnten Stellen des Lexikons in Bekkers Aneedota darauf schliefsen lasse, dafs das Werk des Petrus nach den

©. de Boor: Römische Kuisergeschichte in byzantinischer Fassung 17

Regierungen der Kaiser eingeteilt war, und dafs unsere Excerpte die gleiche Einteilung zeigten. Vergleicht man die Citate Jlérgos sig asgl "Avrwviov, Iéroos sig rie uovupyiag Kalo«gog mit den sonst üblichen Citaten des Lexikons, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dafs das Werk des Petrus keine Bucheinteilung hatte, sondern in Ab- schnitte gegliedert war, welche Überschriften in der Fassung der Zitate hatten. Niebuhr fügt allerdings vorsichtig hinzu, sein Grund sei nur stichhaltig, si exploratum esset imperatorum nomina, quibus ista apud Maium pro lemmatis distinguuntur, in codice sie posita esse, aber da Boissevain diese Beweisführung sich zu eigen macht, nachdem er selber die Handschrift neu verglichen, so fällt dieser Zweifel fort, ° * Einen absolut unbestreitbaren Beweis für die Persönlichkeit des Autors der fraglichen Excerpte de sententiis weils nun auch ich nicht zu erbringen, wie bereits oben gesagt, aber ich glaube doch meine seit vielen Jahren gehegte Überzeugung, dafs Niebuhr bei der Nennung des Petrus Patricius das Richtige geahnt hat, besser begründen und der Wahrscheinlichkeit näher bringen zu können, als es von Boissevain geschehen ist. Vor allen Dingen mufs einmal klar die Sehlufsfolgerung ausgesprochen werden, welche unausgesprochen und instinktiv alle die- jenigen, welche für Petrus oder Johannes Antiochenus eingetreten sind, zur Nennung dieser Namen bewogen hat. Dieselbe war offenbar fol- gende: Wir haben es ünzweifelhaft mit einém Reste der historischen Eneyklopädie des Constantinus Porphyrogennetus zu thun; nichts ist, wenn wir einen namenlosen Autor innerhalb derselben bestimmen wollen, natürlicher, als dafs wir uns zuerst unter denjenigen Schriftstellern um- sehen, welche wir in den übrigen erhaltenen Teilen dieser Eneyklopädie benutzt sehen. Nun ergiebt sich als hervorstechendstes Kennzeichen unsres Anonymus, dafs er Dio Cassius; stilistisch ziemlich frei über- tragend, aufs gründlichste ausgenutzt hat. Genau dieselbe Eigenschaft zeigen unter jenen Schriftstellern zwei: Petrus Patrieius und Johannes Antiochenus, einer von beiden mufs es also sein. Nachdem mittlerweile durch den Nachweis von Widersprüchen zwischen den Excerpten und der Darstellung des Johannes letzterer ausgeschlossen ist, dürfen wir sagen: also ist Petrus Patrieius der gesuchte Autor. Diese Schlufs- folgerung hat ja zweifellos ein Loch, da uns die erhaltenen Reste der Eneyklopädie nicht in den Stand setzen, mit voller Sicherheit den ganzen Umfang der Litteratur, welche die Excerptoren benutzen konnten, festzustellen, die Möglichkeit also nicht ausgeschlossen ist, dafs der Anonymus nur zufällig in den geretteten Teilen der Sammlung nicht verwertet war. Aber auf diese Suche nach einem zunächst, völlig in der Luft schwebenden Dritten, der noch dazu sondexbarerweise wieder Byzant. Zeitschrift 11. 2 .

18 ° I. Abteilung

dieselben Eigenschaften haben miifste, wie Petrus und Johannes, sollte man sich doch nicht begeben, bevor man, wie es bei Johannes ge- schehen ist, mit ernsten Gründen die Unmöglichkeit oder auch nur Unwahrscheinlichkeit nachgewiesen hat, dafs Petrus der Autor sei. Hierzu sind bisher, wie unten nachgewiesen‘ werden soll, nur unge- nügende Versuche gemacht; mit der Phrase, dafs für Petrus kein ein- ziger Grund spreche, ist's nicht gethan. Die Thatsache, dafs sich in der Bibliothek des Kaisers ein Autor befand, der in gleicher Weise wie der Anonymus den Dio benutzte und dessen Werk in gleicher Weise eingeteilt war, ist an sich ein Grund, der ermstlich in Erwägung gezogen zu werden verdient. Dazu ist jenes auch sonst beliebte Argu- ment von unsrer Unkenntnis über den Umfang des jenen Excerptoreu zu Gebote stehenden Materials keipeswegs so unbeschränkt benutzbar, wie es scheint,. wenn man die thatsächlichen Verhältnisse berücksichtigt. Ganz erhalten ist uns zwar nur die Abteilung, welche .die Gesandt- schaften behandelté, daneben aber doch zur Hälfte der Titel de virtu- tibus, in sehr bedeutenden Resten die Sammlung xeegl yvouóv, in geringeren die xegè émfovi&v. In den drei unvollständig erhaltenen Abteilungen finden wir nur folgende Schriftsteller, welche nicht auch für die Gesandtschafts-Excerpte benutzt sind: Xenophon, Nicolaus Da- mascenus, Malalas und lamblichus, aber von diesen kommen die drei ersteren wieder in je zwei der anderen Sammlungen vor, völlig isoliert steht nur charakteristisch genug der in den gnomischen Excerpten benutzte Roman des lamblichus. Also miifste schon der Zufall merk- würdig gespielt haben, wenn er diesem in unserm Anonymus einen wirk- lichen Historiker zugesellt hätte, der nirgends anders vertreten wäre. Auch eipe Betrachtung des Suidas, der unzweifelhaft mehrere Bände der Encyklopädie benutzt hat, führt zu dem gleichen Resultat, dafs das uns unbekannte Mehr des Büchervorrats der Excerptoren nur sehr geringfügig gewesen sein kann. Nachweisen lassen sich aus ihm nur

wenige Schriften von geringem Umfang, wie Herodian falls dieser nicht durch Vermittelung eines späteren Benutzers hineingekommen ist und die ferogia des Nicephorus, alles übrige anonyme Material

bei ihm läfst sich häufig nicht mit Sicherheit einem bestimmten Autor zuweisen, zwingt aber in keiner Weise über die uns bekannten Ge. währsmänner Constantins hinauszugehen. _

Diesen ganz allgemeinen Grund, der bis zum Beweise des Gegen- teils wahrscheinlich macht, dafs Petrus Patricius der gesuchte Conti- nuator Dionis sei, glaube ich nun dadurch stärken zu können, dafs ich dem zweiten Grunde, den Boissevain nach Vorgang Niebuhrs geltend gemacht hat, neye Stützen gebe, indem ich sowohl für die Annahme,

C. de Boor: Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung 19

dafs das Werk des Petrus!) nicht wesentlich vor Begründung der Kaiserherrschaft begann, wie dafür, dafs im Vaticanus am Anfange der in eben dieser Periode beginnenden Excerpte nur wenig fehlt, neue Argumente beibringe Für die erste Seite der Frage beziehe ich mich auf den von mir im Hermes XX p. 328 erbrachten Nachweis, dafs die Reihenfolge der Schriftsteller in dem uns erhaltenen revxog des Titels mepl dostÿc xal xaxias so geordnet ist, dafs das zweite reüyog nur solche Autoren enthalten haben kann, deren Darstellung sich auf die Zeiten der römischen und byzantinischen Kaiser beschränkte. Da nun Petrus Patricius im ersten Bande nicht excerpiert ist, so haben wir zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen: Entweder die Excerptoren haben das Werk desselben für diese Abteilung gar nicht benutzt, oder es war im zweiten tevyog benutzt, begann also erst mit der Kaiser- geschichte. An sich sind beide Möglichkeiten äquivalent, allein wenn wir sehen, dafs im ersten Bande nicht nur sämtliche dahingehörigen Werke, die im Titel de legationibus benutzt sind, sich wiederfinden, sondern auch drei von den vier dort nicht excerpierten Autoren, Xeno- phon, Nicolaus Damascenus und Malalas, dafs ebenso im Suidas die oben erwähnten Autoren, die in unsern Resten der Encyklopädie nicht vorkommen, dem Charakter der Glossen nach dem Lexikographen offen- bar durch Vermittelung des ihm zur Verfügung stehenden zweiten Bandes negl dperÿg zugekommen sind, so ergiebt sich daraus, dafs gerade in dieser Sammlung die Mannigfaltigkeit des benutzten Ma- terials eine besonders grofse war. Damit neigt sich aber die Schale sehr zu Gunsten der Annahme, dafs auch Petrus nicht übergangen, sondern eben im zweiten Bande unter den Kaiserhistorikern ver- wertet war.

Zu Gunsten der Annahme, dafs aus dem Codex, aus dessen Fetzen der Vaticanus zusammengestellt ist, in der That nicht viel vom Texte des Anonymus vor dem jetzigen Beginn verloren gegangen sei, also auch der Anfang des excerpierten Werkes ungefähr mit dem jetzigen Anfang der Excerpte zusammenfalle, mache ich auf einen Umstand aufmerksam, der bisher noch keine Beachtung gefunden hat. Es fehlen nämlich bei fast sämtlichen Autoren die Anfänge, von diesen aber nachweislich nur Stücke von sehr geringem Umfange So beginnen die Excerpte aus Polybius, Dio Cassius, Menander, Simocatta innerhalb der Vorreden der Autoren selbst, von Eunap fehlt nur die Überschrift, von Procop, Arrian, Agathias, Dexippus und so gut wie sicher von

1) Oder, was in diesem Falle das gleiche ist, das den Excerptoren zu Üe-

bote stehende Exemplar des Werkes. 9*

20 I. Abteilung

Appian, am Anfange höchstens ein Blatt.') Das heifst: von sämtlichen in den Fragmenten uns erhaltenen Autoren bleiben, aufser unserm Anonymus, nur drei Schriftsteller übrig, von denen es nur bei Diodor ganz sicher ist, dafs anfänglich ein gröfseres Stück verloren ist; bei Xenophon bin ich leider über den Anfang der Excerpte nicht orien- tiert, bei Iamblichus, dessen Fragmente auf dem ersten Blatte eines Quaternio beginnen, fehlt die Möglichkeit einer Entscheidung, da uns sein Werk nicht genügend bekannt ist. Die ganze Erscheinung ist um so 'auffälliger, als die Lücken innerhalb der Excerptreihen von geringem Umfang sind und sich grofsenteils daraus erklären, dafs die fehlenden Stücke auf solchen Blättern standen, welche mit den Blättern, auf denen ein Autor begann, eine Lage im Quaternio bildeten.”) Die einzig mögliche Erklärung dieser Thatsache scheint mir darin zu liegen, dafs die prächtige alte Handschrift am Anfang eines jeden Abschnittes mit einer grofsen bunten Initiale geschmückt war, und dafs der Schreiber der.neuen Handschrift die auf diese Weise gezierten Blätter teils ab- schnitt, meistens samt dem daranhängenden Blatte ausschied, sei es, dafs er Freude daran hatte, sei es, dafs er sie verkaufen konnte, sei es endlich nur, dafs ihm diese grofsen Initialen für seine Absicht das Pergament neu zu beschreiben hinderlich schienen. Dafs so wenig andere Blätter fehlen, zeigt, dals der Schreiber im übrigen mit seinem Material sparsam umging. Unter diesen Umständen ist es zwar keines- wegs bewiesen, immerhin aber doch wahrscheinlich, dafs unser Fall sich der grofsen Majorität der Fälle anschliefse und in der That nur ein geringes Stück am Anfange aus demselben Grunde weggefallen sei. Mit Sicherheit liefse sich dies nur aussprechen, wenn wir wülsten, welcher Autor unserm Anonymus in der alten Handschrift vorausging, und wenn die Excerpte aus jenem auf dem letzten Blatte eines Qua- ternio kurz vor dem Schlusse des excerpierten Werkes abbrächen. Dies

1) Vom Diodor besitzen wir sieben ganze ununterbrochene Quaternionen, von denen nur das Schlufsblatt des letzten abgeschnitten ist. Da das Erhaltene offenbar unmittelbar vor dem Schlufs des Epilogs abbricht, so schlofs schon Mai daraus, dafs das verlorene Blatt auch noch den Anfang des folgenden Autors enthalten haben werde, und nimmt als diesen Dio an, dessen Excerpte auf dem ersten Blatte eines Quaternio in der Vorrede beginnen.

2) Zum Beispiel in folgendem Falle:

Pag. 297/8. 291/2. x. 187/8. 143/4 x. 277,8. 303/4. zu . ma Si” , > Auf p. 277 beginnen verstiimmelt die Excerpte aus Agathias, auf den vorher-

gehenden Blüttern ist Xenophon excerpiert, und die Lücke mitten im Texte dieses Autors erkliirt sich auf die oben angegebene Weise.

22 | I. Abteilung

Zosimus-Ausgabe von Mendelssohn p. XXXIV A. 1. Es handelt sich um die Berichte über die Gefangennahme des Kaisers Valerian durch die Perser. Die Erzählung des Zosimus, führt Mendelssohn aus, stimmt hier mit der des Petrus frg. 9, zum Teil sogar in identischen Ausdrücken, überein, während Zonaras zwei verschiedene Berichte giebt, von denen der eine aus Dexippus stammt, der andere aus einem unbekannten Autor, also jedenfalls aus der Hauptquelle des Zonaras, dem Anonymus - post Dionem. Da nun dieser zweite Bericht des Zonaras mit dem des Zosimus unvereinbar ist, so ist der Anonymus nicht gleich Petrus. Zugegeben, dafs die Wahrscheinlichkeit der Annahme, dafs Zonaras den zweiten Bericht dem Anonymus verdanke, sehr grofs, die Möglichkeit, dafs er hier den Bericht des Anonymus übergangen und zwei andere Berichte zu Rate gezogen habe, so unwahrscheinlich ist, dafs sie nicht in Erwägung gezogen zu werden verdient, so beruht die Richtigkeit der Schlufsfolgerung auf der Zuverlässigkeit der Prämisse: Zosimus «= Petrus. Aber gerade hier liegt der schwache Punkt. Denn thatsächlich wissen wir von dem Ereignis, auf welches es bei der Vergleichung ankommt, der Art der Gefangennahme des Kaisers, gar nicht, wie Petrus es erzählt hat, denn frg. 9 handelt nur über eine dieser Katastrophe vorhergehende Gesandtschaft; erst daraus, dafs diese bei Zosimus identisch erzählt ist, folgert M., dafs auch das Weitere bei beiden Autoren über- eingestimmt habe. Zwingend ist diese Schlufsfolgerung aber keines- wegs, denn wenn, wie M. in der Anmerkung zu Zos. I 36 sagt, Petrus und Zosimus aus derselben Quelle schöpften, so ist die Möglichkeit, dafs Petrus aus der gemeinsamen Quelle nur den Bericht über die Gesandtschaft entnahm und ihn in eine andere Erzählung einschob, keineswegs ausgeschlossen, ja die Art, wie die Nebenumstände bei beiden Autoren berichtet sind, läfst dies Verfahren vielmehr als das wahrscheinlichere erscheinen. Petrus sagt Baisgıavöos evlaBndels tv Epodov tay Ileoo@v, edoiuwke yap To otodtevux avrob, .. xovolov épatov ovvayayiv ¿meupe moeoBerg mods Lanwony, éxl weydicıs dó- ceo Tov nbdeuov xaradvoa. Boviduevos. Hier ist also die Pest, welche das Heer dezimiert, als Grund angegeben, weshalb Valerian lieber den Frieden erkaufen als schlagen will. Die Pest wird nun zwar auch bei Zosimus erwähnt, aber als Beweggrund des Kaisers erscheint nicht sie, sondern in herbster Weise sein Charakter, seine uaZaxia xal Biov qav- vôrns, infolge deren er Bonjour rois xpáyuaciv dnoyıvaoxsı, ein Ausdruck, der gerade mit dem evlaafeïo®a des Petrus, der wohl- erwogenen Besorgnis, wenig stimmt. Dieser ungünstigen Stimmung gegen Valerian entspricht denn auch die Art, wie dieser in die grobe Falle der Perser aufs plumpeste hineinfállt. Auch der weitere Verlauf

24 Î, Abteilung

die Benutzung des Anonymus wie fiir die des Petrus finden, nach wie vor für ein weiteres Wahrscheinlichkeitsmoment, dafs beide nur eine Person sind, halten. Dafs Zonaras von der Gesandtschaft kein Wort erwähnt, ist bei einem Autor, der seine Quellen so stark verkürzt, überhaupt nicht duffallend, hier aber noch weniger. Denn der Ver- gleich mit der Dexippschen Erzählung bei Syncellus p. 715 f. zeigt, dafs diese bei Zonaras in extenso wiedergegeben ist, also die Hauptquelle war, in welche die zweite Erzählung nur als Variante des Berichts über die Art der Gefangennahme Valerians eingeschoben war. Wenn man das Fragment des Petrus hinter die Worte des Zonaras: Odade- puavos Dl lever rgospita toîg xodeucorg welche mit dem ¿0la- Antels riv ¿podov tov Iegoòv jedenfalls bedeutend besser stimmen, als die Art der Erzählung des Zosimus einschiebt, so bekommt man einen nirgends in Widerspruch stehenden, wohlverständlichen Be- richt, bei dem ‚man den weiteren Vorteil hat, dafs man nicht anzu- nehmen braucht, dafs, was Mendelssohn selbst als permirum bezeichnet, plötzlich mehrere Schriftsteller an derselben Stelle ihre Quelle gewech- selt haben. _

Das Resultat, zu welchem die Untersuchungen von Sotiriadis ge- führt haben, dafs der Anonymus ein Chronist frühestens aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, ein Geistesverwandter der Leo Grammaticus und Cedrenus sei, wirkt von vorneherein befremdend, wenn wir be- rücksichtigen, dafs Mai nur aus einer einzigen leisen Andeutung über Diocletian konstatieren konnte, dafs der Autor der Excerpta de sen- tentiis überhaupt Christ gewesen, wenn wir den Ton, in dem diese über, Diocletian, Licinius, Constantin berichten, mit dem jener späten Chronisten vergleichen, und es wäre unbegreiflich, dafs angesichts dieser Verhältnisse nicht 8. selbst stutzig geworden ist, wenn nicht die ganze Arbeit an yorschnellen, auf oberflächliche Schlüsse gebauten Urteilen reich wäre und «ein tieferes Eindringen in die Probleme vermissen liefse. Eine Erklärung des innern Widerspruchs zwischen der von So- tiriadis gemachten Beobachtung, dals bei Zonaras und Leo gerade da die Berichte über kirchliche Dinge wörtlich übereinstimmen, wo sie in den Erzählungen über weltliche Angelegenheiten unzweifelhaft auf den Anonymus als gemeinsame Quelle zurückgehen, und dem durchaus unkirchlichen Charakter der Excerpte de sententiis läfst sich nur durch näheres Eingehen auf die Quellen jener Autoren erreichen. Ich will mich hier vorläufig nur mit einem Abschnitt aus Zonaras beschäftigen, der zur Klarstellung des vorliegenden Problems und zur Widerlegung der S'schen Hypothese vollständig hinreichen und zugleich interessante Schlaglichter auf allerlei andere Quellenzusammenhänge werfen wird.

26 l. Abteilung

wir schliefsen, dafs der Anonymus sich von Dio, der bis zum Schlusse eine seiner hauptsächlichsten Quellen gewesen zu sein scheint, zum Werke Herodians gewendet und ähnlich wie bei jenem dasselbe mit geringen stilistischen Änderungen seiner Schrift einverleibt habe, und es ist klar, dafs damit die Annahme Schmidts, dafs bereits bei Zonaras XII 15, sofort nach dem Schlusse des Dionischen Werkes, der später so. reichlich ausgezogene Anonymus zur Verwendung gekommen sei, eine solide Basis erhält und weit wahrscheinlicher wird, als die Hypo- these direkter Benutzung Herodians.

Wie aber bereits oben bemerkt, geht nicht der ganze Umfang des 15. Kapitels von Zonaras’ zwölftem Buche in Dio und Herodian auf. Aufser den christlichen Zusätzen am Schlusse fehlen die beiden Stücke über den Übergang des Partherreichs an die Perser p. 572, 7—10 yévos, und p. 572, 22 sira—573, 2 NiouBuv, welches letztere Schmidt 1. 1. noch dem Dio zuschreiben möchte Für die -kirchenhistorischen Ab- schnitte nımmt man gewöhnlich als Hauptquelle die Kirchengeschichte des auch hier zitierten Eusebius an; sehen wir mit welchem Rechte. Bereits Schmidt hat darauf aufmerksam gemacht, dafs der Name Sar- dianus für den Bischof von Jerusalem p. 575, 6 bei Eusebius nicht so laute, sondern Gordius, und dafs er so auch bei Zonaras p. 559, 8 schon einmal vorkomme, während der Name Sardianus sich sonst nur bei Syncellus p. 674, 11 findg. Aber auch sonst begegnen tiefgreifende Abweichungen von Eusebius. In dem Berichte über die den Christen geneigte Kaiserin Mammaea stimmt mit dem Wortlaute dieses Autors in der Weise, wie sonst Zonaras seine direkten Quellen auszuschreiben pflegt, nur der dem Citat unmittelbar vorhergehende Ausdruck &e00e- Beotatn. yeyovev, während der Schlufssatz 69:v udvoy 6 xara xot- Otiavv dosunoev ÖLwyuos Tore, dida nai tits NEimvro pcdvore oeßdusvoı tov Xpiotév nicht einmal sachlich bei jenem eine Parallele hat. Ebenso spricht Eusebius VI 22 wohl über Hippolytus, bezeichnet ihn aber nicht, wie Zon. p. 575, 3, als Bischof von Portus. Ebenso ist von dem am Anfange der Regierung Maximins (p 575, 8—576, 4) stehenden Bericht über die Christenverfolgung dieses Kaisers nur ein Teil aus Eusebius’ Kirchengeschichte entlehnt; die Doppelerzählung über die Veranlassung der Verfolgung zeigt, dafs zwei Quellen zu- sammengearbeitet sind, denn nur die zweite (575, 17) stammt aus Eusebius VI 28, während die erste p. 575, 13 Asyeraı xatà phyev thy mods Altkavögov xıvicaı tov diwayudy ws exetvou TLUÓVTOS tobe oeßouevovs Xgueróv deutlich auf die oben ausgeschriebene nicht-Euse- bianische Stelle zurückweist. Da diese Mischung zweier Berichte ganz gegen das Verfahren des Zonaras ist, so hat er hier offenbar gar nicht

C. de Boor: Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung 27

Eusebius direkt benutzt, sondern eine Quelle, welche die Erzählung des Eusebius mit anderen zusammengestellt hatte. Hier geht nun die Beziehung zu Syncellus weiter als auf die auffällige Übereinstimmung im. Namen des Sardianus; man vergleiche namentlich

Zon. p. 515, 2. Sync. p. 674, 15.

Kai InndAvros Avdeı, dvno [EEWTATOS xal COPUTATOS, ENi- 0x0onos tov xatà Popny ITóp-

‘Inadavtog [spos PıAdcopos exioxonog Ildgrov Tod xare tiv Pounv oqpddea dianpenüs

TOV yEVÓMEVOS. ver Ev th xara Xouotov quio- Copia. ° Zon. p. 577, 18. Sync. p. 675, 17. Euseb. VI 21. Meuoia uereneu- uerareuvauevn avróv Avanaleitar

paro ¿E ‘Adekav- avrov éx tov Dapov. (ohne Ortsbezeichnung). dpelag avróv.

Für den Bericht über die Christenverfolgung Maximins ist diese Ver- gleichung nicht anzustellen, da Syncellus sich auf die einfache Kon- statierung der Thatsache beschränkt. Aber, was das Wichtigste ist, nicht nur diese kirchlichen Abschnitte, sondern auch gerade die beiden Notizen aus der politischen Geschichte, die sich, wie oben bemerkt, in unserm Dio und bei Herodian nicht finden, lesen wir aufserordentlich

áhnlich bei Syncellus.

Zon. p. 572, 1.

ApratepEns pwévroe 6 Iléo- ons, dc ¿E dpavóv xal addkov nv, thy tóv Il6080v Baoı- Astav ITépouis rEPLETOLÑCATO xal avtav éBacthevoev. ag’ ov Asysıaı xal to Xoogdov AUTAYECTOL YEVOS.

Zon. p. 572, 22. (Zwischen Stiicke aus Dio und Herodian eingeschoben.)

sita Kannadoxiav 6 Agrakéo-

Syne. p. 677, 13.

Mera ’Apreßavov to yévos Xosedov Bacrdevev fotato. Hokaro obras. "ApratépEns Ilépons dpavis te nal ¿doos ddooicas üvöpas ardarovg aveihev “Aorafa- vov xal meouedero xidagiv, xal

addis IliQuars ¿xaviyayev nv Baoıleiav. p. 678, 6.

EE éxelvou toívvv tod Agraëepëov 10 Xoopdovxatayetar yevos. | Sync. p. 674, 1. Ovodvios de tig év Edéon ris Ocoonvis avroxpórop dvayopev- Belg xal xara ‘Alstavdpov tveav-

vicas diapdeipera “>” '-oö, uixa xal Ilépar

28 I. Abteilung

Eng ovros ovv toig Tléigoatg rag Kannadoxiav xai Nior- xatergege nal éxodidoxer rv fivraolioprobviagAAttavdoos Nic: fiv. ¿Ebdyoev.

Daraus ergiebt sich sonnenklar, dafs die Quelle, aus der hier Zonaras die kirchenhistorischen Ereignisse entnahm, nicht nur nicht die Kirchen- geschichte des Eusebius selbst, sondern überhaupt kein kirchengeschicht- liches Werk im engen Sinne war, vielmehr eine die kirchlichen und weltlichen Ereignisse gleichmälsig berücksichtigende Schrift.

Gerade wie hier die Regierung Alexanders ist aber auch der oben betrachtete Bericht des Zonaras über die Regierung Valerians zusammen- gesetzt. Hier ist p. 593, 4—12 + 594, 1—15 + 595, 7—22 in allem wesentlich gleich, bald etwas kürzer, bald etwas ausführlicher als Syn- cellus p. 715, 8ff Von den beiden dazwischen liegenden Stücken p. 593, 12—22 und p. 594, 15—595, 6 wird das erste, wie wir sahen, auf den Anonymus zurückgeführt; dafs sie beide ıhm gehören, ergiebt sich wohl aus den freilich unendlich kurzen Sätzen bei Leo Gramm. p. 78, 5, Cedrenus p. 454, 3 oùrog 6 Ovadepuavos addguov pera Zu- zwgov tov Ilégoov nouous xal Öopıdiwrog yeyovios Ev Kacageta Eyov uvpgiddas tTeccagéxovra ind Launwgov Exbagels érelevrnoev. Es ist daraus zu ersehen, dafs der Anonymus jedenfalls berichtet hat, dafs Valerian nach einer Schlacht kriegsgefangen wurde, also weder mit Dexippus noch mit Zosimus, wohl aber mit der zweiten Erzählung des Zonaras stimmte; sodann ist die Angabe, dafs die Schlacht, oder die Gefangennahme, bei Caesarea mit 400000 Mann geschah, allerdings bei Zonaras nicht zu finden, aber in diese Form offenbar nur durch ein Kabinettsstück byzantinischer Epitomierungskunst geraten. Zweifellos steckt darin die Angabe bei Zonaras p. 594, 19, dafs die von den Persern nach der Gefangennahme des Kaisers belagerte Stadt Caesarea 400000 Einwohner hatte.

Wie ist nun der Zusammenhang zwischen Zonaras und Syncellus zu denken? Dafs die mit dem Chronographen übereinstimmenden Ab- schnitte dem Zonaras weder direkt noch indirekt durch die Chrono- graphie zugekommen sein können, ergiebt sich daraus, dafs Syncellus vieles auf die gleiche Quelle Zurückgehende gar nicht, anderes kürzer hat als Zonaras. Somit bleiben nur zwei Möglichkeiten übrig. Die erste ist die, dafs die ganzen Berichte des Zonaras aus dem Anonymus ent- nommen sind und auch Syncellus diesen excerpiert hat; dann wäre der Anonymus jedenfalls nicht mit Sotiriadis in die zweite Hälfte des Y, Jahrhunderts, sondern spätestens gegen Ende des 8. Jahrhunderts anzusetzen. Aber diese Kombination erweist sich überhaupt als un- haltbar, da sich bei Syncellus keine Spur von den vom Anonymus

€. de Boor: Römische Kaisergeschiehte in byzantinischer Fassung 29

vorzugsweise benutzten Autoren, Dio und Herodian, findet und auch spüter nirgends eine Ähnlichkeit zwischen den sicheren Resten seines Werkes und Syncellus hervortritt. Demnach kann nur die zweite der mög- lichen Annahmen in Betraeht kommen, dafs eine Quelle kirchlich-weltlichen Charakters, aus welcher sich bei Zonaras den rein weltlichen Berichten des Anonymus Stücke beigemischt finden, auch von Syncellus benutzt worden ist. Die Quelle kann somit spätestens der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts angehören, ist aber wahrscheinlich bedeutend früher, der Zeit des Heraclius nahe, anzusetzen, da in ihr noch lebhaft das Interesse für den gewaltigen Bedränger von Byzanz, den jüngeren Chosroes, hin- durchklingt.

Nachdem wir so die Bestandteile des Werkes des Zonaras aus- einandergelegt und gezeigt haben, dafs der Anonymus mit den kirch- lichen Stücken gar nichts zu thun hat, stürzen natürlich auch die von Sotiriadis auf diese Stücke gebauten Schlüsse über Zeit und Person : jenes Autors zusammen, und auch dieser Widerspruch gegen das oben gewonnene Resultat, dafs Petrus Patrieius der sogenannte Continuator Dionis sei, ist widerlegt. Eine andere sehr wichtige Frage ist die, wie es sich erklärt, dafs in der That Zonaras in seinen beiden Bestandteilen mit Cedrenus und Leo Grammaticus Übereinstimmung zeigt. Die ein- fachste Erklärung wäre die, dafs Zonaras diese Mischung der beiden Quellen nicht selber vorgenommen, sondern bereits vorgefunden habe (so dafs er also nach dem Aufhören Dios zunächst nur eine Quelle benutzt hätte, und die Frage nach seinen Quellen vielmehr eine Frage nach den Quellen seiner Quelle wäre), und dafs dieses Werk auch von Cedrenus und Leo zu Rate gezogen worden sei, doch bietet diese Annahme Schwierig- keiten, auf die ich hier nicht näher eingehen kann. Diese Mischung des Anonymus mit einer anderen Quelle könnte man eher einem Chro- nisten der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts zuweisen, doch auch bei dieser Frage wird man besser mit der Entscheidung zurückhalten, bis die viel komplizierteren Quellenuntersuchungen über die Zeiten nach Diocletian sowohl für Zonaras wie für Cedrenus und Leo gemacht sind; denn nicht die wenigen meistens aus Eusebius geschöpften Notizen über die Kirchengeschichte zur Zeit der heidnischen Kaiser sind für die Schriftstellerei jener späten Jahrhunderte charakteristisch, sondern die Darstellung der Periode, in welcher die siegende Kirche sowohl ihre letzten heidnischen, wie ihre sektiererischen Gegner zertritt.

Ich knüpfe an meine Darlegungen über die Quellen des Zonaras noch einige kurze, nicht eng zum Thema dieses Abschnitts gehörige Bemerkungen, um zu zeigen, dafs dieselben auch für weitere Fragen nieht unwiehtige Gesichtspunkte eröffnen. Zunächst darf ich wohl darauf

30 I. Abteilung

hinweisen, dafs sie zu einer Revision der Untersuchung über die direkten Quellen des Syncellus auffordern. Das bisherige Resultat, dafs man als wirkliche Quellen des Syncellus nur Panodorus und Annianus und die heilige Schrift nennen könne, und er die Abschnitte aus der Kirchen- geschichte des Eusebius und Dexippus wesentlich dem Panodorus ver- danke“), erscheint nicht wohl haltbar, nachdem nachgewiesen worden, dafs ein sicher viel später als Punodorus geschriebenes Stück über die Gründung des neupersischen Reiches und seine Herrscher nicht eine einzeln stehende Episode, sondern gerade mit Stücken aus Eusebius und Dexippus auf das engste verknüpft ist, ein Verhältnis, welches sich auch für die ältere Kaiserzeit wiederholt nachweisen läfst. Sodann aber regt die Erkenntnis, dafs Zonaras hier in dem von uns betrachteten Abschnitt die Kirchengeschichte des Eusebius nicht direkt benutzt hat, zu erneuter Prüfung der Frage an, ob dies in den früheren Büchern geschehen sei, und nicht vielmehr auch hier schon dieselbe Quelle ver- wendet worden ist, der er sich später zuwandte. Ich möchte dies um so bestimmter annehmen, als sich die Schwierigkeiten in den früheren Büchern, welche sich auch in den neuesten Untersuchungen von Büttner- Wobst in den Commentationes Fleckeisenianae p. 123 ff. teils gar nicht, teils nicht befriedigend haben heben lassen, wiederholt gerade da ein- stellen, wo die Kirchengeschichte des Eusebius in Frage kommt. So macht Büttner-Wobst p. 162 A. 1 mit Recht darauf aufmerksam, dafs Zonaras p. 489, 5 ff. gegen seine Gewohnheit drei Schriftsteller neben- einander benutzte, Dio, Eusebius und Josephus. Die Schwierigkeit wird dadurch vermehrt, dafs bei Zonaras die Worte des Eusebius keineswegs, nach der Art dieses Schriftstellers, übereinstimmend oder verkürzt wiedergegeben sind, sondern stark erweitert, so dafs man, wenn es sich um eine Stelle des Dio handelte, ohne Zweifel unsern Dio-Text danach herstellen zu können glauben würde; weiter dadurch, dafs mitten in die Eusebius-Stelle ein Citat aus Appian hineingeschoben ist, wie man es, namentlich in dieser genauen Form, doch wohl nicht als aus Dio ent- nommen annehmen darf. Ganz ähnlich findet sich mitten in einer Euse- bius-Stelle p. 504, 1 ff. Philostratus citiert; dafs aber Philostratus zu den in der gemeinsamen Quelle des Syncellus und Zonaras verwerteten Autoren gehörte, ergiebt sich aus dem Vergleich von Syncellus p. 649, 10ff.+ 655, 1 mit Cedrenus p. 431, 2 ff Die Schwierigkeiten dieser Stellen würden also völlig behoben sein, und daraus natürlich auch die zweite Nennung Appians p. 908, 16 und des Philostratus p. 503, 11 (wo man das todro di xal è Did. avépyayer hinter dem Dionischen Bericht beachte)

1: Krumbacher, Gesch. d. byzant. Litteratur p. 118 f.

32 1. Abteilung

richte von Staatsaktionen, Verhandlungen, Friedensschlüssen u. s. w., nicht weil das Werk des Petrus nur oder vorwiegend solche bot aus dem geringen Umfang der Excerpte könnte man eher das gerade Gegenteil schlielsen —, sondern weil die Excerptoren das übrige für ihren Zweck nicht brauchen konnten. Ebensowenig ist aus dem Cha- rakter unserer Excerpte der Schlufs zu ziehen, dafs das Original ledig- lich eine Anekdoten-Sammlung war, Was für Görres der grundlegende Unterschied zweier Werke ist, ist in der That nur der grundlegende Unterschied im leitenden Gesichtspunkte bei der Anlage der beiden Bünde der Eneyklopädie, und mit dem gleichen Argument könnte man noch manche andere Autoren für verschiedene Persönlichkeiten erklären. Sotiriadis L L p. 35 Anm. erwähnt nur kurz, dafs der Anonymus sprachlich von Petrus Patrieius ebenso streng zu scheiden sei, wie von Johannes Antiochenus, ohne später, wo er die Abweichungen zwischen Johannes und dem Anonymus genauer durchgeht, die Reste des Petrus zu berücksichtigen. Wie schwankenden Charakters dies Argument ist, geht schon daraus hervor, dafs Niebuhr und Boissevain, letzterer unter Beifügung einiger Beispiele, in den sicheren Excerpten aus Petrus und beim Anonymus das gleiche barbarische Griechisch finden, und daraus auf die Identität beider Autoren schliefsen. In Wahrheit wird man in unserm Falle auf das sprachliche Moment in den Excerpten aus dem Anonymus überhaupt weder nach der einen, noch nach der andern Seite erhebliches Gewicht legen, wenn man das Verfahren der Excerp- toren dabei in gebührende Erwägung zieht. Im ganzen und grofsen wollten diese allerdings wesentlich die ihnen vorliegenden Texte wieder- geben; freilich kopierten sie sie nieht mit gleicher Treue, wie man die ganzen Texte vervielfältigte, Fälle von Nachlässigkeiten und Flüchtig- keiten, von unwillkürlichem Hinübergleiten in die Sprache ihrer Zeit sind zahlreich, aber doch nicht derart, dafs nicht Schlüsse auf die Sprache der excerpierten Autoren aus den Excerpten an sich vollständig berechtigt wären. Aber ein Umstand ist dabei nicht aus den Augen zu lassen. Indem die eclogarii einzelne Abschnitte aus den ihnen vor- liegenden Werken herausschnitten, nicht selten auch innerhalb der ex- cerpierten Stücke nicht zum Thema gehörige Partien fortliefsen, dabei aber doch das Bestreben hatten, ein sprachlich abgerundetes und in- haltlich verständliches Excerpt zu bieten, waren sie häufig in der Lage die Anfänge und Schlüsse, sowie die Überbrück in der Mitte, selbst, also natürlich in ihrer Sprache, Diese Teile sind daher immer nur mit gröfster V Deduktionen zu verwenden. Aber gerade diese Tei de sententiis bei den meist ganz kurzen Excerpten, be

C. de Boor: Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung 33

Thema nach eigentlich nur auf die Sentenzen, Witzworte und sonstigen mündlichen Äufserungen ankam, den gröfsten Raum ein. Die Umstände, unter denen ein Wort ausgesprochen wird, kann der Excerptor häufig nicht entbehren, aber sie sind für seinen Zweck Beiwerk, und wo die Erzählung derselben viel Haug einnimmt, giebt er sie eben nur kurz mit seinen. Worten. Somit wird nur selten möglich sein, mit Sicherheit . zu entscheiden, wo der Anonymus selbst, wo seine Bearbeiter reden.

Nachdem sich somit die Versuche, die Ansprüche des Petrus Pa- tricius auf die Autorschaft der anonymen Excerpte der Sammlung zeol yvouóv abzuweisen und andere Kombinationen an ihre Stelle zu setzen, als vergeblich erwiesen haben, glaube ich die Niebuhrsche Hypothese von der Identität des Petrus und des Anonymus hinreichend gestützt zu haben, um sie in die Reihe der wissenschaftlichen Thatsachen ein- zuführen. Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, den Umfang des Einflusses, den das Werk des Petrus auf die Darstellung der rö- mischen Kaiserzeit in der späteren byzantinischen Litteratur gehabt hat, genauer als bisher zu bestimmen und die Fäden der litterarhistorischen Entwickelung desselben klarzulegen.

Breslau. Carl de Boor.

Ryzant. Zeitschrift I L

Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens.

Abbé Martin im Vorwort zu seiner Ausgabe der Chronik des Sty- liten Josua (p. V) äufsert sich über dessen Glauben, wie folgt: „Quelle était sa croyance religieuse? Etait-11 monophysite ou orthodoxe? Assémani, dans un but très-louable, a voulu le classer parmi les écri- vains catholiques, mais, malgré son autorité, nous avons de la peine à nous ranger à son avis. Sans avoir aucun fait ou aucun texte précis à alléguer, nous croyons que Josué était monophysite. A cette époque, en effet, la Syrie chrétienne avait cessé a peu près toute entière, d'être ortho- doxe.“ Ihm stimmt Alfred von Gutschmid bei (Kl. Schriften II S. 565): „In dem ganzen Buche kommt, was bei einem syrischen Mönche sehr anzuerkennen ist, nichts von theologischem Gezänk und keine Silbe von den zwei Naturen vor, was es Assemani möglich gemacht hat, ihn als Katholiken zu reklamieren; der Herausgeber hat vollkommen recht, dies im Hinblicke auf die damaligen kirchlichen Zustände Syriens für sehr unwahrscheinlich zu erklären und in ‚Josua einen Monophysiten zu erkennen.“ Ebenso urteilt Th. Nöldeke (Z. D. M. G. XXX S. 352): „Was die konfessionelle Stellung Josuas betrifft, so urteilt Martin mit - Recht, dafs man bei einem damaligen Edessener monophysitischen Glauben voraussetzen mufs, so lange man nicht starke Gründe für das Gegenteil hat.“

Indessen die Sache ist keineswegs so klar, als es nach diesen Ur- teilen den Anschein hat. Schon der Satz Martins, dafs in Anastasius’ Zeit fast das ganze christliche Syrien aufgehört habe, orthodox zu sein, bedarf gar sehr der Einschränkung. Mit Recht betont deshalb Nöldeke seine edessenische Abkunft; denn am ehesten mag diese Anschauung das Richtige treffen für die östlichen Kirchenprovinzen des Patriarchats Antiochien'), Osroéne und Mesopotamien. Immerhin möge man be- denken, dafs noch keine zwanzig Jahre seit der Schliefsung der per-

1) Natürlich sehe ich hier ganz von der Patriarchaldiöcese Jerusalem ab, wo aus Kyrillos von Skythopolis und der Zeitgenossen Mónchsviten die orthodoxe resp. nestorianisierende Richtung der Mönchskolonieen genügend bekannt ist.

H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 35

sischen Schule in Edessa verstrichen sind. Sollte ein so kurzer Zeit- raum genügen, eine völlige Ausrottung der nestorianisierenden Richtung in der edessenischen Kirche zustande zu Bringen? Das Kloster unsres Edesseners Zuknin liegt allerdings in der eifrig monophysitischen Diöcese Amida'); allein dafs auch unter dem dortigen Adel noclf chalcedonen- sische Gesinnung vorhanden war, zeigt das Beispiel des comes Orientis und nachherigen Patriarchen Ephraim, Appians Sohn. Xenaias ferner beschuldigt die Mönche von Amida, dafs sie „den Eifer des Glaubens vernachlässigten“ und vergleicht sie mit dem Verräter Judas, was, wie bereits Assemani (B. O. II 37) gewifs richtig erklärt hat, auf geringen - Eifer für die monophysitische Sache deutet. Dafs aber in der Euphra- tensis und speziell in Hierapolis die Synoditen sehr einflufsreich waren, ja zeitweise die Oberhand hatten, bezeugt für die Basiliskos- und Zeno- zeit der monophysitische Historiker Johannes 6 diaxgivöwsvos (Miller, revue archéol. XXVI, 1873 p. 402): roig év ‘Tegurdder ueprugst sal po) Délov brr rods uapiorgiavods tods évéyxavrag to Edixtov rod Baoıklorov Epsvevoav: rowüroı jouv xegh viv dv Xaduydévi doto- do&lav diéxvgor. Dasselbe bestätigt für die Zeit nach Anastasius’ Tode ein gewils vollgültiger Zeuge, Xenaias von Mabbög selbst, welcher “diese Gesinnung in den von Assemani (B. O. II 44) publizierten Aus- zügen bitter beklagt: „Während überall viele als würdige Bekenner für Christus aufgetreten sind, hat diese Stadt, deren geistliche Leitung mir anvertraut war, sich dieses Gutes unwürdig gezeigt, damit ich nicht das Gegenteil sage. Denn etliche unter ihnen sollen lieber die Zahl der Verfolger als der Verfolgung Leidenden haben vermehren wollen.“ “Ferner: „Nun aber, uneingedenk ihrer Thaten, schreiben sie an den Usurpator des antiochenischen Stuhles (Paulus), wie mir gemeldet worden ist, sie seien die ganze Zeit, wo wir als Hirten ihre Leitung hatten, in Finsternis gehüllt gewesen; jetzt aber, nachdem sie die Synode an- erkannt hätten, seien sie zum Lichte durchgedrungen.“ Die thätlichen Anfeindungen, welche, wie er klagt, ihn sowohl in seiner Metropolis, als im westlichen Teil seines Sprengels, in der Kyrrestike, betroffen haben, zeigen klar, dafs zum mindesten der Erzbischof mit einer sehr starken synoditischen Minorität zu rechnen hatte, Vollends in den westlichen Eparchieen der antiochenischen Diöcese blieben zahlreiche Bischöfe, Klöster und Gemeinden, nachdem Severus von Anastasius zum Patriarchen eingesetzt worden war, in ständiger Opposition. Euagrios (III 33) gedenkt in Phönizien der Bischöfe von Tyros und Berytos,

1) cfr. Assemani B, O, Ip. 260, Joannis Ephesi de beat verterunt

= - van Douwen et Land p. 111 u. 130,

d

36 1. Abteilung

im libanensischen Phönizien des Bischofs von Damaskos und in Arabien des von Bostra. Besonders Syria II zeigte eine scharfe antimonophy- sitische Richtung. Die Bischöfe von Epiphaneia und Arethusa finden dabei einen starken Anhalt an der Bürgerschaft ihrer Städte'), weshalb Anastasius in sehr verständiger Weise von jeder gewaltthätigen Mafs- regel Abstand zu nehmen gebietet. Als Xenaias mittelst der Mönchs- scharen von Syria I eine geistliche Revolution gegen Flavian von An- tiochien zu inscenieren versucht, werfen die Antiochener die Mönche in den Orontes, und die Mönche von Syria II, unter denen Flavian einst als Ascet geweilt hatte, eilen als seine Leibgarde nach der Haupt- stadt.*)

Auf die den Monophysiten hüchst feindseligen Eingaben der oriän- talischen Mönche an die Synoden unter Justin I. und Justinian mit ihren zahlreichen syrischen Unterschriften wird man schwerlich viel geben können. Denn man sieht zu deutlich, dafs man hier bestellte Arbeit vor sich hat. Immerhin mögen einige der thatsüchlichen Mit- teilungen, wenn sie auch stark gefärbt sind, nicht geradezu erfunden sein. In Tyros, dessen Erzbischof, der Protothronos von Antiochien, dem Severus sehr hartnäckig widerstanden hatte, soll dieser die anfüng- lich zu ihrem Ordinarius haltenden, nachher freilich sich fügenden Presbyter zu Diakonen degradiert haben. Ähnliche Gewaltthätigkeiten werden aus den Diöcesen Arke, Tripolis, Antarados gemeldet (Mansi VII 1075 sq). Aus den Berichten über die zahlreichen Verfolgungen _ der Orthodoxen in Phönizien geht jedenfalls hervor, dafs auch unter Severus ihre Zahl nicht unbeträchtlich war. Aus den inhaltlich wenig

erheblichen Akten gegen Petros von Apameia ergiebt sich wenigstens, |

dafs die Lektoren seiner Kathedralkirche nicht zu seiner Partei hielten (Mansi VII 1107 sq.). Das Bisherige, so fragmentarisch es ist, mag immerhin beweisen, dafs von einem Aufhören des orthodoxen Bekennt- nisses in Syrien für diese Zeit noch nicht gesprochen werden kann. *

Was nun Josua speziell betrifft, so sind wir inbetreff seiner Glaubens- riehtung auf die eigenen Aussagen desselben über die gleichzeitigen Bischöfe angewiesen. Die Bischöfe Stratonikos von Karrae und Bar- hadad von Konstantine-Tellä, Thomas und Nonnos von Amida, von

1) Euagr. III 34: udla re yevinds abröv dvrimosovpivas ras cpov xéles.

2) Jakob von Sarüg im Briefe an die Mönche sters von Mär Bassus bemerkt, dafs im Gegensatze zu Ägypten gerade Syrien das Chalcedonense an- nahm cause de l’Archevèque Jean d'Antioche, Jean, de limpie Nestorius.“ Z. D. M. G. XXX p.268. Fast dals Jakob den Johannes von Antiochien noch als lebeı mense ansah, Jedenfalls kann dies Zeugnis nicht sehr in:

"Hr. Gelzer: Jovun Stylites und die damaligen: kirchlichen Parteien. den Ostens 37

denen die beiden erstern wahrscheinlich, die letztern sicher Monophy- siten waren, erwähnt er so, dafs seine Bemerkungen nach keiner Seite hin entscheiden. Dagegen werden mehrere Monophysiten mit augenschein- “licher Hochachtung behandelt, so Jakob von Batnae (Wright S. 43), der damals freilich erst, Periodeut war, und vor allem die beiden Bischöfe ~ von Edessa: Kyros und Petros. Nach Assemanis (B. O. I 292) wenig wahrscheinlicher Behauptung ist letzterer ein Orthodoxer, während Kyros ganz sicher Monophysit war. Josua jedenfalls lobt den religiösen Eifer des einen wie des andern (the chronicle of Joshua the stylite by W. Wright p. 19, 23, 27, 29). Daneben vergleicht er auch den palästi- nensischen, also höchst wahrscheinlich orthodoxen Bischof von Niko- polis, der allein mit seinen beiden Syncellen dem Erdbeben entrann, „dem gerechten Lot, als er aus Sodom entkam“ (Wright p.25). Von Wichtigkeit sind allein die Aussagen über Xenaias und Flavian, welche letztere schon Assemani ins gebührende Licht gestellt hat. Bei Anlaß des Todes des Bischofs Johann von Amida sagt Josua (Wright p. 66): „Und sein Klerus kam zu dem heiligen und gottliebenden, mit allen göttlichen Schönheiten geschmiickten, trefflichen und erlauchten Mär Flavian, Patriarchen von Antiochien, um ihn zu bitten, ihnen einen Bischof einzusetzen.“ Dagegen des Xenaïas gedenkt er bei der Wieder- kehr des oft von ihm getadelten und beklagten „heidnischen“ Festes (p: 21): „Aber obwohl Xenaïas, der Bischof von Mabbög, zu dieser Zeit in Edessa war, von dem man eher als jedem andern denken konnte, dafs er die Mühe des Unterrichts auf-sich genommen hätte, sprach er mit ihnen (den Edessenern) nur einen einzigen Tag über diesen Gegen- stand.“ Das warme und sehr wortreiche Lob Flavians ist.in der Chro- nik.ganz singulär; keiner der zahlreich erwähnten Kirchenfürsten wird von dem Annalisten irgend ähnlich ausgezeichnet. Die hohe Stellung des Patriarchen erklärt das allein nicht; denn er war in seiner Diöcese starken Anfeindungen ausgesetzt. Um so mehr sticht dagegen die recht kühle Behandlung des Xenaîas ab, welche, wenn auch in zurückhalten- der Weise und in bescheidenen Ausdrücken, den Tadel der Menschen- furcht ausspricht. Xenaïas als kluge Diplomat hielt es offenbar für angezeigt, gegenüber der im Dogma so korrekten Bürgerschaft von Edessa im Punkte der Moral etwas weitherzig -zu sein; solche schlaue Parteitaktik war nun freilich nicht nach dem Sinne des aufrichtigen Josua, dem seine strenge Mönchsmoral entschiedene Herzenstiberzeugung war. Es kommt hinzu, dafs Flavian und Xenaias erbitterte Feinde waren; wer aber dem Flavian so hohe Verehrung bezeugt, kann un- möglich ein. korrekter Monophysit in der Art des Severus und Xe- naïas sein.

38 © 1 Abteilung

Die damaligen kirchlichen Verhältnisse Ostroms und besonders Syriens waren so verwirrt als möglich. Wenn die palästinensischen Mönche an Alkison schreiben (Euagr. III 31), dafs die Zahl der prin-

zipiellen Dioskorianer sehr zusammengeschwunden sei, so zeigt der Zu-*

sammenhang, in dem die Worte stehen, deutlich, dafs allein vom Osten, d. h. der Diöcese Antiochien die Rede ist. Dicesi Mönche sagen unmittelbar vorher, dafs gegenüber dem chalcedonensischen Westen und dem mehr vermittelnden Osten Ägypten und Alexandria eine vollkommene Sonderstellung einnahm, d. h? hier herrschten die entschiedenen Mono- physiten, welche auch stets den Rückhalt für ihre Gesinnungsgenossen

in Syrien und Mesopotamien bildeten. Die beiden zeitgenössischen

Patriarchen Johannes I 6 povéfov und sein Nachfolger Johannes II

6 Nixawóras ( 516) gehörten durchaus dieser Richtung an.') Die

monophysitischen Berichte betonen, dafs sie dabei mit der Zentral- regierung stets im besten Einvernehmen lebten. Bei der bedeutenden Stellung, welche das damalige alexandrinische Patriarchat einnahm, lohnt es sich, die Lebensbeschreibungen der beiden aus der noch nicht ver- öffentlichten Hälfte des koptisch-arabischen Synaxars, welche ich der Gefälligkeit des Herm Professor Wüstenfeld in Göttingen verdanke, hier zu veröffentlichen.

4. Tag des Monats Baschnas (= Pachon, 29. April) «

An diesem Tage verschied der heil. Vater Anba Johanná, Patriarch von Alexandria. Dieser Vater war ein Kind aus den gläubigen Ein wohnern von Alexandria und widmete sich von Jugend auf dem Mönchs“ leben in dem Askit des Abu Makarios. Nach dem Tode des Vaters Athanasios wurde er durch den Willen der sämtlichen Bischöfe pnd Gelehrten zum Oberhaupte gewählt, und er nahm die Stelle mit Wider- streben an, da er sie nicht wünschte, sondern erst durch vieles Bitten bewogen wurde, es keinem andern zu überlassen an der Spitze des Volkes zu stehen und es zu leiten. Als er sah, wie die Bischöfe und Ältesten ihn baten, gab er ihnen demütig nach, indem er sagte: „Viel- leicht ist es der Wille des Messias.“ Sobald

das Henotikon acceptierte, während Volk und Klerus an. dammung des Chalcedonense festhielten Notices et extı

H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 39

diesem Heiligen eng verband und seine Hand über das Land ausbreitete, so dafs der feste Glaube in allen Gebieten von Ägypten öffentlich ver- kündigt wurde. Der Herrscher schiekte in jenen Tagen in die Wüste des Makarios Ladungen von Getreide, Wein und Öl, um davon das, was sie zum Lebensunterhalt nötig hatten, zu bestreiten. Die ganze Zeit dieses Vaters verlief in Ruhe und Frieden, und Gott segnete die Men- schen durch das Gebet dieses Vaters und durch seine Unterweisung. Dann suchte ihn der Herr heim durch eine kurze Krankheit und nahm ihn zu sich, nachdem er acht Jahre auf dem Throne gesessen hatte, Sein Gebet sei mit uns, Amen!

27. Tag des Monats Baschnas (= Pachon, 22. Mai).

An diesem Tage ging zur seligen Ruhe der heil. Vater Patriarch Anba Johannà. Dieser Heilige war in seinem Glauben und Wandel ein christlicher Mann, welcher sich schon von seiner Jugend an dem Mönchsleben gewidmet und sich selbst in jeder Art des heil. Kampfes geübt hatte und sich dann selbst in ein Kloster einschlofs. Der Ruf seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit verbreitete sich, und er wurde für das Patriarchat in der Stadt Alexandria gewählt. Er schrieb in seinen Tagen viele Verordnungen, und Gott richtete zur Zeit dieses Vaters die Säule der Kirche auf, weil der gläubige, gottesfürchtige Anastasius Herrscher und der Vater Anba Severus Patriarch auf dem Throne von Antiochia war. Da erliels der heil. Severus ein Synodal- schreiben an diesen Vater Johanna über die Übereinstimmung im Glauben und setzte ihm darin auseinander: „Siehe, Christus ist unser Gott, nachdem er eine einzige eigene Natur ohne Teilung in sich ver- einigt hat, und wir sind des Glaubens des Vaters Kyrillos und des Vaters Dioskoros Dies nahm der Vater Johannà mit seinen Bischöfen an, und sie liefsen Dank- und Lobgebete zu Gott aufsteigen für die Wiedervereinigung der getrennten Glieder an ihrer Stelle. Dann schrieb ihm der Vater: Johannä als Antwort auf seinen Brief mit Worten voll aufrichtigen Dankes, womit er die Einheit des Wesens Gottes, die Drei- faltigkeit seiner Person, die Verkörperung des Sohnes von Ewigkeit in der menschlichen Natur bezeugte, und dafs beide durch die Vereinigung einer, nieht zwei geworden seien. „Fluch dem, welcher Christus teilen oder seine Natur vermischen will, und allen denen, die da sagen, dafs der, welcher gelitten hat, gekreuzigt worden und für die Menschheit gestorben ist, ein einfacher Mensch gewesen sei oder die Schmerzen und den Tod nach der Natur einer Gottheit erlitten habe; vielmehr ist der feststehende Glaube, dafs wir bekennen, dafs Gott das Wort für uns gelitten habe in dem Körper, in welchem er mit uns eins geworden ist, und dies ist

40 1. Abteilung

der königliche Weg, welcher den nicht irre führt und straucheln macht, der auf ihm wandelt.“ Als der Vater Severus dieses Schreiben ge- lesen hatte, nahm er es wohlgefüllig auf und verkündete es von dem Throne in Antiochia, und die Einigkeit und Übereinstimmung zwischen. beiden blieb eine bestiindige. Dieser Vater blieb als Prediger und Hüter seiner Gemeinde die Zeit von elf Jahren, dann ging er in Frie- den zur Ruhe. Sein Gebet und seine Vermittlung sei mit uns, Amen!

Ein Vergleich dieser Angaben mit den übrigen koptischen Be- richten; vorab mit Ibn Rahib (chron. or. p. 99) und der von Renaudot (hist. patr. Alex. p. 125 ff.) gegebenen Übersetzung der Angaben des Severus von Aëmunin und dem von demselben gefertigten kurzen Aus- zuge aus dem ersten unveröffentlichten Teile des Elmakin zeigen, dafs der Bericht des Synaxars auf diese Quellen zurückgeht. Ob er freilich die Auszüge aus den Briefen des Severus und des ‚Johannes aus Elmakin hat, läfst sich bei der Knappheit von Renaudots Aussage nicht mit Sicherheit feststellen. Auffällig ist, dafs alle diese Berichte den Jo- hannes I. zum Zeitgenossen Zenos machen. Das stimmt nicht mit der Chronologie; Le Quien setzt ihn ‘496—507 und Gutschmid 496—505, also unter Anastasius. Ausdrücklich erwähnt auch Liberatus (breviar. 18) noch Johanns Vorgänger Athanasios als Zeitgenossen des Anastasius, Obschon auch eine von diesen koptischen Berichten durchaus unab- hängige Quelle, das gg0v0y9«peiov osvropov (Euseb. chron. ed. Schöne I app. 74) Johannes gleichfalls unter Zeno setzt (él Zijvovos zul “Ava otesiov), scheint doch hier ein allerdings recht alter Fehler vorzuliegen; denn die Chronologie auch der vorangehenden Patriarchen schliefst jede Gleichzeitigkeit von Johannes und Zeno gebieterisch aus. *)

Über die gleichzeitigen syrischen Verhältni i Euagrios III 30 Auskunft, welcher dieselben nicht ohne Ironie schil- dert*), aber zugleich mit einer für einen orthodoxen Schriftsteller an- erkennenswerten Objektivität die Tendenz von ius” Kirchenpolitik in dessen früheren Jahren klarstellt. unter den damaligen Kirchenfürsten. Entschiedenheit an den Beschlüssen von Chalco

1) Vielleicht. wird die Erklärung durch die An wonach Johannes früher Mönch des Makarioskl Zenos wird in die Zeit gefallen sein, wo er tümlich in die Epoche seines Patriarchats ve 2) Durch den 160jührigen Streit über die zwi Tagen die Gebildeten in Syrien (Euagrios war dazu Jurist) voll] geworden. Es ist aber nicht richtig, wenn man deshalb in Euagrios einen ver- kappten Heiden hat sehen wollen. Y

H, Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 41

nur in einem Buchstaben nachzugeben; vielmehr kündigten sie jedem die Kirchengemeinschaft, der das Chalcedonense nicht annahm. Andere dagegen verwarfen nicht blofs das Chalcedonense, sondern sprachen über seme Definitionen und Leos Tomos das Anathem aus. Endlich die dritten hielten sich an das Henotikon Zenos hauptsächlich aus Liebe zum Frieden; indessen auch diese Henotiker zerfielen in chalcedonensisch und mehr monophysitisch Gesinnte. Anastasius verfolgte die Politik, alle Richtungen möglichst gewähren zu lassen; an jedem Orte sollte die in den letzten Dezennien ausgebildete Tradition mafsgebend sein. Nur wo ein Kirchenfürst einen dem örtlichen Herkommen widersprechen- den Standpunkt einnahm, schritt er mit Absetzungen ein, um die Ruhe herzustellen.

Vor allem ist nun wichtig, die dogmatische Stellung des Flavian möglichst genau zu präzisieren, was nicht ganz ohne Schwierigkeit ist. Johannes von Nikiú (Le. p. 497) läfst die orientalischen Bischöfe in Byzanz Klage führen, dafs Flavian trotz seiner Annahme des Henotikons verkappter Nestorianer sei und das Chalcedonense, wie Leos Tomos acceptiert habe. Ebenso sagt Johannes von Ephesos (I 41), dafs er der Häresie der zwei Naturen überführt worden sei. So einfach liegt die Sache keineswegs. Die palistinensischen Mönche in ihrem Briefe an Alkison und Theophanes, welcher dem Theodorus Lector folgt, erzählen, dafs er, eingeschüchtert durch Xenaias und die korrekt mono- physitischen Bischöfe, sich allmählich immer entschiedener monophysi- tisch gefärbte Glaubensbekenntnisse habe abdringen lassen.

Theophanes berichtet (S. 151, 11, vgl. den Parallelbericht bei Euagr. TIT 31), dafs er auf Befehl des Kaisers, nach dem Bericht der Mönche auf Instigation des Xenaïas 508/9 eine Synode (wohl in Antiochien) versammelte, und deren Beschlüsse dem Kaiser in einem ausführlichen Schreiben mitteilte. Darin bekannte er sich, getreu dem Henotikon folgend, zu den Synoden von Nikäa, Konstantinopel und Ephesos; da- gegen das Chalcedonense überging er mit Stillschweigen. Aufserdem hat er über Diodor und Theodor (und nach den Mönchen auf Verlangen des Xenaïas schliefslich auch über zahlreiche angebliche oder wirkliche Gesinnungsgenossen derselben) das Anathem ausgesprochen und zum Schlusse vier Sätze (zepdAaı«) verkündigt, welche der Lehre von Chal- kedon, namentlich dem &v do puossw widersprachen.

Indessen auch damit begnügte sich Xenaias nicht; er verlangte eine ausdrückliche Verdammung des Chalcedonenst; allein der Patriarch willfahrte nur in Bezug auf die diphysitische Glaubensdefinition; da- gegen die daselbst vollzogene Verurteilung des Nestorios und des Eutyches billigte er ausdrücklich, Man sollte meinen, damit hätte er allen billigen

42 I. Abteilung

Anforderungen genügt; aber nichtsdestoweniger betrachteten ihn fortan die Strengen als Kryptonestorianer. Umgekehrt kündigte ihm auch Makedonios in Konstantinopel die Gemeinschaft.)

Xenaïas suchte nun durch eine feierliche Provinzialsynode des Ostens Flavian zu diesem letzten Schritte moralisch zu zwingen. Auf Betrieb des Xenaïas und auf Befehl des Kaisers wurde denn die Synode offenbar sehr wider Flavians Wunsch nach Sidon berufen. Über diese besitzen wir einen ausführlichen Bericht in der syrischen Kirchen- geschichte des sog. Zacharias von Mitylene, welche in erwiinschter Weise die Angaben des Kyrillos in der vita des heil. Sabas, des Marcellinus comes und des Theophanes ergiinzt.*)

Es heifst da im X. Kap. des VII. Buches: „Aber auch über Fla- vian schrieb er (Xenaîas) an Anastasius, dafs er ein Häretiker sei, und riet deshalb die Abhaltung einer Synode in Sidon an. Und er "befahl, und sie versammelte sich in der Zahl der Antiochener 560 (= 511/12). Und er instruierte die gläubigen und eifrigen Mönche des Ostens und den Kosmas, einen beredten Mann aus dem Kloster des Mar Akiba von Kinnesrin (Chalkis), welcher in Antiochien wohnte. Und er machte eine Thesis und produzierte sie vor Flavian und der Versammlung der Bischöfe, welche mit ihm in Sidon waren, weislich und konsequent, Be- schuldigungen in 77 Sätzen und viele zerjoeg der heil. Lehrer, welche bewahrheiteten die Anklagen gegen die Synode von Chalcedon und den Tomos des Leo. Er liefs (es) schreiben und gab (es) an die Synode. Sie überzeugten die Priester und liefsen sie schwören, dafs sie Berich- tigungen machten und abthäten die Anstôfse gegen die Gebräuche der Kirche, und sie reinigten sie, indem sie öffentlich die Synode verdammten. Flavianus aber, welcher das Haupt der Priester war, und die Anhänger desselben unter den Priestern hinderten ihn an der Ausführung, indem sie sagten: „Es genügt uns, dals wir die Schrift der Partei des Diodoros bannen und die Widerlegungen, welche waren von den Leuten gegen die zwölf Kapitel des Kyrillos und von (für?) Nesto- rios, auf dafs wir nicht aufwecken den untern Teil, der schläft, und durch sein Gift schädigen die Menge. Solchermafsen wurde die Synode beendigt.“ À

Wie man sieht, ist sie ein vollkommener Mifserfolg des Xenaias; damit stimmt der Bericht Kyrills im Leben des heil. Sabas überein, welcher dies Resultat dem energischen Eintreten des gleichfalls anwesen-

1) Die Synoditen strikter Observanz hatten ihn schon bei seinem Regierungs- antritt als verdächtig angesehen. (Theophan. 142, 11.)

2) Ich verdanke die Übersetzung von Land Anecdota III $, 225 u. 228 der erprobten Gefälligkeit meines verehrten Kollegen Stickel.

H, Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 43

den Elias von Jerusalem für Flavian zuschreibt (Cotelerius eceles. gr. monum. II p. 301). Flavian lehrte wie die Monophysiten; aber eine Verdammung des Diodoros, Theodoros und Nestorios genügte ihm; eine ausdrückliche Verurteilung des Chaleedonense und das war Xenaïas' Ziel hielt er für überflüssig und gefährlich. Schliefslich soll er doch noch, bedrängt durch die vom Kaiser aufgehetzten Mönche, auch das Anathem über Chaleedon ausgesprochen haben (Theophanes153,29ff.). Übrigens halfen ihm alle diese Konzessionen nichts; er ward abgesetzt, bre orduerı udvov viv cúvodov dveteucrioer, xal xagdie (Theophan. 156, 12). Damit hat er übrigens seine Reputation als Sanctus gerettet"); die Fragmente aus seiner Homilie über Johannes V 23 und die Himmel- fahrt (Mai: Script. vet. nova coll. VI 135) lauten in der That korrekt diphysitisch, und werden deshalb auch von Leontios in seiner Streit- schrift gegen die Monophysiten unter die Zeugnisse unserer auserwählten Väter mit aufgenommen.

Flavians Brief an Anastasius und ebenso seine Taktik auf dem Konzil von Sidon entsprechen so ziemlich dem später zu erwähnenden ersten Briefe des Jakob von Sarüg an die Mönche von Mar Bassus, worin dieser Diodoros, Theodoros und Theodoret verdammt. Man sieht, es ist System in diesem Vorgehen; die Verdammung des Nestorios ge- niigte «nicht, auch alle Häupter der antiochenisehen Schule und die nestorianisierenden Väter?) mufsten mit verdammt werden.

Was ist nun das ursprüngliche Bekenntnis Flavians? Offenbar ge- hörte er zu der von Euagrios geschilderten dritten Gruppe der wahren

. Henotiker im Sinne des Akakios, welche sich stricte an das Unions- edikt hielten und über die alles spaltende Frage der einen oder der zwei Naturen eine sehr verständige Zurückhaltung beobachteten. (Unter Umständen nennen das auch die Heiligen „eine kluge Ökonomie zur Rettung vieler Seelen“) Um es kurz zu sagen, Flavian gehörte zu den mods rd Elgnvixóregov uälkov éxoxAivuvreg. Das Henotikon, wie alle Vermittlungsversuche, konnte es den Eiferern beider Parteien nicht recht machen. Damit stimmt, dafs sowohl der streng monophysitische Alexan- driner Johannes IL, als das in seinen Vorstehern vor Timotheos gut synoditische Konstantinopel Flavian die Gemeinschaft kündeten. Mit der Annahme der ersten Forderung des Xenaias, der Verdammung der

1) Baronius hat von seinem Standpunkte aus ganz recht, wenn er die Heilig- keit Flavians und des Elias von Jerusalem verwirft; und Tillemonts Proteste sind zwar gut gemeint, treffen aber neben das Ziel.

2) Ein ähnliches Verzeichnis giebt Victor Tunnunensis bei der Aufzählung © der auf dem konstantinopolitanischen Konzil im Jahre des Johannes Gibbus (499) Verdammten.

44 T. Abteilung

nestorianisierenden Väter, hat Flavian kein Opfer weder seines Intellektes, noch seines Gewissens gebracht, Diese Unionsfreunde des Ostens waren allezeit streng antinestorianisch. Die Ironie des Schicksals wollte es, dafs, was sie damals als ihre Konfession formulierten: Festhalten an den drei ersten Konzilien und Verdammung des Theodoros, Theodoret u, s. f. im schneidendsten Gegensatz zu den Beschlüssen von Chalcedon und zur gerechten Entrüstung” des korrekt diphysitischen Abendlandes Justinian auf dem fünften Konzil zur orthodoxen Lehre erhob, So ehrfürchtig man dort auch im allgemeinen von Chaleedon sprach, that- sächlich hat man dasselbe in der Hauptsache eskamotiert; auch darin trifft die spätere Orthodoxie mit diesen Vermittlern zusammen, dafs beide gleichmäfsig einer unbedingten und vollständigen Verdammung des Chalcedonense bis zum äufsersten sich widersetzten.

Es war nun ein überaus verhängnisvoller Fehler des Anastasius, dafs er jene so überaus nützlichen Männer der Mittelpartei nicht halten konnte oder wollte. Dem Reiche wären ohne den jetzt eintretenden Umschwung die verhängnisvollen Wirren der nachfolgenden fünfzig Jahre erspart worden. Aber die byzantinische Regierung hat in den so zart anzufassenden kirchlichen Dingen oft eine recht unglückliche Hand gehabt. Der Kaiser liefs sich von fanatischen Ratgebern (Ma- rinos von Apameia) beeinflussen. Er war alt und abgenutzt und offen- bar mehr geschoben, als selbständig handelnd, als er 512 sich zu einem entschiedenen Systemwechsel entschlofs und die Mittelpartei den Ex- tremen opferte. Flavian ward exiliert, und an seine Stelle trat das Haupt der strengen Monophysiten, Severus, fragelos die bedeutendste . theologische Kapazität dieser Epoche. Jetzt endlich wurden auch die langjährigen Bemühungen des Xenaïas mit Erfolg gekrönt. Was Fla- vians Autorität noch in Sidon verhindert hatte, wurde unter Severus mit Glanz durchgesetzt. Auf einer grofsen Synode der orientalischen Bischöfe zu Tyros wurde das Chalcedonense feierlich verdammt. - Über diese Synode hatten wir bisher nur den Bericht des Dionysius von Tell Mahré (Assemani B. O. II 19), welcher aber, wie schon Assemani bemerkt, eine falsche Zeitangabe hat (J. d. Seleuciden 826 = 515). * Sie kann nicht später als 513 fallen, da Elias von Jerusalem noch im Amte ist. Der Bericht ist auch völlig unhistorisch; er erwähnt die Anwesenheit von Vikarien der Erzbischófe von Konstantinopel und Jerusalem und des Erzbischofs von Alexandrien, ja sogar des Papstes Symmachus. Man sieht deutlich die Absicht der Spätern, dem orien- talischen Diöcesankonzil ökumenischen Charakter zu verleihen. Auch soll das Henotikon verflucht worden sein, was keineswegs der Fall war; * es wurde nur „richtig“ interpretiert. Den Bericht über die wahren

H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 45

Vorgänge verdanken wir wiederum der syrischen Kirchengeschichte (Land, Anecdota III p. 228):

„Zwölftes Kapitel über die Synode in Tyros, Kundmachung in den Tagen des Severus und des Xenaïas, der Lehrer und Bischöfe, die mit ihm waren und deutlich und öffentlich die Synode und den Tomos ver- dammten. -

Severus aber, der nach Flavian in Antiochia war, war ein Mann durch das Lesen der Weisheit der Griechen beredt und freiwillig arm, erprobter Mönch, auch eifrig im wahren Glauben und bewandert, und las mit Verständnis auch in den heil Schriften und deren Auslegungen, von den alten Aufzeichnungen der Schüler der Apostel: Hierotheos und Dionysios*) und Titus, auch Timotheos und derer nach ihnen, Ignatios und Clemens und Irenäus und der Anhänger des Gregorios, Basileios und Athanasios und des Julius und der übrigen Häupter der Priester und rechtgläubigen Lehrer der heiligen Kirche, und wie die Schrift, die

ward für das Himmelreich, hervorgegangen aus den alten und neuen Symbolen. Solchermafsen und durch viele Mitteilungen unter- richtete er sich, fest gegründet in seiner Überzeugung von klarer Einsicht. Und jener Xenaias war auch ein syrischer Lehrer und bewandert in dem, was in dieser Sprache vorhanden ist. Auch er beschäftigte sich mit Fleifs mit ihnen, auch in der Lehre der Anhänger des Dio- doros und Theodoros und der übrigen war er bewandert. Wie nun diese Gottesverehrer lehrten die getrennten Gläubigen, so war jener ehr- wiirdige und eifrige Mann für die Wahrheiten. Solches that man kund dem Kaiser Anastasius, der aus voller Überzeugung das Konzilium von Chalcedon ausdrücklich verdammte. Er verordnete, dafs zur Berich- tigung dessen, was verlangt würde, eine.Synode der Orientalen in Tyros versammelt werde. Und sie versammelten sich von Bischöfen aus der Gegend von Antiochia und Apameia und Euphratensis und Assyrien und Arabien und Phönizien am Libanos, und so war der Osten für den wahren Glauben. Und er (Xenaias) erläuterte seine Schrift über dus Henotikon Zenos, welches zur Beseitigung dessen diente, was in Chal- cedon festgestellt wörden war. Und daselbst verdammten sie öffentlich die Zusätze, die zum Glaubensbekenntnis gemacht worden waren. Und die Bischöfe, welche mit Severus und Xenaias versammelt waren, pro-

1) Die Stelle ist interessant als eines der ältesten Zeugnisse für die Schriften des Dionysius Areopagita, Noch älter ist das bei Liberatus im breviarium X, wonach schon Kyrillos in seinen vier Büchern gegen Diodoros und Theodoros ihn unter den Vätern citierte. Freilich bestritten die Orthodoxen Kyrills Autorschaft; dem fünften Jahrhundert wird aber das Werk gleichfalls angehören.

46 1. Abteilung x

mulgierten die volle Wahrheit. Gläubige Männer und Lehrer, welche an der Spitze der Bischöfe waren, traten eifrig auf und schrieben Briefe der Beistimmung auch an Johannes von Alexandria und an Timotheus in der Residenzstadt. Auch Elias, zu dieser Zeit in Jerusalem, stimmte ihnen bei. Nach kurzer Zeit wurde er abgesetzt, und Johann folgte ihm. Solchermafsen vereinigten sich die Priester aufser dem sus der Römischen über diese Glaubensunion.“

Ich brauche nicht des nähern auszuführen, wie sehr dieser Be- richt gegenüber dem des Dionysius von Tell-Mahrè den Vorzug verdient.

Ich glaube nun nicht zu irren, wenn ich der vermittelnden Gruppe der Friedensfreunde im Sinne Flavians, welche in Tyros so entschieden zurückgewiesen werden, auch den Styliten Josua beizähle. So erklärt sich am besten seine begeisterte Verehrung für den irenischen Flavian und seine nicht undeutliche Abneigung gegen den entschiedenen und fanatischen Xenaias. Dieser Standpunkt, wenn wir so sagen dürfen des Kryptomonophysitismus, erklärt auch seine für die damalige Zeit aufser- gewöhnliche Zurückhaltung in dogmaticis; er wollte mit seiner Chronik nach keiner von beiden Seiten Anstofs erregen.

Dadurch erhalten auch die sonderbaren Worte des 101, Kapitels (Wright p. 76) die richtige Beleuchtung: „Wenn dieser Kaiser gegen das Ende seines Lebens in einem andern Lichte erscheint, so soll sich * niemand an diesen Lobpreisungen (die im Texte vorangehen) ‘stofsen, sondern dessen gedenken, was Salomo am Ende seines Lebens that.“ Mit Berücksichtigung dieser Stelle nimmt von Gutschmid (Kl. Schriften II $. 566) an,. dafs die Chronik zwar unter dem frischen Eindrucke der Ereignisse, also wohl noch 507 verfafst, aber erst nach dem Tode des Anastasius 518 veröffentlicht worden sei. Wright (preface $. IX) da- gegen verlegt die Abfassung in den Winter 506 und den Anfang des folgenden Jahres, Nöldeke (Z. D. M. G. XXX, 1876 S. 352) bald nach November 506. Beide betrachten das Urteil über Anastasius als einen spätern Zusatz. Wright vermutet, dafs derselbe vielleicht von Dionysius von Tell-Mahré herrühre. Nöldeke (Z. D. M. G. XXXVI, 1882 S. 689) stimmt-ihm darin bei, dafs diese Angabe von einem Spätern herrühre, und hält auch die Vermutung bezüglich des Dionfsius für sehr wahr- scheinlich. Er erklärt das absprechende Urteil über Anastasius daraus, dafs die sehr diphysitische Gesinnung der europäischen Provinzen dem monophysitischen Fürsten gelegentlich diese oder jene Konzession ab- prefste, welche seinen strengen Glaubensgenossen als Verleugnung der reinen Lehre erscheinen mufste. Indessen die Worte des 101. Kapitels lassen auch eine andre Deutung als möglich zu. Es ist ja gewils richtig, dafs die Worte unmöglich zu Anastasius' Lebzeiten geschrieben

H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 47

sein können; aber müssen sie darum unbedingt dem Josua abgesprochen werden? Die Autorschaft des Dionysius ist doch nur eine unsichere, von Wright mit aller Reserve in einer Note ausgesprochene Vermutung.

Was wir von Josua sicher wissen, ist seine grofse Verehrung für Flavian. Nun wird dieser 512 durch Anastasius abgesetzt, und an seine Stelle tritt der streng monophysitische Severus, der zwar das Henotikon recipiert, aber unter gleichzeitiger Verdammung des Chalce- donense, und mit Johannes von Alexandria und Timotheos von Kon- stantinopel Gemeinschaft hält. Für Syrien bezeichnet dies das Aufgeben der bisherigen Friedenspolitik des Anastasius; es ist eine Konzession an die strengen Monophysiten, welche jetzt mit derselben fanatischen Intoleranz ihre Herrschaft ausüben, wie später bei der unter ‚Justin ein- tretenden Reaktion die Orthodoxen. Was ist nun natürlicher, als dafs der milde Josua zur Zeit der drakonischen Mafsregeln Justins und Vi- talians, welche die irenischen Henotiker, wie die korrekten Monophy- siten gleichmäfsig hart trafen, in dieser Verfolgung aller nichtsynoditisch Gesinnten die Strafe für die Exzesse der Monophysiten strengster Ob- servanz erkannte? Der von ihm einst so gefeierte Kaiser Anastasius trug mit Schuld an der Katastrophe, weil er die Absetzung des fried- liebenden und zwischen den Parteien vermittelnden Flavian zum min- desten hatte geschehen lassen; er war eben ‘in seinen letzten Jahren nieht mehr der von Josua bewunderte „allmächtige gläubige Kaiser“, sondern wie Salomo in seinem Alter, thöricht geworden. In einem sol- chen Gedankenzusammenhange scheinen mir die Worte auch als nach- trüglicher Zusatz des Josua selbst nicht auffällig oder unverständlich; man hat dann nicht nötig, die Worte einem spätern Interpolator zuzu- schreiben, wenn man an der auch aus historiographischen Gründen empfehlenswerten Vermutung Gutschmids festhält, dafs die Chronik zwar 507 (oder kurz vorher) verfafst, aber erst nach Anastasius Tode mit dem nachträglichen Zusatze sei veröffentlicht worden. È

Josua steht übrigens mit seiner Gesinnung keineswegs allein. Wir haben dafür das sehr interessante Zeugnis eines spätern entschiedenen Monophysiten, des Jakob von Sarüg. Dieser wird gleichmäfsig von den Orthodoxen,-den Maroniten und den Jakobiten als ihr Heiliger in Anspruch genommen. Dafs er zur strengen Richtung der Monophysiten sich öffentlich bekannte, geht aus den von Martin publizierten Briefen ganz zweifellos hervor. Indessen scheint diese Überzeugung bei ihm nicht immer in der gleichen Stärke vorhanden gewesen zu sein, was Assemani zu dem Versuch veranlafste, ihn als orthodox hinzustellen: Freilich die von ihm angeführten Excerpte zeigen zum Teil eine bedenk- lieh monophysitische Färbung; bei anderen allerdings kann eine ortho-

48 I. Abteilung

doxe Auslegung, wie sie Assemani beliebte, nicht von vornherein als ausgeschlossen bezeichnet werden. Auch zeigt der Briefwechsel mit den Mönchen von Mar Bassus, vor allem die schroffe, fast grobe Ant- wort auf seine Verdammung des Nestorios, Eutyches, Diodoros, Theo- doros und Theodoretos, wie wenig man in streng monophysitischen Kreisen ihm traute. Obschon er seit seiner Jugend, seit 45 Jahren, den Diodor von Tarsos verabscheut zu haben behauptet, verl sie und das ist charakteristisch noch eine ausdrückliche Verdammung von Leos Tomos, vom Konzil von Chalcedon und Annahme des Heno- tikons u. s. £ Das neue Glaubensbekenntnis, welches Jakob jetzt nicht ohne Verdrufs und leisen Hohn ablegt (Z. D. M. G. XXX, 1876 S. 249) zeigt deutlich, dafs Lazarus und seine Mönche ihn flavianischer Gesin- nung für verdächtig hielten. Darum prüft er nun die Frage über das Konzil von Chaleedon „im Lichte der übernatürlichen Wissenschaft“ und kommt zu dem Resultate, dafs die Annahme des Henotikons die Verdammung des Konzils in sich schlösse. Von Flavian, „dem Zer- trenner Christi“, sagt er sich los und bekennt sich zu Severus. Was das Henotikon nur in dunkeln und rätselhaften Worten ausgesagt hat, das hat dieser klar und präzis gefafst. Seine Interpretation des Heno- tikons, wonach dasselbe „geschickt und ohne Lärm“ das Konzil vertilgen soll, ist die allein richtige, von der Synode von Tyros approbierte und von den Alexandrinern von Anfang an vorgetragene Lehre. Sauer genug wird dem Jukob diese „löbliche Unterwerfung“ geworden sein; allein er befand sich den fanatischen Mönchen gegenüber in einer ähn- lichen Zwangslage, wie Theodoret in Chalcedon, als er seine Stellung zu Nestorios definieren mufste. Von ihrem Standpunkte aus scheinen auch die Mönche mit ihrem Mifstrauen nicht ganz unrecht gehabt zu haben; denn mit der Thronbesteigung Justins mufs Jakob wieder einen kleinen Frontwechsel gemacht haben; anders vermag ich wenigstens das Faktum nicht zu erklären, dafs, während sonst in den östlichen Pro- vinzen die monophysitischen Bischöfe massenhaft entsetzt wurden, er selbst 519 auf den Stuhl von Batnae befördert wurde.') Sein baldiger Tod erlöste ihn von weitern Drangsalierungen, wie sie nach Dionysius von Tell-Mahré Paulus von Antiochien in chalcedonensischem Eifer be- reits gegen ihn begonnen hatte. Bei der leidenschaftlichen Schärfung der Gegensätze war eben für die Mittelpartei kein Platz mehr. Männer wie Josua, welche die Traditionen Flavians und der wahren Henotiker

1) Vgl, auch Abbeloos et Lamy, Gregorii Barhebraei chron. eceles. I p. 924, 926, deren Schlufsfolgerunggn ich freilich nicht beizutreten vermag. Die Ver- mutung, dafs die Mar Bassusbriefe gefülscht seien, ist lediglich eine Verlegenheits- auskunft,

H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 49

aufrecht erhielten , mufsten sich immer mehr vereinsamt fühlen; sie standen auf einem verlornen Posten, oder wenn sie, wie Jakob von Sarüg, der jeweiligen Zeitströmung Konzessionen machten, traf sie nicht mit Unrecht der Vorwurf der Charakterschwäche. Für das Reich war es aber ein unersetzlicher Verlust, dafs die Mittelpartei völlig ausstarb. Denn als Justinian bei seinen zahlreichen kirchenpolitischen Experi- menten schliefslich zu der Einsicht kam, dafs seines Oheims unbedingtes Eintreten für das Chalcedonense ein schwerer Mifsgriff gewesen war, und als er demgemäfs zur. Entrüstung des Occidents das Programm der alten flavianischen Mittelpartei plötzlich für die allein orthodoxe Reichs- religion erklärte, da war es schon zu spät. Die Extremen hatten in Syrien und Ägypten bereits die unbedingte Herrschaft erlangt und verwarfen den neuen Unionsvorschlag mit Hohn. Das folgende Juhr- hundert hatte die traurigen Folgen zu tragen.

Jena. | Heinrich Gelzer.

Byzant. Zeitachrift 1 1. L

Der Chronist Iulios Polydeukes.

Eine Titelfälschung des Andreas Darmarios.

Ein gut angelegter Katalog aller in den europäischen Bibliotheken befindlichen Handschriften byzantinischer Chronisten und Historiker wäre von dem gröfsten Werte, nicht blofs als Vorarbeit für die nötigen kritischen Ausgaben verschiedener Schriftsteller; es würden sich viel- mehr auch manche andere Fragen mit seiner Hilfe schnell erledigen lassen, die jetzt viel Zeit und Briefe erfordern. Wir können dies leicht an dem folgenden Beispiel sehen. Der Unterzeichnete hat an dem Re- sultat geringes Verdienst; dasselbe gebührt den Herren, welche so freundlich waren, ihn mit Auskunft über die verschiedenen Handschriften zu unterstützen.

Ign. Hardt gab im Jahre 1792 eine byzantinische Chronik aus der Münchner Handschrift Nr. 181 heraus, wo sie den Namen des Iulios Polydeukes trägt. Sie reicht von Erschaffung der Welt bis zum Be- ginn der Regierung des Kaisers Gratianus, ist übrigens am Ende ver- stiimmelt. Dieselbe Chronik war schon 1779 was Hardt übersah von Bianconi aus einem Ambrosianus publiziert worden, doch ohne Verfassernamen. Denn in der Mailänder Handschrift fehlt aufser dem Schluls auch der Anfang. Aufser diesen zwei Handschriften wurde in der Litteratur noch auf einige andere aufmerksam gemacht: Fabricius- Harlefs, Bibl. graec. VI 144, spricht von einem Palatinus und einem Schleusingensis. Ersterer trägt jetzt die Nummer 399 und soll unten noch erwähnt werden; letzterer ist nach gütiger Mitteilung des Herrn Gymnasialdirektors Dr. Schmieder zur Zeit nicht mehr in Schleusingen vorhanden; auch ergaben Nachforschungen über seinen Verbleib kein Resultat. Ferner spricht Heyne in der Rezension von Hardts Ausgabe (Gött. Anz. 1794 II S. 1495) von einem Gottingensis. Dieser (Philol. 74) ist im vorigen Jahrhundert wahrscheinlich aus dem Münchener Exemplar abgeschrieben und deshalb wertlos.') Endlich hat B. Hase in den Noten zum Leo Diaconus (S. XXVII und 414 der Bonner Ausgabe) auf eine

1) Die Notiz über die Handschrift und den Verfasser der Rezension verdanke ich Herrn Prof. Dr. W. Meyer in Göttingen.

52 I. Abteilung

puorodoyixòv ris étanuegov (a. R. + von Darm.): F. ré40g rev mivaxos tig napovong BiBiov. F. ’loukiov trohudeúxouc ‘Ictopia pucıkn | eic Thy Kocnonolav Ex TC yevecewc Kai xpoviKdv ÉpEEñC. | mpo- oinov. | Inc. Beds 6 äypovos urd. Expl. f. 143" medio: éxl rovroıg yeienög. Am Rande: G.oluaı éddints iv | Ind tig dpyaı drnrog. F. 144" ohne Überschrift inc.: ¿Oéurog' puuoddsos* Peóuidos xrA., am Rande obrog esige dv tH dopyerino. Es ist das im Pinax Toropla puoi) ’IovAlov moAvösvxovg genannte Stück, in Wirklichkeit das vorn verstümmelte erste Buch von Pollux Onomastikon (p. 6 Bekk.). F. 172" folgt das zweite Buch: TovAlov xodvdevxovs óvoparixóv BıßAlov (B' fehlt). Expl. f. 184" .. wuxrnetgev Avoias (p. 74, 2 Bekker). F. 185" Huciohdoyixóv tic éZanuépou (von Allatius unter dem Namen des Eusta- thius Antiochenus herausgegeben, Lugd. 1629). Inc. Kiruns uèv oùv xal “Appixavos «rd. Expl. f. 214" 4 cadea... elonoi (sic; = p. 41 All). Hierauf oörwg elqev év xrpororóxco to télog. Am Rande steht: uereypapdtv tnd | tie faordixijg PuBAcobyxns Balordéas | lone'vürv, und wieder in der Mitte der Seite: bx0 avöpeov dapuagiov rob éxe davotov.

Cod. Palat. gr. 399 chart. in 8 quadr. saec. XVI ff. 294 ist eben- falls von der Hand des Darmarios, wenngleich er keine Unterschrift am Schlusse beigefügt hat. Die zwei Bücher des Onomastikon sind in dieser Handschrift nicht enthalten; sonst stimmt sie völlig mit der Münchner überein.

Das Exemplar, aus dem direkt oder indirekt diese beiden Abschriften des Darmarios stammen, ist uns noch erhalten in der Mai- länder Handschrift, aus der Bianconi die Chronik herausgab. Ich setze die Beschreibung dieses alten Codex, die ich Herrn Prof. Dr. R. Schöll verdanke, her: Cod. Ambros. D 34 sup. (n. 2) membr. saec. X pulchre scriptus (4e quaternionum, sed deest quat. xy); Tarenti emptus a. 1606.1) 1) Compendium historiae (primum folium [cum titulo] periit). Inc. | gov dneiowg xa) dxdéros = Jul. Poll. chron. p. 8 Hardt. Expl. éxi rov- tog yadexnds 7 |; cetera desunt unius quaternionis defectu. Ex- cipit 2) Pollucis Onomastici (initio eadem de causa mutili) lib. I et II. Inc.: éSéunros uuoddeos* Deduicos «rd. Expl. pvxtnoiterv db Avoías. Sequitur 3) Duaioioyuxdr tig étanueoov averi yoapov. Inc.: KAÿuns uty oùv xtA.; des. y oavea... elacıcı.

Dafs der Ambrosianus der Archetypus der Darmarioshandschriften ist, geht deutlich daraus hervor, dafs in ihm das Fehlen des Endes der Chronik und des Anfangs des Onomastikon nicht ursprünglich, sondern

1) Verwechslung von » und o sowie Itacismusfehler sind sehr häufig. _

Th. Preger: Der Chronist Iulios Polydeukes 53

durch den Ausfall eines Quaternio verursacht ist. Hingegen war das erste Blatt, das jetzt im Ambrosianus fehlt, damals, als Darmarios oder wenn wir ein Mittelglied annehmen sein Vorgänger kopierte, noch vorhanden. ')

Hätten wir einen andern Gewährsinann als diesen leichtfertigen Griechen, so würden wir annehmen, dafs der mit dem ersten Blatt verlorene Titel der Chronik in seiner Vorlage ebenso lautete, wie jetzt im Monacensis und Palatinus. Aber des Darmarios Zuverlässigkeit ist so gering, dafs Zweifel an der Richtigkeit des Autornamens, der uns in byzantinischer Zeit sonst nirgends begegmet, wohl berechtigt sind. Zufällig kann man die Fälschung in unserem Fall klar beweisen.

Darmarios sagt auf der letzten Seite der Münchner Handschritt, er habe dieselbe aus einem Codex der Bibliothek des Königs von Spa- nien, d. i. der von Philipp II gegründeten Bibliothek im Escurial, ab- geschrieben. Jetzt ist dort keine Handschrift mehr desselben Inhalts vorhanden, aber in dem noch erhaltenen Katalog des 16. Jahrhunderts (cod. gr. Escur. X 1, 16) lesen wir unter der Rubrik ‘Toropia éxx4n- ciuctiri) xal Bio &yiwv ¿v 6” folgende Notiz (nach dem Auszug von Miller, catal. des mss. gr. de l'Escur. $. 322): ‘n. 806: Histoire eccle- siastique anonyme histoire physique par Pollux physiologie de l'hexaemeron par Anonyme” Erinnern wir uns daran, dafs Darmarios in dem zive& der Münchner Handschrift das verstümmelte erste Buch des Onomastikon mit Torogia pvorxi) TovAiov IToAvdevxovs bezeichnet, so ergiebt sich ohne weiteres, dafs die Handschrift Nr. 806 des alten Kataloges mit der Vorlage des Darmarios identisch ist. Im Katalog des Escurial war eben dem an zweiter Stelle stehenden akephalen Werke, dessen Überschrift unbekannt war, der nicht völlig zutreffende Titel fotopia pvorx% gegeben worden. Den Verfasser kannte man vom darauffolgenden zweiten Buche. Darmarios aber hat, um seiner Hand- schrift erhöhten Wert zu verleihen, den Verfassernamen und den Titel des zweiten Werkes vor das erste gesetzt.

Als ursprünglicher Titel des Pseudo-Polydeukes bleibt also übrig: eis Tv xoouonoulav Éx tig pevéosws xul qoovixòv Epebijs, eine Fas- sung, zu der wir die Parallele haben bei Theodosios Melitenos. Bei ihm lautet die Überschrift in dem -einzig bekannten Monacensis 218: elg tiv xoouoxoulav Ex tis pevéoswg xal ¿E Gllwv lorogıxav Epebiis cvvayoyr xa) diapógov ypovıröv. Es ist bekannt, dafs Theodosios, Pseudo-Polydeukes und Leon Grammatikos, zu denen nun auch Vat. 163

1) Die Annahme, dafs Darmarios den Anfang aus einer ähnlichen Chronik ergünzte wie es im Vat. 163 geschehen ist halte ich nicht für wahrscheinlich.

54 I. Abteilung. Th. Preger: Der Chronist lulios Polydeukes

kommt, unter den byzantinischen Chronisten eine nahe verwandte Gruppe bilden (Hirsch, Byz. Studien 89—115). Bei Leon und im Vat. 163 ist der Anfang mit dem Titel verloren gegangen; er wird auch bei ihnen ähnlich gelautet haben wie bei den zwei anderen.* Auch das Werk des Symeon Magistros gehórt teilweise zu dieser Gruppe; im. Vindo- bonensis 91 trägt seine Chronik den Titel: síg tiv xoguoxoav &x rüs pevéceos xal yoovixdy Epetijs ovileyiv mapa Lupedvos payiergov xal Aoyo®érou êx diupdprv yoowxdy xul forogedv (Gelzer, Jul. Africanus I 57; ganz ähnlich im Parisin. 1712, s. ebenda II 1, 281).

Ich habe oben die Möglichkeit offen gelassen, dafs zwischen dem Ambrosianus und den Handschriften des Andreas Darmarios noch ein Mittelglied sei. Da jedoch das Exemplar des Escurial nach dem Ka- talog in quarto war, wie es der Ambrosianus ist, so besteht wenigstens die Möglichkeit, dafs dieser selbst, bevor er im Jahr 1606 in Tarent für Mailand angekauft wurde, im Escurial war und dort die Vorlage des Darmarios bildete.

Zum Schlufs mag daran erinnert werden, dafs unsere byzantinische Chronik nicht das einzige Werk ist, welches dem Verfasser des Ono- mastikon fälschlich beigelegt wurde. Am Anfang desselben Jahrhun- derts, in dessen zweiter Hälfte Darmarios den Palatinus und den Mo- nacensis schrieb, kopierte sein Landsmann Georgios Hermonymos aus Sparta die anonyme Schrift xepl x«dnuegivig bpuidlas und -setzte als Verfasser an die Spitze den Polydeukes (cod. Par. 3049). Seine Autor- schaft hat warme Verteidigung gefunden durch Boucherie, ist aber ge- wifs ebenso falsch, wie wir es bei der Chronik nachgewiesen zu haben glauben: vgl. Krumbacher, Abh. aus dem Gebiet der Altertumswissen- schaft, W. v. Christ dargebracht, S. 307 ff. und Corpus glossariorum Latin. ed. G. Goetz, vol. III S. XX und 223.

München. Theodor Preger.

1) Von den vier Chronisten bricht Ps -Polydeukes am ehesten ab. Denn wenn wir seinem Werk auch den grölseren Teil des verlorenen Quaternio zuweisen müssen, so kann es doch kaum weiter als bis zum Jahr 400 gereicht haben.

The identity of Thomas the Slavonian.

The civil war between the Emperor Michael II and Thomas the Slavonian has never been fully treated in detail. I hope, with the permission of the Editor, to contribute an account of this episode to a future number of the Byzantinische Zeitschrift. In the meantime this preliminary paper deals with some difficulties, which meet us at the outset, touching the early career ot the hero ot the rebellion.

In reading the biographical statements of our authorities concer- ning him, it is almost impossible to know where one is. One is never sure that one has really got him. Sometimes one is tempted to adopt, as a desperate expedient, the suggestion thrown out by Finlay that two distinct persons were confounded. Even three Thomases would not surprise us.

The first question touching this Proteus is his race. It is distinctly stated by Genesius (p. 8 ed. Bonn.) that he was born by the waters of lake Gazürus. This doubtless means that his birthplace was Gaziura on the river Iris in Pontus, a town to the southeast of Amasia, and to the west of Komana.') But while Genesius goes on to tell us in the same passage that Thomas was an Armenian, in another place he states that he was a „Seythian“ (oxu@ifov 146 yéva, p. 32), in other words, of Slavonic origin. The latter statement is confirmed by the Continuer of Theophanes (p.50 ed. Bonn.):

¿E donuov te povecov nai mevigo@vr, úldos bt xal ZxAafo-

yevy, tiv noAlaxıs Eyaıocsevdevrov xara tv “Avarodyy, where the last words are intended to explain the presence of Slaves in Pontus. But what does Genesius mean by saying that Thomas was an Armenian? May it have been that his mother’s family was Arme- -nian? Or was Genesius guilty of an error when he wrote the earlier passage? Or were there two Thomases, one an Armenian, the other a Slave? On this point the Letter”) of Michael II to Lewis the Pious

1) See Kiepert's Iliva& rod pecarmvinxod 'Eldnvicuod xara tiv dexatny ina- tovraetnoida published 1883 by the Syllogos at Athens for the Diffusion of Hellenic literature.

2) See Baronius, Annal. Ecclesiast. XIV 62—66.

56 I. Abteilung -

(whose authority would have been decisive) does not help us. From it we only learn that Thomas was a disciple of the old devil and a ready performer of his work. Nor can we draw any inference from Simon Magister's ‘Popatos !), which would apply to any Roman subject, whether Armenian or Slave.

The next difficulty concerns the career of Thomas before his revolt. Here the Letter of Michael gives us a detailed story. According to this document, he was the servant of a great Patrician in the days of the Empress Irene, and proved treacherous to his master, and lay with his master’s wife. When this became known, fearing punishment he fled to the „Persians“, as the Saracens of the East were usually called in Western Europe. He abode among the unbelievers until the reign of Leo the Armenian, and during that time was recreant to the chri- stian faith, becoming a Mohammedan in order to gain influence with the Saracens and „other nations“. Further he persuaded them that he was Constantine the son of Irene, that another had been blinded in his stead, and that he had escaped with his eyesight.

In regard to this sketch of the tyrant’s career by the Emperor who subdued him, the following points may be noted. (1) The name of the great Patrician whom Thomas served is not given. (2) Thomas is said to have actually committed adultery with the Patrician's wife. (3) The length of his sojourn among the Saracens is not stated. (4) No mention is made of the position which he held under Leo V. (5) No reference is made to his having played a part in the revolt of Bardanes under Nicephorus.

Let us now‘turn to another source, Genesius. Here we must dis- tinguish two different accounts which he gives in differents parts of his work. It will be convenient to designate them as A and B.

(A). On p. 35, in his account of the reign of Michael II, he re- cords that Thomas, sprung of humble parents, went to the City of Constantine to seek his fortune. He attached himself there to the Patrician Bardanes, but, having attempted to commit adultery with his lady and being charged of the treachery, he fled to Syria, where he denied the faith of Christ and abode twenty five years. Genesius also makes the extraordinary statement that the disloyalty of Thomas to his master was prompted by the then reigning Emperor Nicephorus, who was jealous of the virtues of Bardanes.

It is clear that this story does not hang together. A man‘ who fled to Syria in the very first month of the reign of Nicephorus (De-

1) ed. Bonn, p. 621.

‘J. B. Bury: The identity of Thomas the Slavonian 97

cember 802)') and remained there five and twenty years could not be in Romania rebelling against Michael in the year 821. Therefore, either it is untrue that Thomas fled to Syria in the reign of Nicephorus owing to treachery to his master, or he did not remain there so long as a quarter of a century. |

It would be easy enough to assume that some error in the date had crept in, but there is another nest of contradietions in Genesius, and these must be pointed out before we compare his evidence with the story of the imperial Letter.

(B). In an earlier passage of his work, where he digresses to record the revolt of Bardanes, Genesius explicitly states (p. 10) that Thomas not only served Bardanes in that unsuccessful enterprise, but distinguished himself from his two comrades Leo and Michael, the future Emperors, by faithfully clinging to his master, while they de- serted to Nicephorus. This story is hopelessly at variance with that told in the later passage (A). In the one story, Thomas is conspicuous by his faithfulness to his master in the hour of need; in the other account, he distinguishes himself by perfidy and flees we must sup- pose, before the revolt breaks out to Syria. The only fact common to the two accounts is that he was in the service of Bardanes, and to this fact we may safely hold fast. And in either case he cannot have been twentyfive years in Syria or anything like it.

We may now compare the two conflicting uccounts in Genesius with the Letter of Michael. (1). The tale of Genesius, which I call (A), gives the name of the Patrician, who is not named by Michael. (2). While Michael says that adultery was committed, it is expressly stated in (A) that Thomas tried to commit the act but did not suc- ceed.”) (3). The time of the sojourn of Thomas in Syria, not stated by Michael, is given in (A) as 25 years. (4). Genesius states in the 1* Book of his work that Leo V created Thomas turmarch of the Federate troops and his words at least suggest that this appointment was made immediately after that Emperor's accession (813).*) (5). The part played by Thomas in the rebellion of Bardanes is described in (B), but is inconsistent with (A).*)

1) I am bere taking the story on its own merits, without regard to the fact, otherwise known, that Thomas aided Bardanes in his revolt in 803.

2) Deóyo» chy ¿ml ej porzela dluny fiv narangdkaodaı piv éxereadn, vi» eig Hoyov xooëBn, sis Zvolar énédou.

8) p.12. ávagondels Inuocla Adwy 6 Baouests Oouty x. y. 1.

4) For the connexion of Thomas with the revolt of Bardanes see also Life of Leo V in Theoph. Contin.

58 I. Abteilung

It is evident that the testimony of Michael agrees with (A) except in a minor point, and that neither squares with (B). When Michael says that Thomas entered the service of the Patrieian in the reign of Irene this is not inconsistent with the statement of (A) that he left the service of his master in the reign of Nicephorus. The only point in which the stories are slightly inconsistent is that according to Michael the adultery was consummated, according to (A) it was mot. Here we naturally give the preference to Genesius, even though Michael's testimony in that of a contemporary. But the difference is of no im- portance. If we had only these two accounts before us we should have no diffieulty in reconstructing the career of Thomas. We should say that he fled to Syria early in the reign of Nicephörus, owing to the discovery of an intrigue with the wife of his master Bardanes and that he remained among the Saracens until some time in the reign of Leo. We should say that the „25 years“ in Genesius was a slip of the writer or an error in the Ms.

But we cannot get rid of these 25 years so easily. The same period is mentioned in the Continuation of Theophanes (p. 51, Zrog pdo nov dinvdero todro zeunrbv zal elxoorsy),.. The compiler, who put together the history of Michael the Amorian by the orders of Constantine Porphyrogennetos, felt, like us, considerable perplexity as to the facts about Thomas. He states that there are two different stories about the tyrant (durrdg Adyog pégercr) and declares in favour of that which corresponds to (A) of Genesius. But he tells us one im- portant fact about this version, which we do not learn from Genesius, He tells us that he derived it from a written source, ¿E éyyodpor tvov &yav th Pefawov (p. 50). We might have suspected this, but we could not have known it, from Genesius' dxguBéoregor dettorogetota

But there is one very important difference between the account of the Continuer and that of Genesius. The Continuer writes thus of the connexion of Thomas with Bardanes:

x0l dij tivi tov GvprANTIZOV Eunngsreiv te nal Aerrovopetv noAAndelg ur. A, not stating, or seemingly knowing, who the ovyxAnrızdg or Senator in question was. Genesius, on the other hand, knows that he was Bar- danes. Yet the word xoAAndeis, which both writers use, betrays that they got their facts from a common source the &yygapa mentioned by the Continuer. Genesius puts it thus: x0l xoZAnBels tivi tov zergıxlov (Bugódwns obros iv 6 AeyBeis) x. 1, A. Here, I believe, we have the key to unlock the true story of

J. B. Bury: The identity of Thomas the Slavonian 59

Thomas. The author of that common source was as ignorant of the name of the master whom Thomas wronged, as were the authors of the Continuation of Theophanes. It was only Genesius who knew that. The parenthetical way in which he introduces the name Bardanes ıs significant. It would be too much to say that this identification was entirely due to Genesius himself; he may have supplemented what he found written by some popular story, in which, as is the way in po- pular stories, different people were confused. The intfoduction of Bar- danes into the tale brought with it as a matter of course the intro- duction of Nicephorus.

The key to the problem is that the Patrician from whose vengeance Thomas fled to Syria was not Bardanes. It is ex- pressly stated by Genesius and the Continuer that Thomas was an old man when he rebelled.') Supposmg him to have been sixty years of age in 820, he would have been born in 760. We might suppose that he came to the City when he was about twenty years old and entered the service of the nameless Patrician at the beginning of Irene’s reign (780); that he was soon obliged to flee to Syria, where he spent the rest of that reign among the Saracens, and, at the accession of Nice- phorus returned to Romania and attached himself to the fortunes of Bardanes, so as to take part in the rebellion of 803. The difficulty still remains that the period of twenty five years is not completely accounted for. If he fled to Syria in 781 and returned in the first months of 803, twenty three years would be an accurate description; but twenty five would not be a very serious exaggeration in a case of the kind. If such an exaggeration seem unlikely to me, for one, it seems by no means unnatural —, we have the alternative of suppo- sing that Michael was inaccurate in stating in his Letter to Lewis that the incident of the adultery took place in Irene’s reign. Either mistake might have been made; but the number given by the later writers is more likely to be wrong, as Michael who had known Thomas when they both served Bardanes, probably knew the fact more accurately and had no motive to misrepresent the date. Yet another alternative is possible. After the suppression of the revolt of Bardanes, Thomas may have returned to his Saracen friends. Indeed it seems almost certain that he found a refuge there, for, as he had supported Bardanes to the end, he was not safe within the borders of the Empire. If so, the period of twenty five years may represent the sum total of the lengths of both his sojourns in the dominions of the Caliph.

nn ee _

1) Genesius p. 82, roûs xal ynearog dv.

60 I. Abteilung. M. Treu: Demetrios Kydones

To sum up. The accounts of Thomas given in (1) the Letter of Michael to Lewis, (2) Genesius, Book I, and the Life of Leo V in Cont. Theoph., (3) Genesius Book II and the Life of Michael II in Cont. Theoph., can be brought into general harmony, if we recognize that the identification of Bardanes and the Patrician whom Thomas wronged was due to the inconsiderate fancy of Genesius.

J. B. Bury.

Demetrios Kydones.

Ein Demetrios Kydones hat seinem unmündigen Neffen Johannes testamentarisch als Legat 50 Hyperpyra vermacht. Der Patriarch von Konstantinopel Matthaios I bestimmt im Mai 1400, dafs diese Summe Johannes’ Mutter, der Protomaistorisse, übergeben werde. Er bestimmt dies auf Veranlassung ‚eines der Testamentsvollstrecker, des Michael Gabalas, welcher Höfling des Kaisers Manuel II Palaiologos war olxetoz To xputtoto xal ayia avroxpgdropl. Vergl. Fr. Miklosich et los. Müller, Acta patriarchatus Cpolitani, tom. II pag. 390 f. Ich glaube in jenem Demetrios Kydones den berühmten „Essayisten“ wieder- zuerkennen. Auch er ist ein Höfling. Noch im letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts stand er mit seinem Schüler und Freunde, dem Kaiser Manuel II, in Briefwechsel, und dieser Briefwechsel ist überhaupt die letzte Thatsache, welche wir aus seinem Leben kennen. Vergl. K. Krum- bacher, Gesch. der byz. Litteratur S. 205. Wir werden also schwerlich irren, wenn wir annehmen, der bekannte Demetrios Kydones sei im ersten Drittel des Jahres, 1400 gestorben. In jenen Akten werden noch zwei Leute Namens Kydones erwähnt, beide ohne Vornamen: der eine war 1394 Protonotar in Christopolis (dem alten Amphipolis), der andere, der Schwiegervater des Bäckers Theotokes, starb, wohl auch im Jahre 1400, &v ’Avaroin. Vergl. jene Akten S. 204 und 416.

Breslau. Max Treu.

Die byzantinische Kunst.

Krumbacher hat in seiner , Geschichte der byzantinischen Litte- ratur“ die versprengten Arbeiten auf byzantinischem Gebiete zusammen- gefafst und schafft heute in der „Byzantinischen Zeitschrift“ ein Organ, welches diese Vereinigung aufrecht erhalten und fortführen soll. Was sich seit Jahren auf allen Wissensgebieten ankündigte, hat dadurch greifbare Gestalt angenommen: das Studium der Byzantiner um ihrer selbst willen, nicht wie bisher im Zusammenhange der klassischen, mittelalterlich-abendländischen und orientalischen Kultur, soweit die Kenntnis des Byzantinischen zur Herstellung eines Zusammenhanges derselben untereinander notwendig war, sondern als der einzig dastehen- den Erscheinung einer Kultur, die Antike und Christentum, Orient und Hellenismus in sich vereinigt, ohne dafs barbarische Einwanderungen die alte Volksmasse wesentlich verändert hätten. Das byzantinische Reich führt vielmehr äufserlich den Kampf der Graeco-Italiker gegen die anstürmenden Völkermassen des Orients und die nordischen Bar- baren fort, seine endliche Niederlage in diesem Ringen ist zugleich sein eigener Untergang und der Untergang des letzten Restes direkter an- tiker Tradition. Insofern setzt die Geschichte von Byzanz diejenige der klassischen Völker fort und unterscheidet sich darin wesentlich von den neuen Kulturen des Abendlandes und des Islam.

Die Kunstgeschichte ist vielleicht am weitesten zurück in der Kenntnis der byzantinischen Welt. Was in Spezialwerken und Hand- büchern darüber berichtet wird, baut sich auf ein paar zufällig bekannt gewordene Denkmäler auf, die überdies für die spätere Zeit nicht ein- mal zu den mafsgebenden gehören. Nur Bayet und Kondakoff') haben Versuche systematischer Forschung gemacht, der eine, indem er die Skulptur und Malerei in vorikonoklastischer Zeit untersuchte, Kondakoff, indem er der in den europäischen Bibliotheken so glänzend vertretenen Miniaturenmalerei, die ihrer absoluten Bedeutung nach am Schlusse daran kommen sollte, eine umfassende wissenschaftliche Bearbeitung

1) Man vgl. für die Litteratur Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 30 f. und | Kondakoffs Einleitung zur Hist. de Part byz.

62 T. Abteilung

angedeihen liefs. Die Bedeutung der byzantinischen Kunst wird zwar allseitig anerkannt, aber es geht ihr niemand ernstlich zu Leibe. Dobbert in Berlin, der durch seinen Zusammenhang mit der russischen Schule darauf geführt wurde, ist beim Abendmahl stehen geblieben. Brock- haus in Leipzig entwickelt neuerdings eine sehr schätzenswerte Kenntnis der griechischen Kirchenlitteratur, besitzt aber noch zu wenig Erfah- rung auf dem Gebiete der byzantinischen Kunst. Bayet läfst leider gar nichts mehr von sich hören. Daher bleiben nur Kondakoff in Peters- burg und seine Schüler, Schlumberger in Paris, Charles Diehl in Nancy, Tikkanen in Helsingfors und der Verfasser. Es wäre sehr zu wünschen, dafs man auf deutschen Universitäten der byzantinischen Kunst gegen- über nieht riete “Lassen Sie einstweilen die Hand davon’ (Grimm), son- dern junge versprechende Kräfte zur Ausfüllung dieser bedeutendsten Lücke der Kunstwissenschaft anspornte und unterstützte. Solange die Kunstforschung das Studium des Byzantinischen umgeht und nicht als Pflicht erkennt, fehlt ihr in der That der wissenschaftliche Charakter; ‘denn dann sucht sie sich aus, was ihr schmeckt, macht Mode und folgt derselben. Die Verleger wissen das.

Allerdings, das Studium der Kunst der Byzantiner ist nicht so be- quem und kostspieliger als das der abendländischen Kunst, Aber bei einiger Konzentration der Kräfte und Mittel könnte doch ein Scherflein für Byzanz abfallen, ohne dafs wir deshalb auch nur entfernt in das Extrem der klassischen Archäologie zu verfallen brauchten, welche Grie- chenland und den Orient durchwühlt und die Kunst Roms fast gänzlich vernachlässigt. Mit der Topographie von Konstantinopel hat sich seit Gyllius kein europäisch geschulter Gelehrter an Ort und Stelle be- fafst. Ducange, Unger, Labarte konstruieren lediglich auf Grund der litterarischen Quellen. Paspati, den Arbeiten des 'EAAnrıxög DıAoAo- yırbg Dadoyog in Konstantinopel, sowie Dethier, Mordtmann, Mühl- mann, Millingen u. a. fehlt die vor allem durch die Bearbeitung der Topographie von Rom und Athen erzielte Schulung dieser Art For- schung und der kunsthistorische Standpunkt. Dies gilt bis zu einem gewissen Grade auch von den einschlägigen Arbeiten Kondakoffs, Destunis’, Ljuksas u. a., obwohl sie jedenfalls in erster Linie anerkannt werden müssen, Bearbeitet sind eigentlich nur die Mauern der Stadt; doch fehlt hier jede Publikation des Hauptdenkmals: des goldenen Thors, welches für sich allein imstande ist, eine Vorstellung der Bedeutung der Theodosianischen Zeit für die Entwicklung der byzantinischen Kunst zu geben. Für die Mauern des Septimius Severus und Konstantin sind wir nicht über das Stadium zum gröfsten Teil haltloser Konjekturen heraus. Die Ansichten über Lage und Abgrenzung der Regionen sind

I. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 63,

durchaus schwankend, es fehlt jede klare Darstellung der Fundamental- sütze der Überlieferung. Von irgend einem Versuche einer systema- tischen Aufarbeitung der Denkmäler kann nicht die Rede sein. Kon- dakoff hat zwar neuerdings nochmal die Nachrichten gesammelt, und sein Buch hat speziell für die Kirchenstatistik Wert. Aber er bringt auch nicht eine Detailaufnahme, sondern beschränkt sich ausschließlich darauf, die Platten der Photographen von Konstantinopel zu reprodu- zieren. Dazu kommt, dafs die von Architekten gemachten Aufnahmen ihnen zufällig zugänglicher Denkmäler unzuverlässig sind. Von Pulgher ganz zu schweigen, trifft dieser Vorwurf auch Salzenberg, der die by- zantinischen Formen ähnlich sah, wie das vorige Jahrhundert die An- tike: damals erschien alles barock, für Salzenberg schillert alles roma- nisch, Um Beispiele zu nennen, zeichnet er das glatte, von Unger Trichter genannte Kämpfer-Kapitell stets als romanischen Würfel (so häufig auch Choisy u. a.) und giebt zumeist Acanthus mollis, wo der so charakteristische Acanthus spinosus sitzt. Das goldene Thor mit seinem Propylaion, die Reste der Palastarchitektur, die Cisternen und Säulen, eine ganze Anzahl von Kirchen, darunter sehr wertvolle wie Kalender, Gül und Fetije Dschami sind so gut wie unbekannt; dafür kommt man immer wieder auf die sog. Theotokos- oder Theodoroskirehe am Wefa Meidan zurück, die weder datiert noch einheitlich erbaut ist und hölzerne Kuppelstützen hat. Wo finden sich Abbildungen der zahl- losen Architekturstücke und Skulpturfragmente, die im Museum und sonst allerorten ihr Stillleben führen? Die Mosaiken, soweit sie nicht durch die gewerbsmäfsigen Photographen veröffentlicht sind, blieben unbeachtet. Und was von Konstantinopel gilt, das gilt ebenso für die ganze Türkei. Für Saloniki und Trapezunt sind wir noch immer auf die unzuverlässigen Aufnahmen Texiers angewiesen, Bayet hat gezeigt, was dort an Schätzen zu heben ist. Über Kleinasien wissen wir nur, was Choisy aus Ephesus, Sardes und Philadelphia berichtet hat. Vogüés Arbeiten über Syrien und Jerusalem haben keine Nachfolge gefunden, Ägypten ist noch völlig terra incognita. Inzwischen wüsten die Türken und christlichen Händler weiter, jeder Tag bringt den Verlust neuer wertvoller Überreste. Architektonische Denkmale stürzen ein oder drohen mit dem Einsturz (Tekfur Serai) oder sie werden auf Abbruch verkauft, skulpierte Marmorstücke wandern in die Hände der Steinmetzen oder werden zu Kalk verbrannt, und neuerdings verschwinden figürliche Bildwerke um Gott weils wann im Abendlande wieder aufzutauchen, ohne dafs dann noch jemand ihre Provenienz kennt oder eingesteht. Die Türken, so sehr die leitenden Behörden scheinbar dem europüischen Drucke folgen, sehen es gern mit an, wenn die Zeugen der christlichen

Gi * È T. Abteilung

Vorzeit verschwinden. Ist doch der dem Verfasser gegentiber einst von der Behörde geltend gemachte Grundsatz, dafs es vor den Türken in Konstantinopel überhaupt nichts gegeben habe und jeder, der dar- über etwas zu sagen habe, ein Schwindler sei, bezeichnend genug. Die besseren Elemente unter ihnen müssen dem von der Mehrheit aus geübten Zwange aus Rücksichten der Selbsterhaltung folgen.

Etwas besser steht es in Griechenland; aber auch dort möchte man das christliche Mittelalter gern vollständig eliminieren. Bei der grofsen Masse ist das verständlich. Aber die Gelehrten sollten die Be schäftigung mit der christlichen Kunst nicht in den Händen eines Lambakis allein lassen. Sein Buch über Daphne, Kremos' resp. Diehls Werk über Hosios Lukas und die schleuderhaften Aufnahmen von Couchaud: das ist ziemlich alles, was über Hellas gearbeitet worden ist. Und doch hat der Europäer hier mit gar keinen Schwierigkeiten zu kämpfen, die Behörden kommen ihm entgegen, das Land ist leicht zugänglich. Und es stehen hier die allerwertvollsten Denkmäler der mittel- und spätbyzantinischen Zeit aufrecht, von denen eines allein im- stande wäre, die landläufige Voreingenommenheit gegen die byzantinische Kunst, so weit sie die Architektur betrifft, in Scham über die mafslose Verblendung umzuwandeln. Keines dieser Denkmäler, nicht einmal die Marksteine byzantinischer Kunst, Daphne, Hosios Lukas, Mistra sind in Abbildungen publiziert. Wer wagt die Mittel dafür bei dem noto- risch schlechten Absatz, der bei dem, oft lediglich geheuchelten Interesse für diese Zeit zur Erfahrung geworden ist? Ich habe solehe Tafelwerke zum Teil fertig bearbeitet liegen; aber wer verlegt mir denn die „By- zantinischen Denkmäler“! Halb gezwungen habe auch ich unglück- licherweise mit der Kleinkunst begonnen, statt das Niveau der Betrach- tung von vornherein auf die monumentale Kunst zu erhöhen. Schliefslieh wird nicht nur der Laie, sondern auch der Fachmann glauben, dafs die byzantinische Kunst lediglich eine Werkstatt für Miniaturen, Emails, Elfenbeinschnitzereien und dergleichen, d. h. eine Produktionsanstalt für Kunstgewerbemuseen gewesen sei. Die Krüfte des einzelnen werden hierin nur langsam Wandel schaffen. Möchte vor allem die klassische Archäologie bei ihren kostspieligen Expeditionen mehr Rücksicht auf die byzantinischen Denkmäler nehmen und die altehristliche Archäologie ihr Interesse bald intensiv auch dem Oriente zuwenden! ;

Nachdem ich so beiläufig versucht habe, den niedrigen Stand der byzantinischen Kunstforschung und die allgemeine Schuld daran zu charakterisieren, wende ich mich der Frage zu, welche eigentlich Anlafs zu diesen Zeilen gegeben hat. Krumbacher benutzt in der Einleitung zu seiner Geschichte der byz. Litteratur S. 5 eine von Springer wieder-

J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 65

holt ausgesprochene Ansicht als unterstützenden Beleg dafür, dafs man den Beginn der byzantinischen Kultur um die Mitte des ©. Jahr- hunderts ansetzen müsse. Bis zum 6. Jahrhundert wandle die christ- liche Kunst im Orient und Occident gemeinsame Bahnen und zeige eine grofse Gleichförmigkeit des Stils; eine Trennung lasse sich bis zu dieser Zeit nicht durchführen, eine eigenartige Richtung der christlichen Kunst im Osten werde erst später (seit Heraklios etwa) bemerkbar. Ungefähr das Gegenteil davon ist richtig. Bis auf Konstantin bzw. Theodosius wandelt die Kunst im Orient und Occident gemeinsame Bahnen, dann übernimmt die in Konstantinopel neu erstandene byzan- tinische Kunst die Führung und dringt in .Justinians Zeit zum Höhe- punkt und allgemeiner Herrschaft durch. Das, was sie bis dahin ge- schaffen hat, wird, von der figürlichen Monumentalplastik abgesehen, zu allen Zeiten in Byzanz festgehalten, der Occident aber unterliegt seiner Altersschwáche und der Invasion der germanischen Barbaren, deren Ornamentgeschmack im 8.— 10. Jahrhundert auch die monumen- tale Kunst beherrscht. Springer wiederholt seine Ansichten präziser formuliert in den Grundzügen der Kunstgeschichte (II. das Mittelalter). Wenn ich wage gegen die Autorität des verehrten Meisters meine Überzeugung geltend zu machen, so geschieht dies mit dem Hinweis darauf, dafs Springer immer nur vom Standpunkte des Abendländers aus urteilte. Er hat nie von der Hochburg des Byzantinismus, von Konstantinopel aus auf die Denkmälerwelt des christlichen Orients herab- geblickt, nie mit dieser intimen persönlichen Verkehr gepflogen und von ihr ausgehend den Blick zurück nach dem Westen gerichtet.

Springer stellt an die Spitze des Mittelalters A. die altchristliche Kunst, indem er mit Recht kleinliche Bedenken beiseite läfst und in einem für die Allgemeinheit berechneten Handbuche der Antike I gegen- über die christliche Kunst II zusammenfafst. Die wissenschaftliche Kunstgeschichte aber muls, wie dies Sybel gethan hat, den Titel A zur Antike ziehen und hat dann zwei Perioden zu scheiden, wie Sybel empfunden, aber nicht durchdrungen hat nach dem Stande der For- schung auch nicht durchdringen konnte:

1. Die altchristliche Kunst, die neben der Antike besteht!) und wie diese lokale Verschiedenheiten, aber im allgemeinen einheitlichen Grundchargkter zeigt: in Rom wie in Italien überhaupt, in Gallien, Hispanien, Afrika und im Osten, für den Bayet die vorhandenen, noch spärlichen Belege gesammelt hat. Ihr Charakter ist anerkannt ein naiv

1) Ich würde sagen schmarotzend, wenn ich " = milfste, mils- verstanden zu werden. Bayet (Recherches ' "Ue sogar auf die Bezeichnung ,,byzantir*

Byzant. Zeitechrift I 1.

66 I. Abteilung

symbolischer. Sie vegetiert nach dem +4. Jahrhundert kraftlos weiter in Italien sowohl wie im Orient, wo sie, scheint es, z. B. noch in der koptischen Kunst einen Ausläufer fand.

2. Die altbyzantinische Kunst, welche nicht neben der Antike be steht, sondern die Traditionen derselben aufnimmt und fortführt, daher die antike Kunst selbst in ihrem letzten Blütestadium ist. Sie ‘ent- wickelt sich nicht der altchristlichen gleichwertig neben gleich inten- siven Strömungen in Rom und den andern Gebietsteilen, sondern sie saugt wie die antiken, so auch die altchristlichen Kräfte aller Gebiets- teile auf, nimmt dann eine eigene, völlig selbständige Richtung und beherrscht schliefslich alle Lokale, in denen die altchristliche Kunst einst blühte und noch vegetiert. Ihr Charakter ist ein historisch- dogmatischer, der Tag ihrer Geburt die Gründung Konstantinopels. Ohne letztere hätte die altehristliche Kunst, vielleicht etwas aufgefrischt durch die Befreiung der Kirche, allein weiter gewirkt, bis Mohamedaner, Germanen und Slaven ihr und damit der antik-christlichen Kunst über- haupt das Ende bereitet hätten, das sie thatsächlich fand. Konstantinopel aber wird der Stützpunkt der neuen christlichen Welt, seine Rolle ist eine viel bedeutendere als die Alexandrias in hellenistischer Zeit. Mögen auch im 4. Jahrhunderte die alten Zentren, vor allem Rom und Alexandria noch Geltung haben, seit Theodosius tibernunmt doch das neue Rom am Bosporus die Führung und steht bald ohne jede Kon- kurrenz da.

Die Gründe für die rasch erreichte Weltstellung Konstantinopels sind oft genug besprochen worden. Für die Entwicklung einer neuen mächtigen Kunstrichtung kommen vornehmlich zwei Momente in Be tracht. Konstantinopel wird im 4. Jahrhundert der Universalerbe der antiken und altchristlichen Kunst. Was in den einzelnen Gebiets- teilen des weiten Reiches an lebensfähigen Kräften übrig geblieben war und dort versprengt allmählich dahinstarb, das wurde zugleich im 4. Jahrhundert von dem Überschufs an künstlerischen Kräften auch nach dem Bosporus übertragen. Römer, Griechen, Alexandriner, Syrer und Kleinasiaten traten hier, angelockt durch die Begünstigungen des grofsen Kaisers, zu gemeinsamem Wirken zusammen. Sie brachten die geistige Kraft mit -— der Boden selbst lieferte ihnen die Mittel, die- selbe unabhängig von der Heimat weiter zu entwickeln. Dieses wich- tige Moment ist bisher völlig übersehen worden. Man wird zugeben: wären die neuen Römer in der Materialbeschaffung auf die Mutterlande angewiesen gewesen, so hätten sie sich nicht in dem Mafse vom Alten lossagen können, wie dies bei Einschlagung neuer Bahnen naturgemäfs notwendig ist. Nun lagen aber so zu sagen in Konstantinopel selbst,

J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 67

vor den Thoren der Stadt die uralten Marmorbriiche der prokonnesischen Insel, sie waren es, welche, der Architektur und Plastik wenigstens, von vornherein ein unabhängiges Vorwärtsschaffen sicherten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs Konstantin auf diese unerschöpfliche Materialquelle bei Gründung der neuen Hauptstadt Rücksicht nahm, wenigstens bewegt er sich nach den Berichten der Historiker mit seinen Plänen auffallend im Umkreis derselben, wenn er zuerst Troja, dann Chalcedon, endlich Byzanz wählt.

Man berücksichtige die beiden geltend gemachten Momente, dazu die stets zu raschem, frischem Schaffen antreibende Bausucht Kon- stantins und seiner Nachfolger, die Fülle allseitiger Aufgaben es miifste nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, wenn diese gärende und drängende Kunstmasse nicht mit der Zeit eine eigene Richtung genommen hätte. Dafs dieselbe Dauer erhielt und nicht mit dem sin- kenden Bedürfnisse wieder verschwand, dafür sorgte nach einer Haupt- richtung der allmählich kräftig entwickelte Betrieb in den Steinbrüchen der Prokonnesos. Sobald Konstantinopel nicht mehr die ganze Leistungs- fähigkeit derselben in Anspruch nimmt, werfen sich die dortigen Händler auf den Export. Doch davon später. Man fasse ferner im allgemeinen die grolsen zeitgeschichtlichen Faktoren ins Auge, vor allem, dafs der Zeitpunkt der Gründung Konstantinopels zusammenfällt mit dem Augen- blick, in welchem der gewaltigste Bildner und Konservator aller Kunst- formen, die Religion, wechselte. Zwar gilt dies ebenso gut für Rom, wie für die anderen Gebiete. Dort aber wurzelten die Künstler dauernd im heimischen Boden und in seiner jede freie Regung niederdrückenden Tradition. Daher läuft dort die Kunst im altchristlichen Geleise weiter bis zu ihrem mehr oder weniger seligen Ende. In Konstantinopel aber hängen die Auswanderer nur durch ihre eigene Person an den überlieferten Formen fest, mit jeder neuen Generation mulste die Nach- wirkung derselben schwinden. Und nicht nur ist diesen Künstlern die Religion zugleich mit dem heimischen Boden unter den Füfsen weg- gezogen, sie bilden zudem keine einheitliche Masse, sondern ein Kon- glomerat, zusammengewürfelt aus aller Herren Länder, so dafs die Art des einen vom andern nur in den Grundzügen verstanden wird, woraus denn mit der Zeit ein Schwanken entstehen mulste, ein Aufgeben, Zu- sammenschliefsen, endlich ein neuer Stil. Dazu kommt, dafs die antike Kunst selbst noch eine ganze Reihe latenter Kräfte aufzuweisen hatte. Noch war ihr Kreislauf nicht vollendet; die Anforderungen des christ- lichen Kultus entwickelten diejenigen Seiten, nach denen sie noch einer Entwicklung fähig war: im Ausbau und Schmuck des Innenraumes, in der Anwendung des Bogens bzw. der Kuppel, die in hellenistischer Zeit

68 I. Abteilung

begonnen hatte, aber bei den festgewurzelten Aufsenformen nicht vor- wärts rückte, endlich in dem Siege der Malerei über die Plastik, den jede natürliche Entwicklung schliefslich mit sich bringt. Und wie das byzantinische Reich selbst zur Zeit Justinians den vollen Umkreis der damaligen Kulturlande umfafst, so erstreckt sich um dieselbe Zeit auch der byzantinische Einflufs in der Kunst, soweit ich bis jetzt beobachten konnte, auf die gesamten Küstengebiete des Mittelliindischen und Schwarzen Meeres.

Ich denke, diese Erwägungen, erst einmal ausgesprochen, müssen die Behauptung, dafs die Kunst im Orient und Oceident bis zum 6. Jahrhundert gemeinsame Bahnen beibehalten und im Osten erst nach dieser Zeit eine eigenartige Richtung eingeschlagen habe, a priori als unwahrscheinlich erscheinen lassen. Soweit ich nun die Denkmäler von Konstantinopel kenne, bestätigen sie die aprioristische Wahrschein- lichkeit durchaus, ja ich bin von ihnen ausgehend, nachträglich erst zum Durchdenken der Verhältnisse angeregt worden. Ich greife nur das eklatanteste Beispiel heraus: die Entwicklung des byzantinischen Kapitells.

Für. das 4. Jahrhundert fehlen datierte Beispiele. Wahrscheinlich ist, dafs die antiken Formen angewendet wurden und zwar in ihrer vollen Reinheit, denn ich habe keine Spur so roher Bildungen wie in Syrien gefunden. Das erste datierte unter den erhaltenen Denkmälern ist das goldene Thor, entstanden kurz nach 388. Die Pilaster-Kapitelle haben korinthische Form, der Acanthus ist der alte römische Acanthus mollis, doch sind seine Lappen wie noch später an der Marcianssäule sehr scharf geschnitten und die Rippen nur oberflächlich vertieft, Bei genauem Zusehen entdeckt man ein merkwürdiges Detail: das oben überfallende Blattende ist in einem andern Acanthusschnitt, dem des Acanthus spinosus ausgeführt. Dieser fette, zackige Schnitt, hier und in zwei anderen Fällen wie ein witziger Einfall des Steinmetzen wir- kend, verdrängt den antiken Acanthus fast vollständig in der Zeit Theodosius' II. Es bildet sich ein typisches Kapitell heraus von kom- positer Grundform, mit acht Blättern des Acanthus spinosus in zwei Reihen, oben zwischen den Voluten statt des antiken Eierstabes einer Reihe aufrechtstehender, fünfzackiger Blätter, unten einem Wulst von schräg gestellten Blättern des Acanthus spinosus, das Ganze von denk- bar zierlichster Bildung. Sie herrscht ein volles Jahrhundert; statt der Voluten treten öfter Adler auf und in Justinianischer Zeit wird daraus das sog. Korbkapitell. Während dieses zu Hunderten in allen Küsten- gebieten des Mittelländischen Meeres nachweisbare Theodosianische Kapitell bisher völlig unbeachtet geblieben ist, hat man eine andere

J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst "69

Neuerung der byzantinischen Kunst, den Kimpferstein, längst als ein Merkmal der Kunst des Ostens im 5. Jahrhundert erkannt. Das an den Ecken tief unterarbeitete, wie überhaupt jedes Volutenkapitell be- durfte, sobald man statt des graden Architravs die Archivolte aufsetzen liefs, eines Zwischenstückes, welches den Druck von den Ecken ab- und auf den Kern allein überleiten sollte. Das Theodosianische Jahrhundert, welches sich von der antiken Tradition noch nicht völlig loslösen konnte, hilft sich durch Einschiebung des Kämpfers. Das Zeitalter Justinians aber, welches, im Gegensatz zum 5. Jahrhundert, in erster Linie konstruktiv wirksam ist, findet auch die Lösung dieses Wider- streites in dem von Unger Trichter- genannten Kämpferkapitell. Es ist wahrscheinlich, dafs die Erfindung desselben im Jahre 528 von dem Er- bauer der Cisterne in der Basilika des Illus gemacht wurde. Zugleich wirft auch das Ornament den alten, plastisch profilierten Charakter ganz ab und überspinnt das neue Kapitell mit wechselnden Pflanzen- und Gitter- motiven in flachdurchbrochener Arbeit. In mittel- und spätbyzantini- scher Zeit wird das Kämpferkapitell neben dem korinthischen, wie wir es z. B. von S. Apollinare nuovo in Ravenna her kennen, beibehalten, nur wird das Ornament immer flauer und schlechter gearbeitet. Neue selbständige oder auch nur irgendwie veränderte Kapitellformen treten in der Monumentalarchitektur nicht mehr auf. Man halte dagegen das unten achteckige Kapitell der Longobarden und den Würfel der roma- nischen Kunst, um zu erkennen, wer im Mittelalter neue Wege ein- schlägt, ob auch der Osten, wie Springer meint, oder der Occident allein, und um welche Zeit dies geschieht.

Ich kann im Rahmen dieses Aufsatzes nur das Resultat meiner Forschungen geben. Das Belegmaterial liegt fertig da, es soll sich nur ein Verleger für die Publikation desselben finden. Ich bemerke ausdrücklich, dafs Ravenna keine mafsgebende Rolle spielt.

Springer trennt unter dem Titel A. die altchristliche Kunst. 1. Rom, 2. Oströmisches Reich, 3. Ravenna. Er stellt unter 2. Konstantinopel . und Syrien nebeneinander. Das Verhältnis ist aber so, dafs Syrien, von Konstantinopel teilweise aufgesaugt, nachher unter den Einflufs der byzantinischen Kunst gelangt. Im 4. Jahrhundert strömen syrische ebensogut wie römische und alexandrinische Elemente nach dem Bosporus. Konstantin giebt dem alten Rom eine griechische Schwester Ne« ‘Pour, der römischen Flora eine griechische ’4r8oüex an die Seite, er teilt die neue Stadt nach dem Muster der alten in 14 Regionen, versetzt römi- sche Magister und Patrizierfamilien an den Bosporus, ja später fand man dort sogar die sieben Hügel wieder. Aber Konstantinopel mufs doch mehr den Typus hellenistischer Levantestädte gehabt haben als

10 I Abteilung

rein römischen. Unger schon hat aufmerksam gemacht auf den syri- schen Ursprung jener Portiken, welche die Hauptstrafsen der Stadt einsäumten, und auf den ebenfalls in Syrien gebräuchlichen Mesom- phalos, welcher mitten zwischen den drei östlichen und den vier west- lichen Hügeln stand. Auch die Wasserversorgung der Stadt wurde nach orientalischem Muster eingerichtet. Zwar für die Zuleitung be- diente man sich des römischen Aquäduktes; ob auch Druckleitungen verwendet wurden, läfst sich noch nicht mit Sicherheit feststellen. Sicher orientalisch aber war die Art, wie das Wasser in der Stadt aufgespeichert wurde. Syrische Baumeister führten schon im 4. Jahrhundert die offenen Weiher, Alexandriner wahrscheinlich um 400 die Súulencisternen ein. Von beiden Gattungen findet sich auf italischem Boden keine Spur. Die „Byzantinischen Denkmäler“ werden dafür die Belege bringen. Ebenso werden sie zeigen, dafs auch sonst in der Profanarchitektur orientalische Elemente nicht ausgeschlossen gewesen zu sein scheinen. Die riesigen Pylonen, welche das goldene Thor Theodosius’ d. Gr. beiderseits flankieren, weisen auf ägyptische Einflüsse hin. Dazu kommen kleinasiatische und syro-ägyptische Details an den Zierstücken der Architektur. Im Kirchenbau machen sich schon nn Basilikenschema Unterschiede zwischen dem Osten und Italien geltend, welche sich aus der Verschiedenheit des Ritus und der strengeren Scheidung der Ge- schlechter im Osten erklären. Die Anordnung des Narthex vor dem Naos, von Emporen über den Seitenschiffen, von zwei kleineren Ap- siden zu Seiten der Hauptapsis gehören hierher. Wieweit dabei Kon- stantinopel oder Syrien schöpferisch beteiligt ist, läfst sich bei der Lückenhaftigkeit des Materials heute noch nicht entscheiden. Die Ent- wicklung des Zentralbaues spielt sich, wie es scheint, ganz im Osten ab. Zwar Baptisterien und Grabdenkmäler werden auch in Italien als Kuppelbauten errichtet, aber die Übertragung des zentralen Systems auf den Kirchenbau vollzieht sich doch zuerst im Osten. Und es sind kleinasiatische Baumeister, welche in Konstantinopel die Krone aller _Kuppelbauten, die Sophienkirche, aufführen. Andererseits läfst sich beobachten, wie seit dem 6. Jahrhundert von Konstantinopel aus Zen- tralbauten in den Provinzen, in Ravenna und Jerusalem z. B. aufgeführt werden, wie die prokonnesischen Steinmetzen die Küsten des ganzen Mittelmeerbeckens mit fertig zugearbeitetem Marmor versorgen. In Kleinasien so gut, wie in der Krim, in Syrien, Palästina, Alexandria, Tunis, Italien und Griechenland finden wir byzantinisches Säulen- material, das nicht nur nach der Marmorsorte und den Kapitellformen, sondern öfter auch in den Stemmetzzeichen seinen prokonnesischen Ursprung verrät.

J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 11

Plastik und Malerei zeigen die gleichen Schicksale. In der Plastik macht sich der byzantinische Charakter schon z. Z. Konstantins an den Friesreliefs des Konstantinsbogens in Rom geltend. Die Diptychen sind typische Beispiele dafür. In Konstantinopel sind die frühesten monumentalen Belege die Reliefs am Fufsgestell des Hippodrom-Obe- lisken. Die religiöse Plastik beginnt mit Darstellungen in antik-alt- christlichem Geiste: die Statuetten des guten Hirten in Konstantinopel, Athen und Sparta, der diesbezügliche Bericht des Eusebius und er- haltene Sarkophagfragmente Konstantinopels bezeugen das. Aber der zuerst in der Profanplastik nachweisbare byzantinische Charakter schlägt auch hier im 5. Jahrhundert durch. Die Ambonen in Salonik, die Panagia in Chalkis, der prächtige Sarkophag mit der Darstellung der Verkündigung und Heimsuchung in Ravenna, das afrikanische Relief- fragment mit der Anbetung der Magier und viele andere noch un- publizierte Beispiele zeigen die charakteristische Formengebung und den ceremoniösen Ernst der byzantinischen Kunst. Das überzeugendste Beispiel der neuen Richtung lieferte ich neulich in der Gegenüber- stellung der Elfenbeinschnitzerschule von Mailand, welche altchrist- lichen Traditionen folgte, und derjenigen von Ravenna, welche so gut wie byzantinisch ist. Für die statuarische Plastik ist zu beachten, dafs sie in ihrer Entwicklung durch den Import antiker Bronzebildwerke wesentlich gehindert wurde.

Für die Malerei hat Bayet mit grofsem Fleifse die Belege ge- sammelt. Ich möchte nur ganz besonders betonen, dafs sich der in Konstantinopel konzentrierte ceremoniös-dogmatische Charakterzug der byzantinischen Kunst schon kurz nach 431 in Rom in den Mosaiken am Triumphbogen von S. Maria Maggiore ankündigt. Ravenna ist nicht, wie es Springer gethan hat, Rom und Konstantinopel selbständig gegentiberzustellen, sondern als das wertvollste Zeugnis dafür zu be- nutzen, wie der Einflufs Konstantinopels allmählich unumschränkt Boden gewinnt. Am Beginn des 5. Jahrhunderts zur neuen Residenz Italiens er- hoben, können wir es als Gegenstück zu Konstantinopel benutzen und recht deutlich sehen, wie ohnmächtig der alte Boden Italiens für die Schaffung neuer Bahnen ist. Die Miniaturenmalerei scheint wie der Kuppelbau vorwiegend im Osten gefördert worden zu sein. Was hat Italien an christlichen Denkmälern dieser Art den syrischen Evangeliaren von Etschmiadzin, Florenz und Paris, der vielleicht alexandrinischen Handschrift von Rossano, der Genesis und dem Dioskorides von wahr- scheinlich konstantinopolitanischer Provenienz in Wien entgegen zu stellen? Und wie deutlich sind dagegen die byzantinischen Züge schon im Kalender von 354.

72 T. Abteilung

Und zu alledem kommen die geradezu mathematisch klaren Be- weise, welche die Verfolgung der Entwicklung einzelner Bildtypen in den letzten Jahren für den Eintritt der neuen byzantinischen Art ge- liefert hat. Es giebt auch nicht eine Darstellungsreihe, welche im 5. Jahrhundert nicht eine Wandlung erfahren hätte. Für die Scenen aus der Jugend Christi sind ausführliche Untersuchungen in dieser Richtung geführt worden. Das Konzil zu Ephesus im Jahre 431 scheint eine besonders wichtige Rolle zu spielen. Maria tritt seither stets in bestimmten Typen und in Gesellschaft der Engel auf. Bei der Anbetung der Könige insbesondere macht sich dieser ceremoniöse Zug zur steten Erinnerung an ihre Gottesmutterschaft auffallend geltend, Das gleiche Streben zeigt sich in der Einführung der Engel m die Taufe Christi. Bei der Verkündigung tritt mehr der historische Zug in der Anlehnung an die Apokryphen hervor, ebenso bei der Wandlung, welehe die Darstellung der Geburt durchmacht, bei der Reise nach Bethlehem, der Prüfung der Jungfräulichkeit Mariae u. a. Scenen, vor allem auch in der Einführung der Darstellung des Leidens Christi und der >

Ich kann hinblieken wohin immer, überall dieselbe Erscheinung, das Hervortreten zweier einander ablösenden Kunstweisen: der altchrist- lichen, naiy-symbolischen und der byzantinischen, historisch-dogmatischen. Beide gehören an den Schlufs der antiken Kunst, die eine als neben dieser bestehend, die andere als dieselbe beerbend und weiterentwickelnd_ Das eigentliche Mittelalter der Kunst beginnt nach 568 mit der Unter- jochung Italiens durch die Longobarden und 640 mit der Ausbreitung des Islam im Orient. Springer scheidet mit Recht nach der Mitte des vorigen Jahrtausends drei Kunstströme nebeneinander, den byzantini- schen, die Kunst des Islam und die abendländische Kunst. Es frügt sich nur, ob seine Zusammenfassung derselben unter dem Gesamttitel B. „die Scheidung der orientalischen und oeeidentalen Kunst“ dem Zeitpunkt nach richtig gewählt ist. Mir will scheinen, dafs es klarer wäre, wenn man an den Schlufs der Antike 1, die altchristliche, 2. die byzanti- nische Kunst setzte und das Mittelalter mit 1. der Kunst des Islam, 2. der Kunst des Abendlandes fortsetzen liefse. Die byzantinische Kunst reicht zwar zeitlich weit in das Mittelalter, ja in ihren Aus- läufern sogar in die Neuzeit herein, aber sie gehört ihrem Wesen nach doch stets zur christlichen Antike. Sie spielt eine vermittelnde Rolle und könnte sehr gut vorweggenommen werden, bevor man die Kunst der arabisch-türkischen und germanischen Stämme in ihrer ununter- brochenen Entwicklung vornimmt. Damit stehen wir nun vor dem zweiten Punkt, in dem ich entschieden gegen Springer Stellung nehmen

J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 13

mufs, der Trennung einer byzantinischen Kunst des Mittelalters von einer oströmischen der altchristlichen Zeit, d. h. nach den Resultaten der vorhergehenden Untersuchung die Scheidung zweier generell ver- schiedenen Teile der byzantinischen und vor allem konstantinopolita- . nischen Kunst. Diese Trennung würde so viel bedeuten, als wenn man einem ohnedies nicht recht lebensfrischen Menschen auch noch den Kopf abschneiden und dann verlangen würde, dafs er weiterlebe. Krum- bacher hat sehr richtig betont, dafs zwischen dem Altertum und dem Mittelalter der byzantinischen Kultur zwei Jahrhunderte (von 650—850 etwa) völliger Stagnation liegen. Das gilt zwar für die Kunst nicht . in dem Mafse, wie für die Litteratur, immerhin ist dies jedoch die trübe Zeit des Bildersturmes. Aber mit Basilius Macedo setzt die rege Kunstthätigkeit nicht etwa mit einer neuen Richtung ein, sondern mit der Restauration der in den letzten Jahrhunderten vernachlässigten Kirchenbauten und schon unter seinen nächsten Nachfolgern mit dem eifrigen Aufsuchen der Überreste der antiken Kultur. Ich gestehe, dafs ich mir die trotz der Arbeiten von Kondakoff und der Ikonographen noch immer nicht ausgemerzte Ansicht von dem allgemein vernichtenden Einflusse des Bildersturmes, auf die Springers Einteilung schliefslich doch wieder hinausläuft, nur aus der herrschenden Unkenntnis des Materials erklären kann. Es wird daher gut sein, wenn wir erst einmal ein wenig mehr oder besser überhaupt etwas von demselben kennen lernen, bevor über diesen Gegenstand, d. h. die mittel- und spätbyzantinische Kunst und ihre Ausläufer gesprochen wird. Mögen alle, jeder nach seinen Mitteln dazu beitragen, dafs dies bald möglich wird.

Mailand, im April 1892. Josef Strzygowski.

Mosaiques byzantines de Nicée.

Nicée, Pantique métropole de la Bithynie, est aujourd'hui bien dechue de sa splendeur passée. De la place d’armes redoutable qui repoussa tant de fois l'attaque des Ottomans et soutint si longtemps les assauts des croisés, de la florissante capitale les Lascaris et les Paléologues recueillirent au XIII® siècle les débris de la civilisation by- zantine, il ne reste plus guère qu’une vaste enceinte fortifiée; et der- rière Ces puissants remparts, comme perdue au milieu des jardins ver- doyants et des grands espaces vides, la petite ville turque d’Isnik occupe à peine la partie centrale de l'ancienne cité byzantine. Les monuments qu'éleva jadis à Nicée la piété ou le luxe des empereurs d'Orient, les palais somptueux, les basiliques illustrées par le souvenir des conciles ont disparu sans laisser de trace; de ces magnificences évanoules il ne subsiste d'autre vestige qu'une modeste petite église, située dans la partie méridionale du quartier grec et consacrée sous le vocable de la Dormition de la Vierge (Kolunoıs ris Iavaytas). L'aspect extérieur en est assez misérable; des réparations nombreuses ont altéré en maint endroit le caractère primitif de l’edifice; pourtant les dispo- sitions essentielles du monument attestent une date assez ancienne, et les remarquables mosaïques qui décorent une partie des murailles mé- ritent une place importante dans l’histoire de Part byzantin.

Si Pon regarde par le dehors l’église de la Ko£uxors, tout de suite on y reconnaît l'influence des. principes nouveaux qui commencèrent vers le siècle à régir la construction byzantine.!) Suivant l'usage, une coupole couronne l’édifice; mais ce n'est plus la lourde et massive coupole de Sainte-Sophie, directement appuyée sur les quatre grands arcs qui la supportent; elle s'élève, plus hardie et plus svelte, sur un tam- bour polygonal à douze faces, au-dessous duquel apparaît, saillant sur la toiture, le plan carré qui marque les lignes maîtresses du monument. Au-dessus des façades se dresse en frontons triangulaires l’amortisse- ment des voûtes surlevées correspondant aux quatre grands ares qui

1: Bayet, l'Art byzantin, 130—136. Salzenberg, Alt-christliche Baudenkmäler in CP. p. 26.

=

Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 75

soutiennent la coupole, et dont l’exhaussement dessine sur le faite la forme de la croix.!) Enfin, à la façade orientale, la grande abside fait à l'extérieur une saillie polygonale. Ce sont quelques-uns des partis qu'adoptèrent vers le siècle les architectes grecs, désireux de don- ner à leurs ouvrages plus de pittoresque et de légèreté; et par la l'église de Nicée ne saurait être antérieure à cette époque. . Mais ces principes ont régi si longtemps la construction byzantine qu'ils ne sau- raient suffire à déterminer une date précise. Si l'église de la Kodunsıs est à coup sûr postérieure au milieu du IX° siècle, elle peut, si nous n’y observons d'autres traits plus caractéristiques, voir indifféremment reculer sa date depuis le X* jusqu’au XIV* siècle. Il faut done chercher ailleurs des données plus significatives. Or, les murailles de l'édifice n’offrent plus, comme les beaux monuments du siècle, ces combi- naisons ingénieuses la brique, alternant avec la pierre, s'arrange en mille dessins pour égayer la monotonie des façades: la brique seule y apparaît, disposée en assises uniformes et régulières, comme dans les églises de Constantinople postérieures au milieu du XI° siècle.) Ce detail a donc une réelle importance chronologique: pourtant il n'en faut point exagérer la valeur. En effet, l'on ne trouve point à Nicée, comme dans les constructions d’une date un peu basse, ces coupoles répandues à profusion sur le sommet de l'édifice; seule l’abside laté- rale de droite est couronnée d'une petite coupole sur pendentifs, d'ail- leurs singulièrement deprimée et basse.®) Franchissez d'autre part le narthex, qui par trois portes s'ouvre dans l’intérieur: vous verrez une toute petite église, l’abside se rattache directement au plan carré du monument, les nefs latérales sont extrêmement réduites; et pour- tant, dans cette construction de dimensions si modestes, ce n’est point, comme dans les églises du XII° siècle, sur des colonnes que repose la coupole“); les grands arcs qui la soutiennent appuient directement leurs naissances sur quatre maîtres piliers, renforcés au nord et au sud par deux couples de piliers supplémentaires, sans qu’on ait fait -nul effort pour dégager et alléger l'aspect intérieur de l'édifice. Ce parti, moins

1) Sur importance chronologique de ces dispositions, cf. Salzenberg, p. 16 et 26.

2) On peut citer en exemple l'église de Pantepopte (XI° siècle) au]. Eski- Imaret-Djami (Pulgher, Les anciennes éylises de CP., pl. 13. Paspati, Bufavrivai Meitra:, p. 313), l’église du Pammakaristos (fin XIe siècle) au). Fethije-Djami (Paspati 298), celle du Pantocrator (XIIe siècle), celle de Kachrieh-Djami. Cf. Salzenberg, p. 37.

3) Sur la date de la multiplication des coupoles, cf. Salzenberg, p. 117.

4) Cf. l'église de la Theotokos è CP., celle du Pantocrator, et pour la date de ces dispositions, Salzenberg, p. 17.

16 1. Abteilung

élégant et plus lourd, atteste sans doute une date assez ancienne: sans donc attacher trop d'importance à la disposition froide et nue des murailles extérieures dès le XI° siècle on en trouve des exem- ples à Constantinople même on peut sans grandes chances d’er- reur assigner au XI° siècle environ la construction de l’église de la Kotunous.

Jadis ce petit édifice était décoré avec quelque splendeur. Le narthex conserve encore de beaux fragments de pavement en marbre; au linteau de la porte principale, aux chapiteaux des colonnes, des mo- nogrammes difficiles à interpréter sont sculptés sur la pierre; une porte curieusement fouillée met la grande abside en communication avec l'abside laterale de droite. Enfin, à la conque de l'abside principale et dans la courbe de Parc triomphal qui la précède, à la voute du narthex et dans le tympan de la porte qui conduit dans l’église, subsistent des restes importants de la decoration en mosaique qui sans doute couvrait autrefois la coupole entière et les murailles du temple. Déjà signalées par Texier'), mais décrites par lui d’une manière peu complète et sin- gulièrement inexacte, mentionnées par Kondakoff*) en des termes qui semblent attester une connaissance plus qu'insuffisante du monument, ces mosaïques mal connues méritent une étude attentive, et parmi les oeuvres si peu nombreuses que nous a léguées l’art byzantin, elles ont droit è une place éminente. L'occasion assez rare d'un voyage à Nicée m'a permis en 1884 de les examiner d'assez près; et déjà, dans un autre travail”), j'en ai marqué sommairement la valeur arti- stique et l'importance iconographique. Il convient peut-être aujourd’hui de décrire plus complétement, d'apprécier, de dater, s’il se peut, cette remarquable décoration; et quoique je ne puisse, à mon vif regret, accompagner d'une reproduction l'étude que j'en veux faire, peut-être pourtant des notes prises sur place et sous l'impression immédiate de l'oeuvre, sembleront-elles de quelque utilité.

Suivant un usage fréquent dans les églises byzantines, et confor- mément aux traditions iconographiques qu'enregistre le Guide de la Peinture“), l'image de la Panaghia brille sur un fond d'or à la conque de l'abside.) Mais tandis qu’en la plupart des églises byzantines, à

1) Texier, Asie Mineure, I, 50—51. Cf. Bayet, loc. cit., p. 145.

2) Kondakott, Hist. de P. Art byzantin (trad. française), t. II, p. 13, 17.

3) Diehl, l’Église et les mosaïques du couvent de St. Luc en Phocide, y. 62—63.

4) Didron, Manuel d'Iconographie chrétienne, p. 426. Brockhaus, die Kunst in den Athos-Kléstern, p. 106.

5) Au pourtour de l’abside, derrière l'autel, court le long de mur un banc demi-circulaire de pierre; un trône élevé de sept marches s'adosse au milieu de

Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 11

St. Luc de Phocide!) à Daphni?), à Monreale, la Vierge apparaît comme la reine céleste (7 Upriorepa T@v ovegaviv), assise sur un trône étin- celant, è Nicée au contraire la Madone est debout, enveloppée tout entière d'un grand manteau d'un bleu sombre; un voile de même cou- leur, liseré d'or, et portant une croix d’or sur le devant, encadre son visage; autour de sa tête un nimbe dor resplendit. Sur sa poitrine, à deux mains, la Vierge serre le Christ enfant; une des mains de la mère s'appuie sur l'épaule droite du fils; l’autre se pose au bas de la longue tunique dorée qui enveloppe le corps de ‚Jesus. Suivant la coutume, l’enfant, dont la tête est ceinte du nimbe crucigere, tient de la main gauche un volumen et de la droite levée donne au monde la bénédietion. Sous les pieds de la Theotokos, sur la large bande verte qui court au bas de la conque de l'abside, un tabouret d'or est posé, tout constellé de pierreries; au sommet de l'abside, un demi-cercle d'or est tracé, et trois rayons s'en échappent, dont l’un vient se poser sur la tête de la Vierge. Enfin, sur le fond d’or de la mosaïque on lit cette inscription:

+ EFFACTPOCTTPOEOC®OPOVEFENHCACE é yaotoùs 700 Ewspdpov ÉVÉVVNON 68.

C'est le texte que le Guide de la Peinture inscrit sur le cartel de Dieu le Père dans les tableaux qui représentent la divine liturgie?) et la sainte Trinite‘): on verra tout à l’heure quel intérêt il offre pour l’inter- prétation du sujet figuré dans les mosaîques de Nicée.

De quelle image célèbre de la Panaghia byzantine la figure de Nicée est-elle la representation plus ou moins fidèle? quelle épithète

l’hémicycle. Dans le pavé, on lit sur une pierre employée à une réparation assez récente, cette inscription:

TYPFTOCMI

XAHAMETA

AOYBACIAE

WCEN XW &

TOK PATOPOC

ETOVCSTES

Ilvgyos Mıyanı peyahou Pacildéos Ev X(ororja adtoxearugos. "Erovs StEd. L'an du monde 6366 correspond à l’année 858. L'empereur nommé est Michel III. La pierre provient probablement des murailles tcf. Texier, p. 42. 1) Diehl, loc. cit., p. 71. 72. 3) Lampakis, Xosoriavini; Aegarodoyia rijg Movijs Aagvivv, p. 136. 8) Didron, loc. cit. p. 229. 4) Ibid. p. 458.

78 I. Abteilung

spéciale convient à ce type particulier?') On hésitera entre la Vierge Hodigitria ou la Panaghia Kyriotissa*): aucun nom en effet n'est inserit sur la mosaïque. Mais l'œuvre à coup sûr est d'une exécution encore remarquable. Sans doute nous sommes loin déjà des belles madones du IX° et du X* siècle*); le type de la Vierge a perdu cet ovale plein et calme d'un art si noble et si simple; le visage s'est allongé et amaigri, l'expression est devenue plus insensible et plus dure. Les proportions du corps n'ont plus leur exactitude ancienne; la taille s’est élancée à l'excès, par une recherche d'élégance qui déjà touche au ma- nierisme; et les draperies, disposées en plis parallèles d’une raideur un peu monotone, accroissent encore, malgré l’habileté de leur disposition, l'amincissement un peu mièvre de la figure. Sans doute aussi les plis du vêtement qui enveloppe le Christ sont d'un arrangement assez mé- diocre, et la tête ronde et molle de l'enfant est d'un type fort insigni- fiant. L'œuvre pourtant est belle encore: si elle n’a plus le faire large et ample, l'allure naturelle et vivante des ouvrages byzantins du siècle, si l’on y sent l'influence, déjà puissante, de l'école monastique du XI° siècle”), pourtant l'attitude majestueuse et grave, la savante harmonie de la draperie, l'éclat du coloris produisent une impression puissante.

Sur Pare triomphal auquel s'adosse la conque de l'abside, on lit, au-dessus d’une bande d’ornements en mosaïque, une inscription toute semblable à celle qui figure en même place au monastère de St. Luc.*)

+ TW OIKWCOY TTPETTEI ATIACMAKE ElC MAKPOTHTAHMEPG)N,

Enfin, dans le grand arc qui s'ouvre à Ventrée de l’abside, d'autres mo- saiques s’etagent du sommet à la base de l’arcade. A la clef de voûte, dans un cercle à fond bleu, brille un trône d'or sans dossier, aux larges bras, aux supports richement sculptés, que précede un marche- pied dor. Sur le coussin rouge qui recouvre le siége, le livre des Evangiles est posé, tout étincelant de pierreries; une étoffe de couleur bleue l'enveloppe, dont les plis retombent sur le devant du trône, re- levés par une fibule d'or. Sur le saint livre se dresse la croix grecque, cantonnée à la croisée des branches d'une colombe à l’allure héraldique,

1) On sait que les attitudes diverses de la Vierge ne sont probablement que des représentations plus ou moins fidèles d'images célèbres de la Panaghia. (Schlumberger, Sigillographie byzantine, p. 16, 37).

2) Cf. Schlumberger, loc. cit.. p. 37, 39. Ducange, Dissert. de inf. aeri nu- mismatibus, no. XXXVIII (dans le Glossarium, t. VII, append. p. 165). Brockhaus, loc. cit., p. 107—108.

3) Cf. sur les caractères de cette école Bayet, loc. cit., 164 --168.

4) Diehl, loc. cit., p. 71.

Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 19

à la tête ceinte du nimbe crucigère; et de cette croix des rayons s’echappent, resplendissants. C'est un sujet bien connu dans l'ico- nographie byzantine, il est d'ordinaire désigné sous le nom d'Héti- masie (étopuacia tod Gpóvov); il symbolise le triomphe de l'Église céleste, il annonce la prochaine venue du Juge universel; en face du Christ souffrant et crucifié tel que le représente le drame de la Passion, il exprime, sous une forme plus abstraite que l’image du Pantocrator trônant au sommet des coupoles, le triomphe glorieux de Jésus ressus- cité.) Aussi figure-t-11 dans la plupart des églises byzantines, à la chapelle palatine de Palerme, dans les cathédrales de Monreale et de Messine, dans les mosaïques du couvent de Daphni’), à la place même qu'il occupé à Nicée, au sommet de Parc triomphal; et dans ces églises comme à Nicée, au pied de l’image symbolique du Christ, les anges s'inclinent pieusement devant le trône du roi des cieux. De chaque côté de Parc triomphal, deux anges en effet sont debout. Ceux de droite sont désignés par des inscriptions sous les noms de APXE (dezac) et de AVNAMIC (0uvápers), ceux de gauche sous les noms de KVPIOTITEC (Kvgdrnres) et de EEOVCIE (¿Eovaías); ils repré- ‘sentent quatre des neuf chœurs d’anges que la (Guide de la Peinture groupe autour du Sauveur dans les tableaux de la divine liturgie ou de la réunion de tous les esprits*): et en effet, sur la large bande verte qui court sous les pieds des figures de droite, une inscription, celle-là même dont Moïse salue dans le Guide la venue du Christ), explique et définit leur attitude de pieuse adoration:

+ KAI TTPOCKVNHCATWCAN AVTW TTANTEC ANFEAOI

3

mai TQOOXVVYOATOOAY avrò = navtes &ypyedor.

Jadis, à la partie inférieure de gauche, on lisait sans doute le début de l’acclamation prophetique: Edpour®nre oùgavoi Gua «bro: mal- heureusement la mosaïque, fort endommagée à cette place, a été re- staurée à grand renfort de peinture, d'ailleurs assez maladroitement; au lieu de la bande verte qui supporte les figures, on a placé sous les pieds d'un des anges un tabouret enrichi de pierreries.

Suivant les traditions constantes de l'iconographie byzantine”), les quatre personnages sont richement vêtus d'une ample et longue

1) Cf. sur le sens symbolique de l’Hétimasie Kondakott, II, 17, 20. On ren- contre la même représentation dans les peintures qui figurent la Pentecôte (ef. Diehl, loc. cit., p. 70, 71, et les références citées).

2) Lampakis, loc. cit., p. 137.

3) Didron, Manuel, p. 229—230, 234—236. Brockhaus, loc. cit., p. 69-71.

4) Didron, loc. cit., p. 136— 137.

5) Cf. Didron, loc. cit., p. 74.

80 I. Abteilung

tunique de pourpre violette, sur laquelle etincelle un large orfroi en drap d’or historie, descendant des épaules jusqu’au bord inférieur de la tunique; une ceinture de mème étoffe s’enroule autour de la taille; des bottines de pourpre complètent ce costume éclatant. De grandes ailes de couleur blanche, éclairées dans le haut d'un resplendissement d’or, se déploient largement pour retomber très bas, jusqu'aux pieds des archanges. D'une main, d’un geste aisé et noble, ils élèvent une haste d'or, en haut de laquelle est fixée une tablette portant l’acclamation triomphale:

AFIOC AFIOC AFIOC

de l’autre, ils soutiennent un disque fleuronné posé sur une pièce d’etoffe aux vives couleurs, dont les plis retombent par-dessus le bras. Le nimbe d'or ceint leur tête; des bandelettes blanches traversent leurs cheveux bouclés; leur visage juvénile, au teint légèrement bistré, à l'ovale ferme et plein, est d'un type assez beau. Quoique les corps, par un raffinement d'art un peu maniéré, tendent déjà à s'allonger et à s’amaigrir, pourtant les proportions générales sont justes encore, les figures bien construites et bien posées: dans ces beaux adolescents, à la taille élégante et souple, au visage régulier empreint d'une grave et sereine beauté, on reconnait comme un souvenir lointain de l'inspiration antique.!) Aussi bien l'art byzantin a-t-11 en tout temps traité avec une prédilection particulière ces nobles figures d’anges et d’archanges, et jusque dans ses plus médiocres ouvrages il a su leur conserver un fier et imposant aspect. Sans doute les anges de Nicée n'ont plus la sobre élégance, l'attitude naturelle et vivante, la souriante jeunesse qui caractérisent telle œuvre du VI° siècle?) et dont le siècle garde en- core la mémoire*); ils rappellent plutôt les figures tracées au XI° siècle par les peintres du Menologe‘) ou les mosaïstes du couvent de St. Luc’): déjà on y sent, malgré des qualités d'exécution fort remarquables, l'influence de ces traditions monastiques qui bientôt vont enchaîner en des règles précises l’imitation trop libre des modèles antiques; et par il y aurait imprudence à vouloir faire remonter, comme d’abord je l'ai cru, la date de ces ouvrages jusqu’au milieu du X* siècle. Mais

1) Bayet, loc. cit., p. 182—183.

2) Cf. Labarte, Hist. des arts industriels, I, pl. 3. Salzenberg, pi. 21.

3) Salzenberg, pl. 27. Bibl. Nat., ms. 278. (Bordier, Description des peintures des mss. grecs, p. 95; Labarte, loc. cit., pl. 46).

4) Menol., f. 168 (ed. Albani, I 174.)

5) Diehl, loc. cit., p. 61—62.

Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 81

qu'on les compare d'autre part aux lıieratiques et sèches figures d'ar- changes, à ces précoces vieillards qu'a représentés aux parois de la Chapelle Palatine') ou de Monreale l’art du XII° siècle, et Pon n’hesitera point, je pense, à attribuer les mosaïques de Nicée à cette période, glo- rieuse encore, du XI° siècle byzantin.

Une indication, malheureusement bien obscure, permettrait peut- &tre de préciser ces données chronologiques. Entre les deux anges de la paroi de droite, on lit cette inscription:

a+

C+ + Ztndoî Navxoatios tas @elag eludvas. +

Je ne pense pas qu'il faille chercher ici nulle allusion au sujet fameuse que le Guide?) désigne sous le titre de Y Exaltation des saintes images (avaotiimos tüv ayiav etxdvav), et dans le nom de Nau- cratios®) mentionné par l'inscription, jinclinerais à reconnaître l’auteur de la décoration en mosaïque qui orne l'abside de Nicée. J'avoue pourtant que la formule est inusitée et singulière; elle conviendrait mieux au IX* siècle, aux jours triomphants qui suivirent le retablisse- ment de l’orthodoxie, qu'au XI° siècle plus dégagé des passions de la querelle iconoclaste; et elle aurait au IX° siècle un sens particulièrement

1) Terzi, la cappella di S. Pietro nella reggia S. Palermo, p. 16—17. 2) Didron, loc. cit., p. 351—362. 8) Le nom est assez rare: on le retrouve pourtant. Cf. Constantin Porphy rogenit, De Thematibus, ed. Bonn, t. III, p. 22. Byzant. Zeitschrift I 1. 0

82 . I. Abteilung

significatif en cette ville de Nicée, jadis le septième concile oecu- ménique avait remis en honneur le culte des saintes images. Mais le style des mosaïques, on l’a vu, ne permet point de leur assigner une date aussi ancienne, et il faut se résoudre à ne point trop vouloir serrer les termes de l'inscription.

Telle est la décoration de l'abside de Nicée: on en voit sans peine l'unité et l'intention symbolique. L'art est ici, comme toujours à By- zance, en un rapport étroit avec la liturgie; les prières et les hymnes expliquent les mosaïques et en fournissent le vivant commentaire.) „Le Seigneur, dit le Psaume 102, a préparé son trône dans le ciel.“... Et le prêtre dit: ,0 Seigneur, toi qu'adorent (xgooxvvodpevog) toutes les puissances célestes.“ ... Et le chœur psalmodie: „Les Chérubins chantent en l’honneur de la Trinité vivifiante l'hymne du Trisagion.“ Et en effet les trois personnes de la Trinité apparaissent dans la mo- saique; les choeurs des anges adorent le Seigneur et le proclament trois fois saint; et au-dessus du Christ enfant porté dans les bras de la Vierge, le trône préparé pour le souverain juge symbolise l’image et le triomphe de l’Église céleste.

Les mosaïques du narthex ne sont pas moins curieuses. A la voûte de la coupole surbaissée qui précède la porte principale de l’église, une grande croix d'or à huit branches est inscrite dans un cercle; dans les pendentifs les quatre évangélistes sont assis, et entre eux quatre médaillons représentent en buste le Christ, Saint Jean Baptiste et deux saints. Malheureusement cette décoration, fort enfumée, apparaît de manière assez indistincte et se prête mal a l'étude archéologique. Il en est tout autrement de Padmirable figure qui domine la porte d'entrée du temple. La Vierge y est représentée à mi-corps, les mains étendues et levées dans l'attitude de la prière; un manteau violet liseré d'or l'enveloppe de ses souples et harmonieuses draperies; un voile de même couleur, également bordé d'or, encadre son visage. La tête, d'une grave et calme beauté, offre un caractère de grandeur remarquable; les yeux grands ouverts, le nez droit et mince, la bouche élégante et fine, oval régulier du visage donnent à l’ensemble de la physionomie une belle et vivante expression de grâce et de majesté. L’exécution est simple et sobre, le modelé des chairs ferme et franc, les draperies excellentes, l'attitude pleine de naturel.

Dans cette figure on reconnait sans peine la Vierge orante, tant de fois représentée par les artistes byzantins*), la Panaghia, placée par

1) Cf. Brockhaus, loc. cit., p. 50—51. 2) Brockhaus, Joc. cit., p. 108—-109.

Ch. Diebl: Mosaiques byzantines de Nicée 83

ordre de Basile I°° dans les mosaïques de la Nouvelle Eglise du palais, »étendant, suivant l’expression de Photius, ses mains immaculées sur nous et priant pour le salut de l'empereur et pour son triomphe sur ses ennemis.«') (C'est dans cette attitude qu'était figurée sans doute la fameuse Vierge des Blachernes*); c'est sous ce type que l'art byzantin du et du XI° siècle s'est particulièrement complu à représenter l'image de la Theotokos. Elle apparait sur les monnaies de Léon VI”), de Jean Zimiscés*), plus fréquemment encore sur celles des empereurs du XI° siècle, des Constantin Monomaque°), des Michel Stratiotikos®) et des Alexis Comnène; elle prend place dans les décorations en mo- salque”) comme dans les œuvres de la sculpture byzantine *) Plus tard encore, on la rencontre, singulièrement expressive et belle, dans les mosaïques de Kachrieh-Djami: pourtant c'est aux œuvres du XI° siècle que la Madone de Nicée se rattache par les plus étroites analogies; par l'attitude, le costume, les qualités de l'exécution, l’ex- pression du visage, elle rappelle à s’y méprendre la Vierge orante de la mosaïque de Torcello ou des monnaies de Michel Stratiotikos, ou la Panagia représentée sur l’admirable pierre gravée de Nicephore Bo- toniate”); comme elles, elle date du XI° siècle, et en est assurément un des monuments les plus considérables. Sur le fond d'or de la mosaïque, on lit cette inscription:

+ KE BOHOH W CW ASAW NIKHOOPW TTATPIKIW KAI TIPWTWBECTH KAI METAAU ETAIPIAPXH

K(vpi)e Border tO 06 dovio Nixnpdow raro xal npwroßeorN xal ueydlo Eraipidoxn. '°)

On voit quel grand personnage était le fondateur de l’église de Nicée; car sans doute c'est à ce titre que son nom figure au-dessus de la

1) Photius, Novae Ecclesiae descr., p. 199. 2) Schlumberger, loc. cit., p. 15, 37. 3) Sabatier, Descr. gen. des monnaies byz., pl. 45, no. 11. 4) Ducange, loc. cit., p. 165. 5) Schlumberger, loc. cit., p. 15. 6) Sabatier, loc. cit., pl. 49, no. 11. 7) A Torcello p. ex. (Mémoires du congrès urchéologique d’Odessa [en russe] p. 290). 8) Cf. un bas relief de Ravenne (Bayet, 185—186) et une coupe en ophite de l’Athos (Bayet, 199—200; Brockhaus, p. 50) datant du XIe siècle, 9) Ducange, loc. cit., p. 164—165 et pl. III. 10) Texier a lu peu exactement, à la seconde ligne: rargınio, mouızucıro Beor (tagla).

q?

84 L Abteilung

porte principale. Revêtu de la haute dignité de patrice, investi de la grande charge palatine de chef du Vestiarium impérial’), il était en outre le commandant suprême des contingents étrangers de la garde,*) Aussi, en trouvant dans une église de Nicée la mention de ce haut dignitaire, songe-t-on tout d'abord à l'époque la cour byzantine, chassée de Byzance par les croisés latins, avait transporté, dans la métropole bithynienne les splendeurs de son cérémonail et les compli- cations de sa hiérarchie; pourtant, on l'a vu, il est impossible de faire descendre jusqu'au XIII° siècle la date des mosaïques, et c’est bien avant ce temps qu'il faut placer l'existence du grand hétériarque Nicéphore. Les textes malheureusement sont muets sur ce personnage; seule, une bulle de plomb nous fait connaître un Nicéphore, chef de la grande hétairie, qui, d'après les types et le style de son sceau, devait vivre vers le X* ou le XI° sidele.*) Cedrenus nomme d'autre part un Nicé- phore, élevé en 1025 par l'empereur Constantin VIII aux hautes fone- tions de protovestiaire*); et peut-être ce favori du prince remplaga-t-il plus tard le grand hétériarque Eustathe, que les textes désignent vers le mème temps comme chef suprème de la garde impériale. Du reste, entre les nombreux personnages du nom de Nicéphore que mentionnent les annales byzantines, il serait sans doute malaisé de choisir; et j'ai voulu simplement montrer qu'à la date nous a reporté l'étude ico- nographique des mosaïques, l'histoire connait un Nicéphore, revêtu de Tun au moins des titres que lui donne notre inscription,

Ce n’est qu’une hypothèse, sur laquelle il serait imprudent de trop insister, mais à défaut du fondateur, peut-être l'histoire du XI° siècle byzantin permet-elle d'entrevoir les circonstances de la fondation. Michel Attaliote raconte que, sous la règne de Constantin X Ducas (1059—1067), la ville de Nicée fut presque entière renversée par un tremblement de” terre”); les églises les plus grandes, les plus célèbres furent ruinées par la catastrophe, les édifices civils eurent le même sort, les murailles mêmes furent partiellement endommagées. Après un tel désastre, une reconstruction générale de la cité était inévitable: est-il trop aventureux de eroire que l'église de la Koiyyots s'éleva au cours de ces travaux ?f)

1) Cf. Constantin Porphyrogénète, De Cerimoniis, t. I, p. 466—468, 484 et passim; Codinus, p. 8—9 et la note p. 178, Schlumberger, loc. cit., 601—60,

2) Schlumberger, ibid. 346 sqq.

3) Schlumberger, ibid. p. 348.

4) Cedrenus, p. 719.

5) xénov®e arde ... nal ravodettolav wixgod delv na) naraorgopiv may reli. (Michel Attaliote; éd. de Bonn, p. 91.)

6) Ce serait en tout cas antérieurement à 1081: à cette date Nicée fut livrée aux Tures par Nicéphore Melissenos.

Ch. Diehl: Mosaiquex byzantines de Nicée R5

Par son architecture, elle se rapporte à merveille à la seconde moitié du XI° siècle; le caractère iconographique et le style des mosaiques ne conviennent pas moins è cette époque, et quelques-unes des figures de cette décoration rappellent tout particulièrement certains monuments de ce temps. Sans doute, par plus d’un détail, les mosaiques de Nicée semblent parfois supérieures à des œuvres de date un peu antérieure, aux mosaïques de St. Luc en Phocide, par exemple. Il ne faut point trop s’en étonner. Saint-Luc, malgré sa splendeur, n'est après tout qu'une église de province; à Nicée, on sentait mieux l'influence toute proche de la capitale byzantine. Pour la florissante métropole bithy- nienne les empereurs eux-mêmes avaient plus d'une fois marqué leur sollicitude.*) Quoi d'étonnant si un grand personnage de la cour a voulu, dans la cité consacrée par le souvenir des grands conciles, élever un monument de sa piété, et si à cette fondation pieuse nous devons une œuvre remarquable de l’art byzantin au XI° siècle?

Nancy. Ch. Diehl.

1) Voir p. ex. l'inscription de 912 (Texier, Asie Min. I 41).

Mazaris und Holobolos.

Das Totengespräch "Extdnuia Mafuoi Ev "Aıdov mit seinen An- hängen war bisher nur aus der griechischen Handschrift 2991 der Pariser Nationalbibliothek bekannt und ist aus ihr, nachdem C. B. Hase im Jahre 1813 zuerst auf dasselbe aufmerksam gemacht, 1831 von J. Fr. Boissonade herausgegeben, 1860 auf Grund seines Textes von A. Ellissen wieder abgedruckt. Aus G. Haenels Catalogi librorum ma- nuscriptorum, Lips. 1830, S. 841, wufste ich längst, dafs noch eine andere Handschrift des Totengesprächs in der Phillipps’schen Bibliothek zu Middlehill existiere. Durch meinen Freund Leopold Cohn erfuhr ich nun, dafs sich diese unter denjenigen Handschriften befände, welche aus jener jetzt in Thirlestame House in Cheltenham aufgestellten Bibliothek für die Berliner Königliche Bibliothek vor einigen Jahren angekauft worden sind. Es ist dies der Codex Phillippieus 1577 und wird von Leopold Cohn beschrieben in dem 1890 zu Berlin gedruckten, aber noch nicht herausgegebenen Katalog: Codices ex Bibliotheca Meer- manniana Phillippici Graeci nune Berolinenses descripserunt Guilelmus Studemund et Leopoldus Cohn, S. 75 ff. Unsere Schrift steht auf den ersten 42 Blättern der Handschrift. Die Blätter sind mit den griechischen Zahlen & bis uf bezeichnet; aber schon vor der Bezeichnung sind zwei Blätter verloren gegangen, sodals im Texte der Handschrift fehlen die Worte: [Boiss. S. 129, El. S. 200] xarayoyreudele [B 130 E 202 o BdEdvypiag nai Awxodvrns und [B 137 E 207] xaítov del’ Möge [B 139 E 209] adroxecrogos roócrayua deior.

Die Berliner Handschrift ist von der Pariser vollständig unabhängig und steht ihr an Wert ungefähr gleich. Sie unterscheidet sich aber von ihr wesentlich dadurch, dafs sie am Schlufs noch einen Brief folgenden Wortlautes bringt: Ty tod cod xgarovg xpoorage pevvardrarte deoxoróv, nallav pe u&lloy à oxovddlav, ws olóv te, tavıl yéyoapa” puo ovveyei xovvarvia Ti) per” edepyeoías: «al ti pera OvvEdswg TE xai yadnvorytos oty Goa Ovvovaic, Ei ue Hal xara tov Pegatrny EXELVOV dggioaoda. HOOGÉTUTTES, Oudiwg Unooxabwv, Eroiovv Av tobro* togodtov El'Axvous Gs meo Ev ipy padnvotare: xal xoldóv xal us-

88 1, Abteilung

befindet sich im Peloponnes. Es gefällt ihm aber dort ganz und gar nicht, Als ihm daher Holobolos im Traum erscheint, macht er ihm die bittersten Vorwürfe. Holobolos wundert sich darüber, dafs es auf der Halbinsel jetzt so ganz anders geworden sein soll, und ersucht jenen, «er solle ihm doch über die jetzigen Verhältnisse daselbst brieflich Näheres berichten. Mazaris leistet dieser ihm im Traum gestellten Forderung folge und setzt ihm in einem Briefe die schlimmen Zu- stände des Peloponnes auseinander. Der dritte Teil, B 182 E 247— B 186 E 250, besteht aus zwei Briefen, deren Überschriften nach Hase und Boissonade kaum noch lesbar sind; sie sind aber in der Berliner Handschrift gut erhalten und lauten da: free diofólov sv rorg úguéros, TO dolor zul daurgordro doxiymiadov, xvod vixy- pó0o dovra: mahaordyo ta wardayy und: + xadaoddyou Jovxe rod warden, Quorfata xgdg xvgbv pavov)i tov dAdposov+ Jener Arzt -Malakes, welcher aus der byzantinischen Hauptstadt nach Sparta ge zogen, fühlt sich im Peloponnes ebenfalls höchst unbehaglich. Holo- bolos rit” ihm, er solle Lethewasser trinken, dann vergiifse er alles Ungemach. Tener tadelt ihn wegen dieses Rates; beweise doch sein Brief, dafs er, obgleich er aus der Lethe getrunken, seine irdischen Leiden doch nicht vergessen habe.

Diese beiden Teile schildern nun’ allerdings die peloponnesischen Zustände in der abschreckendsten Gestalt, nur diese beiden Teile kann Mazaris in seinem Begleitbriefe im Auge haben, nur diese, nicht aber

. die 'Emnuia, hat er mit jenem dem Kaiser überreicht.

Und in der That haben zwar der zweite und dritte Teil zum vollen Verständnis den ersten zur Voraussetzung, sie hängen aber formell gar nicht mit ihm zusammen und müssen geraume Zeit nach ihm ge schrieben sein.

+ In der ’Emönuie sagt Macias er sei nach schwerer Krankheit sarà rov Tavovdguov ris viv épdduyg ivdixtov [B 115 E 189] in den Hades gekommen, das ist, wie allgemein richtig erklärt wird, im Januar des Jahres 1414. In dasselbe Jahr, also vor Oktober 1414, ist mit Notwendigkeit die ganze Ansprache zu setzen: denn sonst wäre das vöv sinnlos. 5

Der Traum des zweiten Teiles fällt erst 14 Monate nach Mazaris® Ankunft in dem Peloponnes [B 164 E 230], und ganz in Übereinstim- mung damit datiert er den Brief, welchen er infolge des Traumes an Holobolos nach dem Hades schreibt, zg&rn xal sixoorjj Zerrsußgiov ivóvrióvos évrérne [B 173 E 238], das ist: am 21. September 1415. Denn 1415, nicht aber, wie bisher überall fälschlich angenommen worden ist, 1416, ist die richtige Jahreszahl unserer Zeitrechnung.

90 1, Abteilung

natürlich bei jenen Schilderungen mit, aber sonst sind es malslose Übertreibungen und Karikaturen, die jeder der Zuhörer als solche zu erkennen und auf das richtige Mafs zurückzuführen in der Lage war. In keinem Falle waren diese Schmähschriften für eine Weiterverbreitung oder für die Öffentlichkeit bestimmt: fernerstehende und solche, die den Peloponnes nicht kannten, hätten allerdings pri stellung von demselben gewinnen müssen. Aber gerade deshalb will Mazaris durchaus nicht, dafs mit seinen Scherzen Mifsbrauch getrieben werde, gerade deshalb bittet er den Kaiser, r1jg160v ro éxnyyeduévov. Man wird also gut thun, die Bedeutung des Mazaris für die Beurteilung, vielmehr Verurteilung der wirklichen Verhältnisse auf Morea nieht zu hoch anzuschlagen. Mazaris' Schilderungen sind nicht, wie Ellissen S. 32 meint, ein mit der subjektiven Bürgschaft der Wahrheit seiner Schilderungen entworfenes Bild, noch weniger mit K. Sathas, Doeu- ments inédits tome I (Paris 1880) 8. IX, für eins der kindischen Pamphlets zu halten, mit welchen die Byzantiner gegen die Pelopon- nesier stritten, sondern es sind sehr derbe in übermütigster Laune für die vorübergehende Unterhaltung der Hofkreise hingeworfene Ge legenheitsschriften.

Aber den ersten Teil hat Mazaris dem Kaiser sicher nicht über- reicht. Dafs Manuel II jene Satire gekannt und dafs gerade sie ihn veranlafst hat den Verfasser zu einer ähnlichen Behandlung der Pelo- ponnesier aufzufordern, scheint mir freilich zweifellos; sonst wäre der innere Zusammenhang zwischen den Schriften nicht gewahrt, Aber sollte der Kaiser jene Satire wirklich gebilligt haben? Sollte auch sie in der Hofgesellschaft “vorgetragen sein? Das scheint mir völlig un- glaublich. Denn mögen in derselben auch viele Klatschereien, welche die Eigenheiten und auch wirklichen Schwächen mancher, unvermeid- liche Eifersiichteleien und allerlei kleine pikante Hofgeschichten geilseln, uns noch erträglich erscheinen müssen doch oft allein schon die Familiennamen herhalten, damit den Trägern derselben ein Hieb yer-* setzt werde —, es kommen darin doch eine Menge so nichtswürdiger Anziiglichkeiten vor, dafs von selbst plumpem Scherze nicht mehr die Rede sein kann, dafs sich die Betroffenen in ihrer Ehre auf das tiefste verletzt fühlen mufsten. Ich stehe da vor einem Rätsel, dessen Lösung ich durchaus noch nicht finden kann. Wohl aber glaube ich schon jetzt zur Erklärung der wunderlichen Schmähschrift dadurch etwas beizutragen, dafs ich einige der zahlreichen Persönlichkeiten, welche Mazaris herunterreifst denn heruntergerissen werden aufser den Mitgliedern der kaiserlichen Familie alle, die er erwähnt —, als wirk- liche, nicht blofs erdichtete, nachweise.

M. Treu: Mazaris und Holobolos 91

Das Unglück will es, dafs wir gerade über jene Zeit recht dürftig unterrichtet sind. Daher sind alle Versuche, die im Mazaris vorkommenden Personen anderweitig nachzuweisen, bis jetzt ziemlich erfolglos gewesen. Hase, Boissonade und Ellissen haben aufser dem Kaiser, seinem Sohn Theodor und seinem Neffen Johannes eigentlich nur drei Männer mit einiger Wahrscheinlichkeit bestimmt: Evdecuov [B 117 E 191], em «vio ovvermraros xal Badvyvouov, der im Peloponnes lebt, ist wohl Logiavis Evduipov "Iodvvys, weoatov des Despoten vom Peloponnes im Jahre 1446 [E 319]; DıAouuararog, oder wie die Berliner Hand- schrift schreibt Diloudraios [B 123 E 195], wohl der yoauuareds Anurroros “Ayyedos 6 Didouuaras, der 1421 als Gesandter zum Sultan ging [E 325], und Kvd@veios, 0 tig ôxopus Kudaviov 7) xeopdérov [B 145 E 214] hält Boissonade, nicht Ellissen, für den bekannten De- metrios Kydones [E 335].

Die Briefe Kaiser Manuels II, von denen Ellissen Aufschlüsse erhoffte [E 33], sind schon 1853 von Berger de Xivrey in seinem Mémoire sur la vie et les ouvrages de l'empereur Manuel Paléologue benutzt, bieten aber, soviel ich sehe, keme Ausbeute. Brauchbar sind dagegen die Acta patriarchatus Cpolitani aus der Zeit von 1315—1402, welche Fr. Miklosich und Jos. Müller 1860 und 1862 in zwei Bänden herausgegeben. Namentlich sind es mehrere der dort erwähnten olxeto: des Kaisers, welche wir im Mazaris wiederfinden.

Holobolos erzählt dem Mazaris, einer der evyeveits, Tfauniaxov éxetvog 6 KaBadadgcos, hätte ihn betrogen [B 121 E 193]. Boissonade und Ellissen [E 323] hielten xafudAdoros für einen Titel. Als solcher kommt das Wort in dieser Zeit allerdings vor. So im Jahre 1394 ein xaßerAidpıos xde ’Ioavuns 6 KovroovAng [Acta II 210], vielleicht auch 1400 xafañidocos è Kovrocrégavos [Acta II 395]. Aber das Wort ist ganz gewifs auch Familienname: so lebt 1316 ein ’Iodvvng und ein Baoliaiog 5 KaBaddcguos [Acta I 61 f.], 1325 ein Tewoyıos è Kafad- Agios [Acta I 139 f.]. Vgl. Geo. Pachym. I 65, 9. Und so ist unser Mann sicher derjenige xvods ‘AAdEvos Thaunidxov 6 KaBaAAcpios, welcher im Oktober 1396 als Mitglied der ovyxAnrog bei der Aufnahme eines Inventars der ueyaAn éxxAnoia zugegen ist [Acta II 566]; es ist der- selbe, welcher im Jahre 1383 vom Patriarchen 6 olxetog tH dayia Baoı- Asta pov xdp "AAétios 6 KafaAAcpios genannt wird [Acta II 57], und 1399 6 olxetos tH xparíóro xal cpio pov adroxpdropr, Ev ayia xvev- pati dyannrès vlog tie fuov peroudtytos, xdors ‘AAgkiog Tíauridiov (sic!) 6 KeaBeddcguog [Acta II 324].

O dodds dios 'Agyvoós [B 145 E 214], welche Namen Ellissen S. 334 richtig als eine Auflösung des Namens "Apyvgóxovios erkennt,

92 . I. Abteilung

ist wahrscheinlich jener zUgıog 'Avdgéas 5 ‘Agyvedxoviog, welcher 1400 olxeios des Kaisers ist [Acta II 374], derselbe, welcher in einem anderen Aktenstück derselben Zeit als ¿xo rjg moAıreieg dey6vrov erscheint [Acta I 472].

Ein anderer ofxetog des Kaisers vom Jahre 1400, Xpvooxiperog [Acta II 424] wird wohl jener Duguertatos 6 Xovoosyxépados sein [B 145 E 214], welchen Ellissen S. 336 nur des Vornamens wegen für Matthaios Laskaris hält.

Der Höfling BovAwryjg oder, wie er in der Berliner Handschrift heifst, Bov22or%s [B 147 E 215] ist wohl jener oíxetog des Kaisers, der in einem Aktenstück des Jahres 1401 xp Anwirgıog 6 Boviorís [Acta II 509], in einem anderen xig Anwirgıog 6 Bovidorás genannt wird [Acta II 513].

Der zupiv virtov Mvpovitys [B 145 E 214] heifst natürlich in Wirklichkeit Iyy@virng, und so steht auch in der Berliner Hand- schrift. Das kann 6 Imyavirng éxeivog xd Amwirgiog sein, der 1400 starb, oder sein damals noch junger Sohn Kovoravrivog [Acta 1 386].

‘O’Asnittuog[B152 E 219] kann 'Avópéus oder ’AAEEıog à “Aomeerns sein [Acta II 301. 400].

Unter den Arzten heifst einer X«goıavirng [B 146 E 215, B 150 E 218], ein &xdAoros und otvópive, der sich em Nebenweib hielt Das ist 6 Kanzddo& Xagosıwvirng, 6 lurgós, der um 1401 mit seinem Schwiegervater in Erbschaftssachen prozessiert [Acta II 476. 485].

'O & zoraulov fevudro» ‘Taxerdg (das heifst „der Uralte“) ¿xetwos Horduiog, 6 xebg UPesis drjrag demós [B 150 E 218] ist jener Rhetor Theodoros Potamios, welcher 1391 eine Monodie auf den Kaiser Johannes V schrieb. Vgl. K. Krumbacher, Gesch. der byz. Litt. S. 207. Auch zu Kaiser Manuel II stand er sicher in Beziehung. Jener Mordung, an den der Kaiser um 1404 schreibt [Berger de Xivrey S. 192], ist wohl Hordwog.

Ein recht schlagender Beweis, dafs nicht nur die Verstorbenen, sondern auch die Lebenden mitgenommen wurden, ist Mavix@it@os ovAopévos, einer der broygauuereis des kaiserlichen yoaupereds Holo- bolos [B 139 E 209]. Denn. das ist zweifellos jener Iedgywos 6 Ma- vıxeteng, welcher in den Jahren 1418—1442 selber Baoıkızög vordgrog war [Acta III 162. 163. 171. 173. 185. 186. 194. 215] 1447 hat er das Amt nicht mehr, sondern ein Georgios Galesiotes [Acta III 223].

Am wenigsten hat es bis jetzt gelingen wollen, eine der Haupt- personen als geschichtlich nachzuweisen. Man hegt sogar noch Zweifel, ob denn der Name des Schriftstellers ein wirklicher sei. Ellissen S. 27 weils nur einen Mönch ähnlichen Namens aus Du Canges Glossar,

M, Treu: Mazaris und Holobolos 93

Maximus Mazarus, anzufiihren. Ein Ménch mit gleichem Namen, ’Iodvvns Mataons (sic!) lebte im Jahre 1357. Vgl. Acta I 371. Ich halte den Namen entschieden für echt. Holobolos redet seinen bös- artigen Feind Iladidryg mit Mravriétra an [B 134 E 204, B 138 E 208], und dieser nennt ihn nie, wie andere OAdßwAog, sondern OidBodog [B 134 E 204, B 135 E 205, B 137 E 207, B 139 E 209); ebenso wird in seinem Munde aus Mefagig Merbdons [B 134 E 204, B 134 E 205]. Diese Verdrehungen der beiden letzteren Namen haben zwar die Herausgeber nicht beachtet, sie sind aber, wenigstens nach meiner Handschrift, ganz sicher. Wie also nach Boissonades wohl richtiger Bemerkung aus Padiates ein Bandit wird, so hat man bei Holobolos’ Schmeichelnamen an ßoidıov, B6dıov, buculus, zu denken, in Me.f-éeng ist die Anspielung auf einen Habsüchtigen unverkennbar. Diese Wortverdrehungen haben doch nur dann einen Sinn, wenn es sich um wirkliche Namen handelt.

Ebenso schlimm steht es mit der Persönlichkeit des IIadıarns. Der Name ist in jener Zeit nicht selten. Kvgıxos und Miyanı 6 IIadıdrng sind im Jahre 1357 Mönche. Acta I 370. 371. Schwiegersohn des dopéorixos tv Övrıxav Feuaroav ist 1330 6 ITadvarns xdo Teogyios; ein olxetog des Kaisers in demselben Jahre @eddagos 6 Iladvdıns [Acta 1 151 f.]. Unser Mann stammt offenbar aus der Familie dieser beiden. Endlich finden wir bei Phrantzes, ed. Bonn. S. 135 f., im Jahre 1429 einen ‘Avdodvixos Adoxagig 6 Iledıdıns. Das mag der Sohn unseres Padiates sein, von dem er B 140 E 210 spricht.

Nirgends endlich eine Spur von der wichtigsten Persönlichkeit, welche Mazaris im Hades trifft, von Holobolos. Hase hat wenigstens festgestellt, dafs es nicht jener Manuel Holobolos sein kann, der von der Grausamkeit des Kaisers Michael I Palaeologos so viel zu leiden hatte, nicht der Rhetor Manuel Peloponnesios (aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts). Aber Positives weifs man nicht von ihm. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn man seinen Namen schliefslich für fingiert hielt. Vgl. K. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 375.

Ein glücklicher Zufall setzt mich in den Stand seine Existenz erweisen zu können. Der Mönch Joseph Bryennios schreibt folgenden Brief:

(fol. 112") eddoxtua xal ev—vet xal oxovdalo Ev latoixi, xal fyropux nal pidocopía xvo@ Mavoviji ro Olofôlo ev Oscoalovixr'):

Oise cov tv dyanınv thy punotav xal Deouÿv, oùddevi pagaivo-

1) Pecadoviny

94 I. Abteilung

uévny tóv boa tavryv Avuaiveodar!) répuxev: cida, bg xal drodnunoas vocuuata Bovis Aafetv mao’ ¿uod xal radvd’ ebosiv xatà Adyov avv- tedsiueva, exsivo did td mods qpiAtoov, tovro did toy QOS tods Adyovg Depuórarov ¿pura, uällov dt xal tovto dv’ ewe. arodegdpevos yao evdomiuetv ue Ev ünacı trois xadois yaipois dev ue Hal téqun oby os ¿ruge yodpovra. did Tor rodto xdpol yodpev «vdyxy xeds ot xal Émioroluaio ting nepäcdeı tour xoveiv, Ems Ebearıv, Ö di noueiv uèv xpodvnos ¿quo xal éperós. aAjy 000 obras co. Övvaucı thy éndvuiav xAnoody’ uty yap xéllos émvoroliv édéloss dv Kap’ Heav, TO O muérepov népow Tod ÖVvaodeı tavta morsiv. Spas 8 odv, das logia morsiv, dn rorò, aainep ¿dvvaeróv TS xddde rv ev toîs yoduuaciv dvouatav evpodvar de. did yoüv Tv Eyxsrmevav Ev ToÚTOLS dyyel@v teowai fovAouai, iva, Qoreo, el ye Mais, Exoıvaveıs dv Muiv tOv yo0yoróv, odro xal ndepw didyav énolaupavévror hay ovvanoldéBns dildos tev ayadóv.

(fol. 112") re@rov oùv yivwoxe, bg oùx Ruvnuovò Tic ang Kperis, Gvaxnovrro dt tavımv xal uéuvnual cov dinventig: xal bg xagdy xal yapuévros Gvvouióv oor, oÙro oe xal do@ xal qpaviatouei trois puy- xoig buuaoi xal tov túxov xal rdv qodvov xal tods Adyous xal Hm xual TOY TOD NEO6WNOV yaouxtijou xal aniòbg knavra Où, 0g Exaotov Agdexto 1 menpaxtar 9) éotiv, oÙro tadra xara vodv dTswoò* xal ovdè ras 6 rodoxaipos ovros") alcv, oiucı ovd 6 uéllor loxtoe OÙv ded elojoda Tv TIPOS GE pov gidiay ¿dns fvdos ra0a- meuye, 7) dAlocbga. TO Gúvolov. tTouodrog ¿yw diamvoos qilog xal EOROTNS Depuóraros xal uvnuovixotartos.

éxerto lodi, ag Ev elojvn padela a Evraüde?) dl nai EoneQua —, Ev evdmuia nol1ÿ änavra vis Bacıkidos, Ev oradepá*) buovota ta tov pido xai Ev ueydAn xaraotaoe Tic nad” Huis cefacuias movie. xauol (dia 5 uepal6dagos reooridmowv del raiz dv wor roLovoass tov Blov «qopuais, xal un Euavrod mods Exeivov ELOTEOPT uóvov YOsoPar, ¿dla nai ri tov adv Euol ¿delpúv?) nagéyer’ obs Pléxov Tis Ev Xouotò xexovupevns Eoñs éxopévovs xal xovobvras adv NÖovi névous, ov 6 xapros ¿vdotos xal toîs vovv Eyover Eniwtós, inerme qelgo. al yapıraz buodoy® (fol. 113%) tH deondry, dti xa Dons fuas TO Avto@ tod xdouov TH a«vrod aîuari bxd ris ¿Olas ATELQOU qoyaró-

£ 1) lvpévec das

2) oùtog, aus ovros geündert. 3) &v tabra

4) oradnes

5) «delo

M. Treu: Mazaris und Holobolos 95

Toros Évéyoape tH qoodò Tüv éxeivou dovisudvrov xal usAldvrov amoleioda. dnd ayvotag xal ¿dovz ual Aypoıxias!), Gros TE toUTov regupevoineda avteddBeto Embyeipodol TE TL Tig CGoryoles Eoyav Ed de Ovvspanteraı, Oudove navrayov oy dei toe «Ùròv Deparevon oxov- ddfovov. Év tovtois fúuev xul ovtwg ¿youev, dorote Qidov xal quaowatare: Ev ¿ori udvov TO navy tovyov Huds xa, daxvov, 1) tov xpatiotov xal ayiov facies Nuov «novo xal orepmoıs, bv, DEov aooaravie Adye, TayEwg ldouuer navres, ws fovileras.

eins wor Ev Gnadiv byiaivov evduudy evextÓv. nai ye ÖLRERNS Yvundsie zapein co. tod TÜV oùv Enawverov xal punoiov doe pilov uovayoù ’Inarip, $ Bevevvios rd Enwvuuov:

Eine Sammlung von 16 Briefen jenes Mönches befindet sich, so- weit mir bis jetzt bekannt, im cod. Taurin. 329 c. II 32 (nach der neuen Zählung B. IV 38) aus dem 15. Jahrhundert (nach Pasini) und im cod. Hierosolym. 276 aus dem 16. Jahrhundert (nach dem Katalog von Papadopulos Kerameus, Teil I S. 352); ebenso im cod. Oxon. Misc. 242, doch fehlt der 12. Brief in dieser Handschrift. Jener Brief ist der vorletzte der Sammlung. Wir lernen aus ihm einen hoch- angesehenen Freund des Bryennios kennen, Manuel Holobolos, der zugleich Arzt, Rhetor und Philosoph war, der seinen Wohnsitz in der Baosis, d. h. in Konstantinopel, hatte und sich nur zeitweilig in Thessalonich aufhielt. Gleichzeitig war auch der Kaiser auf der Reise. Dafs Holobolos sich in dessen Begleitung befand oder sonst Beziehungen zu ihm hatte, geht aus dem Briefe nicht hervor. Der Holobolos des Mazaris ist erst ums Jahr 1399 dem Kaiser näher getreten. Er be- gleitet ihn auf seiner grofsen Reise nach Italien, Frankreich, England und dem Peloponnes 1399—1403. Er war dessen yoappareds, viel- leicht ist er es erst in Italien geworden [B 139 E 209, B 163 E 229]. Vorher war er 6 ris Kovotavrívov utv énrop devds, tóv lato@v 6 féldrioros [B 120 E 193], als yoxuueredg aber hat er seine ärztliche Praxis aufgegeben [B 121 E 194]. Wenn also jener Holobolos des Bryennios unser Holobolos sein soll, dann mülste jener Brief ge- schrieben sein, ehe Holobolos Höfling wurde, sicher vor 1400.

Eine eingehende Untersuchung über Joseph Bryennios’ Leben und Werke fehlt noch. Nach Andronikos Demetrakopulos, Graecia orthodoxa S. 90, ist er zwischen 1431—1438 gestorben. Das glaube ich nicht; er mufs früher gestorben sein. Sicherlich gehört die Briefsammlung einer früheren Zeit an. Es sind 16 Briefe mit folgenden Adressen:

1. T& ueyaim oaxeAlapim tig éyiorérns tod deod ueydAns éx-

1) dyerxias

96 1. Abteilung .

xinoles dggidiazivo xa didaoriio xvoio Osoddoa@ TO Medri vıorn dv vi] mode:

2. To ediafeoráro zul Aoyıwrdrp Ev lepedoi xvod Nexijrg ro Mvgouwwiorn Ev Pódo:

-3. TO peydlo yaoroptien vie dy. t. Deo wey. xx. doy draxdva 2096 Tadvvn 19 OlofBólo év ri, Paordsvoson tov xóleow:

4. T6 coporéro ¿bdgov xved Anuntoip to Kvddvy & Beveriaug:

5. To xoveyuoréro por deoxérn Awgo®éo ro av Tegocodipay zergıdoyn Ev ‘Tegovouiu:

6. To coporéro dvögl, dgeriig re éxoo pilo zul mioreng xvgd NıxoAdo 15 KaBaciha èv Krabi:

7. T6 coporéro xal loyworéro rargi, audmyovusvo ris cepuoulas „ul Buordixîjg povijs od Erovdiov, üpguavdgirn re xa) aporocvyxéldo xvoò Ebdvuio év Bvtevtip:

8. tov deyegéov kom, tovoxcidexcro tov éxoordiav moment xouévov xa) xpuri vis olxovuevns, Mdgxo 1a xdxg Adekavdgiag Ev Alpina:

9. To olxovpevind:

10, To ¿xd ov Tour Irate édelpo Mattuo, ris tebews TOY ANQUXOV:

11. TO ev dmondmorg eblafet xvod Maxagio, 10 rie "Auoàd orov év Kiro:

12. TO dv kgyovow ebyever 096 Todvvy 1 Zvpiavò dv ri Kom:

13. Buoilixóv:

14. T6 hopardrm dvdeav xves Mavov)i to 168m dv Auxe- darpovig:i

16. To xovegoréro umroomokirn KvéBov xa) xéons ‘Pocius Dorip 15 bregriuo év ‘Pooig:

Der erste Briefempfänger lebte 1361. Vgl. K. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 384; für das Jahr 1360 vgl. Acta I 394. Im Jahre 1400 hatte er das Amt eines wéyag oaxeAAdgıog bestimmt nicht mehr; denn es heifst in einem Aktenstück dieses Jahres von einem früheren Ereignis: yéyove poùv tobro maga tod Tore ueydAov ouxsAduglov, rod Meliriiórov dxeivov. Acta II 330.

Der dritte hatte die in der Adresse angegebenen Ämter 1389—1397. Unter dem Patriarchen Matthaios (1397—1410) aber war er bereits unrgoroAleng Tordieg und starb vor 1410. Denn er wurde in Gegen- wart jenes Patriarchen begraben. Vgl. Le Quien, Oriens christiana I 1246. Acta II 132. 292. 304. 324. 348. 377. 383. 392. 417.

M. Treu: Mazaris und Holobolos 97

Der vierte ist der bekannte Kydones, der, wie ich anderswo ye- zeigt, wohl 1400 gestorben ist.

Der fünfte war Patriarch von Jerusalem von 1382—1418. Vgl. Papadopulos Kerameus’ Analekta, Teil I S. 246.

Der sechste starb vor Mai 1371 als Patriarch von Thessalonich. Vgl. Andr. Demetrakopulos, Graecia orthodoxa S. 83. 1350 wird er als oëxstog des Kaisers erwähnt. Acta I 298.

Die anderen Adressaten sind mir zwar zum Teil anderweitig be- kannt, ich kann aber ihre Zeit nicht genauer bestimmen. Von den Briefen aber, deren Empfänger ich nachgewiesen, mufs der sechste vor 1371, der erste, dritte, vierte mufs vor 1400 geschrieben sein, der fünfte braucht nicht nach 1400 geschrieben zu sein. Daraus folgt, dafs auch der 15. Brief nicht nach 1400 geschrieben zu sein braucht, dafs also der Holobolos des Bryennios und der des Mazaris auch der Zeit nach zusammenfallen.

Breslau. M. Treu.

Byzant. Zeitschrift I 1. 7

Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriechischen Autoren.

Die kritische Wiederherstellung eines mittelgriechischen Sprach- denkmals hat mit viel grölseren Schwierigkeiten zu kämpfen als die jenige eines altgriechischen. Denn, während wir über das Zeitalter und die Heimat alter Schriftsteller in der Regel gut unterrichtet sind und aus zeitgenössischen oder späteren Quellen über die inneren wie äufseren Zustände und über die Bildung der betreffenden Zeit mehr oder we- niger erfahren, trifft das bei einem mittelalterlichen Autor selten zu. Wir wissen oft von der Epoche, von der Heimat, von der Bildung und den anderen Verhältnissen dieser Autoren nichts oder fast nichts. Viele ‚Texte sind sogar ohne Autorennamen.

Während wir ferner bei der Beurteilung der alten Autoren, be- sonders der Attiker, aus der Epoche eines jeden Verfassers ein festes Urteil über den Sprachcharakter und umgekehrt aus den Sprachele- menten ein solches über das Zeitalter desselben fällen dürfen, und so von vielen Sprachbestandteilen mit absoluter Bestimmtheit behaupten, dafs sie einem Autor ganz fremd sind, vermögen wir so etwas über die Sprache eines mittelgriechischen Textes fast niemals festzustellen. Denn wir sind im Mittelalter nicht im stande, wie es im Altertum mittels der Iuschriften, der Grammatiker, der Scholiasten, der Lexiko- graphen u. dergl. gewöhnlich der Fall ist, die Sprachentwickelung nach den Jahrhunderten und Jahrzehnten genau zu verfolgen; denn während des ganzen Mittelalters und der neueren Zeit wurden die alten und die neuen Sprachelemente stark durch einander geworfen und die Summe der alten oder der neuen Bestandteile ist meist nieht von der Epoche der Verfasser, sondern von der Bildung und Absicht derselben ab- hängig. Darüber vergleiche K. Krumbacher in K. Z. XXVII 494 f. und Hatzidakis in seiner „Einleitung in die neugr. Grammatik“ S. 234 f.

Da sie nun stets vieles den älteren Litteraturdenkmälern entnehmen und die entlehnten Stücke oft falsch gebrauchen oder mifsverstehen, so ist es von nöten, dals man beim Lesen und bei der Beurteilung dieser Spätlinge die älteren, vor allem die kirchlichen Texte stets vor Augen hat; und da sie andererseits aus dem Volksgriechischen ihrer Zeit vieles

G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriech. Autoren | 99

in ihre Werke aufgenommen haben, so mufs man zum richtigen Ver- ständnis derselben auch das Neugriechische kennen lernen. Zwei Bei- spiele mögen meine Behauptung verdeutlichen, Glykas V. 76 schreibt fis (sc. yldoou pevónyópos) els pry xartate ra diaBruare pov. Da weder die Verleumdung noch irgend etwas die Schritte des Verfassers brechen oder zerbrechen konnte, so würde man geneigt sem, xaréagev eis piv als fehlerhafte Lesart anzusehen und anstatt dieser xarıiyayev «6 yîjv zu schreiben; oder xaréate als Synonym von xareonaoe (cf. MATRONAV ein, ONueta, olxovg) und von xarúyaye (= xarefifaoe) aufzufassen. Dieses letztere scheint in der That das Richtige zu sein, da man in diesem Jahrhundert @oow (= &yvvui) und 6x, xatdocw und xarey® für gleichbedeutend gehalten hat, und so den Aorist mattata st. xatéonaca (= Bia xariyayov, xarefifaoa, herabstiirzte) gebraucht zu haben scheint.*) Indes bleibt doch immer der Ausdruck „die Schritte jemands in die Hölle herabstürzen“ ziemlich sonderbar. Das Rätsel läfst sich lösen, wenn man bedenkt, dafs der Verfasser hier den biblischen Ausdruck Psalm 118, 133 „ra diafruara wou xatevtuvov xatà to Adpidv cov Hal pui xuraxvgisvoden pov nioa Avouie“ vor Augen gehabt hat. Von Gott kann sehr gut gesagt werden, dafs er die Schritte des Menschen d. h. den Menschen selbst den heiligen Geboten gemäfs leiten möge, von der Verleumdung natürlich nicht so; indes hat der archaisierende Spätling den biblischen Ausdruck für seinen Zweck zurecht gemacht und diaffuard uov xrarevbuvov xatà th Adyidy cov in diaffiuara pov xatéaëe in die Hölle (= eig yîv) verändert. Nur so, denke ich, läfst sich die Existenz des Wortes diafiuara hier verstehen. | Prodromos versichert uns, dafs er gern ein hausierender Verkäufer wäre und auf den Strafsen rufen möchte: éxdpere dgovßavıardv dEvya- Aov, xveddes VI 190. Über dévyadov hat Koraes in seinem wichtigen Kommentar zu Prodromos 8. 183 gehandelt; es mag hinzugefügt werden, dafs d¿vyada(v) heutzutage noch im, Pontischen bekannt ist. Allein

*) Der Aorist xarsaéa im Sinne von xerjyayov findet sich öfter in der Vita Euthymii ed. C. de Boor (Berlin 1888), Kap. 2, 22; 13, 15; 18, 11; 21, 6; 22, 7 und 8. Beachtenswert ist, dafs das Augment in diesem Verbum schon früh in die augmentlosen Formen und selbst in den Priisensstamm einzudringen begann; vgl. aufser den in den Wörterbüchern und von Kontos, Aöyıog ‘Eeuîjs S. 75 ff. angeführten Beispielen: xars«&avr« im Martyrium Petri, Acta aposto- lorum apocrypha, pars prior, ed. R. A. Lipsius, p. 82, 31 und xaredosercı ebd. p. 84,1. Das Lexicon Vindobonense ed. A. Nauck lehrt p. 110, 4: rd natéaya kyrl rod narsaysıy! Zur Erklärung dieser Formen s. Hatzidakis, Einleitung in die neugriechische Grammatik S. 63 ff.; 390 ff.

Anmerk. des Herausgebers.

mk é

100 1. Abteilung

über doovfevioròv weils er ebenda $. 184 nichts zu sagen. Das Wort ist aber heute noch im Pontos und in Thrakien üblich, wo die Leute desyede Ögovßerıordv das nennen, was in Athen gewöhnlich oexzov- Moro drcovgri heifst; und dgovßdvı oder dovgßdvi bedeutet daselbst den Milcheimer, der zur Bereitung der Butter dient.

Dafs die doppelte Forderung, man müsse sowohl das Alt- wie auch das Neugriechische gründlich kennen lernen, um das dunkle Mittel- griechisch zu verstehen, nicht leicht zu erfüllen ist, sieht jedermann ein; dazu kommt bee noch, dafs wir durch cha handschriftlichen Apparat bei der Wiederherstellung der mittelgriechischen Texte, be sonders der vulgären, wenig unterstützt werden; bei dem Abschreiben derselben sind nämlich die Kopisten bei weitem unaufmerksamer ge wesen als bei der Vervielfältigung eines alten Textes; deshalb sehen wir, dafs die Differenzen der Handschriften oft so stark sind, dafs sich verschiedene Versionen ergeben. Aufserdem besitzen wir in der Regel nur ein Manuskript für jeden vulgären Text oder für jede Version, so dafs vom Kollationieren keine Hilfe zu erwarten ist.

Endlich sind diese meist unbedeutenden Werke weder in den yer- gangenen Jahrhunderten noch in der letzten Zeit fleifsig und methodisch erforscht worden; wir haben infolge dessen weder Kommentare noch andere Hilfsmittel, wie Lexika, Paraphrasen u. dergl. dieser Werke; daher wissen wir oft den Sinn vieler verlorener Wörter und Ausdrücke nicht mehr. Dieser üble Zustand wiegt furchtbar schwer; das griechische Mittelalter bleibt uns noch sehr dunkel; man denke, was zur allgemeinen Erkenntnis des alten Hellas oder Has seit der Renaissance geleistet worden ist, und man halte dem gegenüber das Quentchen, was wir über das mehr als tausendjährige griechische gewöhnlich byzanti- nisch genannte Mittelalter wissen! Hier treffen wir auf Schritt und Tritt Ausdrücke, Spriehwörter, Thatsachen ete., von denen wir keine Alınung haben, und die wir vorläufig unmöglich in ihrer ganzen Trag- weite begreifen können.

Wir sind also oft in Unkenntnis über die Heimat, das Zeitalter, die verschiedenen Verhältnisse, ja selbst den Namen der mittelalter- lichen Autoren; ebenso dürfen wir infolge der unaufhörlichen Mischung der alten und neuen Sprachelemente wenig Bestimmtes über die Not- wendigkeit oder die Ausschliefslichkeit dieser Sprachbestandteile be haupten; wir besitzen fast keine Hilfsmittel zum riehtigen Verständnis derselben; wir kennen sehr oft die Thatsachen nicht, und endlich läfst uns in der Regel auch die Hilfe der Handschriften sehr im Stich. Das sind wohl die Hauptursachen, weshalb die Kritik dieser Texte so sehr zurüekgeblieben ist und weshalb die Herausgeber bei der Veröffent-

G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen einigen mittelgriech. Autoren 101

lichung dieser Texte in der Regel sehr eilig sind, und einfach abdrucken lassen, was sie vor sich finden oder zu finden meinen. Cf. K. Krum- bacher in K. Z. XXVII 495.

Unter solchen Umständen werden wir leider nur allzu oft zu der Konjekturalkritik unsere Zuflucht nehmen müssen, allein auch hier stehen uns Gefahren entgegen. Was nämlich von den alten Griechen gesagt worden ist, dafs sie die Feder in den Verstand getaucht haben, das darf niemand von diesen Spätlingen behaupten. Wenn man nun also infolge dessen einen geschraubten, unnatürlichen, oft recht unver- ständlichen Ausdruck findet, so darf man nicht von vornherein mit Bestimmtheit, wie es bei der Beurteilung eines Alten immer der Fall ist, behaupten, hier müsse ein Fehler vorliegen, und noch weniger sicher kann man über die Emendation sein. Behutsamkeit ist dabei stets am Platze, und besonders nur dann wird man mit einiger Sicher- heit vorgehen, wenn die vorgenommene Anderung eine leichte ist, wenn z. B. Trennung in zwei Wörter oder umgekehrt Vereinigung zweier Wörter in eines genügt, oder wenn nur ein Buchstabe zu verändern oder zu tilgen oder hinzuzufügen ist u. dergl.; oft scheint aber leider das Übel viel tiefer zu liegen und da werden wir a priori auf die Mifsgriffe der Konjekturalkritik gefafst sein müssen; indessen ist sie gewöhnlich unsere [epa &yxvoa, und wir müssen von ihr Gebrauch machen, wenn wir jemals zu einem richtigen Verständnis der mittelgriechischen Schrift- steller gelangen wollen.

Ich teile einige Korrekturen mit, bei welchen durch eine leichte Veränderung der richtige Sinn hergestellt wird.

Spaneas (ed. Legr.) 150—4

Thy dostmv xal naldevov ayanı xal Tv yvocır,

alovrovu mavtds éxméxeiva xal Onoavodv peyadov'

éxelva yag ovderote mods tods xx dodge Imayovv,

éxelva magauévovoiv, 6 rAoÙTos Ó WdE pevet. Von der Tugend, der Bildung und den Kenntnissen wird gesagt, dafs sie niemals zu den guten Menschen gehen, dafs sie standhaft (oder ewig) sind, der Reichtum aber stehen bleibt. Das ist aber offenbar völlig sinnlos. Alles wird klar, sobald wir in dem zweiten Verse xaxovg st. xxdovg und im dritten 00 ueve st. Ode wever schreiben: die genannten guten Eigenschaften kommen nie zu den schlechten Menschen, sie sind aufserdem standhatt, der Reichtum dagegen bleibt nicht stehen, sondern flieht, geht vorüber.

Prodromos VI 254—8

xeradınadovoiv de els ox@dAnxay Axoluntov, Elg TÁPTADOV) -

102 I. Abteilung

'Eyw dé, xo0uoxpdrwp pov, tavtas tag toEig xoldoeg évradda tag xoddfomar anal x00 tig tedevrijge pov. ZudAnza TOY Kxoiuntov uiuoduar tiv HEVLAV, Der Verfasser behauptet, dafs er alle drei. Höllen (nämlich ox@Anxa tov Guoiuntov, táprapov, oxdrog) hier auf der Erde leidet; und diese seine Behauptung weiter erklärend sagt er, dafs er für 0x64Anxa &xot- untov die Armut hält, und im Verse 260 für r«erapov die schreck- liche Kälte, woran er leidet, und im V. 263 als 0xdros dpspyks xplves tov oxoraoudy, den er hat, so oft er hungrig ist. Es ist also klar, dafs yodua st. wuoduc zu schreiben ist, wie es in der That in der Parallelstelle V 155 gelesen wird. Ebd. IV 340—3 teroada ual nupasxevN Enpopayoüvreg 0406, (div yao oùx Eodiouev, val, rocÓs Ev rovrorg, dumm ... Die Rede ist von Vers 340—356 nicht von den armen Mönchen, son- dern von den reichen Äbten, die zwar nicht Fische, allein eine Un- masse exquisiter Speisen und Getränke geniefsen; auf die Mönche kommt er im V. 357 f. nuds xootrPécor xvauovs Pefoeypevovs ... zu sprechen. Es ist also offenbar ¿odíouev in ¿odíovo. zu ändern; wohl auch E&ng0opayoodcı zu schreiben. Ebd. IV 408° ist BAaßovueı im BAußoöus(v) (sc. of xeAdyegor) zu emendieren; denn die Rede ist wieder von den armen Mönchen im Gegensatz zu den Abten. Roboam 38—? vié uov, UETÉ TOVNQÓV, METE xuxòv UN EGUÉYNS, un OUVTOOPEVONS ET” UVTOV, UN Ovvodonoıyans, schreibe un ovvodorzoenons, du sollst mit den schlechten Menschen in keinen Verkehr kommen. Ebd. 99— 100 auun elg tov Dedv tot oveavod xal xrioryv TOv Andvrwv dede Toüto dunvexds nal xoiver ıyv GA eur Es heifst, man müsse einem armen Menschen in den Gerichtshöfen durch das Bestechen des Richters nicht sein Recht wegzunehmen suchen; denn als armer Mensch vermag er nicht dem Richter etwas zu geben, um sein Recht zu erlangen, sondern er (der Arme) überläfst es immer Gott, er ruft immer Gott zum Richter an, und Gott fällt ein gerechtes Urteil. Es ist also &ere st. Séce zu schreiben. Glykas 129 03 ögveov meickeraı schreibe merdferar; der Freie, der nicht ins Gefängnis gesteckt ist, der keine Seelenschmerzen fühlt, der fliegt wie ein Adler.

G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriech. Autoren 103

Ebd. 133—4 El tug dv heyy ,,wevderai, pAvapet, un tov miotevns!“ Kávelg nor oùx éxdvecev, oùx oide ti ive xôvos, Glykas will sagen, wenn jemand von ihm behaupte, er (Glykas) lüge, er schwatze und man solle ihm nicht glauben, so habe jener, der so etwas von Glykas sagt, nie gelitten und wisse nicht, was Leid ist. Um diesen Smn aber zu erlangen, müssen wir den zweiten Vers so schreiben: xsivog morì ovx éxdvecev, oùx oide ti ¿ve növog und darnach einen Punkt setzen. Ebd. 186—8 nôvor Einvasyuvrnoav els tovtag tag Mueoas* ay EDOOVY elo XUTOPOQOY YUYNV avayxacuevnv,

\ éxel repuéuvayovra xa) noAsuoöv thy xvii».

Das Verb roleu& mit einem Substantiv verbunden bedeutet etwas als Geschäft treiben, oder für etwas sorgen etc., z. B. rodeuò ry(v) dovisid pov, moleuò ta yoduuara, rmoleuò ta nEOBaTE Nov, xolsud ti(v) téyvy uov, rmodeutò to rmepiBóli uov, modeuò nv) Yapızn ete. modeuò tiv zvikıv würde also heifsen: ich treibe das Würgen oder ich sorge für das Würgen. Alles wird klar, sobald wir xal xodguody riv (duyNv sc.) avífeiv = die Schmerzen streben die Seele zu erwürgen. Ebd. 245 foo ot Erw, xdoovpe, dogeñs xal onapragikes. dopeas bedeutet nichts, es 8 wird Öwperv = vergebens, umsonst (gota) | zu schreiben sein; cf. eis «OTOLAOV surarcionis. eis Mouy adixias N uavva uov y EyEevvnde, Owoecy xul neouarito, Ebd. 274—5 eidxrısev 6 yoardapos, xal degover TO dayua, va yivn xadoraidevtov, Aldo va un Aaxtion. Zu schreiben &llov vee uy Aaxtion, da doch der Esel gegen einen Menschen, nicht gegen einen Sattel ausgeschlagen hat. Umgekehrt ist im V. 483 to xédov st. tòv nedov und in Roboam 28 ro yofjuav st. toy qeñuav zu schreiben. Wie aber das auslautende v von &Alov wegen des anlautenden v des folgenden Wortes ausgelassen ist, so ist auch im V. 389 ein o nach oxorevoîs weggefallen Ev oxoteuvois éxdt8ios yuuvóv, TOOYLEVOV. Ebd. 312 Déleug Peleg Endekaı, matter x oe Y TÚLN, xtc teva bedeutet: ich spotte über jemand, ich mache ihn lächerlich, dagegen xaífo tiva: ich treiber einem, ich quale

104 I. Abteilung

ihn u. dergl.; es ist mithin zu schreiben watfer u’ éotv n turn, da N tugn uE tiva nuiferv Övvaraı, tiva maiterv ovye. Ebd. 490 ò uèv yap Éxxoldéerar xoopdder th tov pdvov zu schreiben éxoldésro, wie gleich é4éyero (491), éxaoze (193) und so immer Imperfecta; alle diese Verse erläutern den Inhalt des Verses 476 xal yvods ro ado xal dati xai dia nolov Adyov (sc. al puyal xoAdfovrac yodvorg pergovpevoLg). Ebd. 470 tavtas dy tag pulaxas x’ Exeivnv thy Mueoav og Evavras dAoyifoua xal ovyyevelg tag xpivo zu schreiben getrennt dg ¿va(v) tas Aoyifoua:; er behauptet, dafs er das Gefängnis und den Tag des Begräbnisses für em und dasselbe (63 Eva) halte. Auf dieselbe Weise ist zu trennen x&pwixa im V. 122 in xüv Yiya, wie es in der That in V. 202 steht; xv pego od yvadaıg = du verstehst nicht ein Krümchen, Bifschen. Dasselbe x@v Yiya steckt vielleicht auch bei Prodromos I 84 Dupuy ovx fidabds mote, ouvidiv 00x EVPÚYEL, wo 00% ebwuye völlig sinnlos ist. Eine Trennung ist vorzunehmen auch bei Prodromos I 2 und zu schreiben ôxotav di st. dxofavde; und IV 542 xul artexetv à tov modeuei, nal ATEXELV di TOY napver . zu schreiben st. dréxerva ... dminecva... cf. INI 542 xal dréxei ta tov nodeuei nai Anexeı ta Tor xauvet. Und umgekehrt ist zu schreiben IV 477 uudopeoduv tarmevdv OUOUÉELS ... st. xadov yepaxıv, und Belth. 630—631 erjonoa tods opTaluods, x09n, tove idixovs Gov, xul eg TO vegov tod Eowrog xaldvBa moAsuoddı, zu schreiben xoAvuforo4euodor = sie versuchen zu schwimmen (xo- Asuovor va xolvuBüor), wie er gleich nachher sagt va eines ALVÓVVEÑOVOLY, Moata, ve xviyovor, Glyk. 529 éxelvos Ügeı tov xAowòv xai deocud OVVTQLYEL, Dafs ps: als Futur gebraucht ist, ist klar, cf. auch das folgende ovr- toíye: und yagroerer. Indes dürfen wir nicht «per betonen, sondern müssen coy, d. h. den Konjunktiv des Aor. in futuraler Bedeutung. schreiben, «der im Mittelalter sehr gewöhnlich ist. Ebd. 524 EXUVKAWOKY ue OuEQOY DÔives tod Havdrov. Es ist zu schreiben

G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriech. Autoren 105

ExinAmoov GE ouepov dives tod Havarov; wie auch 528 mapides xegieozyov de xal xAet8oa rod Bavarov; beide Verse sind mit Fragezeichen zu versehen, da der Fragesatz an Stelle des Vordersatzes gebraucht wird. Umgekehrt ist V. 531 ohne Fragezeichen zu lesen ovx HAGE els uerdvorav nadégar todo dixalovs, todo ¿E dndıns Óqems moddanig émtanóras. cf. Matth. IX 13 ye fidov xadéca: dixalovs dii’ Gueoralods (els peravorav) und Mark. II 17, Luk. V 32. Ebenso ist V. 181 zu interpungieren: ros amavtàs, raocdotov, müs ovx Eppayns, Eëvor. d. h. xagddofóv Earı, müs dnavräs, EEvov, mög oùx Éoodyns. Das Verbum dauvräv findet sich auch in V. 189 puri, TEQiomoevPyoa, xal ws Numopeis, drravra, und 195 wal Öxdrı Ösıdkıdlo de, pofodpa: un aravifons wo dauvıo so viel als dvreyo, standhalten, aushalten, ausharren, be- deutet. Ebd. 353 Kal töre bs qioros pOelperas, be &vdos TÓTE mintet, Dafs der Verfasser róre auch im zweiten Satz der Konzinnität wegen gebraucht hat, ist zwar immer möglich, allein nicht wahrscheinlich, da er von solchen Feinheiten nicht viel zu wissen scheint; deshalb schlage ich vor og &v®oc xaraxinteı zu schreiben. Ebd. 301 un ma&ns ti pixedpvyor xal va yapodv ol éydeoi oov' Es ist pa) zd®ng ti zu schreiben; ähnlich ist Prodromos II 98 dv ovx «voléns Ivpav wor x6dev rs evonkayyviag zu betonen dvoay wot nodev oder Svgay uo robiv ... Glyk. 414 oröua Agdov Övvaraı, xa) yAdoou Guxopévtrns Die spätere fem. Form ist ovxope«vrig und so mufs geschrieben werden. Ebenso schreibe 189 xeguompevdyos st. negusompevdyoue und Prodro- mos I 220 dasgaperisev st. Eneyaıpeındav und Prodromos II 99 xod pévopas ... ui) xeoeupo st. yEvouaı.... repéuxo, und IV 202” oxovuagıd oder xo vufpia st. xova pid und 223 cxovuropiv st. xo va piv wie es VI 96 steht; denn vom alten oxdußgos ist oxovußglv mit uf gebildet und da wir heute noch skumbri aussprechen, so kann man im Mittelalter nicht oxouxoiv ausgesprochen haben; ebenso ist zu schreiben Pest. 107 xaAouopporvunapeis = al xadov nal ebuogpov tirov Eyovaaı

106 1. Abteilung. G. N. Hatzidakis: Krit. Bemerkungen zu einigen mittelgr. Autoren

st. xaZopuoggpotizagoes; und Spaneas 126 xouions st. xoıunjans, und Glyk. 63 vpódev st. pater etc. Glyk. 297

uétnv, dun uov, Aönuovelis, udıyv meQuotaretoat. Wie die Seele umstanden oder umgeben wird (xepiotaretta:), kann kein Mensch ausfindig machen; indes wie ferner «dnuoveis zeigt, handelt es sich hier um ein innerliches Leid der Seele; es ist also xapaxovetoc zu schreiben. Prodromos VI 29—30

AV yao Tıvss THY EV dogî) TOY UN xalds poovovytar,

TO xa® ues poorvijewo: xual rEg. PoavPyoaor... Ohne Zweifel ist xe0189a0vv8d0. zu schreiben; auch xa® Ayes -mufs entweder als gleich mit x«®’ ju&v verstanden werden, was nichts Befremdliches hat (cf. Hatzidakis, Einleitung in die neugriechische Grammatik S. 224 f.) oder es ist in tato Huds zu ändern.

Glyk. 348

6 Eñáos ..... xul GE KUTRPUYETO. Wer das biblische 6 $7405 tod oixov cov xuragayerai ue Psalm 68, 10 und Joh. II 17, welches in der Kirche sehr oft gehört wird, weifs, der wird leicht die Ergänzung vorschlagen

O E7A0g olxov tod Deod xal 08 xutapayEeto oder

6 Ejdog 6 tod oixov Tov . Auch den V. 154 möchte ich nicht mit xgoc|xoovas], sondern mit zgoo|BAeneıs]| ergänzen

add Tv vinta Ösıdıäg, TO va peon oùx oides,

Orevoyaoeions, Gyavanteis, 00 x Exei noo6[Baëxeic|, Da der ins Gefängnis Gesteckte in seiner Einbildung allerlei Marter leidet, allein bei Nacht unbeweglich bleibt, so stölst er (xpooxpova) an nichts, sondern xooofléxet. Ähnlich ist V. 177 nicht mit dyvoo, son- dern mit ovvexós auszufüllen.

noon navdavo [cvvegòs], mag [ets «dy»]| od pdavw und Prodromos I 207 ist wohl nicht mit yiveraı, sondern mit éyecgetae zu ergänzen

Bon tes äpvw |éyeiperar] nai tagayy ueycAn. Dagegen ist Glykas V. 244 allzulang und muls so geschrieben werden

Kal tore Aéy(er) avrod Bederg, ovd(é) cid(«) oddE yvwgita st. Kai tore ¿eye adrod Beles, oddè otda ovdt va éyvootto.

Athen. G. N. Hatzidakis.

Der weise AKyrios.

Nach einer altkirchenslavischen Übersetzung statt der unbekannten byzantinischen Vorlage ins Deutsche übertragen.

In einer Redaktion von „Tausend und einer Nacht“ wird die „Ge- schichte des weisen Haikar“ erzählt. In der Ausgabe von Habicht, van der Hagen und Schall (Breslau 1827, XIII 86—126) bildet sie die 561.—568. Nacht; in einer volkstümlichen Wiener Ausgabe (Wien, Dorfmeister 1854, VI 300—333) die 968.—978. Nacht. In der Aus- gabe von Dr. G. Weil (Stuttgart 1866) kommt die Erzählung gar nicht vor. Ich darf, glaube ich, ihren Inhalt als bekannt oder leicht zu- gänglich mit Stillschweigen übergehen.

Auch in der altkirchenslavischen Litteratur ist diese Erzählung und zwar in mehreren Redaktionen vertreten. In Rufsland stand die älteste Redaktion derselben in jener einzigen in Moskau beim berühmten Napoleonischen Brand zu Grunde gegangenen Handschrift, welche auch das russische Igorlied enthielt. Doch während für das Igorlied seitdem ein gleichwertiger Ersatz in einer anderen Handschrift nicht wieder gefunden wurde, ist für unsere Erzählung ein ziemlich nahe stehender Text, so weit man das nach den kurzen aus jener später vernichteten Handschrift vom Historiker Karamzin mitgeteilten Auszügen beurteilen kann, in einem Moskauer Codex saec. XV erhalten, von dem wir zwar seit dem Jahre 1861 grofse Auszüge (in der historischen Chrestomathie der russischen Sprache von Th. Buslajev) kennen, eine genaue voll- ständige Ausgabe aber noch immer vermissen.

Die Erzählung führte in der vernichteten Handschrift die Über- schrift: „Sinagrip car’ Adorov i Nalivskija Strany“ und ebenso heifst es in der erhaltenen Moskauer Handschrift: „Sinagrip c(e)sar’ Adorov i nalivskoj strany“, also: Sinagrip König (oder Kaiser) Adors und des Naliv-Landes. Nach dem arabischen Text wird wohl darunter Assyrien und Ninive-Land zu verstehen sein. In der serbischen Handschrift steht dafür: „car’ adorski i analavsky car’“, in der südslavischen glagolitischen „odorski i nalevski gospodin’“, und in der cyrillischen „odorski gospodin’ i livanski“. Der Name des Königs lautet übereinstimmend Sinagrip,

108 1. Abteilung

und sein Minister wird sonst in allen Handschriften Akir, nur in der serbischen Akyrie, also Akyrios, geschrieben. In der rumänischen Re daktion (Gaster, Chrestomathie Roumaine II 133) heifst der König Sanagrid und der Minister Arkiri. Der Zusammenhang mit Sencharib und Haikar ist überall unverkennbar.

Diese Erzählung war in Altrufsland schon wegen ihres sententiös- belehrenden Inhalts ungemein populär. Man hat schon sehr früh, mit Aufserachtlassung des eigentlichen Erzählungsstoffes, bloß die Sentenzen herausgezogen und aus diesen „Belehrungen“ gemacht. Eine solche „Belehrung“ steht in einer Handschrift des 15. Jahrhunderts, wo ohne Nennung irgend eines Namens nur die Sentenzen, mit welchen Heykar seinen Neffen Anadan unterrichtete, so ziemlich in derselben Reihe, wie in dem vollen Text der Erzählung, aufeinanderfolgen. Den slavi- schen Text einer solehen „Belehrung“ hat Prof. Suchomlinoy im IV. Band der einstigen akademischen „Izvöstija“ (St. Petersburg 1855, S. 151—3) herausgegeben.

Aber auch die ganze Geschichte Heykars, mit ihrem Detail, bildete eine Lieblingslektüre Altrufslands, die Erzählung wurde in nationalem Stile umgearbeitet und fleifsig Dear etre) A. N. Pypin zählte im Jahre 1858 nicht weniger als sieben Handschriften, worin die Geschichte des „weisen Akir“ vorkommt; sie sind alle jung, aus dem 17. und 18. Jahrhundert, und erzählen mitunter mit rührender Einfalt den gröfsten Unsinn, der durch zunehmende Verunstaltung des Textes ent- standen ist. Gegenwärtig würde man aller Wahrscheinlichkeit nach die Zahl der Handschriften der Geschichte des weisen Heykar auf ein ganzes Dutzend und darüber bringen können.

Diese Thatsachen würden an und für sich kaum eine besondere Beachtung aufserhalb des engeren Rahmens der russischen Litteratur- geschichte verdienen, wenn nicht die Art und Weise der Verbreitung dieses Erzählungsstoffes in Rufsland dafür spräche, dafs man es mit einem Texte zu thun hat, dessen griechisches in das soge- nannte byzantinische Zeitalter fallende Original entweder verloren gegangen ist oder noch jetzt irgendwo unbeachtet steckt. Der Wunsch, die Byzantinisten des Westens und Ostens zur. Forschung nach dem griechischen Original anzuregen, diktiert mir diese Zeilen: mögen sie von Erfolg sein.

Erzählungsstoffe orientalischen Ursprungs, und an einem solchen kann beim „weisen Akyrios“ nicht gezweifelt werden, falls sie blofs in der altrussischen Litteratur nachweisbar sind, bieten noch keine Gewähr für die Annahme der Entlehnung aus dem Griechischen. Nach Rufs- land konnten solche Motive, sei es auf dem Wege mündlicher Über-

V. Jagié: Der weise Akyrios 109

lieferung, sei es durch das weifsrussische und polnische Medium aus dem Lateinischen, ja selbst aus dem Deutschen vorgedrungen sein. Anders jedoch steht das Verhältnis dort, wo nachgewiesen werden kann, dafs eine russische Redaktion auf einer südslavischen Vorlage beruht. Bei der letzteren ist der byzantinische Einflufs infolge der bekannten Kulturbeziehungen der Bulgaren und Serben zu den Griechen von selbst gegeben. Nun war man allerdings bis in die neueste Zeit nicht in der Lage anders als durch theoretische Kombinationen den Beweis zu führen, dafs die russische Version der Geschichte des weisen Heykar aus einer südslavischen Quelle geflossen ist; denn ein südslavischer Text dieser Erzählung, der genau zur russischen Redaktion stimmt, war thatsächlich nicht vorhanden. Wohl hatte ich bereits vor dem Jahre 1868 zwei serbokroatische Texte dieser Erzählung gefunden und im besagten Jahre im IX. Band des „Arkiv za povjestnicu jugoslavensku“ herausgegeben: der eine Text ist datiert vom Jahre 1520, aus Ragusa, in cyrillischer Schrift geschrieben, der andere ist im Jahre 1468 in glagolitischer Schrift abgefafst und stammt aus dem kroatisch-dalmatinischen Küstenland. Beide Texte gehen, ungeachtet mancher Abweichungen (der glagoli- tische ist etwas reichhaltiger), auf eine gemeinsame Quelle zurück, die in der Sprache zwar schon stark national gefärbt, doch im Grunde aus einer kirchenslavischen Vorlage geflossen war. Dafür sprechen in beiden Texten die noch nicht ganz verwischten Spuren kirchenslavischer Aus- drücke und Sprachformen. Damit ist zwar die Bekanntschaft der ser- bischen Litteratur mit der Geschichte des weisen Heykar erwiesen, aber die gewünschte Vorlage für die russische Redaktion noch nicht ge- wonnen. Denn vergleicht man jene für die beiden soeben erwähnten serbokroatischen Texte anzusetzende gemeinsame Quelle mit der alt- russischen Redaktion des 15. Jahrhunderts, so wird man zur grofsen Enttäuschung so wenig Übereinstimmung bemerken, dafs man sich schwerlich entschliefsen dürfte an einen unmittelbaren genetischen Zu- sammenhang zwischen den beiden Versionen zu glauben. Der äufsere Schauplatz der Erzählung ist wohl in beiden Texten derselbe, allein in den dem weisen Akyrios in den Mund gelegten Sentenzen herrscht doch grofse Verschiedenheit: die Zahl der Übereinstimmungen bleibt entschieden hinter der der Abweichungen zurück.

Erst im Jahre 1886 entdeckte E. V. Barsov in der Moskauer Stadtbibliothek einen neuen kirchenslavischen Text serbischer Redaktion, den er auch mit anerkennenswertem Eifer in den Moskauer „Vorträgen“ (Ctenija), Jahrgang 1886 Band III, herausgab. Die Ausgabe läfst zwar in kritischer Beziehung viel zu wünschen übrig, doch ist sie höchst willkommen als der lang erwartete thatsächliche Beleg einer wirklichen

V. Jagié: Der weise Akyrios 111

Originals geltend macht. Wenn Prof. Veselovskij auch noch den Na- men der Frau Akyrios Theodule dazu rechnet, so ist dazu nur das zu bemerken, dafs die ältere Redaktion, auf deren Grundlage wir allein berechtigt sind den byzantinischen Text wiederherzustellen, von diesem Namen nichts weils. Freilich ist damit noch nicht die Frage beant- wortet, woher der Name in die späteren russischen Bearbeitungen der Erzählung gekommen sein mag; die beiden serbischen Texte kennen ihn nicht.

Eine Reihe von merkwürdigen litteraturgeschichtlichen Fragen knüpft sich an diesen Text, die alle erst dann mit Hoffnung auf be- friedigende Lösung aufgeworfen werden können, wenn es uns durch diese Nachfrage gelingen sollte den griechischen Text zu entdecken.

Erzählung und Belehrung über den Verstand und die Weisheit des weisen Akyrios.

Sinagrip (war) König von Assyrien und Niniveland. Zu dieser Zeit war ich Akyrios sein Minister (Schriftgelehrter). Und es wurde mir von Gott geoffenbaret: dir wird kein Kind geboren werden. Ich besafs nämlich Vermögen, mehr als alle Menschen, und hatte eine Frau geheiratet, mein Hausstand war geordnet und ich lebte 60 Jahre ohne Kind. Da errichtete ich Altäre und zündete Feuer an und sprach: Herr mein Gott, wenn ich sterben soll ohne einen Erben zu haben, was werden die Menschen sagen? „Akyrios war ein gerechter Mann, er diente Gott in Wahrheit. Wenn er stirbt, so wird sich kein männlicher Nachkomme finden, der auf seinem Grabe stehen und kein weiblicher, der ihm Thränen nachweinen würde, und er wird ohne Erben bleiben.“ Darum flehe ich zu dir, Herr mein Gott, gieb mir einen männlichen Nachkommen, damit er nach meinem Hinscheiden Staub streue auf meine Augen. Und der Herr erhörte meine Stimme, es ertönte vom Himmel herab: O Akyrios, alle deine Bitten will ich erfüllen, doch ein Kind sollst du nicht erbitten. Sieh’ da, du hast einen Neffen (Schwestersohn) Anadan, diesen nimm an Sohnes Stelle an. Als ich die Stimme des Herrn vernahm, sprach ich: Herr mein Gott.

Ich nahm meinen Neffen Anadan an Sohnes Stelle, dieser war noch ganz jung, ich liefs ihn an der Brust aufziehen und nährte ihn mit Honig und Wein, und ich kleidete ihn in Seide und Purpur. Nachdem er heran- gewachsen war, unterrichtete ich ihn in jeder Weisheit und Schriftgelehrsamkeit. Da sprach zu mir der König: O Akyrios, mein Ratgeber, wenn du in deinen alten Tagen hinscheidest, wo finde ich einen zweiten solchen Ratgeber? und ich erwiderte: Ich habe einen Sohn, den ich in jeder Weisheit und Schrift- gelehrsamkeit unterrichtet habe. Der König sagte: Bringe deinen Sohn zu mir, damit ich sehe, ob ich Gefallen an ihm finde; dann will ich dich entlassen, dafs du deine alten Tage zu Hause verlebst.

Ich nahm meinen Sohn Anadan und brachte ihn zum König. Wie der König meiner ansichtig wurde, sagte er: Gesegnet sei der heutige Tag, o

112 L Abteilung

Akyrios, der dich im Wohlsein zu mir geführt hat. Ich y er mich vor dem König und sagte: Du weilst es selbst, wie treu ich dir IE Gedulde dich (noch einige Zeit), bis deine Gnade über mein Alter und über die Jugend Anadans kommt. Als der König das hörte, sprach er

früheren Verdienste wegen soll kein anderer deine Stelle BR. Anadan).

Ich Akyrios behielt den Sohn bei mir und nachdem ich ihn mit guten Lehren, gleich Brot und Wasser, genährt, sprach ich zu ihm: Mein Sohn, höre auf meine Worte, nimm vergnügt jede Belehrung an und sei folgsam alle Tage des Lebens:

Hörst du etwas beim König oder siehst du etwas in seinem Hause, das möge in deinem Herzen verschlossen bleiben (eig. verfaulen), teile es niemandem mit. Wenn du es aber mitteilst, so mag es gleich glühenden Kohlen auf dich fallen; Tadel wirst du dir zuziehen und später es bereuen.

M. $. was du hörst, das erzähle niemandem, und was du siehst, das offenbare niemandem. Einen gebundenen Strick sollst du nicht lösen und einen gelösten nicht binden.

Auch das lafs dir gesagt sein, m. S.: blicke nicht auf die Schönheit der Frau. Wenn du ihr auch dein ganzes Vermögen opferst, wirst du zu- letzt den Schimpf ernten und in die Sünde verfallen,

M. 8. sei nicht hart, wie Menschenknochen, und nicht weich wie ein Schwamm.

M. S. deine Augen mögen zu Boden blicken und deine Stimme sanft sein. Wenn eine starke Stimme allein den Ausschlag gübe, so würde der Esel mit seinem Brüllen zwei Häuser in einem Tage aufbauen.

M. 8. besser ist es mit einem Weisen Steine zu wälzen, als mit einem Thôrichten Wein zu trinken. Treibe keinen Unsinn mit einem verständigen Menschen und einem unverständigen offenbare nicht deinen Verstand.

M. $. sei weder übermäfsig siifs, damit man dich nicht aufilst, noch übermäfsig bitter, damit dir nicht die Freunde davonlaufen.

M. 8. wenn du eine Wunde am Fufs hast, so tritt nicht fest auf.

M. S. der Sohn eines Reichen verschluckte die Schlange, die einen sagten: aus Hunger, die anderen: als Arznei.')

M. 8. wenn ein Mensch sich hervorthut, beneide ihn nicht; wenn ihn ein Mifsgeschick ereilt, freue dich nicht darüber.

M. 8. bewahre das Eigne, strebe nicht nach dem Fremden (oder auch so: gieb vom Eigenen her, aber entleihe nicht vom Fremden).

M. 8. wer keinen Rat annehmen will, mit dem begieb dich nicht auf den Weg, und mit einem Betrüger setze dich nicht an denselben Tisch.

M. S, wenn ein Höherstehender als du fällt, freue dich nicht über- mälsig, verrate dich nicht durch Reden vor anderen, die es ihm über- mitteln könnten; denn jener könnte wieder emporkommen und an dir Rache nehmen.

M. S. nähere dich nicht einer schamlosen- Frau und blicke nicht auf ihre Schönheit. À

1) Nach anderer Version: Der Sohn eines Armen verschluckte die und die Menschen sagten: aus Hunger. Der Sohn eines Reichen verschluckte Schlange, und die Menschen sagten: als Arznei.

V. Jagié: Der weise Akyrios 113

M. S. mag auch der Freund dir mifsgönnen oder dich tadeln, du be- willkommne ihn mit Brot und Wein. |

M. S. ein Mensch, der das Gesetz mifsachtet, geht dem Fall entgegen, der Gerechte aber wird emporsteigen.

M. S. entziehe deinen Sohn nicht der Züchtigung; wenn man den Sohn züchtigt, so ergiefst sich das Wasser über den Weingarten (die Weinrebe?).

M. S. halte den Sohn von der Kindheit an in Zaum; wenn du ihn nicht streng hältst, so wird er dich vor der Zeit alt machen.

M. S. halte weder einen geschwätzigen noch einen diebischen Sklaven im Hause, damit er dir nicht das Vermögen, verzehrt.

M. S. wer über seinen eigenen Freund loszieht, den höre nicht an; er wird aûch deine Mängel vor anderen blofsstellen.

M. S. wenn dir jemand begegnet und dich anredet, antworte ihm mit Zurückhaltung; ein in Schnelligkeit unüberlegt ausgesprochenes Wort bereut man später.

M. S. ein Lügner findet anfangs Anklang, doch zuletzt wird er ver- höhnt und ausgeschimpft. Eines Lügners Rede ähnelt dem Zwitschern der Vögel, nur Unverständige hören sie an.

M. S. ehre deinen Vater, denn er hinterläfst dir sein ganzes Ver- mögen.

M. 8. ziehe dir nicht den Fluch des Vaters und der Mutter zu, sonst wirst du an eigenen Kindern keine Freude erleben.

M. S. befällt dich ein böser Zorn, so sprich kein Wort, um nicht un- verständig genannt zu werden.

M. S. gehe nicht Nachts unbewaffnet aus, denn du weilst nicht, wem du begegnen könntest.

M. S. wer niedriger Abkunft ist, der wird vor allen beschimpft.

M. S. sprich nicht: mein Herr ist unvernünftig, ich bin vernünftig.

M. S. die Unterweisung deines Herrn lafs dir gefallen und du wirst in Gnaden sein, auf eigene Weisheit verlasse dich nicht; so viel du ertragen kannst, ertrage ohne Ubles nachzusprechen.

M. S. sei nicht geschwätzig, sonst versündigst du dich vor deinem Herrn.

M. S. wenn man dich mit einer Botschaft absendet, säume nicht, „damit nicht kurz darauf ein anderer dir nachgesendet werde. Dein Herr soll nicht sagen: weiche von mir, und du würdest schmerzlich berührt sein, sondern: komm zu mir, und du wirst erfreut werden.

M. S. an einem Feiertage lafs dir den Besuch der Kirche nicht entgehen.

M. S. suche auf die Häuser der Dahingeschiedenen, besuche sie und sei eingedenk, dafs auch du sterben mufst.

M. S. wenn du kein eigenes Pferd hast, reite nicht auf einem fremden, wenn es erlahmt, wirst du ausgelacht werden.

M..S. wenn der Leib nicht hungert, ifs nicht das Brot, um nicht gierig zu erscheinen.

M. S. mit einem dir Überlegenen lafs dich in keinen Streit ein; du kannst nicht wissen, wie er über dich herfällt.

M: S. ist dein Haus zu hoch, so mache die Wände niedriger und dann tritt hinein.

M. S. wenn du mit grofsem Mafse empfängst, so verkaufe nicht mit

Byzant. Zeitschrift I 1. 8

114 I. Abteilung

kleinem; sage nicht, darin bestehe der Gewinn. Das ist schlimm. Gott, . der alles weils und sieht, wird dir grollen und dein Haus zu Grunde richten.

M. S. schwöre nicht beim Namen Gottes, damit nicht die Zahl deiner Tage verringert werde.

M. S. gehe hin zum Traurigen und tröste ihn mit Worten; das ist mehr wert als Gold und Silber.

M. S. enthalte die Zunge von böser Nachrede und die Hände von Diebstahl.

M. S. fliehe die Unzucht,

M. 8. wenn du einen weisen Mann anhörst, so ist das, als ob du am (heifsen) Tag durstend mit kühlem Wasser dich labtest.

M. S. wenn Versuchungen und Leiden von Gott über dich kommen, ärgere dich nicht, das führt zu nichts, damit wirst du nicht die Oberhand gewinnen, sondern er wird deinen Unmut hören und es dir nach Wahrheit erwidern.

M. $. urteile gerecht und du wirst im Alter geehrt werden.

M. S. deine Zunge sei siifs und dein Mund öffne sich um Gutes zu sprechen.

M. S. wünsche nicht deinen Nächsten niederzutreten, damit dir nicht das gleiche widerfahre.

M. S. dem Weisen sage ein Wort und er wird es sich zu Herzen nehmen, den Thor magst du mit dem Stocke prügeln, auch damit bringst du ihm "nicht Vernunft bei.

M. S. einen klugen Mann magst du schicken ohne ihn viel zu be- lehren; schickst du aber einen unverniinftigen, so mufst du selbst nach- gehen, damit er dir keine Schande macht.

M. S. deinen Freund prüfe zuerst mit Brot und Wein, dann soll er zum Bessern zugelassen werden.

M. S. ruft dich jemand zum Gastmahl, so erscheine nicht auf den ersten Ruf; wenn er dich zum zweitenmal ruft, dann siehst du, dafs er dich hochschätzt, und du wirst mit Ehren bei ihm eintreten.

M. S. nimm (fürs Rechtsprechen) keine Belohnung, denn die Belohnung blendet die Augen der Richter.

M. S. Galle und Bitterkeit hab’ ich gekostet und das war nicht schlimmer als die Armut; Salz und Blei erscheinen leichter.

M. S. Eisen und Stein hob ich und das scheint mir leichter zu sein als einem gesetzkundigen Mann mit seinem Niichsten Prozefs zu führen.

M. S. liebe das Weib aus ganzem Herzen, denn es ist die Mutter deiner Kinder.

M. S. wenn in deinem Hause kein Anlafs dazu vorliegt, so bringe es nicht in Aufruhr, damit du nicht vor den Nachbarn blofsgestellt werdest.

M. S. besser ist es einen betrunkenen Weisen anzuhören, als einen nüchternen Dummkopf.

M. S. besser ist ein Blinder an Augen als an Herzen; ein Augen- blinder übt sich durch das Herumtappen und findet zuletzt seinen Weg, ein Herzensblinder wird fortwährend vom rechten Wege abweichen und sich verirren. |

M. S. besser ist es für eine Frau den eigenen Sohn durch den Tod

V. Jagié: Der weise Akyrios 115 +

zu verlieren, als einen fremden zu nähren; denn was sie diesem Gutes thut, das vergilt er ihr mit Bösem.

M. S. besser ist ein treuer Sklave, als ein treuloser freier Mann.

M. S. besser ist ein Freund, der in der Nähe wohnt, als ein Bruder in der Ferne.

M. S. der gute Ruf ist ehrsamer für den Menschen, als die persön- liche Schönheit; der Ruhm verbleibt für immer, die Schönheit des Gesichts verwelkt mit dem Tode.

M. S. besser ist dem Menschen ein guter Tod als ein schlechtes Leben.

M. S. besser ist ein Fufs vom Schaf in deiner eigenen, als die ganze Schulter in fremder Hand; besser ist ein Schäflein in der Nähe, als ein Ochs in der Ferne; besser ist ein Sperling in der Hand festgehalten, als tausend Vögel, die in der Luft herumfliegen; besser ein Gewand aus Hanf- leinwand, das man hat, als ein Purpurgewand, das man nicht hat.

M. S. wenn du einen Freund zur Mahlzeit einladest, komme ihm mit heiterem Antlitz entgegen, damit auch er in heiterer Stimmung heimkehre. Wenn du ein Mittagsmahl giebst, tritt nicht vor den Freund mit finsterem Gesicht, damit dir nicht dein Gastmahl zur Schande werde, indem man?” dich für einen nicht guten Menschen ausgiebt.

M. S. weder preise den einen noch verdamme den anderen, bevor du nicht die Sache geprüft hast; erst nach reiflicher Erwägung fälle das Urteil.

M. S. besser ist es in der Fieberhitze zu liegen, als mit einem bösen Weib zu leben. Halte keine Beratungen in deinem Hause (sc. in Gegen- wart des bösen Weibes) und teile diesem keine Herzensangelegenheiten mit.

M. S. wenn du Wein trinkst, sollst du nicht viel sprechen.

M. S. lache nicht einen unvernünftigen und auch nicht einen tauben Menschen aus, denn auch diese sind Geschöpfe Gottes.

M. S. ein grofses Wort deines Herrn suche nicht zu erniedrigen und ein geringes (niedriges) nicht zu erheben.

M. S. willst du zu jemand ein Wort sprechen, so rede nicht unüber- legt, sondern erwäge in deinem Herzen und dann sprich, was notwendig ist; denn es ist besser mit dem Fufse als mit der Zunge anzustolsen.

M. S. wenn du dich unter dem Gesinde befindest, lache herantretend nicht; denn das Lachen erzeugt leicht Mifsverständnis, aus Mifsverständnis entsteht der Zank, dem Zanke folgen gegenseitige Beschuldigungen und Schlägereien, die Schlägerei kann den Tod zur Folge haben und im Tode vollzieht sich die Sünde.

M. 8. ein lügenhaftes Wort ist anfänglich schwer wie Blei und zuletzt schwimmt es auf dem Wasser.

M. Sr willst du den Freund in Versuchung bringen, so teile ihm ein Geheimnis mit. Nach wenigen Tagen zanke dich mit ihm. Wenn er dein Geheimnis nicht verrät, dann liebe ihn aus ganzem Herzen, denn er ist ein verläfslicher Freund; wenn er aber dein Geheimnis ausplaudert, so kehre ihm den Rücken.

M. $. besser ist es, dafs du bestohlen wirst, als dafs du selbst stiehlst.

M. 8. wenn du vor den Richtern für deinen Freund ein Wort der Fürbitte einlegst, so hast du gleichsam ein Lamm aus dem Rachen des Löwen entrissen.

g*

116 1. Abteilung

M. $. wenn du auf Reisen gehst, rechne nicht auf fremdes Brot, son- dern trage dein eignes Brötchen bei dir; wenn du es aber nicht hast und doch den Weg machst, so wirst du dir Vorwurf zuziehen.

M. S. wenn jemand, ae I

besser wäre es, wenn er lebte und wenn ihn Gott erniedrigt hätte, dafs mit der Bitte um Verzeihang zu dir kime und du würdest gie Tha a GRIS und Gott würde dich dafür mit Gnade beschenken.

M. $. wenn du einen Greis erblickst, stehe vor ihm auf; wenn er deinen Grufs nicht erwidert, so wirst du von Gott Dank dafür erhalten.

M. 8. wenn du jemanden zum Gastmahl geladen hast, so setze ihm nieht mit anderen Dingen zu, um nicht für verlogen zu gelten.

M. S. wann das Wasser bergauf zu flielsen oder der Vogel rücklings zu fliegen beginnt, wann ein Neger oder Sarazene weils und die Galle wie frischer Honig süfs sein wird, dann wird der Unvernünftige Vernunft lernen. he

M. S. bist du zum Nachbarn geladen, so siehe dich in seiner Kammer nicht nach Winkeln um; das ist nicht schicklich.

M. $. wenn Gott jemanden bereichert hat, beneide ihn nicht, sondern erweise: ihm Achtung.

M. $. trittst du in ein Haus der Trauer ein, so rede nicht von Speisen und Getränken; trittst du aber in ein Haus der Fröhlichkeit, so erwähne nicht der Trauer.

M. 8. die Augen des Menschen, wie ein sprudelnder Quell, sind un- ersättlich und würden den Ochsen verschlingen; doch wenn der Mensch stirbt, werden sie von Staub gesiittigt.

M. 8. wenn du dich in neues.Gewand kleidest, so sei auch ansehnlich und beneide einen anderen, der etwas besitzt, nicht: wessen Kleidung glün- zend, dessen Rede soll achtungswert sein.

M. 8. bist du wohlhabend oder nicht, verharre nicht in Kummer; welchen Nutzen bringt dir der Kummer?

M. $, wenn du Vermögen hast, lafs dich nicht von Hunger oder Durst quälen. Stirbst du, so wird sich ein anderer an deinem Vermögen ergötzen und du hast dich vergebens abgemüht.

M. S. wenn ein Armer etwas stiehlt, begnadige ihn.

M. 8. kommst du auf eine Hochzeit, verweile nicht zu lange, damit man dir nicht vor dem Ende die Thüre weist.

M. 8. wenn ein Hund, seinen Herrn im Stiche lassend, einem anderen nachgeht, so wird sich dieser umsehen, einen Stein nehmen und auf ihn werfen: ebenso (geschieht es auch dem) der dich verlüfst und einem anderen nachläuft.

M. 8. wenn dein Nachbar sich dir feindselig zeigt, höre nicht auf ihm mit Liebe zu begegnen, damit er nicht ohne dein Wissen einen Anschlag gegen dich ausführe.

M. 8. wenn ein dir feindlich gesinnter Mensch dir etwas Gutes thun will, fasse nicht zu schnell Vertrauen, damit er dich nicht überliste und seinen Groll an dir auslasse.

M. 8. wird jemand für ein Vergehen bestraft, so sage nicht, er sei ohne Grund bestraft worden, damit du nicht in dieselbe Strafe verfallest.

M. S. besser ist es von einem weisen Menschen geschlagen, als von

V. Jagié: Der weise. Akyrios 117

einem thérichten gesalbt zu werden; ein Weiser, wenn er dich auch ge- schlagen, denkt darüber nach, wie er dich trösten soll; ein Thörichter ver- langt für eine einmalige Salbung Gold von dir.

[*) Der erste Grundsatz sei dir die Gottesfurcht. Dann sei schnell im Gehorchen, bedächtig im Antworten. Im Zorn sei geduldig.

M. S. Anadan, wenn dir dein Herr sagt: tritt heran, freue dich nicht darüber, und auch wenn er sagt: weiche von mir, verfalle nicht darüber in Kummer.

M. S. Anadan, sei kein Trunkenbold, besser ist ein tobsüchtiger als ein dem Trunk ergebener Mensch; denn jener tobt nur zum Neumond, dieser aber artet zu jeder Zeit aus.

M. S. A. sitzt du bei jemandem zu Gast, sinne nichts Böses über deinen Freund, damit dir nicht das Brot im Munde bitter werde.

M. S. A. wenn man sich zu Tische setzt, dränge- dich nicht vor, damit du nicht ausgestofsen werdest und bleibe nicht zurück, um nicht vergessen zu werden.

M. 8. A. wenn dich ein Kummer béfallt, rufe einen weisen Mann zum Trösten herbei; ein wirrer Geist kann kein klares Wort hervorbringen.

M. S. A. es ist leichter auf ungesatteltem Rofs über weites Feld zu reiten, als von einem Unvernünftigen Rat zu erbitten.

M. S. A. wolltest du den sterblichen Körper pflegen und die Seele vernachlässigen, so würdest du dem Menschen gleichen, welcher eine edle Frau im Stiche läfst und eine Sklavin pflegt.

M. S. A. wolltest du nach dem Irdischen streben und das Himmlische vergessen, so würdest du dem Menschen gleichen, der den Ackermann auf die Wand gemalt hat, statt dafs er ihm das Land ackert und Frucht bestellt.

M. S. A. wenn wir auch hundert Jahre und noch mehr leben, das ist © so viel wie ein Tag.

M. S. A. wie leid es thut einen guten Menschen tot vom Pferde herabhängen zu sehen, so leid thut es einen bösen Geist im guten Körper zu sehen.

M. S. A. ein gerechter Richter kann mit einem guten Sieb verglichen werden; wie ein gutes Sieb die Spreu von den Körnern trennt, so scheidet der gerechte Richter das Unrecht vom Recht.

M. S. A. willst du ein grofses Gefolge um dich sehen, so mufst du süfsen Mund (Zunge) und freigebige Hände haben.

M. S. A. besser ist es in der Hütte als gerechter Mann, als im Palast, als Schuldbelasteter zu leben.

M. S. A. vernachlässige nicht den Geist mit Büchern zu pflegen, denn man sagt: wie ein Zaun ohne Stütze sich nicht gegen den Wind wehren kann, so kann auch ein Mensch ohne Bücher nicht bis ins Alter Weis- heit pflegen.

M. S. A. in der Welt geht es so: spricht ein armer Mensch kluge Worte, hört man ihn nicht, sondern sagt, er sei Narr und spreche dumme Sachen. Ist aber ein Mensch reich, so wird er angehört, selbst wenn er

——- ——

Die in eckigen Klammern hinzugefügten Sprüche kommen nur in den zwei dschriften südslavischer Provenienz saec. XV vor.

120 1. Abteilung

König. Als mich der König erblickte, sprach er: Bist du A Akyrios, mein Ratgeber und Minister? Ich habe dich mit Ruhm und Ehren ausgestattet, du aber erhobst die Waffen gegen mich! Und indem der König dies sprach, übergab er mir die Briefe und ich sah, dafs sie meinen Schrift- ähnlich und mit meinem Siegelring versiegelt waren. Als ich sie

auseinanderfaltete und durchlas, lösten sich meine Gebeine auf und meine Zunge war gebannt; ich suchte weise Eingebung und fand sie nicht, und ein grofser Schrecken befiel mich.

Mein Sohn Anadan, den ich beim König eingeführt hatte, fiel jetzt über mich her mit den Worten: O-du unsinniger Greis, warum antwortest du dem König nicht? Wo ist deine Kraft, wo dein Verstand? Und er sprach zum König: Sprich ihm, o König, das Urteil. Der König aber sagte: Du Anadan sollst ihm nach Recht und seinen Thaten das Urteil sprechen. Da sprach Anadan: Akyrios, mein leiblicher Vater, jetzt hat dich dein Schicksal, deinen Thaten entsprechend, erreicht! Und mein Sohn Anadan sprach zu mir so: Der König befiehlt deine Hände zu binden und deine Fiifse in Fesseln zu schlagen, dann soll man dir den Kopf abhauen und ibn hundert Ellen weit vom Körper tragen. Als ich die Antwort des Königs hörte, fiel ich vor ihm nieder, verbeugte mich und sprach: O mein Gebieter, in Ewigkeit sollst du leben, warum willst du mich hinrichten? keine Antwort vernahmst du aus meinem Munde, doch Gott weifs es, dafs ich mich durch nichts vor deiner königlichen Macht versündigt habe. Nun, dein Urteil soll vollzogen werden, doch wenn es dein Wille ist, befiehl, dafs man mich in meinem Hause hinrichtet, damit mein Leichnam begraben werde. Der König gab diesen Befehl und ich wurde einem Mann ausgeliefert, mit welchem ich von früher her Freundschaft hatte, und dieser führte mich zur Hinrich- tung. Ich schiekte in mein Haus Boten voraus und meldete meiner Frau: Komm mir entgegen und bringe mit dir Mägde mit dem ganzen Gefolge, sie sollen alle in Sammetgewündern gekleidet sein, um mich zu beweinen, da ich auf Königs Befehl den Tod erleiden soll. Doch bereite früher ein Gastmahl, damit ich mit den Männern der Begleitung in mein Haus ein- tretend Brot und Wein geniefse und dann den Tod empfange. Meine Fran that alles so, wie ich ihr befohlen. Sie kamen mir entgegen, führten mich ins Haus hinein und als der Tisch vorgesetzt war, fing man zu essen und zu trinken an und alle wurden betrunken und begannen der Reihe nach einzuschlafen.

Da stiefs ich, Akyrios, aus der Tiefe meines Herzens einen Seufzer aus und sprach zu meinem Freunde, der mich zur Hinrichtung führen sollte: Mein treuer Freund, blicke zum Himmel empor, habe Gottesfurcht in dieser Stunde und gedenke der Freundschaft, in welcher wir viele Tage hindurch miteinander lebten. Erinnere dich, wie auch dich einst der König in meine Hände übergeben hatte zur Hinrichtung“ wegen eines angeblichen Vergehens; ich aber rettete dich und beschützte dich als schuldlos, bis der vom König entdeckt wurde. Dafür richte auch du jetzt mich nicht hin, da ich mich in derselben Lage befinde, sondern übe deine Gnade an mir aus, und verwahre mich wie ich dich einst. Vor dem König aber sollst du keine Furcht haben. Denn im Gefängnisse sitzt ein Mann, alt wie ich, im Gesicht mir ähnlich, und den Tod hat er verdient. Ziehe mir meine Kleider aus und thue sie diesem an, führe ihn hinaus, haue ihm den Kopf

122 I, Abteilung

Stimme vor dem König: Wahrhaftig, das vermag ich nicht auszuführen, es mögen andere gehen. Auf diese Worte wurde der König sehr traurig, er stieg vom goldenen Throne herab, kleidete sich in einen Sack, fing an zu trauern und sagte: O Akyrios, warum hab’ ich dich, meinen weisen

getötet, einem thörichten Knaben Gehör schenkend? Dich hab’ ich in einer Stunde getötet und jetzt kann ich deinesgleichen nicht finden. Wo soll ich dich, o Akyrios, nun wiederfinden, «len ich in meiner Besinnungslosigkeit getötet habe!

Als mein Freund diese Worte des Königs hörte, sprach er zu ihm: 0 König, man soll nicht die Befehle seines Herrn übertreten; allein jetzt magst du mit mir thun, was dir beliebt, ich habe Akyrios gerettet und er lebt! Da antwortete der König und sagte: Herr, mein Gott, wenn das, was du sprichst, wahr ist und ich den Akyrios wieder sehe, so will ich dir 100 Kübel Gold geben. Und mein Freund erwiderte: Gilt es. dein Ehrenwort, dafs du ihm nichts Böses zufügen wirst? Der König sprach; Es gilt mein Ehrenwort, und er hiefs Akyrios zu sich

Und ich, Akyrios, kam vor den König und verbengte mich vor ihm. Das Haar meines Hauptes reichte bis zum Gürtel, mein Körper (Gesicht?) hatte sich unter der Erde verändert und meine Nigel glichen jenen des Adlers. Als der König mich ansah, brach er in Thränen aus und fühlte Scham vor mir; und nach Verlaufe einer Zeit sprach er zu mir: O Akyrios, nicht ich habe mich an dir versündigt, sondern dein Sohn Anadan. Und ich sagte: O mein Herr, nun hast du selbst gesehen, dafs ich mich an dir nie vergangen habe. Und er schickte mich in mein Haus und ich blieb dort 20 Tage, und dann kam ich von neuem vor den König, mein Körper war wie vorher.

Und der König sprach zu mir: Hast du, o Akyrios, gehört, was für ein Sendschreiben der ügyptische König gegen das assyrische Land gerichtet hat? Alle hat der Schrecken erfafst und viele sind von mir davongelaufen. Und ich sagte ihm: Ich pflegte in jenen Tagen so zu handeln: wenn einen Menschen irgend ein Unglück traf, so kam ich und befreite ihn. Nun hatten sie gehört, dafs ich gestorben sei, darum liefen sie auseinander. Be- fiehl dem Volke kund zu geben, dafs Akyrios am Leben sei. Und das Volk versammelte sich betreffs des Sendschreibens Pharaos, und ich, Akyrios, sprach zum König: Sei unbekümmert, o König, ich will jenem "antworten und noch einen dreijührigen Tribut ihm abgewinnen und dir bringen, Als der König dies gehört, war er hocherfreut, sammelte seine Weisen, die ihm

(2) waren, um sich, gab ihnen Geschenke und meinem Freund, der mich ihm wiedergegeben, wies er den Platz vor allen anderen an.

Da schiekte ich, Akyrios, in mein Haus und sagte: Suchet zwei junge Adler und füttert sie; befehlet meinen Falknern sie das Auffliegen zu lehren; bauet einen Käfig und unter meinem Gesinde suchet einen munteren Knaben aus und setzet ihn in den Käfig zu den Adlern und so lehret sie das Auf- fliegen. Das Kind soll schreien: „Bringet Kalk und Steine, siehe die Ar- beiter sind bereit.“ Und bindet Stricke an ihre Fiifse. Und die Sklaven verrichteten meinen Befehl und das Volk Assyriens und Ninives kehrte heim in seine Häuser.

Als die Adler eingeübt waren, sprach ich zum König: Nun schieke mich zum König Pharao, Er schickte mich und ich nahm Krieger mit

124 I, Abteilung

und unsere Stuten fohlen? Als ich das hörte, befahl ich meinen | einen Iltis lebendig zu fangen und zu mir zu bringen. Sie brachten ihn. Da sagte ich ihnen: Schlaget ihn, dafs das ganze Land es hört. Und sie fingen an ihn zu hauen, und als das hörte, sprach es zu Pharao; Akyrios macht sich über unsere Götter Als Pharao dies hörte, rief er mich und sprach: Was thust du, und ich sagte: Dieser Iltis hat viel Böses gestiftet. Der König Si hatte mir einen Vogel gegeben, den ich an der Hand trug, und mir vor, zu welcher Stunde ich es wollte, und weckte mich auf, dem König rechtzeitig zu erscheinen. Nun ging in dieser Nacht dis ins Assyrerland und erwürgte mir den Hahn und kam wieder sprach Pharao zu mir: Ich sehe, Akyrios, du bist alt geworden Verstand ist schwach. Von Ägypten bis zum assyrischen Land sind Stadien, wie kann dieser Iltis in einer Nacht deinem Hahn den Kopf gebissen haben? Ich, Akyrios, sagte zu ihm: Und wie konnte man als im Assyrerlande die Esel schrieen und hier deine Stuten fohlten? Ägypten bis zum assyrischen Land sind tausend Stadien.

Als Pharao diese Rede hörte, wunderte er sich und sprach Beantworte mir dieses Rätsel: was ist das, eine Eiche und auf dieser zwölf Säulen, und auf jeder der Säulen dreifsig Rider, und in jed zwei Mäuse, eine schwarz, die andere weils. Und ich sagte ihm: Nun, unserem Lande wissen das die Hirten, und ich beantwortete die Frage Die Eiche ist das Jahr, zwölf Säulen sind zwölf Monate, dreifsig Räder sind dreifsig Tage im Monate, und die zwei Mäuse, die eine schwarz, die andere weils, das sind Tag und Nacht.

Hi

i

RETE

F

£ ul

EE ii

Es

Sonne, nahm dann den Sand und schüttete ihn in die Aushöhlung, und der Sonnenstrahl drehte sich wie ein Strick. Und ich sprach zu Pharao: Be- fiehl deinen Sklaven den Strick zusammenzulegen, damit ich den zweiten auf derselben Stelle winde. Als Pharao dies gesehen, lächelte er und sprach: Gesegnet sei du, o Akyrios, für diese deine grofse Weisheit. Und er veranstaltete ein grofses Gastmahl und gab mir einen dreijährigen Tribut vom ägyptischen Lande und entliefs mich zu meinem König.

Als König Sinagrip von meiner Rückkehr hörte, zog er mir entgegen und die Freude war sehr grofs, und er sprach zu mir: Was willst du, dafs ich dir Gutes thue? Ich sagte ihm: Diese Geschenke gieb meinem Freunde, der mich gerettet, mir aber liefere meinen Sohn Anadan aus, der meine Lehren, die früheren Mahnungen und die ganze Weisheit vergessen hat, Und man brachte ihn zu mir und der König sprach: Da ist dein Neffe Anadan, ich übergebe ihn dir, thue mit ihm, was du willst. Ich brachte ihn zu mir nach Hause und schlug eine eiserne Kette um seinen Hals und warf seine Fülse in den Block und fing an ihn zu schlagen und zu foltern. Auch gab ich ihm blofs mäfsig Brot und Wasser zur Nahrung und sprach zu meinem Sklaven, dessen Name Nagubil: Schreibe, was ich zu Anadan reden werde; È

V. Jagic: Der weise Akyrios 125

Mein Sohn Anadan, ich hatte dich auf den Thron der Ehre gesetzt und du warfst mich in den Kot. Du warst mir wie die Ziege, welche Gelbholz weidete, und das Gelbholz sprach zu ihr: Warum weidest du mich, Ziege? womit wird man dir das Fell reinigen? Und die Ziege sprach: Ich will deine Blätter abfressen und die Wurzel wird mir das Fell reinigen. _

Du warst mir, o Sohn, wie ein Mensch, welcher gegen den Himmel den Pfeil abschofs; der Pfeil erreichte zwar den Himmel nicht, jener aber beging eine Sünde.

Du warst mir, o Sohn, wie jemand, der seinen Freund in Wut geraten sah, und er gofs über ihn das Wasser aus. Mein Sohn, du beschlossest meine Stelle einzunehmen, aber Gott wollte deine bösen Anschläge nicht erhören.

M. S. du warst mir, wie ein Wolf, der dem Esel begegnete und sprach: Sei gegrülst, Esel! jener aber sagte: So mag mein Herr gegrüfst sein, der mich schlecht anband (d. h. so, dafs ich mich befreien konnte und ins Freie laufen) und nun willst du mich auffressen.

M. S. du warst mir, wie eine Falle, zu welcher ein Hase kam und sie fragte: Was thust du hier? Sie sagte ihm: Ich verrichte Gebete zu Gott. Was hast du im Munde? Sie sagte: Ein Brötchen. Der Hase kam näher und wurde gefangen. Da sagte er: Dein Brötchen ist schlimm und deine Gebete nimmt Gott nicht an.

M. S. du ähnelst einem Hirsche, der den Kopf in die Höhe hob und das Geweihe zerbrach.

M. S. du warst mir wie ein Kessel, dem man eine goldene Kette an- schmiedete, während er selbst nie vom Ruls befreit wurde.

M. S. du warst mir wie ein Apfelbaum über dem Wasser wachsend. Was er immer als Frucht brachte, das trug das Wasser davon.

M. S. du warst mir wie ein Iltis, zu dem man sagte: Gieb das Stehlen auf. Er sagte aber: Hätte ich goldene Augen und silberne Hände, ich könnte es nicht aufgeben.

Ich sah ein Fohlen, das seine Mutter zu Grunde richtet.

M. 8. ich zog dich auf, nährte dich mit Met und Wein und du mich nicht einmal mit Wasser.

M. S. ich hatte dich mit kostbarer Salbe gesalbt und du beschmutztest meinen Körper mit Erde.

M. S. du warst mir wie ein Maulwurf, der herausgekrochen in der Sonne lag: ein Adler kam und trug ihn davon.

Mein Sohn sprach: Herr, sprich nicht weiter, sondern begnadige mich. Auch gegen Gott sündigen die Menschen und man verzeiht ihnen. Ich will deine Pferde bedienen und deinen Schweinen Hirt sein. |

M. S. du warst mir, wie man dem Wolfe sprach: Warum folgst du den Schafen auf der Spur, dafs der Staub deine Augen anfülle? Jener aber sagte: Der Staub der Schafe ist gesund für meine Augen.

M. S. man lehrte den Wolf das Abe und man sagte ihm: Sprich A. B.; jener aber sagte: Zicklein, Böcklein.

M. 8. ich unterrichtete dich im Guten und du sannst mir Böses; allein Gott thut nur Gutes und verhilft der Gerechtigkeit zum Sieg.

Man hat eines Esels Kopf auf die Schüssel gelegt und er kollerte in

126 I. Abteilung. V. Jagié: Der weise Akyrios

die Asche, und man sprach zum Kopf: Du sinnst nichts Gutes, da du der Ehrenbezeugung ausweichst.

M. S. man sagt: Was du geboren, das wird Sohn genannt; ein Fremd- geborener ist Sklave.

In dieser Stunde war Anadan tot. Ja, Brüder, wer Gutes thut, wird auch, Gutes finden, und wer anderen eine Grube gräbt, wird selbst in die- selbe hineinfallen.

Ende der Erzählung von Akyrios. Unserem Gott sei Ehre in alle Ewigkeiten. Amen.

Wien. V. Jagié.

Zum weisen Akyrios.

Im Anschlufs an den voranstehenden Artikel des Herrn Professor Jagié mag es dem Unterzeichneten gestattet sein, einige Notizen, welche er sich gelegentlich über die Haikär-Geschichte zusammengestellt hatte, hiermit in thunlichster Kürze zum Abdruck zu bringen.

Die beiden Persönlichkeiten Haikär und Nädän, wie sie in den arabischen Texten heifsen, entstammen nach G. Hoffmanns treffenden Bemerkungen, Auszüge aus syrischen Akten persischer Märtyrer (= Ab- handl. f. d. Kunde des Morgenl. VII. Nr. 3) p. 182 vgl. auch A. Müller in den Beitr. z. Kunde der indogerm. Spr. XIII 233 f. dem Buche Tobit!), und zwar ist Haikär, syr. Ahikar der ‘Axiagegos von Tobit AC = ?4ysıyapos ’Aysırapos ’Ayıxapos "Ayıayep von Tobit B, Nádán der Nafad Nadaf von B = Naßas von C, welcher in A 11,17 zu Neoßes und in A 14, 10 zu "4uav entstellt ist und in A 11, 17 als éEddedpog (Neffe) des ’Aysayagos bezeichnet wird. Die Grundlagen der Erzählung selbst sind einerseits A 1, 21: [Tobit erzählt] xat &ßaoiAsvos Zazsodovòs vids a«vrod [des Zevvagnoiu] dvr’ avrod, xal Eratev ‚Ayıdyapov rdv “Avari vidv tod &delgpod uov éxl näcav tiv Euio- yıoriav tío PaorAsias avrod xal Ent nücav tiv didixnowv. 22. xal Melmoev ’Ayıayapos nepl Euod, xal NADOYv eis Nivevi.. ’Ayıdyagos Av 6 oívoxóos xal ¿xxl rob ÖaxrvAlov xul diouxnris xal éxloyiotg, xual xutéornoev avrov 6 Zayepdovds dx desvrépas (wesentlich ebenso B, jedoch mit dem Zusatz ¿xi Zevvayngelu Baoiléog “Acovei@y hinter éxA0y0t1j5) und andrerseits A 14, 10: [Ermahnung des alten Tobit an seinen Sohn] rexvov, ide ti énoinoev ‘Audy ’Agiagcoo® tH doéwavi adrdv, de Éx Tod gatos fyayev avròv elg to oxdtog xal boa dvran- Edaxsv würd" xal ’Ayıdyapov piv Eowoev, éxeivo To dvranddoue áxedódy, xal avros xaréfn Eis to ondros. Mavacoîs*) Enolnosv

a.

1) Beiläufig mag auf die nicht unwichtigen, den Theologen und Orientalisten wie es scheint giinzlich entgangenen Bemerkungen hingewiesen sein, in denen Simrock, Der gute Gerhard und die dankbaren Todten p. 131 f. auf den Zusammenhang des Tobit-Buches mit dem weitverbreiteten Mirchen vom dank- baren Toten aufmerksam gemacht hat.

2) S. Fritzsche zur Stelle.

128 I. Abteilung

¿lenuocóvw sa) Lob du mapidos Davdrov ig éxyter «bro. “Andy Evensoev elg viv napida xa) daódero = B: 106, rediov, bon Nedèf Exolnoev “Azeindom 15 Exdotvavii adröv, oval Lov xarnvézin eis mv piv; sa) dxédanev 6 Beds tiv dripiav xurd mobcozov «vrod, xal eEnAdev eig th pos Ayixugog, xo) Nadaß eloridev sig th oxdrog rod al@vog bre Erjenaev dxoxretva “Aysixagov. Ev tH movjoul pe édenuo- cúvqu ¿Enidev de ris mapidos rod Bavdrov jv Zanker «dro Nudèf, xe Nadep Eregev elg viv xayida rod Pavdrov xual dxdiecev abrov. Man sieht: eine bei dem Mangel anderweitiger Angaben für uns ziemlich rätselhafte Intriguengeschichte, von der sich thatsächlich eben nur sagen läfst, dafs sie offenbar in ihren Grundzügen mit der Haikär- Geschichte übereinstimmt. Letztere schliefst sich übrigens zunächst an den überarbeiteten Text B, da sie wie dieser den Haikär zwei Königen, Vater und Sohn, dienen läfst; freilich hat sie mit Sen- charib, dem Sohne Sarchadoms (Bresl. Übers. d. 1001 Nacht (1836) XII 76. 87), das in Buch Tobit korrekt beobachtete historische Verhältnis von Zaysgdovög (Assarhaddon) als dem Sohne des Zevveynolu geradezu umgekehrt.') Ich trage kein Bedenken, mit. Hoffmann a. a. O. der Geschichte von Haikär syrischen Ursprung zuzuschreiben. Denn dieser wird nahe genug gelegt durch das syrische Fragment weiser Sprüche Ahikars, welches Hoffmann aus Brit. Mus. Add. 7200 fol. 114 nach- weist, nebenbei wohl auch durch den Umstand, dafs die Handschriften des arabischen Textes zum Teil karsúnisch, d. h. arabisch in syrischer Schrift abgefafst sind (wenn auch z. B. die Gothaer Handschrift nach Cornill am unten anzuführenden Orte p. 40.43 erst aus einem rein arabischen Texte umgeschrieben ist). Ich habe deren folgende ver- zeichnet gefunden; J. S. Assemani, Bibliotheca Orientalis Clementino- Vaticana. T. II 508° („Hicari Philosophi Mosulani praecepta“ in Nr. XL geschrieben anno Graecorum 1766 der arabischen Handschriften, die durch Andreas Scandar, resp. Innocenz XIII. in die Vaticana ge kommen sind). III 1, 286%. Nr. XXI („Historia Hicari sapientis, et quae ipsi contigere cum Nadan sororis sune filio, et cum Rege Aegypti* in Cod. Arab. Vatie. 55).2) $. E. et J. S. Assemani, Bibliotheene Apostolicae Vaticanae Cod. Man. Catal. Partis primae T. II 315

1) Auf Ahikar als Repräsentanten der Weisheit mag nebenbei auch der chaldäische Weise ‘xlxegos oder “Axígagos bei Theophrastus und Pseudo-Demo-

eritus von Einfluls gewesen sein (s. Gruppe, Die griechischen Kulte und Mythen I 335 f).

2) An letzterer Stelle macht Assemani bereits die Bemerkung: „De Hicaro

eadem fere narrantur, quae de Aesopo Phryge. Er ist demnach der erste, dem diese Beziehung aufgefallen ist.

E. Kuhn: Zum weisen Akyrios 129

(„Hicari Sapientis Fabulae . .. Arabice litteris Syriacis“ Nr. XXXII, fol. 160—166 des Cod. CLIX in fol., der 1628 und 1632 geschrieben ist, ,inter Codices Syriacos Beroeenses olim Primus“). J. Forshall, Catalogus cod. man. Orient. qui in Museo Brit. asservantur. P. I p. 111* Nr. 14 (,Historia Haikari sapientis Assyrii, qui Sennacheribi regis tempore floruisse dieitur“, fol. 182”—212 des Cod. Carshun. Nr. VIII in kl. 4°). Codices orientales bibl. regiae Hafniensis. P. II p. 139f. („Historia fabulosa “Haigári, Persici philosophi, qui San'háribi aetate vixisse fertur“, fol. 1—41 des arabischen Cod. CCXXXVI in kl. 8°, „ex libris Sancti Montis Carmeli. 1670“, von einem syrischen Priester in Aleppo geschrieben). W. Pertsch, Die arabischen Handschriften d. Herz. Bibl. zu Gotha. IV 405 (Geschichte Haikärs des weisen Philo- sophen, Vezirs des Königs Sanhärib, und Nädäns des Sohnes seiner Schwester, fol. 47°— 64? der Handschrift 2652, karäünisch vgl. Cornill, Das Buch der weisen Philosophen p. 32. 40 ff). Dazu kommen die Handschriften, welche den sogleich zu nennenden Uber- setzungen zu Grunde liegen.

. Gedruckt ist ein arabischer Text syrischen Dialektes neuerlich in den Contes arabes edites par le pere A. Salhani, S. J. Beyrouth, Im- primerie catholique 1890 (s. Trübner’s Record. Third Series. Vol. II p. 77°. 97°), einen früheren Druck besitzt Professor A. Socin in Leipzig.

Übersetzungen im Anschlufs án „1001 Nacht“, in deren Hand- schriften die Erzählung jedoch nicht begegnet, finden sich bei Chavis- Cazotte Bd. II, resp. Cabinet des Fées XXXIX 266—362 (Pariser Handschrift, s. Breslauer Übers. der „1001 Nacht“ (1836) Bd. XIII p. XXIII Anm.**), bei Galland-Caussin de Perceval Bd. VIII 167 ff. (nach der gleichen Handschrift); bei Galland-Gauttier nach Agubs Übersetzung aus zwei arabischen Handschriften („beide durch einander berichtigt und ergänzt“) undedanach deutsch in der Breslauer Übers. (1836) Bd. XIII 73—110 (vgl. p. XXXV und p. 304. 325); ferner in Sir Richard Burton’s Supplemental Nights (nach Trübners Record a. a. O. p. 77°).

Aus dem Arabischen stammt der äthiopische Text der Sprüche Haikárs, s. Mashafa Falásfáa Tabibán. Das Buch der weisen Philo- sophen nach dem Äthiopischen untersucht von Carl Heinrich Comill. Leipzig 1875, p. 19—21, 40—44 (15 Sprüche in Übersetzung und im äthiopischen Original nach einer Frankfurter und einer Tübinger Hand- schrift mit den karëûnischen Parallelen aus der Gothaer Handschrift).

Indische Parallelen und die in den mittelalterlichen Biog Aloaxov aufgenommene Bearbeitung erörtert Benfey in seinem Aufsatz „Die

kluge Dirne. Die indischen Märchen von den klugen Räthsellösern und Byzant. Zeitschrift I 1. 9

130 I. Abteilung. E. Kuhn: Zum weisen Akyrios

ihre Verbreitung über Asien und Europa“ im Ausland 1859, p. 457 ff, jetzt- wiederholt im seinen Kleineren Schriften. Zweiter Band. Dritte Abtheilung p. 156ff.; vgl. daselbst namentlich p. 164ff. 173 ff. 181ff. 185 ff.

Die Texte des mittelalterlichen Bios Aloanov bedürfen einer neuen zusammenfassenden Untersuchung auf Grund des gesamten handschrift- lichen Materials. Der in einigen Handschriften dem Planudes zuge- schriebene Text, welcher schon früher mehrfach gedruckt ist und als die Vulgata bezeichnet werden kann, ist neuerlich von Alfred Eberhard in den Fabulae romanenses graece conscriptae, Vol. I (Lipsiae 1872), 226—305 herausgegeben worden, hauptsächlich nach Cod. Marcianus 11, 2 und Vindobonensis Philosophicus 192. Ziemlich abweichend ist der Text in: Vita Aesopi. Ex Vratislaviensi ac partim Monacensi et Vindobonensi codicibus nunc primum edidit Antonius Westermann, Brunsvigae 1845, p. 7—57 (die der Haikär-Geschichte entlehnten Ab- schnitte übersetzt bei Benfey a. a. O. p. 187 ff.); er beruht in erster Linie auf einer modernen Abschrift eines gewissen Cober von unge wisser Herkunft in der Breslauer Universitätsbibliothek, die jedoch mit Codex Monacensis 525 im wesentlichen übereinstimmt, und ist in den Weisheitssprüchen ziemlich stark namentlich aus Menander interpoliert, wie schon Westermann in den Anmerkungen zu p. 46 ff. nachwies (vgl. jetzt auch Wilhelm Meyer in den Abhandlungen d. philos.-philoL CL d. K. Bayer. Akad. d. Wissensch. Bd. XV 423 ff). Eine dritte, der eben genannten nahestehende Rezension liegt vor in der nach 1448 verfafsten lateinischen Übersetzung des Rimicio, richtiger Rinuceio d’Arezzo, welche oft gedruckt und in mehrere abeudländische Sprachen übersetzt worden ist, worüber man aufser Grässe, Lehrbuch einer all- gem. Literärgesch., Zweiter Band, Zweite Abtheilung, p. 1113—1116 und Goedeke, Grundrifs zur Gesch. d. deutschen Dichtung 1? 369 £. noch Grässes Tresor des livres rares et précieux I und Brunets Manuel du libraire I unter dem Wort „Aesopus“ vergleichen mag.

Über rumänische Bearbeitungen sowie über mehrere Einzelheiten der Erzählung überhaupt sehe man noch die Bemerkungen von M. Gaster, Literaturà popularà romana p. 104-- 113.

München, Mai 1892. Ernst Kuhn.

Dictys Cretensis.

Der Ephemeris Belli Troiani des Dictys Cretensis geht ein Brief eines L. Septimius an einen Q. Aradius voraus, worin der Verfasser nach einigen Angaben über die Auffindung des griechischen Originals folgende Mitteilung über sich und seine Thätigkeit macht: nobis cum in manus forte libelli venissent, avidos verae historiae cupido incessit ea uti erant Latine disserere, non magis confisi ingenio, quam ut otiosi animi desidiam discuteremus. itaque priorum quinque volumi- num, quae bello contracta gestaque sunt, eundem numerum servavimus: residua quinque (Dederich schrieb quatuor nach Suidas) de reditu Graecorum in unum redegimus. Die Richtigkeit dieser Mitteilung ist in neuerer Zeit ernstlich in Zweifel gezogen worden. A. Joly ist in seinem Werke „Benoit de Sainte-More et le Roman de Troie“ II, 1871 S. 184 ff. für die Ursprünglichkeit der lateinischen Ephemeris einge- treten; als dann G. Körting in seinem Buche „Dietys und Dares“ 1874 ihn zu widerlegen unternahm, hat H. Dunger in seiner Abhandlung „Dietys-Septimius“ 1878 den Nachweis zu führen gesucht, „dals es weder eine griechische, noch eine ausführlichere lateinische Ephemeris gegeben hat, dafs wir vielmehr in dem angeblichen Übersetzer L. Septimius den eigentlichen Verfasser des Werkes zu erkennen haben“ (S. 3). Die Beweisführung ruht im ganzen auf drei Gründen, denen ich folgende Fassung geben zu dürfen glaube. 1) Septimius hat durch die Nach- ahmung Sallusts, Vergils und anderer Lateiner seiner Erzählung eine so selbständige Fassung und seiner Sprache eine so echt lateinische Färbung gegeben, dafs die lateinische Ephemeris die Übersetzung eines griechischen Originals nicht sein kann. 2) Die Zeugnisse, die sich bei Byzantinern über Dictys finden, beruhen auf Kenntnis der latei- nischen Ephemeris, denn aus dem Zeugnisse im Violarium der Kaiserin Eudokia ed. Villoison S. 128: Zexrnuivós ris ‘Pouatos sopos Exaregav thy yi@brtav eis ınv ‘Poualxÿv qœoviv períveyxev ergiebt sich, dafs das Werk des Septimius im 11. Jahrhundert in Konstantinopel gelesen wurde und der Eudokia ein griechischer Text nicht bekannt war. 3) Aller Dictysstoff bei Byzantinern geht auf den einen Malalas zurück, der die lateinische Ephemeris benutzt hat.

9*

132 . + L Abteilung

Die Beweisführung Dungers ist so bestechend, dafs nur K. Lehrs in den „Wissenschaftlichen Monatsblättern“ VI, 1878 S. 131 # und L. Schwabe in Teuffels Rôm. Litt-Gesch. 5. Aufl. 1890, II Nr. 423 schwankend geblieben sind. Die anderen zahlreichen Beurteiler haben sich für Dunger entschieden, R. Peiper im „Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Litteratur“ VI, 1880 S. 76 ff. sogar mit den Worten: ,G. Körting wird, so gründlich widerlegt, nicht mehr als Gegner auftreten... und besondere Lust zum Widerspruch kann das schwere Geschütz, das Herr Dunger ... gegen ihn und etwaige Nachfolger in Thätigkeit setzt, nicht erregen.“

Eins von den schweren Geschützen ist indessen schon längst ver- stummt, denn das Zeugnis der Eudokia hat jeden Wert verloren, seit- dem P. Pulch in seiner Dissertation „De Eudociae quod fertur Violario® 1880 S. 54—58 nachgewiesen hat, dafs der Artikel zegl Aíxrvog aus dem codex Paris. 2600 stammt, der zwischen 1475 und 1496 von Mich. Suliardus geschrieben ist, und dafs der Auszug aus der lateinischen Ephemeris im Violarium $. 402/3, den übrigens die Dietysforscher übersehen haben, auf Cyriacus Anconitanus zurückgeht. Obgleich mir diese Sachlage bekannt war, habe ich mich doch in meiner Abhandlung über „Unerkannt und unbekannt gebliebene Malalasfragmente* 1891 S. 5 auf Dungers Seite gestellt, weil mir dessen Beweisführung durch die Entwertung des Zeugnisses der Eudokia nicht erschüttert zu werden schien. Seitdem bin ich mit den Erzählungen der trojanischen Sagen bei Kedren und in der ’ExAoyn lorogı@v nüher bekannt geworden, und da sind so schwere Zweifel an der Richtigkeit von Dungers übriger Beweisführung in mir aufgestiegen, dafs ich auch ohne genügende Kenntnis der mittelalterlichen Bearbeitungen der Trojanersage diese Zweifel den Dietysforschern vorzutragen mich entschlossen habe.

Die ’Ex40p)) foroguow liegt seit 1839 in Cramers Anecdota Paris. II S. 165 ff. gedruckt vor, trotzdem ist sie dem letzten Herausgeber des Dietys, F. Meister, ebenso unbekannt geblieben, wie Joly, Körting, Dunger und anderen Dictysforschern. Nur H. Haupt erwähnt sie bei der Besprechung von Dungers Dictys-Septimius im „Philol. Anzeiger“ X, 1880 8. 539 ff. und in seinem Aufsatze „Dares, Malalas und Sisyphos* im Philologus XL, 1881 5. 107. Gleichwohl wird sie von Dunger auch in der Abhandlung „De Dietye-Septimio Vergilii imitatore“ 1886, worin er S. 1—7 Nachträge zu seiner früheren Arbeit liefert, nicht erwähnt. Es mag sich dies daher erklären, dafs Haupt trotz mancher gewichtigen Einwände doch Dungers Hauptergebnis anerkennt und zuletzt noch im Philologus XLIII, 1884 S. 546 „Zu Dietys und Jornandes“ die Dietys- frage als endgültig durch Dunger gelöst bezeichnet.

E. Patzig: Dictys Cretensis 133

Auch W. Greif, der „Die mittelalterlichen Bearbeitungen der Trojaner- sage“ in E. Stengels Ausgaben und Abhandlungen LXI, 1886 eingehend behandelt hat, steht so sehr unter dem Banne von Dungers Beweis- führung, dafs er auf den 95 Seiten, die er den Byzantinern widmet, zwar viele wertvolle Einzelheiten beibringt, aber nichts von dem erwähnt, was bei Kedren und in der Ekloge gegen ihn und Dunger spricht. Die Arbeit von E. Collilieux „Etude sur Dictys de Crète et Darès de Phrygie“ 1886 war mir nicht zugänglich.

Die Ekloge ist der Anfang einer Chronik, die um das Jahr 889 abgefafst worden ist; fast die Hälfte von dem, was uns erhalten ist, stammt aus Malalas.

1) S. 191, 31—192, 14 = Mal. ed. Dindorf 8. 174, 18—175, 15 = Chron. Pasch. ed. Dindorf S. 207—208; letzteres bietet ein Homoiote- leuton, wodurch Oinomaos statt Erichthonios zum Begriinder des Wett- kampfes mit Viergespannen wird. | S. 192, 19—33 = Mal. 175, 20 (vgl. 173, 7)—176, 11 = Chr. 208—209. || S. 193, 1—9 = MA. 320, 4 und 321, 15 = Chr. 528. | S. 193, 9—19 = Mal. 174, 9-14 4-9 u 3 = Chr. 206—207.

2) S. 194, 28—195, 20 = Mal. 77, 3—79, 9. | S. 195, 22—24 dea td qQvosov, depas Exvbias aus Mal. 79, 11—13 in ein fremdes Stück eingeschoben.

3) S. 197, 8—227, 5. Dieses Stiick behandelt die trojanischen Sagen: S. 197, 8—200, 23 == Mal. 91, 3—98, 23. | S. 200, 24—201, 16 = Mal. 107, 12—108, 9. Der Schifiskatalog ist umgestellt. | S. 201, 17 = Mal. 98, 23. Weiterhin hat der Eclogarius die Absicht gehabt, die Ereig- nisse von der Landung der Griechen bis zur Zerstörung der Stadt zu übergehen, denn er erzählt zuerst S. 201, 17—22 nach Mal. 99, 1—6, knüpft daran Mal. 99, 13—15 und 18—19 und schliefst dann mit der Bemerkung ab, dafs nach vielen Kämpfen Troja zerstört worden sei (über das Zitat xadws Ev ti tod Aixtvos ¿upepera xQaty Gapwodia vgl. u. S. 150). Da besinnt er sich eines Bessern; mit den Worten S. 201, 29 ds ¿oxégas eloñidov of To@es nimmt er die Malalaserzählung wieder auf und berichtet nun $. 201, 29—204, 12 ausführlich mit Malal. 99, 6—103, 10 die Ereignisse, die er schon kurz zusammengefalst hatte; dabei ist er gezwungen, die Angabe $. 201, 22—24 auf S. 202, 4 zu wiederholen. Bei Malalas findet sich S. 103 eine Lücke von ungefähr 31 Druckzeilen (vgl. J. Neumann im Hermes XV, 1880 S. 359); sie wird vollständig ausgefüllt durch den in der Ekloge $. 204, 10—12 erhaltenen Abschlufs der Erzählung und durch die neun Heroenbilder bei Isaak Porphyrogennetos, dessen Werk IIegi tüv xareAsıpdevrwv dad rod Ouriçgov H. Hinck mit Polemonis declamationes etc. 1873 her-

134 I. Abteilung

ausgegeben hat. Vgl. Körting S. 36 und Dunger 8. 23. | S. 204, 12— 213, 12 = Mal. 108, 13—122, 2. Hier ist folgendes zu bemerken: Der Eclogarius schiebt S. 204, 16—24 eine trojanische Königsreihe ein; er übergeht S. 204, 32 die Angabe bei Mal. 109, 4—8, schiebt dieselbe aber S. 207, 30 ein; er leitet S. 212, 1—6 die S. 215 folgende Telegonie ein; er giebt S. 212, 30—213, 2 eine rationalistische Erklärung der Si- renen, die bei Malalas fehlt. || S. 213, 13—216, 5 bietet eine bei Malalas ausgefallene Telegonie. || S. 216, 6—221, 24 = Mal 122, 3—133, 2. Um aus anderer Quelle das Stück S. 221, 25—222, 15 einzuschieben, hat der Eclogarius Mal. 132, 15—1 19 hinter 13: 2, 133, 2 gesetzt. | S. 222, 16 227,5 = Mal. 133, 3—143, 3. Am Schlufs der Entwicklungsgeschichte der Tragödie fehlt bei Mal 143, 3 die wichtige Quellenangabe: ag Osdpılog ovveyodwaro.

Die Bedeutung des eben zergliederten Stückes für die Dietysfrage beruht darauf, dafs die in der Ekloge erhaltene Telegonie mit einem Zitat des Dictys abschliefst und dafs der Malalastext, dessen Unsicher- heit mancher Vermutung Raum liefs, gerade in der Erzählung von den trojanischen Sagen in einer Weise gesichert wird, dals an Stelle von unsicheren Vermutungen Sichere Beweise treten. Der Eclogarius läfst zwar überall grüfsere und kleinere Stückchen weg, namentlich die Personalbeschreibungen, von denen er nur die der Briseis 8. 203, 10 aufgenommen hat, aber er hat einen vollständigen Malalas benutzt und hält sich aufser auf S. 2223, wo die Fassung etwas freier ist, überall so streng an dem Wortlaut, dafs sein Text an einer grofsen Zahl von Stellen den Text des Oxoniensis verbessert und ergänzt. Wie wichtig diese Thatsache für die Dictysfrage ist, werden wir später sehen, hier sei nur im Vorübergehen auf eins hingewiesen. Dunger hat (S. 21/2) mit Hülfe mehrerer Stellen zu beweisen gesucht, dafs Malalas eine lateinische Vorlage mifsverstanden habe. Auf das Unhalt- bare in dieser Beweisfiihrung hat schon Lehrs S. 132/3 hingewiesen; die Ekloge liefert jetzt den Beweis, dafs die meisten dieser Stellen ihre jetzige Fassung nicht durch die mangelhaften Lateinkenntnisse des Malalas erhalten haben, sondern einfach durch Textentstellung. Die beiden Stellen aus Dictys I 9 finden sich in der Ekloge S. 199, 20 ff. richtiger überliefert; die Verwirrung bei Mal. 117,17 = Dictys VI 5 erklärt sich durch den Ausfall eines Homoioteleuton, das in der Ekloge S. 210, 16—18 av vjoav tOv vicov erhalten ist; statt der Worte Mal. 125, 16 Bertovowv avrov ¿Em naga To teiyog tod ’IAlov = Dict. IV 1 sepelivere eum haud longe a tumulo Ili regis quondam lesen wir in der Ekloge S. 218, 6 darrovoı maga To telyos ¿Eo rijg nôlews JAtov. Aus der letzten Stelle müssen wir vielmehr schliefsen, dafs

E. Patzig: Dietys Cretensis 135

Septimius eine griechische Vorlage benutzt hat, in der die Worte tige aôdeog, wie bei Malalas, vor rod 'TA¿ov fehlten, und unter den Worten to tetyog tod Jlov einen tumulus Ili regis verstanden hat. Zu dieser Vermutung sind wir deshalb berechtigt, weil in der folgenden Stelle eine eigene Verbesserung des Septimius ganz zweifellos vorliegt. Ma- lalas erzählt S. 127,9 pera dAiyag vuépas 6 Tidov tig Ovduerı darò tod IIgıauov nupexindels napayiverar = Ek). S. 219,5 wer’ rod Tidov tig Övduarı napayiveraı bad IIpıcuov xedtéegoy napaxindeis. Bei Dictys IV 4 heifst es: sequenti die Memnon, Tithoni atque Aurorae filius, ... supervenit. Da weiterhin bei Malalas wiederholt Memnon, nicht Tithon, als Feldherr der Inder genannt wird, so hat Lehrs hier an eine Textverderbnis gedacht und deshalb verbessert: 6 Ti9ovov (bz. Tidóvos) viòs óvóuar: Méuvov. Indessen die Übereinstimmung zwischen Malalas und der Ekloge schliefst die Annahme einer Text- verderbnis aus, und da Johannes Antiochenus im Fr. 24 Nr. 3 Salm. in C. Müllers Fragm. Hist. Graec. IV unter Berufung auf Dictys erzählt, dafs Priamus von David und Tautanes Hülfe erbeten und der letztere die beiden Feldherren Tithonos und Memnon entsendet habe (6 Tavrdvns ixeupe rdv Tidovov xul row Méuvova pera nAndovs 'Iv- d@v), so wird man in dem Wechsel der Feldherrnnamen nur eine Flüch- tigkeit des Malalas bei Benutzung seiner Dictysvorlage sehen dürfen. Man könnte einwenden, dafs das Hiilfegesuch des Priamus bei David (s. Dunger S. 13) byzantinischen Ursprungs sei und das ganze Zeugnis des Johannes Antiochenus entwerte; aber da es byzantinische Gewohn- heit ist, Schriftwerke mit Zusätzen auszustatten, so kann die Dietysvorlage des Johannes recht wohl den König David erwähnt haben, natürlich könnte sie dann nur eine griechische gewesen sein. Die Worte Ti- thoni et Aurorae filius sind eine durch den Namen Ti9ovós veranlafste mythologische Reminiscenz des Septimius, denn Dictys kennt keine Menschen von göttlicher Abstammung und aufserdem heifst bei ihm VI 10 die Mutter Memnons gar nicht Aurora, sondern Hemera. Die letzte der von Dunger angeführten Stellen IV 2, worin Malalas aus den Teucris des Dictys einen Teukros gemacht haben soll, hat Lehrs S. 132 behandelt. Mir scheint Septimius die ganze Stelle absichtlich geändert zu haben, um Teukros, der bei ihm in den troischen Kämpfen nur hier und III 1 im Chor der Bogenschützen als Statist erscheint, nicht plötzlich eine Hauptrolle spielen zu lassen.

Neben der Ekloge kommt für die Behandlung der Dictysfrage auch die Erzählung Kedrens (ed. Bekker I S. 216 ff.) in Betracht. Körting hat S. 23 ff. in dieser eine Reihe von Angaben nachgewiesen, die mit der Ephemeris übereinstimmen, aber bei Malalas nicht stehen, und hat

136 1. Abteilung

daraus geschlossen, dafs Kedren aufser Malalas auch die griechische Ephemeris gekannt und „sozusagen subsidiär“ benutzt habe. Dunger nennt dies $. 26 eine Paradoxie und spricht S.27 dem, was Körting zur Begründung seiner Ansicht vorbringt, jede Bedeutung ab; aber er selbst befindet sich da in einem verhängnisvollen Irrtum. Die Erzäh- lung von der Ermordung der Hekabe, die bei Kedren S. 232 also lautet: ry ExdByv xerapopevnv tO otgurò ol wert Odvacéos Alors Béddovor xal ri Paddoon gixrovorv eis yoouy Asyouevnv Mapaveren, iv nel xvvdg due dvöucoev, findet sich auch bei Suidas y. Kuvbg oñua, worin der Vorgang genauer und richtiger als bei Kedren und mehr in Übereinstimmung mit Dietys V 16 erzählt wird. Man ver- gleiche :

Odvoosdg nate thy dxómiovv Ceterum post abscessum Ulixi megunkeboag el Mugôveruv xe) Hecuba, quo servitium morte sol- wi) svpyogovuevog tüv vebv dxo- veret, multa ingerere maledicta im- Piva, draxgiverai tovrorg xoAgum precarique infesta omina in exer- xal Auußdver tov xAoÙrov «drow citum: qua re motus miles lapidibus &navia. ¿net thy ‘ExdBnv xeta- obrutam eam necat sepulehrumque gaudy td orgero xa) dogúBovs apud Abydum statuitur appella- mvodoav Aldav Podaîts &vetde xal tum Cynossema. nage thy Dálacouv uedvate, dvo- è udoas tov róxov Kuvds oñue.

Die Übereinstimmung zwischen Dietys und Suidas ist, abgesehen von den Namen Abydus und Maroneia, eine so vollständige, dafs uns nur die Frage übrig bleibt: Wer hat hier Anlafs gehabt, den Schau- platz der Handlung zu ändern, der von Kedren und Suidas benutzte Chronist, der den Vorgang in der zusammenhängenden Erzählung der Irrfahrten des Odysseus berichtet hat, oder Septimius, der die letzten Bücher seiner griechischen Vorlage in eins zusammengezogen und des- halb im sechsten Buche auf die ausführliche Erzählung der Irrfahrten des Odysseus verzichtet hat? Wir werden den Zusammenhang der eben besprochenen Stelle mit der Erzählung der Ephemeris um so weniger leugnen dürfen, je sicherer die Herkunft einer anderen Stelle ist, Kör- ting weist 8.24 darauf hin, dafs Kedren mit Dictys angebe, dafs im’ Aulis der Oberbefehl dem Palamedes übertragen worden sei und aufser Kalchas auch eine Seherin die Opferung der Iphigenia verlangt habe. Von Palamedes’ Oberbefehl meldet in der That weder Malalas noch die Ekloge etwas und die Annahme Dungers $. 27, es könne etwas davom in der Personalschilderung des Palamedes gestanden haben, mufs zurück- gewiesen werden, weil bei Isaak Porphyrogennetos S. 82 nichts davon steht, Was aber die Angabe von der Opferung Iphigenias anlangt,

E. Patzig: Dictys Cretensis

137

so ist in Wirklickeit nicht blofs diese, sondern es sind alle Angaben

bei Kedren S. 210, 9—24 aus Dictys genommen.

dii puy xel yuvi) ovvade td KéAqavr xapopryrevovoa Einev ds, el un nv xeatny ‘Ayautuvovos Duyaréga ti Apreuudı r9000yd- yodiv, 6 yEpoy ov Audijoeraı.

Man vergleiche: mulier quaedam deo plena Dianne iram fatur: eam namque ob necem capreae ... non leniri, priusquam auctor tanti sceleris filiam natu maximam ... immolavisset (I 19).

Bei Malalas wird die Abfahrt der Griechen durch einen Sturm ver- hindert, bei Dictys durch eine Pest, die bald, nachdem Agamemnon eine wilde Ziege (capream circa lucum Dianae pascentem) getötet hat, im griechischen Heere ausgebrochen ist. Bei Kedren gehen die Worte 6 geuov Avdiioereı noch auf den Malalasbericht zurück, gleich nachher aber wird eine andere mit Dictys stimmende Quelle, woraus schon die yuri) ovvoda tH Kaiyavıı apopyrevovoa genommen ist, mit den Worten eingeführt: of dia rov yauava todId pad: ovp- Brive, ¿dla did to aiya ueyiornv mapa td lepdv tie "Apréuidos To- Eevoar xal dveletv tov ‘Apautuvova, xal ¿xl tosto u&ällov Aouuxÿv vócov yeveodaı. „Hierbei ist zu beachten, dafs Agamemnon nicht wie sonst eine Hirschkuh der Artemis erlegt, sondern alya &ypiav; auch Dictys kennt nur eine caprea.“ Mit diesen Worten weist Dunger S. 44 auf die Übereinstimmung zwischen Dictys und Ptolemaeus Chennus hin; ich benutze sie, um die Herkunft der Angabe Kedrens aufser Zweifel zu stellen. Dictys bleibt Quelle Kedrens auch weiterhin. Zuerst folgt die Angabe über Palamedes, dann heifst es:

dp’ oig Odvoceds devas Óna- redels xpooxoretrar piv xods Tv (dav qogav knonileiv, ragapiverai dt xeds Kivrauuviorgav ... elg to “Agyog xal xAaotoîs yocuuaoi thy "Ipipéverav AaBov (airy yoo Av xoarn tev rod “Ayauéuvovos Dvyarégov), og ‘Ayddet xara To oreatéxedov dpıorsvovriı dof yoo- pévnv yuvalxa drootpepet.

Ehagos vtr’ avriis evpEdr 7000- corapéva 19 Poyo.

Ulixes simulata ... iracundia et ob id domuitionem confirmans ... profectus ... Mycenas falsas litte- ras perfert.: Iphigeniam (nam ea maior natu erat) desponsam Achilli etc. Confecto negotio ... ad exer- citum revenit (I 20).

cerva ... ante ipsam aram in- trepida consistit (I 22).

In allen den angeführten Stellen ist die Übereinstimmung zwischen

-Kedren und Dictys eine vollständige, und da bei Malalas S. 98 und in der Ekloge S. 200 die Erzählung ganz anders lautet, so hat thatsäch- lich aufser Malalas noch ein anderer Byzantiner den Dictys benutzt und es entsteht die Frage: Woher stammt der Dictysstoff bei Kedren?

138 I, Abteilung

Die nüchste Quelle ist eine ältere, im codex Paris. 1712 erhaltene Chronik, über deren Beschaffenheit H. Gelzer „Sex. Tul. Africamus II, 1885 8. 357 ff. Aufschlufs giebt. Der unbekannte Chronist hat mehrere Quellen, darunter Malalas und Johannes Antiochenus, in der Weise kompiliert, dafs er öfters Stücke und Stückchen aus der einen Quelle in den Text einer andern eingeschoben hat. Auf die bunte Mischung eines gröfseren Abschnittes habe ich in meiner Abhandlung „Johannes Antiochenus und Johannes Malalas“ im Programm der Thomassehule- Leipzig 1892 S. 18 hingewiesen; hier will ich noch einige Stellen hin- zufügen. In einen Bericht aus Mal. S. 40 ist bei Kedr. 8. 42, 15—17 die Angabe über Teiresias aus Leo Gramm. 259, 5 eingeschoben; in einen kirchengeschichtlichen Text, dessen Ursprung ich nicht

ist 8. 50, 6—8 die Bemerkung über den Jordan aus Joh. Ant. Fr. 10 Salm. und $. 19,6—9 die Angabe über die Giganten aus Joh. Ant Fr. 2 Nr. 13 eingefügt. Es darf uns deshalb nicht wundern, wenn wir Stellen aus Johannes Antiochenus auch in Malalasstücke eingeschoben finden, wie z. B. 5. 32, 11—13 in den Malalasbericht im Chron. Pasch. 80—81 Angaben aus Joh. Ant. Fr. 6 Nr. 4 u. 6. Besonders zahlreich sind derartige Einschiebsel in der trojanischen Sagengeschichte, die hauptsächlich nach Malalas erzählt ist. Auffallend ist dabei überall, dafs die Erzählungen nur kurze, im Wortlaut meist vollständig ver änderte Auszüge aus Malalas sind, während in den Einschiebseln der Wortlaut der betreffenden Quellen meist festgehalten ist. Zwei Stellen lassen sich direkt als johanneisch nachweisen: $. 2334 wird die Rückkehr Agamempons wörtlich wie in Fr. 25 Ins. erzählt; 8.

stimmen die Worte mög toîs EVAoıg EmißaAAdusvov oùy hater, pros vuro mit Fr. 24 Nr, 8 Salm., während die betreffende Stelle bei Mal. 112,3 und in der Ekl. 206, 24 ganz anders lautet. Drei andere Stellen eh als johanneisch durch Suidas bestimmt, dessen Ab- hängigkeit vom salmasischen Johannes ich im Programm 1892 $. 20 erwiesen habe und hier durch folgende Artikel noch besonders erweisen will: “Equis 6 Tevouéyicros = Fr. Salm. bei Cramer II $. 387, vgl zul zveöue advra meguéyov; Quelle ist Mal. 27 = Chron. Pasch. 85,7 Oidtxovg = Fr. 8 Nr. 2—5 Paris. aus Mal. 50 ff. | Xavadv— Fr. 11 Nr. 5 Paris. + Fr. 12 Salm. aus Procop. B. Vand. II 10. || Kégg = Fr. 13 Nr. 2 Paris. und Fr. Salm. bei Cramer S. 389 aus Mal. 62.7 Ildgiov (zur Trojasage gehörig) = Fr. 23 Virt. + Fr. 24 Salm, vel. Tzetzes Prooem. in Iliadem v. 237; Quelle ist Mal. 92 = Ekl. 197. Es mufs also Kedren die folgenden Angaben, die er mit Suidas gemeinsam hat, aus Johannes haben. Die Angabe über die Gründung Benevents 8.234, 12—16 stimmt mehr mit Suidas v. Beveßevrög als mit der Ekl. 216,7

E. Patzig: Dictys Cretensis 139

(Malalas fehlt, vgl. aber Mal. 167, 5 og zgoyeyoanraı); die Angabe S. 233, 3—10 Xagvßdıv xal Zxrvidlao, Tres dv orevó xrà. stimmt wörtlich mit Suidas v. Xdgvßdıs (anders Mal. 121 und Ekl. 213); über Suidas v. Kuvòs ciua habe ich oben gesprochen. Die letzten beiden Glossen nun geben uns Aufschlufs, woher der Dictysstoff in das Werk Kedrens geflossen ist. Da wir in ihnen Angaben aus Dictys VI5 und V 16 finden (Körting S. 26 Nr. 14 u. 15 Skylle), so stammt er aus Johannes An- tiochenus und von diesem gilt das, was Körting von Kedren behauptet hat; Johannes hat aufser Malalas auch die griechische Ephemeris ge- kannt und „sozusagen subsidiär“ benutzt. Infolgedessen gewinnen die vier Dictyszitate bei Johannes Antiochenus in den Fragmenten 23 Virt. und 24 Salm. eine ganz selbständige Bedeutung, namentlich die, denen der *Eroberungszug des Aiax, der mit der Tötung Polydors schliefst, und das Hülfegesuch des Priamus bei David und Tautanes unterstellt ist.

Der Dictysstoff bei späteren Byzantinern geht also auf mindestens zwei ältere Chronographen zurück. Aus Malalas hat Isaak Porphyrogennetos geschóptt, aus Johannes Antiochenus Konstantin Manasses (vgl. Progr. 1892 $. 12/3 und Greif S. 265, den ich früher nicht zitieren konnte, weil mir nur seine Dissertation 1885 bekannt war) und Johannes Tzetzes (vgl. Progr. 1892 S. 17), dessen “von Körting S. 43/4 besprochene Quellenangaben aus Johannes An- tiochenus genommen sein müssen. Die Troica des Anonymus in der Bibliotheca Uffenbachiana 1720 col. 655 gehen. zum Teil auf Tzetzes zurück (Greif S. 262), nur stehen sie dem von P. Matranga in den Anecd. Gr. I, 1850 veröffentlichten Provemium in Iliadem niiher als den Antehomerica. Von den vulgärgriechischen Bearbeitungen der Trojasage, die K. Krumbacher Byzant. Litt.-Gesch. S. 429 ff. erwähnt, verdient die Ilias des Hermoniakos, die E. Legrand in der Bibliothèque grecque vulgaire V, 1890 veröffentlicht hat, hier genannt zu werden. Hermoniakos hat aufser Tzetzes, den Legrand S. IX erwähnt, auch Konstantin Manasses benutzt, denn die Angabe II 88—95 = Man. 1145—48, dafs Paris wegen der Ermordung eines Verwandten nach Sparta zu Menelaos geflohen sei, findet sich nach Greif S. 266 in den mittelalterlichen Bearbeitungen der Trojasage nirgends sonst als bei Konstantin Manasses. Aus diesem hat Hermoniakos die Angaben von dem Hülfegesuch des Priamus bei David und von der Ermordung Achills übernommen, vgl. XXI 47—80 und 285—93 mit Man. 1357 —73 “und 1405—9.

Mit dem Nachweise, dafs dem ‚Johannes Antiochenus im 7. Jahr- hundert die Ephemeris ebenso bekannt gewesen ist, wie im 6. Jahr-

140 I, Abteilung

hundert dem Malalas, bricht eine weitere Hauptsäule der Dungerschen Beweisführung zusammen. Nun könnte man einwenden, dafs auch Jo- hannes nur eine lateinische Ephemeris benutzt habe. Aber wo kümen wir dann hin! Des Nachweisens, dafs die Byzantiner den lateinischen Dietys gekannt, gelesen und verstanden haben, wäre dann kein Ende, Von Malalas hat man es nachweisen müssen, von Johannes miifste man es noch nachweisen, bei Syrianos, dessen Zeugnis in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts fällt, mufs man die Kenntnis der lateinischen Ephemeris voraussetzen und bei Suidas miifste man dasselbe thun, wenn man nicht sein Zeugnis als höchst unklar einfach beiseite schübe (Dunger $. 10). Bisher hatte man dazu einige Berechtigung, weil Eudokias Zeugnis zu beweisen schien, dafs zur Zeit des Suidas der lateinische Dietys in Konstantinopel bekannt gewesen sei; seitdem wir aber durch P. Pulchs Aufsatz im Hermes XVII 1882 wissen, dafs Konstantin Palaeokappa in der Bibliothek Franz’ I das Violarium sogar mit Hilfe gedruckter Bücher angefertigt hat, läfst sich die erste Suidas- glosse, ohne dafs man ihrem Verfasser die Kenntnis des lateinischen Dietys nachweist, nicht mehr beiseite schieben. Sie stammt wahr- scheinlich aus einem älteren Lexikographen, nach J. Flach aus dem Onomatologos des Hesychius Milesius. Ihre Anfangsworte 4íxrug foro- gundg. Epoupev ’Epnuegide sind ganz klar und unanfechtbar; darauf folgen die allerdings verderbten oder verstellten Worte: gore 0% ue? "Oungov xaraloyddnv év Pifàiors #' ’Iralixè Towıxod drexdopov, aber diese Worte haben nur den Wert einer erklirenden

wie die gleichartigen, mit ¿ori eingeführten Sätze in folgenden Ar tikeln beweisen: ’Agıpvorn, 'Aguoréas, “Aogrevés. Wie nun z. B, in der niichstverwandten Glosse "Apgievds ¿xoxorós . . . Aretavdoidda (¿ori serà tov Maxeddva Ev guyodímg xd’) ets “Arrudo rdv Heoyapn- vov xouuara eine etwaige Verderbnis der Parenthese nicht im min- desten die Angabe entwerten würde, dafs ein griechischer Schriftsteller Arrian eine Alexandrias geschrieben hat, ebensowenig kann die wirk- liche Verderbnis der Parenthese in der Dictysglosse das Zeugnis he einträchtigen, dafs ein griechischer Schriftsteller Dictys eine Ephemeris geschrieben hat. Die Schlufsworte der Glosse: obros Zygayz xegl ris dorayîs 'EAkung zul reg) Meveddov al néons erg brodeoens entstammen einer anderen Quelle und haben einen ganz sell n Wert (vgl. Hesych. Miles. ed. Flach 1882 y. 4íxrug Anm.). Sie sind als Zeugnis für den Inhalt der Ephemeris ebenso wertvoll, wie die Anfangs- worte als Zeugnis für ein griechisches Original. Fast schlagender noch als die direkten Zeugnisse griechischer Schriftsteller beweist ein in- direktes Zeugnis den griechischen Ursprung der Ephemeris, die That-

E. Patzig: Dictys Cretensis 141

sache nämlich, dafs Malalas nirgends seinen Dictys als ein lateinisches Buth bezeichnet. Körting hat dies S. 63 hervorgehoben, aber niemand hat darauf geachtet; damit dies bei einer Verteidigung der lateinischen Ephemeris nicht wieder geschehe, will ich die schlagende Beweiskraft der Quellenangaben bei Malalas hervorheben. Aufser Sallust (vgl. aber S. 212, 18) und Florus, die nur an je einer Stelle genannt werden, sind alle lateinischen Quellen als solche gekennzeichnet: S. 187 Zxdeoıs Beovvigiov ‘Papaiov qeovoyedpov, 209 Ebredzios 6 ovyyoxpeds “Poo- paloy Ev uerappaosı adrod, 263 TovBevallou tod mromtod tod ‘Popalov, 215 AiBios à copos "Pouciwv . . lorogınds, 224 Aovxavds 6 copos ‘Popatayv rotas, 178 TMivios è ‘Pauatwy [oropuoyedpos, 162 u. 181 Zépfros 6 ‘Pouatos und 6 ‘Popatay ovyypaqpeús, 34 Touyxvddados Porueiov forogixds, 162 (216, 285) Bepytlliog 6 copos ‘Pouaiov xou;- ts. Da also Malalas überall seine Quellen als lateinische bezeichnet, den sechsmal erwähnten Vergil dreimal als römischen Dichter anführt und von Eutrop ausdrücklich bemerkt, dafs er ihn in einer Übersetzung benutzt habe, da kann er den siebenmal erwähnten Dictys, über den er an zwei Stellen ausführliche litterargeschichtliche Angaben macht, unmöglich in lateinischer Fassung gekannt haben. Hier heifst es: cum tacet, clamat. _

Ebenso sorglos wie an dem bei Kedren erhaltenen Dictysstoffe, an der Suidasglosse und den Zitaten lateinischer Autoren bei Malalas sind die Verteidiger eines lateinischen Originals an dem bei Malalas erhal- tenen Dictysstoffe vorübergegangen; sie haben trotz ıhres Zugeständ- nisses, dafs Malalas mit Dictys in ganzen Stücken zum Teil wörtlich übereinstimme, nicht den Versuch gemacht, die Erzählung bei Malalas mit Hülfe der eingestreuten Quellenangaben zu zergliedern und ein Bild von der Beschaffenheit seiner Quellen zu gewinnen. Wiederum ist es H. Haupt gewesen, der in seinem Aufsatze „Dares, Malalas und Dictys“ im Philologus XL zuerst in dieser Richtung gegangen ıst, ihm ist dann Greif S. 181 ff. gefolgt; aber beide halten Dungers Hypothese für erwiesen und weisen deshalb dem Sisyphos von Kos auch solchen Stoff zu, für den von Malalas Dictys als Quelle genannt wird. Es gilt also hier die Erzählung bei Malalas ohne jede vorgefafste Meinung zu zer- gliedern, unter Zuhülfenahme der Ekloge, deren entscheidende Bedeu- tung im folgenden überall hervortreten wird.

Wie bestimmt die Quellenangaben lauten, beweist die Erzühlung von Odysseus’ Irrfahrten S. 114— 122 = Ekl. 208—213, die in folgende Abschnitte zerfällt: 1) 114, 5—116, 23 Odysseus’ Fahrt zu den Kyklopen, &riva 5 doporarog Ziovpos 6 Kéos £&edero; daran schliefst sich eine rationalistische Erörterung über die Kyklopen, fjivrıva Epunveiav 6

142 I. Abteilung

oopwrerog Derdias 6 Kopivdiog etetero S. 117, 13. 2) 117, 17 —119, 22 Odysseus bei Kirke, regi ng Kiguns ¿Esdevro tadra of copú- tutor Ziovpog Kaos xal Aixtvs éx tig Kertns; darauf folgt eine Umdeutung der Erzählung mit der Angabe: Œadalog 6 Kogivduos ¿bébero Tv oma tavenv ovvrativ Egunvevoas ovras S. 120, 5. 3) 121,3—122, 2 Odysseus bei Kalypso, in der Unterwelt, bei den Sirenen, in der Charybdis und seine Rettung durch phönizische Schiffer, äzıya xat 6 Gopdg dixrvg nage tod Odvootws kxnxowg svvEeyedwaro; in der Ekloge S. 212, 30 steht auch eine rationalistische Erklärung der Sirenen mit der Angabe: 6 vewregog IlAovrapyos ¿Esdero. Auf den Inhalt der von Malalas benutzten Dictysvorlage läfst sich aus den genannten Zitaten kein sicherer Schlufs ziehen, wohl aber auf das Werk des Sisyphos; denn da dieser zuerst allein, im zweiten Abschnitt an erster Stelle genannt wird und auch im dritten Abschnitt wegen des eingefügten xal als Hauptquelle anzunehmen ist, so mufs die Er zählung in der Hauptsache aus Sisyphos genommen sein. Von Dictys wird man aber annehmen dürfen, dafs er von Sisyphos abhängig ge wesen ist (s. Haupt S. 119, Greif S. 181 ff). Die trojanischen Er- eignisse werden von Malalas teils vor, teils nach der eben erwähnten Odyssee in eigentümlicher Weise erzählt. Einen Teil erfahren wir S. 108, 15—114, 5 aus dem Munde des Aiax und Odysseus, als diese bei dem Streite um das Palladium vor den Griechen sich ihrer Thaten und Verdienste rihmen. Da der Streit mit dem Tode des Aiax und der Flucht des Odysseus endet und dessen Irrfahrten die Fortsetzung bilden, so mufs die Quellenangabe hinter dem ersten Abschnitt der Odyssee: Gtiva 6 copatatos Liovgos 6 Kôog ¿Esdero auch für die vor- ausgehende Erzählung vom Streite um das Palladium gelten. Einen anderen Teil der Ereignisse erfahren wir S. 122—132 aus dem Munde des Teukros. Dieser will von Cypern aus seinem Bruder Aiax zu Hülfe kommen, findet aber an der trojanischen Küste von den Griechen nur Neoptolemos noch vor, der eben den Telamonier bestattet hat. Beim Mahle erzählt er dem Neoptolemos die Grofsthaten Achills; nach dem Mahle segelt er wieder ab, nachdem er von Neoptolemos roy Alavriönv tov ano TAuvang .. xal tov Edovodunv ròv «xb tig Tex- uioons xl «Ùt)v Téxunoouv erhalten hat. Nach ihm verläfst Neopto- lemos als letzter die trojanische Küste, wie er als letzter nach dem Tode Achills gekommen war (Mal. 104/5, Dictys IV 5). Auf diese Erzählung folgt bei Mal. 132, 19 (Ekl. 221) das Zitat: raòra Xi- cupos 6 Kaos ouveygéparo Ev tH rmoléuo drdgyor ody tH Tevxpo" furtiva Gvyyoapir evenxcws “Ounoos 6 rotas tiv ’IAıada ¿Eédero, xal BeoyiAhios ta dona. üriva xal Ev taig tod Alxtvos Épgpepera. ovy-

E. Patzig: Dictys Cretensis 143

pepate, Óxeg aóvqua pera moAla ¿rn Oungov xal BeoyiAAiov yioedy ¿al Kiavdtov Négwvog fuovléns Ev xıßorio. Wiederum wird Sisyphos an erster Stelle genannt, und wenn wir die ganze Erzählung der Seiten 108—132 überblicken, so läfst die Anordnung der Erzählung keinen Zweifel, dafs wir es mit ihm zu thun haben. Man beachte zuerst die Haupthandlung: Nach der Zerstörung Troias erhebt sich der Streit um das Palladium, der den Tod des Aiax und die Flucht des Odysseus zur Folge hat; darauf verlifst Diomedes mit dem Palladium die trojanische Küste, nach ihm Agameınnon und die übrigen Griechen, nur Neopto- lemos bleibt zurück, um den getöteten Aiax zu bestatten; seine Heim- kehr wird durch die Ankunft des Teukros verzögert, dann erfolgt die Abfahrt des Teukros, zuletzt die des Neoptolemos. In diesen Haupt- gang eingewoben sind die Erzählungen von den Ereignissen vor Troia und von den Irrfahrten des Odysseus. Diese ganze immerhin kunst- volle Ausgestaltung der Erzählung, die nach bekanntem Muster vor- genommen ist, kann unmöglich eine Erfindung des Chronographen Ma- lalas sein (s. Dunger S. 28); wir haben es offenbar mit dem Gewebe eines trojanischen Schwindelbuches zu thun, und da Sisyphos von Kos bei Mal. 116, 23 allein und dann wiederholt als erste Quelle genannt wird und Dictys den Stoff anders gestaltet hat, so mufs Sisyphos als der Erfinder dieses Gewebes angenommen werden. Warum Malalas, für dessen Chronographie die zusammenhängende Erzählung des Dictys ge- eigneter gewesen wäre, gerade an Sisyphos sich hält, ist klar. Da er in der oben angeführten Quellenangabe mit Nachdruck hervorhebt, dafs Homer und Vergil die Erzählung des Sisyphos ihren Dichtungen zu grunde gelegt hätten und dafs Dictys erst lange nach Homers und Vergils Zeiten aufgefunden worden sei, so hält er offenbar Sisyphos als den älteren für wertvoller und zuverlässiger. Nun stimmt aber Malalas mit Dictys gerade in solchen Thatsachen überein, die von Teukros berichtet werden und deshalb in der Hauptsache dem Sisyphos entnommen sein müssen (vgl. bes. III 15,6, 24/7; IV 2/3, 6, 11). Das Rätsel löst sich sehr einfach. Wenn Sisyphos, wie man nach dem Urteile des Malalas schliefsen mufs, vor der Abfassung der Ephemeris bekannt gewesen ist, so konnte deren Verfasser, da die Erzählungen des Sisyphos als die eines Augenzeugen galten, gar nicht anders als dem Sisyphos nacherzählen. Dafs er dies wirklich gethan hat, darauf deuten nicht blofs die vereinten Quellenangaben bei Malalas, sondern auch noch folgender Umstand. Der Tod der Hekabe wird von Sisyphos- Malalas in schönstem Zusammenhange mit den Irrfahrten des Odysseus erzählt, in fast noch schönerem die Übergabe der Söhne des Aiax an dessen Bruder Teukros; dem gegenüber sehe man, wie ungeschickt

144 1. Abteilung

diese Ereignisse von Dietys V 16 aufser jedem Zusammenhange erzählt werden. Hätte Malalas sie nicht aus Sisyphos, sondern aus Dietys ge nommen, so erschiene Dietys als Erzähler dem Malalas gegenüber wie ein elender Stümper.

So unsicher bisher die Bestimmung des aus Dietys genommenen Stoffes sein mufste wegen der zweifachen Quellenangaben, so sicher läfst sich anderer Stoff auf Grund von drei einfachen Zitaten auf Dictys zurückführen. Eins von ihnen bezieht sich nur auf eine einzelne An- gabe. In der Orestie, die Malalas, um Orest und Pylades in seine Heimat Syrien führen zu können, abweichend von Dietys erzählt und, wie es nach $. 142, 20 scheint, aus Domninos genommen hat, wird der Bericht von der Entsühnung Orests S. 135, 6—12 mit dem Zitat ab- geschlossen: reör« Aixrug dv ti) Exry ubrod Gupoôte eédero. Dieser Bericht, der so locker in der Erzählung hängt, dafs ihn der Eclogarius 8.223,12 und Kedren 8.234,20 ohne Störung weglassen konnten, weicht so stark von Dietys VI 4 ab, dafs die Dietysvorlage des Malalas gunz anders ausgesehen haben mufs, als die uns vorliegende Ephemeris des Septimius.

Von den andern zwei Zitaten folgt das erste S. 107, 1 unmittelbar hinter den Personalbeschreibungen: zadüg 6 copérerog Aixrus è de ris Kors üreurmudrioe werd dAndeías apoyeyocuuéva zul th lok advra trav dal ro "Thiov Eniorgerevadvrov 'EXhjvov xr Das Zitat scheint falsch zu sein, weil die Heroenbilder in der Ephemeris fehlen; Dunger S. 25 hält sie deshalb für Erfindungen des Malalas Haupt weist sie im Philol. XL $. 118 dem Sisyphos zu (vgl. Greif S. 177); er vermutet, dafs die Erwähnung des Sisyphos bei Malalas ausgefallen sei, weil in Tzetzes Chiliad. V 830 das auf Sisyphos e Epigramm auf ein dem Palamedes gewidmetes folge, dessen unter den Heroenporträts sich finde. Aber ganz abgesehen davon, dafs dasjenige Zitat, worauf sich Tzetzes bezieht, bei Malalas $. 132, 19 vor handen ist und an ganz anderer Stelle steht, es wird auch von Kedren 8. 223 und von Isaak Porphyrogennetos 8. 87/8 für die Heroenbilder Dietys ausdrücklich als Quelle genannt. Wäre dies möglich, wenn in ihren Malalasvorlagen Sisyphos als Quelle gestanden hätte? Aufserdem liegen ja auch die Quellenverhältnisse ganz anders, als man bisher an- genommen hat. Denn Tzetzes hat nicht Malalas, sondern Johannes Antiochenus, der Kompilator bei Kedren hat neben Malalas auch Johannes Antiochenus und dieser wiederum neben Malalas den griechischen Dictys selbst „sozusagen subsidiär“ benutzt. Hier hilft kein Handeln und kein Feilschen, die Heroenbilder verbleiben unter dem Zeugnis, das Dietys als Quelle nennt. Dann aber hat die Dictysvorlage des Malalas

E. Patzig: Dietys Cretensis 145

anders ausgesehen, als die uns vorliegende Ephemeris des Septimius. Zu demselben Ergebnis kommen wir, wenn wir die dem Zitat voraus- gehende Erzählung ins Auge fassen, auf die sich die Worte xpo- yeyoapuévo mit beziehen müssen. Dafs die Entführung der Helena von Septimius I 3 nur ungenügend erzählt wird und der Zusammenhang erst durch Malalas 94, 22—96, 4 ganz verständlich wird, das hat schon Perizonius cp. XI betont und nach ihm Körting S. 51 und Meister in seiner Ausgabe S. X (vgl. Greif S. 186 ff). Da nun auch Suidas mit den Worten: odrog ¿ppaye ra mepl vis donayüs ‘Elevns xal xegl Maeveldov (ohne zegl würde Meveldov von tijg Gpnayüs abhängig sein) xal xéonç Tliaxijs bxoPécews die Angabe macht, dafs Dietys den Raub der Helena ausführlich behandelt habe, so haben wir doppelten Grund, die lateinische Ephemeris an dieser Stelle für einen Auszug aus einer vollständigeren Vorlage zu halten. Auch weiterhin stimmt Malalas 96/7 mit Septimius I 9 und 10, Malalas 100/1 und 102, 11—13 mit Il 16—18 in der Weise, dals er vielfach reichhaltiger ist als Septimius (vgl. Greif S. 199 ff). Das Stück Mal. 101, 2—102, 11 fehlt bei Septimius ganz; dieses steht aber innerhalb der Erzählung von den Beuteziigen des Achilles und des Aiax, von denen der des Aiax bei Johannes Antiochenus unter einem Dictyszitate steht, so fest in den Zusammenhang gekeilt, dafs es Malalas aus derselben Quelle genommen haben mufs, wie den übrigen Dictysstoff dieser drei Seiten.

Unmittelbar hinter dem eben behandelten Zitate folgt auf S. 107 die Angabe, dafs Dictys als der ovyypaqpevs des Idomeneus an dem Kriege teilgenommen habe, dann folgt das dritte Dictyszitat: Gores EEEDsro xal rods rpootpartvras Úxo ‘Ayapeuvovos xal MevsiAdov Baoi- Aéov xal tods brAicapevovs xa) xareldóvras pera Tod orddov éxi ro "IMov, Exuotov ¿xovra idiov otparòdv xal vais. Der sich an- schliefsende Schiffskatalog mufs also der des Dictys sein und als solchen haben ihn auch der Kompilator bei Kedren S. 223, 12 und Isaak Porphyrogennetos S. 88 angesehen. Aber dieser Schiffskatalog hat mit dem des Septimius nichts gemein. Die Fassung, die er ur- sprünglich bei Malalas gehabt hat, läfst sich mit Hilfe der Ekloge gewinnen. Diese bietet zwei Homoioteleuta: 1) S. 200, 30 4iug 6 Te- Aaporiog &x tijg Zalauivos oùv vnvol [dwöex«. TountéAeuos éx Alggov Gùv vquolv évvéa. ‘Avriuagos xal Odixios xal Adons oùv vnvol] recougéxovra. Bei Mal. 108, 4 wird TAnndisuos abv vyvoir ëvvéc erwähnt, der an dieser Stelle in der Ekl. 201, 10 fehlt. Da Tlepolemos aus Lindos stammte (Il. II 656), so müssen wir mit Cramer Toınro-

Aseos dx Aíxgov in Tiynöieuos dx Aívdov ändern. Es hat also eine Byzant. Zeitschrift I 1. 10

E. Patzig: Dietys Cretensis 147

einige Namen hinzu und hat dabei das Unglück den für die Erzählung ganz unerläfslichen Palamedes zu vergessen, der in seiner griechischen Vorlage steht.

Bevor ich weiter gehe, möchte ich auf das systematische Verfahren des Malalas hingewiesen haben. Die bis zur Tötung Polydors reichende Erzählung aus Dictys schliefst er mit dem Hinweis auf die Zerstörung Troias ab, um 108, 18 mit den Worten werd oùv tiv &Awoıv die aus Sisyphos genommene Erzählung anschliefsen zu können. Ehe er aber seinen Dictys beiseite legt, hält er es für seine Pflicht als Historiker, aus der nicht von ihm benutzten Erzählung des Dietys die Heroen- bilder auszuziehen und den Schiffskatalog abzuschreiben als authentische Mitteilungen eines Augenzeugen (S. 107). Einige Helden hat er dabei übersehen, wie den Telamonier Aiax, den schon Isaak Porphyrogennetos vermifst hat, und Teukros, der, nach dem Schweigen der lateinischen Ephemeris zu schliefsen, auch im griechischen Original nur wenig hervorgetreten sein kann. Sisyphos scheint keine Porträts geboten zu haben, da Malalas weder die Kyklopen noch Kirke (S. 115, 18 und 118, 1) nach Art des Dietys beschreibt. Wie sie bei diesem in die Erzählung eingestreut gewesen sind, zeigen die Bilder der Diomeda, Astynome, Hippodameia (S. 100/1) und Tekmessa (S. 103). Septimius hat sie weggelassen, aber Spuren haben sich bei ihm I 14 im Bilde Achills erhalten (vgl. Greif S. 192). Auch die genauen Zeitangaben (Dunger S. 25 u. 30/1) hat Malalas aus Dietys übernommen, denn bei Kedren 223, 9 heifst es: Aixrug..tods yaouxtijous trav 1poudgoar, de xavrag Eopaxds, Urtoyoave xal dupiBic breurnuetios. toda 10 6- vovs xal térovs xal toóxovs .. pera axgıßeiag loropioyoapóv xri. und dieses Zeugnis scheint aus Johannes Antiochenus, der selbständig den Dictys benutzte, zu stammen, denn im Fr. 23 Virt. wird Homer, den Johannes ebenfalls benutzte (s. Fr. 24 Nr. 6 Salm. über Rhesos), neben Dictys ebenso genannt wie bei Kedren 223, 13. Nach dem Porträt der Helena bei Manasses v. 1157 und den anderen bei Tzetzes zu schliefsen, mufs die Chronik des Johannes Antiochenus auch die Porträts enthalten haben.

Die Betrachtung desjenigen Stoffes, der durch drei Zitate bei Ma- lalas als Dictysstoff bezeichnet wird, hat ergeben, dafs die Dictysvorlage des Malalas verschieden gewesen ist von der Ephemeris des Septimius; sie hat die Heroenporträts enthalten, einen anderen Schiffskatalog ge- boten und, entsprechend der Inhaltsangabe bei Suidas, den Raub der Helena ausführlicher erzählt, ebenso die Beutezüge des Achilles und des Aiax. Da nun Septimius selbst angiebt, dafs er die letzten vier,

bez. fünf Bücher seiner Vorlage in eins zusammengezogen habe, so 10*

148 T. Abteilung

kann er auch an anderen Stellen die Erzählung seiner Vorlage gekürzt und geändert haben. Man hat die Angabe‘ des Septimius über die Zusammenziehung der letzten Bücher für Flunkerei gehalten, aber sie ist lautere Wahrheit, denn in der Ekloge S. 213, 13—216, 5 ist uns eine mit einem Dictyszitat abschliefsende Erzählung über die Heimkehr und die letzten Schicksale des Odysseus erhalten, die viel reichhaltiger ist als die des Septimius, obgleich auch sie doch blofs ein noch oben- drein durch den Eclogarius gekürzter Auszug ist. Ich führe nur zwei Stellen aus der Telegonie zum Beweise an. In der Ekloge und ebenso in der Ephemeris wird erzählt, dafs Odysseus zur Deutung eines Traumes kundige Männer berufen und diesen seinen Traum vorgelegt habe; darauf heifst es in der Ekloge 214, 26 ff: of di xad” Eavrods yevduevor ¿oxóxouv Tv diynowv xal Epacev, iva dx nod@v yévmrai Ô TnAsuagos. tod de droywopfoavros Epnoav Ind tdtov xmardos mA yévra vehevtyjoayv (i. e. tov Odvocta). 6 evddo Oounoev ¿xl rdv TnAfuagov, avedsiv avrov BovAdpevos. Deacduevos dt rdv vidv da- xQuovra xal deduevov, elo Èvvorav matgixiv EAPdov, rooÉxpuvey «elvas tov maida. éexédevoe aúrov puiarteoda.* sita uercxioev abrdv els ta Eoqara tig Kepainvies yogia, Gvuoduevos avròv tig barovolas tod Bavdrov. Septimius VI 14 bietet nur einen ganz kurzen Aus- zug: Quam rem cuncti qui aderant uno ore exitialem pronuntiant ad- duntque, caveret ab insidiis filii. quo casu suspectus parentis animo Telemachus agris, qui in Cephalenia erant, relegatur additis ei quam fidissimis custodibus. In dem folgenden Stücke verhalten sich die Erzählungen zu einander, wie zwei verschiedene Auszüge aus derselben Vorlage.

Ekl. 215, 9: rov xarepa éxin- tay (i. e. Telegonos) xal uadov adrdv selva Kar’ &yody rapayíveral

Sept. VI 15: edoctus, ubi Ulixes ageret, ad eum venit. ibi per cu- stodes agri patrio aditu prohibitus,

éxetoe, fraufópevos rove œpuAxo- covtas ldsiv tov mutéga. of dyvoodvteg avrov uällor avdi- otuvto. tov TnAsy6vov Peovg AUAODVUTOS paprvoas, Ste 6 NATO abtov Éori, xat toùtov ldeiv x0- Averaı, ¿ri uäAlov dvdiotavtro, tov TnAéuagov txodapBevor| tes] eivaı nat Ove vuxtòs EAnAvdevaı, iva dnoxteivn tov nutépu. ovdels yao irioctato étegoy natda rov ODóvocéa £yeın.

ubi vehementius perstat et e di- verso repellitur, clamare oceipit indignum facinus prohiberi se a parentis complexu. ita credito Tele machum ad inferendam vim regi adventare acrius resistitur: nulli quippe compertum esse alterum etiam Ulixi filtum. |

dem iuvenis

E. Patzig: Dictys Cretensis 149

e... ubi se vehementius et per vim

repelli videt, dolore elatus multos custodum interficit aut graviter sagazis pevouéves Eyvapıoav vulneratos debilitat. | t@ Oövooel, bri Tydéuayos, éodijra Eevnv ugreouévos, vuxtòs #19ùv Bıdferon ‘pis. | 6 tavra pata xal dxepééous quae postquam Ulixi cognita to Bupd ¿EnADE pera dóparos xaì sunt, existimans iuvenem a Tele- edDéog dxovtitet To Ödgv xur’ macho immissum egressus lanceam, avrov. xal tov piv anorvyyave, quam ob tutelam sui gerere con- th zapaxsıuevn uns mıjyvvoı, sueverat, adversus Telegonum iacu- xl 6 TuAéyovos, un Eidos te 6 latur. sed postquam huiusmodi zato adrod Tv 6 To Ödpv dxov- ictum iuvenis casu quodam inter- ticas, later nai adbros xal Övorv- cipit, ipse in parentem insigne yeotatny edruyfous ebrugiav ti- iaculum emittit infelicissimum ca- zowoxeı tov Odvocta xatà rot sum vulneri contemplatus. AEVQOD.

Die Übereinstimmung und die Verschiedenheit in den angeführten Erzählungen machen es zur Gewilsheit, dafs Malalas nicht den Septi- mius, sondern beide ein gemeinsames Original benutzt haben. Wäre wirklich noch jemand schwankend in seinem Urteil, so miifste das Dictyszitat, womit die Telegonie in der Ekloge abschliefst, jeden Zweifel bannen. Denn dieses sichert nicht blofs die Herkunft der ganzen Er- zählung, sondern hat auch durch eine mit ihm verknüpfte erzählende Angabe eine ganz selbständige Beweiskraft. Zum Verständnis seiner Wichtigkeit müssen wir auf das Erzählungsgewebe im sechsten Buche der Ephemeris etwas näher eingehen. Dictys hat, um dem Leser die Kenntnis von Vorgängen erklärlich erscheinen zu lassen, deren Augen- zeuge er nicht mehr gewesen sein kann, zu den verschiedensten Er- findungen seine Zuflucht genommen. Die ersten Schicksale einiger griechischer Helden nach ihrer Rückkehr in die Heimat werden ihm dadurch bekannt, dafs sich die heimkehrenden Könige bei Korinth um Idomeneus versammeln, um, wenn nötig, die Heimkehr zu erzwingen (VI 2). Weitere Nachrichten erhält Dictys in Kreta. Dort “erscheint zuerst Menelaus, der von Teukros’ Staatengründung in Sulamis und den Wundern Agyptens nichts erzählt (VI 3,4); späterhin kommen aus Griechenland Orest und Menelaos, um sich man erfährt nicht, aus welchem Grunde durch Vermittelung des Idomeneus zu ver- söhnen (VI 4); um dieselbe Zeit erscheint, von phönizischen Schiffern gerettet, Odysseus, der von seinen Irrfahrten so gut wie nichts

E. Patzig: Dictys Cretensis 151

durch Verschiebung aus Malalas 107 an seine jetzige Stelle gekommen sein, aber mancherlei spricht doch dagegen. Erstens fehlen bei Mala- las 107 die Worte &v ti) xpóry dawodla, zweitens hat der Eclogarius sein Zitat nicht, wie man erwarten sollte, zum Schiffskatalog gestellt, sondern hinter den Eroberungszug des Ajax und dieser steht auch bei Johannes Antiochenus unter einem Dictyszitate. Es kann also in die grofse Lücke bei Malalas 103 gehören und sich dort, wie in der Ekloge, auf den Beutezug des Aiax bezogen haben. Dann würde Septimius Erzählungen, die in der griechischen Vorlage im ersten Buche standen, auf seine ersten beiden Bücher verteilt haben. Das ist nicht unmöglich, erwähnt er doch den Traum der Hecuba, mit dem nach Joh. Ant. Fr. 23 Virt., Manasses und Tzetzes der griechische Dietys begonnen haben mufs, erst im 26. Kapitel des dritten Buches. Der Widmungs- brief und damit kommen wir zur dritten Hauptstütze der Dunger- schen Beweisführung sagt uns ferner auch, wie wir über die selb- ständige Fassung der lateinischen Ephemeris und ihre Stilfärbung zu urteilen haben. „Die Ephemeris, sagt Dunger 5. 3 mit Hinweis auf den Inhalt des Briefes, behauptet eine Übersetzung aus dem Griechi- schen zu sein“ Das ist nicht richtig. Denn die Worte ea uti erant Latine disserere sprechen nicht von einer Übersetzung, sondern von einer Bearbeitung; auch mit den Worten non magis confisi ingenio quam etc. giebt Septimius zu erkennen, dafs er nicht blofs für einen Übersetzer gehalten sein will Wir werden die lateinische Ephemeris um so mehr für die Bearbeitung einer griechischen Vorlage halten dürfen, als aus demselben +. Jahrhundert eine ähnliche, sallustisch ge- färbte Bearbeitung von Josephus Geschichte des jüdischen Krieges in dem vermeintlichen Hegesipp vorliegt. Ich berufe mich auf Teuffels Rom. Litt.-Gesch. II S. 1077 u. 1110: „Das griechische Original ist nicht wörtlich übertragen, sondern teils gekürzt, teils durch Zusätze aus anderen Quellen (aus des Josephus dey«ıoAoyi«, dann besonders aus römischen) sowie durch rhetorische Zuthaten (namentlich in den Reden, welche zum Teil ganz neu sind) erweitert.“

Ich habe den Dictysforschern gegenüber nur Bedenken aussprechen wollen und bin, durch den Stoff veranlafst, in eine Beweisführung gegen Dunger eingetreten. Sie mag auch als solche gelten, soweit die eigent- liche Beweisführung Dungers (S. 1—28) in Betracht kommt, denn von den dort vorgebrachten Gründen hat heute keiner mehr beweisende Kraft. Aber zu einem vollgültigen Urteil in der Dictysfrage gehört auch eine Prüfung von Dungers eingehenden und höchst wertvollen Quellenstudien. „Dafs eine solche die Sache ändern könnte, glaube ich freilich nicht. Denn Dunger selbst hat in seinen Quellenforer+ - n

152 I. Abteilung. E. Patzig: Dictys Cretensis

eine Stütze für seine Hypothese nicht gefunden und aufserdem ist ein sicheres Ergebnis kaum zu gewinnen, da die Feststellung verwandt- schaftlicher Beziehungen nicht ohne weiteres die Annahme direkter Abhängigkeit gestattet (vgl. Haupt, Phil. Anz. X S. 542/3). Wären aber wirklich die von Dunger genannten Schriftsteller Quellen gewesen, so würde in dem Umstande, dafs es aufser Vergil ausschliefslich griechi- sche sind, nur ein neuer Beweis dafür zu finden sein, dafs der Römer Septimius einen griechischen Dictys benutzt und bearbeitet hat.

Leipzig. Edwin Patzig.

II. Abteilung.

Dr. B. A. Mystakidis, Byzantinisch-deutsche Beziehungen zur Zeit der Ottonen Stuttgart. Druck von Alfred Müller & Co. 1891. 8°. XVIII u. 99 S.

Die vorliegende Schrift ist die Frucht mehrjähriger Studien, welche der jetzt als Direktor einer griechischen Klosterschule zu Kaesarea in Kappa- dokien lebende Verfasser, wie er selbst in der griechisch abgefafsten Vor- rede angiebt, in Tübingen getrieben hat; er hat dieselbe 1889 der dortigen philosophischen Fakultät vorgelegt und ist auf Grund derselben zum Doktor promoviert worden. Dieselbe liefert in der That den Beweis, dafs er dort fleifsig studiert hat, sie ist in sehr gutem Deutsch, welches kaum den aus- ländischen Verfasser erkennen läfst, geschrieben, in ihr ist ein reichhaltiges Quellenmaterial, neben den byzantinischen auch die deutschen und italieni- schen Quellen, Chroniken sowie Urkunden, benutzt und auch die neuere Litteratur, aufser den gröfseren Werken von Ranke, Giesebrecht, Muralt, den Jahrbüchern der deutschen Geschichte u. a. auch die kleineren mono- graphischen Arbeiten, ziemlich vollständig herangezogen worden. Doch kann man nicht sagen, dafs die Wissenschaft durch diese Arbeit erheblich ge- fördert sei. Einmal nämlich hat der Verf. sein Thema keineswegs voll- ständig behandelt. Er beschränkt sich darauf die einzelnen diplomatischen Verhandlungen und die kriegerischen Verwickelungen, welche unter den drei Ottonen mit den byzantinischen Kaisern stattgefunden haben, aufzuführen, dadurch aber erhält der Leser kein klares Bild der Beziehungen der beiden Reiche zu einander. Bei diesen handelt es sich neben gewissen allgemeineren Fragen, namentlich der Anerkennung des abendländischen Kaisertums durch die byzantinischen Kaiser und der Anknüpfung verwandtschaftlicher Bande, hauptsächlich um das beiderseitige Verhältnis zu denjenigen italischen Ge- bieten, in welchen sich fortgesetzt die Interessen beider Reiche berührt. und gekreuzt haben, Venedigs und der unteritalischen Fürstentümer, sowie zu dem Papsttum, dieses Verhältnis hätte im Zusammenhange dargelegt werden müssen, dann wären die einzelnen Vorgänge deutlich und verständlich geworden. Aber auch sonst sind gerade solche Punkte, auf welche es be- sonders ankommt, zu wenig ausgeführt worden, so z. B. die Kaiserin Theophano, die Gemahlin Ottos II. In betreff ihrer Herkunft verweist der Verf. einfach auf die Schrift von Moltmann, welcher nachzuweisen versucht hat, dafs sie nicht, wie früher allgemein angenommen wurde, eine Tochter des Kaisers Romanos II, sondern eine Nichte des Kaisers Johannes Tzimisces,

Besprechungen 157

jüngsten Ausführungen Gelzers als entscheidend gelten.!) Anhangsweise sei auf einige neuere, in den Rahmen dieser Zeitschrift fallende Arbeiten Drüsekes aufmerksam gemacht. In einem „Zu Marcus Eugenicus von Ephesus“ betitelten Aufsatze (Zeitschr. f. Kirchengesch. XII 91 ff.), den Krumbacher für seine Litteraturgeschichte nicht mehr benützen konnte, schilderte er ausführlich den Lebensgang und die schriftstellerische Thätigkeit des Metro- politen und lieferte eine neue Ausgabe von vier Briefen desselben, in der Zeitschr. f. wissensch. Theol. XXXIV 325 ff. stellte er den gescheiterten Kirchenvereinigungsversuch des Kaisers Michael VIII Paläologos dar, wobei er, wie in der vorher erwähnten Abhandlung, besonders aus den zu wenig beachteten Quellenpublikationen von Simonides und Demetrakopulos Nutzen zog, und in der nämlichen Zeitschrift XXXV 177 ff. beschäftigte er sich mit einem wegen seiner Beziehungen zu den Revelationen des Pseudo- Methodius (Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 394 f.) auch für die byzan- tinischen Studien wichtigen Texte, einer lateinischen, aber auf ein griechisches*) Originad zurückgehenden eschatologischen Predigt Pseudo-Ephräms, welche kürzlich Caspari, der unermüdliche Quellenfinder, im Universitätsprogramm von Christiania 1890°) veröffentlicht hat. Dräseke findet auch hier die Spuren seines, Apollinarios und hält es für wahrscheinlich, dafs der Ver- fasser der griechischen Urschrift aufser Ephräm die beiden gegen Dionysios von Alexandria gerichteten Bücher des Laodiceners als Hauptquelle be- nützte „und dafs auch für Pseudo-Hippolytus das gleiche Abhängigkeits- verhältnis anzunehmen sich empfiehlt“. Ich schliefse mit dem Wunsche, dafs Herr Dräseke seine bewährte Arbeitskraft noch recht häufig in den Dienst der byzantinischen Kirchen- und Litteraturgeschichte stellen möge!

München. . Carl Weyman.

A. Elter, Sexti Pythagorici sententiae cum appendicibus. Pars I. Sexti sent. 1—451 cum versione Rufini; pars II. Sexti app. sent. 452—610 et Clitarchi epitome (Index scholarum Univ. Bonnensis Natalicia imper. Guilelmi II.) Bonnae 1892. I—XXX und XXXI—XLII S. 4°.

V. Jagié, Razum i filosofija iz srpskih knjizevnih starina. Srpska kraljevska akademija, Spomenik XIII. Belgrad 1892. XXXI u. 103 S. 4". (Verstand und Philosophie aus alten serbischen Denkmälern. XIII. B, des „Spomenik“ der königl. serbischen Akademie.)

V. Jagié, Die Menandersentenzen in der altkirchenslavischen

- -—

1) Wochenschr. f. klass. Philol. 1892 Nr. 4 und 5. Vgl. von Neueren: Funk, Lehrb. der Kirchengesch. S. 200*; Christ, Gesch. d. griech. Litt. S. 749 f.?, der sich auf Dillinger beruft. Gegen die Annahme einer bewulsten Fiktion erklärt sich Möller, Lehrb. d. Kirchengesch. I 431. Bei Fefsler-Jungmann, Instit. patrol. I p. 635 sqq. wird zwar der Areopagite unter den Vätern des 4. Jahrhunderts be- handelt, aber in die ersten Dezennien oder die Mitte des 5. Jahrhunderts gesetzt. Die S. 48 f. erwähnte Metaphysik des Herennios ist eine ganz späte Kompi- lation; vgl. Krumbachers Litteraturgesch. S. 183.

2) „resp. syrisches, falls diese Predigt identisch ist mit einem preudo- ephraemischen Gedicht über den Antichrist in: S. Ephraemi Syri hymni et ser- mones ed. t. III; s. Wiener Zeitschr. f. d. K. des Morgenlandes IV 245 f. E. Kuhn.

8) Eine rsicht über den reichen Inhalt dieser Publikation habe ich in der „Literarischen Rundschau“ XVII (1891) 233 ff. gegeben. Ich ahnte nicht, dafs es seine letzte Gabe sein sollte!

Besprechungen 161

Das zweite slavische Denkmal der Untersuchung des Prof. Jagié bildet die sogenannte „Philosophie“. Das ist die Übersetzung eines griechischen prosaischen Florilegiums (XIX—XXVIII, der Text auf S. 21—68 der serb. Ausg.) Wie man aus der Einleitung des Verfassers ersieht, war das Original dieses Florilegiums ein Text, der seinem Charakter nach etwas mit den sogenannten Sentenzen des Epiktet gemeinsam hatte (Florileg. Mon., Meineke, Stobaeus IV 227 u. ff, Wachsmuth, Studien p. 166 u. ff. u. s. w. vgl. p. XIX und Schenkl, Epiktet. Fragm. 1880, p. 10 sqq.), doch bereits eine besondere späte Redaktion vorstellte, eine kombinierte Redaktion, in deren Bestand Eingang fanden: Sentenzen des Nilus, eine Auswahl aus einem Florilegium, das der „Melissa“ ähnlich war, ein dem Flor. Monac. ver- wandtes Florilegium und endlich irgend ein alphabetisches Florilegium. _ Spuren dieser Bestandteile sind im Denkmal nur noch schwach sichtbar, was vielleicht auf seine lange (teschichte hinweist. Der slavische Text ist in der ältesten Handschrift (13. Jahrhundert, in derselben Hand- schrift, aus welcher Menander herausgegeben wurde) nicht in seiner vollen Gestalt erhalten (s. den Text S. 21—32), weshalb er durch andere Texte rekonstruiert wird (Appendix A, B, zusammengestellt aus Handschriften des 14. u. 17. Jahrhunderts). Im ganzen erhalten wir ein Florilegium mit mehr als 200 Sentenzen. Seine Wichtigkeit besteht, darin, dals es ein zwar relativ .spites Florilegium, das aber bisher in dieser Gestalt in den griechischen Handschriften nicht gefunden worden ist, vorstellt, weshalb auch ungefähr 30 Sentenzen vom Verfasser in den bisher be- kannten griechischen Texten nicht nachgewiesen werden konnten. Aufserdem ist es in der Hinsicht interessant, dals darin Sentenzen gefunden wurden, welche denjenigen ähnlich und verwandt sind, die in den Bestand der „Lehren des weisen Akyros“ aufgenommen worden sind, eines Denkmals, das in der slavischen Litteratur sehr bekannt, in der griechischen aber, aus der es unbedingt in die slavische überging, bisher nicht gefunden worden ist (vgl. die Sentenzen 61 (p. 27), 2, 12, 48 (Append. B) und die Einleitung p. XXIV).

Der als Append. C herausgegebene Text (p. 54, Einl. S. XXVI) stellt wieder eine andere Gestalt eines Florilegiums vor; doch seinem Charakter nach konnte es wohl auf slavischem Boden zusammengestellt worden sein; in seinem Bestand kann man Sentenzen der „Melissa“ schon in der slavischen

ersetzung nachweisen, in eben derselben, die auch selbständig bekannt ist, Aussprüche des Sirach und Salomon, die ebenfalls in Einzelübersetzungen vorhanden sind, und endlich Spuren irgend eines Florilegiums, das dem unter dem Titel „Philosophie“ herausgegebenen ähnlich, doch der Uber- setzung nach von ihm unabhängig war.

Die folgende Beilage (App. F, p. 81) bildet einer jener Auszüge, die in der slavischen Litteratur ziemlich zahlreich sind, aus einer vollständigen Übersetzung der „Melissa“. Die Übersetzung dieses serbischen Auszuges und des vollen Textes der russischen ,,Péela“ ist eine und dieselbe. Deshalb bietet das gedruckte Bruchstück Interesse für die Geschichte der Über- setzung der griechischen Melissa ins Slavische.

Die Ergänzungen D und E (S. 69 u. 79) endlich enthalten die slavi- sche Übersetzung der Sprüche Sirachs und einer aus seinen Sprüchen zu- sammengestellten Belehrung; beide Denkmäler sind in der slavischen Litteratur schon seit dem 11. Jahrhundert bekannt.

Bysant. Zeitschrift I 1. 11

162 II. Abteilung. Besprechungen

Folglich beweisen schon die ersten Arbeiten auf dem Gebiete der slavischen Florilegien, die V. Jagié unternahm, was fiir eine Rolle diese Sentenzen für den Geschichtschreiber der byzantinischen Litteratur, aber auch der griechischen, spielen müssen, da in ihnen neue Denkmäler oder neue Redaktionen bisher bekannter zum Vorschein kommen. Andererseits weisen diese Arbeiten auch auf die nicht genügend allseitige Erforschung der Denkmäler der byzantinischen Litteratur hin, was auch Jagié mehr als einmal in seinen Untersuchungen bemerkt (S. XIX—XX), da er keine Er- klärung der slavischen Texte in den Ausgaben derjenigen findet, die sich nicht für das Denkmal in seinem ganzen Umfange interessierten, sondern nur für jenen Teil, der einige Ergänzungen zu unserer Kenntnis auf dem Gebiete der klassischen Litteratur liefern kann. |

Rom. M. S.

III. Abteilung. Bibliographische Notizen und kleinere Mifteilungen.

Die Auszüge aus dem Journal des k. russ. Ministeriums der Volksaufklärung sind

von Ed. Kurtz (Riga) bearbeitet, der übrige Teil der Bibliographie von dem

Herausgeber. Als chronologische (Grenze ist (mit wenigen besonders motivierten

. Ausnahmen) der Beginn des Jahres 1891 angenommen worden. Zur Erreichung

möglichster Vollständigkeit werden die HH. Verfasser höflichst ersucht, ihre auf

Byzanz bezüglichen Schriften, seien sie nun selbständig oder in Zeitschriften ° erschienen, an die Redaktion gelangen zu lassen.

1. Litteratur.

Adolf Busse, Die neuplatonischen Ausleger der Isagoge des Porphyrius. Progr. d. Friedrichsgymn., Berlin 1892. 23 S. 4% Dieser wertvolle Beitrag zur Geschichte des Fortlebens der aristotelischen Philosophie handelt über die Kommentare eines Kommentars, nämlich über die späteren Erklärungen der wêit verbreiteten Isagoge zu Aristoteles’ Organon von dem Neuplatoniker Porphyrios. Den ersten uns erhaltenen Kommentar verfafste Ammonios, Sohn des Hermeas, der in der zweiten Hälfte des 5. und im Anfang des 6. Jahrhunderts lebte. Ob der frucht- bare Johannes Philoponos auch die Isagoge kommentierte, läfst sich noch nicht sicher entscheiden. Olympiodoros mufs als Verfasser des ver- lorenen Kommentars angesehen werden, aus welchem die beiden uns erhal-. tenen Schriften seiner Schüler Elias (Helias) und David geflossen sind. Die Blütezeit des Elias fällt in die Mitte des 6. Jahrhunderts, und sein Werk beweist, dafs er, als er dasselbe abfafste, noch nicht dem christlichen Glauben angehörte. Bedeutend ferner steht seiner Quelle das unter dem Namen des David, auch Niketas David erhaltene Werk. Höchst wahr- scheinlich ist diese griechische Schrift eine breitere Ausführung des von dem armenischen Philosophen David verfafsten Kommentars und wohl aus Lehrvorträgen desselben hervorgegangen. Ist diese Annahme richtig, so ist der griechische Verfasser nicht identisch mit dem bekannten Philosophen Niketas David, der eine Paraphrase zu den ‘Andgonta ¿mn des Gregor von Nazianz schrieb und nicht vor 880 starb. Im Anhange veröffentlicht Busse Proben aus dem Kommentar eines Pseudo-Elias, über den er $. 8 ff. handelt. Die höchst verwickelten handschriftlichen Verhältnisse, mit denen der Verf. zu operieren hatte, bieten ein lehrreiches Beispiel jener mafslosen Verwirrung von Texten und Autornamen, die den Erforscher der byzan- tinischen Litteraturgeschichte so oft der Verzweiflung nahe bringt.

1

164 III. Abteilung

J. Haury, Procopiana. Gymnasialprogr., Augsburg 1891. 37 S. 8°. Der Verfasser gelangt auf Grund einer scharfsinnigen Untersuchung zu neuen Ergebnissen über die Abfassungszeit der Werke des Historikers Prokop. Die Geheimgeschichte, deren Echtheit H. gegen L. Ranke ver- teidigt, ist nach ihm im J. 550 geschrieben. Vgl. Felix Dahn, Wochen- schrift f. class. Philologie 1892 Nr. 6.

E. Patzig, Unerkannt und unbekannt gebliebene Malalas- fragmente. Progr. d. Thomasschule, Leipzig 1891. 26 S. 4% Der Ver- fasser legt uns hier die glückliche Entdeckung vor, dafs einige von A. Mai, Spicilegium Romanum II (1839) pars 3, veröffentlichte Palimpsestblätter aus der Klosterbibliothek von Grotta-Ferrata Fragmente des Malalas ent- halten. Vgl. H. Gelzer, Berliner philol. Wochenschrift 1892, 141 ff.

Edwin Patzig, Johannes Antiochenus und Johannes Malalas. Progr. der Thomasschule, Leipzig 1892. 32 S. Wird in der byz. Z. besprochen werden.

J. Stanjek, Quaestionum de sententiarum septem sapientium collectionibus pars I. Diss. Breslau 1891. 32 S. 8°. Der Verfasser handelt über das Verhältnis der späteren Bearbeitungen der Sprüche der Sieben Weisen, gelangt u. a. zu dem Ergebnis, dafs die von E. Wölfflin in den Sitzungsber. der philos.-philol. Cl. d. k. bayr. Akad. d. Wiss. 1886 S. 287 ff. veröffentlichte Sammlung vor Georgios Pisides entstanden sein müsse, und giebt zum Schlufs eine neue kritische Ausgabe derselben.

teorgii Pisidae carmina inedita ed. Leo Sternbach, Wiener Stu- dien 13 (1891) 1—63. Auf diese wichtige Publikation werden wir zurück- kommen, sobald der vom Herausgeber versprochene Schlufsteil erschienen sein wird.

K. J. Aninger +, Abfassurgszeit und Zweck des pseudo- lucianischen Dialogs Philopatris. I. Teil. Histor. Jahrbuch der Görresgesellschaft 12 (1891) 463—491. Die von einem Freunde des im Jahre 1890 verstorbenen jungen Gelehrten der Öffentlichkeit übergebene Arbeit setzt sich zum Ziel, die Abfassungszeit des Philopatris endgültig fest- zustellen. Der Verfasser bekämpft besonders die Ansicht A. v. Gutschmids, der den Dialog in die Regierungszeit des Kaisers Heraklios versetzt hatte, und kommt zu dem Ergebnis, dafs er unter Kaiser Johannes Tzimiskes (969— 976) entstanden sei. Der zweite Teil der Abhandlung ist noch nicht erschienen.

Wilh. Meyer aus Speyer, Nachlese zu den Spruchversen des Menander und Anderer, Sitzungsber. der philos.-philol. Cl. der k. bayr. Ak. d. Wiss. 1890 Bd. II 355—380. Der Verf. behandelt eine nach seiner Ansicht um das 9. Jahrhundert entstandene Sammlung jambischer Sen- tenzen, die in dem berühmten aus dem Nachlafs des Minoides Mynas stam- menden Cod. Paris. suppl. gr. 690 erhalten ist, und die von H. Wölfflin edierten jambischen Sprüche der sieben Weisen. Vgl. die obige Notiz über J. Stanjek.

C. Dilthey, Symbolae criticae ad anthologiam graecam ex libris manu scriptis petitae. Ind. lect. für d. Sommersemester 1891, Göttingen 1891. 23 S. 4°. Der grölste Teil dieser wertvollen Abhandlung bezieht sich auf die byzantinische Rätsel- und Epigrammlitteratur, insbesondere auf Johannes Geometres, Konstantin Psellus, Christophoros Pa-

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 165

trikios, Eustathios Makrembolites, Manuel Moschopulos u. a. Zum Schlufs giebt der Verfasser eine kritische Ausgabe und Erklärung des berühmten, in verschiedene Chroniken eingeschalteten und auch selbständig überlieferten Epitaphs auf die Gemahlin des Kaisers Maurikios Konstantina Augusta, die mit ihrem Gemahl und ihren fünf Söhnen im J. 602 von dem blutigen Usurpator Phokas ermordet wurde.

‘0. Crusius und L. Cohn, Zur handschriftlichen Überlieferung, Kritik und Quellenkunde der Paroemiographen. E, Kurtz. Die Sprichwörter des Eustathios. Philologus 50 (1891) 203—324. Die unter dem obigen Titel zusammengefafsten Abhandlungen von Crusius und Cohn betreffen allerdings vorzugsweise die altgriechische Litteratur, doch sind sie auch für manche Byzantiner, wie Suidas, Gregor von Cypern, Makarios und Apostolios beachtenswert. Ganz in unser Gebiet fällt die Arbeit von E. Kurtz (Riga), der die lückenhafte und vielfach fehlerhafte Übersicht der bei Eustathios vorkommenden Sprichwörter, welche A. Hotop, De Eustathii proverbiis, Leipzig 1888, gegeben hatte, vervollständigt und berichtigt. Kurtz hat aufser den Homerscholien, auf welche sich Hotop beschränkte, auch den Kommentar zu Dionysios Periegetes und die Opuscula beigezogen und so zum erstenmale eine vollständige Übersicht des bei Eustathios erhaltenen parömiographischen Materials gegeben.

Bruno Rhodius, Beiträge zur Lebensgeschichte und zu den Briefen des Psellos. Gymnasialprogr., Plauen 1892. 26 S. 4°. Eine Besprechung dieser Studie wird das nächste Heft enthalten.

L. Mabillis, Zwei Wiener Handschriften des Johannes Sky- litzes. Diss., Breslau 1890. 31 S. 8°. In dieser brauchbaren Vorarbeit für die von H. Seger seit längerer Zeit vorbereitete erste Ausgabe des Skylitzes sind zwei Wiener Hss. für die Textkritik verwertet. Vgl. die Besprechung von P. Bezobrazov, Journ. d. Min. d. Volksaufklär. 1891 Bd. 278, Novemberheft S. 230—236.

U. Ph. Boissevain, Zonaras' Quelle für die römische Kaiser- geschichte von Nerva bis Severus Alexander. Hermes 26 (1891) 440—452. B. sucht im Gegensatze zu der von Th. Büttner-Wobst in seiner Abhandlung: Die Abhängigkeit des Geschichtschreibers Zonaras von den erhaltenen Quellen (Commentationes Fleckeisenianae, Leipzig, Teubner 1890 8. 123—170) vertretenen Anschauung nachzuweisen, dals Zonaras etwa von 11, 21 an nicht mehr den vollständigen Dio, sondern die Epitome des Xiphilinos als Quelle benützte und demnach für die Epoche von Trajan (oder Nerva) bis Severus Alexander mit sehr geringen Aus- nahmen für den Historiker vollkommen wertlos ist.

Epitalamio di Teodoro Prodromo per le nozze di Giovanni Comneno e.... Taronita .... di €. Castellani. Venezia, Fratelli Vi- sentini 1890. 39 S. 8°. Schon E. Miller hatte im Recueil des historiens grecs des croisades II 288 ff. aus Cod. Marc. 22 Cl. XI ein von Theodoros Prodromos in politischen Versen abgefafstes Gedicht auf die wahrscheinlich im Jahre 1172 vollzogene Vermählung des Johannes Komnenos, des erstgebornen Sohnes des Sebastokrator Andronikos (des i. J. 1142 verstorbe- nen älteren Bruders des Kaisers Manuel) mit einer Jungfrau aus der Familie Taronites herausgegeben. Der bekannte Präfekt der Marcusbibliothek legt nun eine Spezialausgabe dieses Epithalamions vor, in welcher dasselbe von

166 III. Abteilung eirigen Fehlern der früheren Ausgabe gereinigt und mit einer orientieren den Einleitung und italienischer Übersetzung versehen ist.

Les exploits de Basile Digenis Acritas, epopee byzantine, publiee d'après le manuscrit de Grotta-Ferrata par Emile Legrand (= Bibliothèque grecque vulgaire t. VI). Paris, H. Welter 1892. XXII, 146 S. gr. 8°. Von den Redaktionen des byzantinischen Nationalepos Digenis Akritas, welche nach der von Sathas und Legrand besorgten Veröffentlichung der trapezun- tischen Hs. nach und nach bekannt wurden (vgl. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 415 f.), hat gerade die wahrscheinlich älteste, die in einer schönen Hs. des 14. Jahrhunderts in Grotta- Ferrata aufbewahrt ist, am längsten auf einen Herausgeber warten müssen. Zwar hatte Prof. J. Müller in Turin vor vielen Jahren eine Ausgabe versprochen, aber verschiedene Umstände verzögerten die Erfüllung dieses Versprechens. Erst im ver- gangenen Jahre hörte man, dafs er im Vereine mit A. Veselovskij eine Ausgabe des Werkes (zusammen mit slavischen Texten) vorbereitet habe. Wie dem nun auch sei, Legrand ist ihm jetzt zuvorgekommen und meint mit Beziehung auf den Plan der erwähnten zwei Gelehrten: „Deux éditions ne seront pas de trop pour une: ceuvre si remarquable à tous égards.* Die Ausgabe beruht auf einer von Legrand i. J. 1887 angefertigten Kopie, die er mit Hilfe J. Psicharis sorgfältig mit der Hs. nachverglichen hat. Die Brauchbarkeit des Buches erhöht ein Register der Eigennamen und der be- merkenswerten Worte.

C. de Boor, Nachträge zu den Notitiae Episcopatuum. Zeit- schrift f. Kirchengeschichte 12 (1890) 303—326. Eine fruchtbare Weiter- führung und Ergänzung der Untersuchungen von H. Gelzer in den Jahr- büchern für protestantische Theologie 12 (1886) und Ramsay, Journal of Hellenic studies 8 (1887).

Georgii Cyprii descriptio orbis Romani etc. ed. H. Gelzer. Leipzig, Bibl. Teubner. 1890. LXXII, 246 S. und 4 Karten. Eine Besprechung hoffen wir im nächsten Hefte bringen zu können; vorerst vergl. G. Destunis, Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1891 Bd. 276, Juliheft S. 204—213 und F. Hirsch, Wochenschrift f. class. Philol. 1892 S. 10 ff.

H. Gelzer, Analecta Byzantina. Ind. lect. für das Wintersemester 1891/92, Jena 1891. 185. 4°. Diese Abhandlung enthält 1) Die vom Kaiser Isaak Angelos festgestellte Rangordnung (Takis reoxadedolas) der Metropolen und erzbischöflichen Sitze. 2) Ein Verzeichnis der Bischöfe von Nauplia und Argos. 3) Nachtrüge zur Ausgabe des Georgius Cyprius (s. 0.).

Nicephori Chrysobergae ad Angelos orationes tres edidit Maxi- milianus Treu. Progr. des k. Friedrichsgymn., Breslau 1892. 50 S. 8°. Nikephoros Chrysoberges, dessen Lebenslauf sich von der Mitte des 12. Jahr- hunderts bis in den Anfang des 13., jedenfalls über das Jahr 1203 hinaus erstreckte, hat panegyrische Reden an Kaiser Alexios III und IV, an die Patriarchen Niketas Muntanes und Johannes Kamateros und an den éxi tod xavınleiov Konstantinos Mesopotamites, sowie einen Brief und rhetorische Progymnasmata hinterlassen. Max Treu, dem dieser fast verschollene Autor seine Einführung in-die byzantinische Litteraturgeschichte verdankt, hat aufser den im vorliegenden Programm veröffentlichten Reden | auch die meisten anderen Schriften desselben abgeschrieben, so dafs wir

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 167

wohl bald vollständig über den vielfach interessanten Vertreter des litte- rarischen Aufschwungs der Komnenenzeit unterrichtet sein werden. Beson- dere Anerkennung verdient es, dafs Treu, der hierin so manchen schnell- fertigen Herausgebern byzantinischer Texte zum Vorbilde dienen könnte, abermals durch einen gelehrten und sorgfältigen Kommentar das Verständnis der Texte erleichtert hat. Den Schlufs bildet ein Index der in den Wörterbüchern fehlenden oder mit keiner Stelle belegten Wörter.

Theodorus Gerber, Quae in commentariis a Gregorio Corinthio in Hermogenem scriptis vetustiorum commentariorum vestigia deprehendi possint. Diss. Kiel 1891. 53 S. 8% Gerber handelt nach einigen Bemerkungen über die Scholien des Johannes Tzetzes und Maxi- mos Planudes zu Hermogenes über das Verhältnis der zwei Redaktionen des dem Gregor von Korinth zugeschriebenen Kommentars und über die in ihm benützten Quellen. Von besonderer Wichtigkeit für die byzantinische Litteraturgeschichte sind des Verfassers Ausführungen über Iohannes Geo- metres (S. 29—41), der von Tzetzes als Erklürer des Hermogenes genannt wird und in der That dem Gregor von Korinth als Quelle gedient hat. Zum Schlufs folgen Emendationen zu dem Kommentar Gregors.

W. Regel, Analecta Byzantino-Russica. Petropoli 1891. CLIV, 153 S. und 4 Facsimiletafeln. 8% Eine eingehende Besprechung dieser namentlich für die Beziehungen der russischen Kirche zu den Griechen wichtigen Sammlung unedierter Texte wird eines der nächsten Hefte ent- halten.

Moschopuli in Batrachomyomachiam commentarii pars I. IL ed. A. Ludwich. Ind. lect. f. d. Sommersemester 1890 und das Winter- semester 1891/92, Königsberg 1890. 1891. 7 und 26 S. 4°. Nachdem Ludwich im ersten Programm einen Teil des bisher unedierten Kommentars des Moschopulos aus einem Codex Ottobonianus (im Vatikan) hervor- gezogen hatte, fand er eine zweite Hs. in der Ambrosiana (zu Mailand). Im zweiten Programm teilt er für den schon veröffentlichten Teil die Va- rianten dieser Hs. mit und giebt den Rest des Kommentars mit den Les- arten beider Hss. Aufser den Varianten enthält der Apparat auch kritische Bemerkungen. Den Namen des Moschopulos trägt der Kommentar nur im Codex Ottobonianus.

Anonyme Beschreibung des heil. Landes aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, zum erstenmale ediert von A. Papadopulos Kera- meus mit russischer Übersetzung von @. Destunis. Schriften der k. russ. Palästinagesellschaft, 26. Heft. Petersburg 1890. XVI, 31 S. 8°. (Einlei- tung russ.)

Perdikas, Protonotar von Ephesus, Ekphrasis der Wunder und Sehenswürdigkeiten in Jerusalem, ein Gedicht aus dem 14. Jahr- hundert, ediert von Papadopulos Kerameus mit russischer Übersetzung von @. Destunis. Schriften der k. russ. Palästinagesellschaft, 29. Heft. Peters- burg 1890. XVI, 22 S. 8°. (Einleit. russ.)

Paisios Hagiapostolites, Metropolit von Rhodos, Geschichte des Berges Sinaï und seiner Umgebungen, ein zwischen 1577 —1592 ver- fafstes Gedicht, zum erstenmale ediert von A. Papadopulos Kerameus mit russischer Übersetzung von @. Destunis. Schriften der k. russ. Palästina- gesellschaft, 35. Heft. Petersburg 1891. XX, 205 8. 8°. (Eini-it es.)

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 169

K. Krambacher, Geschichte der byzant. Litteratur. München 1891, besprochen von Th. Uspenskij, Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1891, Bd. 274, Märzheft S. 199— 218.

I. Zaxxellwr, IIeruıaxn Biflio9 xn. Athen 1890, besprochen von G. Destunis, Journ. d. M. d. Volksaufklär. 1891, Bd. 274, Aprilheft S. 426—437.

Blofs verzeichnet (als eben erschienen) sind im Journ. d. Min. d. Volks- aufklär. folgende selbständige Werke:

Chr. Loparev, Der byzantinische Dichter Manuel Philes. Zur Geschichte Bulgariens im 13. u. 14. Jahrh. St.-Petersburg 1891 (russ.). ) Sezonovié, Die byzant. romantische Poesie. Warschau 1891 russ.).

2, Sprache, Metrik und Musik.

K. Buresch, Iéyovev und anderes Vulgärgriechisch. Rhein. Mus. 46 (1891) 193—232. Nachdem Buresch bei einer früheren Gelegen- heit über die Form yéyovav „ebenso unzureichend als kurz“ geurteilt hatte, giebt er nun, durch seine Kenntnis der neugriechischen Umgangssprache trefflich unterstützt, eine eingehende Untersuchung über diese Form, die man bis dahin kurzer Hand aus einer Inschrift entfernt hatte (CIL VI 1 342 und X 6886), und erörtert im Anschlufs daran einige vulgärgriechische Verbal- formen (&laußdvooav, éxorotoav, eVonnav, Ewes), die schon in vorchrist- licher Zeit auftauchen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, inwieweit für solche „Verwilderung des Sprachgutes“ im Evangelisten- griechisch die Verfasser oder die Überlieferung verantwortlich zu machen seien. Es bedarf kaum des Hinweises, dafs diese Frage auch für die Text- kritik der byzantinischen Schriftsteller von höchster Bedeutung ist.

Hermeneumata Psendodositlieana edidit Georgins Goetz (= Corpus glossarioram Latinorum vol. III). Leipzig, Teubner 1892. XXXVI, 659 $. 8°. Dieser dem hellenischen philologischen Syllogos in Konstantinopel gewid- mete Band ist mit den byzantinischen Studien enger verknüpft, als man nach dem Titel des Sammelwerkes, dem er einverleibt ist, vermuten sollte. Er enthält nämlich die bis ins Mittelalter hinein viel gebrauchten grie- chisch-lateinischen Konversationsführer, die man früher ohne genü- genden Grund dem Magister Dositheos, neuerdings ganz irrig dem Attizisten Julios Polydeukes zugeteilt hat. Sie bestehen gewöhnlich aus drei Teilen: 1) einem alphabetisch geordneten Wörterverzeichnis mit eingesprengten De- klinations- und Konjugationsbeispielen, 2) einem nach Materien disponierten Vokabular, 3) einer Sammlung von Gesprächen über Vorkommnisse des all- täglichen Lebens. In einer Redaktion sind auch andere zweisprachige

ungsstücke eingefügt wie eine Fabelsammlung, Anekdoten, ein juridisches Traktätchen usw. Das grofse Ansehen, dessen sich diese praktischen Lehr- bücher im späteren Altertum und im Mittelalter erfreuten, beweisen die zahlreichen auf uns gekommenen Bearbeitungen. Da in diesen Werken der rein praktische, Zweck verfolgt wurde, die Griechen in die lateinische und die Lateiner in die griechische Umgangssprache einzuführen, sind gelehrte puristische Tendenzen ziemlich ferne geblieben; das in den ‘Eounvevpara (Interpretamenta) erhaltene Material gehört im grofsen und ganzen der lebendigen Sprache an, wie sie eben zur Zeit der Abfassung des Werkes

170 II. Abteilung

oder der Neubearbeitung einer älteren Redaktion gesprochen wurde. Das beweisen namentlich die zu dem Werke gehörigen Colloquia, in denen so- wohl das Lateinische als das Griechische von Vulgarismen aller Art wim- melt. Hierauf beruht die grofse Bedeutung dieser früher wenig beachteten Denkmäler für die spätere Geschichte der lateinischen und griechischen Sprache. Sowohl für die Laut- und Formenlehre als für die Syntax ge- winnt man aus ihnen neue Aufschlüsse; von besonderer Wichtigkeit sind sie wegen der stets beigegebenen Übersetzung für die Bedeutungslehre. Sowohl diejenigen, welche der sprachlichen Form spätgriechischer und byzan- tinischer Autoren für textkritische oder exegetische Zwecke näher treten, als auch die, welche sich vom rein linguistischen ‚Standpunkt mit der Geschichte des Vulgärgriechischen beschäftigen, werden diesen Band des Corpus gloss. Latin. wie auch den zweiten, der die lateinisch-griechischen Glossen des Pseudo-Philoxenos und die griechisch-lateinischen des Pseudo-Kyrillos enthält, fortan als unentbehrliche Hilfsmittel beiziehen müssen.

Colloquium Pseudodositheanum Monacense ... edidit Carolus Krum- bacher in „Abhandlungen aus dem Gebiet d. klass. Altertums-Wissenschaft, W. v. Christ dargebracht.“ München, Beck 1891 S. 307—364. Die Mün- chener Gespriichsammlung; ein Teil der oben genannten Hermeneumata, ist hier mit einer Einleitung, einem vollständigen kritischen Apparate und einem Kommentar, der mehrere Bemerkungen zur vulgärgriechischen Formenlehre und Etymologie enthält, zum erstenmale nach den besten Hss. veröffentlicht. Den von Krumbacher konstituierten Text hat G. Goetz mit unwesentlichen Änderungen wiederholt; doch hat er den Apparat ver- einfacht und den mit der Einrichtung des Corpus gloss. Latin. nicht ver- träglichen Kommentar weggelassen.

W. Meyer, Der accentuierte Satzschlufs in der griechischen Prosa vom IV. bis XVI. Jahrhundert. Wilh. Christ gewidmet zum 2. August 1891. Göttingen, Kommissionsverlag der Deuerlichschen Buch- handlung in Göttingen 1891. 288. 8°. Eine Besprechung dieser für die stilistische Beurteilung und für die Textkritik der byzantinischen Pro- saiker bahnbrechenden Schrift wird das nächste Heft enthalten. Vgl. in- zwischen die Anzeigen von L. Havet, Revue critique 32 (1891) 207 ft. und G. Meyer, Berliner philol. Wochenschrift 1892 S. 182 f.

Jean Psichari, Le Roman de Florimont, Études Romanes, dediées à Gaston Paris. Paris, E. Bouillon 1891 S. 507 550. Der Verfasser unterzicht die in diesen altfranzösischen Roman eingesprengten griechi- schen Verse (z. B. O theos offenda calo -— Salua cuto vassilleo, d. h. @ Beds apévta nad ZalBae toro Bacided) einer sorgfältigen, ‘auf eine wiederholte Vergleichung der Handschriften gestützten Untersuchung und kommt zu dem Ergebnis, dafs das mittelalterliche Vulgärgriechisch des Flo- rimont durch Unwissenheit verballhornt und für sprachwissenschaftliche Zwecke wertlos ist. Diese Einschiebsel sind also offenbar ähnlich zu be- urteilen wie etwa das französische oder italienische Kauderwelsch, welches zuweilen in Theaterpossen komische Wirkungen erzielen muls.

€. Morosi +, L’elemento greco nei dialetti dell’ Italia meri- dionale. Parte prima: Provincia di Reggio. Archivio glottologico Ital. 12 (1890—91) 76—96. Der so früh verstorbene treffliche Erforscher der byzantinischen Kolonisation in Unteritalien und ihrer sprachlichen

|

1

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 171

Überreste spricht einleitungsweise über die Bedeutung des griechischen Ele- mentes in Unteritalien (Altertum und Mittelalter) und zählt dann über 300 griechische Wörter auf, welche in unteritalienische Dialekte eingedrungen sind.

6. Meyer, Alcune aggiunte all’ articolo del Morosi sull’ ele- mento greco nei dialetti dell’ Italia meridionale. Archivio glotto-

logzico Ital. 12 (1890—-91) 137-140. Etymologische Berichtigungen zu der ebengenannten Abhandlung Morosis.

A. A. Sakellarios, Ta Kuregiaxd, ropog devreoos. "Ev "Ad jveas, Wow xal dvalónoo: IT. 4. Zaxellaglov 1891. ne”, 896 el. 8'. Der aus- #@]bliefslich dem Dialekte Cyperns gewidmete zweite Band der bekannten MI omographie enthält auch für die byzantinischen Studien reiches Ma- te rial. Unter den Texten, welche S. mitteilt, kommen besonders mehrere ©Posartige Volksgesinge in Betracht, denen mittelalterliche Stoffe zu

x-unde liegen, die Lieder vom Andronikos, vom Theophylaktos, vom Digenis, Yn den drei Brüdern Diaphylaktos, Aliantris und Manolis u. a. Für die ET ammatische und lexikalische Darstellung des mittel- und neucyprischen DM julekts werden auch die von Sathas veröffentlichten Assisen und Chroniken “amd verschiedene von de Mas Latrie herausgegebene Urkunden beigezogen. on grofsem Nutzen für das Studium cyprischer, ja überhaupt vulgär- Rriechischer Denkmäler des Mittelalters ist das cyprische Lexikon, n welchem S. nicht weniger als 9300 Wörter erklärt.

H. C. Muller, Historische Grammatik der hellenischen Sprache oder Übersicht des Entwickelungsganges der altgriechischen zu den neu- griechischen Formen, nebst einer kurzen Geschichte der mittleren und neuester Litteratur, mit Sprachproben und metrischen Übersetzungen. 1. Band, Gram- matik; 2. Band, Chrestomathie. Leiden, E. J. Brill 1891. 1892. 225 und 171 S. 8°. Das Werk mufs hier genannt werden, weil der Titel zum Glauben verführt, dafs es auch über die byzantinische Gräcität Aufschlüsse enthalte. Leider bringt es weder für die byzantinische noch für die frühere oder spätere Gräcität Brauchbares. (+. Meyer, der in der Berliner philol. Wochenschrift 1892, 437 ff. eine Warnungstafel vor diesem Elaborat auf- gerichtet hat, mufste gestehen, dafs er sich nicht entsinnen könne, viele so schlechte Bücher in seinem Leben gelesen zu haben, und mit seinem Ur- teile stimmt das meinige vollständig überein (Neue pilol. Rundschau 1892, 105 ff.). Leider kann auch der jetzt vorliegende zweite Band an diesem Urteile nichts ändern; der Verf. konnte hier nicht so viel Böses anrichten, da°er nur eine Blumenlese von griechischen Texten von Homer bis auf die Gegenwart mit (freınden) Übersetzungen und Anmerkungen giebt, aber er hat selbst die spärliche Gelegenheit, das frühere Böse gut zu jmachen, wenig benützt. Die Idee, die griechische Sprache und Litteratur als ein Ganzes zu betrachten, ist an sich ja recht vernünftig; sie mufs aber ganz anders durchgeführt werden, als es hier geschehen ist.

6. N. Hatzidakis, Einleitung in die neugriechische Grammatik (== Indogermanische Grammatiken, Band V). Leipzig, Breitkopf u. Härtel 1892. XVI, 464 S. 8°. Eine eingehende Besprechung dieses auch für das Studium der mittelalterlichen Gräcität, sowie für die Textkritik und Exegese byzantinischer Schriftwerke unentbehrlichen Werkes wird eines der nächsten Hefte enthalten.

Albert Thumb, Die neugriechische Sprache. Freiburg, Mohr 1892.

172 IM. Abteilung

36 8. 8°. Das aus einem Habilitationsvortrage hervorgegangene Schriftehen behandelt die wichtigsten Thatsachen der Geschichte und des | se Standes der wissenschaftlichen Erforschung des Neugriechischen mit ziem- lich reichhaltigen bibliographischen Nachweisen, und ist daher zur Einführung in das Studium der vulgärgriechischen Abteilung E zantinischen Schrifttums zu empfehlen. 5

6. J. Papadopulos, EvuBolal eig mv AL en BL ixnlynoracrints povorxos nal of énd tov dxocrolixóv Nusqov adv drudoavres Erupevioregor Wehndol, wovoıxoAöyor. Athen, Karl Beck 1890. XXVI, 592 8. mer aber leider viel zu wenig durchgearbeitete, im "Einzelnen ret E Materialiensammlung. Ex ungue leonem: Aus Lukians Mulag unter der Hand des Verfassers, der wohl durch den lateinischen Muscae encomium verführt wurde, ein Eyxdpsov tis q worden! Vgl. die Besprechung von Cr(usius) im Litt. Contrelblatt 1

3. Theologie,

Albrecht Dieterich, Abraxas. Studien zur Religi se späteren Altertums. Leipzig, Teubner 1891. VI, 2218. 8°. fasser veröffentlicht und erläutert die merkwürdige, i J 395 erhaltene Kosmogonie, handelt im Zusammenhange damit orphisch- gnostische Kulte usw. und giebt zum Schlufs eine gabe der in demselben Papyrus überlieferten B/Bhog feoù 5) 'Oydón Mwüotwg. Das Buch bezieht sich somit mniichst auf die, Strömungen, die den Übergang vom Heidentum zum Christentum und begleitens doch ist es Auch für die spätere. Zeit: von: hokek denn der Einflufs der orientalisch-griechischen Mystik reicht tief ins tinische Zeitalter herein. Namentlich wird man bei der genetischen suchung der byzantinischen Orakel, der kabbalistischen, re logischen und sonstigen geheimwissenschaftlichen Litter: selbst des neugriechischen Volksglaubens, auf das von Dieterich | botene ältere Material Bedacht nehmen müssen. 4

Eugen Kozak, Bibliographische Übersicht der biblis > kryphen Litteratur bei den Slaven, Jahrbücher f. A logie 18 (1892) 127—158. Diese reichhaltige und methodische a

stellung, welcher die von Prof. V. Jagié in Wien im J. 1887 gehi enen | Vorlesungen über südslavische Litteraturgeschichte zu Grande

dient auch von seiten der Byzantinisten die höchste Beachtung. slavischen Übersetzungen, die zum Teil bis ins 10.—11. J: rückreichen, sind sowohl für die litterarhistorische wie für die De Untersuchung der griechischen Apokryphen von Nutzen. -— K. Wotke, Die griechische Vorlage der lateinischen Krenz- auffindungslegende. Wiener Studien 13 (1891) 300—311. Die früher gedruckten griechischen Texte stimmen mit der von A. Holder e lateinischen Fassung nur dem Inhalt nach überein. Nun hat Wotke in Cod. Vaticanus gr. 866 die würtliche Vorlage des i use gefunden und veröffentlicht dieselbe mit einem kritischen A) Acta SS. Nerei et Achillei graece edidit Albrecht G. Fock 1890. 42 8. 8%

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 173

Albrecht Wirth, Danae in christlichen Legenden. Wien, F. Tempsky 1892. VI, 159 S. 8°. Eine Besprechung dieses Buches bringt das nächste Heft.

Acta Sancti Theognii episcopi Beteliae Paulo Elusensi et Cyrillo Scythopolitano auctoribus ex cod. Paris. Coisl. Nr. 303 nunc primum, cum interpretatione Latina, graece edita (a P. J. van den Gheyn S. IL). Analecta Bollandiana 10 (1891) 73—118.

Ileviov tot ‘Elladinob xal Kvolllov Zxvdonolliov ouyyoapéor tic 5’ Enorovrasrnolôog Plor tot óclov Beoyviov Enıoxonov Bmrullou exdidopevor viv rd mebrov pera ngolöyov dd À. Iarmadorotiov Kegapéws noi ouv- odevopevor pera Goo puerapo@cens tod x. ITaBori E. Asoroóvo. Schriften der k. russ. Palästinagesellschaft, 32. Heft, Petersburg 1891. IV, 66 S. Gr. 8°. (Einleitung russ.) Ungefähr gleichzeitig haben J. van den Gheyn und Papadopulos Kerameus aus dem Cod. Coisl. 303, einer der wert- vollsten aller Legendenhandschriften, die Acta des heil. Theognios zum erstenmale der Öffentlichkeit übergeben. Dieselben stehen in enger Bezie- hung zu den zwei Lebensbeschreibungen des heil. Theodosios, die man durch Useners Ausgabe (s. unten) kennen gelernt hat. Der hl. Theognios lebte eine Zeitlang im Kloster des heil. Theodosios, dann in einer Höhle in der Nähe der Laura Kalamon; später gründete er selbst ein Koenobion; endlich berief ihn der Patriarch von Jerusalem um das Jahr 495 auf den bischöflichen Stuhl von Betelia, einer kleinen Stadt südlich von Gaza. In dieser Stellung verblieb Theognios bis zu seinem Tode im J. 522. Sein Leben ist wie das seines kappadokischen Landsmannes, des heil. Theodosios, von zwei jüngeren Zeitgenossen beschrieben worden, von dem Abte Paulos von Elusa, der sicher identisch ist mit dem von Johannes Moschos im Pratum Spirituale erwähnten Hotdog 'Eldedixós, und von dem bekannten Kyrillos von Skythopolis, der auch die kurze Biographie des heil. Theo- dosios und mehrere andere Legenden verfafst hat. Die Acta des heil. Theognios sind ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Wüstenklöster in Palästina, für welche unsere lebhafteste Teilnahme schon durch das erwähnte Buch von Usener erweckt worden ist. In philologischer Hinsicht verdienen beide Ausgaben manche Anerkennung; freilich vertragen sie keine so scharfe Beleuchtung wie Useners Ausgabe der Biographieen des heil. Theodosios. Namentlich stören die ziemlich häufigen Druckfehler im griechischen Texte; Papadopulos Kerameus hat dieselben nachträglich in den gedruckten Exem- plaren mit Tinte berichtigt, auch in einem an mich gerichteten Briefe kor- rigiert. Doch ist selbst nach dieser privaten Superrevision ein so starkes Stück wie dv dei (nachträglich aus dy korrigiert) today statt dv dei roó- ov (8. 8, 16) stehen geblieben, eine Lesung des Coisl., die der belgische Herausgeber (91, 14) sofort richtig gestellt hatte. Ebenso hat Papadopulos S. 10, 23 die unmögliche Lesung des Coisl. yalgsıs éxi rovro in den Text aufgenommen, während in der belgischen Ausgabe richtig ¿xi rovro (95, 13) steht. Auch der kritische Apparat scheint nicht vollständig zu sein; der griechische Herausgeber schreibt z. B. xezosworquévas (6, 27), der belgische an derselben Stelle xezeyornuévas (88, 10); da nun aber keiner von beiden eine Variante verzeichnet, wissen wir nicht, was in der Hs. steht. Kurz, etwas mehr Zaudern hätte beiden Ausgaben, besonders aber der griechischen, wohl gethan. Überhaupt wird es niemand zweckmälsig finden, dals auf

174 II. Abteilung

einem Gebiete, wo noch so viel zu thun ist wie auf dem dieselbe Arbeit gleichzeitig zweimal ausgeführt wird. | Die der Acta des heil. Theognios ist in dieser kurzen B vierte Beispiel solcher Konkurrenzarbeiten; vgl. die 2 ed. Legrand (S. 166), zu den Briefen des Philelphus ed. Legrand 8.1 168) DER zu. Rjedin, Das Diptychon der Bibl. zu Eén ) ms liegt in diesen Thatsachen ein neuer Beweis dafür, CY den byzantinischen Studien bisher an innerem sation gefehlt hat. Hoffentlich werden die in der Byz. Z. gegi graphischen Übersichten und ihre sonstigen Mitteilungen über den je Stand der byzantinischen Studien dazu beitragen, künftig die zwecklosen Doppelarbeiten herabzumindern. J. van den Gheyn; 8. L, Saint Théognius, SET de | Palestine. Revue des questions historiques 50 (1891) 5 Studie über das Leben des heil. Theognios und seine E B welcher die schon in der lateinischen Einleitung und im Ko oben genannten Ausgabe enthaltenenen Bemerkungen weiter ausg Hermann Usener, Der heilige Theodosios. Schrifte: doros und Kyrillos herausgegeben von H. U. Leipzig, Te r 18 XXII, 210 $. Aus dem wertvollen Codex Laurentianns pl. 2 (des 11. Jahrhunderts), der für die Geschichte des griechischen wesens eine hervorragende Rolle spielt, hat Usener zwei Schrifter Leben des berühmten Klostergründers Theodosios aus Mog Kappadokien ($ 529) hervorgezogen und zuerst in zwei

schriften, dann mit einer litterarhistorischen Einleitung über die |

ne

Verfasser, Theodoros Bischof von Petrae und Kyrillos v polis, einem sehr genauen kritischen Apparate und erklärenden in einem hübschen Büchlein veröffentlicht, das er als ehemali dem Gymnasium zu Weilburg zur Feier "seines. dreihund Bestehens gewidmet hat. Wer in unserem Zeitalter des li politischen Realismus den historischen Sinn nicht verloren hat, an der Hand dieser unscheinbaren Legenden gerne in jene Zeit der Begeisterung, der zahllosen Klostergründungen, der unablässi gegen die noch übrigen unvertilgbaren Reste heidnischer We menschlicher Sinnenlust zurückversetzen. Er wird aus diesen Klosterakten über den wahren Geist jener merkwürdigen Aufklärung gewinnen als aus gelehrten Abhandlungen über Di er wird sich endlich mit wachsender Teilnahme in die gesamten p sozialen und sprachlichen Grundlagen jener eigenartigen Kult senken. Wenn die Ausgabe Useners in diesem Sinne zweifellos Zeit befruchtend wirken wird, so bezeichnet sie auch in p Hinsicht einen bedeutenden Fortschritt. Usener hat mit der eingewurzelten als kurzsichtigen und verderblichen Anschauung, d „späten“ Texte einer sorgsamen Behandlung gar nicht würdig lich ‘gebrochen und beide Biographien durch wiederholte Ve Abschrift und der Druckbogen mit dem Codex und durch eine Kritik von ausgesprochen konservativer Richtung bis zu einem. Sauberkeit gebracht, der früher bei solehen Werken kaum

J. Pomjalovskij, Das vom h. Kyrillos von Sky! hopolig

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 175

fafste Leben des h. Sabas des Geweihten in einer altrussischen Übersetzung. Mit Beifügung des griechischen Originals und einer Ein- leitung. St. Petersburg 1890 (russ.), besprochen von P. Syrku, Journ. d. M. d. Volksaufklär. 1891, Bd. 277, Oktoberheft S. 547 —551.

Th. Batjuskov, Die Erzählungen über den Streit zwischen der Seele und dem Körper in der mittelalterlichen Litteratur. Ein Versuch einer historisch-komparativen Untersuchung. Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1890, Bd. 271, Septemberheft S. 158—204; Bd. 272, No- vemberheft S. 105— 134; 1891, Bd. 273, Februarheft S. 326— 342; Bd. 274, Märzheft S. 147—179 u. Aprilheft 5. 324— 351; Bd. 275, Juniheft S. 418 442; Bd. 276, Juliheft S. 57—85 u. Augustheft S. 394—433 (russ.). Die Frage über den Ursprung der in den verschiedensten Sprachen bearbeiteten alten Legende über den Streit der Seele mit dem Körper (zunächst in der typischen Form der Vision eines Einsiedlers) wird mit umfassender Kenntnis dieser weitschichtigen Litteraturgattung zum Teil auf Grund bisher unbe- kannter Texte in acht Artikeln ausführlich untersucht und die sehr kom- plizierte Geschichte derselben dargestellt. Die Legende gehört zu einer Reiße von Erzählungen mit eschatologischem Charakter, deren verschieden- artigste Bearbeitungen in der westeuropäischen und slavischen Litteratur bald als Homilie und Predigt, bald als episches oder lyrisches Gedicht, oder auch als geistliche Dichtung, ja selbst in dramatischer Form auf- treten. Alle diese Bearbeitungen sucht der Verf. zu“klassifizieren und ihre genetische und historische Verwandtschaft zu bestimmen.

Aus der griechischen Litteratur gelangen zur Besprechung: im ersten Artikel 1) die von einem gewissen Einsiedler Alexandros beschriebene Vision, die bei Migne Bd. 77 unter dem Namen des Makarios des Jüngeren aus Alexandria steht, während Makarios nicht Verfasser der Vision, son- dern vielmehr handelnde Person in derselben ist; 2) die Rede des Kyrillos von Alexandria über den Ausgang der Seele und die zweite Wiederkunft, bei Migne Bd. 77; 3) die Vision des Makarios über die Engel, bei Migne Bd. 34; 4) eine hierher gehörige Episode aus der apokryphischen Vision des Apostels Paulus. Desgleichen im dritten Artikel zwei byzantinische Denkmäler des 10.—11. Jahrh. über den Ausgang der Seele: 1) die Vision der Theodora, nach einer Moskauer Handschrift von A. Veselovskij 1889 herausgegeben, und 2) das von E. Auvray, Paris 1875, herausgegebene lyrische Gedicht Kiav@uof des Einsiedlers Philippos, das sich meist am Anfang oder am Ende seines (griechisch bisher noch nicht edierten) um- fangreichen theologischen Traktats in dialogischer Form mit dem Titel Alonrea findet und von Batjuskov gegenüber der zum Teil dasselbe Thema behandelnden Alormrga für eine frühere Arbeit des Philippos erklärt wird; von den KAev@yol existiert ‘auch eine kirchenslavische Übersetzung (z. B. in einer Handschrift der Petersburger öffentlichen Bibliothek), aus der mehrere Stellen mitgeteilt werden. .

Im vierten Artikel bespricht der Verf. die Denkmäler des altrussischen Schrifttums, welche seit friihester Zeit, sei es in der Form von Uber- setzungen oder von verschiedenartigen Umarbeitungen, die griechischen Dar- stellungen über den Ausgang der Seele (bes. die Vision der Theodora und die von Alexandros beschriebene des Makarios) wiedergaben.

Die Aufsätze von Batjuskov sind hernach auch als selbständiges

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 179

fassende Index ahnen. Nach dem griechischen Texte, den Pitra aus dem cod. Monacensis gr. 62 gezogen hat, folgen eine summarische Inhalts- angabe der einzelnen Responsa in lateinischer Sprache, ein Verzeichnis der Zitate aus den Basiliken, endlich Indices und Nachträge zu den Bäsiliken. Za dem Erzbischofe von Kerkyra, welcher S. XXXV fälschlich Peladitas, im Index S. 887 Peladita, S. 39—40 Iledatns, ebenda lateinisch Pe- dade, endlich S. 787 im Texte Pedadita genannt wird, wozu in der Note „fort. melius Iledıedirng“ vermutet ist, vgl. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 192, wonach die Form Iedıaöirng die einzig richtige ist. Ich werde versuchen, in einem der nächsten Hefte eine ausführliche Be- sprechung des für die Erforscher der byzantinischen Geschichte, des grie- chischen und slavischen Kirchenrechtes und der slavischen, besonders bulga- rischen Kirchengeschichte unentbehrlichen Werkes vorzulegen. Griechische Leser mögen inzwischen auf das eingehende Referat von A. Monferratos, "Eqnpeols (muda) 1892 Nr. 56—60 verwiesen werden.

4. Äufsere und innere Geschichte, Geographie und Topographie.

Otto Adamek, Beiträge zur Geschichte des byzantinischen Kaisers Mauricius (582—602). I. II. Gymnasialprogramme, Graz 1890. 1891. Je 32 S. 2% Der Verfasser behandelt in den bis jetzt vorliegenden . zwei Teilen die griechische Überlieferung über Maurikios: Theophy- laktos, Theophanes, Georgios Monachos, Leo Grammatikos, die Osterchronik, Kedrenos und Zonaras; dann besonders ausführlich den Euagrios und seinen Ausschreiber Nikephoros Kallistos; endlich noch den Michael Glykas, Ma- nasses, Joel und Ephraem. Das Ziel dieser Quellenuntersuchung, an die sich wohl noch eine Prüfung der orientalischen und abendländischen Quellen schliefsen wird, ist eine Darstellung der Kämpfe, welche unter Maurikios gegen die Avaren geführt wurden.

G. Laskin. Heraklios. Das byzantinische Reich in der ersten Hälfte des VII. Jahrhunderts. Charkow 1889. XL, 160 $. (russ.). In der Einleitung charakterisiert der Verfasser die alten Quellen, die er in byzantinische, orientalisch-christliche (meist armenische), muhamedanische und westeuropäische einteilt, und die neueren auf Heraklios, bezüglichen Werke, besonders die Monographie von Drapeyron. Grofses Gewicht legt er auf die geographischen Verhältnisse, für welche er die Werke von Ritter, Kondakov, Drinov u. a. benutzt. Eine schärfere Kritik der Quellen liegt dem Verfasser fern; sein Ziel ist mehr eine hübsch geschriebene, für weitere Kreise bestimmte Zusammenfassung dessen, was man bis jetzt von der Regierung des Heraklios weils. j

Pierre Batiffol, L'abbaye de Rossano. Contribution à l'histoire de la Vaticane. Paris, Picard 1891. XL, 182 S. 8°. Eine Besprechung dieses für die Geschichte der Byzantiner in Unteritalien wichtigen Buches bringt das nächste Heft.

A. Lipovskij, Aus der Geschichte des griechisch-bulgarischen Kampfes im 10. und 11. Jahrh. Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1891, Bd. 278, Novemberheft S. 120—141 (russ... Auf Grund des in den letzten Jahrzehnten bekannt gewordenen neuen Quellenmaterials (Gedichte des Joh. Geometres; Die Ratschläge und Erzählungen des byzantinischen Magnaten Kekaumenos; besonders aber armenische und arabische Geschichtschreiber)

180 IM. Abteilung

wird eine eingehende Darstellung der Kimpfe zwischen | dent Kaiser Ba- silios IT und dem Bulgarenfürsten Samuel geliefert. &

Th. Uspenskij, Byzanz und die Krenzfahrer (Eroberung Kon- stantinöpels durch die Lateiner). Südliche Sammlung (Juánoi sbornik) zu gunsten der von der Hungersnot Betroffenen, herausgegeben von der Odessaer Unterstützungsgesellschaft der Litteraten und Gelehrten, Odessa 1892. 8.195—222 (russ). Ein im Jahre 1890 gehaltener populärer in welchem jedoch früher unbenutzte Quellen, besonders die Noygorodschen Chroniken beigezogen sind. >

Const. Jirecek, Zur Würdigung der neuentdeckten È Chronik. Arch. f. ‘slay. Philol, 14 (1891) 255—277. J. handelt die von J. Bogdan im Arch. f. slav. Philol. 13, 526 ff. bi bulgarische Chronik, deren Verfasser zu Anfang des A lebte. Die Bedeutung dieser Chronik, in welcher man die bisher nur ge- abnte slavische Quelle des rumänischen Chronisten Michael Moxa | erkennt, beruht namentlich darauf, dafs sie Details über eine Periode für welche es in der sonst so reichen griechischen Litteratur keine gleichzeitigen Geschichtswerke giebt, nämlich über die letzten Dezennien des 14. Jahrhunderts. Von besonderem Interesse ist der wortkarge Berieht über den Fall des bulgarischen Reiches von Trnovo, den Zug König Sigmunds im Jahre 1396 und die Schlacht bei Nikopolis.

Joh. A. Romanos, ‘H Eßoeixh xoıwörng tig Keouboas. “Borla 1891, rónos A’, do. 24—25. Der jüngst verstorbene hervorragende Ge lehrte schildert in dieser kleinen Abhandlung auf Grund gedruckter und ungedruckter Quellen die Schicksale und besonders die der Judengemeinde in Korfu vom 12. Jahrhundert bis auf die neueste Ze

Dim. Gr. Kampuroglus, Torogi« ròv 'A9yvalov ¿xi To ties. Band I "Ev ’A@ijva 1889. Band II (bis jetzt Heft 1—4 er schienen). "Ev Adv 1890. Dim, Gr. Kampuroglus, Mwmnpere + ioroplug trav 'Adyvalov. Band I IL "Ev “Adyjveg 1889. 1890. schon beide Werke erst die Periode nach der Eroberung Athens Fee Türken (1458) betreffen, so enthalten sie doch auch für die byzantini- schen Studien manches wichtige Material. Das zuerst genannte Werk, in dessen Erscheinen leider eine Stockung eingetreten zu sein scheint, bildet eine Fortsetzung der Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter von Gre- gorovius; das zweite enthält Volkslieder, Chroniken, Briefe, Verträge, Firmane und sonstige Quellen für die Geschichte Athens in der neueren Zeit, die der Verfasser mit grofser Sorgfalt aus der gedruckten Litteratur und aus Archiven zusammengetragen hat. Es ist zu wünschen, dafs das inhaltsreiche Werk bald seinen Abschlufs finde.

*+* Khalifat, Patriarcat et Papanté. Etudes historiques par * =# Paris, F. Salmon Athönes, Karl Beck 1892. VII u. 231 S. kl Das Werkchen hat nur eine indirekte Beziehung zu den byzantinischen Studien Es enthält die französische Übersetzung einer Reihe von Briefen, die während des schweren Konfliktes zwischen der hohen Pforte und dem ee > Patriarchat im Jahre 1890 in den Zeitungen ‘Egmuzols (Athen) und ‘Hudoa (Triest) erschienen sind. Indem aber der Verfasser die damals aktuellen kirchenpolitischen Fragen erörtert, nimmt er naturgemäfs Ve anlassung auch das Verhältnis des Patriarchats zum Papsttum und zum

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 131

Chalifat in seiner historischen Entwickelung zu prüfen. Eingehend

bespricht er die Unionsversuche im 15. Jahrhundert, besonders den Kampf

zwischen dem Fiihrer der griechischen Partei, Markos Eugenikos von

Ephesos, und dem zur römischen Kirche übergetretenen Kardinal Bessarion.

Zur Charakteristik der Stimmung der Griechen in der ersten Hälfte des

15. Jahrhunderts werden namentlich die Werke des Joseph Bryennios beigezogen.

D. Beljajev, Byzantina. Skizzen, Materialien und Notizen über byzantinische Altertümer. I. Übersicht über die Hauptteile des Grofsen Pa- lasts der byzant. Kaiser. Beilage: Materialien und Notizen über die Ge- schichte der byzant. Rangklassen. Mit einem Plan (v. Labarte) des Grofsen Palasts, des Hippodroms und des Tempels der h. Sophia. St. Petersburg 1891. Separatabdruck aus dem 5. Bande der Abhandlungen der k. russ. archäologischen Gesellschaft in Petersburg (russ.). Eine Besprechung wird das nächste Heft bringen. Vorerst vgl. G. Destunis, Journ. d. M. d. Volks- aufklär. 1891, Bd. 277, Oktoberheft S. 532 —547.

Mordtmann, Esquisse topographique de Constantinople. Revue de l’art chrétien 9 (1891) 22 ff., 207 ff., 363 ff., 463 ff. mit zahlreichen Textillustrationen und Plinen. Die byzantinische Zeitschrift wird auf diese Abhandlung zurückkommen.

Lombard, Byzance. Dieser Roman möge Erwähnung finden, weil er wie Sardous Theodora, Kleon Rangabés Heraklios, Walter Scotts Count Robert of Paris u. a. Werke der schönen Litteratur zur Popularisierung der Kenntnis vom byzantinischen Zeitalter beitragen mag. Eine besondere Merkwürdigkeit des Romans, dessen Stoff dem 8. Jahrhundert entnommen ist, besteht in der auf Echtheit des Kolorits abzielenden Über- ladung: mit griechischen Wörtern (hénioque, les eikones, le sagion, 1'hyali- nité), die nur ein Kenner der byzantinischen Litteratur zu verstehen vermag. Freilich dürfte gerade durch diese übermäfsige „Echtheit“ der Zweck des Romanes, Interesse für Byzanz zu erwecken, stark beeinträchtigt werden. Vgl. die Beurteilung in der „Zeitschrift für franz. Sprache und Litteratur” 13 (1891) 243 ff.

5, Kunstgeschichte und Numismatik.

Joseph Strzygowski, Byzantinische Denkmäler. I. Das Etsch- miadzin Evangelihr. Beiträge zur Geschichte der armenischen, ravenna- tischen und syro-ägyptischen Kunst. Wien 1891. VIII, 128 S. mit 18 Illustrationen im Text und 8 Doppeltafeln. Der Verfasser behandelt die Architektur der Klosterkirche zu Etschmiadzin, die alten Elfenbeindeckel und die Miniaturen des in dem Kloster aufbewahrten Evangeliars vom J. 989 und im Anschlufs daran die Geschichte der armenischen Malerei. Im An- hang bespricht er zwei Goldenkolpien aus Adana, die jetzt im kais. otto- manischen Museum zu Konstantinopel aufbewahrt sind, und zwei enkaustische Heiligenbilder von Sinaï im Museum der geistlichen Akademie zu Kiew. Vgl. die Desprechungen von Fr. Müller, Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 5 (1891) 169— 174 ( der bemerkt, dafs eigentlich Edzmi- atsin oder Edschmiatsin geschrieben werden müfste), und F. X. Kraus, Deutsche Litteraturzeit. 1892 S. 371 f.

6. Schlumberger, Un triptyque byzantin en ivoire, Gazette des

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 183

herausgegebene Arbeit stellt sich die Aufgabe einer kirchlich-archäologischen Erklärung aller, bes. byzantinischen und rüssischen bildlichen Darstellungen, die sich auf die neutestamentl. Geschichte (von der Geburt und Kindheit Jesu an bis zur Ausgiefsung des h. Geistes) beziehen; der Verf. hat nicht nur die vorhandene Litteratur vollständig verwertet, sondern auch auf eige- nen Reisen durch Rufsland, Griechenland u. s. w. eine Masse von zum Teil bisher unbekannten Denkmälern der altchristlichen Ikonographie (Bilder, Mosaiken, Miniaturen, bildliche Darstellungen in den Katakomben, auf Sarkophagen und Gefäfsen) registriert, bei deren Erklärung er stets die historische Entwicklung jedes einzelnen Sujets, von der ältesten und ein- . fachsten Form ausgehend, darlegt. Vgl. die Besprechung von J. Cvetajev, Journ. d. M. d. Volksaufklär. 1892, Bd. 279, Februarheft S. 494-—500.

Nikodim Kondakov, Beschreibung der Altertumsdenkmäler in einigen Kirchen und Klöstern Georgiens, ausgeführt auf kaiserlichen Befehl. Die georgischen Inschriften sind gelesen und erklärt von D. Ba- kradze. Petersburg 1890. II, 179 S. mit 82 Textillustrationen. (russ.).

Nikodim Kondakov, Histoire de l'art byzantin. Edition frangaise originale, publiée par l’auteur, sur la traduction de M. Trawinski. Tome second. Paris, Librairie de l'art 1891. 184 S. mit 13 Textillustrationen. Auf diesen Band, mit dem die französische Ausgabe des bekannten Werkes abgeschlossen ist, wird die B. Z. zurückkommen.

Graf Iwan Tolstoi und Nikodim Kondakov, Russische Altertümer in den Denkmälern der Kunst. 4. Lieferung, Christliche Altertümer in der Krim, im Kaukasus und in Kiew. Petersburg 1891. 176 $. mit 168 Textillustrationen. (russ.). Eine Besprechung dieser und der vor- hergehenden Publikation hoffen wir in einem der nächsten Hefte bringen zu können.

A. A. Pavlovskij, Die Malerei der palatinischen Kapelle in Palermo, nach den Kopien der Stipendiaten der kaiserlichen Kunstakademie A. N. Pomeranzev und Th. J. Tschagin, herausgeg. von d. k. Kunstakademie. Petersburg 1890. IV, 226 8. mit 112 Textillustrationen. (russ.). Der Inhalt dieses für die byzantinische Kunst wichtigen Werkes gliedert sich in folgende Kapitel: 1. Die ikonographischen Darstellungen der pala- tinischen Kapelle. 2. Alttestamentliche Szenen 3. Neutestamentliche Szenen. 4. Thaten der heil. Apostel Petrus und Paulus. 5. Die ikonographischen Typen. 6. Stil, Technik und Ornamentik der Mosaiken. 7. Deckengemilde.

6. Fachwissenschaften. Jurisprudenz, Mathematik, Naturkunde, Medizin.

Ludwig Mitteis, Reichsrecht und Volksrecht in den östlichen Provinzen des römischen Kaiserreiches. Leipzig, Teubner 1891. XIV, 562 S. Eine Besprechung dieses auch für das byzantinische Recht wichtigen Werkes wird das nächste Heft enthalten.

De Dioecesi Aegyptiaca lex ab Imp. Iustiniano anno 554 lata, quam addita versione latina et notis edidit (. E. Zachariae a Lingenthal. Leipzig, Bibl. Teubner. 1891. 75 S. Wird besprochen werden.

(Ein Teil der Bibliographie mufste wegen Rauminangels für dan nächste Heft rurtickyuatolit werden.)

I. Abteilung.

Byzantinische Desiderata.

Im Beginn unseres Jahrhunderts schien das Interesse der wissen- schaftlichen Welt für die byzantinischen Dinge fast völlig ausgestorben zu sein. In der That war nach den mühevollen und verdienstlichen Arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts, unter deren Urhebern die Namen von Ducange, Allatius, Combefis und Gibbon obenan stehen, eine lange Pause eingetreten. Was Schlözer 1802 von Göttingen aus in seinem Nestor an die Historiker Rufslands schrieb „die byzantinische Litteratur scheint in unsereu Tagen völlig eingeschlafen zu seyn“, konnte mit eben demselben Rechte von der Geschichte und Kunst der Byzantiner gesagt werden. Deutschland und Rufsland kommt das Ver- dienst zu, dieses eingeschlafene Interesse in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts wieder erweckt zu haben; Franzosen und Griechen sind dann in der letzten Zeit mit ebenso grofsem Eifer in die Schranken eingetreten. Dieser wachsenden Teilnahme ging aber leider eine grofse Zersplitterung der einzelnen Bestrebungen zur Seite; bei der allmihlichen Erweiterung des Forschungsgebietes war kein gemeinsamer Mittelpunkt vorhanden. Die Forscher wollten, aber konnten einander nicht die Hände reichen. Dieses Mifsstandes eingedenk schrieb im Jahre 1886 der rühmlichst bekannte russische Byzantinist Prof. Th. Uspenskij, in der Zeitschrift des Athener historischen und ethnologischen Vereins folgendes: „Damit es aber den byzantinischen Studien, welche in vielen Ländern betrieben und in zahlreichen Schriften in verschiedenen Sprachen veröffentlicht werden, möglich werde, zur Bearbeitung eines einheitlichen Programms und zur Förderung von bestimmten Aufgaben zu gelangen, müssen die Mittel zur Leitung der wissenschaftlichen Forschung vereint werden. Dazu ist aber die Stiftung einer internatio- nalen Gesellschaft und eines den byzantinischen Studien gewidmeten Zentralorgans erforderlich.*!)

1) Ieirloy sis ‘Iorogixfis «ul ’Edvoloyınig éxaiging II ARI Byzant. Zeitschrift I 2.

186 I. Abteilung

Uspenskij führt des weiteren aus, dafs eine solche Initiative sowohl aus wissenschaftlichen als auch aus historischen Gründen den Griechen anheimfallen müsse. Diese Aufforderung war nur eine Ermunterung für die in Griechenland besonders seit den letzten zwanzig Jahren schon herrschende Stimmung für die Förderung der byzantinischen Studien. Nicht nur hatten die griechische Regierung und musenfreundliche Privat- leute die Arbeiten von Sathas mit reichlicher Hand unterstützt und auch meine Bestrebungen nicht unberücksichtigt gelassen, sondern es hat auch die Stiftung von drei speziellen Vereinen, dem historisch-ethnologischen, dem der christlichen Altertümer zu Athen und der Gesellschaft der mittelalterlichen Studien zu Konstantinopel, den byzantinischen For- schungen einen neuen Boden bereitet. Die von der historisch-ethnolo- gischen Gesellschaft begründete Zeitschrift, das AeArtlov, war vorzugs- weise den byzantinischen Studien gewidmet, und fing an durch die Beiziehung von Franzosen, Deutschen, Osterreichern und Russen ein internationales Organ zu werden. Mit alledem noch nicht zufrieden dachten wir schon an die Stiftung einer speziellen, ausgesprochen inter- nationalen byzantinischen Zeitschrift und hatten begonnen, uns über die Bekämpfung der mit einem solchen Unternehmen verbundenen Schwierigkeiten klar zu werden, als aus München die Nachricht kam, dafs Prof. K. Krumbacher die Sache in die Hand genommen hatte. Es war uns höchst erfreulich, dafs Deutschland, dessen Gelehrte durch die Bonner Byzantina zunächst dazu beigetragen hatten, in unserem Jahrhundert den byzantinischen Forschungen neues Leben einzuflöfsen, auch jetzt wieder die Arbeit in Angriff nahm. Dass eben dasjenige Land, dessen namhafte Philologen und Geschichtschreiber mit Recht geradezu als die Träger der philologischen und historischen Kritik und Methode unserer Zeit gelten, den Schutz, die Zentralisierung und Leitung der byzantinischen Studien übernimmt, ist für unsere gemein- same Arbeit ein vielversprechendes Omen.

Allerdings ist noch viel zu schaften, und man kann sich kaum vorstellen, ein wie weites Feld den Byzantinisten noch offen bleibt. Weder die Quellen sind gehörig aufgefunden und erforscht, noch ist die philologische Kritik bei der Veröffentlichung derselben streng durch- geführt, noch kann man sagen, dafs für das Studium der byzantini- schen Geschichte, Litteratur und Kunst der Boden geebnet sei; deun es fehlen gerade manche von denjenigen Vorarbeiten, ohne welche selbst die Erforschung der analogen Gebiete der Altertumswissenschaft oder gar der mittelalterlichen und neuen Zeiten der aufserbyzantinischen Welt nicht so leicht von der Hand gegangen wäre.

Jeder weils ja, dafs au den schon publizierten Quellen noch sehr

Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 187

viel auszusetzen ist; sowohl in kritischer als in exegetischer Hinsicht stehen die byzantinischen Autoren weit unter dem Niveau der Aus- gaben der klassischen Schriftsteller. Die Bonner Ausgabe darf wohl schon durchaus als veraltet gelten, und es giebt wenige Arbeiten, welche denen de Boors zur Seite gestellt werden können. Es ist an der Zeit, an eine neue Byzantina zu denken. Bei einer solchen neuen Ausgabe wird man aber wıbedingt zweierlei vor Augen haben müssen. Einerseits muls man des Abhängigkeitsverhältnisses der by- zantinischen Historiker von einander eingedenk sein. Ein solches Ver- fahren würde auch für die Herstellung des Textes höchst förderlich werden. Um nur drei Beispiele anzuführen, würde es bei Kedrenos I 776,3 nicht xaì eig tov Bovvov xatayayóvres xuraxelovoı, sondern richtig Body heifsen, so wie es auch in der lateinischen Übersetzung steht, wenn man die betreffende Stelle des Theophanes I 566, 10 xal sis tov foùv dáxayayóvres xatéxavoav herangezogen hätte. Ebenso wäre bei Kedrenos II 10, 15 &v t6 vis Zvoiag nalatio in Teosiag zu korrigieren nach Vergleich mit Theophanes I 659, 13. Auch würde nicht bei Malalas 475, 13 Beoratov to üyıov peyadetov stehen, da sich im Chronicon Paschale I 623, 14 die riehtige Lesart edaæyyéliov vor- findet. Andererseits aber wiire bei einer neuen Bearbeitung der byzan- tinischen Texte das neugriechische Sprachelement nicht aufser acht zu lassen. Malalas, Theophanes, Konstantinos Porphyrogennetos, Dukas, Phrantzes u. a. sind jedenfalls ohne die Kenntnis des Neugriechischen kaum herzustellen und zu verstehen. Dasselbe Prinzip gilt aber auch von den anderen Autoren. Im Byzantiner steckt selbst unter der anti- kisierenden Verkleidung weit mehr der Neugrieche als der Abkomme des Thukydides und Xenophon.

Eine neue Byzantina hätte weit mehr heranzuziehen, als die Bonner Ausgabe. Ich brauche kaum daran zu erinnern, dafs wir eine neue kritische Ausgabe des Symeon Logothetes und Georgios Monachos brauchen und dafs selbst Skylitzes trotz der Wiederholung des gröfsten Teiles seines Geschichtswerkes bei Kedrenos vollstündig herausgegeben werden mufs.!) Ebenso mufs nun einmal die Chronik des Johannes Doxapatres studiert, in ihrem Verhältnis zu Georgios Monachos unter- sucht und vielleicht auch veröffentlicht werden. Aufserdem steckt noch manches unedierte geschichtliche Werk in den Handschriften. Ich er- wähne nur die von Thrämer m einem jetzt in Moskau befindlichen Coislinianus aufgefundene Chronik eines bis jetzt unbekannten Petrus

= PP |

1) Wie ich zu meiner Freude vernahm, hat IH. Seger eine Ausgabe dieses Autors in der Bibliotheca Teubneriana angekündigt.

188 I. Abteilung

Alexandrinus, die bis zum Jahre 912 reichen soll!), und die wichtige, bis jetzt ganz unbekannte Chronik des Theodoros Kyzikenos von Adam bis auf Michael Paläologos, über die ich mir eine spätere ge- naue Mitteilung vorbehalte.?)

Man darf sich aber nicht auf die gröfseren Geschichtswerke be- schränken. Es ist an der Zeit, dafs alle die Reden, Monodieen und Briefe geschichtlichen Inhalts nun „einmal gesammelt und verwertet werden. Schon Tafel?) hat vor mehreren Dezennien darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig diese Schriften als historische Quellen sind. Noch immer ist aber in dieser Richtung wenig geschehen. Mit Ausnahme der kleinen Werke des Michael Psellos*), des Michael Akominatos") und des Johannes Mauropus von Euchaita®), einiger Reden des Nikephoros Chrysoberga”), der Briefe des Romanos Lakapenos®), Maximos Planu- des”), Michael und Arsenios Apostolios!) und etlicher griechischen Humanisten des 15. Jahrhunderts!!) ist seitdem kaum eine andere zusammenhängende Arbeit auf diesem Felde zu verzeichnen. Selbst von den Reden des Theodoros Metochites sind nur einige durch Sathas!) und von denen des Patriarchen Philotheos nur wenige durch

1) Beilage der Münchener Allgemeinen Zeitung vom 4. Jan. 1892.

2) Die vermeintliche Chronik von Laomedon Lakapenos, welche im Escurial aufbewahrt wird, habe ich längst als mit dem Geschichtswerke von Glykas iden- tisch nachzuweisen versucht. Vgl. meine “Iorogin& uslermuata. Athen 1884 S. 145 ft. Meine Beweisführung hat sich seitdem, einer gütigen Mitteilung von Prof. Uspenskij zufolge, durch Einblick in den Codex bestätigt.

3) Komnenen und Normannen. 2. Ausg. Stuttgart 1870 S. VII ff.

4) Migani Pellos “Iorogiuol Aoyoı, Enıorolal nal lla &véudota. Paris 1876 (Sathas’ Mecawwvınn Bıßluodnen Band V).

5) Mıyanı ’Anowıvarov tod Xwmeatov ta coboueva. Ausg. von Spyr. P. Lam- bros. Athen 1879—80.

6) Iohannis Euchaitorum metropolitae quae . . . supersunt ... Paulus de Lagarde edidit. Gottingae 1882.

7) Nicephori Chrysobergae ad Angelos orationes tres edidit Maximilianus Treu (Programm des K. Friedrichs-Gymnasiums zu Breslau). Breslau 1892.

8) ‘Pouavod Paciléos tod Acxunnvod Enıorolei herausg. von Sakellion im deitioy ig ‘Iorog. xad ’ESvol. irarelus B. I 666— 675. II 38—48. 385—409.

9) Maximi Planudis epistulae herausg. von M. Treu. Vratislaviae 1890.

10) Noiret, Lettres inédites de Michel Apostolis. Paris 1889. Vgl. Treçiôov Miyoriov ’Anooröin movnuetia tela. Smyrna 1876 und Legrand Bibliographie hellénique II 233—259. 337—346.

11) Legrand, Cent-dix lettres de Francois Filelfe. Paris 1892. Daran schliefsen sich Briefe von Bessarion, Johannes Eugenikos, Matthaeos Kamariotes, Georgios Scholarios, Georgios von Trapezunt, Theodoros Gazes, Johannes Argyropulos, De- metrios Chalkokondyles, Emmanuel Adramyttenos und Janos Lascaris.

12) Mecatcovinì; Bıßluodnan. B. 1139 ff. Venedig 1872.

Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 189

Triantaphyllis und Grapputo!) der Öffentlichkeit übergeben worden. Es bleibt aber von Briefen und Reden noch des Interessanten recht viel unediert. Es genügt, auf die drei von Tufel®) angemerkten Hand- schriften hinzuweisen; ich meine den Parisinus Gr. 1182, den Baroceianus CXXXI und den Escurialensis Y—Il—10; aufserdem aber ist viel derartiges sowohl in athonischen Handschriften als auch im Vindobo- nensis Gr. Phil. CCCXXI, Vindobonensis Gr. Phil. CCCXLII, im Mona- censis 145, 198 und 199, im Laurentianus Plut. LIX cod. 35 und mehreren anderen enthalten. Einen ganz besonderen Wert haben die Briefe des Demetrios Kydones, welche ich aus dem Londoner Cod. Burn. 75 abgeschrieben und mit anderen Codices kollationiert habe, die des Kaisers Manuel II Paläologos im Parisinus Gr. 3041 und die des Michael Gabras im Marcianus 440.

Der Herausgabe und kritisch-exegetischen Verwertung von solchen und ähnlichen byzantinischen Texten muls vor allem die volle Kennt- nis des vorhandenen Materials und der bisherigen Errungenschaften der Wissenschaft auf diesem Gebiete vorangehen. Dazu ist die Veröffent- lichung der Kataloge aller handschriftlichen Schätze und eine vollständige byzantinische Bibliographie erforderlich. Was nun das erste betrifft, haben wir nicht mehr so sehr zu klagen wie früher. Die letzten zwanzig Jahre haben durch die Arbeiten von Blafs, Gardthausen, Graux, Em. Miller, Omont, Pitra, Rocchi, Stevenson, Blafs, Treu und seinen Breslauer Genossen und durch das Bestreben der griechischen Gelehrten Sakkelion, Sathas, A. Papadopulos Kerameus, Miliarakis, Katramis, Kre- mos und Lambros die Kenntnis des Bestandes der Bibliotheken des Occidents und des Orients weit und breit gefördert. Was übrig bleibt, ist weit weniger als die schon vollzogene Arbeit. Anders verhält es sich aber mit einer byzuntinischen Bibliographie. Es fehlt an einer systematischen Bibliotheca scriptorum Byzantinorum, in der man nicht nur die Ausgaben der Schriften der einzelnen byzantinischen Autoren nebst deren etwaigen Übersetzungen, sondern auch ein volles Verzeichnis der über jeden derselben veröffentlichten Kommentare und Aufsätze finden milíste. Der bei Engelmann-Preufs den byzantinischen Litteraturwerken gewidmete Teil ist ein spärlicher; auch war es nicht die Aufgabe von Krumbacher, welcher seine byzantinische Litteratur- geschichte mit dichten bibliographischen Notizen für jeden einzelnen Autor ausgestattet hat, eine systematische Bibliographie zu geben. Ein solcher alphabetisch geordneter byzantinischer Engelmann-Preuls wäre geeignet, der byzantinischen Forschung erhebliche Dienste zu leisten.

1) Zulloyi) élinrixdr avexddrov. Venedig 1874.

2) À. a. O.

190 T. Abteilung

Eine grofse Aufmerksamkeit mufs noch den kaiserlichen Gold- bullen und den Silberbullen der griechischen Despoten, sowie den Akten und Verordnungen der Patriarchen gewidmet werden, Was in dieser Beziehung während unseres Jahrhunderts und ganz be sonders in der letzten Zeit durch Zachariä von Lingenthal, Miklosich und Müller, Sakkelion, Ternovskij, Florinskij, Gedeon und andere ge than worden ist, kann nicht rühmlich genug erwähnt werden. Es ist aber nicht alles. Noch bergen die Klöster des Orients, besonders aber die Archive des Heiligen Berges, manchen wertvollen Schatz, dessen Wichtigkeit nur unvollkommen aus Miklosichs von Langlois') wieder- holtem Verzeichnis der Archivstücke erhellt. Es heifst aber nicht nur die Dokumente selbst vollständig publizieren. Ebenso wichtig und not- wendig ist deren Erforschung und Verwertung, wodurch nicht nur ver- schiedene geschichtliche und topographische Fragen gelöst, sondern auch manche Seiten des politischen und sozialen Lebens der byzantı- nischen Welt aufgehellt werden können.

Dasselbe gilt von den Heiligenleben, welche ebenfalls geschicht- lich sowohl wie topographisch von grüfstem Interesse sind. Von Vitae wie diejenige des Demetrios von Thessalonike, des heiligen Nikon und des Patriarchen Euthymios kann man geradezu behaupten, sie gehören unter die bedeutendsten Quellen der griechischen Geschichte in der byzantinischen Zeit. Nicht von allen ähnlichen Produkten des religiösen Eifers der Byzantiner kann dasselbe verlangt werden. Wohl aber könnte. und mülste man dieser reichhaltigen Litteratur manche Berei- cherung unseres Wissens über Religion, Gesittung und Gebräuche bei den Byzantinern abgewinnen. Selbst die Altertumswissenschaft und die Kunstgeschichte würde bei einer systematischen Erforschung der Heiligenleben nicht mit leeren Händen ausgehen. Die historische Ver- wertung der obengenannten Vitae durch Hopt?), Tafel?) und de Boor*), sowie Tougards”) und Useners®) Winke genügen wohl, um zu be weisen, in wie weit die Acta sanctorum und die noch unedierten Heiligenlegenden als geschichtliche Quellen benutzt werden können.

Einem anderen Gebiete wird die Auffinlung und Veröffentlichung der byzantinischen Volkslieder, Rätsel, Sprichwörter und Fabeln 1) Le Mont Athos. Paris 1867 8. 29 fl

2) Geschichte Griechenlands im Mittelalter in der Encyklopiidie von Ersch und Gruber I 85 S. 123ff. 136 ff.

3) De Thessalonica ejusque agro S. LXXII ff. LXXX ff XXXXV ff,

4) Vita Euthymii $. 79 ff.

5) Quid ad profanos mores dignoscendos augendaque lexica conferant Acta SS. graeca Boll. Paris 1872. De l'histoire profane dans les Bollandistes. Paris 1874

6) Der heilige Theodosios. Leipzig 1890. S. XX und allenthalben.

Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 191

zu gute kommen. Was bisher in dieser Richtung geschehen, ist kaum erwähnenswert. Erst in der allerletzten Zeit hat man für diese Gat- tungen ein regeres Interesse bekundet. Und doch ist das Studium der- selben aus zweierlei Gründen von Bedeutung. Nicht nur gestattet die Erforschung des byzantinischen Folk-lore einerseits einen Rückblick auf den altgriechischen, ja auf den indogermanischen und beleuchtet anderer- seits die ersten Anfänge des neugriechischen Wesens, sie ist auch an sich recht wichtig für die Erkenntnis des inneren Lebens und der ganzen Kultur der Byzantiner. Man kann bei diesen freien und sowohl von religiöser und politischer Tendenz als auch von jeder Schulüberlieferung so wenig als möglich abhängigen Aufserungen des byzantinischen Ich das untere Volk in seiner ungebundenen geistigen Bewegung, in seiner Lebensfreude und seinem Humor belauschen. Auf solche Weise können wir den besten Weg zur Ergründung der Volksseele auffinden; dieses Resultat wäre aber von grifster Bedeutung für ein Volk, welches Kir- piénikoy mit Recht das abergläubigste aller litterarisch gebildeten christlichen Völker genannt hat.!)

Eine weit grölsere Bedeutung hätte die Sammlung der byzan- tinischen Inschriften. Die Byzantiner waren eines der schreib- seligsten Völker der Welt; zum Glück für uns: denn aus ihren an Wänden und Kunstwerken, an Mauern und Kirchen, überall an- gebrachten Inschriften können wir reiche historische Aufschlüsse gewinnen. Nur müssen wir das Material geliörig sammeln und ver- werten. Was der Schlufsband des C. I. G. von byzantinischen In- schriften enthält, entspricht keineswegs mehr unseren Anforderungen und vertritt bei weitem nicht unseren Vorrat. Wir müssen nunmehr unser eigenes Corpus Inscriptionum Byzautinarum haben. Unsere Aufgabe wäre die Inschriften zu sammeln, nach bestimmten Kategorieen und Zeiten zu ordnen und kritisch zu publizieren. Zwar ist, was schon herausgegeben vorliegt, nicht wenig; das Material ist aber sehr zer- streut. Mehrere Hunderte von byzantinischen Inschriften stecken in der Zeitschrift des philologischen Vereins von Konstantinopel, in der "ASnva, im Ilagvacoós, in der ’Agyacodoyixh “Epnuegis, im AeAriov der historisch - ethnologischen Gesellschaft, in den Mitteilungen des deutschen archäologischen Institutes, im Bulletin de correspondence hellénique, im Annuaire de l'association, im Journal of hellenic studies; aber auch in Gesamtausgaben von lokalen Inschriften, ganz besonders bei Lebas und Sterrett, in russischen Publikationen; selbst in griechischen

_-———y—_w =

1) „Woher mufs man das Material zur Geschichte der byzantinischen Litte- ratur nehmen“ im Journal des k. russ. Ministeriums der Volksaufkliirung. Mai 1889 $. 26. Griechisch im Jeiriov rig ‘lotog. xal *Edvol. Erasolas B. Il 539.

192 I. Abteilung

topographischen Werken und in Tageszeitungen ist manches zerstreut. Erst wenn dieses ganze Material gesammelt und gesichtet wird, kann man einen klaren Begriff von der Wichtigkeit der byzantinischen In- schriften für die Kenntnis der Geschichte und des Kulturlebens von Byzanz gewinnen. Zur kritischen Herstellung dieser Inschriften wird aber vor allem nicht vergessen werden dürfen, dafs die Byzantiner ihre Inschriften meistens metrisch verfafsten. Das Prinzip der Be- nutzung des Choliambus, des geläufigsten Versmafses der Byzantiner, und der häufigen Anwendung von einigen oft wiederkehrenden Formeln wird von höchstem Belang für die Richtigstellung der inschriftlichen Texte sein.

Dasselbe Prinzip der metrischen Form gilt auch für die byzan- tinischen Bleibullen.') Das Studium dieser Gattung von Monumenten, welche in der früheren Zeit kaum beachtet wurde, hat in den letzten Dezennien einen erfreulichen Aufschwung genommen. Es ist besonders das Verdienst Schlumbergers?) die byzantinische Sigillographie zu einem ganz speziellen Studium erhoben zu haben. Nunmehr haben wir ein ganzes Corpus von Bleibullen vor uns, dem sich alle späteren Arbeiten leicht anreihen können. Durch die Sammlung und Verwertung dieser auf den ersten Blick wenig beträchtlichen Monumente ist der Forschung ein unberechenbar reiches Feld eröffnet worden. Die Bleibullen sind nicht nur für die Kunst von Interesse, sondern beleuchten auch reich- lich die Familien- und Kirchengeschichte und die Titulatur der Beamten und werfen ein mittelbares Licht auf die Verfassung des Reiches selbst. Mordtmann hat jüngst mit den Bleibullen in der Hand die allmähliche Erweiterung der Machtsphäre des Konstantinopolitaner Patriarchats, in so weit sie sich durch die Titel Bischof, Erzbischof und Patriarch erweisen läfst, auseinandersetzen können.”) Ein nächstens erscheinen- der Aufsatz von mir über die Verwaltung der Themen Hellas und Peloponnesos wird zur Genüge zeigen, dafs die von den Bleibullen zu erwartende Ernte eine recht willkommene genannt werden darf.

Aber auch die byzantinische Münzkunde verspricht noch viel Licht zu bringen. Sabatiers für die Zeit ihres Erscheinens recht gediegene Arbeit mufs nunmehr noch einmal vorgenommen werden.

1) Dieses Prinzip habe ich zuerst in meiner Collection de romans grecs, Paris 1880 S. XLVI aufgestellt. Später, aber unabhängig von mir, ist Fröhner (Bulles métriques. Paris 1882) derselben Richtung gefolgt, welche dann Schlum- berger systematisch durchgeführt hat.

2) Sigillographie de l'empire byzantin. Paris 1884.

3) Mitteilung in der Sitzung der Gesellschaft der mittelalterlichen Studien zu Konstantinopel, vom 4/16. November 1890.

Spyr. P. Lambros: Byzuntinische Desiderata 193

Nach der. grofsen Erweiterung der Sigillographie können und müssen die Münztypen von neuem untersucht und kunstgeschichtlich studiert werden. Mit der Kaisergeschichte in der Hand ist die Chronologie der Prägung zu revidieren; metrologische Untersuchungen müssen geführt, die allmähliche Verschlechterung oder die zeitweilige Erhöhung des Metallgehaltes mufs geschichtlich geprüft und erklärt, die auf die Numismatik bezüglichen Stellen der Autoren müssen gesammelt werden. Aber auch anderweitige Belehrung darf man von den Münzen erwarten. Um nur eines zu erwähnen, wird durch sie am besten die Beschaffen- heit der byzantinischen Krone in ihren verschiedenen Formen, wie sie sich im Laufe der Zeit für den Kaiser, die Kaiserm und andere An- gehörige des Thrones ausgebildet haben, ermittelt werden können. Es ist das sicher eine interessante Frage, welche, so viel ich weils, neuer- dings nur Regel, zunächst von einem anderen Standpunkte aus, an- geregt hat.') |

Die Münzen sind aufserdem als eine der wichtigsten Quellen für die Zusammenstellung der Kaiserbilder zu benutzen. Die byzantinische Ikonographie befindet sich nicht einmal in ihren Anfängen; sie muls aber zu einer der Hauptaufgaben der Zukunft werden. Bernouillis Dienste für die römische Ikonographie können nicht ohne Nachahmung für die griechische bleiben, welche die ihr von Visconti vorgezeichneten Bahnen kaum noch hinter sich gelassen hat. Weit schlimmer steht es aber bis jetzt mit der Ikonologie der byzantinischen Kaiser, Patriarchen, Magnaten und Gelehrten. Es genügt, einen Blick in die mit Ilustra- tionen versehenen Geschichtsbücher über Byzanz aus der letzten Zeit zu werfen, um zu sehen, dafs man meistenteils noch immer mit dem aus Gori, Banduri, Montfaucon und Seroux d’Agincourt überkommenen Material hantiert. Kaum ist Schlumberger in seinem Nicéphore Phocas einen Schritt weiter gegangen. Und doch ist in dieser Be- ziehung viel zu schaffen. Münzen, Manuskripte und andere Denkmäler liefern ein überaus reiches Material. An den Münzen ist trotz des schlechten Geprüges das Porträthafte ‘in den meisten Fällen nicht zu verkennen. Wo wir imstande sind, die auf den Münzen eingepriigten Porträts durch die Darstellung bei den Autoren zu kontrollieren, können wir uns überzeugen, dufs die Stempelschneider nach besten Kräften der Wirklichkeit nachgegangen sind. Einige Rätsel wird nur eine syste- matische Forschung lösen können. So wird z. B. der Kaiser Zeno von Kedrenos?) als überaus häfslich beschrieben und diese Hifslichkeit des

min

1) Analecta byzantino-russica. Petropoli 1891 S. LXXVI ff. 9) I 615, 14,

194 I. Abteilung

Kaisers wird auch von Zonaras') bestätigt. Nun stimmt. eine der Münzen”) mit diesen Darstellungen überein; auf den anderen aber ist sein Gesicht weit hübscher. Keine Münze weist die von Kedrenos bezeugte daovrns des Kaisers auf; im Gegenteil erscheint er auf allen bartlos, so dafs man geneigt ist, die dacúrng auf die anderen Körper- teile, nicht aber auf das Gesicht zu beziehen. Das Gegenteil gilt von Zenos Vorgänger und Schwiegervater, Leo dem Grofsen. Kedrenos’) sagt von ihm, er sei xdrıayvog piv to cua, vadoxavos thy yeverdda. Nun mager erscheint er auch auf den meisten Miinzen*); aber was den Bart betrifft, so trägt er entweder gar keinen*), oder, wo er bärtig dar- gestellt wird, ist der Bartwuchs ein ziemlich bedeutender.°) Dafs aber sonst dem Stempelgepriige der byzantinischen Münzen trotz aller Un- beholfenheit der Schneider voller Glaube zu schenken ist, beweist der Vergleich der Münzen mit anderen Kunstwerken, worauf Kaiserbilder vorkommen. Man vergleiche z. B. die Miinztypen Julians‘) mit dem grofsen Intaglio Nr. 161 aus der Sammlung des Herzogs von Luynes im Pariser Cabinet des medailles®), der schönen Miniatur aus dem berühmten Codex des Gregorios des Theologen zu Paris (Cod. Gr. 510)°) und dem grofsen Standbilde des Kaisers im Pariser Palais des Thermes.!°) Dasselbe gilt aber auch von anderen Kaiserbildern. So kann man die sonst ganz unbeholfenen Münzbilder des jugendlichen Leo VI!!) mit der vor kurzem von Schlumberger herausgegebenen Elfenbeindarstellung desselben Kaisers vergleichen.) Noch gröfser ist die Ähnlichkeit der Münz- und Miniaturbilder in der Komnenen- und Paläologenzeit. Und umgekehrt würde der Vergleich der Miinztypen des Heraklios!?) mit

1) Ed. Dindorf Il 255, 2.

2) Sabatier Band I pl. VII 11.

3) I 607, 12.

4) Sabatier B. I pl. VI 20, 21,24. PL VII 5, 15.

5) A. d. O.

6) A. a, O. pl. VI 29. Pl VI 1.

7) S. besonders das Bronzemedaillon bei Cohen B. VI pl. XI 73.

8) Duruy, Histoire Romaine B. VII 331.

9) Bordier, Description des peintures et autres ornements contenus dans ler ms. grees de la bibliothèque Nationale. Paris 1883 8. 85.

10) Duruy, Histoire Romaine B. VII 293. Schlechte Abbildung bei Clarac Pl. 978 Nr. 2528, Nur der Kopf bei Baumeister, Denkmäler I 763 Nr. 817, wo unrichtig angegeben wird, die Statue stiinde noch im Louvre, wo sie wirklich cinmal gestanden hat.

11) Sabatier B. I pl. XLV 13, 15.

12) Un ivoire byzantin du IX siècle, Gazette des Beaux Arts 1892 S. 121.

13) Besonders der Kupfermiinze bei Sabatier B. I pl. XXVIII 30.

Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 195

der bekannten bronzenen Kolossalstatue zu Barletta'), welche gewöhn- lich für Heraklios gehalten wird, genügen, um dieselbe diesem Kaiser abzusprechen.

Was aber den Glauben an eine Porträtähnlichkeit und eine streng durchgeführte Individualität der Darstellung noch mehr zu verstärken scheint, ist die trotz der Verschiedenheit bei der Ausführung bemerk- bare durchgehende Gleichförmigkeit der Gesichtszüge in den mir be- kannten Miniaturen eines und desselben Kaisers. Wenn man sich nun erinnert, wie grols bei den Byzantinern die Verbreitung der Kaiser- statuen (rl) war und wenn man bedenkt, dafs die Grofsmalerei und Mosaikkunst sich oft mit der Ausschmückung von Kirchen und Palästen durch die Bilder von Angehörigen der kaiserlichen Familien beschäftigte, kommt uns ganz natürlich der Gedanke, dafs die Dluminatoren bei der Ornamentierung der Handschriften jene Vorbilder selbst vor Augen hatten. Wir müssen daher dazu schreiten, nicht nur die Münzen für die byzantinische Ikonographie auszubeuten, sondern auch alle noch vorhandenen Mosaiken, Miniaturen, Kirchen- und Gerätsbilder von Kaisern, Despoten, Patriarchen, Magnaten und Gelehrten zu sammeln, mit einander zu vergleichen und zu kommentieren. Der Anfang zu einer solchen Sammlung ist auf meinen Vorschlag hin von der hie- sigen historisch-ethnologischen Gesellschaft gemacht worden. Es ist aber nur ein kleiner Anfang, und die Sammlung besteht „bis jetzt aus nur wenigen kunstvollen Facsnniles von Miniaturbildern aus München, Paris und Stuttgart. Wie grols aber die Ausbeute werden könnte, kann man aus Waagens Schriften, aus Bordiers detailreichem Werk über die Pariser Miniaturen und aus den Angaben von Brockhaus in seiner verdienstvollen Schrift über die Kunst in den Athosklöstern schließen.

Neue Sorgen müssen auch der byzantinischen Chronographie und Chronologie zugewandt werden. Es war zwar ein nicht hoch genug zu schätzendes Verdienst der Petersburger Akademie der Wissen- schaften, dafs sie in den fünfziger Jahren die Redaktion und Publika- tion des Essai de Chronographie byzantine von Eduard von Muralt angeregt hat. Kann man sich aber jetzt auf jenes Werk verlassen und sich mit demselben begnügen, nachdem durch einzelne Arbeiten so viel Altes berichtigt und so viel Neues hinzugekommen ist? Bedarf nicht vielmehr die ganze byzantinische Chronologie und Quellenkunde einer erneuten Erforschung? Ist ja noch nicht einmal durchgehend der alte Fehler aus der Welt geschaftt worden, dafs man bei einem Datum nach

1) Schulz, Die Kunst des Mittelalters in Unteritalien, Atlas Tafel XXVIL

196 L Abteilung

den byzantinischen Weltjahren einfach 5508 subtrahiert, ohne zu be- achten, ob man es mit den acht letzten Monaten des Indiktionsjahres oder mit den vier ersten zu thun hat, in welchem Falle doch ein Unterschied von einem ganzen Jahre herauskommt. Wenn wir sagten, die ganze byzantinische Chronologie müfste in dieser Beziehung noch einmal revidiert werden, wäre es keine Übertreibung: so häufig kommt dieser Fehltritt vor. Aber auch das Verhältnis der Konstantinopolitaner zur alexandrinischen Weltära wäre nunmehr einmal ordentlich bis zu seinen letzten Konsequenzen zu untersuchen.

Auch ein anderes wird nicht immer beachtet. Ich meine den Zu- sammenfall von bestimmten Wochentagen mit einem gegebenen Datum in Fällen, wo wir bei Autoren oder auf Inschriften sowohl Weltjahr und Indiktion als auch Monats- und Wochentag mit angegeben finden. Es wird z. B. allgemein angenommen, Konstantin der Große sei im Mai 337 am Pfingsttage gestorben.) Und doch mufs diese Angabe falsch sein. Denn, indem die griechische Kirche den geheiligten Kon- stantin am 21. Mai feiert, welches Datum sich augenscheinlich auf seinen Todestag bezieht, können wir durch Berechnung ausfindig machen, dafs der 21. Mai 337 nicht der Pfingsttag selbst, sondern der Vortag dieses Festes war. Auf dieselbe Weise hat der Bischof von Korfu, Msgr. Eustathios Vulismas, bewiesen?), dafs der 29. Mai 1453 (Dienstag), an welchem Tage die Einnahme Konstantinopels durch die Türken statt- gefunden hat, nicht in die Pfingstwoche fällt, wie man gewöhnlich an- nalım, sondern auf die unmittelbar darauf folgende Woche.

Eine ähnliche Revision des Zusammenfalls von ausdrücklich be- zeugten Wochentagen mit bestimmten Daten, welche ich an den bischöf- lichen Inschriften des mittelalterlichen Athens vorgenommen habe und worüber ich mir auf ein anderesmal eine gelegentliche Mitteiluf®& vor- behalte, hat eine neue Stütze für die von Hopf“) bekanntlich angezweifelte Echtheit dieser wichtigen Dokumente der mittelalterlichen Geschichte Athens gewährt.

Auch sonst kann die besonnene Benützung von kirchlich bezeugten Daten eine wünschenswerte Bereicherung der chronologischen Ansätze

[m nr

1) S. die Quellen bei Schiller, Geschichte der römischen Kaiserzeit II 237 Anm.5. Vel. auch Burkhardt, Die Zeit Constantins des Grofsen S. 339. Zu beachten ist, dafs das Chron. Pasch. I 532, 22 den 22. Mai als Pfingst- und Todes- tag des Kaisers angiebt.

2) Agovoloyixòv rapepyov in der Zeitschrift Dorje B. XIV (1891) 25 ff.

3) Geschichte Griechenlands, vom Beginn des Mittelalters bis auf unsere Zeit (Allgemeine Encyklopidic von Ersch und Gruber I 85, 114). Vgl. Grego- rovius, Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter I 208 Anm. 2.

Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 197

für die politische Geschichte liefern. Wir wissen z. B., dafs Kaiser Marcianus im Februar 457 gestorben ist; unbekannt blieb aber sein Todestag. Warum sollen wir denn nicht annehmen, dafs dieser Tag der 17. Februar ist, an welchem die griechische Kirche das Andenken des geheiligten Kaisers feiert?

Bei der weitgehenden Einmischung der Kirche und der Mönche in die politischen Angelegenheiten von Byzanz kann ich die Not- wendigkeit der Abfassung einer byzantinischen Monasteriologie nicht genug betonen. Die Geschichte der Kirchen und Klöster Konstanti- nopels ist schon der Gegenstand von speziellen Arbeiten geworden, in denen sich besonders Paspatis') hervorgethan hat. Ebenso hat Hagion ' Oros, der Klosterberg xer’ é£oyv, die Aufmerksamkeit von griechischen und ausländischen Gelehrten auf sich gezogen. Damit ist aber nicht alles gethan. Litteratur und Kunst, Politik und Kirche sind in der byzantinischen Welt mit dem Klosterleben so sehr verwachsen, dafs man nicht umhin kann, eine genaue Erforschung aller während des Mittelalters in den griechischen Ländern vorhandenen Klöster zu er- heischen. Topographie und Geschichte, Bibliotheken und Archive, Ver- waltung und Einfluís jedes wichtigen Klosters auf die politische, die Kirchen- und Kulturgeschichte von Byzanz und ein vollständiges Ver- zeichnis der sonstigen nur dem Namen nach bekannten Klöster wäre, der Gegenstand und der Zweck einer solchen Monasteriologie, welche wegen der häufigen Erwähnung von Klöstern in Subskriptionen auch für die geschichtliche und geographische Erforschung der griechischen Paläographie von höchster Bedeutung werden miifste.

Ebenso wäre eine Vervollständigung und Erweiterung der Bischofs- kataloge erforderlich. Seitdem Lequiens Oriens christianus erschienen, ist lange Zeit verstrichen; das Material ist durch die inzwischen ge- machten Studien und Entdeckungen reichlich angewachsen, und vieles ist berichtigt worden. Von den Patriarchen Konstantinopels abgesehen, für welche nun Gedeons Werk?) vorliegt, sind selbst die Patriarchen- stühle der griechischen Kirche in der letzten Zeit nicht der Gegenstand von zusammenhängenden Arbeiten geworden, A. v. Gutschmids Arbeit über das Patriarchat von Alexandrien?) ausgenommen. Weit mehr noch

1) Bufayriva) peletar. "Ev Kovoravrıvovnölsı 1877.

2) IIergınpzınol mlvanes. Elönosız iorogixal Broyeagixal rep! TÜV ratoraogòv Keverartivovzdismg áxo ’Avdotov tod nowronintov pézots “Imaxelu I” rod áxo @sacalovixng 36—1884. Konstantinopel. Lorenz und Keil. Zwei Bünde 1885—90.

8) A. v. Gutschmid, Verzeichnis der Patriarchen von Alexandrien. Kl. Schriften II 395 ff. Leipzig 1890. Hier sind auch die dare ~ ~ han Arhoiten des Griechen Mazarakis zu erwähnen.

198 I. Abteilung

kann das von den Bischofsstühlen gesagt werden, mit Ausnahme von nur wenigen. Trotzdem sind mehrere Hunderte von Bischöfen dem Lequienschen Oriens christianus hinzuzufügen und viele seiner Daten zu berichtigen. Von einer neuen Ausgabe dieses grofsartigen Werkes wird man zwar vorläufig absehen müssen; wohl könnte man aber an einen mit den neuen Funden versehenen Auszug von Lequien denken. An diese Arbeit wäre aber noch etwas anderes anzuschliefsen, eine neue so weit wie nur möglich vollständige Ausgabe der Notitiae episco- patuum. Partheys Ausgabe ist für die jetzigen Anforderungen unge- nügend. Seit 1866, dem Jahre ihres Erscheinens, sind mehrere neue Notitiae bekannt gemacht und herausgegeben worden; vieles steckt noch unbekannt in den Bibliotheken. Gelzer') hat indessen den rich- tigen Weg zur kritischen Benutzung dieses reichen Materials vor- gezeichnet. |

Von alledem abgesehen, mufs man auch an ein Wörterbuch der byzantinischen Eigennamen denken. ‚Jeder versteht, was ein solcher byzantinischer Pape-Benseler den byzantinischen Studien für Dienste zu - leisten geeignet wäre. Man weils ja, wie unvollständig die meisten der Namenindices der Pariser-Bonner Byzantina sind; und dazu- vertreten keineswegs die Historiker allein den grofsen Vorrat von Familien- und „Ortsnamen, welche aus Kirchenschriftstellern, aus den Acta Sanctorum, aus Schriftstellern jeder Art, aus Bleibullen und sonstigen Quellen zu- sammengebracht werden können. Es genügt, blofs daran zu erinnern, dafs allem in dem jüngst aus dem Nachlasse des Kardinals Pitra?) von Battandier herausgegebenen Werke des Demetrios Chomatianos gegen vierhundert Familiennamen vorkommen. Was es aber hiefse ein gutes Wörterbuch von Eigennamen zu haben, kann derjenige verstehen, welcher mitten in weitläufigeren byzantinischen Studien begriffen oft ratlos dasteht und die mühsame und zeitraubende Arbeit des Selbst- aufsuchens übernehmen mufs. Erst dann aber, wenn ein solches Wörter- buch existieren wird, kann man zur Abfassung einer byzantinischen Genealogie schreiten, deren Wert für die Geschichte ein unberechen- barer sein wird. |

Ebenso interessant wäre es, cine vollständige und kritisch ge säuberte Sammlung von vergleichenden Tabellen geographi- scher Namen herzustellen. Einige Specimina von solchen für die byzantinische geographische Nomenklatur wichtigen Denkmälern giebt

1) Georgii Cyprii descriptio orbis Romani. Accedit Lconis imperatoris diaty- posis genuina adhuc inedita. Lipsiae 1890.

2) Analecta sacra ct profana Spicilegio Solesmensi parata. Turis ecclesiastici (iraecorum selecta paralipomena. Parisiis 1891.

Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 199

Parthey.!) Es wird aber weit mehr ähnliches in den Handschriften aufbewahrt. Damit wären die interessanten, wenn auch spärlichen, meistens dem Coislinianus entnommenen Randscholien zur Geographie des Ptolemäus zu vergleichen, welche ähnliches Material enthalten. Um endlich noch eines unserer allerwichtigsten Desiderata nur kurz zu berühren, wer sieht nicht ein, wie sehr die historischen Studien durch den Mangel eines byzantinischen Marquardt-Mommsen ge- hemmt werden? Der byzantinische Staat fulst zwar, was Organisation und Verwaltung betrifft, auf dem römischen, dessen Nachkomme er im Orient ist. Aber das kann nur bis zu einem gewissen Punkte gelten. Nach Diocletian kommt Konstantin, aber nach Konstantin kommt Ju- stinian und diesem folgen die Bilderstürmer, deren segensreiche Insti- tutionen von der Reaktion abgelöst werden. Die Genesis und der Verfall des byzantinischen Iteiches können ohne die eingehendste Ver- fassungs- und Verwaltungsgeschichte nicht gehörig verstanden und ge- würdigt werden. Was wir in dieser Richtung an Vorarbeiten zu verzeichnen haben, ist überaus dürftig. Die Rechtsgeschichte aus- genommen, welche in Mortreuil, Heimbach und besonders Zuchariá von Lingenthal ihre Meister gefunden hat, sind zu einem Hand- buch der Staatsaltertiimer von Byzanz nicht einmal die Grundrisse gezeichnet. Erst in neuester Zeit haben die Russen begonnen, für die ökonomischen Fragen, für die Feldwirtschaft, für das Feudal- wesen bei den Byzantinern sich zu interessieren. Solche Arbeiten, welche sich der von Kalligas über die Adscripticii bei den Byzan- tinern?) würdig zur Seite stellen, sind höchst willkommen, sind aber | leider noch äufserst spärlich. Kaum haben wir aufser den erwähnten Schriften einige Monographieen, worunter die von O. Ellissen über den Senat?) und die von Eduard Gebhardt über das Verpflegungs- wesen von Konstantinopel.*) Kann aber auch nur annähernd gesagt werden, dafs wir eine definitive Untersuchung der wichtigen Frage über die Entstehung und Fortbildung des Themenwesens bei den Byzan- tinern besitzen? Wissen wir auch nur, waun die in den Chrysobullen und bei Autoren der späteren Kaiserzeit gelegentlich vorkommenden kleineren Themen?) entstanden sind, welche nur Bruchstücke der grofsen

1) Hieroclis Synecdemus etc. Berolini 1866 S. 311 ff. 2) ITsgl dovloxaeorxiag mage 'Popoiors nal Butavtlorg nal regl pocoloyix&r Biaradisoy in Kalligas’ Melérou xo) Aoyoı. Athen 1882 S. 183—304.

8) Der Senat im oströmischen Reiche. Göttingen 1881.

4) Studien über das Verpflegungswesen von Rom und Konstantinopel. Dorpat 1881. 5) Ich erwähne z. B. das Thema Bovsaıya in Thessalien, welches in der von mir im J4sirloy 155 ‘lorog. ual ’ESyol. érarging I 113 ff. herausgegebenen Gold-

200 I. Abteilung

aus Konstantin Porphyrogennetos bekannten sein dürften, und welches ihre Namen und ihre Anzahl sind? Ein ganzes höchst wichtiges Gebiet, das Zoll- und Steuerwesen bei den Byzantinern, ist meines Wissens durch nicht eine Arbeit vertreten, obschon Autoren, Goldbullen und Bleisiegel soviel darauf bezügliches Material bieten. Dasselbe aber gilt von vielen anderen Aufserungen des Staatslebens, die Bevölkerung» statistik des Reiches nicht ausgenommen.

Selbst mit zeitlicher oder örtlicher Beschränkung ist die Ver- waltungsgeschichte des byzantinischen Reiches selten der Gegenstand von einzelnen Arbeiten geworden. Rambauds einschlägige Schrift über den byzantinischen Staat in der Zeit des Konstantin Porphyro- gennetos'), Calisses?), Diehls*) und Hartmanns‘) Untersuchungen über die Verwaltung Italiens unter den Byzantinern und Courets Arbeit über Palästina unter den griechischen Kaisern*) bleiben noch immer die einzigen Proben solcher Detailforschung. Ganz besonders bedarf die Entwickelung einzelner byzantinischer Hofämter noch sehr der Aufklärung.

Auch der griechische Handel während des Mittelalters mufs der Gegenstand von neuen Untersuchungen werden. Man wird mir nicht entgegnen, dafs Heyds epochemachende Schrift jede weitere Arbeit überflüssig mache. Besonders ist der orientalische Handel der Byzan- tiner neu zu untersuchen und ihre Seidenindustrie vollständiger zu studieren. In mancher Hinsicht sind wir in der Geschichte des byzan- tinischen Handels nicht weiter gekommen als Hüllmann.®)

Was wir aber von den Staatsaltertümern gesagt haben, gilt auch von den Privataltertümern. Die Byzantiner in ihrer Kleidung, in ihrem Hausleben, bei ihren Mahlzeiten und ihren Begräbnissen sind nur beiläufig betrachtet, nie der Gegenstand einer speziellen Unter- suchung geworden.) Von Dürftigkeit des Materials kann keine Rede

bulle von Andronikos Paliologos (1239) angeführt wird. Hierher gehört auch das Thema ‘Paurößov aus dem Jahre 1282 bei Sakkelion Tarpon? Bıßlıodnan Cod. noe. S. 141.

1) L'empire Grec au dixième siècle. Constantin Porphyrogénète. Paris 1810.

2) Il governo dei Bisantini in Italia. Torino, Bocca 1885.

3) Etudes sur Padministration byzantine dans l’exarchat de Ravenne (568—751). Paris 1888.

4) Untersuchungen zur Geschichte der byzantinischen Verwaltung in Italien (540--750). Leipzig 1889.

5) C. A. Couret, La Paléstine sous les empereurs grecs. Grenoble 1869.

6) Geschichte des byzantinischen Handels. Frankfurt 1808.

7) Krause, Die Byzantiner des Mittelalters, gehört zwar hierher, entspricht aber den Anforderungen einer streng wissenschaftlich durchgeführten Arbeit nicht.

Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 201

sein. Die Quellen sind reich genug, besonders wenn man sich nicht nur auf die Autoren beschränken, sondern auch die Monumente heran-* ziehen möchte. Vor allem ist dieses vom byzantinischen Kostüm zu bemerken, welches einer eingehenden Detailforschung bedarf und bei Weifs nur nebenbei berücksichtigt wird. Die Autoren würden aller- dings kaum genügen, uns einen klaren Einblick in das Kleidungswesen der Byzantiner zu gewähren; was aber die Litteratur nicht .geben kann, vermögen reichlich die Münzen, die Elfenbeinschnitzereien, die sonstigen Skulpturwerke, vor allem aber die Mosaiken und Miniaturen zu ersetzen. | |

Ähnliche Aufgaben könnte ı man für das Studium der Kirchen- und Kunstgeschichte aufstellen; ich erachte es aber für zweckmälsiger, solche Andeutungen auf Erweiterung der Forschung den kompetenten Fach- gelehrten ans Herz zu legen. Doch freut es uns zu sehen, dafs das Iüteresse für die byzantinische Kunst schon so weit gediehen ist, dafs selbst Fernerstehende zu erkennen begonnen haben, wie wichtig die allgemeine Förderung des Studiums derselben worden kann. Man hat ja neulich französischerseits angedeutet, dafs die Beschäftigung mit der byzantinischen Baukunst zu einer der Hauptbedingungen für die Sti- pendiaten des Prix de Rome werden mufs.') Und ist es andererseits nicht ein sehr günstiges Zeichen der Zeit, dafs jüngst die Grazer und die Leipziger Universität Professuren der Kunstgeschichte mit Byzanti- nisten, aneinen Freunden Strzygowski und Brockhaus, besetzt haben?

Es war nicht mein Vorhaben, hier ein systematisches Programm der byzantinischen Studien aufzustellen; ich wollte mich vielmehr darauf beschränken, einige Gedanken über die Mängel unserer Hülfsmittel und unserer Forschungen auseinanderzusetzen, wie sie mir gerade in die Feder flossen. Es ist nicht alles neu, was ıch hier bemerkt habe. Mancher Fachgenosse hat sich ohne 7, weifel bei seiner Arbeit über dieselben und ähnliche Steine des Anstofses zu ärgern gehabt. Vieles ist noch pium .desiderium und wird noch lange ein solches bleiben. Aber von manchen der erwähnten Desiderata darf man wohl hoffen, dafs sie in Bälde erfüllt werden. Nur müssen wir erst ordentlich zum

Bewulstsein unserer Aufgaben gelangen. Athen. Spyr. P. Lambros.

a OU nn en me mn

1) Salon 1891 8. 42. Byzant. Zeitephrift I 2.

Studien zur Textgeschichte des Zonaras. Kapitel 1. ° Die editio princeps.

Als Hieronymus Wolf das Geschiehtswerk') des Zonaras zum ersten Male im Jahre 1557 herausgab, richtete der fleifsige?) und unermüd- - liche Gelehrte ein ziemlich umfangreiches Vorwort?) an Anton Fugger (1493—1560), dessen Bibliothek er verwaltete; war es ja doch über- haupt erst durch die freigebige Unterstützung jenes Maecenas möglich geworden, den Byzantiner Zonaras, dessen Bedeutung man ‘in jener Zeit in gewisser Weise zu überschätzen pflegte, dem‘ gelehrten Publikum zugänglich zu machen. Auf der neunten Seite dieser praefatio?) nun giebt Wolf über die fünf Handschriften, welche er bei seiner Ausgabe zu Grunde legte, genaue Auskunft mit den Worten: ... nisi plures mihi codices suppeditati fuissent: quorum tres e tua bibliotheca ac- cepi, magnis sumptibus Constantinopoli comparatos, opera atque mdustria egregil viri, et prudentia longinquis peregrinationibus, Vlyssis exemplo, ac multo rerum usu parta clari, IOANNIS DERNSCHVVAM°), qui

1) Der richtige Titel desselben ist nach den besten Handschriften ¿xeropi) iotogLoòv (s. mein. Aufs. i. d. comment. Fleckeis. S. 123 Anm. 1).

2) Ducange (praef. Zon. p. XVIIF Bo) citiert aus der Vorrede der Ausgabe des Nonus, welche Hieremias Martius 1568 veranstaltete, derselbe, der einst dem Hieronymus Wolf bei der Edition des Zonuras wacker geholfen hatte: (Wolf praef. Zon. p. 9: quem [seil. codicem Viennensem] totum, adiutore Hieremia Martio, praeclarae indolis adolescente (cuius in hoc Opere Graece Latineque ex- seribendo, solerti et fideli opera sum usus) contuli) folgende den Fleifs Wolfs ehrende Worte: |Wolfius] ob afflietam "vuletudinem, a qua fere nunquam ob assiduum in litteris studium, ut ego quidem existimo, liber est.

3). Wolf datiert dasselbe genau: Augustae Vindelicorum, ex Bibliotheca herili: Calendis Nouembris, Anno a natiuitate Domini MDLVI. |

4) Dumit stimmien genau seine Angaben in den castigationes et variae lec- tiones in primum tomum loannis Zonarae nach $. 223 des 1. Bandes der Ausgabe.

5) Johann Dernschwam von Hradiczin geb. am 23. Mai 1494 (s. Lambecius I p. 70 ff.) hatte auf seinen weiten Reisen (5. von Mosel, Gesch. d. k. k. Hof bibl. zu Wien $. 26) eine kostbare Bibliothek gesammelt, welche zum. grofsen Teil nach seinem Tode der kaiserlichen Bibliothek zu Wien zufiel (a. a. O. S. 26).

Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 203

in fronte uetustissimi illius codicis haec verba seripsit: „Chronicon IOANNIS ZONARAE, duobus Tomis distinctum, quorum prior histo- riam Iudaicam potissimum, ab exordio mundi usque ad Hierosolymorum excidium, alter Imperatorum tam Graecorum quam Romanorum res gestas usque ad Alexii Comneni obitum complectitur: anno Domini 1554. Constamtinopoli in Pera siue Galata (quam olim Kégag siue Cornu appellatam putant) 150 ducatis Hungaricis emi, a magnifico domino Antonio Cantacuzeno!): cuius familia, dum res Byzantina stetit, Imperatoria fuit, nunc sub Tureico dominatu ad priuatam conditionem - redacta est, ab eoque rogatus sum, ut hoc opus aliquando excuderetur, et impressi codicis sibi copia fieret ob Zonaram conseruatum. Prae- terea secundum Zonarae Tomum de Imperatoribus, conferendi gratia ab Alexandro Chartophylace*) triginta ducatis Hungaricis comparaui. Alium item Zonarae libellum de rebus Imperii et Ecclesiae, a Constan- tino usque ad Iustinianum imperatorem ex uetusto codice transscribendum curaui.“ Allein aufser diesen drei Fuggerschen Handschriften konnte Wolf noch zwei andere Codices benutzen; denn er fährt fort „Quartum codicem, qui a Constantino Magno incipiebat, omnibus ornamentis amplissimi uiri, domini et Mecoenatis mei, IOANNIS IACOBI FUG- . GERI bibliotheca instructissima suppeditauit. Denique praeter omnem spem et expectationem meam accessit Viennensis bibliothecae codex integer, benignitate singulari clarissimi uiri et senatoris regii, domini GASPARI a NYDPRUG, etc. ultro suppeditatus: quem totum .. con- tuli et multas nostri codicis lacunas expleui.“ Da nun die alten Fugger- schen Bibliotheken schon seit langer Zeit veräufsert worden smd, im Fuggerschen Familienarchiv aber eine Handschrift des Zonaras, wie mir auf Bitten der Privatsekretär Seiner Durchlaucht des Fürsten Fugger- Babenhausen freundlichst mitteilte, nicht vorhanden ist, so war es natürlich die Codices in München zu suchen. In der That weist die Münchner Hof- und Staatsbibliothek drei Handschriften der Annalen des Zonaras auf, deren genaue Kenntnis und Kollation mir durch die gütige Vermittlung des Direktors derselben, des Herrn Dr. Laub- mann, möglich geworden ist. Da nun aber auf dem ersten Blatte des cod. graec. Monac. Nr. 324 der oben genannte Dernschwam fast das- selbe?) notiert hat, was Wolf a. a. O. angiebt, so schliefst Hardt scheinbar mit gröfstem Rechte p. 306 „Ex praefatione editionis Basi- leensis 1557 f. ubi haec etiam notata sunt, constat, hunc librum ad

1) 8. Crusius, Turcograecia p. 203. 2) S. Crusius, Turcogruecia p. 203. 3) 8. Hardt catal. p. 306.

204 I. Abteilung

bibliothecam Anton. Fuggeri esse emptum opera atque industria ... Ioan. Dernschwam. Ex hac enim bibliotheca Hier. Wolfio editori sup- peditatus hic liber fuit“ Jedoch findet sich in der Vaticana ein codex. Palatinus des Zonaras'), über welchen Stevenson (Codices mseti Pala- tini Graeci bibl. Vat. Rom. 1885) S. 148 f. folgende Auskunft giebt: 271. Bombyc. in f. varia manu saec. XIII, fol. 287; madore male ha- bitus, pluribus etiam foliis avulsis. Olim lo. Dernschwamii (de Hradiczin). Ioannis Zonarae chronicon, in tufuara duo divisum, quorum prius f. 1 posterius f. 125. Lemmata plura in margine, aevo fere deleta, restituit Sylburgius, qui textum etiam pluries rescripsit. Clauditur nobilissimus codex his possessoris verbis „Emi ego Io: Dernschwam CPoli anno Dni 1554 in Pera siue Galafa, a Magnifico Dno Antonio Kantacuseno pro Centum et Quinquaginta Ducatis Hungaricis in auro. Fuerunt autem familiae Kantacusenorum olim Imperatores CPolitani, nunc vero priuati homines. Et ut liber iste aliquando inprimatur, rogavit dictus Anto- nius Kantacusenus, atque sibi impressi Exemplaris copia fieret in gra tiam conseruati Authoris Zonare (sic). Nactus sum propterea secundum tomum Zonare de Imperatoribus iterum, quem conferendi gratia emi a Dno Alexandro Chartophilaco (sic) pro Triginta Ducatis Hungaricis in auro. Item et alium Libellum Zonare de Rebus Imperii et Ecclesiae

1) In dem Kataloge der griechischen Handschriften der Palatina, welchen Sylburg nach Erwerbung des reichen Bücherschatzes von Ulrich Fugger (geb. 20. April 1526, + 25. Juni 1584) im Auftrage des Kurfürsten Friedrich IV verfafste (s. |Mieg] Monumenta Pietatis et Literaria . . Francof. ad M. 1701 Ip. 1 ss.), verzeichnet der sorgsame Heidelberger Bibliothekar S. 57 Nr. 202 Ioannis Zonarue pars ca quae est de Caesaribus historia ab Augusto usque ad loannem Comnenum fol. (s. S. 208 f) und S. 82 Nr. 271 Ioannis Zonarae chronicon vetus et bonae notae, sed madore obliteratum et mutilum fol. Dafs auch in der Vaticana die- selben Handschriften dieselbe Bezifferung behielten, ist nicht wunderbar; denn es befand sich in dem büchergierigen Rom schon vor der grauenvollen Katastrophe vom Jahre 1622 die Abschrift eines Katalogs der griechischen Handschriften (8. Serapeum VI 136) der Palatina, welcher bei der Ordnung der geraubten deutschen Schätze in Rom zu Grunde gelegt ward. Allein es liefse sich nun weiter vermuten, dafs bei den nahen Beziehungen Dernschwams zum Geschlechte der Fugger derselbe sich auch mit Ulrich Fugger ‘in Verbindung gesetzt und diesem den cod. 271 verkauft habe, zumal bei dem gespannten Verhältnis Ulrich Fuggers zu all’ seinen Verwandten kaum daran gedacht werden konnte, dafs je der listize Handel Dernschwams an das Licht kommen würde. Jedoch in dem Inventarienverzeichnis des Besitzes Ulrich Fuggers, welches sich in der Hamburger Stadtbibliothek befindet, ist wie mir gütigst der Direktor derselben mitteilt nur eine Zonarashandschrift p. 533 mit den Worten angeführt: “Zonarae historia in quart’ (em. in ‘fol.’) ‘num 10. Auff Pergament geschriben’. Dieselbe könnte, wenn man aus dem Material schliefsen dürfte, sehr alt gewesen sein: wo sie hingekommen ist, vermag ich zur Zeit nicht zu sagen.

Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 205

a Constantino usque ad Iustinianum Imp: quem ex vetusto codice transscribere feci. Extat apud quemdam Cpoli sacerdotem Liber Zonare de Rebus Ecclesiasticis Regalis etc. (sic) Es liegen somit zwei im allgemeinen’ vollständige Handschriften des Zonaras vor, welche beide einst Dernschwam!) besessen und beide mit fast denselben Einträgen über die von ihm erfolgte Erwerbung versah. Wahrscheinlich hat er beide Handschriften angekauft und durch seine handschriftlichen Be- merkungen jede einzelne zu einer Seltenheit gestempelt, am dann schlau wie der viel verschlagene Odysseus, mit dem ihn oben Wolf ver- glich, die einzelnen recht teuer an verschiedene Bücherfreunde zu ver- kaufen. Mag dem sein, wie ihm wolle, aus der Übereinstimmung der Angaben Dernschwams in der Wolfschen Handschrift mit den Kin- trägen im Münchner cod. Nr. 324 darf durchaus nicht ohne weiteres gefolgert werden, dals Wolf gerade die genannte Münchner Handschrift benutzte und nicht vielleicht den Palatinus. Allen wir sind in der glücklichen Lage die Münchner Handschrift ganz genau zu kennen; denn es ist dieses Manuskript erstens. von Pinder in seiner Zonaras- ausgabe für die praefatio und Buch 7—12 kollationiert worden (Zo- narae annales ex rec. Mauricii Pinderi I p. VI); dann hat auch Dindorf denselben Codex fiir das ganze Werk des Zonaras verglichen und eine Reihe wertvoller Nachtrige gegeben (Zonarae epitome historiar. ed. Lud. Dindorfius V p. II—CXLVI); endlich .hielt ich es für geboten für das 13. bis 18. Buch diese Handschrift, die wir mit Pinder kurz C nennen wollen, nochmals zu vergleichen. Es giebt nun Wolf über seinen codex Constantinopolitanus, wie er diese Handschrift gewöhnlich nennt, in seltneren Füllen ausführliche Angaben in den dem 1. Bande S. 224 ff. angefügten castigationes et variae lectiones. Um diese genau zu kontrollieren, stelle ich Dindorfs Angaben über C gleich gegenüber. I p. 6, 16 W (I p. 16, 11*)): elg Épyor tic ¿vdvurozos: Beds gore wiv]

Wolf I p. 225. | Dindorf p. V. Cpolitanus codex hic mutilus - post illud ¿vdvuxozws . . codex est .. Haec autem sunt lacunis eodem versu continuo pergit his interpolata: ¿vdvuosos xark toy sex versibus, quos ego repeti ut . Gvtos oùpavourxy BeoAdyov yey- sunt in illo divisi

1) Die Übereinstimmung der Handschrift im Münchner cod. gr. 324 und 325 l&fst einen Zweifel an der Echtheit dieser Einträge nicht aufkommen; die hand- schriftlichen Züge im Palatinus habe ich nicht gesehen, doch glaube ich auch hier an einen wirklichen Eintrag von Dernschwams Hand.

2) Die Zitate aus byzantinischen Schriftstellern sind, wenn nichts anderes ausdrücklich bemerkt wird, nach der Bonner Ausgube gegeben.

206

yó0u0v ovta diayoa vodv Ta natéqu xal viòv xal nvedpa TO

äyıov. & Y Bedtns yonyogiov ovras -

to Beiov xowror uèv etc.

I. Abteilung

x: ta tov Övrog ovpavouxn Deodó-: yov yonyderov (4 fere litt. spat.)

- obra de Siarpa-j

(8 fere litt. spat.) voöv (6 fere litt.

spat.) ra (8 fere litt. spat.)

toa xal viov xal ave to Eyuov: à

4 deóras (3 fere litt. spat.)

(dimidius versus vacuus) yenydgsor

oros” td Belov | aPÓTOV pir ete.

- Lp. 6, 54 W (Ep. 19, 1): avsd6dn xal onéquara. ¿Der yag Exocuor oveay thy piv xoounBijvar taîs MES...

Wolf a. a. 0.

Cpolitanus codex habet dvedd On, oo EVTEÜDEV avapaivestat nodre- gov Uxoouov obdav Tv yiv, xo- oundeloav tais nda etc.

Dindorf a. a. 0. xol onéguara’ ¿der yop] ds év- teddev avapaiveddar rpóregor. x06u79 iva] dev margo r., quum deberet sioav.

I p. 7, 14°W (Ip. 19, 14): ch xéurry d abdıs tóv fused ...

Wolf a. a. O.

Cpolitanus mutilus est hoc loco. ce . . . x ‘= | x Sic enim in eo legitur xerd Tv MEUNTNV uéQuv te piv data Mav JÉVOZ AtTHV@Y HQOÏYAYOV, Y Vi] puyav Eó0xv, tetocmoda oa Tu Delov ¿Eñxto GUunavra TOÓGTAY UL.

Dindorf a. a. O. £ xara O& THY nEunTNv Tuépav uëv dara mv yevos TTNVÍÓV xgo- iyayov, Y yh O adds puxa» Éooav, Terganode fa: To Heiov eENATO OÚUTAVEO TPÓCTOY UL.

I p. 9,5 W (Ip. 24, 14): ¿xevónos nai moóros Opovs érnéaro.

Wolf I p. 226.

Alter codex hoc loco mutilus, haec dumtaxat habet: ¿mevónse, tovta yevvärcı maig Évog & od paidad, ag’ padedeni. dl padovocla tixreta. Aapiy vids.

Dindorf p. VI. ENEVONGEV" TOUTO Yevvata mais Eva, EE ob yaldad, dp’ ob uale- leña: TO padovodia tixrera Acueg vids.

Gegenüber diesen offenbaren Ubereinstimmungen des Constantinopoli- tanus mit der Münchner Handschrift C die kleinen Abweichungen erklären sich daraus, dals Wolf, wie wir auch anderwärts sehen werden, nicht mit der uns geläufigen Genauigkeit zu Werke ging könnte man mit Berücksichtigung der oben gegebenen Anhaltepunkte wohl schon jetzt ohne weiteres zugeben, dafs Cpolitanus und C identisch sind. Jedoch es kommt noch eins hinzu. Wie nämlich bereits Dindorf bemerkte und ich aus Autopsie bestätigen kann, findet sich vom Anfang

Th, Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonarar 207

bis zum Schlufs der Handschrift eine manus recens, welche bald mehr, ‘bald weniger nachträgt oder durch eigentümlich geformte Sternchen eine Stelle fixiert. Die schwarze Tinte, mit welcher diese Korrekturen geschrieben sind, ist bald glänzend schwarz, bald merkwürdig verblafst; da aber die Schriftzüge dieselben sind, ja es sich sogar findet, dafs mitten im Worte die schwarze Färbung allmählich schwindet und in eine eigentümlich gelbliche Farbe übergeht, so wäre es verkehrt an zwei verschiedene Hände zu denken. Walrscheinlich war diese schwarze Tinte nicht gut gemischt, so dafs der Schreiber, wenn er die Gänse- feder stark gefüllt und bis -auf den Grund des Tintenfasses eingetaucht hatte, glänzend schwarz schrieb; tauchte er jedoch nur flüchtig ein, so begann sich die Tinte rasch zu entfärben und zu vergilben. Schon Pinder hat nun, wie die mir vorliegenden Zettel und kurze Notizen von seiner Hand beweisen, vermutet, dafs die korrigierende Hand die Wolfs sei; diese Vermutung können wir zur Sicherheit erheben. Auf der Münchner Hof- und Staatsbibliothek findet sich ım Briefwechsel des Camerarius (Band 20 der collectio Camerariana) unter Nr. 297 ein Brief von Hieronymus Wolf aus dem Jahre 1566, in welchem eine Reihe griechischer Worte angeführt sind. ‘Vergleicht man nun Wolfs griechische Schrift (s. S. 216 Nr. 1) mit den auf Seite 537" des codex C (s. ebd. 2) oben von der manus recens ergänzten griechischen Worten zo ¿delo adrod EneAddvri, xal megwuevao brayayeodor tods Éxel 0 6ov-. (Zonar. XVIII 18: vol. IV Dind. p. 226, 7), so ist es aufser allem Zweifel, dafs jene manus recens, welche die ganze Handschrift C nach einer anderen Vorlage!) durchkorrigierte, die Hand Wolfs ist.

Diese andere Vorlage aber muls für die jüdische Geschichte und die römische Geschichte bis 146 v. Chr., d. h. von Buch 1 bis zum Ende des neunten Buches der codex integer Viennensis bibliothecae gewesen sein; denn alle übrigen Handschriften, die dem Herausgeber Wolf vorlagen, enthielten jene ersten neun Bücher nicht.*) Die Wiener Hofbibliothek®) nun besitzt zur Zeit drei Handschriften der Annalen des Zonaras. ,,1) Cod. hist. graec. XVI, Pergament, sehr schön ge-

1) Die annotatio critica meiner Ausgabe der Bücher 13—18 wird wenigstens fiir diesen Teil des Zonaras zeigen, dafs an Konjekturen Wolfs im seltensten Falle zu denken ist.

2) Wolf Ip. 224 “In hoc primo tomo [I—VI 29 weg) dv ev rois idioug ioroen- Orcera] duo tantum codices, Cpolitanus et Viennensis, usui mihi fuerunt. Nam reliqui tres, historiam ludaicam non habebant.’

8) Diese Notizen verdanke ich der gütigen Mitteilung des Herrn Hofrats Prof. Dr. Schenkl in Wien (vgl. aufserdem die ausführlichen älteren Angaben von Kollar, supplem. lib. I p. 632—642).

208 I. Abteilung °

schrieben, ein Exemplar, wie sie im 15. Jahrhunderte!) für Fürsten ausgeführt wurden, folio, 478 Blätter. 2) Cod. hist. graec. XLIII, Papier, folio, 237 Blätter, saee. XV, enthält blofs die Geschichte des Zonaras | am Anfang verstimmelt. Beginnt mit xadov éx dt toúrov povaggeiodu * avdis angıBös fotavro (Zonar. X 32:-II p. 408, 15). Auf fol. 1 steht von einer jüngeren Hand (16. Jahrhundert) ein Monogramm, das sehr . schwer lesbar ist. Der mittlere Teil scheint, wenn man Gardthausen gr. Pal. S. 116 und 250 vergleicht, Tewgytov; in den beiden Buch- staben zu beiden Seiten könnte rod ZxvAiríy stecken wenigstens ten ist so ziemlich sicher. Am Ende: ¿uxúgevpa. del ely Ded zag ¿uv, danach von einer anderen Hand ein z. Z. nicht zu entzifferndes griechisches Wort, wahrscheinlich der Name des Besitzers. 3) Cod. hist. graec. LXVIIL, Papier, folio, saec. XV, 333 Blätter, von ver schiedenen Händen geschrieben, Zonaras aber von einer. Der Codex ist melrfaéh defekt, im Anfang verstiimmelt. Er enthält f. 1—201 die Geschichte des Zonaras, f. 202—280 die Geschichte des Georgios Akropolites, f. 281 bis zum Sealuls ne prete des Isidoros Pelusiotes.

Auf f 201" steht ¿rovs A 0X $ dazu bemerkt Lambecius (denn es ist seine Hand)

1093 / 1586

6909

180

Ergo seriptus hie liber anno Christi 1402.2) F. 1" beginnt &v atta qonuatitovia Tv ui xextquevov olxovg (Aonar. XIV 1: vol. II Dind. p. 253, 5).“

Der an zweiter Stelle erwähnte cod. XLIII mufs in irgend welchem. sehr nahen Zusammenhange mit einer Handschrift stehen, über welche bereits Leo Allatius*) (Ducange praef. p. XIX Bo) berichtet: “et inter codices Palatinos Romam advectos se vidisse eiusdem Zonarae historiam principio mutilam*) a monarchia Romana incipientem, in qua, etsi notis

1) Diesem vorsichtigen Urteile gegenüber, das sich auch in der Vergleichung mit noch älteren Handschriften durchaus bestätigt hat, müssen wir die Angaben Kollars (p. 633 mihi quidem certum compertumque est, scriptum hunc librum nostrum facile esse omnium sui generis principem, et ipsimet Zonarae, nisi me omnia fallunt, couevum) als Übertreibungen zurickweisen.

2) Wohl richtiger Kollar p. 642: ‘subnectitur nota chronica .. haec: ¿rovs SPD ivdix. # Anno ab orbe condito sexies millesimo nongentesimo nono (Christi 1401) Indictione nona’. Man vergleiche aulserdem Gardthausen a. a. O. S. 457.

3) de Georgiis p. 339.

4) Leo Allatius giebt an der Anm. 3 angeführten Stelle auch die Nummer der Handschrift an: cod. 262 (wahrscheinlich ein Versehen oder ein Druckfehler für cod. 202, s. S, 204 Anm. 1).

Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 209

ab historia diversis, praefixum est Teagyiov tov ZuvAlrtin” Denn was jener Grieche angiebt, stimmt genau mit Stevensons Bericht, welcher a. a. O. S. 101 über einen cod. Palatinus des Zonaras in der Vaticana schreibt: 202 Chart. in f. varia -manu saec. XVI fol. 246 (Ioannis Zo- narae Annalium fragmentum, initio mutilum, ab Augusto usque ad Ioannem Comnenum) Inscribitur: Tewpyiov tod Zxviirín. Inc. .... zadov. dx dt tovtov uovapyeiota. addio dxgußüs Nokevro. Des. «el di ein sd yapıs, ¿uv (s. oben S. 208).

Woher nun die verkehrte Überschrift Teweyiov tod Zxviirén in jenen beiden Handschriften, welche entweder auf ein gemeinsames Ori- - ginal zurückgehen oder von denen die eine aus der andern abgeschrieben ist, ihren Ursprung datiert, läfst sich, ohne Einblick in den Palatinus genommen zu haben, nicht bestimmen; gewifs hat aber unser Wolf zu seinem Zwecke diese Wiener. Handschrift ebenso wenig brauchen können, als die andere, welche die Nr. 68 trägt und, wenn man aus einer Stich- probe schliefsen darf, zu den jüngeren wertlosen Manuskripten zu zählen ist.

Somit verbleibt nur der cod. hist. gr. XVI, der dem Herausgeber - Wolf ganz willkommen sein mufste, da diese Handschrift den ganzen Zonaras enthielt. Dieses Manuskript wurde auf Befehl des deutschen Kaisers Maximilian I, der Kunde von der Existenz dieses Codex erhalten, von Cuspinianus, welcher oft!) als Gesandter an den König Wladislaus II von Ungarn gesendet wurde, in der königlichen Bibliothek zu Ofen im’ ' Frühjahr des Jahres 1513 gesucht und gefunden.*) Der Kaiser, welcher ebenso wie Cuspinianus ängstlich um das kostbare Werk besorgt war, das nur entliehen wurde und baldigst nach Ofen an die Bibliothek zurückgeschickt werden sollte’), wünschte nun sebnlichst eine lateinische

. 1) In einem Briefe vom 20. August 1515 an Jakob Villinger sagt Cuspinianus (de Caesarilus p. DCCXL) selbst über diese seine diplomatische Thätigkeit: ‘quin- que enim annis, ut scis, uoluo hoc saxum, quibus uigesies et quater in Hungariam Orator ivi.’

2) Aufser dem Zeugnis Cuspinians selbst (in Cassiod. Coss. p. 569: “Sie nuper cum Oratorem agerem Caesaris Maximiliani ad Hungariae regem Vladislaum, Diodori Siculi, Procopii, et Ioannis Monachi historias, hactenus latinitate non do- natas, et nostris incognitas, e tenebris erui?. p. 160 “Sex ego libros Graecos [Diodori] a decimo sexto usque uigesimum, reperi Budae, in Bibliotheca regia, cum illic oratorem Cacsaris agerem’. p. 487 ‘vetustus annalium codex qui ad meas manus pervenit') zerstreut alle Bedenken der Briefwechsel Maximilians und Cuspinians, den Kollar p. 634 ff. veröffentlicht.

8) Maximilian schreibt (Kollar p. 635) am 5. Februar 1513 an Cuspinianus: * Et librum integrum remittemus ad dictum bibliothecam quanto citius’; als Cus- pinian gemeldet hat, dafs Joannes Monachus gefunden sei, erwidert der Kaiser am letzten März 1513: ‘Gratissimum nobis fuit, quod habueris loannem Monu-

210 I. Abteilung

Ubersetzung des Zonaras zu haben; jedoch lehnte Pirckheimer (s. S. 209 A.3 u. Kollar p. 639 f.) den Auftrag am 16. Mai 1515 ab. So ist denn, wie es die Gewohnheit Cuspinians war (s. Aschbach a. a. O. S. 302), die Bearbeitung griechischer Autoren seinen gelehrten Freunden zu übertragen, Angelus Cospus dazu veranlafst worden, welcher bereits im Jahre 1516 nach unserer Handschrift!) ein Stück des Zonaras (das Leben Alexanders des Grofsen, Zonar. IV 8—15, I p. 329, 17— 355, 3: Philippi Macedoniae regis ex Olympiade uxore filius fuit Alexander, licet fabuloso quodam commento .... quaecunque ab se petebantur, -Iudaeis liberalitér concessit*)) lateinisch erscheinen liefs.*) Allein da Cospus bereits am 2. Nov. 1516 verstorben war, scheint der rastlose Cuspinianus seinen anderen humanistischen Freund Philipp

chum, auctorem Graecum, pro quo mittemus unum nuntium specialem, cui cum bene occlusum et obvolutum dabis ad nos deferendum, quem faciemus fieri lati- num, et-postea ad te remittemus, ut possis Serenissimo Regi, fratri nostro, illum restituere.” Endlich als am 20. August 1514 Pirckheimer vom Kaiser beauftragt . worden ist (s. Pirckheimeri opera p. 93 und von Khautz, Versuch einer Gesch. der Österr. Gelehrt. S. 115) den Zonaras ins Lateinische zu übersetzen, schreibt Maxi- milian noch an demselben Tage an Cuspinianus (x. Kollar p. 636 f.), die Hand- schrift sofort an Pirekheimer zu senden, quem traductum ad te remittet, ut possis restituere, ubi accepisti. Andrerseits schreibt Cuspinianus offen und ehrlich (Kollar p. 638): ‘Toannem Monachum .. impetravi nomine Cacs. M. V. quo me obligavi ‘et inseriptionem dedi manu propria, nec unquam redire in Hungariam auderem, si liber is amitteretur. Kt quia magnus est et gravis in pergameno scriptus. .. Hungari pluris faciunt et magni aestimant et profecto esset lactura, si amitte- retur.? Ich hielt es für meine Pflicht, ausführlich der gewissenhaften Fürsorge des Kaisers und Cuspinians für fremdes Eigentum zu gedenken da es nach Schier. de reg. Budens, bibl. Math. Corv. ortu, lapsu, interitu p. 36 f., Budik, Entsteh. und Verfall der... von Corvinus gestift. Bibl. zu Ofen, Wiener Jahrb. 88 (1839) S. 47, . Aschbach, Gesch. d. Wiener Univ. S. 296 Anm. 4 und Kink, Gesch. d. Univ. Wien I 206 Anm. 237 scheinen könnte, als wäre man allgemein mit den Schätzen der Ofener Bibliothek weniger sorgsam umgegangen. Hierdurch wird auch die unge- gründete Behauptung Budiks (a. a. O, 8.53) widerlegt, dafs Cuspinianus diese Handschrift des Zonaras geschenkt erhalten habe. (Die neuere Litteratur über die alte Ofener Bibliothek findet sich bei O. v. Gebhardt, ‘ein cod. Corvinianus in Göttingen’ im Centralblatt für Bibliothekwesen I [1889] S. 133 ff.)

1) Wenn Aschbach a. a. 0. S, 282 Anm. 2 behauptet, dafs Cospus selbst in der Übersetzung in seiner Zuschrift an die studiosi seine Handschrift beschreibe, so ist dies ein Irrtum, wie mir Herr Hofrat Prof. Dr. Schenkl, welcher auf mein Bitten das seltene Werk in Wien einsah, giitigst mitgeteilt hat. Jedoch würde trotzdem an keine andere Handschrift als an unseren Viennensis XVI gedacht werden können. .

2) Auch diese Mitteilung verdanke ich Herrn Hofrat Prof. Dr. Schenkl. 3) Denis, die Merkwürdigk. de garell. otf. Bibl. usw., Wien 1780 beschreibt 263—265 dieses seltene Werk (s, Aschbach a. a. O. S. 280 Anm. 2).

U

Th. "Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 211

Gundel (s. Aschbach a. a. O. S. 319 ff.) gewonnen zu haben, den Zo- naras in die lateinische Sprache zu übertragen. Derselbe hat auch in der That im Jahre 1520 Zonar. XVII 11 bis zum Schlufs nach unserer Handschrift!) in das Lateinische übersetzt; gedruckt ist meines Wissens diese Übersetzung nicht, sie ist auch in den Schützen der Wiener Bibliothek, welche Herr Hofrat Prof. Dr. Schenkl mit den Herrn Be- amten daselbst mit gewohnter Freundlichkeit auf diese Notiz hin durch- forschte, nicht aufzufinden und muls bis auf weiteres als verloreu gelten. Gundel hat jedoch diese Handschrift bald wieder an Cuspinianus ab- geben müssen, dessen ängstliche Sorge um das Kleinod wir oben kenn- zeichneten; denn als Cuspinianus 1529 verstarb, kam dessen ansehnliche Bibliothek (s. Aschbach a. a. O. S. 296 f. Kink a. a. 0. 15.243 Anm. 283. S. 206 Anm. 237) durch Kauf an den späteren Wiener Bischof Johann Fabri. Unter den vielen Büchern Cuspinians befand sich aber auch jene nur entliehene Ofener Handschrift (der im Jahre 1526 eintretende Einbruch der Türken, welche nach der Schlacht bei Mohäcs ganz Ungarn überschwemmten, machte eine Rückgabe des Manuskripts zur Unmöglichkeit), welche nunmehr in den rechtlichen Besitz Fabris über- ging. Daher trägt unser Codex zu Anfang und Fol. 477" den Ver- merk Liber est Rmi patris et d. doctoris Ioannis Fabri usw. Als nun Fabri am 21. Mai 1541 verstarb (Lambecius I p. 70. Kink a. a. O. I S. 243 Anm. 283), war Universalerbin seine Stiftung von S. Nikolaus; - insbesondere bekam dieselbe auch seine ganze Bibliothek. Doch ist diese Stiftung selbst bald eingegangen, und es mufs die Bibliothek frühzeitig an die Universitätsbibliothek gekommen sein; denn Wolf wandte sich vor dem Jahre 1557 an den Nachfolger Cuspinians im Amte als Vorstand der Universitäts- und Hofbibliothek Caspar Nyd- pruck®\, um unsere Handschrift zu erhalten. Nachdem nun dieselbe auch von Wolf benutzt und an die Universitätsbibliothek wieder zurück- gestellt worden ist, ist sie dann, als die Universitätsbibliothek mit der Hofbibliothek im Jahre 1756 vereinigt wurde”), an letztere gekommen und in derselben -bis jetzt verblieben.*)

1) In derselben folgt auf Blatt 478% ein unnumeriertes Pergamentblatt, auf dessen zweiter Seite steht: uerépoa£oy tym Dilinxog 6 Fovvdellus els rb dopatuòy &nd puyanl (durchstrichen und in gouevoò korrigiert) rod deyveorúlov eis rd zélos. apr.

2) von Mosel a. a. O. S. 25 schreibt Nydbruck. .

8) von Mosel a. a. O. S. 155. .

4) Wem es vergónnt wire, in Wien selbst mit den nur dort zu findenden handschriftlichen Hilfsmitteln diese Pergamenthandschrift durchzustudieren, würde . gewils die Spuren der Benutzung von Seiten der oben genannten Gelehrten finden.

212

I, Abteilung °

Unser Wolf nun hat diese Wiener Handschrift nicht blofs benutzt, sondern giebt auch dann und wann Rechenschaft über dieselbe Zum

Vergleich!) führe ich folgendes an:

ripe codicis Viennensis.

Wolf I p. 22

Enio) (otogL.öv vvileyetoe xo *

ovyyoagpeion rusa tov dogarc- TOV uovayod tov Cwovaod, TOD ye- yovóros ueydiov Opouyyagiov tis Biylas nal xgwtoaonxeiris.

Mekler.

’Erıroun (orogudy avAlsyeioe xal ovyyoupelon nage lodvrou po- vauyod tod favapà, rod yeyovóros peyddov dpovyyapiov ts Piylas xal apuro«oyxpíteis. So der Titel in Rotschrift; dagegen éxiropi [OTOQLKOV 6. x. 0. X. TO COQO- rerov u. t. E. t. y. p. do. 7. $. tov xal TOMTOKONKE1rNO HLOOULOY

‘roc xobyoauux ris Bing BißAov

von junger Hand auf dem Vor- blatt * unter dem lat. Besitztitel. Die erste Hand hat blofs xpoo:- : uosov (sic).*) »

I p. 8,10 W. (1 p. 22, 5): tv TIvduxhy dur ri.

Wolf I p. 225.

Paulo post pro tv ¿vórxyv uv ywoav, Viennensis codex haec ha- bet: mv ivdexio dur, xl Exdt- ‘dots eg to méduyog. veov Ól xu- letra 6 devregos, onuaiver 1 xÂÏoig tov dmò Tig avatodijs EX- didóuevov, Ov vetdov 6 loonzos deyer tgocapogevev toùs EAAnvas, 6 Ô ¿ml tovto tipors Eorlv dv nal dipidd nxadetodui pur 6 aù- tog, xal rd pera orevdtytog ¿EN éupaivesdar rH óvópare. 6 dk Aoiuxdg edpoarns éotir, fro. pop, n &v90g Y oxeduouds. Hal Up

Mekler. tv lvdınyv dudov, xat Exdidods * eis to médayog. yewv xaleîre Ô devtegos, Gnuaives Ot y xAñors

toy ano ris dvarohiis Endıddusvor,

Ov veidov 6 lo6nxog déyer xQ00- «yopeverv toda ¿ddnvas, 6 0” éxi tovt@ tiyoLs (ns corr.) éorly, ov xal duylad xadeiodat por 6 av- TOS, xal TO pera ortevéentos 66V ¿upalveoda to. óvóuare. 6 Aoınög edpodrns éotiv, fro. pogà, y ävdos, 7) cxEdacuòs. xal &upa dE odroı elg tv éoudgdv elopal- dove. Ddlacoav.

1) Die Wiener Handschrift ist seit Wolf kollationiert worden von Pinder, jedoch nur für die praefatio and Buch 7—12, und von Herm Dr. Siegfried Mekler in Wien aufser an den gleich anzuführenden Stellen für Buch 13—18 zu meinem

Gebrauche.

2) Ungenau Pinder (Ducang. pruef. p. XIV ann. 2 Bo).

Th. Büttner-Wobst.: Studien zur Textgeschichte des Zonaras

83 obo: sig viv tevdeàv stofdi-

lover Pddacoay.

213

I p. 10, 8 W (I p. 27,11) pera zulıdda dixo exer. . o

Wolf I p. 225.

pera yıllovs ¿Emxoclovs reevrí- xovra nai FE ¿vvuvrodva 6 rxara- xAvouds Tic ys émevavexro. ¿q niégase, Teoougdxovtra, AaBood AUTOJEQUÉVOO TS VS deroù, ws bmepßivaı to bdwo éxl névre xal déxa miges tev dgav vpyaó-

Mekler.

pera yıllovs Ebanodiovg TEVTÍ- xovta xal EE Eviavrobs 6 xata- xAvoudg ths vis émevivexto. Ep’ MUÉQUIS, TECOaQcxovta, Zavgov xatageomevov Tis Ye VETOÙ, we vreofijvar to Op éxi nevre nal dexa migere ta trav dov vwnad-

tega ... Ita Viennensis codex habet. rege.

Aber auch Korrekturen hat sich Wolf nach der Art der Gelehrten jener Zeit in diese Handschrift einzutragen gestattet; ich fiige zum Be- weise die Nachbildung der ersten Zeile von $. 389" der Handschrift (s. S. 216 Nr. 3) bei (Zonar. XV 25 = II p..401, 28 Dind.): éx yuvarxds ¿god pañla: Y È Noéua xal pera osuvod Eovdmuearog evordyas. Das übergeschriebene ¿ovdoeyueros stammt zweifellos von Wolfs Hand, wie der Vergleich deutlich zeigt.

Vom 10. Buche der Annalen an hat jedoch unserem Herausgeber aufser den Handschriften C und B, wie wir mit Pinder- den Wiener Codex nennen, noch ein drittes Manuskript zur Verfügung gestanden; denn es muls jener Codex, von welchem Wolf kurz angiebt, dafs er de imperatoribus handle, mit dem 10. Buch seinen Anfang genommen haben, da Wolf selbst mit diesem Buche die Kaisergeschichte (tom. II p. 118) anfangen läfst. Es existiert nun in der Münchner Hof- und Staatsbibliothek eine in der neueren Zeit noch nicht benutzte Bombyein- handschrift der Annalen des Zonaras Nr. 325, welche wir kurz E be- nennen wollen. Dieselbe stammt, wie es scheint, aus dem 14. Jahr- hundert und enthält auf 296 Seiten das Geschichtswerk des Zonaras vom 10. Buche bis zum Schlusse. Die Überschrift dieses Manuskripts, welches ich selbst für die byzantinische Geschichte (Buch 13—18) verglichen habe, lautet in Rotschrift: 7 xporépa BißAog wegueéyer ÉBfeatxà xl nepl rie Guns xa) Tor brareov: adın Tag negli thy adroxpurépor loropías te xal dinyyjoes.') Auf dem Vorblatt der

. 1) Danach ist Hardt p. 307 zu berichtigen, welcher als Überschrift fülschlich angiebt: ’Indyvov tod fovapd (sic) yoovindy eq) trav atbroxgatdguy Sopaloy. Der Parisinus 1715 (A) hat die ähnliche Überschrift (8. II p. 298, ann. cr. 8):

î) pio rooréga Blflos wegiézer iBoaink nal tis Gouns nal ray dxeredy,

214 I. Abteilung

Handschrift!) befindet sich vorerst die nach Zonar. XIV 19 zurecht- gestutzte Notiz ¿xi tijg Bactdetag awvoruvrivov Tod Exybvov MeaxAetov ¿dafov bi tig &yao thy vijoov óddov, bre xal tov mepinvotov Ev dvrj ordogovta n0Av000v xadnoinacıv, dv tov yaAxdv lovdaiog tig ¿uxogos - zgıautvos evvaxocdiarg xaprdois Acysraı tobrov uerevepxetv. Darauf folgt, wie es scheint von Dernschwams Hand, die nicht ganz zuverlässige lateinische. Übersetzung: Rhodus nobilissima Insula a Saracenis op- pugnata est. quam capientes plurimum ex ea auri avexerunt. Et Co lossum Solis nobilem altum 110 ped. Ex cuius aere Iudeis uendito non ingentos (sic) Camelos onerasse dicuntur. Zwei Blätter später hat dann Dernschwam folgendes eingetragen: Hunc Secundum tomum Ioannis Monachi Zonare (sie) de imperatoribus Romgnorum et graeco- _ rum emi ego Io: D: Constantinopoli ab Alexandro Chartophilaco (sic) Anno Dini 1554 Primus vero tomus eiusdem Zonare de Rebus Iu- daicis habetur una cum prescripto Secundo tomo in eo magno codice, quem -emi a Dno Antonio Kantacuseno in pera, sive Galatia.

Nach den oben gemachten Erfahrungen dürfte es nun gewagt erscheinen, infolge der Übereinstimmung jener Notiz mit Wolfs oben angeführten Worten den Codex E ebenfalls für eine von Wolf benutzte Handschrift zu halten, wenn nicht wiederum ein unterstützendes Mo- ment in den Korrekturen jenes Münchner Manuskripts zu finden wäre. Auf p. 1407 der Handschrift E befindet sich (s. S. 216 Nr. 4) auf der achten Zeile: Zonar. XIV 5 = II p. 267, 18 Dind. ovorivog xodg roy dilpa rrrxrrr ¿otetde moéopers xual Odea Gvuuagiav die Ausfüllung einer Lücke von etwa sieben Buchstaben durch die Worte av oùvvor. Dies ist jedoch, wie der Vergleich mit den übrigen Schriftproben zeigt, Wolts Hand, und somit ıst der Beweis erbracht, dals wirklich dieser Codex E bereits von Wolf benutzt ward.?)

Allein noch einen vierten Codex hat Wolf aus der Bibliothek Johann Jakob Fuggers (1516—1575) nach seinen eignen Angaben zur Ausgabe benutzt, welcher mit Konstantin dem Grofsen begann und bis ans Ende sich erstreckte. Nun besitzt die Münchner Bibliothek eine

Papierhaudschrift des 16. Jahrhunderts Nr. 93 (s. Gardthausen gr. Pal

avry rag rep) roy abrongaroow» icrogias (s. S. 235 Nr. 7). Ducange (p. XV Bo) führt. als Überschrift cines cod. regius Parisinus an: ’Ev zeoreex Biflo reoréze Eßoaina nal neo ‘Popatov raro», To Ô TRS THY «vtongatoRa icrogics.

1) Es sei nebenbei bemerkt, dafs zum Bekleben des innern Teils des Holz- deckels, welcher die Handschrift umschhefst, ein Pergamentblatt benutzt war, welches ein Stück des 26. Kapitels des Evangeliums Matthäi enthält.

2) Natürlich wird diese Thatsache an unzähligen Stellen bestätigt, wie der apparatus criticus meiner Ausgabe zeigen wird.

Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 215

S. 320 u. Emmanuel Embenes), die wir D benennen wollen, welche Buch 13 bis zum Schlufs enthält; auf 239 Blättern wird dieser Ab- schnitt des Zonaras dargestellt, dann folgt von Blatt 240" bis Blatt 546 die Historia des Nicetas Choniata von derselben Hand. Der letztere Teil der Handschrift ist bereits von Immanuel Bekker in seiner Aus- gabe des Nicetas benutzt worden (s. dus. praef. V) und derselbe hat auch erkannt, dals Wolf in seiner Ausgabe des Nicetas diese Hand- schrift benutzte. Ist es also nun von vornherein wahrscheinlich, dafs Wolf, welcher in demselben Jahre 1557 den Nicetas und Zonaras herausgab, die Handschrift, welche beide Schriftsteller ganz oder zum Teil enthielt, auch für beide Ausgaben benutzte, so wird diese Wahr- scheinlichkeit wiederum zur Gewilsheit dureh die Korrekturen, welche D im Texte des Zonaras und Nicetas enthält. Dieselben gehen alle!) auf eine Hand, die Wolfs?) zurück, wie eine Probe (s. S. 216 Nr. 5) bestätigt. Dort. findet sich am Rande von:S. 127" der Handschrift folgende Ergänzung einer Lücke: 6 pév Ev rodovroıg (sic) wg péya rl xatogd av éBoev&vero, tois &Aloug avonrulveıv Exgivero xal uioos Exiorpepeiv xar” abroö (Zonar. XVI 5 = IV p. 17, 3 Dind.). Der Ver- gleich mit der Handschrift Wolts bestätigt, dafs nur er diesen Zusatz, der nebenbei aus E stammt, gemacht haben kann. Diese Handschrift D, welche Wolf stellenweise zur ganzen Unterlage für den Text machte, ist jener codex noster, von welchem der Herausgeber sagt, dafs er viele Lücken desselben ans B ausfüllte.

Somit bliebe nur noch die Untersuchung übrig über die fünfte und letzte Handschrift Wolfs, welche Dernschwam ex vetusto codice hatte abschreiben lassen und die bei Konstantin dem Grofsen begann und bis Justinian reichte, also Zonar. XIII 1— XIV 5 fin. bez. XIV 9 fin. . enthielt. Leider ist es mir nicht gelungen, diese Handschrift, die ich W zu nennen pflege, irgendwo zu erlangen; es ist aber der Verlust derselben, wenigstens was die Textgeschichte betrifft, leicht zu ver- schmerzen, da Wolf ganz selten diesen Codex eingesehen hat, wie der apparatus criticus meiner Ausgabe zeigen wird. Fassen wir nun zum Schlufs das Ergebnis unserer Untersuchung über die editio prin- ceps zusammen, so lautet dasselbe:

1) Nicht allzu häufig hat der Schreiber Emmanuel selbst Nachträge am Rande gemacht, wenn er aus Flüchtigkeit dies oder jenes aus dem Original weg- gelassen hatte.

¢ 2) Ein künftiger Herausgeber des Nicetas dürfte dies auch beachten müssen; so ist z. B. in diesem Schriftsteller p. 660, 23 8. xal mue” ’Avdgovinov tvpimwtevres, «lid dij nai 6 tal cy delgi) «bróv yauBedg von Wolf in D, wahrscheinlich aus cod. Monac. 450, am Rande ergänzt.

I. Abteilung

216

"2. Cod.

. Cod. B

. Cod. E *

5 Cod. D

+ Wolfs Hand ‚IE wit A rr Oude ig ihrer Anais

Tp iylapeere rs Re wagte 20V pensa, rule à Pr. tte VENETE 35 mita parpadeo

sea tute AER Ha fa nei us.

Sr titer 46 da ee Cie eri | Pet PET CEE AA cpl , rer Be Xperia miles O E OA

>. , , - vo < + ling? ATI gas hg 3 4 weeps AE ring 5 ps— 2 , . , Ù x DI as ot N \ er > Ex pau nee Eee un qu genre u Nor am PONS pou E eu D ram, dae len mA"

ougivea modérer vr,‘ BEAL metab das eo ión

eo. Ko Patas

7,

Pi sive diventar rai aad Hg Fer, ' OPS erg fp

Th. Bittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 217

Hieronymus Wolf benutzte bei seiner Ausgabe des Zonaras für die Vorrede, Buch 1 bis zum Ende des neunten Buches den cod. Viennensis Nr. 16 (B) und den cod. Monacensis Nr. 324 (C). Für Buch 10 bis zum Ende des 12. Buches kam noch aufserdem hinzu der cod. Monacensis Nr. 325 (E); für die byzantinische Geschichte endlich zog Wolf aufser den drei genannten Handschriften noch heran den cod. Monacensis 93 (D) und eine verschollene Handschrift, welche jedoch nur Buch XII 1— XIV 5 fin. bez. XIV 9 fin. enthielt. In alle diese Handschriften, soweit dieselben jetzt noch bekannt sind, machte Wolf mit eigener Hand Einträge, indem er Lesarten, Korrek- “turen, Ergänzungen u. s. w. aus einer Handschrift in die andere über- trug. Der Quellenwert der editio princeps ist also, wenn man von jener verlorenen Handschrift absieht, gleich Null.

Kapitel 2. Die Pariser Ausgabe.

Nach Hieronymus Wolf ist die Epitome des Zonaras auf Grund neuen handschriftlichen Materials wieder im Jahre 1686 £ von Charles du Fresne, Sieur du Cange, in Paris herausgegeben worden. Natürlich hat dieser Gelehrte die Schätze der Pariser Bibliothek zu seiner Aus- gabe herangezogen, wie er selbst (praef. p. XX Bo) ausführlich mit- "teilt: „Graeca contulimus, maxime in locis qui dubietatem quandam praeferebant, cun: quattuor codicibus Regiis et uno Colberteo. Regiorum duo .integros Annales complectuntur,. praeterquam quod horum alter duobus foliis initio mutilus est: tertius secundam Annalium partem: quartus demum, isque recentiori descriptus manu, eosdem Annales ab imperio Diocletiani ad Alexium continet. codex Colberteus sat bonne notae, paucis etiam paginis initio mutilus, desinit in huiusce editionis sectionem 34 libri 12, in Maximini scilicet et Licinii imperium.“ Ver- .gleicht man nun die Angaben iiber den jetzigen Bestand der Pariser Bibliothek an Handschriften der Annalen des Zonaras nach den Be- richten des älteren Katalogs, Omonts und nach den schriftlichen Notizen, welche von Sinner im Jahre 1832 an Pinder geschickt hat, so lassen sich mit Leichtigkeit, wie es schon Pinder im allgemeinen richtig in den Noten zu der oben angeführten Stelle gethan hat, die Handschriften Ducanges identifizieren.

Zwei Pariser!) Handschriften enthalten den ganzen Zonaras und zwar a) Nr. 1714 ein bombycipus in fol. des 13. Jahrhunderts, ge

1) Über die Handschriften 1714, 1768, 1716, 1718 vgl. noch Omont, catal. d. manuscr. Grecs de Fontainebleau, Paris ‘1889, Nr. 237, 238, 240, 241. . Byzant. Zeitschrift I 2. 1.

218 I. Abteilung °

schrieben auf 349 Blättern zu zwei Kolumnen mit je 37: Zeilen die Seite; b) Nr. 1716 ein chartaceus des 15. Jahrhunderts, der in fol. 335 Blätter zu 45 Zeilen die Seite enthält; derselbe ist am Anfang der Vorrede und gegen Ende der Annalen verstiimmelt. Diese beiden Handschriften sind identisch mit den duo Regii, welche Ducange am Antang anführt.

Ein Parisinus Nr. 1768, em chartaceus des 14. Jahrhunderts, der in Oktav 348 Blätter zu 24 Zeilen die Seite enthält, beginnt erst mit dem 10. Buche. Dies ist der codex tertius Ducanges.

Ferner diejenige Handschrift, welche von jüngerer Hand geschrieben | ist und von Diokletian (Zonar. XII 31 (II p. 613, 14)) bis zum Schlufs reicht, kann nur der Parisinus Nr. 1718 sein. Dieser Codex ist ein chartaceus in fol. des 16. Jahrhunderts und enthält den angegebenen Abschnitt auf 240 Blättern, die Seite zu 30 Zeilen.

Endlich aber benutzte Ducange einen guten codex Colberteus, der jedoch bei Zonar. XII 34 (II p. 625, 12) aufhörte. Dies ist der Pariser codex bombyeinus Nr. 1717, welcher im 13. oder 14. Jahrhundert in Quart geschrieben 418 Blätter, die Seite zu 28 Zeilen enthält und am Anfang ebenfalls verstümmelt ist.

Demnach hat Ducatige benutzen können für:

pract. Buch 1—IX fin. 774, Nr. 17161), Nr. 17174)

Buch ras XII 30 fin. | _ Bu _ si (IL p. 208, 8613, 12)] Nr. 1714, Nr. 1716, Nr. 1717, Nr. 1768

Buch XII 31—-34 med. | Nr. 1714, Nr. 1716, Nr. 1717, Nr. 1718, (II p. 613, 13—625, in] Nr. 1768 .

Buch XII 34 med.—XII 34 fin.) Nr. 1714 oder Nr. 1716*), Nr. 1718, (II p. 625, 12—628, 10) Nr. 1768

. Buch XIJI— XVIII fin. Nr. 1714, Nr. 1716°), Nr. 1718, Nr. 1768.

Die Methode, nach welcher Ducange seine Handschriften benutzte, ist eine rein eklektische, wie er selbst andeutet; er legte den Wolfschen Text, welcher für die ersten 12 Bücher sich hauptsächlich an C an-

1) Doch war Nr. 1716 und 1717 (s. 0.) am Anfang nicht ganz vollständig; dagegen mufs es ein offenbares Versehen Ducanges sein, wenn er zu Buch V cap. 26,(1 p. 463, 9) in den not. hist. p. 14 bemerkt: verba Zonarae Wolfio men- dosa videntur, tametsi ita etiam praeferant tres MSS Regii et Colberteus ... Denn vier Handschriften, welche das 5. Buch enthielten, lagen gar nicht vor, nur die oben angeführten drei; daher ist wahrscheinlich zu schreiben ... prae- fgrant tres MSS: Regii et Colberteus.

2) II p. 625, 12 ann. cr.: quae deinceps adduntur, absunt ab uno e codi- cibus Regis.

3) Gegen Ende des 18. Buches war Nr. 1716 (s. 0.) verstümmelt.

Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 219

lehnte, dagegen in der byzantinischen Geschichte bald D bald E be- vorzugte, ohne weiteres zu Grunde!), um nur an Stellen, welche ihm zweifelhaft erschienen, Einsicht von seinen Handschriften zu nehmen. Ja selbst diese immerhin wenigen Angaben Ducanges über seine Hand- schriften, die um so seltner werden, je mehr sich das Werk dem Ende nähert, sind nicht ganz zuverlässig. So giebt er Zonar. X 13 (II p. 339, 9) zu xal Ilias an: „ita alter e Regiis et Colberteus: alter Regius Ilíovg, Pius“. Jedoch ‚nach Haases Notizen, welcher für diese Stellen die vier Handschriften, die in Frage kommen, einsah, haben alle deutlich x(«g. Trotzdem nun also eine gewisse Vorsicht selbst gegenüber ausdrücklichen Angaben Ducanges geboten erscheint still- schweigendes Übereinstimmen®)' mit dem Wolfschen Texte berechtigt im allgemeinen nur zu der Annahme, dafs Ducange seine Handschriften nicht eingesehen hat so wäre es doch ungerecht, gewisse Verdienste des französischen Gelehrten um die Förderung des Textes (denn nur davon ist jetzt die Rede) zu verkennen. Der Fortschritt nämlich, den Ducange gegenüber der editio princeps an einzelnen Stellen wirklich gemacht hat, liegt begründet in der Beschaffenheit seiner Iland- schriften, auf die wir näher einzugehen hätten. Da giebt uns nun für die Qualität jedes Manuskripts den besten und sichersten Mafsstab der vortreffliche codex Parisinus Nr. 1715. „Diese Handschrift“ so teilt Haase mit nach den Notices et Extr. VIII 2 p. 19 „wurde von * Girardin 1687 in Konstantinopel gekauft, 1688 auf der Bibliothek von Tesnier in Empfang genommen, nachdem er dem Girardin bei der Wahl, der Altershestimmung u. s. w. beirätig gewesen und dann nach Paris zurückgekehrt war. Die handschriftlichen Bemerkungen auf dem Vorsatzblatt der Handschrift rühren entweder von Jean Boivin oder von Sevin her, von Ducange nicht, obgleich dieser erst am 23. Oktober 1688 starb und alsö die Bemerkungen wohl geschrieben haben könnte allein sie sind nicht von seiner Handschrift.“ Zum ersten Male wurde dieser Bombyeineodex, welcher in folio im Jahre 1289 geschrieben ist”), von Friedrich Haase im Winter 1838/1830 genau verglichen. Diese Kollation, die mir handschriftlich vorliegt, ist m Dindorts Zona-

_— —_——

1) Sogar Druckfehler der editio princeps werden sehr oft belassen (ich fiihre nur aus dem 18. Buche einiges an) z. B. Zonar. XIII 4 (vol. III Dind. p. 187, 1) gederedrynxe für rereleórnxe, XIII 7 (vol. III Dind. p. 194, 18) modvv für sold; XIII 16 (vol. III Dind. p. 221, 12) wird das bei Wolf aus Versehen ausgefallene 3” ebenfalls weggelassen. Weitere Belege bringt der app. crit. meiner Ausgabe. 2) Auch das muls in Betracht gezogen werden, dafs der Pariser Text sehr unkorrekt gedruckt ist. 3) S. Zonar. ann. ex rec. M. Pinderi vol. Ip. V. 15*

Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 991

Handschriften Ducanges und sämtliche Manuskripte Wolfs ein Bild zu geben. Wir haben daher das 5. Kapitel des XVII. Buches!) ausgewählt, das für die Beurteilung der Handschriften besonders wichtig erscheint. Allein noch zur rechten Zeit bin ich durch die Güte der Herren Prof. Dr. Mau und Dr. Tschiedel in Rom m die glückliche Lage versetzt worden, zu den Varianten sämtlicher Pariser Handschriften und der Handschriften Wolfs für den ausgewählten Abschnitt noch die Abweichungen aller‘) Handschriften des Zonaras, welche dem 13. und 13—14. Jahrhundert angehören, also die ältesten sind, zu denen zwei jüngere vatikanische Handschriften kommen, hinzufügen zu können; ja auch die beiden oben (3. 208) erwähnten Wiener Handschriften, wurden von Herrn Dr. Mekler in Wien für das ausgewählte Kapitel verglichen. Die Bezeichnungen der Handschriften sind folgende» Parisinus Nr. 1715 A Alle übrigen Handschriften werden zusammengefafst R benannt; im einzelnen sind es: Viennensis Nr. 16 Monacensis Nr. 324 Monacensis Nr. 9% Monacensis Nr. 325 Parisinus Nr. 1714 Parisinus Nr. 1716 Parisinus Nr. 1718 Parisinus Nr. 1768 Vaticanus Nr. 136 | bedeutet Zeilenende. Wird ein kleines s hinzugefügt (z. B. U*), so bedeutet dies cin Zeugnis ex silentio. Tritt zu BCDE ein kleines w (z. B. C*), so bedeutet dies, dafs Wolfs Hand diese Lesart in die betreffende Handschrift eingetragen hat. m in’Verbindung mit BCD u. s. w. (z. B. D") bedeutet, dafs diese Lesart sich am Rande findet. Die Wolfsche Ausgabe wird mit w, die Pariser Ausgabe mit p, die Dindorfsche Ausgabe mit Di bezeichnet.

Palatinus Nr. 271 J Vaticanus Nr. 135 M Vaticanus Nr. 981 G Vaticanus Nr. 980 Urbmas Nr. 95 Palatmus Nr. 202 Viennensis Nr. 45 Viennensis Nr. 68

SCHVOBBIa N< 6 2

1) Ein erschöpfendes Urteil über die Quellen des Zonaras für diesen Absehnitt zu geben, ist erst möglich, wenn Segers Ausgabe des Scylitzes vorliegen wird; die Hauptquelle scheint eben Scylitzes zu sein, der uns in seinem Ausschreiber Cedrenus (II p. 416 ff.) vorliegt.

2) Natürlicherweise konnten die beiden Handschriften, welche unten (S. 234 a. 236) unter Nr. 5 u. 9 aufgezählt werden, nicht berücksichtigt werden, da sic den ausgewählten Abschnitt gar nicht enthalten.

=

a

20

222 I. Abteilung

Zonar. epit. lib. XVI cap. 5. (HI p. 172w, Il p. 215 Dp, IV p. 104 Di)

"Anoxaréoty toivuv to tv Pouclov oxfntroov Tolg tovra xara yévos roocixovor, TH Baoılslo xa) td Kovoravtivo qui, ov È wey elxo- otòv Hvve rie MArxias Eviavrdv, 6 de ye Kovotavrivos éxtaxad&éxarov. ald’ oùtor phy tic BaorAstas mepiexeivto ovupola, tiv d ¿Eovoíav 5 xmpósdpos BaotAsios mequééwoto ètegvos. iveíyero 5 BaotAewog ufro nenoudos Ecvtd, xal olov xadoreiBy TE naguxouuouévo xpos- sige xal Eavrov ¿ppúduile ngög tV éxeivou tdHv Onuoolov xeay- udrov usrayeigicıv xal diolangiv, wo dv xapod xalovyrog obras xal aúrog ta xegl rodg Orperiwrxoüg xateddyoug xal tie” moditixi)g evvoulag weräyeiplontei. iv yo to dog Eyonyopng xal deaotipios, GAN odx dveruevos xatà thy adelpov® xal regi tov agyov Biov £ayo- lang. tote yodv elo toùs duatuovag tovtovs TEQLÉCT TO xoKTog xal avrixa & tig Urepopíus TV tovtovs xatayer texodoav 6 mpdedpos xal roîs viots anodidwoıv. drontevov tov payiotgov Bagdav tov LxAn- ody, Oroatnddryy dvra al ados bp’ Exvtdy Exovta tas Edas Övvdusıs, épageirar uty «drod Tv rod OrgarnAdtov dov, dodxa dt Mecoxo- tapius abvrov ngoxeıgitereı. todro opddga Mviuoe tov ZxAmodv, xt üAlog del teépovre mag’ Éaur® tie BaorAeius tov ¿puta mobs &xo- oracíav Moédioe. xatalapov o0v rhv dex%v eis Av xooeBéBAnto nollois dvendlupe To kndogntov. «uiovuevos did tag dpuoretas

1 dxexaréotn H voivvr om. T*(?)p onnmeov» H toîs rovrm—2 reocruovor om. G tovro D 2 Kovoravrivo] avroo kdelpò G ponut om. G 8 if’ & 5 momronededgog EwpU°G &regvos. fvelgeto 10 sdvoulas perayerolonto: om. H áteyvós AEwpU*0G, om. R 6 Baoilsıog AEUOG, 6 faoldesog Pacidevg D, 6 Baoılevg Baoilsıog Rwp 6 wadoreiper D xequuornogevo O (cf. vs. 55. 72. 75. 90) 8 uerageionoıw DEwpQPV® otro R (partim ex silentio) wp 9 abrobg

BQT tc ante weg) om. T 2 C, Wolfius supra add. weg) robg ex rod corr. J

ta unte rjg om. AO, add. R (ex roy corr. J) wp 10 peragstoronta: D, perayergl- Orta ex perageignontai corr. Q, wetazergioaito VO 79 yae—11 fiov eoyolands in textu omissa add. Hm 10 1d 7905] à Bœorleds facileros H™ dyenyopds TP 11 dveınevog ex áveiuévos corr. J xal wegl écyolaxos. om. G éyedy D éoyolunog AEwpU*0, wepunasg R (in marg. C add. Wolfius: doxolaxw5) 12 xaì «brixa 13 6 moosögog om. E aberrans ab altero xa) ad alterum 13 rij» rovrovg naraysı texotoay AUG, xaraysı y. rovr. ten. R (rt. rovr. rex, narayer U, aarkıcı y.

rovr. tex. Z) wp 14 áxodidoc:: D 15 orearibenv V, orpario © xdous $, névrag BQTPJ 16 rot om. EwpG*@* dovxa AM, dovxav VO pe pecoxoraplas A (pe| fol. 428” extr) 17 &vicoe U 18 &llo C ated Q post Sowre add. xal J 19 igidnos D, joéFifce Jody omisso add. toivvy post dexhy O xgo- Béfinro Ewp, reovfefinto G 20 «xógenrov] uvorioco» G,

Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonarus 223

vxo” xavtds tod orgurevuaros nerdnviovs elye oxedov Gravras. Su d iv Ev ch facidid. Tüv xóleov 6 maig «bmod ‘Pouavds, éonevos cer xdxeivov zug Exvtd, na) oretlag Adon tiva Növvidn xal tov viov ladóvra vrayayeodas, xal adrixa ti Tupuvvfdı Émixeyelonue,

: tuvia te faocdeio tiv xepaidyv dvadeltar xal @Yorvixoig rediAois 25 tods addag Úxodeiras, xal eüpnueitwı wg Buordeds, xal yorpara ovi- Aten motettar onovönv, xal ovuudyous xoocedype, Toy te tic "Amöns, dunpäv, obra yag to "Euer xoheiter, xa) tov tig Mugrv- govxólsos, Mucpeoxelu óvopdteras, dll pevror xal “Apufas.

- tovrovs OdV ovurapalafitov mreiyero xpds thy Kovoravtivov, Él- 30 WO. yEnoTaig almpovuevos, As xal UARodEv ¿Dadzre, uällov pevroL ¿E GvEiQoy tivòs uovazod dperiv ueridvros. ¿dote yao Éxstvos dgav tov Zreinpbv yuvauxé tive Ep’ dynlie xadnuevn reponse pocsldeiv, tiv dE pdoriya adri Eyysipiocı Bacıkınıjv. Y uaorıE d°, wo Évuxev, Tv ovp- PoAov ris Belag doyis ual tie ex tov Eupviiov noléuor av ‘Po- 35 uaxcov pdopàs, nv 6 ZxAnods Ondoòv Tv Puordeiav Evipite mode Tv olaeziav Epeory apivov td Öpuue. tig megl tig Tugavvidog tod ZxAn- 00D Yung pdacdons reds tods xparodvras yropudbero to REQLAELPBiV

21 Gr fr 24 1abóvra dnayaæyéoor om. H 22 Paoılidı tov róleov) peyadoxzóles V, peyadn node D 28 oyeiv xdxsivoy map” éœvr® AEwpU*0G, zag’ tevrá xáxelvoy noıjoaodaı R oreidldas J 24 tvpavidi D Enınszeigine T 25 tarvicg te Buordetm ti) v xepaliv &vadeltar AEwpU°OG, rasta te (82 D) rv xedaAnv ivradriras Bacılınn (Pacidixiy ST) R 25 xal qpovinoîs 26 dg Baoleds om. G 25. 26 xedilous rove módas dnodstras AEwpU®0O, tobe xddag dnodelraı medidos R 26 ante yearn add.G geiuara T 27 zeoceingn T re om. G 28 dunöns ®, ápeións J otra xalsircı om. H otro yùo 29 dll pévror om. G 28 Zuss AECDYQVM (ex ceteris libris nil enotatum), Ewer s. acc. et spir. p, Ends Di, "Euer. videtur esse tenendum conferenti et Cedren. II p. 419, 18 et Cedren, I p. 237, 1. Constant. Porphyrog. III p. 114, 2. Leon. Diac. p. 161, 19

pagropovaddeme AR (rvgonöisng U) wp, Magrvgomdisag Cedren. II p. 419, 18; est forma Maœgrvçéxoluç sollemnis (Zongr. XIV 12. Cedren. I p. 726, 13. Malal. P. 427, 15. Procop. I p. 42, 17. 107, 22. 262, 7. III p. 221, 7..248, 14. 249, 1 sacp.) que tamen ubique revocanda 29 7 dt dvouafera. om. H wiegpeoxelu ARwp cod. Coisl. Cedreni II p. 419, 19, wi) épeoxeslu E &coofas E, deafiag B 30 cvu- *olafoy EwpT'U*G vnyyero U tig K. J avoraveıvodmolır D 30.31 &Arioıv

enKEvog zenoralz VS 31 alogovuevos corr. ex ¿wgovuevos E, éwigovuevos D ds xa) péveos om, G ae nal 36 facrdetav évouize om. H 31 PBaime DE de Rovazoò om. initio versus C éxeivo EG 32. 33 r0v ZxAnçdr om. C 33 re 0 *ó0tozh5 MZ 34 ¿ygetoroa: ADQ yucorı&) tavry O 35 ig Belag tijg Eu om. G lpuifow J rólepov D 35. 36 td» ‘Poualor phodds] ximijoemg G 36 p9oeas] p “Patio Y litter. relicto O y 6 oxAneès AEwpU!OG, ó oxdneds nv pactiya R

mas VO meds thy 37 +d Geapa om. G, om. in textu add. Hm 37 m. A 38 poacaons Q roûg tovs xqarovvras om. G xgaroùrtos TO nei

‘ity ATP

Th. Büttner -Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras ° 225

0801 xal rıualg rovg xepl rov ZxAnodv ÉmOndou dd wg À avyvvrotg so

Eyvo émyergelv, nageldoag vuntòs toy ZxAngòv éyaoer TIPOS + * * * * Év- teüdsv dios tods xegh tòv ZxAnpdv elle xal xepl rüwquiréror «dr@v, xl roy axoordryy xataliprevovies tH neWToßesTtupim TPOSEGAV. AA covrov delcas 6 ZxAngòs tov uéyioroov Miyand tov Bosprinv xpos- HEY OONROT EL avr xal ‘Popavoy xateinioy tov Tagwvirmv usta oroatias es ÉXEUVE Kara Tod reorofeoruglor, zgooßuAovres Exelvo Hrridycar. ds 6’ Eyvaodn 16 ZxAneò À Tv neupdeviwv Nrra, advog ody navel To val avrdv OTONTEUUUTL xatà tod newtoßeotiapiov Xwpel, xal guppripvurau tH per” adrod otpatià xal vixà. xal 6 uty otoaroredaoyns IIergos dvgonto, 6 di nowroßeoriapıog EaAwxeı. UT" 1 víxy éxl péyo uèv dos 10 tod LxAnood, de t@v faordécov sis andyvadıv fvepxe, nol uällov Ste xa) ¿Dadacooxpdre: 6 arootarns. ordiov ovy 6 xagaxomuouevos étomudoag exxéuner xara tov OTOÂAOU TOD anootcrov, xal vavpagias pevo- uévns 6 orólos à Tod ZxAngod xorevavuayjdn ual disostdaoto. wg odv HOME ta xara tiv dedaccav, ta AUTO TV ÂTELQOV 6 HAQUXOUWLOLEVOS 15 Öısridero xal rdv ’Egwrınov eis Nixaev imeppe Tv tig Biduvias untodzoiwv, tadınv pooveñoovra, 7) npoaßeAmv 6 ZxAneds drexpovodn sal Au tovg Ev aÙùti npododvaL tavtyy nAnixeı HO MÉVTOL EXE0VoTgQL- 60 robs] ta D émondéaod ou D os devini (cum nota nom. propr.) à” &ynvérow D sed david posthac a D deletum, dvusyros À 61 napedoag B, xe- lacas VB éneyoger J meds tòv rólepoy món add. ante éydeee H (v. infra) zoös... dvrsößes cum lac. VI fere litter. A, cum lac. XII fere litter. C, sine lacuna EG, cum lacuna TU, cum lac. X fere litter. OP; reds tó»... ivteddey cum lac. XII fere litter. BM, cum lac. XXII fere litter. D, cum lac. III fere litter. J; mods ro... tvreddev cum lac. XV fere litter. 9, cum lac. XX fere litter. V; xeòs ra... évrevder cum lac. VII fere litter. Q; reos érredtev Sp mods t...érre68sy cum lac. XII fere litter. Z; dvrevdev, omisso weds nullaque lacuna H (v. supra); weds * x Evreüden w mods (tiv ‘Avarodny). évredder Di ex Gedren. II p. 424, 23, ego praetulerim reos ‘Avarodixe). Evrebdev 62 elye Vd sal ante zegh om. Rwp, ten. AUOV adroig VO 63 xatadipravovia Q áfeoxagio J (v. vs. 66) 64 mpgocxezognxoros VO 65 |adrdv A ruguseirny G, saçorienr ex raçpovséenr corr. J 66 «feoriapiov C (v. vs. 63) rewmrofeoricelov 1) (v. vs. 70) zgooßalövreg ex npooßallovres corr. E éxeivo om. DM 67 yvoc9n D oby xavtl| ovunasıı S, cvuraviì H 68 oveovyynra: Ewp 69 oroariós (= orçgari& nal) D sed punctis ad ereands additis repetit DM creerà, ne quis

ergariás intellegat 70 &yresto T, dvnen V, ¿rienta: H rewrofecrnceros D (v. vs. 66) piv om. O ee O 71 Baoledy Q, Pacilsioy J 72 reprnoruopevos O (v. vs. 6) 78 cod orólov om. G yivouévns Ewp 74 nal DM 75 civ pr. add. AG, om. Rwp zegıxoıuouevog O (v. vs. 6) 76 vixnay O rijvom.Ewp tiv 77 unreémolir om.G 77 Bnduvias Dw, Büßüriag E 77 peoveisorrar E, peovercauvra J xgoofelov D pro ¿xexgovcdn 87 ris óleos omissis praebet roüroy éxet®ev áxélace (sic) Lpò mistouevov H 78 no pértor nal goeovore:fijocas Rwp; equidem proposuerim: xed pévro: Eygovorgeußnön enel, Ciel)... xageoxedacer

226 I. Abteilung

Prin éxeî ortodeta toda ¿vdov meteoda. rupeoxevacev. Eyva poùv 0 "so ’Epwrixög Anden xataotoatnyijoai tov Evavriov xal toda citOvas wippov Enijowos xal 19 vauuov dito éxéyouoev, wo Öoxelv toy Syxoy Exavra citoy elvaı. Eymv obv tivas &Aatods dx tod orpxroxédou ray évavriaær, abrois toda Giras odd’ Muidesto Gvras bnéderte mal de adra@v ¿Sima tO ZxAno® un dediévar tv noliopxiav tv Ex Aipod. „ec de por ¿pr "85 „mioreis doing ped” Ov Bovkoucı nupaywojoud por dre sir, Uxexarijóo paí 001 tie no6Aewmg TA Poovey. repiyapg®s tovrav fuovosv 6 ZxArços xal riore AUTO nagégye xdxeivos toús te nAstovg tig xólsog xal ro oby AUTÁ Orparıwrag ruperdnpos tijg móleows EkEror xal pos THY pepa- Adnoiıv demeror, xal 6 ZxAngos elascorv ele tv Ninxacav xal cde Eyvo % Keraorgarnyndeis. 0 ye mapaxroruduevos, tod ZxAnooù Exeider ancpuvtos xal ri) faordevovon av leo rAnciatovros, aungavòv Ar. pvogiuagious odv dv Duxiv Bdodav && tîs brspoplas dvexadlégaro, xal Goxors avrov goixadeciy Evönodusvos xal raluuvarotata:s dpais un &v more ti) fuorAsia Enidioda. und: xara av Pacrlevévroy Bovier- 95 6a0d., tals mepuioirors dvvaueoi toy tvdoa Éqpiotnor uayiaredv ti tipyoag xal yofuara day mapuogouevos xal thy xara tod ZxAngod ucyny «brò «vadénevos. ünsov ovv 6 Doxüs. 6 ZxAnedg toùro padov tr Éyvo uagecaoda. EOS avrayovothy aEıdunyov xul &pas, amer xa regi TO ’Audorov Gvundexeta TS Doxt, xa ylverae udyn 100 TOY OTOLTEVULTWV, xul Mov drreprepodvres Of rod ZxAngod, of xegl tov Doxäv Tu vata ETPENAVTO. xal OVTO TU Tig payne tavens Gvu- 79 ro Evdov Q Evdotey C yoòv AR, otv EwpCQT+U:VOD 80 ro évarrior E, tóv ¿vavriov DTM p«¿uuov Eninowoe 81 rdv dyxov in textu omissa add. En 80.81 rods oiróvas pupuov érlyooce AE ıyauu él. E") wpUSOG, roög... erro- Bolúvas paupov ... remineoxos Cedren. II p. 428, 12, eig rots ciróvoas wappor cuvexouce R 81 tiv waupov cito AE"wpUS0(, cito (oirov G) thy pappos R tréyoooey AEMwpU®0:*G, ¿xiygemoas Cedren. TI p. 428, 14, Éréyggooé re xal érsuadvyev R, éméyeucs te xa) nénuye S, éxéyocer p tóvom. T 82 ov» in textu omissum in marg. add, CW post «Aorods add. «broîs Q 83 odd’ AEwpUOG, om. Rwp édniwor] dreéderte D 84 Öedomevu D difvar D rod. ante Amor add. DUM 85 post zioreıg add. ed V@ 87 uexetvovs OG _ ve post wZelovs U nal tobg 88 ris móleog:om. T 88 crearióras Ewp ueyælomoly AR, ueycAnv modi EwpTsU*Ps 89 arsıcv AV, ansıcı RA, Eresıco B 6 om. Z eslosıc

omisso sequenti dsg xal 90 xaraoroutrnyn® sis om. H 90 nur orgurnyndeis D muousopopevog À (v. vs. 6) udusidev QJ 91 facidevovoy tov xoewr| peyudo- mute VD 92 dvunaltsaro J 93 peruodeciv om. DMZ perxbôeciv duis

om. S &£rövoausvos DOTII nal ralavavroráras «exis AEwpULOG, om. 14 rara roy Baclevovtwy] pera tev emiBovlevortor Z Povisvcacdar] Baucriet- caota: () 97 Extiouwy U ante 6 oxdneds add, nai EwpUtG, om. AR 9% ante ucgecuoda: add, péllov Rwp pauygcdor DT, weyjcacta D 99 reguriéneras VJ 101 pœu& D rau pr AEwpU*0G, om. KR ¿orgépavro D Ergepar Di post

ovzw add. piv Rwp taórns ovuBeBnxe om. G cvuféBrzuev J *

Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 997

Beßnas. cH ¿Eng ol tóv orparevuarov ¿Edpyovres abrol pos dAANA0vg uagicaoda. Eilovro xal toy ayava roy dato tod mavrds dvadétacdu.. ¿xñidov oùv didídoss, xal Ipúros ¿pde nulsas tov Daxkv 6 ZxAnods, * dog pty Evioı Aéyouor, xopuvn xara The repudio, ds 6’ Eregor, Elpos dxavereívero xaı’ abro, rod dl xAdEvros mods Dárepov uépog xl Tv zAnyny ¿xxdivavros, ¿pduozs rd rod Eipovg Unpov ro obs Exreueiv rob taxov tod tod Doxû. 6 ye Doxàs cvréndyte tov ZuAnoòv xoovvy xara vis xepalís, xal 6 nAnyels oxorodividoas vo Tod Innov td«yAo éneneoev: Sv ol xegl avtòv xuxòg Eyovra Pecocpevor xal tO &x rijg 110 xAnyîg alpari TEQPUQUEVOV, NEQLOTEVTES OUVEOIOV nal Émipapov eis AY, dvaxtyoduevol te Acınoyvyoüvre tov &vdoa TO Vdar: a) To xurapgsdoav Tod aluaros exopeuyovres' xal tod innov Exsivov dnoßıßdoavres Erolovv ta sionueva. ¿v tovro d 6 innog 6 tod ZxAngod tòv xaréyovra Expuyiov xal dnooxıprioag Enıßarov ywols éxodarvev ava TO orparóredov aluatı 115 nv. qaitnv diefpogos: Ov (dovra Ta tod ZxAngod oro«tevuata éxionuos yao Tv 6 Innos xexAnuevos Alyvntios xl olydévra néeosiv toy favròv Nyeudve, dxparós bourxesav roda puyív. xatavorcus Ot ro yırdusvov 6 Donûg ÈnELOL rois pevyover roves olxeiovs xaguPagovvac’ xal xolloi psy dvnonvio Ind tay avrınol&uwv, xollol xl NALOXOVTO, 120 mAelovs d ia’ dddijdoy dxreívovro Hvumarovusvor. ¿vrevdev 6 Lxdnods

¿faxopndels wera Tov rep pdevcor xatTapevye. ngog Xoggdynv tov Bafivióviov. xal Toüro padov è faordeds Exeupe pos Koogdnv, «Eniv un apoodetactt toy Tvpavvifoavta xatà tod olxelov deomórov yevd-

bed

05

102 zede om. BQTJP 104 fpôn in textu omissum add. DD relces toy 106 xas” aùzod AEWpTOG (v. tamen vs. 105), xara tod pou 6 oxinods Elpos Exavarelvaodaı R 105 post Eregor add. Aeyovar U 106 éraversivuro E wp ÜrOrG® post de add. paxa VD ulioderros J 107 exdivavrog AD cd pr.] ro D rod om. U &xod D £6 005 Eureusiv rod innov tod rod pœox& ALOU, rod inzov tod pare TO 005 tursuelo R, oùg Éxreueïr tod Innov Tod por wpls(?) 108 xoeivn D 109 fig om. UVE 111 xepvouéro D, zeqpuouevov corr. J éxiyayov AO, «xúyayor Rwp 112 dvanrıoduevol te E, dvanınodusvoi ve U, «vuxrnoouevóv te Q 118 axoggdwarres Ewp, crogeiwavres Ui, «xmopevparres superscripto oJ xel cod —114 za sienpeva om. (+ 114 rocovro DM, rodbro DH œquywrC 115 droounernoag Q, éxocoxgrioag ex &rocunetioas corr. H éxedarvev AR (¿xpóueve DMZ), éxpóavev wp évà AR, ¿vá superacripto xara J, xara DMZ 117 érionpos ye Alyórrios om. G éxiengos ex corr. J aiyúxrrios EB 118 éavróv A, B corr. ex ¿avróv, CQP, Cedren. II p. 432, 23 vouicavres thy tavròr &ogorra wenroxéver, ¿avróv

09H, atsdx DEwpR® éxgáros J 119 yevóuevov HD Enero VD apa do púvas P 120 óx0 AR, ¿xd EwpS*, rage H, om. G xa ante ritoxovro om. H nAlonovro Q 121 cvurrarodueyo: éurelyovro C 122 toy Bafvibviov 123 reds Xocgón» om. ©

128 xal ante roöro om. Di (cum Haasius ad vol. II ed. Parisinae p. 218 lin. 47 recte annotasset xa) in codice A esse omissum, Dindorfius id perperam retulit ad xa) lineolae antecedentis) 124 rugavvicaria E ante xara udd. xal Rwp oixsiov] idiov B i

228 I. Abteilung

125 MEVOV, Iva un) xal xa® Exvtod vróderyua Join ovx qyadóv. Epege Y O neupdels xel mods tov ZxAngòv xal rodg per” avrod Eyypape ti

- Bach Beßarwdevre zEoi, auvnotiav avrols tOv rexoayuévov fpa- Bevovta, Ei Anooreiev ris Eyysıojoeng xal td Baordet daoxdpusr. tudra TR dg tov Txdynody xal rodas per” énsivov Baoileux yodupara

150 08 Eyvo 6 Bafvióvios, avróv te tòv tiv rmosofziav xringobvrae xal rdv ZxAnpov xal rodg per” adrod orparióras xadeloyvuoiv. ivradia uty obv tóte tig dnooradiag ¿Ante td ZxAno®.

125 xa) ante xad° tenent AEwpOS*Us, om. R den G 126 Eyyoador VO 127 Befeodévra T duvnorelav EwpH 128 éyzyetoíceos BQSTP 129 raòre yedpuara om. H ra om. D pereneivoy A, per” éxtivov Rwp, ¿xelvov DMZ Bacilera yodupara om. (+, yocpuare facilita DSMZ, 130 ag ¿y»ow] d yvov; H re om. G 131 crearibrag D, om. DSMZ 132 róre post éxosrucias ponunt DMZ

Überschauen wir nun die Variantenangaben zu diesem Kapitel, so ergiebt sich als eine unleugbare Thatsache, dafs alle achtzehn Manuskripte dieselbe Lücke (ann. er. 61) haben. Es würde deshalb nun sehr nahe liegen um zuerst den Wert der Handschriften Wolfs zu besprechen —, die älteste der vorliegenden Handschriften, den codex A, als den arche typus anzusehen, aus welchem alle jüngeren Handschriften geflossen wären. Allein es finden sich zahlreiche Stellen (II p. 3, 7. 31, 13. 221, 7. 251, 22. 255, 1. 395, 19. 405, 1. 440, 5. 462, 12. 471, 11. 551, 11. 583, 11. 588, 21. 616, 9 u.a. m.), an welchen A offenbar Lücken hat, deren Ursprung nebenbei sich öfter (so II p. 31, 13. 395, 19. 440, 5. 462, 12. 471, 11. 531, 11. 583, 11. 588, 21. 616, 9) ohne weiteres erkennen liifst; da aber BC dieselben Lücken nicht auf zeigen, sondern vielmehr die vom Schreiber dieses ältesten Parisinus irrtümlich übergangenen Worte klar und deutlich geben, so können diese beiden Tlandschriften nicht aus A selbst direkt geflossen sein. Da jedoch BC dieselbe Lücke (s. ann. er. 61) wie A zeigen, so müssen sie auf dieselbe Quelle, aus der A flofs, zurückgehen. Aus diesem ge meinsamen archetypus, von welchem uns A das treueste Bild giebt, sind also, wie die Übereinstimmung aller jüngeren Handschriften im allgemeinen und besonders in Bezug auf die ann. cr. 61 erwähnte Lücke zeigt und wie sich im speziellen für DE noch genauer aus meiner Ausgabe ergeben wird, eine Reihe von Handschriften geflossen, die ball mehr, bald weniger durchgearbeitet waren und Erklärungen und stili- stische (seltener sachliche) „Verbesserungen“ enthielten, welehe den Zweck verfolgten, den Text leichter lesbar zu machen. Dies sind die Quellen der jüngeren Handschriften.

Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 229

Unter denselben ist am wenigsten von der korrigierenden Thätig- keit die Handschrift E beeinflufst, und es spricht sehr für Wolfs philo- logisch-kritische Beanlagung, dafs er gerade diesen Codex für viele Bücher des Zonaras zu Grunde gelegt hat; unter den vier Pariser Hand- schriften aber, welche Ducange für die byzantinische Geschichte be- nutzen konnte, findet sich, wie es scheint, nur eine einzige Handschrift, welche sich mit E vergleichen läfst, aber natürlich viel geringwertiger ist: der Parisinus 1768, den wir U benannten. Hätte Ducange diesen Codex in Verbindung mit Q und T (S ist D sehr ähnlich und kommt weniger in Betracht) ausgenutzt, so hätte er für die Bücher der by- zantinischen Geschichte, bei welchen Wolf leider D zu Grunde legte, den Text kritisch fördern. müssen. Allein dies hat der Pariser Gelehrte verabsäumt, sich vielmehr zumeist ohne weiteres dem Texte Wolfs an- geschlossen, ohne seine Handschriften einzusehen, und somit, für die Bücher XII bis XVIII kritisch äufserst wenig geleistet.) Höher ist jedoch sein Verdienst um die Textkritik für die ersten zwölf Bücher des Zonaras anzuschlagen. Bei denselben legte Wolf meist C zu Grunde, eine jüngere Handschrift, welche sich nicht selten stark von dem ur- sprünglichen Texte entfernt und auch öfter durch Lücken entstellt ist. .Ducange aber hatte für jene Bücher nach der oben gegebenen Über- sicht zur Verfügung die uns bereits bekannten Handschriften QS bez. TU und den cod. Colberteus (= Paris. Nr. 1717). Aus diesen Manu- skripten, die zum Teil (bes. der Colberteus) viel besser waren als C, hat nun Ducange allerdings an vielen Stellen den Text nicht unwesent- lich gefördert. So wies er um nur einiges anzuführen darauf hin, dafs QS und der Colberteus die Interpolation I p. 15, 16 16, 11 nicht haben, so dafs Pinder, weil auch AB übereinstimmen, mit Recht jenen ganzen Passus in Klammern schliefsen konnte. An der oben (S. 212) aus B angeführten Stelle I p. 22, 5 verláfst Ducange richtig Wolfs Text, der aus C stammte, und schlielst sich der besseren Uber- lieferung seiner Handschritten, der auch AB und die epitome losephi 8 38 s., Zonaras’ Quelle, zustimmen, an; I p. 154, 6 und II p. 76, $ füllt er aus dem Colberteus die Lücke genau so, wie auch A liest; I p. 166, 2 wird in treffender Weise für gesuav, wie Wolf nach C schrieb, aus dem-

1) Aus jenen Erwägungen folgt zugleich für einen künftigen Herausgeber des Zonaras, dafs derselbe nur insoweit die jüngeren Handschriften zu berück- sichtigen hat, als dieselben einerseits geeignet erscheinen den Text zu fórdern dies geschieht selten genug —, andrerseits für die Textgeschichte von Wichtigkeit sind. Somit würde es eine unnötige Belastung des apparatus criticus sein, die oben benannten vier Pariser Handschriften bei einer Ausgabe der Bücher XII bis XVII in Betracht zu ziehen.

see

230 I. Abteilung

selben Colberteus, dèm auch A und die LXX zustimmen, éseud® ein- gesetzt.

Allein solche Verbesserungen bilden doch immerhin nur die Aus nahme; im Gegenteil finden sich wohl ebensoviel Stellen, an denen Du- cange zwar die gute Lesart seiner - Handschriften angiebt, „aber die schlechte, von Wolf aus C übernommene beibehält. So hat z. B. C und mit ihm Wolf I p. 87, 8 regupógovs, dagegen die Handschriften Du- canges [auch AB] das richtige zegıpößovs. Trotzdem behält Ducange im Texte das verkehrte zegıpögovs. Ferner fügt der cod. Colbert. [auch A] I p. 211, 2 hinter &xAıxun®üveı noch hinzu xe oxeduc diver; weder Ducange noch Pinder nehmen dies auf. Erst Dindorf hat mit Recht den guten Handschriften den Vorzug gegeben. Eine gewisse Flüchtigkeit zeigt sich I p. 259, 18. 297, 7. 300, 11: hier geben die Handschriften Ducanges bez. der Colberteus eine Lesart, deren unbe- streitbare Richtigkeit der Vergleich mit der Quelle des Zonaras lehren mufste. Allein Ducange unterläfst es hier, dieses vorzügliche Hilfsmittel, das er senst anzuwenden pflegte, heranzuziehen und verbleibt daher bei der schlechten Lesart Wolfs.

Fassen wir somit unser Urteil über den kritischen Wert der Pa riser Ausgabe zusammen, so würde dasselbe dahin lauten, dafs Ducange: trotz seiner vielen und stellenweise guten Handschriften an nicht allzu vielen Stellen den Text gefördert hat und dafs daher seine kritische Leistung hinter der Wolfs im ganzen genommen zurücksteht. Ein zu- künftiger Herausgeber der ersten zwölf Bücher des Zonaras, welcher sich der Mühe unterzóge, aulser A BC auch noch die von Ducange in diesem Abschnitte häufig benutzten Handschriften, bes. den Colberteus zu kollationieren, dürfte zu einem noch härteren Urteil über den kri- tischen!) Wert der Arbeit Ducanges geführt werden.*)

Fügen wir schliefslich diesen Betrachtungen eine Besprechung der- jenigen vatikanischen und Wiener Handschriften hinzu, von denen wir oben ein genfigendes Bild glauben gegeben zu haben, so fällt von den beiden Wiener Manuskripten dasjenige, welches die Nr. 68 trägt (Z) und

1) Noch schärfer urteilt W. A. Schmidt (über die Quellen des Zonaras usw. S. 285 bei Dindorf vol. VI p. LIX): Ducange freilich erklärt einen genauen Kom- mentar .. für überflüssig (praef. ad not. “hist.): bei solcher Ansicht kann es uns aber nicht wundern, wenn er, wenigstens beim ersten Teil, für das kritische und historische Moment so wenig oder vielmehr nichts leistet.

2) Der Text von Migne in dessen Patrologia (iraecn ist ein blofser Abdruck der Pariser Ausgabe; über die Venediger Ausgabe von 1729 kann ich mir kein selbständiges Urteil bilden, da sie mir nicht zur Hand ist. Doch scheint auch diese nur eine Wiederholung der Ausgabe Ducanges zu sein.

Th. Büttner-Wobat: Studien zur Textgeschichte dea Zonaras 931

aus dem 15. Jahrhundert stammt, ohne weiteres hinweg, da es für die Textgestaltung ohne Belang ist.') Ebenso ist die demselben Jahr- hundert angehörende andere Wiener Handschrift Nr. 43 (V) für die Feststellung des Textes wertlos; für die Geschichte der Überlieferung des Zonaras ist sie deshalb beachtenswert, weil aus ann. er. 122 her- vorgeht, dafs dieselbe aus der so ähnlichen Palatiner Handschrift des Vatikans Nr. 202 (9) nicht stammen kann. Damit stimmt vortreff- lich die Angabe, nach welcher die Wiener Handschrift aus dem 15. Jahr- hundert stammt, die genannte Palatiner etwa em Jahrhundert jünger ist. Daher ist entweder das Wiener Manuskript der Archetypus oder beide entstammen einem gemeinsamen Originale.

In ähnlicher Weise müssen aus den sieben oben verglichenen vati- kanischen Handschriften ohne weiteres als für den Text wertlos aus- geschieden werden: der- Palatinus Nr. 271 (J), der Vaticanus Nr. 135 (M), der Vaticanus Nr. 980 (P), der Urbinas Nr. 95 (H), der oben ge- nannte Palatinus Nr. 202 (®). Damit bleiben als bessere Handschriften nur zwei übrig: der Vaticanus Nr. 136 (0) und der Vaticanus Nr. 981 (G). Letztere Handschrift, dem 13.—14. Jahrhundert entstammend, stimmt im allgemeinen gewöhnlich mit der guten Überlieferung, welche A öfter auch E bietet, überein; allein die vielen Weglassungen (s. ann. er. 1. 2. 11. 25. 27. 28. 30. 35. 36, 38, 40 u 6.) und eigenmächtigen , Änderungen (s. ann. er. 2. 20. 35), welche sich in diesem Codex finden, sind nicht danach angethan, seine Glaubwürdigkeit in günstigem Lie hte erscheinen zu lassen. Es kann daher G weder einen Vergleich mit E, noch gar mit A aushalten, und dürfte somit durchaus nicht geeignet erscheinen, den Text im wesentlichen zu fördern.

Ein bei weitem günstigeres Urteil ınüssen wir aber über die älteste Zonarashandschrift der Vaticana fällen, den Pergamenteodex Nr. 136 (0) aus dem 13. Jahrhundert. Zwar hat auch diese Hand- schrift, wie alle angeführten Codices, die bekannte Lücke (s. ann. er. 61), jedoch stimmt sie so auffallend allein mit dem treftlichen Parisinus A öfter (s. ann. cr. 9. 111) überein, dafs ‘es fast scheinen könnte, als käme sie demselben wie scheinbar an Alter, so auch an Wert gleich. Allein sieht man näher zu, so finden: sich doch in dem einen Kapitel, welches wir oben angeführt haben, Verschreibungen (s. ann. cr. 6. 55. 72. 75. 90; 33. 45. 87. 99. 118), eigenmächtige Verbesserungen (s. ann. cr. 19. 34 [ganz merkwürdig]), Lücken (s. ann. er. 36) und sogar be- reits „bessernde“ Beeinflussungen (s. ann. er. 98. 101), wie sich dies

1) Diese Handschrift zeigt mannigfache Ähnlichkeiten mit dem älteren Va- ticanus ‘Nr. 135 (M), wie u. a. aus ann. cr, 51. 61. 93. 131 erhellt.

232 | I. Abteilung

bei A durchaus nicht zeigt. Wenn daher der Vaticanus O in dem Satze (s. ann. er. 70) «dry % vixn Enl péya uèv jee Tod ZxAnood die Partikel piv wegläfst, so ist die Möglichkeit nicht zu bestreiten, dafs diese Lesart die richtige ist. Da sich jedoch in dem weit zuver- lissigeren Codex A, der noch keinen korrigierenden Einflüssen unter- legen ist, dieses u&v findet, so bin ich geneigter, die Lesart des überall verläfslichen A dem öfter flüchtigen O vorzuziehen, obwohl ich nicht leugme, dafs der Zufall auch eine Rolle spielen kann und nicht immer das Wahrscheinlichste gerade auch das Richtige ist. Wie dem auch sein möge, ich glaube zu der Ansicht vollkommen berechtigt zu sein, dafs der Vaticanus Nr. 136 aus demselben Archetypus wie A entstammt, zwar unter den jüngeren Handschriften bei weitem die beste ist, dafs er sich jedoch an Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit mit A nicht messen kann. Daher halte ich es auch für nicht recht wahrscheinlich, dafs aus der Kollation dieser Handschrift etwas für die Förderung des Textes gewonnen werden könnte, was eine methodische Kritik, welche sich auf A stützt, nicht bereits aus dieser Handschrift bez. den jüngeren Geschwistern derselben finden könnte.

Sind diese Erwägungen, welche sich freilich zum Teil nur auf ein einziges aber entscheidendes Kapitel des Zonaras stützen, richtig, so ‚steht fest, dafs keine der uns bekannt gewordenen Handschriften an Güte und Zuverlässigkeit dem Parisinus A gleichgestellt werden kaun, dieser demnach zur Grundlage des Textes zu nehmen’ ist. Somit würden sich für einen künftigen Herausgeber des Zonaras folgende Grundsätze ergeben.

Für das gesamte Werk des Zonaras dient als Führer der cod. Parisinus 1715 (A); für Buch 1 bis einschliefslich 9 ist daneben der Viennensis Nr. 16 (B), der Monacensis Nr. 324 (C) auf jeden Fall zu benutzen, wünschenswert wäre es auch, den Parisinus Nr. 1717 heranzuziehen. Für Buch. 10 bis 12 käme aufserdem der cod. Monacensis Nr. 325 (E) hinzu. Endlich für die byzantinische Geschichte (Buch 13 bis 18) sind neben dem grundlegenden A die jüngeren Handschriften B, C, E und der Monacensis Nr. 93 (D) zu vergleichen.

Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 233

Anhang.

Zusammenstellung der wichtigsten!) Ilandschriften der Epitome des Zonaras.

A. Text. I. Handschriften des 13. Jahrhunderts.

1) Parisinus Nx. 1715, vollendet im Jahre 1289 (A) s. >. Of ff.

2) Vaticanus Nr. 136 membran. form. 4 fol. 216 (0) (s. 5.221.231 ff).

1" xgonyod tov ¿uv rovyuero al. m.: fovugas.

Evordyoo &v to ...(1p.3,1).. 7000 pidoriuotegov (I p. 6, 8).

1" allerlei nicht Zugehòriges.

folgen zwei moderne Papierblätter.

2" Enıroun nalarov lorogidy ovileyeión xul ovyyeageion rapa ¿odvvov povayod tod fwvapk. Yeyovöroo peyddov dpovyyagiov tija Biyiao (-yo m. 2) xal aporeanxpirio: (s. Ip. 3 ann. er.*) and

-S. 212). °

Everdyao dv tio ... (I p. 3, 1).

3" 89 fou ply... (Ohne Überschr. s. I p. 17, 1).

14° rédoo tio óxtarexov.

“Aqq) wav Pacılsıwv.”)

21" Baoulela coldouúvroo.*)

37° xepl tio lovoro:*)

69" émiroun tío dAwoead tijo lAîju.") .

13 xsgl douno xal Gouviou xual toy fouciwr.

101”... ¿gorro à yeupi (11 p. 298, 7 Ende des neunten Buchs).

101” Gedicht: y&gıou« xparoo Tüv uaxpüv róvov yéguo (20 Verse) ... Aoû mod to Asinov Yijo uedigpoiuo Axfo.

1) Absolute Vollständigkeit zu erreichen war ans verschiedenen Gründen nicht möglich; ich wollte hiermit nur eine Grundlage für weitere Forschung geben und bin für alle Nachträge daher sehr dankbar.

2) ‘yaveds mods tH pià diaguicaci: (I p. 96, 6). Inc. novum cap. cum hac inscr.: dx tig éxtarevyou: do av Bacleay: xegl tod nAel tod lspéws Hal say abrod xaidoy” A (nach Han); s. aufserdem S. 234 u. daselbst. Anm. 4, $. 236 u. daselbst Anm. 1.

3) “post cvvexideroer: (I p. 143, 3) relinquitur spatinm lineae vacuum, et sequitur inser. in media lin. posita, additis ab utraque parte ornamentis: Bacilsic colou@yrog” A (nach Haase); x. aufserdem $, 235.

4) "post xar” abri» (1 p. 247,.4) in media linea est operosior inscriptio: ¿o0v899: o? A (nach Haase); e. anfserdem $. 234.

5) “post rod Négovos (1 p. 523, 16) in integra linea utrimque ornámentis ap- positis ent inser.: éxeroun Tic «lmoews tig ‘Im :. A (nach Haase),

Ryzant. Zeitschrift I 2. 16

234 | I. Abteilung

Namensziige oder dergl. nicht lesbar.

102° Ersıtoun lorogı@v ovddeyeion nai ovyypapeión naga ¿mdvvov uovagod tod Cavagk yeyovóros ueydlou dpovyyapiov Tio fiyiuo: meguézer adın tas reel tOV avroxparógor loropiao: (8. II p. 298,8 ann. cr. und S. 213 mit Anm. 1).

¿E dexîs uèv ody .. (II p. 298, 8)

216" uvmune éurnvgevua’ (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der Epitome). [Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.

3) Monacensis Nr. 324 (C) s. S. 203 ff.

4) Parisinus Nr. 1714 .(Q) 8. S. 217 f.

5) Venetus Nr. CCCCI in 4 chartaceus, foliorum 262, saeculi cir- citer XIII. ') Zon. ann. libri IX priores (Zanetti p. 196).

II. Handschriften des 13.—14. Jahrhunderts. 6) Palatinus Nr. 271 (J) bombyc. form. 4 maj. foll. 285 (nach der

Numerierung, die stellenweise, nicht konsequent, die verlorenen mitzählt). Durch Nässe beschädigt, am Anfang stellenweise unlesbar (s. S. 204 ff u. S. 221 ff).

1 (ohne Überschrift) sboréz000 &y vo... (I p. 3, 1).

2... xaryerodeoav (1 p. 14, 10).

desunt duo folia (adser. Sylburg).

2 weilse Blätter (gezählt).

Y rov tóxov toto «puevioro”) (I p. 28, 7

“OY ... ai dedoexvia | (I p. 39, 21).

desunt quatuor folia (adscr. Sylburg).

1 weifses Blatt.

11" xal y öyıo rod xgos@rov (1 p. 63, 12)...

15"... “‘suaoxtouow) (I p. 96, 6) té106 tod OXTUTEÑIOV" KEY} TV BusıAsuov. 1) piel ...(I p. 96, 7).

21" Baordeta colouGvroo (s. S. 233 und daselbst Anm. 3). codoper

. (I p. 142, 4).

39" ..xat avrav (1 p. 247, 4) | Jovdijd. Ev Ere... (ibid.).

107" | yorw& yeo (IL p. 199, 17): ine. al. man.

125" man. post.: tod avrod Oevrepov Tuijuu. neol TOV Ev Goui povagygniaviav.

1) Dieses Alter dürfte wohl zu bezweifeln sein.

2) A giebt toy ronov ts kopevias, während C andere Wortstellung hat: es scheint also dieser Palatinus der ältesten Überlieferung näher zu stehen als

3) Auch hier ist der Palatinus A näher verwandt als C (s. T p. 96, 6 ann. er..

4) S. S. 233 und daselbst Anny, 2.

‘Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 235

al. man. post.: @077) xepl rio tay avroxparópov [oropíxo. (Urspr. ohne Überschrift). 143" | re Övvaoreiuıo mévie ... (II p. 408, 14) inc. al. man. 158" | buoA6ynta: : ev œiriav (IL p. 529, 13) mit tiv beginnt wieder die Hand von fol. 107 ff. 166" | & & tovrov ¿viavrovo (II p. 564, 4) inc. al. man. 171" ... 9%o0a | 172" | Badév avetdev (II p. 600, 14). 172” ... Kiavdiov Bvyargıöng (II p. 606, 5). deest folium cuius initium: x@voreo (Sylburg). 173 | Paddy éverdev (II p. 600, 14).... 200" | 9 dE (vol. II Dind. p. 272, 6) 207 al. man. 208—213 die Hand von 107 ff. 214—227 die Hand von 200 ff. 228—275 al. man. .276—285 die Hand von 107 ff. 285 ... uviung éunvoevua (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der Epitome). _ [Nach den Mitteilungen des Herm Prof. Dr. Mau in Rom.] 7) Vaticanus Nr. 135 chart. form. 4 maj. foll. 311 initio mutilus (M) (s. S. 221 ff.). 1" | ovvdijxarg xal poroso... (1 p.9, 4). 2" Ohne Überschrift. 06 ¿ori uèv ... (I p.17,1). 19° rédoo tod dararevyov: don tüv Paola &r.!) 29" faordeia dolou&vtos.!) 1147 ... uviunv ph dcapdyoey (I p. 562, 14 Ende des 6. Buches). 114" xegl Gœoualov xal ro fauno avrijo.*) Atvetao ... (11 p. 3,1 Anfang des 7. Buches). 167" ... éyouro Y your + (IL p. 298, 7 Ende des 9. Buches). 168" Y uty xrporéga PißAoo meguéyer ta EBpoxa xul neol río bouno xal tóv daarudv. airy Tao meol tiv avroxparópov istogiac (s. S. 213 und daselbst Anm. 1). "EE dexñs ... (II p. 298, 8 Anfang des 10. Buches). 222" ... Zoynxev: (Il p. 620, 2).°)

1) 8. 8. 238 und daselbst Anm. 2 und 3, S. 234 und daselbst Anm. 4.

2) ‘Lib. VII. Sequitur inscriptio in media linea posita, ornamentis utrimque additis zeol fopaloy xal rijo ¿ouns adrfis: —’ A (nach Hause).

3) Es scheint somit diese llandschrift den Schlufs des 12. Buches nicht ganz enthalten zu haben; derselbe fehlt vollständig (s. II p. 626, 12 ann. crit.) in zwei Puriser Handschriften (s. S. 218) und wird wohl mit Recht für einen späteren Zu- satz gehalten. .

16*

236 _ I Abteilung

0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0 0,0000000,

Bactdsia tod pmeydhov xaovoravilvov.

255" ... 6 uèv yap, rvgixavorov avrò Akysı dógar (vol. III Dind. p. 355, 7) in mg: zegì tod [egod Asıydvov rio xravevpyuov pegrvpos sòpnpiao (genau ebenso CE).

256—257 chart. saec. XV. |

258" | dv xwvorevrıvovndisı roosdpsúbaviso éxxdnotac: Sre dva- etecios (vol. III Dind. p. 360, 24)....

3117 ... uvquno Eumvgevue (vol IV Dmd. p. 260, 28 Schlufs der Epitome).

Alles von einer Hand. Korrekturen (meist in Rasur) m. 1. {Nach den Mitteilungen des Herm Prof. Dr. Mau in Rom.]

8) Vaticanus Nr. 981 chart. form. 4 foll. 249 (von fol. 170 an mit Pauspapier überklebt) (G) (s. S. 221 ff).

1-4 nicht zugehörig.

5 (ohne Uberschr.) zgoreo« BiBoo meoueye TA Époxixà vol megi ro Gowns xal toy trated peyor xai Tov avroxparópor ¿E ar “OYETAL Y rapodo (s. 8 8. 213f£ mit Anm. 1).

"EE ¿exo uèv obv... (II p. 208, 8 Anfang des 10. Buches).

145° ... uvnuno ¿uxvpevpa (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der

Epitome). &x TOV xouvanrov peroo «yyédov qoveirov TO Uvaxri ddetín . (Nicet. Choniat. p. 8, 1). . 184% ... xaxwv (AAvyov meravoou ... [undeutlich].

yemoylov uovagoò loyoderov tod «xporolírov róvyua yoovixe') ... [unlesbar] (Georgi Acropolitae annales).

ro tijo iorogiag yorouor (Georg. Acropol. ann. Anfang p. 3, 1).

240" ... elo TÓDE xUTUOTADEDO TU Ts douaixijo dvvaotelao Zorn 07406 TOAvO.

[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.]

9) Vaticanus Nr. 982 bombye. forma 8 toll. 207 m fine mutilus, negligenter seriptus.

I" mporeoa BißAoo mepiegei ta EBoaina nai Ta reol tie fauno xa TOY brareróv. UT di tas meol tv abvroxgatdoav (otogiao (s. S. 213 f. mit Anm. 1).

"EE doyîs utv ovv ... (II p. 298,8 Anfang des 10. Buches).

207" ...8 10 Papda oùx iv dvextòv: GA’ ¿ml rovro xal ¿Bupv- Pupe xal unvia.?) Ex /jjjj atevoavroo di rod Buorléoë wo elgnrar 6

1) róovyua yoovindy mutelig giebt Dousa (s. Bekkers Ausgabe p. 3 ann. cri

2) Nach dieser Probe scheint diese Handschrift zu den jüngeren zu gehören, da niu diese mit Ausnahme von E an der angeführten Melle xat &unvia hinzufügen.

Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 937

pr Hi | deficit (XVI 7: vol. IV Dind. p. 21, 11). [Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.]

IT. Handschriften des 14. Jahrhunderts.

10) Vaticanus Nr. 980 chart. a. 1323 forma 4 min. foll. 309 (P) (s. S. 221 ff).

&xıroun lorogidy ovddeyeion xal ovyyoageion mega lo uovazod tov $wvap& rod yeyovóros peydlov dpovyyaglov tijo PiyAno xal mpurt- acmonro dpyopeva and tio faordetao dioxAntiuvod xal uakıuavod‘ xl Arjzovoa ueygı uo Buordsias xvpiov dAsbiov rod xouvnvoo (s. I p. 3 ann. cr.).

BaorAela ne xol uatiuiavod.

AoxAntiavdo . . (II p. 613, 14).

303" ... todg avróv Pooveodytae ueyadaro | (XVIII 27: vol IV Dind. p. 253, 3).

Folgt ein nicht num. weifses Blatt.

r allerlei. Darunter:

y BißAoo abrn Eorıv lepewo rob Boat al. m.: ¿yevv9y 6 vido uov 6 vt Ev tO mpoınodorndEevr woe vixfuari xard TV x Tod tov unvoo

rjo 9 N toò 8040" Erovo [1326 p. Ch.].

304" | dvrooyéoeor wetoag (vol. IV Dind. p. 253, 4 lückenlose Fort- setzung von ggovgoùviao usyaiuo 8. 0.).

308" ... uvuno éunvosvpa: + (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der Epitome).

drslsıhdn To mopov BußAlov Ev Ere saad N Extns: +!) [1323 p. Ch.].

[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.]

11) Escorialensis Nr. 162. In fol. en papier de coton, et d'une tres-belle écriture du XIV* siècle. Chronique de Zonare jusqu’au règne d’Alexis Comnène, incomplète à la fin. Les marges contiennent quel- ques additions d'une main plus moderne [Fabric. VII p. 465]. (Miller p- 134.)

12) Venetus Cod. CCCC in folio minori, chartaceus, foliorum 343. Zonarae annales initio et fine mutih. [Zanetti p. 196.]

13) Florentinus. Plut. LXX cod. IV. ’Erıroun loropròv ovhie yetou xa) ovyypaysica nage ’Ioavvov povazod tod Zavagà, tod yeyo- vótos usyeiov Agovyyapiov tijg Biyias nai nowrouoixpgnrs (s. I p. 3

1) Diese Handschrift umtafst genau denselben Abschnitt, wie der Parisinus Nr. 1718 aus dem 16. Jahrhundert (s. S. 218).

238 I. Abteilung

ann. cr.*) u. S. 212). Inc. svordywos dv el vis [Anfang I p. 3, 1] desi- nit imperfecte in verbis: xal elg ta Ev ti uovÿ tv Mayyavav Paci- devo. | XVIII 21: vol. IV Dind. p. 236, 29. 30]. Alia eiusdem Opera persequitur Fabric. vol. X p. 242 ss., ubi codicem hunc memorat, de quo notandum, nullam librorum divisionem adesse, sed capitum tantum- modo titulos apponi, qui desiderantur in editione. In primo folio legi- tur auctoris nomen litteris intricatissimis exaratum, cui tabella subicitur generationum veterum Patriarcharum ab Abraham usque ad Jacob.

Codex bombycinus Ms. in 4 saec. XIV ineuntis, multis in locis ve- tustate consumtus. Constat foliis scriptis 206. [Bandini II p. 658.)

14) Parisinus Nr. 1717 (s. S. 218 f.).

15) Monacensis Nr. 325 (E) (s. S. 213 £f.).

16) Parisinus Nr. 1768 (U) (s. S. 218 f£.).!)

17) Taurinensis Nr. CCXX b II 31. Bombycineus, constans foliis 235, multis tamen in locis, ubi vetustate “detritus erat, a recentiore scriba suppletus. Continet eam Zonarae annalium partem, qua Roma- norum Imperatorum historia describitur a libro nimirum X ad Theo phylum usque Michaelis filium [XV 25], cuius Imperii pauca dumtaxat exscripta sunt, adeo ut sex tantum habeantur libri. [Pasinus p. 310.]

18) Cromwellianus Nr. 24. Codex bombycinus, in folio, ff. 245 sec. XIV ineuntis; olim Mardarii monachi, cognomento Alleluiae [ol. 280]. Johannis Zonarae, monachi, Annalium pars secunda: initio mutil. Incip. im verbis: gofov übiov évouitov To tig ébovoiug amegtAnaxtov xai adguotov |X 3: 11 p. 306, 7]. Desiderantur in fine lineae undecim no- vissimae, quae in impressis exstant, ipsa puta auctoris totius operis clausula. In calce doûlos tüv JovAmv tod #eoù Magddguog, povayds, Extxdnyv 6 ‘AdAndovias, nomen forsan possessoris, qui quoque ultima septem folia manu sua supplevit. [Coxe I p. 453.]

19) Codex musei Britannici Nr. 28828. 1) The annals of Johannes Zonaras, comprising sacred, general and Byzantine History. from the creation to a. D. 1118. Imperfect; wanting the Preface, B. i. $ 1—7. B. 11. $ 21 B. iv. § 8 [Migne „Patrologia Graeca“ vol. CKXXIV coll. 40—76 e, 205 D 337 B] and a few lines at the end f. 1.

2) Byzantine annals of Georgius Acropolita: 1204—1260. Imperfect: wanting two leaves at the end. Printed in Migne vol. CXL vol. 969 f. 402. On the fly-leaf at the end, f. 440, are the oracles of the Emperor Leo, in Greek. Paper XIV th cent. In wooden boards covered with leather. Quarto. [Catalogue of additions to the manuscripts in the British Museum in the years 1854—75: vol. II (1877) S. 562.]

1) S. S. 239 Nr. 21.

Th. Büttner-Wobut: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 239

IV. Handschriften des 15. Jahrhunderts.

20) Viennensis Nr. 16 (B) (s. S. 207 ff).

21) Parisinus Nr. 1716 (S) (s. S. 218 ff.).

22) Venetus Cod. CCCXCIX in 4, chartaceus, foliorum 657, Zo- narae annales in duos tantum libros divisi, qui in editis in XVIII scissi sunt. Subsequitur nota: ’Ereisiadn Y xapovor PißAos did ysıpög Teogyiov lepews éuaprwlod rod BaotpaArtov, xura uva Toúviov. tijg ep” dvd. ree San (1420 p. Ch.) [Zanetti p. 196.) Textus cum co- dice Reip. Parisiensis DCV [jetzt Nr. 1768]') a Cangio allato potissi- mum convenit, tum quoad operis in libros duos distributionem, tum quoad prologum, qui nonnisi ad verba tv yeveoww (I p. 15, 15) per- venit, tum vero etiam quoad libri primi initium Heós ¿ori wiv av- evdens quos (I p. 17, 1). Erroribus equidem scatet, at variis etiam lectionibus, quae probari possunt, abundat. In ipso prologi initio pro Evdorôyos dv tig elmo est Novvegüg dv tig siro. | Morelli p. 265.]

23) Urbinas Nr. 95 (H) chartaceus fol. 133 2 voll. (s. S. 221 ff.).

1 Xenoph. Oeconomicus.

alia

84" ohne Überschrift ¿vdéxarov vırög Evigvrov (XII 33: II p. 622, 16).

105° ... taveny tiv itrav tod anooretov Üoov Ex Tod orddov abrod mepuedédernto Éyvoxüg TODE Tor ut nvtouddAnoev | (XV 23: vol. III Dind. p. 396, 4).

106 modernes weilses Blatt.

107° cegytov de rod tòv Hodvov EYovroo xmvotaviivov rólewo THY Carly xaraotpépavtoo mvego0 avrov diedetato. ta avra Exeivo dotabcv mai osvioov xal xvoov 0Eßwv te xal xvp@v (XIV 17: vol. III Dind. p- 311, 12).?)

180" ... uviuno éunvoevua (vol. IV Dind. p. 260, 28, Schlufs der Epitome).

éx tov Adyou tod negli tev Eni puodò ovvdytov.

180" rot godíov sy eds tov yoıgoopaxıyv Afovta bis 183" an- deres von Constant. Rhodius (s. Jacobs, Anthol. Graec. IIT p. 217).

1) Dies mufs ein Versehen Morellis in der Nummer sein; denn der damalige Parisinus 605, jetzt 1768, beginnt erst vom 10. Buche ab. Ob er 1714, früher 638, 1716, früher 435, oder 1717 früher 5090, dann regius 2503. 2. 2 gemeint hat, ver- mag ich jetzt nicht zu entscheiden.

2) Es läfst sich ohne weiteres schon aus diesen Mitteilungen vermuten, dafs in der Aufeinanderfolge der Blätter dieser Handschrift irgend welche Störung ein-

gewirkt hat.

240 I. Abteilung

184° ¿xirouy éx Tod qoovixod tod qaverarod (Excerpte aus Nicetas Choniata). 220" éx tod (worjnov Ev entropy’ Ev Gpxÿ ... 235.

236— 238 weils,

239" Io. Damascus sig ro &yıov céfBarov (alius codex). Seqq. alia. * °

[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.]

24) Vaticanus Nr. 1199.

chartaceus form. fol. foliis non numeratis.

l" 7 mgorege BißAoe meguéyer ta EBouixd, xal ra xmepl ro ÉOUN6, nal TOY ÚTOTLOV, avery tao meol TÜV abroxparópc lorogiao: (s. S. 213) |

"EE &eyîis wiv oùv ... (II p. 298,8 Anfang des 10. Buches.)

. El UN TLO pain noò TO Eniorgopijo avro xovydyjvae tovtoy thy Ovyyoapv, siontar yao Ev TO xoaxtixd Tio rpwrye Guvddov UÚrepuayóv tov 00900 dóyuaros (XIII 4: vol. III Dind. p. 185, 22).") hört mitten auf der Seite auf, folgt weilses Blatt.

[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.] 25) Viennensis Nr. 68 (Z) (s. 8. 208 u. 221 ff). 26) Viennensis Nr. 43 (V) (s. ebenda).*)

1) Nach dieser Probe scheint der Vaticanus Nr. 1199 zu den besseren Hand- schriften zu gehören, da die jüngeren Manuskripte (mit Ausnalime von E) sferra: (für etenrar) yao de%od dóyueros hier weglassen und an einer früheren Stelle etwas verändert einsetzen.

2) Montfaucon führt in der bibl. Coisliniana, olim Segueriana S. 208 folgendes an: Cod. CXXXVI, olim CCCXX, bombycinus, XV. saeculi, constat foliis 345. Ioannis Zonarae Monachi Chronographia s. Annales cum Niceta Choniate et Nice- phoro Gregora. Initio habetur index capitum 202 Historiae Zonarae, cui prae- mittitur haec nota: 6 0d» Zwvagés «eyeror darò tig drarelas, roy atroxeardeor, EE abroò rod Ilouxniov Mayvov nal Lxinlwvog xal Seda nal Kaicagog [lib. X) nal Anyer uegor tig Paordetag ‘Alebiov tod Kouvnvod: [lib. XVII Schlufs] 6 ôt Xovetarns usw. Init. ¿E cezijs uty 009, bs Év tH wootéga fipiw por reororópntas, Bacthedory Y tov ‘Pouaimv &veiro [X: II p. 198, 8]. In fine Hist. Zon. fol. 148 legitur hace Calligraphi nota: ’Ereisındn 7 ragodoa Biflos, %tis mequéyes ris icro- play tod Zaovaed doyouévnv «xo tod ueyalov Pacidiog Kovorayrivov [unrichtig] nal Arjyovoav utyer ts Paoıleing xveod AlsEiov tod Kouvnvod unvi Zenrefoiw N a” Eovg sa’ i. e. indictione prima anno 6931 (i. e. Christi 1423). Dieselbe Handschrift beschreibt von Sinner in einem an Pinder aus Paris gerichteten Schreiben vom 7. Dezember 1832 wie folgt: „Von Zon. Annales giebt es hier, wie Sie wissen, in allem auf der Regia sieben Mss.; fünf hat Ducange benutzt, niim- heh 1714, 1716, 171%, 1768, 1717. Fürs erste habe ich Ihnen die von Ducange nicht verglichenen genauer zu beschreiben, a) der Coislinianus, jetzt 137, früher 320, ist aus dem 14. Jahrhundert, enthält für den Zonaras 148 Blätter, jedes zu

Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 941

V. Handschriften des 16. Jahrhunderts.

27) Escorialensis Nr. 247. In fol. en pupier, de 339 feuillets; ma- nuscrit provenant de la bibliothèque de Hurtado de Mendoza, et tres- bien relié. | |

Chronique de Zonare.

Ce manuscrit figure parmi ceux qui ont été donnes par Soliman II à Hurtado de Mendoza.

[Fabric. VII p. 467.]

(Miller p. 189.)

28) Palatinus Nr. 202 (0).

chartac. form. fol. min. foll. 246 initio mutilus (s. S. 208 u. 221 ff).

1 (rot) yewpyiou rob oxvAtrin: nudov Ex tovrov ... (X 32: TI p. 408, 15).

.... puiuno Eundgevua' (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der Epi- tome) del di ein Ded yous «un».

[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom; s. aufser- dem S. 208 f.]

29) Monacensis Nr. 93 (D) (s. S. 214f).

30) Parisinus Nr. 1718 (s. S. 218 ff‘).

31) Meermannianus Nr. 391.

loan. Zonarae annalium lib. XII usque ad XVIII a Constantino M. ad Alexii Comneni mortem. (Fänel p. 845.)

32) Taurinensis cod. V h. IV 5 Chartaceus, habet folia 488. Histo- riam exhibet Zonarae usque ad regnum Diocletiani et Maximiani. Deest initio folium, ideoque mutila est praefatio, cuius fragmentum in- cipit ab iis verbis: odd? mods puyxÿv Oqpélecav (1 p. 7, 18).

Sectio inter praefationem, et initium operis divisa est ab ea, quae in editione Veneta anni 1729. Nam initium operis in Codice nostro est ab ils verbis: Beds 0” ¿ori piv avevdeng pes (1 p. 17,1) quod minus recte') factum videtur, aptiusque in laudata editione ducitur a verbis “Agxtsov (sic) de po: tig 0vyyoupîjs castns (1 p. 15, 12 u. ann. cr.). [Pasinus p. 69.]

40 eng geschriebenen fortlaufenden Zeilen...“ Allein diese Handschrift, welche von Sinner selbst in der Hand gehabt haben mufs, war bereits 1839 in Paris nicht. mehr zu erlangen; Haase schreibt 1839 darüber: „der Coislinianus 137 ist ver- liehen“, und als Pinder 1843 in Paris danach forschte, war diese Handschrift nicht aufzufinden und galt al: verloren. Es scheint dieser Coislinianus demnach zwi- schen 1832 und 1839 in Verlust geraten zu sein.

1) Natürlich hat Pasinus ganz Unrecht; die Einteilung der Venediger Aus- gabe, welche sich an Ducange anschliefst, widerspricht allen Handschriften und wurde mit Recht von Pinder und Dindorf verworfen.

242 . I Abteilung

33) Canonicianus Nr. 82 in folio, ff. 73, chartaceus. * [lohannis Zo- narae monachi] Annalium liber decimus et libri XI pars prior.

Tit. «exny ris xeol róv avroxparópcv ¿oropías. Desin. cum verbis xal ebapyediotiv Mépxov ’Aviavòs yéyove (XI 13: II p. 482, 5). [Coxe HI p. 79.]

VI. Handschriften, deren Zeit unbestimmt ist.

34) Venetus cod. XIII CL VII Zonarae Annales a. 1 VIII ad finem. [Nachtragskatalog der Marciana, eingesehen in Venedig von Herm Dr. Richard Wagner aus Dresden.]

59) Codex bibl. Univ. Lugd. Bat.: Zonarae tomus tertius, incipiens ab Constantino Magno et Helena ad Alexium Comnenum fol. 244 in chart. [Catalogus librorum tam impressorum quam mss. bibliothecae publ. Universit. Lugduno-Batav. 1716 p. 334.]

B. Excerpte u. ii.

36) Baroccianus Nr. 25 bombycinus, in 4“ minori ff. 296 saec. XIV ineuntis haud una manu scriptus; dieser Miscellancodex enthält: 10 anonymi cuiusdam chronicon de rebus ad ecclesiam Cpolitanam pertinentibus, in quo agitur de Patriarcharum successione et expulsione, e Zonarae, Choniatae, Methodii aliorumque chronicis confectum. Prae termissis lineis VII prioribus, hodie paene evanidis incip. rùv auadeotatov éuuadéotatov nolsıv, &obounı de tig ano tod XQvoootd- uov torogtas, ds éyévero davo usyus xal dbnadg, étéler vd tov ’Avrioyeias Bodvoyv, nai Eysıgotovjdn Uno tod “Avriogeras MeAettov dıaxovog. Desin. bg 6 Züyxellos Eúvdipos xal Eregoı, alla usw. [Coxe p. 32 £.]

37) Parisinus Nr. 689 bombycinus XIV—XV saec. Zonarae historia romana abbreviata. [Omont p. 1.]

38) Vaticanus Nr. 975 chartaceus saec. XVI, forma 4, foll. 167.

1—28 Bioo xal noAıreia ... XOVOTAVTIVOV.

30" EE [oropiúv (wxvvov Tod Éovagü.

avtohoyiae avAksysiocı tivio. fagrdeia tod peydiov xavorav- TIVOV:

Otto utv oùv ... (XII 1: vol. HI Dind. p. 172, 1).

37" Heoddovos 6 ueyao (XII 18 ff.).

82 ¿ml &Astiov rod xouvyvo (XVIII, 22 ff).

83" ¿ml tod avrod.

84" ¿xl rod abrod.

85 ... meva tv dedódotov ziorıv períveyxev (XVIII 26: vol. IV Dind. p. 251, 6 s.).

Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 243

86" xavordytios 0 tov peydlov xwvoravrivov nano: Kovoravrıoo & yvuvxwo (XII 33: II p. 622, 16). 86" "Tovitavóo (XIII 12 ff). 88" Lofravoo (XIII 14). ovéiyo (XIII 15 ff.). ° 89" Beoddo100 6 weyao (XIII 18 1f.). 907 kpxddioo xed Övopıwo (XIII 20 ft.). 03" Heoddoıoo Ó uéyao (s. o.). 95" ¿ld pœuavod rod deyveod (XVII 11) .... 7 ¿Adoos mage- muôyouro (XVII 11: vol. IV Dind. p. 129, 1). 97" xagexBodal Ex Trio BiBlou tod ygovıxwÜ, mel TÜV xatolav To xwvoravrıvovndAEwo xal nödEV ¿xd Oy Bıbavrıov. Ovvredeioa maga yzopyiov tod xwdivod (Georgii Codini excerpta) aol uév tiveo ... (Codin. p. 3, 1). 114" ... wal iva xıvovusvn Y Pélaoou xaradeaverar (sic) tato JEETQALO ouyvvpevn xal yadnvidon npooneidke (sic) Toio telyeoiv: m (Codin. p. 129, 5).

dE

Ilivat meol TO tetewo toy dEmudrov...

114" xepql TÜV nargıagyav to «dro xwvorevrvovndisıog did oriyav lapfixòv.

‘Toréov dti TA yovooxoxavacniadia.

159:

podias avdig tt nélov ¿E Ögove.

159" weils.

160° zepl rio «yiao copias

Ty peyadny ExxAnowev (sic) fipovv Tv dpiav oopiev (Codin. p- 130, 1).

166" ... xal fag pév Ode to népuo tov xara tiv weydinv éxxin- olav (Codin. p. 147, 1).

reepl tod vaod TÜV «yiov ¿xmocrólov

rodg dèi ayiovo anoorödovg .. (Codin. p. 147, 2).

167" ... éve o0xodounos Tv veav xual tov pógov (Codin. p. 148, 18) TÉÀ00 Tod negli TÜV natgiwv TO ÓLEO.

39) Miscellanhandschrift der Bibliothek von Valenciennes Nr. 459 Papier, 16. Jahrh. enthält:

I. Collecta quaedam ex Ivannis Placentii chronico.

II. Excerpta ex Flavii losephi antt. iudd.

III. Ex Iosepho de bello lud. libro II et II

IV. Excidii Hierosolymitani epitome ex Ioannis Zonarae annalium tomo I.

0 244 I. Abteilung. Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras

V. Ex Eiusdem Zonarae annalium libro secundo de Ro- mana historia.

[Mangeast catalogue des manuscrits de la bibl. de Valenciennes. Paris 1860 $. 456.]

40) Parisinus Nr. 545, chartaceus, XVII saec.: excerpta e chronicis Ioannis Zonarae. [Omont p. 60.]

41) Venetus CI. II Cod. CIII Zonarae Epitome de Hierusalem. de- structione. [Nachtragskatalog der Marciana in Venedig, -eingesehen von Herrn Dr. Richard Wagner aus Dresden.]

42) Florentinus Plut. LXXIV cod. XIII eine Miscellanhandschrift, welche enthält:

p. 341" éx tig yoovoyoaplas tod Zovapa xeol Imorazov tod Eßoalov pro: xegl Xguorov.

Inc. év rH mods "EiAnvag adrod Adym, ds xarà ITAaravos Exi- veyroanta. nepl tig Tod xavrdg ovotag ... [VI 4:°I p. 479, 15].

Des. ... tod Oeoù xaxdoa voy Hoddnv Sélovros | VI 6: I p. 486, 12].

p. 342 &x tod avrod Saag ’Alttavdoog roda ’Iovdadovg drlunen, N puowv Ioonnovs.

Inc. 6 ur ovv ‘Alékavôgog eis peya turns xouzBels’) évedevrn-

. [IV 14: I p. 353, 9s.]. «

Des. ... xab Hoon tn «bri xa) Soa nrfoxvro öl?) Tovdaloı éxAi- goose [IV 16: 1 p. 355, 2s.].

[Bandini t. UI p. 115.]

Dresden. Theodor Büttner-Wobst.

1) Lies mgoay#elg (s. dl. angef. Stelle). 2) ot fehlt in den Handschriften.

Ungedruckte und wenig bekannte Bistiimerverzeichnisse der orientalischen Kirche.

I.

In meiner Abhandlung: „Zur Zeitbestimmung der griechischen Notitiae episcopatuum“ (Jahrb. f. prot. Theol. XII p. 556 ff.) konnte ich nur sehr ungenügend über die drei orientalischen Patriarchate han- deln, da das damals mir zu Gebote stehende Material in kemer Weise ausreichte. Ich komme jetzt auf diesen Gegenstand zurück, da ich aus gedruckten und ungedruckten Quellen reiche Nachträge zu liefern vermag. |

Was die erstern betrifft, so hatte ich übersehen, dafs Richard Pococke im ersten Teile seiner Beschreibung des Morgenlandes!) 8. 423 ff. eine sehr ausführliche Notitia von Alexandria abgedruckt hat unter dem Titel: @gdvog AAstavöpivog. Karéloyos tv nôlewv uytooróleov xal éxoxoxóv Ind tod narpidoyov ’Ahsbavöpeiag. Diese Notitia?) ist von einem orthodoxen Geistlichen angefertigt worden. Eine Übersicht der Katholikoi, Metropoliten und Bischöfe, welche unter dem Patriarchalstuhl Grofsantiochien stehen, giebt die Fortsetzung der armenischen Geschichte ‚des Sparapet Smbat, welche am besten von Dulaurier im appendice è la chronique du connétable Sémpad (recueil des historiens des croisades, documents arméniens I 673 ff.) publiziert ist.*)

Reiches bisher ypediertes Material aus vatikanischen Handschriften, welche Herr Dr. J. Tschiedel verglichen hat, und aus emem sehr wert- vollen Berolinensis, welcher durch das Entgegenkommen der General- direktion der Kgl. Bibliothek mir nach Jena zur Benutzung übersandt WOrden ist, bringe ich hier zum Abdruck:

1) Aus Codex Vaticanus Graecus 1455 (s. XV— XVI) fol. 243":

mm

1) Ich benutze die deutsche Übersetzung, Erlangen 1754.

2) Über die Herkunft sagt Pococke nur: „the Bishopricks of Egypt and ler countries under the patriarch of Alexandria; from the patriarch’s Map.“ Bei der Beschreibung des Besuches, welchen R. Pococke dem Patriarchen Kosmas II M Rosette macht, sagt er nichts von dem Manuskript. e

8) Ich benutze daneben die Moskauerausgabe «von Smbats Chronik $. 125 ff.

246 I. Abteilung

tati Toy dard TO narguagyeiov ‘Avtiogzias xadolixiv, uyrooxôkecr, doyenrononay xal éxroxondr.

und fol. 245": regis tóv Ind rd rarpiapyetov ‘TegocoAvpaov pytgo- nOAEWY, KOYLEMLOXONaY xual Excoxonay.

Ferner 2) aus Biblioth. Reg. Berolin. cod. Phillipp. 1477 (einst H. 55. colleg. Clarom. Paris. soc. Jesu, s. XV) vgl. Codices ex biblio- theca Meermaniana Phillippici (eher Phillippsiani, worauf mich Kollege Gundermann aufmerksam macht) Graeci nunc Berolinenses descripserunt Guil. Studemund et Leop. Cohn. Berolini 1890.

fol. 947: af daoxeluevar untgondisıs xal dpyıerıononel tH dova tic Kovorevrıvovndisoe.

fol. 95": al dnoxeluevm untpondAELS nai dpyıszıoxonel tb Heóvo ts “Adekavdgelac.

al vnoneluevar unrgondisıg xal dpyıenioxonel tH Dodvo rs "Avrioyeias.

fol. 95": al broxsipevar unrgondisis xal dpyemoxozal tH Doors tay TegoooAdumv.

al daoxeluevor Enıoxonal Ta Dove tie Boviyapías.

al bro thy Oeccalovixnr Éxboxoral.

Einen vollkommenen Paralleltext für die Stücke II bis V mit Weglassung von Cpel und Thessalonike bietet der sehr schwer leserliche Codex Vaticanus 1897 (s. XV) fol. 1; identische Fehler, wie a&vrevo, Beoroa, fapfa, zeigen, dafs wir es nur mit zwei Abschriften einer Rezension zu thun haben.

Zu der Beschreibung Bulgariens findet sich ein übrigens gänzlich unabhängiger Paralleltext in dem Vaticanus Graecus 828 (s. XV—XV]) fol. 354" als Anhang zu Not. II Parthey. Ebenderselbe Text steht auch im Ambros. A 53 p.-1088, aber mit dem Vermerk von ganz junger Hand: Ex codice bibliothecae Vaticanae sub no. vetere 544 | novo autem

828 folio 354 |; ich habe daher diese Abschrift unberücksichtigt gelassen.

Ich gebe nun im folgenden zuerst den Text des Vaticanus Gr. 1455. Es ist das griechische Original zu der in lateinischer Übersetzung längst bekannten Notitia Antiochiae ac lerosolymae patriarchatuum, zuletzt abgedruckt bei Tobler und Molinier: itinera Hierosolymitana I 343. Der lateinische Text ist dort nach vier Handschriften und dem verlorenen, in der Ausgabe von Poyssenot Basel 1540 be nutzten Dolensis gegeben, ob freilich mit hinreichender Zuverlässigkeit, läfst sich nach der Art, wie Theodosius und die Reise des bl. Willibald ediert sind, emigermalsen bezweifeln. Ich habe daher zu dem griechi- schen Texte | der Notitia von Antiochien nur eine beschränkte Auswahl lateinischer Varianten nach den drei ältesten, von den Herausgebern

10

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche

247

cai ER benutzten Handschriften (Paris. Lat. 17801 s. XII exeunt.; Vatic. Reg. 690 s. XII; Vatic. 2002 s. XIII-XIV) gegeben. Für den Text des Patriarchats von Jerusalem habe ich die Angabe der lateinischen Va- rianten unterlassen, da uns hier in den Handschriften von Georgios Kyprios und Notitia V Parthey viel bessere Paralleltexte zu Gebote stehen.

Darauf lasse ich die Notitia des Berol. Phillipp. 1477 folgen mit den Varianten des Vatic. 1897 und im Anschluß daran die bulgari- schen Diöcesen des Vatic. 828. Die Berliner Notitia ist interessant, weil sie die einzige vollständige Übersicht der orthodoxen Diöcesen bildet. Es fehlt nur das autokephale Erzbistum Kypros, welches ich nach dem Vaticanus 2184 (s. XIV— XV?) gebe. Dort bildet es den Anhang zu Notitia I Parth. (= Georg. Cyprius hinter v. 1110 Kagraow).

Zum Schlusse folgt die Übersetzung der armenischen Notitia aus Smbats Fortsetzung.

I y Ootacids ; i “Agoda

y ‘Avrdégados y Ilaverds y Agdydn

y Toiroàs.

(Vatican. Gr. 1455 fol. 243") Tate tóv Uno To natoiao- getov ‘Avriogetas xadodrzxary, UYTELOTÓAOV, KEXLEenıLoKonWv

xal éxuoxornòv. , a i ? Ooóvos B, y Tapods.

xearos. O xudolixos ‘Popapvoeos - “ro ITegoias. B. O xadolixos Elonvoundicas fitor tov Baydé. Ooedvog &, y Tueos. eloly Ind toy toLovroy Fouvov éxioxoxal dira Toeis’ n IToggvgedv Y “Aqun y Iroleuais i) Lidov i Zapurtn % Biflos y Borguwv

elolv Uno Tor ToLODTOV Poóvov 20 émioxonal

y Zefaori

y MuAAös

ul OjfBar

y Kaogvxos

y ITodavdos. 25 Ooóvos y, y Edeooe.

elolv b20 toy TOLOUTOv Fodvoy Enıoxonal La

y Bigdy

y Kovoravrıa

y Keeoav su Magrovrols

3 babylonià von junger Hand am Rande des Vatie. Gr. 1455 zugefügt

6 xoegueter 13 detoadg

14 Arados 15 dyrdoll

so die ältesten und besten Handschriften (ABC)

è 17 Aracli

28 Virchi codd.

23 Thiva, 30 xapode

248 1. Abteilung

y Zepóyeva y Oeluagov y Ifegia y Keoxeia y Aavoagwv y KaAAivixos y Néa Ovalevria. Opóvos d, y Andpeca. eiolv bro toy torobtov Bedvoy émoxona) È y Ermpavea y DedevudByde y Aderoca y Balavéos y Magıcun y Popavéns y Agédovoa. Wodvog e, 7 leganokıg. * slolv bro tov toLovrov Bedvor éxioxonal TO Zevyua y Lovoouy y BaoBadis y Neoxarcagera y Iltogn y Qetpov y Aodtqí y Evgarós. @odvog S, y Béotoa. sloly bad tov tocovtoy Boedvoy emonoraì 18° | y T'eouooös y PiiadéAgpera 7 Adoaov

f. 2437

40

50

60

quensia 38 fehlt im lat. Text 44 Vlanea 60 Gerasson (Gerason)

nolon. Austundon) 65 Delmundon

n Diafres

46 Raphania 63 Midavon (Mydanon) 66 Zoroima (Zozoyma) *

y Midavov

y Avoróvdovos y AdaAiuovvdav

Y Zwpovvía

1 “Egon

y den . n Evriun

y Kavoraviza y Iagsußory

y diovvotas -

y Kovvaadov

y MatuovadAeas y Xgvodnolıs

y NenA@v

y Aovpéa.

@odvos E, y 4vátapBa. eloly bad roy toLoùrov Peón enıöxonel 9

y Erıpavsın

y Añegavópós

y Elonvovrodis y KaufvoovaoMis

y Pwoós y KaorafdAn y Aiyas n Zlosa.

Opóvos 7, Y Sedevxeta. elolv Und thy Touodrov Bede ETTLOKOTOL 10 *

y Kiavdvovxods M. dioxarsdgera n Opóxy

32 Vatnon (Varnon) 34 Schreibfehler für “Iusgla, ‘Husel«. Ymeria 35. Quei

50 Zeuma 57 steli 64 Austanidon (Austa 68 Yeevi

73 Conaathon C. Zwischen 74 und 75 hat die lateinische Not. noch Philippoli

78 Anavarza 93 i) ogorn

77 Lorca 87 Eguas

(l’hylippolis) 85 Rossos

83 Cambrisopolis (Cabrisopolis)

+«lzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 249

y dadidavddg Opóvos i, 7 “Auda.

y Lépnia elolv dd tov torodrov Hpdvov

y Kelévdegis - éxioxonal È

y Avepóguos y Liv f 2447 y Tirvovaoiıs y Badlevrivy 180 y Adpos y Agoupdoara

% Mixga "Avrióxeta y Zoqpívy

y Nepeñids y Kidagis

y Kiorec y Knpa

y Zelevodvra ro Zevyua. 185 4 Oranı Opóvos ta, y Zepyıodmokıs.

i Mixed Didadedpere elolv bad tov roLovrov Bedvow

y Elonvovrolis Enıononal

y Tequavixovrols 4 Zavofidg

y Movofada y Ogicov

Y Aopetcovxodrs ÿ "Epguyévn 140 7 ZBlda y Opayitov

n Zyvavovmolıs Y Aypınnıda.

i Adga0ods

Opóvos ıß, Geodocrovxodcs.

9 Milan elolv dard tov toLroùrov Hpóvov y Neéxodes. ¿ Ee moxorai y Ogreds 145 Bo6vos 9, 1 4apacrós. y Muatvovfn elolv dard roy toLodtov Hodvov to Maveóxacroov ı0x0ral E: y Apia Magia y Avy y Abeen y Ilaluvoôs y Tapovita 150 y Auodíxeto y IToAvupos. y Ebçorx | Opôvos ty, ) “Eweooa. y Xouoyé elolv Und toy toLoVrov Poóvov y T¿fpovda Enıoxonal d* N Aavafn N “AQxY y Kapadea y Maguovrodis 155 7) Agddvy y Bawvedain y Zovgasım). y Eouévea.

101 Nefelia A (Nefelya C) 104 Yotapi 110 Sbidi (= Zfiôn) 117 Abli

121 Konokola 122 idBeorAc 125 Hardani 128 roı////” Rest verlöscht 129 Ynilon (Ynylon) 136 Zeuma 141 Urogison 142 Fehlt im lat. xt 146 Maznuni 149 Axieri 160 Taroza

Byzant. Zeitachrift I 2. 17

250 I. Abteilung

MatgondAers adroxépailor 8.

7 Bnovrés =. yy’) 160 7 HAwovrodis wiles

y Auodixsıa rado du!

y Lapdoare ble

y Kvgos Um) >

1) Megrvpovrodis ya bl 165 y Mouwoveotia mane

y “Adava 20)

ñ Tlopxytovmodig dpi”).

Agyısnıoxonal if.

y Bégoorx > 170 XaAdxis capó ta Ta fala duo

y Zelevxia ad nilo 33 I Ji RAA 5) ris Ilısgias 345 1 Avetaoda

159 BJRWT, Bairüt 160 B'LBK, Ba'albek 161 ’LE’DKIH, al-Ládakija

162. SMJST Sumaisät 163 KWRS, Kürus 164 MJ’F’RKJN, Mijäfürikin 165 MSSII, Massisa 166 ’DNII, Adana 169 HLB, Haleb 170 KNSRJN, Kinnasrin 171 GBLH, Gabala

1) Von 7 Bnevrög V. 159 bis y ‘P«ocog Y. 179 sind sämtlichen griechischen Städtenamen mit Ausnahme von V. 173, 178 und 180 die arabischen Namen bvi- geschrieben, welche J. Tschiedel zweimal mit skrupulöser Genauigkeit für mich kopiert hat. Es fehlen mehrfach die diakritischen Zeichen. Die Vokalisierung ist selten und inkonsequent angegeben. Angemerktes Tasdid ist in der Tran- skription durch einen Strich über dem Buchstaben wiedergegeben.

2) V. 167. BWNBJWBWLS, Bünbijübülis. Über diesen Namen schreibt mir W. Pertsch: „Was die arabischen Geographica betrifft, so ist zunächst das zu 7 TIounnıornodıg geschriebene Wort nichts anderes, als die arabische Unischrift eben dieses Namens, unvollständig punktiert; es ist nämlich zu lesen: uni giri gd ~

3) „Die Worte endlich, welche zu y Zedevxia vis Iltepiag geschrieben sind, dürften kaum anders gelesen werden können, als: Lil LS a, ) pl sl. Round „das Seleucia auf dem Festlande, welches bei as-Suwaidijah liegt.“ Statt des gewöhnlichen El Selúkijah ist hier RAU, Selefkijah geschrieben. Über as-Suwaidijah vgl. die Übersetzung des Abülfidä II 2 p. 12. Die Kreuz- fahrer nannten es Suetium* W. Pertsch. „Es scheint die Neustadt (gegen- über der verwüsteten Hafenstadt) gemeint zu sein, die nach Ibn Khordädbeh

175

130

45”

10

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 251

y IldAtog 34!) ta Iafovàa Jun y Teguavixeıa esa y Zalauas el i Bagxovods n Paooög odi ta “Avaf&yaga Atiia,IegoodAvpa, Ayianddis Tatigstovinbtòratoraggetov Dedvog ratpaggiads E. TegoooAvuwv unrgondiswr, slolv ixd tov totodrov Ppóvov UOLLETLOXOTÓV nal Enıoxon@v. unteoroAîta Ooóvos &, y Kaoapetu. Exaoyta IHaravotivas eiolv bad tov TOLODTOv DPpóvov a. Y Kaocpera tijg Didinzov emonoral 1" "Exagyla Hadad B 6 Aagov 1 B. Zxvdénolus ro Back. 6 Avrındagov , e - 6 Iauvias _ Enaogia IHaicua Y 6 Nixovadieog y. y erga tig “Apafias. 5 Ovovs Enapyia ’Apaßius 6 Lwfovors 20

a. y Bôotoa. 5 ‘Papias

176 GBWLH, Gabúla 176 MR'S, Maras 177 SLMJH, Salamija 178 ’LR’S, ar-Rás(u)

3 Hgonolli 4 Der Text lautete urspriinglich: "Ex. Ilakaıorivng A.

a. Y Kausdosie ris Dillrrov "Ex. Ilakaıorivng B.

. Zuvbdorolis fro. Bacay

RI

"Ex. Ilalarotivns I. a. 1 Iléteu vis Aoafias

11 fósreas 12 auch 15 doeov 17 iauvias

p. 117 Z. 15 vier Meilen vom Meere entfernt in einer Ebene lag und vermutlich die ist, welche al-Walîd befestigte. Belädhori p. 148 vgl. auch Baedeker- Socin? 452‘ (*389) de Goeje. Pertsch vermutet scharfsinnig, dafs in al-barr (el- berr) vielleicht eine volksetymologische Umdeutung von INegia stecken könne, worin ihm Th. Nöldeke beistimmt.

1) Das sb, welches zu 7 IIdirog geschrieben ist, ist saß, welches von Jäküt ed. Wüntenfeld I 718 = Murásid I 170 so erklärt wird: „Baldah ist eine von den Städten an der Küste des syrischen Meeres nahe bei Dschabalah“.

W. Pertsch. 17°

959 1. Abteilung

6 Ilogpveür : Ogdvog à, % Bécrou. 6 deyswv Arattovs elolv vad toy tovobrov Bedvoy 6 deyewv Tepiyó Enıoxonal Ae 25 6 deysov Außvas 5 Agusos 6 geyeov JDégayv $ Aias Ô Akorns Iluparias $ Medéuov 60 6 Atos 1%s ‘Inarvod $ Teodocov 6 Evxoudfor $ Nevi 30 6 Airrvuliov 6 Duladelpeiag 6 Touxopilas 5 ‘Iohoës . 6 Tößov . 6 NeandAe0s 65 6 Lddrov Kovoravriavixñ. 5 Tegurólecos Opóvos B, y Baca». 6 Didinnovadieas 35 éoly bad tov towodrov Doóvov 6 Davovorove ExLoxomal Ô Kovoravtivns f. 245Y 6 Ilseilóv 6 Jıiovvoias 70 6 BilAns ° ö Ilevraxouias ò Inzov 6 Toixaopias 6 Terpaxapias 6 Kavodedos 40 6 xAua TavAavns ó Dadrav 6 xœuns Nats 6 Bardvews 75 Ooóvos y, y Iléroa: 6 Efuxopuias elolv Ind voy toLobtov Ppóvov 6 Evvaxouiag Enıoxonal 18° Ô xouns Iwviag 6 Adyovorönolıs 6 xœouns Xegovs 45 6 Algıvönins 6 xouns Taves 80 6 Xapayuvons 6 xouns Moayapegó 6 ‘Isgandiewe 5 xouns Kopéagas ò Mauydos 6 xouns BrAiBavods 6 "Edovons 6 xouns Kéxngov 50 6 Zadeov 6 xounçs Ilveyoarperóv 85 6 Bipoodußov 6 xwuys Zetvns 6 Ilevraxœuias Ô xopns Aguagiv ò Mauayovov 6 Neörns 6 Ama “Avarolixoy xaif >

ò Myteoxmpiag 6 Zdirov Tepariróv

a a

Avopay

23 geyser 24 geyeay 32 Der letzte Buchstabe halb verlöscht, wahr- scheinlicher y als v 38 Der viertletzte Buchstabe verléseht, darüber xeg statt

MEC

ng, so Kovoraytiap 48 papypdoc 54 peoxoptas

55 lsparinor

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 253

90 6 xouns “Apicdas Éyovoa nées xal xdotoa xal xAl- ó xouns Todyavos para diaxdora. ö xbuys Bdauovs IT Elo bxd tov rouoërov Dod- (Bibl. Reg. Berolinensis codex vov ITsg000Adumv adroxépa- Philipp. 1477)

Aou apgieniononai xe

Al dnoxet oar 5 Miooxdismg fro. Tsagyiov- vroxsinevar WNT QOMOAELG f. 94

nal deyrencoxonal td Podvo

wOAEDS . 95 6 Aondicvos tis Kavotavrivovadiesas. $ Iban a. y Kavodpera 6 Degne B 4 pans 6 Avdmdäwvog your Marovue n Herder 6 AvoxAnriavoëxolis | 6. 1 Ayxvgu 5 0 6 "Edevtsodxodtg en Kußınos n Nedaolıs 5 À Zügdenv y Esfdorero 6 n Nixoprdewa 6 tov &ylov Iogdévov rotauod N. 9 Nina 6 Tußeorddos 9. y Xadundav 10 5 6 Aoxercagzias Ly Ziön 6 Ma&ımavovnoiıs ua. y Zefaorera 6 Kanxerwdcedoc if. Y Auaozia ö Múgov ty. y Meditynyy 6 Tadaoav ud. ta Tuava 15 10 6 Nakagér ie. Y Téyyox 6 tov Spovs BaBoo ts. Y @ecoadovixy 6 Kuvoiaxovrodis uf. y Kiavdovxodis 6 Aplas in. 1 Neoxardagera 6 Tüße ı$. 4 Ilıooyvoüg 20 15 6 Aihia x. ta Mvoa 6 Dagév xe. Y Zravpovrodis 6 tod dylov Ögovs Livd xB. Y Acodixsca 6 ’EAsvovadAeoe xp. Xúvada "Exagzla Meydins Aquevias. xò. to Tróviov 25 so Set eldevar Su ara avroxepa- xe. Y Avridyea Ads Éoti, un telovoa bxd dxosro- xs. y Ilowdia Acxòv Doévor, ll tiundelca duc xt. à Iéoyn cov &ywv TIpnyópov "Apuevias, x. Y Kóguvdos

92 Póaudd 103 lopdavov 120 ab nachher ole 22 am Rande: jjros Y xagla 28 am Rande: 7ro cülouoy.

45

I. Abteilung

xD. al A&fvai Ey. y Arrádero _4. 1 Moxto00s Ed. 4 Natia ha. à ZE EÚXELO

fe. y Acedo uovia

n Dino» tie KaAafoias Es. 12 Múdure . al Ilaronı os n ST. e | Ef. 4 “Apudog 40. oamelovds En $ Kedeo Ae. y Adgıooe E y Ke ° wa As. y Noúxaxros 6d. î Koimvsue AE. y Dilxnodrols o: a Pooote _— , va. y Añavio An. 7 Toatavovrodis , 2. Le of. Y TiBegiovrodis 19. y Podog + vi oy. Y Ayala u. y Didiciov od. à Kepusods ua. Eh AVÒ ovxoÀ _ pe 7 y en 1 6 oe. Y Naxodeta uß. ro Aogiotosov os. Teguavia uy. TO Avogayıov of. y Andusır pò. i Euvevn oy. to BadoiAerov pe. y Ken , 09. Natavtds ps. y Kardvn vis Zunehiag x. à Mf®vyvo ps. TO Aupògiov ne. Y Xootiavoviodis u. y Kapayos nf. to Povovov. ud. ro Koricgiov Al RQYLENLOXONAL. y. y Apia LeByquavy ci. n Bitún

roc Y Nixorodig

B. 7 Aeovréxodis

va. 1 Muvlivn 7. y Mugwrveıa

vB. al Neo Ilérou d. 4 Aguadiovitolis

vy. Eügdıra e. to Ilagıov

vò. af Oa <. y MiAntos

ve. af Zeogui E. 4) Iloorx6vnoos

vs. i) Aivos n. y ZnAvßoie

vt. ta Kéoxvoa 9. y Kiog

vn. y MeonuBora 1. 9 Argos

vd. i) "Apaotors ia. ta Kvypula

E. al Xövaı ¿B. 7 Nin

Ex. y Tôgods ey. y Neanokıs

EB. 1 ITourniovrodis cd. y Zeldyn

33 xalavoias 37 vémaxros 44 diegdgior 5l pirulivy 64 dra 67 padita 81 pidvuva 85 putin 87 uavoovera 89 rage»

91 meoınövvooo 92 cvivfela

100

105

f. 957

Ib

125

Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 9255

te. Y Xepodv . AU vroxesiuevar untooródesns 130 ıs. i Meorvy xal dogiemioxorai td Fedvm st. à TapéAAa tis ‘Adckavdgetas. m. y Bodas . al wnteorddets: ©. y dégxogs &. to IIniovovov x. Y Kogaßıbun B. Y Aeovto xa. ñ Añuvos y. 6 ÆVQILOS xB. y Asvxas Ô. Y ‘Avievò 135 xy. Y Miode E. y IIroleuais x0. Y Zornocovrods 5. Y Daguvéw xe. Y IlndagBav E. y Magiar xs. y Tepun n. TO Tevéov xt. 4 Béoxogos Y. Y Saura 140 xn. n Koroddis 59 Zara xi. al Kó8pos a. y THs Egvdgäs Sahcoons 1. y Táforvo Lai ° “ew _ ty. Y An la. y Koreo

AB. 4 Tapıkd

ly. Y Kéora® y. à Kégraÿos xal coyrenroxonzal td dodvo

10. 4 Tordía 7?

te Ts AVTLOYELAS. le. Y Zovydala

al untroondicıs As. ol Bodio _ ,

E 4 vi a. 4 Tugos

4 à Meyda B. à Tapods

An. y Alyıva y. Y "Edeocu

19. TO Diooaia é. N ‘Arauera

E va Mérouya ë. ÿ Tepdmodıg

pa. y Egoivi 5. ) Bdoroa

up. y Zıyie 6. y AbaoBa

uy. ‘Povoiava ris Kada- q. 7 Ledevusver

_ Bolas Y. Y Aauacrós

ud. y “Ayyic dos i. Y Awlön

pe. “HoaxAéas. ta. Legyovmodrgs

104 xagafvtin 115 x0r00 130 Von hierun gebe ich die Varianten des Vaticanus 1897 (V); Lesarten des Berolinensis (B) tijg fehlt in V 134 dEveyzos 136 xrolspor:: V 137 Aagiv= hinter 144 fügt V hinzu: óuob 5

140 delfidra B 143 qeedy B. gag’ V 144 V fügt hinzu: duo) 5 145 tig fehlt in V 146 fehlt in B 147 Tue B 152 = Bóorga 1583 = ‘Avatagfa

AU ÚTOXELUEVAL MNTOOTÓAELS 145

150

155

160

165

170

f. 95"

176

180

185

256 I. Abteilung

10. Y Brovtôs

ts. Hlovrols

Ls. Y Aaodtxein

uf. ra Zaudoara

in. Y Kveos

©. Y Magrvodrolis x. Y Mouwoveatia xa. y Adava

xB. ñ Ilouxytoúxodes.

al dpqiemiononat

. Y Béogoa

. Xaduts

ta TI fala

y Zedevxewa vis Ileçias y Avaccoda

y ITeAtos

y TafovAiav

e

y Baicau

. y Zaicun

y Beoxos

n Puods

if. 1 Avayadı LY. y Tepuavixena.

RI ~ PLS Pe NI DINI TIRI

Al daoxeluevar untoondAets

al goyrexncoxoxal:

. Y AuboroAıg fro: I'ewpyıov- TOÁLG . B. 1 Aondiov . Y Idan . Y Tega ñ Avdıdav . Y Aouditcavodxodts y EdevdepóxoAts . Y Neanolıg 9. y Zefaory i. 6 ‘Togdavng ta. y Tißepids uB. Y Avoxcvocosra y. Y MeEıuavodmolıe 10. 4 Koxerodiás ve. ta Muoa is. T&daga it. y Natapér tn. to OaBaguoyv Seog Ld. Kvpraxovrodis x. Y) Adgla xa. te Tapade xp. Abdia xy. y Paoav x0. y 'EAsvovnolıs KE. TO Zivà 0008

RI

xal depyuemiciozal TO douvao AL úvrroxeípevas Excoxoxal 16

tav Te90007Vvuav.

af untoeondAets

do0vo tig Boviyagías. o. 7 Kaorogta

. Y Exvdóxzodis roc y Bacdvr B. ta Zxonia

e B. ñ Iléroc y. y Béoroa to: n Apafia

y. ro BeAsßovodıv 9. y Towddırke

158 ¿daga B 163 cauocara B 168 rouriovrolis B 173 xtsonag V

175 maxrog B 181 vayadn V

182 yeouavixia V, darauf: óuod Gxacas le

183 ray fehlt in V 185 facava B 187 y vor ‘Ae. fehlt in V; nach ‘Agafta hat er: öuoö y 194 = dioxAntiavovarolig 196 vicxolis B 202 necn Et V.

nameter B 203 uveov V, p und : fiir oy sind teilweise durch Löcher im . = Q Papier zerstört 204 Ta: V V | 212 ¿ldevoúrolig 213 oıwd B. Nach 213 hat

V noch: ó406 .xe, 0uod ünaoaı x7

217 Bedefovdiv V

210

- H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 257

gr

E. % MaAécofa ta. y av Bagdaguatay Frou 5. ta Möyiaıva Tovexov.

£. 4 IleAayovia I

7 vo Hgrodolava: (Vaticanus Gr. 828 fol. 3541) 9. y Lrgovuperio TaEıs trav FHoovov Ts TOMTNG 4 n Nioos Tovotiviavis.

ia. TAaPrvirga a. 6 Kaoropías

¿B. Y Boaviréofa B. $ Exoricw

UY. Behtyoada y. 6 BedeBovodiov

«0. y Buddy 6. è Laodixijs fro: Torvadittns 5 tE. to Ainageix &. 6 Mogofttodiov

ts. TO Zrouauov c. 6 'Edecons ro Moydévwv ef. ro ‘Pioov t. 6 ‘HoaxAeias fro: ITeAayo-

in. Y deaBodis vias

19. 4 DOAdvrla i. 6 IIguodıcvov x. to Tosfevóv 9. è TifepiovasAecas fior 10° xa. ta Kavıva Zroovuiténs xB. al AéBoos i. 6 <Nioov) xy. à Biéyov . rx. 6 KepauAnvias ro TiaBi- virens At xd THY Oecoahovixny tp. 6 Mogafov fror Bowvırka- éxtoxonat: Bov a. to Kiroog ty. 6 Auyyddv ro Belayoa- B. à Béggor dor 7. Y Agovyoupiteca 0. 6 Bidivns 15 d. ca Zéofia Le. 6 Ligucov fito. Zrertuov E. Y Kacavdosia tS. 6 Ainacviov 5. y Kaurévex | it. è ‘Pdoov E. $ Iéroa in. è Ledaopdgov n. 7 Epxovicov fro: ’Aodaue- 19. 6 Xiaviring Sto: IleAlov x 0808 x. 6 ’TAAvgıxod trou Kavivov 9. i) 'Eguocds fro: To "Ayıov xa. 6 Tpefuvod 8008 xp. ö Aevons i.) Accs xp. 6 Bpeavóras fito. Bldyov.

oa

219 polérofa V 221 xelayovía B 223 orgovusria V 224 7] 6 V P 225 ylaßırı. „mehr ist nicht zu erkennen, auch nicht sicher, ob noch etwas folgt;

denn das Papier ist hier so schwarz, wie die Tinte.“ J. Tschiedel. 229 uy 230 orelapor V 232 didBolig V 237 zum Schlufs fügt V bei: donot xy 11 Loch im Pergament

958 I. Abteilung

IV. (Vaticanus Gr. 2184 fol. 174")

Kal xatà uèv vd maddy al möAsıs tis Kúxpov elqov obras, viv

Tauacia (codex uacia)

Kiriov

"Apattods

Kovgıov 5

IT&qog

’Apoıvon

Zodiac

AdnvIog

Kvenvera 10

Totprdovs

Kvtégeca

Kagndaıov

Asvaovoia

Neueoös. 15

fol. 175". tédog TtOV materagyixoy dodvav xal thy wyteoxoiitay

(cod. untgonoisrav), dopuemionbnav TE xal Eroxinav xal Aocınav éragygiov nara TUELY IQEMÓVTOG.

V.

(Aus des Sparapets Smbat, Bruders Het'úms I, Königs der Armenier, Geschichte der Griechen in Konstantinopel und der Grofsarmenier nach der Ordnung der Zeiten. Fortsetzung S. 673 Dulaurier, S. 125 der Ausgabe von Moskau 1856.)

Unter dem Befehle des Patriarchalstuhls von Grols- Antiochien sind diese Diöcesen.

Katholikoi und Metropoliten und erste Bischöfe, welche Katholikoi und Bischöfe sind, und ihre Stäbe.

Der Katholikos!) vom Hause Virk“ (Iberien).

Der Katholikos von Irinapölis, das ist PaAtat (BaAdad).

Der Katholikos von Erömikeriös?), das ist Parsikk' (Persien).

1) Der Verf. schreibt Kat'ñlikos. Ich umschreibe die Eigennamen nach der ost-armenischen Aussprache der mediae und tenues, obschon der Verf., als Zeit- genosse der rubenidischen Epoche, schon vielfach die jetzige konstantinopolitani- sche Aussprache angenommen hat. Indessen ist keine Konsequenz vorhanden; er schreibt z. B. Pasrénn (Bootga), Terüt“ (Brevros), aber Palt'os (ITeZrog) u. 8. f. Bei den demgemäls entstehenden Wortungeheuern habe ich die riehtigen Formen in Klammern beigesetzt.

2) So Dulaurier, welcher eine Kopie von Tchamoufdji-Oglu benutzte. Die Ausgabe von Moskau (B) hat: Eromi kiriös,

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 259

- Metropoliten sind diese:

Sar!) hat 13 Bischöfe Tarsús?) » 1) y Urha » 11 » 7 Hama » A » Irapòlis » 8 » Pasrènn*) (Bostra) 19 » Anavarza*) » 9 » Selevkia 24 » Dmsy y 10 y Amita (Amida)‘) , 10 » Trapôlis » 4 » T'avréz*) » | » Hams „4 »

Pèrùt (Berytos) , 9 2) Diapölis, das ist Padlpak (Badbak’) Latikn Tar Samösada, das ist Samison Kiros”) Martirupôlis ) Msis Atana Bampólis!”) Erste Bischófe, welche kleine Katholikoi sind: 1. Xaikis 2. Aavala 3. Selevkia'*) in Sambné

1) Sroj B. Srojn die Ausgabe von Paris 1859.

2) Formen wie Tarsüs, Basrèn (= Bosra) lassen auf eine syrische oder arabische Vorlage schliefsen. Freilich kann auch der armenische Übersetzer die griechischen Namen bekannter Städte in der bei den kilikischen Armeniern üblichen, der einheimischen Aussprache mehr sich annähernden Form wieder- gegeben haben.

8) Dulaurier cinq évêchés, im Texte richtig boßL

4) Psrenn B.

5) Anavarzaj B.

6) Hinter Amitu hat B: „das ist Meltini.“

7) Davrèz A (Tchamoufdji).

8) Perit’ B. Die Worte: „hat 9 Bischöfe“ sind Unsinn und fehlen in B,

9) Kiriös B.

10) Mardirupölis B.

11) Banpölis B.

12) Salevkia B.

260 I. Abteilung

4. Nuzarét'

5. Paltos')

6. Ermanopòlis

1. Aavúza

8. Salamias*)

9. Varkûsa

10. Rasús?)

11. Tanavada‘) . Grofse Katholikoi <3>*) Metropoliten 22 Kleine Katholikoi 11.5)

Mit Hiilfe des neuen Materials soll nun vor allem der Versuch gemacht werden, das Alter der Notitia von Antiochien zu bestimmen. Tobler und Molinier schreiben S. 329 dieselbe dem 6. Jahrhundert zu, obschon sie p. XLIX der Praefatio sich ungleich vorsichtiger ausdrücken und selbst eingestehen, dafs auf die von dem Verfasser der lateinischen Notitia berichtete angebliche Abgrenzung von Antiochien und Jerusalem auf dem V. Konzil wenig zu geben sel.

Wir können von der tntiochenischen Notitia mit Sicherheit jeden- falls soviel aussagen, dafs sie beträchtlich jünger ist, als die Übersicht der antiochenischen Diöcese, welche in die ovvagidundıs tóv ópodec dv verarbeitet ist und sich am genuinsten bei Pseudoeusebios (Euseb. chron. ed. Schoene I App. 83) und nahezu gleichlautend in Not. V Parth. vortindet. Leider zählt diese Diöcesanbeschreibung nur die Metropoliten, Autokephalen und Eparchioten auf und giebt die Zahl, nicht aber die Namen der den Metropolen unterworfenen Bistümer an, sodals für die Zeitbestimmung wenig Anhalt gegeben ist. Diese Be- schreibung der Patriarchaldiöcese widerspricht nirgends der unter Ju- stinian geltenden Kirchenordnung. Neben den zehn schon aus früherer Zeit als bestehend nachweisbaren Metropolen erscheinen noch Sergiu- polis und Därä. Erstere ist nach Johannes dixxowópevos (Cramer:

1) Eapalt'as B.

2) Salamia B.

3) Zrasüs A und C (schr. z Rastis; z = nota Accusativi). Arasüs B.

4) Tanavaday B. Tanavarzaj A.

5) Die Zahl fehlt im Text; Dulaurier zühlt 29 Metropoliten zusammen, was ich nicht verstehe.

6) Die Abhandlung über die fünf Stäbe, da sie für unsern Gegenstand weniger in Betracht kommt und bereits von Dulaurier übersetzt ist, lasse ich hier wer, obschon ich sie gleichfalls übersetzt Babe. Dr. A. Ter Mikelian teilt mir brieflich mit, dafs Listen von Antiochien und Cpel sich auch bei Myit'ar Ajrivane¢i finden, Leider besitze ich diesen Historiker noch nicht.

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 261

Anecd. Paris. II 109, 12) bereits von Anastasios Zur Metropolis er- hoben worden und unterzeichnet als solche auf dem V. Konzil. Därä fehlt daselbst in den Präsenzlisten und erscheint in den Subskriptionen (Mansi IX 395) ganz am Schlusse; allein die * Worte: „Stephanus misericordia Dei episcopus metropoleos Iustinianae novae sive Darasi similiter“ erweisen, dafs die Stadt damals bereits Metropolis war. Der Bischof unterschreibt an so niedriger Stelle offenbar nur, weil er erst nachträglich zu den Konzilverhandlungen eingetroffen ist. Von den fünf in eben diesem Verzeichnisse aufgezählten Autokephalieen be- sitzt Laodikeia sicher um 553 und Kyros wahrscheinlich schon früher diesen Rang. Dagegen heifst Abramios merkwürdigerweise noch 944 Bischof von Samosata: "Aßoauov tov DeoqedAi tod Lapoodrov éxioxo- xov. F. Combefis, originum rerumque CP manipulus p. 94. Indessen durch das 150 Jahre ältere yoovoygapsiov ovvtouor steht der Titel avroxepalos oder doyıenioxonos völlig fest; damit stimmt überein, dafs der Verfasser der Translationsgeschichte des Christusbildes unmittelbar darauf (S. 96) Samosata und Edessa gleichen Rang zuschreibt, und beide Prälaten deyısgeis tituliert. Vielleicht rührt das éxéoxoxog von einer dem Verfasser bekannten Synodalunterschrift des längere Zeit in Konstantinopel weilenden Abramios her; bekanntlich haben sich in da- maliger Zeit auch höhere Prälaten einfach als Bischöfe unterschrieben. Das qgovoygagetov ovvrouor ist unter dem Patriarchat des hl. Nike- phoros (806—816) verfafst worden; indessen nichts nötigt zu der An- nahme, dafs die in demselben erstmals benutzte Notitia von Antiochien erst aus dieser Zeit stamme. Vielmehr scheint dieselbe, wenn nicht unter Justinian, doch sicher in der Epoche vor dem Einbruche der Araber angefertigt worden zu sein.

Unsere Notitia Antiochena ist nun jedenfalls bedeutend jünger. Sie hat 13 Metropolen; Dari fehlt, dafür sind Theodosiopolis und Emesa angehängt. Die Fünfzahl der alten Autokephalieen ist auf neun erhöht, indem jetzt auch Heliopolis, Martyropolis'), Mopsuhestia, Adana und Pompeiopolis als solche erscheinen.

Was das Verhältnis der lateinischen Notitia zu der neuen griechi- schen betrifft, so zeigt sich auf den ersten Blick, dafs der lateinische Text nicht etwa Original, sondern eine Übersetzung aus dem Gricchi- schen ‘ist. Formen, wie Sebasti, Virchi, Varvalis, Perri, Dolichi u. s. £. erweisen dies klar genug. Unzählige Fehler und Wortungetüme der Notitia Latina beseitigt der griechische Text ohne weiteres; nichts- destoweniger ist der lateinische Text von dem Archetypus unsrer

1) Dieses fehlt in der lateinischen Notitia; dagegen hat es Smbats Fortsetzer.

262 I. "Abteilung

sehr jungen griechischen Handschrift unabhängig; denn neben zahl- reichen Fehlern bietet er auch mehrfach andres oder das Richtige. So hat er Arados und Antarados, der Grieche “4gda, aber ’Avrdgadog (Avrap- tods auch Anna Komnena). Für ’Ißegi« hat der Lateiner besser Ymeria. Zwischen Maximopolis und Chrysopolis bietet er ganz richtig noch Philippopolis, was der Grieche wegläfst. Der Verfasser der griechischen Notitia scheint übrigens des Griechischen nur notdürftig mächtig ge wesen zu sein; eine Reihe Namensformen verraten den Syrer. So ge braucht er statt Barvaı (der Lateiner hat Vatnon) die einheimische Namensform Zyedyeve = Sarúig; für Bupfalicoós sagt er Bapfadis (= BRBLS), für Kigxijovov Kegueía (= KRK’). "Agéyan für ‘HodxAeu ist alt; schon im 6. Jahrhundert neunt sich der Inhaber des Sitzes én. Payiyvov. Für die Zeitbestimmung ist nicht unwichtig, dafs der Verfasser statt Balavéar und ‘Pupavéæ die im 11. Jahrhundert ge- bräuchlichen Formen Badevéws und “Pupavews anwendet; vgl. Anna Komnena II 241,8: ta te orgarnyéra BaAavens xal Magaxécog. II 105, 2: to ye Magaxéws xal to Bulavews.

Zur Namenserklárung im Einzelnen habe ich bei der Erläuterung der lateinischen Liste (Jahrb. f. prot. Theol. XII p. 560 ff.) bereits einiges beigebracht. Um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, ver- weise ich auf das dort Ausgeführte und besehränke mich auf noch nicht oder unrichtig erklärte Namen.

In der Provinz Tarsos hat die lateinische Notitia Thiva und Pode- rados, der Grieche af Oña. und y Iodevdos. Dadurch erledigt sich letztere Stadt von selbst; es ist Podandos (JIodavddg oder IToderöos) an den Tauruspässen, das Butrentum der Kreuzfahrer. Thebai ist wahrscheinlich das xcorgov ®rP«oa, welches Theophanes melırfach (469, 20; 481, 9; 482, 6, 20 de Boor 11 619 hat falsch @rf«cev) in den Kämpfen der griechischen Kaiser mit Harán ar-Rasid erwähnt, und welches bei Kedrenos IL 35, 21 @yBa host. Für Cedmaron bietet der Grieche Oesluagwr = Tell Mahré'), das damit zum erstenmale auch als (orthodoxes) Bistum nachgewiesen wird. Gleichzeitig wird dadurch in glänzender Weise die Vermutung G. Hoffmanns bestätigt, welcher Georg. Cypr. v. 901 für Oyoiuegor Onkıudxowv zu lesen vorgeschlagen hat.

Das neunte Bistum von Bostra 7 @eën, wofür der Lateiner Yeevi und die Akten von Chalkedon Aivov (eine latein. Hands. Eni) haben, erledigt sich durch die Parallelstelle des Georgios Kyprios v. 1064; es

1) Das heutige Tell Elmenächir (Sachau, Reise 240, 250) ist nach G. Hof- mann aus Tell Mahré modernisiert, vl. auch B. Moritz, zur antiken Topographie der Palmyrene 1889. I. Tafel. Das mesopotamische noraorre109 Oedgpeayns, Pro- cop, de aedif. V 9, gehört schwerlich hierher wegen der Provinz.

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 263

ist Neun, das als Bistum wohlbezeugt ist, vgl. meinen Kommentar zu Georg. Cypr. S. 203. In der Provinz Anazarbos ist ‘Ade&tvdgeva Ka- Broods (Scabiosa, Kafimoa, n xar’ ”Iooov, catisson, y Kaußvoov vgl. jetzt auch Th. Noeldeke, Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans 8. 9 Nr. 1) in die zwei Städte 7 "A2sEavdoós und y Kaufvooúxodis zerlegt worden, in welcher Trennung schon die Handschriften des Georgios Kypriostextes mehrfach vorangegangen waren. Die Einschiebung von Etexvoúxodig zeigt aber, dafs in der Notitia nicht em Versehen der Abschrift, sondern des Verfassers selbst vorliegt. Die Erwähnung von Zioaa-Sîis erweist den jungen Ursprung der Notitia. St. Martin (mé- moires sur l’Arménie I 201) sagt: il paroit qu'elle existait déjà dans le dixième siècle. Indessen die Stadt ist bedeutend älter; bereits z. J. 6196 = 704 erwähnt Theophanes 372, 24 10 Zíciov rxaorgov, welches Jezid auf seinem Feldzuge gegen Kilikien vergeblich belagerte. Die politische und kirchliche Bedeutung der Stadt datiert aus der Zeit, als sie Residenz der Ruböniden wurde. Ein armenischer Erzbischof von Sis ist z. B. bei der Krönung König Levons 1195 gegenwártig (Smbat p. 99). Syrische Bischöfe von Sis werden im 13. Jahrhundert erwilmt. (Barhebraeus, hist. eccl. 1 670; Assemani dissertat. de Monophysitis s. v. Sis.) Wann das orthodoxe Bistum Sis gegründet worden ist, läfst sich nicht bestimmen. Nach unserer Notitia bestand es aber jedenfalls schon im 11. Jahrhundert.

Die Städte der Diöcese Amida sind leicht zu identifizieren; sie liegen sämtlich in Armenia IV und Arzanene. Für 'TAtvy hat die lateinische Notitia richtiger Yuilon = "IyyıAa (arm. Anged, Akl). Ba- lentine ist BaAaßırıvf, Balofita (Balahovitk), von dem ein Bischof Kaocica tijg Belapirnvis 536 (Mansi VII 975) erwähnt wird. Arsa- mosata, Sophene und Kitharis (= Kıdagitov Kirors) sind als Bischofs- sitze bekannt, ebenso Kyp& = Husan Kèf. Zeugma wird einer der obern Euphratübergänge bei Tomisa oder Barzalo sein. (Ritter, Erd- kunde X 984 ff.) Martyropolis fehlt, weil es zur Zeit der Abfassung der Notitia bereits Autokephalenrang erlangt hatte. Im 6. Jahrhundert war jedoch Dadima die Metropolis von Armenia IV gewesen: Jadiuov viv unreóxolis Georg. Cypr. v. 949 vel. p. 170. Die Stadt war geist- liche Metropolis noch zur Zeit Justinians II; 692 unterzeichnet nämlich beim Quinisextum nach den sehr alten und guten Handschriften: "Hicag éAdyvorog éxioxonos Jadiuwv untgunöisws tig À Iovoriviavijs') dpioas vxéyocpa. Dadurch wird in schlagender Weise die Angabe des Johannes

1) Die Handschriften haben diovoriviavijs, woraus die Konzilsausgaben ganz verkehrt devregug ’lovor. gemacht haben, wie sie auch unrichtig Jaciuov bieten.

264 I. Abteilung

Katholikos (c. 17 p. 47 der Ausgabe von- Jerusalem 1843) bestätigt, wo- nach Armenia IV durch Maurikios den Namen Justiniana (Justianunist) empfangen haben soll. Weil aber unsere Notitia Amida als geistliche Metropolis von Armenia IV kennt, mufs sie später, als 692, abge- fafst sein.

In den Provinzen Sergiupolis und Emesa weichen der lateinische und der griechische Text stark von einander ab; ich stelle sie einander gegenüber:

Opóvos ta, Y Esoyiodzolis. Sedes XI, Sergiopolis. elolv Uno tov toLOdTOv Hodvov sub hac sede sunt episcopi IV enioxonal E* y Zmvoßıas Bizonovias y Ogioov Marcopolis y Egıyevn Venethali y Ogpayitov Ermenia y Ayorrrrids Ooóvos ty, y Eusdoa. -— Sedes XIII, Emissa. elolv Úxo tov totobrov Fodvov sub hac sede sunt episcopi IV Enıoxonal y dom Arqui y Maguovrodis Orison (v. l. Ariston) y Bawetady Herigeni (v. 1. Herigen) y Equévera | Orogison

Wie man sieht, haben m einer Redaktion die Städte II—IV den Platz gewechselt; es fragt sich, welche das Richtige bewahrt hat. ZegpiovroAis ist Rusáfa (Rosafa, Risapha Georg. Cypr. p. 151) in der Euphratensis auf dem linken Euphratufer unweit von Sara ge legen. Die fünfte Stadt, welche der griechische Text aufzählt, fehlt in der latemischen Rezension. Es spricht für die Güte des griechischen Textes, dals die älteste Rezension der Notitia von Antiochien; das xo0voyo«@eiov ovvrouov des Pseudoeusebios, gleichfalls Sergiupolis fünf Suffragane zuschreibt. Dazu kommt, dafs die meisten Suffragane sich in der Nachbarschaft von Busäfa mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nachweisen lassen. Zenobias ist Zenobia am Euphrat, welches dem heutigen Halebi (Tschelebi) entspricht, während sein Name in dem gegen- über auf dem linken Euphratufer gelegenen (Zelübiä) Zelebi fortlebt, dem ’Avvovxag-llänüka der Alten. Vgl. B. Moritz, zur antiken Topographie der Palmyrene 1880 8.39 ff. G. Hoffmann, archäol. Ztg. XXXVI 26f Orison ist Ogiéa des Ptolemäos (V 14, 24), die dritte Station auf der Strafse von Palmyra nach Rusäfa und Stra. Kiepert identifiziert

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 265

dasselbe mit dem heutigen et-Taijibe; vgl. auch die Ausführungen von. B. Moritz, S. 27 ff. Ebenso schreibt mir G. Hoffmann: ,¡Opícov ist wahrscheinlich “Urd got, Oruba? der Tab. Peut.; das o erklärt sich

nach aramäischer Schrift und Aussprache = pry. Dieses “Urd ist identisch mit et-Taijibe: denn Jákút unter Suhnat (Suchna, Sichna der Karte) setzt letzteres zwischen Tadmur und ‘Urd, und el-Bekri 412, 3 erwähnt die Strafse: Tadmur, ‘Urd, er-Rusäfa, er-Rakka. Ritter X 1097 u. s. w.“

Ebenderselbe schreibt mir über Erigene: „Egıyevn = ‘Aràgîn (vielleicht erst plurafisiert aus ‘Ergin) liegt nach el-Belädori (futüh) 150, vgl. Jâkût (der betreffende Teil des Tabari über die Eroberungen ist noch nicht da) auf dem Wege von Palästina-Syrien her nach Bälis (Barbalissos), vor diesem. Dafs es am Euphrat liege, wird nicht er- wähnt. Es könnte identisch sein mit ‘Adadis des Ptolemäos V 14, 25 (Ritter X 1002) falls dies Alägi-s, 444ATIZ (T = A) zu lesen??') Die Lage unterhalb Bälis pafst. Athis (4918 v. L ‘Adds, ’Avdig Ptolem. V 14,17) vergleiche ich mit ‘Abdin bei Belädori, sehr nahe bei Bális gelegen, ein peoverov der Römer, jetzt “Afdin (Aff Dien Ritter X 1110); über Bälis hinaus, also aufwärts, liegt dann nach Belädori L c. Käsrin, Neoxavodpere bei Prokop und sonst.“

Bei Oragizon denkt man an das ptolemäische ’Epayita (v. 1. ’Eo- oafiya, “Eod&ya V 14, 14; Eraiza Rav. an. 11 15 p. 88, 12. Ritter X 1000), welches Sachau (Reise in Syrien und Mesop. 136) in Abú Hanäjä wiedergefunden hat. Indessen macht G. Hoffmann nicht mit Unrecht Bedenken wegen der Lage geltend; Eragiza liegt nördlich von Barbalissos, das noch zur Kirchenprovinz von Hierapolis (Mabbüg) ge- hört; demnach wäre die Zugehörigkeit jener Stadt zur Kirchenprovinz von Sergiupolis mindestens auffällig; unmöglich ist sie freilich nicht; denn in der Geographia sacra verdankt die Provinzialeinteilung oft mehr dem siegreichen Ehrgeize eines Prálaten, als der natürlichen geographischen Grenze ihren Ursprung.

Endlich das rätselhafte '4yoınnıds erinnert an die in den Akten des Mär Muain (Hoffmann, Auszüge aus syrischen Akten persischer Märtyrer S. 31) näher beschriebene, unweit des Flusses Präth gelegene Stadt, „welche Agripös hiefs, die der König Agripös gebaut hatte“. Hoffmann 1 c. S. 161 nimmt an, dafs der Name dem griechischen Eögwzog entspricht. Ein von Eveards = Garäbis verschiedenes, südlich von Karkisiá (Kirkesion) gelegenes Huropos erwähnt Isidoros Charakenos

en un

1) Moritz (Palmyrenc 31) kombiniert mit Mallo das Adiazane des Anon. Rav. II 15 p. 88, 16, was gut passen würde Byzant. Zeitschrift I 2. +10

s

266 . I. Abteilung

(Müller, geogr. Gr. minores I p. 248): Jodea Nix&vogos x6Ais xrioua | Mexedévav, vd 'Eddivov Edgwnog xadetrat. Indessen von dieser Stadt ist Agripòs zu trennen; vielmehr entspricht dem .4oipga Isidors „eine verödete Stadt, welche Dari (DWR') heilst“ Akten’ $. 28 cfr. Zosim. III 14,2. Dará sowohl, wie ‘Anat (ro "AveéPav peovgior), in * dessen Nähe der Heilige sieben Jalıre verweilte (Auszüge S. 30), gehören zum persischen Gebiete (vgl. Theophyl. Simoc. IV 10, 4); dagegen Agripis : und das benachbarte Dorf SDW” rechnet die Legende (S. 31) zum rómi- schen Reiche. Zu jener Zeit war auf Befehl des guten Andenkens würdigen Kostantinos das Horn des Heidentums btreits zerbrochen und aus Furcht vor den Christen feierten sie ihre Tänze und Feste für die Götzen heimlich.“ Ferner Europos-Garäbis wird syrisch "WRWPWS geschrieben, z. B. chronicle of Joshua the stylite ed. Wright p. 84; Agripòs dagegen wird ’GRPWS geschrieben (Auszüge S. 31). Auf fállig bleibt die Endung ce. G. Hoffmann schreibt mir darüber: „Zwar würde eine Lage südlich von Rusáfa zu der Geschichte des Mu‘ain, der sonst in Dora und Siggàr angesehen ist, wohl passen, ebenso wie zu Ag"röpös, wie es in einer Unterschrift von Bischöfen zur Zeit des Patriarchen Severus (512—518) hinter einem Bischofe von Sarà bei Wright, Cat. Mus. Brit. 970 e. 2 (Auszüge S. 161) vor- kommt; doch spricht gegen diese Gleichung die Auslassung des zweiten ein sag in allen syrischen Fällen.) Wenn auch Euröpos, nördlich vam Ságúr, angesichts dieser neuen Eventualität, noch nicht sicher in

der Variante Ag"röpos oder Agr(ipôs bei den Syrern nachgewiesen ist, so ist doch die Einschiebung des g an Stelle des v durch arabisch Girbäs (Jakat giebt die Lage genau an), wovon Garäbis der Plural ist, mittelbar auch für das Syrische gesichert. Die Zurückführung auch dieses nördlichen Euröpos auf den Agrippa des N. T. lag für einen bibel- festen Syrer sehr nahe, wie auch sonst das Etymologisieren von Namen nicht selten ist, ohne dafs das sachlich eme Bedeutung hätte. 7 ’4yoix- mus könnte übrigens auch eine archaisierende Bezeichnung eines Ortes sein, der sich um ein Kloster des II. Agripös, der in Syrien gefeiert wurde, angesiedelt hätte. Die Sache bleibt also unsicher.“

Noch mehr Schwierigkeiten bereiten die Suffraganate der Dideese von Emesa. Als erstes Bistum erscheint m beiden Rezensionen Arke; man denkt zunächst an das libanensische Arke (Arka), das von Emesa nicht zu sehr abliegt. Allein Arke gehört zur Diöcese des Proto-

1) Dies fiele ins Gewicht, wenn der Verfasser der Notitia ein Grieche wire. Bei den Unformen, welche dieser gräzisierte Syrer sich ohne die leisesten Gewissens- skrupel leistet, kann ich diesen Umstand eben nicht als sehr erheblich ansehen.

. H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 267

thronos, dessen zweiter Suffragan es ist. Es liefse sich nun denken, dafs die antiochenische Notitia dieselben Orte unter verschiedenen benachbarten Sprengeln gelegentlich aufzähle, weil in eine ältere Liste ein neuer. Bestand interpoliert wäre; indessen ach finde in der Liste sonst keinen Beleg dafür. Bistümer z. B., welche die alte Liste noch als Suffragane und die neue als Autokephalen kennt, sind in dieser letztern ganz richtig in den Metropolitanprovinzen weggelassen, so z. B. Martyropolis in Mesopotamien, Mopsuhestia in Kilikia II u. s. f. In. dieser Beziehung erscheint die Notitia recht sorgfältig redigiert, und da hat ’es sein mifsliches, hier einen Irrtum anzunehmen. Ich lasse also diese Stadt, wie Markupolis, mit dem ich nichts anzufangen weils, unerklärt. |

Über BaveSéAn Venethali und Eguévece schreibt mir G. Hoffmann: „Wright Cat. 86” kommt im Jahre 534 ein „Dorf Sas (BTL) der yaoa der Stadt Hemes“ vor. Für das Jod , ist aber wohl 3, d.h. Nun zu lesen; denn Jaküt hat Dair (= Kloster) BYantal (BNTL); welches nach diesem Orte benannt scheint, weniger als ein mil ab Güsija, eine Tagereise (6 Farsach) südlich Tlims, links vom Wege (durch die Bik& a) nach Damask, mit einer sehr merkwürdigen prachtvollen Kirche und einem Marienbilde. Güsija (syr. Güsijat Wright Cat. 2, 613°) südlich Ribla ist bekannt, vgl. Socins neuester Baedeker u. s. w., also 1 Byvetad, welcheg, wie ich vermute, eine Metathese von Be'eltan oder Bwaltan ist = Nas (B'LTN) „unsre Belthis“, auch Ortsname in Syrien.

"Eguévero ist etwa el-Harmel, ein Dorf nahe dem Orontes, stidlich von Güsija in Cölesyrien, nach welchem das Denkmal „Kamüat el-Harmel heifst. Socin-Bacdeker 1891 p- 350 u. s. w. Dies mit allem Vorbehalt.“ Als Metropolis ist Emesa bereits im 8. Jahrhundert bezeugt. In der vita des hl. Stephanos, des Sabaiten (fF 794)!) wird AA SS m. Jul T. III p. 577 der Metropolit von Emesa?) erwähnt: xal BAero tov Seopégor unroonodirmv Tig nuvevöaiuovos "Eutons ¿evyeruóvos Eoraru. Die Christen waren daselbst auch unter arabischer Herrschaft sehr zahlreich. 760 können sie es wagen, das Haupt des Täufers Johannes unter

1) Im J. d. W. 6286; nach der byzantinischen Ära ist das 778, nach der koptischen in Palüstina gebräuchlichen 794; das Begräbnis geschah Montag den 3. April. Die Entscheidung ist darum schwierig, weil sowohl 778 als 794 der 8. April ein Montag ist. Immerhin halte ich die letztere Rechnungsweise, da Kyrillos von Skythopolis nach ihr rechnet, für die in den palástinensischqn Lauren gebräuchliche und also wahrscheinlichere.

2) Den Namen Theodorus hat die lateinische Übersetzung cingeschwiirzt und Le Quien daraus übernommen.

. . 18*

268 I. Abteilung

grofsem Gepränge aus „dem Hohlenkloster in die ihm geweihte pracht- volle Kirche zu Emesa“ zu übertragen (Theophanes 431, 16); noch zu Theophanes’ Zeiten (um 815) war das Heiligtum eine gefeierte Wall- fahrtskirche. Die Hauptkirche der Stadt, eine der gröfsten in ganz Syrien, war zu Istachris Zeit Simultankirche, zur Hälfte christliches Gotteshaus, zur Hälfte Hauptmoschee der Muhammedaner, ein Beweis, dafs dort noch eine ziemlich starke christliche Bevölkerung vorherrschend gewesen sein mulste. Auch heute ist die Zahl der griechisch orthodoxen Christen in Hims sehr ansehnlich. Ebenso mufs das Land grofsenteils von Christen bewohnt gewesen sein. Die überall zerstreuten Ruinen von Kirchen, Klöstern und christlichen Gebäuden setzen die Reisenden „in wahres Erstaunen“. Ritter XVII 2, 1009, 1015, 1026. So hat es durchaus nichts Auffälliges, wenn noch in arabischer Zeit Emesa den Rang einer Metropolis erhält, und in der umliegenden Landschaft eine Reihe Bistümer gegründet werden.

Wir kommen endlich zu dem 11. Thron: Theodosiupolis mit seinen sieben Bistiimern: Ortros, Maznube (lat. Maznuni), Maurokastron, Hagia Maria, Axiexe (l. Axieri), Tarutza (l. Taroza) und Polytimos. Es wird zum Teil schwierig sein, diese Städte genauer zu fixieren. Theodosiu- polis tritt an die Stelle von Därä, welche Stadt seit dem 10. Jahr- hundert aus der Geschichte verschwindet. Sie wird 638 (Theophanes 340, 25) oder 641 (Dionysios von Tell Mahré bei Assemani B. O. II 103) von den Arabern erobert. Eines Bischofs David von Dara gedenkt 758 Barhebraeus hist. eccl. I 322, derselbe wurde später zum Patriarchen der Monophysiten erwählt. Um 820 erwähnt derselbe Schriftsteller Le. 1354 die Stadt wieder. Johannes von Därä, welcher 837 blühte, heifst Metropolit (Assemani B. O. II 119); die Stadt hatte also bei den Monophysiten denselben kirchlichen Rang, wie bei den Orthodoxen, erlangt. Elmakin und Abu-l-Mahasin erzählen, dafs die Griechen unter Johannes Kurkuas Okt. 942 Arzen, Dara, Mijafärikin und Nisibis. (Weil, Gesch. d. Khalifen II 690) eroberten.) Mär Joannes (1125— 1165), der Metropolit von Mardîn, welcher zugleich die Diöcese von Dara verwaltete, zählt diesen Ort unter den ehemals glänzenden, jetzt

1) Die Griechen gedenken dieses Feldzuges nicht, ebensowenig Step*anos Asolik III 7 p. 179 ed. Malyaseane. Barhebraeus chron. syr. p. 192 zählt Dard nicht unter den damals eroberten Städten auf; auch der Verfasser der Erzählung von der Translation der elxwy &ysıgomoinrog nach Cpel läfst den „Auneäs“* von Edessa nur verlangen, dafs der Kaiser sich durch Chrysobull verpflichte rod ur zols- niovs Enkoysoduı róv ‘Popuiov orgarssuare nurù Tor TE00LEW9 TOVTOY xülsor. prul tot Poyav (= lo Jf), oreo ti» "Edeocav i BaeBagos dvopate: gov,

toi Xagav, tod Zaparovs xal trav Zapocárov. Combefis, manipulus p. 94. o

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 269

verödeten Städten auf Assemani B. O. II 223; ebenso wissen die spä- tern Araber nur noch von seiner ehemaligen Grüfse. (Die Stellen bei Ritter XI 404.) Das an Däräs Stelle tretende Theodosiopolis kann nun nicht Theodosiopolis-Rès'ainà sein, sondern ist @&odosiovzoiıg tie ueyaing ’Aouevtag = Karin-Arzrün (Ersirum).') Tarutza ist sicher Tabriz; Tavoétov*) wird im 14. Jahrhundert als antiochenisches Bis- tum erwähnt. (Miklosich et Müller: acta et diplomata II 476 p. 228.) Die Stadt wird von den spätern Griechen mit Dara identifiziert: Ædoëg to viv Tadees. Hierocles ed. Parthey App. 122. Damit stimmt nun in eigentümlicher Weise Smbats Fortsetzer überein, welcher an Stelle von Dara einfach T'avréz aufführt. Die Stadt wird bereits von Faustus von Byzanz erwähnt T’avres (IV 25; V 2) oder T'avrèz (IV 39) und zwar ausdrücklich als in Atrpatakan gelegen (IV 25).5) In der ersten arabischen Epoche wird die Stadt nicht erwähnt; sie soll aber 791 aufs neue aufgebaut worden sein; 858 und 1042, durch Erdbeben zerstört, ward sie immer wieder hergestellt; ihre eigentliche Glanzzeit beginnt erst mit den Mongolen. Jedenfalls gehört das orthodoxe Bistum Tabris frühestens der islamitischen Epoche an, und wird schwerlich vor dem 10. oder 11. Jahrhundert entstanden sein.

Maurokastron ist dann natürlich nicht dus mesopotamische Castra Maurorum (Ammian. Marcellin. XVIII 6,9; XXV 7, 9), sondern das Mavooxdergov poovpiov Eis Eva tov Agueriuxov rénov ¿ml Adq—ov xeiusvov byniod xal dvoxaregycorov (Michael Attaleiat. 125, 6 = Cedr. II 679, 16), vgl. Ramsay, the historical geography of Asia Minor 267.

’A&ıetn oder wie der Name beim Lateiner lautet Axieri*) klingt entschieden türkisch. Bei Barhebraeus chron. Syr. p. 482, 12 des syri- schen Textes wird die Stadt Aksiré CKSR) geschrieben. Dukas (204, 19) erwähnt die Stadt als in Karaman gelegen: év toîs decoeg Tod Kapauav. xal yeowocuevos modes Ovo (7 pla xadeiro nacre Tv ‘rey Tovexav yAürrav ’Axcıdon, 7 étéou Ileyoudon. dv % mölıg

1) Noch heute.ist der vierzehnte Metropolit von Antiochien 6 @sodoowv- óleos (td "Eopfovpovur) drforiuog nual ¿Expyos Meyalns "Aguevias.

2) Taßestıvy bei Cedren. IL 573, 20. Toforén Chalcoc. 167, 5.

3) Ganz irrig identifizieren St. Martin (mémoires I 129) und Ritter damit Gancak (Gandzak, Tafgaxa, Kovgdxwv), welches Faustus gleichfalls mehrfach (iz. B. V 4 und Gantak Atrpatakani II 7; IV 21; V 1) erwähnt, mit welcher Stadt es jedoch nichts zu thun hat. Vgl. Noeldeke, Tabari S. 100 Nr. 1.

4) Axieri ist noch in diesem Jahrhundert als römisches Titularbistum ver- liehen worden. Mac Closkey z. B., der Kardinalerzbischof von New-York war, ehe er 1847 Bischof von Albany wurde, Bischof von Axieri 1. p. Die neuesten Aus- gaben der Gerarchia cattolica führen dus Bistum aber nicht mehr auf. Wuhr- scheinlich kam der barbarische Name den Gelehrten des Cracus verdächtig vor.

270 | I. Abteilung

«tn éyydg tod Ixoviov, «xéyovoa dio Tusoay 606v). ’Axordei, wofür der Italiener S. 455 Aaxiari hat, also genau entsprechend unsrem Axieri, ist das türkische Aksehr'), das antike Philomelion; Ieyotdgy dagegen ist Beifehr am Ostufer des Beisehr Goel, welches Ramsay S. 300 mit Karallia identifiziert. Indessen erhebliche Bedenken muß die für einen Suffragan von Ersirum viel zu westliche Lage erregen. An Akserai-Koloneia (tà Tetuoa, gorev à nddar Aepopévn Koléven Nicet.. Chon. 72, 7; KoA@vewa 7 viv Tenga Aëyero 68%, 10) kann nicht gedacht werden einmal, weil der Name verschieden ist, und dann, weil nach Hammer (bei Ersch. und Gruber II 303) die Stadt angeblich erst 1202 von den Selgükensultan Aseddin Kilidsch Arslan ben Messud erbaut worden ist. Allein es giebt auch ein armeni sches Ak Sehr. G. Weil, Geschichte der Chalifen V 207 giebt nach Makrizi und Abusl-Mahäsin den Bericht von einem Feldzuge, welchen unter der Regierung des Mamelukensultans Almelik Alaschraf Bursbai (1422—1438) dessen Feldherr Inal nach Kleinasien unternahm. Den 1. Dùlkädè (26. Apr. 1438) kam er m Ablestin (Al-Bostan = Arabissos) an. Am IT. brach er wieder auf und kam nach einer Festung, welche Aksehr hiefs, und belagerte sie (1. Dv] Higé). Hasan Alitaki, der Herr von Aksehr, ergriff die Flucht am folgenden Tage, und Inal besetzte die Stadt. Weil Lo e. N. 2 bemerkt: „Bei J. Hadjr £ 256 heifst die Festung Akschar. Ich habe eine Festung dieses Namens .. in keinem geographischen Werke finden können. Sie mufste nicht . weit von Erzingan liegen; denn Mahrizi berichtet „dafs die Truppen am 22. von Akscheher aufbrachen und nach Erzingan marschierten und dort ihr Lager autschlugen. Die Bewohner der Stadt Kamen zu ihnen heraus und verkauften ıhnen, was sie brauchten, und wer von den Truppen wollte, ging in die Stadt, ohne etwas zu plündern oder die Bewohner zu belästigen, und das dauerte fort bis zum Ende des Monats“ Dulaurier (recueil I 545) läfst die Mongolenschlacht vom 27. April 1299 geschlagen werden „dans la plaine d'Ak-Scheher d'Er- zendjan“, ohne emen Beleg anzufiihren; Weil (L e. IV 224), arabischen Quellen folgend, sagt nur, die Schlacht habe im Mon. Ragab (April 1299) in der Nähe von Siwas stattgefunden. Auf der von Schabin- Karahissar nach Siwas südwestlich sich abzweigenden Strafse, welche Vietor Fontanier und Henry Suter zuerst erforscht haben, erreieht man in 6 Stunden Enderes (Andras). Der grofsenteils von Armenien be

1) Von den Turkomannen wird der Name auch Akschar, Anschar und Achi- schar gesprochen. « Hammer in Kirsch und Grubers Encyklopiidie II 302; über die Stadt vgl. auch Weil, Gesch. d. Chalifen V 66, 69, 97,

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 271

wohnte Ort liegt am Südrunde der $ Stunden weit von O. nach W. sich ausdehnenden Ebene Aschher Owassy. Bereits Inéitean (Neu- Armenien $. 237) erkannte, dafs die Namensform bei Suter aus Aksehr- Owa (Weilsstadt-Ebenc) korrumpiert sei. Armenische Berichte des 15. Jahrhunderts erwähnen noch die Stadt Aksehrabad, welche das Aksehr der Araber ist. Durch Inschriften ist Enderes-Aksehr als mit dem antiken Nikopolis identisch erwiesen. Ritter XVIII 210 ff. Mit gewohnter gründlicher Gelehrsamkeit und erprobter Gefälligkeit teilt mir W. Pertsch noch folgendes mit: „In der von Ilnen bezeichneten Gegend liegt em Aksehräbäd, eine. sehr ungeschickte, pleonastische Bildung, welche wahrscheinlich durch Mifsverstiindnis aus Aksehr-owa entstanden ist. In dem persisch-türkischen Wörterbuche Farhang-ı Schu’üri (I Blatt 67”, Anfang) nämlich wird bemerkt, dafs owa als zweites Glied. türkischer Composita nicht selten durch den gelehrten Unverstand verbesserungssüchtiger Schreiber in ábád wngewandelt werde (was dazu beigetragen haben mag, der Bedeutung „Ebene“ für pers. 4bad in manche Wörterbücher Eingang zu verschaffen). Mag dem nun sein, wie ihm wolle, so sagt C. Mostras, Dictionnaire géographique de Pempire ottoman. St. Petersbourg 1873 8.21: ,Ak-Schélur-A bad. Ville de la Turquie d'Asie, dans leyalet de Trebizonde, Hiva de Kara-Hissari- Scharki Und in einem von zwei Syrern in Beirut herausgegebenen (leider stecken gebliebenen) geographischen Wörterbuche steht (p. 11,12) ein Artikel, der wörtlich übersetzt folgendermafsen lautet: ,,Akschràbad ist- eine Gemeinde (u>L) im Gerichtsbezirk Su-schehri (d. i. Wasser- - stadt), welcher seinerseits zum Livá Ost-Karahisàr im Wiláyet Siwás gehört. Diese Gemeinde (Áksehrábid) ist 6 Stunden von der Haupt- stadt des Gerichtsbezirkes (Su-schehri) nach Osten, und 8 Stunden von dem Mittelpunkte des Liwä (Ost-Karahisär) nach Südwesten entfernt. In dieser Gemeinde giebt es eine Anzahl von Orten (55), zwei grofse und eine kleine Moschee (Asus, place). Iiermit ist die Lage des Ortes hinlänglich genau bestimmt. Asxieri ist fragelos mit Nikopolis-Akschr- Aksehràbad-Enderes identisch.

MafvovBn, wofür der Lateiner Maznuni hat, erinnert an Mecntinik‘, einen der Gaue von Vaspurakan (Geogr. des Moses St. Martin Il 364: Thomas Arcrûni III 29 p. 251 ed. Patkemian mit der Variante Meznünik‘). Auf dem Konzil zu Dvin unter Nerses HI 645 unterzeichnet als 17. Bischof Samuel Bischof von Mehnunik’: episkoposn Mehnuneac') codex Berol.

1) In Maurikios' Zeit erwähnt Ugtanès 11 37 auch einen Bischof Aharon von Mehnúnik'; wenigstens liest Brosset Méhénounik; er benutzte eine 1847 ge- machte Abschrift der Handschrift von Ejmiacin. Die Ausgabe von Vadardapat 1871, Il p. 64 bietet jedoch: Y 4Simbkuwy.

272 I. Abteilung

or. Peterm. T. 34 fol. 269'), welches Bistum Intiéean storagrátiwn p. 212 N. 2 mit Mecnünik‘ kombiniert.

H “Ayia Magix wird, eines der zahlreichen armenischen Kloster- bistümer sein, vgl. 6 tod “Ayiov NıxoAcov, 6 tod “Ayiov Temeyiov, è tov Ayiov ’EAısociov, è tod Ledodx tig Heordxov u. s. f.

- Über Ortros*) und Polytimos vermag ich keine Auskunft zu geben. Ehe wir versuchen die Zeit, wo diese nordarmenische Provinz Theodo- siopolis errichtet wurde, genauer zu bestimmen, ist noch die eigentüm- liche Liste der Katholikoi zu betrachten, welche beim Griechen, beim Lateiner und bei Smbats Fortsetzer abweichend überliefert ist.

Vat. Gr. 1455. Notitia Latina. Smbats contin

a. è xaSoluxdg Poue- Der Katholikos vom yvoews fito: Ileooias. Hause Virk°.

B. 6 xaBodixdg.Eton- Catholicus Irinopolis Der Katholikos von vouxélemg ro Tod que est Baldac. Irinapölis, welche ist Baydü. | PaAtat. .

j Catholicus Ani qui Der Katholikos von est Persidis. Erömikeriös, welches ist Parsikk‘.

Der Katholikos von Romagyris hat zu den tollsten Erklärungsversuchen Anlals geboten. Neilos Doxapatres 57 versetzt ihn nämlich nach Indien und dazu bemerkt Parthey: „Pouoyvgewg sanser. Ramagiri, mons Ramae, hodie Ramgir“ und Dulaurier, recueil I p. 674 erklärt: „le mot prodpytippow est la transcription du latin primicerius“ und er übersetzt: „le catholicos primicier“.

In den Unterschriften der Synode von Antiochien, welche wohl dem Jahre 1365 angehört, finden wir: „o taxeurdg l'eguavòs xal xado- Aixde “Pouoyíosws (so die Handschrift nach praef. p. X) xal ZE&oyos néons Ißnoiest“.”) Acta patriarch. CP. 1207 p. 465 vgl. 464. Danach ist wenigstens im 14. Jahrhundert „Katholikos von Romagyris“ Titel des Exarchen von Georgien. Allein Smbats Continuator, welcher allein

1) Mitteilung von Dr. A. Tér Mikelian, dem Verfasser von” ‚Die armenische Kirche in ihren Beziehungen zur byzantinischen“. Leipzig 1872.

2) Ein Ordro, wie es scheint, in Basen gelegen, wird in der Geschichte Georgiens erwähnt, I 323. Eines ebenfalls im (römischen) Iberien gelegenen Ortes Osurtru gedenkt Cedren. 11 576, 4: év ’Ifnoix nata tiva nediada Eyyapios Ocovoteov Asyopévnv.

3) Die Herausgeber haben jedenfalls cine Konfusion gemacht; denn 464, 8 steht 149 Feguavod nai nadolinod (ti) ounyvesms. 465, 12 xutodindg (ri) öpoydgewg und doch schreiben sie praef. p. X: 465, 12: nota in codice legi: ucdodinod Gwpoynesag.

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 273

drei Katholikoi aufzählt, unterscheidet deutlich den Katholikos von Virk (= Iberien) von dem Katholikos von Romagyris oder Persien, in letzterer Doppelbezeichnung mit dem Griechen übereinstimmend. Dies wird nun schlagend durch einen möglichst authentischen Zeugen, den Patriarchen von Antiochien selbst, Petros III, in seinem Briefe an den Patriarchen Dominicus von Grado 1054 bestätigt (Coteler. eccl. gr. mo- num. I 116): BaßvAov à ueydAn xed ‘Pœoudyvgus (v. 1. ‘Pouoyvoés, ‘Pu- uörnoss, ‘Pouaysons) iro. To Xwgocäv (v. 1. Xwoooav, Xwoved, Xwoc- car) xal al Avınal 15 Sang (v. 1. &Alns) dvarodis Enapyia, Ev als doxuEnioxonot rag nuov nEunovra xal xadolixoi, yegoto- vowvreg Ev éxetvoss Toig uégeoL uNntogoroXitas, Eyovras br’ avroda ént- ox6xovs xoddovs. Hier werden also im Gegensatz zu „Jen Synodal- akten von 1365, aber in Übereinstimmung mit der Notitia Romagyris und Horäsän identifiziert. Den Schlüssel zur Erklärung gewährt eine Angabe der georgischen Chronik (Brosset, histoire de la Géorgie I p. 472). . Danach hat zwischen den Jahren 1210 und 1212, also in Georgiens Glanzzeit, die Königin Thamar die Stadt Romgouar (Romgor, Romgui- aros) erobert.') Diese Stadt hat bereits Brosset L e. p. 472 n. 2 in einer bei-Jäküt erwilnten Stadt wiedererkannt. G. Hoffmann schreibt

6

mir darüber: ,, La, bei Brosset, zu sprechen ‘Ramdschar’, transkribiert etwa ‘Ramgàr’, würde persisch' Ramgàr oder Ramgér lauten können. Jäküt sagt s. v. ‘Ramgär(u) eine mahalla in den Gegenden von Nisá- bar, nach welcher eine Anzahl Gelehrte Ramgárenser heilsen ete.’ Kürzer hat as-Sojûti, Lubb-al lubáb ed. Veth 118 “Ramgár eine ınahalla in Nisábúr [als der Stadt oder der Landschaft]. Mahalla bedeutet so- wohl Stadtquartier, wie Weiler für sich, auch Distrikt; ich finde es sonst nirgends erwähnt. Es stammt eben aus biographischen Wörter- _ biichern, als Geburtsort von Gelehrten, an sich gewils sehr unbedeutend, am ehesten möchte es ein Quartier von Nisäbür, der Stadt, sein, und gewifs ist es identisch mit Pou«yne als Hauptort llorásáns.* Der Glanz Nisabors datiert aus dem ©. Jahrhundert,, wo nach Ibn Haukal die Tahèriden es zu ihrer Hauptstadt erhoben haben. Glänzend war es auch unter den Seléûken. Das Zusammenströmen der griechischen Kaufleute in diesem Zentrum Iràns wird den Patriarchen von Antiochien veranlafst haben, in Nisábúr ein Katholikat zu errichten, welches nach dem Quartier, wo dieser Dignitär residierte, benannt wurde. Nach der Eroberung der Stadt durch die Georgier ist wahrscheinlich Iberiens höchster Prälat mit dem Titel eines Katholikos von Persien geschmückt

1) ‘Popdyvers fro: ro Xweocdy sagt Petros III; ebenso lesen wir bei Wakh- tang 1. c. 472 und 541: Romgouaro ou Khorasan. |

274 . . I. Abteilung

worden. Als dann die Stadt wieder in islamitische Hände gekommen war, blieb die Titularunion der beiden Katholikate bestehen.

Wie kommt es aber nun, dafs gerade Smbats Continuator drei Katholikate: Iberien, Bagdád und Romagyris aufzählt, während Petros II und die Notitia nur die beiden letzteren kennen? „Da im 14. Jahrhundert Romagyris und Iberien urkundlich uniert sind, erwartet man im’ Gegen- teil von einem Schriftsteller des 13. Jahrhunderts, dafs er die Zustände seiner Zeit darstelle, wo faktisch nur- zwei Katholikate (wenn Bagdäl überhaupt noch vorhanden war) existierten. Da sein Text das Gegenteil bezeugt, muls er nicht aus einer zeitgenössischen, sondern aus einer wesentlich ältefen Quelle geschöpft haben, eine Annahme, welche, wie wir sehen wegden, durch die folgenden Ausführungen sich bestätigt.

Bezüglich Iberiens steht es nämlich vollkommen fest, dafs -dessen '

Katholikat zum Patriarehat von Antiochien gerechnet wurde. Die ovr- . «gidunors tov óp0dec.óv zählt Iberien ausdrücklich zur anatolischen -.Diöcese. (Euseb. chron. ed. Schöne I App. 82, 21 = Not. V 39 Parth.) Damit stimmen auch die einheimischen Chronisten der Georgier über- ein; sie erzählen, dafs auf Befehl des Kaisers und des Patriarchen (von Konstantinopel) der Patriarch von Antiochien im Jahre 473 dem Petré den Katholikat von Therien übertragen und gleichzeitig daselbst zwölf “Bistümer errichtet habe (Brosset, histoire de la Géorgie I 192). Durch einen Kanon des VI. Konzils von 656 (6801 ist gemeint) soll dann der Katholikos von Georgien vollkommene Unabhängigkeit und gleichen Rang mit den Patriarchen erhalten haben (. c. 256); indessen bereits Brosset (Le. 256 n. 5) erklärt diese nur in einer Handschrift sich vorfindenden Berichte itber die georgische Kirche für moderne Ein- schiebsel. Es kommt hinzu, dafs die Armenier den iberischen, wie den albanischen Katholikos ausdrücklich als dem Sitze Gregors des Erleuch- ters unterstehend ansehen. Die aktenmälsigen Belege des Bischofs Uytanös von Edessa!) in seiner Geschichte der Kirchentrennung der Iherier und Armenier suchen nachzuweisen, dafs im 5., wie im 6. Jahr- hundert die Iberier mit den monophvsitischen Armeniern Kirchengemein- schaft hielten und dafs ihr Katholikos von dem armenischen in Dvin geweiht ward. Erst Ende des 6. Jahrhunderts soll der in Koloneia erzoyene und dadureh für die Orthodoxie gewonnene Kürön (Kyrion)*) sich und seine Nation von der’ Kirchengemeinschaft mit Armenien los- gelöst haben. Kyrion jedoch in seinem Schreiben an den armenischen

1) Ugtanès lebte allerdings erst im 10. Jahrhundert unter dem Katholikos Xacik (972 992). °

2) Quiricus in einem Briefe, welchen 601 IV Ind. Gregor I von Rom an ihn adressiert. Jatfé 1844.

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekaunte Bixtümerverzeichn. d. orient. Kirche 275

Katholikos Ter Abraluun' stützt sich stets auf den Glauben von Jeru- ‘salem: „Unsre und eure Väter waren unter der Herrschaft des Königs der Könige und hielten als Glauben den von Jerusalem fest.“ (Uzta- nes II 45 p. 77 der Ausgabe von Valarsapat) und „.. das Buch (girk touos) der vier Synoden, an welches die Romäer sich halten; dasselbe wird in der heiligen Anastasis (Anastas) und in dem heiligen Sion verkündigt® (II 51 p. 87). Die engen Beziehungen der Georgier zu Jerusulem') sind auch sonst bekannt; es ist aber klar, dafs Kyrion, ‚wenn er nur das Verhältnis zu Jerusalem betout, noch nieht mit seinem Lande in die Obedienz von Antiochien eingetreten war. Brosset sucht den Widerspruch zwischen den armenischen und den einheimischen Quellen so zu-lósén, dals er annimmt, es habe bis auf Kyrions Zeit neben dem einheimischen, allein von den yeorgischen Annalisten er- wähnten Katholikos noch emen armenischen Atajnord für die zahlreichen unter georgischer Herrschaft stehenden monophysitischen Armenier ge- geben. Ich kann in dieser Lösung nur einen unglücklichen Harmoni- sierungsversuch des gelehrten und scharfsinnigen Mannes erkennen, “welcher in seiner trefflichen Introduction zur histoire de la Géorgie selbst die Mittel zu einer richtigeren Auffassung an die Hand gegeben hat. Die georgische Chronik hat ihre endgültige Redaktion erst durch König Wakhtang im Anfang des 18. Jahrhunderts erhalten. Indessen hat dieser in bedeutend frühere Zeit zurückreichende Materialien benutzt. Der armenische” Auszug aus der iberischen Geschichte ist im 14. Jahr- hundert angefertigt worden. Schon König Bagrat HT soll 991 eine Geschichte abgefafst haben; jedenfalls ist die Königsgeschichte vom Beginn der Bagratiden an (786) glaubwürdig. Dagegen die Liste der Ratholikoi: wimmelt bis ins 11. Jahrhundert von Verstöfsen und Aus- lassungen (vgl. Introduction passim, besonders S. XV, XVIII LIT, LIV; histoire moderne II 2 p. 452, 455). “Unter solehen Umständen muls diese Quelle für die ältere Geschichte einfach beiseite gelassen werden. Man kann aus der Erzählung von der Stiftung des Katholikats durch Antiochien 475 nur schliefsen, dafs im 9. und 10. Jahrhundert, wo eme . im ganzen glaubwiirdige gleichzeitige Geschichtschreibuyg in Georgien beginnt, der dortige Katholikos unter Antiochien stand, wie uns dies auch die Griechen bezeugen.) Ein griechisches Zeugnis meldet uns

-—"——————_——————— _———_

1) Auch Tèr Abraham bemerkt nur, dafs die Armenier mit Jerusalem keine Gemeinschaft mehr hielten, weil Juvenalis das Chaleedonense angenommen habe; über Antiochien schweigt er.

2) Ich will damit natürlich nicht ohne weiteres für die unbedingte Zuver- lässigkeit der sehr einseitigen urmenischen Berichte eintreten. Wie Uytanés be- richtet, dafs die Iberier bis auf Kyrion Monophysiten gewesen seien, so sugt Moses

276 I. Abteilung

auch, wann die Kirche von Iberien autokephal wurde. Theodorus Bal- samon, der Patriarch von Antiochien, zählt in seiner Erklärung zum 2. Kanon des Constantinopolitanum I (Beveridge, ovvodixdy I 88) drei autokephale Kirchen auf: Bulgarien, Kypros und Iberien. Bulgarien hat Justinian und Kypros das ephesinische Konzil selbständig gemacht. Über Iberien bemerkt er: tov dèi Ißmolag Eriunde dıdyvmaıg - vio dv Avrioysia ovvddov. leyera yde, dti nl TV Nuspdv tod a&p~rarcrov natoidgyov Osovadisos peyddns Avrioysiag xupov Ilérpov yéyovev olxovopía ovvodixh ¿devdepav sivar xal adroxépalor tiv exxdyotay ris Ißneias, broxsıuevnv Tore tH nargıdoyn Avriogeixs. Diese Angabe wird allerdings von Balsamon mit einem Aéyeras eingeführt; indessen ich sehe keinen Grund, sie.zu bezweifeln. Natürlich ist Petros HI gemeint, welcher 1053 den Thron bestieg und 1054 an Dominicus von Grado schrieb. In diesem Brief erwähnt er nur die Katholikate Romagyris und Bagdad; also mufs die Synode, welche Iberien für autokephal erklärte, einer früheren Zeit angehören. Wir gewännen damit für dieses Ereignis das Datum 1053.)

Die Vita des grofsen georgischen Nationalheiligen Giorgi Mthats- ' midel berichtet, dafs dieser Heilige zwischen 1056 und 1059 mit Glück die Unabhängigkeit der georgischen Kirche gegen den Patriarchen Johannes von Antiochien verteidigte, welcher die iberische Kirche,

Kadankatuaci 117 p. 98 ed. Emin, dals der Katholikos Tér Abas von Albanien um die Mitte des 6. Jahrhunderts die Chalkedonianer aus dem Lande getrieben habe. Moses gehört gleichfalls dem 10. Jahrhundert an. Allein eine sehr wohl- unterrichtete Quelle des 7. Jahrhunderts, die narratio de rebus Armeniorum (Com- befis, hist. haeres, Monothelit. 280) meldet im Gegenteil, dafs sowohl Abas als die Iberier Mitte des 6. Jahrhunderts allen Unionsvorschlägen der Armenier wider- standen hätten. Die Sache ist also keinesfalls vollkommen klar. Das Verhältnis von Iberien zu Antiochien scheint aber jedenfalls viel jünger zu sein, als die Georgier berichten.

1) Patriarch Kyrillos von -Cpel behauptet, dafs Herakleios einen zweiten Katholikat in Abchasien gegründet habe; ebenso meldet Dositheos von Jerusalem, dals Leo der, Isaurier 720 den Katholikos von Nieder-Iberien und Konstantinos Monomachos 1045 den von Ober-[berien eingesetzt habe. (Brosset, introduction p. EMI) Mit letzterer Angabe stimmt überein die 1802 publizierte russische Kirchengeschichte von Grusinien, welche angeblich „nach den georgischen Annalen“ die Gründung der Patriarchalwiirde unter Konstantin Monomachos ansetzt. Dafs auf diese Angabe nichts zu geben ist, zeigt Brosset (histoire 11 2, 433). In Brossets Übersetzung der Chronik findet sich auch nirgends eine solche Angabe. Der russische Verfasser ist so unwissend, dafs er den von Prokop erwähnten armeni- schen Katholikos von Dvin für den georgischen hält. Auch die Angaben der modernen Griechen lasse ich unberücksichtigt, da derartige ohne Beleg mit seteilte Notizen gewöhnlich auf Erfindung oder verkehrter Kombination beruhen.

Dositheos-z. B. leistet in- «dieser Beziehung Erhebliches. o

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 277

als von keinem Apostel gegründet, sich wieder unterwerfen wollte. Brosset hält diese Angabe für unrichtig; denn aus der damaligen Zeit sei kein Patriarch von Antiochien Namens Johannes bekannt. Allem unsere Quellen für die Patriarchenreihe des 11. Jahrhunderts, die Syno- dika und Assemanis arabischer Katalog, sind notorisch so lückenhaft, dafs sie gegenüber der bestimmten Angube einer zeitgenössischen Quelle ‘durchaus nicht in Betracht kommen (vgl. Brosset, histoire de la Géorgie I 339 u. 341). Vielmehr-dient die Nachricht des georgischen Biographen in erwünschter Weise zur Bestätigung der Angabe des Balsamon. Wir können demnach als feststehend anschen, dafs der bisher unter Antiochien stehende Katholikat von Iberien 1053 zur Autokephalie er- hoben wurde und diese gegen einen Versuch Antiochiens, das alte Ab- hängigkeitsverhältnis herzustellen, siegreich behauptete.

Dadurch wird nun auch das Zeitalter der verschiedenen Redaktionen unserer Notitia bestimmt. Der Armenier, welcher drei Katholikate: Iberien, Bagdäd, Ramgär aufzählt, mufs eine Vorlage benutzt haben, welche jedenfalls vor 1053 fällt; umgekehrt kann die ‘uns vorliegende griechische Notitia frühestens in diesem Jahre entstanden sein. Da- durch erledigt sich von selbst die wunderliche Vorstellung Dulauriers (Journal Asiatique V Ser. XVII T. 1861 p. 430 und recueil 673 n. 674 n.), als stelle der armenische Text eine Kombination der armenischen und lateinischen Bistümer des Patriarchats Antiochien zur Zeit der Kreuz- fahrer dar. Seine Annahme, dafs der Armenier sein Original von den Lateinern empfangen habe, ist unhaltbar. Aus den Worten des Lateiners: Catholieus Ani qui est Persidis, schliefst nämlich Dulaurier vielleicht richtig —, dafs man in Antiochien gegenüber dem die Suprematie des dortigen lateinischen Patriarchen nicht anerkennenden Katholikos von Sis seinen Rivalen in Ani begünstigt habe. Aber der Armenier kennt ja gar nicht diese freche Fälschung der lateinischen Kleriker, sondern er stimmt mit den Griechen in der Nennung von Romagyris überem. Zu bemerken ist auch, dafs im Gegensatz zu den Lateinern die Griechen die Auto- kephalie des grofsarmenischen Katholikats trotz der Glaubensspaltung stets feierlich anerkannt haben.

Rätselhaft bleibt nun freilich, wie Iberien, für das die Einheimischen im 11. und die Griechen im 12. Jahrhundert die Autokephalie ausdrück- lich als bestehend bezeichnen, im 14. doch wieder als Antiochien unter- geordnet erscheint. Vielleicht hat die Vere inigung der Katholikate von Romagyris und Iberien den Inhaber wieder in engere Beziehungen zu Antiochien gebracht. -

Ganz kurz können wir uns über den zweiten Katholikos fassen. Der Name Etgnvosrolis für Bagdad ist Übersetzung der arabischen

278 I. Abteilung

Benennung. Said Ibn Batrik und Elmakin berichten, dafs der Chalif Mansûr, als er die Stadt Bagdad im Jahre 145 der Hegra (762) gründete, dieselbe „Friedensstadt“ (Medinatu-ssalámi) genannt habe. Der gewóhn- liche Name bei Griechen und Armeniern ist Babylon, wie auch Pe tros HI und die latemische Randnotiz im Vaticanus Gr. 1455 haben Step'anos Asuaik III 38 p. 265 erklärt dies des genaueren: „Dieses Ba- belön ist nicht das im Lande Senèar im Reiche der Chaldäer, wo der Turm gebaut wurde, welches Nabùgodonoser, der Sohn des Nabupal- lasar 15 Jahre (l. in 15 Tagen) ummauerte. Die Stadt ist jetzt nach einem etwas davon entfernten Platze verlegt worden und heifst Baádat* Über die Zeit der Errichtung des orthodoxen Katholikats in Bagdad sind wir gleichfalls unterrichtet. Barhebraeus (hist. eccl. II 236) er- zählt, dafs wegen der grofsen Zahl der in Bagdäd ansässigen Griechen zuerst 910 durch den Patriarchen Elias von Antiochien ein Katliolikos') hingesandt worden sei; allein auf die Vorstellungen der Nestorianer erlaubte die arabische Regierung nur, dafs von Zeit zu Zeit ein Bischof die dortige Griechengemeinde: visitierte. Wahrscheinlich ist aber später dies Verbot in desuetudinem gekommen; denn sonst könnte Patriarch Petros 150 Jahre später nicht mit solcher Bestimmtheit das Gegenteil bezeugen.

Die Abtassungszeit unserer Notitia ist nach oben schon bestimmt. Sie fällt nach 105%. Damit stimmt, dafs Dara, welches seit dem 10. Jahrhundert jede Bedeutung eingebülst hat, nicht mehr als Metro polis auftritt. Schwieriger ist die Fixierung nach unten. Indessen ist sie jedenfalls älter, als die lateinische Übersetzung, deren älteste Hand- schritt bereits dem Ende des 12. Jahrhunderts angehört. Wilhelm “von Tyrus (ATV 12) gedenkt des catalogus pontificum suffraganeorum qui ad ceclesiam Antiochenam respiciunt schon bei emem den dreilsiger Jahren des 11. Jahrhunderts angehörigen Ereignisse.

Einen Schritt welter bringt uns vielleicht der Versuch, die Zeit der Errichtung der Metropolis Theodosiopolis Karin zu bestimmen. Basileios Bulgaroktonos und Konstantinos Monomachos hatten nach der Annexion der Bagratiden- und Arerünierreiche in Armenien eine zahlreiche Hierarchie unter der Metropolis Keltzene eingerichtet. Smbats Quelle, welche, wie wir gesehen haben, älter, als- 1053 ist, setzt an Stelle von Theodosiupolis Tavrez, das in der Notitia und un 14. Jahr-

1) 1. e. 236 steht allerdings Metropolit; allein 235: katölikä oder Metropolit. Der erste Katholikos heifst PNJ & Jani, loavvis. Die Abkürzung ‘épis ist bei den Griechen bereits im 9. Jahrhundert gebräuchlich. Johannes "Tzimiskes heilst. bei den Armeniern stets: hhepsuh, °

H. Gelzer: Ungedr, u. wenig bekannte Ristiimerverzeichn. d. orient. Kirche 279

hundert wieder einfachen Bischofsrang einnimmt. Wahrscheinlich hat das seit Mitte des 10. Jahrhunderts wieder oströmische Antiochien die Glanzzeit von Byzanz und dessen grofse Erfolge im Osten benutzt, um auch den Christen im Gebiete der islamitischep Fürsten durch Organi- sation einer Hierarchie eine angesehenere Stellung zu gewähren. So wurden in Horäsän der- Katholikat Romagyris und in Ádrbaigán die Metropolis Tabriz errichtet. Nachdem 1070 die Herrschaft der Byzan- tiner in Ostkleinasien definitiv zusammengebrochen war, hat dann der Patriarch von Antiochien zu retten gesucht, was noch zu retten war, indem er im den Gebieten der Selgükenfürsten sich der orthodoxen : Christen durch Stiftung einer Reihe von Bistümern, wie Axieri und Maurokastron, annahm. Dats er damit erhebliche Eingriffe in das Ge- biet des ökumenischen Patriarchats machte, ist klar; indessen solche Vorgänge zählen in der griechischen Kirchengeschichte durchaus nicht zu den unerhörten.')

Nach unseren Ausführungen würde demgemäls die Provinz von

| Theodostupolis sich über folgende Landschaften egstreekt haben: . 1) Theodosiupolis Diöcese von Hocharmenien. 2) Ortros » von Iberien und Pasén? 3) Maznune » von Vaspurakan. 4) Maurokastron » im Gebiete des Danismend. 5) Hagia Maria | 7 | 6) Axiere » Nikopolis-Aksehr (Enderes). 7) Tarutza » von Adrbáigán. 8) Polytimos | ?

Wie man sieht, bildet die Kirchenprovinz ein geographisch leid- "lich zusammenhängendes (Ganze; H. Maria und Polytimos wird man etwa in Karabagh und in Van (Taron) suchen müssen. Ä

Wir können demnach unsere Resultate bezüglich der Notitia An- tiochena kurz dahin zusammenfassen:

1) Die älteste Fassung der antiochenischen Diöcesanbeschreibung liegt uns in der armenischen Übersetzung hinter Smbats Chronik vor; das Original gehört der Zeit vor 1053 an.

2) Der jetzige griechische Text ist in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts redigiert worden.

= ——

1) Seleukeia in Isaurien ist seit der Ikonoklastenzeit mit Upel vereinigt und die Redaktion von Leos Diatyposis, welche unter Alexios Komnenos angefertigt worden ist, zühlt dasselbe auch wirklich als 30. Metropolis auf; das hindert den ungefähr gleichzeitigen Verfasser der Notitia Antiochena durchaus pi °° "laukeia nach der alten Ordnung mit seinen sämtlichen Suffraganen als as ‘nn Antiochien aufzuführen. Vgl. oben S. 254, lu und S. 20F

280 | I. Abteilung

3) Die lateinische Übersetzung gehört sicher der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts an. - Sehr viel kürzer können wir uns über Jerusalem fassen. Vaticanus Gr. 1455 fol. 245" ff. gigbt den griechischen Text zu der von Tobler und Molinier edierten lateinischen Notitia Itin. Hieros. 1 339—343. Der ganze Bericht (5. 338 —339) über die angeblichen Beschlüsse des V. Konzils, wonach sowohl Alexandrien als Antiochien je zwei Pro- vinzen an Jerusalem abtraten'), fehlt vollständig im griechischen Texte und ist eine mülsige Erfindung unwissender lateinischer Prälaten der Kreuzfahrerzeit. Mit dieser Beschreibung der vier Provinzen von Jeru- salem stimmt wörtlich überein die descriptio parrochiae Jerusalem Itin Hieros. I p. 321 ff. Die Herausgeber lassen das griechische Original dieses Machwerks der Kreuzfahrerzeit circa 460“ entstehen, woran natürlich nicht entfernt zu denken ist. Offenbar hat man in Jerusalem überhaupt kein aus alter Zeit herrührendes Verzeichnis der Metropolitan- diöcesen mit ihren einzelnen Bistümern besessen. Derselbe Text, welchen «Wir in der Notitia ggiechisch und in den Itinera Hieros. zweimal latei- nisch haben, erscheint schon als Anhang der ’Avaxepalaio0is tov éporérov ratguaggiov (= Notit. V).*) Hier ist die Beschreibung der Provinzen von Jerusalem einfach aus des Basileios’ Bearbeitung von Georgios Kyprios Reichsbeschreibung entlehnt. Die wertvolle „de seriptio parrochiae Jerusalem“ entpuppt sich demnach als eime profane Aufzählung der Städte und Komenverbände der drei Palästina und Arabiens. An dem Mifsverständnis der Späteren ist übrigens Basileios selbst schuld, welcher bereits Georgs Reichsbeschreibung kirchlichen Charakter zuschrieb; mteressant ist aber, dafs diese Anschauung von Konstantinopel aus auch nach Jerusalem drang und von dem dortigen Klerus in aller Naivetät als historische Thatsache hingenommen wurde. Denn das ist nicht zu bezweifeln, dafs die recht alte descriptio par-

rochiae Jerusalem vier Handschriften gehören noch dem 12. Jahr- hundert an auf Veranlassung des lateinischen Patriarchats von Jeru-

salem übersetzt worden ist; das Original mufs sich demnach in der griechischen Patriarchalkanzlei von Jerusalem vorgefunden haben. Ja das Ansehen dieses einem Mifsverstiindnis semen Ursprung verdanken- den Machwerkes war so grofs, dafs auch das in seinen Privilegien durch die descriptio beemträchtigte Antiochien dasselbe als gültige Urkunde anerkannte und demgemiifs auf die ihm rechtmäßig zustehende Provinz

1) Die Herausgeber des lateinischen Textes schreiben ihn dem Wilhelm von Tyrus zu. 2) Partheys Text ist nnvollständig und, wie gewöhnlich, nicht zu brauchen.

H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 281

Bostra verzichtete. Theodoros Balsamon nämlich bemerkt zum sechsten Kanon von Nikäa (Beveridge, ovvodixóv I 66), dafs unter Antiochien Syrien, Cölesyrien, Mesopotamien und beide Cilicien ständen, unter Jerusalem aber die Eparchieen von Palästina, Arabien und Phönike (rdv TepocoAspav tay Ev ti IleAnorivn enagyav, tüv ¿v ’Apaßie ral tiv Ev Dowixn). Allerdings weils er, dafs in Chalkedon beide Phönikien und Arabien Antiochien, dagegen Jerusalem nur die drei Palästina zugesprochen wurden. Aber heute hat sich das geändert: mal tére pty obrog deioty. ojuepov 6 Y tev nouyudıov évallayi) de Foe xal raüra uermuerpev. Die von der römischen Kurie und den Patriarchen des lateinischen Ritus vollzogene Grenzverschiebung zwischen den Patriarchaldiócesen Antiochien und Jerusalem ist demnach im 11. Jahr- hundert auch griechischerseits als zu recht bestehend anerkannt worden. Nach dem Zusammenbruch der Lateinerherrschaft ist jedoch von den Griechen schleunig alles auf den alten Fufs gesetzt worden. Unter den Unterschriften der Diöcesansynode von Antiochien vom J. 1365 findet sich auch: +6 taxevig unrooxolirns Bóotoas “Apoévios xel bxéoripos fF. Acta patr. CP.1465. Noch Chrysanthos zählt im Beginne des 18. Jahr- hunderts Bostra als antiochenische Metropolis auf, wührend es heute eingegangen ist. Dagegen haben die unierten Griechen vom melchi- tischen Ritus noch gegenwärtig ein Bistum Busra (Bostra) und Hauran, welches unter Antiochien steht. (Gerarchia cattolica 1892 S. 45. Mis- siones catholicae descriptae in ann. MDUCCXCI, Romae 1891 p. 578.)

Viel wertvoller ist in derselben Notitia der Anhang von v. 93 an, welcher die 25 autokephalen Erzbistümer von Jerusalem aufzählt. Die- selbe Liste haben auch der Berolinensis Phillipp. 1477 und der Vati- canus 1897. Sie zählen vorher die drei Metropolen Skythopolis, Petra und Bostra auf; Kaisareia fehlt nur durch ein Schreiberverschen; denn Neilos Doxapatres, welcher diese Notitia stark benutzt hat, fand in seinem Exemplar Kaisareia (v. 142) vor. Die vier Metropolen und 25 Erzbistümer sind der wirkliche Bestand der Patriarchaldiócese Jerusalem im 11. Jahr- hundert. Der Verfasser der lateinischen Notitia Itin. Hieros. p. 330 be- merkt: Et quoniam iterum eumdem patriarcham oportebat habere preter supradictos metropolitanos familiares suffraganeos, quos Greci cincellos (v. 1. cancellos, cyncellos) vocant, subtraxerunt predictis metropolitanis quosdam episcopos et quosdam de novo creaverunt usque ad viginti quin- que. Offenbar waren zu der Zeit, als der Übersetzer der Notitia lebte, eine Reihe dieser angeblich autokephalen Erzbischöfe einfache Titulare ohne Diöcese, welche als oùyxellot des Patriarchen in Jerusalem weilten, wie ja auch heute die meisten der angeblichen Suffragane von Jerusalem Titulare ohne Herde sind, welche irgend einen Dienst in der Patriarchal-

Byzant. Zeitschrift I 2. 19 U

282 I. Abteilung. H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bek. Bistümerverz. d. orient. Kirche

kanzlei oder an der hl. Grabeskirche versehen. So wird es. auch im 11. und im beginnenden 12. Jahrhundert gewesen sein, bis die Un duldsamkeit der Lateiner allmählich wenigstens den höheren Mitgliedern des griechischen Klerus den Aufenthalt in Jerusalem nahezu unmöglich machte. So ist die Autokephalenliste ein interessantes Verzeichnis der wirklichen Bischöfe und Titulare, welche im hl. Lande in der Zeit un- mittelbar vor dem ersten Kreuzzuge vorhanden waren.

Der zweite Teil dieser Abhandlung wird sich mit dem Patriarchat Alexandria und dem autokephalen Archiepiskopat Bulgarien beschäftigen.

Jena. Heinrich Gelzer.

Zur Anna Komnena.

I 233, 14—16 (ed. Bonn) ’Erapinu te Avogdziov xal 108 Avióva nal rag lomas néAes nal vijoovs, Seas pOdoas aros top ral dógari xaréoyov. An dieser Stelle ist TouS in Trou zu ändern. Dae Emendation ist evident und braucht, meine ich, nicht weiter gerech t--

fertigt zu werden.

Athen. Spyr. P. Lambros.

Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale.

Die von dem Bischof Idatius') in seiner Chronik ausgiebig be- nutzte und derselben beigegebene Fastenquelle zerfällt darüber ist man sich jetzt einig in drei grolse Abschnitte, von denen der erste unzweifelhaft in Rom, der zweite ebenso unzweitelhaft in Konstan- tinopel, der dritte wieder in der westlichen Reichshälfte verfafst ist. Wo die konstantinopolitanische Fortsetzung anhebt und aufhört, kann ebenfalls im wesentlichen als ausgemacht gelten. Nach Holder-Eyger (Neues Archiv Il 68) fällt der Anfang zwischen 330 und 356, das Ende zwischen 3%) und 395, während Mommsen sich neuerdings (Mon. Germ. Auct. ant. IX p. 199 ff.) für die Jahre 330 und 395 als Anfangs- und Endpunkt entschieden hat. Jedenfalls spricht für 395 als Schluß der Umstand, dafs mit diesem Jahre die dauernde Trennung der beiden Reichshälften begann, ferner dafs die Fastenchronik von da einen ganz andern Charakter annimmt; ebenso läfst sich für 330 als Anfang die Thatsache geltend machen, dafs damals die Neugründung von Byzanz erfolgte und damit der Schwerpunkt des Reiches nach dem Osten ver- legt wurde.

Die beiden ersten Abschnitte der Fasti Idatiani liegen in griechi- scher Fassung in der Fastenchronik des Chronicon Paschale vor. Es ist lehrreich beide Versionen mit einander zu vergleichen, um ihr &tgenseitiges Verhältnis festzustellen. Zunächst ist soviel sicher, dals die griechische nicht aus der lateinischen, in ihrer jetzigen Gestalt, ge- fossen sein kann, sondern dafs die Verwandtschaft beider Versionen vielmehr aus der Benutzung einer gemeinsamen Vorlage zu erklären ist. Diese Vorlage war in lateinischer Sprache geschrieben, eine An- tahme, für die Mommsen (a. a. O.) mit den triftigsten Gründen ein- getreten ist. Nur sind die Gründe gerade nicht neu. Der erste, dals der Paschalschreiber zum Jahre 430 irrtümlich dictator durch dvri-

1) Mommsen hat neuerdings, wie es scheint auf die Autorität der Berliner Handschrift hin, dem Bischof den Namen „Hydatius“ beigelegt: ich bediene mich der biéher gebrituchlichen Form, solange für die neue eine ausreichende Begründung fehlt.

19*

284 I. Abteilung

yoapevg übersetzt habe, ist bereits von Ducange in seinen Notae zum Chron. Pasch. vorgebracht, und den zweiten, dafs zum Jahr 307 p. Chr. die lateinische Konsulatsbezeichnung Novies et Constantino in der grie- chischen Version mifsverstindlich durch NoBiov Kovoravtivov Aúyoverov wiedergegeben sel, hat schon Holder-Egger (a. a. O. p. 60 ff.) im Verein mit dem ersten für die Priorität der lateinischen Version geltend ge macht. Auf alle Fälle müssen diesen Gründen gegenüber die von Bricker') und Cichorius*) erhobenen Bedenken schweigen, doch ver langen sie wenigstens ihre Erklärung.. Abgesehen nämlich von Dingen, die sich auf Kigentiimlichkeiten der spätern Latinität oder auf Versehen der Abschreiber zurückführen lassen, scheint für die Priorität der grie chischen Fassung zu sprechen, dafs zum Jahre 486 das Cognomen des P. Sempronius Sophus in der lateinischen Version durch Sapiens!) wiedergegeben ist, und ferner dafs zum Jahre 558 der Konsul L. Furius Purpureo beim Idatius Porphyrius und im Chron. Pasch. I7opgvero; heifst. Ich erkläre diese auffallenden Erscheinungen daraus, dafs der zweite Teil der Fastenchronik ja in Konstantinopel entstanden ist, und der oder die Bearbeiter mit ihrer Kenntnis der griechischen Sprache Spielerei getrieben haben werden. .

Wenn demnach nicht daran gezweifelt werden kann, dafs die ge meinsame Vorlage beider Versionen in latemischer Sprache vertafst War, so wird man nun weiter fragen müssen, wie dieselbe in ihren Ableitungen wiedergegeben ist. Könnte man der von Mommsen (a. a. 0.) aufgestellten Ansicht beipflichten, so wäre der Archetypus eine umfang- reiche Chronik gewesen, der gegenüber das uns vorliegende lateinische Exemplar als ein dünnes Excerpt gelten miifste. Mommsen stützt sich für seme Annahme teils auf eine Augabe der Fasti Idatiani selbst, in welcher das gröfsere Werk zitiert sein soll, teils auf die angebliche Thatsache, dafs in der Fastenchromk des Chronicon Paschale weit um fingreichere Auszüge aus der Quelle enthalten seien.

Was zunächst den ersten Punkt betrifft, so handelt es sich um eine Notiz zum Jahre 167 p. Chr., die folgendermafsen Jautet: „re chronico his conss. passos legis*. Diese Notiz bezieht Mommsen gan > richtig auf die kurz vorher zum Jahre 161 gemachte Angabe: „Hr = conss. orta persecutione passt Polycarpus et Pronius“, und folgert dan n weiter, dafs das von Idatius zitierte chronicon eben die umfangreich - Vorlage seiner Fastenchronik gewesen sei. Schwerlieh dürfte die

1) Untersuchungen über die Glaubwürdigkeit der ultrómischen Geschich A

p. 265. 6

C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale 285

Deduktion Beifall finden! Das fragliche chronicon ist nämlich nichts anderes als die Chronik des Hieronymus, wie das übrigens längst J. M. Garzon!) und unabhängig von diesem Pallmann?) und Ilolder- Egger?) erkannt haben. Hieronymus bringt zum J. A. 2183 (= 167/8 p. Chr.) folgende Bemerkung: Persecutione orta in Asia Polycarpus et Pionius fecere martyrium*), und Idatius hat also in seiner Notiz nur der Verwunderung darüber Ausdruck verliehen, dafs sein von ihm so hochverehrter Vorgänger in Bezug auf die zeitliche Bestimmung jenes Martyriums erheblich von den Angaben seiner Fastenchronik abwich.")

mn me -—.-

1) Idatii episcopi chronicon illustratum a Joanne Matthaeo Garzon, edidit P. F. X. de Ram, Bruxellis 1845 p. 41 ff.

2) Geschichte der Völkerwanderung ll 211.

3) Neues Archiv Il 69.

4) Dufs Hieronymus sowohl bei der Abfassung dieser Notiz als auch sonst ein Exemplar derselben Fastenchronik benutzt hat, deren Überlieferung wir dem Idatius verdanken, konnte letzterer freilich nicht ahnen. Und doch ist diese Thatsache «durchaus sicher und, wenn man erwägt, dafs die Chronik des Hiero- nymus im Jahre 380 verfalst ist, dafs also damals bereits eine Redaktion der Fastenchronik im Buchhandel war, für die Erkenntnis der suecessiven Ent- stehungsweise derartiger Chroniken von höchster Bedeutung. Übrigens hat auf die Beziehungen des Hieronymus zu den Fasti Idatiani im allgemeinen bereits Holder-Egger (Neues Archiv II 86 unter Zustimmung von Sceck in Fleck- ersens Jahrbüchern f. Phil. 1889 p. 607) hingewiesen, ohne freilich die für die Abfassung der konstantinopolitanischen Fortsetzung der Fastenchronik notwendigen Konsequenzen duraus zu ziehen, auch ist er im Irrtum, wenn er die Benutzung der Fastenquelle auf den letzten, selbständigen Teil der hieronymianischen Chronik

beschränkt, in welchen: sie allerdings ganz besonders hervortritt. So hat Hiero- nymus zZ. B. seine Angube zum J. 1983 cp. 139, x) Lunae secundum KRomanos cursus inuentus aus dieser Quelle, wie Idatius 721 Cursus lunae inuentus est zeigt, und man wird Mommsen nicht zustimmen können, wenn er meint, «dafs die Bemerkung des Idatius auf Interpolation aus Hieronymus zurückzuführen sei. Ferner ist, wie schon erwähnt, für «die Notiz über das Martyrium des Polyearpus und Pionius die Fastenchronik von Hieronymus herangezogen, daneben freilich auch Eusebius a. Abr. 2183 (vgl. Syncell. 664, 20), dessen influfs auch die dem Idatius auffüllige Abweichung hinsichtlich der Chrono- logie zufallt. Eine Verarbeitung der Fastenquelle mit Eutrop liegt vor bei er. 2311 (p. 187, n) = Eutrop. 9, 25 + Idatius 295; Hier. 2321 (p. 189, e) = Utrop. 9, 27 + Idatius 304; Hier. 2324 (p. 189, 1) = Eutrop. 10, 4 + Idatius 308; er. 2328 (p. 189, s) = Eutrop. 10, 4 + Idatius 312; Hier. 2329 (p. 189, D = Utrop. 10, 5 + Idutius 314; dagegen ist die Fastenquelle allein benutzt in em ersten Teil der Angube des Hier. 2333 (p. 191, ¢) = Tdatius 317, ferner Hier - 2839 (p. 191, g) = Idutiux 324. Die letzte überhaupt nuchweisbare Ver- Wertung der Fastenchronik findet sich bei Hieronymus zum drittletzten Jahr seiner Chronik 2393 (p. 198, «)

5) Wie Idatius zu der Gleichung des hieronymianischen Jahres 2183 mit

dem Konsulat des Verus und Quadratus gekommen ist, läfst sich nicht mehr

286 1. Abteilung

Die sonderbare Art und Weise aber, die Chronik des Hieronymus ein- fach als chronicon zu zitieren, erklärt sich daraus, dafs die eigene Chronik des Idatius nicht nur eine Fortsetzung der hieronymiani- schen war, sondern, wie dies ebenfalls schon Garzon mit Scharfblick erkannt hat!), offenbar mit dieser verbunden von ihm veröffentlicht wurde.?)

Ebenso hinfällig ist der zweite Grund Mommsens, dafs der Paschal- schreiber weit umfangreichere Auszüge aus der Fastenchronik bewahrt habe als Idatius. Sieht man die Ausgabe Mommsens an, in welcher die griechische Version der lateinischen gegenübergestellt ist, so sollte man allerdings der Behauptung Glauben schenken. Thatsächlich aber hat vielmehr bei der Ausscheidung der in Betracht kommenden Stücke aus der Paschalchronik ein cigenttimliches Mifsgeschick obgewaltet. Nicht blofs, dafs einzelnes versehentlich übergangen ist, nein, seiten- lange Excerpte, die der Paschalschreiber aus seiner bevorzugten Quelle, der Chronographie des Ioannes Malalas, übernommen hat, dazu auch ein Stück aus der Kirchengeschichte des Eusebius haben sich in die Consularia Constantinopolitana eingeschlichen.

Ganz aus Malalas stammt zunächst folgende Reihe von Excerpten”):

1) Zum Jahre 716.

Malalas 217, 1s—20. 218, 1—6. Chron. Paschale 359

, 13360, 3,

Ev de th Pour éiddvr 6 «bros Kaióao ¿opayy vo tod devtégov Boovrov xal úddov per” adtod OVUTOLNOUUEVOV CVYALNTIADO.

Mera tov Kaicao« Tétov "IovAtov émedegaro Y 60yxAntos Pouns tov Abyovorov Oxtaßıavov

erkennen.

Nach seinem eigenen Fastenexemplar verlaufen gerechnet) von Christi Geburt bis zum genannten Konsulate 170 Jahre:

Tütog ’IovAıLos Katoao aneidor > e , ? [4 > Ev Pour Espayn VIO TOD dervregor Boovtov, ovunoinecvreav usr’ «bro nal &Alwov tIVOV GvyxANTIxD.

Meta to tedevtijoui tov Ketouo« T&iov ‘Iovivov éxelétauro i) ovyxhy- tog ‘Pouatwoy tov Avyovorov Oxtt-

(alle Versehen mit- wahr-

scheinlich liegen also chronologische Irrtümer zu Grunde.

1) À. a. O. p. 48 À. 4, p. 2) Das beweisen in Kusebius =

dem

59 A. 4. Prooemium der

idatianischen Chronik die ¡nf

Hieronymus bezüglichen Worte sanctorum et eruditissimorm patrum

in praecedente opere suo, ferner in der Chronik selbst die Angabe zum

Jahre 407: post supradictos sane

Arrianos, cpiscopi fuerint, Idatius qui haec scribit seire non potuit.

qui Iicrosolymis ante Toannem Richtig bemerkt Garzon

dals unter den supradieti Arriani episcopi die von Hieronymus zum J. A. 2364 (p. 194, b) genannten Bischöfe zu verstehen seien.

3) Nur von den ersten stelle ich, um den Raum nicht unnötig in Anspruch

zu nehmen, den Wortlaut der

Texte einander gegenüber.

C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale

tov 0vypevi] tod Kaicapos xal tov Avtavıov roy Tod Adyovorou yaußpov éx’ adeApi; xal roy AE- zıdov, xal ¿yévovro of tpeîs tot- oußvocrogss, xal avrol duaxovy ta ‘Popeiov xpdyuero nooßel- Aduevor xar' Erovs daarous.

287

Boy tov ovyyevéa tod Kaioagog xal toy "Avróviov toy tod Ad- yovotov yaufodv eri ddelpî) xal Asnidiov. xal éyévovro of tosis tpiovuforetoges, of ¿dvolxovv Pouelin« noaypuara ¿mg Bavarov adrüv nooßeiAdusvor ÚraTovs.

Abweichend von Malalas setzt der Paschalschreiber die Ermordung Cäsars nicht ins Jahr 713, sondern 716. Hierzu ist er veranlafst durch die nebenbei benutzte Chronik des Eusebius, mit welcher er dem Cäsar fünf Regierungsjahre giebt (cf. Euseb. Chron. a. Abr. 1973 = p. 136, i): das fünfte Jahr ist aber eben das Jahr 716.

2) Zum Jahre 67 p. Chr.

Malalas 257, 22—23.

Ext di trav qpóvov ig Bac Asías adtod (sc. Négwvog) Aov- xecvoc è coporaros %v mage ‘Pw- paio péyag xal exavvovpevos.

Chron. Paschale 450, 8—10.

Kata todrov tov yodvov Aov- xavog rege Popalors uéyas mv xol EMULVOVMEVOS.

Dafs der Paschalschreiber diese Bemerkung an das Jahr 67 gekniiptt hat, erklärt sich ebenfalls aus Malalas, bei dem unmittelbar darauf die Bemerkung folgt: ¿mi rie dnarelug ’Irogınod xal TolmiAlavod Tod

xal Toogélov (68 p. Chr.) épavÿs éyévero Nepov.

3) Zum Jahre 97. Malalas 268, 16—18. aoavrag ¿ml rijg avrod (sc. tod Neofà) faciAsius éxwmdvdyouv of wovouayoı xa) af Béar atta: mai Exrevoidn ave’ avTOv Tüv xuvnyiov Y Deu. 4) Zum Jahre 176. Malalas 282, 1—5.

O dt abròs Mápxos facrdeds éÉepovnde tòv dixardratov vipov, Gore xal ¿E ddaderov xANgovo- pelv tov xmarégo ta téxva xal To ayaqurovpeva mal To téraprov ueoos didocda tig marguxijs re- gLovoias.

Ent ris fPacidsias œdrod vaétake td ¿bvos tOv Tepuavór.

Chron. Paschale 469, 12—13.

Ev toro TO yoda exalvoncav of uovoutyor nai al Bear (Peal cod.) avr@v, xal dvr abr@v Ene- von9n Y TÓV xuvvnyiov Bea.

Chron. Paschale 489, 6—9. Exl tovrtov tev Únrdtov vouog ¿redny, More ¿E ddtaderov xAngo- vouslv tov maréga ta TEXVA" xal tH dyapioro di mal ro terpa- ovyxiov didoota. tig matewas MEQLOVOLAS.

O dt aúros Bactieds brérate rd Edvos TÜV Tepuavov.

288 I. Abteilung

Die Ansetzung dieser Angaben unter das Konsulat des Jahres 176 be ruht auf reiner Willkür.

5) Zum Jahre 28%. Malalas 306, 15. Chron. Paschale 511, 11—13.

Metà toca ¿rn tig Baordecas Tovro 1 êtes AuoxAgtuavòs tis avrov énoince Kaicaga tov viov Eavrod faordetas xotvavòv &vedete avrov Matiuiavòv tov nal ‘EquovA- Makiucavov “EpuovAiov, &ezopevov lavé. | toitov Erovg tic avrod facidelas,

napayeuudoas Ev Nixoundela.

Die überschiefsenden Worte xapayeudons Ev Nixoundeix sind schwer- lich einer anderen Quelle als Malalas entnommen, der dem Paschal- schreiber ja noch unverkürzt vorlag.

. 6) Zum Jahre 328.

Die umfangreichen Stücke Nr. 2. 3. 4 (Mommsen) stammen sämt- lich aus Malalas, wie dies auch die Herausgeber richtig bemerkt haben: Nr. 2 (Chron. Pasch. 527, 18—528, 18) = Malal. 319, 20—320, 19; Nr. 3. 4 (Chron. Pasch. 528, 19—529, 7) = Malal. 321, 6—14.

7) Zum Jahre 330.

Von Nr. 1 (Mommsen) ist nur der erste kleinere Teil (= Chron. Pasch. 529, 11—18 &vapogevoas) aus der Fastenquelle des Idatius ab geleitet, doch sind auch hier selbständige Zuthaten des Paschalschreibers zu vermerken, so vor allem die Berechnung nach der Himmelfahrtsära. Der ganze übrige grölsere Teil der Notiz (= Chron. Pasch. 524, 18— 550, 11) ist dagegen wieder lediglich Excerpt aus Malalas und zwar in folgender Weise:

Chron. Pasch. 529, 18—10 = Malal. 321, 16—19 » » 929, 20—530, 11 = 321, 22—322, 15.

Ebenso ist die unter Nr. 2 von Mommsen mitgeteilte Angabe (= Chron. Pasch. 530, 12—16) keineswegs aus der Fastenquelle entnommen, son- dern aus Malal. 323, 3—7.

8) Zum Jahre 369.

Nr. 1 (Mommsen) = Chron. Pasch. 557, 18—558, 5 aus Malal. 339, 20— 340, 4.

Nr. 2 (Mommsen) = Chron. Pasch. 559, 4— 10 aus Malal. 341, 1 —x.

9) Zum Jahre 378.

Nr. 1 (Mommsen) = Chron. Pasch. 560, 15—16 aus Malal 341, 12— 13.

Nr. 2 (Mommsen) = Chron. Pasch. 560, 17—18 aus Malal. 341, 9—11.')

1) In unserm jetzigen Malalas liest man irrtümlich BeZepiovòs für Mooriavds, ob durch Versehen des Excerptors oder der Abschreiber, bleibt dahingestellt.

C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale 289

10) Zum Jahre 379.

Chron. Pasch. 561, 6—9 = Malal. 344, 14—16. 19—20.

Nur Zusätze aus Malalas haben folgende Angaben der Fasten- quelle erhalten:

1) Zum Jahre 273.

Die letzten Worte des Excerptes %v yde yodvm poapévra (= Chron. Pasch. 508, 14) stammen aus Malal. 299, 21.

2) Zum Jahre 282.

Aus Malal. 302, 15 sind die Worte &v ér@v v’ (= Chron. Pasch. 509, 13) zugesetzt.

3) Zum Jahre 297.

Die lateinische Version hat die Angabe: His conss. uicti Persae. Mommsen stellt gegenüber Chron. Pasch. 512, 18—19: ITegocı xara xgdrog Evinndnoav dnd Kovoravriov nal Matiuivov ToBiov und Chron. Pasch. 513, 19—20: ‘Ent rév a«vrov vdadrov Evinndnoav Tlegocı bro Matsuevod EoxovAlov Avyovorov. Von diesen beiden Bemerkungen dürfte die zweite ganz und von der ersten wenigstens der Ausdruck xatà xodrog aus Malal. 308, 6—7: O Kutoug Makimeavog GnEAD xara Ilepoñv xal vinfoas a«vrode xart xoctog entnommen sein.

4) Zum Jahre 364.

Von Nr. 1 (Mommsen) = Chron. Pasch. 555, 10—19 sind nur die Schlufsworte xal ér09" uaotiov aus der Fastenquelle entnommen, der Anfang Pouaiov An’ Eßaoilevoev Odalevriviavds Abyovarog stammt aus dem von dem Paschalschreiber benutzten Imperatorenverzeichnis, alles übrige von Zadovoriov bis ag adrés aus Malal. 337, 14—-338, 2.

Wie dies alles mit Sicherheit auf Malalas zurückzuführen ist, so lassen sich vermutungsweise, wie schon Gelzer (Africanus II 159) her- vorgehoben hat, noch zwei Nachrichten zu den Jahren 243 und 250 (= Chron. Pasch. 501, 13—17 und 502, 14—19) über die durch Gordian und Philippus gegründeten Scholen der Senioren und Junioren aus demselben Autor herleiten. Man mufs eben bedenken, dafs in unserm heutigen Malalas der ganze Zeitraum vom Tode des Caracalla (+ 217) bis zur Regierung des Valerianus (253—260) fehlt. Jedenfalls ist es höchst verdächtig, dafs sich die Angaben über die Gründung jener scholae gerade bei den Nachtretern des Malalas, Georgios Monachos (355, 7) und Cedrenus (451, 7), und zwar bei ihnen allein wiederfinden. Aufserdem passen die Angaben, die ja, wie auch Mommsen zugiebt'), durchaus apokrypher Art sind, wohl zu einem Skribenten von der Sorte des Malalas, nehmen sich dagegen schlecht aus in einer Chronik,

1) Hermes 24 (1889) 222 A. 2.

290 I. Abteilung

die von solchen Schwindeleien nachweislich ganz frei geblieben ist. Endlich hat Mommsen, wie schon oben angedeutet wurde, auch noch ein Stück aus der Kirchengeschichte des Eusebius in die Consularia Constantinopolitana aufgenommen, nämlich die Angabe zum Jahre 324

(= Chron. Pasch. 524, 11—16). Man vergleiche:

Euseb. H. E. X 9, 4. 5.

Aiò di 1% prdaycda uitas To uicordunoov 6 tay «yadiv aowyods, rodsıcıv Gua audit Kotonw Baot- het quavdpwnorato, OWTNigLoV debidv nace totic a&noddvutvors Exteivag' Eid” ola raufaordet Bec, Deod nad corti. andvrav r0- OnyG xal OVUpdyo yowmEevor, TUTO Gua nai vlog, Cupa xvxio dreddv- TEC THY ANTE TOY Peopoay TAQA-

Chron. Paschale.

IIooAußar 6 tüv olxelcov puyóv montis nal pedwilös GATTE toi: niow EnAdurag Kovoravtivor qui medi Kotonw repacxeváte xvxlo- diva «meo xareîgev péon Atxtvios, xaneivog otevadels navrazddev TOLÜTOV annvéeynaro TÉÂAOG 6qpa- yels!) oldvasp abròs side na fxovoe Gvußev tots reo avtoò uxoòv TUQAVVÑOUOL.

tags, dudiav Tv vixny arogpéoov- TUL .. .. @ tots . ado. OveceBece tugévvols Eveidev avroig optcdpots Arxivvivs, tad te

duot@s xal AUTOS Eroe».

Nach Entfernung dieser aus Malalas und Kusebius stammenden Stücke bleiben in der Ausgabe Mommsens überhaupt nur noch wenige um- fangreiche Excerpte übrig, die zu der Annahme einer ausführlicheren Fassung der benutzten Fastenchronik berechtigen. Aber auch von diesen können einige schon aus innern Gründen nicht thren Platz in der Fastenchronik gehabt haben. Teh meme zunächst das merkwürdig Excerpt über die Thronerhebung des Vetranio zu Naissus durch Con- stantia, die Schwester des Constantius (Chron. Pasch. 539, 4—16 = Mommsen a. 350 Nr. 2). Denn dieser Bericht steht in direktem Wider- spruch zu der früheren zum Jahre 340 gemachten und dort wegen der Übereinstimmung mit Idatius (zum Jahre 350) sicher aus der Fasten- ehronik stainmenden Angabe des Paschalschreibers (p. 535, 9), dafs die Erhebung des Vetranio zu Sirmium in Pannonien und zwar natürlich Woher der

Paschalsehreiber den zweiten Bericht entnommen hat, weifs ich nicht

consensi militon, wie Eutrop sich ausdrückt, erfolgte.

anzugeben, jedenfalls aber ist die nämliche Quelle von Theophanes (p. 67 Bonn. = I 44, 7 ed. de Boor) benutzt, wie dies auch der neueste

1) Nur dies eine Wort stammt aus der Angabe der Fastenquelle a. 325 Hi cunss. occisus Licinius.

C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale 291

Herausgeber durch Vergleichung der Stelle des Chron. Paschale ganz richtig angedeutet hat. Da nun mit diesem Berichte auch die zu dem- selben Jahre unter Nr. 1 und Nr. 3 (= Chron. P. 536, 15—17 und 539, 17—540, 6) von Mommsen aufgenommenen Excerpte in engster Verbindung stehen, so ist auch über diese zugleich mitentschieden, und es ist bemerkenswert, dafs dieselben Excerpte sich in ähnlicher Fassung wieder bei Theophanes (p. 44, 4. 22 ed. de Boor) finden.

Ein anderer Doppelbericht liegt zum Jahre 337 Nr. 1 und 2 (Momms.) = Chron. P. 532, 7—21 und 532, 22—533, 17 vor. In beiden Excerpten nämlich wird der Tod Constantins erzählt, und zwar in Nr. 2 übereinstimmend mit Idatius unter Beifügung des gleichen römischen Datums unvì uaïm xB’ mod va’ xchavder lovviov, während in Nr. 1 vielmehr der 11. Artemisius (= 11. Mai) und zwar ohne Tinzutiigung des römischen Datums als Todestag angegeben wird. Daraus folgt, dafs der erste Bericht aus einer von der Fastenchronik verschiedenen Quelle herrührt. Es ist, wenn man Ioannes Malal. p. 324, 5 ver- gleicht, durchaus nicht ausgeschlossen, dafs dieser der Gewährsmann war: was wir von dem in der Paschalchronik Berichteten hei ihm jetzt nicht lesen, kann in dem vollständigen Malalas recht wohl ge- standen haben.

So sind denn von sämtlichen Stücken, die zur Begründung der Hypothese Mommsens dienen könnten, nur zwei ührig geblieben, niim- lich Nr. 2 zum Jahre 335 (= Chron. Pasch. 531, 16—532, 3) und Nr. 2 zum Jahre 337 (= Chron. Pasch. 532, 22—533, 17), aber auch diese sind so beschaffen, dafs sich die aus der Fastenchronik entnommenen Bestandteile leicht von den anderweitigen Zuthaten trennen lassen. In dem ersten Stücke nämlich endigt die Fastenquelle mit den Worten zoo n xalavdóv dxroßerwv, in dem zweiten mit den Worten xadavddr lovvios, alles übrige verrät in beiden Stücken einen ganz anderen Charakter der Darstellung. Und damit kommen wir zum Schlufs noch auf ein Bedenken allgemeiner Art, welches sich gegen Mommsen geltend machen läfst. Läge nämlich die Sache wirklich so, wie er sie sich denkt, so würde es doch auffallend sein, dafs der Paschalschreiber zwar in den meisten Fällen die chronikalischen Angaben des Idatius in der- selben knappen Form, wie dieser, einfach wiedergegeben, an einzelnen Stellen dagegen plötzlich in die Breite gehend einen grundverschiedenen, erzählenden Ton angeschlagen hätte.

Vergleichen wir jetzt, nach Ausscheidung der ungehörigen Bestand- teile, die lateinische und griechische Version der Fastenchronik, so er- giebt sich, dafs sie ihrem Gesamtcharakter nach wohl mit einander harmonieren, dafs dagegen jede von beiden einzelne Stücke aufweist,

292 I Abteilung. C. Frick: Die Fusti Idatiani und das Chronicon Paschale

die in der andern fehlen: keine von beiden hat also die Quelle voll- ständig wiedergegeben. Hier und da ist auch wohl die griechische Fassung die genauere: so ist beim Idatius zum Jahre 365 und 366 nur allgemein von einem hostis publicus die Rede, während der Paschal- schreiber richtig den Namen desselben Ilgoxóxios mitteilt. Als eigene Zuthat des griechischen Bearbeiters ist dagegen wohl die Hinzufügung der griechischen Daten zu den römischen, resp. die Ersetzung der letzteren durch erstere anzusehen.

Höxter. Carl Frick.

Ein neuer Beitrag zur Charakteristik°des Jakob Diassorinos.

Die „philologischen Abhandlungen, M. Hertz zum 70. Geburtstage von ehemaligen Schülern dargebracht“ enthalten (S. 123—143) einen ebenso interessanten als wertvollen Aufsatz von Leop. Cohn über zwei Neugriechen des 16. Jahrhunderts, Konstantin Paläokappa und Jakob Diassorinos, von denen der erstere die gelehrte Welt mit dem Violarium der Eudokia und anderen Machwerken!) täuschte, während der zweite aller Wahrscheinlichkeit nach für den angeblichen Draco Stratonicensis xeql péromy woımtıxöv (ed. G. Hermann Lips. 1812), das As&ıxov reyvo- A071x6v des Philemon (ed. Fr. Osann Berol 1821) u. a. verantwortlich zu machen ist. Die letztgenannten beiden Schriften hatte bereits Lehrs aus gewichtigen inneren Gründen als unecht erkannt und für Er- findungen spätester Zeit erklärt (Herodiani scripta tria emendatiora S. 402 ff. 439 und Pindarscholien $. 164 ff.): die jetzt hinzugekommenen äufseren Gründe werden jedenfalls auch die allerletzten Zweifel zer- streuen, wo etwa solche gegen die Richtigkeit seines Resultates sich noch geregt haben sollten.

Gewifs hat Cohn recht, wenn er S. 142 bemerkt: „Wir sind jetzt gewohnt, Werke wie die Eudokia, Drakon und Philemon kurzweg Fälschungen zu nennen. Fälschungen waren sie nur insofern, als sie mit falschen antiken Autornamen ausgestattet wurden; im übrigen sind sie für jene Zeit anerkennenswerte gelehrte Leistungen, die kaum weit hinter den Arbeiten eines Moschopulos oder Thomas Magister zurück- stehen.“ Wo immer diese Männer eigene Vermutungen an die Stelle des Überlieferten einsetzten sei es nun in einzelnen Buchstaben oder in ganzen Worten und Sätzen —, handelten sie wohl meisthin in demselben guten Glauben, dessen sich heutzutage jeder Textkritiker, der eine Kon- jektur aufnimmt, getrösten wird: die Wiederherstellung des Verlorenen nach bestem Willen erstrebt, wenn auch vielleicht nicht erreicht zu haben. Schädlich wirken solche Restaurierungen erst dann in vollem Umfange, wenn sie als solche gar nicht mehr klar erkennbar sind und den

a nn E en ni

1) Vgl. L. Cohn in der Berl. philol. Wochenschrift 1889 $. 1419 f.

294 I. Abteilung

Nimbus völlig ursprünglicher Echtheit bekommen: dann können sie Unheil über Unheil anrichten vermöge ihrer angemafsten Autorität. Das hat sich bei den genannten pseudonymen Produkten, solange sie nach ihrer wahren Herkunft noch nicht entlarvt waren, deutlich genug gezeigt. Wer also heutzutage genötigt ist, sich mit Handschriften zu befassen, die aus der Feder des Paläokappa oder Diassorinos her- rühren, wird so wenig angenehm es auch ist, Männern, die zweifel- los einst zu den Gelehrteren ihrer Zeit gehört haben, mit unverhohlenem Mifstrauen zu begegnen doch unmöglich umhin können, ihnen scharf auf die Finger zu passen. Wie notwendig das sei, mag ein neues Beispiel lehren, das sich den bereits von auderen beigebrachten eben- bürtig an die Seite stellt.

Am 10. August 1379 schickte mir der leider so früh dahingegangene liebenswürdige ungarische Gelehrte Eugen Abel einige, wie er selber gestand, ,jiufserst flüchtige“ Notizen, die er auf meine Bitte in Paris aus den dortigen Handschriften der Psalter-Paraphrase des Apollinarios ausgezogen hatte. Ich verwertete dieselben für meine Ausgabe der ersten drei Psalmen, die im nächstfolyenden Jahre in einem Programme der hiesigen Universitit’) veröffentlicht wurde. Dort findet sich denn auch die lediglich auf meinen eben genannten Gewährsmann zurück- gehende Angabe, dafs der Cod. 2868 (von mir mit J? bezeichnet) dem 15. Jahrhunderte und die übrigen Codices, nämlich 2743 (2), 2782 (Q) und 2802 (5), noch dem Ausgange desselben Jahrhunderts angehören. Diese Watierungen sind img. Alle vier Handschritten stammen vielmehr aus dem 16. Jahrhunderte. Diese Thatsache hat IH. Omont in seinem lu- ventaire sommaire des iss. grees de la bibliothèque nationale (ancien fonds) bereits richtig gestellt. Ihm verdanken wir auch die noch viel wichtigere Nachricht, dafs die Papierhandschritten P und R von dem Rhodier Jakob Diassorinos geschrieben sind (der sich eine Zeit lang in Venedig, Brüssel und wahrscheinlich auch in Frankreich aufhielt und im Jahre 1563 auf der Insel Cypern als Verschwórer von den Venetianern hingerichtet wurde). Mir steht zwar nicht, das gesamte Material zur Verfügung, um die Richtigkeit dieser Nachricht selber zu prüfen, aber der Name des frauzösischen Gelehrten, der auf palüogru- phischem Gebiete eme anerkannte Autorität ist, bürgt mir vollauf für die Zuverlässigkeit seiner Behauptung*). Die fraglichen Handschritten habe ich dank dem stets bereitwilligen Entgegenkommen der Pariser

1) Ebenda erschienen 1881 die Psalmen IV—VIIL

2) H. Omont ist es auch gewesen, der zuerst bemerkt hat, dafs ‘Draken’ und “Philemon? von der Hand des Jakob Diassorinos herrühren: s. Cohn in den sehon genannten philol. Abhandlungen S. 137,

A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 295

Nationalbibliotheksverwaltung in den Jahren 1881 (R) und 1888 (P) selber in Händen gehabt und beide für Apollinarios vollständig ver- glichen. Ich berichte zuerst über den Cod. R, der nach meinem Dafür- halten früher geschrieben ıst als P.

Dieser Codex R (2368), der ehemals die Signatur Fontebl.-Reg. 2917 führte, enthält auf 164 Folioblättern weiter nichts als den Psalter in der hexametrischen Bearbeitung des Apollinarios, und zwar ohne die einleitende zgo®ewgi« (die ich im Hermes XIII 336 ff. neu herausgab), auch ohne die Schlufsverse aivov &yw ool Beiov u. s. w. Ursprünglich scheint Diassorinos nicht beabsichtigt zu haben, schon hier seine Arbeit abzubrechen; denn seine Überschrift lautet: AroAıvapiov uerépouois eis tòv wadrtijga «al Todvvov Pemuérgov: év cis Eygaype xa) Eddoxia aœdyovorov [so], xal de’ léuBov Awedteog TegoooAvuirnz. Allein die Metaphrase des Johannes Geometres hinzuzufügen hat er unterlassen.

Im Druck erschien des Apollinarios Metaphrase zuerst 1552 *Pa- visiis apud Adr. Turnebum typographum regium’ und aus dieser editio princeps (V*) sind alle übrigen Ausgaben geflossen, aufser den zwei Proben der meinigen. Jene beginnen sämtlich mit dem nach Art der bekannten versifizierten droPessıg abgetalsten Trimeter:

david ngopijrov xal Puordecos pedos, nur dafs V* die Form ZJapiô vorgezogen hat. Von den zwölf bis jetzt für diesen Psalm verglichenen Handschriften*), deren Kollationen

1) Aufser den schon genannten vier Pariser Codices (von denen ich S zur Zeit noch nicht näher kenne) sind es folgende: O = Oxoniensis inter Baroccianos bibliothecae Bodleianae 25 aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts (alle übrigen sind erheblich jünger), B = Florentinns bibliothecae Laurentianae LIX 17 (ent- hält nur den ersten und letzten Psalm), C = Romanus bibliothecae Angelicae C 4, 5 (olim Passioneae), D = Romanus bibliothecae Casanatensis G V 6, kb = Mutinensis bibliothecae Estensis II B 13, ZL = Florentinus bibliothecac Lauren- tianae V 37 (aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts), Jf = Monacensis 65, N = Neapolitanus II A a 11. Hinzu kommt 7 = Romanus bibliothecae Vaticanae gr. 1268, welchen Dr. Hugo Rabe auffand, dessen Freundlichkeit ich die nach- stehenden Notizen verdanke. Der Cod. ist ein chart. von 132 Blättern aus dem Ende des 15. Jahrhunderts (,,Ant." Car. Carafue bibliothecarii munus ex testa- mento“). Die zu Anfang verstiimmelte Paraphrase des Apollinarios beginnt mit. Fol. 8" xoy laze Bvuov. ovdi dans rongeur ind d. i. mit Ps. VII 26f. Aus der Schreibung dieser ersten Zeile ersicht man, dafs auf regelmälsige Absetzung der Verse kein Gewicht gelegt ist. (Dem Fehler 006% dung st. 06 dedaws stehen viele ühnliche zur Seite: 2% érvuorarov st. éropuórarov, 21 élouevod st. odlouévor, céucny Ev st. téutnvev, En’ adròv st. En’ aro, 30 slo yùe st. tuici de, x«gxopo- pévorg st. xaegpoyévos, Béleuor st. Pédeuva, 31 7 Ng st. Eis, 32 xvcacro st. xvo- caso, téusy st. teus 0’, drdaninv st. duxlanin»y, dddeyervijy st. Glsyesvnr, 33 st. péy”, tboquésve nt. Sébovke, déaio. st. d Eo. Darnach dürfte sich eine vollständige Kollation des Codex kaum lohnen, um so weniger als T sich mehrfach augen-

296 I. Abteilung “”

mir zu Gebote stehen, ist R die einzige, die den Vers stützt; alle anderen kennen ihn nicht. Auch in der Schreibung 4afld stimmt R mit V* überein. Dadurch ist erwiesen, dafs R und die gedruckte Vulgata (V) aufs engste zusammenhängen. Noch deutlicher wird das durch den Anfang der eigentlichen Metaphrasis, den R und V einhellig folgendermafsen geben:

SABtos nendgevrar Övooeßenv Evi Boviÿ

000” Exvog éotigitev alırgoratodı xedevdouc, während er in der älteren Überlieferung so lautet:

öAßLog Doris avg &yognv Ôd vicost’ aliteav

ovO” ¿xl dv origıkev draodain lyvos drapno. Ich habe die letztere wieder in ihr Recht eingesetzt; denn abgesehen von ihrer weit besseren äufseren Beglaubigung erweist sie sich ganz augenscheinlich auch durch innere, besonders metrische, Vorzüge als die ursprünglichere. Woher aber rührt die erstere, offenbar stark interpolierte Fassung der früheren Ausgaben? Vermutlich stammt sie von Diassorinos selbst her; wenigstens über ıhn hinaus lälst sie sich vor der Hand nicht sicher verfolgen, wohl aber bis zu ihm hinauf, wie wir soeben sahen. An ihm bleibt sie dem- nach zunächst haften.

Die andere aus seiner Feder stammende „Rezension“ desselben Werkes (P) steht der Vulgata etwas ferner. Als éxédecg bringt sie über dem ersten Psalm das nagelneue schwungvolle Distichon:

mowtov üvub ueAtesoı peyas Auvidos ketGEr

mvevuari DVeorifov rovtl uédos Acyvedv,

und der Psalm selbst beginnt:

vABros Goti «vo dpognvò’ viooer dlırgoig

000 îyvos sorioitev aAırgoratocı xedevdors. keines dieser beiden Stücke findet sieh genau so in irgend einer meiner älteren Handschriften wieder. Die versifizierte Überschrift mangelt überhaupt allen ohne Ausnahme, und auch Dias- sorinos selber hatte früher, wie wir sahen, eine ganz und gar al» weichende aufgenommen'). Den ersten Vers des Psalms, den er in

seheinlich mit L deckt, welcher letztere jedoch bedeutend korrekter geschrielen ist.) Winter der auf Fol. 128" sebliefsenden Paraphrase des Apollinarios folgt wir gewöhnlich die des Johannes Geometres.

1) Ein ähnlicher Fall begegnet uns bei Ps. XCVTI, dessen Überschrift in RV lautet: xal rode dup’ évevnuooròà FBdouov 768 Jaßidog (in der Ausgabe ‘apud Toannem Benenatum? Paris 1580: Javidog code aug’ évenocr® EBdouor 36%, woran E, Sylburg 1596 nur &vevmaocto gebessert hat), während in P steht: dug’ ersunnuoto ¿fd0ouov nov uélog | Savidov Aıyvoj; uslmoutvou xivvey (ganz wie zu Ps. NCVIID. Und dergleichen liefse sich mehreres anführen.

A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 297

willkürlich umgestaltet hatte, liefs er freilich in P unangetastet (denn den Dativ &Airgoîs teilt er mit mehreren älteren Quellen); mit dem zweiten aber verfuhr er in P genau ebenso eigenmächtig wie schon in È.

Aus dem Bisherigen erhellt, 1) dafs die beiden Pariser A pollinarios- Handschriften R und P eine völlig isolierte Stellung in der handschrift- lichen Überlieferung des Dichters einnehmen; 2) dafs ihre eigentüm- lichsten Abweichungen, die meist den Charakter der Interpolation so offenkundig wie nur möglich an sich tragen, ausschliefslich an Dias- sorinos eine Stütze finden, und 3) dafs die gedruckte Vulgata aufs engste mit R verwandt ist, etwas weitläufiger zwar mit P, aber immerhin näher mit dieser als mit irgend einer der anderen Handschriften. Mit mathematischer Sicherheit beweisen lälst es sich ja nun allerdings nicht, dafs kein anderer als Diassorinos selbst es war, der die gesamte Vulgata der Apollinarios-Metaphrase in der angegebenen Weise mit argen Inter- polationen infiziert hat, aber der Indicienbeweis gegen ihn ist doch, denke ich, derartig gravierend ausgefallen, dafs mein Verdacht nicht ungerechtfertigt erscheinen ‚wird.

Von den beiden Apollinarios-Handschriften, die Diassorinos her- stellte, hat er der einen, nämlich P, ganz besonderen Fleifs zugewandt. Es mag daher gestattet sein bei ihr noch etwas länger zu verweilen. Sie führt die älteren Signaturen Cod. Colb. 1476 und Regius 2292 (jetzt 2743) und enthält auf 207 Folioblättern folgendes: Fol. 17—2* Anokıvagiov ngodewpia eg tv tod palrioos uerépoacir. Fol.

eis tov Heiov Aavid.

oiynoov, Ooged' 6iwov, 'Eounj, tV Avouv'

toinovs 6 Aelpois, dbvov eig Andyny Et

Aavid yao Muiv avevynatos xoovav Adour

TOQUVET TA HQUATU TOV Teod uvornoiar,

rindiv nahady [OTOPEL TEQUOTELDY,

ALVET TOUS Vuvoy TOD ATLOUVTOS TV ATÍOLV,

Gxavras omlav uvorayoyel xai podes,

UMOAQTAVOVTAS és ENLOTOOPNV eos

noddoig odv idos, xal xpurod ÖNAwv xoicur

ounyeıv ddaorer Puyixds auaorddac. Koouä 'Ivdixoxievorov éEÿypnois sls tovg paduoda fotoguxae TE xul dvapoyixòs, od uv note Guvéyeiav él mavtov roy tie fBiplov qoglav, aid’ éxi tOV qulenateoav, ¿Espaviodelóa Ex Tüv tig éx- xAnoius Evöökov, Gv xal óvóparo Ev times émurndeiors exvyocper. xal xpúrov xooPemola rig nai frag rod adtod xegl ovordoeas

Byzant. Zeitschrift I 2. 20)

A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 299

XXVIII 17 aygovduovs EAapovs te xaraprite: 060$ &yvod (LXX gar) xvpiov xuruprifouéva EAdpovs),

XXXIV 47° Zyoso, naußacılsd, xa) ¿unv xotow edye quÂdooo!s (wie oben; LXX g£eyepdnrı, xvpue, xal noôoyes ti xpioeL uov),

XLVIII 30* xvdeog adavérov operéporó te ndaunav drdodev [so] (wie oben; LXX éx rg Öuäng avróv EEnodnouv),

LXVII 30 oxdla diuov disdéota. Mparórete ¿ños (LXX ti] úgaróryt: tov olxov dtedéoPar oxdia),

LXIX xal oxevdov xeginvoeroy dpmyv avrixa méuyov (wie oben; LXX xvpue, eis ro Bondioal wou oxedoov),

LXX 48° oxevdeot te paduoto teÿv vrusgrea BovAir (wie oben; LXX év oxevecr Yaluod thy adj dey oov),

LXXVI 16° & yeveng yevenvde pap Adyos ¿Estela dy (LXX ovveré4Aeoe diuu and yeveüs els yevedv),

LXXVI 31° ödara Uniouvró de Géynodv sldóvra (LXX eidooav de Doura xal Épopi9nouv),

XCV 12° al xargial Baoulii Édvov uéya oloate xddos (wie oben; LXX évéyxate td xvpio al matpial trav Éÿvov),

CI] 39° arosxdov pIdyyav ¿Ov yiovv Saws te rúboLrro (wie oben; LXX rob axovoau 1% parvis tüv Adpwv abrod),

CXIII 40 olg faordevs re uéundev, x’ tocîv’ tinida Dévro (LXX of pofovuevor rdv xvguov Minıocav ¿ml xJpiov),

CXVIII 270% éx Duuod foxuoxov, val, xéxivdi «vds

270 eddirias moanidecoi offer, Laxco, (yvEedooiut

(wie oben; LXX é¿xéxpaña Ev GAn xeodia uov, Erduovosv pov, xÚQLE, za dixauduare Gov éxfnty6o),

CXXXVIII 38° xal yao xacyyv épuoral tupyaver’ sis émvorcs (LXX Sri Epioral dore sis dicdoyropovs),

CXLIV 15 xAf9ous uscdigins uvnuniov ¿Enpopevcel (LXX uvquqy tod xAd0vs tig yonordtytdés dov egevgovrac),

CXLIV 27 os BaorAsins xddos «xipurov Fuata mavra

27% xal ev xoigavin naong pedéovoa yevédàns (LXX 9 Bactdeta cov Paoideia advrov tov aldvov, xa. i Ösonorei« cov év xdon yeveà nai yeved) u. a. Ott sind sie, wie oben bemerkt, erst nachträglich in den Text eingeschoben, vermutlich zu derselben Zeit, als die Übersetzung der LXX beigeschrieben wurde; denn das Bestreben, mit dieser so viel wie móglich die Metaphrase des Apolli- narios in Einklang zu bringen, lifst sich gar nicht verkennen. In R, der anderen Kopie von Diassorinos Hand, fehlt die Übersetzung der LXX und mit ihr die sämtlichen eben zitierten neuen Verse. Aber wir sahen bereits, dals R trotzdem von eigentümlichen 20*

300 I. Abteilung

Interpolationen keineswegs frei geblieben ist, vielmehr eine Anzahl brüderlich mit P teilt. Zu dieser letzteren Gattung gesellen sich z. B. hinzu

LXXIX 35 osto óxoxañs ansılij, vat navuntetar’, diobvrat:

36 ojg éxl para ye dettregijis yelo ceio yevéo®

(LXX éxo éxmriuqoeos tod npoownov 00V dxolodvra yevndijta N zeig dov Er’ &vdga delta cov). Schön sind die Verse wahrlich nicht, und man sollte erwarten, dafs wenigstens das itacistisch als Amphi- brachys zu lesende óxroxñs gerechten Anstofs bei den Herausgebern erregt hätte: aber das ist durchaus nicht geschehen; die Verse sind vielmehr unbehelligt allmählich zur feststehenden Vulgata geworden. Jetzt zeigt es sich, dafs sie auf die beiden Handschriften des Diassorinos zurückgehen, und zwar nur auf diese.

Indessen trotz ihres auffällig engen Anschlusses an Diassorinos weicht die Vulgata mitunter doch von ihm ab. So haben die Aus- gaben CI 17 xal yospois ériov nôux daxovo’ duod ye xegdooas, da- gegen Diassorinos xal yospoîs mou” mov dexovo’ duod ye [so in R, in P guotîor st. óuod ye] xepdo(o)æs, und 19 die Ausgaben odvexev ÚpOoas u’ ¿E aldégos ExBales «dde, Diassorinos odvexa w’ aldepos ¿E dyoouc ucufadee [xaBBaZes P| avdrs. Die ganze erste (iambische) txdéHeorg zu Ps. L steht zwar nur in RPV (die älteren Handschriften kennen das Machwerk nicht); doch der letzte Vers heifst in V zepvxs(v) nevtyxootov O valuòs pedos, in RP revinzootov nepvxev à waduòs pedos. Für IV 4 úvepes, és ti t6oov toëpete faovaruova Fuudv, wie V übereinstimmend mit den älteren Handschriften liest, schrieb Dias- sorinos, den oftenbar die Verlängerung der letzten Silbe von roépere verdrofs, &véges, é¢ tÓCOV toëpéeo® dpınıjuova dvuov; CXXVI 8 evre yde olor pikoıcı uddor repividupos [oder weg vjdvuos] vavos V: u’ Flow RP st. uddoe. CXXXVIII 14 jv cidnvd” ¿idorur, xai ev vexveco» avdgoss V: Ev vendeociv avdooes, Av aiönvö foun R; ebenso P, nur am Anfange xal éy st. év (auch sind hier die Buch- staben ov &véo unterstrichen, ich weils nicht, warum). Turnebus oder sein Helfershelfer benutzte also, als er die editio princeps herstellte, noch andere Quellen als R(P), und hier und da haben ihm vermutlich selbst Konjekturen aushelfen müssen.

Letzteres schliefse ich z. B. aus CLI 10 xed pev malo Oéuas «bros Eyoıcev élaio, einer Stelle, die mir besonders lehrreich erscheint, weil sie zugleich den Beweis liefert, dafs Diassorinos nicht etwa aus der ed. pr. schöpfte, sondern umgekehrt diese von ihm ab- nängig ist. Hätte nämlich Diassorinos den zitierten Vers so vorgefunden, wie die Vulgata ihn bietet, so würde er ılın ohne Zweifel unverändert

A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 301

heriibergenommen haben; denn seine eigene Lesart xai pev malén deuas Eggioev élaiov ist fehlerhaft und sinnlos (LXX xal éypios ue év rd ¿leí tig qelczos avrod), aber aus der älteren Überlieferung xed pev œualéoco deuas Eygıcev élaiov leicht genug erklárlich. CXVIII 177 findet man in V xavroívig évinoa tedos xoamideoo Bioro: Diassorinos hingegen nahm in R die sichtlich nur leicht aus zavrorng verdorbene Lesart der älteren Handschriften xevrotns unbeanstandet auf, während er in P diesem unverstandenen xavroíng zuliebe Bıavng aus Bloro korrigierte. Dies würde er sich wahrscheinlich erspart haben, wenn er de gedruckte Vulgata gekannt hätte. Dals CXVIII 311 evveoias ipviata reas xal Kpuoviag Egarerves, wie RP übereinstimmend schreiben, kein Hexameter ist, war nicht schwierig einzusehen; in V fehlt natürlich reds ebenso wie in den älteren Handschriften. Der unmögliche Genitiv CXIX 10 s0orvns pera näcı pidontodéguoroe diwxov ist in V vielleicht nur durch einen Druckfehler hineingeraten; RP haben mit den besseren Quellen richtig eiorjvyv. Für LXXVII 108 exi Terganddwv dyeiag évoquée yodetys V zu wagen xal Bla rergaródov «y. (RP) konnte gewils nur demjenigen einfallen, dem jene erstere Lesart völlig fremd war. Bei alledem ist es mir doch durchaus nicht leid, die beiden Hand- schriften des Diassorinos vollständig durchkollationiert zu haben; denn erstlich habe ich auf diese Weise den mutmafslichen Urheber einer grofsen Anzahl seltsamer Verse und Lesarten der Apollinarios-Vulgata näher kennen gelernt und zweitens fand ieh unter seinen Varianten ab und zu eine, die immerhin soviel Beachtung verdient wie jede andere Korajektur. Und so will ich denn, damit es diesem kleinen Beitrage zur Charakteristik des merkwürdigen Mannes nicht gänzlich ay einem ver>söhnenden Momente fehle‘), zum Schlusse noch ein paar Stellen mit- teilen, die Diassorinos gar nicht ungeschickt behandelt hat. LIV 15

—. = -—__ —— ——

1) Anerkennung verdient auch, dafs er mehrfach bemüht gewesen ist, die iles te Überlieferung zur (Geltung zu bringen. RP stimmen mit O überein in XXI 6 foówmvros (DLM Bodwyro), XXXVI 6 varerasıg (V und andere vareraorg), XXX VII 6 abres (V mit den übrigen avdis), XLIV 30 ¿¡2eciojarvro (st. iAdooovruı), LU 20 rerig®o (st. rterózdov), LXV 28 piv (st. pev), LXXXV 18 avros crak Oros (V mit anderen abros uodvos ¿vaE), CVI 80 augen: 26fn (Ve Sup’ éme-

Bn, D dupexslofn, L éupére Afin), in der Auslassung von CXXXIV 35 ovdé ©s pogfovo: regel Éeatfjoiv énœorÿs und so öfter, was freilich nicht immer zu dem erwünschten Ziele geführt hat. (LIV 25 steht in O dsg È ov mit einer kleinen Lücke nach % in der laut der sonstigen Überlieferung ey gestanden haben mus: aber RP geben ¿bos aiov, P mit der Interlinearglosse Servos. Darnach scheint es fast, als wenn O die eigentliche und hauptsächlichste Vorlage des Diassorinos gewesen ist. LXVII 32 Gras nalë arega melsing ORF spricht eben- falls dafür.)

302 I Abteilung. A. Ludwich: Ein n. Beitrag z. Charakteristik d. J. Diassorinos

yldsoug opurépas od wegiocduevog Béls xévro V (xavaxdvriooy, xúpes, xa) naradiede tag yAoodag adr®y LXX): das Flickwort wird durch keine meiner Handschriften gestützt, die alle, mur opeurégas ungıodusvog oder og. unpvoadusvog oder og. us Évodusvog haben. Diassorinos’ erster Besserungsversuch fiel nicht glücklich aus (yAdoons cpautépug psguidpevog ¿vbeo xévro R), um so besser aber der zweite: yAaooug opatégas uoupnodusvog Pcie x6vro (P), der entschieden den Vorzug vor der Vulgata verdient. CXXXIV 15 terdy «idée doregoxàs onmia Diner V wie R (dorgamag sig berov Exolnoev LXX): derby aldeglas orepordg a. Y. die älteren Handschriften, hingegen Diassorinos in P veroù aldégpia [g ausradiert] orepoxds o. Y. Der Genitiv vercd ist allerdings verwerflich, sehr gut hingegen die Konjektur aigue Oregoxas anuiia Oñxev, auf die viel später auch Fried. Ritter verfallen ist (De Apollinarii Laodiceni legibus metricis, Episcopii 1877, S. 8). CXLV 11 lesen die Handschriften einstimmig xovrov ¿guepdgaydor (nur D ¿osvop.) und ebenso V*: schon P verbesserte dies richtig in

z6vrov Epıaudpayov. a Königsberg in Pr. Arthur Ludwick.

Eine volkstiimliche Kaiserchronik.

Herr Prof. Psichari hat mir kürzlich 41 gewissenhaft durchge- pauste Seiten einer Handschrift des 16. Jahrhunderts überlassen, aus welcher er schon vor vier Jahren eine sehr interessante kleine Mittei- lung unter dem Titel: Le miroir importun (Extrait du Recueil de Textes etrangers. Paris 1888) gemacht hatte. Die Handschrift befindet sich in Konstantinopel, in dem Metochion des h. Grabes, jetzt unter Nr. 462 (früher Nr. 569).

Diese Handschrift, in welcher die obengenannte Chronik mehr als den dritten Teil einnimmt, hat schon im Jahre 1872 Sathas in Meoatov. Be fi. III p. co” erwähnt: [gatos yoovoyedqos tod &v K-ndAsı nargucg- 1Edov ¿yevero Aapuoxyvig à Zrovditns, unteonoditns Navadxrov xal

A@ans, yodyas év ire 1572 »teol TÓV, door émargidoyevoay els «dE ÿy, ¿pod civ tornos 6 uéyas Kovorevrivog fag tv ofuegor, Óxoú deren yodvor tx’ ivómrióóvos Le unvì Maio xal xdoovg yedvovs Exaue Breves ele tov bpniórarov Bedvoyv xal motor EEeßAndnoav ¿x tod t@Svov In der Anmerkung fügt Sathas hinzu: To dvexdorov todro OB nuctıov andaeırcı Ev ti BıßAuodriun rod Ev K-ndAer uerogiov tod soezrayiov Tépov (apıdu. 569) pera xal GAlov dvo YLlonovnudtwv 10 è Aoylov tovrov Bédoahoviniws, for avexddtrov yoovo- VE Œpou and utiosos vis Pouns uéyor ris dAQoecos K-xé- le os, ds xal éxdedouévou ¿v Beveria Néov DvaioAöyov.!) ‘0 xbdnt «etandoav nıdavdrnra avréyeagos tod Zrovditov xoocgo- Vetta slg tòv diafbnrov Miyaÿà viv Kavraxovinvóv, drsofeAA6vras Iyaempınköusvov na) did Tod rporaccouévov Eri poduuaros. "Aupdregor ol xgovoyedpo: odroı Soov obxw InwoorevPjoorra.

Auf meine Bitte hatte Herr Georg Begleris in Konstantinopel

die Gite, mir folgende Beschreibung dieser Handschrift zu schicken: Néos &Riduòs xodnxos 462, aynuaros 8°. ’Enıypapn ¿xl rijs Ocyews 100 zepıxaiduuaros: ,Auuaoxmvod "Agtns puorodopia xa) yoovodoyixoy drop. Ä

1) Dieser Physiologus ist zu Venedig 1696 gedruckt worden; s. Krumbacher, Geschichte der byz. Litteratur S. 456.

304 I. Abteilung

Zei. 1. Dvovodoyia vea tod navwegoratov pyteoxodtrov Nav- nextov zul "Aotns xvood «dauyaciqvod els nebNv pedos.

Deh. 2. ’Eripoagi: Kérwvos, ’Eniypaupa oweleyelov agodg tv evdototatov xverov Miyund tov Kavraxovinvorv.

Zei. 3. "O Ev Enionbnos éldyuoros dapacunvos TO edyevectara xul évdobotara Ev doyovor xveò Mizand Kavraxovinud xal us- pio dopeotino ED TORTTEU.

Zed. 6. Ievab trav fó00v, onxoù mepuéyer tovro to PußAlov (rote Tinte):

ITsgl ’Astod xep. A’ etc.

(im ganzen 85 Kapitel).

Led. 133° réloc tie puoroloyies.

Zed. 134% nepl tv faordécov ris nosoßvrepans ‘Pouns, ôxoù ¿pa- oílevoav els adriv (rote Tinte).

Hier folgt unsere Chronik bis fol. 257°

‚ei. 238%, rergiapyaı Ts Koveravrivovadleos Néas ‘Pos 0001 Erarpidoyevoav «br» ap Grov tiv Eurıoev è Meyag Kovorur- tivos ¿mg rr onuegov bmod Eivaı yodvor Ex ivdixtiovos uE uni pois xal méoovg qosvovs Exauerv nadevas els rov byyddtatoy xarqi- «oyuxdv Bodvov xal motor ÉEeplijômoav Ex rod Fedvov (rote Tinte).

"Aogetei 6 xarchoyos uegrgi Tig Ged. 245°.

245". Todroe of margitogu Erargidgyevoav avrov toy Hoover rig Kovotavrivovidleos apod ériger of Tovgxor abryy tv nor (rote Tinte).

dujpyows tov TE06CEWV maTQ.agyav Zyoiagiov, IovdoQov, Tacoug xl Mdgxov rod Evdoxuoapar ueyoi tig Ged. 203".

254% Totroe of téocges raroicoyar 6 Lyodcgwoz, 5 "T6tdwgog. > loto xl EvAoxapapas Eyırar margiceyar yooig ve dwosovy roi Zvvirévou xavera dbogov, uôvor Eyırav xattog xat EIS tov AULQÓV tis puordeías rar ‘Pouctov oxod éydguéer 6 Bactlevg tod xnargrcéeyzor yeotouctra x. t. A. (rote Tinte).

Kurcdoyoz TOV xuromıv HOTOIRQYOV pete diryoeov wExoL Toü ‘Tegeuce tod ano Augl66ys 06718 amd elg tov Fodvor tov TaTOL- COYLAOY HAUTE TO ExXTUKLOYALWGTa OydoyxoGTH yodrea (sic!) Ev pyri Maio futon devtéoa.

Auf der letzten Seite der Handschrift (283") lesen wir:

„Ken TOTI lerrovoyía tig dútod Ilavayióriros EyEvero Ev ri, EOQTÍ T is aplag net ¿vdótov 'Avalit'ews Tod Kvgrov yubv Iyoot Xerorot ele tag 15 (sic) rod abrod uatov unvos, peroperig naponotas (lies zagov- Gius) uepciys Ovrééews copegeor, xAngix@r, (eQéarv, duxbvar, àp- givrwv xl kihov moli@ov yoiotiar@ov. Iorio (!) de avrov Küguos è

A. Kirpitschnikow: Eine volkstiimliche Kaiserchronik 305

Beds zoAvyodviov tod xowaivery Tv Tod Beod usyadAnv “ExxAnotav, Ev neon vyela wuyîs te xal awuaros xal dpdortouodvra tov Adyov Tic Anders Eis Opelevav Tod yorotwovbpov Axod. ‘Aurv.

Erl vis natpiupyetas toúrov Tod xvpod Tegeucov dnédave 6 «vros Zovirèr Zediuns xai Eyıvev 6 vios «drod ZovAtàv Movedtns, xal wg Exadıoev ele tov Bodvoyv, Emijyev 6 avros Oeondtys 6 rarordoyys xal éagooxv (der Schlufs felılt).

Aus dieser Beschreibung erhellt zunächst, dafs nicht der ganze Codex, sondern nur die ®votodoyia dem Kantakuzen gewidmet ist: Widmung und Epigramm stehen hinter dem Titel: ®vocoZoyia u. s. w. Ferner, dafs die Handschrift nicht ein Autograph von Studites sein kann: 6 év émoxônots EAuyıoros Jaucoxyjvös, wie er sich in der Wid- mung nennt, konnte nicht sein Werk betiteln: Duvroloyia ver tod TAVLEEDTETOV untoozroditov Navzextov etc. Endlieh obgleich wir nicht viel über Damaskenos Studites wissen (s. Fabricius-Harles VIII SS und XI 602—3 und Legrand, Bibliogr. hellen. II 12— 15), und sein Physiologus von keiner sehr hohen Bildungsstufe zeugt, eine so grobe Unwissenheit, wie sie in der Chronik zu Tage tritt, und solche ortho- graphische Fehler und Widersprüche, wie sie hier fast auf jeder Zeile begegnen, können wir diesem „gelehrten Thessaloniker“ nicht zumuten. Kurz, die Hs. ist ein Sammelwerk, und die Inschrift emi rijg Oazews Tod requualvupuaros: Aauaoxnvod etc. ist eine auf dem Titel des ersten Bestandteiles beruhende Konjektur des Buchbinders.

Wer der Verfasser der Chronik ist, bleibt also unbekannt; auch ist die Frage darüber nicht sehr interessant, da auf dieses Werk die Worte Krumbachers') über die byzantinischen Chroniken überhaupt, diese Produkte des „litterarischen Kommunismus“, vortrefflich passen. Dagegen ist der Inhalt der Chronik, welcher die volkstümlichen Vor- stellungen der späteren Byzantiner von ihren Kaisern darbietet, und auch der Ideenkreis und der Ton der Erzählungen für die folklore überhaupt und für die byzantinische Volkspoesie insbesondere nicht unwichtig.

In der Hoffnung, dals ich eine Gelegenheit finde, die Kopie dieser Chronik zu vervollständigen, lasse ich einige Bemerkungen über den mir vorliegenden Teil folgen.

Die Chronik zerfällt in zwei sehr ungleiche Abteilungen. Die erste, die von den Königen und Kaisern des älteren Rom handelt, um- fafst nur 16 Seiten. Am Anfange dieses Teiles folgt der Chronist

1) A.a.0.118. Eine kurzgefalste Charakteristik der späteren Chronisten s. in Gedeons Einleitung zur Ausgabe der Chronik des Kógiddos .faverotne, Adnyaroy VI (1878) 630 ff.

A. Kirpitschnikow: Eine volkstümliche Kaiserchronik 307

Es ist klar, dals der Chronist hier (wie später auch) das Chron. Pasch., wenn auch nicht direkt, benützte.')

Sehr kurz behandelt der Chronist alle anderen römischen Kaiser bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr.*) Diocletian ist nach unserer Chronik der 56. König der Rômer; sie sagt von ihm:

AoxAetiavòs xal Matiuiavòds yedvovs x. Todror of duo qouv xar- oxntieas (!) rod diaBddov xal Exapav noAbv dpaviouòv elg td yévog tay ypıorıavav xal ele rag ÉxxAmolag nai bpiouòv Exauav, dre nad qoiotiavoò yecuuara ve undiv pavPdvy. Eis tas yuégas rovra@y irov 6 &yiog ZiAfeotoos 6 nanus Tic ‘Pouns eEoguouevog xal drwyuévos.

Nach der abendlindischen Auffassung (z. B. Legenda Aurea) rettet sich der Papst Silvester auf den Berg Soracte vor Konstantins Ver- folgungen; die byzantinische Tradition strebte, wo möglich, den heiligen Kaiser zu rechtfertigen.

Über den Tod des Diocletian und seiner Mitregenten wiederholt der Chronist die Fabel, welche wir bei Georgios Monachos (S. 376) finden: “Emece dey) Peri) eis toda dio tovrovs tods Baotdeis zul axédavov: Tod évdg Élvoav al ouexes tov xal róvov éBodunoev, Ste &vdomnos div jundgee (Hs. badgque) ve Tod ciUddOn and tov Bo@pav mal xo oxwAnxın ... O Makturavos Deod magayweryjoe Epovoxiody Delnuarix@c.*)

Das Hauptgewicht dieser Abteilung der Chronik fällt aut Kon- stantins Thronbesteigung, welche in folgender Weise erzählt ist:

Baotleds Makévriog Ó viòs tod fiodavov xal dosfeotatov Mabi- puavoùò. Tobros xadds ¿laffs tiv Baoıkeiav nollas ddixias nai naga- vopias ¿xouev: Óuos ol EAssıvol qoiotiavoi un Övvauevor aAgov Baordkovv) ta nain ai xaxd tod dosBeordruv Paordéas Eorsılav weds tov péyay Kwvoravrivov óxod yrov facrdeds elg To uépos tod IIowroydilov slg tov Bedvoy Tod marods avrod deduevor xal rapa- xalodvtes iva ¿ld xarà tod doepods Makevtiov va tov Enodeuion prxos xal onikayyviodn 6 Beds va vixndij va EAevdegwdouv ano ta

1) Über solche „chronologische Feinheiten“ s. Krumbacher a. a. O. 119.

2) Nach ihm ist Tiberius der Sohn des Augustus, wie Nero Sohn des Clau- dius. Über Nero sagt er nur: Négov 6 vids aôroÿ zodvoug 18’. Todrog éuaegri- enos Ilérgoy xal Ilatloy toùs &noorélous, diari eévixnoay nal Edavarwoay Ziuoy zöy Mayov. Diese Legende fehlt im Chr. Pasch. und bei Zonaras, ist aber sehr ausführlich erzählt bei Georg. Monuchos (278), Malalas (Bonn. 255) und Glykas (Bonn. 439). Über ihre verschiedenen Redaktionen und ihre weite Verbreitung s. Mafsmann a. a. O. III 662 ff. 694 ff. Art. Graf a. a. O. 1 348 u. ff. (auch Anmerk.), besonders aber R. A. Lipsius: Acta Petri, Acta Pauli etc. Lipsiae 1891.

3) Dasselbe Zonaras auch nach Eusebius (XII, cap. 33). Uber die Verbreitung dieser Fabel im Abendlande s. Graf. I 271—272.

308 1. Abteilung

nolâd tov xaxa. Tore 6 uéyag Kovoravrivos copia xal fovAî (roi Deo) Üxovoe Tv denow avriv xal éovvate povodra nal vdañye els nv ‘Pounv ve govevoy tov Mutévtiov. xal bg NAdev ele æôdeuor, erıundn 6 péyas Kovoravrivos xal «veymonos xal Execev ele ueydAry dOnuoviav xal Avnnv, pofovuevos tov Magevriov, Ste fésvpev avroy ueyav udyov xql bre tag uayelag tov éxarép®ove 10420. ‘AU 6 dxoíuntos ópdaduos Tod Ozod div üpnxe rov uéyav Koveravrivor, vi «önuovn xal va Avxíra: dun thy vorra Exsivnv tod Eösıkev elg row oveavov Gestor, orxod yoav els doyiua, %yovv eis buoiopa otavpod xa yvoduuara pera «orga», ta Omoîa ¿deyov: Kwovotavrive, pera toùro to onusiov Dédeig vırnon. Tore Qoàv nidev Y nuéga, Ögıde xal Exauar Eva OTavedv aonuéviov xadds Mrov Onueropévos els tov oveavoy ta &oron xal ¿Buádv tov ele Eva xovragı xa eine, Ste raw danyévour ele tov addguov, avro to onustov va banyévn durods. O di Baci Ma£ëvriog HAGE pera maoonoias weyaing ve noAsunon tov peyav Kor- oravrivov, Aéyovta Ste él vixon abvrov ag xal note, rl ¿xelvov ytov tov Geod eos toy péyav Kovoravrivor dit va tov Édoxiudor. Kai xodguov yevopévov Evianoev 6 péyas Kovoravrivos tov Makevriov ua) mavrelós tov «pávoev avrov xa. tov povodrov a«vrod. O di Acog rie ‘Pours wg eldev tiv xparacev Ovvauiv tod Beov, óxob ema 0 Muñévtios, Elafe yapa» weycdyy, Eogtag Exapav Kal Evye- oiotovv ohoytyos TH Ged.

Wie Konstantin von den Römern gegen Maxentius zum Kaiser ausgerufen wurde, erzählt Theophanes!); noch deutlicher schildern es Georgios Monachos”) und Zonaras?); beide erwähnen die Zauberkunst des Maxentius, wie auch Theophanes (ed. Bonn. 19, 21 nach Eusebius I 36—- 57). Das Kreuz am Himmel erscheint dem Konstantin nach Malalas nur im Traume: efde xar” bveg Ev TO oùg«r& otavgov (ed. Bonn. 316), bei Theophanes: év Gea éxty rie nuéoes (Bonn. 19), bei Georgios Monachos: xegt usonufoltav. Der Widerspruch erklärt sich vielleicht aus Kusebius De vita Const., Migne 1 28, wo dieses Kreuz erscheint: cugi wedsußgırag NAlov Mes, idr Tis yutocs anoxkıvoVong. Nach der abendliindisehen Legende ereienete sich dieses Wunder nicht bei der Thronbesteigung Konstantins, sondern, wie bei Malalas (ed. Bonn. 316), viel später (s. Graf. a. a. O, U 77 u. 78).

1) 19—20 ed. Bonn.: Oi molirou ris Poung, og alrmoausvor adròv dtava- orijvar elg tiv Bonderuv avróv ete.

2) Mur. 384 —385: Oi di ‘Pouator oluítopes dénorv mod: avroy torsilayto ete.

8 MII 1: 4 (die Tyrannei von Maxentius) pi) qpépovres ot tv ti 'Pouy dia- miumovro neds tov Kwvotavrivoy analldkaı opis ris tuecvvidog tod Matevtior deópevos ute.

A. Kirpitschnikow: Eine volkstiimliche Kaiserchronik 309

Uber die Regierung des Konstantin erzählt unser Chronist folgendes:

Ecréloauv viv ‘Popyy 6Anv of ‘Poudvo!), xal Eunijnev 6 péyos Kovoravrivos pion og fuordeds xal Éxddioev elg tov Baoıdınov Dod- vov HET TOD vixozoLoD otpatod sul Olog 6 Aaòds tov Wedv éddéacar, oxod axtdaBay Bacidéa Eipvonowv xal &yiov. Bacrdevoug rovtog 0 svosféotatos Eyıvav no ayada Es tods EboeBeig yorotiavods, xal els tog algetixods xatadixy peyadyn xai apaviomos. “Hrov de 6 uéyas Kavoraviîvos úvdporos elonrixosg, Hevceßijs xal èAeruoov. HidE tov elg Evduunow tod Kvolov Ev bgduarti, btu ve xtion xó- div ti Oeoróxo slg tov ténov, oxod dele tov delén xal bripevev dxò ténov ele tóxov xal éyvosve va even tomov énitydecov. “Hide zul eis tv Oscoadovixnyy xal ügese tov 6 témog. Kal Enaue êxei yoó- vovs dvo xal Extice Davuacroda vaovs nal Zostoù xual vepa ebuopqu ipepev. Kal Tore Éniuoev Exei Davarixdr xal éuicevoe xul nidev els tiv Xadunddva rig Bidvvias, Tv óxolav Npavıcav xul eycda- Gay of Ilegocı xui Gode nai Extidev: xal xarifovra adriv Eoyovran of derol xal ckonctovy ta Addora, xal ta Unıjyevav nal Ta ÉporxTur als to Bvfaávriov. Logpia Osod ¿vag und tovg banoérug Tod Pacritov dvdpare Edpourüs eine tov BacıAkov, Sti 6 Xoiotòs xl Y Epia avrod pieno, | mevayvos Oeoróxog éneî Délourv elg vo Bv- lüvrov Pa xucbdi y nés. Kai Ev Gua daiyer Ò Baorheds els 10 Bufavrıov xal side tov tóxmov evuoppórartov xal Enıtijösiov xul äpsst tov xoddd xal Evdvunjdn xai ro Soaua óxov sidev, Grav HOEdE va xtioy tiv Toodda, brod tov énexuAvpIn, to Bvtavriov xtions xal duel dune módiev. Kal ovrog bniye ual tiros avrnv Tv xEpipuveorario xal ¿Exxovorr»v mél, tv Önolav èviuace Kavoravti- vovxaoliv sig Ovoux avrod: Exrıos «briv yosvov and Adam Edd pmi Maio.

Also die Gründung Konstantinopels ist das Hauptereignis und der Zentralpunkt der Regierung Konstantins; obgleich die Erzählung darüber schlecht verfalst und, wie es scheint, vom Kopisten verdorben ist, kann man in ihr folgende Momente unterscheiden: 1) lm Traume erhält der fromme Kaiser den Gottesbefehl, eine Stadt zu Ehren der Jungfrau Maria zu gründen. 2) Zuerst will er eine solche bei dem alten Troja erbauen, aber er läfst diese Absicht fallen, wahrscheinlich auf einen wiederholten Gottesbefehl hin. 3) Dann versucht er Thessalouike um- zubauen, aber er wird dort gefährlich krank. 4) Darauf geht er nach Chalkedon in Bithynien und versucht diese von den Persern zerstörte Stadt wiederherzustellen, aber die Adler tragen die dazu bereit gelegten

1) Vgl. Theophanes ed. Bonn. 20 und dasselbe bei Georg. Mon. 386.

A. Kirpitschnikow: Eine volkstümliche Kaiserchronik 311

und dem alten Troja, „wo die Griechen einen so grofsen Sieg über die Franken errungen hatten“; endlich hört er im Traume die Stimme, welche ihm Byzanz umzubauen befichlt.

Über diesen Traum haben wir eine ausführlichere, im Abendlande verbreitete Erzählung, die ohne Zweifel byzantinischen Ursprungs ist. S. Aldhelmus (8. Jahrh.) in seinem Buche De laudibus virginitatis sagt: ... Imperator in civitate, quae Byzantium vocabatur, cum membra sopori dedisset, et debitum naturae solveret, apparuit ei in visione nocturna quaedam anicula satis decrepita, etiam pene mortua, quam imperante Sylvestro suscitare orando iubetur. Orante autem Constan- tino, illa anicula surrexit, et facta est iuvencula pulcherrima, velut rubi- cundo venustae pubertatis flore pubescens; quae cum casta contempla- tione regalibus placuisset obtutibus, induit cam chlamydem suam, et diadema auro obryzo gemmisque purpureis ornatum posuit super caput eius. . Helena autem mater eius dicebat ei: Haec tua erit et non mo- rietur nisi in fine mundi etc. (c. XXV, Migne 89, p. 123). Dasselbe erzählt nach dem heil. Aldhelmus Wilhelm v. Malmesbury IV $ 354 (Migne 129, p. 1307— 1308). Vergl. dieselbe Legende in der Repkauischen Chronik und bei Heinrich von Miinchen.') Es ist bekannt, dafs in der byzantinischen Dichtung, wie in der Kunst, die Städte immer als weibliche Figuren dargestellt sind.?)

Der Anteil, welchen die Adler an der Gründung einer Stadt nelımen, ist ein episches Motiv aus der klassischen Epoche, welches wir auch in byzantinischer Zeit sehr oft finden. Vgl. u. a. Malalas bei der Gründung von Antiochia (Bonn. 199 200), bei der Gründung von Laodikea (203) u. s. w. Woher der Diener Euphratas kommt, bin ich aulser stande nachzuweisen.

Hier schliefst der erste Teil unserer Chronik; der zweite hat seinen eigenen, mit roter Tinte geschriebenen Titel:

°Ed@ sivaı of fuorisis yeyoauuévor nag’ Övoue Goo ¿Buoílevouv chy ab) v Kavoravıvovnoiıv xal xócovs yodvovg è xad” Evas.

1) S. Mafsmann, Kaiserchronik III 868—869, 871. Die Kaiserchronik selbst. kennt die Legende über die Begründung von Konstantinopel nur in ihrer ein- fachen Gestalt:

10, 445. Troie wolde er (Konstantin) búwen; erschein im in triuwen der engel von himele etc.

Dass. in der prosaischen Redaktion: Mafsmann III 842.

Uber die anderen abendländischen Legenden von Konstantinopel vgl. Graf a. a. O. II 99.

2) Vgl. Symeon Metaphrastes, Migne 116, 1296, wo die Stadt Thessalonike im Traum als die Tochter des Erzbischofs erscheint.

312 I. Abteilung

Der Chronist fingt mit demselben Konstantin an.

Orav obv NHEANOEV «bros 6 ueyas Kovoravrivos ve Edy eis uéon tic ’Avaroiijs va xtion vadv rijg apius Osoróxov, Expate Zil- Beoroov tov mara ‘Pouns nal érapryyerdev avrod xodAd xal adv tot tors ¿Etyoev edyv rap avrod xual ovtwsg tov 019 dlovdzas TÜTE Tov Eyupıoev Ot. va Pooh piroav elo tiv xepadiv xal in xai ébovorav ste tiv ‘Piounv xal Eis OAnv chy éxagylav avr fu OLAEUN og nvevuarixdg marie xul tod facidéov éxiteoxos mi todro éxov ¿dwxev EEovoiav è peyas Kovoravtivos wg Baciledg xal étiunde LiABeorgoy rdv nanuv, To Ëxaue Dédovra ruon rip doyueowovvnr, xal nica abioua Puordixòv dxod Eiyev 6 adrdg ypiou- avixwturos Basıkevg to (Hs. ra) Edwxe “al to (Hs. ta) Eyapıce va ti éyy «bros 6 nénag LiABeoroos xal ol diddoyo: adrod, Óxod ap: yıegsVoovv toy Bodvoy rijs aùrijt Pouns‘ 6 de delos ZiAßeorgos div NPEANGE qual tay pirpav xal dik Toüro rod Edaxe ve Yopi; ro A@gov Tor facrdixov els tv xepadiy dxod roy ¿pópuev 6 facidet;. Kal dxovoare Equeveveras ¿pos (rote Tinte). Agog Aéyeru Eva Aovpl mAutò orpoyyvlov Y Eva Eovdpr, TO dxoiov épogodoar el: THY xepodiv pera ALPav tipiov xal papyaprrápor.

Der Anfang der Erzählung ist eme andere Redaktion der Legende über die Gründung Konstantinopels, wo dieselbe mit der Silvesterlegende verbunden war; aber der Verfasser bemerkt bald die Wiederholung und vermeidet sie auf ziemlich naive Weise, indem er vaòv tig dpius Os róxov statt addi ris ayiag Oeordxov einsetzt.

Über die Silvesterlegende sagt Graf a. a. O. II 86:

La leggenda che fa Costantino battezato e guarito da San Silvestro, comparisce già prima dell'anno 530, negli Acta Silvestri, giudicati apocrif nell Opus Carolinum, dove Carlo Magno confutò le decisioni del secondo concilio di Nicea, Di questi atti esiste una versione greca (pubblicata dal Combetis, Illestrium Christi Martyrum lecti triumphi. Parigi 1660 p. 258—336), la quale procacciò la diffusione della leg- senda in Oriente.

Theophanes sagt: wot a«lydeoregov paivere rd Ind ZiApéeorgor ev Pour PePanticita «drv (sc. Kovoravrivov, Bonn. 25, val. i. Georgios Monachos bringt die ganze Legende ausführlich (383 fi: Kedrenos (ed. Bonn I 475) wiederholt sie, freilich sehr verkürzt u. s. w. Es ist bemerkenswert, dafs trotz dieser Autoritäten die Erzählung von Konstantins Aussatz und Genesung sich in den byzantinischen Chroniken der späteren Zeit nicht findet !); m unserer Chronik ist davon 1, Aulser der Ehrfureht vor dem heiligen Konstantin und dem Hasse gegen Rom hat bier auch wahrscheinlich der Widerspruch zwischen der Rreuzerscheinung

A. Kirpitschnikow: Eine volkstümliche Kaiserchronik 313

nur noch eine leichte Spur vorhanden in den Worten: ¿Exrtnoev edyhy xag’ adrov.

Weiters ist in der oben angeführten Erzählung interessant das Bestreben, die Tradition über die berühmte Schenkung Konstantins griechisch zu färben: Silvester werde in Rom und in seinem Gebiet herrschen, aber nur als row Baordéov éxiteoxos.

Was den „Loros“ betrifft, so ist er nur das äufsere Zeichen der Schenkung!); diadema imperiale als solches ist natürlich im Occident gut bekannt.?) Den Abschnitt über Konstantin den Grofsen schliefst der Chronist mit der kurzen Erzählung von der Auffindung des Kreuzes und mit noch einer kürzeren von der ersten Synode. Also findet sich in unserer Chronik keine Erwähnung davon, wann Konstantin getauft wurde und warum er die Weltstadt verliefs; in der volkstümlichen Tra- dition des katholischen Abendlandes ist die Ursache dafür sein Wunsch, Rom dem Papst zu übergeben. In der Kaiserchronik (10, 426) sagt er dem Silvester:

Ich bevilhe dir min riche, Unz ich wider zu dir kom ete.°)

Das byzantinische Morgenland kennt einen anderen Beweggrund; nach Chron. Pasch. (ed. Bonn. 517): Kuvoravrivos Exrıoe to Bvfdvriov, xonoudv eiAnpws Ot. andAluo®ar pelle. Y Baotdeca “Pouns.

Über die Nachfolger Konstantins des Grofsen giebt unsere Chronik meistens nur sehr kurze Notizen, mit der Chronologie, welche gewöhn- lich mit jener des Chron. Pasch. übereinstimmt und mit der Angabe, ob der erwähnte Kaiser orthodox oder häretisch war (wenn häretisch von welcher Häresie er befleckt war; wenn orthodox in welchem Grade: 6o8ddotos, ¿edodotdraros, evosfeotatos; der tiefste Grad ist bezeichnet durch afgerixdg didBodog oder tod duapBôlov xarorxntyeLoy). Solchen Kaiserkatalogen mit ähnlichen Bemerkungen begegnen wir sehr oft in byzantinischen Miscellenhandschriften.*)

In unserer Chronik finden sich bei einigen Kaisern, und nicht immer bei den berühmtesten, kleine, bisweilen sehr interessante Er- zählungen. Über Julianus zum Beispiel giebt die Chronik nur eine vage

und dieser abendländischen Legende ‚Einflufs gewonnen. Diesen Widerspruch vermeidet die spätere französische Tradition; sie läfst den Konstantin mit dem Aussatze bestraft werden dafür, dafs er nach der Kreuzerscheinung sich nicht zur christlichen Religion bekehren wollte. Graf a. a. O. 11 80.

1) S. Ducange, Gloss. s. v.

2) Graf a. a. O. II 98 u. Anmerk.

3) Cf. Graf II 99 und eine andere Überlieferung ebenda 109.

4) 8. z. B. Cramer, Anecdota Oxon. IV 249 ff. (ex cod. Bodl.).

Bysant. Zeitschrift I 2. 21

A. Kirpitschnikow: Eine volkstiimliche Kaiserchronik 315

Leider sagt J. Psichari nicht, auf welchen Kaiser sich die von ihm gedruckte Erzählung von dem Wunderspiegel bezieht; aber es muls wohl Michael, Sohn des Theophilos, sein, und die Anekdote hat daher eine historische Grundlage: die Vernichtung einer gewissen Art tele- graphischer Verbindung, die gegen die Sarazenen Kleinasiens gerichtet war; hierüber erzählt Theophanes Continuatus (ed. Bonn. 198): 68ev tva pre tig TÓV aAvTOD dyavwmv anokıundvoro wir ido re tv Exsidev évuapüy xpocxmixtov yalagorégous moujon toùs Beards, unxéri Tode xAnowttovras pavods évepyeiv npodttatev dida oy Badeia xal Andy tovebra aaguxalvpO var paxod.

Zum Schlusse móge ein Inhaltsverzeichnis der letzten Kapitel unserer Chronik folgen.

Zei. 204° IloAsuog xara tig Kovoravrivovadisos. 205° Teyvn Davuxorn tóv ‘Popoiov. 205° Meyadntega reyvn tüv Tovoxor. 207° Kaxn avußovAn. 209" Ildre Enaodn y rmóles. 212° "Y tije peya- Aopuytas xal dvdgiag tod BacılEws. 213% ’Ain9ès Toüro, Ste roy Baoılda ¿xopav; 214° “Ore tv xepainv rob Baotdéag Epegav ets tov ZiovArdvov. 215° "2 rode EAssıvodg üpyovras. 216" Tevea adrod tod Zovirdvov xródev xarayeraı, xal note ¿dafov tiv Bacideiav ol xgo- aétoges a«vrod xal Sti ano tovtoy tov ’Uruavnv itoquoev À faordeia zóv Tovegrov. BaorAeia Oruavn. 211” Buordeia Opyévn. leet andre Entodn % Iloodoa xal xôcov Biov sigev. 218° Buoideia ’Auov- odın. 219 Bacileia Mrapiatitn. uadyn. 220° Iléleuog xai ón 6 Zovirdvog Evinndn. 220° Buorleia Mequetn. 221° Buoileía ‘Auov- on‘ nédeuos Oeooalovixns. 221" "2 tig xoddoewg tdHv xaloyiçor. 224° "QQ xaxn ovußovin xul doy) Eis voy Ödeonornv. 227% Buordeta Mzapiotitn. 228° To xara ris Medovns. 228” @oîjvos. 220” Kare rod Navaklov. 230° Bacideia Zediun. 231% Baordeta Zovisiuevn. 231” dre &ndodn n Pódos. 232" Mdyn pera tüv Beverinwv. 233° Ayer tov Zovirdvov pera tov Bevetixov. 234° BaorAeia Zediun. 235° Magn peta tv Beverixov. 235° Ilôre éxdgdy y Kúxgos, xal zó00s Auòs Frov. 237° Baardela Zovirav Movoarn.

München. Alex. Kirpitschnikow.

21?

Uber den Verfasser des Spaneas.

Bekanntlich weifs man nicht, wer den Spaneas verfafst hat, noch an wen er gerichtet ist. Sathas meint, der Verfasser sei nicht der Kaiser Alexios, sondern sein Enkel, der Sohn des Kaisers Johannes, ge wesen!); doch Legrand (Bibl. gr. vulg. I p. IX) läfst diese Annahme nicht ohne weiteres gelten und glaubt, es sei vorläufig verlorene Mühe die Frage weiter zu verfolgen. Psichari?) glaubt, der Titel dieses Ge dichtes sei eine Art Etikette geworden, die man nach Belieben für jede Sammlung paränetischer Verse verwenden konnte. Bestärkt wurde er in dieser Annahme durch die Oxforder Version, welche zwar den Namen und Titel beibehält, im übrigen aber ihre eigenen Wege geht. Psichari hält den von Legrand veröffentlichten Text für den wiehtigsten und die Sprache für altertümlicher als die des Prodromos; er schliefst daraus, dafs die Abfassung nach aller Wahrschemlichkeit in das Ende des 11. Jahrhunderts zu setzen sei; doch sei die Frage, ob Alexios I Komnenos als Verfasser gelten dürfe, noch emgehender zu untersuchen. (Essais I 22.) Dazu mufs noch bemerkt werden, dafs die Prodromos- handschriften stark von einander abweichen; die Texte haben von später lebenden Skribenten eine Verjüngung erfahren, so dafs es nicht möglich ist die Chronologie dieser Sprache genügend festzustellen. Karl Krumbacher (Gesch. der byz. Litt. 397) bestätigt, dals über die Frage nach dem Autor und dem Adressaten noch undurchdringliches Dunkel herrsche. Dieses Dunkel beginnt sich jetzt, nachdem einige

bisher unbekannte Handschriften ans Licht gekommen sind, aufzuklären,

1) Kar’ éuè montis sivar’Arébiog, oby) à adroxgaroo, «id? vidg tod avroxgdrogos "Imavvov tod Kouvnvoù, Erousvog de avepids tod Ouwvyvuov aitoxeatogos. Kare xäcur di BeBcadtnta énoreiver tag Éuuéroovs vovdecias adrod eig roy A veYLÒv abrow Nixy- 000» Bovévriov, tòv viòv tod Niunpogov Bevevviov xa tijs"Avvns Kouvn vis. Wagner, Carm. gr. med. aevi, p. 1 Anm. Wir bemerken dazu, dafs Nikeph. Bryennios Il der Cousin, und nicht der Neffe des Alexios K. gewesen ist; es fragt sich, ob Gvepiós im weiteren Sinne zu fussen ist. Sathas hat hier den von ihm kopierten cod. Marc. el. XI 24 vor Augen, auf den wir ausführlicher zu sprechen kommen.

2) Mélanges Renier, Bibl. de l'Ecole des Hautes-Etudes, fasc. 73, Paris 1887 p. 261—283.

J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 317

und es wird sich im Folgenden zeigen, dals die Vermutung von Sathas das Richtige getroffen hat.

Veröffentlicht sind bisher folgende Handschriften: codd. Paris. 396 und 2027 von Legrand; cod. Paris. 2909 von Maurophrydis, cod. Marc. el. XI 24 und cod. Vindob. theol. 244, beide von Wagner. Ferner sind bekannt: cod. Neapol. III A. a. 9 und cod. Cryptoferratensis Z a 44, die Lambros herausgeben wollte; dazu der erwähnte Oxoniensis. Der freund- lichen Mitteilung von Prof. Krumbacher verdanke ich die Kenntnis von: Cod. Vindobon. theol. 193, cod. Vindobon. Suppl. 77, cod. Vallicellianus C 46 und cod. Marc. Cl. VII 51; zu diesen kommt noch hinzu: Cod. Palat. 367, cod. Vaticanus gr. 1276, cod. Barberinus II 99 und eine freie Bearbeitung von Falieri im erwähnten cod. Vallic. Wir hätten somit sechzehn Versionen desselben Gedichtes, eine Zahl, die sich, wie ich glaube, durch eine sorgfältige Prüfung der Bibliotheken Italiens noch erhöhen lifst. Diese stark von einander abweichenden Versionen bieten ein nicht geringes Interesse für den Sprachforscher und für den Kulturhistoriker. Man kann die Wandlungen dieses Ge- dichtes vom 12. bis zum 16. Jahrhundert verfolgen, die Entwicklung des Vulgäridioms während dieser Zeit beobachten und den Niedergang des geistigen Lebens in Griechenland an diesem einen Beispiel klar genug erkennen. Es wird sich daher lohnen die Sammlung dieser Texte noch weiter fortzusetzen; es ist auch meine Absicht dieselben in einer Gesamtausgabe zu vereinigen.

Betrachten wir zunächst in dem schon gesammelten Material die vorangehende Widmung, um einigen Aufschlufs über die noch offen stehende Autorfrage zu erlangen.

Der älteste Text ist nach aller Wahrscheinlichkeit der von Legrand publizierte; doch da er sich als ein Fragment ausgiebt (éx tod Zravéa), ohne Einleitung ist und, wie ich glaube, auch im Innern Lücken hat, so läfst sich aus ihm nichts für die Chronologie gewinnen. Nach Inhalt, Form und Sprache kommt ihm am nächsten der Vat. 1276, der andererseits eng verwandt ist mit dem sehr lückenhaften Text im Basilianerkloster von Grottaferrata. In diesen beiden Texten ist die Einleitung klar und deutlich, während sie in allen andern schlecht überliefert ist, und bisher nur Mifsverständnisse erzeugen konnte. Wir sind durch sie, wenn ich nicht irre, auf die richtige Spur geführt worden. Die einleitenden Verse lauten im letzteren (fol. 73”)

Igual xal oriyoı didagiio xal vovteciag Adyoı "Areklov tod Kouvnvod tod paxagiov Exstvov,

tov Övrog peyddov Eis podvndıv nal svveciv mavtolav, mods toy Tod apiyannog viòv xal xouvnvòv untgddev,

J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 319

Schwester Maria und starb; hier ist die Zeitangabe zuverlässiger, da es sich zweifellos um ein kurz nach Johannes’ Tod erfolgtes Ereignis handelt. Da die Stelle des Kinnamos ausführlich über diejenigen han- delt, welche wir als Vater und Mutter unseres Spaneas bezeichnen möchten, teilen wir sie in der Übersetzung mit (ed. Bonn. S. 36, 20—38, 5).

„Als das Werk im Gange war (es handelt sich um die Gründung eines Städtchens in der Gegend von Melangia), wurde dem Kaiser Manuel mitgeteilt, dafs des Johannes älteste Tochter, die Gattin des Cäsaren Rogerios, lebensgefährlich erkrankt sei. Um das begonnene Werk so weit als möglich zu fördern, verweilte er noch ein wenig und eilte dann nach Byzanz. Aber inzwischen hatte jene schon dem . Tode ihren Tribut gezollt. Sie war eine hochsinnige Frau, von starken, männlichem Charakter. Da ich auf diesen Punkt zu sprechen ge kommen bin, fällt mir eine von dieser Frau vollbrachte That ein, über welche man noch in künftigen Zeiten staunen wird. Zu jener Zeit nämlich, als nach Johannes’ Hinscheiden der neue Kaiser sich noch nicht in der Hauptstadt gezeigt hatte, heifst es, habe der Cäsar Rogerios die Blicke nach der Königswürde gerichtet und eine Anzahl Soldaten und sonstiger Anhänger um sich gesammelt, unter denen sich auch einer seiner Landsleute aus Italien befand, ein Jugendgenosse, den er schon von den Zeiten seines Vaters her gekannt hatte. Die Zahl seiner Anhänger belief sich auf vierhundert. Der Italiener ent- stammte einer glänzenden und ruhmreichen Familie; er hatte einst über Capua, eine wohlbevölkerte und glückliche Stadt, geherrscht. Der Grund seines Aufenthaltes in Byzanz war folgender: Zur Zeit als Roger, der Herrscher von Sizilien, dessen wir später gedenken, wenn wir über die italienischen Kriege berichten werden, sich nach der Herrschaft über Capua gelüsten liefs, bedringte er ihn mit Kriegen. Darauf entfloh dieser (der Italiener), nachdem er den Mut verloren hatte, nach Byzanz. Solches wurde also zu Gunsten des Cisaren be- trieben. Nachdem aber seine Gemahlin sah, dafs er trotz wiederholter Warnungen hartnäckig blieb, mit aller Macht nach der Herrschaft strebte und nicht gesonnen war, es ereigne sich, was da wolle, von seinem Plan abzustehen, zeigte sie den Anschlag der Behörde an, indem sie sich als die Melderin zu erkennen gab. Dabei bemerkte sie: entweder überliefert ihr mir den Gatten, oder ihr werdet auf alle Weise Sorge tragen müssen, dafs die königliche Würde für meinen Bruder gewahrt bleibt. Dies waren ihre Worte; jene aber benutzten alle Mittel, um des Cäsaren habhaft zu werden, und als dies gelang, führten sie ihn unter einem Vorwande nach einer unweit von Byzanz liegenden

320 I. Abteilung

Vorstadt. An diesem Ort angelangt, liefsen sie ihn daselbst zurück und gingen dann wieder nach der Stadt.“

Ich glaube hier des Zusammenhangs wegen Baotdeta lesen zu miissen'); die lateinische Übersetzung sagt: oder ihr werdet die Kônigs- tochter für meinen Bruder erhalten müssen. Kinnamos will doch hier ein Beispiel von Marias männlichem Mut anführen, weswegen er diese sagen láfst: mit meinem Gatten will ich schon selbst fertig werden, wenn ihr ibn mir überlalst; wenn nicht, so wahrt die Rechte meines Bruders. Du Cange, der in der Anınerkung zu diesem Passus mit grolser Ge lehrsamkeit nachweist, dafs der aus Capua vertriebene Fürst nicht Roger, sondern Robert geheifsen habe, scheint hier zu irren. ’IreAıarrs ‚kann sich doch nicht auf “den Cäsar Roger, der durch seine Ver- schwägerung mit Manuel als Rhomäer gelten mufste, sondern nur auf den kurz vorhergenannten Jugendgenossen Rogers beziehen. Wozu hätte Kinnamos überhaupt den „Italiotes“ in Erwähnung gebracht, wenn er nicht etwas Besonderes von ihm zu berichten hätte? Wie dem auch sei, an der Sache wird dadurch nichts geändert, da von Du Cange an der nämlichen Stelle der historische Beweis geliefert wird, dafs der Cäsar Johannes Rogerios nie über Capua geherrscht habe; dieser Fürst hiefs, wie gesagt, Robert, und es ist in derselben An merkung von einem Prinzen Robert die Rede, der am Hofe Manuels gelebt haben soll. Die Frage über die Herkunft des Cäsar Rogerios und seine Verwandtschaft mit Roger von Sizilien bleibt aber immer noch im Dunkeln.

Die von Rogerios angezettelte Verschwörung scheint für diesen keine nachteiligen Folgen gehabt zu haben.”) Politische Gründe schei- nen hier mafsgebend gewesen zu sein; denn nach dem Tode Marias tritt er noch einmal auf. Manuel will um ‘das Jahr 1152 um jeden Preis Antiochien gewinnen, und diesmal nicht durch Waffengewalt, sondern durch eine Verschwägerung mit seinem Hause; nun wird Rogerios, der immer noch als ein Mitglied des kaiserlichen Hauses be trachtet wurde, vorgeschoben; dieser gräzisierte Lateiner sollte sich mit Konstanza, der Erbin von Antiochien, vermählen; doch Konstanza fand wenig Gefallen an dem schon allzureifen Manne. Damit hatte Roger seine Rolle in der Familienpolitik der Komnenen ausgespielt; von einer Krankheit befallen, liefs er sich die Haare scheren und legte das

1) Im cod. Vat. 163 f 221 steht an dieser Stelle Baot4; die nämliche Abkürzung auch einige Zeilen weiter oben: quoi tóv xalsaga ‘P. tH BaotA.

2) Bei einer feierlichen Gelegenheit: nämlich als 1144 der Patriarch Kosmas Attikus abdankte, nalım Rogerios den Ehrenplatz neben dem Kaiser Manuel ein. Du Cange, in der schon erwähnten Anm.

J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 321

schwarze Gewand an (d. h. er zog sich in ein Kloster zurück. Kinn. S. 123 ed. Bonn). Doch auch andere und wichtigere Gründe kamen in Betracht; an einer andern Stelle heifst es: Konstanza änderte ihre Gesinnung und vermählte sich mit Rinaldus; dies that sie in Überein- stimmung mit ihren Unterthanen, welche fürchteten, sie würden, wenn die Ehe mit Rogerios zu stande käme, dem Kaiser zinspflichtig werden. (Kinn. S. 178.) Schliefslich bemerkt noch der Herausgeber des Recueil, hist. grecs II 284 C, Johannes habe dem aus Capua vertriebenen Roger (?) die Cäsarenwürde verliehen, weil er hoffte, durch ihn seinen Plan zu verwirklichen und in die italienischen Angelegenheiten eingreifen zu können.

Von Alexios wissen wir sehr wenig; er teilte mit seinem Vater die Königswürde, doch wohl nicht auch die königliche Machtvoll- kommenheit, und begleitete ihn auf seinen Kriegszügen in Kleinasien. Kinnamos falst sich sehr kurz: die Krone sei Alexios, dem ältesten Sohne, zugefallen (S. 23); aber noch nicht hatte Johannes Kilikien er- reicht, als er seiner beiden ältesten Söhne beraubt wurde, und bald darauf selbst infolge eines Jagdunfalles seinen Tod fand (S. 24). Ni- ketas berichtet das Nämliche, aber in echt byzantinischer Weise hebt er die Attribute der königlichen Würde hervor!) und fügt blofs hinzu,

1) Kal rare è opérer naidov 6 Bactleds odrog pavels To uèv roonuovie xr yéveaio (AllEıog Tode To dvopa) roppveldos perédane, nal mediloıg Épv- Boots dxodeloPar dıapime &pden rod chuatos, nal cvvevpnusicdai ol rapeiyev, danvina ‘Poualov abroxedctme Exsivos Ind tay ovveleypévoy Sylov «»nyogevero. Niketas 23, 16. ’Ev rols xarpols roiode rdv Blow pernilatev Ö memtotoxos viög rod Bactléing ’Aldkıos, © na) perédwnev obros Éoudood redllov xal porve- aldog facilixis: av bkéov Tv nal un qoovícov véonua, td dt Eidog mvestòs exarylfmy nal os &ugordier ti) nepalÿ émidéuevos. Nik. 51, 10. Die Purpurschuhe als Abzeichen der königlichen Würde spielen in Byzanz eine ebenso wichtige Rolle als bei uns die goldene Königskrone. Itankabes schickt dem Prätendenten Leon als Zeichen seiner Abdankung tijg Baolelag ovufola ro dıadnnua, nV cloveyida (Purpurmantel) xal noxxofap nédila. Kedren. II 47, 14. Auch Manuel träumte als Knabe, dafs er seine blauen Schuhe mit purpurnen vertauscht. habe, zddıla óxota Pacilevorv brodedio dar vouos. Kin. 23,10. Die hohe Bedeutung der Purpurschuhe ist immer dieselbe geblieben, vom Anfang bis zum Ende des byzantinischen Reiches. Und sie sind nicht in Byzanz aufgekommen, sondern von den römischen Kaisern übernommen worden, und diese wiederum haben diese uralte Sitte von den Königen von Alba Longa entlehnt, wenn man sich verlassen kann auf das, was Dio Cassius XLIII 43 über Julius Cäsar berichtet. Sie spielen, wie gesagt, eine hochwichtige Rolle in der ganzen byzantinischen Geschichte, wie es sich leicht durch zahlreiche Belege darthun liefse; sogar im Moment selbst, als das Reich in Trümmer sinkt, treten sie noch einmal in höchst tragischen Umständen auf. Bei der Einnahme von Konstantinopel konnte unter den vielen Gefallenen die Leiche des letzten Konstantin Paläologos nicht anders als durch

322 I. Abteilung

Alexios sei rasch von einem Fieber dahingerafft worden, und sein Bruder Andronikos sei ihm bald nachgefolgt. Du Cange berichtet noch in den Familiae byz. p. 179, indem er sich auf Anna Komnena II 149, 18 beruft, Alexios und seine Zwillingsschwester Maria seien um 1106 zu Balabista in Makedonien geboren worden, und Alexios sel in Attalia, der Hauptstadt Pamphyliens, dem Fieber erlegen. Bei der nämlichen Gelegenheit bemerkt er noch, dafs unter Isaak Angelos ein falscher Prätendent aufgetreten sei, der sich für Alexios ausgab und mit grofser Geschicklichkeit dessen blondliches Haar, sowie sein Stottern in der Rede nachgeahmt hätte. Dies ist ein Irrtum, denn in der Stelle des Niketas, p. 549, 10, auf die er verweist, heifst es ausdrücklich: avríxa yao tig "ARÉEL08, Eavrov Acyav eivar viòv tod av ‘Popaiar adragyhoavros Kouvnvoo MavovnA ... Es kann sich natürlich nur um Manuels Sohn, Alexios II, handeln. Der Alexios, mit dem wir hier zu thun haben, stirbt um 1142; er hätte also das Lebensalter von 36 Jahren erreicht. Weitere Notizen über das Leben von Alexios und Maria finden sich bei Miniati: Le Glorie cadute dell’ Antichissima ed Augustissima Famiglia Comnena etc. in Venetia M. DC. LXII. Leider erfahren wir hier nicht die Quellen; überhaupt ist dieses Werk mit der gröfsten Vorsicht zu benutzen. Es enthält ein kunterbuntes Ge misch von Widmungen, Gedichten und Dissertationen, die sich jedoch alle in irgend einer Weise auf den Dominikanermönch Vincentius Comnenus beziehen.') Die beiden auf Alexios und Maria beziiglichen Stellen lauten:

Alessio Comneno, Protostratore, primo genito di Giouanni Impe- radore, riuscì Prencipe molto saulo, e Religioso, che perciò fu amato da tutti generalmente, et in particolare dall’ Imperadore suo Padre, il quale Phaueua honorato delle calze rosse, ch'erano insegne della futura dignità Imperiale. La morte intempestiua li tronc il filo di così alte speranze sul bel fiore de’ suoi Anni, compianto vniuersale di tutto l'Imperio. O che gran beneficio ne sarebbe risultato (s'Egli hauesse

das wesentlichste Abzeichen der königlichen Würde, die Purpurschube, erkannt werden. Phrantzes 291, 6 ed. Bonn. Damit sind sie aber noch nicht abgethan; von den byzantinischen Kaisern gingen sie auf die Fürsten der Bulgaren über, wie Korais, Atakta I 92 versichert. Jetzt scheinen sie im Orient von allen Ständen und am meisten von den niedrigen getragen zu werden, wenn sie das- selbe sind wie die heutigen réegovyie, die auch aus rotem Leder gefertigt sind. Doch sind diese vielleicht durch die Türken eingeführt worden. Es ist mir jetzt nicht möglich diese Frage weiter zu verfolgen.

1) Für den letzten Spröfsling des Kaiserhauses wird Johannes (1657 —1719, der Verfasser einer Biographie, gehalten. Vgl. Krumbacher, Gesch. der byz, Litt. p. 99.

J. Schmitt: Uber den Verfasser des Spaneas 323

soprauissuto;) non solo all’ Imperio; ma ancor’ & tutta la Christianità, per le sue Religiose, e sauie risolutioni. Lassò della sua Moglie Elena Canthacuzena figliuola d’Alessio Protostatore, Prencipessa degna d’vn . tal marito, due figliuoli, Andronico e Maria. Parte I p. 38.

Maria Comnena quinto genita dell’ Imperadore Giouanni, la quale non niente inferiore nelle doti, così di corpo, come d'animo, e di tutte Valtre nobili prerogatiue, all’ altre Prencipesse Comnene. data dall’ Imperadore Manuele suo fratello, per Moglie a Costantino Lascari, famoso Capitano, per hauerlo difeso valorosamente da’ nemici, in com- pagnia de’ Caualieri Costantiniani, in quella perigliosa battaglia, che faceua contro Saladino Re Turco. Da questa hebbe Costantino alcuni figliuoli, ma quelli, che soprauissero furono cinque, cioè Manuele, An- dronico, Alessio, Theodora et Anna. p. 30.

Nirgends finden wir, heifst es in einer Anmerkung des Recueil, hist. grecs II 187, Johannes gemeinschaftlich mit seinem Sohne auf Münzen abgebildet. Doch für das, was uns hier fehlt, finden wir in einer der vatikanischen Bibliotheken eine reichliche Entschädigung. Im cod. Urb. 2, einer Pergamenthandschrift aus dem 12. Jahrhundert, die viele vorzügliche Miniaturen enthält, ist Johannes und Alexios zu- sammen abgebildet. Das Bild nimmt die ganze Seite von fol. 19" ein. Oben ist Christus entblöfsten Hauptes auf einem Throne sitzend, zwi- schen zwei stehenden allegorischen Figuren abgebildet. Die eine links ist, wie die Überschrift meldet: % édejpoodvy, die rechts: 1) dıxauoodvn; über dem Haupte Christi: ICXC. Alle tragen blaue Mäntel; die beiden Figuren neben Christus haben eine hohe mit Perlen besetzte Krone auf dem Haupte. Christus breitet seine [inde wie zum Segnen aus, indem er sie auf die Häupter der unter ihm stehenden Kaiser legt; rechts von ihm steht Johannes, links Alexios. Beide tragen goldene Kronen, ein wohl ursprünglich dunkelrotes, jetzt braunes mit Gold durchwirktes und reich mit verschiedenfarbigen Edelsteinen und Perlen besetztes langes Gewand, aus dem die üblichen Purpurschuhe, ebenfalls mit Perlen besetzt, hervortreten. Johannes hat einen langen dunkeln Vollbart; Alexios ist bartlos; man erkennt in Johannes sofort den Älteren; sein Scepter ist auch länger als das seines Sohnes. Das Scepter halten beide in der rechten Iland und in der linken eine Purpurrolle. Beide stehen auf einer Art von Pfühl, der ebenfalls mit Edelsteinen und andern Ornamenten verziert ist. Alle Figuren sind mit grofser Feinheit ausgeführt, und die der Kaiser dürfen wohl als Porträts zu betrachten sein. Das Ganze hebt sich von einem reichen Goldgrund ab. Neben den beiden Kaisern stehen die Worte: (odvvys Ev yorora tb ded motos faordeds noppvpoyevvnrog xal avroxpatag tüv 6w-

J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 325

ahnen können. Nur läfst sein gänzliches Schweigen über die Ursachen seines Kummers vermuten, dafs er sich etwas habe zu Schulden kommen lassen, einer Intrigue zum Opfer gefallen sei oder sich mit seinem Vater entzweit habe. Die Worte rot oxdétove pov ¿auxdda, die er an seinen Neffen richtet, klingen fast, als ob sie im Kerker geschrieben wären. Der Grund des namenlosen Schmerzes des unglücklichen Fürsten wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben. Das dem Pseudoisokrates xeog Anuóvixov nachgebildete Gedicht konnte schon früher vorhanden gewesen sein, da es einen durchaus nüchternen, praktischen und ob- jektiven Charakter zeigt; man miifste dann annehmen, dafs Alexios, als er sich dem Tode nahe fühlte, in wehmütiger Erinnerung die Einleitung dazu verfafst habe, um dem Ganzen einen persönlichen Charakter zu geben. Das Gedicht läfst sich nach dem Vorhergehenden in drei Teile gliedern: 1) die wenigen Verse, welche die Widmung enthalten, 2) die darauf folgende Einleitung, in welcher der Verfasser sein persönliches Verhältnis zu dem mit aacdévy uov oder vie pov angeredeten Ver- wandten darlegt, 3) den Hauptteil, wo in ganz sachgemälser Weise Vorschriften erteilt werden, wie man sich in den verschiedenen Lagen des Lebens zu verhalten habe. In diesem Teile begegnen wir einer relativen Gleichförmigkeit in allen Versionen; das persönliche Element tritt fast immer hinter den in natürlicher Ordnung folgenden Mahnungen zurück. Alle Versionen beginnen hier mit dem gleichen Verse:

IIgd navrav ¿ye tod Veod tov Poßov elg tov vovy dov welcher auch den Anfang zu dem von Legrand edierten Spaneas- fragment bildet. Dieses wäre, wenn nicht anderweitige Gründe vor- lägen, als ein selbständiges Ganzes zu betrachten. Nach diesem dritten Teil findet sich oft noch eine kurze Aufforderung, der Knabe möge sich die guten Ratschläge zu Herzen nehmen.

Es fragt sich jetzt, ob alle uns bisher bekannten Versionen darin einig sind, das Gedicht dem nämlichen Verfasser zuzuschreiben. Dazu wird es nötig sein, die allen voranstehende Widmung näher zu be- trachten; man wird dann aus allen einen mehr oder minder deutlichen Anklang an die ursprüngliche Version erkennen. Wir beginnen mit dem cod. Neapol., wo die Widmung schon in Prosa aufgelöst und von einem unzuverlässigen Skribenten durcheinander gebracht ist.

Ilagawvécsos Adyoı tod scopurárov xal Bavuaotod xvo dleËlou zoo oxavia"*) xal otizor didaxñs: xal rapoameécsms dAetiov rod xOMYNVOD' Tod uaxapiatetov Exsivov tod peyddov elo godvEoy xal xaidevoy 3 HUYTOLAV" Èyybvov TOV HAVEVTULODS ÓNYOS TiS OLAE-

1) In | dieser Handschrift werden bestündig ı und & verwechselt. An dieser Stelle ist eher s zu lesen.

J. Schmitt: Uber den Verfasser des Spaneas 327

Auch hier ist im letzten Verse ein verworrener Nachklang des Vati- canus und des Cryptoferratensis zu erkennen, wo unroödev und éy- yóvov eine befriedigende Erklärung finden.

Der Vindob. Theol. 193 ist von Blatt 218 an sehr schadhaft, von Blatt 221" bis 223" in zwei Kolumnen geschrieben (27—30 Zeilen), zur Hälfte abgerissen. Der mit den übrigen Versionen verwandte, in ver- einzelten Versen sich treffende Text ist 221" von der ersten Zeile an lesbar, und beginnt:

dotoùv dx Tüv borewv pov xal pedos Tic 0apxds pov Eine Einleitung ist offenbar auf der ersten, leider abgerissenen Ko- lumne gestanden. Das Stück, das wohl nur ein Fragment ist, schliefst f. 223" auf der halben Seite (Zeile 15) ab.

Der cod. Vindob. Suppl. gr. 77 enthält die sogenannten Monita Spaniae an erster Stelle ff. 1—8. Die Überschrift lautet: río xup- auverixol tov yégou tov onavia, der Anfang: "Axovourte ti Enugpijyyeılev tov vlóv tov 6 onaviag üpywv elrov evyevixds ElaBe xal ro pads etc.!) Dieser Text, der übrigens Zravias als Verfasser nennt, wird jedenfalls auch eine metrische Bearbeitung sein, wenn die Verse auch in der mir vorliegenden Probe nicht deutlich als solche zu erkennen sind. Im Inhalt scheint er nach den eben mitgeteilten Anfangsversen von den übrigen Versionen erheblich abzuweichen.

Der cod: Marc. VII 51, 13. Jahrhundert, nimmt eine selbständige Stellung ein; der Bearbeiter setzt den vulgären Text in die Hoch- sprache um und verwischt dadurch den ihm eigentümlichen Charakter, so dafs nur noch Übereinstimmung im Inhalt, aber nicht mehr in der Form besteht. Die Widmung wird nicht mitgeteilt; Titel und Anfangs- verse lauten (fol. 136”):

Kalod mareos nupaivesis pds pilratov vita.

Téxvov uov nodmvorarov TÉXVOV NYanyuEvov

xagdlas mou puyayaynua, puxijs rupupogia Der Text ist unvollstiindig erhalten und bricht plétzlich am Schlufs der Handschrift, fol. 137°, bei der Einleitung zur Roboamepisode, mit den Worten ab:

Og thy Bovdny roovriunde véov tig TÓV yeodvt@Y

Der cod. Barberinus II 99, 16. Jahrhundert, enthält ein Gedicht unter dem Namen des Spaneas: otiyoı xoditixol tod oxavia, das inhaltlich von den übrigen Versionen völlig verschieden ist; jedoch

1) Die Notizen über die Wiener Handschriften wurden mir von Herrn Dr. A. Göldlin von Tiefenau, Custos der k. k. Hofbibliothek, mitgeteilt. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir demselben meinen verbindlichen Dank für die mir erwiesene Gefälligkeit auszusprechen.

J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 331

haben. Wenn sich also diese Stelle auch sonst findet, wie z. B. im cod. Palat. 367, so entspricht sie keinem Bedürfnis, sondern ist ledig- lich aus der älteren Vorlage herúbergenommen; es läfst sich doch schwerlich annehmen, dafs z. B. der Sekretär Georg mit dem Cäsaren auf vertraulichem Fufse stand? Eine weitere Frage, welcher wohl der genannte Cäsar sei, ist nicht leicht zu beantworten; aufser Roger kommt nur noch N. Bryennios in Betracht. Die Verse:

KOAAG Eye peya Övoun 0 xaîoag tov dovAeveLe

eis dia Orgarıwrına xal Eis td xepadodiziv können sich eher auf N. Bryennios (der nach 1137 starb) und seine Feldherrnstellung, als auf den ziemlich unbekannt gebliebenen Rogerios beziehen. Es wird ausführlich gesagt, dafs der junge Prinz dem Cäsar diene, und damit wird wohl in diesem Zusammenhang seine Stellung in dem Heere gemeint sein; es war ja auch in Byzanz Sitte, dafs die Prinzen von königlichem Geblüt zum Heeresdienst herangezogen wurden.!) Wäre der Vater des Spaneas damit gemeint, so hätte sich der Dichter anders ausgedrückt.

Wir müssen hier noch eines bisher unbekannten Gedichtes ge- denken, welches nicht als eine Version, sondern als eine Weiterbildung des Spaneas zu betrachten ist. Es enthält eine grofse Anzahl prak- tischer Ratschläge, auch über die Wahl einer Ehegattin, das cheliche Leben überhaupt und sogar über Kindererziehung. Der Verfasser, Marino Falieri?), richtet seine Ermahnungen an einen gewissen Marco; das Ganze ist ziemlich lang und bildet die Fortsetzung und Ergänzung zu der schon erwähnten Version im cod. Vallicel. Der Titel lautet: moimua tov evyeveotétov doyovtos uoio Magi Daudiégov und es beginnt:

nica ayude didaoxchia xal ¿py xadoò mocyucrov f 411"

diderar bx0 tod narodg viow Kal TOD @yiov IVEVUATOV:

div dvapepro To Aouròv tig uodoes tóv EAANvo'

adri» Tv Toda tiv Gyièv Tv TOOCEVIA uov xAivw... der Schlufs lautet:

va unis els tov mapddercov trode «yuode ve wdAys f. 424

TO QAAndoviu aloviov, noté va ui) TO OpdAns'

1) So mufste der Sohn der Sebastokratorissa im Heere dienen, Neumann p. 69.

2) Über diesen Autor vgl. Krumbacher S. 408 und Legrand, Bibl. gr. vulg. II, LXII. Im cod. Neapel. IT B 27 fol. 101"—118 findet sich ein neuer Text der allegorischen Traumgeschichte, welcher ziemlich genau mit den von Legrund aus dem cod. Ambros. Y 89 sup. mitgeteilten Bruchstücken überein- stimmt, nur ist der Schlufs in der neapol. Handschrift. vollständig erhalten. Die in dieser folgenden kleineren Liebesgedichte sind ihrer Spraehe und ganzen An- . lage nach wohl auch von Falieri zusammengereimt. Darüber ein anderes Mal.

22”

332 I. Abt. J. Schmitt: Ub. d. Vf.d.Span. E. Kurtz :jKrit. Nachl. z. Br. d. J. Bryennios

txopovn x av ¿deumes, donida x Av Eyddm,

va fovAnoci Óxov x av nd va anyévng ord Bad. Die Verse sind, wie man sieht, paarweise gereimt und die Sprache ist so volkstümlich, wie sie sich der Sprachforscher nur wünschen kann. Man erkennt auch gleich, dafs damals schon das geistige Leben auf einem niedrigen Niveau stand; das Gedicht ist im 15., vielleicht sogar im 16. Jahrhundert in einem von den Venetianern besetzten Teil von Griechenland entstanden. Wir haben es in ihm mit einem der letzten Ausläufer des vielgelesenen, vielkommentierten und Jahrhunderte lang als Erziehungsmittel verwendeten Spaneasgedichtes zu thun; das Werk Falieris, so bescheiden es auch ist, findet den ihm gebührenden Platz neben den andern Versionen und bildet den Schlufsstein des Ganzen.

Rom. John Schmitt.

Kritische Nachlese zum Briefe des Joseph Bryennios. (Vgl. Heft 1 S. 93 ff)

Zeile 9 lies qacoets statt yacoors.

. 171. zeons (späte Form für zagjode).

. 19 L aad’ de statt &A1wg (“wenigstens so”). . 23 L róxov statt rúxov.

. 30 1. ¿du statt do.

. 31 behalte das überlieferte oradryoé bel.

. 39 1. avroù statt «Vroòd.

Z. 40 1. Exeivo (?) statt éxervou. Vor xal uellôvrov empfiehlt sich eine kleine Interpunktion; denn weAAörrwv ist nicht mit tev éx. dovAsvovr@v zu koordinieren, sondern bildet für sich (mit Ergänzung von nuóv) einen genet. absol.

Z. 42 | éoyov statt ¿oyov.

NNNN NN

Riga. E. Kurtz.

Die Synoden von Sidon und Tyrus.

Vorbemerkung: Zu meinem Aufsatze: „Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens“ B. Z. I 1, 34—49 hat mir Th.. Nöldeke eine Anzahl Berichtigungen übersandt, welche sich auf die Übersetzung der zwei Kapitel aus der syrischen Kirchengeschichte bezogen. Kurz darauf stellte mir derselbe Gelehrte eine vollständig neue Übersetzung beider Kapitel zu. Bei dem grofsen Interesse, welches diese Ausführungen des Zacharias von Mitylene!) sowohl für die Ge- schichte der monophysitischen Bewegung, wie für die Beurteilung der oströmischen Kirchenpolitik beanspruchen, habe ich, im Einverständnis mit der Redaktion, geglaubt, den Lesern der Zeitschrift einen Dienst zu erweisen, wenn ich ihnen die Übersetzung des berufenen Orienta- listen mit seinen Erläuterungen in extenso hier mitteile. H. G.

I. Die Synode von Sidon (512). Land, Anecdota Syr. II 225 (Buch VII 10):

... Er meinte aber auch von Flavianus, dafs er ein Häretiker sei. Und er schrieb und sandte Antreiber an Kaiser Anastasius, um ihn zu bereden, dafs eine Synode in Sidon abgehalten werde. So versammelte sich diese auf seinen Befehl im Jahre 560 der Antiochener. Und er instruierte die gläubigen und eifrigen Mönche des Ostens und den Kozmas, einen dialektisch gewandten Mann aus dem Kloster des hl. Aqîbà von Qennesrin, der in Antiochia wohnte, und machte eine denaıs und legte sie dem Flavianus und der Versammlung der Bischöfe vor, die mit ihm in Sidon waren, und stellte weislich und konsequent?) in 77 Kapiteln schriftlich Vorwürfe zusammen und viele Aussprüche”) der heiligen Lehrer, welche die Vorwürfe wider die Synode von Chalcedon und den Tomos des Leo als richtig erwiesen, und gab [diese Schrift] der Synode; indem

1) Über den syrischen Text schreibt mir Th. N.: „Der Text ist nicht überall in Ordnung; eine Revision der Handschrift würde vielleicht noch hier und da eine kleine Verbesserung ergeben, aber ein paar Fehler stecken wohl tiefer.“

2) == axolovdos.

3) zeroes, eigentlich „Ausdrücke“.

334 L Abteilung

sie!) die Priester beredeten und beschworen, dafs sie Richtigstellungen machten, die Anstôfse aus den Wegen der Kirche fortschafften und sie (die Kirche) säuberten, indem sie offen die Synode verdammten. Aber Flavianus, der Oberpriester war, und einige der Priester, die mit ihm waren, hinderten die Sache mit den Worten: „Es genügt uns, das Buch des Diodorus?) zu verdammen und die Vorwürfe, welche von einigen wider die zwölf Kapitel des Cyrillus erhoben sind, und den Nestorius [zu verdammen|*), auf dafs wir nicht den schlafenden Drachen‘) auf wecken, und er durch sein Gift viele verderbe.“ Und so ward die Synode aufgelöst.

II. Die Synode von Tyrus (513).

Land, Anecdota Syr. III 228 (Bugh VII 12):

Zwölftes Kapitel, welches über die Synode Kunde giebt, die in Tyrus stattfand in den Tagen der Lehrer Severus und Xenäjä und der Bischöfe, die mit ihnen waren, welche ausdrücklich und offen die Synode und den Tomos verdammten.

Severus aber, der Nachfolger des Flavianus in Antiochien, war ein Mann, durch das Studium der griechischen Weisheit dialektisch ge wandt und weltentsagend und ein erprobter Mönch; ferner war er ein Eifrer im wahren Glauben, war gebildet und hatte auch mit Verständnis die heilige Schrift gelesen, sowie deren Auslegungen aus diesen alten Schriftstellern, den Apostelschülern: Hierotheus, Dionysius, Titus und auch Timotheus, und [die Auslegungen| der Spätern: Ignatius, Clemens, Irenaeus, Gregorius, Basilius, Athanasius, Iulius und der sonstigen Oberpriester und wahren Lehrer der heiligen Kirche, und wie ein Schriftgelehrter, der in der Kenntnis des Himmelreichs unterwiesen ist und aus seinen Schätzen Altes und Neues ausgiebt*), so hatte er auch viele Geschichten durchgemacht‘), und sie‘) waren in seinem Geiste klärlich festgegründet.

Und dieser Xenájá war ein syrischer Lehrer‘), und was in dieser Sprache vorhanden, hatte er seinerseits mit Fleils durchgemacht; dazu war er in der Lehre des Diodorus und Theodorus und Sonstiger he-

DD. h. er und die Mönche.

2) „des Hauses des Diodorus* = ot reel tov Jıodapor.

3) Der Text ist hier aber nicht hier allein nicht sanz richtig.

4) Lies Ithanniná.

5) Mtth. XIII 52.

6) = studiert.

MD. h. die Geschichten.

8) Es wird der Gegensatz zwischen Xenájá und Severus hervorgehoben. Severus ist griechisch gelehrt, Xenájá nur syrisch.

Th. Nöldeke: Die Synoden von Sidon und Tyrus 335

wandert. Aber, wie die Thaten den Verständigen zeigten, war dieser alte eifrige Mann ein wahrhaft Gläubiger.')

Dieses that man dem Kaiser Anastasius kund?), der mit voller Überzeugung die Synode von Chalcedon ausdrücklich verwarf. Da be- fahl er, dafs sich zur Feststellung des Nötigen eine Synode der Orien- talen in Tyrus versammle, und so versammelte sich [die Synode] der Bischöfe des Gebietes von Antiochien, Apamea, Euphratensis”), Osroëne, Mesopotamien, Arabien und Phónicien am Libanus. Und indem er?) die Wahrheit des Glaubens aufgehen liefs, legte er das Buch des Heno- tikon *) Zenons so aus, dafs es zur Abschaffung dessen gemacht sei, was in Chalcedon geschehen, und verdammte dort offen den Zusut, der zum Glauben gemacht war.

Und die ganze Wahrheit verkündigten die Bischöfe, so versammelt waren mit Severus und Xenäjä, den gliubigen Männern und Lehrern®), die mit Eifer an der Spitze der Bischöfe standen. Und sie‘) schrieben ‘Briefe der Beistimmung auch an Johannes von Alexandria und Timo- theus in der Hauptstadt. Auch Elias von Jerusalem stimmte damals zu; freilich ward er nach ganz kurzer Zeit vertrieben, und Johannes ward sein Nachfolger. Und so waren, mit Ausnahme des römischen Stuhls, die Priester wieder in dieser Glaubensübereinstimmung einig.

Strafsburg. Th. Nöldeke.

1) Die Pluralpunkte sind zu tilgen.

2) So, wenn der Text in Ordnung ist, was ich bezweifle.

3) „Euphratensia“ mit n.

4) Wohl Xenájá [oder besser Severus IL G.]; überall steht hier der Sing. masc., sodafs die Synode, welche fem. ist, nicht Subjekt sein kana.

6) Identitàtsgenitiv, d. h. wenn der Text in Ordnung ist.

‘6) Apposition zu Severus und Xenájá.

7) D. h. die Bischöfe insgesumt.

K. Jirecek: Eine Urkunde von 1238—1240 zur Geschichte von Korfu: 337

sowie ungewöhnliche Wörter, wie ‘loquia’ für ‘verba’. Zum Schlusse sei bemerkt, dafs dies unter den lateinischen politischen Korrespondenzen des 13. Jahrhunderts im k. k. Archiv zu Ragusa die einzige Papier- urkunde ist; auch die Notarialakten von Durazzo aus der Zeit vor König Manfred und den Angiovinen, die wir nächstens besprechen werden, sind auf Pergament geschrieben.

—$—$<———

Nobili et sapienti viro d(omi)no Nicolao Tonisto comes!) Ragusii, iudicibus et consiliariis et uniuerso populo Ragusii ego Kalaiani, Komiano, Vatazi et cunto*) populo Corfianesi salut(em) et sinceram dilectio(nem). Literas, q(ue) uos misistis aput nos, libenter suscepimus eas et cum gaudio inteleximus ea et nobiles conciues nunziis u(est)ris loquia, q(ue) nubis loquta sunt, discrete et onorabiliter inteleximus, sieut sapientisimi et no- biles omines*) a d(omi)no Paulo Bozinoli et diomi)no Grubesca Balislaue audiuimus. Scias (sic) magnitudine u(estire, q(ui)a ila pax, que est inter nos et uos, firmiter fieret et modo per g(rati)a deo firmauimus ila melius quam unquam fuit. Sciat nobilitatem u(est)ra (sie), si aliquit (sic) practor fuit aput Corfus et fecit, qualiter qua non fuit razio(ne)*), nos nula audi- uimus, q(ui)a nos eredimus, q(ui)a omines Ragusii sunt in Corfus sicut Corfiatesis”). Et nos cuntof) populo Corfianesi, maiores et minores, in perpetuum firmiter stamus, et nos locuti sumus cum discertis (sic) nuziis (sic) u(est)ris omnia loquia n(ost)ra et omnia que dixerint ex parte nostra, loquia nostra sunt. Et credo in deo, q(ui)a d(omi)n(u)s Komiano et d(omi)no Vatazi multum amat uos, sicut lectis antea, et nos Corfiatensis credimus, ut ila amor, q(ue) abet d(omi)no Komiano super nos, similiter eredimus, ut abeat super uos, ut ciuitas Ragusii‘) et ciuitas Corfus sit una et omines Ragusei, qui ueniunt in partibus nostris, bene posu(nt)*) uenire, sicut in domo u(est)ra. Et deus det sanitas uobis et nobis.

Rückseite (wenig lesbar: + ó6x..... tod Kogupod . . . ..

Um den undeutlichen Rest eines kleinen schwarzen Wachs- siegels herum: 16 mav<evyeves?)ráto xóvro tig ¡weas tod ‘Payovotov T.. À0t..... oo. +

Original auf Papier, 18,5 cm breit, 11,5 cm hoch mit 16 Zeilen stehender runder Schrift, links etwas verwischt, im k. k. Archiv zu Ragusa, Urkunden 1200—1300 fasc. II Nr. 200.

Prag. © Konst. Jirecek.

————__

1) Orig. comes. Der Schreiber macht viel überflüssige Striche über Vokalen: m;ıgnitudine, nos.

2) cüntö.

8) omes, so auch weiter unten.

4) raziò.

5) Ohne Abkürzung ausgeschrieben.

6) ciito.

7) Ohne Abkürzung.

8) posü.

Michael Haplucheir.

Das kleine dramatische Gedicht, welches seit Fr. Morels ersten Ausgaben allgemein einem Michael Plochiros zugeschrieben wird, habe ich in dem Programm des Gymnasiums zu Waldenburg 1874 mit Be nutzung einer neapolitanischen Handschrift neu herausgegeben. In jener Handschrift heifst der Dichter Miyan4 6 “Arrdoúxeie. Ich habe mich damals darauf beschrinkt den sonst nicht vorkommenden Namen Plochiros als eine offenbare Verunstaltung des verständlichen Haplucheir zu er- klären. Ich freue mich meine Ansicht, Haplucheir allein sei der richtige Name, insofern bestätigt zu sehen, als ich einen Byzantiner dieses Namens nachweisen kann und zwar in einer Zeit, in welcher nach An- sicht der Sachverständigen das Gedicht entstanden ist. Vgl. K. Krum- bacher, Gesch. der Byz. Litt. S. 374. Ein Michael Haplucheir gehört zu den wenigen Senatoren, welche im Jahre 1183 Andronicus Comnenus in seinen Intriguen gegen den unglücklichen jungen Kaiser Alexius IL Comnenus unterstützten. Das meldet Eustathius in seiner Geschichte der Eroberung der Stadt Thessalonike Vgl. Th. L. Fr. Tafel, Eustathn opera, 8. 277 ff. und die Bonner Ausgabe 8. 403 fl. Es heilst da (Tafel 5. 278, 26 ff, Bekker ed. Bonn. S. 405, 1 ff): xai écouter Kocdepor Ev rovroes (unter den Mitgliedern der ovpxdnrog) ol ris Mueoas Exeivo miotot, Kwvoravrivog 6 Ilutgnvos, TO tig xohaxetag Nxo1Bauevor cpldgvua, xal è anAovysıg Mıyank, amo yAvıog utv nolırsdouchk, srevgvor de roryoevoacda. Zwar druckt Tatel sowohl, wie Bekker jenen Namen mit kleinen Anfangsbuchstaben, und demgemafs übersetzt ihn auch Eduard Brockhoff bei Bekker: simplicis manus ille Michael. Das ist aber ein starker Irrtum; Haplucheir kann nur Familienname sein. Zum Beweise dafür kann ich noch emen Mann aus jener Zeit anführen, welcher diesen Familiennamen führte Unter den Unter- schriften der Akten der Cpolitanischen Synode von 1166, welche Angelo Mai (Scriptorum veterum novae collectionis tom. IV) herausgegeben, befinden sich S. 57: of xgırat rod flou xal éxt tod Inmoögouev Owuáús è Ankovyesıg au Afwov 6 Movacrngrorns. Jener Thomas wird der Vater oder der Bruder unseres Michael gewesen sein,

"M. Treu: Michael Haplucheir 339

Weder Maittaire, noch Diibner, die späteren Herausgeber jenes Ge- dichtes, konnten eine Handschrift desselben auffinden. Ich bemerke, dafs es sich aulser in dem erwähnten Neapolitanus noch in einer Wiener und einer Vatikanischen Handschrift befindet. Vgl. Adami Frane. Kollarii (ad Petri Lambecii commentariorum ete.) Supplementorum liber primus posthumus, Vindob. 1790, 5. 140, und Stevenson, Codices mss. Palatini Graeci bibl. Vaticanae, Rom. 1885, cod. 122. Jenes von Matranga (Anecdota Gr. vol. II p. 622 ss., vgl. vol. I p. 21) unter Tzetzes’ Namen herausgegebene Gedicht, welches zu unserem Gedichte in nächster Be- ziehung steht (vgl. K. Krumbacher, Gesch. der Byz. Litt. S. 374), habe ich noch im cod. Vallicellanus B 99 saec. XVI, fol. 172’— 173°, gefunden, ohne Angabe des Vertassers, unter dem Titel: oréyou (aufixol: aaibovtes tov fiov:

Breslau. M. Treu.

Mosaiques byzantines de Nicée.

Unter diesem Titel hat Ch. Diehl S. 74 ff. dieser Zeitschrift die Mosuiken der Ko‘unois-Kirche zu Isnik-Nicia einer Besprechung unter zogen. Ich habe aus eigener Anschauung nichts an seinem Berichte zu ändern, möchte aber, gerade weil seine Beschreibung gut ist, dieselbe, soweit es mir in Kürze möglich ist, abrunden. Diehl hat übersehen, dafs am Anfang und Schlufs der Mosaikinschrift des Triumphbogens nicht einfache Kreuze stehen, wie er sie S. 18 giebt, sondern Kreuzmono- gramme. Dieselben sind auf beiden Seiten gleich und von dieser Form:

1.

A

An dem Monogramme links am Anfang ist das K weggefallen. Ich würde sie in NixoAcov auflösen. Dasselbe Monogramm kommt nun auch an den Kapitellen der Pilaster vor, welche den mittleren Kuppelraum von den Seitenschiffen trennen und zwar an den beiden südlichen. Das Monogramm des westlichen Kapitells der Nordseite wird durch die Kanzel verdeckt, das an dem östlichen Kapitell der- selben Seite sieht so aus:

AOL A

Die Lösung desselben ist mir bisher nicht gelungen. Ich empfehle # den Freunden dieser Zeitschrift. Das Monogramm gieht vielleicht Auf“ schlufs über die Stellung oder den Zunamen des Nikolaos, welcher wahrscheinlich der Stifter der Kirche sowohl, wie der Apsismosaker! ist. Damit erfährt die Deutung der merkwürdigen Inschrift zwischen den beiden Engeln der rechten Apsisseite: + ZrnAoi Navagatıos 18: delas elxóvas + auf den auteur de la décoration en mosaïque, qu orne l'abside, wie Diehl p. 81 will, eine Einschränkung dahin, dafs

J. Strzygowski: Mosaiques byzantiner de Nicée 341

mur der Mosaicist selbst, nicht der Besteller darin genannt sein könnte. Was scheint mir nun nicht wahrscheinlich, weil für eine solche Nennung _3ede Analogie fehlt. Ich glaube vielmehr, dafs diese Inschrift doch ‘a rgendwelchen Bezug auf die Wiederaufrichtung der Bilder nach den "Wagen des Ikonoklasmus hat. Auch in dieser Richtung wende ich z=mich an das Urteil der Leser der Zeitschrift. | Von den Narthexmosaiken werde ich die Panagia-Orans in der æ—-mischen Quartalschrift nach einer eigenen photographischen Auf- mr ahme publizieren. Bezüglich des Deekenmosaiks habe ich zu be =" merken, dafs die Aktion der einzelnen Evangelisten noch deutlich zu e=- erkennen ist: sie sitzen vor ihren Pulten, Matthäus (no) fafst mit der 1 = mken Hand nach der auf dem Pulte liegenden Schrift, Markus (nw) = M—ützt den Kopf in die rechte Hand und läfst die linke mit einem == uche auf dem Knie ruhen. Lukas (sw) bückt sich vor und schreibt, 35 hannes (so) sitzt im Gegensatz zu den übrigen Evangelisten, deren = ztze niedrig und ohne Lehne sind, in einem geflochtenen Lehnstuhl, le—gt die rechte Hand mit der Feder auf das Knie, die linke auf die Y _„«ehne. Die Typen entsprechen also bereits durchaus den nach dem JJ aemhr 1000 ca. üblichen, wie ich sie Cimabue und Rom $. 66 ff. zu- saammengestellt habe. Christus im Ostmedaillon hat die drei Kreuz- arme um das Haupt ohne Nimbus, im Nordmedaillon ist noch die Beishrift H ATIA zu erkennen. Über die Datierungsfrage werde ich iss anderem Zusammenhange zu sprechen haben.

Graz J. Strzygowski.

Noch einmal Iulios Polydeukes.

Andreas Darmarios hat es nicht an sich fehlen lassen, um seinem Chronisten Polydeukes die Unsterblichkeit zu sichern. Aufser den von Th. Preger in dieser Zeitschrift I 51 ff. besprochenen codd. Monae. gr. 181 und Palat. gr. 399 existiert noch eine dritte von Darmarios verfertigte Handschrift, welche die Chronik des angeblichen Iulios Polydeukes enthält: der codex Barberinus gr. I 56.

Die Handschrift ist 14,5 em breit, 20,3 em hoch und enthält 34) beschriebene und zweı unbeschriebene Blätter des in den Handschriften des Darmarios gewöhnlichen von oben nach unten gerippten, die Schrift durchscheinen lassenden Papiers. Auf dem Vorlegeblatt steht von später Hand die Notiz: 530 (wohl die alte Codexnummer) Iulii Polideuces (so) sive Pollucis historia, et onomasticon; ejusdemque commentarius in Hrxae- meron. NY. 1": “Továtov TIoAvdsvxovg torogia | puoi. | xtvak: | xpo- OLULOV TOD 6vyyoupeas Elo Tv xoduoroiav | xal qoovixdv Eqetijs. negt tov oregemuctos usw.; der Pinax schliefst: mûre dvóutoz x odalertivog xi ¿regor aiperizot: Darauf folgt f 3": + férogit proxy Tovitov rolvdevxovs. | regi ôrouérTov 6vrariuor usw.; f 4" Tovatov molvdeuxoug Oropatixòv (so) | BußAlor: --; dann weiter unten: + qpuotodopicxòov (so) tig ébamueégou: ; 1 4: rélog TOD xévaxos: f. 5": ’IovAlov modvdetnove lotogiu pve): usw. wie im cod. Monza. eensis. Das Werk sehhefst f 228" Zeile 5 von oben mit: ¿xi rotroæ qaderós. Auf derselben Seite Zeile 6 von oben fährt der Schreibe nach einem kaum bemerkbaren Abteilungszeichen (_P) weiter: 7 aéwro u669eog usw. Am linken Rande ein + von der Tland des Darmarius und von ganz später Hand die Notiz: Ich. Te. 1 $ 21 sine principe Am rechten Rande von der Hand des Darmarios: of ode | + otr=a elyev Ev TO doyerunwo: +. Am oberen Rande von f. 228" steht veo = einer späteren Hand -- nach dem handschriftlichen Katalog der Bibliothe = ist es die des Holstenius: ich hätte sie für die des Allatius gehalten —— die Notiz: In Ms codice Palatino post verba, éxt tovtors qaderin= desinit hoe opus, nec qudquam er Pollucis onomastico subiungitur notat Darmarius exemplar originale pro vetustate in fini manenm ac n tilum esse: cum tamen idem hic contrarium affırmet. Diese Bemerkumm - erklärt sich daraus, dafs Darmarios im barberinisehen Exemplar El Randnotiz von der Verstümmelung des Originals (s. Preger a. a. 0. À Dz

K. Krumbacher: Noch einmal Tulios Polydeukes

343 wxeglieís und nur die im Palatinus 300 fehlende Angabe, so stehe es mm Originale, an den Rand schrieb. Es folgen nun wie im Monac. «-lie zwei Bücher des Onomastikon; Schluß f. 293": uvxmnottev —Hvciasg: Der untere Teil dieser Seite ist leer gelassen. Daran === chliefst sich f 294" wie im Monac.: + gvoioAoyınov Tg éEcarjuéoo. | "= uns pty oùv usw. Darüber steht von einer späteren Hand, die ze sit den in der Biblioteca Barberina aufbewahrten Autographen des MY eo Allatius völlig übereinstimmt, die Notiz: Est Eustathii epi An- t” wochen: commentarius | in Hezaemeron, sed imperfectus. Die aus der "ko. ergleichung der Schrift gewonnene Wahrscheinlichkeit, dafs diese ==" eilen von Allatius herrühren, wird noch dadurch erhöht, dafs Allatius (_ ===. Preger S. 52) dieses Werk Unter dem erwähnten Namen heraus- Ez” —egeben hat, auch dadurch, dafs viele barberinische Handschriften be- = <anntlich aus dem Nachlafs des Allatius stammen oder von ihm benutzt ss —orden sind. Das Werk des Eustathios schliefst f. 340° mit dem We" orte: slo: Darunter steht in der Mitte der Seite folgende Sub- em Milxription: + | + o&rws size Ev 1H newrorino | ro tTélog: | TE- RE ec: | + dard évôpéov dapuogiov: | Am linken Rande: pera- PA apapiiv Ex | ris Buotdinijs | BiBliodi ans: | + | foravov: | Ganz ta amten in der Ecke hat Darmarios notiert: qu 342. Die barberinische Handschrift stimmt also, von einigen Varianten im» den Randnotizen und der Subskription abgesehen, ganz mit der Feel ünchener überein. Einige Anzeichen deuten darauf hin, dafs sie vor A «=r Münchener geschrieben worden ist: während z. B. Darmarios im E aarberinus f. 228" die Chronik vom Onomastikon nur durch einen di = innen Haken trennte, begann er im Monacensis, wohl auf die Un- Z a æ kömmlichkeit des früheren Verfahrens aufmerksam geworden, mit d «=m Onomastikon eine neue Seite, und während er im Barberinus nur le «=i dem verstümmelten Anfang des Onomastikon sagte, so stehe es im O> weiginale, hielt er es im Monacensis zur besseren Aufklärung für not- = «=ndig, anzumerken, dafs im Originale auch der Schluls des vorher- g ==> henden Werkes unvollständiss sei. Im Barberinus hat er die nähere P< eichnung der königlichen Bibliothek „Tor«vav“ erst nachträglich Um ten angefügt, im Monacensis dagegen ist dieselbe von Anfang an in

da Subskription aufgenommen und noch durch den Genetiv Bacilos v«= ardeutlicht.

Minchen.

K. Krumbacher.

II. Abteilung.

D. Béljajev, BYZANTINA. Esquisses, matériaux et notes concer- nant les antiquités byzantines. I. Exposé des principales parties du Grand palais des empereurs de Byzance, etc. St. Pétersbourg, 1891. (En russe: Obzor ... 1—200. Dans le tome V. des Mémoires De la Société Im- périale Archéologique russe.)

S'étant proposé d’etudier les Cérémonies, décrites dans le célébre ouvrage de Constantin Porphyrogénète, M. D. Beljajev, professeur à l'uni- versité de Cazan, crut devoir entreprendre des recherches sur la topographie du Grand palais de Constantinople. C'est ce qu'il annonce dans les pre mières pages du livre dont nous allons nous occuper. Il commence ses investigations par la salle du trône, appelée XovoorgıxAlviov, c'est à-dire salle Wor, laquelle était le centre d'activité du palais. (C'est à cette salle qu'était annexé l'appartement qu'habitaient les empereurs (xosrr). En sortant du Coiton, ils entraient immédiatement dans la salle du trône. C'est qu’avaient lieu la réception et la promotion des hauts fonction- naires, la réception des ambassadeurs; c'est aussi que commengaient et se terminaient les processions des empereurs vers les églises et les autres salles du trône. Une description détaillée du Chrysotriclinium et de ses absides (xaudom) est suivie de celle des pièces que les empereurs traver- saient, en sortant de cette salle, par le Lausiacos, le triclinium de Justinien et les Skyla pour se rendre à l’Hippodrome.!) Cette voie, qui allait 4 peu près de l'est à l'ouest, voie méridionale, était la plus rapprochée de la Propontide et la plus éloignée de l’église de Ste. Sophie. Des hui absides adjacentes à la salle d'or nous ne nous arrêtons qu'à deux, à celles dont la position est contestée. C’est d'abord l'abside du Panthéon, que M. Bel- jajev place du côté septentrional de la salle susmentionnée, en contra- diction avec l'opinion de Labarte, qui la place du côté occidental de cette salle.*) L'opinion de Labarte, dit M. Béljajev, semble être basée sur la supposition, que l'entrée du préposé et du patriarche dans la salle d'or se faisait toujours du côté occidental, c’est-à-dire par l’Horologion, et qu'ils attendaient toujours le moment de leur entrée dans cette même abside. C'est une erreur. Ces personnages faisaient leur attente dans le Pantheon seulement. lorsqu'ils entraient dans le Chrysotriclinium du côté septentrional,

1) Béljujev, chap. 2. 2) Labarte, Le palais... p. 166, 75. -- Béljajev, Exposé... p. 24—25.

Besprechungen 345

après avoir passé précédemment par les péripates du Triconque et des 40 martyrs. Voilà la raison pour laquelle M. B. place le Panthéon sur le côté septentrional de la salle d'or, et non pas sur le côté occidental.) Passons à l'abside de St. Théodore: nouvelle divergence d'opinions. Labarte la place au sud-est de la salle d'or; tandis que, d'après MM. Paspatis et. Béljajev, elle se trouvait à l'angle nord-est, sur le côté gauche de cette salle, entre les absides orientale et septentrionale. Quoique cette position ait été établie avant M. Béljajev par M. Paspatis, ce dernier ne l'avait point justifiée par des preuves.*) Quant à M. B. il se base sur le passage suivant de Constantin Porphyrogénète: ,yéyovev 1 éxxAnoiaotixi) mica cxo- lovdla tod xovpevparos Ev To evxrnolw Tod aylov ueyaloucorugos Beodegov tod Ev tH mods Avarolmv daoistegd péger TOD yguootpixàivov.*") Outre les absides, le Chrysotriclinium avait, comme on sait, son héliacon et sa phiale. Pendant la bénédiction que donnait l'empereur aux dèmes, il était assis sur son trône dans l'héliacon, tandis que les dèmes, qui le célébraient par leurs chants, étaient places plus bas, dans la phiale. Cette même céré- monie se reproduisait dans l'héliacon et la phiale du triclinium de Justinien. Lorsqu'il décrit la cérémonie qui avait lieu dans l'héliacon et la phiale de ce dernier triclinium, Labarte relève le mot deog, qu'il prend arbitrairement dans l’acception de peuple rassemblé dans l'Hippodrome. Mais il ne s'agit point ici des habitants de la capitale; Awog n'est employé ici que comme synonyme de ta péon, c'est-à-dire des partis, des dèmes, qui étaient places dans la phiale et non pas dans l'Hippodrome. Cette interpretation arbi- traire du texte de Constantin Porphyrogénète donne à ce savant la pos- sibilité d’assigner à l'héliacon de Justinien une hauteur extraordinaire, puisque l’empereur était en etat de voir de le peuple rassemblé dans l’Hippodrome. La description de la cérémonie qui avait lieu dans l'hé- liacon et la phiale de la salle d'or, est semblable à la précédente; nous y trouvons le même mot dedg: or il serait impossible de lui donner ici la signification de peuple rassemblé dans l'Hippodrome, puisque le Chrysotri- clinium avec ses annexes se dirigeait vers l'est. Après ces arguments de M. B. qu'il me soit permis de présenter pour ma part quelques observations. Je présume que Mr. Unger, savant d'ailleurs très circonspect, s'était laissé entrainer par le ton assuré de Labarte, lorsqu'il éerivit les lignes suivantes: „Auf der Südseite (des Justinianus) trat man auf eine Terrasse hinaus, die sich längs derselben hinzog, und von der man in den Hippodrom hinabsehen konnte; denn hier wurde bei gewissen Gelegenheiten ein Thron aufgeschlagen, von dem aus der Kaiser das im Cirkus ver- sammelte Volk segnete.“*) Observons bien que sur ce point M. Paspatis n’est pas d’accord avec Labarte: ,0éy ¿óvvaro, dit-il, 0 decos Ev TO percio Exexodgoum forápevos, v axoun tov Baoıkda dnunyogodvra, és ürvordaemg 133 péreov, zul did tv vyniov EModllov tod immodeduov ax’ avrod yoorloue- vov“.°) En réalité l'empereur, restant dans l'héliacon de Justinien, ne

1) Bel. ib.

2) Lab. 76, 167 (Pl. 3. N. 95 D); Ilaoxarn 167, voy. son plan; Bel. I 30.

3) Const. Porphyr. Cer. IT 23, 622.

4) Unger, Christlich-griechische oder Byzantininche Kunst, Vv. d. Griechenl. (Ersch u. Gruber) p. 415.

5) Ilaordens, Te Bvt. &vaur., cel 260, onu. 3.

Byzant. Zeitschrift I 2. 23

Besprechungen 347

avec celui du même nom à l'Hippodrome. Passons enfin à la troisième voie: c'est celle des processions qui d'abord allaient du Chrysotriclinium, par le Triconque et Daphné (comme à la procession précédente), mais qui se dirigeaient ensuite de l'Augusteus non vers le Cathisma de l'Hippodrome, mais vers Ste. Sophie, en passant préalablement par l'Onopode, le Consi- stoire, les Scholes et la Chalcé. L'auteur se base dans sa restitution sur une foule de details que nous ne saurions signaler dans ce court aperçu.

Ce que nous devons surtout relever dans la monographie de M. B,, c'est la méthode rigoureuse qu'il a suivie. Il réunit les passages des textes grecs qui ont trait à telle question topographique et les place sous les yeux de ses lecteurs. De cette manière, il leur facilite le moyen de le suivre dans le dédale des difficultés que présente l'étude de la topographie du Grand palais de Byzance. j

Nous sommes d’avis que de nouvelles recherches sur le livre des Cérémonies et sur ses commentateurs ne pourront désormais étre faites sans le secours des Bvdavrıva du professeur Béljajev.

St. Pétersbourg, le 29. Avr. 1892. G. Destounis.

Heinrich Brockhaus, Die Kunst in den Athosklöstern. Mit 19 Textabbildungen, 1 Karte, 7 lithogr. und 23 Lichtdrucktafeln. Leipzig, Brockhaus 1891. Gr. 8°. XT und 305 8.

Die Reihe der Periegeten, welche ausführlich über den Athos handeln, beginnt 1701 mit Johannes Komnenus und hat in neuerer Zeit in Curzon 1227, Neyrat 1880 und zuletzt in Riley Vertreter gefunden. Mit Zachariä von Lingenthal setzt 1830 die wissenschaftliche Durchforschung ein. Um 1840 stand der Athos im Mittelpunkte des Interesses: Griesebach machte damals natur-, Didron kunstwissenschaftliche, Bischof Porphyrius Uspenskij und Fallmerayer historische Studien. Neuerdings hat Gedeon die letzteren fortgesetzt und Spyr. Lambros die von Miller und Langlois begonnenen Handschriftenforschungen in seinem im Erscheinen begriffenen Kataloge zu- sammengefalst. Die kunstgeschichtlichen Arbeiten schienen zwanzig Jahre nach Didron durch Sewastianoff einer umfassenden Lösung zugeführt werden za sollen. Was er mit grofsem Aufwand an künstlerischen Kräften und Geldmitteln gesammelt hat, liegt zersplittert in Petersburg und Moskau, niemand kümmerte sich eingehender darum. So blieben Didrons Publikationen die einzige Quelle. Da dieser aber rein antiquarischen Interessen folgte und statt der Entwicklungsgeschichte der byzantinischen Kunst mehr die Her- stellung eines Zusammenhanges mit der französischen Kunst des Mittelalters im Auge hatte, so konnte von seinen Arbeiten eine einschneidende Bedeutung nur die Edition des Malerbuches vom Berge Athos gewinnen. Dasselbe war denn auch bis heute unser 4 und £ in der Kenntnis der athonischen Kunst.

Da kommt nun Brockhaus und publiziert frischweg Notizen, die er sich am Schlusse einer Orientreise während eines circa zweimonatlichen Aufenthaltes im Jahre 1888 auf dem Athos gemacht hat. Dieselben ent- standen, wie er in der Vorrede angiebt, nicht in der Absicht, etwas Um- fassendes zu schreiben, sondern grofsenteils aus der Gewohnheit, sich von der Kunst der Gegenden, die er kennen lernte, zur eigenen Belehrung Rechenschaft zu geben. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. Er sieht davo»

22°

Besprechungen 349

an Ort und Stelle nachzupriifen sein. Auf S. 60ff. gelangen diese Wand- malereien nach Inhalt und Anordnung, S. 99ff. nach ihrer Auffassung zur Untersuchung. Es folgt S. 151 die Besprechung des Malerbuches. Im dritten Abschnitte S. 167 ff. werden die Miniaturen nach dem Inhalte vor- geführt und S. 196ff. ihre Beschreibung und geschichtliche Betrachtung ge- geben. Der vierte Abschnitt endlich falst die Kunst der neueren Zeit zu- sammen. Er ist wie der erste recht dürftig gehalten.

Es würde zu weit führen, wollte Referent jeden Abschnitt oder gar das Detail besprechen und seine zahlreichen Einwürfe vorbringen. Soweit Brockhaus zu den athonischen Denkmälern allein aufblickt und das berichtet, was er aus ihnen heraussieht, schaltet er gut wenn nicht zur Erklärung der Erscheinungen die ältere Kunst notwendig berücksichtigt werden muls. Steigt er aber gar einmal in die Höhe und wirft den Blick über den Athos weg ins weite Land der byzantinischen Kunst, da verhüllt ihm ein dichter Nebel schon den nächsten Umkreis. Dafür einige Beispiele: Es ist gewils sehr anerkennenswert, dafs Brockhaus, in den Bahnen Springers fortschrei- tend, die kirchliche Litteratur für die Erklärung der Denkmäler herange- zogen hat. Aber er geht m. E. zu weit in der Ausdehnung des Einflusses der gottesdienstlichen Gesänge auf die bildende Kunst. Hätte er die Ent- wicklung einzelner Bildtypen seit dem 5. Jahrhundert verfolgt, dann würde er vorsichtig geprüft haben, ob nicht bisweilen umgekehrt. die älteren Typen der bildenden Kunst die jüngeren Hymnendichter angeregt haben. Referent hat einen solchen Einflufs der Malerei auf die Litteratur in dem (rebiete der Monatstypen bereits nachgewiesen (Repert. f. Kunstwiss. XT S. 23#f.).

Paradox ist eine den byzantinischen Kuppelbau betreffende Bemerkung (8.20): „Da der Kuppelbau der Malerei ein tretfliches unersetzliches Wirkungs- mittel darbietet, so ist die Beliebtheit der Kuppelkirchen, welche auf dem Athos wie im ganzen Bereiche der byzantinischen Kunst die Herrschatt haben, vermutlich der Rücksicht auf den üblichen Bildschmuck zu grofsem Teile zu verdanken.“ Brockhaus scheint durch das eifrige Studium der Kirchenlitteratur etwas irre gemacht worden zu sein. Der byzantinische Kuppelbau beginnt seine Entwicklung zur Zeit Konstantins d. Gr. damit, dafs genau so wie beim Dominicum durch Einschiebung von Säulenreihen ein ausgedehnterer Innenraum von basilikalem (Querschnitt geschaffen wird. Diese Form war fertig ausgebildet, während die bildenden Künste, noch ganz unreif, allmählich die byzantinische Richtung nahmen. Als sich, und zwar sehr spät, ein fester Kanon für den Kirchenschmuck ausge- bildet hatte, denkt kein Grieche mehr daran, dafs es neben dem Zentralbau noch eine zweite Kirchenform gübe. Nur die Lateiner bringen auch die Basilika vereinzelt (Mistra) wieder zur Geltung.

S. 19 konstatiert Brockhaus, dafs die kleeblattförmige Bildung des Grundrisses die Athoskirchen als eine geschlossene Gruppe innerhalb der byzan- tinischen Kirchen erscheinen lasse. Richtig, nach dem Jahre 1204. Wohin aber gehören die trikonchen Anlagen der Chodscha Mustafa Pascha Dschami in Konstantinopel, die Eliaskirche in Salonik und die Apostelkirche in Athen, die zerstörte Muttergotteskirche in den Blachernen und der sog. Trikonchos des kaiserlichen Palastes? Wohin im Zusammenhange mit der basilikalen Grundform die Marienkirche in Bethlehem? Und die Hauptfrage: wie erklärt sich die Ein- führung der trikonchen Anlagen auf dem Athos? Aus dem Gottesdienst etwa?

Besprechungen 351

von ebenfalls occidentaler Provenienz im Kloster Chilintari Erwähnung ge- than. Es ist darauf Rhea Sylvia mit Merkur und Romulus und Remus bei den Hirten in guter Barockarbeit dargestellt.

Der vierte Abschnitt über die athonische Kunst seit dem 16. Jahrhundert ist ohne alle Rücksicht auf die vorhandenen Wandinalereien geschrieben. Um zu zeigen, welcher Schatz da noch zu heben ist, will ich diejenigen Cyklen gewifs nicht alle anführen, über die ich eingehende Notizen besitze:

1615 Johannes Theologos-Kapelle in Dionysiou 1635 Trapeza in Simonpetra (inzwischen abgebrannt). 1635 Phiali in Lawra. 1643 Michael Synnadon-Kapelle in Lawra. 1686 Teile des Protatons in Karyiis. 1687 Vorhalle der Georgskapelle in Pawlos. 1692 (?) Taxiarchenkapelle in Sographou. 1700 Trapeza in Dochiariou 1708 Konstantins-Kapelle in

Pawlou. 1713 Vorhalle der Portaitissa in Lawra. 1717 Katholikon in Karakallou. 1719 Portaitissa-Kapelle in Lawra. 1739 Allerheiligen-Kapelle im Gregoriou 1744 Vorhalle in Kutlumus. 1750 Narthex in Karakallou. 21752 Katholikon in Philotheou 1760 Esonarthex in Watopiidi. 1765 Narthex in Philotheou und Phiali in Dochiariou. 1767 Vorhalle in Kara- kallou. 1773 Narthex in Xiropotamou. 1776 Prodromoskapelle in Philo- theou. 1778 (?) Phiali in Xiropotamou. 1779 Nikolauskirche in Gregoriou. 1 780 Panagia-Kirche in Sographou. 1783 Katholikon in Xiropotamou. 1785 Trapeza in Watopädi. 1788 Exonarthex in Dochiar. 1795 Vorhalle în Iwiron (erneut 1888). 1802 Narthex der Nikolauskapelle in Watopädi. 1 804 Vorhalle in Chilintari. 1812 Taxiarchen-Kapelle in Iwiron. 1814 Worhalle in Lawra. 1815 Prodromos-Kapelle in Iwiron. 1817 Katholikon im Sographou. 1818 Katholikon in Esphigmenou. 1819 Teil des Exo- xaarthex in Watopädi. 1832 Âulsere Vorhalle in Dochiariou. 1840 Vorhalle An Watopädi. 1840 Exonarthex in Esphigmenou. 1842 Phiali in Watopädi. 4846 Phiali in Chilintari. 1846 Nikolauskapelle in Iwiron. 1850 Narthex in Chilintar. 1853 Portaïtissa in Iwiron erneut. 1854 Narthex, Vierzig >Märtyrer- und Erzengelkapelle in Lawra. 1854 Katholikon von Pantokrator. 2 861 Eingangshalle des Klosters in Esphigmenou. 1861 Katholikon in Simonpetra (inzwischen abgebrannt). 1868 Koimisiskapelle in Pantokrator. 1 869 Vorhalle in Simonpetra (inzwischen abgebrannt). u. s. f.

Die neuesten Malereien sind nicht ohne Beeinflussung von seiten der €uropäischen Kunst entstanden. Einige Maler thun sich etwas darauf zu Bute, „modern“ zu sein, und haben in ihren Ateliers die Bibeln von Over- beck, Schnorr von Carolsfeld oder Doré aufliegen. Doch haben immer noch die alten Typen bei weitem die Oberhand.

Graz. Josef Strzygowski.

III. Abteilung.

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen.

Die Auszüge aus dem Journal des k. russ. Ministeriums der Volksaufklärung sind von Ed. Kurtz (Riga) bearbeitet, der übrige Teil der Bibliographie von dem Herausgeber. Zur Erreichung möglichster Vollständigkeit werden die HH. Ver- fasser höflichst ersucht, ihre auf Byzanz bezüglichen Schriften, seien sie nun selbständig oder in Zeitschriften erschienen, an die Redaktion gelangen zu lassen.

1. Litteratur.

C. de Boor, Die véw ¿xdoo:g des Eunapios, Rhein. Museum 47 (1892) 321—323. Der Verf. erbringt aus dem den Eunapiog-Excerpten im konstantinischen Titel De sententiis vorausgeschickten IIgoolusov den positiven Beweis für die von Niebuhr geäufserte Ansicht, dafs die von den Ausfällen gegen das Christentum gesäuberte spätere Ausgabe des Eunapios nicht von Eunapios selbst herrührt, sondern als das Werk einer buch- händlerischen Spekulation späterer Zeit zu betrachten ist.

Sp. D. Kontogonis, Koırıxai rapatnenocers xal dıiogdmoesıs Els ta Edvixú Zrepévou tov Bufavrlov. "Adijvyow, ddedlp. Iepoîj 1891. 84 S. &" Die Abhandlung, von welcher ein Teil zuerst in der griechischen Zeitschrift ‘A&nvà erschienen war, enthält zahlreiche, namentlich auf gram- matikalische und paläographische Beobachtungen gestützte Emendationen zu Stephanos von Byzanz, von denen A. Fick in einem an den Verf. gerichteten Briefe manche durchaus einleuchtend gefunden hat.

Jules Nicole. Un traité de morale payenne christianisé. Genève 1892. 38 S. kl 8”. Der durch seine Ausgabe der Genfer Iliasscholien und andere Studien bekannte Verfasser behandelt in dieser kleinen Schrift eine im christlichen Sinne gearbeitete, anonyme Epitome des vielgelesenen Kom- mentars des Hierokles zu den goldenen Sprüchen des Pythagoras. Die Epitome steht. im cod. Genevensis 41 (15. Jahrh.), der aufserdem auch sechs Kapitel (228— 233) aus dem vierten Buche der Chronik des Georgios Monachos enthält. Die Bedeutung der Epitome für die Textkritik des Hierokles verspricht Nicole später zu untersuchen.

Duae Choricii orationes nuptiales primum editae a Rich. Foerstero, Ind. lect., Breslau 1891. 24 S. Duae Choricii in Brumalia Iusti- niani et de Lydis orationes primum editae a Rich. Foerstero. Index lect., Breslau 1891. 188. 4°. Ein wichtiger Beitrag zur Kenntnis des durch Boissonade, Graux und Förster selbst allmählich bekannt gewordenen Rhe-

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 353

tors aus der Zeit des Kaisers Anastasios. Vgl. E. Kurtz, Neue philol. Rundschau 1891, 385 f. und Joh. Draeseke, Wochenschrift f. klass. Philo- logie 1892, 375 ff.

M. Ihm, Die Hippiatrica, Rhein. Museum 47 (1892) 312—318. Der Verf. weist zunächst darauf hin, dafs der gewöhnlich als Redaktor der Geoponica betrachtete Cassianus Bassus aus Bithynien wahrscheinlich nicht unter Konstantin VII Porphyrogennetos, sondern einige Jahrhunderte früher lebte und dafs der (uns unbekannte) konstantinische Redaktor wohl nur diese ältere Sammlung überarbeitet habe. Dann wendet er sich zu den Hippiatrica, berichtigt einige Angaben, die Krumbacher in seiner Gesch. der byz. Litt. S. 67 über die Quellen und Bearbeiter dieser Samm- lung macht, und bespricht die von der einzigen Ausgabe des Simon Grynaeus (Basel 1537) stark abweichende Fassung der Hippiatrica im Col. Paris. 2322 (saec. XI), die E. Miller in den Not. et extr. 21, 2 (1865) 1—161 veröffentlicht hat. Zum Schlufs betont der Verf. nachdrücklich, dafs es für die Annahme, die eine oder die andere der zwei Hauptredak- tionen (die in zahlreichen Handschriften erhaltene des Grynaeus oder die Pariser) sei aus einer Anregung des Konstantinos Porphyrogennetos hervorgegangen, durchaus an einem positiven Beweise gebricht, und dals wahrscheinlich beide Redaktionen in früherer, nieht näher bestimmbarer Zeit von verschiedenen, unbekannten Redaktoren hergestellt worden sind.

La Cronaca Sienlo-Saracena di Cambridge con doppio testo greco scoperto in codici contemporanei delle biblioteche Vaticana e Pari- gina, per €. Cozza-Luzi con accompagnamento del testo arabico pel Ca n. B. Lagumina. Documenti per servire alla storia di Sicilia, quarta serie, vol. II. Palermo 1890. Die in einer Handschrift zu Cambridge auf- bewahrte längst bekannte und herausgegebene arabische Chronik, welche über die sizilianischen Ereignisse von 827--965 berichtet, ist nun von Cozza als die Übersetzung einer griechischen Chronik erwiesen worden, welche in zwei Handschriften des 10. Jahrhunderts, im cod. Vatie. 1912 und im cod. Paris. suppl. gr. 920, überliefert ist. Der vorliegende Band enthält den griechischen Text des Vaticanus und ihm gegenüber den arabi- schen des Cantabrigiensis, dazu eine italienische Übersetzung beider Texte, dann den dem Verf. erst. zuletzt bekannt. gewordenen griechischen Text des Parisinus ebenfalls mit italienischer Übersetzung, endlich einen Kommentar Und vier Facsimiletafeln. Vgl. die Berichte von C. Cipolla, Atti della R. accademia delle scienze di Torino vol. 27 (1892) 24. April, und Ts. Ca- Mini, Di alcuni lavori ed acquisti della biblioteca Vaticana nel pontificato di Leone XIII, Roma 1892 8. 143—151.

V. Semenov, Zwei Worte in betreff der „Biene“ (russ.). Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 280, Aprilheft 8. 386f. -- Gegenüber der

häuptung von Jagiè, dafs unter den von serbischen Handschriften ge- otenen Bruchstücken der „Biene“ (peela, vyl. die Méliwoca des Antonios) ‘ich mehrere Aussprüche finden, die in der russischen „Biene“ fehlen, liefert rVerf. den Nachweis, dafs die von Jagié zum Beweise dessen angeführten “ei Aussprüche Epiktets ebenso auch in den russischen Sammlungen zu fnden sind.

E. Legrand, Poésies inédites de Théodore Prodrome. Revue des ét. gr. 4 (1891) 70— 73. L. veröffentlicht hier nach einem von

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 355

E. Legrand, Bulle inédite de Gabriel patriarche d’Achrida. Revue des ét. gr. 4 (1891) 182—188. Der Verf. veröffentlicht das bei der Erhebung zum Erzbischof verfafste Diözesanschreiben des im Oriens christianus von Lequien und in dem Buche von Dimitsas, Tu wegi rg adto- xspdlov dpyiemioxonig tie modtne Tovorivievng ‘“Ayoldos xai BovAyaglas, Athen 1859, nicht erwähnten Erzbischofs Gabriel von Achrida, der im Jahre 1587 eine Reise nach Deutschland und Italien ausführte und unter anderen auch den Professor Martin Crusius in Tübingen besuchte.

E. Legrand, Contribution è la biographie de Simon Portius. Revue des ét. gr. 4 (1891) 74—81. Der Verf. giebt im Anschluls an eine das Leben des Portius betreffende Notiz von G. Ledos, Bibliothèque de l’école des chartes 1889, 678ff. weitere Mitteilungen über den Verf. der jüngst von W. Meyer-Lübke neu herausgegebenen vulgär-griechischen Grammatik. Er weist nach, dafs Simon Portius ein aus Trapezunt ge- bürtiger Grieche war und dafs er nicht nur in der Theologie, sondern auch in der Philosophie und Medizin die Doktorwürde erlangt hat. Von der Familie Portius sind aus dem 16.—17, Jahrhundert drei Zweige bekannt, einer in Trapezunt, ein zweiter in Neapel, ein dritter in Kreta. Den Bei- namen Romanus, welchen S. Portius führte, hält Legrand für den dem Familiennamen beigefügten Namen der Mutter. Zum Schlusse teilt Legrand ein Gelegenheitsepigramm des S. Portius mit, das derselbe dem von dem Kaiser Leopold im Jahre 1667 zum Po&ta laureatus ernannten Jacobus Albanus Ghibbesius gewidmet hatte (zum erstenmale gedruckt in ,,Car- minum Jacobi Albani Ghibbesii, poetae laureati Cacsarei, pars lyrica“, Ro- mae 1668 p. 210).

W. Regel, Analecta Byzantino-Russica. Petropoli 1891, be- sprochen von 8. R—skij im Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 280, Aprilheft 8. 420—431.

A. A. Dmitrijevskij, Johann Sakkelion und sein Katalog der patmischen Handschriften. Bibliographische Notizen 1 (Moskau 1892) 253—259 (russ.). Giebt Berichtigungen und Zusätze zu dem S. 169 der byz. Zeitschr. erwähnten Katalog.

"A Haxadéxovios- Kepapuets, "IeooooAvuırızn Bıßkrodnan. I. Petersburg 1891, besprochen von D. Beljajev im Journ. d. Min. d. Volks- aufkl, 1892, Bd. 281, Maiheft S. 184— 207.

2. Theologie.

J. Zdanov, Das Gespräch der drei heiligen Väter und die Ioca monachorum. Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 279, Januar- heft S. 157—194 (russ.). Es sind in der altslavischen Litteratur drei von- einander unabhängige Denkmäler derartiger Gespräche zu unterscheiden: 1) Fragen und Antworten des Gregorios Theologos und des Basilios, mit streng-einheitlichem, dogmatischem Inhalte; 2) Fragen und Antworten über evangelische Sprüche (= Gleichnisse Christi); 3) die in zwiefacher, nicht selten ineinander hinübergreifenden Gestaltung (als Gespräch dreier heil. Vater oder als namenlose Fragen und Antworten) auftretenden Denkmiiler, mit sehr buntem Inhalte, biblische Personen und Ereignisse betreffend und

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 357

als Vork&mpfer für ihre Selbständigkeit gegenüber den Ansprüchen des Papsttums und speziell die russische Nation nicht nur als ihren ersten (ie- schichtschreiber, sondern auch als Miturheber der Christianisierung der Slaven verehrt.

Der Verf. weist zunächst darauf hin, dafs die zeitlich dem Photios am nächsten stehenden griechischen und lateinischen Schriftsteller, deren Mit- teilungen bisher meist anstandslos als Quellen zur Geschichte des Photios benutzt sind, geradezu zum Teil fanatische Feinde desselben waren und daher entweder als zur Oppositionspartei des Ignatios gehörig (Theognostos, Metrophanes, Stilianos u. a.), oder als Parteigänger der makedonischen Dy- nastie (Konstantinos Porphyrog. und andere byzantinische Historiker), oder als von römischen Tendenzen beherrscht (Anastasius Bibliothecarius) wenig befähigt: und geneigt waren, den grofsen Mann richtig zu beurteilen, son- dern ihn vielfach angeschwärzt haben.

In der (soweit. sie vorliegt, sieben Seiten langen) Rede selbst. kann der Verf. natürlich nur eine kurze Darlegung seiner Behauptungen geben, die er aber in den beigegebenen umfangreichen Anmerkungen genauer aus- führt, begründet und mit vollständigen Litteraturangaben versieht.

Im zweiten Artikel (4 Seiten Text und 68 Seiten Anmerkungen) be- spricht der Verf. die über Photios von den ihm feindlich gesinnten zeit- genössischen Schriftstellern vorgebrachten Erzählungen (über seine Herkunft und seine Studien), zum Teil so abenteuerlicher Art, dafs sie deutlich die unwissende Bosheit und den abergliubischen Fanatismus dieser Leute be- zeugen. Dieselben müssen ferner selbst die hohe geistige Begabung und Bildung des Photios, seinen tadellosen Lebenswandel, seine segensreiche Wirksamkeit für die Kirche und das Volk anerkennen, aber sie bemühen Sich so wenig als möglich davon zu sprechen oder diese glänzenden Eigen- schaften und Erfolge auf satanische Einflüsse und Zauberei zurückzuführen oder ihnen niedrige Motive und Mittel (intriganten Ehrgeiz, tyrannische Selbstsucht, Heuchelei und Schmeichelei) unterzuschieben, wobei sie sich Widersprüche aller Art zu schulden kommen lassen. -- Im dritten Artikel (4 Seiten Text und 12 Seiten Anmerkungen) weist der Verf. darauf hin, dafs, da keine grölseren Werke seitens der zahlreichen Anhänger des Photios vorliegen, wir den auf den Synoden v. J. 869/70 und 879/80 von ihnen (Zacharias v. Chalkedon, Euschemon v. Cisarea, Prokopios v. Chalkedon) gehaltenen Reden desto grólsere Beachtung schenken müssen; durch diese Reden werden denn auch trotz ihrer Kürze sehr wiehtige Umstände in der Geschichte des Photios in ein ganz anderes Licht gerückt. Eine beachtens- werte Quelle bietet ferner der in Sachen des Photios geführte offizielle Briefwechsel zwischen der römischen Kirche und der konstantinop. Regierung, obwohl auch dieser mancherlei Zweifel erweckt, da 1) von den den Photios beschuldigenden Schreiben der römischen Pápste sich viel mehr erhalten hat, als von den ihn verteidigenden Antworten der byz. Kaiser und 2) die päpstlichen Briefe (überhaupt: mehr allgemein gehaltene, auf den Primat des Papstes pochende Dekretalschreiben dogmatischen Charakters) es mit der Verdrehung von historischen Fakten ziemlich leicht nehmen.

N. Kondakov, Eine Bemerkung in Anlals des Berichts über die Disputation des Herrn Pavlovskij (russ.). Journ. d. Min. d. Volks- aufkl. 1892, Bd. 280, Aprilheft S. 438--440. —- Im Sbornik (Sammelwerk)

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 359 0

4, Kunstgeschichte und Numismatik.

J. Streygowski, Byzantinische Denkmäler. L: Das Etchmiadzin- Evangeliar. Wien 1891, besprochen von A. Pavlovskij im Journ. d. Min.

d. Volksaufkl. 192, Bd. 280, Aprilheft S. 3x8 - -405.

6. Schlamberger, Un ivoire byzantin du IX* siècle, représentant le couronnement de l'empereur d'Orient Léon VI. Gazette des beaux arts 1892. S. 118—122. Der Verf. bespricht eine im Privatbesitz befindliche Tafel, welche auf der Vorderseite Christns mit Petrus und Panlus, auf der Rückseite die Krönung eines durch Beischrift als Leo bezeichneten Kaisers dargestellt enthält.

6. Schlumberger, Sceaux byzantins inédits (séconde serie). Re- vue des ét. gr. 4 (1891) 111—142. Schlumberger veröffentlicht als Fort- Setzung eines im Jahrgang 1889 der Revue des ét gr. enthaltenen Artikels 68 weitere unedierte byzantinische Siegel aus verschiedenen meist griechi- sschen Sammlungen (Athen, Smyrna).

6. Schlumberger, Amulettes byzantins anciens destinés à com- Bs attre les maléfices et maladies, Revue des études grecques 5 (1892) 73—-93.

De Verf. beschreibt eine Anzahl höchst interessanter byzantinischer <aubergehenke seiner eigenen Sammlung und fügt dazn Notizen über andere aus der Litteratur bekannte Exemplare. Diese kleinen, aus Kupfer “der Bronze bestehenden Denkmäler tragen aufser den griechischen Inschriften Xmxist Darstellungen des Königs Salomon, als des Beschützers vor Krank- eit und Behexung, und verschiedener Tiere, wie Löwen, Schlangen, Skor- X> ionen. Da manches in den Darstellungen und Inschriften noch dunkel 2 leibt, bittet der Verf. seine Leser, ihm ihre Beobachtungen zur Verwertung == iner späteren Publikation mitzuteilen. Ich möchte mit Beziehung darauf *a ur die allgemeine Bemerkung anfügen, dals man wohl am ehesten aus der SS pitgriechisch-byzantinischen kabbalistischen und sonstigen Geheim-Litteratur Aufklärung erwarten darf. Vgl. z. B. das S. 172 erwähnte Buch von X _3jeterich „Abraxas“. Der Name Abraxas kommt. übrigens auf einem “1 er Amulette (Nr. 11) wirklich vor (ABPAX: cag»). Carl Neumann (Mannheim), Die Marcuskirche in Venedig. Ma reufsische Jahrbücher 69 (1892) 612--657 und 737— 760. Der Vert. "= ertritt in diesen vielseitigen und im besten Sinne des Wortes geistreichen ntersuchungeu die Grundansicht, dafs ungeachtet des Stilgemenges der > Marcuskirche ihre Gesaniterscheinung als einheitliches Gebilde byzanti- Ma jsch-venezianischen Charakters in Anlage und Aussehmückung zu igen sei. Die einzelnen Epochen ihres Werdens treten in der Dar- =“ @-ellung mit grolser Klarheit hervor und es wird besonders Genugthuung “= wrregen, dafs in der Frage der Zeit der Inkrustation und Mosaizierung zum “esten Male der Löwenanteil des 13. Jahrhunderts mit zuverlässigen Daten *A =achgewiesen wird. Ein Zeugnis des Albertus Magnus und ein von de Rossi "Weröffentlichter päpstlicher Brief geben jetzt endlich die feste Stütze, welche “agleich den Resultaten der stilkritischen Prüfung Tikkanens zu gut kommen "Wird. Auch auf die späteren Jahrhunderte ist die Betrachtung ausgedehnt "and die Urkundensammlung des Organia'schen Prachtwerkes, über deren Wissenschaftlichen Wert der Verf. ungünstig urteilt, benützt worden; so hat der Mosaikprozefs von 1563 eine neue Darstellung erfahren. Sehr zu merken sind die Darlegungen über den Umbau der Kirchenfagade, für

360 TIT. Abteilung: Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen ®

dessen Planmäfsigkeit und künstlerische Bedeutung N. mit Entschiedenheit eintritt. Das Hauptinteresse der Arbeit beruht indessen wohl auf den Teilen, welche das seit Burkhardts Cicerone nicht mehr mit Ernst ange griffene Problem einer ästhetischen Würdigung der Marcuskirche nen und umfassender erörtern. Der abweichende Standpunkt des Verf. wird einmal durch das Urteil bezeichnet, dafs Burkhardt eine gründliche Antipathie gegen den „malerischen Charakter“ der Architektur zu haben scheine. Von den feinen und tiefgehenden Untersuchungen über das De- korationsprinzip der Marcuskirche, die Polychromie und die Beleuchtung (hier ist besonders die Kritik des Siidlichtes in der Kirche zu notiereni kann auszugsweise nicht gut berichtet werden. Wir müssen uns damit begnügen auf die nach Form und Inhalt gleich hervorragende Schrift, in der für die ästhetische Betrachtung der byzantinischen Kunst neue Bahnen vorgezeichnet sind, so energisch als möglich die Aufmerksamkeit unserer Leser hinzulenken.

5. Fachwissenschaften, Jurisprudenz, Mathematik, Naturkunde, Medizin.

G. A. Costomiris, Etudes sur les écrits inédits des anciens médecins grecs. Revue des ét. gr. 4 (1891) 97—-110 und 5 (1892: 61--72. In der ersten dieser zwei Fortsetzungen seiner in den Jahrgängen 1889 und 1890 der genannten Revue veröffentlichten Studien über die Inedita der griechischen Mediziner behandelt Costomiris von byzantinischen ‘Autoren den Timotheos Grammatikos, der einem Kaiser Anastasios (wir wissen nicht welchem) einen Traktat über die Tiere gewidmet hat. den Leon Philosophos, den Theophanes Nonnos, endlich ziemlich au führlieh die 'Epodıac trot erodnuoürrog, cine in zahlreichen Handschriften überlieferte, gegen das Ende des 10. Jahrhunderts entstandene griechische Übersetzung eines nieht viel älteren arabischen Werkes von Abou Djafar. Im zweiten Artikel bespricht er die Überlieferung der Inacerorad, für die er eine neue kritische Bearbeitung wünscht; dann des Michael Psellos kleine Schriften zur Medizin, so die in mehreren Handsehriften dem Psells zueeteilte Schrift über die Nahrungsmittel, die dem Symeon Seth als Vor lage diente, den Traktat seat tod mg af ouvddaw wes yivovræ, der teils von Fabricius in der didaoxaita marroderi des Psellos, teils von Ruelle, An nuaire de Vassoe. 1879, 267 269 herausgegeben worden ist, und den Km: mentar zur vom «4004618 des Aristoteles; endlich mehrere dem Symeot Seth zugeschriebene Arbeiten, wie die Schrift. De alimentorum faeultatilus. einen Traktat Duocopirt zei "leroıxd, ein botanisches Lexikon, eine Syno- psis de urinis, eine Geschichte der There u. s. w.; zuletzt eines nicht näler bekannten Damnastes Sehrift über die Behandlung der schwangeren Frauen und der Embryone. Dafs die Aufzählung der Handschriften der einzelnen Werke von der Vollständigkeit weit entfernt ist, werden die mit der Fülle dieses Materials auch nur einigermafsen Vertrauten dem Vert nicht zum Vorwurfe anrechnen. Dagegen hätte er die Meinung, der yrie- ehische Text des Stephanites und lehnelates, den er S. 70 unter den Wer- ken des Seth erwähnt, sei noch nicht veröffentlicht, durch Einsicht in Krumbachers byz. Litteraturgesch. 5. 475 berichtigen können, wo er auch erfahren hätte, dals unter den drei Herausgebern dieser Übersetzung sth sogar cin Landsmann von ibm, der Sanskritkenner D. Galanos, befindet

/ ——a PSA ino.

I. Abteilung.

Ein Kritiker des Timarion.

Der als Geschichtschreiber genugsam bekannte Grofßslogothet Georgios Akropolites [1220-1282] hinterliefs zwei Söhne. Den einen lernen wir fast allein aus den Briefen seines Freundes, des Mönches Maximos Planudes, kennen. Er war ebenfalls Mönch und hiefs als solcher Melchisedek. Er starb im Juni 1296. Es ist sehr schade, dafs wir über ihn keine nähere Kunde erhalten; denn nach dem Bilde, welches wir von ihm aus den Aufserungen seines Freundes gewinnen, mufs er in der That ein ganz ungewöhnlicher Mensch gewesen sein. Feind eines zurückgezogenen beschaulichen Lebens in der friedlichen Klosterzelle, wie es der gelehrte und fleifsige Planudes so sehr liebte, war er geistig regsam und von vielseitigem Interesse, aber auch leiden- schaftlich und unternehmend, eigenwillig und stets zu Widerspruch geneigt; vgl. besonders den 113. Brief seines Freundes. Auch in religiösen Fragen scheint er recht selbständige und freie Ansichten entwickelt zu haben, der schlichtfromme Planudes wenigstens, trotzdem er sich sonst zu dem unberechenbaren thin geistig überlegenen Manne hingezogen fühlt, vermeidet es ängstlich mit ihm über theologische Dinge zu sprechen: Brief 113, 41: xul viv uëv quoxdg tore au xov moi lareımiic mugutuver: viv DFeoldoyixós Greg ¿yw uéliotu zdvımv dido zul OÙX ÉOTIV OTE TOUTO THOÓGELUL AAV avayaız.

Einen vollständigen Gegensatz zu ihm bietet sein Bruder Kon- stantinos. Wie sein Vater bekleidete er in der Reichshauptstadt hohe Staatsámter. Er war, wahrscheinlich von 1282 an, doyotérns Tod yevixoò und später, sicher erst nach 1296, ebenfalls uézUs 2o7o- Sérns; als solcher kommt er noch im Jahre 1521 vor. Derselbe war uns bisher eigentlich nur als Verfasser einiger Heiligengeschichten be- kannt; vgl. meine Ausgabe der Planudesbriefe S. 24% f. Aus denen aber war schwerlich ein Urteil über seine Persönlichkeit zu ger

Byzant. Zeitschrifi I su. 4. u

M, Treu: Ein Kritiker des Timarion 363

sig cov piyav Kovoravrivov ngonovndevre por (Adyov)' éxel d à Tic cefacuius adrod uviuns Muégu Epeoınxe, wediioe oor xévtme, tls TE imavayvodeta. tobrov xul xo di) toîs mapatvyodor tas ÉurepierAnu- uévag av tnodicosewmy anayyelei xoadupurepov. Doch denkt er über seine Arbeiten, besonders in späterer Zeit, wie es einem demütigen Christen geziemt, recht bescheiden: Hage nv Alkiav, iv «peri xoopets ddnyas, xçpouaxpod yeyovias “ul piiogpocuvns NOLS Ts tugdv apıdınros, énelneg oùx elqov GAlog uusipacdeı, toy Gnavtayh piv uuduevoy, raga Ot ti) rider xal uadiota, Ilgoxdaıdv pur tov Ev Himals xEQuovupoy, Auyoıs ws Evov yepäqui moorjenuar: Touoiode xai yo quiperv uällov tv oy Eyvaxey uaxapıöınra. xal dx doi nese td Giyyoaupa ¿pá ye, el pavein Dextóv, mapa ti tod’ pderveos éxw- vino uovÿ xara tiv exérecoy evdodijvar tovtov pryuny davayivoore- oda ef 0” ovv, rapopadíjva xal dore TOY ayorjorwy rots Onolv exıppipivaı xatefooua. Solcher Heiligengeschichten sind uns über zwei Dutzend erhalten. Auch seine anderen litterarischen Erzeugnisse bewegen sich fast nur auf religiösem Gebiete; alles, was er schreibt, Bfst uns den frommen und rechtgliiubigen Christen erkennen. Man mußs sich daher wundern, wie es möglich war, dafs dieser Mann zeit- lebens Staatsbeamter gewesen ist und nicht die stille Zurückgezogenheit des Klosterlebens vorgezogen hat.

So recht bezeichnend für seine allem Irdischen abgewandte Denk- weise ist ein Brief, den er an einen, übrigens unbekannten Freund richtet. Dieser hatte ihm den Timarion zugesandt und ihn um sein Urteil über diese Schrift gebeten. Der Grofslogothet giebt ihm nun in seiner Antwort eine Kritik derselben.

Die Sprache des Timarion, welche ja allerdings den Formen und der Syntax des Attischen oft Hohn spricht, mag ihm mit Recht zu Tadel Veranlassung geben; denn er ist selber ein trefflicher Stilist. Ich mufs sagen, dafs ich unter den späteren Byzantinern kaum einen gelesen habe, welcher sich in seiner Kunstsprache korrekter und un- gekünstelter auszudrücken verstände, als er. Aber er tadelt nicht blofs die Sprache, er findet an der Schrift überhaupt nichts zu loben, für alle Vorzüge derselben ist er blind. Für die lebendig anschauliche, an originellen Gedanken und Situationen so reiche, oft volkstümliche Dar- stellung, welcher der urwüchsige, kräftige und wechselnde Ausdruck wie auf den Leib zugeschnitten ist, für den übermütigen, zwar derben, aber oft treffenden Witz, für den souveränen Humor, mit dem der ge- lehrte und freidenkende Beobachter auf die Schwächen und Fehler seiner Zeitgenossen herabsieht, hat er nicht das geringste Verständnis.

Christophoros von Mytilene hat im 11. Jahrhundert Iamben zum

24°

M. Treu: Ein Kritiker des Timarion 365

Ogcxrelpo tov Evdponov, el ye déov xaleiv adrdv Uvdearor, xal uvodt- reota nos xQocyouce ois dti pera tocuvryv didacxadiav, pera Touvrny tic evoeBetas xardoracıv tovabra 0% tiva nepinvapnxe xal tois sig véora xaradchoine. To xal naïdag “Eddfvov dixuotas zerdicn xal tnd spas yey, ovs avros 6 Onuroveyos xal deondrng rad oixsio ¿Enyópucev aipare xal oig tiv tipiav Euvrod xal pepiorgv Año axeyagionto, noliav ovy txegBadlov dxóvotav, 7 tivi tig TOV EOLO0ÚTOLS exizeroyjoarvra tóv ¿ml uopia yvopiuwv rapafudet; obros wach rove Dovilovusvovg éxetvovs, Mapypitnv Aéyo xal Kópufov, Urep- wexaxev. 0 pty yao Éxav, of O dexovres tod nédous yeyÜva our. &puéie. to xal of uty éléovs dy dx tod dixaiov meds t@V ¿p” Euvr@v ExelOnoay Eros obros 8 os oiumı xal rots Ep’ Éavroù te xal per wbrov puónteos Gre xal Bdedvxtéog ÉDOËE te nai doterev, WE THY Tapa- poeoovtyny xadav, 44d” Elduevog, ExFATE wor «brina tH diedBeiv zagartuypeı TVEL, WS ui TOD Aoınod xQdS Deav tüv Xgrorovdpov EAGor tivi xav elg Epyov reofefnxe te rod Aoyıouod, el ur wor pé- povev éuxodoy iv Ex paxgod TES TOV memotevadta Gvvripeiv nP0Y- Péuny adds’ Trig Goreo Enıkaßousvn wor Ts yerodg due uèv aveorecie ing Sopiis, to dt Anpúdes tovrol BıßAiov tig dixarotdetns wg olouce xatadixns éoovouto. yo pév, &veo Beonéore, mos OF regi tod eyyerquodevtos yocu- patog yvauns ¿oyov, dedyAwxa, col 0 nepl adrod doxet padeiv BowAopor:

Breslau. M. Treu.

C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 367

Es sind griechische Kaiserurkunden für Venedig, die wir zu be- trachten haben. Die Originale sind nicht erhalten. Vielmehr entstam- men die vorhandenen Texte teils den offiziellen Sammlungen von Staatsurkunden, die zum Gebrauch der venetianischen Regierung seit dem 13. Jahrhundert und zumal im 14. durch den Dogen Andreas Dandolo angelegt wurden und die, solange die Republik bestand, sekret blieben (libri pactorum und liber albus), teils einem Sammelcodex ähn- licher Kopieen (codex Trevisanus), über dessen Entstehung nichts Ver- lässiges bekannt ist.')

In solchen Kopieen sind vier Gruppen von Urkunden erhalten, und zwar alle blofs in lateinischer Übersetzung, keine einzige in grie- chischer Sprache.?)

1) Die kaiserliche Goldbulle von 992; 2) die Goldbullen Manuels Komnenos von 1147 und 1148 (irrigerweise werden in der ganzen vorhandenen Litteratur beide Urkunden in das Jahr 1148 gesetzt); 3) die Goldbullen des Isaak Angelos von 1187 und 1189; 4) die Gold- bulle Alexios’ III von 1198. Dafs uns aufserdem die Goldbullen der zwei ersten komnenischen Kaiser, des Alexios I und Johannes, bekannt sind, ist dem glücklichen Umstand zu verdanken, dafs sie sich zweimal (und zwar in verschiedenen Originalübersetzungen) inseriert finden, in den Goldbullen von 1147 und 1187.?)

1) Die Litteratur über diese Urkundensammlungen bei Fanta, Die Verträge der [deutschen] Kaiser mit Venedig bis 983 im 1. Ergänzungsband (1885) der Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, $S. 54 Anm. 1.

2) Gedruckt in Fontes rerum austriacarum, 2. Abteilung, Bd. XII, herausge- geben von Tafel und Thomas. Daraus wiederholt von Zachariae, Ius graeco- romanum, Bd. III, doch so, dafs seine Konjekturen mir in vielen Fällen glück- licher zu sein scheinen als die der Herausgeber in den Fontes. Für die Urkunde von 992 wäre eine Neuausgabe sehr zu wünschen. Dafs die lateinischen Über- setzungen, die im folgenden allein zitiert werden können, auf authentischen Ausfertigungen beruhen, wird wohl genügend durch den Dorsalvermerk eines pisa- nischen Originals bewiesen, womit der Logothet rot deopov die lateinische Version als lsoy beglaubigt und als mit dem Goldsiegel mitbesiegelt bezeichnet (Documenti sulle relazioni delle città toscane coll’ Oriente 8. 58). Kaiserliche Dragomane (disqunvevrís, interpres) sind wiederholt nachweisbar. Als cine Aus- nahme mufs wohl der Text des venetianischen Privilegs von 992 bezeichnet werden. Bedenkt man das allgemeine Interesse, sich von solchen Privilegien genaue Kennt- nis zu verschaffen, so wird wahrscheinlich, dafs zahlreiche Kopieen davon kursiert. haben werden. Der vorliegende Text beruht nach meiner Meinung auf einer solchen Kopie, und zwar einer sprachlich vulgarisierten, die später korrigiert und verdorben wurde.

8) Wenn Tafel und Thomas (Fontes XII 49) die aufregende Bemerkung machen, dafs der von ihnen gegebene Text des Alexianums non ab omni parte überein- stimme mit gewissen in Lebrets venetianischer Geschichte mitgeteilten Fragmentan

C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 369

tianern wie von der kaiserlichen Regierung durchgängig in der dritten Person gesprochen war. Indem aber diese Festsetzung von den vene- tianischen Gesandten beschworen werden mufste die Eidesformel ist wörtlich in die Bulle Alexios’ III aufgenommen —, hat sich der subjektive Charakter dieser Formel an einigen Stellen auch in die ein- zelnen Paragraphen übertragen, so dafs z. B. im 4. und 6. Alinea von dem venetianischen Flottenkontingent als einem stolus noster ge- sprochen wird. Der Schlufssatz der conventio lautet (Fontes XII 201):

igitur hec omnia Venetici observabunt .... quousque et ab imperio eius et futuris imperatoribus integre conserventur ea que promittuntur nobis a domino imperatore Romanorum ... per chrysobulum imperii

eius. Wie wenig die kaiserliche Kanzlei der stilistischen Schwierigkeit Herr wurde, zeigt noch krasser der entsprechende Satz in der Bulle Alexios’ III (Fontes XII 255 der unterste Satz): hee autem omnia

custodient Venetici... quamdiu ab Imperio eorum et imperatoribus qui deinceps erunt, integre conservantur, que nobis promissa sunt a sanctissimo Imperatore ... per crisobullo imperii eius (hier ist die

venetianische conventio zu Ende, und es sollte ein alinea folgen; aber der Kanzlist fährt im Satz fort:) et que quidem suprascripti legati nobilissimi et fidelissimi Imperio meo protosevasti et ducis Venetie ... ad Imperium meum pepigerunt et juraverunt u. s. w., was auf deutsch also heifsen würde: die Venetianer werden diese Bestimmungen einhalten, so lange das Reich die uns (den venetianischen Gesandten) zugesicherten einhält, und die venetianischen Gesandten haben uns (dem Kaiser) auf jene Bestimmungen geschworen.

Was ist nun der Grund solcher stilistischen Monstrositäten? Die alte Präceptform giebt nur noch den äufserlichen Rahmen ab, in dem eine venetianische promissio mit einer kaiserlichen promissio durch einen verbindenden Text zusammengebunden ist, und ein solches Doku- ment miifste seinem Inhalt nach als Vertragsinstrument, als pactum bezeichnet werden. Das novum, welches die alte Form zersprengt hat, liegt darin, dafs in diesen beiden Goldbullen von 1187 und 1198 zum erstenmal venetianische Gegenverpfliehtungen verzeichnet stehen, wäh- rend alle früheren, den Venetianern erteilten Bullen nichts anderes als Gnadenerweisungen enthalten, und venetianischer Pflichten nur in all- gemeinen Wendungen, keineswegs aber in genauen Stipulationen ge- denken.

Hier ist die Frage zu erheben, ob die neue Form der Ausdruck einer neuen Sache ist oder ob nicht vertragsmäfsige Verpflichtungen der Venetianer viel früher formuliert als in den Text kaiserlicher Bullen aufgenommen worden sind. Es wäre das oberflächlich Nächst-

370 I. Abteilung

liegende, anzunehmen, bis dahin hätten die Venetianer nur Rechte genossen und erst seit 1187 hätten sie sich zu einem Vertrag und gewissen Leistungen bequemen müssen. Oder auch: jene Rechte seien die einfache Bezahlung postnumerando gewesen für kriegerische Hülfe, welche Venedig in gewissen Momenten den Byzantinern geleistet habe nach dem Satze des do ut des, und die so an Venedig verliehenen Rechte hätten kein weiteres onus mit sich geführt, sondern man sei einfach quitt gewesen, nachdem Venedig kriegerische Hülfe geleistet, und die griechische Regierung dafür dem venetianischen Handel Privi- legien erteilt habe. Diese Anschauung ist allen bisherigen Dar- stellungen stillschweigend zu grunde gelegt. Ich bin überzeugt, dafs sie falsch ist.

Wenn die Einzelaufzählung venetianischer Verpflichtungen erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts im Text der Goldbullen sich findet, so kann man daraus nicht schliefsen, dafs sie nicht früher formuliert wurden; man kann nur sagen, dafs es bis dahin nicht Kanzleitibung war, sie in den Bullen für Venedig zu wiederholen. Es ist demnach so, dafs die Urkunden über venetianische Verpflichtungen für die ältere Zeit nur eben fehlen, dafs das auf uns gekommene Urkundenmaterial unvollständig ist. War mir einmal aus verschiedenen Gründen der Verdacht aufgestiegen, es möchten von Anfang an den venetianischen Rechten sehr bestimmte Verpflichtungen entsprochen haben, so schien die nächstliegende Aufgabe, nach äufserlichen Spuren und Anhaltspunkten zu suchen. Bei einer Prüfung des Textes der Privilegien fand sich nun auch bereits in der Bulle des Kaisers Johannes (1126) die gesuchte Spur. Es heifst dort: die kaiserliche Gnade werde den Venetianern mit der Goldbulle geschenkt für ihr Gegenversprechen pollicentibus et rursum ex toto corde pro Romania pugmare..... quedamque spe- cialia servitia scripta per conventiones celsitudini nostre et Romanie observare pollicitis, secundum quod conventio (symphonia) a nun- ciis eorum facta de his latius narrat (Fontes XII 116 und 182). Da nun conventio (ovupovía) die übliche Bezeichnung ist für Ver- träge, so hat hier eine Gegenurkunde bestanden zu dem Präcept der kaiserlichen Goldbulle von 1126.

Ohne ausdrückliches Zeugnis wäre die Annahme voreilig und unerlaubt, es miifsten bei einem Vertragsgeschäft Urkunden, seien es gleichlautende, seien es verschiedene, zwischen den beiden Paci- scenten ausgetauscht worden sein. Für die älteren Verträge zwischen fränkischen Fürsten und Päpsten meint Sickel nicht annehmen zu können, unerachtet des bilateralen Charakters des Vertrages, dafs der kaiserlichen Urkunde eine päpstliche Gegenurkunde entsprochen

C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 371

habe.!) Von dem Staatsvertrag zwischen dem östlichen und westlichen Kaisertum zur Zeit Karls des Grofsen meint Fanta, der jener Ansicht nicht widerspricht, dafs zwar eine Auswechselung von Schriftstücken statt- gefunden habe, dafs aber der Inhalt dieser Urkunden „ein im wesentlichen gleichlautender” gewesen sein müsse.) Für die venetianischen pacta mit den deutschen Kaisern und Königen von Italien wies dann Fanta als das Charakteristische nach, dafs aus dem beiderseits verbindenden, die Form eines capitulare bewahrenden pactum sich ein einseitiges könig- liches Präcept entwickelt habe. Betrachten wir darnach von den byzantinisch-venetianischen Dokumenten das älteste von 992, so finden wir darin mit keiner Silbe erwähnt, dafs ihr eine venetianische Gegen- urkunde Voraussetzung sei. Wo venetianischer Verpflichtungen gedacht wird, sind sie als ein altes Herkommen und gewohnheitsmiifsige Ver- pflichtung bezeichnet, so dafs kein Anlafs vorliegt, ihre schriftliche Feststellung anzunehmen. Anders in den Zeiten des Alexios I Kom- nenos, der den Venetianern das erste ihrer grofsen Privilegien verliehen hat. Bei zwei grofsen Verträgen, die er abgeschlossen hat, ist eine Einsicht in den diplomatischen Hergang möglich. Der eine Fall he- infft die Verhandlungen mit dem Normannen Bohemund, der 1108 nach dem Mifslingen seines Angriffs auf das Reich sich dazu verstehen mulste, semem grofsen Feind den Lehenseid zu schwören für seinen syrischen Besitz. Die kaiserliche Goldbulle, die ihn mit Antiochien und Edessa investierte, ist nicht erhalten, wohl aber die Urkunde über die Lehensverpflichtung Bohemunds. Anna Komnena teilt sie in der Alerias mit.*) Diese Urkunde stellt sich dar als ein durchgängig subjektiv gefafster Akt über den Eid Bohemunds (ovupovò xal éx- pou), worin die ihm aus seinen Gnaden und Rechten erwachsenden Verpflichtungen spezifiziert und in umständlichen Wiederholungen nach- dricklich festgestellt sind. Unterfertigt ist der Akt von den Zeugen der Eideshandlung und Beurkundung, welche aus beiden Parteien ent- nommen sind. Dafs nun diese promissio Bohemunds und die kaiserliche Goldbulle gegen einander ausgetauscht wurden, geht nicht nur aus dem tenor des genannten Aktes ausdrücklich hervor, sondern Anna Komnena selbst fügt dem Schlufs hinzu: tov uèv oùv Zyygapov Ögxov.. ¿la Bev

1) Sickel, Das Privileg Ottos I für die römische Kirche vom Jahr 962. S. 84.

2) Fanta a. a. O. S. 118. Für die völlige Identität des Kontextes bei aus- wechselnden Vertragsurkunden bietet aus dem 12. Jahrhundert der venetianisch- Pisanische Vertrag von 1180 ein Beispiel. Documenti S. 20 ff. Ebenso die pacta der Venetianer mit den Fürsten des vierten Kreuzzuges vor Konstantinopel (1204). Fontes XII 444 ff. und 449 ff.

8) Anna Komnena (ed. Bonn.) II 228—246.

C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 373

Ist sonach die Existenz jener venetianischen ,symphonia“ festge- stellt und ihr Charakter durch Analogieen vom Anfang des 12. Jahr- hunderts aufgeklärt, so wird es für das Verständnis von Wichtigkeit sein, sich den Gesamtablauf des diplomatischen Geschäfts, innerhalb dessen jenes Aktenstück seine Stelle findet, soweit möglich, in seiner normalen Folge zu vergegenwärtigen.

Dieses Geschäft begann, wie jene Zeit denn noch keine ständige, beglaubigte Vertretung der fremden Mächte kannte, mit der Sendung von Gesandten (legati, apocrisiarii, missatici), denen jedenfalls zweierlei Dokumente mitgegeben wurden. Das eine für die fremde Regierung bestimmt, das andere die Geheiminstruktion. Dafs die Gesandten, welche ausgeschickt wurden, zunächst ein Schreiben überreichten, ist mehrfach bezeugt.') Es war das Kreditiv und gab als solches den Umfang der Vollmachten an, auf Grund deren die Verhandlungen geführt wurden. Da keine Urkunde dieser Gattung aus dieser Zeit erhalten ist, ver- mag ich nicht bestimmt zu sagen, ob mit dem Kreditiv vereinigt war dasjenige Aktenstück, welches Punkt für Punkt die Ansprüche und Forderungen enthielt, die von der auftraggebenden Regierung als un- umgängliche Basis des abzuschliefsenden Vertrags angesehen wurden. Man findet eine solche Liste von Forderungen, die wohl als petitio (démos, Enrovneva) zu bezeichnen ist*), in dem pisanischen Privileg von 1192 und in einem genuesischen vom gleichen Jahr); über den grofsen Umfang und die weitgehende Unverschämtheit solcher For- derungen darf man sich nicht wundern; man mufste auf ein Herunter- bieten im Lauf der Verhandlungen gefalst sein und forderte deshalb um so mehr von Anfang an. Die zwei genannten Urkunden enthalten

1) Genuesische Instruktion von 1201 (Lod. Sauli, della colonia dei Genovesi in Galata II 196 ff.): litteris honorificentia debita traditis imperatorie majestati. Umgekehrt von Konstantinopel aus: axéoreiley 7 Pacideía wov roy olxsioy... perc nal yedpuaros abris. tod axeldóvros xal yocupata rüg Bacillus pov xçonouiouvrog ubroïs .. (Documenti 43/52 von 1111.) Über den Inhalt solcher Schreiben giebt eine Stelle Auskunft in einem Brief des Isaak Angelos an Genua 1192 (acta et diplomata graeca II] 24 f.): yocuuu, di’ nal xAnçopoen®siow y Pueailela pou évdedopivov tyev abrovs (die Gesandten) ¿E vuov teaurautca: pera zig abviijs tijs Pacidelus pov regi tay Helntdov vuiy xual narà Te Gpécayra tH Pacsdzia pov xai adtoîs norijo«cı. In einem Brief von 1191 hatte sich der Kaiser beklagt über die ungenügende Vollmacht eines Gesandten (acta II 2f.).

2) Brefslau, Handbuch der Urkundenlehre I 680 ff. Zachariae, Geschichte des griechisch-römischen Rechts. 2. Aufl. S, 332. Die petitio im Präcept zu wiederholen, ist mannigfache Übung. L. M. Hartmann z. B. macht auf eine solche Verbindung in ravennatischen emphyteutischen Urkunden aufmerksam. (Mittei- lungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung XI (1890).)

3) Documenti 41/60. ucta et diplomata graeca III 27.

C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 375

seits, in der deutlichen Absicht herbeigeführt werden, den natürlichen Druck einer günstigeren politischen Konjunktur abzuwarten, eine Menge vergeblicher Gesandtschaften einander ablösen, bis die Vereinigung ge- lingt oder als unmöglich sich erweist. Für die Form des Abschlusses ist zu unterscheiden, wo die Hauptverhandlung geführt worden ist. Denn von dem seltenen, zuvor erwähnten Fall eines Vertragsabschlusses in Gegenwart beider Paeiscenten, wie 1108 zwischen Alexios und Bohemund in Deaboli, können wir absehen. Ist die Verhandlung auswärts geführt worden, so sind die Formalitäten diese. Nachdem in Gegenwart des kaiserlichen Gesandten die eidliche promissio geleistet ist von seiten der fremden Macht in ihren kompetenten Vertretern (je nachdem: Re- gierung, Geistlichkeit, Volk), wird darüber ein schriftlicher Akt aufge- nommen, in dem also sämtliche Verpflichtungen niedergelegt sind, scripta conventio, Eyygapov oVupwvov, von Zeugen unterfertigt und von einer Gesandtschaft nach Konstantinopel überbracht zugleich mit einem besonderen Schreiben des Inhalts, dafs diese Gesandten bevoll- mächtigt seien, das noch am Vollzug Fehlende zu erfüllen. Demgemäls haben sie nochmals das in der promissio Enthaltene zu beschwören, worüber abermals ein schriftlicher Akt aufgenommen und von den Gesandten unterschrieben und besiegelt werden mufs. Erst danach wird ihnen die kaiserliche Goldbulle ausgehändigt, welche Handlung die endgültige Ratifikation seitens der kaiserlichen Regierung in diesem Fall bezeichnet.!) Sie ist die Bestätigung dessen, was der kaiserliche Gesandte kraft seiner Vollmacht als Gegenleistung seiner Regierung zugesichert hat.

Analog ist das Verfahren, wenn die Hauptverhandlung in Konstan- tinopel zum Abschlufs kam; doch mufs es gesondert betrachtet werden, weil bier ein völkerrechtlich merkwürdiger Fall in den Annalen ver- zeichnet wird. Ist der Vertrag ‚von dem fremden Gesandten beschworen, so wird über den Eid sowohl als den Vertrag ein schriftlicher Akt aufgenommen, und der Vertrag in doppelter Ausfertigung von dem Gesandten unterschrieben und besiegelt. Das eine Exemplar bleibt in Konstantinopel, das andere geht an die andere paciscierende Macht zu- gleich mit der Goldbulle, welche den Vertrag erwidert und bestiitigt.*) Die Form der Ratifikation ist hier diese, dafs eine kaiserliche Gesandt- schaft die Bulle überbringt und dafür eine Urkunde in Empfang zu nehmen hat über einen Eid, womit die fremde Regierung definitiv den

1) Diese Darstellung griindet sich auf das pisanische Privileg von 1111. Dafs die Verhandlungen aufserhalb von Konstantinopel zu Ende kommen, ist der seltenere Fall.

2) Besonders deutlich acta et diplomata graeca III 24 f.

C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 377

Bulle regelmäfsig im Perfectum erwähnt (zguoösdopnrai, ta év tO ¿evcofovlico Adya éyyeyoaupeva).

Mit der Ratifikation ist das diplomatische Geschäft noch nicht völlig erledigt, der Komplex der Urkunden nicht abgeschlossen. Von den notwendigen Formalitäten der Kopierung oder Registrierung in verschiedenen Archiven der Hauptstadt und dem vorgängigen, dazu den Befehl erteilenden kaiserlichen zırraxıov soll hier nicht die Rede sein. Nur von gewissen Ausführungsverfügungen, die in kaiserlichen Ver- leihungen bereits vorgesehen sind. So war zumal bei der Gewährung von Zollerleichterungen eine Benachrichtigung der Lokalbehörden durch die Zentralregierung vennóten, welche wohl in Form eines Rund- schreibens geschah.!) Sodann werden Schenkungen von Immobilien (áxévyta) in die Goldbulle meist nur summarisch emgefügt und so gegen jeden Anspruch rechtlich gesichert, die Besitzeinweisung aber wird einer Spezialbehörde vorbehalten, welche das Terrain zu vermessen, abzugrenzen und rechtsfórmlich zu übergeben hat. Ein Akt darüber mit detailliertem Verzeichnis der Liegenschaften und darauf befindlichen Bauten, manchmal verbunden mit dem Reskript der vorgesetzten Be- hörde oder gar dem kaiserlichen xpgóorayue«, wird in mehrfacher Aus- fertigung aufgenommen. Dieser Akt heifst roaxrixdv xagaddoeag.”) Besonders deutlich findet sich das Verfahren bezeichnet in einer Ur- kunde des Johannesklosters auf Patmos, wo ein kaiserliches Reskript dem lokalen Strategen vorschreibt: ,,r01j0aodta. tiv tay xınudtov zapddocıv.... xal moimoov xal mpaxrixa Ovo tijg «Tor nagaddoeas prorfopeva xal Asdopioueva. xal toúrow to uèv Ev éxidog rois povayois tig dopaierav, to Eregov amöoreıdov elg TO Géxgeror, Öpeilov dnorsdijvaı Ev avrò dt’ sidyow Tüv rapadodevrov 1H wege ris povijs“*)

Dafs xpaxrixa dieser Art, die ursprünglich nur mit Unterschrift

1) Im pisanischen Privileg von 1111 ausdrücklich zugesichert; so auch den Genuesen 1155. Um die Notwendigkeit ganz besonderer Instruktionen an die Lokalbehòrden zu begreifen, mufs man sich erinnern, dafs nach dem Zeugnis des Konstantin Porphyrogennetos einzelne Provinzen die Zolleinnahmen nicht an die Reichskasse ablieferten, sondern den Gehalt ihres Gouverneurs davon bestritten. So wenigstens zu Anfang des 10. Jahrhunderts.

2) In dieser Form sind zwei genuesische sgaxtixe erhalten in lateinischer Version, von 1170 (Desimoni, a. a. O. 178 ff.) und 1192 (acta et diplomata graeca III, Einleitung VI ff.); dazu eines von 1202 im griechischen Original (acta et dipl. gr. II 49ff.; lateinisch liber jur. I 496 ff). Brefxlau, Handbuch der Urkunden- lehre I 713 Anm. 1 traditionis actio ist wohl der entsprechende abendländische Ausdruck.

3) acta et diplomata VI 34.

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 25

Das Personalpronomen der ersten und zweiten Person im Mittelgriechischen.

Die ersten vom klassischen Paradigma des Personalpronomens ab- weichenden Formen, denen wir in der Litteratur begegnen, sind: good im Papyr. Dresdens. aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. (verso lin. 3), in einem ägyptischen Papyrus des 1. Jahrhunderts n. Chr. (Pap. Lup. 18, 10) und in C. I. G. 48661); ogy in einer der von Nerutsos-Bey gefun- denen alexandrinischen Inschriften des 2. oder 3. Jahrh. (7) n. Chr. (Revue Archéol. 1887, I p. 199) und guev in C. I G. 3440 (Kaibel 322). Das letzte Beispiel ist vom Jahre 214 n. Chr. Es kommen aber diese jüngeren Formen in den ersten nachchristlichen Jahrhun- derten nur ganz vereinzelt vor; mir sind nur die oben genannten Fälle bekannt. Erst im 10. Jahrhundert erscheint eine neue Form in ziem- lich grofser Frequenz; es ist dies o&g, das man bei Konstantinos Por- phyrogennetos sehr oft liest: De caer. 5. 36, 11; 37, 6; 38, 22; 42, 8; 44, 22; 51, 13; 61, 2; 380, 15, 16, 17; 353, 1, 2,3; 384, 5; 650, 12; 651, 11. Dies ods ist gewils eine Pluralbildung von 60€, die sich ver- gleichen lässt mit der altgriechischen Form éavrovg nach ¿uvróv, welches das ältere ogàs avrovg verdrängte (Kühner-Blafs S. 59%). Merkwürdig ist es, dafs unter den ältesten Beispielen von odg die Mehrzahl den altgriechischen Gen. Plur. tuóv vertritt. So steht in der Schrift über das Ceremonienwesen des byzantinischen Hofes 14mal ods für den Genetiv gegen 2mal für den Accusativ (S. 380, 16 und 17). Von den Stellen, wo o@3 = vuóv ist, sind die meisten identisch. S. 36, 11; 37, 6; 38, 22; 42, 8; 44, 2 22; 51, 13; 61,2; 650, 12; 651, 11 lautet es immer: modvyoóviov ronde 0 eg THY «yiuv Buordecer Oks elg xodda étn. Der Gebrauch von o@s an diesen Stellen ist wohl aus der eigentiimlichen metrischen Form der Acclamationen zu erkliren. ?)

1) Wessely in Wiener Studien VII p. 77.

2) Wir finden in derselben Schrift (S. 36, 14 und 370, 215, als Übersetzung der lateinischen Worte: Christus Deux noster conservet imperium vestrum per multos annos et bonos, den Inhalt dieser Acclamation in geänderter Form und in nicht volksmiifsigem Stile: Agıoros 0 Osds sav pidge riv Paadelav vuñv ¿mi molluig Èreci nal uadoîs.

26°

380 I. Abteilung

Den Gebrauch von oég für du&v kann man sich, meine: ich, nur so erklären, dafs man in diesem oäg nicht einen eigentlichen Genetiv sieht, sondern einen Accusativ, der für den Dativ steht.) Eine Redensart wie xodvyodvioyv monoer 6 eos ınv ayiav facideiav duiv wurde zu x. x. 6 @ +t. &. B. vuäc und für dieses tyes steht oûc. Auf diese Weise bekam dieser den Dativ vertretende Accusativ die Kraft eines Genetivs; man vergleiche hiermit das deutsche: „Dies ist dem Vater sein Haus“ für „Dies ist das Haus des Vaters“. Dafs nun dies oäc schliefslich den ganzen Genetiv des Plurals der Pronomina verdrängt hat, dazu wird auch kräftig mitgewirkt haben die Verwirrung, welche im Gebrauche der verschiedenen Casus herrschte So liest man bei Konstantin auf derselben Seite (De caer. S. 196, 1, 2, 3, 4 und 5, 6, 7; 368, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 und 16, 17): woddat vuiv yesvor und zcoAAoi 00v yedvor. Foy, Bezzenbergers Beiträge 12 (1887) S. 59 und Wilhelm Meyer, S. Portii gramm. linguae graecae vulg., S. 165, haben als die Ursache der Entstehung von oég das Gleichlautendwerden von ques und bus genannt. Es ist hiergegen von Hatzidakis, ‘A@yvà I (1889) S. 520 angeführt worden, dafs oäg schon öfters vorkommt zu einer Zeit, wo das v noch nicht denselben Laut als y hatte; man bedenke aber, dafs die neue Form entstanden sein wird nicht, als die zwei älteren identisch. geworden waren, sondern schon viel früher, zu einer Zeit, da auch v sich dem ¿-Laut näherte und dadurch das Bedürfnis einer schärferen Unterscheidung zwischen „uns“ und „euch“ hervorrief.

Wie zum Singular og em Plural 6%g gebildet wurde, entstand aus we ein Plural uás, der ebenfalls sowohl Genetiv als Accusativ ist. Gewöhnlich wird dies wäg anders erklärt: man hält es für eine Aphäresis von wäg.”) Die Fälle von Aphiresis sind aber höchst selten in der Zeit, wo uös vorkommt; auch findet die obige Erklärung eine Stütze in dem ganz analog gebildeten o&g aus oe. Màs gehört wohl derselben Zeit an als o@s. Es findet sich sehr oft in der trapezuntischen Version des Digenisliedes (z. B. V. 23, 46, 56, 67, 72, 73 als Genetiv; V. 16, 45, 70 als Accusativ). In diesem Lied ist es mit odg die einzige mo- derne Form des Personalpronomens der ersten und zweiten Person. Auch kommt es vor in den von Krumbacher veröffentlichten byzantini- schen Sprichwôrtern (Sitzungsber. d. bayer. Akad. d. Wissensch., phil.-

1) Es ist ja bekannt, dafs schon in der xoıv der Dativ sehr bemerklich zu verschwinden anfängt, und dafs der gröfsere Teil seiner Funktionen auf den Ac- cusativ übergeht.

2) Z. B. Psichari, Essais II S. 227; Gustav Meyer in Rivista di Filologia IV (1876) S. 270; Wilhelm Meyer (Simon Portius $, 164).

D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 381

hist. Kl. 1887, 43—96)5): ‘H oxvla pas orovdatovoa tupla xovrtovdia yevynoe (Nr. 14).

In den Spracherzeugnissen des 11. und 12. Jahrhunderts begegnen uns beinahe alle modernen Formen des Personalpronomens. Wir finden: lov, good, éuéva, écéva, éosig u. s. w. Versuchen wir die Entstehung dieser Formen uns zu erklären. Es gab im Altgriechischen neben êué, ¿uod, ¿polí die enklitischen Formen we, pov, wor, wodurch für das Sprach- gefühl die Prothese von e eine emphatische Kraft bekam. Dadurch wurde dann dies & auch anderen Formen vorgefiigt. Das früheste Bei- spiel einer solchen Bildung mit heterogenem & nennt Wilhelm Meyer (Simon Portius S. 165) ¿uóv, das er liest in den Italograeca von Zam- belios (Athen, 1864, S. 89); allein es ist deutlich, dafs man hier mit dem Genetiv Plur. des Possessivpronomens zu thun hat. Dals wir hier nach judy fovAî den Gen. Plur. der ersten Person des Sing. lesen, braucht uns bei diesen Dokumenten keineswegs zu wundern; die Phrase toy éu@v xingovóuov ist eben eine sehr gewöhnliche am Ende dieser Akten, und man schrieb einfach dem gangharen Modell nach. In der ganzen Litteratur ist mir mit Ausnalime dieser Stelle und einer anderen bei Trinchera (wo man alles Mögliche findet) kein Beispiel von ¿uov bekannt; wie wir sehen werden, kommt es vor in den Grammatiken von Simon Portius und Girolamo Germano, der auch ein g6@v angieht.

Die Formen éuév, éoev zeigen das dem Accusativ angehängte », welches, nach Analogie der Wörter der ersten und zweiten Deklination schon seit hellenistischer Zeit den Wörtern der dritten Deklination zu- gefügt wurde (Gustav Meyer, Gr. Gr.” $ 520). Bei ¿uéva und ¿oéva finden wir dann eine nochmalige Anfügung des Accusativzeichens; solche pleonastische Kasusbildungen kommen im Altgriechischen, sowie in den meisten modernen Sprachen vor, diese sind aber deshalb höchst interessant, weil sie überzeugend darthun, dafs im Mittelgriechischen die Accusativendung « noch als solche empfunden wurde. Wenn nicht das heutige Griechisch das Volkstümliche dieser Formen unwidersprech- lich bewiese, so möchte wohl mancher geneigt sein, auch sie dem Halb- wissen byzantinischer Gelehrten zuzuschreiben; jetzt aber sind sie ein Beispiel, wie die Mischung antiker und moderner Formen nicht nur eine Eigenschaft der xa&agevovo« des Mittelalters ist, sondern auch in der lebenden Volkssprache des Mittelalters stattfand. Neben ¿uéva, ¿oéve

1) Es ist nicht bekannt, welcher Zeit diese Sprichwörter angehören. Krum- lacher (a. a. O. S. 65) schreibt sie der „frühbyzantinischen Zeit“ zu aus (iründen, die er dem Inhalt entnimmt. Mir kommt es wahrscheinlich vor, dafs nicht alle der- selben Zeit angehören. Man vergleiche über solche Sammlungen wie die Sprich- wörter, was Legrand im Vorwort zu den *largocópta sagt (Bibl. gr. vulg. II S. X.)

D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 383

Formen der Personalpronomina in Gebrauch mit einer Ausnahme. Diese Ausnahme ist (é)ueîe, das bis tief ins 15. Jahrhundert sehr selten ist. Bevor wir durch eine Tabelle diese Thatsache beweisen, wollen wir versuchen die Sache uns klar zu machen. Als dueis eliminiert war, wurde nueig nicht unmittelbar bedroht. Da keine Konfusion möglich war zwischen queïs und éoeîs, that keine andere Form für den Plural der ersten Person not. Nur einer Gefahr war fuels ausgesetzt: dem Einflufs der Analogie. ‘Eué, éuéva, Euod, £oE, ¿céva, éovd, éosîs und vor allem ¿ués (emphatische Form von puàs, welches erst spit eg ganz verdringte) haben Queîs mitgerissen. Es ist wahr, dafs man zur Erklärung von weis auch von pués ausgehen könnte und annehmen, dafs man zum Accusativ us einen Nominativ pets gebildet hätte, wie zu oa¢ einen Nominativ oeis. Allein es bleibt bei dieser Annahme die auffallende Seltenheit von (Öueig während der Periode vom 11. bis 15. Jahrhundert unerklärt; dagegen ist die sehr langsam zunehmende Frequenz dieser Form in schönster Übereinstimmung mit dem lang- samen Fortschreiten aller Analogieprozesse. Auch soll man nicht ver- gessen, dafs nach dem Gleichlautendwerden von v und 7 ein anderer Nominativ Plural der zweiten Person notwendig wurde, nicht aber ein Nominativ Plural der ersten Person. In der folgenden Tabelle nenne ich erst die Texte, deren Entstehungszeit bekannt ist, dann die nicht datierten; ich gebe Zeit, Verszahl und alle Stellen an, wo weis, quäs, ¿nes und (E)weis vorkommen. Dazu bei den Stücken, wo (eis fehlt, einige Stellen, die zeigen, dafs der betreffende Autor die modernen Formen der Pronomina nicht meidet und es also keine puristische Tendenz ist, die ihn statt éueîs mueïs schreiben läfst. Hierbei über- gehe ich oä&g und ps, da, wie wir gesehen haben, diese Formen auch in Texten vorkommen, die keine anderen modernen Formen aufweisen. Ich schliefse die Tabelle mit dem 16. Jahrhundert, weil in dieser Zeit (¿)pets ebenso häufig vorkommt wie weis, was nicht nur aus den Texten, sondern auch aus dem Zeugnis der ersten neugriechischen Grammatik (Sophianos) zu ersehen ist. Ich habe mit Ausnahme einiger kleinen Gedichte, die mir nicht zugänglich waren, alles benutzt, was bis ins 16. Jahrhundert in mittelgriechischer Sprache geschrieben und uns überliefert ist. Hievon fiel einiges aus, weil kein Personalpro- nomen der ersten Person Plural darin vorkommt, z. B.: Prodrom I, II, V (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 33— 47, 48—51, 101—106), Els Beve- ztav (Wagner, Carmina S. 221 223), die cyprischen Liebeslieder (Legrand, Bibl. gr. vulg. II S. 58—93), Spaneas I und II (Legrand, Bibl. gr. vulg. 1 S. 1—10 und Wagner, Carmina S. 1—27), Recueil de Chansons pop. grecques publ. p. Legrand, Paris 1874 (1. Teil,

384 I. Abteilung

griechische Gedichte des 15. Jahrhunderts), ITepl yégovros va un xdon xogitor (Wagner, Carmina S. 106—111), Heol ris Eeviretas (Wagner, Carmina S. 203— 220).

Mit dieser tabellarischen Übersicht beanspruche ich durchaus nicht zu beweisen, dafs (é)ueîs nicht gesagt worden ist im eigentlichen Griechenland vor dem 14. Jahrhundert (wo es zum erstenmal in den Texten vorkommt), und noch viel weniger will ich meine Angaben be- nutzen als eine Statistik zur Datierung der Texte; dazu ist ja die Frequenz der Personalpronomina viel zu gering, auch wire es milslich, aus der Untersuchung eines so geringen Details weitere Schlüsse zu ziehen. Nur glaube ich, dafs die auffallende Seltenheit von (é)ueïg in Stücken, die alle anderen modernen Formen ohne Skrupel aufnehmen, genügend beweist, dafs bis ins 15. Jahrhundert nicht Zweig, sondern nweig die gewöhnliche Form war.

12. Jahrhundert. Prodrom III (Legrand, Bibl. gr. vulg. IS. 52—76, 655 V.) HMEIZ: 377, 409, 411, 413, 414, 416, 418, 420, 425, 427,- 504. EMEIZ: V. 76 steht &uweis, aber die Stelle ist verdorben. Le- grand notiert: „Pas plus que Coray, je ne comprends rien à ce vers.“ Es scheint, dals statt &ueig ein Substantiv hier gestanden hat; eins ist sicher, nämlich dafs em Personalpronomen, es sei denn quetg oder Zueis, hier gar keinen Sinn hat. HMAZ: 290, 299, 336, 357, 422. EMAZ: fehlt. Moderne Formen: Eueva: 321, 330; ¿uév: 631; ¿oév: 501. In der zweiten Redaktion dieses Gedichts, Prodrom IV (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 77— 100) steht V. 76 weis, wovon dasselbe gilt wie von £usig in der ersten Redaktion. Übrigens stimmen die beiden Versionen darin überein, dafs sie nur eig und nues, nicht guests und ¿us auf- weisen.

12. Jahrhundert. Prodrom VI (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 107 bis 124, 397 V.). HMEIZ: 303, 306. EMEIX: fehl. HMAZ: 30. EMAZ: fehlt. Moderne Formen: éuévav: 289; ¿oév: 365, 366; éoevav: 360.

12. Jahrhundert. Glykas (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 18—37, 581 V.). HMEIZ: 45. (E)MEIZ: fehlt. HMAZ: 100. EMAX: fehlt. Moderne Formen: éov: 119, 124, 125; ¿oév: 242, 312, 369.

14. Jahrhundert. Die Chronik von Morea (Buchon, Recherches historiques sur la principauté française de Morde et ses hautes baron- nies, Paris, 1845 T. II, 9219 Verse‘) HMEIZ: Prolog: 428, 606.

1) Herr Dr. John Schmitt, der eine kritische Ausgabe der Chronik von Morea vorbereitet, hat mir in höchst liebenswürdiger Weise seine Kollation des Kopen- hagener Codex zur Verfügung gestellt. Eine Vergleichung mit dem gedruckten Text wird zeigen, dals an sehr vielen Stellen die hundschriftliche Lesart stark

D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 385

Gedicht: 267, 762, 764, 1051, 1307, 2512, 2516, 2540, 2664, 2937, 3661, 3801, 3814, 3815, 3858, 3805, 3046, 3055, 4033, 5354, 5653, 6130, 6571, 7074, 7081, 7299, 7793, 7832, 7833, 7838. EMEIZ: Prolog: 349. Gedicht: 5626. HMAZ: fehlt. EMAX: Prolog: 275, 473, 697, 760, 771, 1121. Gedicht: 1053, 1371, 1380, 1384, 2226, 2247, 2668, 3656, 3793, 3806, 3848, 3861, 3054, 4329, 4586, 4701, 102, 4729, 5353, 5422, 5504, 6139, 6038, 6042, 7296, 7694. Moderne Formen: épeva: Prolog: 74, 192, 280; éov: Gedicht: 52, 1057, 1174; éood: Prolog: 288. Gedicht: 2581, 2006; ¿oé: Prolog: 1003. Gedicht: 326, 2123; éoéva: Gedicht: 471, 1178, 4315; éoeîs: Prolog: 710, 1122. | Gedicht: 289 u. s. w. Das häufige Vorkommen von „weis (32 mal gegen zweimal ¿uesto) ist hier sehr bezeichnend, weil die Kopenhagener Version der Chronik die ausgesprochene Tendenz hat, volksmälsige Formen zu geben, wie John Schmitt gezeigt hat (a. a. O.) und in unserem Falle durch die Vorliebe der Chronik für &uäs statt qu&g treffend be- stitigt wird. John Schmitt hat bewiesen, dafs die Pariser Version der Chronik eine Überarbeitung des Originals ist, das uns am treuesten vorliegt im Kopenhagener Codex (John Schmitt, Die Chronik von Morea, Diss. München, 1889, S. 76—96). In dieser späteren Redaktion begegnet uns nun neben ques auch einige Male ¿uerg. Buchon') hat den Versen der Pariser Version keine Nummer gegeben; ich werde die Verse der Kopenhagener Version angeben, mit welchen die Verse in der Ausgabe des Pariser Codex übereinstimmen, und füge die Seite und die Spalte hinzu. HMEIZ: Prolog: 428 (S. 12, 2), 606 (S. 16, 2). Gedicht: 762 (S. 52, 1), 1051 (8.58, 1), 2516 (8. 90, 1), 2540 (S. 00, 2), 2664 (S. 93, 1), 2037 (8. 98, 2), 3661 (S. 115, 1), 3801 (S. 118, 2), 3815 (S. 118, 2), 3895 (S. 120, 2), 3946 (S. 121, 1), 5354 (5. 156, 2), 5626 (S. 162, 1), 5653 (S. 162, 2), 6130 (8. 174, 2), 6571 (8. 185, 1), 1074 (S. 212, 1), 7081 (8. 212, 1). EMEIZ: Prolog: 349 (S. 10, 2). Gedicht: 267 (S. 39, 2), 764 (S. 52, 1), 1307 (S. 64, 2), 2512 (5. 90, 1), 3858 (8. 119, 2), 3955 (S. 121, 2), 4033 (S. 123, 2). Die Handschrift der Pariser Version ist nach Omonts Ansicht in den Anfang des 16. Jahrhunderts zu setzen (John Schmitt, Zur Überlieferung der Chronik von Morea S. 535).

14. Jahrhundert. Die Ilias des Hermoniakos (Legrand, Bibl. gr. vulg. V, 8800 Verse). HMEIZ: Prolog 75; VII 120; XIII 3, 436; von dem Buchonschen Texte abweicht. Hierüber: John Schmitt, Zur (berliefe- rong der Chronik von Morea in: Romanische Forschungen, herausgegeben von K. Vollmöller 5 (1890) 519 ff.

1) Buchon, Chroniques étrangères relatives aux expéditions françaises pendant le 13. siècle. Paris, 1840,

D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 387

die Verhältnisse nicht so klar, da in diesen Stücken die Aphäresis schon sehr stark entwickelt ist (Mondry-Beaudouin, Étude du dialecte Chypriote, Paris 1884, S. 52). Bei Machaeras (ed. Miller und Sathas, 2 voll, Paris 1881—1882) fand ich zweimal quete (S. 135 Mitte und 147 oben), sonst éusig (z. B. S. 106 Mitte, 129 Mitte, 139 oben, 147 oben, 148 unten u. s. w.); bei seinem Fortsetzer Bustrone (Sathas, Mec. BiBXo8xy II, Venedig 1873, S. 413— 543) las ich nur Zueis (z. B. S. 450 oben, 511 unten, 519 unten, 532 unten, 537 oben). Machaeras gehört dem 15., Bustrone dem 16. Jahrhundert an. In den von Cusa, Zambelios und Trinchera herausgegebenen griechischen Diplo- men ist die Frequenz der ersten Person des Plurals des Personalpro- nomens sehr grofs. Bei Cusa (I Diplomi greci ed arabi di Sicilia, Palermo 1882, 2 voll. 4°) liest man fast auf jeder Seite Aueig, nur zweimal dagegen ¿uste und zwar S. 307 und 523. Da in diesen Sammlungen sich Stücke befinden von sehr verschiedenem sprachlichem Gehalt, gebe ich hier keine vollständige Liste aller Stellen, wo muets u. 8. w. vorkommen. Nur sei erwähnt, dafs in den beiden Stücken, wo £ueig steht, auch queto vorkommt; im ganzen zählte ich in der Sammlung von Cusa mehr als 150 Fälle von nueis. Die beiden Akten, welche ¿uetg aufweisen, sind vom 12. Jahrhundert.

Bei Zambelios (Italograeca, Athen 1864) fand ich kein einziges Mal Zueis, aber öfter queto.

Auch bei Trinchera (Syllabus Graccarum Membranarum, Neapel- Cataneo, 1865) kommt wets aufserordentlich häufig vor; dagegen fand ich nur zweimal éueig (S. 16 (1015) und 101 (1114)). Ich habe die Sammlung Trincheras nur während eines kurzen Aufenthalts in Paris benutzen können und also nicht so genau untersucht wie das Werk von Cusa; es würde mich aber sehr wundern, wenn man mehr als zwei Fälle von éuetg bei Trinchera nachweisen könnte. Noch ist zu be- tonen die grofse Anzahl Schreib- oder Druckfehler, die namentlich bei Trinchera vorkommen. Bei einer so fehlerhaften Überlieferung der Texte ist es erlaubt zu fragen, ob den ca. 200 Fällen von queis gegen- über die zwei Stellen mit Zweig unserer Beachtung wert sind.

Von den Texten, deren Entstehungszeit nicht näher bekannt: ist, kommt zuerst in Betracht das Digenislied. In der Version von Trape- zunt (Sathas et Legrand, Coll. de mon. N. S. vol. 6, Paris 1875) findet man von nicht klassischen Formen des Personalpronomens nur uäg und vús (z. B.: us (Genetiv): V. 23, 46, 56, 67, 72, 73; pág (Accusativ): V. 16, 43, 70; 0%g (Genetiv): V. 94, 1366). Psichari (Essais II S. 35) glaubt, dafs der Verfasser dieses Gedichts eine in lebender Sprache ‚verfalste Vorlage in archaisierender Sprache wiedergegeben hat. Wenn

388 | I. Abteilung

seine Vermutung das Richtige trifft, so können wir aus dem Vorkommen von o&g und ug sehen, dafs auch den Griechen des Mittelalters diese Formen älter und mehr dem klassischen Griechisch sich zu nähern schienen als ¿ueva, ¿oéva u. s. w. Die Version von Grotta-Ferrata (Legrand, Bibl. gr. vulg. VI) bietet neben us und o%g schon einige moderne Formen n. 1. éuevav: 11 129; II 225; éuéva: IV 733; &oe: II 279; IV 97; oéva: IV 452; muerte kommt oft vor, z. B. I 110, 265, 273, 324; IV 1090; VI 383. Die modernen Formen sind noch selten; Legrand meint (Préface, XX), diese Version gehöre vielleicht dem 11. Jahrhundert an. In der Version von Andros (Ed. Ant. Milia- rakis, Athen 1831) finden wir: HMEIZ: 487, 555, 783, 867, 872, 058, 2426, 2580, 3131, 3337, 3559. (E)MEIZ: fehl. HMAZ: 513, 176, 919, 957, 1109, 2200, 2353, 3025, 3252, 3253, 3255, 3366, 3406, 3439, 4249, 4463, 4588, 4665. EMAZ: 2174. Moderne Formen: éuevav: 1095, 2005, 2573, 2770; weve: 2104, 2113, 2505, 2683; ¿oéva: 863, 3313, 4436; oéva: 1741, 1876, 1893, 1068 u. s. w. Man sieht, dafs diese Tabelle sehr wohl stimmt zur Vermutung Psicharis (Essais I S. 9 und II S. 46), der diese Version nicht früherer Zeit als der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zuschreibt.

Kallimachos und Chrysorrhoe (Lambros, Romans Grecs S. 1—19, 2607 Verse), HMEIZ: 118, 135, 880, 968, 1375, 1645, 1729, 2027, 2268, 2411, 2418, 2422, 2435. (E)MEIE: fehlt, HMAE: 117 EMAX: fehlt. Moderne Formen: &uevev: 1072, 1171, 1257, 1258; éov: 1078, 1081; ¿oé: 1171, 2081; oeis: 2218 u. s. w. Krumbacher (Gesch. der Byz. Litt S. 441) setzt den Roman in das 12. Jahrhundert, Psichari (Essais I S. 6) in das Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhunderts.

Lybistros und Rhodamne (Wagner, Trois poémes gr. du moyen-äge, Berlin 1881, S. 242— 349, 3841 Verse): HMEIZ: 1732, 2452, 2487. (E)MEIZ: fehlt. HMA2: fehl. EMAZ: 2976. Moderne Formen: éuévav: 68, 376, 381; éosva: 66, 81, 88; écé: 3581, 3704, 3823; écets: 875, 980. Der Roman ist wohl nicht jünger als das 14. Jahrhundert (Krumbacher a. a. O. S. 449). Die Stellen mit fueíg habe ich mit der Leidener Handschrift verglichen.

Belthandros und Chrysantza (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 125 bis 168, 1358 Verse). HMEIZ: 153, 173, 193, 964, 1217, 1343. (E)MEIZ: fehlt. HMAZ: 189, 1257. EMAZ: fehlt. Moderne Formen: ¿uéva: 203, 760, 900; gov: 1270; écév: 172; écéva: 65, 838, 884. Entstehungszeit ist wahrscheinlich das 15. Jahrhundert (Krum- bacher a. a. O. S. 444 und Psichari, Essais II S. 17).

Phlorios und Platziaphlora (Bekker, Abhandl. der Berliner Akad. der Wissensch. 1845 S. 127—180, 1874 Verse). HMEIZ: 806, 828.

D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 389

(E)MEIZ: fehl. HMAZ: 1741, 1789. EMAX: fehlt. Moderne Formen: éuéva: 236, 278; êcé: 266, 348, 449; écéva: 412, 551 u. s. w. „Der Verfasser des Gedichts (gehört) wohl der zweiten Hälfte des 14. oder dem Beginn des 15. Jahrhunderts (an)“ (Krumbacher a. a. O, S. 451).

Achilleis (Wagner, Trois poémes gr. S. 1—55, 1820 Verso). HMEIZ: 401, 492, 520, 798. (E)MEIE: fehlt. HMAZ: 148, 519. EMAZ: 1352. Moderne Formen: éwéva: 483, D4G, NOT; doév: 5 303, 309; éeetg: 545, DAI u. 8. w.

Belisarroman (Wagner, Carmina S. 304— 321, reimlose Version, 556 Verse). HMEIZ: 47, 185, 537. (E)MEIE: fehlt. HMAR, EMAZ: fehlen. Moderne Formen: épéva: 21, 363; ‘éoev: 14; éoeîs: 159, 385. 15. Jahrhundert? (Psichari, Essais II S. 13).

Belisarroman (Wagner, Carmina 8. 348 378, spätere gereimte Version, 997 Verse). HMEIZ: 62, 295, 542, 695. EMEIZ: 67, 964. HMAZ: 331, 385. Zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts? (Psichari, Essais II S. 13).

Physiologus: (Legrand, Coll. de mon. vol. 16 (1873), 1131 Verse). HMEIZ: 146, 270, 533, 631, 665, 670, 920, 1038. (E)MEIZ: fehlt. HMAZ: 632, 668, 916. EMAX: fehlt. Es kommen in dem Gedicht so gut wie keine Pronomina der ersten und zweiten Person Singular vor. Nur gov: 96, 194, 430, 743, 859, 1073. Anfang des 15. Jahr- hunderts? (Krumbacher a. a. 0. S. 456, Psichari, Essais I S. 17).

Der Pulologos (Wagner, Carmina 8. 159— 198, 650 Verse). HMEIZ: 136, 169. (E)MEIZ: fehlt. HMA2: fehlt. EMAX: 528. Moderne Formen: ¿uévav: 79, 119, 115; ¿oév: 225; cov: 26, 43; og: Th. Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts (Psichari, Essais I S. 20 und Krumbacher a. a. O. 5. 450).

Die Legende vom Esel (Wagner, Carmina 8. 112—123, 893 Verse). HMEIZ: 15, 68, 85, 366. EMEIE: 14. HMA: 101, 109, 111. EMAZ: fehlt. In der späteren gereimten ausführlicheren Version (Wagner, Carmina S. 124—140) kommt nur einmal das Personalpro- nomen der ersten Person Plural vor; es lautet weis (126). „Die kürzere Bearbeitung dürfte um die Mitte des 15. Jahrhunderts, die ausführlichere am Ende desselben oder erst im 16. Jahrhundert ent- standen sein“ (Krumbacher a. a. O. S. 463).

Das ABC der Liebe (Ed. Wagner, Leipzig 1879, 707 Verse). HMEIZ: 50, 4; 86, 7. (E)MEIE: fehlt. HMAZ: 43, 6. EMAX: fehlt. Moderne Formen: ¿uéva: 16, 3; 25, 2; 27, 3; god: 6, 4; 12, 1; 15, 11, 12; éoéva: 2, 1; 6, 2; 6, 4; éoé: 2, 2; 24, 6 ues. w. Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts (Krumbacher a. a. 0. 5. 405); Ende des 15. Jahrhunderts (Psichari, Essais I S. 4).

I,

D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 391

Texte uns ein treueres Bild des Gebrauchs der Pronomina geben als diese Grammatiken, die doch, für Missionszwecke geschrieben, die wirk- liche Umgangssprache zu lehren beanspruchten. Sogar das Vocabulario des Girolamo, dessen Verfasser am schärfsten diesen Zweck betont, läfst Wichtiges beiseite; das ¿uóv bei ihm und Portius ist vielleicht so zu erklären, dafs im Munde des Volkes die Form nuóv, welche in For- meln wie 6 xvpios judy in Gebeten u. s. w. vorkam, zu éu@v wurde. Allein dies rechtfertigt keineswegs die Aufnahme dieser Form in das Paradigma.

Es wäre nun sehr interessant, zu untersuchen, ob in den heutigen Dialekten noch Spuren des mittelalterlichen Gebrauchs der Pronomina enthalten sind, ob wirklich, wie W. Meyer behauptet (Portius-Meyer S. 165) éoé nie vorkommt (ich lese es bei Passow S. 487, 50 und im "Tuvos elg Tv EAevdegiav des Solomos, Str. 27), inwiefem David (Methode pour étudier la langue grecque moderne, Paris 1827, S. 28) und Russiades (bei Mullach $. 183) recht haben, wenn sie quets neben Zusig anführen‘), allein es würde dies nicht nur den Rahmen dieser Monographie zu weit überschreiten, sondern es scheint mir auch bei dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnis der Dialekte für jeden, der nicht über zuverlässige lokale Mitteilungen, sowie über eine reichhaltige Sammlung einschlägiger Werke verfügt, geraten, sich hier der Ent- haltsamkeit zu befleifsigen.

Leiden. D. C. Hesseling.

1) In der ersten und zweiten Nummer der “Eoría dieses Jahres findet. man eine Novelle von Papadiamantis (Zrò Xpuoró ord Kaoreo), worin der in der Volks- sprache geschriebene Dialog weder Zueig noch éu@g, sondern immer nueig und judas bietet. Beruht dies auf einer Kigentümlichkeit des betreffenden nord- griechischen Dialekts?

7 Phlorios und Platziaphlora.

Wilhelm Wagner hat in den „Carmina graeca medii aevi“ ich weifs nicht aus welchem Grunde, denn in der Vorrede verweist er deshalb auf eine spätere Auseinandersetzung das kleine Epos Die quos xul ITAatéaglopa, das er in den „Medieval greek texts“ heraus gegeben hatte, nicht wieder abdrucken lassen. Da nun gewils andere Gelehrte die Arbeit Wagners aufnehmen werden, so will ich einige Beobachtungen, die ich bei diesem Gedichte und zum Teil auch bem Apollonios gemacht habe, in Form emer kleinen Studie vorlegen. So verwildert auch die volkstiimliche Schriftsprache der damaligen Zet sein mag, recht viel trägt auch die vernachlässigte Überlieferung dazu bei, diese Dichter, wenn man sie so nennen will, ungeniefsbar zu mache. So sehr man sich hüten mufs in eine Sprache, welche die jetzt Lebenden doch nicht bis auf den Grund kennen, hineinzukorrigieren, als ob man alt- griechische Verse vor sich hätte, so läfst sich dennoch viel zur Besserung der Texte in aller Bescheidung und Bescheidenheit thun, wenn mai sich nur ohne Hochmut in die Art der Erzähler hineinzuversetzen ver mag. Sie erzählen besser, als der Text zeigt, und tragen nicht ganz die Schuld, wenn uns ein gerechter Unwille das Buch aus der Hand legen heilst.

Der Text des Phlorios ist durch eine Reihe von Versen entstellt. welche vom Rand in den Zusammenhang der Erzählung hineingeraten sind; sonst bilden verkleidete und daher verkannte Palillogien, scheinbare und vielleicht wirkliche Lücken und das gewöhnliche Leiden aller Handschriften, nachlässige und gedankenlose Wiedergabe, die Klippen für den Leser und besonders für den Herausgeber.

Schon der Titel des Gedichts

Aijyyou e&atoeros éporixy xai Fern

DPiootov tod ravevrvjods xi xdoys ITMAursıapAwers lälst die Vermutung aufkommen, dafs an den Seiten des Buches oder zwischen den Reihen sich Inhaltsangaben und Bemerkungen in Versen befunden haben, welche zum Teil dann in die Erzählung übergegangen sind und unerträgliche Tautologien hervorgerufen haben. Es sind im

H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora 393

Phlorios so viele, dafs man dariiber gar nicht in Zweifel sein kann. Könnte man alle diese lahmen und lähmenden Einschiebsel beseitigen, so wäre dem Texte wenigstens nach einer Seite hin auf die notwen- digste, einfachste und durchgreifendste Weise geholfen, wie schon Wagner durch eckige Klammern an mehreren Stellen versucht hat.

Ich will zuerst nur drei anführen, welche ihren Ursprung auf dem Gesichte tragen und den Flufs der Erzählung auf unangenehme Art stören. 1425. Der Kastellan läfst ein Schachbrett holen, beide spielen, und Phlorios siegt; dazwischen steht, was wir ja schon wissen, 6 Piopıos maiter To Taviiv pera tod xaoteAdvov, eine unverkennbare Randbemerkung. 1473. Als sie gegessen haben, giebt Phlorios dem Kastellan Geschenke, die dann folgen xovrav ded)v 64A6X0vonv ye- patnv Oovxära, und dazwischen steht 1474 6 logos Eyagıoev dbea rov xaotelavov; scheidet man diesen nichtsnutzigen Vers aus, so ist alles ebenso verständlich wie vorher und zugleich verständig. 1230. 4 Éevoddmodx Aadet tov Dlogiov pavdarov, eine Inhaltsanzeige, welche die Worte des Phlorios auseinanderreifst und auf die späteren Worte der Wirtin hinzeigt.

Mehrere dieser Verse hat Wagner schon durch eckige Klammern gestempelt, so 674. 904 f. 929 f. 1084 f.—1206 Bursian.

Ich zähle dazu auch 6. 311, sodafs 307 an seine Stelle träte und die Lücke wegfiele. 840—43. 857 f. 978. 1123 Gre noAlaxıs éopallav xaideg thy pepiotrevav, Bemerkung zu 1125 und 1126: man beseitige den Vers und halte sich sonst an Bursians Umstellung: 1141—46 ist ein Gemisch von Text und Rand, das ich nicht entwirren kann. 1163 und 1165 sind auszuscheiden; dann geht die Erzählung vom Wunderringe sehr hübsch weiter. 1183 und 84 sind textstörende Seitenbemerkungen zum Folgenden. Auch 1255 und 56 rechne ich unter dieselbe Rubrik.

Gewifs sind noch manche andere Reihen diesen zuzuzählen, aber ich möchte nur auf das, wie mir scheint, Auffälligste hinweisen und anderen nicht etwa durch Zuweitgehen unnötige Schwierigkeiten be- reiten.

Ganz vorziiglich wichtig ist die Palillogie, welche selbst von Wagner fast tiberall verkannt ist, besonders im Apollonios, aber auch an einigen Stellen des Phlorios. Zuerst einige Beispiele, wo die Handschrift die Figur, welche in diesen Gedichten eine nicht geringe Rolle spielt, ganz ausdrücklich und unwiderleglich uns entgegenträgt.

Apollon. 633 £.

x bolter éuxodr quels piduxoveov xal onuadiv qoels Onuddıv piduxoveoy Bio pavpogpogodoar. So ganz richtig die Handschrift: „er befiehlt, sie sollen in den Hafen

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 26

H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora 395

id. ‘759 éxoù ue xolxev Tb xadòv xaiòv tiv nowrnv vixta (W. elok Tv ne. v.) id. 775 ¿qu ¿qu 0°, Ouudrix pov, Exo GE, pis xual dota. Hier schliefst sich W. Bursian und mir an: er hatte vorher ¿xo GE THQ. Phlorios 325. revpjoaı ¿yw pera o&, pera ot nal Siepe. (W. xai [prdixbs] dıayeıv.) id. 385. rdya ro 6jkev, raya To, iva un ¿xy Ô610v. Wagner iva un [paveo@s] Eyer dóldov, wo doch qavegós, man kann wohl sagen qavepós em Lückenbülser ist, ebenso wie 325 quiixós und besonders 1155 opó0ga. id. 1155. ro ulosvua dov Dempú, Temp x dvaotevabo üneld, vie pov, ÜneAdE pera xal tig eUyîjs uov, de Mv i noatis cov xx, &s Tv’ Muegopévn. Für das zweite 8500 vor x avaotevato liest W. x dvaorevabo [opódoa], obgleich hier drei Palillogien auf einander folgen: 8509 Pop ünside GneÂde und ag Mv ds mv. id. 1187. el tig civ’ obta ng6dvuog va EAP pera uéve, %) En ujvag pera pev 1) yoovoy diafaon. (W. dúvaras.) id. 619. Havarov dvexAdAntoV Evanıov TÜV xdvrov ÉXETVOV VA yapidwunı, EVITLOV TÜV HAVIOV Ad davarov avros x 1 xdon per” Exsivov. So liest die Handschrift ganz richtig, sogar recht hiibsch und aus- drucksvoll. Wagner, der seltsamerweise gerade diese Eigentümlichkeit nicht anerkennen wollte, sagt: &vanıov tóv mavrov has got into this line from the end of the next. The words originally concluding this line have of course been lost. Im dritten Verse streicht er per’ éxetvov und setzt: did va AcBy Sévarov adrôg te xal 1) «ven. Da ruft man denn doch unwillkürlich: Ista quidem vis est!

Auch mit den Lücken mufs man sich in acht nehmen. Im Apollonios hatte W. ursprünglich 19, sage neunzehn angenommen, welche aber in den Carmina fast alle verschwunden sind, bis auf die ganz wenigen, welche die schwer zu lesende Handschrift wohl für immer hinterlassen hat, und die, welche man durch Palillogie füllen, also beseitigen mufs. Auch auf die im Phlorios gebe ich nicht viel, z. B. Phlorios 301. Any thy yaou Exeivnv

GAN’ eigév tv os oxvBaha, oùx EBlexev eis abra». Warum da eine Lücke nach &xeivmv? &A1à ist ein lebhafter Uber gang; oder id. 1022. ¿Esvitevdy N uavva pov, x eyo acd toradita wo, wie mir scheint, ein Punkt hinter rocæüra helfen würde.

26*

H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora 397

auch gern der goldbefiederte übersetzen mag. persica heifst der Pfirsich. Platziaphlora ist rot und weils und frisch wie ein Pfirsich. id. 1625. ñoav xal waddirfa tov ’Apeoaiodu Tv rocya. Dafs hier ein Fehler stecke, sah zuerst Wagner; daher sagt er: perhaps cav "Apalodu tiv toiya. Es mufs heilsen vixnoav uallirka rov AfBecalodu xiv tetra. Als Vorbild diente offenbar ein Vers aus Tzetzes Chiliaden, dem damaligen Schulbuche, aus dem man Ge- schichte lernte: xal rov ‘AfecaZbou adroy slo roiywav vixdyras Chil. 1 211. id. 1626. ¿:dapurós. Sollte es nicht Aıdapwndg heilsen? er hatte ‘Augen glänzend wie Edelsteine’? id. 1686. xal ro ovußav 6 dunoûc xoods ovdiv HEEvoEL.

HOOOTÈTTEL META Opiouòv LAVE MQVG TO x0pAGLOV

va va xal to vepov cv ¿var Bovexwpevor. Der zweite Vers muls heilsen: zgo6&r«rnv pera dpiouòv unv& mods zo xogecuwov. Der Emir ahnt nichts vom Vorgefallenen; aber “er schickt einen von den Grofsen, vielleicht einen Imam, um zu sehen, ob das Zauberwasser getrübt sei”.

id. 1865. x’ y ‘Poun diadéyerar ‘Pouatov Basılsiov (ob nicht Ba-

sılcov Red.). Das soll doch gewils heilsen: x 7 ‘Poun dvadéyer tov ‘Popatov Ba- ouléav.

So lassen sich noch viele, viele Verse bessern, ohne dafs man den Vorwurf des Leichtsinns zu befürchten brauchte Zum Schlufs möchte ich nur noch auf eins aufmerksam machen, auf die Namen und zwar in allen diesen Gedichten. Davon hier nur eine Andeutung. Im A pollonios 548 heifst der Knecht des Kupplers Haxegaaa, doch wohl weil er nur poca roba hat; er würde englisch John Lackshirt heifsen, bei uns Hans Ohnehose; im Phlorios 1263 heifst ein Wirt Iedeoxvra, doch wohl von pelare und oxùros, also ‘Schinder, Hautabzieher’; wir würden an der Börse ‘Kehlabschneider’ sagen, eine Benennung, die aus dem italienischen Original stammen mufs, aber deren Humor in der griechischen Bearbeitung, also im griechischen Auszuge, bis auf den Namen verloren gegangen ist. Dals auf diese Dinge zu achten ist, zeigen ja gleich im Anfang Phlor. 145 die Namen des Helden und der Heldin Flor und Blancheflor; sie sind sinnbildlich; beide sind ein- ander ähnlich zum Verwechseln an Leib und Seele: eine Blüte der Rose und der Lilie, rot und weils wie die beiden Blumen, diari ray Evin ui tod 6ddov xal rod xpivov, so lese ich, während die Handschrift hat &v&iua rod 60008900 xpivov. &v9n ud stammt von

398 I. Abteilung. H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora

Mullach; Wagner hat diari rav Evdy pià Tod dposegod Tod xpivov, wo, wie er selbst sieht, das rod vor xpívov verdächtig ist; er schlägt deshalb vor tod dgocegddovg xgívov; der Fehler steckt aber nach meiner Meinung in dem unerwarteten und sehr zweifelhaften dgocegei. Im Phlorios 111 geben die Königin und die Mutter der Platziaphlon einander offenbar Schmeichelnamen, und das geht von der Königin aus; sie heifsen eigentlich anders; daher sagt der Dichter: pd@e xal re óvópara tiv dio xal Esvífov, “lerne auch ihre Namen kennen und erstaune’. Und erstaune! Worüber soll der Hörer erstaunen? über die nichtsbedeutenden, scheinbar ganz sinnlosen und sinnlos in die Er- zählung hineingefügten langweiligen Namen? Aber es sind, so scheint mir, Schmeichelnamen, welche das vertraute Verhältnis der beiden durch das Schicksal verbundenen Frauen bezeichnen. Bei Toxartía könnte man an ein Deminutiv von topo ‘Maus’ denken, aber gewifs näher liegend ist die Ableitung von roxd£ıov aus dem Sprichwort txt qevooy xal roxdtiov (rd dt toxdidév ¿ori Aldog tiv zoasoreden) Tiérfov Xilidd. 8, 964 und 969, und sollte Kadsorvéga oder Kel- luotéoa ich frage hier nur und wünsche Belehrung nicht vie leicht Kaddsoavéga heifsen von irgend einem Lieblingsvogel? Wem ich die dunkele, verworrene Stelle recht verstehe, so haben sie sogar ihre Kleider getauscht, aber das lifst sich aus den untereinander- gemischten Versen schwer beweisen und also leicht abweisen.

Hamburg. Heinrich Köstlin.

Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien.

Es ist ein grofses Verdienst Krumbachers, die traditionelle An- schauung von einem unaufhaltsamen Verfall der griechischen Litteratur vom 6. bis zum 15. Jahrhundert n. Chr. von Grund aus erschüttert und auf die aufsteigende Entwickelung hingewiesen zu haben, welche mit dem erneuten Studium der Alten im 9. Jahrhundert beginnt und im 12. und 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht.') Das rege Inter- esse für Byzantinistik, welches durch Krumbachers schönes Werk er- weckt worden ist, wird ohne Zweifel auch Spezialarbeiten über Art und Umfang der klassischen Studien jener byzantinischen Renaissance zeitigen. Bis jetzt fehlt es, wie Krumbacher”) bemerkt, noch an allen Vorarbeiten zur Lösung der Frage, was die Byzantiner von der alten Litteratur besafsen, und welche Werke ihre Lieblingslektüre bildeten. Einen kleinen Beitrag hoffe ich im Folgenden dadurch bieten zu können, dafs ich die Benutzung des Dion Chrysostomos und des Themistios durch Theophylaktos nachweise und die des Synesios und des Julian wahrscheinlich mache.

Ein Vergleich der Fürstenspiegel des Agapetos und des Basileios einer- und des Erzbischofs Theophylaktos*) andererseits bestätigt voll- kommen Krumbachers Charakteristik der beiden Hauptperioden der byzantinischen Litteraturgeschichte. Basileios*) gehört zwar dem Beginn der neuen Epoche an; seine xepaiaıa raparverixt tragen aber noch das Gepräge der vorhergehenden Zeit. Agapetos und Basileios bringen nur sehr allgemein gehaltene Regeln. Die Beziehung auf den Fürsten und sein Amt ist grofsenteils nur sehr lose. Von den Gedanken, die

1) Geschichte der byzantinischen Litteratur $. 8.

9) A. a. O. S. 217.

8) Ich berúcksichtige von Theophylaktos' rcıdel« Bacs hier nur den zweiten paränetischen Teil.

4) Krumbacher $. 187 hält. das Schriftchen für untergeschoben und vermutet den Verfasser in einem Manne der Umgebung des Kaisers, vielleicht Photios. Doch möchte ich bezweifeln, dafs Photios bei seiner grofsen Belesenheit nicht mehr antikes Material verwendet haben, und dafs das Ganze unter seiner Hand

so dürftig ausgefallen sein sollte.

400 I. Abteilung

sich in den Abhandlungen der Alten über das Fürstenideal immer aufs neue wiederholen'), findet sich in beiden Schriften nur ein geringer Bruchteil, und auch davon scheint manches erst durch Vermittelung christlicher Schriftsteller auf die antiken Quellen zurückzugehen. Nur Isokrates und Pseudo-Isokrates zpdg Anuóvizov”) sind von Basileios stark herangezogen; Isokrates wird c. 66 zur Lektüre besonders empfohlen. Beide Werke tragen ein hervorragend christliches Geprige; namentlich bei Agapetos geht die Benutzung von Kirchenschriftstellen sehr weit,*)

Ganz anders Theophylaktos. Während Basileios seinen Vorgänger Agapet stark ausgebeutet und seine Schrift im wesentlichen in desen Geiste gehalten hat, legt Theophylakt einen ganz neuen Grund. Von einer Anlehnung an seine beiden byzantinischen Vorgänger findet sich nichts.“) Statt dessen geht er wieder auf die Alten zurück. Beseitigt man einiges wenige Christliche’), so könnte die ganze Schrift ihrem Inhalte nach von einem antiken Verfasser herrühren. An den Stellen freilich läfst sich Benutzung eines bestimmten alten Vorbildes nachweisen. Fast überall treffen wir auf Gedanken, die sich in einer Reihe einschlägiger Arbeiten des Altertums von Xenophon bis auf Synesios vorfinden; auch ihre Anordnung und die Form, in welcher sie auftreten, verraten in seltenen Fällen eine bestimmte Quelle. Offen- bar hat Theophylakt in der Weise gearbeitet, dafs er sich bei der Lektüre Gedanken, die er glaubte verwerten zu können, anmerkte, sie in eine neue Form umgofs und an dem lockeren Faden der Kapitel- einteilung aufreihte. Dieses Blütensammeln hat Theophylakt mit Agapet und Basileios gemein; nur sind die letzteren weit unfreier und ver- ändern den Wortlaut ihrer Quellen wenig oder gar nicht. Natürlich

1) Eine fleifsige Zusammenstellung des hierher Gehörigen aus einer Anzahl antiker Schriftsteller enthält die Arbeit von Barner, comparantur inter se graec. de regent. homin. virtutib. auctores, Marpurgi 1889, die zum Folgenden zu ver- gleichen ist.

2) Diese Schrift war auch sonst bei den Byzantinern beliebt, vgl. Krum- bacher $. 289.

3) Einiges Nähere über christliche Quellen des Agapetos gedenke ich dem- nächst zu veröffentlichen.

4) Agapet. c.22 (rdv cœoudroy rag oxic pepotpevor von den Schmeichlern gesagt) berührt sich mit Theophyl. c. 15 (onı&g Egyov noı@v); Basil. c. 22 mit Theophyl. c. 13 (der König wird durch seine Freunde gleichsam vervielfacht). In beiden Füllen liegt aber nur gemeinsame Verwertung eines überlieferten Gedankens vor, nicht Benutzung seiner Vorgänger durch Theophylakt.

5) So der Schlufs von c. 18. Am Ende des ganzen Werkes sind christ- liche Anklänge durch die Bezugnahme auf die persönlichen Verhältnisse des An- geredeten herbeigeführt.

K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 401

bietet ein nach der Art Theophylakts gearbeitetes Werk der Quellen- forschung ein weit schwierigeres Problem als eine Schrift, in welcher gröfsere Abschnitte nach einem einheitlichen Vorbilde verfafst sind oder, wie bei Agapet und Basileios, in den entlehnten einzelnen Sätzen die Ausdrucksweise des Originals treuer festgehalten ist. In den meisten Fällen läfst sich bei Theophylakt nur nachweisen, dafs der Gedanke antik ist; verhältnismäfsig selten führt die Beibehaltung einer be- stimmten Wendung des Gedankens weiter. So enthalten c. 7 ff. die üblichen Ausführungen über die Tyrannis, ohne dafs zu Tage träte, wem der Verfasser die einzelnen Züge verdankt. Die Anwendung der Gewalt ist das Charakteristische der Tyrannis im Gegensatze zum König- tum c. 7 und 11; vgl. Xen. memor. 4, 6, 12; Plat. pol. 276 d, 291 e, Dio Chrys. or. 3 p. 46 Dind. u. a.? Auch die bekannten oopiouara rvgavvırd fehlen nicht. Der Tyrann beseitigt die hervorragenden Bürger?): 0.8 xdrte tóv dotayvev roda xootyorrae; vel. Arist. pol. VII (vulg. V) c.10 p.1311a; 111 13 p.1284 a; Herod. V 92, 6; Themist. or. 19 p. 232 a; in römischer Umbildung Liv. I 54. Er bringt seine Unterthanen in Armut und versenkt sie in Leid und Trübsal, damit sie keine Mulse

1) Von einer Ausnahme in c. 8 wird unten die Rede sein.

2) Die Einteilung der Verfassungen, wie sie in c. 7 und 11 zu grunde liegt und in c. 6 eingehender entwickelt. wird, ist im wesentlichen die des platonischen Politikos; nur fehlt das Idealkónigtum. Wie bei Platon scheiden sich die rich- tigen und die verfehlten Verfassungen darnach, ob nach Gesetzen oder ohne Gesetze, und ob mit. dem Willen der Bürger oder gegen denselben regiert wird, Unter den zoAAol &eyovres, welche in der Aristokratie am Ruder sind, können natürlich nur viele im Verhältnis zu einem, d. i. mehrere, verstanden sein, da sonst der Unterschied zwischen Aristokratie und gesetzlicher Demokratie wegfiele. Die Terminologie ist von der platonischen verschieden. Die ungesetzliche Demo- kratie trägt, wie auch sonst bei Späteren, den Namen Ochlokratie; für dduyaeyia tritt óliyoxgaría cin; das Verbum ölıyoxeareiv finde ich bei Themist. or. 2 p. 35 Db. Ein genau entsprechendes Schema vermag ich nicht nachzuweisen. Vel. für die nacharistotelische Zeit die Zusammenstellung bei Henkel, Studien zur Geschichte der griech. Lehre vom Staat S. 100 Anm. 4, wo noch Sallust de deis et mundo c. 11 hinzuzufügen wäre. An Dion Chrysostomos erinnert die Definition der Ochlo- kratie als ovyxezvuévov rod nAndovs cvvélsvors &vouog te nal ravranagiv èrantos; vgl. Dio Chr. or. 3 p. 47 Dind.: zorxidn al mavrodari) qpooc nindous ovôtr elddrog driòs taparrouevov dei. Doch gehen im übrigen die beiderseitigen Ausführungen zu weit auseinander, als dafs an eine Benutzung Dions zu denken wäre.

3) Häufiger noch ist der Gedanke in der erweiterten Form, dafs der Tyrann die Guten (Besten) überhaupt aus dem Wege riiumt. Einige Stellen hat gesammelt Ellinger, die antiken Quellen der Staatslehre Machiavellis S.55 ff. Vgl. aufser- dem Xen. Cyrop. V 4, 35; Plat. rep. VIII 567 b; Eurip. Suppl. 444 f.; Isocr. Hel. 33. Verwandt Xen. Cyr. VIII 8, 12. Daus Gegenbild Plat. leg. III 694 b.

K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 403

c. 17!) der Rat, den wenn auch bisweilen bitteren Zurechtweisungen der Freunde stille zu halten (vgl. Themist. or. 10 p. 129d u. a.). Das 18. Kapitel betrifft die Auswahl der Freunde, welchen wichtige Ämter übertragen werden sollen. Drei Stufen sind es, auf welchen jeder sich zu bewähren hat. Sie lassen sich bezeichnen durch die drei Worte: Mensch, Haus, Staat. Wer sein eigenes Selbst nicht in der Gewalt hat, kann sein Haus nicht richtig leiten; wer dies nicht vermag, ist als Staatslenker unmöglich. Wer andererseits auf der ersten Stufe sich erprobt hat, kann zur zweiten, und, wenn er auch da sich bewährt, zur dritten befördert werden. Diese Darlegung erinnert an die von Platon und Xenophon vertretene, von Aristoteles im Eingange der Politik be- kämpfte Anschauung, nach welcher der Staat nur eine vergrölserte Hausgemeinde, und zwischen dem Staatsvorsteher und Hausverwalter kein Wesensunterschied ist; s. Plat. polit. 258 e f. u. ö., Xenoph. mem. III 4, 6 u. 6.; von anderen wäre etwa zu vergleichen Phil. lud. de creat. prince. 7, 366 M; 12, 372 M. Eine der theophylaktischen genau ent- sprechende Forderung vermag ich nicht nachzuweisen. Das Verlangen, dafs, wer den Staat regieren will, zunächst sich selbst beherrsche (wobei von der zweiten Stufe des Theophylaktos nicht die Rede ist), ist sehr allgemein und fehlt in keiner Ausführung über die Pflichten des Fürsten; auch unser Verfasser spricht sich ebendahin aus in c. 4. Von den ungezählten hierher gehörigen Stellen führe ich als unserm 4. Kapitel durch die Entgegensetzung von facoidevg und dodAos (Tüv dover) besonders nahestehend an: Isocr. ad Nicocl. 29, Themist. or. 1 p. 6a, Synes. or. de regn. 11 p. 11a. Vgl. sonst noch etwa Democr. fr. 247 Mull., Dio Chrys. or. 1 p. 3, or. 62 p. 200, or. 13 p. 251, Themist. or. 1 p. 5b, or. 9 p. 126a. Den Satz, dafs nur der tüchtige Haushalter zum Staatsmann tauge (Verbindung der dritten und der zweiten Stufe des Theophylaktos) läfst Polyb. 10, 22 (25), 5 den Philopoimen von einigen vorher genannten Männern, unter welchen auch die Arkesilaosschüler Ekdemos und Damophanes, empfangen.?) Die richtige Verfassung des einzelnen Menschen (erste Stufe) wird, wie bei Platon, darin gefunden, dafs &vyés und ¿xidvuia im Gehorsam gegen den Aoyıoudg verharren. In der Rede an Alex. Comn. c. 2 p. 551 b rühmt Theophylakt von dem Angeredeten: Baoılda dt tov Adyov qerporovioas thy Hvuov avr dogvp6gov érédnxas, ein platonischer Gedanke (rep. 441 c ff.), den der Verfasser vielleicht Themist. or. 2 p. 35c verdankt: rod gudoodgov

1) Über einige Stellen in diesen Abschnitten wird unten gehandelt werden. 2) Vgl. Ps.-Isocr. ad Demonic. 36; Iamblich. vit. Pyth. c. 30 p. 359 Kiessl.; Paul. ad Timoth. 3, 5.

K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien

405

eine Benutzung von Dion Chrysostomos aus einer Vergleichung von dessen dritter Rede p. 49 f. mit Theophylakts 21. Kapitel.

Theophyl.

det oùyi tev Povey xAé0v Eqevv tiv Baucideiav, rüv de n6- var xal ray ppovridwv ro Bagos ePelovehy. davaridz08a.

N ody beds xal tov xupegvirnv Same del ¿vepyós tori

xal Toy &llov OD xadevddv- roy xal fatò xoua drayévicov

aÚTOS ti Aypunvia TPOSTÉTAAE,

aay MUÉQUS Urvdon xagov doabdusvos, reis diaxormaîs 0 Vavos eis yornpogoiv avr meguiotatar

Gore TUVAVÓG AÚTOV Acysıv tiv d8&dvnv negiorsılov, tov aóda E&aniAwoov,

ro aNÎKAL0v negıayays, «Ad volfer To xéoas dalla xogoflita cxóxelov Expvye.

xai ogeddv ts nAEovV évepyel TOY Eyeonyogörwv aros xei xOLUOULEVOS.

Dio Chrys.

TO oye ovdautos brdunor .... ovdt rAgovextoùv èvéceac xal oyoAijs, «dia peovridav xal adévav.')

aúrixa Ev vai

émfaras ¿Esoriv duedetv . . of vives naduavacavrées ovdt AVEGTNOAV EWS ......

uova éxsiva tig piv vuxrds Mrrov teoria xadvavoai 3) vois VILOUEVOLS"

nuégas ef mov Tu Poayù KÄEWELE TOD VAVOV, xal TOÙTO us- téwooy xal «upiBolov

ws avaforv roldddaxis Y ro ¡otiov oréldelv

N] rmapayerv to aNÒeALov À &Alo TL TÜV vavrixüv.

OTE xxl xoıumuevog ÉxETVOS púllov éniueleïitar tig veos i) trav Kddov of opddou ¿yon- yopótes.

Auch die Worte oxéxelov éxpvye sind vielleicht veranlafst durch

das bei Dion L 11 vorhergehende: od pay ovdè ra Ev rd Budo zei] davddverv abröv À Aosta mepurreciov dpdlois mérpars Y KörAoıg Equa.

Der auch bei anderen häufig wiederkehrende?) Satz, dafs der Tyrann ohne Freunde lebe, erhält bei Theophylakt in c. 8 eine Begründung, die sich völlig mit der von Dion Chrysostomos or. 3 p. 61 gegebenen deckt und offenbar aus dieser Stelle geflossen ist.

1) Der Gedanke ist nicht selten; a. Xen. Cyr. 1, 6, 25 (vgl. 2, 2, 22); Dio Chrys. or. 1 p. 5, 11; Jul. or. 2 p. 86c; Synes. de regn. 15 p. 15c; Sopat. in Stob. flor. 46, 55.

2) So z.B. Plat. rep. IX 576 a; bei Dion aufser an der gleich anzuführenden * Stelle auch or. 6 p. 107, 32.

406 Theophyl.

. ovdevl miorevav, oddéva pidov Eywmv, navras ex pode xa l TOLOÚMEVOS xal HyovpEvos.

Tovs uèv dyatods bre vopite tao tovt@yv piosiodar’ ayatol yao Övres!) uomoovor tovs &vo- potovs.

rove movngods dt’ «dtd robro MAVTAS, OT movygol xal ray avtay EÉqpuemevo ayowug po un tug AVTOD movyngedtEegos ti aeg éxtdy4oorro.*)

I. Abteilung

Dio Chrys.

Kavray yao ANOXWTaTOg EOTL pıliag túpavvos: ovOE yap Ôv- vata moveiofar piiovs.

. ÚNO tev dvouoiwv xal ayutay uuceîltur..... ol uty yao Ouxaias uuonoovorv a«vróv.

of de tOv avrOv Enıdvuoürv- TES ExtBovievovetyv.

Bekanntschaft des Theophylaktos mit Themistios ergiebt eine Vergleichung von Them. or. 8 p. 119d mit Theophyl. in Alex. Comn. c. 7 p. 556b. Erstere Stelle lautet: xai dijra Into cswapooovvns «pa av Adyou xoçoodendeinte, oÙtog va” avrod nıeböusvov TO CÓMO dpvreg diywn, Aud, tats donpégar Fvoavdlars; Os ye xal edvyv uiav ¿yaxá, y ovvebvyn. Damit deckt sich die theophylaktische Stelle in folgenden Worten: .. nıEdovra rd COMA... TATG EXUOTOTE Puvpavilars...06ye nai uiav EE «exis ¿orepte tiv naiv év puvarti tiv Bacıleiag abiav ovEvyov.

Eine zweite Stelle findet sich in der gleichen Rede unseres Autors c. 8 p. 556e. Wie unzählige Male von den Alten der gute König mit dem sorgsamen Hirten verglichen wird, so erscheint der schlechte Regent als Verderber der Herde. So schon bei Xen. mem. 1, 2, 32; 37; darnach Dio Chrys. or. 43 p. 111, 25. An der erstgenannten xenophontischen und an der dionischen Stelle besteht das Vergehen darin, dafs der gewissen- lose Hirte die Tiere der Herde an Zahl verringert und schlechter, d. i. schwächer (so Dion) macht. Diese beiden Elemente des Gedankens werden in der Folgezeit gesondert, und es entstehen zwei verschiedene

1) So ist wohl statt övrwg zu schreiben.

2) Vielleicht hat auch für eine Stelle in c. 2 Dion vorgelegen; freilich ist die Übereinstimmung hier nicht so frappant, und ich möchte deshalb die Sache in der Schwebe lassen. Theophylakts Worte sind: un y&e otov ty facrdstay cor mods Oóca» cvufaltiodar, el un nul tov roonor Bactdindy Emidelkaig ..... ¿llo rocovro uälloy yelacdjoy tiv Pacideiaev dPoigov, Dow «al thoibeis repgrpavécrepo». Damit stimmt im Gedanken überein Dio Chrys. or. 1 p. 10: (die Königsgewalt ist ein göttliches Geschenk); 05 0” «v ragafi nal drıuaon toy émirotparyra nai dovra tiv dweray tavrnv, ovdtv «xovaro rg mollijg ¿ovolas nai dvyiuems 7 _rocobrov povov 0009 qpavegds nücı yeriodaı roig 100” abróv nal rolg Torepoy TOYNQOS xal kuodectog wy. |

K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 407

Fassungen des Vergleichs. Entweder wird gesagt, der Fürst schlachte die Herde, um sie zu verzehren. So Plat. rep. Ip. 345c und nach ihm („ag ¿qu tig“) Dio Chrys. or. 1 p. 3; vgl. auch Dio or. 3 p. 46. In diesem Sinne heifst der selbstsiichtige Regent uayegos und sein Treiben paysgexy: Dio Chrys. or. 4 p. 12; Themist. or. 13 p. 171c; Synes. de regn. c. 5 p. 5d. Oder er wird mit einem Hirten verglichen, der die Herde (durch Darreichung zu geringer Nahrung, durch zu häufiges Melken) schwach und elend macht, um sich selbst zu mästen. Hierher gehört (neben Plat. Theaet. 174d) namentlich Themist. or. 1 p. 10a. Synes. de regn. 6 p. 6 b vermittelt beide Wendungen. Unser Autor nun hat sich beide Fassungen des Gedankens angeeignet, und zwar die erstere in der wad. Boots. c. 20, wo als die Schlächter die Beamten auftreten, welche der eigennützige Fürst zum Unheil des Volkes gewähren lälst (xal didwoe Tovroıg xarauuyeıpevev apparu, pövov el adrd Ta Aınapwrega peporev); die erste und die zweite an der oben genannten Stelle der Rede an Alexios Komnenos, und zwar die letztere, wie die Übereinstimmung im Ausdruck zeigt, unter Be- nutzung von Themist. or. 1 p. 10a. Bei Themistios lauten die be- treffenden Worte: aúrov piv miovu xatuoxevatdpevos xal nayuv, tas Béag éxtijuav te xal ¿Enoyvaivov, bei Theophylakt: «brods piv zıalvovras, toùs moditus loyvalvovras.

Noch an einer dritten Stelle der nämlichen Rede hat der Verfasser Themistios als Vorlage benutzt. C. 8 p. 556d wird die Beamtenhierarchie des Staates zu der Hierarchie der Engel im Weltall in Parallele gesetzt. Von den himmlischen Königen heilst es: &AAoıg Ogios üyyelov &Alor ¿Dviv Entomnoe ndvras npüg Exeivov ereotguuuevovs. Themistios be- spricht or. 8 p. 118c das für die Wohlfahrt des Volkes erforderliche Verhalten der Beamten und führt dann 118d fort: rovovrovg di vrdp- yey dvayın TOÙS LÉQOUS ÉTITOUTEVOUVTUS TH TO GÚNTOV AVjpTnuEvo. Goxeo ye xal tod oúuxavros rovde è xbopos voya nogEnoV Eoriv' aAAC TO dv xepadarov Es tov Deov avijata Tijg owryelus, Ta ueon &llos Aho xvfepva tev bn’ Exeivov mpooretuypeviov. Mg tateos àxo- dauvewv oler delv xual todrov tov xiouov ov mpoorarevets.')

1) Die Dämonen erscheinen als Hirten der einzelnen Völker, während die Gottheit sich um das Ganze bekümmert, auch Plat. leg. IV p. 713cd, vgl. pol. 271d, aber ohne mit den Gliedern der Beamtenhierarchie des einzelnen Staates vergli- chen zu werden. Ps.-Anstot. de mundo e. 6 vergleicht die Ordnung des Weltalls mit der des Staates unter ausführlicher Berücksichtigung des persischen Beamten- wesens. Aber die Gottheit bedient sich nicht der Hülfe untergeordneter Geister in dieser Beziehung wird eine Parallele mit dem Stautsleben ausdrücklich ab- gelebnt —, sondern ihre durch die ganze Welt sich erstreckende dövenig bewegt

408 IL Abteilung | . | In o 14 der xudeía fasilimi sielli Theophyiakt den Bete es nichts sei so schwach, wie ein Mann, der von. vielen gehafsi werde,

wenn er auch über eine starke Leibwache gebiete, und. fährt dam fort: xgocxuvet pty long 5 xodivng xal psyalóves zul ebpupet zul poc dr Musodv alrstra: mapa vot xpetrrovog* dil' $ yes’ épé- poz, $ 8% porv ¿or évóporos. Der Zusatz xul zpocdfew fpspdr alvelro mapa rod xpsírrovos zeigt, dals an ein Fest, vielleicht das Ge burtsfest des Herrschers, gedacht ist. Völlig tibereinstimmend führt Themist. or. 8 p. 102b aus: 8’ 4 dxavOquala nab zaiszdeng crise bxodvoiro faciisias, % zadıng diaroifi) xa) $ ravene zeóvos dvedere- orog tolg bxnudoss: .... xal sópnuodo: uly Evodey dxd cile yiébrre, ca slow pecrà sdvopor.

Im 2. Kapitel, für welches wir oben die Benutzung einer Stelle Dions glaubten vermuten zu dürfen, scheint gleichzeitig Themistios - herangezogen zu sein. Doch läfst sich auch hier wieder über eine blofse Vermutung nicht hinsuskommen. Zwischen den beiden oben sb gedruckten Sätzen des Kapitels stehen die Worte: ¿xsl oUre ye mal 6 uawwöpsvog Kaußdang xal 6 Oñive Zagdavdzaloc Aquessiboo mi Exapeiváówvdov ¿apxpóregos. In ähnlichem Zusammenhange (voran geht die Behauptung, nicht die Tiara noch auch der sonstige Schmuck mache den König) sagt Themistios or. 2 p. 36c: tatra yèg dxavra xal Kaußvon vañoge TO uavouevo. Am Schlusse des Kapitel wird die von den Alten sehr häufig betonte!) Wahrheit eingeschirft dafs beim Fürsten jeder Fehler weit mehr in die Augen falle als beim Privatmanne. Dieser Abschnitt beginnt mit den Worten: édiérov pr yao addyas Biwoxovrog ...xüv Ó vertovov dyvonrssıcev. Themistios bezeichnet or. 1 p. Gbf. die Menschenliebe als die charakteristische Tr gend des Königs, die seinem Stande eigne wie andere Tugenden andere Ständen. Es heifst dann weiter: éxel osuvòv yemgydv elvas xpior Y oxvrotduov; ti yao Y xeadtys aÙrod todg xoddovdg dries, dy oi peltoves dvoxdias éxtytv@oxover. Möglich ist es ja gewils, das die sprichwörtliche Wendung, in welcher beide Autoren übereinstimmen, bei Theophylakt eine Reminiszenz aus anderweitiger Lektüre ist; vgl Plat. Ale. 121cd und d. Schol. zu d. Stelle; Plat. Theaet. 174b. En

und leitet alles. Auch Synes. de regn. c. 30 bedient sich zur Veranschaulichung der Staatsverwaltung durch dem Könige untergebene Männer der Analogie der Weltleitung, aber auch bei ihm bilden nicht Geister das Werkzeug Gottes, 90- dern die voi. Vgl. auch Plut. praec. ger. reip. 15,6; ad princ. iner. 6, 1; a seni sit ger. resp. 18, 6.

1) So Xen. Cyrop. VIII 7, 23; Plut, praec. ger. reip. c. 4, 10; Dio Chrys. or. 1 p. 10, 4f.; 21f.; vgl, or. 3 p.41, 1f.; Cass. Dio 52, 34; Jul. epist, ad Themist. 262dî.

K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 409

ähnlicher Zweifel besteht für die Worte & tijg yovlag dvaondası mgos ueigaxıe Yidvottovtas in c. 17. Plat. Gorg. 485d hat nera ueıgaxiwv Ev pavia tardy Y rerrdewv Widvettovra; Themist. or. 22 p. 265b: &v pavia udvn mods uescgéxia yidvoitev; darnach wäre die Über- einstimmung mit Themistios vollständiger; doch möchte ich darauf nicht allzu viel geben.

In der Rede an Alex. Comn. c. 6 p. 555df. bespricht der Verfasser die Versöhnlichkeit des Angeredeten: xal Boyer uällor dad goes Eysiv tods ele of rmAnupelroavras wg nodvd uèv ôpeilovtrag rod dpedévrag xal To dixciov dparioovias tocobrov Goov dpeidm- cav. Benutzt ist Themist. or. 7 p. Ace: 6 tiv Tıuwgiav dapuywov 600 dixaudtegov pde, tocovta uällor bxdyoEwWS pivera TH 0vyYO- Qqquoavti.

Ich lasse einige Stellen folgen, an welchen Dion oder Themi- stios benutzt zu sein scheint, ohne dafs sich ausmachen liefse, welcher von beiden vorgelegen hat. In c. 20 der mud. furor. sagt Theophy- lakt von dem gewinnsüchtigen Fürsten: Ilépgo«W. dv xannkov einoLev, Goxeg éxsivov Jagstoyv. Diesen Spitznamen des Dareios bringen in ähnlichem Zusammenhange Dio Chrys. or. 4 p. 82 und Themist. or. 19 p. 233 a. Im Anschlufs an Dion deutet Jul. or. 2 p. 85d den Namen an, ohne das Wort x&zndog zu nennen; Synes. de regn. 28 p. 28a ver- rät Bekanntschaft mit dem Vergleich des habsüchtigen Fürsten und des Krämers, nennt aber nicht den Dareios. So bleiben die beiden erstgenannten als mögliche Quellen übrig. Zwischen ihnen eine Ent- scheidung zu treffen, fehlt es an Anhaltspunkten.

C. 11 heifst es in der Charakteristik des guten Königs: doerís yao atiov Tv Paordetav exdéyerar xul mavtes Úroyopovo. TÜV EQELTTÓVOV TH xoELTTOVI. OUTO xav uelicccis è faoideds avro- puñs sor xal xnav to nANdos Nyeudva tovtov rmexoíntal. Der Ver- gleich des Königs mit der Bienenkónigin*) war sehr verbreitet*) und

1) Oder nach antiker Bezeichnung dem Bienenkönig; denn „den Alten ist der Weisel nicht weiblichen, sondern männlichen Geschlechts“, Glock, die Symbolik der Bienen, Heidelberg 1891 S. 185; vgl. jedoch Charit. 3, 10 p. 32 Hercher.

2) Er fand sich schon bei den Agyptern; vgl. Glock a. a. O, S. 121 ff. und die ebenda $. 127f. angeführten Stellen Horapoll. I 62 und Amm. Marc. XVII 6, 11. Von Griechen kommen in Betracht Xen. Cyr. 5, 1, 24 (vgl. auch oec. 7, 16; 32; 38; Hellen. III 2, 28); Plat. pol. 301 d (nach Henkel a. a. O. S. 8 gerichtet gegen Xen. Cyrop. 5, 1, 24). Plat. rep. VII 520 b ist die Bienenkönigin nicht Beispiel für das natürliche Königtum, sondern steht zu diesem geradezu im Gegensatze. Vgl. sonst noch Sen. de clement. 1, 19, 2; Basil. M. or. 8 in hex. p. 173, de iud. dei p. 655 M., homil. 18 p. 489 M.; Charit. 3, 10 p. 32 Hercher.

Bysant. Zeitschrift I S u. 4. 27

K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 411

Immerhin wird sie ausreichen, um eine nach dieser Richtung gehende Vermutung zu rechtfertigen, zumal zahlreiche Thatsachen lehren?), dafs Synesios in der byzantinischen Zeit keineswegs verschollen war.

An einer andern Stelle wird ähnlich wie oben hinsichtlich des Dion und des Themistios, so hier hinsichtlich des Themistios und des Synesios ein Zweifel bestehen bleiben, welcher von beiden dem Ver- fasser vorgelegen hat. C. 13 wirft die Frage auf: Wie wird der König der Menge der Geschäfte sich gewachsen zeigen und alles, was an ver- schiedenen Orten geschieht, verfolgen und beaufsichtigen können? Die Antwort lautet: did rod trav gYiAwmv ategwrod Gguaros. «avros uty yao sig goti, noAlunicorog die TÜV piiAmv piverai. Die allmähliche Ausgestaltung dieses Gedankens läfst sich noch deutlich in der griechi- schen Litteratur verfolgen. Xen. mem. 2, 3, 19 (und nach ihm Dio Chrys. or. 3 p. 58) erklärt Brüder (Dio Freunde) für mehr wert als Hände, Füfse und Augen, da diese Organe nicht auf grifsere Ent- fernung hin wirken, wie jene es thun. Ist dies richtig, so kann von den Freunden gesagt werden, dafs sie mindestens die gleichen Dienste leisten, wie jene körperlichen Organe: Xen. mem. 2, 4, 7 (vgl. Cyrop. VIII 2, 10); Dio Chrys. or. 3 p. 61, 15”); or. 1 p. 7. Zu Augen und Ohren fügt Dion an der letztgenannten Stelle noch den Verstand, der die von den Sinnesorganen übermittelten Empfindungen verwertet, und gelangt nun zu dem Satze, jemand, der Freunde besitze, sei gleich einem, dem ein Gott einen Leib und viele Seelen verliehen habe. Ein solcher kann, wie or. 3 p. 58 ausgeführt wird, an vielen Orten zugleich sein, was selbst den Göttern Schwierigkeiten bereitet.

Sachlich ist also schon Dion von der Behauptung einer Verviel- faltigung des Menschen durch die Freundschaft kaum mehr einen Schritt entfernt. Doch hat er diesen Gedanken mit direkten Worten nicht ausgesprochen. Wohl aber that dies Themistios; vgl. or. 22 p. 281 b (vom brüderlichen Verhällis or. 6 p. T4c; 82a). Ebenso spricht Synes. de regn. c. 11 p. 11d von einem moddenxdacrefery allerdings nicht der Person, sondern der Wirkungsfähigkeit durch die Freund- schaft.?)

1) Vgl. Krumbacher an den im Index unter „Synesios“ angeführten Stellen.

2) Die Quelle Dions vertrat die von Xen. Cyr. VIII 2, 11 bekümpfte Ansicht, nach welcher der Perserkönig einen sog. óp9aduós faciléos hatte eine That- sache, die vielleicht für die Frage nach den Quellen Dions nicht ohne Be- deutung ist.

3) Unter den Byzantinern wäre zu vergleichen Basil. Maced. exhort. c. 22: Eieus ceavrdy nollarloër xal tion play pvyiv xolloyv qilo» xal dpPuluar noxio diapviaztonevnv.

27*

414 I Abteilung. K.Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien

legentlich in seinen Schriften mit dem Christentum in Berührung kam, sondern selbst der gewaltige kaiserliche Feind der Kirche, dessen ganzes Streben der Unterdrückung der neuen Lehre galt, in dieser zweiten Epoche der byzantinischen Litteraturgeschichte auch in anderer als polemischer Absicht gelesen und, wo er Brauchbares brachte, verwertet wurde. So weit hatte die neuerwachte Freude an der Antike eine vor- urteilslose Beschäftigung mit ihren Vertretern gefördert.

Bern. Karl Praechter.

Handschriftliches zu Ignatius Diaconus.

In der Rezension meiner Abhandlung über Ignatius (Kiel 1886), die Fr. Hanfsen im Philol. Anzeiger 1387, p. 141 u. 142 veröffent- lichte, wird es als bedauerlich bezeichnet, dafs für die von mir edierten Texte der testrasticha iambica und der versus in Adamum kein neues handschriftliches Material beigebracht ist, mit dem Bemerken: „es wäre unschwer zu beschaffen und keineswegs überflüssig gewesen“. So richtig die letztere Behauptung ist, so entschieden möchte ich die erstere zurückweisen. War es an sich schon eine mühsame Arbeit, die Persön- lichkeit des Ignatius Diaconus einigermafsen sicher zu stellen und die von diesem Ignatius herrührenden Schriften zu bestimmen, so bedurfte es zur Beschaffung und Sichtung des handschriftlichen Materials nach einer sorgfältigen und zeitraubenden Durchsicht der in Betracht kom- menden Kataloge griechischer Handschriften in den wichtigsten Biblio- theken Europas der Vermittlung der deutschen Iteichskanzlei, um die ermittelten Handschriften zur Benutzung zu erhalten, und im Falle, dafs diese wirkungslos blieb, einer Reise ins Ausland, um an Ort und Stelle die Handschriften zu vergleichen, oder der hülfreichen Unter- stützung von Gelehrten, die das erforderliche Material zur Verfügung stellten.

Im Verlauf der letzten fünf Jahre habe ich mir nun eine Kollation der oriyoı zig tov ‘Addy in einer Pariser Handschrift aus dem 11. Jahr- hundert verschafft, ferner für die tetrasticha iambica sechs Pariser Handschriften, eine Kopenhagener, eine in London befindliche und den (von A. Eberhard in seiner Babrius-Ausgabe benutzten) cod. Gudianus aus der Herzogl. Bibliothek in Wolfenbüttel selber verglichen und von zwei Wiener Handschriften genaue Kollationen erhalten. An der Hand dieses Materials habe ich aufs neue den Text jener beiden Dichtungen des Ignatius herzustellen versucht und bin dabei wenigstens in Bezug auf die tetrasticha auf eine von der früheren vielfach ab- weichende Gestalt geführt, mufs ferner die Ansichten über Stil und Verstechnik des Ignatius, wie ich sie in meiner oben zitierten Schrift entwickelt hatte, in einigen Punkten modifizieren und einzelne Kon-

416 I. Abteilung

jekturen zu Gunsten handschriftlich besser beglaubigter Lesarten zurück- nehmen. Im ganzen und grofsen freilich scheint das, was ich, derzeit blofs auf Grund der mir vorliegenden vielfach fehlerhaften Drucke und Ausgaben, über Ignatius und seine Bedeutung in der byzantinischen Litteratur festzustellen versucht habe, durch das neugewonnene hand- schriftliche Material seine Bestätigung zu finden.

L ’Iyvarlov orlyoı eis tov "Addu.

Die zuerst von Boissonade (anecd. Graeca I p. 436—444)"), dann von Dübner (im Anhang der Didotschen Ausgabe der Frgm. Euripidis von Wagner, Paris 1846, p. 91—94) herausgegebenen Verse waren dem cod. Paris. 1630, fol. 213. 214 entnommen. Dieser cod. bomby- cinus stammt aus dem 14. Jahrhundert, wie im Catal. codd. mser. biblioth. regiae II p. 378 (Paris. 1749) angegeben ist, eine Miscellan- handschrift, welche 144 Schriften der verschiedensten Art aus der Profanlitteratur, wie christlich-religiösen Inhalts in buntem Gemisch vereinigt: als Nr. 115 „Ignatii versus iambici in Adamum“. Nun fand ich bei H. Omont (inventaire sommaire des manuscrits du supplém. grec de la bibl. nationale, p. 80) m Bezug auf den cod. Paris. suppl. gr. 690, der von ihm ins 11. Jahrhundert gesetzt war, die Angabe, er enthalte fol. 107 die versus in Adamum Igmatii Constantinopolitani. Die Vermutung lag also nahe, dafs wir in dieser relativ alten Hand- schrift eine wesentlich bessere Niederschrift der Verse finden würden, als sie die bisher allein bekannt gewordene des viel jüngeren cod. Paris. 1630 zu bieten schien.”) Allein der Versuch, den cod. 690 zu geschickt zu erhalten, schlug fehl; die im übrigen ja höchst liberale Verwaltung der -Pariser Nationalbibliothek erklärte auf Anfrage, dals dieser wertvolle Codex nicht nach auswärts verliehen würde. Da erwies mir nun Alfred Schöne in Königsberg (jetzt in Kiel) die grofse Gefällig- keit, gelegentlich eines Aufenthalts in Paris die betreffende Handschrift

1) Wieder abgedruckt bei Migne, patrol. Graec. tom. 117, Paris 1864.

2) €. Dilthey (in den Symbolae eriticae ad anthol. Graecam ex libris ma- nuscriptis petitae, ind. schol. acad. Gotting. 1891, p. 5) ist geneigt, den von Minoides Menas aus Griechenland gebrachten cod. 690 dem 12. Jahrhundert zu- zuschreiben; nach seiner Angabe ist er rerum copia et facie splendida quam maxime insignis, und als seine Vermutung fügt er hinzu: manu nitidissuna scriptum volumen cum titulis et aliis quibusdam auro pictis in usum nobilis alicuius sive regii adulescentuli confectum esse mihi videtur, sed artifici nitorem librarius haud acquavit seripturae fide. Die letztere Bemerkung wird, wie mir scheint, auch durch die Niederschrift der versus in Adamum bestätigt.

C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 417

an Ort und Stelle zu vergleichen und mir die Kollation in liebenswür- digster Weise zu übermitteln. Der Name dieses Gelehrten giebt für die unbedingte Zuverlässigkeit seiner Angaben die sicherste Gewähr.

Aus der Vergleichung der Lesarten beider Handschriften ergiebt sich, was ja auch an sich wahrscheinlich, da bis jetzt wenigstens keine weitere handschriftliche Überlieferung der versus in Adamum be- kannt geworden ist, dafs die jüngere Handschrift aus dem 14: Jahrhundert direkt aus der älteren des 11. (oder 12.) Jahr- hunderts stammt; ich bezeichne im folgenden jene als P?, diese als P!. Es finden sich in beiden dieselben Auslassungen einzelner Wörter (v. 49 8%, von Dibner richtig nach eingesetzt, v. 88 te, das vor tod yvovæ wohl mit Recht von Boissonade hinzugefügt ist), das Iota subser. oder adser. wird in beiden nur selten gesetzt, das v éqedx. fehlt häufig, wo es durch das Metrum gefordert erscheint (z. B. v. 6 edge, v. 11 poso); mehrere offenbare Verschreibungen in P! kehren genau in derselben Form in P* wieder, und an einigen freilich wenigen Stellen bietet die ältere Handschrift in Kleinigkeiten eine Abweichung von P?, die wir als zweifellos richtige Textgestalt anzu- sehen haben. An zwei Stellen bestätigt P! die Richtigkeit einer von mir früher vorgeschlagenen Emendation: v. 61 goeol Baños (P* und die Ausgaben Aaßoö), v. 119 magovorav (P? und die Ausgaben von Boissonade und Diibner x«ggyotav).

Die sonstigen geringfügigen Abweichungen des P' vom bisherigen Text sind folgende:

v. 4 xoAvdgVAntov, P? noAvdgVAANTor.

v. 15 Xepovfelu ... Zepaqelu, Xepovßlu ... Zeoapiu.

v. 31 tédyto, P? rédero.

v. 37 Eoriorwv, P? &otıwvrov.

v. 50 gayoısv mit ausradiertem ».

v. 55 nuäs, P? tye.

v. 59 udvnv, P? udvor.

v. 64 xpo0ÿ19e, P* r0007A858.

v. 65 ele éué, P? we ¿ué.

v. 73 u. 74 von m! ausgelassen, aber am Rande beigeschrieben.

v. 93 éxdaZnag (-:littera erasa), P? éxdémye.

v. 99 eioneooı, P? elonéon. v. 116 ruxovuévou (x a m! suprascriptum), P? xrvrovuévov. v. 130 © tela, P? © rédav. v. 142 geovrioı, P? ppovricv.

Von diesen Lesarten ist aufser der Schreibung zolv9çgvAnror (v. 4) nur beachtenswert v. 59 u0vnv, das, auf das vorangehende ysdow

C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 419

sine Jugendarbeit des Diaconus ansehen, die Dichtung der versus in Adamum einer späteren Periode seines Lebens zuweisen müssen. Aus lieser Annahme lassen sich vielleicht auch Eigentümlichkeiten in Bezug auf Prosodie und Metrik in den Tetrasticha erklären, welche in den versus in Adamum nicht mehr vorkommen.

Wie dem auch sein mag, so viel ist gewifs, dafs die Tetrasticha in der Folgezeit viel Beifall fanden. Das ergiebt sich nicht blofs aus dem Umstande, dafs sie uns in ziemlich vielen Handschriften überliefert sind, sondern auch daraus, dafs vielfach Umarbeitungen und Nach- bildungen derselben bis etwa ins 14. Jahrhundert vorgenommen wurden. So mag es zu erklären sein, dafs wir in den Handschriften nicht nur manche, zum Teil auffallende Varianten des Textes haben, die uns die Herstellung der ursprünglichen Fassung erschweren, sondern auch eine Anzahl von Tetrasticha finden, die aus verschiedenen Gründen unmöglich ron Ignatius herrühren können, sondern offenbar einer weit späteren Zeit ihren Ursprung verdanken. In den meisten Fällen führt die sorg- fáltige Beobachtung der ignatianischen Verstechnik zu einer sicheren Unterscheidung der echten Tetrasticha von den jüngeren Nachbildungen.

Die Prüfung des handschriftlichen Materials, das ich in den letzten Jahren allmählich zusammengebracht habe, ergab, dafs von den 53. Tetrasticha, welche ich auf Grund der Ausgaben von Nevelet, Corais u. a. 1886 als ignatianische edierte, nicht alle echt sein können; bei den übrigen hat sich an nicht wenigen Stellen eine korrektere Gestalt des Textes ergeben, hier und da auch eine Bestätigung der von mir vor- geschlagenen Emendationen.

Über die verglichenen Handschriften habe ich folgendes zu be- richten:

In der Bibliothek von Paris befinden sich sechs Handschriften, welche die Tetrasticha enthalten; sie haben mir sämtlich vorgelegen und besonders wertvolle Ergebnisse geliefert. Es sind dies nach der Bezeichnung im Catal. codicum mser. bibl. regiae, vol. II (Paris 1740):

1. Cod. 2571, chartac., olim Colbertinus, saec. XIV ut videtur.

2. Cod. 2991 A, chartac., a. 1420 exaratus in monasterio S. Ana- stasiae.

3. Cod. 1140 A, bombye., saec. XIV ut videtur.

4. Cod. 1788, bombye., olim Colbertinus, saec. XIV ut videtur.

5. Cod. 583, chartac., olim Baluzianus, saec. XVI—XVII.

6. Cod. 522, chartac., olim Mazarinaeus, a. 1443 exaratus.

Von diesen sechs Handschriften hat die beiden ersten bereits A. Eberhard für die Herausgabe einiger neuer Tetrasticha (in einer Gratulationsschrift an Dr. Suffrian, Magdeburg 1875) benutzt und sie

420 I. Abteilung

mit P und Q bezeichnet. Diese Sigla sind im folgenden beibehalten und nach diesem Vorgang die oben unter 3, 4, 5 und 6 aufgeführten codices R, S, s und T genannt.

In der kaiserlichen Bibliothek in Wien befinden sich zwei Codices, nach dem Catal. codd. Graec. bibl. Caesar. Vindobonensis (IV p. 102 u. 124) 178, Nr. 34, chartac., und 225, Nr. 4, chartac. et bonae notae, beide „a Busbeckio olim Constantinopoli comparati“. Von diesen Hand- schriften, die ich im folgenden als V und W bezeichne, haben mir zwei Gelehrte, die Herren Dr. Schwencke, Custos an der Universitäts- bibliothek in Göttingen, und Dr. J. Petter in Wien, freundlichst Kol- lationen besorgt, während eine an den Direktor Dr. Knoell in Wien gerichtete Anfrage über Alter und Wert dieser Handschriften ohne entsprechende Beantwortung blieb.

Aus einer Dissertation von A. Kall, Hafniae 1762, erhielt ich Kunde von der Existenz eines Codex, der aufser den Fabeln des Aphthonius, einer vita und den Fabeln des Äsop, sowie der Abhand- lung des Palaephatus de incredibilibus und Hori Apollinis hieroglyphica auch die Fabeln des „Chabrias“ enthält und nach der Angabe des Verfassers jener Dissertation im Besitz seines Vaters, des Professors der hebräischen Sprache Joh. Chr. Kall, gewesen ist. Weitere Nach- forschungen ergaben, dafs sich dieser Codex jetzt in der Königl. Uni versitätsbibliothek in Kopenhagen befindet (additamenta Nr. 215, in 4%; von hier aus wurde er mir durch den Etatsrat Bruun u bereitwilligster Weise auf längere Zeit zur Benutzung geliehen. Der Codex ist ein chartac. des 14. oder 15. Jahrhunderts, aufserordentlich sauber und schön geschrieben, er stammt, wie von jüngerer Hand be merkt ist, e bibliotheea C. Thomae Bartholini. Ich bezeichne diese Handsehrift als H.

Die Durchmusterung des Handschriftenverzeichnisses im British Museum in London ergab nur das Vorhandensein emes Cod. chartac. des 15. Jahrhunderts (addit. mss. 17015) in K°, der hinter einer vita und 131 Fabeln des Asop auf fol. 57 und 58 „Eregoı uvdo dia oriyav“, 14 Tetrasticha des Ignatius enthält, dann abbricht. Auf der ersten Seite dieser Handschrift steht: „vita di Esopo Frigio e sue Favole con altrune altre di Gabria, MS greco che offre infinite e im portantissime varianti dalli stampati. La mano di seritto di questo codice e la stessa del celebre Omero Laurenziano.“ Für Ignatius sind die geringen Abweichungen dieser Handschrift ohne jede Bedeutung. Im folgenden ıst sie mit L bezeichnet.

Schliefslich wurde mir auf ein Gesuch an das Herzogl. Ministerium in Braunschweig durch die Güte des Oberbibhothekars Prof. Dr. von

C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 491

Heinemann aus Wolfenbüttel der Codex übersandt, den A. Eberhard in seiner Ausgabe des Babrius (Berlin 1875) verwertet hat. Er be- zeichnet diesen cod. Gudianus als G, und diese Bezeichnung habe ich im folgenden beibehalten. Es ist ein chartac. saec. XVI exeuntis!) ohne Wert; auf den ersten 20 von seinen 66 Blättern stehen Tafpiov "Eiinvos teredarıya (links der Text, rechts ein versio Latina), 41 an der Zahl aufser den angefügten oxcfovres meol yelrdóvos xal anddvos, die sich auch in Nevelets Ausgabe finden, mit geringen Varianten.

Es ist mir wahrscheinlich, dafs in ihm uns eine Abschrift einer gedruckten Ausgabe vorliegt, wenn auch nicht der mythologia Aesopica des Nevelet, von der G hier und da abweicht. Es folgen dann noch 11 Hexameter M&gxov Movoovgov tot Kontos, 4 Distichen rod adrod elg Movoatov und Movoaíov xar” Hew xai Ascvdgov (p. 22—38) nebst lateinischer Übersetzung, endlich adnotationes ad Musaei carmen conscriptae und aufser einigen Lacinien sechs lateinische Dedikationsverse.

Bis jetzt unzugänglich waren mir:

1. Der cod. Mediceus, den A. Bandinius in seinem Catalog. codd. Graec. bibl. Laurent., Florentiae 1764, tom. I p. 29 als plut. V cod. 10 anführt und aus welchem er 20 Tetrasticha, die sich in den früheren Ausgaben nicht fanden, zum Abdruck bringt. Er bemerkt dazu: Animadvertendum hic est Gabriae, non Babriae fabulas in nostro codice esse 69, ex quibus 43 editae sunt Graece et Latine ab Aldo Manutio, cum Phurnuto, Palaephato et aliis, Venetiis 1505, fol., et a Frobenio Basileae 1538, #9, Tubingae 1546, 8°. Reliquas usque ad LIV. e codicibus Palatinis addidit J. Neveletius in edit. Francofurtensi 1670, 8°. Hac usi sumus in recensione nostri codicis, in quo 6 fabulae desunt ex editis a Neveletio, reliquae vero multum ab ipsis discrepant. Itaque supersunt 20, quae adhuc inter editas desiderantur quasque hic in studiosorum gratiam, uti iacent in codice, proferimus: ex quo etiam colligitur, istarum fabularum auctorem non esse Ignatium diaconum, ut suspicatur Fabricius bibl. Graec. lib. II cap. 9, T. I p. 398, sed Gabriam ipsum, cui, ut in titulo adnotavimus, tribuuntur. lam vero ipsas Gabriae fabulas ineditas proferamus, illas quidem eo numero, quem in mendosissimo codice obtinent, adnotatas . . ... Und am Schluß fügt er hinzu: Cod. Graec. chart. mser. in 4 minori, pessime scriptus, saec. XIV, constat fol. scriptis 246.

Im folgenden wird der Abdruck dieses Codex, soweit er bei Ban- dinius vorliegt, als Med. bezeichnet. Für die Textkritik der echt ignatianischen Tetrasticha scheint er nahezu wertlos.

_ oe

1) Cfr. Fr. Ebert, bibl. Guelferbytanae codices Graeci, Lipsiae 1827, p. 74,

422 da I Abteilung «ho da >.

- 2. Die codd. mser. Palatini Graeci: bibliathecee- V aticanaé, über die wir bei Stevenson in seinem Verzeichnis (Romas -1885-p. 83) Nüheres erfahren. Im cod. 156, den Stevenson dem 15-16 Jahr hundert zuweist, finden sich fol, 116 ff. nach seiner Angahe 44: fabulae Babrii ab Ignatio Magistro in compendium redactae mit der Über schrift: Baßglov éy éxrouÿ peraygagpiv tad.’Fyvariou .peplecogos, sb erste &vdods xool xeteito xézoevos Atev,. als letzte Ovalo. 30570 arbxeg à tiv év Bin. -Da diese Handschrift (Pal I)..genau die selbe Überschrift der ignatianischen- Tetrastieba und die gleiche Anzahl (vermutlich auch in derselben ‚Raihenfolge) enthält wie V, so werden wir sie als aus einer und derselben Quelle hervorgegangen, wenn nicht geradezu ala Apographoa | der Wiener Handschrift ansehen dürfen. Aus ihr hat vermutlich Nevelet in seiner mythol. Aesopica die 10 als appendix. angefügles Tetrasticha entnommen; wenigstens ist das als app. 10 abgedruekie nach Stevensons Angabe das letzte der Sammlung im Pal 1.

Aus dem Miscellancodex Nr. 319, 4°, saec. XV—XVI, führt Stevenson. als auf fol. 23 befindlich- an: y Aesopi. fabulas» (año. ade codex) == Aesopicae fabulae 33, ab Ignatio Magistro in .sotidem :tebe- sticha iambica digestae. Singulis suum praefigitur ¿x:uúdvov, pedeetri scriptum sermone. Prima incipit: éx’ &perj) del éxaípeodas. “Avdpos xool nareîro xrà., ultima & zagawei tig mossito. ‘00965 faditen eine xagxivog rexvo. Hiernach zu urteilen, dürfte der Cod (Pal. 2) mit S nahe verwandt sein, vielleicht auch mit R und W.

Über den Pal. 369 endlich bemerkt Stevenson, er stamme aus dem Ende des 15., resp. Anfang des 16. Jahrhunderts und enthalte saf fol. 135 dieselben .Fabeln im iambischen Versmafs wie der Pal 319; er ist also wohl als eine Abschrift des Pal 2 anzusehen.

3. Die von Eberhard (Gratulationsschrift an Suffrian, Magdeburg 1875, p. 4) angeführten Handschriften, eine Venediger und em Moskauer, deren Wert für Ignatius nach den dort gegebenen Probe allerdings höchst problematisch erscheint.

4. Die von F. Rühl (Philologus, N. F. 1888, p. 583) erwähnk Handschrift der Universitätsbibliothek in Catania auf Sicilien, s dem 14. Jahrhundert, in der nach seiner Angabe Aesopi fabulae ver- sibus expressae enthalten sind, wahrscheinlich also die Tetrastibs des Ignatius, die ja auch im Pal. 2 als Aesopi fabulae bezeichnet sin

Aufser den oben angeführten Handschriften habe ich die editi princeps des Aldus Manutius, Venet. 1505, deren Lesarten aus eine? auf der Münchener Bibliothek befindlichen Exemplare mir Dr. O.Mensif

DET nee N

C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 423

freundlichst mitgeteilt hatte, im British Museum nachverglichen. Die ,fabellae Gabriae“ sind hier zweimal abgedruckt; hinter dem zweiten Abdruck findet sich der Vermerk: |

Aldus Lectori $.

Haec Gabriae trimetra cum Skazonte ultimo epigrammate nacti correctius exemplar iterum imprimenda curavimus, ut perperam excusa ante hisce queas corrigere. Vale! Welche Handschrift dies ist und woher sie stammt, hat Aldus nicht angegeben. Der zweite Ab- druck wird von mir als a!, der erste als a? bezeichnet.

Die erste Auflage Frobens (Basel 1518) habe ich im British Museum verglichen, die zweite (Basel 1524) O. Mensing nach einem Exemplar der Münchner Bibliothek. Beide sind einfach als Abdruck der Aldina mit allen Fehlern derselben zu bezeichnen; die geringfügigen Abweichungen sind als Druckversehen zu betrachten. Eine neuere Auflage, Basel 1541, ex officina Hervagiana, bietet einige, aber nicht ins Gewicht fallende Varianten. Die Ordnung der Fabeln ist dieselbe wie bei Nevelet, der überhaupt diese Ausgabe vielfach benutzt zu haben scheint. Ich nenne jene Baseler Ausgabe (1518 und 1524) b!, diese (1541) b?.

Endlich fand ich ebenfalls in London einen Band aus dem Jahre 1517, der aufser verschiedenen grammatischen und anderen Schriften eine vita et fabellae Aesopi cum Aldi Manutii interpretatione Latina und Gabriae fabellae 43 enthielt mit dem Druckvermerk: „Venales reperiuntur Lovanii e regione scholae Iuris civilis apud Theodoricum Martinum Alustensem, diligentissimum et fidelissimum chaleographum.“ Diese Ausgabe der Tetrasticha (1) pflegt mit a! übereinzustimmen, bietet aber doch einzelne Abweichungen. Am Schlufs steht die babrianische Fabel xegl yediddvog xai dndévos.

Ein Exemplar der Ausgabe von Rittershaus (Lugd. Batav. in officina Plantiniana 1598) habe ich in London gefunden und ver- glichen (r); sie stimmt meist mit b überein.

Man sollte nun annehmen, dafs bei dem verhältnismäfsig ge- zingen Umfang der Dichtungen des Ignatius und bei dem Zeitalter, in dem er gelebt hat, der Wert der Handschriften und ihr Verhältnis zu einander sich leicht und endgültig bestimmen liefse. Dafs gerade das Gegenteil der Fall ist, erklärt sich unseres Erachtens, wie oben kurz

erkt ist, aus der Beliebtheit, deren sich die äsopischen Fabeln im ittelalter, speziell wohl auch in der von Ignatius gewählten poetischen

'arbeitung, resp. Verkürzung, zu erfreuen hatten, und aus dem eifrigen ben byzantinischer Dichterlinge späterer Zeit, Ähnliches wie

424 I. Abteilung.

Ignatius zu schaffen, zumal da es hierfür keiner eingehenden Studien und keines bedeutenden Aufwandes von dichterischer Gestaltungskraft bedurfte. Nur bei dieser Annahme wird es einigermafsen begreiflich, dafs in der Mehrzahl der von mir verglichenen Handschriften weder die Anzahl noch die Reihenfolge der unter dem Namen des Ignatius (resp. Gabrias!)) überlieferten Tetrasticha über- einstimmt, und dafs der Text selber, wie die beigefügten Epimythien, merkwürdig verschieden lautet. Es sind eben zum gröfsten Teil nicht Abweichungen, die durch Versehen oder Flüchtigkeit der Abschreiber entstanden sind, sondern neue Redaktionen und mit Bewufstsein vorgenommene Umge- staltungen des vorliegenden Textes. Eben deshalb ist, wie oben angedeutet wurde, die Frage bezüglich des Wertes der einzelnen Hand- schriften für die Feststellung der wirklich dem Ignatius zuzuschreibenden Tetrasticha und ihre Textgestaltung sehr verwickelt und schwer zu lösen, um so mehr, da die uns vorliegenden Handschriften insgesamt dem späteren Mittelalter angehören, keine wenigstens vor dem 14. Jahr- hundert entstanden zu sein scheint, mit Ausnahme vielleicht von W, über dessen Alter mir keine genauen Angaben vorliegen.

Als (mehr oder weniger) sichere Resultate haben sich mir aus der Vergleichung der oben angeführten Handschriften ergeben:

l. Der cod. Paris. 583 (s) ist als Abschrift des cod. Paris. 1788 (5) auzusehen. Das beweist nicht nur der Umstand, dafs genau dieselbe Anzahl der Tetrasticha im derselben Reihenfolge in beiden Handschriften sich findet, sondern auch die wörtliche Übereinstimmung der Epimythien; die Lesarten im emzelnen lauten in beiden fast durer gingig überein, wo gelegentlich Abweichungen in s sich finden, sin sie entweder auf Flüchtigkeit des Abschreibers zurückzuführen, oder es sind Korrekturen des Textes, die sich ihm ohne weiteres bei der Nieder schrift als selbstverständlich ergaben. Beim ersten Vers der Tetrasticha und beim Anfang der Epimythien ist nicht selten die Initiale in 5 weggelassen, offenbar weil der Schreiber sie mit roter Farbe nachtraget wollte. Dies ist dann später unterblieben. An allen diesen Stellen fehlt nun auch in s der Anfangsbuchstabe, oder er ist, sofern er sich ohne besonderes Nachdenken finden liefs, am Rande hinzugesetzt.

Besonders evident wird dies Verhältnis beider Handschriften au folgenden Stellen:

Tetr. 7 (in meiner Ausgabe [M] 51) sind zwischen +. 2 und 5

1) Vgl. über diese falsche Bezeichnung meine Abhandlung de Ignatii metrii arte vita scriptis, Kiliae 1886, p. 5 und 6.

C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 425

in S, wie in s, sinnlos die Worte eingeschoben: bri xoatiotov eivaı td un npoGxöntev avdomaoıs, wahrscheinlich ein zu einem anderen Tetrastichon gehöriges und hier versehentlich hinemgeratenes Epimy- thion.') s hat bei dieser Stelle am Rande ein y und einige unleserliche Buchstaben; offenbar hatte der Abschreiber gemerkt, dafs jene Worte nicht in das Tetrastichon gehören. Tetr. 10 (M 27), v. 4 haben 5 und s mopeva statt anuaivo, 11 (M 12) v. 1 Papoug 5, ebenso s (in marg. I’), v. 4 S rexvoosie, wobei das x fast wie w aussieht; s hat denn auch wirklich reuv@osıe daraus gemacht; 13 (M 21) v. 1 5 Zjre mit un- deutlich geschriebenem £, s &rre, v. 2 fehlt in S wie in s (wo am Rande wieder ein +). Das Epimythion vor tetr. 15 (M 14) lautet in beiden Handschriften ro wegioooy «vayxe” "nıßlaßes, tetr. 20 (M 34); v. 2 Béla vuyels (statt ruxeig), Epim. vor 21 (M 37) un fjonrai tig (HV 0 un foxnrai vs, R e un xéxrnrai vus), tetr. 23 (M 5), v. 1 hat S on statt duxélov, und genau so s, Epim. vor 24 (M 20) ... xal quostota. dexróv S und s (V yagıodijvaı denreov, H dextéov), tetr. 25 (M 2), v. 2 into S und s statt foro (R toro), 26 (M 26), v. 1 xo6s tivas S und s, Epim. vor 27 (M 25) sind in S zwischen u&llov und géoovoi drei oder vier Buchstaben weggekratzt, s hat u&llor peoovor ohne Lücke; nach 34 (M 22) folgt in beiden Handschriften noch das Epim. zu tetr. (M) 3 gaveoov (Ss: avegov) Gueornuae ur copiteodai ohne das tetr. selbst, so dafs wir also anzunehmen haben, dals S dem s ganz folgt Jie Sammlung der Tetrasticha unvollständig ent- hält (im ganzen 34).

Die angeführten Beispiele werden genügen, um meine Behauptung zu rechtfertigen, dals s als Apographon von S anzusehen ist. Im Catal. codd. mscr. biblioth. regiae 11 (Paris. 1740) heilst der cod. 583 (s) ein chartaceus, olim Baluzianus, quo continentur opuscula varia ab erudito quodam ad usum suum descripta.

2. Der cod. Vindobonensis 17%, Nr. 34 (V) steht mit dem Hafniensis addit. 275 (U) in einem nahen verwandtschaft- lichen Verhältnis; beide sind wahrscheinlich auf eine gemein- same Quelle zurückzuführen. Das beweist nieht nur die beiden gemeinschaftliche Anzahl der Tetrasticha (44) in genau derselben Reihen- folge, sondern auch die fast durchgängige Übereinstimmung der Les- arten in den Versen, wie in dem jedem Tetrastichon folgenden Epi- mythion. *) Als Uberschrift steht in V: Baßoiov év éExitopy

1) Es fehlen in S und s die Epimythien vor tetr. 2, 3 und 19; zu 3 könnten die Worte zur Not passend erscheinen. 3) Vgl. z. B. tetr. (M) 14, 3: dins Dem» Zéovra pedyev Lu uéons HV, dns di roy Adovra qpevyovo’” Eu uéons SW, Ding di tov Afovra qedyor êx peons QU, Byxant. Zeitschrift I 8 u. 4. 26

C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 491

der Verse wiederholt ganz auffällige Varianten auf. Ich denke mir daher das Verhältnis so, dafs zwischen der Handschrift, aus der H und V abstammen, und S noch ein Mittelglied steht, das, von einem selbständig denkenden librarius hergestellt, manche Korrekturen (und Interpolationen) enthielt, die dann in S übergingen, also folgenden Stammbaum:

S selbst ist ziemlich nachlässig und flüchtig geschrieben. Das beweisen Stellen wie tetr. 1 (M 8), v. 4 xoddods av oldas «vdeurovs Aldovg für woAlodg dv sides Svras dvdownovg A., tetr. 11 (M 12), v. 4: Exaorov elev exBiBowoxwy &Tliov statt Exaotov olov éxBépowxer ¿Picos (denn so wird mit HVQR der Vers zu schreiben sein, nicht wie m P, bei Nevel und in meiner Ausgabe steht: Ex«orov Exßeßowxe yvuvdr os Eva); ferner tetr. 27 (M 23), v. 2 evons xeodo úpiora momuévos xal dn pdye, v.3 wg un nreiv ex ndyovs eine de reg, was sicher auf flüchtiger Niederschrift der Vorlage beruht, die etwa lautete: sUpiox” Gguota nouuévos xal dy paper, og un apoxvxtemw x14. (HR xvntewv).

Tetr. 29 (M 24), v. 4 S: sita yeyovos sbgEdn statt sita puuvos eboédn, 16 (M 25) v. 3 xöga& dire. tuoòv N 6’ side payev (wofür T rayos setzt), ganz sinnlos, während in QVHR steht: 6 vijzios ¿xpafev: 3) d” elie rtvgóv, in W: yatver xdoak, winter tvods, repo 0’ Eqn, bei Nevel. und in anderen Ausgaben (Coray = S): ed9dg 0” 6 rtobrov Gipev: % 8 avrov payev. Tetr. 10 (M 27) v. 4 bietet S rdv &vdou xoupyéva yao, rodó 6€ ye (QRW zouaivo) statt des allein rich- tigen znualvo (Babr. 10, 12 tovro xoraivo, pnoiv, d xx pava). Vgl. die ganz ähnliche Verschreibung in Laur. A bei Soph. Ai. 360 zoıuevov für, anuovav. Tetr. 20 (M 34), v. 2 Beisı vuyeis Mo duveine toudde statt Béla runels Dooly eine tordde. Das Epim. zu tetr. 21 (M 37) lautet in S un fonrai tig un periévas (vor ui) fehlt 6, vgl. oben S. 424), in HV richtig 6 uy Hoxntaı ..., in Re un xExınrei ris, un weri£var det, in W è un yiyvooxe tig, und serievar det, ganz abweichend in P, T und den Ausgaben. Tetr. 18 (M 44) lautet in H und V:

EHaAnE tig pewoyos Ev xdAnoıg ¿yv (H Gp) Goa xpuovs. émel Depuis Todero, Eninke roy Odipavra xal xreiveı tayos. OÙTO xaxol MOLWÜOL TOTS EVEOYETOLS. Qut

C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 429

"Avdgog xool maretto nergıvog Aéœv xal tig Agov te pol thy loyòv . | Pâëxeis; GAA’ el Akovıss einev fdeoav yAUgewv; nollods dv sides bvtag dvdow- nove Aldove.

Zu beachten ist, dafs die Reihenfolge der einzelnen Tetrasticha sich

an die in HVS befindliche anschliefst, nur dafs eine ziemliche Anzahl,

aus welchem Grunde, ist nicht erkennbar, dazwischen ausgelassen

ist, wie aus der folgenden Zusammenstellung ersehen werden kann: Man könnte sich hiernach versucht fühlen,

(M) HVS T | T aus einer der drei anderen Handschriften 8 1 1 | herzuleiten; indessen bieten die zum Teil auf- 13 2 2 | fallend abweichenden Lesarten keinen sonder- 3 | lichen Anhalt dafür. Auch die Epimythien 32 4 3 | sind grüfstenteils ganz verschieden. Beach- 30 5 4 | tenswert ist die Lesart in tetr. 11 (M), v. 1, 38 6 5| wo VWS am Schlufs mit unerträglichem 51 7 6 | Hiat zoo HAlov bieten, T roö puspógov, an 49 8 | sich sehr hübsch und annehmbar, sofern es 28 9 7 | nicht als die Korrektur eines gebildeten und 27 10 | metrisch geschulten Abschreibers anzusehen 12 11 | ist. Im übrigen weisen freilich die Varianten 11 12 8 | in T keineswegs auf einen solchen hin. So 21 13 | steht (M) 14, v. 3 ganz unsinnig: 9é0v9”

16 HV —,S14| 9| Ans Acovre pedyev êx uevng (wo wohl statt 14 | HV 14, 515 | 10 | des in meiner Ausgabe nach Nevelet gegebenen 25 | HV 15, S 16 | 11 | Schlusses mit WS zu schreiben sein wird:

42 | HV 16,517 | Vins O& toy Agovta qespovo’ éx uéons 44 | HV 17,518 | 12 Dvñoxe: medndeio” cis Eyaupev eis udrqv), 47 | HV 18, S 19 | | ebenso 32, v. 1 dp’ ünvoüvrog, 38, 1 ¿v Seger

41 | HV 19,S | 13 | (statt Me), v. 3 6 O” &v Seger (statt og ev 34} HVS 20 |14| &é04) u. v. a.

37 21 15 Für die Feststellung des Textes ist 18 22 16 | also diese Handschrift von keinem oder 5 23 17 | höchstens sehr geringem Wert.

20 24 5. Die beiden Handschriften P (cod. 2 25 18 , Paris. 2571) und R (Paris. 1140 A), beide, 26 26 19 wie es scheint, aus dem 14. Jahrhundert, 23 21 ı | haben insofern etwas Gemeinsames, als 46 28 |_| sie die Tetrasticha in alphabetischer 24 29 (20) Reihenfolge (nach den Anfangsbuchstaben 36 30 | 21: des ersten Verses) enthalten, was ja auf

C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 431

Abdruck gekommen, erst von A. Eberhard in der Gratulationsschrift an Dr. Suffrian (Magdeburg 1875) veröffentlicht sind (I. XI. XXV—

P 13 finde ich auch bei Eberhard nicht und bringe es daher an dieser Stelle zum Abdruck:

ZijAos ty dAéxtoooi xmeol dgvidar’

Ó vevixnubos xénpayev él Toiyov' alpuns «eros tov avrov xadaoraogas. 6 dapels Eneßaıve Yndetas udvos:

Epim. xmpós uy xavy&o®ar Eni vixn.

Wie dieses, so sind auch die übrigen auf die Autorität von P hin von Eberhard unserem Ignatius zugeschriebenen Tetrastichen beschaften. Sie weichen, wie leicht erkennbar, in Bezug auf Gräcität und Vers- technik so sehr von den als echt anzusehenden ignatianischen Versen ab, dafs sie ohne allen Zweifel viel jüngeren Ursprungs sind und der „Epoche der Stümper“, wie sie Hilberg bezeichnet hat'), d. h. der- jenigen Zeit angehören, in der Hiat und Quantität gar nicht mehr berücksichtigt, sondern die 12 Silben, gleichgültig ob kurz oder lang, einfach gezählt wurden (vgl. meine Abhandlung über Ignat. 7 ff.).

Dieselbe Nichtbeachtung der älteren metrischen Gesetze, die Ignatius, wie ich a. a. O. nachzuweisen versucht habe, möglichst genau in seinen Versen befolgte, zeigen auch manche ganz willkürliche Versgestaltungen in P bei den übrigen Tetrastichen, wie z. B. (M) 9, v. 3 und 4:

6 0% Ovorgapels évrépn mods tov Kove

Aoıdogeig 6 19708 O Ev d orixsıs anstatt

vo BAEWwWas puoiv: od Oxuntes ue,

avopyos 0, de brdite de mods Dodoos ueya (5).

Dafs somit P fiir die Textgestaltung des Ignatius nichts beitragen kann, leuchtet ein.

Interessant ist und tritt namentlich bei dieser Handschrift hervor, wie sich die Abschreiber späterer Zeit nicht entblödeten, den über- lieferten Text nach ihrem Geschmack und meistens natürlich invita Minerva, ganz willkürlich umzuformen, Zusätze zu machen und ganze Tetrastichen unter die des Ignatius ohne weiteres einzupaschen. Bei Q werden wir weitere Beispiele finden.

Auch R (Paris. 1140 A, frühestens aus dem 14. Jahrhundert, wie die Schriftzüge und Abkürzungen erweisen) bietet für die Fest-

1) Vgl. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 801.

C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 433

also unmöglich die ursprüngliche Prosafabel sein kann, worauf übrigens auch die ganz unklare Fassung des Inhalts hinweist.')

In den von mir verglichenen Handschriften findet sich nun folgende Gestalt:

Q (4)?): Kiowd Abxos nayıorov sloogadv xbva,

dijoas ris ékédoeye rodrov hod Epn' xuvny6s. ARR tovto un add Avxog' &uol qídos Auòs yee 7) xAoıod Bdgos. 1. xlovdy R zayıorov L tagioros kB Qav toy nova S ndygıorov iotogay xvva H xotw Aüxos decuovuevov Blenwv xvva W 2. ¿Doepe V Orous ov LEedoepe mommy tle fon Med. (sec. Bandinium), &Eedoste S Gs $ ¿on HSRL fora: tle tospei de dicas; 6 8’ Epn W 3. &ld& un tovro un S rado. VWHMed. nade R 4. Euorye pllog W xlouds xó00s R xodowoî xbpog Med. Epim. év ovupogeis un yaorpiteota. HR Med VW, deest in S.

Was die besonders in v. 1 und 2 dieses Tetrastichon zu be- achtenden Lesarten in W an dieser Stelle klar hervortreten lassen, erscheint auch durch die Fassung der übrigen Tetrastichen in dieser Handschrift für den Schreiber derselben als charakteristisch: das Be- streben, da, wo er Unzusammenhängendes oder Widersinniges vor sich zu haben glaubt, unbedenklich nach eigenem Er- messen die Vorlage zu ändern und etwas (seiner Meinung nach) Besseres an die Stelle zu setzen. Daraus allein lassen sich, wie mir scheint, die vielen von der sonstigen Überlieferung stark ab- weichenden Lesarten in W erklären.

Um nur einige Beispiele zu geben, so lautet der Anfang des tetr. 14 (M) nach der Vulgata:

anyais doaou dooxas «bri thy déav

Aextovs nödas umuetto, gatos È’ elg «equ... in W dagegen:

ayas Béav BAenovoa dopxas (diay

Aentods addag uopuetto, yalge O Eis xéous.

Tetr. 8, 3 el y&o Adovres W, alle anderen Handschriften haben air el Aéovrec, 15, 1 oide V, side HPQR, idev die Ausgaben, W Eyvo, 23, 4 bietet W Ades wor pivov, vulg. elojAdes yivou, 24, 3 hat W sinnlos airy da, 25, 2 W Ads, alle anderen (richtig) Znvés, v. 3 W qaiver xdoak, mére tveds, xeodo Ô ¿y statt der

1) Der richtige Zusammenhang ergiebt sich aus der etwas erweiterten Dar- stellung bei Babrius (fab. 100 Eberhard).

2) Eberhard a. a. O. zitiert P, das mufs auf einem Versehen beruhen, denn P hat dies tetr. gar nicht.

434 1. Abteilung

vulg. eviig 8’ 6 rodrov grpev: à d’ abròv peyer.‘) Tetr. 26, 3 laut die vulg. oo) rodror, simev, sl des, dsito aéles, während W die Lesart bietet ¿yó oor rodrov, eimev, el délers, Osito. Hier ist also statt des am Ende ausgelassenen ag, um den Vers auszufüllen, #4 im Anfang eingefügt und dadurch ein allerdings fehlerhafter Cholinmb zurechtgestutzt. Tetr. 28, 4 steht in den alten Drucken dreoregeito xal tod obreg éxgdrer, unerträglich wegen des Hints; ich habe dafür xa 164’ vorgeschlagen, glaube aber jetzt die Lesart von VRST xavrós (QL xévros) als besser beglaubigt vorziehen zu müssen. Statt dessen bietet nun W, von allen anderen abweichend, nällor. Dies liefse sich ja zur Not als aus ze! tod verlesen ansehen, di gegen ist doch wieder als ganz willkürliche Korrektur des Abschreibers die Lesart in tetr. 30, 1 965 tiva xdxgov zu betrachten statt der Überlieferung in den anderen Handschriften mgög morbv (L rözon, P xovr#, die Ausgaben wort) xéxçw. Ebenso ist sicherlich in W interpoliert tetr. 31, das von der vulg. ganz abweichend lautet:

red héov weigıfev Kygav dovitav.

moby ye nolgav simey dg vow)v Exe,

tiv devrégay ¿once bg Uvet péoeuw,

moins d bg dv pavosiev, Eye pavtdve.

Tetr. 41, 4 steht statt der vulg. roùrov pvdòv Euvnos ris dvatias in W mit ganz willkirlicher Anderung: rupels écurdv pvños ri; draklas, tetr. 42, 3 el magélterg dE éuoò W statt ef (iv?) æagélôgs uaxgöderv.

Auch in der Fassung der Epimythien weicht W nicht selten ganz von den übrigen Handschriften ab, z. B. zu tetr. 12, 25, 41 (M). Zu tetr. 50 war anfangs versehentlich das Epimythion des folgenden (M 35) gezogen, ist dann aber wieder gestrichen.

7. Besonders lehrreich für die Erkenntnis, wie willkür- lich die späteren Abschreiber der Tetrasticha mit dem ihnen vorliegenden Texte verfuhren, und in welcher Weise sie selber, so gut es anging, es dem Ignatius gleich zu thun und seine versifizierte Bearbeitung äsopischer Fabeln zu vermehren und zu verbessern suchten, ist die Überlieferung in Q (cod Paris. 2991 A, chartac., p. 416—421). Dieser Codex, „in monasterio Sanctae Anastasiae, PapuexoAvrgieg dictae, quondam asservatus“, ist im Jahre 1420 fertiggestellt, wie aus der Notiz auf p. 447 hervorgeht: treisıhdn rd magdv Bifliov Ev unvl centefoio Evdexdry cod Qu.

1) Wofär vielleicht zu schreiben # adc Aéyev (oder puro), vgl. meine Anm. z. d. St. a. a, O, p. 38.

C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 435

Die Überschrift (in Rot) lautet: 'Iyveriov Aiaxsvov rergdoriya di idußov & tiv Xaßpiov (über dem X steht mit schwarzer Tinte B) Aloœmx@v, uerappacdévea xa) mods àperv Enaleipovre. Die letzten Worte liefsen Epimythien erwarten, diese fehlen indessen. Die Samm- lung enthält zunächst 44 auch anderweitig überlieferte Tetrasticha, im ganzen in derselben Reihenfolge wie HVS (wenn schon sich mehrere Abweichungen finden), aber mit vielfach veränderter Textgestalt, die in den seltensten Fällen als Verbesserung anzusehen ist. Das Schlufs- wort des tetr. 44 (M 53) téyos steht, von dem Vers getrennt, mitten unter demselben und ist in zwei Kreuze eingeschlossen, woraus man vielleicht schliefsen darf, dafs das Nachfolgende als ein nicht von dem- selben Verfasser herrührender Zusatz bezeichnet werden soll. That- sächlich steht im folgenden nur noch ein Tetrastichon, das sich auch in einigen anderen Handschriften des Ignatius findet (es fehlt in

SWPT) und in Q also lautet:

duo Óvos rapryev coyvoody fueras"

Doißov Toros nko IQOCXVVÓV nINTE ACTO

tipo 0 ¿mapdele uy HEAwv peverv voc.

fxovoesv Bebo tov Bedv yes. (Vgl. M 40.)

Sodann folgen noch, und das ist besonders bemerkenswert

mehrere versifizierte Fabeln in doppelter Bearbeitung: voran steht eine längere Fassung, metrisch wie sprachlich durchaus barbarisch, hinterdrein jedesmal ein Tetrastichon, das der Verfasser in des Ignatius Weise zu bilden versucht hat. Dieser Art sind im ganzen fünf Paare angefügt, zuerst zwei Fabeln zu je fünf Versen, sodann drei zu je acht. Versen. Zwischen dem ersten und zweiten Paar steht ein merkwürdiges tetr. eingeschoben, das den Namen des Lykophron enthält, und das zuerst von Eberhard (in der mehrfach zitierten Gratulationsschrift als XXIV) abgedruckt ist. Es lautet:

Exn mooxóyas Tod Avudpoovos Avxos

&rte. mode Doviv TRÜTR TOD podoa yo"

y À ab uadythy de side xeynvdre

teiveL HTEQOÏOL TIPOS puyNYV MTELYUEVN. |)

Um zu erkennen, welcher Art die übrigen sind und in welcher

Weise der Verfasser seine Vorlage in ein tetrastichon Ignatianum um-

n me e

1) Schon Boissonade (in seiner Ausgabe «des Babrius p. 237) erwähnt dies tetr. mit den Worten (Anm. zu xeoxórpas): aliud exemplum praebuit mihi fabula quam ineditam repperi inter Ignatianas codicis 2991 A: En xeoxd wag ati. Non displiceret xgox6was, lupus videlicet eruditior qui in legendo Lycophrone pro- fecerat; „un loup quelque peu clerc“ ut ait Fontanius.

C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 437

dingter Sicherheit festgestellt werden kann. Als feststehend ist zu erachten, dafs durch die Abschreiber der im Mittelalter offenbar be- lebten und vielgelesenen Versifikation, die Ignatius mit einer Reihe von äsopischen Fabeln vorgenommen hatte, ihr Text vielfach kontami- niert und dafs mancherlei auf gut Glück von ihnen hinzugedichtet ist, das wegen der mangelhaften Verstechnik und aus anderen Gründen nicht auf seine Rechnung gesetzt werden darf. So sind in die alten Drucke denn auch ziemlich viele Tetrasticha eingedrungen, welche die älteren und besseren Handschriften überhaupt nicht enthalten. Mit Sicherheit werden aus der von mir nach Nevelet u. a. Ausgaben her- gestellten Sammlung zu streichen sein: Nr. 1 und 4 (die sich in keiner der von mir verglichenen Handschriften finden), Nr. 7 (blofs in P, auch von mir schon früher beanstandet), 10 und 17 (nur in P), 19 (ebenso, von mir in der Ausgabe als exilis et ieiuna epitome fabulae Aesopicae bezeichnet), Nr. 29, 33, 39 und 52 (sämtlich nur in P über- liefert). Streichen wir diese 10, so bleibt die Zahl von 43 Tetrasticha, die wir als vere Ignatiana anzusehen haben; vielleicht dürfen wir noch die beiden in VHQ befindlichen (xAoiw Avxog... vgl. S. 433 und das in Eberhards Gratulationsschrift als XXI abgedruckte ynAij Boôs ...) hinzurechnen, sodafs im ganzen 45 Tetrasticha unsern Ignatius zum Verfasser hätten.

Kiel. Carl Friedr. Müller.

Nikolaos von Methone.

Als Ullmann im Jahre 1833 in seiner Abhandlung „Nieolaus yon Methone, Euthymius Zigabenus und Nicetas Choniates, oder die dog- matische Entwickelung der griechischen Kirche im 12. Jahrhundert‘') von der hohen wissenschaftlichen Bedeutung des Nikolaos von Methone als Kirchenlehrers und dogmatischen Schriftstellers zum erstenmale eine klarere Vorstellung zu geben unternahm, that er dies auf Grund dreier Schriften desselben, der kleinen Abhandlung über Leib und Blut Christi im Abendmahl*) und besonders der von Vömel in den Jahren 1825 und 1826 veröffentlichten, wissenschaftlich sehr bedeutenden und wich- tigen „Widerlegung des Proklos“ sowie der theologischen Fragen und Antworten.*) Wenn unser Wissen von den Schriften und Lehren des methonensischen Bischofs seitdem nur äulserst geringe Fortschritte ge macht hat, so ist einer der Hauptgründe für diese befremdliche Er- scheinung der Umstand, dafs Gafs, dem wir auf dem Gebiete der byzantinischen Theologie so vielfache Förderung verdanken, es unter lassen hat, seine allein nach eben jenen drei Schriften des Nikolaos 1858 in der Realencyklopädie (Bd. X S. 348—350) entworfene Schil- derung und nähere Kennzeichnung der theologischen Bedeutung des Bischofs von Methone in der 2. Auflage des Werkes 1882 (Bd. I 8. 573.) auf Grund der inzwischen in gröfserer Anzahl ans Licht ge tretenen Werke desselben zu erweitern und zu vervollständigen. Nur von zwei im Jahre 1865 durch den Hellenen Demetrakopulos ver öffentlichten Schriften des Nikolaos‘) hat er Kenntnis genommen ud

1) Theologische Studien und Kritiken 1888, Heft 3, S. 647—748,

2) Bibliotheca vet. patr. (Paris 1624), T. II p. 272.

8) Nicolai Methonensis Refutatio institut. theol. Procli Platonici. Primun edidit annotationemque subiecit J. Th. Vömel. Frankfurt, Brönner 183. Nicolai Methonensis Anecdoti Pars I et II in den Jahresberichten des Frankfurt Gymn. 1825 und 1826.

4) Ninoldov émoxénov Medévns Ubyor 860 nark rie algkorus riv leyére thy cotigior inte hav Hvolav pi ti) tetovxocráro Sedente xeocazôtre, dll 16 narod póno url. Nov neûror éxdodévrec dnd Anzınavdglsov ‘Ardeorizov MST teaxomoúlov, Leipzig, List und Francke 1865,

J. Driseke: Nikolaos von Methone 439

die im Jahre 1858 gegebenen dogmatischen Ausführungen im wesent- lichen wiederholt. Jetzt ist er davon überzeugt, dafs die Untersuchungen über die Person und das Zeitalter des Nikolaos von Methone zwar „zu einem sicheren, aber nur ungefähren Resultat geführt“ (S. 573) haben. Das wenige Neue ist, dafs er, auf Demetrakopulos’ Angaben (a. a. 0. S. y) gestützt, die Thatsachen verzeichnet, dafs Nikolaos unter Manuel Komnenos (1143— 1180) wirkte und von diesem Kaiser infolge der Synode von 1156 zu kirchlichen Sendungen gebraucht wurde, damals jedoch schon, seinem eigenen Zeugnis zufolge, ein alter Mann war (S. 574). Letzteres steht in der Schrift selbst (S. 2 yeowv pév, dida vectov ti apodvuia), die vorhergehende Behauptung aber geht einzig auf Demetrakopulos’ Worte zurück (a. a. O. S. y): ¿éméupdy «xo rod avroxgetogos Mavouni Eis ÖLapögovs noAsıg xal yopas, iva tods xLOTODS nds THY svosberav otnoitn. Für diese bietet weder die Über- lieferung, soweit ich sie kenne, irgend einen Anhalt, noch ist die an- gedeutete Verbindung der vermeintlichen Sendungen mit der Synode ‚von 1156 möglich oder auch nur wahrscheinlich, was im Verlauf der folgenden Darstellung ohne weiteres klar zu Tage treten dürfte. Un- beachtet gelassen hat Gafs des Nikolaos Schrift gegen die Lateiner über den heiligen Geist, welche Simonides schon un Jahre 1859 herausgab!), und nicht weniger als acht weitere, zum Teil umfangreiche Schriften des Bischofs von Methone, welche von Demetrakopulos 1866 in seiner Bibliotheca ecclesiastica (Leipzig, List und Francke) nach Moskauer Handschriften, mit Ausnahme der letzten, zum erstenmale veröffentlicht worden sind. Wenn Gals, im Hinblick auf das von Demetrakopulos in seiner Einleitung zu der Ausgabe der beiden Schriften des Nikolaos 1865 gegebene reiche Verzeichnis von Schriften desselben, noch im Jahre 1882 urteilte: „Sollten diese Schriften sämtlich heraus- gegeben und mit den bereits vorhandenen verbunden werden, so würden sie uns in den Stand setzen, den Stand der griechischen Theologie im 12. Jahrhundert vollständig zu überselien“ (S. 575): so ist dies Urteil merkwürdig und unzutreffend, erstens deswegen, weil die von Gafs herbeigesehnten Schriften thatsächlich damals längst vorlagen, und zweitens, weil die Veröffentlichung derselben, nach meiner Überzeugung, uns noch lange nicht dazu befähigt, „den Stand der griechischen Theo- logie im 12. Jahrhundert vollständig zu übersehen“. Zu diesem Zwecke bedarf es noch vieler sorgfältiger Einzeluntersuchungen. Auch liegen

- ————6— me __

1) Oettoddemv ‘Elinvowy Peoloyixal yeapal téooupes. A’. Ninolaov éxicxoxov Medówns 26708 xeds rovg Autivovg negi Tod a«yiov rvevparos uti. Ilpürov Yon zivea ¿y Aovdivo tnd K. Zuumvidov txdidopeva. London, David Nutt 1859.

J. Driiseke: Nikolaos von Methone 441

satz, der sich für die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts entschied. Er stützte sich auf die von Leo Allatius!) gegebene Nachricht über die Synode vom Jahre 1166, der zufolge unter den Unterschriften der Verhandlungen dieser Synode sich auch die des Nikolaos von Methone finde. Diese Nachricht schien ihm „bis zur möglichen Entdeckung einer noch genaueren Spur der sicherste Haltpunkt zu sein“ (S. 704). Leo Allatius hat sich aber ganz offenbar versehen, da die von Mai veröffentlichten Synodalverhandlungen nirgends den Namen des Nikolaos von Methone, wohl aber mehrfach den des Nikolaos von Methymna aufweisen. Wir müssen die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts viel- mehr gänzlich aufser Betracht lassen und können zwar die Regierung des Kaisers Manuel Komnenos als die Zeit der Hauptwirksamkeit des Nikolaos ansehen, müssen aber den Beginn seiner schriftstellerischen Wirksamkeit weit früher, schon unter Kaiser Johannes II Komnenos (1118— 1143) ansetzen. Gerade das bedeutende Ansehen, welches Nikolaos sich schon in den zwanziger und dreifsiger Jahren des 12. Jahrhunderts als theologischer und philosophischer Schriftsteller erworben hatte, scheint mir der nächstliegende und wichtigste Erklá- rungsgrund für den Umstand zu sein, dafs er von vornherein bei dem theologisch gründlich gebildeten Kaiser Manuel Komnenos in. der Stelle eines theologischen Beraters, ja als vertrauter Freund desselben erscheint. Auf der Synode des Jahres 1156 war Nikolaos ebenso wenig anwesend wie auf der des Jahres 1158; seine Unterschrift findet sich in den von Mai?) veröffentlichten Synodalverhandlungen nicht. Schriftlich gab er dem Kaiser seine Freude über den Verlauf derselben kund, er selbst sitzt derweilen ruhig in seinem kleinen messenischen Methone, ein hochbetagter Greis, fast schon erstorbenen Leibes (yégay uèv.... xal xatepuyuévos a. a. O. S. 2), der die weite, gefahrvolle Seereise um das sturmverrufene Vorgebirge Malea herum nach Byzanz zu unternehmen nicht mehr imstande ist. Des Nikolaos Geburt fällt somit in das letzte Dritteil des 11. Jahrhunderts, etwa in die Regierungs- zeit des Kaisers Nikephoros ILL Botaniates (1078—1081) oder Alexios I Komnenos (1081 1118).

War somit Nikolaos auf den genannten Synoden der fünfziger Jahre sowohl als auch, wie das Fehlen seiner Namensunterschrift be- weist, auf der im Jahre 1166 abgehaltenen persönlich nicht anwesend, so könnte doch vielleicht aus einer seiner Schriften geschlossen werden,

1) De ecclesiae occident. et orient. perpet. consens. lib. II. cap. 12, $ 4, p. 689 und 690. 2) Mai, Spicilegium Romanum X S. 62 und 95, vgl. $. 39 und 57. Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 29

J. Dräseke: Nikolaos von Methone 443

hinausgehen und die Anfinge jenes christologischen Streites schon in die fiinfziger Jahre verlegen miissen, wenn wir die Schrift, wozu aller- dings manche Wendung derselben auffordert, auf eben jenen Streit be- züglich ansehen wollten. Nikolaos sagt nämlich (S. 302): obra xal Eyer xal Aaufaver tv BaorAeiav To wiv wg Dede, td 0 be &vdgaros, © noAldxıs eloyxapev: otto di xal rupadidwo. tavtnv TO küvrı ded (Gedy di Stav cino, Aéyo xara tov Deoldóyov Tonpipiov raréga nai vlov xal Gyiov nvedua) tage yovv ovdiv dxadov eineiv, Ste xal nuo éxvrod Aaufaver nai Euvro xrupudidwowv, Óxoiov xal rd xapa xod- Aoig viv HgvAAovusvov xal oùx old brag Avrıleydusvov, TO Tapa tay Ebdpywv Ts Delas lepoveylas UVOTRYWYOVUEVOV „OU TQ0OpÉQUY xat xpoopepónevos xal xoocdeyspevog nu. dradidduevos*’ megl ob adarútegov piv ÉGaddis étetuodyostar, ro viv togodtov doxéoder póvov elxeiv, wg xtdA. Nach diesen Worten schrieb Nikolaos die Schrift zu einer Zeit, als der Inhalt jener von ihm da erwähnten liturgischen Formel Gegenstand der allgemeinen theologischen Erörte- rung bildete, und er selbst stellt über diese derzeit brennende Frage eine besondere Schrift in Aussicht. Damit kann er nur hinweisen nicht, wie Demetrakopulos (a. a. 0. 5. 302, Anm.) meint, auf die von ihm im Jahre 1865 veröffentlichte Schrift, sondern, wie ich (Ztschr. f. Kirchengesch. IX 428) bewiegen zu haben glaube, auf seine "Aytigenoig m06s Ta youpévta mapa Lwtyoiyou (1), welche in das Jahr 1157 fällt. Demselben Jahre 1157 miifsten wir somit auch die Schrift, von der hier die Rede ist, zuweisen. Besonders dem Anfang nach zu schliefsen, nimmt Nikolaos auf Verirrungen in der Lehre Bezug, die sich damals aus falschgeschäftiger Schriftauslegung zu entwickeln begannen.!) Weitere schriftliche Spuren, die uns etwa bis zum Jahre 1166 selbst noch geleiteten, stehen uns nun aber nicht mehr zu Gebote, so dafs allerdings der Gedanke nahe liegt, Nikolaos habe jenes Jahr nicht mehr erlebt.

Über den Ort seiner Herkunft fehlt uns bis jetzt jegliche Nachricht. Wenn Nikolaos sich im Eingange seiner Schrift an den Grofsdomestikos Johannes Axuchos (9) einen armen, bäurischen Mann und Ausländer (0 nevng ¿yw xul ayooixog xal vrepógpios, Bibl. eccl. ed. Dem. 8. 199) nennt, so erscheint der Ausdruck gesucht und absicht- lich gewählt, um die hohe rednerische Kunst und die gründliche philo-

1) A. a. O. 9.293: ’Egevväv &17 nepieoyateodar tag yoapas, obdE orgeßlodv nad fiaterv nal mods oluelov petaqégery fovinua tov tovrov cxondy y Bsios Loyog diansdeverar .... 0001 de nanocgbicas ¿xvniarodo: TO yeappa ual Hnoolexrovor» ¿xtóxos, drag dv olusioy dbyua xaviomorv, oùrot piv dAindelag éxxinrovoi, els &vodlag BE tivas «iperinàg drogptgoviui nal oxoreiva fapadea xal rórovs.

yt

J. Dräseke: Nikolaos von Methone 445

advrov tv Deod dedopevov muiv xcddordy te xaì ueyıorov, Adyor, toitov fn toùrov). Die Schilderung ist auch deswegen von Wichtig- keit, weil durch sie alle anderen Stidte Namens Methone, von denen uns Thukydides und Strabon melden, ausgeschlossen und das messenische Methone als die Stadt unseres Nikolaos gekennzeichnet wird. Medovn xddig hebt er an («242 aroxdare pot to ovp- aÂfooux tig mportacsms Y navrelÿs Tod peddovs mapaitnors* iv yao Gre mólig Qu, viv de Eorıv Eonudroris, corn moditov, éonun tegov xal tig darò ter éopaleins leyeodo d Gus xal obro nds EAnidı tod nalıv tobro yevnosodar dic rs Ev Xoro navra dvvapevns xal Evegypovons adroxparoguxis detràs) addic td oyua, Tolywvos Tv Desi», tag nepl Tv xopupalav yoviav mhevods Aupıdalacaos, be udvoy Tv diatzivovoav evs firergov Enavoiyovoa' frreipov thy avTYV xal vijoov, Mus &xo tov axewtov olxytogog IleRoxdvvnoos mooenydgevtac’ uépos adryn tay pepovuuos leyouévov KATOTIAGY TO xatoregov, node VOL vodiotégou xAlunrog AnoxAivov, xal tavtng &xgov ¿oyartov y Medavn, y ¿yd dvotvyH> olxEîv AUTEXQLÓNV META TOY HOOPNTIXÈS TOONYOQEV- pévov ,,eloshevoerar Eis ta xatotata tig yîs* (Ps. 62, 10). Schon im Beginn des peloponnesischen Krieges 431 v. Chr. war Methone nach Thukydides’ Zeugnis (II 25) eine ummauerte, wenn auch schwach befestigte Stadt. Nikolaos klagt über die Verwüstung derselben und über das ihm widerfahrene Unglück. Wie kam er dazu, diese That- sache, die doch mit dem Zweck seines Adyog éxtvintog zunächst gar nichts zu thun hatte, gleich im Eingange zu erwähnen, wenn dieselbe nicht ganz neu und ihn selbst tief erschütternd gewesen war? Wer hatte Methone seiner Bürger beraubt, wer den schirmenden Kranz seiner Mauern gebrochen? War kein Brasidas so wie damals (Thuky- dides II 25) zur Stelle, der das Heer der Angreifer kühn durchbrochen, sich in die Stadt geworfen und diese tapfer verteidigt hätte? Die in Ghristus alles vermögende, thatkräftige Hand seines Kaisers ist des un- glücklichen Bischofs einzige Hoffnung; sie wird alle jene wertvollen, durch des Feindes Wüten verloren gegangenen Güter wieder erstatten. Wir werden an jene furchtbaren Normannenschwärme und ihre Ver- wüstungen in dem Seekriege zu denken haben, in welchem sie die griechische Flotte zweimal 1154 und 1158 entscheidend schlugen, so dafs der Krieg erst nach der letzten griechischen Niederlage im Jahre 1158, wie Kinnamos (IV 15) berichtet, durch Friedensschlufs sein Ende erreichte. Bei der lückenhaften Überlieferung jener Kriegsvor- gänge scheint es mir ganz wohl möglich, dergleichen anzunehmen. Mit Bezug auf gerade diese würden sich Nikolaos Worte am einfach- sten und naturgemäfsesten erklären.

J. Drüseke: Nikolaos von Methone 447

gehenden Heidentums geringer, als angenommen werde und von weitem scheine. Der Neuplatonismus ist im Gegenteil noch sehr lange eine lebendige, den Glauben des christlichen hellenischen Volkes bedrohende Macht gewesen und hat auf hellenischem Boden mit dem Christentum um die Herrschaft des Geistes gerungen. Und obwohl hervorragende griechische Theologen, wie Nikolaos, durch und durch Platoniker waren, so glaubten sie doch den mit heidnischer Denkart verbundenen Plato- nismus, wie er in Proklos erscheint, dessen glänzend verklärtes Heidentum schwachgläubigen Christen als etwas Höheres und Herrlicheres er- scheinen konnte, bekämpfen zu müssen, wie gerade die Schrift unseres Nikolaos und noch nach hundert Jahren die jener gleichartigen (bisher noch nicht veröffentlichten) Sv&rrijosıg xegh eoloyex@v Deowav tod Iaia romxoû quaocépou Iodxiov Biflic FE eines anderen Nikolaos von Methone zur Genüge beweisen. Was es mit der für den christlichen Glauben bedrohlichen Macht des Platonismus seiner Zeit für eine Be- wandtnis hatte, das teilt uns Nikolaos im Eingange seiner Schrift deutlich mit. Nicht verwunderlich erscheint es ihm, wenn Hellenen db Heiden, wie solche um jene Zeit in grófserer Zahl, wenn auch vielleicht nur in jenen vielfach unzugänglichen, dem Weltverkehr ent- rückten Gebirgsschluchten des Peloponnes, im Erymanthos- und Tay- getos-Gebirge, thatsächlich noch vorhanden gewesen sind „die wahre Weisheit, die unsrige nämlich, für Thorheit halten und in schallendes Gelächter über uns ausbrechen, die wir den Glauben an einen Ge- kreuzigten bekennen und ungelehrte Männer und Fischer als unsere Lehrer bezeichnen“'); wunderbar aber allerdings, wie innerhalb der christlichen Gemeinschaft stehende Leute nach vielleicht höchst ober- flichlicher Aneignung heidnischer Bildung (éxed) zul rie o modeles uertogov $ mov xa) dxgotiyòs pavo) „las Fremde über das Unsrige setzen können, indem sie das Klare, Einfache und Ungeschmückte der ‚christlichen Lehre als etwas Gemeines verschmähen, das Schimmernde, Rätselhafte und Geschmiickte (ro zoıziAov xe) yetpov xed xouÿév) des Heidentums dagegen als wahrhaft ehrwürdig und echte Weisheit vergöttern“, Nikolaos beklagt es, dafs so viele Anstofs nehmen, von dem rechten Glauben abweichen und durch die Macht sophistischer Rede verführt, unvermerkt in lästerliche Ketzereien verfallen. „Damit nun dieses“, fährt er fort, „nicht auch vielen meiner Zeitgenossen be-

1) A. a."0, 8.1: Ouvuacrón obdér, dev "ElAnves, ol tiv ¿vdoozivqy xed nar- soyovuérny Ev Xororò copie» tntovvres, $ qnol Madhos, à Pelog &xderolos, umglev farro: thy dAmdıriv xed jpertoay coglav nel mhariy quar serazioni y hora, ti elg roy doravgonévor míori xooPallouévo nal didaondiove eygauudrous sa dueis Emyocpopévo».

448 I. Abteilung

gegne, habe ich in Erwigung, wie mancher die Schrift des Lykiers Proklos, welche die Aufschrift @z040yix ororyelwois trägt, besonderer Aufmerksamkeit wert erachtet, es für ein Bedürfnis gehalten, die Wider- sprüche gegen den heiligen Glauben in jedem einzelnen Abschnitt dieses Buches mit einer Widerlegung sorgfältig anzuzeigen und den künstlich ersonnenen und durch Spitzfindigkeiten verhüllten, dadurch aber gerade den meisten sich entziehenden Irrtum aufzudecken.“

Wenn nun auch Nikolaos’ „Widerlegung des Proklos“ gelegentlich nur darin besteht, dafs er den fein gefafsten und sorgfältig gefügten Sätzen des Gegners einfach die Kirchenlehre gegenüberstellt, statt durch Gründe jenen innerlich beizukommen und ihre Haltlosigkeit zu erweisen, so stofsen wir doch auch sehr häufig auf gründliche philo- sophische Beweisführung, die von des Verfassers Scharfsinn und Geistes- tiefe rühmliches Zeugnis ablegt. Diesen Teilen seiner Schrift eingehend zu folgen und die philosophische Bedeutung des Mannes ans Licht zu stellen, ist für unsern nächsten Zweck weniger wichtig, als den Theo- logen in dieser Streitschrift kennen zu lernen. Es liegt in der Natur der Sache, dafs in jenem Zusammenhange vorwiegend die allgemeinen theologischen Grundsätze, soweit sie die griechische Kirche seit alters auch philosophisch begründete, berührt werden mufsten, d. h. die Gotteslehre, die Theologie (Seoloyiæ) im Sinne der alten Kirchen- lehrer, und die Lehre vom Menschen und von der menschlichen Freiheit. Was über diese Fragen Nikolaos in seiner Schrift gelehrt, das werden wir hier in den Grundzügen zur Darstellung bringen miissen. ')

Ganz so wie die Kirchenlehrer des 4. Jahrhunderts betont Nikolaos die Einheit des schöpferischen Grundes aller Dinge, weil die Annahme mehrerer Grundursachen zur Vielgötterei führe (S. 80). Auch die in den ersten christlichen Jahrhunderten lebendige Überzeugung, dafs die heidnischen Gottheiten Dämonen seien, teilt noch Nikolaos, ja er sucht dieselbe wissenschaftlich zu begründen, wenn er von jenem Grundsatze in seiner erweiterten Form ,das Eine und das Gute sind eins“ (és tTabrov xal tayadoy xal to Ev... Ovvayovraı) ausgehend, sich so aus- läfst (S. 26): „Die vielen Götter, inwiefern es viele sind, sind von dem Einen und unter sich selbst verschieden; insoweit sie aber verschieden sind, haben sie auch keinen Teil an der Einheit und ermangeln des Guten, sie sind also nicht vollkommen gut. Insofern sie, aber nicht vollkommen gut sind, sind sie schlecht, wie wir wissen, dafs die Dä-

1) Die zu meinen im folgenden gegebenen Anführungen gesetzten Seiten- zahlen beziehen sich auf Vömels Ausgabe.

J. Driseke: Nikolaos von Methone 449

monen aus guten Naturen durch freie Selbstbestimmung schlechte ge- worden sind; weshalb auch der Prophet (Ps. 96, 5) sagt: Die Götter der Heiden sind Dämonen.“

Um nun Nikolaos Lehren von dem Wesen und den Eigen- schaften Gottes recht zu verstehen, miissen wir wiederum auf das 4. Jahrhundert zurückgehen. Nicht mit Unrecht führt dies Jahrhundert den Beinamen des klassischen theologischen. In ihm haben hervor- ragende Männer im Kampfe mit philosophisch geschulten Gegnern die Lehre von Gott philosophisch und schriftgemäfs in jenem Umfang und jener Tiefe entwickelt und ausgebildet, die es den folgenden Ge- schlechtern einigermafsen schwierig machte, auf diesem Gebiete noch durch selbständiges Forschen und Denken die Vorfahren zu übertreffen. Gleichwohl hat Nikolaos auch hier selbständige Gedanken aufzuweisen. Während Männer der arianischen Richtung wie Eunomios von dem Satze aus, dafs dem Menschen eine völlig zutreffende Kenntnis des göttlichen Wesens möglich sei, es nur zu einer rein verständigen, be- griffsmälsigen Gotteslehre brachten, Dionysios dagegen, der Urvater der griechischen Mystik, jene von Eunomios und seinen Schülern behauptete voll entsprechende Erkenntnis Gottes durchaus leugnend, das Göttliche als etwas Überschwengliches, als das eigenschaftslose Unbedingte be- trachtete, suchten ausgezeichnete Lehrer wie Gregorios von Nazianz und Chrysostomos eine wahrhaft vernünftige, über jene beiden Be- trachtungsweisen sich erhebende Anschauung zu begründen. Sie be- haupteten gleicherweise die Möglichkeit einer wirklichen Erkenntnis Gottes aus Offenbarung und Vernunft, blieben sich aber der Schranken des menschlichen Denkens und des menschlichen Erkenntnisvermögens, des Sinnbildlichen, Übertragenen, Nichtvollentsprechenden desselben lebendig bewulst. Wenn wir selbstverständlich Nikolaos durchaus fern von der Anschauungsweise des Eunomios sehen, um so nachhaltiger und tiefer zeigt er sich, wie zuvor schon angedeutet wurde, von Dio- nysios und dem Nazianzener Gregorios abhängig. Und zwar sehen wir ihn von deren Gedanken sowohl wie deren Sprache bestimmt, je nachdem ihn Neigung und Bedürfnis mehr zu dem einen oder zu dem andern hinzogen. Demnach ist ihm Gott seinem eigentlichen Wesen nach nicht erkennbar (S. 6). Wir erkennen Gott nur, soweit er sich in der Welt offenbart, und haben somit eine nieht vollkommen ent- sprechende Gotteserkenntnis (S. 24). Freilich müssen wir unsere Be- zeichnungen der Gottheit dem menschlichen Vorstellungskreise ent-

1) 8.26: n órépdeos uovàs xal tyes, nv el nal otros óvoudfoper, Sums duoloyobpsv &yvostv, Gris ou tiv obolav toriv: oddtv yao 6 Adyog, obx Üvoux, ot“ trvónpa thy Ey dßaroıs inxequdguuesny xovqpidenta tavens dEdyes.

J. Drüseke: Nikolaos von Methone 451

alles Sein, wie ein unermefsliches und grenzenloses Meer des Seins. Indem wir nun Gott auf diese Weise das Seiende und Gute nennen, verstehen wir deshalb noch nicht sein Wesen, denn dieses ist unaus- sprechlich und unerkennbar; deshalb sagen wir dies alles auch nicht so schlechthin von ihm aus, sondern im Übermafs, nämlich überwesent- lich, übergut, und so fort.“

Angesichts dieser Ausführungen wird man, trotzdem sie engen Zusammenhang mit Dionysios und Gregorios zeigen, nicht in Abrede stellen können, dafs sie derjenigen Grenze unmittelbar sich nähern, wo der also gefafste Gottesbegriff in Gefahr ist, zu einem leblosen zu werden. Vor diesem Abwege weils Nikolaos sich allerdings zu schützen durch die richtige Bestimmung des göttlichen Selbsthewulstseins, jener Eigenschaft, deren begriffliche Fassung immer eine Beschränkung vor- aussetzt, „Gott ist unbegrenzt“, sagt Nikolaos (8. 117), „nicht in Be- ziehung auf sich selbst, sondern in Beziehung auf alles andere; denn er ist seiner selbst sich bewulst (£«vròv yde olde), und des Vaters Be- grenzung ist der Sohn, des Sohnes Begrenzung der heilige Geist, und indem Gott schlechthin (4x20g) sich selbst weils und begrenzt oder durch die Erkenntnis umfafst, weils er alles.“ So gewinnt Nikolaos in Bezug auf das innergöttliche Wesen fast in der Weise des Apollinarios von Laodicea die Grundzüge der Dreieinigkeitslehre; in Bezug auf die Welt ist ihm das göttliche Selbstbewufstsein Allwissenheit.

In der weiteren Beobachtung der Art und Weise, wie Nikolaos Gottes Verhältnis zur Welt denkt, ist es höchst lehrreich zu sehen, dafs er dieses Verhältnis als ein unmittelbares, von keinen Mittel- ursachen abhängiges gefafst hat. „Die uranfängliche Einheit (ey) uovds)“, sagt er (S. 117), „läfst alles aus sich hervorquellen kraft ihrer neidlosen Güte und bedarf auch keiner Vermittelung («el oddè peot- trés vivos dsirei),... indem sie selbst der Urgrund von allem ist“; ein Ausspruch, der durch den zwiefachen Satz: „In Gott ist alles der Ursache nach, und in allem ist Gott durch Teilnahme“ (S. 128) und „Gottes Denken ist Thun und sein Thun Denken“ (¿ori avrod 7 vónois xotnorg, xa) % roimoig vdnorg) eine sachgemälse Ergänzung er- fährt. Wenn nun Nikolaos trotz der von ihm wiederholt mit Nach- druck behaupteten Unerkennbarkeit Gottes mit grofser Zuversicht sich in die Geheimnisse der göttlichen Dreieinigkeit vertieft, die feinsten Unterschiede und Beziehungen des innergöttlichen Wesens erörtert und gegen ketzerische Auffassung verteidigt, so verfällt er in denselben Fehler, wie seine grofsen Vorgänger, insbesondere Gregorios von Nazianz. In allen einzelnen Teilen der Dreieinigkeitslehre, in der Bestim- mung des Verhältnisses zwischen Einheit und Dreiheit (S. 23), in der

J. Driseke: Nikolaos von Methone 453

schen zum Göttlichen für untiichtig, ihn selbst teilhaft der Sünde des ganzen Menschengeschlechts, Rettung, Besserung und Heiligung des Menschen allein von der göttlichen Gnade bedingt erklärte. Jene pela- gianische Auffassung blieb in der Folge in der griechischen Kirche ununterbrochen die herrschende „Der Mensch ist ein vernünftiges Wesen“, sagt auch Nikolaos (S. 207), „und darum frei und mit Wahl- fähigkeit begabt, zu thun, was er will (Aoyıxöov tovro Eddy ¿ori xal xara tovro ¿deúdepóv te xal abretovoiov Tod moctrev Oneg dv Bov- Ante), und nicht blofs durch die Natur bestimmt, wie die unvernünf- tigen Wesen.“ Ja er schreitet zu der Behauptung fort, dafs, „wem die Freiheit des Wollens abgesprochen wird, damit auch die sittliche Güte genommen wird“ (S. 102: ov ye «qarpelra to Bédev, xa y dyadérns ovvapapeira). Hören wir aus Augustinus den schönen Gedanken des Paulus von dem Kindschaftsverhältnis des Menschen zu Gott hervorklingen, wie der Mensch ohne Vermittler dás ihm durch Gottes Gnade in Christo geschenkte Heil ergreift, die göttliche Gnade die einzige Rettung des in Sünden toten Willens, so begegmet uns bei Nikolaos der unbiblische Gedanke (S. 33): „Bei der Rückkehr zum Besseren oder der Umkehr (zgög tv éxl To xpeirrov Endvodov eirovv Exıorgopijv) unterstützen uns die himmlischen Geister (of Beioı voes), da sie selbst menschenfreundlich und dem göttlichen Willen gehorsam sind.“ Diese höheren Geister, auch (5. 63) ouvegya rg mods to xpelrrov &ziörgopijg genannt, „nehmen“ nach Nikolaos (S. 161) „zuerst an den göttlichen Erleuchtungen (ueréyovteg tOV Belov é1Aduyecv) Anteil, dann gewähren sie den Genufs derselben sich unter einander und: hierauf auch uns“. Hier haben wir offenbar Lehren vor uns, von denen sich zwar Andeutungen schon bei früheren Kirchenlehrern finden, die aber kaum irgendwo mit solcher Bestimmtheit zum Ausdruck ge- bracht worden sind, wie von Nikolaos; sie sind darum wohl damals bereits längst allgemein kirchlich anerkannt gewesen. Im Vorbeigehen erwähne ich nur noch, dufs Nikolaos auch die Lehre von der Unsterb- lichkeit der Seele in einem Punkte eigenartig gestaltet hat, wenn er nämlich nicht jede Seele, sondern nur die vernünftige, höhergeistige und göttliche unsterblich werden lifst (8. 208: zäo« puy avmäe- Beds ¿ori xal äpdagros, dA simo KQa y Aoyixy TE xal voepa xal dela).

Beachtenswert ist schlielslich noch Nikolaos Lehre von der Er- lösung durch Christus. Der tiefe paulinische Gedanke von Sünde und Tod durch Adam, von Gerechtigkeit und Leben durch Christus (Röm. 5) hat bei Nikolaos gleichfalls in pelagianischem Sinne eine Ab- schwächung erfahren, wenn er lehrt (S. 156): „Da der erste Adam durch die Übertretung das göttliche Ebenbild verdunkelte, will der

J. Driseke: Nikolaos von Methone 457

Tv meoLocotegav dotferav), tequnv dosfiav doyudrov tov Abyov meron- uévos. Die Bedeutung dieser römischen Irrlehren erkannte, wie Psellos rühmend hervorhebt, in vollem Umfange allein Michael Kerullarios, der berufene Hort der Frömmigkeit. Wenn der Geschichtschreiber der rastlosen Bemühungen des Patriarchen, der Gegner Irrtum aufzudecken und durch Wort und Schrift sie zur besseren Einsicht zurückzuführen, anerkennend gedenkt: we 0’ ox érede névra noütrov, GAR éyeyd- verdav of nadaywyovmevor DONOUTEQOL xal dvarcguvidtEgOL, TNVIXKÜTE xl adbros «vaperyvuras, xal ri) avaroguviia tig doEBElag ris edosfeius avrtidno Tv daxgiferav hat er es gleichwohl für nötig gehalten, die Haltung desselben und der Griechen den Römern gegenüber theo- logisch noch etwas eingehender zu begründen, indem er (a. a. O. $. 349) fortfährt: TeroAumxaoi tiveg Tor Exeise ta AQHta rig te tTÓvV nollüv moootacias xal abrod di) tod Adyou xal ris meol dóyuara dyyıvolas deduov mods tis xarareiva xal Into av Edokav diapavicaota. Karl HQÓCOTOV raugeoxevaouévors GvAloyiouois, TO Velov TUPAVAJLVÓO_OVTES evayythiov, tas leous BiBdovg Ent To ddtav Éavroîs xammievovres, TouPeirou Tv algeoıv, Y ovdè robro: mög yap dv ely dede rd ex Te olxelas OTEQHOE0S HOQUYÓMEVOV, TY 166 TOÙTO, TO ÉTÉOO uéoò xal xpeittovi diaigovpevov; 7} abdis, TOS Eva Heov elrrorev 0Eßeodaı ol uy xoùs tO mo@btov altiov ta ¿E avrod Enavayovres, dilù ÖLaıgoüvreg xa, xaratéuvovtes, xal elo aviodtyta diagragartovtEs TMV nOOTNV toétnta; Psellos selbst hat hier thatig eingegriffen. Er war es, der, nachdem man mit den Gesandten Leos IX vergeblich verhandelt und diese während des Gottesdienstes in der Sophienkirche am 16. Juli 1054 eine Bannschrift wider die griechische Kirche niedergelegt hatten, den Patriarchen nicht blofs bestimmte, das päpstliche Schreiben durch die Synode mit dem Fluch belegen zu lassen, sondern der auch in der Sitzung am 20. Juli 1054 persönlich dazu den kaiserlichen Auftrag vorwies. Der Patriarch zerrifs darauf das päpstliche Schreiben und sprach seinerseits über die römische Kirche den Bann aus: 6 ueyas mate sagt Psellos a. a. O. S. 349 todrév te diagmagetteE, axdxelvous Toro mavrodaroîs dosfioavtas tod DVelov TE apogiée xinpmuaros xal morsitar evddg Uno mv poixwmdeoratyny dgdv. Die Geschichtschreiber schweigen über die Kirchentrennung, und hierin gerade sieht Fischer!) mit Recht den „Beweis, dafs dies Ereignis für ziemlich unbedeutend gehalten wurde, weil eben die beiden Kirchen faktisch schon eher getrennt waren“.

1) W. Fischer, Studien zur byzantinischen Geschichte des 11. Jahrhunderts (Beilage zum Jahresbericht der Gymnasial- und Realschulanstalt zu Plauen i. V. 1883, Progr. Nr. 495), S. 16, Anm. 10.

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 30

J. Draseke: Nikolaos von Methone 459

keit des Anselmus näherte man sich bei diesen Gesprächen so weit, wie es nie zuvor der Fall gewesen. Beide Gegner sprachen es offen aus, dafs es nur schief gewählte Ausdrücke oder Nebensachen seien, welche die Eintracht und Liebe zwischen Abend- und Morgenland hinderten, und beide gaben dem Wunsche und der Hoffuung Ausdruck, dafs ein ökumenisches Konzil beiden Kirchen den Frieden bringen möge. Das geschah nun freilich nicht. Im Gegenteil ward Anselmus’ Anwesenheit für die Griechen der erneute Anlafs zu schriftstellerischer Bekämpfung der Lateiner. Nicht blofs Niketas selbst verfafste nach dem öffent- lichen Streitgespräch eine Schrift wider die Lateiner, von der Bruch- stücke in Anselmus von Havelberg drei Büchern „Dialogi“ erhalten sind, sondern höchst wahrscheinlich auch Neilos Doxopatres und Nikolaos Muzalon, sicherlich aber, und zwar noch während der An- wesenheit des abendländischen Bischofs in Konstantinopel und mit be- sonderer, in lebhafter, dialektisch gestalteter Bezugnahme auf diesen, unser Nikolaos von Methone.

Ich meine in erster Linie die von Simonides 1859 veröffentlichte Schrift (4) [gig toùs dativovs negl tov aylov xvevuaros. Dazu kommen noch, als wahrscheinlich durch dieselbe Veranlassung ‚hervorgerufen, die zuerst 1857 von Simonides aus Cod. Monac. 66, dann von Demetrakopulos (Bibl. ecel. S. 359 380) herausgegebenen (19) "Eisyyoı xepaAuımösıg Tod mapa Aarivorg xarvoguvods ddyuatos, Tod di mvedua td Gyuov ¿x TOD xatodg xal tod vioù mpocgyetat, Guvoyudfévres Ex tüv dia nAcrovg Gpiotato Dario Ev diapdpos adroÿ peygaupevav, die von demselben Herausgeber (8) genannten, in ihrer Stellung zur vorherigen Schrift nicht deutlich erkennbaren, bisher unveröffentlichten “Axouvyuovevyara Ex tay Ev drapógoss Adyoıg peyouu- pévov xera Aativor nepl Te elg To &yiov nvedua BAcopnuias, (15) IIodg Aarívovs zeol dfiuav Asyo. dvo (gleichfalls unveröffentlicht)'), und. (18) Kara rg dexís rod Lexa (oder wohl auch Heel zpwreiwv Tléxa bezeichnet), in den Athosklöstern handschriftlich vorhanden, aber noch nicht herausgegeben. Aus letzterem Grunde werden wir uns naturgemiiís an die erstgenannte Schrift zu halten haben.

Mit einem Gebete an den heiligen Geist anhebend, legt sich Niko- laos zuerst (S. 2) die Frage vor, wovon er bei seiner Untersuchung

1) Der Anfang des ersten Buches wird von Simonides a. a. O. S. 142 aus einer Pariser Handschrift mitgeteilt. Danach liefs Nikolaos diese Schrift der über den heiligen Geist folgen: Tòv piv rewroy Adyor tronocur», & Aarire, reds ot neol tig mobtns xl dovyyvocrov Plaapnuias, re els td nvedua TO &yıov xaviodelons cor... folgt kurze Inhaltsangabe. rd viv am oor regi ts dev- régag nal dpolag ri mery rg Ent roy vidy dvapsoouevns dialsbdpevos.

30*

J. Dräseke: Nikolaos von Methone ; 461

wenngleich nicht zu verkennen ist, dafs der philosophisch gründlich geschulte Geist des Nikolaos den sejt dem 4. Jahrhundert so vielseitig und umfassend erörterten Fragen und der Erklärung der so oft behan- delten Beweisstellen der heiligen Schrift hier und da thatsächlich neue Seiten und Gesichtspunkte abzugewinnen gewulst hat (S. 7—24). Als aber der Gegner auf den Kernpunkt der Streitfrage zuriickkommt, warum Nikolaos es fiir widersinnig erklire, dafs der heilige Geist auch vom Sohne ausgehe, da erhebt sich dieser (S. 25), alle Griinde seiner Kirche in sieben Hauptsätze zusammenfassend, zu schneidiger Abwehr und bündiger Zurückweisung dieses abendländischen Satzes mit ausdrück- licher Bezugnahme auf die Behauptungen des gerade anwesenden Ver- treters der römischen Lehre, der, wie Nikolaos sagt, mit seinem Wagnis eines Zusatzes zur Gotteslehre sich gegen unseren einigen Herrn und Meister Christus überhebe (og ¿pa devrepgov viv Ex dvouòov pavévros xadnynTod onpestepov te xal axgıßeoregov Ts Bedrntog ¿Enyyroú ragà tov Eva xal moòrov xal póvov Nuov xaÿnynriv nal diddéoxcdov Xguoróv). Nikolaos sieht in jener Lehre eine Erneuerung der Behaup- tungen des Areios, Eunomios und Makedonios (S. 26), einen abermaligen Versuch der Vermischung sowohl wie der Auseinanderzerrung der un- trennbaren und unvermischbaren Dreieinigkeit. Aus diesen Griinden lehnt er die Neuerung ab. Er hätte hier seine Erörterungen schliefsen können, aber trotz des Paulus Mahnung (Tit. 3, 10), einen ketzerischen Menschen, wenn er einmal und abermal ermahnt ist, zu meiden, will er lieber des Herrn Anweisung befolgen (Matth. 18, 15—17) und einen dritten Versuch der Zurechtweisung folgen lassen. Wir lesen nun eine sorgfältige, durch die Einwände des Gegners bestimmte Auswahl von Johanneischen Stellen. Ihre Erklärung schliefst er wirkungsvoll mit den Worten (S. 31): Airy % ®eolopia tod nvevuatos, iv 6 xUgLog nagédaxe’ tavtnv OTEQYE, TAÚTNS EvTEJOV, tavtny por puiaoce ti zaAnv nagaxaradmumu Ilavióz 60 pera tod Adypov diaxedevera. un gpvAcooovrı de, GA 7) no00TLFEVLL 7) ¿parpodvr: 6 aros ¿xócrodos pera tod avrod avevparos émeye viv wijpov „el tig, déyov, evuyye- Atterae úuiv mag’ 5 rapeldfere, évddeux Foro. ti naped&Bopev; N ndvros, 5 xa) maupidwxev 6 dndorodos: rmapidwxe de, Y xal autos xaga tod xugiov napélafe: toto xmepl tod avevynaros tod &yiov xopllafev, Ste ual napdxAnros llos ¿ori maga toy vidv, xl avevua ig ddndelas, xal mapa Tod matods Exnogevetan, xal XATUTEUTETEL tots dEloug tijg adrod perozís mapa tod mareos did tod vioò: xal uceruget xeg tod vioò xada xal 6 ratio ws lodrıuov' xal nücur didtoner tig Hedrnrog tiv dAideıav, Tv xal 6 vids ¿Enyíyoaro. In rednerisch äufserst eindringlicher Weise führt Nikolaos darauf seine Zeugen vor: Matthäus,

J. Drüseke: Nikolaos von Methone 463

des Kaisers Manuel Komnenos (1143—1180) geschrieben sind. Gleich- wohl bleibt der Satz zu Recht bestehen, dafs Nikolaos bedeutendste Thätigkeit unter die Regierung dieses Kaisers füllt. Freilich sind viele der uns überlieferten Schriften derartig, dafs Nikolaos, der, wie wir wissen, ein sehr hohes Alter erreichte, sie zu jeder Zeit seiner bischöf- lichen Amtsführung geschrieben haben kann. Dahin gehören, um nicht Veröffentlichtes zuerst zu nennen, eine Schrift, die in der Moskauer Synodalbibliothek handschriftlich vorhanden, nach Demetrakopulos' An- gabe ohne Überschrift ist (16) und mit den Worten beginnt: Alyud- iatoı xeg aiyueiAoro, und ein dreigeteiltes, von Demetrakopulos ver- öffentlichtes Werk, das folgende Aufschrift trägt (11): Weds tov &ew- enouvra, el ory 6003 Éoig xal Baverov’ xal müs, tovtov dodévros, ovx úv Ein xaxóv altiog 6 Beds (Bibl eccl. S. 219—235). Daran schliefst sich (12): Hegi rod avrod Adyog devregus, dx TÜV yeapixay paerveròv avra ovveyor xal roy tig dopiotius apeofevrro EAEYYWV xal xeldds tivas œdrüv éxAaufavovra xal rag Evreüdev œuouévas axogiag Avaov (Bibl eccl. S. 235—258) und (13) Tlegl rot avrod Adyog tpitos, thy aroniav EAEyymv tis Xara Tv Rogiotiuv vIODÉGENS dia tig cis ddvvarov «xayoyme (Bibl eccl. S. 258—265). Wenn Demetrakopulos zu der ersteren Schrift bemerkt: “Ev 1a 4670 rourg 2sye 6 NixdAuos ¿quorijoavre: „Kei tore wiv ¿E bxoyutov tv spay yvouny evdig ¿Bsxaduvpa”. Tudra ra eE dxoyuiou peapsrvra icaog netviai nov lavdavovra so scheint er mir zu irren. Nikolaos hat dem trefflichen und edlen Manne, an den die Schrift gerichtet ist, wir werden an einen besonders tüchtigen kaiserlichen Beamten zu denken haben; zpäbal re óreodo debrotatos ei xul fovAevoaota. ovve- Tararog, Eineiv ts dervotatos, duidfoaei te yapueoraros, heilst es von ihm im Eingange S. 219 seine Ansicht über die von ihm angeregte Frage zuerst mündlich aus dem Stegreif dargelegt und ihm eine aus- führlichere schriftliche Erörterung der Frage versprochen. Das geht aus seinen Worten deutlich hervor (S. 220): ¿yd 0% doxadiog otro xal nócos dstcuevos tiv Egwrnow, nal tore uèv ¿E droyuiou tiv Euiv yvounv eviig ¿Esxdivpa, brooyöusvog xal rehevdtegdy cos tov Tegi tod fntjuaros Aödyov dıaxgıßwoaodeı, tabenv viv 1xw xrinoóv wg oidg TE Elu tiv Umdozeow, td mavra Ogiéovre xa) rmeparívovr: Adyo tedaponxag. Das Werk selbst ist ein vorwiegend philosophisches (vgl. u. a. das übersichtliche xepdAcıov TOV elenuévov «xdvrov S. 264) und nimmt nur in beschränktem Mafse d. h. im zweiten Teile auf Schriftzeugnisse Bezug, die überdies fast ausschliefslich dem Alten Testamente entnommen sind. Nikolaos’ Vertrautheit mit den Kunst- ausdrücken der philosophischen Sprache, hier insbesondere des Aristo-

J. Draseke: Nikolaos von Methone 465

erwünschter Weise Eustathios von Thessalonike, der in seiner Gedächtnisrede auf Kaiser Manuel (a. a. O. S. 196 ff.) die zu dessen Zeit vorgefallenen theologischen Verhandlungen, in welche der Kaiser persönlich eingriff, anschaulich und in zeitlicher Aufeinanderfolge schil- dert. Drei solcher Gelegenheiten erwähnt er: 1) Manuels Ein- schreiten gegen den Wortführer der Bogomilen (Kap. 36); 2) seine Bekämpfung des Soterichos Panteugenos (Kap. 37) und 3) die Synode vom Jahre 1166 gegen Demetrios von Lampe (Kap. 38). Dafs letzteres Ereignis für die Geschichte des Lebens und der Schriften des Nikolaos nicht mehr in Betracht kommt, ist oben bereits gezeigt worden. Um so wichtiger und bedeutungs- voller sind dagegen die beiden erstgenannten.

Im 36. Kapitel seiner Rede erwähnt Eustathios Kaiser Manuels Einschreiten gegen den Wortführer der Bogomilen. Er be- handelt diesen ganzen Gegenstand mit unverkennbarer Leidenschaftlich- keit und hebt hier gerade des Kaisers Verdienst um die Beseitigung der Gefahr für den Glauben, des Avxog édos, des xaxdv ’Aaavoıov, wie er es nennt, begeistert hervor. Jener «AAdrgıds tig &vijo, welcher, copds pty ta Eavrod, ta muétepa bs Ev pedns Adywo rapalalóv, xuvnddv xara Tv Devorarov bAdxrnosv, site xal mg iremos ¿Esidxrioe, poipacoduevos xatà Tod xvoiov adrod, wv ovdl Eneyvo, ist der da- malige Wortführer der Bogomilen, der Mönch Nephon, welcher schon zur Zeit des Patriarchen Michael mit ketzerischen Lehren hervorgetreten war, infolge deren er durch Synodalbeschlüsse im Jahre 1144 und 1145 von Michael zu Kerkerhaft verurteilt worden war. Nach dem Tode des Patriarchen wieder frei, verstand er es, mit dessen Nachfolger Kosmas sogar in ein überaus freundschaftliches Verhältnis zu gelangen. Er wagte jetzt freier hervorzutreten und gab durch seine Lehren, die er, den Gott der Hebräer verwerfend, in öffentlichen Versammlungen auf Strafsen und Plätzen vortrug, allgemeines Argernis. Kosmas bezeich- nete die Synodalbeschlüsse wider ihn als ungerecht und blieb trotz mannigfacher Warnungen Wohlmeinender dem Nephon, dessen Tugend er hochschätzte, in treuer Freundschaft zugethan.!) Nach Byzanz heim- gekehrt, berief der Kaiser im Februar 1147 eine Synode, die er selbst leitete und wobei er persönlich mit Nephon verhandelte. Hier ist- Eustathios’ Darstellung besonders anschaulich, sie ergänzt in wirksamer Weise den kürzeren Bericht des Kinnamos. ‘O Baoiledg sagt Eustathios rayd ëéxel9ov (où yap Tv Exeivov, Toig TOLOÚTOLS éncvvordisiv), xal xarayvods xal nooßinuerioduevos ¿avr Tv

1) Kinnamos II 10, S. 64; Niketas im Man. Komn. II 3, 8. 106 ff.

J. Drüseke: Nikolaos von Methone 467

Jahren war es gerade, dals infolge des Auftretens und der Verurteilung Nephons durch Michael die Gefahr der Verbreitung bogomilischer Irr- tiimer die rechtgläubige Kirche wieder einmal zu beunruhigen anfing. Denn dafs die Bogomilen Leib und Blut des Heilandes verachteten, er- fahren wir durch Anna Komnena'), welche uns die Lehren der Sekte und das hinterlistige und grausame Verfahren ihres Vaters Alexios gegen das Haupt derselben, den Mönch Basileios, ausführlich schildert. ?) Zweck der Schrift des Nikolaos ist der Beweis, dafs der wahre Leib und das wahre Blut Christi im geweihten Brot und Wein des heiligen Mahles gegenwärtig seien. Nikolaos lehrt ich gebe den Inhalt der Schrift kurz nach Ullmann (a. a. O. S. 742) aufs bestimmteste eine Verwandlung des Brotes und Weines in Leib und Blut Christi und bedient sich dafür der Ausdrücke ueraßaAlsod«ı und ueraßoAr.”) Zum Beweis für das Dogma beruft er sich auf Stellen aus den Evangelien und den Briefen an die Korinther, besonders aber, wie auch die abend- ländischen Theologen, auf die schöpferische, unbeschränkte, wunder- wirkende Allmacht Gottes und auf die ganze Reihe ebenso geheimnis- voller und wunderbarer Erscheinungen im Leben Jesu. Die Ursache, warum trotz der Verwandlung die äufsere Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl bleibe, setzt er wie die Scholastiker in eine Herablassung Gottes zur menschlichen Schwachheit, damit nicht durch den Anblick des wirklichen Fleisches und Blutes der schreckbare Mensch vom Ge- nufs des Sakraments abgehalten werde.*) Der eigentliche Zweck des Abendmahles aber oder des Genusses von Fleisch und Blut ist nach der Überzeugung des Nikolaos die Teilnahme an Christus (usrovoia Xpioroö) und an dem durch Christus erworbenen ewigen Leben. „Leib und Blut Christi“, sagt er S. 273, „ist das, was durch dieses Sakrament hervorgebracht wird; der Zweck des Sakraments ist die Teilnahme an

1) Anna Komnena in der „Alexias“ (rec. A. Reifferscheid. Leipzig, B. G. Teubner 1884) XV 8, 8. 297: révra di ¿nta te xal Koonta émovveloer 6 FeorAnyÎs duatros ¿vie nal obdevös Epeloaro dsouisodg dóyuaros, alla xal thy Heoloyiav Mur rapefléparo xal toùs vaors, oluor, rove ipods vaods daruovor davonane xal cd relovuevov rap fuir cbua nel «ua rod memtov xa) &eztEgéws nal dvuatos wage gailoy tdero xal ¿loyícaro. Euthymii Zygadeni narratio de Bogomilis ed. Gieseler (Göttingen 1841), Kap. XVII S. 26—27.

2) Anna Komnena a. u. O. und Euthymios Zygad. a. a. O. $. 6.

8) A. a. O, S. 274: 6 tov &orov els rb abtoò copa perafarlecda xooc- rerazbs, ti mal Enreis alriav nal rate púcsos rig tod «prov perafolrs els To rod Xowrod cóna xa) rod Ddarog xa) olvov eis alu.

4) A. a. O. S. 274: Ozós, pilavdooróraros dv, olxovourós cobro éxolnge, ri &rdomnivn doPevsia cvyuarafalvar, va un exrocroépwrrar oi mollo) rèr éegaPava the alaviov fans nal Svozeqaivwa, capnu sal alua Bléxovras.

J. Dräseke: Nikolaos von Methone 469

aber verstôfst nicht gegen das Gesetz, Briiderliche Erwägung geziemt der Untersuchung. Ist nicht das Argernis dies, dafs der Patriarch Cypern ausgeschlagen und das dortige Amt niedergelegt und jetzt Konstantinopel innehat (S. 287)? Nikolaos deutet die Gründe jenes Schrittes an, wenn er von freiwilligen Verzicht, von Zwang infolge feindlichen Angriffs oder Tötung der Ortsangehörigen redet; aber er erhebt sich nunmehr zu dem Satze: Der Hierarch, welchen Dionysios den göttlichen Hierarchen und Boten des allmächtigen Herrn nennt, ist nicht an den Ort gebunden (S. 279). Daher sagt Nikolaos (S. 280): Nicht das Priestertum, sondern den Bischofssitz hat jener ausgeschlagen. Nach des Gegners Einwand, der Patriarch habe mit Ablehnung des Sitzes und der Leitung der Kirche auch das Priestertum abgelehnt, warnt Nikolaos vor dem Trugschluls von dem Teil auf das Ganze. Die gegenwärtige Kirche darf nicht für die allgemeine Kirche gehalten und das Priestertum nicht nach den Teilkirchen gesondert werden. Daraus ergiebt sich für Nikolaos die wichtige Folgerung (S. 280): O toivuv tivds TÓV xara ueoos ExxAnoius moootugiav THOQPULTNOGUEVOS xal tiode Tic ExxAnoias oUro rus ywouodels oy xadvrtog xal mons tabtòv Ò elmetv tie xadólov xal müs Ennindias EEmpıaev, À ovxér” dv 0v0” Ev Xoioriavoîs tarroıto. Das ist eine gesunde Anschauung, von der ich freilich nicht anzugeben weils, ob sie von Nikolaos’ theo- logischen Zeitgenossen geteilt worden ist und auch später noch in Geltung gestanden hat. Demetrakopulos wenigstens urteilt von der vorliegenden Schrift des Nikolaos (in der oben genannten Ausgabe vom Jahre 1865, IIoö4oyog, S. 8): 0Awg avrixeıta Toig Evayyog bab tic éxxÂnoiag rüs 'Edáddog nepi tod dueraderov tev érioxsacv Beouoderndeicıw. Indem Nikolaos an die eben mitgeteilten Worte den Satz knüpft: Die eine Kirche ist zeitlich, örtlich und sonst be- dingt und gesondert, die andere ist mit dem Hierarchen überall, immer, an jedem Orte, unkörperlich, grenzenlos (S. 281), erweitert sich seine Schrift zu einer Untersuchung über das Wesen der Kirche und des Priestertums, und hier gerade sehen wir Nikolaos mehr noch als anderswo durch die Anschauungen und Gedanken des Dio- nysios geleitet und bestimmt. Jene wesenhafte, in aller örtlichen und zeitlichen Verschiedenheit dieselbe verbleibende Einheit des Prie- stertums betont Nikolaos so stark, dafs er dem Gegner Unkenntnis des wichtigsten Stückes der Heilsordnung vorwirft (S. 282). Die Kirche würde, vom Priestertum gesondert, fürwahr nicht Kirche heifsen. Sie kann nichts wirken von dem, was sie mit demselben wirkte und dessentwegen sie Kirche war und genannt wurde, nicht Rei- nigung (x&dapaıv), nicht Erleuchtung (pwrioudv), nicht Vollendung

J. Drüseke: Nikolaos von Methone 471

Waren die in diesem inhaltlich geschilderten, an Kaiser Manuel persönlich gerichteten Werke des Nikolaos berührten Verhältnisse ge- eignet, den Frieden im Inneren von Byzanz zu gefährden, so brachte dasselbe Jahr 1147 noch Ereignisse und Verwickelungen, die dem ge- samten Reiche weit gefährlicher als jener kirchliche Zwist werden konnten. In jene Zeit füllt die Schrift des Nikolaos (9) IIgög roy péyav doueotixov femryoavra negl TOD Üyiov nvevuuros, ads Aéyera. ovarvdos émômuion: xa) Evomijoaı Toig Gnootüduig, xal el oÙrog iv “ul Ev Xoiota, mis oùyl xal avrol Xgsorol Aépovtai; 1) sl ur oUtag, vis Y Orapoga; (Bibl. eccl. S. 199— 218.) Gerade in dieser Schrift findet sich, ähnlich wie in anderen des Nikolaos, ein wertvoller, gar nicht zu mifsdeutender Hinweis auf das wichtigste geschichtliche Ereignis jenes Jahres. Koouixov sagt Nikolaos S. 200 DATOJE TO ppóvT:OMO xal HÉVTOY TO TIPOVOYLAÍTATOV, Gros Uy Thy Ex Tijs ¿pódov tov éonegloy névrov £9vov exnornucvoy iuiv xivdvvor mapaydynte, EREYUVTES dvaynatws toig nat’ ¿ue Näcı, tOv lóyov uovov, Glad nai tig údins Evrugias tv nuoornotav. Und welches waren die weltlichen Sorgen, welche auf dem Grolsdomestikos lasteten? Die Antwort liegt nahe. Er mulste im Verein mit dem Kaiser darauf bedacht sein, wie Nikoluos sich ausdrückt, die infolge des Heranzuges der gesamten Völker des Abendlandes drohende Gefahr abzuwenden. Gemeint sind die Gefahren, welche dem oströmischen Reiche infolge des Durchzuges des Kreuzfahrerheeres unter Kaiser Konrad 1147 er- wuchsen, Gefahren, deren religiöse Seite Nikolaos anzudeuten scheint, wenn er davon redet, dafs seinen Zeitgenossen während der Anwesen- heit der Lateiner Vorsicht und Enthaltsamkeit in Rede und Auftreten höheren Ortes zur Pflicht gemacht war. Der Name jenes Grofsdomestikos, der, wie die an ihn gerichtete Schritt des Nikolaos beweist, seinem für die Erörterung spitzfindiger Fragen der Glaubenslehre begeisterten Kaiser gleich, als ein echter Byzantiner an der Besprechung und Ver- handlung theologischer Fragen den lebhaftesten Anteil nahm, ist uns wohlbekannt, obwohl Nikolaos ihn nicht nennnt. Es ist Johannes Axuchos, ein hochbedeutender Mann türkischer Abstammung, 1007 bei der Einnahme und Befreiung der Stadt Nikúa in Bithynien von türkischer Herrschaft in griechische Gefangenschaft gefallen, dann treuer Berater und Diener zweier Kaiser, insbesondere Manuels von seinen ersten öffentlichen. Schritteu au, ein Mann, dessen Thaten und grofse Verdienste in Krieg und Frieden von Kinnamos') und Niketas?)

1) Kinnamos Il 7, S. 47, 18; 51, 8; III 6, S. 109, 2.

2) Niketas Chon. im Johannes Komn. 3, S, 14, 4; 16, 4; 11, $. 55, 12; 62, 7; im Manuel Komn. I 1, 8. 65, 1; 11 2, S. 103, 14; III 3, S. 109, 4.

J. Driseke: Nikolaos von Methone 473

Aposteln inne, und zwar nicht ganz allgemein, sondern gewissermafsen in abgeschwächter Weise? Mit Hiilfe der Unterscheidung des Aristo- teles (S. 208) zwischen dem xadólov und xoıvöv (sg 6 xaddAov &v- Bemxos xal 7 dvIgaordins) und dem xadexacroy und dem &ropov (ws ovros 6 &vdgwros, 6 ITétgos tuyiov 7 6 Iludlog, 5 xal ngWrnv ovoiay "AguororéAns eivar uadiota fBovieras) erläutert er Gregorio” Ausdruck ovetwdaco, indem er behauptet, die Bezeichnung Wesen (odoiæ) werde auch auf das Göttliche übertragen und ebenso auch dort das Gemein- same (xoıv6v) und das Besondere (lö1x6v) betrachtet. Denn gemeinsam ist die Gottheit und der Gottesname, besonders (¿0xdv) aber und gleichsam unteilbar (%rouov) wird eine jede der Personen der Drei- einigkeit em Wesen für sich besonders genannt und ist es. Und so wird denn im folgenden (S. 200—218) in gründlicher philosophischer Weise die Lehre vom Geiste und die Stellung desselben innerhalb der Trinitätslehre behandelt und befestigt und die heilige Schrift in ihren hier besonders in Betracht kommenden Aussprüchen nicht minder gründlich erklärt und ausgelegt.

Wir erinnern uns an jene oben angeführte Stelle aus Eustathios, wo dieser die drei hauptsächlichsten Veranlassungen namhaft macht, die Kaiser Manuel zu theologisch-kirchlichem Einschreiten veranlafsten. Die dritte und die erste haben wir betrachtet, es bleibt uns noch die zweite übrig, sein Verfahren gegen Soterichos Panteugenos. Die durch diesen nach der Entscheidung der Synode von 1156 zu er- neuter Verhandlung gestellte Streitfrage gab auch Nikolaos von Me- thone Veranlassung zu seinen, soweit wir es jetzt beurteilen können, letzten Schriften.

Die Streitfrage, welche auf der Synode 1156 verhandelt wurde, drehte sich um die Deutung jenes in den Liturgien des Basileios und Chrysostomos befindlichen Satzes: el 6 noocpéowr xal r000pe00- pevos xal mpocdexduevos. Die einen behaupteten, heifst es in den von Mai veröffentlichten Synodalverhandlungen!), das Opfer am Kreuz sei nur dem Vater und dem Geiste, nicht aber zugleich dem sich opfernden Logos dargebracht; sonst sei man genötigt, innerhalb des einen Gottes- sohnes mit Nestorios zwei Personen anzunehmen. Die anderen wollten auch dem Sohne als dem einen, unteilbaren Teilhaber der heiligen Dreiemigkeit das Opfer dargebracht wissen. Für die letztere Ansicht erklärte sich die Synode. Während die Vertreter der verurteilten An- sicht diese zwar nicht aufgaben, sondern sie im stillen mündlich weiter verbreiteten, wagte es der zum Patriarchen von Antiochia erwählte

1) Mai, Spicilegium Romanum X (Rom 1844) 8. 1—93. Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. Y

J. Drüseke: Nikolaos von Methone 415

Patriarchen von Antiochia erwählten Soterichos um seine Meinung zu befragen: ’Evradda uällor Mv idety to Entovuevov ebpioxduevov heifst es in den urkundlichen Verhandlungen. Soterichos, offenbar be- unruhigt und durch die allgemeine Einmütigkeit der Anwesenden in Bestürzung versetzt, erbat sich bald Bedenkzeit, bald gab er Antworten, von denen die Urkunden wenigstens behaupten, dafs sie Widerspruchs- volles enthielten. Bestimmt gefragt, ob er im Sinne der Mehrheit der Synode glaube, dafs das Opfer Jesu Christi der heiligen Dreieinigkeit dargebracht worden sei und dargebracht werde, oder dem Vater allein, antwortete er: Weder diesem allein, noch auch nicht allein. Er machte bestimmte sprachliche Unterschiede bei den Worten- „darbringen“ (xgoccyey) und „annehmen“ (xço6d€7e6d«), indem er ersteres für eine wesenhatte Eigentümlichkeit des Sohnes, letzteres für eine solche des Vaters erklärte. Sodann suchte er die Anwesenden durch spitztindige Schlufsfolgerungen auf seine Seite zu ziehen, deren eine wenigstens die Synodalverhaudlungen mitteilen. Weun nämlich, sagte Soterichos, das „Annehmen“ (zgoodeyesduı) Eigentümlichkeit nicht der Person des Vaters wäre, sondern, wie seine Gegner behaupteten, der göttlichen Natur, so würde daraus etwas Widersinniges folgen; es würde dann Gott einmal Gott sein, ein anderes Mal nicht, denn die Darbringung (29000707) ist nicht eine immerwährende, sondern eine nach der Menschwerdung eingetretene und zwar gewordene; folglich mufs das „Annehmen“ (xpoodéyeota.) überhaupt innerhalb einer gewissen Zeit fallen (S. 73— 74). Die hiergegen erhobenen Einwendungen, soweit sie in den urkundlichen Verhandlungen niedergelegt sind, können wir an dieser Stelle übergehen. Jetzt aber griff Kaiser Manuel persönlich in die Verhandlungen ein. Er trat dem Soterichos als Verfechter der Ansicht der Synode entgegen, und sein Auftreten als Kaiser und Schutzherr der Rechtgliubigkeit des Reiches wohl mehr als das Gewicht der von ihm ins Feld geführten Gründe schüchterte den streitumsich- tigen und philosophisch gründlich bewanderten Suterichos dermafsen ein, dafs er sich unterwarf und in einer besonderen Erklärung nicht blofs widerrief, sondern sogar seine eigene Schrift verurteilte. Darauf erfolgte auf des Kaisers Anregung, mit Zustimmung und zum Teil ausführlicher Begründung ihrer Ansichten von seiten der Patriarchen und der hervorragendsten Bischöfe (5. 78—82), des Soterichos Ab- setzung; er wurde für die Zukunft jeglichen priesterlichen Amtes für unwúrdig erklärt.

Auf Nikolaos’ 'Avrigonoss näher einzugehen, wird man nach den gegebenen Proben aus den Synodalverhandlungen kaum für nötig er- achten, so unbedeutend und eigenartig byzantinisch ıst das Gezänk um

31*

J. Driseke: Nikolaos von Methone 477

"Avrigensis und dem dritten Adyog £nıvixıos an Kaiser Manuel eine so auffallende Übereinstimmung in der Form, dafs der letztere einfach als ein freilich recht geschickter Auszug aus der ersteren Schrift er- scheint. Die ’Avriggnois ist unbedingt die wissenschaftlich bedeutendere Leistung, als ein Wort des Friedens und ‘der Verständigung an Sote- richos sich wendend, für die wissenschaftlich an der Erörterung der Streitfrage sich Beteiligenden in erster Linie berechnet; der Adyog éxivixtog zunächst nur an Kaiser Manuel gerichtet, darum mit einer dessen Verdienste um die Besiegung des Gegners verherrlichenden und auch seine gewaltigen Kriegsthaten im Vorbeigehen berührenden Ein- leitung, sowie einem die gleichen Gedanken noch einmal schwungvoll zusammenfassenden Schlufsworte versehen. In letzterer Schrift verweist Nikolaos ausdrücklich auf die ausführlichere übersichtliche Darstellung und Erörterung des Gegenstandes (S. 17: ¿yw xal toy ravraraciv dopalñ Adyov dn te Hvvontixüs ¿Esdeuny u. s. w.), wie sie sich eben in der ‘Avtipgnois S. 328 ff. findet. Aber mehr noch als dies. Um es kurz und bündig zu sagen, so deckt sich 4óyog éxivíxios S. 13, Z. 2 v. o. bis S. 14, 2. 3 v. u. mit "Avrigonors S. 324, Z. 4 v. o. bis zur Mitte von S. 325 (eme besonders beachtenswerte, den philosophisch gründlich gebildeten Widerleger des Proklos verratende Ausführung über Platons Ideenlehre und Aristoteles’ Stellung zu derselben), Ady. émivix. S. 14, Z. 3 v. u. bis S. 16, Z. 6 v. u. mit “Avrígo. S. 325, Z. 4 v. u. bis S. 327, 2.9 v. o., Aöy. Enıvia. S. 17 bis Z. 10 v. u. mit ’Avripg. S. 327 Mitte bis S. 328, Z. 10 v. o., endlich Ady. émvix. S. 31,2. 12 v. u. bis S. 42, Z. 2 v. o. mit “4vripo. S. 347, Z. 14 v. u. bis S. 358, Z. 11 v. u. fast wörtlich und so vollständig, dafs überall die ‘Avrtigognois als die Grundlage der Darstellung oder als die Vorlage des Adyog éxuvixtog sich zeigt, kurz dafs letzterer als nichts anderes denn ein teils wörtlicher, teils verkürzter Auszug aus der gründlicheren Beweisführung der ersteren Schrift uns entgegen- tritt. Ich sehe darin ein Erlahmen der geistigen Kraft des Nikolaos, über welches wir, angesichts der Thatsache, dafs wir schriftstellerische Leistungen desselben aus vollen vier Jahrzehnten an unserem geistigen Auge haben vorüberziehen lassen können, und im Hinblick auf die grofse körperliche Schwäche, von der er ‘gerade im Adyog éxuvixios selbst redet, uns nicht werden wundern dürfen. Es ist, wie ich zuvor schon bemerkte, darnach höchst wahrscheinlich, dafs der methonensische Bischof die sechziger Jahre des 12. Jahrhunderts nicht mehr erlebt hat.

Ich blicke auf den Eingang dieser Untersuchung zurück. Fern von dem Anspruch, durch meine Darstellung, welche eine Reihe der wichtigsten theologischen Schriften des Nikolaos von Methone herbeizog

O

Autotypie von Melsenbach, München.

SSNS

ES ES

4 y 4 3 4 7 y 4 7 7 4 7

RAGNO

SEPPI III

& EEE

“Aoyula eindy tod ueyahoudgrugog dylov Anunrglov rod modiovzou

Osocalovinns Ext ¿lepavrocréov.

Apyela six@y tod peyaZouaorvoos aylov Anuntelov tod xolovyov Oscdaiovixys émi ¿lepavrocréov.

IloAvriuov »eıundıov nadaiàg Bvfavrivis TEeyvns Éxrnouro Ted ddcyou qgóvov 6 Ev Becoudovinn piAduovoos xveLos Zions ZaogdrovAos Goris xal evuev®o ÉnmitoËdag por Tv Eberacıv avrod xal pedetnv pol ÉdœxE tiv époguÿr mods modyeoov te xal Boayd onuetoua xatayo- ouodèv Ev Admvarri) époouadraia Eynuegidı “Eoría”, 1891 ed. 380. Edrvyfous detiag ve AcBo xal Pwroygupıxov drorvamua adrod, Ent- pelos maepeoxevacuevov Ev td Ev Geocadovixn patoyeapixe Épyaornoio tov Zepdji xat° dAlyov ti uixgdtegov tod noapuatixoù, éxdldaui viv wurd Enidvvanıoav dupifi te tav én’ abvrod Teoiyoagpnyv xal Egunveiav xel Soa dla oyerınd xods Tr dr6de0tv por selva yvwotà N UNO &Alov dn mod éuoò dednpooievpeva Y xal TO mpótov viv tx’ ¿uod yvopıua yivdpeva.

A

°Enì Asiag mAaxds EE EAspavrodreov (ivoire), unxovs 11 éxaroorüv Tod pérgov xal mAatovs 7, xara ro uuov mov ¿Enveyov dvayeyAvatai éotüg 6 peyadoudorus, tie Oecoulovixns xodrovyos, dyios AnUÑTOLOS, be paprvpel y Ex deluov tig xepadiis avrod éexvyeag? Hoe:

‘O 'AF(IOC) AHMHT(PIOC)-

yoduuara TPIOC yeyonupévo elvai, ¿dv un énarœuc, dE dguoreowr tig xepadiig tod Gpiov ¿vda xexalvupéva elvar Gmb Aentoùò tepaziov aeyveod œuilov (éldauaros) Hvveyousvov mods TO meoifAnua TÜV zepıE uixg@v eindvwv regi 6 Adyog ¿ora xatatéga* diaupiva Exei to oxélos tod yocuuatos T pera tod Muiosos tig Ex avrod yoaupijs* dv yoduuara xeivra novia Ev adri sepa, TPIOC, % tiva

abröv Úro tots hormoto. OC, tovto Ev ye tO mapóve: div Övvaraı ve ttaxoiBo8f), El xal moot ve voulow TO TPÓTOV xrfavaregor.

IIsgl Uxga vie nAauds xequdéer dirdodv diéyoanupa sgmnuatitov tag das tod nAnıdlov Ep’ 6 yAvnıng dveyivpe NV elxóva tod éyplov. Td Bos tod couarog tod ueyaloudprvpog eivaı 10 Éxaroor&r, to uéyiorov ndyos, atoms Ind xordiaxî yoou, 3 Exarocróv"

480 L Abteilung

sarà cobre 1 pòv sxeroordy tig miaxds siva: xutè rh bos, tapi tile xspañíis, ¿leódegov ydeiv rod gersivod xixdov (nimbus), dins zegıßdilsı viv xspaliv, dio 8 Exeroord serà mAdros #hesdeoa you tiv Salov Era tndidura 5 Epos. Ent tod yıravos, ob xdro zer tods umpods xl póvere palveres pixoòv xavovixibg éxrvzoputww péoos, épnouoouévos elvaı è xsventds Péoué utyor ray dopior dg’ dy tozovea al xugnernuéves poAldes dv tergumi) ceva weyePuvdpeve sal Seow xarégzqovras" yepldes xeldxrovor ros yeiges purvsuevii póvov wurd vd xdro pépos vd dad rim dyxdvav pégor toy xapriv, sarà zb dowdy Evo pégos sexcdvupdve ixd óuolow rats xp0zigy- pira políbov dy palvovia: al tpiaiaî ito velo, con fm Eine xaduppivev dad rod Inerlov (ris giapidos). "Exsoouévov Ext row pov xal cod oréprou bye 6 Eyıog lpdriov ov zo miro dekıbv dxpov Cpyyxths ovvézer dud vis dgıorepäg yeıpds él rod srifitovs, rod dgıorepod Expov dvszruyulvov zug xel épeuuévou ¿levdépov xpds ade” vo ünge cvvdsdeptva yalvorıcı Ext rod omjtovs dAlyov xdeodev rod Anıuod. xódeg xspureruliyuévos slvar due row bzodn- udrov dEsmvovuévov péxol cob pécov xov tiv xvquiw. “Ev Ti, dvare- vapévy Sett quo 5 Eyıog Eye vd dógu ¿ornomuévov ext rijs yi tiv dpuorspdv zeton SreuBsBlnuevny did rod rótov armgiker, ds elxov, éxl cod orídovs £peidav rèv apriva abris éml rod uéoov rod rótov" End vis vevgas xeïvre rola Bein dv wiv nreport Exon ¿Eéyovoiw dx tiv dguoregóv rod áyiov, al dt aiyual ovuxtarovoww elg td debrov &xgov tod luariou td ¿ml rod orídovs. ‘Trò rd róbo, SxroPev tod dvextuyuévov éxpov tod [pariov, dvnorquéva elvan Ex tijs dopuos à xapaddy onddm év xeventi) Ian hs paívera td xéro fuov dxróuevov (xarà-ti)v aiyuiv) vis nréqras tod dorategod odds.

‘H nick disoyropéva slvar eis tiv Evo deuorepóv (TE dovr) xaì xdto debiev yovíav, Pefdappévn 0% pixp6v ti serà rdv debrby xóda xal rd vo kxgov tov dóparos.

B

CH mack vis elxdvog rod ayiov Anuntelov xetcar viv Ev Den dx uélavos Evlov (ueovas) fig al neo tiv wadxa dai eva exixexacdop- péva dud Rertov deyógov pÜéllov ¿ml rosrav dv puxgoïs rerga- yavınols nAcısloıs dvayeyAvppévar ziva 15 puxgal eludves perà cov xapexeuévov ceyixdy ypauudrav tiv óvopdrov tiv xpocóxov, dde: i debia mul dpuorepè Ba, mAdrous 31, Exarocróv, elvar Scyonpéves slg névre nAaicın pépovra tag sluóves tiv ’Anoordiav xa) Edayye Asraw, à debia (cò Soave) cod TT(érçov;), M(ardalov;), A(ovxé), A(vdgde) xa) Blapdolopalov), tov Tour rpórov éysvrav dva zeiges

II. N. Tlaxayeweyiov: "Aogaia elxwy tod aylov Anunteiov 481

Evayyéla xexderoueva, Tüv de dio releviaicov xvlivdgous ovventvype- vous” 1) équorept (épaguévnr) tod (TexóBov), IN (évvov), M(dgxov;), C(épovos) xal Tl(aviov), rod xedrov, rerdprov xal xéuxrov peodvrav xvAivdoovs, tod dt devrepov xal tpitov Evayyédia. ‘O Tönog Ó us-° tatò tüv ¿vo youdy, midrovs 3 Exarootiv, elvar Öımonuevos els rola nicicia Sv to uéoov xaréyer 6 IC XC sddoyóv did tig debug geioòs xal Eywv Ev ri Goioteoì Evayyéliov Ev 1% nicicio To lx dstióv avrod elxdviotar 7 Mr, “Mine tod Oeov”, év di td ¿E ¿puoregiv ÎQ(dvvns $ Iloéôgouos), éupéregor Eyovres tès yeïows lxétidas nooretapevas mods tòv Kigiov. ‘O téros 6 ueratò rev xéto yovióv, nidrovs 3 Exaroorav, siva. dinempevos ets dio whateva œpé- govra tag elxdvag tod O(œou&) xal (¿pd9apuévav) tod D(.Airzov), éxeívov uév, ubvov éx tHv Aaddexa, TOOTELVOVTOS rag yetoug lxerev- rıxös, tovrov di ¿yovros xVvALvdgov. “Ataxtog Elva Y diadeoie TÜV puoòv otooyyÜlov xoountixbv otIYUETOv, nod piv Ente (Omuk), rod névre daribv (‘Inco0, Mureós, ’Iodvvov Ilpododuov, ITérgov, Mar8aiov, Aovx&, Megxov xal Iodcvvov), rod de nevre dixióv (Bag- Solouaiov xal Didinxov), mod di roiwv (Ziucavos) xai mov duo (ITaviov)' ovdiv Exovov al elxdveg tod Avdota nai ’Iaxdfov.

Kal 600v piv áqpooú ele tiv rapdoraciv tod ‘Inooù Xoiorod Eoröros ueratò tig Mnrodg xal "Iodvvov rot Ileodeduov, Yvworov elvar Sri énexpurnoev Ev ti téyvn Tic Avarolınns 'Opdodótov ’Ex- xinolas xal uéyor tic onuepov Ent elxóvov xal rouyoypapiüv. Al marci Bubavrival Exxinoiaı avenv Eyovaı ultra Ev tH xoltdw toto (tH onxd) tod dyiov Búuaros, Boris Eviore xoousitar xal did ubvns tis elxdvog tijg Osourtogos xadmuevns xl Bodvov xal Ev rois xdAmorg vrofaotatovons to mardiov, tig xouv®g émAepouevns “IlAorvregag'. “Ooov sig Tv OsocaZovixnv, ovdeula tHv «oyalov éexxdnorav abris elte tay tecocgay xadolx@v (rod ITavroxo&rogos Y ayiov Tewpytov, Ts Tod Os00 aylag Zoqpías, Tic navdyvov @eoufropos Y «pias Ilaoaorevijg xal rod ueyadoudorveos ayiov Anunreiov' "I. Kausvittov xepei. 11, Evoradiov opusc. 084. 153, 2 xal I. Avapvootov xep. 20), cv peraBeflquevov els tiauia (Xograrti ZovAetuav Epevrn tiauuoi, "Eoxl Ttiovu& téauoi, Kacınıd téauol xal ‘de Zbqpia TÉuol) ai TÓV pixporégav Gdlov, énions ele tiauia uerafefinuévov, elte trav xal pera thy xarexryno xutaderpdero@v elg nv Xoiotiavin)v Aargsiav, ovdenla abtay, 1éyo, cate viv tiv TOLIPÓCOAIOV nagcotacw: «lla tay piv xadolixòv Y Tic Gpius Zoplas xexooumuévn elvas Ev tH ayio Biiuerı dia ueydAns wypidarijg (musiva, xovòs ‘paoatxijs’) elxôvos «is Ilharvrégas Ilavayiag (Bayet, mémoire sur une mission au mont

II. N. IIaxaysopylov: ’Aeyala elxay Tod ayiov Anuntelov 483

Gxodounuëvn xar” Enıyoapiv, xéeol to ual xaroréow ¿oran 5 Adyos, vd Teweyiov Tod... péun, Egovoa Ev 14 «yio Biuerı Öuoiorernv THY TOUTOÉOHTOY NaQdoracLY mode THY Te mAuxòs TG HOOKELLEVNS, ávexaivpdn ti 24” "Tovviov rod ¿rovg tovrov eis Bddos tordv uéTowv x0 tH viv ¿dape Ev th Önıodev aviar Tod rbaniov tig apiag Zopias év 40 Bnudrov anoordası ano rod dyiov Biyuatog avrob.

Ooov elg xoountıxd otiyuata, touxdra obdauod, Ev th Oeo- Gaiovixn TodAayıorov, Ev ovdEmd mado ExxAnoia rmaoetionoe NOTE, didpopov dt Evvorav youve. ta Ev Ti exxAnoia tig ayas Zogpias oríyuata Griva 6 Bayet dvapéoe Ev tH urnuovevdevr topo avrod.

Or 7 sixiov tod ayiov Anunroiov 7 Ent rod EAepavrooteov xal al éxl tev deyvody qpuilaov menomuevar div siva Zoya Tod abrod gesvov, diddoxe capús OLapoga adrov xal Ev rH 6vdud Ts tegvns xal Ev tH qapaxtijoi tov yoauuérov 6 Eoyarng Exeivng ElEyyeı Euvrov. éqópevov Eri tie doyuixñe avernodstytos xal tod AXKUNTOV Tequixod turov: tovvavtiov dé, 6 xadditéyyng tovtav mageornoe TA rodocona abrod ¿yovra Eonodv tb dog xal ebupiveîs tag yoauuds, avauuvi- oxovra Ev utosr Boa xulo neol Bubavrivig réyvns tod dexdtov albvos ¿vayyos duedaBev 6 G. Schlumberger év ro cEsoddywm odon tH Enıye- yocuuévo „Un triptyque Byzantin en ivoire“ (Gazette des beaux arts TT 5 (1891) 204—306). "Asse nANv rovrou, bre al eixôves ovOsuiav Ev doy elyov oyEoıv mods Alias, uagtvoodver ta lelpava kopvotov qúuilov ta xadvdatovra elg uéon tiva, uddiota etc thy vo Öskıdkv TH Óópúvt: yoviav, tiv nldxa Ts elxóvos Tod «ytov Anumrgiov' Ojdov di Ste rdv tóxov rie elxôvos tavins xarelye mado dA6xANOOV «oyvgov púllov ¿yov iddorte dvayeyivuuevav EAAny elxóva, ávoudios dl doregov negixoneisav ¿mos doon rénov eis tiv nAdxa Tv él ¿lepavrooréov.

T

‘H elxucov Tod &ylou Anuntolov avis elo Aeyôueva pviaxtioia (amuleta), div. siva. dl rodunodv va etxdon tig Ste nat’ Keyes NTo aria oevroxpdropós tivos Y Orgarnyod xal bre Voregov wEQuxooundiv du tov ¿pyvood repiBifuaros xareredn Ev ldiwrınd; éxxAnota. “Av elvar xateoxevaouevn dv adri Ty Oecoulovixn, ti ble: tod uaprvoiov tod aylov, Y uh div yivooxouer didri ovdeuia wEQLEGa~DY OYETIX) zapadocıg pl adrod, Y metoa Édidatzv Bri y napddocıs xal did uvdixdy émxodunuéror mepiuexcAvuuevn é0idatev utc Eviore Soe div xagédaxev abr) 4 yeyoauuévn [oropía Y Édœxe tovidgiorov toy pitov mods evosciv Tod dAndods.

Oxwodixor' dv ¿qn to noûyua, È todros Tic maguordcewg tod ueyaloudprvpog év rij elxdve tavin sive oxaviwraros, Ev ria. xal

480 I. Abteilung

xatà taòta 1 uty ¿xarooróv tic whaxds slvar xara To Bos, Úxepdev ris xepulñe, ¿devdegov qápiv tod Pwreıvod xdxdov (nimbus), deris neue tv xepadiy, dio de Exaroora xard nÂdrog dlsúdega yapıv tov bxhov activa ¿vdgdvro 6 &yıos. “Ent tod yiróvos, ob xdro xari toÙs unoods xal yivara Yaiveraı uixoòv xavovixbs éxtvyouey uéoos, Epnopocuevos silva 6 xevintòs Badoak pero. Tov dopúnv dp ov ¿pyovra al rapnotnuevar podides Ev terpardí cared peyedvvduevu x” Ooov xarepyovraı’ qeroldes xadvarover tas yelgas qparvóneva udvov xard th «dro uépog TO and TÓV &yxoveaov utyoi TOY ragni, xara to Aoınov Gvo uépos xexaAvupueva. vid duoiav tala xQOELOY- uévais polidov ov paívovre al tpindaù xro osıpal, tüv Evo éxixe- xavuuévor bxo tov luatiov (tig yAeuvdos). ’Erepoiuuévov ¿xl tüv Guav xal tod orépvov Eyer 6 Gyios ludriov 1d xro OeEidv Expov Opuyxatós ovvêyer did tig doroteods yecods Ent Tod otHtovs, Toü épiotepod xpov Aventvyusvov mas xal dpepuevov ¿devdégov xoùds th To" TA vo Uxoa cuvdedeueva palvovra En) Tod oríibdovs Ôdiyor xarodev tod dano. nödes megırerviyusvor siva Ove TÜV vxodn- udrov EEixvovusvov uéyor tod peoov mov THY xvmu@v. ’Ev ti Avare- tauevn detta yerol 6 Gyrog Eyer To Ödov écrnouyuévor ¿xml tie yic thy douoregdv yeton disufeBAnuevnv did rod rótov ornolkeı, ds elxor, él tot GTII0vs Eosidwv tov aypuOva «Uri él TOD uécov tod tólow" ent rijs vevoàs xelvrea role BEIN Ov TA uèv nreport lixoa EEeyovan EX TOY KOLGTEQaY TOD aylov, «i OE «lyuai Ovunintovowv Els To deliòr éxgov tod [uariov to ¿xi rod oridovs. “Tro tH TOËW, Omer toi AVERTVYUEVOvV kKxpov TOD [uariov, avnotquevn Elva En tie doqpuos i, xeunvayn onedy Ev xevrnri Fan he paíveral TO xéto Furov &arduevor (zarte: rv alquav) tis aTÉGVAS TOD KQLOTEQOU Odds.

"A nié dueoyuouéva sivar eig Tv vo «puoreoadv (TO doa@vte: ui xéTo Osio yovíav, Pefflupuérn wlxody te xata TOV Setiòv xoûc ui TO (vw kxgov TOD dogatos.

B

CH nick tie elxóvos tod éylov Anunrgiov xelra viv dv Ian è nédavos Evlov (xcQuas) Ns af megt tv midua dar selva ErixexcAvu- weve Ove Aentov coytoeov púuldov: ent rovrov Ev wtxooig teror- yovıxolz mAuıoloıs «vayeyivuuévea etvar 15 uxgai eludves uere Tor TLOUKEUEVOV ÉQYLXOV yocuudtor TOY ÓVPOUATOV TOV TOCGMNAY, WOE: y debià nai dpiotegì da, mAdtovs 3, Exaroota@v, Elva dinoruerci elo mevre niaicia pégovta tag eluóvas T@v "Arxootólov xui Edayye Lotor, i) debit (TO ôgovre) rod TT (er90v;), M(erdaiov;), A(ovxà.

A(vöoee) xd B(xpTolouuiov), tev TOLÓV TOÓOTOV éyovrwr are yeige:

II. N. llaxayewgytov: ’Aogata eixwy tod &yiov Anunteiov 481

Evdayyélia xexdevopeva, tev de Ovo tedevralov uvdivdgovse ovvextuyué- vous” Î) dguorepd (¿pOapuévav) rod (TaxdBov), IQ (évvov), M(doxov;), Cliucvos) xal TT(aviov), tod xodtov, rerdprov xal réuxrov pepóvrov xvlivOpovs, Tod dt devrégov xal roirov Evayyélia. ‘O téros 6 us-° tatò tay Evo yon@v, nAdrovs 3 Eéxatootov, slvar Ornonuévos els cota nhac: dv to uécov xaréyer 6 IC XC evdopar did ríe debug quods xal Eyov Ev ti) éoioreo& Evayyéliov Ev 146 nAcıcio tO ex deltov avrod stxubviotai 1 MreY, “Mitno tov Geoö’, Ev dt 15 & aproregiov IN(dvuns 5 IToddoouos), dupdregoı Éyovres Tag yeloag [xéridas nooterauëvac mods rdv Kigiov. ‘O téros 6 petakd Tv xéto yaudy, xidtovs 3 ¿xarooróv, sivas Sinonuevos eis do mAaiora qé- eovra tag elxdvag rod O(wud) xa) (¿p9apuévav) rod P(ulnzov), éxeivou uév, udvov & tay Aadexa, nooTEivovrog tag yetoas [xerev- tixbg, tovrov dt ¿yovros xvilivogov. "Araxtos eiva Y dida tov puxoòv OTooyyVAmv xoountixov otiyuatav, rod wiv Ente (Oœuû), mod 6: xévre anlov (‘Inco0, Mnroös, ’Iodvvov Iloodeduov, Iléroov, Mardaiov, Aovxä, Megxov xal ’Iwévvov), rod di nevre diriòv (Bao- Solouaiov xa) Didixzov), mov tardy (Ziucavos) xai nov dv (ITaÿlov)' ovdiv &yovoıv al elxôveg rod "Avdpéa xal "Ixxddfov.

Kal Goov pty dqpooàd ele tiv xagdoraciy rod ’Incod Xpiorod ¿oróros perakd tie Mnrodc xal “Iacvvov toü Ilpododuov, yvworòv elvar Sri énexpornoer Ev ti téqun Tic “Avarodixñs Opdoddkov ’Ex- xAnotas nai uéyor tic onueoov Ent elxóvcov Hal rocyoyeagidy. Al marca Bußavrıval ExxAnoiar avenv Eyovoı wchiora Ev tH xoth@ Toyo (14 onxd) tod ayiov Bruaros, Borg Eviore xoopeitar xal did udvns tige elxdvog ris Osourogos xamuévne ¿xml Dodvov xal Ev tots xdArors vxaofacratovons TO mardiov, tig xorvds émileyouérvns “Illarurépas”. “Ooov sis tiv Oeodaliovixnr, ovdeuia túv doqatav exxdnordy «veis alte tòv recodgav xadolixóv (rod Ilavroxgáropos Y «yiov Teagyiov, Tis tod Oeoù «yias Zoqlas, tig naveyvov Oeouriropos 7 «pias Tlagaoxevijs xal rod ueyadoucerveos &yiov Anuntoiov: I. Kausvidrov xepad. 11, Evoratiov opusc. ei. 153, 2 xal "I. Avayvaorov xep. 20), tov perafePinuevav ele ttauia (Xoprarti Zovietuav ¿qpevry teauıot, ’Eoxi Tfiovu& réauoi, Kaomu tiauioì) xal ‘Ar Zbqpia tiauicoì) xai Tv uixgorégav üAlov, Enions ets tíapulio peroBefiquevoo, site TOY xal pera tiv xardxrnou naralsıpdeiohv ele tiv Xorotiavix)v dacosiav, ovdsula avróv, Ayo, odter viv Tv roingdomnoy raupdoraciv: dida tay uèv xaDolixov 7) tig dpius Loplag xsxoounuevn elvas dv tH ayto Búpore did peydins ynpidoris (musiva, xowwvós ‘uooaïxÿg) elxuóvos cs Illarvurégas Iavayias (Bayet, mémoire sur une mission au mont

II. N. Tlaxaysweylov: 'Agzata sluwv rod «ylov Anunrolov 483

rodounuevn xar’ Enıypapiv, reel Me xal xatoréow ¿orar 6 Adyos, vid Teooylov tod... tun, Eyovoa Ev 14 ayim Bruari Öuororaryv tiv TOUXOÉOHTOY maodoragiv TIPOS THY Tis WAaxdg TS IOOKELUEVNS, avexaivdpdn 24” "Tovviov rod ¿rovg rovrov eis Bios toLOv uétowv VIO tH viv edeqpe Ev th Ömıodev avar rod réauiov tig ayas Zopias Ev 40 fnudrov anooraosı «mo rod dyiov Bijuaros «vrod.

Ooov dl eg ta xoounrixt otiyuara, ToLaüre oVdauod, Ev tH Oeo- caiovixn TobAayıorov, Ev ovdEmd radar ExxAnola maoetionoa more, dıapopov di Evvorav Eqovor rd Ev ti ExxAnoia tig ayias Zopías oriyuara Griva 6 Bayet Avapeosı Ev tH uvnuovevdevii ¿yw abrod.

Or N elxwov Tod dapiov Anuntoiov 7 Ent rod élepavrooréov xal al ¿ml rév doyvoóv qpúllov menoumuévor dtv eivaı ¿oya tod avrod q06vov, diddorer capós Y diapood adr@v xal Ev TS VOUS Tic réyvngs xl Ev tH qapuxrío: tÓv yoauudrov: 6 Eoyarng Exeivng elépyer Exvrov. éydpevov ¿rv ris doyaïxie adbornodtytos xal rod Kxduntov teyvixod turov: tovvavriov di, 6 naAkıreyvng TOUTOV HAQEOTNOE TA TOÉCOTOA abrod ¿yovra tanodv TO idos xal evxpivels Tag yocuuds, Avanıuvi)- oxovta Ev uéosr boa xada meol Buéavrivie TEyvng tod dexérov aldvog Evayyos Öıelaßev 5 G. Schlumberger év 1H aEıoAdyw toto rH Émye- yoauuévo „Un triptyque Byzantin en ivoire“ (Gazette des beaux arts IH 5 (1891) 294— 306). 4240 niv rovrov, Or. al eindves oddeuiav Ev Go Eiyov oyEoıv mods AAAnlag, uagrugodor ta Asipava coyvoav gudloy ta xalóxmtovrta elo uson tiva, uakıora Ol Elo tiv Uve Öekıdv To Ópúvt: yoviav, Tv nAaxa tio elxôvos tod &yiov Anunroiov' d%4ov di Gre tov tóxov tie Eindvos tavtns xareiye ruda SAdxAnoOY doyvpov pvddov Eyov &Aiote CvapeyAvupevnv KAAnv elxóve, ¿voudlos Boreoov mepixoneloav Saag doen tóxov elo tiv nAdxa tiv tt éAepavrootéov.

r

‘H elxov tod &ylov Anunroiov dures elo Aeyôueva pudexryoce (amuleta), dv. siva. di todunody va elxdon rig dti xar’ deyas ro xTiua avtoxecrogds tivos Y OrEarnyod xal bre Votegov rEQixooundiv dia tod dpyvood reoiBAfuaros xareredn Ev ldiwrınd; exxdnota. “Av elvan xatsonevacuevn dv «bri ti Geoocdovixnn, Th adder TOD uapruoiov Tod ayiov, Y un div pivdorouev didri ovdsula MEQLEEONN Oyerım) rapabocıg xegl adrod, Î 68 neiga édidatev bri % napadocıs xal did pvbuxdy éxixooumuéror nepuxexaluuutvn Edidatev huts Eviore Boa div xagédaxey air} Y yeyoauuévn lorogia Y Edw@xe tovAdgiorov tòv uirov mods ebpeoiv tod dAndods.

Onwodixor' dv Exy to rmoayua, 6 todros tig rapacrágsns rob peyadouépgrupos Ev elxóm tavtn sivar Oxavidraros, Ev tia. Ot xal

II. N. Taxaysweylov: "Aezala siuov rob ayiov Anuntelov 485

elxóve. Ilagalsinov va uvnuovevon a dAlayod omfópeva xeuràia, Gllog te xa) énedn Soa nepl adrüv ¿qov uadbv div siva xara aüvra Cup xal dijon, coxovpor xal Ev TO xepadaico tota éteraoo doa tov nodyuatos rada paprvpia vrdoyovow Ev «bri tH de00a- Aovixn nat’ idiav ¿uod Epevvav nal perétmv.

Tivooxo ¿yw eludvas tiv elgnuévov aypiov: 1) éxi toiyov, a”) uiav Tod dylov Anuntelov xal tod ayiov Tewgyiov ôuod xal ff) dvo tod ayiov Ieweylov uóvov' xal 2) éxt nivaxog uiav Tod ayiov Anunteiov. Kal ai uèv Ev tO ¿duo « neqreulmuuévar o@fovra éxi tod mods vow tolyov pixods ¿dla xopportatns coquias ÉxxAnoias, dxodounuevns nar” émpoagiv Tv kiiore Ba Onpogizvoa “mapa rod EbyEevsordrov "Ivdvvov Kouvnvod”, xeuevns Ev avd Tovgxınng olxiag Ev to Bogeodutix® wege tig nöAewg nANolov tijg Ev rois Éuxçoodev urn- povevdelóns oixiag tod Sadok év 7 xeîta 1) éxxAnoia Tewoylov Iloayau& of dio udorvpes aoxensig tag veavixas avr xepadas nai úvev xal TOD gatevod xvxlov, pogodvres Orgarıwrınv OTOANV AAN &orAoı elxoviouévor Eivaı ÉOTOTES mapa Toig Innos avróv, Toig avri- peroo: &Adilois, 6 wiv Anurtoros maga tH égvdo®, 6 Tedgyios zaga 19 Asvnd inam tiv diexpioiv di tavtnv Eig th qo@ua tov inaay épviaksev, ws pvooróv, xul 7 Voregov TEIVN uéyois uv, AUQPLOTÓÍO TOÙS AYyLOVS y Exıßeivovrag pddiora tov wiv Anuyto.ov éouvSooù tòv Tedgyiov Asvuod innov xai udvov bmiov Eyovrag td dev Ev ti dpioteoà yeıpl 7 Ev Auporsgaug taîs yeooiv N) xal éEotarag Maga Tols inmois.

Ai dv tH dorduò B rnequerdnppevai elxóves, 1 pia uty siva pnpidory ¿xl tig dpuoreods (Bogelas) cpidog tod xévroov Ts éx- xAnotas Tewpyiov Iloayau&, nul éptauguevy xara peya peoos Övvaraı va Odden quäs Ste

O AFIOZ Fe.PPlu

Ô dv th nagaxsıusvn Emiyoapij ro éxeuxoviouévos Ev andj moALTIXÎ] oroln. ‘H érégo elxtov siva Ewyoagia ¿xi Tod dguoregoù (Bogeiov) TOLYOV tis doiotegàs aTEQUYOS Tis éuxAnoius Tig mod dAiyov yodvov avaxaAivpBelons Ev Ti aval tod Tbauiov tig «yias Lopiag tv xal Ev roîg Euxpoodev ¿uvquóvevaa: daxenng Ó Gyiog, ob éx detiov pos tH

ua pepera TO

anapalidutas Gros Ev th mooxemevn fuîiv nAaxl rod «yiov Anun- zpiov, Eye Orpariwrınnv orodiy fe udAliota siva diatetnonueva To

486 I. Abteilung

qpodidetòv uégog tod Dopaxog xal al mepuevnuides, egecdee dl mv ápuorepav yeipa ¿xl tig laps Eyyeoidiov: Ste 6 dyuos Te@eyrog siva. dneuxoviouévos xal ovyl 6 &ytog Anurtgios N llos tig xal dea ti Ô Eoyodpos nagedine TO xvpiov Óvopa Pewoyoag avrò xepurróv, paprvper uty xal TO 780g Tod ngoowrov xal TO Extpedig Bootevyiouu río nepeing didaorer de wal ro Eis‘ EE dpiorep@v tod dpiov elxo- viouévn siva. y Oeotóxos Eyovou tag qeipas éxterapevas nodg tov Él dprateg@v avi Inoodr Xpuortóv: peragdy av nod@v tig Osordxov xa) tay tod Xpioroù yovuxerie sixoviopevos silva faneds xal woaïos 1aoyavopioos avo, 6 xrirwg TÎjg éxxAnotas, (xetevav did TÜV yYELQdy tov &vadev avrod evloyodvra Xpuotov: vnsodev Ts xEepadijs tod XULTOQOS PEQETAL 1 EXtYQU—?

~ FEOPFIOY .. lOPEMA

roûr” gore “Kvgue 6 (Oeds urnodntı?) T'eopyiov tod ... opéun”: Gore 6 Ömıodev tov xrirogog Eorwg Gpios Eivaı 6 xat’ Eboymv Tod xtiTOROS Tewpyiov äyıog xal xgoorarys avtov, 6 «yg Iewpyıog.

H év ro «qdu 2 nequerAnupevn éexl nivaxog eltxov Tod éyiov Anuntgiov gomteto uéyor tov umvog Avyovorov (22) roù Erovg 1890 dvyorqueva Ev debt Tod ayiov Búueros tijs xal Ev trois Eumgocdev uvnuovevdzions untgonoirixijg eExxdyotas tov ayiou Anuntoiov, dvadev tig Adovaxos tig éyovons TO Timov Aeiwavov TOD dpyiezmiondaov @60- calovixns &yiov Ionyugiov rod Iaiauà (| 1360), éyévero dl ody moAAoig &Alous aoAvrıuordrog neLunAiois, zepl ov &Alote ¿orar wor Ö Adyog, Boge tod mvpòs xara tv «xopedda vúxte tov 1890. ’Ev ti) elubvi TEUTN XELUEV] EV HÁOVOLOTATO coyvoed nlmoio, eindvi Gris nat Kopury raoadociv ¿ddr oùv nollaïs Ella Eis toda Xpiatiavods pera nv vxo tov Tovpxav weraßoAnv eis tiauiov (¿re ’Eyigas 930 = 1523) rg Tore unteonoditixijg éxxAnoiaz tig áyias Zopias, è roAloügog Ayıog mapiotato Ev OTpaATLOTIA OtToÂï Ègcov udvov Onkov ' to Odov Ev ti delia yerol.

Towavry dé, pera póvov tod dóparos Tod ovufólov Tod uagrv- quod Yavdrov (306) Tod ayiov, péperas Y rupdotacis Tod noloëyou ua) ext qadxiv vououdrov uvnuovevdevrav bad rod Tafel Ev ei. 136 tov negl Oeocazovixns ¿pqyov (Berol. 1839) tiv yeyainv dtiav ovdauas Nuavowoev 6 modds Extote diapevduevos yodvog xal al Ev rovt@ ovußäccı modlai xal noixidar avaxalúpes xal Ev vi lotopia alla uadhiota di) Ev Ti doquiodoyia xal Ti toxoypaqpía tie óleos.

Televta tov Adyov uvnuovedwv wg év émuérem na) Soa dida

N. N. IIaxaytoeyiov: 'Agyata siuv tod aylov Anunteiov 487

Àsiypava Tod ueyaloutoptugos aylov Anumrgiov dacogovorr Ev Oe00a- Aovixn, üyvodra xal toîs Muetépuis xal toro Eévous Loropuxote.

E

Kal di neol tov “uvpov” tod lauarixod, ¿E 6 ueyaloudotus anenindn ‘uvooBlürns, diélafBev 6 Tafel év 084. 118—120 txoon- pecovuevos Ev 054. 119 perciò üllov xual ¿Eñs: ,S. Demetrii unguentum nostro quoque aevo habent templa quaedam montis Atho (Io. Comnenus in Descript. montis Atho ap. Montfauc. palaeogr. p. 464. 474. 482); item ejus sanguinem (Io. Comn. 1. c. p. 485). Graeci Thes- salonicenses num iisdem donis hodiedum gloriari possint, ego non legi. Demetrii Nestorisque sacra juncta fuisse docet Damascenus homil. XXXV p. 511“: év ti) avai tijg otxiug tig xvpias Doravis Zappa (xoıvag Asypopevns ‘Agayovpavovdas’), Keıusvng mAnoivr cis éxxAnoias tod áyiov Nixoddov, xeivrar xal modded &Ala dpyaîu Asiwava (Baden XLÓVOV, uopuaooe per” Enıygapüv, nAlvdoı pera Oravo@v) xal Ilgua- xuvnmoiov ¿vda Ev Eopyayıousvo orauvo qpuicocera. aretnoaupevov aime tod dpiov Anunigiov bxeg, used daros évauemyuévor (xo vòs “uúgos”), mivduevoy DEQUIEVEL TOÙS TUPEGOOVTAS, KATA TV mIOTLV TOD Aaov. LZxantovres &Aiote Ev ti adAï evgov Bodwroy xoruntigiov mAîess dorov nal Erepov Ev cd écobovto xal Toıgoypapiaı, xatà tv yvounv tivav Exeo Ev éxelvo To tino n Aeyopevn 'Kurapvyn’, i dadperos otod Ev édidatev 6 üyıos (Taf. od. 112—113).

Üoov dl sig to riuov oœua, 6 Tafel év ced. 133 poder: „corpus S. Demetrii ubi terrarum nunc asservari credatur, de eo vide Cornelii Byei commentarium praevium ad Acta S. Demetrii L c. p. 77. 78. Incertum quoque, num ea tempestate (Acyes tv dnd tov Tovexwv GAwowv tig xmóleos) Sancti sui reliquias Graeei recuperarint, nec ne. Immo Graeci Thessalonicae hodierni Sancti sui reliquiis carere videntur, quae nunc Polae in Istria asservarı dicuntur, monente Corn. Byeo“: Ev deyveò xforidio ts éxxAnoias tig Tramavriz puldocera Ev quadidico púpov Tod ayiov Anuntgiov, teuaziov tod déouaros xul Tod xvavod é¿vóvuaros TOD ueyaloudotupog xal OOTOY TEPLEOPLYMEVOV deyved daxrulio Ep’ naAuık Kvayıywoxovran TA yodupara

NCT “Néoropos” tod ovuueprvgpijoavrog (Taf. 084. 152).

Ev @sooauhoviny, ti) 295/10" Avyovorou 1802.

IHéto0s Nix. Ilunayemgyiov.

Le trésor et la bibliothèque de Patmos au commencement du 18° siècle.

(D’après des documents inédits.)

Lorsque, au mois d'avril 1088, Alexis Comnène donna Patmos à St. Christodule, nul endroit n’était plus propre à devenir, suivant l'ex pression du prince, «un séminaire de vertu»), Il fant lire la description que fait de cette solitude le commissaire impérial chargé de remettre l'ile entre les mains du saint: «Ayant parcouru en tout sens l'ile de Patmos, nous l'avons trouvée déserte, inculte, toute couverte d'un im- pénétrable fourré de broussailles et d’épines, entièrement aride par suite du manque d’esu. Par toute l'île en effet nous n'avons rencontré nulle eau courante ou jaillissante, sauf quelques petits puits, qui d'ail- leurs le plus souvent ne donnent point d'eau en suffisanee, .... et permettent è grand peine de mettre en culture une surface de 627 mesures: encore cette terre cultivable est-elle enfermée et comme étranglée entre de longues chaînes de montagnes. Tout le reste de Vile est un pays montagneux, rude, impraticable; dans la partie culti- vable elle même, 160 mesures à peine peuvent être labourées è la charrue; tout le reste doit être travaillé à la pioche et au hoyau, et arrosé des sueurs et du sang du cultivateur; ce ne sont, pour ainsi parler, que pierres, pentes abruptes et montagnes. D’arbres nous n'avons pas vu la moindre trace, ni arbres cultivés ni même arbres sauvages, à l'exception d'une vingtaine de poiriers desséchès; semblablement nous n'avons pas aperçu une seule construction, sauf un misérable oratoire élevé, sous le vocable du vénérable Théologue, à l'intérieur de l'enceinte d'un grand temple construit au sommet de la plus haute montagne, à l'endroit le grand apôtre a regu les divines et mystérieuses révé lations et accompli ses merveilleux miracles.»*) A lire ce tableau peu enchanteur, on congoit que les compagnons de St. Christodule aient

1) Miklosich et Müller. Acta et diplomata graeca medii aevi, t. VI, p. 45 certe feyactieror. Cf. ce que dit le saint lui-même de cette résidence (Ada, p. 66): Pnoavedy Zvbukor ragaxiocng 1d énumiquéror ravens nal dxagdadgro.

2) Acta, p. 66—57.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 489

regretté, sur le rocher de Patmos, les douceurs de leur couvent de Cos, et attristé par leurs plaintes, leurs récriminations, leurs défections mème l'âme du saint solitaire.') Ajoutez que, malgré la protection impériale, le monastere nouvellement fondé n’etait pas riche, si dépourvu de res- sources que la parcimonie était recommandée jusque dans l’accomplis- sement des œuvres de charité*); ajoutez la menace constante des descentes des corsaires?), les attaques des Tures, qui un moment chasserent Christodule de Patmos et l'obligèrent à s’en aller mourir dans la lointaine Eubée*): et l'on comprendra qu'il fallut toute la pieuse ténacité du fondateur pour soutenir l’etablissement naissant, tout l’invincible attachement de ses successeurs à l’œuvre du saint ascète pour la conserver intacte. Toutefois, gràce a la bienveillance impériale, qui jamais ne se relächa, gràce aux privileges de tout genre dont les princes de la famille des Comnènes comblèrent le couvent de Patmos°), les misères et les dangers du début diminuèrent avec le temps. Sans doute, jusqu’au milieu du 12° siècle, le monastère connut bien des traverses, attaques des Turcs, auxquels il fallut à prix d'or acheter la rançon de l’abbaye®), pillages des corsaires’), exactions des officiers im- périaux, peu soucieux de respecter les privilèges du couvent®): malgré ces vicissitudes, le monastère prospérait. Il possédait, outre Patmos, Vile voisine de Lipso”), des terres à Leros !‘), des domaines en Crète), et partout ses colons étaient exempts d'impôts ?); il avait ses vaisseaux qui naviguaient en franchise par tout l’Archipel'’); sur le montant des impòts de la province de Crète, il touchait sa bonne part en blé et en argent“); enfin, aux dernières années du 12° siècle, sous l'higouménat d'Arsenios, il réunissait près de cent cinquante moines.!) C'est à ce

1) Acta, p. 66. 88. 2) Acta, p. 77. Cf. p. 104 et 94. 3) Acta, p. 88. 4) Athanase d’Antioche, dans ’Axolou@iæ ¿spa tod Öclov Xçescrodovlov, Athènes. 1884. p. 151. Cf. Acta, p. 85. 5) On en trouvera le résumé dans un chrysobulle de Manuel Comnène (Acta, p. 111). 6) Acta, p. 107. 7) Acta, p. 107. 8) Acta, p. 107—108. 111—112. 9) Acta, p. 34. 10) Acta, p. 25. 34. 111. 11) Acta, p. 130. 132. 12) Acta, p. 53. 94. 105. 13) Acta, p. 99. 119. 122. 127. 137. 139. 142. 151. 14) Acta, p. 99. 106—107. 117. 140. 15) Acta, p. 131. En 1157 on en compte 75 seulement (Acta, p. 108—110). Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 32

490 1. Abteilung

moment même, la vie matérielle mieux assurée laissait l'esprit plus libre pour des préoccupations d'autre nature, que nous reporte le curieux document, que nous publions ici pour la première fois.

Ce texte, conservé aux archives de Patmos (n° 15), forme un long rouleau de parchemin, large de 0,26. Au recto se trouve un inven taire fort circonstancié des icones, reliques, vases sacrés et ornements sacerdotaux, manuscrits sur parchemin et manuserits sur papier de cotoy, conservés au monastère au commencement du 13° sieele; cet inventaire en effet a été dressé sous Vhigouménat d’Arsenios'), au mois de septembre 1201. Au verso on lit une série de notes, d'une date un peu poste rieure è celle du catalogue, contenant le registre des prêts faits par la bibliothèque du couvent. Déjà plusieurs fois signalé*), ce document néanmoins est jusqu'ici demeuré inédit; pourtant il est à peine besoin den dire toute l'importance. On dad combien sont rares ces cata logues de bibliothèques byzantines®), combien aussi ils sont précieux pour histoire des lettres au moyen-ige. Ils montrent au vif les préoccupations essentielles, les goûts dominants de l'époque se formérent ces collections; ils nous apprennent, quand il s’agit de librairies plus tard dispersées, la provenance de maint manuscrit aujourd’hui conservé dans les bibliothèques d'Occident*); peut-être sont

ils plus instructifs encore, lorsque, comme à Patmos, ils concernent

1) L'higoumène Arsenios est mentionné pour la première fois dans les chartes de Patmos à la date de décembre 1188 (Actu, p. 122); la dernière mention que l'on trouve de lui se rencontre dans un acte de novembre 1199 (Acta, p. 14%. Notre catalogue montre qu'en 1201 il gouvernait encore l'abbaye; mais en tout cas il était mort avant mars 1206; à cette date une charte nomme l'higoumène _Euthymios (Acta, p. 150). On peut, ce semble, reconstituer ainsi, d'après les textes, la liste des premiers higoumènes du couvent:

1. Christodule 1088—1098.

2. Joseph le Jasite 1093 vers 1128. (Acta, p. 100. 106.)

3. Sabas (?) vers 1128. (4nolovßie, p. 154. Acta, p. 107.)

4. Theoctistos vers 1128—23 sept. 1157. (Acta, p. 107—108.)

5. Leontios 23 sept. 1157 —? (dernière mention en mai 1161. Acta, p. 117. Il quitta l'higouménat pour devenir patriarche de Jérusalem -

6. Christodule ? ?. (Acta, p. 144-149.)

7. Arsenios ? (1° mention 1188) —? (dernière mention en sept. 1201.)

8. Euthymios (1° mention 1206) ?

2) Floridès, dans le catalogue publié par la Iavdéga (déc. 1868 mai 1869) no 16. Sakkelion, Ierpsaxì) Bifivod%xn, Athènes, 1890, p. #, qui se trompe en disant que cet inventaire énumère environ 600 manuscrits, Acta et dipl mata, p. 246.

8) Krumbacher, Gesch. d. bye. Litt., p. 221—222.

4) Cf. Studemund, Das Inventar der Bibliothek des Klosters St. Johanmis ru Patmos, (Philologus, 1867) p. 172—173.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18€ siècle 491

une bibliothèque moins exposée en apparence aux causes ordinaires de ruine, et qui a dû, semble-t-il, se conserver presque intacte depuis les temps lointains de sa fondation Or, parmi les pièces de cette sorte, inédites ou publiées!), qui se rapportent au couvent de Patmos, le document que nous étudions est chronologiquement le plus ancien; postérieur d'un siècle à peine à l'établissement du monastère, il nous rend à peu de choses près l'aspect primitif de la librairie; comparé aux catalogues de date ultérieure, à celui de 1355 publié par Mai ou à celui de 1382 encore inédit, il nous permet de constater les accrois- sements successifs réalisés au cours du 13° et du 14° siècle; enfin, rap- proché d’autres documents et en particulier du catalogue de la bibliothèque actuelle), il nous montre avec une cruelle précision les pertes que la collection a depuis lors éprouvées. Ainsi nous pouvons en quelque manière reconstituer les fortunes diverses de la librairie de Patmos, apprendre quel fut, dans un grand couvent byzantin, le . destin des manuscrits confiés à la sollicitude des moines; et si l’on songe qu'il s’agit ici d'une des plus importantes parmi les bibliothèques de l'Orient, on ne jugera point sans doute entièrement dépourvu d'in- térêt cet épisode de l'histoire des livres dans les monastères grecs du moyen-âge.

L’inventaire du trésor ne mérite pas moins d'attention que le catalogue des manuscrits. On sait quelles informations précieuses fournissent les documents de cette sorte pour l’histoire des arts in- dustriels au moyen-äge dans l’Europe occidentale et méridionale, quel parti l'on peut tirer, lorsque les monuments mêmes font défaut, de ces comptes de dépense des rois et des princes, de ces inventaires de châteaux, d’eglises vu d’abbayes, conservés en si grand nombre dans les dépôts d'archives de l’Occident.*) «Mais, ajoute Labarte, lorsqu'il

1) Ces pièces sont, dans l'ordre chronologique: 1. Le catalogue de 1855, publié. (Migne, Patr. graec., t. 149, p. 1047.) 2. Le catalogue de 1382, inédit. (Sakkelion, loc. laud., p. ta’. Acta, p. 8—4.) 3. Le catalogue du 16° siècle publié par Antoine Possevin (Catalogi mss. graec., p. 42, en appendice au t. II de l’Apparatus sacer ad script. vet. et nor. Testamenti, Cologne 1608) qui n'est qu'une traduction latine, parfois inexacte et incomplète, du catalogue de 1855. Il n’y a donc nulle importance à attacher à l'indication qu'en donnent Montfaucon (Palaeogr. graec. p. XXI) et Sakkelion Vor. laud , p. ta’). Toutefois je saisis cette occasion de signaler dans le livre peu connu de Possevin plusieurs catalogues intéressants de bibliothèques constantinopolitaines du 16° siècle, p. ex. celles du patriarchat, du prince Antoine Cantacuzène, ete. (loc. laud., p. 44—49). Sur les catalogues récents de Patmos, cf. Sakkelion, loc laud., y. sa'— ff.

2) Il u été dressé par Sakkelion et publié en 1890 à Athènes sous ce titre: Iorpiaxi BiflioDun.

3) Labarte, Histoire des arts industriels au moyen-áge, éd., t. III, p. 64—65.

82*

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 493

les réceptions solennelles les merveilles vénérables entassees dans ia chapelle impériale'); et la masse des reliques expédiées en Occident par les croisés de 1204 prouve surabondamment limmensité des richesses religieuses que renfermait la capitale byzantine.?) Assurément le monastère de Patmos n'avait eu, au commencement du 13° siècle, ni le temps ni les moyens d'acquérir une telle quantité de reliques; pourtant il possédait un certain nombre de monuments remarquables. Au premier rang figuraient plusieurs de ces fragments du bois de la Vraie Croix, auxquels les fidèles témoignaient une vénération particu- lière: toute église s'enorgueillissait de posséder quelqu'un de ces pre- cieux débris, tout grand personnage tenait à honneur de suspendre à son cou quelqu'un de ces phylactères, de ces encolpia, contenant, avec d'autres reliques, une parcelle du bois de la croix.”) Il en allait de même à Patmos. Outre trois riches reliquaires renfermant ces insignes reliques, le trésor possédait l'encolpion d'un des premiers higoumenes, Joseph le Jasite*), brillait un éclat du bois vénéré. Puis c'était une quantité de pieux débris, de saints ossements, entassés, un peu à l'aventure, dans des boîtes et des coffrets de toute sorte, ici dix-sept fragments grands et petits, quarante morceaux ensemble, provenant pour la plupart de martyrs anonymes. L’inventaire ne nomme d’une façon expresse que quatre reliques: celles de St. Jacques le Perse, de St. Etienne le Jeune, de St. Hermolaos et de l’apötre St. Philippe. On y peut joindre les restes sanctifiés de St. Paul du Latros, renfermés dans un tableau-reliquaire représentant le saint higoumène. Sans doute St. Christodule lui même avait sauvé jadis ces reliques de la destruction, au moment l'invasion ottomane menaçait les pieuses retraites de l’Anatolie grecque”), et emportant avec lui les ossements de son saint prédécesseur, il leur avait assuré plus tard un asile à Patmos.

Plus intéressants que les reliques elles-mêmes étaient les reli- quaires qui les contenaient. Sans doute la plupart d'entre elles étaient placées tout simplement dans des boîtes en cuivre, en argent doré, en voire, dans des cassettes de bois ornées de ferrures, dans des coffrets le métal en forme de croix; toutefois les plus insignes d’entre elles avaient recu un plus somptueux abri. L'un des morceaux de la Vraie Croix est enfermé dans une chasse d'argent doré; un autre dans un

1) Riant, loc. laud., p. 18.

2) Riant, ibid., p. 12—18. 19. 27—81.

8) Riant, loc. laud., p. 28.

4) Cf. sur ce personnage la note de la p. 501.

5) Sur le gouvernement de Christodule è St. Paul du Latros, cf. Acta, p. 16. 17. 30. 87.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 495

ou brochées étaient un autre luxe ordinaire des églises orientales.') Pendant de longs siècles, on le sait, la fabrication des tissus précieux demeura presque un monopole des manufactures,byzantines?): les ateliers constantinopolitains fournissaient des produits de leur industrie le monde civilisé tout entier. Quand les empereurs voulaient taire un riche pré- sent aux souverains de l'Occident, aux papes, aux évêques, ils leur envoyaient quelqu’une de ces somptueuses étoffes, dites impériales, brochées d’or ou historiées de figures; quand ils fondaient une église ou un monastère, ils n'étaient pas moins empressés à leur donner ces tissus admirables, «qui, dit un historien, ajoutent à la splendeur et à la magnificence des sanctuaires et témoignent de la libéralité impériale ».*) On pense bien que ces merveilles de l’industrie byzantine ne manquaient point à Patmos. L'inventaire enumere des étoffes pour recouvrir les vases sacrés, des rideaux pour envelopper les reliquaires et les icones, des nappes d’autel*), des chasubles, des étoles, des ornements sacerdo- taux de toute espèce. Tantòt ce sont des tissus de soie légère, tantòt d'épais et lourds samits”), aux couleurs éclatantes de pourpre et d'écar- late, aux teintes de vert de mer, de violet sombre ou de jaune citron. Certaines étoffes sont brodees, d’autres sont brochées d’or, d'autres enfin, les plus remarquables, sont décorées de sujets et de figures.) Parmi ces tissus historiés, plusieurs doivent ètre particulierement signales. Ici c'est une nappe d’autel écarlate brodée de deux croix noires, ou une couverture de reliquaire ornée de figures tissées dans l'étoffe; ce sont des vétements sacerdotaux brodés de sujets de toute sorte; enfin ce sont trois pièces tout-à-fait interessantes, une chasuble ancienne à figures, dite du Patriarche, et deux nappes d’autel de pourpre violette, sur le fond éclatant de la soie se detachaient des images de griffons et d’animaux.’) De tous ces tissus précieux, admirables témoignages de l'industrie des artistes byzantins, pas un seul n'est parvenu jusqu’à nous: et si l’on songe que pour faire l'histoire de cet art disparu il

a

nous reste à peine quelques lambeaux d’etoffes, si l'on remarque en

1) Miintz, la Tapisserie, p. 71.

2) Labarte, loc. laud., t. II, p. 419—424. | |

3) De Const. Porphyr., dans les continuateurs de Théophane, éd. de Bonn, p. 452.

4) Sur ces objets, cf. Labarte, loc. laud., t. II, 480.

5) Sur cette étoffe, cf. Fr. Michel, Recherches sur les etoffes de soie, d’or et d’argent pendant le moyen-äge, t. I. p. 106—119. 158—178.

6) Sur les dessins brodés ou tissés dans l'étofte, cf. Fr. Michel. :bid., p. 14—19. 7) Une étoffe de cette sorte est décrite dans Labarte, loc. laud., t. II, 426. Elle appartient à la cathédrale d'Aix-la-Chapelle. Une reproduction se trouve dans Labarte, t. II, p. 415.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 497

fit, presque de force, embarquer les volumes de la bibliothèque à des- tination de Cos, d'où ils furent un peu -plus tard transportés à Cons- tantinople; «et si je n'avais agi de cette sorte, ajoute-t-il avec un accent de sincérité vraiment touchant, tous ces livres auraient été ab- solument detruits.»!) Plus tard, sans doute lorsqu'il fonda Patmos, Christodule demanda á l'empereur et au patriarche de lui concéder une portion de ces manuscrits du Latros que son énergie avait suuvés; il obtint en effet le quart de la collection, et quoique sa part ne comprit que les moins beaux d’entre ces volumes, il s’en montra vivement satis- fait.*) Il augmenta bien vite, à force de recherches et de dépenses, ce premier noyau de bibliothèque), et jusqu’à la fin il garda pour ces volumes si laborieusement rassemblés un attachement passionné. Quand, au déclin de sa vie, il dut une nouvelle fois s'enfuir devant l'approche des Turcs, de nouveau il emporta avec lui dans la lointaine Eubée ses chers manuscrits; et durant ses derniers jours, alors qu'il s'occupait tout entier à assurer l’avenir de son couvent bien aimé, ses livres demeu- rerent l’une de ses principales pensées. En mourant, il voulut tous les léguer à l’abbaye, «afin qu'ils demeurassent éternellement dans ce monastère de Patmos»*), et nulle précaution ne lui sembla superflue pour en garantir la conservation. Il fait dresser le catalogue de ces précieux volumes, et le remet, signé de sa main, à l'un de ses disciples, afin que nul manuscrit ne puisse être détourné®); il ordonne que tout soit exactement remis aux mains du nouvel higoumène, et appuie ses injonctions de la menace de la damnation éternelle®); il recommande a son fidèle Sabas de veiller au retour de la bibliothèque à Patmos’); il interdit aux abbés ses successeurs d’aliener jamais aucune pièce de la collection; il leur enjoint de repousser sans merci toutes les récla- mations venant des couvents du Latros, toutes les protestations élevées contre la donation légitimement faite è Christodule par le patriarche: «Si jamais quelqu'un tentait, au nom du monastère de Stylos ou” de quelque autre abbaye du Latros, de revendiquer quelqu'un des livres qui m'ont été donnés par le très saint patriarche, qu'il soit débouté de sa demande et qu'il attire sur lui la malédiction des trois cents dix huit pères et la mienne.»*)

1) Acta, p. 87.

2) Acta, p. 87.

3) Acta, p. 87.

4) Acta, p. 83.

6) Acta, p. 83.

6) Acta, p. 86—87.

7) Athanase d'Antioche dans I’ ‘Axolov@ia, p. 154. 8) Acta, p. 87.

498 1. Abteilung

Les successeurs de St. Christodule ne furent pas moins empressés que lui à enrichir la bibliothèque de Patmos. Les uns, tels que Joseph le Jasite, réunissent de riches manuserits, qu'ils lèguent en mourant au monastère‘); d'autres, tels que Vhigouméne Arsénios, ne dédaignent point de copier quelques volumes de leur main”), et les moines imitent cet exemple.*) D'autre part, au cours du 12° siècle, les dons de livres affluent à l'abbaye; il en vient de Rhodes, de Chios, de la Crète, d'ailleurs encore; les donateurs, comme l’attestent les souscriptions de quelques manuscrits actuellement conservés à Patmos, croient par ces cadeaux faire œuvre pie et assurer leur salut éternel*), et ils n'épargnent rien pour que le présent soit beau et digne de l'abbaye, L'un deux, dans la souscription qui accompagne le livre, énumère, non sans em- phase, les sommes qu'il a dépensées pour l'achat du papier, pour la copie, pour la reliure, pour la notation musicale.") Un autre, un humble moine de Rhodes, offre avec une modestie touchante le manu serit copié de sa main, et la souscription nous montre en même temps quelle activité littéraire animait le couvent vers le milieu du 12° siècle: «J'ai consacré, dit le donateur, dans le vénérable et saint monastère de Patmos le présent livre, non point que le couvent n'en possède point de semblable; loin de moi une telle pensée! quel monastère en effet renferme plus de savants hommes et de pieux calligraphes que la divine abbaye du Théologue?»5) Aujourd’hui encore on conserve à Patmos toute une série de volumes datés de ce temps”); sans doute plusieurs d’entre eux ont été écrits de la main même des saints solitaires.

On conçoit que de cette sorte une librairie assez importante ait pu exister à Patmos en l’année 1201. Le catalogue énumère 267 ma- nuscrits sur parchemin”), 63 sur papier de coton, en tout 330 volumes. Toutefois, il faut le dire sans tarder, la composition de cette bibliothèque ne répond point, du moins à nos yeux, aux espérances qu’éveille d'abord le nombre de ses livres. Les manuscrits liturgiques, les œuvres des Pères

1) Catalogue de 1201, passim.

2) Ibid.

3) Ibid.

4) Sakkelion, loc. laud., p. 95—96. 119. 5) Ibid., p. 119.

6) Sakkelion, loc. laud., p. 96.

7) Ibid., no 9 de 1192, no 120 de 1194, no 175 de 1174, no 218 de 1167, no 221 entre 1143 et 1179, no 262 de 1192.

8) Pourtant on observera que sur ces 267 mss., 7 numéros ont été ajoutés d'une autre main à la fin du chapitre des membranacei, et 2 également d'une autre main, à la fin du chapitre des bombycins. Mais en tout cas ces addition ne sauraient être de date bien postérieure à la rédaction du catalogue.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 499

de l'Eglise y tiennent une place prépondérante; les auteurs classiques y manquent presque absolument. Sur 267 manuscrits sur parchemin, il y a pas moins de 109 livres liturgiques, Evangiles, Psautiers, Oc- toichos, Triodion, Euchologes, Panégyriques, Synaxaires, Ménées et Kon- takia. Les Vies de saints de Syméon Métaphraste forment 23 numéros, et cette série hagiographique se grossit encore de quelques œuvres de möme nature, Vies de St. Pachòme, de St. Théodore d’Edesse ou de St. Théodore Studite, Histoire Lausiaque ou «Paradis». Les manuscrits des Pères ne sont guère moins abondants: on en compte 26 de St. Jean Chrysostome, 13 de St. Basile, 6 de Grégoire de Nazianze, 5 de Gré- goire de Nysse, sans nommer les volumes de Mélanges tirés des Pères, et les nombreux commentaires des Livres saints empruntés à leurs ouvrages. Puis, c'est la Philocalie d’Origene, l’histoire ecclésiastique et les com- mentaires sur l'Ecriture de Théodoret de Cyr, des traités de St.-Atha- nase ou de St. Ephrem, les dialogues de Grégoire le Grand traduits en grec. Enfin la patristique proprement byzantine n’est pas moins bien représentée. Patmos possede les ouvrages de St. Jean Damascene et de St. Théodore Studite, les traités de ‚Jean Climaque et de St. Maxime le confesseur; on y trouve le livre d’Antiochus moine de St. Sabas, les lettres de Michel le Diacre, les commentaires de Léon le Philosophe, les écrits de. l’évêque Basile de Néopatras; on y rencontre même des œuvres de date assez récente, comme la Panoplie dogmatique d’Euthy- mios Zigabenos, ou le livre de Syméon, moine de St. Mamas, que l'on surnommait le second Théologue. En face de cet amas de littérature religieuse, á grand peine découvre-t-on une douzaine de volumes ayant l'aspect profane: encore la plupart d'entre eux semblent de bien mince importance. Ce sont deux volumes sur la grammaire (Toauua- tex), deux autres sur la médecine (Targixd), un lexique, deux volu- mes anonymes de chronologie (qgovoyedgos et reel y06vav); comme ouvrages de valeur, je ne trouve a citer, après deux exemplaires du célèbre roman de Barlaam et Joasaph,.qu'un volume de Josèphe, un commentaire d’Eustathe sur les Antiquités judaiques du même auteur, et un manuscrit contenant en tête les Catégories d'Aristote.

Si nous passons aux manuscrits bombycins, nous n'aurons guère qu’à répéter les observations précédentes. Sur 63 volumes énumérés, il y a près d'une vingtaine de livres liturgiques; puis ce sont des vies de saints ascètes, tels que St. Syméon, St. Cassien ou St. Barsanuphios, et de saints plus modernes, comme Théophane et Théodore Graptos; c'est une vingtaine de manuscrits des Pères, l’on trouve, à côté des grands noms de la patristique, des écrits de St. Epiphane, des homélies d'André de Crète, des lettres d’Isidore de Péluse et les commentaires

500 1. Abteilung

sur les Evangiles de l'archevéque Théophylacte de Bulgarie. Cinq ou six manuscrits seulement représentent la part de la Littérature profane: c'ést un lexique, un manuscrit d'Aristote, sans autre indication que le nom du philosophe, et trois ouvrages historiques, dont deux méritent d'être particulièrement signalés, tant est rare dans les bibliothèques monastiques de l'Orient la rencontre de volumes de cette sorte: c'est la chronographie du patriarche Nicéphore et l'histoire de Seylitzès!) On voit quelle place exelusive est faite dans la librairie de Patmos aux livres liturgiques, aux œuvres d'hagiographie, de patristique et d'édification: sur 330 manuscrits, il n'y a pas vingt volumes touchant de près ou de loin à la littérature profane; et ce seul fuit éclaire d'une lumière significative les préférences intellectuelles des moines byzantins du 12° siècle. Toutefois dans cette vaste collection d'ouvrages sacrés,

1) Il m'a para utile de résumer dans les tableaux suivants les données que fournit le catalogue de 1201 sur la composition de la bibliothèque de Patmos.

1. Manuscrits sur parchemin. Evangéliaires 12 Apocalypse a Apôtres 4 Commentaires des livres saints 5 Psautier 6 St. Basile 18 Octoichos, Canons 18 St Chrysostome 26 Triodion 3 St. Grégoire de Nazianze 6 Mendes 25 St. Grégoire de Nysse 5 Panégyriques 9 St. Jean Damascène 2 Euchologe 6 St. Théodore Studite 8 Kontakia 10 Théodoret de Cyr 4 Sticheraria 6 Autres œuvres de patristique (Gré- Synaxaires 2 goire le Grand, Origène, etc) 25 Autres livres liturgiques 8 Mélanges tirés des pères Nomocanon 3 Vies de saints 8 Métaphrases 23 Ouvrages profanes BR Ouvrages de l'ancien Testament Divers 5 (Job, Proverbes, Ecclésiaste; 9 361 144 IL Manuscrits bombycins. a St. Marc 1 St. Chrysostome 1 Psautier 3 St. Grégoire de Nazianze 1 Octoïchos 4 St. Grégoire de Nysse 2 Ménées 2 Théodoret 1 Synaxaires 3 Autres œuvres de patristique (St. Autres livres liturgiques 5 Hippolyte, Climaque, etc.) 1 Livres de l'ancien Testament (Rois, Vies de saints 5 Job) 4 Ouvrages profanes 5 Commentaires des livres saints 2 Divers 7 St. Basile 8 6

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 501

il y a autre chose qu’un simple fatras liturgique ou théologique. Cer- tains ouvrages mentionnés au catalogue ont la valeur de véritables monuments historiques: c’est ainsi qu’on conservait pieusement l’Eucho- loge de St. Christodule, qui portait sur sa reliure l’image en argent du saint higoumene.!) D'autres manuscrits non moins précieux avaient appartenu à l’un des premiers successeurs de Christodule, à l’higoumène Joseph le Jasite, dont les textes vantent la vertu, les bonnes œuvres, la sollicitude pour le monastère?), et qui, à l’exemple de son illustre prédécesseur, avait en mourant laissé plusieurs volumes au couvent.) Un Euchologe richement relié venait de Constantin, évêque de Leros, celui-là même qui en 1157 assista à ses derniers moments l'higouméne Theoctistos.*) D'autres manuscrits se recommandaient à l'attention par leur valeur artistique, par les riches reliures dont ils étaient habillés. En tête du catalogue sont énumérés quatorze volumes, principalement des Evangéliaires, dont les couvertures étaient décorées d'ornements et de figures en argent ou en argent doré. On y voyait les sujets habituels à l’orfèvrerie religieuse byzantine, la Crucifixion, les quatre Evangélistes, la Theotokos, le Théologue, l'image du Christ ou celle de la Croix, sans qu'on puisse d'ailleurs déterminer avec exactitude si ces compositions étaient exécutées en bas-reliefs ou si des émaux venaient ajouter à la richesse de la matière le charme de la cou- leur. Enfin, même en faisant abstraction de ces précieux volumes, on doit reconnaître que la bibliothèque de Patmos était composée d'une manière assez heureuse et convenable au grand établissement mo- nastique - auquel elle était destinée. Non seulement elle renfermait la plupart des œuvres importantes de la littérature religieuse; elle possé- dait en outre de nombreux écrits hagiographiques, et quantité de traités d'écrivains de second ordre, dont plusieurs nous sont assez mal connus. Elle contenait certains manuscrits de luxe, tels que ce St. Basile ou ce St. Grégoire de Nazianze que le catalogue désigne de

A A A PP -

1) Catalogue de 1201.

2) Acta, p. 106—107.

8) Joseph le Jasite est mentionné dans deux documents, dans un chrysobulle non daté de l'empereur Jean Comnène (1118—1143) et dans le testament de l’abbe Theoctistos (1157). On voit qu'il était higoumène de Patmos et qu'il fut dans le gouvernement du monastère le prédécesseur immédiat de Theoctistos (Acta, 107): or, celui-ci ayant administré le couvent pendant près de trente ans (Acta, 107) et étant mort en 1157, on doit placer son avènement et la mort de Joseph le Jasite vers l’an 1128. Il semble bien d’autre part qu'il ait été le premier succes- seur de St. Christodule (Acta, 100); en tout cas il parvint à l’higouménat sous le règne d'Alexis Comnéne (Acta, 100. 106).

4) Acta, p. 108. 113.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 503

au catalogue de 1201. Enfin, si l'on cherche à identifier les riches Evangéliaires énumérés dans l'inventaire, on peut, semble-t-il, les retrouver avec de grandes chances de probabilité. Actuellement Patmos ne possède pas moins de vingt-quatre manuscrits de cette sorte anté- rieurs au 13° siècle; beaucoup d’entre eux sont accompagnés de la notation musicale, plusieurs sont enrichis de miniatures, trois d’entre eux (no 74. 84. 274) sont couverts de reliures de prix, et sans doute la plupart de ces beaux volumes, évidemment destinés à la celébration des offices religieux, en étaient originairement revêtus. On peut donc admettre avec grande vraisemblance que les Evangéliaires de 1201 se trouvent pour la plupart parmi ces manuscrits; pour deux d’entre eux l'identification est même certaine: les couvertures des no 74 et 274 correspondent exactement à deux des reliures décrites dans l'inventaire. Mais à l'exception de ces deux pièces, d'ailleurs fort remarquables’), Patmos n'a gardé nulle trace des précieux monuments d’orfevrerie qui enrichissaient ses manuscrits à la fin du 12° sieele; et si l'on remarque par surcroît que, parmi les rares couvertures d Evangeliaires conservées, plusieurs sont en fort mauvais état*), la disparition totale des autres excitera les plus légitimes inquiétudes sur le soin qu'ont apporté les moines de Patmos à garder les richesses de leur librairie.

Et en effet, sur 267 manuscrits sur parchemin mentionnés en 1201, à grand peine peut-on en retrouver 108 dans le catalogue actuel.) Plus de la moitié des livres possédés par le couvent au commencement du 12° siècle sont aujourd'hui irrémédiablement perdus, et parmi eux, presque tous ceux que l'inventaire désignait comme particulièrement anciens. Perdus, ces vingt-cinq volumes de Ménées, dont plusieurs se

1) L'une (no 74) représente la Crucifixion; d'un côté de la croix se tient la Theotokos, de l’autre St. Jean; aux angles sont les figures des quatre Evangélistes. L'autre ais est orné de clous en forme d'étoile. La reliure du no 274 représente la Crucifixion au centre, les quatre Evangélistes aux angles. Toutes ces figures sont exécutés en bas reliefs d'argent, sans nulle adjonction d'émaux.

2) Le no 84, du 11° siècle, mais qu'on ne peut identifier à aucune des cou- vertures de 1201, est fort endommagé. Le no 81 (de 1345) n'a plus qu'un de ses ais. Le no 75 (de 1460) est plus maltraité encore. De même le no 274 parwit avoir perdu un de ses ais.

8) Il fuut toutefois tenir compte de la considération suivante: beaucoup de manuscrits mentionnés à l'inventaire sont de minces plaquettes (fifdidacia, Prfle- domovia); plusieurs d’entre elles ont pu être par la suite réunies avec d'autres brochures sous une reliure commune, et parvenir jusqu'à nous, perdues en quel- que sorte dans un volume plus compact. Ainsi le no 112 renferme la lettre de St. Athanase au duc Antiochus, le no 179 contient la Vie de Constantin. Cepen- dant ces cas ne sont pas bien nombreux et diminuent de quelques unitéx à peine le total des manuscrits perdus.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 505

postérieure.*) (Cependant quelques documents uniques et curieux ont sans doute sombré dans le naufrage; et lors même qu'il s’agit de textes déjà connus d'autre party la perte d'exemplaires très anciens n'est pas moins attristante. Pour l’histoire de la paléographie, la disparition des bombycins est tout particulièrement déplorable: il reste si peu de manu- scrits sur papier de date antérieure au 13° siècle, on est si mal informé de l’époque le papier de coton entra d’abord en usage, qu'on ne saurait assez regretter la ruine de soixante manuscrits de cette sorte, dont plusieurs sont, à tort ou à raison, désignés au catalogue de 1201 comme étant «très anciens».

Il faut en terminant essayer de rendre compte des causes qui ont privé la bibliothèque de Patmos de près de deux cents manuscrits an- térieurs au 13° siècle. La principale est sans nul doute la négligence apportée par les moines dans l'entretien de leurs manuscrits. Les preuves se présentent ici avec une abondance tout-à-fuit regrettable. Si Pon examine par exemple le catalogue de 1355, qui se borne à enregistrer les manuscrits les plus importants de la librairie, on constate que plu- sieurs de ces précieux volumes sont désignés comme étant «fort endom- magés»*): à ce titre, ils méritaient, ce semble, une sollicitude toute par- ticuliere; au contraire on en a pris si peu de soin qu'ils ont aujourd'hui disparu. Veut-on savoir ce que sont devenus maints volumes nommés dans l'inventaire de 1201? qu'on regarde les reliures de la bibliothèque actuelle: on y trouvera par exemple des feuillets du livre d’Antiochus de S. Sabas?), des fragments d’histoire ecclésiastique“), des lambeaux d'Evangéliaire?), des morceaux de Dion Chrysostome*), qui attestent surabondamment le cas qu'on a fait des manuscrits originaux. Parcourez enfin quelques uns des volumes que l’on conserve présentement à Patmos, par exemple le no 272 ou le no 4207): ils se composent de fragments de toute sorte, appurtenant à des manuscrits fort différents, qu'une main prévoyante a, malheureusement bien tard, réunis sous une reliure commune. Dans le no 272 en particulier on rencontre des fragments de St. Jean Chrysostome, des homélies de Grégoire de Nazianze, de

1) C'est le cas pour Syméon de St. Mamas (no 390 et 427), pour Isaac le Syrien (no 362), pour l'Evergetikon du moine Paul (no 441. 442), pour d'autres encore.

2) Migne, loc. laud, no 49. 50. 56: diepdapuévov Mar.

3) Duchesne et Bayet, Mission au Mont Athos (Archives des Missions, Série, t. III), p. 438.

4) Ibid., 437.

6) Ibid., 438.

6) Ibid., 489.

7) Sakkelion, p. 140 et 187.

Byzant. Zeitschrift I 8 u. 4. 33

I, Abteilung

St. Basile, de St. Ephrem, de St. Athanase, des morceaux de Vies de saints, d’autres pièces encore, provenant d'une série de manuserits du 10° et du 11° siècle, Sans nul doute ces voltimes appartenaient à li bibliothèque primitive; lacérés plus tard et mis en pièces, ils n'ont laissé subsister que l'ombre d'eux-mêmes; et je ne parle même pas des manuscrits, fort nombreux à Patmos, l'on constate, au début à la fin du livre, l'absence d'un certain nombre de feuillets. Tout cela t on l’avouera, une incurie navrante, D’autres circonstances encore

pu contribuer au désastre. La librairie de Patmos, on le verra, prötait assez liheralement ses manuscrits au 13° siècle; près d'une ein- quantaine de volumes sont sortis de cette manière, et dispersés, les uns à Leros, à Calymnos, à Cos, à Samos, d'autres sur la côte d'Ans- tolie, à Palatia ou dans les couvents du Latros, d'autres plus loin encore, et jusqu'en Crète. Les livres ainsi échappés à la garde de Vecclésiarque ont-ils toujours fait scrupuleusement retour à la bibliothèque? les dé- sastres imprévus qui si souvent, en ces siècles troublés, sont venus s’abattre sur les côtes ou les îles de l'Archipel, n’ont-ils pas pu détruire quelques uns de ces manuscrits? La chose est plus que vraisemblable. Il n’en demeure pas moins acquis que la librairie de Patmos, si im portante à la fin du 12° siècle, a peu à peu laissé perdre beaucoup de ses plus précieuses richesses, et il y a quelque intérêt peut-être à examiner en quel temps sa décadence a commencé.

Si Pon étudie les documents du 13° et du 14° siècle relatifs à la librairie de Patmos, il semble que, loin de décroître, la bibliothèque ait d’abord prospéré. Malgré les dangers auxquels le monastère fut exposé au cours du 13° siècle, malgré les constantes attaques des pirates dont les insultes et les flèches montaient jusqu'aux portes closes de l'abbaye, malgré les ravages des Vénitiens, qui rançonnaient sans merci les îles de l’Archipel et obligeaient ’higoumene Germanos à vider le trésor du couvent pour sauver sa communauté du massacre"), malgré les amertumes de tout genre, auxquelles le monastère dut se résigner, la librairie ne cessait de s'enrichir. Vers la fin du 13° siècle, l'abbé Sabas lui laissait par testament une trentaine au moins de manuscrits’) parmi lesquels il faut noter, à côté de livres de liturgie, d’hagiographie et de patristique, une série de lettres des patriarches de Constantinople, deux volumes d'histoire ecclésiastique, et un ouvrage juridique, le J7oé- xsıgog véuos. Le catalogue de 1355 fait connaître de nouvelles acqui sitions. Sans doute ce document ne nous fournit qu’une liste sommaire

1) Acta, p. 230. 2) Acta, p. 241—243,

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 507

des manuscrits principaux de la librairie: il n’en est pas moins singuliere- ment instructif. Sur 58 numéros qu'il comprend, 22 au moins, plus du tiers ne figurent point à l'inventaire de 1201 et sont entrés à la bibliothèque postérieurement à cette date. Parmi eux, on retrouve deux des volumes de l’higoumène Sabas, le traité du pseudo-Denys l’Aréo- pagite') et l’histoire ecclésiastique d’Evagrius?); les vingt autres, quelle qu'en soit l'origine, sont plus intéressants encore. A côté des manu- scrits des Pères, tels qu'Anastase, Grégoire de Nysse ou Nemesius d'Emèse*), des commentaires de Nicétas de Serres ou de Macarius de Philadelphie‘), à côté des pieuses élucubrations dues au zèle religieux de certains empereurs, tels qu’Isaac Comnene ou Mathieu Cantacuzene”), apparaissent des œuvres historiques ou philosophiques et des manuscrits d'auteurs classiques. Ce sont les écrits de Nicéphore Chumnos, fausse- ment mis sous le nom de Seylitzes*); c'est une partie de la chronique de Zonaras et une histoire des Paléologues d'un certain Georges”); c'est un exemplaire des Basiliques*); ce sont enfin trois manuscrits de Diodore de Sicile, de la Cyropédie de Xénophon et des dialogues de Platon.”) A ce moment un esprit nouveau semble animer vraiment le couvent de Patmos; l'antique sévérité se relâche, qui jadis rendait les moines si hostiles aux ouvrages profanes; leur curiosité s'étend au-delà des étroites limites de l’hagiographie et de la patristique, et les livres d'histoire en particulier trouvent à l’abbaye une faveur aussi remar- quable que rare dans les monastères byzantins.!)

1) Migne, loc. laud., no 41.

2) Migne, ibid., no 49.

3) Migne, ibid., no 33. 23. 35. 30.

4) Migne, ibid., no 36. 37, 16. Dans la même série d'acquisitions nouvelles figurent les numéros suivants du catalogue de 1355: no 2. 31. 57. 7 bis. Nous désignons ainsi un volume mentionné dans la traduction latine publiée par Possevin. Après le commentaire de Job (no 7 de Migne) on lit: In Ksaiam expositio Basilit, Chrysostomi, Theodoreti et aliorum, manuscrit qui manque dans le texte grec de la Patroloyie. Le volume suivant (no 8 de Migne), décrit par Possevin sous le titre: In eumdem Basilii solius expositio, n'est donc point le commentaire de St. Basile sur Job, mais bien le commentaire de ce père sur Esaie, Les deux volumes se retrouvent dans la bibliothèque actuelle (Sakkelion, no 214 et 26): le second figure déjà au catalogue de 1201.

5) Migne, ibid., no 82, 9.

6) Migne. 1bid., no 29.

7) Migne, ibid, no 58. 46.

8) Migne, ibid., no 45.

9) Migne, 1bid., no 47. 54. 56.

10) Cf. sur ce point Krumbacher, (Gesch. d. byz. Litt., p. 220. Aujourd'hui encore Patmos possède un manuscrit de la chronique de Georges le moine (Sak- kelion, no 7).

83°

508 1. Abteilung

Malheureusement ce beau zèle ne paraît point avoir dépassé la seconde moitié du 14° siècle. On a vu que des 1355 certains mano- serits étaient fort endommagés; d'autres, qui de 1201 à 1355 s'étaient conservés intacts'), disparaissent après cette date et sont aujourd'hui perdus; dans le catalogue encore inédit de 1382 figurent 300 volumes seulement*); or en 1355 les documents nous permettaient d'en retrouver au moins 380. Donc, dès la fin du 14° siècle, la bibliothèque est en décroissance. Sans doute, en apparence du moins, elle a depuis lors réparé ses pertes: actuellement Patmos compte 735 manuserits; mais plus de la moitié de ces volumes sont de date fort récente et ne saw raient remplacer les anciens exemplaires qu'on a laissé perdre miséra- blement. Sans doute aussi, pendant les siècles qui suivent le 14% des circonstances heureuses introduisent parfois encore des manuscrits inté ressants au monastère, Au 15° siècle, comme autrefois, de pieux dona teurs se rencontrent parmi les higouménes*); des îles voisines, de Naxos"), de Rhodes‘), d’ailleurs encore, des livres émigrent à Patmos; enfin, l'abbaye s'enrichit quelquefois de la ruine des couvents de lu côte asiatique et hérite de quelques unes de leurs dépouilles.*) Mais, pendant ce temps, les manuserits anciens s'en vont à l'abandon. Ni les souvenirs historiques qui s’attachent à certains volumes, ni la place assignée à d'autres parmi les trésors de la bibliothèque ne les garan tissent contre la ruine. Sur les cinquante-huit manuscrits mis en vedette par le catalogue de 1355, vingt au moins ne se retrouvent plus aujourd’hui. Les livres d'aspect profane sont particulièrement maltraités: tous ceux qui figuraient dans les inventaires de 1201 ou de 1355 ont disparu, à l’exception de Nicéphore Chumnos et de Zonaras”), de Dio dore de Sicile‘) et de Platon. Encore ce dernier volume a-t-il pu, on le sait, être emporté en 1803 en Angleterre"): preuve dernière de l'in- différence que professaient pour leurs manuscrits les moines de Patmos, également oublieux des enseignements de St. Christodule et de l'antique gloire de leur librairie.

1) Migne, loc. laud., no 27. 38. 48. 50. 56.

2) Sakkelion, p. sa”

3) Sakkelion, p. 53—54.

4) Sakkelion, no 50 et 57.

5) Ibid, no 207.

6) Ibid., p. 122—123. no 78. 242. 244.

7) Sakkelion, no 127. 298.

8) Ibid, no 50.

9) Cf. sur cet incident Sakkelion, dans le delziov "Iorogıxns a) ’Eßwoloysik "Exaugeiag ris "Ellddog, t. IL p. 427 et Tlurpeaxÿ Biflsodíxn, p. e’, not. 6.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 509

M. Le registre des pröts. En quelques endroits de l'inventaire, une seconde main a ajouté à

la marge des notes indiquant que tel ou tel volume a été empranté à la bibliothèque, et ces indications, répétées et complétées au verso du manuscrit, constituent un véritable registre des prèts faits par la librairie de Patmos. Les renseignements que nous y trouvons se rapportent pour la plupart à une époque un peu postérieure à la rédaction de l'inventaire: à la vérité, nous ignorons la date de l'higouménat de Ni- codemos, dont le nom accompagne les dernières lignes du registre; mais nous pouvons tirer du texte mème de suffisantes informations chrono- logiques. Parmi les emprunteurs assez nombreux qui viennent puiser aux richesses de la bibliothèque, deux établissements monastiques sem- blent traités avec une faveur particuliere: la métochie de Pyrgos recoit d’un seul coup onze volumes, celle de Cos, dix, et dans les deux cas, les manuscrits prêtés sont de même nature; c'est une série à peu près complète des livres liturgiques, comme si Patmos avait voulu fournir à ses deux métochies les textes indispensables à la célébration de l'office divin.') Or nous savons à quelle date les deux couvents en question sont entrés dans le domaine de l’abbaye. Pyrgos lui a été donné en 1216 par l'empereur Théodore Lascaris”); le monastère de la Theotokos tév Zrovd&r à Cos paraît lui avoir été attribué sous le règne de Jean Vatatzès (1222—1254).*) C'est sans doute au moment de la prise de possession des deux métochies que les livres nécessaires leur furent remis par la bibliothèque, et nous pouvons en conséquence placer avec grande vraisemblance l’higoumène Nicodemos immédiatement avant Germanos, que nous trouvons en 1258 occupé à achever l’orga- nisation de la métochie de Cos.*) Les prêts de manuscrits enregistrés dans notre document doivent donc être rapportés à la première moitié du 13° siècle.*)

1) C'est dans le même esprit que l'higoumène Sabas légue à l'église rot "Acopcarov un certain nombre de livres liturgiques, (va yalln 6 péllwr naeapévery éxeloe (Acta, p. 242).

2) Acta, p. 176. 180. 199.

3) Cf. Acta, p. 217.

4) Acta, p. 193. 199.

5) On peut serrer de plus près encore la date des derniers prêts inscrits au registre et consentis sous l'higouménat de Nicodemos en faveur de la métochie de Cos. Ils portent l'indication chronologique de l’indiction 2. Or, sous le règne de Jean Vatatzès, deux dates seulement correspondent & cette indiction: ce sont les années 1229 et 1244.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 511

1 fois; Evergetikon, 1 fois), des traités d'édification (Climaque, 2 fois) et un manuscrit de Job. Les auteurs profanes n’ont tenté la curiosité d’aucun des correspondants du couvent.

Ces indications, si peu nombreuses qu’elles soient, permettent cepen- dant d’entrevoir la place considérable que Patmos mérite dans l’histoire littéraire du moyen-àge oriental. Sur les cötes de l’Anatolie grecque, dans ces îles de l’Archipel, si durement éprouvées par des misères de toute sorte, les moines de Patmos ont, pendant plusieurs siècles, allumé un dernier rayon de vie intellectuelle. Pour ces pieuses communautés, pour ces humbles bourgades réfugiées sous la protection du saint patron de l’abbaye, le couvent de St. Jean le Théologue n'a pas été seulement un centre religieux, il est demeuré un foyer vivant de culture et de civilisation. En dotant d’une bibliothèque son monastere bien aimé, Christodule n'avait donc point fait une œuvre vaine; en poursuivant pendant près de trois siècles l’aceroissement de la primitive librairie, ses successeurs n'avaient point tenté des efforts stériles. Sans doute le résultat final n'a point pleinement répondu à leurs espérances; sans doute la négligence des siècles suivants a laissé disparaître beaucoup de ces volumes qu'ils avaient si laborieusement rassemblés. On men doit pas moins savoir gré aux moines du 11° et du 12° siècle d’avoir su unir aux soucis de la foi ces nobles et sérieuses préoccupations: elles leur assurent une grande place dans l'histoire des lettres, elles leur méritent aujourd'hui: encore notre reconnaissance et notre respect.

Appendice.

Nous publions en appendice le texte inédit de l’Inventaire de 1201 qui a servi de base à nos recherches sur la bibliothèque de Patmos.

Kadnt ovv ded This cefacuias tod nyannuévov td Xoiot Oeo- A6yov Movie ris Iaruov, yeyovas éxl tig NYovusviag TO mavoora- TATOV Tatoòds TUÓvV uovayod xvpod Apoeviov, xara uiva LenréuBorov, Ivdıruwvos 0’, tod sy’ Erovs. “Eyer obras.

dia tor «yiov sixdvar.

Eixov ayia ueyain 6 @eoldyog pera reorpepelas dppvoodiazovoov, nal otepavov nal EVAYYELOV TY AUPOTEEWV yoVOOYELMEVTaY') KOYVOAY. Eyndiniov Y Zravowois. ¿repov orgoyyvlov Oeoróxos pera Bospous, ta dupôrepx aoyved dityovon yemevta. Erepa elxcwv ol Gyior ’Ano- oroAoı ITetgos xal Ilavdos dbAoxdountos doyvoà xai yovowmpervy. Etégo

1) Sur le sens des mots gemevròs et zeluevorg, cf. Labarte, Hist. des arts industriels, t. III, p. 74—76.

L Abteilung

zixòv è Xovodoropos Eyovsa otepámiov, sdapyéivov, Empire mi | Gravoods rgelg, dupórega doyvoî xal povomueva. Eréou elxiov à dyios Anwjtowos perà megupegelas xul orepdvov deyver xal yovou- wiry. éréga sixoy Y irepapia Osoróxos Epovoe megupégerev. Eriga | elxtow ol éyror tosis, Osódogos, Anuiroros xed Pedoyrog, bhorkéxaros.') Éréga eluiow 6 üyıog Nixdduog sugovr<n>*) werk repupegeías. Eréga sir À kyla Oeoróxos were wegipegsias xal arepávov, izoven zul dv ro perdre uagpagirapirtiv. Eréoa slnòv dénruyos Eyovoa eis ri En pégos eixoviouere FE, dv Évrég stor adrów Gye Zeluva. Eroe elxiv dhoxdountos 6 Gyiog "Aduvácios xa) 6 üyıog Kigeddog. eixiov Éxtou diyvov(?) à dpía Osordros uerà megıpepeiag Ego 1 elzowiouere zei otepdvove, fosporparodou xal Ev ro orepavi 100 Boépous ddp duo xul uegyapırdgiov Ev. Eréga sixiov 6 üyıog Maddog 6 dv rH Acro Exovoa ¿vrbg tod adrod éylou Aeitava.*) Erégu ela ódorfdxoros è Xoiords zul of dio Evayyelioral Aovxús sol Todvung. siol sal sis rd xedliov rod ÖnAmdevrog xudnyovuévoo EyaoAmov bioxdopntor i) dyla Osoréxos éoyvgozetuevtoy werd Boépous. Eréga elxiov bloxdounros 6 &yıog Tempyıos zul 6 pros Anwijrgiog éxowoa xed Évrdg tiuror Esàor. eixiov Étéqu i) éyix Osoróxos Úlorféxoros pero Boépous. Érepor pexgdr Eynöknıov ij Koiunois. oravods rouvds égyvods drtyovoos els. orevgoì Eregor ueydAoı dio dpyvgorfdmwro. Eregog oraveds otyvoy Eymv slxo- vicuara qequevid.*) Erega eixov 7 Koípnois ris bregapias Oeoróxov xoounuevn. Erega slxiov 6 Gyog Megxovguos xoounuevn, duporspe Lö6dnsev maga tod...... 5) dad vv Koi. Eriga sixv ÿ ayia Oeoróxos yiurm) xal xoounuévy. Erega 6 &pios IavreAetfpav xoour- “névov.*) . tev tiuiov Sbiov xal úyiov Zeupdvov.

Tira Edda”) ceca dv rd Ev dopveoridxwrov yeuevrov xal did- qevoov. ¿regov muxçdv doyvodv xal didypucov. Eregov Eyudizior rd tod 'lucirov Eyov Evrög tipuov Evlov xal Eyre Aelpava xerraord.*)

1) Ttérurog = clavatus (Ducange).

2) Cf. sur ce mot l'inventaire de Michel Attaliote (Sathas, p. 48). Le mot cagovt signifie cuivre (Ducange).

3) Sur St. Paul du Latros, ef. Acta Sanet., Oct. t. XI, p. 308. Cf. Analecta Bolland., t. XI (1892 fasc. 1 et 2, se trouve la vie du saint.

4) Depuis éréçu elxòv % Kolgnoss, les objets mentionnés sont inscrits en marge de l'inventaire

5) Blanc dans le manuscrit.

6) La dernière phrase éréga 6 &yıog Iavrelerpoy se trouve inscrite à la marge, comme les précédentes, mais d’une autre main.

7) Sur les ripio Evla, cf. Riant, Des dépouilles religieuses enlevées à Com stantinople, p. 17 et 28. 8) Sur ces phylactères, Riant, ibid., p. 28.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 513

Guotdgiov EVAvov pera Oeudrov œônowv Eyov évrdg Gyia delpava xouucta pixpa xal ueyada dexaenta. avidly yalxodv Eyov Evrdg Eyuo Aeiwava dvo, ay to Ev rod dyiov ’Iaxwßov rod Ilépoov. xauxroirév uıxgbv dpyvpodıdyovoov Eyov Evròs Asi'avov tod ayiov Zrepdvov rob véov. overagiov Evdivoy Eyov Evros Aelpava «yiov xouudrin Ente. Eregov avAitpittiv E:’Aıvov Eyov évrog Asiwava dvo. Erepov ougrégiov puxodv Evlivov Eyov Evros Asiwava xouuatia mEvTE. oravoly yxlxodv dixdobv ¿yov Eowdev Kyra delpava. xauntoittıv orpoyyvlov ëlepav- tivov koxgov Eyov ¿owmdev xouuatia lelpava Tédougx xal cagna xop- pera Odo. Erslgov) xaurntpittiv Baivov Eyov Evtog lelpava xouudria Ente. Erepov Ovoragıov padveov BovBadixòv ordyoddetov ¿yov Eomdev xouuatia Aslpava téccqoa. xai Erega Ovo To Ev Tod dplov ‘Eguodcov, xal to &Alo tod &yiov ¿xoorólov Dilimmov. Eregov overdpuov Evliwov Attòv Erov Eomdev lelpavov xouuariov Ev. Koxda modo ¿yovoa EOw- Dev Asipava xouueria w'.

Ma tó» aylar dioxorotneior xcAuuuctoy zat Blarrior.

"Apia motigia 0’, uty y Copvoà xal ro Eregov Adour iaonıv uavoov ¿pyupóderov. dioxor agyveol dvo. Aafidar') Guorar €’. aote- 06x0:?) öuoroı dvo. dAuol”) Guoror tpeîs. Pvpiutòs doyvods els uerà elxovıouctov diaggvoav FE. nattiv') «pyvgotv Ev. roryooxalvuuara evento duo xal dio”) yxovoogavitotos els. Erega xornooxalvuuero mala névre. Biartia, fito. Eumooordiın tav aypioy elxóvov pixod ueycda Oexanévre. Eregov dllakiuatagiv xataBiartiov") do. Etepa PAarcia uevada mévre. TO wiv Ev aaraßicrrıov nulœidv xar’ d&£og. TO Erepov Yaxwrdv. TO Eregov ÖLßlarragıv, xiteivoy ¿yov xal dorpittv, xal TO Erepov vagdyxmwroy miextòv, xal ro Erepov Ebauitov') xdxxevoy peta yeauudrov. Evövral dvo ¿E Evos Updouatos plartiou xut’ o&Eog tevzatod pera Ewdiov xal yovwwv*), xal évdvuatav Baußvaivov roa- Givav. ¿vega Evövrn radar pera évdvuaros Aivorpacivov. Etéga Ev-

1) Petite cuiller pour extraire le pain du calice, et à l'aide de laquelle on donne la communion aux fidèles.

2) Petit arc destiné à empêcher le contact entre l'hostie et l'étoffe qui re- couvre la patène.

3) Cf. l'inventaire d’Attaliote (Sathas, p. 48) on lit ¿Quos.

4) Cassolette pour l'encens.

5) Étoffe qui sert à couvrir à la fois le calice et la patène (Sopho cles Greek Lexikon, v. xdivuue).

6) Sur le xaraßlarrıov, cf. Francisque Michel, Recherches sur le commerce, la fabrication et Pusuge des étoffes de soie, d'or et d’argent, t. I, p. 12.

7) Sur l'éfaperor, cf. Fr. Michel, ibid., t. I, p. 106—119.

8) Sur ces étoffes historiées, cf. Labarte, II, 424—426.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 515

tetouBayyelov uixgòv Eyov Eis TO Ev pegos otavpittiv urxoov, Bovidas 9”, nal duvydadittra O°, ta Gupôregx doyvoë, xal xoufodrnivaca d'.!) Erepov Tergaßayyelov wıxoov Eyov elg to Ev pepos fovidlav uiav, auuvydalittia récongu, Eis ÖL TO Erepov pépos aduvydalitta résonon xai xoußodmivaıen 0°, ta dupórepa qaduà.?) Ersgov Tergaßdyyelov Eyov elg to EV pueéoos otavoòdv dgyvoòv uixgòv, Ev cd xa) yodumare elo. Evrerunwueva leyovra “Kupie Border tH doviw cov Osodmpw”, Eyov xat Bovdlas O”, duvydalia y’, elg Oe TO ExEQov pépos duvydalia 6’, Bovilas B', xal xoufodnivace y”, ta dupôreou yadue.*) edyodd- giov TO tov Emoxônov Exeivou xvgoò Kwvotavriov, Eyov Eig to Ev uéoos elxóvigua tov Xgıorov, fovidas wixods x’, elg OE TO Etegov uépos otavgov, Bovllas uxguas AB’, xal xoufodnAbaia È’, aupotega dp- puoodidyovoa. TETEEOV rergafaypyedov TO xeluevov ElG TOY Gyiov TATEQO, "Asiov.‘) tétegov Edayyéliov to tod ‘Iagitov, Eyov xai rdv Gnéotodov AUQÓTEJOV XUDNYUEOLVOV vy TI) TOOPYTELA, Eyov Els TO Ev wEQOS OTavgoov aoyvooy xal xoußodmAvxoßoviia qadxà. BıßAiov 6 xutà xvpranv dva- -yıv@oxdusvos xoukandorodos’), éyov Eis TO Ev pepos xaeppía ta, auvy- dala d', ooavrog xal elo TO &Alov uéoos xbufovs adppvgodvs Ss’, xal Ev qaulxodv, nal nión deyupa O°. padriouov Eyov slg TO Ev pepos auvyddla 0’, elg to Eregov uépos duvpdaria d', BovAdag 5’, xai xoufo- Inivxa 0”, dupôregx coyver. BiBiia unvaîa dmdexa ra yoddó- ueva ave UVA ....... égovta tov 0lov Eviavitod. fufBliov EtTegov Toıwdıov dpyôuevor darò Ts avgiaxig Tod TeAwmvov xui Tod Pagroaiov exo: Tod Aakdgov.®) Eregov BıßAiov ròv (sic) Enikoınov adrod Torwdiov deyóuevov ano ts xvpiarijs tig Batopógov xal Ews tov ayiov nav- tav.) Erepa BiBlia y, Oxt@yzyor ave O fyovs Eyovdaı. AAN óxto- NIOS xavovas Eqovoa xnagaxdytixovs tig Osoroxov. bodrio oreyzo- Aoyiag B'. oTıynoagıov Ev ro padiduevov.?) xovrazion Ev. ido BLBAL- dóxoviov tO Tunıxov tig ExxÂnoiag.") Eregov BußAuöönoviov pixgòv Eyov OTıynga THY oOxtaryov tig vrepupias Oeoróxov. Eregov PiBAt- dóxoviov To padiduevov EEanogteikdgia. BıßAiov Kilo Ó xadnuegivòs andoroios.!”) Erepos andotodog wingög caffatoxvpraxds. Erega PrBAca B' ovvabcpıc EEaunviara.!!) BıßAiov &Ado 1 Ilpopnreia.!?) «¿do BuBliov malaòv unvalov tov "IovAlov unvdg. étegov BußAıdonoviov 6 Ayıog ITeyauıos.'?) Ersgov fBiflidaguov 6 Bios tod ayiov Weodagov 'Edéoons Eyov nal xmpos to tédos xepaiaıa noaxrinc moimua avrod. Eregov Bußir- dóxoviov n axoxdlupis tod Beoddyov. Eregov pixgov o Bapla«u.*”)

1) no. 82(?). 2) no 88(?). 3) no 80(%. 4) no 67(?) 5) no 15(2. 6) no 212(?). 7) no 213(?). 8) no 218(?). 9) no 267(?). 10) no 11. 11) no 261 et 262. 12) no 210. 13) no 9. 14) no 8.

516 I. Abteilung

BıßAiov Eregov à Ilavdextns.!) Eregov pixgòv Eyov tov Biov Tod Zrov- ditov. Eregov BuBliov ¿yov Ev ti deyîj éxiorolas tod Xgvooorduov mods Tv paxagiav OAvunıdda, xal tag mepuódovs Tod dylov dxoorólov xal moaroxdyrov ’Avögeov.?) PBıßAiov &Alo EQuyvEeta Tod Xovoocotduov eis to xara Todvynv ¿qov Adyovs an'.?) tod adrod Eregov eg TO avrò éyov Adyoug pd’.*) Erepov BiBdiov Tod a«vrod eig TO xara Mardatov égov Adyovs u'.5) Etegov Buorov tod avrod elo td avro ¿yov Adyovg v’. Erepov frfliov Equnvela av nodkewv tod Xpvecsróuov.*) BiBAcov &Alo TOD AÚTOD, Epunvera n nowrn ébaiuepos. llo BıßAiov Egunveca tov avrod waArigiov.') Eregov PıßAiov reds ‘Pouaiovs Epunveia Tod avrov.*) ido BiBAiov i) perepgaois Tod Shov Zenteufpiov unvos.") ¿repov Öuoıov Oxrafpiov!0). Eteoa PrBlia B' Y uerapgacis tod Noeu- Boiov unvds.!!) BiBiia Ersoa B Y ueraponois tod Aexeufgiov unvds.!?) xai &Alo Bıßliov uertpoaois Ev tod Glou Aexeufipiov unvòs.!) Erépa uetdpoaois Ev tod Olovu unvòs "Iavovagiov. BuBliov Eregov peragpgaois tov devrégou éEauryvov.) &llo Bıßiiov 6 üyıos "Eppaiu”) ro fuov' Etegov 6 Ilagddecog."*) 440 ro Eyov xal To Eyamuov tig aptag Ma- xoivys. Eregov To Aavoatxüv.!7) &Alo to Edepyerixdv. Eregov BıßAiov Eounveca tov Xgvoooröuov eis mods Kogıvdiovg xal mods Titov Enı- otoldg, TO Eyov xal node nv «oyo» ra Baufvxva tergadia. Erepov BiBAiov Epumveia tod adrod xods Kopuvdiovs B Exvorodís.'*) ido BıßAiov xelueva tod Maïou unvög.!?) Eregov uerdpouoig tetpapnviaia de- qouevn ano unvos Defpovapiov xal Eungoodev. ido Epuyvela rod Xpv- cootóuov 200g Epeoious xal mods Tiuódeov enrorodiis.”) Eregov Br- BAlov of avayıvwardusvor Adyoı tod Oeoddyov Eyov xal éx ties ‘EEan- uegov tov ayiov BaoiAetov. Ereoov BıßAiov ravnyvornòv TO xal nag’ nuiv Aeyduevov "Alsbarögıvöv.”!) &llo BiBiiov 6 aytog BaotAerog.**) ETEOOV uetapoaois Eyoven ano tov Le Toviiov Fag tedovg Avyovorov. dio PBıßkiov perápoaciv tod B' OAov Ebauıjvov”), fro. dx dere Deßoovagiov ¿wz télous Avyovorov. BıßArov Etegov mavynyverxoy nadaoy, égov diapdoovs Adyovg «xd unvos Zenteufoiov xal ¿uxpocdev. Erepa

1) Il y a un livre de ce nom composé par St. Nicon, moine de Raitha en Palestine (Fabricius, Bibl. graeca, ed. Harles, t. XI, p. 275—278). Cf. aussi pour un autre Ilavdenrns, Sakkelion, loc. laud., p. 144—145. Ce livre se trouve aussi dans la bibliothèque de Michel Attaliote (Sathas, loc. laud., p. 49).

2) no 162. 3) no 128. 4) no 141. 5) no 168. 6) no 150. 7) no 159(?). 8) no 145(2). 9) no 228. 10) no 250. 11: no 230 et 231. 12) no 240 et 243. 13) no 241. 14) no 255. 15) no 107. 16) Sur le

Ilagadersos, cf. Fabricius, t. X, p. 115. 134. Sur le Ilagddercos vos, ibid., t. X, p. 130. 17) no 176. 18: no 146(?) 19) no 257. 20) no 147.

21) Cf. Sathas, loc. lawd., p. 50, Von trouve rdv ‘Alééarôgoy.

22) no 27(?). 23) no 259.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 517

fifdia rédoaga navnyupıxa xal maga tod uoragod xugod Magxov ypapevra. BiBAiov &Alo Eyov toda deonorixodg xavóvas éounvevpuevovs. Eos ds ovevóueva.

+ BıßAiov Eregov ¿yov xepalara tod dotov nareds Nuov Zvusdv ngEOBVTEEOV xal myovuévou uoviig tod &yiov Mduavros tig Ævlo- xéquov 6 xal B' @eoddyos Asyduevos.!) &llo BiBdiov péya 6 6408 BeoA6y0s.*) Eteoov BiBliov Y meaty éÉayusoos Eregov BiBAiov pera- poaois tov Zenteufoiov unvos.*) Eregov Ouorov rod Nosußgiov unvös.*) Erepov Ardy égunvevuévor 6 Ioß.) Eregov perápoacis tov OxrofBplov unvös) BiBliov &Alo Egumvevusvov al émorolai rod ayiov IlevAov.‘) BıßAiov Ersgov Wadrijoos ¿Enynos dxpifeoráry, Egumvsidg EYovda Tod- Ady xarépgov.) Eregov BiBliov al émierolai Tod a«yiov TlavAov éxov Ö’ adrd Tv ¿ounveiev did oyoliwv.”) Eregos axdotodos 0caffaro- xvoetaxds.'°) &Alo BuBAiov exxaynoracrixdy xai molrixdv vouoxavovov Autôv.") Eregov BiBAiov Énitoui) Egunveiag eis tv Téveowv.!*) Eregov Bıßkiov Xovooorouınov, Ev d elo nal of negl legoovdvns Adyor adrod."*) BıßAiov Eregov, uerapgasız ano unvog Matov ¿mg tédovs Abyovorov oxogcdyy.'*) &Alo PıßAiov waAtngiov Epumvsiav Eyovtog tod &yiov Baotheiov, rod ayiov Imdvvov tut Xovooorduov, Poriov raroudoyov xal Ecgowv.») BiBdiov Eregov Egunveia els ro ¿Exouderarroópyrov Bact- Asiov untgoroditov Newv Ilato@v.!") llo PıßAiov perápouors and tod x ‘Tavovagiov ¿yov xal tov Deßoovagıov.!”) BıßAlov Eregov uag- TUpOYoauuEva xeiueva unvòs TOD ‘Arpiàiov.!*) ¿repov BuBliov Ô “Ados ITugdderoos (reo Erwgiodn xal ¿00d To fiuiov el Iloldria Ev ti Movij tov ‘Ayiov Meoxovgiov).) &llo BiBiiov Xovooorouixov eig TO 676790 olvo yow xal Er£govs Adyovs adrod. illo BıßAiov Equnvela rod padrijoos.”) Eregov 6 üyıog Baothetog.”!) ido 6 Aauaëxnvôs®?) Eregov Eqov Eis thy dognv ‘Hovgiov moeoputégov ‘1egoooAvuwv xai Eregwv.”?) dido Egumveia tod Xovooorduov sis nv neds ‘Pœouaivvs émiotrodriv.*) Exegov 6 &yuos Epoalu ro Huov.?) Eregov muvnpvoixòv deyóuevov ano Tis xvgiaxng Tic Xavavalas Ewe tov Ildoya, Eyov diapdgove Adyoug tod Xpvooozduov xal ¿régov, &Alà xal ‘Ixnoivrov xáxo ‘Pouns elg mv devtépav xagoveiay tod Kvgiov judy ‘Inooù Xoısrov.”) BiBAtov &X20 Egunvela Tod Xgvooorduov elo To xato Mardaiov fuov, ¿yov xal

1) Sur ce personnage, cf. Fabricius, II, 302 et Sakkelion, p. 177. 188.

2) no 33. 3) no 249. 4) no 235. 5) no 171. 6) no 261. 7) no 61. 8) no 65 (?). 9) no 63 (?). 10) no 16 (?). 11) no 173 (?). 12) no 177 (?). 13) no 170 (?). 14) no 256. 15) no 66. 16) no 31.

17) no 247. 18) no 254. 19) La phrase entre parenthèses est écrite d’une autre main à la marge du ms. 20) no 269 (?). 21) no 24. 22) no 125. 23) no 109. 24) no 62. 25) no 106. 26) no 186.

518 I. Abteilung

moog to tédog tods meol legoovvns Adyovs.') Erepov fiBAiov Eounvela Bs0daprrov Enıonönov Kvgov elg ta Entovueva rijg Being yoxpis.?) Exegov fiBAlov ¿yov And te toùs dvaywaorouevovs xai un dvayıyo- oxouévovs Adyovs tod @eoldyou”) BußAlov ¿Alo tod Xovoootduov Epun- veía eis nv 200g Pouciovg xal Dilinnnoious EnioroAiv. Exegov BıßAlov Aırov ¿yov xepaiaıen dudpogx Avrıdyov uovayod tig hagas tod &yiov Zappa mods Evorádiov.*) Eregov BıßAiov Eyov anoxevpovs Adyovs tod @s0Adyov‘ BiBAiov dido ta doxntixà tod ayiov Bactisiov.") Eregov Bifaiov Eyov Ev doxij tov Biov rod dpiov Zulßeorgov xal Erepuv diapópgov.) PBıßAiov &X40 Eyov ta avrigentxa tod dyiov Baoıklsiov xutà tov dvocefovs Edvouiov, xal ide didpoga.') BiBliov &Alo ro vouoxdvovov. Etegov BıßAiov Eyov Ev ti) den xatnyootas "Apueroredovs &Alo BıßAiov Eyov Ev ti) «exi tov Xpvoooröuov reel axareiintov xal xatà Tovdaíwv.) ido PıßAlov tO fuuov Atòv ¿yov tiv dnoxakvpıv tod Gesolóyov. Eregov frflidóroviov al xarnyryjeeg tod Zrovditov.") ¿repo fifBlidóxroviov pixoòv aadaoy ¿yov xar’ doqàs tov "If, ras adıaxgitovg mragoruiaz Tod Zolou&vros, tov ’Exxindiaormv, xal Erepov £yov xal oyddia’ Exegoy BıßAiov nuicidv diunvatov Aexeufipiov xai ’Iavovepiov. Eregov nalcıov unvatov OxrwBpros. Eregov Guovov Toúvios. ¿repov Suorov “Axpidios. &llo nalaòv unvaiov Iavovdgios. Eregov ouorov AexeuBorog. xal &Alo Guorov ’Iavovagiov. ¿repov BıßAuödroviov nooprtreior tOv Xouotovyevvav Obv TÓV purov xal nv ÖAnv Teo- orguxooriv. Eregov nadaidv unvatov Matos xai ’Tosvios. &AAO pixgòv decaoœuevor Aırov Epunvevuevov 6 ‘THB. Er<epov> fBrfirdóroviov xa- dav y Didonadia.”) &Alo BıßAiov peya Mélioda, tb xa. nag’ Muiv Aeydusvov Gyios Nix@v!!), Eyov xai nodg To télog xepdiAuud tive diapdowv ayiov naregwv. Eregov BıßAiov Eyov Abyovs diagpdoovs tod ayiov Baotheiov, xai Eis To tédos époranoxgioais Tod ayiov "Adavacion. Eregov BıßAiov ro Elpuolôyrov.*) ido BıßAiov orıyegdgiov veórovov.!*) Eregov YoArıxov Ouorov. Erepov fBifliov unvaiov foproAgpiov. ido BıßAiov dxranyos xadnuegivn. Erepov BıßAiov 1) doypatixi mavondia.!*) Eregov Bifirdóroviov ovvontaı. ‘Iargixà Ovo. ¿repa fifdia orıyepapın B'.") Eregov fBiflrdóroviov Aetixdv. Eregov BuBliov orıyegdgiov xu- Aaıdrovov.!) ¿repov BıßAlov uéya 6 &yios Bacíderos.") ido Bi<Bliov>

1) no 138. 2) no 114. 3) no 37.

4) Cf. Duchesne et Bayet, Mission au Mont-Athos (Arch. des missions, Série, t. III, p. 438) et sur l’auteur, Fabricius, X, 499—504.

5) no 20. 6) no 188. 7) no 184. 8) no 152. 9) no 112. 10) no 270.

11) Sur la Melissa du moine Antoine, Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt., 289.

12) no 54. 13) Sakkelion, p. 119. 14) no 102. 15) Sakkelion, p. 119. 16) ibid. 17) no 18.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 519

yegovrıxdv.!) Er. Bi. unvaiov Adyovorov. &llo fi. Y nadaià Dela yeagy.”) Er. fi. Eyov Ev doy? wegl dperís nal xaxtag xal drapópovs Adyovs tod dpiov Buoılsiov. Er. orıyeodpiov nadaidv.?) Ado fi. è Túonxos. Et. Bi. unvatov Zenteußpiov. terpddia andAvra Epunvevpevnvu éyorta tiv drox&ivypiv Tod Oeojdyov.*) Er. Bi. ¿yov toÙs Técoagus Eöoyyelıorag Egumvevusvovs’) Bl. dAdo vta danavdicuara tov Xovoo- GTÓMOV, TO yoagpiv nage tod xadnyovuévov povagoù xvood ‘Apoeviov. Erspov frfirdóxroviov uixpov ¿yov nepl yodvarv xal xTidewg xdopov. étegov Pi. Aivoy 6 Aicdoyos.®) BiBliôdnovior &Ado ro ¿bacóqpiv. Eregov Be. Exov tig 0xtoxyov fixovs Ô . Eregov fiflidóroviov 6 rodas Bagladu.") údlo BıßAiov to teL@dtov tod ‘Iacitov. Etsepov Epumveia tov ayíov Bactietov Eis tov noopirnv ‘Hoaiav.®) Eregov Brflrdóroviov tov Iacitov, &yov Ev ti dog tov Nuoons éxioroldas moog OAvunıov aoxytyy. ET. Bi. Magxov uovayod regi viuov nvevuatixod.”) údio BıßAıdonoviov didragis TÜV ayiwv áxoorólov xepl Aatuv.!%) Er. BeBAcddxovioy ¿yov toda teraduxods xavóvas nal otiynoa xadicuara. &Alo uxgov ¿yov xavóvas tig Oeordxov tod ano tig Podov uovayod Netdov."') Er. Bi. Eyov tods d' Nyovs Tic dxtorgov. ET. pixgòv rada Tod ayiov "Adavacion megi rmdelorov Enrnudtov. Etegov uixgòv oi avayivacusuevor Adyor tod Beoddyov.'*) dido pixoov 6 &yios Touar 6 Zvgos**) Aurdygaqov. Er. Biflidóroviov 6 Kliuaë ¿yov xal xepadara tov ayiov Neilov xal Ecéowv.) fBiBAiov údlo. ¿yov ta «uviua xov- tama. ETEQOV muxpdv Eyov TAG tod Avyvırod evyas xal tag ¿odivas. Erepov fifliov ta doxqrixa tov ayiov Bactisiov. Eregov fBiflidóroviov TO EvyoAdpLoy tov Ayiov Nuov nareds xal xrirogos uera elxovicua- TOS aeyveot. Eevyoddyioy &Alo TO dv Eig tobdg @yiovs TEOGAPAADNVTA. Erepov eúyolóyiov ¿yov Oiapôgous MoAildg edxas and TE tV yELQO- Toviav xal ÉTÉQOV. Etepov edyoddpiov muxpovtéixov rdvv uxpav Eyov tv axohovdiayv. Eregov BiBliov dxtanyos Y tod Tacirov. fBiBlior ZARO doydusvov «xo tie xvocxis tov Baiwv ueyor TÜV éyiov nav- tov. Erepov fiiBAiov taHv negl dyanns xepadaicov tod ayiov Mati- uov.!) Eregov BiBliov yoovoypdpos to fuiov. Erepov Bıßlıddnoviov palrthorov. xovrtáxa 0 tig Asırovoyias tod ayiov Baordetov, xai Erepa rod Xgvooorduov. PiBdiddmoviov GAlo, ai dvayıvmaröusvau th ueyadn u' xarnyiocıs tod Zrovdirov. fiflidóroviov &A110 ¿yov tv dxolovdiav tig «yias Magivns xai tivas diapdsgovg xavóvas.

1) Sur cet ouvrage, Fabricius, X, 128—129. 2) no 216 (?). * 3) Sakkelion, p. 119. 4) no 64. 5) no 58. 6) no 48. 7) no 120. 8) no 26. 9) no 193 et sur l'auteur, Fabricius, IX, 267. Cf. aussi no 48. 10) no 174. 11) no 175. 12) no 34. 18) Cf. Fabricius, XI, 119 et Sakkelion, p. 162. 14) no 122. 16) Cf. no 48.

520 I. Abteilung

Eregov uixgòv madaròv ¿yov éyuouia tOv doyayyélov!), xal mpos to téhog Adyov Tod Xgvooorduov Eis nv Engavdetoav ovxijy. Etepov pixgov Egov tv axodovdiay tav d«eyayyédov. &Alo uunpovttixov Eyov Tv dxodovdiav tod ayiov «xosrólov Baud. éEregov PußAlov Egunveia tov Nuoons eis rov "ExxAnowaot)v, EXov xal mods To rédos avrıgonrına tod ayiov Baoidetov xata Evvoutov. iio BuBliov Atòv ta Ndına tov ayiov Bactisvov ¿yov xal aúrov Ev ti) «pyí (orogiépévor. étegov Evoradiov lotopixòv xeol tic tod 'Inormov Tovdatxjs doyeio- Aoyiag, nAsiov ¿ori To fiBàiov qoovoypdpos xav xal od tédeLOS. Eregov fiBAiov ¿yov Ev tH coyî Ev faufaxivois teroadiocs éenynowv Todvvov Temuerpov Eis tov Adyov tav Xpuotovyévvov.?) Eregov fi- BAıödnovAov Aırov tod ayiov Ma&iuov.’) Eregov Xovoocroucxoy êv émitoui] Eoumveia elg To xatà Murdaiov, Ev td ted adrod ¿qun- veía Envoxdnov Böorgwv Titov, xal KAAmv tivóv ele To xard Aovaàv Evdayyéliov.“) Eregov BiBlidémovior émiorolàg ¿yov tod áyiov Jw- podéov mods adelpòv aiıjoavız neupdivar avr, mods dt To Télos tovtov toy fiov Ts dotag Magias. Eregov uixgoy tod Nvoons xepi tod un Partodoyeiv Ev vrais noodeuyais xal node TO tÉ40G avrod TETOMOLA..... BauBÜxiva ¿yovra Lwopgoviov uovayod Tod Aauaoxnvod Ex tay Bavpcrav tav «yiov Kúgov xal ’Inavvov.") Erepov BiBAtov tod Aapaoxyvod "Ivavvov «vrepuivevya eis thy Epumveiav tod Xpu- cootóuov tig mods Pwoueiovs énotodijg, Eyov Ina wg Atéygagpa, Ev Ot tH TERE tovtov, xal mods Tiuódeov. Erepgov BuBliov odvtopoy éounvera, tod Xovoootiuov Eis To xatà Murdaiov.) BiBlidóroviov dido tod dyiov Iwavvov rod Livaitov xpdg robs Exvtod uovayove.') ¿repov Pifdiov Osodagrrov xeol tig exxdynoraotixis lorogias' &440 BiBAiov ¿yov rot Xovooorduov émicrolas nevs Oeddagpov dannınv éx- neodvru xal Eis to TElog mods Tv paxapiav Odvunidda. Erepov BiBAiov énmioroläg Exyov Tod ayiov BaorAetov nods Evoradiov prió- gopov ‘Avriogetas. Eregov PiBAiddnovdaoy Émrouÿ EQunvelag slg Tv Téveoiv xal sig tiv Eëodov, Eyov xal émiorolàg drapdgovs.®) Erepov BıßAlov ovvrouos Eounveta tod Xgveoordmor eis tods EdayyeMiotds. BiBlidórroviov &ALO Ocodwgirov éxioxdmov Kvgov els Enrovueva tig Deleg Ioagpîs.") Eregov umobv BiBliddnovlor ¿qov Ev ri deyi Me&iuov reds Iletgov tòv illovorguov, dt Sdov Earl vouoxavévor modutixdv. Eregov PiBdcov è ‘of Eounvevuévos. Eregov xrrevdv To BoovrossıouoAdyıov.!?) Eteoa BıßAıdonovia dvo td youpparixc. BuBds-

1) Sur cet ouvrage, Fabricius, IX, 165. 2) Cf. Sakkelion, p. 12, no 26. 3) no 192. 4) no 59. 5) Sur Sophronius, cf. Fabricius, IX, 164. 6) no 60. 7) no 121. 8) no 178. 9) no 10. 10) Cf. Sathas, loc. laud., p. 50, l’on trouve un ZsiouoßgowroAdyıov.

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 521

dóxoviov ido Eyov émuorolas MizomA povazod xal diaxdvov xpós tiva avevperixdy avrod xarépa. Etegov PBA Odxovdoyv tumixdv ris ueydAns “ExxAnoias. Erepov fBifBliov ¿yov repaiaia rod affà "Houiov tov mouyaorod.!) Eregov frfliov ¿yov tv dxolovdiav &maguv tod dAov Eviavrod and te uyvaiov, Ovvabapiwv, TPOPAYTÓV, evayypericv, Axoctólov, Oriysgapiov, (drouélov xa) ra Guorx, ave pijvag EE?), ov TO a’ Eye nat’ dpyas Tv dxtonyov, daregov dt xar’ deyas To zee@dıov. Eregov fiflidóroviov rod Núsons xepi tig oveaviov tati- aprias.» Eregov Brfirdóroviov Tod aytov Bactietov Enıoroldg mods Kovoravrıov avroxparopa. BiBliov Ado Aırov Eyov Ev th ¿exi Adyovs MEOÌ Tic EVENOEDS tod tiulov oravgod, xal moùdg td redog Adyov tod aytov “Eripaviov és tv daveAinyiv tov Zorñoos. ¿repov BuBliov al xarnynoss tov Zrovdirov.*) ¿repov PußAıdönoviov bpovs xal vxo- youpas Eyov Ta anavdıodEvra xara Oroıysiov dx diapdgwy NaTEgwv.”) Erepov fifiidagiov Eyov Ev Ti) 2077 Adyov tov «y¿ov BaotAetov Eis TO Ev dexí éxoínosv È Oesdg tov odpavov xal thy yiv. ¿repgov BiBAiov Eyov éxierolas tov Xovooorduov moog Kadiioroarov éenxioxonov xai Erepovg xal mode tiv uaxapiev OAvunıdda, xal tov noopiınv 'Hociav Epurvevuévov dl a«btod. Bipdiov &Alo Oeodagrrov émioxérov Ksoov quiddeos ‘Totopia xal doxntixai noditetar. &Alo uxpdv Bıßkıdagıov égov dnrogBepuata frovv Epowranoxgiseıs tov te Weoddyov Tonyo- giov, rod áyiov BaotAziov, tod Núcons, xal Eripwv ayiwv naregwv. Eregov BuBliov eis tods Ilgopúres, xa eis tag exddoerg. BıßAiov llo dadexdagoy booAdyıov. Eregov BıßAlov pagrvooygau<ueva) xetueva TOD a ¿buurvov oxogddny, Eyov xal Adyovs mavnyverods diapspovs, tb dodiv maga tov Ev ty Korn xvood 'lodvvov nort rod Blaotod. Erega ow- para Bifiia dvo, TO uty Ev éxAoydònv ¿yov elg nv deyyv tod dyiov Eyoalu nepl doerav, eis dE to redog Adavasiov Aretavdpetas xodg ‘Avriogov ägyovra rmepl avapuatcav Enrnperov®), ro Eregov Eye elg tv koyv Adyov [oropuxov ts Oeotoxov, tas wEQuddovg Tod Beoddyov mai Erepd tiva Ta and Tod Nadavanji. werappasıs couarda Zeureu- Botov.") Eregov Buorov Aexeufoiov vo fuiov.®) ¿repov Ouoıov EEaijuegog Tod Xpvooorduov. Eregov Öuoıov 'Oxtofipros xetueva. Exegov Buorov of vayivooxópevo: Adyoı tod ®eoAgyov.") Kai tadra uev stor couyoróa BBiia xal obras ¿yovra, yon Nuiv xal Bauubrxiva Evaygdıpaı.

. 1) Sur ce personnage, Fabricius, IX, 282. 2) no 266 (?). 3) Cf. Sakke- lion, p. 40—41, et Christ, Gesch. d. griech. J.itt., éd. 749— 750. 4) no 111. 5) Partie du no 263 (Sakkelion, p. 128). 6) Cf. Sakkelion, p. 7 (no 17) et p. 68 (no 112). 7) no 271. 8) no 239. 9) no 45. Ces sept derniers numéros, depuis Erega cœuarüx Pıßlle Ivo jusqu'à rod Osolóyov, sont inscrits d'une autre main.

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. SA

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 593

eis tv Aggov).') ¿repa fifdia cvvatdorov dvd FE uñvas Eyovra. Erepov fifllov of égunvevuévor dvayiv@oxdusvor Adyoı tod Beoddyov. Exegov Biblio koxntixà tod dayiov BaotAziov, Eyov xal raporuiarode Aéyous tov Núcons.*) Eregov fiBAlov nrevòv, Epunvsia @ecodmphrov éxuoxóxov Kugov eis to dadexanedgytoy. ¿repov tov dyiov Adavagiov xepl tie PBißlov tev ev paduiv. Erepov uxpdv 6 &yios Ilayauıoc. BuBliov Kilo ¿xopdeyuara tHv d«yiov rartepuv 1d Ovyypaqiv maga Tod xrítopgos trie brepaylas Osoróxov rüs Evepyeridos?), ¿dev xal éxtjoaro Agyeoda. ro Evepyerixóv. ¿tepgov uixoòv xal csoadoautvor Eyov Epunvelav tev xadodindy ÉxmiorolGv. Erepov fBifiidóroviov ropd- Avtov xal gecadeouévov 6 "If Epunvevuevos. &Ai0 uixoòv Eyov tv xgúóryy tv BaotAetcav. &llo Exov Ev ti «oxf Adyov tod dpiov Avög&ov Kortns eis tòv avieanivov Blov xal eis xouun®évras (80697 eis tiv Zauov xoùds tov Ilpgofaráv).*) &Alo Biflidóroviov 6 &yıos Inx6Avros nanas ‘Phung. Erepov uexpov emcotodds Eyov nods Evora- Prov qpuidoogpov xal Eregovs.?) &llo Eyov Ev doxî) xepeiara tod Gylov Maxagiov. BiBdiov ido ovvatapiov Ev éxitouÿ tov 0lov éviavtod. fBifdiov ido Y rada xai Bela your Eyovra xal to EExaidexanedgyroy. Erepgov pixpov og Astixdv. Eregov muxodv Eyov meol yduwv. &Alo Eyov ¿moroias tod Ilmlovaiwrov "Tovdwpov, tod Nôcons xal erégov. Erepov ¿Earooreiidpuov tov ypdvov. ¿repov PiBài- dóxoviov rpodempía, td Aeyduevov 6dnyds. Erepov BıßAdov Eyov xorvàs éxtotodds, ¿ye De nal mods tb tédog Ev copar yaprio vónovs xepl yáucov. Ersgov ta dnavdicuata tod Xoveooróuov. Erepov ¿yov xnav deyás rod ayiov Bacılsiov mepl Aperüg nai xaxias. Erepov Tb Tunındv the Movîjs trot to “TegocoAvuirixóv. ¿ori xual Erepov fiBlidóroviov Giov did oriqov didietis wuyîs xal obuaros, roque tIVOS dpiov yEpovrog.?) Erepov al xatnynosis tijg teccapaxootis. Erepov unvatov óxtoBeros (£060 Elo tov Gyiov Megxovgıov sis ta IlaAatia).") Erepov 5 "Apuororédns. Ereoov Dilovos Epumveia elo tv TEvssıv. Erepov unvalov cœuar®or Eyov toùs dvo uijvas Müpriov xal Arxpídiov. Eregov Xgvoogrouıxdv Eyov diapdeovs Adyovs Gouaróov, td oraddy ano tiv Xiov zuge Fewpylov ‚Avayvoorov.?)

1) La phrase entre parenthèses est écrite au dessus de la ligne. 2) no 304 (?). 3) Cf. Sakkelion, p. 199 (no 441. 442). 4) La phrase entre parenthèses est écrite au dessus de la ligne. 5) no 326 (?). 6) Cf. Sathas, Bibl. gr. med. aevi, t. I, p. 273 et 292. 7) La phrase entre parenthèses est écrite au dessus de la ligne. 8) Les deux derniers numéros, depuis Éregoy unvatoy jusqu'à ’Avayvborov, sont inscrits d’une autre main. dA*

Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 525

cmuarbov didxdngov rer@diov. ‘Opoias xal eis tov Puyoòv!) rerpángov Tv Eypapev 6 uovayds ‘Hoains, Erepov reLW@dıLov deyduevov exo rod Teimvov xal tod Papıociov uéyoer tod ueydAov Zaßßerov. Eregov Bıßilov xaregexdy, dupôrepa Baußuxıve. ¿dódnoav eig tiv K& eis ro puerdygiov?) fiBiia déxa, uv duro umvale, B' áxócrolos, Evayyéliov oùv Ilgopnreiaısg rape tod navociorérou xarede iubv xal xamypovuévou xvpod Nixodyuov. xal modéa pia xavovgria To xvoi TaAaxtiavi to olxovdum.

Tvôuxtiüvog B'. Nancy. Ch. Diehl,

. Mosaiques byzantines de Nicée.

M. Strzygowski a pris la peine d’ajouter quelques indications fort utiles à la description que j'avais donnée des mosaïques de Nicée. Les monogrammes de l'arc triomphal avaient en effet échappé à mon atten- tion; j'avais noté toutefois ceux qui sont inscrits aux chapiteaux des pilastres; mais n'en pouvant donner une interprétation satisfaisante, j'avais jugé peu nécessaire de les publier. Depuis lors, j'ai eu occasion d'étudier à nouveau ces monogrammes, et sans pouvoir présenter encore un déchiffrement certain du second, j'incline à proposer pour le premier une correction à la lecture de M. Strzygowski. Ce monogramme offre en effet une forme un peu différente du dessin qui en a été donné (Byz. Zeitschrift, p. 340); l'aspect en parait être celui-ci:

On remarquera que la partie centrale de ce monogramme offre fort nettement la lettre T: c'est une première raison pour écarter la lecture Nixoddov, qui d'ailleurs, en tout état de cause, semble assez mal rendre compte du monogramme. Ne serait-il point possible de lire ici Nev- xgattov? Dans ce cas, la difficulté relative à l'inscription du côté

si Pm”

1) Le couvent de St. Nicétas, év rÿ roxodecia rod Puyooò, était situé en Crète. Il fut donné en 1196 au monastère de Patmos (Acta, p. 131).

2) Sur la métochie de Cos, dite de la Theotokos ra» Zxordür, cf. Acta, p. 184. 198. 200.

Reimprosa im 5. Jahrhundert.

ch bin überzeugt, sagt Professor Wilh. Meyer in seiner Abhand- lung: „Die Anfänge der lateinischen und griechischen rhythmischen Dich- tung“'), wer sucht, wird bei den griechischen Kirchenschriftstellern ähnliche Reimprosa oft finden“, wie er sie in dem Epilog des Briefes ad Diognetum gefunden habe.

Ich selbst habe Beispiele für griechische Reimprosa nie absichtlich gesucht, war aber überrascht, als ich den 65. Band von Mignes Patr. Gr., wo des Patriarchen Proklos Homilien gedruckt sind, zu anderem Zweck durchblätterte, dort zwei dramatische Bruchstücke mit ziemlich klang- vollen Reimen zu finden. |

Ich zitiere einige Zeilen davon ohne jede Veränderung, indem ich nur „die Verse“ abteile.?)

Die Eröffnung der Scene lautet:

Ladd tig Ilapdévov 7 xordia xa) reddy tod ‘Iman % xapdía: elde tiv Eragow tig yaotods mai antyva tig dyvelag TO uvotigiov navreiög' édedonoev éyxvuova, . nal elo péyiortov xacrémece xAvdmve’ NOOGECYE TEPOQTOUMEVAV, xal brrevonoe repdapuevnv. Es folgt nun die dramatische Handlung. Joseph allein: Ov morevo thy ovAAmyıv, ¿av ph xariów Tv yEvvnaıv' ¿dv uy Dedómua ro Bpepos, 00% anehavva TS kyvwdiag TO VEPOS U. s. w.

Joseph und Maria. Joseph: “Ande uaxpav tijg Iovdaixiis dvyyevelas, the édvixijg exolafovoa dxadapoilag.

1) Abhandl. d. philosophisch-phil. Klasse d. k. bayer. Akad. XVII. 1884. S. 378. 2) Kol. 786 ff.

528 1. Abteilung

Maria: BeßnAouevnv évvosts, : bre byxouévmr pe Dewpeïs; Joseph: Tuwewds oùx ¿or xoopins, GhAdree pooveiv ebosBelag: Maria; Ancor redxov mogveiag, didwg róxov dxoloyias; Joseph: 'Exmiuéveis yèg dgvovuéwy, obros Eyxóuov yevopévn; Maria: Zijryoov 1d awevdìs motos rig meopytixis xg09- Qoeos zul pedon capos dE «bris rd xaıvompenks es deozo- TLXÎ)S OvAlnbewg.

Joseph: ‘Haérnoag rb edosflg cuvorxécov,

HEcıg, Gre oùx EAmikeıg, eig dxgepts Aoyoéciov u. s. w.

Zum Beispiele diene noch ein Bruchstück aus der anderen Scene, zwischen Maria und Gabriel.!)

Thema: log fore: wor rodro, polir, Éxel ävdga y1- vVÓCIO;

Maria: ’Ayvoò tod Guaros th oapés,

zul ng pvóooua rod rpdyuaros rd Veomperés; Gabriel: "Amarres oby dyyedixd rápuero

toonta Ömuooısdev Éfuare; Maria: BAdfnv Eye ris érepotioeog,

¿dv pavepodr ris ovAMwE0S; Gabriel: Bléxeig rdv edayyelbôuevor Fafpiji

nal Evdoıdbeis tov unvudusvov ’Eupavoviji; u. s. w.

Kann man angesichts dieser Proben noch von ,bescheidenen An- fángen des griechischen Reimes“ sprechen?*) Liegt hier nicht zugleich ein interessanter Beweis fiir das Fortleben der dramatischen Form bei den Griechen in dieser Übergangsperiode vor?

Man mufs gestehen, dafs in den oben zitierten Scenen, wie sie bei Migne abgedruckt sind, der Reim nicht ganz systematisch durchgeführt ist. Aber in den meisten Fällen, wo der Reim fehlt, braucht man nur ganz kleine Veränderungen oder Umstellungen vorzunehmen, um den Reim wiederherzustellen, und ich bin überzeugt, dafs solche Ver- änderungen zumeist noch dadurch empfohlen werden, dafs auch der Text an den betreffenden Stellen gewinnt.

Z. B. in der ersten Scene unmittelbar nach den angeführten Reim- oder Assonanzpaaren folgt:

1) Ebenda Kol. 740. 2) Wilh. Meyer a. a. O,

A. Kirpitschnikow: Reimprosa im 5. Jahrhundert 529

Maria: @eisıs oùv ¿E vaovoiag ratadizaodivai Tv Ex Ovvovdiag un xadvBorouevnv; Man kann lesen: Oé2eig odv ¿E drovoiag xatadedixacuevnv nv éx Ovvovdias uy xadvBorouevnv; Nach vier weiteren richtigen Reimpaaren ein fehlerhaftes: Joseph: Nouéteis di’ tregdyxav fnutrov TV Podvnowv xagaxpovoucdat tis Eure rodas; Man muls lesen: Nopiferg du’ Uregdyxcov ónudrov THY PPÓVYOLY HAQUXQOUONG DR THY noayuctov.!) Etwas weiter unten heifst es: Maria: Trouviodnt xai iv énnyyelueévnrv zapovoiav rob

. Kvgiov nel éxxAivne Tv ng0BYEvouEvnv oor éx tov ITovnood anıoriav.

In erster Zeile ist zu lesen: rod Kvpiov rapovoíav. Nur einmal in diesen beiden Scenen fehlt der Reim mit Recht, und der Text bedarf keiner Veränderung. Joseph sagt im Selbstgespräch: Eav un (do voy vontòv Nov EnapBdevia,

e

rEidoucı, dtt Y VONTA HeAyvn wever Ey ti) take TS MaQDEvias. Hier tritt an Stelle des Reimes das Wortspiel und eine gewisse Art von Allitteration.

Es ist einzuräumen, dafs in dem betreffenden Werke des Proklos nicht blofs die eigentlich dramatischen Stellen gereimt sind; auch die eigenen Worte des Redners aufserhalb der Handlung zeigen Reime, hier aber nicht so systematisch und regelmäfsig.

Daraus erhellt, dafs die Reim- und Assonanzpaare für den Verfasser eine Art der rhetorischen Ornamentik im allgemeinen waren, dafs er sich aber wohl bewufst blieb, wie viel mehr der Reim den dramatischen Partien eigne.?)

1) Das unmittelbar nachher folgende Gmuara: rodyuare widerstrebt der Konjektur nıcht: Proklos und ohne Zweifel die übrigen Reimprosaisten haben ähnliche Wiederholungen und Wortspiele sehr gern (z. B. ebenda Kol. 740—1 6 cóvOgovos Tod TATEÒG, EVECOMLOS yvvaınög..... Naso tO èravyacua TOD matoòdg yiverar yérmuax yuvandg). |

2) Es ist interessant, dafs dieselben Scenen zwischen Joseph und Maria und Maria und Gabriel nach drei Jahrhunderten dem Germanos die Gelegenheit gaben, seine ,,syntonischen“ Dialoge zu verfassen. Vgl. E. Bouvy: Poètes et Mélodes etc. Nimes 1886 p. 321 et 332. Bouvy führt denen des Proklos ähnliche homophone und homotone Antithesen und Parallelen aus Isokrates (p. 186—7) an und zeigt auch ähnliche rhetorische Verzierungen bei den Predigern des 7.—10. Jahrhunderts (vgl. Additions 361 ss.); aber das Beispiel des Proklos beweist, dafs Bouvy weiter

530 I. Abteilung. A. Kirpitschnikow: Reimprosa im 5. Jahrhundert

Die genauere Erforschung der byzantinischen Reimprosa ist sehr wichtig für die Geschichte der poetischen Formen in der altrussischen Litteratur. Es ist bekannt, dafs bei uns die systematische Einführung des Reimes in der Poesie sehr spät anfängt: erst im 17. Jahrhundert in der sogenannten syllabischen Dichtung der südwestlichen Provinzen, die von der polnischen Litteratur am stärksten beeinflufst war. In der grofsrussischen Poesie erscheint der Reim erst im 18. Jahrhundert unter dem Einflufs der westlichen Kunstlitteratur. Aber die Anfänge des Reimes und andere ähnliche poetische Kunstmittel in der Prosa kommen schon viel früher, im 12.—13. Jahrhundert, vor. Es ist sehr leicht, zahlreiche Beispiele dafür bei dem sogenannten Daniel Zatoënik (inearceratus) und in den alten Sprichwörtern und Gnomen zu finden. Im 16. Jahrhundert ist im moskauischen Reich sehr klangvolle ge reimte Prosa schon Lieblingsform besonders für die Satire und Gnomik)

München. Alexander Kirpitschnikow.

binaufgehen mufste und dafs Agypten vielleicht keine besonders wichtige Rolle in der Entwickelung des Reims gespielt hat.

1) Da ich im Augenblick keine weiteren Hilfsmittel zur Hand habe, gebe ich als Beispiel ein Sprichwort und einige Zeilen aus der Klage eines Adligen, die den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts entstammt (vgl. Bibliografiöeskijs Zapiski 1892. N. 4 8. 280)

Powédilsa kuwschin pó-wodu chodít'

Tam jemi i gölowu slomít' (Sprichwort; der Sinn: „Du trägst deinen Krug allzu oft zum Wasser, er wird zerbrechen“. Gi. Freytag, Marcus König. Leipsig 1876. $, 161).

Tulskije wory wylomali na pytkach rüki I narjadili ¿to krúki....

A i lawka byla uzk&

I wzjala menja velikaja toská

A poslana rogóga

A spat’ ne pogöße u. 8. w.

L'Illyricum ecclésiastique.

Suivant la conception byzantine de l’organisation ecclésiastique, il y avait cinq patriarcats, ceux de Rome, Constantinople, Alexandrie, Antioche, Jérusalem, plus une province autocéphale, celle de Chypre. Les patriarcats de Rome et de Constantinople étaient considérés comme limitrophes: finissait l’un, l’autre commençait. Cela ne veut pas dire que la limite entre les deux soit toujours demeurée identique à elle-même. Au déclin du VI° siècle le patriarcat de Constantinople ne dépassait pas l’ancien diocèse de Thrace: ses provinces les plus occiden- tales étaient celles de Mésie II° (Marcianopolis), de Thrace (Philippo- polis) et de Rhodope (Traianopolis). Plus tard on y annexa tout ce qui restait de provinces grecques dans l’Illyricum, les îles du littoral dalmate, la Sicile tout entière et une bonne partie de l'Italie méri- dionale. Sur ces changements nous sommes renseignés, soit par les documents officiels, soit par les historiens, soit par les Notices ou catalogues des sièges épiscopaux. Les plus anciennes de ces No- tices'), les TIeicız Taxrixa, correspondent à un temps l'Illyricum était encore en dehors des cadres du patriarcat byzantin: leur série se prolonge jusque vers la fin du IX° siècle. Les autres, les Ne« Tax- zıxd, qui paraissent avoir été constituées d'abord aux environs de Pan 900, nous présentent les provinces ecclésiastiques de l'Illyricum groupées avec les autres provinces suffragantes de Constantinople.

Avant ce changement il n’est pas douteux qu'elles ne fissent partie du patriarcat romain. C'est ce dont témoigne nettement l’une des plus anciennes notices, la Notitia I de Parthey. Après avoir énu- méré les évêchés des provinces anciennement soumises au patriarche, elle y ajoute les sept?) sièges de Thessalonique, Syracuse, Corinthe, Reggio, Nicopolis d’Epire, Athènes et Patras, en disant qu'ils ont été détachés du diocèse patriarcal de Rome et rattachés au groupe (ovvodog)

1) Sur ces documents, v. le mémoire du M. H. Gelzer, Zur Zeitbestimmung der griechischen Notitiae episcopatuum, dans le Jahrb. f. protest. Theologie, t. XII.

2) G. Parthey, Hieroclis Synecdemus, p. 74; H. Gelzer, Georg Cyprit De- scriptio orbis romani, p. 27. Certains manuscrits ajoutent à cette liste les sièges de Crète et de Nouvelle-Patras.

532 1. Abteilung

de Constantinople, et cela parce que le pape de l'ancienne Rome est maintenant soumis aux barbares.!) Il en est de même, dit-il, de la province de Séleucie d'Isaurie, détachée, pour une raison semblable, du patriarcat d’Antioche.

Au VIT siècle les documents, assez rares, qui sont venus jusquà nous, concordent absolument. avec les indications des Notices. Dans les conciles célébrés à Constantinople en 681 et 692, les évêques de l'Illyricum se rattachent nettement au patriarcat romain, En 692, le métropolitain de Crète (Gortyne) se qualifie de »représentant de tout le synode de la sainte église de Rome«. En 681, les trois métropoli- tains de Thessalonique, de Corinthe et de Crète prennent le même titre, identique à celui des évêques italiens que le concile du pape Agathon avait députés à Constantinople.

Les actes de haute juridiction exercés dans ces contrées par les papes sont relativement fréquents. En 625 le pape Honorius suspend la confirmation du métropolitain de Nicopolis en Epire et lui enjoint de venir à Rome se soumettre è une enquête”) En 649, le pape Martin dépose*) le métropolitain de Thessalonique; la lettre par laquelle il lui notifie sa sentence marque expressément‘) que cet évêque pend du saintsiége (broxsíuevos ro xa’ rude drocrolixo Doóno). En 668, le pape Vitalien casse une sentence de déposition prononcée par le métropolitain de Crète contre son suffragant, l'évêque de Lappa.°)

Si ces exemples ne sont pas plus nombreux, c'est que la cor- respondance des papes du VII” siècle est perdue presque tout entière. Celle de s. Grégoire le Grand (590—604) s'étant conservée en partie, nous n’y trouvons pas moins de vingt et une lettres relatives à l'Ily- ricum oriental.) Il suffit de les lire pour constater avec la plus entière évidence que le pape est alors le patriarche de ces provinces. Il notifie son élection à leurs métropolitains, leur envoie le pallium romain, con firme ou casse leurs sentences quand il se présente des appels, leur impose, en cas de prévarication, des suspensions de pouvoir; il refus

1) Elol nal of dxoonastévces éx es ‘Popainîg diorniforag, vir ab te Robvres tnd tòv Sedvoy KIla: unteorolitar nai dp” favrods Svreg exloxoxor’ 6 Grocalovixne . ... OSror meocerébnoa» rf cordàp KIl"; Bià vo bud row Lover narkyeodaı roy mdnav tite mocofurtoos ‘Phung.

2) Jaffé, 2010.

3) Jaffé, 2071. 2072.

4) Hardouin, Conc., t. III, p. 666 A.

5) Jaffé, 2090—2098.

6) Jaffé, 1095. 1113, 1164. 1165. 1176. 1191. 1210. 1211. 1243. 1325. 1387. 1497. 1683. 1723. 1819. 1847. 1860. 1861. 1920, 1921. 1990.

L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 533

à l'empereur la destitution de l’un d’eux; il se renseigne sur l'attitude des clergés locaux dans les questions qui intéressent la foi; il pourvoit aux besoins matériels des évêques chassés de leurs sièges par les invasions des barbares: en un mot, il a l'œil à tout, et son autorité se fait sentir partout, depuis Sardique et Scodra jusqu’à l’île de Crète. Dans lexer- cice de ses droits et de sa sollicitude, il ne paraît gèné par aucune autorité. Pas la moindre trace d'une opposition, même d'une ingérence, de la part du patriarche de Constantinople, ni surtout de l’empereur. Au contraire, l'autorité du pape est employée par le gouvernement pour faire parvenir aux évêques d’Illyricum certaines lois ou règlements de sujet mixte. Ainsi, en 591, Grégoire envoie une circulaire aux évêques d’Illyricum pour appuyer une décision impériale et un ordre du préfet du prétoire relativement à l'entretien des évêques envahis par les barbares.!) En 597, il notifie à tous ses métropolitains une loi sur l'admission des militaires dans le clergé et dans l’état monacal.?) Cette notification est très remarquable. Elle nous présente un spéci- men des actes analogues par lesquels les patriarches grecs communi- quaient à leurs épiscopats respectifs les décisions du gouvernement. Cette filière est mentionnée dans un grand nombre de lois impériales; je ne connais pas de lettres patriarcales correspondantes; mais il a y en avoir beaucoup. Dans l'intitulé de sa: circulaire, Grégoire désigne les personnes auxquelles elle est directement adressée. Ce sont les métropolitains de Thessalonique, Dyrrachium, Milan, Nicopolis, Co- rinthe, Justiniana I°, Crète, Scodra, Larisse, Ravenne, Cagliari, et »les évêques de Sicile«. Cette liste est fort interessante; elle contient, sauf quelques exceptions, l’enumeration des provinces ecclésiastiques de l'empire qui dependaient immédiatement du patriarcat romain. Les pays transalpins, situés en dehors de l'empire, n’y figurent pas. Les métropoles d’Aquilee et de Salone sont omises: la première était en schisme, la seconde en démélés fort graves, avec le saint-siège. Par ailleurs, nous y trouvons tous les groupes épiscopaux de l'Italie: les provinces de Milan, de Ravenne, de Cagliari, puis l'épiscopat sicilien, qui, sans avoir alors une organisation métropolitaine, formait cependant une section assez marquée dans l’ensemble des suffragants directs du saint-siège. Pour l'Illyricum, toutes les provinces du diocese méridional sont mentionnées: Macédoine, Epire ancienne, Epire nouvelle, Thessalie, Achaïe, Crète. Il n'en est pas de même du diocèse du Nord, qui ne fournit ici que les provinces de Prévalitane (Scodra) et de Dardanie

1) Jaffé, 1118. 2) Jafté, 1497.

L. Duchesne: L'lyricum ecclésiastique 535

que les relations constatées sous celui-ci existaient déjà avant lui. Si lon tient compte de l’état de l'Italie et de Pempire en général depuis la mort de Justinien, et, en particulier, de la difficulté des communica- tions depuis l'invasion lombarde, on sera peu disposé à chercher dans cette période l’origine d’une semblable institution.

Il est donc naturel de croire qu’elle remonte au moins à Justinien, et que ce prince, qui a réglé tant de choses dans le domaine religieux comme dans le domaine civil, a aussi institué ou sanctionné l’organisa- tion ecclésiastique de l'Illyricum, telle que nous la voyons fonctionner

à la fin du VI° siècle.

Cependant, chose étrange, le code Justinien contient une loi de Théodose II, du 14 juillet 421, qui rattache les provinces d’Illyricum à la juridiction de l’eveque de Constantinople.!) Cette loi figure aussi dans le code théodosien. Il semble donc que le rattachement de l'Illy- ricum au patriarcat romain soit une institution postérieure à la pro- mulgation du code (534) et contradictoire à un état de choses plus que séculaire.

Examinons cela de plus près.

Quelques mois après la publication du Code, le 14 avril 535, paraissait une novelle*) de l’empereur Justinien, adressée à Catellianus, archevêque de Justiniana Prima (Scupi, Uskub?)) par laquelle il décla- rait que l’évêque de cette ville (jusqu'alors métropole de la province de Dardanie) serait désormais »archevéque« de plusieurs provinces. Ces provinces sont énumérées: ce sont celles qui formaient, au temps de la Notitia Dignitatum (v. 400), le diocèse de Dacie, plus ce qui restait à l'empire de la Pannonie, alors presqu’entierement occupée par les bar- bares. Les évêques de cette contrée sont déclarés exempts de tout lien avec celui de Thessalonique, ce qui suppose qu’ils avaient été antérieurement en un rapport spécial avec lu. Justinien expose, à l'appui de ce changement, que la préfecture d’Illyricum, qui avait jadis

a

son siège à Sirmium, avait été transportée à Thessalonique au temps

1) lidem augg. (Honorius et Theodosius) Philippo pp. Illyrici. Omni inno- vatione cessante, vetustatem et canones pristinos ecclesiasticos qui nunc usque tenuerunt et per omnes Illyrici provincias servari praecipimus, ut si quid dubie- tatis emerserit, id oporteat non absque scientia viri reverentissimi sacrosanctae legis antistitis urbis Constantinopolitanae, quae Romae veteris praerogativa lae- tatur, conventui sacerdotali sanctoque iudicio reservari. Data pr. id. iul. Eustathio et Agricola conss. Cod. Iust. I 2, 6; cod. Theod. XVI 2, 45.

2) Nov. 11.

8) Et non pas Ochrida (Lychnidos); v. Evans, Antiquarian Researches in Illyricum, p. 134 et suiv.

L. Duchesne: L’Illyricum ecclésiastique 537

Mésie supérieure et Pannonie'); lui-même sera ordonné par son propre concile; enfin, dans les provinces de sa circonscription, »il sera le re- présentant (rdv tóxov éxéqeuv) du siège apostolique du Rome, selon ce qui a été défini par le saint pape Vigile«.

Sans entrer encore dans l'étude de ces pouvoirs de vicaire ou de légat, on peut cependant conclure que leur collation par le pape est inconciliable avec l’idée que l'Illyricum ait fait antérieurement partie du ressort patriarcal de Constantinople, et par conséquent avec la loi de Théodose II reproduite dans le Code Justinien. Si celle-ci eût été l'expression vraie des rapports réels, ce n’est pas au pape, c’est au patriarche que l’on eût demandé une délégation. L'idée de s'adresser au pape eût été d'autant moins naturelle que, en cette année 535, au moment les négociations commencèrent avec Agapit, Rome était encore soumise au roi des Goths. Rompre avec une tradition sécu- laire, froisser gravement le clergé byzantin en diminuant dans des proportions énormes la circonscription du patriarche, et cela pour avantager une autorité ecclésiastique située en dehors des frontières réelles de l'empire, c'eùt été agir avec bien peu de sens.

Il est plus simple d'admettre que l’organisation que nous voyons fonctionner après Justinien avait des racines antérieures à lui et que la loi théodosienne, même corroborée par son insertion dans le Code, était en réalité contradictoire à la tradition.

Mais il y a d'autres raisons de le croire.

La lettre du pape Agapit contenait aussi des explications relatives à un évêque Etienne, à propos duquel le saint-siège avait rendu une sentence, taxée de partialité à Constantinople, mais qui n'aurait pu être différente sans que Pon parût autoriser le mépris de l'appel au tribunal du pontife romain.*) A cette affaire se rattachait Pordination d'un autre évêque, Achille, célébrée par le patriarche Epiphane, sur l’ordre de l'empereur, contrairement aux droits du pape. Les légats reçoivent pleins pouvoirs pour résoudre ces questions. Si je comprends bien cette lettre, Etienne avait été déposé par le patriarche de Constanti- nople, lequel avait ensuite ordonné Achille pour occuper sa place.

1) D s'agit ici de quelques débris de l’ancienne province de Sirmium (Pan- nonia Il); la Novelle 11 nomme aussi la Mucedonia II, province assez instable. Comme elle est omise ici, et que l'évêque de Zappara, ville située dans cette province, déclara, en 553 (Conc. vecum. V sess. 2; Hardouin, t. III p. 69), qu'il relevait de l'archevêque de Justiniana Prima, il y a lieu de croire que, dans l'intervalle entre les deux novelles (535—545), la Macedonia II avait été sup- primée et rattachée 4 la Dardanie.

2) Jaffé, 891.

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 35

L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 539

mule, du reste, aucune conjecture sur la date de l’imposture.!) A cet égard il se contente de noter que la correspondance des papes Nicolas I et Hadrien I dépend déjà des pièces incriminées et par suite en sup- pose l'existence. La loi du 14 juillet 421 est pour lui l’expression vraie de l’organisation hiérarchique en Illyricum, avant et après l’année 531; c'est à cet étalon qu'il rapporte les documents, rejetant impitoyable- ment tous eux qui supposent une juridiction spéciale du pape sur les pays considérés. Il est vrai qu'il ne s’est nullement inquiété de la correspondance de s. Grégoire et de ses successeurs du VII‘ siècle, pas plus que des conciles du même temps ou des Notices épiscopales.

Une discussion aussi incomplète ne saurait être suivie point par point, pas plus qu'il ne serait convenable de combattre une these aussi dépourvue de précision. Je me bornerai à quelques observations.

1°. En supposant que le concile romain de 531 ait été fabri- qué en tout ou en partie, il faut admettre qu'il a été fabriqué pour défendre les droits du saint-siege sur l’Illyricum oriental. Or ces droits, nous les voyons exercés, sans la moindre opposition, depuis Justinien. Le faussaire aurait done travaillé sous ce prince, en vue d’agir soit sur son esprit, soit sur celui du pape. Il faut avouer qu'il eût été bien habile. Ses procès-verbaux sont datés du mois de décembre 531; le faux ne peut donc remonter plus haut que l’année 532. Or trois ans après, l'impression que l’on aurait voulu produire était produite, et cela sur l'esprit du pape Agapit?), un des hommes les plus importants du clergé romain des avant le temps de Boniface II, un personnage de grande famille, un lettré, un ami de Cassiodore C’est à un tel homme que l'on eût pu faire prendre pour de bon argent des pièces tout fraîchement fabriquées, alors qu'il avait dans ses archives le moyen

—— a

1) Parmi toutes les hypothèses entre lesquelles M. Fr. parait flotter, une des plus extraordinaires est celle-ci. Le concile est authentique, mais le recueil de textes anciens présenté par Théodose est apocryphe (en très grande partie). M. Fr. appuie cette idée en disant que, dans le manuscrit tel qu’il est actuelle- ment, on voit bien que Théodose demande la confrontation de ses textes avec ceux des archives romaines, mais on ne voit pas indiqué le résultat de cette con- frontation, le ms. étant mutilé avant l'endroit voulu. A ceci on peut opposer: que la sentence fut rendue conformément à la requête de Théodose, tant sur le fond de la cause que sur la compétence du tribunal, ce qui suppose que ses documents ont été jugés authentiques: que si l'enquête avait été défavorable à ces pièces, il est inconcevable que la curie pontiticale les eût fait publier dans un protocole orné de tant de solennités; elle n’a pas l'habitude de fournir des verges à ceux qui désirent la battre.

2) Il est clair que le pape Agapit se reconnaissait des droits spéciaux sur l'Tlyricum puis qu'il promettait de les déléguer: Nemo dat quod non habet.

35°

1. Abteilung

en ler?) Et si l'on veut que, soit le pape Agapit, soit Y ile, ou tel autre pape du VI° siècle, ait été complice ou trompé, il udra ensuite s'imaginer que le gouvernement impérial et le patriarcal Constantinople se sont laissés prendre è de tels mensonges; que, pour se conformer à de prétendues lettres des papes du V* siècle, ils ses pressés d'abandonner leurs droits et leurs traditions. Credal teus Apella! 2°. Les pièces inerimindes étaient, de leur nature, peu propres er dans les recueils latins de droit canonique, Elles sont rela ~ = Un pays spécial, à des relations tout particulières. C'est ainsi + les lettres pontificales qui forment le plus clair de ce qu'on appelle privilèges de l'église dA = rencontrent que dans un recueil spécial et n’ont point passé, ir la plupart, dans les /ibri canonum des temps mérovingiens.*) Il y a cependant des exceptions. Sur les 22 lettres pontificales insérées dans le recueil de Théodose, trois sont connues d’ailleurs et ne peuvent être traitées d’apoeryphes. Quant aux autres, il n’y a, vu leur objet, rien à conclure contre elles de ce qu'elles e se sont pas conservées en dehors de ce recueil. 3°. Une lettre“) de s. Léon, relative au vicariat de Thessalonique et à l'organisation ecclésiastique de l'Ilyrieum, nous est parvenue par d’autres voies que le recueil de 531. Comme elle traite de plusieurs points de discipline générale, elle a trouvé place dans un certain nombre de libri canonum. Si elle ne se trouve pas dans le Vati- canus 5751, c'est apparement è cause de la mutilation de ce manuserit: il sinterrompt justement au milieu des lettres de s. Léon. Il est clair que, si cette lettre est authentique, il n’y a plus l'ombre d’une ob- jection contre celles du recueil de 531. Aussi M. Friedrich a-t-il fait les plus grands efforts pour la contester. Selon lui elle aurait été fabriquée sous le pape Hormisdas, vers l'année 517. Mais, sans parler de l’intrinsèque, il y a è cela de graves difficultés extrinsèques. La lettre en question se trouve dans la collection de Denys le Petit, ainsi que dans celle du manuscrit de Freising, et dans ce qu’on appelle la collection Quesnel. Or ces trois collections sont fort anciennes; les deux dernières ont été formées, suivant M. Maassen*), aux environs de

1) Cf. Lib. pontif., t. I, p. 288, note 1. Il est bon de noter qu'Agapit assi stait, comme diacre, au concile de 531; son nom figure dans les procès-verbaux

2) Jaffé, 481. 483. 509. Sur les 52 pièces qui forment la collection des privi- lèges de l'église d'Arles, 10 seulement se rencontrent dans d'autres recueils. Ce- pendant les 42 autres sont universellement acceptées comme authentiques.

3) Jaffé, 411; c'est la lettre 14 de l'édition Ballerini.

4) Geschichte der Quellen und der Litter. des can. Rechts, t. I, p. 41.

L. Duchesne: L'Tllyricum ecclésiastique 541

Pan 500 (an der Grenze des 5. und 6. Jahrhunderts)!); le recueil de Denys ne semble pas beaucoup plus recent. M. Friedrich ne parle que de la collection Denys, négligeant ainsi le témoignage des deux autres. Il insiste sur ce que, dès le commencement du VI° siècle, des faussaires ont fabriqué à Rome des conciles et des lettres pontificales. Cependant il omet de dire, ce qui est la vérité, qu'aucun de ces faux n’a trouvé place dans la collection des Décrétales formée par Denys, et que la lettre qui le gêne serait la première piece apocryphe que l'on eût signalée dans cette collection.

4°. M. Th. Mommsen, qui a décerné, dans le Neues Archiv?), une approbation entière à la démonstration de M. Friedrich, n’insiste, pour son propre compte, que sur un seul point, sur le style de deux lettres impériales contenues dans le recueil de Théodose. Ces deux lettres sont en rapport avec la loi du 14 juillet 421; par la première, Hono- rius transmet à Théodose II une réclamation du pape contre certains rescrits*) obtenus par subreption, qui violent les droits acquis du saint- siège en Illyricum; par la seconde, Théodose II fait savoir à Honorius qu’il fait droit à la requête pontificale et qu'il va donner des ordres en conséquence au préfet du prétoire d'Illyrie. M. Mommsen juge, avec raison, que ces textes n'ont pas les formules usitées dans les actes législatifs et que, pour avoir forme de loi, ils devraient porter en tête les noms des deux augustes. À cela je répondrai:

a) que personne ne sait ce que ces pièces portaient en tête, vu que leurs suscriptions originales ne nous sont pas connues. Le recueil omet ces suscriptions et les remplace par des rubriques qui sont évi- demment du collecteur lui-méme: Exemplar epistolae piissimi imp. Honorti ad Theodosium aug.; Rescriptum Theodosii aug. ad Honorium au.

b) Les lettres en question ne sont nullement données dans le recueil de 531 comme des actes législatifs, mais simplement comme exprimant les déterminations personnelles des deux empereurs.

c) Un acte législatif est annoncé dans le rescrit de Théodose: ad 9270S Ulustres praefectos*) practorit Illyrici nostri scripta porrecimus, ut

1) En ce qui regarde la collection Quesnel, qui provient d'Arles ou des en- rirons et qui ne contient pas une pièce datée posterieure a l'année 495, je ferai ‘emarquer que l'un de ses plus anciens manuscrits, dont M. Maussen n'a pas eu :onnaissance (Atrebatensis 644), contient un catalogue des papes arrêté primitive- nent à Gélase lui-même, c'est-à-dire au dernier pape nommé dans le recueil Liber pontif., t. I, p. XIV et 14).

2) T. XVIII, p. 367.

3) Il s’agit ici évidemment de la loi du 14 juillet 421.

4) Ce pluriel, s'il ne résulte pas de quelque erreur de copiste, ce qui paraît 1robable, représente un emploi abusif de la formule les préfets du prétoire

L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 543

sieurs évêques de Thessalonique et de divers autres prélats de l’Ilyri- cum. Or ces noms se retrouvent, en assez forte proportion, dans les signatures des conciles cecuméniques de 431 et de 451. Ainsi, la lettre J. 363, du pape Boniface à Rufus de Thessalonique, nomme cinq évé- ques thessaliens, sans indiquer leurs sièges: Perrevius, Pausianus, Cyria- cus, Calliopus et. Maximus. La lettre est de 422. Trois de ces prélats assistèrent au concile d’Ephese: Perrevius du côté orthodoxe, Pausianus et Maxime du côté de Nestorius. Or il se trouve que, dans la lettre à Rufus, le pape prend la défense de Perrevius, tandis qu'il prononce des peines ecclésiastiques contre les autres. La coïncidence n'est-elle pas remarquable? Les évêques thessaliens mal notés à Rome en 422 figurent en 431 dans l'opposition conciliaire. La lettre J. 366 est adressée par le pape Célestin à neuf évêques de Plllyricum. Sur ces neuf évêques, cinq sont identifiés, par les signatures du concile d’Ephese et par d'autres documents avec les métropolitains de Corinthe, Nico- polis, Larisse, Scodra et Surdique; la lettre mentionne en outre Rufus de Thessalonique et Félix métropolitain de Dyrrachium; il y a bien lieu de croire que les quatre restants sont les metropolitains des quatre autres provinces, Crète, Mésie, Dardanie et Dacie ripuaire. La lettre J. 404 est encore une circulaire adressée à divers métropolitains d’Illy- ricum; elle est de s. Léon et de l’année 446. Or sur les six noms qu'elle porte en tête, trois sont connus d’ailleurs pour être ceux des métropolitains de Scodra (Senecio), de Dyrrachium (Lucas), de Larisse (Vigilantius). Atticus, métropolitain de Nicopolis, à propos duquel fut écrite la lettre J. 411, contestée aussi par M. Friedrich, figure avec son titre dans les signatures des conciles d’Ephese (441) et de Chalcédoine (451).

En somme, on peut dire que, sauf de rares exceptions, tous les noms d’eveques que l’on rencontre dans les pièces incriminées sont vérifiés par les conciles contemporains et que les autres ne sont con- tredits par aucun témoignage. Une telle exactitude est inconciliable avec l'idée de faux. Joignez à cela que les notes consulaires sont en règle avec les fastes réels, que les formules et le style sont conformes aux usages de la chancellerie pontificale du temps. Il n'y a vraiment rien contre ces lettres, si ce n'est qu’elles ne sont pas d'accord avec un systeme spécial sur l'organisation ecclésiastique de l'Illyricum.

On n'est donc pas en droit d’ecarter les pièces cantestees par M. Friedrich. L'histoire de l’organisation ecclésiastique dans l'Illyricum oriental restera celle que l'on connaissait jusqu'à présent. Dès le temps du premier Théodose, le pape Sirice confia à l’évêque de Thes- salonique la direction supérieure de l’épiscopat de ces provinces, et le

544 1. Abteilung

vicariat, installé alors, fonetionna jusqu'à la rupture du pape Félix II avec l'église grecque, en 484.1) Pendant ce premier siècle de son ex} stence, il fut contesté, à deux reprises au moins, par les patriarches de Constantinople Atticus et Proclus: c'est sous l'épiscopat d’Attieus, évidemment à son instigation, que fut publiée la loi du 14 juillet 421, contraire à la possession pontificale; c'est sous l'épiscopat de Proclus que parut le code théodosien cette loi fut insérée. Mais les papes réussirent à maintenir leur droit en dépit de la loi et du code,

Le schisme à propos d’Acace (484—519) troubla gravement cette situation. Les évèques de Thessalonique observèrent la meme attitude que l'ensemble de l'épiscopat byzantin et perdirent, pour cette raison, la communion du pape. Dès lors il ne pouvait être question de leur décerner les pouvoirs de vicaire apostolique. On ne voit pas que, dans cette période, les patriarches de Constantinople aient repris leurs tentatives d’annexion. L'Illyricum fut abandonné à lui-même; les papes faisaient ce qu'ils pouvaient pour mainteni dans leur communion et dans leur obédience certains groupes épiscopaux sur lesquels ils se trouvaient avoir plus d'action. C'est ainsi que Gélase renoua des rela tions avec les évêques de la Dardanie et des provinces voisines, pays latins, plus accessibles que d'autres aux conseils de Rome.*) Ces rela- tions se maintinrent; nous avons encore (Jaffé 763) une lettre du pape Symmaque adressée aux évêques de ce pays. Anastase II échanges des lettres avec l'évêque de Lychnidos, dans l'Epire nouvelle.) Des avant la mort de l'empereur Anastase, l'Epire ancienne était rentrée dans la communion romaine, par l'intermédiaire de son métropolitain, Aleyson de Nicopolis. Ces démarches n'étaient pas sans danger. L'empe- reur Anastase, irrité, manda à Constantinople les évêques de Nicopolis, de Lychnidos, de Sardique, de Naissus et de Pautalia; deux d’entre eux y moururent, dont le métropolitain Alcyson.*)

C'est dans ces circonstances que se produisit une manifestation assez imposante de l'épiscopat d’Illyricum. Quarante évêques de ces régions, indignés de ce que le métropolitain de Thessalonique fût entré en communion avec Timothée, patriarche intrus de Constantinople, se réunirent et rédigèrent une pièce par laquelle ils déclaraient rompre

1) Le pape Hilaire traite encore l'évêque de Thessalonique comme son vicaire; ceci résulte d'un fragment de lettre (Jaffé 565) que les Regesta pontificum ont mal à propos rangé parmi les apocryphes.

2) Jaffé, 623. 624. 635. 638. 639. 664; lettre des év. de Dardanie, Thiel, L 348.

3) Jaffé, 746.

4) Chron. Marcellini com. a. 516.

L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 545

avec lui et rentrer dans la communion de Rome. A ce propos, Théo- dore le lecteur donne à l’évêque de Thessalonique le titre de patriarche, ce qui étonne très fort Théophane, auquel nous devons ce fragment de Théodore.!)

Théodore n’avait pas tout-à-fait tort. Il n’est pas impossible que le titre de patriarche ait été alors donné à l’évêque de Thessalonique ou même adopté par lui. Il n'avait pas encore le sens privatif qui lui fut attribué plus tard; on le voit, par exemple, donné aux évêques de Tyr?) et d’Hierapolis en Phrygie.*) Ce qui est sûr c'est que l'autorité exercée par les évêques de Thessalonique sur les métropolitains et autres prélats d’Illyricum ressemblait beaucoup à la juridiction patriar- cale. Il n’y avait qu’une différence, c'est que la juridiction patriarcale était ordinaire, inhérente à un siège déterminé, tandis que la juridiction de Thessalonique n'était que déléguée; c'était la juridiction patriarcale du pape, exercée par commission spéciale.

Une fois l'union rompue (484), les pouvoirs délégués avaient cessé par le fait. Les évêques de Thessalonique firent de grands efforts pour échapper aux conséquences qui découlaient de là. Dès le temps de Félix IH, André, qui occupait alors le siège, s'efforca à diverses re- prises de renouer avec Rome sans se mettre mal avec le gouvernement.) L'entreprise était mal aisée: il y échoua. Dorothée, son successeur, sembla d'abord être dans les mêmes dispositions; mais le clergé de Thessalonique était alors soumis à des influences théologiques peu fa- vorables à l'union. Quand l'empire eut changé d’attitude et donné : satisfaction au pape Hormisdas (519), la résistance se prolongea quelque temps à Thessalonique; on se porta même à des violences sur la per- sonne des légats romains envoyés pour célébrer la réconciliation. Doro- thée était responsable de ces désordres; mais le principal instigateur avait été un prêtre Aristide, contre lequel le pape Hormisdas se montra très irrité. Hormisdas aurait voulu que Dorothée fût déposé, auquel cas il demandait qu'on ne le remplacät pas par Aristide. Ce conflit, sur la suite duquel nous ne sommes pas renseignés, finit cependant par

1) Theoph. Chron. a. 6008.

2) Hardown, Conc., t. II, p. 1356 et suiv.

3) C. I G. 8769; cf. Journal of hellen. studies, t. VI, p. 346. Il est possible que l'inscription de Thessalonique C. I. (1. 8834 (cf. ma Mission au mont Athos, 104) l'on mentionne un zarercezns soit relative à un évêque du lieu. Rapprocher le patriarcat d'Aquilée, le titre de patriarche donné aux métropoli- tains dans Cassiodore (Var. IX, 15), à l'évêque de Lyon par Grégoire de Tours (Hist. Fr. V, 20) et par le 2" concile de Mäcon (585).

4) Jaffé, 617. 638. 746; cf. Thiel, Epp. Rom. pont., t. I, p. 630; Liber pontif. vie d'Anastase II.

L. Duchesne: L’Illyricum ecclésiastique 547

Mais il n’a pas tort de rattacher au voisinage de la prefecture l'éclat du siège de Thessalonique. Comme résidence du premier ma- gistrat de tout l’Illyricum et aussi en raison de son importance propre, Thessalonique était la ville la plus en vue de ces contrées. Son évêque était le chef d’un clergé nombreux et d'une population chrétienne très considérable. La tendance que l’on avait alors, surtout en Orient, à faire coincider les cadres ecclésiastiques avec ceux de l'administration civile devait conduire à lui donner une importance analogue à celle des évêques d’Antioche, d’Ephese, de Césarée en Cappadoce. Dans les con- ciles anciens, il occupe toujours un des premiers rangs. Cependant, si des honneurs on passe à la juridiction, il se trouve qu'aucun concile n'a réglé la situation de l'évêque de Thessalonique et qu'elle n'est définie que par le vicariat pontifical. Celui-ci, après avoir fonctionné près de cent ans, cessa en droit pendant soixante-dix ou quatre-vingts ans. Mais il était difficile qu'il ne restàt rien de relations qui avaient duré tout un siècle. Sans doute, les métropolitains avaient parfois re- gimbé contre l'autorité du vicaire et les papes avaient plusieurs fois les admonester à ce sujet. A la longue, cependant, on s'était habitué à le considérer comme un supérieur. Le siège de Thessalonique était, à tout le moins, un centre de relations. Les métropolitains lui noti- fiaient leur avenement. Pendant le schisme, les papes empécherent les évêques des provinces latines, Dardanie et autres, de ce con- former à cette tradition. Ils firent de même pour les évêques d'Epire ancienne, quand cette province rentra, en 516, dans la communion romaine.

Il ne faut pas croire que cette notification entrainàt un rapport de subordination; les patriarches se notifiaient ainsi leur avenement sans que cette démarche füt le moins du monde un aveu de dépen- dance mutuelle. C'était un signe de communion ecclésiastique, rien de plus. Le pape Hormisdas, en Pinterdisant aux évêques d’Epire, ne se préoccupe que d’une chose, c’est de la question de communion. Sil emploie incidemment, dans une de ses lettres'), le terme de confirma- tion, il le fait sans appuyer aucunement sur le sens special de ce mot; du reste, tout évêque à qui un collègue notifie son avenement et qui lui répond en conséquence, peut être considéré, dans un certain sens, comme l'ayant confirmé.

En somme ce qui subsistait le plus et le mieux de la situation passée du siège de Thessalonique, c'était le souvenir de sa prééminence au siècle précédent, fortifié par le sentiment l'on était que, la paix

1) Jaffé, 795; Thiel, p. 808.

548 I, Abteilung

faite avec le pape, cette prééminence rentrerait bientôt en vigueur, Ce sentiment était très juste. Le pape Hormisdas lui-même, dans une lettre écrite, précisément à propos de Nicopolis, à l'évêque Dorothée de Thessalonique, lui reproche de ne pas suivre l'exemple de ceux qui rentrent dans la communion du saint-siège, alors qu'il aurait les précéder dans cette voie: quod debueras primus assumere. Tl le blame ensuite de prétendre user des privilèges pontificaux, alors qu'il se maintient en révolte contre Rome: Quo pudore, rogo, privilegia circa te illorum manere desideras quorum mandata non at) Dans les in- structions expédiées à ses légats en même temps que cette lettre, le pape déclare que, si l'évêque de Thessalonique rentre dans sa com- munion, ses privilèges lui seront rendus: Certe redeat ad unitatem, et nos cum eo insistemus, ut omnia privilegia, quaecumque consecuta est a sede apostolica ecclesia eius, inviolata serventur,*) Ces expressions, pour le dire en passant, visent clairement l’ancien vicarint et ses documents pontificaux.*) Mais il ne semble pas, comme je l'ai dit tout-à-l'heure, que ces bonnes dispositions du pape aient été suivies d'effet; elles furent découragées par l'attitude de l'évêque de Thessalonique. En 535, celui-ci se trouvait dans la situation que j'ai décrite, celle du plus im- portant métropolitain d'Illyricum, de l’évêque dont la résidence était aussi le siège du préfet du prétoire. En fait de juridiction ecclésiasti- que supérieure, il n'avait, à proprement parler, que des souvenirs, magni nominis umbram.

Tel était l'état des choses au moment Justinien reconstruisit sous son nom l'ancienne cité de Scupi (Uskub) et décida que l’évêque de Justiniana Prima deviendrait un métropolitain supérieur, une sorte

1) Jaffé, 798; Thiel, p. 811.

2) Jaffé, 796; Thiel, p. 808.

3) M. Friedrich (p. 809) échappe à cette conclusion, si fatale à son système, en remarquant que les papes d'alors fuisaient dériver de concessions pontificales toute autorité ecclésiastique supérieure à celle des métropolitaine. Cette idée extraordinaire est établie sur un texte dont on n'a pas compris le sens. Dans une lettre de Gélase (Jaffé, 664; Thiel, p. 420) il est question du patriarche Acace, à qui le saint-siège avait délégué le soin des affaires religieuses d'Orient: non ad sedem apostolicam a qua sibi curam illarum regionum noverat delegatam . . M. Fr. a cru que cura illarum regionum désignait l'autorité du patriarche de CP dans son propre patriarcat. Or Gélase ne parle nullement de cela; il fait allusion à la commission spéciale délégnée au patriarche Acace par le pape Simplicius. pour suivre l'affaire du monophysisme et notamment les questions relatives aux sièges d'Alexandrie et d’Antioche. Cette cura delegata permettait è Acace d'agir au nom du pape, avec l'autorité que celui-ci donna plus tard à ses apocrisiaires permanents; elle n'a aucun rapport avec la juridiction patriarcale ordinaire.

L. Duchesne: L’Illyricum ecclésiastique 549

d’exarque, pour les provinces ecclésiastiques de l’ancien diocèse de Dacie. Nous avons vu que cette affaire fut soumise par lui au pape Agapit et réglée définitivement, avant l’année 545, par le pape Vigile. La forme sous laquelle s'exerça cette nouvelle primatie fut celle d'un vica- riat apostolique, analogue à celui des évêques d'Arles et à celui qui avait fonctionné, au siècle précédent, entre les mains de l’évêque de Thessalonique. Nous sommes peu renseignés sur ce nouveau vicariat. Dans la correspondance de s. Grégoire il est souvent question de l’auto- rité du pape en Illyricum, très rarement de celle de ses vicaires. Ce- pendant on y trouve les pièces!) relatives aux pouvoirs conférés à Jean de Justiniana Prima; ces pouvoirs sont encore mentionnés dans deux lettres adressées aux métropolitains de Sardique et de Scodra?), sub- ordonnés au vicaire, enfin dans une lettre fort dure, adressée au vicaire lui-même, coupable de prévarication dans un jugement.?) Après s. Gré- goire aucun évêque de ce siège n'est connu.

L’eveque de Thessalonique, lui aussi, était vicaire du pape. Cela ne résulte pas clairement des lettres de s. Grégoire, l'on trouve à peine un passage allusif à une supériorité de ce prélaé sur les autres métropolitains de l’Illyricum méridional.*)

Au VII siècle, les évéques de Thessalonique avaient le titre de vicaire, Le pape Martin?) reproche vivement à l’un d’eux de lui avoir écrit sans se qualifier ainsi. Au VI° concile œcuménique, l'évêque de Thessalonique signe, non seulement comme légat du siège apostolique, c’est-à-dire comme représentant du corps épiscopal romain, mais encore comme vicaire; la première qualité lui est commune avec les évêques de Corinthe, Gortyne, Athènes, Reggio, Tempsa; celle de vicaire est absolument privative. Du reste l’évêque de Thessalonique siège ici aussitôt après les patriarches.

ee —.

1) Jaffé, 1164. 1165.

2) Jaffé, 1325. 1861; cf. 1860.

3) Jaffé, 1210.

4) Jafté, 1921. L'affaire dont il est question dans cette lettre paraît être d'ordre temporel. Cependant l'évêque de Nicopolis est qualifié de minor relative- ment à celui de Thessalonique: Eusebio (Thess.) scribe . ... minores non premere. Aucune trace du vicariat dans les deux lettres J. 1723 et 1847, adressées à Eusèbe de Thessalonique tout seul. Dans les deux circulaires J. 1497 et 1683 expédiées à tous les metropolitains de l’Illyricum, le nom d'Eusèbe figure en premier lieu; mais ceci ne prouve rien, car l'évêque de Justiniana Prima, qui était sûrement vicaire, ne vient qu'en cinquième lieu. I] est probable qu’Eusebe était le doyen des metropolitains et qu'ils sont rangés par ordre d'ancienneté. On voit par que le vicariat était alors une chose bien peu importante.

6) Juffé, 2071.

l'Italie furent soumises au même gouvernement. Tant qu'il y eut deux obédiences politiques, le pape rencontra les plus grandes difficultés dans l'exercice de son autorité patriarcale. ‘Elles cessèrent si bien depuis Justinien, que le vicariat, institué dans d'autres circonstances, perdit aussitôt son utilité pratique et passa au rang des décorations ecclé siastiques.

Paris. L. Duchesne.

Die Abdankungsurkunde des Patriarchen Nikolaos Mystikos.

Sowohl in der politischen als religiösen Geschichte von Byzanz nimmt die Entfernung des Nikolaos I Mystikos vom Patriarchenthrone Konstantinopels, nach welcher, wahrscheinlich 907, Antonios II folgte, einen hervorragenden Platz ein. Der Grund dieser Entfernung war bekanntlich nicht sowohl der nicht zu verleugnende leidenschaftliche Charakter des Patriarchen, sondern ganz besonders seine Opposition gegen Kaiser Leo den Weisen, dessen vierte Ehe mit Zoë Karbunopsina er weder gebilligt noch gesegmet hatte und gegen welche er, selbst nach deren Vollziehung durch den vom Patriarchen abgesetzten Priester Thomas, zu protestieren nicht aufhörte.

Die meisten Quellen stellen die Entfernung des Patriarchen aus Konstantinopel, welche die Folge der immer wachsenden Spaltung zwischen ihm und dem Kaiser war, folgendermafsen dar:

Der Patriarch wurde am 1. Februar 907 zur kaiserlichen Tafel eingeladen. Es handelte sich darum, ihn vollends zu bewegen, den dem Kaiser wegen der Tetragamie auferlegten Bann zu lösen. Da aber der Patriarch trotz alledem unerbittlich blieb, wurde er in die an der gegenüberliegenden asiatischen Küste gelegene Vorstadt Hiereia gebracht; von dort wurde er dann zu Fufs nach dem Kloster in der Gegend Galakrenae unweit Chalkedon') befördert. Kurze Zeit darauf wurde anstatt des entfernten Nikolaus von Leo Euthymios zum Pa- triarchen erhoben. ?)

. In allen diesen Quellen ist von einer förmlichen Absetzung des Nikolaos seitens des Kaisers nicht die Rede, wenn auch thatsächlich seine

—_—_ —————— ———+€ + ©

1) Dieses Kloster hatte Nikolaos selbst gestiftet, und wahrscheinlich war er auch darin Mönch vor seiner Erhebung zum Patriarchenthrone; jedenfalls aber hat er dort die fünf Jahre seiner Zurückgezogenheit bis zu seiner neuen Erhebung im Jahre 912 verlebt. Daher führte Nikolaos aufser dem Titel Mystikos, welcher ihm wegen seiner früheren Würde anhaftete, auch den Beinamen Galakrenites.

2) Theoph. Cont. 381, 1—6. Leon Gramm. 279, 18—22. Kedrenos II 265, 13—18. Zonaras ed. Dindorf IV 44, 20—26. Georgios Hamartolos (cont.) ed. Muralt 787, 17—788, 3.

Der anonyme Verfasser der Vita Euthymii beschrinkt sich aber nicht darauf, die Demission zu erwähnen: er giebt auch die Abdankungs- urkunde selbst in extenso. Er sagt nun zwar jy 6 Zauovas ¿xl yeigas Acpov ro Poors éxédoxer ¿yovoav xl ¿feos obrog; doch scheint es, dafs er nicht das Ganze mitteilt. Das ist aus einer vollständigen Abschrift dieser Urkunde zu schliefsen, welehe ich imstande bin, hier mitzuteilen. Sie steht im cod. Monacensis 277 (f. 331°— 332"), einer Papierhandschrift aus dem Schlufs des 15. Jahrhunderts, woraus ich sie im Jahre 1877 abgeschrieben habe. Sie hat den Titel (E >ppgupos maguiryorg NıxoAdov tod dyıwrdrov xarguigyov tod TaAuxgırirov ped iv dxoxaréory abdig eig tov xarguegyixdvy Ygövov. Ich teile nun diese interessante Urkunde mit, indem ich ihr den Text aus der Vita Euthymii gegenüberstelle.

1) Bei Migne, Patr. Gr. 111, 202 ff.

2) A. a. 0.8. 205.

3) De patriarchis Cp. v. 10037 ‘dy ¿Esidous rod Sedrov copds Ada...

4) Ekoglteı Nixólao ris txxinolus ds peósen»”, wobei man doch noch immer an eine Verbannung ohne vorhergehende förmliche Absetzung denken dürfte.

5) Vita Euthymii 8. 39—51.

6) Bei Lipomannus, Vit. Sanct. III fol. 97" „cum ... repudii libellum ecclesiae dedisset*,

Sp. P. Lambros: Die Abdankungsurkunde d. Patriarchen Nikolaos Mystikos 553

Vita Euthymii S. 49, 22—29.

Exceso, mpapuarav!) ¿vav- tudentos xal Ovoxepelas thy tod Deod xarahaBovons*) exxdnoiav, eis td dduvvarov nepuéotnv tod olxovousiv te mepl tóv piidyoiotov faordéa, tov Deóvov raparroduat, chy xar” guavrov?) (dia xal dvaxe- qoonuevnv xporiugoas Cary ris Ev ngdyuaoiv dotatovons') cvvava- oreopís, un Tic Betas ¿Evorduevos fegaovvns év $ dv tóxo Tv ta- xELVAV Nuov nagednvowperv Emp.

Codex Monacensis 277.

(N )ındicogs keyenioxonog Kov- OTUYTLVOUROAEDS.

Môvn yapırı Dela ro uéya tovro xal ovedcrvioy ddonuc AaBov xal mag Eavrod undev TL TpOgeveyxduevos ú'gLOD, ÉRELÔT Ipayudrov Evavrıdınros xal Ov6yepeias thy tod Deod raralaffovons éxxAnoiav, elo TO advvaroy megueotnv tov tL") mepl toy gidAdyouotoy olxovouñoa. Ba- duléa, toy Bedvoyv magactodpat, nv xar” Euavrov (Olav xa &vane- Awonwevyny mootiuyoas Lary tig Ev noeyuaciv coratovens dva- OTOOMIHS, UN tio Betas EEioraus- vos d¿pyiepgocóvas wndi®) rod éniteleiv boa older évepyelv koxrEeQuovyn, év $ dv róxo thy huay rapelrvcouev Conv, ecddteg &xtvdvvoy 00x dv ro thy Delay OSTEQ anageoxouevov adTh; aroneéunreoda, yagıv' kAdws te xal TOD lLepod xavovog TOVG EEouodauevovs tv év Y Erd- x8noav tegav AEttoveyiar, xäv póbos 6 ¿E ¿vdpórov y QOS TOTO GUVOÍACAS, ÁTAQ- artos xal ovyyvauns a«xd- ons yools xabarpodvros xal eis thy tOV Xalxòv dáxop- EINTOVTOS ¿DQAY.

Wenn man die beiden oben mitgeteilten Texte mit einander ver- gleicht, findet man, aufser einigen unbeträchtlichen Differenzen im ein-

zu —.

1) zeayparo» zweimal geschrieben im Cod.

2) sxatalafovoav Cod. 3) xa 9” éuavtòy Cod.

4) &oraroöücı schlägt de Boor vor.

5) xeçréotn rovrl Cod. 6) undé Cod. Bysant. Zeitschrift I 8 u. 4.

36

zu gleicher Zeit auch eine Mahnung an den Nachfolger gerichtet. mulste dem Lobredner des neuen Patriarchen, der die vierte Ehe Leos anzuerkennen bestimmt war, peinlich erscheinen.

Athen. Spyr. P. Lambros.

1) Es ist hier nur die Rede von der ersten Abdankungsurkunde, welche dem Nikolaos abgezwungen wurde; der Vita Euthymii zufolge hätte dann Nikolaoe abroyvópos einen zweiten Dispensbrief verfafst und an den Kaiser abgeschickt (8. 50, 2—9), Aber auch diesen Brief schliefst er mit dem Satze: a ri &eyısgmadrng nal tov raurng tvegyeay, Tem deoû brdpyovros, did Piov &veditoga. Aus diesem Zitat sieht man, dafs selbst im ersten Briefe nicht isgwcévm, sondern doziecocim stand, wie der Monacensis richtig bietet; es ist daher nicht nútig 50, 7 &egieguevvns in ieçocévns zu ündern, wie de Boor vorschlägt, der die vor- slitzliche Änderung des Textes des ersten Abdankungsschreibens durch den Ver fasser der Vita nicht ahnen konnte,

IIAAAIOTPA®IKH ZTAXYOAOTIA EK T2N MATIKSN BIBAISN.

A.

Aià tev Önuodısdocewv xal tav égevvdey tod Leemans, tov Parthey, tov Wessely xal rod Dieterich wel tOv EAlnvırav uayixov nanvowyv dispatiodn ixavòs y pedery Onpavrixis xegiddov tig lotogias tod EdAqvixod nolriouod, Y Axpıßeoregov Tv Éxrpon@v ts EdAnvexijs Siavolas. Ta napadota Exeiva anxoBdactiuata Tv yodvav, xad’ ods Tb doraduntov xal calevduevov Bonoxevtixdy alodypa, cKporgovy Eunedov Olav, énebmrer Egeroua Ev nacais taig yvoctais téte don- Oxslaıs, Ommovoyodr obro reparada Deoxoaciav, xal xa® ove thy ént- oryuovixav Entnoıv eFddov à donucoae óyrovuevos popuros tig derosda:- poviag, sivar ody Yaiotra wedérng Gira xal did tiv doniv, iv Zoyov elg tag pera tadta TUyag tod dvdparivov avevnatos. ‘H énnpsia Tv uayınav roxrvpov xa) tay Hvyyevov avrols Bifàicov selva avenidentog aupiofnrnozas xara toda Bvtaviraxods yodvovs, nagareiverar de xal mero tOV yodvav Nuov, didte Ev adrois dvvanedu v dvabytioopev env puy xal va ebgouer tv ¿ENyyeiv nooiiyeov xal dofcorwdyr, diatmpovuevav Avenıyvaorwg napd te tH 100” Muas ¿dique xal mag’ &Aloıg Anois, cvupovog pos toy bx0 tod Edw. Tylor xAndevra véuov tus éxiBioeewg (survival in culture). Kaito. dev Eyevovro uiv yvooral Pubavrianal ducoxeval tov Brfdicov éxetvav, Sums obddAws Enı- ro&nercı v duquhallœuer Sti daiopyov toradrar Ev yonos mage trois Bufavrivois, dudte ta xEequowPévra Targoodgia xai af ZoAoucovixal AQPO0UIODETOVOLY avayxains nadardtega nodtunc. Ta uty Iatpoodgia, Dv td) dezyodtatoy tHy uéyor tovde pyworay sivar ro bxd tod Todvvov Lrapida tH 1384 avrıyoapev, dnwoorevdey Uno tod Em. Legrand’), Onuadn dvra ¿yyergidia neaxtixig larpinîis xal devodaiuovog Depa- melas, siva. ouvretapuéva énì ti faces: tOv BiBliov, Ériva xpd taeY qoóvov Erı rod IaAnvoo ovvederov “yértes &vPomnor, Exndricrey cov moidv ÖyAov ¿pyov nexoumuévor”. Ai Zolouœvixal exyyacav eE

1) Bibliothèque grecque vulgaire r. IL 36*

N. I. Tlodleng: Ilalaroygapini otazvoloyia dx trav payinòv Bifliov 557

Avoir dl tv dnopıav judy elusda fvayuacuevo. va rpospevyanev Els TAG uagrvpias decBav ovyypapéor xal uovagòv Tic dvrixije xal ris xevrquis Evoonns.") Ta uapixà fiBiia Bums rapeyovov iuiv dayr- delo elònosis mepi TE TÓv navroior eld@v tov yagrov xal tig xara- oxevijs avtod, xadds xal mepl ris xatacxevñs novöviimv xal ypapixod uélavos nouilorérov ypoudror.

To BiBiia ¿E dv nevodnuev tag slónosig tavtas siva te éndueva.

A. Xaprivos xbdit tic Ev "Adívars ’Edvinns BifBlioddans dr’ ao. 1265, yeyoaupevos, nidavis Ev Kúxoo, mepi tas doqàs tod ıs’ alovos. Eivaı xoloBôs, dxoteloduevos êx puiicov 62, oxyueros 4%, Beit: 8 dvogtoygapidy. ITlepiéye tiv xouwv®s Asyousvnv Lodo- kovıriv.

B’. Xaprivos xüdıE tig Ev Movdyo dnuocias BıußAuodniang (Cod. gr. LXX) eis qpúilov, tod Ss’ alüvos, meguéyav "Iatpocogixov, ano de tov 240 uéyor tod 253 puiiov Zoloumvıxiv, Y og Ev TO xwdıxı Emı- yodpsraı atin’ “Typopavrsía. To xAndiov Tic naang Teyvng tig byeo- navreiag' sbpettv Uno drapdoav tegvitov xal rod dpiov TPOPÍTOV colou&vrog” AL ¿vopdoypapía Ev avr siva. edagıduo., Y xada- garéga ylüooa adrod éléyyer Ot. avteyodqn Ex Ovxoxevís tig Lodo- povixis radaLotepas tig TPONYOVLEVAS.

IT”. Xdpgrivos xüdıE tev «oyúv tod rapelddvros al@vos, &noxet- pevos Ev th BifivodÍxy tijs ‘Toroouxijg xal EBvodopixijg Eraupiag ris “Eliados. Elva xodofos, Ex pvadwv 42 dyddov oyfuaros, yeyoauuévos var” dvôpds navreiög arardevtov eg yi@ocav qudaiav xa) adAoızov.

Xdorns.‘) uayınol nanvgoı uymuovevovor norxthag Vilas, xata4AnAovs EOS youphy tov énmdav.®) eloi 0 avrai: a) Merdidiva éhdouata: méradov yovoodv: yovor dermis: Aeris

¿9voloy. ércaiplas ts 'Ellados rt. B' a. 62—64), dE ne pavdavopev Gre mepueyolovro éviore ai pepBpava dt’? God, ore éxwdobvro nat peroo xal Gre reoeriuóvro ai dental thy rayer.

1) Gardthausen, Gr. Paläographie o. 40.

2) ITepl zo» div Ep’ dv Eyexpoy oi keyatoi BA. Blümner, Gewerbe u. Künste I 325. Gardthausen abr. o. 20 xé. (IlAnv tod naniguv xal Tor ueufoavòy dva- ploovraı peraldiva néralx, doreana, borä, Édlivar cavides, plorós, púlla qoivinos N tlalag, qderns.)

8) Bi. xa Dieterich, Papyrus magica Musei Lugd. Batavi (= Jahrb. f. class. Phil. Suppl. Bd. XVI p. 788—799).

I, Abteilung

éoyvoë" méralov dgyvootv: atdnoods xpixos* Aapviov xacorréowor xuoouréquros Aduva de taviov') rAdtvupa podvpoor,

B') Tedopara: Pisowov Ééxos* ¿Pómov E

Y) dipftégai: zırrdaıov Legarındv.

0) Déila Am: nalridoov púidov: púiña ddpyns púlia wro- oívqs. ‘Pike xacvtéa ÿ dereuoía (Dieterich o. 815).

E”) Oorgaxa: dorguxov dad Daldoons Bow Ögvittog (Dieterich 6. 799).

5”) 'Oorgaxa (xegdusıa): raplyov Borgaxov.*)

"Ev voïg bredò Em. Legrand éxdotetow dnoordouaciv Turposo- piov dvapégovre al Exdpever vor

a’) "Tadog: ‘oxedos puddivor® (6. 9. 23).

B’) Atos: ‘xgoapoge Astrovgyn Em’ (6. 10).

y) Dúilo: xpucópvida À oxogodópvida (6. 9) déuns puzion (o. 10. 11. BA. xal [Pudnvod] me sbrogiorov B', 27 1. 14 6. 489 Kuhn. I” 6. 526 K): púldo» 24 (0.11.20).

9) Xdorns: gapriv (0. 12.21. ).

Hokvaandeorercı Spas elvaı al ayoupóneva Ev rétg Zokoummı- aus. Kal dij:

a”) Merdidiva éhdouara: 'uayatgıw! (A q. 14%). “woddpu’ (4' 9. 14°. 37%. 38°. 48%), “xuooidepos” (= xacolrepos A’ q. 38°). “xéralov dAbyov' (4° p. 36%).

B') Tadog: “yvaliv (A° q. 39%).

y) Todopara: “xaviv peraboróv (4° p. 39%). ‘ravis dvb (4 q. 40°).

3) Dúlla x4x.: guida xu0000 (A’ p. 37%. 38°). Pille Sepa (4° 9. 40%. 41°. 45). pijlov (4° p.38" dis. 40%. Ba. xod [Luimr] ¿vd. dv. o. 546).

E) Oorä: ‘nlevod dvOoaxov dgasvıxod detid” (A’ p. 39%).

5”) 'Ootoauxa: 'xaıvovpyov sepapidiv’ (A’ p. 14%) ‘Eva xegapidiv (A' 9. 40%): “puerglv dude? (4° y. 36%. 37° 419).

1) Adpva zb Loe. lamina (i) Adfıs elvaı ebyonoros nal dv rf Inubder). Taimer 8 ely dvoppifólos 1d lar. stannum (ya4i. étain = naolsegos) ifror ody) rassi- segos, dll’ deyveopiyig póluBdos (plomb d'oeuvre, Werkblei), ds dugaivera: sal de tig dv 1 nanigp yiwopévne diaxpiorag sosrov drd rod xaccirégov.

2) ‘O Dieterich qunveder dopalutvos riv Miti: "Tägızos hic interpretandum mumie quod nos diximus;’ 68er xal xoglopara, Griva ÉvredOer curdya div elvas dxgifi. (Notissimum est semper permultum ualuisse in re magica quae = mortuis desumpta essent.’) ragizoug dergana elvaı drdds Opavenara rar negaulvav dyyelov, ele E tveritecav rágrgos. ITofi. Anpoo8. mods Admesror 34 ‘pagrvest. .. Evlodeı “Anollédwgoy els tiv vadv... uglzoug regdpia Evdena à dbdena?.

N. T. TIokiwng: Ilaiaioyeagini orayvoloyia tu toy uayin®y Bıßliav 559

- EN) Xéerys: yagriv Baunaxıvov’ (A°' p. 38°) “yapriv navaduvov (I gp. 10°): ‘foxxogdpriv’') (4° p.37°): ‘yagriv &oxgov’*) (A' p.36*. 37”). n°) MeuBoavar: Al Zolouœvixal dvapépover usuBoevas du deg- uatrov navroiwy fam nareoxevaouevas, EP DV npére yocpeaovtai of payixol Adyor. Emnueroreov 0 dti uéyor Todds Eyıvadxousv uóvov ÓTL IQOS xataoxEevny ueufoaviov Eyivero yoÿors depudtav Guvydécrara univ nooßerov xal udogav, Eviore 0 alpv xal yoipwv, xal Ev EEnıperi- nate repintaodeoi dopxadar, Élepavrov xal dpewv xul Gre al Aentotarai ueufodvar xursoxsvafovro Ex depuarav dyevvitov Y Yvndıyevov Ap- viov.’) Kal Ev reis Zoldouovixalg ovyvaxız yiveraı Y didupiors tev ueufoavov, oxonovuévou TOD tedxov TS xaraonevijs AÚTOV, Elo mao- Dévovs Y xadapds xal elg dyevvirous, fito. dx depuaros dyevvitav foamy xUTEOXEVAGUEVAS.

1) Ay&vvnrov qapriv: A’ q. 14%. 22°. 33°. 36° (ele dyevuntov nai auéoas xatatega ‘elo yapriv ayévyytov’) q. 31° (vodwov... ele ayevvnrov’) q. 55° (duotwe). ‘Ermione “¿Adqpivov ayévyyntov’, ‘Botvov’ 7 “Boos «yevvntov”, xegl Ov xataréoo.

2) Xagpriv naodEvov Y xadagdv: “y. rapdevov” (A’ q. 13”, B’ y. 248°). ‘y. xadagov (4° p. 37°. I q. 18°) “yapriv xadagdv al xapdévov” (BA. xatatego).

3) MeufBoava ex dépuatos Bods À udogov: “yapriv Botvoy &y£vvntov’ (A’ gp. 13°. B' q. 248%) ‘ydotns dyevvitov Bods xadapós (I” q. 18°).

4) Ex deguatos alyog Y tedyou: “yapriv tecyou’ (A’ q. 13°) ‘zaprl tecyivov’ (B' q. 248°): ‘yapriv recov’ (I q. 11°) ‘yaorly xe- oatiov fyovv xatfimas” (I p. 10°). Tleol xataoxevijs ueuBodvns éx déo- paros épupiov PAENE xatoteoo* Oporas xal neo xataoxevijs peuBoavns.

5) éx deéouatos aoviov.

» 6) Ex déouatos avridóxmys Y EAdpov: ‘yaptiv Eaprados” (A' 9. 39%): “yapriv yabélliov your EAupıvdv’ (A' gp. 38°) ‘y. pagéd- ¿Lov” (A° p. 38". 38°): “yafeddivov qapriv® (4° p. 39°): ‘éléquvov yao- tiv’ (4 q. 30%) ‘yaotiv ... EAupiov apévvntov’ (4' p. 13") ‘yagriv

1) ‘Ayvoò ti» onuaciav tig Afésws' dona 7 doùna leyera norvòg To sbéœuoy (eruca sativa DC.), ¿6xas xacdodal tives ray Bvßavrıyav rus oxelidag rod oxogddov. "Ada neodriws 7) CÚVTECIS deruvver nulv Gre obre neo) qÜlloy edímpov obre reg! oxelidoy oxogddov nebnertai Evradda, dior: dev ro dvvatòv vu Övouaodacı tadta zdercı. Minas reine va yea pj danogdotiv, roi yaetng Eu faxy ANTECKEVACHEVOS ;

2) ‘O nçocdiogouds Gorgos vouikousv dre d«puótes pállov elg yapınv N els

pepfoavar. 3) Gardthausen o 40. 41. 48.

N. TF. Tlodieng: Tledavoygapext orayvoloyia Eu tev payinòv Bıßllov

déque, tod sivas Etorpov xal xada- gov elo 6 te uéllo yodpev Ev avrà, sivar ebruygor nal dAn- Yıvöv. Kai tére Exagov Eva téov- xaAıv xivovgyov xal xadapdv xal aoßeoınv xadagdv, xal ndoonoov' xal Aéye obras: “Egiody, Bog- qavóv, Edi, 'Edióv, vo dariun- tov xal ueya Gvoux tod peyalov faordécos, eps TO rapo0v dequa «yévvntov tod eivaı Eropuov ets sav roúyuo, O pedi yodpeıv Els avrd” Kal dp’ oreyvoon podye wavo és tov Zauuòv ta omueta tabra. [Exovra 7 x0farlvoria on- pela, xutà To Ev th adri Lodo- povixT, Oteyavoypapixdv adpapy- toy tov dyyélov MiyanA dndovyta yocuuata AEMTOM?|

Aid va xauns xadagòv yap- tiv. "Orav ueling xduns xada- qdv xal naodevov qapriv noene eivaı to EGov dapoevixdr, 7} Eor- gov 1) apviov Óóxod va Bvbavn: xal opate to thy 6nPeiony udyaıgav The téqvns. Aéye xal tadta óvóuara: “Oldai, “dapat, Avevo- vevtov, Targad, Leuroppu- odv, Taov, Iavagov, "Apovd, Mapoovxata, Texata, Adavai, Teovicóv, Evao%, Ta, Ta, reroa- voduuatov xal Zo pag, &yıov Svoua xal Övvarov xal pofepóv, xada- 0100v darò naons duagrias xl

561

tov yödons, xal nave elo toy xo- tauóv, elg vEgbv topegduevov ul midve to xal Edo to xada. IlAv- vovrag to Aepe ta óvopata toda: “’PoverA, Paoapani, Mopadi, Ayıyoı &yyerot'), xatagloete to ragdv déguav, tod elvas?) Eroıuov xal xadagòdv Eis to uédlo yodpeiv”) Ev avr, va yeivaı edtv- yov xal aAndıvöv. [q. 13°] Kai tétec Enagor Eva tiovuddiv xat- vovgiov xal xadapov Uxiacrov xal dopeoryv') xadagov xal naorgepe’) to depuav. Kai made vnaye ele tov motauòv xat mávvé to, xal mdv- vovtds to deye ovduata avra: “EoAovdy, Bogyavovv, EAopi, Ekıov, to Ariumtov xal ueyav Svoua tod peydlov Baordéas, pé- pete TO muoòv deguav dyEvvntov Tod siva Eroıuov elg nioayv rpá- yuav è peddo yoapey®) Ev avr.” Kal cav oreyvaon pede andvo‘) eig tov Anıudv tov ta Onuela tabra. [Exovra ra avra xafadliorina 67- peta. |

Ed pavegava did va xa- uns xaduodv yapriv. Orav uëlAn va xéuns xabapov yapriv xa) magdevov modesye yelvaı to [do Koosvırov, Y Éolpiov Y «p- viov, va Bvtevn aubun' xal opabe TO UE TO elonuevov uayalgıv Ts tégune, xal Orav to opdens Àëye ta óvóuare avra: “Oldayí, 'EI- uayi, Aveovastor, Targa, Zeuroogvoav,Iaov, Tavagod,

1) X. aynyı avyyedn. 2) X. varov en. 3) X. ueloyoapoy. 4) X. wfBeorny. 5) X. waorepe. 6) X. ousdo yoapo. 7) X. aanavo.

1. Abteilung:

m. 15] dxaPagaies rod Ego rod- v to déouav, tod elvar ¿Antes ua) xedòv!), etre xal dv yedpa alg abro ve eve oregedy. "Av. “Aye mul yödge wird, zul xud- ows xal mAövE ro vega E nal Adys Uvodev pepoappiva óvópera*

‘Apov#, Magrara, Taurd') Tısoovda, 'Hvuod, Td, Id, te Tocyoduparos äyıov bvopa zul poBegdv el duvaróv, sutupicate toîs anedaggipag tod Égou rovrou, td dégpe tov pelvi canton ua) xed, elrı podww els abrov

at Hoyacé ro slg dopéornv ul pepe)

yeivar stegsopevov? [p.13] Kal xhove abro sal xaddgusé ro zul mAövE to vege Exré, zul déys voter pepgappéve dvb para nel opus to eis doplorn» xl yodvov el mu dele”

1) Korg. nas. 1) X. cure.

Qe de vis dvrınagadkocng TOV da rovrov xeuévov xarapeaiverce

5 dv Movdyo x001É div meguéye vo tas Öönyiag) 6 tedxog THs muera

vîjs sivac 6 «rés, puxpiv Tu dapopdv uóvov magovordte: ri

g Torogızijg xa) #9vodopixije Érai 'g yerodyeapov, rpocritàv Gru uer& to Eninuoue vis dopéorov Ev ti) yirou moéxmer ro diopa ve nuda 069% xal xdvdi xal adbis eig Géov D8m.

Toapixov pédav xal qodpuata.

IloXvdpiduor sivar al negiowdelonı Ev uEonımvıxois yergoyvedpos ouvrapal mods weraoxevjv yoapixod uédavos xal ypwudrov yoncipar ele youpr.') Ovdiv frrov div duorgoderv ¿vdvapégovros al Ev toîs uayızois BıßAloıs, wddrora did ras dprtopévas dviore xagaddtovg pikes dAüv. "Hon Ev vois papixoîs xaxvgorg ebpioxousv Sdnyiav node xara- oxeviv ‘Tupaviov pélavos” (otti. III orig. 23—26 zeg& Dieterich 6. 199). ‘Idrarréoag wveing äkım elven al ravesdòg dovvijdeis bias, dv Spethov va novoviai yojow of udyor. "Ev rasta dt tiv mode tdk xarézer td alga. Ol payixol xóxugo. xagayyésdover tov Bovid- pevov altijon Öveıgov yodyy els Bússmwov fáxos «ipari dervyiov elxóvo ‘Equoò (aria. V or. 5 6. 802 Dieterich). Ioagiv di’ aîparos uvnuoveser xal to Eregov tiv dad Legrand éxdofévro ‘largocopiay (0. 22. 23). Al dl Zoloumvızal dvaypipovaı zdvrors xal rd Ego ¿E noire Inpor ro eine‘ ody) oravias dvapégera: ¿vdedarvoy alga: ‘yedpov abcd aiuav dv[dpóxov] (4' p 14°) ‘pt co alu vis povrrys dov) (A’ q. 39%): ‘uè aluav tod daxtudiov cov rod

1) BA. Wattenbach, Das Schriftwesen des Mittelalters ¿xd. Il @. 197 xi.

N. I. IloMwng: TleAcıoygayınn orayvoloyia du tay payo fifliov 563

pixgod Ta d illa £a, mAV tev uvmuovevouévov Ev tolg xato- tégo Inuocisvoutvors droondouasıy, siva. ta Eki:

Alkovgos. “pera aîuatos ailoÿgou %yovv xarov. (A’ g. 39°.)

Mods. ‘vedypov aluav novrixod” (A’ gp. 36%.)

IIsgıoreod. ‘yodyor ut aluav mepioteoàs Asvxijs.” (A' p. 38°. BA. xal 9.39.) “ud fapapúv xal aivav mepiotepàs konons. (4° q. 37°.)

'Aléxtoo xal dAextopis. “Todpov... ul aluav Spvidas kanns xal merervod kongov xal wise ta dupórepa [ta] aiuara tev Ev. (4' 9. 37°.)

Bows. "Onwg to fósiov aiua xaraorí xatdiiniov mods uayixks poupas perle 6 uéyos va opd—n adrog To ÉGov, emdeycov éex@drjv tiva. (A' p. 15°.)

IIgdg ¿gudody yoapıv dpiterar ovyl onaviog xal Y yorers xıvva- Bágeos, capis dt diayodgperai tives yoauual Eviov oynudrov ngéxe yecpavrar duc uedavos xal tives Epvdoal (I° q. 19%). "All 0 Via: POS yoagiy dvapspovraı vyvexts Ev uèv toîs uapixoîs maTYPOLE y ouveva (oría. IV, 2. 16. V, 5. VI, 4. XI, 26), év reis Zo40uove- xats è tapopds y Gapop« (carthamus tinctorius L.), frs e eldopev dvotégo ¿uyvdeto Eviore pera aipatog mepuoteoàs (A’ q. 37°. 38°. 39%, 408. 45°). ’AugiBolov av % fapopa xal 6 nollæyoù énions dvaypapôuevos xpóxos*) Andover To avro rpúyua: dıdrı Ev TIVI Del tig Zolouœnxÿg Avayırmarousv: ‘uè Kongov adyod Ijyovv xpóxov. ?) (A’ q. 39°.)

ITAÿv tovrov al Lodoparvinal ópifovov Tdıov ulyua mode yoapr av xaBpadiorixoy qagarrípav Exdotov av éxmta mlavyróv, y O év e Totopuxi ¿tapia anoxsıuevn xoooridyor xl ddnyiag mods xata- oxeviy (dlov yeagixod pédavos du’ Exaotov nAavytny mobs yeagiy tev éxpddy, doduis mpdxertar Éboguiouds TOY ayyelwy tov xverevdvtory trav xlavytóv xa) tav droretapuevav adrois daruóvov. Kal év n0d- toi mapuderouev wde Tv Ev tolg toral yerpoyodpors dvappagpiv tov keyudıov.

1) ‘yodpoy xarodev pi xedxov nal pedecopvddor’ (A’ q. 39%. Meltaco- qpuilov selva. 70 purov melissa altissima Sibth.). “yodpe u0oyov xa) xeoxoy xal Goddorsuar’ (A’ pm. 22°). 'yoape... pera pdozou ue[tà] xedxov Hal den poßäcaı Gs elvaı nal doddoreuev’ (A gq. 282). “uera uocuov xal xedxoy «al goddotapoy nal nivvaBaosag’ (I q. 192).

2) 'O dads oddérote avyyesı rd levxopa (Kongov T coreddi) «al roy xe0xov (nor noguòs 7 xgoxòs N) 40405) toù où. ‘Anatavintos qpalverai 7) toravin adyzvorg rod Pifltoyedpov, dp’ paliora oddsuia èrijegev «vayan Eoumveiag ts nxowvorarne less “Lorgoy abyod’. Ildavov Gus dti 7 Arkıg neonos onuatver xal ¿y tq Zolopavinj nv Poravny, rapevóncs 6’ adrnr 6 Bifdcoyeagpos, ur diatnen- 8sicav Ev cH Spchovpery.

N. I. TIolleng: IIlelaıoygayınn oreguoloyia Ex tay payinòv BiBlioy 565

Ai ddnyia. xmp0s xaraoxevÿy yeagixod uédavos Exdotov tev éxta xhavyray ¿yovov bs Ebig:

[I 9. 10°] Tdod xal ro usdZavi!) rod ‘Hiiov. Thy dSeav ôxov xugeeves 6 “Hitog yovoov vocwns. Adfe?) &xgav yQvoiov?) à pera ÖAlyov dvagyugov xal teiwe ta émpelos xal Bad’ ta Eis paoriav, Ems Sxov va pun à Övpdyvpos xal vorepis cvuuitov xal fovul NnAL0- Boravov xai yodpe Ev ti (dia Hea Tod ynAlov.

Idod xal ro weddvi tig ZeArvns. To wedave cis Zelvns yivercı vo fouui Tic éAnas nai dpsonaprapov') xai xdupoveay xal paiua 20005), tpiwas xal Evasag wurd nal nolsov usdatviv xal yedge ES tv pay Onov xugıeve Ledyvy. . . .

[p. 11°] 'Tdod xal ro weddve tod “Apecs. Td usAdvı tod “Ages, Eis tv (dtav pa Sxov xvorever toiwov xivvaBapiv8), Beotiv xai xuv6yAmdcov') xal xoupidiv ¿dig xal yodye elite Déleig Eis tv @eav rod “Agr... .

Idov ro ueAdvı tod Eoquñ. Td uedavi rod 'Egun viverai xepi xadagdv xa) dpyerov?) orAenucvı (;) wel 6Alynv nmovvia”) xal yaiuav HETELVOD* tadra MAVTA nocyyooy uelavı Ev tH (oa tov Hous xal yodpe...

[p. 11°] Tdod xal ro wehave rod Zevs. To usdavi tod Zedg Iverar!”) odros: Exapov Anboügıv xal wixgod ixtis (5) dpıotoioyiag!!) xal aol ¿yBvos: avra mavra!”) toiwpov Ev ti Opa tod Zeus xal yodıbov el ti Délai...

Tdod xal ro weddve vis Appodirns. Tis ‘Agppoditns ro us- Adve ylveraı obtag: pulua nepioteRgds xal xdgxov™) xal foddotauov xal &Aoyoféravov toayoveas'*) xal udoxov &xgato'), cuitov ti (dia doa ng‘) “Appoditns nal yodpe el te Délais...

1) Xeto. uelatn. 2) X. 1afov. 3) X. geucovtov.

4) Ogeoncenxaeoy elvaı Porávn N &llos nalovuéyn 6£0v Pagfeoov (rheum Emodi Wall. n rheum rhaponticum L.).

5) X. 2eov = alya Aaymod.

6) X. xavaffagiv.

7) X. xvvogioco».

8) = gueróv.

9) = natmviay (Paeonia corallina Retz).

10) X. nyere (= ylveras).

11) Aagodgy elvaı nidavig 1d ollpıov' «dl? 4 énouéyn Boravn wol slvar &yvo- oros: long eivaı n aristolochia parvifolia Sibth.

12) X. zavra« navro.

13) X. x0pvov.

14) Td ut» &loyoféravov pol elvaı &yvmoroy dv taig imouivars Övol Akkecıy óxodéro Gt Önonpünteraı rapepdapuévor ro bvoua rod pavdgaydgov, Serig xc) uarouyoüpu ual pevreayovea léyeras xotvdds.

15) X. axeoro. 16) X. ern nôta ogorıg.

566 1. Abteilung

[p.12*] ‘Idoù xal to peddvi tod Kgóvov. Tb peldw wi Kgóvov siver rovovras: "Exagov xuxovdia ... ['Apédn y@pos mobs cue zlajgmoıv.]

"Ex tav mv yagoyodqov ZAksizovsw al bönpler abro. ‘Ey 16 A’ xal 16 I’ dndqye xal i) Énouén ovvray) mods xecruoxeviy dE doß6Aov weAdumg yoncipov xatè tiv Aexcvopavrsiav.

[d' 9.41°] “xal Zragov zal pos- LT’ 941%) 'xal Zragov Add: xe Env dad tepdviv cidegtvov duidn- Bugdv xal uovvrfoöge drd*) n} roy!) zul Bere uéoa Addıv xa) yaviov éxoxéro zul Bdve vd Addi dvundrogov viv povinv ylım riv povrtobpuv xol due ro pe peláviv. Kal réreg dad ro with Adm. Kal podpe tiv yapaxrioe yodpe eig tiv xadduny tod xopa- els tiv maddunv vis xdens.*) Giov viv xdrottev: «cl yodwov vel sig viv porno ryg tedra óvó- pare,”

B'.

"Ev 16 Journal of the Hellenic Studies (1890 XI o. 286 xi) à T. W. Allen ¿ónuootevoz didaxrızordenv wedérny meh rayvyocqpuar onusiov dv Eldquixó xddcu vie Barızavig PrßAodrjeng (Regina 181), yepocuuévo 16 1364. “H Ev tO xadızı toro 10703 regupgagızör onusiov, eig &xgov ¿vdrapégovoa did rd xevopavés tuvav ¿E «dr, siva dvoparos: dure tovadry qero yiveraı pévov xe@rov ply gv duyi- Gtoig ywQlorg Tod xesuivov, Ev oig è Bifluoyedpos nage rd avd yodpsı tagupoapixòg ovAlaßds rivas xal yodpuara* Exeta dy véle tod BuBliov, dv nivaxı mepiéyove: tayvygapızc onuela xal riv ¿quy- veíav adr@v xal relevraïov Ev Övol paxpalg onperdosciv, oùdeuier oyeoıv eyovourg mods td xelpevov, yeyouuuévos 6’ Ev tH xevò zuge duporépor tay sedidav tod peratò rod xívexos xal tig dezis vob BuBliov púllov (p. 13).

Tóv onusıwaeov todrov, Eg xpiver oxovdmoráras bad zalmıoype- penny Emoyiw, 5 “Ayydos ¿xdórns Snwooreder dvoruzOs tiv xgdry uévov, év ravoporotino xa) dv perayonpí. Arde À éréga, Boaguréga uty tig norme xard rülla 6’ Suola, Eragovolate noA1G peitovas Ovoxolías, (os Atper. ‘Opodopet Bru Ev piper póvov ¿duvidy vt

1) X. dpijtdorov: voultopev Sri obra meine vi dioeda0f, Sides evzrérere du rois naguonevaig vis Arnavopavıslus dvagicovea: redyuara éplinea, Gea dy Audi dpeller Adßn vs cond».

2) X. em.

3) "Ev macs toi ywoloıs tov Zolopovixóv, Era magedicaper Iumgdchsaner tas dvogdoyguplag nal tiv minupelh orlkır rav yespoyedpor. Al dià xvgrèr fede udrov perayoapépevar pgaosıs elvar Ev zergoyedqors Egudgel.

N. T. IloMens: Ilala:oyeapixi) orazuoloyía Ex cor nayızar Bıßllar 567 Evvonon radınv, xal xpocridyov ot ws etxaler ex us exavadrpenc tay Aéteav yaetys, qaoaxrijoes, déoua, xegueyer avry Sdnyias xeds avryeagny valuòv rıvav. Tv xatavónoiv Ouos tig onuerdozDs tavtns Edvozegave paddov Y xÂAnuuslds avayvadıs Atkewv tivo, dedte, be Ex tic xarotépo avrinagadioews TC Mueréoas pwerayoagis mods

tv TOD éxdérov xarapaiverai, to xsiuevov div elvas DvoOATATOY.

Journal 6. 295. dno de tov VS paluov ¿ug tov Ed paluov odv róvds(?) tas qagaxríeas Öpelovv' diava xara Pe Palais dvov | va(?) undev Ever orduav, va. cod anyndoyndi duevaotene @oxeo Bods Éunpooracov: 7) &vdeus Y yuvainas. yodpar tods waiuods. nueloa] sig Ehageva depuara: xal Oxxio000v To yagrv xai andvo Tod yaorny 1 ?0ds tas yapa xtigpas: xal nvnoov|?] ro yaorny Eviaib' xal Aovv rav" mai tiAste (? rvAibere) pera perato- tod" xal faota To Etc XQUTÉQUOV xol va Pavpaoes: tiide[?] ro ‘H[?] zagaxıijpm.

‘Hpereoa avayvoaız.')

"And di tov vs” paduov ¿m3 tov

Ed" paduov oùv tóvde tas qapaxtípas Ôpelodv. dia va xa- . tapedes &vdparov va undtv Eyer orópav, 000 amn-

loyn9 due va orex[») Woreo Bovs éurooôtt do0v° y &v-

doas Y yuvaixa.t yodpar tobs yaluovs quéox B’. ele eAapıva depu| a lr a] xat ÜnxAwoov TO yapınv' xal anavo tov yaotly rucde ras yapa xrious' xal ACHVNOOV TO Yagrnv

Evlialon xal A....ndv. xal rideké tlo] pera ueratorod. Kai

Baora to Eis xoitiguov xual va Buvudasıs. Taods eivaı y

yapaxtyoes. T

gro: dLogdovusvoav tÓv avoetoyeagidy xal ris oriews: “And

tov vs’ paduov Ens tov Ed” paduov cÙv taevdE TAG yapaxripus dgpe- Aoùv. Aid xatapedns &vdoaorov ve undiv ¿qn oróuav va ood anyhoyndij, aus oréxn orso Bods éuxpocrá dov, Y &vdoas 7} yv- vaixa (9niadr elte déve sivaL obrog site yuvi), yodde toda valuods

1) ’Ev orly. 2. Ta yoduuara De elvar diayeyoaupiva de To yeicoyoépo.

or. 3. "Ev tj televrala Atbsı To txinpbiv tro rod Allen wg e ris xatalntewg elvat D Öbele tijs redrns ovilaßng.

or. 7. Avr "nal nynoov” dvayınborsraı caps "anal uanvnoov.

ot. 9. ’Erions capos «vayivooxrerar 7, relevraia gpoacıs. Td tazvyeagixdy onuelov tod tas éravalaufPaverar xal Ev relsı tov 1 otigov xal év or. 6, mods tovrog dv tH 7—8 otlyo TOY TOVOMOLOTÚTOV TÍVAKES TOY Taguyoaginòv onpsioy, dy Ex tod abrod xbdixos ¿dnpocíevozv 6 Allen. "Ev ro «vr de nivanı, dy or. 11—12, dounvesstaı bg Onlodr ‘elvac’ 1d tazvyeaqixdy onustov, Greg Ô Allen kvayivoone: ‘cb’. Kal cd ènte rd televratov y rayvypayındv onusiov div slvar w 21” es, ds palverar êx or. T—8 rod abrod rlvaxos.

N. I. Todleng: IIaAcıoygayını) arayvoloyla Ex tó» payixóv BiBlloy 569

&oyovras xal Eis émoxéxovs, xal & te Being yiveraı’ “Exovras of yapaxríoes, ov tiveg selva Spoor toig Ev tH Barixavò yepoyedpo.

Ev 17 60yyia tavry mapevridevra, xal Eddpıa paluiv (pad. vi, 8.9 xAx.), dedri éx tV [legov Biflov To waltroiov ¿Dempelro 08 xapeyov telsdpogorara Bondiuara elo payyaveías. Kal Ev Aldous Exgdais napevtideviai ovyvdtata xepuxomal paduay, to 0 va de. 2316 "Targocópiov rs “Edvixñs Brfliod dans trav Ilagioior dette etc tivos sidovs uayyaveiar sivas opéliuos Exaotog paduós.!)

-- ee nn

ITpoxeiuévov Adyou xepi TOD yeLpoyodpov rod Barixavod div xpl- vopev AOXONOY ONUELDOMUEV ÓLApOQAS TLVAS AVAYVÓCEDS TOY q0- Qiaov TOD XELUEVOV, Elo & Epnoudodn pepixrós TO Tayvyoapırov EVETNUA, duôte avaupıßölmg udvoy di’ dodge avayvacems dvvara. va Ovevxipl- 270 N ENG Tv Tayvygapırav onueiwv. Ta qogia Exsiva, Griva perayodoper 6 Allen, sivar téccaou. Kal trav piv dvo tédevtatov % uetayoagn éyévero dedos (lv müs deseos Ev TH TOLTO, Hrsg npéne yoapi; dvuödosıs xal odyl avridocıs)' sig Ol ta OVO reirte elce- Awonoav Addy, diapdetoovra Tv Evvomav.

Ev 15 xoota 6 Allen avayıvworeı: ‘rois vx0 tovydvog? derydetoi napoyoqua wiv meouadvvia. Koxovtar cvufaiverv Oraouol TE Ovvezeig xan. Gels épormuarixdv omueior avtl Tic terdorns Ae bsos rob xeuuévov, ragatnoei tadta: “In No. I. the fourth word, 9*, has no very apparent meaning, at least I have not been able to hit on one to suit it” "AA auoifbs y rmapadewis tig ¿bemos énelvns xadicryov dra- téaAyatov to qogiov, didti nagadoywraryn llos Da Epaivero N) meou- yoapN óledpiov dijdev ovurroudrov tod djyuaros KHWOoTdToV NTNVoü, tie tovyévos. Kad nuüs tb ywgiov noeneı dvaupıoßnrirug v’ ava- pvaodì ovro: ‘roi bad tevyóvos Badacoias Önydelcı, xalroı to apúrov évradda eUontar tayvyoagixy ragdotaois tig Ackews Dadac- Gius, nad’ Soov yırmarousv. ‘O Abyog iva mepi tig tovyóvos, tod ¿xdvos (trygon pastinaca L.), ob xEvrgov éxiorevor Ori Emip£geı tòv devarov Eis toùs dvdporous xal Enguiver devdoa, uvIoloyodvres Ot. xal 6 TnAgyovos Úxmiov ¿yv TOLODTO XEVTQOV TODOAUGZ AMEXTELVE tov natéga adrod Odvocéa.*)

"Ev 14 devréow qooto 6 Allen ¿vayivooxer: “nal ¿ml tev êyeo-.

Oyxtav ¿povuev ¿ri moriouoi [? deriguol] ayudar. EAsAlopdxov

ee ee ee Ce

1) Legrand, Bibl. gr. vulg. II o. 20 xé. 2) BA. Nixcvde. One. 828 nd. 'Onziav. “AL. B’, 484 ad. Topi. *Aguovor. Z. ior. O”, 25, 2. Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 37

N. I. Ilodleng: Iloiawoyeagini arayvoloyla du rv payinbv fiBlior 571

te ts pAvxraivns...(xobua;)!) ragedapBdver*) naparircıov rH dxd tòv équertv.*)

Tris uvyarnis lofóla dhyuara xal &vridora adr®v évapégovaiv 5 ‘AguotoréAns xa) Ado épyator ovyygageis.*) Ilspiyoapas tüv duuxtoudrovy tig dxo THY toLOvT@Y Önyuaıov dnintneidosas, ÖuoLo- tétas xagovon, Ebpioxousv Ev tots Onçraxois rod Nixdvdgov (or. 237 xé. tig égldvns. or. 271 xé. rod xepdorov).

"Ev "Ad vass. N. T. Holitrç.

cd nn on

1) Tv &vayvaciv pluxraidos obdauds Émidommabousr, ob uovov Sión: xlco- ceras oÙro tEgatHdns runos, «ld nal dıdrı ovdirore foruarve dog userà THY dlpLoyyov at rayvyoayındv onusiov. MéAlov palverar dvijxov toùro eig tiv éxo- tony idk, meds Ns tiv dnonardoracıy drapaienrug elvaı adroyla tod nbdinos. AM évaugifélos y Evvora kmorrei tiv Atbıy ypoı& 7 yo@pa.

2) Aden elvas Y &xeiBijs dvayvacıs. Els yvwordv xal &Aloesr tayvyoagpi- 20» onuslov Tod apa reocerédn xa) tod x.

8) 'Aduvaroduev y” éropardouer dv elvas dopains y wage ro Allen dvayvaoız foxvuteay, aq’ ualicta de’ toornparixod onuelov decxvver Grs duplfoloy elvas £0 v tig devrépas cullaBrs.

4) ’Aouovor. Z. ior. H', ny’ 3. Nindvde. One. 815—16. Tainv. Erd. dv. Agıorogp. xsgl fm» éxirou% B' 875—6 0. 109 dad. Z. Aduxçov.

37*

A source of Symeon Magister.-

In his Byzantinische Studien Hirsch has shown, that, in com- piling his Chroniele, Symeon Magister made use of the following sources: (1) Georgios; (2) the Continuation of Georgios founded on the “Chronicle of the Logothete”; (3) Genesios; (4) the Continuation of Theophanes: (5) the “Seriptor incertus de Leone’; (6) the Life of Ignatius by Nicetas!) In regard to the first two of these, the results of Hirsch will have to be modified in the light of the more recent investigations of Vasil- jevskij. But of this it is not my purpose to speak here. Besides what is drawn from these sources, there are a certain number of state ments which cannot be traced. These are enumerated by Hirsch (p. 337—8), and divided into several groups: (1) "gelehrte Bemerkungen‘; (2) "Wundergeschichten und Anekdoten ganz fabulosen Inhalts”; (3) state ments which are ‘anekdotenhaft und wenig glaublich” or "geradezu falsch’; (4) a few “Nachrichten, welche ein glaubhafteres Gepräge tragen’.

To this last class of credible statements belongs the following short description of Leo’s personal appearance (p. 603 ed. Bonn):

Av dl tiv ilixiav xovrós, diò xal XauorAéov xgoenydgevtat, émiueoros, súmpenís, yevsıov Eyav xadrordpevor, dyugds (leg. &yovgos?) tiv xöunv, paviy ¿yov Boovrady dixnv Afovtos, Ppacús te xal derdés.

Now it seems to me extremely probable that this description was derived from that mysterious work, which is unfortunately lost with the exception of a valuable fragment known as the ‘Scriptor incertus de Leone”. We are ignorant of the author, of the date and of the original compass of this work. To all appearance, it was written in the first half of the ninth century”), or drawn directly from some source contemporary with Leo the Armenian. However this may be, Symeon's account of Leo's Bulgarian war is either taken straight, as 1) Also (7) an unknown source, also used by Constantine Porphyrogennetos, from which he derived the sepulchral inscription of Chares (p. 729).

2) Both Hirsch (p. 18) and Krumbacher (Geschichte der byz. Litteratur p. 130) regard the author as n contemporary for the history of 813 and following years. Strictly speaking, this has not been proved.

J. B. Bury: A source of Symeon Magister 573

Hirsch says, from this work, or else from a common source, which both copied very closely indeed. Hirsch also points out a remarkable agreement between Symeon and the Scriptor Incertus in the statements relating to John the Grammarian (Cp. Symeon. p. 606 with Ser. Inc. p. 349 ed. Bonn). It is, in fact, quite clear that either Symeon used the Scriptor Incertus or both writers drew from some common authority.

The fragment of the unknown writer begins in the middle of the reign of Michael I and ends before the account of Leo V is quite com- plete. Whether the work covered more than these two reigns, we have no means of knowing; but at all events, it comprised these two. Now it is to be observed that, after recounting the fate of Michael I and his family, the writer gives a description of that Emperors physical appearance, closely analogous in style to the description of Leo in Symeon Magister. It runs as follows (p. 541):

mv 6 MizahdA reisıos uv tv NMixiav, AYTO TO vos &yov Tîjg VEÓTNTOS, HTEOPYYVÄONEOOWTOS, GLTOYELOS, uuvpav EYWV THY XEepainv nat | éxmbtyovegov, xal ro peverov edugen@s Ovaxeluevov Ev ti Ópel aútod uaveov xal avro. (We should possibly correct uavpar ¿qu Tv (adunv xal rv) xepal)v Enıayovgov).')

It surely is not too much to suppose that these two personal descriptions came from the same mint. If the Seriptor Incertus added a personal description to his account of Michael, it is, on the tace of it, probable that he also added a personal description to his account of Leo. The passage in Symeon proves that there was such a de- scription of Leo to be found somewhere. And as this description is curiously similar in style to that of Michael, and as we know other- wise that Symeon had either the Scriptor Incertus himself, or a com- mon source, before him, it seems to be a reasonable conclusion that Symeon derived his knowledge of Leo's figure and complexion from the same quarter from which he derived his knowledge of the Bulgarian war and Crumn’s siege of Constantinople, whether that quarter was the Scriptor Incertus or some other unknown work, from which the Seriptor Incertus also drew.

1) ¿xidyoveos (which occurs also in Sym. Mag. 656, 21. énidyoveos xai ueyaloxépalos, and in (teorge Mon. 820, 21 Ééxidyoveoy xal peyadny xepalıv Zyovta) can hardly mean 004068: as usually explained. It must be taken along with &yoveog (Bactiuxds) = ephebus, Const. Porph., de Cer. p. 471, and Anna Comn. VII 7, which is derived from &wgog. See Foy, Bezzenbergers Beiträge XII 62, and Hatzidakis, Einl. in die neugr. Gramm., p. 119. For éyvgos in Symeon 603 Ducange guessed óyxneó “elata caesarie’ or óxveos. I would read Gy Oveos.

Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit.

Es wurde oben S. 61 ff. dieser Zeitschrift der Nachweis versucht, dafs die beliebte Art Altchristlich und Altbyzantinisch zusammen- zuwerfen verfehlt sei, wir vielmehr beide Kunstströmungen getrennt unter dem Gesamttitel der christlichen Antike gegenüberzustellen haben der arabischen Kunst des Ostens und der von Norden her angeregten christlichen Kunst des Westens nach der Völkerwanderung. Wenden wir uns heute im besonderen dem Gebiete der christlichen Plastik zu, so haben wir diesen Kunstkreisen entsprechend für das erste Jahr- tausend auf dem alten Kulturboden Italiens und Griechenlands drei grofse Gruppen plastischer Bildwerke zu unterscheiden: altehristliche, byzantinische und longobardische. Allgemeiner bekannt ist davon nur die erste Gruppe, die der altchristlichen Sarkophage. Der Padre Garrucci und Le Blant haben hierfür eine Art Corpus geschaffen, wie es neuer- dings Robert in mustergültiger Form für das entsprechende Gebiet der Antike herausgiebt. |

Auch die longobardische Plastik hat ihren Entdecker gefunden. Raffaelle Cattaneo hat in seinem Buche ,L'Architettura in Italia dal secolo VI. al mille circa“ (Venezia 1889) mit opterfreudigem Eifer die grofse Masse der longobardischen Skulpturen gesammelt. Er hätte sein Buch besser nach denselben benannt. Statt dessen geht er dem Namen der germanischen Eroberer sorgfältig aus dem Wege und ge- langt, die Bahnen Cordero's und Labarte's einschlagend, zur Annahme eines latino-barbarischen, eines byzantino-barbarischen und endlich eines italo-byzantinischen Stiles, wobei ihm byzantinisch erscheint, was in dem Formenvorrat der alten Kunst Italiens nicht enthalten ıst. Das entgegengesetzte Extrem vertritt auf einem verwandten Gebiete Sophus Müller. Weder der eine noch der andere Forscher hat die byzantinische Kunst anders als durch ihm zufällig bekannt gewordene Denkmäler kennen gelernt, jedenfalls hat sie keiner von beiden in ihrer Heimat aufgesucht. Nur aus dieser zu geringen Kenntnis des Materials erklärt es sich, wie der immer noch der Lösung harrende Streit um die Be- ziehungen zwischen Byzanz und der sogenannten romanischen Kunst des

576 1. Abteilung

Westens in erneuter Auflage in der jungen Wissenschaft des Völker. wanderungsstiles wiederkehren konnte. Überzeugende Klarheit würde hier nach beiden Richtungen hin nur eine Aufnahme und Publikation des vorhandenen Denkmälerschatzes der byzantinischen Kunst und für die Völkerwanderungszeit im besonderen eine solche der Plastik schaffen. Davon aber sind wir, wenn nicht der um die byzantinische Zeitschrift gruppierte Kreis die Sache in die Hand nimmt, noch sehr weit entferut.

Im Nachfolgenden führe ich einige byzantinische Skulpturen des kaiserlich ottomanischen Museums im Tschinili-Kiosk zu Konstantinopel vor, welche die Höhe jener Entwicklung bezeichnen, die ich S. 71 dieser Zeitschrift kurz skizziert habe. Dieselben sind also eher geeignet auf die Beziehungen von Byzanz zur Antike und zur altchristlichen Kunst Licht zu werfen, als sie dazu beitragen können, die Frage nach dem Verhältnis der nordischen und byzantinischen Kunst zu lösen, In dieser Richtung wird den entscheidenden Aufschlufs nur eine Betrachtung der Entwicklung des plastischen Ornamentes der Byzantiner geben. Davon bei anderer Gelegenheit. Heute bitte ich den Leser den auf Tafel IM abgebildeten figürlichen Skulpturen seine Aufinerksamkeit zu schenken. Dieselben schliefsen sich den wenigen bisher bekannt gewordenen Marmorbildwerken von unzweifelhaft byzantinischer Provenienz an: den Reliefs am Fufsgestelle des ägyptischen Obelisken im Hippodrom zu Konstantinopel'), dem Fragment eines Reliefs mit der Darstellung der Geburt und Flucht Christi in Naxos?), den beiden von Bayet veröffent- lichten Ambonen in Salonik®) und der von mir in der Kirche der heiligen Paraskewi in Chalkis auf Euboia aufgefundenen Maria-Orans‘). Die Tafeln sind nach Photographien angefertigt, die der Generaldirektor des kaiserlich ottomanischen Museums, Excellenz Hamdy-Bey gütigst für mich aufnehmen liefs, wofür ich auch an dieser Stelle Dank sage.

I

Tafel I und II stellen verschiedene Ansichten zweier mit Weinlaub umschlungener Säulentrommeln dar, welche, in Marmor gearbeitet, in Konstantinopel selbst gefunden sind und sich unter den allgemein zu- gänglichen Objekten des Museums befinden. Die eine Trommel, Taf. I, bildete, wie der obere Rand beweist, den Abschlufs einer Säule von 0,57 m Durchmesser. Sie ist 0,66 m hoch und nur zur Hälfte erhalten.

1) D’Agincourt Sculp. pl. X, Hertzberg, Geschichte der Byzantiner und des osmanischen Reiches S. 4—6.

2) 'Epnueols dezarodoyixi 1890 xiv. 8.

3) Mission au Mont Athos p. 249 ff, Garrucci 426, 1.

4) delziov ris iorogixis xal #8vodoyinis érouglag 1889 6. 717 url.

J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Bliitezeit 577

Die Rückseite zeigt die Bruchflichen des nach der Vertikalachse ab- gesprungenen Teiles. Die zweite Trommel, Taf. II, 1 und 2, hat eben- falls 0,57 m Durchmesser und 0,66 m Höhe, gehört also vielleicht der- selben Säule an und ist ebenso wie die obere Trommel nur zur Hälfte erhalten. Leider haben auch die Skulpturen beider Trommeln stark gelitten.

Um den Schaft der Säule windet sich spiralförmig ein dicker Wein- stamm, der nach allen Seiten Äste und Blätter aussendet, so dafs der Kern vollständig von einem dichten Weinlaubnetz umrankt erscheint. Aın oberen Ende ladet der Schaft bis zu 0,63 m Durchmesser aus und wird hier von einem 7,5 cm breiten Bande umfafst, welches eine 4 cm breite Epheuranke schmückt. Dieselbe ist sehr flach gearbeitet: man rechnete wohl darauf, dafs das obere Ende des Schaftes, einmal wegen seiner Höhe, dann wegen der Pracht des übrigen Schmuckes wenig Beachtung finden würde. Die Epheuranke bildet kein fortlaufendes Band, sondern stöfst, wie man ın der Abbildung sehen kann, mit zwei Enden zusammen; dadurch ist wohl die Mitte der Vorderseite bezeichnet und es steht in der That die Hauptfigur der oberen Trommel genau unter dieser Stelle. Im Gegensatz zur Epheuranke ist das Weinlaub mit grofser Pracht gearbeitet. Fassen wir dafür allein die obere, besser erhaltene Trommel (Taf. I) ins Auge. Ganz unten sieht man den knor- rigen Hauptstamm empor- und rechts oben sein Ende sich wieder nach abwärts ziehen. Von links her ranken einige Nebenäste in das Feld herein, alle derart mit Blättern besetzt, dafs keine Lücke in der Laubdecke frei bleibt. Und nun beachte man, wie natürlich und un- gezwungen sich die Glieder verteilen und wie geschmackvoll dabei das Ganze wirkt. Die Äste zeigen die typische Brechung der Weinranke an allen den Stellen, wo ihnen ein Blatt entspriefst, die Blätter selbst sind so getreu nach der Natur modelliert, dafs wir sie guten Leistungen höher entwickelter Kunstsphären an die Seite stellen können. Indem sie sich fast frei vom Grunde abheben leider sind infolge dessen viele Stücke abgeschlagen wirken die zuerst gebohrten, dann aber säuberlich ausgearbeiteten Blatteinschnitte scharf gliedernd, während die Blattflächen selbst durch die plastischen Rippen und die zarten Wölbungen der dazwischen liegenden Blattpartien frisch belebt er- scheinen.

Dieses Weinlaub dient einer Reihe von figürlichen Darstellungen als Folie, von denen auf Tafel I und II nur ein Teil sichtbar ist. Ich gebe hier ihre vollständige Beschreibung, indem ich mit der oberen Randtrommel beginne und den Spiralstamm entlang von oben nach unten gehe. Nahe am linken Rande steht oben auf dem Hauptstamme

J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 579

hohe Gestalt, die sich mit aufgestütztem rechten Fufse der Mitte zu- wendet und den rechten, teilweise abgebrochenen Arm über das Haupt der Mittelfigur ausstreckt. Der linke Arm und der Kopf sind abge- stofsen. Doch ist immerhin zu erkennen, dafs die Gestalt langes Haar und ebensolchen Bart trug. Sie ist bekleidet mit dem Chiton und einem Mantel, den die linke Hand vorn aufrafft. An den Fülsen trägt der Mann Sandalen. Ihm gegenüber stehen zwei 21 cm hohe Flügel- figuren, die, in Chiton und Mantel gehüllt, entweder diesen letzteren oder ein Tuch über die vor der Brust erhobenen Hände gebreitet haben. Ihre Köpfe sind weggeschlagen. Zu ihren Füfsen erkennt man bei näherem Zusehen noch die Reste einer kleinen Figur, welche die linke Begrenzung des Wasserbeckens bildet: eine nackte, nach rechts hin sitzende Gestalt, die neben sich einen Henkelkrug hat, dem das Wasser entströmt. Über der Mittelfigur ferner bemerkt man Reste des Schwanzes eines nach abwärts fliegenden Vogels. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dafs hier die Taufe Christi mit Christus, Johannes, zwei Engeln, der Personifikation des Jordan und der Taube dargestellt ist. Man beachte die Komposition, den gut modellierten Jünglingskörper und die wirkungsvolle Gliederung der Faltenmassen an Johannes und den Engeln.

Neben dem Kruge des Jordan zweigt nach unten links ein Ast ab, auf dem, in der Abbildung noch als ein Wulst am Rande eines Wein- blattes erkennbar, ein 8cm hohes, bekleidetes Figürchen erscheint, welches nach rechts hin, mit gekreuzten Beinen gelagert ist, indem es den Oberkörper auf den rechten Arm stützt. Links daneben, auf der der Taufe Christi fast entgegengesetzten Seite, sieht man die Gruppe zweier Frauen, welche Taf. II unten zeigt. Beide tragen den langen Armelchiton und um die Schultern geschlungen die kurze Penula. Die eine rechts hat eine Haube auf dem Kopf und hält unter dem linken Arm einen Hund, die andere trägt das in den Nacken fallende Haar unbedeckt und hat einen Hahn unter dem Arm. Beide blicken aus dem Bilde heraus, Hund und Hahn sehen auf einander. Die Frau links fafst ihr Gegenüber an der Haube. Auch die Frau rechts scheint, nach der Penula zu urteilen, die rechte Hand hinter dem Rücken der andern erhoben zu halten. Über der ganzen Gruppe, durch Wein- blätter getrennt, erkennt man den Unterkörper eines aufrechtstehenden Bären.

Fragen wir nun nach der Entstehungszeit dieser beiden Säulen- trommeln, so kommen dafür gleicherweise die Ausarbeitung des Wein- laubes, wie die figürlichen Kompositionen in Betracht. Ich habe be- reits aufmerksam gemacht auf die Frische, mit welcher das Weinlaub

J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 581

ornamentalen, steifen Figuren umgebildet werde. Hätte er die Säulen- trommeln des Tschinili-Kiosk gekannt, dann würde er der byzantinischen Kunst des 6. Jahrhunderts d. h. der Blütezeit auch den Vorwurf er- spart haben, dafs sie das Weinlaub bei aller Natürlichkeit doch nicht ohne eine gewisse Dürre und Steifheit, mit einer merkbaren Neigung zur Überladung und symmetrischen Anordnung bilde.') Das mag für eine provinzielle oder handwerksmäfsige Leistung dieser Zeit, wie die Maximianskathedra in Ravenna gelten, wo die Ranke in der That. ganz gleichmäfsig wiederkehrend so geschlungen ist, dafs der Raum für ein Tier allein oder ein Blatt und ein Tier freibleibt. Der konstantino- politanische Bildhauer aber setzt die figürlichen Scenen mitten herein in das Laubgewinde; er spart nicht in gleichen Abständen Raum für sie aus, sondern läfst sie in freier Aufeinanderfolge geschmackvoll auf dem bewegten Blattgrunde erscheinen und verrät dadurch eine Kühnheit, die gewifs sehr beachtenswert ist.

Dieser hochstehenden Art der Verwertung eines Pflanzenmotivs entspricht auch die Vollendung, mit welcher der Bildhauer Tiere dar- zustellen weiß. Sie sind in grofser Lebendigkeit mit den Zügen ihrer Gattung vorgeführt: der Hund in seiner Treue zum Herrn, das Schaf als gefräfsig, der Stier in wilder Wut. Wir werden in das Zeitalter der Antonine herauf- oder bis zu den ersten Regungen der Renaissance herabsteigen müssen, um so scharfe Charakteristik mit so vollendeter Form vereinigt nachweisen zu können. Eine ungefähr gleichzeitige, aber handwerksmälsig behandelte Analogie bietet auch hierfür wieder die Maximianskathedra in Ravenna. Beide Denkmäler lassen unleugbar eine Vertiefung des Naturstudiums in der Blütezeit der altbyzantinischen Kunst hervortreten.

Das gilt jedoch nicht ebenso für die menschliche Gestalt. Man wird bei einem prüfenden Blick auf die Säulentrommeln im Tschinili- Kiosk finden, dafs die Proportionen des Körpers oft unrichtig, die Arme bei fast allen bekleideten Figuren viel zu kurz, bei nackten zu lang sind, wie am Christus in der Taufe, dessen Körper im übrigen noch an die klassische Schönheit der griechischen Kunst gemahnt. Die Bewegungen entbehren jener Natürlichkeit, die wir an Pflanze und Tier so gelobt haben. Man sehe daraufhin den Hirten auf Tafel I an: die Beine scheinen an Fäden zu hängen. Ein merkwürdiges Schwanken läfst sich ferner bei Bildung der Gewandfalten beobachten: am Hirten und den Gestalten der Taufe Christi sind sie mit grofser Sicherheit und in voller Rundung herausgearbeitet, in der Gruppe der beiden

1) 8. Müller, Die Tierornamentik im Norden S. 168.

J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 583

desselben Gegenstandes, so lag die Annahme nahe, dafs sich die Wand- lung des Typus nicht in Ravenna, sondern in dem Zentrum, nach welchem die Kunst Ravennas offenbar gravitiert, in Byzanz selbst voll- zogen habe. Ein zwingender Beweis dafür war nicht zu erbringen, weil eine altbyzantinische Darstellung reinster (nicht etwa syrischer) Provenienz nicht vorlag. In diese Lücke tritt das Relief des Tschinili- Kiosk. In Konstantinopel gefunden, mufs es entscheiden, ob thatsäch- lich Byzanz mit Bezug auf die Taufe Christi typenbildend gewirkt hat; andererseits dürften die Wiederholungen des Gegenstandes eine Datie- rung unseres Reliefs ermöglichen.

Für den altchristlichen Typus der Taufe Christi (Strz. I 1—13) ist charakteristisch, dafs die Engel und die Personifikation des Jordan fehlen und Christus auf Sarkophagen als kleiner Knabe unter dem von ‘oben herabstürzenden Wasser steht. Die ravennatische Gruppe dagegen (Strz. I 14, 15, U 8 etc.) zeigt Christus als Jüngling in dem natürlich gebildeten Flusse stehend, daneben Jordan in voller Mannesgröfse per- sonifiziert. Dazu kommen auf der Maximianskathedra (Strz. II 8) auch noch die beiden Engel. Es kann nicht zweifelhaft sein, dafs in der That zwischen der ravennatischen Gruppe und dem Relief des Tschinili-Kiosk im Gegensatz zu dem altchristlichen Typus Verwandt- schaft vorliegt; an der Maximianskathedra, einem Werke, das einzelne Forscher für ein byzantinisches Originalwerk zu halten geneigt sind, steigert sich derselbe offenbar zur grófsten Intimität. Trotzdem bleiben einige sehr bezeichnende Unterschiede: der Jordan der Kathedra ist ein ausgewachsener Mann, wie in den ravennatischen Mosaiken; in dem konstantinopolitanischen Relief dagegen ist er das kleine Figürchen der mittelbyzantinischen Kunst (Strz. III ff). Auf der Kathedra flieht er nach Psalm 76, 17 und wie in der späteren byzantinischen Psalter- illustration (Strz. VII), in unserem Relief dagegen ist er nach antiker Weise gelagert, wie ihn der allgemein giiltige mittelbyzantinische Typus zeigt (Strz. III ff.). Christus läfst zwar in beiden Darstellungen die Arme herabhängen, doch wendet er sich in der ravennatischen Schnitzerei nach der Seite, wie auf altchristlichen Sarkophagen, während er in Kon- stantinopel entsprechend den älteren byzantinisch beeinflufsten Beispielen (Strz. II 4—6, 9 u. 10) streng in Vorderansicht dasteht. Endlich ist Johannes in Ravenna greisenhaft gegeben, während er in dem kon- stantinopolitanischen Relief und in späteren byzantinischen Darstellungen stets im besten Mannesalter steht. Dazu kommt auf der Kathedra eine Hintergrund-Architektur, wo in Byzanz stets offene Landschaft sichtbar wird kurz es bleiben doch im Detail Unterschiede, welche das kon- stantinopolitanische Original im Sinne des allgemein gültigen byzanti-

J. Strzygowski: Dic altbyzantinische Plastik der Bliitezeit 585

menschlichen Gestalt, der bald z. Z. des Bildersturmes zur völligen Aufgabe der figürlichen Plastik als einer mehr als handwerksmäfsigen Kleinkunst führen sollte.

IL.

Die auf Tafel III wiedergegebene Büste befand sich 1889 in den Magazinen des Tschinili-Kiosk Museums. Sie stellt ein oben abge- brochenes, achteckig umrahmtes Medaillon aus weifsem Marmor von 0,34 m Seitenlinge und 0,88 m Durchmesser dar. Provenienz Kon- stantinopel.

Man sieht das Brustbild eines bärtigen Mannes mit markigen, derben Zügen vor sich. Sein Haar ist kurz und in Büscheln nach der Stirn geordnet. Die Nase ist abgebrochen, wodurch das Gesicht eine übermäfsig breite Gesamtform bekommt. Die geradeaus gerichteten Augen mit breitem Oberlid und hochgezogener Pupille haben ernsten, würdigen Ausdruck. Der leicht geöffnete Mund wird seitlich durch einen Schnurrbart verdeckt, der sich mit dem um die breiten Kinn- backen kurz und rund geschnittenen und auf dem Kinn symmetrisch geordneten Barte mischt. Der im Verhältnis zum Körper etwas kleine Kopf sitzt auf einem kurzen, dicken Halse. Ein reichfaltiger Chiton umschliefst den Körper bis auf das Handgelenk und einen Ausschnitt am Halse. Darüber ist ein Mantel gezogen, der die linke Schulter und den Rücken bedeckt und auf der rechten Schulter leicht aufliegt. Die Gestalt hält mit beiden Händen ein Buch vor sich, welches mit einem Reliefkreuze geschmückt ist.

Aufser diesem besitzt das Tschinili-Kiosk Museum noch drei andere stärker fragmentierte Medaillons, die ohne Zweifel alle zusammen- gehören. Fragment 2 lag 1889 in den Arkaden rechts unter der Vor- halle des Museums. Kopf und Schultern waren abgebrochen, das Kreuz abgemeifselt, doch in den Spuren deutlich erkennbar. Fragment 3 ebenda, ohne Kopf und Schultern, das Kreuz gut erhalten. Fragment 4 im Magazin, nur die linke Brusthälfte mit den Ansätzen des Halses und der Hand erhalten.

Wir haben Gelegenheit an diesen Skulpturen die oben an den kleinen Figürchen der Säulentrommeln gemachten Beobachtungen über die Bildung der menschlichen Gestalt durch den altbyzantinischen Bild- hauer zu vervollständigen und zwar wesentlich, weil in der abgebildeten Büste der Kopf erhalten ist und die Mafsverhältnisse eine genauere Einsicht in die Detailarbeit gestatten. Der erhaltene Kopf zeigt un- verkennbar porträthafte Züge: Stirn, Wangen und Mund sind gewils nach dem lebenden Modell geformt. Die Augen haben jenen faden

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 38

J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 587

von Denkmilern scheiden, solche, in denen die Evangelisten alle den gleichen bärtigen Typus haben, und solche, in denen ihre Typen wech- seln. Zu der ersten Gruppe gehören die Mosaiken von S. Vitale in Ravenna (Garr. 263, 3—6), in denen die Evangelisten durch vier Greise gegeben und nur durch die lateinischen Beischriften und die Symbole geschieden sind, das fünfteilige Diptychon im Domschatze zu Mailand (Garr. 454/5), in dem ebenfalls nur die beigegebenen Symbole charak- terisieren, dann vier Medaillons der Kollektion Hoffmann!), welche 1878 bei S. Maria degli Angeli in Umbrien gefunden sein sollen, und das Diptychon aus Luxemburg in der Kollektion Batemann in Yoly- grave (Garr. 452, 2). Aus diesen Stereotypen können sich die byzan- tinischen Varianten unmöglich entwickelt haben; dieselben werden denn auch durch die Hauptdenkmäler in S. Vitale und Mailand als vom byzantinischen Strome abseits liegend bezeichnet.

Der zweiten Gruppe, d. i. derjenigen, in welcher die Evangelisten- typen variieren, gehören an: die Maximianskathedra (Garr. 416, 2—5), die Lipsanothek in Brescia, an der ich im Gegensatz zur herrschenden Ansicht die Evangelisten um den jugendlichen Christus am Deckel gruppiert sehe (Garr. 441)*), der Codex Rossanensis*), die syrischen Miniaturen im Etschmiadzin-Evangeliar*) und in der Bibel vom Jahre 586 (Garr. 135, 2), endlich der vatikanische Kosmas Indikopleustes (Garr. 151, 9—12).°) Diese Denkmäler vertreten im Gegensatz zu denen der ersten Gruppe die Kunst des Ostens denn auch die Lipsanothek in Brescia, welche bis heute für altchristlich gilt, ist ein byzantinisches Werk und zwar wahrscheinlich von konstantinopolitanischer Provenienz. Und in der That zeigt denn auch wenigstens ein Vertreter dieser Gruppe, die Miniaturen des vatikanischen Kosmas, die Typen der Evan- gelisten schon fast identisch mit denen der mittelbyzantinischen Zeit.

Dem Relief des Tschinili-Kiosk gegenüber kann es wegen seines Fundortes nicht zweifelhaft sein, dafs es der zweiten Gruppe angehört; dann aber dürfte der dargestellte Evangelist Markus sein, für den in mittelbyzantinischer Zeit das kräftige Mannesalter, volles Haar und

1) Catalogue vom Jahre 1886 Nr. 576—579 pl. XL.

2) Vgl. dagegen Garrucci VI p. 63 und Ficker, Die Darstellung der Apostel S. 146. Petrus und Paulus heben sich deutlich inmitten der Reihe über der Be- strafung des Ananias und des Saphira heraus (Garr. 444).

3) Ediert von Gebhardt und Harnack, Leipzig 1880 (für eingehendere, be- sonders stilkritische Studien unbrauchbar).

4) Strzygowski, Byz. Denkmäler I, Tufel I.

5) Bei Garrucci 151, 9—12 fehlen die Farben und auch die Details sind nicht durchaus zuverlässig.

38”

588 1. Abteilang

kurzer, runder Bart feststehen. Auf der Maximianskathedra ist & der Evangelist zu äufserst rechts (Garr. 416, 5), auf der Lipsanothek in Brescia derjenige zu fiufserst links. In diesen mit unserem Relie annähernd im selben Jahrhundert entstandenen Bildwerken ist die Iden- tität (besonders auf der Kathedra) denn auch unverkennbar.

Es läfst sich nun mit Heranziehung eines bisher unberiicksichtigt gebliebenen Details unseres Reliefs.auch sagen, in welcher Art die vier Evangelistenmedaillons ursprünglich verwendet gewesen sein dürften, Bei einem andern von mir aufgefundenen Bildwerke derselben Epoche, dem Relief der Panagia in der Kirche der heiligen Paraskewi in Chalkis, bemerkt man, dafs das Brustbild nach oben zu immer mehr aus dem Grunde vorspringt, also auf die Untenansicht berechnet ist. Die gleiche Beobachtung können wir an dem abgebildeten Medaillon machen: während Brust und Hände nur wenig über den umrahmenden Wulst hervor- ragen, springt der Kopf so weit vor, dafs der obere Teil des Medaillons abbrechen konnte, ohne den Kopf mitzunehmen. Der Bildhauer war also auch hier auf die Untenansicht bedacht. Halten wir dazu noch folgende Thatsache.

In allen byzantinischen und byzantinisch beeinflufsten Kirchen nach 1204 etwa sind in den Kuppelpendentifs die vier Evangelisten dargestellt. Dieser Brauch drang auch in die italienische Renaissance; schon Brunelleschi setzt Evangelistenmedaillons in die Zwickel der Ca- pella Pazzi und in die der alten Sakristei von S. Lorenzo. Aus mittel- und altbyzantinischer Zeit fehlen bisher die Belege. In der Sophien kirche sind in den Zwickeln bekanntlich Sechsflügler, in Daphni und Hosios Lukas Scenen aus der Jugend Christi dargestellt. Nun könnte man aber schon auf Grund der Thatsache, dafs in den meisten Fallen Erscheinungen der späteren byzantinischen Kunst im 5. und 6. Jahr hundert ihre Wurzel haben, annehmen, dafs auch unsere Medaillons ursprünglich in solchen Zwickeln einer altbyzantinischen Kuppelkirche angebracht waren. Die auf die Untenansicht berechnete Arbeit würde dazu prächtig stimmen. Aber es giebt wenigstens einen, bisher aller- dings unbekannt gebliebenen Beleg dafür, dafs dieser Usus auch schon in älterer Zeit bestand. Es sind dies die Mosaiken der Neamoni in den Gebirgen der Insel Chios, der ich an anderer Stelle eine eingehende Besprechung widmen werde. In der Kuppel dieser Kirche erscheinen neben den Sechsflüglern auch die Evangelisten. Diese Mosaiken stellen also die Vermittlung zwischen dem Schema der Sophienkirche und dem spätbyzantinischen her, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit für eine Verwertung der vier Medaillons des Tschinili-Kiosk als Schmuck der Pendentifs einer Kuppelkirche wächst.

J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Bliitezeit 589

Nach den heute noch allgemein gültigen Grundsätzen würde man die besprochenen Skulpturen möglichst. nahe an die Antike herangerückt haben. Das mag für die altchristliche Kunst seine Berechtigung haben, für die byzantinische ist diese Methode gewils falsch und eine immer neue Quelle zäh haftender Irrtümer. Denn alle Anzeichen sprechen dafür, dafs die Zeit von 330 bis auf Theodosius in Konstantinopel eine Periode des sich Kreuzens und Drängens aller antiken und christ- lichen Elemente war. Erst mit Theodosius d. Gr. kommt, wie sich mit Sicherheit in der Architektur nachweisen läfst, ein einheitlicher Zug in die bunt zusammengewürfelte Masse am Bosporus, und es entwickelt sich der byzantinische Stil der Antike. Das Ornament wird durch der Tier- und Pflanzenwelt entnommene Motive neu belebt und bereichert, die plastische Darstellung des menschlichen Körpers verliert immer mehr von der klassischen Schönheit und erhält sich bis auf Justinian nur in solchen Bildwerken, in denen dogmatisch festgesetzte Typen der Bibel und damit ältere traditionelle Formen wiederkehren. Für die Bildung der Köpfe werden porträtmäfsige Züge eingeführt; die noch von der altchristlichen Kunst angewendeten Idealtypen der Antike hören auf.

Es wurde oben gelegentlich des Lobes, welches der Gewandbildung an der Evangelistenbüste gespendet werden mufste, erwähnt, dafs hierfür verwandte Bildungen in der Elfenbeinplastik nachweisbar seien. Wir berühren damit ein Gebiet, das ich bereits in meiner Arbeit über „das Etschmiadzin-Evangeliar“ S. 51 gestreift habe. Als bezeichnend für den konstantinopolitanischen Kreis solcher Schnitzereien wurde dort die bekannte Tafel des Britischen Museums mit der Darstellung eines Erzengels und der Aufschrift AEXOY TTAPONTA 12.) zitiert. Man vergleiche nun die Bildung der Halspartien und des Gewandes in dieser Tafel mit denen am Markusrelief des Tschinili-Kiosk und wird dieselbe in London leider abgesprungene Steilfalte vorn und denselben breiten dicken Hals finden. Recht auffallend ist auch die Ähnlichkeit der gleichen Partien an der vor dem Grabe sitzenden Gestalt auf einer die Wächter und Frauen am Grabe Christi darstellenden Tafel im Museo Trivulzi in Mailand?) und bei mehreren Figuren der bereits oben für Konstantinopel in Anspruch genommenen Lipsanothek in Brescia.) Alle diese Bildwerke schliefsen sich eben zu einer ver- wandten Gruppe zusammen, für deren Lokalisierung die abgebildeten

1) In der Abbildung Garruccis 457, 1 tritt das freilich nicht hervor. Man vergleiche die Reproduktion bei Labarte pl. IV oder besser den verbreiteten Gypsabguís der Arundel Society Ills. 2) Garrucci 449, besser die Photographie von Giulio Rossi in Mailand Nr. 109. 8) Garrucci 441 ff. oder die Photographien von C. Capitanio in Brescia.

Zu Theophanes.

Im 51. Bande des Philologus p. 188 macht Haury darauf auf- merksam, dafs in dem Berichte des Chronisten Theophanes über die Regierung des Justin I auf p. 170, 24 ff. diesem Kaiser Dinge zuge- schrieben werden, welche tells aus inneren Griinden (Nennung der Theodora, Gemahlin Justinians')), teils nach Vergleichung mit dem parallelen Berichte des Malalas p. 422—23 sich auf seinen Nachfolger Justinian beziehen müssen. Er versetzt deshalb diese ganze Stelle p. 170, 24—171, 3 unter Veränderung des Namens ’Iovorivog in ’Iov- oriviavós hinter p. 173, 17, d. h. an die Stelle, welche sie bei Malalas einnimmt. Es sei mir teils als Herausgeber des Theophanes, teils aus allgemeineren Gründen gestattet zu diesem Vorschlage einige Worte zu äulsern.

Selbstverständlich ist mir, wie die am Rande notierten Stellen des Malalas und des Chronicon Paschale beweisen, bei Ausarbeitung meiner Ausgabe der von H. dargelegte Sachverhalt nicht entgangen, aber an sein Auskunftsmittel habe ich damals nicht gedacht, und würde auch heute genau so wie damals abgesehen natürlich von dem Druck- fehler ¿yovorav p. 170, 29 den Text des Autors abdrucken lassen. Zunächst hat sich H. die notwendige Aufgabe erspart, nachzuweisen oder wenigstens begreiflich zu machen, auf welchem Wege die Worte in unsern Handschriften von ihrer richtigen Stelle fort an ihren neuen Platz haben gelangen können, und diesen Nachweis durfte man um so mehr erwarten, erstens da es sich nicht um die jüngere stark mit- genommene Überlieferung handelt, sondern auch der Vat. 154, dessen Tradition bis nahe an die Abfassungszeit des Werkes hinanreicht, mit allen anderen Handschriften übereinstimmt, zweitens des Autors wegen, welcher emendiert wird. Für diejenigen, welche sich mit Byzantinern

1) Den ersten Grund, dafs der Chronist von dem a. 518 zur Regierung ge- kommenen Justin nicht im Jahre 523/4 habe sagen können, er habe „ganz zur richtigen Zeit die Herrschaft bekommen“, verstehe ich nicht, da ich diese Worte nirgends zu finden vermag. éy xdoy ixavóryt tis facidelag Enılaßöusvog kann doch unmöglich so übersetzt sein.

C. de Boor: Zu Theophanes 593

Theophanes die Verhältnisse, wenn infolge eines solchen einmal be- gangenen Irrtums oder infolge widersprechender Nachrichten verschie- dener Quellen die chronologischen Ansätze mit einander in Widerspruch gerieten. Häufig finden diese Diskrepanzen, absichtlich oder unabsichtlich, keine Beachtung und stehen unvermittelt nebeneinander, bisweilen aber treibt den Chronisten das Gewissen, sie auszugleichen, leider meistens mit unglücklichem Erfolge. So auch in unserm Falle. Da Malalas die Krönung Justinians und den Tod Justins genau datiert angiebt und die von Theophanes falsch eingeordneten Ereignisse zwischen diesen Daten erzählt, so konnte auch Theophanes an der richtigen chrono- logischen Datierung keinerlei Zweifel hegen. Nun wird aber hier unter anderm erzählt, es seien energische Mafsregeln zur Unterdrückung der unruhigen Faktionen des Cirkus ergriffen worden. Dabei fiel dem Chronisten offenbar ein, dafs er eben unter dem zweiten Jahre Justins berichtet hatte, die Unruhen der Parteien hätten fünf Jahre gedauert, dafs also die gewaltsame Niederschlagung derselben ins 7., oder wenn er Anfangs- und Endjahr mitzählte, ins 6. Jahr Justins fallen müsse. Statt nun an der sicheren Datierung des späteren Ereignisses fest- zuhalten und dementsprechend die frühere Erzählung zwei oder drei Jahre später einzufügen, fand er es bequemer das einmal Geschriebene stehen zu lassen und danach das Spätere umzumodeln.

Breslau. C. de Boor.

Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 595

(nur der Kopf) in sehr roher Ausführung. Der Codex ist noch nicht paginiert. Fol. 1" Namen der Winde u. s. w. Fol. 2" év dey) éxtouoev 6 Ye tOv oveavoy xal Tv piv Fag xwvoravrivov naicıoAdyov. "Ant tod ¿dep ¿os tov xaraxAnouod u. s. w. Diese chronologische Uber- sicht schliefst fol. mit 1453. Fol. folgt: dex) trav fouaiwv BaorAzia (sic) xal nepl lovAlov xatcagos tov (das folgende Wort un- deutlich, wie ueyev®évros?). “Tovitos 6 Kaisap ¿Bacidevos ¿rn ım..... Dann noch Basaılsia abyovorov xaicagos. Schlufs von fol. 4: O rd xataoxed0as (sic) pera avraviov. Nunmehr beginnt die ältere Hand des 14. Jahrhunderts, von welcher der ganze Grundstock des Codex stammt. Erst jetzt ist das Papier gelblich und filzig, an den Rändern vielfach ge- flickt. Fol. 9°: xai avexouiodr eis cAstavdperav: xal rapeoxevatov uëv (Zonar. II p. 400, 10). Am geflickten Rand fügt die spätere Hand xegi xAcorcaroag hinzu. Fol. 12": Miniatur und darunter mit roter Tinte Baot- Asta adyovorov. Nunmehr folgen die übrigen Kaiser. Das letzte Blatt von der alten Hand schliefst mit der etwas verwischten Zeile édotav xal uGdiov, Ste ueravaoriva tv diormrjoedav rdv (Zonar. lib. XVII 3: tom. IV p. 189, 27 s. Dind.). Die junge Hand des 15. Jahrhunderts fährt ergänzend fort mit den Worten: éyxegepiouevov. avras..... Auch in diesem Schlufsteile, dessen letzte Worte sind adsAyıdoüv Tod tig yalxndwvn (sic) Tore mpozdpevovros Euxindiag. Adyots évte- doauuevov troie te (Zonar. XVIII 25: t. IV p. 249, 1 Dind.), fehlen Miniaturen nicht. Ein äufseres Zeichen dafür, dafs der Schlufs unvoll- ständig ist, bildet der Umstand, dafs der gröfste Teil der letzten Seite leer gelassen ist und noch drei weilse Blätter folgen. Zum Schlusse folgen von derselben jungen Hand eine Sammlung von chronologischen und anderen Listen:

1. Kaiserkatalog von Alexios Komnenos bis 1453 (also Fortsetzung des Zonaras).

2. Liste der Kaiserinnen von Helene bis 1453.

3. Ta 6poinia (!) trav Baowdécov Awvoravrıvovndiswg, also eine Liste der Ämter und Würden des kaiserlichen Hofes.

4. Liste der Patriarchen von Metrophanes bis auf Gregor III (1443—1450). Die Jahreszahlen fehlen oft.

5. Liste der Metropolen.

6. Kaisergräber in Konstantinopel.

7. Kaiserkatalog von Konstantin dem Grolsen bis 1453.

8. Eine Reihe von Kaiserporträts, beginnend mit Johannes Kom- nenos, also Ergänzung zu den Illustrationen des Zonaras. Zuletzt folgen auch Köpfe älterer Kaiser. Im ganzen sind es 24 Bilder.

9. Schlufsblatt, vielleicht Schutzblatt, mit einem Fragment über den

Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 597

¿vrevOev liest. Da nun die fraglichen Worte mit gleicher Tinte und in ganz gleichmäfsigem Zuge niedergeschrieben sind, so ist nicht daran zu denken, dafs der Schreiber unserer Handschrift nachträglich die vorhandene Lücke ausgefüllt und etwa gar den Kedrenos eingesehen habe. Vielmehr mufs bereits in dem archetypus des Manuskripts diese Lücke ausgefüllt gewesen sein. Unser mutinensischer Codex nun, die einzige Handschrift, welche jene Lücke nicht hat, ist wiederum, wie oben gezeigt, so eng verwandt mit einzelnen der neunzehn Codices, die sämtlich diese Lücke aufweisen, dafs es ganz unwahrscheinlich sein würde ihn einem ganz anderen archetypus zuzuweisen. Es scheint viel- mehr, als ob in der Vorlage unseres Codex bez. in deren Quelle zwar auch die Lücke ursprünglich vorhanden, allein durch einen gelehrten Byzantiner mit Hülfe des Kedrenos ergänzt war. Ist diese Annahme richtig, so erhalten wir auch jetzt noch nicht unbedingte Sicherheit, dafs die Lücke richtig ausgefüllt ist, sondern es bleibt immer noch die Möglichkeit offen, dafs Zonaras für tv «dvaroAnv einen synonymen Ausdruck, etwa ta avatodixe setzte. Im übrigen giebt auch diese Handschrift für den Text, soweit sich aus der kleinen Probe schliefsen läfst, keine Förderung.

Dresden. Theodor, Büttner -Wobst.

II. Abteilung.

P. Batiffol, L'abbaye de Rossano, contribution à l'histoire de la Vatieane. Paris 1891. Picard. 8% XL et 182 p.

Sil en faut croire le sous-titre placé par M. Batiffol en tête de son livre, c'est une «contribution à l'histoire de la Vaticane» que doit avant tout nous offrir ce volume; et au vrai on y rencontrera de curieux ren- seignements sur la provenance de quelques-uns des manuscrits conservés dans la librairie pontificale, Pourtant, ce n'est point le seul intérêt de ce travail: ce que nous y trouvons encore, ce que nous sommes surtout heureux d'y trouver, c'est, suivant les expressions mêmes de l’auteur, «un épisode de cette histoire de l'hellénisme en Italie, dont on a dit avec raison quelle était encore à faire, et que c'était un des sujets les plus rémunérateurs que la curiosité contemporaine ait laissés A traiter»

On sait quelle influence profonde la domination byzantine exerça entre le et le 11° siècle dans la Calabre et la Terre d’Otrante, quels longs souvenirs elle y laissa jusque sous les princes normands ou angevins. On sait avec quelle ampleur se répandirent dans ces provinces les monastères basiliens et comment ils y demeurèrent pendant de longs siècles le foyer des lettres et de la culture helléniques. On sait enfin quels aspects curieux de la vie grecque en Calabre nous sont révélés par l’histoire de ces in- nombrables couvents, et quel charme naïf offrent les pieuses légendes est contée l’existence des grands fondateurs d'abbayes, d'un St, Nil de Rossano ou d'un St. Barthélémy de Simmeri. M. B., en des pages pittoresques, a rappelé ces épisodes connus de l’histoire de la Grande-Grèce byzantine; il y a même ajouté quelques aperçus nouveaux sur les causes de l’helléni- sation de l'Italie méridionale (p. V. VITI—IX): pourtant on se demandera si, en un livre d'érudition, cette introduction trop générale, trop sommaire, oceupe bien sa vraie place, et si cet aperçu brillant, qui effleure tout sans prétendre toujours à une suffisante exactitude, offre vraiment, privé qu'il est de toute référence aux textes, une sérieuse et incontestable utilité.

Ven dirai presque autant du premier chapitre du livre. L'histoire de l'abbaye du Patir, telle que la retrace M. B., demeure, malgré quelques vues ingénieuses, un peu maigre pour les pages qu'elle emplit, et je ne vois point que M. B. ait ajouté aux annales du monastère quelque évènement nouveau d'une réelle importance. Ce qui plait et instruit davantage, c'est la tentative qu'a faite M. B. pour reconstituer en partie l'antique librairie du couvent. Au Vatican, à Grotta-Ferrata, à la bibliothèque Barberini, il

Besprechungen 599

a retrouvé 71 manuscrits provenant/incontestablement du Patir, et parmi eux il en est de fort importants, tels que le Coder Patiriensis du Nouveau Testament. M. B. ne s’est pas contenti de ces heureux résultats: il a voulu nous dire encore l'origine des manuscrits réunis au monastère par le zèle pieux des higoumènes; et dans une curieuse étude paléographique, il a fait le départ de ce qui appartient aux calligraphes de Constantinople, de ce qui a été copie en Calabre möme et parfois au Patir. Il a determine les caractères de cette écriture gréco-lombarde à laquelle sont dus de nom- breux manuscrits calabrais du 10° et du 11° siècle; il a montré cette tra- dition cédant au 12° siècle à l'influence croissante de l’école constantino- politaine; et «appliquant, comme il le dit, la méthode du groupement par écoles calligraphiques inaugurée par M. Delisle dans l'étude de la paléographie carolingienne», il a prouvé l'existence d'une calligraphie italiote nettement distincte de la calligraphie byzantine.

Si Pon ajoute que les pièces justificatives offrent une série de précieux documents sur les librairies basiliennes des Deux-Siciles, on comprendra l'intérêt qu'offrent ces recherches pour l'histoire de l'Italie grecque. leut- être pourtant trouvera-t-on que cet intérêt se disperse un peu trop, et qu’on nous présente moins un livre bien sévèrement composé qu'un recueil de mémoires, rattachés par un lien un peu làche, sur des sujets divers d'histoire et de paléographie. Peut-être sentira-t-on aussi l'effort fait pour grossir le volume: pour étoffer l'histoire de l'abbaye, on nous entraine, sans raison très plausible, à St. Elie de Carbone et au St. Sauveur de Messine; parmi les documents mis en appendice, on publie, je ne sait trop pourquoi, l'inventaire des manuscrits de St. Elie de Carbone, du St. Sauveur de Palerme, de St. Nicolas de Casole, du St. Sauveur de Messine, des SS. Pierre et Paul d’Itala, toutes choses instructives, mais fort étrangères à l’abbaye de Rossano; puis ce sont des excursus, des digressions pittoresques, et sans doute tout cela a son intérêt ou son charme; mais tout cela laisse un peu trop apparaître l’exiguite du sujet principal.

Je crains enfin qu'en composant ce livre, comme il le dit, «de ville en ville et d'étape en étape» en «crayonnant parfois des notes en voiture», M. B. n'ait pas toujours eu le loisir de consulter d’assez près les docu- ments. Je ne parlerai que pour mémoire de certaines lacunes de la biblio- graphie; ce serait paraître attacher trop d'importance aux quelques articles que j'ai publiés jadis sur les Printures byzantines de l'Italie méridionale (Bull. de Corr. Hellén. 1884. 1887. 1888). Je ne discuterai pas non plus, et pour les mêmes raisons, la date qu assigne M. B. aux mosaiques du Patir (p. 31), encore que je croie avoir démontré qu'elles appartiennent plutót au 12° siècle (Melanges de l'École française de Rome, 1890). Il est d'autres points malheureusement je dois relever quelques traces d'un travail un peu rapide. Entre les souscriptions publiées en appendice et les interprétations données dans le texte, il y a plus d'une fois fla- grante contradiction.!) Ailleurs ce sont de menues erreurs, comme celle

ee ee

1) p. 49: Vat. 1636, mai 1064. La souscription (p. 151) indique le mois de mars; p. 152: main du 13° siècle. La date donne qu= 6400, c. à. d. une année du 10° siècle ; p. 67: Crypt. 4. 9. I. juillet 1487. La souscription (p. 154) donne juillet 1687; tbid.: Crypt. T°. 6. VIII, 1520. La souscription (p. 155) donne 1504; p. 88: Nil moine. La souscription (p. 157) donne NEGTOAX, c. à. d. probablement Nestorius.

600 IL Abteilung

qui attribue au siècle et à l'empereur Basile I le fameux Ménologe (Vat. 1615) du Vatican (p. 79, note), qui fait de la basilique toute latine de la Roccelletta un monument de l'art byzantin (p. XII), ou qui imagine un village de S. Stefano (près de Vaste, p. XXVIII) il a y a qu'une grotte dite dei Santi Stefani. Parfois les négligences sont plus graves M. B. a publié dans ses pièces justificatives une sorte de registre de prit des manuscrits de St. Nicolas di Casole, se bornant d'ailleurs à en donner la traduction latine, «d’après le grec, dit-il, qu'a bien voulu me commu- niquer le P. Cozza Luzi». Or M. Omont a publié en 1890 le texte même de ces notes (Rev. des Études grecques, t. II, 389—390), et il faut recon naitre que la comparaison de l'original avec la traduction réserve au lecteur quelques étonnements. Outre qu'en plusieurs points cette traduction est peu exacte'), elle contient à peine la moitié du texte original. Est-ce que la communication du P. Cozza Luzi aurait été incomplète? la chose est peu vraisemblable. Est-ce plutôt que M. B. a jugé inutile de traduire tout le document? Dans ce cas il eût été bon de nous en avertir, et à coup sûr la résolution prise serait fort sujette à critique. En effet, parmi les ouvrages omis dans la traduction de M. B. et qui figurent dans l'original on trouve un manuscrit d’Aristote et un manuscrit d’Aristophane, dont j'avais déjà moi-même signalé, d’après ce registre de prêt, Vexistence à St. Nicolas et qu'il était assurément intéressant de comprendre dans la publication de cette pièce justificative. On avouera qu'il y a une façon un peu inquiétante de traiter et d’accommoder les documents.

Je ne rencontre pas de moindres confusions dans la page sont exposées les institutions byzantines de la Grande-Gröce (p. X). Je n'ai trouvé dans les documents nulle trace du fonctionnaire que M. B. dénomme «le vestiarius imperialis, préposé au service du fisc et des finances». Dans le texte grec des chartes (Trinchera, Syllabus graec. membr. p. 16. 27. 32. 41. 42. 43. 45) car la traduction latine peut induire en quelque erreur

+ on lit constamment rd fucilixóv veoréguov, et ce substantif neutre signe une caisse du trésor impérial?) et nullement un dignitaire byzantin. Aussi bien sait-on que dans l'administration byzantine le fonctionnaire chargé du soin des finances s'appelait le protonotaire du thème, et que le titre de vestiarius, pris isolément, n'a jamais désigné qu'une dignité pala- tine. Je ne connais pas davantage les xpira/ assistant le romornexris, les textes ne mentionnant sous ce nom que le juge du thème, chef de l’ad- ministration judiciaire (Trinchera, p. 23); et je ne rencontre point, au moins pour l’époque byzantine, d'autres personnages revêtus de ce titre: encore n'est-il point certain que le xgrfç ne se confonde pas avec le pro- tonotaire du théme.*) Je ne vois point non plus que le catapan d'Italie ait jamais eu sous ses ordres les deux stratèges des thèmes (p. II):

1) la traduction latine de M. B. dit: Philippo de Massa, le donne: 16 Dulluno ro Bdoce (de Vaste?); presbyter de Cantarello; grec: à Legets Acar Kaveagéilos; Nicodemus hegumenus tod govléroov, lire: rod Teovléraov (de Tru- lazzo); au lieu de rod covedívov (Batiffol), lire: rod Zovedvov (Omont).

2) Cf. dans les chartes de Patmos (Müller et Miklosich, Acta et diplomata graeca medii aevi, t. VI, p. 95, 105) les termes: céxperoy rob éxi rod feoriapior, tav Em) rav feoriaglor, qui est distinct d'ailleurs du céxperoy ris Baaueuÿs 6a- xélins.

Ts) Cf. Rambaud, l’Empire grec au siècle, p. 200.

Besprechungen 601

durant toute la période l’on rencontre des catapans (975—1034), les chartes ne nomment aucun stratège. et il semble bien que le catapan se soit substitué aux gouverneurs ordinaires des thèmes italiotes. Il y a dans tout cela, on le voit, une connaissance un peu insuffisante de l'administra- tion byzantine: et si ces taches ne suffisent point à enlever son mérite au livre de M. B., du moins laissent-elles quelque involontaire inquiétude au sujet des assertions qu'on ne peut directement vérifier.

On n’en doit pas moins remercier M. B. d'avoir rappelé l'attention des érudits sur ce séduisant épisode de l'histoire byzantine et d'avoir réuni

de nombreux et curieux matériaux inédits pour l'histoire qui reste tou- jours à faire de l'hellénisme au Moyen-Age dans l'Italie du Sud. Nancy. Ch. Diehl.

Georgii Cvprii descriptio orbis Romani. Accedit Leonis impera- toris diatyposis genuina adhuc inedita. Edidit praefatus est commentario instruxit Henricus Gelzer. Adiectae sunt quattuor tabulae geographicae. Lipsiae (Teubner). 1890. LXXII, 246 S. 8°.

Unter der leichtgewappneten Schar der Teubnerschen Textausgaben erscheint dieses Buch mit seinen reichen Beigaben wie ein Schwergerüsteter: ein gelehrter Kommentar begleitet Schritt für Schritt den wichtigsten Teil des schwierigen, nur aus Namen bestehenden Textes (S. 22—56) und in der ausführlichen Vorrede werden die einzelnen Ergebnisse zu einem Ge- samtbilde vereinigt, das nicht nur die unmittelbar in Frage kommende Zeit umfafst, sondern rückwärts und vorwärts schauen läfst, sodafs diese Vor- rede nichts geringeres bietet als inhaltsreiche, auf vollem Quellenmaterial beruhende Untersuchungen über die politische Geschichte des oströmischen Reiches.

Der Text (S. 1—56) war zuerst unvollständig 1641 vom Bischof von Avranches, Carl vom heiligen Paul, dann vollständiger 1648 von Goar herausgegeben und nach diesen beiden unkritischen Ausgaben abgedruckt worden von Parthey an erster Stelle in seiner Sammlung der Notitiae graecae episcopatuum. Jetzt ist er erst brauchbar geworden durch Gelzers kritische Ausgabe, in der er nach zwei Handschriften hergestellt ist: dem Baroccianus 185 saec. XI, der durch Beveridge in seinem ovvodixov nur sehr mangelhaft bekannt geworden war, und dem Coislinianus 209 saec. XI. Neben diesen werden noch Lesarten des Vindobonensis 322 saec. XIV und Coislinianus 346 saec. XI benutzt, sowie des von den beiden ersten Herausgebern allein benutzten Regius = Parisinus gr. 1310 saec. XV, den Gelzer mit dessen Abschrift, Parisin. gr. 1766 saec. XVII, erst nachträglich aufgefunden hat (vgl. H. Gelzer, Analecta Byzantina p. 15 im Index schol. 1891/92. Jena).

Bisher hatte man das Ganze für eine kirchliche Notitia angesehen, obwohl man die ungleichmälsige Behandlung der einzelnen Reichsteile nur unvollkommen zu erklären vermochte. Gelzer weist schlagend nach, dals in der Notitia zwei ganz verschiedene Stücke (Not. I, 1—529 und 530 1063 ed. Parthey = S. 1—27 und S. 23—56 ed. Gelzer) vorliegen, deren erstes in der That eine hauptsächlich für die Diöcese Konstantinopel geltende Notitia episcopatuum ist, während der zweite Teil, durchaus profanen Ur-

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 39

Besprechungen 603

Stadt Numidiens statt als erste der folgenden Provinz Mauretania I. Die Hauptstadt von Mauretania II (= Diocletians Tingitana) ist das wichtige Septem, von wo aus auch der spanische Besitz verwaltet wurde. Ob das hier genannte Mescoxotaunvol ein einheitliches Wort ist, ob der Ort auf afrika- nischer oder spanischer Seite liegt, ist unsicher: auffällig bleibt es, dafs von den bekannten byzantinischen Städten des spanischen Festlandes keine genannt wird, selbst Karthago nicht, das zu Georgius' Zeit sicher und auch noch länger den Griechen gehörte, wie durch ausreichende Beweise fest- gestellt wird. Der Fall Karthagos, beiläufig bemerkt, wird ausdrücklich erwähnt von Isidor in Orig. 15, 1, 66: Afri.... Carthaginem Spartariam construxerunt, quae .... nomen etiam prouinciae dedit. nunc autem a Gothis subuersa atque in desolationem redacta est. Mit Riicksicht auf die Abfassungszeit der Origines (im Jahre 627, vgl. Orig. 5, 39, 42) läfst sich aber aus diesem Erwähnen offenbar jüngster Ereignisse der Zeitpunkt nicht viel genauer bestimmen als aus den sonst angeführten Zeugnissen hervor- geht, dafs nämlich Suinthila (621—631) den letzten Rest oströmischen Besitzes eroberte. Die Seiten XXXII—XLIV in Gelzers Vorrede enthalten eine vollständige Geschichte der 7Ojährigen Griechenherrschaft in Spanien überhaupt.

In der Einteilung Ägyptens und des Orients stimmt Georgius, ab- gesehen von der Reihenfolge der Provinzen, fast ganz mit Hierokles überein. Er hat die von Justinian vorgenommene Teilung Ägyptens in zwei Pro- vinzen, ihre Grenzen aber lernen wir erst durch sein Städteverzeichnis kennen. Tripolis, das unter Justinian noch zu Afrika gehörte, ist jetzt Ägypten zugeteilt. In Syrien ist Theodorias hinzugekommen, und Cypern wird nicht an dritter, sondern an letzter Stelle aufgeführt (als Insel? auch in Sicilien stehen 592 ff. die Inseln am Ende). Ganz abweichend von Hierokles, dessen Text freilich, wie schon Wesseling bemerkt hat, an dieser Stelle lückenhaft ist, berichtet Georgius über Mesopotamien, wo er zwei Provinzen: Mesopotamia superior und Armenia quarta, unterscheidet. Letztere hat erst Justinian 536 eingerichtet, in dessen Ordnung (novell. 31, 3) engere Grenzen gezogen werden, als wir bei Georgius finden. Des letzteren Angaben stimmen eher mit den Berichten armenischer Schriftsteller, unter denen die reichere Fassung der armenischen Geographie des Moses von Chorene in der neuen Ausgabe (von P. Arsen Soukry, Venedig 1882) von besonderer Wichtigkeit ist: ihr Verfasser stellt sich als Zeitgenosse von Georgius heraus. Die armenischen Quellen bis zum 10. Jahrhundert herab werden mit ihren Angaben über die Reichsgrenzen herangezogen. Wenn sie alle von einem viel grölseren Umfange des byzantinischen Gebietes sprechen als Georgius, so verdienen dennoch beide Glauben: Georgius ver- zeichnet nämlich nur diejenigen Gebiete, die wie Mesopotamia und Ar- menia IV zu wirklichen Provinzen gemacht waren, liefs aber alle andern weg, die wie Turuberan und Airarat nicht unter den üblichen Beamten standen.

Der Kommentar (S. 84—214) zu Georgius ist von grölstem Werte für die alte Geographie und Topographie und enthält eine Fülle von wich- tigem Materiale, das vielfach aus entlegenen Quellen und schwer zugäng- lichen Werken zusammengetragen ist. Bemerkenswert ist auch die vorsichtige Haltung des Herausgebers gegenüber verstümmelten oder unbekannten Namen.

39°

Besprechungen 605

2. Die zweite Aufgabe ist die Rekonstruktion des Urkorpus der soge- nannten Sacra Parallela des Johannes von Damaskus. Die Meinung, dafs wir in den von Lequien herausgegebenen Parallela ein Originalwerk be- säfsen, hat lange Zeit die Gelehrten abgehalten, die den gleichen Titel führenden Handschriften genauer zu prüfen und zu der Erkenntnis zu ge- langen, dafs uns die Parallela in mehreren aus dem Urwerke abgeleiteten Rezensionen vorliegen, deren eine, und nicht die beste, die von Lequien edierte ist. Von der Wiederherstellung dieses Urkorpus hat die christliche Florilegienforschung auszugehen. Sie hat bisher schwer nicht nur darunter gelitten, dafs die von Philologen betriebene Forschung das christliche Ma- terial der Florilegien meist meinte ganz beiseite setzen zu dürfen, sondern auch dadurch, dafs man sich am meisten mit den Florilegien beschäftigte, die am wenigsten taugen, die fast überflüssig sein und nur litterarhisto- rischen Wert haben werden, wenn jene grofse Aufgabe gelöst sein wird.

Es ist erfreulich, dafs Loofs, gleichzeitig mit. L. Cohn, der denselben Gegenstand a. a. O. behandeln wird, meine Bemerkungen fortführend, in einigen Punkten auch berichtigend, durch Orientierung über das Verhältnis der verschiedenen Rezensionen und über ihre Handschriften die Wege bahnt und die Lösung jener Aufgabe vorbereitet, die hoffentlich von einem andern bald in Angriff genommen werden wird. Mit Recht geht Loofs (S. 8) davon aus, dals die beiden im Vat. 1236, der Handschrift Lequiens, erhaltenen Vorreden, die zu der Rezension, der sie vorgesetzt sind, gar nicht passen, für die voraufgehende Geschichte und Überlieferung des Parallelenbuches zu verwerten sind. Die zweite Vorrede teilt den Stoff in drei Bücher, deren erstes von Gott, das zweite von den menschlichen Verhältnissen, das dritte von Tugenden und Lastern handeln soll. Diese Dreiteilung ist für das Ur- korpus vorauszusetzen und für jeden der drei Teile alphabetische Kapitel- ordnung. In dem Vat. 1236, dem Rupefucalinus, der durch Par. 923 und Ven. 138 vertretenen Rezension ist dann erst das Material aller drei Teile nach rein alphabetischer Ordnung aneinander gereiht worden. Nun bietet der zuerst von A. Mai benutzte Vat. 1553 eine Vorbemerkung, in der gesagt wird, es solle, nachdem im 1. Buche über Gott gehandelt sei, im zweiten über die Menschen gehandelt werden, und in der That bietet diese Rezensiön nur solche Titel, die sich auf die menschlichen Verhältnisse beziehen. Wenn man diese Titel der rein alphabetischen Rezensionen zu- sammenstellt, ergiebt sich fast vollständig der Inhalt des Vat. 1553, wie Loofs an oToLysiov A zeigt. Offenbar liegt also hier das 2. Buch des Ur- korpus vor, wie zum Überflufs auch der Titel sagt. Das 1. Buch liegt vor * im Coisl. 276, wie der Titel (BıßAlov xoûrov), der nur die göttlichen Dinge betreffende Inhalt und ein Vergleich mit den entsprechenden Kapiteln der alphabetischen Rezensionen beweist. Das 3. Buch, dem die erste Vorrede des Vat. 1236 vorgesetzt war, ist uns nicht erhalten, wenigstens bis jetzt nicht nachzuweisen. Aber sein Inhalt ist (auch mit Hilfe der raparrourat) leicht zu gewinnen als der übrig bleibende Rest, wenn man die zu Buch I und II gehörenden Kapitel der alphabetischen Rezension abzieht. Nur dies 3. Buch trug den Titel xepdlnde, weil es die korrespondierenden Tugenden und Laster neben einander stellte (vgl. Stobaeus), das ganze Werk war nach der zu ihm gehörigen Vorrede ¿spa betitelt. Auch das Verhältnis der bis jetzt weniger bekannten Handschriften zu den verschiedenen Rezensionen

Besprechungen 607

tritt, wird aber auch dadurch bestätigt, dafs in den C eigentümlichen Kapiteln und Zitaten meist der gleiche Kreis von Autoren und dasselbe Prinzip der Auswahl erscheint wie in dem sonstigen Werke. Ungünstiger schon sind wir gestellt bei Buch II. Auch hier haben wir zwar in K (Vat. 1553) eine Grundlage, aber keine so treue Wiedergabe, wie C es für das erste Buch ist. Auslassung von Zitaten und ganzen Kapiteln, arge Verwirrung in der Reihenfolge begegnet in K häufiger. V und K stehen, wie die Analyse mehrerer Kapitel zeigt. hier in einem ähnlich engen Verhältnis wie R und C, während R von K weiter absteht. etwa wie Y von C. Auslassungen sind auch hier in allen Rezensionen nachweisbar und lassen befürchten. dafs auch durch Kombination der verschiedenen lückenhaften Versionen der lücken- lose Urtext sich nicht völlig herstellen läfst. Die Annahme grúlserer Zu- sätze scheint sich für K zu empfehlen, da K eine grofse Zahl eigentümlicher Zitate bietet. Dennoch mufs man die in VR fehlenden Scholien wegen ihrer Gleichartigkeit mit denen des ersten Buches wohl dem ursprünglichen Werke zuschreiben, ebenso mehrere Zitate auch im ersten Buche benutzter Väter, deren Auslassung in RV sich zum Teil aus der geringeren Schätzung dieser Autoren in späterer Zeit erklären mag. Die Thatsache, dals in K allein viele Autoren zitiert werden, könnte zu der Annahme führen. dals diese Zitate Zuthat seien. Aber auch hier zeigt C ein ähnliches Mals von Eigentümlichkeiten. Von den in C und K, zusammen genommen, zitierten 54 Autoren sind 25 CK gemeinsam. 14 K und 15 C eigentümlich. Und manche dieser verdächtigen Zitate gewinnen auch dadurch an Gewähr, dafs dieselben Autoren im dritten Buche sich nachweisen lassen und dafs manche dieser singulär auftretenden Autoren zur Abfassungszeit des ursprünglichen Werkes noch bekannt und geschätzt, dann bald vergessen waren.

Für das dritte Buch sind wir in der übelsten Lage, weil nur auf die alphabetische und kontaminierte Überlieferung (VR) angewiesen. Aber dazu kommen die Verweisungen auf die Parallelen in CK, die L. sämtlich ge- sammelt hat, und das ist eine neue Erkenntnis die Melissa des An- tonius, die neben Maximus das 3. Buch der ‘Ieo«, die Parallelen, benutzt hat. Die meisten Titel der Melissa sind bei Maximus oder freilich meist in ursprünglicherer Form in dem aus den angegebenen Quellen von Loofs rekonstruierten Kapitelverzeichnis nachweisbar. Verzichten müssen wir freilich beim dritten Buch auf die Herstellung der ursprünglichen Ord- nung und mit der Thatsache rechnen, dafs uns manche Titel ganz ver- loren sind.

Zum Schlufs berührt L. die interessante Frage nach Zeit und Verfasser des Werkes. Die handschriftliche Überlieferung schreibt Buch I dem Pres- byter und Mönch Johannes, Buch II dem Leontius und Johannes zu, und auf verschiedene Hände scheint auch die Bevorzugung verschiedener Autoren in beiden Büchern zu deuten. Der Leontius soll wohl der von Byzanz sein (f um 543), der in seinen Werken Belege ziemlich derselben Autoritäten, die für die ‘Ieg& benutzt sind, zusammenstellt. Auch die ‘Ieoa stellen die Autorität der Kappadokier in den Vordergrund, verraten in den Scholien einen ähnlichen dogmatischen Standpunkt wie dieser Leontius. Auch finden wir in dessen Umgang mehrere Männer des Namens Johannes. Nimmt man hinzu, dafs der späteste der in den “Tepd citierten Autoren der Areopagite ist und dafs das Sammelwerk in dem Ilavdéxtns rms aylas yoapijg des An-

608 II. Abteilung

tiochus monachus (bald nach 614) benutzt zu sein scheint, so würde alles dafür sprechen, unser Werk in die letzte Zeit des Leontius von Byzanz zu setzen, wenn man nicht glaubte zwei Scholien in R auf den Raub des heiligen Kreuzes durch die Perser 614 beziehen zu müssen. Dafs diese Scholien späterer Zusatz sind, ist nicht wahrscheinlich nach dem oben Bemerkten. Doch macht Loofs darauf aufmerksam, dafs die innern Wirren in Palästina, wie sie in den Scholien geschildert werden, besser auf die Zeit nach 532 passen; man mülste dann aber freilich annehmen, dafs hier eine sonst unbekannte Wegnahme des Kreuzes (durch die Perser) gemeint sei. Mit welchem Grunde die Tradition den Namen des Johannes von Dam. mit den Parallelen in Verbindung bringt, lüfst sich bis jetzt nicht ent- scheiden.

| Inzwischen ist der oben verheilsene Aufsatz von Cohn erschienen. Cohn bespricht zuerst die Pariser Catenen zum Oktateuch, die alle Exemplare der Cat. Lips. sind, und das Verhältnis dieser Cat. zu Prokop. Er kommt, indem er noch einen Schritt weiter geht als ich, zu dem Resultat, dafs die Cat. im ganzen identisch ist mit den "Exloyal des Prokop, eine Ansicht, die durch die Zeit der in der Cat. zitierten Autoren Gennadius, zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts, der letzte und die Übereinstimmung namenlos überlieferter Erklärungen der Cat. mit dem Kommentare des Prokop be- gründet wird. In dem zweiten Teile kommt Cohn unabhängig von Loofs zu dem gleichen Resultate wie dieser, dafs nämlich C und K das erste und zweite Buch des Urflorilegs enthalten, dessen Bücher in den meisten andern Rezensionen zusammengearbeitet sind. Cohn giebt ferner Mitteilungen über den in gewisser Weise verwandten, aber, wie es scheint, aus verschiedenen Quellen kontaminierten Coisl. 294. Ein interessantes Beispiel, wie die aus dem Originalwerk abgeleiteten Quellen später wieder zu einem grölseren Ganzen zusammengefügt werden (vgl. Laur. VIII 22), giebt auch Cod. Hiero- solym. gr. 15 (‘Iegocodvpstixt BiBliodmun I S. 65 ff.), dessen vier Teile, wie Cohn aus den Titeln schliefst, der Reihe nach enge Verwandtschaft mit V, C, K, Coisl. 294 aufweisen.

Zu den schwierigsten Aufgaben der philologischen Kritik und Technik gehört die Rekonstruktion verlorener Werke, und die Philologie hat glänzende Leistungen auf diesem Gebiete aufzuweisen: die Wiedererweckung der Chronik des Eusebius durch Scaliger, Diels’ Doxographi, die Herstellung des hippo- lytischen Syntagma durch Lipsius. Die Aufgabe, das christliche Urflorilegium wiederherzustellen, scheint zunächst unüberwindliche Schwierigkeiten zu bieten. Es handelt sich hier ähnlich wie bei der Rekonstruktion des Urtextes der LXX, die nun nach dem Tode des vielseitigsten Gelehrten unserer Zeit sich nicht absehen l&fst, zunächst um die Feststellung verschiedener Rezensionen, von denen aus man erst auf das Originalwerk zurückgehen kann. Diese Rezensionen liegen nicht gedruckt vor, und ihre Veröffentlichung wäre zwar zur Erleichterung der Rekonstruktion des Urflorilegs wünschenswert, ist aber, weil sonst zwecklos, eben nicht zu erwarten. Ich sehe nicht, wie die Aufgabe gelöst werden kann, wenn nicht einem Gelehrten auf längere Zeit die gleichzeitige Benutzung der wichtigsten Hss. ermöglicht wird. Möchte sich immer mehr die Erkenntnis Bahn brechen, dafs bei grofsen wissen- schaftlichen Aufgaben die geringe Gefahr, die der freie Austausch der Hss. auch zwischen verschiedenen Ländern für das Pergament in sich schliefst,

Besprechungen 609

gegeniiber dem wissenschaftlichen Gewinn gar nicht in Betracht kommen darf, dafs die gepriesene Internationalität der Wissenschaft sich hier prak- tisch bewähren mufs.

Berlin. | P. Wendland.

1) Duae Chorieii orationes nuptiales primum editae a Rich. Foerstero. Breslauer Lektionskatalog. Sommer 1891. 24 $. 4°.

2) Duae Choricii in Brumalia Iustiniani et de Lydis orationes primum editae a Rich. Foerstero. Breslauer Lektionskatalog. Winter 1891/2. 18 S. 4°.

3) Choriciana Miltiadis oratio primum edita a Rich. Foerstero. Breslauer Lektionskatalog. Winter 1892/3. 17 S. 4°.

Die leitenden Persönlichkeiten und die Zustände in Gaza zur Zeit des absterbenden Heidentums beginnen durch die Arbeiten von Dräseke (Marcus Diaconus, gesammelte patristische Untersuchungen S. 208—247) und Seitz (die Schule von Gaza, Heidelberg 1892) aus dem Dunkel herauszutreten. Bis jetzt haben die Forschungen auf diesem Felde noch vielfach mit dem Mangel einer ausreichenden litterarischen Grundlage zu kämpfen. Um so freudiger ist daher Försters Unternehmen einer Chorikios-Ausgabe zu be- grüfsen, von welcher in den oben aufgeführten Erstlingsausgaben einzelner Reden vielverheifsende Proben vorliegen. Der mit dem Hauptteile seiner Thätigkeit unter Justinian') fallende Sophist Chorikios war früher nur aus den von Boissonade (Paris 1846) teils nach dem Vorgang anderer teils neu herausgegebenen Reden bekannt, zu welchen durch Graux (revue de philologte 1877) noch zwei weitere hinzukamen. Diesen Besitzstand ver- mehrte Förster schon früher um drei neue Stücke aus dem Nachlasse des Rhetors (Hermes XVII 193 ff.; Rheinisch. Mus. XXXVII 483 ff.); derselbe Herausgeber bietet uns nun fünf weitere, bis auf dürftige Fragmente (s. d. Boissonade'sche Ausgabe und Förster, mélanges Graux, p. 639f.) bisher unbekannte Reden nach einer Madrider Handschrift (cod. graec. Nr. 101, saec. XIV), derselben, welcher seine früheren Inedita entstammen und welche noch viele weitere bis jetzt nicht veröffentlichte Choriciana enthält. In Ergän- zung seiner früheren Mitteilungen”) giebt der Herausgeber in 1) S. 4—13 eine Beschreibung der Handschrift, für deren in Verwirrung geratene Blatt- lagen er die richtige Ordnung feststellt. Den Text begleiten ein kritischer Apparat und Nachweisungen von Stellen, auf welche Ch. anspielt, oder welche sonst für das Verständnis seiner Ausführungen von Belang sind. Der Brumalienrede sind ein dankenswerter Exkurs über das Brumalienfest und andere Erläuterungen beigegeben. Der Text sämtlicher fünf Reden liest sich dank der guten handschriftlichen Grundlage und der glücklich bessernden Hand des Herausgebers recht glatt und fordert nur an verhältnis- mäfsig wenigen Stellen zu Änderungen heraus. Eine Reihe grófstenteils sehr einleuchtender Verbesserungsvorschläge von Bernardakis, Bruhn, Kurtz, Rohde, Rothstein und Weil, die dem Herausgeber teils brieflich zugingen, teils bei Besprechungen seiner Ausgaben in Zeitschriften gemacht wurden, sind am

1) Die Mimenrede ist wahrscheinlich noch unter Anastasios verfafst; vgl.

Graux, rev. de phil. 1877, p. 225 not. 10, Sathas, Konrıxöv Beargov cel. ty’. Im

übrigen vgl. zur Chronologie der Reden des Ch. Rohde bei Seitz a. a. O, S. 21. 2) Achilleus und Polyxena 9. 14 d. Ausg. Leipzig 1882.

Resprechungen 611

gespielt auf Plat. de rep. I p. 336b u. c, ebenda p. 24 1. 1 sind die Worte Bdlacoa di magéyer idos eine Reminiscenz an Hom. Od. 19, 113. An einen späteren Vorgänger unseres Sophisten. nämlich Himerios (or. 1. 19 Anf.) erinnert ebendort p. 21 1. 21. Doch liegt der Gedanke nahe und die Über- einstimmung kann zufällig sein. Bemerkenswert ist der enge Anschluls der Hochzeitsreden an die antike Technik, wie sie uns bei Ps.-Dionys und Ps.-Menander vorliegt. Der Kürze halber gebe ich nur einige Notizen und übergehe Übereinstimmungen in der Disposition gänzlich. Zu 1) p. 19, 15 vgl. Ps.-Dionys. art. rhet. 4. 1 a. E., Ps.-Men. p. 400, 21 Sp.: hohes Alter des Teuos p. 19, 20, Ps.-Men. p. 401, 2 Sp.; vgl. auch Aphth. progymn. p-50 Sp. Unsterblichkeit der Gattung als Ersatz für die mangelnde Unsterb- lichkeit des Individuums p. 19, 21 f., Ps.-Dionys. art. rhet. 2. 3. Ps.-Men. p. 401, 18 f.; Aphth. a. a. O.; der Gedanke ist platonisch (conviv. 206 e, 207 d); von Späteren bringen ihn Muson. in Stob. floril. 67, 20 p. 4 Mein., Luc. amor. 19 p- 419; die letztgenannte Stelle steht in den Einzelheiten der Chorikiosstelle am nächsten. Gewalt des "Egws über Flüsse und Quellen, Bäume, fliegende Tiere und Wassertiere p. 19, 30 ff, Ps.-Men. p. 401, 27 ff, Götter (Zeus und Poseidon) p. 20, 5 ff., Ps.-Men. p. 402, 11ff. Der Hochzeitsgott Jüngling und Greis p. 20, 12 vielleicht nach Ps.-Men. p. 401, 2 vgl. mit 404, 31 (die entsprechende Darstellung des Dionysos, auf welche Ch. anspielt, Corn. nat. deor. p. 217 Gale, Plut. de Ei ap. Delph. 9). Hochzeitszug auf dem homerischen Schilde des Achilleus p. 23, 15, Ps.-Men. p. 405, 8. Die Jahres- zeit ist geeignet für die Feier p. 23, 28, Ps.-Men. p. 408, 9f., 410, 31. Die Verwundung der Aphrodite moralisierend ausgedeutet p. 16, 13, Ps.- Men. p. 416. 21; doch fehlt bei Ps.-Men. die Gleichsetzung der 6wpoocurr mit Athene; vgl. Heracl. alleg. Homer p. 450 Gale. (Aus den früher be- kannten Reden wäre hier neben anderem anzuführen: laud. Summi p. 31 Boiss. vgl. mit Ps.-Men. p. 374, 14; epit. Proc. p. 21 med. Boiss. mit Ps.- Men. p. 420, 28 f.; wenn dort. Ch. in den Schülern des Prokop seine Kinder sieht, so geschieht dies vielleicht im Hinblick auf Ps.-Men. ebenda 1. 29, wo naldov sdruylæ als ein unter den «xo tuyns tomog gehöriger Punkt an- gegeben wird.')

Anspielungen auf Schriften des Alten oder des Neuen Testamentes oder auf christliche Lehren bieten die neuen Reden gar nicht, sie bestätigen vielmehr durchaus das Urteil, welches Sathas*) über das Verhältnis des Ch. zum Christentum fallt.

Im ganzen ist: der Eindruck der Reden kein unerfreulicher trotz der frostigen Häufung von Anspielungen und trotz der mancherlei sonstigen Auswüchse, wie sie das 'Treibhausgewächs eines gekünstelten Klassizismus mit Notwendigkeit, hervorbringen mufste. Auch die neuen Veröffentlichungen

1) Noch enger ist der Anschlufs des Prokop an die Theorie des Ps.-Menan- der; vgl. auch Seitz a. a. O. S. 48. |

2) a. a. O. cel. run. Nur geht Sathas zu weit, wenn er sagt: obre xav nat” Ovouo umuoveverar 6 yorotiavionos; vgl. in Marc. 1, 92 f. Boiss., 2, 113f. u. è. Aber die Beziehungen auf Christliches halten sich überall nur an der Oberfläche, nirgends auch tritt tiefere Kenntnis des AT. oder NT. hervor. Die povwdía steht mit einer gröfseren Anzahl von Zitaten aus dem AT. allein und ist mir schon deshalb verdächtig. Auch Förster zweifelt an ihrer Echtheit (1) p. 8) und Seitz findet ebenfalls einen Gegensatz zwischen der Monodie und den übrigen Deklu- mationen (a. a. O. $. 50).

Besprechungen 613

standard of the coinage, the administration of the law, and the condition of the population. To this it may be added, that the simplicity of the texture of the story the absence of complicated interests, of elaborate diplomacy, and of recondite motives of action causes the Byzantine period to be better adapted to the comprehension of youthful students than the intricate web formed by the politics of Western Europe: and also, that it impresses on the mind, as no other period does, the com- prehensiveness of the study of history, and the long succession of empires in East and West, over the formation and the decay of which ‘a thousand years their cloudy wings expand’.

The dangers to which a writer is most exposed in condensing the history of many centuries into a narrow compass are, on the one hand, that of overloading the narrative with facts in such a way as to produce a dry summary, and, on the other, that of sketching a mere outline, too unsubstantial to impress the imagination. Mr Oman has successfully avoided both of these. He has selected those facts which are at once the most significant from a historical point of view, and in other respects the most impressive. This is especially conspicuous in the rapid summaries which he has given of the events comprised in the less important periods. Such are the history of Byzantium from its foundation to the time of Constan- tine, to which the first chapter is devoted; the narrative of the reigns of the emperors who intervened between Heraclius and Leo the Isaurian; and particularly the notices of the petty states, whether Frank or Greek, that arose on the ruins of the empire after the Fourth Crusade, whose varying fortunes have here been woven into an intelligible tale. In like manner, throughout the volume the principal events are presented to the reader in a graphic manner, without the aid of word-painting or elaborate delineation. A clear description is given of the city of Constantinople, as it appeared during the first centuries of its existence. The leading features in the characters of the chief men, both in peace and war, in each successive age, are brought clearly out to view. In the case of Alexius Comnenus, for instance, who is here compared to Leo III, in respect of the success with which he grappled with the almost hopeless difficulties that surrounded him at the commencement of his reign the powerful personality and extra- ordinary ability of the man are insisted on, notwithstanding the ignoble and repellent traits which are conspicuous in him. Attention is drawn to the ‘© great crises by which the course of subsequent events was determined; thus Mr Oman fixes on the battle of Manzikert, by which Asia Minor was laid open to the Seljouks, and a safe frontier on the side of Asia for ever lost to the Empire, as the turning-point of the entire history. At the same time, the more scientific aspect of the subject is never wholly ignored. The true causes of the changes that from time to time took place, espe- cially in respect of the prosperity and extent of the empire, are distin- guished from the apparent causes, which a superficial view of the circum- stances might suggest. In particular, a lucid account is given of the events which prepared the way for the Crusades the conversion of Hungary to Christianity, by which the land route to Constantinople was opened to the Western nations, and the destruction of the Saracen naval power in the Central Mediterranean, which gave free access to the East

Besprechungen 615

fascicules ont paru (janvier, avril et juillet 1892), a donné un certain nombre de notices archéologiques intéressant les choses byzantines. Nous les résumons brièvement.

A Jérusalem, aux abords de la basilique de Saint-Etienne, les Domini- cains ont mis à jour deux «chapiteaux byzantins de bonne époque»; puis une mosaïque chrétienne d'une vingtaine de mètres carrés, mosaïque de pavement, à bordure blanche parsemée de croix rouges, noires et blanches, à fond de losanges rouges, noirs et blancs, avec au centre un médaillon circulaire portant un agneau entre deux arbustes. La description de ces di- verses pièces est accompagnée de bons dessins les représentant, et qui suppléent aux défauts de la description qu’on en donne (Revue biblique,

- pp. 118—122).

A Gaza, le P. Germer Durand a estampé six inscriptions grecques chrétiennes «inédites» du sixième siècle. La premiere est la propriété du «missionnaire latin, les autres font partie de la collection du curé grec». Sur une plaque de schiste noir, mill. 700 > 300, cassée en deux, hauteur moyenne des lettres mill. 050: Ÿ unva | xoowavn | xao. otov, A Ménas Cosmiané sa sœur(?). Sur une plaque de marbre blanc carrée, mill. 240 > 240, cassée en deux, hauteur moyenne des lettres mill. 025: + Oman tov pazagiorarov Émvovos viov Palvos sar pera dng exoreredn | unvı vfeofepeteov | Bx tov zip etovg | yi |, Tombeau du bienheureur Zenon, fils de Balus et de Megalé; a été depose du mois d'hyperbérétéon le 22, de Van 565, indiction 13 (20 octobre 504 selon l’ère de Gaza). ‚Sur une plaque de marbre blanc, mill. 600 >< 480, cassée en trois, hauteur

131.1

ev// de magayever////iavenan de ex | tov avtov RHEIN Ev u yogrr. È | tov ay et. wd. e |, Metras ayant laissé(?) le reste de sa vie est arrivé ici, et s'est repose de ses fatigues le 4 du mois de (rorpicon, de lan 601, indiction 5 (1% septembre 540). Sur une plaque de marbre blanc, mill. 720 >< 290, hauteur moyenne des lettres mill. 040: | avenay | ee paxagn | adavacia y! agreunciov | ¿£ tov ny | etovs |, Est morte la bienheureuse Athanasia, du mois d’Artemisios le 17, l'an 608 (12 mai 547). Sur une plaque de marbre blanc, mill. 520 >< 410, hauteur moyenne des lettres mill. 040:

T evdade xariecndn n 7 Du do vin ovora Buyer no tipodeov ev | M dararov

8 . , . nn? , , . . ar trata yal. yxy wo. at Y, Ici a été déposée la servante de dieu Ousia, fille de Timothée, au mois de daisios le 11, de Van 623 selon [l'ére de] Gaza, indiction 11 (5 juin 562). Sur une plaque de marbre blanc, mill. 360 >< 210, hauteur moyenne des lettres mill. 026: | evdade xro y te '

qu duin peysornora | tiuodes Buyarno | tov Biov anodeueve | ev u darcrw di zu yl | er. ıwd. Bi |, Ici repose la servante du Christ Megistéria, fille de Timothée, [qui a] quitté la vie au mois de daisios le 11, l'an 33(?), in diction 12.

Le P. Germer Durand joint à ces six epitaphes de Gaza une serie d’épitaphes d'autres provenances: Jaffa, collection du baron von Ustinow, inscription provenant de Césarée, sur une plaque de marbre blanc, mill. 160 >< 420, hauteur moyenne des lettres mill. 960 (?), cartouche à queues d’aronde: fpacidra muori, | evdade ite. -- Jaffa, même collection, même pro-

Besprechungen 617

texte arabe: «Ce travail l’a fait Ibrahim et ses frères, Soubian, Moïse le Djifnaoui; que Dieu leur fasse miséricorde, et qu'il fasse miséricorde à celui qui lit et dit Amen!» Le texte grec: Avexevio9y y rag|ovoa] | uo[vn| dia 005 te Boaz [roi] tovs a dedpovs avrov. [re] Blaoıkeıas] | y[osorovl] a[avroxparogos] v | ıß u[ao]r[s0v] t[ov] myouuel vou] yeoao[i]u[ov]. «Cette lecture ne peut être présentée qu'avec beaucoup de réserves», nous dit-on en note. Soit. Mais notre épigraphiste a-t-il trouvé les éléments de sa traduction? «Le présent monastère a été restauré pas le main d’Ibrahim et ses frères, dans l’année du règne du Christ tout puissant 950, le 12 mars, sous l’higoumène Gérasime!» Et il ajoute: «Il s'agit ici de l'ère des martyrs,

. 1234 après J. C.> Quelques explications ne seraient pas de trop. Dans l’intérieur du couvent: gle uvnodir: tov doviov | cov ı859. Le P. Durand interprète: pildavdgwre urnodırı tod dovlov ood svduxritvoc E” Eav- Sixod 9, Ami des hommes, souviens-toi de ton serviteur. septième année de P indiction, neuvième jour du mois xanthique. Or, remarque-t-il, l’année 1234 coïncide avec l'indiction 7. La coïncidence est exacte, mais quelle ano- malie d'inscrire une date dans une pareille formule et dans ce style? «Il faut reconnaitre que l’emploi d'un nom de mois macédonien, & une époque aussi basse, a quelque chose d'étrange», nous dit-on en note. Assurément. Peut-étre serait-on plus pres de la réalité en cherchant dans le groupe «58 un nom propre cryptographié, dont rod doviov cov serait le qualificatif. (Revue biblique, pp. 442—443.)

Au total, la Recue biblique trimestrielle nous fournit d’interessants monuments: nous souhaitons & ses vaillants directeurs d’en découvrir un grand nombre encore, à condition toutefois de les décrire avec plus d’acribie et de les interpréter avec plus de circonspection.

Paris. Pierre Batiffol.

K. E. Zachariä von Lingenthal, Geschichte des griechisch- römischen Rechts. Dritte verbesserte Auflage. Berlin, Weidmann 1892. 8°. XXIV und 424 S.

Die neue Auflage dieses Werkes, in welchem Zachariä durch umfassende Beherrschung ünd klare Sichtung des Materials den Grund für diesen Zweig der byzantinischen Wissenschaft gelegt hat, giebt wie ihr Vorgänger die Geschichte des Privatrechts, des Strafrechts ‘und des Prozesses, sowie einen nach der Zeitfolge geordneten Überblick über Quellen und Litteratur. In allen seinen Teilen finden sich Nachtrige; am stärksten ist der Abschnitt über das Grundeigentum umgestaltet worden.

In seinem achtzigsten Jahr hat Z. diese Auflage abgeschlossen. Wie er auf ein reiches Feld eigener Arbeit zurückblicken kann, so darf er sich das Verdienst zuschreiben, bei anderen das Interesse für das byzantinische Recht geweckt zu haben; am wenigsten freilich in Deutschland, wo noch immer der von Z. hervorgehobene Gesichtspunkt keine entsprechende Be- achtung gefunden hat, dafs die Mängel des Justinianischen Rechts an seinen späteren Schicksalen im byzantinischen Reich klar werden, wo auch kaum ein Anfang damit gemacht ist, die Zeugnisse der zeitgenössischen Juristen über Sinn und Bedeutung des Justinianischen Rechts zu benutzen.

Bonn. Paul Krüger. Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 40

TIL Abteilung. Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen.

Die Aukeüge ans dem Journal des k, russ. Ministeriums der Volksaufklärung sind von Ed. Kurtz (Riga) bearbeitet, der übrige Teil der Bibl ie von dem Herausgeber. Zur Erreichung möglichster Vollständigkeit werden die HH. Ver- fasser höflichst ersucht, ihre auf Byzanz bezüglichen Schriften, seien sie nun selbständig oder in Zeitschriften erschienen, an die Redaktion zu lassen Auf wiederholte Anfragen bemerken wir, dafs die Artikel innerhalb der einzelnen Abschnitte der Bibliographie hier wie in: den früheren Heften nach der Chrono. logie des betreffenden Gegenstandes aufgeführt sind.

1, Litteratur.

Georg Wentzel, Die Göttinger Scholien zu Nikanders Alexi- pharmaka. Abh. d. k. Gesellschaft der Wiss. zu Göttingen 38 (1892). Da die Ausgabe dieser Scholien, welche Rud. Väri nach einer Abschrift des verstorbenen E. Abel veranstaltet hat (Budapest 1891), in jeder Be ziehung ungenügend ist, giebt W. eine genaue Beschreibung der Handschrift und einen neuen vollständigen Abdruck der Scholien. In der Einleitung handelt er auch über andere Handschriften dieser Scholien und das Ver- hältnis derselben zu den Theriaká-Scholien.

Carl Wotke, Handschriftliche Beiträge zu Nilus Paraphrase von Epiktets Handbüchlein. Wiener Studien 14 (1892) 69—74. Aus zwei vatikanischen Handschriften (Vatie. 1434 und Vatic. Reg. 653) geschöpfte Varianten zu der von Nilos verfafsten christlichen Umarbeitung des Encheiridion (Epicteteae philosophiae mon. ed. Schweighäuser V 98— 138). Der Satz „für 700 schrieb und sprach ein Byzantiner ei“ (S. 74) wird schwerlich Beifall finden.

A. Elter, Epicteti et Moschionis quae feruntur sententiae. Euagrii Pontici sententiae. Separatabdruck aus den Bonner Indices scholarum für das Sommersemester 1892 und das Wintersemester 1892—93. Leipzig, Teubner 1892. 30 und XLVII—LIV S. 4°. Über die Forschungen auf dem trümmervollen, verrufenen Felde der griechisch-byzantinischen Flori- legienlitteratur läfst sich auszugsweise nicht gut berichten. Wer hier nicht selbständig mitgearbeitet hat, wird sich auch aus umfangreicheren Referaten nicht orientieren können; wer das Gebiet aber aus eigener Erfahrung kennt, dem genügt ein kurzer Hinweis auf die hinzuwachsende Litteratur. Vor uns liegen zwei neue durch peinliche Genauigkeit und feine Beobachtung aus-

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen | 619

gezeichnete Arbeiten von A. Elter, die eine Fortsetzung und Erginzung der in der Byz. Zeitschr. S. 157 ff. besprochenen Abhandlungen bilden. Die erste bietet uns die Wiederherstellang einer von Stobaeos benutzten Sentenzensammlung, welche bald dem Epiktet bald dem Moschion zu- geschrieben wird. In Wahrheit hat sie mit Epiktet nichts zu thun, gehört vielmehr in den Kreis der Gnomologien des Sextus und der anderen Py- thagoriker, obschon sie auch hinter diesen an Kürze des Ausdrucks und Schärfe des Gedankens beträchtlich zurücksteht. Mit gröfserem Rechte scheint der Name Moschion mit der Sammlung verbunden zu sein und jedenfalls ist sie mit sonstigen unter diesem Namen überlieferten Florilegien verwandt; von der Zeit und Person dieses Mannes ist freilich noch nichts Näheres bekannt geworden. Überraschend ist die scharfsinnige Aufdeckung des Kompositionsprinzipes der Sammlung, welche nicht, wie H. Schenkl meinte, eine nach sachlichen Rubriken geordnete Kompilation, sondern eine von einem Autor verfafste Sentenzenreihe ist, in welcher eine Sentenz aus der anderen hervorwächst derart, dafs alle Sentenzen durch einen fort- laufenden Gedankenfaden verknüpft sind. Die zweite Arbeit betrifft einen Sentenzensammler, der demselben pelagianischen Kreise angehört wie Sextus, nämlich den Euagrios, der jedenfalls mit dem von Hieronymus erwähnten Euagrios von Pontus, einem Anhänger des Origenes, identisch ist. Im Verlaufe der Untersuchung über die Sammlungen des Euagrios, von denen übrigens nur verdünnte Auszüge erhalten zu sein scheinen, streift E. auch die jüngst von Loofs (s. o. S. 604 ff.) ausführlich erörterte Frage nach den Quellen und der Komposition des unter dem Namen des Johannes von Damaskos gehenden, mit Unrecht Parallela oder Sacra Parallela zube- nannten Sammelwerkes. Mit besonderer Freude begrülsten wir die S. 7 der ersten Arbeit: gegebene Andeutung des Verfassers, dafs er eine zu- sammenfassende Abhandlung über die Quellen des Stobaeos und über die Komposition und Geschichte der griechischen Florilegien überhaupt vorbereitet. Noch sei eines Nachtrages gedacht, welchen E. im Rhein. Mus. Bd. 47, 629 ff. zu den in derselben Zeitschrift Bd. 47, 130 ff. veröffentlichten Fragmenten des Stobaeos und zu Euagrios giebt. Er zeigt, dafs eine im Cod. Voss. 18 enthaltene Sammlung ein zweites Exemplar der von ihm edierten Stobaeosfragmente darstellt. Zu Euagrios be- schreibt er den Cod. Paris. Gr. 1220, in welchem er das griechische Original eines bisher nur in einer angeblich alten, wahrscheinlich aber der neueren Zeit angehörigen lateinischen Übersetzung bekannten, dem Euagrios fälschlich zugeschriebenen jungen Florilegiums aufgefunden hat.

V. Semenov, Die Weisheit des Menander nach russischen Quellen. Denkmäler des alten Schrifttums No. 48. 1892 (russ.). Altrussische Texte der (in der slavischen Überlieferung gewöhnlich mit den Sprüchen Jesu des Sohnes Sirach und denen des Salomon verbundenen) Menander- sprüche mit Vergleichung der griechischen Texte. Zum zweiten russischen Texte hat der Verfasser die griechischen Sprüche in einem separaten Heftchen mitgeteilt, das bibliographisch nicht näher bezeichnet ist.

Leo Sternbach, Curae Menandreae. Dissert. classis philol. acad. litt. Cracoviensis t. 17 (1892) 168—245. In dieser auf die Monosticha des Menander bezüglichen Abhandlung finden sich auch manche wertvolle Beiträge zu den byzantinischen Studien wie Bemerkungen zu einem ein

40*

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 621

samer Leitung L. Cohns abgefafst ist, genauer, als es Gaisford gegliickt war, gesichtet und darauf hin das verwandtschaftliche Verhältnis des Coisl. zu den übrigen Sprichwörtersammlungen bestimmt. In einem zweiten Ka- pitel zeigt der Verfasser, dafs auch die Pariser und die Florentiner bez. die aus ihr stammende Wiener Handschrift des sogenannten Eudemos mit dem Cod. Coisl. eng verwandt sind und ebenfalls auf die interpolierte Epi- tome des Suidas zurückgehen. Mithin genügt es statt den Eudemos voll- ständig herauszugeben die Handschriften desselben soweit auszunützen, als sie zur Emendation des Suidas und zur Ergänzung der Sprichwörtersamm- lungen dienlich sind.

Paul Tannery, Psellus sur la grande année. Revue des études grecques 5 (1892) 206—211. Der bekannte Forscher auf dem Gebiete der griechischen Mathematik und Astronomie veröffentlicht aus cod. Escur. Y—III—12 ein Brieffragment des Psellos „Über das grofse Jahr“, welches das von Fabricius edierte und bei Migne wiederholte 125. Kapitel der Adacxalla mavrodanı; (über das Ende der Welt) berichtigt und in seinen Zahlen wahrscheinlich auf des Ptolemaeos Syntaxis zurückgeht.

A. Heinrich, Die Chronik des Johannes Sikeliota (sic!) der Wiener Hofbibliothek. Progr. des k. k. I. Staatsgymnasiums, Graz 1892. 15 S. Gr. 8°. Der Cod. Vindob. hist. 99 enthält eine kleine Chronik unter dem Namen eines Johannes Sikeliotes und eine Fortsetzung, die in einer von zweiter Hand stammenden Überschrift dem Logotheten Akropolites zugeteilt wird. H. giebt umfangreiche Proben aus der Handschrift, ohne auf die Frage über die Verfasser beider Stücke und ihr Verhältnis zu anderen Chroniken näher einzugehen. Die nächste Aufgabe wird nun sein, mit Hilfe des von H. gebotenen Materials die ebenfalls dem Johannes Sikeliotes zugeschriebene Chronik des Cod. Vatic. 394 auf ihr Verhältnis zum Wiener Texte und zu Georgios Monachos zu prüfen.

Porphyrii quaestionum Homericarum ad Iliadem pertinen- tium reliquias collegit disposuit edidit Hermannus Schrader. Fasc. II. Leipzig, Teubner 1892. S. 183—496. 8°. Das vorliegende zweite und letzte Heft der rühmlichst bekannten Ausgabe hängt nur lose mit den byzantinischen Studien zusammen, mufs aber erwähnt werden, weil aus den gründlichen Prolegomena einige Lichtstrahlen auf die Untersuchung der Quellen des Eustathios, Tzetzes und Moschopulos in ihren Schriften zu Homer, des Gregor von Korinth in seinem Hermogeneskommentar fallen. Aus der Beschreibung des das erste Buch der Porphyriosscholien enthaltenden Cod. Vatic. 305 saec. XIV lernen wir einen byzantinischen Kopisten mit dem interessanten Namen Theophylaktos Saponopulos kennen.

Maximilian Tren (Mas. Todt), Néos züdıE tiv Foymv rod ue- yakov loyo@étov Kwvoravılvov rod ‘Axgonodlrov. Aeltiov tijg iovo- quxñs xal Edvoloyırjg Erauplas vis Ellédos 4 (1892) 35 —50. Der Verfasser berichtet über eine bisher unbekannte Handschrift der Werke des Grofs- logotheten Konstantinos Akropolites, eines Sohnes des bekannten Historikers Georgios Akropolites, den Cod. Ambros. H 81 Sup. aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Diese Handschrift steht nach Format, Schrift. und Inhalt im allerengsten Zusammenhang mit einer von Dr. Papadopulos Kerameus in der Patriarchalbibliothek zu Jerusalem gefundenen Handschrift,

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 623

Bande vorkommenden Autoren, Heiligen, Kalligraphen, Patriarchen, Länder- und Städtenamen u. s. w. Es ist sehr zu wünschen, dafs das bedeutende Werk, das sich augenscheinlich in den besten Händen befindet, ungehemmt fortschreite und bald zum Abschlufs gelange. Da sich jetzt auch für die Drucklegung des von Lambros ausgearbeiteten Katalogs der Athosbiblio- theken in Cambridge die Mittel gefunden haben, wird dann der weitaus grölste Teil aller noch heute im Orient übrigen griechischen Handschriften in gediegenen und brauchbaren Verzeichnissen zugänglich sein und die Grie- chen werden das Recht haben sich zu rühmen, dafs sie es wenigstens in dieser Hinsicht manchen westeuropäischen Völkern zuvorgethan haben.

"A. Haradórxovlos Kegapets, ‘Avdienta ‘TepocoAvpitixie ota- qvoloylag (furvrovueva uty Gvalóuac: tod abroxparopixod dododdtov Ila- Aouctlvou ovidoyou, cvAleyivia de nai éxdiddueva bd A. II. K.). Towog A’. "Ev Ilergovrnole 1891. XXI, 535 S. Gr. 8°. Zur Ergänzung des oben erwähnten Katalogs hat sich Papadopulos Kerameus entschlossen eine Blumenlese unedierter oder seltener Texte aus den Handschriften der zum Patriarchat Jerusalem gehörigen Bibliotheken herauszugeben. Wie reich seine Ausbeute ist, mag man daraus ermessen, dafs er die zur Aufnahme dieser Texte bestimmten Analecta auf 6 Bände berechnet. Den Verlag dieses grolsartig angelegten Werkes, das von der unerschöpflichen Arbeits- kraft des Herausgebers ein neues Zeugnis ablegt, hat wiederum die k. rus- sische Palästinagesellschaft übernommen. Mit Rücksicht auf die Bestim- mung dieser Gesellschaft hat P. vornehmlich theologische und besonders irgendwie mit Palästina verbundene Stücke ausgewählt, vorchristliche und rein profane Texte dagegen ganz bei Seite gelassen; einiges hiervon wie die Fragmente der Bibliothek des Apollodor, Stücke eines Lexikons u. s. w. hat P. schon früher anderswo mitgeteilt. Die grolsen Schwierigkeiten, welche die Veröffentlichung so zahlreicher nach Zeit, Inhalt und Form weit auseinandergehender Texte mit sich bringt, hat P. im allgemeinen mit Glück überwunden; doch wird noch vielfach Anlafs zu kritischen Besse- rungen gegeben, die der Herausgeber in den späteren Bänden nachzutragen «verspricht. Aus dem reichen Inhalt des Bandes, der 21 Stücke bekannter Autoren und eine Auswahl anonymer zum Teil fragmentarischer Texte ent- hält, können hier nur einige Hauptstücke ausgehoben werden: Das Leben Jakobs, des ersten Bischofs von Jerusalem, von Andreas von Kreta, ein Text, von dem bisher nur die Bearbeitung des Symeon Metaphrastes be- kannt geworden war; die um 401 abgefalste Rede über den Frieden von Severianos; eine griechische Übersetzung der Vita des heiligen Ambrosius von Paulinus; eine dem Abte Markos, dem Schüler des Johannes Chryso- stomos, zugeschriebene Rede gegen die Nestorianer; eine in der Alexias der Anna Komnena erwähnte Schrift des Alexios Komnenos gegen die Arme- nier; religiöse Lieder der Kirche von Jerusalem; eine Schrift über den Kampf der Genuesen gegen die Byzantiner im Jahre 1348 von einem früher unbekannten Alexios Makrembolites, der um die Mitte des 14. Jahr- hunderts lebte und aufser der hier edierten Schrift mehrere rhetorische Sachen hinterlassen hat; eine Rede auf den heiligen Demetrios und eine Biographie des heiligen Barbaros von Konstantin Akropolites; grie- chische Fragmente einer nur lateinisch erhaltenen Schrift des Irenaeos (Bischofs von Lyon); ein metrisches Gebet des Hymnendichters Romanos;

® Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen . 625

schnell angewachsen, wobei namentlich die Klosterbibliotheken der durch den Berliner Vertrag mit (Griechenland vereinigten thessalischen Land- schaften reiche Ausbeute liefern mufsten. So beläuft sich denn gegenwärtig die Zahl der griechischen und fremdsprachlichen Handschriften der National- bibliothek auf 1856. Darunter befindet sich zwar eine unverhältnismälsig grofse Menge von Handschriften aus der neueren und neuesten Zeit; doch fehlt es auch nicht an seltenen und besonders in paläographischer Hinsicht wertvollen Stücken. Um die Sammlung der wissenschaftlichen Forschung zu erschliefsen, beauftragte im Frühjahr 1890 die Direktion der Bibliothek den Vorstand der Handschriftenabteilung J. Sakkelion mit der Ordnung der Handschriften und der Ausarbeitung eines systematischen Katalogs. Der treffliche Paläograph, dem die Byzanzforschung so viele Beiträge verdankt, sollte die Veröffentlichung des Katalogs nicht mehr erleben. Sein Sohn Alkibiades, der ihm schon zu seinen Lebzeiten als treuer Helfer beige- standen hatte, übernahm im Auftrage des Direktors der Bibliothek G. Kon- stantinidis die Vollendung des Werkes, das vor kurzem der Öffentlichkeit übergeben worden ist. Die Handschriften sind nach dem früher allgemein üblichen System dem Inhalte gemäfs geordnet; die reichste Abteilung bildet wie in den meisten orientalischen Bibliotheken die Liturgie und Kirchendichtung, darauf folgen die alte und neuere Profanlitteratur, die Kirchenväter, die fremdsprachlichen Handschriften, das neue Testament u. s. w. Den Gebrauch des Bandes erleichtert ein Index der Eigennamen.

Giuseppe Jorio, Codici ignorati nelle biblioteche di Napoli. Fasc. I. Lipsia, Otto Harrassowitz (1892). 60 S. 8°. Prof. Jorio hat sich der dankenswerten Aufgabe unterzogen, die in den kleinen Bibliotheken Neapels verborgenen griechischen Handschriften bekannt zu machen. Das soll in 10 Heften geschehen, wovon dem Prospekt zufolge das 6. dem Synesios, das 7. einigen Byzantinern wie Zonaras, Psellos, Phrantzes, Plethon u. s. w. gewidmet sein wird. In dem vorliegenden ersten Heft, welches die Beschreibung und Kollation eines Codex der Hellenika des Xenophon enthält, ist der Name des Besitzers Johannes Dokianos zu notieren, der wahrscheinlich mit dem bekannten Rhetor aus der Mitte des 15. Jahrhunderts (vgl. Krumbacher, (Gesch. d. byz. Litt. S. 212 f.) iden- tisch ist.

H. Omont, Les manuscrits datés des XV* & XVI° siècles de la bibliothèque nationale et des autres bibliothèques de France. Revue des bibliothèques 2 (1892) Jan. Juni. Unter den Vorarbeiten, welche eine neue (resamtdarstellung der griechischen Paläographie voraus- setzt, steht an erster Stelle das genaue Studium aller datierten Hand- schriften. Wenn man bedenkt, dafs unter den 4700 griechischen Hand- schriften der Pariser Nationalbibliothek in mehr als 500 das Jahr und oft auch der Tag und Ort der Vollendung verzeichnet sind, kann man ermessen, eine wie feste Grundlage hier für jedes feinere Studium der griechischen Paläographie und besonders für die zeitliche und örtliche Bestimmung subskriptionsloser Handschriften gegeben ist. Nachdem nun O. die datierten Handschriften der Nationalbibliothek vom 9.— 14. Jahrhundert in seinem

Angabe in einer anderen Schrift veranlafst wurde und nicht richtig gestellt werden konnte, weil das Buch aus dem nun bekannt gewordenen Grunde dem Verfasser trotz aller Anstrengungen unzugänglich blieb.

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 627

da in den gelehrten Quellenuntersuchungen, die sich an den Text an- schliefsen, stets auch der Physiologus des Pseudo-Epiphanios, sowie die mittelgriechischen, orientalischen, slavischen und rumäni- schen Bearbeitungen des Werkes zum Vergleiche beigezogen werden. Zu notieren ist Goldstaubs Definition (S. 1): „Wir begreifen unter Physiolo- gus im eigentlichen Sinne eine Zusammenstellung (richtiger wäre wohl: Beschreibung) von existierenden oder fabelhaften Tieren, Pflanzen und Steinen, deren Eigenschaften in einem der naturgeschichtlichen Erzählung folgenden Abschnitte typologisch gedeutet, oder mit anderen Worten: als Typen für Christus, den Teufel, die Kirche oder den Menschen hingestellt werden.“

2, Sprache, Metrik und Musik.

K. Buresch, Kritischer Brief über die falschen Sibyllinen. Phi- lologus 51 (1892) 84— 112; 422—464. Die Sibyllinen selbst liegen aufser- halb unseres Programmes; dagegen verdienen die sprachlichen Bemerkungen, welche B. seiner textkritischen Erörterung vorausschickt, auch für den byzantinischen Studienkreis die höchste Beachtung. B. giebt nämlich im einleitenden Teile seines kritischen Briefes eine auf ausgedehnte Samm- lungen gestützte und an neuen Gedanken reiche Skizze der alexandrini- schen Vulgärgräcität, die für die sprachliche Beurteilung und Kritik der byzantinischen Schriftwerke ebenso lehrreich ist wie die S. 169 der B. 2. notierte Arbeit desselben Verfassers. Sein Versuch die Erscheinungen der Volkssprache landschaftlich zu fixieren und besonders das klein- asiatische und ägyptische Griechisch auseinanderzuhalten ist sehr ver- dienstlich, so zweifelhaft auch manches Detail bleiben mag, und jeder, der sich mit der Herstellung spätgriechischer und byzantinischer Texte be- schäftigt, wird ihm für die sorgfältige Darlegung der lautlichen, formalen und lexikalischen Neuerungen, welche im ägyptischen Griechisch zuerst in .gròfserer Menge deutlich erkennbar hervortreten, dankbar sein. Viele tigyp- tische Eigenheiten scheinen freilich schon früh in die gesamte Gemein- sprache eingedrungen zu sein und lassen sich später an den verschiedensten Orten nachweisen. Hierauf wie auf einige Punkte, wo die Erklärungen des Verfassers unseres Erachtens einer Revision bedürfen, können wir nicht näher eingehen.

Carolus Boysen, Lexici Segueriani Zuvayayn Attewv yonolumv inscripti pars prima (A) ex Cod. Coisl. No. 347 (ed. C. B.). Marburg 1891. 29 S. 4". Kritische Ausgabe des Buchstabens A des Cod. Coisl. 347 mit Parallelen aus verwandten Wörterbüchern wie dem des Cod. Coisl. 345, des Suidas, Eudemos, Zonaras u. s. w. Vgl. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 270.

Lexicon Sabbaiticum nunc primum ed. et app. crit. instr. A. Papa- dopulos-Kerameus. Sep.-Abz. aus dem russ. Journ. des Min. f. Volksaufkl. Bd. 280— 281 (1892). Fragment eines griechischen Lexikons aus cod. Sabbaiticus 137, saec. XIV, das mit avéyo:s beginnt und mit einem Artikel über &&arpeoews dixn schlielst. Leider hat der Herausgeber, wie er im Vor- wort bemerkt, nicht Zeit gefunden, das Verhältnis seines Ineditum zu an- deren Werken dieser Art näher zu bestimmen. Auch wir müssen die Lösung dieser Aufgabe anderen überlassen.

H. Omont, Lettres d’Anisson à Du Cange relatives à l’impression

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 629

Lehre des Maximos Planudes und Demetrios Triklinios und die gp echnik des Planudes in seinen eigenen Gedichten besprochen.

M. Hagavixas, To nalaròdv cvormua Tüg ErnxÄnoıaorıxjg povot- ans. O èv Kevoravtvouvmdde ¿ddnv. qudod. ovddoyos. Tôuos xa’. (Konstan- tinopel, Otto Keil) 1892 S. 164—176. P. beschreibt zwei in Adrianopel aufbewahrte griechische Handschriften. Die erste ist ausschliefslich kirchen- musikalischen Inhalts; sie enthilt im ersten Teile eine Einleitung und theo- retische Anweisungen von Joh. Plusidianos, Gregorios Alyattis, Joh. Kukuzelis und Xenos Koronis, im zweiten Teile die Kirchenmusik fiir das ganze Jahr, im dritten die Werke des berühmten Kirchensängers Petros Bereketis. Den Inhalt der zweiten Handschrift bilden Predigten, Leichen- reden u. s. w., deren Verfasser meist der neueren Zeit angehören. Als Probe der musikalischen Handschrift veröffentlicht P. einen Teil der Einleitung, leider ohne jeglichen Kommentar.

8. Theologie.

Ferd. Kattenbusch, Lehrbuch der vergleichenden Confessions- kunde. Erster Band. Die orthodoxe anatolische Kirche. Frei- burg i. Br., J. C. B. Mohr, 1892. XXV 555 S. £° Der vorliegende erste Band der vergleichenden Confessionskunde, welche Prof. Kattenbusch für die bei Mohr erscheinende Sammlung von Lehrbüchern für protestantische Theologen übernommen hat, enthält aufser einer Einleitung, in welcher der Verf. seine Anschauungen über die Aufgaben der genannten Disziplin entwickelt, eine Darstellung der orthodoxen anatolischen Kirche von ihren Anfängen bis auf die Gegenwart. Von dem Inhalt des Bandes kann hier nur eine kurze Übersicht gegeben werden. Nach den drei Kapitel umfassenden Prolegomena erörtert der Verf. im vierten Kapitel die poli- tische und kirchliche Erstarkung von Konstantinopel, die Proteste des Papsttums gegen die Gleichstellung Konstantinopels mit Rom, die Vor- bereitung der inneren Scheidung zwischen Orient und Occident, endlich das Schisma des Photios und Kerularios. Das fünfte Kapitel ist den Wieder- vereinigungsversuchen, besonders den Unionskonzilien zu Lyon und Florenz, der Bedeutung Rufslands für die anatolische Kirche und den Beziehungen derselben zu den Protestanten, Altkatholiken u. s. w. gewidmet. Die folgen- den Kapitel behandeln die gegenwärtigen (bes. politisch-rechtlichen) Zu- stände der orthodoxen Kirchen in der Türkei, Griechenland, Serbien, Bulga- rien, Rumänien und Rulsland; die Nebenkirchen (Armenier, Kopten u. s. w.), die Altgläubigen in Rufsland und die Unierten; die orthodoxe Dogmatik; die Hierarchie und die Mysterien (mit einem Excurse über die kirchliche Bedeutung der Kaiserwürde); endlich den Kultus, das Verhältnis der Kirche zum Volkstum, das Mönchstum, die Mystik und die Ausartungen der Frömmig- keit (Raskulniks u. s. w.). Auf die zahlreichen Punkte, welche zum Wider- spruche herausfordern oder zu Nachträgen und Berichtigungen Anlafs geben, wollen wir jetzt nicht eingehen; die Byzant. Zeitschr. wird ohnehin noch oft genug Gelegenheit finden, auf das reichhaltige und für das Studium der theologischen Litteratur der Byzantiner unentbehrliche Buch zurück- zukommen. Der Verf. bemerkt selbst im Vorworte, dafs es ihm oft peinlich wurde, ein Kirchenwesen zu schildern ohne eine praktische Anschauung zu besitzen und bedauert, dafs er noch keine Gelegenheit gefunden habe, sich

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 631

Schriften über das Enkomion, die verschiedenen Arten desselben und die ‚erhaltenen Reden, endlich die Ordnung der Topen im Enkomion, im Epita- phios, in der Monodie und in der Trostrede, wobei auch auf die byzan- tinischen Werke dieser Litteraturgattung Rücksicht genommen wird. Im zweiten Kapitel bespricht der Verfasser die drei Trostreden des Gregor von Nyssa und erbringt den Beweis, dals der Stoff nach Anordnung und Form von dem christlichen Redner genau nach denselben (Gesichtspunkten behan- delt ist, die schon in der heidnischen Beredsamkeit herrschten, und dafg gerade die rückhaltlose Hingabe an die antike Rhetorik diese Trost- reden zum wahren und wirksamen Ausdruck des christlichen Trostes un- geeignet gemacht hat. Vgl. auch die Bemerkungen von Joh. Dräseke, Wochenschrift f. klass. Philol. 1892 S. 1176 ff.

K. Krumbacher, Studien zu den Legenden des heiligen Theo- dosios. Sitzungsber. der philos.-philol. und histor. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wiss. 1892 S. 220—379. Die Arbeit bezieht sich auf die Schriften des Theodoros von Petrae und des Kyrillos von Skythopolis über das Leben des heiligen Theodosios (f 529), welche H. Usener im Jahre 1890 aus einem Codex Laurentianus veröffentlicht hat. Im ersten Abschnitt (und in einem Nachtrage) werden 7 beziehungsweise 8 neue Handschriften nachgewiesen, welche teils die ausführliche Schrift des Theodoros, teils beide Schriften enthalten. An eine Untersuchung des verwandtschaftlichen Ver- hältnisses dieser Handschriften, die zum Teil älter und besser sind als der von Usener benützte Cod. Laur., schliefsen sich allgemeine Bemerkungen zur Überlieferungsgeschichte der griechischen Legenden, wobei namentlich auf die Notwendigkeit hingewiesen wird, aus der unübersehbaren Masse griechischer Legendenbücher die Handschriften der vorsymeonischen Hagiographie auszusondern und auf Grund derselben die gesamte von der überarbeitenden Thätigkeit des Symeon nicht berührte Überlieferung zu- sammenzufassen. Im zweiten Abschnitte werden einleitungsweise die Haupt- schwierigkeiten erörtert, welche bei der Konstitution spätgriechischer und byzantinischer Texte zu überwinden sind, und dann die wichtigsten Thatsachen verzeichnet, die sich für die Verbesserung der von Usener edier- ten Texte aus den neuen Handschriften ergaben. Im dritten Abschnitt han- delt der Verfasser zuerst über die Beziehungen zwischen den Legenden und der liturgischen Poesie und illustriert dieselben durch die Mitteilung eines früher nur unvollständig bekannten Hymnus auf den heiligen Theo- dosios. Im zweiten Kapitel dieses Abschnittes werden mit Beziehung auf einen Exkurs Useners drei zum Teil mit physiologusartigen Erklärungen ausgestattete Traktate über die Geburt des Menschen und die Toten- feiertage veröffentlicht und besprochen, wobei vom Verfasser übersehen wurde, dafs der erste dieser Traktate schon von Rohde aus cod. Vatie. 12 (Acta soc. philol. Lips. I 28) und von Treu aus cod. Paris. suppl. gr. 607 A (Excerpta anonymi Byzantini, Progr. Ohlau 1880 S. 41) ediert und von Rohde (Acta soc. philol. Lips. V 303 ff.) und Förster (Jahrbücher f. Philol. 113, 215—219) erörtert worden war. Im dritten Kapitel des dritten Abschnittes erklärt der Verfasser die Klostereinrichtung des Weck- holzes und veröffentlicht einige an Physiologusideen anklingende allego- rische Deutungen desselben. Das letzte Kapitel enthält zerstreute Be- merkungen über, Byzantinergriechisch, Verwechselung von &v und eis,

632 III. Abteilung

Bedeutung und Konstruktion von xaraleufávo, Mönchsdiät, profane und heilige Wörter, Mynonheilige und schliefst mit dem Nachweise, dafs statt

des von de Boor, Usener u. a. bevorzugten ¿xoapiarás nach dem Zeng: She per Rene er en werden muls.

J. Pomjalovskij, Das Leben unseres verewigten Vaters Theodor, Erzbischofs yon Edessa. Petersburg 1892. XVIII, 147 8. 8% (Ein leitung russ.) Das Leben des Theodoros von Edessa fällt in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts. Er wurde in Edessa geboren und erzogen, trat in seinem 20, Jahre in das Kloster des heiligen Sabas bei Jerusalem, er- langte im 32. Jahre die Abtswürde und wurde, nachdem er dieselbe 24 Jahre lang innegehabt, vom Patriarchen von "Antiochia zum Bischof seiner Vaterstadt Edessa ernannt. Schwere Kämpfe mit verschiedenen Sekten, die ihn hier erwarteten, führte er, mächtig unterstützt durch den Sultan der Perser. In seinem Auftrage unternahm er auch eine Gesandt- schaftsreise nach Byzanz an Michael II (842— 867). Er starb im Kloster des heiligen Sabas, dem er früher vorgestanden hatte. Die |P phie enthält neben manchen hübsch erzählten romanhaften Episoden (2 B. das Martyrium des Mönches Michael e. 19—34) interessante Nachrichten über das Verhältnis der Christen zu den mohammedanischen Beherrscheru des Landes und über die Streitigkeiten innerhalb der christlichen Kirche selbst. Den Wert dieser Nachrichten erhöht die Gewilsheit, dafs der Ver- fasser der Vita ein jüngerer Zeitgenosse ist, der Schwestersohn Theodors, Basilios, Bischof von Emesa in Syrien, der dem Theodor in der zweiten Hälfte seines Lebens persönlich sehr nahe stand. Das Werkchen, von dem Vasiljevskij in den Schriften der k. russ. Palästinagesellschaft (Bd. IV, 2 S. 263 ff.) einen Teil veröffentlicht hatte, war auch durch eine slavische Übersetzung bekannt geworden, welche die Gesellschaft der Freunde des alten Schrifttums in Nr. 46, 61, 72 (1879—1885) ihrer Publikationen herausgab. Den griechischen Text überliefern die Handschriften der Mos- kauer ‘Synodalbibliothek Nr. 15 (A) und 18 (B), die beide vom Athos stammen. Der Schlufs des Werkes steht auch im cod. Paris. Gr. 776, der jedoch von P. nicht benützt werden konnte. Von einer vierten Handschrift, die im Kloster der heiligen Maria auf Chalkis -aufbewahrt ist, teilt P. S. IX— XVII wertvolle Varianten mit. Der Ausgabe ist cod. A zu Grunde gelegt, die Varianten von B sind im Apparate vereinigt. Den Schlufs des schönen Beitrages zu der neu aufblühenden hagiographischen Disziplin bildet ein vortrefflicher Wort- und Sachindex.

A. Ivancov-Platonov, Zu den Forschungen über Photios den Patriarchen von Konstantinopel (russ.). Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 283, Septemberheft S. 1—60 und Oktoberheft S. 205 251. (Vgl. Byz. Zeitschr. I S. 356 f) Eine grofse Bedeutung für die Er kenntnis der Bestrebungen des Photios miifsten auch die Protokolle und Beschlüsse der in seiner Sache abgehaltenen Synoden haben, deren nicht wenige sowohl in Konstantinopel als auch in Rom und anderswo statt- fanden. Aber leider hat sich davon sehr wenig erhalten und wiederum hauptsächlich das, was gegen Photios gerichtet war, während das von ihm Ausgegangene entweder spurlos verschwunden ist oder, wo es erhalten blieb, auffallend lange auf Veröffentlichung warten mufste, worin der Verfasser

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 1633

nicht einfachen Zufall sehen will, sondern bewufste, von der römischen Kirche beeinflufste Tendenz. Unter den vom Verfasser der Reihe nach be- sprochenen Synoden sind in dieser Hinsicht besonders bemerkenswert die von Photios in den Jahren 866 und 867 berufenen zwei Synoden und die nach seiner Wiedereinsetzung 879/80 abgehaltene Synode. Auf den ersteren kam u. a. das Vorgehen der päpstlichen Missionare in der Bulgarei und mancherlei Klagen occidentalischer Bischöfe über den päpstlichen Despotis- mus zur Sprache; von diesen dem Papsttum natürlich höchst unangenehmen Dokumenten wurden zuerst in Rom die dahin übersandten Abschriften in einem feierlichen Autodafé verbrannt, sowie bald darauf, als sich nach Ab- setzung des Photios durch Basileios Makedon die Möglichkeit dazu bot, ebenso in Konstantinopel die daselbst verbliebenen Originalakten. Die letz- tere Synode gestaltete sich durch ihr äufseres Gepringe und durch ihre bedeutsamen Beschlüsse zu einem grofsartigen Triumphe des Photios; die Akten dieser haben die Gegner desselben nicht aus der Welt zu schaffen vermocht, sie sind in zahlreichen Handschriften erhalten, aber von römischer Seite doch so lange als möglich ignoriert worden. Die wichtigste, noch viel zu wenig benutzte Quelle für die Geschichte des Photios sind schliefs- lich seine eigenen Briefe und Abhandlungen. Die Briefe, so verschieden sie auch sind je nach dem Stande und der Persönlichkeit der Adressaten, nach der augenblicklichen Lage des Absenders, nach den behandelten Gegen- ständen (einzelne von den Briefen sind geradezu vollständige theologische und moralische Abhandlungen), zeigen uns doch alle in gleicher Weise den Verfasser derselben nach Kopf und Herz von der anziehendsten Seite, ganz anders, als seine Gegner ihn geschildert haben. Ebenso überraschen seine übrigen Werke durch ihre Menge (obwohl vieles davon untergegangen ist, manches auch noch des Herausgebers harrt), durch ihren inneren Gehalt und ihre Vielseitigkeit. Besonders viele ausdrückliche Daten für sein tufseres Leben bieten sie freilich nicht, da Photios, der nach der Darstellung seiner Gegner voll Eitelkeit und Ruhmsucht gewesen sein soll, in seiner grofsen ‚Objektivität Mitteilungen über seine eigene Person und selbst Widerlegung der gegen ihn gerichteten Angriffe vermeidet, aber wer sich in das Studium derselben vertieft, wird doch eine Vorstellung von der gewaltigen, für alles Edle begeisterten Persönlichkeit des Photios daraus gewinnen, die ihn an der Richtigkeit des von seinen Gegnern entworfenen Zerrbildes wird zwei- feln lassen. Zum Schlufs zeigt der Verfasser, das vorher Gesagte kurz zu- sammenfassend, den Weg, auf welchem die Frage nach der Persönlichkeit und historischen Bedeutung des Photios allein in richtiger Weise entschieden werden kann, eine nicht leichte, aber notwendige Arbeit, und zwar eine Ehrenpflicht der orthodoxen Byzantinisten.

Pastreck, Neuere Schriften über die Slavenapostel Kyrillos und Methodios. Casopis matice moravské (Zeitschr. d. mährischen Vereins f. Litt.) 15 (1891) 129—138; 207—215 (éechisch). Bericht über neuere, besonders russische Arbeiten zu Kyrillos und Methodios (Malisevskij ete.).

Vita S. Pauli Iunioris in monte Latro cum interpretatione La- tina Jacobi Sirmondi S. I. (ed. P. Hipp. Delehaye S. I). Analecta Bollan- diana 11 (1892) 1—120 (Separatabzug). Das Leben des von der grie- chischen Kirche am 15. Dezember gefeierten heiligen Paulus des Jüngern, der unter Konstantin VII Porphyrogennetos als Abt eines Klosters

Brant, Zeitschrift I 3 u 4 41

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 635

Vatic. 2072, saec. XII, der zu den vom Abte Menniti aus Kalabrien nach Rom gebrachten Handschriften gehört, wird von C. die Lebensbeschreibung der zwei Mönche Sabas und Makarios, die vor der arabischen Gewalt- thätigkeit aus ihrer Heimat Sizilien nach Kalabrien fliichteten und dort durch ein frommes und wunderthätiges Leben glänzten, mit einer lateini- schen Übersetzung veröffentlicht. Der Verfasser dieser bisher unbekannten Vita ist Orestes, der in seiner Jugend Schüler des Sabas war und später (1012) als Patriarch von Jerusalem die Märtyrerkrone erwarb. Die Er- zählung, in der byzantinische und sarazenische Grofsen, Fürsten von Salerno und Amalfi, Kaiser Otto mit seiner Gemahlin Theophano und andere be- rühmte Zeitgenossen erwähnt werden, wirft manches erfreuliche Licht auf die Geschichte des 10. Jahrhunderts und besonders die der Byzantiner in Unteritalien. Wäre sie nur auch einigermalsen anständig ediert! Aber dieses Elaborat überschreitet jedes Zugeständnis, das man einer editio princeps zu machen geneigt ist. Ein Gymnasiast könnte sich hier als Emendator hervorthun. (tegen diesen griechischen Text ist die oben er- wähnte Ausgabe von Delehaye, die für ihre Unsauberkeit wenigstens durch eine gründliche und lehrreiche Einleitung entschädigt, noch golden. Man kann zweifelhaft sein, ob ungenügende Sprachkenntnis oder leichtfertige Nachlässigkeit die Hauptschuld an dem Mifslingen der Arbeit trägt: für keine beider Qualitäten verdient ein Herausgeber Entschuldigung. Unter solchen Umständen ist es fast ein (tliick, dafs die Leistung an einem Orte versteckt ist, wo niemand ein griechisches Heiligenleben aufsuchen würde.

6. C. Minasi, S. Nilo di Calabria monaco basiliano nel decimo secolo. Napoli, Lanciano e d’Ordia 1892. 376 S. 16°. Dieses auf die Geschichte des Byzantinismus in Unteritalien beziigliche Buch ist mir nur aus dem Bericht in der Civiltà Cattolica" 43 (1892) 583 ff. und im Histor. Jahrbuch 13 (1892) 894 f. bekannt.

Arsak Ter-Mikelian, Die armenische Kirche in ihren Be- ziehungen zur byzantinischen (vom IV. bis zum XIII. Jahrhundert). Leipzig, G. Fock 1892. 121 S. 8°. Wird in einem der nächsten Hefte besprochen werden.

Th. Uspenskij, Skizzen zur Geschichte der byzantinischen Kultur. Petersburg 1892. 395, III S. 8°. Buchausgabe von fünf Ab- handlungen, die zuerst im Journal des Min. f. Volksaufkl. (vom Jahre 1891) erschienen waren. Über die ersten vier derselben ist von E. Kurtz in der Byz. Zeitschr. S. 176 ff. berichtet worden; die fünfte ist betitelt: „Ver- breitung der antikirchlichen Ideen und lehren. Entstehung der Häresie der Strigolniken“. Der um die innere Geschichte der byzantinischen und slavischen Welt hochverdiente Verfasser bringt die russische Sekte der Strigolniki auf Grund dogmatischer, metaphysischer und ritueller Kenn- zeichen in Zusammenhang mit den dualistischen Häresien der Byzantiner und Südslaven, besonders mit den Bogomilen, und diese wiederum werden mit den Palamiten identifiziert. Unter anderem werden auch die Be- ziehungen des Palamas zum serbischen Czar Stefan Dusan untersucht.

4. Äufsere und Innere Geschichte, Geographie und Topographie.

Max Treppner, Das Patriarchat von Antiochien von seinem Entstehen bis zum Ephesinum 431. Eine historisch - geographische

41%

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 637

Notaren der kaiserlichen Kanzlei in Konstantinopel entlehnt wurde. Der interessanten Studie ist ein Lichtdruckfacsimile des Briefes beigegeben.

Giovanni Mercati, Un antico catalogo greco de’ romani pon- tefici inedito. Studi e documenti di storia e diritto 12 (1892) 325—343. M. ediert aus dem Cod. Vatic. Ottob. 414, s. XI, der mehrere Kataloge von Patriarchen, Königen und Kaisern enthält, ein griechisches Päpstever- zeichnis, das bis auf Honorius I reicht. Die übrigen in der Handschrift , enthaltenen Listen schliefsen mit Konstantin VII und Nikolaos Mystikos, scheinen also vor 925 abgefalst zu sein. Dem griechischen Text ist eine populäre Einleitung und ein Kommentar beigegeben, in welchem die Ar- beiten yon Duchesne und de Boor benützt werden. Zuletzt überrascht Wer Verfasser mit der Bemerkung, dafs er nachträglich im Kataloge von Mont- faucon die mit seinem Kataloge wahrscheinlich identische Liste des Cod. Coisl. 120 notiert gefunden habe, die jedoch in der Litteratur noch nicht verwertet sei. Statt nach dieser Entdeckung seinen Artikel zurückzuziehen und die Frage weiter zu verfolgen, überläfst er das Studium des Verhält- nisses beider Überlieferungen „a chi lo può“. Aus Krumbachers Gesch, der byz. Litt. S. 151 hätte er lernen können, dafs die Pariser Handschrift schon im Jahre 1886 zum Gegenstande einer Monographie gemacht worden ist: G. Grosch, De codice Coisliniano 120. Diss., Jena 1886. Ebenda hätte er den Titel einer zweiten ihm entgangenen Arbeit gefunden: F. Fischer, De patriarcharum Constantinopolit. catalogis, Comment. philol. Jen. 3 (1884) 263—333.

D. Beljajev, Die tüglichen Audienzen der byzantinischen Kaiser und ihre feierlichen Prozessionen in die Kirche der heiligen Sophia im 9. und 10. Jahrhundert (russ.). Zapiski (Memoiren) der Kais. Russischen Archäo- logischen Gesellschaft, Petersburg. Bd. 6, S. 244—249.

A. Mordtmann, Torogixé Eyygapa meg rod “Adm. O dy Kaw- orevrimwovróle: Ehiny. pihol. oúloyos. “Agyeohoyixh trutgori. Hopágrnua rod x—u8" tónov (Konstantinopel, Otto Keil) 1892 8. 61—72. Ans einer Handschrift des Athosklosters der Iberer hat M. Gedeon mehrere für die Geschichte des Athos und seiner Beziehungen zu Byzanz wichtige Akten- stiicke, u. a. eine Korrespondenz des Kaisers Alexios Komnenos mit dem Patriarchen Nikolaos Grammatikos, veröffentlicht. M. beschreibt nun eine in seinem Besitze befindliche Handschrift des 16. Jahrhunderts, welche zum Teil dieselben Texte enthält, und ediert aus derselben die 4vjynow megix tüv Eriorolov "Aksklov Bactkéms sal Ninoldov marguigyov yevouévn sarà ÓLepógovs vapore.

N. I. Favrénovios, Avo avindoror Bufavrıazai èrtyoagal Aoduag (Agaßrjoxov). Bull. de corresp. hellénique 16 (1892) 88 £ Von diesen beiden an der Metropole von Drama befindlichen Inschriften verdient nur die erste den Namen byzantinisch; sie stammt aus der Zeit des Manuel Komnenos (Juni des Jahres 6653) und enthält den Namen eines Kuro- palaten Alexios Maniakis, auf dessen Kosten die Kirche, wie es scheint, erbaut wurde. Die zweite Inschrift besagt, dafs dieselbe Kirche im Jahre 1721 renoviert wurde.

ius. Spata, I Siciliani in Salonicco. Palermo 1892. Dieses den griechischen Text und eine italienische Übersetzung der historischen Schrift

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 639

ausführliche Besprechung von C. Jirecek im Arch. f. slav. Phil. 15 (1892) 81 ff. bekannten Werke drei slavische Chroniken iiber die Zeit von 1359—1553, welche dem wichtigsten einheimischen Gewährsmann für die Geschichte der Moldau, dem Gregor Urechiä, als Quelle dienten. Wer sich mit den letzten zwei Jahrhunderten des byzantinischen Reiches be- schäftigt, wird künftig auch diese slavischen bezw. rumänischen Berichte nicht aufser acht lassen, dürfen. Der Verfasser verspricht in der Vorrede auch eine Abhandlung über die rumänische Chronik des Michael Moxa (vgl. Byz. Zeitschr. S. 180) und eine Ausgabe der bulgarischen Über- setzung der Chronik des Konstantin Manasses.

Hipp. Noiret, Documents inédits pour servir à l’histoire de la domination Vénitienne en Crète de 1380 à 1499 tirés des archives de Venise, publiés ou analysés (par H. N.). Bibl. des écoles frangaises d’Athènes et de Rome, 61. fasc., Paris, Thorin 1892. XX, 601 S. (mit einer Karte). Wird in der Byz. Zeitschr. besprochen werden.

P. Syrku, Das „Leben des Joannes Kukuzelis“ als Quelle für die bulgarische Geschichte (russ.). Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 282, Juliheft S. 130—141. Das griechisch geschriebene Leben des Joannes Kukuzelis, der, am kaiserlichen Hofe wegen seiner Sangeskunst hochgeehrt, denselben verläfst, um auf dem Athosberge Asket zu werden, ist wiederholt heräusgegeben, aber immer auf Grund der Bearbeitung durch den Kreter Agapios (erste Hälfte des 17. Jahrhunderts). Eine ältere, im Anfang viel ausführlichere Redaktion ist noch in drei nur wenig von einander abweichenden Handschriften (auf dem Athos, auf Lesbos und in St. Petersburg) nachzuweisen. Aus ihr giebt der Verfasser den Anfang in wörtlicher Übersetzung.

A. Mordtmann, Boydav Zepai fro y Movn tod Evöokov xoogñrou IIpodgouov xal Bartiotod ‘Inavvov i eninexdnuévy tig Todas Ilérouc. Derselbe, Toroyvagia Kwvoravrıvovnoilewsg. Derselbe, ’Ex:yoapi în Oeccaliovinns, O èv Kode Eddnv. qpidod. ovddoyos. ’Apyarodoyixi) éxitooni. Ilepéormua tod ¿9 róuov (Konstantinopel, Otto Keil) 1891 S. 3—14; 28. In der ersten Abhandlung erörtert M. auf Grund eingehender Prüfung der byzantinischen Quellen die Lage des mit dem heutigen Bogdan- Serai identischen alten Klosters Tic radaris Ileroas, deren Bestimmung namentlich wegen der häufigen Verwechselung der Namen Ta Ilergia, ITe- tolov, Ilétoa bei Kodinos und in den Patria Schwierigkeiten bereitet. Der energische Hinweis des Verfassers auf die Notwendigkeit einer kritischen Bearbeitung des Kodinos und seiner Quellen verdient volle Zustimmung, und wir schätzen uns glücklich den Lesern der Byz. Zeitschr. mitteilen zu können, dafs diese für die gesamte Topographie und Geschichte der byzan- tinischen Metropole so wichtige Arbeit bereits in Angriff genommen ist und sich in den besten Händen befindet. In der zweiten Studie spricht M. in lichtvoller Weise über die bei der topographischen Erforschung Konstan- tinopels anzuwendende Methode, über die wichtigsten älteren Quellen wie byzantinische Historiker, abendländische und slavische Reiseberichte, Stadt- pläne u. s. w., endlich auch über die neueren Arbeiten von Paspatis und Dethier. Sehr merkwürdig ist die an dritter Stelle veröffentlichte Inschrift aus Saloniki: es ist die Grabschrift der im Jahre 550 gestorbenen Tochter

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 641

nos von Byzanz (russ.). Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 282, Augustheft. Abteilung für klass. Philologie S. 65—68. Bietet kritische Bemerkungen zu einigen Artikeln des geographischen Lexikons des Ste- phanos Byz. (Kogoxovddun, Kira, Zaguéra, Zuguére, Tégue).

Gust. Weigand, Vlacho-Meglen. Fine ethnographisch-philologische Untersuchung. Leipzig, J. A. Barth 1892. XXXVI, 78 8. 8°. Ein wich- tiger Beitrag zur Ethnographie des byzantinischen Reiches. Der durch seine Schrift „Die Sprache der Olympo-Walachen“ (Leipzig, Barth 1888) und andere Beiträge zur Geschichte der Rumänen bekannte Verfasser handelt hier über die von Bulgaren (teils christlichen, teils muhammeda- nischen) Vlachen und türkischen Jürüken bewohnte Landschaft nord- östlich von Vodena, welche bei den Byzantinern Méyheve (Möykaıva), bei den Slaven Meglen, türkisch Karadzova heifst. Schon im 10. Jahr- hundert gab es einen ¿mboxoxos Moykalvov, der dem bulgarischen Patriarchat von Ochrida unterstand. Auch für die spätere Geschichte der Landschaft enthalten die byzantinischen Quellen manches interessante Detail. Vgl. den reiche historische Beiträge enthaltenden Bericht von C. Jireöek, Archiv für slav. Phil. 15 (1892) 91—102.

Sp. Lambros, Neugriechenland seit 1453. Berliner Jahresberichte der Geschichtswissenschaft 13 (1890) II 361—379. Dieser auf die neu- griechische Zeit (von 1453 an) bezügliche reichhaltige Bericht verdient eingesehen zu werden, weil in ihm, wie es natürlich ist, manche Schriften besprochen werden, die auch für die byzantinische Geschichte, Litte- ratur und Kunst von Wichtigkeit sind.

5. Kunstgeschichte und Numismatik.

F. v. Reber, Der Karolingische Palastbau. I. Die Vorbilder. Il. Der Palast zu Aachen. Abhandl. d. k. bayer, Ak. d. Wiss. II. Cl. 19 (1891) 715—803 (mit einer Planskizze) und 20 (1892) 189—249 (mit einer Planskizze). Die erste Abhandlung bewegt sich fast aus- schliefslich auf byzantinischem Boden. Nachdem der Verfasser dargelegt hatte, warum Karl der Grofse für seinen Palastbau sich nicht die kaiser- lichen Residenzen in Rom, Mailand, Paris, Trier u. s. w., sondern den Palast zu Ravenna zum Vorbild nahm, sah er sich vor die schwere Aufgabe gestellt dieses heute nicht mehr vorhandene Bauwerk nach Mög- lichkeit zu rekonstruieren. Da nun die Baumeister von Ravenna, das der Verfasser mit Recht byzantinischer als Byzanz selbst nennt, ihre Vorbilder am goldenen Horne holten, ergab sich als Grundlage der ganzen Unter- suchung die kritische Wiederherstellung des Kaiserpalastes in Konstantinopel. Von ihm sind so viele Daiwa und so viele lit- terarische Nachrichten erhalten, dafs die Berechnung seiner Anlage und Bauart doch njcht mit allzu vielen Unbekannten zu operieren hat. Der Verfasser stützt seine Rekonstruktion auf die alten byzantinischen Quellen, auf die neueren Monographien wie Labarte und Paspatis, denen er jedoch Mangel an vergleichendem Blick und an einem leitenden architek- tonischen Grundgedanken vorwirft, und auf selbständige topographische Forschungen, bei welchen ihm sein Freund O. v. Kühlmann, der General- direktor der anatolischen Bahn in Konstantinopel, durch seine Ortskunde

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 643

verbunden, als ihr Titel vermuten läfst. Der Verfasser betrachtet nämlich als eine Hauptvoraussetzung des süditalienischen Kunstbetriebes im früheren Mittelalter die byzantinische Kunst und schildert das Entstehen der- selben aus orientalischen, antik griechisch-römischen und christlichen Ele- menten. Bezüglich des Bilderstreites ist er der Ansicht, dafs derselbe nicht in einem Vandalismus gegen alle Kunsterzeugnisse bestand, wie ihn die Bilderstürmer in der Reformation übten, sondern vielmehr eine Läu- terung des Geschmackes und der Kunst herbeiführte. Die Ikonoklasten haben nach ihm nur eine einseitige Richtung bekämpft und namentlich auch die Behandlung weltlicher Stoffe und die freie Ausübung der Kunst durch jeden Berufenen (im (Gegensatz zum ausschliefslichen Klosterbe- triebe) gefordert. Beachtenswert ist der Hinweis auf den grofsartigen Verkehr der Byzantiner mit dem slavischen und germanischen Norden, aus welchem sich z. B. der byzantinische Stil auf westfälischen Bildern des 13. Jahrhunderts erklärt, und auf die noch regeren Beziehungen zu den Ländern des Mittelmeeres. Durch Ravenna wirkte Byzanz auf ganz Europa, und Venedig ist geradezu als eine Dependenz von Byzanz zu betrachten (vgl. unseren Bericht über ‘die Arbeit C. Neumanns, Byz. Zeitschr. S. 359 f.). In Süditalien (Sizilien) schiebt sich dann neben die christlich-byzantinische Welt mit nachhaltigster Wirkung die arabi- sche Kultur. Beide Elemente verbunden und zu einem neuen spezifisch süditalienischen Stil der Ausdruck normannische Kunst wird vom Verfasser mit Recht verpönt ausgebildet zu haben, ist das Verdienst der Normannen. Die folgenden Ausführungen über die süditalienische Kunst unter der staufischen Herrschaft liegen aufserhalb unseres Programms.

J. Strzygowski und N. V. Pokrovskij, Altertümer Südrufs- lands. Byzantinisches Denkmal gefunden in Kertsch im Jahre 1891. Materialien zur russ. Archäologie herausgeg. von der k. archäolog. Kommission N. 8. Petersburg 1892. 37 S. (mit 5 Tafeln und 9 Text- illustrationen). Der Gegenstand dieser Doppelarbeit, von welcher der Strzygowski gehörige Teil deutsch und russisch, der von Pokrovskij nur russisch abgefalst ist, bildet ein in Kertsch gefundener Silberschild. Eine auf der konkaven Innenseite desselben eingeritzte Darstellung zeigt einen nach rechts sprengenden, durch Nimbus und Diadem als Kaiser charakte- risierten Reiter, dem eine Nike voraneilt und ein Leibwächter folgt. Das Bild ist offenbar Wiederholung eines häufigen rómischen Münztypus. Nach Vergleichung der übrigen bis jetzt bekannt gewordenen Silberschilde und sonstiger Denkmäler gelangen die Verfasser zum Schlusse, dafs auf dem Kertscher Exemplar ein byzantinischer Kaiser, wahrscheinlich Justi- nian I, dargestellt sei.

Giov. Batt. de Rossi, Capsella pensile Africana rappresen- tante un cavaliere armato di lunga asta crociforme. Bullettino di archeologia Cristiana, serie quinta, anno secondo (1891) 133—138. Diese Studie des berühmten Meisters der christlichen Archäologie über eine in Numidien gefundene Anhängekapsel aus Bronce hat auch für die by- zantinische Altertumskunde Interesse. Das nach dem Verfasser aus dem 6. oder 7. Jahrhundert n. Chr. stammende Stück gehört nämlich in die Klasse der jüdisch-christlichen Zaubergehenke und ist demnach mit den von Sorlin-Dorigny (Revue des 6t. gr. 1891, 287 ff.) und von Schlumberger

Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 645

byzantinischen Stoff im Schreine des heiligen Anno zu Siegburg (aus der Zeit von 921—931) und den im Schreine Karls des Grofsen zu Aachen (wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert). Über den letzteren steht eine neue Publikation von Dr. Fr. Bock in Aussicht.

II. A. Koönnas, Ilegì oixodous Bvufavrtivóv vadv. ‘0 ev Krooieı EM. quoi. ovlloyos. “Agyatodoyixh Erıtgonn. Ilagaprnua tot x —xß' tôuou (Konstantinopel, Otto Keil) 1892 S. 38—46. ‘O abrós, Ilse! Bvíavrivóv debauevóv, ebenda S. 47—53. Die erste dieser zwei Studien bildet einen Teil einer gröfseren Abhandlung, deren Fortsetzung, wie eine Anmerkung der Redaktion berichtet, wegen des plötzlichen Hin- scheidens des Verfassers nicht aufgefunden werden konnte. So erklärt sich wohl auch der Mangel an genauen Zitaten, wodurch die Benutzung der Arbeit sehr beeinträchtigt wird. Gleich im Anfang beruft sich der Ver- fasser auf eine früher von ihm veröffentlichte Abhandlung über griechische Kirchen unter Konstantin dem Grofsen; die Redaktion sieht sich aber zu dem Geständnis genötigt, dafs sie nicht wisse, welche Abhandlung der Verfasser meine. Ebenso werden die zahlreichen byzantinischen Autoren, denen der Verfasser seine Belege entnimmt, stets ohne Angabe des Buches oder Kapitels zitiert. Den Inhalt der unter so traurigen Umständen ge- druckten Arbeit bilden Erörterungen über die natürliche Lage, die Orien- tierung und die Konstruktion der griechischen Kirchen. In der Geschichte der byzantinischen Kirchenarchitektur unterscheidet der Verfasser drei Epochen, von welchen die erste, die der Vorbereitung, von Justinian bis auf Michael III (527—842), die zweite, die der Blüte, von Basilios I bis auf Konstantin Monomachos (867 1042), die dritte, die des Verfalls, von den Komnenen bis auf die neuere Zeit reiche. In der zweiten Arbeit giebt der Verfasser die Ergebnisse seiner offenbar eingehenden Untersuchungen über die Konstruktion und das Baumaterial der alten Zisternen in Kon- stantinopel. Den Beschlufs bilden historische Bemerkungen über einige er- haltene Zisternen, welche die einschlägigen Kapitel in den der Topographie von Konstantinopel gewidmeten Werken ergänzen.

6. Fachwissenschaften, Jurisprudenz, Mathematik, Naturkunde, Medizin.

Henry Monnier, Etudes de droit byzantin. Nouvelle revue histo- rique de droit frangais et etranger 16 (1892) 123—164 und 330—352. In dieser für das byzantinische Steuer- und Finanzwesen wichtigen Studie wird die 2mıßoAn nach ihrem Ursprung und ihrer historischen Ent- wicklung behandelt. Eine Fortsetzung ist in Aussicht gestellt.

A. Nifsl, Zur Geschichte des Chlotarischen Edikts von 614. Mitteil. d. Instituts f. österreich. Geschichtsforsch. Ergänzungsband 3 (1892) 365— 384. Von dieser aus dem Nachlafs des verstorbenen Verfassers stammenden Arbeit ist leider nur der erste Teil „die oströmischen Kirchengesetze“ ausgeführt; die übrigen „oströmisches Recht in Westrom“ u. s. w. sind nur skizziert. Im ersten Teile werden die justi- nianische Gesetzgebung über die Gerichtsstandverhältnisse des Klerus in Ostrom und dann der Einfluls dieser Verhältnisse auf das Abendland untersucht.

"Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 647

Les salles voùtées du monastère sont déjà démolies sauf une, la plus grande, probablement le réfectoire, dont les murs portent des peintures. Ici encore l’arc de la voûte et des fenêtres est légèrement brisé.

L'église et le monastère conservent une partie de leur ancienne déco- ration. Les peintures du monastère avaient disparu sous le badigeon: elles viennent d’être retrouvées.

Dans l'église, à la voûte de Vabside est la vierge avec deux anges; au dessous, Jésus et la vierge séparés par un baldaquin reçoivent chacun huit personnages vêtus à l'antique et avançant leur bras droit enveloppé de la toge comme pour présenter un objet; au dessous l’on voit six saints en costume ecclésiastique; aux niches des absidioles, St. Michel et St. Georges. Il y a encore sur les murs quelques autres représentations moins impor- tantes.

Les peintures du monastère ont plus d'intérêt. A gauche de l'entrée, sur le mur de tête, au dessous d'une large ligne rouge tracée à plus de deux mètres de hauteur, se détachaient sur un fond noir six têtes encadrées d’un nimbe jaune. La première gauche) est effacée; la seconde et la troisième sont peu distinctes; la a été transportée au Musée Central; la et la sont encore nettement visibles.

N°. 4: C'est une jolie tête de femme. Elle porte un diadème, de longs cheveux noirs dont les boucles sortent du voile qui les enveloppe et des- cendent jusqu'aux épaules; on voit encore le haut de la poitrine vêtue de rouge. L’ovale du visage est plein, régulier; les oreilles, la bouche, les yeux sont petits et finement dessinées, le nez est peut-être un peu mince. Les couleurs ajoutent leur charme à la grace du dessin: le brun des ombres portées, le vert des dégradés ont pris les beaux tons du bronze, tandis que le rouge encore vif qui indique la saillie des lèvres et des paupières, et le blanc des yeux conservent à ce visage noirci l'éclat de la vie. Il n’est pas jusqu'aux détails, aux raies rouges du voile, au lignes rouges-sombres du diadème se détachant, ainsi que la visage même, sur le nimbe jaune, qui ne trahissent le soin de la facture et l'entente du caloris.

N°. 5. C'est aussi une tête couronnée, mais un souverain; de longs cheveux qui paraissent rouges enveloppent jusqu'au dessous des oreilles l’ovale du visage également très noirci.

N°. 6. Femme portant un voile.

La voûte aussi était peinte. A droite de l'entrée un personnage nimbé est étendu sur le sol. Au dessus de lui se dresse un arbre qui projette symétriquement à droite et à gauche douze larges feuilles (la 12°" est effacée). Sur le trône on aperçoit, debout l’un au dessus de l’autre, deux hommes couronnés, vêtus, l'un d'un paludamentum rouge ouvert, le second d'une courte tunique verte; et une orante enveloppée d'un voile. Chaque feuille porte un personnage également nimbé dont on ne voit que le buste. Chacun d’eux tient, ainsi que les deux souverains représentés sur le tröne, un rouleau®deploye. Les deux plus élevés sont près de la tête de l'orante, à la hauteur des reins de la voûte. La composition ne s'étendait pas plus haut.

Sur le même mur est représentée une echelle de laquelle seize anges s’approchent en volant main droite du visiteur).

Au mur de face on voit un personnage nimbé revêtu d’une cuirasse

M datfé, Wien. Skulpierte Situlentrommel: Hirtenleben. K. Museum des Tschinili-Kioxk, Konstantinopel.

tétes humaines. Dans nn bloc de marbre est taillé un jenne homme assis, le buste nu, les jambes couvertes d'une toge, la tête coiffée d'un bonnet phrygien. Il joue d'un instrument à cordes. Sur sa tête est un aigle; sur son instrument un singe et une chouette. Des lions, des chiens, un sphinx, les animaux les plus divers forment au dessus de lui et à ses côtés comme une guirlande. La plupart paraissent attirés par la musique, mais les lions ne manquent pas à leur office glouton. Sur le socle des animaux encore moins nobles, un escargot, un lézard.

On le voit cette collection, si modeste soit elle, n’est pas depourvue d'originalité ni d'intérêt.

Athènes. G. Millet.

_ Strzygowski, Byz. Plastik.

Tichidruok von M: Jaffé, Wien. Skulpierte Süulentrommel: Hirtenleben,

K. Museum dos Tchinili-Kiosk, Konstantinopol.

Strzygowski, Byz. Plastik. Tafel II.

1. Skulpierte Säulentrommel: Taufe Christi.

Lichtäraek von M Jn ££é, Wien,

2. Skulpierte Säulentrommel: Zwei Frauen mit Hahn und Hund.

K Museum des Tschinili-Kiosk, Konstantinopel

. Strzygowski, Byz. Plastik.

Lichtdraok van M, Far, Wien.

Reliefmedaillon des Evangelisten Marcus.

K. Museum des Tschinili-Kiosk, Konstantinopel,

feto: »

Drum 3 9015 01310 2101

—— ms —_— THE UNIVERSITY OF MICHIGAN GRADUATE LIBRARY

DATE DUE