LIBRARY "^ UNIVERSITY Of I ^ ^'""^ J OWIVERSITY OF CALIFORNIA, SA« fttöö LA JOLU, CALlFORr^lA CENTRALBLATT fttr Bakteriologie, Parasitenkunde und MektionskranklieiteiL Erste Abteilnng. 62. Band. Originale. CENTMLBLATT für Bakteriologie, Parasiteoltunde und Infektionskrankheiten. In Verbindung mit Geh. Med.-Rat Professor Dr. Loeffler in Greifswald, Geh. Med.-Bat Professor Dr. R. Pfeiffer in Breslau und Geh. Beg.-Rat Professor Dr. M. Braun in Königsberg herausgegeben von Geil. Reg.-Rat Prof. Dr. 0. Uiilworm, und Geii. Reg.-Rat Dr. A. Weber, Berlin ßerlio-Lichterfelde Erste Abteilung. 6*2. Band. lelmniscli-liysieiiisclie BaMeriolooe ml \m± PnteQ^le. Originale. Mit 14 Tafeln und 46 Abbildungen Im Texte. Jena, Verlag von Gustav Fischer. 1912. Digitized by the Internet Archive in 2010 http://www.archive.org/details/centralblattfr62jena Centralbl. f. Bakt. etc. I. AbL Orioinale. Bd. 62. Heft 1/2. Ausgegeben am 30. Januar 1912. Nachdruck verboten. Zur Pathogenität der Tuberkelbacillentypen bei Mäusen. [Aus dem Hygienischen Institut der Universität Kiel (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. B. Fischer).] Von Dr. med. Ernst Peters, früher Medizinalpraktikant am Untersuchungsamte für ansteckende Krankheiten. Zur Lehre von der Verschiedenheit der Warmblüter- tuberkelbacillentypen lieferte Trommsdorff einen neuen Beitrag mit seiner Verötfeutlichung „Ueber intravenöse Impfungen mit Menschen- und Rindertuberkelbacillen bei Mäusen" (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheits- amte. Bd. 32. Heft 2). Er spritzte weißen Mäusen — Tieren, die bisher nur selten zu Tuberkuloseversuchen benutzt wurden — in die Schwanzvene genau abgemessene Mengen von Tuberbacillenkulturen verschiedenen Ursprungs ein, und fand, daß Mäuse für Perlsucht- bacillen viel empfänglicher sind als für Bacillen des Typus human US. Auf Anregung des Herrn Geh. Med.-Rat Prof. Dr. B. Fischer habe ich diese Versuche nachgeprüft. Ich beschränkte mich hierbei auf die Einheitsdosis von 1 mg in physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmter und in einem Achat- mörser gut verriebener Kultur; denn es kam mir nicht darauf an, die Wirkung verschieden großer Dosen einer Kultur zu studieren ; ich wollte vielmehr nur prüfen, ob eine bestimmte Dosis von Perlsucht- bacillen sich in ihrer Wirkung anders verhielten als eine gleiche Dosis Menschentuberkelbacillen. Für die Identifizierung einer fraglichen Kultur ist dies ja ausreichend. Andererseits wurden mit dieser Einheitsmenge von 1 mg nicht nur eine Maus, sondern eine Serie von vier Mäusen geimpft, da nach den Erfahrungen von Fränkel und Bau mann wesent- liche Unterschiede in der Empfindlichkeit der einzelnen Tiere bestehen sollen, was aber bei meinen Versuchen nicht der Fall war, wie sich aus dem Folgenden ergibt. Auch Trommsdorff hat mit jeder Dosis je 4 Mäuse infiziert und ziemlich gleichmäßige Ergebnisse erzielt, so daß die Maus doch wohl als ziemlich zuverlässiges Versuchstier für intra- venöse Einspritzung von Tuberkelbacillen bezeichnet werden kann. Versuchsreihen mit Typus bovinus. Von Kultur 1 (Typus bovinus) wurde je 1 mg 4 Mäusen intra- venös injiziert. Davon starb Maus 1 nach 37 Tagen, 2 nach 32, 3 nach 42, 4 nach 38 Tagen. Der makroskopische Befund war bei allen ziemlich gleichmäßig: In den Lungen sehr zahlreiche verkäste, teilweise konfluierte Tuberkel; die Milz war stark vergrößert, weich, massenhaft mit sehr kleinen Tuberkeln durchsetzt. Von Kultur 2 (Typus bovinus) wurden mit je 1 mg 3 Mäuse infiziert. Alle drei gingen spontan nach 4, 4V2 und 7 Wochen ein. Der Sektionsbefund war dem der ersten Versuchsreihe entsprechend. Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 1/2. 1 2 Centralbl, f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Versuchsreihen mit Typus humanus. Von Kultur 3 (Typus humanus) wurde je 1 mg 3 Mäusen intra- venös injiziert. Davon wurde eine nach 8, zwei nach 9 Wochen getötet. Bei der Sektion wurden in den Lungen, ebenso in der Milz, weniger in der Leber, vereinzelte Tuberkel gefunden. Mit Kultur 4 (Typus humanus) wurden in derselben Weise 4 Mäuse infiziert, die alle nach 9 Wochen getötet wurden. Der makro- skopische Befund entsprach im allgemeinen dem der 3. Serie, doch waren die Tuberkel in der Lunge etwas zahlreicher, die infiltrierten Partieen etwas größer. Leber und Milz zeigten keine nennenswerten Unterschiede gegen die Befunde der 3. Serie. Von allen Tieren wurden Lungen, Leber und Milz mikroskopisch in Schnitten untersucht. Auch hier zeigten sich wesentliche Unterschiede zwischen den zwei ersten und den zwei letzten Versuchsreihen entsprechend dem schon oben geschilderten makroskopischen Befund. Bei Serie 3 und 4 zeigte sich in den Lungen mäßig starke Tuberkelbildung ohne Verkäsung. Größere Teile der Lungen waren überhaupt frei von patho- logischen Veränderungen. In Milz und Leber fanden sich nur vereinzelte nicht verkäste Tuberkel. Ganz anders war das Bild bei den Tieren der Serien 1 und 2: Tuberkel in viel größerer Anzahl, viel- fach verkäst, teilweise zu größeren Herden konfluiert, hauptsächlich in den Lungen, weniger in Leber und Milz. Auch der Tuberkelbacillen- befund zeigte bemerkenswerte Unterschiede. Während er sich bei den Tieren der Serie 3 und 4, entsprechend dem histologischen Befund, in mäßigen Grenzen hielt, waren in den Organen der mit Rindertuberkel- bacillen geimpften Tiere der Serie 1 und 2, namentlich in den Lungen, sehr große Mengen von Tuberkelbacillen vorhanden, so daß die Lungen wirklich, wie Trommsdorff sagt, „vollgepfropft" mit Bacillen er- schienen. Meine Untersuchungen bestätigen also die Angaben Trommsdorffs. Es zeigte sich aufs deutlichste, daß die 2 Stämme des Typus bovinus erheblich virulenter für Mäuse waren, als die beiden Stämme des Typus humanus. Die mit 1 mg Rindertuberkelbacillen ge- impften Mäuse starben alle spätestens 7 Wochen nach der Injektion an einer ausgebreiteten Tuberkulose der Lunge, Leber und Milz. Ueberall waren Tuberkelbacillen in großer Menge nachweisbar. Hingegen zeigten die mit Menschentuberkelbacillen geimpften Tiere nach 8 — 9 Wochen nur geringe Veränderungen in den Lungen, während Leber und Milz fast ganz frei von tuberkulösen Veränderungen waren. Dementsprechend war auch die Menge der Tuberkelbacillen in den Organen gering. Keines von diesen Tieren war spontan eingegangen. Wir haben also durch intravenöse Einverleibung von 1 mg einer fraglichen Tuberkelbacillenkultur in die Schwanz vene einer Maus ein weiteres Mittel zur Differentialdiagnose zwischen Typus humanus und Typus bovinus, das auf Grund der oben beschriebenen Versuche wohl als ziemlich zuverlässig bezeichnet werden kann, durch welches jedoch die übrigen älteren Methoden (Kultur, Kaninchen, Rind usw.) natürlich nicht überflüssig geworden sind. Es soll vielmehr nur eine Ergänzung dieser sein, und man wird sich stets an die Mahnung Webers halten müssen, daß es nicht an- gängig ist. auf Grund eines einzigen Unterscheidungsmerkmales die Diagnose Typus humanus oder bovinus zu stellen. Mereshkowsky, Der Einfluß der Paesageu durch graue Ratten etc. Nachdruck verboten. Der Einfluss der Passagen durch graue Ratten (Mus decumanus) auf die Virulenz des Bacillus Danysz. [Aus dem landwirtsch.-bakteriol. Laboratorium des Ackerbauministeriums zu St. Petersburg (Direktor: M, G. Tartakow sky).] Von S. S. Mereshkowsky. Mit 5 Textfiguren. Die ersten Mitteilungen von Danysz über einen Bacillus, der sich zur Vertilgung der Ratten eigne, erschienen im Jahre 1893 und 1895^). In diesen Mitteilungen sagt er, daß es ihm gelungen sei, aus Feldmäusen, die an einer in Frankreich spontan aufgetretenen Epizootie krepiert waren, einen sich nach Gram färbenden Bacillus zu iso- lieren. Dieser Bacillus besaß anfänglich nur deutlich ausgesprochene pathogene Eigenschaften Mäusen gegenüber, nach einer Reihe von Pas- sagen durch die großen Nager wurde er jedoch auch für Ratten virulent. Nach Danysz' Angaben erwies sich der von ihm isolierte Ba- cillus so wirksam zur Vertilgung der im Freien lebenden Ratten und Mäuse, daß er beschloß, sich mit dem Vertrieb der Kulturen desselben zu befassen. Die zur Vertilgung von Mäusen bestimmte Kultur gab er unter der Bezeichnung Virus 1 aus und die zur Rattenvertilgung ge- eignete unter der Bezeichnung Virus 2. Im Jahre 1900 erschien ein weiterer Aufsatz von Danysz, der derselben Frage gewidmet war ^). Danysz beginnt ihn mit einer Ueber- sicht derjenigen Bacillen, die von verschiedenen Autoren zum Kampf gegen die schädlichen Nager vorgeschlagen worden waren und sagt, daß sie alle in praktischer Hinsicht wenig geeignet seien, denn die Wirkungs- sphäre einer jeden derselben sei zu beschränkt. So sei der Loefflersche Mäusetyphusbacillus deutlich pathogen nur Haus- und Feldmäusen gegen- über, der Las er sehe Bacillus nur für Feldmäuse, der Meresh- kowsky sehe Bacillus nur für Zieselmäuse, der Issatschenkosche Bacillus nur für weiße Ratten^); zu einer erfolgreichen Vertilgung der 1) Danysz, Jean, Emploi des cultures artificielles de microbes pathogen es ä la destruction des rongeurs (carapagnols et mulots) en grande culture. (Compt. rend. de l'Acad. d. Scienc. T. 117. 1893. p. 869.) Derselbe, Maladies contagieuses des animaux nuisibles. (Extr. des Annai. de la Science agronom. T. 1. 1895.) 2) Danysz, J., Un microbe pathogfene pour les rats (Mus decumanus et Mus ratus) et son application ä la destruction de ces animaux. (Ann. de l'Instit. Pasteur. T. 40. 1900. p. 193.) 3) Die Meinung Danysz', daß der von mir isolierte Bacillus nur für Zieselmäuse pathogen wäre, beruht auf einem Irrtum. Schon aus der Ueberschrift meines Artikels, auf den er Bezug nimmt: Ein aus Zieselmäusen ausgeschiedener und zur Vertilgung von Feld- resp. Hausmäusen geeigneter Bacillus (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Bd. 17. 1895. p. 472) ist zu ersehen, daß in ihm die Rede ist von den pathogenen Eigenschaften dieses Bacillus für Feld- und Hausmäuse; über seine Virulenz den Zieselmäusen gegen- über konnte ich mir damals noch keine bestimmten Schlüsse gestatten, da ich darüber noch nicht über genügende Daten verfügte. Ebenso unbegründet ist die Annahme Danysz', daß der Issatschenkosche Bacillus nur für weiße Ratten pathogen sei. Der Irrtum ist wohl dadurch entstanden, daß Issatschenko in seiner vorläufigen Mitteilung, auf welche Danysz sich beruft (B. Issatschenko, Ueber einen neuen für Ratten pathogenen Bacillus. Vorlauf. Mitteil. Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Bd. 23. 1898. p. 873), nicht darauf hinweist, ob 1* 4 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Nager wäre es, seiner Meinung nach, aber notwendig, eine Kultur zu besitzen, die gleichzeitig auf ihre verschiedenen Vertreter wirke. In der Voraussetzung, daß sich eine solche Kultur auf künstlichem Wege ge- winnen ließe, indem man die Virulenz eines der mäusetötenden Mikro- organismen verstärke, unternahm Danysz dahingehende Versuche. Er wählte zu ihnen einen Bacillus, den er mit folgenden Worten charak- terisiert: „Un coccobacille, presentant l'ensemble des caracteres du B. coli et ressemblant en celä au bacille de Loeffler, isole par moi d'une epidemie spontanee des campagnoles." Ganz zufällig und erst 2 Jahre später erscheint in der Presse ein Privatbrief Danysz', aus dem wir erfahren, daß der von ihm zu diesen Versuchen ausgewählte Bacillus nichts gemein hat mit dem, über den er in den Jahren 1893 —95 berichtet hatte. Er schreibt in diesem Brief: „Le microbe que je cultive en ce moment et depuis quelques annees dejä, ne prend pas le Gram. J'avais ä un moment donnee un microbe, qui prenait le Gram, mais comme il a perdu assez rapidement sa virulence, je Tai abandonnö depuis longtemps. Je n'ai pas insiste sur ce point dans mes publi- cations ulterieurs, parceque la question me semblait de peu d'impor- tance" ^). Anfänglich zeichnete sich dieser Bacillus nur durch eine schwache Wirkung auf graue Ratten (Mus decumanus) aus: Von 10 per os infizierten Ratten krepierten nur 2 oder 3, die übrigen erkrankten ent- weder überhaupt nicht, oder wenn sie erkrankten, so genasen sie bald wieder. Um seine Virulenz zu erhöhen, beabsichtigte Danysz, die Methode der Passagen durch Ratten zu benutzen. Doch es erwies sich, daß die Virulenz des Bacillus nach solchen Passagen nicht nur nicht zunahm, sondern schnell schwächer wurde und zum Schluß sogar ganz schwand, unabhängig davon, ob die Ratten per OS oder subkutan infiziert wurden. Am häufigsten verlor der Ba- cillus seine Virulenz nach der 10. oder 12. Passage, bisweilen aber schon nach der 5. oder noch früher, dabei war es ganz einerlei, ob er in den Pausen zwischen den Passagen auf Bouillon oder Agar kultiviert wurde oder unmittelbar von Ratte auf Ratte übertragen wurde. Zur Erklärung dieser eigentümlichen Erscheinung sprach Danysz die Vermutung aus, daß sein Bacillus sich nur mit Mühe den ver- änderten Lebensbedingungen anzupassen vermag. Indem der Bacillus es bei den Passagen, bei Infektion per os, lernt, sich im Darmtraktus zu entwickeln, verliert er die Fähigkeit, sich im Blute zu vermehren und wird hierdurch unschädlich für Ratten, da er seine vernichtende Wirkung auf diese nur dann zeigen kann, wenn er ins Blut gelangt. Auf Grund dieser Erwägungen begann der erwähnte Autor folgende komplizierte Methode anzuwenden, um die Virulenz seines Bacillus zu vergrößern. Er infiziert eine Maus per os mit einer solchen Kultur, von welcher Mäuse in 4—5 Tagen krepieren. Am folgenden Tage tötet er die Maus und macht mit dem Herzblut eine Aussaat auf Bouillon. 68 flieh um weiße oder graue Ratten handle. Daß Issatschenko seinen Bacillus aus grauen Ratten isolierte, und daß der Bacillus gerade für diese pathoeen ist, ist aus einer späteren Arbeit erHichtlith (B. Issatschenko, Untersuchungen mit dem für Ratten pathogonen Bacillus. Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 31. 1902. p. 26), die 2 Jahre nach dem Aufsatz von Danysz erschienen ist. 1) ürimm, Max, Vergleichende Untersuchungen über den Bacillus Danysz und über einen neuen für Ratten pathogenen Mikroben. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 31. 1902. p. 286.) Mereshkowsky , Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 5 Nach 24-stündigein Verweilen im Tiiermostaten impft er mit dieser Bouillon frische Bouillon, die er dann in Ampullen gießt, die bis zum Rande gefüllt werden ; die Ampullen stellt er wieder in den Thermo- staten. Bei den ersten Anzeichen des Wachstums der Bacillen in den Ampullen entfernt er sie aus dem Thermostaten und bewahrt sie bei Zimmertemperatur auf; am 4. oder 5. Tage überträgt er die in den Ampullen entwickelten Kulturen in Kollodiumsäcke und versenkt diese in die Bauchhöhle von Ratten. Nach 24 — 36 Stunden holt er die Kol- lodiumsäcke wieder heraus und sät ihren Inhalt von neuem auf Bouillon aus. Nach 24-stündigem Stehen im Thermostaten überimpft er von dieser Bouillon wieder auf frische Bouillon, die er wieder in Ampullen füllt, und aus diesen Ampullen macht er eine Aussaat auf Agar. Die auf dem Agar sich entwickelnde Kultur schüttelt er mit Wasser durch, durchtränkt mit diesem Wasser Brot oder Getreidekörner und gibt diese dann Mäusen zu fressen. Nach 24 Stunden tötet er die Mäuse, gewinnt aus ihrem Blute eine Kultur, mit welcher er von neuem das ganze, oben beschriebene Verfahren wiederholt, und das mehrere Male. Nach den Angaben von Danysz wird nach 3— Smaliger Wiederholung dieser Prozedur die Kultur, die in 4 — 5 Tagen Mäuse tötete, so virulent, daß sie sie schon nach 36 — 40 Stunden tötet. Nachdem er dieses Resultat erzielt hat, bedient sich der erwähnte Autor zu weiteren Passagen anstatt der Mäuse weißer Ratten, und zwar zuerst junger, die nicht älter wie 1 — IV2 Monate sind, dann immer älterer und älterer und zum Schluß grauer Ratten, Kulturen des Bacillus mit einer auf diese Weise gesteigerten Virulenz verlieren dieselbe nach den Beobachtungen von Danysz im Verlaufe mehrerer Monate nicht, wenn man sie vor Luftzutritt bewahrt und im Dunkeln stehen läßt. Bei Gegenwart von Sauerstoff bleibt die Virulenz der Agarkulturen 1 — 2 Monate unverändert bestehen, die Virulenz der Bouillonkulturen dagegen schwindet schnell^). Aber auch die allervirulentesten Kulturen verbürgen, nach den An- gaben Danysz', nicht einen sicheren Erfolg bei der Rattenvertilgung, denn es finden sich unter den Ratten, seiner Ansicht nach, nicht nur einzelne Individuen, sondern ganze Rassen, die eine Immunität gegen seinen Bacillus besitzen. Mit einer Nachprüfung der Danysz sehen Untersuchungen befaßten sich Kister und Koettgen, Krausz, Bronstein, Kolle, Abel, Klein und Williams, Rosenau, Markl, Wiener, Wainstein, Mühlens, Dahm und Fürst u. a. Kister und Koettgen^) führten ihre Versuche mit einer Kultur aus, die sie von Danysz selbst erhielten. Sie fanden, daß die letztere alle Ratten ohne Ausnahme, die zu den Versuchen verwandt wurden, in 5 — 7 Tagen nach der Infektion tötete. Nach ihren Beobachtungen schwindet die Virulenz des Bacillus schnell bei Passagen durch Ratten. Sie gaben gesunden Ratten von den Ka- davern der an den Folgen der Infektion krepierten Ratten zu fressen, und konnten sich überzeugen, daß auch auf diesem Wege die Seuche übertragen wurde. Bouillonkulturen, die sie im Zimmer bei einer Temperatvir von 10 — 23" aufbewahrten, verloren ihre 1) Danysz benutzte als Nährboden bei seinen Versuchen Bouillon aus Pferde- fleisch, der zur Neutrahsierung der Säuren, die sich beim Wachstum des Bacillus in der Bouillon bilden, etwas Kreide zugesetzt wurde. Auf die Notwendigkeit der Neu- tralisierung dieser Säuren lenkt Danysz besonders die Aufmerksamkeit, weil er glaubt, daß die Säuren, wenn sie in ungebundenem Zustande bleiben, eine Abschwächung der Virulenz des Bacillus bewirken. 2) Kister, J., u. Koettgen, P., üeber die von Danysz gefundenen, für Ratten pathogenen Bacillen. (Dtsche med. Wochenschr. Jahrg. 27. 1901. p. 275.) Q Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Virulenz schon nach einem Monat; Kulturen auf Agar bewiesen unter den gleichen Umständen eine etwas größere Widerstandsfähigkeit. Auf Katzen, Hunde, Meer- schweinchen und kleine Vögel zeigte der Bacillus, nach ihren Worten, keine Wirkung. Auf (irund dieser Beobachtungen halten Kister und Koettgen die Kul- turen des Danyszschen Bacillus für durchaus geeignet zum Kampfe gegen die Ratten. Krausz') stellte seine Versuche unter folgenden Umständen an: Er setzte die Ratten in einen durch eine Querwand in zwei Abteilungen geteilten Käfig; in einer Abteilung brachte er 19 Ratten unter, in der anderen nur eine, der er Brot vorsetzte, da« mit (1er Kultur durchtränkt war. Am 4. Tage nach ßegmn des Versuches entfernte er die Querwand, infolgedessen befanden sich nun die infizierte und die gesunden Ratten vereint in einem Raum. Nach 8 Tagen krepierte eine der gesunden Ratten und nach ihr, bis zum Ablauf von 16 Tagen, noch 8. Die infizierte Ratte fiel am 11. Tage. Bei keiner von ihnen fand der Autor weder irgendwelche krankhafte Veränderungen in den Organen, noch auch den Danyszschen Bacillus. Von den übrigen 10 Ratten krepierten noch weitere 8 im Verlaufe der folgenden 15 Tage, während 2 gesund blieben. Krausz wiederholte den Versuch, aber mit dem Unterschiede, daß er die abgesondert gehaltene infizierte Ratte die ganze Zeit über isolierte. Sie krepierte nach 10 Tagen, und bald nach ihr fielen auch alle die nicht infizierten 19 Ratten, die sich in der anderen Abteilung des Käfigs befanden. Die Obduktion und die bakteriologische Unter- suchung der Gefallenen ergab die gleichen negativen Resultate, wie beim vorhergehenden Versuch. Eine derartige große Sterblichkeit seiner Ratten erklärt Krausz nicht durch die vernichtende Wirkung des Bacillus, sondern durch die Einflüsse der Gefangenschaft. Bei Infektion einer Kanalisationsröhre auf einer großen Fabrik erhielt derselbe Autor Resultate, von denen er sagt: „Das Brot wurde aufgefressen, ohne daß man nachher mehr Rattenkadaver gefunden hätte, als unter normalen Verhältnissen." Nach seinen Versicherungen erwiesen sich die Kulturen dieses Bacillus Haus- tieren gegenüber als vollkommen unschädlich. Bronstein^) nahm seine Versuche an 60 Ratten vor, und beobachtete bei ihnen den Eintritt des Todes am 2.-35., am häufigsten am 4. — 8. Tage nach der Infektion. In den Organen und dem Blute der gefallenen Tiere fand er beständig eine Reinkultur des Danyszschen Bacillus; im Blute fanden sich weniger Stäbchen als in den Organen. Bei Ratten, die 2—3 Tage nach der Infektion krepiert waren, wurden Bacillen weder im Blut des Herzens noch in den Organen gefunden. Nach seinen Beobachtungen in- fizierten sich die gesunden Ratten beim Anfressen der gefallenen, aber der Tod erfolgte bei ihnen später als bei den unmittelbar mit der Kultur infizierten, und der aus ihren Organen isolierte Bacillus zeichnete sich durch geringere Virulenz aus. Als Ursache der Abschwächung der Virulenz des Bacillus sieht Bron stein die saure Reaktion sowohl des Magensaftes, wie auch des Nährbodens an ; deshalb empfiehlt er, als Nährboden Agar von stark alkalischer Reaktion zu verwenden und die Emulsion aus der Kultur, die zur Infektion der Ratten dienen soll, mit einer gesättigten Soda- lösung zuzubereiten. In Uebereinstimmung mit Danysz gibt Bronstein die Möglichkeit zu, daß es unter den Ratten Rassen gibt, die eine ungleiche Empfänglichkeit diesem Bacillus gegen- über haben. Auf Haustiere zeigt der Bacillus, nach Angaben des Autors, sowohl bei der Infektion mittels der Nahrung, wie auch bei subkutanen Injektionen, nicht die ge- ringste Wirkung. Auf Grund dieser Ergebnisse kommt Bronstein zu dem Schluß, daß die von ihm erprobten Kulturen sich durchau s zur Vernichtung der Ratten eignen. Kollo") stellte seine Versuche mit einer ihm von D a n y s z selbst zugewandten Kultur an. Um ihre Virulenz zu erhalten , unterwarf er sie derselben komplizierten Prozedur der Durchführung durch Tiere und Nährböden, wie sie von dem letztgenannten Autor angegeben worden ist. Er stellte seine Untersuchungen an 60 Ratten an, unter denen es graue, weiße und bunte gab. Er setzte sie, je 10 Stück zusammen, in Käfige und fütterte sie nur mit in Kultur getränktem Brot, nach 24 Stunden jedoch setzte er ihnen ihr gewöhnliches Futter vor. Um die Chancen der Infektion zu vergrößern, ent- fernte or aus -11) s. p. 13. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 15 TabeUe No. 3. Serie ÄPB der Versuche. OJ. . « O - I nf ek tionsm aterial Sein Ursprung Von welcher Ratte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert *• ai O 's S *" fe » 4) a" ' — ■ Ui I «»- S Ol a> a es o OD ^^ e« O u ° S^ . V -SS« 03 (U >S E Sc g ^ 'S Fremde Bakterien S - 'S I wurden gefunden £ £ Ö I + (X) oder keine 0 a^ 1 Vers. 4 r R. 170 Vers. 7 R. 205 \ Vers. 11 R. 234 1 Vers. 14 r R. 263 l Vers. 17 j R. '298 1 Vers. 18 r R. 337 Vers. 20 R. 357 Vers. 22 R. 382 Vers. 24 R. 396 Vers. 32 R. 433 Vers. 39 R. 467 Vers. 41 R. 488 Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Müz Leber Milz Leber Milz Leber Müz Leber Milz Leber Müz Leber Milz Leber Milz Leber Mik Leber Milz Leber Müz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Müz Leber Milz Leber Milz n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon im Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt Og 2 2 Oa 2 2 OP 3 Oa 3 » 3 OaOP 3 OP 4 )) 4 4 4 5 » 5 >> 5 >» 5 >» 6 )> 6 6 » 6 7 )> 7 7 » 7 Oa 8 i> 8 )> 8 )) 8 OP 9 » 9 9 » 9 10 10 10 >> 10 >) 11 >> 11 11 )) 11 Og 12 12 12 12 OP 13 )) 13 13 )) 13 11 11 11 9 6 11 7 4 5 4 6 4 9 17 11 7 7 11 3 7 7 10 6 8 7 7 10 6 11 6 5 6 8 5 9 9 8 Blieb 3 3 13 5 6 10 7 vergr. nicht vergr. nicht vergr. Oa OP Oa OP OP Oa OP da )> n OP Oa OP Oa +g') OP Oa OP Oa OP OP Oa OP Oa Oa OP Oa )) OP Oa )) +g^) Oa St Oa Oa St Oa )» OP Oa OP Oa Oa )i OP Oa Og Oa ») OP Oa Og am Leben (getötet 57 nach der Infektion) nicht St st vergr. Oa Oa Og Og » OP OP nicht vergr. Og Og +g^) >» )I Og') 9) +g Og Og Oa Tage St Oa Og Og 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. 16 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Infektionematerial Sein Ursprung Von welcher Ratte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert V „. o . »-I S; Ol ■ * S'E & ■(!) a> S I SH l-l + 'S 'S)« CS 'S cd &«« c g^ -g Fremde Bakterien ^ g"a\ wurden gefunden £ 2 fe +(X) oder keine 0 ^^ o 5lf = 1-3 a — I 00 ® S Ü3 553 554 555 556 571 572 573 574 601 602 60.i 604 633 634 635 636 682 683 684 685 706 707 708 709 765 766 767 768 7112 793 794 795 796 797 829 830 8;ji 832 833 834 874 876 877 878 893 894 895 896 Vers. 46 R. 513 1 Vers. 50 I R. 554 1 Vers. 53 ( R. 572 Vers. 57 R. 602 Vers. 64 R. 633 Vers. 75 R. 683 Vers. 81 R. 707 /Vers. 89 R. 706 Vers. 94 } R. 794 IVers. 100 ( R. 831 Vers. 104 ' R 875 Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Herzblut Leber Milz Herzblut Leber Milz Herzblut Leber Milz Herzblut Milz Herzblut Milz Herzblut Herzblut Milz Herzblut Milz I in Bouillon ' im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt / in Bouillon > im Dekokt ; in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt \ in Bouillon im Dekokt in Bouillon > im Dekokt Og Og +g +g ög 14 14 14 14 15 15 15 15 16 16 16 16 17 17 17 17 18 10 6 9 4 10 7 7 7 7 7 4 7 16 vergr. nicht vergr. Og Og nicht Og Og +g Og +g Og +g Og Blieb am Leben (getötet am 39. nach der Infektion) 6 I vergr. 1 1 1 6 I „ I I I Blieb am Leben (nochmals fiziert) Tage 18 12 18 6 18 12 19 9 19 10 19 9 19 11 20 12 20 7 20 13 20 10 21 6 21 6 21 6 21 5 21 6 21 6 22 12 22 10 22 6 22 6 22 5 22 6 23 16 23 4 ■23 11 23 5 24 9 24 8 24 9 24 6 vergr. Og Og I) +g Og') +g*) nicht Og') Og') +g-^) +s') vergr. Og +g +g nicht +g^) Og Og^) vergr. nicht Og vei ■gr. +g Og +g +g Og Og +g Og nicht Xg^) Xg^) vergr. Og „ +g 1 )> +g Og )) +g Og +g Og Og Og Og Og Og Og i^ Og )) Og Og Og Og 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 17 ;§< Infektionsmaterial Sein Ursprung Von welcher Batte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert ^ « ) nicht vergr. nicht vergr. Og +g Og +g Ogr Og & Og^) Xg') Og Og +g') Og +g') 11 12 6 115 10 Am Leben am 172 Og ^-g") Xg Og »» +& +g*) Og^) st Og +g Og +g Og +g^) Og«) Og +g +g^) Og^) Og Og«) Og St Og +g^) Og«) Og +g Og +g Og Infektion Off St Tage nach der 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. 3) In Bouillon eine Gelatine schwach verflüssigende Bakterienkolonie. 4) In Leber und Milz (Bouillon) je eine Gelatine verflüssigende Kolonie. Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 1/2. 2 18 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. 25 Infektionsmaterial Sein Ursprung Von welcher Ratte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert; B 1 ' : 'S a3 1 o ^ Ol c ö ® So ^^ u « ^. ® OS3 -Od)® « » fe .CS a~ H.o-o > a> ■- g ^.« 1-3 0 = CO l: Im ' 5r! S «^ ® 3 Q^ Ml Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 73 XI I— ( "^ -2 N ^ c SÄ 18811282 ,1283 |12&i 11285 194 1306 1307 130S 1309 199 1326 Il327 11328 11329 206 |1358 1359 |1360 11361 212 1386 1387 11388 |l389 215 11402 1403 1404 Vers. 182 R. 1258 Vers. 118 i R. 1284 Abimpfung aus Bouillon , . mit Herzblut iQ Bouillon Orig. -Kultur] Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. - Kultur Vers. 194 Abimpfung x^ , ^,. i^us Bouillon R. 1308 mit Herzblut Orig. - Kultur iVers. 199 R. 1328 IVers. 206 R. 1361 224 233 239 1405 1438 1439 1440 1441 1474 1475 1476 1477 1501 1502 1503 1504 25011551 11552 1553 1554 Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. -Kultur Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. - Kultur AT Ol Ol Abimpfung Vers. 212 aus Bouillon { R. 1387 mit Herzblut Orig. - Kultur Vers. 215 R. 1405 IVers. 224 ( R. 1441 Vers. 233 R. 1474 Vers. 239 R. 1502 Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. - Kultur Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. - Kultur Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon Og 11 I vergr. Og Og i Og Am Leben am 163. Tage nach der Infektion Oe I Og vergr. nicht vergr. +g^) Og*) Og +g^) Og') Og Og +gM Og*) Og +g Og 36 36 36 36 37 37 37 37 38 38 38 38 39 39 39 39 40 40 40 40 41 41 41 41 42 42 42 42 43 43 43 43 44 44 - 44 Am Leben am 78. Tage nach der Infektion 9 82 6 5 5 6 16 13 8 11 8 7 8 4 13 7 69 12 Am Leben am 113. Og 8t Og Og Og Og Og st 60 37 6 5 8 3 12 Infektion nicht j Og vergr. +g Tage nach der St Og^) Og +g')' +g'') Og V +g +g') +g St Og Og Og st Og Og 44 45 45 45 45 6 vergr. Og Og 1 5 » )) » 6 +g +g^) Og») 0 » Og Og 1 5 )i >) Og Og st 1) In Bouillon. 2) In Dekokt. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 19 Infektionsmaterial o aM SS -§1 Sein Ursprung Von welcher Ratte 1606 1607 1608 1609 385 386 387 388 399 400 401 402 429 430 431 432 459 460 461 462 ,Vers. 250 ' R. 1554 In welchem , , Nährmittel Aus welchem kultiviert Organ i Abimpfung aus BouiUon mit Milz in Bouillon Og 46 46 46 46 2 S fe M s o) >^> o E So Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 vergr. Og Og') Die Passagen werden weitergeführt. Tabelle No. 4. Serie APB der Versuche. Vers. 20 R. 358 Vers. 23 R. 385 Vers. 25 R. 309 Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz Leber Milz in Bouillon im Dekokt in BouiUon im Dekokt in Bouillon im Dekokt OP + P OP +P 8 8 8 8 9 9 9 9 10 10 10 10 5 5 10 8 6 10 5 5 9 37 10 vergr. >) nicht vergr. nicht vergr. +g OP Oa +P dp OP Oa +g I» Og :S 03 + g- Og Og OP Oa +P I» +P OP Oa Oa St Vers. 24 R. 395 Blieb am Leben (getötet am 44. Tage nach der Infektion) Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Tabelle No. 5. Serie APB der Versuche. Blieb am Leben (getötet am 92. Tage nach der Infektion) 12 I nicht j Og I +P i Blieb am Leben (getötet am 40. Tage nach der Infektion) Blieb am Leben (getötet am 40. Tage nach der Infektion) Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Leber Milz Leber Milz +g 10 1 in Bouillon 1 10 1 Og 10 i im Dekokt >i 10 TabeUe No. 6. Serie APB der Versuche. 523 Leber ; in Bouillon Og 14 524 Vers. 46 Milz +g 14 525 526 [ R. 514 Leber Milz I > im Dekokt Og 14 14 11 i vergr. I | j Og Blieb am Leben (getötet am 53. Tage nach der Infektion) 8 I vergr. 1 I | Og Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Tabelle No. 7. Serie APB der Versuche. 761 762 763 764 Vers. 81 R. 706 Leber Milz Leber Milz in Bouillon im Dekokt +g 20 Blieb am Leben (noch Og 20 11 vergr. +g +g 20 20 17 64 nicht » +g Og +g Og') Og +g 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. 2* 20 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. ^ a Infektionsmaterial Sein Ursprung Von welcher Batte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert O CS P' 4) *■ '-' 1^ g?t^ Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 OJ IS3 95 103 129 798 7 800 801 802 803 867 868 869 870 871 872 1018 1019 1020 Vers. 88 R. 762 Vers. 95 R. 800 IVers. 103 ( R. 869 Leber Milz Herzblut Leber Milz Herzblut Leber Milz Herzblut Leber Milz Herzblut Herzblut Milz Leber in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon +g Og +g +g +g 21 21 21 21 21 21 22 22 22 22 22 22 23 23 23 13 17 vergr. nicht vergr. +g Off +g +g^) Os Blieb am Leben (nochmals infiziert) 7 6 8 5 5 5 10 40 17 11 vergr. Og^) +g') Og Og )) nicht 1) n vergr. Og Og +g Og Og Xg 98 817 818 819 820 821 822 130 ;i021 1022 1023 138 1056 11057 11058 1059 156 1127 1128 ,1129 1130 Vers. 89 R. 765 1 Vers. 98 R. 817 Ivers. 130 ( R. 1021 IVers. 138 I R. 1059 99 823 8Si 825 826 827 828 Vers. 94 R. 792 Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Tabelle No. 8. Serie APB der Versuche. Leber Milz Herzblut Leber Milz Herzblut Herzblut Milz Leber Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut \ Orig.- Kultur ' Abimpfung . aus Bouillon . ^ -n mit Herzblut '° Bouillon Orig. -Kultur^ Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. TabeUe No. 9. Serie APB der Versuche. Leber Milz Herzblut Leber Milz Herzblut +g in Bouillon Og » im Dekokt )> in Bouillon Xg ög in Bouillon 21 10 21 22 21 76 21 8 21 22 21 6 22 8 22 120 22 58 23 16 23 10 23 149 23 6 24 10 24 7 24 9 24 6 1 vergr. XgM Xg^) Og^) Og^) nicht OgM Og') +g') +g') )) Og Og vergr. +g +g „ Og Og nicht +g +g vergr. )> » nicht Og Og » +g +g >> Og Og vergr. nicht vergr. )) )) )> Og 22 7 vergr. Og Og in Bouillon 22 4 Og 22 11 )> +g Og 22 10 Og im Dekokt 22 54 nicht +g +g 22 6 vergr. Og Og 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. 3) Sehr wenige Kolonieen von Gelatine verflüssigenden Bakterien. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 21 <0 ja [nfektionsmaterial -s-g gll Fremde Bakterien g 0) > 'S ö Im Material wa + (X) oder keir fremde Bakteri a a rt-Süd wurc en gefi ) oder inden BS Sein Ursprung In welchem Nährmittel kultiviert CS V ß o . ) 23 11 nicht Og 889 R. 824 Herzblut t» 23 12 vergr. Og 890 891 Leber Milz [ im Dekokt 23 23 11 7 11 11 11 892 Herzblut jj 23 5 11 »1 109 901 902 Vers. 106 Milz Herzblut \ in Bouillon 24 24 14 9 nicht vergr. Og Og 903 904 ' R. 888 Milz Herzblut \ im Dekokt 1) II 24 24 5 5 II +g II 117 939 Milz ] " 25 9 nicht Og^) Ogr +g*) > in BouUon +g') Og*) 940 Vers. 109 Herzblut 1 11 25 75 11 Og Og St 941 R. 901 Milz / \ 25 8 Xg^) Xg^) Og \ im Dekokt 11 '* Og^) V 942 Herzblut j 11 25 92 11 Og st 137 1052 ] Herzblut 1 + g 26 18 vergr. >i 11 2^ 1053 1054 1 Vers. 117 ( R. 939 Milz Leber > in Bouillon Og +g 26 26 4 69 11 nicht +g^) >i +g Og St Og^; 144 1087 Herzblut > in Bouillon Og 27 10 vergr. Og Og 9.^ 1088 1089 Vers. 137 R. 1053 Milz Leber 27 27 10 16 " +g 4-g^) +g^) Og Og'^) +g') 11 11 Og'') Og^) " 158 1135 Abimpfung 1 11 28 8 „ Og Og II 1136 Vers. 144 aus Bouillon > in BouiUon >1 28 2 nicht +g +g II 1137 ( R. 1087 mit Herzblut 11 28 6 vergr. Og Og 11 1138 J Orig.-Kultur J 11 28 9 II II >l 11 Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 143 154 162 1084 1085 1086 1121 1122 1123 1155 1156 1157 Vers. 117 R. 941 Vers. 143 ' R. 1084 Vers. 154 R. 1121 TabeUe No. 10. Serie APB der Versuche. Herzblut Milz Leber Herzblut Milz Leber Herzblut Milz Leber 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. in Bouillon in Bouillon in Bouillon Og 26 8 Xg 26 121 Xg 26 166 Og 27 11 y} 27 10 27 86 28 4 28 3 » 28 8 vergr. nicht 2^ St Og st 11 vergr. nicht 11 Og +g Og II ög +g^) II vergr. ög 11 " Og^) +g*) +g*) Og») 22 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Tabelle No. 11. Serie APB der Versuche. 1- = o CS u Infektionsmaterial Im Material waren + (X) oder keine 0 fremde Bakterien G CS « c 03 o n, «+- ^ C Mi Wieviel Tage nach d. Infektion erfolgte der Tod der Ratte Die Pey ersehen Plaques waren ver- größert oder nicht Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 > 13 Ö Sein Ursprung In welchem Nährmittel kultiviert Von welcher Satte Aus welchem Organ 'Ö TZ 1— 1 Im Blute des Herzens 146 1094 1095 1096 Vers. 117 R. 941 Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Abimpfung aus Bouillon mit Milz Abimpfung aus Bouillon mit Leber in Bouillon Xg Og Xg 26 26 26 57 7 235 nicht vergr. nicht +g Og +g +g Og +g St Og St Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 147 155 119711 Vers. 134 1098 1124 1125 112b / R. 1036 I Ver=s. 147 f R. 1097 Milz Leber Herzblut Milz Leber Tabelle No. 12. Serie APB der Versuche. > in Bouillon in Bouillon Xg Og 29 29 30 4 7 57 +g 30 10 +g 30 15 vergr. »> nicht vergr. +g Og +g +g') Og^) Og St +g Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Tabelle No. 13. Serie APB der Versuche. 151 160 167 169 175 181 1180 1181 1186 1187 1188 1189 1214 Vers. 140 Herzblut R. 1065 I Milz I Leber Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig.-Kultur Vers. 151 ■ R. 1111 ^r -.^^ Abimpfung Vers 160 aus Bouillon K. 114b n,it Herzblut Orig.-Kultur Abimpfung Vers. 1(57 aus Bouillon R. 1178 i^'t Herzblut Orig.-Kultur Abimpfung aus Bouillon R 1188 i™^* Herzblut Orig.-Kultur Vers. 169 Vers. 175 • R. 1214 in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut! Mn Bouillon Orig.-Kultur jj Og 30 8 +g 3ü 9 +g 30 14 Og 31 10 31 7 31 10 31 7 32 5 )> 32 5 32 7 32 4 „ 33 8 33 100 33 6 33 9 34 9 34 14 34 123 34 16 35 10 35 7 35 16 35 9 vergr. Og Og nicht vergr. II 11 » i> >i +gM Og^) Xg^) +g Og^) 1) +g Og » St St )> Og Og >» II II n +g Og^) +g*) » Og Og nicht +g +g )) II Og vergr. II n ,, II II nicht II II vergr. II „ 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 23 Xi u 'S s C3_ = o OD o-^ y' a> > ^s: 9i «&i ~ -n q; Infektionsmaterial Sein Ursprung Von welcher Rattte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert Ol „ ö C °ß0"^^0° Orig.-Kultur J in BouilioD in Bouillon in Bouillon Og +g') Og +g Og 36 36 36 36 37 37 37 37 38 38 38 38 39 39 39 39 40 40 40 40 41 41 41 41 42 42 42 42 43 43 43 43 44 44 44 44 45 45 45 45 6 11 9 8 12 6 7 9 12 12 9 6 12 19 14 23 14 15 25 12 11 Am 44 11 11 45 8 8 6 5 3 4 4 15 4 4 4 vergr. nicht vergr. nicht >> vergr. Og Og OgM +g') Og +g*) Og^) +g'l Og^) +g Og H-g") Og tS Og +g') +g') Og^) Og +g') Og-^) Og Og +g') Og Og Off Og ogr Og Og Og st Og +g Og +gV)_ Og*) Og*) Og*) ^ +g +L Leben am 105. Tage der Infektion vergr. Og Og >> )) nicht vergr. +g^) II »» )> Og*) Og Og Og » )) M )> » n >> )) >> ög Og St Og \ nach St Og Og St Og ög Og ög Og st 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. 3) Eine Gelatine verflüssigende Bakterienkolonie. 24 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 12. jn ja a]_< o 3 U V o > ^ 2 OhPh o! TS <ü £ -o § O r^"^ 5z; Ä 254 1575 1576 1577 1578 InfektioDsmatenal Sein Ursprung Von welcher Ratte [Vers. 247 R. 1538 Aus welchem Organ Abimpfung aus Bouillon mit Milz In welchem Nährmittel kultiviert £ « § fe 0) O) -3 -^ a t^ )) 31 4 >> Og I Og Vers 201 abimpfung T> ioQQ aus Bouillon -"• '■'^^^ mit Herzblut [Vers. 219 r R. 1421 Vers. 226 R. 1448 Vers. 232 R. 1470 [Vers. 238 f R. 1499 iVers. 249 I R. 1547 Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. -Kultur Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. - Kultur Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. -Kultur in Bouillon in BouiUon > in Bouillon > in Bouillon Abimpfung 1 aus Bouillon / mit Herzblut 1 Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut in Bouillon in Bouillon Og 40 6 40 40 40 6 » 40 7 )) 41 14 41 4 41 4 >> 41 3 )> 42 8 42 40 J» 42 73 )) 42 32 » 43 6 43 7 )> 43 4 >I 43 6 44 8 )> 44 8 J> 44 10 44 8 45 3 45 8 45 7 )' 45 5 vergr. nicht Og Og vergr. » II )> Og») II Og») » nicht Og +g') Og vergr. +g Og »I »I 11 +g') »> nicht Og') Og vergr. +g') 11 II Og^) Og') +g Og >» +g*) Og » Og») 1) " +g') Og " »> » » »I +gM Og") Og >1 II 11 )l I) II II II Die Passagen werden weitergeführt. 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 25 Tabelle No. 16. Serie APß der Versuche. ija 218 225 230 236 244 251 260 1414 1415 1416 1417 1442 1443 1444 1445 1462 1463 1464 1465 1489 1490 1491 1492 1521 1522 1523 1524 1555 1556 1557 1558 1610 1611 1612 1613 Infektion^material Sein Ursprung Von welcher Ratte ^Ve^s. 207 \ R. 1363 IVers. 218 r R. 1417 Vers. 225 R. 1443 [Vers. 230 ( R. 1463 ,Vers. 236 f R. 1491 .Vers. 244 i R. 1521 [Vers. 251 f R. 1556 Aus welchem Orofan In welchem Nährmittel kultiviert iJ-i ^ V « 5 «- 03 C «02 Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. -Kultur Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. -Kulturil Abimpfung i"j aus Bouillon I mit Herzblut: > m Orig. - Kultur I Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. - Kultur Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. - Kultur Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut Orig. - Kultur Abimpfung aus Bouillon mit Herzblut in Bouillon in Bouillon BouiUon in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon OD bC oä o ©Cd Og cd oPh 03 a^ QU öo 41 41 41 41 42 42 42 42 43 43 43 43 44 44 44 44 45 45 45 45 46 46 46 46 47 47 47 47 8 11 7 18 4 10 78 5 5 7 7 14 6 8 5 6 > »> )) I) » ;> )) )j i> Og Die Passagen werden weitergeführt. 1) In BouiUon. 2) Im Dekokt. Die Bedeutung der bei den Tabellen No. 3 — 45 angewandten Zeichen: g bedeutet eine Kontrollaussaat auf schräger Gelatine. Si „ „ r, r schrägem Agar. P „ Platten verfahren auf Gelatine. St „ daß die Bouillon oder der Dekokt steril blieb. + „ daß neben Danyszschen die Gelatine verflüssigende fremde Bakterien - arten gefunden wurden. X n daß neben Danyszschen die Gelatine nicht verflüssigende fremde Bakterienarten gefunden wurden. 0 „ den Befund einer Reinkultur des D a n y s z sehen Bacillus. No. der Ratten, die mit fettgedruckter Schrift bezeichnet sind, sind die- jenigen, von denen das Material zur folgenden Passage genommen wurde. 26 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Tabelle No. 17. No. der Genealogische Verbindune der Passagen der Serie BPB rassage der Versuche. 1 Vers. 2 Vers. 27 2 3 4 5 6 7 « 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 6. 9. 15 ') 38 45 51 Vers. 60 Vers. 66 I I M 73 „71 I . „ 85 ... . Vers. 82 . . . • . . I I „ 96. . . . . Vers. 79 120 . 127 . 135 ») 92 ») . Vers. 90 I 101 118 128 142 152 183 Vers. 87 Vers. 93 I „ 105 I „ 110 I . 121 I . 126 I . 136 Vers. 97 ♦) 190 . Vers. 148 200 '211, 221 . 229 . 242. 248. 256« 161 . I 179. 185. 191 . 198. 205 . 213 . 223 . 235 . 245 . I 252«) . Vers, 145 Vers. 173 . 178 186 195 202 208 217 227 237 246 253«) Vers. 157 *) 1) Alle blieben am Leben (getötet am 63.-105. Tage nach der Infektion). 2) Zwei Ratten krepierten am 6., die dritte am 9.. die vierte am 12. Tage Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 3) Eine krepierte am 6 die zweite am §., die dritte am 9., die vierte am 11. Taee Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 4) Eine krepierte am tHx, eine zweite am 163., die dritte am 85. Tage, die vierte blieb am Leben. VVeitere Pas.sagen wurden nich t ausgeführt im -i^ Eine krepierte am 65., die zweite am 79., die dritte am 109., die vierte am 110. läge. Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 6) Die Passagen wurden weitergeführt. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 27 Tabelle No. 18. Serie BPB der Versuche. s3^ «= O SS a <» Infektionsmaterial Sein Ursprung Von welcher Batte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert ao c L2ja & "o o c * I CO bC o) ja -- 'S ~ § t* ü 'S Ö H (1, Sc Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 =5 0 a « 154 155 186 187 188 189 226 227 228 229 290 291 292 293 \ Serie 40 / R. 141 \ Vers. 2 j R. 154 l Vers. 6 ( R. 186 Vers. 9 R. 226 Leber in Bouillon in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt Oa OP vergr. OP +P Oa +P + P Oa Oa " )7 J» Blieb am Leben (getötet am 105. Tage nach der Infektion) Blieb am Leben (getötet am 64. Tage nach der Infektion) Blieb am Leben (getötet am 64, Tage nach der Infektion) BUeb am Leben (getötet am 63. Tage nach der Infektion) 407 408 409 410 463 464 465 466 503 504 505 506 561 562 563 564 641 642 643 644 662 663 664 665 698 699 700 701 I Vers. 21 I R. 379 (Serie BD Ider Vers. I Vers. 27 I R. 408 Vers. 38 R. 463 Vers. 45 R. 504 Vers. 51 R. 561 Vers. 66 R. 642 Vers. 71 R. 662 Milz Leber Milz Leber Tabelle No. 19. ierie BPB der Versuche. i in Bouillon J im Dekokt I in Bouillon i im Dekokt in BouiUon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in BouiUon im Dekokt in Bouillon im Dekokt Oa 1 13 vergr. OP 1 7 OP 1 3 nicht Oa Oa J> 1 49 ,j Og Og 2 8 vergr. OP OP 2 8 2 5 Oa Oa )> 2 7 üg Og 8 32 nicht )) 3 9 vergr. )) OP 3 9 nicht )' 3 5 )i +g )> 4 15 vergr. >> 4 11 + P +p 4 8 nicht Og j) 4 12 vergr. +g 5 8 OP OP 5 5 1) OP 5 6 nicht 5 5 )) 6 8 vergr. OP OP 6 11 » Og 1» )i 6 43 nicht 8t +g 6 6 vergr. 7 6 OP OP 7 10 nicht +P OP >) 7 18 vergr. +g +g »> 7 6 i> Og Og Oa St Oa Og + g St Og Og 28 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Infektionsmaterial Sein Ursprung Von welcher Ratte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert HO _ u (U 3 « E Sc Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 748 93 Vers. 79 R. 698 Vers. 87 R. 748 905 126 14c 173 1047 1090 . Vers. 93 R. 791 Vers. 105 R. 881 Vers. 110 R. 906 Vers. 121 R. 955 Vers. 126 r R. 1008 Vers. 136 ^ R. 1046 1091 1091^ 1093 1202 1204 \Vers. 14o ^^^ i R. 1091 1205 178 1238 ] 11239 IVers. 173 112101 ( R. 1203 |l241 J Milz Herzblut » )) Milz )) )) )} Herzblut Milz >) Herzblut in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon in Bouillon 9 9 9 9 9 9 9 9 10 10 10 10 10 10 10 10 11 11 11 11 12 12 12 12 13 13 13 13 14 14 14 14 15 15 15 15 16 16 16 16 17 17 17 17 vergr. + P 14 7 6 13 Blieb 13 9 5 6 6 5 9 5 7 8 8 3 5 4 11 7 5 5 3 8 5 14 13 9 43 6 12 + P') OP«) OP nicht +g +g am Leben (nochmals infiziert) OP Og OP +P Og Og 8 10 6 5 8 11 7 6 8 7 vergr. Og >> I y nicht vererr. ) Og Og nicht vergr. nicht vergr. )• )i nicht vergr. nicht vergr. + g Og Og )) +g^) Og ') Og^) +g=') Og Og +g Og OP Og +g Og Og Og') Og 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 29 'l si CS — Infektionsmaterial ao (4 achd.l olgte Ratte 5s -►^ 0 >• u Fremde Bakterien ü Co ^ (U f-l > ■ in Bouillon 18 18 8 11 )5 J) »j 1277 j )t 18 7 )J OP 195 1310] jj 1 19 6 JJ JJ OP 1311 i Vers. 186 1312 1 R. 1277 » / in Bouillon 19 5 4 j) JJ J J JJ OP 1313 J )) J 19 4 +g +g OP 202 1342 ) jj „ ' 20 4 tj JJ JJ 1343 1344 IVers. 195 1 R. 1312 JJ 1 in Bouillon 20 20 7 4 Og Og OP 1345 J JJ J 20 6 JJ JJ OP 208 1370 j) 21 6 ii jy JJ 1371 1372 Ivers. 202 1 R. 1344 >> JJ ' in Bouillon 21 21 9 10 JJ +g') Og^J Og JJ JJ 1373 JJ 21 4 JJ JJ OP 217 1410 JJ 22 4 )j OP St 1411 1412 1 Vers. 208 1 R. 1373 JJ JJ • in Bouillon 22 22 6 11 JJ Og JJ <)'e 1413 J JJ J 22 5 JJ OP n 227 1450 Milz 1 23 11 +g +g 71 1451 1452 Ivers. 217 1 R. 1413 JJ JJ / in Bouillon 23 23 5 5 Og +g Og JJ ■n OP 1453 J JJ J 23 6 JJ +g OP 237 1493 Herzblut 24 6 Og Og )I 1494 .Vers. 227 » 1 ► in BouiUon 24 Am Leben am 86. Tage nach der Infektion 1495 R. 1452 JJ 24 4 vergr. Og Og OP 1496 JJ 24 5 JJ >I IJ OP 246 1532 •V \ 25 2 +g') St St 1533 .Vers. 237 R. 1495 ij JJ * in Bouillon 25 4 j: JJ Og ') Og Og J' 1531 JJ 25 3 JJ 91 OP 1535 JJ 25 12 \[ St st st 253 1571 \ JJ 26 9 JJ Og Og OP 1572 JJ 26 5 JJ JJ 1573 ■Vers. 246 JJ • in Bouillon 26 Am Leben am 51. ' Tage nach der R. 1534 Infektion 1574 1 JJ JJ 26 5 vergr. Og 1 Og OP Die Passagen wurden weitergeführt. Tabelle No. 20. lerie BPB der Versuche. 60 73 619 620 621 622 670 671 672 673 Vers. 51 R. 562 Vers. 60 R. 620 Milz in Bouillon Og 5 13 nicht + P •P 5 7 vergr. im Dekokt 5 15 nicht 5 7 vergr. 0? in Bouillon 6 6 Blieb a 15 mLebe vergr. a (noct OP imals in OP im Dekokt b 6 6 12 JJ nicht Og Og Og 1) In Bouillon, 2) Im Dekokt. 30 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. 22 % 2 «= O C4? Infektionsmaterial Sein Ursprung Von welcher Batte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert <0 ^'V Ol cd b CS a CS 3^ « OD -ir cS O -§:9 3J q3 ir! > 4)^ "^'^ Im O 3 <» all Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 cS 3 — ^ OD O 738 739 740 741 806 807 810 811 812 809 948 »49 95U 9.51 1010 1011 1012 1013 1040 1041 1042 1043 iVers. 73 R. 671 Vers. 85 R. 738 Vers. 96 R. 812 IVers. 120 949 R. Ivers. 127 ( R. 1010 Vers. 71 R. 663 Vers. 82 f R. 711 Vers. 79 R. 699 Vers. 90 R. 769 Milz » )) >) Herzblut >> II Milz 1) Herzblut MUz »I Herzblut in Bouillon im Dekokt in Bouillon im Dekokt in Bouillon in Bouillon in Bouillon 10 I vergr. +P OP OP Blieb am Leben (nochmals infiziert) 'ög II OP 0^ OP Og 9 9 9 10 10 10 10 11 11 11 11 8 nicht OK Og 17 II II II 11 vergr. 11 OP 9 II II ^ 5 +g 7 Og^) OP +g') 10 „ +K Og 6 1» Og 08 nicht OgM +g') < 9 11 vergr. Og M II OP 4 II }} Og 13 ■' +g') +g Og*) 13 11 +g +g 16 12 nicht II Og II ^. 9 vergr. Jl Og 6 II II 11 6 II i; 11 OP OP OP OP St Og Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Tabelle No. 21. Serie BPB der Versuche. }in Bouillon I im Dekokt I in Bouillon > im Dekokt Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Tabelle No. 22. Serie BPB der Versuche. Og 7 13 vergr. + P +p 11 7 12 +1* 7 7 nicht Og og V 11 vergr. +g +g 8 8 II Og OP 8 11 8 9 11 +g Og 8 6 11 Og Milz Herzblut in Bouillon im Dekokt in Bouillon Og 8 7 vergr. i 8 Blieb am Lebei 8 6 nicht 8 12 vergr. nicht 9 2 9 3 vergr. 9 8 11 9 7 11 Og (noc +g Og Og »I II OP oi? OP I OP +g Ög OP Og OP ») +g') Og ^'t OP Og OP 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 31 ^ 1_ Infektionsmaterial £«g 1^ _ fe5 " > o Fremde Bakterien e3 ° o & aj S a 03 «^^ S^"^ wurden gefunden ö 1 > u 6 CS C Sein Ursprung In welchem Nährmittel kultiviert OS 0) CD — H . 4) « § ^- + (X) oder keine 0 Von welcher Ratte Aus welchem Organ Ol 101 853 ) Milz 1 Og 9 8 vergr. Og Og Og 854 855 1 Vers. 90 R. 769 Herzblut \ im Dekokt 9 9 7 8 +g +g II II 856 )) J )) 9 9 )) Og +^') II 118 Qül 1 Milz . in Bouillon 1) >> 10 10 5 123 i> +g') OP Q,,,IVers. 101 ^^'^\( R. 850 V Og') Og st 945 1 >i » 10 33 nicht +g +g') OP iJ'±tJ ) Og^) 128 1014 Herzblut >» 11 56 » Og st 1015 Vers. 118 >> • in Rniiillnn )) 11 16 1) OP OP lOlü R. 943 ,, 111 MJ\J 11 1 1 1 \/XA » 11 17 vergr. nicht I) Og ,, 1017 ^ j) _ ff 11 12 >I OP 142 1072 )) ] )> 12 45 vergr. St St st 1073 .Vers. 128 / in BouiUon )» 12 12 >» +g') OP OP Og') 1074 1 R. 1017 )) 12 93 nicht +g u Xg') 1075 if )) 12 3 vergr. St St 152 1113 ] Milz 1 j) 13 10 >) Og +g OP 1114 IVers. 142 )) > in Ronillnn )) 13 16 >' » Og 2§ 1115 ( R. 1075 )) / lU ±J\J\JkMl.X\JLX }) 13 9 » 1) )l OP 1116 J J )) 13 7 )> )) )I OP 183 1262 ^ Herzblut 1 ff 14 5 >i » M Og 1263 1 14 8 f) )) OP 1264 IVers. 152 jj } in Bouillon ?) 14 8 )) )) >) OP 1265 1 R. 1115 » )> 14 121 »> Og^) OP^) St +g') Og') 190 1290 >> ^ »» 15 99 )> st St II 1291 1292 Ivers. 183 [ R. 1264 > in Bouillon ff 15 15 9 52 nicht Og») Og 1) OP Og 1293 j) » 15 34 )) +g ts II 200 1334 )) 1 )) 16 12 vergr. Og Og OP 1335 1336 Ivers. 190 ( R. 1291 > in Bouillon 16 16 7 14 )) >) >> )> ^ 1337 j )f J }) 16 7 1) >I ,, 211 1382 >j )) 17 10 )> >> )> OP 1383 1384 Vers. 200 f R. 1337 . in Bouillon 17 17 7 61 st +g st Og st 1385 }) J )i 17 8 >) Og Og OP 221 1426 ff >j 18 12 nicht )» 11 OP 1427 ff ] rj 18 5 vergr. )> >» Og 1428 Ivers. 211 [ R. 1385 )) l in Bouillon » 18 5 >) Og^) II OP M'' 1429 ji 7) 18 12 )> ,, OP 229 1458 fj \ >f 19 6 >) >» „ OP 1459 ] 19 41 yy )} II St 1460 1 Vers. 221 r R. 1428 )) \ in Bouillon )> 19 2 )> Og^) +g') II •' 1461 • » ■ » 19 13 )i +g +g OP 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. 3) Grampositive Stäbchen. 32 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. 1 1 Infektionsmaterial gi « dj j3 fr-e 5 >• o Fremde Bakterien o-n Im Material wa + (X) oder keir fremde Bakter a * Wieviel Tage nac Infektion erfolj der Tod der Ra wurden gefunden + (X) oder keine 0 > TS 6 55 Z Sein Ursprung In welchem Nährmittel kultiviert faß Die Peyersci Plaques waren gröfeert oder i Von welcher Ratte Aus welchem Organ .5^ l-H Im Blut des Herzens 242 1513 \ Vers. 229 1 R. 1458 Herzblut } in Bouillon Og 20 4 vergr. Ok Og St 1514 1515 •n 20 20 5 7 11 >i >» OP OP 1516 20 Am Leben am 74. Tage nach der Infektion 248 1543 •n 21 11 vergr. Og Og OP 1514 21 8 OP 1545 1 Vers. 242 R. 1514 in Bouillon n 21 5 n +g*) +g^) OP Og^) + g'') 1546 21 Am Jeben am 59. Tage nach der Infektion 256 1594 \ Vers. 248 1 R. 1544 \ n 22 13 vergr. Og Og Og 1596 \ in Bouillon 1 •n 22 22 7 11 n n 1597 n 22 7 n n 1» Die Passagen wurden weitergeführt. 97 813 814 815 816 Vers. 87 ' R. 749 Tabelle No. 23. Serie PBP der Versuche. Milz in Bouillon im Dekokt Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Og 66 163 85 Blieb am Leben (nochmals infiziert) nicht St St St Tabelle No. 24. Serie BPB der Versuche. 148 1099 1100 1101 161 179 185 1102 1151 11. ö2 1153 1154 1242 1243 1244 1245 1270 1271 1272 1273 Vers. 136 R. 1047 Vers. 148 R. 1099 Vers. 161 R. 1153 Vers. 179 R. 1243 Herzblut • in Bouillon I, in Bouillon in Bouillon in Bouillon Og 15 8 15 47 15 22 15 25 16 9 16 10 16 8 16 7 17 11 17 5 17 7 17 9 18 7 18 27 18 6 18 4 vergr. nicht vergr. nicht vergr. Og » )> >> Og') +g') Og Og^) +g') Og 11 I) )l 1) )) II +g') II 1' +g Og Og^) Og ±^ Og )> II II 11 »I II »» II OP st OP OP OP OP st OP OP 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 33 u CS-- ] nfektionsmaterial £ » g «ja !r; > o Fremde Bakterien ä -"o CÜ (- OS a S fl> m t< ^0 -S ja c wurden gefunden + (X) oder keine 0 > 5 p Sein Ursprung o fl ■= tc O) t< ^ t- £ 6 Von welcher Ratte Au» welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert rt o int: «i 55 CS a^ ^& o Oh tu — 5^ >-H 3. = 191 1294 Herzblut Og 19 12 vergr. +g^) +g OP») Og') +g*) 1295 Vers. 185 R. 1273 )) in Bouillon >> 19 12 99 Og Og') OP +g') 12% » 99 19 7 9) „ Og OP 1297 >) )9 19 9 " Og') OgM OP +g') +g*) 198 1322 )) 9' 20 5 99 Og Og 99 1323 VpTia 1Q1 jj «9 20 14 nicht 99 st 1324 } R. 1296 >) > in Bouillon 20 5 vergr. 99 OP 1325 j) 99 20 61 99 „ ,, st 205 1354 ) )) ■' 99 21 5 '9 J9 OP Og 1355 1356 Vers. 198 ' R. 1324 pn Bouillon 19 21 21 4 5 J) 91 + g') Og +g OP Og*) +g OP 1357 ; )) 1 99 21 61 " Xg') st Og*); st 213 1394 1 Vers. 205 t; »in 99 22 4 99 Og Og OP 1395 >) Bouillon 99 22 9 99 " Og 1396 ( R. 1355 » ( •9 22 11 9) +g ! +g st 1397 )i 99 22 7 )9 Og 1 Og OP 223 1434 >j 99 23 6 99 19 )' OP 1435 Vers. 213 j» in Bouillon 99 23 6 )9 +g +g OP^) +g*) 1436 R. 1394 79 99 23 Am J ^eben am 102. Tage nach der Infektion 1437 )I 99 23 36 vergr. +g +g St 235 1482 ( Vers. 223 ) 24 11 OP 1483 J» in Bouillon 99 24 3 ög ög '9 14S4 ( R. 1434 )l 1 24 2 + g +g st 1485 JJ f 99 24 10 Og Og 99 OP 245 1528 1529 1530 ) Vers. 235 R. 1485 )) 99 ]' Bouillon 99 9> 99 25 25 25 5 27 7 st OP 1531 }> F 99 25 5 99 st 252 1567 -. 9) ]9 26 8 ,, OP 1568 „ 26 3 nicht OP St 156'J .Vers. 245 > in Bouillon 99 26 Am Leben am 51. Tage nach R. 1530 der Infektion 1570 - „ 99 26 8 vergr. Og Og OP Die Passagen wurden weitergeführt. 157 1131 1132 1133 1134 JVers. 145 R. 1090 Tabelle No. 25. Serie BPB der Versuche. Herzblut in Bouillon Og 16 65 vergr. nicht Og St 16 79 99 Og 16 109 99 M 16 110 99 99 St 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. Erste Abt. Orig. Bd. 62. Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Heft 1/2. St Og st 34 Centralbl. f. Hakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Tabelle No. 26. Die genealogische Verbindung der Passagen der Serie AD No. der der Versuche. Passagen Vers. 1 Vers. 2s ' i ,35 40 Vers. 29«) 42 48 Vere. 12*) . . • . Vers. 13*) . Vers. 55 Vers. 52 ei'') . Vers. 56 , 62 9 10 11 12 13 (LS 74 78 8-1 113' Vers. 58 63 69 70 77 Tabelle No. 27. Serie AD der Versuche. 'S 3 J3 = O 9} O Infektionsmaterial Im Material waren + (X) oder keine 0 fremde Bakterien C 08 tß C8 « 00 — 08 O ^'^ Wieviel Tage nach d. Infektion erfolgte der Tod der Ratten Die Peyerschen Plaques waren ver- größert oder nicht Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 > Sein Ursprung In welchem Nährmittel kultiviert 6 Von welcher Ratte Aus welchem Organ 1« 1— (^ l-H ^ i 1 3 161 152 153 150 158 159 1 Serie 40 1 R. 141 \ Vers. 1 / R. 151 Leber Milz Herzblut Leber Leber Milz 2 im Dekokt in Bouillon > im Dekokt Oa 1) 1 1 1 1 2 2 2 8 29 11 6 5 nicht vergr. nicht vergr. Oa Og Oa Oa Oa Og » Oa St OP St 9ß Oa St n Blieben am Leben (getötet am 50. Tage nach der Infektion), 2) Blieben am Leben (getötet am 34. Tage nach der Infektion). 3* Eine krepierte am 21. Tage. Eine zweite blieb am Leben (getötet am 42. Tage nach der Infektion). Von den mit Bouillonkulturen infizierten krepierte eine am 29. Tage, eine zweite blieb am Leben (getötet am 42. Tage nach der Infektion). Wei- tere Pa.S8agen wurden nicht ausgeführt. 4) Eine blieb am Leben (nicht infiziert). Eine zweite fiel am 68. Tage. Von den mit Bouillonkulturen infizierten krepierte eine am 11., eine andere am 12. Tage, Wei- tere Pa.s sagen wurden nicht ausgeführt. 5) Eine blieb am Leberi (nochmale infiziert). Eine zweite krepierte am 31. Tage. Von den mit Bouillonkulturen infizierten krepierte eine am 8., eine weitere am 12. Tage. Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 6) Eine krepierte am 9. Tage. Eine zweite blieb am Leben (getötet am 45. Tage nach der Infektion). Von den mit Bouillonkulturen infizierten blieben alle beide am liCben (getötet am 45. Tage nach der Infektion). Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 35 C o O^Ph Infektionsmaterial Sein Ursprung Von welcher Ratte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert o 2 fe =« o * lu a Oh c Im tu -0-9 .'S oaä 5C -O 0) ja ■" 03 -So > « ?? > ^ Ol '^ an ) 6 +P 6 in Bouillon + P 6 Blieb am Leben (getötet am 34. Tage nach der Infektion) Blieb am Leben (getötet am 34. Tage nach der Infektion) Blieb am Leben (gelötet am 34. Tage nach der Infektion) Blieb am Leben (getötet am 34. Tage nach der Infektion) Tabelle No. 29. Serie AD der Versuche. m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon m Dekokt n Bouillon +p 1 6 vergr. Oa +p 1 7 UP OP +p 1 0 Oa Oa +p 1 9 » » ÜP 2 6 Og 2 5 OP OP )) 2 8 Og Og 2 5 3 6 +P +p )) 3 7 Og Og »> 3 13 +g +g 3 9 Og Og Og 4 33 nicht +g )> 4 13 vergr. » Og 4 1 ?«) st St 1» 4 8 vergr. +g Oa Og St 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. 3) Nicht vermerkt im Sektionsprotokoll. 3* 36 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. 1- Infektionsmaterial « cr> C »3 a ** -6 « « s > « Fremde Bakterien o s c~ 06 .S-r t»- (u r. a CS cu od wurden gefunden > ö II u Sein Ursprung In welchem Nährmittel kultiviert Im Material \ + (X) oder k fremde Bakt< cS 9) 3 o Wieviel Tagen Infektion erf der Tod der Die Peyersc Plaques warei gröfeert oder 4- (X) oder keine 0 Von welcher Ratte Aus welchem Organ ^-1 |i3 l-H 2 « Isi a tä 48 527 \ Leber i im Dekokt Og 5 10 vergr. i^ t^ 528 \ Vers. 42 Milz )i 5 6 Og Og 529 530 j R. 492 Leber Milz > in Bouillon )) 5 5 10 9 Og Og 52 565 566 1 Vers. 48 Leber Milz 1 im Dekokt >) 6 6 8 8 2s Og » 567 568 j R. 528 Leber Milz \ in Bouillon 6 6 9 12 >> 56 597 598 ( Vers. 52 Leber Milz \ im Dekokt J in Bouillon )i 7 7 7 9 Og }> 599 600 j R. 566 Leber Milz 7 7 7 10 62 625 626 1 Vers. 56 Leber Milz \ im Dekokt >> 8 8 4 7 +g Og 627 628 R. 597 Leber Milz \ in Bouillon 8 8 6 14 >i 68 650 Leber ; im Dekokt +g 9 Blieb am Leben (nochmals in- fiziert) 651 Vers. 62 Milz 1 +g 9 8 vergr. Og Og Og 652 R. 625 Leber J in Bouillon +g 9 7 653 Milz +g 9 Blieb am Leben (nochmals in- fiziert) 11 1 vergr. | Og j Og | Og 74 678 Leber ) 1 Og 10 679 Milz } im Dekokt }t 10 Blieb am Leben (nochmals in- 680 Vers. 68 R. 651 Leber 1 }} 10 fiziert) Blieb am Leben (nochmals in- > in Bouillon fiziert) 681 Milz 1 >> 10 30 nicht | +g 1 Og Og 78 694 Leber 1 )) 11 8 vergr. 1 Og | „ 695 Vers. 74 Milz im Dekokt )) 11 Blieb am Leben (nochmals in- fiziert) 696 R. 678 Leber 1 ,, 11 11 1 vergr. 1 Og | Og | Og 697 Milz in Bouillon >) 11 Blieb am Leben (nochmals in- fiziert) 84 734 1 Vers. 78 Leber > im Dekokt M 12 46 nicht Og Og St») 735 Milz 12 53 )i +g Og st 736 1 R. 694 Leber 1 in Bouillon >) 12 9 vergr. +g +g ts 737 ) Milz )) 12 9 >> H +g Og 113 917 Leber l im Dekokt )) 13 68 nicht +g') Og St Os") 918 , Vers. 84 R. 734 Milz 1 St 13 Nicht infiziert; "blieb am Leben 919 92ü Leber Milz > in Bouillon Og 13 13 12 11 nicht vergr. Og +s Og Og » Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Tabelle No. 30. Serie AD der Versuche. 583 584 585 586 Vers. 48 R. 527 Leber Milz Leber Milz im Dekokt in Bouillon +g +g 6 6 +g 6 +g 6 9 I vergr. | +g | +g | Blieb am Leben (nochmals in- fiziert) Blieb am Leben (getötet am 48. Tage nach der Infektion) 13 I vergr. I | ] Üg 1) Es war wenig Blut im Probierglas. 2) Im Dekokt. 3) In Bouillon. Mereshkoweky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 37 s3_ °o « HO t^ o g >.ä o " 00 « fc- I- t; ) 7 1) V >> 8 8 8 )> 8 +K 9 )) 9 » 9 >> 9 10 10 10 » 10 11 »> 11 n 11 11 12 )) 12 )> 12 M 12 vergr. Og Og Og Blieb am Leben (getötet am 40. Tage nach der Infektion) 8 , vergr. 1 +g j +g 1 9 nicht I 1 Og I Blieb am Leben (getötet am 40. Tage nach der Infektion) 5 14 35 5 11 7 7 14 15 vergr. nicht +g +g vergr. nicht +g )> vergr. +g Og eb am Leben (nochm Og St Og .+g infiziert) vergr. +g 15 13 Blieb am Leben +g »> St (nochmals Og St 22 infiziert) vergr. 1 +g 1 +g nicht I Og I Og Og Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 421 422 423 424 Vers. 23 R. 387 Serie APB der Ver- suche Leber Milz Leber Milz Tabelle No. 32. Serie AD der Versuche. im Dekokt + P 1 1 » 1 in Bouillon » 1 9 I vergr. | OP | | Blieb am Leben (getötet am 45. Tage nach der Infektion) Blieb am Leben (getötet am 45. Tage nach der Infektion) Blieb am Leben (getötet am 45. Tage nach der Infektion) Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 38 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Tabelle No. 33. No. der Die genealogische Verbindung der Passagen der Serie Passage BD der Versuche. 1 Vers. 2 2 3 4 .5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 6 10 16 19 21 26 36 44 49 Vers. 59 *) Vers. 65 I „ 72 I , 80 I , 91 I „ ia2 Vers. 108 Vers. 112 115 . . ^ 122 . 131 . 139 . 153 . 165 . 171 . 180. 186 . 196. 203 . 209 . 216 . . „ 228") l)-5) s. p. 39. . Vers. 123 \'ers. 116 . I I „ 124 132 ') 133 141 150 163 184 Vors. 193 . . Vers. 204«) I ,. 210 „ ' 220 I „ 231 I „ 243»; Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 39 Anmerkungen zu Tabelle No. 33 (p. 38). 1) Blieben am Leben (wurden getötet am 42. Tage nach der Infektion). Von den mit Bouillon kulturen infizierten blieb eine am Leben (getötet am 42. Tage p. inf.), eine zweite krepierte am 31. Tage. Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 2) Eine fiel am 4., eine zweite am 6., eine dritte am 7., eine vierte am 9. Tage. Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 3) Eine fiel am 6., eine zweite am 7., eine dritte am 8., eine vierte am 9. Tage. Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. 4^ Die Infektion wurde mit einem Bacillus ausgeführt, welcher, wie es sich erwies, auf gefärbten Nährböden wuchs wie das B. coli. 5) Eine fiel am 3., eine zweite am 7., eine dritte am 8., eine vierte am 49. Tage. Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Tabelle No. 34. Serie BD der Versuche. ^ ö a> o Infektionematerial Sein Ursprung Von welcher Ratte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert ^ dJ o °^ £ u Ui f^ 7i. £ es « aj "^ o a> 3 « Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 II 1— ('^ OP OP Og OP Oa )> OP OP Og Oa 10 16 19 21 26 36 44 156 167 158 159 190 191 192 193 230 231 232 238 294 295 296 297 341 342 343 344 377 378 379 380 403 404 405 406 455 456 457 458 499 5ü0 50 1 502 Serie 40 R. 141 Vers. 2 R. 157 Vers. 6 R. 190 Vers. 10 R. 231 Vers. 16 R. 295 Vers. 19 R. 341 Vers. 21 R. 378 Vers. 26 R. 404 Vers. 36 R. 455 Leber Herzblut Leber Milz Leber im Dekokt in Bouillon : im Dekokt > in Bouillon \ im Dekokt ; in Bouillon > im Dekokt > in Bouillon > im Dekokt > in Bouillon I im Dekokt !'• in Bouillon im Dekokt > in Bouillon iim Dekokt in BouUlon i im Dekokt > in Bouillon Oa Oa )) OP Oa Og Oa OP 27 nicht 5 vergr. 7 9 5 6 6 4 9 5 7 8 Blieb am Leben (|^ 84. Tage nach der (5 9 16 8 7 18 25 8 7 6 11 7 4 8 18 6 9 5 7 7 5 8 Oa OP etötet am Infektion) Oa >» St Oa II OP vergr. OP OP » Oa Oa »» OP OP nicht +P OP Oa Oa >) +g vergr. + P OP OP OP )> Og Og >» OP OP Oa Oa >> >i i> )) OP OP ») Oa » )) )> ,, »> Og OP >> + P +P )> Og )) » Og Oa t» St ä« St i Oa Og 40 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. ja ja S- u a -~ a § Is > l£ « h 13 InfektioDsmaterial Sein Ursprung Aus welchem Organ , In welchem Nährmittel kultiviert CS _o j- W O ^ I hc I C'jh'^ 'ca 5-— ' a> > *j o o ^ 00 g u i £»* o I a> ^ ^ E So Fremde Bakterien wurden gefunden 1— i"^ 3 c CQ > }7 1 in Bouillon 12 12 Blieb 13 80 702) 703 { Vers. 72 >> im Dekokt 99 13 13 22 10 704 705 R. 666 I» in Bouillon >> 13 13 9 7 91 773 Leber 1 jy 14 39 774 775 776 777 Vers. 80 R. 703 » \ im Dekokt 1 14 14 14 14 Blieb 8 Blieb 778 )i > in Bouillon J9 14 13 779 fi j 14 11 102 857 Milz „ 15 9 858 " 15 11 859 Herzblut > im Dekokt tt 15 7 860 861 Vers. 91 R. 776 Müz • >i 15 15 6 8 862 863 » Herzblut in Bouillon » 15 15 4 6 864 » J 15 3 108 897 Milz 16 7 898 l Vers. 102 899 ( R. 860 im Dekokt 16 16 7 8 900!j J 16 7 115 P27 » ■ ff 17 90 928 Vers. 108 929 R. 899 >> Herzblut im Dekokt >i 17 17 37 8 930 J ») J i> 17 17 1) In Bouillon. 2) I Ti Dekokt. vergr. nicht >> vergr. am Leben (nochmals infiziert) vergr. nicht + P OP Og OP OP OP OP St +p OP Og st St Og St I am Leben (nochmals infiziert) Entlaufen ] vergr. Og i OP J OP i am Leben (nochmals infiziert) vergr. +g » »1 » II >r +g^) nicht Og') Og vergr. 11 » II M II >) II >> II » II II nicht II II vergr. nicht II OP ' +g Og II +p 11 OP II II OP „ OP II OP OP Og OP Og St OP St Mereshkowsky , Der Einfluß der Pissagen durch graue Ratten etc. 41 0» Infektionsmaterial CO '-0 ü -6 Q) V ■^ fei" = ^1 Fremde Bakterien o « O fe w 5 , Ol c 5 cp^ wurden gefunden ? > II Sein Ursprung In welchem -^5 a f- a ■c-2faa 1 C8 « 1 if ._ CS c " £ 5r t- M * 0.& o + (X) oder keine 0 1 <» -. ö ^- g 1 Von 'S o i welcher ö"^ Ratte z Aus welchem Organ Nährmittel kultiviert — ■ C c OS p a 122 982 Milz Og 18 7 vergr. Og DP OP 983 981 Ivers. 115 ( R. 929 i Herzblut / im Dekokt 18 18 12 6 nicht vergr. }1 Og OP 985 J >) . »J 18 8 j. JJ )' OP 131 1024 19 132 nicht J) St 1025 1026 Vers. 122 i R. 984 5) l im Dekokt I' 19 19 2 6 vergr. OP Og » OP 1027 ,. ,, 19 7 )) )> )) >» 139 1060 Milz » 20 12 nicht T) Og 1061 ,, )l 20 7 vergr. jJ OP OP 1062 Vers. 131 ' R. 1025 " > im Dekokt »> 20 13 » + g +gM Xg') Xg*) Og') 1063 . jt ; J' 20 15 nicht Og Og 0?. OP 153 1117 \ Herzblut \ >) 21 9 vergr. >t >» 1118 Ivers. 139 R. 1061 >) } im Dekokt » 21 6 )) +g +g^) St OP'') 1119 «j »3 21 8 I) 1J +g OP 1120 • )j ) )) 21 9 >j )) JJ OP 165 1166 » \ » 22 9 »j n^^ JJ )> 1167 1168 .Vers. 153 R. 1119 } im Dekokt J 22 22 3 7 >• Og ') Og 1f Og OP 1169 9) )J 22 3 nicht )> »> st 171 1194 )J 1) 23 5 vergr. )) >» OP 1195 1196 Vers. 165 1 R. 1168 im Dekokt 23 23 5 5 + g +g OP OP 1197 J J> J >) 23 7 »> Og Og ,, 180 1246 24 6 Og^) » » jj )» +g*) " 1247 1248 Vers. 171 R. 1195 )» im Dekokt )' 24 24 4 )i +g Jf » >I *-/ )) Og') )> '' 1249 >? II 24 7 )) Og Og OP 189 1286 \ »J ») 25 7 ,, )) '» »I 1287 1288 Vers. 180 ( R. 1249 f9 im Dekokt 25 25 15 5 nicht vergr. 1) >> st OP 1289 J J1 J JJ 25 5 »j » » ») 196 1314 ] )> j 93 26 4 >> +g +g »» 1315 1316 Vers. 189 f R. 1286 )> l im Dekokt »I 26 26 4 8 1) Og Og st OP 1317 1 fj J ,, 26 4 }j )? OP 203 1346 >) »I 27 4 )7 >I 1347 27 33 Og •) St St J> ■' )» +g') 1348 Vers. 196 ' R. 1317 ») : im Dekokt )< 27 8 »1 +g +gM OP OP') 1349 27 8 +gM OP >' » " Og^) 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. 42 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. 1_ o InfektioDsmaterial Sein UrspruDg Von welcher Hatte Aus welchem Organ In welchem Nährmittel kultiviert £ s.i fc V V — . J 4) ~ X V I. fc. u 5 19 4 )» 19 3 19 8 19 8 j» 20 8 n 20 41 20 3 20 10 >i 21 6 >j 21 8 21 9 }f 21 7 nicht +g +g 9g OP » Og OP OP OP vergr. )l St nicht St st » Og ,, » vergr. »I Og Og nicht +p^) St«) OP») vergr. >» Og OP ») +g +g +g nicht Og Og OP vergr. +g OP nicht Og Og Og +g +gM +g OP«) vergr. Og OP OP » »» Og OP »> >» OP nicht +g') St Og') >» Og OP vergr. OP j» OP Og») +P') i> OP »> )l 11 In Bouillon. 2) Im Dekokt. 3) Viel Blut. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 43 163 184 193 210 220 231 243 123 132 1158 1159 1160 1161 1266 1267 1268 1269 1302 1303 1304 1305 1378 1379 1380 1381 1422 1423 1424 1425 1466 1467 1468 1469 1517 1518 1519 1520 986 987 988 980 1028 1029 1030 1031 Infektionsmaterial Sein Ursprung Von welcher Ratte Aus welchem Organ Vers. 150 R. 1106 Vers. 163 R. 1160 Vers. 184 R. 1267 Vers. 193 R. 1305 \Vers. 210 ( R. 1381 ] Vers. 220 r R. 1422 \ Vers. 231 j R. 1468 Vers. 112 ' R. 915 Vers. 123 ' R. 986 Herzblut In welchem ISährraittel kultiviert ^ a> Ol " o o) 7 5 7 5 5 10 16 tc a> L, •- H S 3§f Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 I— I l-H 'ö !rt vergr, | Og +g') Og Og^) +g'') Og +g Og " Og'') nicht j Og Am Leben am 190. Tage der Infektion Og^ 73 98 nicht vergr. Og St +g') Am Leben am 151. Tage der Infektion 19 I nicht I Og I Og I Am Leben am 123. Tage der Infektion 9 15 6 6 9 6 7 7 50 5 7 6 8 9 7 vergr. Og Og )> >> +g Og >> Og 1) )) nicht )> )> )) vergr. >> >> )) » Og +g Og » » ») Og OP OP OP Og OP St nach + g St nach OP nach OP OP OP OP st OP OP Weitere Passagen wurden nicht ausgeführt. Tabelle No. 37. Serie BD der Versuche. Herzblut im Dekokt im Dekokt Weitere Og 17 17 5 11 vergr. nicht Og») Og >^4'' 17 17 13 93 vergr. nicht Sl 18 18 18 7 3 8 vergr. +g Og 18 49 >5 Og >) den nie it ai sgefüh rt. OP OP st Og Og") St''') 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. 3) Eine Kolonie (des Danyszschen Bacillus) in der Bouillonimpfung. 44 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. 204 SS XP^ 1350 1351 1352 1358 Tabelle No. 38. Serie BD der Versuche. Infektionsmaterial Sein Ursprung Von weicher Ratte Aus welchem Organ Herzblut Vers. 184 R. 1167 In welchem Nährmittel kultiviert T3 ü im Dekokt — -^ jü 2 ^-^ - offl *j O dl a Xs ^ + Og») Og>) Og») c 24 24 24 24 t>Crt öas 130 58 Blieb 3-1 OD -tJ nicht Fremde Bakterien wurden gefunden + (X) oder keine 0 'O JD St St a tu st Tage am Leben am 134. nach der Infektion nicht I Gelatine verflüs- I sigende Bakterien Tabelle No. 39. Der Zeitpunkt des Eintrittes des Todes bei den Ratten der Serie APB der Versuche (cf. auch die Kurve auf der Taf. No. 1). Am 2. Tage nach der Infektion krepierten 1 Ratte 3. „ . . „ „ 10 Ratten 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 1.5. 16. 17. 18. 19. 22. 23. 25. 26. 32. 37. 40. 44. 45. 54. 57. 58. 60. 64. 69. 70. 73. 75. 76. 78. 25 35 56 46 41 29 29 27 14 5 9 4 8 5 3 1 2 1 1 1 1 2 3 1 1 1 2 1 2 1 2 1 1 1 1 1 1) Auf gefärbten Nährböden ist das Wachstum identisch dem des B. coli. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 45 Am 79. Tage na ch der Infe ktiou krepierten Ratte 82. , 86. , 90. , 92. , 100. , 115. , 120. , 121. , 123. , 149. , 164. , 166. , 235. , in Summa 389 krepierte Ratten. Tabelle No. 40. Der Zeitpunkt des Eintrittes des Todes bei den Ratten der Serie BPß der Versuche (cf. auch die Kurve auf Taf. No. 2). Am 2. Tage nach der Infektion krepierten 4 Ratten „ 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 22. 25. 27. 32. 33. 34. 36. 41. 43. 45. 47. 49. 52. 56. 61. 65. 66. 79. 85. 93. 99. 108. 109. 110. 121. 123. 163. 14 38 30 31 30 20 9 16 14 11 4 3 3 2 in Summa 268 krepierte Ratten. 46 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. ») 1 Ratten 1 „ )> 2 ., ,J 12 „ 17 8 „ 10 „ Jl 10 ,; >I 11 „ )) 4 „ J> 5 „ » 2 „ » 4 „ »» 3 „ )) 2 „ >) >> >l •'■ » »> ^ >» 11 )> ■*■ I» >» ■'■ >> 1) ■*• »> >» •'■ )) » "'■ )j » -*■ » TabeUe No. 41. Der Zeitpunkt des Eintrittes des Todes bei den Ratten der Serie AD der Versuche (cf. auch die Kurve auf Taf. No. 3). Am 1. Tage nach der Infektion krepierten 1 Ratte 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 21. 22. 29. 30. 31. 33. 35. 46. 53. in Summa 87 krepierte Ratten. Tabelle No. 42. Der Zeitpunkt des Eintrittes des Todes bei den Ratten der Serie BD der Versuche (cf. auch die Kurve auf Taf. No. 4). Am 2. Tage nach der Infektion krepierten 1 Ratte 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 21. 22. 25. 27. 31. 33. 37. 39. 41. 49. 50. 58. 73. 6 Ratten 12 18 22 29 25 14 6 6 4 4 1 5 2 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 1 2 1 Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 47 Am 74. 77. 90. 93. 98. 115. 130. 132. 139. Tage nach der Infektion krepierten Ratte a *• a fr! in 8umma 183 krepierte Ratten. a - -H t ä t l i 4 ^t it j _. _ :^ >» - k- ^ t ^ d^ t t ^ it Wh-- ^ 4 44t3C ^ 4 t44\ ^ 4 4t4 C t t V t V V >. : d 4^-^ :^^^ « S] tu 'V a> ^ M o , S bl CO Uh 0) K- Q.^ CO 'S 93 V H.S CM C * a « a 0) 0) c ' i 3 1 f € T s s 'o n 'i n It /s te n fs 'S u SU is. An welchem Tage nach der Infektion krepierten die Ratten 48 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. .Safe s? X ^ i 5 jt S 3t s t - i : :_ *i ^ :^S a s» ^ t fe X -L- ^ _L 5 -l a -l ^ S _H H- i t ^ C— , i 41 C ? -^ X^A ? 34 C ^ j 44 4 l i Al ^ \ t ^ t i -^ l N T t ^4 4 l t l ^t t 7 S_^ : L ^%^ W -~~^ iL O ' l 3 _ ; i^^2r : -J42 t ^ 4^^ t ; 4 t ^14 ^ t 4-.H- * t ifeC-e- ^ \7^^ . -, 4c S^ :2n:: ~^^^ welchem Tage nach der Infektion krepierten die Ratten Fig. 3. Kurve, den Zeitpunkt des Eintrittes des Todes der Ratten der Serie AD der Versuche darstellend. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 49 1 gl al - X-. 1t J^ it \i TT ^ - i^- * f ri t ^ 2 - -t t V - 1 t «» 7 t - A X V? -nt ± >. "I^ 4 7 "^ T > r t ^ i s J ^ ^ ] ' l t ^ h (, ^ -4 \ l t~ '\ / " t- \ v/ V \ >\ :^^ - +g Og Og » 95 799 17 »• i> +g yi » 129 254 1019 1578 ; 17 17 vergr. » Og^') tf >' >» +e') 9t BPß 96 806 17 nicht Og Og 1« » 128 1016 17 vergr. » >> OP BD 115 930 17 nicht OP OP st APB 137 1052 18 veigr. Og Og Og »j 164 ' 1162 18 tt J} )> 225 1442 18 t7 jy 9) St BD 19 343 18 nicht Oa Oa Oa » 26 406 18 vergr. »1 99 APB 201 1340 19 9} Og Og St BD 193 1305 19 nicht 91 OP AD 61 621 21 )t +g +g Og BD 49 547 21 11 OP 99 APB 98 818 22 » Og') +g'') Og') + g') •» » 98 821 22 vergr. nicht Og Og St AD 86 747 22 » » Og BPB 148 1101 22 »> » Og') +g') St BD 80 702 22 vergr. +p +p 99 APB 207 1362 23 nicht +g +g +g t> 214 1398 25 vergr. nicht St BPB 148 1102 25 ög Og Og BD 19 344 25 }} +g APB 114 925 26 9y JJ Og st BD 2 156 27 BPB 185 1271 27 »> 245 1529 27 vergr. 1> yy AD 1 153 29 *9 9) 1» 61 624 29 nicht ög „ 74 681 30 t» +g 1) 51 86 744 31 vergr. Og St st BD 59 611 31 >i +g Og APB 232 1473 32 »> +g') Og') Og St BPB 45 503 32 nicht »> Og »> 118 945 33 yj +g +p') OP u e ■■') AD 42 491 33 >> +g BD 1 203 1347 33 vergr. Og') +g') st st BPB 190 1293 34 nicht +g +g Og AD 69 656 35 St BPB 223 1437 36 vergr. »' »» 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 51 Serie der No. der No. der Ratten nach Wieviel Tage nach der Infektion Die Peyer- schen Plaques Fremde Bakterien wurden gefunden +( X) oder nicht 0 Versuche Versuche dem Protokoll erfolgte der Tod der Ratte waren ver- größert oder nicht In der In der Leber Milz Im Blute des Herzens APB 215 1404 37 vergr. i +g ^^'^ ^ i +g ') Og 31 430 37 nicht St BD 115 928 37 »5 Ög ! Og JJ 91 773 39 ,7 1 St J APB 129 1018 40 )) Og Og jj 219 1419 40 )i n If St 232 1471 40 n j> J9 JJ BPB 229 1459 41 vergr. M •> BD 141 1069 41 nicht +g') Og^) St >J » BPB 71 664 43 » +g tj )) 126 1009 43 >> Og Og Og APB 222 1431 44 vergr. ,, St BPB 142 1072 45 yj St St }} APB 234 1478 45 nicht Og Og JI AD 84 734 46 M - 1 " 1 " , >' BPB 148 1100 47 }J » 1 ., i n 27 410 49 ! BD 112 913 49 )) +g +g Og „ 132 1031 49 vergr. Og Og Og^) St ») 231 1467 50 nicht )I JJ st BPB 190 1292 52 >> '» »J Og AD 84 735 53 +g „ i St APB 99 827 54 JJ +g „ BPB 128 1014 56 >> ög Og APB 14Ö 1094 57 >» +g +g JJ ) j 155 1124 57 St JJ i> 130 1023 58 ,j „ +g +g BD 204 1351 58 JJ St St St APB 174 1210 60 vergr. +g +g )) 215 1403 60 nicht Og St BPB 211 1384 61 vergr. St >) JJ j> 198 1325 61 )) Og Og )* J) 205 1357 61 >» Xg') 0g2) st )I APB 88 764 64 nicht +g +g +g BPB 157 1131 65 vergr. Og St St JJ 97 814 66 nicht st >> t» AD 113 917 68 >> +g') Og^) Og Og l> APB 212 1388 69 vergr. ,. >» >» 137 1054 69 nicht +g ) Og«) Og +g I> if 134 1037 70 » Og >» » 232 1472 73 » >» >J )> BD 193 1302 73 «> OgM +g') •' +s i> 124 992 74 ») Og JI Og APB 117 940 75 » >> st ff 98 819 76 » J, >» )> BD 124 991 77 vergr. +g +g +g 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. 4* 52 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale, Bd. 62. Heft 1/2. Serie der No. der Versuche No. der Ratten nach dem Protokoll Wieviel Tage nach der Infektion erfolgte der Tod der Batte Die Peyer- schen Plaques waren ver- größert oder nicht Fremde Bakterien wurden gefunden -f(X) oder nicht 0 Versuche In der Leber In der Milz Im Blute des Herzens APB 230 1462 78 nicht Og Og St 14Ü 1066 79 „ 99 ., BPB 157 1132 79 »1 )) 99 2^ APB 188 1285 82 >> „ 99 St BPB 97 816 85 » St St ,, APB 154 1123 86 » Og Og 91 BD 204 1353 88 )» +g +g tS APB 114 923 90 n 99 99 Og BD 115 927 90 »> Og Og APB 117 942 92 1) 99 59 St BPB 142 1074 93 >i + g + g Xg BD 123 989 93 » Og Og Og " 193 1303 98 vergr. St *) st st BPB 190 1290 99 )) st 99 99 APB 169 1187 100 »I n" 1. 99 99 BPB 120 948 108 nicht Og^) Og Og " 157 1133 109 ): Og J, St 157 1134 110 19 St St 99 BD 116 931 115 )) 1) 99 99 APB 182 1259 115 vergr. nicnt Og Og 99 130 1022 120 »J yy Og >> 143 1085 121 » st St St BPB 183 1265 121 vergr. Og^) +g Og 91 APB 175 1216 123 nicht +g 99 BPB 118 944 123 ij Og Og 99 BD 204 1350 130 )j St St yy 131 1024 132 9) Og Og jl >> 116 933 139 vergr. nicht M )> Og APB 138 1058 149 yy )) y* BPB 97 815 163 „ St st St APB 149 1105 164 99 „ y» 91 99 143 1086 166 99 » 99 >» 146 1096 235 99 + g +g 99 Wie aus den Tabellen No. 2, 17, 26 und 33 zu ersehen ist, war die Anzahl der Passagen, die es uns auszuführen gelang, durchaus nicht gleich. In einigen Fällen war sie verhältnismäßig groß, so gelang es uns in der Serie APB der Versuche 47 Passagen, 9, 9, 9, BPB „ „ 26 99 99 99 AU ,, ,, lo ,, 99 99 99 BD „ „ 30 „ auszuführen, wobei die Virulenz des Bacillus zum Schluß der Passagen eine gleich starke war, wie am Anfang, und es war kein Grund zu der Annahme vorhanden, daß sie bei weiterer Fortführung der Passagen schwinden würde, es sei denn infolge irgendwelcher äußerer Ursachen. In anderen Fällen riß der Faden der Passagen schnell ab, weil die Ratten, durch die die Kultur passierte, auf die Infektion schwach oder gar nicht 1) In Bouillon. 2) Im Dekokt. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 53 reagierten und nicht zum gewöhnlichen Termin eingingen. So brachen z. B. die Passagen im Versuch 12 und 13 der Serie AD (Tab. No. 27 und No. 28) nach der 6. Durchführung des Bacillus durch die Ratten ab, im Versuch 61 der Serie AD (Tab. No. 30) nach der 7. Durchführung •usw. Der Ursachen, die solche Schwankungen der ver- derblichen Wirkung des Bacillus und, dementsprechend, die Unterbrechungen in den Passagen hervorrufen, gibt es, allem Anschein nach, mehrere. Eine von diesen, wenn auch lange nicht die häufigste, wie man denken konnte, war die, daß sich unter den infizierten Ratten immune Individuen befanden. Die Möglichkeit der Immunität der Ratten dem uns interessierenden Bacillus gegenüber ergibt sich aus folgendem : Im Beginn der Arbeit, als ich es zum ersten Male mit Ratten zu tun bekam, die an den Folgen der Infektion nicht krepierten, wollte ich TabeUe No. 44. Die Resultate der Untersuchung der getöteten Ratten. :• Ratten : 1 Protokc In welchem Nährmittel wurde das In- ^ a CO OD 1 rS m CO Tage 1 :tion w te getc jyersch waren oder n waren + oder keine 0 Gelatine verflüssigende oder nicht verflüssigende t-l fektionsma- , (U Cg Ph tc tf X Bakterien gefunden TS ai c terial kultiviert •2i cO.i'S .S'^Ph (V) r!^ a> 1 6 •TS "^ioil S'-' o Dil Plaqi groß In der In der Im Blute ^ O öS 2| ^1"^ Leber Milz d.Herzens AD 13 254 im Dekokt Ca 34 nicht Oa Oa St ») 13 255 >j 34 ,, }i St )j 13 256 in Bouillon +'P 34 )) j) Oa ! ,; » 13 257 )) +P 34 >) )j 1> ») APß 64 634 Og 39 vergr. Og Og i „ AD 63 629 im Dekokt ji 40 nicht +g • J n „ 63 632 in Bouillon 40 vergr. Og JJ 1 M APB 34 447 )j OP 40 Ij JJ „ 1 )) 37 461 im Dekokt Og 40 nicht St : 5J 37 462 )) )) 40 vergr. J) ') )) 5J 34 448 in Bouillon OP 41 nicht st Og i „ AD 61 622 im Dekokt +g 42 vergr. Og » 61 623 in Bouillon +g 42 y) St )) •> BD 59 609 im Dekokt Og 42 *n JJ St ! )J 59 610 )» 42 V Og n ' n >) 59 612 in Bouillon }J 42 St )5 )> APB 31 432 jj +p 44 ri ,J >» 1 j» AD 29 422 im Dekokt +p 45 V Og .. i j) 29 423 in Bouillon +p 45 T) St M )1 >> 29 424 >i +p 45 nicht Og Og ' „ APB 54 579 j) Og 46 vergr. St St , » 54 580 )) » 48 1» ,, ,, „ AD 55 585 )> +g 48 t} Og Og i> 12 244 im Dekokt +g 50 j> St st »j J7 12 245 ,, +g 50 ji Oa Oa ij )J 12 242 in Bouillon Og 50 n St St ?» 12 243 71 50 )i » )> )» APB 47 524 1) +g 53 )> Og Og )9 39 468 OP 57 »j >1 BPB 15 293 im Dekokt 63 n st St 1 " n 15 292 >' rt 64 )> Og J) 1 )) yj 15 291 in Bouillon n 64 yi l; )) )} BD 16 294 im Dekokt 82 nicht )» )> J) APB 37 459 in Bouillon +g 92 vergr. nicht st )> » BPB 15 290 !) 0# 105 »> » » 54 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. mich davon überzeugen, ob es ihnen nicht vielleicht doch, ungeachtet aller ergriffenen Maßregeln, gelang, das Fressen des infizierenden Teiges zu vermeiden. Zu diesem Zweck wurden einige dieser Ratten zwecks bakteriologischer Untersuchung getötet, andere nochmals infiziert. Die bakteriologische Untersuchung der getöteten erwies (cf. Tab. No. 44) in ihren Organen die Gegenwart des D an ysz sehen Bacillus, während bei Kontrolltieren, nicht nur grauen, sondern auch weißen ^) Ratten, die Seite an Seite in den Käfigen mit den infizierten sich befanden, aber mit dem Futter keine Kultur erhalten hatten, diese Organe sich als steril erwiesen, folglich konnte kein Zweifel bestehen, daß die nach der In- fektion am Leben gebliebenen Ratten von dem infizierenden Teig ge- fressen hatten. Eine nochmalige Infektion solcher Ratten, die, wie Kontroll versuche zeigten, mit einer vollkommen virulenten Kultur ausgeführt wurde, gab Resultate, die in der Tabelle No. 45 dargestellt sind. Tabelle No. 45. Die Resultate der wiederholten Impfung der Ratten. ; 1 1 juche 1 nach roll las die ersten elten, keine terien nach! ektion weite ftion keine : terien Nach wieviel a S^ ■§ Tagen krepierte .a e 2 Fremde Bakterien wurden gefunden + feerie der > « O «2 Im Material, d Ratten bei der Infektion erhi waren + oder 0 fremde Bak Wieviel Tage der ersten Infi erfolgte die z "3 1 'S S 1— 1 zweiten Infel waren + oder 0 fremde Bali die Ratte Die Peyersc Plaques warei größcrt oder oder keine 0 Ver- suche Nach der zweiten Infektion Nach der ersten Infektion In der Leber Im Blute des Herzens AD 78 695 0 33 0 3 36 nicht +g +g St BPB 85 739 0 66 0 3 69 n Og Og +P AD 77 691 + 36 0 6 42 1) +g Og BD 91 774 0 59 0 9 68 vergr. +g >J +g AD 55 584 + 63 0 9 72 •n Og 11 st BPB 97 813 0 49 0 12 61 nicht }9 »> Og „ 73 670 0 45 0 16 61 7) )1 91 +g AD 86 745 + 65 0 21 86 7» +g +g st 1) 4 173 0 71 0 24 1 95 r> Og St BD 72 668 0 29 + 27 i 56 7J St APB 951802 + 51 i 0 28 ! 79 n Og Og BPB 93 785 0 45 0 31 76 }} yy AD 74 679 0 46 : 0 50 96 f) n » 68 650 + 41 0 75 116 Tn +g +g +g BPB 85 740 0 66 0 92 158 71 +g +g St AD 78 U97 0 33 0 121 154 71 +g Og )> 68 653 + 55 0 126 ' 181 71 +g +g » 74 680 0 46 0 131 2) 177 «t St BD 91 777 0 59 ' 0 134') 193 )V APB 75 682 0 45 1 0 157 ') 202 BPB 90 770 0 60 i 0 164 224 %y ög Og APB 88 761 + 20 0 193') 213 »1 St st Bei Vergleich dieser Resultate mit denen, die erhalten wurden bei der Untersuchung der getöteten Ratten (Tabelle No. 44) und derjenigen Ratten, die nach dem 16. Tage krepiert waren (Tabelle No. 48), sehen wir, daß zwischen allen diesen keine prinzipiellen Unterschiede bestehen ; es folgt daraus, daß die Ratten auf die wiederholte Infektion nicht 1) Weiße Ratten halten einige Autoren für empfänglicher für den Danyszschen Bacillus als graue. 2) Hepatisation der Lungen. Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 55 reagierten oder, mit anderen Worten, daß sie dem Bacillus Danysz gegenüber immun waren ^). Es ist möglich, daß sie erst nach der ersten Infektion immun wurden, ebenso wie ich dies im Jahre 1893 bei Hausmäusen dem Lö ff 1er sehen Mäusetyphusbacillus -) gegenüber beobachten kohnte; es ist aber auch möglich, daß, wenn auch nicht alle, so doch einige von ihnen schon während ihres Lebens in der Freiheit sich immunisiert hatten, während einer natürlichen oder künstlichen Rattenepizootie, die durch diesen Bacillus hervorgerufen worden war. Am Vorkommen derartiger natürlicher Epizootieen werden wir wohl kaum zweifeln dürfen, da ja während einer solchen dieser Bacillus von Danysz isoliert worden ist. Die Notwendigkeit, mit künstlichen Epi- zootieen zu rechnen, und folglich auch mit dem Einschleppen ins Labora- torium künstlich infizierter oder immunisierter Ratten, ergibt sich aus folgendem Beispiel : Im Anfang dieser Untersuchungen begann sich in einem Laboratoriumsvorrat an grauen Ratten eine bedeutende Sterblich- keit bemerkbar zu machen, wobei die Krankheitssymptome vollkommen denen glichen, die gewöhnlich bei Ratten bei Infektion mit dem Danysz- schen Bacillus beobachtet werden. Die bakteriologische Untersuchung der gefallenen ließ bei ihnen in der Leber, der Milz und dem Blut des Herzens einen Bacillus nachweisen, der nach Art des Wachstums auf Nährböden dem Danysz sehen Bacillus sehr ähnlich schien. Da die ins Laboratorium eingelieferten Ratten registriert werden, so fiel es nicht schwer, die Herkunft der erkrankten festzustellen. Es erwies sich, daß sie aus einem kaufmännischen Geschäft stammten, in dem man vor nicht langer Zeit ein Rattengift angewandt hatte, das bei einem Drogisten gekauft worden war. Auf den Namen dieses Giftes hatte der Geschäftsinhaber, der uns die Ratten verkaufte, nicht acht gegeben, und glaubte, es handele sich um irgendein chemisches Gift. Die von uns angestellten Nachforschungen ergaben jedoch, daß das Mittel nichts anderes gewesen war, als eine Kultur des Danysz sehen Bacillus. Da die erkrankten Ratten sich noch in Quarantäne befanden und die Seuche noch nicht auf andere Käfige mit Ratten Vorräten übergegriffen hatte, so hatte der oben beschriebene Zufall keinen Einfiuß auf meine Versuche, aber es zeigt auf das deutlichste, daß das Einschleppen nicht nur infizierter, sondern mehr oder wenigerstark immunisierter Tiere ins Laboratorium durchaus mög- lich ist^). 1) Das Vorhandensein einer Immunität für Bacillenarten, die dem Danysz sehen sehr nahe stehen (wenn sie nicht mit ihm identisch sind), erkennen Trautmann und Mezin cescu an (Trautmann, Bakterien der Paratyphusgruppe als Rattenschädlinge und Rattenvertilger, Ztschr. f. Hyg. Bd. 54. 1906. p. 104), die ihre Versuche mit dem Bacillus von Dun bar ausführten, und Xylander, der die seinen mit dem Bacillus von Ratin ausführte (Xylander, Der Ratin bacillus als Vertilgungsmittel, Arb. a. d. K. Gesundheitsamt, Bd. 28, 1908, Heft 1 ; ferner Ratin I und II, sowie über die Stellung des Ratinbacillus zur Gärtner- Gruppe, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 52. 1909. p. 455). 2) Mereshkowsky, S., Ueber die Virulenz des Löfflerschen Mäusetyphus- bacillus. (Arch. d. Veterinärkunde [russisch]. 1894, Juli u. Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 16. 1894. p. 612.) Interessant ist es, daß auch bei den auf diese Weise immunisierten Mäusen im Verlaufe einer sehr langen Zeit in der Leber und Milz sich Lö ff 1er sehe Bacillen nachweisen ließen. 3) Um eine Wiederholung ähnlicher Fälle zu vermeiden, benutzte ich seitdem zu den Versuchen nur solche Ratten, die in Gebäuden gefangen worden waren, in denen nie Kulturen zu Vergiftungszwecken angewandt worden waren. 56 Centraibl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Eine zweite und wahrscheinlich die häufigste Ursache der Unterbrechung der Passagen stellten die Bakterien dar, die sich dem Danyszschen Bacillus zugesellten bei seinem Passieren durch die Ratten und die eine Abnahme oder sogar völliges Schwintlen seiner Virulenz verur- sachen (cf. No. ;}-16, No. 18—25, No. 27-32, No. 34—38 - die Resultate der bakteriologischen Untersuchung der krepierten Ratten). Unter diesen Bakterien fanden sich die Repräsentanten der allerver- schiedensten Bakterienarten, vorwiegend Gelatine verflüssigende, seltener Gelatine nicht verflüssigende Stäbchen, Kokken und Streptokokken (nicht selten gelang es, sie aus Rattenkadavern zu züchten, die bereits wenige Minuten nach dem Tode seziert worden waren). Zu unterscheiden, welche dieser Bakterien, in welchem Grade und unter welchen Umständen sie eine Abschwächung der tödlichen Wirkung des Danyszschen Bacillus hervorrufen können, das ist mir noch nicht gelungen; aber daß eine Abschwächung stattfand, geht aus folgenden Beispielen hervor: Beispiel 1. Im Versuch 31 der Serie APß (Tabelle Xo. 4) wurden 2 Ratten mit Material infiziert, das eine Reinkultur des Danyszschen Bacillus enthielt; beide fielen zum gewöhnlichen Termin (die eine am 9., die andere am 10. Tage nach der Infektion). Die 2 anderen wurden mit einem Material infiziert, in dem neben Danyszschen Bacillen fremde Bakterien fanden. Von diesen fiel die eine am 37. Tage nach der Infektion, die andere blieb am Leben (getötet am 44. Tage nach der Infektion). Beispiel 2. Im Versuch 37 der Serie APB (Tabelle No. 5) wurden 4 Ratten mit Material infiziert, in dem sich neben Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien befanden, die sich im Dekokt nicht entwickelten. Von allen 4 Ratten krepierte nur eine (am 12. Tage nach der Infektion), die übrigen blieben am Leben (wurden getötet am 40. — 92. Tage nach der Infektion). Beispiel 3. Im Versuch 47 der Serie APB (Tabelle No. 6) wurden 3 Ratten mit Material infiziert, das eine Reinkultur des Danyszschen Bacillus enthielt. Alle 3 fielen zum gewöhnlichen Termin (am 8. — 11. Tage nach der Infektion). Die 4. Ratte wurde mit Material infiziert, in dem sich neben Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien befanden. Sie blieb am Leben (getötet am 53. Tage nach der Infektion). Beispiel 4. Im Versuch 88 der Serie APB (Tabelle 7) wurde eine von 4 Ratten mit Material infiziert, das eine Reinkultur von Bacillus Danysz enthielt, die drei anderen mit Material, in dem neben Danyszschen Bacillen fremde Bakterien sich fanden. Die mit der Reinkultur infizierte Ratte starb am 11. Tage, von den 3 anderen, die mit einer Kultur infiziert worden waren, die neben den Danyszschen Bacillen fremde Bakterien enthielten, krepierte die eine am 17., die zweite am 64. Tage und die dritte blieb am Leben (nochmals infiziert am 20. Tage nach der ersten Infektion, krepierte hierauf am 193. Tage). Beispiel 5. Im Versuch 129 der Serie APB (Tabelle No. 7) wurden 2 von 3 Ratten mit Material infiziert, das eine Reinkultur von Danyszschen Bacillen ent- hielt. Eine fiel am 11. Tage, die zweite am 17. Tage nach der Infektion. Die dritte Ratte wurde mit Material infiziert, in dem sich neben Danyszschen Bacillen fremde Bakterien befanden. Sie krepierte am 40. Tage. Beispiel 6. Im Versuch 130 der Serie APB (Tabelle No. 8) wurde eine von 3 Ratten mit Material infiziert, das eine Kultur des Danyszschen Bacillus enthielt. Sie fiel am 8. Tage nach der Infektion. Die beiden anderen wurden mit Material infi- ziert, in dem sich außer Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien befanden. Die eine von ihnen krepierte am 58. Tage, die andere am 120. Tage nach der Infektion. Beispiel i. Im Versuch 137 der Serie APB (Tabelle No. 9) wurde eine von 3 Ratten mit Material infiziert, das eine Reinkultur des Danyszschen Bacillus ent- hielt. Sie krepierte am 4. Tage nach der Infektion. Die beiden anderen wurden mit Material infiziert, in dem sich neben Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien fanden. Die eine fiel am 18., die andere am 60. Tage nach der Infektion. Beispiel 8. Im Versuch 143 der Serie APB (Tabelle No. 10) wurde eine von 3 Ratten mit Material infiziert, das eine Reinkultur von Danyszschen Bacillen ent- hielt. Sie krepierte am 8. Tage nach der Infektion. Die beiden anderen wurden mit Material infiziert, in dem sich außer Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien befanden. Von ihnen fiel die eine am 121., die andere am 166. Tage nach der Infektion. I Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 57 Beispiel 9. Im Versuch 146 der Serie APB (Tabelle No. 11) wurde eine von 3 Ratten mit Material infiziert, das eine Kultur des Danyszschen Bacillus enthielt. Sie krepierte am 7. Tage nach der Infektion. Die beiden anderen wurden mit Material infiziert, in dem außer Danyszschen Bacillen sich noch fremde Bakterien befanden. Von ihnen fiel eine am 57., die andere am 235. Tage nach der Infektion. Beispiel 10. Im Versuch 12 der Serie AD (Tabelle No. 27) wurden 4 Ratten mit Material infiziert, in dem sich neben Danyszschen Bacillen fremde Bakterien fanden (in Bouillon nicht nachgewiesen); nicht eine von ihnen krepierte (wurden getötet am 50. Tage nach der Infektion). Beispiel 11. Im Versuch 13 der Serie AD (Tabelle No. 28) wurden 4 Ratten mit Material infiziert, in dem sich neben dem Danyszschen Bacillus auch fremde Bakterien fanden (im Dekokt nicht nachgewiesen); nicht eine von ihnen krepierte (ge- tötet am 34. Tage nach der Infektion). Beispiel 12. Im Versuch 68 der Serie AD (Tabelle No. 2'J) wurden 4 Ratten mit Material infiziert, in dem sich außer Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien fanden. 2 von ihnen krepierten am gewöhnlichen Termin (am 7. und 8. Tage nach der Infektion), 2 blieben am Leben (eine von ihnen wurde nochmals infiziert am 41. Tage nach der ersten Infektion und fiel dann am 75. Tage, die zweite wurde am 55. Tage nach der ersten Infektion nochmals infiziert und krepierte dann am 12(). Tage). Beispiel 13. Im Versuch 55 der Serie AD (Tabelle No. 30) wurden 4 Ratten mit xMaterial infiziert, das neben Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien enthielt. 2 von ihnen krepierten zum gewöhnlichen Termin (am 9. — 13. Tage), 2 blieben am Leben (eine wurde getötet 48 Tage nach der Infektion, die zweite wurde nochmals infiziert am 63. Tage nach der ersten Infektion und krepierte sodann am 9. Tage). Beispiel 14. Im Versuche 61 der Serie AD (Taoelle No. 30) wurden 4 Ratten mit Material infiziert, in dem sich neben Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien befanden. 2 von ihnen krepierten, die eine am 21. Tage, die andere am 29. Tage nach der Infektion, und 2 blieben am Leben (getötet am 42. Tage nach der Infektion). Beispiel 15. Im Versuch 29 der Serie AD (Tabelle No. 32) wurden 4 Ratten mit Material infiziert, das neben Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien enthielt; eine von ihnen krepierte am 9. Tage nach der Infektion, die 3 übrigen blieben am Leben (getötet am 45. Tage nach der Infektion). In den oben angeführten Beispielen ließ sich eine Abschwächung der tödlichen Wirkung des Danyszschen Bacillus beob- achten bei Infektion von Ratten mit einem Material, in dem sich dieser Bacillus gemischt mit fremden Bakterien fand. Eine gleiche Abschwächung konnte man in den Fällen beobachten, in denen zur Infi- zierung der Ratten eine unzweifelhafte Reinkultur des Bacillus verwendet wurde, die aber aus einem Material gewonnen worden war, das fremde Bakterien enthielt. So in Beispiel 16. Im Versuch 15 der Serie BPB (Tabelle No. 18) wurden 4 Ratten mit einer Reinkultur des Danyszschen Bacillus infiziert, die durch Plattenverfahren aus der Leber (der Ratte 226 des Versuches 9) gewonnen worden war, in welcher (Leber) sich neben Danysz- Bacillen auch fremde Bakterien befanden. Keine der mit dieser Kultur infizierten Ratten krepierte (getötet am 63. — 105. Tage nach der Infektion). Beispiel 17. Im Versuch 93 der Serie BPß (Tabelle No. 19) wurden 2 Ratten (No. 784 und 785) mit einer Reinkultur des Danyszschen Bacillus infiziert, die durch Plattenverfahren aus der Milz (Bouillon, Ratte No. 748 des Versuches 87) gewonnen war, in der (Milz) sich neben Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien fanden. Die eine der Ratten krepierte am 13. Tage nach der Infektion, die andere blieb am Leben (nochmals infiziert am 45. Tage nach der ersten Infektion, fiel darauf am 31. Tage). Beispiel 18. Im Versuch 59 der Serie BD (Tabelle No. 34) wurden 4 Ratten mit einer Reinkultur des Danyszschen Bacillus infiziert, die durch Platten verfahren aus der Milz (Ratte No. 548 des Versuches 49) gewonnen war, in der (Milz) neben dem erwähnten Bacillus sich auch fremde Bakterien fanden. Es krepierte nur eine dieser Ratten und erst am 31. Tage nach der Infektion, während die 3 übrigen alle am Leben blieben (getötet am 42. Tage nach der Infektion). Bisweilen erwies sich die Virulenz des Danyszschen Bacillus abgeschwächt, ungeachtet dessen, daß die fremden Bakterien sich bei den Ratten nicnt in dem Organ fanden, aus dem die Reinkultur gewonnen wurde, sondern nur in irgendeinem anderen Organ. 58 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale, ßd. 62. Heft 1/2. Beispiel 19. Im Versuch 90 der Serie BPB (Tabelle No. 22) wurde zur Passage eine Reinkultrr des Danyszschen Bacillus benutzt, die aus der Milz der Ratte No. 699 des Versuches 79 (Tabelle No. 19) gewonnen war. Fremde Bakterien wurden bei ihr nur in der Leber gefunden. Eine der Ratten des Versuches 90, die mit einer Bouillon- kultur infiziert worden war, krepierte zum gewöhnlichen Zeitpunkt, die anderen blieben am Ijcben. Beispiel 20. Im Versuch 148 der Serie BPB (Tabelle No. 24) wurde zur Passage eine Reinkultur des Danyszschen Bacillus angewandt, die aus dem Herzblut der Ratte No. 1047 des Versuches IS6 (Tabelle No. 19) gewonnen war. Fremde Bakterien wurden bei ihr nur in der Leber gefunden (in Bouillon). Eine der Ratten des Ver- suches 148, die mit Bouillonkultur infiziert wurde, fiel am 8. Tage, die zweite am 22., die dritte am 2b., und die vierte am 47. Tage nach der Infektion. Beispiel 21. Im Versuch 157 der Serie BPB (Tabelle No. 25) wurde zur Passage eine Reinkultur des Danyszschen Bacillus verwandt, die aus dem Herzblut der Ratte No. 1090 des Versuches 14.Ö (Tabelle No. 19) gewonnen war. Fremde Bakterien wurden bei ihr in der Leber gefunden (im Dekokt) und in der Milz (in Bouillon und im Dekokt). Die Ratten des Versuches 157 krepierten am 65., 79., 109. und HO. Tage nach der Infektion.'» In einzelnen Fällen indessen machte sich die Gegen- wart fremder Bakterien durch nichts bemerkbar, so z. B. im Versuch 28 der Serie AD (Tabelle No. 29). War eine solche Ab- weichung von der gewöhnlichen Regel von besonderen Eigenschaften der dem Danyszschen Bacillus beigemengten Bakterien abhängig oder von anderen Ursachen, bleibt bis auf weiteres ungeklärt. Manchmal konnte man im Gegenteil beobachten, daß der Tod bei den Ratten bedeutend später als gewöhnlich eintrat, obgleich das Infektions material, das zur An- wendung gekommen war, eine Reinkultur des Danysz- schen Bacillus darstellte, was Kontrollimpfungen auf Gelatine bewiesen. Diese Abschwächung der tödlichen Wirkung des in- fektiösen Materials hing, sofern sie nicht durch eine Immunität der Ratten bedingt war, offenbar gleichfalls von einer Bei- mengung fremder Bakterien zum Danyszschen Bacillus ab, wenn sich diese Beimengung auch nicht erkennen ließ, sei es daß die Bakterien sich nicht entwickelten, oder sei es daß sie sich auf den gewöhnlichen Nähr- böden in der Art ihres Wachstums in nichts von den Danyszschen Bacillen unterschieden. Daß fremde Bakterien infolge Nichtwachsens bei den Kontroll- impfungen unerkannt bleiben konnten, lehrt folgende Beobachtung^): In mehrere Probiergläschen mit Bouillon und Dekokt wurde je eiue Oese Rein- kultur außer von dem Danyszschen noch von einem anderen Bacillus übertragen, welcher aus dem Herzblut der Ratte No. 1294 des Versuches 191 (Tabelle No. 24) ge- züchtet worden war und welcher sich vom Danyszschen Bacillus dadurch unterschied, daß er Gelatine verflüssigte und auf ihr Kolonieen von gelber Farbe gab. Nach 24- stündigem Verweilen im Thermostaten wurde aus dem Inhalt eines jeden der Probier- gläschen eine Kontrollaussaat auf .schräge Gelatine gemacht. Die Untersuchung der Aussaaten (die Beobachtungen zogen sich über einen Monat hin) erwies, daß bei Aus- saaten aus dem Dekokt sich Kolonieen beider Arten Mikroorganismen entwickelten; bei Aus.saaten aus Bouillon fehlten Kolonieen des Pigmentbacillus ganz oder waren nur in geringer Zahl vorhanden (2—10 Kolonieen in jedem Gläschen). Da aber Kontroll- verouche zeigten, daß der Pigmentbacillus in Reinkultur auf Bouillon gut wuehs, so muß sein Zurückbleiben im Wachstum in unserem Versuche auf einen hemmenden 1) Da die sich den Danyszschen beigesellenden Bacillen in der Mehrzahl der Fälle zu den Vertretern der Darmflora gehörten, so ist es auch möglich, daß es unter ihnen Arten gab, zu deren Entwickelung die Bedingungen unserer Versuche durchaus ungeeignet waren. Mereshkowsky , Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 59 Einfluß von seilen des Danyszschen Bacillus zurückgeführt werden. Auf Grund dieser Befunde naußten wir erwarten, daß, wenn bei der bakteriologischen Untersuchung der Ratte No. 1294 — aus welcher der Pignicntbacillus gezüchtet wurde — die Im- pfungen aus den Organen ausschließlich in Bouillon gemacht worden wären, so wäre der Bacillus nicht entdeckt worden. Und in der Tat, wie die Tabelle No. 24 zeigt, wurde er nur im Dekokt gefunden. Als Beispiel dafür, daß unter den fremden Bakterien Arten vor- kommen konnten, welche nach dem Charakter ihres Wachstums auf Gelatine sich in nichts von dem Danyszschen Bacillus unterschieden, kann der Versuch 204 der Serie BD (Tabelle No. 38) dienen. Zur In- fizierung der Ratte bei diesem Versuch wurde durch Plattenverfahren eine Reinkultur eines Bacillus gewon- nen, der sich, dem Charakter seines Wachstums auf Gela- tine nach, durch nichts von dem Bacillus Danysz unter- schied, aber in Kulturen auf gefärbten Nährböden die- selben Veränderungen hervorrief wie das Bact. coli. Daß fremde Bakterien in der Tat Unterbrechungen der Passagen hervorrufen konnten, ist aus folgenden Beispielen zu ersehen: Beispiel 22. Im Versuch 37 der Serie APB (Tabelle No. 5) wurde zur Passage Material von der Ratte No. 395 des Versuches 24 (Tabelle No. 3) genommen, in dem sich neben Danyszschen Bacillen fremde Bakterien befanden. Nur 1 der mit diesem Material infizierten Ratten krepierte (am 12. Tage nach der Infektion), die übrigen blieben am Leben. Von demselben Versuch 24, aber von einer anderen Ratte, stammte das Material zur Infizierung der Ratten des Versuches 32 (Tabelle No. 3); in den Organen dieser Ratte fanden sich Reinkulturen des Danyszschen Bacillus. Alle Ratten dieses Versuches fielen im normalen Zeitraum (am 5. — 9. Tage nach der Infektion). Beispiel 2 3. Im Versuch 47 der Serie APB (Tabelle No. 6) wurde zur Passage Material aus der Ratte No. 514 des Versuches 4tJ (Tabelle No. 3) genommen, in welchem neben Danyszschen Bacillen sich auch fremde Bakterien fanden. 1 mit Bouillon- kultur infizierte Ratte krepierte zum normalen Termin (am 10. Tage nach der Infektion), die 2. blieb am Leben. Von demselben Versuch 46, aber aus einer anderen Ratte, in den Organen welcher sich Reinkultur von Danyszschen Bacillen fand, stammte das Material zur Infektion der Ratten des Versuches 50 (Tabelle No. 3). Alle Ratten dieses Versuches fielen zum normalen Termin (am 4. — 10. Tage nach der Infektion). Beispiel 24. Im Versuch 98 der Serie APB (Tabelle No. 8) wurde das Material zur Passage von der Ratte No. 765 des Versuches 89 (Tabelle No. 3) genommen, in welchem sich neben Danyszschen Bacillen fremde Bakterien fanden. 1 mit Bouillon- kultur infizierte Ratte krepierte zum normalen Termin (am 11. Tage nach der Infektion), die 2. am 22., die 3. am 76. Tage nach der Infektion. Von demselben Versuche 89, aber von einer anderen Ratte, in den Organen welch letzterer eine Reinkultur von Danyszschen Bacillen sich fand, stammte das Material zur Infektion der Ratten des Versuches 94 (Tabelle No. 3). Alle Ratten dieses Versuches krepierten innerhalb des normalen Zeitraums (am 5. — 6. Tage nach der Infektion). Beispiel 25. Im Versuch 143 der Serie APB (Tabelle No. 10) wurde zur Passage das Material von der Ratte No. 941 des Versuches 117 (Tabelle No. 9) genommen, in welchem sich außer den Danyszschen Bacillen auch noch fremde Bakterien fanden. 1 mit Bouillonkulturen mfizierte Ratte des Versuches 143 krepierte zur normalen Zeit (am 8. Tage nach der Infektion), von den beiden anderen aber krepierte 1 am 121. Tage, die andere am 166. Tage nach der Infektion. Von demselben Versuch 117 (Tabelle No. 9), aber von einer anderen Ratte, in deren Organen sich gleichfalls fremde Bak- terien fanden, stammte das Material zur Infektion der Ratten des Versuches 137 (Tabelle No. 9). Die 1. von ihnen fiel zur gewöhnlichen Zeit (am 4. Tage nach der Infektion), die zweite am 18., die 3. am 69. Tage nach der Infektion. Beispiel 2 6. Von derselben Ratte 941 des Versuches 117, wie im vorigen Bei- spiel, wurde das Material zur Infizierung der Ratten des Versuches 146 der Serie APB (Tabelle No. 11) gewonnen; 1 von ihnen krepierte zur gewöhnlichen Zeit (am 7. Tage nach der Infektion), die 2. am 57., die 3. erst am 235. Tage nach der Infektion. Beispiel 27. Im Versuch 12 der Serie AD (Tabelle No. 27) wurde zur Passage Material von der Ratte No. 225 des Versuches 8 (Tabelle No. 27) genommen, in welchem sich neben Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien fanden. Keine dieser Ratten krepierte und der Faden der Passagen war damit abgerissen. 60 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Beispiel 28. Im Ver.-*uch 13 der Serie AD (Tabelle No. 28) wurde das Material zur Passage von der Ratte No. 224 des Versuches 8 (Tabelle No. 27) genommen, in dem sich neben Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien fanden. Keine der Ratten krepierte und "der Faden der Passagen erwies sich gleichfalls hiermit als ab- gerissen. Beispiel 29. Im Versuch 55 der Serie AD (Tabelle No. 30) wurde Material zur Passage von der Ratte No. 527 des Versuches 48 (Tabelle No. 29) genommen, in welchem sich außer Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien befanden. 1 der Ratten, die mit Dekoktkultur infiziert wurde, krepierte zum gewöhnlichen Termin (am 9. Tage nach der Infektion), 1 andere blieb am Leben. Von demselben Versuch 48 (Tabelle No. 29), aber von 1 anderen Ratte, in deren Organen eine Reinkultur des Danyszschen Bacillus sich fand, wurde das Material zur Infizierung der Ratten des Versuches 52 (Tabelle No. 29) genommen. Alle Ratten dieses Versuches fielen zur ge- wöhnlichen Zeit (am 8.— 12. Tage nach der Infektion). Beispiel 30. Im Versuch 29 der Serie AD (Tabelle No. 32) wurde das Material zur Passage der Ratte No. 387 des Versuches 23 der Serie APB (Tabelle No. 4) ent- nommen ; im Material fanden sich außer Danyszschen Bacillen auch fremde Bak- terien. 1 der Ratten , die mit Dekoktkultur infiziert worden war. krepierte zur ge- wöhnlichen Zeit, die andere blieb am Leben. Von demselben Versuch 23 der Serie APB (Tabelle No. 4), aber von einer anderen Ratte, in deren Organen eine Reinkultur von Danyszschen Bacillen vorhanden war, wurde das ]\Iaterial zur Infizierung der Ratten des Versuches 25 (Tabelle No. 4) genommen; alle Ratten dieses Versuches krepierten zur gewöhnlichen Zeit. Beispiel 31. Im Versuch 90 der Serie BPB (Tabelle No. 22) wurde zur Passage eine Reinkultur des Danyszschen Bacillus von der Ratte No. 699 des Versuches 79 (Tabelle No. 19) durch Plattenverfahren gewonnen ; in den Organen dieser Ratte fanden sich neben Danyszschen Bacillen auch fremde Bakterien. 1 der Ratten des Ver- suches 90, die mit Bouillonkultur infiziert wurde, krepierte zum gewöhnlichen Termin, die andere blieb am Leben. Von demselben Versuch 79 (Tabelle No. 19), aber von einer anderen Ratte, in deren Organen sich eine Reinkultur des Danyszschen Bacillus fand, wurde das Material zur Infektion der Ratten des Versuches 87 gewonnen (Tabelle No. 19). Alle Ratten dieses Versuches krepierten zur gewöhnlichen Zeit (am 5. — 14. Tage nach der Infektion). Beispiel 3 2. Im Versuch 148 der Serie BPB (Tabelle No. 24) wurde eine Rein- kultur des Danyszschen Bacillus von der Ratte No. 1047 des Versuches 136 (Tabelle No. 19) durch Platten verfahren gewonnen; in den Organen dieser Ratte fanden sich außer Danysz' Bacillus auch fremde Bakterien. 1 der mit Bouillonkultur infizierten Ratten krepierte am 8., die 2. am 22., die 3. am 25. und die 4. am 47. Tage nach der Infektion. Von demselben Versuch 136 (Tabelle No. 19), aber von einer anderen Ratte, in deren Organen sich eine Reinkultur des Danyszschen Bacillus befand, stammte das Material zur Infizierung der Ratten des Versuches 145 (Tabelle No. 19). Alle Ratten dieses Versuches krepierten in dem gewöhnlichen Zeitraum (am 6. — 10. Tage nach der Infektion). Beispiel 3 3. Im Versuch 157 der Serie BPB (Tabelle No. 25) wurde eine Rein- kultur des Danyszschen Bacillus von der Ratte No. 1090 des Versuches 145 (Tabelle No. 19) durch Platten verfahren gewonnen ; in den Organen dieser Ratt« fanden sich neben diesen Bacillen auch fremde Bakterien. Die Ratten krepierten am 65., 79., 109. und HO. Tage nach der Infektion. Vom selben Versuch 145 (Tabelle No. 19), aber von einer anderen Ratte, in deren Organen eine Reinkultur Danyszscher Bacillen vor- handen war, wurde das Material zur Infektion der Ratten des Versuches 173 (Tabelle No. 19) genommen. Alle diese Ratten fielen zur gewöhnlichen Zeit (am 5. — 11. Tage nach der Infektion). Beispiel 34. Im Versuch 59 der Serie BD (Tabelle No. .34) wurde eine Rein- kultur zur Passage von der Ratte No. .548 des Versuches 49 (Tabelle No. 34) durch Platten verfahren gewonnen; in den Organen dieser Ratte fanden sich neben Danysz- schen Bacillen auch fremde Bakterien. Keine der mit Dekoktkultur infizierten Ratten krepierte. Vom selben Versuch 49 (Tabelle No. 34), aber von einer anderen Ratte, in deren Organen sich eine Reinkultur von Danyszschen Bacillen befand, stammte das Material zur Infektion der Ratten des Versuches 65 (Tabelle No. 35); alle Ratten dieses Versuches krepierten zum gewöhnlichen Termin (am 6. — 15. Tage nach der Infektion), Schließlich hatte auch auf den Gang der Passagen das Nährmittel, auf dem der Bacillus kultiviert wurde, einigen Einfluß, teilweise auch der Zustand der Kultur selbst, d. h. ob sie vor ihrer Anwendung einer Reinzüch- tung mit dem Platten verfahren unterworfen wurde oder Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. ßl nicht. Wenn man als Kriterium zur Beurteilung des Einflusses dieser beiden Momente das Prozent der Mortalität in den verschiedenen Serien der Versuche nimmt und statuiert, daß nur die Ratten, die in den ersten 16 Tagen nach der Injektion fielen, durch die unmittelbare Wirkung des Bacillus zugrunde gingen, so zeigt sich, daß in der Serie APB der Versuche 83 Proz. Sterblichkeit beobachtet wurden, 7, » » BPß ). )» B2 „ „ „ „ ,, „ ,, AD „ „ 67 „ „ „ ,. d. h. die größte Mortalität kam in den Serien zur Beobachtung, in denen zur Infektion der Ratten eine Bouillonkultur verwandt wurde, dagegen zeigte die Anwendung von durch das Plattenverfahren reingezüchteter Kultur einen Einfluß auf die Sterblichkeit, im Sinne einer Vergrößerung derselben nur in den Serien, in denen das Dekokt zur Anwendung kam. Die schwächere Wirkung der Dekoktkultur im Vergleich zur Bouillon- kultur erschien auf den ersten Blick wenig verständlich im Hinblick auf die oben beschriebenen Vorzüge des Dekoktes vor der Bouillon. Als aber eine Zählung der Kolonieen vorgenommen wurde, die sich auf Platten aus der gleichen Menge Bouillon und Dekokt Kulturen des Bacillus entwickelten, so erwies es sich, daß aus dem letzteren 3mal weniger Kolonieen sich entwickelten als aus den ersteren. Folglich hing die schwächere Wirkung der Dekoktkulturen nicht von ihrer geringeren Virulenz ab, sondern davon, daß die mit dieser Kultur infizierten Ratten eine 3mal geringere Quantität von Infektionsmaterial erhielten, als die Ratten, die mit Bouillonkulturen infiziert wurden. Aus dem oben Gesagten sehen wir, daß eine erfolgreiche Durch- führung der Passagen erschwert wird durch: 1) das Vorhandensein einer Immunität, 2) den Einfluß fremder Bakterien, die sich dem Danysz sehen Bacillus zugesellen, 3) nicht genügend große Dosen des Infektionsstoffes, der in den Darmtraktus der Ratten gelangt. Deswegen würden wir zu ungehinderter Durchführung der Passagen die Beobachtung folgender Regeln empfehlen: § 1. Die zu den Passagen bestimmten Ratten sollen aus solchen Orten stammen, in denen sie bestimmt nicht mit Danyszschen Bacillen in Berührung gekommen sein können ^). § 2. Vor der Infektion müssen sie wenigstens 3 bis 4 Wochen in Quarantäne gehalten werden. In dieser ganzen Zeit darf unter ihnen kein Todesfall vorgekommen sein, bei dem sich in Leber und Milz, noch mehr aber im Herzblut, Bacillen der Para- typhusgruppe finden. § 3. Bei jeder Passage werden gleichzeitig 4 Ratten infiziert. § 4. Sie werden einige Minuten vor der Infektion einzeln je eine in einen Käfig gesetzt 2). 1) Augenscheinlich sind Ratten, die in Schlachthäusern oder nahe denselben ge- fangen worden sind, ebensowenig geeignet für Passagen. 2) Da zur Durchführung dieser Maßregel ein großer Vorrat von teueren Käfigen nötig ist, so würde ich empfehlen, die Ratten während des Versuches in Fallen zu halten, wie sie auf der Fig. 5 dargestellt sind; man kann sie fertig kaufen, und sie sind viel billiger als die gewöhnlichen Käfige. Zu den Rattenfallen müssen eiserne gestrichene Untersätze (Fig. 5a) aus Eisenblech und zwei gebogene, dicke, verzinnte Drähte bestellt werden, welche als Stützen dienen (Fig. 5b). Die Fallen kann man auch zum Fangen 62 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. "•'■ §5. Die Kulturen für die Passagen dürfen nur aus vollkommen frischen Rattenkadavern gewonnen werden, von Ratten, die nicht früher als am 4. und nicht später als am 16. Tage nach der Infektion krepiert sind. § 6. Aus der Leber und der Milz solcher Ratten werden Stücke von nicht weniger wie 1 ccm genommen und aus dem Herzen alles Blut und in Probiergläschen mit Bouillon übertragen, die in den Thermostaten bei 38 <> C gestellt werden i). § 7. Nach 24 Stunden werden aus diesen Probiergläschen Kontroll- impfungen auf der schrägen, schwach alkalischen Gelatine gemacht'^), worauf die Gläschen an einen kühlen, dunklen Ort gebracht werden. Fig. 5. Rattenfalle, die einen Käfig ersetzt: a eiserner, mit Oelfarbe gestrichener Untersatz aus Eisenblech; b Stützen aus gebogenem, dickem, verzinntem Draht; c Täfel- chen mit der Nummer der Ratte. §8. Wenn im Verlaufe von 10 Tagen in keinem der Gläschen mit der Kontrollaussaat Kolonieen fremder Bakterien sich zeigen, so überimi)ft man aus der Bouillon, die mit dem Herzblut geimpft war (§ 6), in vier andere Probier- gläschen mit schwach alkalischer Bouillon (vorausgesetzt, daß die Kultur durch 4 Ratten passieren soll), die in den Thermostaten gestellt werden ^). § 9. Nach 24-stündigem Verweilen im Thermostaten werden aus diesen Probiergläschen Kontrollimpfungen auf schräge Gelatine ge- macht und § 10 dann nimmt man 10 ccm von der in der Bouillon entwickelten Kultur, die mit einem Glasstäbchen mit der doppelten Gewichtsmenge Roggenmehl zu einem dicken Teig verrührt werden'*). der Ratten benutzen, die zu den Passaoren dienen sollen. Nach jedem Fan^ muß die Falle sorgfällig gewaschen werden mit heißem Wasser und Seife, da sonst die Ratten sich bald vor ihnen scheuen. Zur Desinfektion und Reinigung sind die Fallen ca. '/» Stunde in strömendem Dampf zu belassen oder */^ Stunde lang in einem Gefäß mit Wasser zu kochen, worauf sie mit Bürsten aus Walfischbarten gereinigt werden. 1) Ueber die Zusammensetzung der Bouillon cf. p. 11. Sie muß schwach alkalisch sein, weil in saurer der Bacillus nur sehr schlecht oder überhaupt nicht wächst. 2) Ich empfehle zu Impfungen Gelatine, da sich auf ihr leichter die Beimengung fremder (meist Gelatine verflüssigender) Bakterien erkennen läßt. 3) Als Material zu den Passagen ist es vorteilhafter, das Blut aus dem Herzen zu benutzen, weil in ihm fremde Bakterien bedeutenil seltener angetroffen werden als in Leber und Milz. 4) Um die abgemessene Dosis der Kultur vor überflüssigen Verlusten zu bewahren, ist es besser, die Teigbereitung in derselben Futterschale vorzunehmen, die in den Käfig Mereshkowsky, Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten etc. 63 § 11. Diesen Teigklumpen (§ 10) stellt man in den Käfig, in den man gleichzeitig auch Wasser stellt. § 12. Alle während des Fressens von den Ratten ver- streuten Teigstücke werden sorgfältig aufgesammelt von dem Boden des Käfigs und von dem Untersatz, und wieder in den Futter napf gelegt^). § 13. Ihr gewöhnliches Futter erhalten die Ratten erst dann wieder, wenn sie allen Teig aufgefressen haben. § 14. Es ist unumgänglich notwendig, wenigstens dreimal täglich eine Besichtigung der infizierten Ratten vorzunehmen. Eine besondere Aufmerksamkeit ist denen von ihnen zuzuwenden, die matt zu sein scheinen, mit halbgeschlossenen Augen dasitzen, mit zerzausten Haaren, und schwach auf äußere Reize reagieren. § 15, Werden gefallene entdeckt, so werden sie sofort seziert, ist das nicht angängig, so werden die Kadaver aus dem Käfig entfernt und auf Eis aufbewahrt. Bei der Obduktion verfährt man nach § 6. Wenn man wünscht, zu den Passagen Reinkulturen des Danysz- schen Bacillus, die durch Plattenverfahren gewonnen worden sind, zu verwenden, so verfährt man folgendermaßen : J^ 16. Aus Bouillon, in die Herzblut ausgesät worden ist (§ 6 und § 7), macht man eine Kontrollimpfung und stellt noch Platten auf Gelatine an. § 17. Wenn nach 5—6 Tagen in den P etri- Schalen sich eine Reinkultur des D an ysz sehen Bacillus entwickelt, so macht man von einer der typischen Kolonieen eine Abinipfung in ein Probiergläschen mit Bouillon und stellt das Probiergläschen in den Thermostaten. § 18. Nach 24 Stunden macht man aus dem Probiergläschen Aus- saaten auf Farbnährböden zwecks Feststellung der Art des Wachstums des aus den Schälchen isolierten Bacillus, und dann bewahrt man das Probiergläschen mit der Bouillonkultur an einem kühlen, dunklen Orte auf bis zu dem weiter unten angegebenen Termin. § 19. Wenn nach Ablauf von wenigstens 10 Tagen in keinem der Gläschen mit Kontrollimpfungen (§ 16) fremde Bakterien sich gezeigt haben und die Farbnährböden (§ 18) alle die Veränderungen zeigen, welche für das Wachstum des Danysz sehen Bacillus als charakteristisch gelten, so überimpft man aus den Reagensgläschen § 17 in 4 andere Gläschen mit Bouillon, mit denen man nach § 8 und den folgenden verfährt. Die Reagensgläschen mit dem Grundmaterial, aus denen dieAbimpfungen zu der Infektion der Ratten ge- macht werden, müssen aufbewahrt werden, damit man. wenn eine der Passagen sich als erfolglos erweisen sollte, sie mit Hilfe von Ueberimpfungen aus diesen Gläschen wiederholen kann. Es versteht sich von selbst, daß es bei einer Wiederholung der Passage nötig ist, jedesmal frische Ratten zu nehmen. Bei der Beobachtung der oben angegebenen Regeln können wir die Zahl der Passagen des Danysz sehen Bacillus durch Ratten nach Be- gebracht wird und dabei ein Glasstäbchen zu verwenden, von dem sich der Teig leicht abstreifen läßt. 1) Es ist sehr wichtig, daß in dem Räume, in dem sich die Versuchsratten befinden, keine frei herumlaufenden Mäuse oder Ratten vorkommen, da der infizierende Teig sonst von ihnen aufgefressen werden und der Untersucher so zu Fehlschlüssen kommen könnte. 64 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. lieben vergrößern. Aber, wie dieses aus unseren Versuchen zu ersehen ist, die Passagen sind zur Erhaltung der Virulenz des Bacillus auf gleicher Höhe wenig geeignet, weil seine Virulenz unter dem Einfluß fremder, in die Organe der in- fizierten Ratten eindringender Bacillen sich unerwartet plötzlich ver- ringern oder selbst vollkommen schwinden kann. Indem wir die von uns gewonnenen Daten resümieren, kommen wir zu folgenden Allgemeinen Schlüssen: 1) Der Danyszsche Bacillus besitzt ohne Frage bei In- fektion per OS pathogene Eigen Schäften für die graue Ratte (Mus decumanus). In unseren Versuchen, die mit Kulturen an- gestellt wurden, die bei weitem nicht immer die maximale Virulenz besaßen, rief er unter ihnen bis 83 Proz. Sterblichkeit ^j hervor. 2) Zu Passagen durch Ratten verhält sich dieser Bacillus ebenso wie auch andere pathogene Mikroorga- nismen. Wenn seine Virulenz auch bisweilen nach solchen abnimmt, so hängt dieses nicht von irgendwelchen inneren Eigenschaften des Bacillus selbst ab, von denen Danysz spricht, sondern ausschließlich vom Einfluß fremder in die Organe der infizierten Ratten eindringender Bakterien ab^), 3) In Hinsicht auf das in § 2 Gesagte kann man sich zur Be- wahrung der Virulenz des Danyszschen Bacillus der Passagen bedienen, aber diese Methode erfordert große Vorsicht und ist nicht zuverlässig. 'Nachdruck verboten. Die Beeinflussung der Virulenz des Bacillus Danysz durch fortlaufende Ueberimpfungen in Bouillon. [Aus dem landwirtschaftl. -bakteriologischen Laboratorium des Ackerbau- ministeriums in St. Petersburg (Direktor: M. G. Tartako w sky).J Von S. S. Mereshkowsky. Wir besitzen bis heute noch keine einwandfreie und einfache Methode zur Erhaltung der Virulenz des Bacillus Danysz, und deshalb sind kleine Laboratorien, welche sich mit Gewinnung seiner Massenkulturen beschäftigen, gezwungen, entweder das für sie erforderliche Aussaat- material periodisch aus irgendeinem zentralen Institute zu beziehen, oder 1) Dieser Prozentsatz ist niedriger als der faktische, schon deshalb, weil bei seiner Berechnung die nach dem 16. Tage nach der Infektion gefallenen Ratten außer acht gelassen worden sind. 2) An anderem Ort werden wir sehen, daß auch bei Passagen, die durch Ein- spritzung von Kulturen des Danyszschen Bacillus in die Bauchhöhle ausgeführt wurden, seine Virulenz sich abschwächen oder sogar ganz schwinden kann unter dem Einfluß der gleichen Ursachen. Mereshkowsky, Die Beeinflussung der Virulenz des Bacillus Danysz etc. g5 aber sich mit dem Material zu begnüjien, welches sie vorrätig haben und dessen Lebensfähigkeit sie durch fortlaufende Ueberimpfungen aus einem Reagensglase ins andere im Laufe einer Reihe von Generationen aufrecht erhalten. Da durch derartige Ueberimpfungen die Virulenz vieler pathogener Bakterien mehr oder weniger geschädigt wird, so schien es mir inter- essant, festzustellen, ob nicht auch die Virulenz des Bacillus Danysz hierdurch beeinflußt wird. Meine Untersuchungen nahm ich mit einer Kultur vor, welche nach dem Gelatineplattenverfahren aus einer Agarkultur des „Virus Danysz'' isoliert worden war. Letztere stammte aus dem „Laboratoire des vaccins Pasteur" in Paris. Wie durch Kontrollversuche, welche sofort nach Isolierung der Rein- kultur aus den Gelatineplatten vorgenommen wurden, nachgewiesen werden konnte, tötete sie graue Ratten (Mus decumanus) bei Ver- fütterung in einem normalen Zeitabschnitt (nach 7 — 16 Tagen) ^). Als Nährboden zur Kultur des Bacillus bei Ueberimpfungen wählte ich Bouillon, weil diese in der Technik der Anfertigung von Massen- kulturen zum Zwecke der Mäuse- und Rattenvertilgung vor sonstigen Nährmedien zweifellose Vorzüge aufzuweisen hat, und weil folglich das Studium ihrer I]igenschaften vom praktischen Standpunkte aus am wichtigsten ist. Zu der Bereitung der Bouillonl.nahm ich auf 1(X) ccm gewöhnlichen Leitungswassers 1 g Pepton sicc. W^ i 1 1 e , 1 „ Extr. carnis Liebig, 0,5 g Kochsalz. Die Reaktion stellte ich durch Sodalösung schwach alkalisch ein, wobei Lackmuspapier als Indikator diente. In die Reagensgläschen, in welchen die Ueberimpfungen vorgenommen wurden, füllte ich je 10 bis 13 ccm dieser Bouillon ein. Da es leicht geschehen konnte, daß in den oberflächlichen und den tieferen Bouillonschichten für die Anfrechterhaltung der Virulenz des Bacillus durchaus nicht gleiche Bedingungen bestanden, so wurde, um eine künstliche Auslese irgendeiner Rasse des Bacillus zu vermeiden, vor jeder Ueberimpfung die im Reagensglase gezüchtete Kultur energisch umgeschütelt. In den meisten Fällen führte ich die Ueberimpfungen alltäglich aus, worauf die frisch infizierten Reagensgläschen in den Brütschrank bei SS'' C kamen. Mußte jedoch zwischen zwei Ueberimpfungen eine Unter- brechung eintreten, welche gewöhnlich nicht mehr wie 2—3 Tage dauerte, so wurden — um das Verweilen des Bacillus in einem Medium, welches mit den Produkten seiner Lebenstätigkeit gesättigt war, zu verkürzen — die frisch infizierten Reagensgläschen sofort nach der Aussaat in einen kühlen, dunklen Raum gebracht, in welchem die Entwickelung der Bacillen entweder gar nicht oder jedenfalls sehr langsam vor sich ging; in den Brütschrank wurden sie 24 Stunden vor Ablauf der Unter- brechung gestellt. Um die Virulenzschwankungen des Bacillus unter Einwirkung von Ueberimpfungen beurteilen zu können, verfütterte ich von Zeit zu Zeit 1) Vgl. Mereshkowsky, S. S., Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten auf die Virulenz des Bacillus Danysz. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 62. p. 3.) Erete Abt. Orig. Bd. 62. Heft 1/2. 5 6ß Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. grauen Ratten (Mus decumanus) die zurzeit im Brütschrank stehende Kultur, Die Methodik, deren ich mich bei derartigen Verfütterungs- versuchen (sowie bei bakteriologischer Untersuchung der zugrunde ge- gangenen Tiere) bediente, unterschied sich durch nichts von derjenigen, welche bereits an anderer Stelle ^) von mir genau beschrieben worden ist, und deshalb sehe ich hier von einer neuen Besprechung derselben ab. Da das Verhalten des Bacillus gegen Ueberimpfungen durch zu- fällige Eigenschaften des zum Versuch dienenden Stammes hervorgerufen sein konnte, so wiederholte ich, um etwaige Fehlschlüsse zu beseitigen, meine Untersuchungen mit einem anderen Stamme, welcher nach dem Plattenverfahren aus einer zweiten Agarkultur des sogenannten V'irus Danysz isoliert worden war; diese letztere hatte ich zu diesem Zwecke 1 Jahr später wie die erste aus demselben Pariser Vaccinelaboratoriura bezogen. Mit dem ersten Stamme habe ich etwa 600 Ueberimpfungen. welche 2 Jahre in Anspruch nahmen, mit dem zweiten ca. 3(X) Ueberimpfungen, welche 1 Jahr dauerten, vorgenommen. Die Ergebnisse, welche ich sowohl mit dem einen, als auch mit dem anderen Stamme erzielen konnte, waren im allgemeinen identische und lassen sich in folgendem zusammenfassen: 1) Ratten, welche mit einer der ersten hundert Generationen des auf Bouillon überimpften Bacillus gefüttert worden waren, gingen in der Mehrzahl der Fälle in einer gewöhnlichen Frist zugrunde (meist nicht später als 16 Tage nach der Infektion). 2) Von denjenigen Tieren, welche mit der 100.-200. Generation infiziert wurden, starben einige nach Ablauf einer gewöhnlichen Frist, bei anderen jedoch trat der Tod mit einiger Verspätung ein. Derartig verspätete Todesfälle kamen um so häufiger vor, je öfter die Kultur, welche zur Infektion der Ratten diente, übergeimpft worden war. 3) Ratten, denen eine Kultur, welche 200 — öOOmal übergeimpft worden war, verfüttert wurde, starben in der Regel nicht früher als 1 — 5 Monate nach der Infektion. 4) Bei Ratten des Punktes 1, sowie bei vielen Ratten des Punktes 2 konnte bei der Sektion Vergrößerung der Pey er sehen Plaques beob- achtet werden; der Bacillus Danysz fand sich in Leber, Milz und Herzblut. 5) Bei den Ratten des Punktes 3 und bei einigen Tieren des Punktes 2 fehlte die Vergrößerung der Pey er sehen Plaques; der Ba- cillus Danysz fand sich in Leber und Milz; aus dem Herzblut jedoch konnte er nicht ausgeschieden werden. Wurden die Ratten des Punktes 3 lange vor Eintritt des Todes, z, B, 1—2 Wochen nach der Infektion mit Chloroform getötet und seziert, so erwiesen sich bei ihnen die Pey er- sehen Plaques stark vergrößert, der Bacillus Danysz war in Leber und Milz enthalten, während das Herzblut steril war. 6) In den Organen von Ratten, welche im Laufe der oben beschrie- benen Untersuchungen infiziert wurden, fanden sich neben dem Ba- cillus Danysz nicht selten auch sonstige Bakterien. Das Vorhanden- sein dieser Bakterien stand durchaus in keiner Beziehung zur Anzahl der Ueberimpfungen, welchen die zur Infektion der Ratten angewandte Kultur unterworfen worden war. 7) Zugleich mit dem Anwachsen der Zahl der Generationen ver- 1) 1. c. Mereshkowsky, Die Beeinflussung der Virulenz des Bacillus Danysz etc. 67 änderte sich auch der Charakter des Bacillenwachstums in der Nähr- bouillon merklich: a) Die Bouillon, welche mit Bacillen der ersten, virulenteren Gene- rationen infiziert worden war, zeigte nur schwache Trübung; an ihrer Oberfläche sah man entweder gar kein Häutchen, oder wenn es sich dennoch entwickelte, so besaß es die Gestalt eines kaum merkbaren, wandständigen Ringes; am Boden des Reagensglases befand sich ein spärlicher weißer Bodensatz , welcher sich beim Schütteln sofort in Trübung umwandelte. b) In der Bouillon, welche mit Bacillen späterer Generationen, die jedoch noch gut ausgeprägte Virulenz besaßen, verimpft worden war, war die Trübung bedeutend stärker als in der Bouillon des Punktes a, an ihrer Oberfläche entwickelte sich ein grauer, zusammenhängender, sehr dünner, mattglänzender Ueberzug, welcher beim Schütteln in kleine Teilchen zerfiel, wobei letztere in der Flüssigkeit lange Zeit über nicht zu Boden fielen und an den Wänden des Reagensglases emporglitten. Am Boden des letzteren befand sich ein ziemlich großer, weißer Boden- satz, welcher beim Schütteln sofort in Trübung überging. c) In der Bouillon, welche mit noch späteren Generationen, deren Virulenz bereits stark verändert war, infiziert wurde, entwickelte sich eine unbedeutende Trübung, während das Häutchen an der Oberfläche denselben Charakter zeigte wie im vorhergehenden Falle, jedoch mit dem Unterschiede, daß es dicker war und bei leichtem Schütteln eine trübe Wolke, welche sich in der Flüssigkeit rasch zerstreute, abschied. Am Boden des Reagensglases befand sich ein ziemlich großer, weißer Bodensatz, welcher beim Schütteln als feste, große, weiße Klümpchen von unregelmäßiger Form, die nicht leicht in Trübung übergingen, empor- stiegen. Die eben beschriebenen Wachstumseigenschaften der virulenten und der avirulenten Bacillenrasse konnten in Abhängigkeit von zufälligen Schwankungen im Bestand und der Reaktion des Nährbodens variieren, jedoch ließ sich in keinem Falle beobachten, daß die stark virulente Rasse sich nach demselben Typus entwickelte, wie die avirulente oder umgekehrt. Der Wachstumscharakter des Bacillus stand also zu dem Virulenzgrade in einer bestimmten Beziehung. Aus dem Erwähnten ersehen wir, daß bei fortlaufenden Ueber- impfuugen in Bouillon die Eigenschaften des Bacillus Danysz be- stimmte Veränderungen erfahren : Je mehr die Anzahl der üeber- impfungen anwuchs, desto geringer wurde seine Virulenz, während seine Tätigkeit, sich in der Bouillon zu entwickeln, im Gegenteil immer mehr zunahm ; mit anderen Worten off'enbarte unter den Bedingungen unserer Versuche der Bacillus die Neigung, sich aus einem Parasiten in einen Saprophyten umzuwandeln. Man könnte denken, daß die Ursache dieser Veränderung seiner Eigenschaften in der großen Anzahl von Ueberimpfungen, während welcher eine künstliche Auslese der Saprophytenrasse des Bacillus statt- fand, liegt, und daß der chemische Bestand des Nährbodens, in welchem die Ueberimpfungen vorgenommen wurden, hierbei keine wesentliche Rolle spielte; jedoch kann diese Voraussetzung wohl kaum als zutreff'end anerkannt werden, denn bei ganz ähnlichen Versuchsbedingungen, welche jedoch in einem Nährboden, dessen chemischer Bestand von demjenigen der Bouillon bedeutend abwich — einem besonderen Dekokt, welches an anderer Stelle von mir genau besprochen werden wird — vorge- 68 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Dommen wurden, erwies sich die Virulenz des Bacillus als durchaus nicht abgeschwächt. Man muß folglich zugeben, daß in der Bouillon eine oder auch mehrere uns fürs erste noch unbekannte Substanzen enthalten sind (oder gebildet werden), welche die Virulenz des Bacillus Danysz beeinträchtigen. Um die negativen Eigenschaften der Bouillon zu beseitigen, können wir sie in der Laboratoriumspraxis mit Erfolg durch das eben erwähnte Dekokt ersetzen, bei Anfertigung von Massenkulturen ist jedoch dieser Ersatz unvorteilhaft, weil sich im Dekokt dreimal weniger Bacillen ent- wickeln als in der Bouillon , und bei Ratten , welche mit in diesem Dekokt angelegten Kulturen infiziert werden, die Sterblichkeit eine be- deutend geringere ist, wie bei denjenigen, welchen eine Bouillonkultur einverleibt worden war^). Leider kennen wir, abgesehen von dem Dekokt, keine sonstigen passenden Nährmedien, welche für die Anfertigung von Massenkulturen des Bacillus Danysz geeignet wären, weshalb wir fürs erste ge- zwungen sind, Bouillon zu diesem Zwecke zu benutzen; um jedoch nach Möglichkeit ihre schädlichen Eigenschaften abzuschwächen, müssen wir bei ihrer Anwendung folgende Vorsichtsmaßregeln treffen: 1) Zur Aussaat in Blechbüchsen mit Bouillon, die zur Anfertigung von Massenkulturen des Bacillus bestimmt sind, muß man ausschließlich ganz frisches Aussaatmaterial, dessen Virulenz eben erst nachgeprüft worden ist, benutzen. 2) Wird die Aussaat nicht mit der Platinöse, sondern mit bedeu- tenderen Portionen der Bouillonkultur vorgenommen, was viel vorteil- hafter ist, so muß in jede Blechbüchse um so mehr Kultur eingeführt werden, je mehr Bouillon sie fassen kann (etwa 1 — 2 ccm Kultur pro 1 1 Bouillon). 3) Es darf kein Aussaatmaterial benutzt werden, welches mehrmals übergeimpft worden war. Je häufiger dieses Material angefrischt wird, desto eher kann man erwarten, daß man eine sicher virulente Kultur des Bacillus erhalten wird. Alles oben Angegebene berechtigt zu folgenden Schlußfolgerungen: 1) Die Virulenz des Bacillus Danysz wird bei andauernden, fortlaufenden Ueberimpfungen in Bouillon stark beeinträchtigt. 2) Diese Virulenzverminderung wird durch das Vorhandensein von uns bis jetzt noch unbekannten chemischen Substanzen in der Bouillon, welche entweder einen Bestandteil derselben bilden oder aber sich während der Entwickelung des Bacillus in derselben bilden, bedingt. 3) Je größer die Anzahl der oben genannten Ueberimpfungen ist, desto mehr vermindert sich die Virulenz des Bacillus und verändert sich auch der Charakter seines Wachstums auf Bouillon. 4) Kulturen, deren Virulenz durch andauernde Ueberimpfungen be- deutend abgeschwächt ist, töten Ratten nur im Verlauf von sehr langer Frist, wobei der Krankheitsprozeß bei Ratten, die mit derartigen Kulturen infiziert worden sind, die Neigung offenbart, in Genesung überzugehen. 1) Mereshkowsky, S. S., 1. c. Mereöhkowskv, Trautmannsches Verfahren zur Virulenzsteigerung etc. 69 Nachdruck verholen. Ueto die Anwendung des Trautmannschen Verfahrens zur Virulenzsteigerung des Bacillus Danysz. [Aus dem landwirtschaftl.-bakteriolofiischen Laboratorium des Ackerbau- ministeriums zu St. Petersburg (Direktor: M. G. Tartako wsky).J Von S. S. Mercshkowsky. In der vorhergehenden Arbeit i) konnte ich feststellen, daß man sich bei der Steigerung resp. Erhaltung der Virulenz des Bacillus Danysz nicht unbedingt auf die Rattenpassage verlassen darf, und das zwar nicht infolge besonderer Eigenschaften dieses Bacillus, wie man bisher annahm, sondern infolge der Herabsetzung seiner Virulenz durch anderweitige, sich ihm im Rattenkörper beimengende Bakterien. Der Versuch, andere Tiere zur Passage zu benutzen, ergab ein ebenso un- günstiges Resultat, und zwar vollkommen unabhängig davon, ob die Kultur den Tieren durch Verfütterung, subkutan oder intraperitoneal eingeführt wurde. Daraus folgte die Notwendigkeit, zwecks Virulenz- steigerung des genannten Bacillus nach Methoden zu suchen, die nicht mit Tierpassagen verbunden sind. Auf der Suche nach solchen Methoden verweilte ich unter anderem auch bei der von Traut mann zur Virulenzsteigerung des Bacillus Dun bar vorgeschlagenen. Die Umstände, durch die Trautmann zur Ausarbeitung dieser Methode geführt wurde, erhellen aus folgendem: In den Jahren 1904 und 1905 beobachtete Prof. Dun bar, Vor- stand des hygienischen Instituts in Hamburg, bei seinem Laboratoriums- vorrat an weißen und grauen Ratten wiederholt spontan auttretende Seuchen, die durch ein und denselben Bacillus verursacht waren. Von der Voraussetzung ausgehend, daß dieser Bacillus bei der Vertilgung freilebender Ratten von Nutzen sein könne, empfahl Dun bar zuerst, Skrodzki und dann Trautmann ein eingehenderes Studium dieses Bacillus und womöglich die Ausarbeitung einer Methode zur Steigerung seiner durch Fortzüchtung auf den gewöhnlichen Nährböden rasch schwindenden Virulenz. Die Untersuchungen Skrodzkis und Trautmanns 2) ergaben, daß der von Dun bar isolierte Bacillus sowohl nach dem Charakter des Wachstums auf den Nährböden, als auch seiner Wirkung auf Ratten und dem Verhältnis zu agglutinierenden Seris der Paratyphusgruppe beizuzählen und daß er dem Bacillus Danysz nahe verwandt ist. Skrodzkis Versuch, seine Virulenz durch Meerschweinchen-, Tauben-, Mäuse- und Rattenpassagen zu steigern, blieb erfolglos. Von der An- nahme ausgehend, daß der Bacillus Dunbar mit dem Gartn er- sehen Enteritidis- Bacillus identisch sei, beschloß dann Trau t mann, zu untersuchen, ob sich seine Virulenz nicht durch fortlaufende Ueber- impfungen auf rohem Fleisch steigern ließe. Die dabei erhaltenen Resul- 1) Mereshkowsky, S. S., Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten (M. decumanus) auf die Virulenz des Bacillus Danysz. (Centralbl. f. Bakt. Abt. 1. "^"2) Trau?mann, H., Bakterien der Paratyphusgruppe als Rattenechädlinge und Rattenvertilger. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 54. 1906. p. 104.) 70 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. täte fielen zur Befriedigung von Trautniann aus, doch zog er es vor, das Fleisch, das nach seinen Angaben öfters anderweitige Bakterien ent- hielt, durch Agar zu ersetzen, das mit Taubenblut benetzt war. Traut- mann behauptet, daß nach 7 — 12maliger, mit Intervallen von 24 bis 48 Stunden vorgenommener Ueberimpfung eine avirulente Bacillusrasse ihre Virulenz wiedererhalten habe. Da das Trautmann sehe Verfahren keine Tierpassagen forderte, so interessierte es mich, festzustellen, ob es nicht auch zur Virulenz- steigerung des Bacillus Danysz zu gebrauchen sei, der ja, nach den Untersuchungen der genannten Autoren, dem Bacillus Dunbar nahe verwandt ist. Meine Versuche wurden mit einer Kultur angestellt, deren Virulenz zuvor durch fortlaufende Ueberimpfun gen auf Bouillon geschwächt war V). Durch Kontrollversuche wurde festgestellt, daß nach Verfütterung dieser Kultur der Tod der Ratten nicht vor 30 Tagen eintrat. Die Ueberimpfung dieser Kultur auf Taubenblutagar wurde entweder täglich oder über einen Tag ausgeführt; die Entwickelung des Bacillus vollzog sich inzwischen im Thermostaten bei 38^ C. Da Traut mann bei seinem Verfahren auf die Wirkung des Blutes besonderes Gewicht legt, so wurde sorgsam darauf geachtet, daß die jedesmalige Ueberimpfung von der Oberfläche des Blutes und nicht des unbenetzten Agars vorgenommen wurde. Zur Bestimmung der infolge der Ueberimpfungen eintretenden Ver- änderungen in der Virulenz des Bacillus infizierte ich von Zeit zu Zeit mit der jeweiligen Generation auf dem Blutagar graue Ratten per os (gewöhnlich geschah das jeweils mit der 7. resp. 10., manchmal jedoch auch mit der 4. Generation). Ich benutzte dazu 4 oder 10 Ratten, und zwar ausschließlich solche, die zuvor eine mindestens zweiwöchige Qua- rantäne durchgemacht hatten. Während des Versuches wurden diese Ratten einzeln in Käfigen gehalten. Da die Wirkung der verfütterten Kultur nicht bloß durch den Grad ihrer Virulenz, sondern auch durch ihre in den Darmkanal des Tieres gelangende Quantität bestimmt wird, so schien es mir im Interesse der Beweiskraft der Ergebnisse geboten, zur Verfütterung stets die gleiche Dosis zu verwenden, und zwar eine solche, die bei gewöhnlicher Virulenz des Bacillus den Tod der Ratten nicht später als nach 16 Tagen nach erfolgter Infektion bedingen würde. Die Blutagarkulturen als Infektions- material schienen mir zu einer solchen Dosierung ungeeignet, und ich entschied mich statt dessen für Bouillonkulturen. Letztere wurden in der Weise gewonnen, daß die auf ihre Virulenz zu prüfende Blutagar- generation in mehrere Reagensgläser mit schwach alkalischer Bouillon abgeimpft wurde. Nach 24-stündiger Bebrütung bei 38° C wurden davon jeder Ratte 10 ccm beigebracht, das ist eine Quantität, die nach meinen früheren Versuchen bei mittlerer Virulenz des Bacillus vollkommen aus- reicht, um den Tod der Ratten innerhalb des angegebenen Zeitraums herbeizuführen. Das Verfütterungsverfahren sowohl als die Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Aufnahme der ganzen jeweils dazu bestimmten Menge des Infektionsmaterials seitens der einzelnen Ratten mit Bestimmtheit 1) Mereshko wisky , S. S., Die Beeinflussung der Virulenz des Bacillus Da- nysz durch fortlaufende Ueberimpfungen in Bouillon. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 62. p. 64.) Mereshkowsky, Trautmannsches Verfahren zur Virulenzsteigerung etc. 71 ZU gewährleisten, waren die gleichen, wie die von mir bereits früher beschriebenen ^). Um die Reinheit der zur Infektion der Ratten benutzten Kultur zu kontrollieren, wurde von der auf ihre Virulenz zu prüfenden Bacillus- generation gleichzeitig mit der Abimpfung auf Bouillon auch auf Agar nach Endo, nach Conradi-Drigalski und auf schräg erstarrte, schwach alkalische Gelatine abgeimpft. Vor der Verfütterung an die Ratten wurde die Bouillonkultur ebenso abgeimpft. Bei der Obduktion und der bakteriologischen Untersuchung der verendeten Tiere bediente ich mich derselben Methodik, wie in meinen vorhergehenden Arbeiten über den Bacillus Danysz. Um jeden Zweifel zu beseitigen, habe ich meine Versuche nochmals mit einer Kultur wiederholt, deren Virulenz ebenfalls durch Ueber- irapfungen in Bouillon geschwächt war. In der ersten Versuchsreihe wurden von mir 25, in der zweiten 30 Ueberimpfungen auf Blutagar ausgeführt, und obschon sie ihrer An- zahl nach die betreffenden Trautmanns weit übersteigen, konnte ich dabei keine Steigerung der Virulenz der zum Versuche benutzten Kultur konstatieren. Es muß also gefolgert werden, daß das Traut mann- sche Verfahren zur Steigerung der Virulenz des Bacillus Danysz ungeeignet ist. Diese Schlußfolgerung kann aber nicht überraschen, da, wie aus einem aufmerksamen Studium des von Trautmann mitgeteilten Tat- sachenmaterials und seines Gedankenganges erhellt, daß dieser Autor sich bei seiner Untersuchung einer von Beginn an vollvirulenten Kultur bedient hat (vgl. die Tabelle auf p. 124 seiner Arbeit) und eigentlich das Ziel verfolgte, eine Kultur zu erhalten, die bei einer beliebig wieder- holten Rattenpassage bestehen würde. So sagt Trautmann auf p. 120 bei der Beschreibung der Ergebnisse, die durch den Ersatz der Ueber- impfungen auf rohes Fleisch und durch Ueberimpfungen auf Blutagar erhalten wurden : „Es stellte hiernach die Abänderung in der Tat noch eine Verbesserung der Methode dar, sowohl hinsichtlich ihrer sicheren und bequemen Handhabung, wie hinsichtlich der Wirkung, Denn Ver- nichtung der Ratten bis ins 6., ja 8. Glied ist ein erstaunlicher Erfolg." Dagegen erhellt aus meinen früheren Untersuchungen ^), daß die Kontinuität der Passagen, wenigstens beim Bacillus Danysz, nicht durch die Virulenz seiner Kulturen bedingt wird, sondern durch den Umstand, ob sich ihm im Rattenkörper anderweitige Bakterien beigesellen oder nicht. Schi ußfolgerung. Das Trautmannsche Verfahren muß als zur Virulenz - Steigerung des Bacillus Danysz ungeeignet betrachtet werden. 1) Mereshkowsky, S. fe., Der Einfluß der Passagen etc. (Centralbl. f. Bakt. Abt. 1. Orig. Bd. 62. p. 3.) 2) 1. c. 72 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1,2. Nachdruck verholen. Raticide — Azoa. [Aus dem landwirtsch.-bakteriol. Laboratorium des Ackerbauministeriums zu St. Petersburg. Direktor: M. G. Tartako wsky]. Von S. S. Mercshkowsky. Die Verwüstungen, welche von Mäusen und Ratten in Rußland an- gerichtet werden, umfassen ungeheure Flächen, die nicht selten Hunderte, ja Tausende von Kilometern von den Orten entfernt liegen, an denen Massenkulturen von mause- und rattentötenden Bakterien hergestellt werden. Deshalb wäre es äußerst erwünscht, den Versand der genannten Kulturen nach Möglichkeit zu verbilligen. In der Annahme, daß dieses sich am besten durch das Versenden von Kulturen in trockenem Zu- stande erreichen ließe, stellte ich im Jahre 1908 eine Reihe von Ver- suchen an, die den Zweck verfolgten, das Verhalten der mause- und rattentötenden Bakterien zur Austrocknung festzustellen, besonders nach Zusatz solcher Stoffe, die die Stäbchen vor gänzlicher Austrocknung schützen. Zu meinem Bedauern konnte ich diese Versuche nicht zu Ende führen, da ich genötigt war, mich anderen unaufschiebbaren Arbeiten zuzuwenden. Laut den damals von mir erhaltenen Resultaten mußte ich aber annehmen, daß die Kulturen der genannten Bakterien sich zum Versenden in trockenem Zustande nicht eignen. Denn 1) bewahren sie ihre Lebensfähigkeit nach dem Austrocknen nur verhältnismäßig kurze Zeit und 2) vermindert sich schnell in ihnen die Anzahl der am Leben gebliebenen Stäbchen, so daß ihre mause- und rattentötende Eigenschaft bald sich vermindert und schließlich ganz verschwindet. Aus oben Gesagtem wird das Interesse begreiflich, mit dem ich mich der Untersuchung der Trockenkulturen zuwandte, die von der amerikanischen Firma Parke, Davis & Co. unter der Bezeichnung Raticide für England und Azoa für Amerika in den Handel gebracht werden. Da die Einfuhr dieser Kulturen nach Rußland nicht gestattet ist, so mußte ich mich zu ihrer Erlangung an die Vertreter der Firma in London und St. Petersburg wenden, denen ich für kostenlose Zustellung der- selben meinen aufrichtigen Dank ausspreche. Das aus London erhaltene Raticide stellte ein vollständig trockenes, grobkörniges Pulver von grauer Farbe dar. Es war in Gläschen mit etwa 30 g Inhalt gefüllt, die mit Kork verschlossen waren. Die Korken waren mit Paraffin überzogen und mit Pergament verbunden. Das Paraffin auf dem Kork und das Papier waren unverletzt, woraus zu schließen ist, daß die Fläsciichen bei der Zollhesichtigung nicht geöffnet worden waren und ihr Inhalt keiner Verunreinigung ausgesetzt war. Auf den an den Fläschchen befindlichen Etiketts war folgende Aufschrift: „Raticide — a potent disease producing virus for the destruction of rats, mice and field mice. Ilarmless to human beings, also to dogs, cats, fowls etc." In dem die Sendung begleitenden Schreiben hieß es, daß das Rati- cide ein Gemisch von getrockneter Reinkultur eines rattentötenden Bacillus mit grob gemahlenem Hafer darstellt. Den Namen des Bacillus Mereshkowsky , Raticide — Azoa. 73 gab die Firma nicht an, wies jedoch darauf hin, daß es ein kurzes Stäb- chen darstelle, welches bei Ausstrichpräparaten aus dem Gewebe von Tieren bipolar sich färbe; daß es keine Sporen bilde, sich gut auf Agar und Bouillon entwickele (nach den Versicherungen der Firma tritt eine Trübung der Bouillon — beim Optimum der Entwickelung bei 22 bis 26° C ~ schon 2 — 3 Stunden nach der Aussaat ein), und daß es bei Ratten nach Infektion derselben per os eine hämorrhagische Enteritidis hervorrufe, die von Nekrose der Schleimhaut des Darmkanals und Ver- größerung der Milz (fast auf das Doppelte) begleitet sei. Nach dem Erhalten des Raticide aus London schritt ich sofort zu seiner Untersuchung. Eine mit unbewaffnetem Auge ausgeführte Besichtigung des Pulvers wies nichts Besonderes auf; es hatte das Aussehen eines grobgemahlenen Mehles, ohne sichtbare fremde Beimengungen. Eine mikroskopische Untersuchung ohne Färbung — im Hängetropfen — , wie auch nach Färbung mit Anilinfarben, erwies die Anwesenheit einer nur sehr kleinen Zahl unbeweglicher Stäbchen, die sich fast ohne Ausnahme nach Gram färbten. Zur Bestimmung der im Pulver befindlichen Bakterien übertrug ich, unter Beobachtung aller nötigen Kautelen, zu je 1 g desselben in Probier- gläschen mit 10 — 12 ccm schwach alkalischer Bouillon, und aus dieser Bouillon, die vorher kräftig durchgeschüttelt wurde, machte ich Impfungen (je 1 Oese) auf Agar Endo, Agar Conradi-Drigalski und Platten- kulturen auf Gelatine. Auf Agar entwickelte sich nach 20-stündiger Bebrütung bei 38" C nur eine kleine Anzahl von Kolonieen — weiße auf Agar Endo und blaue auf Agar Conradi-Drigalski. Auf den Platten mit Gelatine waren gleichfalls nur sehr wenige Kolonieen sichtbar. Einige von ihnen verflüssigten die Gelatine, andere nicht; die einen waren pigmentiert, die anderen nicht. Kolonieen vom Typus des Coli- Typhus waren nur sehr spärlich vertreten. Von diesen letzteren wurden Abimpfungen ge- macht und mit den hierdurch erhaltenen Reinkulturen verschiedene ge- färbte wie ungefärbte Nährböden besät. Die Beobachtungen zeigten, daß die auf diese Weise isolierten Bakterien , dem Charakter ihres Wachstums auf den Nährböden nach, in nichts voneinander sich unter- schieden und mit dem Bacillus Danysz identisch waren. Gleichzeitig mit den mikroskopischen und bakteriologischen Unter- suchungen des Raticide prüfte ich auch die Wirkung des Präparates auf graue Ratten (Mus decumanus). Leider gibt die Firma die Minimaldosis des Präparates nicht an, die nach Einführung per os bei Ratten eine unbedingt mit dem Tode endende Erkrankung hervorruft. In ihrem Begleitschreiben sagt sie, daß zur Infektion dieser Nager der Inhalt eines Gläschens — also 30 g — mit 1 Pfd. trocknen Mehles vermengt wird. Das so erhaltene Gemisch wird an Stellen, wo sich die Ratten finden, ausgestellt. Aber auf wieviel Ratten oder für einen wie großen Raum diese Portion reicht, teilt die Firma nicht mit. Infolgedessen beschloß ich, die Dosis nach meiner Einsicht zu bestimmen. Da aber meine oben erwähnten Versuche ge- zeigt haben, daß die rattentötenden Bakterien eine lang andauernde Austrocknung nicht vertragen, so blieb ich bei großen Dosen stehen und gab: 2 Ratten zu 6 g Raticide 8 „ „ 10 „ 4 , „ 12 „ 74 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Tabelle No. 1. Die Resultate der Wirkung der Raticide auf graue Ratten*). Vi .a-2 to In Aussaaten c 'S 3 O a o auf Gelatine Agar Endo Agar Conradi- s «3 ^1 "3 c Ol TS ^ § fe -a u X 3 3 S3 Bemerkungen j=i ° -, h (T « a> o ^ <0 o! s cc P OQ 3 00 ^ es ^ Qi* < <<1 < <3 < 3 < <3 <5 3 < 1 6 blieb am Leben 1) In den Aussaaten 2 6 blieb am Leben wurden neben den 8 10 24 vergr. St St st st Bl Danyszschen Bacil- 4 10 34 nicht } St 0 w len nach Gram sich f) 10 blieo am Leben färbende Kokken 6 10 34 nicht 0 St St W B 1 gefunden. 7 10 23 „ + ') 0 Ü W+R|W+R|W+R B 1 B B 2) Bei der Ratte 8 10 blieb am Leben No. 9 wurde eine 9 10 18 Inicht-) 0 0 St W w B B 1 Hepatisation der 10 10 15 1 „ «) 0 0 0 W w w B B i B Lungen beobachtet. 11 12 blieb am Leben 3) Bei der Ratte 12 12 14 vergr. 0 B B W w w B B B No. 10 wurden IH 12 13 „ 0 0 0 W w w B B B Eiterherde in den 14 12 Wie 3 am 1 jeben Lungen beobachtet. TabeUe No. 2. Resultate der Untersuchung derjenigen Ratten, die am 35. Tage nach der Infektion getötet wurden. c p« cli In Aussaaten j1 Grami de erhie Ratte eyersche waren oder ni auf Gelat ne Agar Endo Agar Conradi- Drigalski fc u bi Sa Ui js a^ ^ u 6 w Die P Plaques größert S-2 3 « SS SS < St St st 1) Erläuterung der Zeichen in den Tabellen No. 1 u. No. 2. St bedeutet, daß die Aussaaten von den Organen sich als steril erwiesen. O bedeutet, daß in den Aussaaten aus den Organen außer D a n y s z sehen keine anderen Bacillen gefunden wurden. -f bedeutet, daß in den Aussaaten aus den Organen neben Danyszschen auch andere Bakterien sich fanden. W bedeutet, daß in den Aussaaten aus den Organen auf Agar Endo sich nur weiße Kolon ieen entwickelten. W + R bedeutet, daß in den Aussaaten aus den Organen auf Agar Endo eich neben weißen auch rote Kolonieen entwickelten. B bedeutet, daß in den Aussaaten aus den Organen auf Agar Conradi-Drigalski sich nur blaue Kolonieen entwickelten. Mereshko wsky , Raticide — Azoa. 75 Um sicher zu sein, daß eine jede dieser Ratten die ganze für sie bestimmte Menge des Infektionsmaterials auffresse, verteilte ich dieselben während des Versuches jede einzeln, d. h. je eine Ratte in einen Kätig. Wie wir oben gesehen, gibt die Firma nicht den Namen des Bacillus an, den sie zur Herstellung des Raticide benutzt. Es entsteht daher die Frage, wovon soll man sich bei der Erkennung der an den Folgen der Infektion mit dem Präparat gefallenen Ratten leiten lassen? Da in den Kulturen aus Raticide stets Kolonieen vom Typus des Coli- typhus sich befanden und die aus diesen Kolonieen isolierten Bakterien, dem Charakter ihres Wachstums auf verschiedenen Nährböden nach zu urteilen, in nichts von dem D an ysz sehen Bacillus sich unterschieden, so hielt ich mich für berechtigt, in diesem Falle dieselben Kriterien an- zuwenden, wie bei meinen Untersuchungen mit dem Danysz sehen Bacillus. Dementsprechend übertrug ich bei der bakteriologischen Unter- suchung der Kadaver der Ratten 1 ccm große Stücke von Leber und Milz sowie das gesamte Herzblut in Reagensgläschen mit 10—12 ccm schwach alkalischer Bouillon, genau so wie in den Versuchen mit dem Danysz sehen Bacillus. Nach 24-stündigem Stehen der Reagensgläschen im Brutschrank bei 38" C machte ich aus denen von ihnen, in welchen die Bouillon sich getrübt hatte, Aussaaten 1) auf Agar Endo, 2) auf Agar Conradi-Drigalski und 3) auf schräg erstarrter, schwach alkalischer Gelatine. In dem Falle, wo im Reagensglas keine Trübung der Bouillon auch nach 48-stündigem Stehen im Thermostaten erfolgte, nahm ich an, daß die zur Aussaat benutzten Organe steril waren. Wie wir an anderer Stelle gesehen haben ^), krepieren die mit viru- lenten Kulturen des Danysz sehen Bacillus gefütterten Ratten in der Mehrzahl der Fälle im Laufe der ersten 16 Tage nach der Infektion. Deshalb hielt ich es auch in den Versuchen mit Raticide für über- flüssig, die Beobachtung an ihnen über 85 Tage auszudehnen. Alle bis zu diesem Termin am Leben gebliebenen Ratten tötete ich mit Chloroform und sezierte sie. Die von mir mit dem Raticide erhaltenen Resultate sind in den Tabellen No. 1 und 2 dargestellt. Aus diesen Tabellen ersehen wir, daß von 14 der Infektion unter- worfenen Ratten 8 gefallen sind, und daß nur bei 2 von den letzteren (die Ratten No. 12 und No. 13) deutliche Hinweise vorhanden waren, daß ihr Tod durch die Wirkung des Raticide erfolgt war. Bei den am Leben gebliebenen Ratten (Tabelle No. 2) und bei den 23 Tage nach der Infektion zugrunde gegangenen dagegen fehlten Dan ysz sehe Bacillen entweder in der Leber oder in der Milz, oder sogar in diesen beiden Organen, was allem Anscheine nach als Hinweis auf einen allmählichen Uebergang des Krankheitsprozesses bei den erwähnten Tieren in Genesung und folglich auf das Eintreten einer Immunität diente. Schlußfolgerung. Auf Grund unserer Untersuchungsergebnisse müssen wirschließen, daßdasPräparatder Firma Parke, Davis & Co., Raticide oder Azoa genannt, nicht als zur Rattenvertilgung geeignet angesehen werden kann. 1) Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 62. p. 3. 76 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Nachdrtick verboten. Zur Kenntnis der anaeroben Bakterien der MnndhöUe. [Aus der Kaiser!, chirurgischen Universitätsklinik Kyoto. Japan (Prof. H. Ito).] Von Dr. Y. Ozaki, Assistenten der Klinik. Unter den Mikroorganismen, welche in der Mundhöhle in normalen oder auch pathologischen Zuständen hospitieren und früher wegen der Unmöglichkeit ihrer Kultivierung auf künstlichen Nährböden allgemein als obligat parasitische angenommen wurden, gibt es schon einige Bak- terien , die von einzelnen Forschern mit Erfolg reinkultiviert worden sind. Unter ihnen lenkt kein anderer Mikrobe so große Aufmerksamkeit auf sich, als der Bacillus fusiformis. Dieser letztere — auch spieß- förmiger Bacillus, Stinkgasspieß, Bacillus hastilis etc. genannt — wurde außer in der normalen Mundhöhle bei manchen, stets mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Fötidität einhergehenden Krankheits- prozessen gefunden, wie Angina und Stomatitis ulcerosa, Noma, Noso- comialgangrän , Lungenbrand, Appendicitis usw., häufig mit feinen Spirochäten zusammen, ohne daß jedoch die fusiformen Bacillen dieser verschiedenen Herkunft stets miteinander identifiziert worden sind. Die einschlägigen klinischen Mitteilungen sind recht zahlreich. Da sie aber in den Referaten von Beitzke und Babes zusammengestellt sind, so gehen wir hier darauf nicht ein. Was das biologische Verhalten dieser fusiformen Bacillen angeht, so glückte es zuerst 1898 Veillon und Zuber, dieselben aus dem fötiden Eiter von Appendicitis rein zu kultivieren und die genaueren Eigenschaften derselben festzustellen. Danach wurden sie auch von Lewkowicz, Eller mann, Mühlens und Hart mann, Rodella, Leiner, Runeberg, Repaci, Ghon und Mucha, Kaspar und Kern reingezüchtet. Dies hat offenbar dazu beigetragen, die Patho- genese von verschiedenen fötiden Krankheitsprozessen immer mehr auf- zuklären. Indessen lauten die darüber gemachten Angaben von einzelnen Autoren teilweise sehr widersprechend; sie stehen manchmal einander gerade diametral gegenüber. Neuerdings haben wir bei Gelegenheit der Kulturversuche mit dem Zahnbelag eines gesunden Individuums einen morphologisch zur Gruppe der fusiformen Bacillen gehörigen Mikroorganismus isoliert, und da das Studium dieser Bakteriengruppe, wie eben angedeutet, noch nicht end- gültig abgeschlossen ist, so sei uns gestattet, im folgenden über unseren Bacillus zu berichten. Der von uns gezüchtete fusiforme Bacillus ist sowohl in seiner Größe, als in seiner Gestalt, je nach dem Alter der Kulturen und den Arten der Nährböden sehr verschieden und selbst in demselben Nähr- medium zuweilen ziemlich ungleichmäßig. Der Bacillus ist im allge- meinen in festen Nährböden viel größer als in Üüssigen Substraten, indem er in den ersteren unter Umständen als langer Faden auftritt, während er in den letzteren zunächst regelmäßig gestaltet ist und erst später zum Faden auswächst. In 40 Stunden alten Zuckeragarstichkulturen ist der Bacillus meistens typisch geformt, wenn auch der Größenunterschied desselben sich schon Ozaki, Zur Kenütnis der anaeroben Bakterien der Mundhöhle. 77 als mäßig bedeutend erweist. Er ist 0,4 — 1,0 /< breit und 3,6—20,0 in lang. Die Enden sind fast immer zugespitzt. Häufig ist der Leib, be- sonders bei längeren Individuen, in der mittleren Partie verschmälert, seltener mit einer mehr oder weniger deutlichen Schnürfurche daselbst versehen, ja sogar fast vollständig durchgetrennt, so daß zwei in ihren freien Enden zugespitzte Individuen mit ihren abgerundeten Enden dicht aneinander liegen. Das einzelne Glied dieses Bacillenpaares kann in seltenen Fällen isoliert auftreten, dann hat man ein keulenförmiges Ge- bilde vor sich. Die kürzeren Individuen sind weniger breit, meistens gerade und selten gebogen, die längeren dagegen häufig mehr oder weniger deutlich gekrümmt oder leicht geschlängelt. In 10 Tage alten Zuckeragarkulturen findet man außer der Spindel- form zahlreiche mittellange Fäden, deren Enden häufig abgerundet oder etwas konisch sind. Sehr lange Fäden fehlen in der Regel. Eine besonders lange Fadenform ist in nicht sehr jungen aufliegen- den Kolonieen auf Zuckeragar zu sehen. Zwar sind hier kurze und kleine Spindelbacillen nachweisbar, doch treten sie ganz in den Hinter- grund im Vergleich zu den längeren Fäden. Die Länge der letzteren beträgt meistens 20—50 f.i. Solche längere Fäden sind häufig ge- schlängelt oder verschlungen. Sie sind im allgemeinen beinahe gleich dick, nur stellenweise leicht verschmälert. Sowohl in jungen Organbouillon- als auch in Kartoifelbouillon- kulturen nach Ori-Wrzosek ist der Bacillus meistens ziemlich klein (3,0—5,0 /< lang und 0,4 — 0,6 /^t breit); längere und dickere Individuen sind ausnahmsweise vorhanden. Die Form ist regelmäßig, mit stets scharf zugespitzten Enden. Eine analoge Form findet man auch bei 8-tägiger Zuckerbouillonkultur in Wasserstoffatmosphäre; hier sind aus- schließlich kürzere Formen zu konstatieren, die meistens 4,0—7,0// lang sind und teilweise durch regellose Vereinigung Kristallnadel- oder Büschelform zeigen. Im hängenden Tropfen und auch in einer Glaskapillare sieht der Mikroorganismus, vor allem bei jüngeren Kulturen, ganz strukturlos aus; bei etwas älteren Kulturen kann man hingegen sehr häufig im Leibe 1 — 2, zuweilen noch mehr runde Kügelchen nachweisen, welche stärker lichtbrechen als das sonstige Protoplasma und je nach der Einstellung des Mikroskops bald heller, bald dunkler erscheinen. Der Mikroorga- nismus zeigt eine mäßig lebhafte Molekularbewegung, ist aber nicht eigenbeweglich. Der Bacillus ist mit verschiedenen Farblösungen ziemlich gut zu färben, wenn man dieselben genügend lange auf ihn einwirken läßt. Die Färbung ist bei jüngeren, kleinen Formen sehr schön und gleichmäßig, bei älteren Individuen dagegen stets mehr oder weniger ungleichmäßig. Mit verdünntem Karbolfuchsin erfolgt eine genügende Färbung binnen 1 Minute. Auch die Färbung mit Gentianaviolett oder Loefflers Methylenblau erweist sich als gut. Mit der Giemsa sehen Lösung erhält man nach V2 Stunde schöne Präparate, in welchen das Protoplasma hell- bläulichrot oder hellrötlich gefärbt ist. Die Gram sehe Methode ist sowohl bei jüngeren, als auch älteren Bakterien stets nicht anzuwenden, ebenso wird der Bacillus durch die Claudiussche Modifikation der Gram sehen Methode entfärbt. Wie oben angegeben, sieht man in den Bakterienleibern häutig 1 — 2, zuweilen mehr, mit verschiedenen Anilin- farben intensiv färbbare, runde, kokkenähnliche Körnchen. Sie liegen in längeren Fäden regelmäßig voneinander entfernt. Bei kleinen, jüngeren 78 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Individuen fehlen sie in der Regel. In flüssigen Nährmedien sind sie erst dann nachweisbar, wenn die Kulturen ein wenig älter werden. Diese Körnchen färben sich mit Fuchsin intensiv rot, mit Methylenblau tief blau und mit der Giemsaschen Lösung dunkel rötlich. Wenn man die Lugo Ische Lösung 3 — 5 Minuten lang auf die Bacillen einwirken läßt, so färbt sich das Protoplasma blaß bräunlichgelb, während die Körnchen völlig ungefärbt bleiben. Nie ist eine dunkelbräunliche oder blaue Färbung des Bakterienleibes dabei zu konstatieren. In allen älteren Kulturen ist die Färbung der meisten Individuen fast stets ungleichmäßig und die Bakterienleiber sehen etwas streifig aus, indem im Innern derselben kurze, unregelmäßig zylindrisch ge- staltete Strecken mit langen, blaß gefärbten Teilen abwechseln. Den besonderen Involutionsformen begegnet man bei sehr alten Agarstrich- oder Kartoffelbouillonkulturen. Die Bakterienleiber nehmen dabei den Farbstoff nur schwierig und unregelmäßig auf, und das Proto- plasma zeigt ein scholliges, grobkörniges Aussehen. Hier und da sind die fast immer sehr langen Fäden kolbig angeschwollen, wo das Proto- plasma besonders unregelmäßig gefärbt ist. Durch die Methode Loefflers gelingt es nicht, Geißeln zu finden. Ebenso wird in verschiedenen Nährböden keine Sporenbildung nach- gewiesen. Der gezüchtete Mikroorganismus ist ein obligater Anaerobe. Er wächst gewöhnlich in passenden Nährböden nur unter strengem Ab- schluß des Luftsauerstoffs. Auf Kartoffeln, eiweißfreien Substraten und in Peptonwasser bleibt stets jedes Wachstum aus. Freilich wächst der Bacillus in Organ- und Kartoffelbouillon auf aerobe Weise sehr schnell und üppig. Die Entwickelung findet nur bei Bruttemperatur statt, nie bei einer niedrigeren. Der Serumzusatz begünstigt bei unserem Stamm das Wachstum gar nicht, so daß der Bacillus nicht serophil ist. Anders wirkt der Traubenzucker; der Bacillus kann z. B. durch Zuckerzusatz in solchen Agarnährböden zur üppigen Entwickelung gebracht werden, in welchen er sonst nie fortzukommen scheint. Das Aehnliche geschieht, wenn auch in etwas schwächerem Grade, durch den Zusatz von den übrigen Zuckerarten. Der Bacillus gedeiht am besten in neutral oder ganz schwach alkalisch reagierenden Nährmedien. Ascites-Zuckeragarstichkulturen (1 : 3) in hoher Schicht ohne Ueber- schichtung zeigen nach 24 Stunden bei 37 ° C ein gutes Wachstum ent- lang dem Stichkanal, die oberste IV2 cm lange Strecke desselben aus- genommen. Geschieht der Stich mittels einer Platinöse, so wird ein breites, dünnes Band gebildet. In der Mitte desselben findet man einen weißlichen, scholligen, nicht durchscheinenden Streifen, dessen beide seitliche Zonen wolkig-flockig aussehen, blaßbräunlich durchscheinen und mit vielen, ganz kleinen Pünktchen durchsetzt sind. Auch die Stich- kulturen mittels einer Platinnadel zeigen ein recht üppiges Wachstum schon nach 24 Stunden bei Bruttemperatur. Die Stichlinie ist dick, fadenförmig und häufig unregelmäßig konturiert. Stichkulturen in 1-proz. Traubenzucker;) gar decken sich mit den eben erwähnten Ascites-Zuckeragarkulturen fast vollkommen. In den mittels der dicken Platinnadel gemachten Stichkulturen ist die Ent- wickelung schon nach 12 Stunden deutlich nachweisbar; sie zeigen nach weiteren 12 Stunden ein dickes, fadenartiges Wachstum längs des Impf- stiches. Ozaki, Zur Kenntnis der anaeroben Bakterien der Mundhöhle. 79 Auch im gewöhnlichen Nähragar ist ein gutes Wachstum des Bacillus nachzuweisen. Das Aussehen ist den Stichkulturen im Zuckeragar ganz gleich. Nur ist das Wachstum hier etwas langsamer und schwächer als im letzteren. In Zuckeragar-Schüttelkulturen findet man bei dichter Aussaat nach 24 Stunden zahlreiche, kaum sichtbare Pünktchen, die sich 1 cm unter- halb der Oberfläche entwickeln. Nach weiteren 24 Stunden sind die größeren Kolonieen fast V2 "im groß, während noch zahlreiche kleinere Pünktchen daneben sich befinden. Bei schwacher Vergrößerung sind die kleineren Kolonieen meistens rundlich, zuweilen oval, beinahe glatt- randig, und lassen in sich in der Regel einen exzentrisch gelegenen, dunklen, etwas rauh aussehenden Teil wahrnehmen, woraus kurze, fein- zackige oder filzige Ausläufer hervorgehen; die übrigen Teile sind blaß- bräunlich durchscheinend und fein granuliert. Die größeren Kolonieen sind linsenförmig. In der Flächenansicht sind dieselben rund, glatt- randig, ausnahmsweise mit einigen seichten Einkerbungen versehen. Darin findet man häufig einen dunkleren, nicht scharf begrenzten, oft etwas exzentrisch gelegenen Kern ; die übrigen Partieen sind feinkörnig, bräunlichgelb, nach der Peripherie zu immer mehr durchscheinend und lassen in sich undeutliche, fleckige Figuren erkennen. In einfallendem Licht und bei schwacher Vergrößerung ist die zentrale Partie kreide- weiß, während die periphere fleckig grau ist und leicht muschelartig irisiert. In der Seitenansicht sind diese größeren Kolonieen wetzstein- förmig. Niemals konstatiert man in Schüttelkulturen Gasbildung, auch dann nicht, wenn die Aussaat eine sehr dichte ist. In dünneu Aussaaten liegen die einzelnen Kolonieen weit von- einander entfernt und sind nach 4 Tagen ca. 1 mm groß, weiß und linsenförmig. Alle Kolonieen haben gleiche Gestalt und sind beinahe gleichgroß. Das mikroskopische Verhalten derselben ist dem der oben- genannten größeren Kolonieen völlig gleich. Auf der Oberfläche von 1-proz. Zuckeragar wächst der Bacillus unter Wasserstoffatmosphäre anfangs in Form der Streptokokkenkolo- nieen. Die Kolonieen sind tautropfenartig. V2 — 1 ^^ groß, rund, kugelig erhaben, grauweiß und saftig glänzend. Bei Lupenvergrößerung sind sie kreisrund, glattrandig, etwas blaßbräunlich durchscheinend. Nach 8 Tagen sind sie bei etwas dichterer Entwickelung 1 — IV2 mm groß, bei weit voneinander entfernt liegender Entwickelung zuweilen 2 mm groß, rund, grauweißlich, saftig glänzend und etwas durchscheinend. Im Zentrum befindet sich zuweilen ein weißlicher, kugelig erhabener Punkt. Bei Lupenbetrachtung sind die Kolonieen rund, meistens mit 1 — 2 kon- zentrischen Ringen versehen ; die Ränder sind entweder glatt oder fein gezackt. Die direkte Umgebung des dunkleren Kernes sieht etwas heller aus und stößt mit einem undeutlich zackigen Ringe an die wieder etwas dunklere Peripherie. Im einfallenden Licht ist das Zentrum weiß, wäh- rend die übrigen, im allgemeinen grau aussehenden Teile mit vielen weißen, scholligen Fleckchen behaftet sind. Das Kondenswasser bleibt beinahe klar und bildet nach 3 Tagen einen mäßig dicken, weißlichen Bodensatz. Nach 8 Tagen tapeziert derselbe die Agarfläche, die unter der Flüssigkeitsebene liegt, ist dick, schollig und zerfällt beim Schütteln zu unzähligen Partikelchen. Das Wasser wird dabei diffus getrübt. Auf den Platten mit Traubenzuckeragar in Wasserstoffatmosphäre kommen kleine aufliegende Kolonieen erst nach 5 — 6 Tagen bei Brut- temperatur zum Vorschein. Sie sind in 8-tägigen Kulturen noch kaum 80 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. 1 mm groß, grauweißlich, tautropfenartig, etwas kugelig erhaben und feucht glänzend. Bei schwacher Vergrößerung sind sie rund oder rund- lich, glattrandig und meistens in der Mitte mit einem Ursprungskern versehen. Sie sind blaß bräunlichgelb, in der Randzone sehr fein granu- liert, im zentralen Teile dagegen ziemlich grob gekörnt; in der ersteren mehr durchscheinend als im letzteren. Die Kolonieen werden später noch größer und erreichen eine Größe von etwa IV2 ^^^^ im Durch- messer. Die tiefliegenden Kolonieen kommen einige Tage früher als die aufliegenden zur Entwickelung und verhalten sich beinahe wie die- selben in Schüttelkulturen. In 1-proz. Zuckerbouillon in WasserstoflFatmosphäre entwickelt sich der Bacillus nicht sehr gut, und nach 8 Tagen wird bei 37 ° C eine geringe Menge von weißlichem, membranösem und etwas sprödem Boden- satz gebildet, während die Flüssigkeit stets klar bleibt. Beim Schütteln zerfällt der Bodensatz zu kleineren Partikelchen, so daß die Flüssigkeit dadurch nur wenig trüb wird. Auch in 1-proz. Zuckergelatinekulturen, die, mit Agar überschichtet, bei 37 ° C gehalten werden, bildet sich nach 5 Tagen ein geringer Boden- satz; die Gelatine bleibt stets klar und erstarrt rasch und fest, wenn man sie ins kalte Wasser taucht. Der Mikroorganismus wird in Peptonwasser oder in eiweißfreier Flüssigkeit trotz der geeigneten Reaktion der Substrate und dem strengen Luftabschlüsse niemals zur Entwickelung gebracht, ebensowenig auf Kartoffeln in Wasserstoffatmosphäre. Ohne Luftabschluß bemerkt man in Organbouillonkulturen nach 48 Stunden bei Bruttemperatur eine leichte schwärzliche Verfärbung der Organstückchen und einen deutlich unangenehmen Geruch. Die Bouillon bleibt dabei beinahe unverändert, und Gasentwickelung ist niemals zu beobachten. Auch in Kartoffelstückchenbouillon ist der Bacillus imstande, sich auf aerobe Weise sehr üppig zu entwickeln. Nach 48 Stunden bei 37 ''C erfolgt gutes Wachstum, welches sich durch einen starken, eigentümlichen Gestank und einen flockig-wolkigen oder zuweilen watteähnlichen, weißen Bodensatz verrät. Die Kartoffelstückchen erleiden dabei keine sichtbaren Veränderungen. Nach 6 Tagen wird der Bodensatz ziemlich reichlich und die Flüssigkeit leicht diffus getrübt. Beim Schütteln zerteilt sich der Bodensatz teils in kleinere Partikelchen, teils zur diffusen Trübung. Sowohl in Ascitesboiiillon (1:3) als auch in reiner Ascitesflüssigkeit ist das Wachstum des Bacillus bei freiem Luftzutritt sehr gering. Die Flüssigkeit bleibt stets vollständig klar, und am Gefäßboden bildet sich eine ganz geringe Menge von flockigen Niederschlägen. Der Bacillus wächst in Kohlensäureatmosphäre gar nicht oder nur äußerst dürftig. Der Bacillus produziert in allen Kulturen einen fauligen Riechstoff, so daß er recht unangenehmen Geruch verbreitet. Dieser wird, wenig- stens teilweise, durch seine Schwefelwasserstoff- und Indolbildung be- dingt, welche sich leicht in Kulturen nachweisen läßt. Die Stichkultur in Zuckeragar, welchem Bleiazetat zugesetzt ist, zeigt schon nach 24 Stunden in der unteren Hälfte des Nährsubstrates eine diffuse, ganz schwach bräunliche Verfärbung desselben, welche später etwas zunimmt. Am 4. Tage wird ein bräunlich gefärbter Hof um den Stichkanal herum gebildet. Nach 10 — 1*2 Tagen ist fast die ganze Stichlinie von einem bräunlich-schwarzen, über 1 mm breiten Hof Ozaki, Zur Kenntnis der anaeroben Bakterien der Mundhöhle. 31 umgeben, welcher nur an der obersten, ca. IV2 imdi langen Strecke der- selben fehlt. Ebenso wird Indol sowohl in Zuckerbouillonkulturen in WasserstoflF- atmosphäre als in Organbouillon- oder Kartoffelbouillonkulturen früh- zeitig und reichlich gebildet. Dasselbe ist in Kartoffelbouillon schon binnen 12 Stunden spurweise produziert, und nach 48 Stunden erhält man bei 37° C eine sehr intensive Reaktion desselben. In den Traubenzucker, Milchzucker, Fruchtzucker, Rohrzucker, Maltose, Dextrin. Glyzerin, Mannit, Harnstoff etc. enthaltenden Nähr- medien finden niemals Gärungsvorgänge statt. Die Agarkulturen mit Lackmustinktur werden von unten her ziemlich rapid entfärbt, wenn die Entwickelung anfängt. Endlich sieht man im Blutagar keine hämo- lytische Erscheinung auftreten. Unser Bacillus fusiformis ist bis zur 15. Generation lebens- fähig gewesen, und in der 5. — 7. Generation hat er sich nach 26 Tagen bei Bruttemperatur als noch mäßig gut übertragbar erwiesen. Nach der 10. Generation ist seine Lebensfähigkeit ziemlich plötzlich abgeschwächt worden, so daß er in der 13. Generation schon nach 5 Tagen bei 37° C nicht weiter zu überimpfen war. Der Bacillus hat sich in seiner 4. — 7. Generation bei subkutaner und intraperitonealer Einverleibung für Kaninchen, Meerschweinchen und Mäuse stets als nicht pathogen erwiesen. Einem Meerschweinchen wurde das linke Hinterbein künstlich frakturiert und zwischen die Fragmente eine ganze Menge von Bakterienmaterial injiziert; die Knochenbrüche sind ganz normal verlaufen, ohne Eiterung, Gasbildung, Nekrotisierung u. dgl. Fassen wir das oben Gesagte hier kurz zusammen, so zeigt der von uns isolierte Stamm folgende Eigenschaften: Er ist ein dünner, gerader oder leicht gekrümmter Bacillus mit scharf zugespitzten Enden. Er zeigt je nach den Verschiedenheiten der Nährböden eine ziemlich starke Polymorphie. Im allgemeinen ist er in jüngeren und flüssigen Nähr- substraten kürzer und dünner, in älteren und festen dagegen etwas länger und dicker. Er bildet besonders auf der Oberfläche des Agars nach mehreren Tagen zahlreiche Fäden von verschiedener, häufig be- trächtlicher Länge, die wellen- und peitschenförmig aussehen und zu Knäueln verschlungen sein können. Die Enden der Fäden sind häufig abgerundet und nicht zugespitzt. Die Färbung geschieht bei jüngeren Individuen in flüssigen Kulturen gut und gleichmäßig, bei sonstigen hingegen ungleichmäßig, indem in den Leibern der Bakterien einige, mehr oder weniger rundliche, stark färbbare Partieen nachweisbar sind und die übrigen Teile derselben den Farbstoff nur schlecht annehmen. Nach Gram ist der Bacillus nicht färbbar. Er zeigt keine Eigen- bewegung, bildet keine Sporen und v^^ächst nur bei Bruttemperatur unter streng anaeroben Bedingungen. Er bildet in Agar ohne Serumzusatz anfangs punktförmige, später linsenförmige Kolonieen. Auf der Ober- fläche des Zuckeragars etc. zeigen sich runde, etwas kugelig erhabene Kolonieen, welche später über 2 mm groß werden. Die Bouillon wird nicht merklich getrübt, die Gelatine nicht verflüssigt, und in Milch, auf Kartoffeln etc. erfolgt überhaupt kein Wachstum. Alle Kulturen ver- breiten einen intensiv fötiden Geruch. Er bildet Schwefelwasserstoff und Indol ziemlich reichlich, bewirkt hingegen keine Gasentvvickelung. Auch Säurebildung wird in verschiedenen Nährböden nicht konstatiert. Für Erste Abt. Orig. Bd. 62. Ucft 1/2. 6 32 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Mäuse, Meerschweinchen und Kaninchen ist der Bacillus so gut wie nicht pathogen. Alle Stämme von Bacillus fusiformis, welche von den ein- gangs angegebenen Autoren reinkultiviert sind, haben zwar vor allem in ihrer Gestalt eine große Aehnlichkeit, doch weichen die meisten von ihnen in wichtigen Eigenschaften weit voneinander ab. Der auffallendste Unterschied ist wohl der, daß die einen nur auf serunihaltigen oder natives Eiweiß enthaltenden Nährböden fortkommen können, während es bei den anderen nicht der Fall ist. Nach dem Kriterium kann man verschiedene Stämme in 2 Arten teilen, eine serophile und eine nicht serophile. Bezüglich der Eigenbewegung des Bacillus fusiformis und seines Verhaltens gegenüber der Gram sehen Methode stimmen die Angaben derjenigen Autoren, welche denselben reinkultiviert haben, darin übereiu , daß derselbe ein nicht eigenbeweglicher und gram- unbeständiger Mikroorganismus sei. Daß die spindelförmigen Bakterien schon in der Mundhöhle gesunder Menschen zu finden sind, ist bekannt. Ob diese normalerweise vor- kommenden Bakterien wirklich verschiedene krankhafte Prozesse für sich allein oder im Verein mit anderen Mikroben hervorzurufen imstande sind, bleibt noch völlig unentschieden. Soweit wir wissen, sind die fusi- formen Bacillen aus der Mundhöhle gesunder Menschen bisher nur 4mal reinkultiviert worden, nämlich von Mühlens, Eilermann, Rodella und von Repaci. Selbst diese wenigen Stämme desselben Fundortes stimmen hinsichtlich ihres kulturellen und biologischen Verhaltens gar nicht miteinander überein. Der auffallendste Unterschied unter ihren Eigenschaften bezieht sich, wie oben gesagt, auf ihr Bedürfnis von nativem Eiweiß und ihre pathogene Wirkung. V^'^ährend der Stamm von Mühlens und Ell er mann serophil war, erwies sich der von Rodella und Repaci als nicht serophil, und wieder: während der Bacillus von Mühlens für Versuchstiere fast harmlos erschien, war der von Repaci ziemlich stark pathogen. Was nun die Identität der spießförmigen Bacillen der Mundhöhle in normalen und pathologischen Zuständen anbelangt, so sind die An- sichten der einzelnen Autoren zurzeit noch geteilt. Eller mann kommt zu dem Schlüsse, daß sich kulturell kein Unterschied nachweisen lasse zwischen den Spindelbacillen, die in der Mundhöhle gesunder Menschen hospitieren, und denjenigen, die bei krankhaften Prozessen angetroffen werden. Rodella bemerkt hingegen: ,, Leider weist der Bacillus fusiformis auch in Reinkultur einen so großen Formenreichtum auf, daß eine Identifizierung durch die Prüfung seiner morphologischen Eigen- tümlichkeiten nicht leicht wird. Ferner gibt es sicher auch noch andere Arten, die morphologisch mit dem Bacillus fusiformis ein Ganzes bilden, bei eingehender kultureller und biologischer Untersuchung aber von ihm geschieden werden müssen." Auch Repaci äußert sich darüber, wie folgt: „II est vraisemblable d'admettre que dans la grande quantite de microbes qui constituent la flore bacterienne de la bouche de l'homme puissent se trouver plusieurs varietös de bacilles, aft'ectant l'aspect du fusiforme." Dies stimmt durchaus mit unserer Ansicht überein. Wir können tatsächlich den von uns gezüchteten Bacillus mit keinem der bisher beschriebenen Stämme als völlig identisch ansehen, obschon er mit einigen von ihnen mehrere Eigenschaften gemein hat. So unter- scheidet sich unser Mikroorganismus von dem von Ell er mann, Ghon und Mucha, Kaspar und Kern, Mühlens u. a. dadurch, daß er Ozaki, Zur Kenntnis der anaeroben Bakterien der Mundhöhle. f^3 gar nicht serophil ist. Ferner ist er mit dem Repaci sehen ersten und zweiten Stamm nicht identisch, da bei ihm weder Säurebildung noch pathogene Wirkung zu konstatieren ist. Ebenso weicht er von dem Bacillus Rodellas ab, indem er keine Gasbildung entfaltet, und von dem Runebergs, indem er für Tiere ganz harmlos ist. Endlich kann der Bacillus V eil Ions und Zubers sowohl bei 37" als auch bei 22° C gut gedeihen, während unser Mikroorganismus nur bei Bruttemperatur wächst. Wie bereits angegeben, gibt es unter den als fusiforrae Bacillen bezeichneten Mikroorganismen mehrere Arten resp. Unterarten, die in ihren kulturellen und biologischen Eigenschaften mehr oder weniger voneinander abweichen. Die bisher kulturell untersuchten Stämme be- sitzen aber außer ihren morphologischen Eigentümlichkeiten noch mehrere gemeinsame Eigenschaften. So sind sie ausnahmslos obligat anaerob, gramunbeständig und nicht eigenbeweglich. Sie werden fast stets bei ifötiden Krankheitsprozessen, im stinkenden Zahnbelag etc. angetroffen, und ihre Kulturen selbst sind mehr oder weniger übelriechend. Außerdem wachsen sie alle nur bei Bruttemperatur, wenn man vom Bacillus Veil- lons und Zubers absieht. Somit halten wir es für berechtigt, diese Bacillen verschiedener Herkunft in eine eng geschlossene Gruppe zu reihen, wenn wir dieselben auch miteinander nicht identifizieren können. Was nun die sonstigen eigenbeweglichen oder grambeständigen Stämme u. dgi. angeht, so wissen wir zurzeit nichts Sicheres darüber; erst eine genauere Untersuchung wird uns lehren, wohin sie eigentlich gehören. Bei dieser Gelegenheit möchten wir über einen anderen, streng an- aeroben Mikroorganismus berichten, den wir ebenfalls aus dem Zahn- belag eines gesunden Menschen isoliert haben. Dieser Mikroorganismus stellt einen recht kleinen Micrococcus dar, dessen Durchmesser meistens nur 0,3—0,4 /< beträgt. Er bildet in ver- schiedenen Kulturen, auch im Abszeßeiter der Tiere, teils größere und kleinere Haufen, teils Diplo- und Monokokken, und seltenerweise ganz kurze Ketten von 3—5 Gliedern. Der einzelne Coccus ist in der Regel rund, zuweilen etwas abgeplattet, besonders bei Diplokokkenformen. Seine Größe ist gewöhnlich, insbesondere in jüngeren Kulturen fast völlig gleich, in älteren etwas ungleich, aber stark abweichende Involutions- formen findet man niemals. Im hängenden Tropfen oder in einer Glaskapillare ist er ebenfalls in Haufen, in Diplokokken etc. angeordnet und zeigt eine ziemlich leb- hafte Molekular-, aber keine Eigenbewegung. Er ist mit gewöhnlichen Anilinfarben meistens binnen 2 Minuten ziemlich gut färbbar. Sowohl die Gram sehe Methode, als auch die Claudiussche Modifikation derselben ist für ihn nicht anwendbar. Er ist ein obligater Anaerobe und wächst gewöhnlich nur unter strengem Luftabschluß. Das Wachstum erfolgt in gewöhnlichem Nähr- agar, Zuckeragar etc. sehr gut, auch üppig auf aerobe Weise in Organ- und Kartoffelbouillon. Auf Kartoffeln scheint er nur elend fortzukommen; in Pepton Wasser oder in der eiweißfreien Lösung nach Uschinsky tritt keine Entwickelung auf, auch dann nicht, wenn diesen Substraten Trauben- zucker zugesetzt ist. Die geeignetste Temperatur für seine Entwickelung liegt etwa bei 37 '^ C, jedoch kann man noch bei 22° C ein dürftiges Wachstum nachweisen, unter 20° C aber nicht mehr. Der Mikroorga- nismus wächst am üppigsten bei neutraler oder ganz schwach alkalischer Reaktion der Nährsubstrate. Das Wachstum wird durch den Zusatz 34 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. von Traubenzucker sehr begünstigt, von sonstigen Kohlehydraten ein wenig. Stichkulturen im 1-proz. Traubenzuckeragar zeigen nach 24 Stunden bei 37 ^ C ein mäßig gutes Wachstum entlang dem Impfstiche, anfangs in Form eines homogen aussehenden, weißlichen Fadens ohne seitliche Zweige etc. Später entstehen neben dem Stichkanal zahlreiche, kurze Ausstülpungen und Pünktchen. Bei Lupenvergrößerung ist die Stich- linie fein granuliert und ein wenig blaßbräunlich durchscheinend. Schon nach 18, spätestens 30 Stunden werden zunächst neben dem Impfstiche hier und da Gasbläschen produziert, und später wird der Agar dadurch mehrfach zerklüftet. Häufig sammelt sich eine trübe Flüssigkeit auf der Oberfläche des Nährsubstrates. Stichkulturen im gewöhnlichen Nähragar zeigen ein dem vorigen sehr ähnliches Wachstum mit fadenförmigem, weißlichem Stichkanal etc. Nur fehlt dabei die Gasbildung beinahe vollkommen oder tritt nur wenig auf und das Wachstum scheint hier etwas schlechter zu sein als im Zuckeragar. Schüttelkulturen im Nähragar zeigen in der Tiefe desselben nach 18 Stunden bei Bruttemperatur viele kleine, kaum sichtbare, oder ein wenig größere, weißliche Pünktchen. Bei schwacher Vergrößerung sind die größeren Kolonieen rund oder rundlich, häutig stumpfeckig, glatt- randig und etwas blaßbräunlichgelb durchscheinend. Nach 48 Stunden messen sie ca. V2 nim im Durchmesser, daneben bemerkt man noch viele kleinere Kolonieen. Bei schwacher Vergrößerung sind sie rund, rundlich, oval, kartenherzförmig, stumpf dreieckig etc., scharf konturiert, sehr fein granuliert und etwas blaßbräunlichgelb durchscheinend. In weiteren 2 Tagen werden sie noch etwas größer, danach scheint das Wachstum völlig aufzuhören. In Schüttelkulturen im 1-proz. Zuckeragar ist das Wachstum sehr üppig, und die Kolonieen sind ganz wie die in den eben erwähnten Nähragarkulturen. Nur wird die Untersuchung derselben später wegen der reichlichen Gasbildung stark erschwert. Auf Zuckeragar in Wasserstoffatmosphäre erhält man erst nach 4 Tagen bei 37 ° C ganz kleine, grauweiße Pünktchen, die sich allmählich vergrößern. Das Kondenswasser ist klar und besitzt eine geringe Menge von weißlichem Bodensatz. Nach 8 Tagen sind bei 37" C die Kolonieen ungleich groß ; sie stehen meistens isoliert, sehen grauweißlich, tautropfen- artig aus und ähneln somit etwa den Streptokokkenkolonieen. Die klei- neren Kolonieen sind mit bloßem Auge kaum erkennbar, die größeren messen ca. V2 ^^ ^^ Durchmesser. Die letzteren sind rund, etwas kugelig erhaben, grauweiß, ziemlich stark durchscheinend und saftig glänzend. Bei Lupenbetrachtung sind sie hellbräunlich durchscheinend, mit leicht unebenen Rändern, häufig dunkler aussehendem Zentrum und 1 — 2 konzentrischen, nicht sehr deutlichen Kreislinien versehen. Das Kondenswasser ist beinahe klar und enthält eine ziemlich große Menge von weißlichem, schollig-körnigem Bodensatz, der beim Umschütteln eine diffuse Trübung der Flüssigkeit mit körnigen Flocken hervorruft. Auch auf Agar ohne Zuckerzusatz erfolgt in Wasserstoffatmosphäre eine beinahe gleiche Entwickelung des Mikroorganismus. In der Fleischbrühe mit Iproz. Traubenzucker bemerkt man in Wasserstoffatmosphäre eine mäßige Gasbildung und nach 4 Tagen einen geringen weißlichen Bodensatz. Nach 8 Tagen wird der letztere noch etwas reichlicher, überschreitet jedoch nie die Kuppe der Eprouvette. Ozaki, Zur Kenntnis der anaeroben Bakterien der Mundhöhle. 35 Er ist leicht gelblichweiß, staubig-körnig und zerfällt beim Schütteln zu kleineren Partikelchen, ohne die Flüssigkeit dadurch besonders stark zu trüben. Ein ähnliches Bild zeigt die Zuckergelatinekultur, welche mit Agar überschichtet ist. In der bei 'M^ C gehaltenen verflüssigten Gelatine bildet sich nach 48 Stunden eine geringe Menge von gelblichweißem, körnigem Bodensatz, Die Gelatine wird nicht getrübt und beim Erkalten wieder rasch zur Erstarrung gebracht. Zwischen dem überschichteten Agar und der darunter liegenden Gelatine sammeln sich die produzierten Gasbläschen, deren Menge nach vollendeter Entwicklung dem Volum nach etwa dem Zehntel der Gelatine entspricht. In Milch tritt geringes Wachstum mit einigen Gasbläschen auf, keine Gerinnung ist dabei konstatierbar. Auf Kartoffeln, die unter Wasserstoffatmosphäre gehalten werden, kann zwar makroskopisch kein Wachstum erkannt werden, doch zeigen Abstreifpräparate zweifellos, daß der Mikroorganismus sich daselbst vermehrt. Eine üppige Entwickelung erhält man in Organbouillon nach 24 Stunden bei 37 '^ C. Die Organstückchen werden nach 2 Tagen ein wenig schwärz- lich verfärbt, und die Bouillon trübt sich häufig ganz leicht. Auch in Kartoftelbouiilon wächst der Mikroorganismus sehr gut, und nach 12 Stunden tritt bei Bruttemperatur eine deutliche Gasbildung auf, welche darauf ziemlich intensiv wird und über 2 Tage lang dauert. Die Bouillon wird leicht diffus getrübt, während die Kartoffelstückchen äußer- lich stets unverändert bleiben. Der Mikroorganismus entwickelt sich in Kohlensäureatmosphäre nur sehr elend. Auf Zuckeragar bilden sich nach 4 Tagen meist kaum sicht- bare, grauweiße Kolonieen, welche später nur wenig größer werden. Bei Lupenvergrößerung sind sie rundlich, etwas kugelig erhaben und feucht- glänzend. Das Kondenswasser bleibt klar und bildet keinen Bodensatz. Alle Kulturen sind stets nicht stinkend. Weder Indol noch Schwefel- wasserstoff wird konstatiert. Wie oben mehrmals erwähnt, ist die Gas- bildung in verschiedenen Nährböden eine recht hervorstechende Eigen- schaft. Im Gärungskolben, welcher Zuckerbouillon mit Organ- oder Kartoffelstückchen enthält, fängt die Gasbildung schon nach 3 Stunden an und erreicht nach etwa 18 Stunden ihre maximale Intensität, um dann wieder allmählich schwächer zu werden ; nach 60 Stunden hört dieselbe in der Regel vollkommen auf. Diese Gasbildung geschieht außer in traubenzuckerhaltigen noch in den Laktose, Maltose, Lävulose, Rohr- zucker, Dextrin, Glyzerin, Stärke, Mannit etc. enthaltenden Nährmedien. Die Säurebildung ist hingegen in allen diesen Substanzen nicht nach- zuweisen. Agar mit Lackmustinktur wird von unten her ziemlich schnell entfärbt. Eine hämolytische Erscheinung beobachtet man bei den Kul- turen im Blutagar nicht. Die Lebensfähigkeit des Mikroorganismus in Nährböden ist keine große, indem dieselbe in der 7. Generation auf Zuckeragarstichkulturen bei 37*^ C etwa 15—20 Tage dauert. In weiteren Generationen wird dieselbe allmählich noch kürzer, und endlich in der 12. Generation er- weist sich der Mikroorganismus nur 4—5 Tage lang auskeimfähig. Tierversuche sind im ganzen bei 6 Mäusen, 1 Meerschweinchen und 3 Kaninchen vorgenommen worden. Eine ganze Agarstichkultur der 6. Generation wurde in 1 ccm Bouillon aufgeschwemmt und 0,1 — 0,7 ccm davon den Mäusen subkutan injiziert. Nach 5 Tagen traten bei allen 86 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Tieren, je nach der Dosis des injizierten Bakterienmaterials, linsen- bis erbsengroße, derbe Anschwellungen an den Impfstellen auf. Die größeren Anschwellungen erwiesen sich durch Inzision als gut abgekapselte Abszesse mit dickem, gelblichweißem, nicht stinkendem Eiter. Im Eiter wurde der Mikroorganismus sowohl mikroskopisch als kulturell reichlich, und zwar in Reinkultur, nachgewiesen. Einige Anschwellungen wurden später noch etwas größer und gleichzeitig ein wenig weicher, aber nach weiteren 10 — 12 Tagen schien das Virus im Eiter vollkommen abzusterben, indem die später vorgenommene bakteriologische Untersuchung desselben negativ ausfiel. Die kleineren Anschwellungen, die durch Injektion von ge- ringeren Dosen (0,1 — 0,2 ccm) hervorgerufen wurden, verschwanden später von selbst. Eine Maus, bei der 0,3 ccm von Material intraperi- toneal einverleibt wurde, starb nach 13 Tagen an zunehmender Schwäche. Die Obduktion ergab nichts Abnormes. Der Mikroorganismus war weder in der Peritonealtiiissigkeit, noch im Herzblut zu finden. Einem Meer- schweinchen wurde 0,7 ccm von demselben Material subkutan injiziert. Nach 5 Tagen bildete sich ein erbsengroßes, derbes Infiltrat, welches nach weiteren 5 Tagen zeigefingerkuppengroß wurde. Durch Inzision wurde ein dicker, gelblichweißer, nicht stinkender Eiter entleert, in dem Staphylococcus spärlich zu finden war. Bei Kaninchen entstehen nach subkutaner Einverleibung von Bakterienmaterial erbsengroße, derbe Infiltrate, die später spontan zu verschwinden pflegen. Ebenso verläuft die subkutane Infektion der Kaninchen mit dem bakterienhaltigen Abszeß- eiter einer Maus. Nur einmal hat man nach Injektion des Bakterien- materials einen kaum erbsengroßen Abszeß im Ohrlappen beobachtet und im Eiter den Mikroorganismus nachgewiesen. Fassen wir das oben Gesagte kurz zusammen, so zeigt der Mikro- organismus folgende Eigenschaften: Er ist ein kleiner Staphylo- coccus, der nur unter streng anaeroben Bedingungen wächst; er bildet in Kulturen und auch im Eiter größere oder kleinere Haufen, daneben Mono- und Diplokokken. Er ist gramnegativ, nicht eigenbeweglich, wächst rapid bei Bruttemperatur, viel langsamer bei 22" C. Die Kolonieen im Agar sind rund, rundlich oder höckerig, etwas blaßbräunlichgelb durchscheinend und sehr fein granuliert. Auf der Agarfläche strepto- kokkenähnliches Wachstum. In allen Nährböden mit Kohlehydraten etc. bildet er reichlich Gas, ohne dabei die Reaktion derselben zu ändern. Die Gelatine wird nicht verflüssigt. Die sämtlichen Kulturen sind nicht übelriechend, indem weder Schwefelwasserstoff", noch Indol produziert wird. Für Mäuse, Meerschweinchen und Kaninchen ist der Mikroorganis- mus nicht sehr pathogen und verursacht bei ihnen ab und zu eine sub- kutane Abszeßbildung. Wie leicht aus den oben geschilderten morphologischen und kultu- rellen Eigenschaften ersichtlich ist, weist unser Mikroorganismus mit dem Staphylococcus parvulus und auch mit dem Micrococcus gazogenes alcalescens anaerob ins die größte Aehnlichkeit auf. Der Staphylococcus parvulus wurde zuerst von Veillon und Zuber aus dem fötiden Eiter der Appendicitis reinkultiviert, danach von Guillemot bei Lungengangrän, von Gott et und Jungano bei Harnapparatinfektionen, von Rist bei chronischer Mittelohreiterung, von Lein er bei septischer Diphtherie, von Hey de bei akuter Osteomyelitis des Oberschenkelknochenkopfes und von einigen anderen Autoren ge- funden. Er ist nach Veillon und Zuber ein sehr kleiner, unbeweg- licher, obligat anaerober und gramnegativer Coccus, der sowohl im Eiter Ozaki, Zur Kenntnis der anaeroben Bakterien der M^ii4h6hlflEFERE$8CE y V ■ ■ - -^X / ' als in Kulturen kleine Haufen bildet und daneben sic\aIs Mono- und ^^^ Diplococcus zeigt. Er wächst in Zuckergelatine als Meine, braune, x>> körnige Kolonieen, welche die Gelatine nicht verflüssigen. Im Zucker- agar bildet er bei 37 « C gelbe, ziemlich große Kolonieen. Er wächst rapid bei Bruttemperatur, viel langsamer bei 22^0, bildet im Zucker- agar reichlich Gas und verbreitet Gestank. Die Bouillon wird rasch getrübt mit einem feinen Niederschlage. Er ist für Meerschweinchen und Kaninchen pathogen. .. u • Der Micrococcus gazogenes alcalescens anaeroDius wurde 1901 von Lewkowicz entdeckt. Er ist ein obligat anaerober, kleiner, gramnegativer Staphylococcus, den der Autor aus der Mund- höhle von Säuglingen isolierte. Dieser Mikroorganismus wächst nur bei 37° C, bildet im Agar rundliche, linsenförmige oder unregelmäßig ge- staltete grauliche Kolonieen, die später mehr opak, bräunlich und höckerig werden' Die aufliegenden Kolonieen sind rund, kuppenartig erhaben, etwas grau, sehr durchscheinend und tautropfenartig. Bouillon wird betrübt mit langsamer Bildung eines staubigen Bodensatzes. Milch wird nicht koaguliert. Auf Kartoffeln entsteht eine dünne, farblose, durch- sichtige EntWickelung der Mikroben. Die Nährböden bleiben stets alkalisch. Der Mikroorganismus produziert ebenso wie der unsrige m zuckerhaltigen Nährmedien eine mäßig reichliche Menge von nicht stinkendem Gas. Er ist für Tiere nicht sehr pathogen. Mäuse werden zuweilen dadurch getötet; Meerschweinchen bleiben hingegen völlig un- beinflußt und bei Kaninchen entsteht ein leichtes entzündliches Oedem mit nach'heriger Induration an den Impfstellen. Zwar erkennt Lewko- wicz die nahe Verwandtschaft seines Mikroorganismus mit den Staphylo- coccus parvulus an, doch will er die beiden miteinander nicht identi- fizieren, da derselbe ein wenig größer ist als der Staphylococcus parvulus und nur bei 37 » C wächst, die Kolonieen zuweilen sehr groß sind das produzierte Gas nicht stinkt, die Reaktion der Lackmusnahr- böden keine Veränderung zeigt etc. Autoren wie J u n g a n o , D i s t a s o u. a. behaupten hingegen die Identität dieser beiden Bakterienarten. Was nun unseren Mikroorganismus angeht, so stimmt er einerseits mit dem Staphylococcus parvulus in fast allen Punkten uberem Der einzige auffallende Unterschied zwischen den beiden bezieht sich auf die Gestankbildung in Kulturen; der Staphylococcus parvulus verbreitet einen fötiden Geruch, während der unserige besondere Riech- stoffe nicht bildet. Andererseits weist unser Mikroorganismus mit dem von Lewkowicz eine große Aehnlichkeit auf, wenn auch sein kulturelles und biologisches Verhalten in einigen Punkten von dem des letzteren deutlich abweicht, namentlich wächst er, im Gegensatz zum Lewko- wiczschen Mikroorganismus, der nur bei Bruttemperatur gedeihen kann, auch bei niedrigeren Temperaturen. Somit kommen wir zu dem Schluß, daß diese 3 Staphylokokkenstämme miteinander sehr nahe verwandte Arten sind. Leider haben wir, wie bei den fusiformen Bacillen zurzeit noch keine Kriterien, die Identität oder Nichtidentität dieser Mikroorga- nismen mit Sicherheit feststellen zu können. Literatur. l)Babes, V., Spindelförmige Bacillen. {Kolle u. Wassermann, Handb. d. pathogen. Mikroorgan. I. Ergänzungsbd. 1907. p. 2 <1.) 2) beitzke, H., Ueber die fusiformen BaciUen. (Centralbl. f. Bakt. Abt. 1. itet. Bd. 35. 1904. p. 1.) S8 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. 3) Cottet, J. , Recherches bact^riologiques 8ur les 8Uppuration8 pöriur^thralee. [Inaug.- Di68.] Paris 1899. Ref. in Rist. 4) Ellerraann, V., Ueber die Kultur der fusiformen Bacillen. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 37. 1904. p. 729.) 5) — , Einige Fälle von bakterieller Nekrose beim Menschen. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 38. 1905. p. 283.) 6) — , Zur Kenntnis der Spindelbacillen. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 5ö. 1907. p. 453.) 7) Ghon, A. u. Mucha, V., Zur Aetiologie der pyämischen Prozesse. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 49. 1909. p. 493.) 8) Guillemot, L. , Recherches sur la gangrfene pulmonaire. [Inaug.-Diss.] Paris 1899. 9) Heyde, M. , Ueber Infektionen mit anaeroben Bakterien. Ein Beitrag zur Kenntnis anaerober Staphylokokken und des Bacillus funduliformis. (Beitr. z. klin. Chir. Bd. 68. 1910. p. 642.) 10) Jungano, M. u. Distaso, A. . Les anaörobies. Paris 1910. 11) Kaspar, F. u. Kern, W. , Weitere Beiträge zur Aetiologie der pyämischen Prozesse. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 55. 1910. p. 97.) 12) Lein er, K. , Ueber anaerobe Bakterien bei Diphtherie. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 43. 1907. p. 7.) 13) Lewkowi cz , X. , Recherches 8ur la flore microbienne de la bouche des nourrissons. (Archiv, de m^d. exp^rim. et d'anat. pathol. S^r. 1. T. 13. 1901. p. 633.) 14) — , Sur les cultures pures du fuso-bacille, agent infectieux des inflammations suppuröes de la cavite buccale. (Przeglad lekarski. 1903. p. 197 ; Ref. in Bull, de ri nstit. Pasteur. T. 1. 1903. p. 825.) 15) — , Ueber die Reinkultur des fusiformen Bacillus. (Centralbl.^^f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 41. 1906. p. 153.) 16) M ü h 1 e n s , P. , Ueber Züchtung von Zahnspirochäten und fusiformen Bacillen auf künstlichen (festen) Nährböden. Vorläufige Mitteilung. (Dtsche med. Wochenschr. 1906. p. 797.) 17) — u. Hartmann, M., Kultur des Bacillus fusiformis und der Spiro- chaeta dentium sowie Tierversuche mit diesen. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 55. 1906. p. 81.) 18) Repaci, G. , Contribution ä l'ötude de la flore microbienne ana^robie de la bouche de l'homme ä l'^tat normal et pathologique. 1. Sur un bacille rappelant par ses caractferes le B. fusiforme de Vincent. (Compt. rend. hebdom. d. s^anc. et m^m. Soc. de Biologie. Ann^e 61. 1909. T. 1. p. 591.) 19) — , Contribution ä l'^tude de la flore bacterienne anaerobie de la bouche de l'homme, ä r^tat normal et pathologique. 3. Isolement et culture du Bac. fusiforme de Vincent. (Compt. rend. hebdom. d. s^anc. et m4m. Soc. de Biologie. Annöe 61. 1909. T. 1. p. 860.) 20) Rist, E. , Neue Methoden und neue Ergebnisse im Gebiete der bakteriologischen Untersuchung gangränöser und fötider Eiterungen. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 30. 1901. p. 287.) 21) Rodella, A. , Ueber anaerobe Mundbakterien und ihre Bedeutung. I. Mitteilung. (Arch. f. Hyg. Bd. 53. 1905. p. 329.) 22) Runeberg, B., Studien über die bei peritonealen Infektionen appendikulären Ur- sprungs vorkommenden sauerstofftoleranten, sowie obligat anaeroben Bakterien- formen etc. (Arbeit, a. d. pathol. Instit. d. Univers. Helsingfors. Bd. 2. 1908. Zit. nach Ghon u. Mucha.) 23) Veillon u. Zuber, Recherches sur quelques microbes strictement ana^robies et leur röle en pathologie. (Archiv, de m^d. expörim. et d'anat. patholog. S^r. I. T. 10. 1898. p. 517.) Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 39 'Nachdntck verboten. Untersuchungen am Hund über den Einfluss infizierter Milcli auf das Bakterienwachstum im Verdauungstraktus, speziell im Magen. [Aus dem Kaiserin-Auguste- Victoria-Haiis zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche (Dirigent: Prof. Dr. Längs tein).J Von Dr. Hanssen aus Kiel. Die ersten, welche den in der Kuhmilch enthaltenden Mikroorganis- men die Entstehung der Verdauungsstörungen der Säuglinge zuschrieben, waren Bednar, der schon 1850 die diarrhoischen Entleerungen der Säuglinge mit gärender Milch verglich, später Hessling (1866) und Meissner (1878). Escherich und Flügge betonten dann, daß die bakteriellen Produkte neben den Bakterien für die Zersetzung der Milch besonders in Betracht kommen. Als der für die Säuglingsernährung wichtigste Punkt galt, daß die Kuhmilch, vom Moment des Verlassens des Euters an, einer Zersetzung durch Spaltpilze unterworfen ist, welche durch ihre Stoifwechselprodukte und Gifte als Erreger der überwiegenden Zahl akuter Verdauungsstörungen anzusehen seien. Escherich unternahm schon 1889 Experimente, indem er junge Hunde mit im Brutschrank gehaltener Milch fütterte; einer derselben ging unter choleraartigen Erscheinungen zugrunde. Die gleiche, bei niedriger Temperatur aufbewahrte Milch wurde ohne Schaden vertragen. Nach Cnopf steigt die Zahl der Keime in der Milch bei Brutofen- temperatur in 4 Stunden auf das 215-fache, im Keller nur auf das 8-fache. Allerdings kann auch bei niedriger Temperatur die Entwickelung der Keime eine sehr reichliche werden, wenn die Zeit vom Melken bis zum Verbrauch lange genug ist. Außer den im Sommer der Vermehrung günstigeren Bedingungen sollte auch die von Scholl und Schierbeck beobachtete Virulenz- steigerung der gärungsfähigen Bakterien im Sommer die höhere Giftigkeit erklären. Neuerdings scheint die bakterielle Theorie, obwohl ihr noch die Mehrzahl der Aerzte anhängt, an Geltung zu verlieren. Der Grund ist zweifellos, daß strikte Beweise für diese Theorie bis jetzt fehlen. Selbst Czerny und Keller behaupten, daß irgendein Beweis fehle, wonach in der Milch enthaltene Bakterien beim Säugling eine Krankheit hervor- rufen könnten, sie sind aber doch der Meinung, daß die große Morbidität und Mortalität der künstlich genährten Kinder vorwiegend die Folge der Nahrungszersetzung ist. Sie nehmen dabei vor allem eine exogene Zersetzung des Fettes der Milch an, aus dem sich schädliche Säuren entwickeln sollen, während die aus dem Milchzucker entstehenden Säuren (nach den Erfahrungen mit Buttermilch) unschädlich sein sollen. Nach Heubner befinden sich die Toxine, die sich in der zersetzten Milch der Sommertage bilden und die Vergiftung des Säuglings bewirken sollen, vorderhand noch im Bereiche der Vermutung; die einzigen im 90 CeDtralbl. f. Bakt. etc. I. Abt.'.Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Tierexperiment als giftig erwiesenen Bakterien sind die peptonisierenden Bakterien von Flügge und seinen Schülern, die freilich von Heubner, Escherich, Marfan, Weber u.a. nur sehr selten gefunden wurden, wahrscheinlich, da sie sich nur bei Ausschluß anderer Bakterien genügend entwickeln können. Auch Lief mann spricht sich gegen die Zersetzung der Milch als Ursache für die Darmkatarrhe der Säuglinge aus. Bei einer großen Zahl der in Halle verstorbenen Kinder war die zersetzte Milch sicherlich nicht die Todesursache. Lief mann hält die Milchzersetzungstheorie nicht für so gut fundiert, wie es auf den ersten Blick wohl scheinen könnte, da die experimentellen Grundlagen vollkommen fehlen. Rietschel, der zuletzt die große in Betracht kommende Literatur kritisch bearbeitet hat, äußert sich folgendermaßen: „Solange eine solche giftige Milch nicht wenigstens tierexperimentell einwandsfrei erwiesen ist, sollten wir nicht mit diesem unbewiesenen Begriff in Theorie und Praxis hausieren gehen. Wenn man bedenkt, mit welcher Selbstverständlichkeit heute von den durch Bakterien gelieferten Giften und Toxinen der Sommermilch gesprochen wird, ohne daß experimentell ein sicherer Beweis vorliegt, so wird man zugeben, daß die Frage der exogen durch Bakterien zersetzten und daher giftigen Milch noch nicht diskutabel ist." Viel weniger studiert wurde bis jetzt die Frage, ob und welche Mengen schädlicher Produkte bei der Vermehrung der Bakterien im Mageiidarnikaiial entstehen. Die Unterscheidung der exogenen und endogenen Bildung ist deshalb wichtig, weil sie von Einfluß auf unsere Maßnahmen zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit sein muß. Die im Magen und Darm einsetzende Vermehrung der Bak- terien und ihrer Produkte braucht ja nicht nur von der Milchverunreinigung, sondern könnte auch von der Ueberfütterung und falschen Mischung ab- hängen. Durch die Vermehrung oder Verbesserung des Nährbodens im Magen und Darm könnte die Vermehrung der Bakterien daselbst aus- gelöst werden, es würde sich im letzteren Falle um eine Chymusinfektion (Es eher ich) aus alimentärer Ursache handeln können. Mehrere Forscher haben in den Stühlen der im Sommer erkrankten Kinder nach Bakterien und deren Stoffwechselprodukten gesucht. Fink ei- st ein sah bei Verfütterung von Stühlen toxisch erkrankter Kinder an junge Ziegen das Eintreten eines langsam unaufhaltsam fortschreitenden Marasmus, der zum Tode mit negativem anatomischen Befund führte. Bei Verfütterung von anderen Säuglingsstühlen war das nicht zu be- obachten. Czerny sammelte vor längerer Zeit eine große Anzahl von Stühlen kranker Kinder mit Chloroform wasser, filtrierte und benutzte das Filtrat so oder nach dem Eindampfen zu intravenösen Injektionen bei Kaninchen. Niemals zeigte sich eine Giftwirkung. Gegen diese Experimente wird mit Recht geltend gemacht, daß das Eindampfen die Gifte zerstört. Baginsky hält die Sommerdiarrhöe der Kinder für die Wirkung saprogener Bakterien, welche zunächst imstande sind, aus den in der Nahrung vorhandenen Eiweißkörpern giftige peptonartige Körper zu bilden. Auch die Bakterienvermehrung im Magen ist in neuerer Zeit im Hinblick auf ihre Bedeutung für die akuten Verdauungsstörungen im Tierexperiment von Tobler und Krayer untersucht worden. Ihre Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 91 Versuche sind besonders interessant, weil sie den maßgebenden Einfluß der unzweckmäßigen Dosierung und Nahrungspausen auf die Chymus- infektion beleuchten. Tob 1er und Krayer zählten die Bakterien im Kern des Magenkoagulunis bei Katzen, welche in Abständen von % bis 1 Stunde Milch zu trinken bekamen. Bei einer solchen Ueberfütterung bheb der Kern des Mageninhaltes viele Stunden lang unverdaut; jede neue Portion umlagerte den noch vorhandenen Rest des Koagulums. Die Bakterien hatten sich darin fast ebenso vermehrt, wie sie sich im Brutschrank zu vermehren pflegen. Die Untersucher halten es für denkbar, daß durch unzweckmäßige Ernährungsweise eine ähnliche Nahrungsretention und Bakterienwucherung beim Säugling vorkommen und pathogen wirken kann. Die chemische Untersuchung solcher Milch- kerne aus dem Magen ergab ziemlich hohe Mengen flüchtiger Fett- säuren; Fäulnisprodukte waren nicht nachweisbar. Nach Bahrdt, Edelstein, Langstein und Weide ist der Kernpunkt der Frage der, daß man einmal systematisch bei allen frischen anamnestisch und klinisch gut beobachteten akuten Verdauungsstörungen nicht nur die Zusammensetzung und Dosierung der Nahrung, sondern auch die Bakteriologie bzw. Toxikologie derselben an einem großen Material untersuchen sollte. Solche Untersuchungen liegen bisher kaum vor; sie allein würden erst den zwingenden Beweis für oder gegen eine der genannten Ursachen liefern können. Es wird im Kaiserin-Auguste- Victoria-Hause durch tägliche bakteriologische Milchuntersuchungen ver- sucht, einen etwaigen Zusammenhang zwischen Milchzersetzung und Dyspepsie vor allem die Häufigkeit dieses Zusammenhanges festzustellen. Solche Untersuchungen sind der wichtigste Weg zur Entscheidung dieser fundamentalen Frage in der Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit. Er kann aber erst durch jahrelange mühsame Beobachtungen zum Ziele führen, schon deshalb, weil solche zufälligen Zersetzungen gerade da, wo man sie untersuchen könnte, sehr selten vorkommen. Unterdessen erscheint es lohnend, auch experimentell dem Problem der infizierten Milch nachzugehen. Solche experimentelle Untersuchungen werden gegenwärtig im Kaiserin-Auguste-Victoria-Hause zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit auf breiter Basis und nach verschiedenen Richtungen ausgeführt. Vor allem beschäftigen sie sich mit der Be- deutung der flüchtigen Säuren in der zersetzten Milch sowohl als auch im Magen und Darm für die akuten Verdauungsstörungen des Säuglings. Die flüchtigen Säuren (und die niederen Oxysäuren) sind Zersetzungs- produkte, die sich regelmäßig in verdorbener Milch finden und anderer- seits nachgewiesenermaßen Erscheinungen von akuten Verdauungs- störungen, deren Studium ja zunächst interessiert, bewirken können. Diese Untersuchungen betreffen gleichzeitig die toxikologische, chemische und bakteriologische Seite der Frage. Sie werden im Zusammenhange in der Zeitschrift für Kinderheilkunde veröffentlicht. Ich habe bei dem Teil der Versuche, wo mit Reinkulturen infizierte Milch an Hunde verfüttert wurde, die bakteriologischen Untersuchungen, und zwar in Nahrung, Magen und Darm übernommen. Dabei wurde besonderer Wert auf die Keimzählung gelegt, da es auf einen Vergleich der Keimzahl zwischen Nahrung und Chymus ankam. Außer den Unter- suchungen von Tobler und Krayer, die aber Ueberfütterungen und nicht Milchinfektionen betrafen, liegen solche Untersuchungen quantitativer Art wenigstens mit Milch meines Wissens nicht vor. Das Thema der Untersuchungen, soweit sie hier publiziert werden, lautete also: „Ist 92 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt, Originale. Bd. 62. Heft 1/2. die Zahl und Qualität der Bakterien im Magen und Darm abhängig von der bakteriellen Infektion der Milch vor der Aufnahme?" Daneben bringen die Versuche einige Beiträge zum Studium der Milchbakteriologie außerhalb des Organismus und zur Bakteriologie wichtiger Darmbakterien des Säuglings. Außerdem bildeten sie einen Teil der anderenorts ^) publizierten Untersuchungen über die Bildung flüchtiger Säuren im Magen und Darm und die pathogene Be- deutung derselben. Ich wurde für diese Versuche vorbereitet durch Studien an der bakteriologischen Abteilung der Versuchsstation für Molkereiwesen in Kiel (Vorstand: Prof. Weigmann, erster Assistent: Dr. Wolff). Ich erhielt auch von dort eine Reihe von Kulturen, wofür ich noch an dieser Stelle danke. Herrn Oberarzt Dr. Bahr dt bin ich für manchen wert- vollen Rat bei Anfertigung der Arbeit dankbar. Wahl der Bakterienarten. Es wurden verschiedene Gruppen von Milchbakterien verwendet. Das Bacterium acidi lactici (Hüppe) aus historischem Interesse; der Bacillus aerogenes wegen der Wichtigkeit und Häufigkeit dieses Organismus in der Milch; weiterhin die Sporenbildner, die zuerst von Flügge, dann besonders von Weber untersucht wurden, wie Bacillus mycoides und subtilis, der Bacillus mesentericus und be- sonders der giftige Bacillus Flügge No. VII, der oft untersucht und ebenso oft in der Milch vermißt wurde. Weil dieser Bacillus giftige Produkte bilden soll, erschien ein Versuch mit demselben besonders lohnend. Das Bacterium coli wurde 2mal gewählt wegen seiner Wichtigkeit für die Darmverdauung. Sterile Milch durfte zum Schlüsse bei einem Versuche nicht fehlen, weil sie eine so große Rolle in der Ernährung der Säuglinge spielt und ihr Verhalten im Magendarmkanal besonders interessieren mußte. Ich wählte meine Bakterien für die Infektion der Milch teils wegen ihrer Bedeutung für die Milchbakteriologie, teils wegen ihrer patho- genetischen Bedeutung. Dann wurde ein durch seine Farbstoffbildung bemerkenswerter gelegentlicher Milchbewohner aus methodischen Gründen untersucht. Weiterhin der Acidophilus, der als naher V-erwandter des B. bifidus besonders für den Kinderarzt interessant ist; er ver- leugnete auch mir nicht seinen großen Polymorphismus. Wegen des Interesses, das sie in der Milchwirtschaft bewiesen, habe ich den Coccus lactis viscosi und das leider wenig beachtete und bekannte alkali- bildende Kurzstäbchen, sowie einen Aerogenes mit durch ümzüchtung angenommenen Rübengeschmack untersucht. Versuehsanordnung. Die Versuche wurden so ausgeführt, daß 3mal im Autoklaven steri- lisierte, dann infizierte Milch (nach Stunden bzw. Tagen) an Hunde ver- füttert wurde, die 24 Stunden lang gehungert hatten. Die Hunde wurden durch intrakardiale Chloroforminjektion getötet, und zwar stets 2 Stunden nach der Fütterung, da es hauptsächlich auf die Vermehrung der Bak- terien und flüchtigen Säuren im Magen und auf der Höhe einer physio- logischen Verdauungszeit ankam. Das Koagulum wurde gewogen und 1) Zeitechr. f. Kinderheillc, Orig. Bd. 1. 1912. Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 93 bakteriologisch untersucht. Bei den letzten Versuchen wurde auch der Inhalt des Dünn- und Dickdarms bakteriologisch analysiert, ferner auch die Zahl der Keime in den Verdünnungen gezählt. Bei den ersten 5 Ver- suchen ist die Keimzahl das Mittel aus den 3 Verdünnungen 1 : 10, 1 : 1000 und 1 : 10 000. Gegen die Versuche läßt sich vielleicht geltend machen, daß sie an Hunden angestellt sind, aber leider kann man mit verhältnismäßig so unbekanntem Material, wie die Milchbacillen in medizinischer Beziehung es sind, nicht an Säuglingen ohne Gefahr arbeiten. Gerade bei Ver- suchen mit Reinkulturen mußte eventuell mit stärkerer Wirkung gerechnet werden als bei spontaner Milchzersetzung. Dann könnte man gegen die Versuche einwenden, daß ich zuweilen eine so große Dosis zur In- fektion benutzte, wie sie in Wirklichkeit selten vorkommt. Dies geschah, weil es hauptsächlich auf ein positives Resultat (vermehrtes Bakterien- wachstum, vermehrte Säurebildung) ankam. Durch die hohe Dosis war allerdings die Keimzählung erschwert und überhaupt nur in hohen Ver- dünnungen möglich, wodurch wieder die Genauigkeit der Zählung litt. Dies sind aber Fehler, die wohl jedem bakteriologischen Experiment an- haften. Weiterhin hätte ich lieber mit steril gewonnener als durch Hitze sterilisierter Milch als Ausgangsmaterial gearbeitet. Erstere ist aber sehr schwer zu beschaffen. Die Hunde wurden nach 2 Stunden getötet, da es hauptsächlich auf die Vermehrung der Bakterien und flüchtigen Fettsäuren im Magen, und zwar auf der Höhe einer physiologischen Verdauungszeit ankam und mit Rücksicht auf die chemische Bestimmung flüchtiger Säuren. Natürlich konnten noch nicht alle Erscheinungen der Infektion oder Intoxikation an den gefütterten Hunden nach 2 Stunden erwartet werden. Die Milch wurde meist mit der 24 Stunden alten Kultur des be- treffenden Bacillus infiziert und blieb bei Zimmertemperatur 24 Stunden gut verschlossen stehen. Der Magen, Dünn- und Dickdarm wurden in toto entleert und mit sterilen Instrumenten an einer abgebrannten Stelle Proben (abgemessene Mengen) von dem Inhalt entnommen. Aus dem Magen wurde die Probe dem Koagulum entnommen. Wenn der Inhalt nicht flüssig war, wurde in einer sterilen Reibschale der Inhalt mit sterilem Wasser verrieben. Um ein Uebertreten aus einem Darmteil in den anderen zu verhüten, wurden vor dem Herausnehmen Klemmen an der Grenze des Abschnittes angelegt. Die Milch des Stalles im Kaiserin- Auguste- Victoria- Hause enthielt in den Monaten des Jahres 1910 im Durchschnitt 6000 Keime. Oft nur 450 oder 600 Keime im Kubikzentimeter Vollmilch, dazwischen auch einmal 6800. Die Milch enthielt fast stets Mesen- tericus, meist mit Sporen. Dieses Bakterium war bei einem Stall- versuch auch an den Schwanzhaaren der Kühe gefunden, weniger im Kuhkot, fast immer in der Milch. Der Mesentericus erwies sich als sehr resistent. Literatur. Baginsky, Sommerdiarrhöe, Kuhmilchernährung und Milchsterilisierung. (Berlin, klin. Wochenschr. 1894. No. 43 u. 44.) Bahrdt, Zur Pathogenese der Verdauungs- und Ernährungsstörungen des Säuglings, mit besonderer Berücksichtigung der organischen Säuren. (Verhandl. d. Gesellsch. f. Kinderheilk. 1910.) Bahrdt, Edelstein, Langstein, Weide, Ueber die Pathogenese der Verdauungs- störungen im Säuglingsalter. (Zeitschr. f. Kinderheilk. Bd. 1. H. 2.) 94 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Cnopf, Quantitative Untersuchungen der Spaltpilze in der Kuhmilch. (VerhaodL d. 7. Versamml. d. Gesellsch. f. Kinderheilk. 1889. p. 100.) Czernv -Keller, Des Kindes Ernährung. Enterale Infektionen. Bd. 2. Abt 7. Escherich, Beitrag zur Pathogenese der bakteriellen Magen- und Darmerkrankungen im Säuglingsalter. (Verhandl. d. 7. Versamml. d. Gesellech. f. Kinderheilk. 1889. p. 108.) , Die akuten Verdauungsstörungen im Säuglingsalter. (Dtsche Klinik. Bd. 7. p. 126.) , Wien. med. Presse. 1889. , Normale Milchverdauung des Säughngs. (Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 27. 1888. p. 100.) Finkelstein, Die Waisensäuglinge Berlins. 1903. Flügge. Zeitschr. f. Hvg. Bd. 17. 1894. p. 272. Heubner, Lehrb. d. Kinderheilk. Bd. 1. p. 66, 146. Liefmann, Die Bedeutung sozialer Momente für die Säuglingssterblichkeit. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 62. 1909. p. 199.) Rietschel, Die Sommersterblichkeit der Säuglinge. (Ergebn. d. inn. Med. u. Kinder- heilk. Bd. 6; daselbst die neueste und vollständigste Zusammenstellung der Literatur über die Sommersterblichkeit.) Ueber die bakterielle Theorie bes. p. 397—414 und p. 451—456. Salge, Der Dünndarmkatarrh des Säuglings. Leipzig 1906. Einführung in die moderne Kinderheilkunde. Berlin 1909. Sittler, Die wichtigsten Bakterientypen der Darmflora beim Säugling. Würzburg 1909. Tissier, Recherches sur la flore intestinale normale et pathologique du nourrisson. Paris 1900. Tobler. Verdauung der Milch im Magen. (Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 1. p. 425.) (Versuche von Tobler u. Krayer.) Vgl. auch die Literatur unter den einzelnen Bakterien und am Schluß. Zu den Versuchen wurden folgende Bakterien benutzt: 1) Bacillus acidophilus (Finkelstein) p. 94, 2) Bacterium acidi lactici (Hüppe) p. 97, 3) Bacterium lactis aerogenes (Escherich) p. 99, 4) Bacterium lactis aerogenes (aus Rübeninfus) p. 99, 5) Alkali bildendes Kurzstäbchen (Wolff) p. 101, 6) Sporenbildner aus der Gruppe der Heu- und Kartoffelbacillen p. 102, 7) Bac- terium coli, geringes Wachstum, p. 103, 8) Bacterium coli, starkes Wachstum, p. 103, 9) Bacillus Flügge No. Vll p. 106, 10) Bacillus mesentericus fuscus (Flügge) p. 108, 11) Bacillus mycoides (Flügge) p. 109, 12) Coccus lactis vis- cosi (Gruber) p. 110, 13) Bacillus subtilis (Ehrenberg) p. 111, 14) Bacterium violaceum Schröter p. 112, 15) Sterile Milch p. 113. I. Bacillus acidophilus (Finkelstein). Hund IX. Gewicht 9620 g. Bekommt 250 ccm Milch. Die Milch war infiziert mit einer 8 Tage alten Kultur des Acidophilus in 1-proz. Eisessigbouillon. Die infizierte Milch enthielt 18 Stunden nach der Infektion mit der Acidophil us- Kultur durchschnittlich IVs Millionen Keime des Acidophilus. Im Mageninhalt, der 81 g wog, hatten sich die Keime auf durchschnittlich 1,9 Millionen vermehrt. Die Vermehrung der Keimzahl des Acidophilus im Magen stand im Gegensatz zu dem Verhalten anderer Keime und den folgenden Versuchen. Anscheinend sagte der saure Mageninhalt dem Acidophilus sehr gut als Nährboden zu. (Nach 42 Stunden bildete der Acidophilus die Hälfe aller Keime im Koagulum, nach abermals 42 Stunden hatte der Acidophilus alle anderen Keime im Koagulum überwuchert.) Der Dünndarm enthielt über 50 Millionen Keime. Im Ileum fand sich der Acidophilus in sehr verminderter Zahl wieder, hier kamen 10000 Acidophilus- Keime auf 38 Millionen Keime überhaupt. Das Colon enthielt fast 75 Millionen Keime. Hier fand sich der Acidophilus nicht wieder. Wegen des Interesses, das dem Acidophilus besonders in der Kinderheilkunde entgegengebracht wird, erscheint mir das Wachsen des Hanssen, Einfluß infizierter fililch auf das Bakterienwachätum etc. 95 Acidophilus im Magen erwähnenswert, es steht im Gegensatz zu den meisten meiner anderen Resultate. Zu den Versuchen wurde ein dem Milzbrandbacillus in Kultur und hängenden Tropfen sehr ähnlicher Acidophilus benutzt. Der aus dem Koagulum gezüchtete Acidophilus wuchs in milzbrandähnlichen Kulturen, der Rand der Kolonie zeigt zarte Lockenform. Im hängenden Tropfen zeigte sich der Acidophilus als ein großes langes Stäbchens. Im Ausstrich lagen die Stäbchen mosaikartig, indem stets die Lücke zwischen zwei Bakterien der Mitte einer gegenüberliegenden entsprach. Oft lagen Haufen von Bakterien in gedrehter Zopfform in großen Haufen vereinigt. Es hatten sich zahlreiche Körnchen gebildet, die teils frei, teils in den Bacillen lagen. Manchmal hatten die Bakterien ausgesprochene Bambusform und ähnelten in jeder Beziehung in Form und Kolonie dem Milzbrand. Die Kolonie lag tief im Agar drin. An der Oberfläche war die Kolonie nur klein, bildete ein porzellanartiges glänzendes Tröpfchen. Die Sporenfärbung nach Möller war positiv für die Körnchen. Die Chromsäure mußte 2 Minuten einwirken. Schon am ersten Tage hatte es den Anschein, als ob im Koagulum der Acidophilus fast die Hälfte der Keime ausmachte, da er in zahlreichen baumartigen Ver- zweigungen als zarte Trübung fast die Hälfte der Platte bedeckte. Manche stärker gewachsenen Kolonieen des Acidophilus bildeten in der Trübung dunklere Inseln und oft schienen von diesen Inseln die zartverzweigten Aeste auszugehen. Nach 42 Stunden waren die Acido- philus-Keime noch mehr gewachsen und machten die Hälfte aller Keime aus. Nach abermals 42 Stunden bedeckte der Acidophilus fast die ganze Platte, so daß es den Anschein hatte, als ob der Acido- philus die anderen Keime überwuchert hatte, bzw. daß die kleinen Kolonieen ebenfalls Ac idophilus- Kolonieen gewesen waren, die durch ihr spärliches Wachstum andere Kolonieen von Mikroorganismen vor- täuschten. Die Kolonieen aus dem Ileum waren denen aus dem Koagulum ge- züchteten durchaus ähnlich, auch im Ausstrich und im hängenden Tropfen. Sonst wog im Ileum ein lebhaft bewegliches Kurzstäbchen vor, das gram- negativ war, und Milchzuckeragar in der Schüttelkultur stark durch Gas- bildung zerriß. — B. coli. Nach 8 Tagen war der Rest der bei Zimmertemperatur stehenden Acidophilus- Milch braungelb geworden und zeigte leicht faden, säuer- lichen Geruch. Nach der Ueberimpfung wuchs er sehr gut aerob, auf schrägem Kreideagar sehr üppig auf der Oberfläche. Der Bacillus acidophilus ist ein dünnes Stäbchen, unbeweglich, nach Gram färb- bar. Ist fakultativ anaerob, Bruttemperatur mit Zuckerbouillon wird bevorzugt; schwache Säurebildung, keine Milchkoagulation. Ich habe das Verhalten des von mir benutzten Acidophilus bei dieser Gelegen- heit ausführlicher studiert und mit den Angaben in der Literatur verglichen : Finkelstein verwandte zu seiner Isolierung 2-proz. Traubenzuckerbouillon, die mit 5 Tropfen einer 10-proz. Essiglösung auf etwa 5 ccm Bouillon angesäuert war. Moro fand ihn auch im Mageninhalt der Säuglinge sowie in Frauenmilch. Nach Weiss ist der Acidophilus nicht nur säureliebend, er ist auch selbst ein starker Säurebildner und Gaserzeuger. Weiss sagt im Gegensatz zu Lehmann und Neumann, daß der Bacillus Milch zur Gerinnung bringt und Zucker unter Gas- bildung zur Vergärung. Er akkommodiert sich dem Säuregrad. Es ist gleichgültig, ob Mineral- oder andere Säure zugesetzt wird. Rodella fand oft actinomycesartige Verzweigungen, nach seiner Abbildung würde ich einen Aktinomyceten annehmen. Er züchtete den Acidophilus sogar auf stark alkalischen Nährböden, ich fand ihn sehr gut wachsend auf Agar mit Schlemm kreide. 96 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62, Heft 1/2. Bodella betont den großen Polymorphismus des Organismus. Er nennt ihn in letzter Zeit Azotophaguß ramificatus und identifiziert ihn mit dem Bacillus bifidus und dem Boa s-Oppl ersehen Anaerobion III. Nach Latzeis Arbeit scheinen sie alle einer Bakteriengruppe mit variablem Ver- halten gegenüber dem Sauerstoff angehörig zu sein. Weiss züchtete den Acidophilus aus Säuglingsstuhl, sowohl mit Brustmilch, wie mit Kuhmilch oder Mehlabkochung genährter Kinder. Cipollina hält ebenfalls die verschiedenen Vertreter des Brustmilchstuhles für identisch. Moro weist ihm einen Anteil bei der Gerinnung der Kuhmilch zu, während er Frauenmilch nicht zur Gerinnung zu bringen vermag. Diesem Verhalten wurde von mehreren Seiten eine wohl übertriebene Bedeutung beigemessen (Fischl, Biedert). Von Moro und Escherich wurde dem Bacillus acidophilus eine ätiologische Hauptrolle bei der Entstehung des mit akuter Toxikose einhergehenden Enterokatarrhs beigemessen (blaue Baciliose). Cahn fand den Acidophilus auch in einem Bruststuhl, allerdings nicht so reichlich wie im Kuhmilchstuhl. Er betont die Symbiose von Bifidus und Acido- philus. Salge fand 0,5-proz. Traubenzucker als die beste Konzentration für sein Wachs- tum. Er soll einen Anteil bai allen Darmkrankheiten des Säuglings, insbesondere beim toxischen Enterokatarrh haben. Dagegen konnte im Tierversuch eine Pathogenität nicht festgestellt werden. Nach Sittler liegt noch eine andere Erklärung der Es eher ich sehen, Moro sehen und der Sal gesehen Resultate nahe: „Bei den Untersuchungen der eenannten Autoren kamen hauptsächlich aerobe Kulturverfahren, sogar auf speziellen, nur für die Züchtung einer einzelnen ßakterienart geeigneten (säurehaltigen) Nährböden zur Anwendung. Es liegt hier also noch die Möglichkeit vor, daß das Wachstum des B. acidophilus in den Kulturen eine elektive Züchtung eines — auch sonst im Stuhle — in geringerer Zahl sich findenden Bakteriums war, und daß die im mikroskopischen Ausstrichpräparate (aus dem Stuhle) sichtbaren grampositiven (blauen) Stäbchen andere Bacillen waren. Tis 8 i er hält den Bacillus für eine Zwischenstufe zwischen den fakultativen und strikten Anaeroben. Moro züchtete in letzter Zeit den Acidophilus auf saurer Bierwürzenbouillon. Er fand ihn auch in den Stuhlentleerungen älterer Säuglinge, nicht in der Luft, dem Nasenschleim, der Haut der Säuglinge, nicht im Stuhle Erwachsener. Er gibt in letzter Zeit ebenfalls eine nahe Verwandtschaft der saure Nährboden liebenden Bakterien des Säuglingsstuhles zu. Cahn fand den Acidophilus immer in den Organen darmkranker Säuglinge, zuweilen auch in dem sofort steril entnommenen Herzblut, Blühdorn unterscheidet im Gegensatz zu Rode Ha und Cipollina den Acido- philus vom Bifidus streng, besonders auf Grund der Komplementbindung beider Bakterien. Auf Grund meiner Untersuchungen kann ich mit Rodeila den großen Polymorphismus der Bakterien des Säuglingsstuhles bestätigen. Ich habe außer dem Acidophilus mit dem Bifidus in anaerober Kultur nach Burri viel gearbeitet und selten oder nie den Bifidus rein erhalten, immer ähnliche, aber auch stark metamorphosierende Bak- terien daneben gefunden. Ebenso scheint der Acidophilus sehr zu wechseln in Form seiner Kolonieen und seinem Aussehen im mikro- skopischen Bilde; ich sah auch hanteiförmige Auftreibungen. Daneben Körnchenbildung mit positiver Sporenfärbung. Ich fand den Acido- philus sehr dem Milzbrand ähnlich in Form der Kolonieen und dem Ausstrich. Er war ebenso wie der Bifidus stets grampositiv. Sein Säurebildungsvermögen schien nach der Passage des Magens verloren gegangen zu sein, während er im sauren Mageninhalt sich noch anderen Bakterien gegenüber vermehrt hatte, so daß er wohl durch seine Säure- produktion sogar nach einigen Tagen die anderen im Koagulum ent- haltenen Bakterien überwuchert und zum Absterben gebracht hatte. Im Ileum hatte er sich teils gehalten, teils war er zugrunde ge- gangen. Im Colon fand er sich nicht wieder. Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 97 Auch pathogen schien er für den Hund nicht zu sein. Auch nahm der Hund die Milch anstandslos. Tabelle 1. Versuch mit Bacillus acidophilus. Zahl der Keime in 1 g bzw. com nach 18 Stunden nach 42 Stunden Verdünnung 1 : 100 1 : 1000 1 : 10 000 1:100 1:1000 1:10000 1:100 000 Infizierte Milch 1171000 919 000 2 000000 1 260 000 unzählbar unzählbar Mageninhalt (Koagulum) 1550000 (davon V4 Acidoph.) 2 270000 (davon 63 000 Acidoph.) 5 040000 1710000 (davon Vj Acidoph.) 2 724 000 9 450000 Dünndarm- inhalt 62 190 000 (kein Acidoph.) 38 400000 (davon 10000 Acidoph.) 76 545 000 37100000 61740000 Coloninhalt unzählbar 76 345 000 73 450 000 unzählbar 75 600000 104 000000 Alle Kulturen auf Essigagarplatten in allen Verdünnungen steril. Literatur zum Bacillus acidophilus. Blühdorn, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 72. H. 6. Cahn, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. ßd. 30. p. 721. Cipollina, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 32. p. 576. Finkeist ein, Dtsche med. Wochenschr. 1900. No. 16. Lehmann-Neumann, Bakteriolog. Diagnostik. Bd. 2. p. 294. Moro, Morpholog. Untersuchungen. Berlin 1905. — , Wien. klin. Wochenschr. 1900. No. 5. — , Ueber den B. acidophilus. (Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 52. p. 38.) Passini, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 78. p. 284. Rodella, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 29. p. 294. Salge, Akuter Dünndarmkatarrh, p. .34. — , Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 59. 1904. p. 322. Sittler, Die wichtigsten Bakterien typen der Darmflora beim Säugling. Würzburg 1909. Tissier, Recherches. Acidophilus. p. 99. Weiss, Centralbl. f. Bakt. Abt. 1. Orig. Bd. 36. p. 18. G u n d o b i n , Die Besonderheiten des Kindesalters, p. 326. Konnte nicht mehr berück- sichtigt werden. II. Bacterium acidi lactici (Hüppe). Hund I. Gewicht 6040 g. Hungerzeit 20 Stunden. Erhielt 200 g einer mit einer 6 Tage alten Kultur (in Bouillon) des B. acidi lactici Hüppe infizierten Milch. Er trank die Milch nicht von selber, sondern mußte mit der Schlundsonde gefüttert werden. Die Milch enthielt 204 Millionen Keime im Kubikzentimeter. Die Kultur war stark fadenziehend; besonders auf Kartoffeln bildete das Bacterium Hüppe stark schleimiges Wachstum. Das Bakterium erwies sich stets als gramnegativ. In der Tiefe des Agars bildete das Bakterium kleinere runde Kolonieen als auf der Oberfläche. Nach 8 Tagen wurde die infizierte Milch noch einmal untersucht, sie war noch nicht geronnen, aber stark fadenziehend, sie haftete stark am Glaskolben. Sie enthielt jetzt 400 Millionen Keime, und zwar wuchsen jetzt meist große porzellanartige Kolonieen des Bacterium Hüppe. Obgleich ich mir der nahen Verwandtschaft des Bacterium acidi lactici Hüppe mit dem Bacterium lactis aerogenes wohl bewußt bin, ist der Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 1/2. 7 98 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Hüppesche Organismus doch für einen eigenen Versuch benutzt worden; die Originalkultur wurde von Kral bezogen und hatte besonders auf Kartoifeln stark fadenziehende Eigenschaften. Der Mageninhalt bestand aus einem in der Hauptsache flüssigen Inhalt mit viel Kaseinbröckeln. Das Gewicht desselben betrug 50 g. Im Koagulum fanden sich 20 Millionen Keime, das Bacterium Hüppe etwa zu -/g der Keime. Es wuchsen hier also viel weniger Keime aus dem Koagulum als aus der infizierten Milch. Aus dem Koagulum wurde in der Hauptsache das Bacterium Hüppe isoliert, kenntlich an der fehlenden Gram -Färbung und an der Lagerung zu zweien, ähnlich wie er in der infizierten Milch gefunden wurde. Daneben fanden sich linsen- förmige Kolonieen, die aus Kokken bestanden und leicht gelblich gefärbt waren. Drittens fanden sich kleine runde Kolonieen , die von einem kleineren gramnegativen Stäbchen gebildet wurden. Weigraann (p. 332) teilt das Bacterium Hüppe einerseits der Gruppe der Milch- säurebakterien zu, und zwar zusammen mit dem B. pneumoniae Friedländer. In den späteren Abschnitten stellt er Aerogenes und Coli zusammen und bemerkt: „Die Ueber^änge der Coli- Aerogenes-Bakterien zu den Milchsäurebakterien sind so zahlreich, daß sich eine Grenze nicht angeben läßt." Auf Grund mündlicher Mit- teilungen glaube ich, daß Weigmann an der Trennung des Bacterium Hüppe vom Aerogenes doch festhält. Hüppe beschrieb 1884 zuerst den von ihm entdeckten Bacillus in sauer ge- wordener Kuhmilch. Er zerlegt den Milchzucker der Milch und ebenso den Zucker der künstlichen Nährböden unter Bildung von Milchsäure. Er züchtete seinen Bacillus auf zuckerhaltiger Nährgelatine. Cipollina erhielt ihn aus Kot in essigsaurer Bouillon. Nach seiner Beschreibung ist er kurz, gegen die Enden lanzettförmig ausgehend, gewöhnlich zu zweien vereinigt und so eingekapselt, daß er zuweilen das charakteristische Aussehen eines großen Diplococcus annimmt. Der Autor trennt ihn strenge vom Aerogenes, weil er in Traubenzuckerbouillon kein Gas entwickelt und die Färbung nach der Gram sehen Methode aushält. Lehm ann und Neuman n geben von dem Bacterium Hüppe ein wechselndes Verhalten der Gram -Färbung gegenüber an, dadurch erklären sich wohl auch die verschiedenen Befunde der Autoren. Ich habe mit einem Bacterium Hüppe gearbeitet, das ebenso wie der Aero- genes stets gramnegativ war und kaum Gas oildete. Ueber das Verhalten aller Milchbakterien bei der Verdauung der Milch ist nach Horowitz bemerkenswert, daß man im Dünndarm eine gewisse Vermehrung derjenigen Bakterien konstatieren kann, welche auf die betreffenden Nahrungsstoffe eine besondere chemische Wirkung aus- zuüben pflegen, so z. B. B. acidi lactici bei Milchverdauung. „Es ist auffallend, daß „B. lacticis", dem wir in der ersten Versuchsreihe nicht überall begegneten, nach Milchfütterung in allen Dünndarmabschnitten nachweisbar wird." Auf Grund meines Versuches glaube ich, daß eine das Bacterium Hüppe in größerer Zahl enthaltende Milch sich durch den Geruch be- merklich macht. Der Hund nahm die Milch nicht von selbst, sondern mußte sondiert werden. Pathogene Eigenschaften schienen dem Bac- terium Hüppe nicht eigen zu sein. Im Koagulum war das Bacterium Hüppe auf Vio der Keime vermindert. Es fand sich daneben der Staphylococcus pyogenes aureus. Tabelle 2. Versuch mit Bacterium acidi lactici (Hüppe). Zahl der Keime in 1 g bzw. 1 ccm I nach 8 Tagen Infizierte Milch 204 000000 400000000 Mageninhalt (Koagulum) 20000000 Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 99 Literatur zniu B. acidi lactici Hüppe. Cipollina, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Bd. 33. p. 557. Horowitz, Ueber die Bakterien des Verdauungstraktus beim Hunde. (Zeitschr. f. physiol. Chetn. Bd. 52. p. 95.) Hüppe, Mitteil. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 2. 1884. — , Dtsche med. Wochenschr. 1884. p. 778. Lehmann-Neu mann, p. 294. Bd. 2. Weigmann. Handbuch d. Milchkunde (Sommerfeld), p. 332. III. B. aerogenes (aus ßübeninfas gezüchtet). Hund V. Gewicht 5,7 kg. Er erhielt 200 ccm einer sterilen Milch, die infiziert war mit einer zweimal in einem sterilen Steckrübeninfus umgezüchteten Kultur des Aerogenes, sie hatte deutlichen Rüben- geruch. Die Milch roch ebenfalls stark aromatisch. Sie enthielt 410 Millionen Keime. Das Koagulum war eine feste Masse, es wog 58 g, es enthielt fast keine Flüssigkeit. Im Koagulum fand sich der Aerogenes in der Zahl von 16,6 Millionen Keimen neben 21,7 Millionen anderen, in Summe 38,3 Millionen Keime. In das Duodenum war deutlich nach 2 Stunden Milch (zu erkennen an dem Milchkoagulum) übergetreten. Es ist dies das einzige Mal, daß ich beim Hunde 2 Stunden nach der Fütterung milchiges Koagulum im Duodenum fand. IV. B. aerogenes 2. Hund II. Gewicht 4550 g. Erhielt 200 g Milch nach 20 Stunden Hungerzeit, welche mit einer 2 Tage alten A erogenes-Kultur in Bouillon infiziert war. Sie enthielt 45 Millionen Keime desselben. Die infizierte Milch war nach 3 Tagen stark geronnen und in zwei Teile geschieden, sie enthielt oben Käse in großen Flocken, unten eine gelbliche Flüssigkeit. Der Geruch war fade und leicht sauer. Nach 8 Tagen hatten sich die Keime in der infizierten Milch noch um das Doppelte vermehrt. Der Mageninhalt wog 49 g, er war zur Hauptsache flüssig und enthielt viel Kaseingerinnsel, daneben einzelne unverdaute Knorpelstücke. Im Koagulum fanden sich 11 Millionen Keime, die zu ^/g dem Aerogenes angehörten. In Gelatine und Agar, besonders mit Zucker, wurde schon im Stich stark Gas gebildet. Außer dem Aerogenes waren aus dem Koagulum kleinere hirse- korngroße Kolonieen gewachsen, die ganz dicke, auch meist zu zweien gelagerte Stäbchen enthielten, die Aehnlichkeit mit dem Aerogenes hatten, wenn sie auch ihn an Größe übertrafen, off'enbar tiefe Aerogenes- Kolonieen. In den 3 Versuchen mit dem Hüppe und dem Aerogenes war die K e i m z a h 1 in der Milch sehr hoch, die Bacillen hatten sich an- scheinend stark vermehrt. Im Koagulum waren sie sehr an Zahl vermindert, meist um Vio der Keime der infizierten Milch, im letzten Versuch um ^/^ herabgesetzt. Die Milch mit dem Bacterium acidi lactici Hüppe wurde von dem Hund verweigert, obwohl er 1 Tag gehungert hatte. Die Ueberimpfung des Aerogenes auf Rübeninfuß ergab deut- lichen Rübengeruch, hatte aber sonst nichts Auffälliges, der Hund trank 7* 100 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. sie ohne Widerstreben. Auffallend war in diesem Versuch das schnelle Uebertreten vom Koaguhim in das Duodenum. Der einfache Aerogen es-Versuch bot keine Besonderheiten dar. Diese Varietät bildete sehr stark Gas in Gelatine, sowie Agarnährböden im Stich, auch ohne daß eine Schüttelkultur angelegt war. Irgendwelche akut-pathologischen Erscheinungen bewirkten beide Arten von Aerogenes beim Hunde nicht. Bei dem Aerogenes mit Rübengeruch hatten sich die Keime in der Milch entweder schlechter vermehrt oder es kam dies von der starken Verdünnung der Kultur im Rübeninfus. Die nahe Verwandtschaft des Bacterium acidi iactici Hüppe mit dem Aerogenes wurde schon erwähnt. Bei Lafar äußert sich W ei gm an n wieder in trennendem Sinne, indem er das Bacterium Hüppe stark säurend und die Milch zum Gerinnen bringend und eine wenig gasbildende Varietät nennt im Gegensatz zum stark gasbildenden und schwach säurenden Aerogenes. Meine beiden Kulturen boten beide Unterschiede ebenfalls sehr deutlich dar. Lehmann-Neu man n bezeichnen das Bacterium Hüppe und den Aero- genes als identisch (cf. Kruse und Schröder). Auch Tissier betrachtet den Aerogenes nicht als verschieden vom Bacterium Hüppe. Ebenso Wurtz und Leudet, Denys und Martin. Morelle de Louvain und Macaigne identi- fizieren sogar Aerogenes und Coli. Grimbert und Legros identifizieren den Aerogenes mit dem Pneumonie- bacillus von Friedländer. Weiss hält beide Varietäten für verschieden, da er verschiedene (auch kulturell) Arten aus dem Darmkanal des Erwachsenen zutage förderte, die alle Milch zu vergären vermochten. Cipollina leugnet das Vorkommen des Aerogenes beim Erwachsenen. Er trennt beide Abarten. Nach diesem Autor soll der Aerogenes 2 gramnegativ sein, erzeugt er mit Gasentwickelung die Gärung des Traubenzuckers. Freudenreich stellte fest, daß der Aerogenes bei der Passage des Futters im Verdauungskanal verloren geht, er war im Kot der Kühe nicht zu finden. Nach Escherich ist der Aerogenes der spezifisch gasbildende Mikroorganismus im Säuglingsdarm. Er nennt ihn „Darmmilchsäurebacillus'*. Baginsky hält ihn für einen Bacillus aceticus, weil er mehr Essigsäure als Milchsäure entwickelt. Escherich betont wieder die Trennung beider Bakterien und das Schwergewicht beruht auf der unbedingten Notwendigkeit der Sauerstoffzufuhr beim Hüppeschen Mikroorganismus im Gegensatz zur Möglichkeit der anaeroben Vermehrung des E scher i ch sehen Bacillus in Milch, Milchzucker und Traubenzuckerlösungen unter Entwickelung von CO^ und H, d. h. unter Gasbildung. Manche Varietäten des Aerogenes machen nach Weigmann und Harrison die Milch bitter, der Aerogenes ist also wohl nicht ganz harmlos. Der Aerogenes soll nicht ganz harmlos sein, von Booker wurde er als pa- thogen angesehen bei Cholera infantum, und bei Gastroduodenalkatarrh. Der Aerogenes wurde auch therapeutisch zu verwerten versucht, indem Escherich im Jahre 1900 durch seinen Schüler Brudzinsky an Säuglinge junge Kulturen von B. lact. aerogenes verfüttern ließ, in der Absicht, durch eine reich- liche Zufuhr dieses Gärungserregers im gegebenen Falle den Proteus aus dem Darm zu verdrängen. Seine Versuche waren von dem gewünschten Erfolg begleitet; er soll von den Sekreten nicht wesentlich alteriert werden, was mit meinem Versuch am Hund nicht im Einklang steht, da er schon im Koagulum sehr an Zahl abgenommen hatte. Tabelle 3. Versuch mit Bacillus aerogenes (aus Rübeninfus). Zahl der Keime in 1 g bzw. 1 com Infizierte Milch 45 000000 Mageninhalt (Koagulum) 11 000 000 I (davon 73 Aerogenes) Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterienwachstum etc. IQI Tabelle 4. Versuch mit Bacillus aerogenes. Zahl der Keime in 1 g bzw. 1 ccm Infizierte Milch 410000000 Mageninhalt (Koagulum) i 38 300000 I (davon ca. */? Aerogenes) Literatur zum Aerogenes. Cipollina, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Bd. 32. p. 580. Escherich, Die Darmbakterien der Neugeborenen. (Fortschr. d. Med. Bd. 3. 1885. No. lö.) V. Emden, Ueber die Bildungsstätte der agglutinierenden Substanzen des Bacillus aerogenes. (Zeitschr. f. Hyg. 1899. p. 12.) Moro, Natürliche Darmdesinfektion. (Naturforscher- Vers. Stuttgart 1906.) Sittler, 1. c. p. 47. Tissier, Recherches. p. 25, 79, 167. Weigmann, Lafar, Techn. Mykologie, p. 85, 147; Literatur p. 108. — , (Sommerfeld) 343. p. 347 (Rübeninfus). Wolff, Bakterieuflora der frischen Milch, p. 69. V. AlkaliMldendes Kurzstäbchen. Hund XIV, Gewicht 4380 g. Die Kultur war von einer älteren Agarstichkultur von der Oberfläche des Stiches in Bouillon überimpft, diese Kultur war 1 Tag alt. Die Kultur enthielt 31,5 Millionen Keime, die Milch 142 Millionen Keime im Durchschnitt, die Keime hatten sich also enorm vermehrt in derselben. Der Hund trank die Milch nicht freiwillig, sondern erhielt 250 g davon per Schlundsonde. Der Mageninhalt wog 93 g, war zu Vi fest, zu Vi trübe Flüssigkeit. Er enthielt in der größten Ueberzahl das Kurzstäbchen, nur ganz wenig kreisrunde Kolonieen enthielten größere unbewegliche Stäbchen = Aero- genes. Im Koagulum war die Keimzahl auf 38 Millionen (im Durch- schnitt) Keime vermindert, d. h. auf reichlich Ys der Keime der in- fizierten Milch. Im Duodenum waren sehr wenig Keime, erheblich weniger als im Koagulum, Im Duodenum fanden sich zwei verschiedene Sarcinen, eine größere, oft zu vieren gelagerte, und eine kleinere. Das Duodenum war ohne Inhalt, enthielt nur Schleim. Der Dünndarm enthielt (in der Mitte desselben) weniger Keime als das Koagulum; im Durchschnitt 34 Millionen. Darunter B. coli und Sarcina. Im Coecum war die Keimzahl sehr viel größer; 85 Millionen im Durchschnitt, fast ausschließlich bewegliche Kurzstäbchen — Coli. Nach 4 Tagen war sowohl auf den Platten aus Milch, wie aus dem Magendarmkanal, die Keimzahl sehr vermehrt. Das alkalibildende Kurzstäbchen ist nach A. Wolff ausgezeichnet durch die Größe seiner Kolonieen, hat abgerundete Ecken, bildet niemals Gas und läßt Milch un- verändert, ist unbeweglich, streng aerob, was ich für besonders charakteristisch halte; besonders in der Stichkultur ist das Wachstum unter streng aeroben Verhältnissen auf- fallend, zumal wenn man in flüssigen Agar impft, dann wächst das Bakterium am besten an den Wänden des Glases, die noch eben von dem Agar benetzt smd, später wächst es auf der Oberfläche des erstarrten Agars in dicker Schicht. In Schüttel- kultur bildet das Kurzstäbchen kein Gas. Agarstichkulturen zeigen mit Phenol phthalein- lösung deutliche Rötung. Die Kulturen bUden Riechstoffe, besonders Trimethylamin. 102 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Tabelle 5. Versuche mit alkalibildendem Kurzs täbcben. Zahl der Keime in 1 nach 24 Stunden g bzw. ccm nach 4 Tagen Verdünnung 1:1000 1:10000 1:100000 1:1000 1:10000 l: KOCCO Kultur Milch (sterile) Infiz. Milch 39 123 000 1 Oese steril 62 370000 23 940000 2 Oesen einzelne Mesentericus 170 000000 11000000 52920000 65 205 000 47 000000 56 700000 Magen Duodenum Deum Coecum 17 766 000 1 625 000 10 080000 39 690000 64 225 000 6 300 000 6 300 000 74 300 000 63 000 000 6 300000 6 300 (X)0 141200000 14 175 000 1512 000 19 845 000 45 927 000 96 490000 5300000 8000000 7 560000 13 600000 130 400 000[ 176 400 000 Milchhygienisch scheint das alkalibildende Kurzstäbchen nicht ganz harmlos zu sein, der Hund wollte die damit infizierte Milch nicht von selber nehmen, sondern mußte erst mit der Sonde gefüttert werden. Aber im Koagulum war die Keimzahl vermindert, das Kurzstäbchen vorwiegend. Im Duodenum war die Keimzahl noch mehr vermindert, in den unteren Darmabschnitten dagegen sehr groß. Das Alkalibildungs- vermögen scheint im Magen verloren gegangen zu sein. Pathogen innerhalb 2 Stunden scheint es nicht zu sein, der Hund hatte keinen Durchfall. Wolff , A., Zur Kenntnis der Veränderungen in der Bakterienflora der frischen Milch während des sogenannten Inkubationsstadiums. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. II. Bd. 20. 1911.) — Milchwirtschaftliche Bakteriologie. (1. c. Bd. 28. 1911. H. 16/19. Löhnis, Zur Kenntnis und Aenderung der in Milch und Molkereiprodukten vor- kommenden Bakterien. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. II. Bd. 29. 1911. S. 331. — Landwirtschaftl. Bakteriologie. VI. Sporenbildner aus der Grruppe der Heu- und Kartoffelbacillen. Hund XIII. Gewicht 4820 g. Trinkt 200 g Milch von selbst. Die Milch war infiziert mit einer aus pasteurisierter Milch gewonnenen Sporenbildnerkultur. Die Kultur enthielt 630000 Keime. Die Milch stand nach der Infektion 5 Stunden im Brutschrank. Die Milch ent- hielt fast 2 Millionen Keime, sie war also ein guter Nährboden gewesen. Ein Koagulum fehlte, der Inhalt des Magens betrug nur 18 g, er war dünnflüssig und braun, teils gelb, enthielt einzelne braune Blut- flecken. Der Mageninhalt enthielt sehr wenig Keime, den Sporenbildner in der Mehrzahl. Nur 4600 Keime im Durchschnitt, davon ^/g Sporen- bildner, 6 Proteus mit baumförmigem Wachstum der Kolonieen. Das Duodenum hatte wenig Inhalt, enthielt aber viele Band- würmer. Es enthielt fast 2000000 Keime im Kubikzentimeter, darunter 4(XX) Proteus in großen baumartigen Kolonieen. Der Dünndarm enthielt nur wenig gelbgrüne Flüssigkeit, sehr wenig Keime, nur 67000, weniger als im Duodenum. Der Inhalt wurde Vg m vom Pylorus entfernt entnommen. Es fand sich fast nur B. coli darin. Das Colon enthielt wenig Keime im Vergleich zu den anderen Versuchen, im Durchschnitt 8 Millionen, fast ausschließlich Coli. Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterienwachstum etc. 103 Die Platte aus der zur Infektion benutzten Kultur hatte den Sporen- bildner nur in verkümmerter Form gezeigt, während eine andere Platte von demselben Ausgangsmaterial sehr schönes Wachstum zeigte. Tabelle ö. Versuche mit Sporenbildnern. Kultur Infizierte Milch Magen Duodenum Dünndarm Colon Zahl der Keime in 1 g bzw. ccm 1:100 8200, davon 7600 Sporenbildner 1:1000 1:10000 630000 1 953 000 1000 187 000 54 000 7 560000 steril 200 000 80000 10 800 000 7 484 000 Wie bekannt, gelten die sporenbildenden Bacillen aus der Gruppe der Heu- und Kartoffelbacillen sowohl als sehr resistent ihrer Sporenbildung wegen, wie auch als gefährliche Bewohner in der sterilisierten Milch. In der frischen, d. h. ungekochten, Milch kommen die Sporenbildner nach A. Wolff nicht zur Entwicklung, erst in der sterilisierten Milch gelangen sie zur Vermehrung und bilden schädliche Stoffwechsel- produkte. In der frischen Milch werden sie von anderen Bakterien, zumal den gewöhn- lichen Milchsäurebakterien, niedergehalten. Mein Versuchshund trank die Milch anstandslos. Trotz der Sporen- bildung war der Bacillus aber wenig resistent im Magen, die Keimzahl des Mageninhalts war sehr vermindert. Unter den Keimen wog aller- dings der Sporenbildner zu ^s vor. Ebenfalls fanden sich im Ileum auffallend wenig Keime, ebenso im Colon ; vielleicht hatte in beiden Darmabschnitten der Sporenbildner dem Wachstum der anderen Mikro- organismen doch Eintrag getan, besonders dem B. coli. Akut pathogen schien der Sporenbildner nicht gewesen zu sein (außer der geringen Blutbeimengung im Koagulum ?). VII. Bacterium coli I (schwaches Wachstum). Hund III. 12500 g schwer. Die Milch wurde infiziert mit einer 2 Tage alten Bouillonkultur des B. coli. Die Milch hatte 10 Millionen Keime enthalten, 24 Stunden nach der Infektion. Sie roch etwas fade, jedoch trank der Hund 400 g davon. Der Mageninhalt wog 93 g, er war ziemlich flüssig, ohne Brocken, gleichmäßig flockig, das Koagulum enthielt 3 Millionen Keime. Aus dem Koagulum wurden fast ausschließlich unregelmäßig gerundete Kolonieen, die außen einen hellen Rand zeigten, gezüchtet. Sie enthielten lebhaft bewegliche gramnegative Stäbchen. Daneben fanden sich in der Minder- zahl grampositive große Diplokokken. Der Dünndarminhalt war stark gelb gefärbt. Der Dickdarm schiefrig, teilweise bräunlich. VIII. Bacterium coli II (starkes Wachstum). Das zu dem ersten Versuch benutzte B. coli erwies sich als nicht gut verimpfbar, es bildete sehr wenig Gas. auch hatten sich die Keime in der Milch wenig vermehrt. Es wurde zu diesem zweiten Versuch deshalb ein üppig wachsen- der Coli- Stamm benutzt. Hund X. 4700 g schwer. Erhält 250 g einer sterilen Milch, die mit einer 24 Stunden alten Bouillonkultur eines lebhaft beweglichen 104 Centralbl. f. ßakt. etc. Abt. I. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. B. coli infiziert war. Nach der Infektion enthielt die Milch (24 Stunden nachher) 270 Millionen Keime, nach 6 Tagen sogar 600 Millionen. Der Hund trank die Milch gut. Nach 2 Stunden getötet. In der Agone entleerte der Hund etwa 50 g gallig-braunen, teils dick-, teils dünn- flüssigen Stuhl. Der Mageninhalt wog 68 g, war zur Hälfte fest, zur Hälfte flüssig, sah gelblich-bräunlich aus. Er enthielt im Durchschnitt 18 Millionen Keime, die Keime hatten also sehr abgenommen, davon waren nur reich- lich 1 Million Coli als tropfenförmige kreisrunde Kolonieen gewachsen. Das Ileum enthielt wenig galligen schleimigen Inhalt. Etwa 148 Millionen Keime, also relativ viel in dem allerdings spärlichen In- halt, das Verhältnis des Coli unter denselben zu prüfen hatte keinen Zweck. Das Colon enthielt im Durchschnitt 18 Millionen Keime, also wahrscheinlich noch keine aus der Milch stammenden Coli, da die Zahl derselben nicht auffallend groß war im Vergleich zu anderen Versuchen. Die Platten von diarrhoischem Stuhl enthielten etwa 50 Millionen Keime, also bedeutend mehr, als im Colon vorhanden waren. Der Stuhl dürfte wohl noch nicht von der Milchnahrung stammen. Der Coli im Mageninhalt war lebhaft beweglich, bildete in Milch- zuckeragar stark Gas, war immer gramnegativ. Außerdem fand sich der Aerogenes als etwas größeres Kurz- stäbchen in kleineren Kolonieen auf der Platte gewachsen, doch bildete er kaum Gas in der Milchzucker-Agar-Schüttelkultur. Der spärliche Inhalt im Ileum enthielt fast nur Coli, in ganz kleinen Kolonieen lebhaft bewegliche Kurzstäbchen und außerdem sehr lange und sehr große Stäbchen, die ein ausgesprochen aerobes Wachs- tum zeigten, da sie fast nur an der Oberfläche des Agarröhrchens gewachsen waren. Im Colon war Coli überwiegend, daneben Mesentericus als breite dicke Stäbchen mit dunkleren Enden und Sporen in der Mitte vorhanden. Daneben dieselben aeroben langen Stäbchen wie im Ileum. Dazwischen einzelne große Diplokokken und wenig große spießförmige Stäbchen, die auch Horowitz beim Hund fand. Das Resultat beider Versuche ist folgendes: Beim ersten Versuch wegen des geringen Wachstums keine erhebliche Vermehrung in der Milch; Abnahme im Koagulum auf ^'^ der Keime. Beim zweiten Ver- such enorme Vermehrung in der Milch als gutem Nährboden (noch stärkere Vermehrung nach 6 Tagen). Im ersten Versuch kaum Einfluß auf das Befinden des Hundes, die schieferige Verfärbung des Colon war chronischer Natur, nicht akut entstanden. Beim zweiten Versuch in der Agone Durchfall. Im Magen die Keime sehr vermindert auf 7i5 der Zahl der eingeführten. Im Ileum etwas vermehrt, im Colon wenig Keime, im diarrhoischen Stuhl wieder mehr Keime. Das Ileum enthielt etwas galligen Schleim, etwas mehr als normal. Das B. coli muß besonders auf Grund des zweiten Versuches als wenig resistent an- gesehen werden, da es im Magen schon nach 2 Stunden zu 99 Proz. verloren ging. Verfütterungsversuche mit B. coli beschrieb Escherich (1885). Baginsky hatte schon regelmäßig das B. coli bei Cholera infantum gefunden. C. Jensen fütterte aus dem Darminhalt von Ruhrkälbern gezüchtete Coli an junge Kälber, dieselben starben nach 1 — 3 Tagen (I8'.i2). (Diese Epidemie von weißer Ruhr bei Kälbern erwähnt auch Heubner.) Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 105 Die Milch ist ein ausgezeichneter Nährboden für das B. coli, er koaguliert die- selbe bei Bruttemperatur nach 2 — 3 Tagen unter Säure- und Gasbildung und zwar C O.^ > H. Auch in sterilem Urin wurde von Ali-Krogiuseine lebhafte Entwickelung des B. coli beobachtet. Bienstock führte die antiputride Fähigkeit der rohen Milch auf das stetige Vorhandensein der C o 1 i bakterien in der Milch zurück. Milchdiät vermindert die Virulenz des B. coli bedeutend (Valagussa). Sion und Nagel betonen die eventuelle Pathogenität des B. coli, wenn er im Trinkwasser vor- handen ist. Die pathogene Wirkung mancher Coli -Arten bei Zufuhr in der Nahrung ist durch zahllose Beispiele erwiesen. Auch Euterentzündungen bei Kühen können durch B. coli bewirkt werden. Für die Hygiene der Milch ist die Tatsache nicht unwichtig, daß nach Rüben- fütterung Coli- Bakterien im Kuhkot nahezu ausschließlich auftreten. Nach Szegö soll sich der Aerogenes vom C o 1 i hauptsächlich durch den Indol- mangel unterscheiden, Szegö sah aber die Indolbildung 2mal bei der Untersuchung des Mekonium. Tabelle 7. Versuche mit wenig wachsendem Colistamm. Zahl der Keime in 1 g bzw. ccm 1 nach 24 Stunden Milch 10 350 000 Mageninhalt 3 215 000 Tabelle 8. Versuche mit stark wachsendem Colistamm. Zahl der Keime in 1 g bzw. ccm nach 24 Stunden | nach 6 Tagen Verdünnung 1:100 1:1000 1:10000 1:1000 1:10000 Infizierte Milch unzählbar 261136000 283 500000 128205000 595 350000 Magen Dünndarm Colon Diarrhoischer Stuhl 3 827 000 unzählbar 32 344 000 48900000 8 568000 18711000 17100 000 etwa 1 Mi 11. Coli 249 000000 28 250000 79 380 000 55 565 000 unzählbar 14 855 400 79 380000 130400000 748440000 28 350000 Die Kultur behielt die abweichende Eigenschaft auch bei mehrfachen Kultivierungen konstant. Das normale Serum junger Individuen weist nach Pfaundler weniger häufig Agglutination auf. „Einzig die Agglutination mit dem Krankenserum auf dem aus dem Kranken gezüchteten Coli- Stamm gibt bezüglich der Aetiologie brauchbare Re- sultate." Sittler fand bei akutem Enterokatarrh der Kinder den B. perfringens öfter in Mischkulturen mit dem B. coli. Nach Horowitz gedeiht der Proteus neben dem B. coli gut, ohne daß beide sich gegenseitig schaden. Nach Moro wirkt das B. coli dagegen entwickelungshemmend auf Ruhr und Typhusstämme, ebenso auf Prodigiosus (Horowitz). Nach Moro erscheint als erste Bakterienart das B. coli commune im Mekonium, es wandert dort per anum und per os ein, Cozzolino bezeichnet die Frauenmilch als keinen sehr günstigen Nährboden für das B. coli. Ueberhnpft man normalen Brustmilchstuhl in gewöhnlicher Weise, so erhält man immer B. coli in Reinkultur oder häufiger in Gesellschaft intestinaler Diplokokken, die bei der Fortführung der Impfung leicht eliminiert werden können (Moro). Nach Moro setzt bereits im Duodenum eine beschränkte Vegetation der Coli - Gruppe ein (B. coli commune und B. lactis aerogenes), die sich im Verlaufe 106 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. des oberen Dünndarmanteiles mäßig vermehren. Im Magen des Hundes konnte Horowitz das B. coli nie nachweisen, stets aber in allen Dünndarmabschnitten; dies kann ich bestätigen. Die Literatur über das ß. coli ist eine ganz enorme. Hier können nur die An- gaben über seine Pathogenität und besonders sein Verhalten im Darm des Kindes und in der Milch berührt werden. Eine gute Uebersicht über die Literatur geben uns Kissling (1893), Gilbert und Birch- Hirschfeld, eine kürzere Kolle-Hetsch. Literatur za Bacteriam coli. Abba, F., Hyg. Rundsch. Bd. 6. p. 286. Baginsky, Berlin, klin. Wochenschr. 1888. p. 996. Czerny ü. Moser, Jahrb. f. Kinderheilk. 1894. Cozzoiino, Arch, f. Kinderheilk. Bd. 32. 1901. p. 211. Fischl, Jahrb. f. Kinderheilk. 1894. p. 288. Heubner, Lehrbuch. L p. 141. Horowitz, Zeitschr. f. physioi. Chem. Bd. 52. p. 95. Kolle-Hetsch, Experimentelle Bakteriologie. 19. Vorlesung. Kiessling, Hyg. Rundsch. 1893. p. 724. Kraus-Levadi ti, Immuuitätsforschung. Bd. 2. p. 673 (von Volk). Moro, Morphologische Untersuchungen, p. 20. Rehn, Hvg. Rundsch. p. 984. Sittler, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. II. Bd. 17. 1908. p. 145. Schild, Zeitschr. f. Hvg. Bd. 19. Smith, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Bd. 25. 1899. p. 689. Schmidt, Alexander, Wien. khn. Wochenschr. 1892. No. 45. Sion u. Nagel, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Bd. 32. Rossi-Doria, Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 12. 1892. Tissier, Recherches. p. 26. Uhlenhuth, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 26. p. 476. Valagussa, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Bd. 24. 1898. p. 750. Wyss, Verhandl. d. üesellsch. f. Kinderheilk. 1889. IX. Bacillus Flügge \o. VII. Hund VII, Gewicht 4900 g, Mischrasse, jung. Zeigt Spuren über- standener Rhachitis. Die Milch, 175 g, war mit einer 8 Tage alten Bouillonkultur des Bacillus Flügge No. VII infiziert. Sie zeigte ein zartes Häutchen, das vor der Infektion der Milch mit der Platinnadel durch Verreiben am Glase verteilt wurde. Die Milch enthielt nach 1 Tage reichlich 4 Millionen Keime im Durchschnitt. Der Mageninhalt enthielt fast 600000 Keime. Er wog 50 g, enthielt meist dickflüssige Massen, ziemlich viel Glas, sehr viel Schleim. Es waren alle anderen Keime außer dem Bacillus Flügge No. VII verschwunden. Der Ileuminhalt wog 36 g, war dünnflüssig, braungallig. Es wurde 1 m vom Pylorus die Probe von 1 ccm entnommen und Platten davon gegossen. Sie enthielten ebenfalls nur den Bacillus Flügge No. VII. Die Keimzahl war nicht sehr groß, nur reichlich, 1,85 Millionen Keime. Der Inhalt des Dickdarms wog 25 g, war gallig, roch stark, war dünnflüssig, so daß der Hund wahrscheinlich sehr bald dünne Ent- leerungen bekommen hätte. Die Keimzahl betrug über 19 Millionen Keime. Der Bacillus Flügge kam noch in geringer Menge auch im Colon vor. was entschieden für eine beschleunigte Peristaltik spricht, daneben hauptsächlich Coli. Nach 10 Tagen hatten sich auf den Platten aus Mageninhalt die Keime etwas vermehrt. Es fand sich nur der Bacillus F'lügge. Auch die Platten aus dem Ileuminhalt wurden nach 10 Tagen noch einmal gezählt. Die Keimzahl war ziemlich un- verändert. Auch jetzt wurde Bacillus Flügge allein, keine anderen Keime dazwischen gefunden. Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterienwachstum etc. 107 Nach dem Resultat meiner Untersuchungen kann ich die Flug ge- sehen Befunde bestätigen. Der Hund hatte im Magen schon 2 Stunden nach der Fütterung sehr viel Schleim, ziemlich viel Gas. Er hätte, aus dem dünnen, stark galligen Dickdarminhalt zu schließen, nach kurzer Zeit Durchfall bekommen. Aber auch in anderer Weise bestätigt sich die starke Giftigkeit des Bacillus Flügge No. VII, der alle Keime im Magen, ja noch im Ileum vollkommen überwuchert hatte. Im Colon hatte das Bacterium coli allerdings sich seiner zunächst noch er- wehren können. Der Bacillus Flügge No. VII scheint um so gefährlicher zu sein, als auch ein mit scharfem Geschmackssinn begabter Hund die Giftigkeit der mit ihm infizierten Milch nicht bemerkte, mein Versuchs- hund trank die Milch ohne Bedenken, er ließ nur den letzten Rest von 25 g stehen. Flügge wies zuerst darauf hin, daß die den Sterilisationsprozeß überlebenden Keime der Kuhmilch nicht als gleichgültig zu betrachten seien. 3 der von ihm unter- suchten Bacillen hatten sogar sehr giftige Eigenschaften. Die Keinkultur in Milch rief nach der Fütterung an Versuchstiere schwere Vergiftungserscheinungen hervor und führte beim Verfüttern an junge Hunde profuse, zum Teil tödliche Diarrhöen herbei. Lübbert untersuchte den Flüggeschen Bacillus I. Er fand, daß 1—2 ccm 24-8tündiger Milchkultur genügten, um ein Meerschweinchen in kurzer Zeit zu töten. Diese Arbeiten von Flügge und Lübbert hatten zur Folge, daß die Bakterien der sterilisierten Milch die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf eich zogen. Man hat sich daran gemacht, die Fütterungsversuche nachzuprüfen und nach P'lüggeschen Bakterien in Milch und Öäuglingsstühlen zu suchen. Weber rechnet die Flüggeschen Bacillen zu den Heubacillen. Sie dürften dem Säuglingsorganismus, wenn sie in der Aetiologie der Darmkrankheiten des Säuglings eine Rolle spielen, wohl weniger durch die Giftigkeit ihrer Bakterienleiber als durch ihre Fähigkeit, rasch und energisch Eiweiß zur Fäulnis zu bringen, gefährlich werden. Nach Lübbert ist das Toxin übrigens an den Körper der Bakterien gebunden. Spiegelberg suchte in der Kinderklinik Escherichs in Graz in den Säug- lingsstühlen nach diesem P'lüg gesehen Bakterium. Er fand nur ein einziges Mal eine einzige große Kolonie mit Strahlenkranz. Dagegen fanden sich bei allen mit Kuhmilch genährten Kindern proteolytische Bakterien in den Faeces, bei gesunden Kindern zwar selten, bei Magendarmkrankheiten dagegen beherrschten sie häufig die ganze Darmflora und es entsprach im allgemeinen die Menge der Bakterien der Schwere des Falles. Alle Kinder, bei welchen die proteo- lytischen Bakterien gefunden wurden, waren atrophisch. Fütterungsversuche, die Spiegelberg anstellte, ergaben ein negatives Resultat. Ebenso gelang es Watjoff in der Heubn ersehen Klinik nicht, bei Fütterungs versuchen ein Resultat zu erreichen, er untersuchte Kaninchen, Hund und Meerschweinchen. In der Handelsmilch der Stadt Halle wurden nach Ulrichs die Flüggeschen Bakterien vermißt, die von ihm isolierten Bakterien zeigten anderes Wachstum als die Flüggeschen, und Fütterungs- versuche an Hunde erwiesen sich als erfolglos. Kalischer untersuchte die biologischen Eigenschaften der Flüggeschen Bak- terien der zweiten Gruppe, in der mit den Bakterien geimpften Milch trat eine Abnahnae des Milchzuckers ein, und zwar durch die Lebenstätigkeit der Bakterien, es war ein großes Stäbchen mit Faltenbildung auf Agar. Dieses Verhalten zeigten meine Kulturen auch sehr ausgeprägt. Der Flüggesche Bacillus ist aerob. Flügge beobachtete nach der Fütterung an Hunde profuse Diarrhöen, die auf- hörten, wenn die Hunde keine infizierte Milch mehr erhielten. Flügge beschreibt mittelständige Sporen in den Bacillen. Gelatine wird rasch verflüssigt. Auf Agar im Strich bildet sich eine weiße, trockene, sehr faltige Haut. Auf Bouillon eine graue Haut. Auch auf Kartoffeln grauweiße, stark gefaltete, üppige Haut, ebenso auf Blutserum. Milch zeigt nach 24 Stunden starke Serumzone, wird energisch peptonisiert. Durch 2-stündiges Kochen wird der Bacillus nicht getötet. Weigmann hält den Bacillus Flügge für identisch mit dem Bacillus longus Matz. Er beschreibt ebenfalls die große, stark gefaltete Haut, die später bräun- lich wird. 108 Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Onginale. Bd. 62. Heft 1/2. Tabelle 9. Versuche mit Bacillus Flügge N o. VII. Zahl der Keime in 1 g bzw. ccm nach 18 Stunden l nach 10 Tagen Verdünnung 1:100 1:1000 1:10000 1 : 100 1 : 1000 1:10000 Infizierte Milch 1398 600 7 880 000 3400000 Mageninhalt Ueum Colon 225 70U nur P'lügge 404 000 nur Flügge unzählbar 1052 000 2 016000 28 350000 480000 3130000 10805 000 74 000 ein konfluieren- der Rasen 256 000 ein Rasen 510000 2200000 Wegen seiner nahen Verwandtschaft mit dem Bac. Flügge No. VII folgt jetzt ein Versuch mit dem Mesentericus fuscus. Literatur zum Bac. Flügge No. VII. Flügge, Aufgaben und Leistungen der Milchsterilisierung. (Zeitschr. f. flyg. Bd. 17. p. 272.) Heubner, Lehrb. d. Kinderheilk. Bd. 1. p. 150. Kali scher, Arch. f. Hyg. Bd. 30. 1900. p. 1. Lübbert, Ueber die Natur der Giftwirkung peptonisierender Bakterien. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 22. 18G9. Ti ssier, Recherches. Ulrichs, [Diss.] Halle 1898. Watjoff, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 46. 1898. Weber, Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 17. p. 108. Weigmann, (Sommerfeld), p. 368. X. Bacillus mesentericus fuscus. Hund VI, mittelgroß, 4900 g schwer. Erhält 200 g einer Milch, welche mit einer 24 Stunden alten Kultur des Mesentericus in Bouillon infiziert war. In der Milch waren etwa 6 Millionen Keime. (In der Milch hatten sich die Keime nach 2 Tagen vermehrt.) Der Mageninhalt wog 50 g, enthielt einzelne Brocken, war im ganzen gelblich, dünnflüssig und schleimig. Nach 5 Tagen war im Koagulum von dem Mesentericus nur eine einzige spärliche Kolonie gewachsen. Außerdem fanden sich im Koagulum in Ketten gelagerte Kokken, einige Actinomyceten von schalig-kreidiger Struktur, sowie dicke, unbewegliche Stäbchen. Im Koagulum waren im ganzen etwas über 6 Millionen Keime, meist Aerogenes. Im Duodenum, 6cm vom Magen entfernt, fand sich kein Mesen- tericus. Der Inhalt des Duodenum war an dieser Stelle dünnschleimig, gallig, zeigte keine Spuren von Milch. Gelatineplatten vom Koagulum angelegt, zeigten nach 8 Tagen starke Verflüssigung um die Mehrzahl der Kolonieen. Im Ileum fanden sich zur Hauptsache gramnegative, bewegliche Kurzstäbchen, die Milchzuckeragar in der Schüttelkultur stark zerrissen. Im Ileum fanden sich einzelne Mesentericus- Keime, von welchen es zweifelhaft sein mußte, ob sie aus der infizierten Milch kamen. Der Inhalt des Ileum genügte nicht zur quantitativen Untersuchung. In einer Platinöse des Inhalts waren 4 Mesentericus- Kolonieen enthalten. Auff'allend war die geringe Resistenz des Mesentericus gegen den Magensaft, trotz seiner Sporenbildung ging er im Magen schnell zugrunde, schon im Duodenum fehlte er. Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 109 Dem Mesentericus fuscus scheint nach meinen Untersuchungen keine Pathogenität innezu wohnen, er war schon im Koagulum fast ver- schwunden, nur eine spärliche Kolonie sichtbar. Im Ueum wurde er dagegen in größerer Menge gefunden, doch kommt er dort normalerweise auch vor. Bekanntlich peptonisiert unter alkalischer Reaktion der Mesentericus Milch, die zuvor meist koaguliert ist. Ueber die Pathogenität des Mesentericus ist wenig bekannt. Tabelle 10. Versuche mit Mesentericus. Zahl der Keime in 1 g bzw. ccm nach 1 Tag | nach 2 Tagen 1 : 100 1 : 1000 1 : 10 000 1 : 100 1:1000 Infizierte Milch 1776 000 10 395 000 7 056000 Magen Ileum 2 835 000 1 Oese 4 Mesentericus 15 498000 11970000 2116 800 Weigmann (Sommerfeld), p. 361. — (Lafar), p. 197. XI. Bacillus mycoides. Hund XII, 4390 g schwer. Erhält 200 g einer mit dem Bacillus mycoides infizierten (aus Bouillonkultur) Milch mit der Schlundsonde, da er die Milch allein nicht trinken will. Er erbrach nach IV2 Stunden etwa 100 ccm grüngelb gefärbte Milch. Die infizierte Milch stand 20 Stunden bei Bruttemperatur, sie enthielt reichlich 4 Millionen Keime. Der Mageninhalt enthielt 3,5 Millionen Keime, darunter 5000 Mycoides. Ein Koagulum war nicht vorhanden, der Inhalt des Magens war flüssig, er wog 79 g. Neben wenigen Mycoides fand sich fast aus- schließlich Aerogenes, plumpe Stäbchen, die Milchzuckeragar in der Schüttelkultur stark zerrissen. Das Erbrochene enthielt einige bräun- liche Blutgerinnsel und 4 Mycoides -Keime (mit zahlreichen Sporen) im Kubikzentimeter. Im ganzen fanden sich 66 Millionen Keime im Kubikzentimeter. Eine Gelatineplatte vom Erbrochenen war nach 8 Tagen stark verflüssigt. Im Duodenum war wenig Inhalt, so daß nur ein Abstrich gemacht werden konnte. Es fand sich darin Mycoides, daneben einzelne kleine Kokkenkolonieen von Wetzsteinform. Eine Gelatineplatte des Ausstrichs war nach 8 Tagen nicht verflüssigt. Das Ileum enthielt etwa 4 Millionen Keime. Das Colon 13 Millionen Keime. Der Inhalt des Colon bestand fast ganz aus Coli. Gelatineplatten vom Koagulum wurden ebenfalls nach 8 Tagen verflüssigt. Auf Grund meiner Untersuchungen muß ich dem Bac. mycoides eine gewisse akut pathogene Wirkung zuschreiben, allerdings stand die Milch ziemlich lange bei Bruttemperatur. Zunächst erbrach der Hund nach IV2 Stunden grüngelb gefärbte Milch. Er hatte schon vorher die Milch nicht freiwillig nehmen wollen. Das Erbrochene enthielt leichte Blutbeimengung. Der Mycoides war bis in das Ileum zu verfolgen, im Colon fehlte er. Im Koagulum hatte sich die Keimzahl auff"allend wenig vermindert, der Mycoides war dagegen ziemlich stark darin zugrunde gegangen und erwies sich als ziemlich wenig resistent. 110 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. (52. Heft 1/2. Emraerling fand bei einem Laboratoriumsversuch in gärendem, frischem Grase neben anderen Pilzen den Bacillus mycoides; er ist geneigt, dem Organismus eine Rolle nicht bloß bei der Eiweißzersetzung, sondern auch bei der Milchsäurebildung zu- zuschreiben. Nach Weigmann ruft der Bacillus mycoides einen eigenartigen dumpfigen bis schimmeligen Erdgeruch hervor, der sich auch der Butter mitteilt. Weigmann äußert sich nicht über seine Giftigkeit, er gibt ihn nur als häufigen Milchbewohner an. Literatur zu Bac. mycoides. Emmerling (Lafar), p. 335. Weigmann (Lafarj, p. 218. — (Sommerfeld), p. 361. Tabelle 11. Versuche mit Bacillus mvcoides. Zahl der Keime in 1 g bzw. ccm nach 3 Tagen Agar Gelatine Verdünnung 1:100 1:1000 1:10000 1:100000 Kultur Infizierte Milch unzählbar 40 320000 3 969 000 11340000 4410000 nicht verflüssigt Mageninhalt^) 1 554 OUO 5000 Mycoides 5 400 000 30000 Mycoides 900 000 verflüssigt Ileum 4 540000 3 400 000 18 600 000 nicht verflüssigt Erbrochenes 72 420000 42 210000 34 500 000 verflüssigt Colon 9 410000 16 920000 25 500000 nicht verflüssigt XII. Coccus lactis viscosi (Grruber). Hund VIII, 8200 g. Der Hund erhielt 250 g einer Milch, die mit einer 24 Stunden alten Kultur des Coccus lactis viscosi in Bouillon infiziert war. Die Milch enthielt 29000 Keime. Nach 6 Tagen 100000. Das Wachs- tum in Milch war also ziemlich gering. Der Mageninhalt wog 125 g, war flüssig, schleimig, enthielt ziemlich große Kaseinklumpen. Das Koagulum enthielt im Durchschnitt 283 000 Keime. Der Coccus lactis viscosi wurde im Koagulum nicht wieder gefunden. Im Ileum fanden sich 1 m vom Pylorus entfernt 1100 Keime, viele Bandwurmglieder. Ebenfalls kein Coccus lactis viscosi. Im Colon fanden sich 2 Millionen Keime. Die zur Infektion benutzte Reinkultur erwies sich nach 8 Tagen als sehr verändert, es fanden sich fast keine Kokken mehr, sondern nur noch kurze Stäbchen. Vor der Infektion zeigte die Reinkultur einen kleinen Coccus, der ab und zu in Reihen lag. Die Kolonieen auf Agar waren sehr wenig lichtbrechend, graugelb, flach. Die Milch war kaum fadenziehend gewesen, sondern nur stark schleimig geronnen, sie zeigte ein klares Serum, zur Hälfte festes Koagulum. Das untersuchte Material war aus dem Serum der Milch genommen worden. 1) V2 Stunde vorher Erbrechen 1 Hanseen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 111 Guillebeau beschreibt 12 verschiedene Organismen, die Milch schleimig und fadenziehend machen. Eine Schädlichkeit dieser Mikroorganismen für Menschen oder Tiere ist noch nicht nachgewiesen. Alle diese Organismen gelangen erst nach dem Melken durch Verunreinigung in die Milch. Zu meinen Versuchen wurde der Coccus lactis vi scosi (Gruber) benutzt. Er erwies sich als nicht akut pathogen, wenig resistent, da er im Koagulum nach 2 Stunden nicht mehr vorhanden war, im Ileuminhalt fehlte er ebenfalls. Die Zahl der Keime war allerdings, sowohl in der Milch, wie im Koagulum, besonders aber im lleum gering. Literatur zn Coccus lactis^viscosi. Weigmann (Sommerfeld), p. 379. Guillebeau, Schweiz. Arch. f. Tierheilk. 1892. Heft 3 u. 4. König, Nahrungs- und Genußmittel. Bd. T. p. 244. Tabelle 12. Versuche mit Coccus lactis viscosi. Zahl der Keime in 1 g bzw. ccm nach 1 Tag | nach 6 Tagen Verdünnung 1:100 1:1000 1:10000 1:100 1:1000 1:10000 Infizierte Milch 28 900 100 800 ! Mageninhalt Dünndarm Colon 442 000 1100 2 324 700 126000 steril 9 135 000 770000 672 000 10 000 50 400 1260000 2128 000 1112000 6116000 41000 70000 8317 000 i 2 900000 XIII. Bacillus subtilis. Hund IV, 11 100 g. Der Hund erhielt 325 g einer Milch, die mit einer 24 Stunden alten Kultur des Bac. subtilis infiziert war. Die Milch enthielt unzählbar viele Subtilis-Keime. Die ganze Platte war von stark Ausläufer bildenden Kolonieen bedeckt. Die Milch begann nach 24 Stunden zu gerinnen, nach 48 Stunden war sie stark geronnen und roch sauer. Magen stark gefüllt. Gewicht des Mageninhalts 168 g. Meist flüssiger Inhalt mit Flocken, daneben 2 walnußgroße Koagula. Der Dünndarm zeigte stark wallartig geschwollene Plaques. Der Dick- darm enthielt schokoladenbraunen Inhalt, die Schleimhaut desselben war stark gewulstet. Der Hund bekam in der Agone dünnen Stuhl. Im Koagulum aus dem Magen fanden sich fast nur kreisende, weiße Kolonieen des Aerogenes, nur 200000 Keime, kern sicherer Subtilis. Der Dünndarminhalt wog 179 g, enthielt viel Schleim. Ardoin betrachtet den Subtilis ebenso wie den Mesentericus als pathogen. Ebenfalls Spiegel berg. Bei Heufütterung ist der Subtilis neben Coli der häufigste Bewohner des Kuhkotes. Bei unserem Versuch war auffallend, daß der Hund geschwollene Plaques im lleum hatte. Der Dickdarm enthielt schokoladenbraunen Inhalt. In der Agone bestand Durchfall. Im Koagulum war der Sub- tilis nicht zu finden. Ebenso nicht in den anderen Darmpartieen. Die Keimzahl war im Koagulum stark vermindert. Es scheint mir nicht erlaubt, auf eine akute giftige Wirkung aus diesem einen Versuch zu schließen; es ist aber immerhin möglich, daß die Produkte des Bacillus giftig gewirkt haben. Die Kultur war erst einen Tag alt, deshalb hatte der Bac. subtilis noch keine Sporen gebildet und war wenig resistent. 112 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Literatur zum Snbtilis. Kayser, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 38. 1902. p. 241. Tissier, Recherches. p. 170. Weigmann (Lafar), p. 191. Tabelle 13. Versuche mit dem Bacillus subtilis. Zahl der Keime in 1 g bzw. ccm Verdünnung 1:1000 1 : 10 000 1 : 100 000 Infizierte Milch 1 großer Basen 1 großer Basen Mageninhalt 200 OOU kein Subtilis 250000 XIV. Bactcrium violaceum Schröter. Hund XI. Gewicht 2220 g. Erhält 200 g einer Milch, die mit einer 10 Tage alten Milchkultur des Bacterium violaceum infiziert und die tief violett gefärbt war. Die Milch enthielt im Durchschnitt reichlich 7 Millionen Keime, die alle eine trockene häutige Oberfläche bildeten. Die tiefliegenden Kolonieen zeigten eine zackige Umrandung. Nach 6 Tagen hatten sich die Keime um das Doppelte vermehrt. Die infizierte Milch bekam nach 3 Tagen an der Oberfläche einen blauen Rand, nach 8 Tagen war sie ganz blau mit vielen großen violetten Fetzen darin. Der Mageninhalt wog 73 g, war zu Vi dickflüssig und enthielt wenig Flüssigkeit. In der Verdünnung 1 : 10 waren besonders schöne, große, baumartig verzweigte Rasen gewachsen, innerhalb dieser ließen sich 150 000 kleine, zackige Keime nachweisen. Nur der 10. Teil der Keime, abgesehen von den Rasen, war als B. violaceum noch zu erkennen durch ein kleines blaues Tröpfchen auf der Mitte der Kolonieen, das aber erst nach 9 Tagen sichtbar und nicht bei allen Kolonieen deutlich war. Die Verdünnung 1 : 100 beherrschten große baumartige Rasen, die polypenartige Auswüchse mit zarten Fransen am Rande zeigten. Sie enthielten mittellange und kürzere Stäbchen, mit Lücken darin ; obwohl diese Bakterien aus dem baumartigen Rasen den Violaceum- Kolonieen aus der infizierten Milch sehr ähnlich waren, wurde Gelatine durch sie verflüssigt, aber nicht blau. Die Originalkultur verflüssigte die Gelatine und färbte sie schön violett an der Oberfläche des Stichkanals. Von den baumartigen Kolonieen infizierte Milch begann erst nach 4 Tagen zu gerinnen, wurde aber nicht blau. Außer den zweifelhaften Viola- ceum-Kolonieen fanden sich nur wenig wetzsteinartige Kokkenkolonieen im Koagulum. Im Duodenum fand sich kaum Inhalt, nur Darmschleim, darin sehr wenig Keime, nur reichlich 60 000. Nur eine der Kolonieen hatte das Aussehen der Violaceu m- Kolonieen, enthielt grampositive plumpe Stäbchen mit Lücken, doch wurde damit infizierte Milch nicht blau, ge- rann erst nach 6 Tagen. Gelatine wurde ebenfalls nicht blau, aber fort- schreitend verflüssigt. Der Dünndarm, Im vom Pylorus entfernt, hatte nur wenig stark flüssig-gelblichen Inhalt. Er enthielt im Durchschnitt über 50 Millionen Keime. Er enthielt große haarförmig ausgebreitete Kolonieen, daneben viele Coli (bewegliche Kurzstäbchen, in Milchzucker-Agar-Schüttelkultur starke Gasbildung). Daneben kleine wetzsteinförmige Kolonieen. Mit Haussen, Einfluß infizierter Milch auf das Baisterien Wachstum etc. 113 dem Ileuminhalt infizierte Milch war nach 4 Tagen stark geronnen, aber nicht blau. Das Colon enthielt viel dünnflüssigen Inhalt, viel Gas. Die Keim- zahl war sehr groß. Mit dem Coloninhalt infizierte Milch war nach 1 Tage stark geronnen, aber nicht blau. Das Bacterium violaceum war bei dem Versuch im Darmkanal schwer nachzuweisen, da es anscheinend seine Eigenschaft verloren hatte, infizierte Milch blau zu färben und nur an der Form seiner Kolonieen zu erkennen war. Es scheint nicht akut pathogen zu sein. Ueber das Bacterium violaceum findet sich schon 1887 eine genaue Zu- sammenstellung von Loeffler. M Osler, Hoffmann, Erdmann, Neelsen, Hüppe haben hauptsächlich über dieses Bakterium gearbeitet. Nach W ei gm an n färbt das Bacterium violaceum (Schröter), welchem das Bacterium janthinum (Zopf), Bacillus violaceus (Lauren tius) usw. sehr ähnlich zu sein scheinen, die meist flüssig bleibende ganze Milch oder wenigstens den Rahm violett. Das Bacterium violaceum (Schröter) ist kein eigentlicher Miichbewohner, sondern eine Wasserbakterie, tritt allerdings auch gelegentlich in der Milch auf. Eine andere von Hüppe beobachtete, aber nicht näher beschriebene Art macht nur auf saurer Milch, speziell auf Rahm violette bis schwarzblaue Flecke. Literatur zu Bacterium violaceum. Loeffler, Bakterien der Milch. (Berlin, klin. Wochenschr. 1887. p. 607.) Löhnis, Landwirtschaft!. Bakteriologie, p. 235. Lehmann-Neumann, Bd. 1. Taf. 31. Weigmann (Lafar), p. 206. (Sommerfeld), p. 374. Zangemeister, Kurze Mitteilungen über Bakterien der blauen Milch. (Centralbl. f. Bakt. etc. Bd. 18. No. 11.) Tabelle 14. Versuche mit dem Bacterium violaceum. Zahl der Keime in 1 g nach 1 Tage bzw. ccm nach 6 Tagen Verdünnung 1:100 1:1000 1:10000 1:10000 1:100000 Infizierte Milch 4158000 3 800000 6 600000 13 200000 Mageninhalt Duodenum Dünndarm Colon 157 300 500 28 350 000 unzählbar 210 000 davon 16000 Violaceum 20000 65 025 000 277 830 000 100000 73 820 000 456 000000 1060000 400000 XV. sterile Milch. Hund XIV. Gewicht 3300 g. Erhält 200 g einer sterilen Milch, die er freiwillig trank. Das Koagulum war fast ganz fest, wog 73 g. Es enthielt keine Keime, alle Platten blieben steril. Das Ileum enthielt sehr wenig Keime, im Durchschnitt 130 000, ebenso enthielt das Duo- denum teils keine, teils sehr wenig Keime, das Colon dagegen recht viele Keime. Nach meinem einen Versuche scheint eine intensive Sterilisation der Milch doch die Zahl der Keime wenigstens im Magen etwas zu beeinflussen. In dem Hundeversuche war die Keimzahl im Ileum sehr gering, im Koagulum und Duodenum fehlten sogar die Keime ganz. Auf die Zahl der Keime im Colon war die sterile Milch natürlich ohne Einfluß schon wegen der Kürze des V^ersuches. Vielleicht ist dieses Verhalten nicht Erste Abt. Ori^. Bd. 62. Heft 1/2. 8 114 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. ohne Bedeutung für die Verdauung steriler Milch im Säuglingsdarm. Daß eine gewöhnlich abgekochte Milch auch bereits im Magen wieder keimreich wird, ist allerdings wohl die Regel, wie übrigens auch Ver- suche, die im Laboratorium des Kaisenn-Auguste-Victoria-Hauses von Dr. Munker angestellt wurden, zeigen. Eberle gibt an, daß die Zahl der Bakterien im Säuglings stuhl nicht abhängig ist von den in der Nahrung enthaltenen Arten und Mengen der Spaltpilze, „sie ist auch bei den mit steriler oder nahezu steriler Milch genährter Säuglinge eine ganz enorme". Diese Tatsache ist auch aus vielen klinischen und experimentellen Untersuchungen bekannt. Literattir zu steriler Milch. Eberle, Centralbl. f. Bakt. etc. Bd. 19. 1896. p. 2. Tabelle 15. Versuche mit steriler Milch. Zahl der Keime in 1 g bzw. ccm nach 1 Tage j nach 9 Tagen Verdünnung 1:1000 1:10000 1:100000 1:1000 1:10000 1:100000 Milch steril steril steril 1 Mesentericus, 1 Sarcine aus der Luft steril Mageninhalt Duodenum Ileum Colon steril 240000 39 690000 steril 40 000 189 000000 steril 100000 231800000 steril 4 000 390000 30000 50000 187 000000 252 000000 Die Hauptresultate meiner Versuche in bezug auf die ein- zelnen Bakterien sind folgende: Es fand sich 2 Stunden nach der Verfütterung der meistens sehr keimreichen, mit Reinkulturen infizierten Milch folgender Befund im Magen- und Darmtraktus des getöteten Hundes : 1) Acidophilus. In der Milch kein starkes Wachstum, dagegen im Mageninhalt die Keimzahl etwas vermehrt. Im Ileum noch einige Acidophilus-Kolonieen gefunden (bei der zweiten Verimpfung auf Essigsäureagar kein Wachstum). Im Koagulum wiegt der Acidophilus vor. Keine akute Pathogenität. 2) Bacillus acidi lactici (Hüppe). In der Milch mittelstarkes Wachstum, im Mageninhalt auf Vio vermindert. Zu -/s der Hüppesche Bacillus. Infizierte Milch vom Hund verweigert. Keine akute pathogene Wirkung. 3) Bacillus aerogenes. Aus Rübeninfus. Keine akute patho- gene Wirkung. In der Milch enorm viel Keime, im Mageninhalt auf Vio vermindert, fast die Hälfte der Keime Aerogenes. Ungeronnene Milch im Duodenum nach 2 Stunden. Keine akute pathogene Wirkung. 4) Bacillus aerogenes. In der Milch mittelviele Keime, im Koagulum auf V4 vermindert, davon Vs Aerogenes. Keine akute pathogene Wirkung. Hanesen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 115 5) Alkali bildendes Kurzstäbchen. Milch nicht freiwillig vom Hund genommen. Keimzahl in der Milch enorm vermehrt. Im Mageninhalt auf über Vs vermindert, vorwiegend Kurzstäbchen. Im Ileum weniger Keime als im Mageninhalt. Im Coecum sehr viele Keime. Keine Pathogenität. 6) Sporenbildner aus der Gruppe der Heu- und Kartoffel- bacillen. Wenig Keime in der Milch, sehr wenig im Mageninhalt. Davon Vs sporenbildende Bacillen. Im Duodenum Keimzahl etwas vermehrt. Im Ileum sehr wenig Keime, ebenfalls im Colon. 7) Bacterium coli schwacher Stamm. In der Milch stark vermehrt, im Mageninhalt auf Vs vermindert. Meist aber Coli erhalten geblieben. 8) Bacterium coli starker Stamm. Sehr starke Vermehrung in der Milch, Im Koagulum auf V5 vermindert. Davon nur ^/g Coli. Im Ileum sehr viele Keime. Im Colon ziemlich wenige, im diarrhoischen Stuhl sehr viele Keime. Leichter Durchfall, 9) Bacillus Flügge No. VII. In der Milch mittelstark ver- mehrt. Im Mageninhalt auf Vv vermindert, hat alle anderen Keime überwuchert. Im Ileum wenig Keime, nur der Bacillus Flügge. Im Colon ziemlich viele Keime. Akut pathogen. Schleim im Magen und Darm, dünner Dickdarminhalt, der offenbar zu Durchfall geführt hätte. 10) Bacillus mesentericus fuscus. In der Milch ziemlich stark vermehrt, im Mageninhalt dieselbe Keimzahl, darunter sehr wenig Mesentericus, Im Duodenum schon fehlend. Keine akute Patho- genität. 11) Bacillus mycoides. In der Milch mittelviele Keime, Im Mageninhalt etwas verminderte Keimzahl (infolge des Erbrechens?), nur Vv davon Mycoides, im Erbrochenen sehr viele Keime, Im Ileum wenig Keime. Im Duodenum und Ileum wird noch der Mycoides ge- funden. Pathogenität: der Hund hatte Erbrechen. 12) Coccus lactis viscosi. In der Milch schwach gewachsen. Im Mageninhalt mehr Keime als in der Milch. Im Ileum sehr wenig Keime, ebenso im Colon. Die fadenziehende Eigenschaft ging im Magen verloren. 13) Bacillus subtilis. Sehr starkes Wachstum in der Milch. Im Mageninhalt Keimzahl sehr vermindert, meist Aerogenes, kein Subtilis. Pathogenität: in der Agone Durchfall. 14) Bacterium violaceum. In der Milch ziemlich stark ver- mehrt. Im Mageninhalt auf Vio vermindert. Im Ileum sehr viele Keime, ebenso im Colon. 15) Sterile Milch. Im Mageninhalt und Duodenum keine Keime, im Ileum sehr wenige, dagegen im Colon enorm viel Keime. 116 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Tabelle 16. Milch, infizierte Mageninhalt Im Magen (Koagulum) vorwiegend Dünndarm (lleum) Colon Bemerkungen Bacillus aci- dophil u s (Finkeistein) IV« Mil- lionen 1,9 MiU., fast ausschließ- Uch Acido- philus 20 MiUionen Acidophilus 38 Millionen, 10 000 Aci- dophilus 40 MU- Uonen Keine akute pathogen« Wirkung. Bacteri u m acidi lactici (Hüppe) 20,4 Mil- üonen 7s Hüppe Müch verweigert, per'' Sonde gegeben, keine akute pathogene Wir- kung. 1 Nach 2 Stunden unge-' ronnene Milch im Duo- denum. Keine akute pathogene Wirkung. Bacterium aerogenes (aus Rüben- infus) 410 Mil- honen 38,3Millionen davon 16,6 Millionen Aerogenes Bacterium aerogenes 45 Mil- lionen 11 Millionen 7s davon Aerogenes Keine akute pathogene Wirkung. f Alkali bildendes Kurzstäbchen (Wolff) Per Sonde 142,5 Milüon. 38 Millionen, vorwiegend Kurzstäb- chen 34 MiUionen Coecum 85 Mil- lionen Milch verweigert. Per Sonde. Duodenum. 3,8 Millionen. Keine akute pathogene Wirkung. Sporenbild aus aer Gruppe der Heubacillen 2 MiU. 4600, sehr vermindert Va davon Spo- renbUdner 67 000 8 MiU. Duodenum 200000, da- rin 4000 Proteus. Bacteriu m coli schwach 10 Mil- honen 3 Millionen meist Coli Keine akute pathogene Wirkung, Bacterium coli, starker Stamm 270 Mil- lionen 18 MilUonen, sehr vermin- dert davon Vis Coli 148 MiUionen 18 MiU., einzelne Spieße Leichter Durch- fall, im Stuhl 50 Mil-| lionen. Bacillus Flügge No. VII 4 Mill. 60 000. Nur Flügge nur Flügge 1,85 Million. Nur Flügge 19 MiU., einige Flügge dabei Schleim im Mageni Dünner Stuhl. Bacillus mes- entericus 6 MiU. 6 Millionen kaum Mesen- tericus Keine akute pathogene Wirkung. f uscus Bacillus my- coides 4 Mill. 3,5 Millionen (Erbrechen!) davon 5000 Mycoides 4 Millionen, wenig My- coides 20 Mil- lionen Müch verweigert. Er-' brechen. Im Er-i brochenen 66 Mül. ; Coccus lactis vis cos i (Gru- ber) 29 000 auf 283 000 vermehrt 6000, nach 6 Tagen 80 000 2 MiU. Bacillus sub- tilis unzählbar 200000 kein Subtilis, meist Aero- genes In der Agone Durch- fall. Dünndarm- reizung. Bacterium vi olaceum (Schröter) 7 Million. 150000 und großer Rasen davon V,o Violaceum 50 Millionen 357 MU- lionen Keine akute pathogene Wirkung. Duodenum 42 000. Sterile Milch steril steril 130000 223 Mil- lionen Duodenum, sehr wenig Keime. Aus den Tabellen No. 16 und 17 ergibt sich eine Uebersicht über die Hauptresultate meiner Versuche. Die Tabelle No. 16 enthält die Keimzahlen, und zwar in der infizierten Milch, im Mageninhalt, die in Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 117 Tabelle 17. Der Mageninhalt (Koagulum + Flüssigkeit) wog bei verschiedenen Versuchen (immer 2 Stunden nach Verfütterung der Milch) : Bacillus Eingeführte Milchmenge Gewicht des Magen- inhaltes Magen- inhalt Nahrung Beschaffenheit des Mageninhaltes 1) Bacillus acido- philus Fmkelstein 250 g 81 g V. Flüssig, viel Kaseinkoa- gulum, viel Schleim. 2) Bacterium acidi lactici Hüppe per Schlund- sonde 200 g 50 „ V4 Hauptsächlich flüssig, viel Kaseingerinnsel. 3) Bact. aerogenes Escherich aus Rüben - intus 200 g 49 „ V. Fast keine Flüssigkeit. 4) Bact. aerogenes 200 „ 58 „ V4 Hauptsächlich flüssig, viel Kaseingerinnsel, einzel. Knorpelstücke. 5) Alkali bildendes Kurz- stäbchen A. Wolff per Schlund- sonde 250 g 93 „ + V3 Zu 7^ fest, zu 7* trübe Flüssigkeit. 6) Sporenbildner aus der Gruppe der Heubacillen 200 g 18 „ Vn Dünnflüssig, braun, einzelne Blutflecke. 7) Bact. coli , schwa- cher Stamm 400 „ 93 „ V4 Ziemlich flüssig, ohne Brocken, gleichmäßig flockig. 8) Bact. coli, mit star- kem Wachstum 250 „ 68 „ + V3 Zur Hälfte fest, zur Hälfte flüssig. 9) Bacillus Flügge VII 175 „ 50 „ Va Meist dickflüssige Mas- sen. 10) Bacillus mesente- ricus 200 „ 50 „ % Einzelne Brocken, im ganzen gelblich-dünn- flüssig, schleimig. 11) Bacillus mycoides per Sonde 200 g 79 „ -% Kein Koagulum. Inhalt flüssig. 12) Coccus lactis vis- cosi 250 „ 125 „ V. Flüssig, schleimig- 13) Bacillus subtilis 325 „ 168 „ V, Meist flüssiger Inhalt mit Flocken, 2 wal- nußgroße Koagula. 14) Bacterium viola- ceum 200,, 73 „ -Vs Zu ^4 dickflüssig, wenig Flüssigkeit. 15) Sterile Milch 200 „ 73 „ Vs Fast ganz fest. diesem überwiegenden dann die Keimzahlen Ferner Notizen im Dünndarm über die Koa- Bakterien, (in der Regel im Ileum) und im Colon gulation der Milch im Magen und über eventuelle pathologische Wir- kungen, soweit solche überhaupt innerhalb der Versuchsdauer von 2 Stunden eingetreten war. Die Tabelle No. 17 bringt noch Angaben über das Verhältnis des nach 2 Stunden sich wiederfindenden Mageninhaltes zu der eingeführten Nahrung. Das Hauptresultat in bakteriologischer Beziehung war, daß trotz der fast stets sehr reichlichen Zufuhr von Bakterien in der Milch die Keimzahl meistens sehr ver- mindert war. 118 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Die antibakterielle Kraft des Magens ist ja bekannt und durch zahl- reiche Versuche bewiesen, wenn auch über den Grad dieser Bakterien- abtötung die Ansichten noch verschieden sind. Die speziell für den SäugHng in Betracht kommenden Tatsachen sind von Uffenheimer (Ergebn. d, inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 2. 1908. p. 322) zusammen gestellt. Das wirksame Prinzip ist die Salzsäure. Nach Stern entfaltet die Salzsäure allerdings ihre desinfizierende Wirkung nur so lange, als die motorische Tätigkeit des Magens erhalten ist. Die Zersetzung des Traubenzuckers durch das Bact. acidi lactici zur Milchsäure z. B. wird bereits durch Salzsäure von 0,01 — 0,02 Proz. verlangsamt von 0,07 — 0,08 Proz. vollkommen aufgehoben. (Nach Sieber, Cohn und Hirsch fei d.) Wichtig sind ferner Untersuchungen von Moro, nach dem pathogene Bakterien nach dem Durchtritt durch den Magen ab- sterben. Uffenheimer dagegen, der eben diese Verhältnisse an neu- geborenen Tieren geprüft hat, kam zu einem entgegengesetzten Resultat. Er sah insbesondere den sporenfreien Milzbrandbacillus unbeschädigt den Magen und den Darm seiner ganzen Länge nach passieren. Nach Uffenheimer dürfte entscheidend wohl die zugeführte Menge der Bakterien sein. „Was unter den Verhältnissen des Alltags von Mikroben in den Säuglingsmagen gelangt, mag bei normalen Sektionsverhältnissen im allgemeinen wohl abgetötet werden." Aber auch Uffenheimer hält es für möglich, daß durch Stagnation eine Vermehrung der Bakterien im Magen leicht und sehr reichlich vor sich gehen kann, wie das Tob 1er und Krayer ja im Tierversuch gezeigt haben. Im Mageninhalt ist die Salzsäure gewiß etwas entwickelungshemmend, auf die Entwickelung der Bakterienflora im Darme ist sie aber ohne jeden Einfluß (R. Schütz). Speziell beim Hund wissen wir aus den Untersuchungen von E. S. London, daß der Magensaft beim gesunden Tier bakterizid wirkt, während kranke Hunde einen Magensaft sezernieren, welcher für Bak- terien einen ausgezeichneten Nährboden abgibt. Miller, Knisl, Dallemagne sprechen sich ebenfalls für die Bakterizidie des Magensaftes aus. „Auf der Höhe der Verdauung muß der Magensaft eine wenn auch nur beschränkte bakterizide Wirkung zugesprochen werden. Ein Teil der eingeführten Bakterien wird im Magen in seinen Lebenseigenschaften abgeschwächt." Wollen wir unsere Versuche mit den vorliegenden Untersuchungen in Beziehung bringen, so haben wir dabei vor allen Dingen immer zu berücksichtigen, daß bei ihnen die Tiere bereits nach 2 Stunden getötet wurden, also nur das, was innerhalb dieser Zeit im Magen geschah, festgestellt werden konnte, pathologische Wirkungen also nur dann, wenn sie sehr akut waren, zur Beobachtung kommen konnten. Wirkungen auf den Darm waren überhaupt nur zu erwarten, wenn eine sehr akute Beschleunigung der Peristaltik, durch welche Bakterien rasch in die tieferen Darmabschnitte gelangten, ausgelöst wurde. Unsere Versuchs- anordnung sollte eben insbesondere die akuten Wirkungen einer in- fizierten Milch erkennen lassen und waren bestimmt, insbesondere die Bildung flüchtiger Säuren im Magen und deren eventuelle W^irkung auf die Darmperistaltik zu untersuchen, worüber an anderer Stelle ver- öffentlicht werden wird. Die hier besonders zu besprechenden bakterio- logischen Verhältnisse sind aber auch als solche interessant. Es zeigt sich, daß beim Hund nach Verfütterung von Milch in mittleren Quanten, die aber meist sehr große Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterienwachstum etc. 119 Mengen Bakterien enthielt, die antibakterielle Kraft des Magens meist sofort und kräftig einsetzt. Die Versuche sprechen nicht gegen die Versuche von Tobler und Krayer, die in ganz anderer Weise gewonnen wurden. Diese Autoren überfütterten ihre Versuchstiere absichtlich durch zahlreiche, rasch aufeinanderfolgende Mahlzeiten und untersuchten den infolgedessen stagnierenden, und im Zentrum des Koagulums dem sauren Magensaft stundenlang gar nicht zugänglichen Teil des Mageninhalts. Hier fanden sie eine enorme Ver- mehrung der Bakterien. Wir dagegen wollten sehen, ob schon während einer normalen Verdauung eine, wenn auch nicht so enorme, so doch erkennbare Vermehrung der Bakterien stattfindet, welche die Bildung der flüchtigen Säuren oder anderer Gifte im Magen erklären könnte. Eine solche Vermehrung der Bakterien fanden wir nun, obwohl die Aussaat in der Nahrung meist eine sehr reichliche war, in den meisten Ver- suchen nicht. Dies Resultat stimmt mit der Auffassung von der schützenden Wirkung des Magensaftes, besonders der Salzsäure, bei normalen Ernährungs-, Sekretions- und motorischen Verhältnissen überein. Diese Untersuchungen mit infizierter Milch sind deshalb nicht überflüssig, weil bei dem ab- weichenden Verlauf der Milchverdauung besonders der festen Gerinnung der Kuhmilch, nicht ohne weiteres die rasche Durchdringung des Koa- gulums mit Magensaft angenommen werden konnte. W^ie Tabelle No. 17 zeigt, war bei unseren Versuchen 2 Stunden nach der Fütterung der mäßigen Milchmengen meistens ein großer Teil des Mageninhaltes flüssig oder doch nicht fest. Die Reaktion des Mageninhaltes war bei allen Versuchen, außer No. 11, wo Erbrechen und pathogene Wirkung statt- gefunden hatten, sauer, freie Salzsäure fehlte aber. Bei Versuch 11 war die Reaktion neutral. Eine außerordentlich große Vermehrung der Bakterien im Magen- inhalt war vielleicht insofern nicht zu erwarten, als die Bakterien ja hierzu nur 2 Stunden Zeit hatten. Immerhin wäre eine Vermehrung um ein Vielfaches möglich gewesen, da diese Zeit bei günstigen Be- dingungen zu einer solchen Vermehrung an sich genügt (Buchner, F ick er u. a.). Da nun aber meistens eine deutliche Verminderung eintrat, so müssen bei der Verdauung von infizierter Milch, normale Magen- funktionen vorausgesetzt, in der Regel selbst außerordentlich große Mengen der verschiedensten Milchbakterienarten rasch im Magen abgetötet werden, sei es durch die Magensäure des Magensaftes, sei es durch die schädliche Wirkung der raschen Milieu- (Konzentrations- und Reaktions-)änderung. Nun fanden wir aber in einzelnen Versuchen ein anderes Verhalten der Bakterien. Bei einigen Versuchen, besonders mit stark säurebildenden Bakterien, war die Keimzahl vermehrt, und zwar beim Acidophilus, der offenbar an dieser Vermehrung selbst wesentlich beteiligt war, und beim Coccus lactis viscosi, bei dem allerdings dieser nicht wieder aus dem Koagulum gezüchtet wurde. Wir dürfen wohl annehmen, daß auch beim Bacillus mycoides, der ebenfalls Säure bildet und Gärung bewirkt, im Magen eine Vermehrung von Bakterien stattgefunden hat, wie besonders die hohe Keimzahl im Erbrochenen zeigt. Nach den Ergebnissen der Kultur war freilich auch diese Vermehrung nicht auf den Mycoides, sondern auf andere Ba- cillen zurückzuführen. In dem nicht erbrochenen Rest des Mageninhalts 120 iCentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. wurde nach 2 Stunden hauptsächlich Aerogenes, also auch ein Säurebildner gefunden, der hauptsächlich im Magen sich vermehrt haben mußte. Eine Verminderung der Keimzahl war schließlich auch beim Versuch mit dem Bacillus mesentericus nicht eingetreten. Da dieser Bacillus sich hier so gut wie überhaupt nicht wieder fand, müssen andere Bakterienarten sich vermehrt haben. Zweifellos hatten die Bakterien, die sich vermehrten, im Magen günstige Lebensbedingungen gefunden, und zwar nur zum geringsten Teil die verfütterten Arten, meist andere. Es ist wohl anzunehmen, daß die vorher erfolgte Veränderung der Milch durch die Infektion den nachher sich vermehrenden Bakterien nicht geschadet, sondern wahr- scheinlich den Nährboden vorbereitet hat. Die selbst säurebildenden Bakterien fanden wahrscheinlich in dem sauren Chymus eine ihnen zu- sagende Reaktion. Das ist besonders beim Acidophilus verständlich und entspricht seinen bekannten biologischen Eigenschaften. Offenbar schadet diesem an Säure gewöhnten Bacillus auch die Salzsäure des Magens weniger als anderen Bacillen. Auffallen mußte es allerdings, daß bei beiden Versuchen mit Aero- genes-Arten die Keimzahl im Mageninhalt abgenommen hatte, da doch gerade der Aerogenes im Magen des Hundes vorkommt, gleichfalls ein Säurebildner ist und beim Säugling ebenso wie beim jungen Hund ein obligater Dünndarmbacillus ist. Auch war er offenbar beim My- coides- und beim Subtilis- Versuch spontan gewachsen. Man muß wohl annehmen, daß dieser Bacillus doch gegen Salzsäure etwas empfind- licher ist und nur im Inneren großer Koagula sich im Magen vermehren kann, so daß bei normaler Magenverdauung die großen mit der Nahrung eingeführten Mengen von Bakterien sich zunächst in den ersten 2 Stunden stark vermindern. Aehnlich dürfte der Vorgang beim Bacterium acidi lactici sein. Wir sehen also, daß auch in den Versuchen, wo die Keimzahl sich nicht verminderte oder sich gar vermehrte, die eingeführte Keiraart nicht oder nur wenig an der Vermehrung beteiligt war, daß vielmehr andere aus Mund und Magen stammende Bakterien sich vermehrt hatten. Andererseits zeigen diese 3 — 4 Versuche, daß zweifellos, selbst bei vorher normal funktionierendem Magen und selbst ohne Stagnation, etwa infolge von Ueberfütterung, schon im Laufe von 2 Stunden, also während einer normalen Verdauungszeit, sich Bakterien vermehren können, so daß sie im Magen ähnliche biochemische Wirkungen entfalten dürften, wie in einer Reinkultur, die eingeführt würde. Die Menge der ein- geführten Bacillen, also die Keimzahl der Nahrung, scheint dabei aber nur so weit mitzuwirken, als sie für gewisse, schon im Organismus vor- handene Bakterien das Nährmedium vorbereiten, vielleicht durch ihre Säurebildung. Nicht dagegen scheint die Art der Nahrungsinfektion maßgebend für die Magenflora zu sein, wenn eine Vermehrung der Bakterien stattfindet. Vielmehr erscheinen auf jeden Fall von einer mit Reinkultur infizierten Milch stets enorme Mengen im Magen abzusterben. Zu berücksichtigen ist hierbei allerdings noch, daß ja durch die Magensekrete eine beträchtliche Verdünnung des Chymus stattfindet, durch welche auch die Keimzahl relativ geringer erscheinen muß. Diese Verdünnung kann aber nur einen Unterschied etwa um die Hälfte bis um ein Drittel ausmachen. Bei einigen Bakterien, die sich bereits nach 2 Stunden in relativ größerer Menge im Darm finden, z. B. beim Bacillus Flügge No. VII, Hanssen, Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum etc. 121 ist auch eine Vermehrung im Magen wahrscheinlich, obwohl die Keim- zahl dort verringert erscheint. Hier dürfte infolge der beschleunigten Peristaltik eine große Menge von Bakterien bereits aus dem Magen in den Darm weiterbefördert worden sein. Bei der überwiegenden Mehrzahl unserer Versuche hatte die Keim- zahl im Magen abgenommen, der Grad dieser Abnahme war recht ver- schieden; manche waren nur auf ein Viertel bis die Hälfte vermindert, die meisten bis auf den 10. Teil oder noch weniger. Auch die Sporen- bildner, Mj'coides, Subtilis und Mesentericus, fanden sich im Mageninhalt nur in geringer Menge wieder, während der Flügge No. VII und der Sporenbildner aus der Gruppe der Heu- und Kartoflfelbacillen sich in etwas größerer Menge erhalten hatten. Daß sonst gerade Sporen dem Magensaft länger widerstehen, ist experimentell erwiesen. Aber die Resistenz der Sporen braucht ja natürlich nicht mit einer sofortigen Vermehrung im Magen verknüpft zu sein ; es ist vielmehr gut möglich, daß auch solche Bakterien, deren Sporen den Magen lebend passieren, im Magen selbst keine günstigen Lebensbedingungen finden. Uebrigens verhielten sich die untersuchten Sporenbildner in ihrer Abnahme ver- schieden. Da in unseren Versuchen stets Reinkulturen verwendet wurden und der leere Magen zwar verschiedene Arten, jedoch meist nur sehr wenig Keime enthält, müssen überall da, wo nach 2 Stunden nur noch ein Teil der Magenbakterien denen der infizierten Milch entsprach, andere Keim- arten, die aus Mund und Magen stammten, sich vermehrt haben. Eine solche Vermehrung hat in allen unseren Versuchen stattgefunden. Sie ist der Ausdruck der Tendenz zu einer natürlichen, dem Individuum wie dem Nährmedium entsprechenden Chymustiora. Wir sehen, daß selbst, wenn die Nahrung außerordentlich reich an einer Bakterienart in Reinkultur war, im Magen sofort die Bakterien der Nahrung abnehmen und die des Organismus zunehmen, selbst wenn die Nahrung mit einem für sie charakteristischen Keim, in diesem Falle Milchbakterien, infiziert ist. Offenbar sind viele der im Verdauungskanal vorhandenen Keime den Bedingungen im Magenchymus besser angepaßt, als die der Milch angepaßten Milchbakterien, obwohl erstere ja gleichfalls in ein neues Nährmedium gelangen. Die Vermehrung der Chymusbakterien wird in- direkt durch das Absterben der Nahrungsbakterien gefördert, denn be- kanntlich spielt bei allen diesen Vorgängen die Wirkung der Bakterien aufeinander mit. Die natürliche Bakterien flora des Hundemagens und Darms ist von Horowitz an Fistelhunden, und zwar auch bei Milchnahrung, studiert worden und interessiert uns hier nicht weiter; dagegen ist es für unser Problem intere^ssant, daß insofern doch eine Abhängigkeit vom >iährmedium gefunden wurde, als der Bacillus lacticus, der sonst nicht überall vorkam, nach Milchfütterung in allen Dünndarmabschnitten nach- wei.- e^ bl Fit:. 1. Fiff. 2. •• . > Fiff. ö. Fisr. 6. Verlag von Oiistav Fischer in Jena. Prowazek, Notiz zur Aetiologie der Psoriasis vulgaris. 135 ich in beiden Fällen immer beobachten konnte, wurden in dem einen Fall spärliche, im Ausstrichpräparat sehr distribuierte, kleine, mattrot gefärbte, um 3 u in der Länge schwankende Spirochäten gesehen. Dieselben Gebilde wurden auch im nativen Präparat als blaßblau- gelarbte Fädchen nach der Brillantkresylmethode dargestellt. In den nach Giern sa tingierten Präparaten sind sie schwerer sichtbar. In den Löffler- Präparaten wurden an einzelnen Formen Periplastanhänge, Peri- plastaussackungen und Einrollungen beobachtet, alles morphologische / Fig. 1. Details, die aus der Spirochätenmorphologie be- kannt sind nur verschieden gedeutet werden. Nach einmaliger Salvarsanbehandlung wurden die Spirochäten an Zahl zwar verringert, konnten aber trotzdem noch nachgewiesen werden. Fig. 1. Die typischen Formen eines Löffler -Präpa- rates wurden ausgesucht und nebeneinander gezeichnet. a Periplastandeutung. b üesenbildung. c Periplastanhänge. Okul. 12 Homog. Iramers. 2 mm. Zeichen apparat. Fig. 2. Am 5. Tag nach der Salvarsaninjektion. Vergr. wie Fig. 1. Fig. 2. Was für eine Bedeutung diesem Befund zukommt, läßt sich auf Grund eines so spärlichen Materials gar nicht ausmachen. — Die Fest- stellung derart kleiner Spirochäten forderte aber in besonderer Weise mein Interesse heraus, da einige Autoren, wie Adrian, Bourdilion und Polotebnoff, sowie Li pm an -Wulf, die Psoriasis außerdem zu einer besonderen polyartikulären Gelenkerkrankung ohne Herzkompli- kationen in Beziehung setzen und ich seit längerer Zeit den Erreger des akuten Gelenkrheumatismus unter Spirochäten, die durch die Tonsillen ihren Weg in den Organismus finden, vermutet habe. 136 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 12. Der Beginn der rheumatischen Beschwerden mit Anginen, sowie die für Spirochätosen charakteristische gewisse Periodizität wären im Sinne einer derartigen Annalinie gleichfalls anzuführen. Literatur. Adrian, C, Ueber Arthropathia paoriatica. (Mitt. a. d. ürenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. 11. 1903.) Kai] s er, J. D., Psoriasis vulgaris in de tropen. (Geneesk. Tijdschr. v. Nederlandsch- Indie. Deel. XLVII. 1907.) Lip man- Wulf, Zur Frage der Beziehungen zu Psoriasis und Gelenkrheumatismus. (Dermatol. Zeitschr. BdT 10. 1903.) Lipschütz, \Vien. klin. Wochenschr. 1910. No. 26. Seilei, J., Wien. klin. Wochenschr. 1910. No. 29. Thiram, Psoriasis der Haut und Schleimhaut etc. (Monatsh. f. prakt. Dermatol. Bd. 39. 1904.) Nachdruck verboten. On tlie occurrence of Thelohania and Prowazekia in Antliomyid flies. [Protozoological Laboratory, Lister Institute, London.] By J. S. Diinkerly, B. Sc, London, With 1 Plate. I. Thelohania ovata. In searching flies for flagellate parasites, I found in one an infection of small spores in groups, and resembling superficially yeast-like bodies which are sonietimes present in flies' intestines. The fly, Hom alomyia scalaris, was not one of those which I was specially examining, but was an odd capture, and for that reason I did not pay much attention to it at the tiine. A smear of the teased-up rectum was fixed in osmic vapour and stained with Giern sa, but it was not until some time afterwards that I examined the slide, when it was seen that the spores were those of a Microsporidian, and I have to thank Dr. Woodcock for his kind assistance in directing me to the literature on the subject. Isolated meronts were found, containiug one, two, four or more nuclei (figs. 1 — 5), and some of these are apparently budding off uni- nucleate bodies (flg. 2), which may become either meronts or possibly sporonts. Exactly similar bodies are described by Perrin (8) for Pleistophora periplanetae and by Stempeil (11 and 12) for Pleis tophora (Thelohania) m ülleri, while S hi wa go (14) states that young pansporoblasts (sporonts) in PI. periplanet ae may bud in the same way. The sporonts each form eight spores (sporoblasts) which can be seen in various stages of development (flgs. 6 and 7), but the early divisions are not clear in this material. Each spore has at first an almost colourless cytoplasm and a mass of material at either end which stains red with Giemsa. It is seen early how'ever, that one of these masses is purplish red, while the other is a brighter red colour (fig. 6). It is unfortunate that only G iem sa -stained material was available, as probably the spore is developed froni a pansporoblast as is well described for Thelohania giardi by M ercier (G); but during certain stages in the development of spores in Th. chaetogastris Dunkerly, Occurrence of Thelohania and Prowazekia in Anthorayid flies. 137 the nuclei are terminal according to Schröder (10), and probably the bright red nuclear material (fig. 7) fornis the „Amöboidkerne" and the pink vacuole is the polar capsule. The larger spores are about 6 // to 7 (.1 long and are niore elliptical than ovoid in shape, but besides these there are a fevv groups of small spores (fig. 8), which are about 4 1.1 long, and may represent microspores, in which case the larger ones must be termed macrospores. P e r r i n , who worked with PI. periplanetae (8) described two kinds of trophozoite and spores in Pleistophora, but thought that the smaller forms belonged to an undescribed species, but microspores and macrospores have been described in several Micro- sporidia; in Pleistophora mirandellae by Vaney and Conte (15), in PI. elegans by Auerbach (la), in Thelohania janus and in Gurleya legeri by Hesse (3 and 4), inTh. chaetogastris by Schröder (10), and in Glugea varians by Leger (5). It seems likely therefore that the two kinds of spores found (figs. 7 and 8) re- present macrospores and microspores of the same organism. The material allows of no more than a record of the occurrence of this Microsporidian, which I name Thelohania ovata in an Anthomyid fly. Besides the Thelohania found by Hesse (3) in Tanypus, species of Glugea have been described also as parasitic in Diptera; e. g., in S i m u 1 i u m 0 r n a t u m larva by Leger (5). Vosseier in 1897 (16) described what may have been the trophozoite stage of a Microsporidian infecting Musca (Calliphora) vomitoria and Sarco- phaga carnaria with fatal results, but apparently he did not see the äctual spores. Flu (2) has published a description of a parasite in houseflies which seems to resemble in many of its stages the organism described above. The spores, of which eight are formed in a cyst, do not appear to possess a polar capsule, and Flu classes the organism discovered by him as a Schizogregarine, naming itOctosporea muscae domesti- cae. A point of considerable theoretical interest is the rather striking resemblance which the trophozoites, especially when budding (figs. 2 and 3), bear to Prowazek 's figures (9, fig. 7j) of parthenogenesis in Herpetomonas muscae domesticae, and Flu has pointed out that the same may be said of stages in his Octosporea. It certainly seems probable that stages of some Sporozoan parasite have been in- cluded by Prowazek in the life-history of Herpetomonas. Ghatton and Krempf have recently ^) described two parasites from Drosophila confusa, which they identify with Octosporea Flu, one with eight spores, 0. muscae domesticae Flu, and one with a Single spore in sporont, 0. monospora Chatton and Krempf. They object to the Classification of Microsporidia based on the number of spores in each sporont, owing to the variability of this character, but on their own showing, uothing is to be gained by founding a genus Octosporea with no character of distinction from Thelohania. I have retained therefore the provisionally effective generic name of Thelohania for this Microsporidian with sporont containing eight spores each with one polar capsule. 1) Bull, de la 80c. Zool. de France. T. 36. 1911. p. 172—179. Text fig. 138 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. II. Prowazekia sp. In one fly, Homalomyia canicularis, which I examined for Leptomonas, the rectum coutained numerous flagellates resembling Bodo, with one anterior and one posterior flagellum. Sniears were made and stained with G i e m s a after osmic vapour, and iron haematoxylin after Schaudinn's Sublimate alcohol, and in examination showed, that the Bodo possessed a large deeply staining body situate near the base of the flagella (figs. 9 — 13). With Giern sa the large nucleus stained distinctly red, while the elongated body at the base of the flagella takes on a very dark lilac or purple colour. Besides these bodies, chromatic granules are constantly present, and vacuoles are seen in some cases. The specimens stained with iron haematoxylin similarly show a very clear vesicular nucleus with a large karyosome, a darkly staining elongated body at the base of the flagella and numerous irregulär staining granules. The length of the iron haematoxylin specimens is about 6 //, but those fixed with osmic vapour and stained with Giemsa are larger and seem to be flattened out. No clear division stages are to be found, and the basal granules of the flagella are not obvious. It would seem that this organism is a form of Prowazekia discovered by Hartmann and Chagas (4) in a culture of human faeces in Brazil, and also found free-living by Nägler (7), and in the human intestine by Mathis and Leger (6). Alexeieff (1) has ob- jected to the creation of a new genus, asserting that Prowazekia is really Bodo, and that the chromatic mass at the base of, the flagella is not nuclear in structure or behaviour, and at the same time he says of Hart mann 's group, the Binucleata. "C'est un groupement purement theorique et Hartmann a tort de vouloir l'introduire en systematique." In a later paper (2) however, he describes the behaviour of the body at the base of the flagellum, in an organism identified by him as Bodo caudatus, at the time of division as resembling a nucleus in process of division and this view must be taken as modifying his previous Statements regarding the non-nuclear character of this body in Prowazekia, although he himself persists in regarding Prowa- zekia as a nomen nudum. A typical Bodo, according to Prowazek (9), may have such a body, but he did not consider it nuclear in cha- racter, naming it simply „Geißelsäckchen". At present therefore, the distinction between Bodo and Prowazekia is somewhat uncertain in character, and it is possible that many organism s previously described as Bodo will ultimately prove to be Prowazekia. The rarity of these two parasites of flies described above seems to point to a casual infection, due to the well known propensity of flies to settle ou auy decomposing material, and it may be as well to reniember in this connection that Microsporidia found in Stegomyia were stated to be the connected with yellow fever, though this has been denied by later workers, while at least two species of Prowazekia are found in human faeces. September, 1911. Ccntralhlatt RirBahlvriolotjU' Abt. I. (hu/. Bd 62 J, S. Dunkerlv, Thelohunia and Prowa^eiia. .). S. 0. del. Verlan von Giislav Fischer uiJciia .- i>/eise,Lith.,Jena. Dunkerly, Occurrence of Thelohania and Prowazekia in Anthomyid flies. 139 Reference. 1. Thelohania. 1) Auerbach, Die Cnidosporidien. Leipzig 1910. (Contains a valuable bibliography to which I am much indebted.) la) — , Zwei neue Cnidosporidien aus cyprinoiden Fischen. (Zool. Anz. Bd. 36. 1910. p. 440.) 2) Flu, Studien über die im Darm der Stubenfliege Musca domestica vor- kommenden protozoären Gebilde. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 57. 1911. p. 522.) 3) Hesse, Sur la pr^sence de Microsporidies du genre Thelohania chez les la- sectes. (Compt. Rend. Acad. Scienc. T. 137. 1903. p. 418.) 4) — , Sur une nouvelle microsporidie t^trasporee du genre Gurleya. (Compt. Band. Soc. Biol. T. 55. 1903. p. 495.) 5) Leger, Sur une nouvelle Myxosporidie de la famille des Glug^id^es. (Compt. Rend. Acad. Scienc. T. 125. 1897. p. 260.) 6) Mercier, Sur la developpement et la structure des spores de Thelohania giardi. (Compt. Rend. Acad. Scienc. T. 146. 1908. p. 33. 7) Minchin, Sporozoa. (Lankesters Treatise on Zoology. London 1903.) 8) Perrin, Observations on the structure and life-history of Pleistophora peri- planetae. (Quarterly Journ. Microsc. Science. Vol. 49. 1906.) [Preliminary note.] (Proc. Cambridge Phil. Soc. Vol. 13. p. 204.) 9) Prowazek, Die Entwickelung von Herpetomonas. (Arbeit, a. d. Kaiserl. Ge- sundheitsamt. Bd. 20. 1904. p. 410. 10) Schröder, Thelohania chaetogastris, eine neue in Chaetogaster dia- phanus schmarotzende Mikrosporidienart. (Arch. f. Protistenk. Bd. 14. p. 119.) 11) Stempell, Zur Entwickelung von Pleistophora Mülleri. (Zool. Anz. Bd. 24. 1901. p. 157.) 12) — . Ueber Thelohania Mülleri. (Zool. Jahrb. Abt. f. Anat. Bd. 16. 1902. p. 235.) 13) — , Zur Morphologie der Mikrosporidien. (Zool. Anz. Bd. 35. 1910. p. 801.) 14) Shiwago, Ueber Vermehrung bei Pleistophora periplanetae. (Zool. Anz. Bd. 34. 1909. p. 647.) 15j Vaney and Conte, Sur une nouvelle Microsporidie, Pleistophora mirandel- lae. (Compt. Rend. Acad. Scienc. T. 133. 1901.) 16) Vosseier, Ueber eine seltsame Infektionskrankheit bei Fliegen. (Jahresber. d. Ver. vattrl. Naturk. in Württemberg. Bd. 53. 1897. p. 242.) II. Prowazekia. 1) Alexeieff, Sur quelques points de la structure des "Binucl^ates" de Hartmann. (Compt. Rend. Soc. Biol. T. 69. 1910. p. 532.) 2) — , Sur la morphologie et la division de Boda caudatus (Duj.) Stein. (Compt. Rend. Soc. Biol. T. 70. 1911. p. 130.) 3) — , Sur les Flagell^s intestinaux des poissons marms. (Arch. Zool. expör. T. 6. 4) Hartmann u. Chagas, Flagellaten-Studien. (Mem. d. Inst. Oswaldo Cruz. T. 2. 1910. p. 64.) 5) Hart mann u. Jollos, Die Flagellatenordnung Binucleata. (Arch. f. Protistenk. Bd. 19. 1910. p. 81.) 6) Mathis et Leger, Sur un Flagell^, Prowazekia Weinbergi n. sp., fr^quem- ment observe dans les selles de l'Homme. (Bull. Soc. m^d. chir. de lUndo-Chine. T. 1. 9 oct. 1910 [Abs. in Bull. Inst. Past. T. 9. 1911. p. 198].) 7) Nägler, Prowazekia parva n. sp. (Arch. f. Protistenk. Bd. 21. 1910. p. 111.) 8) Parker, Beyer and Pothier, A study of the etiology of yellow fever. (Yellow Fever Inst. No. 1. Bull. No. 13. March 1903.) 9) Prowazek, Flagellatenstudien. (Arch. f. Protistenk. Bd. 2. 1903. p. 195.) Ezplauation of fig-ares. All figures were outlined with the aid of Abbes Drawing Apparatus. I. Thelohania ovata. Fig. 1. Trophozoite (meront) with five nuclear masses. X 2000. Fig. 2. „ „ budding off uni-nucleate bodies. X 2000. Fig. 3. „ „ „ „ „ „ X 1250. Fig. 4. Binucleate meront, with nuclei again dividing. X 2000. 140 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Fig. 5. Meront or (?) sporont, with four nuclei. X 2000. Fig. 6. Eight developing sporoblasts , scattered owing to bursting of sporont wall. X 1000. Fig. 7. Eight inacrospores in sporont. X l''^f>0. Fig. 8. Group of microspores. X 1000. II. Prowazekia sp. Fig. 9. Prowazekia sp. — Osmic vapour-G i e m s a. X 2000. Fig. 10. „ „ ,. ., „ X 2000. Fig. 11. „ „ „ „ „ X 2000. Fig. 12. „ „ Corr.-alc-Iron haem. X 2000. Fig. 13. „ „ „ „ „ X 2000. Nachdruck verboten. Die Blutparasiten des Maulwurfes. [Aus dem Kaiserl. Institut für experimentelle Medizin zu St. Petersburg (Abteilung A. A. Wlad irairof f).] Von K. Wrublewski. Mit 1 Tafel. Im Jahre 1845 beobachtete D. Gros in Rußland als erster kleine, wurmähnliche Parasiten im Blute des Maulwurfes, die selbst bei 400- facher Vergrößerung als winzige Gebilde erkenntlich waren. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß es sich dabei um Trypanosomen gehandelt hat. Im Jahre 1905 beobachtete S. F. Petrie in England Parasiten im Blute des Maulwurfes, die er als Trypanosomen erkannte und mit den Rattentrypanosomen identifizierte. Eine Verimpfung der von ihm ge- fundenen Trypanosomen auf Ratten ergab aber ein negatives Resultat. Nach den Untersuchungen von Petrie scheinen die Trypanosomen beim Maulwurf nicht selten angetroffen zu werden, denn unter 20 von ihm untersuchten Maulwürfen wurden sie bei 6 bzw. bei 30 Proz. der- selben gefunden. Im selben Jahre beschrieb Graham Smith in England einen Hämoparasiten des Maulwurfes von stäbchenförmiger Gestalt, der in den Bluterythrocyten gelagert war, und J. D. Thompson (England) fand im gleichen Blute außer den bereits oben erwähnten Parasiten eine weitere Form von plättchenförmiger Gestalt und intracorpuskulärer Lagerung. Diesen Parasiten fand er bei 2 von 14 Maulwürfen, und zwar beide Male in Symbiose mit Trypanosomen. Die der Beschreibung von Thompson beigegebenen, nichtfarbigen Abbildungen lassen nur eine schwache Vorstellung von der Morphologie der eben erwähnten Parasiten gewinnen. Die spärlichen Literaturangaben, die sich wesentlich auf Befunde in England beziehen und die wenig demonstrativen Abbildungen der plättchenförmigen Parasiten in der Arbeit von Thompson veranlassen mich, meine hämoparasitologischen Beobachtungen am Maulwurf in Rußland kurz wiederzugeben und eine farbige Tafel der Beschreibung beizulegen. Wie auch aus der Tafel ersichtlich ist, gelingt es bei gewissen Variationen in der Färbetechnik (Giemsa und Leishman), Bilder zu erzielen, die manche Einzelheiten der Parasiten deutlich zum Vor- leiitmlblaURiiBakterinlogie Abt. I. Om/. Bd.öZ K. Wnihleicski. Blutparasiten des Maulwurfes. \iMlau '.•1)11 Ciiislöv Fischer m.li^iL --. 'i'.'use.L-JK.Jcrith. Wrublewski, Die ßlutparasiten des Maulwurfes. 141 schein bringen und für das morphologische Studium der Parasiten von Interesse sind. Die raikrometrischen Untersuchungen ergaben für das Maulwurf- Trypanosoma folgende Werte: Länge: Maximum 33,5 i-i, Minimum 27 ^/, Durchschnitt 30 // Breite: „ 7 „ „ 4.5 „ „ 6 „ Im mikroskopischen Bilde erscheint das T r y p a n o s o m a als zartes, flaches und geschmeidiges Gebilde. Der Protoplasmaleib zeigt eine fein angedeutete Querstreifung. Innerhalb der Querstreifung finden sich chromatinähnliche Granula von verschiedener Größe, die, wie es bei passiven Bewegungen des Protoplasmaleibes in Erscheinung tritt, eine gewisse Lokomotion aufweisen. Der verhältnismäßig kleine Kern des Trypanosoma liegt meist exzentrisch, und zwar näher zum vorderen Ende am Rande des Try- panosoma-Leibes. An gefärbten Präparaten weist der Kern eine un- gleichmäßige Färbung auf. Im hinteren Teil des Tryp an o so ma- Leibes ist das kleine, runde, intensiv färbbare Centrosoma gelegen, von dem aus eine kurze, 4,5 f.i messende Geißel ausgeht. Diese zieht sich zuerst in Form eines faden- förmigen Gebildes (bei Giemsa-Färbung rot) längs des Protoplasmaleibes hin und endet mit einer kleinen, knopfförmigen Auftreibung. Bei sorgfältiger Beobachtung kann man feststellen, daß der Anfang der Geißel, in Form des am Rande des Protoplasmas sich hinziehenden Fadens keineswegs innerhalb des Protoplasmas gelegen ist oder direkt an dasselbe sich anschließt. Vielmehr verbindet Protoplasma und Geißel ein enger, kaum 0,2 fx breiter Streifen von rosa Farben ton (Giemsa- Färbung), der am ehesten als undulierende Membran angesprochen wer- den kann. Nichtsdestoweniger kann behauptet werden, daß das Maulwurf- Trypanosoma einer eigentlichen undulierenden Membran entbehrt und daß die Fortbewegungen des Parasiten durch wellenartige Rand- bewegungen des Protoplasmas und durch Geißelbewegungen in der Rich- tung des Geißelendes zustande kommen. Der hintere, sich stark ver- jüngende Parasitenteil läuft in ein spitzes, ausgezogenes Ende aus. Die Zahl der im Blute anzutreffenden Parasiten ist recht klein, und bedarf es des öfteren einer sorgfältigen Durchmusterung des Präparates, um auf vereinzelte Trypanosomen zu stoßen. Abweichungen von der eben beschriebenen Form sind bei der aus- gesprochenen Subtilität der Parasiten nicht selten anzutreffen und zum Teil wenigstens als Artefakte zu betrachten. Bezüglich der plättchenförmigen Parasiten ist eine genaue morpho- logische Beschreibung um so schwieriger, als ihr Bau ein recht kom- plizierter ist und auch die Form eine sehr verschiedene sein kann. Selbst die topographische Lage der einzelnen Teile ist großen Schwankungen unterworfen und macht eine Deutung ihrer funktionellen Rolle äußerst schwierig. Der plättchenförmige Parasit ist wesentlich größer als die roten Blutkörperchen des Maulwurfes. Seine Form ist von Natur aus an- scheinend oval. Auf den üblichen Ausstrichpräparaten hängt seine Form wesentlich von den ihn umgebenden Erythrocyten ab. Die Hauptmasse des Parasiten stellt das Protoplasma dar, welches bei Giemsa-Färbung einen hellblauen, bei Leish man -Färbung einen leicht violetten Ton annimmt. 142 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. In der Längsrichtung des Parasiten zieht sich ein leicht gebogener Streifen hin, der an gefärbten Präparaten durch eine ausgebliebene Tinktion in Erscheinung tritt und der von uns als kanalähnliches Ge- bilde angesprochen wird. Entweder zieht der Streifen durch die Mitte des Parasitenleibes, oder er ist näher an der Peripherie gelegen. Oefters sind kleine, sich vom Streifen absondernde Abzweigungen vorhanden, die zum Rande des Parasiten ziehen und an den Ausführungsgang mancher Protisten erinnern. Der Kern des Parasiten liegt innerhalb desjenigen Protoplasmateiles, der von dem bogenförmigen Streifen um- säumt wird. Seine Form ist unregelmäßig und seine Masse nicht kom- pakt. Vielmehr erscheint der Kern gewissermaßen von der Proto- plasmasubstanz durchwirkt zu sein. Sowohl im Kerne als auch im Protoplasma sind Granula vorhanden, die sich dunkel färben und an Chromatingranula erinnern. Der ganze Leib des Parasiten ist von einem hellen, schwach färb- baren, homogenen, engen Hof (Leish man -Färbung) umgeben, dessen Farbenton stark an das Protoplasma der roten Blutkörperchen erinnert. Dieser Umstand veranlaßte auch Thompson, den plättchenförmigen Parasiten als einen intracellulären zu betrachten und den ihn umgeben- den Hof für die Reste des mit dem Parasiten infizierten Erythrocyten zu halten. Nichtsdestoweniger, und das möchten wir besonders unter- streichen, ist es weder Thompson noch uns gelungen, den Moment des Eindringens des Parasiten in das rote Blutkörperchen zu beobachten, oder seine Entwickelung in Er3'throcyten zu verfolgen. Es sei noch hinzugefügt, daß der besagte Hof den Parasiten keines- wegs allseitig gleichmäßig umgibt. An manchen Stellen ist der Hof breit und deutlich wahrnehmbar, an anderen Stellen wieder bis auf einen kaum sichtbaren Rest reduziert und des öfteren überhaupt nicht nach- weisbar. Eine allseitige Umschließung des Parasiten durch den Hof kommt, wie wir uns überzeugen konnten, überhaupt nie zustande. Bei Umlagerung des Parasiten durch rote Blutkörperchen finden sich meist Ausläufer dieses Hofes, die in mannigfaltigster Weise die zwischen den Erythrocyten liegenden Lücken ausfüllen und nicht selten in die Umgebung des Parasiten ausstrahlen. Ueber das Wesen und die funktionelle Bedeutung des Hofes läßt sich vor der Hand schwer etwas sagen. So gut er einerseits als Rest eines roten Blutkörperchens aufgefaßt werden kann, so gut kann er anderer- seits auch als zum Parasiten zugehörig gedeutet und z. B. als un- dulierende Membran angesehen werden. Im Protoplasmaleib des Parasiten finden sich vielfach kleine, runde, vakuolenähnliche Gebilde, die stark lichtbrechend sind und die trotz Anwendung der verschiedensten Färbemethoden stets ungefärbt blieben. Ob diese Gebilde mit richtigen Vakuolen identifiziert werden können oder wie weit ihre Existenz mit Sekretionsvorgängen in Verbindung steht, ist eine offene Frage, obwohl die letztere Annahme ziemlich viel W^ahrscheinliches für sich hat. Was die Häufigkeit der plättchenförmigen Parasiten anlangt, so fanden sie sich in unseren Fällen viel häufiger vor, als die Trypano- somen. Fast in jedem Gesichtsfelde konnte ein plättchenförmiger Parasit beobachtet werden. Der Umstand, daß das Trypanosom a mit dem plättchenförmigen Parasiten in den von uns untersuchten Fällen stets vergesellschaftet Schöppler u. Krüger, Zur Unterscheidungsfrage von A. canis u. A. felis. 143 war, wirft die Frage auf, ob es sich um eine Symbiose der beiden Parasiten handelt, oder ob wir es mit zwei nahe verwandten Formen des Parasiten zu tun haben. Irgendwelche Anhaltspunkte zur Losung dieser Frage hat das morphologische Studium der Präparate nicht ergeben. Teilungsformen konnten nur in einem einzigen Falle beobachtet werden, und zwar beim plättchenförmigen Parasiten (Anfangsstadium). Was das Verhalten der Parasiten zu den Farbstoffen anlangt, so ist zur färberischen Darstellung der Trypanosomen eine schwache Giemsa- Färbung am geeignetsten, während die plättchenförmigen Parasiten nur bei starker Ueberfärbung mit Le is h man -Lösung deutlich in Er- scheinung treten. Mit ein und derselben Methode beide Parasitenarten gleichzeitig gut zu färben ist, wie unsere zahlreichen diesbezüglichen Versuche ergeben haben, nicht angängig. Um die für die Darstellung der Parasiten notwendige Färbungs- intensität bildlich darzustellen, ist in beiden Fällen ein Leukocyt als Testobjekt mit entsprechender Färbung zur Darstellung gebracht. Die obigen Befunde sind erhoben worden an zwei Maulwürfen in dem Wald von Bjelowesch, und zwar in einem Falle an einem frisch gefallenen Maulwurf, im zweiten an einem lebenden. Bei zahlreichen Blutuntersuchungen an Maulwürfen, die wir später in St. Petersburg durchführten, fanden wir das Maulwurf-Trypano- soma in keinem einzigen Falle, den stäbchenförmigen Parasiten nur einmal. Die kurz wiedergegebenen Befunde scheinen uns von einem gewissen Interesse zu sein und zu weiteren Studien aufzufordern, speziell auf dem Gebiete der Symbiose von Trypanosomen und anderen Parasiten und auf dem Gebiete der vergleichenden Protistenmorphologie. Literatur. 1) Gros, D., Observations et inductions microscopiques sur quelques parasites. (Bull, de la Soc. Imp^r. des Naturalistes de Moscou. T. 18. 1845. p. 424.) 2) Petrie, G. F., Observations relating to the structure and geographica! distribution of certaia Trypanosomes. (Journ. of Hyg. Vol. 5. p. 191.) 3) Graham-Smith, A new form of parasite found in the red blood corpuscles of moles. (Joura. of Hyg. Vol. V. p. 453.) 4) Thompson, J. D., Blood parasites of the mole, including a new form of intra- corpusculare Parasite. (Journ. of Hyg. Vol. 6. p. 574 — 579.) Nachdruck verholen. Zur Unterscheiduiigsfrage von Ascaris canis und A. felis (Ascaris canis s. mystax). Von Dr. Herrmaiin Schöppler und Dr. Paul Krüger. Durch ältere wie neuere Publikationen ist mit Sicherheit festgestellt worden, daß außer dem allbekannten Parasiten des Menschen, dem Spul- wurm (Ascaris lumbricoides), noch eine weitere Ascaris -Form vorkommt, die vor allen anderen Unterschieden vorzugsweise durch ihre geringere Größe vor dem gewöhnlichen Spulwurm auffällt. Diese relative Kleinheit des in Frage stehenden Parasiten gab auch, soweit die Bei- spiele in der Literatur sich dahin verfolgen lassen, die Ursache ab, daß 144 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. dieser A scaris-Form von selten der Aerzte weitere Beachtung ge- schenkt wurde und dieselbe durch Untersuchung und Beschreibung zur allgemeinen Kenntnis gelangte. Es ist dies auch ganz natürlich, denn die genauere Untersuchung eines solchen Fundexemplares, wie z. B. auf die Gestaltung seines Kopfendes usw. wird zumeist bei dem praktischen Arzte fortfallen müssen, da ihm hierzu in erster Linie die nötigen In- strumente fehlen werden. Die Untersuchung dieser kleineren Art von Ascaris hat nun aber dort, wo sie erfolgte, m der weitaus größeren Zahl in solchen Fällen zur Feststellung von Ascaris mystax beim Menschen geführt. Ascaris mystax wurde bis in die neueste Zeit als eine Para- sitenform aufgefaßt, die bei dem Hund und der Katze in gleicher Weise vorkommen. P ei per z. B. schreibt von ihm: „Außer dem Ascaris lumbricoides ist auch der Ascaris mystax Zeder, der Katzen- oder Hundespulwurm, gelegentlich beim Menschen gefunden worden." Kitt sagt in der 2. Auflage seines Lehrbuches: „Hunde und Katzen haben denselben Spulwurm, Ascaris mystax, der nur beim Hunde etwas größer wird und früher als besondere Species angesehen, als Ascaris marginata Bezeichnung fand." Solche Beispiele aus der Literatur ließen sich noch weiter anführen, doch mögen diese als Beweis dafür genügen, daß unter der Bezeichnung Ascaris mystax sowohl der Hunde- als auch der Katzenspulwurm verstanden wurde. Durch eine größere Reihe von Untersuchungen und an Nematoden angestellten Versuchen kam nun in neuester Zeit Glaue zu dem Ergebnis, daß der Name Ascaris mystax für die beim Hunde und der Katze vor- kommende Parasitenform nicht zu Recht bestehe. Die anatomischen und histologischen Unterschiede in der Flügelform, dem Flügelquer- schnitt, der Cuticula usw. führten zur Sonderung in der Mystax- Gruppe, so daß Glaue dieselbe in die Typen: Ascaris felis und Ascaris canis teilt. Nachdem vor kurzem in diesem Blatte (Bd. 58, 1911, Heft 6, p. 567 u. 568) über einen neuen Fall von Ascaris mystax beim Menschen berichtet werden konnte, lag uns daran, die aus dieser Beobachtung noch vorhandenen Exemplare daraufhin zu untersuchen, ob sie die von Glaue angegebenen Merkmale zeigen und somit in die neue Systematik eingegliedert werden könnten. Es standen insgesamt noch 21 Tiere zur Verfügung, von denen sich 14 als Männchen und 6 Stück als Weibchen erwiesen. Die große Zahl von Männchen gegenüber den Weibchen ist einigermaßen auf- fallend, da alle Autoren die relative Seltenheit hervorheben und bei Glaue sich sogar der Satz findet: „Stets überwiegen die Weibchen, zum Teil fanden sich nur solche vor." Die Längenmaße der einzelnen Individuen ergaben folgende Zahlen : Männcher 1 Weibchen 32 55 65 42 95 4ö 56 66 42 47 56 70 68 50 57 74 72 55 61 93 Es handelte sich also um relativ kleine Exemplare, da Glaue in seinen Beiträgen zur Systematik der Nematoden die Länge des S bei Ascaris canis auf 120.00 mm, des $ auf 220,00 mm. die Länge des S bei Ascaris felis auf 60,00 mm, die des ? auf 120,00 mm angibt. Schöppler u. Krüger, Zur Unterecheidungsfrage von A. canis u. A. felis. 145 Für die Dicke der einzelnen Tiere wollen wir von einer Angabe ab- sehen, weil sie gleichfalls keine absolute Gültigkeit besitzen dürfte, um so weniger, als die Untersuchung der Tiere am konservierten Material vorgenommen werden mußte, wodurch eine Schrumpfung und auch eine seitliche Abplattung durch das Beieinanderliegen im Glase nicht ver- hindert werden konnte. Aus denselben Gründen können auch keine Angaben über den Bau der Cuticula und ihrer Schichten oder den der Flügel gemacht werden. Die Ringe der Rindenschicht glichen aber durchaus denen, die Glaue für Ascaris canis angibt, und verweisen wir auf die in der Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. 9. Fig. 4 B. p. 564 daselbst gegebene Abbildung. Das Kopfende der Tiere war durch die Konservierung leicht ein- gerollt, doch konnte die Form der Flügel gut unterschieden werden. Dabei ergab sich, daß bei sämtlichen Tieren, Männchen wie Weibchen, eine typische Form der Kopfflügel, wie sie Glaue für Ascaris canis und Ascaris felis aufstellt, nicht festgestellt werden konnte, sondern daß alle Uebergänge zwischen den Flügelformen, die Glaue für Ascaris canis und Ascaris felis im Zool. Anz., Bd. 35, in Fig. lA und E, p. 748 abgebildet hat, vorgefunden wurden. Ob diese Uebergänge auch im histologischen Bau der Flügel wiederkehren, konnte, wie schon erwähnt, nicht sichergestellt werden. Die Untersuchung ergab aber mit Bestimmt- heit, daß die Flügelform nicht zur Unterscheidung von Ascaris canis und A. felis dienen kann. Was nun das Körperende anbelangt, so trat dabei gleichfalls ein merkwürdiges und den Angaben Gl au es widersprechendes Verhalten zutage. Es zeigten sämtliche Weibchen ein fast gerades, nicht ein- gerolltes, und ein nicht nach dem After eingeknicktes Körperende, so wie es für Ascaris canis angegeben wird. Ganz anders war es bei den Männchen. Bei ihnen war der Schwanzteil stets mehr oder weniger eingerollt und vor allem nach dem After deutlich eingeknickt. (Siehe Glaue, Zool. Anz. Bd. 35. 1910. Fig. 5 E. p. 752.) Dieses äußere Verhalten würde für Ascaris felis sprechen, wenn nicht Anordnung und Zahl der Papillen: 4 ventral, 3 dorsal, gemäß den Angaben Gl au es die Tiere als Ascaris canis erkennen ließen. Daß diese Einknickungen künstlich hervorgerufen seien, können wir nicht glauben, da man sonst irgendwelche starke Falten am Präparat bemerken müßte, und diese dann auch bei den Weibchen wahrzunehmen gewesen sein müßten , nachdem auch die Weibchen aus dem Darm- traktus desselben Individuums stammten und mit den Männchen zu- sammen konserviert wurden. Die Form der Spicula entspricht gleichfalls denen von Ascaris canis. Es handelt sich nach den vorliegenden Untersuchungen in diesem einen Falle des Vorkommens von Ascaris mystax beim Menschen um die Subspecies A. canis Werner. Ob Ascaris canis Werner und Ascaris felis Göze zwei scharf getrennte Arten sind, ist zweifelhaft. Sie mögen weit eher nur zwei extreme Formen einer und derselben Species darstellen. Uebrigens weist Glaue selbst in einer seiner Arbeiten (Zool. Anz. Bd. 35. 1910. p. 756/57) darauf hin, daß die verschiedenen Formen der Mystax- Gruppe überhaupt noch nicht scharf genug geschieden sind und zweifel- los Uebergänge vorhanden sind. Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 1/2. 10 146 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Literatur. Glaue, H., Zur Unterscheidung von Ascaris felis (Ascaris canis s. mystax). (Zool. Anz. Bd. 33. 1909.) — , Beiträge zur Systematik der Nematoden. (Zool. Anz. Bd. 35. 1910.) — , Beiträge zu einer Monographie der Nematodenspecies Ascaris felis und Ascaris canis. (Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 95. 1910.) Kitt, Th., Lehrbuch d. patholog. Anatomie d. Haussäugetiere. Bd. 2. 2. Aufl. Stutt- gart 1901. Peiper, E., Nematodes, Fadenwürmer. (Die Deutsche Klinik am Eingange d. 20. Jahrhund. Bd. 2. Berlin-Wien 1903.) 8chöppler, H., lieber das Vorkommen von Ascaris mystax R. beim Menschen, nebst einem kasuistischen Beitrage. (Wien. klin. Rundsch. 1908.) — , lieber Ascaris mystax R. beim Menschen. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 58. 1911.) Ifachdruck verboten. Das Verhalten heterologer Immunsera im normalen und im allergischen Organismus 0- [Aus dem bakteriologischen Laboratorium des k. und k. Militärsanitäts- komitees in Wien.j Von Priv.-Doz. Dr. R. Doerr und R. Pick. Mit 2 Figuren. Die anaphylaktischen Krankheitserscheinungen, speziell der experi- mentelle Shock, sind zweifellos Immunitätsphänomene, deren letzte Ur- sache nur in einer Reaktion zwischen Eiweißantigenen und ihren Anti- körpern gesucht werden kann. Daß diese Reaktion zur Noxe für den Tierkörper wird, in welchem sie abläuft, erklärt man nach der allgemein herrschenden Ansicht so, daß bei der gegenseitigen Einwirkung von Antigen und Antikörper (Ambozeptor + Komplement) neue giftige Sub- stanzen entstehen, die eine akute Intoxikation des Organismus be- wirken. Ob der anaphylaktische Symptomenkomplex nur als Vergiftung im engeren Sinne gedeutet werden kann, und ob nicht auch andere Möglichkeiten bestehen, wurde fast gar nicht in Diskussion gezogen, obzwar schon das vorliegende Tatsachenmaterial ausreichte, um Bedenken gegen die Richtigkeit einer aprioristischen Auffassung zu erwecken. Man erhob vielmehr die Idee der Vergiftung zum leitenden Prinzip einer Arbeitsrichtung, deren Bestreben darin gipfelte, das „anaphylaktische Gift" in vitro aus jenen Komponenten darzustellen, die für seine hypo- thetische Bildung im lebenden Tiere in Betracht kommen, und suchte auf diesem Wege zu bestimmten Vorstellungen über seine chemischen Charaktere, über seine Matrix und den Mechanismus seiner Entstehung zu gelangen. Als Resultat der ungemein extensiven Bearbeitung dieses Problems ergab sich der Schluß, daß das „anaphylaktische Gift" als ein pepton- artiges Eiweißderivat anzusehen sei, welches aus der fermentativen Zer- legung nativer ungiftiger Proteine in der Blutbahn oder in den Geweben hervorgeht, ein Prozeß, den man mit dem Schlagworte der parente- ralen Verdauung bezeichnet hat. Da nun die Anaphylaxie auf einer 1) Ausgeführt mit teilweiser Benützung der Mittel der Tr e n kl e- Stiftung für das Jahr 1911. Doerr u. Pick, Das Verhalten heterologer Immunsera im Organismus. 147 Reaktion zwischen Eiweißantigen und Antikörper beruhen muß, so folgerte man weiter, daß eben diese Reaktion als peptischer Abbau verläuft, der hochgiftige intermediäre Spaltprodukte liefert; die Rolle des verdauenden Fermentes schrieb man dem Komplement zu. Diese Thesen halten die meisten Autoren, welche in der letzten Zeit zur Erforschung der Eiweiß- allergie beigetragen haben, für sichergestellt (Friedemann, Fried- berger, Biedl, Kraus, H.Pfeiffer, Weichardt, Schitten- helm, Vaughan u. v. a.) und die bestehenden Divergenzen betreffen relativ unwesentliche Details. In Anbetracht dieser prinzipiellen Ueber- einstimmung muß es um so mehr befremden, daß gerade die wichtigste Frage, die sich als nächste Konsequenz aus der Theorie der parenteralen Eiweißverdauung ergibt, noch als ungelöst zu betrachten ist, die Frage nämlich, welcher Eiweißkörper durch seinen Zerfall zur Quelle des „ana- phylaktischen Giftes" wird. Kehrt man zum Ausgangspunkt der Anaphylaxieforschung zurück, zum aktiv anaphylaktischen Experiment, so existieren in diesem Falle, wie ohne weiteres klar, überhaupt nur zwei Eiweißarten, in denen wir die Matrix des supponierten toxischen Abbauproduktes suchen können ; das eigene Eiweiß des Versuchstieres oder das reinjizierte, den Shock auslösende, blutfremde Eiweißantigen. Die erste der beiden Möglichkeiten soll uns hier nicht weiter be- schäftigen ; Versuche, die sich in mehrfacher Richtung bewegten, werden an anderer Stelle Gelegenheit geben, dieser Spezialfrage näherzutreten und zu erörtern, ob das eigene Körpereiweiß beim Ablauf von Antigen- Antikörperreaktionen pathogene Funktionen erwerben kann und ob dieser Prozeß als Abbau zu toxischen Derivaten infolge von Komplementwirkung, als parenterale Verdauung durch das Komplement erklärt werden darf. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich eventuelle fermentative Fähigkeiten komplexer Antikörper (Ambozeptoren und Komplemente) gegen das Eiweiß kehren, an dem sie selbst haften, wenn sie mit einem Antigen abreagieren können, ist übrigens nur gering. Viel natürlicher ist es, wenn man schon an der parenteralen Verdauungstheorie festhält, die Giftquelle im Abbau des Antigens zu suchen; ist es ja doch das Antigen, welches bei der Hämo- und Bakteriolyse, also bei der Beeinflussung durch Ambozeptor und Komplement, sinnfällige und tiefgreifende Veränderungen erleidet, wenn freilich auch keine Berechtigung besteht, dieselben als Verdauung, als chemischen Abbau zu qualifizieren. Die Vorgänge bei der Cytolyse gaben bekanntlich auch die Veranlassung, die Entstehung des wirksamen Giftes bei der Anaphylaxie gegen Erythrocyten und Bak- terien durch einfache Auflösung dieser Zellen und das Freiwerden prä- formierter Endotoxine erfolgen zu lassen (R. Pfeiffer, Wolff- Eisner, Weichardt u. a.). Mit der Entdeckung der Allergie gegen gelöste, primär ungiftige Eiweißkörper (artfremdes Serum) mußte diese Vorstellung fallen; man nahm daher an, daß das Gift nicht vorgebildet sei, sondern neu entsteht, ließ es aber nach wie vor aus dem Antigen hervorgehen, und zwar auch im Falle zelliger Antigene nicht durch bloße Lyse, sondern, wie schon erwähnt, durch chemische Zersetzung infolge verdauender Einflüsse des Komplements, Das anaphylaktische Gift als Antigenderivat ist auch heute noch die dominierende Hypothese; sie wird in ihrer reinsten Form von Fried- berger vertreten, der sich ja mit der vitro-Darstellung der „Anaphyla- toxine" am meisten beschäftigt hat, fand aber auch mit gewissen Modifi- kationen Anhänger in Neufeld, Dold, Vaughan u. a. 10* 148 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Ist das Antigen tatsächlich die Quelle des vermeintlichen Giftes, so müßten zwei unmittelbare Folgerungen zutreffen, welche sich aus dieser Prämisse ergeben : 1) Eingespritztes Antigen müßte im anaphylaktischen Shock bei allen Tierarten rascher abgebaut werden, daher schneller verschwinden, als bei normalen Kontrollen gleicher Art. 2) Die verschiedene Intensität, mit welcher differente Tierspecies auf wiederholte Zufuhr desselben Eiweißantigens reagieren, könnte nur aufgefaßt werden als eine verschiedene Empfindlichkeit gegen das „ana- ph)iaktische Gift", wie das von Seite Friedbergers auch geschah. Danach wäre das hochempfindliche Meerschweinchen so beschaffen, daß geringe Dosen Gift, die durch den Abbau minimaler Antigenquantitäten geliefert werden, schon schwere Störungen und Exitus bedingen, während das viel resistentere Kaninchen auch bei Berücksichtigung des Körper- gewichtes ungleich größere Giftmengen benötigt, um schwer geschädigt zu werden, Giftmengen, die nur aus dem Umsatz größerer Antigendosen hervorgehen könnten, konform der Tatsache, daß man bei solchen gegen Anaphylaxie wenig empfindlichen Tieren viel Antigen reinjizieren muß, um bei der Probe schwere Symptome zu erzielen, während beim hyper- sensiblen Meerschweinchen Milligramme von spezifischem Eiweiß genügen, um Exitus in wenigen Minuten zu erzeugen. Vom Standpunkte der Hypo- these einer Vergiftung durch Antigenderivate ließe sich also bei ausge- prägtem Shock wenig empfindlicher Tiere ein besonders intensiver Antigen- abbau erwarten, der im raschen Verschwinden des Antigens gegenüber nicht vorbehandelten Tieren gleicher Art seinen Ausdruck finden müßte. Damit beschäftigen sich die vorliegenden Untersuchungen, die zum Teil allerdings bereits bekannte Verhältnisse streifen, die aber hier doch in anderem Zusammenhang betrachtet werden und zu neuen Ergebnissen führten, was ihre Mitteilung rechtfertigen mag. Es wurde allergischen Kaninchen und Meerschweinchen sowie gleich schweren unvorbehandelten Kontrollen Pferdeserum injiziert, und zwar nicht normales, sondern Choleraagglutinin. In verschiedenen Zeitinter- vallen wurden Aderlässe ausgeführt und in den abgeschiedenen Sera bestimmt: a) Der Gehalt an Pferdeeiweiß (präzipitabler Substanz) mit Hilfe präzipitierender Antipferdesera von Kaninchen. Auf die direkte Bestimmung des anaphylaktischen Antigens durch Prüfung der sensibilisierenden Fähigkeit der einzelnen Aderlaßsera fiir resp. gegen Pferdeeiweiß wurde verzichtet, da hier besondere, kompli- zierte Verhältnisse zu obwalten scheinen, die den Rückschluß auf vor- handene Antigenreste erschweren (vgl. die Arbeiten von Benjamin und Witzinger). Außerdem besteht ja heute kein Zweifel mehr, daß präzipitable Substanz und Anaphylaktogen identisch sind; wenn auch diese beiden Funktionen des Eiweißantigens durch verschiedene Methoden nachgewiesen werden, so ist es daher doch zulässig, sich zu ver- gleichenden Messungen über anaphylaktisches Antigen der Präzipi- tation zu bedienen. Es wurde nur das Verschwinden der präzipitablen Substanz aus dem kreisenden Blute studiert, trotzdem wir durch Lukhardt und Becht, Vaughan, Cumming und McGlumphy wissen, daß Eiweißantigene sehr bald nach der Zufuhr in die Gewebe übertreten und dort nach- weisbar werden, daß daher das Manko in der Zirkulation nicht ohne weiteres als Verbrauch zu deuten ist. Hier kam es aber nur auf den Doerr u. Pick, Das Verhalten heterologer Immunsera im Organismus. ]49 Vergleich zwischen normalem und allergischem Tier an, und es ist klar, daß jede Differenz des Abbaues sich in der auf das Blut entfallenden Antigenquote widerspiegeln mußte. Ferner sei ausdrücklich betont, daß wir aus den gewonnenen Resul- taten nur den Schluß zogen, daß erhaltene präzipitable Sub- stanz gegen den Abbau von Antigen spricht, daß aber aus dem Minus an präzipitabler Substanz keine weitere Folgerung hin- sichtlich seiner Gründe abgeleitet wurde. b) Zweitens wurde bei jedem Aderlaßserum austitriert die aggluti- nierende Fähigkeit für Choleravibrionen. Nach der Ansicht zahlreicher Autoren stehen die Immunkörper, speziell die am häufigsten untersuchten Agglutinine, mit der präzipitablen Substanz der Sera, in denen sie vor- kommen, in engstem Verbände, oder sind sogar mit bestimmten Anteilen der letzteren identisch ; es war daher zu erwarten, daß die parallele Be- stimmung von Agglutinin und präzipitablem Eiweiß im kreisenden Blute normaler und allergischer Tiere, denen man heterologes agglutinierendes Serum injiziert hatte, neue Beiträge zu dieser Frage liefern würde. Bevor wir auf die in dieser Richtung erzielten Ergebnisse eingehen und sie einer Diskussion unterziehen, seien die Versuche in extenso wieder- gegeben. In technischer Hinsicht sei nur bemerkt, daß wir bestrebt waren, innerhalb jedes Versuches den agglutinierenden Titer des Immunserums und den Gehalt an präzipitablem Eiweiß (gemessen nach der Uhlen- huth sehen Methode) von vornherein möglichst gleich zu machen. Wurde also z. B. ein Pferdeserum gewählt, welches in der Menge von 0,5 mg Choleravibrionen gerade noch agglutinierte, so wurde zur Messung des präzipitablen Eiweißantigens ein Antipferdeserum vom Kaninchen benützt, welches annähernd gerade noch eine Lösung von 0,5 mg dieses Pferde- serums präzipitierte. Durch diese Maßnahme war der Gehalt an präzi- pitabler Substanz und Agglutinin bei Beginn der einzelnen Reihen- experimente gleich gesetzt, natürlich rein willkürlich, durch Benützung von Pferdepräzipitinen einer bestimmten Wirkungsgrenze. A. Kaninchen. I. Kaninchen No. 336 und No. 152 hatten das gleiche Körpergewicht (4500 g). No. 152 war normal, No. 336 mit Pferdeserum vorbehandelt, und zwar nach folgendem Schema : 16. Dez. 1910 5,0 Normalpferdeserum intravenös 19. „ „ 2,0 22. „ „ 2,0 Am 15. Jan., also 24 Tage nach dem bei No. 336 die letzte Antigeninjektion ausgeführt worden war, erhielten beide Tiere eine intravenöse Einspritzung von je 5,0 ccm agglu- tinierenden Choleraserums vom Pferde. Dieses Choleraserum agglutinierte in der Ver- dünnung von 1 : 6400 Choleravibrionen (Stamm Petersburg) eben noch komplett. In regelmäßigen Intervallen nach diesem Eingriff wurden aus der Ohrvene je 20 ccm Blut entnommen, und zwar gemäß der nebenstehenden Tabelle: 1. Aderlaß nach 5 Minuten (konnte bei No. 336 nicht ausgeführt werden) 2. jy , 1 Stunde 3. ,j , 6 Stunden 4. , 12 5. , ^4 6. , 48 „ 7. , 96 8. , 144 „ Der erste Aderlaß war bei No. 336, dem gegen Pferdeserum allergischen Kaninchen, nicht zu bewerkstelligen, da trotz aller Bemühungen aus der durchtrennten Ohrvene nur wenige Tropfen abflössen. Das Tier hatte nach der Injektion von 5,0 agglutinierenden 150 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Pferdeserums einen intensiven Shock bekommen, litt an intensiver Dyspnoe, lag somnolent am Bauche, und die Unmöglichkeit, aus dem anämischen Löffel Blut abzu- zapfen, war wohl auf den gesunkenen Blutdruck infolge der Erweiterung der Gefäße der Baucheingeweide zu beziehen. Nach einer Stunde hatte sich das Kaninchen etwas, wenn auch nicht vollständig, erholt und der zweite Aderlaß gelang nach vorheriger Hyperämisierung des Löffels durch Abreiben mit Xylol. Das von jedem Aderlaß gewonnene Serum wurde in der Weise verarbeitet, daß Verdünnungen desselben mit NaCl hergestellt und in einer Serie je 0,5 ccm jeder Ver- dünnung mit 0,5 ccm einer Aufschwemmung von Choleravibrionen (1 Agarkultur in 10 ccm) vermengt wurde. Ablesung nach 2 Stunden bei 37" C. In einer zweiten Serie wurde je 0,5 ccm derselben Verdünnungen mit 0,5 ccm NaCl gemischt und dann 0,1 ccm eines Antipferdeserums vom Kaninchen (No. 26) hinzugesetzt, welches gerade in einer 6400-facnen Verdünnung des agglutinierenden Pferdeserums einen Niederschlag erzeugte. + + + + bedeutet bei der Agglutination komplette Ausfällung der Bakterien mit völliger Klärung der überstehenden Flüssigkeit, bei der Präzipitation starken Nieder- schlag ; + -f + bei der Agglutination Ausfällung mit leichter Trübung der Flüssigkeit, bei der Präzipitation spärlicheren Niederschlag; -|-+ bei der Agglutination Ausfällung mit starker fortbestehender Trübung, bei der Präzipitation Bildung grober, mit freiem Auge sichtbarer Flocken; + Spur Agglutination, feinste, nur mit der Lupe wahrzunehmende Flöckchen. 1. Aderlaß (5 Minuten). Kaninchen 336 (allergisch) Kaninchen 152 (normal) [ünnung ' Präzipitables Eiweiß Agglutinin Präzipitables Eiweiß Agglutinin 20 + + + + + + + + 100 + + + + + + + + 200 + + + + + + + + 300 + + + + + + 400 + + + + 500 0 0 600 0 0 2. Ad erlaß (1 Stunde). 20 + + + + + + + + + + + + + + + + 40 + + + + + + + + + + + + + + + + 80 + + + + + + + + + + + + + + + + 100 + + + + + + + + + + + + + + + + 120 + + + + + + + + + + + + + + + + 140 + + + + + + + + + + + + + + + + 180 + + + + + + + + + + + + + 200 + + + + + + + + + + + + 220 + + + + + + + + 240 + + + + + + + + 260 + + + + + + + + 280 + + + + + + + 300 e + + + + + 400 e e e 0 600 e e 0 0 S. Ad erlaß (6 Stunden). 40 + + + + + + + + + + + + + + + + 80 + + + + + + + + + + + + + + + + 100 + + + + + + + + + + + + + + + + 120 + + + + + + + + + + + + + 140 + + + + + + + + + + + + 180 + + + + + + + + + + + + 200 + + + + ++ + + 220 + + + + + + 240 e + + + 280 0 e 0 0 300 0 e 0 0 Doerr u. Pick, Das Verhalten heterologer Immunsera im Organismus. 151 4. Aderlaß (12 Stunden). Verdünnung Kaninchen 336 (allergisch) Kaninchen 152 (normal Präzipitables Eiweiß Agglutinin Präzipitables Eiweiß Agglutinin 20 + + + + + + + + + + + + + + + + 40 + + + + + + + + + + + + + + + + 60 + + + + + + + + + + + + + + 80 + + + + + + + + + + + + + 100 0 + + + + + + + + + + 120 e + + + + + + + 140 e + + + + 180 e + 0 + 200 e 0 0 0 5. Ad erlaß (24 Stunden). 20 + + + + + + + 4 + + + + + + + + 40 + + + + + + + + + + + + + + + 60 e + + + + + + + + + + + + 80 e + + + + + + + + + 100 e + + + + + + 120 e 0 0 + + 140 e 0 0 + 160 e 0 0 + 180 0 0 0 + 200 e 0 0 0 6. Ad erlaß (48 Stunden). 10 + + + + + + + + + + + + + 20 + + + + + + + + + + + + 40 0 + + + + + + + 60 e + + + + + 80 0 0 + + + 100 e 0 0 0 7. Ad erlaß (96 Stunden). 2 e + + + + + + + + + + + + 4 e + + + + + + + + + + + 6 e + + + + + + + + + 8 e 0 + + + + + + + + 10 e 0 + + + + + + + + 20 0 0 + + + + + + + + 28 e 0 + + + + + + + 32 0 0 + + + + 36 e 0 + + 40 0 0 0 + 44 0 0 0 0 8. Ad erlaß (144 Stunden). 2 0 + + + + + + + + 4 0 0 + + + + + + 6 0 0 + + + + + 8 0 0 + + + + + 10 0 0 + + + + 0 20 0 0 + + + + 0 30 0 0 + 0 40 0 0 0 0 Trägt man die Zeit als Abszisse auf, die erhaltenen Werte als Ordinaten, wobei es sich empfiehlt, der Sicherheit halber den Reaktionsausfall ++ und nicht + als Grenze zu betrachten, so werden die Verhältnisse übersichtlich, wie die graphische Dar- stellung in Fig. 1 lehrt. Die ausgezogenen Linien entsprechen dem normalen Kanin- chen 152, die gestrichelten dem allergischen No. 336, die dickeren Linien zeigen bei beiden Tieren das Verhalten des präzipitablen Pferdeeiweißes, die dünnen markieren das Verschwinden des Agglutinins. 152 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. jeo äSS 3« 3«a MO 340 320 320 300 300 230 \ 280 260 V'A 260 240 240 - 220 \ SO o 200 \\ 200 t- 180 160 180 162 140 i20 100 \ ^^JSJJ^T"^'^^^^ 120 IQO 80 60 Ja. 0 t>.^ \^ °"'5ss?*«_ 80 JO « 20 0 o- ^^ - . i::L. 0 |i: 1 24 1 36 1 4« 1 60 1 72 1 84 1 96 1 108 [ 120 | 132 144 Fig. 1. II. Ein ganz analoges Resultat ergab ein zweiter, unter ähnlichen Verhältnissen aus- geführter Versuch an den Kaninchen 439 und 492. 492 war normal; 439 bekam am 10., 13. und 16. April 1911 je 2,0 Normalpferde- eerum intravenös. Am 17. Mai wurde beiden Tieren je 10 ccm agglutinierendes Choleraserum vom Pferde in eine Ohrvene injiziert, worauf 439 mit heftigem Shock, Dyspnoe, Kotabgang, Urinentleerung reagierte und aus der Ohrvene nach 5 Minuten kein Blut gab. Wie im ersten Versuche glückte dies erst nach 1 Stunde. Das eingespritzte Choleraagglutinin hatte folgenden Titer: Verdünnung : 200 + + + + 800 + + + + 1600 + + + + 3 200 + + + 6400 + 12 800 e Das zum Nachweis des präzipitablen Pferdeeiweißes benützte Antipferdeserum (von Kaninchen 442) reagierte mit diesem agglutinierenden Serum etwas stärker: 200 + + + + 400 + + + + 800 + + + + 1600 + + + + 3 200 + + + 6 400 + 12 800 Trübung 25 600 e 80 daß hier die Maßmethode des Agglutinins auf die der präzipitablen Substanz weniger scharf eingestellt war. Die Resultate lassen sich an der Hand der ausführlichen Wiedergabe des 1. Ver- suches aus der Fig. 2 ohne weiteres ablesen. Wie man sieht, differieren die Kurven für präzipitables Pferdeeiweiß bei allergischen und normalen Kaninchen speziell in den ersten Tagen nur wenig, trotzdem die allergischen Tiere einen intensiven Shock erlitten hatten und einer relativ unempfänglichen Species angehören, so daß man einen besonders hochgradigen Abbau von Antigen zu anaphylaktischem Gift, ein Abstürzen ihrer Eiweißlinie zur Abszisse annehmen sollte. Die Doerr u. Pick, Das Verhalten heterologer Immunsera im Organismus. 153 Unterschiede markieren sich erst im weiteren Verlaufe deutlicher; insbesondere verschwindet das präzipi- table Eiweiß um den 3. Tag aus dem anaphylaktischen Organismus, während es im normalen bis zum 9. Tag nachweisbar bleibt, was wohl auf die früher ein- setzende Bildung des Anti- körpers gegen Pferdeeiweiß zu beziehen ist, der mit dem noch kreisenden Anti- gen abreagiert. Daß alle Antigene, wenn sie mit ihren Antikörpern reagie- ren, partiell oder total ver- schwinden, d. h. den Anti- gencharakter verlieren, ist ja beknnnt, ohne daß man über den Grund im klaren wäre: Ob es sich um eine Synthese, einen Abbau, eine elektrische Entladung han- delt, ist derzeit ungewiß. Man könnte sich nun sagen, die anaphylaktischen Vorgänge beruhen doch auf Antigen -Antikörperreaktio- nen, es muß daher im Shock Antigen verschwinden, da es auf Antikörper stoßen muß, wenn auch dieses Ver- schwinden kein Abbau im allgemeinen und kein pep- tischer im besonderen ist. Das ist natürlich richtig und dementsprechend hal.- ten sich auch die Werte bei den allergischen Kaninchen schon in den ersten Stunden etwas unter den beim nor- malen Tiere ermittelten. Man hat es aber in der Hand, dieses stärkere Ver- schwinden von Antigen beim allergischen Tiere ein- zuschränken, wenn man ihm das Antigen in einer Periode injiziert, in welcher das Blut keinen Eiweiß- antikörper enthält, die aktive üeberempfindlichkeit aber fortbesteht. Das geschah in den vorliegenden Versuchen, in denen die Einspritzung von (agglutinierendem) Pferdeserum erst ausgeführt wurde, wenn aus dem 154 Centralbl. f. ßakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Serum der allergischen Kaninchen jede Spur von Pferdepräzipitin ver- schwunden war. Man kann dann intensiven Shock hervorrufen, trotzdem ein so geringes Plus an Eiweißantigen im Vergleich zur Norm ver- schwindet, daß ein Umsatz zu größeren Giftmengen unwahrscheinlich wird. Noch eindeutiger sind die Versuche am Meerschweinchen (s. weiter unten). Was das Verhalten der Choleraagglutinine zur präzipitablen Substanz des Pferdeserums anbelangt, so wäre darüber folgendes zu bemerken : Landsteiner und Präsek haben in sehr exakter Art nach- gewiesen, daß die normalen Hämagglutinine als präzipitable Substanzen, also mit aller Wahrscheinlichkeit als Eiweißkörper anzusehen sind. Sie reinigten Agglutininlösungen (Rinderserum) durch Adsorption mit agglu- tinablen Erythrocyten, Waschen der letzteren auf der Zentrifuge, Auf- spalten der Blutkörperchen-Agglutininverbindung durch Erwärmen auf 46— 48*^ und Entfernung der Erythrocyten; durch zweimalige Vornahme dieses Prozesses resultierten im immunchemischen Sinne völlig reine Agglutininlösungen, aus welchen das Agglutinin und gleichzeitig mit ihm die präzipitable Substanz (Rinder- eiweiß) durch Pferdeery throcyten vollständig und spezi- fisch adsorbiert wurde. Ueber Bakterienimmunagglutinine liegen Untersuchungen von Kraus und Pfibram, v. Eisler und Tsuru, Landsteiner und Präsek vor, denen zufolge beim Ausflocken verdünnter Agglutinine dieser Kate- gorie durch ein entsprechendes Präzipitin die Agglutinine unwirksam, also nicht nur passiv mitgerissen werden, sondern in die Reaktion ebenso wie die präzipitable Substanz eingehen. Der Versuch gelingt aber nach den übereinstimmenden Erfahrungen der genannten Autoren nicht immer; verschiedene Präzipitinsera beeinflußten, selbst wenn sie den gleichen Titer hatten, die agglutinierende Wirkung desselben Immunserums ver- schieden, das eine brachte sie zum Verschwinden, ein zweites schwächte sie ab, ein drittes hatte keine Aenderung oder gar eine Verstärkung zur Folge. Trotz dieser Inkonstanz der Fällbarkeit der Bakterienimmun- agglutinine mit dem präzipitablen Eiweiß des betreifenden Immunserums halten Landsteiner und Präsek doch auch hier die Identität beider Stoffe für höchstwahrscheinlich und nehmen, um den ungleichen Ausfall der eben erwähnten Versuche zu erklären, an, daß in jedem Serum ver- schiedene präzipitable Substanzen vorhanden sind, auf welche verschiedene Präzipitinsera auch bei gleichem Titer nicht in gleicher Weise einwirken; es wäre dann verständlich, warum das Agglutinin durch ein bestimmtes Präzipitin ausgeflockt wird, durch ein anderes nicht, umsomehr als Land Steiner und Präsek durch ihre Methode der gereinigten Agglu- tininlösungen nachwiesen, daß das ganze in einem Serum enthaltene Typhusagglutinin nicht mehr als Vso des Gesamtgehaltes des Serums an präzipitabler Substanz betrug. Land Steiner und Präsek beschäftigen sich auch mit den ver- schiedenen Einwänden, welche gegen die Eiweißnatur der Immunstoffe bisher vorgebracht wurden, und finden, daß denselben keine genügende Beweiskraft zugesprochen werden kann. Sie gehen dabei auf eine von Römer und Much beobachtete Erscheinung ein, die uns hier besonders interessiert, daß nämlich bei gewissen Formen der passiven Immunisierung der injizierte Immunkörper nachweisbar bleibt, während die präzipitable Substanz des injizierten Serums zu verschwinden scheint. Um dieses Phänomen zu erklären, ziehen sie ihre eigenen vitro- Experimente heran, welche zeigen, daß durch Erwärmen einer Mischung Doerr u. Pick, Das Verhalten heterologer Irumunsera im Organismus. 155 von agglutinierendem Pferdeserum (Bakterienimmunagglutinin für Typhus- bacillen) und fremdartigem Blutserum (vom Kaninchen oder Hammel) das Agglutinationsvermögeu erhalten bleibt, während die Fällbarkeit des Pferdeeiweißes durch ein korrespondierendes Präzipitin abnimmt. Da Kontrollen ergaben, daß weder das Erwärmen, noch der Zusatz des fremdartigen Serums allein die Abnahme der Präzipitabilität verschuldet, so denken sie sich den Vorgang so, daß sich beim Erwärmen des Serum- gemisches die Eiweißteilchen beider Komponenten zu größeren Komplexen aneinanderlagern, wodurch die Präzipitinwirkung, die auf ein Eiweiß bestimmter Art eingestellt ist, eine Störung erfährt, während die Agglu- tininwirkung des einen Eiweißes erhalten bleibt. Aehnliche Verände- rungen könnten sich auch im Tierkörper nach Injektion heterologer Immunsera vollziehen, was allerdings erst experimentell erwiesen werden müßte. Jedenfalls aber gehe aus den Reagensglasversuchen hervor, daß ein Fehlen der Präzipitierbarkeit bei Erhaltenbleiben spezifischer Anti- körperwirkung nach passiver Immunisierung mit heterologem Serum nicht als Beweis gegen die Eiweißnatur der Antikörper angesehen werden könne. Gehen wir nun zu den Ergebnissen unserer Versuche über, so zeigt sich bei den vier benützten Kaninchen ein ganz übereinstimmendes und allem Anscheine nach gesetzmäßiges Verhalten, welches noch da- durch an Wert gewinnt, daß agglutinierende Kraft und Fällbarkeit des spezifischen Eiweißes in dem injizierten heterologen Immunserum, wie bereits erwähnt, gleich eingestellt worden waren. In der ersten Phase (bis zur 6. Stunde nach der Injektion) fällt das Agglutinin ebenso ab wie das präzipitable Pferdeeiweiß sowohl bei den normalen als bei den allergischen Kaninchen. In der zweiten Phase bleibt in beiden Fällen (normaler und aller- gischer Organismus) das Agglutinin besser erhalten, das präzipitable Eiweiß verschwindet ungleich rascher. Die Dauer dieser Phase erstreckte sich von der 6. bis zur 24, 48. Stunde, in 2 Fällen bis zum 4. Tage. Bei den allergischen Tieren währte diese Periode des langsameren Absinkens des Agglutinins im Verhältnis zur präzipitablen Substanz bis zum völligen Verschwinden beider aus der Zirkulation, wobei schließlich ein kurzes Stadium resultierte, in welchem nur mehr Agglutinin, aber kein präzipitables Eiweiß nachweisbar war. Bei den normalen Kaninchen schloß sich eine dritte längere Phase an die zweite an, in welcher die beiden Funktionen des injizierten heterologen Immunserums gerade das umgekehrte Verhalten darboten. Das präzipi- table Eiweiß blieb fortbestehen, das Agglutinin war nicht mehr wirksam. Im ganzen war also eine so weitgehende Parallele von Agglutinin und präzipitablem Eiweiß zu konstatieren, daß auch wir einer Identi- fizierung beider zustimmen möchten. Die Erklärung, welche Land- steiner und Präsek für das Fortbestehen von Agglutinin bei partiellem oder totalem Schwunde der präzipitablen Stoffe der Immunsera geben, scheint uns dagegen insofern nicht ganz zutreffend, als man bei den normalen Kaninchen zuerst dieses, von der 96. Stunde an aber das ent- gegengesetzte Verhalten wahrnehmen konnte. Unsere Resultate erscheinen übrigens schon verständlich, wenn man 1) mit Kraus und Pfibram annimmt, daß das injizierte Immunserum verschiedene präzipitable Sub- stanzen enthielt, 2) berücksichtigt, daß nach Landsteiner und Präsek die Agglutinine nur einen kleinen Bruchteil der gesamten präzipitablen Substanz des Serums bilden. Dann schwinden eben diejenigen Anteile der letzteren, welche mit dem Agglutinin identisch sind, in der zweiten 156 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Phase langsamer, bei normalen Tieren von der 96. Stunde an schneller, als der Rest, der zum Agglutinin keine Beziehung hat. Die Differenz zwischen normalen und allergischen Kaninchen würde in der terminalen Phase darauf hindeuten, daß auch zwischen den Prä- zipitinen (Eiweißantikörpern), welche im Tiere entstehen, und durch ihr Abreagieren mit dem kreisenden Eiweißantigen das Verschwinden des letzteren und des Agglutinins bedingen, verschieden sind, d. h, daß die stärkeren Präzipitine, die sich im allergischen Individuum bilden, nicht nur quantitativ von den schwächeren, die nach einer einzigen Antigen- injektion entstehen, differieren, sondern auch qualitativ, wie das Land- steiner und Präsek auf Grund ihrer Versuche gleichfalls annehmen. B. Meerschweinchen. Eine Serie Meerschweinchen wurde am 1. Nov. 1911 mit 0,1 Pferde- serum subkutan sensibilisiert. Am 16. Nov. waren die Tiere hochgradig anaphylaktisch, indem 0,06 ccm Pferdeserum intravenös akuten Exitus hervorrief. Das Serum der Tiere enthielt um diese Zeit nur wenig oder kein Präzipitin, da 0,1 ccm in 10-fach verdünntem Pferdeserum keinen Nieder- schlag hervorrief. Auch vermochten 1,0 ccm nicht, normale Meer- schweinchen gegen Pferdeserum passiv tödlich zu präparieren. An diesem Tage wurde bei diesen Tieren agglutinierendes Cholera- serum vom Pferde (Titer 1 : 3000) in die Peritonealhöhle injiziert, worauf nach ca. V2 Stunde Somnolenz eintrat, Abgang von Kot und Urin, und die Tiere auf der Seite lagen. Gleichzeitig erhielten auch normale Kon- trollen von demselben Körpergewicht dieselbe Dosis Pferdeagglutinine intraperitoneal und blieben vollkommen reaktionslos. Nach verschiedenen Zeitintervallen wurden je ein anaphylaktisches Tier und eine Kontrolle durch Entbluten getötet, wobei von den im Shock stehenden aus der Cruralis kein Blut zu erhalten war, so daß zur Punktion des Herzens geschritten werden mußte. Erst nach 6 Stunden gelang die Blutentnahme aus der Schenkelarterie. In jedem Aderlaßserum wurde der agglutinierende Titer und der Gehalt an präzipitablem Pferdeeiweiß, letzterer mit einem Präzipitin vom Kaninchen, bestimmt, welches 3000-fach verdünntes Pferdeserum eben noch ausflockte. 1. Versuch. Injektion von 1,2 ccm agglutinierendem Choleraserum vom Pferde. Entblutet nach 1 Stunde. ,^ ,.. Allergisch Normal Verdünnung Präzipitables Eiweiß Agglutinin Präzipitables Eiweiß Agglutinin 25 + + + + + + + + ö e 50 ++ ++ ^ ^ 100 e e e e Nach 1 Stunde war also beim normalen Tier weder Agglutinin, noch präzipitables Eiweiß im zirkulierenden Blute, während beim anaphylaktischen Tiere reichliche und gleiche Mengen beider Wirkungen im zirkulierenden Blute auftraten. 2. Versuch. Injektion von 1,6 ccm Pferdeagglutinin. Entblutet nach 2 Stunden. 25 + -f + H- 4--f-f + -f + -|- + + -{ 50 -f-|--f -F-f + -f -I- + + -I- 100 -1--1- + + + -1- e 200 + + 0 e 300 e e 0 e Doerr u. Pick, Das Verhalten heterologer Immunsera im Organismus. 157 3. Versuch. Injektion von 1,6 com Pferdeagglutinin. Entblutet nach 27.2 Stunden. Allergisch Normal Verdünnung PräzipitablesEiweiß Aggiutinin Präzipitables Eiweiß Agglutinin 25 + + + + + + + + + + + + + + 50 + + + + + + + + ++ + + 100 + + + + + + + + + Spur 200 + + + + + + » « 300 ++ ++ « * 400 + « • ^ 500 ^ ö e e 4. Versuch. Injektion von 1,0 ccm Pferdeagglutinin. Entblutet nach 6 Stunden. 50 + + + + + + + + ++ + + + 100 + + + + + + « + + 150 e ++ e e 200 e e e e 5. Versuch. Injektion von 1,5 ccm Pferdeagglutinin. Entblutet nach 6 Stunden. 50 + + + + + + + + ^ + + + 100 + + + + + + Ö ^ 150 e ++ » ^ 200 e e e e 6. Versuch. Injektion von 2,0 ccm Pferdeagglutinin. Entblutet nach 6 Stunden. 50 + + + + + + + + + + + + + + + + 100 + + + + + + + + + + + 150 ++ + + + * + 200 e e e e Die anaphylaktischen Meerschweincheo wurden nicht intravenös, sondern intraperitoneal reinjiziert, weil im ersteren Falle bekanntlich minimale Serummengen genügen, um akuten Exitus herbeizuführen; wäre daher kein Minus an präzipitabler Substanz gegenüber der Norm vorhanden, so könnte man denken, daß schon der Abbau eines nicht nachweisbaren Quantums zu „Gift" den Tod veranlaßt hat. Injiziert man aber präparierte Meerschweinchen intraperitoneal, so wirken erst große Dosen (mehrere Kubikzentimeter) letal; kleinere, 1—3 ccm, er- zeugen nur einen Shock, die Erscheinungen verlaufen in jedem Falle protrahiert und treten erst nach einer mehrere Minuten bis V-, Stunde betragenden Inkubation auf. Stellt man sich auf den Boden der Hypothese, daß der anaphylak- tische Shock eine Vergiftung durch Abbauprodukte ist, die aus dem reinjizierten Antigen durch die verdauenden Einflüsse von Ambozeptor -j- Komplement entstehen, so müßte man annehmen, daß sich bei intra- peritonealer Injektion die supponierten Gifte zwar in der Bauchhöhle bilden, wo ja Ambozeptor und Komplement disponibel sind, daß man aber deshalb größerer Antigen-, daher auch größerer Giftmengen benötigt, wie bei der intravenösen Probe, weil das „anaphylaktische Gift" vom Peritoneum aus nur in minimalen Mengen zur Resorption kommt. Für jeden Fall müßte man bei intraperitonealer Injektion den Abbau großer Antigenmengen erwarten. 158 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Das ist nun, wie unsere Versuche zeigen, und wie auch H. Pfeiffer fand, nicht der Fall. Wir finden im Gegenteil, gleichgültig, ob wir die anaphylaktischen Tiere 1, 2, 2V2 oder 6 Stunden nach der intraperitonealen Reinjektion töten, daß ihr Blut stets größere Mengen an intakter präzipitabler Sub- stanz enthält, als das gleich schwerer normaler Kontrollen. Dieser Unter- schied markiert sich besonders stark in den ersten Stunden, um sich dann später auszugleichen, allerdings für Pferdeeiweiß nicht vollständig, da er auch nach 6 Stunden in drei Versuchen deutlich hervortrat. Für andere Eiweißarten scheinen andere Gesetze zu bestehen , wie aus folgendem Experiment erhellt, 7. Versuch. Ein normales und ein gegen Kauinchenserum hochanaphylaktisches Meerschwein- chen erhalten je 2 ccm Choleraagglutinin vom Kaninchen. Beide werden nach 6 Stuudeu entblutet und der Titer des Agglutinins bestimmt. Verdünnung Allergisch Normal 50 +-I- + + +-1- + + 100 -l--f + + + + -I- + 150 + + + + + + 200 + + + -I- + + 300 -I- I-+ + + + 400 -1--I- + + 600 -f- -I- 800 Sp. Sp. Hier war die Differenz also nach 6 Stunden ausgeglichen. Jeden- falls läßt sich aber nirgends ein beschleunigter Antigenabbau, sondern nur eine raschere Resorption unveränderten Antigens bei anaphylak- tischen und intraperitoneal reinjizierten Meerschweinchen gegenüber der Norm feststellen. Es scheint demnach nicht das Abreagieren von Antigen, Ambozeptor und Komplement in der Peritonealhöhle und ein dabei ent- stehendes Gift die Symptome auszulösen, sondern die Verhältnisse dürften sich so gestalten, daß das Antigen zunächst in die Blutbahn in un- verändertem Zustande gelangt und daß erst dort seine Reaktion mit Antikörper pathogen wird. Diese Auffassung würde auch die verlängerte Inkubation der krankhaften Erscheinungen und die Tatsache erklären, warum man bei demselben Grade von Anaphylaxie so unverhältnismäßig viel mehr Antigen braucht, um von der Subcutis oder vom Peritoneum aus schwerere Störungen hervorzurufen, als von der Blutbahn. Subkutan oder intraperitoneal injiziertes Antigen ruft zwar auch Schädigungen der direkt getroffenen Zellen hervor (lokale Anaphylaxie), welche aber offenbar nicht in einem allgemeinen Shock ihren Ausdruck finden können; nur der Antigenüberschuß, der in das Blut übertritt und dort noch Anti- körper findet, vermag in letzterer Richtung zu wirken. Bei direkter Einspritzung von Antigen in das Gehirn (Besredka, Friedberge r) reichen dieselben Mengen aus, um akuten Exitus zu erzeugen, wie bei intravenöser Applikation, weil hier die in loco sich abspielenden Vor- gänge lebenswichtige Elemente in Mitleidenschaft ziehen, vielleicht gerade jene, die auch bei der intravenösen Probe zunächst und zumeist alteriert werden (Besredka, Riebet, Belin, Achard und Flandin). Das Agglutinin zeigte auch bei Meerschweinchen dasselbe Verhalten wie das präzipitable Eiweiß des Serums, an welches es gebunden war, vor allem trat es beim allergischen Tiere rascher aus dem Peritoneum in die Zirkulation als beim normalen. Im einzelnen waren kleine Diffe- renzen vorhanden, indem in den Versuchen 2 und 3 scheinbar mehr Doerr u. Pick, Das Verhalten heterologer Immunsera im Organismus. 159 präzipitables Eiweiß, in 4—6 mehr Agglutinin resorbiert wurde, was nicht gegen die (partielle) Identität beider "Substanzen spricht, sondern in dem oben erläuterten Sinne erklärt werden kann. Zusammenfassung. 1) Weder bei dem hochempfindlichen Meerschweinchen, noch bei den gegen Anaphylaxie relativ wenig empfindlichen Kaninchen läßt sich im anaphylaktischen Shock bei bestimmten Versuchsbedingungen ein erhöhtes Verschwinden von Antigen gegenüber der Norm konstatieren. Dadurch wird ein Abbau von Antigen zu einem Gift als Ursache der anaphylaktischen Phänomene unwahrscheinlich. 2) Bei anaphylaktischen Meerschweinchen wird intraperitoneal in- jiziertes Antigen viel rascher und in größeren Mengen in die Zirkulation aufgenommen, als bei normalen. 3) Der anaphylaktische Shock von Meerschweinchen bei intraperi- tonealer und subkutaner Antigenreinjektion läßt sich nicht durch ein in loco injectionis gebildetes und dann resorbiertes Gift erklären, sondern durch die Reaktion des in das Blut aufgenommenen Antigenüberschusses mit dort vorhandenem Antikörper. Daher die Notwendigkeit der In- jektion größerer Antigenmengen bei diesen Applikationsmethoden und die Tatsache der verlängerten, der (beschleunigten) Antigenresorption entsprechenden Inkubation. 4) Das Verhalten des Bakterienimmunagglutinins und der präzipi- tablen Substanz heterologer Immunsera im Blute normaler und aller- gischer Tiere liefern eine Bestätigung der von anderer Seite behaupteten Eiweißnatur der Immunstoffe. Die beobachteten Differenzen können auf einer Vielheit der präzipitablen Substanzen beruhen, auf welche ver- schiedene Präzipitine verschieden einwirken (Kraus und Pfibram, Landsteiner und Präsek), sowie auf der Tatsache, daß die Agglu- tinine nicht mit der gesamten präzipitablen Substanz des betreffenden Serums identisch sind, sondern nur einen sehr geringen Bruchteil der- selben betragen (Landsteiner und Präsek). Literatur. Literatur über Anaphylaxie ist aus den Referaten von Friederaann und Schittenhelm in dem Jahresbericht über die Ergebnisse der Immunitätsforschung. Bd. 6. 1911 zu entnehmen. Landsteiner u. Präsek, Zeltschr. f. Im raun. -Forsch. Bd. 10. 1911. Heft 1/2. Kraus u. Pfibram, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 39. 1905. V. Eisler u. Tsuru, Zeitschr. f. Immun. -Forsch. Bd. ö. 1910. Ueber das Verschwinden passiv einverleibter Immunkörper vgl. Madsen, Fest- schrift z. Eröffn. d. Seruminstit. in Kopenhagen 1902; Jörgensen u. Madsen, ebenda; Madsen, Handb. d. Techn. u. Method. d. Immun.-Forsch. von Kraus- Levaditi. Bd. 2. 160 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Nachdruck verboten. Ueber die Bildung spezifischer Antikörper bei mit Nukleo- proteid syphilitischer Organe behandelten Kaninchen. [Aus der Kgl. Universitätskinderklinik zu Palermo (Direktor: Prof. R. Jemma).] Vorläufige Mitteilung. VonljDr. O. Di Cristina und Dr. M. Cipolla. Wir verötfentlichen hier die ersten Untersuchungen über diesen Gegenstand, indem wir uns vorbehalten, später die definitiven und voll- ständigen Resultate unserer Experimente mitzuteilen. Wir haben versuchen wollen, ob es möglich wäre, bei Kaninchen einen spezifischen Ambozeptor zu erhalten, ohne sie mit Syphilis zu infizieren, durch Behandlung mit nicht infizierendem syphilitischen Material. Zu dem Zwecke bedienten wir uns eines aus Leber und Milz von syphilitischen Neugeborenen gewonnenen Nukleoproteids. Diese Organe wurden sorgfältig zerrieben und vom Blut befreit, mit Natriumkarbonat 0,5 Proz. versetzt, mit Chloroform gesättigt und 48 Stunden lang bei 37° gehalten. Darauf wurde filtriert und das klare Filtrat mit stark verdünnter Essigsäure ausgefällt. Das wiederholt mit angesäuertem Wasser aus- gewaschene Filtrat wurde neuerdings in Natriumkarbonat in derselben Verdünnung gelöst, und durch dreimaliges Wiederholen des Verfahrens gelang es so, ein von fremden Albuminoiden ziemlich reines Produkt zu erhalten. Das zuletzt erhaltene Präzipitat wurde sorgfältig mit an- gesäuertem Wasser ausgewaschen und bei Zimmertemperatur über Schwefelsäure getrocknet. Es wurde so eine durch rötliche Splitter ge- bildete Substanz erhalten, welche in sehr schwacher alkalischer Lösung leicht in Lösung gingen. Mit dieser Substanz wurden die Untersuchungen angestellt, über die wir kurz berichten. Wir behandelten 3 Kaninchen mit endovenösen Injektionen der Substanz in 0,5-proz. Natriumkarbonatlösung. Im ganzen wurden jedes- mal ca. 0,01 g injiziert, nichtsdestoweniger ging bei der zweiten Injektion ein Kaninchen zugrunde. Die zwei übrigen Kaninchen blieben am Leben, und nach 10 Tagen wurde in dem Blutserum die Anwesenheit eines spezifischen Ambozeptors nachgewiesen. Bei diesen Kaninchen wurden späterhin weitere In- jektionen intraperitoneal vorgenommen, ohne daß sie irgendeinen Schaden davon gehabt hätten. Als Antigen wurde das alkoholische Extrakt vom Meerschweinchenherzen verwendet. Nicht verwendet haben wir das wässerige Extrakt der Leber syphilitischer Neugeborenen, um die auf der unvermeidlichen Anwesenheit von anderen Proteiden, welche zusammen mit dem Nukleoproteid injiziert werden, beruhende Fehlerquelle zu ver- meiden. Mit demselben experimentellen System war es bereits einem von uns gelungen, bei Hunden die Bildung eines spezifischen Ambo- zeptors durch Einspritzung eines aus Leber und Milz von mit mensch- licher Leishmania infizierten Hunden gewonnenen Nukleoproteids zu erhalten. In diesem Fall wurde als Antigen das Milzpulver eines an diesem Leiden gestorbenen Kindes verwendet. De Gasperi, La „Phase negative" de Wright etc. 161 Die Ablenkung des Komplements war in den untersuchten Fällen eine vollständige und den ganzen Zeitraum der Injektionen hindurch persistierend. Die Tiere wurden sukzessiv mit intraperitonealen Injektionen be- handelt, und es konnte stets die Anwesenheit eines spezifischen Ambo- zeptors beobachtet werden. Weitere Tiere haben wir in der gleichen Weise behandelt, und wir warten nun die Resultate der endocornealen und scrotalen Impfungen mit syphilitischem Virus ab, um festzustellen, ob diese Tiere auf das genannte Virus mit Immunitätserscheinungen reagieren. Nachdruck verholen. La „Phase negative" de Wright dans la vaccination antityphique des jeunes lapins. [Travail du Laboratoire de M'". le Prof. E. Metchnikoff ä l'Institut Pasteur de Paris.] Par le Dr. Federico De (xasperi. Avec 2 Figures. On sait que l'introduction des bacilles typhiques dans l'intimite de l'organisme des animaux de laboratoire amöne bien une infection mortelle generalisee, mais qui ne presente pas les caract^res essentiels de la fiövre typhoide de l'homme avec ses lesions du tube digestif ; on sait de plus que les animaux sont susceptibles d'etre vaccines contre cette in- fection experimentale. Les cobayes et les lapins se pretant facilement ä la vaccination antityphique et ä la verification de l'immunite contre l'infection due au bacille d'Eberth, ils peuvent nous fournir d'utiles renseignements qui contribuent, en meme temps que d'autres faits, ä nous renseigner exactement sur la valeur des vaccins antityphiques. De nombreux auteurs ont etudie les modifications biologiques du serum des animaux et de l'homme injectes avec les divers antig^nes typhiques qui ont ete prepares jusqu'ici. II resulte de ces travaux que dans l'organisme des vaccinös on decMe, quoique en proportions variables, la prösence des differents anticorps de- fensifs: agglutinine, precipitine, lysine, sensibilisatrice, stimuline, Opsonine. Wright le premier, s'est attache ä l'etude de ces anticorps. C'est en se fondant sur leur presence qu'il a generalise dans la suite l'emploi de la vaccination antityphique chez l'homme. Pour ce qui nous Interesse particuliörement, nous devons rappeler que dans la fiSvre typhoide d'apr^s Leishman, les stimulines et, selon Wright, Harrison, Achard et Foix, etc., les Opsonines sont augmentees; elles sont specifiques. Richard son, Hektoen,Weaver etTunniclif, Cevey, etc., semblent accorder peu d'importance ä l'evaluation des Opsonines en tant que temoins du degre de l'immunitö vaccinale. Sur l'initation de M*", le Prof. Metchnikoff, nous avons etudiö la vaccination antityphique sur les jeunes lapins, en particulier le pouvoir opsonique de leur s6rum sanguin, et la phase negative consecutive aux inoculations. Eiste Abt. Orig. Bd. 62. Hcft 1/2. 11 162 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. Nos experiences ont porte sur quatre lots de jeunes lapins, com- poses chacun de trois sujets, dont deux ont ete soumis aux inoculations de vaccin antityphique, le troisi^me etant garde comme temoin. Dhs le Premier jour apr^s la premiöre injection de vaccin nous avons suivi le cours des proprietes opsoniques chez les deux lapins trait^s et le temoin, normal. Nous nous sommes servi d'un vaccin prepare par nous meme d'aprös la proc6d6 de Pfeiffer et Kolle: Des cultures de 24 heures de bacille typhique H, virulent, sur gelose inclinee, furent emulsionnees dans 45 c.c. d'eau physiologique ; l'ömulsion fut chautfee ä60°C, pendant une heure un quart, puis, apres addition d'une tr&s faible quantite d'acide phenique, eile fut ä nouveau chauffee a 60^ C, pendant une demi-heure. Un centimetre cube de ce vaccin correspond ä 2 anses de 2 milli- grammes de culture fraiche. Les lapins ont reQu sous la peau trois doses successives, avec les quantites suivantes: 1 c.c, la premiere fois, 2 c.c, la deuxieme, 3 c.c, la troisieme, dans des delais de temps variables suivant l'apparition et Tölevation du pouvoir et de l'index opsonique, ainsi que Ton peut le relever dans quelques unes des experiences relatees ensuite. Nous devons ajouter que nous n'attendions pas pour inoculer soit la deuxieme ou la troisieme dose que la courbe opsonique flechit spon- tanement, nous injections les doses suivantes aussitot que l'indice opso- nique nous paraissait eleve d'une facjon notable: Cela dans le but de voir s'il etait possible de gagner du temps et d'abreger ainsi la periode vaccinale tout en aboutissant ä une immunite solide. Ce fait nous parait avoir son importance. Une fois vaccines les animaux ont rcQU dans le peritoine ^/lo d'une culture et toute une culture entifere de 24 heures, sur gelose, de bacilles typhiques H, emulsionnee dans de l'eau physiologique. Notre bacille typhique etait tres virulent; Vio d'une culture tuaient les cobayes de 350 grammes environs, dans un delais de 14 — 24 heures. Mais de ce que les animaux de laboratoire n'ont qu'une faible receptivite pour le bacille d'Eberth, il semble difficile de conclure, des effets produits chez eux par la vaccination antityphique, ä ceux qu'on peut attendre, chez l'homme, de la meme vaccination. L'animal pourra d'autant mieux resister ä l'inoculation d'epreuve qu'il est facile ä immuniser. C'est pourquoi, ä l'aide de la technique nouvelle indiquee par Vincent nous avons soumi nos lapins vaccines contre le bacille d'Eberth et les temoins ä un mode d'infection tel qu'il amenät, d'une maniere constante, la mort des temoins, non vaccines, Ceux-ci ont succombe ä une generalisation du bacille typhique dans le sang et les organes, y compris l'intestin. Voici comment nous avons procede: Les lapins vaccines et les temoins recevaient sous la peau 5 c.c, d'une Solution hypertonique ä 10°/o de chlorure de sodium et tout de suite apres dans la peritoine une Emulsion de bacilles typhiques dans les doses indiquöes ci-dessus (Vio et ^7io d'une culture). Nous avons employe cette meme technique pour infecter quatre cobayes; nous avons obtenu les memes rösultats satisfaisants. Ces animaux ont succombe dans un delai de 14 — 24 heures, presentaut ä l'autopsie une pöritonite typhique classique; le bacille d'Eberth a etö rencontrö dans le sang, les organes et le contenu de l'intestin. De Gasperi, La „Phase negative" de Wright etc. 163 Nous allons maintenant donner d'une fagon detaillee, deux de nos experieuces de vaccinations antityphique de jeunes lapins, pratiqu^es sous le contröle de la methodc opsonique. C'est aiusi que nous avons pratique ropsono-röaction suivant la technique indiquee par "Wright dans son livre: Studies on immuni- sation, toutefois en tenant compte des remarques faites sur la methode par Coppelli, c'est -ä-dire que nous avons toujours attendu, pour essayer les serums des animaux vaccinös et des temoins, que six heures se soient ecoulees apres la prelevement du sang. Cette precaution ne nous a pas paru inutile, car, ainsi que Coppelli l'a releve, le pouvoir opsonique du serum normal, faible aussitöt apr^s l'extraction , va progressivement et rapidement en augmentant pro- portionnellement au temps pendant lequel il reste en contacte avec le caillot sanguin, et cela jusqu'ä la cinquieme heure; il demeure invariable jusqu'ä la septi^me et diminue ensuite. Les leucocytes utilises etaient toujours empruntes k un animal neuf de la meme espece que les animaux vaccines. Les emulsions micro- biennes etaient faites autant que possible de meme concentration. Les tubes de Wright restaient ä l'etuve ä 37 ^^ C, pendant 15 mi- nutes, pour laccomplissement de l'acte phagocytaire ; puis ils etaient aussitöt plonges dans de l'eau froide ä fin d'arreter immediatement ce phenomene biologique. Pour l'evaluation du pouvoir opsonique et la deterraination de l'indice opsonique nous avons fait le compte des microbes phagocytes par 50 leucocytes. Exemple. Exp^rience No. 3. 31 aoüt 1911. Les lapins No. 61 (1480 g) et 62 (1580 g) re§oivent sous la peau chacun 1 c. c. de vaccin antityphique de Pfeiffer et Kelle; 1 c. c, de ce vaccin correspond ä 2 anses de culture fraiche. Le lapin No. 1, pesant 1400 g est gardö comme t^moin. 1 Septem bre. Lapins Pouvoir opsonique Indice opsonique No. 61 bact^ries 78 : 50 polynuclöaires = 1,56 0,92 „ 62 „ 71:50 „ = 1,42 0,83 „ 1 „ 86:50 „ = 1,72 ] 2 septembre. Lapins Pouvoir opsonique Indice opsonique No. 61 bactöries 58 : 50 polynucl^aires = 1,16 0,74 „ 62 „ 53:. 50 „ = 1,06 0,67 „ 1 „ 78:50 „ = 1,56 1 3 septembre. Lapins Pouvoir opsonique Indice opsonique No. 61 bact^ries 96 : 50 polynucl^aires - 1,92 0,64 „ 62 „ 85:50 „ = 1,70 0,57 „1 „148:50 „ = 2,96 1 4 septembre. Lapins Pouvoir opsonique Indice opsonique No. 61 bact^ries 312 : 50 polynucl^aires = 6,60 2,47 „ 62 „ 241:50 „ = 4,82 1,91 „ 1 „ 126:50 „ =- 2,52 1 5 septembre. Lapins Pouvoir opsonique Indice opsonique No. 61 bact^ries 526:50 polynucl^aires =11,24 4,19 „ 62 „ 493:50 „ = 9,86 3,67 „ 1 „ 134:50 „ = 2,68 1 Les lapins No. 61 et 62 rejoivent sous la peau la seconde injection de 2 c.c, de vaccin antityphique de Pfeiffer et Kolle. jl* 164 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. 80 eo / 20 X /. / 80 k i / 60 X \ / / 20 , !\ 1 jl 80 / l 1/ 66 /'M / ' \ jl W h\ / ' i| jl 20 1 l \\ /' 1 jl . / / i\ 1 /' 80 / ' '\ // 1 1 60 / / i\ jl / W / / II ll , i; 20 / / 1 1 \ 80 / ' j \ K / / i /' \l in / \ / \l 20 1, \ / y 80 60 ^ ^ j b= ^ « 20 1»tlXI 1 2 3 't 5 6 7 8 9 10 11 12 C!ourbe opsonique dans la vaccination antityphique des jeunes lapins. Lapin No. 61. Lapin No. 62. x Injections vaccinales. 6 Septem bre. Pouvoir opsonique bact^ries 109 : 50 polynucl^aires = 2,18 103:50 „ = 2,06 115:50 „ = 2,30 7 septembre. Pouvoir opsonique. bact^ries 84 : 50 polynucl^aires = 1,68 81:50 „ --= 1,62 96:50 „ = 1,92 8 septembre. Pouvoir opsonique bact^ries 252 : 50 leucocytes = 5,40 231 : 50 „ = 4,62 50 „ = 1,56 9 septembre. Pouvoir opsonique ; 50 leucocytes = 8,28 : 50 „ = 7,20 : 50 „ = 1,70 Les lapins viennent r^inject^s une troisifeme fois sous vaccin antityphique de Pfeiffer et KoUe. 10 septembre. Lapins Pouvoir opsonique No. 61 bact^ries 80 : 50 leucocytes = 1,60 „ 62 „ 78 : 50 „ = 1,56 1 „ 84:50 „ =1,68 Lapins No. 61 „ 62 „ 1 Lapins No. 61 „ 62 ,, 1 Lapins No. 61 „ 62 „ 1 Lapins No.61 » 62 1 78; bact^ries 414; 351 85 Indice opsonique 1,94 0,89 1 Indice opsonique 0,87 0,84 1 Indice opsonique 3,23 2,96 1 Indice opsonique 4,86 4,12 1 la peau avec 3 c.c, Indice opsonique 0,95 0,92 1 de De Gasperi, La „Phase negative" de Wright etc. 165 Lapins No. 61 „ 62 „ 1 Lapins No. 61 „ 62 „ 1 93 bactöries 382 ; 348: 68; Indice opsonique 3,75 1 Indice opsonique 5,01 5,11 1 11 septerabre. Pouvoir opsonique bactöries 391 : 50 leucocytes = 7,82 349 : 50 „ = 6,98 50 „ = 1,86 12 septerabre. Pouvoir opsonique ; 50 leucocytes = 7,64 ; 50 „ == 6,96 ; 50 „ = 1,36 14 septerabre. Les lapins No. 61 et 62 ainsi que deux autres normaux de möme poids environ, que les deux vaccinös, regoivent d'abord sous la peau 5 c. c, de Solution hypertonique de NaCl ä 10 "Z,, et tout de suite aprfes dans le p^ritoine '/lo d'une culture sur g^lose, de 24 heures, de bacille typhique H, delayee dans de l'eau physiologique. 16 septerabre. Le matin ä 9 heures les deux lapins t^moins sont morts. A. l'autopsie les cavitös peritoneales renferment de la s^rosit^ louche et quelques flocons de fibrine; rate, foie et reins tum^fies, congestionn^s; l'intestin grele est forteraent congestionn(5 et contient un liquide sereux-sanguinolent. Le bacille d'Eberth est isol^, ä l'aide de la g^lose de Drigalski, du sang, des organes et du contenu intestinal. Les lapins vaccinfe ont resist^ aux injections d'^preuves. Exp^rience No. 4. 17 septerabre 1911. Les lapins No. 63 et 64 (820 et 950 grammes) re^oivent sous la peau 1 c c. de vaccin antityphique de Pfeiffer et Kolle. Le lapin No. 1 (1200 g) est gardö corarae tömoin. 18 septerabre. Lapins Pouvoir opsonique No. 63 bact^ries 93:50 polynucl^aires = 1,80 „ 64 „ 97 : 50 „ = 1,94 „ 1 „ 108 : 50 „ = 2,16 19 septerabre. Lapins Pouvoir opsonique No. 63 bact^ries 82:50 polynucl^aires = 1,65 „ 64 „ 90:50 „ = 1,80 „ 1 „ 125 : 50 „ = 2,50 20 septerabre. Lapins Pouvoir opsonique No. 63 bact^ries 67:50 polynucl^aires = 1,34 „ 64 „ 72 : 50 „ = 1,44 „ 1 „ 114 : 50 „ = 2,28 21 septerabre. Lapins Pouvoir opsonique No. 63 bact^ries 180 : 50 leucocytes = 3,60 „ 64 „ 226 ; .50 „ = 4,52 „ 1 „ 17 : 50 „ = 1,94 22 septerabre. Lapins Pouvoir opsonique No. 63 bact^ries 442 : 50 leucocytes = 8,84 „ 64 „ 512:50 „ = 10,24 „ 1 „ 105:50 „ =2,10 Les lapins No. 63 et 64 rejoivent sous la peau une seconde dose de vaccin anti- typhique de Pfeiffer et Kolle avec la quantit^ de 2 c. c. 23 septerabre. Lapins Pouvoir opsonique No. 63 bact^ries 90:50 leucocytes = 1,80 „ 64 „ 106:, 50 „ = 2,12 „ 1 „ 118:50 „ =2,36 24 septerabre. Lapins Pouvoir opsonique No. 63 bact^riee 80;. 50 leucocytes = 1,60 „ 64 „ 85:50 „ = 1,70 „ 1 „ 103 : 50 „ = 2,06 Indice opsonique o,m 0,89 1 Indice opsonique 0,65 0,72 1 Indice opsonique 0,58 0.63 1 Indice opsonique 1,85 2,32 1 Indice opsonique 4,23 4,87 1 Indice opsonique 0,86 0,89 1 Indice opsonique 0,77 0,82 1 166 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft l,/2. 80 60 / « X 1 K ll 80 (', X , 7 60 1 , 1 / •rO 1 1 1 1 ?0 /ll A 1 , l 80 Ai 1 i. ! 60 / \i 1 1 i 10 1 / \> 1 20 1 1 l 1 1 1 1 / 1 80 / 1 / / 60 1 1 '. ,' / W ij i; ,' / \ 1 ZO 1 \ ( / [ 80 ij \ ( / \\ 60 ' 1 \ ( \\ W \ il \\ 10 \ ll II ll ¥ 80 60 ^ »»^ J U ll •~jjI t W 20 1911X1 16 19 20 21 22 23 2't 25 26 27 28 29 Courbe opsonique dans la vaccination antityphique des jeunes lapins. Lapin No. 63. Lapin No. 64. x Injections vaccinales. 25 septembre. Lapins Pouvoir opsonique No. 63 bactöries 311 : 50 leucocytes = 6,22 „ 64 „ 410 : 50 „ == 8,20 „ 1 „ 122 : 50 „ = 2,44 26 septembre. Pouvoir opsonique bactöries 383 : 50 leucocytes = 7,66 850 : 50 „ = 8,08 97 : 50 „ = 1,94 et 64 re§oivent sous la peau 3 c. Lapins No. 63 » 64 „ 1 Les lapins No. 63 de Pfeiffer et Kolle. Lapins No. 63 „ 64 „ 1 Lapins No. 63 „ 64 ,, 1 Lapins No. 63 „ 64 „ 1 bactdries bact^ries bact^ries 357 : 50 416 : 50 103 : 50 498 : 50 544 : 50 95 : 50 27 septembre. Pouvoir opsonique leucocytes = 1,60 = 1,65 =-• 1,7-4 28 septembre. Pouvoir opsonique leucocytes = 7,14 = 8,32 = 2,00 29 septembre. Pouvoir opsonique leucocytes = 9,96 = 10,88 =- 1,90 Indice opsonique 2,54 3,36 1 Indice opsonique 3,94 4,16 1 c, de vaccin antityphique Indice opsonique 0,90 0,93 1 Indice opsonique 3,46 4 1 Indice opsonique 5,24 5,72 1 De Gasperi, La „Phase negative" de Wright etc. 167 30 septembre. Lee lapins No. 63 et 64 ainsi que deux lapins normaux du poids de 730 et 800 grammes refoivent d'abord sous la peau 6 c. c. d'eau salöe ä 10 "/« et aussitöt dans le p^ritoine une culture entifere de 24 heures, sur gölose, de bacille typnique U, delayee dans de l'eau physiologique. 1 octobre. Dans l'aprfes-midi un lapin temoin est trouv6 mort. Ä l'autopsiö on rencontre les lösions d'une peritonite grave, a bacille d'Eberth. Le deuxifeme t^moin est trouvö mort le jour suivant; autopsie, on remarque les lesions anatomo-pathologiques de la septicemie eberthienne. Ä l'aide de la gölose de Drigalski, on isole le bacille typhique, du sang, des organes et du contenu intestinal de ces deux lapins. Les lapins vaccin^s ont surväcu aux injections d'^preuve. Nos experiences montrent donc que chez les jeunes lapins (de 800 ä 1000 gr.) l'inoculation souscutanee de vaccin antityphique de Pfeiffer et Kolle amene, d'une fagon constante, une diminution du pouvoir opsonique (phase negative) de leur sang, toujours suivie par une aug- mentation rapide et considerable si les doses injectees sont appropri^es. La phase negative qui suit la preniiere injection de vaccin, et qui dure un temps variable de deux et quattre jours, reparait ä l'occasion de la deuxieme et de la troisiöme injection ; mais dans ces deux derniers cas eile dure moins longtemps et eile est moins accentuee, ainsi que le montrent les courbes opsoniques que nous donnons dans les tableaux ci-joints. Dans la vaccination antityphique des jeunes lapins le degre du pouvoir opsonique semble etre proportionnel au degre de Tiinmunite par eux acquise. Paris, octobre 1911. Bibliographie. Wright and Douglas, Proceed. of the Roy. See. London. Vol. 74. 1905. The Lancet. 1905. Leishman, Harrison, Sniallman and Tulloch, Journ. Hyg. Cambridge. 1905. Hektoen and Ruediger, The Journ. of infect. Dis. Vol. 2. No. 1. Petit et Breton, Compt. rend. Soc. ßiol. 1906. Harrison, W. S., Journ. of the Roy. Army Med. Corps. 1907. Richardson, M. W., Amer. Journ. med. Scienc. Vol. 131. 1908. Achard et Foix, Compt. rend. Soc. ßiol. 1909. Wright, Studies on Iramunisation. London 1909. Coppeli, Opsonismo e fagocitismo. Parma 1909. Vincent, Compt. rend. Acad. Science. Paris. T. 150. 1910. 168 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale, ßd. 62. Heft 1/2. Nachdruck verboten. Untersuchungen über arzneifeste Mikroorganismen. II. Können Spironemen^) (Spirochäten) arsenfest werden? [Aus dem Georg-Speyerhaus in Frankfurt a./M. (Direktor: Exz. Wirkl. Geh. Rat Prof. Dr. Ehrlich).] Von Dr. Richard Oonder, Assistenten am Georg-Speyerhaus in Frankfurt a. M. Von ganz besonderer Bedeutung in der Chemotherapie ist die von Ehrlich und seinen Mitarbeitern erzielte Arzneifestigkeit verschiedener Mikroorganismen geworden. Da bereits Ehrlich den Mechanismus dieser Arzneifestigkeit in vielen bekannt gewordenen Vorträgen zur Geniige erklärt hat, so soll nur zur näheren Erläuterung vorliegender Studien auf eine Gruppe der arsen festen Parasiten eingegangen werden, da sich gerade in den letzten Jahren die Arsenpräparate als diejenigen erwiesen, welche die trypanoziden und spirilliziden Eigenschaften in hervorragendem Maße besitzen. Werden beispielsweise mit Trypanosomen infizierte Mäuse mit einem Arsenpräparat, Arsenophenylglyzin oder Salvarsan, in der Weise be- handelt, daß man eine weit unter der heilenden Dosis liegende Dosis injiziert, so verschwinden für geraume Zeit die Trypanosomen aus dem Blute, um aber nach gewisser Zeit wieder zum Vorschein zu kommen. Man kann dann dieses Rezidiv ebenso wieder behandeln und die Trypano- somen zum Verschwinden bringen. Hat man dann die auf diese Weise wiederholt hervorgerufenen Rezidive mit derartigen ungenügenden Dosen, die auch allmählich gesteigert werden können, behandelt, so tritt sehr bald eine Unempfindlichkeit gegen das Arsenpräparat auf, eine Festigkeit, die sich auch vererbt und erst, wie ich dies für einen arsenfesten Trypanosoma Le wisi-Stamm habe nachweisen können, durch die Befruchtung im natürlichen Ueberträger verloren gehen kann. Selbst eine weit über der Heildosis liegende Dosis (Dosis tolerata) vermag einmal arsenfest gewordene Trypanosomen nicht mehr zu beeinflussen. So haben Ehrlich und seine Mitarbeiter im Laufe der letzten Jahre auf diese und andere Weise arzneifeste Stämme erhalten können, die gegen eine Reihe stark trypanozider Präparate absolute Festigkeit be- saßen. Ehrlich erklärt diese Festigkeit in der Weise, daß er in dem 1) Nach neueren morphologischen Untersuchungen hat sich herausgestellt, daß die als Spirillen oder als Spirochäten bezeichneten Organismen häufig mit Unrecht diese Genus- namen tragen. Spirillen sind starre, mit Membran umgebene Bakterien, die sich vermittelst selten- oder polständiger Geißeln fortbewegen. Spirochäten sind stark flexible, nackte Organismen, meist freilebend, die sich durch einen einheitlichen Achsenstab, der im Innern des Organismus verläuft, auszeichnen. Sie besitzen keine eigentlichen Bewegungsorganellen wie undulierende Membran oder Geißeln. Daher ist mit vollem Recht, dem Beispiel von Gross folgend, der schon früher aufgestellte Genusnaraen „Spironema" für die pathogenen und anderen harmlosen spirillenähnlichen Formen zu akzeptieren, da für die pathogenen Formen weder die Morphologie des Spirillenorganismus noch des eigentlichen Spirochäten- körpers zutrifft. Unsere pathogenen Formen sind flexibel, besitzen keine starre Membran. Sie sind auch nicht nackt, sondern sind von einem fibrillären Peri- p last eingehüllt. Nach Gross fehlt derselbe, und nur eine feine kontraktile Membran ist dem Körper aufgelagert (Crista). Gonder, Untersuchungen über arzneifeste Mikroorganismen. II. 169 Parasitenkörper für die verschiedenen ArzneistoflFe, die eine so aus- geprägte parasitizide Wirkung besitzen, besondere Chemozeptoren an- niinmt, deren Avidität eine starke Verminderung erfahren hat, und die somit der Therapie schwer zugänglich sind. Es sind in dem Parasiten typische Gruppierungen vorhanden, die den Arzneistoff verankern können, und zwar ist hierbei von besonderer Wichtigkeit, daß verschiedene Rezeptoren gleichzeitig einen Arzneistotf festhalten können. Für die Trypanosomen seien hier der Arsenozeptor und der Azetikozeptor, für die Spironemen (Spirochäten) der Amidooxyzeptor und Jodozeptor er- wähnt. Gerade in diesem wichtigen Prinzip des vielfachen Festlegens in dem Parasiten wurde der Weg gegeben, durch Nebengruppierungen spezifische, therapeutische Mittel zu bekommen (Ehrlich). Auf diese Weise konnten Ehrlich und seine bewährten Mitarbeiter zu einem so wichtigen Präparat, wie dem Dioxydiamidoarsenobenzol (606), gelangen. Auf Grund soeben nur ganz kurz wiedergegebener Prinzipien Ehrlichs war es von besonderem Interesse, die Spironemen (Spiro- chäten) hinsichtlich ihrer Festigkeit zu prüfen. Schon vor längerer Zeit wurden deshalb auch auf Anregung des Direktors des Georg- Speyer- hauses, Exz. Ehrlich, in dieser Richtung Versuche angestellt, die auch zu einem in gewisser Beziehung positiven Ergebnis führten, als z. B. Spir. gallinarum gegen eine Dosis von 0,0070 pro Kilogramm Sal- varsan fest gemacht werden konnte. Hata und Mar gu lies, welche diese Versuche ausführten, erreichten damals dagegen noch keine Festig- keit mit Spir. recurrentis. Mar gu lies kommt daher auch in ihrem Vortrag auf der 82. Ver- sammlung für Naturforscher und Aerzte in Königsberg zu dem Schlüsse, daß eine Therapia sterilisans magna wohl bei den Trypanosomen vollständig zur Geltung kommt und eine Arsenfestigkeit bei diesem Parasiten sehr schnell und leicht erzielt werden kann, während bei Spirillenerkrankungen mit gleichem Erfolg und ohne Gefahr auch eine Therapia sterilisans fractionata zur Anwendung kommen kann, die jedesmal einen Teil der Parasiten abzutöten vermag bis zur Sterili- sierung des Körpers. Eine Bestätigung dieser im vergangenen Jahre veröffentlichten Unter- suchungen von Marguli es und Hata geben die experimentellen Unter- suchungen über die Arsenfestigkeit der Spirochäten von M. Rother- mundt und J. Dale. Offenbar ist beiden Autoren bei der kolossalen Fülle von Publikationen über Salvarsan und seine Wirkung etc. die Unter- suchung von Marguli ÖS aus dem Georg-Speyerhaus entgangen, da ich sie nicht in ihrer Publikation erwähnt finde. Auch Rothermundt und Dale konnten bei den Hühnerspironemen keine Arsenfestigkeit erzielen trotz 2 V2 -monatlicher Behandlung mit Atoxyl. Auch dem Salvarsan gegenüber waren die Spironemen durchaus widerstandslos. Beide Autoren konnten nur den einzigen Einfluß der Virulenzschwächung, welchen aber auch schon Mar gu lies hatte feststellen können, bemerken. Durch die andauernde Arsenbehandlung wurde die Mortalität der behandelten Hühner im Gegensatz zu den Kontrollhühnern herabgesetzt. Im Georg-Speyerhaus wurden die bereits von Hata und Marguli es begonnenen Arbeiten über Arsenfestigkeit der Spironemen später wieder von neuem auf Veranlassung von Exz. Ehrlich in Angriff genommen. Es stellte sich dabei heraus, daß auch bei den Spironemen eine Arsenfestigkeit erreicht werden kann. Allerdings muß hier ganz besonders hervorgehoben werden, daß diese Tatsache absolut 170 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. keine praktische Bedeutung besitzt, und der mühevolle Weg und die Zeitaufwendung in gar keinem Verhältnis stehen zu dem einfachen Weg, arsen feste Trypanosomen zu erlangen. Für den im Laboratorium therapeutisch Arbeitenden hat natürlich eine Arsenfestigkeit der Spironemen besonderes Interesse theoretischer Natur. Daß eine Salvarsanfestigkeit so außerordentlich schwer zustande kommt, hat wohl seinen Grund in der organischen Beschaffenheit der Spironemen. Nach Untersuchungen von Schellack u. a. und nach neueren Arbeiten von Gross, Zuelzer und mir entfernen sich diese Mikroorganismen doch sehr wesentlich von den Trypanosomen, mit welchen man sie seit Schaudinns Entdeckung des Syphiliserregers zusammen- stellte, oder welchen man sie angliedern wollte. Sowohl die Oberflächen- strukturen als auch die Innenstrukturen des Plasmas und des Chroma- tins der Spironemen sind so grundverschieden von Trypanosomen, daß kaum eine engere Verwandtschaft zwischen beiden aufrecht erhalten werden kann. Es ist daher auch nicht verwunderlich, wenn sich Try- panosomen und Spironemen chemotherapeutisch nicht ganz gleich ver- halten. Das Material, welches für uns in Betracht kam, waren mit russischen Recurrensspironemen infizierte Mäuse und mit Spir. gallinarum infi- zierte Hühner und Reisvögel, Will man bei diesen Spironemen Arsen- festigkeit erlangen, so muß man mit ganz minimalen Dosen, die weit unter der Heildosis liegen, zu Anfang injizieren. Nur ganz langsam, wie später Tabellen veranschaulichen werden, kann man diese Dosen steigern und zur Heildosis gelangen, welcher die Spironemen nicht mehr weichen. Man kann noch ebenso langsam die Dosen weiter steigern und schließlich zur Dosis tolerata gelangen, die wir auch tatsächlich für die Recurrens- spironemen erreicht haben. Nach den Untersuchungen von Hata verträgt eine Maus Salvarsan in einer Verdünnung von 1:300 1 ccm pro 20 g. Die Dosis cura- tiva ist für Spir. recurrentis 1 ccm einer Verdünnung von 1:800 pro 20 g Gewicht. Das sind die beiden sicheren Grenzen. Es kommt natürlich auch vor, daß kleinere Dosen Heilwirkung haben und daß gelegentlich eine Maus auch mehr als 1 ccm einer Verdünnung von 1:300 resp. auch 1 ccm einer Verdünnung von 1:250 verträgt. Die im letzten Jahr hergestellten Präparate von Salvarsan übertreffen an Güte noch die älteren Präparate, indem eine Maus auch noch recht gut 1 ccm einer Verdünnung von 1:200 pro 20 g verträgt. Diese Dosen verstehen sich auf subkutane Injektionen. Die Salvarsanfestigkeit wurde nun in der Weise erzielt, daß mit Ver- dünnungen von 1 :4000 resp. 1 :4500 begonnen wurde, und zwar zu Beginn der Infektion injiziert, also gewöhnlich am ersten Tage nach intraperi- tonealer Verimpfung des Spironemenmaterials. Man tut gut, gleich zu Anfang mehrere Mäuse zu gleicher Zeit mit verschieden starken Ver- dünnungen von Salvarsan zu behandeln : z. B. mit 1 : 4000, 1 : 4500, 1 : 3500. Folgende Tabellen sollen in Kürze die Methode veranschaulichen, die angewandt wurde, um eine Festigkeit zu erzielen. Auf diese Weise gelangten wir allmähhch höher und erzielten zum Schluß eine Festigkeit gegen eine Dosis von 1 ccm einer Verdünnung von 1 :240 pro 20 g Gewicht. Damit war gleich- sam die Toxizitätsdosis erreicht. Denn dieselbe beträgt für die Maus, Gonder, Untersuchungen über arzneifeste Mikroorganismen. II. 171 wie gesagt, 1:200-1:250 pro 20 g Gewicht. Um diese Festigkeit zu erreichen, waren im ganzen ca. 100 Passagen nötig. Tabelle 1. Die Mäuse wurden mit je 0,2 ccm einer mit physiologischer Kochsalzlösung lOmal verdünnten Blutaufschwemmung mit Spironemen intraperitoneal infiziert. AThiir & o c 1. Tag + w. 1 : 4000 1 ccm + w. 1 : 3500 1 ccm + s. w. Kontrolle 2. „ + pro 20 g + pro 20 g + + 3. „ ++ ++ + + + 4. „ + + + + + + + + + abgeimpft auf drei neue Mäuse Maus a 1. Tag + w. 1 : 8500 1 ccm 2. + + pro 20 g 3. „ + + + 4. „ + + + + b c + w. 1 ccm 1 : 3000 + Kontrolle + pro 20 g + + + + + + + tot + + + i abgeimpft auf drei neue Mäuse etc. Es ist gut, mit Kontrollen hierbei zu arbeiten, da es öfters vorkommt, daß bei der Behandlung der weiteren Passagen mit Salvarsan die Dosierung gelegentlich zu stark gesteigert wird, wodurch die Mäuse ihre Infektion verlieren können. Man ist dann ge- zwungen, die ganze Prozedur zu wiederholen. Beispielsweise hat man, wie die folgende kleine Tabelle zeigt, schon eine Festigkeit von 1:600 pro 20 g Gewicht erreicht, und will nun noch steigern, so könnte es vorkommen, daß bei der nächsten Dosierung von 1:500, 1:550 und 1:525 die Spironemen verschwinden. Ohne Kontrollen wäre man gezwungen, von vom wieder anzufangen. Tabelle 2. Die Mäuse wurden infiziert wie oben. Maus a Spironemen fest gegen eine Dosis von 1 : 600 pro 20 g Gewicht + w. 1:600 + + + + + i abgeimpft auf vier neue Mäuse I.Tag + w. 1:500 1 ccm 2. „ + pro 20 g 3. „ - b c 4 1 : 525 1 ccm + — pro 20 g — 1 : 550 1 ccm pro 20 g d Kontrolle + — + + + + + abgeimpft auf vier neue Mäuse I.Tag 2. „ 3. „ 4. „ a + w. 1 : 550 1 ccm — pro 20 g b + w. 1 : 575 + 1 ccm pro + + 20 g + + + i abgeimpft auf neue Mäuse etc c d Kontrolle + w. 1:590 + w. + 1 ccm pro + + + 20 g + + + 1- + + + + + Die Festigkeit war sogar so stark, daß man gleichzeitig mit der intraperitonealen Verimpfung von einer Passage zur anderen Salvarsan 172 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. subkutan iojizieren konnte. Hiermit ist also bewiesen, daß auch bei den Recurrensspironemen eine Festigkeit gegen Salvarsan durch ganz allmähliche Gewöhnung erzielt werden kann. Weit schwieriger gestalten sich die Verhältnisse bei Spir. ga Ul- nar um. Während wir bei Spir. recurrentis mit 100 Passagen eine Festigkeitsdosis erreichen konnten, welche der Toxizitätsdosis gleich- kommt, gelangten wir bei Spir. gallinarum erst mit 100 Passagen auf eine Dosis von 0,015 pro Kilogramm, die noch weit von der Dosis tolerata entfernt liegt. Die Dosis tolerata beträgt für Hühner im allgemeinen 0,25 pro Kilogramm, und die Dosis cura- tiva 0,0025 pro Kilogramm. Erst nach 190 Passagen waren wir soweit, daß die Dosis curativa um das ca. 10-fache übertroffen wurde. Denn die Spironemen wurden dann erst von einer Dosis, die über 0,02 pro Kilogramm liegt, abgetötet. Die Hühnerspironemen setzen dem Sal- varsan eben viel geringeren Widerstand entgegen, so daß man gezwungen ist, nur äußerst langsam mit den Salvarsandosen zu steigern. Daher benötigt man auch eine weit größere Anzahl Passagen. Auch mit den Verdünnungen kann man nur langsam steigern. Am besten wählt man zu Anfang sehr starke Verdünnungen wie 1:5000. Hat man mit dieser Verdünnung allmählich eine gewisse Festigkeit erreicht, so geht man langsam mit stärkeren Lösungen vor, wie 1 :4500, 1 :4000 etc. Mit jeder Verdünnung steigert man allmählich auch die Salvarsanmenge. Auch hierbei sind ebenso Kontrollen nötig, wie bei den Recurrensspiro- nemen. Unsere Kontrollen wurden auf Reisvögel und Hühner gehalten. Um bei den Hühnerspironemen eine Salvarsanfestigkeit zu erreichen, ist es nötig, mit einer sehr weit unter der Dosis curativa liegenden Dosis zu beginnen. Es wurde mit einer Verdünnung von 1:5000 be- gonnen und 0,0005 pro Kilogramm injiziert. Die Dosen wurden ganz allmählich um 0,0001 gesteigert. Auf diese Weise kann man auf 0,0015 pro Kilogramm mit einer Verdünnung von 1:5000 gelangen. Bei den weiteren Passagen wurde die Verdünnung konzentrierter angewandt (1 : 4000). Die Dosen konnten bei dieser Verdünnung bis 0,003 pro Kilogramm gesteigert werden, womit also schon die Dosis curativa überschritten wurde. Mit stärkeren Lösungen erreichten wir dann schließlich 0,0045 pro Kilogramm (Verdünnung 1 : 2000). Während zu Anfang das Salvarsan bei stärkeren Infektionen wie bei „+" und „H — h" Infektionen, bei welcher im mikroskopischen Gesichts- feld ca. 5 — 10 oder 15 Spironemen nachgewiesen werden, injiziert wurde, wurde jetzt versucht, schon gleich zu Beginn der Krankheit, wenn über- haupt die ersten Spironemen im Blut auftraten, zu injizieren. Immer von dem Huhn, deren Spironemen dem Salvarsan gegenüber unempfind- lich waren, wurde auf weitere Hühner abgeimpft. Mit einer Verdünnung von 1 : 1000, die ja allgemein in der Therapie der Hühnerspironemose angewandt wird, wurde eine Festigkeit von 0,022 pro Kilogramm erzielt, in einzelnen Fällen war bereits eine Festigkeit von 0,025 pro Kilogramm vorhanden. Gerade aus dieser Tabelle geht deutlich hervor, wie nötig Kontrollen sind, da sowohl gelegentlich zu schnell gesteigert wird, als auch sich einmal ein Huhn als immun zeigen könnte ^). 1) Pockenkranke Hühner erwiesen sich in größerer Zahl als gesunde und normale Hühner gegen die Spironemen als immun. Gonder, Untersuchungen über arzneifeste Mikroorganismen. IL 173 Tabelle III. j^"?A r'°t'"^™"^^^^'" ^°^'^iert mit 3 ccm einer mit physiologischer Kochsalzlöaune um das lU- fache verdünnte Blutaufschweramung mitSpironemagallinarum I Huhn a 1. Tag + 0,0009 pro Kilo- 2. „ ++ gramm 1:5000 3. „ + + + abgeimpft b + + + + + 0,0009 pro Kilo- gramm 1 : 5000 Tag + „ ++ 0,0008 pro Kilo- „ + + + gramm 1 : 5000 b + + + 0,00075 pro Kilo- + + + gramm 1 : 5000 y abgeimpft etc. 85.-89. Passage. Huhn, wie oben infiziert. a 1. Tag + w. 2. „ + + 3. „ + + + 86. Passage. + w. 0,0136 pro Kilo- . . gramm 1 : 1000 + + + + + c Kontrolle, Reisvogei + + + + + + + c Kontrolle, Reisvogel + + + + + + c Kontrolle, Reisvogel + + + + + + + abgeimpft 1. Tag + 2. „ + + 3. „ + + + 87. Passage. + w. 0,1375 pro Kilo- + + gramm 1 : 1000 + + + abgeimpft c Kontrolle, Reisvogel + + + + + + 1. Tag + w 2. „ +w. 3. „ +w. 38. Passage ohne Sal- varsanbehandlung I.Tag 2. „ 3. „ 4. „ + w. 0,014 pro Kilo- + w. gramm 1 : 1000 + w. i abgeimpft auf Reisvogel 1 + w. + + + + + i 89. Passage, abgeimpft auf Hühner. b + w. + w. 0,0135 pro KUo- + + gramm 1 : 1000 + + + + +++ +++ I abgeimpft etc. c Kontrolle, Reisvogel + + + + + + Abgeimpft auf Reisvogel 89 c c Kontrolle, Reisvogel + + + + + + tot Also auch bei den Hühnerspironemen kann, wie das be- sprochene Experiment zeigt, und wie die Tabelle demonstriert, eine Festigkeit gegen Salvarsan erzielt werden. Was die Morta- 174 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. lität der Hühner betrifft, so ist dieselbe in der Tat etwas herabgesetzt. Man kann aber diese Virulenzschwächung bald wieder durch Reisvogel- passagen auf die ursprüngliche Stärke bringen, ohne daß die Spironemen ihre Festigkeit verlieren. Die Spironemen werden durch die dauernde Behandlung zweifellos etwas geschwächt, auch werden immerhin eine größere Anzahl von weniger widerstandsfähigen Spironemen durch das Salvarsan abgetötet, so daß das Huhn weniger durch die Krankheit zu leiden hat. Es muß hier nochmals hervorgehoben werden, daß diese mühevoll aufgezwungene Festigkeit der Spironemen gegen Salvarsan in keiner Weise irgendwelche prak- tische Bedeutung besitzt. 10 bis 20malige Injektionen werden niemals irgendeine Festigkeit bewirken können. Auch ist ja eine solche fraktionierte Behandlung in der Praxis ausgeschlossen. Bei Recurrens genügen bekannt- lich sehr geringe Dosen mit nur einmaliger Einspritzung, ebenso bei Hühnerspironemose. Bei Frambösie genügt auch eine einmalige Dosis, um die Krankheit zu heilen. Und in der Luestherapie werden auch nur 2, 3 und aus- nahm s weise 4 Inj ektionen gemacht, die für eine Festig- keit vollständig ungenügend wären. Auch werden diese Injektionen in verhältnismäßig kurzen Zwischenräumen ausgeführt. Es besteht demnach absolut keine Gefahr, wenn fraktionierte Dosen injiziert werden. Eine Sterili- satio magna fractionata ist daher durchaus möglich. Nachdruck verboten. Die ünterscheiduDg von lebenden und toten Bakterien durch die Färbung. [Aus dem Hygienischen Institut der Universität Berlin (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. C. Flügge).] Von Stabsarzt Dr. Heinrich Iiayser. Im Juni 1909 gab G. Proca^) in der Societe de Biologie (de Paris) ein Färbeverfahren an, mit dem es gelingen sollte, lebende Bakterien von toten zu unterscheiden. Die Bedeutung eines derartigen Erkennungs- mittels für gewisse Fälle der bakteriologisch-diagnostischen Praxis, sowie ihre theoretische Wichtigkeit liegen auf der Hand, und es muß daher Wunder nehmen, daß über eine kritische Nachprüfung der Methode bisher nichts bekannt geworden ist. Nach Proca nehmen mit Methylenblau gefärbte Bakterien, welche vorher durch Hitze oder Chemikalien abgetötet wurden, bei einer Nach- behandlung mit verdünntem Karbolfuchsin (1 : 10), im Gegensatz zu lebenden Spaltpilzen eine rote Färbung an ; das Karbolfuchsin soll nur kurz (rapidement) einwirken. Natürlich muß die Fixierung des Prä- parates sehr vorsichtig und schonend (ä une chaleur moderne) erfolgt sein. Es wird auch ein Farbgemisch angegeben, mit welchem die 1) Proca, G., Sur une coioration diff^rente des bact. raortes. (Corapt. rend. d. I. 80C. d. biol. T. 66. 1009. p. 148.) Kays er, Zur Unterscheidung von lebenden und toten Bakterien etc. 175 Identifizierung toter Bakterien besonders einfach sein soll: 8 ccm Ziehl- scher Fuchsinlösung in ICK) ccm destilliertem Wasser, gemischt mit 100 ccm Löfflerschem Methylenblau ; muß mindestens 24 Stunden vor der Benutzung offen stehen bleiben. Wird ein Trockenpräparat damit 1 Minute lang behandelt, alsdann gespült, getrocknet und eingebettet, so sieht man die lebenden Mikrobien blau, und tote rot gefärbt. Ich habe nun Procas Verfahren bei verschiedenen Staphylo- kokken, sowie Coli- und Typhusbakterien angewendet. Diese Keime wurden durch feuchte Hitze (60—90" C), oder in 70-proz. Alkohol, in Karbolsäure (3 Proz.), Sublimatlösung (1 Prom.) oder Chloroform ab- getötet und dann gefärbt. — Mit gewissen Einschränkungen kann ich zugeben, daß in der Tat ein färberischer Unterschied zwischen lebendem und totem Material besteht, indessen ist er nicht immer eklatant. Insbesondere dürfen bestimmte Vorsichtsmaßregeln nicht unter- lassen werden. Bei meinen Versuchen wurden stets auf dem gleichen Objektträger bzw. Deckgläschen folgende Proben untergebracht: 1) Lebende Stäbchen- bakterien, 2) abgetötete (Kontrollkulturversuch!); mehrfach aber auch 3) junge entwickelungsfähige und 4) tote Mikrokokken, beides getrennt und gemischt. Die lebenden Keime entstammten ca. 12-stündigem, üppigem Agar-Rasen, die abgetöteten waren auf dem gleichen Nährboden gewachsen. Ich habe der getrennten Färbung mit Methylenblau und Karbol- fuchsin den Vorzug gegeben, da ^ie sicherer als manche Farbgemische den Unterschied von rot und blau zur Geltung bringt. Dichte Bakterienausstriche eignen sich wenig zur Färbung, da in solchen, auch wenn es sich um tote Keime handelt, das Karbolfuchsin meist ungenügend, d. h. zu spät zur Wirkung kommt. Färbt man richtig vorbereitete Präparate nicht sehr flüchtig mit der dünnen Zieh Ischen Lösung nach, so tingieren sich lebende wie tote Bakterien gleichmäßig rot! In dieser Hinsicht waren die Staphylo- kokken durchweg besonders empfindlich. Werden Bakterien durch langsam wirkende Mittel nach und nach in ihrer Lebenskraft geschädigt, so läßt sich die gesteigerte Fuchsin-Tingierbarkeit unter Umständen schon vor dem eingetretenen Zelle ntod konstatieren. — So legte ich z. B. eine Anzahl frische lufttrockene Staphylococcus aureus- und Bact. typhi- Ausstriche in Chloroform (Doppelschale, Zimmertemperatur). Nach 24 Stunden gediehen die abgeimpften Staphylokokken auf Schräg- agar noch ziemlich gut, Bact. typhi aber war abgetötet. Um diese Zeit färbten sich die einen Tag in Chloroform gehaltenen Traubenkokken, nach Proca behandelt, schon rot, ebenso wie die nicht mehr ver- mehrungsfähigen Typhusbacillen. Erst 24 Stunden später erwiesen sich die Staphylokokken des Chloroformbades tot. Ausstriche von mehrere Tage altem Rasen des Bact. typhi oder coli commune liefern eine sehr prägnante Färbung: wir finden intensiv rote Stäbchen zwischen einer größeren Zahl von blauen, erstere nicht selten auffällig kräftiger als die letzteren tingiert, sowie schlanker in der Form, schärfer in den Umrissen. Nach den bisherigen Versuchen muß angenommen werden, daß diese roten Elemente geschwächter Vitalität, oder tot sind. Fasse ich meine Beobachtungen kurz zusammen, so empfiehlt sich folgende Technik: Dünnen Ausstrich kurz und gelinde (nach Luft- 176 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 1/2. trocknung) erwärmen, ca. 2 — 3 Minuten mit Methylenblau färben, vor- sichtige Wasserspülung durch Tauchen. Ohne vorheriges Trocknen, da- nach 2mal Eintauchen in Vio Karbolfuchsin, um die Methylenblau- und Wasser-Reste wegzuspülen. Dann unter leichter Bewegung des Präpa- rates wenige Sekunden Färben mit Vio Karbolfuchsin ; durchschnittlich genügen 5 — 10 Sekunden, nach Art und Dicke des Ausstriches bedarf es unter Umständen einiger Sekunden mehr. Kontrolle: Zur Prüfung, ob richtig verfahren wurde, müssen der gleichen Färbeprozedur notorisch tote und auch lebende Bakterien unterworfen werden, d. h. auf dem gleichen Objektträger, welcher mit den Keimausstrichen unbekannter Vitalität beschickt worden ist. Alles in allem dürfte die Bedeutung der Procaschen Methode für die klinisch-bakteriologische Praxis wegen der umständlichen Kautelen und der trotzdem verblei- benden Unsicherheiten nicht groß sein. — Als neues Hilfs- mittel zur Vertiefung und Detaillierung morphologischer und biologischer Forschungen wird sie dagegen wohl noch eine Rolle spielen. Die Redaktion des „Centralhlatts für Bakteriologie und Parasitenkunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätxe entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktton auf das Manuskript schreiben xu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten Korrekturabxüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen tu lassen Inhalt. De Gasperi, Federico, La „Phase nega- tive" de Wright dans la vaccination antityphique des jeunes lapins, p. 161. Di Cxistina, G. u. CipoUa, M., lieber die Bildung spezifischer Antikörper bei mit Nukleoproteid syphilitischer Organe behandelten Kaninchen, p. 160. Doerr, R. u. Pick, K.., Das Verhalten heterologer Immunsera im normalen und im allergischen Organismus, p. 146. Dankerly, J. S., On the occurrence of Thelohania and Prowazekia in Anthomyid flies, p. 136. Gonder, Richard, Untersuchungen über arzneifeste Mikroorganismen. IL, p 168. Hanssen, Untersuchungen am Hund über den Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum im Verdauungs- traktuB, speziell im Magen, p. 89. Eayser, Heinrich, Die Unterscheidung von lebenden und toten Bakterien durch die Färbung, p. 174. Mereshkowsky, S. S., Der Einfluß der Passagen durch graue Ratten (Mus decumanus) auf die Virulenz des Bacillus Danysz, p. 3. Mereshkowsky, S. S., Die Beeinflussung der Virulenz des Bacillus Danysz durch fortlaufende Ueberimpfungen in Bouillon, p. 64. , Ueber die Anwendung des Traut- mann sehen Verfahrens zur Virulenz- steigerung des Bacillus Danysz, p. 69. — — , Raticide — Azoa, p. 72. Ozaki, T., Zur Kenntnis der anaeroben Bakterien der Mundhöhle, p. 76. Peters, Ernst, Zur Pathogenität der Tuberkelbacillentypen bei Mäusen, p. 1. Plehn, Marianne*, Eine neue Karpfen- krankheit und ihr Erreger: Branchio- myces sanguinis, p. 129. V. Prowazek, S. , Notiz zur Aetiologie der Psoriasis vulgaris, p. 134. Risa, Reschad u. Mustafa, Der Erreger der Aleppobeule und seine Kultur, p. 126. Schöppler, Herrmann u. Krüg^er, Paul, Zur Unterscheidungs frage von Ascaris canis und A. felis (Ascaris canis s. mystax), p. 143. Wrnblewski, K., Die Blutparasiten des Maulwurfes, p. 140. Frommaonsehc Bachdrocker«! (Hermann Fohle) in Jena. > Adolf Salomonsolm-Stiftung. Aus der Adolf Salomonsohn- Stiftung, welche den Zweck hat, „Beihilfen zu gewähren behufs Förderung wichtiger Arbeiten auf den Gebieten der Naturwissenschaften (ein- schließlich Biologie und Medizin) durch hervorragend tüchtige Kräfte, denen für die längere Dauer der For- schung genügende Mittel nicht zur Verfügung stehen", sind stiftungsgemäß bis zu 2250 M, zur Verwendung verfügbar. Bewerbungen sind bis zum 1. März 1912 schriftlich an den Ministerial- direktor Dr. Schmidt in Berlin, Wilhelmstraße 68, mit der Aufschrift Adolf Salomonsohn-Stiftuiigssache zu richten. Berlin, den 16. Januar 1912. Das Kuratoriam. Dr. Schmidt, Adolf Salomonsohn, Dr. Orth, Ministerialdirektor. Rechtsaüwalt und Notar a. D. Geheimer Medizinalrat, Professor. Centrall]l.f.eal(l8tc.l. Abt Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Ausgegeben am 20. Februar 1912. Nachdruck verboten. üeber Kapselbildung der Milzbrandbacillen bei der Züchtung auf Schrägagar. Von H. Kodama, Vorsteher der bakteriologischen Abteilung an der Städtischen Hygienischen Unter- suchungsanstalt zu Tokio (Direktor: Prof. Toyaraa), z. Z. am Institut für Hygiene und Bakteriologie der Universität Straßburg i. E. (Direktor: Geheirarat Prof. Dr. Uhlenhuth). Mit 2 Figuren. Während nach älterer Auffassung die Milzbrandbacillen ihre Kapseln nur im Tierkörper bilden, haben neuere Forschungen ergeben, daß die Kapsel sich auch im Serum außerhalb des Tierkörpers bilden kann. Einige Forscher haben sogar über Kapselbildung bei Züchtung der Bacillen auf festen Nährböden berichtet, aber ihre Angaben haben nicht überzeugend gewirkt und keine allgemeine Anerkennung gefunden. Ich habe mich seit einigen Jahren ebenfalls speziell mit dieser Frage befaßt und mit Bestimmtheit auf verschiedenen festen Nährböden (z. B. Schräg- agar, erstarrtem Hühnereiweiß, Schrägserum etc.) Kapselbildung bei Milzbrandbacillen beobachtet. lieber diese Versuche und Beobachtungen werde ich an anderer Stelle eingehender berichten ; hier möchte ich mich nur kurz über Kapsel- bildung der Milzbrandbacillen auf dem Schrägagar äußern. Zunächst habe ich unzählige Male vergeblich versucht, die Milzbrand- bacillen durch Kultur auf dem gewöhnlichen Schrägagar bei 37 '^ C oder unter anderen Bedingungen (höhere Temperatur und kürzere Dauer der Kultur) zur Bildung von Kapseln zu bringen. Es gelang aber auf diese Weise nie, eine Kapsel nachzuweisen. Ich hielt es deswegen damals ebenfalls für ganz unmöglich, bei Züchtung von Milzbrandbacillen auf Schrägagar eine Kapselbildung zu erhalten. Als ich aber zufällig einmal die Milzbrandbacillen auf er- starrtem Hühnereiweiß kultivierte, fand ich, daß die Bacillen alle über- raschenderweise Kapseln gebildet hatten. Ich habe darum weitere ge- nauere Untersuchungen angestellt, ob und unter welchen Bedingungen die Milzbrandbacillen auf dem Hühnereiweißagar Kapseln bilden. Das Ergebnis war folgendes (s. Tabelle p. 178). Aus dieser Tabelle ergibt sich, daß starke Kapselbildung eintritt, wenn man die Milzbrandbacillen auf dem reinen Hühnereiweißnährboden züchtet, ebenso bilden sich noch Kapseln auf 2 — 4-fach verdünntem, gekochtem Hühnereiweißagar; wenn man aber den Verdünnungsgrad weiter erhöht, so sind die Milzbrandbacillen nicht mehr fähig. Kapseln zu bilden. Was die Ursache dieser Erscheinung, daß die Milzbrandbacillen auf dem erstarrten Hühnereiweiß Kapseln bilden, betrifft, so bin ich zu der Ansicht gelangt, daß wahrscheinlich das Eiweiß und die besondere Alkali tat des Hühnereiweißes zusammen die Kapselbildung bedingen. Deshalb habe ich die Alkalität des Hühnereiweißes mit Phenolphthalein- lösung als Indikator untersucht und gefunden, daß sie etwa dem 200- fachen der Normal- Sodalösung entspricht. Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 3/4. 12 178 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Die Kapselbildung und das Wachstum der Milzbrandbacillen auf Hühnerei weiß-Agarnährböden. Herstellung des Nähr- bodens Man setzt eine be- stimmte Menge steril entnommenen Hühner- eiweißes zu dem flüs- sigen , fertigen Agar ; diese Mischung wird gekocht, dann läßt man sie in schräg ge- stellten Röhrchen er- starren Reaktion des Agars Verhältnis von Hühner- eiweiß zur A garmenge schwach alkalisch schwach sauer Wachstum (nach 24 St. minimal üppig minimal Mikroskopischer Befund (nach 24 St.) Form der Bacillen Kapsel kurze Ketten )> >» lange Ketten I) >) kurze Ketten )> )) lange Ketten + + + Man mischt eine be- stimmte Menge Hüh- nereiweiß, welcnes steril entnommen wird , zu dem flüssigen Agar bei einer Temperatur von 40—50" C; diese Mi- schung läßt man ohne zu kochen ebenfalls erstarren schwach alkalisch schwach sauer minimal bis 0 minimal minimal bis 0 minimal Involutionsform )) einzeln oder je zwei verbunden dgl. )' Involutionsform >) einzeln oder je zwei verbunden dgl. Kon- trolle minimal kurze Ketten uppig lange Ketten + + -I- gekochte Hüh- uereiweißplatte schwach alkali- scher Agar schwach saurer Agar Als ich darauf die Alkalität des gewöhnlichen Agars bis zu an- nähernd dem gleichen Grade erhöhte und darauf die Milzbrandbacillen züchtete, konnte ich bei vielen Bacillen ebenfalls die Kapseln nachweisen. Meine Beobachtungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: 1) Züchtet man den Milzbrandbacillus auf schwach saurem Schräg- agar, so kommen äußerst selten kapseltragende Bacillen zur Beob- achtung. 2) Nach 24-stündiger Kultivierung auf dem schwach alkalischen Agar lassen sich kapseltragende Milzbrandbacillen nur bei einigen nach- weisen ; doch ist ihre Zahl noch sehr gering. '6) Wenn man aber die Milzbrandbacillen auf dem stark alkalischen Agar (dessen Alkalität der 1(X)— 4(X)-fachen Normal-Sodalösung ent- spricht — die 2(X)-fache Alkalität ist die beste) kultiviert, so sieht man schon nach 18 — 24 Stunden sehr viele eingekapselte Bacillen in jedem Gesichtsfeld; daneben finden sich aber auch Bacillen ohne Kapseln. Auf den drei genannten Arten des Nährbodens wachsen die Milz- brandbacillen bei makroskopischer Beobachtung mit ziemlich gleich- mäßiger Ueppigkeit, so daß sie in der Entwickelung keine Unterschiede zu zeigen scheinen. Doch wenn man genauer beobachtet, so bemerkt Kodama, Ueber Kapselbildung der Milzbrandbacillen etc. 179 Fig. 1. Milzbrandbacillen, gewachsen auf stark alka- lischem Agar, 20 Std. bei 37". Johnesche Färbung. man auf dem zuletzt genannten Nährboden, daß der Bacillenbelag nicht glänzend, sondern matt und sehr viel zäher als der auf den beiden anderen Nährböden ge- wachsene ist. Außerdem sei bemerkt: Wenn man die Milzbrandbacillen 1 Tag bei 37 « C auf dem gewöhnlichen Schrägagar kultiviert und dann nach mehrtägigem Stehenlas- sen bei Zimmertempe- ratur auf den drei oben genannten Nährboden- arten fortzüchtet, so ge- deihen sie auf dem ge- wöhnlichen, schwach al- kalischen Agar sehr gut, dagegen gedeihen sie wenig oder gar nicht auf dem schwach sauren und stark alkalischen Agar. Ich habe meinen stark alkalischen Agar auf folgende Weise her- gestellt : Man verdünnt in einem kleinen Kolben 5 ccm flüssigen Agar mit 45 ccm Aq. dest., kocht diese Mischung mehrere Minuten lang über der Flamme, fügt dazu 0,1 ccm Phenol- phthaleinlösung (0,5 g Phenolphthalein gelöst in 100 ccm Alkohol) und titriert mit 10-proz. Soda- lösung bis zu deutlicher Hellrotfärbung der Flüs- sigkeit. Durch meine Unter- suchungen glaube ich, festgestellt zu haben, daß es 1) von der Reaktion des Schrägagars ab- hängt, ob das Milzbrand Stäbchen Kapseln bildet oder nicht und 2) eine Beimischung von Serum das Phänomen der Kap- selbildung wesentlich mitbedingt. Streicht man nämlich das auf dem alkalischen Schrägagar gewachsene Material mit einem Tröpfchen Serum irgendwelcher Tiere (Rind, Pferd, Kaninchen, Huhn etc.) auf dem Deckglas aus, so erhält 12* Fig. 2. Milzbrandbacillen, gewachsen auf stark alka- lischem Agar, 20 Std. bei 37 ". l'ärbung mit Methylenblau. 180 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. man ein sehr schönes Kapselbild, wenn mau nach der John eschen oder Rä bieger sehen Kapselfärbemethode färbt. Die schönste Kapsel- färbung erhält man, wenn man das auf Hühnereiweiß bzw. Hühner- eiweißagar gewachsene Milzbrandmaterial (24-stündige Kultur) mit 1 Tropfen Serum mischt, ausstreicht und nach der John eschen oder Räbiegerschen Kapselfärbemethode färbt. Färbt man dasselbe Material mit Loefflers Methylenblaulösung, so färben sich Kapsel und Bacillen- leib gleichmäßig blau, und zwischen beiden kann eine Differenz nicht deutlich erkannt werden. Doch wenn man genauer beobachtet, so zeigt sich folgende Differenz : Innerhalb der mattblau gefärbten Kapseln be- findet sich der tiefer blau gefärbte Bacillenleib, die Peripherie der Kapsel erscheint dunkelschwarz und verschwommen. Die zwei und mehr Bacillen einschließenden Kapseln erscheinen an den Stellen, wo je zwei Bacillen einander genähert liegen, ausgebuchtet, wie aus beifolgender Zeichnung ersichtlich ist. Merkwürdigerweise findet man neben kapselbesitzenden Stäbchen in demselben Gesichtsfeld auch solche ohne Kapseln. Nachdruck verholen. Le Streptobacterium foetidum, agent pathogene nouveau de rhomme. Par les docteurs Leon Jaequ^ et Fernand Masay, Bruxelles. Notre attention avait ete attiree par M. Hubert Kufferath, assi- stant ä rinstitut Pasteur, sur un bacille tr^s petit et qu'on retrouvait en quantite extremement abondante dans les crachats envoyes aux fins d'ana- lyse ä rinstitut Pasteur de Bruxelles par le Dr. Th. Poodt de Ternath. Les caractöres de culture du bacille et son action energique sur les animaux de laboratoire nous deciderent ä le rechercher systematiquement. Nous le decouvrimes dans differents crachats, dans du liquide pleural, dans du liquide de meningite, dans un abces periuterin et dans d autres affections encore dont nous donnerons plus loin la description. L'interet de notre bacille nous paraissant ainsi nettement etabli, nous avons voulu en faire une etude plus detaill^e. Caractöres morphologiques. Aspect microscopique. Notre microbe est un petit bacille court, ä extremitös arrondies ou, plus exactement, un coccobacille. II est trös mobile et ne forme pas de spores. Dans les cultures en bouillon il se groupe en chainettes parfois tres longues. Son aspect rappeile beaucoup celui du microbe pesteux. Coloration. II se colore facilement par toutes les couleurs basiques d'aniline; il ne prend pas le Gram. Quand on fait soigneusement les colorations avec des Solutions faibles, il se colore surtout aux extrömites et presente l'aspect en navette. Caracteres des cultures. Gonditions de culture. Notre bacille se cultive ä partir de 10''. La tempörature optima est vers 37*^. II est aerobie facultatif: on obtient des cultures abondantes, meme en recouvrant d'une couche de gelose la surface ensemencöe. Toutes les cultures d^gagent une odeur tr^s fetide. Jacqu^ et Maeay, Le Btreptobacterium foetidum etc. 181 Cette particularit6 et l'aspect du microbe nous ont d6termin6s a l'appeler Streptobacterium foetidum. Bouillon: A 37"^, au bout de quelques heures, apparait un trouble qui devient de plus en plus intense. II se produit un precipitö con- siderable dans le fond du tube, mais le bouillon reste trouble. Bouillon glycose: Dans ce milieu, il y a dögagement trfes abondant de gaz. II en est de meme pour le bouillon maitose. Lait: Developpement rapide sans coagulation. Serum: Developpement rapide, comme dans le bouillon. Gelose: C'est sur gelose que se produisent les plus belies cultures. Nous ensemeuQons dans Teau de condensation et, le lendemain, le microbe a envahi toute la surface du milieu de culture, oü il apparait sous forme d'une couche epaisse et continue. Quand le developpement devient visible, toute la surface est dejä recouverte d'une Vegetation confluente et ä aucun moment on ne peut trouver de colonies isolees. Cette propri^te d'envahir en couche continue toute la surface des milieux solides est tres remarquable; eile parait speciale ä ce microbe. Gelose maltosee: Developpement rapide, mais un peu plus lent que sur gelose ordinaire. Gelose sang: Developpement rapide comme sur gelose; hemolyse. Gelatine: Developpement tr^s rapide le long de la piqüre. Liqu6- faction en doigt de gant et qui est bientot complMe. Pomme de terre: Developpement rapide recouvrant toute la surface. S6rum solidifie: Un point quelconque etant ensemenc6, la surface se recouvre rapidement d'une couche cremense constitu6e par les bacilles, dont on ne trouve pas de colonies separees. Le microbe se döveloppe rapidement en profondeur et liquefie sans tarder le serum. Recherche et diagnostic. L'isolement du Streptobacterium foetidum se fait avec la plus grande facilite. On ensemence une petite quantit6 du produit ä examiner dans l'eau de condensation d'un tube de gelose. Le Strepto- bacterium se developpant tres vite, on preleve un peu de la culture qui, au bout de 12 heures, a atteint la partie la plus elev6e de la surface libre. On recommence ainsi l'ensemencement et, en deux ou trois fois, on obtient des cultures pures. Maladie experi mentale. Rat blanc. Tous les animaux de laboratoire prennent egalement bien l'infection par Streptobacterium foetidum; nous l'avons sur- tout 6tudiee chez le rat blanc. Inoculation sous-cutanee. Une culture de 24 heures sur tube de g61ose en biseau, diluee dans dix centim^tres cubes de Solution physio- logique tue le rat ä la dose d'un centimetre cube. La mort peut arriver de fagon tres differente. Si le microbe est virulent, il passe tres rapide- ment dans le sang et determine une septicemie mortelle en quelques heures. Dans d'autres cas, il determine un abces qui reste localis^ et peut guerir ou bien entraine la mort par cachexie apr^s un temps assez long. Inoculation intra-peritoneale. Les injections intra-p6ri- toneales sont plus severes que les injections sous-cutan6es. Elles pro- duisent ou bien une septicemie ou bien une peritonite qui peut se localiser et s'enkyster. Dans ce cas, la maladie peut sommeiller pendant 182 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. un temps assez long et Tanimal garde toutes les apparences de la sante; puis brusquement la maladie se reveille et I'animal succombe. A l'autopsie on trouve, dans les cas de septicömie, l'aspect ordinaire de l'infection rapide. Le pöritoine est congestionn^ et la cavitö peritoneale est remplie d'un liquide louche. La rate est volumineuse et sa substance est diftiuente et gorgöe de sang. Le foie a des lesions de degenerescence rapide. Les reins sont congestionnes. Les plövres et le pericarde con- tiennent generalement une quantite notable de liquide. Les poumons sont congestionnes. Le sang renferme une quantite trhs considerable de bacilles. Dans les cas chroniques, on trouve dans le peritoine des petits abces localises et bien circonscrits. Les lesions principales sont: La pleuresie, qui est ä peu pres constante et se traduit par un exsudat abondant et un depot de fibrine; la pericardite: epaississement des feuillets et exsudat; des noyaux de bronchopneumonie. On retrouve le microbe en grande abondance dans le pus peritoneal et dans les exsudats pleuretique et pericardique. Lapin. L'infection, chez le lapin, affecte tres sensiblement la meme allure que chez le rat blanc. Nous avons cependant observe un beau cas de maladie chronique dont l'allure presentait quelques particularites interessantes. Nous avions injecte dans un but de vaccination, sous la peau d'un lapin, des cultures en bouillon attenuees. L'attenuation avait ete obtenue en recouvrant le bouillon avec du toluol et en le laissant plusieurs jours en contact avec lui. Nous avions injecte successivement un, puis deux, puis cinq et enfin dix centimetres cubes de bouillon. Le lapin, qui avait d'abord assez fortement maigri, s'etait bien remis, quand brusquement 11 fut pris de paralysie de tout le train posterieur. En meme temps, il ^tait trhs oppresse et son etat general etait trös mauvais. Ces symptomes s'etaient presentes un mois aprös la derni^re injection. Nous croyons k une maladie intercurrente et independante du Streptobacterium, mais I'animal mourut apres un coma de quelques heures et nous trouvämes ä l'autopsie les lesions ordinaires de pleuresie et de pericardite et une tres grande quantite de bacilles dans les exsudats. Nous avons observe plusieurs fois l'action paralysante du microbe. Cobaye. Les deux modes d'infection presentent beaucoup d'analogie avec Celles des deux especes precedentes. Nous avons pu voir, dans certains cas. les microbes passer dans le sang avec une rapidite extra- ordinaire. Trois quarts d'heure apr^s l'injection intra-peritoneale, certains animaux etaient tres gravement atteints et l'ensemencement d'une goutte de leur sang donnait des cultures positives. Souris blanche. Cet animal est tr^s receptif, comme les autres animaux de laboratoire. Nous avons etudie sur cette espece la per- möabilitö du placenta ä notre bacille. Nous avons injecte dans le p6ritoine d'une femelle gravide une goutte d'une culture tres abondante. Au bout de quelques heures I'animal etait trös malade; nous l'avons rapidement tue par le chloroforme. Le sang de la mhie et celui des six embryons que contenait la matrice donna des cultures pures du microbe. Le liquide amniotique et l'urine en contenaient aussi. Proprietes biologiques. Vitalite et virulence. Vitalite. Le Streptobacterium foetidum reste longtemps vivant. Nous avons expose pendant plus d'un an sur le rebord de notre Jacque et Masay, Le Streptobacterium foetidum etc. 183 fenetre des cultures sur gelose et aprös ce temps les röensemencements ^taient encore positifs. Nous avons pu clessecher des filtrats de culture sans les detruire. En milieu humide, les microbes sont tues en une demi-heure ä 58 '\ Virulence. Tous les echantillons que nous avons recueillis etaient virulents. Un crachat renfermant des bacilles et qui fut introduit dans le peritoine determina une atfection chronique par Streptobacterium avec pullulation dans tous les liquides d'exsudat. Mais on peut augmenter beaucoup la virulence par des passages successifs et nous sommes arrives ä obtenir des cultures extraordinairement virulentes aprös dix passages chez le rat. L'attenuation de la virulence se produit par les moyens classiques: Vieilles cultures, cultures mises au contact du toluol pendant un temps insuffisant pour les tuer, cultures dessechees, etc. Toxine. Nous avons pu rapidement nous rendre compte que notre microbe produisait une toxine trös active. Nous avons essaye d'en faire Tetude. Pour la preparer nous avons fait des cultures de huit jours en bouillon Peptone, identique ä celui qui sert ä preparer la toxine diph- törique. Apres ce temps, la culture est recouverte d'une couche de toluol et plusieurs fois par jour eile est mise en contact plus immediat avec l'antiseptique par une agitation energique. Quand les reensemencements sont negatifs, la culture est filtree. La preparation est terminee. Action sur les animaux. Lapin. Une injection sous-cutanee de 10 c. c. suffit pour tuer le lapin. La mort arrive generalement en quelques heures. Si eile n'est pas survenue au bout de 24 heures, Tanimal a le plus souvent de grandes chances de longue survie. L'injection repetee ä courts intervalles d'une quantite de toxine trop minirae pour determiner la mort produit, au bout d'un temps plus ou moins long, une cachexie profonde qui tinit par determiner la mort. Parfois on voit apparaitre la paralysie de l'arriere train, dont nous avons dejä parle. L'injection intra^peritoneale est un peu plus active que l'injection sous-cutanee. L'injection intra-veineuse est beaucoup plus active. Une seule dose d'un demi-centimetre cube de toxine suffit ä tuer un gros lapin. La mort arrive dans les vingt-quatre heures, sans autre Symptome qu'une stupeur profonde dans laquelle l'animal reste plonge. II n'y a pas de convulsions. L'injection intra-cerebrale d'un dixieme de centimetre cube determine une tetanie generalisee qui persiste jusqu'ä la mort, c'est-ä-dire pendant quelques heures. Le cobaye, le rat, la souris sont trhs sensibles ä l'action de la toxine. Vaccination. La vaccination des animaux de laboratoire est possible. Nous l'avons surtout etudiee sur le rat blanc. Quand on injecte une quantite de microbes trop faible pour deter- miner la mort, on voit parfois une maladie chronique qui s'etablit apr^s 184 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. un temps plus ou moins long et qui finit par empörter ranimal. Parfois, lanimal semble giieri, mais Texperience demontre que le Strepto- bacterium foetidum peut vivre tr^s longtemps sans d^terminer de symptomes et se reveiller brusquement pour une raison quelconque. Cependant, on observe que quand un rat a Supporte une premi^re dose de culture, il en faut une quantit^ trös considerable pour determiner la mort par septicemie. II y a donc une certaine vaccination qui s'est etablie. Mais l'injection de cultures Vivantes est un mauvais moyen pour produire Timmunisation, en raison de la faculte (signalee plus haut) que le microbe possMe de pouvoir se reveiller ä longue ^cheance. C'est ainsi que toute une sehe de rats que nous considerions comme immunis6s par des doses croissantes de culture et qui n'ataient plus regu d'inocu- lation depuis un temps assez long (plusieurs semaines), furent empörtes par le reveil des microbes au d^but de l'hiver, quant les premiers froids les avaient mis dans des conditions d'inferiorite. Pour produire une vaccination reelle, nous nous sommes adressös aux cultures tuees et nous sommes arrives, par des injections repetees ä des intervalles assez espaces, ä donner une immuuisation bien caracteris6e. Parfois, la repetition d'injections de cultures tuees sous le peau amöne la formation de vastes abces anaphylactiques qu'il est difficile de prevoir. Nous avons surtout observe ce phenomene chez le lapin. Dans un cas notamment, nous avions injecte une demi-culture sur gelose emulsionnee dans une Solution physiologique et tuee par la chaleur ä 58". Une seconde injection determina un abces qui envahit toute la paroi abdomi- nale et finit par ulcerer la peau \). Apres un temps assez long, l'animal succomba ä la cachexie. L'abces etait forme par un pus tres dur, con- crete et qui devait etre disseque au scalpel. Dans la plupart des cas cependant ces accidents ne se produisent pas et les injections sont suivies d'autant moins de reaction que les precedentes ont ete plus nombreuses. Dans ces cas, le serum des animaux acquiert des proprietes immuni- santes qu'il est facile de mettre en lumi^re: 1" II agglutine fortement une emulsion des microbes en Solution physiologique ; 2° il donne de fagon nette la reaction de Bordet-Gengou (de- viation du complement); 3" il empeche le developpement des bacilles. Serotherapie. Nous avons tente de preparer des serum s immunisants contre les bacilles et contre la toxine. Le Premier est prepare comme nous venons de le dire en injectant des cultures tuees ä des lapins. Le serum ainsi produit, bien qu'il poss^de les proprietes immunisantes que nous avons exposees, ne parait pas avoir une action bien nette au point de vue curatif ou preventif. Le serum antitoxique se prepare en injectant ä des lapins des doses progressivement croissantes de toxines filtrees. II est necessaire de proceder avec prudence. II faut que les animaux soient röguliörement peses. Si on continue les injections pendant que la courbe du poids flechit on risque beaucoup de determiner une cachexie qui empörte assez rapidement l'animal. En faisant les injections avec circonspection on On le sait, des ph^nom^nes fort analoguee s'obeervent chez le lapin, lorsqu'on in- jecte pour le seconde ou la trolBifeme fois des bacilles tuberculeux tu^. Jacqu^ et Masay, Le Streptobacterium foetidura etc. 185 parvient ä faire supporter au lapin des doses considerables de toxine. On arrive ainsi ä doter son seruin de proprietes nettement antitoxiques. Le serum neutralise in vitro de fortes doses de poison, Cependant, son action preventive et curative ne nous a pas paru manifeste. Manifestations cliniques. Nous noterons briövement dans ce chapitre l'observation des malades dans les crachats ou les humeurs desquels il a ete possible de retrouver le Streptobacterium foetidum. 1" Une femmede 30 ans. M^decin traitant: le D' Poodt, de Thernath. SymptAmes: ceux de la tuberculose pulmonaire au debut. Examen des crachats : quelques formes anornaales de bacille de Koch, associ^s ä un semis extrßmement abondant de Strepto- bacterium foetidum. Nous avons eu loccasion de faire des examens de crachats ä plusieurs mois d'intervalle. Dans les derniers examens, les bacilles de Koch avaient disparus, tandis que le Streptobacterium persistait. 2" Jeune homme de 20 ans. Mödecin traitant: le D' Spitaels, de Lembecq-lez- Hal. Symptömes: tuberculose pulmonaire au d^but. Nous n'avons pas de renseigne- ments sur Devolution ult6rieure de la maladie. Examen des crachats : bacilles de Koch rares; Streptobacterium abondants. 3" et 4" Gas analogues. Dans ces quatre premiers cas, le microbe n'a evidemment pas une importance manifeste. Cependant, nous pouvons voir qu'il s'associe volontiers au bacille de Koch et qu'il est trfes persistant. 5" Femme de 35 ans. Höpital St Jean. Entr^e pour abc^s du cul de sac de Douglas. Dans le pus qui s'^coule aprfes incision, on trouve une quantilö extreme- ment abondante de Streptobacterium foetidum. L'ensemencement sur g^lose donne des cultures pures. La gu^rison de la femme s'opöre dans de bonnes conditions. Nous n'avons pas eu l'occasion de nous procurer du sang de la malade pour Studier les propri^täs de son s6rum, comme nous l'aurions desir^. 6° Homme de 50 atis. Höpital St Jean. Tuberculose pulmonaire avancäe ayant determine une pleuresie purulente. Dans le liquide pleural, nous trouvons le bacille tuberculeux, le bacille pyocyanique et le Streptobacterium. Le s^rum du malade, recueilli par saignee au pli du coude donne les r^actions d'agglutination et de fixation du complement. Les deux cas prec^dents montrent clairement que notre bacille joue un role im- portant en pathologie humaine. Dans le premier cas, il determine ä lui seul une infection importante. Dans le second cas, on decfele dans l'organisme la production des reactions de defense habituelles contre les microbes virulents. 7" Dans une autopsie de meningite tuberculeuse, nous avons trouv^ le microbe dans le liquide cephalo-rachidien. Maiheureusement, l'ouverture du canal rachidien n'avait pas 6te faite avec les precautions d'asepsie d^sirables et nous ne pouvons pas admettre sans r^serves cette obiservation qui d^noterait une interessante association du bacille de Koch et du Streptobacterium dans la meningite. 8" Le D' Terlinck a decrit une conjunctivite pseudo-membraneuse survenue aprfes Operation de cataracte. Cette conjonctivite, qui eut une aliure tres benigne, etait produite par un petit coccobacille qu'on retrouvait en grande abondance dans les fausses nieni- branes oü il se irouvait en culture pure. Un ächantillon de ce microbe, qui nous fut montre par le D"^ Terlinck, nous permit de l'identifier avec le Streptobacterium f oetidu m. 9" M"^ Bord et a retrouvö dans des selles choleriformes un petit bacille que nous avons reconnu etre du Streptobacterium foetidum. 10" Le D"^ Cohen a oien voulu nous communiquer qu'il avait retrouv(? notre microbe comme agent d'une pleurd- ~ In Länge und Breite übertreff"en diese Blähformen J I % ^_ V flie normalen um ein Vielfaches (Dicke V2 — 1 /", » Länge bis zu 6 /n und darüber). Die neben- b stehende Zeichnung gibt einige der häufigsten Formen wieder (siehe auch Taf. I, Fig. 2). Diese Blähung ist verursacht durch Glykogenanhäufungim Bakterien- leib, wie sich durch die Jodreaktion nachweisen läßt (Braunfärbung durch Lugo Ische Lösung). Bei Färbung mit Karbolfuchsin erscheinen die Mikroorganismen in einen gut färbbaren, plasmatischen und einen wenig färbbaren, glykogenreichen Teil differenziert. Kulturen mit derartig deformierten Bakterien kann man gut weiter überimpfen, sie haben auch ihre Tierpathogenität nicht eingebüßt. Doch kann dies dadurch bedingt sein, daß sich stets normale Formen neben den geblähten finden. Ich kann daher nicht sagen, wie weit diese Er- scheinung als Degeneration aufzufassen ist. Am stärksten war sie bei den ersten Kulturen ausgesprochen. Nach längerem Weiterzüchten in zuckerhaltigem Milieu nahmen die Blähformen sehr an Zahl ab, so daß nur noch vereinzelte unter den normalen Kokken- oder Stäbchenformen vorkommen. Es scheint also, daß die Bakterien sich an den ungewohnten Zuckergehalt des Nährmateriis angepaßt haben. In Bouillonkulturen fand ich öfters Anordnung in Ketten. Wie Fig. 1 b zeigt, sind dieselben von Streptokokkenketten sehr verschieden, gleichen eher hintereinanderliegenden Hefezellen oder Ketten von Oedem- bacillen. Die Färbung ist am stärksten mit Karbolfuchsin oder Gentianaviolett, schlecht mit Löfflerschem Methylenblau. Nach Gram tritt stets Ent- färbung ein. Bewegungsvermögen konnte ich nie nachweisen. Im Ausstrich des Eiters sind die Kokken von einem hellen Hof umgeben, was auf An- wesenheit einer Schleimhülle hindeutet. Klinger, Ueber einen neuen pathogenen Anaeroben aus menschl. Eiter. 189 Kulturelles Verhalten: Wachstum nur bei 37" und bei Serumzusatz zu den gewöhnlichen Nährniedien ; nur anaerob, ohne daß der Luft- abschluß streng durchgeführt werden muß, in Serumbouillon auch ohne Sauerstoftabschluß am Grunde des Röhrchens, im Agarstich manchmal Wachstum bis wenige Millimeter unter der Oberfläche. Alle Kulturen strömen einen intensiven Käsegeruch aus. Die ßakterienmasse ist stets fadenziehend (auch Bouillon der Bodensatz). Gasbildung trat anfangs stärker, später schwach auch in nicht zuckerhaltigen Nährböden (Gelatine) auf. In Zuckerbouillon wird reichlich Indol gebildet; da Indolbildung bei gleichzeitiger Vergärung von Zucker nicht stattfindet, so spricht auch dies dafür, daß beträchtlichere Mengen zuckerspaltender Fermente in dem beschriebenen Mikroorganismus nicht gebildet werden, die geringe Gasbildung somit durch Zersetzung anderer Stoffe bedingt ist. Serumagar. Auf der Oberfläche konnte ich anaerob kein Wachs- tum erzielen. In der Tiefe bei Impfung von nur ganz wenigen Keimen einzelne linsenförmige, scharf begrenzte Kolonieen, die im Verlauf von 6—8 Tagen 4 mm Durchmesser erreichen. Im Agarstich ist der Stich- kanal ganz besetzt mit solchen ineinander gedrängten, ungleich großen Linsenkolonieen, die alle mit ihrem großen Durchmesser vertikal stehen. In Gelatine mit Serumzusatz gutes Wachstum als schleimiger Bodensatz ; schon nach wenigen Tagen wird dieselbe dünnflüssig und erstarrt in der Kälte nicht mehr. Die Milch wird im Verlauf von 4—9 Tagen nach vorhergehender Gerinnung peptonisiert. Ohne Serumzusatz erfolgt Wachstum nur selten und nach sehr reichlicher Impfung. In Bouillon (mit und ohne Zucker, doch Serumzusatz) entsteht zu- nächst ein Bodensatz, später Trübung des ganzen Röhrchens. Erstarrtes Rinderserum wird nicht aufgelöst. In allen flüssigen Nährböden reichliche Indolbildung (Ehrlich sehe Probe). Ebenso wird stets SHg gebildet. In den Kulturen bleiben die Bakterien ziemlich lange am Leben; aus einer Serumagarkultur war nach 5 Wochen, während welcher dieselbe 14 Tage im Brutschrank, dann im Dunkeln bei Zimmertemperatur ge- standen hatte, noch Ueberimpfung erfolgreich. Versuche mit Reinkulturen : War die injizierte Bakterienmenge nicht zu klein, so gehen die Tiere (Meerschweinchen, Kaninchen, Mäuse) nach 3 — 5 Tagen an einer ausgedehnten Phlegmone zugrunde. Voraussetzung ist subkutane Infektion ; intraperitoneal wurden in mehreren Versuchen Dosen ohne alle Erkrankung vertragen, die gleichzeitig subkutan geimpfte Kontrolltiere sicher töteten. Auch intravenös injiziert rief eine sehr dichte Bouillonkultur, bei einem Kaninchen keine Krankheitserscheinungen hervor. Der Verlauf der subkutanen Infektion ist folgender: Nach 24 Stunden ist um die Injektionsstelle (Bauchseite) eine weiche, ödematöse, wenig entzündliche Schwellung ausgebildet, die sich weiter ausdehnt, so daß am 3. Tage die ganze Bauchseite des Tieres davon ergriffen ist. Die Haut hängt wie ein mit Flüssigkeit gefüllter Sack zwischen den Extremi- täten und liegt dem Boden auf. Eine besondere Schmerzhaftigkeit besteht nicht, auch sind die Tiere verhältnismäßig wenig in ihrem Allgemein- befinden gestört. Sie verhalten sich zwar ruhig, fressen aber noch und machen nicht den Eindruck schwer kranker Tiere. Am letzten Krank- heitstage läßt sich oft die Epidermis in Stücken von der graugrünen Cutis 190 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale, ßd. 62. Heft 3/4. ^j Über dem verjauchenden Eiterherde abziehen. Die Sektion ergibt eine die ganze Ventralseite einnehmende, auf Hals und Extremitäten über- greifende eitrig -hämorrhagische Entzündung der Subcutis und des zwischen den Muskeln gelegenen Bindegewebes, mit stellenweisen An- sammlungen größerer Mengen einer braunroten, meist käsig riechenden Jauche. Diese Veränderungen reichen bis hart an das Peritoneum, lassen dieses selbst aber vollkommen intakt: auch im Abdomen sind keine pathologischen Veränderungen bemerkbar. Die Organe der Bauch- und Brusthöhle sind ebenfalls nicht verändert [in einem Falle (Kaninchen) wies die Pleura vereinzelte Blutungen aufj. Im Ausstrich und kulturell lassen sich die injizierten Mikroorganismen in sehr großer Menge im Eiter nachweisen. Es besteht eine äußerst lebhafte Phagocytose durch polynukleäre Leukocyten ; in vielen Zellen ist nur noch der Kern erhalten, das Protoplasma ganz von dicht gedrängten Bakterien ersetzt. Das Blut war immer steril. Gegen Ende kommt es öfters zu Sekundärinfektionen, so daß Streptokokken, grampositive, plumpe Stäbchen und andere Mikro- organismen neben den injizierten im Eiter angetroffen werden. Auf den Krankheitsverlauf waren sie ohne Einfluß. Ist die infizierende Dosis zu gering oder die verwendete Kultur älter, so lokalisiert sich der Prozeß in den ersten Tagen ; es kommt dann zur Ausbildung eines kleineren oder größeren Abszesses, der sich abkapselt und sehr langsam zurückbildet. Durch Punktion läßt sich darin Eiter nachweisen, der mikro- und makroskopisch dem des ursprüng- lichen Gehirnabszesses gleicht (die Spieße fehlen natürlich). Aus einem derartigen, zu langsamer Rückbildung gekommenen subkutanen Abszeß konnte ich 6 Wochen nach der Impfung kulturell die geimpften Mikro- organismen wiedergewinnen. Die zur tödlichen Infektion erforderliche Bakterienmenge läßt sich wegen des ungleichen Wachstums nicht genau angeben. 2 Oesen einer Serumagarstichkultur genügten noch nicht. Meist habe ich ^U — ^/o ccm einer dichten Bouillon- oder Gelatinekultur verwendet (ca. 8 Tage alt). Der Eiter infizierter Tiere rief meist schon in Mengen von 0,1 — 0,2 ccm eine letale Erkrankung hervor. Zusammenfassung: Nach dieser Beschreibung handelt es sich um einen meist in Kokkenform, hier und da in Form von Kurzstäbchen auftretenden Mikroorganismus, welcher in den gewöhnlichen Nährböden nicht, nach Serumzusatz gut anaerob gedeiht. In der Tiefe des Serum- agars bildet er linsenförmige Kolonieen. Für alle Kulturen charakte- ristisch ist die deutlich fadenziehende Beschaffenheit und ein stark käsiger Geruch, ferner die reichliche Bildung von Indol und SHg sowie eines peptonisierenden Fermentes. Nach subkutaner, nicht aber intraperi- tonealer oder intravenöser Injektion gehen kleinere Versuchstiere an aus- gedehnter hämorrhagisch-eitriger Entzündung des Unterhautzellgewebes nach 3-5 Tagen zugrunde. An der Injektionsstelle bildet sich eine Schwellung (Sack) mit dünnflüssigem, sehr übelriechendem Eiter. Der Mikroorganismus wurde aus einem metastatischen Hirnabszeß bei Bronchi- ektasie isoliert. Bacterium fusiforme. Die im ursprünglichen Eiter in weit geringerer Menge vorhandenen Spieße gehören in die Gruppe des schon von vielen Autoren beschriebenen Bacterium fusiforme. Es sind gramnegative Stäbchen von 5 — 1 /n Länge mit zugespitzten Enden. In den Kulturen, seltener im Eiter (bei einigen Tierversuchen) bilden sie neben Stäbchen auch lange Fäden, die Klinger, Untersuchungen über menschliche Aktinomykose. 191 gerade oder auch gewunden, peitschenschnurartig verschlungen sind (Taf., Fig. 3). Auch sie wachsen in zuckerhaltigen Nährböden als Bläh- fornien (Glykogeneinlagerung), wodurch die bekannten Spindelformen entstehen, nach denen die Gruppe benannt ist. Eine Abnahme dieser Blähung durch längeres Züchten in zuckerhaltigen Nährmedien ist nicht merkbar gewesen, dagegen wohl, wenn man sie wieder in zuckerfreies Milieu überträgt. Während die Blähformen 1—2// breit sind, kann man in der zuckerfreien Gelatine (mit Serumzusatz) ganz schmale, nadelspitze Formen erzielen (Taf. I, Fig. 4). Auch die übrigen von Ghon und Mucha für diese Gruppe auf- gestellten Merkmale waren bei dem von mir isolierten Stamm vorhanden : Streng anaerobes Wachstum, nur bei 37 ". Höchst unangenehmer Geruch, der bei längerer Züchtung allerdings stark abnahm. Serum wird nicht verflüssigt. Fehlende Tierpathogenität : Größere Mengen einer Bouillonkultur wurden von Meerschweinchen subkutan ohne stärkere Reaktion ver- tragen. Im Gegensatz zu dem von Ghon beschriebenen Stamm bildete der vorliegende deutlich Indol (Ehrlich sehe Probe). Schwache SHg- Bildung. Keine Vergärung des Traubenzuckers. Serumzusatz zu den Nährmedien war erforderlich. Nachdruck verboten. Untersucliungeii über menschliclie Aktinomykose. [Aus dem Hygiene-Institut der Universität Zürich (Leiter: Professor Dr. Silber Schmidt).] Von Dr. R. Klinger, Assistenten am Institut. Mit 1 Tafel. Die folgenden Untersuchungen betreffen 7 Fälle von Aktinomykose, in welchen die im Eiter vorhandenen Drusen neben Actinomyces noch andere Bakterien enthielten. Außerhalb der Drusen fanden sich im Eiter keine Mikroorganismen. Die gefundenen Arten sind zum Teil als normale Bewohner der Mundhöhle bekannt. Daneben konnte in einer Reihe von Fällen eine noch nicht beschriebene Art isoliert und näher untersucht werden. Es dürften somit Fälle einer Symbiose von Mundbakterien mit Aktinomyceten vorliegen, wobei wohl die letzteren die hauptsächlich pathogenen Keime waren. Ob durch das Hinzukommen der anderen Mikroorganismen die Pathogenität der Aktinomyceten erhöht wurde, läßt sich kaum sagen, da der Verlauf der Aktinomykose, auch wenn sie als Reininfektion auftritt, bekanntlich ein sehr verschiedener sein kann. Das Material und die klinischen Angaben verdanken wir zum Teil der chirurgischen Universitätsklinik resp. Poliklinik (Prof. Sauer- bruch). Ich hin speziell Herrn Assistenten Dr. Brodsky zu beson- derem Dank verpflichtet. Es folgt zunächst die Beschreibung zweier sehr ähnlicher Fälle, in welchen der aktinomykotische Herd in der Kiefergegend lokalisiert war. 192 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Fall I. Bl., 30-jähr. Coiffeurgehilfe, erkrankte im August 1910 an einer schmerzhaften Schwellung der rechten Submaxillargegend. Auf Anraten eines Arztes wurden Um- schläge gemacht. Nach 1 Woche soll der Abszeß nachts im Schlafe in den Rachen durchgebrochen sein. Patient mußte „viel hinunterschlucken" und merkte am anderen Tage einen sehr üblen Geruch aus dem Munde. Gleichzeitig fühlte er sich viel besser, Spannung und Schmerzen ließen nach. Nach einigen Wochen erneuerte sich die ent- zündliche, harte Schwellung am Kieferwinkel. Ambulatorische Spitalsbehandluug. In- zision, Entleerung einiger Kubikzentimeter Eiter (Probe I). Später wurden nochmals mehrere Inzisionen seitlich und vorn am Halse gemacht. Patient blieb dann von November — Februar aus, hat sich in der Zwischenzeit mehrmals selbst Abszesse aus- gedrückt. Ende Februar wieder im Spital, Ausdehnung und Charakter des Prozesses wie im Herbst. Abermalige Inzision (Eiterprobe II). Ende März Auskratzung einer infiltrierten Stelle (bakteriologischer Befund negativ). Im Mai entleerte sich Patient wieder selbständig einen Herd, im Juni— Juli bestand ein linsengroßer Abszeß ganz oberflächlich weiter hinten am Halse (Infektion von außen ?), der von einer ringförmigen Furche umgeben war (Eiterprobe III). Gleichzeitig besteht jetzt im Juli noch eine harte, schmerzhafte Schwellung ziemlich tief unter dem Unter- kieferwinkel. Trotz des Weiterbestehens der Erkrankung ist das Allgemeinbefinden des Patienten ein sehr gutes. Die Eiterproben I und II gaben einen vollkommen identischen Be- fund: kein auffallender Geruch, polynukleäre wohlerhaltene Leukocyten ; die Drusen sind von einem dichten Leukocytenmantel eingehüllt, lassen sich davon leicht trennen, so daß ein sandkorngroßes, hartes Korn von V2 — 1 mm Durchmesser isoliert werden kann. Geschieht dies in Wasser, so sieht man an vielen Körnern eine Rinde von stark lichtbrechenden Keulen. Doch finden sich in demselben Eiter auch Drusen, die keine Keulenbildung aufweisen. Im Schnitt hebt sich bei Kontrastfärbung (Giemsa) die Zone der sehr ungleich langen, meist zu Büscheln bei- sammenstehenden Keulen gut von der dunklen Bakterienmasse im Innern des Kornes ab. Fehlen die Keulen, so sieht man dagegen die Actin 0 - myces -Fäden gewunden und verzweigt oft weit zwischen die Leuko- cyten hineinwuchern (Taf. II, Fig. 1). Unter dieser Randschicht liegt zu- nächst eine dichtgepreßte Masse ineinander verflochtener Actin 0 - myces- Fäden; nach innen löst sich dieselbe in vereinzelte Fäden auf. zwischen welchen die anderen gramnegativen Bakterien liegen ; letztere ließen sich im Schnitt leider nicht differenzieren. Ausstrich des frischen Eiters: ungleichmäßig dicke, oft diskontinuier- lich gefärbte Ac ti n 0 myces- Fäden ; kleine gramnegative Kokken, einzeln, zu zweien oder in Haufen. Ferner zarte, 5 — 7 /ti lange Stäbchen mit stumpf zugespitzten Enden, gerade oder häufiger gebogen, geschwungen, manchmal aufgeringelt. Sie sind 0,5 — 0,6 // breit, sind meist ganz schwach wellig bewegt, jedoch ohne wirkliche Windungen, wie bei Spirochäten (Taf. II, Fig. 7). In den Kulturen, die ohne Serumzusatz angelegt wurden, sind diese Formen schnell verschwunden. Möglicherweise sind sie mit den in den Kulturen sehr reichlich gewachsenen Stäbchen der B. fusi form e- Gruppe iden- tisch. Wäre dies nicht der Fall, so würden sie eine eigene Art vorstellen, welche ich auf Grund ihrer Gestalt, der relativ schwachen Färbbarkeit und der Schwierigkeit ihrer Züchtung den Spirochäten nahesteilen möchte. Neben ihnen waren kürzere, gestreckte Stäbchen von ungleicher Länge mit teils spitzen, teils stumpferen Enden zu finden. Zwischen diesen anscheinend starren und den elastischen, geschwungenen Formen kommen Uebergangstypen vor. Die relative Menge der einzelnen Arten schwankt in den ver- schiedenen Körnern. Die Aktinomyceten fehlen nie; sie bilden stets Klinger, Untersuchungen über menschliche Aktinomykose. 193 das (lichte Randgellecht der Druse. Im Innern überwiegen bald die Kokken, so daß nur wenige Stäbchen zu finden sind, bald die spiro- chätenähnlichen Stäbchen, zwischen denen nur vereinzelte Kokken liegen. Die dritte, 10 Monate nach Beginn der Erkrankung untersuchte Eiterprobe enthielt die gleichen Drusen wie die ersten. Im Ausstrich fehlten die längeren, geschwungenen Stäbchen. Neben den Actin o- myces- Fäden waren die gramnegativen Kokken vorhanden, die viel- fach die Form kurzer, zarter Stäbchen annahmen (0,6 — 1,5 /< lang). Fall II. Z., 14-jähr. Knabe, erkrankte an einer schmerzhaften Schwellung der rechten Wange, die vom Arzte von außen eröffnet wurde. Etwa 8 Tage später kommt Patient in ISpitals- behandlung. Durch die Inzisionswunde über der Fossa can. entleert sich namentlich auf leichten Druck dünnflüssiger, grünlicher Eiter, der zahlreiche gelbe Körnchen ent- hält (erstes Untersuchuugsmaterial). Der Prozeß blieb durch einige Monate bestehen und heilte dann aus. Eine zweite Eiterprobe mit gleichem Befund wurde 4 Wochen nach der ersten untersucht. Die Drusen zeigten denselben Bau wie die im ersten Fall be- schriebenen, doch waren Keulen nicht nachweisbar. Im Ausstrich finden sich Actin omyces- Fäden (Taf. II, Fig. 2), die negativen Kokken und Kurzstäbchen mit ihren Zwischenformen, die schon im ersten Falle beschriebenen geschwungenen Stäbchen außerdem sehr zarte Spirochäten von 3—10 // Länge mit 2—5 ziemlich tiefen Windungen (Taf. II, Fig. 6); dieselben dürften mit Sp. dentium iden- tisch sein. Sie fanden sich nur in einer geringen Anzahl Körner der beiden Proben. In einigen wenigen Körnern waren grampositive, feine Kokken, die in Kulturen auch kurze Ketten bildeten und anaerob mit den anderen Bakterien gut wuchsen. Ich habe dieselben nicht weiter verfolgt. Kulturen : Da Fall I und II sich kulturell ganz gleich verhielten, bezieht sich das Folgende auf beide Fälle: 1) Schrägagar, aerob: Wachstum nur im Kondenswasser, daselbst wie in Zucker- bouillon. 2) Agar, anaerob: Einzelne Körner wurden in den noch flüssigen Agar gebracht, mit der Oese zerdrückt und die Stücke möglichst in die Tiefe geschoben. Dieselben wuchsen in den folgenden 3 — 4 Tagen zu knolligen, weißlichen Massen von 2 — 3 mm Durchmesser heran, neben kleineren Kolonieen, die sich zerstreut im Agar ausbilden. Letztere enthielten öfters nur die negativen Kokken und Kurzstäbchen , oder waren Misch kolonieen dieser mit Spießen und Actinomyces; in den groben, zuerst erwähnten Kolonieen überwiegen dagegen meist die Actinomyces- Fäden, welche auch die große Härte dieser KuoUen bedingen. Nach 1 — 2maliger Ueberimpfung in tiefem Agar gelang es stets, die Aktinomyceten rein zu erhalten, da die anderen Elemente schnell darin verschwinden. Solange ihnen noch reichlich Kokken beigemischt sind , wachsen die Actinomyces- Kolonieen auch nahe der Oberfläche des Agars, nach der Reinzüchtung nur noch anaerob. 3) Traubenzuckerbouillon : Am Grunde des vollkommen klar bleibenden Röhrchens entwickelt sich nach 1 — 8 Tagen eine grobkörnige, krümelige Masse, die zunächst fast ausschließlich Spieße und die Kokken(-Stäbchen) enthält. Erst einige Tage später nehmen die Aktinomyceten an Zahl zu, kenntlich auch schon makroskopisch durch das Auftreten weißer Knollen in der inzwischen lockerer gewordenen, grauen Bakterienmasse. Gas- bildung war nicht zu bemerken. 4) Gelatine (bei 37°): In diesem für die Züchtung anaerober Bakterien sehr ge- eigneten Nährboden wuchs am Grunde des Röhrchens als grauer, flockiger Bodensatz ein Gemisch der 3 Bakterien formen, in dem bald die Aktinomyceten an Menge über- wogen. Die Spieße wachsen darin schlechter als in Zuckerbouillon. Längs der Wand des im ganzen nicht getrübten Röhrchens haften Flocken desselben Bakteriengeraenges. Oben, unmittelbar unter der Oberfläche der Gelatine bilden die gramnegativen Kokken die für sie charakteristischen Kolonieen in Form von zahlreichen, punktförmigen Scheibchen, die fest an der Glaswand sitzen, während die flüssige Gelatine selbst frei von Bakterien ist. Diese Scheibchen sind anfangs hell, werden bald trüb, grauweiß, Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 3y4. 13 194 Ceotralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. und sind bei 60-facher Vergrößerung eine feinkörnige, glattrandige Masse; sie bestehen fast immer rein aus den Kokken; in älteren Kulturen enthalten sie öfters auch Actinomyces- Stäbchen; sie sitzen in einer etwa 1 cm breiten Zone nahe der Ober- fläche am dichtesten, fast immer aber auch über dem Niveau der Gelatme an den Stellen der Glaswand, die nur gelegentlich benetzt wurden. Sie lassen sich von dieser Kultur aus auf Schrägagar rein weiterzüchten. Ueber die Eigenheiten jeder der drei durch die oben geschilderten Kulturverfahren isolierten und später reingezüchteten Arten wird weiter unten im Zusammenhange berichtet. Im Anschluß an diese beiden Fälle möchte ich zunächst kurz die Resul- tate der Untersuchung eines weiteren ganz ähnlichen geben, bei dem die Züchtung der betreffenden Bakterien nicht gelang, so daß ich nicht sagen kann, wie weit dieselben mit den Arten der ersten Fälle identisch waren. Fall III. ß. R., 45- jähr. Mann. Schon vor 6 Jahren eine Eiterung an der linken Halsseite, die nach Inzision ausheilte (?); vor 2 Jahren bildete sich an derselben Stelle ein Ge- schwür, dessen Umgebung hart infiltriert war. Im März 1911 traten neuerlich Ge- schwüre an der gleichen Stelle auf. Eine Inzision ergab einige Kubikzentimeter körn- chenhaltigen Eiters (Untersuchungsmaterial). In den nächsten Wochen entstanden auf dem hart infiltrierten Boden haselnußgroße, wulstige, harte Wucherungen, die keine größeren Eiteransammlungen enthielten. Sie wurden mit dem scharfen Löffel entfernt; in ihnen waren außer groben Haufenkokken keine Mikroorganismen nachweisbar. Der eingesandte Eiter war dünnflüssig, die Leukocyten zum Teil zerfallen. Ver- einzelte Diplokokken fanden sich frei zwischen den Zellen. Die Drusen sind rundlich- oval, entleeren auf Druck unter dem Deckglas eine feinkörnige Bakterien masse, während die festere Rindenschicht in einzelne Schollen zerbricht. Keine Keulen bildung, die Actinomyces -Fäden endigen unverdickt am Rande der Druse (Taf. II, Fig. 3). Ausstrich: Grampositive Fäden der Actinomyces, etwas weniger verzweigt als in den früheren Fällen und wie immer stellenweise in Körnchen sich auflösend. Ferner grampositive, feine Kokken zu zweien oder in kleinen Haufen; derbe, nur wenig spitze gramnegative Stäbchen; die schon oben beschriebenen, vielleicht den Spirochäten nahe- stehenden Stäbchen; schließlich sehr feine, flachwellige Spirochäten, die in manchen Drusen so zahlreich waren, daß sie große Pakete bilden. In den Kulturen entwickelten sich nur grampositive Kokken. In einem Agar- röhrchen kam es wohl zu Wachstum einer Mischkolonie, in der sich neben Spießen und Spirochäten hauptsächlich Actinomyces vorfand. Eine weitere Ueberimpfung ergab Actinomyces als Diphtheriebacillen-ähnliche Form schon ziemlich rein. Dann aber ging die Kultur aus unbekannter Ursache nicht mehr an. Noch in zwei weiteren Fällen konnte ich das gemeinsame Vorkommen der bei I und II beschriebenen Kokken mit Actinomyces beobachten: Fall IV. Gh., 21-jähr. Mädchen, sonst vollkommen gesund, erkrankt plötzlich an einer Schwellung der rechten Submaxillargegend. Im Verlaufe von 4 Wochen bildete sich ein bretthart infiltrierter Tumor aus, der in der Mitte mehrere fluktuierende, vorgewölbte Stellen aufwies, die durch harte Stränge voneinander getrennt waren. Nach 6 Wochen durch Punktion gewonnener Eiter bildet das Untersuchungsmaterial. Nach Spaltung und IK-Behandlung scheint der Prozeß zurückzugehen. Einige kariöse Zähne im be- treffenden Unterkiefer können der Ausgangspunkt der Infektion gewesen sein. Der mit viel Blut vermengte Eiter enthielt gelbbräunliche Körnchen, die eine gut ausgebildete Keulenschicht aufwiesen. Manche Drusen bestanden aus einzelnen zusammengebackenen Schollen, die allseitig von Keulen begrenzt waren, so daß auch das Innere der Druse viele Keulen enthielt. Am Rand ragten einzelne Keulen weit vor und erreichten eine Länge von 25 in, eine Breite von 5 in. Ausstrich : Gut erhaltene polynukleäre Leukocyten. Keine freien Bakterien. Die Drusen bestehen aus den gestreckten oder gewundenen, ungleichmäßig gefärbten Actinom yces-Fäden, welche oft auf längere Strecken in ungleich große Körnchen zerfallen. Neben diesen wieder gramnegative Diplokokken und Uebergangsformen von diesen zu Stäbchen. Klinger, Untersuchungen über menschliche Aktinomykose. 195 Diese Stäbchen sind schlank und schwanken in ihrer Länge zwischen 0,8 /< (Uebergangsformen zu den Kokken) bis 2,0 //. Die Reinzüchtung der beiden Arten gelang leicht. Im Agar wuchsen sehr viele punktförmige Kolonieen, bis an die Überfläche reichend, nur aus den äußerst feinen Kokken bestehend; tiefer liegen gröbere Kolonieen, die Aktinomykosefäden und die negativen Elemente (Stäbchen und Kokken) enthielten. In einem Röhrchen einige Gasblasen. In Gelatine wuchsen am Rande des Röhrchens in der schon beschriebenen Weise Hunderte von ganz feinen Kokkenkolonieen; in der Tiefe größere Mischkolonieen mit Actinomyces; letztere in der für die Gelatinekultur charakteristischen Diphtherie- bacillenforra. Aehnlich war die Kultur in Zuckerbouillon ; auch hier wurde die Glaswand von unzähligen punktförmigen Kokkenkolonieen besetzt. Am Grunde des Röhrchens lagen einige Knollen, die nach 8 Tagen größer und sehr hart wurden; sie bestanden zum großen Teil aus den langen, welligen Actinomyces- Fäden, denen noch Coccobacillen beigemischt waren. In den ersten Tagen schwache Gasbildung, die bei Weiterüberimpfung nicht mehr auftrat. Auf einen Schrägagar übertragen, wächst dieses Gemisch ganz gut auch aerob zu warzigen, bräunlichen Kolonieen, die Aktinomykose nimmt dabei die Kurzstäbchen form an. JDie inzwischen in Zuckerbouillon reingezüchtete Aktinomykose wuchs aber auch allein auf Schrägagar aerob, wobei kleine weiße Scheibchen mit etwas aufgeworfenen Rändern entstanden. Ein anderer ähnlicher Fall (V) betrifft eine tödlich verlaufene chronische Aktinomykose der Lunge und der Thoraxwand. Frühere Untersuchungen hatten anscheinend nur Actinomyces ohne andere Bakterien ergeben. Bei einer kurz vor dem Tode entnommenen Eiter- probe aus der Brustwand wuchsen in der Gelatinekultur neben Actino- myces sehr reichlich die charakteristischen Coccobacillenkolonieen. Eine "Weiterzüchtung derselben gelang mir damals noch nicht. Bevor ich die in den vorhergehenden Fällen beschriebenen Mikro- organismen, soweit deren Isolierung und Reinzüchtung gelang, etwas eingehender charakterisiere, will ich noch zwei weitere Fälle von Sym- biose anderer Bakterien mit Actinomyces besprechen: Fall VI. Ac, 28-jähr. Bahnarbeiter, wurde zuerst wegen Appendicitis operiert. Bald darauf entstand in der Gegend des Operationsnarbe eine schmerzhafte, handtellergroße, derbe Infiltration, die unter der verschieblichen normalen Haut in der BauchdecKe lag. Sie wurde inzidiert und grünlicher Eiter entleert, der leider nicht näher untersucht wurde. Der Prozeß blieb trotz noch mehrmals wiederholter Inzision bestehen. Eine spätere Probe wurde uns eingesandt und bestand in leukocytenhaltigem Blut, in dem vereinzelte Eiterflocken mit deutlichen Ac tinomyces-Körnern waren. Die Erkrankung griff all- mählich immer weiter um sich, führte zu zahlreichen Abszessen in der Peritonealhöhle. Kurz vor dem Tode (4 Monate nach Beginn der Krankheit) konnte ein Erguß in der rechten Pleurahöhle festgestellt werden. Bei der Autopsie erwies sich ein großer Teil der Leber von kleineren actinomykotischen Herden durchsetzt. Ein größerer Abszeß der Leber war in die Pleurahöhle durchgebrochen ; diese war ganz von einem fibrinös- eitrigen Exsudat erfüllt. Das erste Untersuchungsmaterial war stark mit Blut vermengter Eiter von einer der Abszeßspaltungen aus den Bauchdecken. Auch hier konnte ich frei keine Mikroorganismen nachweisen, dagegen sehr zahl- reiche Drusen, die zum Teil leicht in kleinere, allseitig geschlossene Körner zerfielen. Keulen fanden sich an manchen Drusen in großer Menge, an anderen waren nur vereinzelte sehr große Keulen ausge- bildet, bei den meisten fehlten sie überhaupt. Der Ausstrich ergab schön verzweigte Actinomyces- Fäden, ferner eine große Menge gramnegativer, sehr verschieden geformter Bakterien, meist Stäbchen, teils fein und zu Fäden verbunden, teils plumper, mit polarer Färbung etc.; außerdem nicht sehr zahlreiche Spirochäten mit 13* 196 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. sehr engen Windungen (5 — 7) neben anderen, nur flach und wenig ge- wellten, wohl artverschiedenen Formen. In den Kulturen erfolgte nur anaerob Wachstum. Die Actinorayces konnte leicht aus verschiedenen Nährmedien isoliert werden. Von den gramnegativen Elementen wuchs in Serumbouilion als krümeliger Bodensatz ein Gemisch, in dem sich Ötrepto- bacillen, ferner Stäbchen verschiedener Dimensionen, sowie noch spärliche, flach ge- wundene Spriochäten fanden. Später kamen noch Ac t in omyc es- Stäbchen zur Ent- wickelung. In Serumagar konnte ich noch andere, gramnegative Stäbchen isolieren, die kugelige, fein strahlige Kolonieen von 1 — 2 mm Größe bildeten. Die meisten dieser Kolonieen gingen nach Ueberimpfung nicht mehr an, mit Aus- nahme einiger Stämme negativer Stäbchen; einer derselben war ein typisches B. fusi- forme, während andere mehr plumpe, sehr pleomorphe, abgerundete Stäbchen ent- hielten, die auch in der Agarkultur (Stich ohne Serumzusatz) etwas derbere, knollige Kolonieen bildeten. Der bei der Sektion entnommene Eiter bot ein ganz anderes Bild, da inzwischen noch andere Mikroorganismen, B. coli, Kokken, Pyo- cyaneus, hinzugekommen waren. In allen Herden, auch im Pleura- exsudat, fanden sich wohl noch Drusen mit ähnlichem Befund wie bei der ersten Untersuchung (Spirochäten, allerdings nur vereinzelt). Da- neben aber waren Actinomyces und die anderen Bakterien jetzt auch frei in großer Menge im Eiter, Actinomyces in Form von schlanken Stäbchen, während Fäden frei nur spärlich .waren. Die Kulturen ergaben keinen bemerkenswerten Befund ; die zahlreichen anderen Bakterien überwucherten in den meisten Kulturen. In einem Agarröhrchen wuchsen gut isolierte Kolonieen von negativen Stäbchen in Form durchkreuzter Linsen, in deren Zentrum Actinomyces als schlanke Stäbchen, in anderen Kolonieen als geschlängelte Fäden sich vorfand. Fall VII. Es handelt sich um einen poliklinisch behandelten Abs- zeß der Inguinalgegend, der inzidiert wurde. Angaben über den weiteren Verlauf fehlen, da Patient sich nicht mehr einfand. Der Eiter enthielt reichlich Drusen, die durch ihre ganz besonders feste Konsistenz auffielen. Im Ausstrich Actin omyces-Fäden, die zum Teil aus kürzeren Stäbchen sich zusammensetzten. Gramnegative spitze, starre Stäbchen von 4 — 6 n Länge, ferner plumpere, negative Stäbchen mit stumpfen Enden und von sehr wechselnder Länge (2 — 6 /.i) ; ferner negative Kokken, meist Diploformen. In den Kulturen wuchs im Kondenswasser eines Schrägagars um ein dort halb zerdrücktes Korn eine dichte, graue Masse von zäher Konsistenz ; diese bestand fast rein aus sehr scharf zugespitzten, schlanken Stäbchen, die auch längere Fäden bildeten. Daneben einzelne negative Kokken und Actinomyces - Fäden. Das fast gleiche Bild gab ein Präparat aus dem ziemlich zähen Bodensatz einer Bouillonkultur. Im anaeroben Agar entwickelten sich die Spieße ebenfalls gut als sehr zahlreiche, punktförmige Kolo- nieen ; da in diesem Nährboden Zucker war, fanden sich typische Blähformen. In den Verdünnungsröhrchen bildeten sich (auch ohne Serumzusatz zum Agar) nach 8 — 10 Tagen linsenförmige Kolonieen, welche die Spieße in Reinkultur enthielten. Es gelang leicht, die Actinomyces und diese Spieße reinzuzüchten , da die anfangs vorhandenen negativen Kokken bei weiterer Uebetragung verschwanden. Meine Erwartung, daß es die in mehreren vorhergehenden Fällen isolierte Art sein werde, wurde durch die Kultur nicht bestätigt. — Die Spieße wuchsen nach mehrmaliger Uebertragung in gewöhnlichem Agar nicht mehr gut, weshalb ich sie wie die anderen B. fusiforme- Stämme in Serumagar weiterimpfe. Im Anhang sei noch ein Fall einer Periostitis des Unterkiefers erwähnt, in welchem Actinomyces keine typischen Drusen bildete, sondern im Eiter weiche, gelbliche Klümpchen von rahmiger Konsistenz, 1 — 3 mm groß, auftraten. Diese be- standen nur aus Bakterien, enthielten keine Leukocyten. Wieder waren neben Actino- myces sehr viele anaerobe Mikroorganismen, gramnegative Spieße (darunter die ge- schwungenen Formen wie in Fall I und II), negative Kokken und Spirochäten vor- handen. Es fehlte aber diesen Bakterie nmassen jede Ordnung, namentlich das sonst immer beobachtete Randgeflecht der Actinomyces. Letztere hatte hauptsächlich die Form isolierter, schlanker Stäbchen, längere Fäden fehlten. Die gleichen Mikroorga- Klinger, Untersuchungen über menschliche Aktinomykose. 197 nisraen waren auch frei im Eiter anzutreffen. Der daraus isolierte Actinomyces- Stamra war anaerob und serophil. Zusammenstellung der gemeinsam mit Actinomyces im Innern der Drusen gefundenen Bakterien (die in Klammer stehenden konnten nicht gezüchtet werden): Fall I. Bact. fusiforme, Bact. actinomycetem comitans (geschwungene Stäbchen). Fall II. Bact. fusiforme, Bact. actinomycetem comitans (Spirochäten, geschwungene Stäbchen). Fall III. Grampositive Kokken (geschwungene Stäbchen, Spirochäten, Bact. fusi- forme?). Fall IV. Bact. actinomycetem comitans. Fall V. Bact. actinomycetem comitans. Fall VI. Zahlreiche anaerobe Stäbchen, darunter Bact. fusiforme. Fall VII. Bact. fusiforme (graranegative Kokken, Spirochäten). In allen 7 Fällen gelang die Isolierung und Weiterzüchtung der Aktinomyceten leicht. Alle Stämme gehören dem von Wolff- Israel beschriebenen Typus an, der sich durch vorwiegend anaerobes Wachstum charakterisiert. Einzelne meiner Stämme wuchsen entweder nur an- aerob (I, II, VII), andere konnten sofort (IV, VI) oder nach längerer Züchtung unter anaeroben Bedingungen (V) auch aerob zum Wachstum gebracht werden. Sie bilden dann auf Schrägagar im Verlaufe von 10—14 Tagen weiße Scheibchen mit leicht aufgeworfenem Rand, die einige Millimeter Durchmesser erreichen, in der Agariläche wohl einen Eindruck machen, aber nicht wie die aerob wachsenden Aktinom3'ceten vom Typus Boström in den Nährboden hineinwachsen. Nach mehr- maligem Ueberimpfeu gingen mir diese aerob gezüchteten Stämme immer schlechter und nicht mehr an, während die gleichzeitig anaerob weiter- gezüchteten Parallelstämme gut wuchsen. Auch wenn man sie unter anaeroben Bedingungen auf der Agarfläche (B u rri- Röhrchen, Pyro- gallussäure) zum Wachsen bringt, haften sie nicht fest im Nährboden. Morphologisch zeigten die Stämme nichts Auffallendes. Im Eiter bilden sie verzweigte, ungleichmäßig gefärbte Fäden (Taf. II, Fig. 2), in den festen Nährböden meist nur wenig verzweigte, längere Stäbchen (Taf., Fig. 5), die sehr oft wellige Krümmungen aufwiesen und sich T-förmig durch seitliches Auswachsen der Stäbchen teilten (Taf. II, Fig. 4)1). In der flüssigen Gelatine (37^) nehmen sie dagegen Kurz- stäbchenform an und sind dann Diphtherie- oder Pseudodiphtheriebacillen zum Teil sehr ähnlich (Taf. II. Fig. 8, 9). Sie wachsen in diesem Nähr- boden als krümeliger oder kleinknolliger Bodensatz. In Agar sind die weißlichen Knollen manchmal so hart, daß sie mit dem Draht fast nicht zerdrückt werden können. Wiederholte Versuche über Tierpathogenität, die teils mit frischem Eiter, teils mit großen Dosen Kulturmaterial an Kaninchen und Meer- schweinchen gemacht wurden, führten stets zu negativen Ergebnissen. Bei einem Kaninchen entstand nach subkutaner Injektion ein kleinhasel- nußgroßer, harter Tumor, indem nach einer Woche die Bakterien wohl nachweisbar, aber nicht mehr kultivierbar waren. Der Tumor bildete sich in einigen Wochen allmählich zurück. Da die beschriebenen Fälle in unserem Institute im Laufe eines Jahres zur Untersuchung kamen '-'), während wir gleichzeitig nur zwei Fälle 1) Zum Studium der Verzweigungsart eignet sich die Züchtung auf der Agarplatte mit aufgelegtem großen Deckglas. Einzelne Stämme (I, II) bildeten reichverzweigte Bäumchen. 2) Nachtrag. Seit Drucklegung dieser Arbeit hatten wir Gelegenheit, noch drei 198 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. reiner Aktinomykose beobachteten, so entsteht die Frage, ob derartige Mischinfektionen tatsächlich so häufig vorkommen, als dies aus dieser Zusammenstellung hervorgehen würde. Weitere, auch anderorts anzu- stellende Beobachtungen werden hierüber ein Urteil erlauben. In der Literatur habe ich über ein derartiges Vorkommen fremder Bakterien im Innern der Drusen nichts gefunden. Die in den Phallen t, II, VII isolierten Stämme des Bact. fusi- forme unterscheiden sich morphologisch und kulturell nicht von den bereits von anderen Autoren beschriebenen. Einzelne (I, II) konnte ich lange ohne Serumzusatz bei gutem Wachstum erhalten; schließlich mußte ich sie aber doch, da die Wachstumsintensität merklich abnahm, im Serumagarstich weiterzüchten. Der Stamm Fall VIII wuchs ohne Serum nicht. Im übrigen gilt das in der vorhergehenden Arbeit über den dort isolierten Stamm Gesagte auch von diesen Stämmen (Tat'. I. Fig. 5, 6). Die in den Fällen I, II, V, VI isolierten gramnegativen Kokken- stäbchen gehören einer noch nicht beschriebenen Art an. Ich lasse daher eine genaue Zusammenstellung der morphologischen und kultu- rellen Eigenheiten folgen und schlage für dieselben den nachstehenden Namen vor. Bacterium actinomycetem comitans n. sp. Dieser Mikroorganismus wurde 4mal in Aktinomykosefällen im Innern der Drusen, teils allein neben Actinomyces, teils mit anderen Bakterien angetroffen und isoliert. Im Ausstrich hat er meist die Form zarter Kokken, die einzeln oder als Diploformen in verschieden großer Menge zwischen den anderen Bakterien liegen. Da auch in den Kulturen (Gelatine) die Kokkenform häufiger als die Stäbchenform ist (Taf. I, Fig. 7), hielt ich den Mikro- organismus zunächst für einen Coccus. Später fand ich öfter in den Reinkulturen Kurzstäbchen und Formen, die zwischen Kokken- und Stäbchenform standen. Ich dachte zunächst an eine Verunreinigung. Die genaue Prüfung der Stämme zeigte aber, daß dieselben rein waren und daß der vorliegende Mikroorganismus tatsächlich in beiden Formen auftritt, nämlich als deutlich ausgeprägter Dip lo coccus (Taf. I, Fig. 7) oder als verschieden langes, zartes Stäbchen. Der Durchmesser der Kokken beträgt etwa 0,6 — 0,8 ,«, die Länge der Stäbchen 1,0 — 1,5 //. Beide Typen sind durch alle möglichen Zwischenformen als zusammen- gehörig erwiesen (Taf. I, Fig. 8). Die Stäbchenform tritt in der Agar- kultur häutiger als in Gelatine oder Bouillon auf. Nach Abimpfung von weitere ganz ähnliche Fälle zu beobachten. Der erste war eine in der seitlichen Thorax- wand lokalisierte Aktinomykose, bei welcher die Drusen neben typischen Actino- myces sehr zarte, gramnegative Spieße und wieder Bact. actinom. comitans enthielten. Im zweiten Fall, einer Lungen-Thoraxaktinomykose, trat Actinomyces mehr in Form längerer, schwach gekrümmter Stäbchen auf; daneben fanden sich auch unverzweigte Fäden. Von anderen Bakterien waren im Innern der ziemlich harten Drusen gramnegative Stäbchen und Spieße, grarapositive Kokken und Spirochäten (Sp. dentium und buccalis) vorhanden. In diesem Fall waren in dem aus einer Thoraxfistel entleerten P2iter auch frei grampositive Kokken und vereinzelte andere Mikroorganismen nachweisbar. Der dritte Fall betraf einen aktinomykotischen Herd am Kieferwinkel. Keine freien Bakterien, in den Drusen und Kulturen neben Actino- myces Spieße, grarapositive und -negative Kokken. Es scheint hiermit für unser Untersuchungsmaterial (Ostschweiz) erwiesen, daß diese Mischinfektionen von Actino- myces mit anderen, hauptsächlich anaeroben Bakterien häufiger sind als die Rein- infektionen. Klinger, Untersuchungen über menschliche Aktinomykose. 199 einer nur Kokken enthaltenden Gelatinekolonie bekommt man nach 1— 2maliger Uebertragung auf Agar mehr in die Länge gezogene Kokken- formen, zwischen denen einzelne längere Stäbchen vorkommen. In Gelatine nähern sich solche Stämme wieder der Kokkenform. Beide Typen sind nicht fixiert, sondern gehen ohne strenge Gesetzmäßigkeit ineinander über. Eigenbewegung fehlt. Im Ausstrich aus Eiter oder (manchmal) von der Agarkultur (Kondenswasser) sind die einzelnen Bakterien durch eine ungefärbte Zone voneinander getrennt, also wohl von Schleimhüllen umgeben. Die Färbbarkeit ist gut mit Karbolfuchsin, schlecht mit Methylen- blau. Nach Gram tritt stets Entfärbung ein. Kulturelles Verhalten: Charakteristisch ist das Wachstum in der flüssigen Gelatine bei 37°. Schon 1 — 2 Tage nach dem Einbringen und Zerdrücken der Actin om yces-Drusen entstehen längs der Glaswand isolierte, punktförmige Kolonieen, die am zahlreichsten in der Nähe der Oberfläche sitzen, ja auch darüber frei an der Luft an den Teilen des Röhrchens, die nur gelegentlich mit Gelatine benetzt wurden. Nicht selten sind einige Hunderte solcher Kolonieen unter und über der Ober- fläche zusammengedrängt. Je zahlreicher, desto kleiner bleiben sie; sie können aber auch nach mehreren Tagen zu einer Gesamtmasse zu- sammenfließen, die als grauweißlicher Ring an und über der Oberfläche liegt. Eie Gelatine selbst bleibt dabei vollständig klar, die Kolonieen entwickeln sich nur an der Glaswand. Zuerst durchsichtig, werden sie später opake, weißgraue Scheibchen von V2~~l iwni Durchmesser, die unter dem Mikroskope glattrandig und feinkörnig erscheinen. Sie lassen sich leicht mit der Drahtspitze in toto vom Glase abheben, aber nur schwer zerteilen, da sie in sich sehr zähe zusammenhängen. Ganz un- möglich wäre es zum Beispiel, eine gleichmäßige Aufschwemmung zu machen. In den tieferen Schichten der Gelatine und am Boden des Röhrchens entwickeln sich auch einzelne mehrkörnig-flockige Kolonieen, die nur lose an der Glaswand anliegen. Auf Schrägagar bilden sie an Streptokokken erinnernde helle, durchsichtige Tröpfchen, die nur 72 — 1 ^i^i" Durchmesser erreichen; das Kondenswasser trübt sich leicht und wird später meist schleimig, ähn- lich einer dünnen Gallerte. Die erste Uebertragung aus Gelatine auf Agar gibt meist nur schwaches Wachstum (auch später braucht es Aus- streichen von viel Kulturmaterial auf die Agarfläche, um gutes Wachs- tum zu bekommen) ; oft entwickelt sich nur dort, wo größere Flocken der zähen Gelatinekolonieen liegen blieben, eine graue Masse von ge- ringer Ausdehnung. Allmählich wachsen sie besser, geben aber nie einen zusammenhängenden Rasen, mit Ausnahme der dem Kondens- wasser benachbarten, sehr feuchten Teile der Agarfläche. Die Einzel- kolonie weist wieder die zähe Konsistenz auf. Kokken- und Stäbchen- formen sind häufig gemischt in derselben Kolonie. Im Stich erfolgt Wachstum auch in der Tiefe. Bei den Isolier- versuchen aus dem ursprünglichen Eiter entwickelten sich öfters in der Tiefe des Zuckeragars wohlisolierte, rundliche Kolonieen von bis 1 mm Größe, weche die Kokkenform in Reinkultur enthielten. Von hier aus gelang die Weiterimpfung jedoch nur schlecht. In der Bouillon wachsen sie ähnlich wie in Gelatine an der Glas- wand als kleine, trübe Kolonieen. Die Bouillon bleibt vollkommen klar. Auf Kartoftel und in Milch konnte ich sie nicht zum Wachsen bringen. 200 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Bei 22 '^ wachsen sie nicht. Sie sind in den Kulturen ziemlich haltbar. Agar- und Gelatine- kulturen bleiben bis 4 Wochen überimpfbar. Pathogenität : Im Tierversuch zeigten sie keine Pathogenität. Dichte Aufschwemmungen einer Agarkultur riefen subkutan bei Mäusen keine Erscheinungen kervor. Es handelt sich somit um ein in Kokken- oder Stäbchenform auf- tretendes gramnegatives Bakterium, das unbeweglich ist, nur bei Brut- temperatur wächst, kleine, rundliche, zähe Kolonieen bildet, die in flüssigen Nährmedien nahe der Oberfläche an der Glaswand zu sitzen pflegen. Für kleinere Versuchstiere waren Reinkulturen nicht pathogen. Tafelerklärung. Tafel I. Fig 1. Coccobacteriura mucos. anaerob.. Ausstrich des ursprünglichen Eiters. 1:600. Kokkenformen. Schleimhüllen. Fig. 2. Dgl., Blähforraen aus Zuckerserumbouillon. 1:570. Fig. 3. Bact. fusiforme, lange, durchschlungene Fäden aus Zuckerbouillon. 1:600. (Fall K.) Fig. 4. Dgl., schlanke, spitze Stäbchen aus der Gelatine. 1 : 600. Die Kulturen No. 3 und 4 wurden mit demselben Material gleichzeitig angelegt. Fig. 5. Dgl., Blähformen aus Zuckerbouillon. 1:570. (Fall II.) Fuchsinfärbung. Fig. 6. Dgl., Spießformen aus Bouillon ohne Zucker. 1:570. (Fall II.) Fig. 7. Bact. actinomycetum comitans, Kokken aus Gelatine. 1:600. Fig. 8. Dgl., Uebergangsformen und -Stäbchen aus Agarreinkultur. 1:600. Tafel II. Fig. 1. Actinomyces. Schnitt durch eine Druse. Anilin-Gentianafärbung 1:460. Fall I. Fig. 2. Dgl. verzweigte Fäden. Ausstrich einer Druse. Gram -Färbung 1:460. FaU II. Fig. 3. Druse, frisch. 1 : 60. Fall III. Fig. 4. Actinomyces und B. fusiforme aus einer Agarkultur. T-förmige Teilungen der Actinomyces-Fäden. 1:710. Fall I. Fig. 5. Actinomyces. Reinkultur aus Agar; welüge, zum Teil verzweigte Formen. 1 : 460. Fall I. Fig. 6. Ausstrich einer Druse. Fall II. Kokken, Spieße, geschwungene Stäbchen und Spirochäten. 1 : 600. Fig. 7. Dgl. Fall IL Geschwungene Stäbchen und Bact. actinomycetem comitans. (Kokken form.) 1:600. Fig. 8. Actinomyces. Reinkultur aus Gelatine. Diphtheriebacillenähnliche Formen. 1:710. Fall II. Fig. 9. Dgl. plumpere Stäbchen aus Gelatine. 1 : 600. Fall I. Nachdrtick verboten. Eine ansteckende Augenkrankheit, Keratomalacie, bei Dorschen an der Südküste Schwedens. Von Prof. Arvid M. Berj^iuaii, Stockholm. Mit 2 Tafeln. Den 14. Oktober 1910 erhielt ich vom Fischereiintendanten Dr. Nordqvist in Lund die Mitteilung von einer an der Südküste Schönens auftretenden Augenkrankheit des Dorsches, Gadus morrhua L. ; der- selbe fragte mich zugleich, ob ich geneigt wäre, das Material, das man mir senden wolle, zu untersuchen. Da aber der Ort, wo die Krankheit CenfraJhlatt für Bakteriologie Abt. I. Orig. Bd. 62. Kllnr/er, Anarrohen-Stiidirn und Menschliche Aktinomyko.se. Taf. s:i^ -■r i ^*v^. 1^^^ >.v4'--*^^ Ä^^i;-!^ ^^-Ai-: >■ ix'"-' "i •;«,'> ., ' V>) =V^.• ".-. :'^ m^:^{.. -6. 4i i Verlag von (Gustav Fischer in Jena. Berg m an , Eine ansteckende Augenkrankheit, Keratomalacie, bei Dorschen etc. 201 auftrat, nicht weit von Malniö, wo ich zu der Zeit wohnte, entfernt war, hielt ich es für angebrachter, selbst dahin zu reisen, um genaue Er- kundigungen einzuholen und das Material, das ich erhalten könnte, während es noch frisch war, einer vorbereitenden Untersuchung zu unter- ziehen. Schon am folgenden Tage reiste ich also nach Oestra Torp, der dem Fischerdorfe Smyge, der südlichsten Ortschaft Schwedens, am nächsten gelegenen Eisenbahnstation. Dr. Nordqvist hatte die Güte gehabt, meine Ankunft dort vorher anzuzeigen. Infolgedessen hatte sich der Fischereiaufseher des betreffenden Reviers, C. M. Nilsson, zu meinem Empfang eingefunden. Er hatte 3 kranke Dorsche aufgehoben, die in der letztverflossenen Nacht gefangen worden waren. Es waren dies die einzigen kranken Dorsche, die man in jener Nacht gefangen hatte. Der Fischfang war nämlich sehr schlecht geraten infolge zu hellen Mondscheins. Die ersten Dorsche werden an dieser Küste im September gefangen, und zwar zufällig in Aalreusen („Hommor") in verhältnismäßig seichtem Wasser nahe am Strande bis auf 8 Klaftern (14 m) Tiefe. Später werden die Dorsche in tieferem Wasser im Netz gefangen, und dieser Fang hört gewöhnlich im Mai auf. Nach der obengenannten Nacht hörte der Dorschfang wegen un- günstigen Wetters eine Zeitlang auf. Als er wieder aufgenommen wurde, waren die Aalreusen ans Land genommen, und es wurde ausschließlich mit Netzen gefischt. Die Temperatur des Wassers war auch bedeutend gefallen. Es wurden keine kranken Dorsche mehr gefangen. Das Material, das mir zur Verfügung stand, besteht also nur aus den 3 oben genannten Dorschen. Die Bearbeitung des Materials wird weiter unten beschrieben. lieber das Auftreten und die Verbreitung der Augenkrankheit be- richteten der Fischereiaufseher und einige Fischer in Smyge folgendes: Die ersten von der Augenkrankheit befallenen Dorsche seien Mitte September bei dem Fischerdorfe Bedinge gefangen worden; einige Tage später seien auch solche bei den 3,5 resp. 8 km westlich davon gelegenen Fischerdörfern Smyge und Böske gefangen worden. Bei meinem Besuche am 15. Oktober hatte die Krankheit dieselbe Verbreitung, d. h. sie trat längs einer 15 km langen Küstenstrecke zwischen den Städten Ystad und Trälleborg auf. Seit Menschengedenken sei keine solche Krankheit in jener Gegend beobachtet worden. In anderen Fischerdörfern in Schonen ist sie laut späterer Mitteilung Dr. Nordqvists unbekannt. — Neulich hat Dr. Filip Trybom, Chef des Fischereiwesens in Schweden, mir mündlich mitgeteilt, daß er am 12. Juli 1911 bei einem mit Trawl von 95 m Tiefe in der Ostsee nördlich von Bornholm gemachten großen Dorschfang etwa 16 Proz. der gefangenen Fische von dieser Krankheit ergriffen gefunden habe. Die Krankheit sei ebenso oft bei kleinen als bei großen Dorschen vorgekommen. Man habe kranke Fische im Gewichte von 2 kg, aber auch solche im Gewichte von nur 0,15 kg gefangen. Im frühen Stadium der Krankheit sei die Hornhaut des ergriffenen Auges grau und un- durchsichtig gewesen, später sei sie zerfallen und das Auge sei ganz zerstört worden. Am häufigsten seien beide Augen angegriff"en gewesen, aber es sei auch vorgekommen, daß der Krankheitsprozeß in denselben verschiedenartig weit vorgeschritten war. Die Krankheit schien sich im vergangenen Monat verbreitet zu haben. Aus diesen Umständen schloß man, daß sie ansteckend sein müsse. Ungefähr 10 Proz. der in der letzten Woche in Aalreusen nahe dem Strande gefangenen Dorsche seien 202 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. ergriffen gewesen. In tiefem Wasser habe man auch einige, aber nur verhältnismäßig wenige solche im Netz gefangen. Wahrscheinlich hatten die blinden Fische sich nahe ans Land begeben, um Nahrung zu finden. Die da in großer Menge lebenden kleinen Krebstiere waren ohne Zweifel leichter zu fangen als die Heringe, die in größerer Entfernung vom Lande die hauptsächlichste Nahrung hätten sein sollen. Nahrung in genügender Menge haben sie sich wohl doch nicht verschaffen können. Da aber die gefangenen kranken Dorsche nicht besonders mager gewesen waren, auch nicht, wenn beide Augen zerstört waren, dürfte man mit Recht annehmen können, daß die Krankheit einen recht schnellen Verlauf hat. Betreffend die Ursache des Auftretens der Krankheit sprach der Fischereiaufseher Nilsson die Vermutung aus, daß dieselbe in der Ver- unreinigung des Wassers durch die beim Bauen der großen Fährbetten in Trälleborg ausgeführte Baggerarbeit zu suchen sei. Das Wasser längs der Küste sah damals fast wie Kalkmilch aus, und der Tang am Strande wurde mit einer Lage Kalk überzogen. Da dies aber das letzte Mal im Winter vorher, also Vi Jahr früher, eintraf, kann man im vorliegenden Falle diesem Umstand wahrscheinlich keine Bedeutung beimessen. Kranke Fische waren nicht verkauft worden. Diejenigen, die ge- fangen worden waren, hatte man getötet und ins Wasser geworfen. — Die Fischer pflegen kranke oder beschädigte Fische nicht zu verwerten. — Man hatte sie nicht ans Land bringen wollen aus Furcht, daß die Kinder angesteckt und augenkrank werden könnten, wenn sie mit den- selben in Berührung kämen. Es ist zwar wahrscheinlich, daß ein An- steckungsstoff die Ursache der Krankheit der Dorsche war, diese Furcht schien aber demnach unbegründet, wenn man die im Verhältnis zur Körpertemperatur des Menschen niedrige Temperatur, bei der er lebte, in Betracht zieht. Die ungefähre Durchschnittstemperatur des Meer- wassers war nämlich am 15. September am Strande 17 "^ und bei 14 m Tiefe 15 «, am 15. Oktober am Strande 12 » und bei 14 m Tiefe 13 '\ Ich meinte daher, den Aufseher N i 1 s s o n damit beauftragen zu können, den Fischern mitzuteilen, daß sie ohne Gefahr die kranken Fische, die sie etwa fangen würden, ans Land bringen könnten, sowie daß sie die Fische durch Vergraben unschädlich machen sollten, um die Möglichkeit der Verbreitung der Krankheit einigermaßen zu verringern. Die genannten 3 kranken Dorsche, die ich erhielt, waren erst vor einigen Stunden gefangen und in feuchtem Tang kalt aufbewahrt worden. Alle 3 waren W^eibchen mit wenig entwickelten Eierstöcken. Es war noch nicht die Laichzeit. Keiner der 3 Fische war besonders mager. Die Dorsche wurden ohne Verzug untersucht, und es w^urden Platten- kulturen auf Gelatine, sowohl aerobe als anaerobe, aus dem Herzblute und aus den kranken Augen angelegt. Die Köpfe wurden dann kon- serviert, um nebst den erzielten Kulturen nach meiner Ankunft zu Hause näher untersucht zu werden. Dorsch ] , 25 cm lang. Der Magen und der Rachen waren mit Krebstieren, Gammarus und Mysis, gefüllt. In den Därmen fand sich eine Menge Würmer. Echinorrhynchus acus Kud.'). Das linke Auge war normal, das rechte einge- sunken. Anstatt der Cornea fand sich ein großes rundes Loch mit einem dicken, grauen, zum Teil aus der Sclera, zum Teil aus Cornearesten gebildeten Rande. Aus dem Innern des Auges ragte eine grau, schwarzgrün und blutrot marmorierte Gewebsmasse, deren Oberfläche im Zerfall oegriffen war, hervor. Linse und Glaskörper fehlten. Von der Iris waren nur einige Reste vorhanden. Als der Bulbus euukleiert wurde, wurde Oedem in der Umgebung gefunden. Der Durchmesser des Bulbus hatte eine Länge bedeutend 1) Artbestimmung von Prof. Wallengren, Land. Bergman, Eine ansteckende Augenkrankheit, Keratomalacie, bei Dorschen etc. 203 unter der nornoalen, und zwar nur 8 mui. Von den untersuchten Fällen war dieser der am weitesten vorgeschrittene. Mikroskopie. Die das Auge füllende Gewebsmasse enthielt vereinzelte, 2,4 ^ lange, gramnegative Stäbchen. In Flattenkulturen, die aus derselben angelegt worden waren, nachdem das Auge in Alkohol eingetaucht und dieser weggebrannt worden war, wuchsen fast ausschließlich Kolonieen solcher Stäbchen aus. Ein Kulturstamm von denselben wird im folgenden Dorsch 1 bezeichnet. Kulturen aus dem Herzblute blieben steril. Dorsch 2, 35 cm lang. Der Magen und die Därme waren leer. Beide Augen waren angegriffen (Fig. 1). Das linke stand etwas über den Orbitalrand hervor und war außen von einer etwas nach außen gerichteten, 1 — 2 mm breiten, dunkelgrüngrauen Hautfalte umgeben. Innerhalb dieser war ein schmaler grauroter Rand der Conjunctiva zu sehen, und in der Mitte befanden sich grauweiße Gewebsreste, die zerstörte Cornea. Als diese auf die Seite gebracht wurden, sah man darunter die ebenfalls zerfallene Iris und im Zentrum die Linse, von Exsudat umgeben, beweglich, dem Ausfallen nahe, aber nicht trüb. — Auf dem Bilde ist sie weiß, weil das Präparat fixiert war. Mikroskopie: Das Exsudat zwischen der Iris und der Linse enthielt leicht ge- krümmte, 1,5 — 3 [JL lange und 0,5 .a breite Stäbchen. Sie waren gramnegativ, lagen gewöhnlich vereinzelt, aber auch zu zweien vereinigt. Außerdem wurden fadenähnliche Bacillen, vielmal länger als jene, aber von derselben Breite wie sie, spärlich gefunden. Mit Material vom Exsudat neben der Iris angelegte Plattenkulturen enthielten fast ausschließlich Kolonieen eines Vibrio. Kulturstamm Dorsch 2 a. Auf der rechten Seite hatte die Krankheit ein etwas vorgeschritteneres Stadium erreicht. Das Auge war eingesunken. Die Cornea war ganz und gar zerstört, und an deren Stelle war eine 6 X •i ™ni große, von einem grauen angeschwollenen Rande um- gebene Oeffnung zu sehen. Die Linse war ausgefallen und am Hintergrunde des Auges sah man eine schwarze und graue Gewebsmasse. Bei einem Schnitte durch das Auge stellte es sich heraus, daß eine bedeutende Extravasat- und Exsudatbildung zwischen der Sclera und der Chorioidea entstanden war, wodurch diese letztere zum größten Teil losgelassen hatte und in das Innere des Auges hineingedrückt worden war, während sie an der Papilla optica festsaß. In dem auf diese Weise gebildeten Trichter fanden sich E.este der Retina, Exsudat und Blut (Fig. 3). Mikroskopie: Ein Präparat von dem Exsudat unter dem angeschwollenen Wund- rand enthielt leicht gekrümmte, gramnegative Stäbchen in einer Größe von 2,5X0,5 ,a. In Schnitten für mikroskopische Untersuchung, die mit verdünntem Karbolfucnsin ge- färbt worden waren, wurden diese Stäbchen auch in dem Gewebe neben dem infiltrierten Wundrand der Sclera beobachtet, auch fanden sie sich im Exsudate zu beiden Seiten der Chorioidea. Die bedeutenden Extravasate zwischen dieser und der Sclera waren anscheinend durch Platzen des da befindlichen Rete mirabile, der sog. Chorioidealdrüse, entstanden. Plattenkulturen mit Material aus dem Innern dieses Auges enthielten ausschheß- lich Kolonieen eines Vibrio. Der Stamm wird Dorsch 2 b bezeichnet. Kulturen aus dem Herzblute blieben steril. Dorsch 3, 34 cm lang. Im Magen lag ein kleiner Hering, sonst war keine Spur von irgendeinem Nahrungsmittel im Darmkanal zu finden. Einige Parasiten, Echinorrhynchus acus Rud., wurden im hinteren Teil des Darmes beobachtet. Auch dieser Dorsch war auf beiden Augen blind (Fig. 2). Das linke Auge hatte un- gefähr dasselbe Aussehen wie das rechte des Dorsches 2, es war aber nicht so tief ein- gesunken. Anstatt der Cornea war ein 1,5X1 cm großes Loch mit einem abgerundeten grauen Rande und in diesem Loch ein graues zerfallenes Gewebe, sowie ein kleines Blutkoagulum zu sehen. Als die Masse in die Höhe gehoben wurde, kam der unebene, zum Teil schwarze, zum Teil blutrote Rand der Iris zum Vorschein. Linse und Glas- körper fehlten. Im Hintergrunde des Auges waren ein grauschwarzes Gewebe und eine dünne, graue, zum größten Teil lose Haut, die zerstörte Retina, zu sehen. Mikroskopie: Die genannte Gewebsmasse enthielt leicht gekrümmte, gramnegative Stäbchen. In Platten kulturen aus derselben entwickelten sich hauptsächlich Kolonieen eines gramnegativen Vibrio. Kulturstamm Dorsch 3 a. Das rechte Auge zeigte ein frühes Entwickelungsstadium der Krankheit. Das Auge hatte eine normale Größe und Form. Die nächste Umgebung war etwas ödematös und an einer Stelle hellrot. Die Cornea hatte eine milchweiße P'arbe und war in ihrem peripheren Teile glatt und glänzend. Ein 1,5X03 cm großer Teil in der Mitte hatte eine unebene, fast wollige Überfläche und ragte über den anderen Teil, von welchem er auch durch eine mehr oder weniger deutlich hervortretende Spalte getrennt war, hervor. Er hatte also den Charakter eines Sequesters. Als er in die Höhe gehoben wurde, kam der schwartige graue Wundrand der Cornea zum Vorschein. Die Cornea 204 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. war aber nur an einer Stelle von geringer Größe völlig perforiert. Die innerste Schicht war noch zum größten Teil nicht zerfallen, sondern lag als ein äußerst dünnes Häutchen auf dem Boden der Wunde. An einem Schnitt durch das Auge wurde beobachtet, daß der aus Sequester bestehende Teil der Cornea von anormaler Dicke war, daß die Linse von Exsudat umgeben war und daß die Retina von der Chorioidea und diese von der Sclera losgelöst war (Fig. 4). Mikroskopie: Präparate von der Innenseite des Wundrandes enthielten kurze, etwas gebogene, gramnegative Stäbchen. Diese wurden auch im Sequester gefunden, in welchem außerdem Saprolegnia -Fäden vorkamen. In Schnitten für die mikroskopische Unter- suchung wurden die gebogenen Stäbchen in dem infiltrierten Wundrand beobachtet. Plattenkulturen wurden aus Material sowohl von der Innenseite des Cornearandes als auch vom Sequester angelegt. In den ersteren entwickelten sich fast ausschUeßlich Kolonieen eines Vibrio, Kulturstamm Dorsch 3 b. In den letzteren fand sich auch eine große Anzahl solcher Kolonieen, Kulturstamm Dorsch 3c, und außerdem schnell auswachsende, fadenähnliche Zellen. In einer Gelatinestichkultur aus dem Sequester hatte sich schon nach 24 Stunden auf der Oberfläche ein Netz von zentimeterlangen Fäden entwickelt, die an dem Glase hinaufwuchsen. In dem Substrate wuchs dagegen nur der Vibrio. Kulturen aus dem Herzblute blieben steril. Aus dem ältesten Falle war also ein Stäbchen, aus den übrigen aber Vibrionen rein gezüchtet worden. Diese hatten große Aehnlichkeit mit dem Vibrio anguillarum^), dem Ansteckungsstoff bei der roten Beulenkrankheit des Aals, weshalb dieser Vibrio als Vergleichungs- material bei der Untersuchung der aus Dorschen reingezüchteten Stämme mitgenommen wurde. Der mir zu Gebote stehende Stamm war aber vor nahezu 2 Jahren reingezüchtet worden und hatte, wie es bei allen Laboratorienkulturen oft der Fall ist, gewisse Veränderungen erlitten. Die Bakterien waren also weniger gebogen, länger und weniger virulent als sonst. — Die nur im letzten Falle auftretenden Saprolegniae wurden nicht näher untersucht. Es liegt auch kein Grund zu dem Ver- dachte vor, daß diese die Krankheit hätten verursachen können, um so weniger, als sie nur im Sequester, also in totem Gewebe, gefunden wurden. Folgende 7 Kulturstämme wurden also Gegenstände der Unter- suchung: Dorsch 1, gerades Stäbchen mit abgerundeten Enden, im Gewebe 2,4 X 0,8 ,*<, in 3 Tage alter Agarkultur 1,5 X 0,8 //. Dorsch 2a und 2b, Dorsch 3a, b und c, Vibrionen, im Ge- webe sehr leicht gebogen, 1 — 2 (.i lang und 0,5 u dick ; in 3 Tage alten Agarkulturen deutliche Vibrio -Form, Länge 1,5—1,8;«, Dicke 0,6 — 0,8 ,w ; Verbände von höchstens 4 Gliedern wurden sowohl in dem angegriffenen Organe als in Kultur beobachtet (Fig. 5). Vibrio anguillarum, in Agarkultur länger und gerader als die vorigen ; Größe 2 X 0,8 (x. Die Messungen sind an Präparaten im hängenden Tropfen aus- geführt worden. Alle oben genannten Bakterien sind beweglich, nicht sporenbildend, gramnegativ und besitzen die Fähigkeit, Gelatine zu verflüssigen. Sie wachsen gut auf gewöhnlichen Substraten bei Zimmertemperatur, aber auch, obwohl langsamer, bei +4° oder -\~?>1^C Auch anaerob können sie sich entwickeln. Die Agarkulturen sind wenig charakteristisch. Das Stäbchen bildet einen feuchteren Ueberzug, die Vibrionenstämme bilden dagegen einen trockeneren, grauen. Bouillon und Peptonwasser werden von sämtlichen getrübt, und mit Ausnahme des Stäbchens bilden sie nach 3 — 4 Tagen bei Zimmertemperatur ein Oberflächenhäutchen auf jenem Substrate. 1) Bergman, Die rote Beulenkrankheit des Aals, (Ber. a. d. K. ßayr. Biolog. Vereuchsstat. München. Bd. 2. 1909.) Bergman, Eine ansteckende Augenkrankheit, Keratomalacie, bei Dorschen etc. 205 Auf Peptonwasser entsteht auch ein äußerst dünnes Oberflächenhäutchen in Kulturen der Stämme 2a, 3b und 3c. Die Bouillonkulturen haben Kloaken geruch. In Bouillon von Cibils Fleischextrakt, versetzt mit verschiedenen Zuckerarten, Laktose, Saccharose, Glykose oder Maltose, wird vom Stamme Dorsch 1 weder Gas noch Säure gebildet. Die 5 Vibrionen- stämme vom Dorsch können dagegen diese Zuckerarten unter Bildung von Säure, aber ohne Gasbildung vergären. Was den Vibrio an- guillarum betrifft, so konnte er Laktose nicht vergären, verhielt sich aber sonst wie die übrigen Vibrionen. Dies stimmt nicht mit dem Resultate früherer Gärungsversuche mit diesem Vibrio überein, bei denen ich keine Zersetzung der genannten Zuckerarten habe nachweisen können. Die damals verwendeten Kulturen waren aber kurz vorher reingezüchtet und wuchsen schlecht in Cibils Bouillon, während der jetzt verwendete Stamm kräftig wuchs. Milch wurde weder vom Stamme Dorsch 1, noch vom Vibrio anguillarum verändert, wurde aber leicht sauer und koagulierte durch Einwirkung der Dorschvibrionen. Keiner der untersuchten Stämme bildete Schwefelwasserstoff in der Gelatinekultur, auch konnte keine Proteinochrombildung in 3-proz. Pepton- wasser nachgewiesen werden. Kulturen in Bouillon oder Peptonwasser wurden nicht rot- durch Zusatz von Schwefelsäure. Sie gaben also nicht die Nitrosoindolreaktion. Die Indolreaktion gaben sie dagegen alle, sei es daß die Proben nach Kitasato-Salkowski oder nach Ehrlich ausgeführt wurden. Im letzteren Falle war die Stärke der Rotfärbung in den verschiedenen Kulturen sehr verschieden. Am wenigsten ausgeprägt war sie in den Kulturen von Dorsch 1 und dem Vibrio anguillarum. Die Reduktionsfähigkeit der Stämme wurde auch untersucht durch anaerobe Züchtung in Gelatine, versetzt mit indigodisulfonsaurem Natron im Verhältnis 0,1 : 100. Die Vibrionen hatten keinen Einfluß auf das Substrat, vom Stäbchen wurde dieses dagegen entfärbt. Die 5 Vibrionenstämme von Dorschen stimmten also sowohl morpho- logisch als kulturell miteinander vollkommen überein. Der Vibrio anguillarum unterschied sich von diesen nur dadurch, daß er Laktose nicht vergären konnte. Die aus Dorsch 1 reingezüchteten Bakterien nahmen dagegen eine Sonderstellung ein, und zwar in ihrer Eigenschaft als Bacillen, durch ihre Reduktionsfähigkeit und ihre Unfähigkeit, die oben genannten 4 Zuckerarten zu vergären. Tierversuche. Es bot anfangs gewisse Schwierigkeiten, die in diesem Falle wichtig- sten Versuchstiere, Dorsche und Aale, anzuschaffen und einen für ihre Aufbewahrung geeigneten Ort zu finden. Es wurden inzwischen folgende Versuche mit dem Vibrio-Stamm 3b vorgenommen: 2 Tage alte Agar- kulturen wurden in physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmt, so daß diese stark getrübt wurde. Mit diesem Material wurden die nach- stehend verzeichneten Tiere geimpft, und zwar in der Weise, mit den Dosen und den Resultaten, die bei einem jeden von ihnen angegeben sind. Bei den als überlebend bezeichneten Tieren sind auch keine Krank- heitszeichen konstatiert worden. — Die Temperatur des Wassers in den Aquarien war durchschnittlich 10 ^ 206 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Kaninchen 1 intravenös 0,5 ccm „ 2 intraperitoneal 1 ,, Meerschweinchen 1 „ 1 „ „ 2 subkutan 1 „ Maus 1 intraperitoneal 0,5 „ Karpfen Plötze 2 intraperitoneal 3 subkutan 0,5 „ 0,5 „ 4 1 2 3 4 intraperitoneal 5 6 1 subkutan 0,5 „ 0,25 „ 0,25 „ 0,25 „ 0,25 „ 0,25 „ 0,25 „ 0,25 „ 2 in die vordere einige Augenkammer Tropfen überlebt f nach 12 Tagen, Kulturen aus dem Herzblute und aus der Bauchhöhle steril überlebt t nach 11 Tagen, Kulturen aus dem Herzblute und aus der Bauchhöhle steril überlebt Krebse 1 — 3 subkutan einige Tropfen nach 3 Tagen war die Hornhaut grau und am Rande ödematös ; im Zentrum Epitheldefekt, von einem weißen Rand umgeben, nach 5 Tagen Perforation; das Loch war ca. 3 mm im Durch- messer und hatte einen angeschwoU. Rand; die Linse war herausgefallen, und die Augen waren eingesunken ; die Krankheit hatte sich an beiden Seiten gleich entwickelt t nach 12 Stunden, vereinzelte Vibrionen im Blute Versuche mit Dorschen. Erst Anfang Dezember gelang es mir, eine genügende Anzahl leben- der Dorsche zu einem vergleichenden Versuche zu erhalten. Sie wurden in einen Fischkasten gebracht, und dieser wurde im Malmöer Hafen verankert. Die Temperatur des Wassers war ca. +4° C, also bedeutend niedriger als beim spontanen Auftreten der Krankheit, weshalb zu er- warten war, daß sie sich beim Versuche relativ langsam entwickeln werde. Das Material bestand aus 2 Tage alten Agarkulturen, auf- geschwemmt in physiologischer Kochsalzlösung. 2 Dorsche wurden mit jedem Kulturstamm geimpft. Ein paar Tropfen wurden an der linken Seite in den Glaskörper und an der rechten intracorneal unter die leicht verschiebbare Conjunctivallage eingespritzt. Die Beobachtungszeit konnte sich aus besonderen Gründen nur über 14 Tage erstrecken. Die Cornea der in den Glaskörper geimpften Augen wurde schon am 2. Tage grau und undurchsichtig, dann wurde sie ödematös und schwoll über den Orbitalrand hinaus. Das Oedem ging nach einigen Tagen zurück. Bei den 5 Dorschen, die mit den aus den Augen rein- gezüchteten Vibrionenstämmen geimpft worden waren, fing dann, mit einer Ausnahme, die Cornea an zu zerfallen : zuletzt trat Perforation ein, wobei die trübe Linse und der ganz zerstörte Glaskörper herausflossen. Bei den mit Stamm I und den mit dem Vibrio anguillarum ge- impften Dorschen, sowie bei einem von den mit dem Stamm 3c geimpften kam es während der Beobachtungszeit nicht zur Perforation, die Sektion wies aber PanOphthalmitis auf. Ein mit dem Stamm 2a geimpfter Dorsch starb nach 13 Tagen. Die Schleimhaut des Mastdarms war rot und vor- gefallen. Das Blut enthielt Vibrionen. An den intracorneal geimpften Augen war die Cornea oder Bergman, Eine ansteckende Augenkrankheit, Keratomalacie, bei Dorschen etc. 207 vielmehr ihre Conjunctivalschicht schon am 2, Tage trüb. Später wurde sie von Exsudat stark gespannt und von dem darunterliegenden, noch durchsichtigen Teil der Cornea abgehoben (Fig. 6). Dann wurde das Exsudat allmählich resorbiert, und die Conjunctivalschicht hing schlaff, wie ein Säckchen, herunter. An den mit Stamm 1 und dem Vibrio a n g u i 1 1 a r u m geimpften Dorschen war sie nicht so ausgespannt gewesen wie an den anderen, und die Krankheit schien bei ihnen zurück- zugehen. An den übrigen dagegen begann erst der äußere und dann der innere Teil der Cornea zu zerfallen, wonach die Linse und der Glas- körper, die noch durchsichtig waren, herausgedrängt wurden und Pan- ophthalmitis eintrat (Fig. 7). An einem mit dem Stamm 3a geimpften Dorsche trat keine Perforation des inneren Teiles der Cornea ein. Der Kontrolle wegen wurden 2 Dorsche mit dem trüben Hafenwasser geimpft. Mehrere Tropfen wurden an einer Seite in den Glaskörper, an der anderen in die Cornea eingespritzt. Die Augen zeigten keine merkbare Reaktion dagegen. Die Cornea blieb klar. Ein Dorsch wurde subkutan und ein anderer intraperitoneal mit dem Stamm 3b geimpft. Beide überlebten. Die Beobachtungszeit dürfte jedoch im Verhältnis zu der niedrigen Temperatur des Wassers zu kurz gewesen sein, um aus dem Resultate einen sicheren Schluß ziehen zu können. Versuche mit Aalen. Eine Serie Aale wurde subkutan, eine andere intraokular mit Auf- schwemmungen der verschiedenen Kulturstämme geimpft. Die Temperatur des Wassers war + 9 '^ C. Von jener Serie starben die mit Vibrionen geimpften 6 Aale nach 4—16 Tagen. Am längsten lebte der mit dem Vibrio anguillarum geimpfte. Bei der Sektion dieser Aale wurde beobachtet, daß die Hant rotfleckig war, und zwar vor allem an der Impfstelle, um den Anus und an den Flossen. Die Impfstelle war nach 8 — 10 Tagen angeschwollen und fluktuierend, es hatte sich ein Geschwür gebildet, das nach 12 bis 16 Tagen aufbrach. Die Muskulatur um das Geschwür war rot und serös durchfeuchtet, und es wurden an dem parietalen Peritoneum und an dem Peritonealüberzug der in der Nähe liegenden Organe rote Flecke beobachtet. Bei allen fanden sich Vibrionen im Blute. — Der Aal da- gegen, der mit dem Stamm I geimpft worden war, reagierte wenig da- gegen und überstand die Infektion. Die zweite Versuchsserie bestand, wie gesagt, aus intraokular ge- impften Aalen. In dieser Serie zeigten auch die Vibrionenstämme aus den Dorschen und der Vibrio anguillarum die gleiche Wirkung. Die Cornea wurde schon am 2. Tage trübe, dann wurde sie dunkel- blaugrau, völlig undurchsichtig, das Auge wurde stark gespannt, und die Haut in der Umgebung wurde rot und schwoll an. Zuletzt ent- standen Epitheldefekte an der Cornea. Zur Perforation kam es nicht in den 3 Wochen, während welcher ich die Aale beobachtete, die Augen waren aber von Panophthalmitis zerstört. — Die Cornea des mit Stamm I geimpften Aals wurde am 2. Tage etwas trüb; dann wurde sie schnell wieder klar, und bei Sektion nach 2 Wochen schien das Auge normal zu sein. Versuche mit Plötzen. Auch an Plötzen wurden Versuche mit den verschiedenen Kultur- stämmen in zwei Serien vorgenommen. Das Material, das, wie in den vorigen Fällen, aus einer Aufschwemmung 2-tägiger Agarkulturen in. 208 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. physiologischer Kochsalzlösung bestand , wurde den Versuchstieren in einem Falle intraperitoneal, im anderen Falle intraokular injiziert. Die Temperatur des Wassers war -)-8^ C. Die fünf Vibrionenstämme aus den Dorschen besaßen, intraperitoneal eingeführt, die Fähigkeit, Plötzen in 2 — 10 Tagen zu töten. Der Stamm 1 und der Vibrio anguillarum töteten sie auch in 10 Tagen. Das Sektionsbild war bei allen dasselbe. Die Bauchhöhle war stark gespannt, besonders um die Analötfnung; die Haut war hier rot, und die Schuppen waren an derselben Stelle gespreizt. In einigen Fällen war die Schleimhaut des Mastdarms inüammiert und vorgefallen. Die Bauchhöhle enthielt eine rötliche, trübe Flüssigkeit. Das Blut enthielt die betreftenden Bakterien. Die intraokular geimpften Plötzen bekamen Panophthalmitis, die nach 8 — 21 Tagen, jedoch in zwei Fällen nicht, Perforation der Cornea herbeiführte. Der Stamm 1 führte nämlich keine Perforation herbei, und der- Stamm 2 a verursachte den Tod in 6 Tagen, ehe noch Perforation eingetreten war. Bei diesen vergleichenden Versuchen mit Dorschen, Aalen und Plötzen hatten die aus den Augen der Dorsche reingezüchteten Vibrionen- stämme sich im wesentlichen gleich verhalten, mit der Ausnahme, daß der Stamm 2 a virulenter war als die übrigen. Wenn sie Dorschen intracorneal einverleibt wurden, riefen sie ein Krankheitsbild hervor, das dem bei den spontan kranken Dorschen beobachteten ziemlich ähnlich war. Der Vibrio anguillarum verhielt sich auch so, jedoch war er als alte Laboratoriumskultur weniger virulent. Bei Dorschen trat also bei intracornealer Impfung während der recht kurzen Beobachtungszeit keine Perforation ein. Wenn die Vibrionen aus den Dorschen Aalen subkutan einverleibt wurden, wurden diese von der roten Beulenkrank- heit befallen, wie bei Impfung mit dem Vibrio anguillarum. Die ersteren waren sogar virulenter für Aale als der letztere. Alle riefen, wenn sie Plötzen intraokular einverleibt wurden, Panophthalmitis und Perforation der Cornea hervor. Der Stamm I (die Stäbchen) war dagegen nicht virulent für Aale und für Plötzen weniger virulent als die Vibrionenstämme, Dorschen gegenüber verhielt er sich aber wie diese Stämme. Agglutinationsversuche. Zur Herstellung agglutinierender Sera wurden zwei Kaninchen mit lebenden , in physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmten Agar- kulturen des Vibrio - Stammes 3b intravenös behandelt. Sie erhielten das erste Mal 0,5 ccm der Aufschwemmung und dann alle 4 Tage eine doppelt so große Dosis wie die nächst vorhergehende. Die letzte Dosis wurde am 20. Tage gegeben. Am 5. Tage danach wurde das Blut ab- gezapft. Die erhaltenen Sera hatten einen Agglutinationstiter von 1:10000 bzw. 1:1000. Bei den folgenden Versuchen kamen Aufschwemmungen in physio- logischer Kochsalzlösung von 3-tägigen, bei Zimmertemperatur ge- wachsenen Agarkulturen zur Verwendung. Um die erforderliche Dauer der Beobachtungszeit einigermaßen bestimmen zu können, wurden 2 Serien von Verdünnungen desjenigen Serums hergestellt, das den höchten Titer hatte, das homologe Antigen wurde zugesetzt, und eine der Serien wurde im Zimmer (18*^) aufgestellt und die andere in den Thermostaten (37*^) eingestellt; dann wurden sie Bergman, Eine ansteckende Augenkrankheit, Keratomalacie, bei Dorschen etc. 209 in bestimmten Zeitintervallen beobachtet. Es stellte sich dabei heraus, daß bei 37° die Reaktion schon nach 2V4 Stunden, bei 18° aber erst nach 3 Stunden abgeschlossen war. In den Hauptversuchen blieben die Proben 27^ Stunden im Thermostaten stehen, dann wurden sie heraus- genommen, und das Resultat wurde abgelesen. Dann wurden sie bei Zimmertemperatur bis zum folgenden Tage aufbewahrt und dann wieder untersucht. Es trat keine Veränderung des Resultats ein. Kaninchenserum, dem Stamm 3b homolog. AgglutinationPtiter 1 : 10000. Serumverdünnungen -sl** Kulturstamm „ „ s 0 ^»1 ^c« ;^^ :^= =^ ^0. ^ ^ 0 0 •d 012 Dorsch I (Bacillus) — — — — 2a (Vibrio) + + — — — — — — — — — — — ,: 2 b „ + + T — — — — — — — — — — „ 3a „ + + T — — — — — — — — — — ,. 3b + + + + -r + + + + + + — — „ 3c + + — — — — — — — — — — — Vibrio anguillarum + + — — — ~ — — — — — — — Das in dem oben angeführten Versuche geprüfte Serum hatte, wie zu erwarten war, keine aggutinierende Wirkung auf den aus dem Dorsch 1 reingezüchteten Bacillus, wohl aber auf die Vibrionen aus den beiden anderen Dorschen und auf den Vibrio anguillarum. Eigen- tümlich ist es, daß der Grenzwert des homologen Stammes und die- jenigen der übrigen aus den Dorschen reingezüchteten Vibrionen so weit voneinander entfernt liegen, und daß diese Vibrionen nicht in höheren Verdünnungen als der Vibrio anguillarum agglutiniert werden. Derselbe Versuch wurde mit dem Serum, dessen Titer 1 : 1000, also nur Vio ^on dem des vorigen, war, wiederholt. Das Resultat war jedoch betreffend die übrigen Stämme dasselbe wie im vorigen Versuche. Darauf wurde mit dem Vibrio- Stamm 2b in derselben Weise wie vorher ein neues agglutinierendes Serum hergestellt. Bei Prüfung der Wirkung desselben auf die verschiedenen Versuchsstämme wurde folgendes Resultat erzielt: Kanin chenseru m , dem Stamm 2b homolog. Agglutinationstiter 1 : SCXX). Serumverdünnungen Ti-^^ Kulturstamm 0 •-^ 0 0 0 0 « 1 0 0 0 1 0 0 s § UOOOI/ 0008/ /l Physi Kochs lösun Dorsch 1 (Bacillus) „ 2a (Vibrio) ,. 2 b „ „ 3 a „ „ 3 b „ ,. 3 c „ Vibrio anguillarum -1- + + + -1- T ± -1- + + + + -f- + + + + + -t- -f -1- -1- -1- — — Der Stamm 3a ist also in einer ebenso starken Serumverdünnung wie der homologe Stamm agglutiniert worden und dürfte mit diesem identisch sein. Die übrigen Vibrionen sind in den Verdünnungen 1:20 und 1 : 50 agglutiniert worden. Da keiner der Vibrionenstämme von Erste Abt. Ong. Bd. 62. Hcft 3/4. 14 210 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. gewöhnlichem Kaninchenserum agglutiniert worden ist, dürfte diese Er- scheinung als Gruppenreaktion aufzufassen sein. Dasselbe gilt auch von den heterologen Vibrionenstämmen im vorigen Agglutinationsversuche. Die Richtigkeit hiervon wird durch folgenden Versuch bestätigt. Ein dem Stamm 3 b homologes Serum wurde mit diesem Stamm behandelt, bis alles Agglutinin für denselben ausgefällt war. Es zeigte sich dann, daß es auch die Fähigkeit verloren hatte, die übrigen Vibrionen- stämme zu agglutinieren. Später habe ich die Wirkung der beiden oben genannten Sera auf einen aus einem im Archipel von Provinz Södermanland gefangenen Hecht reingezüchteten Vibrio geprüft. Der Hecht hatte an Zahnfleischent- zündung und dadurch entstandener Blutinfektion gelitten. Dieser Vibrio hat sich als für mehrere Fische pathogen erwiesen und ver- hält sich sowohl morphologisch als kulturell ganz wie die aus Dorschen reingezüchteten Vibrionen. Es stellte sich bei wiederholten Versuchen heraus, daß er von den beiden Seris ebenso hoch wie die homologen Stämme agglutiniert wurde. In den Kontrollröhrchen mit physio- logischer Kochsalzlösung und mit normalem Kaninchenserum entstand keine Agglutination. Eine alte Laboratoriumskultur des Vibrio D un bar, die ich seiner- zeit von Prof. Forssman in Lund erhalten hatte, wurde von dem dem Stamm 2b homologen Serum in der Verdünnung 1 : 100 und von dem dem Stamm 3 b homologen in der Verdünnung 1:50 agglutiniert. Hierbei ist aber zu bemerken, daß diese Kultur in der Verdünnung 1 : 20 auch von normalem Kaninchenserum agglutiniert wurde. Zusammenfassung. In den Monaten September und Oktober des Jahres 1910 trat an der Südküste Schwedens zwischen den Städten Ystad und Trälleborg bei Dorschen eine sichtbar ansteckende Augenkrankheit auf. Ungefähr 10 Proz. aller nahe am Land gefangenen Dorsche waren ergriffen. Bei Dorschen, die in tieferem Wasser gefangen worden waren, wurde die Krankheit auch, obwohl nicht so häufig, beobachtet. Meistens waren beide Augen angegriffen, aber die Krankheit konnte in den Augen ein und desselben Fisches verschiedenartig weit vorgeschritten sein. Die Krankheit äußerte sich zuerst dadurch, daß die Cornea getrübt wurde, wonach diese einem schnell vorschreitenden , allgemeinen Zerfallen, Keratomalacie, verfiel, das mit der Bildung einer großen, in das Innere des Auges führenden Oeffnung und mit Panophthalmitis nebst deren weiteren Folgen : Herausdrängen der Linse und des Glaskörpers, Ab- lösung der Retina usw., endete. 3 Fälle wurden bakteriologisch untersucht. Aus 2 von diesen, die beide doppelseitig waren, wurden mehrere Vibrionenstämme und aus dem 3. ein Bacillus reingezüchtet. Sowohl der Bacillus als die Vibrionen waren beweglich, gramnegativ und fakultativ anaerob. Sie wuchsen am besten bei Zimmertemperatur, bildeten keine Sporen und besaßen die Fähigkeit, Gelatine zu verflüssigen. Kulturen in Peptonwasser gaben Indolreaktion, aber weder Nitrosoindol- noch Proteinochromreaktion. Die Vibrionen besaßen Reduktionsfähigkeit, sowie die Fähigkeit, Dextrose, Bergman, Eine ansteckende Augenkrankheit, Keratomalacie, bei Dorschen etc. 211 Maltose, Laktose und Saccharose, jedoch ohne Gasbildung, zu vergären, welche Eigenschaften der Bacillus nicht besaß. Ein Stamm des Vibrio anguillarum verhielt sich wie die übrigen Vibrionenstämme, nur mit dem Unterschiede, daß er Laktose nicht vergären konnte. Die genannten aus Dorschen reingezüchteten Vibrionenstämme, die sich, soweit es sich aus der Untersuchung ergab, als morphologisch und kulturell miteinander identisch erwiesen, und der Vibrio anguillarum verhielten sich auch bei Tierversuchen im wesentlichen gleich. Dorschen intracorneal eingeführt, riefen sie ein Krankheitsbild hervor, das in hohem Grade dem beim spontanen Auftreten der Krankheit beobachteten Bilde glich. Auch der Bacillus verursachte, intracorneal eingeführt, dieselbe Krankheit. Man hat also Grund, anzunehmen, daß der aus den Dorschen reingezüchtete Vibrio ätiologische Bedeutung für die be- treffende Augenkrankheit hat. Ob eine solche auch dem aus einem weit vorgeschrittenen Falle reingezüchteten Bacillus zukommt, ist un- gewiß. Dasselbe Krankheitsbild würde in dem Falle auch durch In- fektion mit einer jeden von den beiden verschiedenen Bakterien spontan erzeugt werden können, was sich leicht denken läßt, da sie mehrere wichtige biologische Eigenschaften miteinander gemein haben. Das LTntersuchungsmaterial hat nicht genügt, um dies eingehend untersuchen zu können. Durch subkutane Impfung auf Aale mit dem Dorschvibrio konnte die rote Beulenkrankheit erzeugt werden. — Das Stäbchen war für Aale nicht pathogen. Der Dorschvibrio ist ferner pathogen für Plötzen und Krebse; für Karpfen, Kaninchen und Meerschweinchen ist er dagegen nicht pathogen. Mäuse können nach Impfung mit großen Dosen, wahrscheinlich an In- toxikation, sterben. Sera, die die Fähigkeit besaßen, die Dorschvibriouen zu agglutinieren, ließen sich mit Leichtigkeit durch intravenöse Behandlung von Kaninchen mit Kulturen dieser Vibrionen herstellen. Mit zwei solchen mit ver- schiedenen Stämmen hergestellten Seris wurden die Vibrionen aus den Dorschen, der Vibrio anguillarum und ein aus einem von Zahn- fleischentzündung angegriffenen Hecht reingezüchteter Vibrio, welch letzterer sich weder morphologisch noch durch Kultur von den erst- genannten unterscheiden ließ, geprüft. Alle erwiesen sich auch bei dieser Untersuchung als ein und derselben Gruppe angehörig, aber verschiedene Stämme waren sogar unter den aus Dorschen reingezüchteten V^ibrionen zu unterscheiden , welche bei der früheren Untersuchung identisch schienen. Es scheint also in der Natur eine Gruppe für Fische pathogener Vibrionen vorzukommen, von welchen ich die oben genannten, bei der roten Beulenkrankheit des Aals, Keratomalacie beim Dorsch und Zahnfleisch- entzündung beim Hecht in Frage kommenden Vertreter studiert habe. 14* 212 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Fig'urenerkläruug'. Fig. 1. Kopf eines Dorsches. Keratoniaiacie. Fall 2. Die Cornea beider Augen ganz zerstört; Panophthalmitis. Die Linse des linken Auges ist noch da, die des rechten ist herausgefallen. Formalinfixierung. Fig. 2. Kopf eines Dorsches. Keratomalacie. Fall 3. An der rechten Seite ist die Cornea im Zerfallen begriffen. Die Demarkationslinie deutlich. An der linken Seite ist die Cornea zerstört; Panophthalmitis. Formalinfixierung. Fig. 3. Schnitt durch das rechte von den in Fig. 1 abgebildeten Augen */i- o Wundrand der Sclera und Conjunctiva. b Exsudat, Blut und Teile der Retina, c Chorioidea und Iris, d Blut (die dunklen Partien und Exsudat zwischen der Chorioidea und der Sclera. e Teile der „Chorioideadrüse". / Sclera. g N. opticus. Fig. 4. Schnitt durch das rechte von den in Fig. 2. abgebildeten Augen '/i- o Sequester, b Linse, c Glaskörper, d Retina, e Chorioidea. /Chorioideadrüse und Exsudat, g Sclera. h N. opticus. Fig. 5. Vibrio aus dem Auge eines von Keratomalacie angegriffenen Dorsches. Dreitägige Agarkultur. Präparat im hängenden Tropfen. Leitz, Oelimm. \\^, Ok. 4, Tubuslänge 170 mm. Fig. 6. Kopf eines mit einem aus dem Fall 3 reingezüchteten Vibrio intracorneal infizierten Dorsches. 6 Tage nach der Infektion. Temperatur des Wassers 4". Frisches Präparat. Fig. 7. Kopf eines mit einem aus dem Fall 2 reingezüchteten Vibrio intracorneal infizierten Dorsches. 12 Tage nach der Infektion. Temperatur des Wassers 4". Frisches Präparat. Nachdruck verboten. Italienisclie Austernzüclitung und Darmkranklieiteii'). Von Dr. Ito Bandi. Dozenten für Hygiene in Neapel. Die Austernindustrie entstand in Italien und wurde in großem Maße von den Römern gepflegt, welche die appetitlichen Mollusken liebten und ihnen außer den vielen anderen Tugenden eine ausge- sprochene aphroditische Wirkung zuschrieben. Aber, wie so manches andere, geriet mit der Zeit auch dieser Zweig der Nationalindustrie bei uns in Verfall, und heute findet man keine Spur mehr von der alten Blüte, selbst nicht in dem See von Lucrino, der sich auf der Straße von Cumä bei Neapel in der Nähe der Thermen Neros befindet, und welcher der berühmteste römische Austernzuchtplatz war, und jetzt zu einem elenden Salzwasserteich geworden ist, welcher für das Leben und Gedeihen der Mollusken durchaus ungeeignet ist, während die Austern- zucht im Ausland begonnen wurde und sich sehr rasch verbreitete. Obwohl in diesen letzten Jahren diese Industrie auch bei uns wieder zu Ehren gekommen ist, so sind wir doch noch sehr weit von dem Ent- wicklungsgrad entfernt, den sie in Frankreich, in Belgien, in Holland und in den Vereinigten Staaten von Amerika erreicht hat. Immerhin ist es uns wenigstens hierin gelungen, die ausländische Konkurrenz von unseren Märkten zu entfernen, welche einstmals, besonders in Nord- italien, von den Produkten der französischen Austernbänke von Arcachon bei Bordeaux überflutet wurden. In der Tat versehen augenblicklich die Austernzüchtereien von Spezia und in kleinem Maße die von Venedig und Chioggia ganz Norditalien und einen Teil von Mittelitalien, während die Fischzuchtplätze vom Fusaro und von Taranto ihre Produkte nach Süditalien ergießen, wo der Verbrauch von Meeresfrüchten ein viel größerer als in Nord- und Mittelitalien ist. 1) Ins Deutsche übertragen von Dr. med. K. Rühl, Turin. Centralblatt für Bakierioloyir Abt. I. Orig. Bd. 62. Bergman, Anstechende Augenkrankheit bei Dorschen. Taf. 1. r \ bC Verlag von Gustav JbMscher in Jena. Bandi, Italienische Austernzüchtung und Darmkrankheiten. 213 Die vor kurzem aufgetretene Choleraepidemie hat unter anderem die Streitfrage von der Wichtigkeit, welche die Austern und die anderen Meeresfrüchte als Ueberträger von infektiösen Darmkrankheiten haben können, von neuem aufgeworfen. Tatsächlich handelt es sich um etwas, was seit langer Zeit die Epidemiologen interessiert, und neuer- dings haben sich diese in Amerika, in England und besonders in Frankreich damit beschäftigt. In letzterem Lande hat eine zu diesem Zwecke von der Medizinischen Akademie in Paris ernannte Kommis- sion von Biologen eingehende Untersuchungen über die Frage aus- geführt, die wirklichen Gefahren, die damit verbunden sind, hervor- gehoben und die zweckmäßigsten Mittel angegeben, um diesen Ge- fahren vorzubeugen. Da ich mich auch selbst bereits früher dafür interessiert habe und mich auch noch gegenwärtig gerade mit diesem wichtigen Zweig der industriellen Hygiene beschäftige, halte ich es für nicht unnützlich, alles, was hierin Wahres und was Uebertriebenes ist, bekannt zu machen, und zu erörtern, welche Rolle mau dem Verbrauch der Meeresfrüchte bei der Verbreitung der Darmkrankheiten zuschreiben muß in bezug auf die Zuchtmethoden und die Modalitäten , wie sie besonders in unserem Laude beim Verkauf von MeeresmoUuskeu und besonders solcher, die für gewöhnlich roh gegessen werden, im Gebrauch sind. Wenn wir einen kurz zusammenfassenden Blick dem Berichte geben, welcher von der obengenannten Ivommission der Medizinischen Akademie in Paris vorgelegt wurde, welche Kommission, nachdem sie mit großer Sorgfalt klinische und epidemiologische, historische Daten gesammelt hatte, ein Schema von Maßnahmen formulierte, welche geeignet sind, die Uebelstände, die von dem Verbrauch der rohen Mollusken her- rühren, zu vermeiden, können wir uns überzeugen, daß im allgemeinen diese Uebelstände wirklich existieren und daß man ihnen nur teilweise und nicht vollständig vorbeugen kann, infolge einer Reihe von Umständen, welche bewirken, daß einige einschränkende Maßnahmen in der Theorie vorzüglich wären, aber praktisch unausführbar sind. Die französische Kommission sah von den Uebelständen, welche durch den Gebrauch der nicht mehr frischen Meeresfrüchte entstehen können, und welche dieselbe Entstehungsweise und so ziemlich dieselbe Bedeutung haben wie die Magenstörungen, welche der Genuß von der Zersetzung anheimgefallenem Fleisch im allgemeinen hervorruft, ab, und sammelte in einer sorgfältigen historischen Zusammenstellung alle Fälle von Krankheitserscheinungen, welche ihre Entstehung dem Genuß von Mollusken, in frischem und rohem Zustande, verdanken. Diese Uebelstände kann man in zwei ge- trennte Gruppen einteilen : klinisch bestimmte Krankheiten und un- bestimmte Magendarmstörungen. Die erste Gruppe umfaßt den Typhus, die paratyphischen Affektionen, die Dysenterie, die Cholera; in der zweiten Gruppe werden diejenigen krankhaften Erscheinungen aufge- nommen, welche wenige Stunden nach dem Genuß roher Mollusken plötzlich auftreten, und bei welchen ein Inkubationsstadium fehlt, so daß der Symptomenkomplex den Anschein von wirklichen Vergiftungen mit Erscheinungen seitens des Verdauungsapparates und oft auch des Nerven- systems hat. Auf diese zweiten krankhaften Erscheinungen, welche von verschiedener Intensität und mehr oder weniger vorübergehend sein können, folgt nicht selten in einem Abstand von einigen Tagen das Auf- treten einer der klinisch genau bestimmten Krankheiten. Um die Entstehung der Erscheinungen, hauptsächlich des toxischen 214 Centralbl. f. Rakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Typus, zu erklären, welche kurze Zeit nach dem Genuß roher Mol- lusken plötzlich auftreten, wurden verschiedene, mehr oder minder unwahrscheinliche Hypothesen aufgestellt. Es ist behauptet worden, und es ist eine in Laienkreisen sehr verbreitete Meinung, daß die Austern und die Miesmuscheln (Mytilus edulis, volkstümlich Wasser- wanze) in der Laichzeit und auch wenn sie voll Larven sind und ein milchfarbiges Aussehen haben, giftig sind; es ist behauptet worden, daß die Austern in den Monaten, die ein r enthalten, leichter schäd- lich sind; daß die Meeresfrüchte im allgemeinen Vergiftungen durch Kupfersalze verursachen können , wenn man sie von den Kielen der Schiffe loslöst oder wenn sie von der sogenannten grünen Leuko- cytose befallen sind, ein vermutlicher krankhafter Zustand, verbunden mit einem veränderten Metabolismus, durch welchen eine abnorme Quantität von Kupfer in den Zellen der Mollusken aufgestapelt wird. Jedoch hält keine von diesen Vermutungen einer ernsten und ge- wissenhaften Kritik Stand , und die Tatsachen haben nunmehr die logische Annahme völlig bestätigt, daß nicht nur die Fälle von Infektionen, sondern auch die Vergiftungserscheinungen, welche nach dem Genuß roher und frischer Mollusken auftreten, ausschließlich bakteriellen Ur- sprunges sind; die einzige Ausnahme hierzu bilden die Fälle von Nessel- fieber, welche besonders durch den Genuß von Miesmuscheln verursacht werden, und nach der Meinung einiger Autoren auf die Einwirkung des Giftes der Actiniae (Seeanemonen) zurückzuführen sind, welche in Ge- meinschaft mit den Mollusken leben und in das in den Muscheln ent- haltene Wasser eindringen können. Es ist jedoch als wahrscheinlicher anzunehmen, daß es sich in diesem Falle vielmehr um eine ähnliche Erscheinung handelt, wie man sie bei einigen Personen infolge des Genusses von Fischen, Erdbeeren u. a. m. beobachtet, und daß hierbei eine ganz besondere individuelle Idiosynkrasie die Hauptrolle spielt. In letzter Ana])'^se können wir also beschließen, daß die Gefahren, welche die Meeresfrüchte, wenn sie frisch und roh verzehrt werden, für das öffentliche Wohlbefinden darbieten, direkt mit der Beschaffenheit des Milieus, in dem die Tiere leben, und mit den Manipulationen zusammenhängen, denen diese von den Händlern unter- worfen werden. In wenigen Worten ausgedrückt, handelt es sich um die Gefahr einer Verunreinigung des Wassers in den Zucht- und Ernte- teichen und in den Molluskeuniederlagen, und des Wassers, mit welchem die Kleinhändler die Mollusken selbst zu erfrischen pflegen. Was die Zuchtteiche anbelangt, so ist zu bemerken, daß im allgemeinen die größere oder kleinere Gefahr ihrer Verunreinigung von besonderen, sozusagen technisch-ökonomischen Umständen abhängt, welche mit ihrer Oertlich- keit zusammenhängen. In der Tat, neben der Notwendigkeit, die Austern- bänke in der Nähe von bewohnten Zentren anzulegen, und zwar aus Handelsgründen (Leichtigkeit der Verschickung, größere Verkaufsmög- lichkeit), finden wir einen besonderen Umstand technischer Art, welcher dazu beiträgt, die Möglichkeit einer Verunreinigung des Wassers der Molluskenzuchtplätze zu steigern. In der Tat weiß jedermann, der sich nur ein wenig mit Austernzüchtung befaßt hat, daß es besonders bei uns nicht zweckmäßig ist, die Austernbänke an den Ufern des offenen Meeres anzulegen ; daraus ergibt sich die Notwendigkeit, geschütztere Stellen zu suchen und die Zuchtteiche entweder in der Nähe von Häfen anzulegen, in welchem Falle die Möglichkeit einer Verunreinigung durch die Abfälle der benachbarten bewohnten Ortschaften und der Schiffe Bandi, Italienische Austernzüchtung und Darmkrankheiten. 215 vorliegt, oder sie in Gewässern anzulegen, welche mit dem Meere in Verbindung stehen. Und da es für das Gedeihen der Austernindustrie erforderlich ist, daß die Mollusken und besonders die Austern in Wasser gezüchtet werden, welches einen bestimmten Grad von Salzhaltigkeit beibehält, so ist es unbedingt notwendig, da es ferner aus mehreren Gründen nicht leicht ist, die Verbindungen zwischen dem Meer und den Zuchtplätzen fortwährend durchgängig zu erhalten, ihnen eine gewisse Menge Süßwasser beizumischen, um die Zunahme der Salzhaltigkeit zu vermeiden, besonders in den Sommermonaten, die fortwährende Ver- dunstung des Wassers zur Folge haben. Möge nun dieses Wasser von Abflüssen oder von Süßwasserströmen herkommen, immer wird es eine mehr oder weniger große Quantität von Abfällen aus dem tierischen Leben mitbringen. Diese Verunreinigungsquellen spielen im allgemeinen auch bei den Lagerteichen eine Rolle; dazu trägt auch die Tatsache bei, daß man, um die Qualität der Austern zu verbessern und somit ihren W^ert zu steigern, diese Mollusken in Meereswasser unterhält, welches mit reichlichem Süßwasser gemischt ist. Die englischen Austern, welche an der Mündung der Themse gehalten werden, stellen ein beweiskräftiges Beispiel hiervon dar. Was die Manipulationen anbetrifft, denen die Mollusken unterworfen werden, nachdem sie aus den Zucht- und Aufbewahrungsteichen ent- nommen wurden, ehe sie verzehrt werden, so genügt es, die Tatsache anzuführen, daß die sogenannten Ostricari (Austernhändler) im all- gemeinen die geöffneten Austern mit W^asser, welches sie aus Bequem- lichkeit am Strande und oft in der Nähe der Ausmündung irgendeiner Kloake schöpfen, zu begießen und auszuspülen pflegen. Bemerkenswert ist ferner die Tatsache, daß die Ostricari den Austern das Meer zu wechseln pflegen, wie sie sagen, und zwar dadurch, daß sie das Wasser, welches in den Schalen (Klappen) enthalten ist, austrinken und durch anderes Salzwasser ersetzen, welches sie meistens in der oben beschriebenen Weise schöpfen ! Eine weitere verwerfliche Gewohnheit ist diejenige, welche im allgemeinen in großen Hotels herrscht, in denen man die Meeresfrüchte geöffnet und auf einer Eisschicht ausgebreitet zu servieren pflegt. Mit dieser Methode, welche die gastronomischen Eigenschaften der Mollusken nicht verbessert, erleichtert man ihre Beschmutzung durch die Keime, welche oft massenhaft in dem Schlamm vorhanden sind, der die Außenseite der Schale bedeckt, welche selten gebürstet und gewaschen wird, wie man es tun müßte, ehe man die Mollusken öffnet. Außerdem muß man auch noch in Erwägung ziehen, daß die gefrorenen Mollusken nur schlecht auf den Anreiz reagieren, den man auf sie ausübt (gewöhn- lich dadurch, daß man Zitronensaft über sie tröpfelt), um sich zu ver- gewissern, ob sie frisch sind oder nicht. Um nun zu den hygienischen Verhältnissen der Zucht- und Aufbewahrungsteiche der Meeresfrüchte zurückzukehren, d. h. der Oertlichkeiten, wo die amtliche Kontrolle zwecks Schützung der öffentlichen Hygiene leichter ausgeübt werden kann, indem wir auf die bedeutendsten italienischen Austernzüchtungs- plätze einen raschen Blick werfen, können wir uns leicht überzeugen, daß im allgemeinen diese Oertlichkeiten sich durchaus nicht unter lobens- werten Verhältnissen befinden. In der Tat sehen wir, wie man in den sogenannten venetianischen „Tälern" und in den Kanälen der Lagune, welche mit denselben in direkter Verbindung stehen, die Auster auf dem schlammigen Grunde, wo sich die Auswürfe des städtischen Lebens aufhäufen, gelagert hält. In Spezia, wo der Naturforscher und Austern- 216 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. ö2. Heft 3/4. Züchter Carazzi die Molluskenzüchtung nach der tarentinischen Methode einführte, wo die Mollusken an pergolari hängen, sind die Verhältnisse ohne Zweifel besser, obwohl man nicht behaupten kann, daß jede Ursache einer möglichen Beschmutzung gänzlich beseitigt sei. Am Fusarosee, einem höchst wichtigen Austernzuchtplatz, kann man in Anbetracht der besonderen Lage des Sees, entfernt von wichtigen Bevölkerungszentren, sagen, daß die Milieuverhältnisse relativ gute sind ; nur wäre es zweck- mäßig, mit Sicherheit festzustellen, ob unter besonderen zeitlichen Be- dingungen, besonders unter dem Einfluß der Flut oder der dem Ufer parallel laufenden Meeresströmungen dem Wasser des Sees durch den Verbindungskanal mit dem Meere Verunreinigungen aus dem großen Ab wässersam melkanal von Cumä zugeführt werden können, welcher die Abfälle eines Teils von Neapel ins Meer befördert. Uebrigens scheint dies nicht sehr wahrscheinlich, wenn man in Betracht zieht, daß die Ausmündung dieses Sammelkanals sich über 1 km weit von der Ein- mündung des Verbindungskanals zwischen dem Meer und dem Fusaro- see entfernt befindet. In vielleicht besseren Verhältnissen als der Fusaro- see befindet sich der neu in Mare morto angelegte Molluskenzuchtteich, auf dem Cumanischen Strande, wo die Austern und die Miesmuscheln in sehr rationeller Weise nach tarentinischer Methode an einem Orte gezüchtet werden, welcher in hygienischer Hinsicht eine gute Garantie gewährt, dadurch, daß er sich weit entfernt von den Bevölkerungszentren befindet, und weil zwei kurze und sehr tiefe Verbindungskanäle mit dem Meer das Wasser des Teiches in fortwährender Bewegung erhalten und es immerfort erneuern, und dafür sorgen, daß das Verunreinigungs- material, welches zufälligerweise hineingelangen könnte, verdünnt wird. Ohne die verschiedenen Fischteiche und Lagerplätze alle zu nennen, welche an den Mittelmeer- und Adriatischen Küsten der Halbinsel ent- lang und in den Häfen unserer Inseln verstreut liegen und sich größten- teils in jämmerlichen hygienischen Zuständen befinden, wollen wir sehen, auf welcher Weise das Kleine Meer von Tarauto, welches der größte Austernzuchtplatz von Italien ist, den hygienischen Anforderungen ent- spricht. Die Beschreibung, die Carazzi in seinem schätzenswerten kurzgefaßten Lehrbuch über Austern- und Miesmuschelnzüchtung liefert, kann meines Erachtens genügen, um uns ein genaues Urteil hierüber bilden zu können. Der Grund des Kleinen Meeres — schreibt Carazzi — wird von einem schwarzen, weichen, stinkigen Schlamm gebildet, welcher um so mehr mit organischen Substanzen verunreinigt ist, als wir uns der Stadt nähern. Auf der Strecke, welche zwischen den beiden Kanälen liegt und die sich gerade den Häusern des ärmeren Stadtteiles gegenüber befindet, besteht der Schlamm des Meeresgrundes aus den Exkrementen der Be- völkerung. Man muß hierbei bemerken, daß die Stadt keine Kloaken und keine Abtritte hat, und daß der ganze Unrat jeden Morgen an den Strand gebracht und in das Kleine Meer geworfen wird. Und als ob dies nicht genügte, ist die topographische Lage der Stadt eine derartige, daß, während der Teil, der nach der Seite des Großen Meeres gelegen ist und gleichzeitig der reinlichste ist, am höchsten steht und fast eben ist, der ganze Teil am Kleinen Meer eine starke Neigung nach diesem Meere zu hat, so daß der Regen das besorgt, was die Menschen nicht tun. In wenigen Worten ist das Kleine Meer die ständige Kloake von 30000 Einwohnern!" „Zum Glück — fährt Carazzi fort — dienen die natürlichen Ver- Bandi, Italienische Austernzüchtung und Darmkrankheiten. 217 hältnisse, welche einen fortwährenden Austausch zwischen dem Wasser des Kleinen und dem des Großen Meeres erzeugen, wenigstens teilweise dazu, so viel Lässigkeit der Behörden und so viel Schmutzerei der Ein- wohner zu mildern/' Aber die große UnVerhältnismäßigkeit zwischen Ursachen und Wirkungen darf man nicht nur auf den fortwährenden Austausch des schmutzigen mit dem relativ reinen Wasser und auf die dadurch be- wirkte Verdünnung des Verunreinigungsmaterials zurückführen ; andere Faktoren tragen zu der relativen Reinigung des Wassers bei, und zwar in erster Linie die sterilisierende Wirkung des Sonnenlichtes und die Erscheinung der Sedimentierung, durch welche die verunreinigenden Substanzen und mit ihnen die pathogenen Keime sich auf den Grund zu legen streben. Außerdem eignet sich das Meerwasser wegen seiner chemischen Zusammensetzung schlecht zur Vermehrung der Keime und ganz besonders der menschenparasitären Keime. Außer diesen wichtigen Faktoren einer Reinigung des Milieus muß man ein weiteres Moment von größtem Interesse in Betracht ziehen, und zwar ist dies der emsige Prozeß von Selbstreinigung, welcher sich im Innern der Auster und der Mollusken im allgemeinen abspielt. Es ist ja eine bekannte Sache, daß im Innern der Mollusken eine sehr rasche Zerstörung der Bakterien erfolgt, denen es gelungen ist, da hinein zu dringen; ob dieser reinigende Prozeß durch die Einwirkung der Ver- dauungssäfte hervorgerufen wird, wie Degiaxa behauptet, oder ob es das Resultat einer wahren und echten Schutzphagocytose ist, wie Pel- seneer, Chatin, De Bruyne usw. glauben, braucht hier nicht er- örtert zu werden ; die Tatsache wurde mehrmals durch Versuche nach- gewiesen und kann als sichergestellt gelten. Ich habe bereits 1897, als ich den Verlauf einer Typhusepidemie in Messina und seine Beziehungen zu dem Genuß von aus den Seen von Ganzirri herstammenden Mollusken erforschte, an die wichtige Rolle gedacht, welche dieser aktive bakterio- lytische Prozeß bei der Entstehung jener Darmkrankheiten von nicht gut definiertem Typus spielen könnte, welche nach dem Genuß frischer Mollusken plötzlich ohne Inkubationszeit auftreten, und nicht den kli- nischen Symptomenkomplex des Botulismus aufweisen, aber als wahre und echte Vergiftungen durch bakterielle Produkte zu betrachten sind. Auf diese Vergiftungserscheinungen folgt zuweilen der Ausbruch eines typhus-, paratj'phus- oder dysenterieartigen oder einer choleraartigen Krankheit. Daraus schloß ich, daß man, wenn man Mollusken genießt, die aus verunreinigtem Wasser herstammen, nicht nur pathogene Keime, welche fast immer von menschlichen Dejektionen herstammen, sondern auch die bereits erzeugten Bakteriengifte und besonders jene toxischen Stoffe einführt, welche in der Bakterienzelle enthalten sind und durch diesen bakteriolytischen Vorgang frei werden. Diesen besonderen Me- chanismus zog ich auch zur Erklärung jener Fälle von stürmisch auf- tretender und sofort tödlich verlaufender Cholera heran, welche während der letzten Choleraepidemie in Neapel infolge des Genusses von Austern nicht selten beobachtet wurden. Der Ausbruch der Krankheitserschei- nungen kurz nach der Infektion der Mollusken und der charakteristische pathologisch-anatomische Befund in diesen Fällen sprechen deutlich für die Wirkung eines Bakteriengiftes, welches in nicht geringer Quantität eingeführt worden war. Man dürfte zwar annehmen, daß bei dem aktiven und steter Wasserwechsel im Innern der Auster die Produkte des Zer- falls der Bakterienzelle, wenn dte Bakterien selbst im Innern der Mol- 218 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. lusken nur dem Schicksal von Fremdkörpern ausgesetzt wären, rasch ausgeschieden werden : ich habe mich aber durch Versuche, bei denen ich die Austern lange Zeit in filtriertem Meerwasser hielt, welches also frei von jener unendlichen Zahl von Mikroorganismen war, welche die natürliche Nahrung der Auster bilden, überzeugen können, daß diese die Bakterien, welche künstlich dem Wasser, in dem sie lebt, zugefügt wird, als Nahrungsmaterial ausnützt. Es handelt sich also in diesem Falle nicht mehr um eine Schutzphagocytose und eine Expression der Bestandteile der Bakterienzellen, sondern um einen Verdauungsprozeß und eine darauffolgende Assimilation der genannten Elemente. Bei den Prozessen von Proteolysis und Proteosynthesis, welche die Phasen des Verdauungsprozesses bilden, die dem intraorganischeu Assimilations- und Fixierungsprozeß vorangehen, erfährt ein großer Teil der Bestandteile der Bakterienzellen keine tiefgehenden Veränderungen, wenigstens soweit es sich um ihre Antigeneigenschaften handelt. Die genannten Bestand- teile gehen durch das Blutplasma oder, wie Carazzi behauptet, durch die Amöbocyten hindurch in die Gewebe der Mollusken über und werden zu einem wesentlichen Bestandteil des Körpers derselben. Ich konnte durch mikro-biochemische Reaktionen das Vorhandensein von bakteriellen Stoffen mit antigener Wirkung, besonders in der Leber, nachweisen, welche das Zentralwerkzeug des tierischen Metabolismus darstellt und bei den Austern ohne Zweifel neben einer schützenden auch eine ab- sorbierende Funktion besitzt. Diese giftigen Stoffe sind auch nicht immer für die Mollusken selbst unschädlich, und ich glaube, daß die von Coste, Ryder und Herd mann als Zeichen eines veränderten Meta- bolismus beschriebene Leberkrankheit der Auster auf die degenerative Wirkung einiger bakterieller Endotoxine zurückzuführen ist, welche bekanntlich eine ausgesprochene steatogene Wirkung auf die Leberzelle der höheren Organismen besitzen. Die Resultate dieser meiner Versuche habe ich vor kurzem in der Toskanischen Gesellschaft für Hygiene mit- geteilt. Jeder, der sich mit mikrobiologischen Studien beschäftigt, wird wohl die praktische Bedeutung dieser Ansammlung und Retention von patho- genen Keimen im Verdauungsapparat der eßbaren Mollusken und von Bakteriengiften in den Geweben derselben einsehen, besonders wenn es sich um Mollusken handelt, die von Züchtungsplätzen herstammen, welche fortwährend der Gefahr einer Verunreinigung ausgesetzt sind, wie es eben in dem Kleinen Meer von Taranto der Fall ist, und besonders in der Zone, welche sich näher am Ufer befindet. In diesen Fällen würde also die bakteriolytische Tätigkeit nicht zu einem Selbstreinigungsprozeß führen , sondern den Mollusken giftige Eigenschaften verleihen. Zum Schluß, wenn man von den rein wissenschaftlichen Fragen ab- sieht, muß man zugeben, daß, obwohl eine Menge günstiger Faktoren die Möglichkeiten von Uebelständen, welche durch den Verbrauch roher Mollusken entstehen können, bedeutend verringern, diese Uebelstände im praktischen Falle doch wirklich vorhanden sind, und unter gewissen Umständen eine ernste Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen können. Welches sind nun die Mittel, die man gegen solche Uebelstände an- wenden muß? Ich glaube, daß die wichtigste Maßregel darin besteht, daß man die Mollusken soweit wie möglich vor der Verunreinigung durch menschliche Dejektionen schützt. Distaso, Sur la putr^faction de la paroi intestinale de i'horame. 219 Es ist wohl wahr, daß man, um diesen Zweck zu erreichen, vor allen Dingen einen großen Teil der Molluskenzuchtteiche und besonders der Aufbewahrungsteiche, die in Italien existieren und auf deren mögliche Verunreinigung man großes Gewicht legen muß, abschaffen müßte, da die Mollusken, welche in den Kleinhandel kommen, fast immer direkt aus diesen Lagerteichen herstammen, in denen die Reinigung der Mollusken geschehen sollte. Ein solche Maßnahme würde offenbar auf enorme Widerstände stoßen, da man das, was an bestimmten Ortschaften aus- geführt werden kann, ohne große Verstimmung zu erwecken, trotzdem es den Schein einer bedrückenden Maßnahme hat — wie es z. B, in Neapel geschehen ist, wo die Mollusken-Lagerteiche, welche sich in dem kleinen Hafen von Santa Lucia befanden, zerstört worden sind - sicher- lich nicht mit demselben Resultat au anderen Oertlichkeiten bewerk- stelligen kann, wo die Molluskenzüchterei eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Lokalindustrie darstellt. Den klarsten Beweis dafür liefert uns die Tatsache, daß vor kurzem in Taranto die Sanitätsbehörde durch die Macht der Umstände gezwungen wurde, die Meeresfrüchte als eßbar zu erklären, welche von dem Mare piccolo herstammen, der sich, wie ich bereits sagte, in einem weit unheilvolleren Zustand befindet als der kleine Hafen von Santa Lucia. Und doch handelt es sich um eine für die öffentliche Hygiene höchst wichtige Frage, und es ist notwendig, daß endgültige und gerechte Maßnahmen getroffen werden. Andererseits muß ich zugeben, daß es in diesem wie in vielen anderen Fällen viel leichter ist, den Schaden anzugeben, als ein wirksames Mittel dagegen vorzuschlagen, weshalb ich mich darauf beschränken muß, zu sagen : „provideant consules". Auf alle Fälle wird jedermann einsehen, welchen Nutzen die end- gültige Anordnung der Austernindustrie auf rationellen Grundlagen haben könnte, nicht nur hinsichtlich der öffentlichen Hygiene, sondern auch im Interesse der Molluskenzüchter selbst, deren Ertrag sicher ganz bedeutend zunehmen würde, wenn einmal der Zweifel und das'Mißtrauen beseitigt würden, die man augenblicklich, wenn auch die Größe der Gefahr übertreibend, diesem wichtigen Zweig der Nationalindustrie ent- gegenbringt. Neapel, 7. April 1911. Nachdruck verboten. Sur la putrefaction de la paroi intestinale de rhomme. [Travail du Laboratoire de M'". Metchnikoff.] Par A. Distaso-Londres. P''" Partie. Le but de ce travail est, d'etablir avant tout la marche d'une putre- faction de la paroi intestinale et quelles sont les espöces microbiennes actives dans ce processus. Apr^s avoir 6tabli ces faits, il est tout ä fait utile de s'occuper de l'action des differentes substances sur cette flore microbieune. Ces resultats ferent l'objet d'un autre travail. Nous avons insiste en particulier sur les Sucres, car les produits de leur transformation sous l'action de quelques microbes de la flore intestinale normale, peuvent empecher le developpement des microbes 220 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. de la putrefaction. La flore de l'enfant au sein maternel en presente un exemple typique. Nous pourrions passer sous silence les travaux qui se sont occupös de la putrefaction de la paroi intestinale, mais pour etre complet nous croyons utile d'en donner un bref resume. Le premier travail que nous connaissions sur ce sujet est celui de Stoecken et Strassmann'). Ces auteurs donnent des microbes isol^s des caractferes insuffisants, de Porte que nous ne pouvons tirer aucune conclusion de leur travail. Esmarch^) quoiqu'il employät bien la m^thode pour l'isolement des anaerobies trouve trfes rarement le vibrion septique dans cette putrefaction. Kühne') arrive ä cette conclusion que le bacille proteus a le röle predonoinant dans la putrefaction, tandis que les autres microbes jouent un röle accidentel. Beck*) d^crit dans cette putrefaction le Bac. coli, le Bac. saprogenes, le Bac. fluorescens un bacille semblable äcelui de Toedfeme maligne, le Proteus vul- garis et le Zenkeri. Lösener*) signale comme microbes qui se trouvent dans les organes en putre- faction le Bac. proteus, le Bacterium fluorescens liquefaciens et d'autres microbes qui lui rappellent le bac. typhiqne. Ensuite c'est Dallemagne®) qui attribue un röle predominant aux microbes anaerobies facultatifs dans la putrefaction de l'iutestin. Malvoz") pense que le bacille coli est le microbe capable d'engendrer la putre- faction et nie aux anaerobies un röle quelconque dans ce processus. C'est en resume l'bistoire actuellement connue de la question. Mais arrive ä ce point nous ne pouvons pas passer sous silence les principaux travaux sur la putre- faction en general, car ils nous sont indispensables pour la comprehension de nos con- clusions. Pasteur indique que le röle predominant dans la putrefaction etait du aux anaerobies du type du vibrion septique. II sut d'emblee en voir le röle preponderant. Mais une autre ecole admettait (Hauser, Kühne, Foä et Bonome, Carbone etc.) que le Bac. proteus devaient egalement jouer un röle. Bienstock, reprenant ses travaux sur les microbes intestinaux, vit que les microbes ä baguette de tambour n'etaient pas, comme il l'avait cru, des anaerobies facultatifs, mais des anaerobies stricts. II les decrit ä nouveau et deraontre leur röle preponderant dans les processus putrides. II sut voir le röle empechant de certains microbes qu'il attribuait ä une force misterieuse «force antagoniste». Avec des raethodes tout ä fait nouvelles Tissier et Martelly^) etudient de nouveau dans un travail devenu classique, la putrefaction de la viande de boucherie, reprennent ces travaux et confirment dans les grandes lignes les faits enonces par Bienstock. Ils voient egalement que le röle principal etait du aux anaerobies et precisent dans quelles conditions certains microbes pouvaient empecher l'action de ces putrefiants. Ils etablissent en outre que cette putrefaction passe par deux etapes: La premi^re caracterisee par la presence des ferments mixtes proteolytiques et peptolytiques, qui detruisent les sucres et attaquent l'albumine, detruisent les proteoses et engendrent de l'NHj, capable de neutraliser et alcaliniser le milieu. La seconde est la phase des ferments purs, proteolytiques et peptolytiques, qui achfevent l'attaque de l'albumine et de ses derives ultimes. Salus*) s'occupe de la definition de la putrefaction. L'auteur trouve dans les produits de metabolisme de ces microbes anaerobies Findol, le scatol, le phenol, l'acide butyrique etc. ce qui l'amfene ä refuter l'aftirmation de Bienstock qui soutenait que ces substances n'existent pas dans la putrefaction. Tissier et Mar teil y'") etaient arnve precedemment ä la möme conclusion. 1) Stoecken u. Strassmann, Bakterien bei der Leichen fäulnis. (Zeitschr. f. Medizinalbeamte. 1888.) 2) Esmarch, Das Schicksal der pathogenen Mikroorganismen im toten Körper. (Zeitschr. f. Hyg. 1889.) 3) Kühne, Morphologische Beiträge zur Leichenfäulnis. (Arch. f. Hyg. 1891.) 4) Beck, Arb. a. d. patholog.-anat. Instit. Tübingen. 1891. 5) Lösener, Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamtes Bd. 12. Heft 2. 6) Dalleraagne, Contribution ä Tätude des microbes du tube gastro-intestinal des cadavres. Bruxelles 1894. 7) Malvoz, De la putrefaction. Bruxelles 1898. 8) Tissier et Martellv, Ann. Int. r. 7; 32 ^- 2 Titer dgl. So HO minimal + -t- + 4--t- + + -h + + + + + + + -!- + + + + minimal 4- + -I-H- + -I--I--1--H-I- -f + + -l--f- -1--I- + + + + -1- + + + + + -I- H- + + -1- + + + + + I + + + + + + + + + + + -I- + -I- + + + + + -I-4- + +- I4- + -I--I- + I + -1- + + -I- I + + + -I- + H--I- + + -1- + + + + + -I- + + + + -I- + -I- + + + + -f--|--l- + + + -I--I- + + + + + minimal ! + + + + + | + 4--f- + -f + + + + + -l--f- + -l- + | + H--l- + + + -1- + + + + + + + + I-I- + + + + + + + + + + + + -I--I- -t- + + -l--f- + + + -I-H- komplette Hemmung; + + + + + = komplette Hämolyse. le-« 244 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Reaktion derart, daß ich entweder die Menge des Serums oder des Antigens variiert habe. Bei diesen Versuchen ergab sich immer eine Hemmung mit dem Skleromantigen, aber beinahe in ähnlichem Maße zeigte sich solche auch mit jenem Antigen, das aus dem Bact. ozaenae hergestellt wurde. Dagegen erhielt ich mit den übrigen Antigenen voll- kommene Hämoljse. Bezüglich dieser Versuche gibt folgende Tabelle Aufschluß. Das mit E, bezeichnete Serum ist von einem an Lues, das mit Eg bezeichnete Serum von einem an Ozaena erkrankten Individuum (Tabelle II). Später meldeten sich die mit S III und S IV bezeichneten Kranken an unserer Klinik, von denen das Serum des mit S III bezeichneten Kranken gut ausgesprochen — im selben Sinne — die Reaktion ergab, wie die vorherigen ; aber das Serum der mit S IV bezeichneten Kranken gab mit dem Sklerom- wie auch Ozaena- Antigen sozusagen vollkommene Hämolyse, obwohl ihre Krankheit, vom klinischen Standpunkte, ganz typisch war. Die Bakterien des Sklerom s konnte man aus der Nase züchten, so daß die Diagnose ohne Zweifel festzustellen war, trotzdem wir bei der Kranken keine histologische Untersuchung vornehmen konnten, da sie sich gegen jeden chirurgischen Eingriff verwahrte, daß bei ihr Rhino- und Pharyngosklerom vorhanden ist. Es ist nicht unmöglich, daß in diesem Falle die Bildung der Antikörper durch die Gravidität verhindert wurde. Schon G alli-Valerio hat in seinen 2 Fällen darauf hingewiesen, daß das Verhalten der Sera bis zu einem gewissen Grade ziemlich ver- schieden sein kann ; noch auffallender war die Abweichung in meinem mit S IV bezeichneten Falle. An den oben erwähnten Untersuchungen von Goldzieher und Neuber ist zu bemängeln, daß sie ihre Ver- suche bloß auf Pneumonie beschränkten und die übrigen Kapselbakterien nicht berücksichtigten ; hätten sie das getan, so würden sie sich wahr- scheinlich reservierter über die Brauchbarkeit der Komplementbindung beim Unterscheiden dieser Bakterien geäußert haben. Hier muß ich noch erwähnen, daß ich bei mehrmaligem Wiederholen dieser Reaktionen manchmal auch mit dem Pneumonie- Antigen partielle Hemmung erhielt, niemals aber so ausgesprochen, wie mit dem Sklerom- oder Ozaena- Antigen. Erwähnen will ich nur noch, daß, während das Serum der Kranken an einem sterilen, dunklen, kühlen Ort aufbewahrt, bezüglich des Resultates bei der Komplementbindung selbst nach Monaten keinen Unterschied zeigte, das Antigen (wässerige Lösung) länger als 1 bis 2 Monate selbst bei 0° C nicht zu bewahren war. Ferner habe ich noch versucht, Antikörper herzustellen. Zu diesem Zwecke habe ich die oben erwähnten Antigene verwendet. Des- halb benutzte ich im folgenden zur Bezeichnung der Immunsera die- selben Buchstaben, die ich oben bei den entsprechenden Antigenen benutzt habe. Kaninchen habe ich in der Zwischenzeit von 6—8 Tagen 1 bzw. 2 ccm der oben erwähnten Antigene unter die Haut injiziert, und wiederholte diese Injektionen dreimal. Da ich als Resultat dieser Injektionen Gruppenreaktionen erhielt, d.h. daß mit heterologen Antigenen ähnliche Hemmung wie mit homologen erzielt wurde, versuchte ich den Zeitpunkt zu bestimmen, wo die Antigenbildung schon begonnen hat, aber noch nicht so weit fortgeschritten ist, daß sie Gruppenreaktionen gegeben hätte, wie wir bei anderen Bakterien (z. B. Typhus) Ana- logieen kennen. Bei diesen Versuchen, welche aus einmaliger subkutaner Nagy, Ueber das Sklerom. 245 1 + + + + + + + + + + + + + + + ^ + + + + + + + + + + + + + + ^ + + + + + + 1 1 + sueqoaiuB^ + + + + + + + + + aajiapu^qaq jqoiu + + + + + + + + + + P8UI9 ninaag + + + + + + + + + + + + 4- + + + + + Pm EH 00 o o ^ «> * 4> 9> <» 9 0 ♦ C> ^ + + S .SP 'S + + s + + + ^ + + + + + + + + ^ + + + + + + + + * * * + + + ^00 + + ■^ + + + + + + a Q c« O a « '■S c 00 H a a g + + + CS a + + + * e * 08 I++ a <^

+++ "5 •1 = 0 1* 0 'S a _ „ '5 " ~ *> 0 * + + + s ^ bo a a + + bO + Ul § ü c a 03 t B >— 1 •3 1 +++ 0*0 + + + ^ + + +++ 000 + + + + 1 ^ & 'S , + i B < H ->* a 0« a +++ -: + + + + + + + + + CS 'a + + + + + >— 1 a Ol .SP '-5 a <5 00 a +++ +++ 83 •- a ^ 0 ^ CS a it> * 0 + + + + 'S a ++X , + + + + + + + +++ 'S a 'S a + + + + + raoD c aa oinjOAiaiBS 30 ni< j^eig eaqo si}iiouiBq nioo j», »• h ^ ^ u- b. u ^.^ « • 2 . « . ^ . £-: ^-T . ^ ; £-■30 = C bü 2 H-^ = H^ = H (M (M ?a M (N 0015 "M = OOO OO lO 00 m OOiO OOio 0 s w — o CJ r-lO (M i-t 0 (M^O CO l-HO =^-'-lQ. CM 0) ooo ooo 000 000 000 000 0 Cß h^ s 1— 1 "^ bd Ch J 0 . 1 bC OD— • co^ OD— • ^^ bO ~ bC :: bC = 0 bC P. 0 bO = 0 bO = S"^ S'O S'^ -M^TS WO -N-O 13 cserung bei einem Laryngosklerom erwähnt und dies durch seine späteren Erfahrungen be- kräftigt, und während Bohac ähnliche Erfolge mitteilt, spricht Fittig nur von geringer Besserung, und hält es nicht für wahrscheinlich, daß in Fällen, wo die Strahlen in eine solche Tiefe dringen müssen, Erfolge zu erzielen wären. Schrötter und Kahler haben mit Radium guten Erfolg erzielt, und fanden es auch deshalb für vorteilhafter als die Röntgenstrahlen, weil es in die Nase, den Rachen und die Kehle zu bringen ist. Die Wirkung der Röntgenstrahlen und des Radiums äußert sich nicht nur durch Zerstörung des Granulationsgewebes und Aufweichung von Narben, sondern sie ver- mindern auch, wie das Schrötter erwähnt, die Lebensfähigkeit der Bakterien. Daß «8 doch so lange Zeit erfordert, bis bei Anwendung der Röntgentherapie ein Erfolg zu erzielen ist, mag seinen Grund in der geringen Radiosensibilität der betreffenden Ge- bilde haben. Heilung wurde nur nach mehreren Monaten, selbst nach '. — 1 Jahre langer Kur erzielt; doch traten Besserungen selbst nach Monaten auch in solcnen Fällen ein, deren Behandlung nur einige Wochen dauerte. Von unseren Kranken war die mit I bezeichnete schon vor 1' , Jahren in der Klinik; damals wurde der unter ihrer Nase befindliche haselnußgroße, kuglige sklero- matische Knoten von Prof. Giimän entfernt; sobald die Wunde verheilte, entfernte 248 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. sich die Kranke. Als sie zurückkehrte, war an derselben Stelle, wo vorher der Knoten ausgeschnitten wurde, ein etwas größerer Knoten. Bei unseren Kranken, da andere die medikamentöse Anwendung desArsens emp- fohlen haben, haben wir uns durch intravenöse Darreichung von Salvarsan in dieser Richtung orientieren wollen. Die mit I, II und III bezeichneten Kranken erhielten 0,30 g Salvarsan in 200 ccm hypotonischer Kochsalzlösung gelöst, was sie gut ertragen haben ; nur der mit III bezeichnete Kranke hatte einige Stunden mäßige Temperatur- erhöhung. Besserung zeigte sich aber bei keinem. Alle vier Kranken habe ich kürzere oder längere Zeit mit Röntgenstrahlen be- handelt. Die ganz oberflächlich gelegenen skleromatischen Knoten der mit I und II bezeichneten Kranken habe ich wöchentlich zweimal 10 — 15 Minuten lang in einer Entfernung von 20 cm mit einer ßauerschen Röhre (ö We) exponiert. Da ich damit selbst nach einmonatiger Behandlung keinen Erfolg erzielte, begann ich eine energischere Kur (nach gehörigem Schutz der gesunden Gebiete), und zwar ließ ich dem erkrankten Gebiete auf einmal eine Erythemdosis zukommen. Da die Messung der Dosis der Röntgenstrahlen heute noch nicht ganz verläßlich ist, habe ich mich von der Menge der angewendeten Strahlung mittelst der von Walter gegebenen empirischen Tabelle mit der Bestimmung der Milliampere-Sekunden orientiert. Während eines Monates bekamen unsere Kranken je in einem Sitz zwei Erythemdosen, nach welchen sich nur geringere Reaktionen (gerötete Haut, Jucken, Schuppen der Haut), aber keine wesent- lichere Besserung gezeigt hat. Die mit I bezeichnete Kranke entfernte sich inzwischea ungeheilt aus der Klinik. Die mit II bezeichnete Kranke exponiere ich seither wöchent- lich zweimal mit einer harten (8 — 10 We) M ü 1 1er sehen Röhre mit Strahlenfilter (Stanniol) von 25 cm Entfernung je eine Stunde, beiläufig seit 8 Wochen, unter Schutz der ge- sunden Gebiete. Zurzeit ist ihre Nase etwas weicher, wesentlich kleiner und nicht So- rot; die Epithelbekleidung der unter der Nase liegenden exkoriierten Gebiete hat be- gonnen ; die Oberlippe ist dünner, weicher. Bei den mit III und IV bezeichneten Fällen ist das Sklerom tief. Deshalb be- handelte ich es von Anfang an mit einer harten Röhre, Strahlenfilter, wöchentlich zweimal, zeitweise mit längeren Pausen. Der mit III bezeichnete Kranke atmete schon in der 3. — 4. Woche etwas leichter, er war nicht dyspnoetisch, seine Stimme war klarer; zurzeit, nach 2^/g-monatiger Behandlung, fühlt er sich subjektiv viel besser, so daß er als Tagelöhner mit Gartenarbeit sein Brot verdient, obwohl der laryngoskopische Befund nicht viele Besserung zeigt. Die mit JV bezeichnete Kranke stand 2 Wochen lang unter Röntgenbehandlung, worauf sie sich ungeheilt entfernte. Im Zusammenhang mit der Röntgentherapie will ich noch erwähnen, daß ich beiläufig nach 6-wöchentlicher Behandlung die Komplementbindung wiederholt habe, und ebenso, wie Goldzieher und Neuber mitteilen, weniger ausgesprochene Bindung erhielt, was darauf hinzuweisen scheint, daß sich während der Röntgenisierung die- Bildung der Antikörper verminderte. Solange wir über ein wirkungsvolleres und sicherer spezifisches Verfahren (z. B. Serumbehandlung) nicht verfügen, müssen wir auf die Prophylaxe größtes Gewicht legen. Die Betonung der Prophylaxe ist um so wichtiger, da in neuester Zeit gerade in Ungarn, ähnlich in Rußland, Amerika, Ostpreußen, die Zahl der Skleromfälle zunimmt. Obwohl sie sich noch in geringer Zahl melden, zeigen sie sich nicht zerstreut, sondern in einzelnen Inseln , was alles auf das ansteckende Wesen der Krankheit hindeutet. Schrott er betonte mehrmals die Notwendigkeit, die Skleromafälle anzumelden, in Evidenz zu halten und sie zeitweise vom behördlichen Arzt untersuchen zu lassen. Die Behörde sollte darauf achten, daß sich die Skleromatischen mit ihren Mitbewohnern nicht berühren (separates Zimmer, eigene Kleider, Entfernen der Kinder aus dem Schlafzimmer ihrer Eltern usw.). Natürlich soll die Separierung nicht so streng sein wie z. B. bei Lepra, da die Gefahr der Ansteckung viel geringer ist. Schrötters Proposition eignete sich die 15. Sektion des XVI. internationalen Kongresses an und faßte den Beschluß, daß sich zum Studium dieser Frage eine beständige Kommission bildet, deren Aufgabe unter anderen die wäre, die Aufmerksamkeit der Behörden auf diese Frage zu lenken. Literatur. Abel, Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 13. 1893. p. 161. — , Zeitrichr. f. Hyg. Bd. 21. 1895. p. 89. Alvarez, Compt. rend. sc^anc. de l'Acad. d. scienc. de Paris. 1887. Antonoff, Nime, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 43. p. 209. Ascoli, München, med. Wochenschr. 1910. Babes, Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 2. p. 88 u. 617; Bd. 7 u. 9. Bail, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 52. 1905. Nagy, Ueber daa Sklerom. 249 Ballner und v. Sagasser, Arch. f. Hyg. ßd. 51. 1904. p. 26C. — und Reibmayer, Arch. f. Hyg. Bd. ü4. 1907. p. 113. Banti, Dtsche med. Wochenschr. 1895. p, 403 u. 735. Bar low, Arch. f. Dermatol. Bd. 25. 1893. p. 355. Bertarelli, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. 1. Ref. Bd. 37. p. 338. Canon, Dtsche med. Wochenschr. 1893. p. 1038. Clairmont, Wien. klin. Wochenschr. 1899. p. 1068. — , Zeitschr. f. Hyg. Bd. 39. p. 1. Conil et Alvarez, Bull, de l'Acad, de m^d. Paris. 1885 p. 476. V. Dungern, Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 14. 1894. p. 541. Eis 1er und Borges, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. IL Orig. Bd. 42. p. 660. Erben, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. 1. Orig. Bd. XLI. 1906. p. 370. Fricke, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 23. 1896. p. 380. Galli-Valerio, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 53 u. 57, p. 481. Geber, Arch. f. Dermatol. 1872. Gerber, München, med. Wochenschr. 1910. No. 35. — und Podack, Dtsch. Arch. f. klin. Med, Bd. 54. Goldzieher und Neuber, Orvosi Hetilap. 1909. p. 480. Hermann, Dtsche med. Wochenschr. 1898. No. 22. Huber, Arch. f. Dermatol. Bd. 58. 1901. K lern per und Seh ei er, Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 45. 1902* Kraus, Arch. f. Dermatol. Bd. 61. V. Marschalko, Arch. f. Dermatol. Bd. 53 u. 54. 1900. Pal tauf, Wien. klin. Wochenschr. 1891. p. 974; 1892. p. 11. — , Dtsche med, Wochenschr. 1903. No. 50. — und Eiseisberg, Fortschr. d. Med. 1886. p. 617. Pavlovsky, Dtsche med. Wochenschr. 1894. p. 303 u. 324. Pfeiffer, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 6, 1889. p. 145. Borges, Wien. klin. Wochenschr. 1905, No. 26. E6na. Arch. f. Dermatol, Bd. 58. Russ, Centralbl. f. Bakt. Abt, I. Orig. Bd. 44. p. 289. Rydygier, Berlin, klin, Wochenschr. 1909, Salus, Wien, klin, Wochenschr, 1905, Schablovszky, Vierteljahrschr, f, gerichtl. Med, Bd. 31, 1906. Scheffer, Arch, f, Hyg. Bd. 36. 1897. p. 291. Schnitzler, Centralbl. f. Bakteriol, Bd. 8, Schrötter, Wien, med. Wochenschr. 1911, No. 44. Schridde, Arch. f. Dermatol. Bd. 73, 1905, de Simon i, Centralbl. f, Bakteriol. Abt. I. Bd, 25, p, 625; Bd. 26, p, 457; Bd, 27. p. 426. Smith, Centralbl. f, Bakteriol. Bd. 10, p. 180, Soetz, Berlin, klin, Wochenschr, 1898, Solowjew, Centralbl. f, Bakteriol, Abt, I. Ref, Bd, 18. 1895. p. 60. Streit, Centralbl. f, Bakteriol. Abt. I, Orig, Bd, 40. 1906. p. 709. Sulima, Centralbl. f. Bakteriol, Abt, I, Orig. Bd. 48. p, 318. Wolkovitsch, Monatsschr. f. Ohrenheilk. Bd. 45. No. 1. Wickham, Arch. f. Dermatol. Bd. 37. Wilde, Ueber das Bact. pneumoniae Friedländers und verwandte Bakterien. Disa. Bonn 1896. Wolf, Arch. f. Hyg. Bd. 45. 1908. p. 32. Zwillinger, Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 61. 250 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Nachdruck verboten. Ueber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri, kultiviert im Blutegel. [Aus dem bakteriologischen Laboratorium im Kindlein Jesu-Hospital zu Warschau.] Von Leon Earwaeki. Mit 1 Tafel. In einer gemeinsam mit Szokalski unternommenen Arbeit über die Kultur der Recurrensspirochäten in Blutegeln hatten wir die Absicht, zu ermitteln, wie lange die Spirochäten in Blutegeln leben können, welche Umstände die Lebensdauer im günstigen oder ungünstigen Sinne beeinflussen, wie groß die Virulenz der Spirochäten ist, und schließlich, wie sie sich im Organismus des Blutegels verteilen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden in der „Gazeta Lekarska" im Jahre 1910 und in den ..Compt. rend. de la Soc. de biologie" im gleichen Jahre veröffentlicht. Die gegenwärtige Arbeit ist ein Versuch der Syste- matisierung des morphologischen Materials, das wir in den vorher- gehenden Untersuchungen erhalten hatten, welches aus über 400 mikro- skopischen Präparaten besteht, die von Blutegeln oder von Kranken, denen die Blutegel appliziert worden waren, erhalten wurden. Die Präparate wurden in absolutem Alkohol fixiert und in einer schwachen Gi em sa-Lösung während 24 Stunden gefärbt. Zunächst richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Veränderungen, denen die Bestandteile des Blutes während ihres Aufenthaltes im Blut- egel unterworfen sind, und zwar um die kleinen Produkte der Hämolyse von den zytologischen Veränderungen der Spirillen, ihren Involutions- oder eventuellen Evolutionsformen unterscheiden zu können. Die roten Blutkörperchen können in dieser Hinsicht keine Zweifel erregen. In Blutegeln, die von sekundären Infektionen frei sind, kann man bis 50 Tage lang gut erhaltene Erythrocyten vorfinden. Zwischen dem 20. und 40. Tage nimmt ihre Färbbarkeit ab. In Blutegeln, in deren Intestinaltraktus Mikroben einer sekundären Infektion enthalten sind, zerfallen die Erythrocyten viel früher und lassen sich nicht differenzieren. Die weißen Blutkörperchen degenerieren schon nach 2—3 Tagen. Das Protoplasma wird glasig, der Kern verliert seine fadenförmige Struktur und erhält pyknotische Eigenschaften. In dieser Gestalt bleiben sie ziemlich lange erhalten. Später zerfällt der Kern in mehrere stark gefärbte Kugeln, die nach außen ausgestoßen werden. Manchmal trennt sich so eine Kugel zusammen mit einem Teile des glasigen Protoplasmas ab und täuscht ein protozoenartiges Gebilde vor. In einigen Fällen wurden während 2 Tagen mehrkernige Leukocyten gefunden, die im Protoplasma wenig veränderte Spirillen enthielten. Augenscheinlich hatte die Phagocytose schon im Blute des Kranken stattgefunden, aber die Verhältnisse im Intestinaltraktus des Blutegels verlangsamten den Zerfall der Spirillen um ein Bedeutendes. Die degenerativen Veränderungen der Blutplättchen lassen sich schon sehr früh, nach Verlauf einer Stunde, beobachten. Sie ballen sich zu- sammen, und die Konturen der einzelnen Plättchen verschwinden völlig. Die Agglomerate nehmen eine rosa-violette Färbung an und bestehen Karwacki, lieber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri etc. 251 aus minimaleu, unterbrochenen Fädeu, Körnchen und formlosen Partikeln. In den mittleren Partieen der Agglomerate differenzieren sich dunkel- violette Körnchen von regelmäßigen Konturen und von verschiedener Größe, vom kleinen Pünktchen bis zum großen Staphy 1 ococcus. Einzelne Plättchen bilden ebenfalls Körnchen. In großen degenerierten Plättchen entsteht gelegentlich eine interessante Differenzierung beim Färben ; der periphere Teil wird hellrosa, der mittlere dunkelviolett, in Gestalt eines vollkommenen Kernes. Die Beurteilung solcher Gebilde ist sehr schwierig. Ihre Entstehung klärt sich auf, wenn wir das Blut einige Stunden nach der Fütterung des Blutegels untersuchen. Wir finden dann eine ganze Kette von Uebergangsformen von typischen Plättchen bis zu pseudoparasitären Gebilden. In dieser Hinsicht waren mir Blutegel, die mit spirilleufreiem Menschenblut gefüttert waren, von großem Nutzen. Es ist noch zu beachten, daß im Endstadium des Paroxysmus im Blute der Kranken ein kolossales Anwachsen der Blut- plättchenzahl stattfindet. Da die Blutegel hauptsächlich in diesem Stadium gefüttert wurden, waren die Präparate überaus reich an Körnchen und ver- schiedenen anderen Produkten der regressiven Metamorphose der Plätt- chen. Ein Maximum von Körnchen enthielten die Präparate zwischen dem 1. und dem 4. Tag nach der Fütterung. Die meisten Körnchen findet man in den Plättchenagglomeraten und in ihrer Nähe; mit einzelnen Körnchen ist das ganze Präparat übersät. Wenn Körner von kleinen Dimensionen dem Körper der Spirillen anliegen oder auf demselben liegen, ist es sehr schwer, zu entscheiden, ob das Körnchen ein Derivat der Spirochäte oder ein Fremdkörper ist. Andere Produkte des Blut- plättchenzerfalles, die den Spirillen anliegen, stellen einer richtigen Be- urteilung keine Schwierigkeiten entgegen. Wenn man eine Serie von Präparaten, die vom gleichen Blutegel stammen, in bezug auf die Körnchenzahl miteinander vergleicht, so bemerkt man im Laufe der Zeit eine allmähliche Abnahme derselben, bis sie zuletzt gänzlich verschwinden. Die alten Körner färben sich oft metachromatisch-hellblau. Bei der Untersuchung des vom Blutegel im flüssigen Zustande er- haltenen Blutes habe ich bei der Mehrzahl der Blutegel sehr interessante Gebilde entdeckt. Es waren gerade oder gebogene, an den Enden zu- gespitzte Fäden von einer Länge von 5 — 15 /< und einer Dicke von 0,5 — 3 u. Diese Fäden erinnerten ihrem Aussehen nach an verdickte, spindelförmige Bacillen. Sehr oft waren die Enden der Fäden gespalten, gelegentlich auf eine größere Länge hin, was den Eindruck machte, als ob dem größeren Faden ein kleinerer anliege. Nach mehrstündiger Färbung nach Giern sa erhielten sie eine hellrosa Farbe, die nach 24 Stunden in eine violettrosa Nuance überging. Die Fäden, besonders die einzelnen, machen ihrer Form nach den Eindruck organisierter Gebilde, nichtsdestoweniger zeigen sie, trotz ziemlich großer Dimensionen, nach der Färbung keinen zellenartigen Bau. Sie setzen sich aus einzelnen Fädchen von verschiedener Dicke zusammen, die, häufig unterbrochen oder mit Verdickungen versehen, parallel der Längsachse verlaufen. Gelegentlich sind die Unterbrechungen in den inneren Fädchen so häufig, daß das ganze Gebilde wie ein auf phan- tastische Weise zusammengeballtes Konglomerat von Körnchen und Stäbchen aussieht. Selten trifft man gleichmäßig gefärbte Gebilde, die an die fadenartigen Formen der Bakterien erinnern. Ihrer Lage nach sind diese Gebilde meist zusammengeballt, mit speichenförmiger Ver- teilung oder mit einem formlosen zentralen Teil und einer deutlich 252 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. fädigen Peripherie. Die Enden der Fäden sind meist leicht gebogen und immer zugespitzt. Daneben trifft man große Agglomerate knäuelförmig verwickelter Fäden, ähnlich den Pilzfäden. Ein solches Netz enthält oft eine beträchtliche Anzahl Blutkörperchen. Im Laufe der Zeit verwandeln sich diese Agglomerate in eine amorphe Masse von Körnern und kurzen Fäden. Die Blutegel, die diese Gebilde enthielten , zeigten eine ver- ringerte Lebensfähigkeit. Nach jeder Blutentnahme bluteten sie reichlich ins Wasser, in welchem ich weiße Partikelchen, die den oben be- schriebenen nach Aussehen und Färbbarkeit analog waren, finden konnte. Die Herkunft dieser Gebilde ist mir unklar geblieben ; dem Aussehen nach erinnern sie sowohl an die Knäuel zerfallender Spirochäten, wie auch an die Agglomerate der Blutplättcheuzerfallsprodukte. Die einzelneu Gebilde aber, besonders im ungefärbten Zustande, zeigen keine Ver- wandtschaft weder mit den Spirillen noch mit den Blutplättchen." Die morphologische Untersuchung hatte in erster Linie den Zweck, die Frage zu beantworten, ob die Spirochäten im Blutegel sich bloß am Leben erhalten, oder sich auch vermehren. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in einigen Insektenarten die Spirillen sich vermehren und sehr lange leben können. Bei Oruithodorus moubata fand Koch einige Zeit nach der Fütterung ganze Knäuel von Spirillen in den Ovarien. Möllers hat experimentell nachgewiesen, daß dieses Insekt noch andert- halb Jahre nach der letzten Fütterung mit infiziertem Blut die Fähigkeit besitzt, Affen durch Biß zu infizieren, also lebende Spirillen enthält. Der gleiche Autor hat festgestellt, daß die Spirillen von den Eltern auf die Nachkommen übergehen; bei seinen Versuchen konnte nicht nur die erste, sondern auch die zweite Generation von Ornithodorus, die von infizierten Insekten abstammte, bei Affen das Rückfallfieber hervor- rufen. Die Ansichten der Forscher über die Rolle der Wanzen in dieser Angelegenheit gehen noch weit auseinander. Klodnickij behauptet auf Grund von Untersuchungen, die an 30 Wanzen durchgeführt wurden, daß die Spirillen in den Wanzen sich nicht nur vermehren, sondern auch in andere Entwickelungsformen übergehen können, wenn die Wanzen von Zeit zu Zeit mit frischem Mäuseblut gefüttert werden. Die Dauer der Lebensfähigkeit der Spirochäten in der Wanze bestimmt Klodnickij auf 30 Tage. Mackie beobachtete lebende Spirillen in der Wanze bis zum 7. Tage; sie hielten sich im oberen Teil des Intestinaltraktus auf; über die Vermehrung derselben teilt er nichts mit. Nuttall stellt die Möglichkeit der Vermehrung der Spirochäten in der Wanze in Frage, und die diesbezüglichen Gebilde auf den Photogrammen von Klodnickij hält er für Wanzenspermatozoen. Nach seiner Meinung lebten die Spirillen bei einer Temperatur von 12^ in der Wanze bis 5 Tage lang, in den Wanzen dagegen, die im Brutofen bei 20—24*^ gehalten werden, reduziert sich ihre Lebensdauer auf ein Dutzend Stunden. Tiktin, der zuerst sich mit dieser Frage beschäftigt hat, behauptet, daß unter gewöhnlichen Umständen die Spirochäten in der Wanze nicht viel länger als 3 Tage am Leben bleiben. Ich bin in der Lage, auf Grund meiner Untersuchungen, zu bestätigen, daß im allgemeinen die Spirochäten in der Wanze ihre typische Gestalt nur während einer relativ kurzen Zeit beibehalten. Danach findet eine Umwandlung derselben in typische körnchen- und stäbchenartige Gebilde statt, die ich für Evolutions- formen halte. Viel günstigere Verhältnisse für die Beibehaltung ihrer typischen Gestalt finden die Spirochäten in den Läusen. Serge nt und Foley Karwacki, Ueber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri etc. 253 sandten einige Läuse von Recurrenskrauken von Algier nach Paris. Es gelang, mit dem Inhalt einer Laus einen Affen zu infizieren, obwohl die Läuse 6 Tage unterwegs waren. Mackie präparierte infizierte Läuse, und stellte dabei fest, daß die Spirochäten hauptsächlich sich in» Magen aufhalten. Ihre Zahl wächst allmählich und nach 3 Tagen erreichte sie ein Maximum. Dann bilden die Spirillen Knäuel und Häufchen, und später nimmt ihre Zahl allmählich ab. Aehnlich wie bei Ornithodorus gelangen die Spirochäten in der Laus in die Ovarien, wo sie sich in kurze Gebilde von kaum 2 /n Länge verwandeln. Die Untersuchungen von Schellack und Manteuffel haben er- geben, daß die Spirochäten auch in Läusen und Flöhen, die auf experi- mentell infizierten Ratten leben, sich vorfinden. Jedoch berichten beide Forscher nichts über ihre weiteren Schicksale. In allen diesen Arbeiten wird die Vermehrung der Spirochäten vom epidemiologischen Standpunkte aus behandelt. Dieser Standpunkt hat mit dem Charakter meiner Untersuchungen nichts gemein, da die Blut- egel in der Epidemiologie des Rückfallfiebers gar keine Rolle spielen. Die obigen Arbeiten habe ich ausschließlich aus dem Grunde zitiert, weil sie deutlich auf die Möglichkeit der Fortpflanzung der Spirochäten unter bestimmten Verhältnissen im Organismus von Insekten hinweisen. Als ein die Entwickelung begünstigender Umstand wird unter anderem die niedrige Temperatur der Umgebung angegeben. Aus den gemeinsam mit dem Kollegen Szokalski durchgeführten Untersuchungen ergibt sich, daß die anfänglich im Intestinaltraktus des Blutegels befindlichen Spirochäten nachträglich in die inneren Organe aus- wandern und sich um und in den inneren Drüsen lagern. Die Zahl der Spirochäten im Intestinaltraktus bildet kaum einen kleinen Bruchteil derjenigen, die sich im Mesenchym des Blutegels befinden. Sie bilden um die Organe herum ganze Knäuel und kompakte Haufen. Diese Tat- sache ist ein Beweis, daß die Spirochäten sich im Körper der Blutegel sehr energisch vermehren können. Die Silberpräparate, in denen wir diese Bilder entdeckten, erlauben uns aber nicht, weitere Schlüsse über den Mechanismus der Vermehrung zu ziehen. Die Eigentümlichkeiten dieses Vorganges erhellen erst aus der Untersuchung der vom Blutegel gewonnenen Blutpräparate, die die Untersuchung der Gewebe ergänzt. Schon die Zählung der Spirochäten auf den Präparaten in den Fällen, wo das Blut systematisch in ein- oder zweitägigen Zwischenräumen ent- nommen wurde, zeigt, daß die Zahl der Spirochäten im Intestinaltraktus durch zwei Momente reguliert wird, das Absterben und das Nachwachsen. Die durchschnittliche Spirochätenzahl im Gesichtsfeld beim gleichen Blut- egel beträgt z. B. an einem Tage 5, am anderen V2' am dritten 3, am vierten 6 usw. Bei graphischer Darstellung der Zählresultate er- hält man eine Kurve von wellenförmigem Charakter, deren höchster Punkt manchmal auf den 1., manchmal auf den 7. oder 11. Tag entfällt, seltener finden wir zwei oder mehr solcher Höhepunkte, worauf die Kurve (in den Fällen, wo keine Verunreinigung stattgefunden) langsam bis zur Horizontalen abfällt. Die Untersuchung der gefärbten Präparate erklärt die Ursache dieser Schwankungen, da sie an manchen Tagen viele im Zerfall begriffene Gebilde, an anderen wiederum Teilungsvorgänge auf- weist. In meiner vorhergehenden Arbeit über die Morphologie der Spiro- chaeta Obermeieri hatte ich die Tatsache der Vermehrung der Re- currensspirochäten durch Längsteilung völlig in Zweifel gezogen. Meine 254 Ceotralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Ansicht basierte ausschließlich auf der Untersuchung infizierten Menschen- blutes. In 70 Fällen von Rückfallfieber, in denen das Blut systematisch in verschiedenen Stadien der Krankheit entnommen wurde, gelang es mir kein einziges Mal, Bilder zu beobachten, die für die Längsteilung sprachen. Die gegabelten Formen der Obermeierschen Spirochäte im Menschenblut gehören zu den größten Seltenheiten, wogegen die langen Gebilde mit einem dünnen spirillenlosen Bäudchen in der Mitte zu den gewöhnlichen Erscheinungen gehören. Ziemlich oft triff't man auch lange Fäden, in denen alle paar Segmente Einschnürungen sich befinden, und die als Resultat einer multiplen Teilung beschrieben worden sind. Aehn- liche, ganz kurze Gebilde, die infolge einer mehrfachen Querteilung der Mutterzelle entstanden sind, fand ich fast ausschließlich im Parenchym der Milz beim Menschen in 2 Fällen mittels der Versilberungsmethode. Die Länge solcher Gebilde betrug 2 — 4 ,«. Solche Bilder sprechen un- zweifelhaft für die Fortpflanzung der Spirochäten im Menschenblut, hauptsächlich durch Querteilung. Es kann gegenwärtig noch nicht mit Bestimmtheit behauptet werden, ob die Art der Vermehrung im mensch- lichen Organismus auch die einzige ist. Die Verfechter der Längsteilung der Spirochäten sind der Meinung, daß auch die Doppelformen mit der dünnen mittleren Verbindungszoue infolge einer schnellen Längsteilung entstanden sind, wobei das Ende eine Zeitlang ungeteilt bleibt. Wenn dann die beiden Spirochäten sich auseinanderbiegen und in der Längs- richtung hintereinander liegen, erhalten wir den falschen Eindruck einer Querteilung. Das Beobachtungsergebnis am menschlichen Blut und an den Or- ganen bestätigt eine solche Annahme keineswegs. Trotz der Schnellig- keit des Teilungsaktes, welche die Erfassung der einzelnen Phasen der Erscheinung erschwert, müßte es dennoch gelegentlich gelingen, diese Zwischenstadien zu beobachten, wenn man eine große Zahl von Präpa- raten, die von verschiedenen Kranken in verschiedenen Stadien der Krank- heit stammen, durchmustert. Ich für meinen Teil habe ähnliche Formen niemals angetroffen. In Blutegeln dagegen existiert die Längsteilung unzweifelhaft und man kann ihr in verschiedenen Entwickelungsstadien begegnen. Der Teilungsprozeß erinnert hierbei auch an die Teilung der Spiro - chaeta Duttoni bei der Maus, die von Mayer beschrieben worden ist, und die Teilung der Spirochaeta pallida, wie sie von Krzy- sztalowicz und Siedlecki angegeben wurde. Die Teilung beginnt zwischen dem 3. und 7. Tage des Aufenthaltes im Blutegel. Der Unterschied in bezug auf die Zeit hängt wahrschein- lich von bestimmten Eigenschaften, die von den einzelnen Individuen erworben sind, und von ihrem Alter ab. Den Teilungsformen begegnet man während der Dauer einiger Tage. Im Anfangsstadium werden die Spirochäten kürzer und nehmen an Dicke zu, so daß ihr Durchmesser um das 2— 3-fache den normalen übersteigt. Im Zusammenhang mit der Verdickung des ganzen Körpers steht die Bildung von Körnchen in einigen der Spirochäten. Die Körnchen entstehen manchmal im zentralen Teile, manchmal an den Polen. Gewöhnlich entsteht in der Spirochäte nur ein exzentrisch gelegenes Körnchen von größeren Dimensionen als der Durchmesser des Körpers. Die Körnchen färben sich dunkel- violett und stellen wahrscheinlich einen Vorrat von Chromatin dar, der für den Teilungsakt bestimmt ist. Der Verdickung unterliegt nicht der Karwacki, Ueber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri etc. 255 ganze Körper des Parasiten, sondern eine gewisse Anzahl von Segmenten, gewöhnlich der mittlere Abschnitt. Diese Erscheinung ist jedoch nicht beständig, da außer den mittleren Windungen auch eine von den peri- pheren oder auch die Endsegmente sich verdicken. Die nächste Etappe im Teilungsprozeß bildet die Zweiteilung einiger verdickter Abschnitte, infolge dessen ein Teil der Spirochäte doppelte Konturen erhält. Die geteilten Segmente behalten die korkzieherförmige Gestalt der Si)irochäte bei, verlaufen jedoch nicht ganz parallel, was ihnen das Aussehen von Halbmonden oder in die Länge gezogenen Ringen verleiht. Die Teilung der verdickten Abschnitte tritt in einer gewissen Reihenfolge auf, vom mittleren Teil nach den Enden zu oder umgekehrt. Das Bild der Spiro- chäte in dieser Phase stellt sich wie folgt dar: Nach einer Reihe von Endwindungen von normaler Dicke folgen 1, 2 oder 3 Doppelwindungen, weiter einige einfache verdickte Windungen, worauf wieder einfache dünne Endwindungen folgen. Das quantitative Verhältnis der verdickten Windungen zu den ver- doppelten kann sehr verschieden sein; ich habe jedoch kein einziges Mal eine vollständige Trennung des inneren Teiles der Spirochäte bei Er- haltung einfacher Enden im Sinne Mayers gesehen. Gewöhnlich folgte nach der oben beschriebenen Phase die gabelförmige Teilung eines der Enden in größerer oder geringerer Ausdehnung. Diese Form werde ich der Bequemlichkeit halber die offene Teilung nennen, im Gegensatz zu der vorhergehenden Phase, die ich die geschlossene Teilung nenne. Die vollständig getrennten Enden der Spirochäte können sich gegenseitig umflechten und so Ringe bilden; in anderen Fällen, indem sie einander auf gewisse Entfernung hin anliegen, machen sie den Eindruck noch nicht getrennter, verdickter Abschnitte. Bei genügender Uebung macht die Unterscheidung der Bilder im Stadium der offenen Teilung von den Bildern der geschlossenen Teilung keine Schwierigkeiten ; die doppelten Segmente, die durch Kreuzung oder Umflechtung der Enden entstanden sind, haben ein rundes, nicht halbmondförmiges Aussehen; die dicken Abschnitte, welche durch Zusammentreffen der getrennten Enden ent- standen sind, unterscheiden sich von den Verdickungen in der geschlossenen Teilung dadurch, daß sie keinen symmetrischen wellenförmigen Verlauf haben. Die Bilder der schon weit fortgeschrittenen offenen Teilung besitzen für mich einen geringeren objektiven Wert für die Bestimmung der Art der Teilung. In vielen Fällen ist es unmöglich, das Bild der vollendeten Teilung vom einfachen Anliegen zweier Spirochäten auf geringe Ent- fernung hin zu unterscheiden, wenn sie gleiche Länge besitzen. Die Symmetrie oder Asymmetrie kann für die Differenzierung keine größere Bedeutung beanspruchen. Weiter, wenn man vom Standpunkte der Längsteilungstheorie einen Faden aus zwei Spirochäten als das Resultat einer Drehung um 180 "^ von 2 soeben geteilten, aber noch zusammen- hängenden Spirochäten ansehen kann, so können vom Standpunkte der Querteilung die V-Formen ebensogut als das Resultat der Drehung von 2 Spirochäten an der Teilungsstelle erklärt werden. Sogar die gabel- förmigen Gestalten mit einer kurzen Basis können theoretisch aus der Querteilung abgeleitet werden, wenn außer der Drehung an der Ver- bindungsstelle eine Superposition der beiden Hälften auf kurze Distanz stattfindet. Aus diesen Gründen habe ich das Vorhandensein der Längsteilung ausschließlich auf Grund der Bilder der geschlossenen und offenen Teilung 256 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. im Anfangsstadium diagnostiziert. Die durch Längsteilung entstandenen Spirochäten charakterisieren sich durch ihren dünnereu Durchmesser als normal, jedoch ist der Unterschied, dank der vorhergehenden Verdickung, sehr gering. Relativ selten trifft man Spirochäten mit einem außer- ordentlich dünnen Körper. Ich fand sie gewöhnlich in dem auf die Längsteilung folgenden Stadium. Sie färben sich anders wie gewöhnlich, und zwar rosaviolett mit einem Uebergewicht von rosa. Solche Gebilde sah ich auch auf künstlichen Nährböden im Stadium der verminderten Lebensfähigkeit der Spirochäten. Als Folgen der Querteilung sah ich die doppelten Spirochätenfäden an, wenn ich auf den Präparaten die Formen der geschlossenen Längs- teilung gar nicht antraf, sowie die Fäden, die aus 3 Spirochäten be- standen. Der Faden, der die einzelnen Individuen verbindet, ist dünner als der übrige Körper, besitzt keine Windungen und nimmt eine Farbe an, die zwischen violett und blau die Mittelstellung einnimmt. Solche Formen fand ich am 1. oder 2. Tage nach der Fütterung des Blutegels sowie einige Tage nach der Längsteilung. Ich gebe gern zu, daß ein solches Kriterium für die Differentiation der Teilungsformen keinen An- spruch auf Genauigkeit machen kann, um jedoch die Klassifikation auf eine möglichst objektive Grundlage zu stützen, mußte ich nach mor- phologischen Eigenschaften suchen, welche mit annähernder Wahrschein- lichkeit die für die unmittelbare Beobachtung fast unzugängUchen, aber in bezug auf die endgültigen Ergebnisse ganz identischen Erscheinungen abzugrenzen erlauben. Die Existenzbedingungen in einem in chemischer, thermischer und biologischer Hinsicht andersartigen Medium blieben nicht ohne Einfluß auf die Morphologie der Spirochäten. Als das wichtigste von diesen Mo- menten betrachte ich das letzte. Die ständige Reaktion des infizierten menschlichen Organismus in Gestalt der Antikörper und der Phagocytose ruft eine beispiellos schnelle Vernichtung der Parasiten hervor und nötigt sie, eine andere Form anzunehmen, in welcher sie erfolgreicher den schädlichen Einwirkungen des Organismus widerstehen und aus welcher sie auf dem Wege der Evolution ihre ursprüngliche Form wieder an- nehmen können. In den Blutegeln existiert dieses Moment gar nicht. Dies ist ein für das Studium des Parasiten vom Zeitpunkt seiner Ent- stehung bis zu seinem „physiologischen" Tod sehr günstiger Umstand. Als zweiten günstigen Umstand betrachte ich die niedrige Temperatur des Mediums, infolge deren sich alle Lebenserscheinungen der Spirochäten in einem bedeutend verlangsamten Tempo abwickeln. Nach mehrtägigem Aufenthalt im Blutegel verlieren die Spirochäten ihre willkürliche Bewegungsfähigkeit. Dieser Verlust rührt nicht von der niedrigen Temperatur des Mediums her, wie aus meinen Unter- suchungen an künstlichen Spirochätenkulturen hervorgeht; auf flüssigem Nährsubstrat bei 37 ° werden sie nach 3 — 4 Tagen ebenfalls unbeweglich. Dies ist nicht eine Erscheinung der eintretenden Degeneration, da die unbeweglichen Spirochäten sich vermehren können, wie ich schon oben beschrieben habe, dagegen weisen die zweifellos degenerierten Spirochäten (nach Behandlung mit lytischem Serum) in Gestalt von Fäden mit rosen- kranzförmigen Verdickungen eine Zeitlang sehr energische Bewegungen auf. Die unbeweglichen Spirochäten unterscheiden sich auch durch andere Eigentümlichkeiten von den im Blute der Kranken befindlichen Spiro- chäten. Die 0 b er meier sehen Spirochäten stellen sich im Blut in der ersten Hälfte des Paroxysmus als Fäden ohne ständige Windungen dar. Karwacki, üeber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri etc. 257 Die Windungen der fixierten und gefärbten Gebilde sind flach, breit und unregelmäßig. In den Blutegeln dagegen erhalten die Spirochäten zahl- reiche, ständige, gleichmäßige und tiefe Windungen. Die Spirochäte macht den Eindruck eines erstarrten Gebildes; bei der Molekular- bewegung der Flüssigkeit wird ihre Ortsveränderung weder von einer Zusammenziehung noch Ausdehnung der Windungen begleitet. Ein solches Gebilde sieht wie eine vergrößerte Kopie der Spirochaeta pallida aus. Die Veränderungen im Aussehen dieses Typus hängen ausschließlich von Teiluugsvorgängen oder Degenerationserscheinungen ab. Der Bau der unbeweglichen Gestalten mit regelmäßigen Windungen ist mehr einheitlich, als der Bau der im Menschenblut befindlichen Spiro- chäten. Bei diesen letzteren trifft man relativ häufig im Körper achro- matische, einheitliche oder gespaltene, Unterbrechungen, so daß die Spirochäte an dieser Stelle eine doppelte Kontur hat. Solche Unter- brechungen bei den Spirochäten im Blutegel gehören zu den Seltenheiten, und kommen ausschließlich bei den Gebilden vor, die noch keine festen und regelmäßigen Windungen erbalten haben. Ich glaube, daß in bezug auf die Spirochäten des Riickfallfiebers die Ansicht von Krzy stalo wicz und Siedlecki angewandt werden kann, welche an der Spirochaeta pallida beobachteten, daß die achromatischen Zwischenräume vornehm- lich in den gerade gerichteten, windungsloseu Abschnitten anzutreffen sind. Die Geradestreckung des Körpers kann aber stattfinden, wenn an der betreffenden Stelle eine steife Unterlage, als welche man die Kern- substanz ansieht, fehlt. Daraus folgt, daß die Lagerung und Verteilung der Kernsubstanz sich im äußeren Aussehen der Spirochäte, speziell in ihrer Korkzieherform, bemerkbar macht. Je regelmäßiger und beständiger diese Gestaltung ist, desto seltener können wir der unterbrochenen Ver- teilung des Chromatins begegnen. Spirochäten mit regelmäßigen Windungen bilden die große Mehrzahl der im Blutegel anzutreffenden Formen. Außer ihnen begegnet man in den Anfangsstadien der Züchtung Exemplaren vom gewöhnlichen mensch- lichen Typus, zusammengerollten Spirochäten und solchen mit Oesen. Neben der häufigsten Lagerung, nämlich einzeln, können sie sich in Bänder und Knäuel gruppieren. Aus den Arbeiten betreffend die Morphologie der Spirochaeta pallida wissen wir, daß dieser Parasit sein Aussehen in ziemlich weiten Grenzen ändern kann. Einige seiner Gestalten werden (vielleicht ohne genügenden Grund) als Folgen der Degeneration angesehen, andere als Depressions-, Dauer- oder Evolutionsformen, Im Laufe der Zeit können gewisse Einzelheiten dieser Anschauungen bedeutende Umwandlungen erfahren, der Grundgedanke jedoch, daß die Aenderung im Aussehen den Unterschieden in der Funktion oder im Entwickelungswerte entsprechen muß, gewinnt unzweifelhaft eine immer wachsende Zahl tatsächlicher Unterlagen. A priori kann man von den Recurrensspirochäten viele morphologische Abänderungen erwarten, welche infolge der intensiven und periodischen Reaktion des Organismus sich schnell den veränderlichen Verhältnissen des Mediums anpassen müssen. Indem wir die Blutegel mit Blut von verschiedenen Stadien der Krankheit fütterten, haben wir in dieselben Spirochäten von verschiedener W'ertigkeit und verschiedener Dynamik eingeführt, alte, junge, normale und geschwächte, sich zur Teilung vorbereitende und in Teilung begriffene, in Umwandlung befind- liche und umgewandelte, einzelne und zusammengeflochtene — und was Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 3/4. 17 258 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. daraus folgt — ihrem Aussehen nach stark voneinander abweichende. Eine jede dieser verschieden wertigen Gestalten geht im Organismus des Blutegels ihre weiteren Wege, abhängig von ihrer Bestimmung und der Entwickelungsphase, in welcher sie sich befindet, allerdings mit den- jenigen Modifikationen, welche aus den veränderten Verhältnissen des Mediums entspringen. Diese neuen Verhältnisse sind derart, daß sie einer erheblicheren Differenzierung der Spirochäten nicht günstig sind. Die Spirochäten erreichen einen ausgesprochen korkzieherförmigen Typus, vermehren sich und gehen unter. Einen Kampf um die Erhaltung des Lebens gibt es hier nicht, folgUch auch keine Notwendigkeit zur Mobili- sierung der Mechanismen, welche im infizierten menschlichen Organismus vermittelst der äußeren Umwandlung dem Parasiten die Erhaltung sichern. Die Konkurrenz anderer Mikroorganismen bei Verunreinigung des Darm- kanals des Blutegels durch dieselben macht das Milieu für die Ent- wickelung der Spirochäten unbrauchbar. In einer solchen Konkurrenz können sie sich nicht vermittelst morphologischer Veränderungen anpassen und sterben aus. Wenn wir auf Grund der Analogie mit der Klassi- fikation der Formen der Spirochaetapallida eine ähnliche Einteilung bei der Spirochaeta Obermeieri durchführen wollten, so könnten wir 2 Gruppen von Formen bilden, steife Spirochäten, Typus des Blut- egels, und schlaffe Spirochäten, Typus des Menschen. Der erstere Typus zeigt eine große Beständigkeit in seinem Aussehen. Die Unterschiede in der Länge und Dicke des Körpers, in der Gestaltung der Windungen halten sich innerhalb der Grenzen individueller Schwankungen. Die Spirochäte stellt sich in dieser Gestalt als ganz ausgereift und in völligem morphologischen Gleichgewicht befindlich dar. Der zweite Typus charak- terisiert sich durch seinen bedeutenden Polymorphismus; einmal stellt er sich dar als gekrümmter Faden, ganz ohne schraubenförmige Win- dungen, oder aber er nähert sich dem ersten Typus, einzig mit dem Unterschiede, daß die Windungen nicht steif sind, sondern sich bei der Bewegung zusammen- und auseinanderziehen ; manchmal hat er das Aussehen eines Stabes, manchmal einer Uhrfeder, bildet geschlossene Ringe oder absonderliche Schleifen. Gewisse Einzelheiten des inneren Baues sind ebenfalls ziemlich veränderlich; der Chromatinstab kann gleich- mäßig sein oder er ist an bestimmten Stellen unterbrochen, wobei das Chromatin sich in 2 Teile, manchmal in 5 — 6 Stücke teilt (Mayer). Die chromatinlosen Stellen haben eine Dicke, die dem Durchmesser der Spirochäte entspricht, oder sie sind verdickt und mit doppelten Konturen. Die Chromatinmasse kann an bestimmten Stellen zusammenfließen und so Körner bilden, schließlich kann die ganze Spirochäte multiplen Ver- dickungen unterliegen, ähnlich einem Streptokokkenfaden. Diese Ver- schiedenheit der Gestalt und des Baues hängt von der Anpassung der Spirochäte im Kampfe um das Leben ab. Der Parasit verliert, durch die Schutzkräfte des Organismus bedroht, sein typisches Aussehen, und nimmt eine Gestalt an, die ihm die größte Sicherheit garantiert. In bestimmten Stadien des Anwachsens der spezifischen Antikörper geht die Anpassung so weit, daß der Parasit, die Spirochätengestalt verlierend, sich in ein Körnchen oder Stäbchen verwandelt. Ich glaube, daß diese Anschauung auch auf die Morphologie der Spirochaeta pallida übertragen werden kann, jedoch mit der Einschränkung, daß der Inten- sitätsgrad der Abwehr des Organismus bzw. die Bildung der Schutzstoffe und die Phagocytose unvergleichlich schwächer sind als beim Rückfall- fieber. Diese Tatsache entscheidet darüber, daß die regelmäßigen Kork- Karwacki, lieber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri etc. 259 Zieherspirochäten bei Lues die gewöhnliche Form bilden. Das Auftreten atypischer Gestalten, schlaifer und anderer, ist ein Ausdruck der An- passung der Spirochäte an die veränderten Existenzbedingungen, welche durch die anfangenden, wenn auch ungenügenden Abwehrbestrebungen hervorgerufen worden sind. In denjenigen Fällen, wo die Blutegel kurze Zeit vor dem Abfall der Temperatur gefüttert wurden, stellte sich ein großer Teil der Spiro- chäten durch mehrere Tage hindurch in Gestalt von absonderlich zu- sammengewickelten Fäden dar. Die Zahl der zusammengewickelten In- dividuen war gewöhnlich während der 3 ersten Tage am größten, und verminderte sich allmählich. Der späteste Zeitpunkt, nach welchem ich die zusammengerollten Gebilde nicht mehr fand, war der 17. Tag, ge- wöhnlich aber verschwanden sie zwischen dem 7. und 12. Tage. Die zusammengerollten Gestalten kann man in 2 Gruppen einteilen : Spiro- chäten mit zusammengerolltem Teil des Körpers — ein oder mehrere Abschnitte — und völlig zusammengerollte Spirochäten. Obwohl diese beiden Typen ständig nebeneinander angetroffen werden, scheint es mir, daß der Mechanismus ihrer Entstehung und vielleicht das Wesen ihrer Erscheinung bei beiden Arten verschieden ist. Was die Bildung einer Oese auf der Spirochäte anbetrifft, so spielt in dieser Erscheinung das rein mechanische Moment eine große Rolle. Bei der Untersuchung der Spirochätenbewegungen im Blute Kranker bemerkte ich, daß vor der Krisis bei einigen Spirochäten eine Dissoziation der Bewegungen in verschiedenen Teilen des Körpers stattfindet. Ge- wöhnlich besteht so eine Spirochäte aus 2 Teilen, die sich ungleichartig bewegen. Dies betrifft in gleichem Maße die Dreh-, Pendel- und Kon- traktionsbewegungen. Sehr häufig ist die Bewegung der einen Hälfte zu schwach, um eine Fortbewegung der ganzen Spirochäte hervorzurufen. Wir erhalten dann den Eindruck, daß die Spirochäte aus 2 Teilen besteht, einem steifen unbeweglichen und einem schlaffen beweglichen, die sich, von der Verbindungsstelle ausgehend, nach verschiedenen Richtungen krümmen, ähnlich einer Peitsche am Stiele. Nach einigen Sekunden werden die Rollen vertauscht. \Vährend dieser Bewegungen, die durch die eine Hälfte des Körpers ohne Ortsveränderung ausgeführt werden, entstehen günstige Bedingungen zur Bildung von Schleifen und Oesen. Es erscheint mir sehr plausibel, daß die Dissoziation der Bewegungen mit gewissen Eigenschaften des inneren Baues in Verbindung steht, und zwar mit der Anwesenheit der chromatinlosen Stellen , an denen die Bewegung abbricht. Daneben ist es für die Bildung der Schleife not- wendig, daß der Spirochätenkörper sich durch Weichheit und Nach- giebigkeit auszeichnet. Diese Eigenschaften besitzen die menschlichen Spirochäten in hervorragendem Maße, und außerdem noch die Klebrigkeit des Körpers, welche verursacht, daß die während der Bewegung ent- stehenden Veränderungen in der Lagerung des Fadens sich durch das Zusammenkleben der anliegenden oder gekreuzten Körperabschnitte fixiert. Die Gestalt der auf diese Weise entstandenen Schleife ist rund oder oval. Eine ständige Lokalisation besitzen die Schleifen nicht; manchmal entstehen sie gerade in der Mitte des Körpers, manchmal an den Endabschnitten, wobei das kurze Ende direkt neben der Schleife vorragt, oder mit ihr verschmilzt und so verschwindet. Es kommt auch vor, daß die Endabschnitte sich umbiegen, ohne sich mit dem übrigen Körper zu kreuzen, und einer von den Segmenten der Oese verklebt sich mit dem nächstliegenden Abschnitt des Körpers. Neben einfachen 17* 260 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3 4. Schleifeu trifft man auch multiple; manchmal verwandelt sich der ganze Körjter der Spirochäte in eine Reihe von Schleifen. Die Dicke der Schleife entspricht im allgemeinen dem Durchmesser des betreffenden Abschnittes der Spirochäte. Die einzelnen Teile der Schleife sind von ungleicher Dicke. Manchmal hängen die Unterschiede von dem Zusammenfließen eines Teiles der Schleife mit einem Körper- abschnitt ab, manchmal aber bildet sich an dem Umfang ganz spontan an einer Stelle eine ziemlich bedeutende Verdickung. Die Färbbarkeit der Schleife ist verschieden und hängt vom Alter ab: in den Anfangs- stadien ist sie die gleiche wie beim übrigen Körper, dann nimmt sie ab, schließlich färbt sich die Schleife hellblau oder grau. Dieser Umstand zeigt, daß im Verhältnis zur übrigen Spirochäte die Schleife eine Art Fremdkörper ist, welcher mit der Zeit abstirbt. Irgendwelche Anzeichen von Entwickelung zeigen die Schleifen, meiner Ansicht nach, nicht. Die Bildung der Schleife hat keinen sichtbaren Einfluß auf die Verminderung der vitalen Eigenschaften der Spirochäte, und hindert sie nicht an der Erreichung des starren Endtypus mit regelmäßigen Windungen. Dem Typus völlig zusammengerollter Spirochäten, von mir als ..Uhrfederform'' bezeichnet, begegnet man bei fast allen Abarten der Spirochäten. Perrin beobachtete das Zusammenrollen an lebenden Individuen der Spirochaeta Balbiani, beschrieb die einzelnen Etappen dieser Erscheinung, und stellte fest, daß sie zur Entstehung eingekapselter Gebilde führt. Krzystalo wicz und Siedlecki be- urteilen diese Erscheinung auf gleiche Weise bei der Spirochaeta pallida. Prowazek beschrieb die zusammengerollten Formen bei den Hühnerspirochäten, den Spirochäten der Mundhöhle, der Spiro- chaeta pallida und betrachtet sie als Dauerformen. Ich sah die Uhrfederformen bei dickeren Spirochäten im Eiter in einem Falle akuter Entzündung der Highmor eschen Höhle. Am letzten Tage vor dem völligen Verschwinden nahm die Mehrzahl der Spirochäten die Gestalt von Uhrfedern und geschlossenen Ringen an. Was speziell die Parasiten des Rückfallfiebers anbetrifft, so wurden bei den Spirochäten von Dutton die zusammengerollten Formen durch Breinl und King hörn in der Leber und Milz entdeckt. Die Gebilde hatten das Aussehen von Ringen von V4 ^^^ Größe eines roten Blut- körperchens, und besaßen eine deutliche, färbbare Kapsel. Der Ring färbte sich dunkelrot. und der Raum zwischen der Kapsel und dem Körper war mit einer feinkörnigen Masse ausgefüllt. Levaditi und Manouelian trafen die zusammengerollten Gestalten hauptsächhch in den Phagocyten. oder auch in exsudativen Herden, und betrachten das Zusammenrollen als eine Degenerationserscheinung. Die Bildung von Ringformen geht in weiteren Stadien in körnigen Zerfall über. Schellack sah ebenfalls die zusammengerollten Formen in den Kapillaren neben Zerfallsprodukten und Gebilden, die er als degenerierte ansah. Mayer fand die zusammengerollten Spirochäten hauptsächlich in der Leber am Ende des Anfalles oder gleich nach dem Anfall. Die Mehrzahl dieser Gebilde war frei. In gewissen Fällen schien es ihm, daß die zusammen- gerollte Spirochäte eine Kapsel besitzt. Die Endprodukte des Zusammen- rollens verraten auf den ersten Blick keine Verwandtschaft mit der Spirochäte, erst eine Kette von Uebergangsformen klärt ihren Ursprung auf. Mayer hält sie für Dauerformen. Bei dem europäischen Rückfall- fieber wurden solche Gebilde von mir im Blute Kranker und in den Organen gefunden. Krzystalo wicz und Siedlecki stellten auf dem Karwacki, Ueber die Moq)hologie der Spirochaeta Obermeieri etc. 261 Wege der Impfung an Affen fest, daß die zusammengerollten Ober- m ei er sehen Spirochäten weder an ihrer Vitalität, noch an ihrer Virulenz etwas eingebüßt haben. Es ist unmöglich, dem Schicksal dieser zusammengerollten Formen beim Menschen nachzuspüren, da sie kurz vor dem Ende des Anfalles auftreten und zusammen mit den anderen Gestalten schnell aus dem Blutkreislauf verschwinden. Es schien mir, daß die Untersuchungen an Blutegeln diese Lücke in gewissem Maße ausfüllen würden. Das häutigste zusammengerollte Gebilde, das man bei Kranken antrifft, hat die Gestalt einer aus mehreren Touren bestehenden Uhrfeder. Bei den Blutegeln traf ich nur sehr wenige solcher Gestalten. In Abhängigkeit von der Umwandlung der Spirochäten im Blutegel in starre Korkzieherformen ist auch die Form der zusammengerollten Gebilde anders als beim Menschen. Indem sie sich zusammenrollen, behalten die Spirochäten einen Teil der Windungen bei und bilden nicht runde oder ovale Ringe, sondern viel- eckige Sterne mit leicht gekrümraten Seiten. Die Gestalt des Sternes hängt davon ab, ob die ganze Spirochäte sich zusammenrollt, oder ob eines von den Enden, oder beide frei bleiben. Im ersten Falle entsteht ein Stern, dessen eine Ecke durch die Enden der Spirochäte gebildet wird, im zweiten — häufigeren — ragen eins oder beide Enden nach außen vor, oder verlaufen innerhalb des Sternes. Gelegentlich kleben die Enden auf gewisse Entfernung hin aneinander, um sich dann gabel- förmig zu trennen. Bei einer genügenden Länge der Enden können in ihnen Zusatzringe entstehen. Auf diese Weise entstehen sehr komplizierte Bilder. Die Wandung des geschlossenen Gebildes ist stets einfach; es ist ziemlich groß. In einigen Fällen traf ich unter den schlaffen und übermäßig dicken Spirochäten Gebilde, die in Gestalt einer regelmäßigen 8 verschlungen waren. Im Laufe der Zeit verwandeln sich die ursprünglich fast geometrischen Konturen des Sternes in ovale oder runde; als Spuren der Windungen verbleiben zahlreiche Krümmungen in den Wandungen. Die letzteren werden dick und uneben. Die Verdickung kann auch von einer Verklebung der Wand mit den freien Enden herrühren. Manchmal bilden sich in der Wand auch körnchenartige Verdickungen. In dieser Gestalt erinnert die Spirochäte an die Gebilde von Mayer, die in der Mäuseleber gefunden werden können. Weiter geht die Differenzierung nicht, und die Gebilde zerfallen. Das Zusammenrollen der Spirochäten findet während der ersten Tage des Aufenthaltes im Blutegel statt. Es ist anzunehmen, daß in diesen Fällen ein Teil der Spirochäten schon im menschlichen Organismus die Umwandlungen, welche zu diesem Stadium führen, durchzumachen an- fängt, da Sterne von gleichem Bau ziemlich häufig auch bei Kranken gefunden werden können; solche Gestalten findet man jedoch beim Menschen seltener als die Uhrfederformen. In einigen Fällen trat die Erscheinung des Zusammenrollens im Blutegel zwischen dem 10. und 17. Tage ein, was beweist, daß die Neigung zur Bildung von Dauer- formen bei den Spirochäten schon im Stadium der saprophytischen Existenz entstehen kann, ganz unabhängig von den Abwehrbestre- bungen. Das späte Zusammenrollen findet in Gestalt vieleckiger Figuren statt. In denjenigen Fällen, wo der Blutegel menschliche Uhrfederformen oder fertige Ringe enthaltendes Blut erhielt, begegnete man neben viel- eckigen Figuren ganz regelmäßigen Ringen in verschiedenen Entwicke- lungsstadien. Bei der Bestimmung der Reihenfolge der ringförmigen 262 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Umwandlungen benutzte ich als Grundlage die Verwandtschaft des Gebildes mit einer mehrfach zusammengerollten Uhrfederform. Die Umwandlungen in den Uhrfederformen fangen mit dem Zu- sammenfließen der einzelnen Touren in eine an. Diese Erscheinung findet allmählich an verschiedenen Teilen der Peripherie statt. Es ent- stehen dann einheitliche und vollständig geschlossene, aber an einzelnen Abschnitten konzentrisch gespaltene Ringe. In diesem Stadium ist die Dicke des Ringes ungleich; einer von den Abschnitten ist ständig viel dicker als der übrige Körper und ist gelegentlich schnabelförmig. Das innere oder äußere Ende der Feder, welcher sich nicht mit dem übrigen Ring vereinigt hat, verliert seine normale Färbbarkeit, wird immer dünner und stirbt ab. Solche dünne, haarförmige Gebilde, ihrer Verbindung mit dem Ring beraubt und nach innen zu liegend, verleihen ihm das Aus- sehen eines unregelmäßigen inneren Baues, Die Tatsache des Ver- schmelzens der einzelnen Touren und des Abfallens unverschmolzener Teile beweist, daß wir es mit einer zweckmäßigen Erscheinung von sehr kompliziertem Mechanismus zu tun haben. Wenn wir uns vergegen- wärtigen, daß der Körper der Spirochäte aus der Chromatinsubstanz, der Plasmasubstanz und der Hülle besteht, so müssen zur Bildung der Wandung eines Ringes, nehmen wir an, aus 3 Uhrfedertouren, die einzelnen Bestandteile dieser Touren einer bedeutenden Umgruppierung unterliegen und manche von ihnen, wie die Schichten der Hülle, einen teilweisen Schwund. Die Grundlage dieser Erscheinung, welche zur Bildung neuer Gestalten führt, kann auf keinen Fall ein Degenerationsvorgang sein. Die Größe der Ringe im oben beschriebenen Stadium ist gleich V2 — Vi eines Erythrocyten. Im Laufe der nächsten Tage trifft man Ringe von bedeutend kleineren Dimensionen, die kaum V4 eines Erythrocyten erreichen, und noch kleinere. Indem ich sie als eine weitere Etappe der vorhergehenden betrachte, muß ich sagen, daß die Ringe sich zu- sammenziehen. Ihre Wandungen werden sehr dick und färben sich intensiv dunkelviolett. Gelegentlich hat so ein Gebilde, seine kreisförmige Gestalt beibehaltend, eine Unterbrechung am Umfange auf geringe Distanz. Die nächste Etappe in der Differenzierung der Ringe bildet das Aus- füllen der bisher leeren Mitte mit einer Masse, die sich entweder gleich- mäßig blaßrosa färbt, oder aus kleinen, rosa gefärbten Körnchen besteht. Kaum in einigen Fällen fand ich einen noch höhereu Grad der Diffe- renzierung; der dicke, dunkelviolette Ring mit der rosa Masse im Innern war von einem konzentrischen, sehr blassen, rosigen Nebel in Gestalt einer Kapsel umgeben. In einem anderen Falle war der Ring exzentrisch in der rosigen Masse gelagert. Die Größe des Ringes mitsamt der Kapsel war derjenigen eines roten Blutkörperchens gleich. Eine Art von negativer Kapsel, welche Mayer bei den zusammengerollten, aber nicht zu regelrechten Ringen ausgebildeten Formen vorfand, erweckte in ihm gewisse Zweifel, aus dem Grunde, weil die Spirochäte noch beweglich sein und durch die Bewegungen den hellen Raum um sich herum er- zeugen konnte. In meinen Bildern stellt die nebelige, rosige Kapsel unzweifelhaft einen Bestandteil des Ringes dar. Die Parasiten in Gestalt kleiner, violetten Ringe fand ich bei einzelnen Blutegeln bis zum völligen Verschwinden der Spirochätenformen. Es charakterisieren sich demnach diese Gebilde durch ihre außerordentliche Lebenszähigkeit. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich bedeutend von den vieleckigen Sternformen. Ich bin der Ansicht, daß der Unter- schied durch die Verschiedenheiten der Entstehungsweise beider Formen Karwacki, üeber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri etc. 263 bedingt ist. Wahrscheinlich nötigt in beiden Fällen das gleiche Bedürfnis die Spirochäten zur Formänderung, nur ist bei der Bildung der Stern- formen der primäre Reiz nicht stark genug, um in der inneren Struktur genügende Veränderungen hervorzurufen, infolgedessen kommt die Evo- lution der Spirochäte gleich am Anfang zum Stillstand, und es entsteht ein unvollendetes Gebilde. Eine auch relativ geringe Formänderung muß in den Ernährungsverhältnissen unvermeidliche Veränderungen hervor- rufen, welchen der innere Bau der Spirochäten nicht entsjjrechend an- gepaßt ist. Ich habe oben erwähnt, daß die auf dem Spirochätenkörper gebildeten Schleifen sich vom übrigen Körper ablösen und infolge der veränderten Ernährungsverhältnisse untergehen. Das gleiche Schicksal ereilt auch den ganzen Parasiten, wenn der Zusammenrollungsprozeß nicht von entsprechenden Umgestaltungen im inneren Bau begleitet wird. Anders verhält sich die Sache, wenn die Zusammenrollung normal ver- läuft. Es findet dabei eine Reihe innerer Veränderungen statt, die der neuen Gestalt die entsprechenden osmotischen Verhältnisse garantieren. Diese Aenderuugen könnte man bildlich eine Umschmelzung der Spiro- chäte in einen Ring nennen. Dank derselben ist die neue Gestalt völlig ihrer neuen Rolle angepaßt; welcher? — das wissen wir nicht. Auf keinen Fall jedoch hat diese Rolle eine Verwandtschaft mit der Degene- ration des Individuums. Die Morphologie des Spirochätenzerfalles, wovon weiter unter die Rede sein wird, hat nichts mit der Bildung von Ring- formen gemein. Man kann annehmen, daß die Ringe eine Dauerform sind, welche die Spirochäten in den Organen zwischen einem Anfall und dem nächsten annehmen, und aus welcher eine neue, gegen Antikörper immunisierte und daher zur erneuten Infektion des Blutkreislaufs fähige Generation hervorgeht. Die Untersuchung der Organe von in diesem Stadium gestorbenen Recurrenskranken, sowie der experimentell infi- zierten Tiere weist keine solche Formen, weder in großer Zahl, noch gar ausschließlich auf; weiter hat kein Forscher die Rückverwandlung der Ringformen in Spirochäten beobachtet. Mit einem W'ort, die Feststellung des Charakters dieser Formen hat bis jetzt die Grenzen von mehr oder weniger wahrscheinlichen Hypothesen nicht überschritten. Dicke, ganz windungslose, oder nur mit einer rudimentären Wellung versehene Stäbe habe ich in Blutegeln äußerst selten getroflFen. Ich konnte deswegen nicht ermitteln, in welcher Verbindung diese Formen mit den 2 Grundtypen der 0 b er m ei er sehen Spirochäte stehen, und auch nicht ihr weiteres Schicksal. Es sind Gebilde von der annähernden Länge gewöhnlicher Spirochäten, doch viel dicker als diese. Der Durch- messer verschiedener Abschnitte des Körpers sind ungleich. Im mittleren Teile des Körpers finden sich nicht selten ziemlich große, ganz ungefärbte Unterbrechungen vor. Die Enden sind gewöhnlich dick, abgerundet. Sie nehmen eine dunkelviolette Färbung an. Die Existenz dieser Formen neben den Spirochäten in Blutegeln, die von sekundären Infektionen frei sind, berechtigt mich dazu , sie als eine Abart der Spirochäten anzusehen. Die einzelnen Individuen besitzen bei ziemlich großen Unterschieden in Länge und Form übereinstimmende Eigenschaften, wie das Fehlen der W^indungen, was uns zur Annahme nötigt, daß das in Ausbildung begrilfene Uebergangsformen sind. Verwandte Gebilde bei der Spirochaeta p a 1 1 i d a haben Krzysztalowicz und Siedlecki vom Typus der schlaifen, sich durch Verlust der Windungen und Locke- rung des inneren Baues charakterisierenden Spirochäten abgeleitet. Diese Anschauung kann auch auf die oben beschriebenen Gebilde angewandt 264 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. werden, jedoch mit der Einschränkung, daß die bei der Spirochaeta pallida beobachtete Verklebung der Körperenden hier gar keine Rolle spielt. Die Verdickungen bei den von mir beobachteten Formen ent- stehen ausschließlich infolge der Konzentrierung des Körpers an be- stimmten Punkten des Stabes. Die Lockerung des inneren Baues ist nicht sehr deutlich ausgeprägt, da die Fäden sich durch eine gewisse Starrheit auszeichneten und gerade oder leicht gekrümmt waren. Der zweite Typus wirkungsloser Fadenformen hat das Aussehen dünner, langer Stäbe mit einem oder beiden zugespitzten Enden. Die Stäbe stehen ihrem Aussehen nach den spindelförmigen Bacillen nahe, unterscheiden sich jedoch von ihnen durch ihre mehr gleichmäßige Länge, durch das Fehlen einer konstanten, bogenförmigen Krümmung des Körpers, und durch eine nur wenig deutliche Verdickung des Mittelteiles. Ihre enge Verbindung mit den Korkzieherformen ist aus den Uebergangs- formen ersichtlich, in welchen die Hälfte des Fadens typische Windungen besitzt, die andere Hälfte ganz gerade ist. Wenn nicht gewisse Eigen- tümlichkeiten des inneren Baues wären, könnte man diese Gebilde als Uebergang vom schlaffen (menschlichen) Typus zum Typus von regel- mäßiger Korkzieherform betrachten. Diese Fäden besitzen gewöhnlich im Körper eine Reihe von Körnchen von etwas größerem Durchmesser als der Faden selbst. In manchen Fäden sind die Körnchen längs des ganzen Fadens in gewissen regelmäßigen Abständen verteilt. Ihre Zahl kann sich bis auf 8 belaufen. Bei anderen wieder trifft man kaum 2, oder nur 1 Körnchen. Ich meine, daß die Bildung von Körnchen in geraden Spirochäten keine zufällige Erscheinung ist, sondern eine Eigen- tümlichkeit dieser Existenzphase, und darum betrachte ich die ein- oder zweikörnigen Formen als die in diese Phase eintretenden, die mehr- körnigen Fäden als auf der höchsten Stufe der Umwandlung stehenden Gestalten. Anfänglich unterscheiden sich die Körnchen in bezug auf die Färbbarkeit nicht vom übrigen Faden, nachher jedoch findet eine Diffe- renzierung der Bestandteile des Gebildes in dem Sinne statt, daß die Körnchen eine kräftige violette Farbe oder eine mehr rosige Nuance annehmen, während der übrige Faden eine protoplasmatische, blaue Farbe erhält. In diesem Stadium der Differenzierung überwiegt die Quantität der Protoplasmasubstanz ganz kolossal das Quantum der Kernsubstanz in der Parasitenzelle. Der Durchmesser der Körnchenkerne ist kleiner als der Durchmesser der Spirochäte. Solche Formen bei der Spirochaeta pallida werden von Krzysztalowicz und Sied leck i als degenerative Gebilde beurteilt, die ihr Aussehen der Plasmolyse verdanken. Meiner Ansicht nach stützt sich diese Anschauung auf keine tatsächliche Unterlage. Im allgemeinen hat keiner von den Forschern, die mit der Morphologie der Spirochäten befaßten, seine Aufmerksamkeit, speziell den Erscheinungen des Absterbens geschenkt, noch genau die morphologischen Aequivalente dieser Er- scheinung beschrieben. Hier und da findet man irgendwelche unbedeutende Einzelheiten, aber im allgemeinen wird diese Frage mit Schweigen über- gangen, als ob die Sache selbst ganz aufgeklärt und erschöpft wäre. Die Unbekanntschaft mit den wesentlichen Formen der Cytolyse ist die Ursache, daß sehr viele Forscher eine jede, vom klassischen Typus ab- weichende Gestalt als ein Degenerationsprodukt ansehen. Die Unkenntnis der beschädigten und degenerierten Formen hat die Morphologie der Spirochäten um den peritrychealen Geißelapparat bereichert. Man muß zugeben, daß, was die Spirochaeta pallida anbetrifft, Karwacki, lieber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri etc. 265 die experimentellen Untersuchungen über ihre Degeneration nicht zu den leichten Aufgaben gehören. Anders verhält es sich mit den Spirochäten des Rückfallfiebers, von denen man jederzeit eine beliebige Anzahl zur Verfügung haben kann, und mit welcher es relativ leicht ist, die ent- sprechenden Untersuchungen durchzuführen. Nun, derartige Gebilde habe ich bei den Ober m eier sehen Spirochäten, sei es beim spontanen Absterben, sei es nach Behandlung mit lytischem Serum, niemals beob- achtet. Als ich mich aber mit der Kultur von Spirochäten aus der Mundhöhle im Speichel befaßte, sah ich nach 24-stündigem Aufenthalt der Mikroben im Brutofen das Auftreten solcher Gebilde in großer Zahl. Da die Kultur eine gemischte war, kann man nicht entscheiden, ob die Fäden mit so interessanter Anordnung des Chromatins aus den Spiro- chäten oder aus den spindelförmigen Bacillen entstehen. Jedenfalls hat die Tatsache Wert, daß nach 48 Stunden aus diesen Formen gegliederte, aus einzelnen Stäbchen bestehende Fäden sich bildeten. Von diesem Standpunkt aus die Rolle der Spirochätenfäden mit differenzierten Chromatinanordnung beleuchtend, wäre ich geneigt, diese Formen als Spirochäten , die sich zur Segmentation vorbereiten, anzusehen. Die Chromatinkörnchen würden von diesem Standpunkt die Anlage des Kernapparates für die zukünftigen Stäbchen, in welche der Faden zer- fallen soll, bilden. Unter gewöhnlichen Umständen haben die Spirochäten während der ganzen Zeit ihres Aufenthaltes im Blutegel keine Neigung zur Bildung von Agglomeraten ; Häufchen von Spirochäten fand ich nur dann, wenn die Blutegel kurz vor Abfall der Temperatur gefüttert wurden. Die Präparate, welche vom Blut des Kranken während der Fütterung gefertigt wurden, beweisen, daß das Zusammenballen der Spirochäten schon im infizierten Organismus selbst stattfindet ; im Blutegel setzt sich der Vor- gang weiter fort. Gewöhnlich trifft man die Spirochätenhäufchen in großer Zahl während der ersten paar Tage, worauf sie spurlos ver- schwinden. Neben den zusammengeballten Spirochäten trifft man auch einzelne Exemplare in verschiedener Zahl. Kein einziges Mal sah ich, daß einzelne Spirochäten während ihres Aufenthaltes im Blutegel mit- einander verkleben und Häufchen bilden. Aus diesem Grunde halte ich die Erscheinung der Agglutination für abhängig von der Wirkung der spezifischen menschlichen Antikörper, welche zusammen mit dem Blute in den Darmtraktus des Blutegels gelangen. Die einfachste Form des Zusammenlebens bilden die Doppelexemplare. Ihr Aussehen ist ganz verschieden : Wenn sie mit den Enden zusammenkleben und in der Mitte voneinander entfernt sind, so haben sie die Gestalt einer Spindel; im anderen Fall sind die Enden vereinigt und die mittleren Teile um- flechten sich gegenseitig; gelegentlich findet die Vereinigung nur in den mittleren Partien statt — es bildet sich dann die Gestalt eines unregel- mäßigen X. Häufchen von mehreren Individuen haben die Anordnung von Zöpfen. Besen ; schließlich trifft man auch größere Häufchen, ver- klebte und verflochtene, ganz irreguläre. Das Aussehen der Spirochäten in Häufchen weist bedeutende Unter- schiede im Vergleich mit dem regelmäßigen Typus auf. Die morpho- logischen Veränderungen hängen davon ab, daß sich auf den Spirochäten neben den Agglutininen auch die cytolytischen Antikörper verankert haben. In morphologischer Hinsicht verläuft die Cytolyse ebenso wie im Serum von Rekonvaleszenten, jedoch in einem bedeutend verlang- samten Tempo, dank dem man Schritt für Schritt die Degeneration 266 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. und das Absterben der Spirochäten bis zum völligen Zerfall beobachten kann. Das erste sichtbare Symptom der Cytolyse ist die Schwellung der Spirochäten und die Glättuug der Windungen, weswegen das ganze Ge- bilde sich seinem Aussehen nach einem gebogenen Stabe nähert. Der Unterschied zwischen solchen degenerierten Gebilden und den oben be- schriebenen Stabformen besteht darin, daß wegen der Beschädigung der Hülle die Spirochäten die Schärfe ihrer Umrisse verlieren. An manchen Stellen fehlt die Hülle ganz, au anderen wieder steht sie vom Körper auf größere oder kleinere Entfernung ab und macht den Eindruck von zierlichen Härchen verschiedener Länge, mit welchen der Körper der Spirochäte in unregelmäßigen Abständen übersät ist. Diese Beschädigung der Hüllen, die deutlich auf meinen Präparaten nach Behandlung mit cytolytischen Substanzen hervortritt, hat unter anderen Verhältnissen zu Meinungsverschiedenheiten bezüglich des Geißelapparates bei den Spiro- chäten Veranlassung gegeben. Borrel unterwarf Hühuerspirochäten einer wiederholten energischen Zentrifugierung, und durch Anwendung der Geißelfärbung nach Löffler entdeckte er Scharen von Härchen längs des ganzen Körpers, manchmal auch au den Polen. Die Geißeln waren immer bündelweise angeordnet. Die Anwesenheit eines gleichen Geißelapparates entdeckte Z e 1 1 n o w bei den Spirochäten des Rückfallfiebers mittels der Silberimprägnierungs- methode. Dagegen betrachten Prowazek, Hartraann, Breinl und Kinghorn die von Borrel und Zettnow erhaltenen Gebilde für Kunstprodukte, die durch mechanische Beschädigung der Spirochätenhülle entstanden sind. Nach den Untersuchungen von Perrin besitzt die Spirochaeta Balbiani an der Körperoberfläche eine starre Hülle (Periplast) und kontraktionsfähige Längsfasern (Myophane). Bei kleineren Spirochäten als den 0 b er m ei er sehen kann man dieses Organ nicht direkt beobachten, es tritt jedoch bei aufgequollenen Individuen hervor oder bei gewissen Beschädigungen des Körpers, wo die zerrissenen und teilweise vom Protoplasma abgetrennten Myophane einen Geißel- apparat simulieren. Mayer stellte fest, daß die Anwesenheit oder das Fehlen genau von der Bereitungsart des Spirochätenpräparates abhängt. Wenn das Material zart behandelt wird (kurze Zentrifugierung des Blutes oder Entnahme der Spirochäten einem spontanen Bodensatz), treten die Geißeln nach dem Silbern gar nicht hervor: wenn dagegen das Blut mit den Spirochäten einer langdauernden Zentrifugierung unterliegt, so enthält das Präparat zahlreiche behaarte Formen, wobei manche Geißeln sogar Verzweigungen besitzen (eine Erscheinung, die bei echten Geißeln nicht vorkommt), und daneben finden sich deutlich beschädigte und ver- unstaltete Spirochäten. Diese Tatsache bestätigt Schellack. Die schönsten Gestalten mit Geißeln erhielt M a y e r , indem er die Spiro- chäten von Dutton in 33-proz. Alkohol mazerierte. Meine Beobachtungen fügen diesen Tatsachen noch den Umstand hinzu, daß nicht nur nach mechanischer Beschädigung, sondern auch nach cytolytischer Behandlung Bilder entstehen können, welche die Existenz eines Peritrichealapparates bei Spirochäten simulieren können. Ich stimme vollständig mit denjenigen Forschern überein, welche be- haupten, daß solche pseudociliare Gebilde ausschließlich bei degenerierten oder beschädigten Spirochäten vorkommen. Die Zartheit der Pseudo- cilien auf meinen Präparaten im Vergleich mit den Bildern von Borrel und Zettnow hängt von der Färbemethode ab. Die Färbung nach Karwacki, Ueber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri etc. 267 Oiemsa hat jedoch den Vorteil, daß sie deutlich die Degenerations- merkmale hervortreten läßt, das Beizen dagegen verunstaltet immer die Spirochäten. Die Färbbarkeit der veränderten Spirochäten wächst ähnlich wie die- jenige der pyknotischen Zellkerne. In weiterer Folge sind nicht nur die Konturen verwischt und faserig, sondern auch der mittlere Teil des Körpers zerfällt der Länge nach in dünne Fädchen. Die Längsfibrillen teilen sich in kurze Abschnitte von verschiedener Länge und Dicke. In diesem Stadium besteht der verdickte Körper der Spirochäte, der kaum eine Spur seiner ursprünghchen Korkzieherform beibehalten hat, aus einer Reihe lose verbundener kurzer Stäbchen und formloser Körnchen. In den Agglomeraten solcher Gebilde verrät sich ihr Ursprung durch die fadenförmige Anordnung der peripheren Teile. Dieser Detritus ver- ändert allmählich seine chromophilen Eigenschaften und nimmt eine rosige Färbung mit größerer oder geringerer Beimischung von Violett an, schließlich zerfällt er in kaum noch sichtbare rosige Pünktchen und hört auf, sich zu differenzieren. In den Endstadien des Zerfalles bilden sich, sowohl in einzelnen Spirochäten wie in den Agglomeraten, zahl- reiche Körnchen, deren Größe nicht viel vom Durchmesser der Spirochäte abweicht, von kugeliger Gestalt und erhöhter Färbbarkeit. An vielen einzelnen Körnchen hängen noch anfangs Reste der rosigen Masse, Residuen des Spirochätenzerfalles. Die Körnchen unterliegen nicht der Cytolyse, bleiben im Blutegel sehr lange und zeigen in dieser Form keine weiteren Veränderungen. Diese Körnchen („Punktgebilde") be- trachte ich als die eigentlichen Dauerformen der Spirochäten. In einem Falle, wo der Blutegel mit einem an solchen Körnchen reichen Blute eines Kranken gefüttert wurde, deckte ich die Anwesenheit der Körnchen auch beim Blutegel auf, aber ich bemerkte keine Anzeichen von Ver- mehrung oder Formänderung. Die Körnchenbildung während der Cyto- lyse der Spirochäten zeigt eine vollständige Analogie mit der Körnchen- bildung im Verlauf der Trypanolyse. Obwohl es einerseits sehr leicht ist, zu zeigen, daß das Trypanosomen in Körnchenform enthaltende Blut eine typische Trypanosomiasis bei Versuchstieren gibt, ist es andererseits (außer bei Affen) ganz unmöglich, die Körnchen in Spirochäten bei Ver- suchstieren überzuführen, da die letzteren sogar für große Quantitäten O b er meier scher Spirochäten unempfindlich sind, wie ich in meinen vorhergehenden Untersuchungen festgestellt habe. Die Bedeutung der Körnchen als vegetativer Formen der Spirochäten und Kommabacillen werde ich ausführlicher in einer anderen Arbeit be- sprechen, gestützt auf entsprechendes Tatsachenmaterial. Die bei Blut- egeln erhaltenen Ergebnisse berechtigen mich nur zur Behauptung, daß während der spezifischen Cytolyse ein Teil der Spirochäten vollständigem Zerfall unterliegt, aus einem anderen Teil entstehen die gegen Antikörper immunen Körnchengebilde. Auf den Präparaten, wo die cytolytische Ein- wirkung zu völligem Zerfall führende Veränderungen der Spirochäten hervorrief, fand ich niemals in erheblicherer Anzahl die durch, andere Forscher beschriebenen Gebilde als Degenerationsformen, obwohl sie gerade in solchen Fällen zu erwarten sind. Die von der Cytolyse betrof- fene Spirochäte quillt auf, zerfällt und verwandelt sich in einen formlosen Detritus, ohne es nötig zu haben, sich vor dem Tode in einen Uhrfeder- ring oder ein Stäbchen mit körniger Chromatinanordnung zu verwandeln. Identisch, wenn auch viel schneller, verläuft die Cytolyse in natür- lichen Verhältnissen. Kurz vor dem Temperaturabfall vereinigen sich 268 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. bei vielen Kranken die Spirochäten unter dem Einfluß des Anwachsens der Antikörper zu Häufchen, um darauf in formlose, schwach und meta- chromatisch färbbare Schollen zu zerfallen. Hier und da differenzieren sich in den SchoUenagglomeraten dunkelviolette Körner. Die Geschwindig- keit, mit welcher dieser Vorgang im Organismus verläuft, bringt es mit sich, daß die Aufquellung und pyknotische Färbung der Spirochäten fast gar nicht hervortritt. Die „physiologische" Degeneration der Spirochäten beobachtete ich in Blutegeln viel häufiger als die Cytolyse, denn sogar in den Fällen, wo der Darmtraktus des Blutegels keine sekundäre Infektion erlitten hatte, starben die Spirochäten nach kürzerer oder längerer Zeit ab. In diesem Stadium zeigt auch die Morphologie der Parasiten keine präpara- tiven Veränderungen. Die Spirochäten behalten ihre Korkzieherform, nur werden sie bedeutend dünner. Die Affinität zu Farbstoffen wird schwächer; nach 24-stündiger Färbung sind die Spirochäten blaßrosa. Darauf folgt der Zerfall in der Querrichtung in einzelne Abschnitte mit 1 — 2 Windungen, die Abschnitte verwandeln sich in formlose Schollen, und damit schließt der Sterbeprozeß. Eine Bildung von Körnchen auf Kosten eines Teiles der sterben Spirochäten habe ich in diesen Fällen nicht beobachten können. So stellt sich morphologisch das Degenerieren und Sterben der Spirochäten dar. Wenn wir also auf dem Boden der Tatsachen stehen wollen, so können wir nur die im Rahmen dieser Mor- phologie befindlichen Formen als degenerierte ansehen. Alle anderen sind teils Entwickelungsformen, teils Abarten der gewöhnlichen in funk- tioneller Hinsicht. Zusammenfassung. Bei den mit spirochätenhaltigem Blut gefütterten Blutegeln geht der größte Teil der Parasiten in die Organe über und lokalisiert sich im Mesenchym ; im Darmtraktus bleibt nur ein relativ kleiner Teil. Die Teilungsformen der Spirochäten, die wir in Blutegeln treffen^ bieten die Merkmale der Längsteilung dar. Die Morphologie der in Blutegeln mit sterilem Darmtraktus auf- tretenden Spirochätenformen ist ziemlich vielseitig. Die Mehrzahl der Parasiten besitzt starre, ziemlich regelmäßige Windungen und ist un- beweglich. Daneben trifft man zusammgerollte Formen, ganz oder teil- weise in Gestalt von Ringen oder Sternen, sowie mehr oder weniger gekrümmten Fäden mit unterbrochener Anordnung des Chromatins und Körnchen. Die morphologischen Veränderungen entsprechen den funktionellen und Entwickelungsänderungen des Parasiten ; es bleibt aber im Blutegel diese Evolution bei den Anfangsstadien stehen. Im Verlauf des physiologischen Absterbeprozesses oder der Cytolyse zeigt die Morphologie der Spirochäten keine solchen Bilder. Tafelerklärnng. Schnitt durch Blutegel (Silberfärbung), a) Darmlumen, b) Darmwand, c) Mes- enchym mit Spirochätenknäueln. Ceniralblatt für Bakteriologie, Abt. I Orig. Bd. 62. L.Karwackt, SpirochaetA Obermeieri. Karwacki gez. Veriagvon Gustav Fischer m Jena.. LJÜtAnslv. Johannes Arndt, Jena. V. Prowazek, Geschlechtsdimorphismus der Trypanosomen. 269 Nachdruck verboten. Studien zur Lehre vom Geschlechtsdimorphismus der Trypanosomen'). [Aus dem Laboratorium des Hospitals der Seuembah - Maatschappij Tg. Morawa, Deli, Sumatra (Vorstand: Dr. W. Schuf fner).j Von S. Y. Prowazek, Hamburg. Mit 2 Tafeln und 6 Textfiguren. Ziemann hat im Verlaufe seiner Studien über die Morphologie und Entwickelungsgeschichte des von ihm zuerst beobachteten Leuko- cytozoon der Athene noctua^) (Glaucidium noctua [Retz|) als erster der Vorstellung, daß bei den Trypanosomen eine geschlecht- liche Differenzierung mit männlichen und weiblichen Formen im Entwickelungskreis vorkommt, in klarer Weise Ausdruck verliehen. In der Folgezeit wählte Schaudinn nächst der Entwickelungs- geschichte des Halteridium (Trypanosoma) noctuae (Celli und San Feiice) auch das Leukocytozoon (Spirochaeta) Ziemanni (Laveran) zum Ausgangspunkt seiner ursprünglich auf einer sehr breiten Basis in Angriff genommenen Trypanosomenstudien und machte sie zum Gegenstand jener allbekannten, grundlegenden und ideenreichen Trypauo- somenarbeit ^), die zunächst von den Nachuntersuchern mit Ausnahme von Ed. und Et. Sergent eine sofortige Bestätigung nicht finden konnte, worauf man unverzüglich über die ,,blauroten Phantasien" den Stab brach. Einzelne morphologische Fragen konnten erst 1909 E. Ber- liner und Rosenbusch bestätigen, im folgenden Jahre gelang es schließlich Martin Mayer*), die Entwickelung des Halteridium in den wesentlichsten und wichtigsten Punkten im Sinne von Schaudinn in vollkommen ein wandsfreier Weise darzulegen. Seine Untersuchungen können jetzt nach den gegebenen technischen Angaben von jedermann ohne sonderliche Mühe nachgeprüft werden. Außerdem hat Mayer eine Weiterentwickelung des Leukocytozoon in Culex pipiens und Stegomyia calopus beobachtet, und zwar sowohl die I3ildung der großen Ookineten als auch das spätere Auftreten von großen schlanken Flagellaten, die sich nach Art von Spirochäten vorwärts bewegten. Dem- nach blieb noch das Studium der wetzsteinförmigen Leukocytozoen im Wirbeltierblut übrig. Da eine Entwickelungsgeschichte der freibeweglichen Blut- trypanosomen trotz der ausgedehnten Untersuchungen von Koch, Kleine, Taute, D. Bruce u. a. noch immer von verschiedenen Seiten ange- zweifelt und das Vorhandensein eines Geschlechtsdimorphismus bei den Trypanosomen, den ich auch für Trypanosoma Lewisi 1904/05 behauptet habe, geleugnet wird, glaubte ich abermals zu dem Studium der Entwickelung des Ausgangsobjektes der Trypanosomenforschung, dem „Leukocytozoon", zurückkehren zu müssen. 1) Von einer Reise nach der Südsee und Niederländisch-Indien des A. Leber (Berlin) und S. v. Prowazek (Hamburg). 2) H. Ziem ann, lieber Malaria und andere Blutparasiten. Jena 1898. (Berl. klin. Wochenschr. 1902; Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 38. 1905. Heft 3.) 3) F. Schaudinn, Generations- und Wirts Wechsel bei Trypanosoma und Spirochaeta. (Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamt. Bd. 20. 1904. p.' 387.) 4) M. Mayer, Ueber die Entwickelung von Halteridium. (Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. 14. 1910; ausführliche Arbeit Arch. f. Protistenk. Bd. 21. 1911.) 270 Centralbl. f. Bakt. etc. T. Abt, Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Schüffner hat 1906 Leukocytozoen bei den Hühnern in Deli (Ost- küste Sumatras) beobachtet; C. Mathis und M. Leger ^) haben aus den Hühnern zwei Leukocytozoon -Arten, und zwar L. caulleryi mit einer Periodizität der Geschlechtsfornien, die 21—40 Tage beträgt, sowie L. sabrazesi, beschrieben. Auf die Systematik der Leukocytozoen gedenke ich an einer anderen Stelle nach Abschluß meiner Studien ein- zugehen. Im ganzen ist das Blut von etwa 30 Hühnern untersucht, von 14 Hühnern sind Ausstriche und Schnitte aus den inneren Organen angefertigt worden. Zur nächsten Orientierung über die gröbere Zellanatomie des Leuko- cytozoon sei hier auf die ursprünglichen schematischen Zeichnungen von Schaudinn verwiesen (Textfig. 1 a-c $ Formen, d, e (S Formen). ^ ^i Fig. 1. In den ruhenden Zellen kann man besonders bei den weiblichen Formen eine durch größere Avidität zum Giemsa- Farbstoff ausgezeich- nete abgeschlossene Zellpartie, die wir der Kürze wegen Entoso ma nennen wollen, nachweisen — es wird von dem wetzsteinförmigen Ectosoma, das seitlich einen sonderbaren, flachgedrückten Kern in sich birgt, umfaßt. Im Vogelorganismus kommt eine Agamogonie mit zwei Typen (Textfig. 2a— b, c), sowie eine Gamogonie vor. Die Agamogonie ist besonders in der Lunge, dann in der Milz, seltener im peripheren Blut beob- achtet worden. Die Aga- meten stimmen in allen wesentlichen Punkten mit den Formen überein, die G. Keysselitz und M. Mayer für ein Leuko- Fig. 2. 1) Mathis, C. et Leger, M., Leukocytozoon d. 1. poule. Päriodicitö des formes sexyes dans le sang. (Compt. rend. iSoc. Bioi. T. 67.) V. Prowazek, Geechlechtsdimorphismus der Trypanosomen. 271 cytozoon aus einem ostafrikanischen Perlhuhn (Guttera pucherani Hartl.) im Arch. f. Protistenk. Bd. 16. 1909 beschrieben haben; die Schil- derungen der jüngsten Formen von den beiden Autoren müßte hier ein- fach wortwörtlich wiedergegeben werden. Die kleinsten Agamonten treten in der Einzahl in oft lympho- cytenähnlichen Erythroblasten, deren Protoplasma sich noch blau färbt, auf. Bereits diese kleinen Formen höhlen den Kern der Wirts- zelle in höchst charakteristischer Weise aus und unterscheiden sich so wesentlich von den heranreifenden Agamonten des zweiten Typus, die sich dem Kern nur anlegen und ihn höchstens einbuchten (Textfig. 2c, Tafeltig. 3). Die Agamonten erster Art sind rundliche, selten ovale Plasmagebilde, die zentral mehrere zarte Chromatin- körnchen einschließen. Oft färbt sich ein Korn intensiver als die übrigen. Das Protoplasma des Parasiten nimmt in allen gut gefärbten Präparaten den Farbenton der weiblichen Zellen an, zuweilen liegt nicht weit vom Kern eine fetttropfenähnliche Granulation , die sonst nur in reifen weiblichen Gamonten angetroffen wird. Das Plasma der Wirtszelle, zumal w^enn es sich bereits in einem schmutziggrauen Häma- globinton fingiert, ist meist von verschieden großen Vakuolen durch- setzt, außerdem treten in ihm später unregelmäßige rote Gebilde von der Art der Malariatüpfelung auf; stellenweise färbt sich auch die Zellmembran rötlich. Besonders in der Lunge teilen sich diese Aga- monten in zwei, seltener drei oder vier Individuen, die aber jedesmal für sich den Kern aushöhlen. Es kommen auch Doppel- infektionen vor, in diesem Falle buchten die Parasiten den Wirtszellkern von verschiedenen Seiten aus. Natürlicherweise ist eine Doppel- infektion vielfach von einer späten Teilung nicht zu unterscheiden. Auffallend ist, daß nicht selten nur der eine Agamont neben seinem Kern ein blepharoblastartiges Gebilde führt. Beim weiteren Wachstum deformieren die Parasiten den Kern der Wirtszelle, die eine Vergrößerung erleidet, nicht unbedeutend, und zuweilen ist derselbe nach der einen Seite ausgezogen und gewellt (Textfig. 2b, Tafelfig. 2—5). Auch freie kleine Agamonten gelangten in Lungenausstrichen zur Be- obachtung; nicht selten besaßen sie neben dem Kern einen kleinen Nebenkern (Blepharoblast). Die späteren Agamonten des zweiten Typus sind keulenförmig gestaltet (Textfig. 2 c, Tafelfig. 3), führen einen bläschenförmigen Kern, in dem oft ein Karyosom sichtbar ist — vielfach liegt neben diesem Kern der oben erwähnte Nebenkern. Bis jetzt sind sie nur in der Einzahl beobachtet worden. Auch diese Formen treten frei außerhalb der Wirts- zellen auf. Sie dellen den Kern des auf 16—18 [x vergrößerten Erythro- cyten nur leicht ein. — Der Parasitismus der ersteren Agamonten ist von einer ganz be- sonderen, mir aus der Zellpathologie bis jetzt nicht bekannten Art — es kommt vor, daß der Agamont, der sich in den Wirtszellkern eine Höhle gegraben und ihn halbmondförmig umgestaltet hatte, sich von seinem Partner samt einem Kernteil und etwas Protoplasma der Wirtszelle entfern t,. sich abschnürt und in eine andere Zelle „ein- dringt"! Die Bilder sind außerordentlich überraschend, die wichtigsten Stadien stellen die Tafelfig. 2—5 dar, eine weitere, mit farbigen Ab- bildungen ausgestattete Arbeit soll noch weitere Belege bringen. Es handelt sich hier nicht etwa um seltene Vorkommnisse, vielmehr fand ich wiederholt in der Lunge die verschiedensten Zwischenstadien dieser eigenartigen Zerteilung der Wirtszelle durch ihren Parasiten. 272 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. In Fig. 2 kann es sich nicht etwa um eine Phagocytose handeln, da die Zelle vergrößert war und der Parasit den Kern, dessen Chro- matin klumpenförmig verändert wurde, ebenso eindellte und aushöhlte wie ein normaler Agomont. Auch war um den Agamonten keine phago- cytäre Vakuole ausgebildet. — Es liegt hier vermutlich ein Fall von parasitärer „Symbiose"^) vor, der es vielleicht erklärlich macht, warum das Hühnerleukocytozoon trotz reichlichsten Vorkommens im Blute im Gegensatz zu Proteoso ma und Halteridium so wenig oder gar nicht pathogen ist. Die Agamonten vergrößern die Wirts- zelle, höhlen den Kern, der Veränderungen unterliegt, aus, „agglome- rieren" mit ihm sehr innig und treiben durch ihre Vermehrung in manchen Fällen die Wirtszelle zu einer Art von Zerteilung, während sie in anderen Fällen dieselbe verlassen. Ja, es kann der Fall eintreten, daß sie samt dem ersten Kern in eine andere Zelle sekundär eindringen und sie in gleicher Weise beeinflussen. Bei der Betrachtung dieser Art von „symbiotischem" Parasitismus wird unwillkürlich die Erinnerung an ältere Annahmen von der para- sitären Ursache mancher Neoplasmen, die man seit längerer Zeit ver- lassen hatte, wachgerufen — warum soll es nicht auch kleinste Parasiten geben, die mit dem Plasma innig verschmelzen, die Zelle zur Wanderung und atypischen Teilung — zur Sietastasenbildung treiben? — Wie die Eule, so beherbergt auch das Huhn zwei Modifikationen eines großen , am freien Vorderende eigenartig skalpellförmig abge- stumpften Trypanosoma, dessen Periplast deutlich gerippt ist. Der Kern ist ziemlich groß, bläschenförmig und birgt im Innern ein mit Heidenhains Eisenhämatoxylin sehr intensiv sich färbendes Karyosom. Das Hinterende der Trypanosomenzelle ist meist tordiert und besitzt eine kellenförmige Vertiefung. Die am häufigsten auftretende Form (A) führt ein reservestoffreiches, dunkelblau färbbares Protoplasma mit einem deutlichen Bläschenkern. Die andere, viel seltenere Form (B) färbt sich mehr lichtblau, der Kern ist etwas aufgelockert. Teilungs- stadien sind niemals gefunden worden. Es kommen ferner besonders in Lungenausstrichen kleine Trypano- somen vom Typus A vor, und einmal wurde ein Trypanosoma, das nur die Länge eines roten Blutkörperchens besaß und dem Typus B an- gehörte, beobachtet. Das erwachsene Trypanosoma ist ungefähr, soweit ich es jetzt mit dem Okularmikrometer infolge der gedrehten Gestalt messen kann, ca. 43 [x lang. Die kleinen Formen färbten sich ebenso wie die erwachsenen Agamonten. Nicht immer konnten diese Trypano- somen im peripheren Blut gefunden werden. — In einigen Fällen wurde in der zarten Spitze des Trypanosoma ein kleines, rot färbbäres Korn beobachtet, mit dem sie sich an die Rotzellen anlegten. — Das Auftreten bzw. Fehlen der Trypanosomen im peripheren Blut- kreislauf der Hühner steht anscheinend in einem Parallelismus mit dem reichhaltigen Erscheinen der bekannten Leukocytozoen in der Blut- bahn, dem der Charakter einer gewissen Periodizität nicht abzusprechen ist. Bei einem Huhn, das in der Lunge eigenartige Längsteilungsstadien der Ruheformen beherbergte, ergab eine Parasitenzählung, die nach der für Hämatozoenstudien sehr zu empfehlenden Methode von Schüffner"^) vorgenommen wurde, folgende Resultate: 1) Zweckmäßiger wäre es, für diesen Vorgang einen neuen Namen zu schaffen. 2) Schuf fner, W., Einfache Färbting der Leukocyten in der Zählkammer mit Dif- ferenzierung der einzelnen Zellarten. (Münch. med. Wochenschr. Jahrg. 58. 1911. p. 1451.) V. Prowazek, Geschlechtsdimorphisraus der Trypanosomen. 273 Tag Leukocytozoonzahl pro com Trypanosomenzahl pro ccm 16. VIII. 3050 nicht gezählt 17. VIII. 2900 18. VIII. 2500 19. VIII. 2900 200 20. VIII. 4700 250 21. VIII. 5250 150 22. VIII. 6450 400 23. VIII. 5250 250 24. VIII. 4800 150 25. VIII. 4550 600 26. VIII. 5500 300 27. VIII. 5000 400 28. VIII. Getötet. Vermehru ng in der Lunge Hühner, bei denen Leukocytozoen von der bekannten Form angetroffen worden sind, hatten immer, wenn auch erst nach einer Durch- musterung von mehreren Ausstrichen, die zu verschiedenen Zeiten angefertigt worden sind, Trypanosomen im Blut oder in der Lunge. — In den Ruheformen (Gameten) des Leukocytozoon sind außer- dem folgende Differenzierungen beobachtet worden, die für einen Zu- sammenhang mit den Trypanosomen im Sinne von Schaudinn und Mayer sprechen würden: 1) Die weiblichen Leukocytozoen färben sich ebenso wie die Trypanosomen A. 2) Die ruhende erwachsene Leukocytozoonzelle besitzt, wie später auseinandergesetzt wird, eine analog strukturierte Membran wie der Trypanosomenperiplast. Vor der Befruchtung, sobald sich um das ab- gerundete Entosoma die Ectosomamembran abhebt, bemerkt man in dieser nach Giemsa rot färbbaren Hülle fast immer eine oft S-artig gekrümmte Linie (Faden der undulierenden Membranduplikatur?). 3) In der weiblichen Zelle kann man neben dem Hauptkern oft mehr oder minder nahe einen Nebenkern (Blepharoplast) nachweisen, der sich zuweilen dem Zentralkern so nähert, daß man annehmen muß, er verschwinde zeitweise in dessen Inneren. In Eisenhämatoxylinpräpa- raten haben die reifenden weiblichen Formen neben dem Karysom 1 bis 2 Nebenkerne, deren Teilprodukte sich oft der Membran stark nähern und hier anscheinend ausgestoßen werden. Ruheformen, die sich teilten, führten zuweilen in jedem Ectosomahorn ein analoges, gleichfalls sich teilendes Gebilde, das zweimal auch in einem beweglichen Try- panosoma gesehen wurde. Die reife weibliche Zelle, die in ihrer Hülle rotiert und mit Brillant- kresylblau rötlich färbbare Körnchen abstößt, besitzt neben dem Haupt- kern einen auch während des Lebens sichtbaren Nebenkern (Blepharo- plast). (Vgl. Beobachtungen von Ziem an n, Luhe und Hart mann.) 4) Uebergangsstadien der Trypanosomen zu Leukocytozoon haben nächst Schaudinn, Ziemann (Malaria- und andere Blutparasiten, Taf. III. Fig. 30 u. 31) und M. Mayer (Arch. f. Protistenk. Bd. 21. Taf, 23. Fig. 51) beobachtet. In den Lungenausstrichen habe ich sowohl noch vollkommen blau gefärbte Ruheformen gefunden als auch In- dividuen, die entweder nur das eine oder bereits beide Hörner rot tingiert besaßen. 5) In einzelnen Fällen wurden aus Leukocytozoon im hängen- den Tropfen unter täglicher, länger dauernder Kontrolle zumeist am dritten Tage Crithidienflagellaten, die sich noch vermehr- ten, bei Zimmertemperatur (26—29° C) gezüchtet. Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 3/4. 18 274 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62 Heft 3/4. Einer Oese parasitenhaltigen Blutes wurde eine Oese Peptonwasser auf einem entfetteten, in der Flamme sterilisierten Deckgläschen hinzu- gefügt, das Ganze mittels Pepton und Wachsumrandung auf einem hohlen Objektträger montiert und sofort genau am verschiebbaren Kreuz- tisch nach eventuellen freien Trypanosomen durchsucht. Zur weiteren Beobachtung wurden nur leukocytozoonhaltige, trypanosomenfreie Prä- parate zurückbehalten. Nicht alle Deckglaskulturen lieferten die er- wähnten Flagellatenformen, da die Ruhestadien entweder zu reif waren oder sich selbst im Ruhezustand wie in der Lunge vermehrten. 6) Schließlich sprechen folgende direkte, allerdings nicht lückenlose Beobachtungen für die oben angedeutete Annahme. Wiederholt wurden Trypanosomen gesehen, die sich mit ihrem Hinterende an Erythroblasten oder junge Blutkörperchen anlegten, und in einem Falle umfaßte Fig. 3. a—f verschiedene ßewegungsstadien, / 5 Uhr 30 Min. abends, g nach 24 Std. (nur diese Figur mit Zeichenapparat gez., Okul. 8). — a — g dasselbe Individuum, h Trypanosoma Blutkörper umfassend. ein Trypanosoma ein Blutkörperchen, wobei eine Periplastfibrille abgelöst wurde und peitschenförmig herumflatterte (Textfig. 3 h). — Ein- mal beobachtete ich in einem Präparat aus einem Lungenausstrich eine langsam bewegliche Form, etwa vom Typus der „kurz geißeligen" Trypanosomen, die sehr verbreitert war und sich an einen Erythro- blasten, der bereits Hämoglobin enthielt, anlegte. Die einzelnen Be- wegungsphasen wurden in der Fig. 3 a—f skizziert; nach 24 Stunden war die Zelle abgestorben, hatte anscheinend bereits den Kern der Rot- zelle, der halbmondförmig zusammengepreßt war, ,,auf genommen". Unter dem Periplast war auch eine Restschichte vom vereinnahmten Hämoglobin feststellbar (Fig. 3 g). Leider vollzog sich gerade dieser Vorgang zur Nachtzeit und wurde nicht beobachtet. Auf Grund aller dieser Tatsachen muß man für das Leukocyto- zoon der Hühner in Sumatra die Bezeichnung „Leukocy tozoon'' fallen lassen und vorläufig den Namen „Trypanosoma" akzep- V. Prowazek, Geschlechtsdiraorphismus der Trypanosomen. 275 tieren. Es ist eine Trypanosomenzelle mit einer intracellulären Agamo- gonie, die durch bewegliche Stadien mit gametogenen Ruheformen verknüpft ist, die bereits eine sexuelle Differenzierung besitzen und nach der Reifung einer Befruchtung von dem Typus Proteosoma -Ma- laria—Halteridiu m unterliegen. Das Leukocjtozoon ist kein Leukocytozoon, das in Leukocyten lebt, vielmehr wahrschein- lich nur größtenteils Erythrocytkerne aufnimmt. - Schreiten wir nun zur Betrachtung der altbekannten Ruheformen vom 9- und d"-Typus, die heranreifend sich immer mehr in ein Ecto- soma und Entosoma trennen. Eine genaue Untersuchung belehrt uns, daß beide Zellbestandteile, so heterogen sie anfangs erscheinen, mit großer Wahrscheinlich - keit doch zu einer Zelle gehören. Von den mannigfachen Gründen mögen hier nur die wichtigsten angeführt werden : 1) Die Entwickelungsgeschichte dieser Formen zeigt, daß sie ur- sprünglich noch die Trypanosomengestalt haben, sich blau wie eine Trypanosomenzelle färben, und daß ihr Protoplasma die später so different aussehenden Ectosomaspitzen noch ausfüllt, ja in ihnen die mit Sudan gelbrot färbbare Fettgranula produziert. Nicht selten stößt man bei der Durchmusterung der Präparate auf Uebergangsstadien, die noch ein blau färbbares Hörn besitzen, während die andere Ectosoma- spitze sich bereits rot tingiert. Besonders bei den sich teilenden Ruhe- formen findet man in jedem Ectosomahorn ein blepharoplastartiges Gebilde (Textfig. a, c) (Photogramm 10 u. 12). 2) Verschiedenen Reagentien (Säuren, Alkali, Saponin und Galle), sowie sogenannten Vitalfarbstoffen (Brillantkresylblau, Methylenblau, Neutralrot, sowie 5-proz. Methylenblau -\- 5-proz. Neutralrot) gegenüber verhalten sich die fraglichen Leu kocyto zoon -Zellen anders als die Metazoonzellen. Bei Zusatz einer Oese von 1 Proz. Natrium bicarbonicum zu dem nativen Präparat werden die Ectosomaspitzen zickzackartig in sich zusammenschrumpfend oft mit einer derartigen Kraft eingezogen, daß die eine Seite des abgeflachten seitlichen Kernes gefaltet wird. Im trockenen Ausstrich färben sich dann die Pole der Zelle mit Giemsas Eosinazur lebhaft rot. Durch Gallezusatz werden die Rotzellen unter „Agglomeration" der Kerne etwas früher aufgelöst^) als die Ga- monten, in denen die Granulationen nur frühzeitig in dem gelösten Entoplasma agglomerieren, während der Periplast als eine Art von Zell- schatten längere Zeit erhalten bleibt. Noch deutlicher werden die Unterschiede zwischen Rotzellen und dem Leukocytozoonectosoma bei Zusatz von Saponin, das die Rotzellen früher auflöst, während das Ectosoma sich etwas streckt und sehr deut- lich wird. Die Zellen quellen nicht auf, noch blähen sie sich in irgend- einer Art, vielmehr bewahren sie ihre wetzsteinförmige Gestalt, voraus- gesetzt, daß sie nicht überreif sind und vor der Befruchtung stehen. Infolge der inneren Entspannung werden sie zuweilen sehr lang, 94—107//. 3) Nach einer intensiven Giem sa-Färbung färben sich vielfach an den Spitzen des Ectosoma zarte „Kappenleisten" oder Verdickungen rot, eine Struktur, die an den Endothelzellen etc. nicht vorkommt. In einigen Fällen konnte sowohl am lebenden als auch am fixierten Objekt, stellenweise besonders an den Ectosomaspitzen, eine Leiste oder Linie beobachtet werden, die nach den früheren Ausführungen vermutlich dem 1) Durch Tuschezusatz kann man allerdings noch für eine Zeitlang die leere Zell- membran als zarte Kontur darstellen. 18* 276 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Randfaden der verbreiterten undulierenden Membran duplikatur des Try- panosoma gleichzusetzen ist. Vielleicht entspricht die von Dutton, Todd und Tobey beobachtete „line" des Leukocytozoon dieser Differenzierung. Allerdings können Anhänger der Erythrocytentheorie hier den Einwand erheben, daß die Erythrocyten der Vögel im normalen lebenden Zu- stand von der Seite betrachtet überhaupt wetzsteinförmig^) gestaltet sind, und daß die erwähnten Strukturen dem Randfaden derselben entsprechen. 4) Nach einer nicht zu lange dauernden Vorbehandlung mit Saponin und nachfolgender Löffl er -Färbung kann man an der Ectosomen- membran der Länge nach eine zarte Membrans treifun g feststellen, die in dieser Art Metazoenzellen nicht besitzen. An geeigneten, nach Giern sa oder mit Heidenhains Eisenhämatoxylin gefärbten Zellen löst sich die ganze Oberflächenstruktur in jene komplizierten Felderungen auf, die den Membranstrukturen vieler Protozoen entsprechen, und deren Natur zuerst Bütschli enthüllt hatte. 5) In nativen Lungenausstrichen wurde einige Male eine zuckende kontraktorische Bewegung der Polhörner beobachtet. 6) Im Dunkelfeld (Reicherts Dunkelfeldapparat) erscheint die Membran der roten Blutkörperchen deutlich goldgelbglänzend, während die Leukocytozoen eine bläulich-weiße Membran besitzen und etwa so wie absterbende Surratrypanosomen aussehen — die Kerne sind nicht sichtbar, dagegen kommt der Granulation ein lebhafter Eigenglanz zu. Es wäre sehr wünschenswert, daß systematische Dunkelfelduntersuchungen in diesem Sinne angestellt würden, vielleicht wäre man dann in der Lage, auf das Wärmeleitungsvermögen der Protoplasmen einen Schluß zu ziehen, da der Glanz als Totalreflexion des Lichtes von der feinsten Struktur der Oberfläche der Substanz abhängig ist. 7) In der Lunge, seltener im peripheren Kreislauf, sind sog. „Längs- teilungsstadien" der Gamonten wiederholt beobachtet worden, wobei sich die Spitzen des Ectosoma nicht selten zuerst teilten. Derartige Bilder sind besonders in Präparaten , die mit Saponin behandeltem Material entstammten, und die dann nach Löffl er gefärbt wurden, gesehen worden. Ich kann mich zunächst nicht mit der Idee befreunden, daß Metazoen- zellen, die unter dem Einfluß einer parasitären „Symbiose" stehen, sich unter dem Bilde einer Protozoenlängsteilung „vermehren" würden (Textfig. 4 u. 5). Es kommen allerdings auch Bilder vor, die man mit Sambon, Wenyon u. a. als Doppelinfektionen (Textfig. 4 c, h) deuten kann, andererseits habe ich aber in feucht fixierten Präparaten innige Zusammenhänge des Entosoma (Fig. 4 a), das auf gewissen Vorstadien nur einen Kern besaß, gesehen, sowie Zellen mit so charakteristischen freien vier Ectosomaspitzen (Fig. 4 f), die schwerlich auf eine Doppel- infektion zurückzuführen wären. Einmal gelangte auch ein Teilungs- stadium mit einer $-Zelle, zwei d-Zellen und zwei Erythrocytenkernen zur Beobachtung. Der Versuch, alle diese Stadien als Doppelinfektionen zu erklären, steht auch im Widerspruch zu der sich steigernden enormen Ueberschwemmung des Blutes durch Gamonten, die zuweilen ein Huhn allein besitzt, auch müßte man dann häufig Zwischen- st adieu finden, was nicht der Fall ist. 1) Venzlaff, üeber die Form der roten Blutkörperchen der Vögel etc. (Zoolog. Alizeig. Bd. 38. 1911. No. 5/6.) V. Prowazek, Geschlechtsdimorphismus der Trypanosomen. 277 Die ganze Diskussion, die schließlich dahin geht, ob das Ectosoma noch Wirtszelle oder Parasit ist, wird aber gegenstandslos, falls man sich die „Symbiose" bis zu einer totalen Durchdringung oder Ver- Ery^h^ozy^e^ke^n 9 Form d Form Fig. 4. a—e nach Eisenhämatoxylin, / vital gefärbt, (j — l Giemsaausstriche. Zeichen apparat, OkuI. 6. einigung beider Zellen erweitert denkt, wie es auch Ziemann ursprünglich angedeutet und Doflein bei einer Besprechung der Ansichten Schaudinns in seinem Proto- zoenwerk teilweise ausgeführt hatte. Warum ich nicht sogleich diesen Standpunkt ein- genommen habe, zumal er bei der Be- sprechung der Agamonten teilweise akzep- tiert wurde, geht aus den oben punktweise angeführten Gründen hervor — sie beziehen sich wesentlich auf die sogenannte, ,Periplast- struktur" des Ectosoma, die mir zunächst von einer Metazoenzelle nicht bekannt ist. Auch kann ich mich jetzt noch nicht mit der Vorstellung vertraut machen, daß Fig. 5. eine Metazoenzelle unter dem Einfluß einer Protozoennoxe in zwei, drei bis vier so enorm lange Spitzen auswachsen sollte, Spitzen, die terminal sogar auf fasern können (Löffl er -Präparat). Auf eine weitere Diskussion der möglichen Deutungen möchte ich hier nicht eingehen, da jede Deutung als ökonomisch-ästhetische Zuordnung in ein Gedankenschema schließlich nur zeitlich richtig ist: es sei nur auf diese Schwierigkeiten der Auf- 278 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. Ü2. Heft .^/4. fassung verwiesen, allein weitere vergleichende Leukocytozoonstudien an geeigneteren Objekten können die Frage endgültig lösen. — Der eigentümliche, seitlich zusammengedrückte Kern des Parasiten, der dem Beobachter zunächst als dunkel gefärbtes Gebilde auffällt, ist sicher als ein Metazoenkern aufzufassen, der in dem einen Fall von dem beweglichen Trypanosoma aufgenommen, im Sinne der anderen Deutung den letzten Rest der Metazoenzelle, in die ein Try- panosoma eingedrungen ist und sie ganz ausfüllte, darstellt. Für diese Auffassung können hauptsächlich folgende Gründe namhaft gemacht werden : 1) Verstreicht man mittels eines Glasstabes einen kleinen Tropfen einer 5-proz. Methylenblau + 5-proz. Neutralrot-Lösung in NaCl dünn bis zum Eintrocknen über die Objektträgerfläche und setzt sodann einen Tropfen parasitenhaltigen Blutes hinzu, so färbt sich unter den bekannten Bedingungen der Vitalfärbungen der fragliche Kern nach einiger Zeit dunkelviolett im Gegensatz zu dem undeutlichen, bläschenförmig werdenden Protozoenkern in derselben Weise wie der Kern eines jungen Erythro- cyten oder Erythroblasten. Die Kerne der reifen Erythrocyten nehmen eine mehr rötliche Färbung an. Auch Trockenausstriche, die in Alkohol absolutus fixiert wurden, kann man ähnlich färben. Vitalfarbstoffen gegenüber verhält sich der Kern anders als der Protozoenkern. In Hämatoxylin- und Eisenhämatoxylinpräparaten weist er eine Metazoenstruktur auf, d. h. er besitzt einen, seltener zwei nukleolenartige Einschlüsse und eine chromatische N etzs truk tu r, die an der Parasitenseite verdichtet ist. 2) Bei der oben erwähnten „Län gsteilung" der Gesamtzelle legt er ein mehr passives Verhalten an den Tag und wird erst sekundär von der Schnürfurche der Protozoenzelle durchtrennt. Er kann aber, trotzdem er bei der Reifung und Befruchtung der Geschlechtszellen des Leukocytozoon wie ein fremdes Gebilde behandelt und als Fremd- körper abgestoßen wird, kein vollkommen abgestorbenes „Zell- derivat" einer Metazoenzelle sein, da bei den periodisch erfolgenden, immer- hin zahlreichen Längsteilungen des Leukocytozoon die Seitenkerne bald größer, bald kleiner sein müßten, was durchaus nicht den Tatsachen entspricht. Dem rätselhaften fremden Kern in der Protisten- zelle muß demnach doch ein gewisses Eigenwachstum zukommen. 3) In einzelnen Fällen unterlag der Metazoenkern einer Karyorrhexis, ohne daß das Entosoma des Parasiten dabei eine Schädigung aufzu- weisen hatte; ebenso konnte sich der Kern zur Längsachse des ganzen Gebildes der Quere nach selbständig teilen und so eine bedingte Un- abhängigkeit dartun. (Vgl. auch Photogramm 16.) Kehren wir nach dieser kritischen Auseinandersetzung zu der Be- trachtung des weiteren Entwickelungskreislaufes des Parasiten in seinem Wirt zurück. Die erwachsenen Gamonten, die durch bewegliche Zwischen- stadien mit den zwei Agamontentypen in Zusammenhang stehen, unter- liegen längere Zeit einer Vermehrung, die als Längsteilung gedeutet wurde, und die für die Trypanosomennatur des Parasiten spricht. Auch die Agamonten entstammten nicht einer malaria-proteosomaähnlichen Schizogonie, die bereits Mayer und Wenyon vergebens gesucht hatten, sondern teilten sich meist in zwei, seltener in drei, am allerseltensten in vier Individuen. Die Photogramme 8 — 17 beziehen sich auf diese Phase der Ga- mogonie. Auf diese Weise vermehren sich sowohl die weiblichen als auch seltener die männlichen Formen. In einigen Fällen konnte aber eine Teilung festgestellt werden, deren Produkte nicht gleichwertig V. Prowazek, Geschlechtsdimorphismus der Trypanosomen. 279 waren, vielmehr besaß der eine Partner männliche, der andere weib - liehe Charaktere (Photogramm 10, 11, 13, 15). Die weibliche Zelle färbte sich nach Giern sa dunkelblau und hatte einen bläschenförmigen Kern, in ihrem Plasma waren überall die fettartigen Tröpfchen (alkohol- löslich, mit Sudan färbbar) zerstreut. Die männliche Zelle färbte sich blaßblau und führte einen unregelmäßigen, zerteilten Kern (Photogramm 13 u. 15). Beide Zellpartner besaßen bei der sehr langsam verlaufenden, nicht zu Ende verfolgten Teilung, bei der nur einmal die Ectosoma- spitzen sich in Falten kontraktorisch zusammenlegten und sich sodann wieder streckten, einen verschiedenen Stoffwechsel, wie Vitalfärbungen mit dem Neutralrot-Methylenblaugemisch bewiesen haben. Die weibliche Zelle färbte sich in diesem Falle dunkelblau, während der männliche Parasit auf einem Stadium eine rotbläuliche Färbung mit aller Deutlich- keit annahm; die Farbendiiferenzen sind nur während einer kurzen Phase der Färbung festzustellen, und es ist dazu ein andauerndes Verfolgen des stufenweise eintretenden Farbeneffektes notwendig. Da einige dieser Teilungsstadien mit großer Wahrscheinlichkeit auf einer Stufe der Reduktion stehende Individuen (Textfig. 4 b, c, i) betroften haben, so könnte dieses Teilungsphänomen für eine mit der Zell- reduktion etwa im früheren W eism an n sehen Sinne in Zusammenhang stehende Geschlechtsdifferenzierung sprechen. Die erwähnten Stadien scheinen mir aber ein Beweis für die ur- sprüngliche Auffassung der gynandrischen Natur der Trypanosomen- zelle zu sein , aus der weibliche und männliche Formen nach ent- sprechenden Veränderungen hervorgehen können, und sprechen für die Anschauungen, die in der mehrfach angefochtenen Herpetomonas- Arbeit und später im Archiv f. Protistenkunde 1907 über Sexualität der Protozoen niedergelegt worden sind. — In Eisenhämatoxylinpräparaten wurde außerdem beobachtet, daß das Karyosom des weiblichen Kernes vor der Reifung eine winzige Spindel von der Art des Plasmodiophora- Kernes bildet. Auch das Karyosom des männlichen unterliegt zunächst ähnlichen Veränderungen, dann löst sich das Chromatin in Form einer langgestreckten „Spindel" auf, in deren Verlauf schließlich 8 undeutliche Doppelkörner auftreten — die Formbildner der Mikrogameten. Die Geißelung derselben findet in der bekannten Weise statt. Auch eine Parthenogenese scheint hier wie beim Halte ridium vor- zukommen ; über die feineren Kernteilungsbilder konnte ich wegen der schlechten Chromatinfärbbarkeit keine richtige Vor- stellung gewinnen. Die abgerundeten Weibchen teilen sich in zwei Teile, die den Erythrcytkern in der- selben Weise wie die großen Agamonten, von denen sie zuweilen schwer zu unterscheiden sind, verzerren (Textfig. 6). Der Entwickelungskreis des „Huhnleukocytozoon" im Vogelorganismus stellt sich nach den bisherigen Ergebnissen demnach folgendermaßen dar: a) Agamo- gonie von zwei Typen; Agamonten verlassen Fig. 6. zuweilen entweder die Wirtszelle oder wandern mit einem Teil derselben noch herum und dringen in andere Zellen ein. Die Agamonten höhlen den Wirtskern aus. b) Freie Formen, die kleine Trypanosomen darstellen ; c) große Trypanosomen ; d) Gamogonie. Parthenogenese (?). — Bei den „freien" Trypanosomen entfallen größtenteils die geschlecht- 280 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. liehen, „symbiontischen" Formen, und sie beschränken sich auf die freien agamen Stadien, weshalb die bisexuelle Entwickelung wie bei den para- sitischen Bodo, Trichomonas, Lamblia, Entamoeba so selten erfolgt. Dafür treten später andere Regulationen, wie Autogamien, Parthenogenesen, Etheogenesen etc., ein, die allerdings jetzt mit Vor- liebe als „Degenerations"- und Depressionsstadien der Zellen erklärt werden. Es ist aber fraglich, ob es überhaupt so viele und so rasch aus dem Zelleben allein periodisch hervorgehende Depressionen gibt [Küster^), P. Enriques-)], oder ob sie nicht vielmehr auf die Rech- nung der „Stoffwechselprodukte" eines beengten KulturmiUeus zu setzen sind. Auf die Bedeutung der verschiedenen Verjüngungsarten der Orga- nismen hat E. Schultz 3) 1908 aufmerksam gemacht. — Bezüglich der vom Standpunkt der Entwickelungsphysiologie und Zellbiologie vielfach diskutierten Massenverhältnisse zwischen Kern und Zellplasma ergeben sich auch aus der Unter- suchung der Leukocytozoon- Biologie einige Gesichtspunkte, Auf Grund der eingehenden allbekannten Untersuchungen von R. Hertwig und Boveri wissen wir, daß die Chromosomenzahl (Ch) einerseits dem Zellvolumen (Vz), andererseits der Kernoberfläche (Fk) proportional ist. Sind k und k^ die entsprechenden Konstanten, so gelangen wir zu den Kernplasmagleichungen Ch =- Vz k und Ch = Fk k. oder Vz _ kj^ Fk "" k Bei den am häufigsten und am längsten im Hühnerorganismus vor- kommenden Leukocy tozoon-Formen, den Gamonten, ist in beiden Formen Vz ziemlich gleich; der Radius der weiblichen Zelle, auf eine Kugel reduziert, beträgt 4,9 — 5,3 ^u, ebenso groß war er durch- schnittlich bei den männlichen Zellen. Vz, auf r = 5 /< gerechnet, beträgt 523,3 für beide Zellen. Dagegen ist der Radius des Kernes^) der weiblichen Zelle gleich 1,81 — 2,06 u, der Kernradius der männlichen Zelle 3,3 u. Der rechnerischen Bequemlichkeit wegen nehmen wir r des weiblichen Kernes = 2 /<, des männlichen Kernes = 3 /< an. Fk des weiblichen Zellkernes = 50,24 und Fk des männlichen Zellkernes = 112,04. Vz 523 3 Die Kernplasmarelation für die weibliche Zelle = ^ = ^ ' , für die männliche Zelle = ' . 1. X ^ Der verteilte Kern der männlichen Zelle mit seiner staubförmigen Chromatinverteilung besitzt fast eine doppelt so große Kernoberfläche, als die weibliche Zelle bei gleichem Vz, ohne daß beide zunächst verschiedenen Regulationen anheimfallen würden — beide Zellen „teilen" sich höchstens der Länge nach. Vielleicht unterliegen die lang ausgezogenen spiralig flachen Zellformen noch anderen Kernplasmarelationsgesetzen als die nahezu runden oder sphärischen Zellen. In diesem Sinne sei hier zunächst darauf hingewiesen, daß 1) Küster, E., Vorträge und Aufsätze über Entwickelungsmethodik der Organismen. Beft 6. 1909. p. 14. 2) Enriques, P., Arch. f. Protistenk. Bd. 9. 1907. p. 195. 3) Schultz, E., Ueber umkehrbare Entwickelungsprozesse. (Vorträge und Auf- sätze über Entwickelungsmechanismus der Organismen. Leipzig [Engelmann] 1908.) 4) Die Abrundung der Kerne wurde durch Wasserzusatz erzielt; es liegen also den Berechnungen nicht die „natürlichen" Verhältnisse zuCTunde, da aber der Fehler überall gleich vorkommt, kann er als solcher eliminiert werden. V. Prowazek, Geachlechtadimorphismus der Trypanosomen. 281 Trypanosomen mit einem ungefähr gleich großen Kern (2 r = 3,3 \l) oft verschiedene Zelldimensionen besitzen können, z. B.: „Hühnerleukocytozoon" (Gamont) 57,8 ,u lang, 5 — 6 ;j. breit, Kern (2 r) ^ 3,3 ji. Trypanosoma svnodontisA: 41 (x lang, 1 u. breit, Kern (2r) = 3 .a. B: 41 |j. „ 2,5 PL „ „ (2r) = 3,5 ,a. „ „ Cc:40!J. „ 2,5 m- ,, ., (2r) = 3u. „ minasense (n. Carini): 30—35 |jl lang, 4—6 ii breit. Kern 4 : 2 .■j.. — Aus früheren Untersuchungen über das Protozoenplasma geht hervor, daß es eine Flüssigkeit ist, die, den Gesetzen der Hydrodynamik folgend, eine Kugel- oder Tropfengestalt annehmen muß, die aber unter dem Zwange von polaren, zentrodesmischen Kräften besonderer formen - gebender Fibrillen und des Randfadens aufgegeben und mit ver- schiedenen im Räume gerichteten Begrenzungswerten ausgestattet wird. Wie früher mitgeteilt wurde, ist der Randfaden für ein jedes bewegliche Trypanosoma gleichsam „zu lang" und faltet, in die Try panosoma- zelle des Huhnes eingespannt, diese regelmäßig in 7 — 8 Wellen, dagegen verleiht er, einmal gestreckt, dem Trypanosoma die lange, doppelt zugespitzte Gestalt. Das Trypanosoma ist etwa 43 |i lang, die Ruhe- form beträgt 44,6 — 66 [x, die meisten Formen ^) sind 57,8 [i lang. Das Fibrillengitter der Trypanosoma- Zelle steht unter der Aegide der Morphe, durch die die Protoplasmaflüssigkeit nach V. Goldschmid t -') in eine orientierte Flüssigkeit vom Charakter eines spindelig gleitenden Systems umgewandelt wird. Die polare Vektorialkraft der Morphe hat infolgedessen einen Zentral- druck des Protoplasmas nach der folgenden Formel zu überwinden: p = —^— -, wobei Oa die Oberflächenspannung des Wassers oder des Darminhaltes der Mücke ist, in dem sich die Ruheform abrundet, und Oe die Oberflächenspannung des Protoplasmas = Eiweiß darstellt : 2(0,082—0,059) 0,046 ^^,q, ,, , p = ^ — Tq~ ^^ l.'W ^ 0'^94 Atmosph. Durch die Morphe wird auch der Kern der Rotzelle, der durch- schnittlich ca. 3,8 [1 lang ist, in der weiblichen Zelle zu 5,8 [i, in der männlichen Zelle zuweilen auf 7,4 jx flachgedrückt und bei reifen weib- lichen Zellen infolge der Zusamraenziehung oft in einen Ring umgewan- delt, er wird dann 31,08 \l lang (1 = 2rx = 9,9 X 3,14). - Die Fülle von morphologischen Formen selbst innerhalb eines so beengten Kreises, wie es die Trypanosomen sind, fordert kategorisch nach einem durchsichtigen, einfachen Ausdruck, den wir in der Tat auf Grund von unseren bisherigen Beobachtungen gewinnen können. Bringt man die morphogenetisch gerichtete Zellflüssigkeit auf ihre Ausgangsform, eine volumgleiche Kugel zurück, so drückt in befriedigender Weise das Verhältnis der größten von der Morphe diktierten Begrenzungs- distanzen (Vm) zu dem Radius dieser Kugel (Vt) eine relative Morphe- konstante (Km) aus. Die Zellflüssigkeit wird je nach der Art auf eine volumgleiche Kugel durch Zusätze von passenden Reagentien (Alkali) oder Wasser reduziert — bei unserem Organismus runden sich die reifen Zellen auch im Präparat 1) Wurde stets nach lebenden Objekten gemessen; die Messungen sind natür- lich von der Auffassung, ob die Polhömer zum Trypanosoma gehören oder nicht, abhängig — im letzteren Falle sind die Parasiten kleiner und die Rechnungen ergeben andere Resultate. 2) Gold Schmidt, V., Ueber das Wesen der Kristalle. (Annal. d. Naturphiloc ßd. 9. 1910.) 282 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. nach einiger Zeit von selbst ab, eventuell kann man den Vorgang durch Wasserzusätze beschleunigen. Nach je 100 Messungen beträgt im Durch- schnitt die „Leukocytozoonzelle" 57,8 [i in der Länge, r des Zelltropfens. = 4,9—5,3 {X, Vm = 57,8 : 2 ^ _Vm 28,9 29 -„ Surratrypanosomen (Sumatra) sind während des Lebens 19 {i, gestreckt und fixiert 24 {i lang, der Plasmatropfen (durch Natriumbikarb. 1-proz. 9 5q2) Zusatz) im Durchmesser 5 [a. Km = — ^^ := 3,8 (4,8). — Sobald dereinst eine größere museale Sammlung derart festgehaltener Morphephysiognomieen angelegt sein wird, werden wir vielleicht in der Lage sein, die Promorphologie der Trypanosomenarten tatsächlich zu „be- schreiben" und ihre Genese zu „verstehen", zumal wenn noch die anzu- stellenden Untersuchungen über verschiedene Reaktionsgeschwin- digkeiten und Zellgrößen bei kalt-, warmblütigen und winter- schlafenden Wirtstieren (van't Hoffs Regel), sowie über die Geltung des Quetel et sehen Gesetzes, die Variation und Resistenz, wie si& durch die wichtigen Untersuchungen von Ehrlich, Morgenroth^ Halberstädter, Rosenthal und R. Neumann angebahnt worden sind, ihre Berücksichtigung finden. Die ausführliche Arbeit soll im Archiv für Protistenkunde erscheinen^ wo auch die Literatur, die mir jetzt nicht vollständig zugänglich ist, berücksichtigt wird. Den Herren Dr. W. Schüffner und Dr. W. A. Kuenen spreche ich für mannigfache Anregungen, sowie Herrn Schüffner für das reichhaltige Material und die Herstellung der Mikro- photographieen meinen Dank aus. Tg. Morawa, Oktober 1911. Nachtrag: Nach Ablieferung der Arbeit sind folgende Arbeiten mir in Sumatra bereits bekannt geworden : 1) de Haan, J., Protozoen in het bloed von Kippen. (Geneeskundig Tijdschr. v. Nederl. Indie. 1911. No. 51.) 2) Gardamatis, L., Haemamoeba Zimmermanni etc. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 60. 1911. Heft 3/4). In Europa (Januar 1912) erhielt ich Mathis, C. et Leger, A. M., Recherches de Parasitologie et de Pathologie hum. et animal. ä Tonkin. 1911. Die Resultate dieser Arbeiten stimmen miteinander vielfach über- ein, wenn auch die Deutung verschieden ist. Tafelerklärnng'. Fig. 1 — 5. Agamogonieausstriche. G i e m s a - P^ärbuDg. Fig. 1. Zwei Agaruonten, den Kern eindellend. Fig. 2. Drei Agamonten, von denen einer die Wirtszelle zerteilt und mit einem Kernanteil sich frei macht. Fig. 3. Ein Agamont ist samt einem Erythroblastkern sekundär in eine zweite Zelle eingedrungen; unten ein Agamont zweiter Art, oben ein reifer abgerundeter Mikrogametocyt. Fig. 4 und 5. Alte, sich teilende Agamonten. Fig. 6. Junger Gametocyt mit Periplaststruktur ; noch keine Sonderung in Ecto- und Entosoma. Feuchtes Präparat. Eisenhämatoxylin. Fig. 7. Aelterer Gametocyt, rechts bereits ein rot gefärbtes Ectosomahorn diffe- renziert. G i e m s a - Färbung. Fig. 8 — 17. Gamogonie. Verschiedene Vermehrungsstadien. G i e m s a - Färbung.. Fig. 10, 11, 13, 15 je eine weibliche und männliche ZeUe.. Centralblatt für Bakteriologie Abt. L Orig. Bd. 62. *• • ^ $ # #.. • • ••^. % •-#* ^ Fig. 1. Flg. 3. Fie. 2. Fig. 4. 1 Fig. 5. Fig. (3. Verlag von Gustav Fisclier in Jeua. V. Prowazek, Geschlechtsdimorph ismus ehr Trypanosomen. Taf. I. Fig. % ^* • # Fig. 9. Fiff. 8. Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. CmtralblaU für Baktcrioloyie Abt. I. Oriij. Bd. (i2. V. Proivazek, Geschlechtsdimorphismus der Trypanosomen. Taf. II. M • Ä Fiir. 13. Fig. 14. Fis. 15. -*:\ I « Fiir. 16. Fitr. 17. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Yakituoff et Stolnikoff, Un b^moparasite nouveau des chauves-BOuris. 283 Fig. 8, 9, 14, 17 weibliche Zellen. Fig. 12, 16 männliche Zellen. Fig. 12, 10 und 8 in den Ectosomaspitzen eigen- artige blepharoblastähnliche Körper. Fig. l.ö. Die Gametocyten sind nahezu reif und haben sich bereits abgerundet. In Fig. l(i nahm der Erythrocytkern nicht an der Teilung teil. Letzte Stadien der Teilung bringt Textfig. 5 und Tafelfig. 17 zur An- schauung. Fig. 1—5, 8—12, 16—16 Oelimmersion 1 : 12. Projektionsokular No. 2. Balg- länge ca. 1000. Fig. 6, 7, 13—15 Apochromat 2 mm. Projektionsokular 2. Balglänge ca. 1000. Nachdruck verboten. Un hemoparasite nouveau des chauves-souris. Par W. L. Yakimoff (St. Petersbourg), W. J. Stolnikoff (Tourkestan) et Nina Kohl-Yakimoff (St. Petersbourg). Avec 1 planche. I. Od sait que A, Dionisi trouva, en 1898, trois parasites endo- globulaires dans les sang des chauves-souris: Polychromophilus murinus, Polychromophilus melaniferus (parasites ä pigment) et Achromaticus vesperuginis (parasite sans pigment). En 1907, Vassal signala chez une chauve-souris de l'Annam V esper ugo abramus, un parasite nouveau qu'il appella mono- s 0 m a et qui n'est probablement qu'une variete de Polychromophilus melaniferus. Les recherches de Dionisi ont ete confirmees par plusieurs auteurs. Berestneff, Galli- Valerio, Kisskalt, Gonder, Neu- mann et nous-memes avons pu retrouver A Chromat icus vesperu- ginis; Bowhil etSchingarewa ont observe Polychromophilus murinus. En 1908, Tun de nous a fait, dans le Tourkestan. des frottis avec le sang peripherique de plus de 50 chauves-souris, dont l'espece mal- heureusement, n'a pu etre determinee sur place. Deux chauves-souris etaint parasites. L'une d'entre elles avait dans les sang 1' Achro- maticus vesperuginis et l'autre avait un parasite nouveau qui n'a pas ete decrit jusqu'ici. Les parasites se trouvaient tantöt dans les hematies, tantöt libres dans le plasma sanguin. Les parasites endoglobulaires etaient au nombre de 2, 3, 4 et 5 et de forme variable: soit ronde (fig. 1, 2, 3, 4, 5, 10), soit ovale (fig. 8, 9, 11, 14), et se rapprochant alors plus ou moins de l'aspect piriforme (fig. 7, 15, 19), soit amoeboide (fig. 16, 21, 22, 23). Les dimensions des formes rondes ötaient de 1 — 3 /.i ; des formes ovales, de 2,5 ä 5 ;« X 1,4—4 .« ; les formes en poire avaient 2—3 /< X 1,3 |« ; le formes amoeboüdes pouvaient avoir jusqu'ä 5 //. Dans ce dernier cas, le parasite occupait presque toute l'hematie, dont la grandeur etait de de 5 — 7 /LI. En consequence, on ne voyait autour du parasite que tres peu de Protoplasma globulaire. Les parasites extra-cellulaires avaient la plupart du temps l'aspect amoeboide (fig. 24, 25, 26, 27, 29), celui-ci beaucoup plus net et beaucoup plus caracteristique que dans le cas des parasites endoglobulaire. Ils pouvaient aussi etre irreguli^rement ronds (fig. 30), en forme de poires (fig. 31) ou de bätonnets (fig. 22). 284 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Les formes endoglobulaires etaient le plus souvent rondes. Elles out un noyau, mais le uoyau u'a pas toujours la meine forme: il peut etre punctiforme et contenir un granule colore d'une maniere plus intense (fig. 1), ou arciforme avec 2 granules chromatophiles aux extremites (fig. 2, 3) ou encore en couronue, avec, ä rinterieur, des granules chromatophiles (fig. 4, 5). Parfois les formes rondes ont plusieurs noyaux (fig. 10). Les formes ovales sont plus grandes que les formes rondes. Dans une hematie, on en trouve 1, 2 ou 3. Daus chaque parasite, on peut trouver 1, 2 ou 3 noyaux. Ceux-ci se presentent sous l'aspect d'une masse plus ou moins homogene (fig. llj, quelquefois quadrangulaire (fig. 9) ou sous forme de ligne, de couronne (fig. 8, 14), de demi-cercle (fig. 7). Dans les noyaux, on trouve toujours, au nombre de 1 ä 4, des granules colores intensement. Le protoplasma de ces formes est plus ou moins vacuolaire, comme spongieux. II peut montrer des signes de division. Les formes amoeboides ont plusieurs noyaux (de 6 ä 13). Ces noyaux peuvent presenter les formes diverses que nous avons decrites precedemment. Les formes en poires et les formes voisines sont rares. Elles ont peu de ressemblance avec Piroplasma bigeminum et elles n'ont jamais la disposition caracteristique de ce dernier parasite. Nous les avons vues au nombre de 3 ä 5 dans une hematie. Les parasites libres, d'aspect amoeboide, contiennent de 1 ä 12 noyaux. Les parasites qui contiennent beaucoup de noyaux sont aussi les plus gros. Le protoplasma est plus intensement colore que celui des formes endoglobulaires analogues. II montre parfois des signes de division. Toutes les formes que nous venons de decrire presentent cette parti- cularite importante : elles n'ont pas de pigment. Les hematies parasitees ne paraissent pas souffrir de la presence du parasite. Elles ne s'hypertrophient pas, alors meme que le parasite remplit tout le globule sanguin. Neanmoins, la plupart des hematies presentent un 6tat plus ou moins accentue de polychromatophilie. On rencontre des normoblastes. Les hematies etaient infectees pour plus de 60 7o- On n'a jamais rencontre de parasites dans les leucocytes. II. En nous basant sur Tetude des formes qui se rencontrent sur notre preparation, nous pensons que le devoloppement du parasite dans le sang circulant s'effectue de la fagon suivante: Une fois que le parasite a penetre dans l'hematie, le noyau commence par se diviser. La division du noyau est precedee par la division du nucleole chromatique qui se trouve dans le reseau achromatique ; puis les parties du noyau qui se sont divisees s'eloignent, reliees tout d'abord par une substance achromatique qui finit par se rorapre: ou obtient alors 2 noyaux. La division du noyau peut s'effectuer suivant le Processus que nous avons observe chez Achromaticus vesperuginis. Tout d'abord, dans le noyau du parasite il s'effectue un certaiu phenomene, gräce auquel des deux bouts du noyau sortent deux prolongements chromatiques. Ces derniers s'arrondissent, vont ä Tun contre l'uue de Tautre, et forment C^ntnilbUitt fiir HahUrioltHjie Abt l. (hu/ Hä 62 WL u Nuia Kohl Yakunorf'. llemoparasitenourran de^ chniinni-soiins < o ^, o r- l w iV C>o^ \,. 73 /4 75 l> 1S 20 ^ C^> ^^ a ••* >J ^ O 27 • "H 22 23 t4 J^ C ^t-» *^ 2', " 2G • V> ^ ' :io NinaKohl Yakimoff qez 2Q 31 t \rrlii(| \oii (ilistiis I- ist licr in. Yakimoff et Stolnikoff, Un h^moparapite nouveau des chauves-souris. 285 finalement un cercle ou une couronne. Daus cette couronue, la masse chromatique se trouve d'abord condeusee eu uu seul eudroit, uotamment lä d'oü sont sortis les prolongemeuts chromatiques ; puis eile eutre en divisiou et les produits de cette division se dispersent dans la substauce achromatique de la couronne. Celle-ci se brise en 2 points oppos6s et separe en deux portions chacune d'elles se contracte et devient un noyau. On a alors un parasite avec deux noyaux. La division du protoplasme suit Celle du noyau et l'on a finalement 2 parasites. La formation de la couronne peut aussi s'expliquer par la differencia- tion d'une vacuole au sein du noyau qui disloque la substance nucleaire. Les 2 noyaux formes peuvent ä leur tour se diviser, et on aura par la suite 4 indivi-dus et plus. Parfois, la division du protoplasme est en retard sur celle du noyau, et l'on peut voir dans un parasite plusieurs noyaux isolös, sans aucun signe de division du protoplasma. La reproduction asexuee ressemble a la schizogonie des parasites de la malaria humaine, c'est a dire que le noyau paternel se divise, donne naissance ä beaucoup de noyaux-fils (12 et davantage), aprös quoi le protoplasme commence ä se diviser. Malheureusement, nous n'avons pas vu la fin de ce phenomene schizogonique; mais nous avons röussi ä observer la penetration du parasite libre dans les hömaties (fig. 1). Les parasites libres, extracellulaires, sont sans doute mis en libertö apres la destruction de l'hematie. Dans le dernier cas, la division du protoplasma est plus nette. Tel est, ä notre avis, bien incompletement etudiö, il est vrai, le cycle de developpement de notre parasite. in. Le parasite, que nous avons decrit, est-il vraiment nouveau? Nous avons vu plus haut que les diiferentes especes de chauves- souris presentent 4 genres de parasites endoglobulaires: Polychromo- philus murinus, Polychro mophilus melaniferus, Plas- modium monosoma, et Achromaticus vesperuginis. Notre parasite ne rappeile aucun de ces parasites. Par l'abcence de pigment, il differe de Polychromophilusmurinus, de Polychro mophilus melaniferus et de Plasmodium monosoma. D'autre part per- sonue n'a jusqu'ici Signale chez Achromaticus vesperuginis des formes analogues ä Celles que nous avons observes chez notre parasite (par ex. les formes amoeboides) et inversement, chez notre parasite, nous n'avons pas observe les formes si caracteristiques d'Achromaticus vesperuginis, c'est-ä-dire les grandes et les petites formes en poire avec leur disposition caracteristique. Notre parasite n'est pas non plus identique aux Plasmodiums ren- contres chez d'autres animaux : Plasmodium vivax Grassi et Feletti, Plasmodium malariae Laverau et Plasmodium praecox Grassi et Feletti, de homme; Plasmodium Kochi Laveran, Plasmodium p i t h e c i Halberstädter et Prowazek, Plasmodium i n u i Halberstädter et Prowazek, Plasmodium cynomolgi Mayer, Plasmodium brasilianum Gonder et Berenberg, du singe; et Plasmodium Vassali Laveran de l'ecureuil. Tous ces parasites contiennent du pig- ment absent chez notre parasite. Neanmoins nous avons observe chez notre parasite des formes, il est vrai sans pigment, mais tr^s semblables ä celles des Plasmodiums 286 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. veritables (p. ex., les formes que nous avons appelees amoeboides). Sous ce rapport, notre parasite se rapproche le plus du Plasmodium prae- cox. D'autre part, notre parasite presente des formes qui rappellent Celles de rAchromaticus vesperuginis; d'ailleurs, comme celui-ci, 11 n'a pas de pigment. Notre parasite fait done, en quelque sorte, le pont entre les veri- tables Plasmodiums et l'Achromaticus vesperuginis. Ce raisonuement est-il justeV Quelle est, en realite, la place de notre parasite dans la Classification? Si nous classons, dans l'ordre phylogenetique, les parasites endo- globulaires proches parents, nous avons l'ordre suivant: P D'abord, les differents Plasmodiums ä pigment: 2" puis, l'Achromaticus vesperuginis; 3** en dernier lieu, les piroplasmes, Insistons un peu sur l'Achromaticus vesperuginis. Plusieurs auteurs, notamment Gonder, classait ce parasite entre les Plasmodiums et les piroplasmes. Dans l'etude que nous avons con- sacree ä cette question. nous avons montre que ce parasite se rapproche plutöt des piroplasmes que des Plasmodiums et qu'il est, peut-etre, un veritable piroplasme. Cependant, nous ne connaissons pas l'anneau de la chaine qui unirait les Plasmodiums ä pigment aux Plasmodiums sans pigment. Le precipice entre ces parasites est tres grand. II nous semble que notre parasite comble cette lacune. II est juste au milieu, entre les Plas- modiums de la malaria et l'Achromaticus vesperuginis puisque il presente des formes propres aux uns et ä l'autre. De cette fagon, la chaine est fermee: Plasmodium -^ notre parasite -> Achroraaticus vesperu- ginis -* piroplasmes. Nous proposons de donner ä notre parasite le nom de Plasmodium achr omaticum. Nous exprimons ä Mr. le Dr. Go n der notre sincere gratitude pour ses conseils et ses indications ^). Literatare. Berestneff, cit. Schiagarewa. Bowhil, Note on hematazoa observed ia a bat and the occurrence of Acanthia pipistrellus Jenyns in South Africa. (Journ. of Hyg. Vol. 6. 1906.) Dionisi, Die Malaria einiger Fledermausarten; Moleschotts Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Tiere (Bd. 18. H. 3 — 4); La malaria di alcune specie di pipistrelli (Ann. d'Ig. sperim. Vol. 9. 1899). Galli-Valerio, Notes de parasitologie et de technique parasitolog. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 39. 1905. p. 237.) Gonder, Achromaticus vesperuginis Dionisi. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesund- heitsamt. Bd. 24. 1906. H. 2.) — u. V. Beren berg-Hossler, Untersuchungen über Malariaplasmodien der Affen. (Malaria. Bd. 1. 1908 Okt.j Halberstädter u. Prowazek, Untersuchungen über die Malariaparasiten der Affen. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 26. 1907.) Kisskalt, Blutparasiten bei Fledermäusen. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 40. 1900.) 1) Sur la memo präparation, nous avons observ<5 un exemplaire du trypanosome de la chauve-souris. II est incontestable qu'il s'agit la du trypanosome qu'ont vu les autres auteurs. En Russie, l'existence d'un trypanosome chez les chauve-souris fut sign^e lä pour la premiöre fois par nous. Livierato, Neue Untersuchungen über die „Magensaftanaphylaxie". 287 Kos sei, Ueber einen Malaria ähnlichen Blutpara-sitcn bei Affen. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 32. 1899.) Neumann, Ueber die Blutparasiten von Vesperugo und deren Weiterentwicklung in den Milben der Fledermäuse. (Arch. f. Protistenk. Bd. 28. 1909. H. 1.) Mayer, Ueber Malaria beim Affen. (Med. Klin. 1907. No, 2.) Schingarewa, Des hömosporidies des chauves-souris. (Arch. d. Scienc. biolog. St. Petersbourg. T. 12. 1906.) Yakimoff, Stolnikoff etKohl-Yakimoff, Contribution ä l'^tude sur 1' Achro- maticus vesperuginis Dionisi. (Arch. f. Protistenk. Bd. 24. 1911.) Nachdruck verholen. Neue Untersucliuiigeii über die „Magensaftanaphylaxie"'). [Aus der Medizinischen Klinik der Kgl. Universität Genua (Vorst.: Prof. E. Maragliano).] Von Prof. Spiro Livierato. In meinen beiden vorigen Arbeiten über diesen Gegenstand habe ich die Gründe dargelegt, aus denen ich die anaphylaktische Reaktion zur Diagnose des Magencarcinoms anwendete, und die theoretischen Be- trachtungen angeführt, welche mich zu der Annahme veranlaßten, daß bei Untersuchungen über die Magenkrebsdiagnose der Magensaft bessere Dienste leisten könne als das Blutserum. Dann beschrieb ich eingehend die Herkunft der verschiedenen Magensäfte, die Technik der Herstellung derselben und der Krebsextrakte, die Details der Vorbereitung und Sensibilisierung der Tiere usw. Aus meinen damaligen Untersuchungen zog ich folgende Schluß- folgerungen : Daß die subdurale Einspritzung von Magensaft Magenkrebskranker auf gesunde Tiere (Meerschweinchen) eine Giftwirkung verschiedenen Grades ausübt, während sie bei in geeigneter Weise mit wässerigem Mammacarcinomextrakt vorbereiteten Meerschweinchen das sofortige Auf- treten ausgesprochener Symptome der typischen Anaphylaxie hervorruft. Daß die subdurale Einspritzung von Magensaft normaler oder an Ulcus pepticum ventriculi oder an einem sonstwo (Gebärmutter, Backe) lokalisierten Carcinom leidender Menschen bei gesunden Tieren keine Giftwirkung ausübt und keine Erscheinungen der Anaphylaxie herbei- führt. Auf Grund der bei den genannten Untersuchungen erhaltenen Re- sultate machte ich die Annahme, daß die durch den Magensaft der Magenkrebskranken hervorgerufene anaphylaktische Reaktion als für das Magencarcinom streng spezifisch zu betrachten sei. Ich behielt mir vor, die Untersuchungen auf diesem Gebiete fortzusetzen. In gegenwärtiger Arbeit werde ich die Resultate berichten, welche ich bei meinen Untersuchungen über folgende Gegenstände erhalten habe: 1) Ins Deutsche übertragen von Dr. med. K. Bühl (Turin). 288 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Wirkung des künstlichen Magensaftes, nachdem dieser mit Krebsgewebe in Berührung gebracht wurde und er denselben verdaut hatte, auf gesunde und auf mit Mamma- carcinomextrakt vorbereitete Meerschweinchen. Bei diesen Untersuchungen habe ich infolge der Fäulnisvorgänge, welchen der normale menschliche Magensaft rasch anheimfällt, wenn er zwei Tage lang in Berührung mit dem krebsigen Gewebe im Brutschrank gehalten wird, an Stelle desselben künstlichen Magensaft anwenden müssen, dessen Zusammensetzung bekanntlich folgende ist : Pepsin 3,195 Salzsäure 0,200 Wasser 994,404 Verschiedene Salze 2,201 1000,000 Bei diesen Untersuchungen bin ich folgendermaßen vorgegangen: Ein Brustdrüsenkrebs wurde unmittelbar nach der operativen Ex- stirpierung vermittels einer sterilen Schere zerstückelt und in einem sterilen Mörser fein zerrieben. Diesem Brei wurde ein künstlicher Magensaft, im Verhältnis 1 Krebsgewebe : 10 Magensaft zugesetzt, das Ganze dann . unter zeitweiligem Umrühren, 2 Tage im Thermostaten bei 37° C gehalten und schließlich durch steriles Papier filtriert. Experimente^). a) Gesunde Meerschweinchen (10 Exemplare). Subdurale In- jektion von ansteigenden Dosen von Verdünnungen (Vio — V2 ccm) von künstlichem Magensaft + Mammacarcinom. b) Vorbereitete Meerschweinchen (12 Tiere). Die Vorbe- reitung geschah durch subkutane Einspritzung von 8 — 10 ccm wässerigen Mammacarcinomemextraktes, Der Versuch wurde 10 — 12 Tage nach der Brustdrüsenkrebsextrakteinspritzung ausgeführt. Diese wurde dann in der Dosis von 3—4 ccm wiederholt, und nach 24 Stunden wurde wieder der Versuch ausgeführt. Die subdurale Einspritzung geschah in derselben Weise und Dosis wie bei den Meerschweinchen a. Beobachtungen. Bei mehreren der gesunden und der vorbe- reiteten Tiere , und besonders bei diesen (gesunde 4 : 10, vorbereitete 9 : 12) beobachtete man, infolge der subduralen Einspritzung von künst- lichem Magensaft -|- Mammacarcinom, toxische Erscheinungen, bestehend in mehr oder minder ausgesprochener allgemeiner Abgeschlagenheit und leichten tonisch-klonischen Krämpfen. Diese Erscheinungen dauern kurze Zeit, und die Tiere erholen sich nach kurzem vollständig. Bei zwei mit Mammacarcinomextrakt vorbereiteten Meerschweinchen führte die subdurale Einspritzung von 1 ccm künstlichem Magensaft + Mammacarcinom den Tod in weniger als 24 Stunden herbei. Dagegen überlebten zwei gesunde Meerschweinchen die subdurale Injektion einer gleichen Dosis des gleichen Präparates. 1) Bei allen Versuchen wurde das Volumen des eingespritzten Materials, ungeachtet der Verdünnung, immer auf 0,5 ccm berechnet. Livierato, Neue Untersuchungen über die „Mageneaftanaphylaxie". 289 IL Wirkung des Magensaftes eines Individuums mit extra- stomachalem (Pankreas-) Krebs oder von anderen Magen- krebskranken und des wässerigen Mam macarcinom - extraktes auf gesunde und auf durch Magensaft des er- wähnten Kranken mit extrastomachalem (Pankreas-) Krebs vorbereitete Meerschweinchen. Mit dem Magensaft (ungefähr 200 com) eines Pankreascarcinora- kranken mit vollständig unversehrtem Magen (wie durch die Autopsie nachgewiesen wurde) wurden 18 Meerschweinchen in der Weise behandelt, daß jedem desselben 10 ccm unter die Haut eingeimpft wurden. Der Magensaft wurde durch Ausleerung des Magens ^4 Stunden nach Verabreichung eines Probefrühstückes (Ewald) gewonnen, dann mit der gleichen Menge physiologischer Kochsalzlösung verdünnt, durch Papier filtriert, durch Zusatz einiger Tropfen einer gesättigten Natriumkarbonat- lösung neutralisiert und nach Pukall filtriert. Die geimpften Tiere wurden nach 11 Tagen mit dem Magensaft desselben Patienten, mit Magensaft von Magenkrebskranken und mit wässerigem Mammacarcinomextrakt geprüft. Versuche. a) Gesunde Meerschweinchen (12 Tiere). Die subdurale Ein- spritzung von bis zu 0,5 ccm steigenden Dosen von Magensaft des Pankreaskrebskranken rief keine bemerkenswerten Erscheinungen hervor. Die subdurale Injektion von 0,25 ccm und von 0,5 ccm Magensaft zweier Magenkrebskranker übt eine ausgesprochene Giftwirkung aus, auf welche jedoch nicht der Tod folgt. Die subdurale Einspritzung von 0,2 ccm wässerigen Brustdrüsenkrebs- extraktes ruft keine toxischen Erscheinungen hervor; dagegen übt derselbe Extrakt in der Dosis von 0,25 ccm eine leichte toxische Wirkung aus. b) Vorbereitete Meerschweinchen (18 Tiere). Die Vorbe- reitung geschah durch Einspritzung von Magensaft eines Bauchspeichel- drüsencarcinomkranken. Bei 4 dieser Tiere führte die subdurale Einspritzung von weniger als 0,5 ccm des Magensaftes desselben Kranken (Pankreascarcinom) keine bemerkenswerten Erscheinungen hervor. Die subdurale Einspritzung von 0,5 ccm desselben Magensaftes bei weiteren 4 Meerschweinchen rief Intoxikationserscheinungen hervor, be- stehend in mehr oder minder ausgesprochener Abgeschlagenheit. Die Tiere erholten sich wieder, wurden dann wieder von denselben Sym- ptomen befallen und starben schließlich, und zwar 3 innerhalb 24 Stunden und 1 innerhalb 48 Stunden nach der Injektion. Die subdurale Einspritzung von einer gleichen Dosis von Magensaft zweier Magenkrebskranker übte bei weiteren 4 Tieren ebenfalls eine sofortige Giftwirkung aus; die Tiere erholten sich aber rasch und über- lebten. Die subdurale Injektion von 0,25 ccm wässerigen Mammacarcinom- extraktes rief bei 3 Meerschweinchen leichte Intoxikationserscheinungen hervor. Die subdurale Einspritzung von 0,5 ccm desselben Extraktes führte hingegen bei 3 weiteren Tieren recht ausgesprochene und schwere Ver- giftungssymptome herbei. Die Tiere erholten sich aber und überlebten. Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 3/4. 19 290 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. III. Wirkung des Magensaftes eines Magenkrebskranken, desjenigen eines Magenulcuskranken, desjenigen eines normalen Menschen und des wässerigen Ma mm acarcinom- extraktes auf gesunde Meerschweinchen und auf solche, die mit Magensaft des genannten Magenkrebskranken vorbereitet waren. Mit dem wie bei der IL Versuchsreihe gewonnenen und präparierten Magensaft (250 ccm) eines Magenkrebskranken, bei dem die Diagnose vor der Operation sichergestellt und später durch die Autopsie bestätigt wurde, wurden 24 Meerschweinchen in der Weise behandelt, daß jedem derselben 10 ccm unter die Haut eingespritzt wurden. Diese Tiere wurden nach 11 Tagen mit dem Magensaft desselben Kranken, mit demjenigen eines Magengeschwürkranken, mit dem eines normalen Individuums und mit wässerigem Mammacarcinomextrakt geprüft. Versuche. a) Gesunde Meerschweinchen (15 Tiere). Bei 6 Tieren traten unmittelbar nach der subduralen Einspritzung von 0,25 ccm und von 0,5 ccm vom Magensaft eines Magencarcinom- kranken keine bemerkenswerten Erscheinungen hervor ; die Tiere starben aber nach 12—24 Stunden. Die subdurale Einspritzung von 0,5 ccm vom Magensaft eines Magen- ulcuskranken und vom Magensaft eines normalen Menschen (Epileptiker) rief, abgesehen von einer leichten und vorübergehenden Abgeschlagen- heit, die bei einigen Tieren eintrat, keine bemerkenswerten Erscheinungen hervor, und alle injizierten Tiere überlebten. Die subdurale Injektion von 0,125 ccm wässerigen Mammacarcinom- extraktes war wirkungslos. Die Einspritzung von 0,134 ccm desselben Extraktes rief leichte, diejenige von 0,25 ccm des wässerigen Mamma- carcinomextraktes ausgesprochene V^ergiftungserscheinungen hervor. b) Vorbereitete Meerschweinchen (24 Tiere). Vorbereitung mit Magensaft eines Magenkrebskranken. Die subdurale Einspritzung von 0,25 resp. 0,5 ccm Magensaft eines Magenkrebskranken (derselbe Patient) rief bei 8 Meerschweinchen nichts Bemerkenswertes hervor. Von den 8 Tieren starben 3 innerhalb 24 bis 48 Stunden, und die übrigen 5 überlebten. Die subdurale Einspritzung von 1 ccm desselben Magensaftes rief bei 3 Meerschweinchen sofort schwere Intoxikationssymptome mit aus- gesprochener Abgeschlagenheit und vollständige Parese hervor, und die Tiere starben 8 — 10 Stunden nach der Injektion. Die subdurale Einspritzung von 0,5 ccm des Magensaftes eines Magenulcuskranken führte bei 3 Meerschweinchen keine bemerkenswerten Erscheinungen herbei. Die subdurale Einspritzung von Magensaft eines hinsichtlich des Magens normalen Individuums (Epileptiker) rief bei weiteren 2 Meer- schweinchen ebenfalls nichts Bemerkenswertes hervor. Nach der subduralen Einspritzung von 0,134 ccm wässerigen Mamma- carcinomextraktes bei 4 Meerschweinchen traten leichte anaphylaktische Erscheinungen auf: die Tiere zeigten unmittelbar nach der Einspritzung eine starke Abgeschlagenheit, Parese, fielen auf eine Seite, zeigten einige leichte Krämpfe, erholten sich aber rasch und überlebten. Livierato, Neue Untersuchungen über die „Magenaaftanaphylaxie". 291 Die 6 mit 0,25 ccm wässerigen Mammacarciuomextraktes subdural inokulierten Tiere zeigten schwere Erscheinungen der Anaphylaxie: Un- mittelbar nach der Einspritzung trat eine starke Abgeschlagenheit und eine vollständige Parese ein; die Tiere lagen regungslos nieder, zeigten nach kurzer Zeit (6 — 8 Minuten) allgemeine Krämpfe, standen dann auf, liefen lebhaft umher, und fielen danach wieder einer starken Abgeschlagen- heit anheim. Sie erholten sich nach einigen Stunden und überlebten. IV. Wirkung des wässerigen Mammacarcinomsextraktes auf gesunde und auf mit post mortem entnommen em Magen- saft eines Magenkrebskranken vorbereitete Meerschweinchen. Bei diesen Untersuchungen habe ich erforscht, ob es möglich sei, Erscheinungen der Magensaftanaphylaxie durch post mortem entnommenen Magensaft Magenkrebskrauker hervorzurufen, d. h. ob der Magensaft hinsichtlich der Anaphylaxie nach dem Tode seine Wirkungsfähigkeit beibehält. Zu diesem Zweck habe ich mit dem bei der (26 Stunden nach dem Tode ausgeführten) Autopsie entnommenen Magensaft eines an einem typischen Magencarcinom (aus der nekroskopischen Untersuchung ergab sich ein blumenkohlartiges Magencarcinom) gestorbenen Individuums, nachdem ich ihn in der oben angegebenen Weise präpariert hatte, 22 Meerschweinchen in der Weise behandelt, daß ich ihnen je 10 ccm des Saftes subkutan einspritzte. Ich habe dann diesen Tieren nach 11 Tagen wässeriges Mamma- carcinomextrakt subdural eingespritzt. In der Zwischenzeit waren einige der Tiere gestorben. Versuche. Gesunde Meerschweinchen (8 Tiere). Bei 4 Meerschweinchen, denen eine maximale Dosis von 0,5 ccm wässerigen Mammacarcinomextraktes subdural eingespritzt wurden, trat nichts Bemerkenswertes ein. Vorbereitete Meerschweinchen (22 Tiere). Bei 4 Meerschweinchen rief die subdurale Einspritzung von Dosen unter 0,25 ccm wässerigen Mammacarcinomextraktes keine bemerkens- werten Erscheinungen hervor. Bei 4 Meerschweinchen rief die subdurale Einspritzung von 0,25 ccm desselben Extraktes das sofortige Auftreten von leichten anaphylaktischen Erscheinungen (Abgeschlagenheit, Fallen auf eine Seite, allgemeine Krämpfe) hervor: Die Tiere erholten sich aber nach kurzer Zeit und überlebten. Die bei 7 Meerschweinchen ausgeführte subdurale Einspritzung von 0,5 ccm wässerigen Mammacarciuomextraktes rief bei 4 dieser Tiere — eins derselben zeigte nur eine schwere Abgeschlagenheit — die Erschei- nungen einer typischen schweren Anaphylaxie hervor: Diese Tiere fielen sofort nach der Einspritzung auf eine Seite und lagen regungslos danieder, nach 3 — 4 Minuten zeigten sie starke allgemeine Konvulsionen. Nachdem diese aufgehört hatten, standen sie mit großer Mühe wieder auf, liefen wie toll herum und stießen an die Wand; dann erschienen sie sehr ab- geschlagen, erholten sich aber nach einigen Stunden und überlebten. Während der zwischen der Vorbereitungseinspritzung und dem Tage der anaphylaktischen Probe verlaufenen Zeit gingen 7 der behandelten 19* 292 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Tiere zugrunde: Ich konnte infolgedessen nicht, wie es meine Absicht war, die auf diese Weise vorbereiteten Tiere mit dem Magensaft des- selben Individuums und mit demjenigen anderer Magenkrebskranken prüfen. Andererseits konnte ich nicht die Wirkung des post mortem entnommenen Magensaftes auf mit Mammacarcinomextrakt vorbereitete Tiere in bezug auf das Auftreten von anaphylaktischen Erscheinungen untersuchen, weil ich zu jener Zeit keine vorbereiteten Tiere zur Ver- fügung hatte. Ich behalte mir deshalb vor, später wieder auf diese Frage einzugehen. V. Wirkung des Magensaftes eines Magenkrebskranken, des- jenigen eines Magenulcuskranken und desjenigen eines normalen Menschens auf gesunde und auf solche Meer- schweinchen, die mit wässerigem Mammacarcinomextrakt vorbereitet wurden. Diese Versuche stellen eine Wiederholung der ersten Untersuchungen dar, die ich über die ,,Magensaftanaphylaxie" ausführte. Ich habe sie zwecks genauerer Kontrolle der bereits veröffentlichten Untersuchungen und derjenigen, die in gegenwärtiger Arbeit berichte, ausgeführt. Es diente mir dazu der Magensaft eines Magenkrebs- resp. Magenulcuskranken ; die Diagnose wurde bei dem ersten durch den Operations- und den Obduktionsbefund — Pat. starb infolge einer Bronchopneumonie mit zusammenfließenden Herden im linken Unter- lappen — bei dem zweiten nur durch den Operationsbefund bestätigt. Der Magensaft normaler Menschen wurde mir von dem bereits erwähnten Epileptiker geliefert. Die Behandlung der Tiere mit wässerigem Mammacarcinomextrakt war diejenige, welche ich als langsame reakutisierte Behand- lung bezeichnete, d. h. ich habe 20 Meerschweinchen je 8 ccm jedes Extraktes eingespritzt und 24 Stunden vor der Magensaftanaphylaxieprobe. d. h. 10 Tage nach der ersten Einspritzung jedem Tier 4 ccm desselben Mammacarcinomextraktes injiziert. Versuche. Gesunde Meerschweinchen (14 Tiere). Die subdurale Injektion von nicht 0,25 ccm überschreitenden Dosen von Magensaft eines Magencarcinomkranken rief keine bemerkenswerten Erscheinungen hervor. Dasselbe gilt für die subdurale Einspritzung von nicht 1 ccm überschreitenden Dosen von Magensaft eines Magenulcus- kranken resp. eines normalen Menschen (Epileptikers). Die subdurale Einspritzung von Magensaft eines Magencarcinom- kranken führte aber schwere Vergiftungserscheinungen herbei , indem 3 der 4 Tiere, denen 0,25 ccm eingeimpft wurden, in weniger als 24 Stunden starben und 2 der 3 Tiere, denen 0,167 ccm eingespritzt wurden, eben- falls zugrunde gingen. Vorbereitete Meerschweinchen (20 Tiere). Die subdurale Einspritzung von Dosen, die 0,125 ccm (minimale aktive Dosis), 0,167, 0,25 des Magensaftes eines Magencarcinomkranken entsprachen, rief bei 14 Meerschweinchen das sofortige Auftreten von mehr oder minder schweren anaphylaktischen Erscheinungen hervor. Nach der Einspritzung fallen die einzelnen Tiere um, sie sind ab- geschlagen, zeigen ein allgemeines Zittern, springen, zeigen allgemeine, besonders in den Hinterextremitäten lokalisierte tonisch-klonische Krämpfe. Livierato, Neue Untersuchungen über die „Magensaftanaphylaxie". 293 Die Tiere erholen sich rasch, nach 6 — 8 Minuten, sind aber sehr ab- geschlagen und bewegen sich nicht, selbst wenn sie gestrichen werden. Die subdurale Einspritzung desselben Magensaftes übte auch eine starke toxische Wirkung aus, da die gesamten Tiere 10 — 16 Stunden nach der Eispritzung starben, mit Ausnahme eines, welches erst nach ungefähr 30 Stunden zugrunde ging. Die bei 6 Meerschweinchen ausgeführte subdurale Einspritzung von nicht 0,5 ccm überschreitenden Dosen von normalem Magensaft und von Magensaft eines Magenulcuskranken rief keine bemerkenswerten Erschei- nungen hervor. VI. Wirkung von altem (4 Monate) Magensaft eines Magen- carcinomkrauken auf mit wässerigem Mammacarcinom- extrakt vorbereitete Meerschweinchen. Ich habe bei 6 Meerschweinchen, die ich in der in Kapitel V an- gegebenen Weise vorbereitet hatte, die Wirkung untersucht, welche, auf subduralem Wege eingeführt, ein Magensaft ausübte, der von einem Magenkrebskranken (Diagnose durch Obduktion bestätigt) herstammte und, nach 4 Monate langem Verweilen im Brutschrank, vollständig kon- serviert war. Versuche. Die subdurale Einspritzung von bis zu 0,5 ccm zunehmenden Dosen dieses alten Magensaftes führte keine anaphylaktischen Erscheinungen herbei. Aus der Gesamtheit dieser Experimente ergeben sich folgende Tat- sachen : l)Daß kün stlicher Magensaft, wenn er, nachdemerrait Krebsgewebssaft in Berührung gewesen ist und die Ver- dauung stattgefunden hat, gesunden und mit Mamma- carcinomextrakt vorbereiteten Tieren subdural einge- spritzt wurde, bei den einen und bei den anderen toxische Erscheinungen hervorrief, während er bei letzteren keine anaphylaktischen Symptome herbeiführte. 2) Daß der Magensaft von Kranken mit extrastoma- chalem Carcinom (Pankreascarcinora), gesunden und mit Magensaft desselben Fat. vorbereiteten Tieren subdural eingespritzt, bei den ersten keine bemerkenswerten Er- scheinungen hervorrief, bei den zweiten hingegen zwar eine toxische Wirkung ausübte, aber keine anaphylak- tischen Erscheinungen hervorrief. Daß der Magensaft zweier Magencarcinomkranken auf gesunde und auf in derselben Weise vorbereitete Tiere nur eine starke Giftwirkung entfaltete. Daß ebenso der wässerige Mammacarcinomextrakt bei gesunden und bei in der genannten Weise vorbereiteten Tieren toxische Erscheinungen verschiedenen Grades hervorrief, deren Intensität in direktem \'erhältnis mit der eingespritzten Dosis stand. 3) Daß der Magensaft eines Magencarcinomkranken, subdural eingespritzt, bei gesunden Tieren und bei mit 294 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Magensaft desselben Kranken vorbereiteten Tieren nur spät eintretende Vergiftungserscheinungen herbeiführte, bestehend im Tode der Tiere. Bemerkenswert ist hier die Tat- sache, daß die Vergiftungserscheinungen bei den gesunden Tieren schwerer waren, indem alle 6 injizierten Tiere zugrunde gingen, während von den 8 vorbereiteten Tieren nur 3 infolge der Einspritzung starben und die übrigen 5 überlebten. Daß der Magensaft eines Magen ulcuskranken und derjenige eines hinsichtlich des Magens normalen Men- schens, subdural eingespritzt, sowohl bei gesunden wie bei vorbereiteten Tieren keine bemerkenswerten Er- scheinungen hervorriefen. Daß der wässerige Mammacarcinomextrakt, subdural eingeimpft, bei gesunden Tieren toxische Erscheinungen herbeiführte, bei mit Magensaft eines Magenkrebskranken vorbereiteten Tieren hingegen das Auftreten deutlicher anaphylaktischer Symptome bewirkte. 4) Daß der wässerige Mammacarcinomextrakt, subdural eingespritzt, bei gesunden Tieren keine bemerkenswerten Erscheinungen hervorrief, während er beiTieren, diemit nach dem Tode entnommenem Magensaft eines Magen- car cinomkr ank en vorbereitet waren, das Auftreten ty- pischer anaphylaktischer Erscheinungen hervorrief. 5) Daß der Magensaft eines Magencarcinomkranken, subdural eingespritzt, bei normalen Meerschweinchen toxische Spätsymptome und den Tod herbeiführte, bei mit wässerigem Mammacarcinomextrakt vorbereiteten Meerschweinchen hingegen das sofortige Auftreten der Erscheinungen der typischen Anaphylaxie verursacht. Daß derMagensaft ein e s Magenulcuskranken undder- jenige eines normalen Menschen, subdural eingespritzt, sowohl bei normalen wie bei vorbereiteten Tieren keine bemerkenswerten Erscheinungen herbeiführte. 6) Daß ein alter (4 Monate), von einem Magenkrebs- kranken stammender Magensaft, subdural eingespritzt, beimit wässerigem Mammacarcinomextr akt vorbereiteten Meerschweinchen keine anaphylaktischen Erscheinungen hervorrief, während er im frischen Zustande solche herbei- geführt hatte. * * * Die Resultate der Untersuchungen, die ich beschrieben habe, stimmen einerseits vollständig oder aus Analogie mit denjenigen Untersuchungen überein, die ich früher ausführte und bereits berichtete, und tragen dazu bei, zu beweisen, daß die Reaktion, welche sich auf das Auftreten von anaphylaktischen Erscheinungen bei in passender Weise vorbereiteten Tieren infolge der Einspritzung von Magensaft Magenkrebskranker stützt, eine für den Magenkrebs spezifische ist. Andererseits legen die be- schriebenen Resultate einige Betrachtungen über die gegenwärtige theo- retische Bedeutung solcher Untersuchungen und über die eventuelle künftige praktische Bedeutung derselben nahe. Die Resultate der Untersuchungen, über welche ich im Kapitel V berichtete, stehen vollständig im Einklang mit denjenigen der ersten Livierato, Neue Untersuchungen über die „ Magen saftanaphylaxie". 295 Versuche, die ich über die Ma^ensaftanaphylaxie ausführte, indem sie beweisen, daß der Magensaft der Magenkrebskranken, im Gegensatz zu demjenigen normaler Menschen und Magenulcuskranker, die Eigenschaft besitzt, das Auftreten der Anaphylaxie zu bewirken, sie stehen ferner mit den Resultaten der in Kapitel III beschriebenen Untersuchungen im Einklang, welche beweisen, daß der wässerige Mammacarcinomextrakt bei mit Magensaft Magencarcinomkranker vorbereiteten Meerschweinchen das Auftreten der Anaphylaxie hervorruft. Dies bestätigt andererseits die von mir bezüglich des Entstehungsmechanismus der von mir be- schriebenen besonderen anaphylaktischen Reaktion aufgestellte Hypothese» daß diese Reaktion durch die Wirkung entsteht, welche die biochemischen Sekretionsprodukte des Neoplasmas und die im Magen entstehenden Zerfallsprodukte desselben auf Tiere ausüben . die durch ein Gewebe oder eine ähnliche Substanz organischen Ursprungs (Mammacarcinom) sensibilisiert, d. h. vorbereitet wurden. Bei den eben erwähnten Unter- suchungen zeigte sich ferner, daß der Magensaft Magenkrebskranker bei mit Mammacarcinomextrakt vorbereiteten Tieren stärkere anaphylaktische Erscheinungen hervorrief, als was im umgekehrten Falle stattfand. Mit meinen früheren Untersuchungen stehen ebenfalls die in Kapitel IV beschriebenen Resultate im Einklang, welche beweisen, daß der wässerige Mammacarcinomextrakt deutliche anaphylaktische Erscheinungen bei Tieren hervorrief, welche durch post mortem entnommenen Magensaft Magenkrebskranker vorbereitet waren. Die in Kapitel II berichteten Beobachtungen stimmen aus Analogie mit den in meiner zweiten Arbeit berichteten Ergebnissen überein, indem bei mit Magencarcinomextrakt vorbereiteten Tieren der Magensaft Krebs- kranker mit extrastomachaler Lokalisierung des Krebses keine anaphy- laktischen Erscheinungen hervorrief. Die in Kapitel I beschriebenen Versuche, welche negativ ausfielen, indem der künstliche Magensaft, nachdem er mit Krebssaft in Berührung gewesen und Verdauung eingetreten war, bei mit Mammacarcinomextrakt vorbereiteten Tieren keine anaphylaktischen Erscheinungen hervorrief, haben meiner Ansicht nach eine große Bedeutung, da sie die Annahme nahe legen, daß das Auftreten von anaphylaktischen Erscheinungen bei solchen Versuchen nicht als eine einfache Erscheinung einer einfachen Verdauung des Gewebes durch den Saft nach der kurzdauernden Be- rührung im Thermostaten zu betrachten ist, sondern daß es auf andere viel komplexere und höhere Eigenschaften zurückzuführen ist, welche dem menschlichen Magensaft durch die spezifischen Sekretionsprodukte des Carcinoms und durch die Produkte des langsamen Zerfalls der Er- zeugnisse des Metabolismus des Carcinoms verliehen werden. Einiger- maßen positive Resultate könnte man vielleicht dadurch erzielen, daß man die Berührung zwischen dem Magensaft und der Geschwulst (unter Vermeidung der Fäulnis) länger dauern ließe, oder daß man durch den künstlichen Magensaft an Stelle eines Mammacarcinoms ein auf operativem Wege gewonnenes Magencarcinom verdauen ließ. Aus meinen gegenwärtigen Untersuchungen ergeben sich ferner noch, ebenso wie aus den früheren, die weiten Grenzen, innerhalb welcher in den einzelnen Fällen und bei den einzelnen Individuen die minimalen aktiven Dosen des Magensaftes und des Mammacarcinomextraktes schwanken, und es ergibt sich die Notwendigkeit, in jedem Einzelfalle die Wirkungskraft des Versuchsmaterials zu prüfen. Die Resultate der in Kapitel III beschriebenen Untersuchungen be- 296 Ceatralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale, ßd. 62. Heft 3/4. weisen, daß, währeud der Magensaft eines Magencarcinorakranken bei den Tieren, die mit Magensaft desselben Patienten vorbereitet waren, keinerlei anaphylaktische Erscheinungen herbeiführte, derselbe Magensaft sowohl bei den gesunden wie bei den vorbereiteten Tieren toxische Er- scheinungen hervorrief, welche mit dem Tode endeten, und welche bei den normalen stärker als bei den vorbereiteten Tieren waren, was vielleicht als die Folge eines gewissen Grades von Immunisierung gedeutet werden könnte, welche der Magensaft bei den vorbereiteten Tieren erzeugt hat. Die Resultate der in Kapitel VI berichteten Untersuchungen zeigen, daß alter (4 Monate) Magensaft Magenkrebskranker, welcher sich im frischen Zustande in anaphylaktischer Beziehung deutlich aktiv erwiesen hatte, bei in derselben Weise mit wässerigem Mammacarcinomextrakt vorbereiteten Meerschweinchen keine anaphylaktischen Erscheinungen hervorrief. Diese Tatsache ist interessant, weil sie zu beweisen scheint, daß der Magensaft, wenn er veraltet, jenes besondere Vermögen verliert, die Anaphylaxie zu erzeugen. Vorläufig fehlt es mir an Daten über kürzere Zeiträume. Wie dem auch sei, es ist sicher, daß dieser Magensaft, welcher frisch in der minimalen Dosis von 1,166 ccm deutliche anaphylaktische Erscheinungen hervorgerufen hatte, nach 4 Monaten sich selbst in der Dosis von 0,5 ccm ganz inaktiv erwies. Es wird infolgedessen vielleicht interessant sein, zu ermitteln, welches durchschnittlich die maximale Dauer der Aktivität eines Magensaftes in anaphylaktischer Beziehung ist. Die Resultate weiterer Untersuchungen über die Magensaftanaphylaxie, welche ich teils ausgeführt habe und teils ausführen werde, werde ich seinerzeit berichten. Literatur. Livierato Spiro, La anafilassia da succo gastrico. (Rif. med. 1910. No. 23 e Cen- tralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 55. 1910. Heft 6.) , Ulteriori ricerche sulla anafilassia da succo gastrico. (Rif. med. 1910. No. -41 e Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 57. 1911. Heft 5.) Nachdruck verboten. Weitere Versuche über Aggressinimmuiiisieruiig gegen ßausclibraiid '). Von Dr. Otto Schöbl, Philadelphia. Pa., U. S. A. In einer Mitteilung, die im Centralbl. f. Bakteriol., Abt. I, Bd. 56, H. 3|4 erschien, wurden Versuche veröffentlicht, welche folgende Resultate ergaben : 1) Es gelingt, Meerschweinchen mit natürlichen Aggressinen gegen künstliche Rauschbrandinfektion zu immunisieren. 2) Mit Aggressin immunisierte Meerschweine beherbergen unter Um- ständen noch längere Zeit nach der Infektion auf der Impfstelle virulente Rauschbrandbacillen. 1) Diese Arbeit wurde in den biologischen Laboratorien der H. K. Mulford Co. ausgeführt, und es ist meine angenehme Pflicht, dem Herrn Direktor Dr. A. P. Hitchens meinen besten Dank für sein freundliches Entgegenkommen auch an dieser Steile aus- zusprechen. Schöbl, Weitere Versuche über Aggreesiniramunisierung gegen Rauschbrand. 297 3) Solche Tiere sterben nicht an der Infektion, sondern sie gehen an typischer Rauschbrandvergiftung zu einer Zeit ein, wo die anti- infektiöse Immunität noch besteht. In folgender Arbeit soll über weitere Versuche berichtet werden, die teilweise an Meerschweinchen, teilweise an Rindern durchgeführt wurden, um über die Natur der antiinfektiösen Rauschbrandimmunität und den praktischen Wert der Aggressinimpfung Aufklärung zu erreichen. Die Meerschweinchenversuche eignen sich besonders gut für die theoretische Lösung der Frage der Rauschbrand-Infektion und -Immunität, weil Meerschweinchen für Rauschbrand gleichmälJig empfänglich sind und die Verschiedenheit der Infektion und Vergiftung bei ihnen in höchst auffallender Weise hervortritt. Diese Tatsache wurde schon von Kitt beobachtet und von Grassberger und Schatten fr oh hervor- gehoben, welche letztgenannte Autoren darauf aufmerksam gemacht haben, daß die antitoxische, sowohl aktive wie passive, von der anti- infektiösen Immunität unabhängig ist, und sie kommen auf Grund ihrer zahlreichen Versuche zu dem Schlüsse, „daß ein erworbener, aller Voraus- sicht nach nicht unbeträchtlicher Giftschutz gegen den natürlichen Rausch- brand keine ausreichende Immunität gewährt und auch die giftgefestigten Meerschweinchen nicht im geringsten gegenüber einer nochmaligen Rauschbrandinfektion gefeit seien". Und weiter, „daß es zu einer aller- dings in der Regel örtlich beschränkten Entwickelung der Keime im Impfling kommen muß, damit der Immuuisierungsetfekt zustande kommt". Da nun Bail in den Aggressinen ein Mittel gefunden hat, das die Ent- wickelung und Vermehrung der Bakterien auch künstlich zu befördern er- möglicht, und es ihm auch gelungen ist, mit denselben eine Immunität zu erzeugen, die gegen die Vermehrungskraft der virulenten Bakterien gerichtet ist, und dieselbe aufhebt, so lag der Grund nahe, in der Aggressinimpfung eine Methode der Bekämpfung der Rauschbrandinfektion zu suchen. Die künstliche Rauschbrandinfektion. Es erscheint von gewisser Wichtigkeit, die Verhältnisse der künst- lichen Rauschbrandinfektion eingehend zu besprechen, weil verschiedene Rauschbrandstämme große Schwankungen und Verschiedenheiten bezüg- lich ihrer Virulenz und toxinbildenden Eigenschaft aufweisen. Darum dürfte folgende Beschreibung, die sich auf unseren Rauschbrandstamm bezieht, in vieler Beziehung zur Erklärung mancher Angaben in dieser Arbeit beitragen. Schon bei den ersten Versuchen über Aggressinimmunisierung war es auffallend, daß Meerschweinchen, die eine Rauschbrandinfektion über- lebt hatten, keine erhebliche Immunität zeigten. Diese Tatsache wurde seitdem oft beobachtet, und sie ist auch aus unseren Versuchen ersichtlich. Es ist nicht schwer, eine Erklärung dafür zu finden, wenn man die Mannigfaltigkeit der Rauschbrandinfektion ins Auge faßt. Injiziert man nämlich Meerschweinchen subkutan mit virulentem Rauschbrand, so gehen die Tiere in der Regel an akuter Rauschbrandinfektion ein und sterben in wenigen Stunden. Handelte es sich um sporenhaltiges Material, so dauert es 1 — 2 Tage, ehe sich die ersten Symptome zeigen. Dann aber geht das Tier rasch zugrunde. An der Infektionsstelle findet man hämorrhagisches Oedem, welches sich weit über die Grenze der Infektion verbreitet. Die im Unterhautgewebe enthaltene Flüssigkeit enthält reich- lich Rauschbrandbacillen, aber keine Leukocyten. Auch in der Bauch- höhle findet man häufig leukocytenarmes Exsudat, welches zahlreiche Rauschbrandbacillen beherbergt. 298 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. In anderen Fällen folgt der Infektion ein örtlicher, rauschbrandiger Prozeß. Das Infiltrat, welches auch hier, wie bei der akuten Infektion, aus hämorrhagischem Oedem besteht, ist ziemlich scharf abgegrenzt, zeigt bald nekrotische Veränderungen der Haut und entleert sich in ein paar Tagen nach außen. Es entsteht ein Geschwür, welches unter Narben- bildung heilt; die Tiere überleben. Weil aber das gesamte Infektions- material sich nach außen entleert hat, ist die Möglichkeit von dessen Resorption und folglich eine Immunität in der Regel ausgeschlossen. Nicht nur die Bakterien, sondern auch alle als Antigen wirkenden Pro- dukte und Bestandteile der Bakterien werden dadurch dem Tierkörper entzogen, nur um den Stall mit Rauschbrand zu verseuchen. Dadurch erklärt sich auch die Beobachtung, daß Meerschweinchen unter solchen Umständen nur ausnahmsweise an chronischer Vergiftung eingehen. Ein ganz anderes Bild stellte die Infektion dar, wenn Meerschweinchen mit abgeschwächtem Rauschbrandmateriale oder Kultur infiziert wurden. Das Infiltrat, welches sich an der Impfstelle entwickelt, reicht kaum über die Grenze der ursprünglichen Einspritzung und vereitert in kurzer Zeit. Die mikroskopische Untersuchung des Eiters zeigt viele Leuko- cyten, ziemlich viele Rauschbrandbacillen, die dem Kulturtypus ähneln, und erhebliche Phagocytose, ein Umstand, der bei der akuten Rausch- brandinfektion nie zur Beobachtung kommt. So ein vereitertes Infiltrat kann auch lange bestehen, und die Meer- schweinchen sterben endlich an chronischer Vergiftung, welche sich durch Abmagerung, Paralyse, Haarausfall etc. äußert. Bei Rindern sind die Verhältnisse gewissermaßen anders. Wie aus dem Protokoll ersichtlich, starben die Kontrollkälber binnen 24 bis 48 Stunden an akuter Infektion. Chronische, durch Rauschbrandbacillen verursachte Abszesse, welche dem dritten Typus der künstlichen Rausch- brandinfektion bei Meerschweinchen entsprechen, wurden auch beobachtet, und zwar bei aggressinimmunisierten Kälbern und solchen, die mit ab- geschwächtem Materiale injiziert waren. Nur sterben die Kälber, welche ein chronisches Rauschbrandinfiltrat aufweisen, nicht an Vergiftung, wie es bei den Meerschweinchen unter denselben Bedingungen der Fall ist, und zwar höchst wahrscheinlich darum, weil die Rinder viel leichter als die Meerschweinchen gegen das Rauschbrandgift immunisierbar sind. Das Rauschbran daggressin. Zur Gewinnung des Rauschbrandaggressins eignen sich ältere Meer- schweinchen besser als junge Tiere, denn erstens sind die ersteren empfänglicher für Rauschbrand als junge Tiere, und dann liefern sie auch mehr Aggressin. Es gelingt, ohne Schwierigkeiten, einige Kubik- zentimeter Oedemflüssigkeit zu gewinnen, nur muß man das Exsudat so- bald als möglich nach dem Tode steril entnehmen. Ist das infizierte Tier schwer krank und zeigt es auf der Impfstelle eine große, mit hämorrhagischer Flüssigkeit gefüllte Blase, so kann diese mit einem kleinen Troikart entnommen werden. Wenn man die Nadel des Troikarts in die noch gesunde Haut einsticht und subkutan in die Blase einführt, kann man durch leichte Massage fast die ganze Oedemflüssigkeit ent- nehmen, ehe die Blase platzt. Die Einstichstelle wird mit Jodoform- Kollodium verklebt, und die Blase füllt sich eventuell in ein paar Stunden von neuem, so daß die Prozedur in günstigen Fällen wiederholt werden kann. Es empfiehlt sich, das Exsudat sofort nach der Entnahme durch feuchtes Filtrierpapier zu filtrieren, um das Fett zu entfernen, das auf der Oberfläche der Oedemflüssigkeit schwimmt und die Bakterien fest- Schöbl, Weitere Versuche über Aggressininimunisierung gegen Rauschbrand. 299 hält. Nach tüchtigem Zentrifugieren wird die klare, dunkelrote Flüssig- keit abgegossen, mit Toluol geschüttelt und auf ihre Sterilität geprüft. Der sicherste und schnellste Weg ist der Tierversuch, denn es kommt häutig vor, daß sich das Rauschbrandaggressin im anaerobischen Kultur- verfahren steril erweist und daß trotzdem das Meerschweinchen stirbt, welches mit 0,5 ccm Aggressin injiziert wurde, an Rauschbrand. Ich habe mich bemüht, durch peritoneale Infektion größere Mengen von Aggressin zu gewinnen. Es ist jedoch nicht gelungen, die Meer- schweinchen mit einer Kultur intraperitoneal zu infizieren. Bald nach der Einspritzung der Rauschbrandkultur zeigt die mikroskopische Unter- suchung der Bauchhöhle starke Phagocytose, und in kurzer Zeit ver- schwinden die Bakterien vollständig. Injiziert man aber mit Bouillon verdünnten Rauschbrandsaft, so kommt keine oder nur spärliche Phago- cytose zur Beobachtung und das Tier stirbt in wenigen Stunden (12 — 24). In der Bauchhöhle sowohl wie in den Pleuralhöhlen findet sich seröse Flüssigkeit mit wenigen Leukocyten und vielen Rauschbrandbacillen. Doch habe ich den Eindruck gehabt, daß das Peritonealaggressin bei Rauschbrand nicht so gute immunisatorische Erfolge zeigt wie das Kutan- aggressin. Die aggressive Eigenschaft des sterilen Rauschbrandsaftes ist zweifel- los aus dem Versuche in meiner ersten Mitteilung ersichtlich. Daß der Rauschbrandsaft auch eine infektionsbefördernde Eigenschaft besitzt, wird dadurch bewiesen, daß die Einverleibung solcher Oedemflüssigkeit, welche nur vereinzelte Rauschbrandbacillen enthält, also eine so kleine Menge, die weder mikroskopisch noch kulturell nachweisbar ist, doch eine Infektion veranlassen kann. Dann ist auch die Oedemflüssigkeit imstande, die Leukocyten in der Bauchhöhle fernzuhalten und die Phagocytose so weit zu verhindern, daß sich die Rauschbrandbacillen vermehren und eine Infektion veran- lassen können. Es handelt sich nun beim Rauschbrand um einen Toxinbildner und die Oedemflüssigkeit kann unter Umständen auch Gift enthalten. Für die praktische Anwendung der Aggressinimpfung hat dieser Umstand kaum eine Bedeutung, denn die Rinder sind gegen Rauschbrandgift leicht immunisierbar, und unsere Aggressinproben, die von verschiedenen Tieren stammten, haben bei Kälbern nicht einmal eine lokale Reaktion verursacht, trotzdem sie bei Meerschweinchen chronische Vergiftung hervorriefen. Für das Studium der Frage, ob das Aggressin mit Toxin identisch ist, eignet sich der RauschbrandlDacillus besonders gut. Denn es wurde von Grassberger und Schatten froh zweifellos bewiesen, daß be- stimmte Rauschbrandstämme in vitro starkes Toxin bilden und daß die mit Toxin immunisierten Tiere sich nicht nur giftfest erweisen, sondern auch noch antitoxisches Serum liefern. Aus meinen Versuchen ^) geht hervor, daß es Oedemflüssigkeiten gibt, die kaum als toxisch betrachtet werden können, denn die Tiere vertragen weit größere Mengen solchen Aggressins, als die zur Immunisation nötige Dosis. Und doch fördert dieser Rauschbrandsaft die Infektion, vermindert die Phagocytose sowohl in vitro als auch im Tierkörper, wirkt als Antigen und ruft eine anti- infektiöse Immunität hervor. Mit diesen Feststellungen wurde den Erfordernissen der Aggressintheorie genug getan, und gefunden, daß auch bei Rauschbrand ein Aggressin vorkommt, welches biologisch vom Toxin verschieden ist. 1) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. 1. Orig. Bd. 56. H. 3/4. 300 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. Versuche an Meerschweinchen. Tabelle I. Immunisierung mit Peritonealaggressin. Meer- Menge des schweinchen Peritoneal- No. aggressins 40 41 42 43 Kontrolle 1,0 ccm 1,0 „ 0,5 ,. 0,25 „ Infiziert subkutan mit E.auschfleisch 20 rag + dgl. + )) + »» + -f 1 akute Rausch- I -f j brand-Infektion Dieser Versuch bestätigt die bei Besprechung des Rauschbrand- aggressins erwähnte Beobachtung, daß es gelingt, auch mit peritonealem Aggressin Meerschweinchen zu immunisieren. TabeUe II. Intraperitoneale Immunisierung mit Kutanaggressin. Meer- schweinchen No. Menge des Agress. intra- peritoneal Infiziert subkutan mit Menge Lebt Stirbt Anmerkung 44 45 46 47 48 Kontrolle 0,5—1,0 ccm dgl. Rauschfleisch 20 mg dgl. + + + + + + + 2 Wochen gifttot 4 Tagen) i^f^ktion Dieser Versuch wurde zu folgendem Zwecke angestellt. Es blieb noch immer der Einwand, daß dem Aggressin vereinzelte Rauschbrand- bacillen beigemischt seien, die nach der Einspritzung sich im Körper vermehren und eine Immunität zufolge haben. Man kann sich jedoch leicht davon überzeugen, daß die peritoneale Infektion bei Rauschbrand nur dann gelingt, wenn irgendein Mittel mitinjiziert wird, welches die Leukocyten fernhält. Damit ist den Rauschbrandbacillen Gelegenheit gegeben, sich zu vermehren und sich selbst gegen die Abwehrkräfte des Körpers zu schützen. Dann geht aber die Vermehrung so rasch vor sich, daß in kurzer Zeit viele Bacillen in der Peritonealhöhle mikro- skopisch nachweisbar sind und das Tier binnen 24 Stunden eingeht. Sind aber solche Bedingungen in der Bauchhöhle nicht gegeben, ist auch den Rauschbrandbacillen keine Zeit gegönnt, sich dieselben mittels ihrer Angriffsstoffe günstig einzurichten, so werden sie in sehr kurzer Zeit durch Phagocytose vollständig vernichtet und das Tier bleibt am Leben. Es ist nun kaum denkbar, daß das kurze Verweilen von vereinzelten Bakterien im Tierkörper eine Immunität zur Folge hat. Unsere Meerschweinchen wurden also intraperitoneal mit Aggressin injiziert und ihre Bauchhöhle wurde wiederholt mikroskopisch unter- sucht. Alle Entnahmen erwiesen sich steril, denn die Ausstriche zeigten nur Leukocyten, aber keine Bacillen. Die Immunität wurde folglich durch Resorption des Aggressins erreicht (s. Tab. p. 301). Aus diesen Versuchen ist der Nachteil ersichtlich, der allen Im- munisierungsmethoden anhaftet, wo es sich um Impfung mit abge- schwächten lebenden Bakterien handelt. Entweder sind die Bakterien Schob 1, Weitere Versuche über Aggressinimmunieierung gegen Rauschbrand. 301 Tabelle III. Immunisierung mit Lyoner Vaccin. Meer- schweinchen No. Menge des Lyoner Vaccin Infiziert subkutan mit Menge Lebt Stirbt Anmerkung 49 50 51 52 Kontrolle •> )) 10 mg 10 „ 20 „ 20 „ 3,0 ccm Aggress. Rauschsaft 3 Tropfen dg. + + + + + + + 24 Std.l 18 „ Infek- 24 „ tion 18 „ 18 Std.l Infek- 18 „ 1 tion Tabelle IV. Immunisierung mit Lyoner V accin. Meer- schweinchen No. Menge des Lyoner Vaccin Resultat Infiziert subkutan mit Menge ■u -O u '■S Anmerkung 53 20 mg stirbt in 3 Tagen Rauschfl. 20 mg + Rauschbrand 54 dgl. geschwollen » dgl. + 3 Tage 55 » » 1 >) )) + 2 „ 56 >) » » )) + 3 „ 57 i> >i + 2 „ Kontrolle 2,0 ccm Immun- serum » )i + 14 Tagen gifttot » — — » „ + 2 Tage »> — — „ '» + 2 „ nicht genügend oder zu sehr abgeschwächt und die Impfung hat im ersten Falle Impfverluste zur Folge, im zweiten Falle versagt die Im- munisierung. Es liegt auf der Hand, daß es kaum möglich ist, die Dosierung solchen Impfstoffes in irgendeiner Weise zu regulieren, denn wie es bei der Lyoner Methode der Fall ist, wird mit abgeschwächtem Rauschbrandfleische geimpft, wo sich infolgedessen weder die Zahl noch die Virulenz der Bakterien regulieren läßt. Ferner ist der Rauschbrandbacillus ein Sporenbildner, ein Umstand, der die Verhältnisse noch mehr kompliziert. Zahlreiche Versuche wurden angestellt, um Meerschweinchen mit abgeschwächten Kulturen bzw. Kulturfiltraten zu immunisieren, aber die Erfolge waren dieselben wie bei der Ljoner Methode. Eine Anzahl von Versuchstieren starben an akuter Infektion, andere an chronischer Ver- giftung und die übrig gebliebenen Tiere wurden keineswegs bei der folgenden Infektion mit Rauschbrandsaft immun gefunden. Versuche an Kälbern. In folgendem soll über etliche Versuche an Kälbern berichtet werden. Im ganzen wurden samt Kontrollen 7 Kälber verbraucht. Die Tiere waren gesunde, einjährige Kälber, die aus den östlichen Staaten Nord- amerikas stammten. Die Immunisierung der Rinder mit Rauschbrand- aggressin wurde durch subkutane bzw. intravenöse Injektion bewirkt, während die Infektion durch intramuskuläre Injektion des trockenen, virulenten Rauschbrandfleisches stattfand. Nach jeder Injektion sowohl des Impfstoffes wie auch des Infektionsmaterials wurde die Impfstelle sorgfältig untersucht. Zeigte sich irgendeine Lokalveränderung, so wurde dieselbe entweder intra vitam oder post mortem untersucht, und wurde dabei besonders darauf geachtet, ob sich in den erwähnten Veränderungen lebende Rauschbrandbacillen vorfanden. Außer der mikroskopischen Unter- 302 Gentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. suchung und Kulturanlage wurde das Material auf erwachsene Meer- schweinchen verimpft. Soweit wir uns an unserem beschränkten Materiale überzeugen konnten, ruft die Injektion des Aggressins bei Kälbern keine nennenswerte Reaktion hervor, vorausgesetzt, daß es sich um steriles Rinderaggressin handelt. Es wurden allmählich während der Immuni- sation bis 80 ccm Aggressin subkutan und 10 ccm intravenös injiziert, ohne irgendeine allgemeine oder lokale Reaktion zu bekommen. Es muß allerdings betont werden, daß wir nur mit einem einzigen Stamme arbeiteten, der, wie wir uns überzeugten, nur sehr schwaches Toxin bildete. Tabelle V. Versuche an Kälbern. Kalb No. Menge des Aggressins subkutan Infiziert intramuskulär mitRauschfleisch nach Lebt Stirbt Anmerkung 4 5 Kontrolle 5,0 ccm Aggr. No. 4 5,0—10,0 ccm Aggr. No. 5 10 Wochen gleichzeitig + akute Rausch- brandinfektion Zu diesem Versuche muß folgendes bemerkt werden: Das Aggressin No. 4 war eine 4 Monate im Eisschrank mit Toluol aufbewahrte Oedem- flüssigkeit, die von einem Rinde stammte. Ein Kalb wurde mit Rausch- brandfleisch infiziert und lieferte über 3 1 Oedemflüssigkeit. Dieselbe wurde sofort klar zentrifugiert und in der oben erwähnten Weise aufbewahrt. Unmittelbar vor der Anwendung wurde das Aggressin durch Berkefeld- Filter filtriert und mittels Kulturanlegen und Tierexperiment steril gefunden. Das Aggressin No. 5 wurde sofort nach der Entnahme filtriert. Wie aus der Tabelle ersichtlich, starb das Kontrolltier in 48 Stunden an typischer Rauschbrandinfektion, während die immunisierten Kälber No. 4 und No. 5 überlebten. 10 Tage nach der Infektion wurden die Tiere geschlachtet und die Infektionsstelle anatomisch und bakteriologisch untersucht. Zwischen den Hüftmuskeln fand man einen ziemlich großen Abszeß. Mikroskopisch und kulturell konnten Rauschbrandbacillen nachgewiesen werden. Meer- schweinchen, an welche der Eiter verimpft wurde, starben an typischer, akuter Rauschbrandinfeklion. Versuche mit Rauschbrandserum. Es wurde Rinder- und Meerschweinchenserum zu den Versuchen verwendet. Die Tiere wurden in der Weise immunisiert, daß ihnen steigende Mengen des homologen Rauschbrandaggressins in 7-tägigen Intervallen subkutan injiziert wurden. Die Tiere wurden 10 Tage nach der letzten Aggressininjektion verblutet und das Serum auf seine Schutzkraft an Meerschweinchen geprüft (s. Tab. p. 303). Aus allen diesen Versuchen geht hervor, daß die Verhältnisse' bei der passiven Rauschbrandimmunität dieselben sind wie beim aktiven Immunzustande. Das Serum schützt die Tiere in der Weise, daß die Vermehrung der Rauschbrandbacillen aufgehoben oder vermindert wird. Die mikro- skopische Untersuchung der Infektionsstelle hat gezeigt, daß die Rausch- brandbacillen sich eventuell lokal vermehren können, sich aber bald in Schöbl, Weitere Versuche über Aggressinimmunisierung gegen Rauschbrand. 303 Tabelle VI. Aderlaß A. Prüfung des fmmunserums. Meer- schweinchen Menge des Serums intra- peritoneal Infiziert mit Rauschbrandsaft Lebt Stirbt Anmerkung • No. nach Menge 58 59 60 Kontrolle !} )> 1,0 com dgl. 24 Stunden dgl. )) 2 Tropfen 1 ■I' :: 1 + + + + + + 48 Stunden akute In- fektion 5 Tagen gifttot 12 Stunden 1 ^^^^^ .Q " 1 Infektion Tabelle VII. Aderlaß B. Prüfung des Immunserums. Meer- Menge des Infiziert subkutan schweinchen Serums intra- mit Rauschbrandsaft Lebt Stirbt Anmerkung No. peritoneal Menge nach 61 1,0 ccm 10 Tropfen 24 Stunden + 62 dgl. 5 dgl. + 63 2 + 64 1 + 65 l'ö :; + Kontrolle + 32 Stunden \ 32 „ akute 5 + 2 + 48 „ Infektion 60 „ !> 1 + >' Vs ., + Tabelle VIII. Haltbarkeit des Immunserums. Meer- schweinchen Menge des Serums intra- peritoneal V2 Stunde auf 56" C erhitzt Frisch Infiziert mit Rauschbrandsaft Lebt Stirbt An- merkung No. Menge nach 66 67 68 69 Kontrolle «) 1,0 ccm dgl. » •> + + - + + 1 Tropfen ;'' :: V5 ., 24 Stunden dgl. •> u >' )) + + + + + + 36 Stunden 16 „ 48 „ 12 „ 12 „ den Kultlirtypus umwandeln und das Tier (Meerschweinchen) an Ver- giftung stirbt. Weiter wurde beobachtet, daß der Titer des Serums während der Behandlung des Tieres mit Rauschbrandaggressin steigt, und zwar sowohl was den Schutzwert im Tierversuch, als auch den Titer im Reagensglas- versuche anbelangt. Inaktivierung durch Erhitzung scheint den Schutz- wert des Rauschbrandserums herabzusetzen. Zusammenfassung. 1) Es werden weitere Meerschweinchenversuche über Aggressin- immunisierung gegen Rauschbrand mitgeteilt. 2) Auch bei Rindern ist die Aggressinimmunisierung erfolgreich gelungen. 304 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 3/4. 3) Die interessante und epidemiologisch wichtige Beobachtung, welche bei immunisierten Meerschweinchen gemacht wurde, nämlich die Tat- sache, daß virulente Rauschbrandbacillen sich im Körper der Immuntiere lange Zeit aufhalten können, ohne ihre Virulenz für normale Tiere ver- loren zu haben, wurde auch bei Rindern bestätigt. 4) Das Serum der Aggressinimmuntiere ist imstande, normale Tiere gegen Infektion zu schützen. 5) Die Natur der übertragenen Immunität ist im großen ganzen dieselbe wie die bei der aktiven Immunität. Dieselbe ist nämlich gegen die Infektion gerichtet. Für praktische Zwecke kann man aus unseren Versuchen folgende Schlüsse ziehen: 1) Die Aggressinimmunisierung eignet sich ihrer Harmlosigkeit wegen für praktische Schutzimpfung, denn es handelt sich bei dieser Methode um einen bakterienfreien, ungiftigen Impfstoff. 2) Folglich sind alle Impfverluste und jede Verseuchung durch Ba- cillenträger ausgeschlossen ; beides Umstände, die bei jeder Methode, wo lebende Bakterien zur Immunisation benützt werden, immer als drohende Gefahr in Betracht kommen. Berichtigung zu dem Aufsatz : „Notiz zur Aetiologie der Psoriasis vulgaris" von S. V. Prowazek. Die Figur 1 in der Arbeit von S. v. Prowazek, Zur Aetiologie der Psoriasis vulgaris (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 62. Heft 1/2 gehört zu einer anderen Arbeit: „Studien zur Lehre vom Geschlechtsdimorphismus der Try- panosomen" und ist infolge eines V^ersehens an einer falschen Stelle abgedruckt worden. Die richtige Abbildung folgt anbei: Fig. 1. Spirochäten aus dem Psoriasisausstrich ; kombiniert aus vielen Gesichtsfeldern, a Periplastandeutung , b Oesen- bildung, c Periplastanhänge. Okul. 12, homog. 1mm. 2 mm. Zeichenapparat. Inliait. Bandi, Ivo, Italienische Austernzüchtung und Darmkrankheiten, p. 212. Bergman , Arvid M.. Eine ansteckende Augenkrankheit, Keratoraalacie , bei Dorschen an der Südküste Schwedens, p. 200. Debono, P., On some anaerobical bacteria ot the normal human intestme, p. 229. Distaso, A. , Sur la putr^faction de la paroi intestinale de l'homme, p. 219. Jacquö, Löou et Masay, Fernand, Le Streptobacterium foetidura, agent pathogfene nouveau de l'homme, p. 180. Karwacki, Leon, üeber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri, kul- tiviert im Blutegel, p. 250. Klinger, Bi., Ueber einen neuen patho- genen Anaeroben aus menschlichem Eiter (Coccobacterium mucosum anaerobicum n. sp.), p. 186. Elingfer, B., Untersuchungen über mensch- liche Aktinomykose, p. 191. Eodama, H. , Ueber Kapselbildung der Alilzbrandbacillen bei der Züchtung auf Schrägagar, p. 177. Livierato, Spiro, Neue Untersuchungen über die „Magen^aftanaphylaxie", p. 287. Nagy, S., Ueber das Sklerom, p. 2.35. V. Prowazek, S., Studien zur Lehre vom Geschlechtsdimorphismus der Trypano- somen, p. 269. Schöbl, Otto, Weitere Versuche über Aggressinimmunisierung gegen Rausch- brand, p. 296. Takimoff, W. L., StolnikoflF, W. J. et Kohl-TakimofT, Nina, Un h^mopara- site nouveau des chauves-souris, p. 283. Frommannsche Bachdruckerei (Hermann Fohle) in Jena. .fJaktetc. I.Abi Originale. Bd. 62. Hefts. Ausgegeben am 2. März 1912. Ifachdruck verboten. üntersuchungeii über den Fr aenke Ischen Pneumo- coccusO. [Aus dem Istituto per lo studio delle malattie infettive (Vorstand: Prof. E. Maragliano, Abteilungsvorsteher: Prof. A. Bruschettini).] Von Dozent A. Braschettini und Dr. F. Morelli. Es kommt Foä und seinen Schülern das Verdienst zu, die Möglich- keit einer Antipneumokokkenvaccinierung und Antipneumokokkenserum- therapie bei experimentellen Tierinfektionen zuerst nachgewiesen zu haben. Foä und seine Schüler Bordoni-Uffreduzzi, Bonome, Carbone und Scabia haben zur Vaccinierung von Kaninchen verschiedenes Material, d. h. kleine Mengen lebender Kulturen mit steigender Aktivität, die löslichen Produkte von Bouillonkulturen, die entsprechenden Prä- zipitate, und schließlich Extrakte aus Organen von durch Pneumokokken- infektion zum Tode geführten Kaninchen angewendet. Auch andere Autoren, wie Pane, Mosny, Emmerich, Ack- harow, Belfanti, Neisser, Centanni, haben sich mit Unter- suchungen über die Antipneumokokkenvaccinierung und -serumtherapie beschäftigt. Die Resultate der verschiedenen Autoren stimmen nicht miteinander überein, so daß die Frage nach der Antipneumokokkenvaccinierung und -serumtherapie bei weitem noch nicht als endgültig gelöst betrachtet werden kann. In Italien wurden in letzter Zeit Untersuchungen auf diesem Gebiete von Tizzoni, Panichi und Porrini ausgeführt. Eine der größten Schwierigkeiten, auf welche man bei dem Versuch, ein Tier gegen den Fr aenkel sehen Diplococcus zu immunisieren, stößt, besteht in der Unmöglichkeit, das spezifische Toxin von den Kultur- substraten oder von den Organen, die man zur Immunisierung benutzt, d. h. von den in diesen enthaltenen Neben giftstoffen zu trennen, so daß sich im Organismus des zu immunisierenden Tieres eine derartige Menge von Giftstoffen ansammelt, daß das Tier einem fortschreitenden Siechtum anheimfällt und oft sogar zugrunde geht, bevor man eine spezifische antitoxische Reaktion erzielen konnte. Foä und Centanni haben nachgewiesen, daß, wenn man Tieren mit kurzen Zeitabständen aufeinanderfolgende vaccinierende Einspritzungen macht, die Tiere einer Toxikämie erliegen, indem jede neue Einspritzung eine Verminderung des durch die vorigen Einspritzungen herbeigeführten immunisierenden Vermögens zur Folge hat. Wir haben experimentelle Untersuchungen über die immunisierende Wirkung ausgeführt, welche gegen die Infektion mit Fraenke Ischen Diplokokken die Einspritzung von Lungenextrakten pneumokokken- septikämiekranker Kaninchen bei Tieren ausübt, welche einer besonderen im folgenden zu beschreibenden Behandlung unterzogen wurden. 1) Ins Deutsche übertragen von Dr. med. K. Rü hl -Turin. Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 5. 20 306 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Die beim Kaninchen erhaltenen Resultate sind derart, daß es sieb lohnt, sie zu berichten. Unsere Methode besteht darin, daß dem Kaninchen, welches das immunisierende Material liefern soll, entweder vor oder zu gleicher Zeit mit dem Pneumococcus eine Substanz eingespritzt wird, welche im- stande ist, eine intensive Leukocytose hervorzurufen. Durch wiederholte Tierpassagen (Kaninchen) konnten wir einen der- artig virulenten Fraenk eischen Pneumococcus erhalten, daß Vioooooooo ccm des septischen Blutes imstande war, ein erwachsenes, 2 kg schweres Kaninchen in weniger als 24 Stunden unter dem Bilde einer schweren Septikämie zu töten. Um eine starke Leukocytose bei den Kaninchen herbeizuführen, be- nutzten wir das Mellin's food, welches besser als jede andere leuko- cytophile Substanz zu diesem Zwecke dient. Die Versuche wurden bei zwei Reihen von Tieren ausgeführt. Bei der einen wurden 2 ccm einer gesättigten Mellin's food -Emulsion intratracheal eingespritzt und nach einiger Zeit (5 — 10 Stunden) eine Ver- dünnung einer Reinkultur des auf erwähntem Wege virulent gemachten Pneumococcus intravenös eingespritzt. Bei der anderen Reihe von Tieren geschahen beide Einspritzungen in die Trachea, und zwar zu gleicher Zeit. Die Tiere starben 20 — 24 Stunden nach der Inokulation. Unter Befolgung der Maßregeln der strengsten Asepsis und Anti- sepsis wurde die Pleurahöhle eröffnet, die Lungen herausgenommen und in einem sterilen Mörser zusammen mit gewöhnlichem oder Glassand zerrieben. Die Lungen der Tiere, denen zuerst das Mellin's food in die Trachea und dann die Pneumokokken in die Randvene des Ohres ein- geimpft wurden, zeigten stets eine heftigere entzündliche Reaktion als die Lungen der Kaninchen, denen beide Einspritzungen zu gleicher Zeit in die Trachea gemacht wurden oder denen der Pneumococcus direkt in das Lungenparenchym eingeimpft wurde. Bei den ersteren beobachtete man eine sehr starke Leukocytose und eine geringere Anzahl von Keimen als bei letzteren. Dem wässerigen Lungenextrakt wurde zwecks Sterilmachung eine gleiche Menge 5-prom. Karbollösung oder Schwefeläthers zugesetzt. Wir hielten das Gemisch 24 Stunden im Brutofen, filtrierten es durch Papier und setzten zwecks Konservierung eine kleine Menge Toluol zu. Das Lungenextrakt der Kaninchen der ersten Reihe (zuerst intratracheale Einspritzung von leukocytophiler Substanz, nach einigen Stunden intra- venöse Pneumokokkeneinspritzung) erwies sich stets als das wirksamste. Bei Kaninchen, denen wir die auf dem beschriebenen Wege erhaltenen Lungenextrakte subkutan einspritzten, fanden wir nach einigen Stunden eine intensive Leukocytose mit zahlreichen eosinophilen Polynukleierten (Färbung nach Jenner). Diese Leukocytose stellte bei den Tieren, denen Lungenextrakt der Kaninchen der ersten Reihe eingespritzt wurde, einen konstanten Befund dar; bei den mit Extrakt aus Lungen der Kaninchen der zweiten Reihe war dieser Befund hingegen nicht konstant. Die 24 Stunden nach Behandlung mit Lungenextrakt ausgeführte Einspritzung von Vioooooooo ccm der Pneumokokkenkultur hatte bei den Tieren, die eine intensive Leukocytose gezeigt hatten, nicht den Tod zur Folge, oder dieser trat sehr spät ein. Aus weiteren Untersuchungen hat sich jedoch ergeben, daß dieses Verhältnis zwischen der Leukocytose und der Immunisierung kein konstantes ist. Bruschettini u. Morelli, Untersuch, üb. d. Fraenkelschen PneumococcuB. 307 Nach diesen Vorversuchen haben wir zahlreiche Experimente in der Weise ausgeführt, daß wir verschiedene Mengen (1 — 5 ccm) Lungen- extraktes zu gleicher Zeit mit dem Pneumococcus oder vor diesem einimpften und versuchten, Tiere durch während einer langen Zeitperiode ausgeführte wiederholte Einspritzungen zu immunisieren. Die erhaltenen Resultate waren äußerst befriedigend. Wir konnten auf diesem Wege ungefähr 30 Kaninchen immunisieren und vor dem Tode retten, denen Pneumokokken in Dosen eingespritzt wurden, welche die minimale tödliche Dosis bedeutend überschritten (bis zum 10-fachen). Die Kaninchen zeigten nach der Pneumokokken- injektion weder eine allgemeine fieberhafte, noch eine lokale Reaktion. Die überlebenden Tiere magerten nicht nur nicht ab, sondern nahmen sogar an Gewicht zu. Die besten Resultate im Sinne einer sicheren und dauernden Immu- nisierung erhielten wir in den Fällen, wo die immunisierende Behandlung vor der Pneumokokkeneinspritzung ausgeführt wurde. Der Zeitabstand zwischen der letzten Lungenextrakteinspritzung und der Pneumokokken- injektion betrug nicht mehr als 5 — 6 Tage. Neben allen Experimenten wurden Kontrollversuche ausgeführt, und zwar wurden hierzu möglichst Tiere desselben Alters und mit demselben Gewicht wie die Versuchskaninchen benutzt. Diese Kontrollkaninchen starben stets innerhalb 20—24 Stunden. Wir w^ollen der Kürze halber die Protokolle der Versuche nicht wiedergeben und uns kurz zusammenfassend auf die Angabe beschränken, daß alle Kaninchen, denen das Lungenextrakt vor oder zu gleicher Zeit mit den Pneumokokken eingeimpft wurde, von dem Tode gerettet werden konnten, keine febrile Reaktion zeigten und keine Erscheinungen der Toxikämie aufwiesen, und im Laufe mehrerer Monate bedeutend an Ge- wicht zunahmen. Wir haben versucht, anstatt die Extrakte mit der 5-prom. Karbol- lösung zu behandeln, sie während 30 Minuten bei 60" C zu halten; die Extrakte zeigten aber in diesem Falle eine geringere Wirksamkeit. Wir haben auch Versuche von Immunisierung auf anderem Wege angestellt; zu diesem Zwecke mischten wir eine höchst virulente Kultur von Pneumokokken zu gleichen Teilen mit Schwefeläther und hielten dieses Gemisch 24 Stunden im Thermostaten; dann wurden mehreren Kaninchen wiederholte Einspritzungen des Gemisches mit kurzen Zeit- abständen gemacht und die Tiere nach einigen Tagen zur Ader gelassen. Wir untersuchten, ob das Blutserum dieser Tiere eine immunisierende Wirkung besaß, und beobachteten, daß es nur eine Verspätung des Exitus bewirkte, aber nicht imstande war, die Tiere zu retten. Wir untersuchten ferner die Wirkung, welche das Blutserum von Kaninchen, die längere Zeit hindurch mit subkutanen Einspritzungen von Pneumokokkenaggressin behandelt wurden, auf die Pneumokokkeninfektion selbst ausüben kann. Ein positives Resultat, d. h. die Vermeidung des Todes des Tieres, erhielten wir nur in den Fällen, wo das Tier vor der Einimpfung der Pneumokokkenkulturen mehrere Einspritzungen des antiaggressinischen Serums bekam. Wir untersuchten die Wirkung, welche das Blutserum von Kaninchen, weiche periodischen Einspritzungen des erwähnten Lungenextraktes unterzogen wurden, auf die Pneumokokken- infektion ausübt. Diese Untersuchungen teilten wir in 3 Reihen ein : 1) Bei einer Reihe von Tieren wurde die Behandlung vor der Ein- spritzung von Pneumokokken ausgeführt. 20* 308 Centralbl. f. Bakt. etc. f. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. 2) Bei einer zweiten Tierreihe geschah die Behandlung zu gleicher Zeit mit der Infektion. 3) Eine dritte Reihe von Tieren wurde nach der Inokulation des Keimes behandelt. Aus zahlreichen Versuchen konnten wir schließen, daß das Blutserum der wiederholt mit Einspritzungen von Antipneumokokkenlungenextrakt behandelten Kaninchen, sowohl wenn es vor der Einimpfung des Keimes wie wenn es zu gleicher Zeit mit derselben eingespritzt wird, eine un- zweifelhafte immunisierende Wirkung ausübt, während dies nicht der Fall ist, wenn die Behandlung nach der Einimpfung des Keimes ge- schieht. Wir haben auch versucht, nach dem für die Kaninchen beschriebenen Verfahren ein Lungenextrakt von Meerschweinchen herzustellen, zuweilen auch ohne Einspritzung von leukocytophiler Substanz. Dieses Meer- schweinchenlungenextrakt hat aber eine geringere Wirksamkeit als der- jenige der Kaninchen. Es wurde hier eine nicht konstante Immuni- sierung erzielt. Wir beobachteten ferner, daß, wenn eine äußerst virulente Pneumo- kokkenkultur 24 — 72 Stunden mit unserem Lungenextrakt in Berührung gehalten und dann das Ganze in den Thermostaten bei 37^ C gestellt wurde, der Pneumococcus allmählich seine Virulenz bis zum gänz- lichen Verschwinden einbüßte. Kaninchen, denen enorme Dosen (2 ccm der Blutkultur) dieses Pneumococcus eingeimpft wurden, überlebten. Die Abschwächung der Virulenz war desto größer, je länger der Keim in Berührung mit dem Extrakt gehalten wurde. Diesbezüglich wollen wir die Versuche Barloccos über die immu- nisatorischen Eigenschaften des auf Organextrakten kultivierten Diplo- coccus erwähnen. Dieser Autor untersuchte das biologische Verhalten dieses Keimes, wenn derselbe in ein organisches Milieu gebracht wird, welches aus dem cellulären Aggregat der verschiedenen Organe des für den Diplococcus am meisten empfänglichen Tieres besteht, und be- obachtete, daß der Keim je nach der Dauer seines Aufenthaltes in diesem Milieu verschiedene Eigenschaften annimmt. Während der ersten Tage des Kontaktes beobachtete Barlocco eine bedeutende Verspätung des Eintretens des durch die Einimpfung des Keimes bewirkten Todes. Nach einem längeren Verweilen (19 Tage) in dem Milieu treten bedeutende Mengen immunisierender Stoffe auf, so daß sogar eine vollständige Immu- nisierung erzielt werden kann. Diese Resultate erfahren eine Bestätigung sowohl durch unsere Be- obachtungen, wie durch diejenigen von Brieger, Kitasato, Wasser- mann, Bartel, Neumann, Bitter, Foä, welche in den ver- schiedenen Organen bakterizide Stoffe eiweißartiger Natur nachgewiesen haben, welche die Entwickelung der Keime, die mit ihnen in Berührung gebracht werden, hemmen, und die Virulenz derselben herabsetzen. Nachdem wir die immunisierende Wirkung des Lungenextraktes bei Kaninchen konstatiert hatten, lag es nahe, zu untersuchen, ob es auch eine kurative Wirkung besaß. Zu diesem Zweck spritzten wir mehreren Kaninchen zuerst eine tödliche Dosis Pneumokokken und nach einigen Stunden das Lungen- extrakt ein. Kontrollkaninchen bekamen nur die erste Einspritzung. Die erhaltenen Resultate waren nicht konstant: In einigen Fällen trat der Exitus verspätet, in anderen hingegen sogar verfrüht (im Vergleich zu den Kontrollen) ein. Bruschettini u. Morelli, Untersuch, üb. d. Fraenkelechen Pneumococcus. 309 Bemerkenswert ist die Tatsache, daß wir nie eine wahre und echte Septikämie beobachteten ; in vielen Fällen war der bakteriologische Blut- befund sogar negativ. In keinem Fall fanden wir die Charaktere der Infektionsmilz, wie sie bei Diplokokkenseptikämie typisch aufzutreten pflegen. Aus diesem konstanten Befund haben wir geschlossen, daß der Tod durch Toxikämie herbeigeführt worden war. Von dieser Auffassung ausgehend, haben wir untersucht, wie sich die Tiere verhielten, wenn man neben dem Lungenextrakt ein antitoxisches Serum einwirken ließ, welches durch Behandlung von Kaninchen mit periodischen Einspritzungen von Karbol-Pneumokokkenendotoxin erhalten wurde. Dieses Endotoxin wurde folgendermaßen hergestellt: Wir legten Pueumokokkenplattenkulturen an, setzten 20 ccm 5-prom. Karbollösung zu, lösten mit einem sterilen kleinen Pinsel den Kulturbelag ab, schüttelten die Verdünnung einige Zeit in einem Fläschchen , um sie homogen zu gestalten, und filtrierten nach einigen Tagen durch Papier. Das Filtrat stellte das Endotoxin dar. Durch die doppelte Behandlung mit Lungenextrakt und antitoxischen Serum konnten wir mehrere Kaninchen vor dem Tode retten ; dieselben magerten weder ab noch zeigten irgendwelche charakterischen Symptome der Toxikämie. Wir untersuchten auch, ob daß Lecithin eine hemmende Wirkung auf das in der soeben angegebenen Weise hergestellte Karbolpneumo- kokkenendotoxin ausübt. Nachdem wir die für das Kaninchen und das Meerschweinchen minimale tödliche Dosis dieses Endotoxins ermittelt hatten, beobachteten wir, daß, wenn das Endotoxin mit wässerigen Leci- thinaufschwemmungen (1 : 50, 1 : 100) zu gleichen Teilen vereinigt wird, die Tiere weit höhere Dosen als die minimale tödliche vertragen, an Gewicht zunehmen und weder reaktive lokale Erscheinungen noch Ver- änderungen der Temperaturkurve aufweisen. Wir legten Pueumokokkenplattenkulturen an, setzten Emulsionen von Lecithin in Methylalkohol oder in physiologischer Kochsalzlösung zu, entfernten mit einem Pinsel den Kulturrasen, und spritzten den Keim, nachdem wir ihn einige Tage mit den genannten Lecithinaufschwem- mungen in einem Brutschrank bei 37^ C in Berührung gehalten hatten, 3 Kaninchen in der Dosis von 1 resp. 2 resp. 3 ccm in die Randvene des Ohres ein i). Hierdurch bezweckten wir den Nachweis, ob das Leci- thin einen hemmenden Einfluß auf den Pneumococcus ausübt. Wir beobachteten, daß wenn die Einspritzung entweder sofort oder innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Zusatz des Lecithins zu der Pneumokokkenkultur gemacht wurde, das Tier einer Diplokokkenseptik- ämie erlag, während, wenn die Injektion nach 2 Tagen gemacht wurde, der Exitus sehr verspätet erfolgte, und wenn der Kontakt des Diplo- coccus mit dem Lecithin mehr als 7 Tage dauerte, das Tier selbst bei Einspritzung hoher Dosen des Keimes nicht starb und keine toxikämischen Erscheinungen zeigte. Wir konnten sogar 3 ccm der Blutpneumokokken- kultur in die Ohrrandvene des Kaninchens einimpfen, ohne Krankheits- erscheinungen zu beobachten. 1) Der italienische Text lautet folgendermaßen : „Preparate delle culture di pneumo- cocco SU piastre, unendo, come per rendotossina, emulsioni, di lecitinain alcool metilico o in soluzione fisiologica, e prelevate con un pennellino sterile le patine culturalli dopo aver tenuto in contatto il gernae con queste emulsioni di lecitina per qualche giorno al termostato, l'abbiamo iniettate nelle dose di 1—2 — 3 c. c. nella vena marginale del- l'orecchio di tre conigli. 310 Ceatralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Wir stellten ferner Diplokokkenaggressin (gewonnen aus dein Pleura- exsudat von Kaninchen, denen Pneumokokken und Emulsionen von m eil in 's food in die rechte Pleurahöhle eingespritzt waren) und ein antiaggressinisches Serum (gewonnen aus einem Tier, das wiederholt mit Einspritzungen von Diplokokkenaggressin behandelt war) her und unter- suchten die Eigenschaften desselben. Die Kaninchen, welche mit Pneumokokkenaggressin behandelt und nach einigen Tagen mit Pneumokokken injiziert wurden, starben, zu gleicher Zeit mit den Kontrollen, unter heftiger Septikämie. Die Kaninchen, denen ein Gemisch von Aggressin mit Lungenextrakt nach 24 Stunden eine tödliche Pneumokokkendosis eingeimpft wurden, gingen ohne Septikämie zugrunde. Das antiagressinische Serum zeigte hingegen eine ausgesprochene, zwar nur präventive, immunisierende Wirkung. Die Einspritzung des antiagressinischen Serums zusammen mit dem Lungenextrakt zeigte eine etwas geringere Schutzwirkung, als die In- jektion des alleinigen Serums. Durch Vereinigung des Pneumokokkenaggressins (2 ccm) mit dem antiaggressinischen Serum (5 ccm) und Einspritzung dieses Gemisches konnten wir Tiere vor dem Tode retten, denen tödliche Pneumokokken- dosen eingeimpft wurden. Ebenso wurden die Tiere gerettet, die vor der Einspritzung einer tödlichen Pneumokokkendosis mit einem Gemisch von Lungenextrakt (2 ccm) und antiaggressinschem Serum (5 ccm) behandelt wurden. Diese immunisierende Wirkung ist jedoch, wie erwähnt, schwächer als diejenige, welche die alleinige Einspritzung von antiaggressinischem Serum ausübt. Schließlich haben wir untersucht, auf welche Eigenschaften die immunisierende Wirkung zurückzuführen ist, welche das in oben an- gegebener Weise hergestellte Lungenextrakt und das Serum von Kanin- chen, die mit diesem Extrakt während längerer Zeit behandelt wurden, gegen die Diplokokkeninfektion ausüben. Die Resultate waren, kurz zusammengefaßt, folgende: 1) Wenn man das Lungenextrakt gewöhnlicher Kulturbouillon im Verhältnis 1:2, 1:3, 1:4 zusetzt und die Bouillon mit Pneumokokken besät, entwickelt sich der Keim nicht. Danach scheint das Extrakt einen ausgesprochen entwickelungshemmenden Einfluß auf den Pneunio- coccus auszuüben. Wenn das Lungenextrakt der Bouillon in sehr geringer Menge zugesetzt wird, kann sich der Pneumococcus zwar entwickeln, büßt aber einen großen Teil seiner Virulenz ein. 2) Wenn man den Pneumococus lange Zeit mit dem Lungenextrakt in Berührung hält, erfolgt eine ausgesprochene Bakteriolyse. Mikro- skopisch untersucht, erscheint der Keim fast pulverförmig. 3) Sowohl das Lungenextrakt wie das Serum weisen gegenüber dem Pneumococcus weder eine präzipitierende, noch eine agglutinierende Wirkung auf. 4) Der opsonische Index ist verschieden, je nachdem es sich um nach der gewöhnlichen Methode der Karbolsäure hergestelltes oder um während 30 Minuten bei ßO** G sterilisiertes Extrakt handelt. Beide Extrakte sind reich an Opsoninen, der erste aber viel reicher. Bei 3 Versuchen erhielten wir folgende Resultate: BruBchettini u. Morelli, Untersuch, üb. d. Fraenkelachen Pneumococcus. 311 Opsonischer Index. Kontrollen Während 30 Minuten auf| Mit Karbolsäure 60" C erwärmter Extrakt; zubereiteter Extrakt 0,80 2,80 5,60 1,40 3,60 5,10 1 3,20 5,80 5) Das Lungenextrakt besitzt eine ausgesprochen positive Chemo- taxis gegen die Leukocyten. Dieselben haben wir folgendermaßen unter- sucht: Wir führten unter die Haut des Rückens von Kaninchen mit Lungenextrakt gefüllte und zugeschmolzene Glaskapillarröhrchen, brachen sie nach ungefähr 48 Stunden in der Mitte durch und entfernten sie am nächsten Tage. Bei der mikroskopischen Untersuchung der zerbrochenen Kapillarenden konnten wir stets zahlreiche weiße Blutzellen nachweisen. 6) Sowohl das Lungenextrakt, wie das Serum der mit dem Extrakt längere Zeit behandelten Kaninchen sind reich an durch Komplement- bindungsreaktion nachweisbaren Sensibilisatoren. Bei 6 Versuchen, die wir ausführten, beobachteten wir eine fast totale Hemmung der Hämolyse, während bei den Kontrollen die Hämolyse eine vollständige war. Literatur. 1) Foä, Sulla immunitä verso il diplococco pneumonico. (R. Accad. di med. di Torino 6 decembre 1890.) 2) — e Carbone, Sulla immunitä verso il diplococco pneumonico. (Gazz. med. di Torino 1891. Anno 42. No. 1.) 3) , Studi sul processo pneumonico. (Gaz. med. di Torino. 1891. Anno 42. No. 15.) 4) — e Scabia, Sulla immunitä e sulla terapia della polmonite. 5) Carbone, Sulla teoria dell' infezione da pneumococco e sopra una nuovo specie d' immunitä. (Atti della R. Accad. delle Scienze di Modena. Ser. 3. Vol. 4. 1902.) 6) Arckharow, Recherches sur la guerison de l'infection pneumonique chez lapins au moyen du s^rum des lapins vaccines. (Arch. de m^d. expörim. et d'Anat. path. 1892. T. 4. p^ 498.) 7) Pane, Kicherche sulla immunizzazione dei conigli contro il bacillo setticolmico dello sputo. (Rivista clinica e terapeutie. 1892.) 8) Mosny, Recherches exp^rimentales sur la vaccination contre l'infection pneumonique et sur sa eu^rison. fArch. de m6d. exp^rim. et d'anat. path. 1892. T. 4. p. 175.) 9) Emmerich e Jowitsky, Die künstliche Erzeugung von Immunität ^egen croupöse Pneumonie und die Heilung dieser Krankheit. (München, med. Wochenschr. 1891. No. 32. p. 552.) 10) Pane, Sull'efficacia del siero an ti pneumonico. (Atti della R. Accad. medica di Napoli. 1897. p. 5, 6, 7.) 11) Centann i, Sul valore immunizzante dell'infiltrato locale nelle malattie infettive (pneumococcs difterite). (Gazz. degli Ospedali. 1897. No. 106.) 12) Foä e Bonome, Ueber Schutzimpfungen. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 5. 1889. p. 215.) 13) P a n i c h i , Ricerche batteriologiche intorno ad una varietä nevrotossica dello pneumococco di Fränkel. (Policlinico. Sez. pratica. 1901. Fas. 19.) 14) Tizzoni e Panichi, Ricerche sopra una varietä nevrotossica dello pneumococco di Fränkel. (Gazz. degli Osp. e delle Cliniche.) 15) , Alcune ricerche sieroterapiche contro lo pneumococco die Fränkel. (R. Accad, deUe Sc. dell'Istit. di Bologna. Rend. Sed. 13 april 1902.) 16) , Vaccinazione, immunitä e sieroterapia contro lo pneumococco del Fränkel. (R. Accad. delle Sc. dell'Istit. di Bologna. 25. genuaio 1903.) 17) Livingood, A. , Study of the growth of bacteria upon media made from animal Organs. (Centralbl. f. ßakt. etc. Bd. 23. 1898. p. 981.) 18) Barlocco, Sülle proprietä immunizzianti del diplococco coltivato su estratto organico. 312 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Nachdruck verboten. Nachtrag zur Arbeit: Ueber die ätiologische Bedeutung des Bordet sehen Keuchhustenbacillus und der Versuch einer spezifischen Therapie der Pertussis von St. Bächer und V. Menschikoff. Von Dr. Stephan Bächer, Wien. Bei der einleitenden Besprechung der über den Keuchhustenbacillus erschienenen Publikationen war uns durch ein Versehen die Arbeit C. Fraenkels (München, med. Wochenschr. 1908. No. 32. p. 1683) ent- gangen. Dieser Autor hat als erster die Angaben von Bordet und Gengou über das Vorkommen und die Tierpathogenität des Bacillus bestätigt. Nachdruck verboten. Infektionsversuche mit den „Pleischvergiftern" (Bacillus enteritidis Gärtner und Bacillus paratyphosus B) heim Geflügel. [Aus dem Institut für Seuchenlehre der Kgl. Tierärztlichen Hochschule zu Stuttgart (Vorstand: Prof. Dr. Reinhardt).] Von Tierarzt Wilhelm Reinholdt. I. Einleitung. Bei den zahlreichen gastro-intestinalen Erkrankungen des Menschen nach Fleischgenuß spielen die Infektionen und Intoxikationen durch die Bakterien der Enteritis Gärtner- und Paratyphus-B-Gruppe eine bedeutende Rolle. lieber die Häufigkeit dieser Erkrankungen lassen sich keine bestimmten Angaben machen, doch darf man dieselben wohl nicht zu niedrig einschätzen, da in der Literatur nur Massenerkrankungen, nie- mals aber Einzelfälle von Magen- und Darmerkrankungen nach Fleisch- genuß, die nur vorübergehender Art waren und jedenfalls, zum Teil wenigstens, auf Infektion mit den ,,Fleischvergiftern" zurückzuführen sind, erwähnt werden. Die meisten dieser Gesundheitsstörungen sind nach dem Genüsse von Fleisch notgeschlachteter und kranker Tiere, besonders Rinder, Kälber und Schweine in die Erscheinung getreten. Doch sollen auch durch den Genuß von gepökeltem Gänsefleisch ähnliche Erkrankungen veranlaßt worden sein. Spontane Erkrankungen des Geflügels an Enteritis Gärtner- oder Paratyphus-B-Infektionen sind zurzeit noch nicht bekannt. Während künstliche Infektionsversuche mit den beiden Gruppen der „Fleischvergifter" bei Laboratoriumstieren und größeren Haus- tieren sich öfters in der Literatur verzeichnet finden, sind die Angaben über solche beim Geflügel sehr spärlich. Rein hol dt, Infektionsversuche mit den „Fleisch vergiftern" beim GeflügeL 313 II. Literatur. Kutscher und Meinicke (1) stellten Versuche mit Paratyphus B au 2 Hühner uud 2 Tauben an. Die intramuskuläre Injektion von 1 Oese Para- typhuskultur erzeugte bei einer Taube in eüiem Fall nach 4 Tagen im Brust- muskel einen Abszeß, der jedoch nach seiner spontanen Entleerung bald abheilte. Im übrigen blieben sämtliche Tiere vollständig gesund. Vage des (2) berichtet über bei einer Mehlspeisen Vergiftung von ihm isolierte Paratyphus-B-Bacüien, welche Tauben nach intravenöser uud intramuskulärer In- jektion töteten. Gärtner (3) stellte mit dem bei der im Mai 1888 in Frankeu- hausen a. K. vorgekommeneu Fleischvergiftung gezüchteten Bacillus folgende Ver- suche an: Ein Huhn uud ein Sperüng wurden ungefähr 8 Tage lang mit Brot und Kartoffeln genährt, welche große Mengen der Bacillen enthielten, uud zwar an- scheinend ohne jeden Schaden. Ein Sperling ertrug ein Injektion von Gelatine- kultur (2 Teilstriche einer Pravazschen Spritze) ohne zu erkranken; ein Ka- narienvogel indessen, dem eine Platinöse mit Kultur in eine Wunde des Brust- muskels gerieben wurde, starb in 22 Stunden. Von 3 Tauben, welchen zwei Teilstriche einer Aufschwemmung in den Pectoraüs maior gespritzt wurden, starb eine am folgenden Tage; die beiden anderen wurden krank, erholten sich aber au- acheinend, jedoch ging die eine derselben 6 Wochen später ein. Im Brustmuskel wurde eine Sequester von 3 cm Länge und 1 cm Durchmesser gefunden , der an einzelnen Stellen Nester lebensfähiger Bacillen enthielt; die Kultur erwies sich als die eingeimpften Bakterien. 5 Hühner, in gleicher Weise infiziert, blieben voll- ständig gesund; ebenso 4 Hühner, welche mit infiziertem und dann gekochtem Fleisch mehrere Tage hindurch gefüttert wurden. Hü bener (4) findet, daß vom Geflügel die Taube der intramuskulären In- fektion gegenüber sich als sehr empfindlich erweist. Nach Einspritzung in den Brustmuskel trete hier eine vollständige Degeneration der Muskulatur ein, die schließlich unter vollständigem Schwunde des Muskels zum Tode führe. Dreves (5) schildert einen Fall von Uebertragung von Paratyphus durch einen Papageien auf Menschen. Ein bei dem Papagei im gleichen Käfig versandter Kakadu wurde jedoch nicht angesteckt. Nach Kolle und Hetsch (6) ist zwar der Paratyphusbacillus im Gegensatz zum Typhusbacillus für manche Tierarten außerordentlich pathogen, Vögel sind jedoch völlig refraktär. Bongert (7) erwähnt, daß kleine Singvögel, Tauben und Hühner, sich in den Löffler sehen Infektionsversuchen mit Mäusetyphusbacillen (nach Hü bener, Uhlenhuth und Böhme u. a. einer Untergruppe der Paratyphus-B-Gruppe) per OS unempfänglich zeigten. Infolge der subkutanen Injektion starben die ge- nannten Tierarten mitunter nach 2 — 3 Tagen. Es entwickelte sich an der Impf- stelle eine ausgedehnte speckige, gelbliche Infiltration, welche zu nekrotischer Ab- stoßung der erkrankten Partie führte. Ueber einen vom Paratyphus B nicht unterscheidbaren Bacillus, der bei Papa- geien eine kontagiöse Enteritis „Psittakose"' hervorruft und auf Menschen übertrag- bar ist, wie schon Ritter (1879), Palamidessi (1895) und Gilbert und Four- nier (1896) nachgewiesen haben, berichtet Nocard (8). Bei intratrachealer, intra- peritonealer und endovenöser Inokulation desselben verendeten Papageien, Hühner und Tauben in weniger als 48 Stunden. In Rom kamen 1899 nach Einführung von Papageien aus Paraguay mehrere Fälle von „Psittakose" bei Menschen vor, die mit dem Tode endeten. Tartakowsky (9) fand in Petersburg bei Sperlingen einen dem Psittacose- bacillus ähnlichen Bacillus, welcher dieselben in 10 — 12 Tagen tötete. Hühner und Tauben wurden durch Injektion einer Kultur getötet. Der Fütterung widerstanden sie. Uebertragungen auf Menschen kamen nicht vor. Böhme (10) kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu dem Ergebnis: 1) Der von Nocard entdeckte Bacillus der Psittakose gehört nach seinen morphologischen und kulturellen und nach seinen Immunitätsreaktionen zu der Hogcholera-(Paratyphus-B-)Gruppe. 2) Als sicher zu dieser Gruppe erwiesen sind bisher die Bacillen der Schweinepest, des Mäusetyphus und des Paratyphus B. 3) Das Psittakoseserum wirkt sowohl im Agglutinations- als im Schutz versuche vielseitiger als alle anderen Sera dieser Gruppe. Es empfiehlt sich daher bei Ver- suchen zur Herstellung von Schutz- und Heilsera dieser Gruppe, den Psittakose- stamm wegen seiner Rezeptorenüberlegenheit zu benutzen. Eckersdorff (11) faßt das Resultat seiner Versuche in folgendem zusammen : Tauben zeigen ein verschiedenes Verhalten; die meisten aus Tieren gezüchteten Stämme der Paratyphusgruppe töten Tauben bei intramuskulärer Injektion, aber 314 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. alle Stämme, auch die scheinbar avirulenten, wachsen im Taubenmuskel und bringen ihn schließlich zur Degeneration. Eckersdorff berichtet weiter von der Untersuchung zweier bei derselben Besitzerin innerhalb 5 Tagen verende1>en Papageien. Die Untersuchung des einen ergab nichts Positives, während aus dem Herzblut des anderen auf Endo- Platten reichlich weiße Kolonieen wuchsen von der Beschaffenheit der zur Salmonella- Gruppe gehörigen. Das Resultat der Prüfung auf morphologische und kulturelle Eigenschaften stimmte mit dem Ausfall der Tierversuche und der Agglutinationen überein, und ergab die sichere Zugehörigkeit der Stäbchen zur Paratyphus- (Hog- cholera-)Gruppe. Von den Tierversuchen war nur die hohe Vogelpathogenität fc^ merkenswert, und E. bezeichnet den gefundenen Bacülus entsprechend dem No- card sehen als Psittakosebacillus, zumal er sich dem Nocard sehen Stamm analog verhielt imd durch ein mit diesem Stamm hergestelltes Serum sehr hoch und fast bis zur Titergrenze agglutiniert wurde. Seiffert (12) fmdet, daß Tauben bei intramuskulärer Injektion von einigen Stämmen der Paratyphus-B-Gruppe getötet werden. Auch nicht virulente Stämme dieser Gruppe erzeugen im Brustmuskel der Tauben nach etwa 10 — 14 Tagen eine eigenartige, fettige Degeneration, ^/^o ccm einer 24-ßtündigen, nicht abgetöteten Bouillonkultur wurde einer Taube in den Brustmuskel injiziert. Nach etwa 8 Tagen war bei der Palpation ein deutlicher Schwund des Muskels fühlbar. Dieser Schwund schritt derart fort, daß nach etwa 10 — 12 Tagen kaum noch etwas von dem Muskel zu fühlen war. Die Taube starb nach 18 Tagen, wie überhaupt bei allen virulenten Stämmen nach 15 — 18 Tagen der Tod eintritt. Versuche mit den Bak- terien der ganzen Paratyphusgruppe ergaben, daß nur bei den typischen Stämmen des Paratyphus B diese Muskeldegeneration auftrat. Versuche an 2 Hühnern führt Poppe (13) an. Das eine erhielt im Ver- lauf von 2 Monaten 4mal die ganze Ausbeute von je einer Agarstrichkultur in Bouillon aufgelöst, und zwar in Zwischenräumen von 4 bzw. 12, bzw. 44 Tagen. An den aiif die Fütterung folgenden Tagen nahm der Kot, mit Ausnahme der Tage nach der ersten Fütterung, jedesmal dünnbreüge, teilweise etwas blutige Beschaffen- heit an. Paratyphusbacilien ließen sich dann jedesmal während der ersten 2 Tage nach der Fütterung in des Faeces nachweisen. An der Eischale fanden sich die Bakterien so oft und so lange, als der Kot sie enthielt, iu den Eiern nie. 2^/2 Monate nach der letzten Infektion wTirde das Huhn, das nur die erwähnte Krankheitserscheinung von selten des Darmkanals gezeigt hatte, getötet. Der Nachweis von Paratyphusbacillen in Dünn- und Dickdarm und Gallenblase fiel negativ aus. Das Blutserum agglutinierte den Bacillus noch in einer Verdünnung von 1 : 50. Das andere Huhn, das innerhalb 2^/2 Monaten nur zweimal gefüttert wurde, und zwar jedesmal mit dem Ergebnis einer 24-stündigen Agarschrägkultur, schied 4 Tage nach der zweiten Fütterung Paratyphusbacillen aus. Am 6. Tage wurde das Tier getötet. Paratyphusbacillen waren im Dünn- und Dickdarm, jedoch nicht in der Gallenblase nachzuweisen. Das Blutserum agglutinierte den zur Fütterung verwendeten Stamm in einer Verdünnung von 1:200. P. zieht aus den beiden Versuchen den Schluß, daß Hühner-Paratyphusbacillen bei Einverleibung großer Mengen vorübergehend mit dem Kote ausscheiden. Die Bakterien können etwa 6 Stunden nach der Fütterung in den Faeces erscheinen und nach 3 — 4 Tagen wieder daraus verschwinden. Zwick und Weichel (14) hatten schon bei früheren Versuchen gefunden, daß Reinkulturen von Enteritisbacillen, in den verhältnismäßig großen Mengen von 2 — 5 ccm subkutan an Gänse verimpft, eine Erkrankung nicht zur Folge hatten; sie wählten deshalb größere Virusmengen: 1) Eine Gans erhält intravenös 9 Oesen zu je 5 mg einer 24-stündigen viru- lenten Agarkultur des Bac. enteritidis Gärtner. Am folgenden Tage ist die Gans ziemlich munter, nur fällt auf, daß sie sich häufiger als sonst niedersetzt; den 3. Tag ist sie sichtlich krank, das Gefieder ist struppig, die Flügel sind gespreizt imd hängen schlaff zur Seite. Das Tier kann sich nur mit Mühe auf- recht erhalten. Es setzt häufig einen graugelben, sehr übelriechenden Kot ab, der die Umgebung der Kloake beschmutzt. Im Kote können die Bakterien leicht nachgewiesen werden. Am nächsten Tag versagt das Tier das Futter vollständig, die Temperatur ist auf 41,9 gesti^en. Am 13. Tage nach der Impfung verendet die Gans. Sektionsbefund: Kadaver abgemagert. Leber duukelbraunrot, sehr hyper- ämisch, ebenso Milz und Nieren. Die Gefäße des Magens und des Darmkanals stark injiziert. Dünndarmschleimhaut geschwollen, stellenweise von starken Blu- tungen durchsetzt. Darminhalt flüssig, grau bis grünlich gelb. Die ganze Schleim- haut des Blinddarms ist gelb, trübe, ohne erkennbare Struktur, nekrotisch und füllt als ein ca. 10 cm langes und 0,8 cm dickes, aus totem Gewebe bestehendes Reinholdt, Infektionsversuche mit den „ Fleisch vergift€rn'' beim Geflügel. 315 Bohr das Lumen aus. Auch im Grimm- und Mastdarm ist die Schleimhaut fnx vielen tStellen nekrotisch. Gefäße des Herzens stark injiziert, Muskel graurot, Blut gut geronnen. Linke Lunge hyperämisch. Im Herzblut, in Lebei-, Milz und Nieren und in der Muskulatur sind die Bakterien zahlreich zugegen. 2) Eine zweite Gans erhält von derselben Agarkultur 5 Oesen in den linken Brustmuskel injiziert. Während dreier Tage zeigt das Tier nur eine erhöhte Schmerzhaftigkeit an der Impfstelle, vom 4. Tage ab ist graugelber, übelriechender Durchfall bemerkbar. Die Gans erholt sich wieder und wird am 20. Tage getötet. Die Muskulatur der Impfstelle ist graugelb, nekrotisch, Leber und Milz hyperämisch, die verimpften Bakterien finden sich an der Impfstelle und im Darmtraktuß in großer Menge. Agglutinationstiter 1 : 1000. 3) Eine Gans wird mit 5 Oesen 24-stündiger virulenter Agarkultur endovenös geimpft und eine Stunde später getötet. Das Fleisch läßt im Ausstrich viele Ente- ritisbacillen erkennen. Zwick und Weichel folgern aus diesen Versuchen, daß Gänse zwar für eine Infektion mit Gär tner- Bacillen empfänglich sind und ihr sogar erliegen daß aber zu einer krankmachenden Wirkung eine sehr hohe Dosis selbst dann erforderlich ist, wenn die Bakterien in die Blutbahn geimpft werden. Die intra- muskuläre Impfung mit der sehr großen Dosis von 5 Oesen einer Agarkultur löste nur vorübergehende unerhebliche Krankheitserscheinungen aus. Nach Mühlens, Dahm und Fürst (15) sind die sogenannten Rattenschäd- linge: Bac. Danysz, Dunbar, Ratin Isatschenko morphologisch, kulturell und biologisch von dem Bac. enteritidis Gärtner nicht zu unterscheiden. Fütterung von Agarkulturmaterial an Hühner, Gänse und Tauben ergab ein nega- tives Resultat. Bei einer Gans, die 6 Tage nach der Infektion getötet wurde, konnten im Blute keine, jedoch in Herz, Milz, Leber, Gallenblase imd Nieren Bakterien nachgewiesen werden. Grimm (16) berichtet, daß Hühner, die mit Stückchen von inneren Organen einer am selben Tage nach Ratininfektion eingegangenen Ratte gefüttert wurden, verendeten; aus Leber und Milz ließen sich Ratinkulturen in Reinkultur züchten. Von Bahr, Raebiger und Grosso (17) wurden Fütterungsversuche mit Ratinkulturen an Enten, Hühnern, Tauben und Fasanen angestellt, welche keine Gesundheitsstörungen zeigten. Scharr (18) stellte ebenfalls die Unschädlichkeit des Ratin für Hühner und Tauben fest. Xylander (19) spritzte Tauben 5mal je 5 ccm der gleichen Reinkultur in den Kropf ohne Pathogenität feststellen zu können. Bei Untersuchung von gepökeltem Gänsefleisch haben Mühlens, Dahm und Fürst (4) durch Impfversuche an weißen Mäusen „Fleischvergifter" nach- gewiesen. Ueber deren Herkunft stehen sich zwei Ansichten g^enüber: Mühlens, Dahm und Fürst fassen das Resultat ihrer Untersuchungen, wie folgt, zusammen: „Bei einer größeren Anzahl von Fütterungsversuchen von weißen Mäusen mit ungekochten, gepökelten oder geräucherten, zum großen Teil anscheinend einwandfreien Fleischarten gingen über 50 Proz. der gefütterten Tiere ein. Bei der Sektion ließ sich meist außer charakteristischem pathologisch-ana- tomischen Befund fast stets Bakterien von Typus I (Flügge), bzw. Paratyphus B, bzw. Mäusetyphus) oder vom Typus enteritidis II (Gärtner) meist in Rein- kultur nachweisen. Aus den zur Fütterung verwendeten Fleischsorten war es nie gelungen, die genannten Bakterien direkt zu züchten. Gleichwohl glauben wir, annehmen zu können, daß die tödlichen Infektionen der Versuchstiere durch Zu- führen der betreffenden Bakterien mit der Nahrung (Fleisch) anscheinend in ge- ringen Mengen zustande gekommen sind. Wir müssen daraus schließen, daß die betreffenden Bakterien auch in anscheinend normalen Fleischarten, namentlich in ungekochtem Schweine- und Gänsepökelfleisch vorkommen und — wenn nuch für Menschen unschädlich, doch eine für Mäuse tödliche Infektion zu veranlassen ver- mögen. Findet unter gewissen günstigen Bedingungen eine Vermehrung im Fleisch statt, bzw. enthält dieses sehr zahlreiche Bakterien, so kann es zu den bekannten Fleischvergif tungserscheinungen kommen." Im Gegensatz zu diesen Ausführungen steht das Ergebnis der Versuche Zwicks und Weich eis (14), welche folgendes feststellen: 1) Die von Mühlens, Dahm und Fürst aus ihren Fütterungs versuchen unter Vorbehalt abgeleitete Folgerung, daß Bakterien vom Enteritis- Typus I (Flügge) oder vom Enteritis-I^us H (Gärtner) auch in anscheinend normalen Fleischarten namentlich in ungekochtem Schweinefleisch und Gänsepökel- fleisch vorkommen, hat durch unsere Untersuchungen keine Bestätigung erfahren. 2) Zum Nachweis von sogenannten Fleischvergiftern ist der Mäusefütterungs- 316 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originale. Bd. 62. Heft 5. versuch ungeeignet, weil er positive Ergebnisse vortäuschen kann; dies ist nament- lich bei Verfütterung von gepökeltem und geräuchertem Fleisch der Fall. 3) Im Darm anscheinend gesunder Mäuse kommen nicht selten Enteritis- bacillen vor. Unter dem Einfluß schädigender Momente, wie z. B. einseitiger Fleischfütterung, können Bakterien aus dem Darm in das Blut und hiermit auch in die Organe der Brust- und Bauchhöhle gelangen." Nachstehende Versuche wurden auch in der Absicht gemacht, vielleicht einen Beitrag zur Aufklärung dieser Streitfrage zu liefern. III. Eigene Versuche. Vorbemerkungen: Versuchsobjekte, Material, Impf- und Agglutinationsmethodik. Zu meinen Untersuchungen benutzte ich 8 Hühner, 10 Tauben, 3 Gänse und 5 Enten, lauter Tiere, welche von der Infektion nicht die geringste Gesundheitsstörung zeigten. Die Bac. enteritidis Gärtner und paratyphosi B, die ich verwandte, entnahm ich den betreffenden Stämmen des Instituts, welches dieselben seinerzeit von dem Laboratorium der Landwirtschaftskammer in Stettin bezogen hatte. Von der Virulenz des Materials überzeugte ich mich vor meinen Versuchen und von Zeit zu Zeit im Verlauf derselben durch Verimpfung auf Meerschweinchen und weiße Mäuse, welche bei subkutaner Appli- kation jedesmal innerhalb 24 Stunden verendeten, von der Reinheit der Kulturen durch Verimpfung auf Drigalski- Agarplatten und durch mikroskopische Präparate. Ausgehend von der Ansicht Schmitts (4, p. 82), die mit der von Mühlens, Dahm und Fürst (15, p. 26) übereinstimmt, daß die Bak- terien der beiden Gruppen infolge der Passage durch gewisse Tier- species an Pathogenität für dieselben gewinnen, verwandte ich später- hin die aus den verendeten Versuchstieren gezüchteten Reinkulturen zur Weiterverimpfung, um so einen für Geflügel möglichst pathogenen Stamm heranzuzüchten. Die Fütterungsinfektionen stellte ich an, teils ohne daß den betreffenden Tieren das Futter entzogen wurde, teils schaltete ich als prädisponierendes Moment für eine Infektion eine mehr- tägige Hungerkur, sowohl vor als auch während der Darreichung von infektiösem Material ein. In einem Fall benutzte ich auch ein erst 4 Monate altes Hähnchen, da ich in der Jugend desselben einen die In- fektion begünstigenden Faktor annahm. Zur Abnahme der Temperaturen ließ ich einen kleinen handlichen Maximum-Minimumthermometer, der Temperatursteigerungen bis zu 450 C anzeigte, anfertigen. Als Infektionsarten kamen in Betracht: die endovenöse, intraperi- toneale, subkutane und intramuskuläre Impfung und die Applikation per OS. Für meine zu den Agglutinationen nötigen Bakterienaufschwem- mungen gebrauchte ich jeweils Agarstrichkulturen des Stammes, mit dem auch die betreffenden Versuchstiere geimpft waren. Die Agglutination führte ich folgendermaßen aus : Aus einer ober- flächlich gelegenen Flügelvene wurden möglichst steril ca. 3 — 5 ccni Blut entnommen und Serum daraus gewonnen; dann stellte ich mir eine Verdünnung desselben im Verhältnis von 1 : 10 her, and zwar da- durch, daß ich die 9-fache Menge physiologischer Kochsalzlösung hinzu- fügte. Mit 5 ccm einer i/o Proz. Karbol enthaltenden physiologischen Reinholdt, Infektioneversuche mit den „ Fleischvergif tern" beim Geflügel. 317 Kochsalzlösung schwemmte ich eine 24-stündige Agarstrichkultur der in Betracht kommenden Bacillen ab und filtrierte die Abschwemmung. In eine Reihe kleiner in einem passenden Gestell stehender Reagenz- gläser füllte ich je 0,5 ccm Kochsalzlösung, nur das 1. Gläschen blieb frei. Dann brachte ich in Röhrchen I und II eine je 0,5 ccm des ver- dünnten Serums. In Röhrchen III kommen 0,5 ccm aus II, in Röh- chen IV dann 0,5 ccm aus III usw., wobei jedesmal der Röhrcheninhalt gut gemischt und die Pipette sorgfältig ausgeblasen wurde. So enthielt schließlich jedes Gläschen 0,5 der Verdünnungen 1:10, 1 : 20, 1 : 40 etc. Als Kontrolle diente ein Röhrchen ohne Serum, nur mit 0,5 ccm physiologischer Kochsalzlösung. Dann brachte ich in jedes Röhrchen 0,3 ccm der filtrierten Bak- terienaufschwemmung und ergänzte den Inhalt auf je 1 ccm mittels Kochsalzlösung. Die Verdünnungszahlen verdoppelten sich natürlich infolgedessen. Folgendes Schema dient zur Erläuterung: Röhrchen No. I II III IV V VI VII VIII Kochsalzlösung — 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 Serum (1 : 10) 0,5 0,5 — — — — — — aus Röhrchen 11 — — 0,5 — — — — — jj jj III — — — 0,5 — — — — n >» IV — — — — 0,5 — — — >5 57 V — — — — — 0,5 — — >? )J VI — — — — — — 0,5 — )J » VII 0,5 fort- gegossen Resultierende Verdünnung (n. 1:20 1:40 1:80 1:160 1:320 1:640 1:1280 Kon- Zusatz d. Aufschwemmung trolle u. Ergänzung auf 1 ccm) Die Röhrchen wurden dann 3 Stunden im Brutschrank bei 37 o C aufbewahrt, dann mit bloßem Auge oder schwacher Lupenvergrößerung betrachtet und die Agglutination bestimmt. Kontrolle VIII mußte homogen bleiben, die Proben deutliche An- häufung agglutinierter Bacillen zeigen. A. Versuche mit Bacillus enteritidis Gärtner, a) Versuche mit Hühnern. Versuch I. Einer kräftigen, ca. 2 Jahre alten, weißen Henne, deren Serum Gärtner- Bacillen nicht agglutinierte (Verdünnung 1:20) und deren Temperatur rektal ge- messen 40,8 0 C betrug, wurden am 27. VII. 1911 2 ccm virulenter 24-stündiger Bouillonkultur von Bacillus enteritidis Gärtner in eine oberflächlich ge- legene Vene des linken Flügels steril injiziert. Am nächsten Tage ist das Allge- meinbefinden stark gestört, die Futteraufnahme vollständig unterdrückt. Das Tier sitzt matt in einer Ecke und hat starke Diarrhöe (gelblich-weißer Kot). Kamm und Kehllappen sind blaß, die Augen halb geschlossen, Temperatur 42,0°. Dieser Zustand hält noch 2 Tage lang an, dann bessert sich das Allgemein- befinden, auch die Temperatur geht auf 41,4° zurück. Am 6. Tage nach der Impfimg agglutiniert das Serum noch in einer Verdünnung von 1:160. Vom 10. Tage an ist keine augenscheinliche Störung mehr vorhanden, auch die Diarrhöe ist verschwunden. Am 23. VIII. 1911, dem 28. Tage nach der Injektion, wird das Huhn getötet. Sektionsbefund negativ, ebenso die mikroskopische Unter- suchung von Ausstrichen aus Herzblut, Milz, Leber, Gallenblase und Muskulatur. Je eine Dr igalski- Agarplatte wird geimpft mit: Herzblut ] Milz \ Sämtliche Platten bleiben nach 24-stündigem Leber f Aufenthalt im Brutschrank steril Galle J 318 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Durch ein in Bouillon eingebrachtes Stückchen Muskulatur wird dieselbe nach 24-stündiger Aufbewahrung im Brutschrank nicht getrübt. Demnach waren aucn durch Kulturversuche keine Bakterien nachzuweisen. Versuch 2. Am 27. VII. 1911 injizierte ich einem schwarzweißen, ca. 3-jährigeu Huhne 2 ccm einer 24-stündigen Bouillonkultur von Gär tner- Bacillen in die Bauch- höhle. Der Agglutinationsversuch vor der Infektion war negativ, die Temperatur 40,7 0 c. In den nächsten 3 Tagen reagierte das Tier durch Störung im Allgemein- befinden, Diarrhöe und Aufsteigen der Temperatur auf 41,6. Am 6. Tage ist der frühere Zustand wieder vorhanden, die Temperatur auf 40,8 zurücl^egangen, Diarrhöe nicht mehr zu bemerken; das Serum agglutiniert in einer Verdünnung von 1:80. 26 Tage nach der Infektion wird die Henne getötet. Sektionsbefund negativ. Die Ausstrichpräparate, die aus Herzblut, Muskulatur, Milz und Gallenblase angefertigt werden, lassen nur in den beiden letzten Kurzstäbchen mit abge- rundeten Enden vereinzelt erkennen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit: flerzblut, bleibt steril, Muskulatur, bleibt steril, Milz, einzelne punktförmige blaue Kolonieen, Gallenblase, 20 punktförmige blaue Kolonieen, 1 Stückchen Muskulatur in Bouillon, keine Trübung. In den aufgegangenen Kolonieen aus Milz und Galle können Gärtner- Ba- cillen in Reinkultur mikroskopisch festgestellt werden. Demnach waren 27 Tage post infectionem Bakterien noch in der Milz und Gallenblase nachzuweisen. Versuch 3. Als Versuchstier für subkutane Impfung benutzte ich eine rebhuhnfarbige 3-jährige Henne, die in der Mauser befindlich war und deren Serum ein negatives Agglutmationsresultat lieferte. Die Temperatur betrug 40,7 o. Am 24. VII. 1911 applizierte ich ihr 2 ccm 24-stündig6r Bouillonkultur von Gärtner- Bacillen unter die Haut der Bauchdecke. Am nächsten Tag macht sich eine leichte Mattigkeit und gestörte Freßlust bemerkbar. Aus den Nasenlöchern fließt seröses Sekret. Temperatur 41,0 o. Am 25. VII. bietet sich dasselbe Bild, nur ist der Kot heute auch verändert; er ist hellgelb, dünnbreiig und schleimig. Im Verlauf der nächsten Tage bessert sich das Allgemeinbefinden, die Temperatur kehrt zur Norm zurück. Am 8. Tage nach der Inejktion agglutiniert das Serum Gärtner- Bacillen in einer Verdünnung von 1 : 640. Am 22. Vni. (ein Monat post infect.) wird das Tier getötet. Das Serum ag- glutiniert in einer Verdünnung von 1 : 160. Die Sektion läßt keine Veränderungen an inneren Organen erkennen. Mikroskopischer Nachweis von Bakterien in Aus- strichen aus denselben gelingt nicht. Je eine D r i g a 1 s k i - Agarplatte wird geimpft mit Herzblut | Leber bleiben steril Galle J Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — keine Trübung. Versuch 4. Ein 4 Monate altes, grauweißes Hähnchen wird vom 4. VIII. 1911 an, nach- dem es 2 Tage lang gehungert hat, mit der Abschwemmung einer 24-stündigen Agarstrichkultur täglich gefüttert. Vom 6. Tage ab erhält es jeweils eine 24-stün- dige Bouillonkultur per os. Außer einer leichten Diarrhöe zeigen sich bis zum 15. Tage keine krankhaften Erscheinungen. Von diesem Tage an verliert das Tier- chen seine Munterkeit, hat blassen Kamm und ebensolche Kehllappen \md sträubt das Gefieder. Das Serum agglutiniert Gärtner- Bacillen in einer Verdünnung von 1 : 40. 5 Tage später, nachdem sich das Allgemeinbefinden wieder etwas gebessert hat, trotzdem dieselbe Dosis Bacillen täglich weiter gereicht wird, wird das Tier- chen 7 Stunden nach der letzten Fütterung getötet. Sektionsbefund: Leber und Milz sind stark hyperämisch, die Darmgefäße in- jiziert, die Dünndarmschleimhaut höher gerötet als die des anderen Darms. In Herzblut, Milz, Leber und Gallenolase sind abgerundete Kurzstäbchen durch das Mikroskop zu finden. Beinholdt, Infektionsversuche mit den „Fleischvergiftern" beim Geflügel. 319 Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Herzblut Zahlreiche kleine blaue Koionieen Milz Galle „ „ „ Leber „ ,, ,, ,, und eine ca. markstückgroße blaue Kolonie Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — Trübung. Im hängenden Tropfen zahlreich bewegliche Kurzstäbchen zu sehen. Auf einer Drigalski- Agarplatte bringen einige Tropfen viele kleine blaue Koionieen hervor. In sämtlichen Koio- nieen sind Gärtner- Bacillen in Reinkultur nachzuweisen. b) Versuche mit Tauben. Versuch 5. Eine 1-jährige graue Feldtaube erhält am 25. VII. 1911 ^/2 ccm 24-3tündige Bouillonkultur von Gärtner- Bacillen in eine Vene des rechten Flügels einge- spritzt. 20 Stunden später ist das Tierchen verendet. Sektionsbefund: Totenstarre gut ausgebildet. Der Schnabel ist halb geöffnet, die Zunge mit einer gelbgrünlichen Schleimmasse bedeckt, die Umgebung der Kloake mit Kot beschmutzt; das Blut ist dunkelrot, die Farbe der Muskulatur nicht ver- ändert. Die Grefäße des Darmkanals und des Herzens sind stark injiziert. Die Dünndarmschleimhaut ist geschwollen, diffus gerötet und zeigt punktförmige Hämor- rhagieen. Der Inhalt des Dünndarms besteht aus einer gelblichen, glasig schleimigen Masse. Der übrige Darm zeigt das Bild eines Katarrhs, stark schleimige Einhüllung des dickflüssigen Inhalts. Die Leber und Müz sind hyperämisch, ebenso che Nieren. Im Mikroskop lassen sich in Herzblut, Müz, Leber und Muskulatur Kurzstäb- chen nachweisen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Herzblut, 15 kleine bl. Koionieen, Milz, zahlreiche kleine bL Koionieen, Leber, zahlreiche kleine bl. Koionieen, Muskulatur, zahlreiche kleine bl. Koionieen. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — Trübung. Auf einer Drigalski- A^arplatte gehen aus einigen Tröpfchen der Bouillon zahlreiche typische Koio- nieen auf. In allen Koionieen sind G ä r t n er - Bacillen in Reinkultur zu finden. Versuch 6. Am 5. Vni. 1911 wird einer grauen, ca. 3 Jahre alten Feldtaube 1 ccm 24-stündiger Bouillon von Gärtner- Bacillen mittels P r a v a z - Spritze in die Bauchhöhle eingebracht. 6 Stunden später macht das Tier einen schwerkranken Eindruck. Es sitzt mit gesträubtem Gefieder teilnahmslos in einer Ecke seines Käfigs und verweigert die Nahrung. Am nächsten Morgen, also etwa 20 Stunden nach der Impfung, ist es verendet. Sektionsbefund: Aus den Nasenlöchern fließt grünliches seröses Sekret. Kropf- und Bauchgegend sind grünlich verfärbt, die Umgebung der Kloake mit Kot beschmutzt. Das Blut ist dunkelrot, die Muskulatur zeigt keine Veränderungen. Die Ge- fäße der Bauchhöhle und des Darmtraktus sind stark injiziert, ebenso die sicht- baren Gefäße des Herzens. In der Bauchhöhle findet sich serös-eitriges Exsudat. Die Dünndarmschleimhaut ist geschwollen, diffus gerötet und zeigt Petechien und Hämorrhagieen, der Inhalt besteht aus einer übelriechenden glasig-schleimigen gelb- grünen Flüssigkeit, welche im Dickdarm etwas dunkler und dickflüssiger wird. Ausstriche aus Herzblut, Milz, Leber und Muskulatur ergeben die Anwesen- heit von Bakterien. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Herzblut, zahlreiche kleine blaue Koionieen, Milz, zahlreiche kleine blaue Koionieen, Leber, zahlreiche kleine blaue Koionieen, Muskulatur, 11 kleine blaue Koionieen. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — Trübung. Aus einigen Tropfen gehen auf einer Drigalski- Agarplatte viele blaue Koionieen auf. In allen Koionieen Gär tner- Bacillen in Reinkultur. Versuch 7. Einer weißen, ca. 2 Jahre alten Feldtaube injizierte ich am 25. VII. 1911 ^/o ccm «ner 24-stündigen Gärtner- Bacillenbouillonkultur subkutan. Tags darauf ist das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigt, die Futteraufnahme gänzlich sistiert, der 320 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Kot dünnflüssig. 3 Tage laug hält dieser Zustand an, dann tritt Besserung ein, der Flügel, an dem die Injektion gemacht wuide, hängt schlaff herab. Die Umgebung der Injektionsstelle ist gelblich und ziemlich hart infiltriert. Nach und nach wird diese Partie nekrotisch und nach etwa 14 Tagen abgestoßen. Am 22. VIII. wird die Taube getötet. Agglutination negativ, ebenso Sektions- befund und mikroskopische Untersuchung. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Herzblut "| MUz > steril Leber j Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — keine Trübung. Versuch 8. Eine junge braune Feldtaube erhält am 29. VIII. 1911 vormittags ^/2 ccm einer mit 3 ccm Bouillon abgeschwemmten 24-stündigen Agarstrichkultur in den linken Brustmuskel eingeimpft. Am nächsten Morgen ist das Tierchen verendet. Sektionsbefund: Aus den Nasenlöchern f Ließt seröses Sekret, die Umgebung der Kloake ist beschmutzt. Das Blut ist gut geronnen, die Muskulatur der Impf- stelle zeigt Schwellung und seröse Infiltration. Das Peritoneum ist entzündet» die Gefäße des Gekröses und des Herzens sind prall gefüllt. Leber und Milz hyperämisch. Die diffus gerötete Schleimhaut des Dünn(k.rms ist geschwollen imd zeigt zahlreiche Hämorrhagieen. Der Inhalt des Darms besteht in seinen vorderen Partieen aus einer hellgelben, dünnflüssigen, in den Endpartieen aus einer dunkleren und dickflüssigeren M^sse. Das Mikroskop läßt in der Muskulatur der Injektionsstelle, in Herzblut, Müz und Leber zahlreiche Bakterien erkennen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Herzblut, die ganze Platte zeigt kleine blaue Kolonieen, Milz, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Leber, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Muskulatur der Impfstelle, die ganze Platte mit blauen Kolonieen bedeckt. Ein Stückchen Muskulatur in BouiUon — diffuse Trübung. Im hängenden Tröpfchen unzählige, bewegliche Stäbchen ; auf einer Drigalski- Agarplatte gehen aus der Bouillon zahlreiche kleine blaue Kolonieen auf. In allen Kolonieen gelingt der Nachweis von Reinkulturen von Enteritis- bacillen. Versuch 9. Eine schwarze Feldtaube von ca. 2 Jahren erhält vom 5. VHI. 1911 ab täg- lich die Abschwemmung einer 24-stündigen Agarstrichkultur, vom 16. VIII. ab täg- lich eine 24-stündige Bouillonkultur von Gärtner- Bacillen per os. Nach einigen Gaben verliert das Tierchen an Munterkeit und zeigt leichte Diarrhöe, sonstige Er- scheinungen sind nicht vorhanden. Am 20. Tage der Fütterung wird das Tier- chen getötet. Agglutination 1 : 40. Die Sektion ergibt nur Injektion der Darmgefäße und Schwellung der Dünn- darmschleimhaut, die mit glasig-schleimigem Belag ausgestattet ist. In keinem der untersuchten Organe sind Bakterien nachzuweisen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Herzblut 1 Milz > bleiben steril Leber ] Muskulatur in Bouillon — keine Trübung. c) Versuche mit Gänsen und Enten. Versuch 10. Einer kräftigen, ca. ^/o Jahr alten grauweißen Gans, deren Serum Gärtner- Bacillen nicht agglutinierte und deren Körpertemperatur 40,3 ° betrug, injizierte ich am 6. VHI. 1911 die Abschwemmung von sechs 24-stündigen Agarstrich- kulturen in eine Vene des rechten Flügels. 6 Stunden später bietet das Tier den Anblick eines Schwerkranken. Es sitzt apathisch in einer Ecke, die Augen ge- schlossen, die Flügel schlaff herabhängend und duldet jede Berührung ohne aus zuweichen. Die Augen tränen stark, die Gegend von ihnen bis zum Schnabel- ansatz ist mit eingetrocknetem Sekret bedeckt. Die Temperatur ist auf 42,2° ge- stiegen. Am nächsten Morgen hat sich das Allgemeinbefinden noch mehr ver- schlechtert, die Gans sitzt andauernd nieder. Von Zeit zu Zeit gehen konvulsive Reinholdt, Infektionsversuche mit den „Fleisch vergiftem" beim Geflügel. 321 Zuckungen durch den ganzen Körper. Die Freßlust ist vollständig sistiert; nach- mittags 3 Uhr, 30 iStunden post infect., verendet das Tier. Öektionsbef und : Dei- Kopf ist stark nach links abgebogen, die Beine an den Leib gezogen. Die Augen sind offen, mit Sekret bedeckt, das sich bis zum Schnabel ausbreitet. Aus Schnabel und Nasenlöchern fließt eine grünlichgelbe seröse Flüssig- keit. Bei Oeffnung des Kadavers verbreitet sich ein penetranter Geruch. Das Blut ist dunkelrot, die Muskelfarbe unverändert. Die Gefäße der Unterhaut sind zum Teil gefüllt, die des Darmtraktus und des Herzens stark injiziert. In der Bauchhöhle findet sich seröses Exsudat, das Peritoneum ist entzündet. Milz und Leber sind hyperämisch. Die Darmschlingen sind stellenweise durch Gase augeftrieben; der Dünndarm hat eine stark geschwollene, diffus gerötete und mit zahlreichen Hämorrhagieen versehene Schleimhaut; sein Inhalt besteht aus einer grünlich-gelben, glasis-schleimigen Flüssigkeit. Die Dünndarmfollikel treten als stecknadelkopfgroße, weißliche Erhebungen hervor. Der Dickdarm zeigt nur einen dünnflüssigen Inhalt, sonst keine Veränderungen. Im Mikroskop sind Kurzstäbchen in Herzblut, Milz, Leber, Gallenblase und Muskulatur zu finden. Je eine Drigalski- Agarplatte vdrd geimpft mit Herzblut, die ganze Platte voll blauer Kolonieen, Milz, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Leber, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Galle, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Muskulatur, zahlreiche kleine blaue Kolonieen. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — diffuse Trübung. Im hängenden Tropfen zahlreiche bewegliche Bakterien zu sehen. Einige Tropfen auf eine D r i - g a 1 s k i - Agarplatte gebracht, bedecken dieselbe bis zum nächsten Tage vollständig mit kleinen blauen Kolonieen. In allen Kolonieen Gärtner- Bacillen in Reinkultur. Versuch 11. Am 31. VII. 1911 applizierte ich einer 2-jährigen Ente von schmutzigbrauner Farbe, nachdem das Serum auf seine negative Agglutinationsfähigkeit für Gärtner- Bacillen geprüft war, die Aufschwemmung zweier 24-stündiger Agarstrichkulturen üi 1 ccm Bouillon in die Bauchhöhle; Temperatur 40,3 ". Tags darauf ist die Ente zwar munter, verweigert jedoch die Futteraufnahme und setzt diarrhoischen Kot ab; Temperatur 41,4°. Diese Störung hält bis zum 7. VHI. an, dann ist die Tem- peratur wieder auf 40,5*^ zurückgegangen und die Nahrungsaufnahme normal. Das Serum agglutiniert an diesem Tage Gärtner- Bacillen in einer Verdünnung von 1:320. Die Diarrhöe ist erst am 15. Tage nach der Infektion verschwunden. 10 Tage später wird das Versuchstier getötet. Agglutination 1:160. Die Sektion ergibt sero-fibrinöse Peritonitis und fibrinöse Gerinnsel im Cavum abdominis, sonst nichts Pathologisches. In Herzblut, Milz, Leber und Galle lassen sich Bakterien von der Form der verimpften mikroskopisch feststellen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Herzblut, 20 stecknadelkopfgroße blaue Kolonieen, Milz, 26 stecknadelkopfgroße blaue Kolonieen, Leber, 12 stecknadelkopfgroße blaue Kolonieen, Galle, 1 ca. pfennigstückgroße und mehrere kleine blaue Kolonieen. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — diffuse Trübung. Auf einer Dri- galski - Agarplatte gehen aus einigen Tropfen derselben zahlreiche blaue Ko- lonieen auf. Im Mikroskope lassen sich in allen blauen Kolonieen Gärtner- Bacillen nach- weisen. Versuch 12. Versuchstier: Schwarzbraune, ca. 1 Jahr alte kräftige Ente, Landrasse, Tem- peratur 40,5 0. Das Serum agglutiniert Gär tner- Bacillen nicht. Am 3. VHI. 1911 spritzte ich derselben die Abschwemmung von drei 24- stündigen Agarstrichkulturen in ca. 2 ccm Bouillon subkutan ein und massierte die Stelle, um eine raschere Resorption herbeizuführen und eine Abszeßbildung zu verhüten. 6 Stunden später zeigt das Tier starke Benommenheit, sitzt zu- sammengekauert in seinem Käfig, zittert und verweigert die Nahrung. Temperatur 42,3°. Am nächsten Tage zeigen sich keine solchen starken Depressionserschei- nungen mehr, dagegen ist außerordentlich sta,rker Durchfall von weißlichem, glasigem, übelriechendem Kot zu bemerken. Temperatur 41,6°. Das Allgemein- befinden bessert sich in der folgenden Zeit wieder, jedoch besteht die Diarrhöe weiter. Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 6. 21 322 CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. b2. Heft 5. Am 5. Tage nacli der Infektion ist die Agglutination negativ. Am 16. VIII. zeigt sich das Allgemeinbefinden plötzlich verschlimmert. Die Ente ist abgemagert, hat starken Tränenfluß und Hegt matt axd der rechten Seite. Die Schwäche ist derart, daß sich das Tier nicht mehr erheben kann. In den nächsten Tagen wird es noch schwächer, nimmt keine Nahrung mehr, die Temperatur sinkt auf 39,2''. Klorüsch-tonische Krämpfe treten zuweilen am ganzen Körper ein, zuweilen nur an einzelnen Muskel- partieen. Am 24. VUI. verendet das Tier. Sektionsbefund: Der Kadaver ist stark abgemagert, die Bauchseite mit Kot beschmutzt. Um Augen- und Nasen- löcher dickes eingetrocknetes Sekret. Das Blut ist schlecht geronnen, die Blut- bahnen der Unterhaut sind leicht gefüllt. Am Peritoneum zahlreiche Petechien. Die Leber läppen sind schon in Fäulnis übergegangen. Der Dünndarm zeigt eine geschwollene Schleimhaut und deutlich hervortretende Follikel. Der übrige Darm zeigt wenig flüssigen Inhalt und ist stellenweise durch Gase aufgetrieben. An manchen Partieen ist die Schleimhaut nekrotisch und in Fetzen abgestoßen; die rechte Lunge ist hypostatisch. Ausstrichpräparate aus Herzblut, Milz, Leber und Galle zeigen Kurzstäbchen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit: Herzblut, 1 markstückgroße und ca. 25 kleine blaue Kolonieen, Milz, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Leber, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Galle, zahlreiche kleine blaue Kolonieen. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — diffuse Trübung. Im hängenden Tropfen bewegliche Kurzstäbchen zu sehen, auf einer D r i - g a I s k i - Agarplatte bringen einige Tropfen zahlreiche blaue Kolonieen hervor. In allen Kolonieen Gärt ner- Bacillen in Beinkultur zu finden. Versuch 13. Eine schneeweiße, ca. 2 Jahre alte Ente, deren Serum G ä r t n e r-Bacillen nicht agglutinierte, wurde zur Infektion per os benutzt. Temperatur 40,4". Dieselbe wurde 15 Tage lang je mit der Ausbeute zweier 24-stündigen Gärtner- Rouillon- kulturen gefüttert, zum erstenmal am 7. VHI. 1911. Nach einigen Tagen war leichte Störung in der Munterkeit und schwache Diarrhöe vorhanden. Tempe- ratur 41,1 0. Bis zum 23. VHI., dem Tage der Tötung, war keine sonstige Ver- änderung im Gesundheitszustand eingetreten. Agglutination 1 : 160. Sektionsbefund bis auf Injektion der Darmgefäße negativ. Ebenso die mikro- skopische Untersuchung. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit : Herzblut ] ^^"^ steril Leber | ^'^"^ Galle J Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — keine Trübung. Es folgen die Tabellen über die verschiedenen Resultate. Tabelle über die Versuchsreihe mit Bac. enteritidis Gärtner. FaU Versuchs- tier 10 11 12 13 Huhn Hahn Taube Gans Ente Art der Infektion Endovenöse Impfung Intraperitoneale „ Subkutane ,, Stomachikal Endovenöse Impfung Intraperitoneale „ Subkutane „ Intramuskuläre „ Stomachikal Endovenöse Impfung Intraperitoneale „ Subkutane „ Stomachikal Tag der Impfung 27. 7. 1911 27. 7. 24. 7. 4. 8. 7. 26, 6. 8. 30. 8. 24. 8. 1911 Gretötet am Nachweis von Bacillen 23. 8. 1911 22. 8. 22. 8. 24. 8. 22. 8. 25. 8. 25. 8. Es erlagen der Infektion 3 Tauben, 1 Gans und 1 23. Ente. Negativ Positiv Negativ Positiv Positiv Negativ Positiv Positiv Negativ Reinholdt, Infektionsversuche mit den „Fieischvergiftern" beim Geflügel. 323 Tabelle der Agglutinationen tidis der Versuchsreihe mit Bac. enteri- Gärtner. Versuchstier und Infektionsart Tag der Unter- suchung 1:20 1:40 1:80 1:160 1:320 1:640 1 : 1280 Huhn, endovenös 27. 7. 1911 6 Tage später + + + + — — — Huhn, intraperitoneal 27. 7. 1911 6 Tage später + + + — — — — Huhn, subkutan 24. 7. 1911 8 Tage später 30 „ + + + + + + + + + — Huhn, stomachikal 4. 8. 1911 15 Tage später + + 1 - - — — — Taube, subkutan 28 Tage post in- fectionem — — 1 — — Taube, stomachikal 20 Tage post in- fectionem + + — — — — Oans, endovenös Vor der Impfung — — - 1 - — — Ente, intraperitoneal 31. 7. 1911 8 Tage später + + + + + + + + + — Ente, subkutan 3. 8. 1911 — 1 — 5 Tage später — — = 1 = — — — Ente, stomachikal 7. 7. 1911 15 Tage später + + + + — — B, Versuche mit dem Bac. paratypliosus B. a) Versuche mit Hühnern. Versuch 14. Ein sehr kräftiger, grauweißer, 3-jähriger Hahu, dessen Serum Paratyphus- B-Bacillen nicht agglutinierte und dessen Temperatur 40,5° betrug, erhielt am 25. Vni. 1911 die Abschwemmung zweier virulenter Agarstrichkulturen von Para- typhufl-B-Bacillen in 1 ccm Bouillon in eine Vene des rechten Flügels injiziert. Arn nächsten Tage ist das Tier schwer krank, sitzt in einer Ecke seines Käfigs mit dunkelblau verfärbtem Kamm und verweigert das Futter. Die Faeces sind wäßrig-dünn. Temperatur 41,8°. Diese Krankheitserscheinungen zeigen sich noch 2 Tage lang, dann bessert sich der Zustand wieder. Der Hahn wird wieder munter, nimmt Nahrung auf, der Kamm nimmt seine natürliche gesunde Farbe wieder an ; auch die Diarrhöe ist nach weiteren 2 Tagen verschwunden. Am 7. Tage agglutiniert das Serum in einer Verdünnung von 1 : 160. Die Temperatur ist wieder auf 40,8 ° zurückgegangen. Am 10. Tage post infectionem wird das Tier getötet. Der Agglutinationstiter be- trägt immer noch 1 : 160. Die Sektion zeigt nur Veränderungen im Dünndarm: dessen Schleimhaut ist feschwollen, diffus gerötet und mit Hamorrhagieen durchsetzt. Der Inhalt des )ünndarmes besteht aus einer weißlich-gelben Flüssigkeit, Leber und Milz sind nicht verändert. Der mikroskopische Nachweis von Bakterien in Herzblut, Milz, Leber, Galle und Muskulatur gelingt nicht. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit : Herzblut | ^^ \ =.tpril Leber [ ^^^"^ Galle Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — keine Trübung. 21* 324 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Versuch 15. Als Versuchstier für intraperitoneaie Impfung kam eine 2- jährige gelbbraune Henne zur Verwendung. Ihr Serum agglutinierte Paratyphus-B-Bacillen nicht. (Verdünnung 1:20.) Ihre Temperatur betrug 40,6°. Am 25. Vni. spritzte ich derselben die Ausbeute von drei 24-stündigen Agarstrich- kulturen, in 1 ccm Bouillon suspendiert, in die Bauchhöhle. Tags darauf ist eine schwere Störung im Allgemeinbefinden zu bemerken. Das Huhn sitzt teilnahmslos auf dem Boden und nimmt keine Nahrung auf. Die Benommenheit ist derart, daß das Tier nicht einmal der Berührung ausweicht. Der Kot ist dünnflüssig, Temperatur auf 42,2 gestiegen. Noch 3 Tage lang sind diese Krankheitssymptome I)emerkbar, von da an erholt sich die Henne wieder. Am 7. Tage agglutiniert das Serum in einer Verdünnung von 1 : 320. Die Temperatur ist an diesem Tage auf 41,5 o zurück- gegangen. Am 4. VIII. wird das Huhn getötet. Agglutination 1:160. Sektions- befund: In der Bauchhöhle findet sich schmutzig-graues serofibrinöses Exsudat. Der Muskelmagen ist durch eine ca. 0,5 cm dicke Bindegewebsschicht mit der Bauchdecke verwachsen; das Peritoneum zeigt starke Injektion seiner Gefäße, ebenso das Gekröse, die Schleimhaut des Dünndarms ist geschwollen und etwas gerötet, Hämorrhagieen sind nicht vorhanden, ebenso keine Schwellung von Milz und Leber. Im Mikroskope können in keinem der angefertigten Präparate Bakterien ge- funden werden. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit: Herzblut ) Milz l ♦ •, Leber «^«"^ Galle i Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — keine Trübung. Versuch 16. Am 24. VII. 1911 injizierte ich einer rebhuhnfarbigen 2- jährigen Henne, deren Serum Paratyphus-B-Bacillen nicht agglutinierte, subkutan 2 ccm 24-stündiger Bouillonkultur. Die Temperatur vor der Impfung betrug 40,7 **. Eine leichte Störung im Allgemeinbefinden ist die Folge am nächsten Tage. Das Futter wird nur in geringer Menge aufgenommen; der Kot ist diarrhoisch (von grünlichgelber Farbe). Ausid er Nase ist in den nächsten 2 Tagen seröser Ausfluß zu bemerken, der am 3. Ta^e verschwunden ist. An diesem Tage hat sich an der Injektionsstelle eine etwa haselnußgroße, speckige, gelbe Infiltration gebildet. Diese wird mit der Zeit nekrotisch und fällt nach etwa 2 Wochen ab. Am 28. VIII. ist das Tier wieder völlig munter. Am 7. Tage nach der Impfung agglutiniert das Serum in einer Verdünnung von 1:320, am 17. Tage in einer solchen von 1 : 160. Ebenso am 32. Tage. An diesem wird die Henne getötet. Sektionsbefund negativ, ebenso der mikroskopische Nachweis. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit: Herzblut, steril, Milz, 2 linsengroße blaue Kolonieen, Leber, steril, Galle, 5 kleine blaue Kolonieen, Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — keine Trübung. In den aufgegangenen Kolonieen lassen sich Paratyphusbacillen in Reinkultur nachweisen. Versuch 17. Um die Widerstandsfähigkeit herabzusetzen und dadurch eine Infektion per OS eher zu ermöglichen, wird einem rebhuhnfarbigen 3-jährigen Huhne 4 Tage lang das Futter entzogen, das Serum des Versuchstieres agglutmiert Paratyphus-B- Bacillen nicht, die Temperatur beträgt 40,5°. Vom 5. Tage ab (25. VHI. 1911) erhält die Henne täglich die Abschwemmung von drei 24-stündigen Agarstrich- kulturen in Bouillon, und zwar die nächsten 4 Tage lang ohne sonstige Fütterung; daraufhin macht sich starke Diarrhöe von weißlich-gelbem Kot bemerkbar, auch steigt die Temperatur auf 41,5 o. Nachdem das Tier 3 Tage lang wieder Futter erhalten hat, verschwindet der Durchfall, die Temperatur bleibt jedoch auf ihrer Höhe, 10 Tage nach der ersten stomachikalen Applikation wird das Huhn getötet. Am 6. Tage und am Tage der Tötung beträgt der Agglutinationstiter 1:80. Außer gelblich weißem Inhalt des Dünndarms und leichter Schwellung von Reinholdt, Infektionsversuche mit den „Fieischvergiftern" beim Geflügel. 325 ■dessen Schleimhaut läßt die Sektion keine Veränderung erkennen. Im Mikroskop« lassen sich iu keinem der Ausstriche Bakterien erkennen. Je eine D r i g a I s k i - Agarplatte wird geimpft mit : Herzblut | Galle J Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — keine Trübung. b) Versuche mit Tauben. Versuch 18. Einer hellbraunen ca. 3 Monate alten Feldtaube injizierte ich am 29. VIII 1911 1/2 ccm einer mit 3 ccm Bouillon abgeschwemmten 24-3tündigen Agarstrichkultur in eine Vene des rechten Flügels, 20 Stunden später liegt das Tierchen tot im Käfig. Sektionsbefund: Totenstarre gut ausgebildet, Blut gut geronnen. Bei Oeff- nung der Bauchhöhle fällt sofort die starke Injektion der Darmgefäße in die Augen. In der Leber sind zahlreiche (tuberkulöse) Knötchen zu bemerken, die Milzkapsel schließt einen sie fast ganz ausfüllenden Klumpen von grauen Knoten em. Der Dünndarm hat eine stark geschwollene diffus gerötete und mit zahlreichen Petechien ausgestattete Schleimhaut. Sein Inhalt bildet eine weißlich-gelbe Flüssig- keit. Die Darmschlingen sind an einigen Stellen aufgetrieben. In Herzblut, Milz, Leber, Niere und Muskulatur lassen sich Kurzstäbchen mit abgerundeten Enden im Mikroskop nachweisen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit : Herzblut, zahlreiche blaue Kolonieen, Milz, fast die ganze Platte bedeckende kleine blaue Kolonieen, Leber, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Niere, ebenso, Muskulatur, ebenso. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — diffuse Trübung. Im hängenden Tropfen bewegliche Bakterien nachzuweisen. Einige Tropfen bringen auf einer Drigalski- Agarplatte zahlreiche blaue Kolonieen hervor. — In allen Kolonieen lassen sich Paratyphusbacillen in Reinkultur nachweisen. Versuch 19. Eine graue Feldtaube, der ich am 25. VHI. 1911 1 ccm derselben Abschwem- mung wie in Versuch 14 intraperitoneal einspritzte, verendete bis zum nächsten Morgen. Sektionsbefund: Augen und Schnabel halb geöffnet, aus letzterem und den Nasenlöchern fließt seröses Sekret. Kloake und Umgebung mit Kot beschmutzt. Die Gefäße der Unterhaut sind gefüllt. Die Bauchhöhle zeigt serös-eitrigen Inhalt. Die Bauchserosa zahlreiche Petechien. Die Gefäße des Darmtraktus und des Herzens treten deutlich hervor. Die Schleimhaut des Dünndarms ist ge- schwollen, diffus gerötet und zeigt punkt- und strichförmige Hämorrhagieen. Der Dickdarm bietet ebenfalls das Bild einer Enteritis. Der Anfangsteil des Darmes ist mit einer hellgelben, die Endpartie mit einer mehr dunkelgrünen, dünnen Flüssig- keit angefüllt. Milz und Leber sind hyperämisch. Letztere leicht brüchig. — In sämtlichen angefertigten Ausstrichen lassen sich Bakterien nachweisen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit : Herzblut, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Milz, ebenso, Leber, ebenso, Niere, ebenso. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — diffuse Trübung. Die Untersuchung im hängenden Tropfen zeigt bewegliche Stäbchen. Einige Tropfen erzeugen auf einer D rigalski- Agarplatte viele kleine blaue Kolonieen. In allen Kolonieen Reinkulturen von Paratyphus-B-Bacillen. Versuch 2 0. Als Impftier für subkutane Inokulation nahm ich eine graue, ca. 1 Jahr alte Feldtaube. Am 26. VIII. brachte ich derselben 1 ccm der in den beiden vorher erwähnten Versuchen hergestellten Abschwemmung unter die Haut. Einige Stunden später hat das Tierchen seine Munterkeit völlig eingebüßt, kauert sich in eine Ecke seines Käfigs und verweigert die Nahrung. Am nächsten Morgen ist es verendet. 326 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. SeJctionsbefund: Totenstarre gut ausgebildet. Aus Schnabel und Nasenlöchern seröser Ausfluß. In der Bauchhöhle bietet sich das Bild einer serösen Peritonitis; alle Gefäße sind prall gefüllt. Die Düundarmschleimhaut ist stark entzündet. Der Dünndarminhalt bildet eine weißlich-gelbe, dünne Flüssigkeit. Der übrige Darm ist an manchen Stellen meteoristisch aufgetrieben. Leber und Milz sind hyperämisch. Im Mikroskope lassen sich in Herzblut, Milz, Leber, Niere und Muskulatur Kurzstäbchen nachweisen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit: Herzblut, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Milz, ebenso, Leber, ebenso, Niere, ebenso. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — diffuse Trübung. Auf einer Drigalski- Agarplatte bringen einige Tropfen zahlreiche kleine blaue Kolonieen hervor. In allen Kolonieen lassen sich Paratyphus-B-Bacillen in Reinkultur nach- weisen. Versuch 21. Am 29. Vni. 1911 injizierte ich einer grauen, ca. 3 Jahre alten Brieftaube 1/2 ccm einer mit 3 ccm abgeschwemmten 24-stündigen Agarstrichkultur in den linken Brustmuskel; in der darauffolgenden Nacht verendete das Tierchen. Sektionsbefund: Aus Schnabel und Nase seröser Ausfluß. Die Umgebung der Injektionsstelle ist geschwollen, die Muskulatur derselben serös durchtränkt, das Blut ist gut geronnen, die Gefäße der Bauchhöhle, des Darmtraktus und des Herzens sind stark injiziert, Leber und Milz hyperämisch. Die Dünndarmschleim- haut ist geschwollen, diffus gerötet und zeigt punkt- und strichförmige Hämor- rhagieen. Der Inhalt des Dünndarms ist grünlichgelb und von dünnflüssiger Be- schaffenheit; der übrige Darm bietet keine Veränderung; die Nieren sind grau verfärbt. In Ausstrichen aus der Impfstelle sind Bakterien in Reinkultur, in denen aus Herzblut, Milz, Leber, Niere und Muskulatur zahlreiche Bakterien zu er- kennen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit: Herzblut, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Milz, ebenso, Leber, ebenso, Niere, ebenso. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — starke Trübung. Auf einer Drigalski- Agarplatte gehen aus einigen Tropfen zahlreiche kleine blaue Kolonieen auf. In allen Kolonieen Reinkulturen von Bac. Paratyphus B nachzuweisen. Versuch 22. Um zu erproben, welchen Einfluß die durch Entziehung des Futters hervor- gerufene Schwächung der Widerstandsfähigkeit auf die Infektionsmöglichkeit habe, ließ ich eine schwarze, ca. 3 Jahre alte Brieftaube 5 Tage vor der Fütterung mit Paratyphus-B-Bouillonkulturen und 2 Tage während derselben hungern. Vom 28. XI. an erhielt die Taube täglich eine 24-stündige Bouillonkultur von Bacillen. Schon bei der zweiten Darreichung macht sich eine starke Störung im Allgemein- befinden bemerkbar, das Tierchen sitzt völlig teilnahmslos mit gesträubtem Gefieder und geschlossenen Augen in einer Ecke seines Käiigs, vom 30. VHI. an wird wieder Futter gereicht, doch nimmt die Taube nur ganz wenig auf. Dieser krank- hafte Zustand hält an; am 2. IX. zeigt das Tierchen große Schwäche, es kann sich nicht mehr erheben und verendet in derselben Nacht. Sektionsbefund: Der Kadaver ist stark abgemagert. Aus Schnabel und Nase seröser Ausfluß ; die Umgebung der Kloake mit Kot oeschmutzt. Die Brustmusku- latur ist blutrot, das Blut gut geronnen, das Bauchfell ist stark entzündet; die Ge- fäße des Gekröses und des Herzens injiziert; Leber und MUz hyperämisch, der Dünndarm ist mit einer mit Blut gemischten, weißlich-gelben Flüssigkeit gefüllt. Seine Schleimhaut ist geschwollen, diffus gerötet und mit Hämorrnagieen ver- sehen; auch der Dickdarm bietet das Bild einer Enteritis mit dünnflüssigem Inhalt. Im Mikroskop sind in allen Ausstrichen Kurzstäbchen zu finden. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Kein hol dt, Infektionevereuche mit den „ Fleisch vergiftern" beim Geflügel. 327 Herzblut, zahlreiche kleine blaue Kolooieen, Milz, ebenso. Leber, ebenso. Niere, ebenso. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — diffuse Trübung ; auf einer D r i - g a 1 s k i - Agarplatte ^ehen aus einigen Tropfen zahlreiche typische Kolonieen auf. In allen Kolonieen Reinkulturen von Paratyphus-B-Bacillen. c) Versuche mit Gänsen und Enten. Versuch 23. Einer 1/2-jährigen weißen Gans, deren Serum Paratyphus-B-Bacillen nicht agglutinierte und deren Temperatur 40,4'^ betrug, injizierte ich am 25. VIII. 1911 imi 10 Uhr vormittags die Abschwemmung von fünf 24-stündigen Agarstrich- kulturen in 2 ccm Bouillon Ln eine Vene des rechten Flügels. Eine Stunde später sitzt das Tier in seinem Käfig, den Kopf auf den Rücken gelegt und die Augen geschlossen, gegen Berührung ist es völlig unempfindlich, ungefähr 6 Stunden nach der Infektion tritt starke Diarrhöe ein (weißlicher, schleimiger, übelriechen- der Kot); 2 Tage lang hält die Benommenheit an. Auch die Temperatur bleibt während dieser Zeit auf einer Höhe von 41,6 0. Futter wird vollständig versagt. Am 3. Tage ist leichte Besserung zu konstatieren. Die Gans steht zuweilen auf imd nimmt auch ab und zu einen Schnabel voll Futter. Temperatur geht auf 40,0" zurück, doch dauert der starke Durchfall immer noch an. Am 30. VHI. ist das Tier ziemlich munter, nur sitzt es sehr oft nieder. Die Temperatur ist auf 39,1 ° gesunken. Tags darauf, dem 6. Tage nach der Impfung, agglutiniert das Serum in einer Verdünnung von 1:160, die Temperatur geht noch weiter herab auf 38,5 " und bleibt auf diesem niederen Punkte bis zum 5. EK. ; an diesem Tag hat die Diarrhöe aufgehört und nun nimmt die Temperatur bis zum 8. IX. ihre ursprüngliche Höhe wieder an. Mattigkeit und Schwäche, die sich in häufigem Niedersitzen ausdrücken, halten jedoch an. Am 9. IX., dem 15. Tag nach der Infektion, wird die Gans getötet. Agglutination 1:80. Der Sektionsbefund ist n^ativ bis auf eine leichte Rötung der Schleimhaut des Dünndarms, dessen Inhalt eine dünne Flüssigkeit von grünlich-gelber Farbe darstellt. Der mikroskopische Nachweis von Bakterien gelingt nirgends. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Herzblut 7 MUz Leber > steril Gallenblase Niere f Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — keine Trübung. Versuch 24. Einer ebenfalls 1/2- jährigen grauen Grans impfte ich, nachdem der Agglntinations- befund n^ativ ausgefallen und die Temperatur auf 40,3" befunden war, am 25. VIII. 1911 die Abschwemmung von fünf 24-stündigen Agarstrichkulturen in 2 ccm Bouillon supendiert in die Bauchhöhle. 2 Tage ist starke Störung im Allgemein- befinden und in der Futteraufnahme zu bemerken, ebenso Diarrhöe von glasigem, weißlichem Kote, Temperatur 41,0". Am 28. VHI. nimmt das Tier wieder Nah- rung zu sich und wird wieder munter, der Durchfall hält jedoch an, Temperatur sinkt in den nächsten Ta^en auf 39,0" und kehrt erst, nachdem die Diarrhoe ver- schwunden ist, am 4. iX. auf 40,2" zurück. Am 6. Tage nach der Injektion agglutiniert das Serum in einer Verdünnung von 1:320. Am 15. tu einer solchen von 1 : 160. An diesem Tage erfolgt die Tötung des Tieres. Sektionsbefund: In der Bauchhöhle bietet sich das Bild einer abgeheilten Peri- tonitis: Der Magen und der linke Leberlappen sind durch eine ungefähr 0,5 cm dicke Bindegewebsschicht mit der Bauchdecke verwachsen. Außer einer leichten Rötung der Dünndarmschleimhaut ist sonst keine Veränderung zu bemerken. — Der mikro- skopische Nachweiß in Ausstrichen aus verschiedenen Organen fällt negativ aus. Je eine Drigalski - Agarplatte wird geimpft mit Herzblut ) M"^ steril Leber \ ^^^"^ Galle I Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — keine Trübung. 328 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Versuch 25. Als Versuchstier für subkutane Impfung ersah ich eine schwere weiße Pe- kingente, ca. 2 Jahre alt. Ihr Serum agglutinierte Paratyphus-B-Bacillen nicht, die Temperatur betrug 40,4°. Am 26. VIII. spritzte ich derselben die Ausbeute von drei 24-stüudigen Agarstriclikulturen und 2 ccm Bouillon unter die Haut der Bauchdecke und brachte sie durch Massage zur rascheren Resorption. 6 Stunden später ist die Temperatur auf 41,6 ^ angestiegen. Das Tier liegt mit gespreizten Flügeln auf dem Boden und weicht der Berührung nicht aus. Am nächsten Morgen ist es verendet. Sektionsbefund: Der Kadaver verbreitet einen üblen Geruch, die Unterseite ist völlig mit Kot beschmutzt, die Augen sind mit Sekret verklebt. Die Bauch- decke ist straff angespannt, in der Bauchhöhle seröses Exsudat, die Gefälle des Darmes und des Herzens treten stark hervor, der Darm ist bereits in Fäulnis begriffen, die Dünndarmschleimhaut ist geschwollen, diffus gerötet und zeigt zahl- reiche Hämorrhagieen. Die Follikel des Dünndarms sind deutlich zu sehen. Sein Inhalt besteht aus einer grünüch-gelben Flüssigkeit, die im Dickdarm etwas dunklere Farbe hat, Leber und Milz sind hj^perämisch, erstere leicht brüchig. In den mikroskopischen Präparaten aus Herzblut, Milz, Leber, Gallenblase und Muskulatur sind überall Kurzstäbchen zu erkennen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Herzblut, zahlreiche kleine blaue Kolouieeu, Milz, ebenso, Leber, ebenso, Galle, ebenso. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — starke Trübung. Einige Tropfen erzeugen auf einer Drigalski- Agarplatte zahlreiche blaue Kolonieen. In allen Kolonieen sind Paratyphus-B-Bacillen in Reinkultur nachzuweisen. Versuch 26. Eine graue, ca. 1/2 Jahr alte Ente, deren Serum Paratyphus-B-Bacillen nicht agglutinierte und deren Temperatur 40,3" betrug, ließ ich 2 Tage lang hungern, dann' gab ich derselben vom 26. VHI. an täglich drei 24-stündige Bouillonkulturen per OS. Die vier ersten Tage dieser Fütterung mit Bacillen gab ich keine Nahrung; bereits am 29. VIII. reagiert das Tier durch starke Diarrhöe und deutliche Schwäche, es sitzt immer auf einer Stelle. Am 30. VHI. sinkt die Temperatur auf 39,2 ". Die Ente üegt andauernd am Boden, nimmt jedoch ab und zu Futter auf, Tags darauf verschlimmert sich der Zustand noch mehr. Die Temperatur geht auf 38,5 ° herab. Am Nachmittag dieses Tages verendet das Tier. Sektionsbefund: Totenstarre gut ausgebildet. Die Umgebung der Kloake stark mit Kot beschmutzt. In der Bauchhöhle findet sich seröses Exsudat, das Peri- toneum ist entzündet, die Darmgefäße, vor allem die des Dünndarms sind prall ge- füllt. Leber und Milz zeigen keine Veränderungen. Der Dünndarm hat eine ge- schwollene, diffus gerötete und mit Hämorrhagieen durchsetzte Schleimhaut, sein Inhalt ist eine weißlich-gelbe I'lüssigkeit. In Ausstrichen aus Herzblut, Milz, Leber, Gallenblase und Muskulatur lassen sich Kurzstäbchen nachweisen. Je eine Drigalski- Agarplatte wird geimpft mit Herzblut, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Milz, eine etwa talergroße und viele kleine blaue Kolonieen, Leber, zahlreiche kleine blaue Kolonieen, Gallenblase, zahlreiche kleine blaue Kolonieen. Ein Stückchen Muskulatur in Bouillon — starke Trübung. Im hängenden Tropfen sind unzählige bewegliche Bakterien zu erkennen, einige Tropfen bringen auf einer Drigalski- Agarplatte zahlreiche typische blaue Kolonieen hervor. In allen Kolonieen lassen sich Paratyphus-B-Bacillen in Reinkultur nach- weisen. Umstehend folgen die Tabellen der Ergebnisse: Rein hold t, lufektionsversuche mit den „FleiBchvergiftern" beim Geflügel. 329 Tabelle über die Versuchsreihe mit Bac. paratyphosus B. Fall Versuchs- tier A _* 1 T * iw.-^^ Tag der , Verendet Art der Infektion T^f„rv^ > o.^, [ Imprung am Getötet am Nachweis von Bacillen 14 Hahn Endovenöse Impfung 25. 8. 1911 4. 9. 1911 Negativ 15 Huhn Intraperitoneale „ 25. 8. — 4. 9. )) 16 >> Subkutane „ 24. 7. — 26. 8. Positiv (Müz u. GaUe) 17 Btomachikal 25. 8. — 4. 9. Negativ 18 Taube Endovenöse Impfunsr 29. 8. 30. 8. 1911 — Positiv rö Intraperitoneale „ 25. 8. 26. 8. M 20 Subkutane ,, 26. 8. 27. 8. — 21 Intramuskuläre „ 29. 8. 30. 8. — 22 Stomachikal 28. 8. 2. 9. — 23 Gans Endovenöse Impfung — — 9. 9. ■ Negativ 24 )) Intraperitoneale „ — — 9. 9. » 25 Ente Subkutane „ — 27. 8. — Positiv 26 )) Stomachikal — 1. 9. — » Es erlagen der Infektion 5 Tauben und 2 Enten. Tabelle der Agglutinationen typ der Vers hos US B. uchsreihe mit B ac. para- Versuchstier und Infektionsart Tag der Unter- suchung 1:20 1:40 1:80 1:160 1:320 1:640 1:1280 Hahn, endo venös 25. 8. 1911 4 Tage später 10 „ + + + + + + + + — — — Huhn, intraperitoneal 25. 8. 1911 7 Tage später 10 „ + + + + + + + + — — — Huhn, subkutan 24. 7. 1911 7 Tage später 11 „ 32 „ + + + + + ^- + + + + + + + — — Huhn, stomachikal 25. 8. 1911 6 Tage später 10 „ + + + + + + — — - — Gans, endovenös 25. 8. 1911 ! — 6 Tage später + 15 „ „ 1 + + + + + + + Gans, intraperitoneal 2.5. 8. 1911 1 — 6 Tage später + 15 „ „ + + + + + + + + - - Ente, subkutan 26. 8. 1911 — — — _ 1 _ I Ente, stomachikal 26. 8. 1911 IV. Ergebnisse und Schlußbetrachtungen. Aus verstehenden Versuchen geht hervor, daß von dem infizierten Geflügel Hühner am wenigsten empfindlich waren, denn keines der 8 Versuchstiere ging an den Folgen der Impfungen ein. Nicht einmal bei endovenöser Applikation von verhältnismäßig sehr großen Mengen (die Ausbeute von zwei 24-stündigen Agarstrichkulturen) war eine 330 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. tödliche Wirkung zu erzielen; nur starke, einige Tage anhaltende Störung im Allgemeinbefinden, bestehend in Mattigkeit, Sistierung der Futteraufnahme, Diarrhöe, Temperatursteigerung und Bildung von Agglutininen im Blute war die Folge, gerade so wie bei den anderen Infektionsarten. Von den 10 zu Versuchen benutzten Tauben verendeten 8, gleich 80 Proz. Nur die unter normalen Fütterungsverhältnissen mit Bac. enteritidis Gärtner stomachikal infizierte Taube (Versuch 9) und die mit demselben Bacillus subkutan geimpfte (Versuch 7) zeigte sich refraktär, letztere wohl deshalb, weil sich an der Infektionsstelle ein Abszeß bildete, viele der Bakterien darin abgekapselt und dadurch am Eindringen in Blut- und Lymphbahnen gehindert wurden. Demnach sind Tauben für die Bakterien der Gruppe der Fleisch- vergifter verhältnismäßig gut empfänglich ; es ist allerdings zu bedenken, daß solche Dosen von Infektionsmaterial zur Verwendung kamen, wie sie bei natürlicher Infektion kaum oder nur ganz ausnahmsweise in Betracht kommen dürften. Enten sind, wie aus meinen Versuchen zu schließen ist, sowohl für Bac. enteritidis Gärtner als auch für Bac. paratyphosus B empfänglich, doch hängt die Einwirkung von der individuellen Kon- stitution, der Virusmenge und der Infektionsart ab. Bei subkutaner Einverleibung konnte ich mit beiden Bacillenarten den Tod der Ver- suchstiere herbeiführen, während bei Verimpfung in die Bauchhöhle das betreffende Tier wohl erkrankte, sich aber nach wenigen Tagen wieder erholte. Für Gänse war der Bac. enteritidis Gärtner von stärkerer Einwirkung als der Bac. paratyphosus B. Denn die mit ersterer Bacillenart geimpfte Gans verendete, während die mit letzterer infi- zierten Gänse am Leben blieben ; vielleicht läßt sich der rasche Tod der Gans in Versuch 10 auch darauf zurückführen, daß in diesem Falle die Bakterien, die zur Verwendung gelangten, bereits eine zweifache Passage durch Geflügel, nämlich durch 2 Tauben in Versuch 5 und 6, gemacht hatten und so für Geflügel pathogener geworden waren. Im ganzen verendeten von den 28 Versuchstieren 12: 8 Tauben, 3 Enten und 1 Gans, und zwar erlagen der endovenösen Impfung 2 Tauben und 1 Gans, der intraperitonealen 2 Tauben, der sub- kutanen 1 Taube und 2 Enten, der intramuskulären 2 Tauben, der stomachikalen 1 Taube und 1 Ente. Letzterer Infektionsart aller- dings nur nachdem durch Hunger die Körperkräfte der betreffenden Tiere herabgesetzt waren, während die unter normalen Ernährungs- verhältnissen stehende Taube und Ente am Leben blieben. Mit Rücksicht darauf, daß unter Verhältnissen, wie sie in der Natur liegen, kaum Gelegenheit zu einer anderen Infektion als der stomachi- kalen geboten sein dürfte, und dann auch wohl kaum eine Aufnahme solch enormer Mengen, wie der von mir applizierten Bakterien vor- kommen dürfte, ist ein Auftreten von Infektionen mit Bac. enteri- tidis Gärtner oder Bac. paratyphosus B in seuchenhafter Form beim Geflügel wohl kaum möglich, zumal dieses, wie aus meinen Ver- suchen zu entnehmen ist, gegen diese beiden Bacillenarten ziemlich widerstandsfähig ist. In der Literatur über Geflügelseuchen findet sich nirgends eine durch derartige Bacillen hervorgerufene Seuche vor. Es könnten nun bei meinen Versuchen Bedenken dahingehend er- hoben werden, daß als Suspensionsmaterial für die verimpften Bakterien Reinholdt, Infektionsversuche mit den „ Fleisch vergif lern" beim Geflügel. 331 Bouillon verwendet wurde, und diese durch ihren Gehalt an heterogenem Eiweiß die Todesursache gewesen sein könnte. Um diese eventuellen Einwände zu entkräften, möchte ich anführen: 1) daß trotz der Ein- verleibung von Bouillon bei einer großen Anzahl von Versuchstieren, nämlich bei allen Hühnern, den mit Bac. parat yphosus B geimpften Gänsen, der Ente in Versuch 11 und der Taube in Versuch 7 kein letaler Ausgang zu verzeichnen war ; 2) füge ich das Ergebnis folgender Versuche bei : Von 2 Tauben impfte ich die eine endovenös, die andere intraperitoneal, und zwar je mit 1 ccm Bouillon; beide Impftiere blieben vollständig gesund. Diese beiden Versuche dürften für die Un- schädlichkeit der Bouillon der beste Beweis sein, zumal da ich bei der endovenösen Injektion in Versuch 5 und 18 nur 1/2 ccm Bouillon ge- brauchte. Bezüglich des Nachweises der einverleibten Bakterien längere Zeit post infectionem bei Tieren, die wieder völlig genesen waren und dann getötet wurden, ist folgendes festzustellen: A. Bei der Versuchsreihe mit Bac. enteritidis Gärtner: In Fall 1 (Huhn endovenös geimpft) waren 28 Tage nach der Impfung weder durch das Mikroskop, noch kulturell Bakterien nachzuweisen, ebenso in Fall 3 (Huhn subkutan geimpft), dagegen gelang 26 Tage post infectionem in Fall 2 (Huhn intraperitoneal geimpft) der Nachweis von Bakterien in Milz und Gallenblase durch Kultur. In Fall 4, in dem ein 4 Monate alter Hahn, der 2 Tage gehungert hatte, täglich mit infektiösem Material gefüttert und 7 Stunden nach der letzten Fütterung getötet wurde, konnten in aUen Organen und in der Muskulatur Bak- terien gefunden werden. Dagegen gelang bei einer ebenfalls stomachikal infizierten Taube (9), die bei normaler Fütterung 20 Tage lang täglich Infektionsdosen erhielt, der Nachweis nicht, ebenso wie bei der sub- kutan geimpften in Fall 7 26 Tage nach der Impfung. In Versuch 10 (Ente intraperitoneal geimpft) war der Nachweis von Bacillen 25 Tage post infectionem in allen untersuchten Organen und in der Muskulatur zu erbringen. In Fall 13 (Ente) waren nach 15 Tagen in keinem der untersuchten Organe Bakterien nachweisbar, trotz der täglichen Darreichung von zwei 24-stündigen Bouillonkulturen bis zum Tage vor der Tötung. B. Bei der Versuchsreihe mit Bac. paratyphos B: Bei endo- venöser und intraperitonealer Impfung gelang bei Hühnern CFall 14 und 15) 10 Tage nachher und bei Gänsen (Fall 22, 23 und 24) 15 Tage nachher der Nachweis von Bakterien nicht mehr, auch nicht in Fall 17 (Huhn stomachikal infiziert) nach lO-tägiger Fütterung mit Para- typhus-B-Bacillen. Dagegen war in Versuch 16 (Huhn subkutan geimpft) noch nach 32 Tagen der Nachweis von Bakterien in Milz und Gallenblase möglich. Betrachtet man nun das Ergebnis vorstehender Zusammenstellung, so läßt sich daraus leicht der Schluß ziehen, daß zwar bei manchen Tieren (Fall 14 und 15, 23 und 24) die Ausscheidung der Bacillen in der verhältnismäßig kurzen Zeit von 10 — 15 Tagen erfolgt, daß aber andererseits sich in einigen Fällen (2, 4, 10, 16) noch nach einmonatlicher Frist der Nachweis der verimpften Bakterien erbringen läßt. Es dürfte demnach von der individuellen Empfänglichkeit und Widerstandskraft abhängen, ob Infektionserreger im Organismus zurückbleiben, oder ob alle ausgeschieden werden. 332 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Bezugnehmend nun auf die Streitfrage zwischen Mühlens, Dahm und Fürst und Zwick und Weich ei, läßt sich auf Grund meiner Versuche nicht ganz ausschließen, daß einmal im Fleisch bzw. in den Organen eines Tieres, das nur vorübergehend mit „Fleischvergiftern" infiziert und erkrankt, bei der Schlachtung aber vollständig gesund war, die Erreger dieser Vergiftungen nachgewiesen werden können. Die von mir angestellten Fütterungsversuche führen mich zu der Ansicht, daß Magen und Darm des Geflügels bei normaler Fütterung kaum als Eintrittspforte für eine Allgemeininfektion mit letalem Aus- gang in Betracht kommen dürften, daß aber Jugend und Inanition, wohl aucn Krankheit oder Kälte Faktoren darstellen, welche eine die In- fektion mit Fleischvergiftern begünstigende Herabsetzung der Resistenz des tierischen Organismus herbeiführen, wie dies ja auch bei anderen Infektionskrankheiten zu beobachten ist. Bemerkenswert ist auch das Resultat der Untersuchungen der Sera auf Agglutinine vor der Infektion: Bei keinem der in dieser Hinsicht untersuchten Tiere, nämlich 8 Hühnern, 3 Gänsen und 5 Enten, war bei einer Verdünnung der Sera im Verhältnis von 1 : 20 eine Agglutination festzustellen, und zwar weder auf Bac. enteritidis Gärtner noch auf Bac. paratyphosus B. In einem Falle (12) unter- suchte ich das Serum schon am 5. Tage post infectionem ohne jedoch Agglutination zu erzielen, die übrigen Untersuchungen bei den anderen Versuchstieren führte ich jeweils erst 6 — 10 Tage nach der Impfung aus und konnte dabei immer positive Befunde verzeichnen ; zwei Tat- sachen, welche darauf schließen lassen, daß sich die Antikörper un- gefähr erst 6 — 8 Tage nach der Infektion bildeten. Ueber die Dauer des Vorkommens der Agglutinine im Serum meiner Versuchstiere konnte ich deshalb keine Untersuchungen anstellen, weil ich die betreffenden Tiere spätestens nach einem Monat tötete, um in den Organen eventuell noch Bakterien nachweisen zu können, was mir ja auch einigemal gelang. Aber auch in den Fällen, in denen die Tiere längst wieder gesund waren, und keine Bakterien mehr gefunden wurden, ließen sich am Tage der Tötung im Serum noch Agglutinine feststellen. Den höchsten Agglutinationstiter fand ich immer 6^8 Tage nach der Infektion, bei späteren Untersuchungen war derselbe entweder gleich hoch geblieben oder zurückgegangen (Näheres siehe die diesbezüglichen Tabellen). Eigentümlich ist, daß das Serum des untersuchten Geflügels nie in einer stärkeren Verdünnung als 1 : 640 deutlich agglutinierte, während bei Ziegen, an denen zur Zeit meiner Versuche im Institut für Seuchenlehre ebenfalls Infektionen mit den ,, Fleischvergiftern" aus- geführt wurden, noch bei einer Verdünnung von 1 : 4000 und darüber Agglutination erzielt wurde. Es ist dieser Unterschied wohl darauf zurückzuführen, daß das Geflügel eine größere Indolenz gegen Bac. enteritidis Gärtner und paratyphosus B besitzt als Ziegen. Uebereinstimmend bei allen durch die Infektionen verendeten Tieren war folgender Sektionsbefund: Starke Injektion der Gefäße der Darm- traktus und des Herzens; schwere Entzündung der Dünndarmschleim - haut; dieselbe war jedesmal geschwollen, diffus gerötet und mit Hämor- rhagieen durchsetzt. Der Inhalt des Dünndarms war immer von weiß- licher bis grünlichgelber Farbe. Blutungen ins Lumen waren nur in einem Fall, auf den ich näher zurückkommen werde, vorhanden. Leber und Milz waren in der Mehrzahl der Fälle hyperämisch. Pathologische Veränderungen in der Bauchhöhle fanden sich vor allem bei der intra- Reinholdt, Infektionsversuche mit den „Fleischvergiftern" beim Geflügel. 333 peritonealen Impfung, und zwar serofibrinöses Exsudat; in Versuch 15 und 24: war sogar eine Verwachsung von Magen und Leber mit der Bauchdecke eingetreten. Bei den anderen Fällen war nur in einer An- zahl von Sektionen seröse Peritonitis festzustellen. Im Gegensatz zu Poppe (13) konnte ich bei keinem meiner Ver- suchstiere blutige Diarrhöe feststellen ; der diarrhoische Kot war meist von wäßriger Beschaffenheit und weißlicher bis gelblicher Farbe. Blut- beimischungen waren nie darin zu finden. Nur in dem bereits ange- deuteten Fall waren Blutungen ins Lumen des Dünndarms vorhanden, nämlich in Versuch 22 bei der Taube, die 7 Tage lang gehungert hatte und der Infektion per os erlag. In die Verhältnisse in praxi übersetzt, dürften die Ergebnisse meiner Untersuchungen mich wohl zu dem Schlüsse berechtigen, daß unter normalen Verhältnissen Hühner sich wohl kaum mit Bac. enteritidis Gärtner oder Bac. paratyphosus B tödlich infizieren, daß Tauben dagegen einer lebensgefährlichen Infektion eher zugänglich sind, und daß es bei ihnen sowohl als auch bei Gänsen und Enten von der indi- viduellen Konstitution und der Infektionsart abhängt, ob nur eine akute, mehr oder weniger starke Störung im Allgemeinbefinden oder eine lebensgefährliche Erkrankung die Folge ist. Auf alle Fälle sind jedoch sehr große Mengen virulenter Bakterien notwendig, und diese auch nur dann wirksam, wenn durch Unterernährung, Krankheit oder Jugend die Kräfte des tierischen Organismus herabgesetzt sind. Schlußsätze. 1) Durch die Einverleibung von Bac. enteritidis Gärtner oder Bac. paratyphosus B auf die verschiedensten Methoden (endovenös, intraperitoneal, subkutan, intramuskulär, stomachikal) lassen sich bei Hühnern, Tauben, Gänsen und Enten teils vorübergehende, teils tödliche Erkrankungen hervorrufen. 2) Am ehesten sind, nach meinen Versuchen zu schließen, Tauben einer Infektion zugänglich, dann folgen Enten und Gänse ; am wider- standsfähigsten sind Hüliner. 3) Vom geringsten Einfluß auf den Gesundheitszustand des Ge- flügels ist die Applikation per os unter normalen Fütterungsverhältnissen. 4) Zur Infektion sind sehr große Mengen von Bakterien notwendig. 5) Der Nachweis der Bakterien gelingt immer, wenn die Tiere an der Infektion verenden. Bei Tötung der wieder gesunden Tiere ist das Gelingen des Nachweises zweifelhaft. 6) Agglutinine lassen sich im Blut vom 6. Tage post infectionem an nachweisen. Zum Schlüsse drängt es mich, Herrn Prof. Dr. Reinhardt für die liebenswürdige Ueberweisung der Arbeit sowie für das derselben jeder- zeit entgegengebrachte Interesse meinen verbindlichsten Dank aus- zusprechen. 334 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Literatur. 1) Kutscher u. Meinicke, Vergleichende Untersuchungen über Paratyphus-, Enteritis- iind Mäusetyphußbacillen. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 52. 1906.) 2) Vagedes, Klin. Jahrb. 1905. H. 14 (n. Vor.). 3) Gärtner, lieber die Fleischvergiftung in Frankenhausen. (Breslauer ärztl. Zeitg. 1888. p. 236 f.) 4) Hübener, Fleischvergütungen und Paratyphusinfektionen, ihre Entdeckung und Verhütung. Wiesbaden 1910. 5) Dreves, Zur Aetiologie des Paratyphus B. (Zeitschr. f. Medizinalbeamte. 1908. No. 9.) 6) Kolle u. Hetsch, Die experimentelle Bakteriologie und die Infektionskrank- heiten. Berlin u. Wien 1906. (n. Vor.) 7) Bongert, Der Mäusetyphus. (Kolle u. Wassermann, Handb. d. pathogen. Mikroorg. HI. 1903.) 8) Nocard et Leclainche, Maladies microbiennes des nimaux. Edit. 3. Paris 1903. 9) Tartakowsky, Enterite septique des passereaux. (Nocard et Leclainche, Maladies microb. [8].) 10) Böhme, Zur Charakterisierung der Hogcholeragruppe. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 52. 1906.) 11) Eckersdorff, Kasuistische Beiträge zum Vorkommen von Bacillen der Paratyphus (Hogcholeragruppe). (Arb. a. d. kgl. Instit. f. experün. Ther. zu FranMurt a. M. 1908.) 12) Seiffert, Studien zur Salmonellagruppe, Paratyphus-B-Gruppe. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 63. 1909.) 13) Poppe, Zur Frage der Uebertragung von Krankheitserregern durch Hühner- eier. Zugleich auch Beitrag zur Bakteriologie des normalen Eies. (Arb. a. d. ßeichsgesundheitsamt. 1910.) 14) Zwick u. Weichel, Zur Frage des Vorkommens von sog. Fleischgiften in Pökelfleischwaren. (Arb. a. d. Reichsgesundheitsamt. Bd. 33. 1910. H. 2.) 15) Mühlens, Dahm u. Fürst, Untersuchungen über Bakterien der Enteritis- gruppe (Typus Gärtner u. T. Flügge), insbesondere über die sog. „Fleisch- vergiftungserreger" und die sog. „Ra,ttenschädlinge". (Centralbl. f. ßakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 48. 1909.) 16) Grimm, M. D., Eine neue Seuche der Ratten. (Bote f. öffentl. Veterinär- wesen. 1905. Nr. 7) [Russisch.] (n. Vor.) 17) Bahr, Raebiger, Grosso, Untersuchungen über den Bac. paratypho- sus B, der Bac. enteritidis Gärtner und den Ratinbacillus. (Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haustiere. Bd. 5. 1908/09.) 18) Vergleichende Untersuchungen über Ratin und Fuchsol. (Landwirtschaftl. Wochenschr. f. d. Prov. Sachsen. 1908. No. 21.) 19. Xylander, Der Ratinbacillus als Rattenvertilgungsmittel. (Arb. a. d. KaiserL Cfeflundheitsamte. Bd. 28. 1908. H. 1. (n. Bahr, Raebiger, Grosso.) Müller, Der Nachweis von Fleisch Vergiftungsbakterien etc. 335 Nachdrtcck verboten. Der Nachweis von Fleischvergiftungsbakterien in Fleisch und Organen Ton Schlachttieren auf (xrund systematischer Unter- suchungen über den Verlauf und den Mechanismus der Lifektion des Tierkörpers mit Bakterien der Enteritis- und Paratyphusgruppe, sowie des Typhus ; zugleich ein Beitrag zum Infektions- und Virulenz- problem der Bakterien auf experimenteller Basis ^). [Aus dem Schlachthoflaboratorium in München ^).] Von Dr. med. vet. Max Müller, Leiter des Laboratoriums. Die folgenden Ausführungen enthalten die Ergebnisse der Unter- suchungen, die ich zur Beantwortung der Frage angestellt habe, welche Organe die bakteriologische Fleischbeschau beim Vorliegen von Septik- ämieverdacht in erster Linie zu untersuchen hat. Die Fleischhygiene kann ihrer schwierigen von Ger lach (16) treffend dahin formulierten Aufgabe: „Unter möglichster Verwertung des Fleisches kranker Tiere die Gesundheit des Menschen zu schützen" nur dann voll nachkommen, wenn sie der Fleischbeurteilung eine exakte, von theoretisch-philosophischen Erwägungen möglichst freie Auffassung des lufektions- und Virulenzproblems zugrunde legt. Bei meinen Untersuchungen ging ich von der Erwägung aus, daß die bakteriologische Ergänzungsbeschau für die Praxis nur dann Wert hat, wenn dieselbe in der Lage ist, schnell und sicher zu ent- scheiden, ob der auf Grund der makroskopischen Untersuchung geäußerte Septikämieverdacht begründet ist oder nicht. Da die Fleischvergiftungen des Menschen durch Bollinger (1) in außerordentlich nahe Beziehungen zu den „septikämischen" Krankheiten der Schlachttiere gebracht worden sind, so ist die Entscheidung der Frage, ob ein Tier auf Grund der Fleischbeschau als septikämisch zu betrachten ist oder nicht, für den Tierarzt häufig eine außerordentlich verantwortungsvolle und schwierige Aufgabe auch aus dem Grunde, als die herrschende Unsicherheit über die fleischbeschauliche Septikämiefrage häufig auch zu einem Kollidieren der sich widerstrebenden wirtschaftlichen und hygienischen Interessen führt. Die Zahl der als Septikämie und Pyämie auf Grund der Beschau gestellten Diagnosen, denen zufolge der ganze Tierkörper als „untauglich zum Genuß" erklärt wurde, betrug nach der Fleischbeschaustatistik: Tiergattung 1905 1906 1907 1908 1909 1. Pferde 480 491 566 566 570 2. Rindvieh 16 421 15 490 15 687 16197 16104 3. Schweine 1677 2 074 2 094 1919 1821 4. Schafe 291 343 297 302 260 5. Ziegen 221 273 223 141 200 6. Hunde 2 — 1 — — Insgesamt 19 092 18 671 18868 19125 18955 Ich habe in meiner Arbeit (2) über die Beziehungen der Notschlach- tungen zu den Fleischvergiftungen und das Wesen des sogenannten 1) Habilitationsschrift. 2) Die in den Jahren 1909 und 1910 angestellten Versuche sind im Institut für Hygiene und Bakteriologie an der Universität Straßburg ausgefiihrt worden. 336 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. septischen Beschaubefundes bereits eingehend dargelegt und gezeigt, daß wir es bei den fleischbeschaulichen Septikämiediagnosen in der allergrößten Mehrzahl der Fälle überhaupt nicht mitdemVorliegenvonSeptikämieenim bakteriologischen Sinne des Wortes, sondern in der Regel mit Saprämieen zutun haben, sofern wir unter Septikämie die Allgemeininfektion des Körpers mit einer gleichen Art von Bakterien verstehen, welche durch den Einbruch dieser Erreger in die Blutbahn unter weiter- schreitender Vermehrung daselbst entstanden ist, und wenn wir als Saprämie die Folgezustände der Wundinfektion mit den ubiquitären vielartigen saprophytischen Bakterien auffassen, wobei es zu einer Intoxikation des Körpers durch die Produkte der saprophytischen Bakterien kommt, ohne daß die Bakterien hierbei eine allgemeine Ver- breitung im Körper finden müssen. Ob ein pathologischer Beschaubefund als Septikämie oder Saprämie anzusprechen ist, muß aber in erster Linie durch eine bakteriologische Untersuchung entschieden werden. Und diese bakteriologische Ergänzungsuntersuchung ist nicht nur aus hygienischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen in der Fleischbeschau nötig, weil die Saprämie, hinsichtlich der Verwertung solchen Fleisches zum Genuß für den Menschen in vielen Fällen eine günstigere Be- urteilung erfahren kann, als wenn derartiges Fleisch auf Grund des Septikämieverdachts allein als „untauglich zum Genuß für den Menschen" begutachtet wird. Es liegt daher ein Verkennen des Zweckes und der Aufgaben der bakteriologischen Fleischbeschau darin, wenn sich dieselbe lediglich auf das Suchen nach sogenannten Fleischvergiftungsbakterien kaprizieren soll, weil hierbei das für den Tierarzt außerordentlich wichtige wirtschaft- liche Moment außer acht gelassen wird. Ich habe auch durch meine Untersuchungen über die Beziehungen der Notschlachtungen zu den Fleischvergiftungen und das Wesen des sogenannten septischen Beschau- befundes bereits dargetan, daß die Möglichkeit zur Entstehung von Fleischvergiftungen auf Grund der als verdächtig erachteten Beschau- befunde allerseits außerordentlich überschätzt worden ist, eben weil wir es in der allergrößten Mehrzahl dieser verdächtigen Fälle nicht mit Septikämieen, sondern mit Saprämieen zu tun haben. Auf Grund der unklaren Vorstellungen über die Natur der als Septikämie und Pyämie gedeuteten Beschaubefunde resultierte auch eine merkliche Unsicherheit hinsichtlich der Anwendung der bakteriologischen Fleischuntersuchung für die Zwecke der Praxis. Weil das Suchen nach den Fleischvergiftungsbakterien auch in den als verdächtig erachteten Fällen in der Regel mißlang, machte sich zur Erklärung dieses nicht erwarteten Untersuchungsergebnisses ein gewisser Mystizismus breit. Man wähnte eine Latenz der Fleischvergiftungsbakterien im Muskel (Con- rad!, 3), sprach von „kryptogenetischer Sepsis", glaubte, daß Keime der Paratyphusgruppe sich hauptsächlich auf dem Fleische notgeschlachteter Tiere ansiedeln würden (Rommler, 4) und suchte „das Visier dieser verkappten Septikämieen" durch Anwendung mehr oder weniger umständ- licher technischer Finessen zu lüften. Hü bener (5) vertritt bezüglich der Beobachtungen über intravital erfogte Infektionen des Fleisches von Schlachttieren mit toxinbildenden Enteritisbakterien und der pathogenen Wirkungsweise solchen Fleisches auf den Menschen, wie dies bei den Vergiftungen von Frankenhausen und Moorseele der Fall war, folgende Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungsbakterien etc. 337 Ansicht: „Daß nicht noch mehr derartige Beobachtungen vorliegen, liegt doch lediglich an der Gewohnheit der Menschen, Schlachttleisch erst 1 — 2 Tage hängen zu lassen und nicht unmittelbar nach der Schiachtung zu genießen. Wäre das nicht der Fall, so würden wahrscheinlich ähn- liche Beobachtungen, wie die vorliegenden, noch mehrfach gemacht worden sein." Wir sehen aus diesen unklaren Vorstellungen, wie wesenthch für die Klärung der ganzen Fleischvergiftungsfrage zunächst einmal klar- legende Untersuchungen über das eigentliche Wesen des „septischen" Beschaubefundes bei den Schlachttieren waren, da der „septische" Beschau- befund auf Grund der Lehre Bollingers als ein für die Genese von Fleischvergiftungen außerordentlich gefährlicher und stets verdächtiger erachtet wurde. Erst mit der Zurechnung der Mehrzahl der verdächtigen Fälle zur Saprämie wurde von mir die zu- treffende Erklärung für die relative Seltenheit der Fleischvergiftungen trotz der hohen Zahl der bisher als Septikämie- und Pyämie registrierten Beschaubefunde gegeben. Mit dieser Erkenntnis hat die Fleisch ver- giftungsfrage für die Fleischb eschau eine völlig andere Bedeutung als bisher erlangt. Das Stellen der Saprämiediaguose erfordert vor allem die sichere Exklusion des Septikämie verdacht es auf Grund der bakterio- logischen Untersuchung. Wir müssen bei dieser Untersuchung aber nicht nur wisstT, „wie" wir technisch vorzugehen haben, sondern vor allem auch „was*', d. h. welche Organe wir zu prüfen haben, um ein sicheres Urteil fällen zu können. Die nach dieser Richtung von Autoren gemachten Angaben entbehren einer hinreichenden wissenschaftlichen Begründung, Bei den bakteriologisch untersuchten Fleischvergiftungsepidemieen zeigte sich zwar, daß — sofern sich Bakterien vorfanden — diese in der Muskulatur in großer Zahl enthalten waren. Der negative Untersuchungs- befund lediglich eines Muskelstückes berechtigt indessen noch nicht zu der Annahme, daß das betreffende Tier überhaupt nicht mit Fleischver- giftungsbakterien infiziert ist, weil das Eindringen der Bakteiien in die Muskulatur, wie ich weiter unten darlegen werde, erst den Schlußstein der septikämischen Infektion bildet. Deshalb vermag auch die bakteriologische Untersuchung von Muskulatur allein keine sicher zutreffende Entscheidung über das Vor- liegen einer septikämischen Infektion oder das Freisein eines Tierkörpers von einer solchen zu fällen. Die Klärung der Frage, welche Organe wir zu einer sicheren Untersuchungsentscheidung über das etwaige Vorliegen einer septikämischen Infektion zu untersuchen haben, war daher für den weiteren Ausbau der bakteriologischen Fleisch- untersuchung von größter Bedeutung. Ich habe bereits in früheren Arbeiten (6) kurze Angaben über die Ergebnisse der nach dieser Richtung ausgeführten Untersuchungen gemacht, ohne jedoch bislang einer Moti- vierung dieser Angaben näher getreten zu sein. — Da das Ergebnis der Muskeluntersuchung meist negativ und das Auffinden von Fleischver- giftungsbakterien ein seltenes ist, so fehlte der bakteriologischen Fleisch- untersuchung bei der Untersuchung der Muskulatur allein die nötige Sicherheit für eine wirklich zutreffende Entscheidung. Ich suchte deshalb die Frage zu beantworten, welche Organe des Tierkörpers in erster Linie zu untersuchen sind, um eine Infektion mit Fleischvergiftungsbakterien Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 5. 22 338 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. auch während der Inkubationszeit durch die bakterio- logische Untersuchung festzustellen. Exakte systematische Untersuchungen über die Art und Weise des Fortschreitens septikämischer Infektionen im Tierkörper liegen meines Wissens nicht vor. Das Problem der Infektion und Virulenz wurde in der Hauptsache auf theoretischer Basis zu erklären versucht. Ich er- wähne nach dieser Hinsicht das Werk von Laurent (17) und die Baiische Monographie (18). Die Kenntnis des etappenmäßigen Verlaufs der Infektion im Tierkörper selbst erfuhr hierbei jedoch keine wesentliche Förderung. — Im allgemeinen lehnt sich die herrschende Vorstellung über den Infektionsmechanismus an die Ergebnisse der experimentellen Blut- und Wundinfektion an. S chim melbusch und Rick er (7) zeigten, daß beim Einbringen größerer Mengen von Bakterien in tiefe Gewebswunden von Tieren eine mehr oder weniger große Anzahl der eingebrachten Keime nach kurzer Zeit im Blutkreislauf erscheint und in den Organen nachweisbar ist; sie zeigten ferner, daß auch Saprophyten von der W^unde aus in die inneren Organe aufgenommen werden, aus denselben jedoch schnell wieder verschwinden und nur an der Impfstelle längere Zeit nachweisbar bleiben. Für den Infektionsmechanismus machte sich demzufolge auch bei den Septikämieen eine allgemein verbreitete Ansicht dahingehend geltend, daß die Infektionserreger direkt in das Blut übertreten. Aus den weiteren experimentellen Befunden über die direkt in die Blutbahn eingebrachten Bakterien wurde dann weiterhin gefolgert, daß die Bakterien vom Blute in die Lymphbahnen abgesogen, in den Lymphknoten abfiltriert und zurückbehalten wurden, um hier durch biologische Prozesse nach Möglichkeit unschädlich gemacht zu werden. Wenn dieser Verlauf für die Wundinfektionen auch als richtig an- erkannt werden muß, so läßt sich derselbe doch nicht ohne weiteres auf jene Infektionen übertragen, die ohne traumatische Vorbedingung, ins- besondere vom Digestionstraktus aus entstehen. Eine Blutinfektion bei alimentärer Aufnahme der Erreger läßt sich am leichtesten vom Darm aus durch das Eindringen der Bakterien in die venösen Darmgefäße, vorstellen. Zahlreiche Beobachtungen, insbesondere bei der Tuber- kulose, zeigen jedoch, daß alimentäre Infektionen vor allen Dingen in den lymphatischen Organen des Rachens und des Darmkanales beginnen. Ungeklärt und strittig blieb aber der etappenweise weitere Verlauf der lymphatisch einsetzenden Infektion um so mehr, als man bei diesem Infektionsmodus in Kollision mit der Ansicht von der physiologischen Bedeutung der Lymphknoten des Körpers als Filterapparate geriet. Zu Beginn meiner Versuche bin auch ich schulgemäß mehr von der An- nahme einer direkten Blutinfektion ausgegangen, so daß die Untersuchung des lymphatischen Systems zunächst eine gewisse Vernachlässigung erfuhr. Um den Mechanismus der Infektion bei alimentärer Aufnahme der Infektionserreger etappenweise verfolgen zu können, wurde bei jeder Versuchsreihe eine Anzahl von Versuchstieren gleichzeitig und möglichst gleichartig per os infiziert, in aufsteigenden Zeiten von der Injektion ab jeweils ein Tier getötet und die Organe desselben auf das Vorhandensein des Infektionserregers geprüft. Als Infektionserreger wurden dem Zweck der Untersuchungen ent- sprechend Fleischvergiftungsbakterien verwendet. Diese haben für Studien über den Infektionsmechanismus zugleich den Vorzug, daß sie sich in den Organen bei der Verwendung dilferenzierender Nährboden leicht und sicher nachweisen lassen. — Als Versuchstiere Schlachttiere selbst Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungebakterien etc. 339 ZU verwenden, war mit Rücksicht auf die benötigte Anzahl der Tiere ausgeschlossen. Die Verwendung großer Versuchstiere war auch nicht vonnöten, da wir in den weißen Mäusen außerordentlich empfängliche Tiere für die Infektionen mit Fleischvergiftungsbakterien vom Verdauungs- kanale aus besitzen. Die infolge der natürlichen Empfänglichkeit der weißen Mäuse gewonnenen Ergebnisse über den etappenweisen Verlauf der durch Fleischvergiftungsbakterien bedingten Infektionen lassen sich daher auch direkt auf die Schlachttiere übertragen. Hinsichtlich der von verschiedenen Seiten geäußerten Bedenken gegen die Verwendung weißer Mäuse zum Nachweise von Fleischver- giftungsbakterien sei hier bemerkt, daß der Mäusebestand des hygieni- schen Instituts in Straßburg und des Schlachthoflaboratoriums in München ständig seuchenfrei war und daß bei der häufig zur Kontrolle in der weiter unten beschriebenen Weise erfolgten Untersuchung des Bestandes auf etwaiges Vorhandensein von Bakterien der Enterititis- und Para- typhusgruppe nie das latente Vorhandensein derartiger Keime nach- gewiesen werden konnte^). Die Infektion der Mäuse wurde in der Mehrzahl der Versuchsreihen in der Weise vollzogen, daß auf den Boden eines großen Mäuseglases eine Bakterienemulsion ausgegossen wurde, in der die Tiere 5 — 10 Min. lang herumwaten mußten. Zur Bewirkung stärkerer Infektionen der Tiere wurde das oben mit Watte gedichtete Gefäß eventuell noch leicht geschüttelt. Nachdem das Fell der Mäuse von der Bakterienemulsion durchnäßt worden war, wurde in das Gefäß in so reichlichem Maße Watte gebracht, daß die Tiere eine trockene Unterlage hatten, worauf sofort das Putzen des Haarkleides begann, so daß einige Zeit hindurch ständig die betreffenden Bakterien in die Mundhöhle der Tiere gebracht wurden. Nach beendigtem Putzen wurden die Mäuse in ein frisches Glas mit Körnerfutter gebracht. In einigen Versuchsreihen wurde den Tieren Gerste, die mit einer Bacillenemulsion angefeuchtet war, oder infiziertes Fleisch vorgelegt. Es empfiehlt sich, den Versuchsmäusen kein ständiges Wasserbecken in die Ver- suchskammer beizugeben, weil sich bei zu feuchter Ernährung nach meinen Beobach- tungen zahlreiche Proteus-Keime im Darme ansiedeln, die oei der kulturellen Ver- arbeitung des Darminhaltes durch ihr schnelles Flächen Wachstum das Aufgehen von Kolonieen der verfütterten Keimart verhindern, und weil fernerhin bei sehr feuchter Nahrung auch das Eindringen saprophytischer Keimarten in das Körperinnere zu beob- achten ist. Die zur Sektion und Untersuchung bestimmten Tiere werden ver- mittels Chloroform getötet und unmittelbar nach eingetretenem Tode etwa eine Minute lang in 96-proz. Alkohol gelegt, um die der Oberfläche anhaftenden Keime zu beseitigen. Nach Eröffnung des Kadavers wurden die zur Prüfung bestimmten Organe mit ständig frisch sterilisierten Instrumenten entnommen und sofort auf Endosche Fuchsinagarplatten von 20 cm Durchmesser ge- bracht, woselbst die Organe nach eventuellem Zerquetschen des Organ- parenchyms vermittels steriler Glasspatel möglichst bis zur Homogeni- sierung ausgestrichen wurden. Zur Sicherung der Frage, ob etwa in Muskulatur und Blut spärlich vorhandene Keime durch den direkten Plattenausstrich dem Nachweise entzogen werden könnten , wurde in einer Reihe von Untersuchungen gleichzeitig noch die Galleanreicherung 1) Ich werde meine Ansicht über den Wert und die Brauchbarkeit des Mäuse- versuches für Fleischuntersuchungen in einer besonderen Abhandlung darlegen. 22* 340 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. dergestalt eingeschoben, daß der auf der Endo- Platte ausgestrichene Muskel 24 Stunden in Galle bei 37 ° gehalten wurde, ebenso wie das Herz, nachdem ein großer Blutstropfen auf die Endo- Platte gebracht worden war, gleichfalls in Galle verbracht wurde. Von der Galle wurde dann nach 24-stündigem Verweilen bei 37 ^^ abermals eine Endo -Platte angelegt. Der Plattenbefund wurde nach 24-stündigem Verweilen bei 37 ^ abgelesen. — Der Inhalt des Dünn-, Blind-, Dickdarmes und Magens wurde wegen des häufig erfolgenden Ueberwucherns der eingeführten Bakterien durch Coli-Arten außer auf Fuchsinagar auch auf Lentz- Tietzschen Malachitgrünagar, der nach der Klinger sehen Modifikation bereitet war, zwecks Anreicherung spärlich vorhandener Infektionskeime und Hemmung des Coli- Wachstums ausgestrichen. Nach 24-stündigem Verweilen im Brutschrank wurde der Malachitgrünplattenbelag mit physiologischer Koch- salzlösung abgeschwemmt und eine Oese dieser angereicherten Bakterien- emulsion abermals auf zwei Endo-Platten ausgestrichen. Die in den Tabellen verzeichneten Resultate über die Prüfungen des Darminhaltes geben, sofern der direkte Endo- Plattenausstrich negativ hinsichtlich des Auffindens der Infektionskeime war, den Befund vermittels der Ma- lachitgrünanreicherung wieder. Bei der Sektion der Tiere empfiehlt es sich, die Organe in einer gewissen Reihenfolge dergestalt zu entnehmen, daß zunächst jene Organe entfernt werden, in denen die Ablagerung der Keime am spätesten er- folgt, und daß die Organe, deren Entnahme eine Blutung zur Folge hat, zuletzt entfernt werden. — Nach Abpräparation der noch schwach alkoholfeuchten Haut habe ich zunächst die zur Prüfung bestimmte Muskulatur — ein Stück der Quadricepsmuskulatur — entnommen; es folgen dann Kniefalten-, obere Hals- und Achsellymphknoten. Nach Er- öffnung der Bauch- und Brusthöhle wird der Darm zur Seite geschlagen und werden die Organe in folgender Reihenfolge entfernt: Harnblase, Gallenblase, Milz, Niere, Mesenteriallymphknoten, Leber, Lunge, Herz, Magen, Dünn-, Blind- und Dickdarm. Die Gallenblase läßt sich beim Fassen derselben mit einer feinen Pinzette direkt von der Leber ab- reißen. Bei Entfernung von Nieren und Mesenterialknoten entstehen zuweilen Blutungen, die jedoch hinsichtlich des Prüfungsergebnisses dieser Organe insofern bedeutungslos sind, als der Blutbefund gleich- zeitig besonders mitermittelt wird und dieser, wie die Tabellen zeigen, erst spät ein positiver wird. Bei Beginn der Untersuchungen — Mitte September 1909 — war ich im Besitze eines Stammes des Bacillus enteritidis Gärtner, den ich Ende Juli 1909 gelegentlich der Fleischvergif- tungsepidemie von St. Johann i. Eis. aus dem Fleische eines not geschachteten Ochsen gezüchtet hatte. Die Versuchsreihe I wurde in der Weise angestellt, daß 8 Mäuse Gerste erhielten, die mit einer Abschwemmung einer 4 Wochen alten Agarkultur und einer gleich alten Bouillonkultur infiziert war. In den ersten Tagen zeigen die Tiere keinerlei Krankheitserschei- nungen; vom 4. Tage ab läßt die Munterkeit nach; am S.Tage sind die noch vorhandenen 3 Tiere schwer krank; am 9. Tage sind die beiden letzten Mäuse eingegangen. Untersucht wurde bei jeder Maus: Musku- latur, Herzblut, Milz, Leber, Galle, Lungen, Nieren, Harnblase, Mesen- teriallymphknoten, Dünn-, Blind- und Dickdarm. Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungebakterien etc. 341 Tabelle I. Bacillus enteritidie; Stamm St. Johann; 6 Wochen alt. 14. Sept. 1909. Mittelstarke Fütterungsinfektion. Versuchsbeginn : Zeit der 15^ a a a Jniersuch- ung mich erfolgter Infektion 13 5 Mesenter lymphkno 3 Q s □ X a a Q 03 TS a o Q Bemer- kungen '4 Stunden 0 0 0 + 0 0 0 0 0 + + + 2 Tage + + + + ++ + 0 ++ Ü 0 + + + + + 3 „ u 0 u 0 0 u 0 ü u + + + + + + 4 „ 0 0 0 + 0 ü 0 0 0 ++ + + + + 6 „ 0 + + + + ++ ++ u + + 0 ++ + + + + 8 „ ++ +++ ++ + +++ +++ ++ +++ + + ++ +++ + + + + + + Maus krank 9 „ ++ +++ + + + ++ + +++ + ++ + + + + ++ + + + + + Maus tot (t Das Ergebnis der ersten Versuchsreihe läßt zunächst noch kein klares Bild über den Verlauf der Infektion gewinnen. Im Darmtraktus sind die alimentär eingeführten Bakterien ständig nachweisbar. Nach 24 Stunden finden sich in der Milz einige Enteritisbakterien. Nach 2 Tagen sind die Bakterien in der Muskulatur, im Blut, in Milz, Leber und Lunge vorhanden , und verschwinden gewissermaßen aus diesen Organen wieder, mit Ausnahme der Milz, die sich am 4. Tage wieder in- fiziert erweist. Ich möchte auf diesen Befund, der sich in ähnlicher Weise in den Tabellen II, III und IV wiederholt — insbesondere was die vorübergehende Keimhaltigkeit von Blut und Muskulatur anbelangt — besonders hinweisen, ohne zunächst auf eine Erklärung einzugehen. Am 6. Tage setzt erneut eine Blutinfektion ein ; nur Muskel, Galle und Harn sind noch keimfrei. Die Generalisatien des Prozesses ist dann am 8. Tage eine vollständige: der ganze Tierkörper ist in allen untersuchten Organen mit den Infektionserregern überschwemmt; das Tier selbst erweist sich vor der Tötung sichtlich als schwer krank (gesträubtes Haarkleid, eitriger Bindehautkatarrh, zusammengekauertes Dahocken ohne Bewegungslust). Am 9. Tage sind die beiden letzten Mäuse eingegangen. Die Untersuchung ergibt denselben Befund, wie am 8. Krankheitstage. Das eigenartige Ergebnis, daß — sofern man die Ergebnisse der Tabelle I alle auf den Infektionsverlauf bei einem Tier überträgt — bereits nach 2 Tagen jedoch nur vorübergehend die Infektionskeime im Muskel, Blut, Milz, Leber, Lunge und den Mesenterialknoten nachweis- bar waren, veranlaßte mich, den Versuch nochmals zu wiederholen. 9 Mäuse erhalten Gerste, die mit der Abschwemmung von 3 sechstägigen Agar- schrägkulturen infiziert worden ist. 8 Tage nach der Infektion stirbt eine der übrig- bleibenden Mäuse; eine andere ist am 10. Tage schwer krank; eine weitere am 12. Tage eingegangen. Die letzte Maus wird am 30. Tage nach der Infektion getötet, ohne daß dieselbe bis dahin sichtlich wahrnehmbare Krankheitserscheinungen gezeigt hätte. Die im Vergleich der Tabelle I geringere Nachweisbarkeit der Enteritisbakterien im Darmkanale ist auf den bereits oben erwähnten Umstand zurückzuführen, daß im Darm der Mäuse durch Gewährung reichlicher Flüssigkeit zahlreiche Proteus- Bakterien vorhanden waren, die bei der direkten Aussaat des Darminhaltes auf Fuchsinagar das Aufkommen von Enteritiskeimen vielfach überhaupt verhinderten. In diesen Fällen ermöglichte die Malachitgrünplattenanreicherung den Nachweis der Infektionskeirae noch, doch zeigte sich auch hier, daß der starke Proteu s- Reichtum des Darmes hindernd auf eine starke Ver- 342 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Tabelle IL Bacillus enteritidis; Stamm St. Johann; 2 Monate alt. Versuchsbeginn : 1. Okt. 1909. Mittelstarke Fütterungsinfektion. Zeit der ' SS p s a ■ Unter- suchung nach erfolgter CO 3 ->^ Ö c 1 3 c 3 § g c « a c ja 'S c Bemer- kungen Infektion Ä OQ c 24 Stunden 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 + + 0 2 Tage + + 0 0 + 0 + 0 0 + + + 3 ., 0 0 0 0 0 0 0 0 0 + + + 4 0 0 + + 0 0 0 0 0 0 4- + 4- 6 0 0 0 + + 0 0 0 0 0 + + -r 8 + + -f ++ ++ ++ ++ ++ ++ + + + + + Maus t 10 ++ + + +++ +++ +++ ++ +++ ++ ++ -^+ + + + + „ krank 12 +++ +++ + + + +++ ++ ++ ++ ++ + + ++;++ + ,. t 30 0 0 ++ + + ü + 0 0 0 0 0 Maus völlig munter mehrung der Enteritiskeime im Darmtraktus eingewirkt hat. — Das Ein- dringen der Keime in die Organe stimmt im wesentlichen mit dem Be- fund der Tabelle I überein. Auch hier am 2. Tage das vorübergehende, auffällige Vorhandensein vereinzelter Keime in Muskel und Blut, ferner in Leber und Lunge. Am 3. Tage sind in keinem der untersuchten Organe Keime nachweisbar; am 4. Tage nur in den Mesenteriallymph- knoten und am 6. Tage nur in der Milz. Die am 8. Tage eingegangene, die am 10. Tage krank getötete und die am 12, Tage eingegangene Maus zeigen die der Septikämie typische Generalisation des Infektionserregers in allen Organen. Die letzte Maus überstand die Infektion. Von ihren Organen erwiesen sich nach Tötung der Maus am 30. Tage die Mes- enterialknoten, Milz. Leber und Lunge noch keimhaltig; im Muskel, Blut, Galle, Niere, Harn und auch im Darminhalte waren keine Infektions- erreger mehr nachweisbar. lieber pathologisch-anatomische Befunde bei der Sektion der Tiere sei kursorisch mitgeteilt, daß vom 2. Tage ab enteritische Reizungs- erscheinungen nachweisbar waren. Der Dünndarm zeigte bernsteingelben Inhalt, verstärkte Blutgefäßinjektionen und das knopfförmige Hervortreten der gehäuften Darmfollikel. Der Blinddarminhalt war vom 3. Tage ab grau schmierig weich. Die Konsistenz der Kotballen des Rectums verringerte TabeUe ni. Bacillus enteritidis; Stamm St. Johann. 2'/,, Monate alt. Versuchsbeginn: Zeit der Untersuchung nach erfolgter Muskel Blut Hals- lymph- knoten Knio- falten- lymph- Mes- enterial- lymph- Milz Leber Infektion knoten knoten Kontrollmaus 0 0 0 0 0 0 ü 24 Stunden 0 + + 0 -1- 0 0 2 Tage -1- + -I- + -1--I- + + + 4- + 4- 3 „ 0 0 + + 0 0 0 0 4 ,. 0 0 + + -1- -1- + 0 5 „ 0 0 -t- + -1-4- 4- + + -1- 6 „ !| 0 + + -f- + 4--I- -f4- + + 7 „ 0 -f + + + + + 4- + + + + 4-4- 8 „ ++ + + + + -I- + + + -I- 4-4-4- + + + 4-4-4- 9 ,, +-f--f- + + + + + + -I- + -I- -I-4--1- 4-4-4- 4--h4- Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungabakterien etc. 343 sich; ihre Farbe wurde hellbraun. Blinddarm und Magen zeigten häutig Meteorismus. Die Milz war vom 6. Tage ab stark geschwollen, die Leber meist brüchig und hellgelb. Vom 4. Tage ab zeigten die Mesenterial- knoten starke Schwellung. Bei den eingegangenen oder krank getöteten Tieren waren ferner die Kniet'alten- und Halslymphknoten sinnlällig geschwollen. Die kulturelle Untersuchung dieser geschwol- lenen Lymphknoten ergab das Vorhandensein zahlloser Keime, so daß ich mich zur Anstellung weiterer Versuchs- reihen entschloß, in denen zunächst die Kniefalten- und oberen Hals- lymphknoten , späterhin auch die Achselknoten ständig mituntersucht wurden. Die Infektion der Tiere der III. Versuchsreihe geschah in der Weise, daß 10 Mäuse 15 Minuten sich in einer wässerigen Abschwemmung des Belages dreier KoUescher Schalen mit dem Bacillus enteritidis durchnässen mußten. — Am 8. Tage sind die drei restierenden Mäuse sichtlich krank; am 9. Tage die beiden letzten Tiere ein- gegangen. Wenn wir in der Tabelle III die Befunde der oberen Hals- und Knie- faltenknoten außer acht lassen, so ergibt auch diese Tabelle im wesent- lichen wieder eine üebereinstimmung mit den Tabellen I und II. Auch hier zeigt sich wieder das vorübergehende Erscheinen von Infektionskeimen in Blut und Muskulatur nach 24 und 48 Stunden mit darauffolgendem Verschwinden bis zum 7., bzw. 8. Tage nach der Infektion. Durch das Hineinbeziehen der Untersuchungsbefunde der oberen Hals- und Knielaltenlymphknoten in die tabellarische Darstellung gewinnen wir jedoch bereits einen wesent- lich klareren Einblick in den etappenmäßigen Verlauf der Infektion. Infolge des in den beiden ersten Tabellen nicht registrierten Unter- suchungsbefundes dieser Lymphknoten ist der Befund des 3. Tages in beiden Tabellen in allen Organen (ausschließlich des Darminhaltes) ein negativer. Die Art und Weise des Fortschreitens des infektiösen Pro- zesses läßt sich daher aus den beiden ersten Tabellen auch noch nicht recht erkennen. Wesentlich deutlicher tritt dies in Tabelle III durch das Einbeziehen weiterer Lymphknoten in den Untersuchuugsplan zutage. Hier zeigt sich bereits, daß dem lymphatischen System eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Weiter Ver- breitung des infektiösen Prozesses zukommt. Die Infek- tion des lymphatischen Systems ist nicht abhängig von der Blut Infektion. Die eigentliche zur klinisch kennt- TabeUe III. 20. Okt. 1909. Starke Fütterungsinfektion. Galle Lunge Niere Harn Dünn- darm Blind- darm Dick- darm Bemerkungen 0 0 0 0 0 0 0 0 + + 0 0 + + + + -h-l- 0 -f- 0 0 -f--|- + + + + 0 -i- 0 0 + + + + 0 -h 0 0 + + + -I- + -f- -h + 0 0 + + + + -I- 0 0 0 • 0 0 + + + -f- 0 + + + + 0 + + + + + + + -I--I- + + -I-- ++ + + + -h -f + Maus krank +-h + -f- + + + ++ + + -f--f--h + -I- „ 9 u. 10 t 344 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. liehen Erkrankung führende Blutinfektion setzt erst ein, nachdem die Infektionserreger zuvor in besonders starkem Maße das lymphatische System befallen haben. Alle drei Tabellen zeigen gemeinsam die eigenartige Erscheinung, daß bei der Aufnahme einer großen Zahl von Infektionskeimen diese in den beiden ersten Tagen vorübergehend in fast allen Organen des Körpers ange- troffen werden können, mit Ausnahme der Nieren, dem Harn und der Galle. Diese primäre Generalisation der Infektionserreger während des Inkubationsstadiums ver- läuft jedoch für den Tierkörper ziemlich bedeutungslos, da die Infektion durch die Schutzkräfte des Körpers wieder überwunden und auf das lymphatische System zurückgedrängt wird. Mit der vermehrten Okkupierung des lymphatischen Systems seitens der Infektions- erreger geht auch eine vermehrte Infektion von Milz und Leber einher, und erst der erneute Einbruch der Infek- tionserreger in die Blutbahn, nach erfolgter Brachlegung der Schutzkräfte des Körpers, führt zur wirksamen Gene- ralisation, die jetzt auch klinisch in Erscheinung tritt. Nunmehr werden die Infektionserreger auch in der Niere, im Harn und in der Galle als Ex- und Sekrete des Körpers nachweisbar. Mit dem Eintritt der zweiten Blutinfektion werden die Mäuse sichtlich schwer krank; und auch bei den Schlachttieren dürfte wohl gleichfalls mit diesem Stadium der Infektion, d.h. mit dem Auftreten schwerer Krankheitssymptome, bedingt durch den per- sistierenden Einbruch der Infektion in die Blutbahn, der Zeitpunkt gegeben sein, in welchem zur „Not- schlachtung" des Tieres geschritten wird. Der vorübergehenden ßlutinfektion während des Inkubationsstadiums dürfte für die Entstehungsmöglichkeit von Fleischvergiftungen keine praktische Bedeutung zuzu- messen sein, da der Mangel von Krankheitssymptomen während dieses Stadiums eine Notschlachtung in diesem Stadium nicht in Frage kommen läßt. Zu einer weiteren Versuchsreihe, die ich anstellte, wählte ich einen Repräsentanten der Paratyphusgruppe, den Bacillus Aertryck. Der- selbe war mir längere Zeit zuvor von Herrn Professor van Ermengen Tabelle IV. Bacillus Aertryck. Stamm in Virulenzabnahme begriffen. Versuchsbeginn: Zeit der Hals- lymph- knoten Knie- Mes- Untersuchung nach erfolgter Muskel Blut falten- lymph- enterial- lymph- Milz Leber Infektion knoten knoten 24 Stunden 0 + + 0 0 0 + + + 2 Tage + + + + + 4- + + + + + + + + + + + + 3 „ 0 0 + + + + + + +-r + + + + + 4 „ Ü + + + + + + + + + + + + + + + 5 ,» + + + + + + + + + + + + + + + + + 6 „ + + + + + + + + + + + + + -^ + + + + 4- + 7 „ + + + + + + + + + + + + + + + + 4-4-4- 8 ,. + + + + + + + -F + + + 4- + + + 4-4- 9 „ +++ + + + + + + + + + + + + + + 4-4- 10 „ 0 0 + + + + + + + + + + 4-4- 14 „ + + 4- + + + + + + + + + + 4- + 4- Müller, Der Nachweis von Fleisch vergiftuogäbakterien etc. 345 überlassen worden. Während der Stamm anfangs eine sehr hohe Viru- lenz besaß, so daß Mäuse bei schwacher Fütterungsinfektion innerhalb von 5 — 6 Tagen eingingen, hatte sich die Virulenz des Stammes durch längere Fortzüchtung auf Agar merklich vermindert. Um bei meinen Versuchen letal verlaufende Infektionen zu erhalten, wurden die Tiere in sehr starkem Maße mit dem Infektionserreger gefüttert, dergestalt daß 12 Mäuse mit der Abschwemmung dreier Kollescher Schalen von 20 cm Durchmesser in Kontakt febracht wurden. Nachdem die Tiere sich 15 Minuten lang mit der Emulsion benäßt atten, wurden dieselben auf Watte gebracht und denselben nicht infizierte Gerste vor- gelegt. Am 6. Tage ging eine Maus ein, am 9. Tage eine weitere. Die am 10. Tage getötete vorletzte Maus war sichtlich krank, die letzte am 14. Tage getötete Maus nur weniger lebhaft. Die sehr stark gewählte alimentäre Infektion macht sich in der vor- stehenden Tabelle durch den sehr schnellen und reichlichen Nachweis des Infektionserregers in fast allen Organen bemerkbar. Nach 24 Stunden und nach 2 Tagen ist abermals eine Blutinfektion nachweisbar, die am 3. Tage aussetzt und am 4. Tage wieder in Erscheinung tritt. Bei der außerordentlich starken Nachweisbarkeit der Infektionserreger im Lymph- apparat, in Milz und Leber fällt deren Abwesenheit in den untersuchten Drüsen nach 24 Stunden auf, während die Erreger in Blut, Milz, Leber und Lunge nachweisbar sind. Auffallend ist ferner im Vergleich mit den vorhergehenden Tabellen das verzögerte Eingehen der Tiere trotz vor- handener Generalisation und Muskelinfektion; was wohl auf die ver- ringerte Virulenz des Stammes zurückzuführen sein dürfte. Die am 10. Tage krank getötete Maus zeigt überraschenderweise keine nachweis- bare Blutinfektion, dementsprechend aber auch keine Infektion von Niere, Harn und Galle. Auch der Sektionsbefund bei den Tieren deutete auf die vorange- gangene, sehr starke Deglutitionsinfektion. Vom 2. Tage ab war ein deutlicher, später noch stärker zutage tretender Milztumor vorhanden. Vom 3. Tage ab sind die Lymphknoten merklich geschwollen. Die Leber ist am 4. Tage hellgelb, mürbe und mit kleinen Hämorrhagien durchsetzt. Am 7. Tage weist die Lunge Hämorrhagien auf; auch in der Subcutis sind mehrfach Blutungen vorhanden. Vom 2. Tage ab bestehen Er- scheinungen einer katarrhalischen Enteritis, die sich am 7. Tage zu denen einer Enteritis hämorrhagica gesteigert haben. Am 8. Tage ist hämor- rhagisches Peritonealexsudat vorhanden. Die Follikel in der Darmwand erscheinen vom 4. Tage ab stark prominent. — Nur bei der zuletzt, TabeUe IV. 8. Nov. 1909. Sehr starke Fütterungsinfektion. GaUe Lunge Niere Ham Dünn- darm Blind- darm Dick- darm Bemerkungen 0 + + 0 0 + + + + + + + -I- + + + + + 4- + + + + + + + + -f + -f + 0 0 + + + + + -I- + + + + -f-f- + + + + + + + + + + + + + + + + + 4- + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + -I- + + + Maus t -f--f- + + + + + + + + + + + 4- + + + + + + + + + 0 -I- + + -I- + 4- 4-4- + + + + + + + + + + + + + + 4--f n t 0 + + 0 0 + + + + + -I- 4--h + „ krank + -t-4- 4- + 0 + + 4- 346 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. nach 14 Tagen getöteten Maus ließ die Sektion weder enteritische Er- scheinungen, noch einen Milztumor wahrnehmen ; Milz, Leber und Nieren waren jedoch auffallend blaß. Die Lymphknoten waren noch merklich geschwollen. Da die vorhergehende Versuchsreihe infolge zu starker Bakterien- fütterung mir den Gang der Infektion nicht deutlich genug zur Darstellung brachte, wurde die folgende Versuchsreihe mit einem weniger virulenten Bakterien stamm angestellt. Der verwendete Bakterienstamm wurde von mir 2 Jahre zuvor aus dem Fleische einer notgeschlachteten Kuh gezüchtet und besaß damals eine sehr hohe Virulenz für Mäuse. Bei der Weiter- züchtung machte sich eine ständig weiterschreitende Virulenzabnahme bemerkbar. Zur Zeit der Versuchsanstellung war die Virulenz noch der- gestalt, daß bei starker Fütterungsinfektion die Tiere nach 7 Tagen septi- kämisch eingingen, während schwache Fütterungsinfektionen von den Mäusen überstanden wurden. Der Bakterienstamm war morphologisch und kulturell völlig übereinstimmend mit dem Bacillus enteritidis Gärtner, wurde jedoch vom Gärtner- Serum (Titer 1 : 50000) bei Ver- dünnungen über 1 : 100 nicht agglutiniert. Ich bezeichne daher den Stamm als Bacillus paraenteritidis. Mit einer schwachen Emulsion dieses Bakterienstammes (der Belag eines Agar- schrägröhrchens wurde in 100 ccm Wasser aufgeschwemmt und hiermit der Boden des Glases befeuchtet) blieben 14 Mäuse 2 Minuten lang in Kontakt, worauf die Tiere trocken gesetzt wurden. Von den so infizierten Mäusen erkrankte keine. Die nach 2, 3, 4 und 5 Wochen vorhandenen Tiere sind vollkommen munter. Zwei gleichzeitig sehr stark infizierte Mäuse sind am 7. Tage eingegangen. Die kulturelle Prüfung der Organe dieser Tiere ergibt allenthalben das massenhafte Vorhandensein des Bacillus paraenteritidis. Tabelle V. Bacillus paraenteritidis; Stamm in starker Virulenzabnahme begriffen. Ver- suchsbeginn: 22. Nov. 1909. Schwache Fütterungsinfektion. 1 □ c a , = 1 1 1 1 1 1 1 1 Zeit der Unter- -2 , o 3 erfolgter In- fektion 1 s a < 3 .2 a- § 3 Ä a a a Q a JA Q §3 a 24 Stunden 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Ü 0 0 -I- + + 2 Tage 0 0 ü 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 + 0 3 . 0 0 + 0 0 0 0 ü 0 0 0 0 + + 0 0 4 „ 0 0 + + 0 + + 0 0 0 0 0 0 0 + + + 5 V 0 0 0 0 ++ 0 0 0 0 + 0 0 + + + + 7 „ 0 0 + + + + +++ +++ + + ++ + + 0 0 ++ + + + + 8 r, 0 0 +++ + + + + + + + 0 + 0 0 ++ + + + + 9 „ 0 0 + + + 0 Ü + + + + 0 -1- 0 0 0 0 0 10 „ 0 0 + + + +++ + + + ++ + ++i + 0 0 0 0 0 + + ++ 12 . 0 0 + + ++ + + + + + 0 0 0 0 ++ ++ 0 14 „ 0 0 ++ + + + + 0 0 0 0 0 0 0 ++ + + 21 „ 0|0 ++ 0 0 0 + -1- 0 0 0 0 0 + + 28 „ 0 0 -t- 0 0 ++ 0 + 0 0 0 0 0 0 0 35 „ 0 ü + 0 0 + + + 0 0 0 0 0 0 0 Die vorstehende Tabelle bringt den etappenmäßigen Verlauf einer schwachen Fütterungsinfektion sehr instruktiv zur Darstellung. Zu- nächst zeigt die Tabelle, daß bei der schwachen Infektion ein direkter Uebertritt der Infektionserreger in die Blut- bahn nicht nachweisbar ist und auch nicht stattgefunden haben dürfte. Dagegen werden die Infektionserreger zu- erst im lymphatischen System nachweisbar und ver- Müller, Der Nachweis von Fleisch Vergiftungsbakterien etc. 347 mehren sich hier dergestalt, daß das lymphatische System vom 7. — 14. Tage die stärkste Infektion aufweist, worauf in der 3.-5. Woche ein Abklingen der Infektion wieder bemerkbar wird. Dieinfektion setzthier alsovom Rachen und Darmkanal aus im lymphatischen System ein und breitet sich in demselben dergestalt aus, daß selbst solche Lymphknoten infiziert werden (Achsel- und Knie- faltenknoten), deren Infektion bei alimentärer Aufnahme der Erreger bisher nur auf dem Wege der Blutbahn für möglich gehalten wurde. Die Infektionserreger bleiben am läng- sten nachweisbar in jenen Lymphknoten, die dem Atrium infectionis am nächsten liegen (obere Hals- und Mesenterialknoten), und verschwinde am schnellsten wieder in jenen Lymphknoten, die keine direkten Be- ziehungen zum Verdauungstraktus haben (Achsel- und Kniefaltenknoten). Des weiteren sehen wir in der vorstehenden Tabelle Milz und Leber nach Ablauf der ersten Woche infiziert, und zwar ohne daß eine Blutinfektion vorgelegen hätte. Die Befunde derTabelle lassen hier gar keine andere Deutun g zu, als daß auch diese Infektionen der Milz und Leber auf dem Wege der Lymphbahnen und nicht auf dem Wege der Blutbahnen erfolgt sein müssen. Diese Annahme findet eine weitere Stütze in dem Umstände, daß Milz und Leber in jenem Stadium der Infektion sich am stärksten keim- haltig erweisen, in dem auch das Lymphsystem sich als am stärksten infiziert erweist. Wir haben also in der vorstehenden Tabelle einen reinen Status lymphaticus der Infektion vor uns, der infolge der geringen Virulenz der Keime nicht auf das Blutgefäßsystem übergreift. Die Beschränkung der Infektion auf das lymphatische System läßt hier die Infektion latent, ohne das Hervortreten klinischer Erscheinungen, verlaufen. Der Sektionsbefund bei den Tieren dieser Versuchsreihe weist in den ersten Wochen katarrhalische Reizungserscheinungen am Dünndarm, vom 7. Tage ab auch Lymphknotenschwellungen und Milztumor auf. In den ersten 5 Tagen fallen weiterhin Blutungen im subkutanen Bindegewebe auf. Die nach 4 Wochen getötete Maus läßt nur noch eine Schwellung des Mesenteriallymphknotens erkennen ; der Sektionsbefund der nach 5 Wochen getöteten Maus bietet überhaupt nichts Auffälliges mehr. Die Ergebnisse der vorstehenden systematischen Untersuchungen über das Fortschreiten des Infektionsprozesses im Tierkörper bei alimen- tärer Aufnahme von Bakterien der Fleischvergiftungsgruppe lassen bereits die eingangs gestellte Frage beantworten, welche Organe in erster Linie beim Vorliegen von Septikämieverdacht bei der Fleischbeschau zu unter- suchen sind. Hierbei soll zunächst der allgemeine Nachweis von zur Fleischvergiftungsgruppe gehörigen Bakterien berücksichtigt werden, während die Erörterung der Frage, wie der Nachweis dafür zu erbringen ist, ob ein gefundener, zur Fleischvergiftungsgruppe gehörender Bakterien- stamm auch wirklich imstande ist, „Fleischvergiftung" zu erzeugen, erst späterhin erfolgen soll. Die bakteriologische Untersuchung von Muskulatur allein muß also, wie die vorstehenden Tabellen zeigen, zur Beantwortung der Frage, ob eine septikämische In- fektion vorliegt, als unzureichend angesehen werden, so- 348 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt, Originale. Bd. 62. Heft 5. bald der Untersuchungsbefund der Muskulatur ein nega- tiver ist. Denn die septikäraische Infektion der Muskulatur erfolgt erst zuletzt. Der Muskel als solcher kann noch frei von den Septikämieer regern sein, während dieselben bereits eine Reihe anderer Organe des gleichen Körpers befallen haben. Erst mit dem Momente der Blutinfektion erfolgt die Generalisation und unmittelbar hierauf auch die In- fektion der Muskulatur. Der wirksamen Blutinfektion geht aber eine Infektion des lymphatischen Systems als auch gewisser anderer Organe, insbesondere Milz und Leber, voraus. In diesen Organen besitzt der Tierkörper Depots für die Ablagerung von Septikämieerregern, so daß deren Untersuchung unbedingt miterfolgen muß, sobald durch die bakteriologische Untersuchung der Verdacht auf das Vorliegen von Septikämie bzw. einer septikämischen Infektion behoben oder bestätigt werden soll. Wir können aber dann auch hiermit, also durch die gleichzeitige Untersuchung von Muskel, Lymphknoten, Milz und Leber, nicht nur dasVorliegeu einer Septikäm ie nachweisen, sondern auch die septikämische Infektion während des Inkubationsstadiums oder während des Abklingens derinfektion feststellen. Da weiterhin durch meine Untersuchungen dargetan ist, daß wir in den Lymphknoten Organe besitzen, die uns die Infektion des Tierkörpers längst zu indizieren vermögen, bevor die Muskulatur selbst Träger der Keime wird, so ergibt sich hieraus auch, daß das Verlangen, für die Diagnose- stellung in der Praxis den Muskel selbst zuvor noch einem Anreicherungsverfahren zu unterziehen, ganz ent- schieden als überflüssig und unnötig zurückzuweisen ist, daß vielmehr statt der Anreicherung des Muskels die Untersuchung von Muskellymphknoten zu erfolgen hat. Rüther (14) sagt bezüglich des Anreicherungsverfahrens sehr richtig: „Wir wollen kein Bild von dem, was aus dem Fleische noch Tabelle TL Bacillus enteritidis; Stamm St. Johann. 7 Monate alt. Versuchsbeginn; Zeit der Unter- suchung nach Muskel erfolgter In- direkt fektion 24 Stunden 0 2 Tage 0 3 „ 0 0 V 0 6 „ 0 7 . 0 8 „ 0 10 „ 0 12 . 0 14 „ 0 21 „ 0 28 „ 0 23 , + + Muskel ange- reichert Blut direkt Blut ange- reichert Hals- lymph- knoten Achsel- lymph- knoten Knie- falten- lymph- knoten Mesen- terial- lymph- knoten 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 -I- + + 0 0 0 0 -f + + 0 0 0 0 0 0 + + 0 0 ! 0 0 -f-l- 0 ++ 0 1 ++ 0 ++ -f ! ++ + ! ++ 0 + + 0 + + ++ - + 0 +++ + i + + + 0 0 0 0 0 -I- 0 + + -I- -f- + + + 4- 0 + + -I- + + + +++ + + + + + + + + + + + + + + +++ Müller, Der Nachweis von Fleiechvergiftungsbakterien etc. 349 alles werden kann, sondern was wirklich ist". Aber selbst wenn die Anreicherung, wie dies Conradi geglückt ist, überraschenderweise zur Fleischvergiftungsgruppe gehörige Bakterien zutage fördern würde, so wäre durch den Bakterienfund allein noch nicht bewiesen, daß es sich hier um ein Fleisch handelt, dem Fleischvergiftung erzeugende Eigen- schaften zukommen. Ueberhaupt wird von den meisten Autoren dem Befund irgendwelcher als Paratyphusbakterien angesprochener Bakterien eine viel zu hahe Bedeutung für die Genese der Fleischvergiftungen zugesprochen. Zur definitiven Entscheidung der Frage, ob etwa der angereicherte Muskel hinsichtlich der Nachweisbarkeit von Keimen die direkte Prüfung der Lymphdrüse überholen könnte, habe ich in einer weiteren Versuchs- reihe vergleichende Untersuchungen angestellt, indem ich neben direkten Prüfungen von Muskel und Blut auf ihren Keimgehalt diese auch noch einem Anreicherungsverfahren in Galle unterzog. Zu diesem Zwecke wurde das Muskelstück zunächst direkt auf einer Fuchsinagar- platte ausgestrichen, sodann das gleiche Muskelstück in ein Röhrchen mit Galle geworfen, dieses 24 Stunden bei ST** C gehalten und sodann von der Galle 1 Oese auf einer Fuchsinagarplatte ausgestrichen. Von dem Herzblut wurde 1 Tropfen auf der Agarplatte direkt ausgestrichen und sodann das Herz samt dem darin noch befindlichen Blut in Galle verbracht, die dann nach 24 Stunden gleichfalls wieder auf Anwesenheit von Keimen geprüft wurde. Die Versuchsreihe, welche zu diesem Zwecke angestellt wurde, sollte weiterhin die Frage beantworten, wie sich der Infektionsverlauf gestaltet, sofern die Tiere mit keimhaltigem Fleische gefüttert werden. 14 Mäuse erhalten 2 Tage lang ein' Fleischstück vorgelegt, das zuvor mit einer Emulsion des Bacillus enteritidis (Stamm St. Johann) befeuchtet und 24 Stunden bei 37*" C gehalten worden war. Die Prüfung des so behandelten Muskels ergab, daß derselbe durch und durch mit Enteritiskeimen durchsetzt war. Von den Mäusen ist ein Tier am 7. Tage sichtb'ch krank; eine Maus geht am 16. Tage nach der Infektion ein und wird von den übrigen Mäusen zum großen Teil aufgefressen , so daß dieselbe nicht mehr in der üblichen Weise untersucht werden konnte. Eine weitere Maus stirbt am 23. Tage; die letzte Maus wird am 28. Tage getötet. TabeUe VI. 1. März 1910. Zweitägige Fütterung mit postmortal infiziertem Fleisch. Milz Leber GaUe Lunge Niere Harn Dünn- darm Blind- darm Dick- darm Bemerkungen 0 + 0 0 0 0 + + + + + + + 0 0 0 0 0 + + + + + + 0 + 0 0 0 0 0 + + + + ++ 0 0 0 0 0 + + + + + + + + ++ 0 0 0 0 + + + + + + + + -n- + + + 0 4- + + + + Maus krank + + + 0 + 0 0 + + + -I- + + + 0 0 0 0 0 + + + + ++ + + 0 0 0 + + + + + + + + 0 + 0 0 + 4- + + -1- ++ + 0 0 0 0 + + + + + + + ' + 0 0 0 0 + + + -1- + + +++ 1 ++ 1 + ++ 1 + + + + + + + + + Maus t 350 CentralbL f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Das Ergebnis der vergleichenden Prüfung zwischen direktem Muskelausstrich und angereichertem Muskel- Galleausstrich ist ein vollkommen gleiches, indem allen n egativen Bef un den der dir ekten M uskelprüfung auchein gleiches Resultat bei der Galleanreicherung entspricht. Die Conradische Annahme eines latenten Vorkommens von Bakterien der Paratyphusgruppe in der Muskulatur kann demzufolge als auch auf Grund der vorstehenden Darlegungen über den Mechanismus der Infektion nicht als zutreffend anerkannt werden. Das mögliche Vor- handensein spärlicher Keime in der Muskulatur kann bei der Fleisch Untersuchung auch nicht übersehen werden, sofern gleichzeitig Lymphknoten, Milz und Leber mit- untersucht werden, die ja längst einen starken Keim- gehalt aufz u weisen haben, bevor die Infektion des Mus- kels erfolgt. Die vergleichende Blutuntersuchung ergibt nur in einem Falle ein nicht übereinstimmendes Resultat, dergestalt, daß am 6. Tage der direkte Blutausstrich negativ, der angereicherte dagegen positiv ist. Dem Befunde kommt jedoch keinerlei praktische Bedeutung zu, da ja Tabelle VII. Bacillus enteritidis; Stamm St. Johann. 12 Monate alt, Versuchsbeginn: Zeit der Unter- Hals- lymph- knoten Achsel- lymph- knoten Knie- Mesen- suchung nach erfolgter In- fektion Muskel Blut falten- lymph- knoten terial- lymph- knoten Milz Leber Kon trollmaus 0 0 0 0 0 0 0 u 24 Stunden 0 0 0 0 0 + 0 0 2 Tage 0 0 + -)--f- 0 0 + + 4- + -h + 0 3 . 0 0 +++ 0 0 0 0 0 i " 0 0 +++ + + + -f + + 0 Ü 0 6 „ 0 0 + -!- + + + + -I- + + 0 + + 7 „ 0 0 + + + + + + + + + + + +++ + + 9 „ 0 0 + + + + -I- + + + + +++ + + 15 „ 0 + + + + + +++ + + + + + + + + + + 24 „ 0 0 + + + + + -]- + + + + 40 „ 0 0 + + 4- + + + + +++ + 20 „ + + + + + + + + + + + + + -I-+ + + + die Möglichkeit besteht, daß vereinzelte Keime bei direkter Aussaat auf Agar nicht zu Kolonieen angehen, während die Gallezüchtung die Ver- mehrungsfähigkeit vereinzelter Keime sehr günstig beeinflußt. Zin gle (8), der unter meiner Leitung im Hygienischen Institut zu Straßburg die Untersuchungen über den Verlauf der alimentären Infektion mit Bakterien der Fleischvergiftungsgruppe fortgesetzt hat, fand bei 71 verglei- chenden Muskeluntersuchungen gleichfalls stets über- einstimmende Resultate zwischen der direkten Prüfung und der Prüfung nach Anreicherung in Galle. Die Mus- kulatur von 13 Tieren erwies sich bei beiden Prüfungs- arten als keimhaltig und bei 58Tieren als nicht infiziert. Unsere systematischen Untersuchungen über den Infek- tionsmechanismus zeigen somit infolge der ständig über- einstimmenden Befunde der direkten Muskelprüfung und der angereicherten Muskelprüfung, daß den Forderungen Conradis und Kubaners, den Muskel anzureichern, für die Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungsbakterien etc. 351 tierärztliche Fleischuntersuchung keine Berechtigung zuerkannt werden kann. Bei den gleichzeitig geprüften Blutproben der 71 Tiere erwies sich die direkte Blutprüfung in 32 Fällen, die An- reicherung in Galle in 35 Fällen als keimhaltig, so daß sich also auch bei Zingle eine geringe Ueberlegenheit der Blutgalleanreicherung gegen- über dem direkten Blutausstriche geltend macht. Für die Fleischbeschau ist die bakteriologische Blutuntersuchung jedoch bedeutungslos. Die Tabelle VI zeigt des weiteren, daß sich auch hier der infektiöse Prozeß vor allem auf das lymphatische System sowie auf Milz und Leber beschränkt, während nur in 2 Fällen eine Generalisation erfolgt. Die Virulenz des Stammes, der 7 Monate zuvor eine schwere Fleischver- giftungsepidemie verursacht hatte, ist also trotz der Züchtung desselben in Fleisch keine erhebliche mehr gewesen. Ich habe dann, nachdem der Stamm St. Johann 1 Jahr alt geworden war, abermals eine Versuchs- reihe zur Prüfung des noch vorhandenen Virulenzgrades ausgeführt. Zn diesem Zwecke kommen 11 Mäuse in Kontakt mit einer mittelstarken Emulsion des Bacillus enteritidis. Von den Tieren erweist sich eins am 15. Tage als krank ; eine weiteres geht am 20. Tage ein. Die beiden letzten Mäuse bleiben ständig munter und werden am 24. und 40. Tage nach der Infektion getötet. 30. Juli 1910. Tabelle TU. Mittelstarke Fütterungsinfektion. Galle Lunge Niere Harn Dünn- darm Bünd- darm Dick- darm Bemerkungen 0 0 0 0 0 0 0 0 + 0 0 0 -I- + + 0 0 0 0 0 + -I- + -1- 0 0 0 0 0 + + + + 0 0 0 0 0 + + + + 0 ++ 0 0 0 + + + + + ++ 0 0 0 + + + + + ++ 0 0 0 -1- + + + 0 0 0 0 + + + + Maus krank 0 + 0 0 0 + + 0 + 0 0 0 0 0 0 + + + + + + + + + + ++ + +++ Maus t Die Tabelle VII zeigt im wesentlichen eine Uebereinstimmung mit der Tabelle VI. Auch hier das Prävalieren der Infektion im lympha- tischen System, in Milz und Leber. Bei der Prüfung des Stammes St. Johann nach 2^/4 J ahren war es mir überhaupt nicht mehr möglich, Mäuse durch eine starke Fütterungsinfektion zu Fall zu bringen. Ein- zelne Mäuse zeigten nach 10 — 14 Tagen kurze Zeit ein etwas gesträubtes Haarkleid oder blieben vollkommen munter. Aus diesen Befunden darf nicht auf eine Immunität bzw. Resistenz der weißen Mäuse gegenüber dem Bacillus enteritidis geschlossen werden. Hier wird die scheinbare Immunität der Tiere nur vorgetäuscht durch die sehi' stark gesunkene Virulenz des betreffenden Stammes infolge der kulturellen Weiter- züchtung. Die Virulenz eines Bakteriums, das wirklich imstande ist, Fleischvergiftung zu erzeugen, setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: 1) dem Infektionsver- 352 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. mögen und 2) dem Toxinbildungsvermögen. Ich habe bei dem Stamm St. Johann, unmittelbar nachdem derselbe die Epidemie verursacht hatte, beobachten können, daß da- mals das Toxinbildungsvermögen im Tierversuche an Mäusen der ausschlaggebendste Faktor war, dergestalt, daß die Mäuse bei Fütterung mit dem rohen Fleischver- giftung erzeugenden Fleisch des notgeschlachteten Och- sen eingingen, bevor es zurSeptikämie — zum Uebertritt der Infektionserreger in die Blutbahn kam. Bei der kul- turellen Weiterzüchtung geht dieses Toxinbildungsver- mögen ziemlich schnell zurück, so daß das Infektions- vermögen der Bakterien alsdann in den Vordergrund tritt. Das Ueberstehen der Infektion wird dann von der Fähigkeit des tierischen Organismus abhängen, die seitens der Bakterien noch gebildeten Gifte durch die Produktion genügender Mengen von Antistoflfen zu neutralisieren. Mit dem Zurückgehen des Toxinbildungs- vermögens sinkt auch mehr und mehr das Infektionsver- mögen der betreffenden Bakterienart, insbesondere hin- sichtlich der Fähigkeit zur Erzeugung einer Septikämie, Je stärker das Giftbildungsvermögen ist, um so leichter wird die Infektion zu einer septikämischen. Parallel mit der Inkonstanz des Giftbildungs- vermögens der Bakterien läuft auch das Infektionsvermögen. Aber selb st völlig avirulent gewor dene Bakterien besitzen noch ein gewisses Infektionsvermögen, das sich aber dann auf das Lymphsystem beschränkt. Eine absolute Avirulenz patho- gener Bakterien dürfte es daher kaum geben ; wir sprechen viel- mehr Bakterien als avirulent an, sobald dieselben nicht mehr fähig sind, pathogen zu wirken, selbst wenn den- selben noch ein gewisses Infektionsvermögen zukommt. Diese Tatsache wird durch die Ergebnisse der beiden folgenden Versuchs- reihen demonstriert, die Zingle unter meiner Leitung ausgeführt und die derselbe bereits in seiner Dissertation (8) mitgeteilt hat. 10 Mäuse werden in Kontakt gebracht mit einer schwachen Emulsion (Abschwem- mung eines Agarstrichröhrchens mit 10 com Wasser) eines alten Laboratoriumsstammes des Bacillus breslaviensis. Während der Beobachtungszeit zeigt keines der Tiere ein Nachlassen der Munterkeit. Tabelle Vm. Bacillus breslaviensis. Schwache Fütterungsinfektion. Versuchsbeginn: 28. Juni 1910. Alter avirulenter Laboratoriumsstamm. Zeit der Unter- suchung nach ^ a , o sel- knoten alten- knoten ■ □ SS u o (-1 r2 j2 ^ ■^ 3 a 1 i 13 s 42 a ■ a erfolgter In- fektion i ■^ 1 2-^ o a i4l ^1- 3 ^ s ^ 53 a O Q a Kontrollmaus 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 24 Stunden ojo 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 +++ + -I- 2 Tage OiO 0 0 ü 0 0 0 0 0 0 0 ü -f-++ + + + 3 : O'O 0 0 0 0 0 0 0 ü ü 0 ++ + + + + 5 „ 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 + + 7 „ 0 0 -f + + 0 ++ 0 0 0 0 0 0 0 0 + + + 8 . 0 0 ++ +++ ++ 0 0 0 0 0 0 0 0 + + + 9 „ 0 0 -f-++ -I-++ 0 Ü 0 0 0 0 0 u 0 -l--f- + + 10 , 0 0 ++ + +-I- +-I-+ ü 0 0 0 + 0 0 0 ++ + + 12 „ 0 0 -l--l--i- -I-++ +++ ü 0 0 0 ü 0 0 0 ++ + + 13 „ 0 0 +-I--I- + +++ 0 0 ü ü ü 0 u 0 ++ + + + Müller. Der Nachweis von Fleiechvergiftungsbakterien etc. 353 In einer weiteren Versuchsreihe werden 10 Mäuse zur Deglutitionsaufnahme von einer schwachen Emulsion des Bacillus (enteri tidis) Danysz gezwungen. Der 4 Jahre alte Laboratoriumsstamm hatte sein Virulenzvermögen völlig eingebüßt. Auch bei den Tieren dieser Versuchsreihe waren während der Versuchsdauer keinerlei Zeichen einer Erkrankung zu beobachten. TabeUe IX. Bacillus (enteritidis) Danysz. Schwache Fütterungsinfektion. Versuchs- beginn: 1. Juli 1910. Alter avirulenter Laboratoriumsstamm. Zeit der a c <1> a 1. 4» a d c Unter- suchung 'S ^ ■1^ . o 00 C 75 -^ C -»J Q) O — c ^2 ja <ü bC a I-l 0) i s a CS bC nach erfolgter 5 a a-c3 Ol Q, J a ^i^ s g 03 a c Q s Infektion 1 >> (>. ^^ s^ a Kon troll- 1 ~ ~ maus o'o 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 24 Std. 010 0 0 ++ 0 0 0 0 0 0 0 0 + + + + 2 Tage 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 ++ + + + 0 3 . 0 0 0 0 +++ 0 0 ++ 0 0 0 0 ++ ++ ++ 4 „ 0 0 ++ + + 0 0 0 0 0 0 0 0 ++ + + 5 „ 010 +++ ++ + + 0 0 0 0 Olü 0 0 ++ + + 6 , 010 +++ 0 +++ 0 0 0 0 0 0 0 0 + + 7 „ OiO 0 +++ +++^+++ 0 0 0 0 0 0 ++ + + ++ 8 . o!o +++ 0 0 0 0 0 0 0 0 0 + + + ++ 10 „ 0 0 + + + : + + + ++ + 0 0 0 0 0 0 0 ++ +++ ++ 11 . 0 0 0 + ++ 0 0 0 0 0 0 0 +++ +++ +++ Die beiden vorstehenden Tabellen zeigen uns in deutlichster Weise, daß auch als a virulent angesprochene Bakterienstämme, bzw. solche Bakterienstämme, die ihre ehemalige Viru- lenz eingebüßt haben, zwar noch ein gewisses Infektion s- vermögen besitzen, daß sich aber dann die ohne Krank- heitserscheinungen und unmerklich verlaufende Infek- tion fast ausschließlich auf das lymphatische System beschränkt. (Tabelle YIII zeigt nur einmal am 10. Tage eine schwache Infektion der Lunge ; Tabelle IX nur am 3. Tage eine schwache Infektion der Leber.) Der in den Tabellen VIII und IX mit aller Deut- lichkeit zutage tretende Befund, daß die Infektionserreger nur im lympha- tischen System nachweisbar werden, drängt uns mit zwingender Not- wendigkeit die Schlußfolgerung auf, daß bei dem gleichzeitig ständig negativen Blutuntersuchungsbefund die in den Achsel- und Kniefaltenknoten gefundenen Keime auch nur auf dem Lymphwege hierher gelangt sein können. Ich möchte auf diesen Befund um so nachdrücklicher hinweisen, als bislang in der Fleischhygiene die Ansicht obgewaltet hat, daß die bakterielle Infektion dieser Lymphknoten (abgesehen von Wundinfektionen) nur durch Vermittelung des Blutstromes zustande kommen könne. Auf die Bedeutung dieser Darlegung für die Beurteilung des Fleisches von Schlachttieren mit tuberkulösen Fleischdrüsen habe ich bereits an anderer Stelle (9) hingewiesen. Auifallend ist in den Tabellen VIII und IX weiterhin die Erschei- nung, daß der Bacillus breslaviensis nie, der Bacillus (ente- ritidis) Danysz nur einmal in den Mesenterialdrüsen nachweisbar wurde. Zingle hat in den 15 Versuchsreihen, die derselbe angestellt hat, das gleiche Verhalten bei einem Sui- pestif er- Stamm, zwei vom Menschen stammenden Para- Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 6. 23 354 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. typhus-B-Stämmen und einen Typhusstamm feststellen können. Der Befund ist weiterhin aus dem Grunde be- sonders interessant, weil in diesen Versuchsreihen die Keime ständig im Darmtraktus nachweisbar waren — im Blind- und Dickdarm meist reichlich, im Dünndarm allerdings vielfach spärlich oder gar nicht — so daß doch immerhin die Möglichkeit zur Infektion der Mesenteriallymphknoten vorlag, zumal der Dünndarm auch in diesen Versuchsreihen häutig eine katarrhalische Reizung nach einigen Tagen zeigte. Dieses Freibleiben der Mesenterialknoten bei avirulent gewordenen oder für Mäuse apathogenen Stämmen (Typhus) findet darin seine Erklärung, daß die Infektionserreger nur bis zu den Lymphfollikeln des Darmes vordringen. Ich habe nämlich bei späteren Versuchen mit avirulenten Stämmen, die häufig geschwollenen Beyer sehen Follikel- haufen von der Serosa aus mit einer feinen Schere abgehoben, ohne hierbei das Darmlumen zu eröffnen und die FoUikelhaufen dann voll- gepfropft mit den Bakterien gefunden, während die Mesenterialknoten frei geblieben waren. Aus dem Befund einer Bakterienart in den Mesenterialknoten läßt sich daher ein Rückschluß TabeUe X. Bacillus (enteritidis) Danysz. Mittelstarke Fütterungsinfektiou. Versuchs- Zeit d. Unter- suchung nach erfolgter Infektion Muskel Blut 0 0 0 0 0 -1- + -1- + + + + -I- + -F + + + + + Hals- lymph- knoten Achsel- lymph- knoten Knie- falten- lymph- knoten Mes- enterial- lymph- knoten Milz Leber 24 Stunden 2 Tage 3 „ 4 „ 5 „ 6 ., 0 + -f- + -I- + -f + -l- + + + 0 + + ++ + ++ + ++ + + + + 0 +++ +++ +++ +++ + + + 0 -f--f--t- ++ + +++ +++ ++ + 0 + + + +++ + + + + + + 0 0 + + +++ + + + + + + auf eine gewisse Virulenz der gefundenen Bakterienart schließen. Dagegen kann dem Befund eines zur Para- typhus- oder Enteritisgruppe gehörigen Bakteriums aus dem Dar min halte ohne gleichzeitige weitere Prüfung anderer Organe, insbesondere der Mesenterialknoten, oder bei Abwesenheit desselben in anderen Organen, keine Bedeutung für die Entstehungsmöglichkeit von Fleischvergiftungen zugeschrieben werden. Für die Be- urteilung eines Bakteriums auf seine Fähigkeit „Fleisch- vergiftung" zu erzeugen, genügt nicht der Nachweis seiner Zugehörigkeit zur Paratyphus- oder Enteritis gru ppe, sondern gehört, wie ich dies bereits weiter oben aus- geführt habe, auch der Nachweis für seine Virulenz, die bei den echten Fleischvergiftungserregern nicht allein im Infektions vermögen, sondern vor allem auch im Toxin bildungsvermögen besteht. Da es fernerhin durchaus nicht feststehend ist, daß die Fleisch Vergiftungsbak- terien alle zur Enteritis- undParatyphusgruppe gehören, so ergibt sich für die präventive Fleischuntersuchung, daß jeder septikämische Befund in der Muskulatur die Verkehrsentziehung solchen Fleisches erfordert und daß Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungsbakterien etc. 355 derartige Bakterien als Fleischvergifter „verdächtig" sind, sofern die Prüfung ein hohes Infektions- und Toxi- zitätsver mögen ergibt. Nachdem ich durch die vorstehenden Untersuchungen einen auf realem Boden stehenden und von hypothetischen Begriffen freien Ein- blick in den Verlauf und den Mechanismus der Infektion mit Bakterien der Fleischvergiftungsgruppe erlangt hatte, ging mein Bestreben dahin, nochmals eine weitere Versuchsreihe mit einem voUviruleuten Enteritis- stamm anzustellen, da in den ersten Versuchsreihen mit dem Stamm St. Johann keine Lymphknoten außer den Mesenteriallymphknoten ständig untersucht worden waren. Meine Versuche, die gesunkene Virulenz des Stammes St. Johann durch aneinander gekettete Tierpassagen von neuem zu steigern, schlugen fehl, demzufolge ich mich entschloß, den Ergebnissen des avirulenten Stammes vom Bacillus (enteritidis) Danysz in Tabelle IX die Ergebnisse einer Versuchsreihe mit einem virulenten Stamm des Bacillus (enteritidis) Danysz gegenüberzustellen. Zu diesem Zwecke werden 7 Mäuse mit einer Abschwemmung von 2 Agarschräg- röhrchen alimentär infiziert. Am 5. Tage erweisen sich die drei übrig gebliebenen Tiere als krank; am 6. Tage sind die beiden letzten Mäuse eingegangen. TabeUe X. beginn 12. Dez. 1910. Stamm mit voller Virulenz. GaUe Lunge Niere Harn Magen Dünn- darm Blind- darm Dick- darm Bemerkungen 0 0 0 0 + + + 0 + + + 0 0 0 0 0 + + + + + + 4- 0 + + 0 + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + Maus krank +++ + + + + + + +++ + + + + + + + + + + Maus t Im Gegensatz zu den ersten Versuchsreihen kommt in der Tabelle X keine vorübergehende Infektien des Blutes und anderer Organe zum Ausdruck, was vielleicht mit dem Umstände zusammenhängen mag, daß in den ersten Versuchen mit dem Stamm St. Johann sich noch ein stärkeres Giftbildungsvermögen dieses Stammes geltend gemacht hat. Die Tabelle zeigt vom 3. Tage ab ein ungemein heftiges Fortschreiten der Infektion im lymphatischen System sowie das alsbaldige Uebertreten der Keime in Milz, Leber und Blut, wobei am 3. Tage der Muskel noch frei bleibt. Am 4. Tage hat sich bereits die Infektion im ganzen Körper generalisiert, so daß die Tiere vom 5. Tage ab schwer krank und am 6. Tage der Infektion erlegen sind. Ein Absterben der Bakterien im Magen ist nicht zu beobachten. Wir sehen also, daß der Nachweis des Vorliegens einer Septikämie(=Generalisation einer septikämischen Infektion) durch die bakteriologische F 1 e i s c h u n t e r - suchung ohne Schwierigkeit zu erbringen ist, weil hier die Untersuchung aller Organe, insbesondere auch der Muskulatur, das Vorhandensein zahlreicher, gleicher Kolonieen auf den Platten ergibt. — Ich habe dann auch weiter- hin geprüft, ob der Nachweis der septikämischen Infektion eines Kadavers bei längerem uneröffneten Liegenlassen 23* 356 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. desselben durch das Ueberwuchern von Kadaverbacillen erschwert wird. Zu diesem Zwecke ließ ich septikämisch eingegangene Mäuse uneröffnet bis zu 8 Tagen im Zimmer bei ca. 20" und bis zu 8 Wochen im Eisschrank liegen. Die Untersuchung der Kadaver ergab dann jederzeit in Blut, Muskulatur und den Or- ganen der Tiere das Vorhandensein zahlloser Keime der verfütterten Keimart, dergestalt, daß der Platteubefund infolge des NichtWachsens anaerober Keime gewissermaßen Reinkulturen dar- bot^). Ein Ueberwuchertwerden der Erreger einer septikämischen In- fektion, so daß der Nachweis derselben auf Schwierigkeiten stoßen könnte, ist daher auch bei uneröffnet liegen bleibenden Kadavern der Schlacht- tiere kaum zu erwarten. Obschon hier infolge der langsameren Ab- kühlung des Kadavers die postmortale Kadaverbacilleneinwanderung schneller und intensiver als bei der Maus erfolgt, so schaltet doch die aerobe Plattenkultur die Mehrzahl etwa vorhandener Kadaverbacillen wieder aus. Daß auch die postmortale Außeninfektion den Nachweis der intra- vital erfolgten septikämischen Infektion nicht ernstlich zu beeinträchtigen vermag, habe ich an anderer Stelle (6) bereits dargelegt. — Weiterhin wird aber auch, wie aus den Tabellen ersichtlich ist, in allen Fällen von Septikämie verdacht durch die Prüfung von Muskulatur, Lymphknoten, Milz und Leber fest- gestellt werden können, ob eine Infektion mit Bakterien der Paratyphus- oder Gärtner- Gruppe etwa vorliegt oder nicht. Die vorstehenden Untersuchungen haben ausschließlich den etappen- mäßigen Verlauf der Infektion mit Bakterien der Fleischvergiftungsgruppe dargelegt, wie sich derselbe bei alimentärer Aufnahme der Infektions- erreger vollzieht. Ob die Fütterungsinfektion in jenen Fällen, die Fleisch- vergiftungsepidemieen bewirkt haben, die Regel war, ist ungewiß. Es ist vielmehr auch möglich , daß derartige Infektionen von Wunden ihren Ausgang genommen haben. Bei der W undinfektion liegen die Verhältnisse für den Nachweis der Infektionserreger aus der Gruppe der Fleischvergiftungsbakterien noch wesentlich günstiger als bei der alim entären Infektion, weil selbst solche Stämme, die v om Dar mtraktus aus kein Bacillus enteritidis, Tabelle XL Stamm St. Johann ; 16 Monate alt. Subkutane Zeit der Unter- suchung nach Muskel Blut Rechter Hals- lymphknoten Linker Hals- lymphknoten Rechter Achsel- lymphknoten Qker iknoten Rechter Kniefalten- lymphknoten nker falten- iknoten "E o S a der Infektion Li Ac lynap Li Knie lympl 24 Stunden 0 0 0 0 + + 0 + 0 24 „ 0 + + + 0 0 + + + + + + 0 2 Tage 0 +++ + + + + + + + + + + + + + + + + + 2 „ + + + + + + + + + + + + + -f + + -f-l- + + + + + + 3 „ + + + -h + + + + ++ + + + + + + + + + + + + + +++ 4 „ + + + + + + +++ +-I-+ + + + + + + + + + + + + +++ 4 „ Kontrollmaus +++ 0 + + + 0 0 + + + 0 + + + 0 + + + 0 -I- + + 0 -f + + 0 0 1) In Weiterverfolgung dieses Befundes stellte Zingle fest, daß durch das längere Verweilen der Bakterien in uneröffneten Kadavern eine Virulenzsteigerung ein- Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungsbakterien etc. 357 oder nur ein sehr geringes Infektionsverraögen zeigen, bei der Wundinfektion, wie sich dies aus den nachstehen- den Tabellen ergibt, sehr schnell eine generelle Infek- tion zu bewirken vermögen. Ich habe in den folgenden Ver- suchen die Wundinfektion in Form subkutaner Injektionen gleicher Mengen einer schwachen Bakterienemulsiou ausgeführt. Bei diesen Versuchen sollte weiterhin noch ein anderer interessanter Befund er- hoben werden. Bei der Untersuchung der alimentär infizierten Tiere wurde häufig beobachtet, daß der Dünndarm anfangs nur spärliche Keime der ver- wendeten Bakterienart enthielt, und daß, wie der Vergleich des direkt angelegten Kulturausstriches mit dem angereicherten Kulturausstrich er- gab, spärlich vorhandene Infektionserreger von anderen Darmsaprophyten, insbesondere Coli- Bakterien, überwuchert wurden. In jenen Fällen, in denen die Infektion schließlich zurSeptikämie führte, änderte sich jedoch der Kulturbefund aus dem Dünn- darminhalt dergestalt, daß nach und nach ein Zurück- treten der Saprophyten zugunsten der Infektionserreger bemerkbar wurde, bis schließlich der Darminhalt die Septikämieerreger, nach dem Platte nbefund geurteilt, geradezu in Reinkultur enthielt. Diese Beobachtung legte die Vermutung nahe, daß mit dem Eintreten der Generalisation ein direktes Auswandern der Keime aus dem Körperinnern in das Darmlumen stattfindet. Aehnliche Erscheinungen werden ja auch bei dem Typhus des Menschen beobachtet. Beim subkutanen Infektionsmodus mußte daher, wenn der Befund richtig gedeutet war, der Darminhalt dieser Tiere schließlich die In- fektionserreger enthalten. Da hier eine alimentäre Infektion des Darm- inhaltes von vornherein ausgeschlossen war, so konnten also die im Darminhalt anzutreffenden Bakterien nur durch Vermittelung des Säfte- stromes des Körpers hierher gelangt sein. Zur Darlegung des Verlaufes der Wundinfektion mit Bakterien der Fleischver- giftungsgruppe und des Einwandems der Bakterien aus dem Körper in das Darmlumen erhielten 7 Mäuse subkutan je 0,25 ccm einer Emulsion des Bacillus enteritidis, Stamm St. Johann, die durch Abschwemmen einer Agarschrägkultur mit 10 ccm physio- logischer NaCl-Lösung gewonnen war. Infektion. Tabelle XL MUz Leber Galle Lunge Niere Harn Magen Dünn- darm Bünd- darm Dick- darm Bemerkungen -f 0 0 0 0 0 0 0 + -I- + + + 1. Maus 0 0 0 -I- + -I- 0 0 0 + -f- + -1- 2. Maus + + + -I- + -I- -1- + + + 0 ++ + 0 0 1. Maus + + + + -I--I- 0 + -I- + + + 0 0 + + -I- + + + + 2. Maus + + + + + + + + + + -h + -f- + ++ + + -f + + + \ + + + + + + + + + + + + -I- + -I- -h + + ++ + + + + + 1 + + + + + + Maus T + + + + + + + + + + + -f- + -l- +++ + + -I- + -I- + + + + + + Maus t 0 0 0 0 0 0 0 0 u 0 tritt. Auf diese Virulenzsteigerung durch die natürliche Anaerobiose im Kadaver hin- sichtlich ihrer Bedeutung für die Genese von Fleischvergiftungen als auch für die Nager- vertilgung werden wir später zurückkommen. 358 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Zur Zeit der Versuchsanstellung der Tabelle XI war der Stamm St. Johann 16 Monate alt und seine Virulenz war dergestalt gesunken, daß leichte und mittelstarke Fütterungs- infektionen Mäuse nicht mehr zu Fall brachten. Wie die vorstehende Tabelle zeigt, besaß der gleiche Stamm bei subkutaner Einführung eine ganz wesentlich höhere Virulenz als vom Digestionstraktus aus, dergestalt, daß bereits nach 48 Stunden eine Generalisation von der Wundinfektion aus im ganzen Körper Platz griff und daß die Tiere vom 3. zum 4. Tage an den Folgen der an die Wundinfektion sich anschließenden Septikämie eingingen. Hier sehen wir, dem Infektionsmodus und dem Ort der Infektion entsprechend, die Bakterien zuerst in TabeUe XII. Bacillus morbificans bovis, 18 Jahre alter Laboratoriumsstamm. I = ali- Zeit der Untersuchung nach erfolgter Infektion Muskel Blut Hals- lymph- knoten Achsel- lymph- knoten Knie- falten- lymph- knoten Mesen- terial- lymph- knoten Milz Leber I 24 Stunden 0 0 0 0 0 0 0 0 2 Tage 0 0 + 0 0 + 0 0 3 „ 0 0 + 0 0 0 0 0 8 . 0 0 + + + ++ + + + + 14 „ ü 0 + + 0 0 ++ Ü 0 30 „ 0 0 + 0 0 + 0 + II 2 Tage +++ +++ + + + ++ +++ + + + ++ + + + 3 „ + + + + + + + + + ++ + +++ ++ + + + + + + + den Achsel- und Kniefaltenlymphknoten und erst später in jenen Lymphknoten, die bei der alimentären Infektion die Keime zuerst beherbergen. Aber bereits nach 48 Stunden enthält das ganze Lymphsystem die Keime in reichstem Maße. Bei der Wundinfektion sehen wir weiterhin den sehr schnell erfolgenden Ueber- tritt der Keime in das Blut und die hieraus resultierende Generalisation. Es ergibt sich demnach für die bakteriologische Fleisch- untersuchung, daß auch der Nachweis der Bakterien der Fl eisch ver gi ftuu gsgr uppe , sofern dieselben auf dem Wege der Wundinfektion in den Körper eingedrungen sein sollten, durch die Untersuchung von Äluskulatur, Lymphknoten, Milz und Leber mit aller Sicherheit zu er- bringen ist. Die Möglichkeit des Wundinfektionsmodus besteht wohl besonders bei neugeborenen Kälbern, als auch bei den Muttertieren post partum. Fernerhin gibt uns die Tabelle aber auch klaren Auf- schluß darüber, daß das massenhafte Vorhandensein der Infektionserreger im Darminhalte alimentär infizierter Tiere beim Einsetzen der Septikämie nicht nur auf einer Vermehrung der im Darm vorhandenen Keime beruht, sondern daß effektiv ein Einwandern aus dem Säftestrom des Körpers in das Darmlumen hinein erfolgt. Denn da eine alimentäre Infektion bei den Mäusen der Tabelle XI ausgeschlossen ist, so sind die bei den hier registrierten Tieren im Darmlumen nach- gewiesenen Keime des Bacillus enteritidis aus dem Säftestrom des- Müller, Der Nachweis von Fleisch Vergiftungsbakterien etc. 359 Körpers in den Darminhalt übergetreten. Dieser Uebertritt der Keime erfolgt bei Wundinfektionen, gemäß der Tabelle, sehr bald ; ganz be- sonders deutlich zeigt sich aber auch hier, daß beim Einsetzen der Generalisation die Septikämieerreger die saprophytische Flora des Darm- inhaltes völlig zu überwuchern vermögen. Ich habe in der folgenden Tabelle XII weiterhin noch Befunde gegenübergestellt, wie sich dieselben für den Bacillus morbificans bovis bei starker alimentärer und nicht starker subku- taner Infektion ergeben. Zur alimentären Infektion der 6 Mäuse wurde eine Emulsion des Belages zweier Koll escher Schalen benutzt; die beiden subkutan infizierten Tiere erhielten 0,25 ccm einer 24-8tündigen BouiUonkultur. Tabelle XII. mentäre Infektion, II = subkutane Infektion. Galle Lunge Niere Harn Dünn- darm Blind- darm Dick- darm Bemerkungen 0 0 0 0 + + + + + + + 0 0 0 0 + + + + + + 0 0 0 0 0 + + + + 0 Ü 0 u + -I- + + 0 0 0 0 + + + + + + 0 0 0 0 0 + 0 + -f- ++ + + + -h + + + + + + -I- + + + Maus t + + +++ + + + ++ + +++ + + -I- + + -f Maus t Der Bacillus morbificans bovis hatte, als er im Jahre 1892 von Prof. Forst er aus dem Fleisch einer notgeschlachteten Kuh ge- züchtet worden war, bei den von Basen au (15) ausgeführten Unter- suchungen eine solche Virulenz, daß derselbe Mäuse, Meerschweinchen und Kälber bei alimentärer Infektion septikämisch infizierte und zu Fall brachte. Aus Leber, Milz, Nieren, Mesenteriallj^mphknoten, Lungen, Herzblut und Fleisch konnte Basen au die verfütterten Bacillen in großer Menge wieder herauszüchten. Dieses Virulenz vermögen bei alimentärer Aufnahme des Bac. morbificans bovis ist im Laufe der Jahre so stark gesunken, daß es selbst mit den stärksten Fütterungsinfektionen nicht mehr möglich war, Mäuse septikämisch zu infizieren. Die subkutane Infektion mit dem gleichen Stamme ermöglicht dagegen, die Tiere leicht und schnell septikämisch zu Fall zu bringen. Diese Befunde haben insofern für die bakteriologische Fleischuntersuchung eine ganz besondere Bedeutung, als sie klar und deut- lich zeigen, daß bei fleisch hygienischen Untersuchungen der Nachweis für eine vermutete Schädlichkeit des Fleisches als auch für eine vermutete Pathogenität von Fleischbakterien in allererster Linie durch den Fütterungs- versuch zu erbringen ist. Der vielfach beliebten Beweis- führung, daß keim haltiges Fleisch aus dem Grunde als gesundheitsschädlich anzusehen sei, weil die parenterale Verimpfung von Fleischbakterien sich als pathogen für Versuchstiere erweist, kann keine Berechtigung zu- erkannt werden, weil diese Eigenschaft zahlreichen, im 360 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Darm Inhalte gesunder Menschen und Tiere vorkommen- den Bakterien anhaftet. Auf die Verschiedenartigkeit des Patho- genitätsvermögens reingezüchteter Fleischbakterien bei alimentärer, sub- kutaner und intraperitonealer Einverleibung an Versuchstiere habe ich durch Metzger (10) in einer Abhandlung über Bakterien im Fleische notgeschlachteter Tiere bereits hinweisen lassen. Metzger prüfte 29 von mir gesammelte Bakterienstämme, die auf der Endo platte teils coliähnlich (12 Stämme), teils paratyphusähnlich (17 Stämme) wuchsen. Keiner der Stämme war gelatineverflüssigend. Die Prüfung der Zuge- hörigkeit der Stämme zur Enteritis- und Paratyphusgruppe vermittels der Agglutination war bei allen Stämmen negativ. Die Fütterungsver- suche mit den Fleisch proben, denen die Bakterien entstammten, waren mit einer Ausnahme (Bacillus paraenteritidis) negativ. Bei der Verwendung von Reinkulturen gestaltete sich dagegen die Patho- genitätswirkung der 29 Stämme bei Mäusen folgendermaßen: Bei der Fütterung der Reinkulturen waren 10 Stämme pathogen und 19 Stämme apath. „ „ subkut. Impfung d. Reinkult. „ 11 „ „ „ 18 „ „ ,. „ intraper. „ „ „ „ 25 „ „ „ 4 In allen Applikationsweisen „ 6 „ „ ,, 4 ,, „ Wir sehen aus diesen Befunden, daß für die Ent- scheidung der Frage, ob ein keimhaltiges Fleisch als „fleischvergiftungserzeugend"' zu erachten ist, dem Fütterungs versuch mit dem Fleische selbst die aus- schlaggebendste Bedeutung beizumessen ist. Bei der Durchmusterung meiner Tabellen ist es augenfällig, in welch hervorragendem Maße gerade die Untersuchung des lymphatischen Systems den Nachweis der Infektion eines Körpers mit Bakterien der Enteritis - und Paratyphusgruppe ermöglicht. Die Frage, ob bei alimentären In- fektionen, die zu einer Septikämie führen können, ein direktes Einwandern der Keime in die Blutbahn erfolgt, lasse ich vorerst unbeantwortet. Ganz sicher geht aus den Tabellen die lymphatische Resorption und auch eine primäre Ausbreitung der In- fektion im lymphatischen System hervor. Auch hier wird die Frage, wie wir uns diese Ausbreitung anatomisch und physiologisch vorzustellen haben, in ihrer Beantwortung vorerst noch umstritten bleiben. Ich möchte hier nur der Ansicht Noetzels (11) beistimmen, die er in seinen Ausführungen über die Bakterienresorption auf dem Lymph- und Blutwege und über die Bedeutung der Lymphdrüsen für dieselbe zum Ausdrucke bringt: „Aber wir müssen auch zugeben, daß gerade unsere bakteriologische Anschauung ofienbar eine zu einseitige Auffassung von der Bedeutung und Funktion der Lymphdrüsen zu sanktionieren vermöchte." Die Bakteriologie hat in Anlehnung an die Phagocyten theorie den lymphatischen Apparaten des Körpers hauptsächlich eine infektions ab wehrende Funk- tion zugeschrieben, während auf Grund der vorstehenden experimentellen Prüfungen dem Lymphsystem für voll- virulente Bakterien ganz zweifelsohne eine infektions- begünstigende Funktion zuerkannt werden muß. Die für die bakteriologische Fleisch untersuch ung äußerst wichtige Tatsache, daß man bei systematischen Untersuchungen bakterielle Infektionen als auf das lym- phatische System beschränkt darstellen kann, läßt uns fernerhin erkennen, daß wir im Lymphgefäßsystem keines- Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungsbakterien etc. 361 wegs eine Vorrichtung zu sehen haben, deren Infektion nur sekundär von der Blutbahn aus erfolgt. Wir sehen vielmehr im Gegenteil aus den Tabellen mit aller Deut- lichkeit, daß dort, wo die Virulenz d er Inf ektionser reger noch nicht zu sehr gesunken ist, die Infektion zuerst im lymphatischen System sich ausbreitet, dann aufdie großen Körperparenchyme übergeht und zuletzt das Blut und die Muskulatur ergreift. Daß hierbei Milz und Leber gleichfalls auf dem Lymphwege und unter Ausschluß des Blutweges infiziert werden können, diese Möglichkeit muß auf Grund der in den Tabellen niedergelegten Be- funde unbedingt zugegeben werden. Ich habe auch vereinzelt feststellen können, daß eine Infektion des Knochenmarks vor der Blut- infektion festzustellen war, was aus den nahen Beziehungen des myelo- ischen Systems zum lymphatischen System erklärlich erscheint. Bei dieser Erkenntnis des Fortschreitens eines infektiösen Prozesses auf dem Wege der Lymphbahnen und bei der experimentell leicht fest- stellbaren Tatsache, daß auch Muskellymphknoten durch eine primäre Ausbreitung der Erreger im Lymphgefäßsystera infiziert werden, wird man zu der Annahme gedrängt, daß schließlich von den Muskellymph- knoten aus auch auf retrogradem Wege eine Infektion jener Muskeln erfolgen müsse, die das Wurzelgebiet dieser Knoten bilden. Würde eine retrograde Infektion des Wurzelgebietes eines Muskellymphknotens von diesem aus erfolgen, dann müßte schließlich auch mit der Möglich- keit der rückläufigen Blutinfektion aus den Lymphkapillaren in die Blut- kapillaren des Muskels gerechnet werden. Ich selbst muß gestehen, daß mir infolge der Erkenntnis von der aktiven Beteiligung des Lymph- systems an der Ausbreitung eines infektiösen Prozesses diese Möglichkeit anfangs gegeben erschien . daß mich aber dann die Befunde meiner Tabellen doch von der Unrichtigkeit dieser Ansicht überzeugten. Wäre nämlich die Möglichkeit einer retrograden Infektion der Muskulatur von den Muskellymphknoten aus gegeben, dann hätte bei den zahlreichen Versuchen, die ich als auch Zingle angestellt haben, wenigstens in vereinzelten Fällen eine Infektion des Muskels vor der Infektion des Herzblutes nachweisbar sein müssen. Wir haben aber nicht einen einzigen derartigen Fall unter Hunderten von Versuchen feststellen können. Nie konnte der Muskel früher infiziert gefunden werden als das Blut. Dagegen zeigte sich das Herzblut gar nicht selten keimhaltig, während die Muskulatur noch steril war. War der in- fektiöse Prozeß aber einmal vom Lymphgefäßsystem auf das Blutgefäßsystem übergetreten, dann wurde auch kurze Zeit nach der Blutinfektion der Muskel durch das Blut infiziert. Aus dieser ganz konstanten Erscheinung ergibt sich weiterhin dann aber auch, daß die zum Wurzel- gebiet eines Lymphknotens gehörige Muskulatur nicht retrograd von diesem aus infiziert wird, obschon der Lymph- knoten selbst in den Bereich eines primären lymphogen erfolgten Infektionsprozesses bereits einbezogen ist. Wir sehen also, daß sich der infektiöse Prozeß im lymphatischen System beim Fehlen von Zirkulationsstauungen in einer ganz bestimmten Weise fort- zupflanzen und gegenüber der Muskulatur abzugrenzen pflegt, und zwar 362 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. dergestalt, daß bei alimentärer Aufnahme von Bakterien eine Infektion der Muskulatur nur hämatogen, aber nicht lymphogen erfolgen kann, daß aber die Muskellymph- knoten selbst auf dem Wege der zwischen zwei Lymph- knoten bestehenden Intermediärbahnen infiziert werden können, wobei die Infektion der zuerst ergriffenen Lymphknoten immer eine Resorptionsinfektion aus den zugehörigen Wurzelgebieten (Verdauungskanal) war. Hat uns die Deutung der tabellarischen Befunde somit zu der Er- kenntnis gebracht, daß die Infektion der Muskulatur selbst hämatogen erfolgt, so drängt sich weiterhin die Frage auf, wo die Infektion des Blutes einsetzt, sofern sich dieselbe an den Status lymphaticus eines infektiösen Prozesses anschließt. Scheiden wir also zunächst noch jene Fälle der ersten Tabellen (I — IV), in welchen bereits nach 24 und 48 Stunden vorüber- gehend eine Blutinfektion vorlag, aus, so sehen wir erst dann die Keime in die Blutbahn übertreten, nachdem der in- fektiöse Prozeß sich allgemein im lymphatischen System ausgebreitet hat und nachdem sich Milz und Leber gleich- falls als stark infiziert erweisen. Dieser Befund muß daher die Vermutung nahelegen, daß der Einbruch der Infektion in die Blutbahn, sofern sich derselbe im An- schluß an den Status lymphaticus derinfektion vollzieht, von der Milz oder Leber ausgeht. Welches der beiden Organe bei der Blutinfektion den Ausschlag gibt, läßt sich aus den Tabellen nicht erkennen. Vom rein induktiven Standpunkt aus muß die Milz als das Organ aufgefaßt werden, in welchen das Uebertreten der Infektion vom lymphatischen System in die Blutbahn sich am leichtesten vollzieht, da ja in diesen Organen die lymphatischen Anteile gewissermaßen in einem Blutschwamm eingebettet sind. Blutinfektionen, die schließlich vom lymphatischen System übergesprungen sind, werden im allgemeinen bei solchen Infektionserregern zu beobachten sein, die eine besondere Tendenz zur Lokalisation im lymphatischen System an und für sich zeigen (Tuberkulose, Rotz). Bei Bakterien der Paratyphus- und Enteritisgruppe wird diese Art der Blutinfektion sich nur bei solchen Stämmen finden, die bereits einen Verlust an ihrem Virulenz- vermögen erlitten haben, die insbesondere kein Toxin- bildungsver mögen besitzen oder dieses eingebüßt haben. Wir finden hierin auch die Erklärung für die Tatsache, weshalb häufig der Genuß von Würsten die Paratyphus- keime enthalten oder der Genuß von Fleisch, das den Bacillus suipestifer enthält, trotzdem nicht den Sym- ptoraenkomplex der Fleischvergiftung auslöst, sondern entweder gar keine klinischen Symptome, oder höchstens Krankheitserscheinungen, bei welchen die enteritischen im Vordergrunde stehen. Fernerhin erklärt das Be- schränktbleiben einer Infektion auf das lymphatische System auch die Fälle der sehr leicht oder selbst un- merklich verlaufenden Typhen des Menschen. In jenen Untersuchungsreihen, in denen der Stamm St. Johann des Bacillus enteritidis noch eine höhere Virulenz zeigt, oder in den Müller, Der Nachweis von Fleisch Vergiftungsbakterien etc. 363 Fällen, in denen ein sich bereits merklich machender Rückgang in der Virulenz durch eine verstärkte Infektion noch kompensierbar ist, sehen wir dagegen, daß hier die Infektion keine rein lymphatische ist. Ich möchte jedenfalls die Erscheinung des bei viru- lenten Stämmen vorübergehenden Auftretens der Infek- tionserreger in Blut und Muskulatur am 1. und 2. Tage nichtalseineschnelleDurchwanderungdes lymphatischen Systems seitens dieser Keime im Sinne Nötzels, sondern als einen direkten Eintritt dieser Keime in die Blutbahn vom Digestionstraktus aus auffassen. Dieser direkte Ueber- trittvon Infektionserregern in die Blutbahn scheint durch eine gewisse Toxin bildungsfähigkeit der Bakterien be- günstigt zu werden. Die mitToxinbildung einhergehende Virulenz von Bakterien fördert den direkten lieber tritt von Infektionserregern in die Blutbahn durch die Lahm- legung jener Schutzkräfte, die den Eintritt der gleichen Infektionserreger in die Blutbahn ohne Toxinbildungs- vermögen erfolgreich verhindern. Es sei hier schon bemerkt, daß der vorübergehende, aber konstante Nachweis einer vorhandenen Blutinfektion im Initialstadium der Infektion, wie er aus den Tabellen I bis IV ersichtlich ist, gleichzeitig den möglichen Einwand entkräftet, daß bei den späteren Versuchsreihen, bei welchen sich nur Infektionen des lymphatischen Svstemes nachweisen lassen, vielleicht doch ein hämatogener Ursprung mit in Fragt komme. Denn wäre ein solcher vorhanden gewesen, dann hätte sich derselbe auch späterhin ebenso sicher, wie in den ersten Tabellen nachweisen lassen müssen. Ich habe auch die Frage, ob ein direkter Uebertritt von In- fektionserregern in die Blutbahn stattfinden kann, experimentell bearbeitet und bin hierbei von folgenden Erwägungen ausgegangen. Falls bei alimentärer Infektion ein direkter Uebertritt von Krank- heitserregern in die Blutbahn stattfindet, so wird derselbe in erster Linie in die Darmkapillaren und deren venöse Anfänge hinein erfolgen. Da das gesamte venöse Blut des Darmes zur Leber geht, so müssen die in das venöse Darrablut gelangten Bakterien zuerst in der Leber nachweisbar werden, während die vom Darmlumen aus in das lympha- tische System gelangenden Infektionserreger nach einer gewissen Zeit in den Mesenteriallymphknoteu vorhanden sein müssen. Des weiteren Interesses und der Kontrolle halber habe ich neben Leber und Mesenterial- knoten auch ständig das Herzblut und die Quadricepsmuskulatur auf ihren Keimgehalt geprüft. Zur Entscheidung der Frage, ob ein direkter Uebertritt von Infektionserregern in die Blutbahn stattfinden kann, mußte natürlich ein Bakterium mit hoher Virulenz gewählt werden. Da meine Stämme des Bacillus (enteritidis) Gärtner (Stamm Frankenhausen und St. Johann) nach dieser Hinsicht nicht geeignet waren, so wurde ein virulenter Stamm des Bacillus enteritidis Danysz verwandt, von dem ein Vorversuch ergeben hatte, daß Mäuse mit demselben nach 5 — 6 Tagen zu Fall zu bringen sind. Die Versuchsanordnung war in der Weise gedacht, daß eine Anzahl von Tieren gleichzeitig ziemlich stark alimentär infiziert wurde, daß wenige Minuten nach der Aufnahme der Keime mit der Untersuchung des ersten Tieres begonnen und die Untersuchung weiterer Tiere nach kurzen Zeitabschnitten fortgeführt wurde. Bei dieser Versuchsanordnung war noch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß vielleicht spärlich vorhandene Keime bei einer direkten Plattenanlage übersehen werden könnten. Um daher bei negativen Plattenbefunden hierhin zielenden Einwänden vorzubeugen, bin ich bei 364 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. der Prüfung der Organe dergestalt vorgegangen, daß sämtliche Organe unmittelbar nach ihrer Entnahme aus dem Tierkörper noch einer 24-stündigen Anreicherung in Galle unterzogen wurden und sodann die Galle auf ihren Keimgehalt an den nachzuweisenden Bakterien geprüft wurde. Daß die Entnahme der Organe mit allen eine Kontaktinfektion verhindernden Kautelen geschah, ist als selbstverständlich vorauszusetzen. Zunächst wurde die Muskulatur entnommen, sodann die Mesenterial- knoten, hierauf das Herz und zuletzt die Leber. Die Leber wurde fast ganz, ausschließlich der Partie an der Leberpforte mit den Leberlymph- knoten, in Rindergalle angereichert. Beim I. Versuch der Tabelle XIII kommen 20 Mäuse in Kontakt mit einer Emulsion des Bacillus (e uteri tidis) Danysz, die durch Abschwemmung dreier Agarplatten und Hinzufügen dreier Bouillon röhrchen hergestellt worden war. In dieser Emulsion sind die Mäuse durch gegenseitiges Ueberkriechen nach 5 Minuten vollkommen äußerlich durchnäßt, worauf den Tieren Watte in das Gefäß gegeben wird, um hier- durch die weitere alimentäre Aufnahme der Bakterien durch Putzen seitens der Tiere zu bewirken. — Die beiden letzten Mäuse sind am 5. Tage sichtlich krank; die letzte Maus ist am 6. Tage tot. Beim II. Versuch werden 6 Mäuse mit einer Emulsion von 3 Agarschrägkulturen des gleichen Bakterienstammes infiziert. Tabelle XIU. I. Versuch sehr starke Infektion mit virulentem Stamm des Bacillus (enteritidis) Danysz IL Versuch mittelstarke Infektion mit virulentem Stamm des Bacillus (enteritidis) Danysz Zeit der Unter- suchung nach erfolgter Infekt. Muskel Blut Leber Mesenterial- lymphknoten Bemerkungen I. Versuch 10 Minuten 0 0 0 + 20 0 0 + + 30 0 0 0 0 40 0 0 + + 50 0 0 0 + 1 Stunde 0 + + 0 2 Stunden 0 + + 0 3 0 0 0 + 4 0 0 0 0 5 ,. 0 0 -1- + 6 0 0 + + 9 0 0 0 + 10 0 + 0 0 12 „ 0 0 + + 24 0 + + 0 2 Tage + -f + + 3 „ + + + 0 4 „ + + + + 5 „ + + + + 6 „ + + + + Maus t II. Versuch DarmfoUikel 10 Minuten 0 0 0 0 0 25 0 0 0 0 0 40 0 0 0 0 + 60 0 0 0 0 + 2 Stunden 0 + + 0 + 3 0 + + + + Wie uns die vorstehende Tabelle XIII zeigt, findet in der Tat b e i virulenten Bakterienstämmen gleichzeitig eine hämato- geneund lyraphogene Resorption der Keime statt; und zwar kann das Eindringen der Keime nach den Befunden aus den Mesenterial- Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungsbakterien etc. 365 lymphknoten und der Leber ziemlich schnell erfolgen, da die Keime bereits nach 10 Minuten in den Mesenteriallymphknoten und nach 20 Minuten in der Leber nachweisbar waren. Allerdings ist auch gerade im Beginn einer Infektion, wie die Tabelle zeigt, mit gewissen individuellen Verschieden- heit hinsichtlich der Schnelligkeit der Bakterieuresorption zu rechnen. Im Herzblute werden die Keime zuerst nach 1 und 2 Stunden, dann nach 10 Stunden und von 24 Stunden nach erfolgter Injektion ab ständig nachweisbar. Der Muskel bleibt bis zum 2. Tage ständig keimfrei. Auch hier sehen wir die in meinen Tabellen immer wieder- kehrende Tatsache, daß die Muskeliufektion erst dann erfolgt, nachdem die Infektionserreger endgültig das Blutgefäßsystem erstürmt haben. — Das überraschend schnelle Eindringen der Infektionserreger in die Mesenteriallymphknoten ver- anlaßte mich, den Beginn des Versuches nochmals zu wiederholen. In dieser II. Versuchsreihe war allerdings die Quantität des Infektions- materiales, entsprechend der geringeren Anzahl der Versuchstiere, ge- ringer und nach dem Ergebnis der Tabelle die Infektion selbst etwas schwächer, da hier erst nach 2 Stunden Leber und Blut und nach 3 Stunden Mesenteriallymphknoten, Leber und Blut infiziert waren. — Ich habe bereits weiter oben darauf hingewiesen, daß wir die in das lymphatische System vom Darm aus eindringenden Bakterien zu allererst in den Lymphfollikeln des Darmes nachweisen können. In der Versuchs- reihe habe ich die Prüfung der Darmfollikel nicht systematisch durch- geführt, immerhin aber auch hier die nach 4, 6, 9, 10, 12 und 24 Stunden mir geschwollen erschienenen Follikel bereits infiziert gefunden. In der Versuchsreihe II erweisen sich die von der Serosa her abhebbaren Follikelpartien nach 40 Minuten als infiziert, während die ersten Mesenterial- lymphknoten erst nach 3 Stunden als keimhaltig befunden werden. Neben der lymphogenen Infektion läßt der Versuch also auch das direkt er- folgende Uebertreten virulenter Keime in die Blutbahn erkennen. Die Tabelle XIII läßt sich aber nicht zu einem Einwand gegen die von mir dargelegte rein lymphogene Infektion bei geringerer Virulenz der Stämme verwenden. Der Einw^and, daß in jenen Tabellen, die die lymphogene Infektion zum Ausdruck bringen, vielleicht innerhalb der ersten 24 Stunden ein ähnliches hämatogenes und lymphogenes Ein- dringen der Bakterien stattgefunden haben könnte, wie dies in Tabelle XIII zum Ausdruck kommt, ist zunächst aus dem Grunde hinfällig, weil ein derartiges Eindringen dann auch in den folgenden Tagen in ähnlicher Weise, wie in Tabelle XIII, hätte nachweisbar sein müssen. Fernerhin sei hier darauf hingewiesen, daß bei der permanenten Anwesenheit der Infektionserreger im Magendarmkanal den Keimen ständig Gelegenheit geboten war, in das Blutgefäßsystem direkt einzudringen, sofern den Keimen die Fähigkeit hierzu anhaftete. In jenen Fällen, in denen eine Blutinfektion erfolgte, war dieselbe auch nachweisbar. Man wird daher wohl kaum den in den negativen Befunden zum Ausdruck gelangenden Regelmäßigkeiten mit dem Einwand begegnen können, daß nun gerade immer im Zeitpunkte der Untersuchung vielleicht im Blute vorhanden gewesene Keime nicht hätten nachweisbar sein sollen. Jede Versuchs- reihe besitzt eine solche Fülle von Kontrollen in sich selbst, daß der in den Versuchsreihen immer wieder zum Durchbruch gelangende Rhythmus in dem etappenmäßigen Ablauf der Infektion auf eine unbedingte Richtig- keit der Befunde schließen läßt. Um die Richtigkeit meiner Darlegungen über das Vorkommen rein lymphogener Infektionen vollends zu beweisen, 366 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. habe ich in einer weiteren Versuchsreihe in ähnlicher Weise, wie in Tabelle XIII, den avirulent gewordenen Stamm St. Johann des Bacillus enteritidis daraufhin geprüft, ob innerhalb der ersten 24 Stunden und der folgenden Tage neben der lymphogenen Infektion etwa eine hämatogene Infektion nachweisbar werden würde. Der zu den Versuchen der Tabelle XIV verwendete Stamm St. Johann war von mir anfangs September 1909 in steriles nicht inaktiviertes Rinder- serum eingeimpft worden, in der Annahme, hierdurch die Virulenz des Stammes vielleicht länger erhalten zu können. Zeitweilige Prüfungen hatten jedoch ergeben, daß der Stamm gerade durch das Verweilen in Rinderserum ein ziemlich schnelles Nachlassen seiner Virulenz zeigte. Bei einer Prüfung des Stammes anfangs September 1911 — also nach zweijährigem Verweilen in dem ursprünglichen Rinderserum — war es nicht mehr möglich, Mäuse durch Verfütterung sehr starker Dosen irgendwie gesundheitlich zu beeinträchtigen. Auch in Tabelle XIV wurden sämtliche Organe der Versuchstiere nach ihrer Entnahme aus den vorerwähnten Gründen zunächst 24 Stunden in Galle angereichert, 18 Mäuse kommen 5 Minuten lang in Kontabt mit einer Emulsion von 4 Agar- schrägkulturen des 2 Jahre alten Stammes St. Johann vom Bacillus enteritidis. Die letzte Maus wurde nach 4 Wochen getötet und erwies sich während dieser Zeit ständig munter. TabeUe XIV. Mittelstarke Infektion mit dem Bac. enteritidis; Stamm St. Johann; 2 Jahre alt. Zeit der Untersuchung nach erfolgter Infektion Mus- kel Blut r 1 JJarm- a» cs ja ^HfolHkel J-g|- CS tu Milz Be- merkungen 10 Minuten 20 30 40 50 60 2 3 4 Stunden 9 12 24 2 4 5 „ 6 „ 4 Wochen Tage 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 + + + + 0 Wenn wir die vorstehende Tabelle XIV zunächst hinsichtlich eines etwa erfolgten Uebertrittes von Keimen des avirulent gewordenen Stammes St. Johann in die Blutbahn durchmustern, so finden wir hier, im Gegensatz zur TabelleXIII, daß auch nicht in einem ein- zigen Falle Leber, Herzblut und Muskulatur — insbeson- dere nicht in den ersten 24 Stunden nach der Infektion — die verfütterten Keime aufweisen. Wir sehen also aus den Befunden, daß ein hoch virulenter Stamm der Enteritis- und Paratyphusgruppe direkt in die Blutbahn einzudringen vermag, daß ein yiruleiiter Stamm vom lymphatischen System Müller, Der Nachweie von FleiBchvergiftungebakterien etc. 367 aus in die Blutbahn indirekt eindringt und daß ein aviru- lenter Stamm eine Blutinfektion bei alimentärer Infek- tion nicht mehr zu bewirken vermag. (Daß ein alimentär avirulenter Stamm bei parenteraler Einführung noch einen deutlichen Virulenzgrad zeigt, habe ich weiter oben Tabelle XI und XII dargelegt.) Ein avirulenter Stamm kann jedoch noch nicht als infektionsunfähig betrachtet werden, da demselben immerhin noch ein gewisses Penetrations- vermögen in das lymphatische System zukommen kann. Ich konnte auf Grund meiner Erfahrung bei der Versuchsreihe der Tabelle XIV von vornherein annehmen, daß die alimentär eingeführten Keime vielleicht erst spät, oder auch gar nicht in den Mesenterialdrüsen nachweisbar sein werden. Aus diesem Grunde habe ich hier die Untersuchung der ge- häuften Darmfollikel in den Untersuchungsplan miteinbezogen. Immerhin hat mich der absolut negative Befund in den Darmfollikeln während der ersten 24 Stunden nach der Aufnahme der Keime etwas überrascht. Aus der Befürchtung heraus, daß das Bild, das die Tabelle über die rein lymphogene Infektion geben sollte, unklar werden könnte, habe ich vom 4. Tage ab weiterhin die oberen Hals-, Achsel- und Kniefaltenlymph- knoten, sowie die Milz mit in den Untersuchungsplan hineinbezogen. — Wenn wir nun die Tabelle XIV nach den Befunden lesen, so finden wir, daß die Enteritiskeime nach 2 Tagen in den gehäuften Darmfollikeln allein nachweisbar sind. Am 4. Tage sind die Keime von hier in die Mesenterialknoten vorgedrungen, gleichzeitig finden wir die Keime auch in den Hals- und Kniefaltenlymphknoten. Am 5. und 6. Tage sind die Keime in allen untersuchten Lymphknoten, und nur in diesen, nachweisbar. Die letzte der vorhandenen, infizierten Mäuse habe ich 4 Wochen lang leben lassen, um zu sehen, ob die In- fektion vielleicht vom Lymphsystem auf das Blutgefäßsystem überspringt. Das Verhalten der Maus während dieser Zeit gab keine Veranlassung zu einer derartigen Vermutung. Der Untersuchungsbefund zeigte viel- mehr, daß das Tier nach Ablauf von 4 W^ochen die Infektion des lym- phatischen Systems vollkommen überwunden hatte. Es kan n also n ach all diesen Befunden gar kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß bei gesunkener Virulenz der Enteritis- und Paratyphusbakterien Infektionen lymphatisch einsetzen und sich im lymphatischen System verbreiten, ohne daß hierbei das Blut als Träger der Infektionskeime irgendwie in Frage kommt. Für die Fleischhygiene ist diese Erkenntnis, um nochmals darauf hinzuweisen, bei der Frage der Beurteilung des Fleisches tuberkulöser Tiere mit tuberkulösen Fleischlymphknoten von allergrößter Bedeutung, da uns hiermit eine Erklärung für die längst bekannte, aber ursächlich um- strittene Tatsache gegeben wird, daß die Muskulatur tuberkulöser Schlacht- tiere auch bei vorhandenem tuberkulösen Fleischlymphknoten in der allergrößten Mehrzahl der Fälle frei von Tuberkelbacillen ist, und daß die Muskulatur nur dann als tuberkelbacillenhaltig befunden wird, wenn eben die Infektion nicht auf das Lymphsystem beschränkt geblieben ist, sondern eine effektive Generalisation, d. h. eine Verschleppung der Keime in die Muskulatur nach Einbruch der Infektion in die Blutbahn, statt- gefunden hat. Das auch der tuberkelbacillenhaltige Muskel durch die lymphatische Resorption dieser Keime wieder keimfrei werden kann, diese Möglichkeit stelle ich durch das Vorhergehende nicht in Abrede. Der bisher übliche Rückschluß aber, wonach der Befund tuberkulöser 368 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Herde in einem Lymphknoten ohne weiteres zu der Annahme berechtigte, daß nur das Blut Träger der Infektionskeime gewesen sein müsse, wird auf Grund meiner Befunde über den etappenmäßigen Verlauf der Infektion durch langsam infizierende Bakterien, bzw. nicht hochvirulente Bakterien nicht mehr als zutreffend für alle Fälle angesehen werden können. Bezüglich weiterer Ausführungen über diese Frage sei auf meine Mit- teilungen in der Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene (9) verwiesen. Das Virulenzproblem der Bakterien liegt also neben dem Vermögen der Bildung von Giften für Septikämie- erreger in der Fähigkeit, direkt eine Blutinfektiou oder indirekt vom Lymphsystem aus eine Infektion des Blutes bewirken zu können. Die Erscheinung, daß alimentär avirulente Bakterien bei parenteraler Einführung der- selben eine pathogene Wirkung auslöst, ist in erster Linie auf den Umstand zurückzuführen, daß die paren- terale Einführung der Bakterien den Uebertritt der- selben in die Blutbahn vom lymphatischen System aus sehr erleichtert. Ich habe weiter oben auch schon darauf hingewiesen, daß die An- nahme einer Immunität der Mäuse gegen tierpathogene und insbesondere fleischvergiftungserzeugeude Enteritis- und Paratyphusstämme bei dem Fehlen der näheren Kenntnis über die Virulenz eines Stammes vor- getäuscht werden kann, daß aber de facto die scheinbare Immunität auf eine gesunkene Virulenz des Bakterienstammes zurückzuführen ist. Aber auch die angeborene Immunität, die Resistenz, gewisser Tierarten gegen bestimmte pathogene Bakterien ist nicht gleichbedeutend mit einer absoluten ünempfänglichkeit dieserTierart für den sonst pathogenen Mikroorganismus. So erweist sich die Maus zwar als resistent gegen eine alimentäre In- fektion mit virulenten Typhusbakterien. Diese natürliche Immunität besteht nur in der Unfähigkeit der Typhusbakterien, bei alimentärer Aufnahme in die Blutbahn der Maus einzudringen, obschon die Typhus- bakterien auch bei der Maus eine Infektion des lymphatischen Systems zu bewirken vermögen. Werden mit Typhusbakterien alimentär infizierte Mäuse in der von mir angegebenen Untersuchungsweise gründlich durch- geprüft, so zeigt sich, wie dies in der Tabelle XV zum Ausdruck kommt, daß Typhusbakterien längere Zeit hindurch im lympha- tischen System der Maus nachweisbar bleiben. Diese Lokali- sierung auf das lymphatische System bleibt ohne jeden ungünstigen Einfluß auf den Gesundheitszustand der Tiere. Die Tabelle XV ist aber auch noch weiterhin aus dem Grunde besonders interessant, weil der verwendete Typhusstamm nicht, wie es auf Grund der Tabelle den An- schein erweckt, in seiner Virulenz herabgesetzt, sondern vollvirulent war. Der Typhusstamm war frisch aus dem Blute eines Typhuskranken gewonnen und bekundete seine Virulenz bedauerlicherweise noch weiter- hin dadurch, daß er bei Anstellung des Versuches Veranlassung zu einer Laboratoriumsinfektion meines früheren Mitarbeiters Dr. Ziugle gab. den ich mit der Ausführung des Versuches betraut hatte und der einige Tage nach Beginn des Versuches an einer Typhusinfektion mit alsbaldiger Nachweisbarkeit der Typhusbakterien im Blute erkrankte. Der voll- virulente Stamm, der also im Mäusekörper bei starker Infektion nur in das lymphatische System einzudringen vermochte, führte beim Menschen, obschon hier nur eine spurweise Aufnahme der Infektionskeime statt- Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungsbakterien etc. 369 gefunden haben konnte, zu einer alsbaldigen Blutinfektion. Daß aber auch beim Typhus des Menschen neben der direkten Blutinfektion eine lymphogene Infektion einhergeht, haben M.B.Schmidt (12), E. L e v y und W. Gaethgens (13) durch ihre Untersuchungen über die Anwesen- heit von Typhusbacillen in den Lymphdrüsen von Typhusleichen dargetan. Auch beim Typhus des Menschen ist von ausschlaggebender Bedeutung für die Schnelligkeit des Ausbruches der Krankheit und den Verlauf derselben — sofern keine Komplikationen entstehen — die Art und Weise, in welcher die Bakterien in das Körperinnere übertreten : 1) ob dieselben direkt eine Blutinfektion zu bewirken vermögen. 2) ob die Bakterien vom lymphatischen System aus in die Blutbahn übertreten, und 3) ob die Infektion auf das lymphatische System ohne Blutinfektion be- schränkt bleibt. Die in Tabelle XV dargestellte Versuchsreihe wurde in der Weise ausgeführt, daß 10 Mäuse in Kontakt mit einer Emulsion auf Agar gezüchteter Typhusbakterien gebracht wurden. Die Tiere blieben während der 30-tägigen Versuchsdauer ständig munter. TabeUe XV. Bacillus typhi, virulenter Stamm, frisch aus dem Blute eines typhuskranken Menschen gezüchtet. a a . c , c Tag "3 3 , o s <ü O ^1 1 S3 o a 3 a *^ S3 na a s :S Q s TS d SS ■73 o Q Kontr. 0 0 0 0 0 Ü 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 + + 0 2. 0 0 0 + + +++ 0 0 0 0 0 0 0 + ++ +-I- 3. 0 0 0 + ++ 0 0 0 0 0 0 0 0 + + ++ 4. 0 0 0 + +++ 0 0 0 u 0 0 0 0 -H ++ 5. 0 0 0 ++ ++ + 0 0 0 0 0 0 0 0 + 0 6. 0 0 0 0 ++ 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 8. u 0 0 + + 0 0 0 0 0 0 0 0 + 0 14. 0 0 + + -1- 0 0 0 0 0 0 0 0 + 0 24. 0 0 0 0 + 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 30. 0 0 + + + 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 y ^ir s eben aus der A morste lende n T abel le X V, < iaß die Ver füttei ung vollvirulenter Typhusbakterien an Mäuse zwar eine Infektion der Tiere zur Folge hat, daß diese Infektion aber infolge der Resistenz der Mäuse gegen Typhus auf das lymphatische System beschränkt bleibt. Den Fleischvergiftungsbakterien gegenüber erweisen sich die Mäuse dagegen als hochempfänglich, so lange diese Bakterien noch ihre volle Virulenz besitzen. Wenn wir bei der prophylaktischen Fleischunter- suchung, wie dies auf Grund meiner Darlegungen über den Mechanismus der Infektion hervorgeht, zum Zwecke des Auffindens von Bakterien der Enteritis- und Para- typhusgruppe den Tierversuch selbst entbehren können, so dürfen wir uns bei etwaigem kulturellen Auffinden dieser Bakterien in Organen von Schlachttiereu noch nicht in dem sicheren Glauben wähnen, hiermit die Mög- lichkeit der Entstehung einer Fleischvergiftungsepidemie verhindert zu haben. Das Punctum saliens hinsichtlich der Genese von Fleischvergiftungen auf bakterieller Basis liegt nicht in dem Nachweis irgendwelcher zur Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 5. 24 370 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Enteritis- oder Paraty phusgruppe rechenbar er Bakterien durch deren Auffindung auf kulturellem Wege, sondern vor allem in dem Nachweis der Virulenz derartiger Keime. Ueber das Vorhandensein der Virulenz verdächtiger Keime kann aber nur der Tierversuch entscheiden. Zusammenfassung. Eine sichere Entscheidung über das Vorhandensein einer septik- ämischen Infektion oder das Freisein eines Tierkörpers von einer solchen kann durch die bakteriologische Fleischuntersuchung hinsichtlich der Prophylaxe der Fleischvergiftungen nur auf Grund der Kenntnis des etappenmäßigen Verlaufes und des Mechanismus septikämischer In- fektionen erbracht werden. Die alleinige Untersuchung der Muskulatur von Schlachttieren ge- stattet bei negativem Untersuchungsbefund nicht den gleichen Rückschluß auf das Freisein der Organe von einer septikämischen Infektion. Die bakteriologische Fleischuntersuchung vermag mit Sicherheit die septikämische Infektion eines Schlachttieres zu ermitteln, sofern außer der Muskulatur Mesenterial- und Fleischlymphknoten, sowie Milz und Leber untersucht werden. Sofern eine Infektion des tierischen Organismus mit Fleischver- giftungsbakterien zur Muskelinfektion führt, erfolgt diese zuletzt, nach- dem die übrigen Organe und das Blut zuvor infiziert worden sind. Ein direkter Uebertritt von Infektionserregern in die Blutbahn er- folgt bei alimentärer Aufnahme derselben nur, sofern die infizierenden Bakterien eine sehr hohe Virulenz — das Virulenzmaximum — besitzen. Mit der hämatogenen Infektion des Tierkörpers läuft parallel eine lymphogene Infektion, von der Mund-Rachenhöhle und vom Magendarm- kanal ausgehend. Bakterien, welche das Virulenzmaximum eingebüßt haben, vermögen in der Regel keine direkte Blutinfektion mehr zu bewirken. Bakterien mit verringerter Virulenz ebenso wie pathogene langsam infizierende Bakterien dringen zunächst lymphogen in den Tierkörper ein und breiten sich im Lymphsystem des Körpers aus. Bei einer Infektion des Tierkörpers auf dem Wege der Lymphbahnen kann die Infektion vom Lymphsystem auf das Blutsystem überspringen, nachdem die Infektion im lymphatischen System eine größere Ausbreitung erlangt hat und nachdem Milz und Leber einen starken Keimgehalt auf- zuweisen haben. Milz und Leber können rein lymphogen infiziert werden. Die in Milz und Leber nachweisbaren Keime haben daher nicht unbedingt eine Blutinfektion und die Annahme der Herkunft dieser Keime aus dem Blut zur Voraussetzung. Außer den Lymphknoten, deren Wurzelgebiet der Digestionstraktus bildet, können bei alimentärer Aufnahme pathogener Bakterien auch die Müller, Der Nachweis von Fleischvergiftungsbakterien etc. 371 Übrigen Lymphknoten der Gewebe und der Muskulatur auf lymphogenem Wege infiziert werden. Der Befund von Bakterien in einem Muskellymphknoten, dessen zugehörige Muskulatur sich als nicht infiziert erweist, ist daher nicht unbedingt als die Folge einer Resorption dieser Bakterien aus der zu seinem Wurzelgebiet gehörigen Muskulatur anzusehen. Eine retrograde Infektion der Muskulatur durch das Wurzelgebiet des zugehörigen Lymphknotens erfolgt auch dann nicht, wenn dieser Lymphknoten durch eine Intermediärbahn von einem anderen Lymph- knoten her infiziert worden ist. Die Infektion der Muskulatur selbst erfolgt bei alimentärer Auf- nahme von Infektionserregern nur hämatogen. Erst nach vollzogener hämatogener Infektion der Muskulatur erfolgt die Resorption der Erreger in das Wurzelgebiet des zugehörigen Muskel- lymphknotens. Hiermit kann es zur hämatogenen Superinfektion eines lymphogen bereits infizierten Lymphknotens kommen. Bei der Wundinfektion mit Bakterien der Fleischvergiftungsgruppe erfolgt die Ablagerung der Keime zunächst in die regionären Lymph- knoten und erst zuletzt in die Lymphknoten des Digestionstraktus, sofern es zu einer Allgemeininfektion kommt. Alimentär apathogene Bakterien der Enteritis- und Paratyphusgruppe vermögen bei parenteralem Eintritt in den Tierkörper septikämische Blut- infektionen zu bewirken. Fleischvergiftungsbakterien, deren Virulenz so stark gesunken ist, daß die alimentäre Aufnahme dieser Bakterien keinen pathogenen Efi"ekt mehr auszulösen vermag, haben noch die Fähigkeit, eine Infektion des lymphatischen Systems zu bewirken, doch greift die Infektion von hier aus nicht mehr auf das Blutsystem über. Die Virulenz echter tier- und menschenparasitärer Fleischvergiftungs- bakterien sinkt bei kultureller Weiterzüchtung derselben dergestalt, daß zunächst das Toxinbildungsvermögen und hierauf das Blutinfektionsver- mögen verschwindet. Saprophytär vorkommende Bakterien der Enteritis- und Paratyphus- gruppe können auf Grund der kulturellen Eigenschaften noch nicht als fähig erachtet werden, fleischvergiftungserzeugend zu wirken. Durch Untersuchung der Lymphknoten, Milz und Leber läßt sich das etwaige Vorhandensein als Fleischvergiftungsbakterien verdächtiger Keimarten auch feststellen, bevor die Muskulatur selbst infiziert ist (In- kubationsstadium) oder nachdem die Muskulatur durch das Abklingen des Blutinfektionsstadiums wieder bakterienfrei geworden ist. Lymphknoten, Milz und Leber bilden daher die natürlichen Anreiche- rungsorgane für den Nachweis als Fleischvergifter verdächtiger Bakterien. Eine Latenz von Fleisch Vergiftungsbakterien in der Muskulatur in- fizierter Tiere läßt sich auf Grund systematischer Untersuchungen über 24* 372 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. den Mechanismus septikämischer Infektionen durch Anreicherung des latent gedachten Keiragehaltes nicht nachweisen. Die Vornahme eines künstlichen Anreicherungsverfahrens zur Prüfung von Fleisch auf eine etwaige vorliegende septikämische Infektion ist daher bei der bakteriologischen Untersuchung von Schlachttieren, bei denen die Organe vorliegen — abgesehen von dem für eine alsbaldige Beurteilung entstehenden Zeitverlust — überflüssig und unnötig. Die Ueberwucherung einer durch Fleischvergiftungsbakterieu septik- ämisch infizierten Muskulatur durch das postmortale Einwandern von Saprophyten vermag sich in der Zeit, in welcher die Beurteilung des Fleisches auf seine Konsumfähigkeit zu erfolgen hat, nicht zu vollziehen. In Versuchsmäusen, welche durch alimentäre Aufnahme von Enteritis- bakterien eingegangen waren, ließen sich die verfütterten Keime bei uneröffnetem Liegenlassen der Kadaver nach 8 Wochen noch in großen Mengen nachweisen. Mit dem Einsetzen der Generalisation bei septikämischen Infektionen durch Bakterien der Enteritis- und Paratyphusgruppe erfolgt ein Aus- wandern der Erreger aus dem Körperinnern in das Darmlumen, welches in dem Maße stattfinden kann, daß die Infektionserreger die Darmsapro- phyten völlig überwuchern. Der kulturelle Nachweis eines biologisch zur Enteritis- oder Para- typhusgruppe gehörigen Bakteriums in einem Schlachttiere genügt nicht, um das Fleisch und die Organe eines solchen Tieres als „fleischver- giftungserzeugend" zu betrachten. Der Beweis für die fieischvergiftungserzeugende Eigenschaft der- artigen Fleisches ist durch dessen Prüfung auf das Vorhandensein thermo- stabiler Gifte und durch die Prüfung der Bakterien auf deren als „fleisch- vergiftungserzeugend" anzusehende Virulenzfähigkeit im Tierfütterungs- versuch zu erbringen. Literatur. 1) Bollinger, Ueber Fleischvergiftung, intestinale 8epsis und Abdominaltyphus. (Vorträge in d. Sitz d. Aerztl. Vereins München. 1880.) 2) Müller, M., Ueber die Beziehungen der Notschlachtungen zu den Fleischver- giftungen und das Wesen des sogenannten septischen Beschaubefundes. (Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haustiere. Bd. 8. 1910. p. 237—307.) 2 a) — , Die Bedeutung der bakteriologischen Fleischuntersuchung bei der Differential- diagnose zwischen Septikämie und Saprämie. (Berlin, tierärztl. Wochenschr. 1911. No. 18.) 3) Conradi, Eine neue Methode der bakteriologischen Fleischbeschau. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Rülchhyg. Jg. 19. p. 341.) 4) Kern ml er, Zur Theorie und Praxis der bakteriologischen Fleischbeschau. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. Jg. 20. H. 4.) 5) Hübener, Fleischvergiftungen und Paratyphusinfektionen, ihre Entstehung und Verhütung. Jena 1910. 6) Müller, M., Ueber das Wesen des sogenannten „septischen" Beschaubefundes bei den Schlachttieren, seine Beziehung zu der Entstehung der „Fleischvergiftung", sowie über die Methodik der bakteriologischen Fleischbeschau. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. Jg. 20. H. 5.) 7) Schimmelbusch und Ricker, Ueber Bakterienresorption frischer Wunden. (Fortschr. d. Medizin. Bd. 13. 1895.) Hu ebner, Eine Trichiuoseepidemie. 373 8) Zingle, M., Systematische experimentelle Untereuchungen über den Verlauf der alimentären Infektion durch Bakterien der Fleischvergiftungsgruppe. (Vet.-med. Dissert.). Leipzig 1911. 9) Müller, M,, Erfolgt die Infektion von Milz und Leber, sowie der Fleischlymph- knoten nur auf dem Wege der ßlutbahn ? (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. Bd. 22. p. 106.) 9 a) — , Eppur si muove ! Bemerkungen zur lymphogenen Infektionsmöglichkeit. (Ibid. Bd. 22. p. 133.) 10) Metzger, Ad., Ueber Notschlachtungen und Bakterien im Fleische notgeschlachteter Tiere, (vet, med. Dissert.). Bern 1909. 11) Nötzel, W., Ueber Bakterienresorption auf dem Lymph- und Blutwege und über die Bedeutung der Lymphdrüsen für dieselbe. (Beitr. z. klin. Chir. Bd. 51. 1906. p. 740.) 12) Schmidt, M. B., Ueoer Typhus abdominalis. (Centralbl. f. allg. Path. u. pathol. Anat. Bd. 18. 1907.) 13) Levy, E. und Gaethgens, W., Ueber die Verbreitung der Typhusbacillen in den Lymphdrüsen bei Typhusleichen. (Arb. a. d. Kais. Ges.-Amt. Bd. 28. 1908. p. 163.) 14) Rüther, Bakteriologische Fleischbeschau. (Tierärztl. Rundsch. Jg. 16. 1910. p. 174.) 15) ß^asenau, Ueber eme im Fleisch gefundene infektiöse Bakterie. (Arch. f. Hyg. Bd. 20. 1894.) 16) Gerlach, Die Fleischkost des Menschen. 1875. 17) Laurent, E., Das Virulenzproblem der pathogenen Bakterien. Jena 1910. 18) Bail, O., Das Problem der bakteriellen Infektion. (Bibliothek med. Monogr.) Leipzig 1911. I^achdrttck verboten. Eine Trichinoseepidemie. Von Kreisarzt Dr. Huebner. Wer sich mit der Trichinose näher beschäftigt hat, weiß, daß die anscheinend so bekannte Krankheit noch mancherlei Rätsel aufgibt, welche um so schwerer zu lösen sind, als die Trichinose des Menschen heutzutage überaus selten geworden ist. Nachdem ich im Vorjahre Gelegenheit hatte, 8 Fälle zu beobachten i), fügte es sich, daß mir auch in diesem Jahre eine Anzahl Trichinose- kranker zu Gesicht kam. Es handelte sich um eine Epidemie in dem Städtchen Pinne i. P., welche dadurch entstanden war, daß der Fleischer W. daselbst gewohnheits- mäßig Schweinefleisch in Verkehr brachte, welches vorher auf Trichinen nicht untersucht war. Am 11. Mai wollte W. eine 4 Ztr. schwere Sau nach Berlin ver- laden. Da sie aber auf dem Transport zum Bahnhofe Krankheits- symptome zeigte, so nahm er sie wieder nach Hause, schlachtete das Tier und verarbeitete das Fleisch, ohne es untersuchen zu lassen. Auch die Fälle des Vorjahres waren durch Genuß solchen, vorher nicht untersuchten Fleisches entstanden. Nur schärfste Kontrolle der Fleischereien und der Amtsführung der Trichinenschauer werden das Publikum vor ähnlichen Vorkommnissen schützen. Daß diese Kontrolle nicht scharf genug sein kann, besonders der Privatschlachthäuser auf dem Lande, zeigt der Umstand, daß ich gelegentlich der amtlichen Revisionen solcher Schlächtereien wiederholt auf Trichinen nicht untersuchtes Fleisch im Verkaufe fand. — Für den Regierungsbezirk Posen liegen die Verhältnisse besonders ungünstig 1) Huebner, Beobachtungen über Trichinosis. (Klin. Jahrb. Bd. 25. 1911. p. 569 -584.) 374 Centralbl. f. Bakt. etc. L Abt, Originale. Bd. 62. Heft 5. o ja < li CO _M H Q 3 O x> > 5 3 a ii es Q .2 '5 CS a « 9 -SS, 1:1 1 .•o II a*CQ g s s >> 00 ■-i a o u 03 4) 1 a 3 3 1 o o >> 9) .13 a 3 CS M &3 13 3 3 Druckempfin d lich- keit von Muskel- gruppeo .5 3 « 2 M S a ^ Ja o/ 1 d 26 18? 25 28 33 + 0 + 0 + + + 0 + + 0 0 + + 2 d 20 27 34 + 0 + + 0 0 0 0 + + 0 0 + + 3 c^ 24 30 + + 0 0 0 + + 0 + + 0 0 + + 4 V 18 18? + 0 ü 0 ü + + + 0 0 + + + + + 5 82 18? + 0 0 0 0 + + 0 + 0 + + Ü + + 6 V 28 18? + 0 + 0 0 + + + 0 0 + 0 0 + + 7 ? 22 18? 0 0 0 + 0 + + + 0 0 0 0 0 0 + + 8 5 25 18? 0 0 0 0 0 0 + + + 0 0 + 0 0 0 ■ + 1 9 V 19 18? + 0 0 0 0 + jf 0 0 0 + 0 0 + + , 10 <^ 8 18? + 0 + 0 0 + '0 0 0 0 0 0 + + + 1 11 ^ 30 16? 0 0 0 0 0 0 + + + 0 0 + 0 0 + + 12 ^ 16 16? 0 0 0 0 0 0 + 0 0 0 0 0 0 0 0 + Schwere + + + + + + + Mittelschwere Leichte 13 30 23? 0 0 0 0 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 0 + + 14 ^ 16 20 + 0 0 0 0 + ' + + 0 0 + 0 0 0 + 0 15 <^ 23 20? 0 0 0 0 0 0 + 0 0 0 0 0 0 0 0 0 + 16 c^ 7 15? 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 17 10 15? 0 0 0 0 0 0 + 4- 0 0 0 0 0 0 0 0 0 18 (^ 25 18? 0 0 0 0 0 0 + + 0 0 0 0 0 0 0 + + 19 fj; 15 25? 0 0 0 0 0 0 + 0 0 0 0 0 0 0 + 0 0 20 ^ 27 18? + 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 + + 21 9 27 20? 0 0 0 0 0 0 + + 0 0 0 0 0 0 0 + + 22 2 30 20? 0 0 0 0 0 0 + 0 0 0 0 0 0 0 0 + + 7 3 l 5 1 2 18 14 5 1 3 11 2 2 11 18 17 + vorhanden; 0 nicht vorhanden; — nicht geprüft; 0+ einmal vorhanden; einmal insofern, als der 3. Teil sämtlicher, in Preußen trichinös befundener Schweine von diesem Bezirke gestellt wird ^j. Der Fleischermeister W., seine 2 Gesellen und ein Lehrling waren die ersten Erkrankten. Sie hatten, wie der eine Geselle angab, beim Wurstmachen reichlich von dem Wurstteige gegessen. Mit dem Vertriebe der Fleisch waren trat Ende Mai und Anfang Juni in der Stadt Pinne und ihrer Umgebung eine größere Anzahl von Er- krankungen auf. In Charlottenburg starb Anfang Juni eine Person, welche sich in Pinne infiziert hatte, weiterhin eine Person in Posen, welche Fleisch von W. bezogen hatte. Der Fleischermeister selbst und einer seiner Gesellen erlagen eben- falls ihrer Infektion. 1) Busse, Vorkommen und Verbreitung der Trichinen im Regierungsbezirk Posen. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 52. 1909. p. 369.) Huebner, Eine Trichinoseepidemie. 375 cn 00 is-o Blutbild -S Sc s .ÜW X ü W Mo a:§! IM i Bemerkungen Fälle. + + + + ' + + 0+ 45,1 80,1 89,1 87,7 11,7 7,9 7,8 5,0 43,0 10,3 1,6 7,2 0,2 1,6 1,6 0,0 + + + + + + 0 47,4 91,7 17,8 6,8 34,9 0,9 0,0 0,6 Ü + u + + + — 65,1 17,7 16,1 1,1 ü + ü 0 Ü 0 0 67,G 11,5 20,6 0,3 + + 0 0 0 0 — 37,8 7,8 54,4 0,0 + + ü 0 + Ü 55,7 17,2 27,2 0.0 ü ü ü 0 + 0 37,7 29,1 33,2 0,0 Fälle. + + + 0 0 0 - 75,9 11,2 12,9 0,0 0 0 0 0 0 0 - 42,9 22,6 34,3 0,2 0 + 0 0 + 0 1 — 53,4 17.5 29,1 0,0 + + 0 0 0 0 l - 49,7 23,6 26,7 0,0 0 0 0 0 0 0 i - 51.2 25,8 22,3 0,7 Fälle. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 + 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 50,8 66,7 58,4 47,3 69,7 43,3 8,2 52,2 46,7 42,3! 42,5 16,7 25,3 39,1 12,7 23,1 15,4 89,1 16,9 11.7 5.6 15,3 14,7 11,8 17,0 32,9 76,2 8,7 36,4 45,9 1,1 1,4 1,6 1,8 0,6 0,7 0,2 0,0 0,0 0,0 Arythmie syst. Ger. an allen Ostien syst. Ger. an der Herzspitze syst. Ger. über allen Ostien 1. Herzton an def Spitze unrein dgl. Angstgefühl u. Herzklopfen Arythmie 6 9 nicht. Nachdem ich Kenntnis von den Erkrankungsfällen erhalten hatte, begab ich mich am 10. Juni v. J. nach Pinne und konnte dort 22 leicht bis schwerst Kranke sehen , hatte auch Gelegenheit , zwei Sektionen auszuführen: Die Obduktion der Leiche des einen Fleischergeselleu, 14 Stunden nach dem Tode, sowie die gerichtliche Sektion des Fleischer- meisters W., welche allerdings wegen der weit vorgeschrittenen Fäulnis ein lediglich gerichtliches Interesse hatte. Es zeigte sich hier nämlich, daß, trotzdem im Quetschpräparate keine Trichinen mehr zu sehen waren, solche in dem mit Formalin behandelten und auf die übliche Weise zu Schnittpräparaten verarbeiteten und gefärbten Muskel doch noch sich nachweisen ließen. Auch konnte ich feststellen, daß die faulige Muskelfaser, sofern sie trichinisiert war, die den trichinigen Fasern eigentümliche Verwandtschaft zum Hämatoxylin bewahrt hatte, während die gesunde Muskelfaser bei der Hämatoxylin-Eosinfärbung bekanntlich das Eosin stark annimmt. 376 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd 62. Heft 5. Von einer lückenlosen klinischen Beobachtung der Kranken kann allerdings, da die Untersuchungen zum größten Teile im Privathause vorgenommen wurden und bei der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit, nicht die Rede sein. Um längere Krankengeschichten zu vermeiden und der Uebersicht- lichkeit wegen gebe ich die Beobachtungsresultate der 22 Fälle in Tabellen- form. Anschließend daran die markantesten Punkte des Obduktions- protokolles des sezierten Fleischergesellen (Fall 2). Auszug aus dem Obduktionsprotokolle des wahrscheinlich Ende der 5. Woche nach der Infektion Verstorbenen: Bauch etwas aufgetrieben. Fettgewebe dürftig, ockergelb, Brustmuskulatar und Rectus sehr dünn, braunrot, feucht. Im kleinen Becken 5 Eßlöffel bernsteingelber, klarer Flüssigkeit; Leber unter dem Rippenbogen versteckt. Dünn- und Dickdarm ziemlich stark aufgetrieben. Dickdarm grauweiß. Der Dünndarm zeigt an mehreren Stellen starke Injektion der Gefäße. Diese erstreckt sich auch auf den zugehörigen Abschnitt des Gekröses. Die Serosa spiegelt, nirgends Beläge. Die Gekrösdrüsen allent- halben stark vergrößert, mit markiger Schnittfläche. Milz 13,5:8:3 cm. Deutliche Bälkchen- und Follikelzeichnung. Nierenrinde dunkelgrau- rot, die Papillen tief dunkelrot. Dünndarmschleimhaut von glasigem Aussehen, mit überaus reichlichen, ausgebreiteten, flächenhaften Blutungen, am stärksten dort, wo schon an der Außenfläche der Darm- schlinge Injektion sichtbar war. In der Mitte des Jejunums werden die Blutungen auf eine Strecke von 20 cm spärlich, treten dann wieder stärker auf. Im unteren Jejunum liegt eine Taeniasaginata. In- halt des oberen Dünndarms dünnflüssig und gelb, des unteren dünn- breiig und gelb. Das Coecum zeigt stärkste Injektion seiner Schleim- haut und Blutungen. Das Gleiche an zahlreichen Stellen des Colon, auch im absteigenden Teile. Im Mesocolon sigmoideum sieht man mehrere bis linsengroße flache Blutaustritte. Oberfläche und Schnittfläche der Leber blaßrot. Läppchenzeichnung sehr deutlich. Im linken Brustfellraum 100 ccm trüb-rötlicher Flüssigkeit, desgleichen im rechten. Größe des Herzens entsprechend. Herzfleisch derb, linke Kammer 1,5, rechte 0,5 cm dick. Herz fleisch hellbraun. Linker Lungenunterlappen pneu- monisch. Ueber der Lungenoberfläche auch des gesunden Lappens zahlreiche Blutungen mit dunklem Zentrum und hellerem Hof. Dasselbe an der rechten Lunge, hier Ober- und Unterlappen pneumonisch, Mittellappen frei. Gehirn bietet nichts Auffallendes. Für Feststellung des Zeitpunktes der Erkrankung nach Genuß des infektiösen Materials waren die meisten Fälle nicht geeignet, weil fast alle Erkrankten ihr Fleisch gewohnheitsmäßig von W. bezogen. Die zwei Fleischergesellen sind schwerkrank geworden etwa 1 Woche nach Genuß des trichinösen Fleisches. Eine Nähterin, welche von W. nicht Fleisch bezog, war am 21. und 24. Mai aushilfsweise bei einer Familie be- schäftigt, welche Fleisch von W. kaufte. Sie erkrankte am 28. Mai. In einer ganzen Reihe von Fällen waren Erscheinungen von selten des Darmtraktus zu beobachten. Bei 7 Kranken traten Durchfälle auf, im Falle 5 von heftigstem Charakter, so daß der Kranke Tag und Nacht nicht zur Ruhe kam [Kratz 1) findet unter 280 Fällen 118mal Diarrhöen, Nonne und 1) Kratz, Die Trichiiienepidemie zu Hedersleben. Leipzig 1866. Huebner, Eine Trichinoseepidemie. 377 Höpfner^) haben in ihren 47 Fällen zunächst stets Magen darmerschei- nungen gesehen]. Aber auch bei Kranken, welche keine Durchtälle hatten, nahm man Störungen im Unterleibe in Form von nicht geringem Auf- getriebensein des Abdomens wahr. Fall 3 hatte eine Darmblutung, nicht bedeutend zwar, etwa 200 ccm. Daß solche Blutungen aber auch abun- dant, lebensgefährlich werden können, lehren 2 Fälle der Hed ers- ieh euer Epidemie, welche an Darmblutungen zugrunde gingen. Einzelne Kranke ließen Störungen seitens des Darmkanals vermissen und bei wieder anderen waren diese Erscheinungen flüchtig, nur in den ersten Tagen nach der Infektion vorhanden. Der zur Obduktion ge- kommene Kranke hatte die Tage vor seinem Tode keine Durchfälle, ob- wohl der Sektionsbefund zeigte, daß die Entzündung des Darmes an Intensität nichts zu wünschen übrig ließ. Es ist mir nicht gut verständlich, daß in den vorliegenden Sektions- befunden ähnliche Entzündungen des Darmes nur selten beschrieben werden. Cohnheim'^), welcher gelegentlich der Hederslebener Epidemie 17 Trichinoseleichen obduzierte, erhob nur unbedeutende Ver- änderungen am Darme. „Die Schleimhaut des Darmes war in vielen Fällen durchgehends blaß ; in anderen zeigten sich zirkumskripte Abschnitte kapillärer Hyper- ämie von meist nur unerheblicher Ausdehnung, und nur in ganz ver- einzelten Fällen steigerte sich diese fleckige Hyperämie zu kleinen hämor- rhagischen Beimengungen." Es ist mir das bei dem verhältnismäßig großen Material um so ver- wunderlicher, als ich in einem, im Vorjahre sezierten Fall tödlicher Trichinose den gleichen Befund erhob, wie in dem jetzigen ^). — üeber die Art des Zustandekommens der intensiven Entzündungserscheinungen im Darme geben uns Aufklärung die Arbeiten Geisses^), Cerfon- taines^), Askanazys"), Grahams"), Stäubiis '^), welche zeigen, daß die Darmtrichine nicht frei im Lumen liegt, sondern innige Fühlung zu der Darmwand nimmt, in die Schleimhaut eindringt. Der Leichen- befund ließ nicht vermissen die von allen Autoren angegebene starke Schwellung der Gekrösedrüsen. Die mikroskopische Untersuchung der Leber ergab starke fettige Degeneration und reichliche Entzündungsherde mit eosinophilen Zellen, Befunde, welche, wie die anatomischen Ergeb- nisse der Untersuchungen überhaupt, noch besonders bearbeitet werden. In der Zeit des Beginnes der Embryonenwanderung fällt das Auf- treten eines der markantesten Zeichen der Trichinose, welches auch bei leichten Fällen nur selten vermißt wurde, des Lidödems, häufig ver- gesellschaftet mit Oedem der Umgebung der Augen, zuweilen des ganzen Gesichtes, so daß die Kranken mit ihren blassen, gedunsenen Gesichtern 1) Nonne u. Höpfner, Klinisch-anatomische Beiträge zur Pathologie der Tri- chinenkrankheit. (Zeitchr. f. klin. Med. Bd. 15. 1889. p. 455.) 2) Cohnheim, Zur pathologischen Anatomie der Trichinenkrankheit. (Virchows Arch. ßd. 36. 1866. p. 161.) 3) Huebner, Beobachtungen über Trichinose. (Klin. Jahrb. Bd. 25. 1911. p. 570.) 4) Geisse, Zur Frage der Trichinenwanderung. (Dtscb. Arch. f. kliu. Äled. Bd. 55. 1896. p. 150.) 5) Cerfontaine, Contribution ä l'ötude de la trichinöse. (Arch. de ßiol. T. 12. 1893—94. p. 125.) 6) Askanazv, M. , Zur Lehre von der Trichinosis. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 15. 1894. p. 225; Arch. f. pathol. Anat. Bd. 141. 1895. p. 42.) 7) Graham, Beiträge zur Naturgeschichte der Trichina spiraiis. (Arch. f. mikrosk. Anat. etc. Bd. 50. 1897. p. 219.) 8) Ötäubli, Trichinosis. Monogr. Wiesbaden 1909. 378 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. an hydropische Nephritiker erinnerten. Kratz ^) verzeichnet das Lid- ödem in 280 Fällen 212mal, Thompson^) in 52 Fällen 41mal. Bei meinen 22 Kranken ist es ISraal angegeben, jedoch war bei einigen, als sie in meine Beobachtung kamen, von Oedemen wenig mehr zu sehen^ nur erzählten die Patienten, daß sie geschwollen gewesen seien. lieber die Entstehungsursache des Oedems sind die verschiedensten Ansichten laut geworden, zum Teil recht sehr gesuchte. Ich habe den Eindruck, als ob es nichts weiter darstellt, als die entzündliche Reaktion auf die erste Einwanderung von Trichinen in die Augen- und miraische Muskulatur. Wissen wir doch von entzündlichen Prozessen am Auge und Gesicht, von wie starken Schwellungen sie in dem lockeren Gewebe begleitet sind. Dafür spricht meines Erachtens auch der Umstand, daß bei Frauen mit vollen Gesichtern und bei Kindern das Oedem auffallend viel stärker war und länger anhielt, als bei männlichen Personen mit ihren mehr knochigen Zügen. Es sei an dieser Stelle der Oedeme der Unterschenkel gedacht,, welche in der Hälfte meiner Fälle deutlich, zum Teil von kolossalem Umfange vorhanden waren. Auch hier handelt es sich um einen Körperteil, welcher bei verhältnismäßig geringen entzündlichen Erschei- nungen bereits stärkere Schwellung zeigt. Ich möchte auch diese Er- scheinung bei Trichinose lediglich als eine Folge der in der Muskulatur sich abspielenden Entzündungsprozesse auffassen. Ich glaube nicht, daß sie irgendwie zusammenhängt mit der später zu behandelnden Herz- störung. Einmal wurden sonstige Stauungserscheinungen an den Kranken nicht wahrgenommen und zweitens sah ich ein einseitiges Beinödem. Ein schwerkrankes Mädchen hatte einen prall geschwollenen rechten Unterschenkel, während das linke Bein keine Spur von Oedem aufwies. Im übrigen steht dieser Fall nicht vereinzelt da, da ein ähnlicher von Finger^) beschrieben wird. In 14 Fällen stellte ich eine kräftige Injektion der Augenbindehaut fest, besonders stark im Bereiche des Lidspaltes. Damit jedoch nicht genug: 5 Kranke zeigten Blutungen unter die Bindehaut von ganz bestimmter Form und bestimmter Lokalisation. Die Ekchymosen waren stets drei- eckig, die Basis des Dreiecks saß am Hornhautrande, Sitz der Blutung war der äußere Lidspalt. Bei 3 Patienten waren die Blutungen sym- metrisch, an beiden Augen vorhanden. In 2 Fällen war je ein Auge betroffen. Stäub li hält diese Blutungen „bedingt durch Verstopfung der im Randschlingennetz scharf umbiegenden kleinsten Arterien durch Embryonen" ^). T h 0 m p s 0 n 5) legt auf diese Ekchymosen als diagnostisches Moment besonderes Gewicht: „Symmetrische zirkumskripte Bindehautblutungen bei einem Kranken ohne Gefäßdegeneration erwecken den Verdacht auf Trichinose." Derselbe Autor sah bei Trichinose auch Retinaödem in der Nähe des Opticus und Hämorrhagieen in der Maculagegend, von Zeit zu Zeit 1) Kratz, Die Trichinenepideraie zu Hedersleben. Leipzig 1866. 2) Thompson, A clinical study of fifty-two sporadic cases etc. (The Amer. Journ. of med. Scienc. Vol. 140. 1910. p. 157.) 3) Finger, Trichinosis mit eigenartiger Lokalisation. (Virchows Arch. Bd. 137^ 1894. p. 376.) 4) Stäubli, Trichinosis. 1909. p. 88. 5) Thompson, The Amer. Journ. of med. Scienc. Vol. 140. 1910. p. 157. Hu ebner, Eine Trichinoseepidemie. 379 frisch aufschießend, Erscheinungen, die kaum anders erklärt werden können, als durch Embryonenembolien, Bronchitische Erscheinungen von mäßiger Schwere hatte ein Schwer- kranker, bei drei anderen waren ausgedehnte Lungenentzündungen vor- handen. Es kann hier nicht entschieden werden, wie weit Embryonen- embolien die Schuld an diesen Pneumonieen tragen. Askanazy^) hat gezeigt, daß in den Lungen infizierter Kaninchen Embryonen zu finden sind, und zwar fand er sie im Gebiete von hämorrhagischen Herde der Lunge. Ich selbst habe sowohl bei Kaninchen, wie beim Schweine nicht selten Embryonen innerhalb der Alveolen angetroffen. — Auf der Pleura pulmonalis des Obduzierten lagen zahlreiche Blutungen von auff"allender Form, wie Flohstiche aussehend, mit dunklerem Zentrum und hellerem Hofe. Genau ebenso aussehende Hämorrhagieen sah ich bei trichinisierteo Kaninchen und Hunden. Mit Rücksicht auf die Funde von Embryonen in Alveolen wurde das Sputum eines an Pneumonie erkrankten Trichinösen untersucht, jedoch ohne positives Ergebnis. Auch eine auffallende Zahl von eosino- philen Zellen im Auswurf konnte nicht festgestellt werden. Die Hälfte der Kranken hatte eine mehr oder weniger starke Störung der Herzaktion. Sie zeigten einen der Temperatur gar nicht entsprechen- den, hochfrequenten, kleinen, weichen Puls. Zwei hatten dabei deutliche Arythmie, ein Schwerkranker und eine sonst ganz leicht befallene Person. Verbreiterung des Herzens war nie vorhanden. 5 Patienten hatten systo- lische Geräusche, sämtlich allerdings waren es anämische, zum Teil hoch- fiebernde Personen. In einem Falle beobachtete ich starkes Angstgefühl und Herzklopfen. Das eigenartige Verhalten des Pulses war von durchaus langer Dauer und blieb auch bei Personen noch wahrnehmbar, welche entfiebert und sonst beschwerdenfrei waren. Man mußte notgedrungen eine Er- krankung des Herzens annehmen, obwohl allgemein bekannt ist, daß die Trichine im Herzmuskel sich nicht fortentwickelt. Aus seinen Befunden am Meerschweinchen, bei dem er eine eosino- phile Myocarditis feststellte, vermutete Stäubli^), daß solche auch von anderen Autoren beschriebenen Herzstörungen ^) des Menschen ihre Ur- sache hätten in Entzündung des Herzmuskels. In der Tat habe ich durch die Untersuchung des von der menschlichen Leiche gewonnenen Materials feststellen können, daß die Herzstörungen dieses Falles auf kolossal reichlichen myocarditischen Herden beruhten, deren Eigenart die Beimischung von massenhaften eosinophilen Zellen ist ; zugleich war aus- gedehnter Untergang von Herzmuskelzellen zu konstatieren. Weitaus im Vordergrunde der Beschwerden der Kranken stehen naturgemäß diejenigen, welche durch Ansiedelung der Trichinen in der Muskulatur hervorgerufen werden. Sie sind in ihrer Intensität außer- ordentlich verschieden, schwanken auch nach dem Sitze der befallenen Muskelgruppen. Von unerheblicher Druckempfindlichkeit der Muskeln alle Uebergänge bis zur schlimmsten Schmerzhaftigkeit. Die schwersten 1) Askanazy, M., Arch. f. path. Anat. Bd. 141. 1895. p. 42. 2) Stäubli, Trichinosis. 1909. p. 206 u. 207. 3) Rupprecht, Die Trichinenkrankheit im Spiegel der Hettstädter Epidemie be- trachtet. Hettstädt 1864. — Kratz, Die Trichinenepidemie zu Hedersleben. Leipzig 1866. — Gaisböck, Beobachtungen über Trichinose. (Wien. klin. Wochenschr. 1909. p. 410.) 380 Centralbl. f. Bakt, etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Fälle zeigen Steifigkeit und Unbenutzbarkeit der Muskulatur, lagen stocksteif da, die Arme in den Ellenbogen gebeugt, die Oberschenkel etwas angezogen, die Wirbelsäule starr, den Kopf nach hinten gebeugt, so daß sie an Opisthotonus erinnerten. Sie schrieen vor Schmerz, wenn man sie aufsetzen wollte, baten, man möchte sie so setzen, daß sie die Beine über den Bettrand hängen konnten. Kontrakturen der Wirbel- säulen- und Extremitätenmuskulatur waren in 3 Fällen vorhanden, sämt- lich schwerst Kranken. Kontraktur der Kaumuskulatur und dadurch bedingter Trismus war häufiger, in 6 Fällen. Eine nicht seltene Erscheinung war auch die durch Befallensein der Kehlkopfmuskulatur erzeugte Heiserkeit und damit verbundener, trockner, kurzer Husten. In 6 Fällen wurde als ausnehmend schmerzhaft die Bewegung der Augen angegeben. Nachdem Nonne^) und Hopf n er das Fehlen der Patellarreflexe bei Trichinose gezeigt hatten und in der Tat bei zahlreichen schweren Fällen von anderen Autoren dieser Befund bestätigt wurde, findet man es in den Lehrbüchern nicht selten so dargestellt, als ob es sich dabei um ein ziemlich konstantes Symptom der Trichinose handele. Wenn auch nicht selten vorhanden, so ist es anscheinend nicht einmal bei Schwer- kranken konstant, viel weniger noch bei leichten Fällen. Von den 7 Schwerkranken hatten 2 durchaus normale Reflexe, sonst fehlten sie nur noch bei einem mittelschweren Fall und einem Leicht- kranken. — Man hat nun in neuerer Zeit darauf aufmerksam gemacht, daß das Kern ig sehe Phänomen zugleich mit dem Fehlen der Patellar- reflexe bei Trichinose vorkommen kann. In der Tat sah ich bei 3 Kranken das Unvermögen, beim Sitzen die Knie durchzudrücken. Ich glaube jedoch, daß man dieser Ercheinung Zwang antut, wenn man sie mit dem Namen des Kernigschen Symptoms bezeichnet. Eine zentrale Ursache dürfte bei Trichinose kaum vorliegen. Vielmehr glaube ich, daß das Anziehen der Beine beim Aufsetzen lediglich eine Position des Körpers darstellt, in welcher die Kranken am wenigsten unter Schmerzen zu leiden haben. Es handelte sich in diesen 3 Fällen um Leute mit Kontrakturen, welche bei geringen Bewegungen schon äußerste Schmerzen zu haben schienen. Das Fehlen der Patellarreflexe erklärt meines Erachtens am ungezwungensten die Ansicht Stäubiis, daß es sich dabei um eine herabgesetzte Anspruchsfähigkeit der Muskelfasern gegenüber dem von den motorischen Nervenendigungen ausgehenden Reize handelt. Symptome von Seiten der Haut waren nur wenige zu verzeichnen. Stärkere Schweißausbrüche, welche von einigen als charakteristisch ge- schildert werden, hatten 2 Kranke. Bei 2 weiblichen Kranken trat Ende der 3. Woche ein feuerrotes Exanthem an Händen, Füßen und Gesicht auf, welches nach 24 Stunden verschwand, ohne daß Abschilfe- rung folgte. Regelmäßige Harnuntersuchungen konnten nicht vorgenommen werden, immerhin wurde mehrmals der Urin dreier Schwerkranker untersucht. Ein Harn hatte einen Hauch Eiweiß, die beiden anderen Harne waren stets frei von Eiweiß, auch der Urin des später Obduzierten, an dessen Niere starke Veränderungen wahrgenommen wurden. Positive Diazoreaktion wurde von Stäubli'^) in allen Fällen gefunden. 1) Nonne u. Höpfner, Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 15. 1889. p. 455. 2) Stäubli, Trichinosis. p. 91. Huebner, Eine Trichinoseepidemie. 381 Geisböck^) bestätigte diesen Befund. Thompson =*) sagt, er habe häufig positive Diazoreaktion erhalten, also wohl nicht immer. Bei der täglich ausgeführten Probe von 4 Kranken des Vorjahres erhielt ich niemals ein positives Ergebnis^). Die drei Schwerkranken dieses Jahres zeigten zunächst keine Diazoreaktion. Ich untersuchte schließlich 5 Tage hintereinander den Harn des einen dieser Patienten und erzielte dabei am 29. Juni eine positive, am 30. Juni und 1. Juli eine negative, am 2. und 3. Juli wiederum eine positive Probe. Man kann also die Diazoreaktion bei Trichinose bestenfalls als häufig, nicht jedoch als regelmäßig vorkommend bezeichnen. Naturgemäß wurde in einigen Fällen die Muskelexzision mit positivem Trichinenfunde ausgeführt. Nachdem Stäubli^) den systematischen Nachweis erbracht hatte, daß die Embryonenpropagation auf dem Blutwege vor sich geht, konnte er mit Recht den Vorschlag machen, die Diagnose dadurch zu stellen, daß man im Blute der Kranken die Embryonen nachwies. Er schlug vor, ein Quantum Blut mit 3-proz. Essigsäure reichlich zu versetzen (wodurch die Erythrocyten gelöst werden), und die Flüssig- keit zu zentrifugieren. Das Zentrifugat enthalte dann die Leukocyten und eventuell vorhandene Parasiten. Es gelang mir im Vorjahre im Venenblute einer schwerkranken Frau einen Trichinenembryo zu finden '"*). Ich konnte jedoch dartun, daß die Wahrscheinlichkeit, auf diese Weise die Parasiten zu finden, immerhin eine ziemlich geringe bleibt und noch geringer wird, je weiter der Untersuchungstermin sich vom 8. Tage nach der Infektion entfernt. Untersuchungen, welche ich mit dem Blute dreier Schwerkranker, wahrscheinlich der 4. Woche nach der Infektion anstellte, waren trotz größter Mühe ergebnislos. Immerhin wird es interessant sein, in vorkommenden Fällen das Blut auf Embryonen zu untersuchen. Es ist jedoch naturgemäß das Blut von Arterien und Kapillaren geeigneter als das Venenblut für das Auf- suchen der Tiere. Auch scheint es mir wünschenswert, die gesamte ent- nommene Blutmenge auf eventuell darin enthaltene Parasiten zu be- sichtigen und schließlich empfiehlt sich eine Vereinfachung des durch Anwendung der Zentrifuge etwas komplizierten Verfahrens. Ich habe zu diesem Zwecke das von Low und FüUeborn^) angegebene Ver- fahren zum Nachweis der Filarien angewandt und habe in der Tat in dem Herzblute infizierter Mäuse der 3. Woche reichliche Embryonen finden können. Es steht nichts im W^ege, dieses einfache Verfahren in gegebenem Falle am Krankenbette zu benutzen : Blut wird in dicker Schicht auf Objektträger ausgestrichen. Sobald die Blutschicht lufttrocken ist, Hin- 1) Geisböck, Beobachtungen über Trichinose. (Wien. khn. Wochenschr. 1909. p. 410.) 2) Thompson, The Amer. Joxirn. of med. Scienc. Vol. 140. 1910. p. 157. 3) Huebner, Klin. Jahrb. Bd. 25. 1911. p. 572. 4;) Stäubli, Trichinosis. 1909. p. 43. 5) Huebner, Beobachtungen über Trichinosis. (Klin. Jahrb. Bd. 25. 1911. p. 572.) *) Der gl«iche Fund ist erwähnt bei : Mercur and Barach, A case of trichinosis etc. (Arch. of internst. Med. 1910. May 15; Ref. Centralbl. f. inn. Med. 1910. p. 1282.) Gross, A case of trichinosis. (Arch. of internat. Med. 1910. Sept. 15; Ref. in Gentralbl. f. inn. Med. 1911. p. 624.) Herrick und Janeway, Demonstration of the Trichinella etc. (Arch. of internat. Med. 1909. April 15; Ref. Gentralbl. f. inn. Med. 1910. p. 382.) 6) Scheube, Die Krankheiten der warmen Länder. 1910. p. 737. 382 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. einstellen in destilliertes Wasser, in welchem der Blutfarbstoff ausge- laugt wird. Wenn das Präparat farblos geworden, 2 Minuten Fixieren in ab- soluten Alkohol, dann minutenlanges Färben mit Borax-Methjienblau, Abspülen und Untersuchen des Präparates mit schwacher Vergrößerung. Wer mit der Form der Embryonen vertraut ist, kann in kurzer Zeit eine große Reihe von Präparaten durchsehen. Die tiefblau gefärbten Würm- chen fallen ohne weiteres auf dem fast farblosen Untergründe, welcher sonst nur noch die dunklen Leukocytenkerne zeigt, auf. Ganz besonderes Interesse hat im letzten Jahrzehnte die Veränderung des Blutbildes bei Trichinose gewonnen, nachdem Thayer und Brown ^) 1897 zum ersten Male auf die Vermehrung der eosinophilen Zellen bei dieser Erkrankung hingewiesen hatten. Auf Feststellung der absoluten Leukocytenwerte mußte der äußeren Umstände wegen verzichtet werden. Es wurden am Krankenbette nur Trockenpräparate angefertigt, welche zu Hause ausgezählt wurden. Man kann mit später zu erwähnenden Ausnahmen eme mehr oder minder starke Leukocytose voraussetzen. Zwei Fälle des Vorjahres hatten 16094 und 23000 Leukocyten, Thompson sah in einem Falle sogar 40200. Veränderungen an den Erythrocyten wurden nicht gesehen, deutlich aber war, daß die längere Zeit kranken Personen erheblich anämisch wurden, was sich schon an der hellen Färbung der den Fingerbeeren entnommenen Blutstropfen ausprägte. Ausnahmslos war bei den Kranken eine starke, bei weitaus den meisten eine immense Vermehrung der Eosinophilen vorhanden. Die relativen Prozentzahlen der Leukocyten sind in der Tabelle enthalten. Keineswegs stand die Stärke der Eosinophilie immer in Beziehung zu der Schwere der Erkrankung. Der ganz leichte Fall 19, ein junger Mensch mit geringem Lid- und Unterschenkelödem, ohne Patellarreflexe, aber ohne Muskelschmerzeu. hatte 76,2 Proz. grobgranulierte Blutzellen. Bei 2 Kranken, darunter dem schließlich Verstorbenen, machte ich die auch von anderer Seite geschilderte Wahrnehmung, daß bei hoch- gradiger Verschlechterung des Zustandes resp. kurz vor dem Tode, die vorher reichlich vorhandenen Eosinophilen bis unter die Norm zurück- gingen. Keineswegs aber entsprach dieser Verarmung des Blutes an Azidophilen auch eine solche des Gewebes. Sowohl Muskeln wie auch Knochenmark enthielten sie in reicher Menge, wie die Untersuchung des Leicheumaterials ergab. — Mit dem Eintritt der niedrigen Werte der eosinophilen Zellen zugleich stellte ich an beiden Fällen auch eine Ver- minderung der Lymphocyten fest, und schließlich sah ich dabei auch eine exquisite Leukopenie, die so groß war. daß man im Trockenpräparate nach den Leukocyten direkt suchen mußte. Ein Zufall wollte es, daß eine an Trichinose erkrankte Frau, Fall 8, gebar: ein gesundes ausgetragenes Kind. Ich konnte in dem Nabel- schnurblute eine, fast an die mütterlichen Werte heranreichende Ver- mehrung der Eosinophilen nachweisen. Mütterliches Blut: Polynukl. 75.9. Mononukl. 11,2, Eosin. 12.9. Nabelschnurblut : Polynukl. 43.7, Mononukl. 46,3, Eosin. 10,0. 1) Thayer und Brown, Johns Hopkins Hosp. Bullet. April 1897. Braun, lieber das Streptolysin. 333 Stäubli^) dagegen hat an den Jungen trichinöser Meerschweinchen eine Vermehrung der Eosinophilen nicht feststellen können. Ein Eingehen auf die Frage der Ursachen der Eosinophilie bei Trichinose geht über den Rahmen dieses Aufsatzes hinaus. Ich verweise insbesondere auf die Arbeiten von Stäubli-) auf diesem Gebiete. Diese und eigene Untersuchungen lassen schließen, daß die eosinophilen Zellen diejenigen Stellen aufsuchen , an welchen gewisse Stoffe aus lebenden oder zerfallenden Parasitenleibern frei werden. Dieselben Stoffe, durch welche die Grobgranulierten in die Nähe der Parasiten gelockt werden, müssen auch im Blute kreisen, da sich die vermehrte Bildung der Zellen nicht gut anders als durch Reizwirkung auf ihre Bildungsstätte, das Knochenmark, erklären läßt^j. Zum Schlüsse genüge ich der angenehmen Pflicht, den Kollegen, Herren Dr. Grob ein y und Dr. Lust in Pinne, welche mir für meine Untersuchungen das liebenswürdigste Entgegenkommen zeigten, den ver- bindlichsten Dank auszudrücken. Nachdrttck verboten. Heber das Streptolysin. [Aus dem städtischen hygienischen Institut zu Frankfurt a. M., Direktor Prof. M. N ei SS er. (Bakteriol. -hygienische Abteilung, Dr. H. Braun).] Von Dr. H. Braun. Seit den Untersuchungen über das Staphylolysin von M. Neisser und Wechsberg hat man den blutlösenden Bakteriengiften und ins- besondere auch dem Streptokokkenhämolysin eine größere Aufmerksam- keit zugewandt. Ist doch die krankheitserregende Wirkung dieses Blut- giftes bei der Streptokokkeninfektion sicherlich mitbeteiligt, wofür die schweren Anämien, wie sie nach überstandener Sepsis zu beobachten sind, ein beredtes Zeugnis geben. Auch vom bakteriologisch-diagnosti- schen Standpunkte aus hat die Hämolyse durch Streptokokken seit Schottmüllers Untersuchungen eine große Bedeutung gewonnen. Die Zahl der positiven gemeinsamen Merkmale der pathogenen Strepto- kokken ist leider eine viel zu geringe und die serologischen Methoden lassen hier im Stiche. In der Literatur finden sich über das Streptolysin die wider- sprechendsten Angaben. Die Mehrzahl der Autoren (v. Lingelsheim, Aronsohn, Simon, Schlesinger, E. Sachs) konnte im allge- meinen kein freies filtrierbares Lysin nachweisen. Und so findet sich noch in der jüngsten Zusammenfassung über Bakterienhämatoxine von Pf ibram und W. K. Russ (Handbuch der Technik und Methodik der Immunitätsforschung, Bd. 1) der Streptococcus unter denjenigen Bakterien angeführt, welche in Bouillonkulturen keine Hämotoxine bilden. 1) Ötäubli, Trichinosis. p. 131—132. 2) Derselbe, Klinische u. experimentelle Unters, über Trichinosis und über die Eosinophilie im allgemeinen. (Dtsch. Arch. f. kUn. Med. Bd. 85. 1905. p. 28ö ; München, med. Wochenschr. 1905. No. 43.) 3) Huebner, Ueber Eosinophilie bei Trichinose. (Dtsch. Arch. f. klin. Med. ßd. 104. 1911. p. 286.) 384 Centralbl, f. ßakt. eic. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Die meisten Autoreo, die das blutlösende Gift der Streptokokken untersuchten, arbeiteten entweder mit Bouillonkulturen (z. B. Lubenau^ Schlesinger), die sie von den Bakterien gar nicht befreit hatten, oder mit Zentrifugaten (z, B. P. Th. Müller). Auf die Einzelheiten der Versuchsanordnung dieser Forscher soll an dieser Stelle nicht einge- gangen werden, weil solchen Untersuchungen eine Beweiskraft über die Eigenschaften des Hämotoxins schon deshalb nicht zugesprochen werden kann, da mit nicht sterilen Flüssigkeiten gearbeitet wurde. Die ein- zigen, welche ein filtrables Streptolysin nachgewiesen hatten, waren Besredka und Landsteiner. Wir wollen daher auf den Inhalt dieser Arbeiten etwas näher eingehen. Besredka hat folgende Vorschriften für die Darstellung des Strepto- lysins gegeben: Mit einigen Tropfen einer 24-stündigen Ascitesbouillonkultur infiziert man subkutan ein Kaninchen. Am nächsten Tag entnimmt man mit einer Pipette das Herzblut, welches aufgelöst sein muß, und beimpft mit 2 — 3 Tropfen dieses Blutes ein Röhrchen auf 56^ erhitzten Kaninchenserums oder eine Mischung von gleichen Teilen Kaninchen- und Hammelserum. Die Kultur wird 24 Stunden bebrütet, nachher mit physiologischer Kochsalzlösung zur Hälfte verdünnt und durch eine Chamberland- Kerze filtriert. Mit dieser Methode wurde von Bes- redka ein einziger Streptokokken stamm, der Streptococcus Mar- morek, untersucht. Nach seinen Angaben würde also das Streptolysin dar- zustellen gelingen nur bei Kaninchen-virulenten Stämmen, die das Blut aufgelöst haben. In der Literatur konnten wir nur eine Publikation finden, welche Besredkas Befunde nachprüft und bestätigt. Kern er gelang es, hämolytisch wirkende Filtrate aus Kulturen in flüssigem Blut- serum (2 Stämme) zu erhalten. Die hämolytische Wirkung der Filtrate war schwächer als diejenige der Kulturen und nicht spezifisch gegenüber einzelnen Blutarten. Die Hämolyse trat nach 24 Stunden ein. Auch Simon ist es einmal gelungen, ein schwach hämolytisches Filtrat zu erhalten. 2,0 ccm seines Filtrates lösten einen Tropfen Kaninchenblut in 24 Stunden zum Teil auf. Landsteiner hat über das Streptolysin eine nur wenige Zeilen enthaltende Mitteilung gemacht. Zur Darstellung des Streptolysins hält er Tierpassagen für nötig, weil dann die Streptokokken diffus in der Bouillon wachsen sollen. Nach Filtration eintägiger Bouillonkulturen durch Papier erhielt er Lösungen, die in der Menge von 2 ccm 0,25—0.5 ccm 5-proz. Kaninchenblut in 1—2 Stunden bei 37" auflösten. Die Wirkung der R e i c h e 1 - Filtrate war mehr als auf die Hälfte abgeschwächt. Schle- singer und E. Sachs hatten mit Filtraten meist negative Resultate. Das sind die wichtigsten Angaben, die sich über die Darstellung des Streptolysins in der Literatur finden. Nach vielen Vorversuchen, die wir nicht im einzelnen wiedergeben wollen, sind wir zu der nun zu schildernden Methode gekommen, mit der es uns gelang, von jedem Streptococcus, der auf der Blut- platte sich als hämolytisch erwies, ein filtrables Lysin zu erhalten. Es war uns deshalb möglich, Streptokokken der verschiedensten Provenienz zu untersuchen. Es kamen über 40 Stämme zur Untersuchung, welche aus dem Blut von Sepsisfällen gezüchtet wurden, von Scharlach, aus Eiterungen und von Anginen. Wie nun gleich hier hervorgehoben sein mag, zeigte das Hämolysin dieser verschiedenen Strepto- kokkenstämme keine Differenzen. Braun, üeber das Streptolysin. 3g5 Wir wollen nun unsere Methodik des genaueren schildern. Die Darstellung des Streptolysins und seine Eigen- schaften: Die gewöhnliche Nährbouillon wird mit frischem Kaninchen- serum im Verhältnis 1:10 verdünnt und durch Cham berland-Kerze filtriert. Wir benutzten mit Vorteil einen von Prof. M. Neisser ange- gebenen Serum-Filtrierapparat mit innerer Dampfdesinfektion, der von F. & M. Lauten seh läger, Frankfurt a. M. zu beziehen ist. Das Filtrat wird in Röhrchen zu je 10 ccm abgefüllt und V2 Stunde im Wasserbade auf 60" erhitzt. Die Röhrchen werden dann 2 Tage im Brutschrank gelassen und, wenn ihre Sterilität erwiesen war, bei Zimmer- temperatur gehalten. Der auf der Kaninchenblutplatte hämolysierende Streptococcus wird zur Darstellung des Lysins von festem Nährboden (Ascitesagar) in reichlicher Menge (3 Oesen) in die entsprechende Nährbouillon eingeimpft und bei 37" bebrütet. Nur solche Streptokokken, die eine große Wachs- tumsenergie besitzen, eignen sich zur Darstellung des Streptolysins. Im allgemeinen wachsen die Streptokokken in diesem Nährboden sehr gut. Am geeignetsten erwiesen sich uns 8 — 10-stündige Kulturen. Nur in solchen ist das Gift in reichlicher Menge nachweisbar. In Uebereinstimmung mit zahlreichen Autoren (v. Lingelsheim, Ar on söhn, E. Sachs) hatten wir bei unserne Untersuchungen die Erfahrung gemacht, daß nach 24-stündigem Wachs- tum meistens kein Hämolysin im Filtrate nachzuweisen ist. Neben diesem zeitlichen Moment bei der Darstellung des Giftes ist auf die entsprechende Nährlösung, und auf die zu benutzende Kerze besonders zu achten. Wenn es uns auch in vereinzelten Fällen gelang, in ge- wöhnlicher Bouillon das Hämolysin in geringen Mengen nachzuweisen (E. Sachs, Simon), so mißlang dieser Nachweis in den allermeisten Fällen, wiewohl sich die Streptokokken in der Kaninchenserumbouillon als gute Lysinbildner erwiesen haben. Wir würden nicht dazu raten, mit der Menge des benutzten Kaninchenserums bei der Darstellung der Nährlösung herunterzugehen, da uns entsprechende Versuche lehrten, daß die Wachstumsenergie in solchen Fällen genau so wie in der ge- wöhnlichen Bouillon eine viel geringere ist, als in der von uns ange- gebenen Nährflüssigkeit, was natürlich sich dann in dem verminderten Gehalt an Hämolysin dokumentiert. In konzentriertem Serum wachsen die Streptokokken ebenfalls weniger üppig, als in unserer Nährlösung. Das von Besredka angegebene Verfahren der Streptolysindarstellung ist aus diesem Grunde als nicht sehr geeignet zu bezeichnen. Für die Bildung des Giftes ist es irrelevant, ob die Streptokokken in der Kaninchenserumbouillon diffus oder in Form eines Bodensatzes wachsen. Pathogene Streptokokken, die in der gewöhnlichen Nährbouillon nur in seltensten Fällen diffuses Wachstum zeigen, in den allermeisten da- gegen in Form von Körnern verschiedener Größe und Dichtigkeit, die sich in der schweren oder leichteren Zerschüttelbarkeit zeigt, verhalten sich in der Kaninchenserumbouillon verschieden. Am häufigsten sieht man ein diffuses Wachstum. Mikroskopisch sieht man dann neben sehr zahlreichen Diploformen Ketten verschiedener Länge, deren Charakter nicht so ausgeprägt ist, wie in der gewöhnlichen Bouillon. Auch die Größe der einzelnen Individuen ist nicht dieselbe. Man sieht in der- selben Kette manchmal Keime ganz verschiedener Dimensionen. Be- sonders auffällig sind kugelförmig aufgeblähte Glieder der Kette, Riesen- Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 5. 25 386 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. kokken, die wohl als Vorstadien der Teilung anzusehen sind, und die man in der gewöhnlichen Bouillon, wo überhaupt das Korn etwas zarter zu sein scheint, zu beobachten nicht Gelegenheit hat. Es gibt aber Streptokokkenstämme, die auch in der Kanincheuserumbouillon als Sediment wachsen und nicht zum diffusen Wachstum zu bringen sind. Aber auch solche Stämme eignen sich zur Git'tdarstellung. Irgendwelche Gesetzmäßigkeit betreffs der Art des Wachstums und seiner Herkunft konnten wir in Uebereinstimmung mit den Angaben anderer Autoren nicht feststellen. Wir wollen uns nun zu dem dritten wichtigen Punkt bei der Hämolysindarstellung wenden, nämlich der Kerzenfiltration. Nicht alle Kerzen eignen sich dazu. Wir müssen das Miß- lingen der Darstellung des Lysins zum Teil diesem Umstände zu- schreiben. Das Streptolysin unterliegt einer starken Absorption und wird von dichten Kerzen sehr stark zurückgehalten. Entsprechende Versuche, die wir einerseits mit Zentrifugaten, andererseits mit Filtraten der Streptokokkenkultur angestellt haben, zeigten uns eine starke Ab- schwächung durch die Filtration (Landsteiner). Doch glaubten wir an der keimfreien Kerzenfiltration festhalten zu müssen, da wir gesellen haben, daß die Menge der Streptokokken, die nötig ist, um bei Bruttemperatur während der Versuchszeit eine Blutkörperchenauf- schwemmung zur Auflösung zu bringen, eine sehr geringe zu sein braucht, so daß wir großen Fehlerquellen ausgesetzt wären, wenn wir uns mit Zentrifugaten oder Papierfiltraten begnügten. Und wir ver- zichteten auf die Zentrifugate resp. Papierfiltrate um so lieber, als die mit unserer Methodik dargestellten Filtrate viel wirksamer waren, als die von Besredka und Landsteiner beschriebenen. Besondere Vorschriften zu machen, ob Chamberland- oder Reich el- Kerzen oder dergleichen verwendet werden sollen, halten wir nicht für nötig, da wir uns überzeugt haben, daß jede der benutzten Kerzen auf ihre Durchgängigkeit vor der Sterilisation zu prüfen ist. In den allermeisten Fällen bedienten wir uns der Re ich el- Kerzen. Diese wurden mit Kochsalzlösung oder destilliertem Wasser geprüft und nur solche in Gebrauch genommen, welche eine rasche Filtration ge- statteten. Natürlich haben wir das Filtrat zur Kontrolle stets reichlich in Kaninchenserumbouillon verimpft (je 1 ccm Filtrat in 2 Kaninchen- serumbouillonröhrchen), und 2 Tage im Brutschrank bei 37*^ bebrütet, und nur solche Experimente als einwandfrei betrachtet, in denen die Sterilität erwiesen war, was in der überwiegenden Zahl zutraf. Kurz zusammengefaßt, hat man bei der Darstellung des Hämotoxins der Streptokokken auf folgende Punkte zu achten : 1) nur frische 8 — 10-stündige Kulturen erwiesen sich als gifthaltig, 2) die Kultur muß üppig gewachsen sein, wozu einmal eine reich- liche Einsaat nötig ist (es ist gleichgültig, ob der Stamm diffus oder als Sediment wächst), und andererseits muß diese 3) in eine geeignete Nährlösung erfolgen, als welche sich Kanincheu- serumbouillon (1 : 10) eignet; 4) die Filtration muß rasch vor sich gehen. Wir haben eine große Anzahl von pathogenen Streptokokken (Eiter-, Sepsis-, Angina-, Scharlachstreptokokken), die auf der Kaninchenblut- platte sich als gute Hämolysinbildner erwiesen haben, untersucht und meistens bei Einhaltung der nötigen Kautelen das Hämolysin nachweisen können. Dagegen gelang es uns nie in den Kontrollversuchen, wo wir nicht-hämolysierende Streptokokken in Kaninchenserumbouillon verimpft 1) 1,0 Lvsin ■ + 2) 0,5 '„ + 3) 0,25 „ + 4) 1,07,0 .. + 5) 0,5 „ „ + 6) 0,25 „ „ + 7) 0,1 „ „ + 8) 1,0 Lys. V," 56° + 9)- + 1319 2030 5555 3337 k. k. k. k. k. k. k. k. k. k. k. k. k. Schleier k. k. Schleier k. m. k. k. Schleier k. w. k. f. k. f. k. 0 St. w. st. 0 e Kuppe Zone e e e e Braun, Ueber das Streptolysin. 387 haben (7 Stämme), ein Blutgift nachzuweisen. Als Paradigma unserer V^ersuchsanordnung diene folgendes Versuchsprotokoll : Tabelle 1. Je fünf Kaninchenserumbouillon-Röhrchen von Streptokokkenstämmen No. 1319, 2030, 5555, 3337, 8-8tündig, durch Reichel- Kerzen filtriert und gegen 5-proz., zweimal gewaschenes Kaninchen blut eingestellt. Resultat 1319 2( + 0.5 Blut + 0,5 NaCl-LösuQg „ +1,0 ., „ +1/^5 „ „ +0,5 „ „ + 1,0 „ „ +1,25 „ „ +1,4 „ „ +0,5 „ „ + 1,5 ,. Erklärung der Verkürzungen : k. = komplett, f. k. = fast komplett, st. = stark, m. = mäßig, w. = wenig, Sp. = Spur, Spch. = Spürchen, k. 1. D. = komplett lösende Dosis. Zunächst untersuchten wir, wie sich das Streptolysin den Tempe- ratureinflüssen gegenüber verhält. Die Angaben über die Temperatur- einflüsse sind sehr verschieden. Während Besredka eine vollständige Inaktivierung erst nach 2-stündigem Erhitzen auf 70*^ feststellen konnte, haben andere Autoren (Schlesinger, Kerner, Landsteiner) be- reits bei 56" eine Zerstörung beobachten können. Da aber diese Unter- suchungen stets nur an Filtratlysinen von einem Streptococcus oder an keirahaltigen Kulturen durchgeführt worden sind, so konnte ihnen eine allgemeine Gültigkeit nicht zugesprochen werden. Unsere Versuche lehrten uns, daß eine Erhitzung auf 60*^ das Blutgift der Streptokokken in der allergrößten Mehrzahl der Fälle innerhalb einer halben Stunde zerstört. In vereinzelten Fällen konnten wir allerdings beobachten, daß die Inaktivierung bei dieser Temperatur eine unvollständige war. Die mehrfache Untersuchung eines solchen Streptococcus zeigte aber, daß diese Widerstandsfähigkeit gegenüber der V2"Stündigen Erhitzung auf 60^ keine konstante Eigenschaft bestimmter Streptokokkenstämme ist und auch bei einem und demselben Stamm variiert. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß die Inaktivierungstemperatur des Streptolysins bei 60 0 liegt. Wie verhält es sich protrahierten niederen Temperaturen gegenüber? Besredka hat bereits vergleichende Versuche über den Einfluß von Brut- und Zimmertemperatur auf das Streptolysin Marmorek angestellt. Er kam zu dem Resultat, daß mehrtägiges Verweilen bei Bruttemperatur die Wirksamkeit vollständig zerstört, während es bei Zimmertemperatur erst nach 20 Tagen vollständig geschwunden ist. Landsteiner ver- mutete gleichfalls eine große Zersetzlichkeit. Wir hatten vergleichende Versuche mit verschiedenartigen Lysinen darüber angestellt, in welchem Maße die Abschwächung erfolgt, wenn die Giftlösung bei Eistemperatur, bei Zimmer- und Bruttemperatur auf- bewahrt wird. Das Resultat der Versuche zeigte eine geringe Abschwächung nach 2 Stunden bei 37 ^ eine vollständige Zerstörung des Giftes nach 6 Stunden bei dieser Temperatur, eine starke Abschwächung in derselben Zeit bei Zimmertemperatur und eine sehr geringe Abschwächung bei Eistempe- ratur. Doch auch bei dieser Temperatur erfolgt ein allmähliches Schwinden 25* 388 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. des Streptolysins. Es erweist sich aber auch nach einigen Tagen etwas wirksam. Diese leichte Zerstörbarkeit des Giftes bei Brut- temperatur ist natürlich ein starkes Hindernis für die Konzentrierung desselben. Wir hatten es versucht, durch verschiedene Kunstgriffe, die weiter unten zum Teil besprochen werden, die Lysinschädigung zu beseitigen, doch gelangten wir nicht zu befriedigenden Resultaten. In den aller- meisten Fällen konnten wir Gifte darstellen, von denen .0,25 ccm oder 0,1 ccm die komplettlösende Dosis war. Zuweilen zeigte das Gift eine viel stärkere Wirksamkeit (0,02 ccm). Außer der großen Empfind- lichkeit des Streptolysins ist das rasche Aufhören der Ver- mehrung der Streptokokken, auch in geeigneten Nährböden, wie uns entsprechende V^ersuche lehrten, die Ursache der schweren Darstellbarkeit des Hämotoxins. Diese beim Streptolysin ge- fundenen Tatsachen zeigen uns, daß alle Einzelheiten beachtet werden müssen, wenn man die Gifte der Bakterien darstellen will. Es wäre daher wohl möglich, daß die hier geschilderte Methodik auch zur Dar- stellung der Gifte anderer Erreger, wie Milzbrand etc., sich eignen könnte. Da das Gift selbst der Temperatur von 37 ^ gegenüber eine so starke Labilität zeigte, so haben wir vergleichende Versuche darüber angestellt, ob die Wirksamkeit des Giftes bei Eistemperatur eine stärkere sein wird, als bei Bruttemperatur. Die Versuche zeigten uns, daß sich die Giftwirkung bei sehr extremen Temperaturen als gleich stark zeigt. Der Titer des Giftes ist bei 0^ und 37 '^ derselbe, es tritt nur bei 0" eine Verzögerung im Auftreten der Hämolyse ein. Zu bemerken wäre, daß wir bei 0" starke Aggluti- nationen der Kaninchenblutkörperchen durch das Streptolysin beobachten konnten, während bei 37" diese Agglutination zum Unterschied von Staphylolysin nur sehr selten zu sehen war. Wir versuchten nun fest- zustellen, ob das Streptolysin primär so labil ist, oder durch die Ein- wirkung anderer Faktoren (Säure, Sauerstoff etc.) zerstört wird. Manche Autoren, z. B. E. Sachs, haben sich mit der Frage be- schäftigt, ob der Säuregehalt der Kulturen mit deren Blutlösungs- vermögen im Zusammenhange steht. Sie kamen zu dem Resultate, daß die Säurebildung mit der Hämolysinbildung nicht zu identifizieren ist, da trotz starker Säurebildung die blutlösende Eigenschaft vollständig fehlen kann. Auch die von uns zu diesem Zwecke mit Eilt raten angestellten Versuche führten zu demselben Ergebnis. Durch Neutrali- sierung mit Normalnatronlauge konnte keine Abschwächung des Hämo- lysingehaltes der Filtrate beobachtet werden. Wohl aber lag die Möglich- keit einer giftzerstörenden Einwirkung der Säure nahe. Wir haben daher entsprechende Versuche angestellt, die uns die Einwirkung von schwachen und starken Salzsäuremengen und Natronlaugemengen auf das Hämo- lysin zeigen sollten. Die Versuchsanordnung ergibt sich aus folgendem Protokolle : Tabelle 2. Lysin 1319. Sterile Kaninchenserumbouillon. Normalnatronlauge und Normalsalzsäure. I 4,5 Lysin +0,5 n. HCl ^ ^^^^ ^..^^^nd. Verweilen ?TT A^ tt"- u u II Tak " üfV l im Eis genau neutrali- III 4,5 Kaninchenserumboudlon+0,5 „ HCl \ ^. ^J ^^^ ^^-^^^^ V 1:? Lysin '■ : 'ol ü N^gP I ^^l^J^^ g^^racht 1) 1,0 Füt r. resp. ster. Boui 2) 0,5 „ )) >i >i 3) 0,25 „ )l II M 4) 0,1 „ »1 )> M 5) - „ >> » >' Das Hämolysin Resultat I 11 III IV V k. k. « 0 k. f.k. k. 0 0 k. 8t. k. 0 0 k. W. f.k. e t+ S. St. e Braun, lieber das Streptolysin. 389 Einstellung . + 0,5 NaCl-Lös. + 0,5 Blut + 1,0 „ + 0,5 „ + 1,25 „ + 0,5 „ + 1,4 „ + 0,5 „ + 1,5 „ + 0,5 „ der Streptokokken zeigt sich auch gegenüber der mehrstündigen Ein wirkun g starker Säure- und Alkali mengen als sehr widerstandsfähig, und nur eine relativ geringe Abschwächung konnte durch die Ein- wirkung der Salzsäure festgestellt werden. Wir haben des- halb noch Versuche darüber angestellt, ob die Empfindlichkeit des Giftes gegenüber Temperaturen bei Säureanwesenheit zunimmt resp. ob man durch Neutralisation der Säure, die durch Streptokokken produziert wurde, die Haltbarkeit des Giftes bei 37^ und bei Zimmertemperatur «rhöhen kann. Ein Protokoll möge unsere Versuchsanordnung veran- schaulichen. Tabelle 3. Lysin 5555, Fiitrat steril. Ursprüngliche Reaktion sauer, ein Teil wird mit n. NaOH bis zur schwach. Alkalischen Reaktion neutralisiert. Versuchsanordnung s. Protokoll No. I. I. Untersuchung sofort nach der Gewinnung. a) Nicht neutralisiert b) Neutrahsiert 1) k. 1) k. 2) k. 2) k. 3) k. 3) k. 4) k., Schleier 4) k., Schleier 5) s. St. 5) s. St. 6) m. 6) m. 7) w. 7) w. 8) 0 8) 0 II. Die Lysine a) und b) wurden in den Brutschrank (37**) gestellt und nach 2 und 6 Stunden untersucht. a) nach 2 Stunden 37 " b) nach 2 Stunden 37 ° aj u. b) nach b Stunden 37 " 1) k., Schi. 1) k. 1) 1 2) s. St. 2) k., Schi. 2) 3) m. 3) s. 8t. 3) 4) w. 4) w. 4) ■0 5) Spch. 5) Sp. 5) 6) 0 6) 0 6) 7) 0 7) 0 7)J Das Resultat solcher Versuche war folgendes: Nach 2-stündigem Verweilen bei 37 '^ konnte man manchmal eine etwas stärkere Abschwächung beobachten im nicht neutralisierten Fiitrat als in dem mit Natronlauge neutralisierten. Doch nach 6-stündigem Bebrüten war das Gift, sowohl im neutralisierten, wie nicht neutrali- sierten Filtrate vollständig verschwunden. Durch Züchtungen unter anaeroben Verhältnissen überzeugten wir uns davon, daß der Sauerstoff der Luft an der Labilität des Streptolysins keinen Anteil hat. Es sei noch erwähnt, daß wir auch an ein gasförmiges Produkt der Strepto- kokken mit hämolytischen Fähigkeiten dachten und deshalb durch Evakuieren im Exsikkator die Giftlösung auf die etwaige Verminderung ihrer Blutkörperlösungseigenschaft untersuchten. Doch durch diese Ver- suche konnte keine Verminderung des Hämolysingehaltes nachgewiesen werden. Entsprechende Versuchsprotokolle wiederzugeben erübrigt sich. Besredka hat aus dem Grunde, daß in seinen Kulturen das Gift früher verschwand als in den Filtraten, die unter gleichen Bedingungen 390 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. gehalten wurden, angenommen, daß die Unwirksamkeit der Filtrate älterer Kulturen darin ihren Grund haben könnte, daß durch die Tätigkeit der wachsenden Bakterien Hemmungskörper entstehen, welche die Giftwirkung aufheben. Die Versuche, welche wir zur Klärung dieser Frage ange- stellt haben, führten zu folgenden Resultaten : In Zentrifugalen mehrere Tage alter Kulturen konnte ein Hemmungs- körper nachgewiesen werden. Die nähere Untersuchung betr. der Thermo- resistenz ergab, daß durch Erhitzung auf 60^ eine geringe Abschwächung, bei 80^ eine stärkere, aber selbst 5 Minuten langes Erhitzen auf 100^ reichte nicht aus, um den Hemmungskörper zu zerstören. Wie weiter unten gezeigt werden wird, besitzt das Normal-Antilysin des Kaninchenserums dieselbe Thermoresistenz. Wir müssen daher annehmen, daß mit größter Wahrscheinlichkeit in unseren alten Kulturen den Hera- mungsstoff nicht ein Stoflfwechselprodukt der Bakterien, sondern das Kanin- chenserum selbst darstellt, und daß seine antilytische Wirkung in frischen Kulturen durch die Stärke des vorhandenen Lysins übertroffen wird. Wir konnten also keine die Empfindlichkeit des Hämotoxins verursachenden sekundären Faktoren auffinden, und müssen daher die große Labilität des Streptolysins als eine primäre Eigenschaft dieses Giftes auffassen. Wir wollen nun die Empfindlichkeit der einzelnen Blutarten dem Streptolysin gegenüber besprechen. Es wurden von uns Blutkörperchen von Mensch, Kaninchen, Hammel, Meerschweinchen, Rind und Maus untersucht. Es zeigte sich eine verschiedene Empfindlichkeit der Tierspecies. Am empfindlichsten erwiesen sich die Blutkörperchen vom Kaninchen, Mensch und Maus, also von Organismen, die der Infektion mit Streptokokken zugänglich sind, am widerstandsfähigsten zeigte sich das Meerschweinchen- und Hammelblut. Auch individuelle Unterschiede der Blutkörperchenarten wurden beobachtet. Wir benutzten stets 5-proz. Aufschwemmungen von 2mal mit Kochsalzlösung gewaschenen Blut- körperchen und setzten stets V2 ccm zu den einzelnen Verdünnungen zu. Wie auf der Blutplatte, so ist auch im Reagensglase die Menge der zugesetzten roten Blutkörperchen von aus- schlaggebender Bedeutung, denn durch einen größeren Blutkörperchen- zusatz wird die Wirksamkeit des Giftes stark herabgesetzt oder sogar vollständig vereitelt. Aus unseren Versuchen über die verschiedene Empfindlichkeit der Erythrocyten verschiedener Tierarten möge folgender Versuch dienen. Tabel le 4. Lysin 3337, Filtrat, steril. Eingestellt gegen 5 Proz. Menschenblut 1 5 „ Meerschweinchenblut > 2mal gewaschen 5 ,, Kaninchenblut j Versuchsanordnung s. Protokoll No. I. Kaninchen blut Menschenblut Meerschweinchenblut k. k. k. k. k., Schi. k! m. st. Kuppe Kuppe „ Zone In diesem Versuche zeigten die Meerschweinchenervthrocyten eine größere Empfind- lichkeit als die Menschenblutkörperchen. In anderen Experimenten konnte man das Umgekehrte sehen. 1) k. 2) k. 3) k. 4) k. 5) f. k. 6) m. 7) w. 8) e 9) e Braun, Ueber das Streptolysin. 391 Wie verhalten sich uun die Normalsera gegenüber dem Hämotoxin? Besredka hat im Menschen-, Kaninchen-, Hammelserum kein Antilysin gefunden. Nur im Pferdeserum konnte er es nachweisen. In den Seris von Kaninchen fanden wir ziemlich reichliche Mengen von Antikörpern. Tabelle 5. Titration der Sera von norm. Kaninchen No. 380, 384 bei gleichzeitigem Lyein- und Blutzusatz. Lysin 5555, Filtrat, steril. Imal lösende Dosis 0,25. Kan. No. 380 Kan. No. 384 1 1 u,5 Lyoin t- 0,5 Ser. + 0,5 NaCl-Lösung + 0,5 Blut 1) e 1) 6 2) 0,5 „ + 0,25 „ -f- 0,75 „ + 0,5 „ 2) e 2) e 3) 0,5 „ + 0,1 „ + 0,9 „ -I- 0,5 „ 3) 0 3) e 4) 0,5 „ + 0,5 Vjo „ + 0,5 „ + 0,5 „ 4) Spch. 4) Sp. 5) 0,5 „ -I- 0,25 „ + 0,75 „ + 0,5 „ 5) w. 5j w. 6) 0,5 „ + 0,1 „ + 0,9 „ + 0,5 „ 6) m. 6) m. 7) 0,5 „ + — „ + 0,0 „ + 0,5 „ 7) k., Scheier 8) — „ + — „ -f0,5 „ +0,5 „ 8) e Was die Natur dieses Hemmungskörpers anbetrifft, so wurden folgende Versuche angestellt: Zunächst sollte, da sich der Hemmungsstoif als ziem- lich thermoresistent erwies, die Frage beantwortet werden, ob es sich um alkohollösliche Stoffe handelt: Getrocknetes Kaninchenserum wurde mit Alkohol extrahiert, der Alkohol abgedampft, die Lipoide in Koch- salzlösung emulsioniert und auf Hemmungswirkung untersucht. Es zeigte sich, daß während des Versuches eine Zeitlang eine deutliche Hemmungs- wirkung wahrzunehmen war, die aber dann vollständig verschwand. Die entsprechenden Kontrollen zeigten, daß dem alkoholischen Extrakt selbst eine ziemlich starke blutlösende Eigenschaft zukommt und wohl auf die Seifen des Normalserums zurückgeführt werden muß. Die Experimente, die über die etwaige Wirkung von reinem Lecithin und Cholestearin auf das Streptolysin zeigen sollten, führten zu negativen Resultaten. Es ließ sich nicht exakt beweisen, daß der Hemmungskörper des normalen Kaninchenserums ein lipoider Stoff wäre. Bei der Untersuchung dieses Hemmungskörpers betreffs seiner Widerstandsfähigkeit Temperaturen gegenüber konnte dasselbe festgestellt werden, was wir über den Hemmungskörper alter Kulturfiltrate bereits gesagt haben. Selbst 5 Min. langes Kochen zerstörte den Stoff nicht vollständig, wenn seine Wirkung auch erheblich abgeschwächt wurde. Der normale Antilysingehalt des Kaninchenserums ließ sich in Uebereinstimmung mit Besredka durch intravenöse Injektionen nicht steigern. Im Serum anderer Species (Meerschweinchen, Mensch, Pferd) wurde gleichfalls ein normaler Antikörper gefunden. Uns interessieren ins- besondere die Versuche, welche Immunsera betreffen. Wie vergleichende, wiederholt ausgeführte Versuche uns zeigten, enthalten käufliche Immun- sera (vom Pferd) im allgemeinen keinen über den Normalwert hinaus- gehenden Gehalt an Antilysin. Einzelne Serumproben (Deutsch- mann, Menzer) zeigten sogar einen gegen die Norm geringen Gehalt an Antikörpern. Es läßt sich natürlich nicht entscheiden, ob es sich hierbei um Zufälligkeit oder um die Folge der Immunisierung handelt. Das gleiche gilt von dem gegenteiligen Ergebnis einer geringen Steige- rung des Antilysins, das wir mit einem Höchster Serum erhielten, welches ja durch Injektion von Pferden mit Blutkulturen hämolytischer Strepto- kokken gewonnen wird. Wir waren bis jetzt nicht in der Lage zu prüfen, ob sich diese Methode für Titrierung der Streptokokkenantisera eignet. 392 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Tabelle 6. Titration von Immunseris. Lysin von Stamm 5555. Filtrat steril. 2mal 1. D. = 0,25. 1) Antistreptokokkenserum Höchst 2) „ Merck 3) „ Aronsohu 4) Normales Pferdeserum H 1) 0,25 Lysin + 0,1 Ser. + l,15 Kslg. +0,5 Blut öchst Merck 0 m. Aron- Normales söhn Pferdeser. St. große Kuppe, Agglut. , Schleier f. k. k. k., Schleier k. k. 0 e 2)0,25 „ +0,5Vio., +0,75 „ +0,5 „ 3)0,25 „ +0,25 „ +1,0 ,. +0,5 „ 4)0,25 „ +0,1 „ +1,15 „ +0,5 „ 5)0,25 „ + - „ +1,25 „ +0,5 „ 6) — „ + 0,5 „ +1,0 „ +0,5 „ 7) — „ + — ,. +1,5 „ +0,5 ,. 0 St. k. w. f. k. m. k., Schleier k. e e. Agglut. Einige Versuche sollten uns darüber informieren, ob das Hämotoxin ein Leibesbestandteil der Streptokokken ist. Oppenheimer hatte feststellen können, daß das Waschwasser frischer Staphylokokkenagarkulturen reichliche Mengen von Staphylolysin enthält, das die Eigenschaften des bekannten Staphylolysins der Bouillon- kulturfiltrate besitzt (Inaktivierbarkeit, Neutralisierbarkeit mittels spezi- fischen Antitoxins). Wir versuchten daher diese einfache und rasche Methodik zur Darstellung des Streptolysins anzuwenden. Ascitesagar- K olle -Schalen wurden mit den Stämmen, die sich im Filtrate und auf der Kaninchenblutplatte als gut hämolytisch erwiesen haben, beimpft und nach 24-stündigem Wachstum mit 10 ccra Kochsalzlösung abgeschwemmt. Das Waschwasser wurde dann in gewöhnlicher Weise gegen Kauinchen- blutkörperchen eingestellt. Wir konnten nur Spuren eines Hämolysins nachweisen. Die abzentrifugierten und in Kochsalzlösung aufgeschwemmten Bakterien wurden dann 8 Stunden im Schüttelapparat geschüttelt und der Extrakt nach der Zentrifugation der Bakterien nochmals geprüft. Auch dieser erwies sich unwirksam. Es gelingt also auf diese Art und Weise nicht, wirksame Gifte zu gewinnen, und man muß daher eine Präformie- rung des Giftes in Bakterienleibern, wie dies z. B. von Schlesinger angenommen wird, ablehnen. Die Wirkung des Hämotoxins im Tierkörper. Besredka hat das Streptolysin seines Stammes an Kaninchen und Schafen auf seine Giftigkeit geprüft und konnte keine feststellien. Kern er fand die hämolytischen Filtrate in Menge von 0,5 ccm für kleine Versuchs- tiere nicht schädlich. Wir haben zahlreiche Versuche über die Giftwirkung der Lysine verschiedenartiger Streptokokken angestellt. Intravenöse Injektionen von 1,0 ccm wurden von Mäusen gut vertragen, 5 ccm Meerschweinchen intraperitoneal eingespritzt machten keine Erscheinungen. Bei Kaninchen erzielten wir schwankende Resultate. Es gibt Filtrate von 10-stündigen Kulturen einzelner Strepto- kokkenstämme, die nach intravenöser Injektion von 5 ccm zweifellos Gift Wirkungen ausüben. Wir haben bei unseren Versuchstieren ähnliche Erscheinungen beobachtet, wie sie von den Streptokokkengiften von Marmorek, v. Lingelsheim, Simon u. a. beschrieben wurden. Tiere von 1000 — 1200 g dienten uns als Versuchs- objekte. Einige Stunden nach der intravenösen Gifteinspritzung trat in Braun, Ueber das Streptolysin. 393 solchen Fällen Diarrhöe ein. Eine Reihe solcher Tiere starb bereits nach 24 Stunden. Bei der Sektion konnte außer aufgeblähtem Darm nichts Wesentliches festgestellt werden. Das Herzblut war geronnen und das Serum war nicht hämoglobinhaltig. Aus dem Herzblute wurden Streptokokken nicht gezüchtet. Andere Tiere zeigten eine von Tag zu Tag zunehmende Abmagerung und gingen innerhalb von 7—10 Tagen ein. Andere erholten sich vollständig. Irgendwelche Konstanz in der Wirkung der Streptokokkenfiltrate konnten wir nicht nachweisen. Unsere Erfahrungen lehrten uns außer- dem, daß. wie schon Simon vermutete, die Gift Wirkung dem Hämolysingehalt nicht parallel geht, da sehr starkeblut- lösende Gifte vom Kaninchenorganismus gut vertragen werden. Zusammenfassung. 1) Auf der Blutplatte hämolysierende Streptokokken produzieren in einer geeigneten Nährbouillon ein filtrables Hämotoxin, das nach 8 bis 10-stündigem Wachstum am reichlichsten vorhanden ist. Es ist sehr labil und wird durch eine V2-stündige Erwärmung auf 60 0 zerstört. Selbst bei Temperatur von 37° geht es innerhalb von 6 Stunden zugrunde. Starken Säuren- und Alkalimengen gegenüber er- weist es sich aber als sehr widerstandsfähig. 2) Das Hämolysin ist kein Leibesbestandteil der Streptokokken und ist als ein echtes Sekretionsprodukt aufzufassen. 3) Die Hämotoxine der verschiedenen Streptokokken (Sepsis, Schar- lach, Angina, Eiter) sind identisch. 4) Fil träte lO-stündiger Kulturen einzelner Streptokokkenstämme sind für das Kaninchen giftig, nicht aber für Mäuse und Meerschweinchen. Dieses Gift ist mit dem Hämotoxin nicht identisch. 5) Die Blutkörperchen der verschiedenen Tierarten zeigen dem Streptolysin gegenüber eine verschiedene Empfindlichkeit. Am empfind- lichsten sind die Erythrocyten derjenigen Organismen, die auch der Streptokokkeninfektion am zugänglichsten sind (Kaninchen, Maus, Mensch). 6) Normales Kaninchen-, Meerschweinchen-, Pferde- und Menschen- serum enthalten Antilysine. Beim Kaninchen ließ sich eine Steigerung des Normalantilysingehaltes durch Injektionen vom Streptolysin nicht herbeiführen ^). Frankfurt a. M., 13. Dez. 1911. Literatur. 1) Aronson, Berlin, klin. Wochenschr. Bd. 39, 1902, 2) Besredka, Annal, Instit. Pasteur, T, 15. 1901, 3) Kerner, Centralbl. f. Bakt, Abt. I, Orig. Bd, 38. 1905. 4) Landsteiner, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 42. 1909. 5) V. Lingelsheim, Kolle- Wassermann, Handb. d. path, Mikroorgan. Bd. 3. 1) Während der Drucklegung dieser Publikation erschien eine Mitteilung von Fr. Jupille (Ann. de l'Inst. Pasteur. 1911. No. 12) über das Streptolysin. Er hat mit der etwas modifizierten Methode von Besredka 33 Stämme untersucht und ein filtrables Lysin gefunden. Eine genaue Untersuchung desselben ist nicht durchgeführt worden. 394 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originale. Bd. 62. Heft 5. 6) Lubenau, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 40. 1905. 7) Müller, P. Th., Arch. f. Hyg. Bd. 56. 1906. 8) Neisser, M. u. Wechsberg, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 36. 9) Oppenheimer, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 59. 1911. 10) Pfibram, Kolle- Wassermann , Handb. d. path. Mikroorgan. Ergänzungsbd. 1. 1910. 11) Sachs, E., Zeitschr. f. Hyg. Bd. 63. 1909. 12) Schlesinger, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 44. 1903. 13) Schottmüller, München, med. Wochenschr. 1903. Heft 20/21. 14) Simon, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 35. 1904. Nachdruck verboten. Beiträge zum sofortigen Nachweis von Oxydations- und ßeduktionswirkungen der Bakterien auf Grund der neuen Methode von W. H. Schnitze. (Centralbl. für Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 59. 1910. p. 543.) [Aus dem Pathologisch - Bakteriologischen Institut des HerzQglichen Krankenhauses zu Braunschweig (Leiter: Prosektor Dr. med. W. H. Schultze).] Von Dr. med. vet. Greorg Eramer, Direktor der Braunschweigischen Allgemeinen Viehvereicherungsgesellscliaft a. G. Inhaltsübersiclit. A. Einleitung. B. Bearbeitung der Aufgabe. I. Oxydationswirkungen : 1) Prüfung aller zur Verfügung stehenden Spaltpilze, Algen pilze, Fadenpilze und Protozoen auf Oxydationswirkungen und Morphologie derselben nach vitaler Färbung, soweit sie Oxj^dationswirkungen gezeigt haben. 2) Untersuchungen über die Beeinflussung der vorgenannten Organismen durch die infolge der Oxydationswirkungen eintretende Blaufärbung: a) Versuche über Weiterzüchtbarkeit der blaugefärbten Organismen durch üebertragung auf frische Nährböden. b) Beobachtungen im hängenden Tropfen über die weitere Beweglichkeit der Organismen nach vitaler Färbung. c) Impfversuche über das Verhältnis der Virulenz vitalgefärbter zu der un- gefärbter Organismen an Versuchstieren. 3) Versuche über Vorbehandlung der Organismen zwecks eventueller Schädigung des reagierenden Stoffes: a) durch Einwirkung von Chemikalien und hohen Temperaturen, b) durch Züchtung auf verschiedenen Nährböden. 4) Prüfung der infolge einer Vorbehandlung die Blaufärbung nicht mehr gebenden Organismen : a) auf weitere Wachstumsfähigkeit. b) auf pathogene Eigenschaften durch Verimpfung an Versuchstiere. II. Reduktionswirkungen : Prüfung aller unter B. I. 1) aufgeführten Organismen auf Reduktionswirkungen und Morphologie derselben, soweit sie die Reduktion erkennen lassen. C. Gegenwärtige Kenntnis von Oxydations- und Reduktionswirkungen und ihre Er- klärung. D. Kurze Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse. E. Literaturverzeichnis über Oxydationswirkungen (ausführlich) und Reduktionswir- kungen (die wichtigsten Angaben). Einleitung. In seiner Arbeit (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 59. 1910. p. 542): „lieber eine neue Methode zum Nachweis von Oxydations- und Reduktionswirkungen der Bakterien'' weist W. H. Schultze darauf hin, Kram er, Oxydations- und Reduktionswirkungen der Bakterien etc. 395 daß über seine als vorläufige Mitteilungen zu betrachtenden Ergebnisse eingehendere Untersuchungen aus seinem Institut erfolgen würden. Diese genauere Bearbeitung ist liebenswürdigerweise mir übertragen worden, und ich habe mich bemüht, in den nachstehend beschriebenen Untersuchungen die gestellte Aufgabe erschöpfend zu bearbeiten. Die Methode möchte ich nach ihrem Entdecker benennen, nachdem ich durch eingehendes Studium der einschlägigen Literatur als sicher festgestellt zu haben glaube, daß die Methode bislang speziell in der von W. H. Schnitze angegebenen Form noch nicht bekannt war. Die von mir zu den Versuchen benutzten Kulturen stammen teils aus dem hiesigen Pathologisch- Bakteriologischen Institut des Herzoglichen Krankenhauses, teils aus der Kultursammlung der hiesigen Herzoglichen Technischen Hochschule, teils habe ich sie aus dem Hygienischen Institut der König- lichen Tierärztlichen Hochschule in Hannover durch liebenswürdige Bereitwilligkeit des Herrn Geheimrats Prof. Dr. Dam mann erhalten. Bearbeitung der Aufgabe. Bevor ich mit der Darlegung der einzelnen Versuche und ihrer Ergebnisse beginne, sei es mir gestattet, vorher kurz die zur Unter- suchung erforderlichen Lösungen und ihr Herstellungsverfahren, sowie die Anfertigung der Reaktionsnährböden zu schildern. Als Reaktions- flüssigkeiten benutzte ich die gleichen Schultz eschen Lösungen, die mir liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellt waren, und zwar : 1) Dimethylparaphenylendiaminchlorhydrat (von E. Merck bezogen) in 2-proz. wässeriger Lösung, da ich mit dieser stärkeren bessere Re- sultate erhielt als mit der von Schultze empfohlenen 1-proz. Lösung. 2) a-Naphthol in 1-proz. alkalischer Lösung, indem 1 g a-Naphthol mit 100 ccm Wasser zum Kochen gebracht werden. Beim Kochen schmilzt das a-Naphthol unter tropfenweisem Zusatz von konzentrierter NaOH und geht teils in Lösung über, teils fällt es beim Erkalten wieder aus. Die über dem Ausgefallenen stehende Flüssigkeit ist verwendbar nach weiterem langsamen tropfenweisen Zusatz von NaOH, bis sie ein klares, fast ungetrübtes, leicht bräunliches Aussehen zeigt. Von beiden Lösungen wurde eine Mischung zur Herstellung des Schultz eschen „Oxydaseagars" hergestellt, indem zu 2 Teilen Dime- thylparaphenylendiaminchlorhydratlösung 1 Teil alkalische a-Naphthol- lösung hinzugesetzt wurde. Zu beachten ist hier, daß die Dimethyl- paraphenylendiaminlösung stets der a-Naphthollösung zuzusetzen ist, aber nie umgekehrt, da sonst die Klarheit des Filtrates leidet. Der hierbei entstehende Niederschlag wurde durch sorgfältiges Filtrieren entfernt und 1 Teil klares Filtrat mit 3 Teilen flüssig gemachtem Nähragar (Ragit- agar von E. Merck) gemischt und zum Erkalten in Petri-Schalen ausgegossen. Dieser Nährboden, der eine gering blaßgraublaue P^arbe besitzt, ist zur Untersuchung von Oxydationswirkungen geeignet, wird aber zweckmäßig vor jedem Versuch erst durch Auftragen eines Oxydations- mittels auf seine Brauchbarkeit geprüft, wobei an der Auftragsstelle sofort eine intensive Blaufärbung eintritt. Bei meinen Versuchen habe ich diese Probe stets mit Ferricyankalium vorgenommen. Beim Stehen an der Luft verfärbt sich im Verlauf von einigen Stunden der Nähr- boden tief dunkelblau, weshalb er immer frisch zu bereiten ist. Wird nun auf diesen frisch hergestellten Nährboden eine möglichst üppig ge- wachsene Bakterienkultur, die Oxydationsw^irkungen zeigt, mit einer Platinöse aufgetragen, so beginnt die Kultur in ganz kurzer Zeit sich 396 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. energisch dunkelblau zu färben, indem der Farbstoff durch Sauerstoff- übertragung infolge oxydativer Synthese aus den beiden Substanzen ge- bildet wird. Die Wirkung der Bakterien ist also der Einwirkung eines Oxydationsmittels gleich. Diese Farbwirkung ist aber streng auf die Bakterienkultur beschränkt und dringt nicht in den Nährboden ein. In folgenden sind nun die Untersuchungsergebnisse bei der Prüfung der einzelnen Organismen eingehend beschrieben, lieber die Nomen- klatur der untersuchten Organismen möchte ich noch bemerken, daß die Benennung derselben nach der von Lehmann und Neumann ge- gebenen Einteilung erfolgt ist, um bei der heutigen vielfach verschiedenen Benennungsweise eine Verwechslung möglichst zu vermeiden. Nach der Prüfung auf dem Oxydationsnährboden wurde sodann von dem auf- getragenen blaugefärbten oder unverändert gebliebenen Material eine Aufschwemmung in physiologischer Kochsalzlösung hergestellt und mit dieser ein Deckglaspräparat (hängender Tropfen) angefertigt. Mit dem gleichen aufgeschwemmten Material wurde ebenfalls ein Deckglasausstrich mit nachfolgender Färbung mit gewöhnlichen Farbstoffen, meistens Safranin, hergestellt. Die zur Prüfung gelangten Kulturen waren am Tage zuvor als Agarstrichkulturen von älteren Reinkulturen angelegt und wurden 24 Stunden bei 37 '^ C im Brutschrank gezüchtet. Diese Kulturen wurden dann nach dem Versuch bis zum folgenden Tage aufbewahrt, um nochmals zur Nachprüfung des ersten Ergebnisses be- nutzt zu werden. Bei der Hauptprüfung hatte also die Kultur ein Alter von 24 Stunden und bei der Nachprüfung ein solches von 48 Stunden. Wo diese Anordnung einige Male wegen schwerer Züchtbarkeit der Or- ganismen nicht innegehalten werden konnte, sind die näheren Angaben bei den betreffenden Versuchen besonders vermerkt worden. Ich möchte hier gleich allgemein bemerken, daß abweichende Ergebnisse bei der Nachprüfung von Ergebnissen der Hauptprüfung bei keinem Bakterien- stamme beobachtet wurden. Zunächst sind die mir zur Verfügung stehenden Spaltpilze einer Prüfung unterzogen, und zwar in folgender Reihenfolge: Schizomyceten (Spaltpilze). I. Coccaceen (Kugelbakterien) : 1) Streptokokken. 2) Sarcinen. 3; Mikrokokken. iL Bacteriaceen ( Stäbchen bakterien): 1) Bakterien (ohne endogene Sporen). 2) Bacilleu (mit endogenen Sporen) : a) aerobe, b) anaerobe. III. Spirillaceea (Schraubenbakterien;: 1) Vibrionen. 2) Spirillen. IV. Actinomyceten : 1) Corynebakterien. 2) Mykobakterien. 3) Eigentliche Actinomyceten. Sodann sind in einigen Exemplaren untersucht worden die : Phycomyceten (Algen- pilze) und Eumyceten (Fadenpilze). Als Anhang sind endlich auch einige Versuche mit Protozoen angestellt worden, und zwar: Protozoen (Urtiere). 1) Rhizopoden (Sarcodina). 2) Flagellaten (Mastigophora). 3) Sporozoen. 4) Ciliaten. Kram er, Oxydations- und Reduktionawirkungen der Bakterien etc. 397 Spezielle Untersuchungen. Die Prüfung der Kokken fiel bei allen untersuchten Exemplaren übereinstimmend negativ aus. Es konnten selbst nach Verlauf einer Stunde keinerlei Oxydationswirkungen beobachtet werden. Auch nach Aufschwemmung in Kochsalzlösung zeigte das mikroskopische Bild im hängenden Tropfen die Kokken vollständig ungefärbt ohne irgendwelche körnige Elemente im Innern. I. Die Prüfung der Streptokokken erstreckt sich auf: 1) Streptococcus pyogenes, 4) Str. lanceolatus, 2) Str. equi, 5) Str. acidi lactici. 3) Str. agalactiae, II. Von den Sarcinen wurden geprüft: 1) Sarcina tetragena. 4) S. aurantiaca, 2) S. lutea, 5) S. rosea. 3) S. flava, III. Die Prüfung der Mikrokokken wurde vorgenommen an : 1) Micrococcus ascoformans, 4) M. pyogenes ß citreus, 2) M. pyogenes a aureus, 5) M. pyogenes y albus, 3) M. mastitidisgangraenosae ovijs, 6) M. roseus. Von den Bakteriaceen habe ich zunächst die Bakterien untersucht, und zwar, soweit ich sie mir beschaffen konnte, möglichst in der von Lehmann und Neumann angegebenen Gruppierung. 1. Bacterium influenzae. Die Blutagarstrichkultur zeigte ein nur geringes Wachstum. Die Kolonieen waren ziemlich klein und hatten ein helles Aussehen. Oxydationswirkungen fehlten. Im hängenden Tropfen wurden unbewegliche, winzige, farblose Kurzstäbchen beobachtet. Der mit verdünntem Karbolfuchsin längere Zeit gefärbte Deckglasausstrich enthielt die gleichen Bakterienformen. Von den Erregern der Septicaemia haemorrhagica standen mir 3 Vertreter zur Verfügung nämüch: Bacterium suicidum, der Erreger der Schweineseuche, B. multocidum, für verschiedene Tiere pathogen, B. avicidum, der Erreger der Vögelseptikämie. 2. Bacterium suicidum. Nach Auftragung der Prüfungskultur von Glyzerinagar zeigte sich nach kurzer Zeit eine Blaufärbung des aufgetragenen Materials. Nach Aufschwemmung eines Teiles der gebläuten Masse in Kochsalzlösung und Anfertigung eines hängenden Tropfens konnte man beobachten, daß die Blaufärbung von feinsten kleinen blauen Körnern herrührte, die in ziemlich großer Zahl in den kleinen Stäbchen lagen. Der von der gleichen Aufschwemmung hergestellte und mit Safranin gefärbte Deckglasausstrich zeigte die Körner nicht mehr; sie waren infolge der Farbstoff ein Wirkung verschwunden. Nur die Pole waren stark gefärbt, so daß eine wenig oder gar nicht gefärbte Gürtelzone gebildet wurde, wodurch an Diplokokken erinnernde Gebilde zustande kamen. 3. Bacterium multocidum. Das Prüfungsergebnis zeigte trotz verschiedener Versuche keine deutlichen Oxy- dationswirkungen. Es dauerte ziemlich lange, bis eine bläuliche Verfärbung einzutreten pflegte. In dem aufgeschwemmten Materiale waren nach Herrichtung des hängenden Tropfens in einzelnen Bakterien wohl vereinzelte Körnchen zu beobachten, die sich ganz fering blau gefärbt hatten. Ich möchte daher das Ergebnis als unbestimmt bezeichnen. )er vom gleichen Material mit Safranin gefärbte Ausstrich wies die gleichen Formen wie die Schweineseuchenerreger auf. 4. Bacterium avicidum. Hier trat ebenfalls nach Auftragung der Prüfungskultur von Glyzerinagar eine dunkelblaue Färbung ein. Die mikroskopischen BUder des hängenden Tropfens und des Safraninausstriches waren denen vom Bact. suicidum als gleich zu betrachten. 5. Bacterium pseudotuberculosis rodentium. Nach Kulturauftragung von dem Agarausstrich trat eine langsame Blaufärbung ein. Im hängenden Tropfen sah man kurze, etwas unförmige, teils scheinbar beweg- liche, meist jedoch unbewegliche einzelne Stäbchen und kurze Stäbchenketten, die kleine blaue Körnchen von verschiedener Größe enthielten. In dem mit alkalischem Methvlen- 398 Centxalbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. blau gefärbten Ausstrich waren keine Körnchen mehr sichtbar, sondern die Stäbchen hatten die Farbe gleichmäßig angenommen. 6. Bacterium pneumoniae. Die Agarstrichkultur zeigte keine Oxydationswirkungen. Im hängenden Tropfen wurden unbewegliche, kurze, farblose Stäbchen mit runden Enden beobachtet. Der Safraninausstrich enthielt gleiche Formen. 7. Bacterium typhi. Die Agarstrichkultur zeigte nach längerer Zeit geringe Oxydationswirkungen. Im hängenden Tropfen wurden die verschiedensten Formen von langen Fäden und kurzen Stäbchen mit lebhafter Bewegung gesehen, die spärlich blaue Körnchen in ihrem Innern besaßen. Der Safraninausstrich zeigte gleiche Formen ohne Körnchen. 8. Bacterium dysenteriae Shiga-Kruse (Typus I). Oxydationswirkungen der Agarstrichkultur fehlten. Im hängenden Tropfen waren meist abgerundete Kurzstäbchen mit starker Eigenbewegung und nur sehr wenige Fäden oder kürzere Stäbchenketten ohne jegliche Körnelung vorhanden. Im Safraninausstrich waren die gleichen Formen zu erkennen. 9. Bacterium dysenteriae Flexner (Typus II). Der Prüfungsbefund war derselbe wie beim Bacterium dysenteriae Shiga-Kruse. 10. Bacterium enteritidis Gärtner. Oxydationswirkungen wurden durch die Agarstrichkultur nicht hervorgerufen. Die Bilder des hängenden Tropfens und des Safraninausstriches waren denen des Bact. dysenteriae sehr ähnlich. 11. Bacterium cholerae suum (der vermeintliche Erreger der Schweinepest). Die Agarstrichkultur zeigte mäßige Oxydationswirkungen. Im hängenden Tropfen waren kurze Stäbchen mit Eigenbewegung und kleinen blauen Körnchen im Innern sicitbar. Der Safraninausstrich hatte gleiche Stäbchen ohne Körner. 12. Bacterium typhi murium. Auch hier wurde von der Agarstrichkultur eine Oxydationswirkung ausgeübt. Im hängenden Tropfen und im Safraninausstrich wurden gleiche Bilder wie beim Bact. chol. suum beobachtet. 13. Bacterium paratyphi A (Brion-Kayser). Oxydationswirkungen wurden durch die Agarstrichkultur nicht ausgelöst. Im hängenden Tropfen erschienen ungefärbte Kurzstäbchen. Der Safraninausstrich enthielt gleiche Formen. 14. Bacterium paratyphi B (Schottmüller). Die Prüfung ergab ein ganz gleiches Eesultat wie beim Bact. paratyphi A. 15. Bacterium coli. Hier rief die Agarstrichkultur Oxydationswirkungen durch Blaufärbung hervor. Der hängende Tropfen enthielt viele kurze, lebhaft bewegliche, abgerundete Stäbchen, die mit kleinsten blauen Körnchen reichlich angefüllt waren. Im Safraninausstrich waren dieselben Formen ohne die Körner sichtbar. 16. Bacterium vitulinura. Die unangenehm riechende Agarstrichkultur gab keine Oxydationswirkungen zu erkennen. Im hängenden Tropfen waren bewegliche, ungefärbte Kurzstäbchen zu be- obachten. Der Safraninausstrich wies gleiche Formen auf. 17. Bacterium aceti Hansen. Die Prüfungskultur von 10-proz. Traubenzuckeragar ergab eine deutliche Oxy- dationswirkung. Der hängende Tropfen zeigte unbewegliche, mit blauen Körnchen an- gefüllte Stäbchen. Der Safraninausstrich enthielt gleicne Formen ohne Körnchen. 18. Bacterium prodigiosum. Hier wurden von der Agarstrichkultur intensive Oxydationswirkungen hervor- §erufen. Im hängenden Tropfen erschienen ganz kurze, kokkenartige, bewegliche täbchen, die reichlich mit blauen Körnern gespickt waren. Im Safraninausstrich waren die Körner in den gleichen Bakterien formen nicht mehr sichtbar. 19. Bacterium violaceum. Oxydationswirkungen der Agarstrichkultur fehlten. Im hängenden Tropfen wurden meist schmale, abgerundete Stäbchen mit windender Bewegung ohne Körnerfärbung bemerkt. Das Bild des Safraninausstriches hatte em gleiches Aussehen. 20. Bacterium pyocyaneum. Die Agarstrichkultur wies eine sehr starke, in kurzer Zeit eintretende Oxydations- wirkung auf. Der hängende Tropfen enthielt zierliche, sclilanke Stäbchen und längere Fäden mit starker Eigen bewegung, die mit kleinen blauen Körnchen prall gefüllt waren. Im Safraninausstrich wurden sie unsichtbar durch den Farbstoff. Kram er, OxydationB- und Reduktionswirkungen der Bakterien etc. 399 21. Bacterium fluorescens liquefaciens. Die Oxydationswirkungen der Agarstrichkultur waren ebenso stark wie beim Bact. pyocyaneum. Im hängenden Tropfen waren nur bewegliche Stäbchen, aber keine Fäden zu beobachten. Die Körnelung war auch hier sehr stark. Der Safran inausstrich enthielt in gleichen Formen die Körnchen nicht mehr. 22. Bacterium fluorescens non liquefaciens. Oxydationswirkung der Agarstrichkultur war vorhanden. Das Bild des hängenden Tropfens' enthielt neben sehr langen Fäden schlanke, lebhaft bewegliche Stäbchen mit zahlreichen blauen Körnchen im Innern. Der Safraninausstrich zeigte die gleichen Formen ohne Körner. 23. Bacterium syncyaneum. Die Agarstrichkultur rief intensive Oxydation s Wirkungen hervor. Im hängenden Tropfen waren kleine bewegliche Stäbchen mit vielen blauen Kömchen. Im Safranin- ausstrich wurden gleiche Formen ohne Kömer beobachtet. 24. Bacterium vulgare (Proteus vulgaris). Oxydationswirkungen der Agarstrichkultur wurden nicht bemerkt. Im hängenden Tropfen zeigten sich lange, oft gebogene Fäden und schmale, schlanke Stäbchen mit Eigenbewegung ohne Körnchen. Ein gleiches Bild ergab der Safraninausstrich. 25. Bacterium murisepticum. Die wenig ergiebige Agarstrichkultur löste geringe Oxydationswirkungen aus. Der hängende Tropfen enthielt kleine, schlanke, gebogene und gerade Stäbchen ohne Eigen- bewegung, die im Innern zahlreiche blaue Körnchen aufwiesen. Der Safraninausstrich hatte gleiche Formen ohne Körner. 26. Bacterium erysipelatos suum (B. rhusi opath iae Kitt). Das Ergebnis war ganz gleich dem des Bact. murisepticum, so daß dieses Bak- terium als die für das Schwein pathogene Form des vorstehenden betrachtet werden kann. Aus der Gruppe der Bacillen wurden weiter an erster Stelle die aerob wachsenden in der nachstehenden Reihenfolge untersucht: 1. Bacillus anthracis. Die grauweißliche Agarstrichkultur rief starke Oxydationswirkungen hervor. Der hängende Tropfen enthielt kurze, bewegungslose, große Stäbchen, häufig zu längeren und kürzeren Ketten vereinigt. Im Innern waren sie mit blauen Körnchen verschiedener Größe angefüllt. Der Safraninausstrich nach 01t zeigte die gleichen Bacillenformen mit einer quittengelben Kapsel umgeben, die Körnelung war jedoch unsichtbar geworden. 2. Bacillus mycoides. Der üppige, wurzelartige Belag der Agarstrichkultur ergab gleichfalls starke Oxy- dation swirkungen. Das Bild des hängenden Tropfens enthielt zahlreiche große, wenig bewegliche Stäbchen, oft mit ovalen Sporen, teils sah man auch einige Fäden. Die Bacillen besaßen im Innern viele blaue Kömchen. Im Safraninausstrich waren gleiche, aber körnchenlose Formen zu erkennen. 3. Bacillus subtilis. Die Prüfung der Agarstrichkultur wies intensive Oxydationswirkungen auf. Im hängenden Tropfen erschienen abgerundete, dicke Stäbchen und oft längere Stäbchen- ketten, die teils wegen ungenauer Begrenzung der einzelnen Stäbchen Fäden glichen. Die Bacillen waren lebhaft beweglich und enthielten im Innern außer vereinzelten hell- glänzenden Sporen eine Menge blauer Körnchen verschiedener Größe. Das Bild des Safraninausstriches besaß gleiche Formen ohne Körner. 4. Bacillus megatherium. Die Agarstrichkultur löste eine starke Oxydationswirkung aus. Im hängenden Tropfen wurden große Stäbchen mit geringer Eigenbewegung, oft in langen Ketten zu- sammenliegend, beobachtet. Alle Formen hatten im Innern sehr zahlreiche, verschieden große, blaue Körnchen. Im Safraninausstrich waren die gleichen Formen sichtbar, aber ohne Körnelung. 5. Bacillus vulgatus (Bac. mesentericus vulgatus). Der Agarausstrich des Kartoffelbacillus zeigte gleichfalls starke Oxydationswir- kungen. Der hängende Tropfen ließ oft in Form langer Fäden angeordnete, schlanke, bewegliche Stäbchen mit zahlreichen blauen Körnchen neben vereinzelten ovalen bis rundlichen, glänzenden Sporen erkennen. Im Safraninausstrich wurden die gleichen Gebilde ohne blaue Körnchen festgestellt. 6. Bacillus mesentericus (Bac. mesent. fuscus). Auch hier ergab die Agarstrichkultur bei der Prüfung deutliche Oxydationswir- kungen. Die mikroskopische Besichtigung ließ im hängenden Tropfen abgerundete, schlanke, bewegliche Stäbchen mit vielen blauen Körnern und oft runden Sporen im Innern erkennen. Ein gleiches Bild zeigte ohne Körnchen der Safraninausstrich. 400 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Sodann folgte die Untersuchung von folgenden anaeroben Bacillen : 1. Bacillus tetan i. Oxydationswirkungen wurden von der 8-tägigen anaeroben Agarstrichkultur nicht hervorgerufen. Im hängenden Tropfen waren wenig bewegliche, farblose Stäbchen und Stäbchenketten, oft mit endständigen Sporea in einzelnen kurzen Stäbchen vorhanden. Der Safraninausstrich wies ein gleiches Bild auf. 2. Bacillus botulinus. Die anaerobe 8-tägige Strichkultur von alkalischem Traubenzuckeragar wies keine Oxydationswirkungen auf. Der hängende Tropfen zeigte mäßig bewegliche, dicke, farb- lose Stäbchen mit ovalen, oft endständigen Sporen. Das Bild des Safraninausstriches hatte gleiche Formen. 3. Bacillus oedematis maligni. Die 8-tägige anaerobe Prüfungskultur von alkalischem Traubenzuckeragar zeigte keine Oxydationswirkungen. Im hängenden Tropfen wurden dicke, farblose Stäbchen, die oft zu längeren Fäden ausgewachsen waren und ziemlich starke Eigenbeweguog aufwiesen, beobachtet. Der Safraninausstrich ergab gleiche Bilder. 4. Bacillus Chauvoei (Bac. sarcophysematos bovis Kitt). Nach 8-tägigem Wachstum ließ die anaerobe Strichkultur von alkalischem Trauben- zuckeragar keine Oxydationswirkungen erkennen. Der hängende Tropfen zeigte beweg- liche, farblose Stäbchen mit häufigen mittelständigen, vereinzelt auch endständigen Sporen. Im Safraninausstrich waren gleiche Formen zu bemerken. 5. Bacillus der Bradsot (Bac. gastromycosis ovis Kitt). Die anaerobe 8-tägige Strichkultur von alkalischem Traubenzuckeragar zeigte keine Oxydationswirkungen. Im hängenden Tropfen waren an Rauschbrand erinnernde Formen sichtbar. Es waren farblose Stäbchen von verschiedener Länge und auch vereinzelte längere Fäden zu bemerken. Große, glänzende Sporen wurden meist mittelständig und nur ganz vereinzelt endständig gesehen. Das Bild des Safraninausstriches wies die gleichen Formen auf. Als Vertreter der Spirillaceen wurden weiter die Vibrionen in folgenden Exem- plaren geprüft: 1. Vibrio cholerae (Spirillum cholerae Koch). Die 24-stündige Agarstrichkultur löste intensive Oxydationserscheinungen aus. Das Bild des hängenden Tropfens enthielt stark und weniger gekrümmte Stäbchen, deren Enden in verschiedenen Ebenen lagen. Die Bewegung erfolgte schraubenartig und sehr lebhaft. Die einzelnen Vibrionen enthielten sehr zahlreiche blaue Körnchen. Der mit stark verdünnter Karbolfuchsinlösung gefärbte Ausstrich zeigte ein gleiches Bild ohne Körner. 2. Vibrio Met schnikovii. Die Kulturprüfung des Erregers der Vibrionenseptikämie der Hühner hatte ein gleiches Ergebnis wie beim Vibrio cholerae. Oxydationswirkungen der 24-stündigen Agarstrichkultur waren deutlich wahrzunehmen. Die einzelnen Vibrionen in den Bildern des hängenden Tropfens und des Karbolfuchsinausstriches schienen oft stärker gekrümmt zu sein als beim Vibrio cholerae. 3. Vibrio Proteus (Spirillum Finkler et Prior). Die 24-8tündige Agarstrichkultur ergab keine Oxydationswirkungen. Im hängenden Tropfen waren gleiche, meist etwas größere Formen als beim Vibrio cholerae vor- handen. Auch der Karbolfuchsinausstrich glich dem des Vibrio cholerae. Die Untersuchung der Spirillen geschah an 2 Vertretern: 1. Spirillum rubrum. Die 6-tägige anaerobe Agarstrichkultur wies keine Oxydationswirkungen auf. Das Bild des hängenden Tropfens enthielt korkzieherförmige, spiralig gewundene, farblose Fäden mit geringer Eigenbewegung. Im Safraninausstrich waren gleiche Gebilde zu beobachten. 2. Spirillum undula. Die 24-stündige dünne Agarstrichkultur rief deutliche Oxydationswirkungen hervor. Bei der mikroskopischen Besicntigung im hängenden Tropfen wurden bewegliche, ziem- lich starke, spiralig gewundene Formen gesehen, die im Innern zahlreiche blaue Körnchen enthielten. Im Safraninausstrich war em gleiches Bild ohne Körner zu bemerken. Als Anhang habe ich hier eine Prüfung von 3 aeroben Mikroben, die unter an- aeroben Verhältnissen gezüchtet wurden, und einem anaeroben unter aeroben Beding- ungen gewachsenen Mikroorganismus angefügt: 1. Bacterium pneumoniae. Bei anaerober Züchtung gab die 48-stündige Agarstrichkultur keine Oxydations- wirkungen. Der übrige Befund war der gleiche wie beim aeroben Wachstum. Kramer, Oxydations- und Reduktions Wirkungen der Bakterien etc. 401 2. Bacterium vulgare. Nach 48-8tündigem anaeroben Wachstum rief die Agarstrichkultur keine Oxy- dationswirkungen hervor. Die übrigen Ergebnisse stimmten mit denen des aeroben Wachstums überein. 3. Bacillus anthracis. Die anaerobe 48-stündige Agarstrichkultur gab keine Oxydationswirkungen mehr zu erkennen. Die Bilder im hängenden Tropfen und im Safraninausstrich waren denen bei aerobem Wachstum gleich, jedoch ohne die blaue Körnelung. 4. Spirillum rubrum. Bei aerobem Wachstum ergab die Agarstrichkultur keine deutliche Oxydations- wirkung. Bei gleichem Aussehen der Formen des hängenden Tropfens wie beim an- aeroben Wachstum waren vereinzelte blaue Körnchen zu beobachten. Im Safranin- ausstrich waren sie nicht mehr sichtbar. Auf Grund dieses zweifelhaften Befundes möchte ich dieses Ergebnis als unbestimmt bezeichnen. Von der Gruppe der Actinomyceten prüfte ich zunächst von den Corynebakterien : 1. Cory nebacterium mallei (Bac. mallei Kitt). Der Glyzerinagarausstrich rief lebhafte Oxydationswirkungen hervor. Das mikro- skopische Bild im hängenden Tropfen zeigte lange verzweigte Fäden und kürzere stäbcheuartige Formen, die im Innern viele blaue, verschieden große Körner aufwiesen. In dem mit Karbolfuchsin gefärbten Ausstrich waren ähnliche Gebilde wie im hängen- den Tropfen enthalten, nur traten vereinzelt körnchenartige Formen in Erscheinung, die aber durch Plasmolyse hervorgerufen zu sein scheinen, vielleicht auch metachromatische Körnchenbildungen von Involutionsformen sind. 2. Corynebacterium diphtheriae (Bac. diphtheriae Löffler). Auch hier löste der Glyzerinagarausstrich Oxydalionswirkungen aus. Im hängen- den Tropfen waren lange, teils gebogene, teils mehr gerade verlaufende schlanke Stäbchen zu beobachten, die oft an einem, häutig auch an beiden Enden etwas dicker waren. Im Innern enthielten sie viele blaue Körnchen. Nach der N ei ss er sehen Färbung ver- schwanden die blauen Körnchen, dagegen wurden andere endstäodige metachromatische Körperchen sichtbar, die aber mit den blauen nicht identisch sind. 3. Corynebacterium der Pyelonephritis des Kindes. Von dem Serumagarausstrich wurden nach einiger Zeit geringe Oxydationswir- kungen hervorgerufen. Im hängenden Tropfen waren schlanke sporenlose Stäbchen und Fäden ähnlich den Pseudodiphtheriebacillen vorhanden. Im Innern hatten sie zwar vereinzelte blaue Körner, jedoch möchte ich das Ergebnis trotzdem als unbestimmt bezeichnen. In dem nach der Gram sehen Methode gefärbten Deckglasausstrich wurden gleiche Formen festgestellt. 4. Corynebacterium pseudotuberculosis ovis. Die ebenfalls 48-stündige, auf Agar nur gering gewachsene Strichkultur zeigte deutliche Oxydations Wirkungen. Im Bild des hängenden Tropfens wurden kleine, zier- liche, unbewegliche Stäbchen und vereinzelt kürzere Fäden mit vielen blauen Körnchen im Innern bemerkt. Der nach Gram gefärbte Ausstrich wies gleiche Formen ohne die Körner auf. Es wurden hier auch plasmolytische Färbungsprodukte festgestellt, die aber mit den blauen Körnern auch nicht identisch sind. 5. Corynebacterium necrophorum (Bac. diphtheriae vitulorum). Nach ü-tägigem anaeroben Wachstum auf Serumagar wies der Ausstrich keine Oxydationswirkungen auf. Der hängende Tropfen enthielt ganz vereinzelt kurze Stäbchen, meist längere, gestreckt und bogig verlaufende, ungefärbte Fäden. Der mit Karbol- fuchsin gefärbte Ausstrich ergab gleiche Formen, bei denen häufig durch Plasmolyse runde, helle Lücken und auch vereinzelt eine Querstreifung zu beobachten war. Weiter unterzog ich die Mykobakterien in folgender Weise einer genauen Prüfung. Die zur Untersuchung verwendeten Kulturmengen wurden nicht direkt auf den Prüfungs- nährboden aufgetragen, da dies bei der bröckeligen Konsistenz derselben nicht gut möglich war. Es wurde zunächst eine Aufschwemmung reichlicher Kulturmengen in physiologischer Kochsalzlösung hergestellt, die sodann zentrifugiert wurde. Der aus- geschleuderte Bodensatz wurde zur Prüfung benutzt. Geprüft wurden: 1. Mycobacterium tuberculosis: Typus humanus. Der 10-tägige Glyzerinagarausstrich rief deutliche Oxydationswirkungen hervor. Im hängenden Tropfen zeigten sich schlanke, dünne, meist etwas gebogene Stäbchen ohne Eigenbewegung. Im Innern enthielten sie zahlreiche blaue Körnchen. In dem nach der Methode Ziehl-Gabbet gefärbten Ausstrich waren die gleichen Formen ohne Körnelung festzustellen. 2. Myobacterium tuberculosis: Typus bovinus. Da.s Ergebnis der Untersuchung des 10-tägigen Glyzerinagarausstriches auf Oxy- Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 5. 26 402 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 61. Heft 6. dationswirkungen und der Befund der mikroskopischen Prüfung im vitalen und ge- färbten Präparat waren die gleichen wie beim Typus humanus. 3. Mycobacterium tuberculosis: Typus gallinaceus. Hier war ein Aufschwemmen des Prüfungsmaterials nicht erforderlich, da es sich von dem 6-tägigen Glyzerinagarausstrich infolge seiner weicheren Konsistenz gut ab- nehmen ließ. Es wurden deutliche Oxydationswirkungen festgestellt. Die übrigen mikroskopischen Befunde stimmten mit denen des Typus humanus überein. Den Beschluß der Actinomyceten bildete die Prüfung von: 1. Actinomyces bovis. Hier wurde gleichfalls eine Aufschwemmung des Strahlenpilzmaterials von dem 10-tägigen Agarausstrich mit nachfolgendem Ausschleudern hergestellt, bevor die Prüfung vorgenommen wurde. Das Ergebnis waren deutliche Oxydationswirkungen der aus- geschleuderten Massen. Im hängenden Tropfen wurden zahlreiche längere Fäden ge- sehen, die durch Querteilung in kleinere Stäbchen von längerer oder kürzerer Aus- dehnung begrenzt waren. Dazwischen zeigten sich viele kolbige Auftreibungen an Fäden und ferner häufig sporoide helle Körner in und frei zwischen den Fäden. Neben diesen ungefärbten Kömern traten noch sehr zahlreiche blaugefärbte Körnchen hervor. Die Färbung des Ausstriches nach Gram enthielt die gleichen Pilzformen, zeigte die blauen Körnchen aber nicht mehr. 2. Actinobacillus Ligniferes. Der 24-stündige Agarausstrich ergab deutliche Oxydationswirkungen. Im Bilde des hängenden Tropfens wurden ziemlich kleine Stäbchen und vereinzelt auch kürzere Fäden beobachtet, die kleine blaue Körnchen im Innern enthielten. Der mit Karbol- fuchsin gefärbte Deckglasausstrich hatte gleiche Gebilde aufzuweisen. Im Anschluß an die Schizomyceten wurden die Phycomyceten oder Algenpilze in zwei Exemplaren untersucht, nämlich an erster Stelle der nach Strasburger zu den Mucorineen gehörige Mucor mucedo und zweitens der zu den Entomophthorineen gehörige Empusa Muscae, ein für die Stubenfliegen bedeutsamer Schimmelpilz. Zur Anfertigung des hängenden Tropfens wurde Glyzerin benutzt, da sich die Pilze mit Wasser nicht benetzen. 1. Mucor mucedo. Die 24-stündige Agarkultur zeigte auch nach längerer Zeit keine deutlichen Oxy- dationswirkungen. Im hängenden Glyzerintropfen waren in den Fäden wohl verschiedent- lich blaue Körnchen sichtbar, aber nach dem Befunde mußte ich jedoch das Ergebnis als unbestimmt bezeichnen. Ein gefärbter Ausstrich wurde nicht angefertigt. 2. Empusa Muscae. Auch hier führte die Prüfung der 24-stündigen Agarkultur selbst nach längerer Zeit zu einem unbestimmten Ergebnis. Der hängende Glyzerintropfen wies zwar auch wieder vereinzelt blaue Körner auf, das Resultat war jedoch als unbestimmt zu bezeichnen. Den Schluß bildete die Untersuchung der mir zur Verfügung stehenden Eumyceten oder Fadenpilze, die nach Strasburger in folgende Unterabteilungen einzureihen sind: Eumyceten (Fadenpilze). I. Ascomyceten (Schlauchpilze), a) Perisporiaceen. aa) Erisipheen : cc) Saccharomyceten : 1) Oidium lactis. 1) Saccharomyces cerevisiae. bb) Perisporieen : 2) S. e 1 1 i p s o i d e s. 1) Aspergillus flavus. 3) S. albus. 2) A. fumigatus. 4) S. albicans. 3) Penicillium glaucum. 5) S. farciminosus. 4) Trichophyton tonsurans. 6) Monilia Candida. 5) Achorion Schönleinii. Alle zur Prüfung gelangten Pilze wurden nach kurzem Wachstum auf Nährböden zur Untersuchung auf Oxydationswirkungen benutzt. Auch hier wurde der hängende Tropfen wieder aus Glyzerin hergestellt. Zunächst wurden geprüft die Erysipheen und Perisporieen : 1. Oidium lactis. Die Prüfung des Materials ließ deutliche Oxydationswirkungen erkennen. Bei der Besichtigung im nängenden Glyzerintropfen zeigten sowohl die Mycelfäden als auch die Sporenketten im Innern zahlreiche blaue Körnchen. Der Ausstrich mit Safraninfärbung hatte gleiche körnerlose Formen. 2. Aspergillus flavus. Deutliche Oxydationswirkungen wurden auch nach längerer Zeit nicht ausgelöst. Bei der mikroskopischen Betrachtung im hängenden Glyzerintropfen wurden in einigen Krämer, Oxydations- und Reduktionswirkungen der Bakterien etc. 403 Mycelfäden vereinzelte blaue Körner gesehen, der Befund ist jedoch trotzdem als un- bestimmt zu bezeichnen. 3. Aspergillus fumigatus. Die Prüfung dieses für Vögel pathogenen Pilzes führte ebenfalls zu einem un- bestimmten Ergebnis, da ähnliche Resultate wie beim A. flavus erzielt wurden. 4. Penicillium glaucum. Oxydationswirkungen konnten mit Sicherheit nicht festgestellt werden. In den Mycelien waren bei mikroskopischer Untersuchung einige blaue Körner zu beobachten, das Ergebnis konnte aber nur als unbestimmt bezeichnet werden. 5. Trichophyton tonsurans. Die Prüfungskultur des Herpeserregers zeigte gute Oxydationswirkungen. Das Bild des hängenden NaCl-Tropfens ließ wenige tädige, teils gegliederte Mycelien und sehr zahlreiche ovale oder runde, glänzende Sporen und Sporenketten erkennen, die im Innern blaue Körnchen besaßen. Der Safraninausstrich enthielt gleiche Formen. 6. Achorion Schönleinii. Das Material vom Favus ließ deutliche Oxydationswirkungeo erkennen. Im hängenden NaCl-Tropfen waren gebogene, verzweigte und unverzweigte Fäden zu be- obachten, die zahlreiche blaue Körnchen im Innern aufwiesen. Der nach Gram ge- färbte Ausstrich hatte gleiche Formen, zeigte aber bei gleichmäßiger Färbung des Aus- strichmaterials die vorher beobachteten blauen Körnchen nicht mehr. Sodann folgte die Prüfung der Saccharomyceten, die ebenfalls auf Agar gezüchtet waren. 1. Saccharomyces cerevisiae. Vom aufgetragenen Material wurden deutlich Oxydationswirkungen hervorgerufen. Im hängenden NaCl-Tropfen zeigten sich ovale, runde, kernlose Zellen, die im Innern ein bis viele blaue Körnchen von verschiedenster Größe aufwiesen. Manchmal war fast die ganze Zelle durch ein großes blaues Korn eingenommen. Im Safraninausstrich waren unter gleichmäßiger Färbung der Zellen die Kornchen nicht mehr sichtbar. 2. Saccharomyces ellipsoides. Oxydationswirkungen waren deutlich erkennbar. Die mikroskopische Untersuchung zeigte äimliche Bilder wie bei der Bierhefe. 3. Saccharomyces albus. Das Prüfungsergebnis auf Oxydationswirkungen war ebenfalls positiv. Der mikro- skopische Befund glich dem der beiden vorstehenden Bier- und Weinhefen. 4. Saccharomyces albicans. Dieser pathogene Soorpilz wies gleichfalls starke Oxydationswirkungen auf. Die mikroskopischen Bilder waren denen der drei vorgenannten Hefen sehr ähnlich. 5. Saccharomyces farciminosue. Dieser zu den Hefen gehörige Erreger des Pseudorotzes beim Pferd und Rind zeigte bei der Prüfung lebhafte Oxydationswirkungen. Das Ergebnis der mikroskopi- schen Untersuchung war dem der Bierhefe ebenfalls ähnlich. 6. Monilia Candida. Durch die Prüfung wurden deutliche Oxydationswirkungen festgestellt. Im hängen- den Tropfen zeigten sich die verschiedensten Formen runder bis länglicher Zellen, die im Innern mit vielen blauen Körnern angefüllt waren. Im Safraninausstrich wurde die Körnelung nicht mehr beobachtet. Als Anhang zu den vorstehend beschriebenen Untersuchungen wurde noch die Prüfung einiger Protozoen, die mir zu Gebote standen, auf Oxydationswirkungen aus- geführt. Die im nachstehenden aufgestellte Einteilung dieser untersuchten Protozoen ist nach Hertwig erfolgt. Die Prüfung ist bei allen Organismen negativ ausgefallen; blaugefärbte Körnchen wurden bei keinem Individuum festgestellt. Auch habe ich bei den Protozoen die von Dietrich und Liebermeister abgegebene Untersuchungs- methode, die zu prüfenden Organismen mit den Reaktionsflüssigkeiten direkt in Ver- bindung zu bringen, benutzt, aber mit einem gleichen negativen Resultat. Die Prüfung erstreckte sich auf nachstehende Individuen : Protozoa (Urtiere). I. Klasse: Rhizopoda. III. Klasse: Sporozoa. a) Amoebinea a) Coccidiaria 1) Amoeba proteus 1) Coccidium cuniculi II. Klasse: Flagellata. 2) C. oviforme a)Autoflagellata b)Haemosporidia 1) Euglena viridis 1) Piroplasma bigeminum 2) Trypanosoma equiperdum c) Sarcospor idia 3) Spirochaete gallinarum 1) Mieschersche Schläuche 26* 404 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5, IV. Klasse: Ciliata, a) Heterotricha 1) Balantidium coli b) Peritricha 1) Diplodinium magii Fior 2) D. caudatum 3) EntodiDium dentatum 4) Isotricha prostoma 5) Dasytricha ruminantium 6) ßütschlia parva Am Schlüsse dieses Prüfungsabschnittes möchte ich noch eine kurze Beschreibung der bei den Oxydationswirkungen auftretenden blauen Körnchen anfügen. Diese wiesen verschiedene Größenverhältnisse auf, indem manche fast die ganze Breite eines Stäbchens ausfüllten, während andere wieder an Umfang bedeutend kleiner erschienen. Die großen Körnchen hatten meist eine rundliche, kugelige Gestalt und waren in den Stäbchen axial gelegen. Die kleineren Körnchen dagegen waren regellos über die Stäbchen ver- teilt, bald wandständig, bald mittelständig gelegen. Die großen Körnchen waren oft in solcher Zahl vorhanden, daß sie in längeren Fäden perlschnurartige Ketten bildeten, 80 daß man bei flüchtiger Beobachtung glauben könnte, Streptokokken vor sich zu haben. Ferner konnte ich noch beobachten, daß die Körnchenbildung besonders stark in kurzen, einzelnen Organismen hervortrat, während im gleichen Präparate längere Fäden verhältnismäßig wenige Körnchen aufzuweisen hatten. Endlich habe ich auch beobachtet, daß in älteren Kulturen die Körner größer werden. Die Tabelle p. 405 u. 406 enthält die Ergebniszusammenstellung aller im vorstehenden geprüften Mikroorganismen. Sie ist von mir am Ende dieses Untersuchungsabschnittes aufgestellt worden, um eine gute und genaue Uebersicht über die festgelegten Resultate zu ermöglichen. Bei Durchsicht der Tabelle 1 fällt auf, daß die Kokken, anaeroben Bakterien und Protozoen ausnahmslos negativ reagieren. Bei den aeroben Bakterien dagegen bemerkt man große und kleine Unterschiede, selbst zwischen sehr nahestehenden. Es besteht hier keine Gemeinsamkeit oder Gesetzmäßigkeit, wie die Betrachtung von B a c t. typhi und Bact. paratyphi sowie Spir. rubrum und Spir. undula lehrt. Auch beim Vergleich der übrigen biologischen Eigenschaften läßt sich keine besondere Gruppierung herstellen, so daß man vielleicht sagen könnte, die Eigenschaft der Oxydation besäßen nur bewegliche oder gasbildende Bakterien. Die Verhältnisse der Anaerobier verdienen noch dadurch besonders erwähnt zu werden, daß nicht nur die normal anaerob wachsen- den Bakterien negativ reagieren, sondern daß auch andere, künstlich anaerob gezüchtete Formen, die bei aerobem Wachstum kräftig oxydieren, bei dieser aufgezwungenen Form des Wachstums die Oxydationsfähigkeit vollständig einbüßen. Zwischen dem Bact. typhi und Bact. paratyphi sowie zwischen dem Vibrio cholerae und Vibrio Proteus könnte das abweichende Reaktionsergebnis vielleicht differentialdiagnostisch verwendet werden, doch müßten zuvor noch Untersuchungen darüber angestellt werden, ob bei allen Stämmen das gleiche Verhalten in die Erscheinung tritt. Im folgenden Abschnitte sind Untersuchungen angestellt worden, ob durch die Blaufärbung der Kultur resp. infolge des Auftretens der blauen Körnchen in den Mikroben Beeinflussungen irgendwelcher Art stattgefunden haben. Zu diesem Zweck habe ich an erster Stelle Versuche darüber angestellt, ob blau- gefärbte Mikroorganismen bei Uebertragung auf frische Nährböden die Fähigkeit zu weiterem Wachstum noch besaßen, oder ob sie dieselbe eingebüßt hatten. Hierbei stellte ich fest, daß diese Fähigkeit bei keinem der geprüften Stämme verloren gegangen war, wie aus der nachstehenden Tabelle ersichtlich ist. Untersucht wurden : Stamm Prüfung auf Oxydations- Prüfung auf frischem Nähr- wirkungen zeigte: boden zeigte nach 2 Tagen: Bact. pyocyaneum intensive Blaufärbung deutUches Wachstum B. fluof. liquef. ,, 1) M B. syncyaneum ,, Bacillus anthracis ,, B. subtilis ,, B. megatherium i> Vibrio cholerae Spirill. undula ,, Corj-neb. mallei ,, Oidium lactis „ Sacchar. cerevisiae „ S. albus „ » Kram er, Oxydations- und Reduktionswirkungen der Bakterien etc. 405 Tabelle 1. Ergebn iszusam men Stellung. Stamm Nähr- boden Kultur- alter Ergebnis über Oxydationswirkungen Aussehen im hängenden Tropfen Stärke Strept. pyogenes Agar 24 Std. negativ ungefärbt Str. equi S-Agar dgl. — ,, » Str. agalactiae T-Agar „ — ,, >) Str. lanceolatus Agar !! — V )) Str. acidi lactici )> — )i Sarc. tetragena Agar 24 Std. — negativ ungefärbt S. lutea ., dgl. — j) ,, S. flava ,, )i — )) 1) S. aurantiaca >> )) — )) I! S. rosea „ — „ ») Micr. ascoformans Agar 24 Std. — negativ ungefärbt M. pyog. a aureus ;> dgl. — )? )) M. mast. gangr. ovis » jj — j> i> M. pyog. ß citreus )) — 1) )) M. pyog. Y albus ') — ') )j M. roseus „ „ — )) '! Bact. influenzae B-Agar 24 Std. — negativ ungefärbt gäörnt unoestimmt B. suicidum G-Agar dgl. + + + positiv unbestimmt B. multocidum j) )j — B. a V i c i d u m )) )) + + positiv gekörnt B. p s e u d 0 1 u b. r o d. Agar jj + )) j, B. pneumoniae )i !> — negativ ungefärbt B. typhi )) >; + positiv gekörnt B. dysenteriae I )) „ — negativ ungefärbt B. dysenteriae II )j 'j — >) j, B. enteri tidis J9 — 7J j, B. cholerae suum >) >) + positiv gekörnt B. typhi murium „ >) + )> „ B. Paratyphi A >i •) — negativ ungefärbt B. Paratyphi B ,, )) — v )) B. coli j) )) + + positiv gekörnt B. vitulinum ,, „ — negativ ungefärbt B. aceti Hansen T-Agar )7 + + positiv gekörnt B. prodigiosus Agar >) + + + „ ,, B. violaceum ,, „ — negativ ungefärbt B. pyocyaneum „ t) + 4- + positiv gekörnt B. fluor. liquef. )) >■> + + + )) )> B. fluor. non liquef. )> )' + + + j> )) B. syncyaneum )> )) + + + j) ,, ß. vulgare )) „ — negativ ungefärbt B. murisepticum ,, ,, + positiv gekörnt B. erysipelatos suum ,. ,, + „ )) Bacill. anthracis Agar 24 Std. + + + positiv gekörnt B. mycoides )> dgl. + + + u )) B. subtilis ') )> + + + J) >> B. megatherium ,, •) + + + )} B. vulgatus ,, )) + + + )) B. mesentericus ,, ,, + + ,J j, B. tetani T-Agar 8 Tage negativ ungefärbt B. botulinus ,, dgl. — ,, j) B. oedem. maligni j. — ^j B. Chauvoei B. der Bradsot „ ,, — „ „ Vibrio cholerae Agar 24 Std. + + + positiv gekörnt V. Metschnikovii ,, dgl. + + + ,, j, V. Proteus j) » — negativ ungefärbt 406 Centralbl. f. Bakt, etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Stamm Nähr- boden Kultur- alter Ergebnis über Oxydationswirkungen Stärke Aussehen im hängenden Tropfen Spiril. rubrum Sp. undula Agar 6 Tage 24 Std. + + negativ positiv ungefärbt gekörnt Bact. pneumoniae B. vulgare Bacill. anthracis Spirill. rubrum Agar 48 Std. dgl. °T'1anaerob'{ S^" {suSls;.^^-b .}aei färbt 1 unbe- \ stimmt Coryn. malle i C. diphtheriae C. der Pyelonephr. C. pseudotub. ovis C. necrophorum G-Agar S-Agar Agar S-Agar 48 Std. dgl. 6 Tage + + + + + + + positiv )l unbestimmt positiv negativ gekörnt 11 unbestimmt gekörnt ungefärbt Mycobac. tub. hom. M. tub. bov. M. tub. ffallin. G-Aarar 10 Tage I + + dgl. I +- + + positiv gekörnt Actinomyces bovis Actinobacillus Lig. Mucor mucedo Empusa Muscae Agar 10 Tage 24 Std. + + + + positiv gekörnt Agar 24 Std. 24 Std. unbestimmt unbestimmt Oidium lactis Aspergillus flavus A. fumigatus Penicill. glaucum Trichophyton tonsur. Achorion Schönl. Agar 24 Std. dgl. + + f positiv — I unbestimmt -f-|- positiv + + I gekörnt unbestimmt gekörnt Sacchar. cerevisiae S. ellipsoides S. albus S. albicans S. f arcim inosus Monilia Candida Agar 8 Std. dgl. + + + + + + + + + + + + + + positiv gekörnt negativ ungefärbt Amoeba Proteus Euglena viridis Try panosoma equiperdum Spirochaete gallinarum Coccidium cuniculi C.oviforme Piroplasma bigeminum Mi escher scher Schläuche ßalantidium coli Diplodinium magii Fior D, caudatum Entodiniumdentatum Isotricha prostoma Dasytricha ruminantium , Bütschlia parva , „ „ Anmerkung: B-, G-, S-, T-Agar = Blut-, Glyzerin-, Serum-, Traubenzucker- Agar. Reaktionsstärke: + + + intensiv, ++ gut, -f schwach. Eine Beeinflussung der Weiterzüchtbarkeit der Organismen auf frischen Nährböden findet demnach durch das Auftreten der blauen Körnchen in denselben nicht statt. Eine weitere Prüfung wurde angestellt, ob die Beweglichkeit der Organismen durch die Blaufärbung beeinträchtigt wurde. Diese Untersuchung wurde in folgender Weise vor- genoranien. Nach Aufschwemmung einer kleinen Menge der blau gefärbten Kulturmasse in physiologischer Kochsalzlösung wurde hiervon ein ergiebiger hängender Tropfen ange- fertigt und während mehrerer Tage die Beweglichkeit der mit blauen Körnern angefüllten Mikroben beobachtet. Die Resultate sind in der nachstehenden Tabelle festgelegt worden. Kram er, Oxydations- und Reduktionswirkungen der Bakterien etc. 407 Beobachtung der Beweglichkeit an 5 Tagen Stamm 1. Tag 2. Tag 3. Tag 4. Tag 5. Tag Bact. pyocyaneum B. fluor. liquef. B. syncyaneum Bacillus subtilis Vibrio cholerae Spirill. undula lebhaft lebhaft lebhaft lebhaft langsam lebhaft lebhaft langsam Hieraus läßt sich mit Sicherheit folgern, daß auch die weitere Beweglichkeit durch die Blaufärbung resp. Körnchenbildung nicht geschädigt wird. Wir haben demnach die Möglichkeit, mit der Schultz eschen Methode eine vorzügliche Vitalfärbung hervor- zurufen. Endlich wurden noch Impfversuche über eine eventuelle Beeinflussung der Virulenz blau gefärbter Organismen angestellt. Zu diesem Zwecke wurden möglichst virulente und die Blaufärbung sehr intensiv gebende Mikroben ausgewählt, und zwar: Bacillus anthracis, Vibrio cholerae und Corynebacterium malle i. Der Milzbrand versuch fand in folgender Weise statt: Von einer 24-stündigen, üppigen Agarstrichkultur wurde eine genügende Menge auf den zum Hervorrufen von Oxydationswirkungen geeigneten, anfangs beschriebenen Nährboden aufgetragen, wobei sich die Kulturmasse in ganz kurzer Zeit intensiv blau färbte. Von dieser gefärbten Menge wurde sodann ^/j Üese an eine weiße Maus oberhalb der Schwanzwurzel auf dem Rücken subkutan verimpft. Gleichzeitig wurde eine Kon trollmaus mit V.^ Oese Kultur- menge von dem 24-stündigen. ungefärbten Agarprüfungsausstrich geimpft. Die mit dem fefärbten Material geimpfte Maus verendete nach 26 Stunden, die Kontrollmaus nach 0 Stunden. Bei beiden Tieren wurde als Todesursache Milzbrand festgestellt. Ein ähnlicher Versuch wurde mit Rotzmaterial vorgenommen. Nach durch Auf- tragung auf den Oxydationsnährboden hervorgerufener Blaufärbung wurden einem Meer- schweinchen von diesen blauen Massen 2 Oesen an der Bauchwand subkutan auf den Bauchmuskel aufgetragen. In gleicher Weise wurden einem anderen Meerschweinchen zur Kontrolle 2 Oesen ungefärbten Materials von der Prüfungskultur an derselben Stelle subkutan verimpft. Durch die am 9. Tage nach der Impfung vorgenommene Tötung beider Meerschweinchen wurde festgestellt, daß bei beiden gleichmäßig sich an der Impfstelle ein Geschwür gebildet hatte, daß ferner in der Umgebung der Impfstelle die subkutanen Lymphdrüsen knotig geschwollen waren, und daß in verschiedenen derselben sich kleine käsige Abszesse gebildet hatten. Die mikroskopische Untersuchung bestätigte den makroskopischen Befund, daß es sich um eine Infektion mit virulentem Rotz handelte. Ein dritter Versuch wurde endlich noch mit Choleramaterial gemacht. Die Ver- suchsanordnung erfolgte in der von Lehmann vorgeschlagenen Form. Nach vorauf- gegangener Verabreichung von 5 ccm 5-proz. Sodalösung per os an ein Meerschweinchen ■wurden nach einiger Zeit demselben 10 ccm einer Aufschwemmung von 5 Oesen auf dem Oxydationsnährboden blau gefärbter Cholerakulturmasse in Bouillon ebenfalls per os beigebracht. Das Tier erhielt gleichfalls pro 200 g Körpergewicht 1 ccm Tinctura opü ZMT Aufhebung der Darmbewegungen intraperitoneal injiziert. In derselben Weise wurde mit ungefärbtem Choleramaterial ein Kontrollmeerschweinchen behandelt. Das erste Meerschweinchen verendete nach 35 Stunden und das KontroUnieersch weinchen nach 38 Stunden. Im Darminhalt wurden mikroskopisch massenhaft Choleravibrionen fest- gestellt. Durch diese Impfungsversuche wurde der Beweis erbracht, daß auch die Virulenz durch das Auftreten der blauen Körnchen in den Mikroben nicht verändert wird. Ferner sind Untersuchungen angestellt worden, um festzustellen, ob etwa durch eine geeignete Vorbehandlung der Mikroorganismen eine Schädigung des reagierenden Stoffes herbeigeführt werden kann, so daß bei den vorbehandelten Mikroben bei der Prüfuug auf dem Oxydationsnährboden die Blaufärbung des aufgetragenen Materials resp. das Auftreten der blauen Körnchen hinsichtlich der Zeit langsamer erfolgt oder gar gänzlich unterbleibt. Zu den in dieser Absicht vorzunehmenden Versuchen wählte ich Mikroben aus der Gruppe der Bakteriaceen, die bei der ursprünglichen Prüfung auf Oxydationswirkungen die Reaktion augenblicklich und sehr intensiv hatten erkennen lassen, nämlich: Bacterium pyocyaneum, B. fluorescens liquef aciens, B. syncya- neum, Bacillus subtilis, B. megatherium, B. vulgatus. Die einzelnen Versuche der ersten Vorbehandlungsart wurden in folgender Weise vorbereitet: Von einer älteren Kultur wurden frische Agarausstriche in Pe tri -Schalen 408 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. angefertigt und 24 Stunden bei 37" C im Brutschrank gezüchtet. Sodann wurden die Kulturen bei Zimmertemperatur weiter behandelt, indem die P e t r i - Schalen umgedreht wurden, so daß die Kultur nach oben zu liegen kam mit der Ausstrichseite nach unten. In den nunmehr unten liegenden Deckel der Pe tri- Schale wurden darauf 2 ccm der Flüssigkeit gebracht, durch die eine eventuelle Schädigung des reagierenden Stoffes hervorgerufen werden sollte. Dann wurde der die Kultur tragende Boden der Petri- schale wieder in den Deckel hineingestülpt, so daß die von der üntersuchungsflüssigkeit sich bildenden Dämpfe gegen die Kulturausstrichfläche emporstiegen. In dieser Lage wurden die Schalen weitere 24 Stunden bei Zimmertemperatur gehalten und die Kulturen, die von den Flüssigkeiten nicht benetzt worden waren, dann nach Ablauf dieser Zeit auf dem Oxydationsagar zur Feststellung einer eventuellen Beeinflussung des Eintretens der Blaufärbung geprüft. Von dem geprüften Material wurde weiter eine Aufschwemmung in physiologischer Kochsalzlösung hergestellt und hiervon ein hängender Tropfen zur mikroskopischen Untersuchung auf blaue Kömchen in den Mikroben und auf Beweglich- keit der Organismen angefertigt. Zur Untersuchung einer eventuellen Schädigung des reagierenden Stoffes wurde außer der Einwirkung von Chemikalien auch noch versucht, durch Einwirkung höherer Hitzegrade eine Beeinflussung zu erzielen, und zwar in folgender Weise: Eine 24-stündige Agarstrichkultur wurde weitere 24 Stunden in einem Paraffinschrank einer Temperatureinwirkung von ca. 60° C ausgesetzt, und danach auf Oxydationswirkungen geprüft. Die einzelnen Versuche wurden in folgender Reihenfolge vorgenommen, wobei in den Tabellen bedeutet: I^Bacterium pyocyaneum; II = B. fluorescens liquef aciens; 111 = B. syncyaneum; IV = Bacillus subtilis; V = B. megatherium; VI = B.vul- gatus. 1) Die 24-stündige Einwirkung von Chloroform führte zu einer Schädigung des reagierenden Stoffes, indem das Auftreten der Oxydationswirkung erst längere Zeit nach der Auftragung auf den Oxydationsnährboden festgestellt werden konnte. Auch bei der mikroskopischen Besichtigung im hängenden Tropfen zeigte sich, daß die vorher lebhafte Bewegung der Mikroben erheblich verlangsamt war. Bei den einzelnen Organismen war das Ergebnis, wie folgt: 1. Vorbehandlung mit Chloroform. Stamm Reaktionseintritt ohne Vorbehand- Reaktionseintrilt mit Chloroform- Bild im hängenden BewegUchkeit der Mikroben lung nach behandlung nach Tropfen I 2 Minuten 25 Minuten gekörnt langsam II 3 30 „ jj III 2 „ 30 j, IV 1 Minute 25 mäßig lebhaft sehr langsam V 5 Minuten 40 VI 4 „ 40 ,. 2) Nach einer 24-stündigen Einwirkung von Chloralhydrat wurden ähnliche Be- obachtungen gemacht. Das Ergebnis war folgendes : 2. Vorbehandlung mit Chloralhydrat. Stamm Reaktionseintritt ohne Vorbehand- lung nach Reaktionseintritt bei Chloralhydrat - Vorbehandlung nach Bild im hängenden Tropfen Beweglichkeit der Mikroben I II III IV V VI 2 Minuten 3 „ 2 „ 1 Minute 5 Minuten 4 23 Minuten 28 „ 29 22 36 35 gekörnt langsam wenig lebhaft sehr langsam 3) Nach einer 24-6tündigen Einwirkung von Alkohol war die Verzögerung des Oxydationseintrittes etwas geringer als beim Chloroform. Folgendes Resultat wurde festgestellt: Krämer, Oxydations- und Reduktionawirkungen der Bakterien etc. 409 3. Vorbehandlung mit Alkohol (96-proz.). Stamm Reaktionseintritt ohne Vorbehand- lung nach i Reaktionseintritt bei Alkohol- j Vorbehandlung nach Bild im hängenden Tropfen Beweglichkeit der Mikroben I II III IV V VI 2 Minuten 3 „ 2 1 Minute 5 Minuten 4 . 21 Minuten 23 „ 25 16 , 34 „ 32 gekörnt wenig lebhaft )■> j> "lebhaft langsam 4) Nach 24-stündiger Einwirkung von Aether trat die Reaktion ähnUch wie beim Alkohol ein. Das Ergebnis war: 4. Vorbehandlung mit Aether. I Reaktionseintritt Reaktionseintritt Stamm ohne Vorbehand- bei Aether- j lung nach Vorbehandlung nach Büd im hängenden Tropfen Beweglichkeit der Mikroben I II III IV V VI 2 Minuten 3 2 1 Minute 5 Minuten 4 22 Minuten 21 20 15 30 33 gekörnt wenig lebhaft langsam 5) Nach einer 24-8tündigen Einwirkung von Toluol war die Verzögerung weniger groß. Als Ergebnis erhielt ich: 5. Vorbehandlung mit Toluol. Stamm Reaktionseintritt ohne Vorbehand- lung nach Reaktionseintritt bei Toluol- vorbehandlung nach Büd im hängenden Tropfen Beweglichkeit der Mikroben I II III IV V VI 2 Minuten 3 2 „ 1 Minute 5 Minuten 4 „ 13 Minuten 15 „ 15 12 „ 23 „ 20 „ gekörnt mäßig lebhaft etwas lebhafter wenig lebhaft 6) Nach 24-stündiger Einwirkung von Benzin trat die Reaktion ähnlich wie beim Toluol ein. Das Resultat war: 6. Vorbehandlung mit Benzin. Stanmi Reaktionseintritt ohne Vorbehand- Reaktionseintritt bei Benzin - Bild im hängenden Beweglichkeit der Mikroben lung nach Vorbehandlung nach Tropfen I 2 Minuten 12 Minuten gekörnt mäßig lebhaft II 3 16 >' » ni 2 „ 11 etwas lebhafter IV 1 Minute 10 V 5 Minuten 21 wenig lebhaft VI 4 „ 18 „ )j )) 7) Nach einer 24-8tündigen Einwirkung von Ammoniak war die Verzögerung nur gering. Das Ergebnis war folgendes: 410 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. 7. Vorbehandlung mit Ammoniak. Stamm ßeaktionseintritt ohne Vorbehand- lung nach j Reaktionseintritt ' bei Ammoniak- Torbehandlung nach Bild im hängenden Tropfen Beweglichkeit der Mikroben I II III IV V VI 2 Minuten 3 „ 2 „ 1 Minute 5 Mmuten 4 6 Minuten 7 „ 7 5 „ 11 „ 10 gekörnt etwas lebhafter )> »> lebhaft sehr lebhaft wenig lebhaft 8) Nach 24-stündiger Einwirkung von Formalin trat eine Verzögerung fast gar nicht auf, wie das Ergebnis zeigt: 8. Vor behandlung mit Formalin. Stamm Reaktionseintritt ohne Vorbehand- lung nach Reaktionseintritt bei Formalin- vorbehandlung nach Bild im hängenden Tropfen Beweglichkeit der Mikroben I II UI IV V VI 2 Minuten 3 „ 2 1 Minute 5 Minuten 4 3 Minuten 4 4 2 7 5 gekörnt unbeweglich D n n V V 9) Nach 24-stündiger Einwirkung von konzentrierter Salzsäure traten keine Oxy- dationswirkungen mehr ein. Das mikroskopische Bild des hängenden Tropfens zeigte die Mikroben in ihren Körperformen zwar erhalten, sie waren aber völlig bewegungslos und ohne Kömchen im Innern. Das Ergebnis war: 9. Vorbehandlung mit konzentrierter Salzsäure. Reaktionseintritt Reaktion sein tritt BiJd im Beweglichkeit der Mikroben Stamm ohne Vorbehand- bei Salzsäure- hängenden lung nach vorbehandlung nach Tropfen I 2 Minuten fehlt ungefärbt unbeweglich II 3 III 2 IV 1 Minute V 5 Minuten VI 4 V it V 10) Nach einer 24-stündigen Einwirkung einer Temperatur von ca. 60° C wurden die Oxydationswirkungen ebenfalls vermißt. Das mikroskopische Bild war dem nach der Salzsäureeinwirkung gleich. Als Resultat wurde festgestellt, daß die Mikrobenleiber erhalten, aber vollständig bewegungslos und ohne blaue Körnchen waren. Das ge- fundene Ergebnis war: 10. Vorbehandlung durch Hitze von 60" C. Stamm Reaktionseintritt ohne Vorbehand- lung nach Reaktionseintritt Bild im ! bei 60" C Hitze- hängenden I Vorbehandlung nach Tropfen Beweglichkeit der Mikroben I II III IV V VI Minuten Minute Minuten fehlt ungefärbt im beweglich Krämer, Oxydations- und Reduktionswirkungen der Bakterien etc. 411 Aus den vorstehenden Prüfungsergebnissen folgt, daß durch verschiedene Chemi- kalien und durch höhere Hitzegrade eine Schädigung des reagierenden Stoffes zweifellos hervorgerufen wird. Eine zweite Vorbehandlungsart der Organismen zur eventuellen Schädigung des reagierenden Stoffes wurde in der Weise versucht, daß die zu prüfenden Mikroben 24 Stunden auf verschiedenen Nährböden gezüchtet und dann zur Feststellung des Eintritts der Oxydationswirkungen auf den Prüfungsnährboden aufgetragen wurden. Als Nährböden dienten Kartoffel, Bouillon, Gelatine, Agar, Glyzerin-, Serum-, Trauben- zuckcragar. Es wurden zu dieser Prüfung die gleichen Mikroben, wie bei der Vor- behandlung mit Chemikalien benutzt. Die folgende Tabelle enthält die Zeitangaben des Eintritts der Blaufärbung in Minuten. Eintritt der Oxydationswirkungen nach Züchtung auf Stamm Kartoffel Bouillon Gelatine Agar Glyzerin Serumagar Trauben- zuckeragar 1 II III IV V VI 2 Minuten 4 „ 2 1 Minute 6 Minuten 4 4 Minuten 5 „ ö 2 „ 7 7 2 Minuten 3 3 2 5 6 2 Minuten 3 2 „ 1 Minute 5 Minuten 4 3 Minuten 4 2 2 5 5 2 Minuten 5 4 1 Minute 6 Minuten 7 3 Minuten 5 4 2 5 6 „ Aus diesen Resultaten ist zu folgern, daß ein Züchten der Mikroben auf ver- schiedenen Nährböden eine Schädigung des reagierenden Stoffes nicht herbeiführt, da der Eintritt der Reaktionswirkungen, abgesehen von wenigen Minuten Unterschied, sehr bald nach dem Aufbringen der Kulturmengen auf den Prüfungsnährboden erfolgt. In dem nun folgenden letzten Abschnitt über Oxydationswirkungen sind Unter- suchungen an Mikroben, die infolge einer Vorbehandlung nach Schädigung des reagie- renden Stoffes die Blaufärbung resp. das Auftreten der blauen Körnchen nicht mehr erkennen ließen, angestellt worden, um einmal über die weitere Wachstumsfähigkeit der Organismen auf frischen Nährböden, sodann über die pathogenen Eigenschaften der- selben durch Verimpfung an Versuchstiere Aufschluß zu erhalten. Zu diesen Unter- suchungen wurden Bacillus anthracis und Corynebacterium mallei heran- fezogen. Die Vorbehandlung wurde nach 24-stündigem Wachstum durch eine weitere 4-stündige Einwirkung von konzentrierter Salzsäure in der bei der Schilderung der Einwirkungsversuche von Chemikalien angegebenen Weise ausgeführt. Bei einer Prüfung auf Oxydationswirkungen konnten diese nicht mehr festgestellt werden. Bei der Unter- suchung im hängenden Tropfen waren die Leiber der Mikroben noch gut erhalten. Zur Feststellung einer eventuellen Weiterzüchtbarkeit wurden nun von dem vor- behandelten und die Blaufärbung nicht mehr gebenden Material beider Mikroben auf frischem Agar Ausstriche angefertigt und 3 Tage bei 37 " C im Brutschrank beobachtet. Hierbei wurde festgestellt: Stamm Wachstum der beiden Mikroben nach 1 Tage 2 Tagen 3 Tagen 4 Tagen Bac. anthracis Coryn. mallei nicht vorhanden!}, nicht vorhanden > nicht vorhanden} phiTu^trockn^'n' Die Virulenz der die Blaufärbung nicht mehr gebenden Mikroben wurde in folgender Weise einer Prüfung unterzogen : Von einer mit Salzsäure vorbehandelten Milzbrand- kultur erhielt eine weiße Maus ^/^ Oese Material auf dem Rücken oberhalb der Schwanz- wurzel subkutan verimpft. Es bildete sich am 3. Tage ein kleiner Abszeß; die Maus zeigte jedoch keine weiteren Krankheitserscheinungen und blieb am Leben. Bevor die Einwirkung der Salzsäure auf die 24-8tündige frische Milzbrandkultur erfolgte, wurde an eine weiße Kontrollmaus, um die Virulenz der Kultur zu prüfen, Vo Oese frisches Material in der gleichen vorstehenden Weise verimpft. Diese Kontrollmaus verendete nach 18 Stunden. Durch die mikroskopische Untersuchung wurde bei der Sektion Milzbrand festgestellt. In ähnlicher Weise wurden einem Meerschweinchen 2 Oesen Kultur von 24 Stunden mit Salzsäure vorbehandeltem Rotzmaterial an der Bauchwand subkutan auf den Bauch- muskel aufgetragen. Vor der Salzsäureeinwirkung waren am vorhergehenden Tage einem Kontrollmeerschweinchen von dem frischen Rotzmaterial ebenfalls 2 Oesen Kultur in f leicher Form und an gleicher Stelle verimpft worden. Nach 8 Tagen wurde nach ötung und Sektion beider Versuchstiere bei dem Kontrollmeerschweinchen mikroskopisch 412 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Rotz festgestellt, bei dem anderen Tier dagegen konnte weder makroskopisch noch mikroskopisch Rotz diagnostisch nachgewiesen werden, so daß hieraus zu folgern ist, daß die Virulenz durch die Vorbehandlung mit Salzsäure durch Absterben der Mi- kroben aufgehoben worden ist. Durch diese letzten Versuche wird der Beweis erbracht, daß durch eine 24-stÜDdige Vorbehandlung mit Salzsäure die Reaktionsfähigkeit des wirksamen Stoffes völlig auf- gehoben wird. Ferner folgt hieraus, daß die betreffenden Mikroben durch die Vor- behandlung abgetötet werden, da sie erstens auf frischen Nährböden keine neuen Lebens- erscheinungen mehr zeigen und zweitens bei Impfversuchen keine Virulenz mehr besitzen. Hinsichtlich der Vorbehandlung mit Formol ist endlich noch festzustellen, daß durch die 24-stündige Einwirkung die Mikroben zwar abgestorben sind, eine Schädigung des reagierenden Stoffes jedoch nicht eingetreten ist. Hieraus folgt, daß durch gewisse Chemikalien sowohl die Mikroben als auch der reagierende Stoff schädlich beeinflußt werden, während andere Chemikalien den reagierenden Stoff unverändert lassen und nur die Mikroben selbst schwer schädigen. Im zweiten Hauptteile der vorliegenden Bearbeitung sind Untersuchungen über Reduktionswirkungen von Mikroorganismen angestellt worden. Auch hier will ich vor Darlegung der Versuchsergebnisse die zu den Untersuchungen nötigen Lösungen und die Herstellung des Prüfungsnährbodens nach der S c h u 1 1 z e sehen Methode kurz an- geben. Als Lösungen kommen in Frage: 1) Paranitrosodimethylanilin (von E. Merck bezogen) in l-proz. wässeriger Lösung. 2) a-Naphthol in l-proz. alkalischer Lösung, wie diese bei der Beschreibung der zur Prüfung auf Oxydationswirkungen erforderlichen Lösungen aufgeführt ist. Beide Lösungen werden zu gleichen Teilen miteinander gemischt, wobei auch hier die Paranitrosodimethylanilinlösung stets der a-Naphthollösung zuzusetzen ist. Der hierbei auftretende Niederschlag wird durch Filtrieren sorgfältig entfernt. Sodarm wird 1 Teil des klaren, gelblichen Filtrats mit 2 Teilen flüssig gemachten Agars vermischt und die Mischung zum Erstarren in eine Pe tri -Schale ausgegossen. Der erkaltete Nährboden, der eine gelbliche Farbe besitzt, ist zur Prüfung auf Reduktionswirkungeu tauglich. Auch dieser Nährboden ist vor jeder Prüfung durch Auftragung eines Re- duktionsmittels (Titantrichlorid) auf seine Brauchbarkeit geprüft worden. An der Auf- tragsstelle entstand sofort eine blaugrüne Färbung. Der Nährboden ist vor jedem Ver- such frisch zu bereiten, da er ebenfalls nach einiger Zeit etwas nachdunkelt, wenn auch bei weitem nicht so stark wie der Oxydationsnährboden. Werden nun üppig gewachsene Kulturen zwecks Prüfung auf Reduktionswirkungen auf den Nährboden aufgetragen, 80 entsteht sofort eine blaugrüne Verfärbung der Kultur. Auf diesem Nährboden wurden nun sämtliche im ersten Teile der Bearbeitung auf Oxydationswirkungen geprüften Spaltpilze, Algenpilze, Fadenpilze und Protozoen auf Reduktionswirkungen geprüft. Hierbei wurde festgestellt, daß im Gegensatz zur Prüfung auf Oxydationswirkungen, wo verschiedene Mikroben reagierten, andere jedoch nicht, hier alle Spaltpilze, Algenpilze und Fadenpilze deutliche Reduktionswirkungen erkennen ließen; nur bei den Protozoen wurden keine bemerkt. Nach jeder Prüfung wurde der betreffende Organismus auch einer mikroskopischen Besichtigung im hän- f enden Tropfen nach Aufschwemmung in physiologischer Kochsalzlösung unterzogen, [ierbei konnte ich folgende Erscheinungen wahrnehmen: Bei den Coccaceen zeigten sich die einzelnen Kokken gleichmäßig grün gefärbt, außerdem waren aber noch feinste dunkle Körnchen zu bemerken, die meistens außerhalb der Zellen lagen oder an ihnen klebten. Bei den Bacteriaceen beobachtete ich nur die gleichmäßige Grünfärbung der Zellen, dagegen keine Körner inner- oder außerhalb derselben. Bei den Spirillaceen, Corynebakterien, Mycobakterien und Actinomyceten waren die Resultate gleich denen der Bacteriaceen. Bei den Algenpilzen und Fadenpilzen traten neben einer gleich- mäßigen Zellgrünfärbung auch noch blaugrüne Körnchen verschiedenster Größe in den Zellen auf. Besonders schöne Bilder ergab die Untersuchung der Saccharomyceten. Hier waren die mikroskopischen Bilder denen bei der Oxydationsprüfung erhalteneu fast gleich zu nennen. Eine weitere Tatsache stellte ich im Gegensatz zu den Unter- suchungsergebnissen von Schnitze fest: Die Verfärbung war nämlich oft nicht nur auf die aufgetragene Kulturmasse beschränkt, sondern drang auch in der nächsten Umgebung in den Nährboden ein. Feststellungen in dieser Hinsicht konnte ich machen bei sämtlichen Coccaceen und Saccharomyceten, ferner bei verschiedenen Bacteriaceen : Bacterium fluorescens liquefaciens, B. paratyphi A und B, sowie bei Mycobacterium tuberculosis hominis und bovis. Weiter konnte ich be- obachten, daß im Gegensatz zum vorstehenden Eindringen der Farbe in den Nährboden eine teilweise Aufhellung desselben in nächster Nähe der aufgetragenen Kulturmasse eintrat bei Bacterium syncyaneum und B. pyocyaneum. Endlich fand ich noch, daß bei einer Reihe von Mikroben weder eine Grünfärbung noch eine Aufhellung des Nährbodens eintrat, sondern daß der Nährboden seine ursprüngliche Farbe behielt, Kr am er, Oxydations- und Reduktionswirkungen der Bakterien etc. 413 und daß die Grünfärbung streng auf die KulturmasKe beschränkt war, wie die Unter- suchung von Bacillus authracis,Bacterium pseudotuberculosis roden- tium, Actinobacillus Lignieres und Actinomyces bovis ergab. Diese Be- obachtungen wurden von mir gelegentlich der Prüfungen bei einzelnen Stämmen ge- macht, sind aber systematisch nicht weiter bei allen Organismen untersucht worden. In gleicher Weise, wie bei der Prüfung auf üxydationswirkungen, habe ich durch Untersuchung der Mikroben auf Reduktiouswirkungen nachstehende Ergebnisse fest- gestellt. Eine Beeinflussung der Organismen durch die infolge der Reduktionswirkungen eintretende Grünblaufärbung findet weder hinsichtlich ihrer Weiterzüchtbarkeit auf frischen Nährböden, noch in ihrer weiteren Beweglichkeit nach vitaler Färbung, oder hinsichtlich ihrer Virulenz statt. Ein Impfversuch in der üblichen Weise wurde nur mit Bacillus anthracis angestellt. Die Kontrollmaus verendete hierbei nach 25 Stunden und die Prüfungsmaus nach 27 Stunden. Die Kulturmenge betrug V3 Oese. Durch eine Vorbehandlung der Organismen mit Chemikalien und hohen Tempera- turen wird ebenfalls eine Schädigung des reagierenden Stoffes herbeigeführt, da eine Färbung der vorbehandelten und dann geprüften Kulturmassen nicht mehr eintrat. Die Züchtung der Mikroben auf verschiedenen Nährböden als Vorbehandlung ergab keine Schädigung des reagierenden Stoffes. Das Ergebnis der entsprechenden Untersuchungen erbrachte auch für die Reduk- tionsprüfungen den Beweis, daß nach einer Vorbehandlung mit Salzsäure die Wachs- tumsfähigkeit der die Grünblaufärbung nicht mehr gebenden Mikroben zerstört und gleichfalls die Virulenz aufgehoben wird. Alle über die vorstehend angeführten Feststellungen vorgenommenen Versuche wurden in der gleichen Weise und mit denselben Kulturen ausgeführt, wie bei den entsprechenden Prüfungen auf Oxydations Wirkungen. Gejjenwärtige Kenntnis Ton Oxydations- und ßedul^tionsTvirliungen und deren Erklärung. Bevor ich den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnis von Oxydations- und Reduktionswirkungen der Bakterien, sowie die Erklärung derselben einer näheren Betrachtung unterziehe, möchte ich vorher einige Aus- führungen über die Einrichtung der Bakterienzellen in morphologischer und funktioneller Beziehung vorausschicken. Man hat sich schon seit langem und bis heute vergeblich bei mor- phologischen Untersuchungen bemüht, in der Zelle der Mikroben die gleichen Bestandteile wie bei den höheren Pflanzenzellen aufzufinden, nämlich einen Zellkern und Zellplasma nachzuw^eisen. Die Ansichten der Forscher sind daher zum Teil in sehr verschiedener Richtung ge- äußert worden. Bei der Unauffindbarkeit eines als Kern sicher anzu- sprechenden Gebildes nahmen verschiedene Untersucher wie Bütschli, Zettnow u. a. den nach den gewöhnlichen Färbungsmethoden färbbaren Bestandteil eines Bakteriums als Kern und denjenigen Teil, der nur nach besonderen Methoden färberisch darstellbar ist und als Kapsel oder Hülle bezeichnet wird, als Zellplasma an. Eine andere Forscher- gruppe, wie Hüppe u. a., betrachteten dagegen die Bakterien in toto als Zellkerne im Sinne des Kerns höherer Pflanzen, während ein noch anderer Teil von Untersuchern, wie Rüziöka (68), Ambroz (5) u. a., die ganzen Bakterien nur als Analoga von Zellkernen ansprachen. Bei den oft wiederholten Bemühungen, durch modifizierte Färbungen Kerne oder kernartige Gebilde in Bakterienzellen zu erkennen, wurden häufig Beobachtungen gemacht, daß in manchen Zellen körnchenförmige Ge- bilde auftraten, die die einwirkenden Farbstoff'e intensiver in sich auf- nahmen, als es von dem übrigen Teil der Zelle geschah. Diese Körnchen- gebilde wurden anfangs ebenfalls von einigen Untersuchern, wie Grimme (31), Nakanishi (57), Preisz (61) u. a., als Zellkerne ge- deutet, indem der übrige Teil des Bakteriums als Zellplasma angesehen wurde. Heute sind sich die Forscher, sowohl die Botaniker als auch 414 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale, Bd. 62. Heft 5. die Bakteriologen, iiinsichtlich der Auffassung einig, daß in den Zellen der Mikroorganismen eine Differenzierung der beiden Hauptbestandteile der höheren Zellen, nämlich die erkennbare Trennung in Zellplasma und Zellkern, noch nicht besteht, indem diese Bestandteile sich noch innig miteinander gemischt befinden. Als wahrscheinlich ist aus der allgemein bekannten Affinität zu Kernfarbstoffen zu folgern, daß in den Mikroben- zellen die kernähnlichen Bestandteile in größerer Menge vorhanden sein müssen, wie die Untersuchungen von Rü2i6ka (67), Swellengrebel (80) u. a. gezeigt haben. Auf die vorhin erwähnten körnchenförmigen Bildungen gelegentlich färberischer Versuche an Mikroben richteten weiterhin eine Reihe Untersucher ihr Augenmerk, um über das Auftreten der Körnchen und ihre Substanz näheren Aufschluß zu erhalten. Ver- schiedene Forscher haben nun dahin entschieden, daß es sich bei diesen Zelleinschlüssen wahrscheinlich um in den Zellen abgelagerte Reserve- stoffe, wie Fett, Volutin, eiweißähnliche oder lipoide unbekannte Sub- stanzen handelt. Die zum Beweise dieser Voraussetzungen dienenden Versuche sind aber nach Ansicht anderer Nachuntersucher in manchen Punkten doch nicht stichhaltig genug, um volle Beweiskraft zu besitzen. So haben Dietrich und Liebermeister (16), Vay (81) u. a. nach- gewiesen, daß es sich betreffs der Zelleinschlüsse nicht um Fett handeln könne, wie Meyer und Grimme (31), Eisenberg (20), Kruse (44) u. a. auf Grund von Fettreaktionen annehmen zu dürfen glaubten, ohne jedoch selbst einen genauen Aufschluß über die Körnchensubstanz zu bringen. Sie bezeichnen es vielmehr nur als wahrscheinlich, daß beim Eintreten des Stillstandes im Wachstum eines Mikroorganismus sich die bis dahin im Zellplasma in gleichmäßiger inniger Mischung befindlichen Substanzen differenzieren, und daß dann an einigen Stellen der Zelle sich Konzentrationen bilden, die so vielleicht das Auftreten der Körnchen erklären ließen. Die Frage, wie weit diese Anschauung der Wirklichkeit entspricht, harrt vorläufig noch ihrer Beantwortung. Hinsichtlich der Untersuchung der funktionellen Erscheinungen der Mikrobenzellen ist man schon einen großen Schritt weiter gekommen, wenn auch hier sehr viel noch unklar oder ungenau bekannt ist. All- gemein setzt sich das Leben der Bakterienzelle aus einem Zusammen- wirken von synthetischen und analytischen Prozessen zusammen, indem einmal durch chemische Umsetzungen hochkomplexe Eiweißkörper auf- gebaut werden (Synthesen) und auf der anderen Seite bei der Lebens- tätigkeit diese Eiweißverbindungen wieder abgebaut und zerlegt werden (Analysen). Weiter spielen in den Bakterienzellen fermentative und enzymatische Prozesse eine bedeutende Rolle, indem sie den Mikroben als Hilfsmittel zu ihrer Stoffumwandlung dienen. Als Fermente werden solche Bestandteile lebender Zellen bezeichnet, die nach Ostwald, ohne selbst dauernd in die Produkte der Reaktion einzutreten, chemische Reaktionen in bestimmter Richtung entweder ihre Geschwindigkeit ver- größernd oder eventuell auch hemmend zu beeinflussen imstande sind. Außerdem unterscheidet man Enzyme oder ungeformte Fermente, deren Trennung von den lebenden Zellen bewirkt werden kann. Die Unter- scheidung zwischen geformten oder organisierten, von der Zelle nicht trennbaren Fermenten und den vorgenannten Enzymen ist durch eine scharfe Grenze nicht möglich, da im Laufe der Zeit wahrscheinlich alle bis jetzt von den Zellen noch nicht trennbaren organisierten P'ermente sich als Enzyme darstellen lassen werden. Daher könnte allgemein die Bezeichnung Enzym für beide Arten mit Recht benutzt werden. Bei Krämer, Oxydations- und Red uktions Wirkungen der Bakterien etc. 415 der Betrachtung der näheren Eigenschaften der Enzyme ist man dann dazu übergegangen , dieselben in extra- und intracelluläre zu scheiden. Die erste Art, die von den Mikrobenleibern ausgeschieden wird, die also als Sekret zu betrachten ist, nennt man auch Ektoenzynie im Gegensatz zu der zweiten Art der an den Zellen haftenden Enzyme, die als Leibesbestandteile aufzufassen sind, den Endoenzymen. Auch bei diesen beiden Arten ist eine genaue Diflferenzieruug nicht möglich, da ihr Nachweis oft sowohl in der Zelle als auch außerhalb derselben möglich ist. Daher deutet Kruse (44) die Enzymunterschiede in der Weise, daß er annimmt, das eine Enzym hafte fester an den Zellen als das andere. Zu bedenken bleibt hier aber stets, daß wir uns an diesem Punkte an einer vorläufigen Grenze unseres Wissens befinden, indem wir das Zugeständnis machen müssen, daß wir einerseits über die chemische Natur der enzymatischen oder fermentartigen Zellbestandteile der Mikroben und andererseits über ihre Wirkungs- und Entstehungsweise noch keine genügende Klarheit erlangt haben. Nur ihre Lage im Zellplasma können wir eventuell feststellen. Die in der Zelle vom Plasma gebildeten fertigen Enzyme sind nach Hofmeister (36) im Energieumsatz ausschlag- gebend. Durch diese Ausrüstung mit Fermenten bzw. Enzymen wird das Protoplasma der Mikroben zu seinen so sehr verschiedenartigen Funktionen und Stoflfwechselleistungen befähigt. Gegenwärtig teilt man nach Fuhrmann (27) die Enzyme ihren Leistungen nach ein in: 1) Schizasen oder spaltende Enzyme, 2) oxydierende Enzyme (Oxydasen), 3) reduzierende Enzyme (Reduktasen), 4) gärende Enzyme. Kruse (44) geht in seiner Annahme noch weiter, indem von ihm nicht nur die oberflächlichen und tiefen Spaltungen, Oxydationen, Reduktionen, Anhydridbildungen und Kondensationen als fermentativen Ursprungs an- genommen werden, sondern auch noch die unter starker Wärmebindung verlaufenden Synthesen auf Fermente unter der Vermutung zurückgeführt werden, daß eine Trennung dieser Fermente von dem lebenden Proto- plasma noch möglich sein wird, d. h. daß sie sich noch als ungeformte Fermente oder Enzyme erweisen werden. Von den Mikrobenenzymen sind hinsichtlich meiner Bearbeitung von besonderem Interesse die oxydierenden und reduzierenden Enzyme, die Oxydasen und Reduktasen. Bei den Mikroben darf nun allgemein von einer Oxydationskraft nicht gesprochen werden, sondern nur von einer Fähigkeit zur Oxydation bestimmter Stofi"e, da diese Kräfte spezifischer Natur sind, indem Oxydasen als sauerstoifübertragende Enzyme anzusehen sind. Bei der Theorie der Oxydasen Wirkung ist das Wichtigste der Sauerstoff, der aber in molekularer Form die meisten im Tierkörper der Oxydation unter- worfenen Stoffe nicht angreift. Zum Hervorbringen oxydativer Erschei- nungen ist vielmehr eine vorherige Aktivierung des bis dahin inaktiven Sauerstoffs erforderlich. Im Laufe der Jahre sind über diese Vorgänge auch sehr verschiedene Annahmen aufgestellt worden. Schönbein (59) glaubte, im Tierkörper eine Bildung von Ozon annehmen zu müssen, was aber bald als unmöglich erkannt wurde. Demgegenüber nahm Hoppe-Seyler (59) an, daß in Geweben anläßlich der Reduktions- prozesse eine Sprengung des Oo-Moleküls. mithin eine Aktivierung des Sauerstoffs eintritt. Die leicht oxydablen Stoffe kämen demnach als Sauerstoffüberträger in Frage. Sodann wurde von Traube (59) der 416 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Begriff eines Oxydationsfermentes eingeführt, und Bourquelot (9) unternahm einen ersten Versuch, die verschiedenen Oxydationswirkungen zu gruppieren. Heute unterscheidet man nach Oppenheim er (59): 1) Alkoholasen, 4) Phenolasen, 2) Aldehydasen, 5) Tyrosinasen, 3) Purinoxydasen, 6) Peroxydasen. Bach und Chodat (59) stellten nach Bourquelots Gruppierungs- versuch die wenigstens für die Phenolasen gültige Theorie der Ent- stehung von Peroxyden auf, die nach ihrer Annahme auf die Substrate wieder oxydierend wirken sollten. Nach ihrer Theorie vollziehen sich alle diese Oxydationen nach dem Schema: Peroxyd -j- Peroxydase = wirksamer Sauerstoff. Wie schon bei den Enzymen vorstehend allgemein gesagt wurde, besitzen wir über die chemische Natur der Oxydasen wie auch über die Kinetik derselben und ihre Bedeutung im Stoffwechsel noch keine sichere Kenntnis. Von Bach und Chodat (59) wurden zuerst pflanzliche Oxydasen in lebenden Zellen nachgewiesen, nachdem man sie bis dahin als postmortale Erscheinungen angesprochen hatte. Der Nachweis der Oxydasen der 4. Hauptgruppe, der Phenolasen, die eine Oxydation aromatischer Amine und Phenole unter Bildung eines dunklen Farbstoffes hervorbringen, wird mit Hilfe der Indophenolbildung geführt. Nach einer Mischung von Organextrakten oder Organbreien mit einer alkalischen Lösung eines Gemisches von a-Naphthol -|- Dimethylparaphenylendiamiu tritt unter Sauerstoffaufnahme eine Bläuung des Gemenges durch Bildung von Indo- phenol als Kondensations- und Oxydationsprodukt ein, was Ehrlich (19) zuerst schon vor längerer Zeit beobachtet hatte. Für pflanzliche Stoffe ist diese Reaktion besonders brauchbar zum Nachweis von Oxydasen und ist von Abelous und Biarnes (2), Portier (59), Winkler (59) und zuletzt von Schult ze (73) eingehend untersucht worden. Das Indophenol lagert sich an den Stellen der Zelle, wo es in lebhafte Be- ziehung zum aktiven Sauerstoff treten kann, ab. Die neue Schul tzesche Methode ist eine modifizierte Anwendung dieser vorgenannten Reaktion. Die Phenolasen rechnet man bei der Verschiedenheit der Körper der Nukleingruppe zu diesen oder zu verwandten Körpern derselben, indem man sie als eiweißartige Substanzen betrachtet, deren Stickstoff-Kohlen- stoffverhältnis von dem der übrigen Eiweißkörper weit abweicht. Durch die Phenolasen werden verschiedene Phenole und deren Verwandte unter dunkler Farbstoffbildung oxydiert. Der größte Teil der Pflanzenfarbstoffe wird durch Oxydation aromatischer Spaltungsprodukte, z. B. Indigo aus Indoxyl u. a., hervorgerufen, was man in neuerer Zeit ebenfalls auf pflanzliche Oxydasenwirkung zurückführen zu können glaubt. In der Literatur sind hierüber nur ganz verstreut einzelne Bemerkungen ent- halten, so z. B. die Bläuung von Hefe durch Tetramethylparaphenyl- endiamin bei Wurster (89). Aber nicht bloß diese biologisch ziemlich unwichtigen Oxydationen durch Phenolasen, die allgemein nur zur Bil- dung dunkler Farbstoffe führen, haben uns die Forschungen der letzten Jahrzehnte gebracht, sondern sie haben es uns auch als sehr wahrschein- lich hingestellt, daß die übrigen Oxydasen ebenfalls als Enzyme, die Sauerstoff übertragen, wirken. Kruse (44) knüpft hieran noch den gewichtigen Ausspruch, daß es nicht als unmöglich, sondern sogar als recht wahrscheinlich anzusehen sei, daß überhaupt die Luft- oder Sauer- stoffatmung der aeroben Mikroorganismen, wie bei allen luftliebenden Wesen, auf solche Oxydasenwirkung zurückzuführen ist. Da bislang der Kr am er, Oxydatione- und Reduktionswirkungen der Bakterien etc. 417 Nachweis isolierbarer Oxydasen nur sehr gering gewesen ist, so hat man vielfach versucht, die Wirkungen als durch das lebende Zellplasma ver- mittelt anzusehen. Wie schon Kruse (44) angedeutet hat, wird hier- durch die Spezifität des Vorganges aber nicht geändert. Auch ich möchte mich seiner Ansicht anschließen, daß die Oxydations- und Re- duktionswirkungen von Mikroben auf Enzyme von größerer Empfindlich- keit als andere zurückzuführen sind. Ueber Reduktionswirkungen von Bakterien sind in der Literatur im Gegensatz zu den Oxydationswirkungen, die angegebenermaßen sehr spärlich beschrieben sind, viele und gründliche Untersuchungen und Feststellungen verzeichnet. Ein weiteres Eingehen auf diese Angaben möchte ich mir hier versagen, indem ich nur auf die außerordentlich erschöpfende Arbeit von Wichern (86) verweise, die eine sehr genaue Bearbeitung der vorhandenen Literatur und wichtige neue Aufschlüsse über Reduktionswirkungen gibt. Eine gleich ausführliche Behandlung dieser Materie finden wir weiter bei Fuhrmann (27). Auch von diesen beiden Forschern werden die Reduktionen auf Reduktasen Wirkung zurück- geführt. Einen abweichenden Standpunkt nimmt dagegen Oppen- heimer (59) ein, der die Reduktionswirkungen nicht auf Fermente zurückführen möchte, da sie sehr häufig mit Oxydationen in Pflanzen vereint gefunden sind, wie sich aus den Untersuchungen von Palladin (60) zeigt. Nach Kruse (44) ist es ebenfalls möglich, einen Teil der Reduktionen auch als Oxydationen aufzufassen, indem von einigen Bak- terien, z. B. den denitrifizierenden, der erforderliche Sauerstoff statt aus der Atmosphäre aus der Salpeter- und salpetrigen Säure entnommen wird. Andererseits ist es aber gelungen, echte Reduktasen, wie das Philothion, aufzufinden, das von Rey-Pailhade im alkoholischen Ex- trakt von Bierhefe gewonnen wurde und von dem er feststellen konnte, daß es aus Schwefel Schwefelwasserstofl" entwickelte. Weitere Reduktasen sollen dann noch im keimfreien Hefepreßsaft und bei Mikroben gefunden worden sein. Die bei den Oxydasen erwähnten, für die Technik so be- deutungsvollen künstlichen Farbstoffe aromatischer Verbindungen werden durch organisierte Reduktasen, die auch bei Mikroben anzunehmen sind,^ in ungefärbte Leukoprodukte umgewandelt. Diesen oberflächlichen Oxy- dationen und Reduktionen von Farbstoffen kann hinsichtlich der Ernährung der Mikroben eine größere Bedeutung nicht beigemessen werden, nur hinsichtlich der Difl'erentialdiagnostik können sie von gewissem Werte sein. Als Erklärung der unter Farbstoffbildung einhergehenden Reduk- tionswirkungen von Mikroorganismen müssen wir nach Kruse bis auf weiteres annehmen, daß durch den Einfluß spezifischer Enzyme der Wasserstoff aus der einen oder anderen Verbindung auf die Farbstoffe übertragen wird. Bei der Annahme pflanzlicher sauerstoffübertragender Enzyme (Oxy- dasen) und reduzierender Enzyme (Reduktasen) sei hier noch kurz be- merkt, daß auch für diese Enzyme die für diese Gebilde allgemein fest- gestellten Beeinflussungen Gültigkeit besitzen. Alle Enzyme werden durch Einwirkung stärkerer Säuren und Alkalien zerstört. Besonders empfindlich zeigen sie sich gegen höhere Temperaturen, durch deren Ein- wirkung sie alle meist in kurzer Zeit dauernd geschädigt werden. Proto- plasmagifte wie: Chloroform, Chloralhydrat, Aether, Alkohol u. a. wirken hemmend auf sie ein. Im Anschluß hieran möchte ich hinsichtlich der Untersuchungsergeb- nisse meiner Arbeit noch folgendes bemerken : Die von mir bei der Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 5. 27 418 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Prüfung auf Oxydationswirkungen beobachteten, in den Zellen auftreten- den blauen Körnchen sind sicher identisch mit den von Dietrich und Liebermeister (16), Grimme (31), Kral (42), E ise nberg (20), Vay (82) u. a. beobachteten körnigen Gebilden. Nach meinen Fest- stellungen möchte ich annehmen, daß es sich um Körnchen unbekannter Substanz handelt, an die entweder ein Oxydationsferment, eine Oxydase (eine Phenolase) gebunden ist, oder daß es sich nur um eine Konden- sationsbildung im Protoplasma handelt, die eine besondere Affinität zu Sauerstoff besitzt. Ich möchte das Vorhandensein eines Enzyms als sehr wahrscheinlich ansehen, da ich durch meine Versuche bewiesen zu haben glaube, daß das für die Enzyme allgemein Gültige auch hierfür Berech- tigung zu haben scheint. Als eine besonders wichtige Tatsache, daß es sich nicht um eine Fettreaktion handeln kann, möchte ich den schon von Dietrich und Liebermeister (16) geäußerten Zweifeln an der angeblich geringen Beweiskraft der Fettreaktionen von Grimme (31) und Eisenberg (20) noch die Beobachtung hinzufügen, daß beim Be- stehen der Körnchen aus Fett und der Annahme von der Richtigkeit der Blaufärbung als Fettreaktion sich beim Corynebacterium tuber- culosis die ganzen Stäbchen, die erwiesenermaßen eine fettartige Hülle besitzen, bei der Einwirkung der Oxydationsreagentien blau färben müßten. Dieses geschieht jedoch nicht, sondern es färben sich nur die Körnchen in den Stäbchen blau, während die Hülle farblos bleibt. Demnach kann es sich nicht um eine Fettreaktion handeln. Im übrigen möchte ich mich der hypothetischen Ansicht Schultz es (72) anschließen, daß die Körnchen eine Oxydase enthalten und daß die Bakteriengranula Fermentträger sind, indem das Ferment an die noch unbekannte Substanz der Granula ge- bunden erscheint. Ueber die Substanz der Granula wird man erst dann Sicherheit erlangen, wenn es gelingen wird, sie in größerer Menge aus den Zellen zu isolieren und sie einem analytischen Verfahren zu unter- ziehen. Es ist anzunehmen, daß an gewisse Plasmadiflferenzierungen pflanz- liche Enzyme gebunden sind, die das Auftreten der Färbung vermitteln, da an jenen Stellen auf Grund der Reaktion oxydierbarer Sauerstoff vor- handen sein muß. Demnach wären an die Körnchen sauerstoffübertragende Enzyme als gebunden zu betrachten. Möglich wäre aber immerhin auch noch die Annahme, daß die körnchenförmigen Differenzierungen, ohne durch Enzyme unterstützt zu werden, nur durch ihre besondere Affinität zu Sauerstofi" die farbigen Oxydationsprodukte hervorzubringen imstande sind. Am wahrscheinlichsten ist mir die Enzymtheorie, da sie durch meine Untersuchungen vielfach gestützt wird. Bezüglich der Reduktionswirkungen möchte ich ebenfalls als Binde- glied ein Enzym annehmen, da auch für diese Erscheinungen durch meine Prüfungsergebnisse teilweise die enzymatische Natur derselben nachge- wiesen ist. Betreffs dieser Reaktion ist noch zu bemerken, daß nur die lebenden Zellen dieselbe zeigen, ferner daß Sporen wie auch bei der Oxydationsprüfung allgemein die Reaktion nicht auslösen, sondern nur in vegetativer Form zu reduzieren imstande sind, und daß endlich außer den Bakterienzellen selbst auch noch bei einigen Stämmen eine ausge- schiedene lösliche Substanz reduzieren muß. Die Frage, ob etwa zwischen Oxydasen und Reduktasen noch engere Beziehungen bestehen, ob beide vielleicht dieselbe Substanz darstellen fOxydoredukteur nach Abelous und Aloy(l)], muß ich ebenfalls offen lassen. Einige Tatsachen könnten wohl zugunsten einer solchen Annahme Kramer, Oxydatiotis- und Reduktionswirkungen der Bakterien etx;. 419 sprechen, wie z. B. das gleichartige Auftreten der blauen Körnchen bei der Oxydations- und Reduktionsprüfung der Hefen, nach den übrigen Feststellungen ist sie aber als unwahrscheinlich zu betrachten. Gleich- falls habe ich keine Klarheit über das Auftreten der feinsten dunklen Körnchen bei der Prüfung der Coccaceen auf Reduktionserscheinungen erhalten, wobei eine besonders intensive Reaktion beobachtet wurde. Mit meiner vorliegenden Arbeit hoffe ich, zur deranächstigeu Schließung der Lücke, die Kruse in seiner soeben erschienenen Mikro- biologie beim Kapitel der Oxydasen erwähnt, daß nämlich Mikroorganismen bislaug noch nicht systematisch genug auf Oxydasen geprüft worden seien, da für die meisten Reaktionen nur vereinzelte Angaben vorlägen, in ge- ringer Weise beigetragen zu haben. Kurze Zasammcufassang der Untersuchangsergebnisse. Die Ergebnisse meiner vorstehenden Arbeit möchte ich folgender- maßen kurz zusammenfassen: 1) In der neuen Methode von W. H. Schnitze zur sofortigen Er- kennung von Oxydations- und Reduktionswirkungen von Bakterien be- sitzen wir ein gutes Mittel, um diese Wirkungen augenblicklich dem Auge sichtbar zu machen. Sie ist demnach als eine sehr gute Demon- strationsmethode unterrichtlich zu verwerten. 2) Diese Methode bietet uns eine neue Möglichkeit, vorzügliche "Vitalfärbungen von Mikroorganismen zu erhalten, wobei im Gegensatz zu früheren Methoden, wo die zu prüfenden Mikroben mit den reaktions- auslösenden Flüssigkeiten selbst zusammengebracht werden, keine stören- den Farbstoffniederschläge auftreten können, die ich z. B. bei der Nach- prüfung der Methode von Dietrich und Liebe rmeister stets er- halten habe. 3) Das Prüfungsergebnis auf Reduktionserscheinungen war bei allen untersuchten pflanzlichen Mikroorganismen positiv. Es wurden bei allen deutliche Reduktionswirkungen festgestellt. 4) Auch die Uebersicht der Ergebnisse der Oxydationsprüfungen läßt auf eine gewisse Gesetzmäßigkeit schließen, denn Oxydationswir- kungen werden nur von Aerobiern bewirkt, während Anaerobier keine derartigen Erscheinungen erkennen lassen. 5) Geschieht die Oxydationsprüfung unter Luftabschluß, so tritt auch bei den Aerobiern keine Wirkung ein, gleichfalls bleibt die Reaktion aus beim Züchten von Aerobiern unter anaeroben Bedingungen. 6) Außer bei den Anaerobiern fehlen auch bei den Coccaceen die Oxydationserscheinungen gänzlich, während beide Gruppen bei der Prüfung auf Reduktionswirkungen ganz besonders starke Wirkungen erkennen lassen. 7) Bei Protozoen sind weder Oxydations- noch Reduktionswirkungen beobachtet. Hiermit soll jedoch nicht gesagt sein, daß diese Wirkungen überhaupt nicht vorhanden sind, sondern das vorstehend Angeführte gilt nur für die von mir benutzte Methode. 27* 420 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 62. Heft 5. 8) Eine Beeinflussung der Mikroorganismen infolge des Auftretens der blauen Körnchen in den Zellen findet weder hinsichtlich ihrer weiteren Wachstumsfähigkeit noch ihrer Beweglichkeit oder ihrer Virulenz statt. 9) Durch eine geeignete Vorbehandlung mit Chemikalien oder höheren Temperaturen kann eine geringere oder erheblichere Schädigung des reagierenden Stoffes herbeigeführt werden. Ein Züchten auf verschiedenen Nährböden ist dagegen zum Herbeiführen von Schädigungen wirkungslos. 10) Nach einer Schädigung des reagierenden Stoffes durch eine ge- eignete Vorbehandlung zeigt sich teilweise die Wachstumsfähigkeit und die Virulenz der Mikroben geschädigt. lateratnrverseiclmis. 1) AbelousetAloy, Sur quelques conditions de l'activite d'un ferment oxydant. (Compt. rend. soc. de biol. T. 48. 1903.) 2) Abelous et Biarnes, Existence chez les mammifferes d'un ferment oxydant l'aldehyde salicyl. (Soc. biol. T. 50. 1898. p. 495.) 3) Albert, Buchner u. Rapp, Herstellung von Dauerhefe mittels Aceton. (Ber. d. Deutsch, ehem. Gesellsch. Bd. 35. 1902.) 4) Aloy s. Abelous (1). 5) Ambroz. Entwickelungszyklus des B ac t eriu m n i t ri n. sp. als Beitrag zur Cytologie der Bakterien. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 51. 1909. p. 213.) [Mit ausführlicher Literatur.] 6) Behrens, Ueber Oxydasenfarbstoffe durch Enzvme. (Lafars Handbuch. Bd. 1. p. 668.) 7) Biarnfes s. Abelous (2). 8) Borgnino, Tyrosin et tyrosinase. (Bull, de l'associat. beige des chim. T. 29.) 9) Bourquelot, Remarques sur les matiferes oxvdant que l'on peut rencontrer chez les etres vivants. (Soc. biol. T. 50. 1898. p. 381.) 10) Buchner u. Gaunt, Neue Versuche über die Oxydase der Essigbakterien. (Wochenschr. f. Brauerei. Bd. 22.) 11) JBuchner u. Meisenheimer, Enzyme bei Spaltpilzgärungen. (Ber. d. Deutsch, ehem. Gesellßch. Bd. 36. 1903.) 12) Buchner s. Albert (3). 13) Cathcart u. Hahn, Ueber die reduzierenden Wirkungen der Bakterien. (Arch. f. Hvg. Bd. 30. 1902.) 14) Cathcart s. Hahn (32). L5) Czapek, Biochemie der Pflanzen. Bd. 2. p. 464. Jena 1905. [Gesamte Literatur über die Oxydasen und deren Verbreitung im Tier- und Pflanzenreich.] 16) Dietrich u. Liebermeister, Sauerstoffübertragende Körnchen in Milzbrand- bacillen. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 32. 1902. p. 858.) 17) Doflein, Die Protozoen. Jena 1901. 18) Eberlein s. Rothenbach (66). 19) Ehrlich, Das Sauerstoff bedürfnis des Organismus. Berlin 1884. 20) Eisen berg, Ueber Fetteinschlüsse bei Bakterien. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 48. 1908 u. Bd. 51. 1909.) 21) Engler u. Herzog, Zur chemischen Erkennung biologischer Oxydationsreaktionen. (Zeitschr. f. phys. Chem. Bd. 59. 1909. p. .327.) 22) Engler u. Weissberg, Kritische Studien über den Vorgang der Autoxydatiou. Braunschweig 1904. [Vollständige Literatur.] 23) Ernst, Ueber den Bacillus xerosis und seine Sporen bildung. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 4. 1888. p. 25.) 24) , Ueber den Bau der Bakterien, i Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. IL Bd. 8. 1902. No. 1.) 25) Fischer, Cvanophyceen und Bakterien. Leipzig 1897. 26) , Ueber' Enzyme der Mikroben. (Lafars Handb. Bd. 1. 1904. p. 255.) 27) Fuhrmann, Vorlesungen über Bakterienenzyme. Jena (Fischer) 1907. [Enthält Literatur über Oxydasen und Reduktasen.] 28) Gaunt s. Buchner (10). 29) Geßsard, Etudes sur la tyrosinase. (Ann. de l'Inst. Pasteur. T. 15. 1901.) 30) , Propriöt^ nouvelle du bacille pvocyanique. (Compt. rend. de la soc. de biol. S^r. 10. T. 5. 1902.) Kramer, Oxydations- und ßeduktionswirkungen der Bakterien etc. 421 31) Grimme, Die wichtigsten Methoden der Bakterien färbung. (Centralbi. f. ßakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 32. 1902.) 32) Hahn u. Cathcart, lieber die Reduktionswirkungen der Hefe und des Hefe- Ereßsaftes, sowie der Bakterien. (München, med. VVochenschr. Jahrg. 49. 1902.) [ahn s. Cathcart (13). 34) Hertwig, Lehrbuch der Zoologie. 9. Aufl. Jena (Fischer) 1910. 35) Herzog s. Engler (21). 36) Hofmeister, Die chemische Organisation der Zelle. Braunschweig 1901. 37) Hoyer, Beiträge zur Kenntnis der Essigbakterien. (Dtsche Essigind. 1899.) 38) Kitasato u. Weyl, Zur Kenntnis der Anaeroben. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 8.) 39) Kitt, Bakterienkunde und pathologische Mikroskopie. 5. AufL 1908. 40) Klett, Zur Kenntnis der reduzierenden Eigenschaften der Bakterien. (Centralb. f. ßakt. etc. Abt. I. Bd. 27. 1900 u. Zeitschr. f. Hyg. Bd. 33. 1900.) 41) Kolie u. Wassermann, Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. 1903 — 1906. 42) Kral, lieber Vitalfärbung von Mikroorganismen. (Verhandl. d. Gesellsch. d. Naturf. u. Aerzte. 74. Vers. Karlsbad 1902. p. 621. Sept.) Leipzig (Vogel) 1903. 43) Krompecher, Untersuchungen über das Vorkommen metachromatischer Körn- chen etc. (Centralbi. f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 30. 1901. p. 385.) 44) Kruse, Allgemeine Mikrobiologie. Leipzig (Vogel) 1910. 45) Lafar s. Fischer (26). 46) Lehmann, lieber die Bildungen von Oxydationsfermenten (Tyrosinase) durch Bak- terien. (München, med. Wochenschr. Jahrg. 49. 1902.) 47) Lehmann u. Neumann, Atlas und Grundriß der Bakteriologie. 5. Aufl. München (Lehmann) 1910. 48) Liborius, Beiträge zur Kenntnis des Sauerstoff bedürfnisses der Bakterien. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 1. 1886. p. 115.) 49) Liebermann, Beiträge zur Kenntnis der Fermentwirkungen. (Pflügers Arch. Bd. 104. 1904.) 50) Liebermeister s. Dietrich (16). 51) Maasen, lieber das Reduktionsvermögen der Bakterien und über reduzierende Stoffe in pflanzlichen und tierischen Zellen. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 31. 1904. p. 378.) 52) Marx u. Woithe, Morphologische Untersuchungen zur Biologie der Bakterien. (Centralbi. f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 28. 1900. p. 1.) 53) Meisenheimer s. Buchner (11). 54) Meyer, lieber Geißeln, Reservestoffe, Kerne und Sporenbildung der Bakterien. (Flora. 1899. p. 428.) 55) , lieber Unterscheidung von Fett und Sporen in Bakterien. (Centralbi. f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 30. 1901.) .56) Müller, Ueber reduzierende Eigenschaften der Bakterien. (Centralbi. f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 26. 1899. p. 51.) 57) Nakanishi, Ueber den Bau der Bakterien. (Centralbi. f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. .30. 1901. p. 97.) 58) Neumann s. Lehmann (47). 59) Oppenheimer, Die Fermente. Spezieller Teil. 3. Aufl. Leipzig (Vogel) 1909. [Literatur über Oxydasen p. 338 — 391 u. Reduktasen p. 395. J 60) Palladin, Beteiligung der Reduktase am Prozeß der Alkoholgärung. (Zeitschr. f. phys. Chem. Bd. 56. 1908. p. 81.) 61) Preisz, Studien über Morphologie und Biologie des Milzbrandbacillus. (Centralbi. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 49. 1909.) 62) Rapp 8. Albert (3). 63) Röhmann u. Spitzer, Die Oxydationswirkung tierischer Gewebe. (Chem. Ber. Bd. 28. 1895. p. 567.) 64) Roszahegyi, Ueber das Züchten von Bakterien in gefärbter Nährgelatine. (Centralbi. f. Bakt. etc. Bd. 2.) 65) Rothberger, Differentialdiagnostische Untersuchungen mit gefärbten Nährböden. (Centralbi. f. Bakt. etc. Abt. L Bd. 24 u. 25. 1899.) 66) Rothenbach u. Eberlein, Zu der Enzymgärung der Essigpilze. (Dtsche Essig- industrie. Bd. 9.) 67) Rüzicka, Depressionszustände und Regulationsvorgänge beim Bacillus an- thracis. (Arch. f. Protistenk. Bd. 10. 1907.) 68) — — , Ueber die biologische Bedeutung der färbbaren Körnchen im Bakterieninhalt. (Arch. f. Hyg. Bd. 47. 1903.) 69) Scheurlen, Die Verwendung der selenigen und tellurigen Säure in der Bakterio- logie. (Centralbi. f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 27. 1900 u. Zeitschr. f. Hyg. Bd. 33. 1900.) 422 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Schult ze, Die Oxydasereaktiou an Gewebsschnitten und ihre Bedeutung für die Pathologie. (Zieglers Beitr. Bd. 45. 1909.) — — , lieber die Oxyda.sereaktion der Speichel- und Tränendrüsen. (Verhandl. d. Deutsch, patholog. Gesellsch. 1909.) , Ueber eine neue Methode zum Nachweis von Reduktions- und Oxydations- wirkungen der Bakterien. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 56. 1910. p. 542.) , Weiteres über Oxydasereaktionen. (München, med. Wochenschr. 1910.) , Zur Differentialdiagnose der Leukämieen. (München, med. Wochenschr. 1909. No. 4.) Smith, Reduktionserscheinungen an Bakterien und ihre Beziehungen zur Bakterien- zelle, nebst Bemerkungen über Reduktionserscheinungen in steriler Bouillon. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 19. 1896. p. 181.) V. Sommaruga, Ueber Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 18. 1890.) Spina, Bakteriologische Versuche mit gefärbten Nährsubstanzen. (Centralbl. f. Bakt. etc. Bd. 2. p. 71.) Spitzer s. Röhmann (63). Strasburger, Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. 9. Aufl. Jena (Fischer) 1908. Swellengrebel, Neue Untersuchungen über die vergleichende Cytologie der Spirillen und Spirochäten. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. L Orig. Bd. 49. 1909.) Vay, Studien über die Strukturverhältnisse von Bakterien mit farbehaltigen Nähr- böden. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 55. 1910. p. 193.) , Ueber körnchenförmige Bildungen in Pestbakterien. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 52. 1909.) Wassermann s. Kolle (41). Weissberg s. Engler (22). Weyl s. Kitasato (38). Wi ehern, Quantitative Untersuchungen über die Reduktionswirkungen derTvphus- Coli- Gruppe. (Arch. f. Hyg. Bd. 72. 1910; s. auch Zeitschr. f. phys. Chem. Bd. 57. 1908.) [Enthält ausführliche Literatur über Reduktasen.] Woithe s. Marx (52). Wolff, Zur Reduktionsfähigkeit der Bakterien. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Bd. 27. 1900.) 89) Wurster, Ueber einige empfindliche Reagentien zum Nachweis minimaler Mengen aktiven Sauerstoffs. (Chem. Ber. Bd. 29. 1886. p. 318.) Nachdruck verboten. Ueber das Aufsuchen der Typhusbacillen im Wasser naoli dem Komplementfendungsverfaliren. [Aus dem Hygienischen Institut der Kgl. Universität Turin, Leiter: Prof. Dr. L. Pagliani.J Von Dr. O. Volpino und Dr. E. Cler. Von einer unserer in diesem Centralblatt veröffentlichten Arbeiten (Abt. I. Orig. Bd. 58. p. 592) ausgehend, kommt Rösler auf Grund seiner eigenen Untersuchungen zu dem Schlüsse, daß die Komplement- bindungsmethode zum Auffinden kleiner Mengen Typhusbacillen ungeeignet und somit zur Untersuchung des Wassers auf diese Keime hin nicht verwendbar ist. Wir lassen es uns daher angelegen sein, mit Zahlen darzutun, daß gerade das Umgekehrte der Fall ist. Wir nehmen damit auch die von Rösler erhaltenen und in seiner Tabelle VI vorgebrachten Ergebnisse als endgültig an, aus der hervorgeht, daß Rösler die spezifische Komplementbindung mit Antityphusserum bei 0,02 mg (= Vioo Normalöse) erhalten hat. Volpino u. Cler, Ueber das Aufsuchen der Typhusbacillen im Wasser etc. 425 Zur bequemeren Berechnung nehmen wir sogar für den Augenblick weiter an, daß die Komplementbindung durch das Antityphusserum erst bei 0,1 mg Bacillen vorkommen kann. Eine derartige Möglichkeit kann ohne weiteres angenommen werden. In unserem besonderen Falle aber, in dem es sich um die Auf- findung der Typhusbacillen im Wasser mit Hilfe des Komplement- binduugsverfahrens handelt, ist es ganz gleichgültig, ob man vermutet, daß dieses 0,1 mg auf 1 ccm oder auf n ccra oder auf n 1 Wasser ver- teilt ist, denn es handelt sich doch darum, die im Wasser enthaltenen Keime auf den Filtrierkerzen aufzufangen. Nehmen wir nun beispiels- weise an, daß dieses 0,1 mg Bacillen in 1000 1 Wasser aufgelöst sei. Damit ist dann in unserem besonderen Falle gesagt, daß 0,1 mg auf 1000 1 verteilt 0,0000001 mg pro ccm ergibt. 1000 1 Wasser durch Filterkerzen laufen zu lassen, ist jedoch weder eine schwierige, noch viel Zeit verzehrende Arbeit, wenn man dazu 5 Kerzen nimmt, von denen eine jede auch nur 10 1 in der Stunde zu geben vermag. In 24 Stunden wird so nämlich jede 240 1 gegeben haben, alle zusammen also mehr als 1000 1. Wenn es sich darum handelt, eine etwaige Ver- unreinigung des Leitungswassers einer Stadt festzustellen, ist es sehr ratsam, mehrere Kerzen an mehreren Stellen der Wasserleitung anzu- bringen. Ist die Filtrierung beendet, so werden die verschiedenen Kerzen- niederschläge gesammelt. Nehmen wir nun beispielsweise an, in allen Kerzen 100 ccm Aufschwemmung erhalten zu haben. Diese Flüssigkeit kann dann noch auf 10 ccm konzentriert werden. Die durch die (positiv ausgefallene) Bindungsreaktion zutage geförderte Verunreinigung hätte also in diesem Fall 0,0000001 mg X 10 = 0,000001 mg pro ccm Wasser betragen. Nehmen wir dann ferner an, daß die Hälfte der Keime beim Arbeiten verloren gegangen sei, mit anderen Worten z. B. an den Kerzen hängen geblieben sei, so wären doch noch immer 0,000002 mg aufgefunden worden. Damit bleibt also nachgewiesen, daß, wenn wir von der Annahme ausgehen, daß 0,1 mg Bacillen zur Bindungsreaktion erforderlich sind, wir dieselbe Quantität wieder in einem Wasser vorfinden können, das nur mit 0,000002 mg Bacillen pro ccm verunreinigt worden ist, Vor- bedingung ist dabei nur die Heranziehung von 1000 1 Wasser zur Unter- suchung. Natürlich können wir nach Belieben auch geringere Verunreinigungen erkennen, wenn wir zur Untersuchung noch größere Mengen Wasser verwenden. Stellen wir dann dieselbe Berechnung nochmals an, aber nicht mehr auf Grund des Gewichtes, sondern auf Grund der Anzahl der Keime, so ergibt sich, daß 61000000 Keime pro mg (nach Rubner können sich so viele Keime ungefähr in 1 rag frischen bakterischen Belags finden) 6,1 Keime pro ccm entsprechen, wenn 0,1 mg auf 1000 1 Wasser verteilt ist. Aus alledem geht also deutlich hervor, daß die Frage nicht so sehr darauf hinausgeht, zu ermitteln, bis zu welcher Grenze die Bindungs- reaktion in besonderen Fällen noch hervorgerufen werden kann, sondern es sich darum handelt, zur Untersuchung viel Wasser heranzuziehen. ■424 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Nachdruck verboten. Etüde sur la determination du bacille de Kocli dans le lait et ses derives'). [Laboratoire bacteriologique de la Division d'Agriculture de la Republique Argentine.J Par le Docteur Enrique Fynn, Chef de la Division d'Agriculture du Miuistfere de rÄgriculture de la Republique Argentine. Ayant entrepris une etude sur la presence de ce germe dans le beurre, j'ai profite de l'opportunite qui se presentait pour etudier et preciser les avantages que presentent les differentes methodes et procedes actuellement employes. S'il est indeuiable que le reactif eraploye — c'est ä dire la receptivite du cobaye pour le bacille de la tuberculose — est d'une sensibilite extreme, certaines divergences d'opinions, que dans le cours de cette etude j'ai notees chez nombre d'auteurs, m'ont conduit ä en tenir compte et ä approfondir la question, utilisant ä cet effet, le materiel accumule pendant les trois annees qu'ont dure les experiences ci-dessus indiquees. Apres la revelation des bacteries acido-resistantes, par Petri, Rabinowitsch et autres, sont apparues des methodes qui eliminent son action dans les tissus du cobaye, comme ces microorganismes. developpent une pathogenie progressive, seulement au moment oü ils sont injectes dans le peritoine, en presence de matieres grasses; par la methode d'Obermüller (9) on elimine par centrifugation intensive et refroidissement posterieur toute la portion graisseuse, employant pour l'injection uniqueraent, la partie inferieure fluide. Cette methode, bien que jouissant de la propriete d'eliminer Taction des bacteries acido-resistantes. presente Imconvenient d'occasionner la mort d'une quantite enorme d'animaux, qui perissent pendant les jours posterieurs au traitement, ceci du ä l'action dans le peritoine. d'autres germes qui, frequemment, se trouvent incorpores au beurre, par exemple, les bacteries du groupe Coli, Streptocoques, etc. L'injection sous-cutanee du sediment obtenu par la methode d'Ober- müller supprime ces inconvenients. Eber (6) simplifie l'operation, en injectant directement le lait ou le beurre prealablement fondu ä 40- C et bien melange — ä la dose d'un centimetre cube — dans la partie sous-cutanee. Ostertag, Breidert, Kaestner et Krautstrunk (10) recommandent d'injecter intramusculairement. car, selon ces auteurs, l'in- jection pratiquee sous cette forme, permet de formuler un diagnostic plus rapide, qu'en operant par inoculation sous-cutanee. Selon Eber (6) il n'existerait aucun avantage dans l'eraploi de ce „modus operandi", compare ä celui qui precede. De toute fa^on, ces deux dernieres methodes possedent l'avantage: qu'en plus d'empecher l'action des bacteries acido-resistantes — meme en presence des compos^s graisseux — Celles de rendre innöcessaires la centrifugation de l'echantillon et de diminuer aussi par leur emploi, l'action pathogöne des bacteries du groupe Coli, etc. 1) Une communication preliminaire , fut — en coUaboration avec mon assistant M. Carlos E. Pinto — prösent^e au Congr^ de Medecine de Buenos Aires, en 1910. Fynn, Etüde sur la d^termination du bacille de Koch etc. 425' Les procedes cites 6vitent donc de pratiquer de nouvelles inoculations, avec des parties d'organes douteux, sur de nouveaux cobayes, ainsi qua cela se passait lorsque Ton employait l'iDJection intrapöritoneale, sans elimination prealable de la substance grasse. Dans le cours de mon etude j'ai neanmoins — malgre lexpose ci-dessus — et ä fin de ne laisser subsister aucun doute, recouru ä la reinoculation dans tous les cas oü j'ai observe des signes d'alteration ou des lesions, quelqu'en soient leurs causes. Du fait de ce que le pourcentage des cobayes qui succombent dans les jours posterieurs ä rinoculation est eleve, et qu'il est necessaire d'employer plusieurs animaux pour chaque echantillon que Ton desire examiner, Weber (12) dans une monographie sur la transmission des germes pathogönes par le lait, recommande comme methode generale, afin d'obvier ä cette inconvenient, d'inoculer siraultanement avec le meme echantillon, au moins quatre cobayes. Morgenroth (14) ayant observe que sur quatre animaux inocules, un seul presentait des symptomes de tuberculose recommande ^galement, d'inoculer quatre animaux. Ander- son (1) dans une etude sur le bacille de Koch, dans le lait qui se con- somme ä Washington, inocula ä la fois deux cobayes et appelle l'attention sur ce fait que si, en general, les deux cobayes contractaient la tuberculose, dans certains cas, Tun des cobayes 6tait atteint et l'autre restait indemne. Au cours de mon etude, j'ai attache ä ces faits beaucoup d'importance car, en effet, c'est ä mon point de vue, d'eux que depend la sensibilite de la reaction. Cependant, la plupart des experimentateurs ne leur ont pas dedie le degre d'attention qu'ils meritent, puisque malgre les indications de Weber et Morgenroth, ils se sont contentes d'inoculer un seul cobaye avec le meme echantillon et, au maximum deux. Bien que je me sois applique ä suivre les indications de Weber et Morgenroth, j'ai cru necessaire de determiner, si la quantite de quatre cobayes in- ocules simultanement avec le meme echantillon, constitue une garantie süffisante pour conclure ä la presence du bacille de la tuberculose, dans le subStratum ä examiner. Pour me rendre compte au prealable si, dans les beurres locaux, 11 existait des germes de tuberculose, en assez grand nombre pour donner ä ces investigations des probabilites de reussite et, d'autre part, etant donne le peu d'animaux d'experiences dont je disposais au commencement de cette etude; pour la premiere serie, qui comprend 38 ^chantillons numerotes du 47 au 84, je n'ai pu inoculer que 2 cobayes par echantillon. Dans cette serie on remarque dejä les cas de l'echantillon 54 dans lequel le cobaye designe par la lettre A, resulte tuberculeux, tandis que l'autre 54 B reste normal. Dans l'echantillon 68. les 2 cobayes acquierent la tuberculose. dans Techantillon 75, le cobaye 75 B est attaque, alors que son compagnon 75 reste indemne. Le meme fait se repr^sente dans l'echantillon 76 et 77. Dans la serie 2 composee de 16 echantillon s portant les numeros 86 au 102. furent inocules 4 cobayes par echantillon, Dans le cas No. 87, un seulement tuberculeux, tandis que les 3 autres resterent indemnes. Meme resultat fut obtenu avec l'echantillon 98, oü il n'y eut d'infect6 par le bacille de Koch que celui designe avec la lettre D. Neanmoins le 98 mourut au bout de 34 jours. des consequences d'une affection gastro-intestinale. Le cas 99 est analogue ä l'ant^rieur, c'est ä dire que sur les quatre cobayes, un seul resulta tuberculeux. Dans la serie 3. le nombre de cobayes inocules, fut eleve ä six par Echantillon. Cette s6rie comprend 8 echantillons , compris dans les 426 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. numeros 103 au 111. Dans le numero 105, seul le cobaye 105 B resulta tuberculeux. Je dois neanmoins faire constater que les 5 autres moururent prematurement. Dans le No, 108 trois cobayes devinrent tuberculeux. Dans l'echantillon 111, quoique deux moururent prematurement, il n'y en eut qu'un seul de tuberculeux. Dans la serie 4, de 9 echantillons, No. 112 au 121, furent employes 8 animaux par echantillon. Le No. 115 donne seulement 2 cobayes attaques, le 115 E et le 115 F tandis que les 6 autres result^rent normaux. Dans l'echantillon 116, les cobayes correspondants aux lettres A, B, C, D, F, G, acquierent la tuberculose et E, H, restent sains. Dans l'echan- tillon No. 118, seul le cobaye F devient tuberculeux, neanmoins le C meure prematurement. Si on elimine ce dernier pour la cause citee et si le cobaye n'avait pas ete atteint, la presence de la tuberculose aurait passe inapercue dans l'echantillon, ce qui autorise ä supposer que le resultat de cet essai, peut se representer par la proportion de 1 ä 6, ce qui conduit ä iuoculer au moins 7 cobayes. Plus suggestif encore est le cas consigne dans le No. 128 dans lequel furent inocules simultanement, avec un echantillon de lait pasteurise, acquis dans le commerce, 8 cobayes; tous survecurent ä l'injection et sacrifies tous le meme jour — les animaux en traitement, devant en ce cas, etre maintenus en Observation, au moins pendant 2 mois — seul, celui correspondant ä la lettre H, presenta des lesions tuberculeuses, de maniere que dans ce cas, la probabilite de contagion etait representee dans la proportion de 1 ä 7. Dans l'experience No. 143, vingt cobayes furent inocules avec du lait infeste artificiellement et posterieurement chauffe ä 60*^ C pendant 45 minutes, un seul resulta tuberculeux; mais comme 7 d'entre eux moururent peu de temps aprös l'inoculation, en eliminant ce nombre, il resulte que la probabilite de reussite se trouve representee dans la Proportion de 1 ä 12. Un resultat ä peu pres identique fut obtenu avec l'echantillon No. 140 a. Dans toutes ces experiences, je dois faire ressortir que toutes les precautions aseptiques ont ete prises, de fagon ä exclure toute possibilite de contagion entre les animaux (desinfection des ustensiles destines aux inoculations et des recipients metalliques servaut de cages, isolement rigoureux des cobayes, destruction par le feu des detritus, etc.). Des faits exposes, il ressort que la probabilite d'exactitude relative ä la constatation de la presence du bacille de Koch, dans le lait et le beurre doit augmenter avec le nombre de cobayes destines ä chaque Echantillon, ce qui contribuerait probablement ä expliquer en partie les divergences que l'on note dans les etudes pratiquees ä ce sujet. Dans cet ordre d'idees. Eber (6) par exemple, examinant ä intervalles pöriodi- ques, des echantillons de lait d'une meme laiterie, trouve dans celui-ci, la presence du bacille de la tuberculose par intermittences. Pour ses experiences, il n'employait pour chaque echantillon qu'un seul cobaye et constata que tandis que l'animal inocule avec l'echautillon pris un jour donne acquiert la tuberculose, le resultat reste negatif pour celui preleve le jour suivant. En etudiant le lait d'une cremerie sur des echantillons preleves ä des intervalles de 8 — 21 — 6 — 48 et 105 jours et injectes ä divers cobayes, j'ai toujours constate — sauf, bien entendu, dans le cas de mort pre- maturee — la presence de lesions tuberculeuses. Avec l'echantillon No. 132 furent inoculös 4 animaux dont un seul reactionna, pour le Fynn, Etüde sur la d^termination du bacille de Koch etc. 427 No. 133 on opera sur 6 animaux desquels un seul contracta la tuber- culose: sur 8 animaux inocules avec rechantillon No. 135, 3 röaction- n^rent; il en fut de meme avec les echantillons 136 et 137 avec lesquels on iiiocula le meme nombre d'animaux. Malgre les resultats positifs obtenus pour chaque echantillon, il resulte clairement de ces experiences qu'en operant comme le faisait Eber, sur un seul cobaye, la tuberculose ne se serait manifestee que d'une fagon intermittente. En ce qui coucerne les differentes methodes d'inoculation, Weber (13) observe le fait suivant: il opera avec des beurres provenant des cremes pasteurisees, en injectant 2 cobayes, le Sediment obtenu par centrifugation suivant la methode d'Obermüller, tandis que 2 autres cobayes furent inocules directement avec le meme echantillon prealable- ment fondu ä 37° C et bien melange. II examine aussi 12 echantillons de differents beurres, deux d'entre eux contenaient des bacilles tuber- culeux ces deux cas correspondant aux animaux qui avaient ete inocules avec le sediment obtenu par centrifugation, tandis que ceux correspondant aux memes echantillons et traites avec le beurre liquide directement resultörent inderanes. Selon le meme auteur, Tobler fit une constatation analogue. Pour ma part, j'ai constate un fait semblable. L'echantillon No. 115 fut injecte simultanement et directement ä 4 cobayes; 4 autres animaux furent traites avec le sediment obtenu par centrifugation. De ces quatre derniers, deux resulterent tuberculeux. Echantillon No. 111, deux cobayes injectes directement et quatre avec sediment de centrifugation de ces derniers, deux meurent prematurement et un des deux restant acquiert la tuberculose. D'oü il appert que les resultats des experiences com- paratives concordent avec ceux obtenus par Weber et Tobler. Malgre cela je dois raentionner que dans l'echantillon 116, les quatre cobayes injectes directement acquierent la tuberculose, tandis que sur les autres quatre, traites par le liquide centrifuge, seulement deux sont atteints de cette affection. Quant aux essais comparatifs des autres methodes, il ressort selon mes experiences, qu'invariablement l'injection intramusculaire, a accuse la presence du bacille de Koch, lä oü la voie intraperitoneale ne l'a pas fait ainsi que me demontrent les resultats obtenus avec les echantillons de beurre Nos. 75, 76 et 77. Le meme fait se constate, mais cependant avec moins de regularite par la comparaison des resultats donnes par le voie subcutanee. On ne peut pourtant pas affirmer d'une fagon categorique que l'injection intra- musculaire est plus sensible que les autres methodes appliquees, surtout si l'on considere l'extreme receptibilite du cobaye pour les germes de la tuberculose et le nombre relativement restreint d'experiences que j'ai pratiquees. Une teile affirraation serait, ä mon avis, prematuree, d'autant plus que pour les cas que nous consignons, dans lesquels plusieurs ani- maux ont ete inocules, un seul a contractu, pour ainsi dire, comme par hasard, la tuberculose, fait qui pourrait neanmoins etre aussi interprete erronement dans le cas d'attribuer dans ces experiences comparatives un plus haut degre de certitude aux injections sous-cutanees. De toutes fagons, il ressort evidemment que l'inoculation intraperi- toneale qui dejä est desavantageuse en raison du haut pourcentage de mortalite qu'elle occasionne, ne possöde aucun avantage sur les deux autres voies mentionnees. 428 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Quant au cadre anatomo-pathologique des cobayes aflfectes de tuber- culose en tous, invariablement a ete observee la marche speciale et propre de cette affection, c'est ä dire la formation du nodule au point de l'inoculation, hypertrophie des ganglious. crural, inguinal et portal et Selon la marche de Tinfection, Taugmentation de volurae de la rate et du foie accompagnee des granulations caracteristiques de cette nialadie; seulement dans les cas d'infection tres avancee, et encore tres rarement on a constate la degeneration tuberculeuse des ganglions du mesent^re. Les bacteries acido-resistantes originent, — meme lorsque linjection est effectuee ä exclusion de la matiere grasse — de petites granulations ou des taches dans le foie. Elles n'ont generalement ete observees — et encore en nombre reduit — que sur les animaux soumis ä l'autopsie dans les deux mois posterieurs ä l'inoculation, plus tard ces lesions ne se notent pas. La meme Observation peut etre faite au sujet de l'aug- mentation de volume du ganglion lombaire occasionne dans quelques cas par ce genre de microorganismes, meme lorsque leur caracteres etaient franchement distincts de ceux qui originent la tuberculose. Dans cet ordre d'idees, il est bon de faire ressortir que dans la coupe du ganglion de Tun d'eux fut trouvee une streptotrichee acido-resi- stante, laquelle isolee par les procedes ordinaires, trituree avec un bouillon de culture dans du lait et inoculee sous-cutaneraent et intra- musculairement, produisit pendant sept passages directs ä d'autres cobayes, des alterations pathologiques specifiques mais chaque fois moins pro- noncees, jusqu'ä disparition complete de l'action pathogene, dans l'inocu- lation du huitieme cobaye. Ce fait interessant est expliquable. etant donne le pleomorphisme que ces microorganismes presentent dans leur biologie. Le Premier animal mourut au bout de 30 jours, apres avoir presente les caracteres d'une cachexie et comme lesions, le ganglion crural aug- mente ä la dimension d'un gros pois chiche, le foie etait legerement dilate avec taches superficielles deprimees et de couleur rougeätre, s eten- dant par la partie superieure et inferieure du parenchyme cortical; et seulement dans le ganglion fut trouve le susdit microorganisme, presentant en coloration des caracteres strepto-bacillaires, c'est-ä-dire de bourgeonne- ments divises en bätonnets, qui aussitot cultives, disparaissent, pour se representer plus tard avec les ramifications typiques des actinomyces. Cette streptotrichee, dans ses cultures, a une grande ressemblance avec l'actinomyse de Birt et Leishman. En raison du fait que je viens de consigner, c'est-ä-dire que la probabilite de constater le bacille de la tuberculose dans le lait et le beurre, augmente avec le nombre de cobayes injectes, j'ai ete conduit ä essayer d'eclaircir la question. tellement debattue. de la temperature necessaire pour exterminer ce germe dans le lait et dans le sens ci-dessus indique. Sur ce sujet, existent un grand nombre de travaux publies. Anterieurement, la majeure partie des experimentateurs ensemencaient le lait ä chauffer avec des bacteries provenant des cultures, mais dans des exp^riences plus recentes on a donne la preference ä la contamination par voie naturelle en raison de ce que ces germes possödent en cet etat, une plus grande resistance ä laction des hautes temperatures. Entre les experimentateurs ayant adopte ce procede. je citerai Gal- thier (8) qui sourait du lait tuberculeux. ä des temperatures de 70, 75, 80 et 85 degres centigr. pendant 5 minutes, trouvant ainsi dans les P'ynn, Etüde sur la d^termination du bacille de Koch etc. 429 echantillons traites des germes virulents de tuberculose. Morgen- roth (14) daus du lait chauffe ä la temperature de 70<> C pendant 10 minutes trouva egalement le microorganisme virulent. Du lait chaufte ä 100*^ C par le meine experimentateur et inocule ä 5 cobayes, produisit la tuberculose ä deux d'entre eux. Beck (4) constata que l'ebullition simple n'est pas süffisante pour exterminer ce germe. De Man (5) au contraire, avec du lait chautte ä 80*^ pendant 5 minutes, ä 90" pendant deux minutes et ä 95° pendant une minute, ne constata pas la virulence du germe. Forster (7) traitant 10 c. c. de lait contenu dans des vases, compl^tement submerges sous l'eau et soumis pendant 15 minutes, entre 65° et 66 "^ C trouva que l'extermination du germe etait complete. Basenau (2) dans une critique des experiences de Forst er soutient que pour du lait infeste naturellement, mis dans des flacons de 100 c. c, une temperature de 70 *^ ä 72 ° C maintenue pendant une V2 beure est insuffisante pour exterminer les germes qu'il contient. Hertel, Koske et Tjaden (15) au cours de leurs vastes experiences pratiquees avec les installations de pasteurisation de laiteries ditferentes, et en chauffant le lait naturellement tuberculeux ä 85 ^ 95*^ et 100*^ C purent constater que si les appareils etaient bien maneuvres, la tempe- rature de 85" dans la pasteurisation etait süffisante pour obtenir la Sterilisation. Basenau (3j et Ost er tag (llj ont appele l'attention sur ce que des laits tres contamiues par des bacilles de la tuberculose ou encore provenant de vaches atteintes de mastite tuberculeuse tres avancee, laits qui tr^s souvent ont ete employes pour les experiences de laboratoire, ne se trouvent pas dans les conditions de ceux que l'on ren- contre generalement dans la pratique. Dans mes etudes et recherches, j'ai tenu compte de ces observations mais, neanmoins j'ai du aussi employer des laits infestes artificiellement. Un echantillon correspondant au No. 136 (tuberculose par voie naturelle) fut, en quantite de 300 c. c, mis dans une petite casserole et chauffe rapidement sur un triple bec de Bunsen, jusqu'ä simple ebullition, en agitant continuellement le liquide (temperature initiale du lait ä -f- 13 ® C ; temps necessaire ä l'ebullition : 3 minutes 72)- Ce lait rapidement refroidi, fut inocule ä 12 cobayes; la presence de la tuber- culose ne fut constatee sur aucun. Un resultat analogue fut obtenu avec les laits Nos. 136 et 137. Les laits Nos. 132, 133. 134, 135, 144, 145, 148, 149 et 150 qui, ä l'etat crus, accusaient la presence du bacille de Koch, soumis ä la pasteurisation continue, ä la temperature de 85° C et injectes ä 6 cobayes pour chaque echantillon, ne revelerent pas la presence de ce germe. En vue de ce resultat, Techantillon No. 138 (tuberculose par voie naturelle) fut mis en quantite 100 c.c. par dose, dans des petits fiacons hermetiquement bouches, lesquels complötement submerges dans l'eau, furent maintenus ä la temperature de 58° ä 59° C pendant 35 minutes. Pendant la calefaction, on agita legerement le flacon en sens longitudinal. Le lait refroidi aussitöt, fut inocule ä 20 cobayes dont aucun ne fut con- tamine (138 b). Comme il ne m'a pas toujours ete possible de disposer de lait in- feste par voie naturelle, j'ai eu recours dans les experiences suivantes, ä l'infection artificielle, mais en verifiant toujours prealablement par des inoculations, la virulence du liquide. Le lait etait alors melange avec une emulsion de rate tuberculeuse, procödant de cobayes. L'echantillon de lait No. 139, prepare comme il vient d'etre dit, chauffe dans des 430 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. flacons d'une contenance de 200 c. c, submerges dans l'eau pendant 45 minutes, ä une temp^rature de 58" ä 59° et refroidi, fut injecte ä 20 cobayes, desquels un seul, resulta porteur du germe de la tuber- culose. Le meme lait provenant d'un autre flacon soumis au meme traite- ment que l'anterieur, refroidi et injecte dans les raemes conditions, ä un nombre egal d'animaux, ne produisit la tuberculose sur aucun d'eux. II resulte de ces deux experiences que si le seul cobaye contagie avait fait defaut, on aurait pu conclure ä l'inocuite du lait injecte, ce qui aurait ete surtout le cas si on avait reduit le nombre d'animaux injectes avec le meme echantillon. Dans l'experience No. 140, j'ai employe du lait infecte par voie naturelle et opere en tous points, comme ci-dessus, le resultat obtenu fut negatif. Pour le No. 141, l'experience fut conduite de la meme fagon, avec cette difference que le lait fut chauffe toujours pendant 45 minutes, seulement ä une temperature de 55° ä 56°; tous les animaux inocules resulterent atteints de la tuberculose. No. 142, le lait artificiellement infeste fut chauffe, toujours dans les memes conditions, mais en quantite de 1000 c. c. et ä la temperature de 60° C, sur 8 cobayes inocules avec ce lait, un contracta la tuber- culose. Dans le No. 143, avec du lait egalement infeste artificiellement et traite dans des flacons de 200 c. c. — memes procedes que ci-dessus — mais chauffe ä 60° ä 61° j'ai inocule 20 cobayes, sur lesquels un seul contracta la tuberculose. II apparait clairement de ces experiences, que pour l'etude des temperatures minima ä atteindre suivant les cas pour detruire le bacille de Koch dans le lait, il est indispensable d'operer comparativement et d'inoculer avec le meme echantillon un nombre relativement considerable de cobayes. L'excessive extension des tableaux empeche leur reproduction dans une revue. Dans une publication en espagnol, prochaine ä paraite, ces tableaux seront publies, avec tous leurs details. Bibliograpliie. 1) Anderson, Milk and its relations to the public health. (Public Health a. Marine Hospital Service of the United States. Washington 1909.) 2) Basenau, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1909. 3) — , Congrfes de goutes de lait. Brüssel 1907. 4) Beck, Dtsche Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspfl. 1900. 5) De Man, Arch. f. Hyg. 1893. 6) Eber, Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. 1908. 7) Forst er, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1909 u. 1910. 8) Galtier, Compt. rend. des säanc. de l'Acad. d. Sc. 1900. 9) Obermüller, Hyg. Rundschau. 1900. 10) Ostertag, Breidert, Krautstrunk u. Kaestner, Untersuchung über die klinische und bakteriologische Feststellung der Tuberkulose des Rindes. Berhn 1905. 11) — , Congrfes Internat, de laiterie 1908. 12) Weber, Uebertragung von Krankheitserregern mit der Milch. (Handb. d. Milchk. Wiesbaden 1909.) 13) — , Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamte. 1901. ^ 14) Morgenroth, Hyg. Rundschau. 1899 u. 1900i 15) Tjaden, Koske u. Hertel, Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamte. 1901. Liimbau, lieber Züchtung weißer Mäuschen. 431 Nachdruck verboten. Ueber Züchtung weisser Mäuschen. [Aus dem kgl. antirabischen und hygienischen Intitute der Universität Sassari.J Von Dr. Salvatore Lumbau. Mit 1 Figur. Die Zucht weißer Mäuse ist bekanntlich mit großen Schwierigkeiten verbunden, wie das immer steigende Gesuch und die Seltenheit dieser wertvollen Versuchstiere schon beweisen. Prof. Fermi, durch den Be- darf großer Mengen dieser Mäuse zu seinen Arbeiten über Tollwut ge- drängt, kam nach vielen Versuchen zur Errichtung eines Zuchtstalles, welcher folgende Ansprüche vollkommen befriedigt: 1) Möglichst freie Züchtung, damit die Mäuschen sich reichlich ver- mehren, eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Kälte und Wärme er- werben und in bezug auf die Nahrung weniger anspruchsvoll werden; 2) das häufige Massensterben durch Kälte, Hitze oder Anhäufung in kleinem Räume zu vermeiden ; 3) Reinlichkeit und leichte Besichtigung; 4) den Gestank des Harnes und verborgener Leichen zu vermeiden. Dazu wurden einige Räume im Erd- geschoß um einen Hof mittels eines engen Korridors aus zwei parallelen, 50 cm ent- fernten, 1 m hohen Ziegelwänden (8, 8) der Länge nach halbiert. In einer Ent- fernung von 50 cm von den drei Haupt- wänden (zwei Seiten- und der Hinter- wand) wurden drei Scheidewände aus Brettern gebaut, welche zu den Zimmer- wänden einen leeren Zwischenraum frei zu lassen gestatten (5, 5, 5). Alle Scheide- wände aus Holz oder Mauerwerk wurden mit zahlreichen Löchern versehen, um den Tierchen freien Durchtritt zu ermöglichen. Plan des Zuchtraumes für weiße Mäus- chen im Kgl. Hygienischen Institut zu Sassari. 1 Eingang. 2 Freier Vorraum. S Wasserbecken. 4. Kornbehälter. 5 Zwischenraum. 6 Hauptzellen. 7 Freier Durchgang. 8 Scheidewände. Die Hauptzellen {6, 6) und der leere Raum zwischen Mauer- und Holzwänden wurden mit wechselnden Schichten aus 15 ccm Erde und 20 ccm trocknen Blättern gefüllt, indem zunächst eine Erdschicht, dann eine Bretterfläche, dann die Laubschicht usw. übereinander kamen. Die oberste Schicht bestand aus einem Gemisch von Laub und Erde ohne Brettertrennung, um die Ansammlung von Harn und Kot auf demselben zu vermeiden. Die Bretterflächen wurden darum eingeschaltet, weil man beobachtet hatte, daß die Mäuschen ihre Nester mit Vorzug unter Holztafeln an- legen. Die Erde schützt vorzüglich gegen Wärme und Kälte; in einer 5 6 6 8 7 : 6 8 ^ ilM 2 1 1^4 432 Ceatralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 5. Tiefe von 50 cm wurde eine um 5—6° C höhere resp. niedrigere Tem- peratur als in der Umgebung durchgehends beobachtet. Stroh kann die Erde nicht ersetzen, weil es gegen Temperaturschwankungen nicht schützt und viel weniger geruchswidrig ist. An die Holzwände wurden Bauraäste gehängt, in die Mitte ver- schiedene Pflanzen gestellt, um den Mäuschen Gelegenheit zu freien Bewegungen zu geben. Im freien Vorraum (2) wurden zwei gleiche, 30 X 40 cm fassende, niedrige (4 cm) Behälter für Wasser (3), resp. Getreidekörner (4) gelegt. Wie gesagt, stellen im großen gezüchtete und beinahe im Freien lebende Mäuschen viel weniger Ansprüche an die Nahrung als die üblicherweise in Kisten oder Töpfen erzogenen; sie können im ersten Falle des Zuckerwassers, der Milch usw. entbehren und gedeihen mit Weizen-, Gersten- oder Haferkörnern und Wasser ganz gut. Die Schlußeinrichtungen bestehen aus mit Blech verstärkten Holz- rahmen und Drahtnetz. Glasscheiben sind bei dem milden Klima der Insel und dem Erdschutz überflüssig. Erde und Laub brauchen nur alle 2 Jahre erneut zu werden. Soll die Zucht modifiziert oder irgendwo hin umgepflanzt werden, so läßt man die Weibchen selbst den Umzug besorgen, indem man die Nester aufdeckt und die alte mit der neuen Zuchtstelle in Verbindung stellt. Man sieht dann die einzelnen Weibchen ihre Brut mit der Schnauze zum neuen Heim verlust- und schadenlos schleppen. Man darf unter keinen Umständen Zuchten verschiedener Herkunft zusammen mischen oder fremde Mäuschen in eine Zucht einbringen. In einem Falle, wo wir darauf nicht geachtet hatten, wurden 80 fremde Mäuschen in 2 Tagen von den Nestbewohnern der Zucht durch Bisse ge- tötet. Inhalt. Bäclier, Stephan, Nachtrag zur Arbeit: Ueber die ätiologische Bedeutung des Bord et sehen Keuchhustenbacillus und der Versuch einer spezifischen Therapie der Pertussis, p. 312. Braun, H., Ueber das Streptolysin, p. 383. Bmschettiui, A. u. Morelli, F., Unter- suchungen über den Fraenk eischen Pneumococcus, p. 305. Pynn, Enrique, Etüde sur la d6termina- tion du bacille de Koch dans le lait et ses d^rivös, p. 424. Huebner, Eine Trichinoseepidemie, p. 375. Krämer, Oeorg-, Beiträge zum sofortigen Nachweis von Oxydations- und Reduk- tionswirkungen der Bakterien auf Grund der neuen Methode von W. H. Schultze, p. 394. Iiumbau, Salvatore, Ueber Züchtung weißer Mäuschen, p. 431. Müller, Max, Der Nachweis von Fleisch- vergiftungsbakterien in Fleisch und Or- ganen von Schlachttieren auf Grund systematischer Untersuchungen über den Verlauf und den Mechanismus der In- fektion des Tierkörpers mit Bakterien der Enteritis- und Paratyphusgruppe, sowie des Typhus; zugleich ein Beitrag zum Infektions- und Virulenzproblem der Bakterien auf experimenteller Basis, p. 335. Reinholdt, Wilhelm, Infektionsversuche mit den „Fleisch vergiftern" (Bacillus enteritidis Gärtner und Bacillus paratyphosus B) beim Geflügel, p. 212. Volpino, G. u. Cler, E., Ueber das Auf- suchen der Typhusbacillen im Wasser nach dem Komplementbindungsverfah- ren, p. 422. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. .fJaktetc. LAblOriflinale. BdJZ. Hefte. Ausgegeben am 14. März 1912. Nachdrtick verboten. Contribution ä l'etude sur rintoxication intestinale. [Travail du Laboratoire de M*" Metchn ikoff ä l'Institut Pasteur, Paris.] Par A. Distaso, Londres, Demonstrator of Bacteriology in the Royal Institute of Public Health. Avec 1 planche et 12 figures. Index. I. Flore normale de Thomme adulte. II. Contribution ä l'etude de la flore intestinale humaine ä l'ötat pathologique. — Flore intestinale des constip^s. III, Flore intestinale des hommes depourvus de gros intestin. IV. Conclusions. I. Flore normale de rhoinme adulte. Beaucoup de travaux ont ete faits sur la physiologie de la flore intestinale normale de l'adulte, mais il n'existe point de travail sur la microbiologie de cette question. Nous croyons indispensable de combler cette lacune, car il est neces- saire de connaitre les couditions normales avant tout. Rodella*) croit avoir dömontre la presence des esp^ces prot^lytiques dans l'in- testin du nourrisson. Esp^ces qui sont en plus grande quantit^ chez le nourrisson nourri au lait de vache. II soutient encore que les microorganismes protöolytiques sont plus fräquents dans les cas pathologiques. Passini^) isole presque constamment avec le milieu au blanc d'oeuf (milieu em- ployö d^jä auparavant par Achalme) le Bac. putrificus ainsi que le Bac. per- f ringens. Schmidt et Strasburger ^) decrivent que dans une pr^paration de selles d'homme adulte normale, la plus grande partie des microbes ne prennent pas le Gram et que tous correspondent par leur forme et grandeur au Bac. coli. Ils admettent parmi les microbes Gram-positifs un bacille sporulö le Bac. subtilis. Ils decrivent encore des bacilles en chaines, des coccis Gram-positifs et Gram-nögatifs et quelques cellules de levure. Ils mentionnent ensuite une forme ä Clostridium, qui se colore en bleu par l'iode, qui Selon eux est le Bac. butyricus. De cet aperju on voit tout de suite, en comparant cette description ä ce qu'on voit dans une pr^paration de seile normale d'homme adulte, coloröe par les couleurs de contraste. que ces auteurs sont loin d'avoir ^puis6 toutes les formes que le microscope peut relever d^jä comme appartenant ä des microorganismes differents. Tissier^), ä la suite de ses ^tudes, 4tablit que chez l'enfant, du sevrage jusqu'ä cinq ans, il existe une flore fondamentale (bifidus, coli, enterocoque), et une flore fondamentale accessoire (acidophilus , exilis, Rodella III). II semble ainsi vouloir indiquer que ces 3 microbes peuvent accompagner la flore fondamentale et s'y substituer; tandis que selon l'auteur la vraie flore surajoutee serait composee par le Staphyloc. parvulus , le Diplococcus o rbiculus, le Bac. funduliformis, le Bac. ventriosus, le Bac. capillosus, le Coccobac. praeacutus, le Coccobac. oviformis et le Bac. perfringens. 1) Ueber die Bedeutung der im Säuglingsstuhl vorkommenden Mikroorganismen mit besonderer Berücksichtigung der anaeroben Bakterien. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 41. 1902.) 2) Ueber das regelmäßigs Vorkommen der verschiedenen Typen der streng an- aerobischen Buttersäurebakterien im normalen Stuhl. (Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 57. 1903.) — Ueber fäulniserregende anaerobe Bakterien. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 49. 1905.) 3) Die Faeces des Menschen. 4) Annal. de l'Inst. Pasteur. T. 20. 1905. Erste Abt. Orig. Bd. G2. Heft 6. 28 434 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Un autre fait important etabli par Ti ssier c'est que chez les enfants qui mangent de la viande, la flore londamentale est avec la flore surajoutöe dans le rapport de 70:30, dont 50 "/o serait de Bac. bifidus. Metchnikoff) decrit d'avoir isol6 constamment des selies de rhomme adulte normal le Bac. perfringens, le Bac. sporogenes et le Bac. putrificus (Bienstock-Tissier). Nous dirons tres peu de mots sur la technique. Le railieu que nous avons employe le plus est la gelose profonde sucree de Liborius- V eil Ion. Quand eile est bien maniee, eile donne des resultats mer- veilleux et il u'y a pas d'autres milieux qui soient capables de la rem- placer. C'est seulement ä l'aide de ce milieu qu'on peut isoler les formes les plus delicates. Les milieux speciaux nous les avons employes dans le but d'etablir la constance de certains microbes, mais il faut le dire une fois pour toutes, que ces resultats sont si maigres que nous ne croyons absolument pas qu'on puisse, ä l'aide de ces milieux, etablir des lois. En eifet, il n'y a que deux milieux, absolument specifiques: le bouillon sucre acidule ä 17o avec l'acide acetique ou lactique (celui-ci moins specifique car il laisse pousser une levure qui fait disparaitre l'acidite) et le lait bouilli pour isoler les spores du Bac. perfringens. L'ensemencement dans la gelatine par piqure d'une parcelle de selies, souvent est un bon moyen pour l'isolement du Bac. proteus et du staphylocoque. Mais il s'est passe souvent dans ma pratique que la gelatine se liquefiait ä la fagon du Bac. proteus, mais celui-ci n'etait pas possible de l'isoler. Ainsi il est un autre milieu, le bouillon alcalin additionne de blanc d'ceuf, mais ce milieu n'est bon que quand il est chauffe, pour l'isolement des microbes sporules qui souvent ne sont pas meme des especes proteo- lytiques. Les autres milieux, comme les milieux Sucres, mineraux, avec des morceaux de pommes de terre, de carotte ou de papier de Berzelius, permettent l'isolement d'une foule de microbes, dont les proprietes bio- logiques sont differentes. Ainsi, l'apparition inconstante de ces microbes dans les ensemencements de la meme flore, ensemencee dans le meme moment, nous fait rejeter comme absolument artificielle une Classification quelconque de la flore intestinale de l'adulte, basee sur des isolements sur ces milieux. Lapreuve en est dans la conclusion de Choukiewitch^) qui a travaille sur ces Schemas. Cet auteur a pu isoler seulement 8 es- peces de microbes, qui se presentent constamment parmi toute une foule enorme de microbes qu'il a mis en evidence. Tres significatif est le fait du milieu d'O melian ski, oü l'auteur meme de ce milieu n'a pu avoir les microbes de la cellulose en culture pure. Choukiewitch, meme, qui s'est donne la peine de faire des recherches speciales ä ce sujet, s'est apergu ä la fin qu'il n'avait pu isoler aucun germe qui put en culture pure attaquer le papier de Berzelius. Ce n'est pas la chose la plus facile de ce monde que de donner un dessin et un apergu de la flore normale de l'homme adulte. L'homme adulte est soumis ä une nourriture tres variee, qui change selon les in- dividus, car chacun cherche ä manger ce qui lui est le plus agreable. Correspondante ä la nourriture, la flore se presente sous un aspect tout ä fait particulier. C'est-ä-dire une fois Tun, une fois un autre microbe se presente en quantitö plus ou moins grande, qui donnent ä la flore un 1) Annal. de l'Inst. Pasteur. 1908. 2) Annal. de l'Inst. Paßteur. 1911. Distaso, Contribution ä l'^tude sur rintoxication intestinale. 435 aspect particulier, ce qui explique d'ailleur l'existence des flores intesti- nales individuelles. Nous serions, donc, tr^s embarrassö, s'il nous fallait donner uue description de la fluctuation de tous ces microbes, niais nous devons reconnaitre que, malgre ces fluctuations, ils existent des especes qui se retrouvent constamment, dans des proportions plus ou moins grandes, dans toutes les Hores intestinales de l'homme adulte. Car, dans la flore intestinale, il ne s'agit jamais de disparition des especes microbiennes, comnie il est le cas de la putrefaction, mais seulement, comme nous avons dit auparavant, d'une augmentation ou d'une diminution de quel- ques especes. Ainsi, depuis 3 ans que nous 6tudions la flore intestinale, nous avons eu l'occasion d'examiner un nonibre considerable de selles d'hommes de toutes les conditions sociales et de toutes les nations, et nous nous sommes apergu de la verite de ces faits que nous avons enonces. Les flores humaines varient par la quantite de certains types de microbes, mais ceux-ci y sont toujours presents. Pour nos recherches nous avons pris des hommes de condition sociale eloignee et ä vie difl'erente qui habitent ä Londres. Tout d'abord, dans un but tout ä fait pratique, donnons une descrip- tion minutieuse des formes qui dejä le microscope nous rev&le comme differentes. Une premiere constatation c'est que la flore de l'homme adulte est composee en grande partie de microbes G r a m - negatifs. II ne suffit pas de (iire que ces microbes sont le Bac. coli, comme le fönt les auteurs. Cette affirmation est contre l'observation qu'un oeil plus ou moins habitu6 au microscope peut faire. Cette flore Gram -negative est formee de coccobacilles qui appartiennent au Bac. coli ou ä des coliformes, meles ä des bacilles plus allonges, ä bouts arrondis, qui correspondent absolu- ment ä un autre type de microbes et qui n'appartiennent pas au Bac. coli ou ä des coliformes et que nous nommerons type du Bac. variabilis (n. sp.); un troisiöme type c'est un batonnet rigide, qui correspond ä notre Bac. rigidus^). Un quatri^me type est un bacille de forme ovale, beaucoup plus grand que le Bac. coli et qui presente les extremites plus colorees, c'est le type tetaiotaomicron (n. sp.). On voit en outre un cinquieme type qui se presente toujours long, renfle au milieu, c'est le Bac. praeacutus (Tissier). II est frequent, en outre, dans les selles, soit d'enfants ä la nourriture normale, soit d'adultes, un batonnet regulier, qui se decolore par le Gram, qui presente un spore terminal, place dans le corps microbien ou deux spores placees au deux bouts du microbe que nous croyons identifier ä notre Bac, sporogenes zoogleicus (Gentralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 59), quoique celui-ci prend la Gram en culture pure et tout ä fait jeune. Comme on voit, nous avons d^jä donne 6 types differents Gram- negatifs que Ton peut tres bien distinguer pour des simples observations au microscope. Cocci Gram-n6gatif. Ils sont constants, on en distingue 3 types: P un type ressemblant au Gonococcus et qui est une sarcine tres commune dans les selles et dans la bouche. Sarcina con- junctivae 2), 1) Distaso, Gentralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 59. 1911. 2) Verderame, Gentralbl. f. Bakt. Abt. 1. Orig. Bd. 59. 1911. 28* 436 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. 2° Uli diplocoque qui appartient au type diplocoque orbicudus (Tissier), 3° des coccis tres fins, appartenant au typedu parvulus de Veillon, lequel n'est pas le seul representant de ce type, comme uous verrons. Bacilles Gram-positifs. 1° La plus grande partie est d'acetog^ne ß^), car le Bac. bifidus dans la flore des Londoniens est presque inexistant, comme il est tres rare Tacötogönes a (acidofilus Moro). 2*^ Un streptobacille qui est un acido-tolerant Streptobacillus longus (n. sp.). 3° Un bacille tr5s irregulier, ä bouts irreguliers aussi et qui appar- tient au Diplobac. acuminatus (n. sp.). 4*^ Un bacille trapu ä bouts arrondis, le type du Bac. perfringens. 5^ Un bacille plus long, type vibrion septique, 6° Un bacille en touneau type du Bac. s p o r o g e n e s (Metchnikofi). 7^ Un bacille ä forme de citron que nous n'avons jamais pu isoler et qui se colore par le iode et qui correspond au soi-disant butyrique de Schmid et Strasburger 2). 8° Des formes bacillaires ä baguette de tambour — type Rodellalll, Bac.anaerobicus alcaligenes (Debono, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1912), Bac. tortuosus (idera) et le Bac. gazogenes parvus (Choukiewitch). Coccis Gram-positifs. D'abord l'enterocoque en chaines, mais la plus grande partie du temps en diplocoques assez grands. En autre on voit souvent, dans une preparation de selles, des individus tres deformes qui se presentent en flamme de bougie ou avec des formes quadrangulaires. Ces formes, nous croyons, doivent toujours etre rapportees ä l'enterocoque, car dans les cultures, il donne de telles formes caracteristiques. On voit, en outre, 2 autres especes de coccis, des trös petites formes, en diplocoque, qui par leurs dimensions correspondent ä notre Coccus bananii^), ou au Staphylococcus pyogenes et au Staphyloc. asaccharolyticus (n. sp.) et des coccis plus grands que nous avons isol6s et qui nous semblent appartenir ä une esp^ce bien distincte •^). En outre, il y a des chaines ä streptocoque, mais qui se presente souvent en staphylocoque minces, qui appartient au Streptoc. intestinalis. Nous devons encore dire quelques mots sur les spores qu'on ren- contre dans la flore normale. Elles sont de 3 especes, qu'on peut recon- naitre, en faisant des preparations pour les mettre en evidence: Le Premier type appartient au Bac. sporogenes (Metchn.) et ä ses Varietes. Elles sont ovales et grandes. Le 2^™^ type appartient ä des spores rondes. Elles peuvent appartenir au putrificus deBienstock-Tissier, aussi bien que au Rodella III, au Bac. anaerobicus alcaligenes; au Bac. tortuosus etc. . . . Le 3^™® type. Ce sont des spores trös petites, qui ressemblent ä, des points röfringents. Elles appartiennent au Bac. perfringens. 1) Distaso, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 59. 1911. 2) 1. c. 3) Distaso in Metchnikoff etc., Roussette et Microbes. (Annal. de l'Instit. Pasteur T. 23. 1909.) 4) Voir notre travail sur la putröfaction de la paroi intestinale. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1912.) Distaso, Contribution ä l'ötude sur l'intoxication intestinale. 437 II semblera etrange que nous avons parle de types et non d'espöces microbiennes. Mais une longue pratique nous a montre qu'il est facile de faire des erreurs diagnostiques, en se basant sur les caracteres mor- phologiques. En effet, beaucoup de microbes se ressemblent entre eux, mais quand on les etudient, leurs proprietes biologiques, en fönt des especes bien distinctes. Meme pour les espöces tr&s caract^ristiques comme par exemple le Bac. bifidus, le diagnostique selon ses caracteres morphologiques est trompeur. En effet ses formes petites peuvent aisement se confondre avec ce Bac. cornutus et avec d'autres encore. Etudes et Classification des microbes. II est necessaire, pour mettre une clarte indispensable dans ce travail, d'etablir une Classification de ces microbes nombreux et varies de la flore intestinale. Quelles regles appliquerons-nous pour ötablir notre Classification? Nous ne nous attachons point aux rfegles morphologiques, chaque bacteriologiste sait qu'elles seraient une cause d'erreur. En outre, elles ne pourront nous apprendre qu'elle est la fonction de la flore in- testinale. Nous serons oblige, donc, de nous adresser aux caracteres biologiques de ces microbes et de les grouper selon leur fonction. En nous basant sur ces faits et sur les resultats de nos experiences sur la putrefaction intestinale, dont la deuxiöme partie n'est pas encore paru, nous sommes venu ä la conclusion, que les microbes de la flore in- testinale normale peuvent ötre consideres comme formants deux grands groupes: 1) Le groupe des microbes empechants (nos aceto- genes), 2) Le groupe des microbes putrefiants. Les microbes de ce dernier groupe repondent ä trois proprietes: a) Ils se trouvent dans tous les Processus de putrefaction. b) Donnent des produits de la putr6faction en cultures pures. c) Ils ne sont pas capable d'empecher une putrefaction, aussi quand ils sont en presence de grande quantite de Sucres. Quelques uns d'entre eux donnent des acides, il est vrai, mais ces produits ne sont pas capable d'arreter une putrefaction. Mais cette Classification en etant trop large, nous sommes amenö, par consequence, ä subdiviser encore ces groupes. La Classification de Ti ssier et Martelly^), que nous 2) avons adoptee ailleurs pour les microbes anaerobies, ne pourra pas nous etre utile, car la fonction de nos microbes intestinaux, dans l'intestin de l'homme, ne s'exerce pas sur la molecule d'albumine, mais sur ses derives. Dans nos etudes sur la putrefaction ^) nous avons etabli en plus, que dans le gros-intestin il n'existe ni albumine, ni peptone, mais des acides amines (fait dejä connu, il est vrai, par les analyses chimiques du contenu du gros-intestin). En etudiant de quelle fa^on se comporte la flore intestinale vis-a-vis de ces substances, nous avons ete amene ä cette conception que les microbes du gros-intestin doivent etre classes, ensuite, d'apr^s la maniere dont ils attaquent ces substances, dont derivent l'indol et les autres substances de la serie heterocyclique 1) Ann. de l'Institut Pasteur. 1902. 2) Jungano-Distaeo, Les Anaerobies. Paris (Masson) 1910. 3) Centralbl. f. Bakt. Abt. I. 1912. 438 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. et aromatique. [Nous laissous ä cote le phenol, car il est demontre ^) que dans la grande famille du Bac. coli, seulement, le Bac. paracoli (source Tissier), en doune; entre les anaerobies c'est seulement le Bac. perfringens-)J. C'est cette propriete que nous devons envisager, si nous voulous demontrer avec evidence quelle est exactement le role de la flore intestinale de l'homme adulte normal. Ainsi, nous prenons corame caractere de Classification, donc, celui de produire de Tindol, qui presente Tavantage de pouvoir nous permettre une vue d'ensemble sur la fonction des microbes de cette flore intestinale, qui est au fond de produire Findol et ses congeneres. La flore de l'homme adulte est en effet principalement indologöne. Nous envisagerons, en outre, dans notre Classification la fonction de ces microbes en respect de leur fonction biologique princi- pale, vis-ä-vis, par exemple, de l'amidon, des Sucres, de la molecule albu- mineuse, c'est-ä-dire ä selon des diastases qu'ils secretent. Ainsi cette Classification nous perraet d'envisager les problemes de la flore intestinale d'un point de vue plus synthetique et plus rationel, car par exemple une flore ä acetogene, a et ß est aussi bonne qu'une flore ä Bac. bifidus, comme une flore ä Bac. perfringens serait aussi mauvaise qu'une flore ä Bac. proteus ou ä Bac. sporogenes. Donc, la flore selon nous, doit etre jugee selon la predominance de ces groupes. Groupements bien definis, dont les microbes d'un meme groupe peuvent se substituer dans la flore intestinale. Un exemple typique, en est celui oü le Bac. putrificus coagu- lans et le Bac. putrificus (Bienstock-Tissier) dans la putre- faction ^) de la paroi intestinale se substituaient Tun ä l'autre et pour le Bac. acetogenes a et ß et le Bac. bifidus dans la flore de l'enfant, qui justifie la conception de Tissier*). Nous voulons citer encore quelques cas, choisis dans les conditions normales et pathologiques. Dans les changements de regime, par exemple, il est un fait bien connu, que chaque groupe de microbes ä fonction determinee et correspondante ä la nourriture, prend le dessus, tandis que d'autres microbes se reduisent en nombres et sont difficiles ä isoler. Parmi les etats pathologiques il est un exemple classique, c'est ce qui se presente dans l'appendicite, oü la flore extremement reduite est com- posee d'especes qui sont ä reporter ä un groupe de microbes impossible presque ä isoler ä l'etat normal, mais qui existent pourtant^). Sans vouloir donner ici les resultats d'observations sur la flore pathologique, que nous ne croyons pas du tout termines, nous pouvons cependant dire que dans la flore des colites, par exemple, la flore normale se reduit ; tandis que les Bac. paracoli^) deviennent predominants. Ces exemples suffisent, croyons nous, ä faire comprendre l'importance des groupes microbiens ä meme metabolisme, que nous avons etabli. 1) Dobroweki, Des microbes producteurs de phönol. (Ann. de l'lnst. Pasteur. 1910.) 2) Tissier et Martelly, Ann. de i'Instit. Pasteur. 1902. 3) Distaso, Centralbl. f. ßakt. Abt. I. Orig. Bd. 59. 1911. 4) 1. c. 1902. 5) Nous avons isol^ une seul fois le Bac. ramosus (Veillon) de J'intestin d'une fille oper^e de gros instestin. 6) Nous employons le terme Bac. paracoli, tout a fait en manifere transitoire, pour denoter un ensemble de microbes ä caractferes trfes differents, dont le groupement et la parente avec d'autres microbes est difficile ä ^tablir. Distaso, ContributioD ä l'^tude sur riDtoxication intestinale. 439 Classification des microbes de la flore intestinale. A. Microbes non indologi^nes. 1° Microbes amy loly tiques. Sous ce nom nous rangeons les microbes qui dissouent Tamidon et qui donuent des eueres. Tels par exemple, le Bac. disagregans cellulosae^) et ses variöt4s. 2° Microbes saccharoly tiques. Sous cette d^nomination nous rangeons les microbes, acido-tolerant, qui attaquent avec grande vigueur les sucres et qui ne sont pas prot^olytiques. A ce groupe, que U0U8 avons decrit ailleurs et par conslquent nous n'insisterons pas d'avantage ni sur leur biologie ni sur leur röle, appartiennent les microbes emp^chants. Nous diviserons ces microbes en trois classes: a) Groupe des microbes ac^togfenes (Bac. bifidus, Bac. acetogenes o et ß coccus banani). b) Groupe des microbes lactiques (que nous n'avons jamais rencontr^s dans la flore intestinales). c) Groupe des microbes ä produits vari^es et inconstant (Bac. pseudobulgaricus'), Bac. dimorphus var. longa, Diplobacillus acumi- natus, entörocoque, Streptococcus intestinalis. 3" Microbes asaccharoly tiques. Les propriötös de ce groupe sont qu'ils n'attaquent pas du tout les sucres ou leur attaque est insignifiant. a) Peptolytiques (Bac. capillosus,praeacutu8, Bac. pseudoramosus, Bac. anaerobicus tenuis, Bac. laevis etc. b) Gelatinolytiques. Nous nommons ainsi ces microbes qui dissolvent la g^latine, mais qui n'ont aucune action ou trfes fälble sur le blanc d'oeuf (Bac. pyo- cyanique, Staphy lococcus liquefaciens aurantiacus, Bac. rigidus). B. Microbes indolog^ues. 1° Amyloly tiques (Bac. meseutericus). 2° Saccharolytiques. a) Saccharolytiques peptolytique (Bac. coli communis, communior, paracoli (?) etc.). b) Gelatinolytiques (Bac. perfringens, Bac. proteus, Staphylo- coccus liquefaciens avec ses vari^tes. 3° Asaccharoly tiques. a) Peptolytiques (Bac. alcaligenes, Bac. variabilis , Bac. angulosus, Bac. bullosus, Bac. variegatus, Bac. tenuis spathulif ormis, Staphylo- coccus asaccharoly ticus). b) Proteoly tiques [Bac. sporogenes (Metschnikoff), Bac. putrificus (Bienstock-Tissier)], Bac. putrificus f ilamentosus, Bac. sporogenes zoo- gleicus, Bac. sporogenes regularis etc. Streptobacillus longus (n. sp.). On rencontre frequemment dans les selles un streptobacille Gram- positif, immobile qui donne des chaines parfois trös longues, composöes de plusieurs individus. Ces chaines sont flexueuses et forment de petits individus entoures d'une capsule tr^s \^ evidente. ' Les bouts sont arrondis, mais parfois ils se presen- / ; \ tent en pointes. Dans l'agar profond sucree, ce streptobacille donne un trouble et des colonies punctiformes, transparents, " ä bords irreguliers. II ne donne jamais de gaz. II ne Fig. l. pousse pas dans l'agar ordinaire inclin6e, quoique an- Streptobac. longus. aerobie facultatif. Dans les milieux liquides il pousse seulement en anaerobiose. II attaque le glucose, le Saccharose et le lactose sans donner du gaz, et en donnant une odeur aromatique. Le microbe ne pousse pas dans la 1) Distaso, Compt. rend. soc. biolog. 1911. 440 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. gelatine ordinaire, ni ä 22°. Dans la gelatine sucree ä 37 ^ il pousse maigrement, en se deposant au fond du tube comme un precipite floconneux, blanc-jaunätre. La gelatine n'est jamais liquifie. Dans le lait il donne apres 24 h. les memes phenomenes que nous avons observes chez les acetog^nes. II forme dans ce milieu des chaines tr^s longues et plus fines que dans les milieux solides. Dans le bouillon ordinaire, il pousse tres mal et il es surtout tres difficile d'avoir meme une culture grele. II trouble le bouillon et ne donne jamais l'indol. Nous croyons que ce microbe n'a jamais ete decrit, quoique il soit un böte constant des selles de l'homme adulte. Diplobacillus acuminatus (n. sp.). C'est un bacille tres frequent dans les selles d'homme adulte. II se presente sous forme de bacilles par paires, ä bouts arrondis, reguliers ayant la disposition du bacille diphterique. II ne donne jamais de chaines. Dans les cultures jeunes il n'offre que de petites dimensions, mais il peut devenir trois fois plus long. Quand il vieillit il peut devenir dans ces cas comme des bätonnets sveltes et flexueux parfois. II se presente, sur les preparation, sous l'aspect caracteristique, comme on le voit dans les selles. Souvent il est disposö ä V. II y I est immobile et prend le Gram. Les colonies en /fl ^ gelose sucree sont fines, ä contours irregulier et trans- ^' VH lucides. Leur dimension est d'un grain de sable. ^ ^ Dans ce milieu il donne un trouble, mais ce trouble * ' n'est pas du ä l'acide acetique. II ne pousse jamais \ A M. dans la gelose ordinaire inclinee, ni dans la gelatine ^ '' ordinaire ä 22°, au contraire il prospere tr^s bien Fig. 2. dans la gelatine sucree profonde ä 37 °, en troublant Diplobac. acuminatus. faiblement le milieux et en donnant des flocons epar- pilles le long de la colonne de gelatine, qui n'est pas du reste dissoute, et un precipite blanchätre floconneux, qui se depose au fond du tube. II ne donne jamais de gaz. II coagule le lait comme un lactique en 24 heures. On sent dans ce milieu une odeur faible d'acide butyrique. Dans ce milieu il s'origine des formes filamenteuses et des formes longues et rigides. II attaque le glucose, le lactose et le Saccharose, en donnant une odeur mal defini. Les milieux sont troubles. II pousse tres mal dans le bouillon, en le troublant et en donnant des individus fins et reguliers. II ne donne pas d'indol. Bacillus dimorphus var. longa (n. var.). C'est un microbe qui ressemble beaucoup au Bac. bulgaricus pour sa forme. II se presente ä bouts coupes, de calibre regulier par- fois flexueux, parfois incurve, parfois long, granuleux. II est positif pour le Gram et immobile. II pousse sur la gelose profonde sucree et ses colonies sont visibles apr^s 24 heures. Elles sont trös petites, comme une tete d'öpingle et, aussi quand eile sont bien espacees, ont la meme grandeur. Les colonies sont blanches, comme porcelaine. Vu au microscope elles se prösentent avec une sph^re central, d'oü partent une quantite innombrable de II ne pousse pas ä 22", ni en gelatine ordinaire ä | \ v^ 37 ^ En gelatine profonde sucree, il pousse donnant des Distaso, Contribution ä l'^tude sur l'intoxication intestinale. 441 filaments, qui s'etalent dans la gelose. II ne pousse Jamals dans la gelose ordinaire inclinee. mais faiblement dans la gelose inclinee sucröe, quand il est ensemence largement. Dans ce niilieu, donne des colonies ressemblant ä la tete de meduse. . flocons eparpilles le long de la colonne de gelatine et » > n donne un culot forme de flocons, mais il n'a aucune \ ^ action sur ce milieu. II coagule le lait apres 48 heures, \ wv comme un lactique et il donne dans ce milieu des formes ' \ tr^s longues et plus minces. Le lait sent faiblement d'acide pjg^ 3 butyrique, au goüt donne une saveur fade. Bac. dimorphus Dans les Sucres n'a jamais pousses ni en aörobiose ^ar. longa, ni en anaerobiose, Nous n'avons jamais observe d'indol, dans les cultures en bouillon. Ce microbe ressemble ä ce microbe decrit par nous ^), mais il presente les caractöres des colonies en gelose couchee qui le differencie. Bacillus variabilis (n. sp.). Petit coccobacille ä bouts arrondis, qui se presente souvent renfle et courbe ä une extremite. II ne donne jamais de chaines, mais des filaments longs, et tiexueux. II presente une capsule. II ne prend pas le Gram, il est immobile. II est anaerobie strict. '^ ^- En gelose sucree profonde, il donne des colo- y nies transparentes et rondes et une quantite dis- — - crete de gaz, qui casse la colonne d'agar. , y La vitalite ne depasse plus de 10 jours. II ^ ne pousse pas dans la gelatine ä22'', ni en gela- ^ j tine ordinaire. A 37°, il pousse trös bien en ' gelatine sucree. II trouble ce milieu et donne un depöt pulverulent blanchätre mais il ne la dissout pas. Fig. 4. II n'a aucune action sur le lait, meme aprös Bac. variabilis. longtemps. II attaque legerement le glucose, le lactose et le Saccharose, en donnant du gaz et une faible odeur d'acide butyrique. Les milieux liquides ne sont pas troubles, car ils se deposent au fond un döpot blanchätre. Le microbe dans ces milieux devient tres grele. II donne la reaction de Findol, trouble d'abord le bouillon ordinaire et donne une odeur marquee de scatol. II pousse tres abondamment dans le bouillon blanc d'oeuf, sans toucher ä celui-ci, trouble legörement le milieu et donne aussi une odeur tres prononcee de scatol. Bacillus pseudoramosus (n. sp.). C'est un microbe qui ressemble beaucoup au Bac. ramosus. II se presente sous formes de petits bacilles flexueux, elegants, souvent ä bouts affiles, qui se reunissent ä former des angles. Souvent il donne des petits chainettes. 1) Distaso, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 59. 1911. 442 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. II est positif pour le Gram et immobile. C'est un anaörobie stricts. Les colonies sont rondes de la dimension d'une petite tete d'epingle et opaque. II ne pousse pas ä 22 ^ ni en gelatine ordi- naire ä 37 ^ Dans la gelatine sucree ä 37 ^ pousse tres faiblement. U attaque faiblement le glucose, le lactose et le Saccharose, en donnant une odeur legere d'acide butyrique. Ces milieux sont d'abord troubles, ensuite il se depose au fond du tube un depot blanchätre. Son action sur le lait est lente. En effet il le coagule seulement apres un niois, en exprimant un serum louche. Ce bacille pousse dans le bouillon blanc d'oeuf, en le troublant. Le blanc d'oeuf n'est pas louche, mais la culture donne une odeur de scatol. La reaction de l'indol est positive, trouve constaniment dans la flore intestinale de Fig. 5. Bac. pseudoramosus. Ce microbe se l'homme adulte. Nous ne pouvons pas dire si ce microbe est la meme esp^ce que le Bac. ramosus decrit par Veillon, car cet auteur donne de ce bacille une description peu satisfaisante. Bacillus angulosus (n. sp.). II est rigide, trapu, ä bouts ronds, quelquefois coupe, presentant un enlargissement dans le milieu, avec une capsule tres evidente. II se presente en forme d'individus isoles et souvent formant des angles, parfois ils se rassemblent plusieurs de ces bätonnets et forment des amas. Dans la gelose sucree, il donne des colonies grandes. La forme de ces colonies est tres variee. Elles sont parfois en triangle, elles sont opaque jaunätre. II donne dans ce milieu quelques bules de gaz, II ne pousse pas ä 22 ^ ni dans la gelatine ordinaire ä 37^. Dans la gelatine sucree ä 37 ^ il se developpe tres bien, il trouble d'abord ce milieu qui dans la suite s'eclairgit. Au fond du tube se produit un precipite blanchätre- pulverulent. Le glucose, le lactose et le Saccharose sont attaques avec production de gaz. L'odeur qui se degage dans ces milieux est une odeur d'acide butyrique. II se forme dans ces tubes un pigment. Dans ces milieux il donne des spores rondes, tres petites, qui se trouvent ä Tun des bouts des microbes. II coagule le lait apres 14 jours. Dans le bouillon blanc d'oeuf, il se forme une louche, mais l'albumine n'est pas attaquee. Dans ce milieu, on sent le scatol. La reaction de Findol est positive. Par sa forme ce bacille ressemble au bacille neigeux de Jungano, mais il en diff&re avant tout par sa proprietö de produire le gaz dans la g^lose et par l'aspect de ses colonies. Etant donn^ que le bacille neigeux est trhs mal connu en ce que concerne ses propriötös biologiques, nous croyons inutile de pousser plus loin cette comparaison. Fig. 6. Bac. angulatus. Distaso, Contribution ä l'ötude sur l'intoxication intestinale. 443 Bacillus anaerobicus tenuis (n. sp.). C'est un bätonnet long, droit, parfois filiforme, souvent dispose par paires avec une capsule tres evidente, parfois en chaines tr^s longues composes de 10 individus ou plus. Les individus longs se presentent courbes. II est strictement anaerobie. . II prend le Gram et il est mobile. ^ II pousse dans la gelose profonde sucree, en don- | i ' nant des colonies de la grandeur des grains de sable, ^ ' \ presque invisible, ä contour irregulier et translucides. \ i )) Les colonies sont visible seulement apr^s 48 heures. ^ — '^ II ne produit janiais de gaz. II attaque tr^s faiblement /,Vv le glucose, quoiqu'il pousse dans le lactose et Saccharose, * * \\ v mais la culture emane une odeur plutot fetide. Pi_ Y ' II trouble ces milieux qui ne s'eclaircissent jamais. Bac. anaerobicus Dans ces milieux il est facile de voir des spores rondes et tenuis. tres grandes, en comparaison des dimensions du microbe. II n'a aucune action sur le lait. II ne donne pas d'indol. Morphologiquement, ce microbe ressemble au Bac. minutus de Tis sie r, mais il en differe pour la forme des colonies et par quelques caractöres biologiques. Bacillus comutus (n. sp.). C'est un bacille tres petit et irregulier, qui se presente isole ou dispose ä l'angle. Les bouts de ce microbe se presentent souvent renües. C'est un anaerobie strict. Sa ressemblence avec le Bac. bifidus (formes petites) est frappante. Dans le blanc d'oeuf, il prend des formes qui ressemblent au diphterique. | C'est un microbe qui se trouve conslamment dans les / selles et dans la bouche, mais il est difficile ä isoler. (/, II est immobile et prend le Gram. /)y^ / * '^ Les colonies en gelose sucree profonde sont /Ci^' f ^ ^ , v visibles seulement apres 48 heures et sa croissance "^'^ ^ j' , s'arrete ä 3 c. c. de la surface de la gelose. La '/ / '' vitalite est d'une douzaine de jours. II ne pousse )" V ' v' ni dans la gelatine ordinaire, ni ä 22°. La gelatine / w sucree et ä 37 ° est son milieu convenable. II forme Fig. 8. dans ce milieu des flocons, qui vont se deposer au Bac. comutus. fond du tube et le milieu s'eclair^it. II attaque le glucose seul sans produire du gaz, mais tr&s leg^rement. II est sans action sur les autres sucres. II n'a jamais coagule le lait, meme apres longtemps. II pousse tr^s faiblement dans le bouillon ordinaire, il ne donne jamais d'indol. Bacillus bullosus (n. sp.). C'est un petit^ bacille de forme rectangulaire, se colorant intensement aux deux poles. A cote de ces formes, dans les cultures de 24 h., on trouve des autres en sphere ou oblongue, qui se colorent uniformement. En outre, on observe des bätonnets long et mince avec une grosse bulle dans le milieu ou ä une de ses extremites. Parfois ce bacille se bifurque ä Tun de ses bouts. 444 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heit 6. II ue (lonne jamais de spores. Sa vitalite est de 6 ä 7 jours. Le bullosus est mobile et ne prend pas le Gram. II donne des gaz, parfois tr^s abondants. Les colonies en gelose profonde sucree sont comme des petits grains de sable. Au microscope elles sont rondes avec un centre sombre et ä bords refringents. Le bullosus pousse daus le lait, en produisant une tres faible acidite incapable de faire coaguler le milieu. II n'attaque ni la gelatine, ni le blaue d'oeuf cuit. II Fig. 9. attaque le glucose en donnant une acidite d'arret de Bac. bullosus. 2.45 "/oo evalue en H2SO4 et n'a aucune action ni sur le lactose, ni sur le Saccharose, ni sur le dextrose. II ne donne pas d'indol. C'est un bacille que represente une forme intermediaire entre le tethoide de J. Halle et le bacille que Ghon et Much ont isole d'un cas d'influenza. Bacillus laevis (n. sp.). C'est un microbe constant dans les selles de l'homme et des mammi- feres, ä bouts carres se presentant habituellement comme un petit bacille mince, droit et regulier. Ä cote de ces formes petites on observe des filaments longs, courbös ou sinueux. II est immobile et ne prend pas le Gram. ^ ._ II ne produit pas de gaz. \ C'est un anaerobie facultatif, qui en gelose couchöe ( l sucree, donne des colonies transparentes, rondes, formees / \ \ de couches concentriques. Au microscope la surface de '' \ ^ _^ la colonie est dissemine de points jaunätres, refringents. > "/ Le Bac. laevis n'attaque ni la gelatine, ni le \ ' ^- iX blanc d'oeuf. II acidifie legferement le lait tournesole, Fig. 10. Sans produire ni la coagulation, ni autres changements Bac. laevis. du milieu. II pousse ä 22« et ä 37». II attaque le glucose, le lactose, le dextrose et le Saccharose en produisant respectivement une acidite de 2.45, 1.96, 1.47 7oo evaluee eu H2SO4. II ne donne pas d'indol. Bacillus thetaiotaomicron (n. sp.). Bätonnet tr^s polymorphe et tres frequent dans les selles. II est tantot de forme elliptique, tantot en coccus, tantot en haricot ou en battant de cloche. Toutes ces derniöres formes se colorent uniformement, les formes elliptiques prennent seulement la couleur ä 0 * ff leur extremite avec parfois une strie transversale. I Q 0 C . II est mobile et ne prend pas le Gram. • • - S Ses colonies en gelose sucree sont transparentes, f 0 0 ^ I assez grosses, rondes et ä bords nets. Ci • 0 Ce bacille donne, dans ce milieu, quelques bulles 0 • I de gaz. ■p. ^^ II coagule le lait en une masse compacte, d'oü est Bac. tietaiota- expulse un serum buche. omicron. II pousse dans la gelatine sans la peptoniser. Distaso, Contribution ä l'^tude sur l'intoxication intestinale. 445 II n'attaque pas le blanc d'cBuf. II transforme le glucose et le lactose tr^s faiblement, mais il n'a aucune action sur las Sucres intervertis. II donne de Findol. Bacillus variegatus (n. sp.). Bätonnet qui se präsente en formes differentes, tantot court et regulier, tantot filamenteux et sinueux, occupant tout le champ du microscope. Les bouts sont parfois arrondis, parfois effilös. Les articles se reunissent deux ä deux, plus souvent en forme de V, tres rarement en chaines. II est mobile et il ne prend pas le Gram uni- formement et reste colore par point. Les colonies en gelose sucree, ressemblent ä un grain de sable tres fins, aussi quand elles sont espa- ciees, Au microscope elles ont une forme reguliere, ä bord net et refringent. Autour de ces colonies s'en ajoutent d'autres qui donnent ä la colonies un Yig. 12. aspect bossele. Bac. variegatus. II ne donne ni gaz, ni spores. II coagule le lait apr^s quelques jours, sans expulser de serum. II ne transforme ni la gelatine, ni le blanc d'oeuf. II attaque tres faiblement le glucose et le lactose. II donne de l'indol. Ce bacille ressemble morphologiquement au cylindroidedeRocchi, mais il en diflfere par ses propriete biologiques par sa mobilite et par la forme de ses colonies. Staphylococcus asaccharolyticus (n. sp.). C'est un staphylocoque anaerobie, qui se presente aussi en diplocoque et en streptocoque, dont les chaines sont au maximum de 4 ä 8 in- dividus. II forme, sur la preparation, des amas tr^s volumineux. Les grains assez gros ont un diametre deux fois plus grand que celui du staphylo- coque de Jungano. II prend le Gram et il donne tres rarement des bulles de gaz. Daus la gelose sucree, il donne des colonies aussi grand que des fins grains de sable, qui peuvent s'accroitre, quand elles sont bien espaciees. jusqu'ä atteindre le volume d'une tete d'epingle. Au micro- scope elles sont transparentes comme une goutte de vaseline liquide. Les cultures sentent mauvais. II acidifie faiblement le lait sans le coaguler meme apres plusieurs mois. II pousse dans la gelatine ä 37^ sans la peptoniser et en donnant au fond du tube un precipite comme d'ouate. II pousse dans le blanc d'oeuf sans l'attaquer et en donnant des zooglöes de consistence visqueuse. Son action sur les Sucres est nulle. II donne de l'indol. Nous croyons que ce microbe s'approche par sa biologie de celui isole par Jungano. Decrit ces especes microbiennes, qui n'ont ete d^crites jusqu'ä maintenant. il est necessaire de donner un aper^u des microbes qui composent ces groupes et leur constance dans la flore intestinale normale de l'homme adulte. 446 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Les microbes amylolj^tiques non indologenes doivent exister cou- stamment dans la flore intestinale, mais leur isolement est tres difficile et je les ai isoles 2 fois seulement sur un grand nombre d'essais. Les microbes saccharolytiques non indologenes existent toujours et leur isolement en est facile. A propos du streptocoque intestinale et de l'enterocoque, T i s s i e r ^j a mis cette opinion qu'il s'agirait de la meme espece, dont la morphologie repond ä des conditions differentes d'existence du meme microbe. Nous avons voulu approfondir cette question, car eile nous semble tres im- portante. Nous avons isole un enterocoque typique, le streptocoque de Hirsch -Lieb mann et nous les avons compares entre eux. Les resultats de nos recherches sont les suivants. 1) II est vrai que l'enterocoque devient, par passage dans les milieux solides, un streptocoque mince, mais souvent dans les Sucres il reprend la forme caracteristique. Premiere constatation, donc, ce microbe peut acquerir sa forme primitive, c'est-ä-dire en longue chaine, faites d'in- dividus tres gros, aprös beaucoup de repiquage et en presence de Sucres. 2) II ne se presente jamais en staphylocoque, mais il garde toujours sa forme en streptocoque. Le streptocoque de Hirsch -Liebmann, au contraire, se presente le plus souvent en staphylocoque; il n'acquiert jamais, n'importe dans quel milieu, cette forme de l'enterocoque en belies chaines avec des grands individus. Les differences sont, donc, seulement morphologiques, car la forme des colonies dans les milieux anaerobies et aerobies sont identiques, comme ils sont identiques les caracteres biochimiques. Fait tres impor- tant ä noter, dans nos etudes sur la putrefaction, nous avons isole toujours dans la 2^™^ et 3*^™® phase de ce processus le streptocoque de Hirsch- Lieb mann, mais jamais l'enterocoque. Nous sommes incline ä les considerer comme 2 especes distinctes. Les microbes asaccharolytiques, non indologenes, sont egalement presents dans toutes les flores intestinales d'adulte et on peut isoler facilement les gelatinolytiques, exception faite pour le bac. pyocyani que, qui est rare dans la flore intestinale; tandis que l'isolement des peptolytiques en est tres difficile. Les microbes amylolytiques indologenes se retrouvent constamment dans toutes les flores d'adulte. Le groupe des microbes saccharolytiques indologenes existe toujours lä. II en est de meme du groupes des microbes asaccharolytique indologenes, aussi des Bac. paracoli. Plus facile ä isoler chez les enfants, il existe aussi dans la flore de l'homme adulte. Sur 40 cas examines nous l'avons isole 25 fois. Donc, la constance ne peut-etre mise en doute. Le milieu qui nous a ete le plus favorable pour l'isolement de ces microbes, c'etait la bile. Nous n'avons jamais isole le B. paratyphique B, Wen que l'on soit tente, avec Hübner, de Tadmettre comme un böte constant de la flore intestinale de l'homme adulte. II n'en est pas de meme pour la flore intestinale du rat et de la souris, oü on peut l'isoler avec facilite. II est interessant egalement que ce groupe des microbes asaccharo- lytiques est compose dans la plus grande partie des microbes anaerobies, tout au moins, ceux que nous avons isoles. Or ces microbes, tres difficiles ä isoler, doivent etre mis ä cote du Bac. paracoli par leur 1) Ann. Instit. Pasteur. 1908. Distaso, Contribution ä l'^tude sur l'intoxication intestinale. 447 fonction, car en ayant un pouvoir trös faible sur les Sucres, ils sont des producteurs trhs 6nergiques de produits de la serie heterocyclique et aromatique. Leur etude biochimique, qua nous esperons bientot finir, nous expliquera suftisamment leur fonction dans la fiore intestinale. 11 a un fait qui nous permet d'emettre cette hypothese, que nous avons constarament observe. Quand on fait des cultures de ces microbes eu bouillon blanc d'a?uf, celui-ci n'est pas du tout attaque, mais la culture sent Findol ou les odeurs voisines. Ce sera la meme action qui a le streptocoque dans les milieux albumineux. Meme, nous ne pouvons pas nous prononcer sur la quantite de ces microbes dans la flore intestinale. En etfet leur polymorphisme, leur extreme ressemblance entre eux et la difficulte de les isoler, ne nous permet pas de nous prononcer. II y a pourtant des cas pathologiques, oü leur culture est facile, ä cause de la diminution du Bac. coli. Les microbes de la putrefaction existent toujours dans la flore humaine normale, mais les anaerobies sont en spores ou en individus vegetatifs isoles, c'est-ä-dire en teile quantite qu'ils ne peuvent jouer aucun röle. II y en est de meme du Bac. Proteus, un des microbes les plus dangereux de la flore intestinale. On ne le retrouve pas souvent dans les cultures ordinaires des selles, mais seulement en faisant des cultures d'elections. La presence est en rapport avec la consistance des selles. Ce fait du reste, nous le verrons mieux dans la deuxieme partie de ce travail ä propos de la constipation. Ainsi, dans les selles des Londoniens, nous n'avons Jamals pu isoler de microbes qui attaquent la pomme de terre, les soi-disant microbes de l'hemicellulose. Nous les avons recherche, en faisant de nombreux essais, mais nous n'y avons jamais reussi. Rarement nous sommes reussi ä voir la pomme de terre se casser, mais, aussi dans ces cas, nous n'avons isole que le Bac. p er fr in gen s, le Bac. mesentericus, le Bac. tortuosus et ses varietes. II en est de meme pour la cellulose. Le papier de Berzelius ne disparait jamais dans les tubes ensemences avec des selles humaines. Elle est seulement desagrege. II y a en effet toute une literature tres riebe sur cet arguraent, dont la conclusion en est que les auteurs observaient que les microbes qu'ils isolaient en culture pure, n'etaient pas capables de dissoudre la cellulose, tandis que en Symbiose eile se dissolvait. II est un fait, pour- tant, que dans notre pratique nous n'avons jamais observe la dissolution du papier, mais simplement la desagregation. En outre les tubes avec la cellulose desagregee donnaient toujours le Bac. perf ringen s. le Bac. mesentericus et souvent le Rodella III en culture pure. Un autre fait est celui que nous n'avons jamais observe la dissolution du papier avec le contenu du grele. En outre, les tubes chauff"es, avec le contenu du gros intestin, presentent ainsi que les tubes non chauff"es, la desagregation du papier. Donc il est ä exlure dans notre cas l'action d'une diastase. Ces experiences nous demontrent d'abord que les actions qui des- agregent la cellulose ont leur siege dans le gros intestin et qu'en general un microbe qui dissout la cellulose, peut-etre, n'existe pas, mais ce fait €st du ä l'action simultauee de plusieurs microbes. Or ces microbes que nous avons isoles constamment des tubes de la cellulose attaquent tous l'amidon. II est etabli d'un cöte que bien que 448 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. ces microbes en culture pure ne desagregent pas la cellulose, ils attaquent cependant l'amidon et que le fait pour notre microbe ^) de desagreger le papier Berzelius et d'attaquer l'amidon nous fait penser qu'en etant le papier un etat d'agregation plus complexe de l'amidon, il est bien probable que le plus souvent l'action de desagregation que nous observons dans les tubes avec le contenu du gros-intestin, est du ä ce fait de l'attaque simultane de ces diflferents germes, dont les enzymes en Sym- biose auront augmente leur pouvoir diastasique. II nous faut dire encore un mot sur le groupe des butyriques. On est tente d'apres Strasburger et Schmidt 2) ä en admettre la pre- sence, mais tant qu'on n'a pas obtenu le microbe en culture pure, il est ä la rigueur possible de lui donner un nom, mais on n'a pas le droit de lui attribuer une fonction qui ne peut-etre que hypothetique. Ainsi, dans les selles que nous avons examinees, nous avons isoles 4 fois sur 30 cas le microbe butyrique classique, c'est-ä-dire le vibrion butyrique de Pasteur et ses varietes^). Cette forme differe enormement par la forme de celle ä citron qu'on voit dans les selles et que selon Stras- burger et Schmidt appartiendrait au Bac. butyrique. Nos observations pourtant nous amenent ä ne pas considerer la forme non isole comme un butyrique. En eifet, il y a parfois teile abon- dance de ce microbe dans les selles, qu'il leur donnerait certainement l'odeur caracteristique. Un autre fait qui plaide en faveur de mon hypothöse, je Tai observe chez les selles des diabetiques. L'odeur de ces selles est souvent celle de l'acide butyrique et pourtant cette forme est absente. Quoique il en soit, il est sage pour le moment de mettre un point d'interrogation ä cote de ce microbe. A propos des Spirochaetes ou des vibrions nous n'en avons Jamals isole de l'intestin normale, en employant aussi les milieux d'election. Les Spirochaetes de l'intestin, trouves par Werner^) dans sa flore meme, ne nous apprennent en effect rien sur les conditions normales, car il a ete malade de dysenterie et de fievre typhoide. ßole de la flore intestinale. Dans les probl&mes de la flore intestinale normale, nous mettons de cote les microbes, dont le pouvoir pathogene est nettement demontre et qui sont les agents de maladies specifiques. Nous considerons seule- ment la composition de la flore intestinale chez l'homme normale, qui n'a Jamals soufi"ert de troubles importants de l'intestin. II se presente tout de suite une question d'importance capitale. ä savoir si les connaissances qui se decoulent de nos moyens actuels d'investigation, nous permettent de nous faire decider de la fonction de la flore intestinale dans un moment donne. En eifet, les preparations microscopiques peuvent nous renseigner mediocrement sur la composition de cette flore ; car la forme de ces microbes est tres variable et ils se ressemblent entre eux. II y a pourtant un caractere extremement pre- cieux dans les jugements de la flore intestinale: ä savoir, le comporte- ment de celle-ci vis-ä-vis du Gram. C'est celui-ci en eifet le meilleur 1) Distaso, Compt. rend. Soc. Biolog. 1911. 2) 1. c. 3) Jungano-Distaso, Les ana^robies. 1910. 4) Ueber Befunde von Darm Spirochäten beim Menschen. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 52). Distaso, Contribution ä l'^tude sur l'intoxication intestinale. 449 moyen diagnostic que nous avons jusqu'ä maintenant, car les r^sultats des cultures sont souvent trompeurs, si trompeurs que, par exemple, ceux qui ont peu de pratique dans les recherches de la flore intestinale, ä l'ensemencement des selles d'enfants au sein maternel, qui presentent presque une culture pure de Bac. bifidus, trouvent ä l'isolement seulement du Bac. coli. En plus, l'isolement de certains microbes depend du niilieu de nourriture et d'autres conditions. C'est exemple est la meilleure röponse ä ceux qui pourraient croire s'assurer avec l'ensemencement, de la predominance d'un microbe non seulement dans la flore intestinale, mais dans n'importe quels cas. Retournant ä ce que nous avons dit ä propos du Gram, il est en eflfet par cette methode seulement possible cle se rendre compte de la fonction de la flore intestinale, car les microbes G r a m - positifs , par exemple, sont bien caracteristiques et bien connus dans leur morphologie, tandis que un oeil non habitue ne peut pas se rendre compte des formes Gram -negatives. Ainsi nous sommes obliges encore ä nous servir d'un moyen si grossier, en attendant mieux. Mais chez l'homme adulte les microbes Gram -positifs sont rares et jamais predominants. ainsi il nous manque un des meilleurs moyens dignostiques pour juger de la bonte de sa flore. Mais dans les problemes de la flore intestinale, nous devons considerer les agents qu'elle contient et les deceler, dans les unites, car il est important d'etablir, ce qui est le but de nos recherches, qu'est-ce qu'elle devient la flore normale dans les etats pathologiques; ä savoir si dans un organ si sensible comme notre intestin, nous portons dans nous-memes les agents de certaines troubles du tube digestifs. Ainsi nous serons oblige ä admettre l'existence des maladies endogenes, dont l'origine se trouverait dans notre flore intestinale, pour les distinguer de Celles qui nous sont donnes par les agents, qui seulement occasiounellement nous nous infectent. Par quel mecanisme s'etablissent les unes et les autres n'est pas ici le lieu de le discuter. II y a un fait digne de remarque et qui a l'air d'etre une loi, c'est qu'en diminuant les matiöres azotees dans l'intestin, la flore microbienne augmente en nombre et devient plus putrefiante. Donc, le milieu de nourriture a une grande influence sur le developpement microbien, il est vrai, mais il faut reconnaitre qu'il existe encore un facteur du plus grand interet: la stase intestinale. Elle joue un grand röle. Le duodenum avec son milieu excellent pour le developpement des cultures microbiennes et par sa röaction alcaline, ne contient presque pas de microbes, tandis que dans l'extremite de l'ileon, souvent ä reaction acide, et oü il y a seulement des traces de peptones et de tyrosine, le developpement microbien est plus considerable, existant une flore qui ressemble presque ä Celle du coecum. Celui-ci ne contient plus de proteoses, ni de tyrosine et pourtant le developpement microbien est des plus considerables, c'est le facteur stase qui joue un grand röle, donc, et que nous ne devons jamais perdre de vue dans nos considerations. En d'autres termes, le gros-intestin par ce fait, serait un vrai tube de culture. En somme, pauvrete du milieu en substance utilisables, manque de Sucres, stase intestinale, reaction neutre en generale du gros-intestin, nous expliquera la composition de sa flore. Elle doit donc etre formee surtout par des microbes, qui s'adapte ä ces conditions. Le Bac. coli et les microbes asaccharolytiques, qui peuvent vivre aux depens de la molecule degradee de l'albumine, sont ceux qui s'adaptent le mieux ä ces conditions. C'est eux surtout qui Erste Abt. Orig. Bd. 62. Hcft 6. 29 450 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. pourraient vivre dans ce milieu, c'est eux qui pullulent, dominent et donnent le cachet ä la flore de l'adulte. C'est eux qui doivent pre- senter dans une flore d'homme soi-disant Lien portant, les microbes pre- dominants, car les conditions du milieu qui se sont formees dans les gros-intestin de l'homme adulte, sont favorables ä leur developpement. La coraposition de la flore intestinale est ä la dependance du milieu, eile est soumise ainsi aux lois biologiques-generales qui reglent les etres vivants. Un autre exemple typique de cette loi de biologie generale est la flore de l'enfant au sein maternel. La composition speciale de sa nourriture permet qu'une flore tout ä fait particuliere, la flore ä Bac. bifidus, s'installe. Evalue les choses dans leur justes termes, il ne reste que deux groupes de microbes tres dangereux pour la flore normale: le groupe du coli et staphylocoque et celui des microbes asaccharolytiques qui sont eminemment indologenes. Sont eux qui doivent attirer notre attention, car leur quantite predominante dans la flore normale de l'adulte, nous fait voir qu'ils developpent leur activite et leur produits et par con- sequent sont dangereux. Mais il y a une Observation qui nous semble tres interessante, c'est que la flore normale de Thomme adulte, comme eile est composee, est pr6cisement ä peu de choses pres de celles que nous avons demontree dans la premiere phase de la putrefaction intestinale. Ä savoir, predo- minance absolue de coli, des coccis, quelques microbes du groupe des acido-tolerants et quelques exemplaires du type du Rodella IIL En d'autres termes, dans la flore intestinale de Thomme adulte, les microbes predominants sont ceux que nous avons decrits comme putrefiants et qui ne peuvent jouer qu'un röle nefaste. En eff'et, envisageons la com- position du contenu du gros-intestin, d'abord, et ensuite la biologie de ces microbes. Le gros-intestin de l'homme adulte est depourvu de sub- stances sucrees. C'est une coudition qui ne permet pas aux microbes de la flore normale de jouer un role bienfaisant. On a decrit, en eff'et [Bien stock, Tissier^)], que le Bac. coli est capable d'empecher une putrefaction en presence de Sucres, mais cette fonction ne peut-etre exerce ä cause du manque de cette substance. Deuxiemement, si ce fait est vrai in vitro, il n'est pas du tout exact dans les conditions du gros intestin. Comme on verra dans mes etudes sur la putrefaction in- testinale, le Bac. coli en presence de grande quantites de Sucres ne deploie aucune action empechante. Donc les microbes doivent s'adresser a des substances decomposees de la digestion et c'est precisement avec ces substances qu'ils fabriquent les poisons nuisibles ä l'organisme. C'est au Bac. coli et aux microbes asaccharolytiques que revient principale- ment l'honneur de produire par leur activite biologique ces substances toxiques. C'est sur le Bac. coli qui s'est portee la plus grande partie des etudes biochimiques, parce qu'il est le microbe de la flore normale plus facile ä isoler. C'est lui dont nous connaissons mieux le metabolisme et dont nous voudrons mettre en lumiere toute l'oeuvre nefaste. II donne des produits de composition trös simple comme indol, scatol oxyacides aromatiques, mercaptane, HgS, leucine, tyrosine, les bases hystoniques [histinine, arginine, lysine -)J. La guanine et l'adenine se changent, selon Schittenhelm et Schröter, sous l'influence du Bac. coli en xanthine et hypoxanthine. 1) Tissier et Martelly, 1. c. 1902. 2) Belenowski, Biochem. Zeitschr. Bd. 6. 1907. Distaso, Contribution a l'^tude sur rintoxication intestinale. 451 Oll peut trös bien se rendre compte in vitro de ce qui se passe dans l'intestin. Oii prend un cube de blanc d'a3uf cuit dans du bouillon alcalin, on lui fait subir une premier attaque au moyen de la trypsine, on detruit ensuite la trypsiue avec la chaleur et od y ensemence du Bac. coli. Aprhs quelques jours l'attaque du blanc d'ceuf est poussee plus loiu, il devient plus transparant et se fragniente. Quand on ouvre le tube, on sent une puanteur infecte. Quant au röle bienfaisant qu'on lui a attribue et que Bienstock soutenait encore tout recemment, en s'appuyant sur le travail de Con- radi^) c'est-ä-dire l'action desinfectante exercee par l'autotoxine du coli, ce röle n'est nullement demontre. D'autre part le coli-bacille est dangereux par l'intoxication qu'il produit. En etfet, Baginski pretend que le coli forme des ptomaines et S c h w e n c k , H e n k e 1 m a n n et Mir coli ont decrit des intoxications ä coli-bacille. Cette intoxication, c'est-ä-dire cette resorption permanente des produits de la putrefaction, qu'il opere, donnerait lieu, selon Metschnikoff, non seulement ä des maladies intestinales chroniques et aigues, mais ä une intoxication de l'organisme par usure chronique des elements cellulaires nobles et amenerait la plus utile, peut-etre, de nos glandes, le foi, ä se surmener pour operer la defense de l'organisme. En ce qui concerne le Bac. Rodella III, le streptocoque intesti- nale, l'enterocoque et le Staphylococcus pyogenes et le groupe des microbes asaccharolytiques, il est hors de doute qu'ils ne sont pas des microbes bienfaisants pour lorganisme humain. Outre , que Tun d'eux est proteolytique, les autres resistent tres bien dans les processus de la putrefaction et ils sont presents dans chaque processus patholo- gique, oü ils semblent acquerir une vigueur tout ä fait speciale, parti- culierement dans les diarrhees. Or, un microbe dans ces conditions ne peut-etre bien faisant. Mais nous avons une autre Observation ä faire sur ce sujet. Dans la putrefaction en eftet les coccis n'etaient jamais capable de l'empecher, meme en presence de Sucres, au contraire, leur presence se manifestait toujours pas une puanteur manifeste. Ces microbes seront ä double face: ils seront capables d'un cote de donner des acides et d'un autre cote d'etre des putrefiants. Selon nous, donc, tous ces microbes sont malfaisants dans les con- ditions de notre gros-intestin ; aussi ces microbes de la putrefaction, s'ils sont actifs, leurs activite doit s'adresser ä la molecule d albumine degrad^e ou ä la Peptone et determiner de la meme maniere Tintoxication. Arrive ä ce point, il est tout ä fait naturel de nous demander quel usage nous devons faire des ditferentes conceptions emises par les auteurs, sur l'existance d'une flore obligat oire et d'une flore acci deu- te lle. On serait tente de l'admettre apres nos etudes sur la putröfaction. Mais comme nous montrerons ailleurs, la putrefaction de la paroi de l'intestin et la putrefaction des selles sont choses bien dififerentes de ce que nous observons in vivo. La putrefaction repond a une conception bien deünie-) et qui n'a rien ä voir avec les choses in vivo. Au fond il est difficile d'observer dans la flore intestinale la disparition d'une esp^ce microbienne, car il faut penser ä la longueur du gros-intestin et au coecum qui fonctionne comme une pepiniere, tandis que dans la putrefaction ce fait est frequent. Elles sont plus persistantes qu'on ne 1) Münchn. med. Wochenschr. 1905. 2) Distaso, Centralbl. f. Bakt. etc. 1912. 29* 452 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. croit; elles diininuent seulement ä cause du milieu qui leur devieiit defavorable, mais elles sont pretes ä reapparaitre des qu'elles regoivent de quoi se nourrir: en d'autres ternies, comme nous l'avons explique auparavant, nous observons une tluctuation dans la flore microbienne, d6pendant seulemeut de la nourriture. Les microbes ou groupes de ces microbes, ne disparaissent jamais de la flore intestinale, ils y demeurent. c'est gräce ä ce fait que apres des troubles intestinaux. nous reconstituons ä nouveau nos moyens de defense dans l'intestin. Cette distinction, donc, outre ä n'avoir aucune base, n'a aucune valeur theoretique ou pratique. De notre groupement. on voit aisement que le gros-intestin est un Organe autonome, oü les fonctions digestives s'accomplissent d'une maniere tout ä fait differente de celle du reste du tractus intestinal. C'est un Organe adapt6 pour accomplir une digestion secondaire, se basant sur un principe diiferent. La physiologie vient ä l'aide de la morphologie, ä savoir que cet organe s'est forme en vue d'une fonction nouvelle, et il est tout ä fait recent dans la phylogenie. C'est une condition etrange que la phylogenie a donne lieu ä la formation d'un organe qui ä cause de notre existence est devenu la source de nos malaises et d'un gaspillage d'azote. En outre, les produits 61abores dans le gros-intestin, par les microbes intestinaux, et resorbes par l'organisme, amenent la plus precieuse des glandes, le foie, ä un travail de secretion anormal pour pouvoir fabriquer les sulfoconjugues. Pensons ä la correlation entre Texistence du gros-intestin et la fonctions nouvelle ä laquelle le foie est oblig^, et on voit tout de suite que par des consideration sur la flore intestinale, on peut jeter un nouveau jour sur le chapitre des maladies du foie. Nous avons parle du milieu, de la stase intestinale, mais nous n'avons pas encore fait mention d'un fait de grande importance, la longueur du gros-intestin et l'evolution de la flore intestinale de l'enfant ä Thomme. La flore intestinale de l'enfant au sein maternel est composee. comm'on sait, presque exclusivement d'un seul microbe, dont la fonction principale est certaiuement celle d'aider le peristaltisme du gros-intestin. On peut tirer cette conclusion du fait que les selles de l'enfant au sein, sont toujours comme une bouillie et qu'elles sont frequentes. Mais cette harmonie splendide est derangee des que l'enfant change sa nourriture naturelle. En eöet. l'enfant au lait de vache est souvent constipe. En ayant souvent le microbe predominant se rapprochant pour ces caracteres aux proprietes du Bac. bifidus, pourtant ä cote de lui pousse une quantite de mi- crobes, qui sont capable de neutraliser ses effets. Nous voyons dejä dans ces enfants, nourris au lait de vache, des desequilibres dus ä leur flore intestinale. Ces deux exemples ne pourraient pas etre plus evidents en ce que concerne les effets de la flore intestinale sur l'organisme. Avec Tage, ce desequilibre tend toujours ä s'accentuer, parce que deux causes de grande importance interviennent pour aggraver la Situation : la nourriture fami- liale et le developpement du gros-intestin. La premiere cause est cer- taiuement de grande importance pour les enfants. Ils sont mis en eft'et ä une nourriture qui leur est tres peu adaptee. Le Bac. bifidus commence a diminuer, ä ne se trouver quen quelques exemplaires seulement, l'äcetogene ß commence a prendre sa place. II se substitue peu ä peu et remplit ses fonctions. II est en eff'et plus resistants aux poisons de la flore intestinale. (L'äcetogene a = acidophilus Moro, est saus la dependance d'une nourriture speciale, le Distaso, Contribution ä l'^tude sur l'intoxication intestinale. 453 lait de vache, ainsi il est trös rare daus les selles de personnes qui n'en fönt pas usage). Ensuite, avec Tage aussi ce microbe tend ä diminuer; il fait place ä d'autres microbes, la Üore grainn6gative s'etablit et predomine. C'est un fait dont cliacuii peut se rendre compte en comparant les selles des membres d'une meme famille, soumise au meine regime. Cette Evo- lution des microbes acetogenes jusqu'ä leur presque disparition, comme c'est le cas de l'horame adulte, nous raontre avec la plus grande clartE que chacun de ces microbes, bifidus et acetogenes, est en stricte relation avec les dechets de la digestion et avec la longueur du gros-intestin. Suivons maintenant la transformation de la flore dans l'intestin de l'indi- vidus adulte. Dans le coecum nous trouvons encore des conditions favorables pour la poussöe des microbes acetogenes. Ils y tombent, en effet, une certaine quantite de Sucres et les microbes du bout d'ileon. Cette condition n'est pas certainement uegligeable dans nos considerations. Mais bien- töt que dans Imtestin commence le moulage des selles, la destruction des Sucres est d6jä complete. La Üore commence ä se transformer rapide- ment, il est facile alors de voir que la flore G r am -negative prend une place considerable. Ici entre en sc^ne, comme on voit, la longueur du gros-intestin, Les peu de Sucres que les sucs digestifs laissent tomber dans le coecum sont detruits en place et il en reste plus pour le reste des segments in- testinaux. De ces observations derivent des reiuseigne- ment trös precis; ä savoir, disparition des Sucres, mou- lage des selles et formation de la flore Gram-negative. Chez les enfants au sein maternel, au contraire, le gros-intestin etant court, ne permet pas meme le moulage des selles, car il est inonde de Sucres et il est Stimuli fortement par les microbes qu'y existent. Le passage ra- pide est donc du ä ces faits que nous avons exposes. Dans l'enfant au lait de vache d'autre cote, oü les sucres sont en moindre quantite et la caseine, nourriture excellent pour les microbes, en quantite teile qu'elle est expulsee avec les selles par la plus part non digeree, permet ainsi la poussee d'une flore peptolytique et proteolytique indologene et etabli des ce moment les conditions de l'adulte, c'est ä dire, le moulage des selles et des desequilibres dus ä la flore intestinale. II est evident, donc, de ce que nous venons d'exposer, que les changements de la flore in- testinale de Tenfant ä l'adulte sont dus principalement ä deux causes : ä la nourriture et ä l'allongement du gros-intestin. L'etude de la flore intestinale de l'homme adulte nous a permis de constater sa fonction principalement indologene, c'est-ä-dire qu'elle donne lieu ä d^s substances qui sont capables d'irriter la muqueuse intestinale et ils auraient une action sur les nerfs ou sur le reseau nerveux sous- muqueux, de maniere qu'ils peuvent determiner des desordres dans les mouvement normaux ou peuvent avoir un pouvoir exitant ou inibiteur sur ce reseau nerveux, Cette flore, donc, fait de chaque individu normal un candidat aux troubles intestinaux, car eile n'a aucun pouvoir regulateur sur le gros-intestin. C'est en suivant cette route que nous sommes amene ä considerer la flore intestinale comme un element tres nuisible. Cette tendance aux variations, cette sorte de sensibilite sont si grands que n'importe quel processus pathologique genöral ou siögeant en quel- que autre lieu de l'organisme, a une repercussion immediate sur les conditions ordinaires du gros-intestin et de ses fonctions. Mais le gros- 354 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. intestin etant lä, son bon fonctionnement et par consequent celui de lor- ganisme entier, depend de la flore microbienne qu'il heberge. On doit etablir, donc, entre les desharinonies une harmonie d'adaption. avec des microbes ä action lente sur les Sucres, et donnant des acides a noyau simple. Ces acides seront capables de stimuler la paroi intestinale, tandis que les microbes qui donneut des acides ä noyau complexe, tels (jue les microbes putrefiants, n'ont aucun action sur la paroi intestinale et par consequent produisent des ordres du contenu intestinal avec ses degats. L'ideal est la flore de l'enfant au sein maternel, c'est vers lui que nous devons tendre nos eiforts, en cherchant ä transformer la flore intestinale et a la ramener le plus pres possible de cette flore intestinale et parfaite. IL Coiitribution ä l'dtude de la flore humaine ä T^tat pathologique. Flore intestinal des constip^s. Nous apporterons dans ce travail notre premiere contribution ä l'etude de la flore intestinale pathologique de Thomme. Nous commen- cerons avec la flore des constipes et nous essaierons de demontrer les rapports qui existent entre la constipation et l'intoxication et ensuite de demontrer qu'elle est la source de cette intoxication. En d'autres termes nous aurons ä demontrer: 1° Si la constipation est une source de poisons. 2° Qu'elle est l'origine de ces poisons. S*' Qu'elle est l'organe oii s'elaboreut ces produits. 4^ S'il existe une relation entre cet organe et l'intoxication. la re- section ou l'exclusion de cet organe doit mettre fin ä l'intoxication. C'est precisement ce que nous allons essaj^er de demontrer apres nous etre servi d'un materiel humain, tres considerable, que nous avons eu la Chance d'avoir entre nos mains pendant longtemps ä Londres dan§ la clinique du D'' Lane. En suivant cette route, pour pouvoir arriver ä des conclusions, il fallait d'abord etudier la flore des constipes. Mais donnons avant tout les signes cliniques, qui nous permettent de connaitre un constipe. Arb. Lane^) les resument ainsi: l^* Maux de töte. 2° Vomissement qui peuvent conduire ii un mauvais diagnostic. 3" Manque d'app^tit. 4° Amaigrissement. 5" Circulation g^närale d^fectueuse (les pieds et les mains froides). 6° Apathie intellectuelle Ce sont les symptomes subjectifs; en outre il y aiira les symptömes objectifs et ce seront les principaux: 7" Constipation opiniatre. 8" Mauvaise odeur de la bouche. 9" Gaz qui fönt ballonner le ventre et qui se insolvent par l'emission anale. 10° Douleur dans les muscles. 11" Couleur de la peau pale ou brune, avec des täches particuliferement sous les yeux, dans la r^gion axillaire et la r^gion inguinale. 12" La poitrine montre les signes de la mastite chronique. Ce tableau clinique nous donne, donc, la pleine conviction que en eff'et les constipes sont des intoxiques chroniques. II nous reste main- tenant ä ötablir qu'elle est la source de cette intoxication chronique. 1) Klinische Vorlesung über die Schleifen etc. (Berl. klin. Wocheuschr. 1911. No. 17.) — Harold Chappele, Chronische Darmstase. (Ibidem.) DistaBO, Contribution ä l'^tude ßur Tintoxication intestinale. 455 Ainsi etudions la flore microbienne des selles d'un constipö typique, pour nous rendre compte des processus qui se passent dans son gros-intestin ^). Les preparations montrent d'abord des substances qui s'attaquent au port-objet, comme des saletes et qui jamais ne se retrouvent chez les individus normaux. Un caractere essentiel, c'est que cette flore manque ou presque de microbes Gram-negatifs; on voit des petits batonnets du type Diplobacillus acuminatus, quelques autres rigides et un peu plus longs qui rappelent le Rodella III, des coccis petits et grands, quelques rares coccis qui ne prennent pas le Gram et une grande quantite de spores de diiferente taille. La figure 2 que nous donnons (voir planche) montre ces choses mieux qu'une longue description. Donc les caracteres de cette flore sont: P Diminution absolue de la quantite des microbes. 2^ Disparition presque complete des microbes Gram-negatifs. 3*' Abondance presque extraordinaire de spores. La flore, comme on voit, est reduite. L'aspect exterieure des selles est aussi tres caracteristique. EUes sentent horriblement le seatol, sont Seches et friables, noiratre et faits de petites crottes non soudee l'une ä l'autre et ressemblant ä des crottes de chevre. Souvent ces crottes sont luisantes, autrefois presentent du mucus ä l'exterieur. Employons ici la meme technique qui nous a servi precedemment et nous trouverons que beaucoup de microbes ont disparu et il n'est pas possible de les isoler meme avec les milieux d'election, II y a exep- tion pour les microbes sporules, qui sont en quantite extraordinaire. Avant de continuer, il est necessaire de reconnaitre les formes vege- tatives se trouvant en tres petit nombre, quand nous parlerons de mi- crobes de la putrefaction oü d'autres, il faudra leur donner la juste place dans les fonctions qu'ils peuvent jouer. II faut ajouter que parfois on trouve des constipes chez lesquels le Bac. bifidus est represente, entre la petite quantite de formes vege- tative qu'on voit. Mais le groupe des microbes asaccharolytiques est dans la pluspart des cas absent. En effet ce groupe est compose de formes tres delicates qui ne resistent pas ä ces mauvaises conditions du milieu, oü ils sont les premiers ä disparaitre, comme dans chaque Pro- cessus de putrefaction. Le groupe des microbes indologene est repre- sente en large proportion, mais seulement en ce qu'il s'agit des microbes sporules, tandis que les microbes fragiles, comme le Bac. coli, le Bac. Proteus, le Bac. pyocyaneus et meme le staphylocoque sont absents. Parfois il suffit d'un ensemencement en gelatine profonde pour apprendre la condition du sujet en question. La gelatine dans les cul- tures de flores de constipes ne se liquifient pas habituellement. Fait tres curieux, un gargon de notre laboratoire constipe, qui souff're de furon- culose, chez le quel nous avons isole le staphylocoque des furoncles, n'a point le staphylocoque dans ses selles. Nous avons enonce, dans la I""® partie de ce travail, le fait que la vie de certaines especes microbiennes, Bac. proteus, Bac. pyocyaneus, est en rapport avec la consistance des selles. Cette hypothese ne pourrait pas trouver meilleure confirmation que dans les faits que nous avons enonces precedemment. Mais nous avons 1) Nous donnerons un type qui ponrtant est le type extreme que nous avons choisi. Deux femmes ag^es l'une de 45 ans, l'autre de 32, qui allaient ä la seile, l'une tous les cinq jours, l'autre tous les 7 jours. 456 CentralbL f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. voulu nous reodre compte de ces faits tres importants et nous avons employe la methode comparative. Nous avons compare les resultats obtenus par rensemencenient d'une parcelle de selles de constipe dans la gelatine avec ceux obtenus dans les memes conditions par l'ensemen- cement de selles d'enfants et d'adultes normaux. Les resultats etaient que dans les selles d'enfants le stapliylocoque apparait le premier et ensuite le Bac. proteus, mais leur presence etait constante. Dans les selles d'adulte leur presence et la duree de leur apparition depen- daient toujours de la consistance des selles. Plus la seile est molle, plus rapide est la Proteolyse — plus eile est dure plus cette Proteolyse met du temps ä se former ou bien eile ne se forme pas du tout. Ces observations peuvent-elles nous faire nier la presence de ces groupes de microbes dans l'intestin des constipes? Certainement non. — Car tout d'abord dans les 3 coecums des 3 constipes que nous avons examines, le Bac. proteus et le staphylocoque etaient toujours presents, ensuite, chez les hommes depourvus de gros-intestin ils existent aussi, comme nous le verrons prochainement. Par consequent, il est bien sür que ces microbes accomplissent leur oeuvre dans les parties superieures du Colon et que dans les parties inferieure seulement ils disparaissent. Donc, dans la constipation il y a une disparition des microbes incapables de donner des spores, qui ne peuvent pas resister ä une secheresse du milieu, tandis que les microbes qui possedent les spores se reduisent ä leur forme de resistance. C'est le meme processus que nous avons ob- serve, d'ailleurs, dans la putrefaction des selles. En effet nous avons montre dans un travail precedent^) qu'une petite quantite de selles mise ä putrefier dans un tube sterile ä 37 ^ montre apres peu de temps, les memes phenomenes, c'est-ä-dire flore reduite ä des formes Gram -positives, en plus grande partie formees de coccis, et de quelques bacilles du type du Rodella III. Ces resultats sont tres significatifs, car on peut conclure par analogie que le processus est le meme que dans Tintestin des constipes. Donc, dans le gros-intestin des constipes il s'ebaucherait une v6ri- table putrefaction, tout ä fait semblable ä celle que nous voyons dans les selles in vitro. Coustatation tres importante et tres grave en ce qu'il s'agit de l'empoisonnement de cette categorie de personnes. En effet, il est evident que les microbes s'autolisent et sont capables de faire sortir toutes les substances que le corps microbien contient, A l'intoxication par la secretion de ces microbes, s'ajouterait une intoxication plus grave encore, celle de l'autolysat des microbes. Nous avons compare ensuite l'aspect et la composition des selles des constipes avec ceux de selles d'animaux carnivores des la naissance et qui sont des constipes, comme la panthere et le lion. Eh bien, l'as- pect des preparations microscopiques est le meme, comme sont egalement les memes les resultats que nous avons obtenus par les ensemencements. Ces constatations sont importantes, car il est etabli que ces animaux vivent trös peu et sont des intoxiques chroniques. Nous avons demontre dans la premiöre partie de ce travail, que la flore normale de l'homme adulie est dangereuse pour l'organisme, nous venons de demontrer que ciiez les constipes il y a un commencement de putrefaction avec autolysat des corps microbiens, dont les produits 1) Compt. rend. Soc. ßiol. 1912. Distaso, Contribution ä l'etude eur l'intoxication intestinale. 457 conime, nous l'avons esquisse dans notre travail sur la putrefaction ^), constituent des poisons trhs nocifs pour l'individu. On ne peut, donc, pas nier qu'il existe une relation tres etroite entre TiDtoxication d'un c6t6, la constipation et l'aspect tr^s particulier des selles de l'autre. II est fort probable que le gros intestin avec son Processus de putrefaction est la source de ces malaises, ce que en efifet nous pouvons demontrer chez des individus auxquels Arb. Lane a enleve le gros-intestin. Mais il faudra demontrer quel est le siöge de la constipation et comment eile se fait. Nous n'avons pas la pretention ici de demontrer jusqu'ä la cause premiöre. Nous voulons partir dans nos considerations des faits que chacun peut observer. Une premiere constatation est que le Colon dans la constipation est rempli de matieres. Donc il est bien possible que le premier organ qui doit etre trouble est le gros-intestin, et il se peut que la stase fecale dans le coecum soit la cause premiere. II arrive que le coecum par son poids devenu considerable est döplace de la Position normale et qu'il entrainent dans son deplacement les liga- ments qui cedent en s'allongant, mais il s'ensuit aussi par d'autres liga- ments qui ne s'allongeant pas, determineront en d'autres parties de l'intestin de veritables plies ou condures, dont les consequences seront d'apporter une nouvelle cause d'arret aux matieres dans l'intestin. Ce que nous venons d'expliquer n'est pas une vue de l'esprit, mais un fait que nous memes nous avons observe gräce ä l'obligeance de M"" Lane. Lane pense qu'il faut chercher lä la cause de l'appendicite outre Celle de la constipation. II dit en effet ä page 4: «Again, as in the case of appendice the strain exerted upon the fixed portion of the ileum, serves to reduce the calibre of its lumen and to produce an obstruction to the passage of faecal matter through it so damming back the material in the small intestin. This faecal accumulation remaining for an anormally long period itself undergoes changes and produces alterations in the in- testins, which are experienced as discorafort, pain or distress by the patient.» Dans ces conditions il genera les fonctions du bout de l'ileon et par consequent cet organe sera remplis de matieres qui ne seront pas evacuees dans le temps normal et troubleront le mecanisme de la valvule ileo-cecale. Ces conditions auront pour effet de distendre les parois du bout inferieure de l'ileon, de leur faire perdre leur elasticite ou d'amener l'atrophie de la valvule ileo-cecale. II en resultera l'obstruction ou le mauvais fonctionnement de la valvule et ainsi les faeces seront arretees. Cette hypothese regoit un appui des recherches de Gottwald Schwarz ^). Selon cet auteur, en effet, le gros-intestin acquiert dans la constipation une hypermotilite, mais les mouvements dösordonnes et courts qui ont lieu, determineraient l'aspect special des selles en formes de crottes. Ces mouvements desordonnes feraient ensuite que les selles ne suiveraient pas une direction, mais sont poussöes au dessus ou au dessous de la portion de l'intestin, que se contracte de sorte qu'elles seront epuisees dans leur contenu aqueux et d6ss6chees, comme c'est le cas quand on se 1) Centralbl. f. Bakt. etc. 1912. 2) Zur Physiologie und Pathologie der menschlichen Dickdarmbewegungen. (München, med. Wochenschr. 1911. No. 28.) 458 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. met ä faire avec les mains des balles de substances moUes qu'on veut durcir. Les observations de ces auteurs nous expliquent donc dejä la forme et la consistance des selles chez les constipes. (Faits dejä ob- serves par C a n n o u sur le chat.) Une Observation plus importante est Celle qui ait faite par Schwarz, qui etablit que la duree de Stagnation des selles dans le bout inferieur de l'ileon, chez les constipes, est de 8 heures (normalement est de 3 ä 5 heures) et que la sortie des matieres par la valvule ileo-cecale est tres rallentie. Ces observations faites sur le vivant, avec les rayons Roentgen» sont la meilleure preuve de l'hypothese que nous avions dejä etabli dans une lettre ä notre maitre M"" Metchnikoff. Qu'est-ce qu'il en sera de l'hypothese soutenue par Schmidt^) que les constipes absorbent mieux la nourriture? Certainement le vaillant savant voulait dire que les constipes absorbent mieux les poisons intestinaux, car comme l'experience d'Albu sur le chien et comme l'etat des constipes le demontre, les microbes intestinaux ne peuvent pas donner des produits utilisables pour l'organisme, mais des poisons. Donc, la constipation aurait comme cause primaire une stase dans le coecura, qui amenerait par reflexe une stase dans le bout inferieur de l'ileon et un desordre dans les fonctionnement de la valvule ileo-cecale. La difficulte du passage des matieres ä travers cette valvule, apporterait un desordre dans la peristaltisme du gros-intestin. Les mouvements desordonnes qui en resultent vont determiner la formation des crottes et celles-ci par leur action irritante sur la paroi vont determiner ainsi, l'inflammation de la muqueuse intestinale. Cette inflaramation est un fait de grande importance. C'est la premiere chose, en effet, qu'un constipe nous dit «j'ai des douleurs dans le ventre». III. Etnde de la flore intestinale des honimes d^pouryas de gros-intestin. Apres r^tude sur la constipation que nous avons donne, il est neces- saire pour demontrer avec certitude que le gros-intestin est le siege de r^laboration des poisons. d'etudier la flore des hommes depourvus de gros-intestin. Nous verrons, tout d'abord, dans ce chapitre, si le gros-intestin est un Organ utile ä l'espece humaine et si l'homme peut se passer de lui, qu'ell'est la condition de nos operes et si leur condition est changee gräce au changement de leur flore. II est connu en effet que le gros-intestin est un reservoir des dechets alimentaires. Le dernier travail de Metchnikoff ^) etablit que le gros- intestin heberge normalement le Bac. perfringens (Welch), le Bac. putrificus (Bienstock-Tissier) et le Bac. sporogenes (Metchnikoff): trois microbes qui par leur pouvoir proteolytique sont capables de donner Heu ä des substances tres nuisibles comme par exemples les ptomaines [Berthelot]-*), qui, absorbees et jetees dans le courant sanguin, provoqueraient de veritables empoisonnements. Cette putrefactions in vivo est rendue possible par la Constitution meme du gros-intestin et par sa fonction. 1) loc. cit. 2) Compt. rend. de l'Acad. de scienc. 5 octobre; Annal. Paeteur. 1908. 3) Annal. Instit. Pasteur. 1909. Dietaso, Oontribution k l'^tude sur l'intoxication intestinale. 459 En effet Metchnikoff^ a etabli que le gros-intestin est un organe cenogenetique, c'est-ä-dire de formatiou recente dans la phylogönie, düe ä notre parente avec les singes. II serable demontre que cet organe, bien qu'il joue le role d'organe d'excretion du calcium et du fer, n'est capable d'aucune fonction digestive. Les cas de digestion cecale que l'on ä decrits, sont dus ä ce que avec le bol alimentaire, passe toujours, ä travers la valvule ileo-cecale une certaine quantite de suc digestif de l'ileon. On ne peut pas non plus invoquer l'exemple des personnes nourries ä l'aide de lavements ali- mentaires, car, il parait de tout evidence, que les substances ajoutees passent la valvule ileo-cecale et sont digerees dans l'ileon. Nouspouvons, donc, retenircommeacquisque l'oeuvre de desintregation dans le gros intestin est due ä des microorgauismes. Le cas des herbi- vores est demonstratif. Chez eux le gros-intestin est le siege d'une active fermentation bacterienne, qui permet la deconiposition et par con- sequent l'assimilation des aliments renfermes dans les cellules vegetales. Metchnikoff^) a attire l'attention sur la correlation qui existe entre la fermentation dans le gros-intestin des herbivores et la brievete de leur vie. Les carnivores et les omnivores (l'homme compris) retirent-ils quelque benefices de cette digestion dans le gros-intestin? II semble, au contraire, qu'elle est dangereuse comme nous le demontrerons. A cause de ses con- ditions d'existence, Thomme civilis^ se nourrit avec des aliments qui donnent tres peu de substances inattaquables par les sucs digestifs. Les dechets alimentaires auxquels revient le röle d'exciter la reaction et le peristaltisme intestinal sont ainsi reduits en teile proportion que la fonction s'en trouve amoindrie. On peut citer comme exemple ces Japonais qui ont laisse de cöte leur regime vegetarien habituel et voulu se mettre au regime exclusiveraent carne. L'apporte de cellulose leur faisant defaut, les evacuation intestinales se firent rares et ils presenterent de ce fait divers symptömes d'empoisonnement. Le gros-intestin de l'homme actuel est, donc, place dans des mauvaises conditions fonctionelles. C'est une loi biologique qu'un tel organe, dans de telles conditions, s'atrophie et degenere et il est hors de doute que tout Organe en vie de regression est particuli^rement expose aux maladies. Le gros-intestin apres l'appendice, en est un exemple frappant. Si nous reflechissons qu'il s'agit d'un organe, dont le bon fonctionne- ment depend de la nature des substances ingerees et qui ne peut se passer d'un stimulant pour entrer en action, nous nous rendrons compte aisement combien il est expose ä la stase alimentaire. C'est au nom de ces faits que Metchnikoff ^) a pense que l'ablation du gros-intestin serait une bonne condition pour prolonger la vie humaine. Le D'' Arb. Lane^) le hardi Chirurgien anglais, expose dans ses ecrits les mefaits de la constipation. Nous revenons, pour la documentation sur le sujet, ä sa monographie et ä ses articles. Nous nous bornons ä noter que d'accord et independemment Tun de l'autre, Metchnikoff et Lane, le premier au laboratoire et le deuxieme devant la table operatoire, ont etabli que les organes en degenerescence sont eminemment 1) Etudes sur la nature humaine. Paris (Maloine) 1908. 2) loc. cit. 3) loc. cit. et Essaies optimistes. Paris (Maloine) 1907. 4) Remarks on the results of the operative Treatment. etc. (Brit. med. Journ. 1908.) — The operative treatment of chronic constipation. London (Nisbet) 1909. 460 Centralbl. f. Bakt etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. capables de donner lieu ä des Processus pathologiques tels que la tuber- culose et le Cancer et de produire des maladies de la nutrition qui sont parnii les plus graves. Dans l'espoir de serrer de plus prös la question, sur les indications de mon maitre M"" Metchnikoff, nous avons examine sur place, en Angleterre, plusieurs operes de M"" Lane. Nous avons nous meme suivi plusieures Operations, nous avons nous meme notö les cas et nous les avons suivis pendant une dur^e de 3 ans. L'experience est assez longue pour nous permettre de porter un jugement sur la question. Nous avons vu 36 cas. Temps et nombre de malades sont suffisants, croyons nous, pour pouvoir nous permettre des conclusions ä ce sujet. Mais avant de passer ä l'autre partie de ce travail, il est necessaire d'etablir d'abord si on peut faire l'ablation du gros-intestin sans danger pour l'organisme. Les etudes que nous mentionnons ont des bases physiologiques ; sont des veritables experiences de laboratoire et ne craignent aucune critique. Les limites de la resection du gros-intestin. Arb. Lane, comme nous l'avons dit, dhs le 1906 faisait la resection du gros-intestin chez les constipes. On se demandera si cette Opera- tion est physiologiquement possible. C'est precisement le travail d'Al b u ^) qui nous donnera les meilleurs donnees, car il s'est place au point de vue experimental. II a opere sur des chiens. D'abord il experimentait pour se rendre compte si le chien sans son intestin grele ou partie pouvait vivre. II abouchait le duodenum dans le colon et d'autres fois le pylore directement dans le colon. Tous les chiens presentaient une diarrhee profuse, accompagnee d'amaigrissement rapide. Les chiens mourraient en quelques semaines. Donc, il concluait, la cachexie m orteile resulte evidemment de l'insuffi- sance de la digestion et de l'absorption. La diarrhee selon cet auteur est causee peut-etre par la violente Irritation de la muqueuse du gros-intestin sous l'influence du chyme incompletement elabore. Quoique nous n'ayons pas vu les selles de ces chiens, il est probable qu'il se developpaient lä une flore proteolytique ä biochimisme tr^s actif, comme c'est le cas de la nutrose et de la peptone injectees dans un intestin mis ä l'etuve ä putrefier. (Ces resultats importants sont ä comparer avec les troubles de l'apparail digestif. Les substances qu'on y introduit et qui ne sont pas attaques par les sucs intestinaux, arrivent dans le gros-intestin et produi- sent le meme effet sur la flore.) La conclusion d'Albu est que l'ex- clusion totale ou subtotale du grele est une Operation physiologiquement inadmissable. II est demontre par cette experience de laboratoire, qui n'est pas douteuse, que le gros-intestin ne peut pas se substituer au grele dans l'elaboration des produits pour l'entretien de l'organisme, car etant donne qu'il n'y a pas ici de produits de digestion tryptique, mais des produits microbiens, qui sont toxiques, l'organisme est tu6 par empoisonnement. II resulte encore de cette experience que le gros-intestin n'est pas fait pour jouer un role quelconque dans le processus de nutrition de l'orga- 1) Versuche über Ausschaltung von Dünn- und Dickdarm. (Mitt. a. d. Grenzgeb. Med. u. Chir. Bd. 19. 1909. p. 852.) Distaso, Contribution ä l'ötude sur l'intoxication intestinale. 461 nisme animal. Cette experieuce est la meilleure preuve qu'en effet le gros- intestin est inutile. Denk') combat l'opinion d'Albu se basant sur un cas de hernie, dont on coupa 5 m 40 de grele. Mais aprös 20 mois Denk^) a du corriger ce qu'il avait soutenu ä cause de la mort de la malade, ä la suite des memes symptömes döcrits par A 1 b u pour les chiens. Denk, meme, a suivi beaucoup de cas et est arrive ainsi ä cette conclusion qu'on doit suivre tout d'abord pendant suffisamment de temps des operes avant de se prononcer sur leur 6tat definitif et qu'on peut resiquer la moitie du grele sans effet dangereux. Qa. doit etre ainsi, car les Processus de digestion dans le grele s'accomplissent dans la partie supörieure, qui peut suffire aux deux fonctions principales: la digestion et l'absorption. En est-il de meme pour le gros-intestin ? Nous avons vu qu'il n'est pas capable de se substituer au grele dans ses fonctions digestive, on peut le resiquer donc sans danger, s'il est inutile pour la digestion? C'est precisement ce qu'a montre Albu avec ses chiens. II resique le gros-intestin sans autre grave consequence qu'une diarrhee abondante et fetide. Mais, comme conclut Albu, ce sont des accidents tres peu graves et la resection du gros-intestin est une Operation phj^siologiquement admissible, k condition de laisser en place 30 c. c. d'intestin. Mais l'essentiel c'est que quoique la diarrhee existe on n'observe pas de denutrition. Cannon a fait l'exclusion ä cause de la colite ulcereux, accompagnee d'heniorrhagies: Lindner, Lymphius, Phocas, Fränkel, Nobel ont fait la meme Operation dans les cas de colite ou d'enterite membraneux. Mais il y a d'un autre cote Häddaeus qui rapporte un cas d'exclusion suivi de troubles tres sörieux. Dans la meme discussion Härtens, Sprengel, Franke et Körte ont cite des faits analogues et ils concluent que cette Operation doit etre reservee aux affections reellement incurables. Les faits cliniques donnent raison a Alb u. En effet, les faits apportes par Lane'') ä propos des sujets constipes sont d'une eloquence extra- ordinaire, ä cause de la condition epouvantable de sante dans laquelle ces malades se trouvaient avant l'operation. Apres l'operation ces malades se trouvent bien et leur guerison se maintenait encore les annees qui suivaient. Apres l'operation les constipes de M*" Lane, eprouvent une amelioration considerable et trös nette. C'etait merveilleux de constater la transformation qui etait forte dans la sante de ces gens. Ils vivaient vraiment, c'est le mot, et pouvaient faire n'importe quel travail, comme un homme normal. J'ai toujours present ä mes yeux le spectacle d'une jeune femme de 18 ans avec un beau Corps et de belles lignes, n'avoir ni expression, ni volonte, avec un visage emacie, comme celui dune vieille femme. Un an apres l'opö- ration, je Tai revue, eile etait deveuue un tres belle femme avec des formes opulentes. (Parmi les anciens operes il y a des raarchands, qui ont une vie trhs dure, des joueuses de tennis et des mores de famille.) 1) Ausgedehnte Darmresektion mit Ausgang in Heilung. (Wien. klin. Wochen- schrift. 1907 ; Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. 20. 1909.) 2) lieber die Prognose ausgedehnte Darmresektion. (Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. 22. 1910.) 3) loc. cit. 462 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. On a objecte ä cette Operation de plusieurs cotes que la diarrhee qui s'en suivrait, serait telleiiient incommode que l'operation ferait tomber les hommes dans un mal pire. II n'en est rien. Nous avons observe des cas oü le gros-intestin. etant enleve completement, il y avait encore de la constipation. Ce fait n'est pas du tout etrange, car la constipation commence dejä dans le bout de l'ileon, comme nous avons montre dans les pages precedentes. Albu^) a montre experimentalement que l'ablation du gros-intestin est une Operation physiologiquement possible. Alb. Lane a demontre la possibilite de l'appliquer ä l'homme, car il traite par ce moyen la constipation chronique. En effet apres cette ablation les phenomenes classiques de l'intoxication disparaisseut, Fhomme redevient bien portant. A quoi est du ce fait? Examinons la flore de ces operes pour nous rendre compte de ce qui se passe maintenant dans l'intestin et ce qui se passait dans la constipation. Flore intestinale apr^s l'operation. Nous avons donne la figure dans la planche, pour montrer les relations qui existent entre une flore normale, une flore d'un constip6 et la flore d'un individu, dont on a enleve le gros-intestin. La figure 3 represente la copie d'une preparation microscopique d'une femme agee de 36 ans, qui ä subi depuis 6 ans l'operation. Nous avons choisi expres cette opere de longue date pour eviter les critiques qu'on pourrait soulever si l'operation etait recente. Cette femme etait tres souffrante avant l'operation, maintenant eile ä i'aspect tout ä fait frais, eile est devenue la premiere joueuse de tennis de son pays. C'est un fait de grande importance, car malgre l'absence du gros-intestin, cette femme peut accomplir des exercises pliysiques tres fatiguants. Dans cette flore intestinale on apergoit tout de suite quelle est tout ä fait semblable ä une flore d'ileon. On y voit en eftet une quantite predominante de microbes Gram-positifs et entre eux le Bac. bifidus et le Bac. acetogenes ß. On remarque aussi le manque de spores sur les preparations. Pourtant, en ensemengant une grande quantite de selles on finit par les trouver. Chez cette operee les selles sont cremeuses, ä reaction qui va souvent de l'acide au neutre, odeur parfois acide, parfois stercorale. (Cette odeur caracteristique nous indique que meme dans ces conditions il y a de la stase). Mais il vaudra mieux donner un extrait de nos experiences, pour mettre en lumiere le plus soigneusement possible la composition de la flore des operes du gros-intestin. Nous avons examine bact^riologiquement 2 fois ä un an de distance 14 cas, dont nous avons etudie la flore intestinale. En outre, nous avons vu d'autres cas que nous avons examines seulement en faisant des frottis. Ces derniers nous serviront pour constater qu'il y a siniilitude dans la composition de la flore intestinale de ces operes. Nous avons choisi d'anciens operes de 6 ans, de 4 et de 3 ans et l'annee suivaute nous avons suivi ceux que nous avions dejä etudies l'annee precedente et les nouveaux operes qui se trouvaient dans la clinique. Parmi ces operes, il y a ceux qui ont subi l'ablation du gros-in- testin et il y en a d'autres qui n'ont subi que l'entero-anastomose de l'intestin grele avec la portion rectale de l'intestin, sans ablation du gros- intestin. 1) loc. cit. Distaso, Contribution ä l'^tude sur l'intoxication intestinale. 463 La figure 7 que nous donnons est caracteristique pour tous les operes ; eile ne varie qu'entre des limites trös etroites; donc nous pouvons la coüsiderer comme typique des operes du gros-in testin. ^ Cette inconstance derive certainement du fait qu ici on a attaire ä une flore de passage, laquelle est sous la dependance de plusieurs facteurs, comme la nourriture, par exemple. La premiere constatation c'est que les microbes de la flore intestinale normale y sont tous pxistänt,s Mais les milieux speciaux nous ont donne des indications tres im- portantes que nous croyons nöcessaire de signaler. Elles nous permettent d'etablir des comparaisons avec les fonctions de la flore microbienne normale. , p , t m ^ 4.4. -4. Commengons par la gelatine en couche profonde. La gelatme permettait de deceler constamment le Bac. proteus. C'est un microbe qui na Jamals manque dans les tubes de cultures. Mais d'uu autre cote. nous avons aussi constamment observe que le Staphylococcus lique- faciens est toujours le premier ä apparaitre dans ce milieu, quand 11 s'agit d'une flore normale. Dans ces cas il etait souvent absent, peut etre qu'il n'avait pas le temps de donner sa liqueiaction typique, ä cause de l'envahissement de la part du Bac. proteus. Donc si il n'etait pas absent, il etait en exemplaire tres rares et le Bac. proteus etait celui qui prenait le dessus. Chose qui ä premiere vue semble etrange c est que souvent la gelose inclinee montraient la presence du Bac. proteus, du Staphylococcus liquefaciens et du Bac. pyocyaneus. Les plus riches en ces microbes etaient les selles des enfants, dont M"" Lane fait l'exclusion du gros-intestin, ä cause de la tuberculose. Cela semble etrange, comme nous l'avons dejä dit. mais une etude plus attentif nous apprendra qu'en eflFet les microbes ne meurent pas dans le grele, mais dans le colon, et que plus les selles sont molles, plus les microbes se developpent facilement. Donc les microbes ne meurent pas lä oü Ton a suppose qu'il existait une force bactericide, mais lä oü on lä suppose le moins, c'est-ä-dire dans le gros-mtestm. On sait en eff"et que dans les selles normales d'homme adulte le Bac. proteus, n'est pas decele constamment, quoiqu'on ensemence riche- ment, tandis que dans les selles d'enfant en bonne sante il est presque toujours present. II ne s'agit meme pas dans le gros-intestin de force bactericide, mais seulement de mort des microbes, ä cause du manque de bonnes conditions de nourriture. Un autre fait on doit aussi con- siderer. Le Bac. coli qui dans la flore normale est en grande quantit6, dans nos cas est en grande diminution. Chaque bacteriologiste sait comm'il est genant. Avec ces considerations nous croyons expliquer les resultats de nos ensemencements. Les milieux au blanc d'oeuf, nous ont donne aussi des resultats dignes d'etre notes. On sait que quand on ensemence une parcelle de selles dans ce milieu et qu'on le chauffe, l'isolement des microbes sporules en est tres facile. Ils y poussent tres bien et le blanc d'ceuf est detruit apres peu de temps. Dans le cas de nos operes, le milieu au blanc d'ceuf bouilli, ensemence avec la meme quantite de selles que son temoin normal, ne nous a donne apres 5 mois que dans deux tubes seulement la transparence du blanc d'oeuf et dans 5 tubes ce dernier s est casse sans avoir ete rendu prealable- ment transparent (action du Bac. perfrin gens). 464 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Ces experiences comparatives, nous donnaient la demonstration que les spores et les microbes de la putrefaction dans les selles etaient en petite quantite. En ouvrant les tubes, en effet, on observait uue culture presque pure de coccis (du streptocoque intestinale et du stapbylocoque asaccharolyticus) et quelques exemplaires des microbes anaerobies de la putrefaction, Les ensemencements donnaient les memes resultats. Donc il s'etait fait, qu'apres le chauffage, les quelques exemplaires de coccis, qui n'avaient pas ete detruits par la chaleur, etaient capables de pousser sans etre empeches par d'autres microbes. Dans le tubes de bouillon blanc d'oeuf non bouilli, le Bac. proteus poussait tres activement (c'est en effet un milieu tres favorable pour ce bacille) et determinait l'attaque du blanc d'ceuf. Cette experience nous montre qui le Bac. coli qui, en effet, est capable dans des conditions normales d'empecher en ce milieu la poussee de ce microbe, etait ici en si petite quantite qu'il ne pouvait exercer aucune action. Tres instructif ^tait aussi le cas des milieux mineraux avec la pomme de terre. II y avait ici dans les trois quarts des cas un pheuomene tres curieux. Le morceau de pomme de terre etait casse et quand on ouvrait le tube on sentait l'acide acetique. De ce milieu nous avons isole dans ces cas le Bac. bifidus et les acetogenes. Ce qui se passait ici est tres facile ä comprendre. Ces bacilles qui sont en tres grande quantite dans ces selles, qui contiennent d'autre cöte, tres peu de Bac. perfringens, trouvent dans ce milieu tout se qui leur faut pour vivre, En effet, la pomme de terre contient de l'amidon, qui par la Symbiose microbienne est transformee en Sucres et en acides. Ces Sucres, et les acides formes, sont extremement favorables pour ces microbes acetogönes qui donnent ä leur tour des acides. Ce haut degre d'acidite fait ainsi que les autres microbes meurent. C'est de cette fagon que ces milieux ä pomme de terre deviennent alors riches en microbes acetogenes. Ces faits comparatifs demontrent d'une cöte que dans ces milieux d'election pour les microbes de la putrefaction, il y pousse egalement quelques autres microbes incapables d'attaquer le blanc d'ceuf apres 5 mois ; d'un autre cöte l'ensemencement dans la pomme de terre nous renseigne d'une maniere tout ä fait probante, sur la fonction principale de cette flore qui s'est etablie chez ces sujets depurvus de gros-intestin. Ainsi ces experiences sont la preuve que la qualite des microbes de la flore intestinale n'est pas du tout l'unique probleme qu'on doit en- visager, mais il faut considerer la quantite de ces microbes, qui comme nous l'avons explique ci-dessus, donnent le cachet ä la flore intestinale et ä sa fonction selon leur metabolisme. La pomme de terre nous renseigne suffisamment in vitro sur ce qui se passe dans l'intestin. En effet, avec une flore normale, nous n'avons jamais observe ces phenomenes. Cette flore etablie, l'intoxication n'existait plus chez ces gens, qui devenaient normales, qui augmentaient de poids. II est evident, donc, que la cause de leur malaise etait dans la gros-intestin. Celui-ci enleve, les effets disparaissent d'emblee. Centralblatt für Bakteriologie Abt. 1. Orig. Bd. 62. Distaso, Intoxication intestinale. Fig. 1. Flore intestinale d'homme adulte normale. ;- I • ^ 07 . »^J: ^ •ö'^.. / V y Fig. 2. Flore intestinale d'un constip^. Fig. 3. Flore intestinale d'homme döpourvu de gros intestin. Verlag von Crustav Fischer in Jena. Distaso, (Kontribution k l'^tude Bur rintoxication intestinale. 465 IV. Coiielusioiis ^). Pour la clarte des conclusions envisageons exclusivement les cas se rapportant : P Aux malades opörös en ma prusence, c'est-ä-dire ceux dont nous avous pu examiner la fiore intestinale avant et aprös l'op^ration. 2" Aux ancieus oper6s (du gros-intestin jusqu'ä la S iliaquej. Pour les operes en notre prösence , nous avons constate que la flore intestinale change complfetement apres l'operation. Tandis qu'avant c'etait la flore typique de la constipation qui dominait, apres c'etaient le Bac. bifidus, les Bac. acetogenes, dont l'action n'est nullement nialfaisante. Les 3 op6rees de longue date se trouvaient dans les conditions les plus favorables. Elles avaient trhs peu de Bac. coli et tres peu de Bac. perfringens. Ceux-ci etaient en si petite quantit6 qu'on ne pouvait meme pas l'isoler avec la methode de Liborius-Veillon. Au contraire, la flore, comme nous le niontre la figure, est des plus belies. Chacun peut se convaincre de ce que nous avons dit, en jetant un coup d'oeil sur les figures de la planche, que nous avons specialement fait dessiner par un artiste professionnel, et en comparant les microbes qui se trouvent dans la flore normale avec ceux qui se trouvent dans les selles des operes. Ainsi, lorsque le gros-intestin est enleve, la flore change ä l'avantage des microbes acetogenes, qui apportent alors ä ces malades la gu6rison de leur intoxication. Tous les signes disparaissent d'emblee. Ces gens redeviennent des etres normaux. Donc, la constipation etait pr6cisement l'origine de l'intoxication et celle-ci avait lieu par les microbes du gros- intestin. Nous avons demontre que le siege de la constipation est le gros-intestin et nous pensons aussi avoir demontre que c'est gräce aux microbes intestinaux que ces poisons sont elabores, car il se fait dans le gros-intestin comme dans un tube de culture un commencement de putrefaclion. Condition deplorable, qui amene tous ces troubles que beaucoup de gens connaissent pour les avoir observes sur eux meine. La theorie de l'intoxication d'origine intestinale par les microbes intesti- naux ne pourrait pas avoir de demonstration plus evidente. En resume, il me semble etabli avec toute evidence que les con- stipes sont des intoxiques, et que l'intoxication provient des microbes qui pullulent dans 1^ gros-intestin. En efl'et, comme nous l'avons montrer, la disparition de cet organe. deterniine la disparition aussi des signes classiques de l'intoxication chronique. Et c'est le cas de dire que enlevöe la cause, les eff"ets disparaissent. 1) Nou8 renvoyons ä chaque chapitre pour les conclusions relatives aux sujets singulierement trait^s. Ici nous donnous .seulement un trfes court rösumö des question principales. Erste Abt. Orig. Bd. b2. Heft 6. 30 466 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Cette theorie emise par Bouchard*) des le 1886, n'avait jamais ete soutenue par une preuve basee sur les faits. Et le clinicien Italien Murri a raison quand il disait: tout le monde admet l'existence de l'auto-intoxication d'origine intestinale, mais personne l'a demontree. Apres cette etude, la theorie de l'intoxication chronique par l'oeuvre des microbes intestinaux ne peut plus etre mise en doute. C'est le complement certainement des etudes sur l'arteriosclerose de Metchni- koff. Ce savant, en effet, reproduit l'arteriosclerose chez les animaux de laboratoire avec les poisons secr^tes par les microbes intestinaux. En niettant en relation ces faits, il n'y a plus de doute sur la cause et ses effets. Arrive ä ce point nous devons nous arreter pour un moment sur ce fait tres discutes; ä savoir, si les microbes intestinaux sont utiles ä l'organisme. II y a deux ecoles comme on sait, l'une plutot teleologique qui admet que ce que la nature e cree est bien et que c'est un produit de la selection naturelle (Pasteur, Schottelius, Ribber t); l'autre que les microbes intestinaux chez l'adulte sont inutiles pour la nutrition de l'organisme et qu'il ils sont dangereux (Metchnikoff etc.). Nous nous rangeons ä l'opinion de ces derniers auteurs, en consi- derant les faits suivants : V Comme nous avons montre dans la premiere partie de ce travail, la flore intestinale de l'homme adulte ä l'etat normal, est nuisible, car le milieu intestinale, depourvu de sucre, rend possible, par les microbes qu'il contient, la production des composees de la serie heterocytique et aromatique. En plus ces produits sont augmentes par le fait de la stase in- testinale. En nous basant sur ces faits, nous avons etabli que la flore intestinale de l'homme adulte normal est principalement indolog^ne. Ce caractere nous a servi de base ä notre Classification des microbes de la flore in- testinale. 2° Nous avons considere en outre cette flore intestinale comme tr^s instable et ainsi incapable d'exercer n'importe quelle action defensive pour l'organisme. 3*^ En outre nous pensons que les poisons secretes par cette flore sont capables d'exercer un pouvoir inhibiteur ou excitant sur le reseau nerveux sous-muqueux. II est possible que la constipation ou la diarrhee, qui au fond ne sont que deux aspects diff"erents d'un meme phenomene, soient la consequence directe de l'etat de ce r(5seau nerveux. Cette hypothöse que nous semble vraisemblable, nous tacherons de l'appuyer sur des experiences physiologiques. 1) Le$ons eur les auto-intoxicatioDs. Paris. Distaso, Contribution ä l'^tude sur rintoxication intestinale. 467 4*^ Nous avons moiitre que dans la constipation, Tintoxication derive des microbes intestinaux et que le gros-intestin est le si^ge de cette activite. 5° Quand on enläve celui-ci, les phenom^nes de rintoxication dis- paraissent. Ces faits nous demontrent avec l'evidence la plus manifeste, que le gros-intestin est un organ dangereux pour l'homme. 6° Nous avons montr6, en plus, l'evolution de la flore intestinale de l'enfant ä l'adulte et l'evolution de la flore intestinale de l'homme adulte du coecum jusqu'ä la sortie des selles. Problömes importants soit du point de vue theorötique que pratique, qui meritent d'etre poursuivis. Mais outre ces faits, il y a encore ä considerer les experiences d'AIbu sur le chien. Nous avons note auparavant tonte l'importance de cette experience, passee sous silence par l'öcole t61eologique. Cet anteur abouchait le pylorus dans le coecum, la cons^quence en etait rintoxication et la mort des chiens. Donc, des deux choses l'une: ou les microbes intestinaux sont utiles ä la digestion et alors on ne saurait voir pourquoi ils ne pourront pas se substituer aux sucs digestifs, puisque leurs ferments auraient les niemes actions que les sucs en question ; ou bien ils n'ont aucune action utile pour l'organisme et alors ils sont dangereux dans les conditions du gros-intestin de l'homme adulte. On pourra objecter que les microbes intestinaux en ajoutant leur action de digestion sur les produits degradös par les sucs digestifs, peuvent aider ä tirer le maximum d'utilite de notre nutrition. Les faits sont lä pour plaider contre cette conception. En effet les produits de decomposition de cette digestion sont Findol et ses conge- neres, des substances que nous intoxiqueraient plutot. Meme la flore de l'enfant au sein maternel ne peut donner raison ä ceux qui soutieudraient l'utilite des microbes intestinaux, car les acides que cette flore microbienne produisent, r^glent la peristalse intestinal, il est vrai, qui aide ä evacuer l'intestin, mais personne n'admettera que l'acide acetique, produit principale de ces microbes, est utile ä l'organisme. En somme, la flore microbienne du gros-intestin est inutile, parce qu'elle ne peut en aucune maniere aider ä la digestion. Elle n'a aucune action empechante parce que sa composition est la iiieme que celle de la premifere phase, que nous avons ohserve dans la putrefaction, mais si eile n'a aucune action utile ou empechante, eile est capable teile qu'elle est d'aider chaque proces pathologique comme nous le montrerons ailleurs. Donc, eile est dangereuse et l'organ qui la con- tient, le gros-intestin, devient ainsi un tube de culture ou non seulement les pires poisons pour l'organisme se produisent, mais qui permettera l'etablissement de chaque proces pathologique. Nous avons montre d'un 30* 468 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. autre cöte que rhomme vit tres bien sans gros-intestin, c'est-ä-dire mieux qu'un homme normal, sans aucun phenomene de denutrition, au contraire nous pouvons montrer beaucoup de cas, oü apres l'operation il y a eu augmentation de poids. Donc, non seulement il n'y a pas de denutrition, mais au contraire il y aura une meilleure utilisation des produits de digestion. Ceci est facilement explicable, si on pense que l'intoxication empeche ä l'organisme d'assimiler les produits de la di- gestion. Une autre consideration est necessaire. L'ecole t61eologique s'appuit tout particuli^rement sur l'hypothese de la selection naturelle. Or ceux qui ont seulement de vagues notions de philosophie naturelle, savent que la selection n'a pas toujours etabli la perfection. Dans l'hypothese de la selection naturelle, comme dans presque toutes les hypotheses, il y a des verites et des erreurs. On peut soutenir les hypotheses par des faits, mais on n'a pas le droit de changer une hypothese en un dogme pour le plaisir de tout expliquer. Nachdruck verboten. lieber das ßattenvertilgungsmittel Virus sanitär A. [Aus der Untersuchungsstation für animalische Nahrungs- und Genuß- mittel im Königl. Polizeipräsidium zu Berlin (Leiter der Untersuchungs- station Dr. Sehern).] Von Dr. Kurt Sehern. Von der Gesellschaft für Seuchenbekämpfung wird seit kurzer Zeit ein Ratten- und Mäusevertilgungsmittel unter dem Namen „Virus sanitär" in den Handel gebracht. Die genannte Gesellschaft überließ mir in liebenswürdiger Weise einige Proben des Virus sanitär A, wofür ich auch an dieser Stelle meinen Dank sagen möchte. Der Sendung „Virus sanitär A" sind Gebrauchsanweisungen bei- gegeben. Diese besagen, daß das Virus sanitär aus einer Reinkultur eines auf Ratten, Mäuse, Hamster und andere Nager tödlich wirkenden Erregers und aus Nährextrakt A zur Herstellung größerer Mengen von Nährlösung, auf welchen dieser Erreger jedesmal vor Gebrauch frisch gezüchtet werden muß, besteht. Der Nährextrakt soll in 1 Liter lauwarmen Wassers aufgelöst und hiernach zu dieser Lösung 5 ccm des Erregers (bzw. 1 Flasche voll) hinzugegeben werden. Das Ganze läßt man bei einer Temperatur von ca. 20 — 30*^ vor Licht geschützt 48 Stunden stehen. Nach der Zeit soll der Erreger bzw. die Kultur desselben gut in der Nährflüssigkeit ge- wachsen sein. Mit diesem wird 1 Pfund in kleine Würfel geschnittenes Weißbrot getränkt und dieses für die Nager ausgelegt. Besonders hervorzuheben ist folgender Passus in der Gebrauchs- anweisung: „Das Vertilgungsmittel ist ein bakteriologisches Präparat, das ausschließlich für Ratten und Mäuse und andere Nager von tödlicher Sehern, Ueber das Rattenvertilgungsmittel Virus sanitär A. 469 Wirkung ist. Es ist unschädlich für Menschen, Haustiere und Haus vögel." Hierdurch wurde ich veranlaßt, Virus sanitär näher bakteriologisch zu untersuchen, weil angenommen werden durfte, daß in Virus sanitär nicht einer der üblichen Rattenschädlinge, deren Pathogenität für Menschen nicht ganz außer Frage steht, vorhanden sei. Die mir überlassene Sendung bestand aus 3 kleinen Paketen, von denen jedes je 1 Fläschchen mit ungefähr 5 ccm einer trüben, bouillon- ähnlichen Flüssigkeit und je ein auf beiden Enden durch Korkstopfen verschlossenes Glasröhrchen enthielt, in welchem sich eine dicke, sehr zähe, braune, an den Geruch von Fleischextrakt erinnernde Masse, in der bereits erwähnten Gebrauchsanweisung eingehüllt, befand. Es wurde je eine Oese der trüben Flüssigkeit des Virus sanitär enthaltenden Fläschchens auf mehrere Platten Drigalski- Agar ge- bracht. Das Material wurde mit sterilen Glasspateln auf der Oberfläche des Agars fein verteilt. Hiernach wurden die so beschickten Platten bis zum nächsten Tage bei 37 ° im Brutschrank gehalten. Nach dieser Zeit waren auf dem Agar feine, blaue, homogene runde Kolonieen an- gegangen. Diese wurden, nachdem sich ergeben hatte, daß es sich um eine Reinkultur handelte, auf Schrägagar und in die nachstehend in der Tabelle verzeichneten Nährböden gebracht. Das Verhalten der Bakterien in diesen Nährböden bei weiterem Wachstum ist in der Tabelle ange- geben. Löfflerl Löffler I Barsikow I Barsi- kow II Ketsch Lack- mus- molke Trauben- zucker- bouillon Rot, aus- gefällt. Gas Un- ver- ändert Rot, aus- gefällt, wenig Gas rot Starke Gas- bildung dgl. dgl. dgl. blau dgl. 5) » )) >> )I )? '• >i )) " !) )' Milch- zucker- bouillon Milch Am 1. Tage nach der Beimpfung Am 2. Tage nach der Beimpfung Am 3. Tage nach der Beimpfung Am 5. Tage nach der Beimpfung Am 10. Tage nach der Beimpfung Am 14. Tagenach der Beimpfung Aus- gefällt, Gas Sehr auf- gehellt Keine I ünver- Gas- ändert bildung dgl. Völlig entfärbt dgl. dgL dgL Fängt an zu pep- tonisieren Peptoni- siert Durch Wiederholungen dieses Kulturversuches konnte gezeigt werden, daß das Bakterium die Nährböden stets in derselben Weise beeinflußt. Der Stamm „Virus sanitär A" verhält sich in den Nähr- böden wie ein typischer Paratyphusstamm. Eine 24-stündige Schrägagarkultur des reingezüchteten Stammes wird mit Paratyphus-B -Serum und mit Gärtner- Serum agglutiniert. P aratyphu s- B- Serum agglutinierte den Stamm nicht. Sein Verhalten gegen Gärtner- Serum ist aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich: 470 Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abi. Originale. Bd. 60. Heft 6. Agglutination von Stamm „Virus sanitär A" mit Gärtner-Serum vom Kaninchen. Titer 1:10000. Verdünnungen des Gärtner-Serums Stamm Virus sanitär A Bacillus enteritidis Gärtner (zur Kontrolle) + + + sofort + + + sofort + + + Nach ca. 3 Minuten + + + Nach ca. 5 Minuten sofort + + + sofort + + + Nach ca. 3 Minuten + + + Nach ca. 5 Minuten 1:100 1:5000 1:8000 1:10 000 Verdünnung von normalem Kanin - chenserum 1 : 100 (Kontrolle) Es wird demnach der Stamm „Virus sanitär A" vom Gärtner-Serum bis zur Titergrenze agglutiniert. Auf Toxinbildung ist der Stamm „Virus sanitär A" wegen Mangels an Versuchstieren nicht untersucht worden. Bei mikroskopischer Untersuchung der gezüchteten Reinkulturen zeigte sich, daß diese aus Kurzstäbchen bestanden, welche meist ab- gerundete Ecken hatten. Die Stäbchen färbten sich gut mit Anilin- farben und wurden nach Gram entfärbt. Sporenbildung wurde nicht beobachtet. Es ist entsprechend der in der Gebrauchsanweisung vorhandenen Vorschrift der Nährextrakt in 1 Liter lauwarmen Wassers aufgelöst und hiernach dazu der Inhalt eines Fläschchens Virus sanitär gefügt worden. Die Mischung wird 48 Stunden an einem mäßig warmen Ort (20 — 30°) vor Licht geschützt aufbewahrt. Nach den ersten 24 Stunden der Aufbewahrung wird von der jetzt stark getrübten Mischung je 1 Oese auf mehrere Drigalski- Platten ausgestrichen. Auf dieser sind nach 24-stündiger Bebrütung ebenso viel blaue wie rote Kolonieen angegangen. Nach 48 Stunden der Aufbewahrung wird wiederum je 1 Oese auf mehrere Drigalski- Platten ausgestrichen. Auf diesen Platten über- wiegen die roten Kolonieen die blauen an Zahl. Die blauen Kolonieen dokumentierten sich bei näherer Untersuchung wiederum als Gärtner- bakterien, die offenbar infolge der Beimpfung des den Nährextrakt ent- haltenden lauwarmen Wassers mit Virus sanitär aus diesem gewachsen waren, während die roten Kolonieen wahrscheinlich durch die Art der Zubereitung des Nährbodens usw., welche genau nach Vorschrift geschah, in die Kultur hineingelangten und diese verunreinigten. Bei der praktischen Verwendung des Virus sanitär A ist das zu berück- sichtigen. Man darf nicht, wie es in der Gebrauchsanweisung geschrieben steht, die Trübung als Zeichen dafür ansehen, daß „die Kultur gut entwickelt ist". Es sind in der Literatur Fälle menschlicher Erkrankungen ver- zeichnet, welche infolge Auslegung von Bakterienpräparaten zur Ver- tilgung schädlicher Nager entstanden sind. Der wirksame Bestandteil dieser Bakterienpräparate ist meist ein Bacillus, der zur Paratyphus- Gruppe gehört. Da das Bakterium des Virus sanitär A sich kulturell Miessner, Die Milzruptut bzw. perakute Form der Hämoglobinurie des Rindes. 471 und agglutinatorisch nicht vom Bacillus enteritidis Gärtner unter- scheiden läßt, würde es sich empfehlen, beim Auslegen des Virus sanitär die im Jahre 1905 vom Reichsamt des Innern bekannt gegebenen Maß- regeln zur Verhütung von Gesundheitsschädigungen durch Beschäftigung mit Mäusetyphusbacillen genau zu beachten und sehr vorsichtig bei der Handhabung mit dem Präparat zu verfahren. Nachdruck verboteji. Eine neue Protozoengattung. Von Enibrik Strand (Berlin, Kgl. Zoolog. Museum). C. FranQa hat 1909 eine neue Protozoengattung Smithia auf- gestellt (in: Arch. R. Inst. Bact. Cam. Pestana, Lisboa. III. p. 11 — 18. pl. II). Da dieser Name in der Zoologie wiederholt vergeben ist (z. B. von Saussure in: Revue Zoologique. VII. (1855.) p. 371 für eine Hymenopterengattung), so schlage ich für Fr an gas Gattung den neuen Namen Dounia m. vor. Nachdruck verboten. Die Milzruptur des Eindes bzw. perakute Form der Hämoglobinurie des Rindes. Erwiderung auf den Artikel des Herrn Dr. Knuth in Bd. 61. p. 557 des Centralblattes. Von Prof. Dr. H. Miessner, Vorsteher der Abteilung für Tierhygiene des Kaiser Wilhelms-Institutes in Bromberg. Herr Knuth bemängelt die Schlußsätze meiner gleichnamigen, im Centralblatt für Bakteriologie. Bd. 60. p. 266 erschienenen Arbeit: „Das Verdienst, auf diese Form der Hämoglobinurie des Rindes zuerst hingewiesen zu haben, gebührt VVitt (Berlin, tierärztl. Wochenschr. 1908. p. 625). In diesem Jahre haben dann Knuth und Meissner in Schleswig-Holstein ähnliche Beobachtungen gemacht. Ueber die Art der dabei nachgewiesenen Blutparasiten wollen sie vorläufig ein entscheidendes Urteil nicht fällen." Es lag mir vollkommen fern und würde einer absichtlichen Ver- stellung der Tatsachen entsprochen haben, hätte ich anzweifeln wollen, daß die genannten Autoren die Blutparasiten für Piroplasmen gehalten haben. Meine diesbezügliche Bemerkung bezweckte nur, anzudeuten, daß die Frage unentschieden gelassen war, ob die von Knuth und Meissner ermittelten Blutparasiten mit dem Piroplasma bi- geminum identisch sind. Wenn Knuth es ferner für unrichtig hält, das Verdienst von Witt so sehr zu betonen, so muß ich ihm gegenüber mein Befremden darüber zum Ausdruck bringen, daß er in seiner ersten, gemeinschaftlich mit Meissner in No. 25 der vorjährigen Berlin. Tierärztl. Wochenschr. herausgegebenen Arbeit über die Milzruptur der grundlegenden Arbeit Witts auch mit keiner Silbe gedacht hat. Witt ist der erste gewesen, 472 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. der schon im Jahre 1908 die Beziehungen der Milzruptur zu der Piro- plasmosis des Rindes festgestellt (cf. Berlin. Tierärztl. Wochenschr. 1908- p. 628. Sp. 2. Abs. 5) und als Erreger Protozoen erkannt hatte (cf. Berlin. Tierärztl. Wochenschr. 1908. p. 627). Wenn Witt diese Krank- heit als Malaria bezeichnet hat, so gibt er dafür selbst auf p. 518 der Berlin. Tierärztl. Wochenschr. 1911 die Erklärung: „Nicht daß ich der Meinung bin , es habe diese Rinderseuche genau dasselbe Protozoen, das Plasmodium malariae, des Menschen zur Ursache. Aber die auf- fallende Aehnlichkeit jener Krankheit mit der eigentlichen Malaria fordert direkt auf, eine Parallele zu ziehen. Auch bei der Rindermalaria fand und finde ich Protozoen, Piroplasraen, Plasmodien oder Babesien." Auch zwei Sätze vor diesen Ausführungen zitiert Witt sein Gespräch mit Dr. Knuth, in welchem Knuth auf den Hinweis Witts, daß Piroplasmen als Er- reger der Milzruptur anzusprechen seien, erwiderte, daß er den Befund Witts be- stätigen könnte. Desgleichen gibt der Kreistierarzt Schröder auf p. 606 der Berhn. Tierärztl. Wochenschr. 1911 an, daß Witt dem Piroplasraa bigeminum ähnliche Gebilde auf den Blutkörperchen gefunden habe. Es dürfte hiernach als eine Verkennung der Tatsachen anzusehen sein, wenn Dr. Knuth behauptet, als erster in Deutschland bei der Milzruptur die Piroplasmen gefunden zu haben. Knuth glaubt, aus den zitierten Schlußsätzen endlich entnehmen zu müssen, es könnte scheinen, als ob er sich erst nach mir mit den Milzrupturen beschäftigt habe. Diese Annahme wird dadurch hinfällig, daß ich die Arbeit von Knuth und Meissner mit vollkommenem Titel und Erscheinungsort in einer Fußnote angeführt und durch ein Zeichen bei den im Texte zitierten Autoren auf diese Anmerkung hin- gewiesen habe. Dieses Zeichen hat Knuth bei der Wiedergabe meiner Schlußsätze nicht mit aufgenommen. Die Angaben Knuths, er hätte bereits 14 Tage vor mir (24. Juni) aus den Provinzen Westfalen und Westpreußen (p. 559. Abs. 2) Material bzw. Nachrichten über das Auftreten von Milzrupturen erhalten, sind jedoch unzutreffend. Laut Ausweis der hiesigen Akten und Briefe des Dr. Pilwat ist das erste Material aus Westfalen (Kreis Beckum) am 21. Juni hier eingetroffen, also 3 Tage vor dem 24. Juni und 1 Ta^ vor der ersten, am 22. Juni erschienenen Publikation von Knuth und Meissner. In dem vom 20. datierten Begleitbriefe, der am 22. hier einlief, sprach Dr. Pilwat bereits die Ansicht aus, daß es sich um eine perakut verlaufende Form der Hämoglobinurie handele, wie ich das auch auf p. 246 meiner Arbeit zum Ausdruck gebracht hatte. Bezüglich des Bestandes in W^estpreußen ist mir erst nach Abschluß der Untersuchung durch den behandelnden Tierarzt An dr et zky die schriftliche Mitteilung (8. Juli) gemacht worden, daß bereits vorher an Herrn Dr. Knuth ein Stück Milz und Herz gesandt worden sei, wegen starker Fäulnis die Untersuchung aber nicht habe ausgeführt werden können. In No. 31 (vom 3. Aug.) der Berlin. Tierärztl. Wochenschr. finden sich in der Arbeit von Knuth und Meissner hierüber folgende Angaben: „In Ausstrichen von einem Stückchen Milz und Herz, die uns Herr Andretzky übersandte, haben wir keine Piroplasmosen, wohl aber die oben mehrfach erwähnten punktförmigen Gebilde auf den roten Blutkörperchen gefunden. Wir müssen es also unentschieden lassen, ob in den Fällen aus Dirschau Piroplasmosen eine Rolle gespielt haben oder nicht." Dr. Knuth hat also aus der Provinz Westfalen erst nach mir Nachricht über die Milzruptur erhalten und die Diagnose über einen aus der Provinz Westpreußen übersandten Fall unentschieden ge- lassen. Mi es 8 11 er, Die Milzruptur bzw. perakute Form der Hämoglobinurie des Rindes. 473 Ich komme endlich auf Punkt 1 — 6 zurück, in denen Dr. Knuth glaubt, eine abweichende Stellung einnehmen zu müssen. Knuth zweifelt unter Punkt 1 an, daß in den von mir untersuchten Fällen wirklich eine Milzruptur vorgelegen habe. Dieser Vorwurf ist so gesucht, daß ich mir eine Erwiderung ersparen kann. Zu Punkt 2 sei erwähnt, daß sowohl von Witt, als auch von Pilwat, den einzigen Gewährsmännern, welche mir zur Zeit der Bericht- erstattung zur Verfügung standen, und die eine große Erfahrung auf dem Gebiete der Erkrankungen an Milzruptur besitzen, versichert wurde, daß nur solche Bestände betroffen wurden, in denen auch sonst die Hämoglobinurie vorkam (cf. Witt, Berlin. Tierärztl. Wochenschr. 1908. p. 626 u. Berlin. Tierärztl. Wochenschr. 1911. p. 519). Die Angaben von Schröder waren mir noch nicht bekannt. Sie lassen sich aber vielleicht so erklären, daß mit Zecken behaftete Rinder die Krankheit in Gegenden eingeschleppt hatten, in denen bisher die Piroplasmosis nicht aufgetreten war. Zu Punkt 3 bemerke ich, daß ich hier nur eine Ansicht zum Aus- druck bringen wollte, wie aus meinen einleitenden Worten hervorgeht: ^Man könnte sich die Entstehung der Milzruptur deshalb so vorstellen." Ich hielt meine Ansicht von der Entstehung der Milzruptur dadurch gestützt, daß von dieser Krankheit anscheinend völlig gesunde Tiere befallen wurden, von einer Allgeraeininfektion zur Zeit der Entstehung der Milzruptur also noch keine Rede sein konnte, und daß ich bei dem einen mir zugänglichen Falle wohl in der Milz bzw. im Milzblute Piro- plasmen, nicht aber in dem übersandten Herzen und Leberstück solche Parasiten nachzuweisen vermochte. Es stehen daher die erhobenen Be- funde im völligen Einklang mit den von mir vertretenen Anschauungen. Ferner war es mein Bestreben, mit Hilfe von Milzpunktionen bei künst- lich mit Piroplasmosis intizierten Tieren durch den frühzeitigen Nach- weis vieler Piroplasmen in der Milz meiner Ansicht eine weitere Stütze zu geben. Leider erkrankten die infizierten Tiere so gering, daß die erzielten Resultate sich nicht in dem gewünschten Sinne verwerten ließen. Zu Punkt 4. Die Möglichkeit, daß eine Anaplasmosis vorliegen könnte, habe ich offen gelassen. Da ich selbst nicht in der glücklichen Lage war, Anaplasmosis früher studieren zu können, so fehlt mir über diese Krankheit jedes Urteil und jede Erfahrung, weshalb ich mich auch nach dieser Richtung hin völlig reserviert ausgedrückt und im Anschluß an den von Knuth zitierten Satz zum Ausdruck gebracht habe, daß erst weitere, hierselbst in Angriff genommene Untersuchungen diese Frage entscheiden sollten. Knuth hat in seiner ersten Arbeit der Anaplasmosis gar nicht gedacht, in seiner zweiten, nach meiner Berichterstattung an den Herrn Minister (24. Juli 1911) erschienenen Arbeit aber einen dem meinen gleichen Standpunkt vertreten, wie aus folgenden Angaben der am 3. Aug. in der Berlin. Tierärztl. W^ochenschr. veröffentlichten Arbeit von Knuth und Meissner auf p. 552, linke Spalte, Abs. 2 u. 3 hervorgeht: „In morphologischer Beziehung ähneln unsere punktförmigen Gebilde auch dem von Theiler und Sieber beschriebenen Anaplasma marginale, das von Smith und Kilborne in Nordamerika früher als Coccus like bodies, von Knuth in Süd- amerika als punktförmige Parasiten, von Theiler in Südafrika als Marginal points bezeichnet worden ist. Bekanntlich läßt sich Anaplasma marginale durch Impfung übertragen. Die Inkubationszeit ist wesentlich länger als bei Piroplasma bige- minum, sie beträgt nämlich 16 — 32 Tage. Ein sicheres Urteil über die von uns sowohl bei lebenden als auch bei toten Rindern recht häufig gefundenen kleinen, punktförmigen, meist in der Einzahl auf 474 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. einem roten Blutkörperchen vorhandenen Gebilde vermögen wir zurzeit noch nicht ab- zugeben. Bis jetzt haben wir jedenfalls noch nicht bemerkt, daß unsere nach Giemsa sich rot färbenden Gebilde durch Impfung übertragen werden könnten. Jedoch sollen diese Versuche aus dem weiter unten angegebenen Grunde noch längere Zeit hindurch fortgesetzt werden." Wenn Knuth daher in der Zeit, welche zwischen dem 3. Aug. und dem Dresdener Vortrage lag, seine Ansicht gewechselt hatte, so hatte er am allerwenigsten Veranlassung, meine diesbezüglichen, mit größter Reserve gemachten Angaben zu beanstanden. Zu Punkt 5 möchte ich bemerken, daß aus meinem Berichte ohne weiteres hervorgeht, daß ich niemals Gelegenheit hatte, eine an Milz- ruptur gefallene Kuh zu obduzieren, vielmehr die bezeichneten Unter- suchungen an einigen aus Westfalen und Westpreußen eingesandten Organteilen ausgeführt wurden. Es war mir daher auch nicht möglich, über die Beschaffenheit der Galle ein Urteil abzugeben. Nebenbei halte ich den Befund über die Beschaffenheit der Galle für ziemlich belanglos, da ich bei meinen früheren Untersuchungen im Pathologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin unter Leitung des Herrn Geheimrat Schütz bei mit Hämoglobinurie behaf- teten Rindern auch eine nicht „klümprige" Galle gefunden habe, und zwar dann, wenn die Tiere nur leicht erkrankt waren. Es hängt dies lediglich nur damit zusammen, ob viele oder wenig Blutkörperchen zer- setzt sind. Bei schweren Erkrankungen mit starkem Zerfall der roten Blutkörperchen werden von den Leberzellen bedeutend mehr Zerfalls- produkte des Blutes nach der Galle hin ausgeschieden. Dadurch kommt es, daß die Galle konzentrierter wird, was Niederschlagsbildung und die klümprige, schleimige Beschaffenheit zur Folge hat. Bei der Milzruptur beobachten wir noch gar keinen Zerfall der roten Blutkörperchen, infolge- dessen besitzt die Galle die normale Beschaffenheit genau so wie bei denjenigen Tieren, die sich im Anfangsstadium der Hämoglobinurie be- finden oder nur leicht an dieser Seuche erkrankt sind. Zu Punkt 6. Wenn es Knuth nur in einem von drei Ueber- tragungsversuchen mit Material von Milzrupturen gelungen ist, im Blute der infizierten Tiere Piroplasmen nachzuweisen, so möchte ich an dieser Stelle auf die von Knuth nicht beachteten Schwierigkeiten des Piro- plasmennachweises aufmerksam machen. Schon bei meinen früheren Arbeiten hatte ich die Erfahrung machen müssen, daß es bei künstlich mit piroplasmenhaltigem Blute infizierten Rindern nicht immer gelang, trotz eifrigster und oftmaliger Untersuchung, Piroplasmen im Blute fest- zustellen. So war es auch im Falle 3, Uhlkau (cf. p. 249 unter 2 meiner Arbeit), nicht möglich, bei den beiden mit Milzbrei und Blutkuchen infizierten Rindern Piroplasmen direkt nachzuweisen, sondern erst da- durch, daß Blut von diesen Tieren wiederum auf Rinder übertragen wurde und diese Parasiten zeigten. Es war ferner fehlerhaft von Knuth, zu einem solchen Infektionsversuche dasselbe Tier zweimal zu verwenden (cf. Berlin. Tierärztl. Wochenschr. 1911. p. 553. Sp. 2. Abs. 1. Rind 13), da die einmalige Einspritzung mit piroplasmenhaltigem Material Immunität hinterläßt, selbst wenn das betreffende Tier sich auch nicht krank gezeigt hat. Endlich bemängelt Knuth meine Stellungnahme zu dieser Krank- heit. Ich glaube aber, einmal durch den Nachweis der Piroplasmen, durch die Erzeugung einer Piroplasmosis nach Uebertragung von Milz bzw. Milzblut an Milzruptur gefallener Tiere und unter Berücksichtigung der epidemiologischen Verhältnisse bis zu einem gewissen Grade von V. Knaut, Zur Hämolyse der Choleravibrionen. 475 "Wahrscheinlichkeit die Identität der Hämoglobinurie des Rindes und der Milzruptur festgestellt zu haben. Eine gewisse Reserve habe auch ich mir insofern auferlegt, als ich in meiner Arbeit die Frage unentschieden gelassen habe, ob eventuell eine Anaplasmosis vorliegen könnte. Knuth dagegen hatte in seiner ersten, gemeinschaftlich mit Meissner publizierten Arbeit auf p. 446 sich mehr oder weniger gegen die Identität der Milzruptur und der Hämoglobinurie ausgesprochen und dafür in der Hauptsache das Fehlen des roten Harns, die klare Be- schaffenheit der Galle, die blutige Entzündung der Fleischlymphknoten, das plötzliche Eintreten des Todes ohne vorherige Krankheit und das Fehlen der Milzrupturen in sogenannten Hämoglobinuriegegenden an- geführt. Einen fast entgegengesetzten Standpunkt nimmt Knuth in dem Dresdener Vortrage ^) ein : „Wir fragten uns nun weiter, ob die Piroplasmen bei den Fällen von Milzruptur nur einen Nebenbefund oder ob sie die eigentliche Ursache der plötzlichen Todesfälle darstellen. Letzteres erscheint mir das Wahrscheinlichere. Denn alle Gründe, die scheinbar dagegen sprechen, lassen sich meines Erachtens leicht widerlegen." „Daß es sich bei dem von mir geschilderten Krankheitsbilde um eine Misch- infektion von Piroplasmen und einem anderen Erreger oder um eine Piroplasmose eigener Art, die von der Hämoglobinurie verschieden ist, handelt, dafür habe ich bis jetzt keine sicheren Anhaltspunkte finden können, möchte aber auch diese beiden Mög- lichkeiten vor der Hand noch offen halten." Nachdruck verboten Zur Hämolyse der Choleravibrionen. Von Dr. med. A. t. Enaut, Rostow a. D. ■ Die Frage über den Wert der hämolytischen oder hämotoxischen Reaktion der Choleravibrionen scheint in letzter Zeit in ein negatives Stadium geraten zu sein. Nachdem Kraus, seine Mitarbeiter und andere (Prantschoff, Fukuhara, Müller, Praussnitz, Berestnew^ erklärt hatten, daß die Hämolyse das beste Kriterium zur Unterscheidung echter Cholera- vibrionen von choleraähnlichen abgibt, indem ersteren diese Eigen- schaft abgeht, bestritten bereits früher Masi, Meinicke, Schott- müller, Berger und Schumacher diese Ansicht. In letzter Zeit reihen sich letzteren noch Hunte rnüller, Baerthlein und in ihrer Kollektivarbeit die russischen Autoren Jakowlew, Zabolotny, Zla- to gor off und Kulescha an. Sie führen den Nachweis, daß auch echte Choleravibrionen hämotoxisch wirken. Wenn Baerthlein Schwankungen bei verschiedenen Stämmen zu- gibt, schreiben die anderen allen frisch gewonnenen Stämmen eine hämolytische Fähigkeit zu, während dieselbe bei älteren Laboratorium- stämmen verloren gehen könne. Die erwähnten russischen Autoren heben in ihrer Kollektivarbeit noch hervor, daß die Methode hierbei eine größere Rolle spielt. Meiner Ansicht nach löst sich der Widerspruch dadurch, daß alle Autoren Hammelblut zu ihren Versuchen benutzen, während Kraus außerdem noch Ziegenblut verwendet. Hammelblut ist aber nicht sehr beständig. Zu dieser Erkenntnis gelangte ich auf folgendem Wege : 1) Der Dresdener Vortrag hat mir in Urschrift vorgelegen. 476 Centralbl. f. ßakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Im Don existiert ein Vibrio, im Winter selten, im Sommer massen- haft, der in seinem morphologischen und kulturellen Verhalten sehr schwer von einem echten Choleravibrio zu unterscheiden ist. Dazu kommt noch, daß er für Meerschweinchen sehr virulent, bedeutend viru- lenter als der echte Choleravibrio ist. Sein Agglutinationsvermögen reicht von 1:500 bis 1:1000 (1:50 bis 1 : 100), geprüft am getrockneten Choleraserum aus dem Fort Alexander I in Kronstadt, vom Titer 1:20000. Diese Eigenschaften hatten dem Don- Vibrio den Verdacht zugezogen, durch Mutation an der letzten größeren Choleraepidemie in Rostow a. D. einen gewissen Anteil zu haben. Durch die Hämolyse glaubte ich vollkommen den Beweis in der Hand zu haben, seine Unschuld beweisen zu können, weil derselbe be- reits in 12 Stunden eine deutliche Hämolyse bewirkt, während frisch gewonnene echte Choleravibrionen das nicht vermochten (sie aggluti- nierten bis 1:20000). Meine ersten Versuche machte ich mit Kaninchen blut, später ging ich zu Blut von Ochsen, Kühen und Schweinen über, das ich auf dem Schlachthofe stets frisch und steril erhalten konnte. Dabei konnte ich in 12 — 24 Stunden niemals auch nur eine Spur von Hämolyse bei meinen frischen Cholerastämmen konstatieren. Durch den Widerstand an Ort und Stelle und den Widerspruch in der Literatur stutzig gemacht, versuchte ich Hammelblut, und siehe da, meine Cholerastämme ergaben bisweilen ebenfalls Hämolyse, und zwar in 24 Stunden angedeutet und in 2mal 24 Stunden deutlich. Hierbei fiel mir auf, daß Hammelblut sehr schnell dunkel wird, es verzehrt schnell seinen Sauerstoff, und mir scheint es, daß das redu- zierte Hämoglobin leichter durch die V^ibrionen der Hämolyse verfällt, als das Oxyhämoglobin. Gewaschene Hammelblutkörperchen, in 5-proz. Aufschwemmung, erhalten das Oxyhämoglobin scheinbar besser, aber lösen sich in der Blutplatte durch Choleravibrionen leichter. Letzteres geben auch die erwähnten russischen Autoren an. Wird das reduzierte Blut aber lackfarben, oder nur zum Teil lack- farben, transparent (wobei als Agentien eine starke Alkalinität oder eine höhere als 50^ C betragende Temperatur der Agarmasse mitwirken), so haben auch echte Choleravibrionen gewonnenes Spiel, denn dann ver- mögen sie, die begonnene Hämolyse in ihrem Bereiche schnell fortzu- führen, resp. den gelösten Farbstoff aufzuhellen. Ich möchte daher empfehlen, um eindeutige Resultate zu erzielen, Hammelblut zu vermeiden, nicht gar zu stark alkalischen Agar zu ver- wenden, das betr. Blut mit Luft zu schütteln, bis es eine hellrote Farbe annimmt und in 10— 15 Proz. dem auf 45*^ C abgekühlten Agar hinzu- zusetzen. Beim Ausgießen hat die Platte dann eine matte, hellrote Farbe, während eine Platte mit reduziertem Hämoglobin dunkelrot, glänzend und scheinbar durchsichtig erscheint. Das Resultat ist bei 37 ** C in 12—18 Stunden abzulesen. Wenn echten Choleravibrionen unter besonderen Bedingungen ein hämolytisches Vermögen nicht abgesprochen werden kann, so ist das Kr aussehe Unterscheidungsmittel deshalb nicht zu verwerfen, sondern nur schärfer auszubilden, ebenso, wie es seinerzeit mit dem Agglutinations- verfahren geschah, zumal mehrere Autoren zugeben, daß bisweilen in Hauer, Wirkung des Mittels 606 auf die Hühnerspirillose. 477 sporadischen Fällen alle bisher verwandten Hilfsmittel zur Bestimmung echter Choleravibrionen nicht ausreichen. Da es mir an verschiedenartigem Choleramaterial mangelt, konnte ich nur sondierende Versuche machen, und stelle die Entscheidung weiteren Untersuchungen anheim. An die Forscher richte ich die Bitte, bei Behandlung dieser Frage das höchste Agglutinationsvermögen jeden untersuchten Vibrionenstammes, und wenn Hämolyse vorhanden, nach Verlauf welcher Zeit dieselbe bei 37" C auftrat, anzugeben. Nachdruck verholen. Untersuchungen über die Wirkung des Mittels 606 auf die Hühnerspirillose. [Aus dem Hygienischen Institut der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Frosch; Abteilungsvorsteher: Dr. P. Knuth).] Von Albert Hauer. Der Erreger der Hühnerspirillose, Spirochaete gallinarum, wurde zuerst in Rio de Janeiro im Jahre 1903 von Marchoux und Salimbeni (1) entdeckt. Entgegen früheren Ansichten haben neuer- dings Williamson (2) (1908) und G alli- Valerio (2) (1909) die Identität dieses Erregers mit dem der Gänsespirillose, Spirochaete anserum, festgestellt. Die Uebertraguug der Krankheit erfolgt in den meisten Fällen durch Ar gas miniatus, seltener durch A. persicus, A. reflexus und Ornithodorus moubata [Hutyra und Marek (2)]. In den Zecken, die sich im Gebüsch, an Waldrändern und in dem Holz der Hühnerställe aufhalten, können die Spirochäten nach Nuttall (2) bis 6 Monate virulent bleiben ; hier machen sie wahrscheinlich eine ähnliche Entvvickelung durch wie das Leukocytozoon Ziemanni in der Stechmücke [Luhe (3)j. Nach Brumpt (2) gibt es 2 Abarten der Hühnerspirochäte, die Spirochaete Nicollei aus Tunis und die Spirochaete Neveuxi, beide werden durch Argas persicus über- tragen. Abgesehen von Brasilien, wurde die Hühnerspirillose bisher auch in Rumänien, Bulgarien, Aegyplen, Tunis, Südafrika, auf Cypern, in Australien und in Indien nachgewiesen [Hutyra und Marek (2)]. Außer Hühnern sind für die künstliche Infektion nach Marchoux und Salim- beni (1) Gänse, Enten, Perlhühner, Turteltauben, Sperlinge und Kaninchen [Luhe (3)] empfänglich; Meerschweinchen erkranken nur bei intraperitonealer Injektion sehr großer Mengen spirochätenreichen Blutes [Levaditi (4)]. Der künstlichen Ansteckung gegen- über refraktär verhalten sich Menscli und Affe; desgleichen Tauben, bei denen die Krank- heit nur durch infizierte Zecken übertragen werden kann [Marchoux und Salim- beni (1)]. Der Krankheitsverlauf der an Spirochaetosis erkrankten Tiere ist entweder ein akuter oder ein chronischer [Dodd (5)J. Die ersten Erscheinungen der akuten Form bestehen in starkem Durst und hohem Fieber; dann folgt Verlust des Appetits und Sträuben der Federn. Auf der Höhe der Erkrankung tritt starke Benommenheit des Sensoriums und ausgesprochene Somnolenz hinzu; daneben macht sich in den meisten Fällen Diarrhöe mit eigentümlich fötidem Geruch der stark dünnflüssigen Faeces be- merkbar [Dodd (5)]. Im weiteren Verlauf der Krankheit zeigen die Tiere Anämie und Abmagerung; sie fallen um, machen vergebliche Versuche, sich aufzurichten, und ver- enden entweder unter den Erscheinungen der Schlafsucht oder unter Krämpfen [Uhlen- huth und Gross (6)]. Die Krisis stellt sich gewöhnlich am 4. bis 5. Tage nach dem 478 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Auftreten der ersten Symptome ein und kennzeichnet sich durch dunkelblaurote Färbung des Kammes [Hutyra und Marek (2)J. Die pathologisch-anatomischen Veränderungen bei der akuten Form sind im all- gemeinen folgende: Das Kadaver ist stets anämisch, die Muskeln sehen aus wie mazeriert [Dodd (5)]. Der Dünndarm ist bisweilen höher gerötet und mit punktförmigen Hämor- rhagien besetzt. Milz und Leber sind vergrößert und ebenfalls hämorrhagisch, letztere ist oft mit nekrotischen Herden von Stecknadelkopfgröße durchsetzt [Dodd (5)J. Häufig ist die Herzmuskulatur fettig degeneriert und das Epicardium mit Fibrinmembranen bedeckt [Hutyra und Marek (2)]. Bei stark infizierten Tieren findet man das Blut auffallend heil und dünnflüssig; es gerinnt zuweilen spät und plötzlich; in vielen Fällen ist auch das Knochenmark fettreich und anämisch [v. Prowazek (7)J. Die chronische Form des Leidens kann als Folge der akuten und auch ganz un- abhängig von dieser als selbständige Form auftreten (Dodd). Sie äußert sich zumeist in einer Paralyse der Beine, der Flügel und des Halses; am häufigsten werden die Beine betroffen. Im Anfang bekunden die Vögel große Ungeschicklichkeit im Gebrauch ihrer Zehen, im vorgeschrittenen Stadium kommt es zu krampfhaften Zusammenziehungen des ganzen Fußes, so daß das Tier zusammenstürzt. Die Paralyse kann spontan und vollständig abheilen, in den meisten Fällen jedoch besteht der Zustand wie bei der Staupe das ganze Leben hindurch, ohne daß Spirochäten im Blut nachweisbar wären (Dodd). In anderen Fällen tritt 8—15 Tage nach Beginn der Krankheit unter hoch- gradiger Abmagerung und kachektischen Erscheinungen der Tod ein [ühlenhuth und Gross (6)]. Bei an chronischer Spirochätose eingegangenen Tieren findet man Anämie, Ab- magerung, Milzatrophie, fettige Leberentartune und brüchige, schlaffe Herzmuskulatur (Dodd). Nach Dodd soll die Virulenz der Spirochaete gallinarum bei aufeinander- folgenden Tierpassagen allmählich abnehmen ; um den Erreger wieder vollvirulent zu machen, muß er durch den Körper der Ar gas hindurchgeführt werden, ßlaizot (8) führt hingegen den Nachweis, daß Spirochäten, die auf jungen Hühnern gezüchtet sind, für letztere bedeutend an Virulenz gewinnen, während sie für ältere Tiere eine Ab- schwächung dadurch erfahren. Von Fülleborn (17) wurden auch Versuche über die Virulenz der Hühnerspirochäte bei Kanarienvögeln angestellt; er verfolgte einen Spiro- chätenstamm durch 242 Kanarienvögelpassagen und fand dabei, daß die Spirochäten durch diese Passagen keine Einbuße an Virulenz erlitten, sondern nach 3 — 5 Tagen noch gesunde Kanarienvögel zu infizieren vermochten; auch für Hühner und Gänse verhielt sich dieser Kauarienvogelstamm stark virulent. Der positive Nachweis der Spirochäten im Blut gelingt nach Levaditi (4) meistens erst 2 Tage nach der Infektion ; dabei kann der Vogel noch vollkommen gesund sein. Von Uhfenhuth, Gross und B icke 1 (9) wurden bereits 24 Stunden post infectionem Spirochäten in gefärbten Dauerpräparaten festgestellt. Während die Parasiten an den beiden ersten Tagen sich stets getrennt vorfinden, treten sie am 4. bis 5. Tage, wo sie den Höhepunkt ihrer Vermehrung erreichen, in Ellümpchen zusammen, die mit dem Fort- schritt der Krankheit bedeutend an Größe zunehmen. Diese Anhäufung eng mit- einander verfilzter Spirochäten (Ühlenhuth) in großen Mengen scheint jedesmal un- gefähr einen Tag vor dem Verschwinden der Spirochäten aus dem Blut einzutreten; letztere Erscheinung ist jedoch nicht als ein günstiges, auf die Genesung mit Sicherheit hindeutendes Symptom aufzufassen, denn in vielen Phallen ist trotz der bis zum Maximum vorgeschrittenen Anhäufung der Tod eingetreten [Dodd (5)]. Nach Levaditi und Manou^lian (4) findet eine Vermehrung der Spirochäten nicht allein im strömenden Blut, sondern auch innerhalb der verschiedensten Organe, vornehmlich der Leber, dem Knochenmark und dem Eierstock statt. „Si l'on Studie", bemerken die Autoren, ,,au commencement du 2eme jour, oü il n'y a pas encore de spi- rilles dans le sang periph^rique, les divers organes de poules sacrifiees, on remarque que les vaisseaux du foie et surtout ceux de la moelle osseuse et de l'ovaire renferment des quantites appreciables de parasites. La multiplication dans ces organes glandulaires surpasse nieme celle, qui a heu dans le sang circulant." Der Untergang der Spirochäten erfolgt teils unter dem Einfluß antibakterieller Serumwirkung, teils auf dem Wege der Phagocytose. Das Blut von Tieren, die der Infektion erliegen, ist in der Regel frei von Spirochäten [zitiert nach Sobernheim (1)]. Eine natürliche Immunität ist nach Marchoux und Salinibeni (16) bei der Hühnerspirillose selten, ühlenhuth, Gross und Bickel (St) haben unter_40 Hühnern nur 2 immune Tiere feststellen können; desgleichen fand v. I'rowazek (7) unter den Hühnern, die er für seine Versuche verwendete, immer einige, bei denen die künstliche Infektion entweder gar nicht oder nur unvollständig gelang, und die sich bei späteren Nachimpfungen ebenfalls als widerstandsfähig erwiesen haben. Eine hohe und lang- andauernde Immunität erwerben die Tiere durch Ueberstehen der Krankheit [Ühlen- huth (6)J. Hauer, Wirkung des Mittels 606 auf die Hülinerspirillose. 479 Mit einer Aufschwemmung von Zelltrümmern aus dem Knochenmark, der Milz, der Leber oder mit dem Blut solcher Hühner, die die Krankheit überstanden haben, gelang es v. Prowazek (7) nicht, bei gesunden Hühnern eine Ansteckung herbei- zuführen. Man könnte daher in den genannten Organen auf die Abwesenheit von irgendwelchen noch ansteckungsfähigen Entwickelungszuständen der Parasiten schließen ; andererseits ist es aber möglich, daß solches gesunden Tieren eingespritzte Blut immobilisierend oder cytotrop wirksame Immunkörper enthält, die eine Ansteckung verhüten [v. Prowazek (7)j. Um nun zu prüfen, ob in denjenigen Fällen, wo die Infektion mit derartigem Blut nicht gelingt, vielleicht doch noch Spirochäten sich in der Zirkulation befinden, stellte Fülleborn (10) folgenden Versuch an: Er zentri- fugierte von dem Blut eines Huhnes, welches 60 Tage vorher infiziert worden und spontan geheilt war, das Serum ab, wusch den Serumrest mit 0,9-proz. Kochsalzlösung aus und injizierte den aus den Blutkörperchen und eventuellen Parasiten bestehenden Zentrifugatrückstand ; eine Infektion trat in diesem Falle jedoch ebensowenig ein, als durch das nicht zentrifugierte, Kontrolltieren eingespritzte Blut. Bei Hundebabesien gelang es ihm allerdings, mit serumfreiem Zentrifugatrückstand eine Infektion zu erzielen, wo die Einspritzung gewöhnlichen Blutes zu wiederholten Malen vergeblich gewesen war; der Hund, dessen Blut benutzt wurde, war vor (j Monaten mit Babesia infiziert worden. Desgleichen konnte Schaudinn in einem 1905 in Hamburg angestellten Versuch mit dem Blute eines spontan geheilten Huhnes ein anderes anstecken. Auch eine aktive Immunität kann bei Hühnern erzeugt werden. So verleiht nach Hutyra und Marek (2) kranken Hühnern entzogenes Blut, gesunden Tieren subkutan eingespritzt, Immunität gegen die virulente Infektion. Gänse lassen sich auch mit Organemulsion verendeter Gänse, sowie mit Blut von kranken Gänsen, das längere Zeit auf Eis gestanden hat, aktiv immunisieren. Hingegen hat die Einspritzung von Immun- serum in die ßlutbahn kranker Tiere den Tod zur Folge, da sie eine Agglomerierung der Spirochäten und hierdurch Thrombose der Gefäße herbeiführt (Levaditi) (4). Die ersten Schutz- und Heilversuche bei dieser Krankheit wurden von Uhlen- huth. Gross und Bickel (9) mit Atoxyl angestellt und später von Levaditi und Mc Intosh (2) bestätigt. Nach ihren Versuchen war die dreimalige subkutane In- jektion von 0,05 g Atoxyl pro Huhn oder die zweimalige Verabreichung von 0,1 g Atoxyl per os in den meisten Fällen imstande, den Ausbruch der Krankheit zu unter- drücken ; die behandelten Tiere blieben dabei zwar nicht ganz parasitenfrei, zeigten aber keine Krankheitserscheinungen. Zur Heilung fanden die Autoren die Dosis von 0,05 g intramuskulär eingespritzt oder die Verabreichung von 0,1 g per os für ausreichend. Die tödliche Dosis betrug 0,5 g. Die Spirillen verschwanden gewöhnlich 34 Stunden nach der Behandlung. Hata(ll) bediente sich bei seinen Versuchen einer niedrigeren Heildosis, nämlich 0,03 g Atoxyl pro Kilogramm Körpergewicht, setzte allerdings mit der Behandlung in einem früheren Stadium ein als Uhlenhuth. Für das gesunde Tier fand er als Dosis tolerata des Atoxyls 0,1 g pro Kilogramm, für das kranke 0,08 g. Nach Uhlenhuth (ü) tritt eine komplette Immunität der infizierten und durch Atoxyl geheilten resp. geschützten Tiere ein. Ihr Serum zeigt die agglutinierenden und bakteriziden Eigenschaften genau wie das Serum von Himnern, die spontan geheilt sind. Derselbe Autor hält auch die Wirkung des Atoxyls auf die Spirochäten für eine indirekte und ganz spezifische; es vernichtet nach ihm im Tierkörper die Parasiten nicht, sondern wirkt nur hemmend auf ihre Entwickelung. In der Hauptsache soll es den Organismus im Kampfe gegen die Krankheit durch Anregung der Phagocytose und der Bildung von parasitiziden Schutzstoffen unterstützen. Daher verschwinden die Spirochäten nicht sofort nach Behandlung mit Atoxyl, sondern trotz dreimaliger Ein- spritzung können die Tiere noch 2 — 3 Tage hindurch Spirochäten im Blute beherbergen. Später fanden Uhlenhuth und Man teuf el (11) in dem zuerst von ihnen unter- suchten atoxylsauren Quecksilber ein noch besseres Mittel. Mit einer intramuskulären Einspritzung von 0,1 g dieser Substanz gelang es ihnen, ein stark infiziertes Huhn zur Heilung zu bringen, und zwar wurde das Blut schon am nächsten Tage nach der Be- handlung parasitenfrei gefunden; wurde das Tier früher in Behandlung genommen, so war eine Dosis von 0,04 — 0,06 g zur Heilung ausreichend. Bei gleichzeitiger Anwendung des Mittels mit der Infektion konnte mit 0,04 — 0,08 der Krankheitsausbruch verhütet werden. Uhlenhuth verwandte dieses Mittel in Form von Emulsion in Gel, während Hata bei seinen Versuchen eine Auflösung des Mittels von 0,04 g in einer lO-proz. NaCl-Lösung benutzte und damit ebenso gute Resultate erzielte wie Uhlenhuth. Derselben Heildosis — 0,03 — wie bei Atoxyl bediente sich Hata (11) auch bei Anwendung von Arsacetiu und des Mittels No. 599 (19), die beide eine gute Wirkung zeigten; das Amidophenolarsenoxyd wandte er ebenfalls mit sehr gutem Erfolge an in einer Dosis von 0,0015 pro Kilogramm. Hingegen gelang ihm eine sofortige und voll- ständige Sterilisierung des Blutes bei Behandlung mit Arsenophenylglycin erst bei relativ -hohen Dosen (0,1—0,2 pro Kilogramm); bei geringeren Dosen waren am nächsten Tage noch Spirillen im Blut nachweisbar, verschwanden aber vollständig am 2. Tage. 480 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Von mehreren Seiten wurde die Wirkung der oben erwähnten Mittel auch bei anderen durch Spirillen hervorgerufenen Krankheiten erprobt, so bei Recurrens, Sy- philis und bei der Gänsespirillose. Bei Behandlung von mit Recurrensspirillen subkutan infizierten Mäusen konnte nach Hata (II) mit Atoxyl, Arsacetin und Arsenophenylglycin eine dauernde Heil- wirkung nicht erzielt werden, hingegen ist es Iversen gelungen, beim Menschen an einem größeren Krankenmaterial eine ganz unzweifelhaft abtötende Wirkung des Atoxyls und hauptsächlich des Arsacetins auf die Spirochäten des Rückfallfiebers fest- zustellen. Ein ungünstiges Urteil fällen Bitter und Dreyer (11) in Cairo, die bei Anwendung des Atoxyls bei Recurrens wiederholt Rezidive auch bei sofortiger Injektion des Mittels, sowie Störungen der Sehkraft, beobachtet haben. Die bei Kaninchensyphilis mit Atoxyl von Levaditi und Yamanouchi (11), mit Arsenophenylglycin und Araidophenolarsenoxyd von Hata (11) angestellten Heil- und Schutzversuche, ließen nur eine schwache Wirkung dieser Mittel erkennen. Etwas günstiger berichten Uhlenhuth und Menzel (11) über mehrere von ihnen mit atoxylsaurem Quecksilber behandelte Fälle von Kaninchensyphilis (Ehrlich- Hata). Lesser, Lassar, Zwange und v. Zeissl haben das Atoxyl in die menschliche Syphilistherapie eingeführt und auch eine gewisse, schnell eintretende Heilwirkung ge- funden, ohne jedoch eine sichere und dauernde Heilang zu erzielen. Neisser hat das Arsacetin dem Atoxyl vorgezogen; von Uhlenhuth und Manteufel wurde atoxyl- saures Quecksilber als vorzügliches Mittel bei Syphilis empfohlen (Ehrlich- Hata). Dschunkowsky und Luhs (V2) wandten Atoxyl bei der Gänsespirillose an und erzielten damit außerordentliche Erfolge. Eine Einspritzung von 0,3— 0,.5 Atoxyl, 12 Stunden vor der Infektion eingespritzt, verhinderte in den meisten Fällen einen Ausbruch der Krankheit; mit Dosen von 0,3 — 0,4, die 24 Stunden nacheinander einge- spritzt wurden, konnten sogar noch Gänse am 3. — 5. Tage ihrer Erkrankung bei großen Mengen Spirochäten im Blut gerettet werden. So behandelte Gänse erwarben eine dauernde Immunität. Die Heildosis des Atoxyls beträgt pro Kilogramm Lebendgewicht 0,10—0,15; 0,20 wirkt tödlich. Die oben beschriebene, teilweise unsichere und zum Teil bedenkliche Wirkung (Atoxyl) der für die Therapie der Spirillosen sowie der Trypanosomenkrankheiten in Betracht kommenden Arzneimittel war für Ehrlich die Ursache, durch weitere Unter- suchungen ein sicheres und möglichst ungefährliches Arsenmittel ausfindig zu macheu. Bei der Durchführung seiner synthetischen Studien gelaug es ihm, mit Unterstützung von Bertheim und Hata ein neues Präparat herzustellen, nämlich das ^littel 6Cfe (jetzt Salvarsan genannt). Vom chemischen Standpunkt aus ist dieses Mittel sehr weit vom Atoxyl entfernt und kann deshalb nicht als clemselben nahestehend und verwandt bezeichnet werden [Ehrlich-Hata (11)]. Auf Anregung von Ehrlich erprobte Hata (19) das neue Mittel bei der Hühnerspirillose. Er stellte Heil- und Schutz- versuche an, letztere mit intramuskulärer und intravenöser Applikation des Mittels. Um die Toxizität der neuen Substanz bei infizierten Tieren zu prüfen, spritzte er 5 Hühnern am 2. Tag nach der Injektion verschiedene Dosen des Mittels ein: 0,2.ö, 0,2. 0,15, 0,125 und 0,1 ; während die erkrankten Tiere 0,2 ganz gut vertrugen, gingen sie bei Anwendung von 0,25 zugrunde. Für seine Heilversuche benutzte er 20 Hühner. Davon wurden 13 Tiere am 2. und 7 Tiere am 3. Tage nach der Infektion behandelt. Die angewandten Mengen schwankten zwischen 0,03—0,0025. Bei Einspritzung der Dosis von 0,0025 waren am nächsten Tage noch Spirillen, wenn auch in spärlicher Anzahl, vorhanden. Bei 0,(X)35, die zweimal zur Anwendung kam, war das Blut am nächsten Tage frei von Parasiten, so daß diese Quantität als die niedrigste Dosis curativa angesehen werden kann. Bei den am 3. Tage post infectionem behandelten Tieren war eine etwas größere Dosis, nämlich 0,01 pro Kilogramm zur Heilung erforderlich. Bei so kleinen Dosen traten Veränderungen an der Injektionsstelle sowie allgemeine Nebenerscheinungen nicht auf. Bei gleichzeitiger Behandlung und Infektion genügte die Menge von 0,0025, um den Ausbruch der Krankheit zu verhüten. Auch über die Schutzwirkung des Salvarsans hat Hata (11) einige Versuche an- gestellt. Im er?;ten Versuch spritzte er einem Huhn eine Dosis von 0,05 pro Kilogramm intramuskulär ein, wobei das Tier sich noch nach 20 Tagen gegen eine Infektion voll- kommen refraktär verhielt. Dann erhielten je 2 Hühner an verschiedenen Tagen eine Do.sis von 0,07 pro Kilogramm Lebendgewicht intramuskulär und wurden später gleich- zeitig mit den Kontrollhühnern infiziert. Die so vorbehandelten Hühner waren bis zu 30 Tagen nach der Behandlung an.scheinend vollständig gegen die Infektion geschützt, nach 35 Tagen ging die Infektion zwar an, aber nur ganz leicht, erst nach 50 Tagen war keine Schutzwirkung mehr nachzuweisen. Die Ursache dieser langen Dauer der präventiven Wirkung des Mittels bei Hühnern ist nach Hata (11) dem Umstand zuzuschreiben, daß sich an der Injektionsstelle ein großes Depot des Mittels bildet. Der Muskel wird durch das Mittel nekrotisiert und Hauer, Wirkung des Mittels 606 auf die Hühnerspirillose. 481 letzteres bleibt von der koagulierten Muskelsubstanz längere Zeit lokal festgebunden. Die vom Depot aus allmählich resorbierten Quantitäten des Mittels genügen dann, um eine akute krankheitsauslösende Wirkung des Mittels hintanzuhalten. Für die Richtig- keit dieser Erklärung spricht die Tatsache, daß bei intravenöser Anwendung des Mittels die Schutzwirkung kaum 4 Tage dauerte und die Tiere 6 Tage nach der Behandlung sich gegenüber der Reinfektion ganz wie normale verhielten. Nach den Versuchen von Marinescu (11) hat sich das Mittel auch bei der praktischen Bekämpfung der Hühner- spirillose sehr gut bewährt. Eine ebenso günstige Heil- und Schutzwirkung wie bei der Hühnerspirillose ent- faltete das von Hata (11) auch bei Ratten- und Mäuserecurrens angewandte Mittel 606. Eine relativ kleine Dosis Salvarsan vermochte in fast allen Fällen den Eintritt des sonst sicheren Todes zu verhüten. Bei Ratten, die eine relativ größere Quantität vertragen als die Mäuse, betrug die zur dauernden Sterilisierung des Blutes notwendige Dosis 0,06 — 0,08. Auch hielt die Schutz Wirkung des Mittels bei der ersten Tierart länger an als bei der letzteren, selbst nach 10 Tagen war das Salvarsan noch nicht ganz aus dem Körper verschwunden. Hervorzuheben ist noch, daß unangenehme Er- scheinungen am Nervensystem, wie Zittern, Tanzen und besonders Amaurosen, die durch viele andere Arsenikalien leicht erzeugt werden, bei den mit 606 behandelten Tieren niemals beobachtet worden sind. Von Iversen (13) wurde die Substanz sodann in der Therapie des Recurrens beim Menschen versucht. Nach Injektion von 0,2 — 0,3 g des Präparates 606 verschwanden die Spirochäten innerhalb 4 — 10 Stunden aus dem Blut vollständig und konnten in demselben nicht mehr nachgewiesen werden. In 92 Proz. aller Fälle genügte eine einzige Injektion, um eine vollständige Sterilisierung des Blutes eines mit Recurrensspirochäten infizierten Menschen herbeizuführen, so daß weitere Anfälle aus- blieben. Im Gegensatz zu der intramuskulären Einspritzung war die intravenöse Appli- kation des Mittels schmerzlos ; auch erfolgte bei ihr die Wirkung 3—4 Stunden früher als bei der ersteren. In demselben Sinne berichten Dreyer und Bitter (11) über Versuche, die sie bei dieser Krankheit mit 606 bei einem allerdings nur geringen Kranken- material in Kairo erzielt haben (Ehrlich- H ata). Ferner gelang es Hata bei der Hodensyphilis der Kaninchen die Spirillen mit einer einzigen Injektion vollständig und sofort zu vernichten. Die Grenze der sofort sterilisierenden Dosis liegt zwischen 0,015 und 0,01 pro Kilogramm. Rezidive wurden bis jetzt bei den mit diesen Mengen behandelten Tieren nicht beobachtet. Sehr gute Resultate lieferten auch die Versuche, die zuerst von Alt (14) bei der Syphilis des Menschen angestellt wurden; er benutzte eine einmalige Injektion von 0,3 g der Substanz 606 (Dosis tolerata efficiens) und konstatierte in fast allen Fällen eine vom Tage der Behandlung an einsetzende gründliche Heilwirkung. Nach entmutigenden Resultaten mit Jodkalium oder Quecksilber wandte Nichols (11) das Präparat 6U6 auch auf die Frainbösie an; nach einer intravenösen Einspritzung von 0,0045 pro Kilogramm Lebendgewicht zeigte sich das Blut 24 Stunden später frei von Spirochäten. Rezidive wurden nicht beobachtet. Ebenso hat auch Streng (11) in Manila ausgezeichnete Erfolge mit diesem Mittel bei Behandlung der Frambösie des Menschen erzielt. Ueber gute Heilerfolge mit Salvarsan berichtet ferner Broden bei Anwendung von 0,3— 0,6 bei der Schlafkrankheit des Menschen, ebenso Haller bei der Variola (11). Sehr wirksam ist das Präparat 606 nach Iversen (llj und Nocht auch gegen Malaria. Bei dieser Krankheit stellte Werner (15) nach mehreren Mißerfolgen mit Chinin, Methylenblau und Arsenophenylglycin einen sehr ausgesprochen antiparasitären Einfluß des neuen Mittels fest, der bei Tertiana stärker war als bei Tropica. Neuerdings wurde auch das Salvarsan zu therapeutischen Zwecken bei der Brust- seuche und bei der epizootischen Lymphangitis der Pferde erfolgreich angewandt (Rips, Tröster, Reinecke etc.). Eigene Untersuchungen. Bei meinen Studien über die Wirkung des Mittels 606 auf die Spirillose der Hühner arbeitete ich nach folgendem Versuchsplan: 1) Untersuchungen über die toxische Wirkung. 2) Untersuchungen über die Heilwirkung. 3) Untersuchungen über die Schutzwirkung der Substanz. 4) Untersuchungen über die Immunität bei den mit dem Präparat 606 behandelten resp. geschützten Hühnern. Seiner Exzellenz, Herrn Wirklichen Geheimen Rat Prof. Dr. Ehr- lich, der mir die zu meinen Versuchen nötigen Mengen des Mittels 606 Erste Abt. Orig. Bd. 62. Hcft 6. 31 482 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. bereitwilligst zur Verfügung stellte, bin ich zu besonderem Danke ver- pflichtet; desgleichen Herrn Prof, Schilling vom Institut für Infektions- krankheiten für freundliche Ueberlassung von Spirochätenmaterial. Gleich- zeitig möchte ich an dieser Stelle Herrn Dr. Knuth, der die Anregung zu dieser Arbeit gegeben und mir bei Anfertigung derselben weitgehende Unterstützung hat zuteil werden lassen, meinen verbindlichsten Dank aussprechen. Da ich bereits mit meinen Versuchen im Dezember 1909 begonnen habe, war die damals von mir benutzte Lösung des Mittels 606, auch Salvarsan genannt, eine andere, als sie heute von Exzellenz Ehrlich empfohlen wird. Nach der damaligen Vorschrift wurden 0,2 g der Sub- stanz 606, die jedes mir übersandte Vakuumröhrchen enthielt, unter Hinzufügung von etwas Methylalkohol in ein steriles Reagensglas gebracht. Die nach Zusatz von ca. 10 ccm Aqua dest. und etwas Normalnatronlauge entstehende Fällung löste sich bei überschüssiger Natronlauge sofort wieder auf. Zuletzt wurde die Lösung mit ganz schwacher Essigsäurelösung langsam versetzt und schließlich noch einige Tropfen Natronlauge zugefügt, um eine ganz klare Lösung zu erhalten. Bevor mit den Schutz- und Heilversuchen begonnen wurde, prüfte ich die toxische Wirkung des Mittels 606 bei nicht mit Spiro- chäten infizierten Hühnern. Wie aus Tabelle I ersichtlich ist, kamen drei verschiedene Dosen in Anwendung: Huhn No. 2 erhielt 0,6, Huhn No. 3 0,3 und Huhn No. 4 0,15 Salvarsan. Huhn No. 2 starb bereits am zweiten, Huhn No. 3 am dritten Tage nach der Einverleibung des Mittels, während Huhn No. 4 am Leben blieb. Somit sind nach diesem Versuch 0,3 als niedrigste Dosis letalis und 0,15 als Dosis maxima tolerata anzusprechen. Tabe] le I (Untersuchungen über die toxische Wirkung). No. 2 3 4 Hiihn Farbe Gesprenkeltes Huhn mit kleiner Haube Schwarz mit ge- sprenkeltem Kopf Schwarz mit grauem Hals Gewicht 1370 g 1230 g 1270 g Datum der Ein- spritzung von 606 28. 12. 09 28. 12. 09 28. 12. 09 Dosis 0,6 0,3 0,15 I.Tag 29. 12. 09 Freßlust verringert, hochgradiger, schlaf- süchtiger Zustand, Durchfall 29. 12. 09 Schlafsüchtiger Zu- stand, verminderte Freßlust 29. 12. 09 2. Tag 30. 12. 09 Tot Sektionsbefund: Brust- muskulatur u. nächste Umgebung gelbsulzig infiltriert. Milz ver- größert. Gew. 1350 g 30. 12. 09 Durchfall 30. 12. 09 B.Tag 31. 12. 09 Tot Sektionsbefund wie bei No. 2. Gew. 1210 g 31. 12. 09 Gew. am 2. 3.: 1280 g Hauer, Wirkung des Mittels 606 auf die Hühnerspirillose. 483 Im Einklang hiermit steht das Ergebnis der Versuche von Hata, der allerdings zur Feststellung der tödlichen Menge bereits mit Spiro- chäten infizierte Hühner benutzte. Von den fünf angewandten Dosen : 0,25, 0,2, 0,15, 0,125 und 0,1 wirkte tödlich die Quantität von 0,25, so daß nach Hata 0,2 als Dosis maxima tolerata zu betrachten ist. Das zur Weiterzüchtung des Spirochätenstammes notwendige Blut entnahm ich meistenteils der Flügelvene von Hühnern, die sich am 2. bis 3. Tage der Erkrankung befanden. Mit solchem defibrinierten, im Eisschrank aufbewahrten Blut gelang es mir noch nach 6 bis 8 Tagen gesunde Vögel zu infizieren. Eine Abnahme der Virulenz der Spiro- chäten habe ich im Laufe der Krankheit nicht feststellen können. Es war nicht möglich, bei irgendeinem der erkrankten Hühner schon am 1. Tage nach der Infektion Spirillen im hängenden Tropfen nach- zuweisen; hingegen waren in den Blutpräparaten, die am 2. Tage nach der Ansteckung angefertigt wurden, stets Parasiten in größerer Anzahl vorhanden. Sehr zahlreich fanden sich dieselben vor am 4. bis 5. Tage, an dem sie den Höhepunkt ihrer Vermehrung erreichten und oft in rosettenartigen Haufen anzutreffen waren. Mit dem 6. Tage schwand die Zahl und die Beweglichkeit der Spirillen in ganz erheblichem Maße, so daß meistens nur ein schwaches Hin- und Herbewegen, selten eine Vorwärtsbewegung derselben zu beobachten war. In den am 7. bis 8. Tage nach der Ansteckung angefertigten Präparaten gelang es mir nie, Spirochäten nachzuweisen. Von den 40 mit Erfolg mit Spirillen geimpften Hühnern benutzte ich 26 zu Heilversuchen. Eine Behandlung der kranken Tiere wurde immer erst an dem Tage eingeleitet, an dem Parasiten im Blute nach- weisbar waren. Am 2. Tage post infectionem wurden von den 26 Hühnern 9 behandelt. Die angewandten Dosen schwankten zwischen 0,03—0,002. Bei sämtlichen Tieren mit Ausnahme des mit 0,002 behandelten Vogels war das Blut am nächsten Tage frei von Spirochäten. Als niedrigste Dosis curativa gilt, wie aus Tabelle III hervorgeht, die bei zwei Hühnern versuchsweise zur Anwendung gelangte Menge von 0,003 pro Kilogramm Lebendgewicht. Hata behandelte am 2. Tage nach der Ansteckung 13 Hühner. Als höchste Menge benutzte er 0,03, als niedrigste 0,0025 pro Kilogramm Lebendgewicht. Da das mit dieser Quantität Salvarsan behandelte Tier am nächsten Tage noch Spirochäten im Blute zeigte, ist nach Hata als niedrig- ste Dosis curativa die nächst höhere Menge, nämlich 0,0035, anzusehen. Am 3. Tage post infectionem behandelte ich (vergl. Tabelle IV und V) 12 Hühner. Die höchste Dosis betrug 0,03, die niedrigste 0,0025 pro Kilogramm Lebendgewicht. Huhn No. 48, das 0,0025 und Huhn No. 23, das 0,004 erhielt, zeigten am nächsten Tag noch Spirillen im Blut, die aber am folgenden Tage verschwanden. Nach diesen Versuchen beträgt die niedrigste Dosis curativa 0,005. Von Hata wurden am 3. Tage 7 Hühner mit verschiedenen Mengen Salvarsan behandelt. Während bei Behandlung mit 0,005 und 0,0075 das Blut am nächsten Tage frei von Parasiten war, fanden sich noch einige wenige bei Anwendung von 0,008; als niedrigste Dosis curativa kommt daher nach Hata die Quantität 0,01 in Betracht. Wie aus Tabelle VI hervorgeht, gelangten bei den 5 am 4. Tage post infectionem behandelten Tieren höhere Dosen als bisher in An- wendung. Obschon die Tiere zum Teil hochgradige Erschöpfung und Durchfall zeigten und das Blut mit Spirochäten überschwemmt war, 31* 484 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. O CO w O 1— I IM* w.s ^^ bC ■-> o i3t^' s o a i4 CS bC 1— 1 c 1— 1 3 B , , ja s3 H t^ 03 a o So:» •-i.-s;?; «Sa CO i I 1^ 2+ _ -m" .'S) (M a > C I OD ^ S i <» oit^ -.2 »-H - ^- c a bCx aOQ 3 S CS 03 O s «6 'S a J2 bn o a •"* + 3 1—1 +_" •n1 co' +.'=« (>J s Ol 3 W I-H CO £ CS bc .+ 6 'S 'i'^ S <» fc GS « t-^ 3 V. 'S S « :=S ^-g W fl 3 S S*. 3 C p c c '^3 3(1) g O 03-0 ü fc- u, ja 3 S C Ü (- ^ 6= c fe J2 <3 So o bC'-' (M ,^ 5 « — (M CJ 'n ;o3 -3 rt i:: -3 ^ 3 ^ oOQ CS <0 V * 2 - JU JD 3 , 5 '2 -« ^ +- — es ^ rt + es 3 ^ ö+lli . O 3 Q S a s bO bo o bces CQ e2 Hauer, Wirkung des Mittels 606 auf die Hühnerspirillose. 485 CQ w O w o so o <>j I c6 E *- C43 bC M ^ 1 CM ^5 ^ -Soa ^eo ca o" ö o 0 "S bo --i.tilZi -1 I-H , j^ cö^'5) 0 , . bß CO 2 1 1-H CO cm' ' CM CO CO 1 CM CO CM CO CM CO Cvl CO CM CO 0 1 ^2' CM o CM 1 ^ « ■w o .o ^co es o^ ö o 0 'S W hO co' S 2 ^ \ rH "l* , . bß co^:!^ ^. CO CO ■ CO CO CO CO CO co" (M -w 8 1—1 . 1 . 1 . 1 . 1 . 1 •S 1 . 1 CO s -u^ ' 30 ' Ol ' ö ' ^^ CM ' CO 1 Tjt <^ ' 10 ' \ä &3u2 «o I-H CM CM CM CM c^ ^; CM «a rH-gÜj -H -^ S *a3 ^ % ^ o o 0 bO I— ( 1— 1 »—1 . , . bß , J2 cö^'bb ^ CO CO CO CO CO CO CO 00 g 'S O 1 co'bb CO 1 . 1 . 1 . 1 . 1 .H-^ 1 . 1 o (M CO -fr? 0 »0 1 CO ' I-H 1— 1 od ' C5 1—1 0 ' CM ?3 ' I-H l-H I— ( © o o 0 N -"= 5 N ö;5 2 Q ^.2 CM I5- « •- 1-1 ^ S ^1 CD J^ bß all 2 CM ^ 2 c^i 1 cm" CM "1 cm' cm" . 1 "1 1 . bß 0 1 " 1 a^ 5 a -^ oa-;3ffl CM .2 " IUI CM ■0 ' CM CO ' CM CM 00 ' CM cmS • 1 CO i -k3 o 1 «*H CS i 3 2 bß bß.2 bß bß bß bß bO bp bß;2 ^ o eis C > H 35 CS H ^ c« H e2 ^ ^ 3 3 00 Qj a CM 'S^ CO ^ \Ö CO I> od ö Q ^ M O) Hauer, Wirkung des Mittels 606 auf die Hühnerspirillose. 487 e *=■ S § .2 & :i5 * oH ^ i Z^ ei ® 'S 06 o 05 o OQ a o a s Sa a a «^ Sg äs & g ja & O ja a S-sffi =^v ! + S £ « 5 S "-• a ^ c b« OJ o s + CV4 o + oa' Sl-H oK o «- ^ 4 + ocq ö 32 + ^- o W 03 ^ =3 s 00 ^'a = 'n a bO Cz4 a 'S 'S ^ 00 « SaQtti O D '^lil fe ^ a _§ a ° ^--^ o « s s ° bo a ^Ä — i4 Cd + a ^ a bc . + bß 2 4-"° '^ o • 'S a S3|a 'n a iC O B > Q CS -w V £ 2 . .»^ (D^ I— I hi. . -u t- ^H-co o ■^■•^ '?ä «R OD OD (h •-P . I 4) ~ ,-t+Xl * . 4- a a S + a-E i- 2 ==3 a o) r3 .-5 00 o) tZ ^ bc OS H bc H p a ^ ^ 2 s>c S bfl ^° 488 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. A I (M O •-^ I -.5 O o CS H bß a 'S a et CQ O Cß Sic & J=l CD w o s 1— I ^ O OS O bC £ °Q C O cj S ^ bß c £ >; 4- ^- Ol d T^ bCoo £ -o s . 03 "bcbsl c-H N « bC Mil zter iert (^ ^'^S Oi a 5 •größerg. Leber , .tig dege o s , Co t»_t O 3 + bß N 5^ + ä.g o o .+ CO +s CM ü o 02 a ^ t4 a o es H bC a o a s 03 ja u Cß .+ bC CD +-a .+ o o (M (M od (M Ö t-s^ bD 05 O = a a> a SS U c« .+ . + s • T ^ ^ + §5 5J5 +- c ^V ^ -^* !C5 ,-1 T^ OJ a> 00 s o I ^ .'S a CO oa -)_; 1 »- O o" . bC -^ Tji o oö d^'ki a-2 .-H 2 , «£ .SM bü +1 , . bC ^ ^ 1 ^=o 05 ' d ' -s^ o • M CO c . CS . 2 CO i CS ■M 2 co^ CO -r_; + bü CO o . bo .;> bc (M ~ 4- qjtS 8 6a +- Q ^j CO "^ oö I -g . bC '5.-0 "I .i> bc - a 3-a O • >-i .-• ^ o _« > o CQ 'f;3 -«^ ' ■SCQ bfi (M O) OD S still CM CO '^ . I .o 00 ' — I lO ^ a ■n .5 o bO bO 03 CS H H bc a> 'S t: C b£ o8 O ja TS bC hn bjD bfi' CS tu H H H- 'o 490 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt, Originale. Bd. 62. Heft 6. Tabe lle VI (KontroUtiere). Kontrolltiere , No. 16 50 53 Huhn Farbe Graues Huhn mit gelbem Hals Weiß Schwarz Gewicht 1200 g 1300 g 1400 g Datum der Infektion u. Krankheitsverlauf 19. 2. 10 infiziert mit Blut von Huhn No. 13 23. 4. 10 infziert mit Blut von Huhn No. 49 27. 4. 10 infiziert mit Blut von Huhn No. 51 I.Tag 20. 2. 10 24. 4. 10 28. 4. 10 2. Tag 21. 2. 10 + W. Hoher Durst, vermin- derte Freßlust 25. 4. 10 + w. dgl. u. Sträuben d. Federn 29. 4. 10 + W. dgl. 3. Tag 22. 2. 10 + + + Benommenheit d. Sen- soriums 26. 4. 10 + + dgl. 30. 4. 10 + + dgl. 4. Tag 23. 2. 10 + + + + Durchf., Freßlust ganz aufgehoben 27. 4. 10 + + + dgl. 1. 5. 10 + + + dgl. Behandlung (pro Kilogramm Gewicht 5. Tag 24. 2. 10 Tot Gewicht 900 g. Leber und Milz vergrößert : Dünndarm hämorrh. 28. 4. 10 + + + Durchf. besteht weiter ; Somnolenz 2. 5. 10 + + + Hochgradiger Durch- fall 6. Tag 29. 4. 10 + + + + Hochgradig soporöser Zustand 3. 5. 10 + + + + Starke Somnolenz 7. Tag 30. 4. 10 4. 5. 10 Patient liegt regungs- los am Boden 8. Tag 1. 5. 10 Gewicht 990 g 5. 5. 10 Tot Gewicht 1220 g. Milz und Leber vergrößert, Dünndarm nämor- rhagisch 9. Tag 10. Tag setzte doch mit Ausnahme von zwei Fällen eine sichtliche Besserung und Heilung mit dem Tage der Behandlung ein. Besonders auffallend war die Heilwirkung des Mittels bei Huhn No. 47, das am Tage der Behandlung starken Durchfall zeigte und regungslos am Boden lag; aus dem Käfig genommen, machte es keine Fluchtversuche und bewegte sich Hauer, Wirkung des Mittels 606 auf die Hühnerspirillose. 491 (Heil versuche.) Behandlung am 4. Tage nach der Ansteckung. 15 36 41 47 51 Schwarzweiß Grauweißer Hahn Weißgrau Weißer Hahn Gelbes Huhn 1400 g 1300 g 1300 g 1410 g 1670 g 11. 2. 10 infiz. mit Spiro- chäten bezog. V. Prof. SchiUing 15. 3. 10 von Huhn No. 30 10. 4. 10 infiziert mit Blut von Huhn No. 38 16. 4. 10 infiz. von Huhn No. 45 23. 4. 10 infiz. mit Blut V. Huhn No.49 12. 2. 10 16. 3. 10 11. 4. 10 17. 4. 10 24. 4. 10 13. 2. 10 + W. dgl. Beschreibung im Text 17. 3. 10 + W. Beschreibung im Text 12. 4. 10 + W. Hoher Durst, ver- mind. Freßlußt 18. 4. 10 + W. dgl. im Text beschrie- ben 25. 4. 10 + W. dgl. 14. 2. 10 + + dgl. 18. 3. 10 + + dgl. 13. 4. 10 + + dgl. 19. 4. 10 + + + dgl. Starker Durchfall 26. 4. 10 + + + dgl. 15. 2. 10 + + + + dgl. Starker Durchfall und hochgradige Somnolenz 19. 3. 10 + + + dgl. Starker Durchfall 14. 4. 10 + + + + Benommenheit d. Sensor., Durch- fall 20. 4. 10 + + + + dgl. Patient liegt re- gungslos am Bo- den 27. 4. 10 + + + dgl. 0,04 0,005 0,04 0,05 0,05 16. 2. 10 Tot Gew. 1200 g. Sek- tionsbefund wie bei No. 53. 20. 3. 10 Hochgradig sopo- röser Zustand 15. 4. 10 21. 4. 10 28. 4. 10 21. 3. 10 Patient liegt wie gelähmt am Bod. 16. 4. 1 22. 4. 10 29. 4. 10 22. 3. 10 Tot Gewicht 1200 g 17. 4. 10 23. 4. 10 30. 4. 10 23. 3. 10 Sektionsbef. wie bei No. 15 18. 4. 10 Gewicht 1350 g 24. 4. 10 Gewicht 1480 g 1. 5. 10 Gewicht 1670 g 19. 4. 10 25. 4. 10 2. 5. 10 nur auf Antrieb weiter. Nach Einspritzung von 0,05 Salvarsan war am nächsten Tage das Blut frei von Parasiten und eine Besserung im Allgemeinbefinden zu konstatieren. Das Huhn stand aufrecht im Käfig, aus demselben genommen machte es Gehversuche, gegen Nachmittag stellte sich wieder etwas Appetit ein. 492 Centralbl. f. Bakt. etc. T. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Nicht geheilt wurden die Hühner No. 15 und No. 36. Ersteres zeigte außer hochgradiger Somnolenz und Durchfall Ausfluß dünnflüssiger Massen aus dem Schnabel und Lähmung der Gliedmaßen, so daß es regungslos am Boden lag. Am Tage nach der Einspritzung mit 0,04 waren die Spirochäten vollkommen aus dem Blut verschwunden. Die Sektion ergab: Vergrößerung von Milz und Leber, letztere fettig degene- riert, Dünndarm hämorrhagisch. Da erkrankte Tiere in der Regel eine geringere Dosis von Arznei- mitteln vertragen als gesunde, so konnte bei diesem Huhn der Tod vielleicht zum Teil auf Rechnung der hohen Dosis erfolgt sein. Wie Hata nachgewiesen hat, beträgt z. B. die Dosis tolerata des Atoxjls für gesunde Hühner 0,1, für kranke etwa 0,08. Ich spritzte dem Huhn No. 36 daher eine weit geringere Menge ein, nämlich 0,005. Wie bei Huhn No. 15 bestand auch hier Durchfall in Form von vollkommen dünnflüssigen Faeces und hochgradige Erschöpfung, so daß Patient wie gelähmt am Boden lag. Die augefertigten Blutpräparate zeigten unter dem Mikroskop unzählige Mengen von Spirochäten. Während Huhn No. 15 bereits am nächsten Tage nach Einspritzung des Mittels starb, trat der Tod bei Huhn No. 36 erst nach 3 Tagen ein. Ob diese günstige Beeinflussung auf Kosten der geringeren Quantität des Salvarsans zu setzen ist, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls scheinen in beiden Fällen die bei der Sektion vorgefundenen, möglicherweise schon am Tage der Einspritzung vorhanden gewesenen Veränderungen der verschiedensten Organe eine Besserung resp. Heilung der Tiere unmöglich gemacht zu haben. Die Sektion bei No. 36 ergab: Anämie, Abmagerung, fettige Leberentartung und Milzatrophie. Als Kontrolltiere bei den Heilversuchen (vergl. Tabelle II bis VI) dienten 14 Hühner. Davon starben 9 Tiere. Bei 2 Vögeln trat der Tod am 4. Tage post infectionem ein, bei einem am 5., bei zwei am 6., bei zwei am 7. und bei zwei am 8. Tage. Sämtliche Patienten zeigten auf der Höhe der Erkrankung Durchfall in Form von vollkommen dünn- flüssigen Faeces und hochgradige Somnolenz. Bei den am 8. Tage ein- gegangenen Tieren bestand außerdem Lähmung der Gliedmaßen, so daß die Vögel regungslos am Boden lagen. Bei der Sektion wurde in allen Fällen eine Vergrößerung von Milz und Leber gefunden, letztere fettig degeneriert; daneben war häufig der Dünndarm höher gerötet und mit Hämorrhagien besetzt. Bei zwei Tieren, No. 25 und No. 27, die an Tuberkulose eingingen, unterblieb die Untersuchung des Blutes auf Spirochäten, da bereits der Tod zu Beginn des 2. Tages nach der Ansteckung erfolgte. Die Leber war bei beiden Tieren mit hirsekorngroßen, weißgrauen Knötchen besät. Die mikroskopische Untersuchung ergab zahlreiche Tuberkelbacillen. (Tabelle No. VII.) Schutzversuche mit Salvarsan wurden an 5 Hühnern vor- genommen (Tabelle VIII). Die angewandten Mengen des Mittels be- trugen: 0,1, 0,03, 0,02, 0,01 und 0,025 pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einem Vogel erfolgte die Injektion des Salvarsans 7 Tage, bei zwei Tieren 24 Stunden, bei einem Huhn 12 Stunden vor der Ansteckung: Huhn No. 40 wurde das Mittel 606 bei gleichzeitig stattfindender Infektion einverleibt. Trotz einmaliger Behandlung trat in keinem Falle eine Er- krankung ein und selbst bei dem 7 Tage vor der Einspritzung mit spirochätenhaltigem Blut behandelten Vogel konnten im Blut keine Para- siten nachgewiesen werden. Durch wiederholte Reinfektionen, bei letzt- \ Hauer, Wirkung des Mittels 606 auf die Hühnerspirillose. 493 genanntem Tier sogar nach 40 Tagen, gelang es in keinem Falle, eine Ansteckung herbeizuführen. Hata, der Hühnern 0,07 g Salvarsan intra- muskulär einspritzte und sie dann infizierte, stellte eine Schutzwirkung der Substanz 606 bis zu 50 Tagen fest. Tabelle VII (Huhn No. 25 und 27 mit Tuberkulose). No. 25 Huhn Farbe Gewicht Datum der Infektion 1. Tag Weiß 1600 g 23. 2. 10 Infiziert mit Blut von Huhn No. 20. 24. 2. 10 27 Gelb 950 g 16. 3. 10 Infiziert mit Blut von Huhn No. 26 17. 3. 10. Hochgradige Somnolenz, Freß- Hochgradige Mattigkeit, Freß- lust unterdrückt, Patient fühlt! lust ganz unterdrückt, sehr sich am ganzen Körper kalt an niedrige Temperat. am ganzen Körper 2. Tag Tot Tot Sektion : Auf der Oberfläche der dgl. Leber zahlreiche Tuberkel, im Blut Tuberkelbacillen ! Eine natürliche Immunität habe ich unter 49 Hühnern nur bei 4 Vögeln feststellen können. (Tabelle No. IX.) Huhn No. 5 und 6 er- krankten nicht, selbst nach viermaliger, Huhn No. 11 und 14 trotz drei- maliger Ansteckung. Es handelte sich dabei um ältere Tiere mit hohem Körpergewicht. Uhlenhuth, Gross und Bickel fanden unter 40 Hühnern nur zwei mit natürlicher Immunität. Tabelle VIII (Schutzversuche). No. 4 43 52 39 40 Huhn Farbe Schwarz mit grauem Hal> Grau Weiß Grau Schwarz Gewicht 1200 g 1200 g 1550 g 1000 g 1300 g Vorbehandlung 28. 12. 09 10. 4. a3. 4. 18. 3. 10 18. 3. 10 mit 0,1 mit 0,01 mit 0,025 mit 0,02 mit 0,03 I. Infektion: zum 1. Mal nach 24 Std. nach 24 Std. nach 12 Std. gleichzeitig mit Zum 1. Mal 7 Tage nach Befund: neg. keine Spirill. Befund: neg. der Behandlung der Vor- 1. Tag — im Blute am 1. Tage — Einspritzung behandlung 2. . - am I.Tage — . 2. „ - von spirochäten- Befund: neg. 3. „ - , 2. „ - . 3. „ - haltigem Blut 1. Tag - 4. „ — . 3. „ - „ 4. „ - Befund: neg. 2. „ - 5. . - „ 4. „ — „ 5. „ — am 1. Tage — 3. . — n »• fl — . 2. „ - 4. „ - « 3. „ - 5. „ - „ 4. „ - n ^* T) " II. Infektion : am 4. 1. 10. am 25. 4. am 5. 5. am 1. 4. Befund: neg. Befund: neg. Befund: neg. Befund: neg. III. Infektion : am 26. 1. 10. Befund : neg. am 10. 5. Befund: neg. IV. Infektion: am 13. 2. 10. Befund: neg. 494 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Eine hohe und anhaltende Immunität zeigten die Hühner, die spontan von der Krankheit geheilt wurden. Bei den hierüber angestellten Ver- suchen bei Huhn No. 1 und No. 10 (Tabelle II und IV) konnte in beiden Fällen trotz dreimal wiederholter Einspritzung von spirochätenhaltigem Blut selbst nach 3 Monaten keine Ansteckung herbeigeführt werden. Des- gleichen verhielten sich kranke Vögel, die nach Behandlung mit Salvarsan genasen, neuen Infektionen gegenüber vollkommen immun. Tabelle IX (Immunität bei den Hühnern 5, 6. 11 und 14). No. Huhn Farbe Gewicht Gelb 1400 s Schwarz mit Haube 1300 g 11 Gelb 1500 g 14 Weiß 1450 g Datum d. Infektion I. Infektion Befund II. Infektion Befund III. Infektion Befund IV. Infektion Befund 29. 12. 09 infiziert mit Blut V. Huhn No. 1 30. 12. 09 infiziert mit Blut V. Huhn No. 1 17. 1. 10 26. 1. 10 infiziert mit Blutlinfiziert mit Blut V. Huhn No. V v. Huhn No. 8 26. 1. 10 infiziert mit Blut V. Huhn No. 8 16. 2. 10 infiziert mit Blut V. Huhn No. 12 23. 1. 10 I 30. 1. 10 infiziert mit Blut infiziert m, spiro- V. Huhn No. 8 chätenhaltigem j Blut von Prof. Schilling be- zogen 13. 2. 10 i 13. 2. 10 infiziert mit Blut infiziert mit Blut V. Huhn No. 15 v. Huhn No. 15 15. 3. 10 ' 23. 3. 10 infiziert mit Blut infiziert mit Blut V. HuhnNo. 31 v. Huhn No. 33 13. 2. 10 12. 3. 10 jinfiziert mit Blut infiziert mit Blut V. Huhn No. 15, v. Huhn No. 31 Uebersichtstabelle. A. Versuche wurden im ganzen an 53 Hühnern angestellt. Davon wurden mit Spirochäten künstlich infiziert 50 Hühner: No. 1, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53. [Huhn No. 2, 3 und 4 wurden zur Feststellung der tödlichen Dosis des Salvarsans benutzt.] a) Von diesen 50 mit Spirochäten infizierten Hühnern wiesen 40 Tiere Parasiten im Blute auf: No. 1, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 26, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 41, 42, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 53. b) Keine Spirochäten zeigten lU Hüher: No. 5, 6, 11, 14, 25, 27, 39, 40, 43 und 52. [No. 5, 6, 11 und 14 blieben frei von Parasiten trotz drei- bis viermaliger Infektion. No. 25 und 27 starben an Tuberkulose, No. 39, 40, 43, 52 dienten zu Schutz- versuchen.] B. Von den 50 mit Spirochäten infizierten Hühnern wurden mit dem Mittel 606 behandelt: 30 Hühner. a) Davon wurden 26 Hühner erst infiziert und dann behandelt (Heilversuche). No. 12, 15, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 26, 28, 29, 30, 31. 32, 33, 35, 36, 38, 41, 44, 45, 46, 47, 48 und 51. Von diesen starben zwei Hühner: No. 15 und 36. b) Davon (30) wurden erst behandelt und dann infiziert (Schutzversuche) 5 Hühner: No. 4, 39, 40, 43 und 52. [Huhn No. 4 zählt, weil bereits zur Feststellung der töd- lichen Dosis von 606 benutzt, hier nicht mit.] C. Von den 50 mit Parasiten infizierten Tieren wurden nicht behandelt: 20 Hühner: No. 5, 6, 11 und 14, die trotz drei- bis viermaliger Infektion, wie oben bereits erwähnt, frei von Spirochäten blieben. No. 25 und 27 starben an Tuberkulose. No. 1, 7, 8, 9, Hauer, Wirkung des Mittels 606 auf die Hühnerspirillose. 495 10, 13, 16, 24, 34, 37, 42, 49. 50 und 53 wurden als Kontrolitiere benutzt. Davon blieben am Leben 5 Hühner: No. 1, 10, 37, 49 und 50. Zur Feststellung der tödlichen Dosis von 606 wurden benutzt: 3 Hühner Heilver'suche : 26 „ Schutzvereuche : 4 „ Kontrolltiere: 14 „ Hühner, an denen keine Versuche vorgenommen wurden: 6 „ Summa: 53 Hühner Hiernach sind von 30 behandelten Hühnern 28 geheilt worden : = 93,3 Proz., während von 14 nicht behandelten (Kontrolltieren) nur 5 am Leben blieben = 35,07 Proz. Die beiden Tiere, die trotz der Behandlung zugrunde gingen, wurden allerdings erst am 4. Tage behandelt: No. 15 mit 0,04, No. 36 mit 0,005 des Mittels No. 606. Schlußfolgerungen. Aus meinen mit Salvarsan angestellten Versuchen geht hervor, daß diese Substanz imstande ist, die Spirochäten im Tierkörper zu vernichten. Die Heilwirkung des Mittels setzte in allen Fällen vom Tage der Be- handlung an ein und äußerte sich in auffallender Weise selbst nach Anwendung von geringen Mengen Salvarsans. Auch in den Fällen, in denen eine Behandlung der Tiere erst am 4. Tage nach der Ansteckung eingeleitet wurde, und dieselben hochgradig somnolent und das Blut mit Spirochäten überschwemmt war, trat nach einer einmaligen Einspritzung von nicht allzu geringen Mengen des Mittels 606 eine auffallende Bes- serung und Heilung ein. Die Immunität, die das Salvarsan den mit ihm behandelten resp. durch dasselbe geschützten Tieren verleiht, ist eine hohe und dauernde. Abgesehen davon, daß eine einmalige Injektion der Substanz 606 genügt, um eine Heilung der Tiere herbeizuführen, bietet das Salvarsan gegenüber den bisher bei der Spirillose der Hühner angewandten Mitteln auch noch den Vorzug, daß bei demselben bis jetzt eine schädliche Nebenwirkung auf den Körper nicht beobachtet worden ist. Literatur. 1) Sobernheim, Hühnerspirochäte (Bpirochaete gallinarum). (Handb. d. pathog. Mikroorgan. v. Kolle u. Wassermann. Erg.-Bd. L p. 590, 592, 593 u. 594.) 2) Hutyra u. Marek, Spirochätose des Geflügels. (Spez. Pathol. u. Ther. d. Haus- tiere, p. 837, 838 u. 839.) 3) Luhe, Die im Blut schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. (Handb. d. Tropenkrankh. v. Mense. Bd. 3. 1906. p. 185.) 4)Levaditi et Manouelian, Nouvelles recherches sur la spirillose des poules. (Ann. de l'Instit. Pasteur. T. 20. 1906. p. 595 u. 600.) 5) D od d , Spirochaetosis in Fowls in Queensland. (Journ. of Compar. Pathol. u. Therap. 1910. p. 1—17.) 6) Uhlenhuth u. Gross, Untersuchungen über die Wirkung des Atoxyls auf die Spirillose der Hühner. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundh.-Amt. Bd. 27. 1907. p. 231, 247 u. 248.) 7) V. Prowazek, Morphologische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen über Hühnerspirochäten. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundh.-Amt. Bd. 23. 1906. p. 554.) 8) Blaizot, Etudes sur la Spirochaetose des poules produite par Spirochaeta galli- narum virus somali. La maladie chez les poussins. 1. Modification de la virulence du parasite par passage direct. (I. u. IL note von Blaizot a. Compt. rend. See. de Biol. T. 47. p. 421-423, 447—449.) 9) Uhlenhuth, Gross und Bickel, Untersuchungen über die Wirkung des Atoxyls auf Trypanosomen und Spirochäten. (Dtsche med. Wochenschr. 1907. p. 8.) 496 Ceütralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale, ßd. 62. Heft 6. 10) Fülleborn, Untersuchungen über Immunitas non sterilisans bei Hühnerspirochäten und Hundebabesien. (Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. 13. 1909. p. 166 u. 167.) 11) Ehrlich u. Hata, Die experimentelle Chemotherapie der Spirillen lÖlO. I. Ex- perimentelle Grundlage der Chemotherapie der Spirillosen. p. 15, 17, 21, 28, 30 u. 34. II. Versuche mit Hühnerspirillose. Hata. p. 44, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55 u. 56. III. Versuche bei Syphilis an Kaninchen. Hata. p. 59, 60, 69, 80 u. 81. IV. Vor- läufige Mitteilung über die Wirkung der Ehrlichschen Substanz 606 auf Spiro- chaeta pertenius im Tierkörper. Nichols. V. Chemotherapie des Recurrens. Iversen. p. 90 u. 101. VI, Kurze Mitteilung über die im Cairo Infections Hospital behandelten Fälle von Rückfallfieber. Bitter und Dreyer. p. 109. VII. Schluß- bemerkungen, p. 118, 121 u. 158. 12)Dschunkowsky u. Luhs, Recherches sur la spirillose des oies. (IX. Congr. intern, de m^d. v^t6r. ä la Hay. sept. 1909.) 13) Iversen, Ueber die Wirkung des neuen Arsen präparates 606 Ehrlichs bei Recur- rens. (München, med. Wochenschr. 1910. p. 6, 8 u. 9.) 14) Alt, Das neue Ehrlich- Hata- Präparat gegen Syphilis. (München, med. Wochenschr. 1910. p. 563 u. 564.) 15) Werner, Ueber einige Besonderheiten der Malaria aus Brasilien und über die Be- handlung dieser Malaria mit Ehrlich-Hata 606. (Verhandl. d. Deutsch. Kolonial- kongr. 1910.) 16) Marchoux et Salimbeni, La spirillose des poules. (Ann. Pasteur. T. 17. 1903. p. 569.) 17) Fülleborn, Ueber die Virulenz von Hühnerspirochäten nach Vogelpassagen, p. 39. (Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. 8. 1909. p. 166 u. 167.) 18) V. Prowazek, Zur Entwicklung der Spirochaeta gallinarum (Contribuijao para o estudo do dezenvolvimento do Spirochaeta gallinarum). (Mem. do Instit. Oswaldo Cruz. T. 1. p. 79—81.) 19) Ehrlich, Chemotherapie von Infektionskrankheiten. (Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jahrg. 6. 1909. p. 732.) 20) Hata, Chemotherapie der Spirillen. (Verh. Deutsch. 27. Kongr. f. inn. Med. Wies- baden 1910.) 21) Heubner, Die experimentelle Chemotherapie der Spirillosen. (Therap. Monatsh. Jahrg. 24. p. 8.) 22) Borrel et Marchoux, Argas et Spirilles. (Compt. rend. soc. biol. 1905. p. 58.) 23) Blaizot, Etudes sur la spirochaetose des poules produite par Spirochaeta gallinarum (Virus somali). Une propriete de la rage, cultiv^e sur poussins. (Compt. rend. de la Soc. de Biol. T. 68. 1910. p. 29—31.) 24) Levaditi etManouelian, Nouvelle m^thode rapide pour la coloration des spiro- chfetes en coupes. (Compt. rend. Soc. biol. 1906. No. 6.) 25) Levaditi, Les anticorps contre le Spirille de la septicömie des poules. (Ann. de ITnst. Pasteur. T. 18. 1904.) 26) — Contributions ä l'^tude de la spirillose des poules. (Ann. de l'Inst. Pasteur. T. 18. 1904. p. 129 et 146.) 27) — Culture du Spirille gallin. (Compt. rend. Soc. biol. 1906. p. 60.) 28) Borrel, Cils et division transversale chez le Spirille de la poule (avec remarques deLaveran). (Compt. rend. Soc. biol. T. 4. 1906. p. 60.) 29) Borrel et Burnet, Developpement initial „in vitro" du Spirille de la poule. (Ibid.) 30) Balfour, Further observations on fowl Spirochaetosis. (Journ. of Trop. Med. a. Hyg. Vol. 12. 1909. p. 285—289.) 31) Wladimiroff, Hühnerspirochäte. (Kolle u. Wassermann, Handb. IV, 2.) Böhm, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkelbacillen etc. 497 Nachdruck verboten. Ueber die verscliiedenen Färbemethodeii der Tuberkelbacillen und deren kritiscbe Rezension. [Mitteilung aus deiu Institut für allgemeine Pathologie und Therapie der königl. ungar, Franz Josef-Universität zu Kolozsvär (Vorstand: Prof. Dr. J. v. Löte).] Von cand. med. Johann Böhm. Einleitung. Der Tuberkelbacillus läßt sich, abweichend von den meisten Bacillen, sehr schwer mit den gewöhnlichen Färbungsmitteln färben, aber wenn die Färbung schon gelungen ist, entfärbt er sich selbst unter starker Säureeinwirkung nicht. Auf dieser Säurefestigkeit des Tuberkelbacillus, worüber die Meinungen noch sehr verschieden sind, beruhen di§ meisten Färbemethoden, mit deren Hilfe wir die Tuberkelbacillen im Sputum nachweisen wollen. Bevor ich mich auf die Rezension der einzelnen Färbungsmethoden einlasse, finde ich es für notwendig, jene allgemeine Ansichten anzugeben, die wir im Auge behalten müssen, wenn wir den Wert der verschiedenen Färbemethoden unbefangen beurteilen wollen. Die idealste Methode wäre meiner Meinung nach diejenige, mit deren Hilfe wir in einigen Sekunden mit einer konstanten Lösung (die man nicht immer frisch herstellen müßte) unser Präparat so färben könnten, daß zwischen den Tuberkel- bacillen und seiner Umgebung ein lebhafter Kontrast sei, und zugleich jeder Tuberkelbacillus und alle Granula, d. h. die gesamten Bestandteile des Tuberkelvirus, gefärbt würden ; unsere letzte Forderung wäre noch, daß wir ein Dauerpräparat erzielten. Da eine solche Methode noch nicht existiert und die Herstellung einer solchen vielleicht unmöglich ist, eben infolge der spezifischen Färbbarkeit der Tuberkelbacillen, darum halten wir mit unbefangener Kritik, wenn auch nicht für die idealste, so doch für die beste Färbemethode diejenige, welche die meisten Eigenschaften einer solchen enthält. Unter allen bisher bekannten Färbemethoden kämpfen drei oder vier um den ersten Preis: das sind die zwei guten alten Ehrlich- Koch und Zieh 1-Neelsen sehe Methoden und die zwei neuen, die Much II- und Spenglers Pikrinsäuremethode. Dies waren jene Methoden, mit denen ich mich am meisten befaßte. I. Die ältesten Färhungsmethoden. Ich habe von den bisher veröffentlichten Verfahren 24 Tuberkel- bacillenfärbemethoden untersucht, und zwar immer in frischen, teilweise von solchen Individuen stammenden Sputen, bei denen schon nach Ziehl der Tuberkelbacillus nachweisbar war, teils in Sputen solcher, bei denen nach Ziehl das Resultat noch negativ war, die physikalische Unter- suchung aber Tuberculosis pulmonum sehr verdächtig machten. Ich habe nahezu 250 Präparate untersucht, dabei das Hauptgewicht auf jene Methoden legend, welche als die besten Färbemethoden in Frage kommen könnten. Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 6. 32 498 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. 1. Kochsche Methode. Zu der ältesten Färbemethode gehört Kochs folgende Methode: 1) Bei Einwirkung von 24-stündiger Zimmertemperatur oder während der Dauer % — 1 Stunde bei 40^ C färben mir mit gesättigtem Methylen- blau das Präparat, zu welchem wir noch einige Tropfen 1-proz. KOH oder NaOH hinzufügen. 2) Danach färben wir das Präparat 10 — 15 Minuten lang mit Bis- marckbraun nach. Das auf diese Weise gewonnene Präparat ist ganz gleichfarbig, der Grund sieht aus, als wären sämtliche Bakterien rostbraun gefärbt. In solchen gleichgefärbten Präparaten ist das Auffinden der Tuberkelbacillen sehr schwierig; die gefärbten Bacillen sind rotbraun, ohne scharfe Kon- turen; am zahlreichsten sind die mittelgroßen Bacillen gefärbt, granulierte Formen sind darin nicht zu finden. Die Zahl der gefärbten Bacillen ist geringer als z. B. die Zahl derer, die in den nach Ziehl gewonnenen Präparaten sichtbar sind, oder es ist möglich, daß hier auch mehrere Bacillen gefärbt wurden, nur ist durch die Aehnlichkeit der Umgebung das Erkennen einiger von ihnen unmöglich. Außer der Schwierigkeit des Erkennens von Bacillen hat diese Methode noch einen Fehler, welcher noch verzeihbar wäre, wenn diese Methode noch einige Vorzüge hätte, nämlich ihre Langwierigkeit. Man braucht eine Stunde oder gar einen ganzen Tag zur Herstellung eines Präparates. Dieser zwei großen Fehler wegen wird sie gegenwärtig gar nicht gebraucht und ist nur als Bahn- brecher noch beachtenswert. 2. Ehrlich-Kochsche Methode. Eine alte, aber auch jetzt noch benützte Färbungsmethode ist die Ehrlich-Koch sehe. 1) Wir legen das Ausstrichpräparat in frische Anilinwasser-Gentiana- violett- Lösung und kochen es 15 — 20 Minuten lang. 2) Entfärben mit 25-proz. HNO3 und 3) in 70-proz. Alkohol. 4) Abwaschen mit Wasser. 5) Nachfärbung mit einigen Tropfen Karbolfuchsin, Abwaschen wieder mit Wasser, schließlich Einschließen in Kanadabalsam. In diesen Präparaten sieht man die Tuberkelbacillen auf lichtrotem Grund in dunkelvioletter Farbe. Bei der Färbung muß die Salpeter- säureentfärbung so lange anhalten, bis das Präparat ganz lichtviolett wird, das Abwaschen mit Alkohol und das Ueberfärben mit Karbol- fuchsin muß je eher geschehen, damit nicht eine zu starke Entfärbung oder die rötliche Färbung sämtlicher Bestandteile eintrete. Die Gentiana- violette Färbung hat ein ziemlich entsprechendes Resultat, färbt man nur 10 Minuten lang in warmer Lösung. Das gewonnene Präparat ist in- folge des lebhaften Farbenkontrastes zusagend und die Tuberkelbacillen sind darin leicht erkennbar; ist die Entfärbung genügend, dann finden wir darin keine anderen violett gefärbten Bakterien. Koch erwähnte schon gewisse granulierte Formen, welche durch diese Färbemethode sichtbar werden, die neuerdings Much eingehender beschrieb und denen immer eine größere und größere Wichtigkeit beigelegt wird. Diese nach Much benannten Granula sind auch durch die Ehrlich-Kochsche Methode nachweisbar, was auch ganz natürlich ist, da ja die Ehrlich- Kochsche wie die Much sehe Färbungsmethode nur eine Modifizierung Böhm, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkelbacillen etc. 499 der ursprünglichen Gram sehen Färbung ist. Da der eigentliche Wert der einzelnen Färbemethoden nur so beurteilt werden kann, wenn sämt- liche Methoden miteinander verglichen werden, so will' ich den Wert der Ehr lieh -Koch sehen Methode durch Vergleich mit den übrigen Me- thoden feststellen. Der wichtigste Gegner der E hrlich-K och sehen Färbemethode ist die Zieh Ische. Mit beiden Methoden sind Tuberkel- bacillen in ungefähr gleicher Zahl aufzufinden, nur sind die granulierten Formen mit der E hr lieh- Koch sehen Methode nachweisbar, dagegen mit der Zieh Ischen Methode nicht. Einen Nachteil hat aber die Ehr- lich-Koch sehe Färbemethode mit der anderen verglichen, nämlich daß sie langwieriger ist als die Zieh Ische, da in kürzerer Zeit als in 15 bis 20 Minuten kein Präparat zu verfertigen ist; von großem Nachteil ist dabei, daß man stets frisches Anilin wasser- Gen tianaviolett herstellen muß, wodurch diese Methode noch langwieriger und schwerfälliger wird. Wenn ich schon an dieser Stelle die Ehrlich- Ko ch sehe Methode mit der berühmten, durch Much modifizierten Gram -Färbung vergleiche, so ist das dadurch zu erklären, daß durch diese Methode augenscheinlich weniger granulierte Formen und weniger Tuberkelbacillen gefärbt werden als durch die Much sehe, was für diese entschieden nachteilig ist. Eine Reihe vergleichender Färbeversuche versuchte ich mit den Methoden Ziehl, Spengler und Ehrlich- Koch, aber wenn über- haupt Tuberkelbacillen nachweisbar waren, dann fand ich sie immer in gleicher Zahl in allen drei Präparaten. Da es mir gelang, in jedem Fall, wo die Zieh Ische und die Spengler sehe Methode positiv waren, auch in den Ehrlich- Koch sehen Präparaten den Tuberkelbacillus ungefähr in gleicher Menge nachzuweisen, darum halte ich die Ehr lieh- Koch sehe Färbemethode auch heute noch entsprechend, aber während diese ihrer Langwierigkeit wegen hinter Ziehl bleibt, bleibt sie auch hinter Much, weil mit ihrer Hilfe weniger Tuberkelbacillen gefärbt werden. Sie steht ihrer leichten Uebersichtlichkeit wegen mit Ziehl in gleicher Reihe, übertrifft dieselbe aber durch die leichte Uebersichtlichkeit und im Verhältnis zu dieser durch ihre leichtere Ausführung. IL Die Ziehische Methode und die modifizierten Ziehl-Färbungen. 1. Ziehl-Neelsen. Eine der ältesten, heutzutage noch gebräuchlichen Färbemethode ist die Zieh Ische Karbolfuchsinmethode: 1) Karbolfuchsin bei Wärme, bis Dämpfe entstehen. 2) Entfärbung mit 30-proz. Salpetersäure. 3) Abwaschen mit Alkohol (nicht unbedingt notwendig). 4) Nach dem Abwaschen mit Wasser Nachfärben mit Methylenblau. Die ganze Färbung ist in geübten Händen sehr kurz, es gelingt, samt dem Aufstrich des Präparates in 3 — 5 Minuten ein vollständig gutes Präparat zu gewinnen. Das Aeußere des Präparates ist gefällig, denn auf einem gut gefärbten Präparate können wir einen schönen Farbenkontrast sehen, die Tuberkelbacillen erscheinen rot, alle anderen Bakterien und ihre Umgebung dagegen blaßblau gefärbt. Da diese Färbung viel angewandt wird, habe ich sie bei meinen Experimenten mit sämtlichen bekannten Färbemethoden verglichen und jede einzelne mit der Zieh Ischen. Wenn der Tuberkelbacillus mit einer anderen Me- thode nachweisbar war, dann gelang es mir, denselben auch mit der 32* 500 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Zieh Ischen Methode aufzufinden. Die Gestalt der mittels der Ziehl- schen Methode gewonnenen Tuberkelbacillen entsprach in allen den Ge- stalten, die wir durch andere Methoden erhielten; ihre Grundmaterie war manchmal ganz homogen, und manchmal konnte man gewisse stärker glänzende, aber ungefärbte, vorher für Sporen gehaltene Körnchen in den Tuberkelbacillen erblicken. Im aligemeinen erschienen die Ziehl- schen Tuberkelbacillen stärker als ein Teil der durch die Muchsche, Her mann sehe und Sp engl er sehe nachweisbaren Tuberkelbacillen. Much behauptet in seinem „lieber die nicht säurefesten Formen des K och sehen Tuberkelbacillus'' benannten Artikel, daß wir in der Zieh 1- schen Färbung darum Tuberkelbacillen von stärkerer Gestalt finden, weil die zarteren, schlankeren Tuberkelbacillen nicht säurefest sind, deshalb kann man sie nur durch die Gram sehe Methode färben. Diese Be- hauptung Muchs können wir im ganzen nicht akzeptieren. In jenen Fällen jedoch, wo nach Ziehl nur die stärker gestalteten Tuberkel- bacillen gefärbt wurden, müssen wir dennoch folgendes zugeben : ent- weder werden die Tuberkelbacillen durch die Zieh Ische Methode stärker, oder scheinen die durch den Farbenkontrast beinahe schwarzen Tuberkel- bacillen (Ehrlich-Koch, Much, Hermann) nur infolge der optischen Täuschung so bedeutend schlanker. Tatsächlich bekommen wir bei der Zieh Ischen Färbung zwar seltener, aber doch schlanker gestaltete Ba- cillen als gewöhnlich. Um Wiederholungen zu vermeiden, will ich mich über diese mit der Zieh Ischen Methode angeblich nicht nachweisbaren schlankeren Gestalten, sowie über die nach Ziehl tatsächlich nicht färb - baren Much sehen Granula bei der Beschreibung der Much sehen Methode eingehender befassen. Die Much sehen Granula sind nicht säurefest und können darum nach Ziehl nicht gefärbt werden. Kurz zusammengefaßt finden wir in den nach Ziehl gefärbten Präparaten durchschnittlich ebensoviele Tuberkelbacillen als in den nach Ehrlich-Koch, Hermann und Spengler gefärbten, aber in mehreren Fällen fand ich bei Ziehl weniger Tuberkelbacillen als in demselben Sputumteil, der nach Much gefärbt wurde; es sind vielmehr die stärkeren Gestalten in verschiedenster Länge vorhanden. Einzel- stehende Granula sind in den Zieh Ischen Präparaten nicht zu sehen. Die Ziehische Methode wurde bis heute für die beste anerkannt, an ihrem Werte fing mau erst nach den Tierversuchen von Much und seinen Nachfolgern an zu zweifeln, als eine solche Form des Tuberkel- virus erwähnt wurde, die nach Ziehl nicht gefärbt werden kann, und man solche Fälle beschrieb, in denen nach Much Tuberkelbacillen ge- funden wurden, dagegen mit der Zieh Ischen Methode nicht (Caar. Betegh, Berka, Wirths). Ich untersuchte nach der Much sehen Methode 12 Ziehl- negative Sputen und konnte in keinem einzigen Falle echte Tuberkelbacillen nachweisen, nur sah ich in mehreren Fällen Granula für die Diagnose noch von zweifelhaftem Werte ^). Es gelang mehreren, durch die Much sehe Methode auch in solchen Sputen Tuberkel- bacillen nachzuweisen, in denen dies bei Ziehl unmöglich war, dagegen erwähnt Rosenblatt auch zwei solche Fälle, in denen er keinen Tu- berkelvirus fand, während er nach Ziehl eine ziemliche Anzahl Tuberkel- bacillen entdeckte. Solange die Bedeutung dieser spezifischen Granula 1) Diese Sputen stammten von solchen Individuen, bei denen die physikalischen und die klinischen Symptome schon vorhanden waren und welche im Sanatorium unter- gebracht sind. Böhm, Ueber die verschiedenen Färberaethoden der Tuberkelbacillen etc. 501 nicht genügend klar ist, dürfen wir die Z i eh 1- Färbung wegen ihrer sehr bedeutenden Vorteile der Much sehen und anderen neueren Färbe- raethoden nicht nachstellen. Nach Ziehl erhalten wir sehr schöne und leicht übersichtliche Präparate, welche außerdem länger nicht ausbleichen. Die Lösungen sind einfach, so daß sie in der ärztlichen Praxis ganz allgemein ist, was ihre Zweckmäßigkeit auch sehr erhöht. Die Ziehl- sche Färbemethode ist unbedingt die erste bei Differen- tialdiagnosen, denn die Smegma-, Lepra- etc. Bacillen verlieren ihre Farbe nur bei einer so starken Säureeinwirkung, die man nur bei der Zieh Ischen Färbung gebraucht. Wegen aller dieser Vorteile müssen wir die Ziehische Karbolfuchsin färbung unter den neueren und älteren Färbemethoden, besonders bei der Untersuchung des Sputums, als die beste, einfachste und zweckmäßigste Methode halten. Von welch großer Bedeutung die Zieh Ische Methode in der Ge- schichte der Färbemethoden der Tuberkelbacillen ist, beweist die Tat- sache, daß 10 neue Färbungsmethoden bekannt sind, welche aber nur unbedeutend und beinahe alle unzweckmäßig die Zieh Ische zu verein- fachen trachten. Außer diesen 10 Ziehl- Modifikationen gab Ziehl beinahe zu allen neueren Färbemethoden den Grundgedanken au, weil der Gang der neuesten derselbe ist, nämlich Grundfärbung, Entfärbung und eventuell Nachfärbung. So haben wir nur ein bis zwei originelle Färbemethoden, die nicht auf Ziehl beruhen. Betrachten wir jetzt diejenigen Färbemethoden, die vorteilhafter die Zieh Ische verändern wollen. 1. Tarchettis Methode. Tarchetti will in seiner Färbemethode die Zieh Ische so ver- kürzen, daß er die Entfärbung und Nftchlärbung mit einer Lösung voll- führt: Mit gesättigtem pikrinsauren Alkohol. Seine Methode ist folgende: 1) Es wird mit kaltem Karbolfuchsin 1 — 2 Minuten lang gefärbt. 2) Nach Wasserabspülung färbt man 5 Minuten lang mit gesättigtem pikrinsauren Alkohol. In den durch diese Methode gewonnenen Präparaten finden wir eben das durch Tarchetti gewünschte Ziehl nicht erreicht, weil er diese Methode weder verkürzt, noch die Entfärbung und Nachfärbung mit dem gesättigten pikrinsauren Alkohol erreicht, so daß er, anstatt beiden Aufgaben zu genügen, keine einzige erfüllt. Die Entfärbung tritt sogar bei längerer, 5 — 10 Minuten anhaltender Pikrinsäurebehandlung nicht ein, so daß außer den Tuberkelbacillen auch andere Mikroorganismen, so Bacillen und Kokken, rötlich gefärbt bleiben; der Farbenkontrast wird auch nicht erreicht, eben weil sich die übrigen Teile des Präparates nicht entfärben und so bleibt die Grundfarbe rötlich-gelb, welche Farbe keinen Kontrast zur lebhaft roten bildet. Eben weil kein Kontrast existiert, ist das Auffinden der Tuberkelbacillen schwierig, und wenn wir die den Tuberkelbacillen entsprechenden stäbchenartigen Formen auch auffinden, ist es noch immer sehr schwer, zu entscheiden, ob wir es tatsächlich mit Tuberkelbacillen oder mit anderen Bacillen zu tun haben, da alle un- gefähr gleichfarbig sind. Was die Struktur der gefundenen Tuberkel- bacillen betrifft, so sind sie stets von verschiedener Länge, aber fast immer homogen, ohne Körnchen. Da diese Methode nur eine Modifizierung der Ziehischen ist, sind die selbststehenden Granula nicht färbbar. Die Zahl der Tuberkelbacillen war bei der Ziehischen Färbung immer 502 Oentralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. größer. Weil also mit dieser Methode in gleicher Zeit weniger Bacillen gefärbt werden können, und die Bacillen nicht so sicher zu erkennen sind, ist die Tarc hetti -Methode der Zieh Ischen und allen übrigen neueren Methoden sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus praktischer Hinsicht nachzustellen. 2. Kaufmanns Methode. Kaufmann suchte die Zieh Ische Methode auch zu vereinfachen, und zwar dadurch, daß er nach der Karbolfuchsinfärbung keine andere Färbung anwandte; er hielt seine Präparate 5—10 Minuten lang im strömenden Wasser. Seiner Meinung nach würde durch das strömende Wasser das Karbolfuchsin ausgewaschen und so nur die Tuberkelbacillen hellrot bleiben. Seiner Meinung nach ist die erste Bedingung eines guten Präparates, daß es gleichmäßig und sehr dünn aufgestrichen sei, denn diejenigen Stellen, die dicker bestrichen sind, halten das Karbolfuchsin länger in sich, als die Tuberkelbacillen. Die Behauptung Kaufmanns ist tatsächlich richtig, aber mit der Modifizierung, daß die nicht säure- festen Teile des Präparates selbst bei dem dünnsten Aufstrich nur sehr wenig Fuchsin verlieren. Das ist auch ganz natürlich, da diese nur nicht säurefest, aber alle „wasserfest" sind. Es ist leicht möglich, daß in salpeterreichen, überhaupt in mineralreichen Wässern diese Entfärbung auch durchführbar ist, bei uns aber ist die Entfärbung nur minimal. Eben weil die Entfärbung der Umgebung sehr gering ist, ist das Auf- finden der Tuberkelbacillen sehr schwierig, Kaufmann selbst bekennt es, daß seine Präparate nicht so gefällig sind wie diejenigen anderer. Kürzer kann man sie nicht nennen, denn das Präparat muß selbst in stärker strömendem Wasserleitungswasser wenigstens 10 — 15 Minuten lang gehalten werden. Ihr einziger Vorteil ist die Einfachheit, die aber neben ihren großen Nachteilen nicht in Betracht kommen kann. 3, Johnes' Methode. John es' Methode ist auch eine Modifizierung der Ziehischen. Mit der Modifizierung will Johnes dasselbe erreichen wie Tarchetti, nämlich, daß die Entfärbung und Nachfärbung mit derselben Lösung geschehe, was natürlich für eine Färbemethode von großem Vorteil wäre, im Falle es gelänge. Johnes entfärbt und überfärbt das bei Er- wärmung mit Karbolfuchsin gefärbte und mit reinem Wasser abgespülte Präparat mit in Säure gelöstem Methylenblau. Da ich die Original- beschreibung nicht fand, mußte ich nach einem Referate mit Loeffler- schem Methylenblau, 30 Proz. HNO3, arbeiten. Das mit Karbolfuchsin gefärbte Präparat darf in dieser Lösung nur 1 Minute lang gehalten werden, denn sonst verlieren die Tuberkelbacillen ihre Säurefestigkeit, und auch jene werden sehr blaß, welche sich nicht gänzlich entfärbten. W^enn wir aber das Präparat nur sehr kurze Zeit in der Methylenblau- Säuremischung halten, so überfärbt es diese Mischung nicht gut, der Kontrast ist nicht scharf genug, eben weil auch die Entfärbung nicht vollkommen ist. Da wir bei der Entfärbung vor allem danach trachten müssen, daß die Umgebung möglichst stark entfärbt werde und bei der Nachfärbung der Farbenkontrast ein auft'allendcr sei und diesen beiden Forderungen diese modifizierte Z i eh 1- Färbung nicht entspricht, und man außerdem mit der gewöhnlichen Zieh 1- Färbung mehr Tuberkel- bacillen finden kann, kann auch diese Färbemethode nicht über die Z i e h 1 sehe gesetzt werden, daher auch nicht über die neueren Färbe- Böhm, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkel bacillen etc. 503 metlioden. Da wir aber dennoch ein schöneres Präparat als bei den übrigen modifizierten Zi eh 1- Färbungen gewinnen, außerdem die Struktur der gefundenen Bacillen schärfer sichtbar ist, können wir diese Modi- fizierung für eine der zweckmäßigeren Modifikationen halten. 4. Lübinoffs Färbe methode. Lü bin off gebraucht ein Fuchsin zum Färben, welches nicht mit Karbol-, sondern mit Bor-, Salicyl-, Benzoe- oder Ameisensäure gemischt ist. Alle haben ungefähr dieselbe Wirkung, aber das beste Resultat erzielte er mit dem Borfuchsin. Dies besteht aus: 0,5 g Fuchsin 0,5 „ Borsäure 15,0 ccm absoluter Alkohol 20,0 „ Aqua dest. Die Lösung bereiten wir folgendermaßen: Wir messen in einem Gefäß das destillierte Wasser ab, in dieses legen wir die abgemessenen Bor- säurekristalle, dann geben wir Alkohol dazu und schließlich das Fuchsin. Diese Lösung reagiert schwach auf Säure, ist licht, durchsichtig, verdirbt nicht, ist auch ohne Filtrieren zu gebrauchen. In dieser Lösung färben wir das Präparat 1 — 2 Minuten lang über der Flamme. Zum Entfärben brauchen wir Phosphorsäure (1 : 5). Das Präparat wird zuerst mit Wasser, dann mit Alkohol abgespült, endlich mit Methylenblau nachgefärbt. Bei den so gefärbten Präparaten war die Entfärbung nicht genügend, darum hielt ich dasselbe statt in 20-proz. Phosphorsäure 1 — 2 Minuten lang in 40-proz. Phosphorsäure, wobei ich eine schönere Färbung sah. Hier müssen wir darauf achten, daß das Präparat nicht länger in der Phosphorsäure bleibt, denn wenn wir nur 1 Minute länger entfärben, dann verlieren auch die Tuberkelbacillen von ihrer roten Farbe und sind demzufolge nicht zu erkennen. Eine lebhaftere Färbung sah ich auch dann, wenn ich das Präparat nicht 1—2 Minuten, sondern wenigstens 4 — 5 Minuten lang im Borfuchsin über der Flamme hielt, und danach mit 40-proz. Phosphorsäure entfärbte. Darum empfehle ich eher diese Modifikation, als die ursprüngliche Methode. Die Zahl der auf diese Weise gefärbten Tuberkelbacillen entspricht ungefähr der Zahl derer, welche durch die Ziehische Methode gefärbt wurden. Einzeln stehende Granula werden durch diese Methode nicht gefärbt, übrigens gleicht ihre Gestalt vollkommen den nach Ziehl gefärbten Tuberkelbacillen. Da wir ein besseres Resultat auch durch diese Methode nicht erzielen, als durch die Zieh Ische, dagegen diese Methode eine größere Uebung erfordert und länger dauert, auch die Phosphorsäure keine bleibende Mischung ist, sondern sich zersetzt, und das Borfuchsin eine selten ge- brauchte Farbe ist, die wir darum meistens nicht bei der Hand haben, schließlich, wie der Verfasser selbst gesteht, die Präparate nach 2 bis 3 Monaten mehr oder minder farblos werden: Auf Grund all dieser Umstände müssen wir diese Methode hinter die ursprüngliche Ziehl- Neelsensche Methode stellen, obzwar sie unter den übrigen Ziehl- Modifikationen zu den besten gehört. 5, Rondellis und Buscalionis Methode, Rondelli und Buscalioni empfehlen eine Färbemethode, welche ihrer Meinung nach rasch und einfach ist; zur Grundfärbung gebrauchen sie das ursprüngliche Karbolfuchsin, zur Entfärbung aber eine „Javelle- wasser" genannte Flüssigkeit. Die Bereitung des Javellewassers ist folgende: 504 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. 6 g Calciumhypochlorid werden in 60 g Wasser gelöst und 2 Stunden lang in einem gut schließenden Gefäße gehalten. In einem anderen Gefäße werden 12 g Kaliumkarbonat in 40 g Wasser gelöst. Letztere Lösung wird nach Filtration mit der vorigen zusammengeschüttet. Dann schütteln wir längere Zeit die Mischung, schließlich stellen wir dieselbe in einem gut schließenden, farbigen Glase weg. Die entfärbende Wirkung des auf diese Weise gewonnenen Javellewassers schreiben die Verfasser dem Chlor zu. Mit diesem Javellewasser wird das aufgestrichene und über der Flamme mit Karbolfuchsin gefärbte Präparat abgespült und darin so lange gehalten, bis die ursprünglich rote Farbe in eine bräunlich- gelbe übergeht. Dies dauert längere oder kürzere Zeit, je nachdem das Javellewasser frisch oder alt war; mit der frischen Lösung tritt dies in 2 Minuten, mit einer älteren in 5 Minuten ein. In den gewonnenen Präparaten sind nach der Beschreibung der Ver- fasser die Tuberkelbacillen immer schön rot, die übrigen Bacillen, Kokken und Umgebung aber gelblich-braun. Die mit der Rondelli- und Buscalioni -Methode hergestellten Präparate haben äußerlich eine große Aehnlichkeit mit den nach der Sp engl er sehen Pikrinsäuremethode hergestellten Präparaten. Die Tuberkelbacillen treten auf gelblichem Grunde in roter Farbe hervor, nur daß der Farbenkontrast bei Spengler sehr lebhaft ist, während hier zwischen der Farbe der Bacillen und ihrer Umgebung kein so großer Unterschied ist, besonders wenn wir mit dem Javellewasser länger als 2—3 Minuten entfärben. Bei der Zubereitung des Präparates müssen wir nach der Abspülung mit dem Javellewasser mehr Sorgfalt verwenden, denn wenn wir das Präparat nicht genügend abspülen, so tritt dabei Kristallisierung ein, wenn wir hingegen mit stark strömendem Wasser spülen, so kann es leicht geschehen, daß das Ganze abgewaschen wird, denn das Präparat wird durch das Javellewasser sehr stark aufgelöst. Darum ist es am zweckmäßigsten, das Präparat zuerst im stehenden Wasser und dann anfangs mit ganz langsam, später mit stärker strömen- dem W^asser abzuspülen. In meinen Präparaten, die ich nach dieser Methode herstellte, traten die Tuberkelbacillen immer in geringerer Menge hervor, als in den nach Ziehl und Spengler gefärbten. Dies ist einer ihrer großen Nachteile. Auch das gereicht nicht zu ihrem Vorteil — wie wir es oben erwähnten — daß es keinen starken Kontrast zwischen dem Bacillus und seiner Um- gebung gibt. Noch einen großen Nachteil hat diese Methode, daß das bei der Entfärbung benützte Javellewasser stets frisch zubereitet werden muß, da es schon nach einigen Tagen schwach entfärbt, nach 1 Woche seine entfärbende Wirkung ganz verliert. Ihr einziger Vorteil besteht darin, daß es eine kurze Methode ist, die Entfärbung und Nachfärbung mit einer Lösung geschieht, aber dieser kleine Vorteil schrumpft neben ihren vielen Nachteilen zu einem kleinen Werte zusammen, weshalb auch diese Modifikation der ursprünglichen guten Ziehl -Färbung nachgestellt werden muß. 6. Gabbets Methode. Bei Gab b et geschieht die Entfärbung und Nachfärbung mit folgen- der Lösung: 1 g Methylenblau 20,0 „ Acid. SU I für. 30,0 ccm Alcohol absolut. 50,0 „ Aqua destillata Böhm, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkelbaciilen etc. 505 In dieser Lösung halten wir das mit Karbolfuchsin gefärbte Präparat 1 — 2 Minuten lang über der Flamme. Wenn ich die Karbolfuchsinfärbung in gewöhnlicher Weise nur so lange über der Flamme hielt, bis sich Dämpfe bildeten, und danach das Präparat 1 — 2 Minuten lang in eine Methylenblaulösung legte, dann war dasselbe bläulich-rot bis veilchenblau, aber gleichmäßig gefärbt, Farben- kontrast gab es zwischen den veilchenblau gefärbten Tuberkelbaciilen und den ebenso gefärbten übrigen Mikroorganismen und zwischen der Umgebung fast gar nicht. Hielt ich aber das Präparat in fortwährend dampfendem Karbolfuchsin 2—3 Minuten lang, dann fand ich auch leb- hafter rot gefärbte Bacillen, es traten aber zu gleicher Zeit auch die Kokken etc. in eher rötlich-blauer Farbe hervor. In denselben Sputen fand ich mit der Z i eh 1- Färbung sehr schöne, charakteristisch rot ge- färbte Bacillen und konnte bei mehreren ganz gewiß behaupten, daß es Tuberkelbaciilen sind, als bei der Gabbetschen Methode. Granula werden auch nach dieser Methode nicht gefärbt. Da sie keinen einzigen Vorteil besitzt, kann sie selbst wegen ihrer Kürze über die gute Ehrlich- Koch- und Ziehl-N eelsensche Methode nicht gestellt werden. 7. Arens' Färbemethode. Von jenem Grundgedanken ausgehend, daß der Hauptfehler der vor ihm entstandenen Färbemethoden jener ist, daß die Farbe lange einwirken oder aber die Färbung bei Erhitzung geschehen muß, sucht Arens die Schnelligkeit der Färbung mit Chemikalien in kalten Lösungen zu er- leichtern. Seine Methode ist folgende: 1) In einem Uhrglas wird ein Fuchsinkristall von der Größe eines Hirsekornes mit 3—4 Tropfen absoluten Alkohols Übergossen, um eine gesättigte Alkohollösung gewinnen zu können. Dieser Lösung fügen wir 2 — 3 ccm Chloroform bei, wonach die Lösung trübe wird, und nachdem sie sich geklärt hat, was dann geschieht, wenn sich das Fuchsin setzt, dann ist die Lösung sofort zu gebrauchen. Mit dieser Lösung färben wir das Präparat 4—6 Minuten lang, während dessen das Chloroform rasch verdampft. 2) Dann entfärben wir mit folgender Lösung: 10 ccm HCl 260,0 „ Aqua destillata 760,0 „ 90-proz. Alkohol 3) Nachfärbung mit Methylenblau. Diese Färbemethode entspricht ihrem Zweck durchaus nicht, da das Chloroform eine chemische Einwirkung zur Unterstützung des Karbol- fuchsins nicht entfalten kann, da es sich außerordentlich rasch verflüch- tigt und die Präparate nur in jenem Falle schön gefärbt werden können, wenn wir lange und bei Zusetzung einer großen Menge von Chloroform mit gesättigter Fuchsinlösung färben. Auch in diesem Falle bekommen wir nur selten die Ziehischen, lebhaft rot gefärbten Tuberkelbaciilen. In meinen Präparaten waren die Koch sehen Bacillen sehr licht gefärbt, obzwar ich die Entfärbung sehr rasch vollzog. Die ganze Färbung dauert ungefähr so lange wie die Zieh Ische; das Erkennen der Tuberkel- baciilen ist sehr schwer; Granula werden nicht gefärbt; daher hat sie keinen Vorteil vor der Zieh Ischen. 506 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Ich möchte noch 3 Zieh Ische Färbemodifikationen erwähnen, welche aber so unbedeutend sind, daß es nicht wert ist, sich mit ihnen ein- gehender zu befassen, dies sind die Bliesen er-, Kühne-Hueppe- und die Günther sehe Methode. S) Bliesener färbt auch mit Karbolfuchsin, darauf kühlt er das Präparat 1 Minute lang ab, darauf legt er es nach Wasserabspülung Vi — 1 Stunde lang in eine Mischung von gesättigtem Methylenblau, gedämpften Wassers und Phosphorsäure (Anatica quantitas). Eine Ent- färbung sah ich bei dieser Methode kaum, in den Präparaten war sowohl der Tuberkelbacillus als auch die übrigen Mikroorganismen und Umgebung alle von bläulich-roter Farbe. 9) Kühne-Hueppe färbt 10 Minuten lang mit kaltem Karbol- fuchsin, danach entfärbte er mit Mineralsäure (ich gebrauchte 30-proz. HNOg) und überfärbte mit Methj^lenblau. Diese Färbung ist gänzlich die Zieh Ische, die ganze Modifikation besteht nur darin, daß die ur- sprüngliche kurze Färbungsmethode durch die 10 Minuten lang dauernde Karbolfuchsinbehandlung nur langwieriger wird, ohne jedoch das durch die ursprüngliche Methode erreichte Resultat zu bessern. Es ist sonder- bar, daß eine so geringe Modifikation als eine selbständig entdeckte Färbemethode hingestellt wird. 10) Günther färbt mit erwärmtem Karbolfuchsin, dann entfärbter mit 3-proz. Salzsäurealkohol und färbt mit Methylenblau nach. Dies ist auch eine sehr unwesentliche Abänderung der Zie hl -Färbung, so daß das Resultat zwischen beiden kein großes sein kann, nur das eine, daß hier die Entfärbung nicht so vollkommen, d. h. rasch ist, wie bei der Zie hl -Färbung. Bei allen diesen Zi eh 1- Modifikationen sehen wir also, daß keine einzige wesentlich Neues und, was die Hauptsache ist, Besseres pro- duzieren kann, als die ursprüngliche. Eine originelle Idee und Grund- gedanken sehen wir nur bei Kaufmann und Arens (s. dort). Die übrigen trachten, eine solche Lösung zu gewinnen, mittels welcher die Entfärbung und Nachfärbung zugleich geschieht, ihr Bestreben blieb aber erfolglos. III. Neueste Färbeniethodeii. 1. Müllers Färbemethode. In der Grundfarbe stimmt die Müll er sehe Methode mit der Ziehl- schen, da Müller auch das Karbolfuchsin als Grundfarbe gebraucht; zur Entfärbung brauchte er keine Säure, sondern alkalische Lösungen; mit seiner Methode färben sich die Tuberkelbacillen und Sporen, so wie die Anthraxsporen, die Lepra und in der Milch befindlichen „Bac. Ra- binowitsch" werden jedoch entfärbt. Er gebraucht 2 Mittel zur Ent- färbung, und zwar 1) Kaliumperkarbonat, 2) das mit Soda alkalisiert© H2O2. Seine Färbemethode ist folgende: 1. Karbolfuchsin 1—2 Minuten lang über Flamme. Wasserabspülung. 2. a) Man entfärbt mit einer Lösung, welche aus 100 ccm 70-proz. Alkohol, 5 — 10 g Kaliuniperkarbonat besteht. In dieser Lösung wird das Präparat höchstens V4 Stunde lang gehalten. b) Man kann auch mit Soda alkalisiertem HoOo entfärben, dessen entfärbende Wirkung stärker ist, daher wird das Präparat nur 5 — IQ Minuten lang darin gehalten. Böhm, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkelbacillen eic. 507 3. gebraucht Müller zur Nachfärbung Methylenblau. Ich untersuchte beide Entfärbungen : Von Kaliumperkarbonat ge- brauchte ich eine 7-proz. Lösung. Meine Präparate entfärbten sich schon nach 10 Minuten langer Kaliumperkarbonateinwirkung so stark, daß ich höchstens eine 5—6 Minuten lange Entfärbung empfehle. In alkali- siertem H2O2 können wir das Präparat nicht einmal so lange halten, denn dann werden auch die Tuberkelbacillen sehr blaß. Die Zahl der gefärbten Bacillen ist gleich der in den Präparaten von Ziehl und Ehrlich- Koch gefundenen Bacillen; auch ihre Form entspricht jenem, aber Granula werden da nicht gefärbt. Diese Methode hat neben den erwähnten Färbemethoden jenen Nachteil, daß sie länger dauert und das H2O2 keine haltbare Mischung ist, daher wir immer eine frische gebrauchen müssen. Dies macht die Färbung noch umständlicher, wodurch sie auch von ihrer Brauchbarkeit verliert. Wegen aller dieser Fehler kann diese Färbemethode auch nicht zu den besseren gerechnet werden. 2. N. Yamamotosche Methode. Mit einer von den bisher besprochenen ganz abweichenden Methode versuchte ein japanischer Autor, N. Yamamoto, die Tuberkelbacillen sichtbar zu machen, indem er eine Silberimprägnation gebrauchte. Seiner Meinung nach, hat seine Methode ihren eigentlichen Wert bei der Diffe- rentialdiagnose zwischen den Tuberkel- und Leprabacillen, nämlich der Tuberkelbacillus wird schwarz, der Leprabacillus hingegen nimmt das Silber nicht in sich und bleibt darum farblos. In dieser Richtung machte ich keine Versuche, kann darum ihren eigentlichen Wert nicht genügend würdigen, aber als eine zum Nachweis der Tuberkelbacillen dienende Methode ist sie nicht brauchbar. Bei dieser Methode darf der Sputumteil nicht mit Wasser gemischt auf das Deckglas gebracht werden ; darum streichen wir zuerst einen Tropfen Eiweiß auf dasselbe, erst danach bringen wir den den Tuberkel- bacillus enthaltenden Sputumteil auf das Deckglas. Hierauf trocknen wir dasselbe an der Luft, worauf wir es über der Flamme fixieren. 1) Wir wärmen das Präparat bei 55—60^ C in einer Argentum- nitratlösung. 2) Darauf wird es 5 Minuten lang in reduzierende Flüssigkeit ge- legt, welche aus 2,0 g Acid. pyrogall. , 1,0 g Acid. tannici, 100,0 g Aquae dest. besteht. Wenn wir das Präparat aus der reduzierenden Flüssigkeit heraus- nehmen, spülen wir es mit Wasser ab, dann ist noch das Deckglas mit einem schwarzen Niederschlage bedeckt, so daß wir diesen sorgfältig entfernen müssen, indem wir mit einem feuchten Fließpapier über das Deckglas streichen. Das auf diese Weise gereinigte Präparat wird ge- trocknet und in Kanadabalsam verschlossen. In diesen Präparaten sehen wir die Tuberkelbacillen schwärzlich gefärbt, auf braunem Grunde, wenn es gut gelungen ist. Bei dieser Methode muß man auf das Aufstreichen des Präparates sehr achten ; es muß ideal dünn und gleichmäßig sein, sonst bleibt ungemein viel Niederschlag. Nach der Behandlung mit Wasser muß das Fließpapier mehrere Male kräftig über das Präparat gezogen werden, im entgegengesetzten Falle bleibt ein so starker Nieder- schlag, daß unsere Untersuchung keinen Erfolg hal)en kann. Der Nach- teil dieser Methode ist 1) daß neben den Tuberkelbacillen auch die übrigen Bakterien das Silber aufnehmen, wodurch das Erkennen der Tuberkelbacillen schwierig ist, 2) daß in den Präparaten stets ein 508 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. ziemlich starker Niederschlag enthalten ist und man darum nichts be- stimmen kann, ob die sichtbaren Körnchen Granula sind, oder aber nur ein einfacher Niederschlag, 3) ferner ist es von großem Nachteil, daß eine aus sehr selten gebrauchten Substanzen bestehende Mischung als reduzierende Flüssigkeit gebraucht wird; wegen der Anwendung des Eiweißes wird die Färbung noch schwieriger, 4) zum Schlüsse ist es eine sehr langwierige Färbemethode, die eine ziemliche Uebung erfordert. Mehr erkennbare Tuberkelbacillen werden auch hier nicht gefärbt als in den bis jetzt erwähnten besseren Färbemethoden. Abgesehen von ihrer Originalität, daß nämlich eine Farbenwirkung nicht mit Farben, sondern auf chemischem Wege erzielt wird, hat diese Methode wegen ihrer zahlreichen Mängel als eine zum Nachweis des Tuberkelbacillus dienende Methode keine Zukunft. Darauf hin, wie weit sie als differen- tialdiagnostische Färbung zwischen dem Tuberkel- und Leprabacillus entspricht, kann ich mich nicht äußern, da ich in dieser Richtung keine Versuche anstellen konnte. 3. Beteghs Färberaethode. Beteghs Methode ist die B-tolin-Methode. Er schreibt die Be- deutung hauptsächlich der Färbung der Hülle zu. Seine Methode ist folgende : 1) Das über der Flamme fixierte Präparat begießen wir mit 2 — 3 Tropfen 15-proz. Salpetersäure und wärmen es über der Flamme, bis Dämpfe entfliehen. 2) Abspülung mit Wasser. 3) 1—2 Tropfen Methylenblau (Löffler), 2-3 Tropfen Karbolfuchsin, wärmen über der Flamme bis Dämpfe entweichen. 4) Abspülung mit Wasser und Entfärbung mit 60-proz. Alkohol, bis das Präparat farblos wird. 5) Wasser. 6) Nachfärbung mit Malachitgrün (höchstens 1 — 2 Minuten lang). 7) Wasser. 8) Trocknen, Kanadabalsam. Mit dieser Färbemethode soll der Tuberkelbacillus rot gefärbt werden, seine Hülle wird ebenfalls rot, die in den Koch sehen Bacillen sicht- baren Sporen (wie Betegh und viele andere diese Körnchen nennen) aber dunkelblau, d. h. schwarz gefärbt. Der große Vorteil dieser Me- thode wäre also, daß die sämtlichen Bestandteile des Tuberkelbacillus einzeln, mit einer Methode gefärbt wären, folglich die Struktur der Ba- cillen sehr deutlich sichtbar wäre. Leider bemerkte diese großen Vor- teile außer dem Verfasser vielleicht niemand, denn der Tuberkelbacillus ist vielleicht nicht in jedem Falle so sichtbar. Die Struktur der Tuberkel- bacillen hängt von der Widerstandsfähigkeit des kranken Organismus, eventuell von der Frische des Sputums ab und ist dementsprechend sehr verschieden. Im allgemeinen ist die den Bacillus umgebende Hülle etwas derartiges, was zu sehen nur die wenigsten Forscher das Glück hatten, weil dieselbe, eben weil sie so selten zu sehen ist, wahrschein- lich nicht bei jedem Bacillus vorhanden ist. Nach den Erfahrungen von Acs-Nagy ist diese Hülle hauptsächlich bei denjenigen Tuberkel- bacillen nachweisbar, welche sehr robust sind und schon ihrer Gestalt nach sehr dem Typus bovinus des Tuberkelbacillus ähneln, und so, weil es auch mir in einem an schlanken Tuberkelbacillen reichen Sputum in keinem Falle gelang weder mit Beteghs, noch mit Spenglers Hüllen- Böhm, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkelbacillen etc. 509 methode die Hülle des Tuberkelbacillus nachzuweisen, liegt der Gedanke nahe — und dies ist auch meine Meinung — daß bei den Gestalten des wahren Typus humanus der Tuberkelbacillen gar keine Hülle zu finden ist, oder wenigstens war die Hülle bis jetzt nicht nachweisbar; oder in jedem Falle, wenn an in menschlichem Sputum gefundenen Tuberkel- bacillen eine Hülle nachweisbar war, stehen wir wenigstens einer durch den Typus humanus und Typus bovinus verursachten, d. h. einer ge- mischten Infektion gegenüber. Wenn aber die Hülle eventuell auch bei schlankeren Gestalten sichtbar gewesen wäre, was weder Acs-Nagy, noch ich erreichen konnten, so ist es wahrscheinlicher, daß wir hier nicht eine Typus humanus-Gestalt, sondern eine zwischen den beiden stehende schlankere Erscheinungsform der Typus bovinus-Gestalten haben. Nur dieser nicht reinen Infektion kann ich es zuschreiben, daß es nur bei der reinen Typus humanus-Infektion weder mitBeteghs noch Speng- lers Färbemethode gelang, eine Hülle nachzuweisen. Was die Färbung der in den Tuberkelbacillen sichtbaren Körnchen betrifft, ist sie auch zweifelhaft. Ueber diese Körnchen, welche nach Ziehl nicht zu färben sind, finden wir in der Literatur sehr verschiedene Meinungen. Koch, der erste Forscher des Tuberkelbacillus, hielt diese nicht färbbaren Körnchen für Sporen. Nocard und Hutyra gleich- falls. Spengler nennt sie nicht direkt Sporen, sondern „Sporoid- Körnchen", wodurch er gar keine Charakterisierung dieser Körnchen gibt. Dieser Auffassung gegenüber halten Günther und Preiss so wie die meisten Forscher, diese Körnchen nicht für Sporen, sondern, wie auch Kitasato, für abgestorbene Teilchen des Tuberkelbacillus, d. h. für das Resultat des in dem Tuberkelbacillus sich vollziehenden degenerativen Prozesses. Daß diese Körnchen tatsächlich Sporen wären, das wäre nur in dem Falle glaubbar, wenn es zu beobachten wäre, wie sich aus diesen Formen Tuberkelbacillen entwickeln und wie ferner diese Sporen sich von den gesunden Tuberkelbacillen losreißen ; da aber diesen Prozeß noch niemand beobachten konnte, ist diese Hypothese nicht an- nehmbar. Dieser Hypothese widerspricht auch jene Eigenschaft dieser Körnchen, daß sie durch die Färbungsmethoden der Sporen nicht ge- färbt werden können. Daß diese Körnchen das Resultat eines degenerativen Prozesses sind, dafür spricht auch der Umstand, daß die Tuberkel- bacillen bei sich lange hinziehenden tuberkulösen Prozessen, so in den Sputen vorgeschrittener Phthisis und, wie es auch von Betegh erwähnt wird, in Sputum stark fiebernder Tuberkulotiker, fast alle so körnig sind und in dem Sputum solcher Kranken in den Tuberkel- bacillen besonders in den längeren Gestalten, manchmal 12—14 Körnchen sichtbar sind. In dem Sputum derselben Kranken konnte ich mit der Much sehen Färbemethode sehr viele Granula nachweisen, und weil auch die Granula höchstwahrscheinlich Zersetzungsprodukte sind, spricht auch dies dafür, daß diese Körnchen nicht Sporen sind, vielmehr ent- stehen sie bei der Degeneration der Tuberkelbacillen, sind folglich de- generative Produkte. Daß es Betegh gelang, diese Körnchen zu färben, das können wir nur annehmen, da es mir in meinen Präparaten in keinem Falle ge- lungen ist. Trotzdem wir verschiedene Lösungen gebrauchen , ist die Färbe- methode an und für sich ziemlich rasch ; leider werden in mehreren meiner Präparate durch die gemeinsame Einwirkung des Karbolfuchsin und Methylenblau einzelne Teile blau, während andere Teile wieder die 510 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt, Originale. Bd. 62. Heft 6. rote Farbe annehmen. Die 6ü-proz. Alkoholabspülung muß länger, durchschnittlich 3 — 5 Minuten lang dauern, da sonst die Entfärbung nicht vollkommen und so ohnehin schwächer färbende malachitgrüne Nachfärbung nicht sichtbar ist. Ein gut gelungenes Präparat ist ge- fällig, da die Tuberkelbacillen auf schwachgrünem Grunde rot erscheinen. Einen anderen Bacillus fand ich bei guter Entfärbung nicht gefärbt. Durchschnittlich werden ebenso viele Bacillen gefärbt, wie durch die Z i e h 1 sehe Methode, die Granula werden auch hier nicht gefärbt. Alle diese Licht- und Schattenseiten der B-tolin-Methode zusammen- gefaßt, kann diese auch nicht für vollkommener gehalten werden als die Ziehische oder Ehrlich- Koch sehe als eine zum Nachweise der Tuberkelbacillen dienende Methode. Daß die Struktur der Tuberkel- bacillen eventuell durch diese Methode besser sichtbar wird, als durch andere bis jetzt behandelte Methoden, das müssen wir auf Grund der Behauptung des Verfassers annehmen, aber diese Meinung konnte durch unsere Versuche nicht bestätigt werden. 4. Hermans Färbe methode. Unter all den bis jetzt behandelten. Färbungsmethoden müssen wir die Her man sehe unbedingt zu einer der besten zählen. Ihr Gang ist folgender : 1) Die Grundfarbe gibt eine Lösung, deren Zusammensetzung ist: 3 Teile l-proz. Ammoniumkarbonat, destilliertes Wasser. 1 Teil 3-proz. Kristallviolettlösung, in 95-proz. Aethylalkohol gelöst oder in absolutem Alkohol gelöst. Von dieser gut gemischten Lösung geben wir 6 — 8 Tropfen auf das Präparat und färben es über der Flamme, bis Dämpfe entweichen. Dann warten wir ungefähr 1 Minute lang. 2) 2 — 5 Minuten lange Entfärbung in 10-proz. Salpetersäure. 3) Danach wird das Präparat so lange in 95-proz. Aethylalkohol oder Alkohol gehalten, bis es hellblau wird. 4) Abspülen mit reinem, dann längere Zeit mit destilliertem Wasser. Eine Nachfärbung empfiehlt der Verfasser nicht, da seiner Meinung nach die veilchenblau gefärbten Tuberkelbacillen auf blaßblauem Grunde sehr gut erkennbar sind. So sind aber die Tuberkelbacillen schwer aufzufinden, da diese auch nicht unbedingt säurefest sind, sondern durch die Einwirkung der Salpetersäure und des Alkohols doch etwas blaß werden. Darum empfiehlt man verschiedene Farben zur Nachfärbung: so empfehlen Caan und Mayer eine Lösung von Alkoholkarmin, was aber wegen der sehr starken Färbefähigkeit des Karmins kein gutes Resultat gibt. Berka empfiehlt eine Bismarckbraun-Nachfärbung, welche aber auch keinen schönen Kontrast zwischen dem braungelben Grunde und den veilchenblauen Tuberkelbacillen gibt, obzwar diese Nachfärbung sich dennoch besser bewährte als die Caan sehe und May er sehe. Ich gebrauchte Safranin mit sehr gutem Erfolge. Aus dem Safranin be- reiten wir eine dünne, wässerige Lösung und spülen mit dieser das schon gefärbte Präparat ab. So bekommen wir einen sehr scharfen Kontrast, was die Erkennung der Tuberkelbacillen sehr erleichtert. Die konzentrierte Safraninlösung halte ich nicht für brauchbar, da in meinen auf diese Weise gefärbten Präparaten die Tuberkelbacillen nicht rein veilchenblau sind, sondern durch die Einwirkung des Safranins eine rötliche Farbe annehmen. Dasselbe tritt bei längerer dünner Safranin- einwirkung ein. In meinen ohne Nachfärbung verfertigten Präparaten Böhm, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkelbacillen etc. 511 waren die Tuberkelbacillen in geringerer Menge sichtbar, als bei der mit Nachfärbung vollzogenen Färbung. Dasselbe sehen wir auch bei den Granula, deren Erkennung ohne Kontrast sehr schwer, manchmal sogar unmöglich ist. Einen besseren Erfolg hatte ich auch bei den ohne Nachfärbung vollführten Färbungen; wenn ich die Einwirkung der Salpeter- säure und des Alkohols möglichst abkürzte, so erschienen aber meistens auch andere Bakterien veilchenblau. Von den Tuberkelbacillen waren am meisten die längeren, stärkeren Gestalten vertreten, die schon den Typus bovinus- Gestalten ähnlich waren (Spenglers Hüllenmethode negativ). Körnchen waren bei den meisten sichtbar. Einzelstehende Gra- nula sah ich nur wenige, unbedingt weniger als in meinen aus dem- selben Sputum nach Much gewonnenen Präparaten. Sehr schöne überaus feine Körnchen, von denen es ganz bestimmt festzustellen war, daß es Granula sind, sah ich hauptsächlich in meinen mit Safranin nach- gefärbten Präparaten. In meinen gut bereiteten, gut entfärbten Präpa- raten waren andere Bacillen oder Kokken nicht gefärbt. Was die Zahl der gefundenen Bacillen betrifft, so fand ich keine so große Abweichung zwischen der Ziehl-Neelsen. Ehrlich-Koch und Her man sehen Färbemethode, als zwischen der Much und Her man sehen. Prosektor Berka sah mit der Her man sehen durchschnittlich lömal soviele Tuberkelbacillen gefärbt, als mit der Zieh Ischen, und 6 — 8mal mehr als mit der Ehrlich- Koch sehen. In meinen Präparaten sah ich auf einem Gesichtsfelde durchschnittlich 3 — 5 Tuberkelbacillen gefärbt, aber einen so großen Unterschied an Zahl der Bacillen fand ich nicht. Ebenso erwähnt er auch, daß, wenn er die nach Ziehl positiv gefärbten Prä- parate mit der Hermanschen nachfärbte, so wurden mehrere Bacillen sichtbar. Ich fand in solchen Fällen nur die Granula gefärbt, die Zahl der Bacillen vermehrte sich aber nicht zusehends. Ich machte Unter- suchungen auch in jener Richtung, ob ich in den Ziehl -negativen Sputen mit der Her man sehen Methode Tuberkelbacillen finde, aber diese Ver- suche blieben auch erfolglos. In denselben Sputen fand ich nach Much sehr viele Granula, während diese nach Her man ungefärbt blieben. Kayser. der 300 solche Sputen untersuchte, in welchen er nach Ziehl keine Tuberkelbacillen nachweisen konnte, fand sie bei 8 Proz. in den nach Her man gefärbten Präparaten. Berka und Kayser halten für das Resultat ihrer Forschung die Her man sehe Färbungsmethode über der Zieh Ischen stehend, ja Berka hält sie noch für besser als die Much sehe wegen ihrer schnelleren Ausführbarkeit. Auf Grund meiner Untersuchungen bin ich zu folgender Ueber- zeugung gelangt: Mit der Her man sehen Färbemethode, wenn wir auch eine Nachfärbung anwenden, können wir ein gefälliges Präparat erzielen, obzwar ich nicht mehr gefärbte Tuberkelbacillen finden konnte als mit der Zieh Ischen Färbung; in dieser Beziehung übertrifft sie Ziehl. Mit dieser verglichen, ist ihr großer Nachteil, daß die Färbung länger dauert und hauptsächlich, daß die ammoniumkarbonat- kristallviolette Lösung in jedem Falle frisch bereitet werden muß. weil diese keine halt- bare Mischung ist. Mit der Much- modifizierten Gramschen Färbung verglichen, ist es ihr Vorteil, daß das Präparat schneller gefärbt werden kann, dagegen ihr Nachteil, daß weniger Bacillen, besonders weniger Granula gefärbt werden. Auf Grund derselben müssen wir also Her- rn ans Färbemethode zu den besten Methoden rechnen, aber was ihren Wert betrifft, steht sie hinter der Ziehl- und Much -Färbung ungefähr in gleichem Rang mit der Spen glerschen. 512 Central bl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. 5. Gasis' Färbemethode. Im „Centralblatt für Bakteriologie etc.", 1909, Heft 1, beschrieb Gasis eine Färbemethode, die vor den früher veröffentlichten große Vorteile hätte; so z. B. konnte er mit derselben auch in Ziehl-negativ- Sputen Tuberkelbacillen nachweisen, die Granula werden auch gefärbt, außerdem auch die Hülle des Tuberkelbacillus, aber außer dem Tuberkel- bacillus kein anderer. Die Färbemethode von Gasis wies eine neue, bis jetzt unbekannte Eigenschaft der Tuberkelbacillen auf, nämlich die Wider- standsfähigkeit derselben für alkalische Substanzen. Weil diese Eigen- schaft kein anderes Bakterium hat, nicht einmal die als säurefest be- kannten Bacillen, darum schreibt Gasis seiner Methode eine so große Wichtigkeit zu. Zur Entfärbung gebraucht er eine Kaliumjodid- und Natriumhydratmischung, also alkalische Substanzen. Die Färbung besteht wesentlich im folgenden : 1) In 5 ccm 1-proz. Eosinlösung (diese besteht aus 1 g Eosin, 5 ccm abs. Alkohol, 95 ccm Aqua dest.) wird ein Kristall Mercurichlorid ge- geben, dann so lange gekocht, bis es sich auflöst. Mit dieser Lösung wird das über Flamme fixierte Präparat Übergossen. Die Farbe lassen wir 1 — 2 Minuten lang darauf. 2) Abspülen mit Wasser und folgender entfärbenden Flüssigkeit: 0,5 g Natriumhydrat 1,0 g Kaliumjodid 100,0 ccm 50-proz. Alkohol 3) Auswaschen mit absolutem Alkohol, dann mit Wasser. 4) Kontrastfärbung mit Methylenblau. Die Gasis -Färbung steht sowohl hinter Ziehl als auch hinter Much. Vorteil über diese besitzt sie fast keinen bei den Unter- suchungen der Sputen. Gasis beschreibt 2 Fälle von Urogenital- und 2 von Lungentuberkulose, bei denen die Tierimpfungen die Diagnose bestätigten, bei welchen indessen mit der Ziehlfärbung den Tuberkel- bacillus nachzuweisen nicht gelang. 2 Fälle genügen noch nicht, um zu überzeugen, daß mittels der Gasis- Färbung in Ziehl -negativen Fällen vorkommende Tuberkelbacillen nachzuweisen wären. Nach der Behaup- tung Gasis' können durch seine Methode mehr Tuberkelbacillen gefärbt werden als mit der Ziehl -Färbung. Dies bestreite ich auf Grund meiner Untersuchungen, und ebenso bestreiten es alle, die sich mit der Gasi s- Färbung befaßten, soLevy, Rosenblatt u.a. Unter den ge- färbten Tuberkelbacillen sind die langen, gebogenen Gestalten vertreten. In den meisten Fällen fand auch ich, wie Levy, die mittelgroßen Ge- stalten, ziemlich oft auch die Gestalten von Granula, diese waren aber niemals von so feiner Struktur, wie die nach der Much -Färbung ge- fundenen Granula, ihre Zahl ist aber entschieden kleiner, als bei Much, Die Hülle der Tuberkelbacillen soll angeblich blau gefärbt erscheinen, ich fand die Hülle in keinem Falle gefärbt; Levy bestreitet ebenfalls diese Eigenschaft der Färbungsmethode. Als einzigen Vorteil dieser Methode über die Ziehische findet Levy, daß der lebhaft rote Bacillus auf blauem Grunde leichter zu erkennen ist, wie bei Ziehl, ich kann auch diesen Wert der Methode nicht anerkennen. Unsere Kritik der Gasis- Färbemethode können wir in folgendem zusammenstellen : 1) Sie ist eine langwierigere Färbemethode als die Ehrlich- Koch- sche oder Zieh Ische, aber kürzer als die Much sehe. Hauptsächlich Böhm, lieber die verschiedenen Färbemethoden der TuberkelbacUlen etc. 513 wird sie dadurch langwierig, daß die Eosinlösung stets frisch bereitet werden muß, und wenn wir nur ein etwas größeres Kristall Queck- silberchlorid dazu fügen , so nimmt die Färbefähigkeit der Lösung schon ab. 2) Mehr Bacillen werden nicht gefärbt, als bei Ziehl, ihre Gestalt entspricht den vorigen, granulierte Gestalten werden gefärbt, aber bei weitem nicht in so großer Zahl, wie bei Much. Levy sah überhaupt keine reinen, granulierten Formen. 3) Die Präparate sind nicht haltbar, schon in 2 — 3 Monaten ent- färben sie sich, ja bei mir viele schon nach einem Monate. 4) Welchen Wert diese Methode bei der Differentialdiagnose hat, dar- auf kann ich mich nach meinen Erfahrungen nicht berufen, aber Levy untersuchte die Färbemethode in dieser Richtung eingehender und kam zu der Ueberzeugung, daß sie auch so vou keiner großen Bedeutung ist, denn auch andere Säurefesten aus dem Urin, der Grasbacillus, der Pseudoperlsuchtbacillus, der Blindschleichentuberkelbacillus werden auch rot gefärbt. Die Smegmabacillen nehmen manchmal eine blaue, manch- mal eine rote Farbe an. Dies alles beweist, daß die obige Methode keinen Vorteil vor den übrigen hat. Es ist interessant, zu bemerken, daß die Gasis-Methode von den gesamten Verfassern einstimmig verurteilt wird. 6. Spenglers Methode. Karl Spengler macht in seinem „Neue Färbemethoden für Perl- sucht- und Tuberkelbacillen"" (erschienen in Dtsch. med. Wochenschr. 1907) zwei Färbuugsmethoden bekannt, deren Hauptbedeutung bei der Differentialdiagnose zwischen den Perlsucht- und Tuberkelbacillen ist. Diese sind 1) Hüllenmethode, 2) Pikrinsäuremethode. I. Hüllenmethode. 1) Wir alkalisieren den aufgestrichenen Sputumteil mit wenig 1-proz. Natron- oder Kalilauge. Dann wird das Präparat bei vorsichtigem Wärmen fixiert. Das Wärmen muß sehr vorsichtig geschehen, da die Hülle des Perlsuchtbacillus bei niedrigem W^ärmegrade schmilzt. 2) Grundfärbung mit Methylenblau, dann Abspülen mit Wasser. 3) Karbolfuchsin-Färbung bei vorsichtigem Wärmen, darauf wieder Abspülung mit Wasser. 4) Abermalige Nachfärbung des Präparates mit Methylenblau, wozu wir 1 — 2 Tropfen 15-proz. Salpetersäure tropfen. Mit der Bedeutung dieser Hüllenmethode will ich mich nicht ein- gehender befassen, da ich nicht so glücklich war, in den bei 45 Fällen vollzogenen Untersuchungen auch nur in einem Falle eine Hülle nach- zuweisen. Daß mir dies nicht gelang, ist eine Folge dessen, was ich schon bei Beteghs Methode eingehender erwähnte, daß nämlich die Individuen, deren Sputum ich untersuchte, weder an gemischter, noch an Typus bovinus-Infektion litten, sondern bei ihrer Infektion nur der Typus humanus eine Rolle spielte. Die Bedeutung seiner Hüllenmethode tritt nur bei der Differenzierung der Infektionen mit dem Typus humanus und Typus bovinus hervor, kann als allgemeine Färbungsmethode der Tuberkelbacillen nicht in Rechnung kommen, und kann demnach hier den Gegenstand der Kritik nicht bilden. Eine größere Bedeutung hat Spenglers andere, die Pikrinsäure- methode. Die Färbung kann auf zweierlei Art vor sich gehen; der Gang der ersten ist folgender: Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 6. 33 514 CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. 1) Färben des Präparates mit Karbolfuchsin über der Flamme, bis Dämpfe entweichen. 2) Abwaschen des Fuchsin mit Wasser, darauf Einlegen in gesättigten Pikrinsäurealkohol (dessen Zusammensetzung ist 50 ccm gesättigte Pikrinsäure, 50 ccm abs. Alk.) 2 — 3 Minuten lang, nachher gießen wir einige Tropfen 15-proz. Salpetersäure auf das Präparat, welches wir danach ein- bis zweimal mit Wasser abspülen, dasselbe darauf wieder in eine Pikrinsäurelösung legen, bis es licht-gelb wird, was ungefähr in 5—10 Minuten eintritt. Schließlich waschen wir das Präparat noch ein- mal mit Wasser ab, und verschließen es in Kanadabalsam. Der Gang der zweiten Methode ist folgender: Mit der ersten über- einstimmend kommt zuerst die Behandlung mit Karbolfuchsin, danach mit Pikrinsäurealkohol. Darauf Abwaschen mit 60-proz. Alkohol und Einlegen in 15-proz. Salpetersäure, bis eine gelbliche Färbung eintritt, danach folgen wieder Alkoholabwaschungen ; um eine Kontrastfärbung zu erzielen, legen wir es in pikrinsauren Alkohol, bis eine gelbe Färbung eintritt. Der Vorteil der Sp engl ersehen Methode besteht darin, daß er, seiner eigenen Memung nach, auch in solchen Fällen, wo mit anderen Methoden höchstens ein paar Tuberkelbacillen zu finden waren, ganze Menge von denselben nachweisen konnte. Ihr Nachteil ist, seiner Meinung nach, daß auf dem zartgelben Grunde die rotgefärbten Tuberkelbacillen sehr schwer aufzufinden sind. Das Resultat meiner Untersuchungen kann ich in folgendem zu- sammenfassen : Mit der ersten Methode konnte ich nach längerer Uebung ein ent- sprechend schönes Resultat erreichen, und zwar in allen jenen Fällen, wo ich die Tropfung der Salpetersäure ohne Abwaschung nach der ersten Pikrinsäureeinwirkung nur sehr kurze Zeit anwandte. Einen sehr schönen gelben Grund konnte ich indessen nur bei jenen Präparaten erzielen, wo die erste Pikrinsäurebehandlung höchstens 3 Minuten, die zweite aber wenigstens 10 Minuten lang dauerte. In einzelnen Fällen konnte ich mit Spenglers Methode mehr Tuberkelbacillen färben, als mit der Zieh Ischen, in den meisten Fällen war aber die Zahl der Bacillen im ganzen dieselbe. In mehreren Ziehl-negativen Sputen gelang es mir auch mit Spenglers Methode nicht, Tuberkelbacillen nachzuw^eisen. Der Unterschied der beiden Methoden ist in Hinsicht der granulierten Ge- stalten der größte. Die Granula waren aber niemals so zahlreich, als bei der Much- Gram sehen Modifizierung. Ein großer Vorteil der Spengler sehen Methode vor der Much sehen besteht darin, daß die granulierten Gestalten auf dem blassen Grunde sehr schön sichtbar und mit Bestimmtheit zu erkennen sind, da ein Niederschlag das Präparat niemals verunreinigt, nur ist das Auffinden der Granula sehr schwierig ; wenn dies aber einmal gelungen ist, so können wir ganz bestimmt von ihnen behaupten, daß es Granula sind. In einzelnen Fällen sah ich wirk- lich bewundernswert schöne, perlenartig aneinander gereihte Granulen. Leider kann man mit Spenglers Methode dauernde Präparate nicht erzielen, da sich dieselben während w^eniger Wochen entfärben. Wenn wir die Vorteile der Spengler sehen Methode über die Ziehl und Much sehen zusammenfassen, sehen wir, daß dieselbe vor Ziehl nur einen Vorteil hat, daß auch die Granula gefärbt werden, daß aber mehr Tuberkelbacillen gefärbt würden , das kann ich aus jenen 3 — 4 Fällen, bei welchen nach Spengler mehr gefärbt wurden, ßölim, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkelbacillen etc. 515 selbst im allgemeinen nicht behaupten. Vor der Much sehen Färbung hat sie jenen Vorteil, daß ihr Vorgang rascher ist, wir ein reines Präparat gewinnen, und nur die Tuberkelbacillen rot gefärbt erscheinen. Ihr Nachteil, mit Much verglichen, besteht darin, daß weniger Bacillen und Granula gefärbt werden, wie bei diesem. Mit Ziehl verglichen, ist es ihr Nachteil 1) daß sie länger dauert, in kürzerer Zeit als 15 Minuten kann man mit Spenglers Methode schöne Präparate kaum erzielen, 2) ist es ihr Nachteil, daß auf dem hellgelben Grunde die Erkennung, d. h. die Auffindung der Bacillen schwierig ist. Wenn ich (nach der zweiten Methode) die Alkoholabwaschung nur einmal vollzog, die Salpeter- säure aber gänzlich wegließ, so war das Auskennen im Präparate leichter, da auch die Umgebung eine rosige Nuance besaß, natürlich wurden da auch andere Bakterien rot gefärbt. 3) Sie steht unter Ziehl, da die Präparate nicht dauerhaft sind, sondern die Entfärbung derselben in kürzerer oder längerer Zeit eintritt. 7. Muchs Methoden. Unter den bis jetzt beschriebenen Färbemethoden kann die durch Much modifizierte Gram sehe Methode zu den besten gezählt werden. Der Vorzug dieser Methode vor allen übrigen ist, 1) daß mehr Bacillen gefärbt werden, 2) daß eine solche Form des tuberkulösen Virus in so großer Zahl damit nachzuweisen ist, welche weder mittels den Ziehl- schen, noch mit den meisten veröffentlichten Methoden nachweisbar ist. Dies sind die granulierten Formen, d. h. die selbständigen Granula. Bevor ich diese Methode behandle, halte ich es für notwendig, dieser granulierten Formen zu erwähnen, da viele den Wert der Much sehen Methode überschätzen, eben weil wir mit dem Werte dieser granulierten Formen noch nicht im reinen sind. Koch und Ehrlich sahen schon diese Körnchen, welche bald einzeln stehend, bald 2 — 3, bald eine ganze Kette von mehreren Körnchen bildend in einer Reihe vorkommen und nach Ziehl nicht gefärbt werden. Die Form dieser Körnchen ist nach der Beschreibung von Much entweder rundlich, oder sie haben bald ein scharfes, bald ein spitziges Ende. Die rundlichen Körnchen sind ge- wöhnlich selbständig zu finden, die kettenartige Reihe zeigen hingegen mehr die spitz endenden Formen. Welche Rolle diese Körnchen bei tuberkulösen Erkrankungen haben, ist noch nicht entschieden. Much hält sie für ein mit selbständiger Infektionsfähigkeit begabtes tuber- kulöses Virus, die manchmal die einzigen färbbaren Gestalten der Tuber- kulose sind. Diese Auffassung trachtete er mit Versuchen an Tieren zu beweisen, bei welchen er reine (?!) Granu la- Kultur in gesunde Tiere impfte und diese an Tuberkulose erkrankten. Wirths beschreibt auch Versuche, bei welchen er ebenfalls reine Granulakulturen Tieren ein- impfte. Diese gingen auch an Tuberkulose zugrunde, aber in seinen Versuchen ist es interessant, daß er sich öfter überzeugte, wie die Zahl der Granula im Organismus der betreffenden Tiere schwindet, wogegen die nach Ziehl färbbaren Tuberkelbacillen auftreten. Er beschreibt auch einen Versuch, bei welchem er eine reine Ziehl- Kultur einimpfte, bei dieser die Ziehl -Bacillen sich im Tiere verminderten, hingegen die Much sehen Granula in immer größerer Zahl auftraten. Aus diesen Versuchen folgerte er, daß die Granula aus den nach Ziehl färbbaren Tuberkelbacillen entstehen , unter gewissen Umständen aber aus den Granula nach Ziehl färbbare Tuberkelbacillen entstehen können. Diese Tierversuche können wir so lange nur mit gewissem Vorbehalt annehmen, 33* 516 Centralbl. f. Bakt. etx;. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. bis dieselben von mehreren Seiten bekräftigt werden. In Gegensatz mit diesen Versuchen halten viele, so Behring und Deycke, diese Körn- chen für Zersetzungsprodukte. Dafür spricht auch jeuer Umstand, daß die Granula in größter Zahl im Sputum vorgeschrittener Phthisiker, in Kavernen, in kalten Abszessen, also dort in größter Zahl vorkommen, wo wir es mit großen Zersetzungsprozessen zu tun haben. Wo aber länger dauernde Zersetzungsprozesse vor sich gehen, dort sind auch die Mikroorganismen einer chemisch und mechanisch zersetzenden Wirkung ausgesetzt. Die Much sehen Granula sind nicht säurefest, und können darum nach Ziehl nicht gefärbt werden. Wenn wir diese Hypothese annehmen, daß die Granula Zersetzungsprodukte sind, dann können wir ihre Säureunbeständigkeit damit erklären, daß dieselben wegen des chemi- schen Prozesses, welcher während der Zersetzung der Tuberkelbacillen vor sich geht, ihre Säurefestigkeit verloren haben. Diejenigen, welche jene Hypothese annehmen, daß die Granula eine selbständige Infektion verursachen können, erklären die nicht-säurefeste Eigenschaft der Gra- nula so, daß diese nur eine gewisse Zeit nicht säurefest sind, während welcher Zeit sie nach Zieh! nicht färbbar sind, aber nachdem sie sich schon ausgebildet haben, werden sie säurefest, und sind dann nach Ziehl färbbar. Eben weil wir es bezweifeln müssen, daß sich aus den Granula der wirkliche Tuberkelbacillus ausbilden kann, müssen wir diese Erklärung im Vergleich mit der vorigen fallen lassen. Wirths Tierversuche sind auch kein genügender Beweis dafür, daß aus diesen Granula nach Ziehl färbbare Bacillen werden, denn er impfte nach seiner Behauptung reine Granulakulturen in Tiere ein, aber eben dies ist es, was wir nur mit großem Vorbehalt annehmen dürfen, da mau die ganze Kultur niemals ganz eingehend untersuchen kann, und so einige Ziehl- Bacillen in der Kultur stets übersehen werden, und so können zufällig 1 — 2 Tuberkelbacillen demnach in den tierischen Organismus gelangen. Diese wenigen Tuberkelbacillen können eben genügend sein, daß wir nach einiger Zeit in dem Tiere, in welches aus dieser Kultur geimpft wurde, nur Ziehische Bacillen finden, in Hinsicht darauf, daß sie Zersetzungsprodukte, die Granula leicht der phagocytären Eigenschaft der weißen Blutkörperchen zum Opfer fallen können. Die Frage der Granula ist auch heute noch nicht ganz geklärt, aber wir müssen es wegen der oben erwähnten Umstände für wahrscheinlicher halten, daß diese Granula Zersetzungsprodukte sind, welche Behauptung auch die obigen Tierversuche nicht widerlegen, eben wegen den schon erwähnten Ursachen. Eben weil wir noch keine genügenden Beweise dafür haben, daß diese Körnchen selbständig Infektion verursachen können, so sind sie zum Zwecke der Diagnose nicht brauchbar. Aber aus dem Umstände, daß diese Granula nur bei Tuberkulose zu finden sind, kann aus ihrem Vorkommen ein Verdacht auf Tuberkulose angenommen werden, aber, ich wiederhole, wir können eine entschiedene Diagnose nur aus den Granula nicht aufstellen. Dies erschwert auch noch jener Umstand, daß diese Granula, wenn die Färbung auch noch so gut gelang, niemals vollkommen sicher zu erkennen sind. Wer sich mit diesen Körnchen selbständig nicht viel befaßte, wird aus dem in Präparaten sichtbaren Niederschlag, winzigen Kokken und Granula niemals mit Bestimmtheit feststellen können, welches die Granulen sind und so können diese eben zu falscher Diagnose führen, wenn wir nicht genügend vorsichtig sind. Ich möchte die gefundenen Körnchen nur in solchen Fällen mit Be- stimmtheit Granula nennen , wenn ich neben ihnen wenigstens einen Böhm, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkelbacillen etc. 517 Tuberkelbacillus gefunden, von welchem ich bestimmt behaupten kann, es sei ein Tuberkelbacillus. Ein großer Fehler der Much sehen Methode ist eben jener, daß außer den Tuberkelbacillen auch die meisten Bacillen und Kokken blau gefärbt werden, was auch natürlich ist, da die Much sehe Methode nur eine Modifizierung der Gramschen ist und wir wissen, daß nach Gram die meisten Bacillen und Kokken färbbar sind. Infolgedessen ist wieder die Erkennung der Tuberkelbacillen nicht leicht. Die nach Much ge- färbten Tuberkelbacillen sind fast alle viel schlanker, zarter, wie z. B. die nach Ziehl gefärbten. Die Erklärung fanden manche darin, daß nach Ziehl andere Bacillen gefärbt werden, als nach Much; dies ist ein sehr fernliegender Gedanke, um vieles leichter können wir es so er- klären, daß Muchs dunkle Bacillen auf rotem Grunde, oder auch ohne jeden Farbenkontrast, rein wegen optischer Täuschung, schlanker er- scheinen. Dafür spricht auch der Umstand, daß bei allen Färbemethoden, wo die Tuberkelbacillen dunkler gefärbt werden, diese zarteren Gestalten zu finden sind. Sehen wir nun die modifizierte Gram -Färbungsmethode selbst, damit wir ihre Fehler und Vorteile zusammenfassend unbefangen beur- teilen können. Much teilt 3 Modifizierungen der Gram sehen Methode mit. I. Der Gang der ersten ist folgender: 1) Anilin wassergentianviolett, 2) Lugo Ische Lösung, 3) Entfärbung mit absolutem Alkohol und Nelkenöl. II. Modifizierung. 1) Grundfärbung mit Methylviolett. Die Methylviolettlösung wird so bereitet, daß 10 ccm absoluter Alkohol mit Methylviolett gesättigt wird, dazu fügen wir 100 ccm 2-proz. Karbolsäurelösung. In diese Lösung legen wir das aufgestrichene Präparat, welches wir entweder aufkochen, oder 24 Stunden lang in 37 ° C warmem Thermostat, oder 48 Stunden lang bei Zimmertemperatur sich färben lassen. 2) Lugolsche Lösung, 1 — 5 Minuten, 3) 5-proz. Salpetersäure, 1 Minute, 4) 3-proz. Salzsäure, 10 Sekunden, 5) Acetonalkohol (50 ccm Aceton, 50 ccm absoluter Alkohol). III. Modifikation. 1) Eine ebensolche Methylviolettlösung, wie bei der IL Modifikation. Das Präparat wird hier damit ebenso gefärbt. 2) Entfärbung 2 Minuten lang mit Jodkaliumhydrogeniumsuperoxyd- lösung. Diese Lösung besteht aus 5 g KJ. 100 ccm 2-proz. H^Og. 3) Abwaschen mit absolutem Alkohol. Eine Nachfärbung hält er für nicht notwendig, aber eben wegen der Erreichung des Farbenkontrastes gebrauchte ich Nachfärbung mit Safranin mit gutem Erfolge. Wirths empfiehlt ein sehr dünnes Karbolfuchsin, Bei den nach der L Methode gefärbten Präparaten fand ich sehr viele Granula und auch sehr viele Bacillen, aber das Nelkenöl und der Alkohol entfärbten sehr schwach, weshalb die übrigen Mikroorganismen und auch die Umgebung veilchenblau blieb. Diese Methode ist kürzer als die beiden anderen, abgesehen davon, daß wir stets eine frische Anilin- wassergentianaviolettlösung bereiten müssen. Ihr Vorteil vor den beiden 518 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origiuale. Bd. 62. Heft 6. anderen ist, daß sich kein Niederschlag bildet, und so die Erkennung der Granula erleichtert ist. Bei der Much II ist die Entfärbung, meiner Meinung nach, in solchen dünnen Säuren sehr kurz, und diesem ist es auch zuzuschreiben, daß so viele andere Bacillen auch violett bleiben. In mehreren Fällen gebrauchte ich 30-proz. Salpetersäure statt der 5-proz. 1 Minute lang, oder ich ließ das Präparat in 1-proz. HNO 3 wenigstens 5, aber auch auf 10 Minuten lang. In diesen Fällen fand ich nicht so viel Niederschlag und so viele violett gefärbte andere Bacillen, als wenn ich die Färbung nach der ursprünglichen Vorschrift vollzog. Den größten Niederschlag sah ich in jenen Präparaten, welche ich mit Aufkochen des Methylviolett bereitete. Und viel Niederschlag bekam ich auch dann, wenn ich bei Zimmertemperatur 48 Stunden lang färbte; den geringsten Niederschlag bekommen wir, wenn wir 24 Stunden lang bei 37 " C im Thermostat färben, die Methylviolettlösung muß aber natürlich vor jeder Färbuug frisch filtriert' werden. Bei der III. Modifikation muß ich all dieses wiederholen. Die Ent- färbung geschieht hier mit einer Mischung von KJ + H^Oo, was die ganze Methode noch verwickelter macht, denn das H2O2 ist keine haltbare Mischung, weshalb wir immer eine frische Lösung brauchen. Unter diesen 3 Modifikationen halte ich die II. für die zweckmäßigste, danach folgt die I. und wegen der oben erwähnten Umstände stets die III. Modifikation, was ihre Brauchbarkeit betrifft, an letzter Stelle. Ueber die Gestalten der durch die Much sehe Methode gefärbten Bacillen haben wir vernommen, daß die schlankeren Gestalten und die selbständig oder kettenartig vorkommenden Körnchen in großer Anzahl vorhanden sind. Was die Zahl der gefundenen Tuberkelbacillen betriflt, so kann ich folgendes behaupten : In vielen, fast in allen Fällen, wo ich mit den Methoden von Ziehl, Ehrlich-Koch, Her man oder Spengler nur wenig säurefeste Bacillen fand, sah ich nach Much meistens sehr viele schlanke, in großen Gruppen auftretende Tuberkel- bacillen und selbständige Körnchen. Viele Versuche überzeugten uns davon, daß nach Much tatsächlich mehr Tuberkelbacillen gefärbt werden, aber aus wenig Versuchen kann man es nicht im allgemeinen behaupten, da man immer daran denken muß, ob, wenn wir jenen Sputumteil, welchen wir nach Much gefärbt hatten und in welchen viele Tuberkel- bacillen auftraten, nach Ziehl färben, ob wir dann nicht auch nach Ziehl viele Bacillen gefärbt vorfinden, und wenn wir wieder jenen Sputumteil nach Much färben, in welchem nach Ziehl weniger Bacillen vorkamen, ob wir nach Mach nicht auch wenige Bacillen gefunden hätten. Nach 54 solchen Versuchen getraue ich mir zu behaupten, daß wir es hier nicht mit einem Zufall zu tun haben, sondern daß nach der Much sehen Methode tatsächlich mehr Tuberkelbacillen gefärbt werden. In 12 ziehlnegativen Sputen fand ich in 9 Fällen selbständige Körnchen, in 2 Fällen ungeheuer viele, in 7 Fällen wenig, aber Tuberkelbacillen fand ich in diesem Sputum in keinem einzigen Falle. Viele Autoren, so auch Wirths, teilen Versuche mit, bei welchen nach Much in ziehl- negativem Sputum Tuberkelbacillen nachweisbar waren. Dies ganz be- stimmt zu widerlegen getraue ich mir nicht, aber ich fand solche in keinem einzigen Falle. Indem wir die Vor- und Nachteile der Much sehen Methode zu- sammenfassen, gelangen wir zu folgendem Schlüsse: Ein Nachteil der Much sehen Methode neben allen anderen Methoden ist, daß sie sehr Böhm, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkelbacillen etc. 519 lange dauert. Ein gutes Präparat können wir in weniger als 24 Stunden nicht bekommen, Ihr Nachteil ist ferner, daß das Karbolmethylvioltte keine haltbare Mischung ist, da sie nach längerem Stehen ihre Färbe- fähigkeit verliert, weswegen wir ein sicheres Resultat nur dann erreichen können, wenn wir mit frischer Lösung arbeiten. Ihr Nachteil ist ferner, daß die Präparate nicht so gefällig sind, weil wir in den meisten einen Niederschlag finden, ferner, daß außer von Tuberkelbacillen auch andere veilchenblau sind, schließlich, daß diese Methode eine große Uebung er- fordert, und zum Schlüsse, daß die Präparate nicht haltbar sind, weil sie sich binnen 2 — 3 Monaten entfärben. Bei ihren zahlreichen Schattenseiten hat diese Methode aber auch ihre Lichtseiten. Diese Vorteile sind, daß mehr Tuberkelbacillen gefärbt werden, als durch eine andere Methode, und die Granula, ausgenommen vielleicht Spengler, nur mit der Much sehen Methode nachweisbar sind. Infolgedessen können wir der Muchscheu Methode heute noch keine so große Wichtigkeit und großen Vor- teil zuschreiben, wie sie dieser Methode von anderen zugeschrieben wird. Da wir aber mit dieser Methode die meisten Tuberkelbacillen nachweisen können, so kann die Geschicklichkeit dos Experimentierenden auch die vielen Nachteile vermindern. Darum können wir die von Much modifizierte Gram -Methode für eine der besten Methoden halten. Wenn es aber endgültig bewiesen wird, daß die Much sehen Körnchen tat- sächlich eine selbständige Infektion hervorrufen und tuberkulöse Be- standteile sind, so müssen wir die Much sehe Methode unter allen für die beste erklären. Zusammenfassung. Das Endresultat meiner Versuche kann ich in folgendem zusammen- fassen : Bei der Untersuchung von Sputen solcher Individuen, die der Tuberkulose verdächtig sind, können wir das sicherste Resultat auch heute noch durch die Zieh 1-Neelsen sehe Methode erreichen, denn wenn wir einen Tuberkelbacillus finden, ist die Diagnose ganz sicherzu- stellen. Wenn wir indessen die Untersuchung nach Much vollziehen und wir keinen Tuberkelbacillus, sondern nur einzelnstehende Granula finden, so können wir die Diagnose mit vollkommener Gewissenhaftigkeit nicht aufstellen. Die anderen Methoden können bei solchen Untersuchungen darum nicht in Frage kommen, da sie teils nicht zufällig, teils ver- wickelter sind, als die Zieh Ische. Zur Differentialdiagnose ist nur die Ziehl-Färbung brauchbar, da sie ein ganz sicheres Resultat bietet, und die einfachste ist. So halten wir bei Sputumuntersuchungen auch heute noch die Ziehl-Neelsensche für die beste; eine gute ist auch die Much-modifizierte Gramsche, denn sie besitzt auch noch Vorteile vor der Ziehlsehen, nur ist sie sehr schwerfällig und verwickelt. Es stehen mit der Ziehl- sehen Färbung auf einer Stufe die Ehrlich-Kochsehe, Spenglers Pikrinsäuremethode und die Hermansche Methode, nur sind diese langwieriger. 520 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Literatur. Arens, C. , Ein einfacher Nachweis von Tuberkelbacillen etc. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 11. 1892. p. 9.) Berger, Karl, Vergleichende Nachprüfungen etc. (Centralbl. f. Bakt. Abt. 1. Orig. Bd. 53. Heft 2.) Berka, F., lieber das Verhältnis der zur Darstellung gelangenden Tuberkelbacillen bei Sputumfärbemethoden. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 51. Heft 4.) Betegh, K. , Neue differentialdiagnostische Färbemethode für Tuberkel-, Perlsucht- und andere säurefeste Bacillen etc. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig Bd. 47. 1908. p. 654.) Caan, Albert, Vergleichende Untersuchungen über neuere Methoden der Tuberkel- bacilleufärbung. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 49. Heft 5.) Czaplewsky, Die Untersuchung des Auswurfes auf Tuberkelbacillen. Jena 1891. — , Zum Nachweis der Tuberkelbacillen im Sputum. (Centralbl f. Bakt. Bd. 8. 1890. p. 685.) Ehrlich, Färbung der Tuberkelbacillen. (Dtsche med. Wochenschr. 1882.) Fränkel, B. , Ueber die Färbung des Koch sehen Bacillus. (Berlin, klin. Wochen- schrift. 1884.No. 13.) Gasis, Ueber eine neue Reaktion des Tuberkelbacillus etc. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 50. 1009. p. 111.) Kaufmann. Ein einfaches Verfahren zum Nachweis der Tuberkelbacillen im Aus- wurf. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 12. 1892. p. 142). Kayser, Vergleichende Untersuchungen mit neueren Methoden des Tuberkelbacillen - nachweises. (Centralbl f. Bakt Abt. I. Orig. Bd. 55. Heft 1.) Levy, M. , Ueber die Färbung der Tuberkelbacillen nach Gasis. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 55. p. 253.) Lübinoff, N. , Zur Technik der Färbung von Tuberkel- und Leprabacillen. (Central- blatt f. Bakt. Bd. 3. 1888. p. 540.) Michaelides, H. , Ueber eine durch die Ziehl-Färbuna; nicht darstellbare Form des Tuberkelbacillus. (Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 8. 1907. p. 79.) Much, Hans, Ueber die granuläre, nach Ziehl nicht färb bare Form des Tuberkulose- virus. (Beitr. z. Klin. der Tuberkul. 1907. No. 8. p. 85.) — , Ueber die nicht-säurefesten Formen des Koch sehen Tuberkelbacillus. (Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. No. 8. 1907. p. 357.) Müller, K., Ueber Tuberkelbacillen und Sputumfärbung etc. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 29. 1901.) Rondelli u. Buscalioni, Ueber eine neue Färbungsmethode des Tuberkelbacillus (Abba). (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 21. 1897. p. 70.) Rosenblat, S. , Vergleichende Untersuchungen über neuere Färbungsmethoden der Tuberkelbacillen etc. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 58. 1911. p. 173.) Schill, Ueber den Nachweis von Tuberkelbacillen in Sputum. (Dtsche med. Wochen- schrift. 1883. p. 15.) Schultz, Ueber die granuläre Form des Tuberkulosevirus etc. (Dtsche med. Wochen- schrift. 1909. p. 189.) Spengler, Karl, Neue Färbemethoden für Perlsucht- und Tuberkelbacillen und deren Differentialdiagnose. (Dtsche med. Wochenschr. 1907.) Wirths, Moritz, Ueber die Much sehe granuläre Form des Tuberkulosevirus. (München, med. Wochenschr. 1908. p. 1687.) Yaraamoto, J. , Eine Silberinprägnationsmethode zur Unterscheidung von Lepra- und Tuberkelbacillen. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 47.) Ziehl, Zur Färbung des Tuberkelbacillus. (Dtsche med. Wochenschr. 1882. p. 481.) Krombholz u. Kulka, lieber Anreicherung von Choleravibriouen etc. 521 Nachdruck verboten. lieber Anreicherung von Clioleravibrionen, insbesondere über Ottoleng bis GalleverMren. Ein Beitrag zur iHetliodili der Prüfung von elelttiren Nährböden. [Aus dem Hygienischen Institute der k. k. Universität in Wien.j Von Assistenten Dr. E. Krombholz und Reginientsarzt Dr. W. Eulka. Die Anreicherung der Choleravibrionen in alkalischem Peptonwasser auf Grund ihrer zuerst von Schottelius (1) beobachteten Eigenschaft, in Üüssigen Kulturmedien nach der Oberfläche zu streben und sich hier rasch zu vermehren, ist heute noch das unentbehrliche Hilfsmittel der bakteriologischen Choleradiagnostik, als das es Kolle und Gotschlich (2) in den Schlußsätzen ihrer umfassenden diesbezüglichen Untersuch- ungen bezeichnet haben. Kein anderer Zweig der bakteriologischen Diagnostik verfügt über ein gleich vortreffliches Anreicherungsverfahren. Wenn trotzdem die Versuche sich wiederholen, Methoden auszuarbeiten, welche die Leistungsfähigkeit dieses Verfahrens noch überbieten, so liegt das an der besonderen Bedeutung, die eine maximal gesicherte und be- schleunigte Diagnosenstellung in diesem Falle für das öffentliche Interesse besitzt. Zwar enthalten in der Praxis bei Untersuchungen wegen Cholera- verdacht die Stuhlproben, deren Untersuchung ein positives Resultat ergibt, in der Regel die Cholerakeime in solcher Menge und in einem solchen Zustand, daß ihr Nachweis rasch und oft schon auf den primären Platten gelingt. Andererseits wird aber in Mitteilungen über die bei Choleraepidemieen gemachten Erfahrungen von mehreren Seiten (3) über Fälle berichtet, in denen die untersuchten Stuhlproben die Cholera- vibrionen in so geringer Zahl oder in einem solchen Zustand verminderter Wachstumsenergie enthielten, daß entweder erst nach 24-stündiger Be- brütung der Peptonlösung oder bei Aussaat sehr großer Mengen Darm- inhalt, z. B. einer ganzen Stuhlprobe oder einer ganzen Darmschlinge, ein positiver Befund sich ergab. Es ist darum die Sorge nicht unbegründet, daß gelegentlich trotz der Anwesenheit von Choleravibrionen im Untersuchungsmaterial ihr Nachweis nicht gelingt, auch bei durchaus vorschriftsmäßiger Ausführung der bakteriologischen Untersuchung, sei es, daß spärliche oder wenig lebenskräftige Choleravibrionen in der Anreicherungsflüssigkeit von den anderen Stuhlbakterien überwuchert werden oder daß bei unzulänglicher Anreicherung der Cholerakeime die zur serodiagnostischen Identifizierung nötigen Reinkulturen von den aus der Anreicherungsflüssigkeit angelegten Platten nicht ohne weiteres zu gewinnen sind. Diese letztere Schwierig- keit ist durch die Verwendung des in der bakteriologischen Technik rasch eingebürgerten Dieu donneschen Alkaliblutagars in erheblichem Grade verringert, da dieser ein für die Cholerakeime günstiger und eminent elektiv wirkender Nährboden ist. Aber seine elektive Wirkung ist keine absolute, wie aus den Arbeiten von Bürgers (4), Esch (5), Glaser und Hachla (6), Stock vis (7) und Perpola (8) hervorgeht und wie jeder weiß, der diesen Nährboden in der Praxis verwendet hat. Ueberdies wird die andere Möglichkeit, an die zu denken ist, daß näm- lich die Choleravibrionen schon in der Anreicherungsflüssigkeit von den 522 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. auderen Stulilbakterieu überwuchert werden, durch seine Verwendung nicht tangiert. Aus diesen Gründen sind Versuche, die Methoden der Cholera- diagnostik zu verbessern, nicht ohne Interesse. Arbeiten der letzten Zeit [Pergola (8), Kraus (9)] sind bestrebt, Nährsubstrate von eminent elektiver Wirkung schon für die Anreicherung zu ermitteln. Otto- lenghi (10) behauptet, in der alkalisch gemachten Ochsengalle ein solches Nährsubstrat gefunden zu haben, dem er nachrühmt, es liefere auch, wenn die Choleravibrionen in den Faeces sehr spärlich vorhanden seien, in ziemlich kurzer Zeit durch Anreicherung derselben gute Resul- tate. Die gewöhnlich in den Faeces vorkommenden Keime entwickelten sich darin entweder überhaupt nicht oder so spärlich, daß die Isolierung der Choleravibrionen aus den Faeces leicht gelinge, auch wenn sie mit einer äußerst großen Zahl von anderen Keimen gemischt seien. Selbst nach 24 — 48-stündigem Verweilen im Thermostaten werde die Entwicke- lung der Choleravibrionen nicht durch die der anderen Faeceskeime unterdrückt, wodurch^ dem Bakteriologen eine große Freiheit im Arbeiten gegeben sei. Damit wäre in der alkalisch gemachten Rindergalle das Ideal eines Anreicherungssubstrates für Choleravibrionen aus Stuhlproben gefunden. In Uebereinstimmung damit ständen jene Beobachtungen russischer P'orscher (11), die auf eine Neigung der Choleravibrionen deuten, sich in den Gallengängen des Menschen einzunisten. Die Feststellung der analogen Tatsache, daß in der Gallenblase von Typhuskranken so häufig der Krankheitserreger zu finden ist, hat ja auch zu Vorschlägen geführt, die Wirkung elektiver Nährböden für Typhusbacillen durch den Zusatz von natürlicher Galle (12, 13) oder von taurocholsaurem Natrium (14) zu verbessern, Ueber eine von uns vorgenommene Nachprüfung der zitierten An- gaben Ottolenghis soll im Nachstehenden berichtet werden. Danach erscheint sein eigenes wie auch das Urteil inzwischen erstandener Nach- prüfer über sein Verfahren als experimentell nicht zureichend begründet. Nur Versuche, die bei systematischer Variierung der in erster Linie in Betracht kommenden Verhältnisse sowohl diese Variationen als auch ihren Einfluß auf die resultierenden Ergebnisse nach Tunlichkeit quan- titativ fassen, lassen eine halbwegs exakte vergleichende Wertung neuer Verfahren zu und schützen vor der unzulänglichen Verallgemeinerung von Resultaten, die nur besonderen Versuchsbedingungen zu verdanken sind. Zunächst haben wir zur ersten Orientierung das Wachstum des Bact. coli als des repräsentativen Stuhlkeimes in der nach Ottolenghi hergestellten alkalischen Galle vergleichend geprüft. Ueber das Verhalten des Bact. coli gegen Rindergalle und deren Bestandteile liegt eine Reihe von Untersuchungen vor, die meist durch Studien über Anreicherungsverfahren für Bact. typhi veranlaßt sind. Es seien hier nur die Arbeiten von Werbitzky (15) und Pies (16) angeführt, die übereinstimmend zeigten, daß Rindergalle bei natürlicher Reaktion für Bact. coli ein Nährsubstrat ist, wenn auch kein gutes, und die Untersuchungen Meyersteins (17) über die bakteriologische Bedeutung der Gallensalze. Danach gehört das Bact. coli zu jenen Bak- terien, die in reinen Gallensalzlösungen im allgemeinen nicht zu wachsen vermögen, wohl aber bei Zusatz von nur 0,01 Proz. Pepton, also bei einer Peptonkonzentration, die sonst ihr Gedeihen nicht ermöglicht. Diese Krombholz u. Kulka, Ueber Anreicherung von Choleravibrionen etc. 523 wachstumfördernde Wirkung, die gegenüber dem Bact. coli sowohl dem taurocholsaiiren wie dem glykocholsauren Natrium zukomme, sei an die lackmusueutrale bis schwach saure Reaktion des Nährsubstrates ge- bunden, während schon geringe Abweichungen der Reaktion von diesem Optimum das Resultat wesentlich beeinträchtigen. Ueber das Verhalten des Bact. coli gegenüber Rindergalle bei ausgesprochen alkalischer Reaktion derselben suchten wir uns in der ersten Reihe unserer nach Tunlichkeit zahlenmäßig vergleichenden Ver- suche zu orientieren. Den Gallenährboden für diese wie für alle folgenden Versuche stellten wir genau nach den Anweisungen des Autors aus frischer, nach Mög- lichkeit steril entnommener, durch Papier filtrierter Rindergalle her. Das Filtrat wurde versetzt mit 3 Proz. einer 10-proz. Lösung von Natr. carb. cryst. und mit 0,1 Proz. Kaliumnitrat, darauf in Kölbchen zu 50 ccm abgefüllt und durch ca. 20 Minuten bei einer halben Atmosphäre Ueber- druck im Autoklaven sterilisiert. Um für jede Versuchsreihe eine gleich- artige Zusammensetzung des Nährsubstrates zu erreichen, wurde der Inhalt mehrerer Gallenblasen vor der Verarbeitung vereinigt und gut gemischt. (Für die Versuche der Tabellen I bis IV kam zur Verwendung eine Mischung des Inhaltes mehrerer Gallenblasen, die ein spezifisches Gewicht von 1,024 zeigte, für die Versuche der Tabellen VI bis X des- gleichen eine Mischung mit dem spezifischen Gewicht von 1,017, für die Versuche der Tabellen V, ferner XI, XII und XIII eine solche mit dem spezifischen Gewicht von 1,022.) Die Aussaat geschah bei dieser wie bei den folgenden Versuchsreihen in einer Weise, die eine ausreichende Gleichmäßigkeit der verimpften Keimzahl bei den zu vergleichenden Einzelversuchen gewährleistete und die Wahl einer zweckmäßigen Dosierung gestattete. Dies erreichten wir durch Impfung mit relativ großen Mengen sorgfältig hergestellter Ver- dünnungen der betreffenden Bakterienaufschwemmung. Die primären Aufschwemmungen wurden in der üblichen Weise durch Abspülen gleich- artig gestrichener und gleich alter Schrägagarkulturen mit 5 ccm steri- lisiertem Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung gewonnen und durch ein steriles Papierfilter geschickt. Die Verdünnungen erfolgten stufenweise in Reihen nach den Potenzen 10\ 10^ 10^ usw., wobei auf gleichmäßige Verteilung der Keime in den Verdünnungen durch an- dauerndes Schütteln und Schwenken (nach der Uhr) besonders geachtet wurde. Die Sorgfalt bei der Herstellung der Verdünnungen hatte den Er- folg, daß die durch Anlegung von Schüttelkulturen ermittelten Keim- zahlen der verschiedenen Verdünnungen einer Bakterienaufschwemmung innerhalb der natürlichen Fehlergrenzen den jeweiligen Graden der Ver- dünnung sehr gut entsprachen (vgl. Tab. V), und da die Keimzahl in den primären Aufschwemmungen erfahrungsgemäß nicht in allzuweiten Grenzen schwankt, sich die Gelegenheit bot, die verimpften Keimmengen nach Wunsch zu variieren. Die Ergebnisse unserer ersten Versuchsreihe sind in der Tabelle I dargestellt. In dieser Versuchsreihe kamen als Nährsubstrate zum Vergleich: 1) eine alkalische Peptonlösung, hergestellt nach der amtlichen Cholera- anweisung (1 Proz. Pepton, 1 Proz. NaCl, 0,1 Proz. KNO3, 0,2 Proz. Na2C03), 2) eine 1-proz. Pepton-Kochsalzlösung ohne Sodazusatz, um damit für den Fall, daß die stark alkalische Reaktion des Cholerapepton- 524 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Wassers das Wachstum der ausgesäten Bakterien beeinträchtigen sollte» die bei optimalem Wachstum sich ergebenden Keimzahlen zu ermitteln, 3) eine nach Ottoleng his Angaben hergestellte alkalische Galle und 4) dieselbe alkalische Galle mit einem Zusatz von 1 Proz. Pepton, der als Nährstoffbeigabe eventuell die Wirkung der Galle modifizieren konnte. 4 Kölbchen^) mit je 50 ccm dieser Nährflüssigkeiten wurden mit je 1 ccm einer in der angegebenen Weise auf 10*^ verdünnten Aufschwemmung von Bact. coli versetzt und bei 37° gehalten. Nach 3, 6, 9 und 24 Stunden entnommene Proben verarbeiteten wir in geeigneten Ver- dünnungen zu Schüttelkulturen. Vor der Entnahme wurden die Kölbchen zur gleichmäßigen Verteilung der Keime 1 Minute lang vorsichtig um- geschwenkt. Tabelle I. 24 Stunden alte Schrägagarkultur von Bact. coli mit 5 ccm destilliertem Wasser abgespült, durch Papier filtriert, auf 10^ verdünnt. Davon je 1 ccm zu 50 ccm Nähr- lösung. Keimzählung mit Agarplatten nach 2 Tagen. Zeit der Ueberimpfung nach der Aussaat Keimzahl in 1 ccm Nährlösung, und zwar A) Pepton lösung B) alk. Pepton- lösung C) alk. Galle | ^.s ,, p,^,. + 1 Proz. Pepton ^^ ^^^- ^^^^^ sofort nach 3 Std. „ 24 „ 100 weniger als 1000 120 000 3 600000 372 000000 82 860 146 000 1720000 220000 000 4 10 weniger als 10 weniger als 10 230 15 850 30 476 800 000 25 000 000 Wie aus der Tabelle zu ersehen ist, sind die Wachstumsverhältnisse für Bact. coli in 1-proz. Peptonlösung bei Alkalizusatz nicht wesentlich andere wie ohne denselben. Dagegen zeigte sich in der alkalischen Galle nach Ottolenghi die auffallende Erscheinung einer weitgehenden Reduzierung der Keimzahl unmittelbar nach der Einsaat im Vergleich mit den entsprechenden Keimzahlen in der alkalischen und neutralen Peptonlösung, eine Erscheinung, die nach 9 Stunden fast noch unver- ändert besteht. Erst nach dieser Zeit setzt dann eine intensivere Ver- mehrung der Keime ein, die innerhalb 24 Stunden nach der Einsaat die Keimzahl auf ein Zwanzigstel der innerhalb dieser Zeit in den Pepton- kölbchen erreichten steigert. Die gleiche Beobachtung ergab sich auch an den Gallekölbchen mit 1 Proz. Peptonzusatz. Hier setzt aber die Keimvermehrung früher ein und holt innerhalb von 24 Stunden die Entwickelungsziffern der Pepton- nährböden vollkommen ein. Die Deutung, die zuerst Buchner (18) bei seinen Untersuchungen über die bakterientötende Wirkung des zellfreien Blutserums den Er- scheinungen bei der Einwirkung von Blut, Plasma, Serum etc. auf die Mikroorganismen gegeben hat, besteht offenbar auch hier zu Recht; daß es sich nämlich bei derartigen Substanzen um zwei verschiedene und entgegengesetzte Einflüsse auf die Bakterien handle, einmal den tötenden und dann den ernährenden, das Wachstum fördernden. Die jeweils vor- handene Bakterienzahl hänge deshalb, abgesehen von der Aussaat, von zwei Variablen ab, die im entgegengesetzten Sinne wirken. Es ist mög- 1) Um Schwankungen in der Größe der mit Luft in Kontakt befindlichen Ober- fläche der Nährlösungen zu vermeiden, ein Umstand, der bei Versuchen mit Cholera- vibrionen nicht zu vernachlässigen ist, wurden zur Kultivierung in den verschiedenen Nährflüssigkeiten stets annähernd gleich große und gleich geformte Kölbchen verwendet. Krombholz u. Kulka, Ueber Anreicherung von Choleravibrionen etc. 525 lieh, daß im konkreten Fall die eine Variable, der Ernährungseinfluß, die andere Variable, die tötende Wirkung, verdeckt und umgekehrt. Es sind in den folgenden Versuchen Beispiele für beides gegeben. In einer zweiten Versuchsreihe trat bei sonst gleicher Anordnung an Stelle der Coli- Aufschwemmung eine Faecesemulsion, die durch Ver- reiben mit steriler physiologischer Kochsalzlösung in der Reibschale und zweimaliges Filtrieren durch Leinwandfilter hergestellt worden war. Davon wurde je 1 ccm auf je 50 ccm der 4 verschiedenen Nährsubstrate verimpft. Tabelle II. Frische Faeces in Reibschale mit sterilem Wasser verrieben, durch Leinwand fil- triert. Davon je 1 ccm zu 50 ccm Nährlösung. Keimzählung mit Agarplatten nach 2 Tagen. Zeit der Ueberimpfung nach der Aussaat Keimzahl in 1 ccm Nährlösung, und zwar A) Peptonlösung B) alk. Pepton- lösung C) alk. Galle 4- 1 Proz. Pepton D) alk. Galle sofort 1560000 I 1350000 904 000 i 1421000 nach 3 Std. 7 320000 10 850000 1630 000 ! 879 000 150000000 i 161000000 110980 000 i 17 760 000 24 „ 542 500 000 | 577 500 000 427 500 000 j 528 630 000 Die Keimzahlen in der nicht alkalisierten und in der alkalisierten Peptonlösung bewegen sich durchwegs in den gleichen Größenordnungen. Die Erscheinung der reduzierten Keimzahlen unmittelbar nach der Aus- saat in die Gallenährböden war hier nicht zu beobachten. Die Keimzahlen der Gallekölbchen blieben aber gegenüber jenen in den Peptonkölbchen etwas zurück: in der alkalischen Galle mit Pepton- zusatz nachweislich 3 Stunden nach der Aussaat, in der alkalisierten Galle ohne Peptonzusatz noch nach 6 Stunden. Nach 24 Stunden aber war in allen 4 Kölbchen nahezu dieselbe Entwickelungsziffer erreicht. Hatte sich demnach die alkalische Galle als ein minder günstiger Nährboden für die natürlichen Faeceskeime, besonders für Bact. coli, erwiesen, so ging die nächste Frage danach, ob sie vielleicht ein besser geeignetes Nährsubstrat für Choleravibrionen sei. Eine Versuchsreihe mit Cholerakeimen in analoger Weise ausge- geführt, wie die beiden früheren, hatte das in der Tabelle III dargestellte Ergebnis. TabeUe III. 48 Stunden alte Schrägagarkultur von Vibrio cholerae (Stamm X der Sammlung) mit 5 ccm destilliertem Wasser abgespült, filtriert und auf 10* verdünnt. Davon je 1 ccm zu je 50 ccm Nährlösung. Keimzählung durch Plattenkultur in alkalischer Gelatine nach 2 Tagen. Zeit der Ueberimpfung nach der Aussaat Keimzahl in 1 ccm Nährlösung und zwar A) Peptonlösung B) Alkalische Peptonlösung Cj Alkal. Galle + 1 Proz. Pepton D) Alkalische Galle sofort nach 3 Stunden „ 6 „ „ 24 ,. 1100 1400 32 000 800000 314 000000 1200 2 300 60 000 1400 000 330000 000 300 230 1020 7 060 142 000 300 100 600 5 000 90000 Wieder bewegten sich die Keimzahlen der Pepton-* und alkalischen Peptonlösung andauernd in gleichen Größenordnungen, während in den Gallenlösungen wie bei Bact. coli eine Reduzierung der Keimzahlen unmittelbar noch der Einsaat und ein ganz bedeutendes Zurückbleiben 526 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. der Keimzahlen auch nach 24 Stunden gegenüber jenen der Pepton- lösungen sich zeigte. Ein analoges Ergebnis hatte ein Versuch, bei dem ein anderer Cholerastamm (Stamm 43 der Sammlung, im Sommer 1911 aus Stuhl isoliert), und zwar, um auch den Einfluß dieses Moments zu ermitteln in reichlicher sowohl wie in spcärlicher Aussaat auf sein Wachstum einerseits in Cholerapeptonlösung, andererseits in alkalischer Galle geprüft wurde. Auf den Vergleich dieser beiden Nährboden be- schränkten sich auch weiterhin unsere Versuche, da die stark alkalische Reaktion des Cholerapeptonwassers und der Zusatz von Pepton zur alkalischen Galle das Resultat nicht wesentlich beeinflußt hatte. Tabelle IV. 48 Stunden alte Schrägagarkultur von Vibrio cholerae (Stamm 43) mit 5 ccm NaCl-Lösung abgespült und durch Papier filtriert. Von den Verdünnungen 10* und 10« dieser Aufschwemmung je 1 ccm zu je 50 ccm Nährlösung zugesetzt. KeimzäMnng mit Choleragelatineplatten nach 2 Tagen Wachstum. Versuch B Aussaat 1 ccm der Verdünnung 10* = 450 000 Keime 1 ccm der Verdünnung 10« = 4500 Keime Ernte pro 1 ccm, und zwar alkalische Peptonlösung Ottolenghi-Galle alkalische Peptonlösung Ottolenghi-Galle g D PT 2.C O D (^ .. 1+ ^% c •-) N fO ^ 5' 2. -1 er a> w- e SS- 85 3 # B H o D o X 3 CD O er o o" D Zeit der Ueberimpfung nach der Aussaat 1*^ 00 00 CO X X X X X X + + + O O 1 X' X X X + i^f^>S 2. o o -^ 5 CD E B J^ O g-P: X X X X X X W„ 2.S OB D 2 O O fo 3 e^^ CO ^ tr S'T."' + Q ?r J^ sr o rr o t»rg o o 3 g. o o so D P< ^ O- 3 O B* B^ prr* X X X X X X + + + 2,0 p cTWN 3 ?r^ O S-P: # O O p B r^ W W o, O O p 3 r^ CO ^ P:B P^P ^ö o tr o o, ?r — CT '^ >r .-" O g.P: X X X X X X + ^2 ao N o ^ 2- 3 fr 3 ■ CD t^g B O g-P: (>r — ES ■-1 ^ P o 25 (^ t^ ^ P^ o P O PT S 1^ W[- äpr pp 2 p O I 'i a I 3 ' CD er B2- CD O^c» n. p c CS ^B" P=1o CO Cr S'o ►o EL 3 CD 2 Sfi. •1 P c 5'PTtr CO P CD P3 CD tr B> CD CTct. o f^B- 3 » ^^ 3 ^ B ?r S CD Wb- CD O 3 ^ CD p 2 P c CD '^'B' CD tr 3" 2. Qo CDorq B- CD |B.= 2 »= c I 3 er CD ^B"! 3 ® CT? CD er B"a 2. P C CS ^cr hJO_ S^CD »CT? tr ^1 Ig p c c o o Q CD CD S p 5 f^ 3 2 = B CR » coi" B-OC 3 p 3 ^ 3 CD , §b' Qfl? CD CD CJ- 3"a .rr CO CD er ff» 2.P C CD i^^B' 2 P c D f tr IT) ■O S. 3 £. 3 cn? p 00 P o C (^ CO p* CD P Ji- Co 5 - te o — 3 CR B- c c (0 B o ^ C ^ trci-o CD ^ S er Ol CD dB oiB o B p ?^ g § 3 - BrS 3 p g. B Sg M 2cr? 2.4- X X A c « ^+ 5 S N ' J2cr? » j_ B + N B CD Zß O l_ X X 2 P S + tT'r-11 -r X X X X S-2.5'+ 1-1 D N ' S- ? B^ N » (P I 2cr? _L. S-2.+ xi-&?+ 5w B (0 Cholera- keime Alcali- genes- keime Cholera- keinae Alcali- genes- keime Cholera- keime Alcali- fenes- eime Cholera- keime S > S. CT? Xi^B2.^X CT? X 3 g + 55-2-1- a b' ' B et» ' CD ä'+ S S » + N S'S-2. 2-+s-5:g'-i- X&g2.^X - -» 5.B_3- ■ X X 2 g + + 2.2 + 2.^^ + CD ' CD ' Cholera- keime Cholera- keinie X X X X X X Alcali- genes- keime Cholera- keirae Alcali- genes- keime Cholera- keime !§£§ td Oo X X X X Aleali - fene8- eime CD crq CD CS 1^ PS CD = a c jr t3 B Cr S5 rr; ff. ™« c ^ c ^ D CD T'Ö cp; B ' d; "cd'B CD CL cog ^cd" O C3 B ö- ^_ CD W < >r rt> CTQ ■-( '-■ Cßc 2 n^ "— (_i O CD Cg OB B^ |VcL<3g C o (D ►-• ^ SxB c^ oqg tUB P « S P jf (JQ o o P B kL :l 3 P g B SL §8 2 P ~ CD • o- Poro ^- 1-« c:i O sa Sä Z- CD rr. 3 CT) O^ CTS tal C: N CD (W B R ■«1 • B a » 3" o p P 3 B cn o 3 S B n p CD 3 'S ^ Q CD OD h-i 3 Ol W O B C c 3 CD b' t—. r? CD N (- 3 a p crs CD O CD rn ■n c D 3: E o B p- B g OB « CL O- CT B""-« B 2 ?: p^i.^ CD .r^ -. 3 ^ 00 3 ^ 2.D ^ 3 ^ S- Krombholz u. Kulka, Ueber Anreicherung von Cholera Vibrionen etc. 533 Die beobachtete Hemmung der bakteriziden Wirkung der Galle durch Stuhlzusatz steht in Analogie zu der Beobachtung von Pies (15), der die wachstumheramende Wirkung der Galle durch den Zusatz von serösem Exsudat vollkommen aufgehoben sah. Im gleichen Sinne spricht der \' ergleich von Zählversuchen mit Rein- kulturen von Bac. proteus gegenüber Versuchen mit fallenden Mengen von Proteus- Keimen in Stuhlaufschwemmung bei Ueberimpfung auf Dieudonne- Agarplatten (Tab. XI und XII). In diesen letzteren erscheint die Galle zwar als ein schlechterer Nährboden für P r o t e u s - Bakterien als das Cholerapeptonwasser, aber nicht in dem Maße wie bei den Zähl- versuchen mit Reinkulturen. Tabelle XI. Je 24 Stunden alte Schrägagarkulturen der beiden Stämme Bac. proteus XXIX und 16 mit 5 ccm sterilem Wasser abgespült, durch Papier filtriert, auf 10* verdünnt. Davon je 1 ccm zu je 50 ccm Nährlösung. Keimzählung mit Agarplatten nach 48 Stunden Wachstum bei Bruttemperatur. Versuch B Aussaat Etwa 400000 Keime von Stamm XXIX Etwa 400 000 Keime von Stamm 16 Ernte pro ccm, und zwar Cholerapepton Ottolenghi- Galle Cholerapepton Ottolenghi- Galle S « es .Q 2 es .) 11) Kulescha, ebenda. Bd. 50. p. 417, — Klin. Jahrb. Bd. 24. p. 137. 12) Löffler, Dtsche med. Wochenschr. 1907. p. 1581. — Ebenda. 1909. p. 1297. 13) Padlewsky, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 45. p. 540. 14) Müller, Arb. a. d. Kais. Ges.-Amt. Bd. 33. p. 443. 15) Werbitzky, Arch. f. Hyg. Bd. 69. p. 71. 16) Pies, ebenda. Bd. 62. p. 107. 17) Meyerstein, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 44. p. 434. 18) Buch n er, ebenda. Bd. 5. p. 817. 19) Gaethgens, Arch. f. Hyg. Bd. 62. p. 152. 20) Weiss köpf, Wien. klin. Wochenschr. Bd. 24. H. 33. — Bocchia, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 60. p. 434. Nachdruck verboten. The bacteriological examination of suspected Cholera carriers. [From the Quarantine Laboratory of the Port of New York.] By Dr. Arthur J. Beiidick, New York. During the past few years it has been definitely proven by com- petent observers, that the spread of cholera is otten due to the pres- ence of "carriers" who harbor the organisms in their intestinal tract without showing ^ny Symptoms referable to the disease. In order to locate these sources of infection and to prevent the disease from spreading to other localities, it is often necessary to examine bacteriologically the feces of a large number of apparently healthy people. The following sugar medium was devised by the author to facilitate this examination. To a liter of water add ten grams of peptoue and five grams of sodium Chloride. Boil. Titrate with Phenolphthalein to a neutral reaction. Owada, On a safe method of practising hanging drop examination. 537 Add one gram of anhydrous sodium carbonate. Boil. Filter through double filter paper. Add five grams of Saccharose and 5 c. c. of a oO'^Iq alcoholic saturated Solution of Phenolphthalein. Tube and sterilize by fractional sterilization in an Arnold sterilizer. The technique in using this medium is as foUows: 1) Inoculating the feces into Dunham's peptone and incubating at 37" C for six hours. 2) Subinoculating one loop of the surface growth into the sugar peptone and incubating five to eight hours. 3) Plating suspicious cultures. If any cholera organisms are present in the feces, they are enriched by the preliminary incubation in the piain peptone. When introduced into the sugar medium the vibrios rapidly ferment the Saccharose, the acid produced neutralizes the alkali, and the red color of the Phenol- phthalein disappears. The majority of the cultures will eventually de- colorize, but those tubes containing vibrios will decolorize, within five to eight hours. Those tubes that do not decolorize within eight hours may be discarded. An artificially inoculated cholera control should be placed in the incubator. As soon as a tube decolorizes, a smear is made from the surface culture. If any vibrios are seen the specimen is immediately plated. Using this medium one trained bacteriologist can examine two to three thousand specimens a day. Nachdruck verboten. On a safe method of practising hanging drop examination. By M. Owada, Chief medical inspector of Nagasaki Quarantaine Station Japan. It is a well known fact that the examining method of hanging drop preparations, i. e. testing bacteria under the microscope in their living condition is one of the most valuable matter in bacteriology, that extreme skill is necessary because of various difficulties. The hardest point of the present practised method is that there is no particular mark to find bacteria in the field since hanging drop as well as bacteria both show colourless and transparent. So in order to safely practise the hanging drop examination a mark will be quite necessary. Abel sehe Bakteriologisches Taschenbuch mentions a safe method in connection with this matter — it says in order to find bacteria easily under the microscope the smallest quantity of very weak fuchsin Solution is added to the drop containing bacteria on the cover-glass which is not harmful to bacteria. I first tested this method with several kinds of bacteria. Now when hanging drop preparations are made of 0,02 per cent fuchsin aqueous Solution, it is true that bacteria stained slightly can be readily observed in the microscopical field owing to the pink colour of the hanging drop which Stands for a mark. But when the fuchsin Solution is more dense in character than the above, as, for instance, in the proportion of 0,03 to 0,05 per cent or 0,1 to 0,2 per cent, it is no longer suitable for the test, for locomotions of some bacteria become stagnant. Therefore even 538 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originale. Bd. 62. Heft 6. weaker fuchsin Solution may or may not be harmful to bacteria life in conjunction with fuchsin colour and that it seems this method is not desirable for actual practise excepting as exercises for beginners. In my own laboratory I have worked out what I consider a safe and practical method of examining bacteria without injuring in their natural condition. In consequence I have prepared the foUowing Solution : Carbon powder 0,04 gm. Gelatin 0,1 „ 0,8 Vo NaCl Solution 20,0 „ We can use superior lamp-soot as carbon powder which can be obtained at all druggists. I have prepared the same as follows: First, gelatin is dissolved with 0,8 per cent NaCl Solution. Carbon is thoroughly pulverised in a clean raortar and well mixed by adding slowly the above gelatin Solution, then put iuto a glass tube or bottle and when thoroughly sterilized about an hour, it should then be taken out and well shaken, As this Solution has a slight tendency to pre- cipitation it requires constantly to be shaken before using. This pre- paration can be preserved for an indefinite time and is not destructive to the most sensitive bacteria. The practical method to employ this preparation is as follows : first, a drop containing bacteria is put on to a thin cover-glass, then one Öse of the above carbon Solution is added to that drop by means of a small platinum wire loop and is equally mixed. Now when this is done the drop can be seen slightly dark to the naked eye. If hanging drop pre- paration is made in the ordinarily recognized process the edge of the drop is previously placed in the middle of the tield using weak magnify- ing power but without doing that we can use the oil Immersion appa- ratus directly since hauging drop are easily distinguished on account of carbon marks. After the oil immersion lens has touched the cedern oil on the preparation it is gradually focussed down by means of an ad- justing screw whilst observing the tield, then some undefined dark objects will appear, these are the carbon marks in the hanging drop. Next the boundary of the dark object i. e. the edge of the drop can be readily seen, at this point when microscope is well focussed by means of micro- meter screw bacteria show themselves either motile or not between carbon masses which exist here and there in the field. So it is a matter of importance to gently move the glass slide tili bacteria come well into sight, beside that it is necessary that much care must be taken as in ordinary process. The advantages in this method are the facility with which any one can easily practise without accidents or in any way injuring the bacteria and furthermore having distinguishing figure marks of carbon powder. I have employed this method to the hanging drop examination for a year and with good results. Weichard t, Beeinflussung von Spaltprodukten aus Tuberkelbacilleneiweiß. 539 Nachdruck verboten. Ueber die Beeinflussung von Spaltprodukten aus Tuberkel- bacilleneiweiss. [Aus dem hygienisch-bakteriologischen Institut der Universität Erlangen.] Von Prof. W. Weiehardt. Unterwirft man Eiweiß einer mäßigen Hydrolyse bei 37 ^ entfernt durch Dialyse möglichst rasch die weniger hochmolekularen Spaltprodukte und injiziert die hochmolekularen, bei niederer Temperatur konzentrierten, Versuchstieren subkutan, so werden diese Tiere schwer aftiziert. Sie zeigen Temperaturerniedrigung, Atem verlangsamung und Sopor und können in diesem Zustande bei enorm niederer Körpertemperatur längere Zeit noch am Leben bleiben. Schließlich steht die Atmung still. Wird dann sofort die Sektion ausgeführt, so sieht man, daß das Herz noch eine geraume Zeit weiterschlägt. Diese höhermolekularen Eiweißspalt- produkte waren wegen ihrer charakteristischen Wirkung auf den Tier- körper schon vor langem von mir unter dem Sammelnamen der Keno- toxine (1) zusammengefaßt worden. Die Erscheinungen, welche durch sie veranlaßt werden, sind zu be- heben durch ein acetonlösliches, dialysierbares Eiweißderivat, das Anti- kenotoxin. Dieses kann durch Behandeln von Eiweiß mit Alkalien in Siedehitze gewonnen werden. Ferner konnte gezeigt werden, daß ganz die gleichen Symptome: Temperaturerniedrigung, Atemverlangsamung und Sopor auftreten, wenn man Versuchstieren chemisch verschieden wirksame Stoffe in geringen Mengen wiederholt injiziert. Daß auch hierbei ähnliche Spaltprodukte, also Kenotoxine, und zwar im Tierkörper, entstehen, folgerte ich daraus, daß es gelang, auch diese Erscheinungen mit dem acetonlöslichen Eiweißderivat aufzuheben. Um nun über die Art dieser physiologisch und pathologisch zweifel- los wichtigen, von mir zuerst festgestellten Beeinflussung giftiger höher- molekularer Spaltprodukte aus an und für sich ungiftigem Eiweiß durch acetonlösliche, niedermolekulare Eiweißderivate nichts zu präjudizieren, wurden die letzteren mit Hemmungskörper „Retardin" bezeichnet. Dieser zweite Name ist nunmehr aus rein praktischen Gründen festgehalten worden, solange es bei der geringen Ausbeute noch nicht möglich war, die wirksame Substanz genauer zu definieren ^). Schon früher war gezeigt worden, daß auch aus Tuberkelbacillen Spaltprodukte zu erhalten sind, die durch unseren Hemmungskörper, das Retardin, entgiftet werden (2). Durch folgende Versuche wurden diese früheren Befunde bestätigt und erweitert: Ich bediente mich der nach den neueren Erfahrungen festgelegten Methodik der Darstellung von Tuberkelbacillenendotoxinen in vitro und sah, daß wir hier sehr gut beeinflußbare Präparate erhalten. Als Versuchstiere wurden gut gehaltene, nicht allzu große Mäuse von gleichem Gewicht benutzt. 1) Ein aus wasserfreiem Aether in der letzten Zeit kristallisiert erhaltenes Retardin enthielt 12,7 Proz. N. Es schmolz bei 123— 124*'. Weitere Untersuchungen dieses interessanten Körpers behalten wir uns vor. 540 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Es sind zwar ge^en die Maus als Versuchstier Einwände erhoben worden wegen ihrer Kleinheit. Aber wenn man mit dem Mäusethermo- meter die Körpertemperatur kontrolliert, ferner nur Tiere verwendet, welche in Zimmertemperatur gehalten mindestens 3772*^111 After zeigen, so ist der Ausfall des Versuches bezüglich der Wirkung der betreffenden Gifte durchaus zuverlässig. Die ganze Versuchsanordnung ist einfach und handlich. Neue Injektionen sind nach Bedarf jederzeit schnell aus- zuführen. Ueberdies ist das subkutane Gewebe der Maus außerordent- lich geeignet, größere Mengen Flüssigkeit aufzunehmen, und die Re- sorptionsverhältnisse entsprechen für viele Zustände weit mehr dem natürlichen Geschehen, als wenn große Mengen in das Herz oder in die Jugularvene eines Meerschweinchens injiziert werden. Damit die quantitativen Verhältnisse bei der Injektion von Mäusen genaue bleiben, verschließen wir den Injektionseinstich sofort mit einer Klemme. Im ganzen ist bei Beachtung aller Kautelen der Mäuseversuch zur Beantwortung vieler Fragen über die parenterale Verdauung als ganz besonders geeignet zu bezeichnen. Die Versuche wurden folgendermaßen angestellt: 0,1 g in der Kugelmühle zerriebener Tuberkelbacillen (Höchst) wurden mit 1 ccm n/io-Natronlauge und 0,5 ccm physiologischer Kochsalzlösung verrieben. Dann wurden nochmals 0,1 g zerriebener Tuberkelbacillen mit 1 ccm n/io-Natronlauge, 0,4 ccm physiologischer Kochsalzlösung und 0,1 ccm einer Lösung unseres Hemmungskörpers von 1: 10000 \) ver- rieben. Beide Mischungen standen 24 Stunden im Brutofen bei 37 '^ und wurden wiederholt kräftig umgeschüttelt. Sodann wurde jede Probe mit 1 ccm n/io-HCl versetzt, wenig zentrifugiert und die über dem Boden- satz stehende, etwas opake Flüssigkeit zwei gleichen, 15 g schweren Mäusen subkutan injiziert. Versuch I. Zeit Temperatur Bemerkungen Kontrolltier Antikörpertier 040 780 710 goo 37,5 33,5 31,5 30,5 29,5 37,5 36,5 36,5 36,25 36,0 Injektion von 0,6 ccm. Beide Tiere sind anfangs infolge der erheblichen Injektionsmenge etwas affiziert; bald aber ist ein beträchtlicher Unterschied im Ver- halten zu konstatieren. Während das Anti- ; körpertier gegen 8 Uhr wieder vollkommen munter wird, kommt die KontroUraaus in ein Stadium großer Benommenheit. Die Atmung ist stark verlangsamt. Am nächsten Tage sind beide Tiere wieder munter. Der beträchtliche Temperaturunterschied von 6V-, ** zeigte, daß selbst eine sehr geringe Menge unseres Hemmungskörpers zum Schutze des Tieres genügend war. Da beide Mäuse am Leben blieben, so muß man allerdings an- nehmen, daß eine Reihe sehr deletärer Komponenten der Tuberkel- bacillengifte durch diese Art Aufschließung nicht miterhalten wurden. Es wurde nun der Bodensatz in beiden Gefäßen mit je 1 ccm n/jo- Natronlauge übergössen, um zu sehen, ob nochmals aus den noch un- 1) d. i. 1 Teil der von der Firma Kalle (Biebrich) hergestellten Retardin-Standard- lösung (1 : 1000) mit 9 Teilen dest. Wasser verdünnt (ist stets frisch zu bereiten). Weichardt, Beeinflussung von Spaltprodukten aus Tuberkelbacilleneiweiß. 541 gelösten Tuberkelbacillen Substanzen zu erzielen wären, die bei unserer Versuchsanordnung giftige Eigenschaften zeigten. Nachdem die Gläser 15 Stunden lang bei 37 "^ gehalten worden waren, wurde die Flüssigkeit mit einigen Oesen Salzsäure neutralisiert, leicht zentrifugiert und je 1 ccm der über dem Bodensatz stehenden Flüssig- keit zwei gleichgroßen Mäusen injiziert. Zeit Temperatur Bemerkungen KontroUraaus Antikörpermaus 6" 62.-. 6.4 700 714 780 38,5 3b,0 37,5 37,5 38,25 38,5 38,5 39.5 39,5 40,5 39,5 38,5 Injektion. Beide Tiere bleiben i munter. Diese Flüssigkeit war also für beide Tiere atoxisch. Auch durch Behandlung der Bacillenreste mit noch stärkerer Natron- lauge gelang es ebensowenig, auf diesem Wege für unsere Mäuse toxische Substanzen zu gewinnen : Der Bodensatz wurde mit je 1 ccm 93-proz. Natronlauge versetzt, 15 Stunden bei 37" gehalten, mit Salzsäure neutralisiert und in einem kleinen Dialysator 5 Stunden lang in flacher Schicht dialysiert. Zeit Temperatur Kontrollmaus 37,5 37,5 37,5 37.5 38,25 38,5 Antikörpermaus Bemerkungen 38,5 39,5 39,5 40,0 39,5 38,5 Injektion von 1 ccm. I Beide Tiere bleiben / munter. Daß man aus Tuberkelbacillen auch durch Abbau mit Serum in vitro wirksame Gifte erhalten kann, wurde von uns bereits anfangs 1910 gezeigt (3). Auch diese durch Cytolyse mit Serum gewonnenen Gifte können leicht von unserem Hemmungskörper beeinflußt werden. 0,1 g in der Kugelmühle zerriebener Tuberkelbacillen (Höchst) wurden mit 2 ccm frisch entnommenem Meerschweinchenserum und 0,1 ccm physiologischer Kochsalzlösung verrieben. Hierauf wurden noch- mals 0,1 g zerriebener Tuberkelbacillen mit 2 ccm Meerschweinchen- serum und 0,1 ccm einer Lösung unseres Hemmungskörpers von 1 : 10000 zusammengerieben. Beide Mischungen standen dann 24 Stunden bei 37 ° und wurden wiederholt kräftig umgeschüttelt. Es wurden 0,6 ccm der über dem Bodensatz stehenden Lösungen zwei gleichen, 15 g schweren Mäusen subkutan injiziert. Zeit Temperatur Bemerkungen Kontrolltier Antikörpertier 550 610 680 646 700 815 37,5 36,75 36,5 35,5 34,5 30,5 37,5 37,75 37,5 37,5 37,5 36,5 Injektion von je 0,6 ccm. 1 Der Unterschied zwischen beiden Tieren wird immer auffallender. Das Kontrolltier ist /schwer soporös, hat verlangsamte Atmung; das Antikörpertier ist munter. 542 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. Um ZU sehen, ob das Tuberkelbacilleneiweiß durch Behandlung mit dem Serum erschöpft sei, oder aus dem Bodensatz nochmals wirksames Gift dar- gestellt werden könnte, wurde der Bodensatz, wie in den ersten Versuchen, mit je 1 ccm n|io-Natronlauge versetzt. Die Toxinwirkung war nur gering. Die Darstellung der durch unseren Hemmungskörper beeinflußbaren Gifte aus Tuberkelbacilleneiweiß wurde vielfach wiederholt und ver- schiedentlich variiert. Hier seien folgende Versuche angeführt: 0,1 g Tuberkelbacillenpulver wurde mit 2 ccm frisch entnommenem Meerschweinchenserum und 0,1 ccm physiologischer Kochsalzlösung ver- rieben. In ein zweites Röhrchen kam statt der Kochsalzlösung 0,1 ccm einer Lösung unseres Hemmungskörpers von 1:10000. In beiden Röhr- chen wurde dann je ein Körnchen Thymol zugefügt und die Proben 24 Stunden bei 37*' gehalten. Zeit Temperatur Kontrolltier Antikörpertier Bemerkungen 438 450 500 516 530 545 ßOO ßlO 635 37,5 35 33,5 32,5 32 31,25 30,5 31,25 32,5 37,5 37,5 37,0 36,5 36,5 36,5 36,0 35,5 36,0 Injektion von 0,6 ccm. Das Kontrolltier wird mehr und mehr soporös und bekommt verlangsamte Atmung. Das Antikörpertier ist munter. 1200 Am nächsten Morgen : 26,0 I 37,0 1 Das Kontrolltier erholt sich im Laufe des 33,0 I / folgenden Tages langsam wieder. Die beiden Röhrchen wurden nun 24 Stunden im Eisschrank auf- bewahrt und je 0,65 ccm der über dem Bodensatz stehenden Flüssigkeit zwei 15 g schw^eren Mäusen injiziert: Zeit Temperatur Bemerkungen Kontrolltier Antikörpertier 1110 ipo 1200 1230 330 400 500 38,0 34,5 30,0 27,0 24,5 25,0 26,0 37,5 35,0 34,5 34,5 34,5 35,5 36,0 Injektion von 0,6 ccm. Der Unterschied zwischen beiden Mäusen ist bis 5 Uhr außerordentlich deutlich, wie in 'den vorigen Versuchen. Von 5 Uhr an er- holt sich auch die Toxinmaus und ist am nächsten Tage wieder munter. Um die Mengenverhältnisse etwas zu verändern, wurden 0,1 g zer- riebener Tuberkelbacillen mit 1,5 ccm frischem Meerschweinchenserum verrieben, die Aufschwemmung in zwei Hälften geteilt, der einen 0.1 ccm Kochsalzlösung, der anderen 0,1 ccm einer 1 : 10000 verdünnten Anti- körperlösung zugefügt und beide Proben 24 Stunden im Brutschrank aufbewahrt. Sodann aufgeschüttelt und zwei je 20 g schweren Mäusen injiziert: Zeit Temperatur Bemerkungen Kontrolltier Antikörpertier 1180 1200 300 36,5 35,5 36,0 36,5 36,5 36,25 Injektion von 0,6 ccm. > Beide Mäuse munter. Weichardt, Beeinflussung von Spaltprodukten aus Tuberkelbacilleneiweiß. 543 Die Toxinwirkung war bei diesen großen kräftigen Mäusen also eine zu geringe. Deutliche Scliädigung der Kontrollmaus fand nicht statt. Ferner wurden 0,2 g getrocknete Tuberkelbacillen mit 4,5 ccm frischem Meerschweinchenserum verrieben, die Aufschwemmung in zwei Hälften geteilt, der einen 0,1 ccm Kochsalzlösung, der andern 0,1 ccm einer 1 : 10000 verdünnten Antikörperlösung zugefügt und beide Proben 24 Stunden im Brutschrank aufbewahrt. Sodann aufgeschüttelt und zwei je 20 g schweren Mäusen injiziert: Zeit Temperatur Kon troll tier | Antikörpertier 445 500 530 545 39,0 37,0 37,5 34,5 32,5 38,0 38,0 38,5 37,0 37,5 37,0 Bemerkungen Injektion von 0,8 ccm. Injektion von je 1 ccm. Der Unterschied zwischen beiden Tieren ist außerordentlich deutlich, wie in den früheren Versuchen. Am nächsten Morgen ist die Kon- trollmaus tot, die Antikörpermaus munter. 630 I 30,5 Es liegt in der Natur der Verhältnisse, daß ein streng quantitatives Arbeiten mit den auf diese Weise in vitro hergestellten Spaltprodukten aus hochmolekularen Eiweißen vorderhand noch nicht möglich sein wird. Die Vielheit und Verschiedenartigkeit der entstehenden Spaltprodukte (s. unser vorläufiges Schema in No. 12 der München, med. Wochenschr.) und der wechselnde Fermentgehalt der Meerschweinchensera machen das erklärlich. Immerhin geht aus allen angeführten Versuchen die außer- ordentlich deutliche Hemmung der Wirkung aus den Tuber- kelbacillen hergestellter Gifte durch selbst minimale Mengen unseres Antikörpers hervor. Nun haben Weichardt und Müller (4, 5), sowie Weichardt und Stötter(6) gezeigt, daß Toxin ebenso wie Eiweißspaltprodukte die Reaktion organischer sowie auch anorganischer Oxydasen, wie sie z. ß. durch die Guajakreaktion nachgewiesen werden, weitgehend beeinflussen. Geringe Mengen regen die Reaktion an, größere hemmen sie. Ferner zeigte sich, daß unser Retardin ebenfalls diese charakteristische Ein- wirkung ausübt (6). Es war deshalb die Annahme zu erwägen, ob viel- leicht die giftaufhebende Wirkung in dem mit diesem Hemmungskörper versetzten Serum auf eine Hemmung des fermentativen Abbaues zurück- zuführen sei. Dieser Einwand war jedoch dadurch zu widerlegen, daß es uns ja gelang, unter Verwendung von Natronlauge bestimmter Konzen- tration an Stelle des Serums Substanzen von ähnlicher Wirkung aus dem Tuberkelbacillenpulver zu extrahieren (s. die oben angeführten Versuche). Durch derartige Beeinflussung der Tuberkelgifte in vitro wird uns das ganz merkwürdige Wegbleiben der Tuberkulinreaktion bei mit unserem Hemmungskörper reichlich vorbehandelten tuberkulösen Tieren verständlich, eine Beobachtung, die wir bereits im Jahre 1906 (2) nieder- gelegt und später genau verfolgt haben (7). Eine praktische Bedeutung haben die diesbezüglichen Beobachtungen allerdings nicht gewonnen, wohl aber veranlaßten sie mich zu entschieden interessanten biologischen Beobachtungen, die bei günstigeren Ausbeuten des Retardins vielleicht therapeutische Wichtigkeit erlangen dürften: Auf meine Veranlassung hin impfte Herr Dr. Fluh r er eine Anzahl Ziegen am Euter mit gleichen Mengen virulenter Bacillen. Ein Teil der Ziegen wurde reichlich und fortdauernd mit Retardin behandelt. Bei den so behandelten Tieren blieb der tuberkulöse Prozeß lokal, bei 544 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 6. den nicht mit Retardin behandelten Kontrolltieren stellte sich dagegen stets allgemeine Tuberkulose ein: Tuberkulose der Lungen, Niere etc. Es war nun damals für uns schwer verständlich, warum, da doch die Bacillen selbst nicht getroffen wurden, vielmehr auch im Euter der Re- tardintiere weiter wucherten, eine Allgemeininfektion bei diesen ausblieb. Jetzt liegt in der Entgiftung gewisser Tuberkelbacillenderivate eine aus- reichende Erklärung dafür vor. Schlußsätze. 1) In Bestätigung früherer Befunde kann gezeigt werden, daß ge- wisse Produkte aus Tuberkelbacilleneiweiß durch einen acetonlöslichen, aus Eiweiß gewonnenen Hemmungskörper, „Retardin'', entgiftet werden. 2) Gewisse früher von mir beschriebene Beeinflussungen im Verlaufe der Impftuberkulose an größeren Tieren sind dadurch erklärlich geworden. Erlangen 30. Januar 1912. läteratnr. 1) Ermüdungsstoffe. Stuttgart (Ferd. Enke) 1910. 2) Münch. med. Wochenschr. 1906. No. 35. — Med. Klinik. 1906. No. 44. 3) Centralbl. f. d. ges. Phys. u. Pathol. d. tetoflwechs. 1910. No. 17. — Münch. med. Wochenschr. 1910. Xo. 34; 1911. No. 16; 1912. No. 12. 4) Centralbl. f. d. ges. Phys. u. Pathol. d. fcjtoffwechs. 1911. No. 9. — 4. Tagung der Freien Verein, f. Mikrobiol. 1911. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Ref. Bd. 50. 1911. Beiheft.) 5) Münch. med. Wochenschr. 1911. No. 31. 6) Arch. f. Hvg. 1912. Bd. 75. 7) Centralbl. f. d. ges. Phys. u. Pathol. d. Stoffwechs. 1909. No. 15. Die Herren Mitarbeiter werden liöf iiclist gebeten, bereits fertig- gestellte Klischees — falls solche mit den Manuskripten abseliefert werden — nicht der Redaktion, sondern direkt der Verlagshand- lung Grustay Fischer in Jena einzusenden. Inhalt. Bendick, Arthur J., The bacteriological besondere über Ottolenghis Galle- examination of suspecled cholera carriers, ! verfahren, p. .521. P- Ö36. , Miessner, H., Die Milzruptur des Rindes Böhm, Johann, Leber die verschiedenen bzw. perakute Form der Hämoglobinurie Färbemethoden der Tuberkelbacillen und des Kindesi, p. 471. deren kritische Rezension, p. 497. j Owada, M., On a safe method of practis- Distaso, A., Contribution ä l'etude sur | ing hanging drop examination, p. 537. l'intoxication intestinale, p. 433. | Sehern, Kurt, Ueber das Ratten vertil- Hauer, Albert, Untersuchungen über die j gungsmittel Virus sanitär A, p. 4ü8. Wirkung des Mittels (i06 auf die Hühner- Strand, Embrik, Eine neue Protozoen- spirillose, p. 539. j gattung, p. 471. V. Knaut, A., Zur Hämolyse der Cholera- Weichardt, W., Ueber die Beeinflussung Vibrionen, p. 575. Krombholz, £. u. Kulka, W., Ueber An- reicherung von Choleravibrionen , ins- von i^^paltprodukten aus Tuberkelbacillen- eiweiß, p. 543. Kromiuauusche Uuchdruckerei (Hermana Fohle) in Jena. .IBakletcLAbL Originale. Bd. 62. Heft 7. Ausgegeben am 21. März 1912. Nachdruck verboten. Die Degenerationen im Bereiche des Nervensystems des Menschen bei Cholera asiatica. [Aus dem neurologischen Laboratorium der psychiatrischen und Nerven- klinik zu St. Petersburg (Vorsteher: Akademiker W. v. Bechterew).] Von Sergius Michailow. Mit 1 Tafel. Während der Choleraepidemie im Jahre 1908 habe ich ein großes pathologisch-anatomisches, sich auf diese Erkrankung beziehendes Material gesammelt und es nach den zahlreichen, gegenwärtig gebräuchlichen, neurologischen Methoden von Nissl, Ramön y Cajal, Donaggio, Rachmanow, Marchi u.a. bearbeitet. Die Untersuchung dieses ganzen Materiales ist jetzt schon abgeschlossen und in nächster Zukunft werden deren Resultate hinsichtlich der Veränderungen, hauptsächlich der zelligen Elemente des Gehirns, Kleinhirns, des verlängerten und des Rücken- markes, veröffentlicht werden. In der vorliegenden kleinen Arbeit sollen nur die Resultate mitgeteilt werden, die beim Studium der nach Marchi bearbeiteten Präparate erhalten wurden. Dieser Methode kommt, wie bekannt, eine vornehmliche Bedeutung beim Studium der Nervenfaser- degenerationen zu, folglich werden auch in dieser Arbeit vornehmlich und sogar fast ausschließlich die Veränderungen der Nervenfasern bei der asiatischen Cholera des Menschen behandelt werden. Das Material zur Untersuchung auf mögliche Degenerationen in den Nervenfasern wurde 8 Choleraleichen entnommen, und zwar die eine Hälfte dem Exitus laetalis im algiden Stadium, die andere im Stadium des Choleratyphoids erlag. Wir wollen hier nicht bei der Mitteilung der Krankengeschichte dieser 8 Fälle verweilen, sondern bloß darauf hinweisen, daß durch die pathologisch-anatomische Obduktion erwiesen worden ist, daß in allen diesen Fällen keine anderen Erkrankungen vorlagen, außer der Cholera, welche die von uns bei Bearbeitung nach Marchi gefundenen Verände- rungen (Degenerationen) erklären könnten. Die Marchi -Methode ist in folgender Modifikation angewandt worden : 1) Fixation in 3-proz. wässeriger Lösung von Schering schera Formalin während 10—20 Tagen. In Anbetracht dessen, daß das Gewebe in diesen Fixator noch ganz warm (1 — IV2 Stunden post mortem) gebracht wurde, wurde der Fixator ebenfalls erwärmt. 2) Einlegen in ein Gemisch von folgender Zusammen- setzung: Natrii jodici 3,0, Acidi osmici 1,0, Aquae destillatae 300,0 für 15—20 Tage wobei in der Mitte dieser Frist das Gemisch gewechselt wurde durch ein frisches von derselben Zusammensetzung. 3) Gründ- liches Auswaschen in Wasser. 4) Genügendes Entwässern in Alkohol, Einreiben in Celloidin, Anfertigung dicker Mikrotomschnitte. 5) Auf- hellen in Karbolxylol und Einschluß in Balsam. In der ebenso angegebenen Weise wurde das Rückenmark bearbeitet, mit dem im natürlichen Zusammenhange sowohl die vorderen als auch die hinteren Wurzeln gelassen wurden. An den Präparaten sind Degenerationen gefunden wurden, welche wir 1) um sie genauer zu beschreiben und 2) auch noch deshalb, weil Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 7. 35 546 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. sie eine wesentlich verschiedene Bedeutung haben, in die drei folgen- den Kategorieen geteilt haben : a) Degenerationen von Nervenfasern in den Rückenmarkswurzeln, h) Degenerationen von Nervenfasern des Rückenmarkes, die zerstreut in verschiedeneu Bündeln seiner weißen Substanz liegen, c) Degenerationen von Nervenfasern an der Peripherie des Rückenmarkes und an der Peripherie mancher Nerven , die die Cauda equina bilden. ad c) In 3 Fällen mit Exitus letalis im akuten algiden Stadium während der ersten und zweiten 24 Stunden der Erkrankung wurden Degenerationen solcher Art nicht gefunden. In einem Falle, der sich während ca. 36 Stunden unter Beobachtung im Krankenhause befand, und bei dem Cholerasymptome (Durchfall, Erbrechen. Krämpfe, Puls- schwäche, Cyanose) schon während ungefähr 2mal 24 Stunden vor dem Eintritt in das Krankenhaus bearbeitet worden sind (folglich 3 mal 24 Stunden krank), wurde eine „Randdegeneration" der Nervenfasern an der Peripherie des Rückenmarkes festgestellt. Dieser Fall, der schon nach Ablauf des algiden Stadiums letal endete, wurde bei der patho- logisch-anatomischen Obduktion als Cholera asiatica, Stadium diphtheri- cum, entsprechend der Darmläsion, bezeichnet. In einem anderen Falle, der ebenfalls 3 mal 24 Stunden andauerte, der aber noch im algiden Stadium letal endete, und bei dessen Obduktion der Darmtraktus das Bild der akuten Enteritis mit Hyperämie der Schleimhaut und vergrößerten Follikeln (die Veränderungen in anderen Organen boten in beiden Fällen keinen Unterschied) darbot, sind Ver- änderungen solcher Art im Rückenmarke nicht gefunden worden. In den übrigen 3 Fällen, die mit Exitus letalis im typhoiden Stadium der Cholera am 6., 8. und 9. Tage der Erkrankung endeten, ist ebenfalls De- generation der Nervenfasern an der Peripherie des Rückenmarkes gefunden worden (Fig. 1). Diese Degeneration zeigt das gewöhnliche Bild des Myelinzerfalles der Nervenfasern in einzelne rundliche oder ovale Schollen und Tropfen, die sich intensiv mit satt schwarzer Farbe färbten und sich scharf auf dem allgemeinen gelblichen Grunde der osmierten Präparate abhoben. Degenerierte Fasern fanden sich mit manchen unbestimmten und unbestätigten Unterbrechungen ihrer Lokalisation nach an der ganzen Peripherie des Rückenmarkes, so daß letzteres wie mit einem schwarzen Saume auf den Querschnitten versehen war (Fig. 1). Ein solcher schwarzer Saum fand sich auch an aus dem Cervicalgebiet des Rücken- markes entnommenen Schnitten und ebenso an aus anderen Abschnitten (dem thorakalen, lumbalen) herstammenden Schnitten. In einem der drei letzten Fälle, nämlich in dem Falle mit einer Krankheitsdauer von 7 Tagen, wurde auch noch Degeneration der Nervenfasern vornehmlich an der Peripherie mancher Nerven, die die Cauda equina bildeten, ge- funden (Fig. 2). ad b) Einzelne degenerierte, über verschiedene Bündel zerstreute Nervenformen, welche die langen Bündel der Leitungsbahnen des Rücken- markes bilden, wurden in besonders bedeutender Anzahl auf Präparaten von zwei typhoiden Fällen mit einer Krankheitsdauer von 7 und 8 Tagen angetroffen. Degenerierte Fasern wurden in diesen Fällen (Fig. 1) sowohl in den vorderen, als auch in den Seiten- und Hintersträngen der weißen Substanz des Rückenmarkes gefunden. Sie lagen an Querschnitten fast über alle Bündel zerstreut, vornehmlich aber, d. h. in einer verhältnis- mäßig größeren Anzahl von Exemplaren, fanden sich solche degenerierte Michailow, Degenerationen des Nervensystems bei Cholera asiatica. 547 Fasern in den geraden Kleinhirnbündeln, in den Pyramidenbündeln der Leistenstränge in den G oll sehen und Lö wen t halschen Bündeln. Unter diesen degenerierten Nervenfasern fanden sich sowohl dickere als auch dünnere, wobei die ersteren an Zahl überwogen. In Fällen mit einer Erkrankungsdauer von V2-, 1- und 4mal 24 Stunden gelang es nicht, solche Degenerationen festzustellen, in dem Falle dagegen, die 5 Tage dauerte, wurden degenerierte Fasern, obgleich sie sich auch in verschiedenen Bündeln fanden, dennoch in viel geringerer Anzahl im Vergleiche mit den beiden ersten erwähnten Fällen, die 7 und 8 Tage dauerten, gefunden. Hinsichtlich der Verteilung solcher degenerierter Nervenfasern über den Rückenmarksquerschnitt muß noch hinzugefügt werden, daß das (Fig. 1) allgemeine Aussehen des Querschnittes ein solches ist, als wenn von der Peripherie des Rückenmarkes zu dessen grauer Substanz hin die Zahl der degenerierten Nervenfasern immer mehr abnimmt. Was jetzt die Frage anbelangt, wie weit eine solche dissemi- nierte Degeneration der Nervenfasern sich der Länge des Rückenmarkes nach verteilt, so müssen auch in dieser Beziehung zweierlei Angaben gemacht werden. Einerseits muß gesagt werden, daß die disseminierten degenerierten Fasern auf Querschnitten von sämtlichen Höhen des Rücken- markes angetroffen wurden, andererseits aber muß zugegeben werden, daß es trotz der sorgfältigsten Untersuchung nicht gelaug, den Verlauf der degenerierten Fasern längs des Rückenmarkes festzustellen. An ver- schiedenen sukzessiven Schnitten konnte man stets in diesem oder jenem Bündel degenerierte Fasern sehen, jedoch da sie disseminiert lagen zwischen den normalen Fasern des Bündels, konnte man nie mit Gewiß- heit sagen, ob jede gegebene degenerierte Faser eines vorhergehenden und eines nachfolgenden Schnittes eine und dieselbe und nicht zwei verschiedene seien. Natürlich konnte man von zwei benachbarten Schnitten noch denken, daß ein und dieselbe Faser verfolgt wird ; man kann aber nicht dasselbe von Schnitten sagen, die über mehrere Seg- mente voneinander entfernt sind. Die Frage also, ob diese degenerierten Fasern lange Bahnen, die vielleicht vom verlängerten Marke über eine große Zahl von Segmenten sich hinziehen, oder aber kurze Bahnen dar- stellen, die einzelne, beieinanderliegende Segmente des Rückenmarkes untereinander verbinden; diese Frage muß gegenwärtig noch ungelöst, bleiben. Wir werden noch weiter Gelegenheit haben, zu ihr zurückzu- kehren. ad a) In einer verhältnismäßig größeren Anzahl von Fällen, als die Degenerationen der erwähnten Gruppen finden sich auf den Präparaten des Rückenmarkes von Choleraleichen Spuren eines degenerativen Pro- zesses in den Rückenmarks wurzeln. Dabei wurden in den vorderen Wurzeln in keinem einzigen Falle degenerierte Wurzeln gefunden, die, wenn sie auch vorhanden waren, sich stets nur in den hinteren Wurzeln fanden. Während des ersten oder zweiten Krankheitstages im akuten Stadium algidum der Cholera letal abgelaufene Fälle sind solche Degene- rationen nicht gefunden worden. Allein in allen übrigen Fällen, d. h. mit einer Krankheitsdauer von 3mal 24 Stunden an beginnend und mehr (5, 7, 8), konnte man stets auf den Präparaten ein äußerst typisches Bild sehen. Wie bekannt, bestehen die hinteren Wurzeln der Rückenmarksnerven (und auch die Wurzeln des verlängerten Markes) aus zwei recht scharf voneinander abgegrenzten Teilen. Jeder dieser beiden Teile ist eine un- mittelbare Fortsetzung des anderen. Auch diese beiden Teile ziehen 35* 548 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. ununterbrochen die gleichen Nervenformen, die sich in nichts voneinander durch die sie zusammensetzenden Nervenelemente unterscheiden. Der Unterschied zwischen diesen beiden Teilen der Hinterwurzeln besteht im verschiedenen Bau ihrer Gewebselemente, welche die erwähnten, ihnen gemeinsamen Nervenfasern umgeben. Vom spinalen Ganglion an be- beginnend, ziehen die Nervenfasern der hinteren Wurzeln zum Rücken- mark in dem bindegewebigen Stroma der Wurzel, wobei sie von eigenen Scheiden, dem Neurilemm, umgeben sind. Jedoch früher oder später verändert sich dieser Bau der hinteren Wurzel, und es entsteht auf diese Weise deren zweiter Teil. Diese Veränderung besteht darin, daß die Nervenfasern der hinteren Wurzel an einer Stelle ihres Weges zum Rückenmark ihr Neurilemm verlieren ; an derselben Stelle wird ihr früheres Stroma durch ein aus dem Rückenmarke ihnen entgegen- gewachsenes Neurogliageflecht vertreten. So entsteht der zweite neuro- gliöse Teil der hinteren W^urzel. Die Grenze zwischen beiden Teilen tritt recht scharf hervor und stellt eine nach dem neurogliösen Teile hin konkave Linie dar (Fig. 3). Einen solchen Bau besitzt die hintere Wurzel des Rückenmarkes sowohl beim Menschen, als auch bei anderen Säugetieren [siehe auch die Arbeiten von Levi (1), Bikeles (2), Hu 11er (3), Bauer (4), Levi (5)j. Auf verschiedenen Höhen des Rückenmarkes geschieht der Uebergang eines Teiles der hinteren Wurzel in den anderen in verschiedener Entfernung vom Rückenmarke, und man kann überhaupt annehmen, daß im Lendengebiet dieser Uebergang außer- halb des Bereiches des Rückenmarks liegt, im thorakalen Abschnitt an der Eintrittsstelle der hinteren Wurzeln in das Rückenmark, im cervi- kalen Abschnitt im Rückenmark, an der Spitze der Hinterhörner der grauen Substanz. Jedoch ist das nur ein allgemeines Schema, und es kommen hier Ausnahmen vor. Jenes typische Bild der Nervenfaser- degeneration in den hinteren Wurzeln des Rückenmarkes bei der Cholera, welches oben geschildert worden ist, besteht darin, daß die Läsion sich in diesen Fällen streng bloß im neurogliösen Teile der hinteren Wurzeln lokalisiert. An nach der oben angegebenen Modifikation der Marchi- schen Methode bearbeiteten Präparaten entsteht dabei ein sehr klares Bild (Fig. 3): Der neurogliöse Teil der hinteren Wurzel und die graue Substanz des Rückenmarkes erscheinen fast weiß, und auf diesem weißen Grunde hebt sich das blaßgelb gefärbte, gliöse Geflecht ab. Hier selbst im neurogliösen Teil der Wurzel und im Apex der Hinterhörner liegen reihenweise Tropfen degenerierten Myelins, das an osmierten Präparaten satt schwarz gefärbt ist. Diese Degeneration hört scharf an jener kon- kaven Lmie auf, welche den neurogliösen Teil der hinteren Wurzel von deren Neurilemmteil abgrenzt, wobei es in dieser letzteren schon fast keine einzige degenerierte Faser gibt. So liegen die Tatsachen. Um sie zu verstehen und entsprechend zu würdigen, wollen wir noch einmal zu jeder der 3 Gruppen dieser oben erwähnten Tatsachen zurückkehren, jedoch zu allererst wollen wir die Ver- mutung ausschließen, daß die gefundenen Degenerationsbilder künstlich bei der Bearbeitung der Präparate erzeugte Bilder seien. Eine solche Vermutung wird auf Grund der folgenden Betrachtungen ausgeschlossen : 1) Das Rückenmark sämtlicher angegebenen 8 Choleraleichen wurde auf die vollständig gleiche Art aus dem Rückenmarkskanal herausgehoben und weiter bearbeitet, und doch wurden Degenerationen : a) nicht in allen Fällen gefunden und b) in denjenigen Fällen, wo sie gefunden wurden, waren sie verschieden. 2) Diese Degenerationen besitzen einen plan- Michailow, Degenerationen des Nervensystems bei Cholera aeiatica. 549 mäßigen Charakter, d. h. a) sie finden sich nur an bestimmten Stellen und b) sie werden intensiver und umfangreicher, entsprechend der Ver- längerung der Krankheitsdauer. 3) Die Degenerationen liegen nicht nur an der Peripherie, sondern kommen auch in zentral liegenden Teilen vor, was gegen ihre Abstammung von traumatischen Beschädigungen bei der Herausnahme und Bearbeitung, wie sie oft bei der M archi- schen Methode angegeben werden, spricht. ad a) Zur Frage der Degeneration des neurogliösen Teiles der hinteren Wurzeln des Rückenmarkes bei der Cholera zurückkehrend, muß zunächst darauf hingewiesen werden, daß ein solches Bild eines nach der Methode von Marchi bearbeiteten mikroskopischen Präparates nicht als ausschließ- lich der Choleraerkrankung angehörend betrachtet werden kann, so daß es auch keine große diagnostische Bedeutung für den pathologischen Anatomen haben kann. Hier muß daran erinnert werden, daß das bei der Tabes dorsalis vorkommt [Krauss (6), Redlich (7), Ober- steiner (8 und 9), Orr und Rows (10), Levi (5), Mailing (11)]. Redlich (7) und Obersteiner haben noch daraufhingewiesen, daß die Degeneration der hinteren Wurzeln bei der Tabes dorsalis oben mit der Degeneration von deren neurogliösem Teile beginnt, Levi, Erb (12), Orr und Rows dagegen haben fast gleichzeitig die Ansicht ausgesprochen, daß diese Degeneration durch die Wirkung des syphilitischen Virus auf den am wenigsten geschützten hinteren Teil der hier des Neurilemms beraubten und infolgedessen einen Locus minoris resistentiae bietenden Nervenfasern bedingt wird. Diese Ansicht ist vollkommen auch auf die Paralysis progressiva anwendbar, bei der mitunter ebenfalls solche patho- logisch-anatomische Veränderungen in den Hinterwurzeln gefunden wurden, wie auch bei der Tabes [Kinischi-Naka (13) u. a.]. In dieser Beziehung haben Orr und Raws in der oben zitierten Arbeit darauf hingewiesen, daß Degenerationen in den Wurzeln bei der progressiven Paralyse von dem neurogliösen Teile an beginnen. Das Degenerationsbild in den Hinterwurzeln bei der Cholera, das an und für sich von dem gleichen bei der Tabes dorsalis und bei der Taboparalysis beobachteten Bilde nicht unterscheidbar ist, wird natür- lich gar keine Schwierigkeiten für die pathologisch-anatomische Diagnose zwischen den erwähnten Krankheiten bieten, wenn auch die Degenerationen der Nervenfaserbündel des Rückenmarkes in Betracht gezogen werden. Jedoch auch in dieser Beziehung verliert das Bild der Degeneration bei der Cholera einen beträchtlichen Teil seiner Bedeutung, wenn man sich erinnert, daß bei der Diphtherie z. B. ebenfalls schon wiederholt degene- rative Prozesse im Nervensystem beschrieben worden sind, die denjenigen sehr nahe standen, die jetzt auch bei der Cholera gefunden worden sind. Bikeles (14), Rosenblath (15), Katz (16), Bruns (17) haben mikro- skopisch einige Fälle von Diphtherie mit nachfolgenden Lähmungen untersucht, wobei sie das Rückenmark nach Marchi bearbeitet haben. In allen ihren Mitteilungen war beständig angegeben, daß der neuro- gliöse, nach ihrer Terminologie intramedulläre Anteil der Rückenmarks- wurzeln und auch solcher mancher Gehirnnerven (Bruns, die Wurzeln der Nn. hypoglossus, glossopharyngeus, vagus) eine bedeutende Anzahl von degenerierten Formen enthalten. Bikeles und Katz beschrieben auch eine dissiminierte Degeneration der Nervenformen in der weißen Rückenmarksubstanz, Rosenblath dagegen fand degenerierte Fasern hauptsächlich in den Hintersträngen und den geraden Kleinhirn- bündeln. 550 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. In den Fällen von Tabes und progressiver Paralyse, bei denen das siipponierte Toxin der Spirochaeta pallida noch bis jetzt unbekannt und uuerlangt bleibt, bleiben die Ansichten der oben erwähnten Autoren hinsichtlich der Entstehung der Degenerationen in den Wurzeln durch die Einwirkung dieser Toxine auch jetzt noch bloße Vermutungen. Ganz anderes wissen wir vom Diphtherietoxin. Gleich nach der Arbeit von Bikeles (14) sind schon experimentelle Untersuchungen mit Intoxikation von Meerschweinchen durch Diphtherievirus angestellt worden, und diese Untersuchungen ergaben Resultate, die vollkommen mit denen überein- stimmten, die auch beim Menschen in Fällen von Diphtherie mit nach- folgenden Lähmungen und letalem Ausgange erhalten worden waren. Mit dem Diphtherietoxin ist auf experimentellem Wege auch noch eine Reihe von anderen Fragen über den Einfluß dieses Virus auf das Nerven- system und über dessen Verbreitungswege in diesem letzteren aufgeklärt worden. Bevor wir jedoch zur Mitteilung aller dieser Arbeiten über- gehen, wollen wir darauf hinweisen, daß folglich in allen Fällen, in denen Degenerationen im neurogliösen Anteile der Rückenmarks- (und Gehirn-) Wurzeln gefunden worden sind, es sich um Erkrankungen (Tabes dorsalis, progressive Paralyse, Diphtherie, Cholera) bald mit mehr chronischer, bald mehr akuter Intoxikation handelt. Die erste experimentelle Untersuchung über die Wirkung des Diphtherietoxins auf das Nervensystem der Säugetiere stammt von Murawjew (18). Dieser Autor vergiftete Meerschweinchen mit dem Virus des Loeff 1er sehen Stäbchens, und konstatierte, daß unter dem Einfluß dieser Intoxikation in den Zellen des zentralen Nervensystems und vornehmlich der Vorderhörner des Rückenmarks zunächst sich peri- pherische Chromatolyse einstellte, d. h. Auflösung der chromatophilen oder Tygroidkörperchen in den peripheren Partieen der Zellen und auch Vakuolisation des Protoplasmas der letzteren. Dann entwickelte sich nach den Angaben Murawjews eine Neuritis, die zu Lähmungen führte, wie es ähnlich auch in vielen Fällen von Diphtherieerkrankung beim Menschen beobachtet wird. Aber außerdem, was für uns jetzt wichtig ist, gelang es Murawjew, bei der Bearbeitung der Rückenmarksstücke dieser Meerschw^einchen nach Marchi auch Degeneration der Nervenfasern im neurogliösen Teile der hinteren Wurzeln und disseminierte Degeneration in der weißen Rückenmarksubstanz zu beobachten. Degeneration der Nervenfasern in den Wurzeln (in ihrem neurogliösen Abschnitt) des Rückenmarks notiert in analogen Fällen auch Babonneix (19). Er wies außerdem darauf hin , daß bei Einwirkung des Diphtherietoxins durch das Blut sich schärfer ausgesprochene Veränderungen in den zelligen Elementen zeigen, als bei Einführung des Toxins unter die Haut oder in den Nerven. In diesem letzteren Falle wandert das Toxin bis zum zentralen Nervensystem im Nerven. In letzter Zeit hat Rach- manow (20) im Laboratorium von W. Bechterew zur Klärung der Frage über die Verbreitung des Diphtherietoxins im Nervensystem die von Orr und Rows (10, 21, 22, 23, 24) ausgearbeitete Methodik in einer gewissen Modifikation angewendet. Er füllte kleine Kollodiumsäckchen mit IMphtherietoxin und legte sie entweder dem Kaninchen unter die Haut in einiger Entfernung vom Nerven oder plazierte sie hart am Nerven selbst. Sowohl in dem einen wie auch in dem anderen Falle waren die Veränderungen in den Nervenzellen des Rückenmarks und des Gehirns keine scharfen. W^as die Degeneration der Nervenfasern im Rückenmark und in den Wurzeln (im neurogliösen oder nach Räch- Michailow, Degenerationeo des Nervensystems bei Cholera asiatica. 551 uianow u. a. „iutramedulläreii" Teile) angeht, so erfolgte der Myelin- zerfall nur in dem Falle, wenn das Kollodiumsäckchen neben dem Nerven- stamm selbst eingelegt wurde. In diesem Umstände sieht Räch man ow eine Bestätigung des Satzes, daß Toxine bis zum zentralen Nervensystem in den Nerven aufsteigen. Auf diese Weise hat sich der für das Diphtherietoxin von Babonneix (19) aufgestellte Satz noch einmal bestätigt. Quillot (25), Homen (26), Laitinen (27) haben dasselbe auch für andere Bakterientoxine bewiesen. Besonders viele experimentelle Untersuchungen sind in der erwähnten Richtung mit dem Tetanustoxin angestellt worden, wobei man bestrebt war, genauer die Frage aufzuklären, ob das Toxin im Nerven wandert, indem es sich an die Nervenfaser hält oder die lymphatischen Räume des Nervenstammes benutzt. Einfacher und verständlicher ist natürlich die zweite dieser Vermutungen, und in der Tat wurde sie früher als die erste von Gump recht (28) aufgestellt und dann besonders von Flechter (29) und Rachmanow (20) verteidigt. Die Vermutung dagegen, daß das Tetanustoxin bis zum zentralen Nervensystem durch die Nervenfaser selbst geleitet wii'd, wurde 2 Jahre später als die erste ausgesprochen und stammt von Marie (30). Dieser Autor konnte sich bei seinen Untersuchungen mit dem Tetanustoxin überzeugen, daß bei Einspritzung des Virus in den Nerven oder ins Gewebe eine bedeutend stärkere Wirkung eintritt, als bei dessen Einführung ins Blut, und daß in Fällen von Injektion des Virus unter die Haut es bis zum zentralen Nervensystem vornehmlich durch die Nerven geleitet wird. Dabei stellte es sich heraus, daß nach vorhergehender Durchschneiduug der ent- sprechenden Rückenmarkswurzeln die Einführung des Virus resultatlos blieb. Daraus schloß A. Marie, daß das Toxin durch die Nervenfasern geleitet wird. Diese Ansicht A. Maries versuchten im letzten Jahrzehnt auch andere Forscher zu begründen. A. Marie und Mo rax (31) fanden, daß das Toxin aus dem Gewebe mittels der Nervenendigungen aufgesogen wird, wobei sie durch Ueberpflanzung und Einimpfung von Stücken eines einem tetanisierten Tiere entnommenen Nerven auf normale Tiere bei letzteren ein Tetanusbild erzeugten, woraus sie die Ueberzeugung ge- wannen, daß das Tetanustoxin an den Achsenzylindern der Nervenfaser fixiert wird und durch dieselbe von der Peripherie zum zentralen Nerven- system geleitet wird. Zu demselben Schlüsse kam auch Odier (32) durch die Resultate des Studiums der morphologischen Veränderungen der Achsenzylinder und der motorischen Endigungen bei der Intoxikation des Tieres mit Tetanustoxin. Tiberti (33) dagegen führte zur Be- stätigung der Ansicht A. Maries auch noch den Umstand an, daß die Nervenstämme, die degenerierte Nervenfasern enthalten (nach vorher- gehender Durchschneidung dieser Nervenfasern), schon nicht als Leiter des Tetanustoxins dienen. Alle diese Untersuchungen sind weniger überzeugend für die Lösung der Frage, ob das Tetanustoxin durch die Nervenfasern geleitet wird oder durch die Lymphräume des Nerven wandert, als sie dafür sprechen, daß das erwähnte Toxin in der Tat zum zentralen Nervensystem von der Peripherie hauptsächlich durch die Nerven geleitet wird. Durch diese Untersuchungen werden auch die nicht seltenen Fälle von Erkrankung eines Menschen an Tetanus nach irgendeiner traumatischen Läsion an der Peripherie des Körpers erklärt. Das Gleiche beweisen auch, wie wir gesehen haben, die Versuche mit Tetanustoxin, aus denen zudem 552 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. noch folgt, daß bei der Wanderung des Toxins im Nerven von der Peripherie des Körpers zum zentralen Nervensystem auch noch Degene- ration oder Zerfall des Myelins der Nervenfasern im neurogliösen Teile der Rückenmarks- und Gehirnwurzeln eintritt. Auf diese Weise kann im Gegenteil der Befund von Degeneration und Myelinzerfall im neurogliösen Teile der Rückenmarkswurzeln als ein gewisses Anzeichen davon dienen, daß das Toxin die mit diesen Wurzeln verbundenen Nerven passiert hat. Infolgedessen sollte man auch in unseren Fällen von Erkrankung an Cholera annehmen, daß das Choleraendotoxin zu dem zentralen Nerven- system auf dem Wege der Nerven gewandert sei. Nach den Unter- suchungen von A. Marie und Morax über das Tetanustoxin könnte man meinen, daß das Choleraendotoxin in die Nerven aus Geweben, die Toxin enthalten, und vornehmlich aus der Darm wand übertreten könnte. Es entstand eine aszendierende Neuritis. In dieser Beziehung muß be- merkt werden, daß Strachowitsch (34) auf Grund einer klinischen Untersuchung des Nervensystems bei der Cholera behauptete, daß es bei dieser Krankheit eine sensible und vaskuläre Polyneuritis gebe, die eine hervorragende Rolle im Cholerasymptomenkomplex spielen. Stracho- witsch notierte, daß seine Beobachtungen am Krankenbette im Wider- spruch zu den pathologisch-anatomischen Untersuchungen der Verände- rungen stehen, welche sich im Nervensystem abspielen; diejenigen Tat- sachen, die es uns aufzuklären gelang, geben die anatomische Basis für die klinischen Beobachtungen Strachowitsch s. Die Cholerapolyneuritis ist folglich eine aufsteigende toxische Neuritis, gleich derjenigen, über die in den letzten Jahren Raymond und Guillain berichtet haben (aszendierende Neuritis bei eitriger Appendicitis [35J und bei Verwundung der Handfläche [36]), sowie Dejerine und Andre-Thomas (auf- steigende Neuritis nach einem Stich in den Finger [37]). Auf diese Weise muß der Myelinzerfall der Nervenfasern im neuro- gliösen Teile der Rückenmarkswurzeln (und wahrscheinlich auch mancher Gehirnwurzeln, wie des N. vagus) bei der Cholera als Resultat des Auf- steigens des Choleraendotoxins in den Nerven zum zentralen Nerven- system betrachtet werden. Es ist aber möglich, daß der erwähnte Zerfall des Myelins der Nervenfasern im neurogliösen Teile der Wurzeln infolge direkter Wirkung des Choleraendotoxins, das in der die Rückenmarks- wurzeln umspülenden Cerebrospinalflüssigkeit enthalten ist, zustande kommt. Am wahrscheinlichsten ist es, daß beide Prozesse stattfinden. ad b und c) Der Zerfall des Myelins der Nervenfasern an der Peri- pherie des Rückenmarks und an der Peripherie mancher Nervenstämme, welche die Cauda equina bilden, hängt am wahrscheinlichsten ebenfalls von der lokalen Wirkung des in der das Rückenmark und die Nerven der Cauda equina umspülenden Cerebrospinalflüssigkeit enthaltenen Toxins ab. Dabei ist die Degeneration der Nerven folglich das Primäre, da die schädlich wirkende Ursache ihren Einfluß direkt auf die Nerven- faser ausübt. Das die Peripherie des Rückenmarks umspülende Endo- toxin kann diffundieren und dieses letztere mehr oder weniger tief durch- tränken. So erklärt sich wahrscheinlich die diffuse Degeneration der einzelnen Nervenfasern der weißen Substanz des Rückenmarks und der Umstand, daß von der Peripherie in der Richtung zur grauen Substanz die Zahl der degenerierten Fasern immer mehr abnimmt. Jedoch ist es möglich, daß sowohl unter den zerstreuten, degenerierten Nervenfasern als auch unter den degenerierten Fasern jener Bündel, die an der Peri- pherie liegen (wie z. B. die geraden Kleinhirnbündel oder die Löwen- Michailow, Degenerationen des Nervensystems bei Cholera asiatica. 553 tha Ischen Bündel), sich Fasern linden, die eine sekundäre Degeneration nach der Zerstörung jener Nervenzellen erfahren haben, deren Fortsätze diese Fasern darstellen. Wie in einer anderen Arbeit mitgeteilt werden wird, unterliegen nämlich viele Zellen sowohl der Hirnrinde, als auch des verlängerten und des Rückenmarks der Nekrose, Degeneration und Atrophie, denen sekundäre Degeneration ihrer Fortsätze folgen muß. Wie oben gezeigt, werden unter diesen degenerierten Fasern im Rücken- mark sowohl dickere als auch feinere angetroffen. Diese feinen Nerven- fasern liegen zerstreut zwischen den dicken Fasern, hauptsächlich der geraden Kleinhirnbündel, der G oll sehen und Löwen tha Ischen Bündel und der Pyramidenbündel der Seitenstränge. In diesen feinen, mark- haltigen Nervenfasern kann man natürlich unschwer jene sympathischen Leitungsbahnen des Rückenmarks wieder erkennen, die wir in der Arbeit: Versuche einer systematischen Untersuchung der Leitungsbahnen des sympathischen Nervensystems (Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 128. 1909) angegeben haben. Bei der asiatischen Cholera des Menschen finden sich folglich: 1) Degeneration derNerven fasern im Rückenmark und in den Rückenmarks wurzeln. 2) Die Degeneration der Nervenfasern vollzieht sich teils in Form einer primären, teils in Form einer sekun- dären Degeneration. 3) Am meisten typisch ist die Degeneration der Nervenfasern im neurogliösen Teile der Rückenmarks- wurz ein. 1 2 3 4, 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 2 28 29 30 Literatur. Levi, Arb. a. d. Instit. f. Anat. u. Physiol. d. Nervensyst. Wien 1906. Bikeles, Neurol. Centralbl. 1907. H ulier, Arb. a. d. Instit. f. Anat. u. Physiol. d. Zentralnervensyst. Wien 1906. Bauer, Obersteiners Arbeiten. 1908. Levi, Riforma med. 1909. Krause, Arch. f. Psychiatr. ßd. 23. Redlich, Jahrb f. Psychiatr. 1892. Obersteiner, Arb. a. d. Instit. f. Anat. u. Physiol. d. Zentralnervensyst. 1895. , Obersteiners Arbeiten. 1894. Orr et Rows, Rev. neurolog. 1907. Mailing, Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. 1910. Erb, Tabes dorsalis. (Dtsche Klinik. 1906.) Kinichi Naka, Arch. f. Psychiatr. 1905. Bikeles, Obersteiners Arbeiten. 1894. Rosenblath, Dtsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 1897. Katz, Arch. f. Kinderheilk. 1897. Bruns, Neurol. Centralbl. 1900. Mouravieff, Arch. de mäd. exper. 1897. Babonneix, Nouvelles recherches sur les paralysies dipht^riques. [Thfese.j Paris 1904. Rachmanow, [Dispert.] St. Petersburg 1910. [Russisch.] Orr and Rows, Brit. med. Jouru. 1907. , Foüa neuro-biolog. Vol. 1. 1907. , Neurol. Centralbl. 1907. , The Journ. of ment. Science. Vol. 56. 1910. Quillot, [Thhse.] Paris 1903. Homen, Üeber den Einfluß der Bakteriengifte, insbesondere der sogenannten echten Toxine auf die verschiedenen Gewebe des menschlichen Organismus. Berlin 19o6. Laitinen, Zieglers Beitr. z. pathol. Anat. 1899. Gump recht. Pflügers Arch. 1895. Flechter, Brain. 1903. Marie, A., Annal. de ITnstit. Pasteur. 1897. 554 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. 31) Morax, Annal. de l'Instit. Pasteur. 1902. 32) Odier, Arch. de möd. exp^r. 1904. 38) Tiberti, Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. T. Orig. Bd. 88. 1905. p. 281. 34) Strachowitsch, Autoreferat. Vratechebnaja Gazeta. 1910. [Russisch.] 35) Raymond et Guillain, Sem. m^d. 1905. 36) , Rev. neurolog. 1905. 37) D^jörine et Andrö-Thomas, Rev. neurolog. 1909. Erklärung der Abbildnng-en. Fig. 1. Degenerationen von Nervenfasern an der Peripherie des Rückenmarks. Methode von Marchi. Fig. 2. Degenerationen von Nervenfasern an der Peripherie der Nervenstämmchen (Caudae equinae). Methode von Marchi. Fig. 3. Degenerationen von Nervenfasern im neurogliösen Teil der Rückenmarks- wurzeln. Methode von Marchi. Nachdruck verboten. Ueber fermentative Prozesse bei Ozaena. [Aus dem biochemischen Laboratorium des Kaiserlichen Institutes für experimentelle Medizin (Leiter: Dr. Sieber-Schumoff) und aus der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der Kaiserlichen Militär - medizinischen Akademie (Leiter: Prof. N. P. Simano wsky).] Von S. Borscliim. Die hervorragende Bedeutung, welche den mannigfaltigen fermen- tativen Prozessen im Leben des Organismus zukommt, ist schon längst wissenschaftlich begründet. Im Laufe der Jahre gewinnen diese Vor- gänge auf Grund vielfältiger Beobachtungen und Untersuchungen noch immer mehr an Bedeutung, und wenn wir die jetzt herrschenden An- sichten zusammenfassen wollen, so können wir mit Opp enheim er ^) sagen, daß alle Phasen im Leben des Organismus unter Mitwirkung fermentativer Prozesse verlaufen. Zur Bestätigung dieser Ansicht dient ferner noch die weite Verbreitung der Fermente unter den verschieden- artigsten Vertretern des Tier- und Pflanzenreiches. Eine besondere Stellung nimmt das Studium der fermentativen Prozesse in bezug auf deren Einwirkung auf die Gewebe ein. Es handelt sich hier um cytolytische, autolytische, mit anderen Worten um proteolytische Prozesse, welche schon vor 30 Jahren von N a u n y n 2) und später von Salkowsky, Hofmeister u. a. ^) beobachtet wurden. Eine detailliertere Bearbeitung der Frage über die proteolytischen Fermente finden wir in den Arbeiten neuerer Autoren, welche sich beim Studium der Fermente biologischer Methoden bedienten, so z. B. Stern, Eppenstein, Fuld, Müller, Joch mann u. a. Müller und Jochmann^) wiesen die fermentativen Prozesse im eitrigen Sputum dadurch nach, daß sie letzteres in Form von Tropfen auf Löfflersche Platten brachten. Wurden diese nun für einige Zeit (von einigen Stunden bis zu 24 Stunden) bei einer Temperatur von 50 — 60° C in den Thermostaten gestellt, so bildeten sich, entsprechend den 1) Heile, Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 55. 1904. 2) Kolaczek, Beitr. z. klin. Chir. Bd. 61. 3) Müller u. Jochmann, München, med. Wochenschr. 1906. No. 29. Centralblütt für Bakteriologie Abt. I. Orig.Bd. 62. S.Michailow, Cholera asiaUca. Michäilow gez. Verlag von Gustav Rscher in Jena. Llth-Anstv. Johannes Arndt, Jena. Borschim, Ueber fermentative Prozesse bei Ozaena. 555 Stellen, wo die Tröpfchen aufgetragen waren, Dellen auf der Platte. War das Sputum vorher auf 100° erwärmt worden, so erfolgte keine Dellen- bildung. Durch eine ganze Reihe von Experimenten an verschiedenem Material wie seröses und eiteriges Sputum, Blut, zerriebene und pulveri- sierte, blutbildende Organe gelang es festzustellen, daß die Leukocyten, sowohl die neutrophilen, wie die Myelocyten, als Träger der proteolytischen Eigenschaften des Blutes anzusehen sind, während Lymphocyten, eosino- phile Zellen und Mastzellen dieser Eigenschaften entbehren. Diese Tatsachen dienen einigen Autoren als Grundlage für die Er- klärung des Verlaufes und der Eigentümlichkeiten einiger pathologischer Erscheinungen. Der chronische Verlauf der kalten Abszesse ohne Tendenz zur Resorption wird von diesen Forschern durch das Fehlen von poly- nukleären Leukocyten und den daraus resultierenden Mangel an Ferment im Eiter dieser Abszesse erklärt; den rascheren und stürmischeren Verlauf der heißen Abszesse erklärt die Mehrzahl der Autoren durch den Reichtum des Eiters an Leukocyten und folglich auch an Ferment, das bei dem Zerfall derselben frei wird. Die bis jetzt bei der Ozaena, einer Krankheit, deren eigentliches Wesen noch unklar ist, ausgeführten Untersuchungen des Nasensekretes ergaben, daß letzteres hauptsächlich aus Eiterkörperchen (mono- und polynukleären Leukocyten) und einer Menge verschiedener Bakterien be- steht. Von einigen Autoren, wie Thost^), Loewenberg^), AbeH) u. a. wurden bekanntlich gewisse Bacillen aus dem Nasensekret isoliert und als Erreger dieser Krankheit angesehen. Berücksichtigen wir das oben über die Fermente und ihre Träger Gesagte, als welche wir unter anderen die Leukocyten und Mikroorganismen bezeichneten, so sehen wir, daß dies gerade die Elemente sind, aus denen das Nasensekret bei Ozaena besteht, und die Vermutung nahe liegt, ob nicht die genannten Krankheiten von fermentativeu Prozessen begleitet seien und ob es nicht gelingen wird, im Nasensekret dieser Krankheiten eine Reihe von Fermenten und darunter auch proteolytische Fermente nachzuweisen. Letztere befinden sich bekanntlich in inaktivem Zustand (als Zymogen), können aber unter dem Einfluß verschiedener Momente und Bedingungen aktiv werden. Dann unterliegen Zellen und Gewebe des erkrankten Organismus ihrer verdauenden Wirkung und der pathologische Zustand kann dadurch verschlimmert werden. Die Untersuchung des Nasensekretes bei Ozaena nach dieser Richtung hin wurde mir von Frau Dr. Sieber-Schumoff vorgeschlagen, und unter ihrer wertvollen Leitung ausgeführt, wofür ich meinen herzlichsten Dank an dieser Stelle mir auszusprechen erlaube. Dieses Thema bot unzweifelhaftes Interesse, da Untersuchungen in solcher Richtung bei Ozaena bis jetzt noch nicht ausgeführt worden sind. Vor allem war es nun unsere Aufgabe, festzustellen, ob im Nasen- sekret bei Ozaena überhaupt Fermente enthalten sind. Falls dies der Fall ist, mußten wir die Art derselben feststellen und außerdem ent- scheiden, ob dieselben vom Gewebe selbst resp. der Schleimhaut oder aber von den Bakterien, oder schließlich den Phagocyten geliefert werden. 1) Thost, Dtsche med. Wochenschr. 1886. No. 10. 2) Loewenberg, Ann. de l'Instit. Pasteur. T. 8. 1894. 3) Abel, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 21. 1896. 556 Centralbl. f. Bakt. etc I Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. Wir wenden uns jetzt zur Schilderung der Untersuchungsmethoden, deren wir uns bei unserer Arbeit bedienten, wobei wir dieselben in zwei Gruppen einteilen wollen. Zur ersten gehört der bakteriologische Teil der Arbeit, d. h. der Nachweis von Bakterien, welche bei Ozaena über- haupt vorkommen, dann, so weit es möglich ist, die Isolierung der spezifischen Bakterien oder derjenigen, welche bis jetzt als spezifisch an- gesehen wurden. Hierher gehören ferner das Studium der verschiedenen Eigenschaften der Bakterien und ihre Kultivierung auf verschiedenen Nährböden, wie Agar, Bouillon und sterilisiertem Extrakt aus dem Nasen - Sekret (Borken und Schleim) und endlich die Untersuchungen über die Wirkung der Kulturen und ihrer Toxine im Tierversuch. Zur zweiten Gruppe zählen wir die Untersuchungen der fermenta- tiven Eigenschaften des Nasensekretes bei Ozeana. Die Mehrzahl der an Ozaena leidenden Personen, bei denen wir Nasensekret entnahmen, gehörte zu den Ambulanzpatienten der Klinik für Hals-, Ohren- und Nasenkrankheiten des Akademikers N. P. Sima- nowsky. Es sei mir gestattet, an dieser Stelle meinen besten Dank auszusprechen, sowohl für die Erlaubnis, die reichen Hilfsmittel der Klinik benutzen zu dürfen, wie für die wertvollen Ratschläge während meiner Anwesenheit dort. Die Diagnose auf Ozaena stellten wir auf Grund der charakteristi- schen Kardinalsymptome dieser Krankheit, wie Borkenbildung, spezifischer Geruch und atrophische Erscheinungen in der Nase, ohne daß Lues oder Erkrankung der Nebenhöhlen nachweisbar gewesen wären. Die Patienten mit Ozaena trennten wir auf Grund der klinischen Erscheinungen in zwei Kategorieen. Zu der einen rechneten wir die besonders typischen und die frischeren Fälle, meist bei jungen Individuen mit ausgesprochenen atrophischen Erscheinungen in der Nase und Pro- duktion eines rasch eintrocknenden serös-eiterigen Sekretes mit spezi- fischem Geruch, welcher jedesmal bei dem Kranken zu konstatieren war. Zur zweiten Kategorie zählten wir diejenigen Fälle, wo die Krankheit entweder schon lange bestand oder wo der Geruch zeitweise (besonders unter dem Einfluß der Therapie) verschwand und wo die Fähigkeit des Sekretes, zu Borken einzutrocknen, nicht die Dimensionen annahm, wie in den Fällen der ersten Kategorie. Das Nasensekret dieser Kranken lieferte uns das Material für unsere Untersuchungen. Die Technik bei der Gewinnung dieses Materials war folgende: Ein M a r 1 i - Streifen von etwa 10 cm Länge und IV2 cm Breite wurde in ein Reagensglas gebracht, dasselbe mit einem Wattebausch verschlossen und während 2 Stunden mittels trockener Hitze sterilisiert ; darauf wurde das Gläschen mitsamt seinem Inhalt gewogen. Dann wurde dieser M a r 1 i - Streifen so in die Nase des Patienten eingeführt, daß er möglichst ausgiebig mit der Nasenwand in Berührung kam. Nach etwa 10— 15 Minuten wurde der Streifen herausgezogen und sofort wieder in das Reagensröhrchen gebracht, welches nun zum zweiten Male gewogen wurde. Die Differenz im Gewicht des Mar li- Streifens vor und nach dem Einführen in die Nase ergibt das Gewicht des an ihm haftenden Sekretes und der Borken. Dadurch wird wenigstens eine an- nähernd genaue Schätzung der quantitativen Verhältnisse erzielt, was uns anderseits ermöglicht, über die Energie der quantitativen Prozesse bei Ozaena ein Urteil zu bilden. Borschim, Ueber fermentative Prozesse bei Ozaena. 557 Der Inhalt des Reagensglases wurde nun mit 10 ccm steriler physio- logischer Kochsalzlösung Übergossen und dann irgendein antiseptisches Mittel, z. B. Chloroform hinzugefügt, um Fäulniserscheinungen zu ver- hindern. Darauf erfolgte die Extraktion, indem man das Reagensglas während 2X24 Stunden an einem kühlen Ort stehen ließ. Später wurde dieser Extrakt noch mit 20—30 ccm der gleichen Kochsalzlösung ver- dünnt. Zum Studium der Bakterien und ihrer Kulturen bedienten wir uns der allgemein üblichen Methoden. Es wurden zuerst Kulturen auf Bouillon angelegt, von hier aus er- folgte eine Uebertragung auf Agar in Petr i-Schalen, um so eine Iso- lierung der bei dieser Krankheit vorkommenden Bakterienarten zu er- zielen. Die auf Agar, Gelatine, Pferdeserum, Milch und Kartoffeln angelegten Kulturen der von uns isolierten Bakterien zeigten viele der Eigenschaften, welche für den von Abel beschriebenen Bacillus mucosus ozaenae charakteristisch sind. Dieser Bacillus ist ebenso wie der von Abel be- schriebene gramnegativ, muß aber zu den fakultativen Anaeroben gezählt werden. Was die pathogene Wirkung auf verschiedene Tiere anbetrifft, so unterscheidet sich der von uns isolierte Bacillus von dem Ab eischen. Wir verwendeten bei den Tierversuchen 1 — 3 Tage alte Bouillonkulturen. Bei weißen Mäusen erfolgte der letale Ausgang nach subkutaner Injektion von 1—3 ccm Bouillonkultur nach Ablauf von einer halben Stunde bis zu einer Woche (je nach dem Alter der Kultur), Kaninchen gingen bei Injektion von 5 — 8 ccm in die Ohrveue etwa nach einer Woche zugrunde. Kleinere, subkutan injizierte Dosen führten zwar weder bei den genannten, noch bei anderen Tieren (Meerschweinchen, Frösche) zum Tode, riefen aber allerlei Krankheitssymptome hervor, wie beschleunigte Atmung, Temperatursteigerungen bis zu 40,7 — 40,9 (bei Kaninchen), Conjunctivitis bis zu vollkommener Verklebung der Augen (bei Mäusen), allgemeine Mattigkeit usw. Die Autopsie der durch unsere Kulturen getöteten Tiere ergab eine ausgesprochene Hyperämie der meisten inneren Organe, die Nieren waren stark vergrößert (besonders in den chronisch verlaufenden Fällen) und zeigten auf dem Querschnitt eine deutliche Hyperämie der Mark- schicht. Bei Prüfung der Giftwirkung, welche den löslichen Toxinen aus den Kulturen der von uns isolierten Bacillen zukommt, erhielten wir folgende Resultate. Am wenigsten widerstandsfähig waren Mäuse, welche bei subkutaner Injektion von 5 ccm frischen Toxins (aus der Bouillonkultur der isolierten Stäbchen) nach 20 Stunden zugrunde gingen ; Meerschwein- chen und Kaninchen blieben zwar am Leben, wenn ihnen 8 — 12 ccm Toxin zugeführt wurden, waren aber längere Zeit krank, fieberten bis über 40° und nahmen stark an Gewicht ab (90 — 100 g in 4 Tagen). Die Injektionen erfolgten bei Meerschweinchen intraperitoneal, bei Kaninchen intravenös. Wir benutzten ferner die oben beschriebenen Bakterien, w^elche ent- weder mit den Ab eischen identisch sind oder denselben jedenfalls nahe stehen, ebenso wie das Nasensekret bei Ozaena hauptsächlich zum Studium einiger fermentativer Prozesse. So prüften wir die Spaltung von Eiweiß, Stärke, Fett und Wasserstoffsuperoxyd, d. h. die Wirkung der Protease, Aniylase, Lipase und Katalase. 558 Centralbl. f. Bakt, etc. I. Abt. Originale, ßd. 62. Heft 7. Die Versuche über Proteolyse wurden folgenderweise ausgeführt: Als Verdauungsobjekt wählten wir 2^*70 0 neutrale Kaseinlösung, welche nach der Methode von Gross-Fuld^) [beschrieben bei Bergmann und Meyer-)] hergestellt wurde. Eine bestimmte Menge Extrakt aus Borken oder Nasensekret, welch letzteres einem bestimmten Gewicht der Borken selbst entsprach, wurde in ein Reagensglas gebracht und dazu- eine bestimmte Menge Kaseinlösung hinzugefügt. In ein Kontroll- gläschen wurden dieselben Bestandteile gebracht, nur mit dem Unter- schied, daß die das Ferment enthaltende Flüssigkeit zuerst gekocht und so deren fermentative Wirkung vernichtet wurde. Darauf brachten wir beide Reagensgläser für 24 Stunden bei etwa 39 — 40" C in den Thermo- staten. Nach Ablauf dieser Zeit wurde in beiden Gläsern das unver- daute Eiweiß mittels Essigsäure gefällt (letztere wurden nach den An- gaben von Meyer und Bergmann resp. Gross-Fuld hergestellt), der Niederschlag abfiltriert und im Filtrat die Menge des N nach Kjeldahl bestimmt. Aus der Differenz in der Quantität des N in beiden Gläsern können wir nicht nur auf eine stattgefundene Eiweiß- verdauung überhaupt schließen, sondern auch auf die proteolytische Kraft des von uns untersuchten Materials. Da die einem bestimmten Volumen Extrakt entsprechende Borken- menge bei den verschiedenen Versuchen eine verschiedene war und zu- weilen auch die Menge der Kaseinlösung nicht immer die gleiche war, so wird eine vergleichende Beurteilung der Resultate erschwert. Zur Erleichterung dieser Aufgabe war es notwendig, die erhaltenen Stickstoff- mengen aus dem verdauten Eiweiß oder aber die Menge des zu ver- dauenden Eiweißes selbst ^) durch eine einfache Umrechnung in kon- stanten Größen anzugeben. Als solche wählten wir für das Nasensekret 1 g und für die Kaseinlösung 100 ccm. Bei der Untersuchung auf Amylase bedienten wir uns des von Wohlgemuth^) vorgeschlagenen Verfahrens: Die Energie des Fer- mentes wurde aus der für den Versuch gewählten, einem bestimmten Gewicht Borken entsprechenden Flüssigkeitsmenge, und einer 1-proz. wässerigen Stärkelösung bestimmt. Der Verdauungsversuch dauerte 9 Stunden. Die dabei resultierenden Zahlen führen wir auf eine Ein- heit zurück. Als solche Einheit wählten wir die von 1 g Borken ge- lieferte Energiemenge, welche imstande ist, innerhalb 9 Stunden 1 ccm der genannten Stärkelösung zu verdauen. Die Bestimmung der Katalase beruht auf der Fähigkeit letzterer H2O2 zu spalten und wurde von uns durch Titration des unzerlegten Restes von HgOg mittels Vso N-Lösung von KMnO^ berechnet^). Die Wirkungsdauer des Fermentes betrug 10 Minuten. Als Einheit der fermentativen Energie wählten wir die von 1 g Borken gelieferte Energie, welche imstande ist, im Verlauf von 10 Minuten eine bestimmte Anzahl Kubikzentimeter einer 1-proz. Wasserstoffsuperoxydlösung zu spalten. Die Bestimmung der lipolytischen Energie fußt auf der Fähig- 1) Bergmann u. Meyer, Berlin, klin. Wochenschr. 1908. No. 37; ibid. No. 30. p. 1418. 2) Arch. f. experim. Pathol. u. Pharraakol. Bd. 58. 3) Wenn der Gehalt an N bekannt ist, so muß man, um daraus den entsprechenden Eiweißgehalt zu berechnen, das Gewicht des N mit dem Eiweißkoeffizienten = 6,25 multiplizieren. 4) Wohlgemuth, Biochem. Zeitschr. Bd. 9. Heft 1. 5) öenter, Zeitschr. f. physik. Chera. Bd. 44. p. 257. Borschim, lieber fermentative Prozesse bei Ozaena. 559 keit des Fermentes, Fette in Glyzerin und Fettsäuren zu zerlegen ; wir benutzten zur quantitativen Bestimmung der freigewordeuen Fettsäuren titrierte Vioo N-Lösung von KOHi)^). Durch eine Reihe von Versuchen, welche wir in der oben be- schriebenen Weise ausführten, gelang es uns, im Extrakt aus Nasen- sekret bei Ozaena eine fermentative Wirkung in bezug auf Eiweiß (Kasein), Stärke und Wasserstoffsuperoxyd zu konstatieren, d. h. die An- wesenheit von Protease, Amylase und Katalase nachzuweisen. In bezug auf Lipase blieben unsere Nachforschungen erfolglos, trotzdem wiederholte Versuche angestellt wurden. Nachdem wir so das Vorhandensein von Fermenten im Nasensekret bei Ozaena konstatiert hatten, erschien es unumgänglich: 1) festzustellen, wie weit diese Fermente für das Nasensekret der genannten Krankheit charakteristisch sind, und 2) nachzuweisen, ob dieselben von Bakterien oder Eiterkörperchen resp. Leukocyten herstammen. Um die erstgenannte Frage zu lösen, stellten wir eine ganze Reihe von Versuchen an und prüften die Wirkung von Extrakt aus normalem Nasensekret und von Sekret bei einfachen, chronischen, atrophischen Katarrhen ohne Foetor auf Eiweiß, Stärke, Fette und HaOj. Das Nasensekret wurde künstlich durch Einführung von Marli- Tampons hervorgerufen. Für die Lösung der zweiten Frage bedienten wir uns analoger Ver- suche: Wir prüften die Eiweißverdauung einesteils an Material, das reichlich polynukleäre Leukocyten enthält, wie z. B. Abszeßeiter vom Menschen, Exsudat vom Hunde und anderenteils an Bakterientoxinen, welche teils zum Zwecke der Kontrolle auf Spezifität der Mikroben aus den Mischkulturen aller bei Ozaena vorkommenden Bakterien, teils von den isolierten Bacillen allein gewonnen wurden. Das von uns auf seinen Fermentgehalt geprüfte Material war also folgendes : I. Gruppe. Extrakt aus Nasensekret von Gesunden wie von solchen, die an Ozaena oder Rhinitis chron. atroph, non foetida litten. IL Gruppe. Extrakt aus Eiter oder aus polynukleären Leukocyten reichem Exsudat. III. Gruppe. Bakterientoxine der zwei oben erwähnten Kategorieen. In den weiter unten angeführten Tabellen folgt die Zusammenstellung unserer Untersuchungsresultate für die Gruppen des von uns unter- suchten Materials und die einzelnen Fermente. L Gruppe. Versuche mit Extrakt aus Nasensekret von kranken und gesunden Patienten und Angaben über die Resultate der Kasein- und Stärkever- dauung sowie der Spaltung von H-^Og. Bei Betrachtung der in den Tabellen angeführten Tatsachen fällt auf, daß die Energie des proteolytischen Fermentes bei Versuchen mit Naseusekret von verschiedenen Kranken durchaus nicht immer die gleiche ist. Die Eiweißverdauung verläuft am intensivsten mit Nasensekret von Kranken der ersten Gruppe, welche an einer relativ schweren Form der Ozaena leiden, während sie in leichteren Fällen von Ozaena schwächer ist ; die geringste Eiweißverdauung findet statt mit Sekret von Patienten, 1) Hanriot et Gamus, Compt. rend. soc. biol. 1897. p. 124. 2) Sieber, N., Zeitechr. f. physiol. Chem. Bd. 55. p. 177. Ö60 Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. Tabelle I. Versuche über Kaseinverdauuug (Protease). No. Name den Patienten ( A.rt der Krankheit, ivobei die Fälle von Jzaena in 2 Gruppen verteilt sind Charakter des Nasen- sekretes Menge des verdauten Eiweißes in Gramm nach der Umrechnung auf eine Konstante 1 2 3 4 5 6 7 K-wa P— n A— a Dieselbe T— a A. T. D— seh M— tsch I. Gruppe ' Ozaena (schwere Form) Schleim Borken Schleim Borken )) )> n " 3,125 11,97 0,78 1,88 0,875 3,7 2,031 1,406 3,22 im Durchschnitt 8 9 10 11 12 13 14 15 B-y Dieselbe A— a E. Ch— w K— na S — wa M— w B— w K-w II. Gruppe Ozaena (leichtere Form) Schleim Borken Schleim Borken )7 )) » >> 0,45 0,65 1,17 1,07 1,56 2,63 2,91 4,75 1,36 1,83 im Durchschnitt 16 17 B-k B— m 1 Rhinitis chronic. > atroph, non ) foetida Schleim Borken 0 1,3 B— m A — m > Normal Schleim >> 0 0 die an einem einfachen, atrophischen, chronischen Nasenkatarrh leiden, so scheint es wenigstens bei den leider nur geringen Zahl der letzt- genannten Erkrankungen, die uns zur Verfügung standen. Den gleichen Unterschied in der Intensität der proteolytischen Prozesse beobachten wir auch an dem schleimartigen Sekret der an Ozaena leidenden Patienten; in den schweren Fällen verläuft die Kaseinverdauung viel energischer als in den leichten. Von einigem Interesse ist ferner der Vergleich der Resultate bei der Prüfung der fernientativen Kraft in 2 Fällen gewöhnlichen atrophischen Katarrhs, wobei in dem einen Versuch das eingetrocknete Nasensekret (Borken), in dem anderen der Schleim benutzt wurde. Wie aus der Tabelle ersichtlich, gelang es nur in dem ersten Falle, die Anwesenheit eines Fermentes zu konstatieren und auch dieses war schwach, in dem zweiten Fall, wo Schleim verwendet wurde, gelang auch das nicht. Was das normale, künstlich durch mechanische Reizung der Schleim- haut hervorgerufene Nasensekret anbetrifft, so weist letzteres gleichfalls gar keine fermentativen Eigenschaften Eiweiß gegenüber auf. Bei Betrachtung dieser Tabelle erscheint beachtenswert, daß die Intensität der amylolytischen Fähigkeiten des Nasensekretes bei schweren Fällen von Ozaena so ausgesprochen ist, während dieselbe bei leichteren Formen dieser Krankheit viel schwächer und bei gewöhnlicher atrophischer Rhinitis recht wenig ausgesprochen ist. Im normalen Nasensekret beträgt diese Fähigkeit auch nur geringe Werte, übertrifft aber doch die fermen- tative Energie bei einfacher chronisch-atrophischer Rhinitis ohne Foetor. Borschim, Ueber fermentative Prozesse bei Ozaena. 561 Tabelle II. Versuche über Stärkeverdauung und Spaltung von Wasserstoffsuperoxyd. 6 Name der ^ Patienten Art des Energie der Amylase Energie der Art der Krankheit Nasen- auf die Einheit Katalase auf die sekretes bezogen Einheit bezogen 1 M— tsch Schwere Form der Ozaena Borken 2272 1,690 2 Ch-w Leichte Form von Ozaena 1562 2,448 3 ' K— wa Leichte Form von Ozaena 781 2,958 4 ß— m Rhinit. chron. atroph, non foetida )) 200 0,646 5i A— m Normal Schleim 294 0,08 Was die fermentative Energie der Katalase anbetrifft, so ist diese, wie aus der angeführten Tabelle ersichtlich, am ausgesprochensten bei Ozaena, schwächer bei gewöhnlicher chronisch-atrophischer Rhinitis ohne Foetor und noch schwächer im normalen Nasensekret, II. Gruppe. Versuche an Extrakt aus Eiter oder aus reichlich polynukleäre Leukocyten enhaltendem Exsudat, wobei in der Tabelle die Resultate der Kasein- und Stärkeverdauung und der Spaltung von HgOg angegeben sind. Tabelle IIL Untersuchungsmaterial Menge des verdauten Eiweißes in Gramm nach Umrechnung auf eine Konstante Energie der Amylase Energie der Katalase Abszeßeiter vom Menschen Exsudat vom Hunde 1,24 0,52 130 731 0,45 0,1944 Die angeführten Tatsachen ergeben, daß sowohl Protease wie Amy- lase und Katalase in den polynukleären Leukocyten enthalten sind, wobei wir sehen, daß die Protease und Katalase in den Leukocyten des Menschen eine größere fermentative Energie aufweisen, als in den gleichen Form- elementen des Hundes. Was die Amylase anbetrifft, so ist deren fermenta- tive Energie bei den polynukleären Leukocyten des Hundes eine höhere. IIL Gruppe. Experimente mit Bakterientoxinen sowohl aus Mischkulturen aller Bakterien aus dem Nasensekret bei Ozaena, wie aus Reinkulturen der isolierten Stäbchen, wobei in der Tabelle die Resultate der Verdauung von Kasein und Stärke und die Spaltung von HgOg angegeben sind. Aus der angeführten Tabelle ersehen wir, daß in den Stoffwechsel- produkten der bei Ozaena vorkommenden Bakterien keinerlei auf Kasein einwirkende Fermente enthalten, dagegen aber wohl solche anwesend sind, die auf HgOo und Stärke einwirken. Uebrigens muß in diesem Fall hinsichtlich des amylolytischen Fermentes bemerkt werden, daß hier augenscheinlich der Nährboden, auf dem die Bakterien gezüchtet werden, eine Rolle spielt : Die Bouillon be- fördert die Wirksamkeit des Fermentes, aktiviert dasselbe. Wir werden außerdem in dieser Voraussetzung noch durch einen anderen Versuch bestärkt: Toxine von Kulturen, die auf Borkenexträkt gezüchtet waren, gaben, wie wir aus der Tabelle ersehen, keine Stärkeverdauung, diese Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 7. 36 562 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. Tabelle IV. Bezeichnung der Bakterien deren Nähr- Untersuchujigsmaterial Toxiue unter- sucht wurden 1 bodeu bei Ei weiß verdauun g bei Stärkeverdauung bei der Spaltung von HjOj Bakterien des Bouillon Extrakt aus Borken Es erfolgte keine Verdauung Die Verdauung fand statt Die Spaltung fand statt Nasensekretes • bei Ozaena dgl. Keine Verdauung dgl. Bouillon Es erfolgte keine Verdauung Die Verdauung fand statt Die Spaltung fand statt Isolierte Bacillen. Extrakt aus Borken 1 dgl. Keine Verdauung dgl. trat aber auf, wenn zu den obengenannten Kulturen vorher Bouillon hinzugefügt worden war. Vom Standpunkt der Pathogenese nehmen die proteolytischen Pro- zesse unter all den von uns untersuchten fermentativen Vorgängen die erste Stelle ein, denn durch dieselbe wird eine Verdauung des eiweiß- haltigen Grundbestandteiles der Gewebe bewirkt. Oben erwähnten wir bereits die experimentellen und theoretischen Beweise, welche von den Anhängern jener Ansicht ausgeführt werden, wonach dem proteolytischen Ferment eine wichtige Rolle bei einigen pathologischen Prozessen zuerkannt wird. Nach der Ansicht einiger Autoren, wie Joch mann, Baetzner^) u.a., kann der Verlauf akuter Eiterungen, ihr Ausgang in Heilung oder der Uebergang in eine chronische Form unter Mitwirkung des proteolytischen Fermentes erfolgen. Betrachten wir die von uns sicher nachgewiesenen und in vitro bei der Wirkung von Extrakt aus Nasensekret auf Eiweiß beobachteten proteolytischen Erscheinungen vom Standpunkt der oben- genannten Forscher, so drängt sich uns unwillkürlich der Gedanke auf, ob nicht diese Prozesse und die Atrophieen bei Ozaena in einem kausalen Zusammenhang zueinander stehen, d. h. wir fragen uns, ob das für Ozaena so charakteristische Symptom der Atrophie nicht eine Folge- erscheinung der Proteolyse ist. Betrachtet man diese Erkrankung als einen chronischen Entzündungs- prozeß, der bekanntlich von Leukocytose begleitet ist, so kann man in der Tat das Auftreten von Ferment in dem hauptsächlich aus Leuko- cyten bestehenden Nasen sekret als Resultat des Leukocytenzerfalles im Kampf mit dem Krankheitserreger ansehen. Das Ferment wird dabei aus den zerfallenden Leukocyten selbst frei und kann, da es im Ueber- fluß vorhanden ist, zerstörend auf die umgebenden Gewebe wirken, be- sonders da letzteres durch die Wirkung der Bakterien und ihrer Stoff- wechselprodukte (Toxine) bereits geschwächt ist. Die atrophischen Vorgänge in den tieferen Teilen, d. h. dem Knochengerüst der Nase, können möglicherweise ebenfalls auf die fermentativen Prozesse zurück- geführt werden, sei es, daß es sich um das von uns nachgewiesene proteolytische oder möglicherweise um irgendwelche andere Fermente handelt, die wir bis jetzt noch nicht nachweisen konnten. 1) Jochmann u. Baetzner, München, med. Wochenschr. 1906, p. 45. Bors Chi m, Ueber fermeatative Prozesse bei Ozaena. 563 Wenn wir ferner die Ansichten der oben zitierten Autoren (Joch- mann und Baetzner) auch auf die hier behandelte Krankheit an- wenden, d. h. annehmen, daß die Fermente außer ihrer direkt verdauenden Wirkung auf die Gewebe auch noch einen Reiz auszuüben imstande sind, dann wird vielleicht auch der chronische Charakter der von uns studierten Krankheit verständlicher werden. Was den Foetor, diese unangenehmste Begleiterscheinung der in Frage kommenden Erkrankung anbetrifft, so kann dieses Symptom augenscheinlich nicht mit den fermentativen, durch die Anwesenheit der polynukleären Leukocyten bedingten Prozessen in Zusammenhang gebracht werden und beruht auf der Anwesenheit von Bakterien. Jedenfalls gelang es auch bei Fehlen von Foetor dennoch im Nasensekret sowohl proteolytische als auch andere Fermente nachzuweisen. Aus dem Gesagten folgt, daß, wenn man den fermentativen Prozessen bei Ozaena auch keine ausschließliche Bedeutung zuschreiben kann, man ihnen nichtsdestoweniger eine bedeutsame Mitwirkung bei der Entwicke- lung und dem Verlauf dieser eigenartigen Krankheit zuerkennen muß. Da ferner der von uns isolierte und oben beschriebene Bacillus im- stande ist, lösliche Toxine zu bilden, so muß auch letzterem eine gewisse Bedeutung zugeschrieben werden, und es wäre interessant, durch weitere Untersuchungen festzustellen, welche Rolle die Toxine bei diesem kompli- zierten Krankheitsprozesse spielen. Wir stellten auch die Immunisationsversuche an Tieren an, in der Absicht, spezifische Sera zu gewinnen, und werden die Resultate unserer Versuche seinerzeit mitteilen. Resümieren wir nun das auf Grund unserer Untersuchungen bereits Gesagte, so sind die Ergebnisse unserer Arbeit folgende: 1) Es ist uns gelungen, im Nasensekret bei Ozaena einen Mikro- organismus nachzuweisen und zu isolieren, der seinen Eigenschaften nach dem Bacillus mucosus ozaenae von Abel nahe steht, sich von ihm aber in bezug auf seine pathogene Wirkung auf einige Tiere (Kaninchen) unterscheidet. 2) Der von uns isolierte Mikroorganismus ist imstande, auf künst- lichem Nährboden lösliche Toxine zu bilden. 3) Diese Toxine üben eine pathogene Wirkung auf dieselben Tiere aus. 4) Es gelang uns, im Nasensekret bei Ozaena die Anwesenheit proteo- lytischen Fermentes, ebenso wie Katalase und Amylase nachzuweisen. 5) Das Sekret (Borken) bei chronisch-atrophischer Rhinitis ohne Foetor besitzt die ähnlichen fermentativen Eigenschaften, wenn auch in geringerem Maße. 6) In dem künstlich hervorgerufenen Sekret der normalen Nase gelang es uns nur, Katalase und Amylase nachzuweisen, proteolytisches Ferment konnte dagegen nicht konstatiert werden. 7) Bei gewöhnlicher Rhinitis non foetida wechselt der Gehalt an proteolytischem Ferment, je nach dem Charakter des Sekretes, enthält dieses Leukocyten, so wird auch Ferment vorgefunden, in serösem Sekret dagegen fehlt es. 8) Bei Ozaena findet man proteolytisches Ferment, unabhängig vom Charakter des Nasensekretes. 36* 564 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. 9) Aus folgenden Gründen ist es anzunehmen, daß das proteolytische Ferment bei Ozaena von den polynukleären Leukocyten abstammt: a) Auf Grund des von uns experimentell festgestellten Fehlens des- selben sowohl in den Stoffwechselprodukten der Bakterien wie in den bei Ozaena vorkommenden Bakterien selbst. b) Auf Grund der Identität in den Eigenschaften dieses Fermentes und der Leukoprotease, welche in den polynukleären Leukocyten ent- halten ist. 10) Die anderen Fermente (Amylase und Katalase) können nicht nur vom Gewebe und von den Leukocyten, sondern auch von den Bak- terien abstammen. Nachdruck verboten. Beitrag zur Kenntnis der menscliliclien Hornhautbakteriosen, Von Dr. Boleslaw Nainyslowski, Krakau. Aus dem Sekret der vereiterten Hornhaut eines Kindes, dessen Auge ein Stockschlag traf, legte Dr. E. Rosen hauch eine Agarkultur an, welche er mir liebenswürdigst zur näheren Untersuchung überließ. Aus dieser Kultur wurde ein Strahlenpilz gewonnen, welcher wahrschein- lich mit dem Actinomyces albus acidus Neukirch (1) identisch ist, jedoch zweifellos zur Sammelart Actinomyces albus Gasperini gehört. Seine Entwickelung auf den verschiedenartigen Nährböden erfolgt stets bei Zimmertemperatur. Auf geronnenem Hühnereiweiß keimt er sofort und bedeckt den Nährboden mit einem zarten, weißen Anflug; öfters werden konzentrische Zuwachsringe des Strahlenpilzes sichtbar. Einige Monate alte Kulturen nehmen eine schmutzig-weiße Farbe an. Das geronnene Eiweiß beginnt schon 2 Wochen nach der Aussaat, seine milchweiße Farbe zu verlieren und wird nach und nach ganz durch- sichtig. Es verändert sich auch die Konsistenz des Eiweißes, das unter der Einwirkung des Strahlenpilzes weich wie Gelatine wird. Auf erstarrtem Blutserum entwickelt er sich sofort nach der Aus- saat und bildet sehr leicht erhabene, oft zusammenfließende Kolonieen von kreideweißer Farbe. Der milchweiße Nährboden entfärbt sich unter den Kolonieen, wird durchsichtig und schließlich, nach einigen Wochen, verflüssigt er sich teilweise oder auch vollständig. Auf Gelatine verursacht die Entwickelung des Pilzes eine langsame Verflüssigung des Nährbodens, wobei jedoch die Gelatine weder ihre Farbe noch Durchsichtigkeit verändert. Kolonieen, welche auf der Ober- fläche der verflüssigten Gelatine schwimmen, sind kreideweiß; wenn sie sich jedoch am Boden entwickeln, so sehen sie wie Watteflocken aus. Auf Agar bilden sich Kolonieen von verschiedener Gestalt und Größe, von den kleinen, 1 mm im Durchmesser zählenden, flachen Kuppeln bis zu 3 cm breiten Kolonieen, welche entweder flach sind oder sich gegen die Mitte zu bis zu \'2 ein erheben. Junge Kolonieen, welche eine matte oder fett glänzende Fläche aufweisen, werden mit der Zeit kreideweiß. Oefters werden Zuwachsschichten in Gestalt konzen- Namystowski, Beitrag zur Kenntnis der menschl. Hornhautbakteriosen. 565 trischer Ringe sichtbar. Mit der Zeit, und zwar in dem Maße, wie das Austrocknen der Kolonieen fortschreitet, falten sich dieselben strahlen- förmig, ähnlich wie Actinomyces radiatus Namyslowski (2), was jedoch hauptsächlich flache Kolonieen betrifft. Die größeren , in der Mitte hügelförmig erhöhten Kolonieen falten sich anders; die Erhöhungen sehen hier wie unregelmäßig gefaltete, in verschiedenen Richtungen ver- laufende Hirnwindungen aus. Auf Kartoffeln wachsen die Kolonieen gut, die Oberfläche des Nähr- bodens ist zart und weiß oder hügelförmig, ca. ^|. cm hoch; auch werden oft auf diesem Nährboden konzentrische Auswüchse sichtbar. Auf Weizenkörnern entwickeln sie sich auch und bilden an der Oberfläche des Nährbodens weiße Häufchen. Auf sterilisierter Milch entwickelt sich der Mikroorganismus im Innern des Nährbodens vortrefflich, und in dem Maße, wie sich die Milch durch Verlust des Wassers verdickt, kommt die Entwickelung auch an der Oberfläche zum Ausdruck, auch werden konzentrische Wachstums- ringe sichtbar. Die Milch reagiert nach einer gewissen Zeit sauer. Auf Brot habe ich die Entwickelung nicht beobachtet. Eine von den Kulturen, welche ich untersuchte, entwickelte sich von den anderen insofern verschieden, als die Oberfläche der auf er- starrtem Blutserum wachsenden Kolonieen sich dicht mit ca. 500 u langen Zotten bedeckte. Die Zotten hatten die Form sehr langer, auf breiter Basis stehender Kegel und bestanden aus dem kompakten Ge- flecht der Strahlenpilzfäden. Das einem beliebigen Nährboden entnommene Material stellt sich, mikroskopisch untersucht, als ein Geflecht farbloser, verzweigter Fäden dar, die ca. 1 u dick und scheinbar ohne jede Struktur sind, welche jedoch nach Anwendung der Farbstoffe als Segmentation hervortritt. Dies betrifft jedoch nur junge Kulturen, alte Kulturen unterliegen, ob- wohl spät, oft erst nach vielen Wochen, einer Fragmentation ; die Fäden zerfallen nämlich in ovale „Sporen". Obwohl die Schnelligkeit der Fragmentation durch den Wassergehalt des Nährbodens bedingt ist, bildeten meine Kulturen sogar auf ziemlich trockenen Nährböden, im Vergleich mit Kulturen anderer Arten, sehr lange keine „Sporen". Die spät hervortretende Fragmentation kann als ein charakteristisches Merk- mal des beobachteten Organismus aufgefaßt werden. Vollständig ausgeblieben ist die Fragmentation nur bei Anwendung flüssiger Nährböden, wie Gelatine, Bouillon oder Milch, welche Eigen- schaft übrigens mit allen über Strahlenpilze angestellten Beobachtungen übereinstimmt. Im Innern eines flüssigen Nährsubstrates tritt eine Sporenbildung niemals ein und in den an der Oberfläche schwimmenden Kolonieen erst sehr spät. Dieser Strahlenpilz dürfte, wie erwähnt, der Sammelart Actino- myces albus Gasperini angehören; er nähert sich stark, weil seine Milchkulturen die Reaktion des Nährbodens in eine sauere verwan- deln, dem Actinomyces albus acidus Neukirch (1). Eine durch E. Rosenhauch auf Kaninchen und Meerschweinchen mit positivem Ergebnis unternommene Impfung erwies die Pathogenität dieses Strahlen- pilzes. Dies wäre bereits der 6. Fall von Hornhautaktinomykose, ihm gingen voran die Fälle: de Berardinis (3), zur Neddens (4), Na- myslowskis (2), Rosenhauchs (5) und Löwen Steins (6). Die Beschreibung der in den verschiedenen okulierten Fällen beob- 566 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. achteten Strahlenpilze gestattet oft, trotz ungenauer Diagnosen, die Be- stimmung der Art dieser Mikroorganismen. Nur zwei dieser Organismen wurden eingehend untersucht, und zwar Actinomyces radiatus Namystowski (2) und Actinomyces cerebriformis Narayslowski (2). Meine Diagnosen dieser Arten sowie auch die meinem Studium über die Hornhautstrahlenpilze entnommenen Abbildungen übernahm Dr. E, Rosenhauch in seine klinische Arbeit (5). Die Strahlenpilz- arten anderer Autoren, welche vom Standpunkte der bakteriologischen Systematik aus noch nicht behandelt wurden, habe ich mit den Diagnosen aller bekannten Strahlenpilze verglichen und überzeugte mich von ihrer Sonderart. — Hiermit benenne und beschreibe ich sie, wobei ich ihren Unterschied von anderen Arten zum Ausdruck bringe. Actinomyces de Berardlnis Namystowski. Synon. Streptothrix sp. de Berardinis. Pavia (Ann. d. Ottal.) 1904. De Berardinis sagt in der Beschreibung seines Aktinomykose- falles, welchen er Streptothrichose nannte, folgendes: „L'esame micro- scopico delle culture ha fatto rilevare constantemente la formazione di catene talvolta assai lunghe. Nelle culture vechie insieme alle catene con individui piü o meno rigonfiati e in via di trasformazione, si hanno acumuli formati di granuli e di brevi filamenti ramificati e clavati." — Das ist also zweifellos ein Strahlenpilz, ein fadenförmiger, verzweigter Organismus, dessen Fäden an den Enden keulenförmig sind und mit der Zeit in „Sporen" zerfallen. Auf Gelatine kultiviert, verflüssigt er den Nährboden nicht, färbt Bouillon und Agar gelb. Dieser Art am nächsten steht Actinomyces Gruberi s. pluri- color, er bildet zwar verschiedene Pigmente, welche jedoch in den Nährboden nicht diffundieren. Actinomyces Eppingeri färbt Agar nicht, Bouillon dagegen ockerrot. — Alle diese Arten unterscheiden sich sehr entschieden von A. de Berardinis, es ist also unzulässig, diese Strahlenpilze zu identifizieren. Actinomyces zur Neddeni Namyslowski. Synon. u. Liter. Streptothrix sp. zur Nedden, üeber Infekt, d. Auges mit Streptothricheen. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1907.) Dieser Organismus wurde einem Augenlide entnommen und als Streptothrix beschrieben, er stellt ein fadenförmiges Gebilde dar, welches sich nach Grams Methode färbt. Die Aussaat auf Milch, Kar- toffeln oder Gelatine wies gar kein Wachstum auf. Auf Agar entwickelte sich dieser Strahlenpilz bei Bruttemperatur sehr üppig, indem er einen dicken, braunen Belag bildete, welcher dem B. xerosis ähnlich war. Auf Bouillon konnte man auch Wachstum bemerken, aber nur in dem Falle, wenn die Bouillonschicht seicht war und dem SauerstoflF Zutritt gewährte. Die Zucht sauerstolffreier Kulturen gelang nicht. Für Meerschweinchen und Kaninchen ist dieser Organismus nicht pathogen. A. zur Neddeni nähert sich ein wenig dem A. Hofmani, aber der letztere wächst auch anaerobisch, was einen genügenden Grund bietet, ihre Verschiedenheit festzustellen; scheinbar ähnlich dem A. Neddeni ist A. farciuicus, doch entwickelt sich der letztere auf Kartoffeln, bildet keine „Sporen", und tötet Meerschweinchen in 9 bis 20 Tagen. Eine Identifizierung beider Arten ist unzulässig. NamysJowski, Beitrag zur Kenntnis der menschl. HomhautbakterioBen. 567 Actiuomyces roseus Namyslowski. Synon. Actinomy ces sp. Löwenstein, Zur Bakteriologie des Horn- hautgeschwüres. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1910.) Löwenstein kultivierte ihn aus der Hornhaut als Actino- myces sp. Ein fadenförmiger, verzweigter Organismus, dessen Zu- gehörigkeit zur Gattung Actinomyces, das Photogramm des Präpa- rates in Löwensteins Arbeit beweist. Kulturen auf Agar und Kartoffeln sind kreideweiß, auf Glyzerinagar bilden sich zart rosageärbte Kolo- nieen, deren Oberfläche mit welligen, verschieden verlaufenden Windungen bedeckt ist (cerebriformj. Auf Gelatine entwickeln sich kreideweiße Kolonieen, welche das Nährsubstratnichtverflüssigen. Bouillon wird nicht trüb, erstarrtes Ochsenblutserum wird nach einigen Tagen verflüssigt. Anf Milch wächst dieser Organismus nicht, er läßt sich so in Zimmertemperatur, wie auch im Thermostaten kultivieren. Fast alle Kulturen weisen eigenartigen Modergeruch auf. A. Madurae nähert sich dem A. roseus, indem er auch Gelatine nicht verflüssigt, er unterscheidet sich jedoch durch das Fehlen des Geruchs, Wachstum auf Milch und Farbe der Glyzerinagarkulturen, welche weißlich-gelb sind, und mit der Zeit oft eine rötliche, oder rosa Farbe annehmen. — A. Eppingeri nähert sich auch scheinbar dem A, roseus, er verflüssigt jedoch Blutserum nicht, seine Glyzerinagar- kulturen haben eine ockerrotgelbe Farbe; der Umstand, daß er Gelatine nicht verflüssigt, beweist aber noch nicht seine Identität mit A. roseus. — Aehnlich dem A. roseus in bezug auf die Art der Kolonieenbildung ist mein A. cerebriformis, welcher jedoch Gelatine verflüssigt, aber Blutserum unverflüssigt läßt und eine ockergelbe Färbung aufweist. Derzeit kennen wir also als Resultat de Berardinis, zur Ned- dens, Rosenhauchs, Löwensteins und meiner Beobachtungen eine bedeutend größere Anzahl von Strahlenpilzen, und zwar Actino- myces radiatus, cerebriformis, de Berardinis, zur Neddeni und roseus. Zur Besprechung verbleibt noch ein systematisch nicht festgestellter Organismus, welcher auf einem menschlichen Hornhautgeschwüre durch Dr. E. Rosen hauch (7) beobachtet und als Keratophyton be- schrieben wurde. Ich setzte diese Beobachtungen an Kulturen fort, welche mir Dr. Rosenhauch liebenswürdigst mitteilte, und bestätigte seine die Morphologie und kulturelle Entwickelung des Keratophyton betreffenden Angaben. Rosen hauch sagt in der Beschreibung seiner Kulturen, daß auf Grund der morphologischen Merkmale, besonders aber seines Verhalten auf verschiedenen Nährböden dieser Mikroorganismus den Bakterien eingereiht werden müsse. — Davon hielt ihn jedoch der Umstand ab, daß sich in den Kulturen fadenförmige, verzweigte, einem Mycelium ähnliche Gebilde vorfanden, er nannte seinen Mikroorganismus Keratophyton. Ich konstatierte in meinen Beobachtungen, daß Kera- tophyton ein zwar etwas polymorphes, aber typisches Bakterium dar- stellt, welche sich ganz mit Recht in die Gattung Bacterium ein- reihen läßt. Individuen dieser Art sind entweder kurz, kokkenähnlich, oder bilden 1 — 3 (1 lange Stäbchen, welche bedeutend länger als breit sind. Auf flüssigen Nährböden, z. B. auf Bouillon, kommen oft in bedeutender Menge fadenförmige, gerade oder gebogene, zuweilen verzweigte Indi- viduen vor, welche eine Länge von 40 [i erreichen und Involutionsformen darstellen. 568 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. Dieser Mikroorganismus färbt sich polar, während die Mitte sich nur schwach oder gar nicht färbt, die Enden dagegen sehr intensiv. Er wächst bei Zimmertemperatur, jedoch bedeutend besser im Thermostat. Auf Gelatine entstehen 48 Stunden nach der Aussaat weiße Kolo- nieen von V2 mni maximaler Größe, wobei der Nährboden nicht ver- flüssigt. Bouillon wird trüb, am Boden der Eprouvette sammelt sich ein flockeuartiger Niederschlag, Peptonwasser wird auch trüb, doch bildet sich kein Niederschlag; eine Häutchenbildung an der Oberfläche beider Nährsubstrate kommt nicht vor. Auf gewöhnlichem Agar bilden sich punktförmige, runde oder ovale Kolonieen von lichter, glasiger Farbe, welche in glänzende Striemen verfließen ; sie wachsen auch im Inneren des Nährsubstrates, sowie in Stichkulturen. Auf Zucker oder Bierwürzeagar entwickelt er sich wie auf gewöhnlichem Agar; auf Kartoffeln bildet er einen glatten, farblosen, glänzenden Anflug. Er entfärbt sich nach Grams Methode, und stirbt bereits nach 24-stündiger Einwirkung des Sonnenlichtes ab. Milch er- starrt unter seinem Einfluß nicht. Nach Rosen hauchs Beobachtungen, wächst er auch ohne Luftzutritt. Rosen hauch (7) führte wiederholt mit gutem Erfolg diese Bakterie in die Hornhaut eines Meerschweinchenauges ein. Versuch einer allge- meinen Infektion erwiesen, daß die Bakterie bei der „Tierpassage" an Pathogenität gewinnt. Die Pathogenität des Keratophyton ist also bei örtlicher, wie auch allgemeiner Infektion zweifellos. Von Keratophyton verschieden sind andere Bakterienarten, welche bei Hornhautkrankheiten beobachtet wurden. So z. B. ist das Bacterium keratomalaciae nur 0,4 [x lang, es verursacht bei Mäusen, Kaninchen und Vögeln Hornhautgeschwüre. B. Koch-Weeksii wächst nur bei Bruttemperatur, wird maximal 2 [1 lang und ist weit schlanker als B. Keratomalaciae, dagegen bildet das B. zur Neddeni einen dicken, gelben Belag auf Kartoffeln, wächst auf Bouillon sehr schwach und hat eine maximale Länge von 0,9 [JL. Von Keratophyton verschieden ist auch B. influenzae, der nur auf Blut, eventuell Hämoglobinsubstrat und stets nur bei über 26 *^ C wächst. Allen seinen Merkmalen nach unterscheidet sich also das Kerato- phyton von allen anderen Bakterienarten; ich benenne es Bacterium Rosenhauchi Namyslowski, Synon. Keratophyton E. Roseuhauch loc. cit.). Literatur. 1) Neukirch, Ueber Strahlenpilze. Straßburg 1902. 2) Namysiowski, B., Ueber die Actin omyceten aus der menschlichen Hornhaut. (Bull. d. Acad. d. scienc. d. Cracovie. 191Ö.) 3) de Berardinis, Ulcera corneale da Streptothrix. (Ann. d. Ottalm. Pavia 1910.) 4) zur Nedden, Lieber Infektionen des Auges mit Streptothricheen. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1904.) 5) ßosenhauch, Aktinomykose der Hornhaut. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1910.) ö) Löwenstein, Zur Bakteriologie des Hornhautgeschwüros. (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1910.) 7) Rosenhauch, Beitrag zur Aetiologie des Hornhautgeschwüres. (KUn. Monatsbl. f. Augenheilk. 1908.) Adam u. Meder, Ueber Paratyphus-B-Infektionen bei Kanarienvögeln etc. 569 Nachdruck verboten. Ueber Paratyphus-B-Infektionen bei Kanarienvögeln und üntersiicliuiigen über das Vorkommen Ton Bakterien der Coli- Typhusgruppe im normalen Kanarienvogeldarm. [Aus dem Veterinär-Institut der Universität Leipzig (Direktor: Prof. Dr. Eber).] Von Dr. J. Adam und E. Meder, ehemal. Assist, des Instituts. A. Ueber Paratyplius-B-Infektionen bei Kanarienyögeln. Kasuistik. Fall 1. Am 29. Aug. 1910 brachte Kanarienzüchter F. einen Kanarien- vogel zur Sektion mit dem Vorbericht, daß ihm seit Mitte Juli die Kanarienvögel wegstürben, seither etwa 80 Stück, Hähne und Weibchen. Die Krankheit habe damit begonnen, daß er ein auf der Straße gefangenes Tier, welches mit zuerst starb, zu den übrigen in die Hecke setzte. Seitdem stürben täglich 1 — 2, einmal 4 Stück, jedoch öfter mit Zwischenpausen von 4 — 5 Tagen. Die Tiere befänden sich alle in einer großen Hecke, zusammen etwa 150 Stück, und würden mit dem üblichen Kanarienvogelmisch- futter gefüttert; als Getränk diene Leitungswasser. Da zum Teil sehr wertvolle Tiere (pro Stück bis 80 M.) dabei waren, habe der Besitzer seither einen Verlust von etwa 1000 M. gehabt. Fall 2. Am 12. Sept. 1910 brachte Herr E. einen Kanarienhahn zwecks Fest- stellung der Todesursache zur Sektion; am 15. Sept. 1910 4 weitere Tiere mit dem Vorbericht, daß in letzter Zeit bereits viele Tiere ganz plötzlich gestorben seien. Näheres war nidht zu erfahren. Fall 3. Am 7. Juni 1911 kam ein Kanarienvogel des Kan arienzüchters W. zur Sektion mit dem Vorbericht, daß seit Anfang Mai vorigen Jahres mit 1 — 2-tägigen Unterbrechungen tägUch 1 — 3 Tiere unter den Erscheinungen des Durchfalls stürben, bis heute etwa 35 — 40 Stück. Das zur Sektion eingesandte Tierchen sei etwa 3 Tage krank gewesen ; außerdem seien noch eine große Anzahl unter denselben Erscheinungen erkrankt. Da der Sektionsbefund in allen drei Fällen derselbe war, und die aus Herz- blut, Milz und Darm gezüchteten Bakterien in ihrem kulturellen Verhalten große A ehn- lichkeit mit den echten Paratyphus-ß-Bakterien des Menschen aufwiesen, haben wir es unternommen, die drei Seuchengänge zu veröffentlichen, zumal derartige Er- krankungen öfter vorzukommen scheinen, als seither bekannt ist. Jedenfalls ist unter der großen Zahl der bisher^) beschriebenen Kanarienvogelseuchen keine mit Bestimmt- heit als Paratyphusinfektion festgestellt, wenn auch Joest (3) die Erreger der von ihm beobachteten und näher untersuchten Seuche zur Enteritis- bzw. Hogcholeragruppe rechnet. Ebenso hat Zsupan (7) eine „durch den dem humanen Typhusbacillus ähn- lichen Erreger" hervorgerufene Kanarienseuche beobachtet und zugleich mit Joest beschrieben. Die Tiere waren aus Dresden, dem Joest sehen Seuchenherd, nach Petersburg eingeführt, und es handelt sich jedenfalls um dieselbe Krankheit. Krankheitserscheinungen. Die Krankheitserscheinungen bei allen drei Seuchen waren in der Hauptsache dieselben. Von den Besitzern F. und W. wurden uns je 3 kranke Tiere zwecks Be- obachtung zur Verfügung gestellt. Außerdem wurden gesunde Tiere infiziert, so daß die Krankheitssymptome von Anfang an beobachtet werden konnten. Die Tierchen sind im Beginn der Erkrankung nicht so munter wie sonst. Sie sitzen meist mit gesträubten Federn auf der Sitzstange, im späteren Stadium in einer Ecke des Käfigs, wobei der Kopf zwischen die etwas lose herabhängenden Flügel ge- steckt gehalten wird. Dann wird das Tierchen wieder lebhaft, frißt und hüpft umher. Im weiteren Verlauf wird es immer trauriger, die Futteraufnahme hört ganz auf, der Kot wird dünn; die Augen werden meist halb geschlossen gehalten, die Atmung ist beschleunigt bis 150 pro Minute, dabei hört man ab und zu ein heiseres Piepsen. Die Bewegungen werden unsicher, die Tiere taumeln hin und her, das Sensorium ist be- nommen, der Kot wird immer dünner und unter Krämpfen tritt der Tod ein. 1) Eine ausführliche Zusammenstellung der einschlägigen Literatur findet sich bei Zwick (8), weshalb hier nicht näher darauf eingegangen werden soll. 570 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. Sektionsbefund. Gut ausgeprägte Totenstarre; die Beine werden meist vom Körper weggestreckt gehalten. Mehr oder weniger ausgeprägte Darmentzündung. Akuter hyperämischer Milztumor, welcher niemals fehlt; die Milz ist meist um das 2 — 5-fache vergrößert; Hyperämie der Leber und Nieren. Im Herzblut und in sämtlichen Organen massenhaft kurze, dicke Stäbchen in Reinkultur. Züchtung der Reinkulturen. Aus den zur Sektion bzw. zur Beobachtung eingesandten und ge- storbenen Tieren wurden insgesamt 23 Reinkulturen gezüchtet und näher untersucht. Es sind das die Stämme: Kan.-St. 1 F, 2F, 3aF, 3bF, 4a F, 4b F. 5a F, 5b F, 6F, IE, 2E, 1 a W, 1 b W, 1 c W, 2a W, 2b W, 2c W, 3aW, 3b W, 3c W, 4a W, 4b W, 4c W. Die Bezeichnung a = Herzblut, b = Milz, c = Darm. Die übrigen Stämme sind aus dem Herzblut gezüchtet. Außerdem wurden noch zahlreiche Stämme isoliert, welche Lackmusmolke nach anfänglicher Rötung nach spätestens 5 Tagen bläuten. Diese Stämme wurden jedoch einer näheren Prüfung nicht unterzogen. Morphologie und kulturelles Verhalten der Reinkulturen auf den gebräuchlichen Nährböden. Alle Kulturen bestanden aus kurzen, 2 — 4 (x langen, V2 — 1 \^ breiten, plumpen, gramnegativen, an den Enden abgerundeten Stäbchen mit leb- hafter Eigenbewegung. Geißeln wurden mit der Löffl er sehen Geißel- färbung dargestellt. Es konnte trotz aller Bemühung stets nur eine Geißel an dem einen Ende des Stäbchens sichtbar gemacht werden. Die direkt aus Herzblut oder Organen von gestorbenen Tieren gefärbten Ausstriche der Bakterien wiesen öfters Polfärbung auf. Zum Vergleich im kulturellen Verhalten dienten die im Veterinär- Institut vorhandenen und von Huber (2) vor kurzem auf ihre Reinheit geprüften 15 Paratyphus-B(PB)-Kulturen, 5 Suipestifer(SP)-Kulturen, 1 Mäusetyphus(MT)- und 1 Enteritis Gärtner(EG)-Kultur. Diese Kul- turen wurden nicht nochmals besonders geprüft ; vielmehr sind die Hub ersehen Befunde in diese Arbeit übernommen. Außerdem wurden 5 Coli- Stämme zum Vergleich herangezogen, von denen drei aus dem Darm von Kanarienvögeln, einer von einem Huhn und einer von einem Puter stammt. Die Kanarienstämme wurden aus Herzblut, Milz und Darm durch Beschickung von Lackmuslaktoseagarplatten nach v. Drigalski ge- züchtet. Es zeigte sich dabei, daß in Herzblut und Milz durchweg die Bakterien in Reinkultur vorhanden waren ; die mit Darminhalt beschickten Platten waren mit vereinzelten roten Kolonieen untermischt; jedoch gingen auch hier meist nur blaue Kolonieen auf. Auf Agar, Gelatine, Bouillon, Blutserum und Kartoffeln war das Wachstum dasselbe, wie bei echten PB- und SP-Kulturen; ebenso war es nicht möglich auf Lackmuskristallviolettmilchzuckeragar von v. D r i gal s k i und Conradi und auf Endos Fuchsinagar irgendwelche markanten Unterscheidungsmerkmale zwischen Kan.-Stämmen und echten PB- bzw. SP-Stämmen zu finden. Milch wurde bei allen Stämmen bereits nach 8 Tagen aufgehellt und gelblich verfärbt; nach 14—20 Tagen war sie ausgesprochen gelb und durchscheinend. Bei längerem Stehen im Brutschranke nahm sie I Adam u. Meder, lieber Paratyphus-B-Infektionen bei Kanarienvögeln etc. 571 unter allmählicher Eindickuug eine mehr gelbbraune Farbe an und er- hielt mehr zähflüssige Konsistenz. Lackmu smol ke wurde von den Kan. -Stämmen in 3 — 4 Stunden hellrot oder violettrot gefärbt. Während nun der rote Farbenton bei einigen Stämmen nach spätestens 3 Tagen in ein tiefes Blau umge- schlagen war, dauerte der Umschlag bei anderen oft mehrere Tage (Kan.-St. IF 5, 2F 7, 4a F 4, 4b F 9, 4b W 6 Tage). Bei allen Stämmen hatte sich nach 48 Stunden an der Oberfläche ein feines, weißes Häutchen gebildet. Gärungsvermögen. Die Prüfung des Gärungsvermögens wurde an folgenden Nährböden ausgeführt: Aqu. dest. 100,0; Pepton Witte 1,0; Natr. chlorat. 0,5. In dieser Peptonkochsalzlösung wurden, nachdem sie 2 Stunden im Auto- klaven sterilisiert war, 1 Proz. der betreff"enden KohlenstofFverbindung und 5 Proz. Lackmuslösung Kubel-Tiemann hinzugefügt; sie wurde dann in Reagenzgläser mit Gärungsröhrchen abgefüllt, sterilisiert und auf Keimfreiheit geprüft. Neben den Kan.-St. wurden die 5 C oli- Stämme hierzu herangezogen ; außerdem führen wir die von Hub er untersuchten PB- und SP-Stämme, sowie die MT- und EG-Kultur hier an. Die Beobachtung der Kulturen erfolgte während 14 Tagen täglich, später alle 3 Tage. 1. Dextrose. PB, SP, MT, EG: Kräftige Säure- und Gasbildung. Kan.-St: Kräftige Säure- und Gasbildung. Ausnahme : Kan.-St. : ö b F und 6 F weder Säure- noch Gasbildung. Coli- St. : Kräftige Säure- und Gasbildung. 2. Laktose. PB, SP, MT, EG: Weder Säure- noch Gasbildung. Kan.-St.: Weder Säure- noch Gasbildung. C 0 1 i - St. : Kräftige Säure- und Gasbildung. Die Kan.-St. W nehmen Dextrose und Laktose gegenüber eine besondere Stellung ein. Mit Ausnahme von 4b W trat keine oder nur geringe Gärung und Säure- bildung auf, und zwar bei beiden Zuckerarten gleichmäßig. Auffallend war nun, daß sämtliche Stämme diese Eigenschaft nach einer Släuse- bzw. Kanarienpassage bei Kan.- Stamm laW verloren. Sie verhielten sich dann wie die übrigen Kan.-St. und PB und SP-Stämme. 3. Saccharose. PB, SP, MT, EG: Weder Säure- noch Gasbildung. K a n. - S t. : Weder Säure- noch Gasbildung. Coli -St.: Schwache Säure- und Gasbildung. 4. Raffinose. PB, SP, MT, EG: Weder Säure- noch Gasbildung. Ausnahme: PB Krahl: Säurebildung und schwache Gasbildung. Kan.-St.: Weder Säure- noch Gasbildung. Coli -St.: Schwache bis starke Säure- und Gasbildung. 5. Arabinose. PB, SP, MT, EG: Kräftige Säurebildung, mäßige oder schwache Gasbildung. Kan.-St.: Kräftige Säurebildung, mäßige Gasbildung. Coli -St.: Kräftige Säurebildung, mäßige Gasbildung. 6. Rhamnose. PB, SP, MT, EG: Säurebildung, schwache Gasbildung, bei PB 89 erst nach 4 Tagen, bei allen anderen Stämmen nach 24 Stunden. Kan.-St.: Säurebildung, schwache Gasbildung nach 24 Stunden; nach 48 Stunden mäßige Gasbildung, 5 b und 2E auch weiterhin nur schwache Gasbildung. Coli -St.: Säurebildung; 4 Stämme zeigen geringe Gasbildung, der Stamm vom Huhn keine Gasbildung. 572 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. 7. Xylose. PB, SB, MT, EG: Säurebildung, mäßige Gasbildung. Ausnahme: PB Krahl: Weder Säure- noch Gasbildung. Kan.-St. : Säurebildung, mäßige Gasbildung, 3 b und 4 b schwache Gas- bildung. Coli -St.: Mäßige bis starke Gasbildung, kräftige Säurebildung. 8. Glyzerin. PB, SP, MT, EG: Meist schwache Säurebildung, zum Teil keine Säurebildung, keine oder geringe Gasbildung. Kan.-St.: Keine Gasbildung, schwache Säurebildung, bei 2 F, 3 a F, 5 a F, 1 c W, 3 a VV keine Säurebildung. Coli -St.: In den ersten Tagen schwache, später kräftige Säure- und Gas- bildung. Eeduktion von Farbstoffen. 1. Wachstum in Neutralrotagar nach Oldekop. Nach Huber trat bei PB-, SP-, MT- und EG-Stämmen nach 8 bis 48 Stunden gelbgrüne Fluoreszenz des Nährbodens ein, die bei den einzelnen Kulturen verschieden stark ausgeprägt war. Auch bei den Kanarienstämmen trat nach 8 — 24 Stunden gelbgrüne Fluoreszenz und Entfärbung des Närbodens ein bis auf die obere Schicht. Bei den Coli- Stämmen ging die Entfärbung langsamer vor sich und war auch nach 48 Stunden nicht so stark ausgeprägt wie bei den Kan.-St. Die Gasbildung war bei allen Stämmen entsprechend dem ge- ringen Zuckergehalt des Nährbodens nur mäßig. Es bildeten sich ein- zelne Gasblasen, welche jedoch den Nährboden nicht sprengten. 2. Wachstum in Malachitgrünagar nach Buchholz. PB, SP, MT, EG: Nach 16, 24—48 Stunden vollkommene Entfärbung. Ausnahme: PB Mathes und Krahl: keine Entfärbung. Kan.-St.: Nach 24 Stunden vollkommene Entfärbung. Coli-St. : Die Entfärbung beginnt nach 3 Tagen und wird nie so vollkommen, wie bei den Kan.-St. 3. Wachstum in Orceinagar nach Buchholz. PB, SP, MT, EG: Nach 24—48 Stunden vollkommen entfärbt (ocker- gelb) bis auf die obere Schicht. Ausnahmen bilden die Stämme PB Fritz, bei welchem die Entfärbung langsamer eintritt, und PB Krahl, bei welchem sie vollkommen ausbleibt. Kan.-St.: Die Entfärbung beginnt nach 24 Stunden und ist nach 48 Stunden vollendet bis auf die obere Schicht. Coli-St.: Nach 48 Stunden beginnt die Entfärbung und wird nicht so ausgeprägt, wie bei den Kan.-St. Untersuchung auf Bildung von Schwefelwasserstoff. PB, SP: Alle Stämme haben schon nach 24 Stunden mäßig bis kräftig Schwefelwasserstoff gebildet; nach 3 Tagen ist das Bleiacetat- papier in allen Kulturröhrchen stark geschwärzt. Kan.-St.: Mäßig bis kräftige Schwefelwasserstoff bildung nach 24 Stunden. Ausnahme: Kan.-St. IE und 2E kein HgS-Bildung. Untersuchung auf Bildung von Proteinochrom. Die Untersuchung geschah nach Vorschrift von Erdmann und Winternitz an 5-proz. Peptonbouillonkulturen nach 12-tägigem Wachstum im Brutschrank. Eine zweite Prüfung erfolgte nach weiteren Adam u. Meder, Ueber Paratyphus-ß-Infektionen bei Kanarienvögeln etc. 573 S Tagen. Die Bouillonkulturen wurden mit einigen Tropfen Essigsäure versetzt und mit Chlorwasser überschichtet. Bei allen Kan. -Stämmen entstand an der Berührungs- fläche der Bouillon und des Chlorwassers an beiden Prü- fungstagen in gleicher Weise eine rosarote Zone, welche nach oben rotviolett bis rotbraun wurde. Bei den ge- prüften Coli-Stämmen blieb die Farben reaktion aus. Untersuchung auf Bildung von Indol. Die Untersuchung auf Indol wurde an Peptonwasserkulturen mit 1 Proz. Pepton Witte nach der Ehr lieh sehen Indolprobe ausgeführt. Die Untersuchung geschah an 5-, 10-, 15-, 20-, 30- und 40-tägigen Kulturen. In keinem Falle konnte Indolbildung nachge- wiesen werden, während die 5 Coli-Stämme kräftig Indol bildeten. Agglutination. Zur Agglutination wurden folgende Sera benutzt: 2 Paratyphus-B-Sera, 1 Hogcholeraserum, 1 Enteritis Gärtner- Serum, 1 Normalserum vom Pferde, 1 Normalserum vom Kaninchen, 1 Normalserum vom Kanarienvogel, 1 Normalserum von der Taube, 1 mit Kan.-St. 2 F hergestelltes Kaninchenserum, 1 mit Kan.-St. 2 F hergestelltes Taubenserum. 1. Paratyphus-B-Serum Kolle vom Pferde. Dieses Serum wurde als Paratyphus-B-Trockenserum vom Schweiz. Serum- und Impfinstitut Bern (Leitung: Prof. Dr. W. Kolle) geliefert. Titer 1:10000. Es wurde nach Vorschrift aufgelöst. Agglutinationsversuche. PB: Mirus 16000, Claus löOOO, Frau Müller 15000, Infekt. 12000, Saarbrücken 10000, Sambaß 5000, Schinken 4000. SP: Höchst 5000, Oster tag 4000, Gans 4000, Omen 1500, Wassermann 400. Kan.-St.: 1 F, 2F, 3aF, 3bF, 4b F, 6aF, 5bF, üF und sämtliche Kan.-St. W: 4000—8500. Kan.-St.: 4a F, IE, 2E 3000—3600. 2. Polyvalentes Paratyphus-B-Serum von Kaninchen. Dieses Serum ist im Vet.-Institut hergestellt (vgl. Hub er, p. 98) von PBSt. Titer 1:4— 8000. Agglutinationsversuche. PB: Mirus 8000, Sambaß 6000, Claus 4000. SP: Ostertag 8000, Wassermann 6000. Kan.-St.: 1 F, 3aF, 3bF, öaF, 5bF, 6F, IE, 2E und sämtüche Kan.-St. W : 2000 -6800. Kan.- St.: 2F, 4a F, 4b F: 500—1200. 3. Suiferin. Von den Höchster Farbwerken, vorm. Meister Lucius und Brüning geliefert. Agglutinationsversuche. PB: Frau MüUer 1600, Schinken 800, Mirus 600, Claus 400, Saarbrücken 400. PS: Omen 6400, Wassermann 4800, Ostertag 2600, Höchst 2400. Kan.-St.: IF, 2F, 3aF, 4aF, 4bF, 5aF, 5 b F, 6F und sämtliche Kan.-St. W: 600—2000. Kan.-St.: 3bF, IE, 2E: 400—500. 574 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale Bd. 62. Heft 7. 4. Univalentes Enteritis Gärtner-Serum vom Kaninchen. Dieses Serum wurde im Vet.-Institut hergestellt (vgl. Huber, p. 100). Titer 1 : 4000. Agglutinationsversuche. Enteritidis Gärtner: 4800, PB: Claus, Infekt., Frau Müller, Sanabaß, Mirus: 50. SP : Omen 50, Ostertag — . Kan.-St.: IF — 6F und 4aW -. Kan. -St. : IE, 2E und sämtliche Kan.-St. W mit Ausnahme von 4a W: 80—300. 5. Normale Sera. Normales Pferde- und Kaninchenserum 1 : 50 wurde von keinem Kan.-St. innerhalb 24 Stunden agglutiniert ; ebenso wurde normales Taubenserum 1:50 nicht agglutiniert. 6. Physiologische Kochsalzlösung. Agglutination konnte bei keinem Kan.-St. festgestellt werden. 7. Agglutinierendes Immunserum, hergestellt mit Kan.-St. 2F. Mit Kan. -Stamm 2F wurde zwecks Gewinnung eines agglutinierenden Serums ein Kaninchen behandelt. Die Immunisierung geschah mittels intravenöser Injektion durch 1 Stunde bei 60^ abgetöteter 24-stündiger Agarkultur und subkutaner Einspritzung lebender Kultur. Immunisierungsprotokoll. Kaninchen 1, grau, cf, Gewicht 2600 g. 28. 4. 11 1 Oese iv. (Ohrvene) 5. 5. 11 Gewicht 2600 g 3 Oesen iv. 12.5.11 „ 2500,, 6 , „ 18. 5. 11 „ 2500 „ 10 „ „ 1 Agarkultur sk. 24. 5. 11 „ 2250 „ Probeagglutination 1 : 12 000. Das Kaninchen wird entblutet. Agglutinationsversuche. Es wurden 8 PB, und zwar Pß Saarbrücken 9600, Starke 10200, Mathes 9600, Frankenthal 12 000, Kettenhofer 6400, Claus 9600, Frau Müller 6400 und Mirus 6000, und 5 SP, und zwar SP Höchst 9600, Ostertag 10 200, Wassermann 10000, Gans 9500, Onen 10 200 agglutiniert; außerdem sämtliche Kan.-St. Kan.-St.: 4aF und 2cW 9600; 3cW 9500, 3aW und 4cW700Ü; aUe übrigen 10 000—15 000. In derselben Weise wie das Kaninchen wurde mit Kan.-St. 2F eine Taube immunisiert. Immunisierungsprotokoll. Taube 1, blau-weiß, $. 1 Oese iv. 3 Oesen „ 6 „ „ 10 „ „ Die Abschwemmung einer Agarkultur sk. Die intravenösen Injektionen wurden in eine Vene unter den Flügeln gemacht, Am 24. Mai sollte analog der Kauinchenimmunisierung eine Probe- agglutination gemacht werden. Die Taube war jedoch am 23. Mai schwer krank, so daß sie zu sterben drohte; sie wurde deshalb entblutet. Die Sektion ergab ausgedehnte Nekrose des rechten Brustmuskels (Injektionsstelle): der rechte Brustmuskel ist im Vergleich zu dem linken stark hervorgewölbt. Auf dem Durchschnitt sieht man, daß diese Schwellung von erbsen- l)is haselnußgroßen, grauen, trockenen Herden herrührt, welche sich auch strangförmig in die umgebende Muskulatur fortsetzen. 28. 4. 11 5. 5. 11 6. 5. 1] 18. 5. 11 Adam u. Meder, üeber Paratyphus-B-lnfektionen bei Kanarienvögeln etc. 575 CJ <ü"-t-» i o o~Q S^o o o o"o o o' (MrrOOOOOOO'MOO = 33 CSO *-^04»-^»-Hf-H .— «— ^^,-H|-Hl 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 a £ rt^<>j(M 1 v_^. ^^^^^ 1 1 1 1 11 1 11 1 1 1 « ^^^„ ^^„^__^^, ^ ^ ^^ ^13 OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO OOOOQ(MOOOOOOOOOOOOOOOOQ 0-*(MOO^iOO'#iOO^OC>]0-^-TOOir:>-5 00 Sr"^ ^H o3 «OQ ■ w ^CQ j cooo.— iir:iOiocoov:a:>"Ocotoa50;oiDCiOC5c;:D tis- Serum :400Ü o"o~oo oooooo~o 1 o~o ^3 , oooooooowoo oo ^2 1 OOOOOOOOOOO 1 oo -= -c i c _J «^ o lOO XI X X XOOO X X tc ox 13 fe ^ «^ r-c(M -^ -, ' — , Univ Ent Gärtnc vom K Titer -93 1 , 1 , 1 1 . , , 1 OOOCOOOQOCQ 1 OO I2;cg 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 in o ->* "«tt -=*< ^ ^ 00 -* TT 00 \ ac^ 1 OO 0~0 0~00 000~00 000000~OOOOQ~ OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO XI 'ö i>c;iOioxc;Owc-i:::'^t^xc;c;~ ox~. oooci u -S a cScC '^ ;z;o OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO ' £ **-• lOOO^'*X>OOQO'*<£)-5l'CDiOT}] (M O "M O O O Ol O lO O O, 2-r-( >-» _i ^ -r ro cc CO CO ro cc X "* M oc cc ic m •-iCa«OCOi-l^iO(MJCM:vJW(MN 3 DO ^ fe^i-fc.:.^-, ^^^^^^^>^^>^>^^^ ichnu des amrae fepi< 03 X! e3^ cä^fcWW e4,a o cS ^ cj cS -= w c3 ^ o '-3(MJ , ".^ Fig. 7. Fensterbildung in einem Psalterblatt. Am Rande einige Schorfe. Natür- liche Größe. Auf den Blättern des Psalters kommen zahlreiche dicke, über die Oberfläche hervorragende braune Schorfe vor, unter denen das Psalter- blatt nekrotisch ist, so daß beim Abfallen der Borken große Löcher in den Psalterblättern entstehen. Am Rande des Fensters bleibt ein Teil Lehmann, Die Amöben als Krankheitsursachen bei den Haustieren. 597 des Schorfes zurück. Dieser besitzt eine Breite von 5—6 mm, eine Dicke von 4 mm und besteht aus einem homogenen nekrotischen Material, in dem noch vereinzelte Rundzellen vorkommen. In der Mitte des ,^ .._■. -< 'III- .u.„v,, ügÄC'-'ü-s.., •■•>; /km- 2 mm Flg. 8. Psalterblatt, A und B laterale Muskelblätter, zwischen denselben das dicke muskulöse Mittelblatt; N normale Mucosa; D nekrotischer Schorf mit der Demar- kationszone neben den Muskelblättern. Schorfes befindet sich eine noch lebende Zone von V2 mm Dicke, die außerordentlich reich an Rundzellen ist. Diese Schicht hat die Be- schaffenheit einer Demarkationszone. An anderen Stellen ist die Oberfläche des Psalters fast überall von Epithel entblößt. Sie trägt einen 150-1300 |x dicken Schorf (Fig. SD), 598 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. der aus nekrotischem Schleimhautgewebe mit eingelagertem Eiweiß und viel Rundzellen besteht. An einigen Orten erscheint der Schorf in ein- facher Lage, an anderen ist er in zwei Schichten geteilt. Auf demselben sind stellenweise Reste des Epithels erhalten. Unter dem Schorf liegt die tiefere Lage des noch erhaltenen Schleim- hautgewebes mit sehr vielen Rundzellen und den gequollenen spindel- förmigen Kernen des Bindegewebes. Letztere sind 21 — 25 [i- breit und s m^^ $%, w.:^ ■■^y ä;^j^ '«--i 'm :■'''''■§■ Fig. 9. Schnitt durch den nekrotischen Schorf eines Psalterblattes. .S" Oberfläche, M mittlere Muskelschicht, B nekrotischer Herd mit den Amöben an der Peripherie. 7 [I. dick, während die Kerne der Rundzellen 4 [x messen. Diese Schicht hat den Charakter einer heftigen entzündlichen Reaktion. Die Muskel- schicht ist entweder noch normal oder durch Einlagerung von Rundzellen und Exsudat in verschiedenen Graden verdickt. Goretowsky untersuchte die erkrankten Stellen auf Bakterien. Er kommt zu dem Schlüsse, daß es sich bei der vorliegenden Erkrankung um eine Phlegmone, bedingt durch Nekrosebacillensymbiose mit Kokken, handle. Er gibt aber selbst zu, daß dies nicht einwandfrei erwiesen sei, Lehmann, Die Amöben als Krankheitsursachen bei den Haustieren. 599 da er keine Reinkulturen angelegt und keine Uebertragungsversuche vor- genommen habe. Eine nochmalige genaue Prüfung seines Materials hat ergeben, daß im Gewebe zahlreiche Amöben vorkommen. Sie sind in die Submucosa eingedrungen, finden sich in nekrotischen Herden und besonders an deren Peripherie. Ihre Größe beträgt hier 2 — 16 \i.. In einem bei einem Kalbe untersuchten Fall, bei dem die Geschwüre auch auf den Darm übergegriffen haben, finden sich die Parasiten im unteren Teil der Mucosa. Sie erreichen eine Größe von 16 [i, einige wenige Exemplare sind bis 60 [x groß. Der obere Teil der Schlauch- drüsen ist nekrotisch zerfallen. Die Muscularis mucosae ist an diesen Stellen bis auf 600 {t verdickt. In einer, den Darmgeschwüren benachbarten Mesenteriallymphdrüse findet sich im Gewebe eine nekrotische Stelle. Es lassen sich hier jedoch keine Amöben nachweisen. Bei Sublimatfixierung erscheinen die Parasiten hellblau, vielkammerig. Bei Formolfixierung sind sie homogen, dunkelblau bis schwarz. Wenn ich diesen Befund, d. h. das stellenweise massenhafte Vor- kommen von Amöben in den Geschwüren, mit dem vorhergehenden vom Pferd und dem nachfolgenden vom Schaf vergleiche, so komme ich zu dem Schlüsse, daß es sich bei der vorliegenden Erkrankung um eine Amöbenkrankheit handelt. IIL AmöbenaDsiedelnng: im Darme ron Schafen. Darm von Lämmern mit ungewöhnlichen Fortsätzen auf der Schleimhaut. Auf letzterer befinden sich große Knöpfe von 3 mm Höhe und 3— 5 mm Breite, mit verengter Basis aufsitzend. Sie bestehen aus weichem Gewebe von der Konsistenz der Darmwand. Fig. 10. Dünndarm des Schafes mit den aufsitzenden Knöpfen. Vergr. 2 : 1. 600 Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originale. Bd. 62. Heft 7. Die Knöpfe (Fig. 10) haben den Bau eines Blumenkohlgewächses, indem sehr zahlreiche Membranen und Stämmchen aus Bindegewebe (Fig. llj) von 25 — 50 \i Dicke vom Grunde des Knöpfchens bis zur Oberfläche, also auf die Höhe von 3 mm sich erheben. 0,0 Ol 0^ m. Fig. 11. Schnitt durch eine Darmwarze. 1 Bindegewebige Stämmchen und Scheidewände. 2 Zerfallsmasse zwischen denselben. 3 Epithelialer Ueberzug der Stämmchen. 4 Submucosa. 5 Ringsmuskulatur. 6 Längsmuskulatur. Am Grunde sind dieselben von einem mehrschichtigen Zylinder- epithel von 25 [X Dicke besetzt. Dasselbe besteht aus 2 — 3 übereinander gelagerten Schichten von Epithel (Fig. 12 J, von denen die oberste manchmal mit einem deutlichen Cuticularsaum von 3 ^t Dicke versehen ist. Der gegen das Darmlumen zugekehrte Teil ist in großer Ausdehnung von Epithelien entblößt und nekrotisch. Die Scheidewände bestehen aus Bindegewebsfibrillen und ziemlich viel eingelagerten, länglichen Kernen (Fig. 120), ein Verhältnis, das be- sonders in den nach Mallory gefärbten Schnitten deutlich zum Aus- druck kommt. An manchen Orten gewinnt das Bindegewebe plötzlich an Dicke bis zu 400 |x. Der Epithelüberzug macht einem Rundzellengewebe Platz (Fig. 13.2), das die Zwischenräume zwischen den Scheidewänden ganz ausfüllt. In diesem verdickten Gewebe tritt eine außerordentlich große Zahl mit Hämatoxylin hellblau gefärbter Körper (Fig. 130) auf, von denen die großen bei Sublimatfixierung vielkammerig erscheinen. Der Durchmesser der kleinen beträgt 2,5 11, der der größeren 15 |jl. Die allergrößten, die manchmal vielästig sind, erreichen eine Breite von 43 |i. Bei sehr großer Zahl zeigt das Gewebe deutlich Karyolyse, Ver- wischen der Struktur, somit Zeichen der Nekrose. Lehmann, Die Amöben als Krankheitsursachen bei den Haustieren. 601 Fig. 12. Schnitt durch das amöbogene Papillom. 1 Epithel. 2 Bindegewebs- stämmcnen. Fig. 13. Schnitt durch das verdickte Bindegewebe. 1 Amöben. 2 Rundzellen. 602 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62, Heft 6. Die Knöpfe haben demnach den Charakter eines Papillomes, bedingt durch einen tierischen Parasiten, der zur Nekrose führt. Fig. 14. Amöben aus der Darmschleimhaut des Schafes. Die Schleimhaut neben den Knöpfen besitzt eine Dicke von 260 (t Die Zotten sind ungefähr ebenso hoch, am Ende knopfförmig. Die Submucosa ist außerordentlich zellenreich und von vielen Parasiten durchsetzt; die Struktur des Gewebes ist undeutlich, nekrotisch. In den Spalten der 200 \i dicken Muscularis befinden sich einige bis 50 [x große Parasiten. Die Follikel der Pey er sehen Plaques haben eine Dicke von 200 [i. Um sie befinden sich in den Spalten des Binde- gewebes viele Parasiten. Mikroskopische Technik. Ich arbeitete nur mit konserviertem Material, so daß ich keine Ge- legenheit hatte, die Parasiten im lebenden Zustand zu sehen. Zur Untersuchung waren die Schnitte in konzentrierter wässeriger Sublimatlösung mit einem kleinen Zusatz von Salpetersäure oder mit 13-proz. Formollösung fixiert worden. Nach der Härtung in Alkohol wurde die Färbung im Stücke mit Hämatoxylin (Hansen) und mit Orange G als Kontrast durchgeführt. Dann erfolgte die Einbettung in Paraffin. Diese Färbung erwies sich für das betreffende Material als eine sehr günstige, indem die Parasiten stets gut vom übrigen Gewebe abstachen. Ich versuchte auch die Färbung mit Heidenhainschem Hämato- xylin, mit Anilinblau, Orange, Säurefuchsin, nach vorhergehender Beizung mit Phosphormolybdänsäure nach Mallory. Doch waren nur beim dritten Lehmann, Die Amöben als Krankheitsursachen bei den Haustieren. 603 Fall die Resultate annähernd so gut, wie beim ersten Verfahren, das zudem viel bequemer ist. Ferner waren ohne Vorteil die Färbungen mit Pikrokarmin und Methylviolett nach dem Gram sehen Verfahren. is^ebenbei sei bemerkt, daß ich es nicht unterließ, auf säurefeste Bacillen zu suchen, jedoch ohne jemals solche gefunden zu haben. Wiederholt ist oben über die Verschiedenheit des Aussehens der Amöben in den Schnitten, je nach dem in Gebrauch genommenen Fixa- tionsmittel, die Rede gewesen. Die Fixation in 7-proz. Sublimatlösung mit einem Zusatz von 2-proz. Salpetersäure ergab vielkammerige Proto- zoen (Fig. 3, 13, 14) (Gerüstplasma), ohne sichtbaren Inhalt der Kammern (Enchylema), dagegen mit deutlichem Kern. Die Kamraerscheidewände waren durch Hämatoxylin hellblau gefärbt. Es findet dieser Befund seine Erklärung in der von K. Tellyesniczky (Arch. mikr. Anat. Bd. 52. 1898) festgestellten Tatsache, daß Sublimat eine Schrumpfung des Plasmas bedingt, und daß von der Masse des Plasmas sehr viel fehlt, während die Kerne zu dunkler Färbung neigen. Die in 13-proz. Formol fixierten Parasiten waren auffallend homogen, glänzend, kernlos und von sehr verschiedener Gestalt (Fig. 4). Hämato- xylin färbt sie intensiv blauschwarz. Nach F. Blum (Enzyklop. mikr. Technik. 1903. p. 393) entsteht durch Zusatz von Formaldehyd ein kon- sistenter Körper, denn es tritt Wasser aus und Methylen ein. Form- aldehyd ist Fixations- und zugleich Härtungsmittel. In 13-proz. Formol- lösung sind die Amöben überfixiert und so homogen, wie osmierte Zellen (Lee, Grundz. mikr. Techn. 3. Aufl. p. 63). Nach Reimar gibt Formol eine homogene oder sehr feine Gerinnung mit der besten Form- Erhaltung (Fortschr. d. Med. Bd. 12. 1894). Der Umstand, daß mein Material nach beiden Verfahren fixiert war, bot entschieden Vorteil. Die Formolpräparate zeigten eine gut erhaltene Form der Parasiten, aber eine wenig auffallende Färbung. In den Sublimatpräparaten dagegen hoben sich die hellblauen, zudem auffallend vielkammerigen Plasmaklümpchen in zweckmäßiger Weise von der Um- gebung ab. Schlußsätze, Die Wirkung der Parasiten auf die Darmwand ist zunächst die einer Neubildung von Gewebe, somit Erzeugung eines infektiösen Granu- lomes, das im Laufe der Zeit indessen nekrotisch zerfällt. Die Histo- lyse muß nach dem anatomischen Befund auf die Erzeugung eines nekrotisierenden Fermentes zurückgeführt werden. Beim Pferd war die Neubildung des Granulomes der Histolyse gegenüber nur einigermaßen im Vorsprung, beim Schaf dagegen entschieden stark überlegen, weshalb €s hier zur Bildung ansehnlicher Papillome kam. Beim Rind überwog die Nekrose deutlich, und der Vorgang war daher ein ausgesprochen destruktiver. Zum Schluß ist es mir die angenehmste Pflicht, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. G uillebeau , für die Ueberlassung des Materials und seine gütige und vielseitige Unterstützung meinen ergebensten Dank auszusprechen. 604 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. LiteratorverBeichnis . Albu, A. , Zur Kenntnis der sporadischen einheimischen Dysenterie. (Arch. f. klin. Med, Bd. 56. 1905. p. 432—448.) Ascher, Studien zur Aetiologie der Ruhr und der Darmflora. (Deutsch, med. Wochenschr. Bd. 25. 1899. p. 56.) Barbagallo, F., L'Entamoeba hominis (Casagrandi e Barbagallo 1897) e L'Entamoeba histolytica (Schaudinn 1903) in rapporto con la cosidetta dissenteria amebico. (Policlinico. Vol. 12. p. 282—288.) Bertarelli, Amöben und Amöbenruhr. (Wien. klin. Rundsch. 1905. No. 23.) Blanc, L. , Sur une Amibe vivant accidentellement dans le poumon du Mouton. (Annal. de la Soc. Linn^enne de Lyon. S4r. 2. T. 45. 1899. p. 87—90.) Bowman, M. H. , Dysentery in the Philippines. (Journ. of trop. Med. Vol. 4. 1901. No. 24; Refer. im Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 32. p. 80.) Boas, J. , Ueber Amöbenenteritis. (Deutsch, med. Wochenschr. 1896. p. 214.) Böse, Beobachtungen und Erfahrungen über Ruhr in Ostasien. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 61. 1908. p. 1—48.) Celli, A. , und Fiocca, R. , Beiträge zur Amöbenforschung. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 15. 1894. p. 470.) Ueber die Aetiologie der Dysenterie. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 17. 1895. p. 309.) Ciechanowski, St., und Nowak, J. , Zur Aetiologie der Dysenterie. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 23. 1898. p. 445.) Craig, Ch. F., Classification of Amoeba coli. (Amer. Med. Vol. 7. 1904. p. 299-301.) — Observations upon amebas infecting the human intestine, with a description of two species, Entamoeba coli and Entamoeba dysenteriae. (Amer. Med. Vol. 9. 1905. No. 21. 22. 23.) Councilman, W. T., and Lafleur, H. A. , Amoebic dysentery. (Johns Hop- kins Hospit. Rep. 1891. No. 7. 8. 9; zit. nach Janowski, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 21.) Curtis, C. , The rearing and management of Turkeys, with special reference to the „Blackhead" disease. (Rhode Island. Agricult. Exper. Stat. Bull. 1907. No. 123.) Dopt er, C. , Sur quelques points relatifs ä l'action pathogfene de l'amibe dysen- t^rique. (Annal. de l'Inst. Fast. T. 19. 1906. p. 417—425.) Ebstein, L. , Ueber einen Protozoen bef und in einem Falle von akuter Dysenterie. (Arch. f. exper. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 46. 1901. p. 448-458.) Flexner, S., On the etiology of tropical dysentery. (Philadelphia med. Journ. Vol. 6. 1900. p. 414—424; Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 28. 1900. No. 19.) — Amoebae of the intestinal canal in Man. (A System of med. ed by Th. Cl. Allbutt and H. D. Roll es ton. Vol. 2. P. 2: Trop. dis. and animal. Paras. London 1907. p. 530-535.) Goretowsky, D. , Ueber die zirkumskripten nekrotischen Schorfe auf den Vor- mägen des Rindes. [Inaug.-Diss.]. Bern 1909. Gross, A. , Beobachtungen über Amöbenenteritis. (Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 76. 1903. p. 415.) Harris, H. F., Amoebic dysentery. (Amer. Journ. med. Scienc. Vol. 115. 1898. p. 384.) — Experimentell bei Hunden erzeugte Dysenterie. (Arch. f. path. Anat. Bd. 166. 1901. p. 67-77.) Huber, Dysenterieamöben. (Deutsch, med. Wochenschr. Jahrg. 29. 1903. Ver. Beil. No. 34. p. 267-268.) — Untersuchungen über Amöbendysenterie. (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 87. 1909.) Janowski, W. , Zur Aetiologie der Dysenterie. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 21. 1897. p. 88.) Jäger, H. , Ueber Amöbenbefunde bei epidemischer Dysenterie. (Berlin, klin. Wochenschr. Jahrg. 38. 1901. No. 36.) — Die in Ostpreußen heimische Ruhr eine Amöbendysenterie. (Centralbl. f. Bakt. Abt. L Orig. Bd. 31. 1902. p. 551-558.) — Erwiderung auf die Bemerkung S h i g a s über meine Amöbenbefunde bei der in Ostpreußen herrschenden Ruhr. (Ibid. Orig. Bd. 32. p. 865—867.) Jürgens, Zur Kenntnis der Darmamöben und der Amöbenenteritis. (Veröff. a. d. Geb. d. Militärsanitätsw. H. 20. 1902. p. 110—160.) Kaestner, P. , Die tierpathogenen Protozoen. Berlin 1906. Kartulis, Ueber Riesenamöben (?) bei chronischer Darmentzündung der Aegypter. (Virchows Arch. Bd. 49. 1885. p. 145.) Lehmann, Die Amöben als Krankheitsursachen bei den Haustieren. öQö Kart Ulis, Zur Aetiologie der Dysenterie in Aegypten. (Virchows Arch. Bd. 55. 1886. p. 521.) — Zur Aetiologie der Leberabszesse. Lebende Dysenterieamöben im Eiter der dysenterischen Leberabszesse. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 2. 1887. p. 745.) — Einiges über die Pathogenese der Dysenterieamöben. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 9. 1891. p. 3G5.) — Dysenterie (Ruhr). (Spez. Pathol. u. Therap. v. H. Nothnagel. Bd. 5. T. 3. Wien 1896.) Kernig, W., und Ulke, A. , Ueber Amöbenenteritis in St. Petersburg. (Peters- burger med. Wochenschr. 1901. No. 25.) Koch, R. , Arb. aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. 3. 1887.) Kisskalt, K. , und Hartmann, M. , Praktikum der Bakteriologie und Proto- zoologie. Jena 1907.) Kruse, Der jetzige Stand der Dysenteriefrage. (Deutsche Aerztezeitung. 1902. p. 25—30.) — und Pasquale, Untersuchungen über Dysenterie und Leberabszeß. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 16. 1894. p. 1—148.) Kuenen, W. A. , Die pathologische Anatomie der Amoebiasis, verglichen mit an- deren Formen der Dysenterie. (Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. 8. 1909. Beih. 7.) Loesch, F., Massenhafte Entwickelung von Amöben im Dickdarme. (Virchows Arch. Bd. 65. 1875. 196.) Lutz, A. , Zur Kenntnis der Amöben bei Enteritis und Hepatitis. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 10. 1891. p. 241.) Manner, F., Ein Fall von Amöbendysenterie und Leberabszeß. (Wien. klin. Wochenschr. 1896. No. 8 u. 9.) Massin tin, Ueber Amöben als Dickdarmparasiten. (Centralbl. f. Bakt. 1889. p. 451.) Nasse, Ueber einen Amöben bef und bei Leberabszessen und Dysenterie. (Deutsch, med. Wochenschr. 1891. p. 881.) Ogata, M. , Zur Aetiologie der Dysenterie. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 11. 1892. p. 264.) Osler, W. , Ueber die in Dysenterie und dysenterischem Leberabszeß vorhandenen Amöben. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 7. 1890. p. 736.) Plehn, A. , Die Dysenterie in Kamerun. (Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. 2. p. 125.) Quincke, H. , Ueber Protozoenenteritis. (Berl. klin. Wochenschr. Bd. 36. 1899. No. 46. 47.) — und Roos, E., Ueber Amöbenenteritis. (Berl. klin. Wochenschr. 1893. p. 1089.) Roemer, F., Amöben bei Dysenterie und Enteritis. (Münch. med. Wochenschr. 1898. No. 2.) Roos, E. , Zur Kenntnis der Amöbenenteritis. (Arch. f. exper. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 33. 1894. p. 389^ Schaudinn, F., Untersuchungen über die Fortpflanzung einiger Rhizopoden. (Arb. aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. 19. 1903. p. 547 — 576.) Schuberg, A. , Die parasitischen Amöben des menschlichen Darmes. (Centralbl. f. Bakt. Bd. 13. 1893. No. 18-22.) Steffenhagen, K. , Ueber einen Fall von Amöbenenteritis mit sekundärem Leber- abszeß. [Inaug.-Diss.J München 1903. Tanaka, Y. , Ueber die Vakuolen der Amöben im dysenterischen Stuhl. (Ref. Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 37. p. 68.) Uke, A. , Zur Verbreitung der Amöbenenteritis. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 31. 1902. p. 317—318.) Viereck, H. , Studien über die in den Tropen erworbene Dysenterie. (Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. 11. 1907. Beih. 1. p. 7—41.) Zorn , L. , Beitrag zur Kenntnis der Amöbenenteritis. [Inaug.-Diss.]. München 1901. 606 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. Nachdruck verboten. Ueber 3 0 0 0 mit der H ö g y e s sehen Methode prophylaktisch behandelte Fälle von Lyssa. [Aus dem Instituto Nacional de Higiene Alfonso XIII in Madrid.] Von Dr. F. Slurillo, Subdirektor und Abteilungsvorsteher für Serumtherapie. Das Instituto Nacional de Hygiene Alfonso XIII begann die Be- handlung der Wut im Jahre 1902. Bis März 1911 wurden seitdem 3000 Fälle behandelt. In Wirklichkeit sind es etwa 300 mehr, weil seit 2 Jahren in Granada, Zafra, Zaragoza und Pamplona in der gleichen Weise wie im Institut durch Aerzte behandelt wird, welche im Institut vorher praktisch tätig waren und aus unserer Abteilung das zur An- fertigung der Lösungen nötige fixe Virus (mit Lyssa infizierte Rücken- markstücke in Glyzerin), entsprechend der Högy es sehen Methode, er- halten. Trotzdem wollen wir jetzt von diesen außerhalb des Institutes behandelten Fällen absehen, um sie bei einer späteren Statistik zu ver- werten. Bevor wir die statistischen Schlüsse aus unseren Fällen ziehen» wozu wir uns um so mehr berechtigt glauben, als anscheinend nur in 2 Instituten — dem von Budapest und dem von Madrid — die Methode Högy es angewandt wird, wollen wir einige sachliche Bemerkungen machen. Die erste ist eine warme Empfehlung der Methode. Die Einfach- heit der Technik und die Genauigkeit der Dosierung ist zweifellos der ursprünglichen und auch der modifizierten Methode Pasteur über- legen ; fügen wir hierzu noch die guten Resultate, welche, nach den Statistiken von Budapest und den unserigen zu schließen, denen der Methode mit trockenem Rückenmark mindestens gleich, wenn nicht überlegen sind, so wird man unsere überzeugte Anhänglichkeit an die ungarische Methode begreifen. Die zweite Bemerkung betrifft kleine Modifikationen, die wir in die Högy es sehe Methode eingeführt haben, und zwar haben wir 1) die hohen Verdünnungen (1:10000 und 1:8000) aufgegeben und immer mit Verdünnung 1:6000 angefangen. Entsprechend der Högyesschen Auffassung des Wutgiftes, glauben wir, daß die Toxinmenge in den Verdünnungen 1 : 10000 und 1 : 8000 so gering ist, daß mit ihrer Ein- spritzung nur Zeit verloren wird; — 2) verlängern wir seit 1909, auf Grund unserer Erfahrungen, in sehr schweren Fällen (Gruppe A mit vielfachen Wunden in Gesicht oder Händen, oder bei Kranken derselben Gruppe, die spät zur Behandlung kommen) die Impfungen auf weitere 3 Tage und wiederholen die Einspritzungen Tage 18, 19 und 20. — 3) haben wir seit 1908 für leichte Fälle einen Behandlungsplan von 16 Tagen angenommen, indem wir die Einspritzungen der Tage 12 und 13 vor Anwendung der vom Tage 14 wiederholen. Beide Modifikationen stellen eine vorsichtige Verstärkung der Behandlung dar. — 4) haben wir die Immunisierung der Tiere durch eine fünftägige Behandlung vor- genommen, und bis jetzt, wie wir später sehen werden, befriedigende Resultate erzielt. Murillo, lieber 3000 prophylaktisch behandelte Fälle von Lyssa. 607 Als dritte und letzte Bemerkung habe ich zu erwähnen, daß wir seit Anfang dieses Jahres ein mit starken rabiziden Eigenschaften und vom Autor ^) hergestelltes Serum in zweierlei Weise angewandt haben : a) den von wütenden oder wutverdächtigen Tieren Gebissenen, welche innerhalb von 24 Stunden nach dem Unfall ins Institut kommen (was übrigens nur bei einigen Bewohnern von Madrid vorkommt), machen wir sofort eine interstitielle Einspritzung von Serum in die Wunde und ihre Umgebung (siehe die Begründung hierfür in der erwähnten Arbeit von Murillo); b) auf Grund der Beobachtung, daß bei zwei von anderen wütigen gebissenen Hunden am Ende der Behandlung sich Lähmungserscheinungen einstellten, spritzen wir am Tage der ersten und der letzten Injektion allen in Behandlung genommenen Hunden subkutan 5—10 ccm Serum gleichzeitig mit dem Virus, aber in verschie- dener Gegend ein. Auf ein anderes Gebiet übergehend, will ich die Aufmerksamkeit auf einige Tatsachen lenken. Die bedeutendste derselben ist die. daß wir unter den 3000 behandelten Personen nicht einen Fall von Lähmung hatten. Diese Tatsache steht absolut fest, da unsere Abteilung mindestens ein Jahr lang mit den Behandelten sowohl direkt als auch durch Ver- mittelung der Bürgermeister oder der Aerzte in Berührung bleibt, und da man uns zweifellos Mitteilung von etwa eingetretener Lähmung ge- macht hätte, zumal uns öfters ganz belanglose Erscheinungen mitgeteilt werden. Dieses Ausbleiben von Lähmungen spricht in hohem Grade zugunsten der Methode Högyes. Erwähnenswert zur Beurteilung der wahrscheinlichen Ursache der im Gefolge der Lyssa auftretenden Lähmungen ist die Tatsache, daß, während wir bei 3000 Personen keine Lähmung gesehen haben, unter 53 Hunden bei 2 derselben Lähmungen aufgetreten sind, und zwar bei einem in Form einer Hemiplegie der rechten Seite, die in einem Monat vollständig geheilt wurde, und bei dem andern in Form einer tödlichen aufsteigenden Paralyse von den Hinterbeinen an. — Wenn der Leser den Behandlungsplan für die Hunde, den wir am Schluß der Arbeit veröffentlichen, mit der für Personen üblichen Methode von Högyes vergleicht, wird er leicht erkennen, daß unsere Methode eine intensive Behandlungsart für die Hunde ist, die Zeit von 5 Tagen und das Durch- schnittsgewicht dieser Tiere in Betracht gezogen. Trotzdem wollen wir größere Erfahrungen sammeln, ehe wir uns auf dieses Gebiet weiter ein- lassen und bevor wir den Plan für die Hunde ändern. Auffallend ist in unserer Statistik, daß bei 948 Frauen unter den 3000 Behandelten alle Todesfälle, die wir hatten, zur Gruppe der Männer und Kinder (Knaben und Mädchen) gehören. Ist dies Zufall oder hat der weibliche Organismus mehr Widerstandskraft gegen die Wutinfektion ? Erwähnen will ich noch, daß wir unter allen Behandelten nur einen Abszeß der Bauchwand zu beklagen hatten, der übrigens schnell, ohne die Kur unterbrechen zu müssen, ausheilte. Uebergehend zu unserer Statistik, gebe ich einen Ueberblick unserer 3000 Fälle betreffend deren Geschlecht und Alter: 1) Murillo, F., Estudio experimental del suero antirabico. (Bolet. d. Instit. Nacion. de Hig. de Alfonso XIII. No. 25.) 608 Centralbl. f. Bakt. etc. 1, Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. Zahl der behandelten 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 Januar und ö Februar ^'^"^'"^ 1911 Männer Frauen Kinder (unter 7 Jahren) 35 27 15 95 39 26 121 61 35 26 24 76 184 82 165 212 89 191 106 66 355 154 148 302 ; 67 123 16 65 16 1 1486 948 566 Summe 77 I 160 i 217 1 129 342 466 363 657 490 ! 99 3000 In obigem Ueberblick sind 13 Fremde folgender Nationalitäten in- begriffen : Franzosen 3 Schweizer 4 Engländer 1 Italiener 2 Oesterreicher 3 Unter den 3000 Behandelten hatten wir 13 Todesfälle, 6 derselben nach Ablauf der ersten 15 Tage nach Beendigung der Behandlung, 7 vor Ablauf dieser Frist. Scheiden wir aus der Statistik diese letzteren aus, wie es in allen Instituten üblich ist, so bleiben: Zahl der Behandelten Zahl der Gestorbenen Proz. 3000 6 0,20 Da es von Interesse sein dürfte. Näheres über jeden einzelnen der mißlungenen Fälle zu erfahren, so gebe ich nachstehend die Daten be- treffend die 13 Toten der Statistik. Zeit von der Personen, von Verletzung Zeit vom demselben Tiere Alter Angrei- Stelle der Verletzung bis zum Be- Ende der gebissen, der- Jahr und Ge- fendes ginn der Be- handlung u. Behand- selben Behand- schlecht Tier lung bis lung unter- Krankheits- zum Tode worfen und gruppe Erfolg derselben 1903 1) M.A., Mädchen, 3 Jahre Hund Oberes rechtes Augenlid und rechte Hand 5 Tage = B 4 Tage 1 Mann. Nichts Besonderes 1903 2) R. S., Mädchen, 3 Jahre 1) Ausgedehnte Wunde in Pars occipito-masto- idea 2 Wunden rechter 6 „ =ß 46 „ keine 1904 3) A.T., 7 „ =ß 15 „ 1 Knabe. Mann, Handrücken und Nichts Beson- 51 Jahre Finger deres 1904 4) A. S., Mann, 16 Jahre »1 Innerer rechter Augenwinkel u. Conjunctiva 3 „ =B 35 „ 1 Mann. Nichts Besonderes 1904 5) D. C, Knabe, » Außenseite des 7 „ =B 16 „ 1 Knabe (Bruder linken Unter- des Behandel- 6 Jahre arms ten). Nichts Besonderes 1906 6) F.D., Mann, 14 Jahre Katze 3. Glied rechten Zeigefingers 9 „ keine 1906 7) R.A., Mann, 33 Jahre Hund Erosionen am Rücken beider Hände 5 „ =A 270 „ 1 Mädchen. Nichts Beson- deres Murillo, Ueber 3000 prophylaktisch behandelte Fälle von Lyssa. 609 Zeit von der Personen, von Verletzung | Zeit vom demselben Tiere Alter Angrei- Stelle der ^!" ^T u^' ' ?°u^ "^f Verletzung \^Zt^t [ fufbt gebissen, der- Jahr und Ge- fendes selben Behand- schlecht Tier lung unter- Krankheits- zum Tode worfen und gruppe Erfolg derselben 1909 8) P. G., Hund 1 Fläche u. Rücken 2 Tage = A 5 Männer und Mann, der linken Hand Verschwand nach 1 Frau. Nichts 15 Jahre lO-tägiger Behandlung und starb 22 Tage nach Unterbrechung derselben Besonderes 1909 9) S. L., Mann, 26 Jahre Fläche u. Rücken der rechten Hand 25 Tage = C 19 Tage keine 1909 10) A. L., Knabe, 6 Jahre Rechter Daumen 4 „ =C 3 „ ff 1909 11) J. R, Mann, 19 Jahre Rücken u. Fläche beider Hände (3 Wunden) 2 „ =^A 120 „ )) 1910 12) F. G., Knabe, 9 Jahre Linker Unterarm (3 Wunden) 5 „ =A 90 „ »> 1910 13) A. Z., Mann, 25 Jahre Finger u. Rücken der rechten Hand (8 Wunden) 6 „ =A 14 „ )» Ein Blick auf das obige Schema zeigt, daß die Nummern 1, 3, 6, 10 und 13 aus der Statistik ausscheiden, weil sie vor Ablauf von 15 Tagen nach Beendigung der Behandlung an Lyssa starben; Nummer 8 zählt ebenfalls nicht, weil die Behandlung nicht vollendet wurde (der Kranke verschwand 10 Tage nach Beginn der Behandlung), desgleichen Nummer 9, weil er erst 25 Tage nach der Verletzung zur Behandlung kam; es bleiben also 6 Tote unter 3000 Behandelten. Ich muß noch darauf aufmerksam machen, daß 7 von den 13 in der Zusammenstellung Aufgeführten einen oder mehrere Zeugen der Behandlung in unserer Statistik zeigen, d. h. andere Personen, die von demselben tollwütigen Tiere gebissen und der gleichen Behandlung unterworfen, im Laufe der Jahre nichts Pathologisches zeigten. Dieser Unterschied in den Resultaten der Methode läßt sich nicht immer durch die Lokalisation oder die Bedeutung der Verletzungen erklären, da wir Fälle beobachtet haben, in denen die Verletzungen des Ueberlebenden bedeutender waren als die des Toten. So zeigte No. 7 der Toten ein- fache Erosionen auf dem Rücken beider Hände, während das Mädchen (von 8 Jahren), von demselben Hunde an demselben Tage gebissen und der gleichen Behandlung mit gutem Erfolge unterworfen, 2 kleine Wunden an den Wangen und eine am Kinn zeigte. Entsprechend der in allen Instituten für Schutzimpfung gültigen Ein- teilung verteilen sich unsere 3000 Fälle auf die Gruppen A, B und C folgendermaßen : 1164 Fälle 135 „ 1701 „ Der Gruppe A entsprechen Summe 3000 FäUe Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft 7. 39 610 Centralbl. f. ßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. Ordnen wir die Fälle jeder Gruppe nach der Lokalisation der "Wunden (Ort der Verletzung), so erhalten wir folgendes Bild: Verletzungen an Kopf und Gesicht Hände Rumpf und Glieder Summe der Gruppe Gruppe A 79 „ B 12 „ C ; 108 754 71 892 331 52 701 1164 135 1701 Gesamtsumme der betreffenden Gegend 199 1717 1084 3000 Da die Resultate der Behandlung stark durch die Länge der von dem Datum der Verletzung bis zum Beginn der Impfungen ver- flossenen Zeit beeinflußt werden, so wollen wir erwähnen, daß unter den 1164 der Gruppe A 97 nach Ablauf der ersten 15 Tage und 14 nach Ablauf der ersten 30 Tage zur Behandlung kamen; in Gruppe B 7 nach den ersten 15 Tagen und 2 nach einem Monat, in Gruppe C 134 bzw. 24. Die Einteilung nach dem Ursprung der Verletzung ergibt folgendes Bild: Gebissen von Hunden 2743 „ „ Katzen 159 „ „ Eseln und Maultieren 52 „ „ Rindern 11 „ Ziegen 1 „ Wölfen 2 „ ,, Schweinen 3 „ „ Füchsen 2 „ „ Frettchen 3 „ ,, Meerschweinchen 2 „ „ Ratten 2 „ „ Menschen 16 Laboratoriumsverletzungen 4 Total 3000 In bezug auf die Jahreszeit, in der mit größerer Häufigkeit sich die Fälle wiederholen, die Schutzimpfungen gegen Lyssa in Spanien notwendig machen, geben wir die Gesamtstatistik geordnet nach ihrer Häufigkeit in den einzelnen Monaten : Zahl der behandelten Fälle: Oktober 197 Juü November 220 März Januar 220 August Februar 224 September Dezember 231 Juni Mai 241 April Summe 1333 254 257 270 273 306 307 Summe 1667 Vergleichen wir die beiden Säulen, so ergibt sich, daß im allge- meinen die Herbst- und Wintermonate weniger Fälle liefern, als Früh- jahr und Sommer, obgleich der Unterschied nicht bedeutend ist. Die Untersuchungen, die mit den 3000 behandelten Fällen (aus- genommen die Fälle der ersten beiden Monate von 1911) ausgeführt werden mußten, ergeben sich aus folgendem Bild : Murillo, Ueber 3000 prophylaktisch behandelte Fälle von Lyssa. 611 Analytisch e Unt ersuchungen von Lyssa. Mikroskopische Unter- Jahr Beobachtung von Tieren Autopsien Biologische Untersuchungen suchungen ohne Unterschied Negri oder Schnellmethode van Gehuchten -Neils Zahl ] Positive | Negative Zahl Positive Negative 1902 13 14 14 11 3 8 7 1 1903 . 27 10 32 24 8 32 24 8 1904 19 12 29 25 : 4 i 26 22 4 1905 36 5 40 30 10 1 24 1 17 7 1906 74 39 88 69 19 86 70 16 1907 52 32 41 36 5 59 46 13 1908 127 25 45 38 7 79 60 19 1909 222 39 61 48 13 107 91 16 1910 259 45 77 44 33 121 83 38 Summe 829 221 427 325 102 542 420 122 Zum Verständnis der Einzelheiten dieses Bildes muß ich mitteilen, daß in das Institut Personen aus allen Gegenden Spaniens zur Be- obachtung kommen und die Bewohner von Madrid uns fast immer die Tiere lebend zur Behandlung schicken, während die Tierärzte der Pro- vinzen uns den vollständigen Kopf des Hundes oder Hirnsubstanz in Glyzerin oder das Ganglion plexiforme des Vagus in Alkohol übermitteln. Immer, wenn der Zustand des Präparates es erlaubt, machen wir die biologische Untersuchung durch Trepanation an 2 Kaninchen, und nur wenn die Nervensubstanz Anzeichen von Zersetzung zeigt, intramuskuläre Injektion einer Emulsion in 1-proz. Karbolsäurelösung. In den Unter- suchungen durch Trepanation betrug die kürzeste Inkubationszeit, die wir beobachtet haben, 11 Tage, die längste 28. In der großen Mehrzahl der Fälle schreiten wir zur histologischen Untersuchung zwecks Auffindung der Negri sehen Körper, oder vorzugs- weise der typischen pathologischen Veränderungen von van Gebuchte n- Nelis. Mit dieser letzteren Methode — nach der Schnelltechnik von Lübars ch — haben wir in wenigen Stunden das Resultat, das fast immer durch die biologische Untersuchung bestätigt wird. Wir müssen erklären, daß in unserem Institut die Untersuchung der typischen Veränderungen von van Gehuchten-Nelis großes Vertrauen genießt, und zwar aus dem Grunde, weil wir höchstens in 2 Proz. der Fälle Mißerfolge sahen. Vielfach machen wir gleichzeitig die Untersuchung auf Negri sehe Körper, indem wir seit 1905 die von Murillo^) empfohlene Technik anwenden. Das Besondere derselben besteht in der Benutzung der Giemsa- Lösung für die Färbung. Wohl selten gehen wir auch in dazu geeigneten Fällen zu der Methode der neurofibrillären Impräg- nation über, die bekanntlich in unserem Institut und in dem für biolo- gische Untersuchungen durch die Herren Cajal und Garcia Izcara-) ausgearbeitet wurde. 1) Murillo, F., Nota a proposito de los cuerpos de Negri. (Bolet. d. Instit. Nacion. de Hig. Alfonso XIII. No. 5. Marzo 1906.) 2) Cajal, S. R. , Garcia Izcara, D. , El reticulo neurofibrilar en las celulas nerviosas de la rabia. (Trabajo del Laborat. de Investigac. biolog. T. 4. 7. III.) — Cajal, S. R., Diagnostico histolögico de la rabia. (Bolet. del Instit. Nacion. de Hig. Alfonso XIII. 1905. No. 1.) 39» 612 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. Zuletzt will ich, obgleich dieser Gegenstand einer späteren, besonderen Arbeit wird, noch mitteilen, daß wir bis jetzt die folgenden, in Privat- besitz befindlichen Tiere, die immer von anderen sicher tollwütigen gebissen wurden, behandelt haben : Tierart Zahl Resultat, Tote Hunde Pferde und Maultiere Rinder 53 22 3 4 0 0 Der Plan, den wir für die Schutzimpfung der Tiere durchgeführt haben, ist bei einer einzigen Einspritzung alle 24 Stunden folgender: Hunde. Tag Verdün- nung Menge i Tag Pferde und Rinder. Verdün- nung 1:2000 1 : 1000 1: 500 1: 200 1: 100 1: 50 Menge 15 ccm 15 4 1—2 Die Meng. schw. zwischen 1 und 3 ccm je nach der Größe des Tieres Nachdruck verboten. Superiorite du vaccin Fermi sur le vaccin Pasteur. Par le Dr. F. M. Marras, Assistant ä l'Institut Hygi^nique et Antirabique de Sassari. Le vaccin Fermi a ete demontre superieur au vaccin Pasteur par plusieurs raisons, mais surtout par sa plus grande efficacite. En effet, tandis que 30 c. c. de vaccin Fermi sauverent le 100 p. 100 des rats infectes auparavant sous la peau avec virus de route, une egale quantite de vaccin Pasteur (moelle 12—3) ne reussit ä en sauver aucun; seulement en injectant 45 c. c, de vaccin Pasteur par animal on reussJt ä en sauver 50 p. 100. Egalement, pour sauver de l'infection de virus de route le 100 p. 100 des rats suffirent constamment 30 c. c. de vaccin Fermi par animal, tandis qu'il fallut employer bien 60 c. c. de vaccin Pasteur par animal pour atteindre le meme but, c'est-ä-dire une quantite double (1). D'apres Fermi (2) l'attenuation par dessechement est la cause de la grande inferiorite du vaccin Pasteur au vaccin Fermi. Les resultats de l'auteur sont les suivants: Le dessechement diminua constamment le pouvoir immunisant de la substance nerveuse rabique; en effet, tandis que cette substance fraiche (vaccin Fermi) sauva la totalite des murides traitös, dessechee pas plus que trois jours ä 18°C sur potasse en sauva seulement le 70 p. 100. Le dessechement dans la preparation du vaccin Pasteur doit etre absolument aboli. Celli (3) en etudiant le comportement du virus rabique vis-ä-vis des agents exterieurs avait dejä constate qu'il est peu resistant aux hautes temperatures et au dessechement. En Opposition ä Protopopoff (5), Mar ras, Sup^riorit^ du vaccin Fermi sur le vaccin Pasteur, 613 qui voyait dans rechaufifement la cause de Tattenuation et destruction du virus rabique, Zagari (4) croit aussi que le dessechement en soit une des causes les plus importantes. Lenz (6) dit que I'agent materiel le plus actif est le dessechement, car il inactive le virus apres 4—5 jours. Citron (7) est de la meme opinion: Si l'on prolonge le dessechement, apres 5 jours la moelle perd sa virulence. Högyes aussi, quoiqu'il ne croit pas ä une vraie attenuation, pense ä une reduction numerique des 616ments actifs par le dessechement. Kolle et Ketsch (8) s'expriment ainsi: ^ Certainement l'attenuation a lieu dans ce procede non parce que le virus change qualitativement, mais parce que la desiccation produit une diminution de la quantite du virus.» Au cours d'autres experiences de Fermi, 30 c. c. de vaccin Pasteur par rat donnerent une mortalite du 100 p. 100 en employant la serie des moelles 12 — 3; l'on en sauva au contraire le 70 p. 100 en employant seulement celles du 4™® — 3"^^ jour. Qa. confirme Taction nuisible du dessechement. Que le vaccin Fermi soit bien plus actif que le vaccin Pasteur a ete demontre dans la production des serums plus actifs. Les serums antirabiques de lapin et de chien obtenus avec le vaccin Fermi sauvörent le 100 p. 100 des souriceaux infectes sous la peau avec virus fixe 48, 72, 84 heures auparavant. Au contraire, le serum obtenu avec le vaccin Pasteur en sauva seulement le 10 — 33 p. 100 (9). Cette constatation etant tres importante au point de vue pratique, car le vaccin Fermi, une fois affirmee sa superiorite, serait appele ä substituer le vaccin Pasteur dans la eure antirabique, j'ai institue une nouvelle serie d'experiences de comparaison entre les deux vaccins avec des murides et des cobayes, en commengant l'immunisation aussitot ou encore 3 ou 5 jours apres l'infection sous la peau avec virus de route. Plan des experiences. P Comparaison entre le pouvoir immunisant du vaccin Fermi et du vaccin Pasteur, en commengant le traitement des animaux aussitot apres l'infection. 2" Comparaison entre le pouvoir immunisant des deux vaccins en commengant le traitement 3 jours apres l'infection. 3° Pouvoir immunisant des deux vaccins en commengant le traitement 5 jours apres. 4^ Comparaison entre le pouvoir immunisant des deux vaccins essayes sur les rats infectes avec moelle du premier jour apres la fin de l'im- munisation. J'ai consigne les resultats des recherches ä la grande tabelle suivante. Resultats. Ces experiences ci-dessus exposees instituees avec 166 animaux (rats et cobayes) resulte: P Le vaccin Fermi experimente sur les rats et sur les cobayes demontra une efficacite superieure au vaccin Pasteur; en eflfet, en commengant le traitement aussitot apr^s l'infection, il sauva seulement 614 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. a ® P o ?: Od a^^oaf ai ai^^oi aji'iiren'^ *0*D uoi'joal'ai jBd aoT!}Bsianai -ini(P sinof sap ajqcno;!^ jnof JBd sHOipafui sap ajqrao^ noiiBsiunni -tui,^ ap ^aatu -aoaararaoo np Qvsg •O'O a^}oa[ai .2§ a -<1 o q 5 ä « Cu urjx)»^ lOiO vo « ,«^ IC «o c~ CO - " ■ £ - -S s _ 08 " " d, oi C^ O t^ CD c^ c- iC irf iC P5 CO lO rc CO lO CO CO CO lO CO CO ifl CO 00 1 O CO CiO -<*< CO CO CO 1 00 X> 00 rj« CO CO ■># 1 -1.3 m 05 ■<* «5 lO CO CO ^ 1 et O -* CO lO CO CO iO CO m c --iC-«*COCO'*COCO 'S 03 {MiO-<*CCCO-<*COOO 1— 1 = = o CO (M -* a o c;i th : a : = = = = s = = = - - 'i g : (V te< •<* (M ö Mar ras, Sup^riorit^ du vaccin Fermi siir le vaccin Pasteur. 615 •D -0 ^2 •0 "3 aoi^oatai xed noi^Bsiancu -uii^p sinof sap eiquiofj anof JBd snoiiosfai eap ajqraojij nopBsiunca ■raij ap ^naoi -aonacuraoo np dVBQ "E i o airs § •0-0 a c o o > o «.So a d, ~ ' " " lO lO lO lO »o a . c» r- r^ i-~ CO tO CfJ CC lO CO «3 CO O CO CO lO CO CO o I> CO CO rj< «O CO -d* QOcoeo-^cocoTftco Cft-^COlCCOCOiOCO §0- ^ O — . o-^comcocoioco 3 — 'i0^coco- H S .2 o o 00 »-># _ „ . _ _ ~iO - - - - - = COiOCOCOiOOO 1 CO lO CO CO lO ?o 1 t> CO CO -* CO CO -^ 00 CO CO ■<# CO CO -^ OD C5 "«ti CO lO CO CO in 03 O -* CO O CO CO lO m c — iC -^ CO CO Tt CO 'S a CS > CM lO Tf CO CO -* CO a '1 u o ^ ^ o ^ -! .2 aJ Oh O' ' "" «SS::: Jm - - - - 616 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62, Heft 7. tf s a es Q • CS V u •0 "0 •0"D uopoafai JBd aopBäiunia -oiTjP 9jno[ aap ajqmo^ ino[ JBd saopoafui sap ojqraoiij; aopBsiunui ■raij ap 10901 -800801 caoo np 9!jB(j '^ ä.2 03 TS o O'O 9^p8[ai ^ipOBtl^ :.- O "TS *-^ cd o S kl • D- in t^ c^ C^C^ L^ t> o^ ^' 'j' ■^ o o lä '^ -* «OCD t^ oco CvJfO c ä cg oö > ^ ,, ^ _CD ä CDl>^05 oacg a ä ä ä > rjiri ä „ a a ä ä ä CS a, a,cs D- 03 CS cu di&cos OS Ö.03 C- l> c^ i> ^;^i> i> t- c^ -^ l:~ C^C- Tt t> -* -* o iri .rf iH Tj< ^ CDCOC^ t> :Da5 CVI ^ M d o --H^ ■rö id c 05 (M O (M B '-5 ■MtM COC-QOOO - - S3^ 00 - ; = r = ^ r ^ '-3 M g a a o V CS a > a — o f^ « i-i oo<>a CD oeoeo iC CO C. O 0) .2 i^.s coio coco inrc i>-cD eo 'iif com 00 CO CO '^lO CO 05 -^ CO lO CO CO o->*co oooco r-l lO -* CD CO '^ 'S a ^ a > a r-i ^ z z v: X :: > s .Sa m Ol ■»-> c tß 03 g,.a 'S a g a ^>_ ^ a o CO IC CO CO O CO CO 1 CO »O CO CO O CO CO 1 r- CO CO -^ CO CO 'S« 1 3 00 CO CO Tj* CO eo '^ i 03 os-^eoioeocooco Ph o -^ 00 m CO CO ..- CO 1— 1 _g — iio-*cocO' cgiO'^ÄOo^coco - o CO (M a 3 <» ö a .ü a a ^ ?. f^.O S? »O „ _ XI h-; ö" " " o t— ( U 1— " Ou 03 O CD Ö Marras, Sup^riorit^ du vaccin Permi eur le vaccin Paeteur. 617 •0"D « ,5 « •- ^ a ^ ^ «8a ^ CS a a a a a a s a a a a a •0 -0 I noi^DaCoi JBd ainuBnf) uopBsianni -oiijP sjnoC 1 sapajqtno^! jnoC led saoi'joafai sap aiqrao^ uoi'jBsianni i uiij ap :tn8ai|j -aouaniraoo np aiBQ , .2 . ö t- a O •0 -0 a a •^~ o ■ o 5 > o 2.5 o es — '-3 a ^ o d OCD CM CM "■<3<0 -S « ao- a > C\J(M 1*3 a s a a a a 0,03 es O, Aal hl T}< r- t^ O ■^ c^ CD :ö l> D- CO CO a cc5- lo CO CO ■<* o 1 « CX> CO CO CO ->* CO CO OD OT CO CO CO lO CO CO Ph O -^ CO -^ «O CO CO a 'S a 'S CJ ^ rjf eo -^ CO CO CO 1—1 es (M lO eo lo CO eo eo 1— 1 I— 1 (- o - (u CO - " eo cS 0^ — R >% >-> ST" >> es s CS s es -Q J3 - ■Q O O o O O ü CJ (MOO r— ( CO — 1 CD CO Ol ö a 'S a S a > ö ^ = - O lO M a CO '^.-' S, -* JS lOCOlOTüCO I •3 L 2 lO 00 -<*' lO CO i-l „ CO -^ lO CO CO CO äJ > CO -* lO CO CO CO oS 0: tj c^ in CO 00 CO CO ^ 3 ■ "S •« ^(»loococooo £ a *= ■ c »H oc'^^coeoeO'^ OD ^ p^ O CO CO 00 00 ■<* 2 £ .S .2 -. Tf CO CO Tl. in = o S g """^►r ►rcM-^cooo-^io odO >> ""^ < 2 cobayes 1 cobaye 7 cobayes 1 cobaye - 1 rat 4 rata 1 rat : :. CO ö ~ " " 618 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origiaale. Bd. 62, Heft 7. le 60% des rats infectes sous la peau avec virus de route et le 50 p. 100 des cobayes, tandis que le vaccin Fermi sauva le 100 p. 100 des rats et le 80 p. 100 des cobayes. 2^ En commengant rimmunisation trois jours apr^s l'infection, le vaccin Pasteur sauva seulement le 60% des rats et des cobayes, tandis que le vaccin Fermi en sauva le 80 p. 100. 3° En commengant le traitement 5 jours apres l'infection, le vaccin Pasteur sauva le 50 p. 100 des rats et des cobayes, le vaccin Fermi en sauva le 70 p. 100. 4^ En commenQant le traitement tout de suite, tandis que le vaccin Pasteur sauva seulement le 60 p. 100 des rats infectes avec moelle prelevee le Premier jour aprös la fin de l'immunisation, le vaccin Fermi en sauva le 80 p. 100. De cette premiöre serie d'experiences resulte incontestablement la beaucoup plus grande efficacite du vaccin Fermi en comparaison du vaccin Pasteur. IL Comparaison entre le pouvoir immunisant et lyssicide du serum d'animaux immunises avec le vaccin Pasteur ou avec le vaccin Fermi. Fermi a precedemment demontre que le serum d'animaux (lapins et chiens) immunises avec son vaccin sauva le 100 p. 100 des souriceaux infectes sous la peau avec virus fixe 48, 72, 84 heures auparavant. Au contraire, le serum des memes animaux traites avec vaccin Pasteur en sauva seulement ä peu pres le 33 p. 100. J'ai repete ces importantes experiences selon la suivante methodique: Preparation du serum. Les animaux etaient immunises avec le vaccin Pasteur ou le vaccin Fermi pendant 30 jours, en pratiquant deux injections par jour de 2 c. c. (lapin) ou 3 c. c. (chien). L'immunisation avec le vaccin Pasteur füt executee selon l'ordre suivant: 12—11 — 10 _7_8_7— 6— 6— 5— 5— 4— 4-6— 6— 5-5— 4-4— 6— 6— 5— 5-4— 4 —3 — 3 — 3 — 3—3—3-6-6-5—5-4—4—3—3—3—3—3-3-6-6—5 _5_4_4_3_3_3_3_3_3_6— 6— 5-5— 4— 4— 3— 3. A. Pouvoir immunisant. Le p. i. des deux serums füt essaye sur des souriceaux 24, 48, 72, 84, 96 heures apres l'infection sous la peau de virus fixe, en injectant respectiveraent 2,5 — 2 — 1,5—1 — 0,5 c. c. B. Pouvoir lyssicide. Pour comparer le p. 1. des deux serums je preparai des melanges de virus fixe ä 1 p. 100 (1 c. c.) et de diflFerents quantites (Vio, Vio» Vio^ Vioi Vio de c. c.) de serum et aprös 24 heures j'en injectai V4 de c. c. ä des souriceaux sous la peau. Dans les suivantes tabelles sont reunis les resultats de ces deux series d'experiences: Resultats. V Tandis que le sörum antirabique de lapin obtenu avec le vaccin Pasteur injecte 84 heures aprös l'infection sauva seulement la moitiö des souriceaux, le serum obtenu avec le vaccin Fermi les sauva tous. 2° Tandis que le serum de chien obtenu avec le vaccin Pasteur sauva seulement la moitie des souriceaux injectes 72 heures aprös l'in- fection et en ne sauva aucun de ceux injectis apres 84 heures, le sörum Mar ras, Sup^riorit^ du vaccin Fermi aur le vaccin Pasteur. 619 > o rt ^ o cd Q s s 2 o. 3 .T: -^ ö o Ö'*^5 .2.' vU 3 tu S "§■2 .2 3 C . A O o • & ö g s a s .2 '25'c oi^ ^-g ^ S (o , c de .2 ^^ iT' *^ (=^2. -s 3 a sg « s C.2 -I ü g a - a S CS 3 S'S fl c « . a '3 j< 1-S O c9^' a . a CD > -.Z.-T- •> > a ö CO .— I ^ so fl ä o o 9. •S «i^ «s. «v 9. «*H a s l> o t> 3 © • t> r^ t>. ->] r4" "^ o" ä s3 fe A ~ ~ ' o. 03 cd CD c3 X Ol t. ., _ „ P^ 2 s ~ - - 3 QOC -^ t fe « *- - » . T}J f-H --I weg (MCgCMIM ^os OS OS OS 2 od 00 00 00 620 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. B. Pouvoirlyssicide. Date del'in- fection Animaux Voie d'in- oculation Quan- tit^ in- ocul6e c. c. Material d'infection Resultat Debüt de la paralys^e Heure de la mort 1911 19. 9. do. I. Sörum de lapin immunise avec vaccin Pasteur. 19. 9. do. 19. 9. do. 19. 9. do. 2 eouriceaux 1 souiiceau 1 2 souriceaux 2 souriceaux 2 2 i ;: 3 2 souriceaux 2 9 1 souriceau 1 2 souriceaux 2 souriceaux! do. ! sous la 0,25 peau do. " » ») )» 1 1) )j Ic.c. de virus fixe ä 1 7« + s^rum Vm c. c. - al%+ „ 7x0 do. ä 1 7o + ä 1 7o + ä 1 7o + ä 1 7o + /lO ao >» /lO 27. 9. 7 a do. 28. 9. 7 p. m 29. 9. - 27. 9. 4 p. m 28. 9. 7 a. m 29.9. II. Serum de lapin immunis^ avec vaccin Fermi. sous la 0,25 ; peau do. )> )) j) 1 c. c. de virus fixe ä 1 7o + ß^rum V.o c- c do. ä 1 7o + „ V.o » " t 1 J° "*" " '^'^ " >> » 1 /o + )> 'lO >> )> " ■'• /o "I" » 7l0 )> „ ä 1 7o + eau7io(temoins) 29.9. 30.9. 7 a. m. 29. 9. vive vivent 7 a. m.30. 9. 7 a. ra.|30. 9. vivent ( a. m 7 p.m 7 p.m 7 p.m 24. 9. 7 a. m.l25. 9. 7 a. m III. S^rum de chien immunis^ avec vaccin Pasteur. sous la 0,25 peau do. sous la 0,25 peau do. )) j) " )) )) 1 c. c. de virus fixe ä 1 7o + serum ^/ „ c. c. do. a 17o+ „ 7x0 » al7„+ „ 7:o » » al/„+ ,. V,o » al»/,+ „ ^„ „ >j a 1 /o + „ 7io ») 25. 9. 7 a. m. 25. 9. 7 p. m do. do. 26. 9. 7 a. m. 27. 9. 7 p. m 27. 9. 7 a. m. do. vive vivent e chien immunis^ avec vaccin Fermi. 1 c. c. de virus fixe ä 1 % + s^rum ^',o c. c. do. al°/„+ „ 7,„ „ >' a 1 /g + „ /,(, „ " ? „'0 "*" " Ao )> ä 17„+ „ 7,„ „ 29. 9. 7 a. m. 30. 9. 7 p. m. 30. 9. 7 a. m. 30. 9. 5 p. m. vivent » obtenu avec le vaccin Fermi sauva tous les animaux injeetes apr^s 72 et 84 heures. 3*^ Leserum de lapin obtenu avec le vaccin Pasteur rlans la Pro- portion de =^/i 0 se demontra tout ä fait depourvu de pouvoir lyssicide, dans la proportion de Vio ü se montra presque depourvu du dit pouvoir. Au contraire le serum obtenu avec le vaccin Fermi se montra doue d'un pouvoir lyssicide total non seulement dans la proportion de ^/n,, mais aussi de ^I^q. 4® Le serum de chien obtenu avec le vaccin Pasteur dans la pro- portion de 3/ 10 se montra complfetement depourvu de pouvoir lyssicide, et dans la proportion de Vio montra ce pouvoir tres attenue; au con- traire, le serum preleve apres imraunisation avec le vaccin Fermi developpa aussi dans la proportion de -'Vio son complet pouvoir lyssicide. Cette seconde s6rie d'experiences instituee avec les s^rums confirme une fois de plus la superioritö du vaccin Fermi sur le vaccin Pasteur. Enfin, il y a encore les suivants inconvenients dans l'usage du vaccin Pasteur, qui ne se rencontrent pas avec le vaccin Fermi (10): Marias, Sup^rioritö du vaccin Fermi sur le vaccin Pasteur. 621 l*' L'asepsie incertaine du vaccin, d'oü la possibilite de produire des abscös ou des septicemies mortelles. 2* L'attenuation peu süre et irreguliöre du vaccin, d'oü le danger d'une transmission, quoique exception- nelle, de la rage paralytique ä l'homme au moyen du virus ra e m e. Nisch dit ä ce propos que le virus fixe inocule ä l'etat frais sous la peau ne produit aucune infection rabique chez l'homme. Cette opinion est partagee par Babes. Selon cet auteur le virus frais n'est pas infectieux pour l'homme et la paralysie peut-etre causee par des injections de substance nerveuse normale. Cependant Fermi (11) a demontre que le virus fixe peut devenir tres virulent par voie sub- cutanee, de sort qu'il peut donner une mortalite de 100 p. 100 dans le lapin et le chien, et que le traitement Pasteur complet peut tuer non seulement les murides mais encore les lapins et les chiens, si le vaccin est prepare avec un virus virulent et injecte par vois sous-cutanee et lorsque l'on arrive, comme Ton pratique dans plusieurs Instituts, jusqu'ä de la moelle de premiere ou seconde journee. Les resultats des experiences de Fermi sont reellement importants et si l'on compulse, au sujet des cas de rage paralytique de l'homme eclatee pendant le traitement Pasteur les travaux de Franga (12), Br ouardel (13), Chmj elewski (14), Gamaleja (15), Legendre (16), Heydenreich (17), Laveran (18), Babieaux (19), Rem- linger(20), Rendu(21), Sabarthez (22), Zagarrio (23), Tonin (24), on arrive ä la conclusion que l'usage des moelles virulentes est absolu- ment ä deconseiller. «On voit» ecrit Franga «par cette Observation que cet homme a eu une myelite rabique produite par le traitement, non seulement parce que le chien mordeur n'etait pas enrage, mais ä cause que la periode d'inoculation de la rage a ete celle de la rage ä virus fixe; le cas de- montre le bien fonde des considerations de Fermi et rend necessaires toutes les precautions dans l'emploi des moelles virulentes » «Les experiences de Fermi etaient dejä süffisantes pour attirer l'attention des medecins sur le danger de l'emploi des moelies virulentes, mais le cas de rage humaine ä virus fixe produit par nous l'annee derniere doit, il me semble, faire condamner les methodes de F er ran, de Wissokowicz, de Högyes et de tous ceux qui ont recouru dans le traitement de la rage aux moelies plus virulentes.» Certainement, comme disait justement Franga, l'on doit attribuer le meme inconvenient au vaccin prepare selon les methodes de Högyes, Ferran et Puscarin. Les vaccins Ferran et Högyes, ecrit Fermi, presentent tous les deux le danger qui depend de l'asepsie incertaine du vaccin et de la conservation de sa virulence. Le vaccin Puscarin a aussi l'in- convenient de l'incommodite et inconstance de la methode d'attenuation (par la chaleur) et de l'asepsie incertaine. A propos de ces methodes ecrivait Mazzei (25): «la methode Högyes ne pouvait etre appliquee ä l'homme qu'au risque de dangers trös graves, parce qu'on ne pouvait pas experimenter en precedence la dose exacte du material ä inoculer ni la receptivite individuelle pour un parail virus.» La methode Ferran, qui selon l'auteur avait donne de 622 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. bons resultats, appliquee par Bareggi ä Milan causa la mort de 5 personnes. Le nianque de regularitö et de süretö dans l'attenuation du virus par la methode Pasteur est confirrae par la proportion de mortalite qu'a observe Buj wid (26): 8 personnes döced^rent entre 193 qui avaient ete traitees avec moelle du 7™® et 6*"^ jour. 3° L 'in utile (apr^s ce que nous avons dit), meme dangereuse etcompliquee modalitö dans la preparation du vaccin, qui consiste dans l'attenuation graduelle des moelle s. 4° La lenteur dans la production des anticorps, d'oü l'excessive duree de rimmunisation. Selon Ferrai «les diverses et enormes differences que l'on ren- contre chez les differents Instituts Antirabiques ä l'egard de la eure Pasteur et les modifications sans cesse apportees par chaque Institut demontrent que la eure est toujours ä modifier», Plusieurs sont au eontraire les avantages du vaeein Fermi: il est tres bien tolere et les injections ne causent presque pas de souffranee ä eause de l'aetion anesthetique de Tacide phenique. Babes objeeta (27) ä la preparation du vaccin Fermi que l'addition du phenol pourrait diminuer le pouvoir immunisant du vaccin, comme le dessechement et le reehauffement ä 80**. Au eontraire, le phenol n'affaiblit point du tout le pouvoir immunisant du vaccin, comme il n'aflfaiblit par le serum-vaeein (28). Repetto (29) en experimentant l'aetion du phenol sur le virus fixe eoneluait: «Parfaitement infonde est en outre le doute eleve par Babes, que l'aeide phenique puisse diminuer le pouvoir vaeeinant du virus fixe, comme il arrive pour l'aetion du dessechement et de la chaleur. En etfet, tandis qu'il ä ete ampleraent d^raontre (Fermi) que le reehaufifement, le dessechement, le suc gastrique, l'aleohol, l'ether, la glyeerine peuvent reduire meme de la moitie le pouvoir vaeeinant du virus fixe, l'aeide phenique au eontraire, comme le thymol, ne l'alterent point.» «L'emulsion rabique (la parole ä Fermi) privee de sa virulenee au moyen des antiseptiques (mieux que par le dessechement) constitue un vaccin dont l'effieacite n'est nullement inferieure ä celle obtenue avec la material virulent.» Conelusions. En eonsiderant que la vaeein Fermi en coraparaison du vaccin Pasteur presente les suivants avantages: faeilite et simplicite de pre- paration ; eommodite de pouvoir le eonserver actif et tout ä fait aseptique pendant des mois et de pouvoir executer la eure avec un fort avantage öconomique, meme au dehors et loin des Instituts Antirabiques, ear il peut-etre envoye comme les autres serums vaccins; effieacit^ bien plus consid6rable, comme l'on a dejä clairement demontre par l'immunisation experimentale contre la rage; absenee absolue de mortalite pendant la eure antirabique, comme l'on peut aisement relever de la suivante tabelle, nous eoncluons que le vaccin Fermi pourra etre employe avec un grand avantage dans les Instituts Antirabiques pour l'immunisation präventive contre la rage. Mar ras, Sup^rioritö du vaccin Fermi sur le vaccin Pasteur. 623 Comparaison entre la mortalit^ par rage ä l'Institut Antirabique de Sassari et chez autres Instituts Antirabiques. Institut Methode d'immunisation Mortalitö % Alger Baltimore m^thode Calmette 0,34 „ Pasteur et Högyes 0,14 Berlin „ „ modifiee 0,75 Bordeaux ^j )) 0,283 Breslau 0,45 Budapest „ Högyes 0,96 Buenos-Ayres „ Pasteur 0,47 Chicago „ ,, 0,19 Constantinople „ ,, 1,45 Charkow !> )> 0,67 Florence >) )? 0,092 Hanoi „ Calmette 0,65 Kasauli „ Högyes 0,60 Marseille „ Pasteur 0,36 Milan V )» 0.70 Minneapolis „ „ modifiee 0,04 Montpellier 1) )) 0,07 Moscou )) ;> 0,6 Naples )' )> 0,5 New York „ Högyes 1900:0,67; 1909:1,7 Paler me „ Pasteur 0,52 Pernambuco Emulsion m^dullaire en sol. physiologique 0,017 Eio de Janeiro m^thode Pasteur 0,5 Saigon moelle rabique en glyc^rine 1,41 Saint Ix)uis d'abord m. Pasteur, aprfes m. Högyes 0,71 Saint Paul m^thode Pasteur 0,03 Samara )) )> 0,9 Santjago >' )> 0,35 Tunis „ „ + cerveau frais 0,31 Varsavie „ ,, renforc^e 0,09 Vienne >> )) 1,05 Sassari vaccin et sdrum- vaccin Fermi 0 Liter ature. 1) Fermi, Studio su l'immunizzazione contro la rabbia. (Giorn. R. Soc. Ig. 1906; Zeitschr. f. Hyg. 1907.) 2) — , Studio sul potere immunizzante verso la rabbia della sostanza nervosa normale, confrontato a quello della sostanza nervosa rabica. (Ann. Ig. Sperim. 1907.) 3) Celli, Alcune proprietä del virus rabico. (Bull. R. Accad. Med. Roma. Fase. 8. 1886.) 4) Zagari, Sul raeccanismo deU' attenuazione del virus rabico. (Giorn. Intern, d. Scienze. Med. Vol. 12.) 5) Protopopoff, Centralbl. f. Bakt. Bd. 6. 1889. p. 139. 6) Lenz, Dtsche med. Wocheuschr. 1910. No. 27. 7) Citron, Die Methoden der Immundiagnostik und Immuntherapie. Leipzig 1910. 8) Kolle et H et seh, Batteriol. sperim. e malattie infettive. 1908. [Trad. de Blasi.] 9) Fermi, Studio sul potere immunizzante etc. (Ann. Ig. Sperim. 1907.) 10) — , Metodi di vaccinazione e sierovaccinazione applicati all'uomo nel R. Istituto Antirabico di Sassari. (Arch. di Farmacol. Sperim. Vol. 10 ; Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 53. 1910. Heft 5.) 11) — , Pub il vaccino antirabico Pasteur uccidere di rabbia? Milano (P. Agnelli) 1909. 12) Franga, Du danger de l'emploi des moelles plus virulentes dans le traitement de la rage. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 55. 1910. p. 154.^ 13) Brouardel, Sur la paralysie au cours du traitement antirabique. (Bull. Acad. med. 1897. No. 25.) 14) Chmjelewski et Skschiwan, Eine milde Form paralytischer Lyssa nach der Pasteur sehen Schutzimpfung. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 34. 1903. p. 14.) 624 Centralbl. f.jßakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 7. 15) Gamaleja, Etüde sur la rage paralytique chez l'homme. (Ann. Instit. Pasteur. 1887. p. 63.) 16) Legendre, La rage paralytique chez Thomme. (L'union mäd. 1887. No. 40.) 17) Heydenreich, Wirkliche Wutkrankheit oder eingeimpfte modifizierte Wut? (Berlin, klin. Wochenschr. 1904. p. 1002.) 18) Laveran, D'une forme att^nuöe de rage observ^e pendant le traitement par les inoculation präventives. (Bull, et Mem. Öoc. M6d. des Hop. de Paris. Ser. 3. T. 8. 1891. p. 625.) 19) Babieaux, Rage paralytique produite par les inoculations präventives. (Journ. d. mäd. vätär. de Lyon. 31 janv. 1902.) 20) Remlinger, Accidents paralytiques au cours du traitement antirabique. (Ann. Instit. Pasteur. T. 19. 1905. p. 925.) 21) Ren du, Accidents mädullaires ä forme de paralyöie ascendante aigue survenus au cours d'un traitement antirabique. (Bull. Acad. mäd. 1897.) 22) Sabarthey, Rage attenuee, prod. trfes prob, par les inoc. pasteuriennes. (Gaz. des Hop. 1891. p. 134.) 23) Zagarrio, Trasmiss. d. rabbia dur. il periodo d'incubaz. (Giorn. R. Soc. veter. ital. 1903. p. 820.) 24) Ton in, R. Istit. Antirab. del Cairo. primo triennio 1899—1901. Cairo 1902. — Note storiche su la rabbia in Egitto. Cairo (A. Castiglioni) 1903. Ref. in Rivista d'Ig. 1903. p. 620. 25) Mazzei, Resultato d. vaccinaz. antirabiche etc. Messina (C. Crepi)' 1905. 26) Bujwid, II metodo Pasteur a Varsavia. (Ref. in Giorn d'Ig. 1890. No. 12.) 27) Babes, S. et ßabfes, V., Compt. Rend. Soc. Biol. 7 Nov. et 13 Dec. 1908. 28) Fermi, Sul potere immun, d. sierovaccino nei muridi. (Arch. farmacol. sperim. Vol. 10; Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 53. 1910. p. 394.) Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasitenhunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die. ergebene Bitte, etwaige Wimsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätze entweder bei der Einsendung der Abhandlutigen an die Redaktion auf das Manuskript sehreiben xu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten Korrekturabxüge direkt an den Verleger, Herrn Chistav Fischer in Jena, gelangen ku lassen Inhalt. Adam, J. u. Meder, E., Ueber Para- typhus-B-Infektionen bei Kanarienvögeln und Untersuchungen über das Vorkom- men von Bakterien der Coli -Typhus- gruppe im normalen Kanarienvogeldarm, p. 569. Borschim, S. , Ueber fermentative Pro- zesse bei Ozaena, p. 554. Gabbi, Umberto, Ueber Tropenkrank- heiten in ISüditalien, p. 586. Lehmann, Eduard, Die Amöben als Krankheitsursachen bei den Haustieren, p. 589. Marras, F. M. , Supärioritä du vaccin Fermi sur le vaccin Pasteur, p. 612. Michailow, Serg-ius, Die Degenerationen im Bereiche des Nervensystems des Men- schen bei Cholera asiatica, p. 545. Murillo, r., Ueber 3000 mit der Högy es- schen Methode prophylaktisch behandelte 1^'älle von Lyssa, p. 606. Namyslowski , Boleslaw, Beitrag zur Kenntnis der menschlichen Hornhaut- bakteriopen, p. 564. Sorensen, Ejnar, Eine Untersuchungs- reihe über die Veränderung einer Urin- bakterie in den menschlichen Harn wegen, p. 582. Frommannsche Buchdruckerei {Hermann Pohle) in Jena. .f.Bal(t.etc. Übt. Originale. Bd. 62. Hefts. Inhaltsverzeichnis. I. Verzeichnis der in Band 62 enthaltenen Arbeiten. Adam, J. und Meder,E., Ueber Paratyphus- B-Infektionen bei Kanarienvögelu uud Untersuchungen über das Vorkommen von Bakterien der Coli-Typhusgruppe im normalen Kanarienvogeldarm. 569 BUcher, Stephan, Nachtrag zur Arbeit: Ueber die ätiologische Bedeutung des Bordetschen Keuchhustenbacillus und der Versuch einer spezifischen Therapie der Pertussis von St. Bächer und V. Men- schikoff. 312 Baudi, Ivo, Italienische Austernzüchtuug und Darmkrankheiten. 212 Bendiok, Arthur J., The bacleriological examination of suspected cholera earriers. 536 Bergman. Arvid M., Eine ansteckende Augenkrankheit, Keratomalacie, bei Dor- schen an der Südküste Schwedens. 2(X) Böhm, Johann, Ueber die verschiedenen Färbemethoden der Tuberkelbacillen und deren kritische Rezension. 497 Borschim, S., Ueber fermentative Prozesse bei Ozaena. 554 Braun, H., Ueber das Streptolysin. 383 Bruschettini, A. und Morelli, F., Unter- suchungen über den Fraenkelschen Pneu- mococcus. 305 Cipolla, M. s. Di Cristina, d. Cler, E. s. Volpino, G. Di Cristina, G. und Cipolla, M., Ueber die Bildung spezifischer Antikörper bei mit Nukleoproteid syphilitischer Organe be- handelten Kaninchen. Vorl. Mitt. 160 Debono, P., On some anaerobical bacteria of the normal human intestine. 229 Distaso, A., Contribution ä l'etude sur l'in- toxicatiou intestinale. 433 — , Sur la putr^faction de la paroi intesti- nale de l'homme. 219 Doerr, R. und Pick, R., Das Verhalten heterologer Jmmunsera im normalen und im allergischen Organismus. 146 Dunkerly, J. S. , On the occurrence of Thelohania and Prowazekia in Antho- myid flies. 136 Fynn, Enrique, Etüde sur la d^termination du bacille de Koch dans le lait et ses derives. 424 Gabbi, Umberto, Ueber Tropenkrankheiten in Süditalien. 586 De Gasperi, Federico, La „Phase negative" de Wright dans la vaccination antityphi- que des jeunes lapins. 161 Gonder, Richai'd, Untersuchungen über arzneifeste Mikroorganismen. II. Können Erste Abt. Orig. Bd. 62. Heft Spironemen (Spirochäten) arsenfest wer- den ? 168 Haussen, Untersuchungen am Hund über den Einfluß infizierter Milch auf das Bakterien Wachstum im Verdauungstrak- tus, speziell im Magen. 89 Hauer, Albert, Untersuchungen über die Wirkung des Mittels 606 auf die Hühner- spirillose. 477 Huebner, Eine Trichinoseepidemie. 373 Jacque, Leon et Masay, Fernand, Le Strep- tobacterium foetidum, agent pathog^ne nouveau de l'homme. 180 Karwacki, Leon, Ueber die Morphologie der Spirochaeta Obermeieri, kultiviert im Blutegel. 250 Kayser,"Heinrieh, Die Unterscheidung von lebenden und toten Bakterien durch die Färbung. 174 Kliuger, R., Ueber einen neuen pathogenen Anaüroben aus menschlichem Eiter (Cocco- bacterium mucosum auaerobicum n. sp.). 136 — , Untersuchungen über menschliche Ak- linomykose. 191 V. Kuaut, A., Zur Hämolyse der Cholera- vibrionen. 475 Kodamu, H., Ueber Kapselbildung der Milzbrandbacillen bei der Züchtung auf Schrüfrasrar. 177 Kolli- Yakiluoff, Nina s. YakimolT, W. L. Kramer, Georg', Beiträge znra sofortigen Nachweis von Oxydatious- uud Reduk- tionswirkungen der Bakterien auf Grund der neuen Methode von W. H. Schnitze. 394 Krombhol/, E. und Kulka, W., Ueber An- reicherung von Choleravibrionen, insbes. über Ottolenghis Galleverfahren. Ein Beitrag zur Methodik der Prüfung von elektiven Nährböden. 521 Krüger, Paul s. Schöp|)ler, Uermiaun. Kulka, W. s. Krombholz, E. Lehmann, Eduard, Die Amöben als Krank- heitsursachen bei den Haustieren. 589 Livierato, Spiro, Neue Untersuchungen über die ,.Magensaftanaphylaxie". 287 Lumbau, Salvatore, Ueber Züchtung weißer Mäuschen. 431 Marras, F. M., Sup^riorit^ du vaccin Fermi sur le vaccin Pasteur 612 Masay, Fernand s. Jacque, Leon. Meder, E. s. Adam, J. Menselnkofl'. V. s. Bücher, St. Mereshkowsky, S. S., Ueber die Anwendung des Trautmannschen Verfahrens zur Viru- lenzsteigerung des Bacillus Danysz. 69 8. 40 626 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Orisrinale. Bd. 62. Heft 8. Moreshkowsky, S. S., Die Beeinflussung der Virulenz des Bacillus Danysz durch fortlaufende Ueberimpfungen in Bouillon. 64 — , Der Einfluß der Passagen durch graue Hatten (Mus decumanus) auf die Virulenz des Bacillus Danysz. 3 — , Raticide-Azoa. 72 Michailow, Sergins, Die Degenerationen im Bereiche des Nervensystems des Menschen bei Cholera asiatica. 545 Miessncr, H., Die Milzruptur des Rindes bzw. perakute Form der Hämoglobinurie des Rindes. 471 Morelli, F. s. Bruschettini, A. Müller, Max, Der Nachweis von Fleisch- vergiftungsbakterien in Fleisch und Or- ganen von Schlachttieren auf Grund systematischer Untersuchungen über den Verlauf und den Mechanismus der In- fektion des Tierkörpers mit Bakterien der Enteritis- und Paratyphusgruppe, sowie des Typhus; zugleich em Beitrag zum Infektions- und Virulenzproblem der Bakterien auf experimenteller Basis. 335 Miirillo, F., Ueber 3000 mit der Högyes- schen Methode prophylaktisch behandelte Fälle von Lyssa. 606 Mustafa s. Risa, Rescbad. Nagy, S., Ueber das Sklerom. 235 Naniyslowski, Bolesiaw, Beitrag zur Kennt- nis der menschlichen Hornhautbakte- riosen. 564 Owada, M., On a safe method of practising hanging drop examination. 537 Ozaki, Y., Zur Kenntnis der anaeroben Bakterien der Mundhöhle. 76 Peters, Erust, Zur Pathogenität der Tu- berkelbacillentvpen bei Mäusen. 1 Pick, R. s. Doei-r, R. Pleliu, Mariaiuio, Eine neue Karpfenkrank- heit und ihr Erreger: Branchiomyces sanguinis. 129 V. Prowazek, S., Notiz zur Aetiologie der P.soriasis vulgaris. 134 — , Studien zur Lehre vom Geschlechts- dimorphismus der Trypanosomen. 269 Reinholdt, Wilhelm, Infektionsversuche mit den „Fleisch vergiftern" (Bac. enteri- tidis Gärtner und Bac. paratyphosus B) beim Geflügel. 312 Risa, Reschad und Mustafa, Der Erreger der Aleppobeule und seine Kultur. 126 Scheru, Kurt, Ueber das Ratten vertilgungs- mittel Virus sanitär A. 468 Sehöbl, Otto, Weitere Versuche über Ag- gressin i mmun isi erung geeen Rauschbrand . 296 Schöppier, Hernuanii und Krüger, Paul, Zur Unterscheidungsfrage von Ascaris canis und A. felis (A. canis s. mystax). 143 Sorensen, Ejnar, Eine Untersuchungsreihe über die Veränderung einer ürinbakterie in den menschUchen Harnwegen. 582 Stoluikoff, W. J. s. Yakimoflf, W. L. Strand, Embrik, Eine neue Protozoen - gattung. 471 Volpino, G. und Cler, E., Ueber das Auf- suchen der Typhusbacillen im Wasser nach dem Komplementbindungsverfahren. 422 Weichardt, W., Ueber die Beeinflussung von Spaltprodukten aus Tuberkelbacillen- eiweiß. 539 Wrublewski, K., Die Blutparasiten des Maulwurfes. 140 Yakimoff, W. L., Stoluikoff, W. J. et Kohl- Yakimoff, Nina, Un h4moparasite nou- veau des chauves-souris. 283 II. SachTerzeichnis, Achorion schönleinii, Oxydationswirkung. 403 Actinobaeillus Ligniferes, Oxydationswir- kung. 402 Actinomyces s. a. Aktinomykose. — de Bernardinis, Beschreibung. 566 — bovis, Oxydationswirkung. 402 — zur Neddeni, Beschreibung. 566 — roseus, Beschreibung. 567 Agglutination des Bac. enteritidis Gärtner. 323 — des Bac. paratyphi. 329 Aggressin-Immunisierung gegen Rausch- brand. 296 — , Pneumococcus- 310 Aktinomykose s. a. Actinomyces. - des Auges. 564 — , menschliche. 191 Aleppobeule, Erreger. 126 Amöben, Pathogenität für Haustiere. 589 — -Ruhr s. Ruhr, Amöben- Amoebiasis des Darmes bei Schafen. .599 — des Magens bei Rindern. 594 Antikörper, Bildung spezifischer, bei mit Nukleoproteid syphilit. Organe behan- delten Kaninchen. 160 Arsenfestigkeit der Spirochäten. 168 Arzneifestigkeit von Mikroorganismen. 168 Ascaris canis, Unterscheidung von Asc. felis. 143 — felis, Unterscheidung von Asc. canis. 143 — mystax s. Ascaris canis. Aspergillus flavus, Oxydationswirkung. 402 — fumigatus, Oxydationswirkung. 403 Auge, Aktinomykose. 564 — , Hornhautaktinomvkose. 564 Register. &21 Auge, Keratomalacie bei Dorschen. 200 Austern, Uebertragung von Infektions- krankheiten. 213 Züchtung und Darmkrankheiteii. 212 Azoa zur Rattenbekämpfung. 72 — , Zusammensetzung. 73 Bacillus aerogenes, Verhalten im Ver- dauungökanale. 99 — Aertryok, Nachweis in Fleisch u. Or- ganen. 344 — acidophilus, Verhalten im Verdauungs- kanale. 94 — anaerobicus alcaligenes n. sp., morphol. u. kult. Eigenschaften. 232 — n. sp., Vorkommen im Darme. 232 tenuis n. sp., morphol. und kult. Eigenschaften. 443 — angulosus u. sp., morphol. und kult. Eigenschaften. 442 — anthracis, Kapselbildung. 177 , Oxydationswirkung. 399 — botulinus, Osydationswirkung. 400 — , ßradsot-, Oxydationswirkung. 400 — breslaviensis, Nachweis in Fleisch und Organen. 352 — buUosus n. sp., morphol. u. kult. Eigen- schaften. 443 — chauvoei, Oxydationswirkung. 400 — cornutus n. sp., morph. u. kult. Eigen- schaften. 443 — Danvsz zur Rattenbekämpfung. 3. 64. 69. 73 — — , Virulenz. 3. 64. 69 — dimorphus var. longa n. sp., morph. u. kult. Eigenschaften. 440 — diphtheriae, Oxydationswirkung. 401 vitulorum, Oxydationswirkung. 401 — dysenteriae, Oxydationswirkung. 398 — enteritidis Gärtner, Agglutination. 323 , Enteninfektion. 320 — , Gänseinfektion. 320 — , Hühnerinfektion. 317 — — — , Nachweis in Fleisch u. Organen. 341 , Oxydationswirkung. 398 , Taubeninfektion. 319 — fiesus n. sp., morph. u. kult. Eigen- schaften. 232 — — n. sp.. Vorkommen im Darme. 232 — Flügge, Verhalten im Verdauungskanale. 106 — fusiformes im Eiter, Eigenschaften. 190 , kult. u. morph. Eigenschaften. 77 , Vorkommen neben Actinomyces. 197 , Vorkommen in der Mundhöhle. 76 — gastromycosis ovis s. Bacillus, Bradsot- — influenzae, Oxydationswirkung. 397 — laevis n. sp., morph. u. kult. Eigen- schaften. 444 — mallei, Oxydationswirkung. 401 — megatherium, Oxydationswirkung. 399 — mesentericus, Oxydationswirkung. 399 fuscus, Oxydationswirkung. 399 , Verhalten im Verdauungskanale. 108 Bacillus mesentericus vulgatus, Oxydations- wirkung. * 399 — morbificans bovis, Nachweis in Fleisch und Organen. 358 — mycoides, Oxydationswirkung. 399 , Verhalten im Verdauungskanale. 109 — oedematis maligui, Oxydationswirkung. 400 — paraenteritidis, Nachweis in Fleisch u. Organen. 346 — Paratyphi, Agglutination. 329 , Enteninfektion. 327 , Gänseinfektion. 327 , Hühnerinfektion. 323 — — , Nachweis in Fleisch und Organen. ^ 335 — — , Oxydationswirkung. 398 , Taubeniufektion. 325 — prodigiosus, Oxydationswirkvmg. 398 — proteus, Darmeiterung, Rolle bei der- selben. 224 — pseudoramosus n. sp., morph. u. kult. Eigenschaften. 441 — pseudotuberculosis ovis, Oxydations- wirkung. 401 — putrificus coaguians, Darmeiteruug, Rolle bei derselben. 223 — — ovalaris n. sp., morphol. u. kult. Eigenschaften. 231 — n. sp., Vorkommen im Darme. 231 — pyocyaneus, Darmeiterung, Rolle bei derselben. 224 , Oxydationswirkung. 398 — regularis filiformis n. sp., morph. und kult. Eigenschaften. 234 — n. sp., Vorkommen im Darme. 234 — rhusiopathiae s. Bacterium erysipelatos suum. — sarcophysematos bovis s. Bacillus chau- voei. — sporogones coaguians n. sp. morph. u. kult. Eigenschaften. 230 n. sp.. Vorkommen im Darme.229 — subtilis, Oxydationswirkung. 399 , Verhalten im Verdauungskanale. 111 — tetani, Oxydationswirkung. 400 — thetaiotaomicron n. sp., morph. und kult. Eigenschaften. 444 — tortuosus n. sp., morph. u. kult. Eigen- schaften. ^233 — — n. sp.. Vorkommen im Darme. 233 — tuberculosis, Eiweißspaltprodukte, Be- einflussung derselben. 539 — — , Färbung. 497 — —, menschliche Herkunft, Pathogenität für Mäuse. 2 , Nachweis in Butter. 424 , Nachweis in Milch. 424 , Oxydationswirkung. 4(tl der Rinder, Pathogenität für Mäuse. 1 — typhi, Nachweis in Fleisch u. Organen. 369 40* 628 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Orisrinale. Bd. 62. Heft 8. Bacillus typhi, Nachweis im Wasser. 4"_'2 — — , Oxydationswirkung. 31)8 — — murium, Oxydationswirkung. 898 — variabilis n. sp., morph. u. kult. Eigen- schaften. 441 — variegatus n. sp., inorph. u. kult. Eigen- schaften. 445 — vulgatus, Oxydationswirkung. 399 Bacterium aceti, Oxydationswirkung. 398 — acidi lactici, Verhalten im Verdauungs- kanale. 97 — actinomycetem comitans n. sp., morph. und kult. Eigenschaften. 198 — avicidum, Oxydationswirkung. 397 — cholerae suum, Oxydationswirkung. 398 — coli, Oxydationswirkung. 398 , Verhalten im Verdauungskanale. 103 — — commune, Vorkommen im Vogel- darme. 581 — erysipelatos suum, Oxydationswirkung. — fluorescens liquefaciens, Oxydations- wirkung. 399 non liquefaciens, Oxydationswirkung. 399 — multocidum, Oxydationswirkung. 397 Bacterium murisepticum , Oxydationswir- kung. 399 — pneumaturiae,Veränderunginden Harn- wegen. 582 — pneumoniae, Oxydationswirkung. 398 — pseudotuberculosis rodeutium , Oxyda- tionswirkung. 397 — rosenhauchi, Beschreibung. 567 — scleromatis, Eigenschaften. 239 , Sklerom, Ursache desselben. 239 — suicidum, Oxydations Wirkung. 397 — syncyaneum, Oxydations Wirkung. 399 — violaceum, Oxydationswirkung. 398 — — , Verhalten im Verdauungskanale. 112 — vitulinum, Oxydationswirkung. 398 — vulgare, Oxydationswirkung. 399 Bakterien, anaerobe, des Darmes. 229 — , — , der Mundhöhle. 76 — , Darmeiterung, Rolle bei derselben. 219 — , Färbung. 174. 397. 497 — -Flora des Darmes. 433 des Darmes nach Resektion desselben. 458 — , Gasbildung. 584 — , Intoxikation, intestinale, Rolle bei der- selben. 433 — , lebende und tote, Unterscheidung durch Färbung. 174 — , Oxydationswirkung. 394 — zur Rattenbekämpfung. 468 — , Reduktionswirkung. 394 — , Variation. 582 . — , Virulenz. 335 — , Vorkommen im Darme. 89. 222. 229. 433. 569 — , Vorkommen im Magen. 89 — , Vorkommen in Milch. 424 Bakterien, Vorkommen im Wasser. 422 Bakteriosen der Hornhaut. 564 Bakterizidie im Darme. 114 — im Magen. 114 Blutegel, Spirochaete obermeieri-Kultur in demselben. 250 Blutparasit der Fledermaus. 283 Brauchiomyces sanguinis n. sp., Karpfen- schädling. 129 , Moiphologie. 132 Bubo climatico, Vorkommen in Italien. .ö87 Butter, Bac. tuberculosis-Nachweis. 424 Cholera, bakteriol. Diagnose. 521. 536 — , Rückenmarksdegeneration. 545 Coccobacterium mucosum anaerobicum n. sp., Eitererreger. 186 , morph. u. kult. Eigenschaften. 188 Coccus lactiö viscosi, Verhalten im Ver- dauungskanale. 1 10 Corynebacterium diphtheriae s. Bacillus diphtheriae. — mallei s. Bacillus mallei. — necrophorum s. Bacillus diphtheriae vitulorum. — pyelonephritidis bovis, Oxydationswir- kung. 401 Darm, Amöben in demselben bei Schafen. 599 — , Bakterien in demselben. 89. 222. 229. 433. 569 — , Bakterien-Flora. 433. 458 — , — nach Resektion desselben. 4.58 — , Bakterien Wachstum, Einfluß infizierter Milch. 89 — , bakterizide Wirkung. 114 — , Eiterung, Bakteriologie derselben. 219 — -Krankheiten und Austernzüchtung. 212 Resektion, Bakterienflora nach der- selben. 458 — , Ruhr s. Ruhr. Denguefieber, Vorkommen in ItaUen. 587 Dimorphismus, Geschlechts-, der Trypano- somen. 269 Dioxydiamidoarsenobenzol, Behandlung der Hühnerspirillose. 477 Festigkeit der Spirochaete recurrentis. 170 — , Giftigkeit. 482 — , Wirkung auf Spirochaete gallinarum. 477 Diplobacillus acuminatus n. sp., morphol. u. kult. Eigenschaften. 440 Dorsche, Keratomalacie. 200 Dounia statt Smithia (Gattung). 471 Dysenterie s. Ruhr. Eiter, Bact. fusiforme in demselben. 190 — , durch Coccobacterium mucosum an- aerobium verurs. 186 Eiterung des Darmes , Bakteriologie der- selben. 219 Eiweiß des Bac. tuberculosis, Beeinflussung von Spaltprodukten desselben. 539 Erapusa muscae, Oxydationswirkung. 402 Register. 629 Entamoeba tetragena, Ruhr, Ursache der- selben. 587 Enten, Bacillus enteritidis-Infektion. 320 — , Bacillus paratyphi-Infektion. 327 Enzyme bei Ozaena. 554 Färbung des Bac. tuberculosis. 497 — der Bakterien. 174. 397 zur Unterscheidung von lebenden und toten. 174 Fische, Keratomalacie. 200 Fledermaus, Plasmodium achromaticum im Blute derselben. 283 Fleisch, Bac. enteritidis-Nachweis. 341 — , — paratyphi-Nachweis. 335 — Beschau, bakteriologische. 335 Fliegen, Prowazekia in denselben. 138 — , Telohania ovata in denselben. 136 Gänse, Bac. enteritidis-Infektion. 320 — , — paratyphi-Infektion. 327 Galle zur Vibrio cholerae - Anreicherung. 521 Gas, Bildung durch Bact. pneumaturiae. 584 Geschlechtsdimorphismus der Trypano- somen. 269 Hämoglobinurie der Rinder. 471 Hämolyse durch Streptokokken. 383 — durch Vibrio cholerae. 475 Hämotoxin der Streptokokken. 392 Haut, Psoriasis vulgaris. 134. 304 Homalomyia canicularis, Prowazekia in derselben. 138 — scalaris, Telohania ovata in derselben. 136 Hornhaut, Bakteriosen. 564 Hühner, Bac. enteritidis-Infektion. 317 — , — paratyphi-Infektion. 323 — Spirillose, Behandlung mit Dioxy- diamidoarsenobenzol. 477 Hundswut s. Wut. Immunisierung gegen Pneumococcus. 306 — gegen Rauschbrand. 296 — gegen Streptobacterium foetidum. 184 — gegen Typhus abdominalis. 161 — gegen Wut. 606. 612 Iramunserum, heterologes, Verhalten im normalen und allergischen Organismus. 146 Index, opsonischer, negative Phase bei Typhusvaccination. 161 Infektion, Theorie. 335 Infektionskrankheiten, Uebertragung durch Austern. 213 Intoxikation, intestinale, Rolle der Bak- terien. 433 Italien, Süd-, Tropenkrankheiten. 586 Kala-azar, Vorkommen in Italien. 586 Kanarienvögel, Paratyphus. 569 Kaninchen, Typhusvaccination. 161 Kapsel, Bildung bei Bac. anthracis. 177 Karpfen, durch Branchiomyces sanguinis erkrankt. 129 Keratomalacie der Dorsche. 200 Keratophyton s. a. Bacterium rosenhauchi. Körperchen, Negrische, Nachweis bei Wut. 611 Komplementbindung bei Sklerom. 242 — zum TyphusbaciUen nach weis im Wasser. 422 Krebs, Magen- s. Magen-Krebs. Laryngosklerom s. Sklerom. Leukocytozoon, Entwickelungskreis. 279 — , Geschiechtsdimorphismus. 269 Lecithin, Wirkung auf den Pneumococcus. 309 Lungen -Extrakt, Wirkung auf den Pneumo- coccus. 308 Lysin, Strepto- s. Streptolysin. Lyssa s. Wut. Mäuse, Tuberkuloseinfektion. 1 — , weiße, Züchtung. 431 Magen, Amöben in demselben bei Rindern. 594 — , Bakterien in demselben. 89 — , Bakterien Wachstum, Einfluß infizierter Milch. 89 — , bakterizide Wirkung. 114 — Krebs, Diagnose mittels Ueberempfind- lichkeit. 287 — Saft, UeberempfindUchkeit gegenüber demselben. 287 Maltafieber, Vorkommen in Italien. 586 Maulwurf, Trypanosomen in demselben. 140 Meiostagminreaktion bei Sklerom. 246 Micrococcus ascoformans, Oxydations- wirkung. 397 — mastitidisgangraenosaeovis, Oxydations. Wirkung. 397 — pyogenes y albus, Oxvdationswirkung. 397 a aureus, Oxydationswirkung. 397 ß citreus, Oxydations Wirkung. 397 — roseus, Oxydationswirkung. 397 Mikroorganismen, arzneifeste. 168 Milch, Bac. tuberculosis-Nachweis. 424 — , infizierte, Wirkung auf das Bakterien- wachstum im Verdauungskanale. 89 — , sterile, Wirkung auf das Bakterien- wachstum im Verdauungskanale. 113 Milzruptur der Rinder. 471 Monilia caudida, Oxydationswirkung. 403 Mucor mucedo, Oxydationswirkung. 402 Mundhöhle, Bakterien, anaerobe, in der- selben. 76 Mus decumanus s. Ratten. Mycobacterium tuberculosis s. Bac. tuber- culosis. Myiasis, Vorkommen in Italien. 587 Nase, Ozaena. 554 Negris Körperchen s. Körperchen, Negri- sche. Nervensystem, Degeneration bei Cholera. 545 Nukleoproteid syphilitischer Organe, Anti- körperbildung bei Behandlung mit den- selbiBD. 160 630 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. ü2. Heft 8. Oidium lactis, Oxydationswirkung. 402 Opsonine, negative Phase bei Typhus- vaccination. 161 Orientbeule, Erreger. 126 — , Vorkommen in Italien. 587 Oxydation durch Bakterien. 394 — durch Protozoen. 403 Ozaena, Aetiologie. 554 — , fermentative Prozesse bei derselben. 554 Pappatacifieber, Vorkommen in Italien. 587 Paratyphus bei Kanarienvögeln. 569 Penicillium glaucum, Oxydationswirkung. 403 Pepton zur Vibrio cholerae-Anreicherung. 525. 537 Pferde, Ruhr, Amöben-. 592 Pharyngosklerom s. Sklerom. Piroplasmose der Rinder. 471 Plasmodium achromaticum n. sp., Morpho- logie und Biologie. 283 Pneumococcus-Aggressin. 310 - — Infektionen, Behandlung mit Serum. 309 , Immunisierung. 306 — , Wirkung von Lecithin. 309 — , Wirkung von Lungenextrakt. 308 Proteus vulgaris, Oxydationswirkung. 399 Protozoen-Gattung, neue. 471 Protozoen, Oxydationswirkung. 403 Prowazekia, Beschreibung, Vorkommen. 138 Psoriasis vulgaris, durch Spirochäten ver- ursacht. 134. 304 Raticide zur Rattenbekämpfung. 72 — , Zusammensetzung. 73 Ratten, Bekämpfung mit Azoa. 72 — , — mit Bac. Danysz. 3. 64. 69. 73 — , — mit Raticide. 72 — , — mit Virus sanitär A. 468 — , Infektion mit Bac. Danysz. 3 Rauschbrand, Immunisierung. 296 Reduktion durch Bakterien. 394 Retardin. 539 Rhinosklerom s. Sklerom. Rinder, Amöben im Magen derselben. 594 — , Hämoglobinurie. 471 — , Milzruptur. 471 — , Piroplasmose. 471 Rückenmark, Degeneration bei Cholera. 545 Ruhr, Amöben-, beim Pferde. 592 — , — , Vorkommen in Italien. 587 Saccharomyces albicans, Oxydationswir- kung. 403 — albus, Oxydationswirkung. 403 — farciminosus, Oxydationswirkung. 403 — cerevisiae, Oxydationswirkung. 403 — ellipsoides, Oxydationswirkung. 403 Salvarsan s. Dioxydiamidoarsenobenzol. Sarcina aurantiaca, Oxvdationswirkung. 397 — flava, Oxydationswirkung. 397 — lutea, Oxydationswirkung. 397 — rosea, Oxydationswirkung. 397 — tetragena, Oxydationswirkung. 397 Schafe, Amöben im Darme derselben. 599 Schweine, Trichinose. 373 Serum, Immun- s. Immunserum. — , Ueberempfindlichkeit gegenüber dem- selben. 149 Serumbehandlung der Pneiimococcus-In- fektionen. 309 — der Wut. 607 Serumdiagnose des Skleroms. 246 Sklerom, Aetiologie, Pathologie etc. 235 — , Diagnose mittels Meiostagminreaktion. 246 — , Koraplementbindung. 242 Smithia, Kritik. 471 SpiriUose, Hühner-, Behandlung mit Di- oxydiamidoarsenobenzol. 477 Spirillum rubrum, Oxydations Wirkung. 400 — undula, Oxydationswirkung. 400 Spirochaete gallinarum, Wirkung von Di- oxydiamidoarsenobenzol. 477 — obermeieri, Kultur im Blutegel. 250 , Morphologie. 250 — recurrentis, Salvarsanfestigkeit. 170 Spirochäten, Arsenfestigkeit. 168 — , Psoriasis vulgaris, Ursache derselben. 134 Spironemen s. Spirochäten. Splenomegalie, infektiöse, Vorkommen in Italien. 588 Staphylococcus asaccharolyticus n. sp., morphologische und kulturelle Eigen- schaften. 445 Streptobacillus longus n. sp., morpholo- gische und kulturelle Eigenschaften. 439 Streptobacterium foetidum n. sp., Immuni- sierung gegen dasselbe. 184 , kulturelle und morphologische Eigenschaften. 180 — — — , Pathogenität. ISI Streptococcus acidi lactici, Oxydations- wirkung. 397 — agalactiae, Oxydationswirkung. 397 — equi, Oxydationswirkung. 397 — lanceolatus, Oxydationswirkung. 397 — pyogenes, Oxydationswirkung. 397 Streptokokken, hämolytische Wirkung. 383 — , Hämotoxin. 392 -, Toxin. 392 Streptolysin, Eigenschaften und Darstellung 385 Syphilis, Antikörperbildung bei mitNukleo- proteid syphilitischer Organe behandelten Kaninchen. 160 Tauben, Bac. enteritidis-Infektion. 319 — , Bac. paratyphi-Infektion. 325 Telohania ovata, Beschreibung, Vorkommen 136 Toxin, Hämo- s. Hämotoxin. — der Streptokokken. 392 Trichinose, Epidemie. 373 Trichophyton tonsurans, Oxydationswir- kung 403 Tropen-Krankheiten in Süditalien. 586 Tropfen, hängender, Untersuchungsmethode 537 Register. 631 Trvpanosomen, Geschlechtadimorphismiis. 2G9 — des Maulwurfes. 140 — , Morphologie. 269 Typhus abdominalis, Vaccination. 161 Ueberempfiiidlichkeit und heterologe Im- munsera. 146 — zur Magenkrebsdiagnose. 287 — gegenüber Magensaft. 287 — gegenüber Serum. 149 — , rheorie. 147 Ulcus tropicum, Vorkommen in Italien. 587 Vaccination gegen Pneumococcus. 306 — gegen Rauschbrand. 296 Vaccination ge^en Typhus abdominalis. 161 — gegen Wut!: 606. 612 Variation bei ßact. pneumaturiae. 582 Vibrio anguillaruni, morphologische und kulturelle Eigenschaften. 204 Vibrio cholerae, Anreicherung mit Galle. 521 , Anreicherung mit Pepton. 525. .537 — — , hämolytische Wirkung. 475 — — , Oxydationswirkung. 400 -Träger, bakteriologische Untersuch- ung. .536 — metschnikovii, Oxydationswirkung. 400 — proteus, Oxvdationswirkung. 400 Virulenz. " 335 Virus sanitär A zur Rattenbekämpfung. — — — , bakteriologische Untersuchung. 469 Vögel, Paratyphus. 569 Wasser, Bac. typhi-Nachweis. 422 Wut, Immunisierung. 606. 612 — , Negrische Körperchen bei derselben. 61 L — , Serumbehandlung. 607 — , Vaccination. 606. 612 III. Verzeichnis der AbMiduiigen. Actinomyces, Morphologie (Taf. II). 200 Aleppobenle, Erreger (Taf.). 129 Amöben, Darm-, des Pferdes 594 — , — , des Schales. 602 Amoebiasis d. Darmes bei Schafen. 599—602 — des Magens bei Rindern. 595 — 598 Auge, Keratomalacie bei Dorschen (Taf. 1, II). 212 Bacillus anaerobicus alcaligenes, Morpho- logie. 232 — — tenuis n. sp. Morphologie. 443 — angulosus n. sp. Morphologie. 442 — anthracis, Kapselbildung. 179 , Morphologie. 179 — buUosus n. sp. Morphologie. 444 — comutus n. sp., Morphologie. 443 — dimorphus var. longa, Morphologie. 441 — fissus, Morphologie. 232 — laevis n. sp., Morphologie. 444 — pseudoramosus n. sp., Morphologie. 442 — putrificus ovalaris, Morphologie. 231 — regularis filiformis, Morphologie. 234 — sporogenes coagulans, Älorphologie. 230 — tnetaiotaomicron n. sp., Morphologie. 444 — tortuosus, Morphologie. 233 — variabilis, Morphologie. 441 — variegatus n. sp., Morphologie. 445 Bacterium actinomycetem comitans n. sp., Morphologie (Taf. I, Fig. 7, 8). 200 — fusiforme, Morphologie (Taf. I, Fig. 3—6). 200 Bakterien, Darm- (Taf.) 464 Blutegel mit Spirochaete obermeieri (Taf.). 268 Branchiomyces sanguinis n. sp. Morpho- logie (Taf.). 134 Cholera, Rücken mar ksdegeneration (Taf.). 554 Coccobacterium mucosum anaerobicum n. sp., Morphologie (Taf. I, Fig. 1, 2). 188. 2Ü0 Darm, Amoebiasis bei Schafen. 599 — 602 Darm-Flora (Taf.) 464 Darm, Ruhr beim Pferde. 592 — 594 Dimorphismus, Geschlechts- bei Trypano- somen (Taf. I, II). 270. 274. 277. 282 Diplobacillus acuminatus n. sp., Morpho- logie. 440 Dorsch, Keratomalacie (Taf. I, II). 212 Falle, Ratten- (Käfigersatz). 62 Fische, Keratomalacie (Taf. I. II). 212 Geschlechtsdimorphismus bei Leukoytozoon. (Taf. I, II). 270. 274. 277. 279. 282 — bei Trypanosomen. (Taf. I, II). 270 274. 277. 279. 282 Kapsel, Bildung bei Bac. anthracis. 179 Karpfen, durch Branchiomyces sanguinis erkrankt. (Taf.). 134 Keratomalacie bei Dorschen. (Taf. I, II). 212 Leukocytozoon, Entwickelungskreis (Taf. I, II). 270. 274. 277. 279. 282 — , Geschlechtsdimorphismus. (Taf. I, II). 270. 274. 277. 279. 282 Mäuse, weiße, Zuchtstall. 431 Magen, Amoebiasis bei Rindern. 595—598 Nervensystem, Degeneration bei Cholera. (Taf.) 554 Orientbeule, Erreger. (Taf.) 129 Pferde, Amöbenruhr. 592. 593 632 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 62. Heft 8. Plasmodium achromaticum n. sp., Morphol. u. ßiol. (Taf.) 284 Prowazekia, Morphologie' (Tai., Fig. 3 — 13). 140 Psoriasis, durch Spirochäten verurs. 135 Eattenfalle, Käfigersatz. 62 Rinder, Amoebiaßis des Magens. 595 — 598 Rückenmark, Degeneration bei Cholera. (Taf.) 554 Ruhr, Amöben- beim Pferde. 592—594 Schafe, Amoebiasis des Darmes. 599—602 Spirochaete obermeieri im Blutegel. (Taf.) 268 Spirochäten, Morphologie (Ursache der Psoriasis.) 135 StaU, Zucht- für weiße Mäuse. 431 Streptobacillus longus n. sp., Morphologie. 439 Telohania ovata, Morphol., Entwickelung. (Taf., Fig. 1—8.) 139 Trypanosomen, Geschlechtsdimorphismus. (Taf. I, II.) 270. 274. 277. 279. 282 — des Maulwurfes, Morph. (Taf.). 140 — , Morphologie (Taf. I, II.) 270. 274. 277. 279. 282 Vibrio anguillarum, Morphologie. (Taf. II, Fig. 5). 212 Zuchtstall für weiße Mäuse. 431 \ ■^ Frommaonsche Bochdrackerei (Hennann Fohle) ip Jena. — 4104 CENTRALBLATT ffir Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten Erste Abteilung: Mediz.-hygien. Bakteriologie u. tier. Parasitenkunde ^ Origfinale in Verbindung mit Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Loeffler, Greif swald Geh. MecL-Rat Prof. Dr. R. Pfeiffer, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. M. Brann Breslau Königsberg i. Pr. herausgegeben von Prof. Dr. 0. ühlworm in Berlin W. 15, Hohenzollemdamm 4" Verlag von Gustav Fischer in Jena 62. Bd. '^^ Jena, den 30. Januar 1912. 'r^s Hell 1/2 Preis für den Band (50 Bogen) 15 Mark. Schwierige Tafeln werden einem Bogen gleich gerechnet. — Die Nammern erscheinen zwanglos je nach dem vorliegenden Stoffe. Bei Einzelverliauf Preis für einen einfachen Druckbogen 40 Pf., für eine Tafel 60 Pfg. Paul Altmann Luisenstrasse 47. Ecke Schumannstr. Berlin N.W.. Fabrik und Lager Luisenstrasse 47 Ecke Schumannstr. aller Apparate und Utensilien für Chemie, Bakteriologie, Mikroskopie und Hygiene. Neuer Schüttelapparat mit Wassermotor nach Dr. Poppe. M. 45,-. Yersandfähig! \ ^f ^' # ^^V in ^ Verschluss- Flaschen 150 gr Inhalt m von Pferdeblut ä Fl. 2, 50M. i>)von Rinder- oder Hammel- blut ä Flasche 3.00 M. Ausführliche illustrierte Kataloge an luteressenten gratis und franko. ZEISS ooMIKROSKOPEoo für alle wissenschaftl. Untersuchungen. MIKROPHOTOGRAPHISCHE APPARATE für sichtbares und ultraviolettes Licht PROJECTIONS-APPARATE, EPIDIASKOP Einrichtung zur SICHTBARMACHUNG ULTRAMIKROSKOPISCHER TEILCHEN BERLIN iFRANKFURTa.M HAMBURG PARIS Man verlange Katalog M. 14. ■3E.NA LONDON ST.PETERSBURGI WIEN MAILAND TOKIO Gesellschaft für Laboratoriumsbedarf m. Bernhard Tolmacz & Co., BERLIN 6, Luisen-Str. 59 saitiiciie Apparate für Cüemie, Ba^eriologie, Hygiene. Asepsis, Mikroskopie Danipfiüpfe, Autoklaven, Cat^otapparate, Deckgläser, ObjekUr%cr, Eisschr&nke, Farbutensilien, Filter, Kartons für miskrosk. Prä- parate, Mikrotome, Mikroskope, Polarisationsapparate, Präparier-Instrumente, Spektroskope, Spritzen, Apparate für Tierver- suche, Wassernntersnchnngs- Apparate, ZUhlapparate, Zentrifugen. I^EPRöDÜcTiöNEN RiRWiSSENSCHaFTuKüNST cNiur erstklassige (Ausführung in allen Verfahren, SpezialHäi für Beilagen und Werke in Lichtdruck. Duplexdruck, Heliogravüre, Echt Kupferdruck, f.3.O0ERNETTERiNMüNq^N ^ SCHiLLE(^-STRA5SE 20. Verlag Ton Gnstay Fischer in Jena. Soeben erschien: Leitfaden für Desinfektoren und Krankenpflegepersonal, o/'^med Bobert Hilgermann, Kreisarzt und Vorsteher des K?l. Medizinaluntersuchungsamtes zu Coblenz. 1912. Preis: 1 Mark 20 Pf, geb. 1 Mark 70 Pf. Dieser Leitfaden ist aus dem Gedanken heraus entstanden, für Desinfektoren und Krankenpflegepersonal ein Nachschlagebuch zu schaffen, an der Hand dessen sie üie ini Uesinfektionswesen erworbenen Kenntnisse ergänzen und sich über zweifel- üafteJ^ ragen der Praxis orientieren können. Durch die ausführliche Berüchsichtigung, welche die fortlaufende Desinfektion erfahren hat, soll der Leitfaden auch besonders Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern nützlich werden. Auch die große Zahl der ausbildenden Aerzte werden diesem Buche gewiß gern Beachtung schenken . ^ Verlag Ton GustaT Fischer in Jena. Soeben erschien: Die Zelle der Bakterien. Vergleichende und kritische Zusammenfassung unseres Wissens über die Bakterienzelle. Für Botaniker, Zoologen und Bakteriologen. Von Dr. Arthur Meyer, o. Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens und des botanischen Instituts der Universität Marburg. Mit 1 chromolithographischen Tafel und 34 Abbildungen im Texte. 1912. Preis: 12 Mark, geb. 13 Mark. Inhalt: I. Vorrede. — IL Die Umgreuzung' der Enbakterien und die zu den Eubakterieu zu rechnenden Gattungen. — III. Die Stellung der Eu- bakterien im Organismenreiche. — IV. Die Zelle der Bakterien. 1, Die Größe der ßakterienzelle. 2. Allgemeines über den Bau der Bakterienzelle. 3. Der Zellkern. Historisches. Eigene Beobachtungen. 4. Das Zytoplasma. 5. Die Plasmodesmen. Allgemeines. Die Plasmodesmen der Bakterien. 6. Die Geißeln. Allgemeines. Die Geißeln der Bakterien. 7. Die Membran der Zellfäden. Oidien und Sporangien. Morphologie und Biologie der Membran. Die Chemie der Membran der Bakterien. 8. Die Zellsaftvakuole mit der sie umschließenden Vakuolenwand und andere Vakuolen. 9. Allgemeines über die organischen Reservestoffe. 10. Die Keservestoffkohlenhydrate der Bakterien. Das Glykogen und das logen. Makrochemie der Kohlenhydrate. Vor- kommen des Glykogens und logens bei den Bakterien. 11. Die Fette. Die Reserve- fette der höheren Pflanzen und der Pilze. Das Fett der Bakterien in chemischer Beziehung. Eigenschaften der Fettropfen der Bakterien. 12. Das Reserveeiweiß im weitesten Sinne, besonders das Volutin. 13. Die Schwefeleinschlüsse. 14. Der im Zytoplasma liegende Farbstoff der Purpurbakterien. Die Farbe der Bakterien. Das spektroskopische Verhalten der Farbstoffe der Purpurbakterien. Beziehungen zwischen dem Farbstoffe und der Reizbewegung der Purpurbakterien. Ist der Farbstoff der Purpurbakterien ein Chromophyll? Die Ungleichwertigkeit und das Widerspruchsvolle der über die Bakterienzelle handelnden Arbeiten machten es nötig, daß ein Gelehrter, welcher die nötigen bota- nischen und zoologischen Vorkenntnisse besitzt und sich selbst eingehend mit der Morphologie der Bakterienzelle beschäftigt hat, daran ging, eine Sichtung des spröden Materials vorzunehmen. Es ist auf diese Weise in dem vorliegenden Werk eine grundlegende kritische Darstellung über das Wesen der Bakterienzelle entstanden, die für die verschiedensten Kreise der Naturforscher von besonderem Werte sein wird. Soeben erschien: Narkose. Von Prof. Dr. M. Verworn, Direktor des Physiologr Instituts der Universität Bonn. 1912. Preis: 1 Mark. Die vorliegende Schrift bildet den deutschen Text des Vortrages über Narkose, den Professor Verworn auf Einladung der ,,Harvey Society" in New York im Ok- tober 1911 gehalten hat. Sie enthält eine Zusammenfassung der Ergebnisse, die er seit zehn Jahren mit seinen Mitarbeitern in der Frage nach dem Mechanismus der Narkosewirkung auf experimentellem Wege gewonnen hat. Der Wunsch, diese Er- .gebnisse auch vor den medizinischen Kreisen Deutschlands zu behandeln, und zwar in etwas ausführlicherer Weise, als es vor 3 Jahren in einem kurzen Referate in .der Deutschen Med. Wochenschrift geschah, hat die Veranlassung gegeben, den Vor- trag, durch eine Reihe von Literaturangaben und Anmerkungen erweitert, auch in deutscher Sprache erscheinen zu lassen. In weiteren Kreisen der Aerzte und Natur- forscher darf der Vortrag. auf Beachtung rechnen. Diesem Heft liegt ein Prospekt bei von der Verlagsbuchhandlung B. G- Teubner in Leipzig und Berlin betr. „Zentralblatt für Zoologie, allgemeine und experimentelle Biologie". Frommaun.suhe Buchdruckerei (Hennaim Pohlo) m Jena. FEB I4M